Fi 1 5 DR RR dan Der Forſtſchutz. Von Dr. Richard Heß, Geh. Hofrat, o. ö. Profeſſor der Forſtwiſſenſchaft und Direktor des Forſtinſtituts an der Ludewigs⸗Univerſität zu Gießen Dritte vermehrte und verbeſſerte Auflage. Zweiter Band. Der Schutz gegen Laubholzinſekten, Forſtunkräuter, Pilze, atmoſphäriſche Einwirkungen und außerordentliche Naturereigniſſe Mit 236 in den Text gedruckten Holzſchnitten „ cf LIBRARY Bee a en /o Wa INIVERSITY OF TORONTO | Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1900 al 898 Alle Rechte, einſchließlich des Überſetzungsrechts, vorbehalten. Dem um das Forſtweſen hochverdienten Mähriſch-Schleſiſchen Forſtvereine gewidmet. Vorrede zur zweiten Auflage. Die Anforderungen meiner Berufsthätigkeit in Verbindung mit mehrfachen anderweitigen Verpflichtungen wiſſenſchaftlicher Art machen es mir erſt jetzt möglich, dem 1887 in zweiter Auflage erſchienenen erſten Bande dieſes Werkes dieſen zweiten (und letzten) folgen zu laſſen. Dem urſprünglichen Plane gemäß behandelt derſelbe die Lehre vom Schutze der Wälder gegen die Laubholzinſekten, Forſtunkräuter, Pilze, gegen nachteilige atmoſphäriſche Einwirkungen und außer: gewöhnliche Naturereigniſſe (Waſſer⸗, Lawinen⸗, Flugſand-, Brand⸗ ſchäden), ſowie einige Baumkrankheiten und ſchließt ſich in Bezug auf ſeine formelle Behandlung eng an die des früheren Bandes an. Die meiſten Zuſätze und größten Veränderungen gegenüber der erſten Auflage haben in den Abſchnitten über die Laubholzinſekten und Pilze ſtattgefunden, weil unſere Kenntniſſe auf dieſen Gebieten in dem letzten Jahrzehnt eine namhafte Bereicherung erfahren haben; zudem iſt das Intereſſe an den forſtſchädlichen Pilzen erfreulicher— weiſe neuerdings auch unter den Praktikern ein ſehr reges geworden. Der Abſchnitt über die Laubholzinſekten iſt aus naheliegenden Gründen nach Form und Inhalt analog der Darſtellung gehalten, welche die Nadelholzinſekten im erſten Bande erfahren haben. Hierbei erwies ſich — nach dem Plane des ganzen Werkes — die Einbeziehung einiger neuer Arten in den Kreis der forſtlichen Schädlinge unerläßlich. Ein nicht unerheblicher Betrag der Vermehrung dieſes Abſchnittes fällt zwar auf den neu eingefügten Unter-Titel: „Zuſammenſtellung der ſchädlichen Forſtinſekten nach Fraßholzarten“; ich hoffe aber, gerade mit dieſer Zuſammenſtellung namentlich den Praktikern einen Dienſt erwieſen zu haben. Auch die Lehre von den Forſtunkräutern erſcheint hier in einem neuen Gewande, da ich dieſelbe im Nachſtehenden nicht — wie in der erſten Auflage — in der Reihenfolge des De Candolle'ſchen Syſtems gebe, ſondern je nach ihrem Auftreten als Schlag- oder Beſtands⸗ Pflanzen in Verbindung mit der Art ihrer ſchädigenden Einwirkungen VI Vorrede. zu leicht erkennbaren Gruppen vereinigt habe. Es dürfte einleuchten, daß — abgeſehen von den Veränderungen und Erweiterungen, welche durch die neueren Fortſchritte in den genannten Zweigen der Forſt— ſchutzlehre geboten waren — die Neubearbeitung des Werkes gerade durch dieſe mehrfachen Umgeſtaltungen im Syſteme erſchwert und verzögert wurde. Im vierten Buche (Witterungseinflüſſe) iſt namentlich die Lehre vom Schneeſchaden (mit Rückſicht auf die großartigen Schneebrüche in den 1880er Jahren) neu geſtaltet und im -Anhange das Kapitel über die Lärchenkrankheit geſtrichen worden, weil die Einverleibung der Lehre vom Lärchenkrebs in den Abſchnitt über die Pilze nach dem jetzigen Stande unſerer Kenntniſſe einem begründeten Einwande nicht mehr begegnen dürfte. An neuen Holzſchnitten find (unter Weglaſſung von 9 alten) 46 hinzugekommen, welche zum größten Teile von den Herren Privat: dozent Dr. Karl Eckſtein zu Eberswalde und Zeichenlehrer Georg Gerhard zu Gießen mit ausgezeichneter Sorgfalt ausgeführt wurden. Gern ſpreche ich denſelben auch an dieſer Stelle meinen Dank für dieſe wertvolle Unterſtützung aus. In gleicher Weiſe gilt dieſer Dank der rühmlichſt bekannten Verlagsbuchhandlung des Herrn B. G. Teubner und den trefflichen xylographiſchen Anſtalten der Herren E. Singer und R. Henkel, welche die Ausführung der Holzſchnitte auch dieſes Bandes beſorgten. Das am Schluſſe angefügte alphabetiſche Sachregiſter über den Inhalt beider Bände wird hoffentlich den Gebrauch derſelben weſent— lich erleichtern. Im übrigen gebe ich dem am Schluſſe der Vorrede zum erſten Bande ausgeſprochenen Wunſche erneuten Ausdruck. Möchte die Über— zeugung von der Wichtigkeit des Forſtſchutzes angeſichts der gegen— wärtigen großartigen Nonnen-Kalamität in den Waldungen Oberbayerns in immer weitere Kreiſe dringen! Gießen, den 1. Auguſt 1890. Dr. R. Heß. Vorrede zur dritten Auflage. Indem ich auf die Vorrede zur zweiten Auflage und zum erſten Bande der dritten Auflage Bezug nehme, habe ich dieſem Bande nur wenige einleitende Worte vorauszuſchicken. Die Syſtematik und die Form der Darſtellung iſt auch in dieſem Bande dieſelbe wie bei der zweiten Auflage geblieben. Der Inhalt des Buches iſt aber, nach Maßgabe der inzwiſchen gemachten Studien und der in verſchiedenen Waldgebieten Deutſchlands und Oſterreichs ge— wonnenen Erfahrungen, vielfach verändert und erweitert worden. Dies gilt ganz beſonders für den Abſchnitt, welcher die Laubholzinſekten behandelt. Auch einige neuerdings als forſtſchädlich erkannte Pilze mußten in dem betreffenden Abſchnitt eine Stelle finden. Geringere Abweichungen von der früheren Auflage zeigen die beiden Bücher, welche den ſchädlichen Witterungseinflüſſen und Naturereigniſſen gewidmet ſind. Ich habe jedoch auch in dieſen Teilen überall die verbeſſernde Hand bis ins Kleinſte angelegt und insbeſondere allenthalben die neueſte Litteratur hinzugefügt und verwertet. Von dem Anhang endlich mußten die beiden Kapitel über „Schütte“ und „Rauchſchaden“ einer vollſtändigen Umarbeitung unterzogen werden. Die Litteraturſtudien überhaupt beziehen ſich in den Abſchnitten, welche den Laubholzinſekten, Forſtunkräutern und Pilzen gewidmet ſind, nur bis zum Ende des Jahres 1898, da der Druck dieſes Bandes bereits zu Anfang des Jahres 1899 begonnen hatte. Für das IV. und V. Buch, ſowie für den Anhang konnten aber auch die meiſten Litteratur-Nachweiſe aus dem Jahre 1899 noch verwertet werden. Die erſt nach dem Drucke zu meiner Kenntnis gelangten Aufſätze und Mitteilungen, von welchen ich noch Gebrauch gemacht haben würde, finden ſich am Schluſſe auf S. 590 und 591 verzeichnet. An Abbildungen ſind 46 neue hinzugekommen; ferner wurden 3 ältere nicht genügend charakteriſtiſche Figuren durch beſſere erſetzt und 6 Abbildungen entſprechend verkleinert. Unter den neuen Ab— VII Vorrede. bildungen befinden ſich 20 zu dem Abſchnitt über die Laubholzinſekten hinzugekommene, welche ich der Güte des Herrn Profeſſors Dr. Eck— ſtein zu Eberswalde verdanke, was ich auch an dieſer Stelle mit herzlichem Dank anerkenne. Die Zuſammenſtellung der Inſekten nach Fraßholzarten bezieht ſich nur auf die Laubholzfeinde, weil die auf die Nadelholzinſekten ſich erſtreckende Überſicht bereits im erſten Bande (S. 555— 563) gegeben wurde. Auch das alphabetiſche Sachregiſter, welches in der zweiten Auflage auf das ganze Werk ſich erſtreckte, bezieht ſich nur auf die in dieſem Band enthaltene Materie. Bei dieſer Gelegenheit halte ich die Bemerkung nicht für über— flüſſig, daß ich mich der Mühe unterzogen habe, faſt ſämtliche Litteratur-Nachweiſe (alſo auch die bereits in der erſten und zweiten Auflage angeführten) nochmals genau mit den betreffenden Originalen zu vergleichen. Für Genauigkeit in dieſer Hinſicht glaube ich daher eine gewiſſe Bürgſchaft übernehmen zu können. Der geſchätzten B. G. Teubner'ſchen Verlagsbuchhandlung jage ich für die vortreffliche Ausſtattung und ebenſo Herrn Richard Henkel für die vorzügliche Ausführung der neuen Holzſchnitte meinen herzlichſten Dank. Schließlich gebe ich dem Wunſch Ausdruck, daß auch dieſem Bande dieſelbe wohlwollende Aufnahme von ſeiten meiner Fachgenoſſen zu teil werden möge, deren ſich die früheren Auflagen zu erfreuen hatten. Möchte insbeſondere die ſtudierende forſtliche Jugend der umfang— reichen Materie des Forſtſchutzes ein möglichſt eifriges Studium — auch im Walde — zuwenden, damit ſie im Stande iſt, ſpäter durch rechtzeitige Anwendung der zweckdienlichſten Mittel zur erfolg— reichen Abwehr der zahlreichen Gefahren, die den Waldungen drohen, beizutragen. Gießen, den 24. Dezember 1899. Dr. R. Heß. Autoren-Verzeichniſſe nebſt Erklärung der gebrauchten Abkürzungen der Namen. I. Entomologen. Adl. = Adler. Alt. = Altum. Bach = Bach. Bärensp. = von Bärensprung. Bouché = Boach£. Brkh. = Borkhausen. Burgsd. — von Burgsdorff. Dhlb. = Dahlbom. Don. = Donovan. Dougl. = Douglas. Duf. = Dufour. Eichh. = Eichhoff. Er. = Erichson. Esp. = Esper. F., Fab. Fabr. Fabricius, J. Chr. Fall. = Fallen. Foerst. = Foerster. Foudr. = Foudras. Fourc. = Fourcroy. Frst., Forst, - Forster. Füss. — Füssly. de Geer = de Geer, C. Germ. = Germar, Goeze = Goeze. Grav. = Gravenhorst. Grng. = Gerning. Gyll. = Gyllenhal. Hb., Hbn., Hübn. = Hübner. Hbst, Herbst = Herbst. Htg. Hartig, Theodor. Hw. = Hedwig. III. = Illiger. Jans. — Janson. Kig. = Klug. Kltb. = Kaltenbach. Kuhlw. = Kuhlwein. | Küst. = Küster. L., Lin., Linn. = von Linné. Latr. = Latreille. Löw = Löw, H. Marsh. = Marsham. Meig. = Meigen. | Mäll. = Müller. Nal. = Nalepa. Nees = Nees von Esenbeck. Ochsh. = Ochsenheimer. Ol., Oliv. = Olivier. Panz. — Panzer. Payk. = von Paykull. Redt. - Redtenbacher. Retz. — Retzius. Rott. = von Rottenburg. Rthe. = Ruthe. Rtzb., Ratz. = Ratzeburg. "Schall. = Schaller. Schiff. = Schiffermüller. | Schlecht. = von Schlechtendal. Schrk. = Schrank, Franz von Paula. Scop. = Scopoli. Sign. - Signoret. Stph., Steph. = Stephens. Stroem = Stroem. Suffr. = Suffrian. Thoms. = Thomson. Tischb. = Tischbein. . = von Treitschke. V. = Wiener Verzeichniss. Westw. = Westwood. Wtz. = Winnertz, III., Zell. = Zeller. x Autoren-Verzeichniſſe. II. Botaniker.“) Adans. = Adanson. Alb. et Schw. = von Albertini et von Schweinitz. Babingt. = Babington. A. de Bary = A. de Bary. Berk. = Berkeley. Bernh. = Bernhardi. Boiss. = Boissier. A. Br. = Alexander Braun. Bref. = Brefeld. Bull. = Bulliard. Corda = Corda. DC., Dec. = De Candolle. Desf. — Desfontaines. Dieks. = Dickson. Dietr. = Dietrich. Dill. = Dillenius. Doell = Doell. Doug]. — Douglas. Duby = Duby. Dur. = Duroi. Ehrh. - Ehrhart. Fee = Fee. Fl. Dan. = Flora Danica. Forb. = Forbes. Fr. = Fries. Fckl., Fuckl. = Fuckel. Gaud. = Gaudin. Gmel. = Gmelin. — Gordon. Gord. Ein litterariſcher Nachweiſer oder alphabetiſches Verzeichnis über die oben verzeichneten botaniſchen Autoritäten ſ. in Dr. Johannes Leunis „Synopſis der Pflanzenkunde“. A. B. Frank. Dritter Band. Specielle Botanik. Kryptogamen. Mit Hannover, 1886, Anhang (S. 1-117). 176 Holzſchnitten. Gray = Gray, Asa. Greke. = Garcke. Hedw. — Hedwig. Hoffm. — Hoffmann. Hopp. = Hoppe. Hort. Hortorum, d. h. Bezeichnung in der Gärtnerſprache. Host = Host. R. Htg. = Robert Hartig. Hub. — Hubeny. Huds. — Hudson. Jaeg. = von Jacquin. Kleb. = Klebahn. Koch = Koch. Kühn = Kühn. L. = von Linné. Lam. = de Lamarck. Lamb. = Lambert. Lej. = Lejeune. Lev. = Leöveille. Lk. = Link. Loud. — Loudon. Menz. — Menzies. Mill. = Miller. Much. = Moench. Murr. - Murray. Nutt. — Nuttall. Pers. = Persoon. Preuss = Preuss. Pursh. = Pursch. Dritte Auflage von Dr. R. et Schult. Roemer et Schultes. Ramd. - Ramond de Carbonnieres. Reichb. = Reichenbach. Reichd. — Reichardt. Rostr. = Rostrup. Roth = Roth. Rss. = Reess. Salisb. Salisbury. Schaeff. - Schaeffer. Schk. — Schkuhr. Schrad. = Schrader. Schreb. = Schreber. Schum. = Schumacher. Scop. = Scopoli. Sdbck. = Sadebeck. Sieb. et Zucc. = von Siebold et Zuccarini. Sm. - Smith. Autoren⸗Verzeichniſſe. XI Sw. = Swartz. Thüm. = von Thümen. Torr. = Torrey. Tourn. = de Tournefort. Tubf. = von Tubeuf. Tul. = Tulasne. Ung. Unger. V., Vahl = Vahl. Vill. = Villars. W. et K. = Waldstein et Kitaibel. Wahlbg. = Wahlenberg. Wallr. = Wallroth. Wangenh. = von Wangenheim. Willd. = Willdenow. Wim., Wimm. = Wimmer. Wither. = Withering. Wilk. = Willkomm. Druckfehler. Im erſten Bande (1898) iſt leider ein den Sinn entſtellender Drud- fehler überſehen worden, deſſen Korrektur noch an dieſer Stelle erfolgen ſoll. Auf S. 331, Z. 6 v. o. muß es ſtatt: „Erſtes Fußglied länger“ heißen: „Erſtes Fußglied kürzer“ und ebendaſelbſt Z. 9 v. o. ſtatt: „Fußglied kürzer“ „Fußglied länger“. Daß hier ein Druckfehler vorliegt, ergiebt ſich aus der Vergleichung mit: ©. 332, Z. 3 v. o, S. 365, Z. 10 v o. und ©. 394, Z. 10 v. u. Im zweiten Bande muß es auf S. 265, Zeile 2 v. o. ſtatt: „Cleb.“ heißen: „‚Kleb.“. g Inhaltsverzeichnis. II. Buch. Schutz der Waldungen gegen Tiere. IV. Abſchnitt. Schutz gegen Inſekten (Fortſe zung II. Untertit. Laubholzinſek tern I. Ordnung. Käfer (Coleoptera) )) 1. Familie. Blatthornkäfer (Scarabaeidae)·9)r 1. . ce d > a Melolontha vulgaris Fabr. Gemeiner Maikäfer. .. A. Lebenswei.ſee B. Forſtliches Verhaltnnnznmm 8 C. Bekämpfung . Melolontha hippocastani Fabr. Roßkaſtanien-Maikäfer . Rhizotrogus solstitialis L. Juni-, Brady, Johanniskäfer Polyphylla fullo L. Julifäfer, Walker, Müller . Anomala Frischii Fabr. Friſch's Laubkäfer, Julikäfer. . Pbyllopertha horticola L. Garten-Maikäfer, Roſenkäfer 2. Familie. Prachtkäfer (Buprestidae!!::!::! 1. Agrilus viridis L. Grüner Laubholz Prachtkäfer A. Lebensweiſe ie B. Forſtliches Verhaſtennan˖gn 8 C. Bekämpfung. . Agrilus tenuis Rtzb. Dünner Eichen-Pradhtläfer . . . . Agrilus angustulus III. Schmaler Eichen-Prachtkäfer . Zuſatz. Agrilus coryli Redt. Haſel-Prachtkäfer . Agrilus sexguttatus Hbst. Sechsfleckiger Pappel-Prachtkäfer Zuſatz. Agrilus biguttatus Fabr. Zweipunktierter Eichen⸗ Pracht käfer . CoraebusbifasciatusOliv. Zweibindiger Eichen-Prachtkäfer A. Lebenswei᷑rrre au B. Forſtliches Verhalenn TÜ O, Bekämpfung Zuſatz. 1. Chrysobothris affinis Fabr. Goldgruben⸗ Pracht käfer 2. Poecilonota rutilans L. Linden-Prachtkäfer 3. Familie. Spring- oder Schnellkäfer (Elateridae ) | | Inhaltsverzeichnis. 4. Familie. Werft⸗, Bohr: oder Holzkäfer (Lymexylonidae) . 1. Lymexylon navale L. Schiffswerft Bohrkäfer, Matroſe 2. Hylecoetus dermestoides L. Schabkäferähnlicher Bohrkäfer Familie. Nagekäfer (Anobiidae 7j). 1. Anobium tesselatum Fabr. Buntwürfeliger Nagefäfer . 2. Ptilinus pectinicornis L. Langſtrahliger Kammhorn⸗ SRngekijera BÜMHErDOHTEn.d. 2:0. 1 en een 6. Familie. Weichflügler (Malacodermata 7. Familie. Pflaſterkäfer, Blaſenkäfer (Meloidae). 7) Lytta vesicatoria L. Spaniſche Fliege, ee // . ee brſtliche Verhalten afin ee er 8. Familie. Rüſſelkäfer (Cureulionidae). ......... . Strophosomus coryli L. Haſelnuß-Rüſſelkäfer 2 Strophosomus obesus Marsh. Schmerbaud- Graurüßler Brachyderes incanus L. Beſtäubter Kurzhals-Graurüßler Barypithes (Omias) araneiformis SchkkKk. Polydrusus micans Fabr. Schimmernder Laubholzrüßler . Polydrusus cervinus Gyll. Hirſchähnlicher Laubholzrüßler Pbyllobius oblongus L. Länglicher Blattnager. . Pbyllobius argentatus L. Silberglänzender Grünrüßler . Pbyllobius psittacinus Germ. Grüner Laubholzrüßler . Phyllobius viridicollis Fabr. Grünhalſiger Laubholz e 2 0 Ba Se A . Pbyllobius alneti Fabr. Erfen-Rüfjelfäfer. .... . . Balaninus nucum L. Haſelnußbohrer, Nußrüßler .. . Balaninus glandium Marsh. Großer Eichelbohrer . Balaninus turbatus Gyll. Kleiner Eichelbohrer . .. . Orchestes fagi Gyll. Schwarzer Buchen-Springrüſſelkäfer . Orchestes quereus L. Eichen-⸗Springrüſſelkäfer . Cionus fraxini de Geer. Eſchen-Rüſſelkäfenr . Cryptorrhynchus lapathi L. Bunter Erlen-Rüſſelkäfer. // ] ¹ðe-lrtt, ĩðͤ ! liches Verhalten PPP ³⁰¹ ¹ n Zuſatz. 5 Hylobius abietis L. Großer brauner Rüſſelkäfer 2. Otiorrhynchus ater Hbst. Becher ſchwarzer Ktchtenegtiimellafer a. nn... 9. Familie. Attelabidae (Rhynchitidae )) 1. Apoderus coryli L. Haſel-⸗Dickkopfrüß ler 2. Attelabus curculionoides L. Eichen-Rollrüſſelkäfer . 3. Rhynchites betulae L. Schwarzer Birken-Rüſſelkäfer, e, ee 4. Rhynchites betuleti Fabr. Metalliſcher Birken-Rüſſelkäfer, Dee, ne 5. Rhynchites populi L. Pappeln-Rollrüſſelkäfer . 10. en. Borkenkäfer (Scolytidae7ꝛ) 2... . Unterfamilie. Eigentliche Borkenkäfer (Bostrichini) or 5 — S D pur — —— — HD — PD rm — — 8 U XIII Seite 15 15 15 16 16 16 17 18 18 18 19 19 20 20 20 20 21 22 23 23 23 24 37 XIV Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Bostrichus (Xyleborus) monographus Fabr. Höckeriger Eichenholz⸗Borkenkäafe ns 88 37 A. Lebensweiſſe 8 38 B. Forſtliches Verhalten 8 38 C. Bekämpfung 8 39 2. Bostrichus (Xyleborus) eine Rtzb. Geförnter Eichenholz⸗Borkenkäfen 8 39 3. Bostrichus (Xyleborus) dispar Fabr. Ungleicher Laubholz⸗Borkenkäfe ns 8 40 A. Lebensweiſe 8 40 B. Forſtliches Verhalnnanln & 41 C. Bekämpfuninnn g 8 42 4. Bostrichus (Xyloterus) domestieus L. Großer Buchen— 4 holz⸗Borkenkäfſer 8 42 Zuſatz. Xyloterus signatus Fabr. Liniierter Laub— | holz bohren 43 2. Unterfamilie. Baſtkäfer (Hylesinini )))) 43 1. Hylesinus fraxini Fabr. Kleiner bunter Eſchen-Baſtkäfer 43 A. Lebensweiſ e 8 44 B. Forſtliches Verhaltnn¶n 88 44 O. Bekämpfung 46 2. Hylesinus erenatus Fabr. Großer ſchwarzer Eſchen— Baſt käfer re 46 A. Lebensweiſe 8 46 B. Forſtliches Verhalteeèn&dn 47 C. Bekämpfung 48 3. Hylesinus vittatus Fabr. Ulmen-Baſt käfer. 48 3. Unterfamilie. Splintkäfer (Scolytinigʒgzz 49 1. Scolytus Geoffroyi Goeze. Großer Ulmen-Splintkäfer 49 A. Lebensweiſ ee BEER 49 B, Forſtliches Verhaſtennsùsůs 50 C. Bekämpfung 50 2. Scolytus multistriatus Marsh. Kleiner Ulmen⸗Splint⸗ käfer une 1220 SE Fr 51 3. Scolytus Ratzeburgii Jans. Großer Birfen- Splintkäfer 51 4. Scolytus intricatus Rtzb. Eichen-Splintkäfer . . . 53 A. Lebensweiſe cs al: 538 B. Forſtliches Verhaltens 53 C. Bekämpfung 54 5. Scolytus carpini Rtzb. Hainbuchen-Splintkäfer .. 54 6. Scolytus pruni Rtzb. Großer Obſtbaum⸗Splintkäfer 54 Zuſatz. Scolytus pyri Rtzb. Apfelbaum-Splintfäfer 55 7. Scolytus rugulosus Rtzb. Kleiner I EL, Splintläfer .-.- =... 2 ei 56 4. Unterfamilie. Kernkäfer (Platypiniuiu dg 56 Platypus eylindrus Fabr. Eichen-Kernkäfer . . . 56 11. Familie. VBodkäfer, Langhörner (Cerambyeidae)..... 57 1. Cerambyx cerdo L. Großer Eichen-Bodfäfer. . . .. 577 2. Callidium insubrieum Germ. Ahorn- Bockkäfer ... 59 Inhaltsverzeichnis. XV Seite 3. Saperda carcharias L. Großer Pappel-Bockkäfer . .. 59 ilfe 60 Basoriligest Verhalten 60 fung ae ade 61 4. Saperda populnea L. Kleiner Pappel-Bocktäfer, gelb- iger Aspen Bockkäfer 62 5. Saperda (Oberea) linearis L. Schmaler oder ge rr ee een 63 6. Saperda (Oberea) oculata L. Zweipunktiger oder rot⸗ Hal ideen Bockka fenen 64 nnn erer DL. Weber boek 64 12. Familie. Blattkäfer (Chrysomelidaeyhohd. 65 1. Chrysomela (Lina) populi L. Großer roter Pappel-Blatttäfer 65 F y ce ol nee 65 Blies Verhafte n 66 r ur Ar De 67 2. Chrysomela (Lina) tremulae Fabr. Kleiner roter Rappel- CCC ALL). 67 3. Chrysomela (Lina) longicollis Suffr. Langhalſiger Pappel⸗ Dirt 67 4. Chrysomela (Lina) aenea L. Erzfarbiger Erlen⸗ Blattkäfer 68 5. Chrysomela (Phratora) vitellinae L. Purpurweiden— Blattkäfer, Weiden hähnchen 8 .. ern: 68 Besoritliches Verhalten 69 PP,, 69 6. Chrysomela (Phratora) vulgatissima L. Korbweiden⸗ D 0 eben weiſ e 0 Bibes Verhalten 70 De BREIT oO ,, oe 71 Zuſatz. Chrysomela (Gonioctena) viminalis L. Gelbroter eee nn. 71 7. Chrysomela (Galeruca) capreae L. Gelbbrauner Sahl⸗ weiden ⸗Blattkä fer . 71 8. Cbrysomela (Galeruca) lineola ECC 72 9. Galeruca (Agelastica) alni L. Blauer Erlen: a 73 f. ee ee e 73 Dofſiliches Verhalten 73 fg 1 10. Galeruca calmariensis Fabr. Ulmen: Blattläfer 74 11. Haltica erucae Oliv. Eichen⸗Springblattkäfer ld Zuſatz. Haltica oleracea L. Gemeiner Kohl-Erdfloh . 76 II. Ordnung. Schmetterlinge. (Lepidopterah⸗ ?? 77 I. Abteilung. Großſchmetterlinge (Macrolepidoptera) . 77 1. Familie. Tagfalter (Rhopalocera) gg 77 1. Pieris erataegi L. Baumweißling, Heckenweißling, faſfe rr nn. 77 2. Vanessa polychloros L. Großer Fuchs, Rüſternfalter XVI Inhaltsverzeichnis. 2. Familie. Glasſchwärmer, Glasflügler (Sesiidae ) 1. Sesia apiformis L. Horniſſen-, Weſpen- oder Bienen⸗ ſchw ärmer. Se A. Lebensweiſee a: B. Forſtliches Verhalten C. Bekämpfung 8 2. Sesia spheeiformis Grng. Erlen-Glasſchwärmer .. Zuſatz. Sesia tabaniformis Rott. Kleiner Pappel⸗ Glasſchw ärmer; Sesia culiciformis L. Kleiner Birken⸗ Glasſchw immer 8 Sesia formicaeformis Esp. Kleiner Weiden- Glasichiwarnter.. .... . Wem Sesia cynipiformis Esp. Kleiner Eichen- Glasſchwärmenrn;, x. 3. Familie. Holzbohrer (Cossidae ))) 1. Cossus ligniperda L. Großer Holzbohrer, gemeiner Weiden⸗Holz bohren 8 A. Lebensweiſe 8 B. Forſtliches Verh allen . Bekämpfung 2. Cossus (Zeuzera) aesculi L. Blauſieb, Roßkaſtanien⸗ Holzbohrer 8 4. Familie. Spinner, Glucken (Bombycidae )) 1. Bombyx (Gastropacha) neustria L. Ringel-Spinner, Zivreenogel . Na one ar er 0 ee A. Rebendweile.... ne a... ve B. Forſtliches Verhalffe n 8 C. Bekämpfung 2. Bombyx (Gastropacha) lanestris L. Birkenneſt⸗ Spinner, Kirſchen⸗ Spinner . Bombyx (Orgyia) autiqua L. Aprikoſen-Spinner, Schlehen⸗Sp inne re A. Lebensweiſe pen B. Forſtliches Verhalten C. Bekämpfung 4. Bombyx (Dasychira) pudibunda L. Buchen-Spinner, Rotſchwnngzgzgz A. Lebensweiſ ee Er B. Forſtliches Verhalten 8 C. Bekämpfung . Bombyx (Dasychira) detrita Esp. Kleiner grauer Schwamm-⸗Spinner, Heiſtern-Spinne 6. Bombyx (Leucoma) salicis L. Weiden Spinner, Atlas⸗ Spinner „ . Bombyx (Porthesia) chrysorrhoea L. Dunkler oder Eichen Goldafter⸗ Spinne 8 2 1 en S Inhaltsverzeichnis. Lebensweiſe e FEmt 3 B. Forſtliches Verhaltegng ee Bekämpfung . S. Bombyx (Porthesia) similis Füss. Heller Goldafter— Spinner, Frühbirn⸗Spinner, Moſchusvogel . 9. Bombyx (Ocneria) dispar L. Großer Schwamm Spinner, Großkopf⸗ Spinne Pf.. mens en . B. Forſtliches Verhalten e Bekämpfung . 10. Bombyx (Liparis) monacha L. Nonne, Rotbauch eben weie ae 3 B. Forſtliches Verhalten . . ff ae 11. Bombyx (Cnethocampa) processionea L. Eichen Prozeſſions⸗Spinner, Viereichen-Spinner EB beneide een e- B. Forſtliches Verhalten ur RE O Belamppunger sea ee ee 12. Bombyx (Phalera) bucephala L. Linden-Spinner, SEONDODGEW SD. E0 2 geniale © 13. Halias (Earias) chlorana L. Grüner Weiden: Kahn— ICH. Ve ee We er Zuſatz. Drepana (Platypterix) unguicula Hbn. Sthelipinnere eg re en es. samtlter Eulen (Noctuidae) ı.. . 2... . 20... 1. Noctua (Acronycta)aceris L. Ahorn:Eule, Kaſtanien— G 2. Noctua (Gortyna) ochracea Hbn. Gemeine Mark— Eule, Bindweiden-Eule. .. .. 2... Familie. Spanner (Geometridae) . . - 1. Geometra (Hibernia) defoliaria L. Großer Froſt⸗ ſpanner, Winterlinden⸗Spanneenn 2. Geometra (Hibernia) aurantiaria Esp. Orangegelber Dene,, 3. Geometra (Hibernia) progemmaria Hbn. e 4. Geometra (Cheimatobia) brumata L. Kleiner oder gemeiner Froſtſpanner, Objtbaum-Froftipanner. .. ideifſeses e N ran . Förſtliches Verhalten aßpfun gg 8 5. Geometra (Cheimatobia) boreata Hbn. Buchen⸗ Froſtſpanner, Birken⸗Froſtſp anne 6. Geometra (Anisopterix) aescularia Schiff. Roß⸗ Föftan en Winterſpanneetetet ne II. Abteilung. Kleinſchmetterlinge (Microlepidoptera) . 7. Familie. Wickler (Tortricidaeo )) 1. Tortrix (Teras) ferrugana Tr. Roſtgelber Eichen— EPECCCCCCCCCCCCCCCCCCCCTT Heß, Forſtſchutz II. 3. Auſl. b XVIII Inhaltsverzeichnis. Seite 2. Tortrix (Heterognomon) viridana L. Grüner Eichen- Wickler, Rahrr- Eichenividlerr er re 128 A. Lebensweiſe vr 3 129 B. Forſtliches Verhalten 129 E. Bekämpfung 130 3. Tortrix (Cacoecia) podana Scop. Buchen-Wickler 130 Zuſatz. Tortrix(Carpocapsa) grossana Hw. Bucheln⸗ Wickler 131 Tortrix (Carpocapsa) splendana Hbn. Eicheln Wickleff 8L 131 Tortrix (Carpocapsa) pomonana L. Ge: meiner Apfel Wiler? 131 Tortrix (Carpocapsa) tunebrana Tr. Pilaumen-Widler 00 n 132 8. Familie. Motten, Schaben (Tineidae) ....... 132 1. Tinea (Hyponomeuta) variabilis Zell. Kleine Schwarz⸗ punkt⸗ oder Geſpinſt⸗ Mofftt ) 132 2. Tinea (Hyponomeuta) padi Zell. Mittlere Schwarz— punkt⸗ oder Geipinft-Motte. ..-. -....... 133 3. Tinea (Hyponomeuta) evonymella Scop. Große Schwarzpunkt⸗ oder Geſpinſt⸗ Motte 134 4. Tinea (Prays) curtisella Don. Eſchenzwieſel-Motte 134 A. Lebensw eie 8 135 B. Forſtliches Verhalten 135 C. Bekämpfung 136 5. Tinea (Tischeria) complanella Hbn. Eichen-Minier⸗ mo tte Be 136 6. Tinea (Cerostoma) parenthesella L. Buchenaufſchlag⸗ Motte FE 137 Zuſatz. Tinea (Coleophora) fuscedinella Zell. Rabenfeder ches 138 III. Ordnung. Aderflügler (Hymenopterah- hh 138 1. Familie. Blattweſpen (Tenthredinidae: ) 138 1. Cimbex variabilis Klg. Veränderliche Knopfhorn-Blatt⸗ Weide „re aan er kein de EEE Er 138 2. Cimbex (Trichiosoma) lucorum Fabr, Hain-Knopfhorn⸗ Blattweſ‚e 140 3. Cimbex (Clavellaria) amerinae L. Gelbbindige Knopf- horn⸗Blattweſe Pe 140 4. Nematus septentrionalis Retz. Breitfüßige Birken⸗ Sägeweſ ee 141 . Nematus saliceti Dhlb. Weidenblattgallen-Sägeweſpe 141 . Nematus salieis L. Braungelbe Weiden-Blattwefpe . 142 . Nematus angustus Htg. Weidenmark-Blattweſpe .. 142 2. Familie. Holzweſpen (Uroceridae) ...».. 2. ... 143 Xiphydria dromedarius Fabr. Dromedar-Holzweſpe . 143 3. Familie. Gallweſpen (Oynipidae). ... 2. 2 2.2... 144 A. Echte Gallweſpfen 144 28 8 Inhaltsverzeichnis. After Gallweſpeen?n nnn. K Schmarotzer⸗Gallweſpe n 4. Familie. Stechweſpen, Faltenweſpen (Vespidae) Vespa crabro L. Gemeine Horniſſ q. Zuſatz. Vespa vulgaris L. Gemeine Weipe. . . . . IV. Ordnung. Zweiflügler (Diptera ... 222.2... Familie Gallmücken (Cecidomyidaeĩĩ)7)ʒ)7 .. 1. Cecidomyia (Dichelomyia) salicis Schrk. Weidenruten— (Senn Eee N re 2. Cecidomyia (Dichelomyia) saliciperda Duf. Weidenholz— l/ / re Ar 3. Cecidomyia (Hormomyia) fagi Htg. Große Buchen: Ec! ee ee de 4. Cecidomyia (Hormomyia) annulipes Htg. Kleine SBitpenblat-Gallmüde = 0.00 or su heliomas ers Zuſatz. Ceeidomyia (Hormomyia) betulae Wtz. Birfen- Sunne, Ordnung Halb flügler (Hemipt era) 1. Familie. Blattflöhe, Blattſauger, Springläuſe (Psyllidae) Psylla alni L. Erlen-⸗Blattſau ger 2. Familie. Echte Blattläuſe (Aphidiidae) . ER: . Aphis tiliae L. Linden-Blattlaus . ........ . Lachnus fagi L. Buchenblatt-Baumlauns . Lachnus exsiccator Alt. Buchenfrebs-Baumlaus. . . * 9 . m . Schizoneura lanuginosa Htg. Rüſternhaargallen⸗ Blattlaus, Sammet-Ulmenblattlauddddd d . Schizoneura ulmi L. Rüſternblaſen-Blattlaus .. . Tetraneura ulmi de Geer. Rüſterngallen-Blattlaus . Tetraneura alba Rtzb. Weiße Rüſterngallen-Blattlaus Pemphigus bursarius Htg. Pappelblaſen-Blattlaus 3. Familie. Schildläuſe (Coccidae:r !:; 1. Coccus quercicola Sign. Eichenpoden-Schildlaus 2. Coccus (Cryptococcus) fagi Bärensp. Buchen-Woll— IE e e Ne FR ARE 3. Coccus fraxini Kltb. Eſchen-Wollſchildlauns. .. 4. Lecanium robiniarum Dougl. Akazien— Schildlaus 8 5. Lecanium aceris Bouché. Ahorn-Schildlaus VI. Ordnung. Geradflügler (Orthoptera) ......... = 1. Familie. Grabheuſchrecken (Gryllidae 7) 1. Gryllotalpa vulgaris Latr. Maulwurfsgrille, Werre, eee, e e 2. Gryllus (Acheta) campestris L. Feldgri lle. 2. Familie. Feldheuſchrecken (Acridiidae). . . . - . Tettix subulatus L. Dornſchreck e Zuſatz. Pachytylus migratorius L. Wanderheuſchrecke b * 2 © . Lachnus longirostris Alt. Langſchnäbelige Baumlaus XX Inhaltsverzeichnis. e der ſchädlichen Laubholzinſekten nach Fraßholzarten . I. Rotbuche II. Ei chens en fe Re Fe III. Hainbuche IV. Ulmen me V. Eſ che. VI. Ahornee Le VII. Birken 8 VIII., Erlen IX. Pappel. X. Weiden. XI. Linden XII. Roßkaſtan ieee XIII. Edelfaſtani e XIV. Akazie XV. Platane. XVI. Obſt bäume XVII. Ebereſchhee XVIII. Traubenkirſ che re: XIX. Haſ ell XX. Kleine Sträucher. .. ggg Schlußbemerkun g III. Buch. Schutz der Waldungen gegen Gewüchſe. J. Abſchnitt. Schutz gegen Forſtun kräuter Er J. Kap. Verhütung des Forſtunkräuterſchadens im allgemeinen . 1. Begriff der Forſtunkräu ter: 2. Klaſſifizierung der Forſtunkräuteeeeee'tt un 3. Nützlichkeit der Forſtunkrzu ter 4. Schädlichkeit der Forſtunkräu ter A. Schädlichkeit im allgemeinen B. Schädlichkeit nach bedingenden Momenten. .. A. Holzart: b. Betriebsart C. Holzalternn. . a d. Standort EEE e. Beſtandsſchlusß. f. Witterunnng g. Beſchaffenheit der Unkräuter. .. 5. Schutzmaßregellnl!luln A. Vorbeugungsmaß regeln B. Vertilgungsmaß regen II. Kap. Verhütung des Forſtunkräuterſchadens im beſonderen .. I., Schlag pflanzen Seite 172 Inhaltsverzeichnis. XXI Seite Ar Holzige Schlag pflanzen 207 1. Spartium scoparium L. Beſenpfrieme, Beſenkraut 207 enist B. Ginster: . 209 3. Rosa Tourn. Roſe, Roſenſtrauch . 203 4. Calluna vulgaris Salisb. Gemeine Heide 210 B. Krautartige Schlag pflanzen. 2 1. Hypericum L. Hartheu, Johanniskraut . . .. 212 2. Impatiens noli tangere L. Gemeines Springkraut 212 3. Epilobium L. Weidenröschen, Schotenweiderich. 212 4. Senecio L. Kreuzkraut, Baldgreis, Greiskraut . 213 „ eraseium P, Habichtskrauill Vb 213 6. Atropa belladonna L. Gemeine Tollkirſche, Wolfs— ich, 8 213 7. Verbascum LI. Wollkraut, N 3214 nns Fingerhut 214 9% Urtiea I. Neſſel, Brenneſſel 214 10. Luzula DC. Hainſimſe, e Marbel. . . 214 11. Gramineae L. Gräjer. . . . 25 I Sabbſchalken pflanzen 218 A. 15 HalbſchattenpflanzeteeeeeeeXX¶nnd 216 1. Evonymus L. Spindelbaum, Pfaffenhütchen .. 216 2. Prunus spinosa L. Schwarzdorn, e I) e e Do Eco Pe 217 3. Rubus L. Brombeere, Brombeerſtrauch. . .. 217 begun. Weißdorn 28 5. Ribes L. Stachel- und Johannisbeerſtrauch 218 6. Sambucus Tourn. Holunder 5 219 7. Viburnum L. Schneeball, Schlinge 219 8. Lonicera L. Geißblatt, Heckenkirſche . .. 219 9. Ligustrum vulgare L. Hartriegel, gemeine Rain— Co 220 10. Daphne mezereum L. Gemeiner Seidelbaſt, Kellerhals 220 D Veie en 220 12. Populus tremula L. Aſpe, Eſpe, Zitterpappel ra D Birte 222 14. Corylus avellana L. Gemeine Haſel, Haſelnuß 222 I Vaccınıum BE. Heidelbeere 222 B. Krautartige Halbſchatten pflanzen 224 3. Kilices: Farnkräuter, Farne 224 2. Polytrichum Dill. en Haarmoos, 1 süss dn 8 225 III. Schattenpflanzen 225 A. Holzige Schattenpflanzen. 225 1. Rhamnus L. Kreuzdorn, Wegdorn: 225 2. Cornus sanguinea L. Hartriegel, gemeiner Horn— ſtrauch, rote Cor nelle 226 3. Ilex aquifolium L. Gemeine Stechpalme oder Hülſe 226 4. Solanum L. Nachtſchatten, Bitterfüß . .. .. 227 5nniperus E. Wachholder 227 XXI Inhaltsverzeichnis. B. Krautartige Schattenpflanzen Solanum nigrum L. Schwarzer Nachtſchatten IV. Forſtunkräuter naſſer und torfiger Böden. Juncus L. Binſe 8 „ Scirpus L. Sim Carex L. Rielgras, Segg Eriophorum E. Wollgrass Calamagrostis Adans. Reitgras, Schilfgras, Schilf Sphagnum Dill. Torfmoos, Sumpfmoos, Waſſermoos 2 Zuſatz. Hypnum Dill. Aſt moos V. Rankende und überlagernde Forſtun kräuter A. Holzige Kleingew äche er 1. Clematis vitalba L. Gemeine Waldrebe, Hagſeil 2. Lonigera B. Geißbla lk 8 B. Krautartige Kleingewäch ee. 1. Convolxulus L. Winde 8 2. Humulus lupulus L. Gemeiner oder wilder Hopfen 3. Cuscuta L. Seide, Flachsſeide, Filzkraut Zuſatz. Hedera helix L. Gemeiner Epheu. . . VI. Schmarotzende Forſtun kräuter 1. Viscum album L. Weiße Miſtel, Vogelleim . . 2. Loranthus europaeus Jacq. Europäiſche Riemenblume, Eichenmiſttllk meren „ VII. Forſtunkräuter, welche durch Übertragung von Pilzkrankheiten ſcade n . Berberis vulgaris L. Gemeiner Sauerdorn, Sauerrach, Berberittt e Zuſatz. Andere Überträger von Pilzkrankheiten. Klaſſifizierung der Forſtunkräuter nach dem Schäd⸗ 8 b E 8e be b 8 lichkeits grade II. Abſchnitt. Schutz gegen Pilze ᷑ I. Kap. Verhütung des Pilzſchadens im allgemeinen 1; Begriff der Pilze. 2. Klaſſifizierung und forſtliche Bedeutung der Pilze. 3. Lebensweiſe der Pilze. 4. Verbreitung der Pilze. 5. Schutzmaßregeln gegen Pilze II. Kap. Verhütung des Pilzſchadens im beſond eren 85 J. Tit. Nadelholzpilztz e Überſicht der wichtigſten Arteee n I, Wurzelpilzt e. 1 e melleus Vabl. Hallimaſch, Honigpilz . A. Äußere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitung . Bekämpfung 2. Rhizina undulata Fr. Welliger Wurzelſchwamm A. Außere Erſcheinung und Wirkung Inhaltsverzeichnis. B. Vorkommen und Verbreitung ML. Bekämpfung ln: 3. Trametes radiciperda R. Htg. Wurzel-Tramete, e ee - ee - A. Außere Erſcheinung und Wirkung.. B. Vorkommen und Verbreitung. sss > W nn olzpi e ee. 4. Trametes pini Fr. Kiefern-Tramete, Kiefern-Baum— I. UI e ER en it: en: A. Äußere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitunn g. eampfun gg ne Zuſatz. Andere Rot- und Weißfäule pilze 5. Peridermium pini Willd., var. corticola. Kiefern— Sölnienton, -Rındentoft . rer. se. 00. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. B. Vorkommen und Verbreitung.. I x Spann ee 6. Peridermium strobi Kleb. Weymouthskiefern- Blaſenroſt,⸗Rindenroeeie ekt A. Außere Erſcheinung und Wirkung... B. Vorkommen und Verbreitung 8 , eee an nn 7. Caeoma pinitorquum A. Br. Kieferndrehpilz A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. B. Vorkommen und Verbreitung / Fiber gerenb een 8. Aecidium elatinum Alb. et Schw. Weißtannen— SEI EEE ON ae re A. Äußere Erſcheinung und Wirkung.... B. Vorkommen und Verbreitung.. Dings. a et een 9. Nectria cucurbitula Fr. Fichten-Rindenpilz .. A. Äußere Erſcheinung und Wirkung.. B. Vorkommen und Verbreitung f ee ae: 10. Peziza Willkommii R. Htg. Lärden-Rindenpilz . A. Außere Erſcheinung und Wirkung } B. Vorkommen und Verbreitung . E eee, Zuſatz. Pestalozzia Hartigii Tu bt. : 11. Cenangium abietis Duby. Kieferntriebpilz A. Äußere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitung fn gs /r XXI te de tie tes tes XXIV Inhaltsverzeichnis. 12. Peridermium pini Willd., var. acicola. Kiefern— Blaſenroſt, Nadelro ff; Re A. Äußere Erſcheinung und Wirkung.. B. Vorkommen und Verbreitung C, Bekämpfung re 13. Aecidium abietinum Alb. et Schw. 8 Blaſen tot 8 A. Nußere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitung C. Bekämpfung 14. Chrysomyxaà abietis Wallr. Fichten-Nadelroft . A. Außere Erſcheinung und Wirkung. B. Vorkommen und Verbreitung... E. Bekämpfung 15. Aecidium columnare Alb. et Schw. Weißtannen⸗ Säulenioft =, .-.l20- use 16. Hysterium pinastri Schrad. Kiefern-Ritzenſchorf A. Außere Erſcheinung und Wirkung.. .. B. Vorkommen und Verbreitung... C. Bekämpfung Sr 17. Hysterium maerosporum R. Htg. Fichten-Ritzen⸗ ſchorr f er A. Außere Erſcheinung und Wirkung.. B. Vorkommen und Verbreitung... C. Bekämpfung. — r 18. Hysterium nervisequium DC. Weißtannen— Ritzen⸗ E ee a Re Lee A. Außere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitung... C. Bekämpfung 19. en laricina n. sp. Lärchen-Schüttepilz A. Außere Erſcheinung und Wirkung B. Vorkommen und Verbreitung..... C. Bekämpfung Zuſatz. Caeoma laricis R. Htg. 20. Trichosphaeria parasitica R. Htg. Weißtannen⸗ Nadelpiil; : A. Außere Erſcheinung und Wirkung . B. Vorkommen und Verbreitung. C. Bekämpfung NN 21. Herpotrichia nigra R. Htg. Schwarzer Fichten⸗ W „ A. Außere Erſcheinung und Wirkung 3 B. Vorkommen und Verbreitung . Bekämpfung IV. Zapfen pile. 8 22. Aecidium strobilinum Alb. et Schw. Fichten⸗ zapfen⸗ Piz RR SE Zuſatz. Aecidium conorum piceae Rss. Seite Inhaltsverzeichnis. XXV Seite Nachtrag. 1. Septoria parasitica R. Htg. 303 2. Botrytis Douglasii T ubm. 304 H S Wi, a 304 berſicht der wichtigſten Arteeee nnn. 305 . ieee are ee ee: 306 1. Rosellinia quereina R. Htg. Eichen-Wurzeltöter . 306 A. Außere Erſcheinung und Wirkung. 306 B. Vorkommen und Verbreitung.... 307 kämpfung 307 ider und Holzpil ze 307 2. Polyporus sulphureus Bull. Schwefelporling . . 307 Zuſatz. Andere Rot- und Weißfäule⸗Pilze .. 308 3. Nectria ditissima Tul. Buchen-Krebspilz. ... 309 A. Außere Erſcheinung und Wirkung.. 309 B. Vorkommen und Verbreitung... 311 (ee g 311 4. Nectria cinnabarina Fr. Scharlachroter Kugelpilz 312 A. Äußere Erſcheinung und Wirkung.... 312 B. Vorkommen und Verbreitung... 313 I ELONIDTUNG TE en a ehe lan 313 5. Aglaospora taleola Tul. Eichen-Rindenpilz . .. 313 A. Außere Erſcheinung und Wirkung.. 313 B. Vorkommen und Verbreitung.... 314 ann ge nr 314 Zuſatz. Pestalozzia Hartigii Tubkf ...... 314 III. Cotyledonen⸗ und Blattpil ee 315 6. Phytophthora fagi R. Htg. Buchen Cotyledonenpilz 315 A. Außere Erſcheinung und Wirkung... 315 B. Vorkommen und Verbreitung... 317 GEBeläimpiunger 7: g lerne 2 318 7. Rhytisma acerinum Pers. Ahorn-Runzelſchorf .. 318 8. Melampsora Hartigii Thüm. Weidenroſt . .. 320 A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. 320 B. Vorkommen und Verbreitung. 321 impfung 321 Zuſatz. Melampsora salicis capreae Pers. 322 IV. Buch. Schutz der Waldungen gegen atmoſphäüriſche Einwirkungen. Einleitende Bemerlungenn i eee REN 323 I. Abſchnitt. Er e, ee, ,, , 326 e ee ,,,, SeErerr 326 ee eee, 2 0 ae 326 klärung der Froſtwirkunnnnnn gg 02 0.. 327 a Se e 329 A. Schaden im allgemeineeeen 5 329 B. Schaden nach bedingenden Momenten 330 XXVI Inhaltsverzeichnis. Holzart „Baum tei!!! Bekriebsa rr Holzalter Standort > So SGEEFEFE EEE Bodenũberznunnn n 8 „Beſtandsſchlußßß; 3 B. Witterung 8 C. Froſt chronik. Vorbeugungsmaßregeln. . . A. Bei der Begründung = Bei der Erziehung 88 Bei der Ernte II. 5 Froſtriſſme ee ee 1. Äußere Erfheinung . . . . . 2. Erklärung 3. Schaden ee A. Schaden im allgemeinen 8 B. Schaden nach bedingenden Momenten a. HolzarrrR b. Baumteil c. Betriebsart d. Holza lter er Br e. Standort f. Jahreszeit 4. Vorbeugungsmaßregeln Zuſatz. Froſtkrebs. III. 17 Das Aus frieren 1. Außere Erſcheinun gg ee 2. Erklärunn g !! 3. Schaden nach bedingenden Momenten &. Holzart und Holzal tee: 8 b. Standort. 4. Vorbeugungsmaß regel. 0 „ g N %%% „%% —P=M ee 5) ee „„ velyel Keen re Schutz gegen Hitze ee I. Kap. Das Verdor ren 1. Äußere Erſcheinuunn un ʃZ—Uöêç . Erkläxun- ass. nn De Schaden A. Schaden im allgemeinen B. Schaden nach bedingenden Momenten . eee „ ee „ Holzal ter Standort e Se 2 Bodenüberzrnre g 8 Beſlandsſchlu ß „Witterung und Jahreszei et S d 9 9 Inhaltsverzeichnis. D bhronk .2. 4. Vorbeugungsmaßre geln A. Bei der Begründung Bei der Erziehung reelle IE Kap. Nindenbrand XNXVII 1. Äußere Erſcheinunn ng n Glaärunn g BEER IR. 3. 8 „ „ a er A. Schaden im allgemeinen B. Schaden nach bedingenden Momenten . Baumteil Holzalter . Baumfellung. . . . - „ Standort e 4. Vorbeugungsmaßreg ell Zuſatz. Sonnenriſſe. . 2 N * III. Abſchnitt Schutz gegen Winde. Se 1. Kap. Zugwind 1 L, S A. Schaden im allgemeinen S er. Sk Er B. Schaden nach 8 Momenten c c ( b. Holzalter c. Standort und Jahreszeit 2. Vorbeugungsmaßregeln IL Kap. Sturm SEE le See 3 A. Schaden im allgemeinen B. Schaden nach R Momenten . Holzart Holzalter Betriebsart 5 5 Stammbefcnfenteit „ i Beſtandsſchluß g. Jahreszeit C. ont l 2. Vorbeugungsmaßregeln A. Bei der Begründung B. Bei der Erziehung ne Behandlung der Bruchhölzer 28 — E — A. Baumhölzer. B. Stangenhölzer Behandlung der 3 Beftäne i | Seite 360 361 361 362 362 363 363 364 365 365 365 365 365 366 366 366 369 370 371 371 372 372 373 373 374 374 375 376 378 378 380 380 382 382 383 383 386 386 386 396 396 396 397 405 407 408 408 XXVII Inhaltsverzeichnis. IV. Abſchnitt. Schutz gegen Regengüſſe 1. Schaden . A. Schaden im allgemeinen 5 B. Schaden nach bedingenden Momenten 2. Vorbeugungsmaßregeln at: V. Abſchnitt. Schutz gegen Hagel. Su Bro 1. Schaden „ EI A. Schaden im allgemeinen B. Schaden nach . Momenten O. Hagelchroni k Vorbeugungsmaßregeln VI. Abſchnitt. Schutz gegen Schnee Schaden. A. Schaden im allgemeinen 5 B. Schaden nach 1 Momenten a. Holzart HE: b. Baumteil Betriebsart . Holzalter Standort Beſtandsbegründung . Beltandserziehung . Witterung. C. Fanden dn N g. 9 1. Bruchjahre im Harze . N e 5. Bruchjahre im Thüringerwalde ... 3. Bruchjahre in ſonſtigen a 2. Vorbeugungsmaßregeln A. Bei der Begründung . 9 Bei der Erziehung . . Bei der Ernte. a 3. 850 der beſchädigten Beſtände ; VII. Abſchnitt. Schutz gegen Duft und Eis de N r A. Schaden im allgemeinen : B. Schaden nach enden Momenten. a. Holzart . 5 8 ER b. Holzalter 0 Standorrrk d. Beſtandsſchluß . Witterung C. Duft und Eisbruchchronit e Inhaltsverzeichnis. XXIX Seite rbengungsmaßre ge 444 3. Behandlung der beſchädigten Bejtände . . . . 222... 445 V. Buch. Schutz der Waldungen gegen außerordentliche Naturereigniſſe. J. Abſchnitt. Ban: gegen Waſſerſchäden. .. 420 IJ. Kap. Erdabrutſchungen und Vodenabbräche SR RR RN Hrn, 446 o 13 446 C ᷣͤ 447 3. Vorbeugungsmaßregelllaas. . 448 r a oe ee ee 449 II. Kap. Überfhwemmungen. -. © 2:2 222220 .. Ben 2.450 14 SU 32450 . SE . 451 n aßregertel. es: 453 Zuſatz. Die Bewirtſchaftung der . 5 III. Kap. Verſumpfung j j 465 I. Tit. Urſache, Wirkung und Vorbeugung l „*3455 1. Entſtehunng 05 2. Schaden „FCC 467 A. Schaden im allgemeinen. . 141087 B. Schaden nach 8 Momen ken 468 c ĩ ͤ et 8 68 5 ee een 4508 8 c. Standort und Bodenüberzug 1 4868 I ,,, ee ee. 469 e. Jahreszeit 3533 VECTTT, 70 S rbengungsmaßregellnlnnn „enarin” 0 A ee, er,, a. = re b! I. Horizontale Waſſer-Ab leitung. 1473 1. Oberirdiſche Ableitung durch offene Gräben n 473 A. Gewöhnliche Methoſgggeddndd. 473 a. Anlage des Grabenſyſtemnmm . .. 4174 b. Dimenſionen der Grävennnn 477 e Entwäſſ erung 479 d. Ausführung der Arbeiten . 479 gs, ee 479 B. Kaiſer'ſche Entwäſſerungs methode... . 480 2. Unterirdiſche Wafjer- Ableitung -. - g. 483 %% 0 ⁰ r 483 e e este ee ehr ee 2 ae 483 . e 42383 ng ne Buahlereite 484 B. Glaſierte Thon- oder Cementröhren F 484 P een er een et note Gute 484 schaffner ee yraeeeh te 484 E aun d Röhre 485 XXX Inhaltsverzeichnis. e: Dauer d. Koſten. Würdigung II. Vertiale Waſſer⸗ Ableitung. i 5 5 5 5 II. Abſchnitt. Schutz gegen Lawinen n 1. Entſtehung .. 5 A. Staublawinen .. B. Oberlawinen C. Grundlawinen . D naar 5 Schaden 7 . Lawinenchronif . 8 Oſterreich .. B. Schweiz * E . Wirtfehaftliche Vorbeugungsmahregein 5 „Verbauung ER 15 w ar III. Abſchnitt. Schutz gegen Flugſand ar J. Kap. Dünenſand .. 35 Vorkommen . 2. Bindung ur A. Anlage der Vordünen B. Bindungsmittel . 5 C. Anbau der Gräſer .. D. Holzanbau II. 1 5 Binnenſand. .. 3 5 a d 5 Vorkommen . 2 Vorbengungemapregein 3. Bindung 5 A. Koupierzäune . B. Deckwerke. a. Vorbereitende Arbeiten “V—Lf Hei c. Deckorte d. Deckarten 4. Bewaldung IV. Abſchnitt. Schutz gegen Waldbrände. .. I. a Waldbrände durch Weufcenband. . Entftehungsurfachen . 2 2. Einteilung der Waldfeuer 3. Schaden durch Waldfeuer A. Schaden im allgemeinen. B. Schaden nach . Momenten 275 a. Holzart Seite 486 486 486 487 487 487 488 488 488 489 489 489 489 490 491 492 494 495 495 496 497 497 499 500 504 504 505 506 506 507 507 508 508 508 510 513 513 513 514 515 515 516 516 Inhaltsverzeichnis. XXXNI Seite D. eee, une 517 . ee ee EN 517 PC / VIREN 517 eng 518 f. Beſtandsſchluß und Waldzuſammen hang 518 . I e 518 C. Baibbrandehronit iii DANS EINE 519 aldbrände in Deutihlandı.. . ou. 8 mann 520 2. Waldbrände in außerdeutſchen Ländern 525 e aßregeellln„„ 527 ichaftliche Maßregeln 527 n zsliche Maßregen nnn 529 /// Te 530 in e Erdfen ene 2 531 . Löſchung der Boden feuer 531 Ach ing der Gipfelfe nere 533 D. Löſchung der Stammfeuun ee 533 eig des Brand plates 533 7. Behandlung der beſchädigten Beſtändðe 1 8. Verſicherung der Forſte gegen Feuersgefahhn r. 535 II. ni: / Se ee eier 537 Ader BEIMADIAUNG . -. >... 22.2.2... 8 8 Schaden nach bedingenden Momenteteee n 540 %% ne lene 540 ECHT ODE een ee 546 Beſtand schluß und Wuchs 547 Be nrtterungsperhältniffe. ., e 547 schlage 548 Anhang. Schutz gegen einige Krankheiten. I. Abſchnitt. / T 1 „ e e - - - . oo. 20 ee een 552 // A ͤ A 553 JC ͤ cc 553 II. Abſchnitt eee f 554 11110 A ĩð c 554 r ⁰ Be 554 2. Bedingende oder modifizierende Faktoren.. 555 . m Th. ͤ¶ ꝗ 555 . e 556 . S Per 556 „ De , ae ne 556 eee e ee, le. 556 A. Rotfäule durch Bodenzuftände . -. > 222 nn nen 557 B. Rotfäule durch äußere Verletzungen. 558 XXXII Inhaltsverzeichnis. 4. Schaden. 5. Bekämpfung A. Rotfäule durch Bodenzuſtändeñ B. Rotfäule durch Verletzungen “ 1I. Kap. Weißfäul e 8 III. Kap. Schütte 2 rap 1. Außere Erſcheinun gz Vuesir 2. Bedingende oder modifizierende Faktoren. . .... a. Holzarrrtd 2 SER b. Holzalte rr RISSE u: C. Standort E N : d. Bodenüberzug . . -..- „2. Nero uE e. Betriebsart f. Witterung 8 „Verbreitungsbezir kt 4. Urſa chen = re: A. Pilzſchü tte B. Froſtſchütte C. Vertrocknungsſchü tte 5. Schadennd 6. Bekämpfſfunnni - 2... 2.2 02 2000 ar. a Meike A. Bekämpfung der Bilgichütte . . . 0 ersrarE: B. Bekämpfung der Froſtſchütftñͥse C. Bekämpfung der Vertrocknungsſchüttee .... Kap. Rauchſch aden . Außere Erſcheinung der betroffenen Beſtändeee ..... „Schädliche Beſtandteile im Rauche. Schaden U ; A. Schaden im allgemeinen B. Schaden nach begünftigenden Momenten. . a. Holzart ß 7 b. Holza lter 2 Pe a e. Standort. d. Klimatiſche Einflüſſu Ver . Sonſtige Umſtände 4. Kriterien zur Erkennung des Rauchſchaden ss . 5. Abwehrmaßreg enn ee 6. Berechnung des Schade s Verzeichnis der während des Druckes bis zum Schluſſe des Jahres 1899 erſchienenen forſtlichen Litteratur, welche nicht benutzt werden konnte Alphabetiſches Inhalts⸗ Verzeichnis. “= 9 d — © II. Buch. Schutz der Waldungen gegen Tiere. IV. Abſchnitt. Schutz gegen Inſekten.!) (Fortſetzung). Nachdem die wichtigſten Nadelholzinſekten im erſten Bande (ſ. II. Kap. II. Tit. I. Untertitel, S. 257 — 563) hinſichtlich ihrer äußeren Hauptmerkmale, Lebensweiſe, forſtlichen Bedeutung und Be— kämpfung zur Darſtellung gelangt ſind, laſſen wir im Nachſtehenden die Lehre von den Laubholzinſekten folgen. In Bezug auf deren Gruppierung und die ſpezielle Art der Behandlung ſoll ganz nach denſelben Prinzipien verfahren werden, die für die Schilderung der Nadelholzinſekten maßgebend geweſen ſind. II. Untertitel. Caubholzinſekten. Die Anzahl der im Laubwald auf oder in den Waldbäumen lebenden Inſekten iſt zwar eine ſehr große, allein die betreffenden Arten ſchaden dem Walde in phyſiologiſcher Hinſicht doch viel weniger als die Nadelholzinſekten. Auch heilen die Laubhölzer die erlittenen Beſchädigungen leichter aus als die Nadelhölzer. Aus dieſen beiden Gründen geſtaltet ſich der Geſamtſchaden im Laubwalde bedeutend ge— ringer als im Nadelwalde. 1) Vgl. die im I. Band auf S. 101, 198 und 199 verzeichnete Litteratur. Neuere, während des Druckes des I. Bandes erſchienene Werke, die das ganze Gebiet der Zoologie umfaſſen, ſind: Keller, Dr. Conrad: Forſtzoologiſcher Exkurſionsführer. Ein Com— pendium zum Gebrauche an forſtlichen Lehranſtalten, ſowie zur Orientirung für den praktiſchen Forſtmann. Mit 78 Abbildungen im Texte. Leipzig und Wien, 1897. Eckſtein, Dr. Karl: Forſtliche Zoologie. Mit 660 Textabbildungen. Berlin, 1897. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 1 2 II. Buch. IV. Abſchnitt. Hinſichtlich der Charakteriſtik der Ordnungen und der Familien, zu welchen ſchädliche Nadelholzinſekten gehören, wird auf den I. Band verwieſen. Es erübrigt daher hier nur die Beſchreibung der (wenigen) Familien, welche dort nicht gegeben wurde, weil ſie bloß ſchädliche Laubholzinſekten enthalten. Die ſchädlichſten Arten ſollen gleichfalls durch ein dem Namen vorgeſetztes * bezeichnet werden. Die auf Obſtbäumen lebenden Inſekten wurden nur inſoweit berückſichtigt, als ſie auch auf Wald— bäumen vorkommen. J. Ordnung. Käfer (Coleoptera). J. Familie. Blatthornkäfer (Scarabaeidae). (J. S. 257). “) 1. Melolontha vulgaris Fabr. Gemeiner Maikäfer (J. S. 258; Fig. 91). A. Lebensweiſe. In dieſer Beziehung iſt der im I. Bande (S. 259 — 262) ent⸗ haltenen Darſtellung nichts hinzuzufügen. B. Forſtliches Verhalten. Der Käfer ſtellt dem Laube, der Engerling den Wurzeln nach. Im Laubwalde fällt der Blattfraß viel mehr ins Auge als im Nadelwalde, weil die Entlaubung dort bei weitem größer iſt. In Bezug auf den Wurzelfraß verhält es ſich aber faſt umgekehrt. Der Käfer befällt vom Mai bis Juli faſt alle Laubhölzer. Am liebſten ſind ihm in der Regel die Blätter der Eichen. Gern werden ferner angenommen Ahorne, Roßkaſtanie, Pappeln, Weiden, Birken, Ebereſche und manche Obſtbäume (Pflaumen-, Zwetſchen- und Kirſchbäume). Dann folgen etwa Rotbuche, Hain⸗ buche, Linden, Apfelbaum, Platane und verſchiedene Sträucher. Faſt ganz verſchmäht werden Eſche, Akazie und Birnbaum. Von ausländiſchen Holzarten ſcheint dem Käfer das Laub der Zuckerbirke am meiſten zu munden. In zweiter Linie werden die Blätter der Roteiche, des kaliforniſchen Ahorn, der Schwarznuß und der Hickory-Arten befreſſen. Unter Umſtänden zerſtört der Käfer ſogar die jungen Triebe dieſer Ausländer.?) Die Blätter werden aber bei rr ie 1) Die I bedeutet den J. Band; die deutſche Ziffer giebt die Seite an, auf welcher die Beſchreibung der Familie (oder Art) enthalten iſt. | 2) Boden: Der Maitäferflug des Jahres 1895 und die dabei ge⸗ machten Beobachtungen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVIII. Jahr⸗ gang, 1896, S. 637, hier 640 und 643). — RB N Schutz gegen Inſekten. 3 allen Holzarten nur zum Teile verzehrt; man findet daher ſtets Blatt— wachſen), mit dem Alter (ob Jung- oder Alt⸗ reſte unter den befallenen Bäumen. Die vorſtehende Aufzählung gilt übrigens nicht ſtreng im Sinne einer abnehmenden Skala, weil die Bevorzugung dieſer oder jener Holzart auch mit anderen Umſtänden zuſammen— Fig 1. hängt, z. B. mit der Art ihres Auftretens (ob rein oder gemiſcht, ob frei oder geſchloſſen er— holz), ſowie mit dem Stadium ihrer Entwicke⸗ lung zur Flugzeit des Käfers. So bevorzugt z. B. der Käfer Randbäume und freiſtehende Stämme (Oberſtänder, Überhälter, Alleebäume), weil er dieſe leicht umſchwärmen kann. Ferner zieht er das hohe Holz dem niedrigen Gebüſche vor. Auch der Engerling verſchont faſt kaum eine Holzart; jedoch leiden die Holzarten mit zarten Wurzeln, welche die Larve abſchneiden kann (Rotbuche, Eſche, Fichte, Kiefer ꝛc.), mehr als ſolche, die ſchon in früheſter Jugend kräf— tige Wurzeln treiben (Eichen). Die Nagefläche iſt zaſerig. Der Engerlingfraß läßt ſich daher leicht von dem durch die paarweiſen Zahnſpuren charakteriſierten Mäuſefraß unterſcheiden. Be— ſonders verderblich wird der Engerling in Forſt— gärten, Obſtbaumſchulen und Freiſaaten. Die Figur 1 zeigt eine vom Engerlinge befreſſene Zjährige Rotbuche. Solche Pflanzen welken und fallen um oder laſſen ſich wenigſtens mühelos 5 aus den Beeten herausziehen. Sjährige, Rotbuche mit vom In einem 1878 im öſterreichiſchen Küſtenlande Engerlinge befreſſenen bar ſtattgehabten ſtarken Maikäfer⸗Flugjahre litten nament⸗ ee lich die weichhaarige Eiche Quercus pubescens Willd.) und der gemeine Wallnußbaum. Die Eichen wurden vollſtändig entblättert und begannen erſt im zweiten Safte wieder grün zu werden. C. Bekämpfung. In Bezug auf die Bekämpfung dieſes ſehr ſchädlichen In— ſektes wird auf den I. Band (S. 263— 274) verwieſen. : Zur Ergänzung der dort empfohlenen Maßregeln möge aber hier noch die Unterhaltung ſtark qualmender Feuer auf den Flächen j empfohlen werden, auf denen das Sammeln der Käfer wegen fehlender 4 II. Buch. IV. Abſchnitt. Fangſtämme oder in Ermangelung der nötigen Arbeitskräfte oder wegen Entlegenheit oder aus ſonſtigen Gründen nicht möglich iſt. “) Die Weibchen werden durch den über dieſe Flächen ſich legenden Dampf verhindert, ihre Eier daſelbſt abzulegen. Derartige Rauchfeuer empfehlen ſich auch zum Schutze der Kämpe. Man verwendet hierzu Schlagabraum, altes Reiſig, Raſen- und Moosplaggen, ſetzt die betreffenden Haufen in Ab- ſtänden von ca. 40—50 m Entfernung auf — unterhält die Feuer während der ganzen Flugzeit des Käfers. Die Rauchfeuer wurden vom Forſtmeiſter Boden zuerſt 1887 und 1891 und dann wieder 1895 in der Oberförſterei Freienwalde a. O. mit beſtem Erfolg angewendet. In dem Bereiche der Rauchwolke war faſt kein Käfer an den Fangbäumchen (Birken ꝛc.) zu erblicken, während da, wo nicht ge— räuchert wurde, 30— 40 Stück von jedem Stämmchen abgeſammelt wurden. Die Koften dieſer Maßregel find nicht bedeutend. Das zum Anzünden und Unterhalten des Feuers verwendete Perſonal muß natürlich zuverläſſig und erfahren ſein, damit nicht etwa ein Waldbrand entſtehe. In Bezug auf die Injektion des Bodens mit Benzin (J. S. 272) ſind inzwiſchen teils günſtige, teils ungünſtige Erfahrungen gemacht worden. Erfolglos zeigte ſich z. B. die Injektion nach Schäffer in der preu- ßiſchen Oberförſterei Cladow, ſelbſt bei reichlicher Doſis (bis 36 g pro qm). Hingegen fand Bucich das Mittel (1895) billig, leicht durchführbar und er- folgreich in den Saatſchulen zu Görz und Baſſovizza (bei Trieſt).) Die Wirkung der in den Boden gebrachten Gelatinekapſeln mit Schwefelkohlenſtoff-Füllung (J. S. 272) iſt wohl nur eine vorüber⸗ gehende. Die Auflöſung der Hüllen erfolgt erſt allmählich und die Gaſe verbreiten ſich nur langſam. Viele Engerlinge retten ſich daher in Röhren nach der Tiefe, welche ſie anlegen, ſobald ihnen der Ge— ruch unbehaglich wird. Weije‘) hält es für wirkſamer und überdies billiger, den (flüſſigen) Schwefelkohlenſtoff mittels einer Spritze in vorgeſtoßene Löcher unmittelbar in den Boden zu bringen. Größere Verſuche nach dieſer Richtung hin ſind erwünſcht. 2. Melolontha hippocastani Fabr. Roßkaſtanien-Maikäfer (J. S. 274; Fig. 93). Lebensweiſe und forſtliches Verhalten: Vgl. I. Band (S. 274 — 276). Dieſer Laubkäfer tritt gemeinſchaftlich mit dem vorigen auf, it aber — wenigſtens in Weſt- und Süddeutſchland — weniger - ) Vgl. Herber die Abhandlung von Boden (a. a. O. S. 641). > Die Zerſtörung der Engerlinge mittelit Benzin (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1897, S. 533). 5 3) Ergebniſſe von Verſuchen, Mailkäferlarven mit Schwefelkohlenſtoff— Kapſeln zu vertilgen (Mündener Forſtliche Hefte, XII. 1897, S. 171). Schutz gegen Jufeftem 5 verbreitet und häufig; im manchen Gegendem Württembergs x fehlt E ganz J ee um 58 — ee 3. Ehizetrosus Salti I. uni-, Brach⸗, Johannis-, Sonnenmemdfäfer (L. S. 29; FM) Lebensweise x: Vgl. L Band (S. 278 — 279). Der Jumi⸗ käfer bevorzugt das Laub der Not buche, Ha imbuche, Pappelm, F Beiden x, namentlich am den Jahammistriefem, Heft aber dem beidem |" vorgenannten Arten am Schädlichkeit bedeutend wach. Die Larve lebt von feinem Gras- und Getreidemurzelm m. Der .. ˙ Gesesn zu Sure Nach Wegſcheider ) hat den Jumtfifen im dem Forſtzm dun Inmäne erte . J. (Böhmen) maffenhaft Akaz temheiſter Fefllem und mich ma deren Blätter, ſanderm auch die Triebe zerftürr. Diefer Fall de deshuli he werken wert, weil das Laub der Mirzie dam dem meiten Imfeftam gänzlich gemieden wird. Bekämpfung: Wie bei dem gemeinen Maitüfer. 4, Polyahylis falle IL Julikäfer, Walker, Müller (IL. S 279-230) 5 Lebensweiſe x: Der Käfer befrißt (Sum umd Jul) us Laub der Eichen, Rotbuche, — Weiden, Pappeln, Maze, Doſtdäume ze, jedoch iſt diefer Schadem, da der Kefer wum ſtrich⸗ a. jahemeie häufiger auftritt und Wees Nie Kiefer ars: wit | Der Engerling lebt hauptſächlich im dem fandigem Gegenden Norddentſchlands von den Wurzeln der Dünengräfer, . aber r vorkommenden Lambhälzer (Aknzir ze.) ir jugendlichen Juftande. Bekämpfung: Wie bei dem gemernem Mattüfer. = Fedderſen: Der Maikäfer und ferne Derkmafrng (Seit für und Jagdmeſen, XVIII. Jahrgang, 1886, S. 2885 e n, Nr. 5 dam 2. Juni 6 II. Buch. IV. Abſchnitt. 5. Anomala Frischii Fabr. (Anisoplia aenea de Geer). Friſch's Laubkäfer, Julikäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 10—12 mm lang, eiförmig gedrungen, ſtark gewölbt. Kopf und Halsſchild oben blaugrün; letz— teres nach vorn verengt. Flügeldecken längsgefurcht, braungelb mit lichtem grünen Schimmer. Unterſeite dunkel- erzfarbig. Fühler 9gliederig, rötlich-gelb mit 3 blätteriger, ſchwarzer Keule. Die innere Kralle der Vorderfüße an der Wurzel allmählich verdickt. — Larve dem gewöhnlichen Engerling ähnlich, aber kaum halb ſo groß. Lebensweiſe ꝛc: Flugzeit: Ende Juni, Juli. Auch dieſer Käfer ſchadet im ausgebildeten Zuſtande durch Blattfraß (Juli), u. zw. beſonders an Eichen, Birken, Erlen, Weiden, Pappeln, auch an Ulmen und am Weinſtocke ze. Die Larve lebt im Dünger. In manchen Jahren tritt der Käfer ſtrichweiſe ſehr häufig auf. Ausnahmsweiſe befrißt dieſer Käfer auch die Nadeln der Kiefer, u. zw. ſowohl älterer als jüngerer Exemplare. In dem beobachteten Falle (Kärnten) wurden die Nadeln von der Spitze her an einer oder an beiden Kanten be— freſſen, ſo daß zuletzt nur ein Nadelſtumpf oder der Mittelnerv mit faſerigen Rändern ſtehen blieb.) Bekämpfung: Sammeln der Käfer durch Ableſen oder Abklopfen in untergehaltene Schirme und Vernichtung der Schädlinge. Die geſammelten Käfer müſſen, da fie bei warmer Witterung leicht fort- fliegen, alsbald in einen nach oben eng zulaufenden Sack gebracht werden. Man ſammelt am beſten bei trübem Wetter und tötet ſie in derſelben Weiſe wie die gemeinen Maikäfer. 6. Phyllopertha hortieola L. Garten-Maikäfer, Roſenkäfer. Beſon dere Kennzeichen: 9—10 mm lang, ziemlich flach, mit grauer, zottiger Behaarung. Dem vorigen in der Färbung ſehr ähnlich. Kopf, Halsſchild und Schildchen grün oder blaugrün, bronze⸗ glänzend. Flügeldecken rötlich-braun. Unterſeite dunkelbraun, mit langen, abſtehenden Haaren beſetzt. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer nimmt (von Ende Mai bis An⸗ fang Auguſt) das Laub faſt aller Holzarten an, u. zw. ſowohl hohes Holz (Eichen, Linden, Haſel, Salweide, Aſpe, Erlen, Obſtbäume ꝛc.), als Zierſträucher (Roſen ꝛc.); er ſchadet ferner durch Benagen der Blüten und jungen Früchte (Obſt). 1) Henſchel, G.: Entomologiſche Notizen (Centralblatt für das ge⸗ ſammte Forſtweſen, 1888, S. 26). Schutz gegen Inſekten. 7 Der Engerling lebt an Gras- und Krautwurzeln. Gene— ration 1jährig. Alljährlich gemein. Bekämpfung: Sammeln der Käfer durch Abklopfen ꝛc. 2. Familie. Prachtkäfer (Buprestidae). (J. S. 280). 1. Agrilus viridis L. Grüner Laubholz-Prachtkäfer (Fig. 2). Beſondere Kennzeichen: Käfer 5—8 mm lang, von verſchiedener Färbung: olivengrün (normale Farbe), blaugrün, blau, erzfarbig, kupferig zc.!) Unterſeite ſchwarz. Halsſchild viel breiter als lang, grob querrunzelig, mit undeutlicher Mittelfurche und jederſeits mit einem ſchräg gegen die Seiten verlaufenden Eindrucke. Letztes Bauchſegment an der Spitze abgerundet. Flügel— JE decken mit ſtark vortretenden Schultern, an der a Spitze abgerundet, ſchwach divergierend, fein gezäh— nelt. — Larve mit ſtark verbreitertem erſten Bruſt— ring, weiß. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Juni, Juli, während der größten Sonnenglut. Die Ablage der Eier erfolgt einzeln oder in kleinen Partieen von je 3—5 Stück in feine Rindenritzen glatter Heiſter, beſonders gern an die Baſis der auf der Sonnenſeite abgehenden Aſte. Die Larven erſcheinen im Auguſt und überwintern zweimal in ihren Gängen. Verpuppung im April, Mai des dritten Jahres in einer Splint⸗ oder Baſtwiege. Auskommen: Juni, Juli, durch ein quer-ovales Flugloch, deſſen obere Seite ſich der geraden Linie nähert, —-ähnlid (Fig. 4, bei 3). Generation 2jährig. Selten in größerer Zahl auftretend. B. Forſtliches Verhalten. Der Käfer befällt am liebſten junge Stämmchen der Rotbuche, aber auch Eichen, Erlen, Birken, Linden und Aſpe, vorzüglich kümmernde 3 ’ Agrilus viridis L 1) von Kieſenwetter unterſcheidet in ſeiner Arbeit über die deutſchen Bupreſtiden 11 verſchiedene Varietäten: A. viridis L. (olivengrün), A. noci- vus Rtzb. (grün oder blaugrün oder blau bis violett), A. fagi Rtzb. (bronzefarbig und kupferig), A. linearis Panz. (gold-grün mit kupferigem Halsſchild und Kopf), A. ater Fabr. (ſchwarz) ꝛc. 8 Heiſter, ev. freiſtehende oder Randſtämmchen. Wie bei allen Pracht: II. Buch. IV. Abſchnitt. käfern iſt nur die Larve durch ihren Fraß ſchädlich. Sie bohrt Fig. 3. Fraß der Larve des ſich durch die Rinde bis auf den Splint und frißt hier einen flachen, ſcharfrandigen, dem Wachstum etwas verbreitert (Fig. 3). ſterben die befallenen Stämmchen ab, zu⸗ mal in trockenen Lagen. Über den Fraß⸗ gängen beginnt die Rinde ſich etwas zu erholen, reißt ſie auf, ſobald der Über⸗ wallungsprozeß begonnen hat, indem die neue Cambialſchicht die alte Rinde ſprengt (Fig. 4, bei 8). C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Sorgfalt bei Ausführung der f Heiſterpflanzungen; insbeſondere Wahl ge— Er ſunder, kräftiger Stämmchen. geſchlängelten Gang, mitunter auch tiefer in das Holz, welcher ſich mit zunehmen⸗ Wenn die Gänge ringsum verlaufen, jo 2 heben. Bei den Heiſtern, die ſich wieder viridis 15 en den 2. An ſtrich der Heiſter bis zur (natürl. Größe). 2 E «@ Larvengang, durch Entrindung Krone mit einem Gemenge aus Lehm bloßgelegt 5 Alte Larvengänge, infolge der (2 Teile), Kalk (1 Teil) und Kuhdünger Überwallung aufgeriſſen. (1 Teil); kurz vor der Flugzeit auszuführen. y Quer ovale Käfers. Fig. 5. \ * 71 Agrilus tenuis Rtzb. Fluglöcher des b. Vertilgung. Tiefer Aushieb der mit Brut beſetzten Heiſter (Mai, Anfang Juni) und Verbrennen derſelben. 2. Agrilus tenuis Rtzb. (Agrilus elongatus Hbst.). Dünner Eichen-Prachtkäfer ) (Fig. 5). Beſondere Kennzeichen: Käfer 6—8 mm lang, dem vorigen an Geſtalt und Farbe ähnlich, aber mehr mattgrün, ins Oliven- oder Bronzefarbige ziehend. Halsſchild ebenfalls breiter als lang, nach hinten ver- ſchmälert, querrunzelig, mit deutlicher Mittelfurche. 1) Altum, Dr.: Zwei Eichheiſter-Prachtkäfer, Buprestis (Agrilus) tenuis und coryli (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, S. 365, hier 367). J Schutz gegen Inſekten. 9 3 Letztes Bauchſegment an der Spitze tief ausgerandet, beſonders beim J. Flügeldecken nach der Spitze hin weniger ſtark verengt. — Larve faſt walzenförmig. Lebensweiſe ꝛc.: Im allgemeinen wie bei dem vorigen; die Puppenwiege liegt aber tiefer im Holze. Der Käfer befällt vorzugsweiſe die Eichen; man findet ihn aber auch an Rotbuche ꝛc. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 3. Agrilus angustulus Il. (Agrilus olivaceus Gyll.). Schmaler Eichen-Prachtkäfer (Fig. 6). Beſondere Kennzeichen: 5—6 mm lang, im übrigen den beiden vorſtehenden Arten ſehr ähnlich. Halsſchild in den Hinterecken mit einem deutlichen, ſcharfen Leiſtchen, welches faſt bis Fig. 6 zur Mitte reicht. Letztes Bauchſegment nicht tief, aber deutlich ausgerandet. Lebensweiſe ꝛc.: Auch dieſer Käfer befällt vorzugsweiſe Eichen⸗ und in zweiter Linie Buchen⸗ heiſter. Die Larve ſchadet in derſelben Weiſe wie die der beiden vorigen Arten. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 7¹ Agrilus angustulus III. Zuſatz. Eine ganz ähnliche Okonomie in Haſeln und Eichen führt: Agrilus coryli Redt., der Haſel-Prachtkäfer. !) Käfer 8—9 mm lang, mit grünem Halsſchild und gold⸗grünen, jedoch in der Färbung variirenden Flügeldecken. Die Larvengänge ſind viel breiter als bei Agrilus tenuis Rtzb. und Agrilus angus- tulus III.; ſie verbreitern ſich ſtellenweiſe ſogar zu größeren Plätzen. 4. Agrilus sexguttatus Hbst. Sechsfleckiger Pappel-Prachtkäfer. Beſondere Kennzeichen: 10—12 mm lang, olivengrün. Hals⸗ ſchild in den Hinterecken mit einem deutlich erhabenen Leiſtchen, an den Seiten und 3 Punkte auf den Flügeldecken weißfilzig; letztere am Ende ſtark zugeſpitzt. 1) Vgl. Altum a. a. O. S. 369. 10 II. Buch. IV. Abſchnitt. Lebensweiſe ze: Flugzeit Juni, Juli. Die Larve frißt flache, horizontal leicht geſchnörkelte, dicht verlaufende Gänge im Splint älterer Pappeln (Fig. 7), ſo daß deren Eingehen durch dieſen Fraß beſchleunigt, unter Umſtänden ſogar herbeigeführt wird. Sie befällt beſonders die Schwarz-, Pyramiden- und kanadiſche Pappel. 1 \ Il h IN] \ dl 1 | NUN | e\|;| \ in \ N! l 5 a — Fraß der Larve des Agrilus sexguttatus Hbst. in Pappelholz (natürl. Größe) Nach Döbner!) iſt dieſer Prachtkäfer, durch die heißen Sommer 1857, 1858 und 1859 begünſtigt, beſonders in der Umgebung von Aſchaffenburg aufgetreten und hat daſelbſt die nach dem ſog. Schönbuſch führende Pappel— allee teilweiſe zum Abſterben gebracht. Namhafte Zerſtörungen durch dieſe Larve an Pappeln wurden auch ſchon früher von Perris in Frankreich beobachtet. Bekämpfung: Fällung und alsbaldige Aufarbeitung der be— ſchädigten Stämme. 1) Einige Bemerkungen über ſchädliche Forſtinſekten (Allgemeine Forſt— und Jagdzeitung, 1862, S. 275, Nr. 1). i Schutz gegen Inſekten. 11 Zuſatz. Von ſonſtigen Agrilus-Arten ſoll noch: ASgrilus biguttatus Fabr., der zweipunktierte Eichen-Prachtkäfer ) erwähnt werden. Derſelbe iſt 10 mm lang und leicht kenntlich durch 2 weiße Punkte neben der Naht auf den oliven- bis blaugrünen Flügeldecken und lebt nur in alten Eichen. | Die Larvengänge verlaufen, wie bei den anderen Agrilus- Arten, in ihrer ganzen Länge zwiſchen Baſt und Splint; die Puppen- wiege liegt aber in der Borke. Generation mindeſtens 2jährig. 1 5. Coraebus bifaseiatus Oliv. Zweibindiger Eihen-Pradtfäfer.?) Beſondere Kennzeichen: Käfer 12— 15 mm lang, erzgrün und glänzend; das letzte Dritteil der Flügeldecken blau-ſchimmernd mit 2 glänzenden meſſing-farbigen, fein behaarten, zackigen Quer— binden. — Larve bis 20 mm lang, mit einem bräunlichen, durch 2 parallele Längsſtreifen charakteriſierten Chitinſchild am Prothorax. A. Lebensweiſe. Flugzeit im Juni, Juli. „Die Eier werden alsbald einzeln an die Maitriebe junger (10-25 jähriger) Eichen (namentlich in Schälwaldungen) abgelegt. Die Larve erſcheint vom Auguſt ab, lebt unter der Rinde ꝛc. und ver— puppt ſich Ende Mai oder im Juni des zweiten ev. dritten Jahres im Holze. Generation: 2—3jährig. B. Forſtliches Verhalten. Die Larve dieſes ſchädlichſten aller Prachtkäfer frißt in Eichen anfangs unter der Rinde (hier und dort ein längliches Grübchen in den Splint nagend) abwärts, geht aber bald in das Holz und ſteigt in einer ſehr geſtreckten Spirale immer tiefer (Fig. Sa, bei )). Auf kurze Strecken hält ſie ſich im Marke. Der Splint zeigt ſich hier und dort von vereinzelten kleinen Löchern nach dem Baſte hin durch— 1) Altum, Dr.: Der zweipunktirte Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus Fab.) Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 547). 2) Derjelbe: Der zweibindige Prachtkäfer, Buprestis bifasciata Ol. (ein neuer Eichenfeind) (daſelbſt, XI. Jahrgang, 1879, S. 145). Nitſche, Dr. H.: Unterſuchungen franzöſiſcher Forſtmänner über die von Agrilus (Coraebus) bifasciatus Oliv. an Eichenbeſtänden verurſachten Schäden (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 37. Band, 1887, S. 290). 12 II. Buch. IV. Abſchnitt. brochen. Sobald aber die Larve den Schaft erreicht hat, verändert ſie ihre Fraßweiſe. Sie bleibt nun nicht mehr im Innern des Holze Fig. 8. Larvengänge von Coraebus bifasciatus Oliv, in Eichenholz (natürl. Größe). 1 Larvengänge mit dickem, feſten Bohrmehlwulſt am Rundholz a. Flugloch. w Puppenwiege auf dem Längsſchnitte 5 durch das Ende des Ganges. und frißt auch nicht mehr ſtetig abwärts, ſondern nagt halb im Splinte, halb im Baſt einen ſcharf geſchnittenen Gang, welcher den Stamm als Ringelung, Schleife oder Spirale umgiebt und bald eben jo plötzlich in das Holz hineinführt, als er aus demſelben heraus⸗ j ; Schutz gegen Inſekten. 13 gebrochen iſt. Um die Puppenhöhle anzulegen, ſteigt die Larve (Ende Mai) im Holz aufwärts und arbeitet ſich bogenförmig bis nahe an den Splint weiter (Fig Sb, bei ). Außerlich bemerkt man den Fraß nur an dem Flugloche (Fig. Sa, bei 7). Die Spitzen der Eichen ſterben infolge der Ringelung auf ca. 1—2 m Länge ab. Der Käfer benagt die Eichenblätter; jedoch iſt der hierdurch angerichtete Schaden unmerklich. | Das Inſekt gehört dem ſüdlichen Europa (Italien, Südfrank⸗ reich ꝛc.) an und erreicht etwa im Elſaß ſeine nördlichſte Grenze. In ſeinen Heimatländern lebt der Käfer hauptſächlich auf der Stein⸗ und der Korkeiche. In Frankreich iſt dieſer Prachtkäfer ſchon ſeit den 1860er Jahren als Eichenfeind bekannt. In Elſaß⸗Lothringen iſt er ſeit 1877 be- ſonders in den Eichenwaldungen bei Colmar ſehr ſchädlich aufgetreten. Seit den 1880er Jahren iſt er auch im Oſten beobachtet worden. Illes berichtet über ſein Auftreten in Ungarn (1885) in 50—80 jährigen Eichen⸗ beſtänden (Zerreiche und weichhaarige Eiche). C. Bekämpfung. Wie bei Agrilus viridis L. (S. 8). Zuſatz. Von ſchädlichen Prachtkäfern ſind noch bemerkenswert: 1. Chrysobothris affinis Fabr., der Goldgruben-Prachtkäfer ). Käfer 11—14 mm lang, kupferbraun, metalliſch glänzend; jede Flügeldecke mit 2 Goldgrübchen. Die Larve lebt ebenfalls vorwiegend in Eichenheiſtern, in welchen ſie unregelmäßig geſchlängelte, flache Gänge zwiſchen Baſt und Splint frißt. Puppen wiege im Holze. Generation min: deſtens 2 jährig. Ziemlich ſelten. Bekämpfung: Aushieb der befallenen Stämmchen. 2. Poecilonota rutilans L., der Linden-Prachtkäfer )). Käfer 10— 14 mm lang, lebhaft gold-rot, an den Seiten ins Gold⸗ grüne übergehend. Manche Individuen ſchimmern blaugrün. Die Larve befällt vorwiegend die Linden (Winterlinde), auch Erlen und Ulmen, u. zw. beſonders an der Südſeite. Die flachen Gänge find ſehr lang und ſteigen in gerader Richtung aufwärts. 1) Altum, Dr.: Buprestis (Chrysobothris) affinis Fab. (Ein neuer Eichenfeind) (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 35). Derſelbe: Buprestis (Chrysobotbris) affinis Fab. (daſelbſt, XII. Fahr: gang, 1880, S. 696). ; 2) Derjelbe: Der Linden⸗Prachtkäfer Buprestis (Lampra) rutilans Fab. (daſelbſt, XII. Jahrgang, 1880, S. 99). 14 II. Buch. IV. Abſchnitt. Ihr Vorkommen beſchränkt ſich auf die Aſte ſtärkerer Stämme, w durch ihre forſtliche Bedeutung abgeſchwächt wird. Generatio mindeſtens 2 jährig. Weit verbreitet, aber allenthalben ſelten. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 3. Familie. Spring- oder Schnellkäfer (Elateridae).') (I. S. 282 — 283). Der Fraß der im Laubwald auftretenden Elateren-Larve („Drahtwürmer“) erſtreckt ſich hauptſächlich auf Baum-Sämereie und Wurzeln. In der Regel treten hierbei mehrere Arten gemein ſam auf. Die Larven von Agriotes lineatus L. und Agriotes obseurus L. zernagen z. B. Eicheln, die von Athous subfuscus Müll. frißt ſich in Bucheln, Eicheln, Haſelnüſſe und Hainbuchenſamen ein. Andere Larven-Arten, deren Feſtſtellung noch nicht gelungen iſt, ſind an Akazien-Wurzeln freſſend gefunden worden. Dolopius marginatus L. hat 1883 im Reviere Nienburg (Han⸗ nover) einjährige Pflanzen der weißen Hickory durchgebiſſen. Auch die Käfer ſind in wirtſchaftlicher Beziehung nicht in different, wie man früher annahm. An jungen, noch krautartigen Trieben niedriger Eichen freſſen z. B. Lacon murinus L., Agriotes aterrimus L., Dolopius marginatus L., Tactonomus holosericeu Oliv. und Limonius eylindrieus Payk. (Altum)?). Die betreffenden Triebe werden etwa in der Mitte ihrer Länge (oder auch etwas tiefer) zum Genuſſe ihres Saftes angebiſſen und angenagt. Der Fraß iſt dem der Cantharis-Arten ſehr ähnlich, jedoch weniger ſchäd⸗ lich, weil die Elateren die Triebe weniger zerreißen als die Cantha⸗ riden, ſondern mehr oberflächig benagen. Auch das Abbeißen junger Pflänzchen am Wurzelknoten durch die Käfer iſt hier und da beob⸗ achtet worden. Auch einige Corymbites-Arten (C. haematodes Fabr. und C. casta- neus I.) benagen die noch weichen Triebſpitzen der Eichen mit Vor⸗ liebe (Czech). Infolge dieſer Beſchädigungen werden die jungen Schoſſe ſchwarz und trocken. Die Triebſpitzen knicken ſogar häufig um, ſterben ab und fallen zu Boden. Bekämpfung: Sammeln und Vernichten der leicht ſichtbaren lederbraunen Larven beim Graben der Beete in Kämpen. 1) Zur Litteratur im allgemeinen vgl. I. S. 282 und 283, Anmerkungen. 2) Altum: Zerſtörer von Eichen-Maitrieben (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 249). f Schutz gegen Inſekten. 15 f 4. Familie. Werft⸗, Bohr⸗ oder Holzkäfer (Lymexylonidae). (I. S. 283 — 284). 1. Lymexylon navale L. Schiffswerftbohrkäfer, Matroſe. Beſondere Kennzeichen: Käfer 3 7—10 mm lang, ſchwarz. Flügeldecken, Hinterleib und Beine gelbbraun. — 2 12—15 mm lang, ockergelb. Kopf, Rand und Spitzen der Flügeldecken ſchwärzlich; letztere bedecken den Hinterleib nicht ganz. — Larve, 14—15 mm lang, weiß, mit ſtarkem Kopf und einem Fleiſchzapfen auf dem letzten Ringe. | Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Juni und Juli an warmen Tagen. Die Eier werden an ſtarke, anbrüchige Stöcke oder ältere, ent⸗ rindete, liegende Eichen-Stämme abgelegt, niemals an geſunde ſtehende Bäume. 8 Die Larven freſſen ſtricknadelſtarke, förmige Gänge im Holze. Die vertikalen Strecken der Fraßgänge ſind meiſt etwas geſchlängelt, die horizontalen hingegen verlaufen gerade. Der größte Schaden findet auf Holzplätzen und Schiffswerften ſtatt. Generation 1jährig. Linné fand die Larve 1746 auf den Schiffswerften an der Südſeite des Gothenburger Meerbuſens in dem dortigen Eichenholze ſo maſſenhaft, daß er ſich zu dem Ausrufe veranlaßt ſah: „Bewunderungswürdig, daß ein ſo elender Wurm jährlich für ſo viele tauſend Thaler Schaden thun kann.“) Bekämpfung: Rechtzeitiger Anſtrich der gefällten Nutzſtämme mit Teer oder Raupenleim. 2. Hylecoetus dermestoides L. Schabkäferähnlicher Bohrkäfer. (J. ©. 283). Beſondere Kennzeichen: 8-13 mm lang, entweder ganz ſchwarz mit Ausnahme der (gelbbraunen) Beine oder ſchwarz mit gelben Beinen und gelben, an der Spitze gebräunten Flügeldecken. 2 10—18 mm lang, gelbbraun; nur die Augen oder auch die Bruſt (zuweilen auch die Spitze der Flügeldecken) ſchwarz. Halsſchild breit Hinterleib von den Flügeldecken ganz bedeckt. — Larve 15 - 20 mm lang, bernſteingelb mit einem langen, nach oben gekrümmten, an der Spitze zweiteiligen Schwanzfortſatz am letzten Hinterleibsringe. Lebensweiſe ꝛc.: Die Larve lebt vorzugsweiſe in dumpf liegenden Stämmen, zumal in Stöcken der Buche und Eichen. Außer⸗ 1) Ratzeburg, J. Th. Chr., Dr. med.: Die Forſt⸗Inſecten ꝛc. I. Theil. Die Käfer. Berlin 1837, S. 43. 16 II. Buch. IV. Abſchnitt. dem findet man ſie in ſtärkeren Ahornbäumen, Birken und Kirſch— bäumen, ſogar in Tanne und Fichte.“) Generation 1jährig. Weit verbreitet. Bekämpfung: Roden der Stöcke; baldige Abfuhr der gefähr— deten Hölzer. 5. Familie. Nagekäfer (Anobiidae). (J. S. 284). 1. Anobium tesselatum Fabr. (Xestobium pulsator Schall-). Buntwürfeliger Nagefäfer. Beſondere Kennzeichen: 5—6 mm lang, dunkel pechbraun, fein und ſehr dicht punktiert. Die ganze Oberſeite iſt mit kleinen, unregelmäßigen, aus graugelben Härchen beſtehenden Fleckchen ge— ſprenkelt. Halsſchild breiter als lang, gewölbt, ohne Höcker. Lebensweiſe ꝛc.: Käfer und Larve durchwühlen das Holz alter trockener Stämme (Eichen, Rotbuche, Hainbuche, Ahorn, Edelkaſtanie, Kirſchbaum, Erlen ꝛc.) nach allen Richtungen hin, oft ziemlich tief. Häufig. Man hat beobachtet, daß die Ablage der Eier dieſer und anderer Anobium-Arten namentlich an die Stummel abgebrochener oder ab— geſägter Aſte erfolgt, und daß ſich die Larven von hier aus im Stamme weiter verbreiten.“) Generation 2jährig. Bekämpfung: Entfernung der anbrüchigen Stämme aus dem Walde. Überzug der Abſchnittsflächen der Aſte mit Teer oder Raupenleim. 2. Ptilinus pectinicornis L. Langſtrahliger Kammhorn-Nagekäfer, Bücherbohrer. Beſondere Kennzeichen: 4—5 mm lang, eylindriſch, ſchwarz— braun, etwas glänzend. Flügeldecken heller braun, verworren punk— tiert, ohne erhabene Linien, mit feiner grauer Behaarung. Fühler und Beine rötlich-braun; mitunter iſt der ganze Körper ſo gefärbt. Halsſchild vorn ſtärker gekörnt. Lebensweiſe u: Wie bei dem vorigen. Die Larve lebt namentlich im Holze der Rotbuche und Eichen, aber auch in alten Stämmen des Ahorn, Nußbaums, der Hainbuche, Ulmen, Erlen, Weiden ꝛc. Sehr häufig. 1) Baudijch: Einiges über Elateroides (Hylecoetus) dermestoides L. (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1886, S. 474). 2) Eichhoff: Käferſchaden nach Aufäſtungen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, I. Band, 1869, S. 137). Schutz gegen Inſekten. 17 Generation 2jährig. Im Spreewalde wurde der Käfer in verbauten Kiefernſtämmen ge— funden (Eckſtein). Die Bezeichnung „Bücherbohrer“ hängt damit zuſammen, daß der Käfer hölzerne Büchereinbände durchlöchert. 6. Familie. Weichflügler Malacodermata).“) Imagines langgeſtreckt, weich, biegſam, mit ſchmalen, weichen, pergamentartigen Flügeldecken. Fühler meiſt faden- oder borſten— förmig, 10—12gliederig, mitunter gegen die Spitze hin etwas ver— dickt. Füße 5gliederig. Der Bauch beſteht aus 6—7 freien Ringen. Die ? einiger Arten find ungeflügelt und ſehen aus wie Larven. Generation einfach. — Larven länglich, flach, größtenteils behaart, 6 beinig. In dieſe Familie gehören teils Tagtiere (Cantharis = Tele- phorus L.), teils Nachttiere, z. B. die um die Zeit der Sommerſonnen— wende fliegenden Johanniswürmchen (Lampyris L.). Letztere ſind mit Leuchtorganen an einzelnen Hinterleibsringen ausgeſtattet, heißen daher auch Leuchtkäfer. Ihre 2 ſind flügellos. Die Canthariden hingegen find ohne Leuchtorgane und (beide Geſchlechter) geflügelt. Die Larven beider Gruppen leben vom Raube (Würmer, In— ſekten, Schnecken), ſind daher im allgemeinen nützlich (J. S. 241). Die Canthariden („Schneider“) überwintern im Larvenzuſtand in, der Erde oder unter Steinen und verpuppen fi im Frühjahre. Bei Tauwetter kommen die walzigen, weichen, ſchwarzen Larven mit— unter maſſenhaft auf dem Schnee zum Vorſcheine, womit die Bezeich— nung „Schneewürmer“ zuſammenhängt. Die Käfer der Cantharis-Arten nähren ſich hauptſächlich auch von Inſekten. Einige Arten, z. B. Cantharis fusca L., C. obscura L. und C. rustica Fall. ſaugen jedoch an den krautartigen Maitrieben 5 — 15jähriger Eichenloden (auch Kiefern ꝛc.) in ähnlicher Weiſe, wie die Elateriden (S. 14). Die betreffenden Triebe werden hier— durch ſchwarz, welk, knicken meiſt um und fallen ſchließlich ab. Im Mai 1890 trat Cantharis obscura L. maſſenhaft in der königl. preußiſchen Oberförſterei Adenau (Eifel) an 5—15 jährigen Eichen in Licht— ſchlägen auf. An einzelnen Exemplaren fanden ji) 50—100 Käfer. Das Welken und Schwärzen der Triebe vollzog ſich binnen weniger Stunden. 1891 zeigte ſich dieſer Käfer in Geſellſchaft der früher genannten Schnell— käfer im Stadtforſt (Eichelgarten) bei Eberswalde.“) 1) Da die Beſchreibung dieſer Familie, welche Nadelholzfeinde nicht enthält, im I. Bande nicht gegeben wurde, jo halten wir es für erforderlich, ſie an dieſer Stelle zu bringen. 2) Altum, Dr.: Zerſtörer von Eichen-Maitrieben (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 249). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 2 18 II. Buch. IV. Abſchnitt. 7. Familie. Pflaſterkäfer, Blaſenkäfer (Meloidae). Imagines weichhäutig, meiſt lebhaft gefärbt, mit geſenktem, hinten halsförmig verengtem, hochgewölbtem Kopfe. Fühler borſten— oder fadenförmig, ſtellenweiſe verdickt oder ganz unregelmäßig, in der Regel 11gliederig, mitunter 8— 10gliederig. Halsſchild ſchmäler als die biegſamen, oft verkürzten Flügeldecken. Vorder- und Mittelhüften ſehr groß, faſt cylindriſch, zuſammenſtoßend. Füße ungleichgliederig; die Vorder- und Mittelfüße 5, die Hinterfüße 4gliederig. Fuß— klauen in 2 meiſt ungleiche Hälften geſpalten. Bauch aus 6— 7 Ringen beſtehend. Hinterleib eiförmig oder cylindriſch geſtreckt. Generation einfach. — Larven in verſchiedenen Formen auftretend, von denen die erſte klein, von einem Chitinpanzer umgeben, gefärbt, 6 beinig und mit 3 zähnigen Klauen an den Tarſen (daher Triungulinus Duf. genannt) verſehen, während die letzte dick, walzig, weich und weiß, kurz engerlingähnlich iſt. — 11 Gattungen mit 36 Arten; forſtlich ſchädlich iſt aber nur eine einzige, u. zw.: * Lytta vesicatoria L. Spaniſche Fliege, Pflaſterkäfer (Fig. 9). Beſondere Kennzeichen: Käfer 14— 20 mm lang, geſtreckt, ſchön ſmaragdgrün. Fühler borſtenförmig, 11gliederig, bräunlich-grün. Flügeldecken weich, am Ende abgerundet, fein und dicht runzelig punk— tiert, mit einigen, ſchwach erhabenen, feinen Längs— linien. Halsſchild beiderſeits eckig vortretend, rück— wärts verengt, oben runzelig. Beine bräunlich-grün. Larve eidechſenähnlich, dunkelbraun (erſte Form), weiß (zweite Form). Von dem Käfer geht ein eigenartiger ſcharfer Geruch aus. Fig. 9. ; A. Lebensweife. 5 Flugzeit: Ende Mai, Anfang Juni. e eee Die keulenförmigen, ſchwefelgelben Eier werden in Häufchen von 40—50 Stück an oder ca. 2 em tief in den Boden gelegt und dann zugeſcharrt. Die Larven (erjte Form) ſchlüpfen nach 2—3 Wochen aus und leben von den Eiern und Larven der Erdbienen und anderer Hymenopteren. Nach der erſten Häutung freſſen ſie Honig; nach der dritten Häutung, bei welcher ſie ihre Augen verlieren, begeben ſie ſich in die Erde. Durch eine vierte Häutung verwandelt ſich die Larve in einen puppenähnlichen Zuſtand, in welchem ſie den ganzen Winter im Boden verbringt. Schutz gegen Inſekten. 19 Im Frühjahre kommt aus der Puppenhaut eine weiße Larve (zweite Form) zum Vorſcheine, welche nach 14 Tagen zur eigentlichen Puppe wird. Auskommen in der zweiten Hälfte des Mai. Generation einfach. In manchen Jahren treten die Käfer ſtellenweiſe ſehr häufig auf, beſonders im mittleren Deutſchland (bei Frankfurt, Aſchaffenburg, Ebers— walde ꝛc.) in anderen Jahren aber ſind ſie ſehr ſelten. B. Forſtliches Verhalten. Dieſer Käfer ſchadet nur als vollkommenes Inſekt. Er befrißt hauptſächlich das Laub der Eſche und entwickelt hierbei eine ſolche Gefräßigkeit, daß er Saaten und Pflanzungen nicht ſelten vollſtän⸗ dig entblättert; nur die ſtärkeren Blatt- Rippen bleiben verſchont. Fig. 10 ſtellt ein befreſſenes Eſchen— blatt dar. Nach Kahlfraß erfolgt das Wiedergrünwerden gewöhnlich erſt im folgenden Jahre. Von ſonſtigen Laubhölzern werden Syringe, Vogelbeere, Pappeln, Ahorne, Hollunder, Li— guſter, Gaisblatt, Roſen und Spierſtauden befallen. Fig. 10. C. Bekämpfung. Sammeln der Käfer in den Morgenſtunden durch Schütteln der Stämme (Juni). Beim Anfaſſen der Käfer muß man behutſam zu Werke gehen, da ſie wegen ihres Cantharidingehaltes leicht Blaſen auf der bloßen Haut erzeugen. Der Cantharidenkampher iſt hauptſächlich in den Eierſtöcken ent⸗ halten. Man benutzt die ſpaniſchen Fliegen bekanntlich zur Herſtellung eines blaſenziehenden Pflaſters. Die geſammelten Käfer werden zu dieſem Zwecke getötet, getrocknet und fein zerrieben. Das Einſammeln macht ſich daher bei dieſem Käfer zumal in n rreleateria Di Eſchenkulturen bezahlt. an einem Eſchenblatte. 2 * 2 20 II. Buch. IV. Abſchnitt. 8. Familie. Rüſſelkäfer (Curculionidae). (I. S. 285 — 286). 1. Strophosomus coryli L. Haſelnuß-Rüſſelkäfer. (I. S. 288). 2. Strophosomus obesus Marsh. Schmerbauch-Graurüßler. (I. ©. 289). 3. Brachyderes incanus L. Beſtäubter Kurzhals-Graurüßler. (I. ©. 290). Alle drei Arten haben wir bereits früher als ſchädliche Nadel— holzinſekten kennen gelernt. Im Laubwalde') ſchaden fie gleichfalls nur als Käfer durch Ans und Ausfreſſen der Knoſpen (von der Spitze her), platzweiſes Benagen der vorjährigen Triebe und Zerſtören der neuen, kraut— artigen Bildungen. Blätter ſcheinen ihnen weniger genehm zu ſein. Ihr Fraß verhindert die Bildung neuer Triebe, verurſacht Zwieſel— bildung, unregelmäßigen Höhenwuchs und ſichtbares Kümmern, unter Umſtänden ſogar das Eingehen der Pflanzen. Er beginnt mit dem Laubausbruch und dauert den ganzen Sommer hindurch. Die beiden Strophosomus-Arten befallen vorzugsweiſe Eichen— heiſterpflanzungen, nehmen aber auch junge Buchen, Birken, Haſeln und Hickory-Arten an. Brachyderes incanus L. bevorzugt die Birken. Der Hauptſchädling iſt der Haſelnußrüſſelkäfer wegen ſeiner allgemeinen Verbreitung und Häufigkeit; jedoch hat auch der andere Strophosomus ſchon öfter merklichen Schaden angerichtet. Sind wenige Käfer vor— handen, ſo bleibt der Fraß meiſt unbeachtet. Wenn aber eine Maſſen— vermehrung eintritt, ſo können Eichenkulturen ernſtlich bedroht werden. Trockener, unbenarbter Boden begünſtigt das Auftreten der Käfer. Im Juni 1895 trat der Schmerbauch-Graurüßler in den Eichen⸗ ſchonungen und Heiſterpflanzungen des Reviers Biſchofswald (Reg.-Bez. Magdeburg), im Revier Ebstorf (Reg.-Bez. Lüneburg) und auch in Chorin (Reg.⸗Bez. Potsdam) in großer Menge auf. In Ebstorf, wo ſich auch der Haſelnuß-Rüſſelkäfer mit am Fraße beteiligte, wurde u. a. eine etwa 10 ha große Eichenkultur, teils Saat, teils Pflanzung, von den Käfern faſt ver— nichtet. Man fand an einzelnen Pflanzen 15—20 Käfer freſſend. Selbſt an 1) Altum, Dr.: Zum Schutze gegen die verderblichen Eichenrüſſelkäfer (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, ©. 322). Derſelbe: Rüſſelkäfergefahr für Eichenkulturen (daſelbſt, XIX. Jahr⸗ gang, 1887, S. 639). Derſelbe: Zerſtörung der Eichenknoſpen durch Rüſſelkäfer und deren Bekämpfung (daſelbſt, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 141). Schutz gegen Inſekten. 21 älteren Stämmen waren die äußerſten Zweige infolge des Knoſpenfraßes faſt anz kahl. 5 N traten beide Stropbosomus-Arten ebenfalls 1895 in der In— ſpektion Saarbrücken nicht nur in Eichelſtreifenſaaten, ſondern auch auf jungen Buchen auf, die fie entrindeten. Faſt der fünfte Teil der annähernd 1000 ha großen Kulturfläche wurde durch dieſen Fraß vernichtet. Bekämpfung: Fanggräben mit Fanglöchern, Sammeln durch Ableſen von den Pflanzen oder durch Abklopfen in Fangſchirme ꝛc. (ſ. 1. S. 289). Letzteres iſt mit Vorſicht auszuführen, da ſich die Käfer bei der geringſten Erſchütterung der befreſſenen Pflanzen zu Boden fallen laſſen und tot ſtellen.“) Anlegen ſchmaler, 4 mm dicker Raupenleimringe um die ge— fährdeten Heiſter tief unten am Wurzelſtock (Anfang April). Un— mittelbar vorher ſind aber die betreffenden Stangen zu ſchütteln, damit die etwa auf ihnen ſitzenden Käfer zu Boden fallen. Für den Fall, daß in den befallenen Kulturen eine Boden: bearbeitung erforderlich werden ſollte, iſt möglichſt tiefes Rajolen er— wünſcht (Anfang Juni bis Ende Juli). 4. Barypithes (Omias) araneiformis Schrk. (Omias brunnipes Oliv.).?) Beſondere Kennzeichen: Käfer 3—4 mm lang, von länglich— eiförmiger Geſtalt, im Habitus den Otiorrhynchus-Arten ähnlich, ſchwärzlich bis gelblich, ev. rötlich-braun, glänzend. Rüſſel kurz, flach gedrückt, mit deutlicher Längsfurche. Flügeldecken mit abgerundeten Schultern und punktierten Längsſtreifen. Ohne Flügel. Fühler und Beine hellbraun. — Larve weiß, beinlos, mit braunem Kopfe. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer fliegt im Juni und legt feine Eier unterirdiſch in unmittelbarer Nähe von Stöcken der Weiden ıc. in Niederwaldungen ab. Die Larven ſchlüpfen nach 2 Wochen aus und ſcheinen ſich von den feinen Wurzelfaſern der Stöcke zu ernähren (?). Ende Juli, Anfang Auguſt erfolgt das Auskommen der Käfer, die ſich während des Tages unter Moos, Laub, Steinen ꝛc. verſteckt halten und auch hier überwintern. Verhängnisvoll iſt nur der während der Nacht ſtattfindende Fraß 1) Dieſe Bemerkung gilt überhaupt für viele Rüſſelkäfer-Arten. 2) Altum, Dr.: Omias araneiformis Schrk., Zerſtörer von Korb— weiden⸗ und Eichenniederwaldungen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 687). — Nach Mitteilungen von J. A. Krahe (Prummern) bearbeitet, welcher die Schädlichkeit des Inſektes in Weiden— Anlagen zuerſt beobachtet hat. 22 II. Buch. IV. Abſchnitt. des Käfers, welcher ſich auf die tief (bis zu 8 em Höhe über dem Boden) ſtehenden Ausſchlagknoſpen junger Weidenſtöcke erſtreckt. Infolgedeſſen verſagt der Ausſchlag derſelben im Frühjahr. Am meiſten heimgeſucht werden Salix viminalis L. und Salis amygdalina L., u. zw. vorzugsweiſe auf den beſten Böden. Auf naſſem, moorigem und torfigem Grunde kann ſich die Brut nicht entwickeln. Ganz ver— ſchont bleibt Salix purpurea L. (Krahe). Auch an friſch gehauenen Stöcken junger Eichen und Edelkaſtanien frißt er die tief ſitzenden Knoſpen bis auf das Holz aus. Sogar an Kotyledonen der Eiche und an jungen Trieben von Fichten und Kiefern wurde er in einigen Fällen nagend angetroffen (Nördlinger). Der Käfer zeichnet ſich alſo durch einen hohen Grad von Polyphagie aus. Bekämpfung: 1. Belaſſung wenigſtens einer Rute am Stocke, damit dieſer — wenn er ſtark befallen wird — nicht ganz abſtirbt. Auch vom walbdbaulichen Geſichtspunkt empfiehlt es ſich, nicht alle Ruten jährlich wegzunehmen. 2. Auslegen von Runkel- und Mohrrübenſcheiben und Sammeln der hierunter ſich einſtellenden Käfer. 3. Ausgießen von Flüſſigkeiten, welche, ohne den Holzpflanzen zu ſchaden, alles Inſektenleben im Boden töten. Nur auf kleinen Flächen ausführbar. Als geeignete Löſungen werden empfohlen: Antinonnin (1 kg auf 450 1 Waſſer), Knodalin (1 Gewichtsteil auf 25 G. Waſſer), Benzin, Kupfer⸗ vitriol, Schwefelkohlenſtoff, eine Miſchung von brauner Schmierſeife (50 Ge— wichtsteile, 100 G. Fuſelöl, 300 G. Weingeiſt und 500 G. Waſſer). Man begieße den Boden um jeden einzelnen Stock und gieße nach, wenn die Flüſſigkeit etwa handtief in den Boden eingedrungen ift. Die nun folgenden Polydrusus- und Phyllobius-Arten gehören (mit Ausnahme von Nr. 7) zu den ſog. „Grünrüßlern“.) Ihre Larven leben im Boden von Pflanzenwurzeln, ohne forſtlichen Schaden anzurichten. 5. Polydrusus micans Fabr. (Polydrusus mollis Stroem.). Schimmernder Laubholzrüßler— Beſondere Kennzeichen: 7—8 mm lang, ſchwarz, oben dicht mit haarförmigen, kupfer- oder bronzeglänzenden Schüppchen beſetzt, an der Bruſt weißlich beſchuppt. Halsſchild breiter als lang und etwa halb ſo breit wie die Flügeldecken. Letztere nach hinten bauchig 1) Taſchenberg, Dr. E. L.: Die grünen Rüſſelkäfer Ratzeburgs (Judeich, Dr. F.: Deutſcher Forſt- und Jagd-Kalender auf das Jahr 1875, 3. Jahrgang, II. Theil, S. 32). Schutz gegen Inſekten. 23 erweitert, tief punktiert-geſtreift, fein behaart. Fühler und Beine bräunlich-rot. Nur die Hinterſchenkel ſchwach gezähnt. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer bohrt mit ſeinem feinen Rüſſel vom Mai ab die noch geſchloſſenen Knoſpen junger Eichen, Buchen und Haſeln ſeitlich an und ernährt ſich von deren Innerem. Die befallenen Knoſpen ſterben ab. Später vergreift er ſich auch an den Blättern. Maſſenvermehrung nicht bekannt. 6. Polydrusus cervinus Gyll. Hirſchähnlicher Laubholzrüßler. Beſondere Kennzeichen: 4—6 mm lang, ſchwarzbraun bis ſchwarz, mit grünen, grauen oder kupferglänzenden Schuppen beſetzt. Flügeldecken punktiert⸗geſtreift, mit faſt nackten Flecken auf den Zwiſchen— räumen, daher von ſcheckigem Ausſehen. Fühler und Beine rötlich: braun. Schenkel deutlich gezähnt. Lebensweiſe 2c.: Dieſer Käfer ſchadet, wie der vorige, durch Knoſpen- und Blattfraß namentlich an Eichen und Birken, aber auch an Rotbuche, Hainbuche ꝛc. 7. Phyllobius oblongus L. Länglicher Blattnager. Beſondere Kennzeichen: 4—5 mm lang. Kopf und Hals— ſchild ſchwarz, ziemlich lang grau behaart. Flügeldecken gelbbraun, ohne Schuppen, tief punktiert-geſtreift. Fühler und Beine gleichfalls gelbbraun. Schenkel gezähnt. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer befrißt Knoſpen und Blätter aller Laubhölzer, jedoch vorzugsweiſe die der Obſtbäume (GKirſch— baum), wodurch er oft großen Schaden in den Baumſchulen anrichtet. 8. Phyllobius argentatus L. Silberglänzender Grünrüßler. Beſondere Kennzeichen: 5—6 mm lang, ſchwarz, aber dicht mit rundlichen, ſmaragd- oder blau-grünen, glänzenden Schuppen beſetzt. Flügeldecken weißlich behaart. Fühler und Beine bräunlich— gelb. Schenkel gezähnt, manchmal ſchwärzlich. Lebensweiſe ꝛc.: Der ziemlich gemeine Käfer befällt vorzugs— weiſe junge Eichen, Buchen und Birken, findet ſich aber auch auf Obſtbäumen vor und frißt vom Mai ab an Knoſpen, ſpäter den ganzen Sommer über an Blättern ꝛc. wie der vorige. 24 II. Buch. IV. Abſchnitt. 9. Phyllobius psittacinus Germ. Grüner Laubholzrüßle r.) Beſondere Kennzeichen: 7—8 mm lang, dem vorigen in Bezug auf Farbe ſehr ähnlich, aber etwas mehr geſtreckt. Flügel— decken mit bräunlichen Haaren beſetzt. Fühler und Beine bräunlich— gelb. Schenkel gezähnt und am Ende grün beſchuppt. N Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer lebt vorzugsweiſe auf Haſeln und Ebereſchenbäumen, befällt aber auch Ahorne und ſonſtige Laub— hölzer und ſchadet durch Knoſpen- und Blattfraß. Seine Fraß— weiſe iſt ſehr charakteriſtiſch, indem der Käfer vom Rande her ein ſeiner Körperbreite entſprechendes Loch zwiſchen 2 Blattrippen frißt, welches meiſt etwas gewunden 1—2 cm tief in die Blattfläche hinein— ragt. An der Mittelrippe hört der Fraß ſtets auf; auch die Neben— rippen bleiben verſchont. Eigentlicher Lochfraß findet nicht ſtatt. Infolge dieſes Fraßes bekommen die Kronen der betreffenden Stämm— chen ein äußerſt merkwürdiges feinzerſchliſſenes Ausſehen. Der Käfer iſt mehr im höheren Bergland als in der Ebene heimiſch. 10. Phyllobius viridicollis Fabr. Grünhalſiger Laubholzrüßler. Beſondere Kennzeichen: 3—5 mm lang, ſchwarz oder pech— braun mit grünlichem Schimmer, glänzend und glatt; nur die Seiten des Halsſchildes und die Bruſt ſind grün beſchuppt, mitunter auch die Umgebung der Naht. Flügeldecken tief punktiert-geſtreift. Fühler und Beine braungelb. Schenkel nicht gezähnt. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer zerfrißt Knoſpen, hauptſächlich die junger Buchen und Eichen, tritt aber auch an Aſpe und Sal— weide auf. Auch er ſchadet durch Blattfraß, u. zw. vermutlich in ähnlicher Weiſe wie der vorige. Sehr häufig. 11. Phyllobius alneti Fabr. (Phyllobius urticae de Geer). Erlen-Rüſſelkäfer. “) Beſondere Kennzeichen: 8—10 mm lang, ſchwarzbraun, mit glänzend-, faſt gold-grüner (8) oder kupfergrüner (?) Beſchuppung und gelbroten Extremitäten. Fühler und Beine rötlich-gelb. Schenkel gezähnt. 1) Nitſche, Dr. H.: Kleinere Mittheilungen über Forſtinſekten. I. Phyl- lobius psittacinus Germ. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, j S. 225). 2) Eckſtein, Dr. Karl: Der Erlenrüſſelkäfer, Phyllobius alneti Fabr. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, ©. 627). Schutz gegen Inſekten. 25 | Lebensweiſe ꝛc. Der Käfer befrißt (Juni ze.) die Blätter vorwiegend junger Rot- und Weißerlen; man findet ihn aber auch auf Buche und Hainbuche. Der Fraß iſt derſelbe wie beim vorigen. Bei ſtarkem Auftreten des Käfers fließen zwei oder mehr ausgefreſſene Stellen zuſammen. Bei Kahlfraß bleiben nur die ſtärkſten Rippen mit wenig Blattſubſtanz übrig. Im Juni 1888 trat das Inſekt im Forſtgarten der Akademie Ebers— walde in großer Menge auf. Die Bekämpfung aller dieſer Grünrüßler erfolgt durch Sammeln der Käfer mittels Abklopfens in untergehaltene Fangſchirme oder auf Tücher und durch Anlegen von Leimringen (April). 12. Balaninus nucum L. Haſelnußbohrer, Nußrüßler. Beſondere Kennzeichen: 6—8 mm lang (ohne den Rüſſel), eiförmig, ſchwarz, mehr oder weniger dicht mit bräunlich-grauen, haar— förmigen Schuppen beſetzt, wodurch auf den Flügel— decken dunklere und hellere Flecken entſtehen. Rüſſel zwei Drittel jo lang als der Körper (I) bzw. faſt jo lang (2), dünn, rotbraun, gekrümmt. Beine dunkel- roſtbraun, mit graugelben Härchen. Alle Schenkel ſtark gezähnt. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer fliegt von Ende Kr Mai bis Juli, ſticht mit ſeinem Rüſſel die Haſel⸗ Haſelnuß, von Bala- 5 & 17 i i nucum L. an-; nüſſe an, ſo lange deren Schale noch grün iſt, und Fe legt in jede ein Ei durch die nadelfeine Offnung (mat. Größe). 5 4 Anſtichſtelle des (Fig. 11, bei a). Käfers Die auskommende Larve verzehrt den Nuß- > Ausbohrloch der kern etwa zur Hälfte, fällt mit der reifen Frucht im Verde Herbſte zu Boden und nagt ſich dann (größtenteils an der Seite) durch ein kreisrundes Loch durch die Schale (Fig. 11, bei 5), um ihre Verpuppung im nächſten Frühjahr in der Erde zu beſtehen. Auskommen im Mai. Generation einfach; unter Umſtänden nimmt aber die Entwickelung des Käfers mehrere Jahre in Anſpruch. Der Käfer ſoll auch Knoſpen benagen. Häufig. Wie ſchädlich der Käfer in Hausgärten werden kann, geht aus unſeren Unterſuchungen in Georgenthal (Thüringen) hervor, wo er in einem Garten (1890) über den fünften Teil der Nußernte vernichtete.“ 1) Heß, Dr.: Der Haſelnußbohrer (Balaninus nucum L.) (Forſtwiſſen— ſchaftliches Centralblatt, 1891, S. 588). 26 II. Buch. IV. Abſchnitt. Bekämpfung: Sammeln der Käfer. Aufleſen und Verbrennen der befallenen Nüſſe, ſo lange ſie noch von den Larven bewohnt ſind. Tiefes Umgraben des Bodens um die Sträucher im Frühjahr und Vorſommer, um die im Boden ruhenden Puppen zu vernichten. 13. Balaninus glandium Marsh. (Balaninus venosus Germ). Großer Eichelbohrer oder Eichenrüßler. Beſondere Kennzeichen: 6—8 mm lang, länglich-eiförmig, ſchwarz, dicht gelbgrau beſchuppt. Flügeldecken mit einigen dunkleren Binden. Rüſſel kürzer, etwa halb fo lang als der Körper (8) bzw. zwei Drittel jo lang (2), weniger gekrümmt, gelbrot. Fühler roſt⸗ braun. Alle Schenkel mit ſtarkem Zahne. Lebensweiſe ꝛc.: Wie bei dem vorigen. Das 2 belegt aber vorherrſchend Eicheln, weniger Haſelnüſſe mit ſeinen Eiern. Bekämpfung: Sammeln und Vernichten der (zuerſt abfallenden) wurmſtichigen Eicheln und Haſelnüſſe. 14. Balaninus turbatus Gyll. (Balaninus tesselatus Foure.). Kleiner Eichelbohrer oder Eihenrüßler. Beſondere Kennzeichen: 5—8 mm lang, eiförmig, ſchwarz, mäßig dicht gelbbraun und fleckig beſchuppt. Rüſſel etwas kürzer als der Körper und nur mäßig gebogen (3) bzw. jo lang als der Körper und ſtark gebogen (2), gelbrot mit ſchwarzer Spitze. Beine dunkel⸗ roſtbraun, mit gelben Härchen. Alle Schenkel ſtark gezähnt. Lebensweiſe ꝛc.: Wie bei den beiden vorigen; der Fraß findet aber nur in Eicheln ſtatt. Der Käfer bevorzugt freiſtehende Maſteichen. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 15. Orchestes fagi Gyll. Schwarzer Buchen-Springrüſſelkäfer, Buchenrüßler. Beſondere Kennzeichen: Käfer 2—3 mm lang, von länglich— ovaler Geſtalt, pechbraun bis ſchwarz, oben fein grau behaart. Flügel— decken mit großpunktierten Streifen und flachen Zwiſchenräumen. Rüſſel ziemlich lang, untergeſchlagen. Fühler und Beine hellbraun. Vorder— ſchenkel mit einem kleinen Zahne; Hinterſchenkel verdickt, fein gezähnelt. Die Hinterbeine ſind Springbeine. — Larve weißlich, mit geteiltem dunklem Nackenſchild und 2 Wärzchen auf jedem Hinterleibsringe. A. Lebensweiſe. Flugzeit im April und Anfang Mai. Der Käfer iſt außer⸗ ordentlich beweglich und macht weite Sprünge. Schutz gegen Inſekten. 27 Das 2 legt feine Eier einzeln an die noch nicht ganz ent— videlten Buchenblätter, u. zw. auf deren untere Seite an die Mittelrippe oder in deren Nähe, unter die vorher aufgebiſſene Ober— haut. Mitunter wird ein Blatt mit mehreren Eiern belegt. Die ausſchlüpfende Larve frißt (vom Mai ab) im Blattparenchym einen nach der Blattſpitze oder jeitwärts — nie nach dem Blatt— grunde — gerichteten, geſchlängelten Miniergang (Fig. 12, bei 4), Fig. 12. a j Junge Buchenblätter, von Orchestes fagi Gyll. befallen (natürl. Größe). a Anfang des Larvenfraßes bzw. der Mine 5 Vollendete Mine, am Ende zu einem Platze erweitert. e Puppen⸗Cocon. d Käferfraß. welcher ſich plötzlich zu einem größeren Platz erweitert (Fig. 12, bei 5). Die befreſſene Stelle, anfangs als weiße Zeichnung erſcheinend, wird bald braun. Die Puppe liegt in einem kleinen Cocon zwiſchen der oberen nd unteren Epidermis des an dieſer Stelle blaſig aufgetriebenen lattes, nahe an deſſen Rande innerhalb der ausgefreſſenen Stelle (Fig. 12, bei c). | Auskommen Mitte Juni. Der Käfer überwintert unter Laub oder in Rindenritzen. Generation 1jährig. 28 II. Buch. IV. Abſchnitt. B. Forſtliches Verhalten. 4 Infolge des Larvenfraßes bräunt und vertrocknet die auge gefreſſene Stelle, während das Blatt im übrigen noch fortgrünt. Bei maſſenhaftem Auftreten nehmen die Baumkronen der Buchen eine weithin ſichtbare rotbraune Färbung an, wie ſie den Wald nach einem ſtattgehabten Maifroſte charakteriſiert. Der Käfer nimmt im jugendlichen Zuſtande ſehr verſchieden— artige Koft!) zu ſich. Er ſchmarotzt an Obſt (Kirſchen, Himbeeren, Stachelbeeren), Blumenkohl ꝛc. und ſticht die Fruchtkapſeln der Buch- eckern?) an, wodurch die Klappen vor der Samenreife aufſpringen. Im Vorſommer ſchadet er auf Rotbuchen durch Durchlöchern der jungen Blätter (Fig. 12, bei d) und Benagen der Fruchtknoten. n der weiblichen Blüten, wodurch die Fruchternte beeinträchtigt wird. Beling’) beobachtete, daß der Käfer in Roggenfeldern, die ſich in der Nähe von Buchenbeſtänden befanden, die unteren Spitzen der die Hauptähre bildenden kleinen Ährchen benagte. Das Inſekt befällt Beſtände jeden Alters, ſogar Buchenaufſchlag, zieht aber das ältere Holz dem jüngeren vor und liebt beſonders die Beſtandsränder, ſowie mehr freiſtehende Bäume (Mutterbäume in Lichtſchlägen). Dasſelbe erſcheint zeitweiſe in großen Maſſen. Im Pfälzerwalde trat der Käfer 1869 in ſolcher Menge auf, daß in manchen Buchenbeſtänden kein Blatt verſchont blieb.“ 1873 zeigte er ſich maſſenhaft in der Umgebung von Gießen, insbeſon— dere im Wieſecker Gemeindewalde.“) | 1875 ſuchte er die Buchenbeſtände auf der Inſel Rügen heim. | Im Speſſart wurde die reiche Buchenmaſt im Herbſte 1888 durch diejen Rüßler weſentlich beſchädigt. 1898 fanden wir den Käfer faſt allenthalben (Thüringerwald, Schwarz wald, Vogelsberg ꝛc.) in ſehr großer Menge. Der an Ahren beobachtete Fraß hat manchen Autoren Veranlaſſung zur Ausſcheidung einer beſonderen Art unter dem Namen „Saatrüſſelkäfer““ gegeben. Nördlinger“) führt denſelben unter dem Namen Orchestes segetis auf; Ofen nannte ihn Rhynchaenus segetis. 1) Altum, Dr.: Zoologiſche Miscellen. 3. Der Buchen-Springrüſſelkäfer (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, ©. 280, hier 283). 2) W.: Ein Buchelzerſtörer (Forſtliches Wochenblatt. Beilage zum All gemeinen Holzverkaufs-Anzeiger, Nr. 38 vom 10. Oktober 1888, S. 304). | 3) Der Buchenrüſſelkäfer und der Saatrüſſelkäfer (Tharander Forftliches Jahrbuch, 21. Band, 1871, S. 78). 4) Brief aus dem Pfälzerwald. (Schädliche Forſtinſekten.) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1869, S. 473). 5) Heß, Dr.: Mykologiſche und entomologiſche Notizen (daſelbſt, 1875, S. 440). 9 Die kleinen Feinde der Landwirthſchaft. Mit Holzſchnitten. Stutt- gart und Augsburg, 1855, S. 179. | Schutz gegen Inſekten. 29 C. Bekämpfung. Wegen des Springvermögens dieſes Käfers iſt weder das Sammeln, och eine andere erfolgreiche Bekämpfung ausführbar. 16. Orchestes quereus L. Eichen-Springrüſſelkäfer.“) Beſondere Kennzeichen: 2,5 —4 mm lang, bauchig geſtaltet, elb⸗ bis rotbraun, oben bis über die Hälfte der Flügeldecken dicht elblich⸗grau behaart. Augen, Bruſt und erſte Hinterleibsſegmente hwärzlich. Flügeldecken fein punktſtreifig. Rüſſel ziemlich lang. ühler, Beine und Hinterleibsende hellgelb. Vorderſchenkel mit einem einen Zahne. Hinterſchenkel verdickt und unten mit mehreren kleinen jähnchen. Neben der Naht an der Spitze je eine kurze, gruben— rtige Furche. a Lebensweiſe ꝛc.: Die Okonomie dieſes Rüſſelkäfers iſt ganz hnlich der des Orebestes fagi Gyll.; er befällt aber nur Eichen vorwiegend Stieleiche). Behufs Unterbringen je eines Eies wird die Mittelrippe eines Mattes häufig einige Male unterſeits angenagt. An den Stellen, wo die Verpuppung ſtattfindet, erſcheinen die lätter blaſig aufgetrieben. Anfang Juli kommt der Käfer durch ine kleine Offnung oberſeits aus; im Herbſte bezieht er ſein Winter: uartier unter Laub. Die durch die Larven verurſachten Minier-Gänge nd Plätze färben ſich mit der Zeit hellbraun. Der Ernährungsfraß des Käfers beſteht meiſt im Skelettieren er Unterſeite der Blätter in kleineren und größeren Flecken von erſchiedener Geſtalt; eigentliche Löcher wie Orchestes fagi Gyll.) agt er nur ſpärlich. Die Blätter zeigen infolge dieſer mehrfachen geſchädigungen mannigfaltige Verkrümmungen und bleiben in ihrer ntwidelung zurück. Der Käfer lebt vorzugsweiſe an jüngeren Eichen, Geſtrüpp, Interwuchs ꝛc. Im hohen Holze befällt er faſt nur die Zweige der nteren (ſtärkeren) Aſte. Generation einfach. In manchen Jahren ſehr häufig (z. B. 1875 ei Gießen). Bekämpfung ebenfalls nicht ausführbar. 1) Altum, Dr.: Drei Eichenblattzerſtörer, Pbyeis (Myelois) tumi- ella Zck., Tinea inquilinella m. und Orchestes quereus (Zeitſchrift für ort und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 575, hier 579). . “ } 30 II. Buch. IV. Abſchnitt. 17. Cionus fraxini de Geer. Eihen-Rüfjelfäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 3—4 mm lang, von viereckig eiförmiger Geſtalt, mit vortretenden, aber abgerundeten Schultern, eigenk lich nußbraun bis ſchwarz, jedoch infolge dichter Beſchuppung obe braungrau mit einigen ſchwarzen Makeln auf dem Halsſchild und den Flügeldecken. Rüſſel dünn, etwas gebogen. Halsſchild breiter als lang Flügeldecken fein punktiert⸗geſtreift, oben abgeflacht. Beine, Fühler und Rüſſel roſtrot. Das letzte Fußglied iſt bei dem länger als bei dem 2, was beſonders an den Vorderbeinen deutlich zu bemerken iſt. — Larve 6—7 mm lang, anfangs weiß, ſpäter grünlich-gelb nur der Kopf und zwei viereckige Fleckchen auf dem Nacken ſchwarz beinlos, vollſtändig mit einem durchſichtigen gelblichen Schleim über zogen. — Puppe 3 — 3,5 mm lang, ſchmutzig⸗gelb, durchſcheinend in einem blaſigen Cocon, der aus dem Larvenſchleime gebildet wi d. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Frühjahre. Die Eier werde an die jungen Blätter der Eſche abgelegt. Die Larven freſſen unterſeits an den Blättern, weniger vo Rande her als aus der Mitte heraus, alſo platzweiſe, unter Ver ſchonung der oberen Epidermis. Sie verpuppen ſich in der Rege Eierablage ſchreiten. € Generation bei uns doppelt, in Südeuropa vermutlich dreifad Die Käfer freſſen unregelmäßige große Löcher in die Blätt vom Rande her, verzehren nicht ſelten auch die Blattrippen mit greifen auch die Knoſpen an. Der Käferfraß iſt daher ſchädliche als der Larvenfraß. Die ſtark befallenen Blätter vertrocknen binn etwa 14 Tagen und fallen ab, beſonders wenn die Blattſtiele 1 befreſſen worden ſind. Kellner beobachtete 1864 einen ziemlich bedeutenden Fraß auf de Winterſteiner Revier (im gothaiſchen Thüringerwalde). Judeich) berichtet von einem 1869 im Tharander Walde ſtattgehabte Fraße, bei welchem 5—6 m hohe Eſchen ſtark befallen wurden. ö Schmidt? konſtatiert das Vorkommen des Käfers 1885 in bedeutend Mengen im Reviere Gauleden (Oſtpreußen). 1) Cionus fraxini, de Geer (Eſchenrüſſelkäfer.) (Tharander Forſtliche Jahrbuch, 19. Band, 1869, S. 37). 2) Zoologiſche Beobachtungen im Revier Gauleden (Dftpreußen). 3. Ciom fraxini (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XVII. Jahrgang, 1885, S. 5 hier 504). Schutz gegen Inſekten. 31 Im Jahr 1888 trat der Käfer in Geſellſchaft der ſpaniſchen Fliege maſſenhaft in den Eſchenplantagen des akademiſchen Forſtgartens bei Gießen auf; im folgenden Jahre war er indeſſen kaum noch zu finden. Bekämpfung: Abklopfen der Käfer auf untergelegte Tücher oder in Fangſchirme, ſofort nach ihrem Erſcheinen. 318. Cryptorrhynchus lapathi L. Bunter Erlen⸗Rüſſelkäfer (Fig. 13). Beſon dere Kennzeichen: Käfer 7—9 mm lang und durch ſehr charakteriſtiſches Kolorit ausgezeichnet. Halsſchild und zwei Dritteile der Flügeldecken pechbraun bis ſchwarz, mit aufrechtſtehenden, oßen Büſcheln ſchwarzer Schuppen. Seitenteile des Halsſchildes, Vorderbruſt, etztes Dritteil der Flügeldecken und Schenkel in der Mitte dicht weiß beſchuppt. üſſel in eine Furche unterſeits einſchlagbar. — Larve weißlich, mit braunem Kopfe. Fig. 13. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Ende April, Mai. Die Eier werden im Mai einzeln an ie Rinde von Erlen und Weiden in vorher enagte, kleine Grübchen abgelegt, vorzugs⸗ Cryptorrhynchus lapathi L. iſe- an die Schäfte, doch auch an Aſte. Die Larven erſcheinen 14 Tage ſpäter im Mai oder Juni und erpuppen ſich in der Regel noch im Herbſt in ihren Gängen. Der Käfer kommt im Herbſt aus und überwintert in den vengängen oder unter Moos. Mitunter erfolgt das Auskommen erſt Frühjahre. Generation inder Regel einfach. Manche Schriftſteller (Henſchel) ehmen 2jährige an. Der Käfer iſt weit verbreitet und häufig. B. Forſtliches Verhalten. Die Lieblingsholzarten dieſes Rüſſelkäfers ſind Roterle und eißerle, dann Weiden; jedoch werden auch Pappeln und Birken allen. Von Erlen werden junge Stämmchen (2—4jährige) vor⸗ ezogen. Weiden werden als Stecklinge und Setzſtangen befallen, 1) Altum, Dr.: Die den Weidenhegern ſchädlichen Inſecten. Cryptor- chus lapathi L. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 879, S. 17, hier 18). 2) Eckſtein, Dr. Karl: Erle und Dale, von Cryptorhynchus Lapathi efallen (daſelbſt, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 373). #] 32 II. Buch. IV. Abſchnitt. insbeſondere Baum- und Dotterweide. Kropfbildung durch ſchlechten Schnitt befördert ſeine Vermehrung. Der Käfer frißt feine Löcher in die Rinde einjähriger Triebe bis auf den Splint. . Die Larve nagt in Erlen zunächſt plätzend unter der Rinde eine größere oder kleinere Stelle, 5 arbeitet ſich aber dann in ſchräg auf: 9 ſteigender Richtung in das Holz ein, oft bis zum Mark, und ruiniert Her durch die befallenen Stämmchen, welche abſterben oder abbrechen (Fig. 14 u. 15% In Fig. 15 iſt der Larvengang dem Auge vollſtändig freigelegt. In dünnen Weidenruten ift der Larvenfraß ähnlich. In ſtärkeren Weiden werden aber etwas ander Gänge angefertigt. Der Platzfraß fehlt hier vollſtändig, indem ſich die a ſofort in das Innere des Stammes begiebt, um zunächſt auf eine Länge von ca. 2 em in ſehr ſteiler, faſt ſenkrechter Richtung aufwärts und dann abwärts zu freſſen (Fig. 16). Der abſteigende etwas kürzere Fraßgang biegt aber wieder in ein ſenkrecht auf ſteigendes Endſtück um (Fig. 16, bei e und d). Da die beiden erſten Arme X ; i des Fraßganges niemals in einer Ebene S Deren: e aus liegen, können die Gänge durch einen in natürl. Größe). der Längsrichtung geführten Spaltſchnitt auch nicht vollſtändig freigelegt werden. Man erkennt den Fraß an dem Mißfarbigwerden und Aufblähen der Rinde, ſpäter an dem Eingedrücktſein derſelben über den gepläßten Stellen und dem braunen Holzmehle, welches ſowohl an den Bohrz löchern hängt, als auf dem Boden liegt. Der Käfer bewohnt einzelne Stämmchen an Bachrändern in nicht zu trockenen Lagen, bis er jene zum Abſterben gebracht hat.“) | Fig. 14 Fig. 15. 1) Roßmäßler: Bemerkungen über einige bisher nur noch wenig be— obachtete forſtſchädliche Inſekten (Forſtwirthſchaftliches Jahrbuch, herausgegeben von der Königlich Sächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 2. Band, 1845, S. 197, hier 199). \ hi Schutz gegen Inſekten. C. Bekämpfung. 1. Aushieb der mit Larven beſetzten Stämmchen bzw. Loden (bis Ende Juli) und Verbrennung derſelben. 2. Abklopfen der Käfer in Fangſchirme. Hierbei iſt große Vorſicht geboten, da ſich die imagines bei der leiſeſten Erſchütterung ihrer Wohnſtätte herunterfallen laſſen und eine Zeit lang wie tot an der Erde liegen, wodurch ſie ſich den Blicken entziehen. Zuſatz. . Unter gewiſſen Verhältniſſen treten auch einige Rüſſelkäfer, die entſchiedene Nadel— holzfeinde find, als Schädlinge im Laub— wald auf. Von dieſen ſollen im Nach— ſtehenden wenigſtens 2 Repräſentanten genannt werden, nämlich: 1. Hylobius abietis L. Der große braune Rüſſelkäfer. (J. S. 297311). Man hat ihn namentlich auf jungen Eichen, in einzelnen Fällen aber auch auf Weiden, Erlen, Birken, Rotbuche, Trauben— kirſche, Haſel und Rotdorn gefunden.!) Im Elſaß (Hagenauer Forſt) wurde der Käfer in einem neu gerodeten Kampe ſogar bei dem Abbeißen von Buchenkeimlingen, dicht unter den Cotyledonen, angetroffen (Ne y).) In faſt allen Fällen zeigt ſich aber der Laubholzfraß nur auf ſolchen Schlägen, die früher mit Nadelholz beſtockt und in Laub— Fraß der Larve des Exyptor— rhynchus lapathi L. in einem Weidenſtämmchen (natürl. Größe) a Anfang des Larvenganges. ab Schief aufſteigender Teil; de ſchief abſteigender Teil de Endabſchnitt eines anderen Larvenganges. „ Querſchnitt durch einen an deren Gang. 1) Altum, Dr.: Der große braune Rüſſelkäfer (Hylobius abietis L.) als Laubholzzerſtörer (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 608). Beling: Entomologiſche Mitteilungen. Hylobius abietis L. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 33. Band, 1883, S. 87). Altum, Dr.: Rüſſelkäfergefahr für Eichenkulturen (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XIX. Jahrgang, 1887, S. 639, hier 641). 2) 14. Verſammlung des Elſaß⸗Lothringiſchen Forſtvereins am 3. und 4. Juni 1889 (daſelbſt, XXI. Jahrgang, 1889, S. 462, hier 468). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. u 3 34 II. Buch. IV. Abſchnitt. holz umgewandelt worden, oder wo dem Nadelholz einzelne Laub— holzarten beigemiſcht ſind, oder wo dem Eichenſchälwalde Kiefern (als Schutzholz) beigegeben waren oder wo ſich Nadelholzkulturen in der Nähe befanden. Im erſteren Falle bildete das im Boden ver— bliebene Stock- und Wurzelholz den (wohl nur einmaligen) Brut⸗ herd. Der Fraß findet, wie an Nadelhölzern, durch plätziges Aus—⸗ freſſen der Rinde ſtatt. An Heiſtern wird aber nicht das untere Schaftende, ſondern die 1— 3 jährigen Triebe werden befreſſen. Bekämpfung: 1. Gründliche Rodung der Nadelholzſtöcke (in Haubergen und ſonſtigen Schälwaldanlagen). 2. Auslegen von Fangmaterial, z. B. Fangrinden, Fangſcheite, Fangknüppel ꝛc. (Ende Mai des Schlagjahres) und Sammeln der hierunter ſich einſtellenden Käfer. 3. Anlegen von 8 —10 em breiten Leimringen um gepflanzte Eichen auf abgetriebenen Nadelholzflächen, knapp über dem Boden (Frühjahr). Der Anſtrich iſt im Sommer und im folgenden Früh— jahre zu wiederholen. Das einfachſte Schutzmittel für Eichenſaatanlagen auf Nadelholz— Abtriebsflächen würde in 2jähriger Schlagruhe beſtehen. 2. Otiorrhynchus ater Hbst. Der große ſchwarze Fichten-Rüſſelkäfer. (J. S. 294296). Der Käfer ſchadet vereinzelt durch Zerfreſſen von Blättern und Benagen der Rinde (in der Kronenpartie) junger Laubſtämmchen. Dieſe Beſchädigungen wurden in dem Braunſchweigiſchen Harzreviere Hohegeiß!) an Alleebäumen (Berg- und Spitzahorn, Ebereſche, Eiche, Hain⸗ buche und Erlen), die vor einigen Jahren als 3 m hohe Heiſter gepflanzt worden waren, beobachtet. Am empfindlichſten gegen dieſe Beſchädigungen zeigten ſich Ebereſche, dann die Ahorn-Arten. Leimringe verhielten ſich wirkungslos. Unter Borkeplatten fing man aber an und unter 70 Bäumen rund 20000 Käfer. 9. Familie. Attelabidae (Rhynchitidae), Rüſſeltragende Käfer, die ſich von den eigentlichen Rüſſelkäfern (Curculionidae) nur dadurch unterſcheiden, daß ſie keine gebrochenen, ſondern gerade, nicht aus Schaft und Geißel beſtehende Fühler haben. Auch iſt das erſte Glied nicht auffallend verlängert. Allen Käfern gemeinſam iſt das eigentümliche Zuſammenwickeln der Blätter zu Rollen, in welche die Eier abgelegt werden. — 3 Gattungen. Die forſtliche Bedeutung dieſer Familie iſt gering. 1) Schreiber: Beſchädigungen an Laubholz durch Otiorhynchus ater (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXV. Jahrgang, 1893, ©. 157). Schutz gegen Inſekten. 35 1. Apoderus coryli L. Haſel-Dickkopfrüßler. Beſondere Kennzeichen: 6—8 mm lang, mit kurzem und dickem Rüſſel. Halsſchild und Flügeldecken korallenrot. Kopf, Fühler, Schildchen, ein Fleck auf der Mitte des Halsſchildes und Unterſeite ſchwarz. Kopf nach vorn paraboliſch verdickt. Flügeldecken grob punktiert⸗geſtreift. Halsſchild von faſt dreieckiger Form, etwas run- zelig. Beine bis auf die rotgelben Schenkel ſchwärzlich-braun. Lebensweiſe ꝛc.: Das 2 ſchneidet (Mai) die Blätter ver: ſchiedener Laubholzarten von einer Seite her bis über die Mittelrippe hinaus an und wickelt aus deren oberem Teil eine beiderſeits ge— ſchloſſene, dickwalzige Rolle, in welche je ein gelbes Ei abgelegt wird. Die auskommende Larve lebt in dieſer ſpäter abfallenden Blatt- rolle und frißt ſich durch ſie hindurch, um ihre Verpuppung in der Erde zu beſtehen. Generation einfach, unter günſtigen Umſtänden vielleicht doppelt. Man findet den Käfer häufig, u. zw. beſonders auf Haſel, aber auch auf Eichen, Erlen, Rot- und Hainbuche, meiſt auf jungen Pflanzen, Stockausſchlägen, Unterwuchs und Gebüſch. Er frißt Löcher in die Blätter dieſer Holzarten. Bekämpfung: Sammeln der Rollen; Abklopfen und Vernichten der Käfer. 2. Attelabus ceurculionoides L. Eichen⸗Rollrüſſelkäfer. Beſondere Kennzeichen: 4—6 mm lang, mit kurzem und dickem Rüſſel. Halsſchild, Flügeldecken und Wurzelglieder der Fühler dunkelrot. Kopf, Schildchen, Unterſeite und Beine ſchwarz. Flügeldecken fein punktiert⸗geſtreift, glän⸗ zend mit glatten Zwiſchenräumen. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer wickelt zarte Blätter von Eichenſtockloden oder niederen Kern⸗ wüchſen in ähnlicher Weiſe, wie der vorige, zu je einem kurzen, cylindriſchen Röllchen zuſammen 5 3 Er wickelt auch die Blätter der Edel⸗ Sete e Die Larve lebt, frißt und überwintert in wet a dieſem Röllchen. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr im Boden. Generation einfach. Häufig. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. Fig. 17. 36 II. Buch. IV. Abſchnitt. 3. Rhynchites betulae L. Schwarzer Birken-Rüſſelkäfer, Trichter-Wickler. Beſondere Kennzeichen: 3—5 mm lang, pechbraun bis ſchwarz, ſchwach hellbraun behaart. Rüſſel breit und kurz, etwas kürzer (g) oder fo lang als der hinten verengte Bine Kopf (2). Flügeldecken fein punftiert = geitreift. 8 Hinterſchenkel des 3 ſtark verdickt, zum Springen eingerichtet, innen fein ſägezähnig. Hinterſchenkel des 2 keulenförmig. N Lebensweiſe ze: Das 2 ſchneidet (Mai) friſche Blätter etwas oberhalb des Blattſtieles von beiden Seiten her in Kurvenform bis zur Mittelrippe ein, legt am Seitenende einer Blatt- hälfte ein Ei in eine kleine, durch Ablöſung der Epidermis gebildete Taſche und wickelt dann beide Blatthälften tütenförmig übereinander, ſo daß das Ei in das Innere der Rolle zu liegen kommt.“ Birkenblatt, von Die an der Mittelrippe herabhängende, kegelförmige e . Blatttüte (Trichter) iſt an beiden Seiten offen (natürl. Größe). (Fig. 18). Die Larve frißt ſich in die ſchnell welkende Rolle ein, fällt mit dieſer zu Boden und verpuppt ſich daſelbſt im Herbſt in einer kugeligen, innen geglätteten Höhle. Auskommen im nächſten Frühjahre. Generation mithin Ijährig. Der Käfer befällt vorzugsweiſe die Birken, an welcher Holzart man Tauſende ſolcher Rollen findet. Er betreibt aber ſeine Okonomie auch an den Blättern der Rotbuche, Hainbuche, Erlen, Pappeln, Haſel ze. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 4. Rhynchites betuleti Fabr. (Rbynchites alni Müll.). Metalliſcher Birken-Rüſſelkäfer, Rebenſtecher. Beſondere Kennzeichen: 5—7 mm lang, oben und unten ſchön metalliſch blau oder grün, im letzteren Falle an den Seiten bronzefarbig, glänzend, unbehaart. Stirne nur wenig vertieft. Rüſſel gedrungen, ohne Fühlerfurche. Flügeldecken mit zahlreichen Längs⸗ reihen mittelgroßer Punkte. Halsſchild glatt, beim 4 mit Seitendorn. Beine grünlich-blau oder erzfarbig. Lebensweise ꝛc.:: Der Käfer fliegt von Mai bis Juli und rollt mehrere junge, friſche Blätter in eigarrenförmige Wickel zuſammen. . Hierauf ſticht er die fertigen Blattrollen an verſchiedenen Stellen an und ſchiebt ſeine trübweißen Eier durch die geſtochenen Löcher. Außerdem jchadet er durch hälftiges Durchnagen der Triebſpitzen, ſo daß dieſe umknicken und welken. Die Larven entwickeln ſich im Innern der Rollen und freſſen ſich, nachdem die hierdurch welk gewordenen Blätter zu Boden ge— fallen ſind, quer hindurch in den Boden, um ſich hier in einer kleinen Erdhöhle zu verpuppen. Die jungen Käfer erſcheinen bereits im September, ſchaben behufs ihrer Ernährung an den Blättern und überwintern in Verſtecken. Generation 1jährig. Dieſer Rüſſelkäfer iſt der gefährlichſte Feind des Weinſtocks. Außerdem ſchadet er auf Haſel, Birken, Buche, Erlen, Aſpe, Pappeln, Weiden, Linden, Birnbaum ꝛc. Häufig und weit verbreitet. In Ungarn befiel er 1872 ſämtliche Weinſtöcke in der Umgebung des Neuſiedler Sees. 1895 trat der Käfer maſſenhaft in den Weinbergen bei Bingen auf. Die Reben wurden von ihm ſo ſtark befreſſen, daß ſie Ende Juni ein Aus— ſehen hatten, wie ſonſt mitten im Winter. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. Schutz gegen Inſekten. 37 5. Rhynchites populi L. Pappeln⸗Rollrüſſelkäfer. Beſondere Kennzeichen: 4—5 mm lang, oben erzgrün, mit Kupfer⸗ oder Goldglanz. Rüſſel, Unterſeite und Beine blau mit einem Stich ins Grüne. Stirne ziemlich tief gefurcht. Flügeldecken punktiert⸗geſtreift. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer rollt die Blätter der Pappeln (beſonders Aſpe) und Weiden (Mai, Juni) gleichfalls zu cigarren⸗ förmigen Wickeln zuſammen; jedoch fertigt er dieſe nur je aus einem einzigen Blatte. Er bohrt auch die jungen Triebe dieſer Holzarten an. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 10. Familie. Borkenkäfer (Scolytidae). (J. S. 327 331). 1. Unterfamilie. Eigentliche Borkenkäfer (Bostrichini). (I. S. 331). 1. Bostrichus (Xyleborus) monographus Fabr. Höckeriger Eichenholz-Borkenkäfer (Fig. 19 u. 20). Beſondere Kennzeichen: 2—2,3 mm (4) bzw. 2,5 — 3,2 mm (2) lang, rötlich⸗braun, glänzend, fein grau behaart Halsſchild länger als breit, vorn dicht gekörnt, hinten fein und weitläufig punktiert, 38 II. Buch. IV. Abſchnitt. mit glatter Mittellinie. Flügeldecken fein punktiert-geſtreift, mit ſehr feinen Punktreihen in den Zwiſchenräumen. Abſturz ſteil abſchüſſig, flach eingedrückt, faſt eben, mit 4 nahezu im Viereck geſtellten, ſpitzigen Höckerchen; außerdem auf jeder Seite noch 2—4 kleinere im Umkreiſe. (Fig. 19) von gedrungenem Baue, ſtärker behaart. Halsſchild vorn tief eingedrückt, mit horn⸗ artig aufgebogener Spitze in der Mitte des Vorderrandes. 2 (Fig. 20) ganz walzenförmig, langgeſtreckt und ſchmal. Fig. 19. Fig. 20 A. Lebensweiſe— Flugzeit: März, April. Die Eier werden an Stöcke leb e und liegende Stämme, ausnahms⸗ weiſe auch an ſtehende Eichen in lockeren Häufchen (zu 10 oder mehr) abgelegt. Stämme, die durch einen Blitzſchlag oder ſonſt beſchädigt, daher nicht mehr ganz friſch ſind, werden bevorzugt. Die Larven erſcheinen im Mai und leben in den Muttergängen, welche ſich ſpäter an den Rändern (durch Pilzbildungen) ſchwarz färben und oft mit einem filzartigen Schimmel füllen. Sie nähren ſich bloß vom Baumſaft und von dieſen Pilzraſen und verpuppen ſich daſelbſt. Generation 1—1½ fach. Eichhoff nimmt ſogar doppelte an. Der Käfer iſt weit verbreitet, namentlich auf Holzplätzen. B. Forſtliches Verhalten. Der Käfer befällt faſt nur ältere Eichen, bohrt ſich etwa 2— 10 em tief in radialer Richtung durch die Jahrringe hindurch (Eingangsröhre) und bewegt ſich dann horizontal vorwiegend in peripheriſcher Richtung bzw. im Bereiche der Jahrringe fort, um in dieſe ſeitlichen Abzweigungen, die mitunter noch weiter veräſtelt ſind (Brutröhren), ſeine Eier abzulegen (Fig. 21). Ausnahmsweiſe ſchadet dieſer Käfer auch in Ulmen.) Die im Querſchnitte geweihartigen Gänge dieſes Borkenkäfers werden gern von anderen Holzkäfern, z. B. Lymexylon navale L. (S. 15) und 1) Henſchel, Guſtav: Vagabondagen im Bereiche des Inſectenlebens Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1882, S. 9). Schutz gegen Inſekten. 39 Fraß des Xyleborus monographus Fabr. in der Eiche (natürl. Größe). 4 Bohrlöcher des Käfers. b Freigelegter, faſt rechtwinkelig veräſtelter Gang des Käfers ohne Eiergruben und Larvengänge. e Quergetroffene Käfergänge. Platypus cylindrus Fabr. (S. 56), benutzt, um leichter in das Innere des Stammes eindringen zu können. Außerdem leben in dieſen Gängen auch einige Feinde des Käfers, z. B. Colydium-Arten (J S. 240). Der Fraß des Käfers iſt hiernach techniſch ſchädlich; zu manchen Verwendungszwecken (3. B. Faßdauben) iſt das befreſſene Holz nicht zu gebrauchen. Bei den Holzhändlern iſt dieſe (und die folgende Art) unter dem Namen „kleiner ſchwarzer Wurm“ bekannt. C. Bekämpfung. Wertvolle liegende Stämme kann man durch einen Teeranſtrich ſchützen. 2. Bostrichus (Xyleborus) dryographus Rtzb. Gekörnter Eichenholz-Borkenkäfer (Fig. 22). S160 Beſondere Kennzeichen: 2 mm (7) bzw. 0 2,3 2,5 mm (e) lang, walzenförmig, rötlich-braun, dünn grau behaart. Fühler und Beine rotgelb. Halsſchild wie beim 2 des vorigen. Flügeldecken fein punktiert⸗geſtreift, mit ſehr feinen Punkten zwiſchen den Streifen und nach der Spitze hin mit Reihen feiner Körnchen auf den Zwiſchenräumen. Abſturz 7 ſtark abſchüſſig gewölbt und zwiſchen den Punkt- T ſtreifen mit kleinen Höckerchen beſetzt, die bei dem 2, 1 Xyleborus dryographus etwas ſchwächer jind. Rtzb. 40 II. Buch. IV. Abſchnitt. Lebensweiſe ꝛc.: Wie bei dem vorigen, in deſſen Geſellſchaft er häufig anzutreffen iſt Ratzeburg). Seine Bohrgänge gehen meiſt ganz gerade bis 15 em tief in das Holz alter anbrüchiger Eichen, und die Brutarme zweigen hiervon in meiſt weiten Abſtänden unter einem ſpitzen Winkel ab. In einzelnen Fällen kommt er auch in Rotbuche und Ulmen vor. Seltener, aber wegen ſeiner tiefer in das Holz eindringenden Gänge ſchädlicher als der vorige. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 3. Bostrichus (Xyleborus) dispar Fabr. Ungleicher Laubholz-Borkenkäfer (Fig. 23 u. 24). 5 Beſondere Kennzeichen: 2—3,5 mm lang, pechſchwarz, greis behaart. Fühler und Beine bei beiden Geſchlechtern rötlich-gelbbraun. Fig. 23 Fig. 24. 0 (Fig. 23) 2—2,3 mm 0 f lang, auffallend kugelig eiförmig. Halsſchild flach gewölbt, nach vorn herab- gezogen und ſtark gekörnelt, nach den Flügeldecken zu mit glatter Mittelleiſte und ſeitwärts fein punk⸗ tiert. Flügeldecken punk⸗ tiert:gejtreift. Ohne häu⸗ tige Flügel. 2 (Fig. 24) 3 3,5 mm lang, walzen⸗ förmig, mit kugeligem, vorn ſtark höckerigem, hinten glattem Halsſchilde. Flügeldecken am Abſturze ſtark gewölbt, mit tiefen Punktreihen und erhabenen, gekör⸗ nelten Zwiſchenräumen. Y 9 /ı ‘Xyleborus dispar Fabr. Fig. 25 A. Lebensweiſe. Flugzeit: April, Mai. Zum Zwecke der Ablage der Eier bohrt ſich das 2? am liebſten unterhalb eines Aſtes, jedoch niemals nahe an der Erde, in liegen: des Holz und junge, geſunde, ſtehende Stämme verſchiedener Laubholzarten ein. Im letz- 5 teren Fall entſteht ſtarker Saftfluß. N Fraß des Xyleborus dispar Fabr. Die Larven erſcheinen im Juni, ver- in einem Eichenſtämmchen (natürl. Größe) puppen ſich im Juli und die Käfer fliegen 1 | \ Schutz gegen Inſekten. im Juli oder Auguſt aus. Sie ſchreiten ſofort zur Begattung und Eierablage. Die bereits im Herbſte fertigen Käfer überwintern reihenweiſe in den Gängen. Generation doppelt. B. Forſtliches Verhalten. Die Fraßbäume des Käfers ſind in erſter Linie: Eichen, Obſt bäume (beſonders Apfel- und Pflaumenbaum) und Rotbuche, in zweiter Linie: Hainbuche, Birken, Ahorne, Eſche, Erlen, Roßkaſtanie, Platane, Edelkaſtanie und Rebſtöcke.“) Wahrſchein— lich befällt er alle Laubhölzer. Die Gänge ſind Gabelgänge. Das 9 bohrt ſich radial in das Holz ein und folgt dann ähnlich wie Xyloterus lineatus Oliv. (I. S. 362 u. f.) in horizontaler Richtung dem Verlaufe der Jahr— ringe [primäre Brutröhren). Von dieſen aus werden rechtwinkelig abzweigende kürzere oder län— gere, in der Richtung der Holßzfaſer verlaufende ſekundäre Brutröhren nach oben und unten an— gelegt. Die Fig. 25 und 26 ſtellen den Fraß des Käfers an fingerſtarken Eichenheiſtern dar. Der peripheriſche Verlauf der primären Brutröhre tritt beſonders in Fig. 25°) zu Tage, während auf dem Querſchnitt in Fig. 26 die ſekundären Brutröhren in verſchiedenen Stadien ihrer Entwickelung beſſer zu ſehen ſind. Die Larven leben haufenweiſe in den Brut— röhren und ernähren ſich von dem Baumſaft und den die Wände der Muttergänge überkleidenden Pilzen. Ihre Verpuppung erfolgt ebendaſelbſt. Die fertigen Käfer verlaſſen den Brutgang durch die Eingangsröhre. Ihre Anweſenheit im Stamme verrät ſich durch die Bohrlöcher und das am Fuße der Stämmchen angehäufte weißliche Bohrmehl— 1) Altum: Bostrichus dispar in Rebſtöcken (Zeit- ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 188). 41 b Fraß des Xyleborus dis- Fabr. in einem Eichenheiſter (natürl. Größe) 4 Flugloch, meiſt über einem Zweige Der Quere nach ge troffene kreisförmige primäre Brutröhren; die oberſte mit der Eingangsröhre } e Angefangene ſekundäre Brutröhren Vollendete Brutröhren, die an einer Stelle ſtets ſchwach gebogen ſind, damit die darin liegen⸗ den Larven nicht nach rutſchen. par . . ſetundäre 2) Dieſe Figur iſt eine Kopie aus Ratzeburg's Waldverderber, 7. Aufl., 1876, S. 218. 42 II. Buch. IV. Abſchnitt. Da der Käfer ganz geſunde Stämme befällt und dieſe zum Ab— ſterben bringt, iſt er mehr phyſiologiſch als techniſch ſchädlich, ing: beſondere in Obſtgärten. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Entfernung des Materials, an welches der Käfer ſeine Brut ablegen kann (liegende Laubſtämme, alte Stöcke ꝛc.). 1 2. Anwendung entrindeter Baumpfähle, da der Käfer in wiederholten Fällen aus berindeten Eichenpfählen auf Obſtbäume u. geleitet wurde.!) b. Vertilgung. 1. Rechtzeitiges Entfernen und Verbrennen der befallenen Stämmchen bzw. Aſte. 2. Verſchmieren der Bohrlöcher mit Teer, Leim oder Baum wachs (Ende April). Bei ſtarkem Befallenſein beſtreicht man den ganzen Stamm und die ſtärkeren Aſte mit der Leinweber' ſchen Kompoſition (I. S. 377 | 2, Zerſtoßen der Käfer in den Bohrlöchern und Gängen mit Draht (Mai) oder Verkeilen derſelben mit kleinen Holzſtiften. | Die beiden letzten Prozeduren find nur in Obſt- und e ausführbar und jedenfalls radikal. — NE 4, Bostrichus (Xyloterus) domesticus L. (Trypodendron domesticum L.). Großer Buhenholz-Borfentäfer. ®) Besondere Kennzeichen: 3—4 mm lang, kurz walzenförmig. Fühler ſtrohgelb, an der Spitze nach innen mit einem Zähnchen. Beine von derſelben Farbe, ausnahmsweiſe dunkler. Halsſchild in der Regel ganz ſchwarz, mitunter jedoch braun, vorn breit gerundet 1) Eichhoff, W.: Über Inſecten-Schaden durch Verwendung berindeter Baumpfähle, Zaunftangen und zu baulichen Zwecken (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XIV. Jahrgang, 1882, S. 704). 2) Nördlinger, Dr. H.: Bostrichus domestieus L. in der Birke (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 46. Band, 2. Heft, 1864, S. 258). Hartig, Dr. Th.: Der Buchen-Splintkäfer Bostrichus (Xyloterus) do- mesticus (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1872, S. 183). Beling: Beitrag zur Naturgeſchichte des Bostrichus lineatus und des Bostrychus domesticus (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 23. Band, 1873, S. 17). Schutz gegen Inſekten. 43 und grob⸗, hinten feiner gekörnelt. Flügeldecken braun, faſt doppelt ſo lang wie zuſammen breit, mit ſehr regelmäßigen feinen Punkt— ſtreifen und an der Spitze neben der Naht deutlich gefurcht. Lebensweiſe ıc.: Die Okonomie iſt der des Nutzholz-Borken— käfers (I. S. 360 u. f.) ſehr ähnlich; die forſtliche Bedeutung des Käfers iſt aber viel geringer, da er mehr in Stöcken und anbrüchigen Stäm: men und auch nicht ſo maſſenhaft auftritt. Die Käfer überwintern in ihren Geburtsſtätten. Als Fraßbaum kommt in erſter Linie die Rotbuche in Betracht. Der Käfer befällt aber auch Ahorne, Birken, Hainbuche, Mehlbeere, Eber— eſche, Akazie, Kirſchbaum, Roterle und Linden. Die Leitergänge verlaufen ſo ziemlich in der Rich— SR j tung der Markſtrahlen (Fig. 27). in Buchenholz artet Größe), Bekämpfung: Raſche Ent⸗ j fernung der Stöcke und Anbruchhölzer aus dem Walde. Saft: fällung. Fig. 27. Zuſatz. Erwähnung möge noch finden der 3—3,5 mm lange, dem Nut: holz⸗Borkenkäfer (I. S. 360) ſehr ähnliche: Xyloterus signatus Fabr., liniierter Laubholzbohrer. Wie der vorige, befällt dieſer Käfer die verſchiedenſten Laub— hölzer (Eichen, Buche, Ahorne, Birken, Linden ze.) und frißt in gleicher Weiſe. Eich hoff bezeichnet den Käfer, weil derſelbe die Eichen bevor: zugt, als: Xyloterus quercus. 2. Unterfamilie. Baſtkäfer (Hylesinini). (I. S. 365). *], Hylesinus fraxini Fabr. (Hylesinus varius Panz.). Kleiner bunter Eſchen-Baſtkäfer (Fig. 28). Beſondere Kennzeichen: 2,5 — 3,5 mm lang, eiförmig, pech— braun bis ſchwarz, unten greis behaart. Fühler und Beine rotgelb. Halsſchild merklich breiter als lang, nach vorn verengt, oben fein höckerig, ohne Mittellinie, gelblich-grau beſchuppt; an der Baſis vor 44 II. Buch. IV. Abſchnitt. dem Schildchen beiderſeits ein bräunlicher Fleck. Flügeldecken gleichmäßig gewölbt, durch kurze, graugelbe Schuppenhärchen buntſcheckig und mit deutlichen, feinen Punktreihen verſehen. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Ende April, Anfang Mai. Die Brut wird an Eſchen (Schäfte und Aſte, ſtehende und liegende Stämme) abgelegt. Die Larven erſcheinen im Mai und ent— / wickeln ſich bis Ende Juli oder Auguſt zu Hylesinus fraxini Fabr. Käfern, welche in der Rinde in unregel⸗ mäßigen Gängen überwintern. Generation einfach. Eichhoff') hat in Elſaß-Lothringen dop— pelte Generation gefunden. Zweiter Flug von Mitte Auguſt ab. Der Käfer iſt weit verbreitet und häufig (beſonders in Oſtpreußen). B. Forſtliches Verhalten. Der Käfer führt im Baſte der Eſche, u. zw. an Stangen und Stämmen, ſchöne, äußerſt regelmäßige, doppelarmige, meiſt 5—8 em lange Wagegänge mit kurzer Eingangsröhre (Fig. 29, bei a). u . — — | N | 11 | 00 Pu Fraß des Hylesinus fraxini Fabr. auf Eſchenſplint (natürl. Größe). a Muttergänge. 5 Larvengänge. e Puppenwiegen. 1) Ueber die jährlich wiederholten e e der Borkenkäfer (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1889, S. 149, hier 157). —— ñ—mñ Schutz gegen Inſekten. 45 Die Larvengänge find kurz, aber dicht gedrängt. Sie ver— laufen ziemlich rechtwinkelig, vom Muttergange abzweigend, nach oben und unten, greifen tief in den Baſt und Splint ein und ſind eben— falls ſehr regelmäßig (Fig. 29, bei )); nur bei ſtarkborkigen Stämmen liegen ſie mehr im Rindenkörper. Die Puppenwiegen gehen tief in den Splint hinein Fig. 29, bei c). An den einmal befallenen Stämmen findet man gewöhnlich einen Gang an dem andern. Der Käfer befällt mit Vorliebe geſundes Holz, in der Regel von oben her und bringt dieſes zum Abſterben. Er ſchadet ferner durch Anbohren frei— ſtehender ſtärkerer Eſchenſtämme bis auf die Baſt— haut, meiſt in der Nähe von Aſten oder Aſtſtellen (ſchon vom September ab), zum Zwecke der Über— winterung. Das von einem Käfer einmal bezogene Winterquartier wird im nächſten Herbſte wieder angenommen und erweitert, da ſich nun mehrere Käfer hier einfinden und in der grünen Rinden— ſchicht kurze, gebogene, ſtrahlenförmige Gänge an: legen. Hierdurch entſtehen an der Angriffsſtelle roſettenartige, krebsähnliche Grindſtellen, die Ratze— burg!) treffend als Rindenroſen?) bezeichnet hat. Die betreffenden Gänge verlaufen gewöhnlich nahezu horizontal; jedoch kommt auch ein ſchräger bis vertikaler Verlauf vor. Infolge der wiederholten Benutzung früher beſchädigter Stellen zum Ein: bohren kann es, bei der Kleinheit der Winter: quartiere und Lebhaftigkeit, mit welcher die Eſche überwallt, leicht vorkommen, daß die Spuren der erſten Winterquartiere nicht mehr genau unter— 7 ſchieden werden können (Fig. 30, bei ) und c). 3 Krebse an einer Eſche 4 Geſchloſſener Krebs Ausnahmsweiſe vagabundiert der Käfer auch “ Tangentialſchuitt 7 « 9 3 2 durch einen Krebs und im Holze der Akazie und des Apfelbaums?); jedoch „ 2 Kadialſchnitte durch find feine Gänge in dieſen beiden Holzarten mehr einen Krebs um die Käfergänge frei zu Lot⸗ als Wagegänge. Je dünner die Aſte find, legen. 1) Die Waldverderbniß oder dauernder Schaden, welcher durch Inſecten— Naß an lebenden Waldbäumen geſchieht. II. Band, 1868, S. 275. 2) Henſchel: Die Rindenroſen der Eſche und Hylesinus fraxini (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 514). Heß, Dr.: Ueber den Eſchenkrebs (daſelbſt, 1895, S. 287). l 3) Henſchel: Vagabondagen im Bereiche des Inſectenlebens (daſelbſt, 1882, S. 9). 46 II. Buch. IV. Abſchnitt. deſto mehr nähern ſich die im allgemeinen wagerechten Gänge der vertikalen Richtung. % In den Religionsfondsforſten des Temeſer Banats (Ungarn) werden die T; Eſchenbeſtände ſeit etwa dem Jahre 1888 ſehrſtark von dieſem Baſtkäfer heimgeſucht. Im Sommer 1890 erreichte die Kalamität ihren Höhepunkt, indem von einem Eſchenholzvorrat von 35000 fm etwa 6000 fm, d. h. 17% gänzlich abjtarben.!) C. Bekämpfung. a 1. Fangbäume mit ſtarker Rinde, um dem zu raſchen Aus- trocknen vorzubeugen (Mitte April). 1 2. Entrinden der mit Brut beſetzten Stämme (Juni, Juli) . und Verbrennen der Rinde und Kite. 3. Anſtrich der befallenen Stämme mit Teer oder Naupenleim. Der Teeranſtrich wurde im Frühjahr 1878 in der Umgebung des Oſtſee- bades Cranz (bei Königsberg), wo der Käfer große Verwüſtungen angerichtet | hatte, mit Erfolg angewendet.“) 2. Hylesinus erenatus Fabr. Großer ſchwarzer Eſchen-Baſtkäfer (Fig. 31). Beſondere Kennzeichen: 4,5 —5,5 mm lang, lang:eiförmig, gewölbt, ſchwarzbraun bis ſchwarz, oben unbehaart und wenig glänzend, unten behaart. Fühler und Beine rötlich— braun. Halsſchild etwas breiter als lang, nach vorn verengt, ſehr dicht und ziemlich grob punktiert, mit kurzen Längsrinnen in der Mitte. Flügeldecken in der Mitte am brei- teſten, hinten etwas abſchüſſig, mit ſtark ver— tieften, reihenweiſe ſtehenden, großen Punkten; | die Zwiſchenräume ſtark runzelig-gekörnt und mit kurzen, ſchwärzlichen Börſtchen beſetzt. Fig. 31 A. Lebensweiſe. : Flugzeit: Ende April, Mai. en Die Eier werden gleichfalls an Ejchen abgelegt. Die Käfer ſind bis zum Juli fertig und ſchreiten in der Regel ſogleich zur Begattung und Eierablage. Im Oktober kommen die neuen Käfer aus, welche überwintern. Es ereignet ſich aber oft, daß die zweite Brut im Larvenzuſtand überwintert. Generation doppelt. Seltener als der vorige. 1) Pachmajer, Otto: Verheerungen durch Hylesinus fraxini (Central— blatt für das geſammte Forſtweſen, 1891, S. 239). 2) Eſchenborkenkäfer-Verheerungen bei Königsberg in Preußen (daſelbſt, 1878, S. 519). Schutz gegen Inſekten. 47 B. Forſtliches Verhalten. Auch dieſer Käfer befällt faſt nur die Eſche, ) aber nur ſtärkere Stämme mit riſſiger Borke. Der Käfer macht kurze (1,5 — Sem), breite, leicht gekrümmte, meiſt zweiarmige Wagegänge im Baſte (Fig. 32, bei a). Im letzteren Falle ſind die beiden Arme in der Regel un— Fraß des Hylesinus crenatus Fabr. in Eſchenrinde (normales Fraßbild) a Muttergänge b Larvengänge, die bei ce nach den in der Rinde gelegenen Puppenwiegen verlaufen gleich lang und mitunter winkelig zu einander geſtellt; zuweilen fehlt einer ganz. Die Larven nagen von dieſen Gängen aus erſt auf- und ab— wärts, wenden ſich aber nach kurzer Strecke ſeitwärts, freſſen alſo 1) Nitſche, Dr. H.: Mittheilungen aus dem zoologiſchen Inſtitute der fönigl. Sächſiſchen Forſtakademie zu Tharand. 2. Über den Fraß von Hyle- sinus crenatus Fabr. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 31. Band, 1881, S. 158, hier 172). —t—z.: Die Gänge des ſchwarzen Eſchenbaſtkäfers (Hylesinus erenatus Fabr.) (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 469). — Dieſe Mis celle bringt einen Auszug aus Nitſche's Abhandlung. 48 II. Buch. IV. Abſchnitt. dann mehr in horizontaler a ſehr lange, bis 25 em erreichende Gänge (Fig. 32, bei )). Die Wiege iſt aber wieder mehr vertikal Fig. 38. gelagert (Fig. 32, bei c). Bei ſtarkem N Beflogenſein eines Stammes freſſen die Larven mitunter dicht gedrängt neben— einander, in welchem Falle die einzelnen Gänge gar nicht mehr zu erkennen ſind (Fig 33). Dieſes Fraßbild iſt jedoch nicht 7 das normale. Wenn die 2e nicht zur Ablage ihrer Eier kommen, ſo finden ſich an Stelle der Brutgänge nur ſogenannte Miniergänge vor, oft ganz flach unter der oberſten Borke, welche dann an den betreffenden Stellen faſt ſtets aufſpringt und abbröckelt. Ausnahmsweiſe hat man den Käfer 5 in alten Eichen freſſend gefunden, B. im ruſſiſchen Gouvernement Cher⸗ 129 ) Die Gänge waren hier zum Teile ſogar dreiarmig. Fraß des Hylesinus crenatus Fabr. C. Bekämpfung. in Eſchenrinde (abnormes Fraßbild). ar 25 ii Einſchlag der ſtark beflogenen Stämme; 2 a Entrinden derſelben und Verbrennen der, er ende 3 . 5 d Freſſende Larven. Rinde. 3. Hylesinus vittatus Fabr. Ulmen-Baſtkäfer. Beſondere Kennzeichen: 2— 2,5 mm lang, oval, glanzlos. Fühler und Beine rotgelb. Halsſchild etwas breiter als lang, nach vorn verengt, ſehr feinkörnig punktiert, gelblich beſchuppt, mit zer— ſtreuten größeren Körnchen. Flügeldecken hinten abſchüſſig gewölbt, fein punktiert-geſtreift, mit bräunlich-gelben Schüppchen, welche mitunter unregelmäßige Flecken oder ſchräge Längsbinden bilden, dicht bekleidet. 1) Koerber: Hylesinus erenatus; nach einem Berichte des Profeſſors E. Ballion im ruſſiſchen Forſtjournal (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, VII. Band, 1875, S. 234). Altum, Dr.: Zoologiſche Miscellen. 4. Hylesinus crenatus Fabr. (daſelbſt, VIII. Band, 1876, S. 492, hier 496). Derſelbe: Der große ſchwarze Eſchenbaſtkäfer (Hylesinus erenatus Fab.) (daſelbſt, X. Band, 1879, S. 397). * Schutz gegen Inſekten. 49 Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Mai. Die Ablage der Eier er— folgt an Ulmen. Generation vermutlich einfach. Die 2—4 cm langen Muttergänge find doppelarmige Wage— gänge, die hauptſächlich im Baſte liegen. Die Eingangsröhre dringt nicht bis zum Splinte vor. Die kurzen Larvengänge zweigen nahezu rechtwinkelig nach oben und unten ab und verlaufen gleichfalls vorwiegend im Baſte. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 3. Unterfamilie. Splintkäfer (Scolytini). (J. S. 394). 1. Scolytus Geoffroyi Goeze. (Scolytus destructor Oliv.; Eccoptogaster scolytus Rtzb.). Großer Ulmen-Splintkäfer (Fig. 34).') Beſondere Kennzeichen: 5—7 mm lang, ſchwarz oder pech— braun, auffallend glänzend. Fühler und Beine rötlich-braun. Stirne fein gerunzelt, mit kurzen, gelben Haaren. Halsſchild etwas breiter als lang, in der Mitte faſt verſchwindend, an den Rändern dichter punktiert. Flügeldecken nach hinten etwas verſchmälert, tief punktiert⸗geſtreift. Zwiſchenräume ſehr breit, mit zahlreichen, meiſt 2— 3 unregelmäßige Reihen bildenden Pünktchen und einzelnen gelblichen Härchen. Naht nur an der Baſis, bis höchſtens zur Mitte, niedergedrückt. Der dritte und vierte Hinterleibsring in der Mitte mit einem Pr Höckerchen. Scolytus Geoffroyi Goeze. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mai, Juni, — der neuen Brut: Auguſt. Die Eier werden in mohnkorngroße Kerben der Rinde von Ulmen abgelegt, bald wenige (10 — 12 auf jede Seite), bald viele (über 30), vorzugsweiſe an kränkelnde Stämme. Die Larven erſcheinen Ende Mai. Verpuppung im Juli. Die Käfer kommen im Auguſt aus und ſchreiten (nach Eichhoff) ſogleich zur Begattung und Eierablage. Die Larven der zweiten Brut g 1) Eichhoff, W.: Ueber den großen Ulmen-Splintfäfer (Scolytus Ratze- burgii Thoms. Geoffroyi Eichh.) (Mündener Forſtliche Hefte, I. 1892, S. 95). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl 1 Fig. 34. 50 II. Buch. IV. Abſchnitt. freſſen vom Auguſt bis März, überwintern an ihren Fraßplätzen und verpuppen ſich im Nachwinter bis April gewöhnlich in der Rinde, ſeltener im Splinte. Das Auskommen der zweiten Brut erfolgt im Mai. Die Fluglöcher haben etwa die Größe der Hühnerſchroten. Generation doppelt. Pauly!) nimmt 1jährige Generation an, die er überhaupt allen Scolytus- Arten zuſchreibt. Der Käfer iſt häufig und weit verbreitet. B. Forſtliches Verhalten. Der Käfer befällt die Ulme, ältere und jüngere Stämme, mit— unter auch die Eſche. An ſtehenden Stämmen beginnt ſein Angriff und Fraß meiſt in kranken Aſten und Gipfeln und ſetzt ſich von da abwärts fort. Der Muttergang iſt ein kurzer (2—4 em langer), 2,5 3 mm breiter, aufſteigender, manchmal etwas gebogener Lotgang, in der Regel ohne Luftlöcher. Er verläuft in der unteren Baſtſchicht; jedoch wird auch die Splintſchicht mit berührt. Die kurzen Larvengänge zweigen ziemlich regelmäßig in recht— winkeliger Richtung von ihm ab, liegen dicht aneinander in der Rinde, unter Berührung des Splintes, find mitunter 10—15 em lang, une gemein zierlich geſchlängelt und an ihren Enden faſt breiter als der Muttergang. Die Puppen wiegen liegen gewöhnlich in der Rinde und greifen nur bei dünner Borke in den Splint ein. Eine ungewöhnliche Verbreitung dieſes und des folgenden Ulmen-Splint⸗ käfers an ſtarken Feld- und Flatterulmen in Berlin längs der Boulevards zwiſchen dem Tempelhofer und Schöneberger Ufer wird von Ratzeburg!) näher mitgeteilt. Ein großer Teil der 20—30 em ſtarken Alleebäume, die in— folge hohen Grundwaſſerſtandes kränkelten, wurde 1870 durch den Käferfraß zum Abſterben gebracht. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Anſtrich der Ulmen (in Alleen, Parks ꝛc.) mit Teer oder der Leinweber'ſchen Kompoſition (J. S. 377) im Mai. Zu den Haupt⸗ feinden dieſes Splintkäfers gehört der große Buntſpecht. 1) Borkenkäferſtudien (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 193, hier 196 und S. 233, hier 237). 2) Ein Fall von ungewöhnlicher Verbreitung des Rüſtern-Borkenkäfers, des Scolytus destructor Ol. (Eccoptogaster Scolytus Herbst.) und S. mul- tistriatus Marsh. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, III. Band, 1871, S. 403). TE Zu Schutz gegen Inſekten. 51 b. Vertilgung. 1. Fällung von Fangbäumen!) (Juli bis September). Zum Anlocken des Frühjahrsfluges läßt ſich das den Winter über ge— ſchlagene Holz benutzen. 2. Einſchlag der mit Brut beſetzten Stämme (vom Juli ab) und Verbrennen der Rinde. 2. Scolytus multistriatus Marsh. Kleiner Ulmen-Splintkäfer. Beſondere Kennzeichen: 3—4 mm lang, ſchwarz oder pech— braun, weniger glänzend als der vorige. Fühler und Beine rötlich— braun. Stirne ſehr fein gerunzelt. Halsſchild etwas länger als breit, in der Mitte feiner und weitläufiger punktiert als an den Seiten. Flügeldecken nach hinten verſchmälert, gleichmäßig dicht punktiert— geſtreift. J mit einem charakteriſtiſchen nach hinten gerichteten Dorn: fortſatz am zweiten Hinterleibsringe. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Juni, dann wieder im Auguſt und September. Die zweite Brut überwintert im Larvenzuſtande. Der Käfer bewohnt namentlich die Aſte und Gipfelpartieen älterer Ulmen und Eſchen, häufig in Gemeinſchaft mit dem vorigen. Der Muttergang iſt ein kurzer (2—3 em langer), zierlicher Lotgang ohne Luftlöcher, der nur wenig in den Splint eingreift. Die dünnen, dicht beiſammen ſtehenden Larvengänge verlaufen ziemlich regelmäßig auf der Splintoberfläche. Fluglöcher wie mit Vogeldunſt geſchoſſen. Generation doppelt. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. 3. Scolytus Ratzeburgii Jans. (Scolytus destructor Thoms.; Eccoptogaster destructor Rtzb.). Großer Birken-Splintkäfer. Beſondere Kennzeichen: 5—7 mm lang, ſchwarz, glänzend, dem großen Ulmen-Splintkäfer ſehr ähnlich und durch folgende ſpezielle Merkmale charakteriſiert: Halsſchild kaum breiter als lang, vorn etwas gebuchtet, in der Mitte weitläufig und ziemlich fein punktiert, an den Seiten mit gröberen Punkten. Zwiſchenräume der Flügel— decken breit und flach, nur mit einer Reihe feiner Pünktchen ver— 1) Altum: Fangbäume gegen Eecoptogaster scolytus (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIII. Jahrgang, 1881, S. 61). Fangbäume für den Ulmenſplintkäfer (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 130). — Ein Auszug aus der vorſtehenden Notiz. 4 * 52 II. Buch. IV. Abſchnitt. ſehen. Naht bis zur Spitze vertieft. Der dritte Hinterleibsring nur beim 3 mit einem Höckerchen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Mai, Juni. Die Eier werden in Bir kenrinde abgelegt, in welcher Käfer und Larven leben. Generation einfach.“) „7 „7 Gänge des Scolytus Ratzeburgii Jans, an Fluglöcher des Scolytus Ratzeburgii Jans. Birkenrinde, von innen gejehen. an Birkenrinde, von außen gejehen. 1 Die Muttergänge ſind ſchön regelmäßige, bis 11 em lange, 3—4 mm breite, gerade Lotgänge mit zahlreichen (bis 10) Luft⸗ löchern, aber ohne Eiergrübchen, in Rinde und Splint. Die Larvengänge zweigen dicht neben einander nach rechts und links ab und ſind ziemlich regelmäßig um den Lotgang gruppiert (Fig. 35). Die Wiegen liegen vorwiegend in der Rinde. Die Flug— löcher fallen auf der weißen Birkenrinde ſehr in die Augen (Fig. 36). Der Käfer befällt hauptſächlich jüngere kränkelnde Stämme, deren Ab ſterben er beſchleunigt. In Ländern mit vielen Birkenwaldungen (Ruß⸗ land) verdient er jedenfalls als merklich ſchädlich Beachtung. Bekämpfung: Fällung und rechtzeitiges Entrinden der be— ſetzten Stämme. 1) Pauly, Dr. A.: Borkenkäferſtudien. 1. Ueber die Generation des großen Birkenſplintkäfers Eecoptogaster destructor Ratz. (Forſtlich-natur⸗ wiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 193 und 233). * Schutz gegen Inſekten. 53 4. Scolytus intrieatus Rtzb. (Eecoptogaster pygmaeus Gyll.). Eichen⸗Splintkäfer (Fig. 37). Beſondere Kennzeichen: 3—4 mm lang, ſchwarz, dünn greis behaart. Fühler und Beine rötlich-braun. Halsſchild etwas breiter als lang, auf der Scheibe ſtark glänzend, an den Seiten ſtärker und dichter punktiert als in der Mitte. Flügeldecken matt pechbraun, nach hinten verſchmälert, mit ſehr dichten Punkt⸗ ſtreifen, welche ſtellenweiſe durch feine, etwas ſchräg gerichtete Runzeln unterbrochen werden. Naht nur dicht hinter dem Schildchen vertieft. Hinterleibsringe ohne Höcker. Fig. 37. A. Lebensweiſe. Wie bei dem großen Ulmen -Splintkäfer. N Die Eier werden aber in der Regel nur an Scolytus intricatus Rtzb. Eichen abgelegt, vorwiegend an jüngere Stämme. | Generation einfach. Der Käfer iſt ziemlich weit verbreitet. B. Forſtliches Verhalten. Dieſer Splintkäfer befällt alle Arten der Eiche (auch auslän- diſche), ſeltener die Buche (Nördlinger), u. zw. vorwiegend ſchwächere Stämme und Aſte. Der Käfer macht einen kurzen (1— 3 em langen) ein armigen Wagegang im Splinte. Larvengänge (30 —40) außergewöhnlich lang und fein, aber meiſt undeutlich; ſie verlaufen teils nach oben, teils nach unten im Splinte. Puppenwiegen bald in der Rinde, bald oberflächig im Splinte. Fluglöcher wie mit Dunſt geſchoſſen, daher an älteren Stämmen nicht leicht erkennbar. Die Käfer bevorzugen zwar kränkelnde Stämmchen, greifen aber auch vollkommen geſunde Heiſter bzw. Stangen an und bringen dieſe zum Abſterben. Im Bois de Vincennes ſollen die Käfer vor Jahren gegen 50000 Stück 25—30 jährige Eichen getötet haben. Sie wurden in berindeten Eichen— pfahlen, die man zu Umzäunungen 2c. verwendete, eingeſchleppt.“) h 1) Eichhoff, W.: Über Infecten- Schaden durch Verwendung berindeter Baumpfähle, Zaunſtangen und zu baulichen Zwecken (Zeitſchrift für Forft- d Jagdweſen, XIV. Jahrgang, 1882, S. 704). 4 2 54 II. Buch. IV. Abſchnitt. Im Juni 1895 wurden bei Waldenburg (Sachſen) mehrere im November 1894 gepflanzte 15—20 jährige Eichenſtangen von 7—8 cm Bruſthöhenſtärke derart von dem Käfer befallen, daß fie alsbald gefällt werden mußten (Gerlach). ) Neu iſt die 1897 in der Oberförſterei Lutau bei Linde (Weſt⸗ preußen) gemachte Beobachtung, daß die Käfer die Baſis der jüngſten Eichentriebe befallen und, im Aſtwinkel ſitzend, von oben her ein ihrem Körperumfang entſprechendes Loch in den Teil des vorjährigen Triebes freſſen, welchem der diesjährige Zweig aufſitzt. Infolge dieſer zur Blütezeit der Eiche erfolgenden Beſchädigung vertrocknen zahlreiche Zweige, brechen aus und fallen zu Boden. Hierdurch wird nicht nur das Wachstum beeinträchtigt, ſondern auch die Fruchternte vermindert.“ C. Bekämpfung. 1. Sorgfalt bei Ausführung der Heiſterkulturen. 2. Vermeidung berindeter Eichenpfähle zu Umfriedigungen. Aushieb der befallenen Stämmchen. 5. Scolytus carpini Rtzb. Hainbuchen-Splintkäfer. Beſondere Kennzeichen: 3—3,5 mm lang, ſchwarz, etwas glänzend. Fühler und Beine rötlich-gelbbraun. Halsſchild faſt etwas länger als breit, ziemlich ſtark-, aber weitläufig punktiert. Flügel⸗ decken dunkelbraun, ſehr dicht und gleich ſtark punktiert⸗geſtreift. Naht bis über die Mitte der Decken vertieft. Hinterleib eingedrückt. Lebensweiſe ꝛc.:: Der Käfer befällt die Hainbuche, geht aber nur an ältere kränkelnde Stämme. Kopfholz wird mit Vorliebe angenommen. Der Muttergang iſt ein kurzer Wagegang unter und in der Rinde. Der Käfer iſt ziemlich weit verbreitet, aber nicht häufig und nur von geringer Bedeutung. os 6. Scolytus pruni Rtzb.°) Großer Obſtbaum-Splintkäfer. Beſondere Kennzeichen: 3,5—4,5 mm lang, ſchwarz, glänzend, Rand des Halsſchildes und Flügeldecken pechbraun. Fühler und Beine 1) Nitſche, Dr. H.: Kleinere Mittheilungen über Forſtinſekten. III. Seo lytus intricatus Ratz. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, S. 225, hier 230). 2) Eckſtein, Dr. Karl: Käferſchaden (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 182, hier 186). } 3) Die Aufnahme der unter 6 und 7 beſchriebenen Splintkäfer in den „Forſtſchutz“ begründen wir damit, daß in manchen Forſthaushalten auch die Verwaltung von Obſtgärten mit zu den Dienſtobliegenheiten der Forſt⸗ verwalter gehört (z. B. im Großherzogtum Heſſen). Schutz gegen Inſekten. 55 rötlich⸗braun. Halsſchild faſt ſo lang als breit, nach vorn verengt, oben fein, an den Seiten etwas gröber punktiert. Flügeldecken rot⸗ braun, nach hinten verſchmälert, ſtark punktiert⸗geſtreift, mit einer Reihe feinerer Punkte auf den Zwiſchenräumen. Naht am Schildchen bis über die Mitte vertieft. Lebensweiſe ꝛc.: Dieſer Splintkäfer befällt hauptſächlich Pflaumen⸗ und Zwetſchen⸗ bäume, iſt aber auch in an⸗ deren Obſtbäumen, Trauben⸗ kirſchen und Ebereſchen an⸗ getroffen worden. Der Muttergang, ein kurzer Lot⸗ oder Schräg⸗ gang, beginnt häufig mit einer buchtigen Erweiterung und verläuft ſeicht im Splinte. Die langen, zierlichen Larvengänge gehen recht⸗ winkelig nach rechts und links ab, ſchlängeln ſich aber bald teils auf⸗ teils abwärts und verlaufen gleichfalls im Splinte. Die Puppen⸗ wiegen greifen meiſt tief in denſelben ein. Die Aſte werden mehr befallen als die Stämme. Die Überwinterung ge⸗ ſchieht meiſt im Larvenzu⸗ . = ſtande. ı Generation einfach. Scolytus pyri Rtzb. im Splinte des Apfelbaumes Für Pflaumenbäume iſt a Muttergang. d Larvengänge. c Puppenwiegen. der Käfer ſehr ſchädlich. Bekämpfung: Abſchneiden bzw. Abhieb und ſofortiges Ver— brennen der befallenen Aſte bzw. Stämme (April). Zuſatz. In Apfelbäumen wirtſchaftet in ganz derſelben Weiſe: Scolytus pyri Rtzb., der Apfelbaum-Splintkäfer, welcher wohl nur eine Varietät von Scolytus pruni Rtzb. iſt und ſich beſonders durch matteres Ausſehen von dieſem unterſcheidet. 56 II. Buch. IV. Abſchnitt. Über die Okonomie dieſes Käfers belehrt Fig. 38. Der von einer rammelkammer⸗ähnlichen Erweiterung ſchräg aufſteigende Muttergang (Fig. 38, bei a) ſchneidet ſcharf in den Splint ein. Zur Linken befinden ſich zahlreiche Eierniſchen, zur Rechten ſtark geſchlängelte Larvengänge (Fig. 38, bei )) und einige Puppenwiegen im Splinte (Fig. 38, bei e). 7. Scolytus rugulosus Rtzb. Kleiner runzeliger Obſtbaum-Splintkäfer. Beſondere Kennzeichen: 2—2,5 mm lang, oval, pechbraun bis ſchwarz. Spitze der Flügeldecken, Fühler und Beine rötlich-braun. Halsſchild länger als breit, nach vorn ziemlich ſtark verengt, dicht mit tiefen, namentlich an den Seiten zu Runzeln zufammenfließenden Punkten beſetzt. Flügeldecken gelb- bis rötlich-braun, glanzlos, dicht punktiert⸗geſtreift. Naht nur am Schildchen vertieft. Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer hauſt in Aſten oder ſchwachen Stämmen verſchiedener Obſtbäume (Pfla umen-, Kirſch-, Apfel-, Birn⸗, Pfirſich-, Aprikoſen-, Quittenbaum), auch in Birken, Ahlkirſch und Ebereſche. Der Muttergang iſt ein kurzer (1—3 em langer) Lotgang im Splinte. Die zahlreichen Larvengänge ſind lang, ungemein zierlich und endigen je in einer tief im Splinte liegenden Wiege. Über⸗ winterung im Larvenzuſtande. Generation wahrſcheinlich auch einfach. Eichhoff nimmt doppelte an. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen, mit welchem er häufig gemeinſchaftlich auftritt. 4. Unterfamilie. Kernkäfer (Platypini). (J. S. 395). Platypus cylindrus Fabr. Eichen-Kernkäfer. Beſondere Kennzeichen: 5—5,5 mm lang, walzenförmig ge: ſtreckt, dunkelbraun, wenig glänzend, gelblich behaart. Fühler und Beine rotbraun. Kopf ſehr breit, mit vorſpringenden Augen. Hals⸗ ſchild länger als breit, ſehr fein aber weitläufig punktiert, hinter der Mitte mit kurzer Längsrinne, welche beim ? einen rundlichen, äußerſt dicht punktierten Fleck durchſchneidet. Flügeldecken mit ſtark verz tieften, punktierten Längsſtreifen und kielartig erhabenen Zwiſchen⸗ räumen. Abſturz dicht gelb behaart; beim Z beiderſeits am Ende des dritten Zwiſchenraums ein kleines Zähnchen, am Ende des letzten Zwiſchenraums ein größerer Zahn. Beim ? iſt der Abſturz gekörnt. Schutz gegen Inſekten. 57 Lebensweiſe ꝛc.: Der Käfer befällt Stöcke (vorwiegend) und Stämme der Eichen, auch Edelkaſtanie und geht in das Holz, unter Umſtänden bis zum Kerne. Nach Anlegung einer kurzen Eingangsröhre führt er von dieſer aus mehrere ſchön dendritiſch verzweigte, ſehr lange und ca. 2 mm breite Brutröhren. Dieſe folgen den Jahrringen oder durchſchneiden ſie ſehr ſchräg, verlaufen aber nicht nur in horizontaler Richtung, ſondern auch in Bogen nach auf- und abwärts, wodurch ſie ſich von den Brutgängen der Kyloteren unterſcheiden.“) Das 2 nagt (wie bei den Xyloterus-Arten) ober- und unterſeits vom Brutgang in kurzen Abſtänden geräumige Eierniſchen aus und legt darin je ein Ei ab. Die Larven freſſen hiervon abzweigende 5—7 mm lange und 2 mm breite Puppenhöhlen, ſtreng in der Richtung der Holzfaſer, wodurch in Verbindung mit den Muttergängen die bekannte Form der Leitergänge entſteht. Der Käfer iſt in Südeuropa heimiſch, kommt aber auch ſchon in Süddeutſchland und Oſterreich-Ungarn vor. Bekämpfung: Rodung der befallenen Eichenſtöcke. 11. Familie. Bockkäfer, Langhörner (Cerambyeidae). (l. S. 395). 1. Cerambyx cerdo L. (Hammaticherus heros Scop.). Großer Eichen-Bockkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 40— 50 mm lang, pechbraun bis ſchwarz, mattglänzend. Augen ausgerandet, ziemlich grob facettiert. Fühler ſehr lang, die erſten 4 Glieder verdickt, ſtark keulenförmig. Halsſchild grob gerunzelt mit einem ſtarken Dorn auf jeder Seite. Flügeldecken vorn faſt ſchwarz und grob, hinten rotbraun und feiner runzelig punktiert, nach der Spitze verengt und am Ende etwas ein— gebuchtet. — Larve bis 75 mm lang, gelblich-weiß, mit ſehr kleinen Füßen, durch große elliptiſche Hornplatten auf den Ringen ausgezeichnet. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Juni, Juli. Die Ablage der Eier erfolgt an friſchgefällte oder ſtehende anbrüchige, ſtarke Eichen. Die Larve (der jog. große Wurm) plätzt anfangs unter der Rinde, dringt dann in den Splint ein und mitunter ſogar bis zum 1) Knotek, J.: Die Brutgänge des Eichenkernkäfers (Platypus cylin- drus F.) (Oeſterreichiſche Vierteljahrsſchrift für Forſtweſen, N. F. XIV. Band, 1896, S. 148). — Der Verfaſſer maß in einem Eichenſpaltſtücke die Länge eines Brutganges mit 7 em, fügt aber hinzu, daß dieſe Länge durchaus nicht als Maximum aufzufaſſen jei. 58 II. Buch. IV. Abſchnitt. Kerne vor. Sie durchwühlt das Holz in fingerſtarken, im Quer⸗ ſchnitt ovalen, geſchlängelten Gängen (Fig. 39), die ſich unter dem Einfluſſe paraſitiſcher Pilzwucherungen ſchwärzen, und wird hierdurch techniſch ſchädlich. Die Larve ſcheint 3—4 Jahre zu leben. Fig. 39. Ni] | 9 0 Fraß der Larve des Cerambyx cerdo L. in anbrüchigem Eichenholze. 0 Die Verpuppung findet gleichfalls im Holz in einer glatt ge⸗ nagten Wiege ſtatt. Das Auskommen erfolgt während des Winters. Der Käfer nimmt ſeinen Ausgang durch die großen Larvengänge. Generation 3—4jährig. ‘ Der Käfer befällt nicht nur die beiden deutſchen Eichenarten, ſondern auch die Zerreiche. Er ſoll im Süden auch in Eſchen und Nußbaum vorkommen (Keller), ferner in Korkeiche (Lamey). Bekämpfung: Sammeln der Käfer zur Flugzeit an warmen Abenden. Schutz gegen Inſekten. 5%, 2. Callidium insubrieum Germ.) Ahorn-Bockkäfer. Beſondere Kennzeichen: 18—24 mm lang, ſchwarz, glänzend. Halsſchild in der Mitte glatt und fein punktiert, an den Rändern grob runzelig. Flügeldecken metalliſch-grün, in der unteren Hälfte mehr oder minder kupferfarbig, nach der Mitte zu etwas verengt, an der Baſis grob, nach hinten allmählich feiner gerunzelt. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit: Ende Mai, Anfang Juni. Die Eier werden an die Rinde des Bergahorn abgelegt. Die auskommende Larve lebt und plätzt im erſten Jahr unter der Rinde, wo ſie überwintert. Im zweiten Jahre geht ſie in das Holz und fertigt hier einen zuerſt aufſteigenden und dann hakenförmig abſteigenden Gang, an deſſen Wänden ſich bald ſchwärzliche Pilzraſen einfinden. Im dritten Frühjahr erfolgt die Verpuppung. Der fertige Käfer arbeitet ſich durch das Bohrmehl des Larvenganges ins Freie. Generation 2jährig. Im allgemeinen ſelten. Die Stämme ſollen den Fraß verhältnismäßig lange aushalten, werden aber natürlich in techniſcher Hinſicht völlig entwertet. Im Anfang der 1860er Jahre iſt der Käfer im ſüdöſtlichen Weſtfalen, u. zw. in den Fürſtlich Wittgenſtein⸗Berleburg'ſchen Forſten (zwiſchen Lahn und Eder) in zopftrockenen, älteren Bergahorn-Stämmen in anſehnlicher Menge aufgetreten.“) 3. Saperda carcharias L. (Saperda punctata de Geer). Großer Pappel-Bockkäfer (Fig. 40). Beſondere Kennzeichen: Käfer (Fig. 40a) 23—30 mm lang, von gedrungenem Baue, grau- bis braungelb befilzt, mit vielen ſchwarzen, glänzenden Punkten überſäet. Stirne zwiſchen den Fühlern gefurcht. Fühler gelblich⸗grau behaart; jedes Glied (mit Ausnahme des letzten) am oberen Ende ſchwarz. Halsſchild kurz, walzenförmig. Flügeldecken breiter als das Halsſchild, mit ſtark vorragenden Schultern, grob und tief punktiert, gegen die Spitze hin ſtark verengt, am Ende etwas klaffend. Beine rehfarbig behaart; Schenkel am Anſatze der 1) Von manchen Coleopterologen wird dieſe Art als eine Varietät von Callidium (Rhopalopus) hungaricum Hbst. angeſehen. 2) Altum, Dr.: Der Ahornbockkäfer. Callidium insubricum Germ. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VII. Band, 1875, S. 129). — Er⸗ wähnt wird dieſer Käfer bereits von Ratzeburg (Die Waldverderbniß ꝛc. II. Band, 1868, S. 299 u. f.), jedoch unter der irrigen Bezeichnung „Cerambyx dilatatus“. 60 II. Buch. IV. Abſchnitt Schiene ſchwarz. — Larv (Fig. 40 )) bis 36 mm lang, fußlos, walzig, gelblich-weiß, ſparſam behaart, mit brau- nen Mandibeln und Haft ſcheiben oben vom dritten, unten vom zweiten bis zum zehnten Ringe. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Juni, Juli. f Saperda carcharias L & SE n erfolgt im = Böer 5 Sie Juni in Rindenritzen von Pappeln, beſonders an glatte Stämmchen in der Gegend des Wurzelſtockes. 3 Die Larven kommen im Juli, Auguſt aus, leben und übers wintern zweimal im Holz und verpuppen ſich im Mai des dritten Jahres. 4 Die Puppen liegen kopfabwärts auf einem Pfropfen von Bohr ſpänen. Auskommen des Käfers im Juni des dritten Jahres. 1 Generation 2jährig. Weit verbreitet und häufig. B. Forſtliches Verhalten. Der Fraß der Larve findet in jungen, geſunden, im freudigſten Wachstume Gen den Pappeln, auch in Weiden (Baum⸗ weide) ſtatt. Am meiſten ſind Aſpe und Schwarzpappel bis etwa zum zwanzigſten Jahre gefährdet. Kernwüchſe werden in der Regel erſt vom fünften, Wurzelſchößlinge hin- gegen ſchon vom dritten Jahr ab angenommen. Die Larven freſſen zunächſt unregelmäßige Plätze unter der Rinde und durchwühlen dann das Holz in langen, aufrechten Gängen, Fraß der Larve von Saperda die bis zum Kerne vordringen (Fig. 41). sarcharias L. in einem Pappel. Mit dem Fortſchreiten des Fraßes füllen ſch * ſtämmchen (natürl. Größe) 9 3 : a Bohrſpäne letztere mit braungelben Bohrſpänen (bei a), - | Schutz gegen Inſekten. 61 velche von den erwachſenen Larven durch ein Bohrloch herausgetrieben verden und ſich am Fuße der bewohnten Stämmchen anhäufen. hieran ſowie durch eine ſtärkere Anſchwellung am unteren Ende iſt er innere Feind zu erkennen. Auf dem Hirnſchnitte (Fig. 42) ſind ie im Querſchnitt ovalen Gänge erſichtlich. Fig. 42. Fraßgänge der Larve von Saperda carcharias L. in einem Pappel ſtämmchen, im Querſchnitte. Die durchwühlten Heiſter ſterben infolge dieſes Angriffs ab, brechen auch leicht durch Wind. Altere Stämmchen verwachſen zwar den Schaden mitunter; ſind fie aber ſtark befallen, jo gehen fie gleich- falls ein. In Baumſchulen und Alleen iſt dieſer Fraß ſehr empfindlich. Der Käfer frißt im Juni und Juli große, zaſerig gerandete Löcher in Pappelblätter; jedoch iſt dieſer Fraß nicht von Belang. C. Bekämpfung. 0 a. Vorbeugung. Anſtrich der Stämmchen mit einem Gemenge aus Lehm und hmiſt oder mit der Leinweber'ſchen Kompoſition bis auf etwa 1,5 m Höhe über dem Boden (Juni). Dieſe Maßregel iſt wenigſtens in Baumſchulen nicht zu unterlaſſen. 1 Im übrigen wird man vermeiden, neue Pappel-Baumſchulen in der Nähe älterer Pappeln anzulegen. 62 II. Buch. IV. Abſchnitt. b. Vertilgung. 1. Sammeln der Käfer durch Schütteln der Stämmchen (Juni, Juli) und Vernichten jener. 2. Rechtzeitiger Aushieb und Verbrennen der bewohnten Stämmchen. 4. Saperda populnea L. Kleiner Pappel-Bockkäfer, gelbſtreifiger Aſpen- Bockkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 8—13 mm lang, walzen— förmig, grünlich-grau bis ⸗dunkelbraun, mit feiner, ſparſamer, gelblich—⸗ grauer Behaarung. Stirne zwiſchen den Fühlern nicht vertieft. Fühler ſchwärzlich; jedes Glied von der Wurzel ab bis zu zwei Drittel der Länge grau behaart. Halsſchild mit 3 dicht gelb behaarten Längs— ſtreifen, von denen der mittlere ſehr ſchmal und daher oft undeutlich iſt, während die Seitenſtreifen breit ſind. Flügeldecken mit groben Punkten beſetzt und mit je 4— 5 rundlichen, dicht gelb behaarten Fleckchen, an der Spitze abgerundet. — Larve 13—15 mm lang, gelblich, im übrigen der des großen Pappel-Bockkäfers ſehr ähnlich. Lebensweise ꝛc.: Flugzeit im Mai, Juni. Das 2 legt feine Eier von Mitte Juni ab einzeln in Rinden— ritzen junger Aſpen, ſelten an andere Pappel-Arten (Silberpappel). Am liebſten find ihm 2—6jährige Kernſtämm— Fig. 43 Sig. 44 chen und Loden. An ſtärkerem Holze befällt er f Al: 1— 2 cm ſtarke Aſte. Die ausgeſchlüpfte Larve bohrt ſich Juli) durch die Rinde und verurſacht durch ihren Fraß kugelige Auftreibungen(Fig. 43). Im erſten Sommer frißt ſie platzweiſe in den äußerſten Splintlagen und macht hier— auf einen ſchmalen, hohen Gang ringförmig unter der Rinde. Im zweiten Sommer wendet ſie ſich von der Mitte des Stämm— chens nach oben und frißt einen geraden Gang aufwärts. Auf der Spaltfläche re— präſentiert ſich ihre Arbeit als Hakengang. Der Längsſchnitt (Fig. 44) trifft den Gang Fraß der Larve von Saperla zweimal. Verpuppung im April des populnea L. in einem jungen dritten Jahres. Die Puppe liegt geſtürzt, ban Das Auskommen erfolgt durch ein Außere Anſicht mit 2 Flug. kreisrundes Flugloch, welches ſtets auf der löchern Bloßgelegter Haken— 5 . gang der Larve. Anſchwellung liegt. Schutz gegen Inſekten. 63 Generation 2jährig. Man findet den Käfer namentlich in freien, ſonnigen Lagen ſehr häufig. Hier iſt oft kaum ein Aſpenſtämmchen verſchont; viele ſind ſogar ſo dicht bewohnt, daß ſich ein Knoten an den andern reiht. Die befallenen Stämmchen bzw. Loden gehen in der Regel ein. Auch in Baum- und Bruchweide hat man die Larven freſſend gefunden; jedoch treten hier keine Anſchwellungen auf. Man be— merkt daher den Fraß in Weiden erſt dann, wenn die Fluglöcher den inneren Feind verraten.“) Bekämpfung: Sammeln der Käfer durch Abklopfen (Juni). Abſchneiden und Verbrennen der Gallen vor dem Ausſchlüpfen des Käfers. Aushieb und Verbrennen der befallenen Stämmchen. 5. Saperda (Oberea) linearis L. Schmaler oder ſchwarzer Haſel- Bockkäfer.) !) Beſondere Kennzeichen: Käfer 12—15 mm lang, ſchwarz— braun bis Schwarz, lang⸗geſtreckt, ſchmal, äußerſt fein und ſparſam grau behaart. Fühler ſchwarz; das erſte Glied ſtark verdickt. Halsſchild mit deutlicher Mittellinie, unregelmäßig punktiert, an den Seiten ſtark graugelb behaart. Flügeldecken tief punktiert-geſtreift. Beine wachs— gelb. — Larve S—10 mm lang, gelblich, fußlos. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Mai, Juni. Das 2 legt feine Eier Anfang Juni einzeln an die Baſis der vorjährigen Triebe junger Haſeln (alle Arten). Die Larve frißt anfangs unter der Rinde einen kleinen Platz aus, wodurch jene an dieſer Stelle braun wird und abſtirbt. In— zwiſchen ſetzt die Larve vom oberen Ende des Fraßplatzes aus ihren Fraß im Splint aufwärts in ſchräger Richtung fort und wendet ſich dann plötzlich ſeitwärts, um den Trieb in einem ſcharf gezogenen Gange halb zu umklammern. Hierdurch wird die Safteirkulation beeinträchtigt. Die Larve frißt dann wieder aufwärts, wendet ſich weiter oberhalb etwas tiefer ins Holz und kehrt dann abermals um. Nun verläuft der Fraßkanal genau in der Zweigachſe (Eckſtein). Der Käfer befällt ausnahmsweiſe auch Hainbuche, beide Erlen und Korkulme. 1) Czech, J.: Saperda populnea L. in Weiden (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 433). 2) Altum: Der Haſelbockkäfer (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, S. 328). Eckſtein, Dr. Karl: Oberea linearis L., der ſchwarze oder ſchmale Haſelbockkäfer (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 163). 64 II. Buch. IV. Abſchnitt. Generation 2jährig. Bekämpfung: Abſchneiden der leicht erkennbaren welken Zweig— ſpitzen. 6. Saperda (Oberea) oculata L. Zweipunktiger oder rothalſiger Weiden-Bockkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 15—20 mm lang, walzen— rund. Kopf und Fühler ſchwarz. Augen tief ausgerandet. Hals ſchild rötlich-gelb mit 2 ſchwarzen Punkten in der Mitte. Flügel decken braun bis mattſchwarz, vorn ſchmal gelb geſäumt, fein grau behaart, mit in Längsreihen geſtellten, tiefen Punkten, an der Spitz abgeſtutzt. Bruſt, Hinterleib und Beine gelbrot. — Larve 25-30 mm lang, mit ſchmalem Kopf, augen- und fußlos. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Juni, Juli. Die Eier werden einzeln an junge, geſunde Weidentriebe (Salix viminalis L., Salix alba L., Salix caprea L. 2c.) abgelegt. ö Die Larven freſſen lange, runde Gänge im Innern der Ruten, u. zw. auf- oder abwärts. Verpuppung am Ende der Larven— gänge. Durch ein kreisrundes Flugloch gelangen die Käfer ins dee Generation 1jährig. Die befallenen Triebe kennzeichnen ſich durch Trockenwerden des Laubes und ſterben ab. Bekämpfung: Tiefes Einſetzen der Stecklinge wirkt Dich Abſchneiden und Verbrennen der befallenen Ruten wirkt radikal. 7. Lamia textor L. (Lamia nigrorugosa de Geer). Weberbock. Beſondere Kennzeichen: Käfer 20—25 mm lang, von ge⸗ drungener Geſtalt, ſchwarzbraun bis ſchwarz, glanzlos. Fühler mit ſtark verdicktem erſtem Gliede. Halsſchild runzelig, auf jeder Seite mit einem Dorne. Flügeldecken dicht körnig-punktiert, äußerſt ſparſam grau behaart, nach den Rändern zu oft mit einigen gelb behaarten Flecken. Schenkel verdickt. — Larve bis 40 mm lang, gedrungen, der des großen Pappelbockes ſehr ähnlich. Lebensweise 2c.: Die Larve frißt in älteren, über den Boden vorragenden Stöcken von Weiden (Salis vitellina L., Salix daphnoides Vill. ꝛc.), iſt daher namentlich in Weidenhegern — u. zw. unter dem Namen „Holzwurm“ — gefürchtet, indem nicht nur die Ruten, ſondern auch die durchwühlten Stöcke ſchließlich eingehen. Der Käfer belegt auch Aſpen mit ſeiner Brut. 1 1 Schutz gegen Inſekten. 65 Bekämpfung: Sammeln der Käfer. Rodung und Verbrennen der befallenen Stämme und Stöcke. Übererden der Stöcke ſoll vor— beugend wirken. 12. Familie. Blattkäfer (Chrysomelidae). (I. S. 400). 1. Chrysomela (Lina) populi E. (Melasoma populi L.). Großer roter Pappel-Blattkäfer (Fig. 45). Beſondere Kennzeichen: Käfer (Fig. 45a) 10—12 mm lang, von verkehrt⸗eiförmiger Geſtalt. Halsſchild kurz, nach vorn Fig. 45. 1 1 1 Ei 1 7¹ 1 Lina populi L. a Käfer. 5 Larve. c Puppe. etwas verengt, an den Seiten ſanft gerundet und ſchwach wulſtartig verdickt, ſchwärzlich⸗ oder grünlich-blau, auf der Scheibe äußerſt fein, an den Rändern grob punktiert. Flügeldecken gewölbt, nach hinten etwas verbreitert, ziegelrot, an der äußerſten Spitze ſchwarz, fein punktiert. Bruſt, Hinterleib, Fühler und Beine wie das Halsſchild gefärbt. — Larve (Fig. 45 )) 12— 14 mm lang, 6beinig, an beiden Enden verſchmälert, ſchmutzig⸗weiß, mit vielen ſchwarzen Warzen und 2 weißen Seitenhöckern auf dem zweiten und dritten Ringe. — Puppe (Fig. 450) 10 mm lang, am After dreieckig zugeſpitzt, bräunlich— gelb, mit regelmäßig geſtellten ſchwarzen Punkten und Strichen. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Ende April, Mai, Juni. Das 2 legt ſeine gelblich-weißen Eier in Häufchen von 10— 12 Stück an die Unterſeite der Blätter junger Pappeln und Weiden (im ganzen cn. 100 bis 150 Stück). Die Larven kriechen nach 8— 12 Tagen im Juni oder Juli Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 5 1 2 N 66 II. Buch. IV. Abſchnitt. aus und laſſen, wenn man ſie berührt, einen ſtark nach Blauſäure riechenden, milchweißen Saft aus ihren Kegelwarzen heraustreten. Die Verpuppung geht im Juli, Auguſt vor ſich. Die Puppen hängen geſtürzt, d. h. mit ihrem Spitzenteile, an den Blättern. Auskommen: Ende Auguſt. Die Käfer begeben ſich im) Oktober auf den Boden, überwintern unter Laub, an Rutenſtümpfen und kommen erſt im April wieder zum Vorſcheine. } Dieſer Entwickelungsgang gilt, wenn die Generation einfach iſt. Häufig findet aber doppelte Generation ſtatt. Manche Autoren, z. B. Taſchenberg , halten dieſe ſogar für die Regel. Im letzteren Falle geſtaltet ſich der Cyklus wie folgt: Überwintern der Käfer; Larven gegen Ende Mai, Juni; Puppen 3—4 Wochen ſpäter; neue Käfer 10 Tage ſpäter. Neue Larven im Auguſt; Abſchluß der zweiten Gene— ration um Mitte September. Der Käfer iſt weit verbreitet und häufig. B. Forſtliches Verhalten. Das Inſekt ſchadet als Käfer und als Larve, in erſter Linie jungen Pappeln, beſonders Aſpen-Stockloden. Der Käfer frißt uns regelmäßige größere Löcher in die Blätter. Die Larve ſkelettiert jene in höchſt zier⸗ licher Weiſe, indem ſie nur das Blattfleiſch, unter Ver⸗ ſchonung der Rippen, ver— zehrt (Fig. 46). Der Fraß dauert vom Juni bis in den Auguſt hinein. 5 In zweiter Linie werden von dem Käfer hier und da auch die Kulturweiden bes fallen, namentlich Salix pur- purea L. und Salix pen- tandra L. xc. nebſt Varietäten. Fraß von Lina ng L. an Aipe. Salix rubra L. hat weniger a Blatt mit Kaferfraß. zu leiden. b Blatt mit Larvenfraß. Der von uns (im hieſigen akademiſchen Forſtgarten) wiederholt beobachtete Fraß an Weiden iſt jedenfalls ſchädlicher als der an Aſpen. 1) Forſtwirthſchaftliche Inſekten-Kunde ꝛc. Leipzig, 1874, S. 198. Schutz gegen Inſekten. 67 C. Bekämpfung. Sammeln der Käfer durch vorſichtiges Abklopfen in Fang⸗ ſchirme und Zerquetſchen (April, Mai, Juni — dann ev. wieder Auguſt und September). Zuſammenrechen und Verbrennen des Laubes. Auf Weidenbeeten ſind dieſe Maßregeln jedenfalls auszuführen; im Freien dürften Koſten und Erfolg kaum im Einklange ſtehen. 2. Chrysomela (Lina) tremulae Fabr. (Melasoma tremulae Fabr.). Kleiner roter Pappel-Blattkäfer (Fig. 47).') Beſondere Kennzeichen: Käfer 8— 10 mm lang, in Geſtalt und Farbe dem vorigen ſehr ähnlich. Halsſchild mit etwas ſtärkeren ſeitlichen Längseindrücken und Seitenwülſten, am Rande von der Mitte nach hinten gerade. Flügel⸗ decken gleichfalls gewölbt, fein punktiert und ziegelrot, aber ohne ſchwarze Spitze. — Larve der von Lina populi L. äußerſt ähnlich, aber etwas kleiner und mit ſchwarzem Schimmer über dem ganzen Körper. Lebens weiſe ꝛc.: Wie bei dem vorigen; je- N doch iſt dieſer Käfer noch ſchädlicher, da er, außer 15 geſunden Kernwüchſen und Loden der Pappeln Lina tremulae Fabr. (beſonders Aſpen), auch Kulturweiden (nament⸗ lich Purpurweide), u. zw. im ausgedehnteren Maße, als der vorige, angeht. Die Ausſchläge werden manchmal ſo ſtark von ihm befallen, daß nicht ein einziges Blatt unverſehrt bleibt. Bekämpfung: Wie bei dem vorigen. Fig. 47. 2 5 3. Chrysomela (Lina) longicollis Suffr. (Melasoma longicollis Suffr.). Langhalſiger Pappel-Blattkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 8—10 mm lang, den beiden vorigen ſehr ähnlich. Das Halsſchild iſt aber etwas kürzer als bei dem kleinen Pappel⸗Blattkäfer und an den Seiten nicht gerade, ſondern hinter der Mitte leicht ausgeſchweift; Hinterecken vorſpringend. Flügeldecken ohne ſchwarze Spitze (wie Lina tremulae Fabr.). Lebensweise ꝛc.: Käfer und Larve befreſſen Pappeln- und Weidenblätter in derſelben Weiſe wie die beiden vorigen. 1) Altum, Dr.: Zur Lebensweiſe und Vertilgung der Chrysomela vulgatissima L. und tremulae Fabr. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 34, hier 40). 5 * 2 68 II. Buch. IV. Abschnitt. 4. Chrysomela (Lina) aenea L. (Melasoma aenea L.). Erzfarbiger Erlen-Blattkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 6—8 mm lang, oben gold— grün oder blau oder kupferfarbig oder ſchwarz mit metalliſchem Schimmer, unten dunkler, ſchwärzlich-grün. Halsſchild ohne ſeitlichen Längs— eindruck, in der Mitte fein, an den Seiten ſtark punktiert. Flügel: decken unregelmäßig und etwas gröber punktiert als das Halsſchild. Hinterbruſt zwiſchen den Mittelhüften hoch gerandet. Fühlerwurzel und der äußerſte Saum des Hinterleibes rötlich. — Larve ſchwarz. Lebensweiſe ꝛc.: Käfer und Larve ſkelettieren die Blätter junger Erlen und Birken in ähnlicher Weiſe, wie die vorigen. Maſſenfraß iſt jedoch bis jetzt noch nirgends beobachtet worden. 5. Chrysomela (Phratora) vitellinae L. Purpurweiden-Blattkäfer, Weidenhähnchen.“) Beſondere Kennzeichen: Käfer 4— 5 mm lang, länglich— eiförmig, nicht ganz doppelt ſo lang als breit, glänzend erzfarbig, oft etwas ins Grünliche ſchimmernd, ſeltener blau, am After gewöhnlich rot. Flügeldecken mit regelmäßigen, etwas geſchlängelten Punktreihen; nur nach der Spitze hin wird die Streifung unregelmäßig. Beine, insbeſondere Schienen erzfarbig (wie der Körper). — Larve 5—7 mm lang, grünlich-weiß, oben in der Mitte ſchwärzlich. Kopf, Schilder, Warzen ꝛc. ſchwarz. A. Lebensweiſe. Flugzeit im April. Das 2 legt feine Eier in Doppelreihen von ca. 20 Stück flach 1) Altum, Dr.: Die den Weidenhegern ſchädlichen Inſecten (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, S. 17, hier 20). Derſelbe: Lebensweiſe der Chrysomela (Phratora) vitellinae und Gegenmittel gegen dieſelbe (daſelbſt, XII. Jahrgang, 1880, S. 217). Derſelbe: Über Weideninjecten, beſonders Chrysomela vitellinae L. (daſelbſt, XII. Jahrgang, 1880, S. 482). Derſelbe: Neue Winterverſtecke der Chrysomela vitellinae (daſelbſt, XIII. Jahrgang, 1881, S. 274). Derſelbe: Neue Erfahrungen über ſchädliche Weideninſecten (daſelbſt, XIV. Jahrgang, 1882, S. 605). Derſelbe: Chrysomela vitellinae L. und vulgatissima L. (daſelbſt, XVII. Jahrgang, 1885, S. 187). 8 Schulze, R.: Die Schädlinge der Korbweide oder: die der Korbweide ſchädlichen Wirbelthiere und Inſecten. Ihre Beſchreibung, Fraß und Vertilgung, mit Angabe vorbeugender Mittel zur Verhütung des Schadens. Eger, 1883. Schutz gegen Inſekten. 69 auf die Unterſeite der Blätter 1—3 jähriger Weiden, auch an Pappeln. Die tiefer ſtehenden Blätter werden vor den höher ſtehenden bevorzugt.“) Die Larven kriechen im Mai aus und verpuppen ſich im Juli im Boden. Die Käfer erſcheinen im Auguſt und überwintern an ſehr ver— ſchiedenen Orten. Man findet ſie entweder unter der Laubdecke oder am Boden zwiſchen alten Weidenrutenſtümpfen oder hoch an geſchützten Stellen der Weidenruten oder unter der loſen Rinde alter riſſiger Kopfweiden oder zwiſchen den Knoſpen benachbarter junger, 2—3 m hoher Kiefern. Andere Winterquartiere, die ſich hier und da bieten, find Bohrſtellen und Miniergänge des Hylesinus crenatus Fabr. (S. 46) in Eſchen und hohle Krautſtengel. Generation in der Regel einfach; jedoch findet häufig 2 bis 3 fache Generation ſtatt. In dieſem Fall erſcheinen die Käfer der erſten Generation ſchon im Juni und die der zweiten im Auguſt. Der Käfer iſt weit verbreitet und häufig. B. Forſtliches Verhalten. Unter den Weide n-Arten haben die Purpurweide (Salix pur- purea L.) und die rote Weide (Salix rubra L.) nebſt deren Baſtarden am meiſten zu leiden. Das Inſekt befällt in beiden Zu— ſtänden die Blätter der jungen Ausſchläge. Die Larven freſſen in dichtgedrängten Kolonnen auf der Unter— ſeite der Blätter. Ein Maſſenfraß gehört jedoch zu den Ausnahmen. C. Bekämpfung. 1. Wiederholtes Überziehen der Weidenbeete mit einer in der Mitte mit Strohwiſchen beſchwerten Leine nach verſchiedenen Rich— tungen hin (April). Die hierdurch beunruhigten Käfer laſſen ſich fallen und legen ihre Eier — ſtatt auf die Blätter — am Boden ab, wodurch die Brut verkommt. 2. Ofteres Erſchüttern der Ruten und Auffangen der herunter fallenden Käfer in untergehaltenen trichterförmigen oder viereckigen Blechgefäßen, auf deren Boden man vorher eine ca. 2 em hohe Aſchen— ſchicht ausgebreitet hat. 3. Ausharken des Laubes mit kleinen Rechen im Spätherbſte nach dem Rutenſchnitt, um die Käfer in ihren Winterquartieren zu ſtören. 4. Sammeln der Käfer in ihren Winterverſtecken. 1) Krahe, J. A.: Lehrbuch der rationellen Korbweidenkultur. 4. Aufl. Mit 9 Tafeln und mehreren Textzeichnungen. Aachen, 1886, S. 195. 70 II. Buch. IV. Abjchnitt. Wo natürliche Winterquartiere fehlen, könnte man, um die Käfer zu fon- zentrieren, künſtliche herrichten, etwa durch eingeſteckte Pfähle oder eingegrabene entborkte und mehrfach ſplitterig angehauene Stammabſchnitte, die man mit Rindenſtücken umbindet und über den ganzen Weidenheger gleichmäßig ver— teilt (Altum). 6. Chrysomela (Phratora) vulgatissima L. (Phratora coerulescens Küst.). Korbmweiden-Blattfäfer.!) Beſondere Kennzeichen: Käfer 4— 5 mm lang, doppelt jo lang als breit, ſonſt dem Weidenhähnchen, mit dem er früher zu— ſammengeworfen wurde, täuſchend ähnlich, glänzend blau, ſchwach ins Grüne ſtechend. Manche Individuen ſind ſogar indigofarbig, violett oder ſchwarz. Flügeldecken auf dem Rücken regelmäßig punktiert, an den Seiten und an der Spitze etwas verworren punktiert. After rot. Beine ſtets dunkel gefärbt. — Larve oberſeits faſt ſchwarz, mit olivengrüner Mittellinie, unterſeits hell. A. Lebensweiſe. Flugzeit im April. Die Eierablage erfolgt auf die Unterſeite der Blätter 1- bis 3 jähriger Weiden. Die Larven erſcheinen im Mai und verpuppen ſich im Juli im Boden. Auskommen Ende Auguſt, September. Die Käfer überwintern in denſelben Verſtecken wie Phratora vitellinae L. Generation einfach; bei Maſſenfraß wird ſie aber ebenfalls doppelt. Auch in dieſem Falle kommen aber die Käfer bis zum Spät— herbſt aus und überwintern. Bei dem 1889 und 1890 gemeinſam mit Lina tremulae Fabr. aus⸗ geführten Maſſenfraß in den Weidenhegern der Leuenberger Wieſen (Ober— fürfterei Eberswalde) konnte z. B. die doppelte Generation konſtatiert werden.“) B. Forſtliches Verhalten. Die beliebteſten Weiden-Arten find die Korbweide (Salix vimi- nalis L.) und die Purpurweide (Salix purpurea L.), ſowie deren Baſtarde. 1) Eckſtein, Dr. Karl: Der Korbweiden-Blattkäfer, Chrysomela vulga- tissima L. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 145). Altum, Dr.: Zur Lebensweiſe und Vertilgung der Chrysomela vulga- tissima L. und tremulae Fabr. (daſelbſt, XXIII. Jahrgang, 1891, ©. 34). 2) Derſelbe: a. a. O. S. 39. Schutz gegen Inſekten. 71 Die Käfer befreſſen die Oberſeite Fig. 48. (Fig. 48, bei a) und Unterſeite der Blätter (Fig. 48, bei )). Wenn ſie an den Blättern nichts mehr zu freſſen finden, ſo ver— greifen ſie ſich an der Rinde der jungen, noch nicht verholzten Triebe (Fig. 48, bei d). Die Larven ſkelettieren die Blätter auf der unteren Seite (Fig 48, bei ec). Die tiefer ſtehenden Blätter werden eher befallen als die an den Triebſpitzen. Das Inſekt erſcheint mitunter in ſo großen Mengen, daß die Spitzen der Weiden— ruten unter der Laſt der Käfer ſich biegen. Die Weidenheger ſehen dann braun aus, als wenn ein Feuer darüber gelaufen wäre. Infolge des Rindenfraßes ſterben die Ruten— ſpitzen auf 10— 20 em Länge ab (ſogar oft noch darüber), wodurch im nächſten Jahre ſperriger Wuchs entiteht. Das Flechtmaterial wird hierdurch natürlich ſehr entwertet. C. Bekämpfung. 1 Fraß von Phratora vulgatissima L an Weidenblättern. a Oberſeite des Blattes mit ge ringem Käferfraß. uſatz. 5 Unterſeite des Blattes mit 3 j & P ſtarkem Käferfraß. Eine ganz ähnliche Okonomie auf e Unterſeite des Blattes mit Larvenfraß. Weiden führt: d Käferfraß an der Rinde Wie bei dem vorigen. Chrysomela (Gonioctena) viminalis L., der gelbrote Weiden-Blattkäfer. Der Käfer iſt 5— 7 mm lang, rötlich-gelb und durch mehrere große ſchwarze Makeln auf dem Halsſchild und den Flügeldecken hin— länglich charakteriſiert. — Larve gelblich, mit ſchwarzem Kopfe. 7. Chrysomela (Galeruca) capreae L. a (Adimonia capreae L.). Gelbbrauner Sahlweiden-Blattkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 5—6 mm lang, Halsſchild, Flügeldecken, Fühler, Schienen und Füße ledergelb. Kopf, Bruſt, Bauch, 12 II. Buch. IV. Abſchnitt. Schildchen und Schenkel ſchwarz. Stirne dicht runzelig punktiert. Halsſchild mit vier quergeſtellten, oft ſchwärzlichen Grübchen auf der Scheibe. Flügeldecken etwas glänzend, tief punktiert, mit ſtumpfem Rahtwinfel. Unterſeite gelbgrau behaart. — Larve 6beinig, ſchwarz⸗ braun mit dunklen Flecken und Warzen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit April. Die Eier (etwa 20) werden an die Unterſeite von Weiden⸗ blättern abgelegt. Die Larven ſchlüpfen nach 1—2 Wochen aus und verpuppe ſich im Boden. Die neuen Käfer ſchreiten in der Regel zur zweiten Brut. Krahe!) will in einzelnen Jahren ſogar eine viermalige Ver— wandelung wahrgenommen haben. Die Überwinterung findet ſtets im Käferzuſtand unter Laub ꝛc. ſtatt. Die Lieblingsholzarten ſind in abſteigender Reihenfolge: Mandel-, Hanf- und Sahlweide. Auch auf Purpurweide und deren Baſtarden, ſowie auf Birken hat man die Käfer gefunden. Käfer und Larve befreſſen die Blätter. Im Gegenſatze zu den Phratora-Arten befalle beide zunächſt die Triebſpitzen und erſt ſpäter die darunter befind— lichen Blätter. Sie treten zuweilen örtlich in ſehr großer Zahl auf verſchwinden aber auch ebenſo raſch wieder. Der Schaden iſt dahe in der Regel nicht von Belang. Im Sommer 1898 fraßen Käfer und Larven maſſenhaft auf den Weiden⸗ beeten im akademiſchen Forſtgarten bei Gießen. Wir beobachteten das Inſek hauptſächlich auf Salix amygdalina L., Salix eineren L., Salix Smithean Willd. und Salis Seringeana Gand., am wenigſten an Salix sacramenti hort und gar nicht an Salix pentandra L. Bekämpfung: Sammeln und Töten der Käfer und Larven. 8. Chrysomela (Galeruca) lineola Fabr. (Galerucella lineola Fabr.). Bejondere Kennzeichen: Käfer 4—5 mm lang, oben leder oder rötlich-gelb, fein behaart. Stirne, ein länglicher Fleck auf de Halsſchilde, Schildchen, Bruſt und Bauch ſchwärzlich. Hinterleib a der Spitze gelbrot. Halsſchild undeutlich grob punktiert und auf jede Seite mit einer großen, flachen Grube. Flügeldecken breiter als da Halsſchild, ziemlich grob punktiert, mit abgerundetem, rechteckige Nahtwinkel. Beine gelbrot. Lebensweiſe ꝛc.: Käfer und Larve freſſen, wie die voriger in Weidenhegern auf den Blättern. Beide Arten ſind häufig ge meinſchaftlich an einem Fraße beteiligt. 1) Lehrbuch der rationellen Korbweidenkultur. 4. Aufl. Mit 9 Tafel und mehreren Textzeichnungen. Aachen, 1886, S. 194. * —1 0 Schutz gegen Inſekten. 9. Galeruca (Agelastica) alni L. Blauer Erlen⸗Blattkäfer (Fig. 49). Beſondere Kennzeichen: Käfer (Fig. 49a) 6— 7 mm lang, oben glänzend ſtahlblau oder violett, mitunter grünlich⸗blau, unten ſchwarzblau. Halsſchild viel breiter als lang, nach vorn ſtark verſchmälert, wie Sig 49. die Flügeldecken ziemlich grob, verworren punktiert. Fühler (nahe zuſammen), Schildchen und Beine ſchwarz. — Larve (Fig. 495) 10—12 mm lang, 6 beinig, a glänzend dunkelſchwarz, ins Grünliche — ſchimmernd, ziemlich ſtark behaart, mit 1.5 2 glänzenden Querleiſten auf jedem Ringe. S — Puppe weich, hellgelb. a Käfer. „ Larve A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mai, Juni. Die 2 find jo aufgebläht, daß der größte Teil des eierſtrotzenden Hinterleibes unter den Flügeldecken hervorquillt. Die dottergelben Eier werden in kleine Häufchen an Erlen— blätter abgelegt. Die im Juni auskommenden Larven verpuppen ſich im Auguſt im Boden. Die neuen Käfer find Ende Auguſt, September vollſtändig ent: wickelt und beziehen ihre Winterquartiere (unter Laub, Moos ꝛc.). Generation einfach. Man findet aber nicht ſelten gleichzeitig Eier, Larven und Käfer, weil die 2 ziemlich lange Zeit zum Ablegen der Eier gebrauchen. Weit verbreitet und häufig. B. Forſtliches Ver⸗ halten. Käfer und Larve befreſſen die Blätter der Roterle oft in ſo 3 ausgedehntem Maße, Käferfraß der Galeruca alni L. an Roterlenblättern. Fig. 50. 74 II. Buch. IV. Abſchnitt. daß die Stämmchen in Forſtgärten und längs der Bachufer wie verdorr ausſehen. Fig. 50 ſtellt den Käferfraß, Fig. 51 den Larvenfraß dar; jedoch mögen die größeren Löcher, namentlich die vom Rande hereingefreſſenen, wohl auch von den Käfern herrühren. Junghölzer werden zwar vorgezogen, jedoch verſchont der Käfer eigentlich keine Alters: klaſſe. Beſonders empfind⸗ lich iſt der Fraß in Forſt⸗ gärten, wo ſchon 1 bis 2jährige Sämlinge befallen werden. Nach Skelettie— rung der Blätter wird ſogar oft deren Rinde etwa von 4—5 em Höhe an aufwärts benagt.“) Mitunter werden auch Birken, Pappeln und Wei⸗ den vom Käfer (nicht von der Larve) angenommen. C. Bekämpfung. \ Abklopfen der Käfer 3 1 ; (Mai und September) oder Larvenfraß der e Roterlenblättern Sammeln derſelben an den Blättern (Juni). Im akademiſchen Forſtgarten bei Gießen trat der Käfer 1898 in ſo großer Zahl auf, daß wir das Sammeln ausführen ließen. Im ganzen wurden 2,5 geſammelt, das erſte Liter enthielt 16000, das zweite 15 790 Käfer. 10. Galeruca calmariensis Fabr. (Galeruca xanthomelaena Schrk.). Ulmen-Blattkäfer. Beſondere Kennzeichen: Käfer 5—6 mm lang, oben gelb oder gelbbraun, nur dünn behaart. Augen groß. Halsſchild an den Seiten wenig gerundet, ziemlich glänzend, etwas ſtärker punktiert als 1) Dohſe: Schaden durch Chrysomela (Agelastica) alni (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1885, S. 179). — — Schutz gegen Inſekten. 75 der Kopf, mit breiter Mittellinie; auf jeder Seite 3 —4 ſchwarze Makeln und eine flache Grube. Flügeldecken etwas querrunzelig punktiert, jederſeits mit einer ſchwarzen Längsbinde. Unterſeite Iſchwarzbraun. Beine gelbbraun. — Larve 6 mm lang, 6beinig, ſchwarzbraun, ſpäter mit 4 gelben Längsſtreifen, mit zahlreichen chwarzen Haaren dicht beſetzt. Lebensweiſe ꝛc.: Das 2 belegt im Frühjahre die Unterſeite der Blätter von Ulmen⸗Arten mit Eiern und durchlöchert zugleich die Blätter. Die ausſchlüpfenden Larven ſetzen den Fraß fort und laſſen nur die Epidermis der Oberſeite ſowie die Rippen ſtehen. Die Verpuppung geſchieht in der Erde. In welchem Zuſtande die Überwinterung ſtattfindet, iſt noch nicht ſicher feſtgeſtellt. Generation mindeſtens doppelt. In Deutſchland iſt der Käfer im allgemeinen ſelten. Nach Davall) richtete dieſer Käfer 1878 in den Parkanlagen Genf's großen Schaden an. Bekämpfung: Anlegen von Leimringen. Sammeln. II. Haltica erucae Oliv. (Haltica quercetorum Foudr.). Eichen⸗Springblattkäfer, Eichen-Erdfloh. Beſondere Kennzeichen: Käfer 4—5 mm lang, von länglich— eiförmiger Geſtalt, metalliſch⸗grün oder blau mit grünlichem Schimmer. Halsſchild ſtark gewölbt, an den Seiten gerundet, viel ſchmäler als die Flügeldecken und vor dem Hinterrande mit einer deutlichen Quer— furche. Flügeldecken dicht und verworren punktiert, mit ſtark vor⸗ tretenden Schultern. Von dieſen zieht eine erhabene Längsfalte bis zur Spitze, die in der Mitte mitunter undeutlich iſt, jedoch vor der Spitze oft rippenartig hervortritt. Die Hinterbeine ſind Springbeine. — Larve 5—7 mm lang, 6 beinig, grünſchwarz. Kopf glänzend, grob punktiert und dünn behaart. Auf den Hinterleibsringen Quer⸗ reihen von Wärzchen. — Puppe ſchmutzig⸗gelb, mit ſchwarzen Augen und (2) Enddornen. LeVbensweiſe ꝛc.: Der unter Laub oder in Baumritzen ꝛc. über⸗ winterte Käfer fliegt im Frühjahre, benagt die Knoſpen der Eichen und belegt ſpäter die Blätter unterſeits gruppenweiſe mit Eiern. — — 1) Ein Feind der Ulme (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 42). — Aus der Schweizeriſchen Zeitſchrift für das Forſtweſen (IV. Heft, 1878). 76 II. Buch. IV. Abſchnitt. Die ausgeſchlüpften Larven verpuppen ſich von Mitte Juli ab unter Moos, Bodenſtreu oder in Borkenritzen. Ende Juli ode Anfang Auguſt kommen die Käfer aus. Generation einfach. Die Larven und Käfer ffelettieren die Blätter der Eichen, insbeſondere der Stieleiche. Anfangs laſſen die Larven die Epidermis der Oberfläche noch ſtehen; ſpäter befreſſen ſie aber die Blätter derart, daß nur noch die Blattrippen übrig bleiben. Ein ſtark befallener Beſtand ſieht aus, als wenn ein Feuer über ihn gelaufen wäre. Der Larvenfraß dauert vom Mai bis Juli, der Käferfraß vom Auguſt bis zum Eintritte der Fröſte und ſetzt ſich im Frühjahre bis Mai fort. Im Herbſte findet man die Käfer mitunter auch an Rotbuche, Rot- erle und Haſel. Sie lieben beſonders niedriges Holz in ſonnigen Lagen und befallen die untere Blattſeite mehr als die obere. Nach Irmer) trat dieſer Blattkäfer in den 1870er Jahren in großer Menge auf den Eichenkulturen des Revieres Klein-Zerbſt (Anhalt) auf. | 1876 zeigte er ſich in außerordentlicher Menge bei Eberswalde. 1877 wurden die Eichenbeſtände in der Umgebung Darmſtadt's jo maſſenhaft von ihm heimgeſucht, daß die Kronen ein graubraunes Ausſehen annahmen.?) Bekämpfung: Höchſtens in Saat- und Pflanzſchulen durch Abklopfen der Käfer oder Beſtreuen ev. Begießen der Beete mit ge— wiſſen Subſtanzen ausführbar. Zum Beſtreuen verwendet man Holzaſche oder pulveriſierten Kalk 6 eine Miſchung von Gyps (2 Teile) und Ofenruß (1 Teil) oder Straßenſtaub. Das Begießen findet mit einer durch Abkochen von Wermuts-, 5 9 oder Quaſſiaholz gewonnenen Brühe ſtatt. U Zuſatz. In Gemüſegärten iſt: Haltica oleracea L., der gemeine Kohl-Erdfloh ſehr häufig. Er iſt dem vorigen in Geſtalt und Farbe ſehr mene nur etwas kleiner; auch fehlt ihm die Längsfalte an den Seiten der fein verworren punktierten Flügeldecken. — Larve mehr braun. ö Käfer und Larve befreſſen im Frühjahre 1 die jungen 1 Blättchen der Kohlarten, befallen aber — nach unſeren dene nehmungen — unter Umſtänden auch die jungen Blätter verſchiedener Laubhölzer (Rotbuche, Hainbuche, Eiche, Birke, Haſel ꝛc.), namentlich 5 Cotyledonen und die erſten Blätter junger Pflanzen. 1) Altum, Dr.: Der Eichenerdfloh, Haltica erucae Ol. (Zeitſchriſt für Forſt⸗ und Jagdweſen, IX. Band, 1878, S. 24). 2) Bericht über die zweite Jahres-Verſammlung des Forſtvereins für das Großherzogthum Heſſen zu Darmſtadt am 27. und 28. Auguſt 1877. Darmſtadt, 1877, S. 32. I ei a. —1 —1 Schutz gegen Inſekten. II. Ordnung. Schmetterlinge (Lepidoptera). 1. Abteilung. Großſchmetterlinge (Macrolepidoptera). 1. Familie. Tagfalter (Rhopalocera). (I. S. 401). 1. Pieris crataegi L. (Aporia [Pontia] crataegi L.). Baumweißling, Heckenweißling, Weißdornfalter.“) Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 50 — 65mm. Körper N chwarz, mit langen, grauweißen Haaren. Flügel milchweiß, mit inem, ſchwarzem, zum Teile gelbbraunem rasen, an den Rändern. und unterſeits licht braungrau beſtäubt. 2 ſo dünn beſchuppt, daß ie Flügel, zumal in der Mitte, faſt durchſichtig erſcheinen. Fühler ſchwarz, mit hellem, knopfförmigem Endgliede. Beine gleichfalls ſchwarz. — Raupe 30—40 mm lang, 16 beinig, oben dunkelbraun, mit 2 gelbbraunen Längsſtreifen, unten bleigrau, mit dichtſtehenden, mäßig langen Haaren. Kopf ſchwarz. — Puppe 25 mm lang, eckig, grünlich⸗gelb, mit ſchwarzen Punkten. Lebens weiſe ꝛc.: Flugzeit: Ende Juni, Juli. Die becherförmigen, gerippten, goldgelben Eier werden aufrecht in dichten Häufchen (50 — 150 Stück) auf die Oberſeite von Obſt⸗ baumblättern 2c. abgelegt. Die in der erſten Jugend gelben Räupchen ſchlüpfen nach 14 Tagen aus, umgeben ſich alsbald zu mehreren (3 —6) mit einem Geſpinſt und fkelettieren unter deſſen Schutz die Blätter einſeitig vom Juli bis zum Herbſte. Sie überwintern zwiſchen befreſſenen, verſchrumpften, durch unſcheinbare Geſpinſtfäden unter einander und mit ihrem Zweige loſe verbundenen Blättern in ſog. „kleinen Raupenneſtern“, wobei aber jede einzelne Raupe innerhalb des ſchwachen gemeinſchaftlichen Geſpinſtes noch in einem beſonderen weißen Cocon eingeſchloſſen iſt. Im folgenden Frühjahre nehmen ſie Blütenknoſpen und junge zarte Blätter an. Zum Zwecke der Ver— puppung zerſtreuen ſie ſich. Letztere findet Ende Mai, Anfang Juni in den Baumkronen, am liebſten an einem ſtarken Aſte, oder an Zäunen ze. ſtatt. Sobald ſich der Falter aus der Puppenhülle heraus- gearbeitet hat, entledigt er ſich des blutroten Harnes, der ſich während der Puppenruhe in ziemlich großer Menge angeſammelt hat. Mit⸗ unter werden die Flügel mehr oder weniger hierdurch beſudelt. Bei 1) Eckſtein, Dr. Karl: Der Baumweißling, Aporia crataegi Hb. Boologiſche Jahrbücher. Abtheilung für Syſtematik, Geographie und Bio— logie der Thiere. 6. Band, 1892, S. 230). 78 II. Buch. IV. Abſchnitt. maſſenhaftem Auftreten des Schmetterlings kann dieſer Harn ſo ſtar abgeſondert werden, daß er ſogar auf den Blättern der betreffenden Bäume und Sträucher erſcheint und eintrocknet (ſog. „Blutregen“). Generation einfach. Der Baumweißling befällt alle Arten der Gattungen Pr Prunus, Sorbus, Mespilus und Crataegus, auch Eichen, wird aber nur den Obſtgärten und Weißdornhecken ſchädlich. Er iſt ſehr weit verbreitet und tritt in einer Gegend manchmal plötzlich in großer Menge auf. In anderen Jahren iſt er nur ſpärlich vertreten, und wieder in anderen wird er vergeblich geſucht. Durch welche Ver: hältniſſe ſein raſches Verſchwinden in Gegenden, in welchen er im Vor: jahre ſtark geſchwärmt hatte, zuſammenhängt, iſt noch nicht ausgemacht. Bekämpfung: Abſchneiden und Vernichten der Raupenneſter im Winter (bis längſtens März) mit der Raupenſchere (I. S. 226, Fig. 89 und 90). Von Paraſiten, welche die Raupe befallen, iſt Mierogaster cra- taegi Rtzb. zu nennen. 2. Vanessa polychloros L. Großer Fuchs, Rüſternfalter, Kirſchenfalter. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 50—65 mm. Alle Flügel geeckt bzw. am Rande gezähnt, gelbrot, am Saume dunkel— braun. Vorderflügel mit 3 großen, ſchwarzen Flecken am Vorder rand und darunter 3—4 runden, ſchwarzen Flecken im gelben Grunde. Hinterflügel mit einem großen, ſchwarzen Fleck am Vorderrand und blauen Mondflecken vor dem Saume. — Raupe 40—50 mm lang 16 beinig, graublau, mit gelben Rücken- und Seitenſtreifen und ſtark verzweigten roſtgelben Dornen. — Puppe knapp 25 mm lang, eckig, rötlich-grau, mit mehreren perlmutterſchillernden Flecken. Lebensweiſe 2e.: Flugzeit: Von Anfang Juli ab bis in den, Herbſt. Das überwinterte ? legt ſeine ſchwarzgrauen Eier im Früh— jahr in größeren Partien an die Zweige von Kirſch-, Birn- und Apfelbäumen, auch an Ulmen, Weiden und Aſpe. Die Raupen leben (Mai, Juni) geſellig in einem gemeinſamen Geſpinſte von den Blättern der genannten Holzarten und bewirken nicht ſelten Kahlfraß, wenigſtens an einzelnen Aſten. Von Ende Juni ab trennen ſie ſich, um ſich behufs der Verpuppung hier oder dort geſtürzt anzuhängen. Der Falter kommt Anfang Juli aus. Generation einfach. Bekämpfung: Ausſchneiden der Raupenneſter. Schutz gegen Inſekten. 79 2. Familie. Glasſchwärmer, Glasflügler (Sesiidae). (J. S. 403). 1. Sesia apiformis L. (Trochilium apiforme L.). Horniſſen-, Weſpen⸗ oder Bienenſchwärmer (Fig. 52). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 35 — 45 mm (Fig. 52a). Körper weſpenähnlich, ſchwarzbraun. Scheitel, ein Fleck hinter jedem Auge, vordere Hälfte der Schulterdecken, 2 Flecke am Hinterrücken und einige Ringe des Hinterleibes (die drei letzten und Sesia apiformis L. a Falter. 5 Raupe. e Puppe. der fünfte, vom After ab gezählt) lebhaft gelb. Bei manchen Exem— plaren (3) iſt der Hinterleib ganz ſchwarzbraun oder blauſchwarz. Flügel glashell. Vorderrand, Mittelfleck, Adern und Franſen roſt— farbig. Beine roſtbraun behaart. — Raupe (Fig. 520) 35 - 40 mm lang, 16 beinig, ſchmutzig⸗-weiß, mit rotbraunem Kopf und dunkler Rückenlinie. — Puppe (Fig. 52 c) ca. 25 mm lang, rotbraun, mit Stacheln an den Hinterleibsringen und am After, in einem groben Cocon. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Ende Juni, Anfang Juli, bei hellem Sonnenſchein. Die braunen Eier werden Anfang Juli einzeln in Rindenritzen von Pappeln abgelegt, vorzugsweiſe an die unteren Stammpartien, auch an friſche Stöcke. 80 II. Buch. IV. Abſchnitt. Die Raupen erſcheinen im Juli, Auguſt, bringen zwei Winter in ihren Gängen zu und verpuppen ſich im Mai des dritten Jahres in einem Geſpinſt aus Bohrſpänen im Fraßgange, dicht unter der Rinde und nahe am Boden, mitunter auch unter der Bodendecke. Auskommen: Ende Juni. Man ſieht die leeren Puppenhülſen aus dem Holze herausragen. Generation 2jährig. Der Schmetterling iſt weit verbreitet und häufig; er tritt oft gemeinſam mit der Larve des großen Pappel-Bockkäfers (S. 59) auf. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe frißt ſich zunächſt in die Rinde ein und legt dann lange, walzenrunde Gänge im Holze der Pappeln an, beſonders der Schwarzpappel und Aſpe. In der Regel giebt ſie jüngeren (bis 20 jährigen) Stämmchen den Vorzug; man findet fie aber auch in älterem Holze. Man erkennt den Fraß, welcher hauptſächlich im unteren Stamm⸗ teile (Wurzelſtock) ſtattfindet, an den zu Tage liegenden Bohrſpänen und dem Bohrpfropfen am Ausgange des Loches, durch welchen ſich ſpäter die Puppe vermöge ihrer Stacheln ſo weit vorſchiebt, daß der Schmetterling das Freie gewinnen kann. Die durchwühlten Stämmchen gehen meiſt ein, werden auch häufig vom Winde gebrochen. Die Raupe iſt namentlich für Baum- ſchulen und Alleen ſchädlich. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Anſtrich der Stämmchen mit einem Gemenge aus Lehm und Kuhmiſt oder mit der Leinweber'ſchen Miſchung oder mit Raupen⸗ leim an den Stellen, an welchen das Ausſchlüpfen des Falters zu vermuten iſt (Wurzelſtock). b. Vertilgung. 1. Sammeln der Falter (Ende Juni in frühen Morgenftunden). 2. Aushieb der mit Raupen beſetzten Stämmchen. 2. Sesia spheciformis Grng. (Sesia sphegiformis Rtzb.). Erlen-Glasſchwärmer. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 25 — 30 mm. Körper blauſchwarz. Ein großer Seitenfleck an der Bruſt, 2 Längsſtriche Schutz gegen Inſekten. 81 oben auf den Seiten des Halsſchildes, der Rand des zweiten Hinter— leibsringes oben und des vierten Hinterleibsringes unten weißlich— gelb. Flügel glashell; die vorderen oben mit ſchwärzlich-violettem Border: rande, Saum und Mittelfleck. Unter— ſeite am Vorderrande gelb. Ein läng— licher Fleck vor der Fühlerſpitze und die Tarſen gelblich-weiß. — Raupe 16 beinig, trübweiß. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Mai, Anfang Juni. Die Eier werden gewöhnlich ein— zeln an junge Rot- oder Weißerlen von 2—5 em Durchmeſſer tief unten am Wurzelſtock abgelegt. Im erſten Sommer nährt ſich die Raupe von der Rinde und den äußerſten Splintlagen des Brut— ſtämmchens. Im zweiten Jahre frißt ſie in deſſen Innerem einen kurzen, gerade aufſteigenden Gang, in welchen mitunter ſchwarzbraune, runde Rhizo— morphenfäden eindringen (Fig. 53). Die Puppe ruht im Frühjahre des dritten Jahres am Ende des Ganges 5 INA 2 5 Roterle von Sesia spheciformis Grng in einem aus verſponnenen Nage— befreſſen ſpähnen beſtehenden Cocon dicht unter * e der Rinde. Die beſetzten Stämmchen gehen ſchließlich ein. Auch ältere Erlenſtöcke und Birkenloden werden befallen. Generation 2jährig. Der Falter iſt über ganz Europa als gemeine Art verbreitet. Bekämpfung: Wie beim vorigen. Zuſatz.!) Eine ganz ähnliche Okonomie führen: Fig. 53. Sesia tabaniformis Rott., der kleine Pappel-Glasſchwärmer in Pappeln; 1) Altum, Dr.: Ueber forſtlich wichtige Seſien (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XVII. Jahrgang, 1885, S. 1). Heß, Forſtſchutz. II. 3. Aufl. 6 82 II. Buch. IV. Abſchnitt. Sesia euliciformis L., der kleine Birken-Glasſchwärmer in Birken und Erlenz!) Sesia formicaeformis Esp., der kleine Weiden-Glasſchwärmer in Korbweiden und Sesia cynipiformis Esp., der kleine Eichen-Glasſchwärmer in Eichen. ; Auch dieſe Arten bekämpft man durch Raupenleim⸗Anſtrich ode durch Aushieb der Heiſter. 3. Familie. Holzbohrer (Cossidae). (I. S. 404). 1. Cossus ligniperda L. (Bombyx cossus L.). Großer Holzbohrer, gemeiner Weiden-Holzbohrer (Fig. 54). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des d 65 70 mm, des 2 80 — 90 mm (Fig. 544). Körper plump. Kopf klein und gelbgrau behaart, ebenſo der Halskragen. Vorderflügel graubraun, weißgrau gewäſſert, von vielen ſchwarzbraunen Wellenlinien durch⸗ zogen. Hinterflügel aſchgrau bis graubraun. Hinterleib lang, ſtumpf, von derſelben Farbe, mit weiß geränderten Ringen. Fühler gekämmt (3) bzw. geſägt (2). — Raupe (Fig. 545) 90 - 95 mm lang, 16 beinig, rötlich-gelb, ſpäter braunrot, mit breitgedrücktem, braunem Kopf und dunklem, geteiltem Nackenſchild; auf jedem Segment in Querreihen ſtehende Härchen. Die Raupe riecht ſtark nach Holzeſſig. — Puppe (Fig. 540) 4045 mm lang, dick, rotbraun, mit ſcharfen Stachelkränzen auf den Hinterleibsringen. A. Lebens weiſe. Flugzeit: Ende Juni, Juli. Das 2 ſchiebt die Eier mittels ſeiner langen Legeröhre zu mehreren (bis 25 Stück) tief in Borkenritzen oder Wundſtellen von Weiden, Pappeln und anderen Laubhölzern, hauptſächlich tief unten am Wurzelſtocke. Die Raupen kommen im Juli aus, leben zuſammen und ver⸗ puppen ſich im Mai des dritten Jahres im Holze, zuweilen auch in 1) Altum, Dr.: Forſtzoologiſche Beobachtungen im Sommer 1886. 4. Sesia euliciformis in Erle (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahr⸗ gang, 1887, S. 112, hier 114). Schutz gegen Inſekten. 83 Fig. 54. ’ı Cossus ligniperda L a Weiblicher Falter. 5 Raupe (noch nicht ganz ausgewachſen). e Puppe. d Puppenhülle (nach dem Auskommen des Falters). der Erde, in einem großen, aus Holzabnagſeln angefertigten, innen glatten, feſten Cocon (Fig. 54 4). Der Falter erſcheint 3— 4 Wochen ſpäter. Generation 2jährig. Ziemlich häufig. 84 II. Buch. IV. Abſchnitt. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe lebt hauptſächlich im Holze der Weiden (Baum— weide). Außerdem befällt ſie Pappeln, Ulmen, Eichen, Erlen, Rotbuche, Birken, Ahorne, Eſche, Linden, Obſtbäume, Wallnuß, in vereinzelten Fällen ſogar Nadelhölzer (z. B. Kiefern), überall beſonders die unteren Stammteile. Der Fraß iſt dem der Sesia-Arten ſehr ähnlich. Anfangs plätzt die Raupe große unregelmäßige Hohlräume unter der Rinde; ſpäter dringt ſie zum Holze vor und durchwühlt dasſelbe in regellos auf: und abwärts ziehenden, breiten Gängen. In einem Stamme leben ſtets viele Raupen, oft bis zu 200 Stück und darüber. Die Raupe nimmt nicht bloß anbrüchige Stämme an, ſondern auch vollkommen geſundes Holz, vorzugsweiſe einzelne Stämme an Wegen, Waldrändern, Gräben ꝛc., und iſt ſehr gefräßig. Die bewohnten Stammteile ſind zu Nutzholz untauglich. Die befallenen Weiden-Kopfſtämme vegetieren jedoch, trotz der ſtarken Holz— zerſtörung im Innern, noch jahrelang ohne auffallende Abnahme ihrer Reproduktionskraft fort. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Schonung der Feinde: Fledermäuſe, Eulen und Nacht— ſchwalben. 2. Anſtrich der Stämmchen mit einem Gemenge aus Lehm und Kuhmiſt bis auf ca. 2 m Höhe über dem Boden. b. Vertilgung. Stark bewohnte Stämme muß man fällen, aufſpalten und ſamt den Raupen verbrennen. *2. Cossus (Zeuzera) Aesculi L. Blauſieb, Roßkaſtanien-Holzbohrer. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des d 45—50 mm, des ? 60—70 mm. Kopf und Rumpf weiß, filzig behaart, letzterer auf dem Rücken mit 6 blauen Flecken, von denen die beiden oberſten am größten ſind. Flügel weiß, mit zahlreichen kleinen, rundlichen, ſtahlblauen Flecken, namentlich auf den Vorderflügeln. Hinterleib ſchwarzblau und weiß geringelt. Fühler ſtahlblau, kurz und dünn, beim in der unteren Hälfte lang doppelt-gekämmt. 2 mit langer Legeröhre. — Raupe bis 40 mm lang, 16beinig, gelb, haarlos, mit in 8 Querreihen geſtellten ſchwarzen Wärzchen, ſowie dunkel— Schutz gegen Inſekten. 8 85 braunem Kopf und Nackenſchild. — Puppe hellbraun, bauchwärts etwas eingekrümmt, mit Stachelkränzen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Juni, Juli. Die Eier werden einzeln an ſchwache Stämmchen und Zweige freiſtehender Laubhölzer in feinen Rindenriſſen abgelegt. Die Raupe kommt im Auguſt aus, plätzt im erſten Sommer im Splint, überwintert im Stämmchen, wühlt im zweiten Sommer einen etwa 8— 10 cm langen, im Innern des Holzes aufſteigenden Gang, überwintert daſelbſt nochmals, begiebt ſich aber dann abwärts und ſchiebt ſich behufs der Verpuppung (Juni) bis dicht an die Rinde vor. Auskommen Ende Juni. Generation 2jährig. Man findet die Raupe in ſehr vielen Holzarten, am häufigſten in Ahornen, Eſche ), Apfelbaum — Syringe, Linden?) — Birken, Buche, Eichen Roteiche), Spindelbaum, Roterle, Weißerle, Birnbaum — Ulmen, Wallnuß, Hartriegel, Roßkaſtanie, Ebereſche, Pappeln — Bohnenbaum, Faulbaum, Korbweide?), ſogar Miſtel“). Die befallenen Stämmchen ſterben ab und brechen durch Wind oder ſich auflagernden Schnee an der beſchädigten Stelle. Henſchels) ſchließt aus dem Vorkommen der Raupe in den noch in voller Entwickelung ſtehenden Maitrieben der Weide, daß ſie in gewiſſen Fällen von ihrer urſprünglichen Geburtsſtelle auswandere, um jüngeres Material zu beziehen. Weit verbreitet, aber überall nur vereinzelt auftretend; namentlich das J Kiſt ſelten. Bekämpfung: 1. Schonung der Feinde (großer Buntſpecht 2c.). 2. Abhieb der befallenen Stämmchen und Vernichten der be— fallenen Stammteile. 3. Zerſtoßen der Raupen in ihren Gängen durch einen eingeführten ſpitzen Draht (nur im kleinen ausführbar). 1) Henſchel, G.: Entomologiſche Notizen. 1. Zeuzera aesculi (Central— blatt für das geſammte Forſtweſen, 1886, S. 344). 2) Zur Schädlichkeit des Roßkaſtanienſpinners (Cossus Aesculi L.) (da— ſelbſt, 1879, S. 518). 3) Henſchel, G.: Entomologiſche Notizen. Gortyna flavago V. (ochracea) und Zeuzera aesculi L. als Schädlinge der Weidencultur (daſelbſt, 1888, S. 485, hier 487). 4) Altum: Cossus aesculi L. in Miſtel (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd⸗ weſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 380). 5) Die ſchadlichen Forſt⸗ und Obſtbaum⸗Inſekten, ihre Lebensweiſe und Bekämpfung. 3. Aufl. Berlin, 1895, S. 304. 86 II. Buch. IV. Abſchnitt. 4. Familie. Spinner, Glucken (Bombycidae). (J. S. 404). 1. Bombyx (Gastropacha) neustria L. Ringel-Spinner, Livréevogel (Fig. 55). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 8 30—32 mm (Fig. 55 a), des 2 36—40 mm. Körper und Vorderflügel ockergelb (3) bzw. rotbraun (2); letztere in der Mitte von einer breiten, ſchwach gebogenen, rotbraunen, beiderſeits durch hellere Streifen begrenzten Fig. 55. b 8885 d Gastropacha neustria L. a Männlicher Falter. 5 Eierringel um einen Trieb. » Raupe. d Puppe. Querbinde durchzogen. Hinterflügel etwas lichter gefärbt, mit einem verwaſchenen, oft undeutlichen dunkleren Mittelſtreifen. Franſen unregelmäßig geſcheckt. — Raupe (Fig. 55% bis 50 mm lang, 16 beinig, abwechſelnd blau, rotbraun und weiß geſtreift (Livréeraupe), unten grau; auf dem blaugrauen Kopfe mit 2 großen, kohlſchwarzen Flecken; dünn und lang behaart. — Puppe (Fig. 55 0) 20 mm lang, blauſchwarz, kurzpelzig, mit weißen Punkten an der Seite und ſtumpfer Spitze in einem gelbweißen, dichten Cocon. Schutz gegen Inſekten. 87 A. Lebensweiſe. Flugzeit: Juli, Auguſt (abends). Den Tag über ruht der Falter mit dachartig angezogenen Flügeln an verſteckten Orten. Das 9 legt etwa 8 Tage nach der Paarung 300—400 halb: kugelige, braungraue Eier dicht zuſammen in Form eines breiten Ringes ſpiralförmig um junge Triebe (Fig. 55 )) verſchiedener Laub— hölzer. Vorzugsweiſe wird der letzte, ausnahmsweiſe der vorjährige Trieb belegt. Die Eier überwintern. Die in der Jugend ſchwarzen Raupen kriechen im April oder Anfang Mai des nächſten Jahres aus und freſſen geſellig, ſo lange ſie noch nicht ausgewachſen ſind. Bei ungünſtiger Witterung und zum Zwecke der Häutungen ziehen ſie ſich in ein gemeinſchaftliches, in einer Aſtgabel angebrachtes, braungraues Neſt zurück, welches mit fort— ſchreitendem Wachstum erneuert und vergrößert wird. Bei ſchönem Wetter laſſen ſie ſich gern von der Sonne beſcheinen, wobei ſie ihr Behagen durch lebhaftes Umſichſchlagen mit dem Vorderteil ihres Körpers ausdrücken. Die Verpuppung, vor welcher ſich die Raupen verteilen, geht Mitte Juni zwiſchen einigen verſponnenen Blättern oder in Rinden— ritzen vor ſich. Auskommen im Juli. Generation einfach. Überall und häufig. B. Forſtliches Verhalten. Man trifft die Raupe auf vielen Laubhölzern an, beſonders auf Obſtbäumen, im Walde vorzugsweiſe auf Eichen, Weißbuche und Pappeln, ferner auf Ulmen, Rotbuche, Birken, Ahornen, Weiden, Weißdorn, Schwarzdorn, Roſenſträuchern ꝛc. Nur Eſche und Linden ſcheinen verſchmäht zu werden. Der Fraß erſtreckt ſich im Anfang auf Blüten und Blattknoſpen, dann auf die Blätter und dauert von Ende April bis Anfang Juni. Die Raupe iſt für Obſtgärten ſchädlicher als für den Wald. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Schonung der Feinde: Meiſen, Goldhähnchen, Kuckuck, Raben, Finken, Sperlinge ꝛc. Dieſe Vögel ſtellen dem Inſekt im Ei-, Raupen: und Puppenzuſtande nach. b. Vertilgung. 1. Abkratzen und Vernichten der Eierringel oder Überſtreichen derſelben mit Raupenleim oder Abſchneiden der mit Eierringeln be— ſetzten Aſte (im Winter). 88 II. Buch. IV. Abſchnitt. 2. Zerquetſchen der jungen Raupen in den Aſtgabeln mit Fauſt⸗ handſchuhen oder ſtumpfen Beſen. Dieſe Maßregeln müſſen wenigſtens in Obſtgärten und Baum— ſchulen ausgeführt werden. 2. Bombyx (Gastropacha) lanestris L. Birkenneſt-Spinner, Kirſchen-Spinner. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 30—40 mm. Flügel roſtrot oder bläulich -grau mit einem ſchmalen, geſchlängelten, weißen Querſtreif. Vorderflügel am Grunde dunkler, an der Wurzel mit einem weißen Fleck und einem gleichfalls weißen (von Dreiecksform) in der Mitte. Franſen auf den Rippen weißlich punktiert. 2 mit dichtem, grauem Wollbauſch am After. — Raupe bis 40 mm lang, 16 beinig, blauſchwarz, mäßig dicht, aber lang behaart, mit zwei Reihen rotgelb behaarter Rückenwarzen, darunter auf jedem Ring oft 3 weiße Punkte. — Puppe gedrungen, ockergelb, in einem kurzen, feſten, blaßgelben Tönnchen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im April. Die Eier (bis 200 Stück) werden im April in Form eines 2—3 cm breiten ſpiralförmigen Bandes an jährige Triebe der Birken ꝛc. abgelegt und mit blaugrauer Afterwolle bedeckt. Die Raupen ſchlüpfen im Mai aus und leben geſellig in einem gemeinſchaftlichen, fauſtgroßen, bis 25 em langen, ſpindelförmigen, grauweißen, meiſt in Aſtgabeln hängenden Geſpinſte, welches ſie nur verlaſſen, um auf Fraß auszugehen. Dieſer erſtreckt ſich auf Blätter, vorwiegend der Birken, untergeordnet auch anderer Laubhölzer (Eichen, Linden, Weiden, Pappeln, Kirſch-, Pflaumenbaum, Weißdorn ꝛc.) und dauert vom Mai bis Juli. Die Birkenkätzchen werden beim Fraße verſchont. Verpuppung Ende Juni am Boden unter Laub ꝛc. Die Puppen überwintern; in vereinzelten Fällen findet ein Überliegen bis ins zweite oder dritte Jahr ſtatt. Generation in der Regel einfach. Häufig. Bekämpfung: Ausſchneiden und Verbrennen der Raupenneſter. Dies geſchieht am beſten an regneriſchen Tagen, wo die Raupen ge— wöhnlich im Neſte bleiben. In Gärten läßt ſich auch das Vernichten der Eierhaufen ausführen. 3. Bombyx (Orgyia) antiqua L. Aprifojen- Spinner, Schlehen-Spinner (Fig. 56). Beſondere Kennzeichen; Flügelſpannung des 7 25—30 mm (Fig. 563). Körper und Flügel roſtgelb. Vorderflügel mit 2 dunklen Schutz gegen Inſekten. 89 Querbinden und je einem weißen, mondförmigen Fleck vor dem Innenwinkel. Hinterflügel einfarbig roſtgelb. Unterſeite orangefarbig. Franſen ſchwarzbraun geſcheckt. Fühler doppelt gekämmt. 2 (Fig. 56) 10—14 mm lang, plump, gelbgrau, mit kurzen, weißlichen Flügel— ſtummeln, aſſelförmig. Fühler kurz geſägt. — Raupe (Fig. 56 c) 35—38 mm lang, 16 beinig, aſchgrau, gelblich behaart, ſchwarzköpfig, mit ſammetſchwarzem Rücken (vom vierten Ring ab) und karmoiſinroten Wärzchen. Auf dem vierten bis inkl. ſiebenten Ring je eine dicke, Fig. 56. 1 71 Orgyia antiqua L. a Männlicher Falter. “ Weiblicher Falter. c Raupe. geſtutzte, gelbe Haarbürſte. Außerdem 5 ſchwarze Haarpinſel, u. zw. 2 vorwärts gerichtete unmittelbar hinter dem Kopfe, 2 wagrecht ab— ſtehende an den Seiten des fünften Ringes und ein aufrechtſtehender auf dem elften Ringe. — Puppe gelblich-grau, an den Flügelſcheiden ſchwarzbraun behaart, in einem dichten, eiförmigen Cocon. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Juli, Auguſt, ſogar bis in den September hinein. Das 2 legt 150 — 300 graue, etwas eingedrückte Eier haufen— weiſe in die Nähe des Geſpinſtes, welchem es entſchlüpft iſt, oft auf dasſelbe. Die Eier überwintern. Die Raupen erſcheinen im Mai; mitunter ſchlüpft ein Teil ſchon im Herbſte des Brutjahres aus. Die Verpuppung erfolgt im Juli zwiſchen Blättern ꝛc. in einem lockeren, mit Raupenhaaren durchwebten Cocon. Auskommen Ende Juli, Anfang Auguſt. 90 II. Buch. IV. Abſchnitt. Generation in der Regel einfach. In warmen Jahren hat ſich, wenn auch ſelten, eine zweite Generation entwickelt. Der Falter iſt weit verbreitet und ziemlich gemein. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe iſt eigentlich nur den Obſtbäumen (Aprikoſenbaum ꝛc.) ſchädlich. Ihr Vorkommen an Saalweide, Ebereſche ꝛc. iſt bei dem relativ geringen Werte dieſer Holzarten für die Forſtkultur nicht von Bedeutung. Merkwürdig iſt aber das in einzelnen Fällen beobachtete lokale Überſpringen dieſer Art auf 30 —40 jährige Nadelhölzer (Fichten und Kiefern). Die kleinen Raupen benagen vorzugsweiſe die Knoſpen und jungen Früchte; die ausgewachſenen Raupen hingegen freſſen, Blätter bzw. Nadeln (an Kiefern unter Belaſſen eines Stumpfes) und verſchonen die Knoſpen. Der Fraß dauert von Anfang Mai bis Ende Juni. Er beginnt (wenigſtens an Nadelhölzern) ſtets im äußerſten Gipfel und an den äußerſten Seitentriebſpitzen, um ſich von da nach unten und innen fortzuſetzen. Kranke Raupen ſammeln ſich kurz vor der Zeit der Verpuppung gern klumpenweiſe an den äußerſten Baumgipfeln an. Der Schaden beſteht in einem nicht unerheblichen Zuwachsverluſte. Selten ſterben die befallenen Stangen völlig ab, da die Knoſpen von ſeiten der älteren Raupen unberührt bleiben. Einige Beiſpiele für das Überſpringen der Raupen auf Nadelholz ſind: 1. ein Fraß in Schleſien an 15— 25 jährigen, durch Hüttenrauch beſchä— digten Fichten und Kiefern, 2. ein Fraß in Sachſen (1855) ) und 3. ein Fraß in den Schwarzburg-Rudolſtädtiſchen Forſten Neuhaus und Cursdorf an 30 40 jährigen Fichten (1859). Bei dieſem Fraße, den man erſt ſehr ſpät bemerkte, ſtellte ſich das numeriſche Verhältnis der & zu den 2 etwa wie 8: 1). 1) von Berg: Inſectenſachen. 1. Das Vorkommen des Aprikoſen— ſpinners (Phalaena Bombyx antiqua) im Hospitalwalde bei Freiberg (Jahr⸗ buch der Königl. ſächſ. Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 12. Band, 1857, S. 240). 2) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1859. Braun⸗ ſchweig, 1860, S. 29 u. 30. Schinzel, A.: Brief aus Katzhütte (Schwarzburg-Rudolſtadt). Fraß des Aprikoſenſpinners (Phalaena Bombyx antiqua) auf der Fichte (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1861, S. 195). Protokoll über die vom 8. bis 11. September 1862 ſtattgehabte zehnte Verſammlung der Forſtwirthe aus Thüringen. (Abgehalten in Sonneberg, Herzogthum S.- Meiningen.) Eiſenach, 1864, S. 62 (Mittheilungen von A. Schinzel). Schutz gegen Inſekten. 91 C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Schonung der Feinde: Meiſen, Rotkehlchen zc. Von Ichneumonen wurden bei dem Schwarzburger Fraße beſonders Hemiteles fulvipes Grav. und Pimpla instigator Fabr. bemerkt. b. Vertilgung. 1. Sammeln und Verbrennen der mit Eiern belegten Cocons (im Winter). 2. Abſchütteln der Raupen auf untergelegte Tücher (Mai). 4. Bombyx (Dasychira) pudibunda L. (Orgyia pudibunda L.). Buchen⸗Spinner, Rotſchwanz (Fig. 57). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des d 38—45 mm (Fig. 57a), des 2 50—60 mm (Fig. 57 )). Vorderflügel weiß- Dasychira pudibunda L. a Männlicher Falter. 5 Weiblicher Falter. » Raupe. 4 Puppe (von der Rückſeite gejehen). grau, fein dunkel beſtäubt, mit 2—3 ſchmalen, braungrauen, etwas zackigen Querſtreifen und einem mitunter undeutlichen Mittelfleck da— zwiſchen. Hinterflügel weiß, mit einem kleinen verwaſchenen Fleck in der Mitte und einem größeren am Afterwinkel. Franſen zwiſchen 92 II. Buch. IV. Abſchnitt. den Rippen dunkel gefleckt. Vorderleib rötlich-weiß oder weißgrau. Hinterleib weiß wie die Hinterflügel. Fühler mit weißem Schafte, doppelt braun gekämmt (I) bzw. gezähnt (2). “ im ganzen dunkler und ſtärker beſtäubt als das P. — Raupe (Fig. 576) 35—40 mm lang, 16 beinig, anfangs grünlich-gelb, ſpäter mehr rötlich oder bräunlich, behaart, mit großem, hellbraunem Kopf und 4 gerade abgeſchnittenen, gelben oder bräunlich-grauen Haarbürſten auf dem Rücken des vierten bis ſiebenten Ringes, ſammetſchwarzen Einſchnitten dazwiſchen und mit einem langen, roſenroten Haarpinſel auf dem letzten Ringe. — Puppe (Fig. 57) 18 — 20 mm lang, gedrungen, dunkelbraun, kurz 5 9, 9 9 ö graugelb behaart, in einem mit Härchen durchwebten gelbgrauen Cocon. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mai, Anfang Juni. Das s legt feine bläulich grauen Eier, im ganzen etwa 50 bis 300 Stück kund darüber) im Mai und Juni in einer Scheibe an Baumrinde ab, gewöhnlich niedrig, meiſt in 1— 1,5 m Höhe, jedoch bei Maſſenvermehrung auch in unerreichbarer Höhe, ſowohl an den Stamm, wie an Aſte und Aſtſtummel, mitunter auch an Geſtrüpp, dürres Reiſig, auf die Laubdecke am Boden, ſelbſt an Grashalme und Kräuter. Die Eierſcheibe wird mit der Stammoberfläche feſt verleimt, ſodaß die Eier durch Regen, Schnee ze nicht leicht abgeſpült werden können. Die in der Jugend gelben, mit ſehr langen, ſchwärzlichen Haaren bedeckten Raupen kriechen etwa nach drei Wochen (Juni) aus. Sie verzehren zunächſt ihre Eihüllen, bleiben einige Tage in „Spiegeln“ beiſammen, mit dem Kopfe gewöhnlich dem Centrum zugekehrt, und treten dann ihre Wanderung nach der Baumkrone an. Im September ſteigen ſie baumabwärts, um ſich zu verpuppen. Die Verpuppung erfolgt Anfang Oktober in einem loſen Cocon niedrig am Boden, meiſt zwiſchen abgefallenem Laub, aber auch unter Reiſig, ev. in Rindenritzen eingeſprengter Bäume mit Borke (Eichen, Kiefern ze.) oder zwiſchen Bodenkräutern. Die Puppen überwintern. Auskommen im Mai. Generation einfach. Die Raupe iſt gegen Schnee und Kälte ſehr widerſtandsfähig. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe lebt einzeln auf faſt allen Laubhölzern, ſogar auf Nadelhölzern (Lärche, Fichte, Wachholder). Maſſenfraß iſt aber bis jetzt eigentlich nur an der Rotbuche beobachtet worden, in ganz M Schutz gegen Inſekten. 93 vereinzelten Fällen jedoch auch an Hainbuche, Eichen und Roterle (Harz). Sie befällt mit Vorliebe trockene, ſonnige Bergkuppen, ſowie ſüdliche Hänge und meidet tief eingeſchnittene Thäler. Der Fraß tritt gewöhnlich gleichzeitig an mehreren Höhenpunkten auf und verbreitet ſich von da aus ringförmig nach allen Seiten. Heftige Winde zur Zeit des Falterfluges vergrößern das Invaſionsfeld. Auch die Räupchen werden hierdurch weithin verweht. | Am liebſten find dem Falter 40 — 80 jährige Beſtände; jedoch ird im Buchenwalde keine Alters— klaſſe verſchont. Wenn das Ober- lz abgeweidet iſt, jo befällt die | upe auch Schonungen, zuletzt Sträucher (Weißdorn, Schlehdorn, ſel, Pulverholz, Roſen, Wach— older, Brombeere, Heide) und ſogar räuter (Wolfsmilch, Kellerhals, xenkraut, Gräſer ꝛc.). Der Fraß erſtreckt ſich auf die lätter; zuerſt werden dieſelben f der Unterſeite unvollſtändig (d. h. ohne Durchnagen der oberen Epidermis) ſkelettiert. Nach über- ndener Häutung frißt aber die e (vom Auguſt ab) größere er in die Blätter, teils vom 3 be her, bild aus der Mitte Rotbuchenblatt, von der Raupe des heraus (Fig. 58). Die Blätter der Kaorſchwanzes befreſſen (natürl. Größe) = fieht man zu tauſenden auf Boden liegen, da ſie, wenn teilweiſe befreſſen, an den Blatt— ielen abgebiſſen werden. An der Eiche hingegen bleiben die Blatt— le ſtehen (Fig. 59). Die Nachteile des Fraßes beſtehen in Zuwachsverluſt, unter Um— ſtänden Abſterben einzelner Aſte, Bodenverſchlechterung (Laubentzug, aſung) und Schmälerung der Samenproduktion. Ferner bilden infolgedeſſen weniger und geringere Tragknoſpen aus. Die be— enen Beſtände liefern daher in der erſten Zeit nach dem Fraße ht nur weniger und kleinere Bucheckern, ſondern auch mehr taube er. Dieſer Nachteil iſt für Buchenhochwaldungen, deren Ber: ung auf natürlichem Wege die Regel bildet, beſonders empfindlich. jagdlicher Nachteil großer Vermehrung dieſer Art beſteht darin, Fig. 58. 94 II. Buch. IV. Abschnitt. daß durch die den Boden bedeckenden, ſtark behaarten abgeſtreiften Raupenhäute dem Wilde der Aufenthalt in den betreffenden Beſtänden verleidet wird. Auch das Weidevieh hat hier— unter zu leiden. Als Beleg für die Samenverſchlechterung durch die Raupe mögen folgende Zahlen dienen: Das Ge— wicht von 1000 Bucheckern betrug: von einer 1869 nicht oder nur wenig be— b merkbar befreſſenen Waldſtelle ... 290,0 g; von einer 1869 vollſtändig entblätterten Waldſtelle ER e von einer 1868 entblätterten, aber 1869 verſchonten Waldſtelle . 224,0 g. Hieraus ergiebt ſich ein Gewichtsverhältnis von 100 : 92: 77 oder eine Gewichtsabnahme von 8 bzw. 23%, Der Falter bevorzugt ſüdliche und ſüd— weſtliche Einhänge, iſt beſonders im nördlichen Deutſchland verbreitet und ſteigt im Gebirge faſt bis zu 400 m Meereshöhe. An Mitteilungen über Maſſenfraß durch den Rotſchwanz in Rotbuchenwaldungen iſt die Litteratur ſehr reich. Im Nachſtehenden ſollen einige derartige Fälle angegeben werden. N gi 3 Eichenblätter, von der Raupe Im Bildſtocker Forſte wurden 1847 über 225 ha des Motfhmanges aßgemeibet Buchenhochwald kahl gefreſſen. “) (ònatürl. Größe). Im Jahre 1848 ereignete ſich ein ſtarker Fraß in den Buchenforſten der weſtlichen Vogeſen.“) Auf der Inſel Rügen (Stubbenitz) hat ſich die Raupe ſeit etwa 1853 geradezu eingebürgert.“) Ein Hauptfraß fand 1868 ſtatt. Im ganzen wurden daſelbſt gegen 2000 ha Buchwald durch die Raupe entblättert. In der Gegend von Montabaur (Naſſau) erſtreckte ſich 1859 ein Fraß auf etwa 38 ha.“) 266,5 g; 1) Mittheilung des Oberförſters Eichhoff in der Verſammlung der ſüddeutſchen Forſtwirthe zu Kreuznach im Jahre 1850 (Neue Jahrbücher der Forſtkunde, 2. Folge, 1. Band, 1851, S. 12). 2) Chevandier, Eug.: Die Verheerungen des Buchenſpinners, Phal. Bomb. (Orygia) pudibunda, im Jahre 1848 in den Buchenwaldungen der weſtlichen Vogeſen-Abdachung (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1850, S. 156 und S. 184). Auszug aus den Annales forestièrxes von 1849. 3) Ratzeburg: Forſtinſekten. 3. Der Rothſchwanz (Phal. Bomb. pudi- bunda) (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 33. Band, 1. Heft, 1853, S. 224). 4) k.: Brief aus Montabaur in Naſſau. (Fraß des Buchenſpinners.) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1860, S. 63). | Schutz gegen Inſekten. 95 Im Reviere Lutter am Barenberge (Braunſchweig) betrug die Größe der 868 befreſſenen Beſtände 667 ha. .) 1876 und 1877 trat die Raupe im Ruppertsburger Gemeindewald und n den Gräflich Laubach' ſchen Forſten (Oberheſſen) in großer Menge auf; er betr. Kahlfraß erſtreckte ſich auf rund 400 ha und verurſachte (nach Unter— uchungen des Verfaſſers) einen Zuwachsverluſt von reichlich 0,5 .) Im Tautenburger Forſte (bei Jena) wurden 1877 und 1878 die Be— tände auf einer Fläche von 204 ha kahl gefreſſen.“) Im Sommer 1887 begann daſelbſt abermals ein Fraß, u. zw. auf der- elben Stelle, ſodaß man die ſchlimmſten Befürchtungen für 1888 hegte. In— olge des naßkalten Sommers und frühzeitigen Froſtes im Herbſte kam aber zie reichlich abgelegte Brut nicht zur Entwickelung.“ Fernere Maſſenfraße haben ſtattgefunden in den Jahren 1887 und 1888 m Forſtreviere Varenholz. Als ein ſehr werkthätiger Feind hierbei erwies ich eine Spinne (Epeira-Art).°) 1892 trat die Raupe im Großherzogtum Luxemburg im Steinſeler Revier auf einer etwa 1 ha großen Fläche auf. Der Fraß griff aber ſo raſch um ich, daß bis Anfang Oktober die Beſtände bereits auf ca. 33 ha entblättert ind die umliegenden Abteilungen merklich gelichtet waren. Bis Ende 1893 varen im ganzen 2000 ha Buchenhochwald verwüſtet, u. zw. 1660 ha Ge— neinde- und 340 ha Privatwald. Die größten Fraßkomplexe umfaßten ein Areal von etwa 250 ha. Die Raupen waren ſo zahlreich, daß die Züge der chmalſpurigen Eiſenbahnen nicht mehr vorwärts kamen. 1894 ſchwärmten war noch viele Falter, allein es kam nicht mehr zu Kahlfraß. Infolge der Bermehrung der Paraſiten und Krankheiten unter den Raupen erloſch die Epidemie bereits im Juni. „Von Vertilgungsmitteln hatte man von vornherein wegen des befürch— eten Mißverhältniſſes zwiſchen Koſten und Erfolg ꝛc. im allgemeinen Abſtand jenommen. Man will ſogar beobachtet haben, daß durch die Vertilgung (der Lier und Falter), welche in einigen Gemeindewaldungen angeordnet und durch— jeführt worden war, eine Vermehrung des Schädlings eintrat, weil den Über— ebenden mehr Nahrung zur Verfügung ſtand, während da, wo man nicht jejammelt hatte, tauſende von Raupen ſchließlich dem Hungertod unter— 1) Beling: Ein Fraß der Buchenſpinner- oder Rotſchwanz-Ra upe am darze (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 21. Band, 1871, ©. 32). 2) Lorey, Dr.: Briefe aus Gießen. (Fraß von Orgyia-Dasychira- judibunda.) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1876, S. 388 und 1877, 5. 278). Heß, Dr.: Fraß des Rotſchwanzes (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1876, S. 580). Thum: Brief aus dem Großherzogthum Heſſen. (Fraß von Orgyia Jasychira pudibunda.) (Allgemeine Forſt- und Jagd-⸗Zeitung, 1879, S. 337). 3) Vollmar: Ein Fraß vom Rotſchwanze (Dasychira pudibunda) Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1879, S. 443). 4) Derſelbe: Dasychira pudibunda (daſelbſt, 1889, S. 547). 5) Wagener: Ueber einen Fraß der Raupe von Orgyia pudibunda Hb., m Forſtreviere Varenholz, in den Jahren 1887 und 1888 (Forſtliche Blätter, R. F. 1889, S. 106.) 96 II. Buch. IV. Abſchnitt. lagen.!) Dies wäre ja ein Beleg für die Richtigkeit der Dorrer'ſchen Theorie (vgl. I. S. 451). In den Jahren 1892—1894 fand ein bedeutender Fraß durch die Rot ſchwanzraupe im Speſſart, in Teilen der Rhön und im Steigerwalde ſtatt Der dazwiſchen liegende Guttenberger und Gramſchatzer Wald blieb ſo gu wie verſchont.?) Auch im Großherzogtum Heſſen trat der Rotſchwanz in den Jahre 1892—1894 in größerer Menge auf, u. zw. in den Forſten Darmſtadt, Grün berg, Nidda, Friedberg und Seligenſtadt.“) Endlich ſind noch die Beſchädigungen im Bitſcher Walde (Elſaß), gleich⸗ falls 1893 und 1894, zu erwähnen.“) C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Einſprengen anderer Holzarten (Eſche, Ahorne, Nadel hölzer ꝛc.) in die Rotbuchenbeſtände. Dieſe Maßregel entſpricht auch dem waldbaulichen wie finanziellen Intereſſe. 2. Schonung der Feinde: Saatkrähe, Krähe, Dohle, Kuckuck Droſſeln, Finken, Laubſänger, Meiſen ze. Auch Spinnen, Laufkäfer, Ichneumonen und Pilze raffen di Raupen zu tauſenden hinweg. Unter den Käfern hat man beſonders die Laufkäfer: Carabus viola ceus L., C. auratus L., C. auronitens Fabr. und den Kurzflügler: Oeypu olens Müll. als nützlich beobachtet. — Von Ichneumonen find: Pimpla pudibundae Rtzb., Exorista lucorum Meig. ꝛc. zu nennen. Von Pilzen kommen an den Puppen namentlich Isaria farinosa Fries. und die zugehörige höhere Form Cordiceps militaris Link vor. b. Vertilgung. 1. Betupfen der Eierſcheiben an den Stämmen mit Ol, Petroleum, Teer oder Naupenleint. 2. Zerquetſchen der Raupen, wenn ſie behufs der Ver— puppung von den Bäumen herabſteigen, am Fuße der Stämme mit zur oder ſtumpfen Beſen (September, Oktober). 1) Koltz: Rothſchwanzverbreitung (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeit: ſchrift, 1893, S. 455). Faber, E.: Die Rothſchwanz-Epidemie im Großherzogthum Luxemburg während der Jahre 1892 bis 1895 und ihre Folgen (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen. XXIX. Jahrgang, 1897, S. 610). 2) Brief aus Bayern. Wald-Beſchädigungen und Verwüſtungen durch Raupenfraß (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1895, S. 288). 3) Brief aus Heſſen. Dasychira pudibunda (daſelbſt, 1895, S. 95). 4) Elſaß⸗Lothringen (Allgemeiner Holzverkaufsanzeiger, XIX. Jahrgang, Nr. 26 vom 27. Juni 1894). Schutz gegen Inſekten. 97 Hierbei verdienen zumal die Fraßränder, d. h. die Grenzen zwiſchen den bereits entblätterten und den noch grünen Stämmen, Beachtung, weil Jon den im Innern der Beſtände befindlichen Raupen doch ein großer Teil erhungert. 3. Sammeln der Puppen im Winterlager. Hierbei darf jedoch die Streu nicht aus dem Walde geſchafft werden. 4. Töten der Falter (2) zur Schwärmzeit. 5. Anlegen von 3 — 4 cm breiten Leimringen um die Bäume in einer Höhe von etwa 5—6 m. Bei Eberswalde find mit Tiefringen (in 1—2 m Bodenhöhe) anfangs nicht ungünſtige Reſultate erzielt worden. Man fing (1887) in einem 1,25 ha großen Beſtand im Durchſchnitt ca. 500 Raupen pro Stamm mit einem Ge— ſamtaufwande von 27 M pro ha. Ein durchſchlagender Erfolg wurde aber nicht erzielt, weil die Eier zum großen Teil über den Leimringen abgelegt worden waren. Man muß daher alsbald Hochringe anlegen. Über die not— wendige Höhe würde man ſich durch Unterſuchung der Eierhöhe (Anfang Juni) in den beflogenen Beſtänden zu orientieren haben. Bei einem drohenden Kahlfraße ſollte man wenigſtens die im Buchenbeſtand eingeſprengten Eichen durch Leimringe ſchützen.“) Alle dieſe Maßregeln müſſen, wenn die Kalamität im Anzug iſt, zur Anwendung kommen. Bei Maſſenvermehrung iſt keine von durchſchlagendem Erfolge. Neuere Stimmen?) warnen ſogar über— haupt vor der Anwendung von Bekämpfungsmitteln, teils wegen ihres Koſtenpunktes und gleichwohl nur geringen Erfolges, teils weil der Kahlfraß erfahrungsmäßig in der Regel bloß auf ein Jahr beſchränkt bleibe und von einem Abſterben der befallenen Bäume hierdurch keine Rede ſei. 5. Bombyx (Dasychira) detrita Esp. (Liparis detrita Esp.). Kleiner grauer Schwamm-Spinner, Heiſtern-Spinner. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 25 — 30mm. Körper und Flügel braungrau; letztere oft ganz ohne Zeichnung, dünn beſtäubt. Vorderflügel mitunter mit undeutlichem Mittelmond und einem gleich— falls nicht deutlichen gezähnten, hinteren Querſtreifen. Franſen etwas dunkler. Fühler doppelt gekämmt (3) bzw. einfach gekämmt (2). Beine hellgrau. — Raupe 20—25 mm lang, 16 beinig, gelblich-grau, 1) Altum, Dr.: Zur Vertilgung der Rothſchwanzraupe. Bombyx (Orgyia) pudibunda (Zeitjchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 166). b Boden, W.: Verſuchsweiſe Anwendung von Leimringen zur Verhütung des Fraßes von Orgyia pudibunda (daſelbſt, XXI. Jahrgang, 1889, S. 219). 2) Hoffmann: Die Rothſchwanzraupe (Ph. B. pudibunda Linn.) (da⸗ ſelbſt, XXVII. Jahrgang, 1895, S. 420). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 2 7 98 II. Buch. IV. Abſchnitt. mit dunkelgrauem Kopf, einer feinen, weißlichen Rückenlinie und 2 blau- grauen Streifen daneben; unten rötlich-grau. 6 Längsreihen rötliche Warzen, von welchen graue Büſchelhaare ausgehen. — Puppe rotgelben, lang graugelb behaarten Makeln. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Juni, Juli. Die Eier werden in Form eines kleinen Schwammes an Eichenblätter in den Baum— kronen abgelegt. 5 Die Raupe erſcheint Ende Juli, Anfang Auguſt und ſchadet Blätter; ſpäter frißt ſie dieſe ganz und überwintert halbwüchſig unter der Laubdecke. Sobald ſich die Knoſpen entwickeln, kommt ſie von neuem zum Vorſchein und nimmt dann mit Vorliebe die kleinen, eben in der Entfaltung begriffenen Blättchen der jungen Triebe an Die befallenen Stämmchen bleiben infolgedeſſen bis zur Mitte des Sommers hinein faſt vollſtändig kahl. Verpuppung im Mai zwiſchen locker. zuſammengeſponnenen Blättern. Generation einfach, mitunter unregelmäßig. Die Raupe befällt vorzugsweiſe unwüchſige Eichen, niedriges, ſchlechtes Geſtrüpp, ſchadet aber auch Eichenkulturen, insbeſondere ein— gepflanzten Heiſtern und wird hierdurch jedenfalls merklich ſchädlich. Nach Judeich)) iſt das Inſekt in den 1870er Jahren maſſenhaft in den Revieren Klein-Zerbſt (Anhalt) und Zwenkau bei Leipzig aufgetreten. Bei dem Zwenkauer Fraße wurde aus eingekerkerten Raupen eine zu den Braconiden gehörige Schlupfweſpe (Meteorus decoloratus Rthe.), welche jehr erfolgreich aufgeräumt hatte, in großer Menge erzogen. Man hat die Raupe außerdem bei Lüneburg, Halle, in Mecklenburg, Schleſten, Oſterreich ꝛc. als ſchädlich beobachtet. 0 Bekämpfung: Sammeln der Raupen. 6. Bombyx (Leucoma) salicis L. (Liparis salicis L.). Weiden-Spinner, Atlas-Spinner. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 50—55 mm. Körper und Flügel atlasweiß, glänzend; letztere ſehr zart. Hinterleib weißlich behaart, ohne Wollenbauſch am After. Ringe braun gerandet. Fühler braun gekämmt, mit weißem Schafte. Beine abwechſelnd ſchwarz und weiß geringelt. — Raupe 35—45 mm lang, 16 beinig, ſchwarzgrau mit ſchwarzem Kopfe, großen, gelbweißen Rückenflecken, roten Wärzchen 1) Dasychira Stph. (Liparis O.) detrita Esp. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 27. Band, 1877, S. 82). Schutz gegen Inſekten. 99 ind hellbraunen Haaren. — Puppe 25 mm lang, ſchwarzbraun, nit weißen Flecken und gelben Haarbüſcheln beſetzt, von einzelnen eſpinſtfäden gehalten. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Juni, Anfang Juli. Die unden, grünlichen Eier (im ganzen 150—200 Stück) werden vom Juni ab an Rinde und Blätter der Pappeln und Weiden abgelegt ind mit einem weißen, kleberigen, ſofort erhärtenden Sekret über— zogen. Die Raupen erſcheinen häufig ſchon von Mitte Auguſt ab, in der Regel aber erſt im folgenden April und ernähren ſich, nachdem ie ihre ſchützende Hülle durchnagt haben, bis Ende Juni von Blättern, welche ſie meiſt vollſtändig auffreſſen. Im erſteren Falle überwintern ſie halbwüchſig in Rindenritzen, hinter einigen lockeren Geſpinſtfäden. Die Verpuppung geht im Juni am Stamme in Borkenritzen oder zwiſchen leicht verſponnenen Blättern und Zweigen vor ſich. Die Raupe bewirkt mitunter Kahlfraß und iſt überall häufig. Bekämpfung: Vorbeugend wirkt Schonung der Feinde (Kuckuck, Specht, Star, Krähen ꝛc.). Überſtreichen der Eierhaufen ev. der Falter, wenn ſie an den tämmen ſitzen, mit Raupenleim. Zerdrücken der vor den Häutungen zuſammenſitzenden Raupen. Sammeln der Falter. 37. Bombyx (Porthesia) chrysorrhoea L. (Liparis chrysorrhoea L.). Dunkler oder Eichen-Goldafter-Spinner, kleiner Schwamm-Spinner (Fig. 60). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 30 — 35 mm. Rumpf, Flügel und Beine atlasweiß. Hinterflügel mit Mittelaſt (Ader 5). (Fig. 60 4) durch folgende beſondere Merkmale charakte— riſiert: Vorderflügel ſchön glänzend, meiſt mit ſchwärzlichen Flecken in der Mitte und am Innenwinkel. Vorderrand unten ſchwarzbraun. Innenrand kurz gefranſt. Hinterleib größtenteils bräunlich, mit roſt— gelber Afterwolle. Fühler doppelt gekämmt, gelbbraun. 2? (Fig. 60 )) ohne ſchwärzliche Flecke auf den Vorderflügeln. Hinterleib ſchwarz— braun, weiß behaart, mit rotbrauner Afterwolle. Fühler einfach ge— kämmt, gelblich. — Raupe (Fig. 60 c) 30— 38 mm lang, 16 beinig, oben braungrau, gelbbraun behaart, mit zahlreichen kleinen Quer— flecken auf den 3 erſten Ringen, 2 roten leicht gezackten Rückenlinien (vom vierten bis zehnten Ring) und 2 zinnoberroten Wärzchen (auf 7 * 100 II. Buch. IV. Abſchnitt. Fig. 60. 8 u ER . NE 0 Be We IE 1/ 17 1 1 Porthesia chrysorrhoea L. a Männlicher Falter. 5 Weiblicher Falter. e Raupe. d Puppe. dem neunten und zehnten Ring), unten grau, mit gelben Punkten und Querſtrichen. — Puppe (Fig. 60 d) 17 mm lang, ſchwarzbraun hell behaart, mit ſcharfer Spitze, in einem Geſpinſte. A. Lebens weiſe. Flugzeit: Ende Juni, Juli in den Abendſtunden. Das ? legt 200—300 bräunlich-gelbe Eier an die Unterſeite der Blätter vieler Laubholzarten in länglichen Haufen ab und be— deckt ſie mit dicker, ſchwammiger, goldbrauner Afterwolle. Hiermit hängt deren Bezeichnung als „kleine Schwämme“ zuſammen. Die Raupen erſcheinen 2 — 3 Wochen ſpäter, im Juli oder Auguſt und fertigen ſich an den jungen Trieben um das Cierblatt und die benachbarten Blätter ſogleich Geſpinſte. Im Herbſte bereiten fie ſich behufs Überwinterung feſte „große Raupenneſter“), indem ſie mehrere Blätter durch Fäden zuſammenziehen, dazwiſchen förmliche Kammern anlegen, dieſe mit Gewebe ausfüttern und feſt an die Zweige heften. N Die Verpuppung geht im Juni des folgenden Jahres in einem graubraunen, durchſichtigen Geſpinſte zwiſchen einem Knäuel von Blättern vor ſich. 1) Im Gegenſatze hierzu ſtehen die „kleinen Raupenneſter“ der Raupe von Pieris crataegi L. (S. 77). Schutz gegen Inſekten. 101 Das Auskommen findet Ende Juni, Anfang Juli ſtatt. Generation einfach. Häufig, tritt jedoch ſelten maſſen— ſaft auf. B. Forſtliches Verhalten. Dieſer Spinner iſt ſehr polyphag. Man findet die Raupe auf Ibſtbäumen (Birn⸗ und Pflaumenbaum), Eichen, Weiß— zorn, ferner auf Rotbuche, Ulmen, Ahornen, Hainbuche, Pappeln, Weiden, Roſenſträuchern, Schlehe ꝛc.; ſelbſt die den Inſekten im all— jemeinen wenig genehmen Akazienblätter werden im Notfalle befreſſen. Eine wirtſchaftliche Bedeutung kommt ihr aber nur in Eichen— valdungen zu. Die Raupen benagen zunächſt — unter dem Schutze ihrer Ge— pinſte — die Oberhaut der Blätter. Im nächſten Frühjahre freſſen ie, von immer wieder erneuerten Neſtern aus, an Knoſpen und ungen Blättern, ſpäter an Blüten und ausgewachſenen Blättern, aber unter Verſchonung der Blattſtiele. Die Obſternte vird hierdurch empfindlich beeinträchtigt, unter Umſtänden ſogar ganz gernichtet. Bis Mitte Mai gehen fie bei ſchlechtem Wetter und während der Nacht immer wieder in ihre Neſter zurück. Nach der dritten äutung (um Mitte oder Ende Mai) verlaſſen ſie dieſelben ganz und erſtreuen ſich bis zur Verpuppung auf den Bäumen. Infolge des Fraßes beginnen die Baumſpitzen etwa von Ende Auguſt ab zu bräunen, als wenn Feuer über die Kronen gelaufen wäre. Später werden die Beſtände mehr oder weniger entblättert, jedoch ohne einzugehen; nach Johanni erfolgt Wiederergrünen. Im Jahr 1867 fand ein Fraß im Riedhäuſer Walde (Oberförſterei Griesheim im Darmſtädter Forſte) ftatt.') In den Jahren 1867—1869 ereignete ſich ein Fraß in dem zwiſchen Lorſch und Bensheim an der Bergſtraße gelegenen Bensheimer Gemeindewald in einem 12 jährigen Eichenſchälſchlage (von ca. 75 ha Größe) mit zahlreichen Laßreiteln. :) Im Frühjahr 1897 wurden die Eichen im botaniſchen Garten zu Berlin durch die Raupen vollſtändig entlaubt und hierauf alle zunächſt ſtehenden Laubbäume und Sträucher kahl gefreſſen. Durch den Pilz Empusa (Ento- mophtora) aulicae Reich. (I. S. 460), der binnen wenig Tagen Hundert— tauſende von Raupen befiel, wurde aber der Kalamität ein raſches Ende bereitet.“) 1) Lorey, T.: Brief aus Darmſtadt im Oktober 1867. (Schaden durch den Fraß der Raupe von Liparis [Bombyx] chrysorrhoea.) (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗Zeitung, 1868, S. 21). 2) R.: Der Goldafter-Spinner Ph. bom. (Porthesia) chrysorrhoea (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1870, ©: 378). j 3) Vernichtung von Raupen durch Pilze (Forſtwiſſenſchaftliches Central— blatt, 1898, S. 509). 102 II. Buch. IV. Abſchnitt. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Schonung der Feinde. Beſonders thätig ſind die Meiſe (Kohlmeiſe) und der Kuckuck. b. Vertilgung. 1. Abſchneiden und Verbrennen der Raupenneſter. Erſteres muß in der Zeit vom November bis März mit der Raupenſchere ge ſchehen. 2. Sammeln und Töten der Raupen (Mai) und Puppen (Juni) Am leichteſten ausführbar und daher am wirkſamſten iſt das Raupen ſammeln (ſo lange die Raupen noch in Maſſen beiſammen ſitzen). Wegen der durch die leicht abgehenden Härchen entſtehenden Entzündungen iſt hierbei Vorſicht geboten. Die vorſtehenden Maßregeln ſind namentlich bei Obſtbäume im Feld, in Gärten und an den Straßen anzuwenden. 8. Bombyx (Porthesia) similis Füss. (Liparis similis Füss., Porthesia auriflua Fabr.). Heller Goldafter-Spinner, Frühbirn-Spinner, Mojhusvogel. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 35—40 mm, weiß dem Goldafter ſehr ähnlich, aber am After lichter, faſt goldgelb be haart. Vorderflügel im Innenwinkel oft bräunlich gefleckt, am Innen⸗ rande länger befranſt. Hinterflügel ohne Mittelaſt (Ader 5). — Raupe 28— 30 mm lang, 16beinig, ſchwarz, ſchwarzgrau behaart, mit ſchwarzem Kopfe, 2 zinnoberroten Rückenlinien und weiß ges miſchten, rot eingefaßten Haarflecken auf dem vierten, fünften und elften Ringe. — Puppe 15 mm lang, ſchwarzbraun, in einem Ge— ſpinſte. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Juni, Juli. Das ? legt 150 — 200 Eier in länglichen Haufen an die Unterſeite von Blättern und bedeckt ſie mit goldgelber Afterwolle. Die Raupen erſcheinen im Auguſt, freſſen Blätter, Knoſpen, Blüten und junge Früchte und überwintern, jede für ſich, in einem kleinen, bräunlichen Geſpinſt in Rindenritzen, zumal am Fuße der Stämme, oder unter Bodenſtreu. Im Frühjahre befallen ſie die Blätter und Blüten abermals und verpuppen ſich im Juni zwiſchen zuſammengerollten Blättern oder an Zweigen in einem graubraunen dünnen Geſpinſte. Auskommen im Juni. Generation einfach. Verbreiteter wie der vorige, jedoch in forſtlicher Hinſicht von geringerer Bedeutung. Schutz gegen Inſekten. 103 Fraßbäume ſind in erſter Linie: Obſtbäume (beſonders Birn— aum), und von Waldbäumen: Eichen, Ulmen, Linden und Weiden. In zweiter Linie werden Rotbuche, Hainbuche, Ahorne, Birken, Eber— che, Aſpe und verſchiedene Sträucher befallen. Die Raupe iſt alſo ehr polyphag. Bekämpfung: Anſtrich der Obſtbäume mit einem Gemenge aus zehm und Kuhmiſt ꝛc. im Herbſt und Winter. Abkratzen der Eier— chwämme. Anprällen der Stämme und Sammeln der abgefallenen upen. a 9. Bombyx (Oeneria) dispar L. (Liparis dispar L.). Großer Schwamm-Spinner, Großkopf-Spinner) (Fig. 61). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 3 (Fig. 61a) 5—40 mm, des 2 (Fig. 615) 60—75 mm. = braungrau bis oſtbraun. Vorderflügel mit ſchwarzbraunen, ziemlich gleichgerichtet erlaufenden Zickzacklinien, am Vorderrande dunkler. Hinterflügel elblich⸗graubraun, am Saume dunkel. Franſen nur an den Vorder— ügeln ſchwarz geſcheckt. Fühler braun, doppelt gekämmt. 2 von plumper Geſtalt, ſchmutzig-weiß. Vorderflügel trübweiß, mit einem Stich ins Gelbliche und mit noch deutlicher hervortretenden Zickzack— linien. Hinterflügel weißlich, mit verwaſchenem Streifen vor dem Saume. Franſen an den Vorder- und Hinterflügeln ſchwarz geſcheckt. Hinterleibsende mit gelbgrauer Afterwolle. Fühler ſchwarz, einſeitig gekämmt. — Raupe (Fig. 61c) 50—70 mm lang, 16 beinig, mit großem, ſchwarzem Kopf, auf dem Rücken ſchwarzgrau bis ſchwarz, an den Seiten und am Bauche ſchmutzig-gelbbraun. Auf jeder Seite des Rückens eine Reihe Warzen, welche auf den 5 vorderen Ringen blau, auf den 6 hinteren rot gefärbt ſind, mit langen, derben, weiß— lichen Haarbüſcheln. — Puppe (Fig. 614) dick, am Kopfe ge— rundet, braunſchwarz, mit langen, ſpärlichen, rötlichen Haarbüſcheln. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Auguſt bis Anfang September. Das 2 ift äußerſt ſchwerfällig und träge. Der Flug iſt unregelmäßig und wild. Die rötlich⸗braunen Eier (200 — 400) werden im Auguſt in einen flachen, rundlichen Haufen an borkige Stämme meiſt in erreich— barer Höhe (aber auch an Bretterverſchläge, Hauswände, Prellſteine, 1) Altum, Dr.: Zur Lebensweiſe und Vertilgung des Schwammſpinners (Liparis dispar L.) (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 65). 104 II. Buch. IV. Abſchnitt. Zäune ꝛc.) abgelegt und durch heftiges Schlagen der Flügel mit den bräunlich-grauen Wollhaaren des Hinterleibes bedeckt. Der Eier— a / d Oeneria dispar L. a Männlicher Falter. “ Weiblicher Falter. e Raupe, auf einem Eichenblatte freſſend. d Puppe, klumpen ſieht daher einem Feuerſchwamme täuſchend ähnlich. Die Eier überwintern. Die Raupen kriechen im April des nächſten Jahres aus, bleiben Schutz gegen Inſekten. 105 1—2 Wochen regungslos in Spiegeln neben dem Schwamme ſitzen und ſteigen erſt dann baumaufwärts, um gemeinſchaftlich ihrem Fraße nachzugehen. Bei regneriſcher Witterung und zum Behufe der Häutung flüchten ſie ſich in die Aſtachſeln. Verpuppung: Von Mitte Juli ab in Rindenritzen oder zwiſchen lättern, die nur von einzelnen Geſpinſtfäden zuſammengehalten werden. Das Auskommen erfolgt 14 Tage ſpäter im Auguſt. Generation einfach. Der Falter iſt zwar weit verbreitet und tritt oft maſſenhaft auf, gehört aber zu den Schmetterlingen, die erſt nach einer längeren Reihe von Jahren an ihren früheren Aufenthalts- orten wieder in erheblicher Menge erſcheinen. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe ſucht faſt alle Laubhölzer heim, beſonders Eichen, Hainbuche, Pappeln (Pyramidenpappel), Weiden, Linden und Obſtbäume (namentlich Spalierobſt), weniger gern Buche, Ahorne, Ulmen und Erlen. Sogar Nadelhölzer (beſonders Kiefer) werden in Notfällen nicht verſchmäht. Der Fraß erſtreckt ſich auf Knoſpen, Blätter und Blüten und geht ſehr verſchwenderiſch vor ſich. Überhaupt ähnelt die Raupe bezüglich ihres ganzen Verhaltens der Nonnenraupe; wie dieſe nimmt ſie unter Umſtänden auch Bodenkräuter (Vaccinien, Erdbeeren, Farnkräuter ꝛc.) an. In Eichenforſten trifft man das Inſekt in Beſtänden vom Stangen: holz⸗ bis zum Altholzalter. Durch heftige Winde werden die Räupchen oft weit fortgeſchleudert, ſodaß der Fraß mehr oder weniger gleich— mäßig über einen größeren Diſtrikt ſich verbreitet. Für Gärten iſt das äußerſt gefräßige Inſekt beſonders ſchädlich; aber auch im Walde kommt durch den Schwammſpinner nicht ſelten ein Kahlfraß vor. Abgeſehen vom Zuwachsverluſte leidet auch die Samenproduktion in den befallenen Baumhölzern. 1888 fand ein Kahlfraß in Roterlen-Beſtänden der Oberförſterei Bör⸗ nichen (im Spreewalde) ſtatt. In demſelben Jahre wurden die Eichenſchälwaldungen bei Aſchaffen⸗ burg ſtark befallen (Kahlfraß auf 5 ha). Im Forſtamt Amorbach wurde jogar der Wachholder befreſſen. In der ſüdlichen Schweiz (bei Biel) zog die Raupe 1889 die Rotbuche allen anderen Holzarten vor. Ein ungeheurer Fraß ereignete ſich 1891—1893 in der Ebene und in den mittleren Gebirgslagen Bulgariens. Außer der Stieleiche wurden be⸗ ſonders Quercus hungarica Hub. und Carpinus duinensis Scop. angegriffen; jedoch erſtreckte ſich der Fraß auf faſt alle Laubhölzer (auch Obſtbäume). Die Ausdehnung des beſchädigten Gebietes betrug wenigſtens 400000 ha. Einzelne Bäume wurden ſo ſtark mit Eiern belegt, daß die Rinde vollſtändig unter 106 II. Buch. IV. Abſchnitt. den Eierſchwämmen verſchwand. Auf Anordnung der Regierung wurde die Landbevölkerung zur Vernichtung der Eier und Raupen angehalten; im ganzen ſollen 50000 kg Eier (?) eingeliefert und verbrannt worden ſein. Schließlich erloſch der Fraß nach dreijähriger Dauer von ſelbſt. Beteiligt an dieſem furchtbaren Fraße waren außerdem der Eichen-Prozeſſionsſpinner, der Gold after und der kleine Froſtſpanner.“) In dem Zeitraum 1892/96 zeigte ſich der Schwammſpinner maſſenhaft in vielen Gegenden Rußlands (Gouvernement Tula ꝛc.). Nur Eſche und Birnbaum wurden von der gefräßigen Raupe verſchont. Sogar die Honig⸗ produktion in der Nachbarſchaft der Lindenwälder ging infolge des Fraßes zurück.“) Selbſt in Nordamerika iſt der Schwammſpinner aufgetreten, u. zw. zuerſt 1869 in Medford, nachdem von den zu wiſſenſchaftlichen Zwecken von einem Franzoſen importierten Faltern bzw. Eiern oder Raupen etliche ins Freie gelangt bzw. unbemerkt zerſtreut worden waren. Der Schädling bürgerte ſich zunächſt in den dortigen Gärten ein. Erſt bis 1889 hatte er ſich jo ver— mehrt, daß die ſtädtiſche Straßenkommiſſion ſeine Vertilgung an den Allee— bäumen in die Hand nahm. Schon 1890 erließ aber die um Hilfe angegangene geſetzgebende Verſammlung von Maſſachuſetts ein beſonderes Geſetz, betr. die Vertilgung, und verwilligte hierzu 25000 Dollars, welche Summe 1891 durch ein neues Geſetz auf den doppelten Betrag erhöht wurde. Bis 1891 umfaßte das infizierte Gebiet 30 Stadtgemeinden und einen Flächenraum von ca. 350 qkm, Die nunmehr beginnende rationelle Bekämpfung bewirkte, daß die Kalamität nicht weiter um ſich griff, ſondern allmählich zurückgedrängt wurde. Für die Vernichtung der Eierſchwämme, Raupen, Puppen und Falter wurde in den 5 Jahren 1890/94 die enorme Summe von 375000 Dollar ausgegeben.“) C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Schonung der Feinde: Fledermäuſe; — Kuckuck, Stare, Krähen, Meiſen, Baumläufer, Goldhähnchen ꝛc. Noch gründlicher räumen die Ichneumonen und Tachinen unter den Raupen auf. 2. Schutz der Obſtbäume durch Anſtrich mit einem dünnen breiartigen Gemiſch aus Kalk, ſchwarzer Seife, Pottaſche, Lehm und Kuhmiſt. 1) Nitſche, Dr. H.: Kleinere Mittheilungen über Forſtinſekten. V. Li- paris dispar L. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, S. 225, hier 234). 2) Guſe: Geſchichte der maſſenhaften Vermehrung des Schwammſpinners im Gouvernement Tula in den Jahren 1892/96, von A. Sobolew, Peters⸗ burg, 1897 (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 378). 3) Nitſche, a. a. O. S. 235. Hier wird ein Auszug aus dem ameri— kaniſchen Bericht über die Vernichtung des Schwammſpinners (Boſton 1896) gegeben. Schenck, Dr. Alwin: Schwammſpinner in Nordamerika (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1898, S. 146). Schutz gegen Inſekten. 107 3. Fanggräben um die noch nicht befallenen Kulturen bzw. Be: ſtände, im Falle die Einwanderung der Raupen aus Nachbarbeſtänden zu befürchten iſt. b. Vertilgung. 1. Vernichten der Eierſchwämme (von Mitte Auguſt bis April) durch Abkratzen oder Betupfen mit Leinöl, Holzteer oder Raupenleim dc. Das Abkratzen kann mit einem ſtumpfen Meſſer oder einem Kratzeiſen oder einer Stahldrahtbürſte geſchehen. Man muß die geſammelten Eier ver- brennen, aber nur in kleinen Partien, um einer Exploſion vorzubeugen. — Die zum Betupfen oder Beſtreichen der Eierhaufen verwendete Klebſubſtanz muß dünnflüſſig ſein, um leicht haften zu können; ſie darf aber andererſeits nicht abtropfen. Sitzen die Eierſchwämme höher, ſo operiert man von einer Leiter aus oder mittels einer längeren Stange, an deren oberem Ende ein Flauſch oder Pinſel angebracht iſt. Nach im Reviere Hohenbrück (Reg.-Bezirk Stettin) 1887 ausgeführten Verſuchen !) hat ſich aus den gehörig mit Leim überſtrichenen Schwämmen auch nicht eine einzige Raupe entwickelt; immerhin wird aber dieſes Mittel auf Gärten beſchränkt bleiben müſſen. Bei dem großen Fraß in Amerika bewährte ſich die Zerſtörung der Eierſchwämme als die erfolgreichſte Methode. Am wirkſamſten war die Durchtränkung der Eierhaufen mit wohlfeilem Kreoſotöl (50 Teile Kreoſotöl, 20 Teile Karbolſäure, 20 Teile Terpentinöl und 10 Teile Steinkohlenteer). Der letztere wurde bloß als Farbſtoff beigegeben, um die durchtränkten Schwämme von den etwa überſehenen unterſcheiden zu können. Behufs Vernichtung der Raupen wurde daſelbſt auch Beſpritzen der Bäume mit in Waſſer ſuspen⸗ dierten, gepulverten Arſenikpräparaten (Pariſer Grün ꝛc.) im großen an⸗ gewendet. Durchſchlagende Erfolge wurden aber hiermit nicht erzielt. Als radikalſte Maßregel endlich wurde das Abbrennen wenigſtens der ſchlechten Niederwaldungen und des Unterwuchſes in den wertvolleren Hochwaldbeſtänden angewendet. 2. Zerſtören der Spiegel (Mai) und Zerreiben der in den Afachſeln beiſammen ſitzenden Raupen mit Lappen, Werg oder Moos (Ende Mai, Juni). 3. Abſuchen der Raupen in den Kulturen. 4. Sammeln der Puppen (Juli) oder der 2 (Auguſt). 10. Bombyx (Liparis) monacha L. (Oeneria s. Psilura monacha L.). Nonne, Rotbaud. (I. S. 430; Fig. 159). Beſondere Kennzeichen: Vgl. I. Band, S. 429—432. * 1) Vgl. Altum a. a. O. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XX. Jahr⸗ gang, 1888, ©. 70). . 108 II. Buch. IV. Abſchnitt. A. Lebensweiſe. In Bezug auf Flugzeit, Eierablage, Entwickelung der Raupen, Verpuppung, Auskommen und Generation wird auf den I. Band, S. 432— 433 verwieſen. B. Forſtliches Verhalten. über den Nonnenraupenfraß an Nadelhölzern wurde im J. Band (S. 433—438) ausführlich berichtet. Die Nonne iſt aber im hohen Grade polyphag, indem ſie auch 1 faſt ſämtliche Laubhölzer be— . fällt. a Am liebſten iſt ihr die Rot: fl | N buche; dann kommen etwa Hain= * buche und Birken. Meiſt nur * aus Not werden angenommen: Eichen, Ulmen, Ahorne, Aſpe, Linden, Weiden, Haſel, Trauben⸗ „ klirſche, Ebereſche, Kirſch-, Pflau⸗ 2 \ men- und Apfelbaum. Faſt ganz „overſchmäht werden Eſche, Rot: 8 erle, Weißerle, Roßkaſtanie und Akazie. Selbſt Sträucher und Forſtunkräuter werden befreſſen, beerkraut ꝛc.), bald weniger (Hol- lunder, Spindelbaum, Farne ꝛc.). Der Fraß der Raupe erſtreckt 5 ſich auf die Knoſpen und Buchenblatt, von der Nonnen-Raupe befreſſen. Blätter und dauert vom Mai bis Anfang Juli. Die Knoſpen werden teils benagt, teils ausgefreſſen. Kleinere Blätter (z. B. Heidel— beerkraut) werden in der Regel ganz verzehrt. An langſtieligen und größeren Blättern geht aber die Raupe ſehr verſchwenderiſch zu Werke, indem ſie ſtets nur einen Teil des Blattes zu ſich nimmt— Entweder wird nur der Blattſtiel durchbiſſen und die Blattbaſis etwas benagt, oder die eine Blatthälfte wird vom unteren Rande her (halbankerförmig) ausgefreſſen (Fig. 62), oder beide Blatthälften werden — unter Belaſſung der Mittelrippe — in gleicher Weiſe verzehrt (Ankerfraß), oder die untere Blatthälfte wird von der Baſis her querüber in Kreisbogenform ausgefreſſen (Fig. 63). Die Blatt⸗ reſte auf dem Boden deuten auf Nonnen-Raupenfraß. bald mehr (Faulbaum, Heidel- Schutz gegen Inſekten. 109 Die Verwüſtung an der Belaubung iſt infolge dieſer Eigen— tümlichkeit ſehr groß. Dennoch ereignet ſich ein Maſſenfraß — wenigſtens auf der Buche und anderen glatt- rindigen Laubhölzern — faſt niemals, weil die Eier hieran nur loſe am Baume haften und durch Wind, Regen und Schnee leicht abgeſpült werden, ſodaß ſie auf dem Boden verkommen.!) Fig. 63 C. Bekämpfung. Aus der früheren Schilderung der Be— kämpfungsmittel (I. Band, S. 438 — 452) geht hervor, daß bei ſtarkem Auftreten der Nonne zu deren Vertilgung eigentlich nur das Sammeln der Falter und das Leimen (beſonders das Hochleimen) erfolg— reich ſind. Dem Leimen der Laubhölzer ſteht aber die Wahr— nehmung entgegen, daß hierdurch leicht ein nachteiliger Einfluß auf die Geſundheit der Stämme ausgeübt wird.?) Zunächſt ſcheint der Empfindlichkeitsgrad je nach Holzarten ver— ſchieden zu ſein. Außerdem ſind auch Holzalter und Lage von Einfluß. An dem mit Leim bedeckten Teile verdickt ſich die Rinde ſtark, ſpringt dann bei Einwirkung der Sonne in Längsriſſen auf und ſtirbt ſchließlich ab. Wenn nun der Baum ſtarkborkig iſt und ſeine Borke nicht abſtößt, ſo dringt der Leim in der Regel nicht über die Borkenregion hinaus. Es bildet ſich dann zwiſchen der abgeſtorbenen und der lebenden Rinde als Schutz für das Cambium und den hier— unter liegenden Splint eine Wundkorkſchicht. Wenn aber der Leim bis zum Cambium bzw. in dieſes vordringt, ſo bräunt ſich auch der Holzkörper, und der Baum ſtirbt wenigſtens oberhalb des Leimringes 1 Birkenblatt, von der Nonnen- Raupe befreſſen. # 1) Altum, Dr.: Aus Veranlaſſung des gegenwärtig in bayerijchen Fichtenbeſtänden in großem Umfange auftretenden Maſſenfraßes der Nonne (Beitichrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 577). 4 2) Hartig, Dr. R.: Einfluß der Leimringe auf die Geſundheit der Bäume (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 281). k Derjelbe: Beſchädigung der Bäume durch Leimringe (daſelbſt, 1893, S. 187). 1 Dommes, A.: Einfluß der Leimringe auf die Geſundheit der Apfel: und Birnbäume (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1893, S. 462). Schreiber: Beſchädigungen von Laubholz durch Raupenleim (Zeit⸗ ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 439). Altum, Dr.: Einfluß des Raupenleims auf die damit geringelten Bäume (daſelbſt, S. 439). 110 II. Buch. IV. Abſchnitt. ab. Hieraus folgt, daß namentlich glatt- und dünnrindige Holzarten am empfindlichſten ſind, beſonders im jugendlichen Alter. Eine beſtimmte Empfindlichkeitsſkala je nach Holzarten läßt ſich zwar, in Ermangelung genügender Erfahrungen, z. Z. noch nicht auf— ſtellen; indeſſen hat man doch bei den letzten großartigen Nonnen— fraßen in Süddeutſchland und bei Anwendung des Raupenleimes gegen andere Inſekten (Rüſſelkäfer ꝛc.) einige Anhaltspunkte ge⸗ wonnen. Am empfindlichſten gegen das Leimen — ſelbſt noch in höherem Alter — ſcheinen Bergahorn, Spitzahorn und Platane (wegen Abſtoßens der Borke) zu ſein. Auch junge, ſaftreiche Obſt—⸗ bäume (Apfel, Birnbaum) und Ebereſchen kränkeln, mitunter bis zum Eingehen, zumal wenn ſie den ganzen Tag der Sonnenwärme ausgeſetzt ſind. An den der Beſonnung nicht fortwährend ausgeſetzten Stellen bleibt das Cambium meiſt geſund. Eichen und Akazien ſind nur in der Jugend empfindlich. Rot- und Hainbuche leiden faſt gar nicht. Alte Eichen, Akazien, Ulmen, Linden, Erlen und Objt bäume können aber ohne jeden Nachteil geleimt werden. Es ergiebt ſich alſo hieraus, daß die Leimringe an empfindliche Holzarten und überhaupt an junge Stämme nicht direkt auf die Rinde gebracht werden dürfen, ſondern nur auf ein um den Stamm gebundenes ſtarkes, gut geleimtes Papier, Neuerdings ſind in der Königl. preußiſchen Oberförſterei Lyck Verſuche gemacht worden, die Nonnenfalter mittels des Pückler— ſchen Apparates!) zu töten. Dieſer iſt zwar ſehr ſinnreich kon— ſtruiert, allein der Erfolg ſteht doch ganz außer Verhältnis zu dem ſehr bedeutenden Koſtenaufwande. Hierzu geſellt ſich die Schwierig— keit der Aufſtellung des Apparates in ſolcher Höhe über dem Boden, daß er auf weite Strecken zu wirken imſtande iſt, und die Abhängig— keit des Fanges von der Witterung. Nur bei warmer Witterung ift derſelbe ergiebig. Von einer Anwendung der Erfindung im großen praktiſchen Forſtbetriebe kann daher wenigſtens z. Z. noch keine Rede fein. Der genannte Apparat beſteht in der Hauptſache aus 2 elektriſchen Scheinwerfern, welche ſowohl in horizontaler als vertikaler Richtung drehbar find, und einem vor ihnen angebrachten Pückler'ſchen Glühapparate— Letzterer iſt ein viereckiger, 10 cm hoher und 50 em im Quadrat großer, vorn offener Kaſten, welcher mit einem Gitter von 16 feinen, in 1,5 cm Abe ſtand von einander parallel laufenden Platindrähten überſpannt iſt. Durch einen elektriſchen Strom, erzeugt durch eine Dynamo-Maſchine, welche durch 1) Matthias: Verſuche mit dem Graf v. Pückler'ſchen Nonnen⸗ vertilgungs-Apparat. Ausgeführt im Sommer 1898 in der Königl. Obere förſterei Lyck (Mündener Forſtliche Hefte, XIV. 1898, S. 123). Schutz gegen Inſekten. 111 eine 12 Pferdekräfte ſtarke Lokomobile in Betrieb geſetzt wird, werden die Drähte bis zur Dunkelrotglühhitze gebracht. Die Falter, durch das Licht angezogen, fliegen gegen die glühenden Drähte und verbrennen oder verletzen ſich wenigſtens tödlich. Zum Auffangen dient ein mit einem Fangtrichter in Verbindung ſtehender, unter dem Kaſten angebrachter Sack. An den 6 Tagen vom 7. bis 14. Auguſt 1898 in zuſammen 27 Stunden Leuchtzeit wurden mittels dieſes Apparates einſchließlich der ganz verbrannten und verkohlten Schmetterlinge im ganzen 46000 Falter gefangen. Bei nor⸗ malem Betriebe, d. h. durchſchnittlich vierſtündiger Leuchtzeit in einer Nacht und dreiwöchentlicher Dauer der Beleuchtung, würden ſich die Koften auf rund 10 % für 1000 Falter ſtellen. Die Scheinwerfer waren hierbei jo hoch über dem Boden aufgeſtellt, daß die Lichtaxe anfangs 3,5 m, ſpäter 5,5 m über dem Boden lag. Das Licht der Scheinwerfer wirkte hierbei auf ebenem Terrain auf ca. 2 km Entfernung. Bei höherer Aufſtellung bzw. Beleuchtung auch der Baumwipfel würde der Erfolg unzweifelhaft größer geweſen ſein. Um ein Urteil über die Höhe des Aufwandes gegenüber dem Sammeln der Falter zu gewinnen, wurde auch letzteres ausgeführt. Man ſammelte an 3 Tagen (11., 12. und 15. Auguſt) im ganzen 64200 Falter mit einem Koſtenaufwande von 24 /. oder 40 &. pro Tauſend. Die Vernichtung mit dem Glühapparate würde hiernach das 25 fache der Sammelkoſten betragen. Im vorliegenden Falle ſtellte ſich das Ver— hältnis ſogar noch ungünſtiger, da die bei den Leuchtverſuchen in Wirklichkeit verausgabten Koſten faktiſch mehr betrugen, als bei Unterſtellung normalen Betriebes, da der Apparat nur kurze Zeit funktionierte. Weiter verdient der Umſtand Beachtung, daß bei dem Sammeln durchſchnittlich ein viel höherer Prozentſatz an Weibchen ſich ergab, als bei dem Fange mittels des Apparates. II. Bombyx (Cnethocampa) processionea L. Eihen-Brozejjionsjpinner, Viereichen-Spinner) (Fig. 64). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 3 (Fig. 64a) 25 — 30 mm, des 2 30—35 mm. Körper hell-gelbgrau. Vorderflügel des glänzend aſch⸗ bis braungrau, mit 2 tiefbraunen Querbinden und (zuweilen) einem Mondfleck dazwiſchen. Hinterflügel gelblich-weiß einem braungrauen, verwaſchenen Querſtreifen, dunkel gefranſt. Stirne dicht behaart. Fühler roſtgelb, doppelt gekämmt. Vorder— gel des 2 grau, verloſchen gezeichnet. Hinterflügel grauweiß, mit kleren Franſen. Fühler einfach gekämmt. — Raupe (Fig. 64% — 40 mm lang, 16 beinig, mit braunſchwarzem, wenig behaartem 1) 0 Zur Litteratur im allgemeinen: Aus der Correſpondenz. IV. Vom Förſter a. D. Sabiel zu Einbeck, 1869 urckhardt, H.: Aus dem Walde. II. Heft. Hannover 1869, S. 131). Altum, Dr.: Zur Lebensweiſe und Vertilgung des Eichenproceſſions— ers (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIX. Jahrgang, 1887, S. 540). Dr. — n.: XVII. Die Proceſſionsſpinner (Forſtliche Beilage zu Nr. 33 is Allgemeinen Holzverkaufs⸗-Anzeigers vom 17. Auguſt 1887). 112 II. Buch. IV. Abſchnitt. Kopfe. Ringe oben und an den Seiten blaugrau mit breiter, dunkler Rückenlinie, unten grünlich-hellgrau. Auf den Ringen 4 bis 11 je Fig. 64. Cnethocampa processionea L. a Männlicher Falter (4). “ Raupe, auf einem Eichenblatte freſſend. e Puppe. ein großer, rötlich-brauner Spiegelfleck. Ferner trägt jeder Ring 10 rötlich-braune Wärzchen, welche mit langen, widerhakigen, weiß⸗ lichen Haaren beſetzt find. — Puppe (Fig. 64c) 14 mm lang, ge drungen, rotbraun, mit 2 kurzen Häkchen am After, in einem tonnen— förmigen, graubraunen Cocon ruhend. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mitte Auguſt bis Anfang September, gegen Abend und zur Nachtzeit. Das 2 legt ſeine mohnkorngroßen, etwas plattgedrückten, ſilbergrauen Eier, im ganzen etwa 100 — 250 Stück, im Auguſt, ev. September in regelmäßigen Reihen ziemlich hoch an die Baumrinde älterer Eichen, ev. in Ritzen und überzieht jene ſpärlich mit grauer Afterwolle. Die Sonnenſeite der Stämme wird mit Vorliebe zur Brutablage gewähß Die Eier überwintern. Die Raupen erſcheinen um Mitte Mai. Sie beginnen ſofort 5 ſpinnen und zum Fraße zu wandern. Den Tag über liegen ſie ruhig an geſchützten Baumſtellen in einem gemeinſchaftlichen, lockeren, meif in einer Aſtgabel angebrachten Geſpinſte beiſammen, welches mit den Schutz gegen Inſekten. 113 Wachstume der Raupen an Größe zunimmt und immer reicher mit Kot und abgeſtreiften Raupenhäuten ſich füllt. Gegen Abend aber rücken ſie in förmlichen Prozeſſionen nach den Baumwipfeln zum Fraß aus, um am frühen Morgen in derſelben Weiſe wieder zurück zu mar— ſchieren. Ihr Weg wird ſtets durch ſeidenglänzende Geſpinſtfäden bezeichnet. Wenn nur wenige Raupen vorhanden ſind, ſo prozeſſionieren ſie einzeln, eine dicht hinter der andern. Große Geſellſchaften hin— gegen bilden lange, ſchmale, ſchlangen⸗ähnliche Bänder, welche, von einem „Kopftiere“ geführt, in der Mitte am breiteſten ſind. Wenn man die Kolonne gewaltſam trennt, ſo ordnet und ſchließt ſie ſich ſofort wieder. Unter Umſtänden findet das Wandern und Freſſen auch bei Tage ſtatt. Zur Verpuppung (Mitte Juli) umſpinnt ſich jede Raupe im Innern des gemeinſchaftlichen, die Größe eines Kindskopfes er— reichenden ſchmutzig graugelben Geſpinſtballens nochmals mit einem beſonderen Cocon. Dieſe einzelnen Cocons ſtehen wie die Zellen einer Bienenwabe neben einander und ſind gegen Witterungseinflüſſe ſehr widerſtandsfähig. Der Falter kommt von Mitte Auguſt ab aus. Die vorſtehend beſchriebene Lebensweiſe der Raupen iſt die normale. Bei Maſſenvermehrung bzw. Kahlfraß tritt aber meiſt voll— ſtändige Regelloſigkeit ein. Generation einfach. Dieſer Spinner iſt beſonders im weſt— lichen Deutſchland verbreitet. Die nördlichſte Grenze für ſein Auf— treten in Deutſchland dürfte etwa in Lauenburg zu ſuchen ſein. B. Forſtliches Verhalten. Die Fraßbäume dieſer Giftraupe ſind unſere beiden einheimiſchen Eichen⸗Arten. Fremdländiſche Eichen werden nur ſelten befallen, andere Laubhölzer wohl nie. In vereinzelten Fällen iſt es jedoch ſchon vorgekommen, daß die Raupe nach Kahlfraß der Eiche ſogar Nadelhölzer angenommen hat.“) Der Fraß findet an Blättern ſtatt. Junge, zarte Eichen— blätter werden in der Regel ganz gefreſſen; von älteren bleiben aber die Rippen ſtehen. Das ältere Holz wird bevorzugt; bei Maſſen⸗ vermehrung werden aber auch geringe Stangen, ſogar Heiſter befallen. bie, der Sonne exponierte Beſtände, Beſtandsränder und frei— ſtehende Bäume werden am liebſten angenommen. Daher haben m 1) Eichenprozeſſionſpinner am Nadelholz (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1890, S. 118). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 8 114 II. Buch. IV. Abſchnitt. Mittelwaldungen im allgemeinen mehr zu leiden als geſchloſſene Hoch— waldbeſtände. Gewöhnlich dauert ein Fraß nicht länger als zwei Jahre. Infolge des Fraßes zeigt ſich Gipfeltrocknis und vereinzeltes Abſterben von Aſten und Heiſtern. In der Regel begrünen ſich jedoch die befreſſenen Aſte wieder. Die Mast wird aber beeinträchtigt. Ferner laſſen ſich die befreſſenen Eichen ſchwer ſchälen. i In den Jahren 1828 und 1829 ereignete ſich ein Fraß der Prozeſſions— raupe in den Calenberg'ſchen Eichenforſten zwiſchen Rinteln und Hameln (Sabiel a. a. O.). 1870 und 1871 fand ein Fraß im Forſtreviere Varenholz (Lippe-Det⸗ mold) ſtatt, wobei namentlich einige intereſſante Vorkommniſſe bei der Zug⸗ bildung, z. B. Rückwärtsbewegung, plötzliche Drehung ꝛc. beobachtet wurden.“) Auf der ungariſchen Domäne Munfäcs trat die Raupe in den Jahren 1853, 1864 und 1876 in namhafter Zahl auf.“) 1877 und 1878 fraß die Raupe in großer Menge in einigen ſlavoniſchen Wäldern der Drau-Ebene.“) 1882 wurde der den Gemeinden Preloséica und Budasevo (bei Siſſek) gehörige Wald Topolak in nie geſehener Weiſe von Prozeſſionsſpinnerraupen heimgeſucht.“) 1887 fand ein ſehr bedeutender Kahlfraß (80 ha) in 80—200 jährigen Eichen bei Deſſau ſtatt.“) C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. 1. Vermeidung des Anbaues reiner Eichenbeſtände, zumal auf Standorten, welche dieſer Holzart nicht zuſagen. 2. Schonung der Feinde. Die Meiſen, Goldhähnchen, Baumläufer, Spechte ꝛc. ſtellen den Eiern nach; der Kuckuck“) und der Pirol befehden die Raupen und Puppen. Viele Ichneumonen und Mordfliegen ſchmarotzen an der Raupe. Unter den Laufkäfern entwickelt beſonders der Sycophant eine be— merkenswerte Thätigkeit als Raupenvertilger. 1) Das Auftreten der Raupe des Eichenſpinners Enethocampa proces- sionen Steph. im Forſtreviere Varenholz (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1871, S. 472). 2) L. & H.: Auftreten des Eichen-Proceſſionsſpinners in Ober-Ungarn (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1876, S. 375). 3) Danhelovsky, A.: Raupenfraß (daſelbſt, 1878, S. 439). 4) Ein bedeutender Proceſſionsſpinner-Raupenfraß (daſelbſt, 1882, S. 380). 5) Altum, a. a. O. (Beitjchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahr: gang, 1887, S. 540). 6) Altum, Dr. B.: Kukuk und Prozeſſionsraupe (daſelbſt, II. Band, 1870, S. 281). | Schutz gegen Inſekten. 145 b. Vertilgung. 1. Vernichten der Raupen durch Zerquetſchen oder Be⸗ werfen mit Erde oder Betupfen mit Teer, während ſie prozeſſionieren. 2. Zerſtören der Raupenneſter am Baume durch An— brennen mit ölgetränkten Wergballen oder Pechfackeln (Juni). 3. Anzünden der Verpuppungsballen am Baume oder Abkratzen derſelben mittels einer Stahldrahtbürſte und Verbrennen in einem dieſerhalb unterhaltenen Feuer (Ende Juli). Hochſtehende Neſter würden ſich auch durch einen Flintenſchuß (vVogeldunſt) vertilgen laſſen. Da die Raupen durch mit Widerhaken verſehene, ſpröde, leicht ab— ſpringende Gifthaare ) ausgezeichnet ſind, welche Entzündungen der inneren Organe (beim Einatmen) und auf der bloßen Haut hervorrufen, ſo muß man bei allen Vertilgungsarbeiten mit großer Vorſicht zu Werke gehen. Man nimmt ſie am beſten bei feuchtem Wetter vor, weil die Haare dann weniger brüchig ſind und deren Fragmente nicht jo weit in der Luft umher— fliegen. Die Arbeiter müſſen Geſicht und Hände mit Ol oder Fett einreiben, Kopfmasken und Atemſchützer tragen ꝛc. Gegen Entzündungen helfen Trinken von Kamillenthee, Waſchung mit warmer Milch oder Salmiakgeiſt, Anſetzen von Blutegeln ꝛc. Die befallenen Diſtrikte ſind durch hinreichend tiefe Gräben gegen Tiere (Weidevieh) abzuſperren und den Leſeholz⸗, Beerenſammlern ꝛc. durch Polizeiverordnungen zu verſchließen. 12. Bombyx (Phalera) bucephala L. (Pygaera bucephala L.). Linden⸗Spinner, Mondvogel. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 43 —55 mm. Kopf Hund Halsſchild mit einem großen, gelben, rotbraun eingefaßten Fleck. Vorderflügel perlgrau, an der abgerundeten Spitze mit einem großen, runden, hellgelben, bräunlich ſchattierten und braunrot eingefaßten Fleck. Hinterflügel gelbgrau, mit verloſchenem Querſtreif. Hinterleib wollig gelbgrau, auf den Seiten ſchwarzbraun gefleckt. — Raupe 45 — 55 mm lang, 16 beinig, gelb mit ſchwarzer Gitterzeichnung auf allen Segmenten, kurz behaart, mit ſchwarzem Kopfe, Nacken und After- ſchilde. — Puppe ca. 23 mm lang, ſchwarzbraun, mit zweiteiligem, jederjeits in 3 Spitzen ausgehendem Aftergriffel. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Mai, Juni. Die Eier werden haufenweiſe an die Blätter faſt aller Laubhölzer abgelegt. 1) Neue Uuterfungungen über das Gift der Raupen (Mündener Forſt⸗ liche Hefte, XIV. 1898, S. 168). 8 * 116 Il. Buch. IV. Abſchnitt. Die Raupe erſcheint im Juni, lebt anfangs neſterweiſe bei— ſammen und verpuppt fich im Oktober in der Erde ohne Geſpinſt. Auskommen im Mai. Generation einfach. Die Raupe befällt namentlich Weiden, Linden und Eichen, wird aber ſogar auch auf der von den Inſekten im allgemeinen ver— ſchmähten Roterle ꝛc.“) angetroffen. Anfangs wird nur die Epidermis der Blätter benagt, ſpäter aber die ganze Blattfläche verzehrt, ſo daß nur die Stiele ſtehen bleiben. Wenn blühende Linden befallen werden, jo bleiben die Nebenblätter der Blütenſtiele vom Fraße verfchont. Der Falter iſt allenthalben häufig, tritt aber nie maſſenhaft auf. Seine forſtliche Bedeutung iſt daher gering. Bekämpfung: Sammeln der Raupen, ſo lange ſie 0 in Ge⸗ ſellſchaften beiſammen find. 13. Halias (Earias) chlorana L. Grüner Weiden-Kahnſpinner— Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 20—22 mm. Sber— ſeite der Bruſt und Vorderflügel mattgrün. Kopf, Halskragen, Hinterleib, Vorderrand der Vorderflügel und Hinterflügel weißlich. Hinterleib mit graugrünen Schüppchen durchpudert. — Raupe 20 bis 25 mm lang, 16 beinig, in der Mitte am ſtärkſten, weißlich, beiderſeits mit einem violettbraunen Seitenſtreifen. Kopf klein, hell— braun, mit weißlichem Halsbande. — Puppe gedrungen, braun, blau beduftet, oben dunkler als unten, mit vorn zugerundetem Kopf— ende und glattem Hinterleibsende. Lebensweiſe zu: Flugzeit im April, Mai. Die Eier werden einzeln an die Spitzen junger Weidentriebe (beſonders an Salix viminalis L.) abgelegt. Die ſtets einzeln lebenden Raupen erſcheinen im Mai und hindern die normale Entwickelung der Triebe dadurch, daß ſie deren Blätter an der Spitze mit wenigen, äußerlich kaum wahrnehmbaren Fäden zu je einem nach der Seite gebogenen weithin ſichtbaren Wickel verſpinnen, unter deſſen Schutze ſie leben und freſſen. Der Fraß erſtreckt ſich nicht nur auf die inneren Blätter des Wickels, ſondern auch auf die noch weichen Triebſpitzen. Das Längenwachstum der befallenen Ruten wird hierdurch faſt unmöglich gemacht; es erfolgt ſperriger Wuchs, wodurch die Ruten entwertet werden. 1) L.: Pygaera bucephala (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1881, S. 107), Schutz gegen Inſekten. 17 Die Verpuppung findet Juni oder Anfang Juli an Zweigen oder Blättern in einem weißen, kahnförmigen, ziemlich feſten Cocon ſtatt. Der Falter erſcheint nach 14 Tagen im Juli. Die Generationsfrage iſt noch nicht ſicher feſtgeſtellt. Teils wird einfache, aber unregelmäßige Generation angenommen (Altum). Andere Autoren wollen doppelte beobachtet haben, u. zw.: zweiter Flug und Eierablage im Juli; Raupen im Juli und Auguſt; Puppen vom Auguſt, ev. September ab durch den ganzen Winter; Auskommen im April. Die doppelte Generation dürfte wahrſcheinlicher ſein. Dieſer Spinner iſt in den 1jährigen Weidenkulturen des Reviers Garbe wiederholt ſehr ſchädlich aufgetreten.!) Nitſche beobachtete ihn öfters in den ſächſiſchen Elbweidenhegern. Bekämpfung: Abſchneiden und Vernichten der befallenen Blätter— wickel bzw. Triebſpitzen (Mai, Juni und dann wieder September). Zuſatz. Durch ſtarken Fraß in Rotbuchenbeſtänden hat ſich neuerdings: Drepana (Platypterix) unguicula Hbn., der Sichelſpinner bemerkbar gemacht, weshalb er hier wenigſtens erwähnt werden möge. Der Falter iſt braungelb, auf den Vorderflügeln mit breiter, dunkler Querbinde, die auf beiden Seiten von einem hellen Rand eingefaßt iſt, auf den Hinterflügeln mit ſchwächerer Querbinde. Spitze der Vorderflügel ſichelartig ausgeſchweift. Die 14beinige, ſchmutzig-gelbe, nackte Raupe frißt zweimal im Jahre (Vorſommer und Spätſommer) nur auf der Buche. Anfangs benagt ſie die Blattflächen fleckweiſe von oben her (Halbſkelettieren); ſpäter frißt ſie das ganze Blattfleiſch vom Rande her zwiſchen je 2 Blatt— rippen. Bei ſtarkem Fraße bleiben nur die Rippen bzw. Stücke derſelben und kleine Blattreſte in den Rippenwinkeln ſtehen. Generation meiſt doppelt. Ein ſehr bedeutender Fraß ereignete ſich 1897 in dem hannover'ſchen Reviere Lauenau (80 ha 80 100 jährige Buchen wurden befallen), ferner in dem fürſtlich Lippe⸗Detmold'ſchen Reviere Schwalenberg (in 40— 90 jährigen Beſtänden) und in dem Mindener Reviere Altenbeken (100 ba Fraßfläche). — 1) Altum, Dr.: Tortrix chlorana L. Feind von Salix viminalis (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, V. Band, 1873, S. 39). — Die Be: zeichnung „Tortrix“ hängt damit zuſammen, daß man dieſen Falter früher wegen ſeiner Flügelform ꝛc. für einen Wickler hielt. Von einigen Lepidoptero— logen wird er zu den Eulen gerechnet. 118 II. Buch. IV. Abſchnitt. Bei dem Fraß in Lauenau waren auch andere Schmetterlingsraupen beteiligt, insbeſondere Ennomos angularia Brkb. und Aglia tau L.“) Gleichzeitig wurde ein vierter Fraß im Braunſchweigiſchen (Wengen und Scharfoldendorf), ebenfalls in 80—100 jährigen Buchenbeſtänden (Fraßfläche 38 ha) beobachtet.) Für den Fall der Wiederholung ſo ſtarker Beſchädigungen dürfte dieſem Spinner ein dauernder Platz in der Forſtſchutzlehre anzuweiſen ſein. 5. Familie. Eulen (Noctuidae). (J. S. 455— 456). 1. Noctua (Acronycta) aceris L. Ahorn-Eule, Kaſtanien-Eule. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 40—45 mm. Vorder: flügel weißgrau, mit dunkelbrauner Zeichnung. Ring- und Nieren- makel mit dunklem Rand und durch einen lichteren Zwiſchenraum getrennt. Zwiſchen Nierenmakel und Saum eine helle, gezackte, beiderſeits dunkel eingefaßte Doppelbinde. Hinterflügel weiß, mit bräunlich beſtäubten Adern. Franſen beider Flügel abwechſelnd weiß und braunſchuppig. Vorderleib lang weißgrau, Hinterleib kürzer gelb— grau behaart. Fühler beider Geſchlechter borſtenförmig, braun. — Raupe 35—40 mm lang, 16beinig, rötlich-gelb, mit ſchwarzbraunem Kopf und gelbem Winkelfleck. Auf jedem Ring oben ein gelbweißer, ſchwarz geſäumter Fleck, welcher auf den 3 erſten Ringen lang und ſchmal und auf den 8 folgenden rautenförmig geſtaltet iſt; auf dem zwölften Ring eine ſchmale, ſchwarze Mittelbinde. Seiten lang gelb behaart; auf den Ringen 4— 12 neben dem rhombiſchen Fleck ein langer, fuchsroter Haarſchopf. — Puppe ſchlank, rotbraun bis ſchwarz, mit 2 buckelförmigen Erhöhungen am After, in einem Geſpinſte. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Mai, Juni, zur Nachtzeit. Die gelben Eier werden meiſt niedrig in Rindenritzen ver— ſchiedener Laubhölzer abgelegt und mit einem ſchwachen Haarüberzuge verſehen. Die Raupen ſchlüpfen im Juli aus und freſſen bis September. Die Verpuppung erfolgt in einem harten, geleimten Cocon in Borkenritzen tief unten am Stamm oder in ſonſtigen verſteckten Orten am Boden. Die Puppen überwintern. Auskommen im Mai. Generation mithin einfach. 1) Altum, Dr.: Sehr ſtarker Raupenfraß in Buchen durch Drepana unguicula nebſt Ennomos angularia, Aglia tau und einigen anderen Arten (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 352). 2) Derſelbe: Ferneres maſſenhaftes Auftreten des kleinen Sichel: ſpinners, Platypterix (Drepana) unguicula, 1897 in älteren Buchenbeſtänden (daſelbſt, XXX. Jahrgang, 1898, S. 695). | Schutz gegen Inſekten. 119 Der Fraß erſtreckt ſich vorwiegend auf Ahorne (beſonders Bergahorn) und Roßkaſtanie. Die Raupe befällt jedoch unter Um⸗ ſtänden auch Eichen, Ulmen und Rotbuche, Edelkaſtanie und Linden. Die Blätter werden anfangs nur ſkelettiert, ſpäter aber bis auf die ſtärkſten Rippen aufgezehrt. Bekämpfung: Sammeln der Raupen nach vorherigem Ab— prällen von den Stämmen. 2. Noctua (Gortyna) ochracea Hbn. (Gortyna flavago Esp.). Gemeine Mark⸗Eule, Bindweiden-Eule. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 30—40 mm. Vorder— flügel mit ſcharf ausgezogener Spitze und geſchwungenem, wellig ver— laufendem Saume, goldgelb mit roſtroter Zeichnung und Beſtäubung. Ring⸗ und Nierenmakel deutlich. Saumhälfte des Wurzelfeldes und eine breite Binde im Saumfelde graubraun mit bläulichem Schimmer. Hinterflügel bleichgelb bis gelb, mit verwaſchenem Querſtreif und roſt— gelb beſtäubten Adern. Rumpf braunrot behaart. Hinterleib gelb: grau bis rotgelb. Fühler des 8 kurz gewimpert. — Raupe 32 bis 35 mm lang, 16 beinig, ſchmutzig-fleiſchrot, mit braunem Kopf und ſchwarzem, geteiltem Nackenſchilde. Rückenſtreif und Seitenteile weiß— lich; letzter Ring mit ſchwarzer Afterklappe. Sämtliche Ringe oben und ſeitlich mit ſchwarzen Warzen verſehen, die ein kurzes Börſtchen tragen. — Puppe 16 mm lang, geſtreckt, kaſtanienbraun, mit zwei— ſpitzigem After. Lebens weiſe ꝛc.: Flugzeit Auguſt, September. Die Eier werden an verſchiedene Kräuter mit ſtarken Stengeln (Diſteln, Kletten, Wollkraut, Baldrian, Fingerhut ze.) dicht über den Wurzelſtock und an Sträucher ſchwarzer Holunder) abgelegt, nach Henjhel!) ſogar an Weidenruten (Salis viminalis L.). Hierdurch veranlaßt, haben wir das Inſekt mit in den „Forſtſchutz“ aufgenommen. Die Eier überwintern wahrſcheinlich. Die Raupen freſſen vom nächſten Mai ab im Marke der Triebe bis 30 em lange, abwärts geſchlängelte Gänge, welche in der Umgebung des Puppenlagers ſo tief in das Holz eingreifen, daß der Splint bis zum Baſte zerſtört wird. Die befallenen Triebe ſchrumpfen bon der Spitze her ein und werden ſtellenweiſe ſchwarz, knicken auch an der betreffenden Stelle häufig um. 1) Entomologiſche Notizen. Gortyna flavago V. (ochracea) und Zeuzera #esculi L. als Schädlinge der Weidencultur (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1888, S. 485). 120 II. Buch. IV. Abſchnitt. Verpuppung Mitte Juli. Auskommen Anfang Auguſt. Generation einfach. Der Falter kommt durch ganz Europa vor und iſt ziemlich häufig. Bekämpfung: Abſchneiden der befallenen Ruten dicht über dem Boden (Ende Juni, Anfang Juli) und Verbrennen derſelben. Regelmäßiger jährlicher Schnitt der Korbweiden-Heger dürfte vorbeugend wirken. 6. Familie. Spanner (Geometridae). (I. S. 467). 3 1. Geometra (Hibernia) defoliaria L. Großer Froſtſpanner, Winterlinden-Spanner. ) Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 4 40—45 mm. Vorderflügel mit geſchwungenem Saum, abgerundet, gelb, grob roſt— braun beſtäubt; 2 ſtark geſchwungene, breite, dunkelbraune Querbinden, von denen die dem Saume nähere auf der Innenſeite ſcharf ſchwarz gerandet ift. Zwiſchen beiden Binden ein dunkelbrauner Mittelfleck. Franſen auf den Adern braun gefleckt. Hinterflügel hellgelb, bräunlich geſprenkelt, mit einem dunklen Mittelfleck. Franſen einfarbig hellgelb. 2 8—10 mm lang, ganz flügellos, gelb, ſchwarz gefleckt, mit ſehr langen Beinen. — Raupe 30—33 mm lang, 10beinig, mit rot⸗ braunem Kopfe, lichtgelb, ſparſam behaart, mit einer doppelten, rötlich— braunen Rückenlinie und braunrot gefleckten Seitenſtreifen. — Puppe 12 mm lang, rötlich-braun, mit zweiſpitzigem Aftergriffel. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende September, Anfang Oktober. Die länglichen, gelbweißen Eier werden einzeln oder zu meh— reren an die Knoſpen und Zweige verſchiedener Laubhölzer abgelegt, welche die P zu dieſem Zweck erklettern müſſen, und überwintern. Die Raupen erſcheinen zeitig im Frühjahr und freſſen ſich zu— nächſt in die Knoſpen ein. Später vergreifen ſie ſich an den Blättern und auch an unreifen Früchten. Im Juli ſind ſie er— wachſen und begeben ſich behufs Verpuppung in die Erde. Auskommen von Ende September an. Generation Ijährig. Die Fraßholzarten find hauptſächlich Obſtbäume (zumal Stein- obſt) und Eichen, in zweiter Linie: Rotbuche, Hainbuche, Ulmen, Birken, Linden, Pappeln, Elsbeere, Vogelbeere ze. Auch Schlehdorn, Weißdorn und Roſenſtrauch werden befallen. Die Raupe frißt mehr 1) Altum, Dr.: Die Winterſpanner (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd— weſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 641). — Dieſe Abhandlung verbreitet ſich auch mit über die folgenden Froſtſpanner-Arten. | Schutz gegen Inſekten. 121 auf jungem Holz als auf älteren Stämmen und iſt häufig. Eine bedrohliche Maſſenvermehrung gehört jedoch zu den Ausnahmen. Im Jahr 1883 fand in den Eichenbeſtänden des Speſſart ein größerer Fraß durch dieſe Spanner-Raupe ſtatt. Bekämpfung: Wie bei Cheimatobia brumata L. (S. 124). 2. Geometra (Hibernia) aurantiaria Esp. Orangegelber Froſtſpanner. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 8 35 —40 mm. Vorderflügel orangefarbig, roſtbraun beſtäubt, mit 2 ſchwachen bläulich— grauen Querſtreifen und einem dunklen Punkte dazwiſchen. Saum ſchwach gerundet. Hinterflügel heller, mit dunkler Mittellinie und einem dunklen Punkte. Leib dunkel goldgelb. 2 8 — 10 mm lang, ſchwarz— braun, unten weißlich, mit kurzen, ſchwarz querſtreifigen Flügelſtummeln. — Raupe 30—33 mm lang, 10beinig, rotbraun, ſtellenweiſe mit grünlicher Beimiſchung, mit hellbraunem Kopfe, kleinen, gelben Rücken— wärzchen und dunklem Seitenſtreifen verſehen. — Puppe braun. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Oktober, November. Sonſtige Okonomie wie bei dem vorigen. Die Raupe frißt namentlich auf Blättern der Buchen und Birken ꝛc., beſonders in jüngeren Beſtänden. Sie befällt aber auch Eichen, Pappeln, Linden, Obſtbäume und Weißdorn. Gleichfalls häufig. Bekämpfung: Wie bei Cheimatobia brumata L. (S. 124). 3. Geometra (Hibernia) progemmaria Hbn. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des J 30—35 mm. Vorderflügel bleich graurot, fein ſchwarz beſtäubt, mit geſchwungenem hinteren Querſtreif; zwiſchen den Adern befinden ſich ſchwarze Saumpunkte. Flügelſpannung des 7 15—20 mm. Flügel bleichgelb, mit 1—2 ſchwarzen Querſtreifen. — Raupe 20 mm lang, 10beinig, bräunlich⸗gelb, mit braunem Kopf und brauner, fein gelb geſäumter Rückenlinie. — Puppe braun. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit März und April. Die Eier werden an verſchiedene Laubhölzer abgelegt. g Die Raupen erſcheinen vom Mai ab, freſſen Blätter auf Obſtbäumen, befallen aber auch Waldbäume (Eichen, Buchen, Hain— buche, Birken, Linden und Pappeln). Verpuppung im Boden in einer Erdhöhle. Die Puppen überwintern. Auskommen im März. Generation einfach. Bekämpfung: Wie bei Cheimatobia brumata L. (S. 124). 122 II. Buch. IV. Abſchnitt. 4. Geometra (Cheimatobia) brumata E. Kleiner oder gemeiner Froſtſpanner, Obſtbaum-Froſtſpanner.) (Fig. 65). | Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 3 (Fig. 65 a) 28—30 mm. Vorderflügel ſchwach gerundet, rötlich-grau, von einigen verloſchenen dunklen Wellenlinien durchzogen; Saumfeld etwas dunkler gefärbt. Hinterflügel heller, mit einem (oder zwei) dunklen, oft ſehr undeut— lichen Querſtreifen in der Mitte (ev. auch am Saume). 2 (Fig. 65 5) 5—7 mm lang, graubraun, weißlich geſprenkelt, mit ſchwärzlichen Fig. 65. | a uf 71 1 Cheimatobia brumata L. a Männlicher Falter. 5 Weiblicher Falter. e Raupe. ad Puppe. Querbinden auf dem Abdomen und kurzen Flügelſtummeln, die am Saume lang weiß behaart ſind. Die vorderen Stummel mit 2 dunklen Querſtreifen, die hinteren bloß mit einem. Fühler und Beine ſehr lang, von der Farbe des Körpers, letztere beſonders kräftig. — Raupe (Fig. 65% 18 — 20 mm lang, 10beinig, gelblich-grün, kahl, mit grünem Kopf, einer feinen dunklen Rückenlinie und 3 hellen, gelblichen Längsſtreifen an jeder Seite. — Puppe (Fig. 65 d) 8— 10 mm lang, gedrungen, gelbbraun, kahl, mit 2 Häkchen am Aftergriffel. A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mitte Oktober bis in den Dezember hinein, mithin ſpäter als die anderen Froſtſpanner-Arten; vorzugsweiſe in den Abend— ſtunden. Die mohnkorngroßen, anfangs grünlichen, ſpäter rötlichen Eier, im ganzen etwa 200 —250, werden im November, in der Regel 1) Wieſe: Die Froſtſchmetterlinge. Phal. Bombyx brumata; (boreata »n.) und defoliaria Lin. (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1873, 411). en Das Fangen der Froftichmetterlinge (Geometra brumata und defoliaria) im Jahre 1882 (daſelbſt, 1887, S. 68). Hl D Schutz gegen Inſekten. 123 einzeln, aber mitunter auch in kleinen Häufchen von 3— 20 Stück an Knoſpen, Blattnarben und Zweigſpitzen vieler Laubholzarten abgelegt, deren Kronen zu dieſem Zwecke von den 2 beſtiegen werden müſſen. Dieſe nehmen ihren Aufſtieg am Schafte vorzugsweiſe an der gegen das Wetter geſchützten Oſt⸗ und Nordoſtſeite. Die Eier überwintern. Die Raupen ſchlüpfen Ende April oder im Mai aus, ſind bis Mitte Juni vollſtändig ausgewachſen und laſſen ſich dann an Fäden von den Baumkronen herab, um ſich am Fuße ihrer Fraßſtämme etwa 5—6 em tief unter der Erdoberfläche in einer geglätteten Höhle zu verpuppen. Auskommen von Mitte Oktober ab. Generation einfach. Sehr weit verbreitet und häufig, be— ſonders im Norden. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupe geht an ſehr viele Laubhölzer. Mit Vorliebe be— fällt fie Obſtbäume (namentlich Apfel-, Birn- und Zwetſchenbaum), Eichen und Hainbuche. Sie tritt aber auch an Ahornen, Ulmen, Birken, Linden, Traubenkirſche und Haſel auf. Im jugendlichen Zuſtande bohrt ſich die Raupe bei Nacht ſeitlich in die Knoſpen ein und frißt dieſe mitunter völlig aus, indem ſie gleichzeitig ein feines Geſpinſt anfertigt. Später geht ſie an Blüten— teile (Stempel, Staubgefäße 2.) und Blätter, zuerſt an jüngere, dann an ältere. Der Blattfraß beſteht in einem groben Durchbrechen der Blattflächen zwiſchen den Rippen. Selbſt grüne Triebe und junge Früchte (Obſt) werden von ihr angenommen. Während des Fraßes ſpinnt ſie fleißig; namentlich bei Störungen läßt ſie ſich gern an Fäden herab, um ſpäter wieder an dieſen empor zu klettern. Wenn das Oberholz in natürlichen Beſamungen oder Mittelwäldern abgeweidet iſt, ſo befällt ſie den Unterwuchs. Der Fraß der Raupe dauert bis in die erſte Hälfte des Juni. Die Laubbeſchädigungen durch dieſen Froſtſpanner ſind in manchen Jahren ſehr empfindlich. Am meiſten leidet hierdurch die Obſtbaum⸗ kultur, indem die Obſternte ſtark geſchmälert, unter Umſtänden ſogar ganz vernichtet wird. 3 Im Frühjahr 1873 trat dieſer Froſtſpanner in den Eichenwäldern von Neuvorpommern in größerer Menge auf. Im Anfange der 1880er Jahre wiederholte ſich der Fraß daſelbſt (Wieje). In den Jahren 1894 und 1895 ereignete ſich ein ſtarker Fraß im Hardt— walde (bei Karlsruhe) .!) hu 1 Endres, Dr. Max: Ueber das Auftreten des kleinen Froſtſpanners (Cheimatobia brumata.) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1896, S. 139). * u 124 II. Buch. IV. Abſchnitt. C. Bekämpfung. a. Vorbeugung. Schonung der Inſekten freſſenden Vögel, beſonders der Stare und Saatkrähen. Überſchwemmungen, naſſe Sommer, ſtarke Regengüſſe zur Flug— zeit und früh fallender Schnee vernichten oft tauſende von Puppen und Faltern. b. Vertilgung. 1. Anlegen von Teer- oder Leimringen (Klebgürteln) um die zu ſchützenden Stämme (Anfang Oktober), um die aufwärts kriechenden ? zu fangen. Man bringt die Leimringe in ca. 1,3 m Höhe nicht unmittelbar auf dem Schaft an, ſondern auf mindeſtens 10 em breiten Streifen von ſteifem, gut geleimtem Papier, um Beſchädigungen der Rinde vorzubeugen und die Kleb— gürtel jederzeit leicht wieder abnehmen zu können. Vor dem Anbinden der— jelben mit Kordel, was knapp unter dem oberen und über dem unteren Ende geſchehen muß, glättet man die Rinde an den betreffenden Stellen durch Ent— fernung der gröbſten Borkeſchuppen. Auch ſchlitzt man den unteren Rand des Gürtels in gleichen Abſtänden etwas ein, um ihn nach dem Feſtbinden umſtülpen zu können. Hierauf erfolgt der Anſtrich mit Holzteer, Raupen— leim oder mit dem ſog. „Brumataleim“ (von C. Becker ) präpariert). Das Klebmittel wird mittels eines Pinſels, aber nicht zu dick, auf das Papier geſtrichen. Etwaige Lücken zwiſchen dem Stamm und dem Papierringe ſind mit Lehm oder Werg auszufüllen, damit die 2 nicht unter dem Gürtel durch— kriechen. Zuletzt wird der aufgeſchlitzte untere Rand des Gürtels umgeſtülpt, damit der Stamm nicht durch abträufelnden Leim beſudelt werde. Mit dem Brumataleim hat der Verfaſſer?) mehrere Jahre hintereinander in dem akademiſchen Forſtgarten und dem Garten der Frauenklinik zu Gießen mit großem Erfolge Verſuche angeſtellt und hierbei konſtatiert, daß der tägliche Fang der 2 annähernd mit der Tagestemperatur ſteigt und fällt. Im Durch: ſchnitte kamen hierbei etwa 3 c (welche gleichfalls an den Ringen hängen bleiben) auf 1 2. Das Pfund Brumataleim koſtet 2 M. 50 präparierte Leimringe ſtellen ſich auf 1,50 , bei Selbſtanfertigung entſprechend niedriger. Raupenleim iſt allerdings viel wohlfeiler, verdient daher bei größerem Ver— brauche den Vorzug. 1) Becker, C.: Die Feinde der Obſtbäume und Gartenfrüchte nament— lich der Froſtſpanner 2c. nebſt Angabe des Verfahrens und der Zeit zu ihrer Vertilgung. Leipzig, 1878. 2) Heß, Dr.: Vertilgung der Froſtſpanner durch Brumata-Leim (Central⸗ blatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 134). Derſelbe: Nochmals über Vertilgung der Froſtſpanner durch Leimringe (daſelbſt, 1879, S. 431). — Dieſe ausführliche Abhandlung verbreitet ſich be— ſonders über die Beziehungen zwiſchen den Witterungsverhältniſſen bzw. Wärmegraden und dem Fluge der Falter. Derſelbe: Fang des Froſtſpanners (daſelbſt, 1880, S. 123). F ) Schutz gegen Inſekten. 125 I Die Leimringe empfehlen ſich um jo mehr, als ſie zugleich gegen andere ſchädliche Obſtbaum⸗Inſekten wirkſam ſind, z. B. gegen den Blütenrüßler (Anthonomus pomorum L.), den Apfelwickler (Carpocapsa pomonana L.) und den Pflaumenwickler (Carpocapsa funebrana Tr.). Anſtatt der Leimringe empfiehlt der Mechanikus C. Fromm!) (Stutt- gart) eine aus 2 Halbringen beſtehende patentierte Schutzvorrichtung aus Zink. Dieſer Apparat hat weniger die Beſtimmung, die Inſekten zu fangen, als vielmehr ſie vom Baume abzuhalten. Der Ring iſt deshalb unten zu einer Rinne umgebogen, in welche Glycerin mit einem Inſektengifte gefüllt wird. Der Gedanke dieſer Schutzvorrichtung iſt nicht übel, allein ſie iſt, da ſie jedem einzelnen Baume angepaßt werden müßte, doch nicht recht praktiſch und viel zu teuer. 2. Zerſtören der Puppen durch Umgraben der Erde im Schirm— bereiche der Stämme auf ca. 30 em Tiefe und Wiederfeſttreten des Bodens (Juli bis September). 5 Von der Ausführung dieſer Prozedur kann nur in Obſtgärten die Rede ſein. 3 5. Geometra (Cheimatobia) boreata Hbn. Buchen⸗Froſtſpanner, Birken-Froſtſpanner.!) Beſondere Kennzeichen: In Bezug auf Geſtalt und Färbung dem vorigen ähnlich. Flügelſpannung des 3 35 — 40 mm. Border: gel geſtreckter, weißgrau, mit braungelbem Schimmer. 2— 3 un: deutliche dunkle Querſtreifen, die einen ziemlich ſpitzen Winkel mit dem Vorderrande bilden. Hinterflügel weißlich, mitunter mit einem indeutlihen dunklen Querſtreif. 2 6—7 mm lang, dunkelgrau und eiß geſcheckt, mit längeren Flügelſtummeln, die am Saume lang weiß behaart ſind. Vorderſtummel grau, dunkel beſtäubt, von einer derſeits dunkel eingefaßten Querbinde durchzogen. Hinterſtummel er, ohne beſondere Zeichnung. — Raupe 20 — 25 mm lang, Obeinig, grün, kahl, mit ſchwarzem Kopf und 2 weißlichen Längs— fen auf jeder Seite des Rückens. — Puppe 8—10 mm lang, raun. 1) Neue Schutzvorrichtung für Bäume gegen Inſecten (Centralblatt für geſammte Forſtweſen, 1880, S. 26). 2) Zur Litteratur: Verhandlungen der XI., XII. und XIII. Verſammlung des Heſſiſchen ſtvereins zu Gelnhauſen, Bockenheim und Hersfeld am 17. u. 18. Sep⸗ er 1883, 16. September 1884 und 15. u. 16. September 1885. Hanau, 6, S. 30—47 (Vortrag des Oberförſters Borgmann über Cheimatobia ta L. und Boreata Hübn.). Altum: Fraß der Raupe der Chimatobia boreata an jungem Buchen— ſchlag (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XVI. Jahrgang, 1884, S. 63). — Eine kurze Reproduktion des vorſtehenden Vortrags. 1 1 Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Oktober, November, nach dem Laubabfalle, ſpäter als bei Hibernia defoliaria L., aber 2 Wochen früher als bei Cheimatobia brumata L. Im 1 8 88 wird auf die Okonomie der vorigen verwieſen. Die Raupe lebt und frißt auf Rotbuche und Birken und iſt früher faſt durchgehends mit der Raupe des kleinen Froſtſpanners verwechſelt worden. Sie zerſtört nicht nur das Laub am hohen Holze, ſondern auch den jungen Buchenaufſchlag oft maſſenhaft, wo— durch ſie recht ſchädlich werden kann. Dieſe Art iſt nicht ſo häufig wie die vorige. 1883 fand ein größerer Fraß durch dieſe Raupe in der königl. preu⸗ ßiſchen Oberförſterei Oberaula (Regierungsbezirk Caſſel) in allen höher als 500 m gelegenen älteren Buchenbeſtänden vom Stangenholzalter an ſtatt (Borgmann). In demſelben Jahre fraß ſie in größerer Menge im Diſtrikte Weſter— holz des königl. bayeriſchen Revieres Schwifting.“ Im Vogelsberg tritt fie faſt alle Jahre auf. 1898 beobachteten wir fie daſelbſt in mehreren älteren, mit Jungwuchs verſehenen Buchenbeſtänden in beſonders großer Zahl. Bekämpfung: Unthunlich. Um aber die Raupen von dem Buchenaufſchlag abzulenken, dürfte ſich das Einſprengen von Birken ze. in die Buchenverjüngungen empfehlen. 126 II. Buch. IV. Abſchnitt. 6. Geometra (Anisopteryx) aeseularia Schiff. N | Roßkaſtanien-Winterſpanner. 6 Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des J 30—35 mm. Vorderflügel langgeſtreckt, licht braungrau, braun beſtäubt, a gezähnten weißlichen Querſtreifen. Hinterflügel heller. Sämtliche Flügel mit braunpunktierter Saumlinie und dunkelbraunem Mittel fleck. 2 flügellos, einfarbig rotgrau. Hinterleib mit roſtbraunen, runden Auftreibungen und einem ziemlich langen Haarſchopf am Ende, — Raupe bis 25 mm lang, 10beinig, walzenförmig, weißlich-grün mit grünem Kopfe; neben der Rückenmitte eine deutliche ſtärkere und über den Füßen eine ſchwache, weißliche Längslinie. — Puppe braun. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Februar und März. Die Eier werden, wie beim Ringelſpinner (S. 87) in ziemlich breiten Bändern ringförmig um die Triebſpitzen verſchiedener Laub⸗ hölzer gelegt und vom 2 mit etwas Afterwolle bedeckt. 1) Eberaher, Th.: Beſchädigungen des heurigen Duchenauſschlageß durch den gemeinen Froſtſpanner (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1883, S. 534). — Hier wird der Schädling irrigerweiſe als Chimatobia brumg bezeichnet. h Schutz gegen Inſekten. 127 Die Raupe erſcheint vom Juni des nächſten Jahres ab und zieht ſtärkere Fäden als die Raupen der übrigen Froſtſpanner. Ihr Fraß findet insbeſondere in Niederwaldungen ſtatt und erſtreckt ſich auf die Blätter der Eichen, Birken, Weiden, Roßkaſtanie, Haſel und verſchiedener Sträucher (Schlehdorn, Rainweide, Roſen ꝛc.). Verpuppung im oder am Boden, in einem lockeren Geſpinſte. Aus kommen im November. Generation einfach. | In den Jahren 1887 und 1888 verurſachte dieſe Art in den Nieder: wäldern der Umgebung von Hilchenbach einen nicht unbedeutenden Kahlfraß. An wirtſchaftlicher Bedeutung ſteht dieſe Species hinter den früher genannten zurück. Bekämpfung: Abſchneiden und Verbrennen der Eierringel (April, Mai). Im übrigen Leimbänder oder Teerringe wie bei Chei- matobia brumata L. (S. 124). II. Abteilung. Kleinſchmetterlinge (Microlepidoptera). 7. Familie. Wickler (Tortrieidae). (J. S. 479). 1. Tortrix (Teras) ferrugana Tr. Roſtgelber Eichen-Wickler. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 16 — 18 mm. Vorder— flügel geſtreckt, mit ſteilem, geſchwungenem Saum, ockergelb bis bräunlich— rot, dunkel geſprenkelt; 2 dunkel⸗braunrote Flecken am Vorderrand und ein hiermit oft zuſammenfließender Fleck über der Mitte. Hinter— flügel meiſt rauchgrau, ſelten weißlich. Franſen weißgrau. Thorax wie die Vorderflügel gefärbt; Hinterleib grau. Die Färbung des Falters iſt übrigens ſehr variabel. — Raupe 10 mm lang, 16 beinig, ee mit glänzend ſchwarzem Kopf und zweilappigem, ſchwarzem Nackenſchild; auf dem Rücken und an den Seiten 5 breite parallele, hellbraune oder olivengrüne Längsſtreifen. — Puppe hellbraun. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit vom Auguſt an bis in den Herbſt. Der Falter überwintert unter abgefallenem Laube. Die Ablage der Eier erfolgt im April beſonders auf Eichen, auch auf andere Laubhölzer, wie Birken, Buchen, Roterle, Sauer— irſche, Pappeln ꝛc. Die Raupen erſcheinen von Ende Mai ab, leben einzeln in je einem weißlichen, durch Kot verunreinigten, röhrenartigen Geſpinſt und ſtelettieren die Blätter der genannten Holzarten. Bei ſtarkem ftreten können die Triebe an jungen Stämmen infolge des Fraßes welten und abſterben. 128 II. Buch. IV. Abſchnitt. Die Verpuppung erfolgt zwiſchen zuſammengeſponnenen Blättern. Auskommen im Auguſt. N Generation einfach. Bekämpfung: Ausſchneiden und Vernichten der Geſpinſte. 0 2. Tortrix (Heterognomon) viridana L. Grüner Eichen-Wickler, Kahn-Eihenwidler!) (Fig. 66). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung beider Geſchlechter 18—22 mm (Fig. 66%). Vorderflügel ſchon an der Wurzel ſtark vers Fig. 66. (4 | Y | a 4 hı } Tortrix viridana L. a Falter. 5 Spinnende Raupe. e Puppe. 1 breitert und im ganzen faſt gleichbreit, lebhaft hellgrün, mit gelbliche Vorderrande. Hinterflügel grau. Franſen beider Flügel gelblich-wei Kopf und Fühler gelblich. Rumpf hellgrün. Hinterleib, dunkler grau a die Hinterflügel. — Raupe (Fig. 665) 15 mm lang, 16 beinig, ſchmutzi gelbgrün, ſchwarz punktiert, wenig behaart. Kopf, Afterklappenſchil Wärzchen auf dem Rücken und Bruſtfüße ſchwarz. — Puppe (Fig. 660 11 mm lang, geſtreckt, faſt ſchwarz. 8 1) Zur Litteratur: 1 Wieſe: F. Kahneichenwickler (Tortrix viridana) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1861, S. 494). Werneburg: Tortrix viridana (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, V. Band, 1873, S. 236). Feußner: Tortrix viridana (daſelbſt, VI. Band, 1874, ©. 118). Märtens: Tortrix viridana (daſelbſt, VI. Band, 1874, ©. 119). Wieſe: Der Eichenwickler (Tortrix viridana L) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1886, S. 361). 1 ber Ne) Schutz gegen Inſekten. 12 A. Lebensweiſe. Flugzeit: Mitte Juni bis Anfang Juli, in der Dämmerung und am Tage. Die Eier werden einzeln oder in kleinen Gruppen an oder neben die eben im Entſtehen begriffenen Knoſpen in den Kronen der Eichen abgelegt, woſelbſt ſie überwintern. Die Raupen erſcheinen im Mai des nächſten Jahres beim Laubausbruche, ſpinnen fleißig an den Stämmen auf und ab, insbeſondere wenn die Zeit der Verpuppung naht, und verpuppen ſich gewöhnlich An— fang Juni an den Zweigen der befreſſenen Bäume, hauptſächlich an den oberen, in zuſammengeſponnenen Blättern (Fig. 67), ſeltener in Rindenritzen. Auskommen von Mitte Juni ab. Generation einfach. Überall ziemlich häufig; bis— weilen in großer Menge. Fig. 67. B. Forſtliches Verhalten. Der Kahneichen⸗Wickler befällt nur die Eichen, u. zw. die älteren Stangen- und Baumhölzer. j Die Stieleiche wird bevorzugt, aber wohl bloß deshalb, weil ſie früher austreibt. Einzeln ſtehende Eichen und ſonnige Waldränder find am meiſten ge: fährdet. Der Fraß der Raupe erſtreckt ſich auf Blätter und Blüten, auch Blüten⸗ und Fruchtſtiele. Er beginnt an der Spitze und findet zunächſt in der beren Kronen⸗Region ſtatt. Eine auffallende Durch— tung derſelben verrät den heimlichen Feind. Später Eichenblatt von schreitet der Fraß ſtammabwärts fort. Junge Blätter a erden anfangs nur von der Unterjeite her benagt, bers 8 un teilweiſe jfelettiert. Altere Blätter werden vom (natürl Größe) nde her angefreſſen und ſchließlich bis auf die Rippen zehrt. Man erkennt den Fraß leicht an den eigentümlichen Ge— inſten, die oft wie Spinnweben von den Bäumen herabhängen. ie Laub⸗, Blüten⸗ und Fruchtbildung für das folgende Jahr wird durch weſentlich geſtört. Mitunter findet Kahlfraß ſtatt; die produktion muß dann der Johannistrieb übernehmen. Das Unter⸗ ez (in Mittelwaldungen) wird nur angenommen, inſoweit es aus chen beſteht. Der Fraß dauert häufig 3 — 4 Jahre hintereinander an. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl 9 a 130 II. Buch. IV. Abſchnitt. In den Univerſitäts-Forſten bei Greifswald iſt dieſer Wickler ſeit 1854 wiederholt in größerer Menge aufgetreten (Wieſe). Im Steigerwalde (bei Erfurt) dauerte der Fraß von 1869 —1872 (Werne— burg). Zu Anfang der 1870er Jahre trat der Falter in bemerkenswerter Weiſe in den Eichenbeſtänden des Fürſtl. Lippe'ſchen Forſtreviers Schieder auf (Märtens). In den Jahren 1880/90 zeigte ſich der Falter wiederholt in erheblicher Zahl in Weſtfalen.!“) 1889 ereigneten ſich größere Fraße im Hochſpeſſart, ferner bei Aſchaffenburg und in der Umgebung von Gießen. Im Sommer 1891 trat der Kahneichen-Wickler an den alten Eichen des Berliner Tiergartens in ungeheuerer Menge auf. Auch außerhalb Deutſchlands iſt dieſer Kleinſchmetterling ſehr verbreitet, z. B. in Spanien,) wo er in dem Jahrfünft 1886/90 alljährlich auftrat und die Blätter und Blüten der immergrünen Eiche in einigen Gegenden faſt bis zum Kahlfraß abweidete. Der hierdurch bewirkte Ausfall der Maſt machte ſich wegen des dort allgemein gebräuchlichen Schweineeintriebs in den Wald beſonders fühlbar. C. Bekämpfung. Schonung der Feinde: Star, Sperlinge, Meiſen, Grasmücken, Buchfinken, Pirol, Droſſeln, Krähen zc. Die häufigſte Schlupfweſpenart, welche die Raupen und Puppen befällt, iſt Pimpla scanica Grav. (Ratzeburg).) Eine direkte Bekämpfung des Feindes, etwa durch Sammeln der Raupen oder Ausſchneiden der Geſpinſte (während der Puppenruhe), iſt wohl im großen kaum ausführbar. 3. Tortrix (Cacoecia) podana Scop. Buchen-Wickler. 9 Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 20 — 25 mm. Vorderflügel am Vorderrande geſchweift, mit knopfförmig gerundeter Spitze, bräunlich-rot bis roſtgelb, mit je 2—3 bindenartigen dunkel⸗ rotbraunen Flecken im Wurzel- und Mittelfeld und einem berg ſpindelförmigen im Saumfelde. Hinterflügel tiefgrau, nach dem Rande mehr gelbbraun. Rumpf und Hinterleib bräunlich-rot. — Raupe 1) v. W. M.: Auftreten des Eichenwicklers und der Froſtſpanner in Weſtfalen (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 30). Renne: Eichenwickler-Kalamität (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 555). 2) Schaden des Eichenwicklers in Spanien (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 155). 3) Die Waldverderber und ihre Feinde. 7. Aufl. Berlin, 1876, S. 242. 1) Altum: Feinde des Buchenaufſchlags (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 33). Schutz gegen Inſekten. 131 8 20 mm lang, 16 beinig, ſchmutzig⸗dunkelgrün, mit hellen Wärzchen ind ſchwarzem Kopf und Nackenſchilde. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Juni, Juli. Ablage der sier an verſchiedene Laubhölzer. Die Eier überwintern wahrſchein—⸗ ich. Die Raupe befrißt im Mai namentlich die unter den Primordial— lättern befindlichen Blätter junger Buchen vom Rande her und ſeſteht ihre Verwandlung in einer hieraus gewickelten Blattrolle. Auch andere Laubhölzer, z. B. Eſche, Obſtbäume, Johannisbeer— trauch ꝛc., werden angenommen. Generation einfach. In manchen Jahren tritt der Falter ziemlich zahlreich auf. Bekämpfung: Nicht ausführbar. Zuſatz. Als Feinde der Früchte ſollen noch folgende 4 Wickler angeführt verden: Tortrix (Carpocapsa) grossana Hw., Bucheln-Wickler. Der Falter mißt 18 mm Spannweite und hat bläulich— iſchgraue, dunkel gewäſſerte Vorderflügel mit hellen Querlinien und einem braungrauen, ſchwarz geſtrichelten Spiegel. Die hellrötliche Raupe frißt ſich in die Bucheckern ein und äßt ſich mit dieſen vorzeitig zu Boden fallen. Sie arbeitet ſich dann zus der Ecker heraus, überwintert am Boden in einem weißen Cocon ind verpuppt ſich im Frühjahre. Der Falter erſcheint im Juni. Tortrix (Carpocapsa) splendana Hbn., Eicheln-Wickler. Der Falter mißt 15—18 mm Spannweite und hat weiß— e, bräunlich gewäſſerte Vorderflügel mit einem gelbgrauen, ſchwarz ichelten Spiegel. 1 Die hellrötliche Raupe lebt und frißt wie die vorige, aber in icheln. Erfolgreiche Gegenmittel gegen dieſe beiden Arten ſind wohl eshalb nicht anwendbar, weil das Sammeln und Vernichten der ab— allenen Früchte in der Mehrzahl bloß diejenigen treffen dürfte, welche bereits von der Raupe verlaſſen worden ſind. Tortrix (Carpocapsa) pomonana L. (oder pomonella). Gemeiner Apfel-Wickler. Der Falter mißt 16 — 20 mm Spannweite und hat bläulich— e, braun gewäſſerte Vorderflügel mit dunkelbraunem, goldrot ein— ßtem Spiegel. u Por 9 * 132 II. Buch. IV. Abſchnitt. Die 10 mm lange fleiſchrote Raupe lebt in unreifen Apfel! und Birnen und bringt dieſe hierdurch als „wurmſtichig“ vorzeiti zum Abfalle. Sie bohrt ſich dann aus der befallenen Frucht heraus überwintert in Rindenritzen und verpuppt ſich daſelbſt im Frühjahr Unter Umſtänden wird die Generation doppelt. Tortrix (Carpocapsa) funebrana Tr., Pflaumen-Wickler. Der Falter mißt 14—15 mm Spannweite und hat grau braune, mit grau gemiſchte Vorderflügel mit einem aſchgrauen, mat glänzenden, fein ſchwarz punktierten Fleck. Die oben rote, nach unten allmählich weiße Raupe lebt um frißt von Juli bis September in unreifen Pflaumen und Zwetſchen Überwinterung und Verpuppung wie bei der vorigen. Die Bekämpfung der zuletzt genannten beiden Arten geſchieh durch Anlegen von Leimringen!) und Sammeln bzw. Demgten dei wurmſtichigen Fallobſtes. 8. Familie. Motten, Schaben (Tineidae). (I. S. 504). 1. Tinea (Hyponomeuta) variabilis Zell. (Hyponomeuta padella L.). Kleine Schwarzpunkt- oder Geſpinſt-Motte. Beſondere Kennzeichen Flügelſpannung 19 — 20mm. Vorder flügel milchweiß, am Vorderrand oder auf der ganzen Fläche gleichmäßit bräunlich-grau angeflogen, mit etwa 30 in 3 unregelmäßigen Längsreihen geordneten ziemlich großen, ſchwarzen Punkten und einer Anhäufum kleiner Fleckchen an der Spitze des Vorderrandes. Hinterflügel un Franſen braungrau. Unterſeite aller Flügel graubraun. Kopf und Rum weiß mit ſchwarzen Punkten. Hinterleib gelblich-grau, weiß behaa — Raupe 18 mm lang, 16 beinig, vorn und hinten verſchmälert ſchmutzig-gelb, mit ſchwarzem Kopf und geteiltem dunklem Nackenſchilde ſowie mit 2 großen dunklen Chitinſchildern auf den Ringen 4— 17 und ſchwarzbraunen Wärzchen. — Puppe 10 — 11 mm lang, li braun, mit 6 hakigen Borſten am After. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit Ende Juni, Anfang Juli. 1) Heß, Dr.: Fang der Raupen des Apfel- und Pflaumenwicklers unte Leimringen (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 5). Derſelbe: Raupenvertilgung (daſelbſt, 1880, S. 73). Brecher: Zur Vertilgung des Apfelwicklers Tortrix (Carpocapsa) 1 monana (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1895, S. 457). Schutz gegen Inſekten. 133 Die Eier werden auf Knoſpen verſchiedener Laubhölzer, meiſt an iedriges Holz und Hecken, abgelegt; fie überwintern daſelbſt. Die Raupen kriechen im nächſten Frühjahr aus und befreſſen lätter unter dem Schutz auffälliger, florartiger, gemeinſchaftlicher zeſpinſte, womit ſie die Zweigſpitzen überziehen. Sie bevorzugen zflaumenbaum, Ebereſche, Miſpel, Pirus-Arten, Weißdorn und Shwarzdorn und entblättern die befallenen Holzarten nicht ſelten ollſtändig. Die Verpuppung erfolgt (Juni) in einem zarten, jpindel- örmigen, weißen, durchſichtigen Cocon, u. zw. liegen die Puppen icht aneinander. Auskommen Ende Juni. Generation einfach. AJgn einigen Gegenden Ungarns, namentlich im Baranyaer Comitat und 1 Szegedin, hat dieſe Raupe (1882) große Verheerungen in Weidenhegern ngerichtet.?) Bekämpfung: Abſchneiden und Verbrennen der Geſpinſtneſter Anfang Juni). Zerdrücken der Falter, die oft maſſenhaft an Baum— ämmen (in erreichbarer Höhe) oder an Hecken ſitzen, ev. Überſtreichen erſelben mit dünnflüſſigem Raupenleim (Juli). 2. Tinea (Hyponomeuta) padi Zell. (Hyponomeuta evonymella L.). N 4 Mittlere Schwarzpunkt- oder Geſpinſt-Motte. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 20 — 23 mm. Vorder: el milchweiß, mit 5 Längsreihen ſchwarzer Punkte (im ganzen wa 45 — 50). Hinterflügel braungrau. Franſen weiß, namentlich an Vorderflügeln. Unterſeite aller Flügel braungrau mit weißlichem derrande. Kopf und Rumpf milchweiß. Hinterleib braungrau. — upe 18— 20 mm lang, ſchmutzig⸗gelb, mit ſchwarzem Kopf und enſchild und je 4 dunklen Chitinſchildern auf den Ringen 4— 11. Puppe wie die vorige, aber ohne Borſtenhaare am After. Lebensweiſe ꝛc.: Wie bei der vorigen. Die Raupen freſſen Juni und Juli auf der Traubenkirſche (Prunus padus L.), nter auch auf Faulbaum (Rhamnus frangula L.). Puppen zuſammen in dicht nebeneinanderſtehenden ſpindelförmigen, ſehr en, weißen, undurchſichtigen Cocons im Neſte. Bekämpfung: Wie bei der vorigen. 1) C. W.: Schädliches Auftreten der Schwarzpunktmotte (Hy ponomeuta ilis ZI.) in Ungarn (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1882, 131). 134 II. Buch. IV. Abſchnitt. 3. Tinea (Hyponomeuta) evonymella Scop. (Hyponomeuta cognatella Tr.). | Große Schwarzpunkt- oder Geſpinſt-Motte. N Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 20 — 25 mm. Border: flügel milchweiß, mit 3 Längsreihen ſchwarzer Punkte (im ganzen etwa 25—30). Hinterflügel braungrau. Franſen der Vorderflügel weiß, der Hinterflügel weißgrau. Unterſeite aller Flügel ſchwarzgrau, am Vorderrande weiß. Kopf und Rumpf milchweiß. Hinterleib braun: grau. — Raupe 18 — 20 mm lang, gelb, ebenfalls u und mit je 2 dunklen Chitinſchildern auf den Ringen 4—11. — Puppe rötlich-gelb, mit 6 Borſtenhaaren am After. Lebens weiſe ꝛc.: Wie bei der vorigen. Die Raupe leb. vorwiegend auf Spindelbaum (Evonymus europaea L.). Weitere Fraßholzarten ſind Faulbaum und Heckenkirſche. | Puppen in ſpindelförmigen, weißen undurchſichtigen Cocons ebenfalls nahe beieinander. Bekämpfung: Wie bei Hyponomeuta variabilis Zell. (S. 133) { *4, Tinea curtisella Don. (Prays curtisellus Don.). | Eſchenzwieſel-Motte (Fig. 68). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 14 — 16 mm Vorderflügel viermal ſo lang als breit, gelblich-weiß; an dem ge Fig. 68. bogenen Vorderrand ein charakte - riſtiſcher, dreieckiger, grauer Fler mit dunkler Spitze, auch nahe be der Wurzel und vor dem Saum einige dunkle Flecken und Sprentel Franſen graubraun. Hinterflüge braungrau, mit etwas helleren 7 Franſen. Kopf und Rumpf weiß Prays curtisellus Don. Falter. Hinterleib oben braungrau, unten 1) Borgmann, H.! Die Zwieſelbildung der Eſche, verurſacht durd Prays curtisellus Don. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahr gang, 1887, S. 689). Altum, Dr.: Forft und jagdzoologiſche bemerkenswerte Erſcheinungen während des Jahres 1888 (daſelbſt, XX. Jahrgang, 1888, S. 752, hier 754) Borgmann, H.: Ueber die zweite Generation der Eſchenzwieſelmottt Prays eurtisellus Don, (daſelbſt, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 201) nebſt N ſchrift von Altum (daſelbſt, S. 205). Derſelbe: Neuere Beobachtungen über die Eſchenzwieſelmotte, Pray curtisellus Don. und einige andere an 85 Eſche lebende Kleinfalter Gorſtlich naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 24). Schutz gegen Inſekten. 135 etwas heller. — Raupe 7—10 mm lang, 16 beinig, in der Jugend honiggelb, ausgewachſen durchſcheinend ſchmutzig-grün, auf dem Rücken rotbraun gewäſſert und ebenſo ſchwach längs⸗geſtreift. Kopf, Nacken⸗ ſchild und Afterklappe ſchwarzbraun. — Puppe erſt grün, ſpäter lederfarbig, durchſcheinend, in einem regelmäßigen, ſeidenglänzenden, beiderſeits zugeſpitzten Geſpinſte. A. Lebensweiſe. Flugzeit von Mitte Juni ab. Das 2 legt ſeine Eier auf den Blättern oder an den Blatt: rippen der Eſche ab. Die Raupen ſchlüpfen Anfang Juli aus und verpuppen ſich Anfang Auguſt entfernt von der Fraßſtelle am Boden zwiſchen dürrem Laube. Der Falter kommt nach achttägiger Puppenruhe Mitte Auguſt aus und ſchreitet ſofort zur Begattung und Ablage der Eier an die Blätter. Die im September auskommenden Raupen über- Fig. 69. wintern in den Knoſpen. > Verpuppung Ende Mai bis Anfang Juni des nächſten Jahres. Auskommen von Mitte Juni ab. Generation doppelt. B. Forſtliches Verhalten. Die Raupen der erſten Brut freſſen in der Jugend kleine Minengänge zwiſchen der Ober- und Unterhaut der Eſchenblätter, die teils als kleine un- regelmäßige braune Flecke, teils als längere Kanäle, teils in Schneckenform auftreten und mit braunem Kote gefüllt ſind. Später verlaſſen ſie ihre Minen und er⸗ nähren ſich frei an und von den Blättern, die leicht zuſammengeſponnen werden. Die Raupen der zweiten Brut minieren zunächſt gleichfalls die Eſchenblätter, verlaſſen dieſe aber noch vor dem Laubabfall und bohren ſich Anfang Oktober 4 in die Terminalknoſpen der Eſchentriebe ein, um hier N ihr Winterlager zurecht zu freſſen. Man erkennt den e 8 heimlichen Feind an dem feinen Bohrmehl um das Ecchenzwieſel Eingangsloch herum und am austretenden Kote (Fig. 69, Mone bewohnt. a Ausgetretener bei a). Kot 136 II. Buch. IV. Abſchnitt. Sobald die Knoſpen im Frühjahr anfangen zu ſchwellen, be— ginnt das Räupchen ſeinen Fraß im Inneren aufs neue. Die be: fallene Knoſpe kann ſich infolgedeſſen nicht zum Höhentrieb entwickeln und wird von den nächſten verfchont gebliebenen Trieben überwachſen. Hierdurch entſteht die bei der Eſche ſo häufige Zwieſelbildung. Ihr letztes Stadium verbringt die Raupe meiſt wieder frei an den Blättern oder auch vereinzelt im Inneren des Stämmchens. Die Puppe hängt Anfang Juni in einem lockeren Geſpinſt am Zweige. Am häufigſten werden junge Pflanzen und Heiſter angegangen. Der Blatt: fraß der Sommerraupen iſt irrelevant; der Knoſpenfraß der Herbſt⸗ raupen ſchädigt aber die Eſchen-Plantagen in empfindlicher Weiſe. Das Verdienſt dieſer Entdeckung und der Züchtung des Falters gebührt j dem Oberförſter Borgmann (Oberaula). Selbſtverſtändlich wird man bei weitem nicht alle Zwieſel der Eſche auf dieſe Motte zurückführen dürfen, da die Terminalknoſpen auch durch Wildverbiß, Froſt (hierdurch wohl am häufigſten), Hagel ꝛc. zu Grunde gehen können. Gewiß hängen aber viele Zwieſel der Eſche mit dem Fraße dieſer Motte zuſammen. C. Bekämpfung. Abſchneiden und Verbrennen der mit Raupen beſetzten Spitzen (Anfang Juli). Die Zwieſelbildung läßt ſich durch ſchiefen Schnitt, welcher nicht nur die beſchädigte Spitzknoſpe, ſondern auch eine der zunächſt ſtehenden Seitenknoſpen mit entfernt, verhindern. Beide Maßregeln ſind ſelbſtverſtändlich nur in Pflanzkämpen und kleineren Anlagen ausführbar. 5. Tinea (Tischeria) complanella Hbn. Eichen- Miniermotte. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 10— 12 mm. Border: flügel lanzettförmig, reichlich viermal jo lang als breit, trüb-gelb, am Vorderrand und Saume ſchwach gebräunt, mit langen Franſen. Hinterflügel ſehr ſchmal, hellgrau, mit ſehr langen gelblich-grauen, Franſen. Kopf, Fühler und Bruſt trüb⸗gelb. Hinterleib gelblich-grau. — Raupe 6 mm lang, nach vorn und hinten ziemlich ſpitz zulaufend, mit verkümmerten Beinen, gelblich, am Kopf und Afterringe dunkel— braun. — Puppe 4—5 mm lang, hellbraun, mit 2 Dornfortſätzen am After. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Mai und Juni. Das 2 legt feine Eier an Eichenblätter, mit Vorliebe an junge Stockſchläge. — — 2 Schutz gegen Inſekten. 137 Die Raupe miniert in den Lig. 70. Blättern vom Juni ab den ganzen Sommer über, wodurch die Oberhaut in mehr oder weniger großen, rund— lichen, rein⸗weißen Blaſen ſich ab— hebt (Fig. 70). Die Blätter nehmen hierdurch, wenn mehrere Räupchen in ihnen wohnen, ein weißſcheckiges Ausſehen an. Die Überwinterung findet in den gefreſſenen Minen ſtatt. Verpuppung im nächſten Frühjahr. Auskommen im Mai. Generation jährig. Der Falter iſt ziemlich häufig, 3 er * Eichenblätter, bon Tischeria complanella Hbn ® efallen. Bekämpfung: Nicht aus⸗ 4 Große Mine infolge des Fraßes. 5 Freſſendes Räupchen in einer noch kleinen führ bar. Mine. 6. Tinea (Cerostoma) parenthesella L. ) Buchenaufſchlag-Motte. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 17—18 mm. Vorder— flügel mit ſichelförmiger Spitze, fuchsrot, im Saumfeld aſchgrau ge— rippt, mit einem kreideweißen, ſchmalen Längsſtreif unter dem Vorder— rande. Franſen kurz, hellbraun. Hinterflügel dunkelgrau, mit längeren gleichfarbigen Franſen. Alle Flügel ſtark metallglänzend. — Raupe nach dem Ende verſchmälert, hellgrün, fein gezeichnet, ſehr beweglich. | Lebensweise ꝛc.: Die Raupe befrißt vorwiegend die Prim— ordialblätter des Buchenaufſchlags. Sie durchbricht die Blatt— flächen in ihrer oberen Hälfte derart, daß ein unregelmäßiges, grob— maſchiges Blattrippen-Netz ſtehen bleibt. Die befreſſenen Blätter werden durch einige ſchwache Geſpinſte zuſammengezogen, in welchen man die Räupchen und Puppen findet. | Der Falter erſcheint in manchen Jahren in anſehnlicher Zahl. Bekämpfung: Nicht ausführbar. 1) Altum: Feinde des Buchenaufſchlags (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd— weſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 33). 138 II. Buch. IV. Abſchnitt. Zuſatz. Unter den Motten hat ſich neuerdings noch: Tinea (Coleophora) fuscedinella Zell. ernſtlich ſchädlich gezeigt. Der 10—12 mm Spannweite meſſende Falter hat dunkelbraun— graue, etwas ins Gelbliche ziehende, daher bleich meſſingfarbig glänzende Vorder- und dunkelgraue Hinterflügel. Die 7 mm lange, 12beinige, ſchokoladenbraune, ſchwarzköpfige Raupe lebt in einem aus einem ausgeſchnittenen Blattſtücke gefertigten Sack und befrißt im Frühjahre die Knoſpen der Roterle mitunter jo ſtark, daß ſogar 20—30 jährige Stangen zopftrocken werden.“) III. Ordnung. Aderflügler (Hymenoptera). 1. Familie. Blattweſpen (Tenthredinidae). (J. S. 512). 1. Cimbex variabilis Klg. (Cimbex femorata L.). Veränderliche Knopfhorn-Blattweſpe (Fig. 71). Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 46 — 50 mm, (Fig. 71½ geſtreckt, mit verdicktem Hinterſchenkel. 2 gedrungen mit eiförmigem Hinterleibe. Farbe ſehr veränderlich, wie ſchon der Name andeutet. Kopf und Bruſt entweder ganz ſchwarz oder gelb und ſchwarz oder braun; zwiſchen dem erſten und zweiten Hinterleibs— ring eine breite, gelblich-weiße Haut. Hinterleib gelb oder rot und nur die erſten Ringe bläulich-ſchwarz. Flügel gelblich -glashell oder mit braunſchwarzem Hinterrande. Fühler keulenförmig, ſechs—⸗ gliederig, rotbraun. Beine ebenſo gefärbt. — Afterraupe (Fig. 710 40—45 mm lang, 22beinig, dick, fleiſchig, hellgrün, mit grünlich⸗ weißem Kopf und ſchwarzem Rückenſtreifen oder gelb mit violettem Rückenſtreifen oder rötlich, kurz ſehr verſchiedenfarbig, aber ſtets mit weißen, in Querreihen geordneten Warzen. — Puppe 25 mm lang, weiß, ſpäter gelb, in einem feſten, ſchwarzbraunen Cocon (Fig. 71e). Lebensweiſe ꝛc.: Die Flugzeit fällt in den Mai und Juni. Altum, Dr.: Das „Rabenfederchen“ (Coleophora coracipenella Hb.) eine Erlen zerſtörende Sackträgermotte (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, ©. 639). — Die Bezeichnung dieſer Motte als „coraei⸗ penella“ iſt nicht korrekt, da dieſe ein Synonym für die Spezies Coleopkä 5 9 11 Stph. iſt. Schutz gegen Inſekten.— 139 Die Eier werden mittels der ſägeartigen Legeröhre einzeln in Blätter verſchiedener Laubholzarten abgelegt. Die Afterrau⸗ Fig 11. pen erſcheinen von f Mitte Juni ab und umſpinnen ſich im Auguſt an den Bäumen oder in der Erde mit großen, braunen Co— cons, in welchen ſie unverändert überwin⸗ tern. Verpuppung im April. Auskommen im Mai. Generation ein— fach. Unter Umſtänden kommt aber ein Über⸗ liegen der Raupen vor. Der Fraß der Afterraupe erjtredt ſich auf Blätter. In erſter Linie werden Birken und Weiden befallen, in zweiter Buche und Erlen. Kahl⸗ fraß ereignet ſich aber ſelten. Die Raupen liegen während des Tages meiſt eingerollt auf der Unterſeite der Blätter (Fig. 71 5). Cimbex variabilis Kle. (natürliche Größe) 9 2 a Männchen der Weſpe. Die Weſpen rin⸗ 5 Afterraupen auf einem Birkenblatt und am Trieb. geln DB jährige e Eocon mit geöffnetem (aufgebiſſenem) Deckel. d Ringelungen an einem Birkenſtämmchen. Zweige und Stämm⸗ chen junger Buchen, Birken, auch Hainbuchen, Aſpen ꝛc. (Pflanzen und Stangen) bis ins Holz, wohl des Saftes wegen!) (Fig. 71 d). In manchen Buchenſtangenhölzern ſieht man 20 — 30 (und mehr) Ringe— 1) Beling: Rindenringelungen an Waldbäumen durch Blattwespen (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 28. Band, 1878, S. 170). 140 II. Buch. IV. Abſchnitt. lungen an einem Stämmchen; jedoch kommen auch Stangen mit nur einem Ring (oder einigen) vor. Eine wirtſchaftliche Bedeutung ift dieſer Beſchädigung zwar nicht beizulegen; immerhin iſt ſie aber intereſſant. Die Weſpe iſt überall häufig. Bekämpfung: Abſchütteln der Afterraupen von den Stämmchen auf untergelegte Tücher und Vernichten jener. 2. Cimbex (Trichiosoma) lucorum Fabr. Hain-Knopfhorn-Blattweſpe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 30—40 mm. Körper dunkel mattſchwarz, mit langer, gelbbrauner Behaarung. Fühler dunkel⸗ braun, in der Mitte gelbbraun. Hüften und Schenkel blauſchwarz; Schienen und Tarſen rotgelb. Flügel glashell mit dunkel rauch— grauem Außenrand und teils rotgelben (Wurzelhälfte), teils braunen (Ilügelſpitze) Adern. — Afterraupe 20 mm lang, ſchön gelb oder bläulich-grün, mit vielen feinen Querrunzeln und kleinen Warzenpunkten. Lebensweiſe ꝛc.: Im allgemeinen wie bei der vorigen. Die Afterraupe frißt gleichfalls vorwiegend auf Birken— blättern und verurſacht mitunter Kahlfraß;!) man findet ſie 59 auch auf Weiden und Erlen. Dieſe Weſpe ringelt vermutlich in derſelben Weiſe wie die vorige. 3. Cimbex (Clavellaria) amerinae L. Gelbbindige Knopfhorn-Blattweſpe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 30 — 40 mm. Körper ſchwarz. Kopfſchild und Oberlippe gelb. Hinterleib an der Spitze rötlich. Hüften und Schenkel ſchwarzblau, die hinteren gezähnt. Schienen und Tarſen rötlich. Flügel glashell mit dunkel rauchgrauer Spitze und braunſchwarzem Geäder. mit rötlichem Bauche, ohne hellere Binden oberſeits und mit dunklen Schienen. 2 mit gelbem, ſchwarz quer— geſtreiftem Bauche, 4 hellgelben Binden und helleren Schienen. — After— raupe 40 — 50 mm lang, bläulich-grün, mit feinen Querrunzeln, fein weiß beſtäubt und ohne Warzen. Lebensweiſe ꝛc.: Wie bei Cimbex variabilis Klg. Die Haupt⸗ fraßholzarten find aber glattblätterige Weiden (Salix purpurea L. Salix triandra L. und Salix acutifolia Willd.). In zweiter Linie werden Aſpe und Pyramidenpappel befallen. 1) Altum: Kahlfraß von Birken durch Cimbex lucorum (Beitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, S. 140). Schutz gegen Inſekten. 141 4. Nematus septentrionalis Retz. Breitfüßige Birken-Sägeweſpe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 16 mm (8) bzw. 24 mm (2). Körper ſchwarz; nur die Hinterleibsringe 2—9 des 4, 2—6 des ? rotgelb. Flügel rauchgrau. Schienen und Tarſen hell— gelb (2) oder rötlich (2). Hinterferſen verbreitert. — Afterraupe 25 — 30 mm lang, 20beinig, oben grün, vorn und hinten gelblich und längs der Seiten 3 Reihen ſchwarzer Punkte. Kopf und Bruſt— füße ſchwarz; Bauchfüße gelb. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Mai; unter günſtigen Umſtänden findet ein zweiter Flug im Auguſt ſtatt. Das 2 fügt Blatt-Ränder und Rippen verſchiedener Laubholz— arten unterſeits an und legt ſeine länglichen Eier (bis 150) reihen— weiſe an den Schnitt. Die Afterraupen freſſen geſellig vom Mai bis Juni, ev. auch im Auguſt und September auf Blättern der Birken, befallen aber auch Pappeln, Weiden, Erlen, Ebereſche und Haſel Verpuppung im Boden in einem länglichen, ſchwarzen Geſpinſte. Auskommen im Mai. Generation einfach oder doppelt. ‘ 5. Nematus saliceti Dhlb. (Nematus gallicola Westw.). Weidenblattgallen-Sägeweſpe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 7—9 mm. Körper ziemlich gedrungen, faſt ganz ſchwarz; nur die Mundteile, Beine (mit Ausnahme der ſchwarzen Hüftenbaſis) und letzten Bauchringe blaßbraun. Flügel glashell, mit braunem Geäder; dritte Cubitalzelle quadratiſch. Randmal halb braun, halb weißlich. — Afterraupe bis 7 mm lang, 20 beinig, walzenförmig, grün, kurz behaart mit dunkler Mittellinie und ſchwarzen Augen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im März, April. Die Eier werden einzeln oder zu mehreren in die von dem 2 aufgejägten Seitenrippen der Weidenblätter gelegt. Die Afterraupen freſſen in letzteren und erzeugen hierdurch bohnenförmige, grüne oder rotbadige Gallen von 10 — 15 mm Länge, oft 8— 10 auf einem einzigen Blatte. Letztere durchwachſen die Blattfläche, ſo daß ſie auf beiden Seiten, unten meiſt etwas mehr, hervortreten. Ende Juli verläßt die Raupe die Galle, benagt mit— unter noch die Blattfläche und fällt zur Erde. 142 II. Buch. IV. Abſchnitt. Verpuppung Anfang Auguſt im Boden in einem dichten, ei— förmigen, kaffeebraunen Cocon. Generation 1jährig. Manche Autoren, z. B. Nördlinger, ) nehmen doppelte an. Dieſe Blattweſpe kommt zwar häufig vor, iſt jedoch kaum ſchädlich. 6. Nematus salieis L. Braungelbe Weiden-Blattweſpe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 18 —22 mm. Körper rötlich- bis bräunlich-gelb; Fühler, ein Fleck auf der Stirne, Rücken des Bruſtſchildes, Bruſtmitte, Randmal und Randader ſchwarz. Unter- randzelle gelb. — Afterraupe 20— 25 mm lang, 20beinig, bläulich— grün, die 3 erſten Leibesringe, ſowie der achte und neunte Ring orangefarbig. Kopf und die in 7 Längsreihen gruppierten Wärzchen auf den Ringen ſchwarz. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit und Eierablage beim Laubaus⸗ bruche. Der Fraß der Afterraupe findet meiſt in Geſellſchaften ftatt und erſtreckt ſich auf die Blätter der Weiden (Salix alba L., Salix viminalis L. und Salix fragilis L.), ſo daß nur die Blattſtiele und ein Teil der Mittelrippen ſtehen bleiben. Verpuppung im Boden. Generation doppelt. Charakteriſtiſch iſt ihr höchſt regelmäßiges gleichzeitiges Schnippen bei Berührung der befallenen Zweige. Bekämpfung: Sammeln und Vernichten der Afterraupen. 7. Nematus angustus Htg. Weidenmark-Blattweſpe— Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung 12 — 14 mm. Körper langgeſtreckt, glänzend ſchwarz; nur die Kniee, Schienen und Tarſen blaßbraun. Schenkelſpitzen mehr rötlich. Flügel glashell, mit einer Radial- und 3 Cubitalzellen; die zweite und dritte Cubitalzelle mit— einander verſchmolzen. Flügelſchüppchen weiß. — Afterraupe ſchmutzig⸗ grün, mit bräunlichem Kopf und verkümmerten Bruſt- und Bauchfüßen. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit und Eierablage zeitig im Früh— jahr und dann wieder im Sommer. Die Afterraupen leben und freſſen geſellig im Marke junger Weidenruten (Salix viminalis L. und Salix alba L.), wodurch dieſe trocken werden und abſterben. Die Markröhre wird oft auf eine 1) Lehrbuch des Forſtſchutzes. Berlin, 1884, S. 256. Schutz gegen Inſekten. 143 Länge von 20— 30 mm zerſtört und mitunter auch das anſtoßende Holz benagt. Dieſe Spezies iſt daher unter den genannten Nematus- Arten die ſchädlichſte. Verpuppung in der Fraßröhre in einem kaffeebraunen Cocon. Das Auskommen der Weſpe erfolgt durch ein am oberen Ende der Röhre genagtes rundes Flugloch. — Generation doppelt. Bekämpfung: Abſchneiden der befallenen Triebe (Juni und dann wieder im Herbſt) und Verbrennen derſelben. 2. Familie. Holzweſpen (Uroceridae).‘) (J. S. 529). Xiphydria dromedarius Fabr. Dromedar-Holzweſpe.“) Beſondere Kennzeichen: Körperlänge des 8 10 - 13 mm, des 2 12—16 mm (inkl. Legebohrer). Kopf auf einem langen, hals— artigen Fortſatze der Vorderbruſt ſitzend, ſchwarz glänzend, glatt, jeder— ſeits mit 2 gelblich⸗weißen Streifen (über den Augen) und 2 weißen Flecken (unter den Augen). Thorax ſchwarz, aber runzelig, an jeder Seite mit einem weißen Fleck. Hinterleibsringe teils ſchwarz, teils rot, je nach Geſchlechtern variierend, mit weißen Flecken. Fühler ſchwarz, 15 gliederig (2). Flügel glashell, mit ſchwarzem Geäder und rauchfarbigem äußeren Ende. Beine rotgelb; Hüften ſchwarz. Hinter⸗ ſchienen mit 2 Dornen. — Larve 17—19 mm lang, 6 beinig, weiß- lich, aus 12 Ringen beſtehend, deren letzter in einen Dorn ausläuft. Lebensweiſe ꝛc.: Die Larve lebt und frißt im Holze ver— ſchiedener Laubhölzer. Sie wurde gefunden in Pappeln (Schwarz⸗ pappel), Weiden (Baumweide), Birken, neuerdings auch in Berg- ulme (Leiſewitz). Der Fraß in letzterer weicht aber von dem Fraße der Nadelholzweſpen ab. Aus dem Inneren kommend, nähert ſich die Larve bis auf einige mm dem Umfange des Stammes oder Aſtes, in welchen das Ei abgelegt wurde, und frißt dann — ziemlich in demſelben Jahrringe — eine kurze Strecke auf- oder abwärts. ierauf führt der Gang in horizontaler Richtung wieder in das ere, wendet ſich aber zuletzt in ſchwacher Krümmung wieder bis zur Peripherie. Dicht unter der Rinde erfolgt die Verpuppung. Die am Ende des Ganges gelegene, von Bohrmehl freie Wiege iſt 10 J) Leiſewitz, Wilhelm: Verſuch einer Zuſammenſtellung der Holz— eſpen nach ihren Wirtspflanzen (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, „ S. 439). 2) Derſelbe: Ein Beitrag zur Biologie der Holzwespen. Xiphidria dromedarius Fabr. an Ulme. Mit 13 Abbildungen (daſelbſt, 1897, S. 207). 144 II. Buch. IV. Abſchnitt. bis 20 mm lang, aber nicht breiter als der Larvengang. Ob die Puppenwiege auch in dem (weicheren) Pappel- und Weidenholze ſo nahe unter der Rinde liegt, iſt noch nicht genügend feſtgeſtellt. Generation 2jährig. | Bekämpfung: Abhieb der befallenen Stämme und Üfte und ſofortiges Verbrennen derſelben. Raſche Entfernung alles trockenen, abſterbenden und kranken Materials von Pappeln, Weiden, Birken unf Ulmen aus dem Walde. 3. Familie. Gallweſpen (Cynipidae).!) Imagines ſehr klein, aber von gedrungenem Baue. Fühler lang, gerade, fadenförmig, 13—16gliederig. Nebenaugen weit hinten auf dem Scheitel. Vorderflügel ohne Randmal, mit nur 6—8 Zellen, darunter 1 Radialzelle und 2— 3 Cubitalzellen. Manche Arten haben entweder gar keine oder nur verkümmerte Flügel. Hinterleib mehr oder weniger ſeitlich zuſammengedrückt, meiſt anhängend, mit— unter geſtielt, hinten ſchief abgeſtutzt, von den Flügeln weit überragt. Legebohrer des P nach oben gekrümmt, ſtachelartig. Beine lang und ſchlank. — Larven gewöhnlich dick und fleiſchig, bauchwärts ſtark gekrümmt, kahl, weiß, fußlos. — Puppen gedrungen, kahl, weiß. — 13 Gattungen mit zahlreichen Arten. Die Beſtimmung derſelben ift meiſt ſehr ſchwierig, allein die Gallen im Zuſammenhalte mit der Pflanze, auf welcher ſie ſich vorfinden, und dem Pflanzenteile ſind jo charakteriſtiſch, daß man die Spezies faſt immer hiernach diagnoſti- zieren kann. 1 Die Gallweſpen laſſen ſich in Bezug auf ihre Lebensweiſe in die drei Gruppen: echte Gallweſpen, Aftergallweſpen und Schma— rotzer-Gallweſpen bringen. A. Echte Gallweſpen. Die 2 ſtechen mit ihrem Legebohrer Blätter, Knoſpen, Triebe, Früchte oder ſonſtige Teile der Holzgewächſe an, um ihre Eier einzeln oder zu mehreren unterzubringen. Gleichzeitig hiermit gelangt eine flüſſige Ausſcheidung in das Parenchym, wodurch die Pflanze zur Reaktion gereizt wird. Das Ei wird von einem jugendlichen, bildungs fähigen Gallengewebe (Plaſtem) umgeben und eingeſchloſſen. Durch 1) Eckſtein, Dr. Karl: Pflanzengallen und Gallentiere. Leipzig, 1891. Dieſe Monographie behandelt, wie ſchon der Titel angiebt, nicht bloß die Gallweſpen, ſondern alle Tiere, welche Gallen erzeugen, alſo auch Würmer, Milben und andere Inſekten (Blattweſpen, Gallmücken, Blattläuſe 2c.). nn. | Schutz gegen Inſekten. 145 Fortſetzung dieſes Reizes ſeitens der Larven entſtehen chargkteriſtiſche Gallen, welche durch die im Inneren ſich entwickelnde Brut ver— größert werden. In dieſe Gruppe gehören die meiſten und wichtigſten Arten. Man unterſcheidet die Gallen 1. nach dem Pflanzenteile, an welchem ſie auftreten, in: Wurzel, Rinden⸗, Stengel- oder Stamm-, Knoſpen-, Blatt-, Blüten⸗ und Fruchtgallen; | 2. nach ihrer äußeren Form in: Kugel-, Knollen-, Keulen-, Kegel-, Zapfen⸗, Teller, Knopf⸗, Linſengallen ꝛc.; 3. nach der Zahl der Kammern, aus denen ſie beſtehen, in: ein⸗ und zweikammerige Gallen (erjtere bilden die Regel); 4. nach der Beſchaffenheit ihrer Oberfläche in: nackte, be— haarte, filzige, gerippte, genetzte, bedornte, moosartige Gallen ꝛc. Die Überwinterung der Weſpen findet meiſt in der Galle ſelbſt ſtatt, ſeltener im Freien oder unter Laub rc. Die meiſten Gallweſpen befallen die Eichen!); man kennt hieran etwa 50 verſchiedene Arten. Die Bevorzugung der Eiche als Nähr— pflanze iſt vermutlich in der Leichtigkeit begründet, mit welcher dem Gallengewebe größere Gerbſtoffmengen zugeleitet werden. Der Gerbſtoffgehalt ſchützt nämlich die Gallen gegen die Angriffe der Vögel. Von ſonſtigen Holzarten ſind als Beherberger von Gallen nur Akazie, Ahorne und wilde Roſen zu nennen. Aber auch eine größere Zahl krautartiger Gewächſe, deren Aufzählung zu weit führen dürfte, wird von Gallweſpen heimgeſucht. Die auf Holz— gewächſen vorkommenden Gallweſpen bevorzugen ſämtlich das unter— drückte, niedrig gewachſene Holz, treten daher beſonders in Nieder— waldungen und am Unterwuchs in Hochwaldungen auf. Der Schaden, welchen die Gallweſpen verurſachen, iſt nicht be— deutend, inſoweit es ſich um Blatt- und Blütengallen handelt. Hin— gegen können Knoſpen⸗ und Rindengallen, wenn ſie maſſenhaft auf jungen Kernpflanzen und Stockausſchlägen auftreten, zu krüppelhaftem Wuchſe führen. Einige Arten (wie die Knoppern-Gallweſpe) ſind ſogar techniſch nützlich, indem die durch ſie verurſachten Deformitäten als Surrogat für Eichenlohe in den Handel gebracht werden. . In der nachſtehenden Tabelle ſollen einige charakteriſtiſche Re— präſentanten dieſer Familie, unter kurzer Beſchreibung der Anheftungs— ſtelle und Beſchaffenheit der Gallen ꝛc., zuſammengeſtellt werden. 1) Mayr, G. L. Dr.: Die mitteleuropäiſchen Eichengallen in Wort und Bild. 2 Hefte. Wien, 1871. von Borbäs, Dr. Vincenz: Die Gallen der ungariſchen Eiche (Forſt— wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1887, S. 151 und 271). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 10 146 II. Buch. IV. Abſchnitt. — Befallene Holzarten | Ord. | Arten. Größe und Beſchaffenheit der Gallen. 1 Cynips (Dryophanta) kugelig, gelblich-grün, meiſt rot⸗ folii L. = C. scutellaris bäckig, an der Oberfläche etwas Oliv. höckerig, bis zur Größe einer Gemeine Eichen-Gall- Kirſche, anfangs ſaftig, ein- weſpe. aum Reifezeit im Ok⸗ Agame Form. tober. Cynips (Dryophanta) kugelig, etwas abgeflacht, rot longiventris Htg. und gelblich-weiß gebändert, Langleibige Eichen⸗Gall⸗ von der Größe eines Kirſch— | weipe. kerns. Reifezeit im Oktober. | Agame Form. | Cynips (Dıyophanta) rundlich, aber breiter als hoch, agama tg. von der Größe eines Hanf— Eichentrauben-Gallweſpe. korns, an der Oberfläche etwas Agame Form. wulſtig, gelblich-weiß, jpäter gelb-bräunlich, auf den Seiten⸗ en: ſitzend. bzw. Baumteile Nr. = | J. Eichen. 15 A. Blätter, u. zw. die Unterjeite.| | 2. an IRA | | b. | Oynipa (Neuroterus) 4 linfengroß, flach =tegeljörmig, lenticularis Oliv. — C. | gelblid) = weiß mit rötlichem Malpighi Rtzb. Buckel in der Mitte, mit fei⸗ Malpighi'ſche Gallweſpe. nem, braunem Haarüberzuge. Agame Form. Reifezeit im Herbſte. Cynips (Jeuroterus) knopfartig, in der Mitte ver⸗ numismatis Oliv. - C. tieft, ſehr zierlich, hellbraun, Réaumuri Htg. mit ringsum erhabenem, ſeide⸗ Réaumur'ſche Gallweſpe. glänzendem Rande. Reifezeit Agame Form. im Auguſt und September. B. Knoſpen 6. Cynips megaptera — tief und verſteckt an älteren, bzw. Triebe. 3 | 8. | Trigonaspis erustalis wieder ausſchlagenden Stöcken Htg. und oberirdiſch an jungen Auges Geſchlechtliche Form. ſchlägen. Oberirdiſche Galle wie eine Preißelbeere; unterirdiſche weißlich und hellrot bis zur Größe einer Kirſche. | Cynips (Andricus) fe- hopfenzapfenähnlich, anfangs cundatrix Utg. = C. grün, jpäter braun und holzig, gemmae L. dicht beſchuppt, an den Zweig⸗ Zapfen-Gallweſpe. ſpitzen, oft zu mehreren bei⸗ Geſchlechtliche Form. ſammen. Reifezeit im Herbſte. Cynips (Dryophanta) klein, eylindriſch, purpurrot, Taschenbergi Schleht. mit weichem, ſtärkemehlreichem Geſchlechtliche Form. Gallenkerne. „ Schutz gegen Inſekten. 147 Die Gallweſpe lebt in Generationswechſel mit: Vorkommen, Schädlichkeit ev. Bekämpfung. Cynips (Dryophanta) Taschenbergi Sehlcht. an Knoſpen. Galle purpur⸗ rot, tritt ſchon im April auf. | Geſchlechtliche Form. Cynips (Dryophanta) similis Adl. in Adventivknoſpen am Fuß älterer Eichen. Alle Blattgallen kommen ſehr häufig ; vor, insbeſondere die von Nr. 1 und n Nr. 4 erzeugten. Im Sommer 1893 zählten wir an einem Eichentriebe mit 15 Blättern an 14 Blättern zuſammen 90 Gallen, wo— von 83 von Cynips folii L. herrührten, 5 von Cynips lenticularis Oliv. und 2 von Cynips agama Htg. Die praktiſche Bedeutung dieſer 5 Cynips (Spathegaster) baccarum L. Gallen iſt nicht von Belang, inſofern an Blättern (oberjeits) und Blüten: ſie nicht etwa maſſenhaft auftreten. kätzchen. Reifezeit mit Anfang Juni. Geſchlechtliche Form. Cynips (Spathegaster) vesicatrix Schlecht. an Blättern. Geſchlechtliche Form. Eynips (Biorhiza) reuum Htg. an den Gehört ſchon wegen ihres maſſen— Rippen der Blätter (unterſeits) von haften Auftretens mit zu den ſchäd— Stockausſchlägen. Galle klein, nieren= lichſten Cynipiden. Die befallenen Aus- ig, anfangs grün, ſpäter gelblich. ſchläge ſterben oft ab. ifezeit im Oktober. Agame Form. { ips (Andricus) pilosa Adl. an Die Hopfengallen tönnen die Trieb- üten. Galle jpig-eiförmig, anfangs und Blattausbildung beeinträchtigen. n, ſpäter braun und weiß behaart. Die Blütengallen find unſchädlich. 1 Agame Form. Cxoips (Dryophanta) folii L. an Die geſchlechtliche Form iſt ſchädlich. Blättern (Nr. 1). Agame Form. 1 N 10* 148 II. Buch. IV. Abſchnitt. Befallene Holzarten Ord. bzw. Baumteile. N Nr. Arten. Größe und Beſchaffenheit der Gallen. C. Früchte. D. Rinde. E. Wurzeln. N = S : Ueber das Vorkommen von Cynips calycis Burgsd. (Knoppernga weſpe 5 Deutſchland) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1894, S. 38) 9. Cynips (Andricus) in- flator Htg. Eichentrieb⸗ Gallweſpe. Geſchlechtliche Form. keulenförmige, braune, holzig werdende Anſchwellung an der Triebſpitze, im grünen Zuſtand einer Kohlrübe ähnlich. 1) Altum, Schmetterlinge, Haut-, Zwei-, 55 Original-Figuren in Holzſchnitt. 2) Heß, Dr. 10. | Cynips (Teras) termi- nalis Fabr. Eichenroſen-Gallweſpe. Geſchlechtliche Form. 11. Cynips calycis Burgsd. Knoppern⸗Gallweſpe. Agame Form. 2. Cynips (Andricus) cor- ticalis Htg. = C. Sie- boldi Htg. Eichenrinden- oder Wur⸗ zelknoten-Gallweſpe. Agame Form. | rundliche, blaßgelbe bis roſen⸗ rote, ſpäter lederfarbige, viel⸗ kammerige Schwammgalle an den Terminalknoſpen bzw. Zweigſpitzen, bis zur Größe einer Kartoffel (Eichen roſe). Reifezeit im Juni. anfangs grüne, kleberige, nach dem Herbſte zu braune „Knop⸗ per“ an der Fruchtkapſel der Stieleicheln, dieſe als unregel⸗ mäßiger, eckiger Auswuchs oft ganz überziehend. klein, kegelförmig, holzig, tief gerieft, anfangs rot, ſpäter bräunlich, dicht über dem Wur⸗ zelfnoten3—5jähriger Pflanzen und junger Stämmchen. Flug⸗ loch an der Seite der Galle. Reifezeit im Juni. 13. | Cynips (Andricus) cor- tieis Htg. Eichenrinden-Gallweſpe. 14. Cynips (Biorhiza) aptera Fabr. Wurzeln-Gallweſpe. Agame Form. Dr. Bernard: Berlin, Nebſt Zuſatz der Redaktion (S. 39). Forſtzoologie. Gerad-, Netz- und Halbflügler. Das Vorkommen der Knoppern-Gallwespe und des Lärchen⸗ Rinden-Wicklers bei Gießen (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, 1755 klein, kegelförmig, lehm- bis rötlich ⸗ gelb, dicht am Boden, im übrigen wie bei der vor⸗ ſtehenden Art. Flugloch an der Spitze der Galle. anfangs weich und fleiſchfarbig, ſpäter holzig und dunkelbraun, traubenförmig angehäuft, bis zur Größe einer Kirſche. III. Inſecten. II. Abth. 2. Aufl. 1882 (S. 256). Schutz gegen Inſekten. 149 Die Gallweſpe lebt in Generationswechſel mit: Vorkommen, Schädlichkeit ev. Bekämpfung. Cynips (Andricus) globuli Htg. an Wird bei zahlreichem Auftreten mert⸗ Knoſpen. Galle kugelig, grün, von lich ſchädlich, da die Triebe ſpäter ab— der Größe einer Erbſe. ſterben. Abſchneiden der Triebſpitzen Agame Form. vor der Schwärmzeit (Juni). Cynips (Biorhiza) aptera Fabr. Gehört mit zu den ſchädlichſten Arten, (Nr. 14) an Wurzeln. da ſie das normale Wachstum beein— Agame Form. trächtigt. Im Winter ſitzen die Gallen als ſchwarze Klumpen an den Bäumen. Sammeln der Gallen im Herbſte. Cynips hungarica Htg. (2). Dieſe Gallweſpe iſt vorwiegend in Geſchlechtliche Form. Oſterreich-Ungarn, Italien ꝛc. zu Hauſe, tritt aber vereinzelt auch in Deutſch— land auf, z. B. bei Caſſel ), bei Gießen), im Stuttgarter Thal“), in Thüringen, bei Halle, in Sachſen, Schleſien, Böhmen‘), bei Greiz und Gera ). Cynips (Andricus) testaceipes Htg. Die befallenen Pflanzen find oft der— an Stielen und Rippen von Blättern. art beſetzt, daß ſie eingehen. Galle eine kleine, wulſtartige Ver- Überſtreichen der Gallen im Früh: dickung. jahre mit dickflüſſigem Raupenleim oder Geſchlechtliche Form. tiefes, rechtzeitiges Abſchneiden und Verbrennen im Laufe des Sommers und Herbſtes. Schädlichkeit und Bekämpfung wie bei Nr. 12. — Cynips (Teras) terminalis Fabr. In Bezug auf die Schädlichkeit wird (Nr. 10) an Knoſpen. auf Nr. 10 verwieſen. 5 Geſchlechtliche Form. 4 3) Heß, Dr.: Ein weiteres Vorkommen der Knoppern-Gallwespe in Deutſchland (Forſtlich⸗ naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 189). 4) Thomas, Dr. Fr.: Bemerkungen zu R. Heß Beobachtung der pern⸗Gallweſpe bei Gießen (daſelbſt, 1893, S. 272). Lorey: Ueber das Vorkommen von Cynips calyeis (Knopperngallweſpe) Deutſchland Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1894, S. 199). 5) Ludwig, Dr. F.: Die Knoppern⸗Gallweſpe bei Greiz und Gera orſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, S. 243). 150 II. Buch. IV. Abſchnitt. — — — —— —ä —e 2 ́ðb— Befallene Holzarten Ord. 2 Arten. Größe und Beſchaffenheit der Gallen. bzw. Baumteile. Nr. 15. | Cynips (Aphilotrix) ra- hart, holzig, nuß- bis fauſt⸗ dieis Fabr. groß, hellbraun, vielkammerig. Wurzeln-Gallweſpe. | Agame Form. II. Ahorne. 16. | Cynips (Pediaspis) ace- kugelig, erbſengroß, blaßgelb Blätter. ris Foerst. oder rötlich angelaufen, ein— Ahorn-Gallweſpe. kammerig, häufig dicht gedrängt Geeſchlechtliche Form. beiſammen auf der unteren | Blattſeite. Oberſeits treten die Gallen als ſcheibenförmige | Buckel zu Tage. Cynips (Rhodites) ro- von der Größe einer Haſelnuß sae L. bis Kartoffel, mit einem braun⸗ Roſen-Gallweſpe. roten, moosähnlichen Überzuge verſehen, ſpäter hart, viel- kammerig (Roſen- oder Schlafapfel). III. Wilde 17. Roſen. Triebe. \ 2 | Die Lebensweiſe der Gallweſpen iſt höchſt intereſſant. Die Fortpflan— zung der Arten, von denen man Z und ? kennt, iſt eine gamogenetiſche. Bei den Arten, von denen man nur weibliche Tiere (agame Formen) kennt, erfolgt die Fortpflanzung auf parthenogenetiſchem Wege. Bei einer dritten Gruppe endlich wechſeln Gamogeneſis und Parthenogeneſis regelmäßig miteinander ab. Man nennt dieſe Erſcheinung Generationswechſel. ). Zugleich iſt die Art und Weiſe der Beſchädigung jeder Generation eine andere (Heterogonie). Zur Erläuterung dieſer letzten Gruppe möge folgendes Beiſpiel dienen: Die ungeflügelte Cynips (Biorhiza) aptera Fabr. (Nr. 14) entſtammt Wurzel⸗ gallen der Eiche, überwintert im Boden und belegt im Frühjahr (unbefruchtet) die Terminalknoſpen der Eiche mit Eiern. Hieraus entſtehen Gallen an den Triebſpitzen, aus deren Inſaſſen die geflügelte Cynips (Teras) terminalis Fabr. (Nr. 10) ſich entwickelt. Die befruchteten dieſer Art gehen in den Boden und belegen die Wurzeln mit Eiern. Aus letzteren entſteht wieder die in Wurzelgallen lebende agame Form Cynips (Biorhiza) aptera Fabr. Der ge⸗ ſchilderte Kreislauf vollzieht ſich binnen eines 2jährigen Zeitraumes immer 1 wieder aufs neue. B. Aftergallweſpen. f Die 2 benutzen die von den echten Gallweſpen erzeugten Gallen zur Ablage ihrer Eier, heißen daher auch Einmieter (inquilinae). Die Brut ſchmarotzt teils an dem urſprünglichen Bewohner, teils lebt ſie 1) Adler, H.: Über den Generationswechſel der Eichengallweſpen (Zeit ſchrift für wiſſenſchaftliche Zoologie, 35. Band, 1881, S. 151 u. f. Tafel 1012). Schutz gegen Inſekten. 151 | Die Gallweſpe lebt in Generationswechſel mit: | Vorkommen, Schädlichkeit ev. Bekämpfung. Cynips (Andrieus) noduli Htg. an Blattſtielen und Mittelrippen. Geſchlechtliche Form. Cynips (Pediaspis) sorbi Tischb. Tritt nur an jüngeren Ahornſtämm⸗ an Wurzeln. chen auf. Die Bezeichnung der agamen Agame Form. Form als „sorbi“ hängt damit zu⸗ ſammen, daß man früher annahm, ſie lebe an den Wurzeln von Sorbus-Arten. von der vegetabiliſchen Galle. Hierdurch gehen die urſprünglichen Gallweſpen entweder zu Grunde, oder Wirt und Gaſt entwickeln ſich neben einander. In dieſe Gruppe gehören z. B.: 1. Synergus vulgaris Htg., lebt in Gallen von Cynips (Dryo- phanta) folii L. (Nr. 1). 2. Aulax Brandtii Htg., ein häufiger Einmieter in den Gallen von Cynips (Rhodites) rosae L. (Nr. 17). C. Schmarotzer-Gallweſpen. Die 2 legen ihre Eier in andere Inſekten, in deren Körper die ausſchlüpfenden Larven ſchmarotzen. Hierher gehören z. B.: 1. Figites anthomyiarum Boucheè, ſchmarotzt in den Larven einer Fliegenart (Anthomyia). f 2. Allotria erythrocephala Htg., ſchmarotzt in der Roſenblattlaus. 4. Familie. Stechweſpen, Faltenweſpen (Vespidae). 8 (I. S. 245). 5 Vespa crabro L. Gemeine Horniſſe. Beſondere Kennzeichen: Flügelſpannung des 7 50 mm, des 2 55 mm; der größte deutſche Aderflügler. Rumpf braunſchwarz, „ U 1 152 II. Buch. IV. Abſchnitt. mit rotbraunen Zeichnungen am Kopfe Hinterleib auf den erſten 2 Ringen braunrot bis braunſchwarz mit einem ſchmalen gelben Streif am Ende des zweiten Ringes. Die letzten 5 Ringe gelb mit braunen Zeich- nungen und Flecken. Der ganze Körper iſt bräunlich behaart. Flügel ſtark gelb getrübt, namentlich am Vorderrande. Beine ſehr kräftig gebaut, braunrot. Das Geſchlecht iſt dreiteilig; es giebt , ? und h. — Larve 30 mm lang, ziemlich dick, gelblich-weiß, mit braunem Kopfe. — Puppe 24 mm lang. u Lebensweiſe ꝛc.: Ein im Herbſte befruchtetes P überwintert als „Königin“ und begründet im Frühjahre den neuen Stamm. Zu dieſem Zwecke baut ſie namentlich gern in alten, hohlen Buumen, aber auch in Mauerlöchern oder unter den Giebeln von Gartenhütten oder unter dem Balkenwerk einſamer Häuſer, ſeltener unter der Erde, ein aus nur wenigen, unten offenen Zellen beſtehendes bräunlich- graues Neſt. Das Material hierzu entnimmt ſie jungen Stämmen, die ſie platzweiſe oder ſpiralförmig ſchält oder ringelt. In jede Zelle wird ein Ei gelegt. Die auskommenden Larven werden von der Brutmutter bis zur Verpuppung gefüttert. Dann ſchließt dieſe die Zellen mit je einem Deckelchen und aus den Puppen gehen die erſten Arbeiter hervor. Dieſe übernehmen den weiteren Ausbau der „Wabe“, nicht nur in horizontaler Richtung, ſondern auch vertikal, ſo daß ein förmlich etagenmäßiger, bisweilen ſehr umfangreicher Bau entſteht, der von einem mit dem Flugloche verſehenen papierähnlichen Mantel umgeben iſt. Die 5 beſorgen ferner auch die Pflege der Brut, die ſich aus den von der Königin weiter abgelegten Eiern entwickelt, Zunächſt entſtehen hieraus immer neue gh bis zum Herbſt, in welchem Geſchlechtstiere auftreten, die ſich begatten. J und h fterben nun und die befruchteten 2 begründen im nächſten Frühjahre neue Kolonien, Der forſtliche Schaden, den die Horniſſen als imagines an: richten, beſteht in dem bereits erwähnten Schälen und (bis finger: breiten) Ringeln verſchiedener Laubholzarten. Dies geſchieht indeſſen nicht bloß, um das Material zum Bau ihrer Neſter zu gewinnen, ſondern auch, um den Saft zu lecken, alſo der Ernährung halber. Man erkennt dies ſchon daran, daß die Horniffe vom Juni ab den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbſt (Oktober) hinein ſchält. In erſter Linie wird die Eſche (Fig. 72) befallen, dann Weiß erle (Fig. 73), Roterle und Birken!) Nach neueren Wahr- nehmungen aus mehreren Waldgebieten will es faſt ſcheinen, als wenn m 1) Rnauth: Beſchädigungen an Birken durch Horniſſen (Vespa erabro) Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, S. 27 und 1895, S. 217) Schutz gegen Inſekten. 153 die Birken den Erlen vorgezogen würden. Man hat aber Schäl- ſchaden durch die Horniſſe auch an Weiden (Korb- und Salweide), Pappeln, Linden, Roßkaſtanie, Fig. 72. Obſtbäumen, Syringe, ſogar ] an Eichen und Lärche beob- achtet. Junge Stämmchen von 5 — 20jährigem Alter und Stockloden (dieſe ſchon vom zweiten bis dritten Jahr ab) werden bevorzugt; jedoch werden auch bis 30 jährige (und noch ältere) Stangen an⸗ genommen. Alte Fraßſtellen können unter Umſtänden als von Mäuſen verurſacht an⸗ geſprochen werden. Als Folgen dieſer Beſchädigungen treten mindeſtens Kümmern oder Zwieſelbildung, nicht ſelten (bei Ringelung) ſogar Abſterben der beſchädigten Stämmchen oberhalb der Schälſtelle ein. Auch wird den Froſt⸗, Wind⸗ und Pilz⸗ ſchäden durch ſolche Wund⸗ ſtellen vorgearbeitet. Außerdem ſchaden die 8 2 Ne bes Dur Befefen von e e e dal, 1 en. Die Horniſſe iſt überall gemein. Fig. 74. Das Jahr 1893 war wegen ſeiner Wärme ein Hornifjen- jahr, in welchem u. a. bei Bamberg ſogar Hopfenreben an— genommen wurden. Auch 1894 wurde dieſer Schaden beobachtet. Bekämpfung: Ausſchwefeln oder Zerſtören der Horniſſenneſter (an kalten Morgen). Aufhängen von Weſpengläſern!) (Fig. 74) an den gefährdeten Obſt⸗ bäumen, Weinſtöcken, Baumheiſtern :c. 1) Dieſe Gläſer find von Johannes Rominger in Stutt- gart zum Preiſe von 12 3. zu beziehen. Weſpenglas Ein etwas anders konſtruierter, von A. Rogenhofer in Wien erfundener Weſpenfänger (Fangflaſche mit vier Schlupflöchern) iſt im Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1886, S. 213 beſchrieben und abgebildet. 154 Man bringt vorher etwas Moſt, Bier oder dgl. in das Glas und verſchließt die obere Offnung (Fig. 74, bei a) mittels eines Korkes. Die Weſpe kriecht durch die untere Offnung (Fig. 74, bei 5) in das Glas, kann aber nicht wieder heraus. Von Zeit zu Zeit iſt das mit Weſpen gefüllte Glas zu entleeren. Eine ganz ähnliche Okonomie führt: Vespa vulgaris L., die gemeine Weſpe. Ihre brüchigen, grauen oder bräunlichen Neſter ſind aber viel kleiner und hängen entweder frei (unter Dächern oder an Sträuchern bzw. Bäumen) oder werden in Erdhöhlungen angelegt. IV. Ordnung. Zweiflügler (Diptera). Familie Gallmücken (Cecidomyidae). (. S. 532—533). 1. Cecidomyia (Dichelomyia) salicis Schrk. Weidenruten-Gallmücke ). Fig. 75. a Spindelförmige Auftreibun— gen (Gallen) an der Purpur weide, erzeugt durch den Fraß der Maden von Cecidomyia salicis Schrk Querſchnitt durch eine ſolche Galle II. Buch. IV. Abſchnitt. Zuſatz. 1 4 Beſondere Kennzeichen: 3—3,5 um | lang. Flügel gelbweiß, mit braunem Geäder.“ Körper ſchwarzbraun bis braunrot; über dem Mundrand ein Büſchelchen ſilberweißer Här⸗ chen. Hinterleib weißlich behaart. Fühler (8) etwas kürzer als der Leib. — Made 2 bis 2,5 mm lang, rötlich-gelb. * Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im Mai und dann wieder im Juli. Die Eier werden daher zweimal im Jahre haufenweiſe an die einjährigen Ruten verſchiedener Weiden-Arten (vorwiegend Salix pur purea L.) abgelegt. Die Maden leben zu mehreren bei⸗ ſammen im Markkörper und erzeugen durch ihren Fraß lokale 1—3 em lange, ſpindel⸗ förmige e und Krümmungen (Fig. 75, bei a und 5), wodurch die Ruten — zu technischen Zwecken unbrauchbar werden.“ Im Herbſte wandert die Made unter die Rinde, wo fie ſich im Frühjahre vers puppt. Auskommen im Mai. 1) Dandelmann: Die Weidenheger zu Meß— dunk bei Brandenburg a. H. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VII. Band, 1875, S. 86). — Schutz gegen Inſekten. 155 Generation doppelt. (2) Nitſche!) hält einfache Generation für die Regel. Die Mücke tritt oft maſſenhaft auf. Bekämpfung: Abſchneiden der durch Gallen verunſtalteten Ruten vor der Flugzeit der Mücken und Verbrennen derſelben. 2. Ceeidomyia (Dichelomyia) saliciperda Duf. Weidenholz-Gallmücke, Weidenfnüppel-Gallmüde.?) Beſondere Kennzeichen: 2,5—3 mm lang. Flügel breit ab— gerundet, milchweiß, weiß⸗ lich behaart. Kopf und Mittelleib ſchwarz und ſchwarz behaart. Hinter⸗ leib rotbraun bis purpur⸗ rot. 2 mit langer Lege⸗ röhre. Beine ſchwarz, von den Schienen an grau. — Made 3,mm lang, orange: zelb mit weißlichen Rücken⸗ vülſten und ſtark ent⸗ widelter Bruſtgräte. Lebensweiſe ıc.: Flugzeit im Mai. Die walzenförmigen Eier werden kettenförmig ın die Rinde verſchiedener reitblätteriger Weiden⸗ uten und Stämmchen on 4— Sjährigem Alter, zuch an daumen⸗ bis arm⸗ dicke Aſte von Kopfweiden n feine Ritzen gelegt, na⸗ N mentlich an Salix triandra f nnr 5 = 2: Weiden, von Cecidomyia saliciperda Duf. befallen. U. und Salix fragilis 25 am An der durch den Abfall der Rinde bloßgelegten langen iſten an Salix alba L. Stelle ſieht man die ovalen Larvenkammern bzw. Wiegen (w) der Maden. und deren Varietät (Salix 5 Alter Fraß mit überwallten Wiegen im Splint (w,), in itellina L.) Die An⸗ der Rinde (w,) und mit Fluglöchern (/) in der Rinde. 1) Lehrbuch der Mitteleuropäiſchen Forſtinſektenkunde ꝛc. Band II. Wien, 1895, S. 1111. 2) M.: Beſchädigungen durch die Weidenknüppelgallmücke (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1893, S. 255). Fig. 76. 156 II. Buch. IV. Abſchnitt. ſiedelungsſtelle iſt oft ſehr ausgedehnt, beſchränkt ſich aber meiſt auf die innere (geſchützte) Seite. | Die Maden leben und ſaugen in länglichen Kammern im Baft und Cambium. Letzteres wird hierdurch zu erhöhter Thätigkeit an geregt; infolgedeſſen ſchwillt der befallene Teil ſichtbar an. Die Rinde verfärbt ſich, ſtirbt ab und ſpringt unregelmäßig auf. Der Baſt löſt ſich in Längsſtreifen ab, jo daß man Fegſchaden durch Reh⸗ böcke vor ſich zu haben glaubt. Hierdurch werden die Larvenkammern bzw. Puppenwiegen (Fig. 76a, bei w und Fig. 765, bei w,) in der gebräunten Splintſchicht ſichtbar. Außerdem iſt die ſchadhafte Stelle mit feinen Punkten (Fluglöchern) dicht überſäet (Fig. 76 U, bei 7). N Die Verpuppung erfolgt im nächſten Frühjahre dicht unter der Rinde, das Auskommen aus den in der Rinde ſtecken bleibenden | Puppenhäuten im Mai. Da die einmal befallene Stelle mit Vorliebe 0 wieder mit Eiern belegt wird, ſo erweitern und verdicken ſich d Brutſtellen mit der Zeit auffallend und die vorjährigen werden vom jüngſten Holz überlagert und eingebettet. Wenn das Stämmchen ev. der Zweig ringsum befallen wird, ſo geht der oberhalb befindliche Teil natürlich ein; wenn aber der Fraß nur einſeitig erfolgt, ſo kann Ausheilung ſtattfinden. Der Schaden iſt namentlich an Setzſtangen beträchtlich. N Die Mücke wurde zuerſt in Frankreich, dann aber auch an verſchiedenen Orten Deutſchlands beobachtet. In den Iſar-Auen bei Deggendorf, Plattling und Landshut tritt ſie z. B. ſehr häufig auf. . In der Schweiz ſteigt ſie bis in die Alpenregion (2000 m hoch). Bekämpfung: Überſtreichen der befallenen Stellen mit Raupen leim, um das Ausſchlüpfen der Mücken zu verhindern. Tiefer Ab hieb und Verbrennen der heimgeſuchten Setzſtangen bzw. Aſte, lange ſie noch von den Maden bewohnt ſind. 3. Cecidomyia (Hormomyia) fagi Htg. Große Buchenblatt-Gallmücke.!) Beſondere Kennzeichen: 4—5 mm lang. Flügel etwas bräun lich, grau behaart, mit braunem Geäder. Mittelleib oben ſchwar braun, mit gelblicher Behaarung. Hinterleib ſchlank, beim 2 etw dicker als beim „, fleiſchrot, grau behaart. Legeröhre des 2 kurz. Made 2—3 mm lang, weiß. Lebensweiſe ꝛc.: Flugzeit im März, April. Die roten Eier (ca. 200—300 Stück im ganzen) werden ba 1) Büs gen, Dr. M.: Zur Biologie der 1 von Hormomyia Fagi tg (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1895, S. 9). Schutz gegen Inſekten. 157 nach der copula einzeln oder in kleinen Gruppen an oder dicht unter die noch geſchloſſenen Knoſpen von Buchenzweigen abgelegt, meiſt he an die Spitzen. Die Maden erſcheinen Anfang April und zwängen ſich durch ie Knoſpenſchuppen hindurch in die Knoſpen. Von da gelangen e in die jungen Laubblätter, wo ſie oberſeits, gewöhnlich dicht leben dem Mittelnerv oder auf einem eitennerv, zu ſaugen beginnen. Hier⸗ cc iſt der Anfang der Galle gegeben. Mit zunehmendem Saugen entſtehen zu⸗ etzt 5—10 mm hohe, ſpitzkegelförmige, arte, glänzende, glatte, einkammerige Ballen von höchſtens 6— 7 mm Durch⸗ meſſer (Fig. 77). Anfangs ſind ſie blap- grün; ſpäter werden fie rötlich und häufig ſchwach bereift. Im Oktober löſen ſie ich ab und fallen ſamt der darin be⸗ findlichen Made zu Boden. Auf der teren Blattſeite machen ſich die Gallen s kleine Wärzchen bemerkbar. Da in den Gallen keine Spur von xkrementen findet, muß angenommen den, daß die Maden ſämtliche auf⸗ ke u — = 1 genommene Nahrung bei ſich behalten. a Oberſeite beines Buchenblattes mit 4 Kegelgallen, durch Hormomyia fagi h Fig. 77 Verpuppung entweder im Herbſt nis erzeugt. erjt im Frühjahr innerhalb der Galle. ? Unterſeite eines Buchenblattes mit 3 Anſtichſtellen dieſer Gallmücke Auskommen vom März ab. Die Rehrzahl der ausgekommenen Mücken beſteht aus 2. 1 Dieſe Mücke iſt überall in Buchenwäldern häufig. Bei maſſen— jaftem Auftreten muß der Aſſimilationsprozeß der Blätter leiden, vodurch der Zuwachs vermindert wird. Ein beſonders reiches Gallenjahr war 1872. Wir fanden in demſelben Baumkronen der Buchen in der Umgebung von Partenkirchen (Bayern) art mit Gallen beſetzt, daß ſich die Aſte abwärts bogen. Man konnte 20, 0, 40 Kegelgallen und darüber auf einem einzigen Blatte zählen. An nchen Blättern war vor lauter Gallen faſt nichts mehr von der Blattfläche zu jen. — Auch in gewöhnlichen Jahren ſind 3—5 Gallen auf einem Blatte e Seltenheit. Die ſtarkbeſetzten Blätter werden hierdurch gekrümmt und ch unten gebogen. Nach Büsgen entſpricht das Gewicht von 15 lufttrockenen Gallen etwa 1 Gewichte von 6 lufttrockenen Blättern. Je 3 Gallen abſorbieren alſo Material einer aſſimilationsfähigen Blattjläche, 158 II. Buch. IV. Abſchnitt. Bekämpfung: Unthunlich. Jedoch haben die Gallen viele Feinde unter den Vögeln und Ichneum onen. Die Kirſchkernbeißer z. B. (gewiß auch andere Vögel) beißen die Gallen durch, verzehren die Maden und laſſen die Gallenhälften zu Boden fallen.“) Von Ichneumonen ſchmarotzen in den Gallen: Eulophus elongatus Frst. und Torymus eultiventris Rtzb. Kaum 20 % der Gallen ſollen die Mücken entlaſſen; aus 80 % hingegen Ichneumonen zum Vorſcheine kommen (Büsgen). Das Vorhandenſein oder Fehlen von Ichneumonen erkennt man an dem Verſchluſſe der Gallen. Die Gallen, welche Mücken enthalten, ſind glatt von den Blättern abgefallen und an ihrer ehemaligen Anheftungsſtelle nur durch ein weißes, von der Made gewebtes Häutchen zugeſponnen. Die Gallen aber, welche Ichneumonen enthalten, bleiben auf den vertrockneten Blättern ſitzen oder ſind, wenn ſie ſich ablöſen, in der Regel durch einen Pfropfen verholzten Gewebes verſchloſſen. 4. Cecidomyia (Hormomyia) annulipes Htg. (Hormomyia piligera H. Löw.). Kleine Buchenblatt-Gallmücke. Beſondere Kennzeichen: 2,5—3 mm lang. Flügel glashell, grau behaart, am Vorderrande ſchwarzbraun. Mittelleib oben Schwarze " braun und glanzlos. Hinterleib fleiſchfarbig; die Ringe mit langen, ſchwarzen Haaren beſetzt. Legeröhre weit vorſtreckbar. — Made — 2,5 mm lang, weiß. f Lebensweiſe 2c.: Auch dieſe Gallmücke lebt auf Buchenblättern, Sie legt im Frühjahr ihre Eier einzeln auf die untere Blattſeite, dicht neben Blattrippen, beſonders häufig in die Nervenwinkel. Die Made erzeugt daſelbſt durch ihr Saugen eine ſchwache Anſchwellung mit einem braunen Pünktchen in der Mitte (Fig. 78, bei c). Später erhebt ſich über der Larvenkammer auf der Blattoberſeite die fünf tige Galle, ein kleiner, flach-kugelförmiger, mit weißem Haarfilze bes deckter Höcker, der anfangs oben eine deutliche Vertiefung zeigt (Fig. 78, bei a). Mit zunehmender Reife wird der Haarfilz roſtbraun und die einkammerige Galle fällt ſchließlich zu Boden. Die Abfallſtellen ö find deutlich erkennbar (Fig. 78, bei )). Die in der Galle liegende Made verpuppt ſich ſpäter und die Mücke kommt im Frühjahr aus. Im allgemeinen iſt dieſe Gallmücke allenthalben ſeltener als die vorige. Im Elſaß (Niederbronn, Bannſtein, Hagenau) trat dieſe Mücke in den 1) v. B.: Ueber die Nahrung unſerer wild lebenden Vögel (Forſtwiſſen⸗ ſchaftliches Centralblatt, 1879, S. 466). Schutz gegen Inſekten. 159 Fig. 78. Buchenblätter, von Hormomyia annulipes Htg. befallen. 4 Blattoberſeite mit 5 faſt reifen Gallen. b Blattoberſeite mit 3 Stellen, an denen die Gallen abgefallen ſind. e Blattunterſeite mit 6 Anſtichſtellen. Sommern 1897 und 1898 in ungeheurer Menge auf. 20—30 Gallen an einem Blatte waren, beſonders an Randbäumen, keine Seltenheit.“) Ze Zuſatz. Erwähnt ſoll noch werden: . Jecidomyia (Hormomyia) betulae Wtz., die Birken-Gallmücke.!) Dieſe in Thüringen häufige Art bzw. deren rote Made ver— irſacht gallenförmiges Auftreiben der Birkenſamen. Vermutlich rägt ſie hierdurch zu der bekanntlich ſo geringen Keimfähigkeit des Zirkenſamens bei. Man erkennt das Befallenſein der Früchte daran, daß deren Flügel el kleiner ſind als die der normalen Samenkörner; mitunter ſind nur vinzige Rudimente vorhanden. Die deformierten Samen fallen in der Regel m Herbſte mit den normalen Früchten ab; einzelne bleiben jedoch feſt an * Spindel ſitzen und werden daſelbſt noch im folgenden Frühjahre gefunden. co DE 1) Strohmeyer: Inſekten- und Pilzbeſchädigungen an Rotbuchen in ederelſäſſiſchen Waldungen (Forſtlich⸗ naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, 5. 316). Derſelbe: Nachtrag zu dem Berichte des Forſtreferendars Strohmeyer er Buchenbeſchädigungen (daſelbſt, 1898, S. 348). 2) v. Tubeuf: Die Mückengallen der Birkenfrüchte (daſelbſt, 1893, S. 463). Thomas, Dr. Fr.: Die Mückengallen der Birkenfrüchte (daſelbſt, 1893, . 464). 160 II Buch. IV. Abſchnitt. V. Ordnung. Halbflügler (Hemiptera). 1. Familie. Blattflöhe, Blattſauger, Springläuſe (Psyllidae). (I. S. 537538). Als Repräſentant dieſer Familie ſoll genannt werden: Psylla alni L. Erlen-Blattſauger. Beſondere Kennzeichen: 3 um lang, bleichgrün, mit 3 gelben Flecken auf dem Rumpfe. Hinterleib gelblich. Fühlerſpitzen und ein Fleck an der Schienenwurzel ſchwarz. Flügel glashell mit fein dunkel⸗ braunem Geäder. Randnerv und Randmal grün oder gelb. Lebensweiſe ꝛc.: Die reichlich Wolle abſondernden Larve leben geſellig auf den Blättern der Roterle und erzeugen daſelbſt, durch ihr Saugen Deformierung und Verkümmerung. Überall gemein, aber unmerklich ſchädlich. 2. Familie. Echte Blattläuſe (Aphidiidae). (I. S. 538542). Von den zahlreichen Blattläuſen, die auf Laubhölzern wohnen ſollen nachſtehend wenigſtens einige in forſtlicher Beziehung wichtigere oder intereſſante Arten der Gattungen Aphis L., Lachnus III., Schi- zoneura Htg., Tetraneura Htg. und Pemphigus Htg. in Bezug auf Lebensweiſe und forſtliche Bedeutung kurz gewürdigt werden. | 1. Aphis tiliae L. Linden-Blattlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte und geflügelte % Form gelb, mit ſchwarzen, in 4 Reihen geſtellten Hinterleibsfleden,d ſchwarzen Flügelpunkten und ſchwarzen, weiß-geringelten Fühlern. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus ſitzt und ſaugt (Juni bis Augu oft maſſenweiſe an der Unterſeite der Lindenblätter. Ihre Honig- ausſonderung iſt ſo ſtark, daß die Blätter wie mit Lack überzog ausſehen. Vergelben, Verſchrumpfen und vorzeitiger Abfall ſind die Folg 2. Lachnus fagi L. Buchenblatt-Baumlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form gelblich-grün— von langer, bläulich-weißer Wolle dicht umgeben. — Geflügelte Forn 2— 2,5 mm lang, gelb- bis graugrün. Scheitel, Bruſt und Quer binden des Hinterleibes oben dunkelbraun bis ſchwärzlich. lug * glashell, mit braunem Geäder. 3 . Schutz gegen Inſekten. 161 Lebensweiſe ꝛc.: Die Eier werden an die Knoſpenſchuppen älterer Buchen abgelegt, wo ſie überwintern. Die Laus beſaugt im Mai und Juni die Blätter auf der unteren Seite und wird namentlich dem Buchenaufſchlage ſchädlich, auf welchen ſie durch Abfallen der Knoſpenſchuppen der älteren Bäume beim Laubausbruche gelangt. Man findet daher die ſehr beweglichen Läuſe namentlich im Schirm⸗ dereihe der Mutterbäume. Die befallenen Pflanzen bzw. Pflanzen⸗ teile überziehen ſich infolge des Fraßes mit einem bläulich-weißen Schimmel; junge Pflanzen gehen ſogar häufig ganz ein. Im Jahr 1889 zeigte ſich dieſe Laus in faſt allen Buchenwaldungen ſchlands maſſenhaft in den aus 1888 ſtammenden Verjüngungen, u. zw. tets gemeinſchaftlich mit dem Buchenkotyledonenpilz (Phythopthora fagi . Htg.) .“) Die durch die Blattläuſe erzeugten Stiche und Wunden begünſtigen ermutlich das Eindringen der Pilzſporen. Wir haben daher hier einen veiteren Fall des Cooperierens von Tieren und Pflanzen gegen die Holz— zewächſe. Bekämpfung: Unausführbar. Durch dunkle Schlagſtellung könnte jielleiht der Vermehrung dieſer Blattläuſe etwas entgegengewirkt verden. 3. Lachnus exsiccator Alt. Buchenkrebs-Baumlaus.“) Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form ſchwarz, nur Grund der Schenkel und die Spitze der Schienen gelblich. — Veflügelte Form 4 — 5 mm lang, ebenfalls ſchwarz, mit grober, chwarz⸗bunter Zeichnung. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus lebt auf der Rotbuche, vor— viegend in 20 —40jährigen Stangenhölzern, am häufigſten auf jüngeren Randſtämmen, und verurſacht durch ihr Saugen an Zweigen und ungen Trieben gallenartige Wucherungen des Cambiums, wos zurch die äußere Rinde ſich hebt und der Länge nach aufreißt. In der Regel ſitzt eine größere Anzahl von Individuen fetten- tig neben einander; hierdurch fließen die Wundſtellen zuſammen. 3 entſtehen dann lange Riſſe, die bis auf den Splint klaffen „Buchenkrebs“ ).?) Infolge dieſer Angriffe kümmert das Laub der 1) Borgmann: Beſchädigung des Buchenaufſchlags in 1889 durch Gachnus fagi L. und die Kotyledonenkrankheit Phytopthora omnivora (fagi Hart.) (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 753). 2) Altum, Dr.: Lachnus exsiccator n. sp. Buchenkrebs⸗Baumlaus daſelbſt, IX. Band, 1878, S. 332). 3) Der Buchenkrebs wird jedoch nicht nur durch dieſe Laus bewirkt, dern auch durch andere Urſachen (Schildlaus, Pilz, Froſt), von denen ſpäter ie Rede ſein wird. Heß, Forſtſchutz. II. 3. Aufl. 11 162 II. Buch. IV. Abſchnitt. befallenen Triebe und letztere ſterben nicht ſelten völlig ab. Ma hat dieſe Laus-Art auch auf Eichen und Lärchen gefunden. Im Jahr 1897 trat die Laus in einigen Oberförſtereien im Nieder⸗ Elſaß (Hagenauer Wald ꝛc.) an 1- und 2jährigen Trieben unterſtändiger Buchen in ſehr großer Menge auf.“) Bekämpfung: Beſtreichen der befallenen Stellen mit lausver⸗ mer (I. ©. 545). Dieſe Maßregel iſt natürlich nur in kleinen Anlagen (Forſt⸗ gärten ꝛc.) ausführbar. 4. Lachnus longirostris Alt. Langſchnäbelige Baumlaus.“ Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form 6 mm lang, geſtreckt, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, tief rindenbraun; jüng Exemplare ſind heller. Schnabel in der Regel dreimal ſo lang als der Leib. — Geflügelte Form ſchwarz, faſt die Größe einer Stube fliege erreichend, ihre Flügel flach auf dem Rücken tragend. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus ſchadet vom Juli bis in den Herbfi hinein nicht direkt, ſondern indirekt an Eichen und Birken durch Anlocken und Feſthalten der Ameiſen. Infolge ihrer Anweſenhei ziehen ſich nämlich nach den betreffenden Bäumen ganze Koloniee von Holzameiſen (Lasius fuliginosus Latr.), welche ſich beſonders am Wurzelſtock unter der Rinde durch Zernagen der Baſtſchicht unter der Borke breite, flache Kammern herrichten. Hierdurch entſtehen daſelbſt krebsartige Auftreibungen und Vertiefungen. Eine direkte forſtſchädliche Wirkung der Stiche ſcheint nicht ſtatt⸗ zufinden. Die Laus iſt im allgemeinen ſelten. Bekämpfung: Wie bei der vorigen. 2 5. Schizoneura lanuginosa Htg. Rüſternhaargallen-Blattlaus, Sammet-Ulmenblattlaus.“) Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte und geflügelte Form faſt ſchwarz, mit weißlicher Wolle bedeckt. 1) Strohmeyer: Inſekten- und Pilzbeſchädigungen an Rotbuchen niederelſäſſiſchen Waldungen (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 316). Nachtrag hierzu (daſelbſt 1898, S. 348). 2) Altum, Dr.: Die langſchnäbelige Baumlaus (Lachnus longirostri n. sp.) (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, X. Band, 1879, S. 81). 3) Ueber die Entwickelungsgeſchichte der Rüſtern-Blattläuſe (Forſtli Blätter, N. F. 1881, S. 34). — Ein Auszug aus einer größeren Arbeit d Dr. H. F. Keßler (1878er Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu Kaſſel) Schutz gegen Inſekten. 163 Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus verurſacht an den Spitzen der Seiten— triebe der Feldulme höckerige, kugelige oder unregelmäßige Beutel⸗ gallen (Fig. 79) ), welche eine gummiähnliche Flüſſigkeit 3 halten. In dieſen Gallen, welche aus mehreren ev. ſämt⸗ lichen Blättern der Terminal⸗ knoſpe gebildet werden und die Größe einer Wallnuß bis Kartoffel erreichen, lebt die Laus vom Juni bis in den Auguſt. Anfangs ſind die Beutel ſchön grün und rot. Ihre Oberfläche iſt mit einem rtig. Später bekommen jie er Riſſe, durch welche die 3 attläuſe auswandern, und Beutelgalle, durch Schizoneura lanuginosa Htg. an verden braun, hart und trocken. einem Triebe der Feldulme verurſacht (natürl. Größe). ſie im Winter nicht ab⸗ len, jo findet man im Frühjahr alte und junge Gallen neben— nander. f Die Laus ift weit verbreitet und häufig. Sie iſt unter den Ulmen⸗Blattläuſen jedenfalls die ſchädlichſte Art, da ſie die normale lusbildung der Triebe verhindert. Bekämpfung: Abſchneiden und Verbrennen der Beutelgallen. im kleinen ausführbar. 6. Schizoneura ulmi L. Rüſternblaſen⸗Blattlaus, Blattrollen-Rüſternblattlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form dunkelgrün, Mänzend, mit langer, weißer Wolle. — Geflügelte Form braun ſchwarz und weißbereift. Lebensweiſe ꝛc.: Die ungeflügelte Laus erzeugt vom Laub⸗ bruch an durch ihr Saugen auf der Unterſeite von Ulmen= ittern (vorwiegend der Feldulme) das Einrollen des Blattrandes 1) Die Figuren 79, 80 und 81 ſind dem Lehrbuche von Guſtav A. O. uſchel (Die ſchädlichen Forſt⸗ und Obſtbaum⸗Inſekten ꝛc. 3. Aufl. Mir Textabbildungen. Berlin, 1895, S. 499 und 503) entnommen worden. 11% Blattrollung, durch Schizoneura ulmi L. an einem Blatte der Feldulme verurſacht (natürl. Größe). Fig. 81. II. Buch. IV. Abſchnitt. (Fig. 80). Die hierdurch entſtandene runzelige Rolle beherbergt die geflügelten Nachkommen des 2, welche das Saugen von Juni bis Auguſt fortſetzen. Die Rollen ſind anfangs dunkel-, dann bleichgrün und löſen ſich entweder von ſelbſt ab oder ver— trocknen am Blatte zu einem ſchwarzbraunen Wulſte. Bekämpfung: Wie bei der vorigen. 7. Tetraneura ulmi de Geer. Rüſterngallen-Blattlaus, Blattaſchen-Rüſternblattlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form kugelig, graulich-grün, ohne Wollüberzug. Geflügelte Form 1,5 —2 mm lang, ſchwarz mit dunkelgrünem, ſchwach bereiftem Hinterleibe. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus erzeugt dur ihr Saugen vom Mai ab aufrecht-ſtehende, geſtielt erbſen- bis bohnengroße glatte, kahl , Gallen auf der Oberſeite von Ulmen — blättern, u. zw. Feldulme (Fig. 81) — entweder auf der Mitte oder an eine — Ende. Die Gallen find anfangs ſaftgrün — oer gelblich; ſpäter werden fie rötlich NO S a die Nacht \ . — braun. In ihnen leben die Na ommen 1 \ D ER 7 . — der Gründerin, im ganzen je ca. 40. | N OR 55 i 3 N \ , Auf einem Blatte ſitzen faſt ſtets meh— N 5 rere, oft zahlreiche Gallen; in der Um- N Ve gebung der Gallenbaſis verbleicht das N Blattgrün. 1 Blattgallen auf der oberen Seite Vor dem Laubabfall öffnen ſich die eines Ulmenblattes, durch Tetra. Gallen auf der Seite, um die teils un neura ulmi de Geer (natürl. Größe). erzeugt geflügelten, teils geflügelten Einwohner zu entlaſſen. Die letzteren wandern auf verſchiedene Grasarten (Mais, Hundszahngras ꝛc.) und pflanzen ſich hier als Wurzelläuſe fort. Erſt deren Nachkommen kehren auf die Ulmen zurück, worauf der geſchilderte Cyklus aufs neue beginnt. Im bayeriſchen Revier Irtenberg wurde 1886 eine Anpflanzung der Feldulme durch dieſe maſſenhaft erſchienene Laus vollſtändig ruiniert, während Ben, Schutz gegen Inſekten. 165 die Flatterulme durchweg verſchont blieb. Dieſe Thatſache iſt teils wegen der befallenen Art, teils wegen des Schadens bemerkenswert.“) Bekämpfung: Wie bei der vorigen. 8. Tetraneura alba Rtzb. Weiße Rüſterngallen-Blattlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form gelblich— weiß. — Geflügelte Form der vorigen Art ähnlich. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus verurſacht durch ihr Saugen an der Baſis von Ulmenblättern auf deren Oberſeite dickwandige, be— haarte Gallen von der Größe einer Haſelnuß. 9. Pemphigus bursarius Htg. Pappelblaſen-Blattlaus. Beſondere Kennzeichen: Ungeflügelte Form dunkelgrün. — Geflügelte Form 3 mm lang, ſchwarz, mit weißer Wolle und gelbbraunen Beinen. Lebensweiſe ꝛc.: Die Laus erzeugt (Mai bis Auguſt) an den Blattſtielen oder an Zweigen der Pappeln ziemlich große, einer Geldtaſche ähnliche Gallen, die an der nach unten gebogenen Spitze eine wulſtige, verdickte Offnung zeigen. Die beſetzten Blätter fallen früher ab als nicht beſetzte. 3. Familie. Schildläuſe (Coccidae). (I. S. 548549). 1. Coccus quereicola Sign. (Coceus variolosus Rtzb.). Eichenpocken-Schildlaus.“) Beſondere Kennzeichen: 7 1 mm lang, glänzend, gelb mit nflen Gliedmaßen und Zeichnungen auf dem Thorax. Flügel groß, urchſichtig weißgrau. — 2 (Fig. 82 ))“) 1,5 —2 mm lang, halb: 1) Altum, Dr.: Forſtzoologiſche Beobachtungen im Sommer 1886. 5. Die Ulmen⸗Gallenlaus Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIX. Jahr: gang, 1887, S. 112, hier 115). 2 Ueber Pflanzenläuſe (Forſtliches Wochenblatt. Beilage zum Allgemeinen Holzverkaufs⸗Anzeiger, Nr. 42 vom 14. November 1888, S. 329). 1 2) Ratzeburg, Dr.: Eichen-Beſchädigung durch Schildläuſe (Coccus) rander Forſtliches Jahrbuch, 20. Band, 1870, S. 187). Schollmayer: Beitrag zur Kenntniß der Eichenſchildläuſe (Centralblatt ür das geſammte Forſtweſen, 1888, ©. 385). 3) Die Figuren 82 und 83 find Abdrücke der vortrefflichen Ratzeburg⸗ . Original⸗Abbildungen (vgl. Tharander Forſtliches Jahrbuch, 20. Band, 1870, S. 190). 166 II. Buch. IV. Abſchnitt. kugelförmig, nach hinten ſchwach zugeſpitzt, halb bräunlich, halb grünlich— gelb, auf der unteren Seite mit 4 hellen Streifen. Der Rand der äußeren feſten Sekrethülle (Schild, Mantel), welche die weiche Schild— laus faſt ganz einſchließt, iſt von einem Kranze feiner Wachsfädchen umgeben. — Larve mit 6 —7gliederigen geringelten Fühlern und 2 Schwanzbörſtchen. Lebensweiſe ꝛc.: Die 2 bohren ihre langen, ſpitzen Schnäbel durch die Rinde jüngerer Eichen (Stämmchen und Zweige) tief in Fig. 82. Fig. 83. Coceus quereicola Sign. an zwei 3 jährigen Eichentrieben. a Ein Eichentrieb mit 3 Weibchen. Das Löchelchen am unterſten 2 ift das Flugloch eines kleinen Eneyrtus (natürliche Größe). „ Erwachſenes Weibchen in der Hülle von der Bauchſeite, mit 4 hellen Furchen in der Hülle (vergrößert). 7 e Ein Weibchen in ſeiner natürlichen Stellung auf der Rinde, mit ſeinem ſpitzen Vorder ende; darunter die Stelle, wo ein 2 geſeſſen hat, nach deſſen Entfernung (vergrößert). g d Ein Eichentrieb mit Pockennarben, nach Entfernung der Tierchen (natürliche Größe). 1 „Zwei Pockennarben, die untere mit einer Erhöhung in der Mitte (vergrößert). H den Baſt und Splint, um zu ſaugen (Fig. 82a und c). Hierdurch entſtehen rundliche ſchwärzliche, von einem kleinen Wall umgebene Vertiefungen, welche den nach Menſchenblattern zurückbleibenden Pockennarben täuſchend ähnlich ſehen (Fig. 83 d und ). Durch das Saugen lockert ſich die Rinde ſtellenweiſe und ſpringt auf. 7 Man findet die Laus an Eichen von 10 — 70 jährigem Alter. Ihre Beſchädigungen rücken vom unteren Stamme nach der Baum⸗ krone empor. Mitunter geſellt ſich an den befallenen Eichen zu der Schildlaus noch ein ſtarker Schleimfluß aus krebsartigen Wunden, * welchem Falle Naßfäule des Holzes an den betreffenden Stellen einz tritt. Der ausfließende Schleim riecht intenſiv nach Bierhefe 0 „ lockt zahlreiche Tiere (Eſſigaale, Käferlarven, Bienen, Weſpe Fliegenmaden ꝛc.) herbei, ſodaß die krebsartigen Wunden nicht heil f N Schutz gegen Inſekten. 167 können und die Krankheit weiter verſchleppt wird. Die krebsartigen Wunden werden zwar vielfach durch die Stiche der Schildläuſe vor— bereitet, ſind aber ein Produkt von Pilzen; denn man findet auch ſchleimflüſſige Eichenſtangen, die gänzlich frei von Schildläuſen ſind. Das Vorkommen ſolcher Schleimflüſſe wird durch feuchte Lage, geringe Bodenbeſchaffenheit und naſſes Wetter begünſtigt.!) Bekämpfung: Beſtreichen der befallenen Pflanzen bzw. Stangen zc. mit einer Flüſſigkeit, durch welche das weißflockige Wachsſekret der Läuſe aufgelöſt wird, z. B. der Neßler'ſchen Miſchung. Gegen den Schleimfluß hilft leider kein Anſtrich. Abſchneiden der beſetzten Zweige und Stämmchen. 2. Coceus (Cryptococcus) fagi Bärensp.°) Buchen-Wollſchildlaus. Beſondere Kennzeichen: 2 0,6 mm lang, linſenförmig, gelblich, beinlos, mit ſtummelförmigen, 2gliederigen Fühlern und langen Stech— orſten. — m find bis jetzt nicht bekannt. — Larve rötlich. Lebensweiſe ꝛc.: Die Ablage der 40— 60 Eier erfolgt an die Rinde jüngerer und älterer Buchen unter kugelförmigen, weißen Wollabſonderungen. Die ausgeſchlüpften Larven ſaugen daſelbſt, ſcheiden wachsartige Wolle ab und überwintern, um ſpäter in die erwachſene Form über— * Infolge dieſes Saugens bilden ſich an der Rinde junger Stämme Gallen, die anfangs nur linſengroß ſind. Bei weiterer Entwickelung Gallengewebes platzen ſie in der Mitte auf, und es entſteht dann esmal eine Krebsſtelle. In jungen Stangenorten ſind die Stämmchen oft von oben bis unten mit ſolchen aufgeplatzten Gallen ſetzt, in welchem Falle die betreffenden Zweige ganz dürr werden. n der Rinde älterer Buchen können die Läufe äußerlich zu Tage retende Gallen nicht verurſachen. Wenn aber die betreffenden Stämme befallen werden, ſo erſcheint die ganze Rinde bis auf bedeutende öhe infolge der reichlichen Wollabſonderungen wie bepudert. Bei iederholtem Angriffe zeigt ſich zunächſt kümmerliche Belaubung, dann 1) Brecher: Ueber ein bemerkenswertes Auftreten von Eichen-Schildläuſen jum quercus) in Verbindung mit Eichenſchleimflüſſen (Forſtlich⸗natur⸗ viſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 66). k 2) Früher wurde dieſe Laus (ebenfo die folgende) zu den Chermes- Arten gerechnet. 168 II. Buch. IV. Abſchnitt. Abfallen der Blätter während des Sommers, Aufſpringen und platten— weiſes Abfallen der Rinde, wie beim Sonnenbrande !). Das Inſekt befällt vorzugsweiſe kräftige dominierende Stämme an der Oſtſeite und breitet ſich im Beſtande horſtweiſe aus. Die Lichtſchläge bleiben verſchont; wahrſcheinlich iſt hier der größere Luft— wechſel dem Inſekte nicht angenehm. Die Laus iſt weit verbreitet und tritt in manchen Waldungen ſehr häufig auf. f Bekämpfung: Beſtreichen der befallenen Stangen bzw. Stämme mit Schmierſeife oder einer ähnlichen Subſtanz. Höchſtens im kleinen, z. B. für Parkbuchen, ausführbar. 3. Coceus fraxini Kltb. Eſchen-Wollſchildlaus. Beſondere Kennzeichen: 4 0,6 mm lang, hellrötlich, hinten zugeſpitzt, ohne Flügel, mit 8gliederigen Fühlern. — P 1 mam lang, oval, ebenfalls hellrötlich, von weißer Wachswolle umgeben, mit 6gliederigen Fühlern. — Larve rötlich-gelb. Lebensweiſe ꝛc.: Die hellroten Eier werden an die Rinde von Eſchen abgelegt; letztere ſehen infolgedeſſen wie mit Mehltau be— ſtäubt aus. Beim Zerdrücken der Eier zeigt ſich ein blutfarbiger Fleck, ähnlich wie bei der Apfelblutlaus. Die Larven ſchlüpfen im Juni aus, zerſtreuen ſich bald und ſondern ein weißwolliges Wachsſekret aus, unter welchem fie leben. Überwinterung im Larvenzuftande. Die 3 erſcheinen bereits im März. Die Läuſe ſchaden durch ihr Saugen an der Rinde junger (15—25 jähriger) Eſchen, welche fie oft maſſenhaft bedecken; ſie bes fallen aber auch ältere (bis 50 jährige) Stämme. Man erkennt ihre Auweſenheit an graulichen Puſteln (auf der Rinde), die in der Längs— richtung zu kurzen Wülſten aneinander gereiht und netzartig mit ein— ander verbunden ſind. Der Schaden iſt nicht von Bedeutung. Lodemann beobachtete dieſe Laus-Art in einem Gutsforſte bei Goslar und in ſeinem Dienſtbezirk (Oberförſterei Sillium). Im Sommer 1888 fanden wir die Laus in großer Menge an 21jäh— rigen Eſchenheiſtern im akademiſchen Forſtgarten bei Gießen. 1) Borggreve: Die neue Buchenkrankheit (Forſtliche Blätter, N. F. 1879, S. 361). Lodemann: Aus der Inſectenwelt (Allgemeiner Holzverkaufs-Anzeiger, Nr. 2 vom 9. Januar 1889, S. 15). Schutz gegen Inſekten. 169 4. Lecanium robiniarum Doug]. Afazien-Schildlau2.') Beſondere Kennzeichen: 2 ſehr klein, mit 2 Flügeln. — 2 2—4 mm lang, halbkugelförmig, glänzend tiefbraun mit einer deut— lichen Einkerbung am After und Sgliederigen Fühlern, ohne Flügel. — Larve 1 mm lang, bleich-gelb. Lebensweiſe ꝛc.: Die zahlreichen weißen Eier werden im Mai an die Rinde der falſchen Akazie abgelegt. Auch Robinia hispida L. wird mit Brut belegt (Sajoö). Die Jungen ſchlüpfen in der erſten Hälfte des Juni aus und verbreiten ſich ſofort ſtammaufwärts über Blätter, Blattſtiele und Aſte. Anfangs ſind ſie ſehr mobil; bald ſaugen ſie ſich aber auf der Unterſeite der Blätter feſt, wo ſie träge auf derſelben Stelle haften. Obſchon fie ihr Saugorgan den ganzen Sommer über im Blattgewebe haben und ſich währenddem zweimal häuten, ſo iſt doch ihr Wachstum bis zum Herbſt ein minimales. Auch bemerkt man an den infizierten Blättern keine Verletzungen, nicht einmal eine Ver— färbung. Sobald das Laub anfängt abzuſterben, begeben ſich die Tiere auf die jungen Triebſpitzen, wo ſie vorwiegend auf der Unterſeite der Aſte und auf der Südſeite der Stämme überwintern. Die Triebe ſind von den hibernierenden Läuſen oft ganz bedeckt. Anfang April verteilen ſie ſich über die Triebe, ſaugen an dieſen mit Ungeſtüm und wachſen infolgedeſſen nach einer etwa elfmonatlichen Stagnation im letzten Monate ſo rapid, daß die imagines beider Ge— ſchlechter bereits im Mai entwickelt ſind. Die befruchteten 2 ſchwellen nun binnen 3 Wochen ganz außer— ordentlich an. Über ihrem aufgedunſenen, kugeligen Körper bildet ſich eine harte, glänzend dunkelbraune Schale, unter welcher ſich eine Un— maſſe von Eiern 2000 - 3000) befindet, die beim Abheben des Schildes als ein feines, weißes Pulver erſcheinen. Die 2 ſitzen wegen ihrer Schwerfälligkeit ſehr feſt auf der Rinde, welche ſie behufs ihrer n anſtechen, und die den Eiern entſchlüpften Larven beginnen den geſchilderten Cyklus aufs neue. Die Laus befällt vorwiegend junge Anlagen von etwa 5- bis 25 jährigem Alter. Bei ſtarker Infektion ſterben die beſetzten Triebe und ſogar ganze Stämmchen ab. In den Privatwaldungen bei Saarlouis iſt die Akazienlaus ſeit 1879 in ungeheurer Menge in jungen Akazienbeſtänden aufgetreten. Die erſte 1) Suden, V.: Die Akazienrindenlaus (Zeitſchrift für Forft- und Jagd⸗ weſen, XIX. Jahrgang, 1887, S. 31). 1 Sajöd, Karl: Die Akazien⸗Schildlaus (Lecanium robiniarum Dougl.). Mit 1 Abbildung (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1896, S. 81). 3 170 II. Buch. IV. Abſchnitt. Mitteilung hierüber brachte Altum ), durch den Gutsbeſitzer J. Diederichs zu Lindlerhof (bei Saarlouis) veranlaßt. Noch viel umfangreicher iſt aber das Auftreten dieſes Inſektes in Ungarn. In Kis-Szent-Miklôs trat dasſelbe 5 Jahre hintereinander in koloſſalen Mengen auf. Im Peſter Komitat erloſch die Kalamität 1893; im Komitat Beékés hingegen ſtand fie 1894 noch in voller Ausdehnung. Bekämpfung: Abſchneiden der beſetzten Aſte und Triebe während die befruchteten P auf den Aſten kleben (Mai). Dieſe Arbeit muß ohne Aufſchub von dem Moment an, wo ſich die Tiere nicht mehr zu rühren vermögen, in Angriff genommen und binnen 6 bis 8 Tagen zu Ende geführt werden. Die abgeſchnittenen Aſte find an Ort und Stelle zu verbrennen. Sajö empfiehlt, fie an einen freien Ort zu bringen, wo es Akazien— bäume in der Nähe nicht giebt, damit ſich die in den 2 befindlichen Paraſiten entwickeln können. Der Hauptparaſit iſt Brachytarsus (Anthribus) varius Fabr. (J. S. 549). Weniger häufig iſt Brachytarsus fasciatus Forst. Die Larven dieſer beiden Käfer leben unter den Schildern der weiblichen Lecanien und zehren deren Körperinhalt auf. Eine weit geringere Rolle ſpielen die Schlupfweſpen, von welchen eigent— lich nur Coccophagus scutellaris Nees in Frage kommt. 5. Lecanium aceris Bouché. Ahorn-Schildlaus. Beſondere Kennzeichen: ? 5—8 mm lang, faſt knopfförmig, hellbraun, mitunter mit dunklen Zeichnungen. — 8 noch nicht bekannt. Lebensweiſe 2c.: Die Läufe beſetzen die Zweige junger Ahorne (Bergahorn) oft ſo maſſenhaft, daß dieſelben ſtellenweiſe verdickt und warzig erſcheinen. Infolge ihrer Stiche bräunt und lockert ſich das Baſtgewebe und bei ſtarkem Auftreten gehen die befallenen Pflanzen bzw. Stammteile ein. Im Anfange der 1880er Jahre wurden in Mecklenburg⸗Strelitz viele Ahornheiſter durch dieſe Laus zum Abſterben gebracht. VI. Ordnung. Geradflügler (Orthoptera). 1. Familie. Grabheuſchrecken (Gryllidae), (I. ©. 550). *], Gryllotalpa vulgaris Latr. (Gryllus gryllotalpa L.). Maulwurfsgrille, Werre, Reitwurm, Erdwolf (J. ©. 551, Fig. 10 Die Lebensweiſe, das forſtliche Verhalten und die Be⸗ kämpfung dieſes ſehr ſchädlichen Geradflüglers find bereits früher (J. S. 551—554) geſchildert worden. 1) Forſtzoologie. III. Inſecten. II. Abth. Schmetterlinge, Haut-, Swe Gerad-, Netz- und Halbflügler. 2. Aufl. Berlin, 1882 (S. 367). Schutz gegen Inſekten. 171 Die Werre muß aber auch als Laubholzfeind genannt werden, da ſie bei ihren unterirdiſchen Wanderungen Buchen- und Eichenkeime verzehrt, bevor ſie die Erdoberfläche erreicht, und die Wurzeln junger Laubholzſämlinge fait aller Holzarten mit ihren Grab: beinen zerreißt, ſowie auch durchbeißt. 2. Gryllus (Acheta) campestris L. Feldgrille. ) Beſondere Kennzeichen: Imago 20—25 mm lang, walzen— förmig, glänzend ſchwarz, mit dickem Kopfe, flach liegenden Augen und langen Fühlern. Vorderflügel braun, an der Wurzel gelb, gitter— förmig geadert. Hinterſchenkel auf der unteren Seite rot. — Larve in der Jugend glänzend ſchwarz; an älteren Larven iſt der Pro— thorax lederbraun, fein ſchwarz punktiert, der Meſo- und Metathorax ſchwarz und der Hinterleib ſchmutzig-gelbbräunlich. Kopf weniger verdickt als bei den vollkommenen Juſekten. Lebensweiſe ze: Die Larven und imagines leben in Erd: löchern; letztere machen ſich durch lautes Zirpen bemerkbar. Bis zum Erreichen des geſchlechtsreifen Stadiums häuten ſich die Larven etwa zehnmal. Generation einfach. Die Grillen befallen zwar vorwiegend Gräſer, Kräuter und Garten— gewächſe auf ſonnigen Flächen, ſchaden aber auch hier und da durch Fraß an Blättern, Trieben und Knoſpen junger (1— 2 jähriger) Eichen und Buchen. Der Blattfraß iſt der vorherrſchende und findet in der Weiſe ſtatt, daß die Blattflächen vom Rande her zwiſchen den Rippen in unregelmäßigen Zacken (nicht Buchten) ausgefreſſen werden. Der Zweigfraß tritt als Ringeln oder Plätzen der Rinde des vorjährigen Triebes auf. Der Knoſpenfraß iſt unbedeutend. Bekämpfung: Beſpritzen der Kulturen mit einer ſchwachen Löſung von Antinonnin (1: 300 bis 1: 500) mittels einer gewöhn— lichen Gartenſpritze. 2. Familie. Feldheuſchrecken (Acridiidae). (J. S. 554 — 555). Als ſorſtſchädliche Feldheuſchrecke iſt neuerdings beobachtet worden: Tettix subulatus L. Dornidrede.') Beſondere Kennzeichen: 7 7—8 mm lang, 2 9—10 mm Beide Geſchlechter graubraun, oft weiß- oder gelblich- oder 1 — 1 1) Altum, Dr.: Forſtliche Beſchädigung durch Schrecken, Gryllus cam- estris Lin. und Tettix subulata Lin. (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVII. Jahrgang, 1895, S. 12). N 172 II. Buch. IV. Abſchnitt. ſchwarz⸗gefleckt. Kopf klein. Fühler kurz und zart. Fortſatz des Vorderrückens den Hinterleib weit überragend. Vorderflügel ſehr kurz. Hinterflügel fo lang wie der Fortſatz des Vorderrückens. Lege⸗ röhre des ? kurz. Lebensweiſe ꝛc.: In ähnlicher Weiſe wie Gryllus campestris L. ſchadet dieſe Schrecke vom Vorſommer ab mitunter auch durch Blatt— fraß an jungen (1—2jährigen) Eichen- und Buchenpflanzen, wobei auch junge Triebe und Knoſpen mit angenommen werden. Beide Schrecken-Arten fraßen nach Berichten des Forſtmeiſters Schmitz 1893 und 1894 in der Oberförſterei Trier. Bekämpfung: Wie bei Gryllus campestris L. (S. 171). Zuſatz. Pachytylus migratorius L., die Wanderheuſchrecke, kann unter Umſtänden auch bei uns den Laubwäldern durch Blatt— fraß ac. ſehr ſchädlich werden. Indeſſen gehört ihr maſſenhaftes Auf- treten in Deutſchland doch zu den größten Seltenheiten; in Oſter⸗ reich, Ungarn und Rußland tritt ſie aber ſchon häufiger auf. | Im Frühjahr 1880 befiel fie z.B in Sitrien!) die Eichen und Eſchen. jo ſtark, daß von Amtswegen Vertilgungsmaßregeln (Sammeln der Eier, Eintreiben der Larven in Fanggräben, Zerquetſchen mittels beſchwerter Schleifen oder Walzen ꝛc.) angeordnet werden mußten. Zuſammenſtellung der ſchädlichen Laubholzinſekten nach Fraßholzarten. Wie im I. Bande (von S. 555 ab), jo laſſen wir auch bier behufs leichterer Überſicht des umfänglichen Stoffes im nachſtehenden eine kurze Zuſammenſtellung der beſchriebenen Laubholzinſekten nach Fraßholzarten folgen. Die betreffende Tabelle verbreitet ſich bei jeder Holzart über die befallenen Baumteile, die Fraßſubjekte, den Schädlichkeitsgrad der Inſekten, das Alter der befallenen Orte und ſonſtige Beſonder— heiten des Fraßes, welche die Diagnoſe des Thäters erleichtern. Erklärung der gebrauchten Abkürzungen und Zeichen. Kfr. = Käfer. Md. = Made. Imo. = Imago. Nph. = Nymphe. Lrv. = Larve. Ige. = Junge. Rp. = Raupe. Kmlg. - Keimlinge. Aftrp. = Afterraupe. Kltr. = Kulturen. 1) F—-a: Die Wanderheuſchrecke (Oedipoda migratoria L.) in Iſtrien (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 446). Schutz gegen Inſekten. Hſtr. — Heiſter. Stgh. = Stangenhölzer. Bmh. = Baumhölzer. Stcke. = Stöcke. Mrk. = Mark. Gblg. = Gabelgang. Gwhg. = Geweihartiger Gang. Ltg. = Loigang. Lirg. — Leitergang. Ohne 173 Strng. — Sterngang. Wgeg. = Wagegang. Rdnfg. = Rindenfamiliengang. Geſllfrß. — Geſellſchaftsfraß. bedeutet ſehr ſchädlich. O bedeutet unmerklich ſchädlich. beſonderes Zeichen bedeutet merklich ſchädlich. Wenn ein Inſekt an der G anart, unter welcher es mit aufgezählt iſt, nur ausnahmsweiſe auftritt, jo iſt dies durch ein am Schluſſe der Zeile be— findliches 7 angedeutet worden. I. Rotbuche. Seite 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. 2 *Melolontha hippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr. *Gryllotalpa vulgaris. Imo., Lrv. u. Nph. Kulg. . 170 2. Rinde. OHylobius abietis. Kfr. Klir.5 33 Lachnus exsiccator. Imo. u. Ige. Kltr. u. Stgh. Krebs 161 Coccus fagi. Imo. u. Ige. Stgh. u. Bmh. Krebsſtellen 167 3. Vaſt und Splint. Agrilus viridis. Lrv. 2 Som⸗ mer. Kltr., bei. Hitr.... 7 Agrilus tenuis. Lrv. 2 Som⸗ mer. Kltr., beſ. Hſtr. F. 8 Agrilus angustulus. Lrv. 2 Sommer. Kltr., beſ. Hſtr. 7 9 OScolytusintricatus. Kfr. u. Lv. Wgeg. Stgh. u. Aſte .. 53 * 1 4. Holz. Hylecoetus dermestoides. Lrb. Bmh., bei. St cke. 15 Anobium tesselatum. Kfr. u. F 16 Ptilinus pectinicornis. fir. oh 16 Oxyleboru dryographus. Kfr. u. Lrv. Gwhg. Bmh y. 39 Pr 4 1 Xyleborus dispar. Kfr. u. Lrv. Gblg. Kltr., be. Hſtr.. . . 40 Xyloterus domestieus. Kfr. u. Lrv. Ltrg. Bmh. 42 Xyloterus signatus. Kfr. u. Lrv. Ltrg. Bmh. 7 43 Cossus ligniperda. Rp. 2 Som- er iht 82 Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som⸗ l 84 5. Knoſpen. Strophosomus coryli. Kfr. o 20 Strophosomus obesus. Kfr. EEC ER 20 Polydrusus micans. Kfr. Kltr. 22 OPolydrusus cervinus. Sir. ECC 23 Phyllobius argentatus. Kfr. CCC 23 Phyllobius viridicollis. Kfr. IEC IEN.) 2 Haltica erucae. Kir. Kltr. 7 75 Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stah, u! Bm 99 OPorthesia similis. Rp. Stgh I 102 Ocneria dispar. Rp. Stgh. u. D 103 *Liparis monacha. Rp. Stgh. Di 107 OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. nn,, ER 120 174 II. Buch. Seite Hibernia aurantiaria. Rp. Stg.... Hal re 121 *Cheimatobia boreata Rp. ee 125 OAcheta campestris. Imo., Erb. u. Nph el.,. ed OTettix subulatus. Imo., Lrv. uu. Nüh eltrt 171 6. Junge Triebe. Strophosomus coryli. Kfr. III 20 Strophosomus obesus. Sfr. Re ee re, 20 ORbynchites betuleti. Kfr. ltr., 36 O Cimbex variabilis. Imo. Ringel ung 138 Lachnus exsiccator. Imo. u. Ige. Stgh. Krebs . .. 161 OAcheta campestris. Imo., Lrv. u. Nph. Kltr. 171 OTettix subulatus. Imo., Lrv. u Nph. Kl, 171 7. Blätter. Melolontha vulgaris. Sir. Stab Bui)ß)ß 2 Melolouthahippocastani. Kir. Stah i Bm 4 Rhizotrogus solstitialis. Kfr. Stay. u Buß 5 ©Polyphylla fullo. Kfr. Stgh. U. BDnih )? 5 OStrophosomusecoryli. fr. Kltr. 20 OStrophosomus obesus. Sir. SIE on rer Bart 20 Polydrusus micans. Kfr. Kltr. 22 OPolydrusus cervinus. Kir. Kltr . ac 23 Phyllobius argentatus. Kir. ltr e . 23 Phyllobius viridicollis. Kfr. TTT 24 Obhyllobius alneti. Kr. Kltr., 24 Orchestes fagi. Kfr. u. Lrv. Minierg. Kltr., Stgh.u.Bmh. 26 OApoderus coryli. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattrollen ..... 35 ORbhynchites betulae. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattrichter . 36 ORhynchites betuleti | | | | | | | IV. Abſchnitt. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattwickel +. Haltica erucae. Kfr. u. Lrv. Kltr. . Gastropacha neustria. Rp. Steh. u Buh *Dasychira pudibunda Rp. Steh u Bp Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stoh une OPorthesia similis. Rp. Stgh u. Bm: Oeneria dispar. Rp. Stgh. u. Bm. ee *Liparis monacha. Rp. Stgh. u., Bm 8 Drepana unguicula. Rp. Stgh. OAcronyeta aceris. Rp. Bmh. ibernia defoliaria. Rp. Stgh. Hibernia aurantiaria. Stgh. OHibernia progemmaria. Rp. Sigh u Bh Cheimatobia boreata. Rp. Kltr. OTeras ferrugana. Rp. Stgh. u. Bmh. f. Cacoecia podana. Rp. Kltr. Cerostoma parenthesella. Rp. Kltr., beſ. Primordialblätter. Cimbex variabilis. Aftrp. Sta... ER Hormomyia fagi. Md. Kltr., Stgh. u. Bmh. Spitzgallen ( Hormomyia annulipes. Md. Kltr., Stgh. u. Bmh. Rund⸗ gallen Lachnus fagi. Imo. u. Ige. Acheta campestris. Imo, Erb, u. h i Tettix subulatus. Imo., Lrv. u. Nph. Kltr. S. Früchte. Athous subfuscus. Lrv .. Orchestes fagi. Kfr. Unreife Fruchtkapfſe ß Carpocapsa grossana. Seite 36 75 86 91 Schutz gegen Inſekten. II. Eichen. Seite 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Somm. Kltr., beſ.Kmlg. 2 * Melolontha hippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr. 4 OCynips-Nrten. Imo. u. Md. lern 148, 149, 150 *Gryllotalpa vulgaris. Imo., Leo. u. Nph. Kmlg.. 170 2. Rinde, OHylobius abietis. Kir. Kltr. 7 33 OCypips-Arten. Imo. u. Md. SEN 6 ee 148 Vespa crabro. Imo. Kltr. r 151 OLachnus longirostris. Imo., lockt Ameiſen herbei . . 162 Coceus quereicola. Imo. u. Ige. Kltr. u. Stgh.. . 165 3. Saft und Splint. Agrilus viridis. Lrv. 2 Som⸗ mer. Kltr., bei. Hſtr. F. 7 * Agrilus tenuis. Lrv. 2 Som⸗ mer, Kltr, bei. Hſtr. 8 * Agrilus angustulus. Lrv. 2 Sommer. Kltr., bei. Hitr.. 9 Agrilus coryli. Lrv. 2 Som⸗ mer. Alte, bei. Hſtr. 9 Agrilus biguttatus. Lrv. 2 Sommer. Bmh 11 *Coraebus bifasciatus. Lrv. 2 Sommer. Kltr. u. Stgh. 11 Chrysobothris affinis. Lrv. 2 Sommer. Kltr., beſ. Hſtr. 13 OHylesinus crenatus. Kfr. u. Lv. Wgeg. Bmh. . 46 *Scolytus intricatus. Kfr. u. Lrv. Wgeg. Stgh. u. Aſte. 53 > 4. Holz. Lymexylon navale. Lrv. Bmh. 15 Hylecoetus dermestoides.Lrv. | Bmh., bei. Stde ..... 15 Anobium tesselatum. Kfr. u. nr. 16 > . OPtilinus pectinicornis. fir. r Bm * Xyleborus monographus. Kfr. u. Lrv. Gwhg. Bmh. *Xyleborus dryographus. Kfr. u. Lrv. Gwhg. Bud. .. *Xyleborus dispar. Kfr. u. Lrv. Gblg lr Xyloterus signatus. Kfr. u. Erb. irg. Bm h Platypus cylindrus. ir. u. rb? Sa Bm... Cerambyx cerdo. Lrv. 2 Som- mer ß. Sesia eynipiformis. Rp. 2 Sommer. Stghg g.. Cossus ligniperda. Rp. 2 Sommer. Bmh. T Zeuzera aesculi. Rp. 2 Some er rt 5. Knoſpen. Strophosomus coryli. Kfr. Kltr. Strophosomus obesus. fir. Omias araneiformis. Kfr. Aus— ſchlagſtöckef Polydrusus micaus. Kfr. Kltr. Polydrusus cervinus. fr. Kltr. Phyllobius argentatus. Kfr. All Haltica erucae. Kfr. Kltr. *Gastropacha neustria. Rp. Stop u UW * Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stgh. u. Bm... Porthesia similis. Rp. Stgh. nh Oeneria dispar. Rp. Stgh. u. BBB PT > Liparis monacha. Rp. Stgh. e A RE 176 II. Buch. Seite Oklibernia aurantiaria. Rp. Sah... 121 OHibernia progemmaria. Rp. Stgh. u. Bm) 121 *Cheimatobia brumata. Rp. Steh en Bm 122 * Heterognomon viridana. Rp. Stgh. u Bm) 128 Cynips-Arten. Imo. u. Md. Gallen 146, 147, 149 OAcheta campestris. Imo.,, Lrv. u. Nph. Kltr. 171 OTettix subulatus. Imo., Lrv. u ph., ee 171 6. Junge Triebe. OLacon murinus. Kfr. Kltr. OAgriotes aterrimus. Sfr. lt ER Dolopius marginatus. Sit. Alt: Nee OLimonius cylindricus. Sir. Kl. OCorymbites-Arten. Kfr. Kltr. Cantharis-Arten. K fr. Strophosomuscoryli. Kfr. Kltr. Strophosomus obesus. fit. Ait po 0 ao OHylobius abietis. Kfr. Kltr. OCynips-Arten. Imo. u. Md. Gallen 146, ©Lachnus exsiccator. Imo. u. Ige. ,.. 8 OAcheta campestris. Imo, Lv. u. Nph. K ltr. O Tettix subulatus. Imo., Lrv. Ba „U oe 7. Blätter. * Melolontha vulgaris. Sr u Buh * Melolontha hippocastani. Kfr. Stgh u Bm h Polyphylla fullo. Sir. Stgh. u. Bmh.. Anomala Friachii. Kfr. Stgh. 171 IV. Abſchnitt. Phyllopertha horticola. Kfr. Stgh. u. Bm): (Strophosomus coxyli Kfr. Kltr. OStrophosomus obesus. fir. Polydrusus micans. Kfr. Kltr. Polydrususcervinus. Kfr. Kltr. Phyllobius argentatus. Kfr. Kltr. Phyllobius viridicollis. Kfr. Orchestesquereus. Kfr. u. Lrv. Kltr. u. Unterwuds .. . . OApoderus coryli. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattrollen OAttelabuscureulionoides. Kfr. u. Lrv. Stgh. Blattrollen. Haltica erucae. Kfr. u. Lrv. Klit, OPieris crataegi. Rp. TT. *Gastropacha neustria. Rp. Stab: ü Buh; OGastropacha lanestris. Rp. Stgh. u. Bm. Dasychira pudibunda. Rp. Stab. u ö Dasychira detrita, Rp. Kltr u. Stg. . * Porthesia chrysorrhoea. Rp. Gtah u. Bmg Porthesia similis. Rp. Stgh. u. Bm; *Ocneria dispar. Rp. Stgh. u. Bm... Liparis monacha. Rp. Stgh u. Bm): Cnethocampa processionea. Rp. Stgh. u. Bmh. Phalerabucephala. Rp. Stgh. u. Bm; ee O Acronyeta aceris. Rp. Bmh. f Hibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bm) OHibernia aurantiaria. Rp. Stgh. % % OHibernia progemmaria. Rp. Stgh. u. Bm; *Cheimatobia brumata. Rp. Stgh. u. Bm 118 Schutz gegen Inſekten. Anisopteryx aescularia. Rp. beſ. Niederwald. Teras ferrugana. Rp. Sigh EN * Heterognomon viridana. Rp. Stags1zBmbr. - Si... OTischeria complanella. Kltr. u. Stgh. Miniergang. . OCynips-Arten. Imo. u. Md. D 146, Acheta campestris. Imo., Lrv. u. Nph. Kltr. Tettix subulatus. Imo., Lrv. ph ltr... ... Pachytylus migratorius. Imo, Orb. u. Nph. Kltr. S. Blüten. Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stay. u hh Seite 126 172 OPorthesia similis. Rp. Stgh. on. 2 Ocneria dispar. Rp. Stgh. Buh Cheimatobia brumata Rp. * Heterognomon viridana. Rp. Stgh. u. oÄm m.. OCynips-Xrten. Imo. u. Md. 9. Früchte. Agriotes lineatus. L rv. Agriotes obscurus. L rv. OAthous subfuscus. L rv... Balaninus glandium. Kir. u. SION Eee SER Balaninus turbatus. Kir. u. Carpocapsa splendana. Rp. OCynips-Xrten. Imo. u. Md. Kfoppe n. III. Hainbuche. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. * Melolonthahippocastani.Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr... 2. Daft und Splint. Scolytus carpini. Kfr. u. Lrv. Wgeg. Bmh. Kopfſtämme. 3. Holz. OAnobium tesselatum. Kfr. u. ee eee Xyleborus dispar. Kfr. u. Lxv. Gblg. Kltr. u. Stg. KXyloterus domesticus. Kjr. Lrv. Lirg. Bmh. F 4. Knoſpen. Polydrusus cervinus. Kfr. Kltr. *Gastropacha neustria. Rp. Stgh. u. Bm. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 54 O Porthesia chrysorrhoea. Rp. Sigh un Bm 2 0. OPorthesia similis. Rp. Stgh . Bh *Ocneria dispar. Rp. Stgh. F OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. WEROmDie see, Hide OHibernia progemmaria. Rp. So r SONG: *Cheimatobia brumata. Rp. Si en 5. Zunge Triebe. Oberea linearis. Lrv. 2 Som- mer. Air Mr OCimbex variabilis. Imo. Rin⸗ geln ß 8 6. Blätter. *Melolontha vulgaris. Kltr., Stgh. u. Bmh. * Melolonthahippocastani. Kir. Kltr., Stgh. u. Bmh. ... 12 Kir. 26 131 148 99 102 103 4 178 Rhizotrogus solstitialis. Kfr. II. Buch. Seite 51 Kltr., Stgh. u. Bmh . 5 OPolyphylla fullo. Kfr. Kltr., Stgh. u, Bm); 5 Polydrusus cervinus. Kfr. Kltr. 23 Phylobius alneti. Kfr. Kltrr 24 OApoderus coryli. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blatt rollen. 35 ORhynchites betulae. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattrichter b. 36 *Gastropacha neustria. Rp. Stgh. u. Bm... 86 Dasychira pudibunda. Rp. Stgh. u Bm... 91 OPorthesia chrysorrhoea. Rp. Stah.-u.29mB. . » un nee. 99 IV. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr.. 2 * Melolontha hippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr... 4 *Gryllotalpa vulgaris. Imo., Lrv. u. Nph. Kmlg.. . 170 2. Daft und Splint. OPoeeilonota rutilans. Lrv. 2 Sommer. Aſte v. Bmh. f. 13 Hylesinusvittatus. Kfr. u. Lrv. Wgeg. Bm) 48 * Scolytus Geoffroyi. Sir. u. Lrv. Ltg. Stgh. u. Bmh. 49 Scolytus multistriatus. Kfr. u. Lrv. Ltg. Stgh. u. Bmh. 3. Holz. OPtilinus peetinicornis. Sir. eee eee 16 Xyleborus monographus. Kfr. u. Lrv. Gwhg. Bub. . 37 Xyleborus dryographus. Kfr. u. Lrv. Gwhg. Bmh. 39 Cossus ligniperda. Rp. 2 Som: mer. Stgh. u. Bmh. .. 82 OZeuzera aesculi. Rp. 2 Som: mer. Stgh. u. Bmh.. . . 84 Xiphydria dromedarius. Rp. IV. Abſchnitt. OPorthesia similis. Rp. Stgh u. Bm 8 *Ocneria dispar. Rp. Stgh. u. Bm): 3 Liparis monacha. Rp. Stgh. u. Bmh .. 8 | ©Hibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bmh : | ©Hibernia progemmaria. Rp. Stgh. u. mh *Cheimatobia brumata. Rp. Sigh ü Bü, 7. Früchte. OAthous subfuscus. L rv. Ulmen. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh. Bergulm ,. 4. Knoſpen. Gastropacha neustria. Rp. Stgh. u. Bh Porthesia chrysorrhoea. Rp. Sig n ;, Porthesia similis. Rp. Stgh. u. Bm); OOeneria dispar. Rp. Stgh. u. Bm: ware Liparis monacha. Rp. Stgh. Uu. Buh)! ER oe OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bm); Cheimatobia brumata. Rp. Steh. u. Bmh. // 5. Zunge Triebe. Oberea linearis. Lrv. 2 Som⸗ mer. Mrk. Kltr. Korkulme. + Schizoneura lanuginosa. Imo. u. Ige. Beutelgallen. ... 6. Blätter. OAnomala Frischii. Kfr. Kltr., Stgh. u. Bmh. / Galeruca calmariensis. Kfr. u. Lrv. Kltr. u. Stgh- . . 122 14 143 63 162 74 Schutz gegen Inſekten. O Vanessa polychloros. Rp. Boo Gastropacha neustria. Rp. S e ee Dasychira pudibunda. Rp. Si e Biber... Portbesia chrysorrhoea. Rp. Stgh. u. Bm hh. Porthesia similis. Rp. Bmh. OOeneria dispar. Rp. Stgh. u. Bm. u. Bmh. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr.. . * Melolonthahippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr... 2. Rinde. Otiorrhynchus ater. Sir. Sa a Vespa crabro. Imo. Kltr. u. Stgh. An jungen Trieben. Coceus fraxini. Imo. u. Ige. Kltr., Stgh. u. Bmh. 3. Daft und Splint. *Hylesinus fraxini. Sir. u. Lrv. Wgeg. Stgh. u. Bmh. FF *Hylesinus crenatus. fir. u. Lrv. Wgeg. Bub. .... Scolytus Geoffroyi. Kir. u Lrv. Ltg. Stgh. u. Bmh. f Scolytus multistriatus. Kfr. u. Lrv. Ltg. Stgh. u. Bmh. 4. Holz. Xyleborus dispar. Kfr. u. Lrv. Gblg. Kltr. u. Steh. . Seite 107 OAcronyeta aceris. Rp. Bmh. OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. N Bini Cheimatobia brumata. Rp. Stgh. u. Bmh. ///. Schizoneura lanuginosa. Imo. u. Ige. Beutelgallen ... Schizoneura ulmi. Imo. u. Ige. Blattrollen am Rande. Tetraneura ulmi. Imo. u. Ige. Kahle Gallen Tetraneura alba. Imo. u. Ige. Behaarte Gallen. .. v. Eſche. 49 51 Mo Cerambyx cerdo. Lrv. 2 mer. Bmh. 5 Cossusligniperda. Rp. 2 Som⸗ mer. Stgh. u. Bmh. F. * Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som⸗ mer. Kltr. 5. Knoſpen. 2 Som: Cionus fraxini. Kfr. Kltr. WIOSTGDe se eke re * Prays curtisellus. Rp. Kltr. u. Stgh. Zwieſelbildung.. 6. Blätter. OMelolontba vulgaris. Kltr., Stgh. u. Bmh. OMelolonthahippocastani. Kfr. Kltr., Stgh. u. Bmh. Lytta vesicatoria. Kfr. Kltr. Kfr. Cionus fraxini. Kfr. u. Lrv. G e Otod en er OÖtiorrhynchus ater. Kfr. tltr.y OCacoecia podana. Rp. Kltr. 7 Prays curtisellus. Rp. Kltr. *Pachytylus migratorius. Imo. Lrv. u. Nph. Kltr. VI. Ahorne. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. 2 bis 3 Sommer. gr. Kltr. 2 * Melolonthahippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. ltr... OPediaspis sorbi. Imo. u. Md. 1 179 Seite 118 120 122 130 . 172 4 151 180 II. Buch. Seite 2. Binde. OOtiorrhynchus ater. Kir. Kltr. u. Sch; 34 3. Holz. OHylecoetus dermestoides. Lrv. Biß 8 15 OAnobium tesselatum. fr. u. Arb Bm; 16 OPtilinus pectinicornis. Kir. u. Erb Bm: 16 Xyleborus dispar. Kfr. u. Lrv. Gblg. Kltr. u. Stgh. ... 40 Xyloterus domestieus. ir. u. Lrv. Ltrg. Bmh. 7. 42 Xyloterus signatus. Kfr. u. Lv. Lirg. Bmh. T. 43 Callidium insubricum. Lrv 2 Sommer. Bh. 59 Cossus ligniperda. Rp. 2 Som- mer. Stgh. u. Bmh. T.. . 82 * Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som- mer, Sli, 84 4. Knoſpen. Phyllobius psittacinus. Kfr. Kltr u Sig); 24 Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stab. u. Bm 99 O Porthesia similis. Rp. Stgh. u. Bm 8 102 OOeneria dispar. Rp. Stgh u. Bm): 8 103 Liparis monacha. Rp. Stgh. u. Bm: ae: 107 VII. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr.. 2 *Melolonthahippocastani. rv. 3 bis 4 Sommer. Kltr.. 4 Gryllotalpa vulgaris. Imo., Lrv. u. Nph. Kuͤlg. . . . . 170 2. Minde. Cryptorrhynchus lapathi. Kfr. Kltr., beſ. Hſtr. . IV. Abſchnitt. Cheimatobia brumata. Stgh. u. Bmh. 5. Junge Triebe. Lecanium aceris. Imo. u. Ige. Kltr. Bergahorn... 6. Blätter. *Melolontha vulgaris. Sfr. Kltr., Stgh. u. Bm. Melolontha hippocastani. Kfr. Kltr., Stgh. u. Bmh. ... Outta vesicatoria. Kfr. Kltr. | | | u. Std: Ze Phyllobius psittacinus. ir. | Kltr u d oo au e O0Otiorrbynehus ater. Kfr. Kltr. u. Sta), 8 Gastropacha neustria. Rp. Stgh. u, Bh Dasychira pudibunda. Rp. | Stgh. u. Bohm; \ Porthesia chrysorrhoea. Rp. Stab. u Big S Porthesia similis. Rp. Stgh u. Bm): 8 ©Oeneria dispar. Rp. Stgh | u. Bm: 8 Liparis monacha. Rp. Stgh. u. Bm. 3 | Acronycta aceris. Rp. Steh. | u. Bmh., beſ. Bergahorn. Cheimatobia brumata. Rp. Si le Nana Asse: OPediaspis aceris. Imo. u. Md. Gallen Birken. OHylobius abietis. Kir. Kltr.r Vespa crabro. Imo. ltr. u. Sig. es OLachnus longirostris. Imo. lockt Ameiſen herbei.... 3. Daft und Splint. Agrilus viridis. Lrv. 2 Some mer. Kltr., bei. Hſtr. .. Scolytus Ratzeburgii. Kfr. u. Lrv. Ltg. Stgh. u. Bmh. Seite Schutz gegen Inſekten. Scolytus rugulosus. Kfr. u. Lrv. Ltg. Stgh. r 4. Holz. ) Hylecoetus dermestoides. Lrv. BRF Cryptorrbynchuslapatbi. Lrv. Kltr., bei. Hſtr. - - - - - - Xyleborusdispar. Kir. u. Lrv. Golg. Kltr. u. Stgh. - - - Xyloterus domesticus. Kir. u. Lrv. Strg. Bmb-i - - Xyloterus signatus. Kir. u. Sr. Lirg Bmh yy Sesia culieiformis. Rp. 2 Sommer. Kltr. u. Sigh. - Cossus ligniperda. Rp. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh. f Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som: er BI. 2 -.- Xiphydria dromedarius. Lrv. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh 5. Knoſpen. Strophosomus coryli. Kfr. Kltr. Strophosomus obesus. Kfr. 6. Zunge Triebe. ; # r Liparis monacha. Rp. Stgh. C Hibernia defoliaria. Rp. Stgh C Hibernia aurantiaria. Rp. Stgh. u. Bh. er Hibernia progemmaria. Rp. Stgh. u. Bmb... -.- - - Cheimatobia brumata. Rp. Kltr. u. Stgh. r. Cheimatobia boreata. Rp. Kltr., Stgh u. Bmh . trophosomus cory li. Kft. Kltr. Seite 56 143 Strophosomus obesus. Kfr. 17 ˙ . Brachyderes incanus. Kfr. ltr. ORhynchites betuleti. Kfr. Kltr. OCimbex yariabilis. Imo. Ringe⸗ 7. Blätter. * Melolontha vulgaris. Kfr. Kltr., Stgh. u. Bm. # Melolonthahippocastani. Kir. Kltr., Stgh. u. Bm. OAnomala Frischii. Kir. Kltr. 13 Sigg. OStrophosomus coryli.Kfr. Kltr. Sstrophosomus obesus. Kit. Ali.... Be OBrachyderesincanus. Kr. Kltr. Polydrusus cervinus. Kfr. Kltr. Phyllobius argentatus. fir. ORhynchites betulae. Kfr. u. Lv. Kltr. Blattrichter. ORhynchites betuleti. Sfr. u. Lrv. Kltr. Blattwidel.. - Lina aenea Kir. u. Lrv. Kltr. f Galeruca capreae. Kfr. u. r Agelastica alni. Kfr. Kltr. 1 OGastropacha neustria. Rp. Stgh. u. m. Gastropacha lanestris. Rp. Stgh. u. mmh. Obasychira pudibunda. Rp. Stgh. u. Bh OPorthesia similis. Rp. Stgh. ie Bm chi Ocneria dispar. Rp. Stgh. nh *Liparis monacha. Rp. Stgh. u Bm; OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bm). OHibernia aurantiaria. Rp. Stgh. u. mh. OHivernia progemmaria. Rp. Stgh. u. Bh. Cheimatobia brumata. Rp. Stgh. u. Bmh. - - -- -- 181 Seite 71 182 II. Buch. IV. Abſchnitt. Seite Seite *Cheimatobia boreata. Rp. Trichiosoma lucorum. Aftrp. Kltr., Stgh. u. Bmh .. . 125 | Kltr. u. Stag 140 O Anisopteryx aescularia. Rp. Nematus septentrionalis. bei. Niederwald... 126 Aftrp. Kltr. u. Stgh. Teras ferrugana. Rp. Stgh. Geſlir ß: 141 . Bmh ß; ꝑ 127 x Cimbex pariabilis. Wit | S. Früchte. Klier u. Stg. 138 OHormomyia betulae. Md. . 159 VIII. Erlen. 1. Wurzeln. 5. Knoſpen. * Melolontha vulgaris. Lrv. Coleophora fuscedinella. Rp. 138 2 bis 3 Sommer. ltr... 2 * Melolontha hippocastani. Lrv. 6. Zunge Triebe. 3 bis 4 Sommer. Alte... 4 Rhynchites betuleti.Kfr.Kltreß 36 2 Oberea linearis. Lrv. 2 Som⸗ | 2. 2tinde. mer) VE a 63 Cryptorrhynchuslapathi. Kfr. Kir, be Ster 31 7. Blätter. OHylobius abietis. Kfr. Kltr.F 33 Anomalia Frischii. Kfr. Kltr. OOtiorrhynchus ater. Kfr. Kltrß 34 u. Stghhh : 6 Vespa crabro. Imo. Kltr. Phyllopertha horticola. Kfr. u. Stgl g. 151 e e S 6 3. Baſt und Splint. Phyllobiusalneti. Kfr. Kltr. Agrilus viridis. Lrv. 2 Som: 5 Stah ;; = mer. Kltr., bei. Hſtr. 7. 7 OOtiorrhynchus ater. Kfr. j OPoecilonota rutilans. Lrv. Kltr. n 9 2 Sommer. Aſte v. Bmh. . 13 OApoderus coryli. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattrollen. .... 35 4. Holz. O Rhynchites betulae. Kfr. u. OAnobium tesselatum. Sfr. u. Lrv. Kltr. Blattrichter.+. 36 Irv, SB 16 | ORhynchites betuleti. fr. u. OPtilinus pectinicornis. Kfr. Lrv. Kltr. Blattwickel. P. 36 u, Ero Bm; 16 Lina aenea. Kfr. u. Lrv. Kltr. 68 * Oryptorrhynchuslapathi. Lrv. Agelastica alni. Kfr. u. Lrv. e e Of: ae 31 Kltr :::; 73 Nyleborus dispar. Kfr. u. Lrv. Haltica erucae. Kfr. u. Lrv. Gblg. Kltr. u. Stghh.. . 40 Kltr F; p 75 Xyloterus domesticus. Sit. Obasychira pudibunda. Rp. u. Lrv. irg. Bmh. F 42 Steh en Buß; 91 Sesia spheciformis. Rp. 2 OOcneria dispar. Rp. Stghh. Sommer. Kltr. u. Stgh.. 80 u. Bun: 103 Sesia culiciformis. Rp. 2 S Phalera bucephala. Rp. Stgh. Sommer. Kltr. u. Stgh.. . 82 u. B mh; 115 Cossus ligniperda. Rp. 2 Som: O Teras ferrugana. Rp. Stgh. mer. Stgh. u. mh. 82 u. Bm. 127 Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som: Cimbex variabilis. Aftrp. mer, Alt . 84 Kltr. M Stioh ana 138 Schutz gegen Inſekten. Trichiosoma lucorum. Aftrp. Kltr. u. Stgh. Nematus septentrionalis. Seite Aftrp. Kltr. u. Stgh. Geſüüfrß. t Opsylla alni. Imo. u. Ige. IX. Pappeln. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. * Melolonthahippocastani. Lv. 3 bis 4 Sommer. ltr... 2, Rinde. Cryptorrhynchuslapathi. Kir. Kltr. Vespa crabro. Imo. 3. Baft und Splint. Agrilus viridis. Lrv. 2 Som⸗ mer. Kltr. Aſpe. F Agrilus sexguttatus. Lrv. 2 Sommer. Bmh. Schwarzp., Pyramp. u. Kanad. Pappel. 4. Holz. Cryptorrhynchuslapathi. Lrv. Kltr. 7 *Saperda carcharias. Sommer. Kltr. u. Stgh.. Saperda populnea. Lrv. 2 Sommer. Kltr. u. Stgh. Kugel. Anſchwellungen. Aſpe. Lamia textor. Lrv. Aſpe. f „ Sesia apiformis. Rp. 2 Som: mer. Kltr. u. Stgh. Schwrzp. N. Aſp e:: Sesia tabaniformis. Rp. 2 Sommer. Kltr. u. Stgh. . „Cossus ligniperda. Rp. 2 Som⸗ mer. Stgh. u. Bm. Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som⸗ er Air .. Xiphidria dromedarius. Lrv. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh. Schwarzpappel 5. Knoſpen. Phyllobius viridicollis. fit. Kltr. Aſpe. *Gastropacha neustria. Stgh. u. mn. 86 2 4 31 . 151 —1 24 OPorthesia ehrysorrhoea. Rp. | Stgh. u. Bm. Oeneria dispar. Rp. Stgh. u. Bmh. Pyramidenpappel. Liparis monacha. Rp. Stgh. u. Bmh. Aſpe. TF. OHiberniadefoliaria. Rp. Stgh. ue B mh reelle \ ©Hibernia progemmaria. Rp. | Stgh. u. m nm. 6. Junge Triebe. OSnnynchites betuleti. Kit. Ar ORhynchites populi. Kr. Kltr. OCimbex variabilis. Imo. Rin⸗ gelung. Aſpe. 7. Blätter. * Melolontha vulgaris. Stgh. u. Bm. * Melolonthahippoeastani. ftir. Stgh. u. Bh. Rhizotrogus solstitialis. Kfr. Stgh. u. Bm. Obolyphylla fullo. Kfr. Stgh. U. Bm... Anomala Frischii. Kir. Stgh. Ur Bm) Phyllopertha horticola. Kir. Stgh. u. Bmh. Ape. . - - OLytta vesicatoria. Kfr. Kltr. u. Stgh. Phyllobius viridicollis. Kir. Alte. Aſpe 00: : | ORhynchites betulae. Lrv. Kltr. Blattrichter. F. ORbynchites betuleti. Kir. u. Lrv. Kltr. Blattwickel. . ORhynchites populi. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattwidel.. . *Lina populi. Kfr. u. Lrv. Kltr. Stocklode n 103 107 184 II. Bud). Seite Lina tremulae. Kfr. u. Lrv. Kltr. Stockloden 67 Lina longicollis. Kfr. u. Lrv. Kltr. Stodloden....... 67 Phratora vitellinae. Kfr. u. Un DES a5 68 Agelastica alni. Kir. Kltr. f 73 OVanessa polychloros. Rp. Stgh. u. Bmh. Aſpe. P.. 78 *Gastropacha neustria. Rp. Sigh u Um 86 OGastropacha lanestris. Rp. Stgh u Bm): 88 Leucoma salieis. Rp. Stgh. A. Buß EIER: 98 OPorthesia chrysorrhoea. Rp. Stop Er mh; 99 OPorthesia similis. Rp. Stgh. u Bmh. Afpp ß 102 I} ı OPemphigus bursarius. IV. Abſchnitt. Ocneria dispar. Rp. Stgh. u. Bmh. Pyramidpappel.. Liparis monacha. Rp. Bmh. Aſpe. 1 OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. U. Bm; 8 OHibernia aurantiaria. Rp. Stab: ee O©Hibernia progemmaria. Rp. Steh. u Bm) Teras ferrugana. Rp. Stgh. u. Bmh. f. Clavellaria amerinae. Aftrp. Stgh. Aſpe u. Pyramidenp. f Nematus septentrionalis. Aftrp. Kltr. Geſilfrß k ? Imo. u. Ige. Gallen an den Blatt— ſtiele. ee. Ö g X. Weiden. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. * Melolonthahippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr. 2. Rinde. Cryptorrbynchus lapathi. Kit. Kltr. u. Stgh. OHylobius abietis. Kfr. Vespa crabro. Imo. Holz. OPtilinus peetinicornis. Kfr. u. Lrv. Bmh. Baumweide. . Cryptorrbynchuslapathi Lrv. Kltr. u. Stgh. i Kltr. Kltr. Saperda carcharias. Lrv. 2 Sommer. Kltr. u. Stgh. Baumweide eme. Saperda populnea. Lrv. 2 Sommer. Kltr. Baum- und Brüch ted? Lamia textor. Lrv. Gtde.. Sesia formicaeformis. Rp. 2 Sommer. Kltr. u. Stgh.. *Cossus ligniperda. Rp. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh. Baumwe ide... 2 2 33 151 16 C Porthesia similis. Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som: mer. Kltr. Korbweide.. . Xiphydria dromedarius. Lrv. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh. Baume? Cecidomyia saliciperda. Md. Gallenartige Anſchwellungen. 4. Knoſpen. Omias araneiformis. Kfr. An Ausſchlagſtöcken. .... Phyllobius viridicollis. Kfr. Kltr. Salweide OGastropacha neustria. Rp. + OOrgyia antiqua. Rp. Sal⸗ weiden 8 OPorthesia chrysorrhoea. U e Rp. F. 5. Junge Triebe. ORhynchites betulae. Kfr. Kltr. ORhynchites populi. Kfr. Kltr. Oberea oculata. Lrv. 2 Some mer. Mrk. Halias chlorana. Gortyna ochracea. u. Holz. * Ocneria dispar. Liparis monacha. Rp. Kltr. Rp. Mit. Korbweide. .. Seite 103 107 Schutz gegen Inſekten. Seite Nematus angustus. Rp. Mrk. Korb: u. Baumweide. . . . 142 Cecidomyia salicis. Md. Spin- delförmige Auftreibungen. . 154 | 6. Blätter. OMelolontha vulgaris. Sfr. . OMelolonthahippocastani. Kir. Rhizotrogus solstitialis. Kfr. OPolyphylla fullo. Sfr. ... Anomala Frischii. Kir.... Phyllopertha horticola. Kfr. | ( al: 6 Phyllobius viridicollis. fir. Kltr. Salweide.+ m 24 ORhynchites betuleti. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattwickel. . 36 ORbynchites populi. Kfr. u. Lrv. Kltr. Blattwickel. . 37 Lina populi. Kfr. u. Lrv. Kltr. 65 Lina tremulae. Kfr. u. Lrv. S 8 it, EEE 67 Lina longicollis. Kir. u. Lrv L 67 Phratora vitellinae. Kfr. u | Dei eie 68 *Phratora vulgatissima. Kfr. E e eee 70 Gonioetena viminalis. Kir. u. h 11 Galeruca capreae. Kfr. u. Alt.. Agelastica alni. Kfr. Kltr. 7 O Vanessa polychloros. Rp. 1. ‘ ©Gastropacha neustria. Rp.. OGastropacha lanestris. Rp. 1 OOrgyia antiqua. Rp. Sal⸗ weiden?! 8 Leucoma salicis. Rp... OPorthesia chrysorrhoea. Rp. OPorthesia similis. Rp. Aſpe. *Ocneria dispar. Rp.. Liparis monacha. Rp. . Phalera bucephala. Rp. Halias chlorana. Rp. ltr. Blattwickell,, OAnisopteryx aescularia. Rp. beſ. Niederwald. Hyponomeuta variabilis. Rp. Cimbex variabilis. Aftrp. Trichiosoma lucorum. Aftrp.7 Clavellaria amerinae. Aftrp. Nematus septentrionalis. Aftrp. Geſllfrß. .... - Nematussaliceti. Aftrp. Blatt: Balle? te re Nematus salicis. Aftrp. XI. Linden. 1. Wurzeln. *Melolontba vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. Melolontha hippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. ltr... 4 2. Rinde. Vespa crabro. Imo. Kltr. . 151 [5 3. Daft und Splint. Agrilus viridis. Lxv. 2 Som: mer. Kltr., beſ. Hſtr. TF. 4. Holz. Poeeilonota rutilans. Lrv. 2 —1 Sommer. Aſte v. Bmh. 13 Xyloterus domesticus. Kfr. u. Lrv. Ltrg. Bmh. . Xyloterus signatus. fr. u. Lrv. Ltrg. Bmh Cossus ligniperda. Rp. 2 Sommer. Stgh. u. Bmh.. Jeuzera aesculi. Rp. 2 Som: mer if 5. Knoſpen. Porthesia similis. Rp. Stgh. Liparis monacha.. Rp. Stgh. u Un ER BORN ER 185 Seite 88 98 99 102 103 107 115 116 126 132 138 140 140 141 141 142 186 II. Buch. Seite Hibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bm: 8 120 Hibernia aurantiaria. Rp. Stg.. 8 121 OHibernia progemmaria. Rp. Stgh. u. B mh. 121 Cheimatobia brumata. Rp. Sigh us Bmh 122 6. Zunge Triebe. Rhynchitesbetuleti.Kjr.Kltr.7 36 7. Blätter. Melolontha vulgaris. Kfr. ltr., Steh. Bm h 2 Melolontha hippocastani. Kfr. Stah un Bmg 4 Phyllopertha horticola. Sir. 6 ORhynchitesbetuleti. Kfr. Kltr. Blattwickel! ß; 8 OGastropacha lanestris. Rp. Steh u. Bm, 88 IV. Abſchnitt. | 36 | Dasychira pudibunda. Rp. Stgh. u. Bm... Porthesia similis. Rp. Stgh. u. Bmh : 98. Oeneria dispar. Rp Stop u. Bm 8 Liparis monacha. Rp. Stgh. u. Bmh. ß. Phalera bucephala. Rp. Stgh. u., Bm: OAcronycta aceris. Rp. Stgh. u. Bm; Hibernia defoliaria. Rp. Stgh. u. Bm): 8 Hibernia aurantiaria. Rp. Stab: N RO REN: OHibernia progemmaria. Rp. Sigh u Buh Cheimatobia brumata. Rp. Stgh. u Bm a OAphbis tiliae. Imo. u. Ige XII. Roßkaſtanie. 1. Wurzeln. *Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltr. Melolontha hippocastani. Lrv. 3 bis 4 Sommer. Kltr. o 2. Binde, Vespa crabro. Imo. 3. Holz. Xyleborus dispar. Lrv. Kltr. . 15 Kfr. u. Gblg. Kltr., bei. Hftr. 40 ) | | | OzZeuzera aesculi. Rp. 2 Som⸗ mer. Kltr. 4. Blätter. Melolontha vulgaris. Kfr. Sah u Bf Melolonthahippocastani. Kfr. Stgh u Bm); Acronycta aceris. Rp. Stgh. Anisopteryx aescularia. Rp. XIII. Edelkaſtanie. 1. Wurzeln. Melolontha vulgaris. Lrv. 2 bis 3 Sommer. ltr... 2 Melolontha hippocastani. Lrv. e 3 bis 4 Sommer. Kltr. 4 2. Knoſpen. Omjias araneiformis. Sfr. An Ausſchlagſtöcken. .. . . 21 3. Holz. O Anobium tesselatum. u. Lrv. Bmh. f Xyleborus dispar. Lrv. Gölg. Kfr. u. Kltr., beſ. Platypus cylindrus. Lrv. Ltrg. Bmh. . Seite Schutz gegen Inſekten. Seite 4, Blälter. | OAcronyeta aceris. Np. OAttelabuscurculionoides. Kfr. Buß 8 u. Lrv. Kltr. Blattrollen. 7 35 XIV. Akazie. 1. Wurzeln. | 3. Baft und Splint. *Melolontha vulgaris. Lrv. | OHylesinus fraxini. Kir. u. Lrv. 2 bis 3 Sommer. Kltir. 2 Ltg. od. Wgeg. Stgh. u. Bmher * Melolonthahippocastani.Lrv. 4. Hol 3 bis 4 Sommer. Kltr. 4 Xylot, 55 155 8 Polypbylla fullo. Lrv. Kltr. 5 8 an Kirk Bunt x fr. Elater-Arten. Lrv. Klir... 14 3 g. Bmh. . - 5. Blätter. 2. Zunge Triebe. | ORhizotrogus solstitialis. Sfr. Lecanium robiniarum. Imo. Kltr, bes, Hſttet ß; u. Ige. Kltr. u. Stgh. .. 169 | OPolyphylla fullo. Kfr. Stgh.r XV. Platane. 1. Wurzeln. | Lrv. Gblg. Kltr., bei. *Melolontha vulgaris. Lrv. ONE 2 bis 3 Sommer. Kltr. 2 R *Melolontha hippocastani. Lrv. 3. Blätter. 3 bis 4 Sommer. Kltr. . 4 Melolontba vulgaris. fir. | Stgh. u. Bmh. g f 2. Holz. Melolontha hippocastani. Kfr. | Xyleborus dispar. Kfr. u. Stgh. u. Bmh er XVI. Obſtbäume.“) 15 Wurzeln. Scolytus pyri. Kfr u. Lrv. *Melolontha vulgaris. Lv. Ltg. Apfelb. .. . . ** 2 bis 3 Sommer. Kltr. 2 Scolytus rugnlosus. Kfr. u. * Melolonthahippocastani. Lv. 3 bis 4 Sommer. ltr. . 4 2. Rinde. Vespa crabro. Imo. Kltr. 151 3. Vaſt und Splint. OHylesinus fraxini. fir. u. Lrv. Ltg. od. Wgeg Apfelb. Scolytus pruni. Fir. u. Lrv. Ltg. Pflaumb. u. Zwtſchb. 54 43 1) Der Zuſatz „Kltr.“ bedeutet, Lro. Steinobſt, beſ. in Aſten. 4. Holz. OHylecoetus dermestoides. Lrv. Kirche;; OAnobium tesselatum. Kfr. u. i LFirſ ch OPtilinus pectinicornis. u. Lrv. Wlluß. * Xyleborus dispar. Kr. u. 1. Lv. Gblg. Apfelb., Pflaumb. u. Rebſtock. Kltr. 43 42 40 daß vorwiegend junge Pflanzen und Heiſter von dem betreffenden Inſekte befallen werden; wo derſelbe fehlt, ſind junge Stämmchen und ältere Stämme gemeint. 188 II. Buch. Seite Xyloterus domesticus. Kfr.u. rv. Ltrg. Kirſchb. Bmh. f 42 Cerambyx cerdo. Lrv. 2 Som- mer. Bmh. Wlluß. TF. . 57 Cossus ligniperda. Rp. 2 Sommer. Auch Wlluß. T. . 82 * Zeuzera aesculi. Rp. 2 Som- mer. Apfelb., weniger Birnb., u, Wlluß Klit. 84 5. Knoſpen. Phyllobius oblongus. Sfr. anal Aorta ae 23 Phyllobius argentatus. Kfr. 23 Pieris crataegi. Rp. .... 77 *Gastropacha neustria. Rp. 86 Orgyia antiqua. Rp. Apri⸗ keen er ee 88 * Porthesia chrysorrhoea. Rp. Birnb. u. Pflaum bd 99 Porthesia similis. Rp. Birnb. 102 * Ocneria dispar. Rp. Spalier⸗ bf... 103 Liparis monacha. Rp. Kirſchb., Pflaumb. u. Apfelb. . . .. 107 Hibernia defoliaria. Rp. Stein⸗ Bst 120 Hibernia aurantiaria. Rp. . 121 Hibernia progemmaria. Rp. 121 *Cheimatobia brumata. Rp. Apfelb., Birnb. u. Zwtſchb. 122 6. Junge Triebe. *Rhynchites betuleti. Sfr. BEINE k 36 7. Blätter. Melolontha vulgaris. Kir. Pflaumb., Zwtſchb., Kirſchb, weniger Apfelbw i. 2 Melolonthahippocastani. Kfr. 4 OPolyphylla fullo. K fr.. 5 AnomalaFrischii. Kfr. Wein— f Phyllopertha horticola. Kfr. 6 Pbyllobius oblongus. Sir. Klit Fir 23 Phyllobius argentatus. Kfr. Kli u 3 ar OD. 23 IV. Abſchnitt. Rhynchites betuleti. Kfr. u. rv. Weinſtock, Birnb. Blattw ice!!! Pieris crataegi. Rp. Kleine Naupenneiter Vanessa polychloros. Rp. Kirſchb., Birnb. u. Apfelb. *Gastropacha neustria. Rp. Gastropacha lanestris. Rp. Kirſchb. u. Pflaum. Orgyia antiqua. Rp. Aprikoſ. ac. *Porthesia chrysorrhoea. Rp. Birnb. u. Pflaumb. Große Raupen: Porthesia similis. Rp: ... *Ocneria dispar. Rp. Spalier⸗ obſt. e g On Liparismonacha. Rp. Kirſchb., Pflaumb. u. Apfelb. F... Hibernia defoliaria. Rp. Stein⸗ obſt : Hibernia aurantiaria. Rp. Hibernia progemmaria. Rp. *Cheimatobia brumata. Rp. Apfelb., Birnb. u. Zwtſchb. Teras ferrugana. Rp. Kirſchb. ObCacoecia podana. Rp. . Hyponomeuta variabilis. Rp. Pirus-Arten, Pflaumb. u. 8. Blüten. Phyllopertha horticola. Kir. Porthesia chrysorrhoea. Rp. Birnb. u. Pflaumb. Porthesia similis. Np. ... * Ocneria dispar. Rp. Spalier⸗ obſt.. . Hibernia defoliaria. Rp. Stein dot Cheimatobia brumata. Rp. Apfelb., Birnb. u. Zwtſchb. 9. Früchte. Phyllopertha horticola. Kfr. Orchestes fagi. Kfr. Kirſchb. Orgyia antiqua. Rp. Apri⸗ Porthesia similis. Rp. Seite Schutz gegen Inſekten. 189 Seite Seite Hibernia defoliaria. Rp. Un⸗ Carpocapsa funebrana. Rp. reifes Steinobſ ite. 120 Pflaumb. u. Zwtſchb. . . . . 132 Cheimatobia brumata. Rp. Vespa crabro. Imo. Obſt Apfelb., Birnb. u. Zwtſchb. 122 u. Weintrauben 151 Carpocapsa pomonana. Rp. Apfelb. u. Bird. 131 XVII. Gberejde. 1. Wurzeln. L.iparis monacha. Rp. Stgh. *Melolontha vulgaris. Lv. u. Bmh .... 107 2 bis 3 Sommer. Kltr... 2 | OHibernia defoliaria. Np. * Melolonthahippocastani. Irv. | Stgh. u. Bm. 120 3 bis 4 Sommer. ltr... 4 6. Blätter. 2. Ainde. Melolontha vulgaris. Sir. - 15 | Sigh u: Buhl 2 t h ter. 3 Se ee, £ b er 34 | vxtta vesicatoria. Kfr. Kltr. De 7 | Sight ar aerhere 18 3. Daft und Splink. | Phyllobius psittacinus. Kfr. Scolytus pruni. Kfr. u. Lrv. | Kltr. u. Stgh e. 24 F 54 | OOtiorrhynchus ater. Kfr. Kltr. Seolytus rugulosus. Fir. u. u. Stgh. .. 34 Sr . 56 Pieris crataegi.. Rp. Kleine | NRaupennefter.? -....... 77 4. Holz. OOrzyia antiqua. Rp. Stahl. 88 Xyloterus domesticus. fir. OPorthesia similis Rp. Stgh.r 102 u. Lrv. rg. Bmh. 7. 42 Liparis monacha. Rp. Stgh. Oeuzera aesculi. Rp. 2 Sommer. 84 e eee 107 OHibernia defoliaria. Rp. Stgh. 5. Knoſpen. DBD 120 Phyllobius psittacinus. Kfr. \ Hyponomeuta variabilis. Rp. A 24 EN 132 OOrgyia antiqua. Rp. Stgh.r 88 Nematus septentrionalis. OPorthesia similis. Rp. Stgh. 102 Aftrp. Kltr. u. Stgh. Geſllirß 7 141 XVIII. Traubenkirſche. 1. Rinde. | 3. Blätter. OHylobiusabietis. fr. Klir 7 33 | Liparismonacha. Rp. Stgh. - N DHspe so 107 2 2. Baſt und Splint. Cbeimatobia brumata. Rp. Scolytus pruni. Kfr. u. Lrv. S 2 8 Steh: u. Bm... 122 Lig. nn. 54 Hyponomeuta padi. Rp. Kltr. Scolytus rugulosus. ir. u. Hecken u. Niederwald. . .. 133 BEI eee 50 XIX. Haſel. 1. Ainde. 2. Daft und Splint. OHylobius abietis. Kfr. .. 33 Agrilus coryli. Lrv. 2 Som⸗ mer. Kltr., bei. Hſ tr... 9 190 II. Buch. IV. Abſchnitt. Seite Seite 3. Knoſpen. Phyllobius psittacinus. Kfr. 24 Strophosomus coryli. Kfr. . 20 | OApoderus coryli. Kfr. u. Lrv. Strophosomus obesus. ir. 20 Blatteollen. re: 35 Polydrusus micans. Kfr. . . 22 | ORhynchites betulae. ir. u. Phyllobius psittacinus. fr. 24 Lrv. Blattrichter. T... 36 Balaninus nucum. Kfr.. . 25 ORbynchites betuleti. Kfr. u. Liparis monacha. Rp. . . 107 Lv. Blattwickel. 36 Cheimatobia brumata. Rp. . 122 Haltica erucae. Kfr. u. Lrv. Kltr. f e 75 4. Zunge Triebe. ODasychira pudibunda. Rp.. 91 Strophosomus coryli. Kfr. . 20 Liparis monacha. Rp. .. 107 Strophosomus obesus. Kfr. P 20 Cheimatobia brumata. Rp. 122 Rhyncbites betuleti. Sfr. . 36 | OAnisopteryx aescularia. Rp. 126 Oberea linearis. Lrv. 2 Som- Nematus septentrionalis mer. ??; 63 Aftrp. Geilfib.+...... 141 5. Blätter. 6. Früchte. Phyllopertha horticola. fr. 6 | OAthous subfuscus. rv. . . 14 OStrophosomus coryli. Kfr. . 20 Balaninus nucum. Kfr. u Lrv. 25 OStrophosomus obesus. Kfr.. 20 Balaninus glandium. Kfr. u. OPolydrusus micans. Kfr. . . 22 Erb. f., ee 26 XX. Kleine Sträucher. 1. Weißdorn. | OHibernia defoliaria. Rp. Pieris crataegi. Rp. Knoſpen | Knoſpen u. Blätter.... 120 d 77 O Anisopterix aeseularia. Rp. OGastropacha neustria. Rp. Blätter. ern 126 Knoſpen u. Blätter. JF. 86 Hyponomeuta variabilis. Rp. OGastropacha lanestris. Rp. Blätter A 132 Blatter. : 8 88 ODasychira pudibunda. Rp. 3. Spindelbaum. Blätter! 91 . * Porthesia chrysorrhoea. Rp. ri Rp. 2 Som⸗ 84 Knoſpen u. Blätter. . . .. 99 — ie A Aare a dern Rp. OLLiparis monacha. Rp.r. - q 107 Knoſpen u. Blätter. . . . . 120 Hyponomeuta evonymella. O Hibernia aurantiaria. Rp. . Bee ee * Knoſpen u. Blätter. . .. . 121 Hyponomeuta variabilis. Rp. 4. Jaulbaum. Blätter ch ee 132 | OZeuzera aesculi. Rp. 2 Som⸗ | mer. Holz;; 84 2. Schwarzdorn. | ODasychira KLEE Rp. OGastropacha neustria. Rp. | Blätte .. 91 Knoſpen u. Blätter. T.. .. 86 Liparis monacha. Rp. Blätt. T. 107 O Dasychira pudibunda. Rp. Hyponomeuta padi. Rp. Blätter e e RUN ONE. 91 Blätter N 133 O Porthesia chrysorrhoea. Rp. Hyponomeuta evonymella. Knoſpen u. Blätter. . . .. 99 Rp. Bläl eff; 134 Schutz gegen Inſekten. 191 Seite Seite 5. Heckenkirſche. ODasyebira pudibunda. Rp. Hyponomeuta evonymella. Blatter... Meran. 91 Blatter, 131 Oborthesia chrysorrhoea. Rp. Knoſpen u. Blätter.. .. 99 6. Noſenſträucher. OHibernia defoliaria. Rp. *Phyllopertha horticola. Kir. Knoſpen u. Blätter . . . 120 Blätter u. Blüten 6 Oanisopteryx aescularia. Rp. Luytta vesicatoria. Kfr. Blätter. 18 Blätter! 126 DGastropacha neustria. Rp. ' ORhodites rosae. Imo. u. Md. Knoſpen u. Blätter. ... 86 Nojenapfel.......... 150 Schlußbemerkung. Am Schluſſe des Abſchnittes über die Forſtinſekten angelangt, jrängt es uns, ſowohl dem angehenden Forſtmann, als auch dem Praktiker die Wichtigkeit dieſes Gegenſtandes nochmals dringend im das Herz zu legen. Mangelnde Fürſorge um den Wald in dieſer Beziehung hat ſich ſchon oft bitter gerächt. Wiederholt iſt, wie die ſroßen Inſekten⸗Kalamitäten noch in der letzten Zeit gezeigt haben, der Fleiß von Jahrzehnten, ja ſelbſt eines Jahrhunderts, den kleinen Waldfeinden zum Opfer gefallen. Man wiege ſich nicht in dem Blauben, daß die Inſekten-Kalamität immer nur ſekundär auftrete! Bei Maſſenvermehrung eines Schädlings werden auch die wüchſigſten Be— tände heimgeſucht. Zur ſteten Überwachung dieſes permanenten Übels ſt ganz beſonders der Verwalter von Nadelholzforſten berufen. Der Schwerpunkt der Bekämpfung wird zwar ſtets in geſchickter Vorbeugung durch ſorgfältige und reinliche Wirtſchaft und Er— tung eines Fraßes in ſeinen Anfängen liegen, weil die menſchliche kraft allein einer ausgebrochenen Kalamität gegenüber nicht ausreicht. Immerhin ſoll aber der Forſtmann auch dann die Hände nicht müßig n den Schoß legen. Je mehr er ſich durch Studien in Büchern und m Walde in die Lebensweiſe und das forſtliche Verhalten der ſchäd— ichen Forſtinſekten vertieft, deſto erfolgreicher wird er ſeine hohe Miſſion, ein Pfleger des Waldes zu ſein, erfüllen können. II. Bud. Schutz der Waldungen gegen Gewächſe.“) Die forſtſchädlichen Gewächſe beſtehen teils aus ſog. Forſt— unkräutern, welche den Waldboden überziehen oder auf Waldbäumen ſich anſiedeln, teils aus Schmarotzerpilzen, welche Holzgewächſe befallen, die den Gegenſtand des forſtlichen Anbaues bilden. Die beiden folgenden Abſchnitte ſollen daher dieſen zum Teil ſehr gefährlichen und verſteckten Feinden gewidmet werden. 1) Zur Litteratur über forſtliche Botanik überhaupt: | Döbner, Dr. E. Ph.: Lehrbuch der Botanik für Forſtmänner, nebſt drei Tabellen zur Beſtimmung der Holzgewächſe Deutſchlands und der Schweiz ze. 3. Aufl. Aſchaffenburg, 1865. 4. Aufl., vollſtändig neu bearbeitet von Dr. Friedrich Nobbe. Mit 430 Holzſchnitten. Berlin, 1882. — Sehr empfehlenswert. 2 Nördlinger, Dr. H.: Deutſche Forſtbotanik ꝛc. Für Forſtleute, Phy⸗ ſiologen und Botaniker. J. Band. Stuttgart, 1874. II. Band. Die ein⸗ zelnen Holzarten. Daſelbſt, 1876. — Ein ausführliches, gehaltreiches Werk; die Darſtellung iſt aber, namentlich infolge vieler eigentümlicher Wort- und Satzbildungen, etwas ſchwerfällig. i Fiſchbach, H.: Katechismus der Forſtbotanik. 4. Aufl. Mit 79 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig, 1884. 5. Aufl. Daſelbſt, 1894. . Hempel, Guſtav, und Wilhelm, Dr. Karl: Die Bäume und Sträucher des Waldes in botaniſcher und forſtwirthſchaftlicher Beziehung. I. Abtheilung J. Allgemeiner Theil. II. Specieller Theil. Die Nadelhölzer. Mit 11 Farben⸗ druck⸗Tafeln. Wien und Olmütz, 1889. Die II. Abteilung, welche die Laub- hölzer behandelt, iſt noch im Erſcheinen begriffen. — Ein vortreffliches, reich ausgeſtattetes Werk mit ausgezeichneten Abbildungen; die hervorragendſte Leiſtung auf dieſem Gebiete. Dippel, Dr. Leopold: Handbuch der Laubholzkunde. Beſchreibung der in Deutſchland heimiſchen und im Freien kultivierten Bäume und Sträucher Für Botaniker, Gärtner und Forſtleute bearbeitet. I. Teil. Mit 280 Text; abbildungen. Berlin, 1889. II. Teil. Mit 272 Textabbildungen. 1892 III. Teil. Mit 277 Textabbildungen. 1893. Schwarz, Dr. Frank: Forſtliche Botanik. Mit 456 Textabbildungen und zwei Lichtdrucktafeln. Berlin, 1892. Schutz gegen Forſtunkräuter. 193 I. Abſchnitt. Schutz gegen Forſtunkräuter. ) I. Kap. Verhütung des Forſtunkräuterſchadens im allgemeinen. 1. Begriff der Jorſtunkräuter. Unter Forſtunkräutern verſteht man die ſpontanen Klein— gewächſe des Waldes, welche durch ihr geſelliges, mehr oder minder maſſenhaftes Auftreten die Begründung und weitere Entwickelung unſerer forſtlichen Kulturpflanzen beeinträchtigen. Im weiteren Sinne rechnet man hierzu auch ſämtliche Sträucher und ſogar manche ſonſt nützliche Baumarten im jugendlichen Alter, wenn durch deren Mitwachſen die Hauptholzart beeinträchtigt wird. Solche Fälle liegen z. B. vor, wenn ſperrige Salweiden oder Aſpen in Buchenſchlägen oder wenn Weißbirken in Nadelholzkulturen in größerer Menge auftreten. Sogar noch in Stangenhölzern kann ferner die anſpruchsloſe Hainbuche?) der Rotbuche bei ihren frühzeitigen, häufigen und reichlichen Fruchterträgen eine ſo gefährliche Konkurrenz machen, daß ihre Entfernung bei den Reinigungshieben!) geboten erſcheint. Die Einreihung von Holzgewächſen unter die Forſtunkräuter widerſpricht zwar eigentlich dem ſtrengen Wortlaut, indem holzige Stengel — 1) Ratzeburg, Dr. J. T. C.: Die Standortsgewächſe und Unkräuter Deutſchlands und der Schweiz, in ihren Beziehungen zu Forſt-, Garten- und Landwirthſchaft und zu anderen Fächern. Mit 12 lithographirten Tafeln und 6 Tabellen. Berlin, 1859. — Vom botaniſch-morphologiſchen Stand— punkt aus laſſen ſich zwar manche Bedenken gegen das Buch erheben; das gelieferte Material iſt aber ein ſehr reichhaltiges. Thaer, Dr. A.: Die landwirtſchaftlichen Unkräuter. Farbige Abbildung, Beſchreibung und Vertilgungsmittel derſelben. Berlin, 1881. 2. Aufl. 24 Farbendrucktafeln nebſt Text. Daſelbſt, 1893. — Dieſes Werkchen enthält auch einige forſtliche Unkräuter. Der Hauptwert des Schriftchens liegt in 2 Abbildungen. Der begleitende Text orientiert über die Bekämpfung der kräuter. L. J.: Studien über die Waldvegetation (Forſtliche Blätter, N. F. 1892, S. 42 und 65). 2) Hgn., R.;: Ueber das gegenſeitige Verhalten der Hainbuche und Buche der Großh. heſſ. Provinz Oberheſſen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1874, S. 73). 3) Rebmann: Bedeutung und Ausführung der Reinigungshiebe. Mit einer lithogr. Abbildung (daſelbſt, 1881, S. 401). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 13 194 III. Buch. I. Abſchnitt. vom botaniſchen Geſichtspunkt aus — keine krautartigen find. Die Bezeich- nung „Forſtunkräuter“ hat ſich aber in der forſtlichen Welt ſo eingebürgert, daß man davon abſehen muß, ſie aufzugeben, u. zw. um ſo mehr, als ein paſſenderer Ausdruck hierfür nicht leicht gefunden werden kann. Schon hier ſei bemerkt, daß gerade die meiſten und ſchädlichſten Forſtunkräuter in die Gruppe der holzigen Gewächſe gehören. Die Sträucher ſind teils höhere, teils niedere; die ſperrig wachſenden und Wurzelbrut treibenden ſind im allgemeinen am ſchädlichſten. 2. Slaffifizierung der Forſtunkräuter. Als Geſichtspunkte für die Einteilung der Forſtunkräuter laſſen ſich annehmen: Die Beſchaffenheit bzw. Struktur der Stengel. Die Dauer der Forſtunkräuter. Das Auftreten je nach Lagen. Das Vorkommen je nach Bodenbeſchaffenheit— Der Befund der Mineralbeſtandteile in der Aſche. Das Verhalten gegen Licht und Schatten. Die Art und Weiſe ihrer ſchädlichen Einwirkung. Der Grad ihrer Schädlichkeit. Die mannigfaltigen Beziehungen der Forſtunkräuter zum Boden und Waldbau) ſind ebenſo intereſſant und lehrreich, als die natürlichen Wand— lungen ), welchen die Bodendecke im Walde, nach Holzarten und Schlußverhält⸗ niſſen der Beſtände, im Laufe der Zeit unterliegt. Nach den vorſtehenden Geſichtspunkten laſſen ſich folgende 8 Gruppen von Forſtunkräutern ausſcheiden: ad A) Holzige und frautartige Forſtunkräuter. Zu erſteren gehören z. B. Beſenpfrieme, Heide, Heidelbeere, Weißdorn, Schwarzdorn, Brombeere, Wachholder ꝛc., kurz ſämtliche Sträucher; zu letz⸗ teren: Weidenröschen, Kreuzkraut, Fingerhut, Tollkirſche, alle Gräſer und Halbgräſer ꝛc. ad B) Einjährige, zweijährige und perennierende Forſt— unkräuter. Zu erſteren gehören die meiſten krautartigen Pflanzen; zu letzteren alle holzigen Kleingewächſe. Eine zweijährige Dauer der Pflanze (im erſten Jahre 1) Senft, Dr.: Die Kräuter- und Grasarten auf den Waldblößen im ihrem Verhalten zum Boden und Waldbau (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd⸗ weſen, I Band, 1869, S. 341 und II. Band, 1870, S. 255). 5 Einfluß lebender und todter Bodendecken auf die Bodentemperatur (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1892, S. 88). — Ein kurzer Aus⸗ zug aus den Unterſuchungen Ebermayer's (Wollny's Forſchungen auf dem Gebiete der Agriculturphyſik, XIV. Band, S. 379 u. f.). 2) Burckhardt, Dr. H.: Die Waldflor und ihre Wandlungen (Aus dem Walde. V. Heft, 1874, S. 135). 8 E Schutz gegen Forſtunkräuter. 195 zur Blätter, im zweiten Jahre Blütenſtengel mit Früchten) kommt im all⸗ zemeinen ſelten vor. Beiſpiele ſind: Wollkraut und Fingerhut. ad C) Unkräuter der Ebene, des Sumpfes, des niederen Hügel- und Berglandes, des Mittel- und des Hochgebirges Am entſchiedenſten unter dieſen verſchiedenen Lagen-Verhältniſſen iſt die Sumpf- und die Hochgebirgsflora ausgeprägt. ad D) Bodenſtete, bodenholde und bodenvage Forſtunkräuter Unger). Die bodenſteten Pflanzen hat man weiter in Sand-, Thon-, Lehm-, Kalk⸗, Mergel⸗-⸗, ef und Humusboden— Pflanzen ꝛc. unterſchieden Mit dieſer Einteilung iſt aber deshalb nicht viel anzufangen, weil das Pflanzenproduktionsvermögen des Bodens nicht nur von der Oberflächen⸗Krume, ſondern auch von dem Untergrund und der Um— jebung bedingt wird. Es kann daher nicht befremden, wenn z. B. zer Sandboden oft eine Flora zeigt, die der Lehm-, Thon- oder Torf- lora ähnlicher iſt als der Sandflora, oder wenn ſogar Salzpflanzen, ür welche die Bodenſtetigkeit noch am eheſten behauptet werden könnte, uuf faſt ſalzfreien Böden ſich vorfinden. ITnm allgemeinen find die meiſten Forſtunkräuter boden vag, „ h. ſie treten auf Bodenarten von höchſt verſchiedenartiger chemiſcher ind phyſikaliſcher Konſtitution auf. Als Sandbodenpflanzen ſind zu nennen: Heide, Beſenpfrieme, Sand— argras, Sandrohr, Sandriedgras, Grauſchmiele, Quirlhirſe ꝛc. Auf Thonboden ſind heimiſch: Huflattig, Peſtwurz, Sumpfzieſt, achtelhalme, Wollgräſer, Rohrarten, Binſen, Simſen ꝛc. Auf Lehmboden finden ſich, wegen ſeiner günſtigen Bedingungen, zahl— iche Pflanzen, insbeſondere auch alle guten Wieſengräſer, Winden, Ehren— eis ꝛc. und zahlreiche Übergänge der Pflanzenwelt einerſeits zum Thon⸗-, dererſeits zum Sandboden. Als echte Kalkpflanzen ſind zu bezeichnen: Deutſcher Zieſt, Stein— bichtskraut, Steinbrombeere, wolliger Schneeball, viele Schmetterlingsblütler, wimpertes Perlgras und Seslerie ꝛc. Ein humushaltiger bzw. an Dammerde reicher Boden wird angezeigt ich: Himbeere, Springkraut, gemeine Hanfneſſel, Nachtſchatten ꝛc. Zu den Torfgewächſen gehören: Kienporſt, Rauſchheidelbeere, die eren Gräſer und Halbgräſer, Läuſekraut, Sauerampfer, Torfmooſe ꝛc. Salzgehalt im Boden wird angezeigt vom: Meerſtrands-Milchkraut, erſtrands⸗Wegerich, Glasſchmalz, Salzkraut x. ad E) Kieſel⸗, Kalk⸗ und Kalipflanzen. Dieſe früher von Gelehrten erſten Ranges (Liebig) angenommene nteilung ſtützt ſich auf die Analyſe der Aſche, indem ſie von der nficht ausgeht, daß die Pflanze vorzugsweiſe der mineraliſchen Nähr⸗ e bedürfe, welche ſich in der Aſche am meiſten vorfinden. Auch dieſer Klaſſifizierung kann ein großer wiſſenſchaftlicher Wert 18 196 III. Buch. I. Abſchnitt. nicht beigelegt werden. Die obigen Bezeichnungen ſind wenigſtens inſofern ungenügend, als zum Wachstume der Pflanzen auch noch andere als die genannten Stoffe (3. B. Natron, Salpeter ꝛc.) er⸗ forderlich ſind. Ferner iſt nicht zu überſehen, daß die chemiſchen Bedürfniſſe einer und derſelben Pflanze wieder je nach den einzelnen Pflanzenteilen verſchieden ſind. So ſind z. B. die Gras- und Ge— treidearten den Blättern nach Kieſelpflanzen, den Samen nach aber Phosphor-, Kali- oder Magneſiapflanzen. 5 Die Erſcheinung, daß eine Anzahl von Forſtunkräutern auf ge— wiſſen Bodenarten vorzugsweiſe gefunden wird, iſt höchſtwahrſcheinlich weniger in der mineraliſchen Zuſammenſetzung bzw. chemiſchen Qua⸗ lität dieſer Bodenarten begründet, als vielmehr in den phyſikaliſchen Eigenschaften des Bodens (Feuchtigkeit, Lockerheit, Wärmekapazität ꝛc.) zu ſuchen. Die Mineralbeſtandteile ſind zwar hierauf nicht ganz ohne Einfluß, indem ſie die phyſikaliſche Bodenkonſtitution mit bedingen; ihre Rolle iſt aber doch mehr eine ſekundäre. Der Botaniker Hoffmann!) (Gießen) ſchildert in überzeugender Weije das allmähliche Verdrängen der Kulturpflanzen durch Unkräuter (wo jene ſich ſelbſt überlaſſen bleiben) und den ſchließlichen Sieg gewiſſer Arten (Tri- ticum repens L., Poa pratensis L., Holzgewächſe ꝛc.) im Kampf um das Daſein. g Als die Haupturſachen dieſer Erſcheinung werden das verſchiedene Licht- bedürfnis und das ungleiche Wurzelvermögen der konkurrierenden Pflanzenarten bezeichnet. Außerdem ſpielt auch die leichte Weiterverbreitung der Unkräuter durch Wind, Waſſer, Vögel ꝛc. eine Rolle. Der Verfaſſer kommt zu dem Schluſſe, daß — wenn die Kultur in Deutſchland plötzlich ganz aufhören würde — die Vegetation nach 100 Jahren auf die drei Formen: Wald, Wieſe und Sumpf (je nach dem Feuchtigkeitsgrade) ſich beſchränken würde. ad F) Lichtbedürftige und ſchattenertragende Forſtunkräuter Die Heide z. B. iſt eine ausgeſprochene Lichtpflanze. Die Preißelbeere iſt eine Halblichtpflanze. Die Hülſe und auch der Wachholder ſind Schatte pflanzen, weil ſie ſelbſt in noch geſchloſſenen Beſtänden gut gedeihen. De Epheu iſt eine noch entſchiedenere Schattenpflanze. ad 6) Verſperrende, verdämmende, (durch Klettern) erz drückende, verſumpfende und ſchmarotzende Forſtunkräuter. Beiſpiele ſollen im II. Kap. namhaft gemacht werden. ad II) Sehr ſchädliche, merklich ſchädliche und unmerkli ſchäd liche Forſtunkräuter. 5 Übrigens find keineswegs alle im Walde auftretenden Klein: gewächſe ſchädlich. Viele ſind ganz irrelevant; andere werden nu unter gewiſſen örtlichen Verhältniſſen ſchädlich und noch andere ſind 1) Der Krieg im Pflanzenreiche (Georgika, herausgegeben von Birn baum. Leipzig, 1871, S. 1-21). Schutz gegen Forſtunkräuter. 197 neben ſchädigenden Einwirkungen ſogar nützlich, wie ſogleich nach— gewieſen werden ſoll. 3. Nützlichkeit der Forſtunkräuter. Der Nutzen der (überhaupt nützlichen) Forſtunkräuter iſt ent⸗ weder ein direkter oder ein indirekter. Der direkte Nutzen gewiſſer Forſtunkräuter beſteht in deren Nahrungs⸗, Futter⸗, Streu-, Dung⸗ oder Brennwert oder in ihrer Ver⸗ wendung in der Technik oder zur Herſtellung von Arzneimitteln. Nahrungswert für Menſchen und Tiere (namentlich Vögel) beſitzen 3. B. die Früchte vieler Sträucher (Brombeerſträucher, Stachel- und Johannis⸗ beerſträucher, Heidelbeere ꝛc.). Zu Futter⸗, Streu⸗ und Brennzwecken dienen Beſenpfrieme und Ginſter⸗Arten. Ein gutes Streumaterial liefern die Farnkräuter und Mooſe. Verwendung in der Technik finden Faulbaum (zur Schießpulver⸗ fabrikation), Kreuz- und Sauerdorn (zum Färben), Wachholder (Schnaps aus Beeren), Holunder (Wein und Latwerge aus Beeren), Neſſeln (zur Herſtellung von Tuch und Garn), Rohr⸗ und Binſen⸗Arten (zu Dächern, zur Befeſtigung des Putzes an den Wänden ꝛc.), Moos⸗Arten (als Packmaterial, zur Verwendung in der Gärtnerei, Bürſtenfabrikation ꝛc.), Schachtelhalm (zum Polieren ꝛc.). Offizinellen Wert haben Tollkirſche (durch ihren Gehalt an Atropin und Belladonnin), Fingerhut (enthält Digitalin), Kreuzkräuter (enthalten Senecionin und Senecin), Kellerhals (enthält Daphnin) ꝛc. Nähere Belehrung hierüber hat die Forſtbenutzungslehre zu erteilen. Indirekt nützlich ſind die Forſtunkräuter als: za) Standortsanzeiger durch Gewährung von Aufſchlüſſen über gewiſſe Eigentümlichkeiten des Bodens; b) Bodenbefeſtiger durch Bindung des Bodens auf Anhöhen und an ſteilen Hängen, zumal im Gebiete des Flugſandes; c) Bodenverbeſſerer durch Bereicherung und Friſcherhaltung des Bodens, Erſchwerung der Wärmeausſtrahlung, überhaupt Abſchwächung der Temperatur⸗Extreme in der oberſten Bodenſchicht (Moosdecke); d) Schutzſpender für zarte Holzpflanzen in exponierten Ortlich⸗ leiten gegen Froſt, austrocknende Winde und Hitze. Aus dieſen Gründen dürfen die Forſtunkräuter keineswegs unter en Umſtänden beſeitigt werden. Ihre Entfernung iſt nur dann ge— oten, wenn ſie ausſchließlich ſchaden oder wenn ihr Schaden den Nutzen erwiegt. 4. Schädlihkeit der Forſtunkräuter. A. Schädlichkeit im allgemeinen. Auch die Schädlichkeit der Forſtunkräuter iſt entweder eine rekte oder indirekte. Manche Kleingewächſe des Waldes ſind ar nach beiden Richtungen hin nachteilig. 198 III. Buch. J. Abſchnitt. Direkt oder unmittelbar ſchädlich ſind die im Walde vor— kommenden Giftpflanzen, z. B. Kellerhals, Fingerhut, Nachtſchatten, Tollkirſche ꝛc. Forſtliche Beachtung verdient dieſe Schädlichkeit bei dem Waldweidebetriebe. Als ein direkter Nachteil kann auch die Beläſtigung angeſehen werden, die dem Holzfällungsbetriebe durch dichte Überzüge, z. B. von Schwarzdorn, Weißdorn, Roſen, Waldrebe ꝛc, bereitet wird. Die indirekte Schädlichkeit der Forſtunkräuter beſteht in: 1. Verwurzelung des Bodens und hierdurch Verhinderung der Anſamung oder Erſchwerung der Aufforſtung, mithin Vermehrung der Kulturkoſten. Heide, Piloſelle, Heidelbeere, Gräſer ꝛc. 2. Aufnahme mineraliſcher Nährſtoffe aus dem Boden, die infolge— deſſen den Holzgewächſen entgehen. Von beſonderem Belange find die hauptſächlich in die (Gras-)Samen wandernden Salze (phosphorſaures Kali ꝛc.). 3. Beeinträchtigung bzw. Unterdrückung der forſtlichen Kultur—⸗ gewächſe im jugendlichen Zuſtande durch Entzug der zum Wachstum unentbehrlichen Atmoſphärilien: Luft, Licht, Wärme, Tau, Regen. Aſpe, Salweide (insbeſondere als Stockausſchläge); Gräſer, Halbgräſer zc. Lichtholzarten ſterben unter dem dichten Schirme zumal holziger Forſtunkräuter raſch ab. Schattenholzarten friſten zwar noch einige Zeit ihr Daſein, gehen aber bei andauerndem ſtarkem Drucke zuletzt ebenfalls zu Grunde. 4. Erdrücken durch Überlagern, zumal im Winter bei ſtarkem Schnee, oder durch Kletterkraft. Hochſtengelige Krautgewächſe, Gräſer, Brombeerſträucher; — Geißblatt, Waldrebe, Winde, wilder Hopfen ꝛc. 5. Zurückhalten der Näſſe bei feuchtem Wetter und Veranlaſſung zur Verſumpfung; infolgedeſſen Vermehrung der Froſtſchäden. Alle Torfpflanzen, insbeſondere die Torfmooſe. 6. Austrocknung und Vermagerung des Bodens. Ein hauptſächlich auf Befeuchtung von oben her angewieſener, trockener Boden wird durch einen dichten Gras- und Unkrautfilz der Luftfeuchtigkeit und den wäſſerigen Niederſchlägen (Tau, Regen ꝛc.) verſchloſſen, mithin noch trockener gemacht (namentlich bei Dürre). Außerdem wirkt die Grasnarbe auch dadurch austrocknend, daß die Gräſer durch ihre Wurzeln ſehr große Waſſermengen konſumieren und durch die Tranſpiration ihrer oberirdiſchen Organe wieder abgeben. Je dichter die Gräſer ſtehen, deſto größer iſt die Austrocknung der oberſten Bodenſchicht. 7. Erzeugung eines der Vegetation unzuträglichen Humus. Hierher gehören der ſauere und der ſtaubige Humus. Heide, Schilf-Arten, ſauere Gräſer. S. Beherbergung ſchädlicher Tiere (Mäuſe, Inſekten). Schutz gegen Forſtunkräuter. 199 1 9. Begünſtigung der Entſtehung und Fortleitung von Waldbränden. 10. Entzug von Säften durch eine ſchmarotzende Thätigkeit. Man unterſcheidet in dieſer Beziehung: a) Schmarotzer, die gleich von vornherein ihren Keim in einen lebenden Teil einer anderen Pflanze einſenken und aus dieſer ihre volle Nahrung entnehmen. Hierher gehören Miſtel und Riemenblume. b) Schmarotzer, die zwar im Boden keimen, aber alsbald an eine andere lebende Pflanze ſich anklammern, mit dieſer verwachſen und von ihr ſich tragen ſowie ernähren laſſen. In dieſe Gruppe gehören die Arten der Gattung Flachsſeide. e) Schmarotzer, die ſich teils durch Anheften an eine fremde Pflanze von dieſer, teils aber auch durch die Thätigkeit ihrer eigenen Wurzeln aus dem Boden ernähren. In dieſe Kategorie fallen die Arten der Gattung Sommerwurz. Die auf Ba umrinden ſich anſiedelnden Flechten) und Mooſe ge— hören zwar nicht zu den Schmarotzern, da ſie ihrer Unterlage keine Säfte entziehen, ſondern nur von Waſſer, Luft und Rindenmoder leben; allein ſie können bei übermäßiger Ausbreitung dem Wachstume der Waldbäume doch nach anderen Richtungen hin nachteilig werden. Sie verhindern nämlich durch Verſtopfung der zahlreichen Lentizellen der Rinde den Zutritt des Sauer— ſtoffes der Luft, erſchweren hierdurch das Atmen der Bäume, halten die Feuchtig— keit zurück, begünſtigen die Anſiedelung gewiſſer forſtſchädlicher Inſekten und können ſogar die Schnee- und Duftbruchkalamität befördern. Unter den Waldbäumen ſind Borkenbäume, wie Fichte, Lärche und Kiefer zum Anhaften von Flechten beſonders disponiert. Mit dem Alter nimmt der Flechtenanhang zu, weil riſſige Borke das Anhaften begünſtigt; var dem fünfzehnten bis zwanzigſten Lebensjahre treten die Flechten nur vereinzelt an den Stämmchen auf. Die Aſte zeigen ſich in der Regel reich⸗ bger hiermit bedeckt als der Schaft. Dichter Schluß befördert das Friſch— erhalten von Boden und Luft und ſomit die Weiterverbreitung der Flechten. Was die einzelnen Flechten-Arten anlangt, jo ſind die Lappen- (Um- bricaria), Blatt- (Hatysma) und Kruſtenflechten (Lecanora) am ſchädlichſten, weil ſie einen die Luft abſchließenden, dichten, kruſtenartigen Panzer auf der Rinde bilden. Die Bart⸗ (Usnea), Band- (Evernia) und Mähnenflechten (Alectoria) ſind zwar nicht gleichgültig, aber doch von geringerer Bedeutung. Wie nachteilig maſſenhafter Flechtenwuchs den Bäumen werden kann, hat 1 H. Paweſch nachgewieſen. Die aus Fichten, Lärchen und Kiefern 1) Wißmann, O. L.: Sind die Rindenflechten den Bäumen ſchädlich? KGlugemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1872, S. 389). Kummer, Paul: Der Führer in die Flechtenkunde. Anleitung zum leichten und ſicheren Beſtimmen der deutſchen Flechten. Berlin, 1874. 2. Aufl. Rit 46 Figuren auf 3 lithographierten Tafeln. Daſelbſt, 1883. 2) Brief aus Kärnten. Über ein bedeutendes Vorkommen von Flechten Beſtänden des Lavantthales (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 9, S. 275). 200 III. Buch. I. Abſchnitt. beſtehende Beſtockung litt in einem feuchten Gebirgsthale derart, daß durch 8 Flechtenarten faft die Hälfte der Bäume vorzeitig einging. Die Thatſache, daß man die Flechten vorzugsweiſe auf ſchlechtwüchſigen Bäumen i iſt in erſter Linie auf die Standortsverhältniſſe zurück⸗ zuführen. In Ortlichfeiten mit einem Übermaße von Bodennäſſe oder allzu— reicher Luftfeuchtigkeit kümmern alle Holzarten; gerade hier zeigt ſich aber der meiſte Flechtenwuchs, weil feuchte Luft das Keimen der Sporen, mithin die Verbreitung der Flechten, begünſtigt. Belege hierfür bietet der Holzwuchs in waſſerreichen Niederungen, ge— ſchloſſenen Thälern, muldenförmigen Vertiefungen mit ſtagnierenden Waſſer— dünſten (Froſtlöchern) ꝛc. 11. Übertragung gewiſſer Pilzkrankheiten auf land- und forſt⸗ wirtſchaftliche Gewächſe. Bei vielen Schmarotzerpilzen iſt nachgewieſen, daß ſie ſich auf wild— wachſenden Pflanzen viel häufiger als auf Kulturpflanzen vorfinden, oder daß ſie überhaupt nicht in die Kulturpflanzen eindringen können, bevor ſie nicht einen Teil ihrer Entwickelung in einer anderen Pflanze beſtanden haben, wie nachſtehende Beiſpiele beweiſen. Einige Waldgräſer (Arrhenaterum-, Avena- Arten) verbreiten gewiſſe Brandpilze, welche auf ihnen vorkommen, auf unſere Getreide-Arten. Hiermit ſtehen der Weizenſchmier-Brandpilz (Tilletia caries Tul.) und der Flug-Brand⸗ pilz (Ustilago carbo Tul.) in Zuſammenhang. Der Becherroſt auf den Blättern der Berberitze (Aecidium berberidis) erzeugt auf dem Getreide den Getreideroſt (Puceinia graminis Pers.). An den Blättern von Rhamnus befindet ſich ein Becherroſt, welcher den Kronenroſt (Puceinia coronata Corda), eine zweite Roſtform des Getreides an Hafer, erzeugt. Überhaupt muß der Forſtmann alle wildwachſenden Pflanzen, auf welchen ſich Roſtpilze zeigen, mit einem gewiſſen Mißtrauen betrachten. 0 B. Schädlichkeit nach bedingenden Momenten. Die Größe des Schadens, welcher durch die Forſtunkräuter an— gerichtet wird, hängt in erſter Linie von der Weiterverbreitung, Mächtigkeit und Beſchaffenheit des Unkrautwuchſes ab. Bez dingend hierauf wirken der Standort, die vorherrſchende Betriebsart, Baumſtellung und die Witterungsverhältniſſe zur Vegetationszeit. In zweiter Linie kommen die Holzart und das Beſtandsalter in Betracht. Die Weiterverbreitung der Forſtunkräuter erfolgt vielfach durch die Winde, welche die leichten Unkrautſämereien mit und in dem Staube weit fortwehen (3. B. den Pappus der Baldgreis-Arten). Außerdem find manche Vögel (Diſtelfinken, Hänflinge, Droſſelarten ꝛc.) hierbei beteiligt. Dieſe machen ſich entweder an den reifen Fruchtſtänden zu ſchaffen, wobei der Luftzug die aufgeſtörten Blumenkronen mit den Samen hinwegführt, oder ſie ver— ſchleppen Unkrautſamen in ihren Exkrementen. Andererſeits nützen gewiſſe Vögel (Tauben, Feldſperlinge, Lerchen, Finken ꝛc.) dadurch, daß ſie viele us frautfämereien verzehren. Schutz gegen Forſtunkräuter. 201 a. Holzart. Die langſamwüchſigen Holzarten werden durch Forſtunkräuter bzw. Graswuchs leichter verdämmt als die raſchwüchſigen. Dieſer Satz gilt beſonders für die Lichtholzarten; jedoch ſind auch einige langſam— wüchſige Schattenholzarten ſehr empfindlich. In Bezug auf ihre Empfindlichkeit gegen Graswuchs laſſen ſich die Holz— arten etwa in folgende Skala bringen: I. Sehr empfindlich find: Ulmen, Eſche, Ahorne, Edelkaſtanie; — Tanne, Fichte, Taxus. II. Empfindlich ſind: Rotbuche, Hainbuche, Linden, die Kulturweiden; — Zürbelkiefer. III. Weniger empfindlich find: Eichen, Erlen, Baumweide, Platane; — gemeine Kiefer, Schwarzkiefer, Lärche. IV. Am wenigſten empfindlich ſind: Birken, Aſpe, die anderen Pappeln, Weiden (u. zw. die Waldweiden), Akazie, Sorbus-, Pirus-, Prunus- Arten; — Weymouthskiefer. Selbſtverſtändlich kann dieſe Skala nur als ungefährer Anhaltspunkt dienen, da der Empfindlichkeitsgrad der einzelnen Holzarten durch die Stand— ortsverhältniſſe weſentlich modifiziert wird. — b. Betriebsart. Der Kahlſchlagbetrieb begünſtigt das Auftreten der Forſtunkräuter im hohen Grad. In Hochwaldungen mit natürlicher Wiederverjüngung oder künſtlicher Vorverjüngung iſt — unter ſonſt gleichen Umſtänden — die Verunkrautung des Bodens bedeutend geringer als in ſolchen mit künſtlicher Nachverjüngung. 0 Auf den friſchen Schlagflächen, insbeſondere auf feuchten oder wenigſtens friſchen Böden, wuchert binnen der kürzeſten Zeit ein reicher Gras- und Un— krautwuchs. Wir erinnern an das maſſenhafte Auftreten des Fingerhutes und des Kreuzkrautes auf dem Porphyrboden des Thüringerwaldes, der Balſaminen und Weidenröschen auf dem Baſaltboden des Vogelsberges, der Beſenpfrieme und Ginſterarten in den Siegener Haubergen und auf dem Sandboden des Odenwaldes ꝛc. Man kann ſich dieſe Erſcheinung nur durch die Annahme erklären, daß die Samen dieſer Waldkräuter im Boden ruhen und, jo lange der Beſtand dicht geſchloſſen iſt, wegen Mangels an Licht, Wärme und Luft, nicht zu keimen vermögen.“) c. Holzalter. Am meiſten gefährdet ſind die forſtlichen Kulturgewächſe in ihren erſten Lebensjahren. Die Kulturen und Verjüngungen leiden daher in erſter Linie, u. zw. künſtliche Saaten und natürliche Beſamungen N 5 9 H 1) C.: Culturverſuche mit „ruhenden“ Samen, ein Beitrag zur forſtlichen Standorts lehre (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1894, S. 133). 1 1 202 III. Buch. I. Abſchnitt. mehr als Pflanzungen; von letzteren find die mit Jährlingen aus: geführten am meiſten gefährdet. Stangen und Stämme können nur durch Schlinggewächſe oder Schmarotzer im Zuwachſe geſtört, ev. zum Abſterben gebracht werden. | d. Standort. Mineraliſch kräftige, friſche, noch mehr feuchte Böden (Ver: witterung des Baſalts) produzieren mehr Unkräuter als magere, trockene (Sandböden). Auch feuchte Luft begünſtigt das Gedeihen der meiſten Kleingewächſe des Waldes, wie die üppige Gebirgsflora bekundet. Glücklicherweiſe entwachſen aber die Holzgewächſe auf günſtigen Standorten dem Unkraute früher als auf ungünſtigen. e. Beſtandsſchluß. Die auf dem freien Schlag angeſiedelte Unkrautdecke verſchwindet, ſobald die Kultur durch vollſtändigen Schluß in das Stadium des Dickichts eingetreten iſt, um der Nadel- oder Moos- oder Laubdecke Platz zu machen. Sobald aber im höheren Beſtandsalter der natür— liche Auslichtungsprozeß beginnt, oder wenn durch unpflegliche Wirt— ſchaft oder Naturereigniſſe Lücken und Blößen im Beſtand entſtehen, ſo ſtellt ſich auch das Unkraut wieder ein, u. zw. proportional dem Grade der Lichtung. 1. Witterung. Feuchtwarme Jahre ſind dem Entſtehen und Gedeihen der Wald— unkräuter am günſtigſten. Hierzu kommt, daß in feuchten Sommern das Bedürfnis der überhaupt zärtlichen Holzarten nach einem Schutze (Beſchattung) durch die Bodenflora am geringſten iſt. Der Unkraut— ſchaden iſt daher in naſſen Jahren doppelt empfindlich. g. Beſchaffenheit der Unkräuter. Dauernde Unkräuter, zumal ſolche, die Ausläufer oder Wurzel— brut treiben, ſind ſchädlicher als zeitliche. Blattreiche Gewächſe ver— dämmen mehr als blattarme. Geſellige Unkräuter verdrängen unſere Kulturpflanzen leichter als ungeſellige. Aus dieſen (und anderen) Gründen gewinnen viele Holzpflanzen ſchließlich ſo leicht die Oberhand, beſonders die in Bezug auf den Standort genügſamen, wie Schwarzdorn, Aſpe, die Waldweiden ꝛc. Schädlich find ferner ſolche Forſtunkräuter, welche beim Ber: weſen einen ſog, ſtaubigen oder ſaueren Humus liefern, da dieſe beiden Abarten des Humus der Vegetation unzuträglich ſind. ’ Schutz gegen Forſtunkräuter. 203 Der Staubhumus (von Flechten ze. herrührend) enthält näm— lich wenig Kohlenſäure, verflüchtigt ſich leicht, zerſetzt ſich ſchwer und nimmt kein Waſſer mehr auf. Der ſauere Humus (von Halbgräſern und echten Torfpflanzen herrührend) ſchadet durch das von ihm unter Waſſer erzeugte Sumpf— gas und ſeine freien Pflanzenſäuren. 5. Schutzmaßregeln. A. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Sorgfältige Erhaltung des Beſtandsſchluſſes. Beſonderer Vorſicht bedürfen die Schlagſtellungen in den zum Femel— ſchlagbetrieb eingerichteten Waldungen auf graswüchſigen Böden. Die Samen— ſchlagſtellung muß hier dunkel gehalten werden. Die Nachhiebe ſind ſchwach und zögernd zu betreiben. Entſtandene Fehlſtellen und Blößen ſind rechtzeitig durch raſch nachwachſende Holzarten zu komplettieren. 2. Vermeidung zu hoher Umtriebe und rechtzeitiger Unterbau der Lichtholzbeſtände (Eichen, Kiefer, Lärche ꝛc.) mit Schattenholzarten (Buche, Tanne, Fichte, Weymouthskiefer 2c.). Soll das Bodenſchutzholz ſeinen Zweck richtig erfüllen, ſo muß es ein— gebracht werden, ehe die durch Verminderung der Feuchtigkeit im Wurzel— raume ſchädlich wirkende Vergraſung beginnt. 3. Raſcher Wiederanbau der Kahlſchläge. Wahl der Pflan— zung mit kräftigen Setzlingen im engen Verbande. 4. Erhaltung der natürlichen Laub-, Nadel- oder Moosdecke. Mittelbar wird dieſe Erhaltung durch die Erziehung geſchloſſener Be— ſtände gefördert, unmittelbar durch Unterlaſſung der Streunutzung. 5. Entwäſſerung naſſer, zur Verſumpfung geneigter oder be— reits verſumpfter Lokalitäten vor der Kultur. 6. Eintrieb von Weidevieh. Dem Heidewuchſe wird insbeſondere durch Schafweide geſteuert. 7. Für Saat⸗ und Pflanzenbeete kommt noch eine Reihe beſonderer Maßregeln zur Anwendung, deren nähere Schilderung der Waldbaulehre überlaſſen bleiben muß, z. B. Jäten vor oder während der Blütezeit der Unkräuter und bei regneriſcher Witterung, An— wendung von Raſenaſche oder Mineraldüngern, Bedecken der leeren Zwiſchenräume mit Moos, Laub ꝛc. B. Vertilgungsmaßregeln. Die Wahl des Abſtellungsmittels hängt zunächſt von der Be— ſchaffenheit des Unkrautes (Gattung, Art), dann von der Mächtig— keit der Entwickelung des Unkrautüberzuges und endlich auch von den ſonſtigen lokalen Faktoren (Standort, Beſtand) ab. 2 204 III. Buch. I. Abſchnitt. In manchen Fällen genügen ſchon die einfachſten Mittel; in anderen müſſen gründliche Maßregeln ergriffen werden. Wir ver— zeichnen hier die wichtigſten Maßregeln bloß im allgemeinen je nach dem Charakter der Unkräuter (Gräſer und Kräuter, Holzpflanzen, Rindenflechten). Auf die Bekämpfung der einzelnen Gewächſe kann erſt im folgenden Kapitel eingegangen werden. 1. Eine übermäßige Gras- und Kräuterdecke entfernt man durch: Eintrieb von Weidevieh, Ausrupfen, Abſchneiden, Abſicheln, Abmähen oder Abplaggen. Behufs Beſchränkung des weiteren Um— ſichgreifens der ſchädlichen Gräſer ꝛc. muß die Entfernung vor oder doch wenigſtens während, nicht erſt nach der Blütezeit geſchehen. Bei einem ſehr mächtigen Grasfilze leiſtet der Bodenumbruch mit der Hacke oder dem Pflug und die vorübergehende Benutzung des Ge— ländes zu Agrikulturzwecken (Kartoffelbau) vortreffliche Dienſte. Die Verwendung der Gräſer und mancher Kräuter als Fütterungs-, Streu- oder Dungmaterial oder zu techniſchen oder offizinellen Zwecken kann unter Umſtänden das Ausſchneiden ſogar rentabel machen oder wenigſtens die Gewinnungskoſten decken. Die auf Haufen gebrachten Unkräuter liefern — mit Atzkalk durchſetzt und wiederholt umgeſtochen — einen vortrefflichen und wohlfeilen Dünger für Forſtgärten. 2. Ein läſtiger Überzug von Holzpflanzen wird durch recht— zeitige, häufig zu wiederholende und gründliche Ausjätungen (Reinigungs-, Läuterungshiebe) beſeitigt. Die hierzu nötigen Werkzeuge ſind: Schere, Heppe, Axt, Säge und Hacke. Die betreffenden Operationen beſtehen — je nach der Wahl des Werkzeuges — im Ausſchneiden, Aushieb, Abſägen oder Ausroden. Unter Umſtänden empfiehlt ſich das Abſengen. Bei manchen Holzarten genügt ſchon das Niedertreten oder das Zerreißen mit der Hacke. Einzelne ſich vordrängende Klein- oder Großſträucher (Weichhölzer) hält man durch Zurückſchneiden, Ent— äſten oder Köpfen im Zaume. Auch Ringeln am Wurzelſtock oder Erſticken durch Bedecken der Stöcke mit Erde oder Raſenplaggen ſind als Vertilgungsmittel zu nennen. Der Abhieb, unter Belaſſung hoher Stöcke, geſchieht am beſten zur vollen Saftzeit (Juli), weil dann die Reproduktion der Laubſträucher am ge— ringſten iſt. Auch das teilweiſe Entrinden am unteren Ende muß in der Saftzeit geſchehen. Im zweiten Jahre treiben dann die Stämmchen ſchon ſchwächer und das Laub iſt kümmerlich; im dritten Jahre ſterben fie meift ganz ab. Im Nieder- oder Mittelwalde beſeitigt man die verdämmenden Sträucher am beſten ſchon einige Jahre vor dem eigentlichen Hiebe. Unter Umſtänden genügt hier ſchon das Zuſammenbinden der unſchädlich zu machenden Loden mit Draht oder Weidenruten. Die Loden werden hierdurch in ihrer Entwickelung gehemmt und ſterben ab. Schutz gegen Forſtunkräuter. 205 3. Die Entfernung des Moos- und Flechtenüberzuges an den Bäumen kann geſchehen durch: Abreiben mit Lappen oder Stroh— beſen, Beſtreichen oder Abwaſchen mit Lauge, Kalkwaſſer, Oxalſäure, Kupfervitriol⸗Kalklöſung ꝛc., Abkratzen mittels einer Baumſcharre (Fig. 84) oder Abbürſten mittels einer Wurzel- oder Stahldraht⸗ bürſte (Fig. 85 und 86). N. Die Anwendung dieſer Mittel wird freilich nicht — = überall möglich fein, ſondern vorzugsweiſe auf Baum- Da ſchulen, Obſtbäume oder auf ſonſtige beſonders wert— N volle Holzarten beſchränkt bleiben müſſen. Eine empfehlenswerte Kompoſition zum Beſtreichen oder Abbürſten der Bäume iſt mittelſtarke Lauge aus gewöhnlicher | Holzaſche mit etwas Karbolſäure (auf 10 1 Lauge 0,25 kg Karbolſäure). Das Gemiſch wird aufgekocht und im erwärmten Zuſtande mit Strohbeſen oder einer Wurzelbürſte auf die be- mooſten Stellen der Bäume aufgetragen; binnen weniger Tage fällt alles Moos ab. Wenn es ſich wieder zeigt, ſo wird dieſe Prozedur wiederholt. Kalkmilch thut dieſelben Dienſte. Apotheker Scholz empfiehlt zu dieſem Zwecke verdünnte Oxalſäure (1 Teil Säure auf 8 Teile kaltes Fluß⸗ oder Regenwaſſer). Die Kupfervitriol⸗Kalklöſung kann als Harfe und ſchwache gegeben werden. Die arke Löſung beſteht aus 3 kg Kupfervitriol, kg Kalk und 80 1 Waſſer und wird mit Een kräftigen Pinſel aufgetragen. Die Stahldrahtbürſte für Aſte und junge Baumſcharre. Fig. 85. chwache Löſung ſetzt ſich zuſammen aus 3 kg Stämme, fervitriol, 2 kg Kalk und 300 1 Waſſer; e wird den Pflanzen mittels eines Zerſtäubungs⸗ Fig. 86. Bi: zugeführt. Die Flechten färben ſich binnen 2—3 Minuten ockergelb und ſind nach längſtens 3 Monaten vollſtändig vernichtet. Von den Stahldrahtbürſten, die vom Fabri⸗ kanten Petzold (Chemnitz) zum Preiſe von 3 bis 4 . zu beziehen ſind,) empfiehlt ſich für Aſte und junge Stämme beſonders die Fig. 85 ab⸗ jebildete Form Für ältere Stämme bedient man Stahldraht⸗Baumbürſte mit ch mit größerem Vorteile der auf einer Stange Stangenloch. ſteckenden Bürſte Fig. 86). Man nimmt alle dieſe Operationen am beſten an trockenen derbſt⸗ oder Frühjahrstagen vor. Hierdurch werden zugleich, u. zw. ohne den geringſten Nachteil für die Bäume, zahlreiche Rindeninſekten mit vertilgt. 5 1) Altum: Stahldrahtbürſten (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XI. Jahrgang, 1879, S. 396). 206 III. Buch. I. Abſchnitt. II. Kap. Verhütung des Forſtunkräuterſchadens im beſonderen. Im nachſtehenden ſollen die wichtigſten holzigen und krautartigen Kleingewächſe des Waldes, die unſeren forſtlichen Kulturpflanzen ent— weder überhaupt oder wenigſtens unter gewiſſen Umſtänden verderblich werden können, aufgezählt und nach ihrem Vorkommen, forſtlichen Verhalten und ihrer Bekämpfung kurz gewürdigt werden. Vom Standpunkte des Forſtſchutzes aus empfiehlt ſich die Gruppierung der Forſtunkräuter je nach ihrem Lichtbedürfnis in Verbindung mit der Art und Weiſe ihres Schadens am meiſten. Wir ſcheiden hiernach folgende Gruppen aus: J. Schlagpflanzen, d. h. Forſtunkräuter, die hauptſächlich auf Blößen und nach Kahlhieben auf den Schlägen auftreten. II. Halbſchattenpflanzen, d. h. Forſtunkräuter, die ſchon im Inneren der Beſtände erſcheinen, ſobald dieſe anfangen, ſich lichter zu ſtellen. Alle hierher gehörigen Sträucher und Kräuter wuchern freilich auf Schlägen üppiger. III. Schattenpflanzen, d. h. ſolche Forſtunkräuter, die bereits in geſchloſſenen Beſtänden mehr oder weniger zahlreich auftreten und freudig fortwachſen. IV. Forſtunkräuter naſſer und torfiger Böden. V. Forſtunkräuter, die durch Kletterkraft oder Über— lagerung ſchaden. VI. Schmarotzende Forſtunkräuter. VII. Forſtunkräuter, die durch Übertragung von Pilzkrank⸗ heiten ſchaden. Bei dieſer Gelegenheit machen wir namentlich die heſſiſchen Forſtwirte auf die von Carl Heyer und nach deſſen Tode von Roßmann mit aus⸗ gezeichneter Gründlichkeit ausgearbeitete „Phanerogamen-Flora der groß— herzogl. Provinz Ober-Heſſen und insbeſondere der Umgebung von Gießen“ aufmerkſam ). In Bezug auf die Spezialgebiete einer Anzahl der im Texte namhaft gemachten Pflanzen (Spartium, Genista, Viburnum, Digi- talis 2c.) verweiſen wir auf die fleißigen und gründlichen Pflanzenarealſtudien in den Mittelrhein-Gegenden von Dr. H. Hoffmanns). 1) 8. Bericht der Oberheſſiſchen Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde. Mit drei Steindrudtafen. Gießen, 1860, S. 1-96. 10. Bericht. Daſelbſt, 1863, S. 97-482. 2) Berichte der Oberheſſiſchen Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde. Gießen, u. zw. 12. Bericht (1867, S. 51), 13. Bericht (1869, S. 1), 18. Be⸗ richt (1879, S. 1), 19. Bericht (1880, S. 17), 20. Bericht (1881, S. 65), 21. Bericht (1882, S. 65), 22. Bericht (1883, S. 1), 23. Bericht (1884, S. 1), 25. Bericht (1887, S. 57) und 26. Bericht (1889, S. 1). a Schutz gegen Forſtunkräuter. a 207 Innerhalb jeder Gruppe ſollen erſt die holzigen und dann die krautartigen Kleingewächſe behandelt werden. I. Schlagpflanzen. Die Schlagpflanzen ſchaden den forſtlichen Kulturgewächſen entweder oberirdiſch durch Verdumpfung (Verdämpfung oder Ver— dämmung) oder unterirdiſch durch Bodenverfilzung und Verhinderung des Eindringens der atmoſphäriſchen Niederſchläge oder auf beiderlei Art. Unter Umſtänden kommen noch beſondere Benachteiligungen hinzu, z. B. Erzeugung eines ungünſtigen Humus zc. A. Holzige Schlagpflanzen. 1. Spartium scoparium L. (Sarothamnus scoparius Koch, Sarothamnus vulgaris Wimm.). Beſenpfrieme, Bejenfraut.') Dieſer immergrüne Strauch liebt tiefgründigen, lehmigen Sand» oder ſandigen Lehmboden, kommt in milden Lagen hauptſächlich auf gerödertem Lande vor und iſt durch faſt ganz Europa verbreitet. Im Gebiete der Buntſandſteinformation (Odenwald?), Schwarzwald), der Grauwacke und des Thonſchiefers (bei Laasphe, Siegen ꝛc.), ſowie auf eiſenſchüſſigem, von Lehmſchichten unterbrochenem Diluvialſand (Lehr— ſorſtrevier Eberswalde), auf Granit (Weilerthal im Elſaß) rc. tritt er oft maſſenhaft auf den Kahlſchlägen auf und erreicht unter günſtigen Umſtänden 2 m Höhe (und darüber). Der hartſchalige Same erhält ſich unter einer 5 —6 em ſtarken Erddecke viele Jahre lang keimfähig im Boden. Völlig unter Waſſer verſagen die meiſten Körner ſogar Jahrzehnte lang, ohne ihre Keim— kraft hierdurch einzubüßen. Durch ein über den Boden laufendes Feuer hingegen wird manches Samenkorn zum Keimen befähigt?) In den Haubergen wirkt wohl auch die Aſche zermürbend auf den Samen.) 4 1) Im Volksmunde heißt die Beſenpfrieme vorwiegend Ginſter, an manchen Orten auch Haſenkraut, Rehheide oder Brahm. 9) Ihrig: Ueber Vorkommen, Verhalten und Ertrag der Pfrieme (Spartium parium) in der Oberförſterei Erbach im öſtlichen Odenwalde (Allgemeine orſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1861, S. 5). 3) Bg.: Die Hartſchaligkeit mancher Samen (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 91). — Auszug aus einer Abhandlung von F. Nobbe (1889er Feſt⸗ ſchrift des Naturwiſſenſchaftlichen Vereins zu Bremen). 4) Gilbert, H.: Wachsthum und Nutzung des Ginſters in Süd-Weſt⸗ (Forſtliche Blätter, N. F. 1891, S. 196). 7 208 III. Buch. I. Abſchnitt. Infolge des Korroſionsvermögens ihrer tiefgehenden (bis 1 m langen) Wurzeln trägt die Beſenpfrieme weſentlich zur Bildung von Erdkrume bei. Bei vereinzeltem Auftreten ſchadet ſie überhaupt kaum. Unter Umſtänden kann ſie froſtempfindlichen Holzarten (Eichen) durch ihre Beſchattung ſogar nützlich werden. Auf freien, dem vollen Lichtgenuſſe ausgeſetzten Abtriebsflächen entwickelt ſie ſich aber leicht zu einem faſt undurchdringlichen Dickicht, in welchem Falle die forſt— lichen Kulturpflanzen in ihrem Wachstume ſtark beeinträchtigt oder ſogar vollſtändig unterdrückt werden. Beſonders nachteilig wird ſie allen Lichtholzarten, vor allem der Kiefer und Lärche (Saaten), dann beiden Eichen-Arten. Rotbuche, Hainbuche und Fichte arbeiten ſich meiſt hindurch. N Bekämpfung: Um das Umſichgreifen der Beſenpfrieme mehr in Schranken zu halten, würde ſich Verjüngung unter Schirm empfehlen. Leider iſt aber dieſe Methode für Lichtholzarten, wie Kiefer ꝛc., ganz abgeſehen von manchen, ihr überhaupt anhaftenden Nachteilen (Beſchädigung der Anwüchſe durch die Holzfällung, Er— gänzungskulturen, Koften für Rücken und Lagern der Hiebsmaſſen), namentlich auf geringen Sandböden, auf denen die Pfrieme mit Vorz liebe auftritt, in der Regel nicht anwendbar. Als Vertilgungsmaßregeln kommen in Betracht: 1. Eintrieb von Schafen (Heidſchnucken)!. 2. Ausſicheln, Ausreißen, Ausſchneiden (Einſtutzen), Abhauen, Aus⸗ hacken oder Ausroden. Das Ausreißen mit der Hand iſt nur bei jungen (1—3 jährigen) Pflanzen und bei feuchtem Wetter ausführbar. Das Aushacken muß möglichſt tief am Wurzelſtocke geſchehen. Der Abhieb oder das Abſchneiden mit der Heckenſchere in etwa 0,5 m Höhe über dem Boden wird am beſten zur Blütezeit ausgeführt. Das Ausſicheln ſetzt voraus, daß die Sproſſen der Beſenpfrieme noch nicht verholzt ſind. Alle dieſe Vertilgungsmittel wirken aber wegen des Ausſchlag— 3 vermögens der Pfrieme nicht radikal, helfen daher nur auf einige Jahre. Sie find überdies koſtſpielig und auf umfangreichen Kultur⸗ flächen bei Arbeitermangel gar nicht ausführbar. Durch die mannig⸗ faltige Verwendung, welche die Beſenpfrieme als Futter-, Streu-, Brenn-!) und Flechtmaterial (Beſen, Zäune), ferner als Deck- und Schutzmittel (für Dächer, Saat- und Pflanzenkämpe) findet, kann zwar ein Teil des für die Vertilgung gemachten Aufwandes gedeckt werden, jedoch wird die Pfrieme nicht allenthalben begehrt. 1) Waldungen von Beſenpfrieme (Spartium scoparium) (Forſtwiſſen⸗ ſchaftliches Centralblatt, 1888, S. 188). Schutz gegen Forſtunkräuter. 209 3. Einführung des Waldfeldbaues. Sehr günſtige Erfahrungen hiermit ſind ſeit 1879 im Revier Eberswalde (Schutzbezirk Tiefenſee) gemacht worden.!) 2. Genista L. Ginſter. Hierher gehören folgende Arten: G. germanica L. Deutſcher Ginſter. H.?) 0,2—0,5 m. In lichten Bergwäldern nicht ſelten. Kommt auch ohne Dornen vor. G. tinctoria L. Färberginſter. H. 0,3—0,6 m. Verſteigt ſich auch in das Gebirge, fehlt aber im nördlichen Europa. Beſonders an Waldrändern. G. pilosa L. Behaarter Ginſter. H. 0,1—0,3 m. Mehr im ſüdlichen Deutſchland (Schwarzwald) zu Hauſe. Alle drei Arten treten unter ähnlichen Verhältniſſen wie Spar— tium scoparium L. vorzugsweiſe auf jandigen Böden auf und kommen ſelbſt auf trockenen Standorten noch fort. Bekämpfung: Frühzeitiges Ausreißen oder Ausſchneiden; Aus— hieb oder Ausroden. 3. Rosa Tourn. Roſe, Roſenſtrauch. Als Repräſentanten dieſer reichhaltigen Gattung (55 deutſche Arten) ſollen folgende 6 genannt werden: R. canina L. Gemeine Hundsroſe. H. 1,3 — 2,8 m. Steigt weit nach Norden und hoch ins Gebirge. In Hecken und am Waldtraufe die gewöhnlichſte Art; ändert vielfach ab. R. rubiginosa L. Gemeine Weinroſe. H. 1—1,5 m. Ein ge⸗ drungener Strauch. Gleichfalls in Hecken und am Traufe des Waldes, aber nicht häufig. R. gallica L. Franzöſiſche Roſe. H. 0,2 — 0,6 m. Wild nur im Süden (unter der Bezeichnung Rosa pumila Scop.). R. tomentosa Sm. Filzblätterige Roſe. H. 1,3—2 m. In Woldern und Hecken häufig. 1) Runnebaum: Beſenpfrieme und Waldfeldbau (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 641). j 2) H. bedeutet hier und bei allen übrigen Forſtunkräutern die Höhe, Iche das betr. Forſtunkraut erreicht. Die Angabe derſelben erſcheint deshalb angezeigt, weil der Grad der Verdämmung weſentlich mit dieſem Faktor zu— mmenhängt. Die Höhen⸗Angaben beruhen teils auf eigenen Wahrnehmungen zw. Meſſungen, teils ſind ſie dem vortrefflichen Exkurſionsführer von Dr. Auguſt darde (Illuſtrierte Flora von Deutſchland. 17. neu bearbeitete Aufl., ver- hrt durch 759 Abbildungen. Berlin, 1895) entnommen worden. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 14 210 III. Buch. I. Abſchnitt. R. repens Scop. (R. arvensis Huds.) Kriechende Roſe. H. 1,2 bis 1,8 m. Die Stengel dieſes Strauches überziehen den Boden oft ganz und erſticken benachbarte junge Wüchſe. R. alpina L. Alpenroſe. H. 0,6 — 1,3 m. In Schluchten der Gebirgswälder ziemlich häufig. Die Roſen kommen faſt überall fort, wenn nur der Untergrund nicht naß iſt. Ihre Hauptverbreitung finden ſie in den Feldhölzern der Ebene, ſowie im Hügellande. Sie verdämmen durch ihre Stock— ausſchläge und weit ausſtreichenden unterirdiſchen Ausläufer. Bekämpfung: Aushieb oder Ausroden. 4. Calluna vulgaris Salisb. Gemeine Heide.) Eine weit verbreitete, 0,2 — 1 m Höhe erreichende, geſellige Lichtpflanze, welche namentlich in den Kiefernforſten Norddeutſchlands große Flächen überzieht, manchen Gegenden ſogar den Namen giebt (Lüneburger Heide). Man trifft die Heide zwar auf ſehr verſchiedene Bodenarten (Sand-, Lehm-, Thon-, Kalkböden ꝛc.); fie giebt aber de Sandboden den Vorzug und erſcheint daher auf dieſem am ausge dehnteſten, zumal wenn er vermagert und trocken iſt. Schon de hohe Gehalt ihrer Aſche an Kieſelerde (ca. 48 ¼) charakteriſiert die Heide als eine Sandpflanze. Dem Forſtmann iſt ſie als untrügliches Wahrzeichen eines entwed von Natur aus armen, flachgründigen, mageren oder durch wirtſcha liche Kalamitäten (Freiſtellung, Weidenutzung, Streunutzung ꝛc.) herunter: gekommenen Bodens ein unliebſamer Gaſt. Sie ſchadet nicht bloß durch ſtarke Bodenverwurzelung und Verdämmung, ſondern auch durch Lief rung eines dem Holzwuchs ungünſtigen (ſaueren) Humus, welchen nur wenige genügſame Holzarten (Kiefer, Birke, Aſpe ꝛc.) zu ertragen ver mögen. Der Nachwuchs erfolgt hauptſächlich durch den abfallenden, 1) Ratzeburg: Über die Bedeutung und forſtliche Behandlung dei Heide (Erica oder Calluna vulgaris) (Forſtliche Blätter, 2. Heft, 1861 S. 56). Borggreve: Haide und Wald. Berlin, 1875. 2. Ausg. 1879. Wieſe: Die forſtliche Bedeutung der Heide (Heidekraut, rothe Heide, Erieg oder Calluna vulgaris) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1874, S. 169) Fürſt: Die forſtliche Bedeutung der Heide und Heidelbeere (daſelbſt 1875, S. 155). Schaal: Die Haide, Calluna vulgaris, ihr Auftreten und Anbau von ihr eingenommenen Flächen (Tharander forſtliches Jahrbuch, 45. Band 1895, S. 115). Schutz gegen Forſtunkräuter. 211 ſehr reichlichen Samen, der vom Winde weit fortgeführt wird, weniger durch Wiederausſchlag, da ſie Abſenker und Ausläufer nicht gern treibt. Bekämpfung: Als Vorbeugungsmaßregeln empfehlen ſich Erhaltung des vollen Beſtandsſchluſſes und Schafeintrieb. Letz⸗ terer muß ſtattfinden, ſo lange die Heide noch jung und zart iſt, weil alte Heide nur im Notfalle von den Schafen angenommen wird. Die wichtigſten Abſtellungsmaßregeln ſind: 1. Abſchneiden oder Abmähen: Man verwendet hierzu die ſog. Heidekneipe (Fig. 87), eine Senſe mit kurzem, breitem und ſtarkem Blatte. Das Abmähen wird entweder zeitig im Frühjahr oder im Nachſommer vorgenommen, damit der ſeines Überzuges beraubte Boden bis zum Eintritte der Sommerhitze bzw. Winterkälte ſich wieder etwas begrüne. Das abgeſchnittene Material findet techniſche Ver⸗ wendung zum Heizen, Gerben und zur Herſtellung von Beſen. Fig. 88. Fig. 87. Heidekneipe. 2. Abſengen im Stande. Dieſe Maßregel kann nur auf größeren, von Holzwuchs freien Heide— flächen oder für Stockſchläge, unmittelbar nach dem Abtrieb, in Betracht kommen. Zur Verhütung eines Waldbrandes machen ſich ſelbſtverſtändlich gewiſſe Vorſichtsmaßregeln notwendig, u. zw. Iſolierung der Brandfläche durch wunde Streifen von 2—4 m Breite an den Grenzen, Vollzug bei trockenem, womöglich windſtillem Wetter (März), Anzünden an der dem Winde entgegen- geſetzten Seite, gehörige Überwachung des Feuers ꝛc. 33. Umplaggen des Bodens, mit oder ohne Fruchtbau. 1 Beim Abſchälen des Bodens leiſtet die in den Siegener Haubergen übliche Hacke (Fig. 88) vortreffliche Dienſte. Die Breite des Blattes (ab) beträgt 10—11 em, die Länge in der Mitte (cd) 25 cm, der < « = 55—60°; winkelförmige Ausſchnitt der Schneide verhindert das Ausgleiten der äuter. h i Siegener Plaggenhacke. » Zum Zwecke der Saat oder Pflanzung müſſen die Heidepolſter is zum Mineralboden aufgeriſſen werden, damit die Samen, ev. urzeln nicht in den Rohhumus zu liegen kommen. Auf eigent- Heideboden iſt die Kiefer die geeignetſte Holzart. 14* * 212 III. Buch. I. Abſchnitt. B. Krautartige Schlagpflanzen. 1. Hypericum L. Hartheu, Johanniskraut. Die gewöhnlichſten Arten ſind: H. perforatum L. Durchlöchertes Hartheu. 21"). H. 0,3 0,6 m. Gebüſche, Raine, Hügel. Gemein. Andert ab. H. hirsutum L. Rauhhaariges Hartheu. A. H. 0,5 — 0,8 m. In Gebirgswäldern und Gebüſchen zerſtreut; in Norddeutſchland ſeltener. H. montanum L. Berg-Hartheu. 4. H. 0,3—0,6 m. In trockenen Wäldern (beſonders Bergwäldern) meiſt nicht ſelten. H. pulchrum L. Schönes Hartheu. A. H. 0,3 — 0,6 m. In Gebirgswäldern des weſtlichen und ſüdlichen Deutſchlands; im Süd— oſten ſeltener. Bekämpfung: Wahl der natürlichen Verjüngung. Bei Kahl ſchlagwirtſchaft muß raſche Wiederaufforſtung ſtattfinden. Entfernung der Unkräuter vor der Samenreife.“ Dieſe Maßregeln gelten zugleich für ſämtliche krautartige Schlag— | pflanzen. x 2. Impatiens noli tangere L. Gemeines Springkraut. O. H. 0,2—1 m. Auf kräftigen, humoſen Böden, an feuchten Wald- ſtellen häufig. In den Buchenſchlägen des Vogelsberges (Baſalt) wuchert dieſe Pflanze oft bis zu ſolcher Höhe und darüber, daß ganze Raummeter Holz dem Blick entzogen werden. Bei der geringſten Berührung ſpringen die reifen Samenkapſeln auf und die Samen weit hinweg.“) 3. Epilobium L. Weidenröschen, Schotenweiderich. E. angustifolium L. Schmalblätteriges Weidenröschen. A. 9. 0,6 — 1,2 w. Auf friſchen, humusreichen Böden, nach dem Abtriebe plötzlich und maſſenhaft auftretend. Der Same ſcheint ſich lange keim— fähig im Boden zu erhalten, wird auch vom Winde verweht und keimt, ſobald dem Boden Luft und Wärme im genügenden Maße zu teil werden. E. birsutum L. Rauhhaariges Weidenröschen. A. H. 1—1,2 m. In feuchten Gebüſchen, an Ufern häufig. E. parviflorum Schreb. Kleinblütiges Weidenröschen. A. H. 0,2 bis 0,6 m. In Weidengebüſchen, an Ufern gemein. 1) Zur Erklärung der Zeichen: A = ausdauernde Pflanze, © = 1 jährige Pflanze, S — 2jährige Pflanze. 2) Mit dieſer Eigentümlichkeit hängt die lateiniſche Bezeichnung c tangere, d. h. Rühr-mich-nicht-an) zuſammen. Schutz gegen Forſtunkräuter. 213 E. montanum L. Berg-⸗Weidenröschen. A. H. 0,2—0,8 m. Auf friſchem Boden im Walde häufig. 4. Senecio E. Kreuzkraut, Baldgreis, Greisfraut'). Aus dieſer artenreichen Gattung (24 deutſche Spezies) ſollen nur folgende 4 genannt werden: 8. Jacobaea L. Jakobs⸗Kreuzkraut. 4. H. 0,3 —1 m. S. nemorensis L. Hain⸗Kreuzkraut. A. H. 0,5 — 1,3 m. 8. silvaticus L. Wald⸗Kreuzkraut. ©. H. 0,2—0,8 m. S. vernalis W. et K. Frühlings-Kreuzkraut, Wucherblume. O. 9. 0,3 —0,5 m. Eine von Oſten (Oſtpreußen) nach Weſten vordringende Pflanze. f Sämtliche Arten treten in ſandigen Bergwäldern maſſenhaft als Schlagpflanzen auf. Die Fortpflanzung und weite Verbreitung wird durch den ſich reichlich erzeugenden und weit wegfliegenden haarigen Pappus (auf den Früchten) ſehr begünſtigt. Die Kreuzkräuter ſchaden nicht nur durch Verdämmung, ſondern auch als Träger von Pilzformen auf Kulturpflanzen (ſ. S. 240, Zuſatz). 5. Hieracium L. Habichtskraut. Als Repräſentanten unter den 84 deutſchen Arten ſollen genannt werden: H. pilosella L. Gemeines oder kriechendes Habichtskraut. A. H. 0,1—0,3 m. In trockenen, ſandigen Kiefernwäldern und auf Triften; treibt Stolonen und überzieht oft weite Strecken. H. silvaticum Wahlbg. (H. boreale Fr.). Wald-Habichtskraut. A. H. 0,3—1 m. Gemeine Waldpflanze. Andert vielfach ab. H. murorum L. Mauer-Habichtskraut. 4. H. 0,3 0,6 m. In Wäldern und an Felſen gemein. Andert gleichfalls vielfach ab. 6. Atropa belladonna L. Gemeine Tollkirſche, Wolfskirſche. A. l H. 0,6 — 1,5 m. Auf kräftigen, humoſen Böden (Baſalt), in ſchattigen Gebirgswäldern (Laubwäldern) Deutſchlands und des ſüd— lichen Europas oft maſſenhaft auftretend. Wurzeln, Blätter und die ſchwarzen, glänzenden Beeren ſind ſtark giftig. 1) Den Namen „Greiskraut“, mit senex (Greis) zuſammenhängend, verdankt dieſe Composite dem greiſen Ausſehen der abgeblühten Köpfchen, infolge des Hervortretens der grauen Samenkorn-Haare. 214 III. Buch. I. Abſchnitt. Die Varietät A. lutea Doell mit grünlich-gelben Blüten und Beeren wird ſtellenweiſe 2—3 m hoch. Der Name „belladonna“ rührt davon her, daß die ſchönen Frauen Italiens die Beeren früher zu einem Schönheitswaſſer benutzten, welches an— geblich der Haut einen blendend weißen Teint verleihen ſollte. 7. Verbascum H. Wollkraut, Königskerze. Dieſe Gattung enthält ca. 9 Arten. V. thapsus L. Kleinblumiges Wollkraut. ©. H. 0,3 — 1,2 m. V. thapsiforme Schrad. Großblumiges Wollkraut. S. H. 0,6 — 2 m. V. montanum Schrad. Berg- Wollkraut. ©. H. 0,6 — 0,8 m. V. Iychnitis L. Lichtnelkenartiges Wollkraut. O. H. 0,6 — 1,5 m. V. nigrum L. Schwarzes Wollkraut. ©. H. 0,6 - 1,2 m. Alle Arten finden ſich mehr auf trockenem, ſteinigem Boden, im Hügelland, außer auf Schlägen auch an Rainen, Wegrändern, auf Schutthalden, wüſten Stellen im Walde ꝛe. 8. Digitalis L. Fingerhut. D. purpurea L. Roter Fingerhut. O. H. 0,3 — 1,2 m. D. grandiflora Lam. Gelber Fingerhut. A. H. 0,5 — 1,2 m. Beide Schlagpflanzen erſcheinen in Gebirgswäldern auf kräftigen, friſchen, humöſen Böden (Baſalt, Porphyr, Rotliegendes, Thonſchiefer ꝛc.) oft ſo maſſenhaft nach dem Abtriebe, daß die Hänge, aus der Ferne geſehen, förmlich rot (oder gelb) leuchten. D. purpurea L. iſt häufiger. D. grandiflora Lam. (D. ambigua Murr.) bevorzugt mehr ſeinige felſige Orte. Beide ſind Giftpflanzen (Blätter). 9. Urtica L. Neſſel, Brenneſſel. U. dioica L. Große oder zweihäuſige Brenneſſel. Au. H. 0,5 bis 1,5 m. Auf friſchem, humoſem Boden einzeln ſchon in gelichteten Beſtänden auftretend; auch an Waldrändern, Zäunen und unbebauten Orten gemein. Erreicht in Oſtpreußen mitunter faſt Mannshöhe. U. urens L. Kleine Brenneſſel. O. H. 0,2 - 0,5 m. Auf Bau⸗ land und Schuttböden gemein. 10, Luzula DC. Hainſimſe, Afterſimſe, Marbel. Dieſe Gattung enthält 12 Arten. L. pilosa Willd. Behaarte Hainſimſe. 4. H. 0,2—0,3 m. L. silvatica Gaud. Wald-Hainſimſe. A. H. 0,3—1 m. Schutz gegen Forſtunkräuter. 215 L. albida DC. Weißliche Hainſimſe, Hirſchgras. 4. H. 0,3 0,6 m. L. multiflora Lej. Vielblütige Hainſimſe. 4. H. 0,2—0,6 m. Andert ab. Sämtliche Arten ſind in friſchen, lichten Bergwäldern häufig und treten ſchon in lichten Beſtänden auf. 11. Gramineae L. Gräſer y. Als ſchädliche Gras-Arten kommen hauptſächlich in Betracht: Agrostis vulgaris Wither. Gemeiner Windhalm, gemeines Strauß: gras. A. H. 0,3 —0,6 m. Mit kriechenden Ausläufern. Genügſam; auf trockenen Triften und Grasplätzen gemein. Agrostis stolonifera L. (A. alba L.) Kriechender Windhalm, Fioringras. A. H. 0,3 —0,6 m. Auf feuchtem, ſelbſt torfigem Grunde; mit queckenartigen Wurzeln. Aira caespitosa L. Raſenſchmiele. 4. H. 0,6 — 1,2 m. Wächſt in feuchten Waldungen großbuſchig. Aira canescens L. Graue Schmiele. 4. H. 0,2 —0,3 m. Auf dürftigem Sandboden hin und wieder häufig. Aira flexuosa L. Geſchlängelte Schmiele. 4. H. 0,3 —0,6 m. In lichten Wäldern ziemlich häufig. Festuca ovina L. Schafſchwingel. A. H. 0,3 — 0,6 m. Auf trockenem Sandboden häufig; zur Weide geeignet. Mehrere Varietäten. Bromus asper Murr. Rauhhaarige Treſpe. 4. H. 0,6 — 1,5 m. Bildet in Laubwäldern (Gebirgswäldern) dichte Raſen. Bromus giganteus L. Rieſen-Treſpe. 4. H. 0,6 — 1,5 m. In feuchten Wäldern häufig. Bromus sterilis L. Unfruchtbare Treſpe. A. H. 0,3—0,6 m. Auf ſandigen Heiden, an Wegen. Melica ciliata L. Gewimpertes Perlgras. A. H. 0,3 — 1,2 m. Liebt ſteinige Hügel. Molinia caerulea Mnch. Blauer Schmiegen. A. H. 0,1—0,2 m. In Wäldern; auf feuchten, moraſtigen Wieſen. Triticum repens L. Quecke, Päde. A. H. 0,6—1,2 m. Durch weitkriechende Rhizome ausgezeichnet. Auf trockenem Sandboden gemein. Elymus europaeus L. Europäiſches Haargras. 4. H. 0,6 bis 12 m. In Laubwäldern (Gebirgswäldern) zerſtreut. Nardus strieta L. Steifes Borſtengras. 4. H. 0,2 — 0,3 m. Auf ſumpfigen Wieſen und Moorboden. g 1) Krohn: Die Gräſer, die ſchädlichſten Forſtunkräuter (Forſtliche Blätter, 1. Heft, 1861, S. 133). 216 III. Buch. I. Abſchnitt. Milium effusum L. Gemeines Flatter- oder Hirſengras. A. H. 0,5 — 1 m. Bildet den Übergang zu den Schattenpflanzen, da es noch in ziemlich ſchattigen Laubwäldern gedeiht. Unter dem Kollektivnamen: „Haingräſer“ werden die Grasarten mit breiteren Blättern, welche mehr auf tiefgründigen, friſchen, kraftvollen Böden vorkommen, zuſammengefaßt. Als „Angergräſer“ hingegen bezeichnet man die Gräſer mit ſchmalen Blättern, welche mehr auf flachgründigen, e vermagerten Böden auftreten. Der Schaden durch dichten Grasüberzug beſteht in: Verwurzelun des Bodens, Verhinderung der Anſamung, Überlagerung und Erſtickung junger Holzwüchſe, Steigerung der Trocknis, der Näſſe und des Froſt⸗ ſchadens (Verdunſtungskälte) und Förderung des Mäuſe- und Inſekten⸗ ſchadens. Das maſſenhafte Auftreten von Gräſern bekundet großen Lichteinfall. Die ärgſte Bodenverwurzelung bewirkt die Quecke. Ihre unter— irdiſchen Stengel durchbohren mittels des hornigen Vorderendes ge— legentlich morſches Holz, ſelbſt Wurzeln anderer lebender Pflanzen, welche ihnen hindernd in den Weg treten. Bekämpfung: Vgl. die auf S. 204 (unter 1) angeführten Ver⸗ tilgungsmaßregeln. f Die Quecke erſtickt man durch wiederholtes tiefes Umpflügen; auch dreijähriges Liegenlaſſen zur Weide hat ſich als erfolgreiches Gegenmittel erwieſen. Die Beſtandsbegründung auf vergraſten Schlägen erfolgt am ſicherſten durch Pflanzung mit nicht zu jungen, kräftig bewurzelten Setzlingen. N II. Halbſchattenpflanzen. A. Holzige Halbſchattenpflanzen. 1. Evonymus L. Spindelbaum, Pfaffenhütchen. E. europaeus L. Gemeiner Spindelbaum, europäiſches Pfaffen⸗ hütchen. H. 2—3 m. In ganz Deutſchland auf friſchen, kräftigen Böden an Waldrändern und in Gebüſchen gemein; mit weitverbreiteten Wurzeln. E. verrucosus Scop. Warziger Spindelbaum. H. 1,2 — 2 m. In den Gebirgswäldern von Süddeutſchland und Dfterreich ꝛc. heimiſch; kommt aber vereinzelt auch in Norddeutſchland vor. E. latifolius Scop. Breitblätteriger Spindelbaum. H. 2—3 m. Gleichfalls den ſüdlichen Gebirgswäldern angehörig; findet ſich aber auch in Oſtpreußen wild. | Schutz gegen Forſtunkräuter. 217 2. Prunus spinosa L. Schwarzdorn, Schlehe, Schlehenſtrauch. H. 2—4 m. Ein ſperrig wachſender, dorniger Strauch, in ganz Deutſchland häufig. Tritt namentlich gern auf feuchten (thonigen) Böden auf, iſt aber nicht anſpruchsvoll und ſteigt im Gebirge ziemlich hoch (bis 950 m).!) Durch ſeine oft meterweit ſtreichenden Wurzeln und ſein Vermögen, reichliche Wurzelausſchläge zu treiben, wird er der Verjüngung oft hinderlich und auch beim Holzfällen läſtig. Bekämpfung: Gründliches Ausroden bei den Reinigungshieben. 3. Rubus L. Brombeere, Brombeerſtrauch. Dieſe Gattung enthält 83 deutſche Arten. R. idaeus L. Himbeere. H. über 1 w. Durch ganz Europa verbreitet, ſowohl in der Ebene als im Gebirge, beſonders üppig auf kräftigen, ſteinigen, friſchen humoſen Böden; Näſſe iſt ihr aber zuwider. Der Forſtwirt bezeichnet ſie als Humuspflanze. Sie wird den jungen Kulturpflanzen durch reichliche Bildung von Wurzelaus- ſchlägen (Wurzelbrut) oft ſehr nachteilig, indem dieſe den Boden über⸗ ziehen und jeden anderen Pflanzenwuchs erſticken. Andert ab. R. fruticosus L. Brombeere. H. bis 2 m. Auf friſchen Böden und in feuchten Lagen oft ganze Flächen überziehend; bildet all- jährlich neue Wurzelſchößlinge, welche im Frühjahr aus Adventiv— knoſpen erſcheinen. Andert vielfach ab. R. caesius L. Ackerbrombeere, Kratzbeere. Dieſe Art gehört mehr den Feldrainen, Wegrändern und Hecken an. Sie beläſtigt aber durch ihr ſtarkes Wuchern an den Rändern der Feldhölzer auch die forſtlichen Kulturen. Andert vielfach ab. R. saxatilis L. Felſenbrombeere, Steinbeere. In felſigen Gebirgs— waldungen, namentlich auf Kalkboden; ſteigt bis in die Alpenregion. Bekämpfung: Dunkle Schlagſtellung und Eintrieb von Weide— vieh wirken vorbeugend, verhindern wenigſtens das Überhandnehmen dieſer läſtigen Sträucher. Die Vertilgung erfolgt am beſten durch Niedertreten der Ranken in der Umgebung der zu ſchützenden Holzarten und Zer— reißen der überlagernden Stränge mittels der Hacke, nicht durch Ausſchneiden, weil dieſes vermehrten Ausſchlag zur Folge haben würde. Die gedrückten Pflänzchen find aufzurichten und ihre Aſtchen find über den Ranken auszubreiten. 1) Die Höhenangaben beziehen ſich auf die bayeriſchen Alpen. 218 III. Buch. I. Abſchnitt. Wenn das Niedertreten im Vorſommer geſchehen iſt, ſo braucht man im Herbſte nur wenig nachzuhelfen. Im folgenden Jahre wird dieſe Ope— ration wiederholt. Bis zum zweiten Winter ſind dann die bisher beläſtigten Pflänzchen ſo erſtarkt, daß ihnen die Sträucher nichts mehr anhaben können. Das Freiſchneiden der Pflanzen iſt koſtſpielig und nicht ſo erfolgreich; das— ſelbe gilt vom Ausroden ). 4. Crataegus L. Weißdorn. C. oxyacantha L. Gemeiner Weißdorn, Hagedorn. H. 2— 5 m. In Bezug auf den Standort nicht wähleriſch, daher weit verbreitet und im Gebirge hoch ſteigend (bis 900 m). Wächſt langſam. Gegen Froſt und Dürre wenig empfindlich. An Waldrändern gemein. Die reichen Stockausſchläge dieſes Strauches verdämmen die jungen Holz— wüchſe ſtark; auch die Wurzeln ſtreichen weit umher. C. monogyna Jacg. Einweibiger Weißdorn. H. 2—5 m. Gleich: falls an Waldrändern, aber nicht ſo häufig als der vorige. Bekämpfung: Zeitiges und häufiges Ausroden bei den Aus— jätungen bzw. Durchforſtungen. Als Heckenholz wird der Weißdorn bekanntlich ſehr geſchätzt, weil er den Schnitt vorzüglich verträgt, ſich dicht beſtockt und, bei kunſtmäßiger (gitter— artiger) Verflechtung, vermöge ſeiner ſpitzen, langen Dornen eine vortreffliche Abwehr gegen Raubwild, Katzen ꝛc., welche den im Schutze ſeines Laubwerkes niſtenden Vögeln nachſtellen, bildet. 5. Ribes L. Stachel- und Johannisbeerſtrauch. Die gewöhnlichſten Arten ſind: R. grossularia L. Gemeine Stachelbeere. H. 0,6 — 1,5 m. In ganz Europa häufig an Rainen und in Zäunen; auch an lichten Stellen im Walde. Steigt im Gebirge ziemlich hoch (bis 800 m). Andert ab. R. rubrum L. Gemeine oder rote Johannisbeere. H. 1,2 bis 1,5 m. Ebenfalls weit verbreitet, zumal in lichten, feuchten Wäldern und Hecken. Steigt höher als die vorige (bis 1300 m). R. nigrum L. Schwarze Johannisbeere, Ahlbeere, Gichtbeere. H. 1,2—1,5 m. Urſprünglich im nordöſtlichen Europa heimiſch; liebt gleichfalls feuchte Orte (Wälder, Sümpfe). Steigt nicht ſo hoch (nur bis 500 m). Von eigentümlichem Geruche, insbeſondere die Beeren. 1) Ney, C. E.: Die Vertilgung des Adlerfarrens, Pteris aquilina L. und der Brombeerſträucher in den Culturen (Forſtwiſſenſchaftliches Central— blatt 1880, S. 616). Roth: Die Vertilgung der forſtſchädlichen Unkräuter und Sträucher (daſelbſt, 1881, S. 333). W.: Die Vertilgung der Brombeeren (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1885, S. 44). Schutz gegen Forſtunkräuter. 219 Die Ribes-Arten ſchaden auch durch Übertragen von Pilzkrank— heiten auf gewiſſe Waldbäume (ſ. S. 240, Zuſatz). Bekämpfung: Aushieb oder Ausroden. Dieſe Maßregeln gelten auch für die folgenden holzigen Gewächſe 6—10. 6. Sambucus Tourn, Holunder. S. racemosa L. Traubenholunder, Hirſchholunder. H. 1,5 — 4m. Auf friſchen Böden in Gebirgswäldern (namentlich Tannenwaldungen) zu Hauſe. Steigt hoch (bis 1500 m). Wird durch ſeine Stock— ausſchläge oft läſtig. Mark der Aſte gelb oder gelbbraun. 8. nigra L. Schwarzer Holunder, Flieder. H. 2—5 m. Durch ganz Europa verbreitet, aber mehr außerhalb des Waldes, in der Nähe von Ortſchaften, in Zäunen, an Gemäuer ꝛc. als im Walde ſelbſt; liebt lichte, feuchte Niederungen. Halbbaum mit zahlreichen flachen Wurzeln, welcher gern vom Stocke austreibt. Mark der Aſte ſchneeweiß. S. ebulus L. Attig, Zwergholunder. H. 0,6 — 1,5 m. Jim mitt leren und ſüdlichen Deutſchland auf feuchten Stellen im Walde ıc. Treibt alljährlich aus unterirdiſchen Rhizomen lange, blätterreiche, übel— riechende Stengel, welche ſtark verdämmen. 7. Viburnum L. Schneeball, Schlinge. V. opulus L. Gemeiner oder wilder Schneeball, Waſſerholder. H. 1,5—4 m. Liebt friſche, ſogar feuchte Standorte (Wälder, Ge: büſche ꝛc.) der Ebene und Vorberge, kommt aber auch im Gebirge (bis 1100 m) vor. Andert ab. V. lantana L. Wolliger Schneeball. H. 1,5 —3 m. In Mittel: und Süddeutſchland heimiſch, fehlt in Norddeutſchland. Liebt beſonders kalkige Bodenarten und ſteigt im Gebirge höher (bis 1400 m). 8. Lonicera L. Geißblatt, Heckenkirſche. L. xylosteum L. Gemeines Geißblatt. H. 1,2 — 3 m. In ſchattigen Laubwäldern (Buchen ꝛc.) durch ganz Deutſchland verbreitet; ſteigt bis 1100 m. Flach wurzelnder Strauch. L. nigra L. Schwarzes Geißblatt, Hundebeere. H. 0,6 — 1,2 m. In Gebirgswäldern; jedoch ſeltener als der vorige. Einige kletternde hierher gehörige Arten werden in der V. Gruppe (S. 230, unter 2) genannt werden. 220 III. Buch. I. Abſchnitt. 9. Ligustrum vulgare L. Hartriegel, gemeine Rainweide. H. 2— 4 m. In Mittel- und Süddeutſchland häufig, namentlich im Hügelland und auf Kalkboden; in Norddeutſchland ſelten. Wird mitunter durch Wurzelbrut ſtörend; ſonſt ein beliebtes Heckenholz. 10. Daphne mezereum L. Gemeiner Seidelbaſt, Kellerhals. H. 0,5 — 1,5 m. Liebt feuchten, humoſen Boden. Im Hügel- und Berglande von faſt ganz Europa verbreitet. Stark giftig, beſonders die Beeren. 11. Salix L. Weide ). Die artenreiche Gattung Salis kann natürlich nicht ohne weiteres zu den Forſtunkräutern gezählt werden. Die unter der Kollektiv— bezeichnung „Kulturweiden“ bekannten zahlreichen Spezies ſind ja ſogar Gegenſtand des künſtlichen Anbaues und einer regelmäßigen Bewirtſchaftung. Die wild auftretenden „Waldweiden“ werden aber, zumal in Buchenſchlägen, den jungen Holzpflanzen oft recht läſtig, u. zw. hauptſächlich folgende 4 Arten: S. caprea L. Salweide, Solweide, Palmweide. Bevorzugt den friſchen Boden der Niederungen und Vorberge, kommt aber auch gut auf trockenem Boden und im Gebirge (bis 1700 m) fort. Bemerkens⸗ wert iſt, daß ſie eine vorausgehende Verwitterung und Bodenlockerung zu ihrer Anſiedelung kaum bedarf, ſondern ſich auf dem nackten Fels anſiedelt. Sie wächſt in der Jugend ſehr raſch, macht auf kräftigem Boden jährliche Höhentriebe bis zu 2 m und entwickelt ſich unter Umſtänden zu einem kleinen Halbbaume mit ſperriger Krone. Ihre ſich reichlich entwickelnden Stockausſchläge greifen weit um ſich; wegen ihres Lichtbedürfniſſes erhalten ſich jedoch nur die mehr aufrecht ſtehen— den Loden auf die Dauer. Die Wurzeln greifen weit aus und ver— laufen flach; jedoch bilden ſich keine Wurzelausſchläge. S. einerea L. (S. aquatica Sm.; S. acuminata Hoffm.). Graue Weide, Waſſerweide, Werftweide. Ein weit verbreiteter Strauch, welcher aber die Höhe der Salweide meiſt nicht erreicht und gleichfalls ſperrig wächſt. Vorzugsweiſe auf naſſen Bruchböden und an Bad): ufern; ſteigt nur bis zu 800 m. Bildet gern Abſenker. 1) Wimmer, Dr. phil. Friedericus: Salices europaeae. Vratislaviae sumptibus Hirt., 1866. — In Deutſchland giebt es (abgeſehen von den Varie— täten und Baſtarden) etwa 40 bis 45 Weiden-Arten, von welchen nur 12 in Norddeutſchland auftreten. Schutz gegen Forſtunkräuter. 221 S. aurita L. Ohrweide, Salbeiweide. In ganz Europa ver⸗ breitet; nicht ſelten auf naſſem und ſehr häufig auf trockenem, ſteinigem Boden, ſteigt hoch (bis 1500 m), zieht aber die Niederung vor. Mehr an den Rändern als im Inneren des Waldes. Im ganzen Habitus, zumal der Sperrigkeit der Aſte, der Salweide nahe ſtehend; bildet gern Abſenker. S. repens L. Kriechweide, Moorweide. H. bis 0,5 m, ſelten darüber. Durch ganz Europa verbreitet, zumal auf torfigen Böden, aber auch auf feuchten Sanddünen in der Nähe des Meeres; ſteigt ebenfalls hoch (bis 1100 m). Andert ab. Bekämpfung: Zurückſchneiden, gänzlicher Aushieb oder Aus- roden bei Gelegenheit der Reinigungshiebe und Durchforſtungen. 12. Populus tremula L. Aſpe, Eſpe, Zitterpappel. Dieſe durch ganz Europa (mit Ausnahme des äußerſten Südens) verbreitete Pappel⸗Art wird durch ihr raſches Wachstum und ihre Eigenſchaft, reichliche Wurzelbrut zu treiben, den forſtlichen Kultur— gewächſen oft ſehr läſtig. Da die in vielen Strängen flach unter der Bodenoberfläche fortſtreichenden Wurzeln ſelbſt noch eine Zeit lang nach dem Abhiebe der Stämme fortvegetieren und ſich an ihnen aller— wärts Adventivknoſpen bilden, ſieht man oft, ohne daß noch ältere Aſpen in der Umgebung ſtehen, maſſenhafte Aſpenloden auf den Schlägen entſtehen und üppig emporwachſen. In Bezug auf den Standort iſt die Aſpe gar nicht wähleriſch. Sie verträgt ſogar naſſe, kalte Böden und iſt ein faſt regelmäßiger Gaſt in Froſtlagen. Ihre Höhengrenze geht faſt bis zum 70° n. Br. und bis 1350 m (Alpen). Die Aſpe ſchadet auch durch Übertragen von Pilzkrankheiten (S. 240, Zuſatz). Bekämpfung: 1. Ausſchneiden der Ausſchläge; dieſes hilft freilich nur auf kurze Zeit. 2. Roden der Stöcke und größeren Wurzeln; iſt ebenfalls kein Radikalmittel. 7 3. Abſchälen eines ca. 20 em breiten Rindenringes an den fiehenden Stämmen, um das Auftreten neuer Wurzelbrut zu verhindern. Die Wirkung tritt allerdings erſt nach etwa 2 Jahren zu Tage.!) 4. Abhauen oder Abſägen des Stammes in ca. 1 m Höhe 0 Schälen des Stockes. 1) Morgenroth: Vertilgung der Aspen-Wurzelbrut (Zeitſchrift für Fort und Jagdweſen, V. Band, 1873, S. 86). | 1 i Das Eingehen hoher Stöcke erfolgt unter Umſtänden auch ohne daß die Rinde abgeſchält wird, wenn man nur letztere beim Hiebe ſtark aufreißt bzw. beſchädigt.) 13. Betula L. Birke. B. alba L. (B. verrucosa Ehrh.). Weißbirke, warzige Birke. Dieſe anſpruchsloſe, ſelbſt auf armem Sandboden noch fortkommende, hoch ſteigende (1500 m), lichtliebende und raſchwüchſige Holzart wird nur ausnahmsweiſe, namentlich in Nadelholzverjüngungen und Kulturen, zu einem läſtigen Unkraute. Sie ſchadet hier weniger durch Nahrungs: entzug und Verdämmung als mechaniſch, indem ihre harten Triebe bei Wind die weichen Maitriebe der Koniferen (Fichte, Kiefer ꝛc.) durch Reiben ihrer Nadeln berauben und auch ſonſt verletzen (peitſchen“). B. pubescens Ehrh. Weichhaarige Birke. Strauch, ſeltener Baum. Auf ſumpfigen und torfigen Stellen auftretend. Steigt ebenfalls bis 1500 m. Seltener als die vorige und wegen geringerer Höhe weniger ſchädlich. Bekämpfung: Tiefer Aushieb, damit die am Grunde des Stockes | | 222 III. Buch. 1. Abſchnitt. reichlich ſitzenden ſchlafenden Augen mit beſeitigt werden. Wurzel- ausſchläge treiben die Birken in der Regel nicht. 14. Corylus avellana L. Gemeine Haſel, Haſelnuß. Ein 2— 5 m hoher, auf kräftigem, friſchem Boden ſehr häufiger, dicht belaubter Strauch, welcher in den (weſtlichen) Alpen bis 1400 m Höhe ſteigt. Mehr in Vorhölzern und an Waldrändern als im Inneren geſchloſſener Waldkomplexe heimiſch. Wird durch ſeine Stock- und Wurzel-Ausſchläge, ſowie Stockſproſſen mitunter recht läſtig, nament⸗ lich in Eichenſchäl- und Hackwaldungen (Hefjen). Bekämpfung: Tiefer Abhieb bei den Reinigungshieben und Bedecken der Stöcke mit großen halbkugelförmigen Erdhaufen (Über⸗ hügeln) oder gründliches Ausroden. 15. Vaceinium L. Heidelbeere.) V. myrtillus L. Gemeine Heidel-, Schwarz-, Blau- oder Bick⸗ beere. H. 0,2—0,4 m. Kleinſtrauch, durch ganz Deutſchland ver⸗ 1) Walther, Dr.: Vertilgung der Wurzelbrut von Populus tremula (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1888, S. 300). 2) Thierſch, Ernſt: Über die ſchädliche Einwirkung der Vaccinien, namentlich der Heidel- und Preißelbeere, als zum großen Nachtheile edlerer Forſtgewächſe wuchernden Unkrautes in den norddeutſchen Gebirgsforſt (Forſtliche Blätter, 5. Heft, 1863, S. 82). Wieſe: Die forſtliche Bedeutung der Heide (Heidekraut, rothe Heide, Schutz gegen Forſtunkräuter. 223 breitet, liebt friſche, ſogar feuchte (etwas ſauere) Böden und kühle, dunſtreiche Lagen, kommt aber auch auf trockenen Standorten (Sand) fort (nur nicht auf Kalk). Steigt hoch (bis 1500 m). Lichte Beſchattung, etwa durch Kiefern, iſt ihr beſonders angenehm. Der Same liegt etwa 2 Jahre im Boden, bevor er keimt. Ihr maſſenhaftes Auftreten zeigt in der Regel übermäßige Beſtandsauslichtung durch Alter, Elementar— ſchäden oder fehlerhafte Wirtſchaft und Bodenverwilderung an. Sie über— zieht große Flächen raſenförmig, und ihr dichter Wurzelfilz durchzieht und verſchließt hierdurch die Bodenoberfläche. Dem Forſtmann iſt ſie daher kein willkommener Gaſt. Die in manchen Gegenden ſehr ſchwunghaft betriebene Nutzung der ſchmackhaften und zu mancher techniſchen Ver— wendung (Heidelbeerwein) brauchbaren Beeren verdient aber vom volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkt aus gewürdigt zu werden. Als eine Varietät tritt in manchen Gegenden, z. B. in der Umgebung des Bades Teinach (Schwarzwald), auf Buntſandſtein die „weiße“ Heidel— beere auf.) Die Früchte dieſer Spielart ſind im reifen Zuſtande grün oder grünlich⸗weiß oder auch ganz weiß Die Samen, bei der gewöhnlichen Heidel— beere blauſchwarz, ſind hier orangegelb. V. vitis idaea L. Gemeine Preißel- oder Kronsbeere. H. 0,1 — 0,2 m. Ein wintergrüner Kleinſtrauch, welcher ungefähr die Verbreitung der Heidelbeere beſitzt und auf lockeren, ſandigen, aber feuchten Böden, nament— lich in höheren, kühlen Lagen (Gebirgswälder) oft maſſenhaft auftritt und ganze Bergrücken überzieht. Das Sammeln der Beeren ſchafft gleich— falls reichen Verdienſt (Siegen, Fichtelgebirge, Thüringerwald ꝛc.). Das Feuchtigkeitsbedürfnis der Preißelbeere iſt noch etwas größer als dasjenige der Heidelbeere. Man findet ſie häufig auf Grauwacke, Thonſchiefer zr. (Sauerland). Mangelnde Bodenfriſche (Grauwackenſandſtein) wird häufig durch höhere Luftfeuchtigkeit paralyſiert. Im nordöſtlichen Deutſchland tritt ſie auch maſſenhaft in den Waldungen der Ebene auf. V. uliginosum L. Sumpf⸗Heidelbeere, Rauſch-Heidelbeere, Trunkel— beere, Hundsbeere. H. 0,2—0,5 m. In moorigen Wäldern, ſteigt ziemlich hoch, mehr im nordöſtlichen Deutſchland heimiſch. Die anfangs rötlich⸗, ſpäter blauſchwarzen Beeren ſind im Innern weiß und von ſüßlichem Geſchmacke. Erica oder Calluna vulgaris) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1874, S. 169, hier 171). 5 Fürſt: Die forſtliche Bedeutung der Heide und Heidelbeere (daſelbſt, 1875, S. 155). — Unſere Erfahrungen ſtimmen mit den in dieſem Artikel niedergelegten vollſtändig überein. Die Heidelbeere iſt ohne Zweifel mehr Symptom der Bodenvermagerung, als Folge einer ſtarken Auslichtung des eſtands. 1) Borggreve: Ueber die „weiße“ bez. grünfruchtige Heidelbeere (Forſt⸗ e Blätter, N. F. 1891, ©. 153). ) 4 | Die Bezeichnung Rauſch-Heidelbeere (Rauſchbeere) hängt mit der wenig glaubwürdigen Annahme zuſammen, daß der übermäßige Genuß ihrer (ſchwarzen) Beeren betäubende Wirkungen hervorrufen ſoll. In Thüringen ſteigt ſie bis zu den äußerſten Höhen (Beerberg, Schneekopf ca. 1000 m). V. oxycoccos L. Gemeine Moosbeere. H. 0,2—0,4 m. Auf Torfböden, ſonſt nur vereinzelt an naſſen Orten und in Sümpfen. In forſtlicher Beziehung ſpielen nur die erſten beiden Arten eine Rolle, indem ein dichter Heidel- oder Preißelbeerfilz die natür⸗ liche Anſamung verhindert und die Bodenbearbeitung zum Behufe der künſtlichen Kultur ſehr erſchwert. Die Preißelbeere ſchadet ferner durch Übertragen einer Pilzkrankheit (ſ. S. 240, Zuſatz). f Bekämpfung: Ausreißen oder Aushacken der Kräuter. Stellen— weiſes Abplaggen des Filzes (an den Pflanzſtellen), wobei aber die den Plaggen anhängenden Humusteilchen durch Ausklopfen mit der Hacke dem Boden zurückgegeben werden müſſen. Fichtenpflanzung gerät am ſicherſten. 224 III. Buch. I. Abſchnitt. B. Krautartige Halbſchattenpflanzen. 1. Filices. Farnkräuter, Farne. Hierher gehören die Gattungen: Polypodium Sw. (Tüpfelfarn), Phegopteris Fee. (Buchenfarn), Aspidium Sw. (Schildfarn), Asple- nium L. (Streifen- oder Milzfarn), Pteris L. (Saumfarn) ꝛc. Sämtlich 2. Die gewöhnlichſten Arten find: Polypodium vulgare L. Gemeiner Tüpfelfarn, Engelſüßwurzel. H. 0,1 —0,2 m. An Felſen ꝛc. Andert vielfach ab. Phegopteris polypodioides Fee. Echter Buchenfarn. H. 0,1 0,3 m. In feuchten, ſchattigen Wäldern. Aspidium filix mas L. Männlicher Schildfarn, Wurmfarn. H. 0,5 — 1 m. Schattige Wälder, Gebüſche. Aspidium filix femina Sw. (Asplenium filix femina Bernh.) Weiblicher Schild- oder Streifenfarn. H. 0,2 — 1 m. Feuchte, ſchattige Wälder, Felſen. Pteris aquilina L. Adlerfarn. H. 0,6 — 1,5 m. Größte Art, die oft weite Strecken überzieht. Andert ab. Sämtliche Farne bevorzugen feuchte, ſteinige Waldorte. Ihr Auf— treten zeigt einerſeits kräftigen humoſen Boden, andererſeits beginnende Auslichtung des Beſtands an. Sie verbreiten ſich ober- und unterirdiſch, oft ſehr zum Nachteile der jungen Forſtpflanzen, zumal im Winter bei Schneedecke, wo ſie ſich mitunter über die ganzen Pflanzen legen. Die überlagerten Pflanzen leiden dann faſt ein halbes Jahr durch Näſſe und Luftentzug, und Lichthölzer gehen infolgedeſſen ſogar häufig ein. Schutz gegen Forſtunkräuter. 225 Bekämpfung: Köpfen der im Vorſommer hoch aufſchießenden, mit einem Wedel (jpiralig aufgerollte Blätter) gekrönten Stengel, ehe ſich jener entfaltet. Dieſe Arbeit wird mit einem Stocke bewirkt und koſtet nicht viel.“) Die neu erſcheinenden Wedel ſind nach einigen Wochen auf dieſelbe Art zu vertilgen. Sie ſind oft infolge der Erſchöpfung des Wurzelſtockes ſo kümmerlich entwickelt, daß ſie überhaupt nicht mehr ſchaden; in dieſem Falle kann man ſich das Köpfen erſparen. Sollte jedoch ſelbſt mehrmaliges Köpfen erfolglos ſein, jo ſind die Stengel im Vorſommer abzuhauen oder auszu⸗ ſchneiden. Da die Farne als Streumaterial geſucht ſind, ſo macht ſich die Arbeit bezahlt. 2. Polytrichum Dill. Widerthon, Haarmoos, Bürſtenmoos.“ P. commune L. Gemeiner Widerthon. Bildet an feuchten Stellen im Walde und auf torfigen Wieſen dichte, konvexe Polſter. P. juniperinum Hedw. Wächſt mehr an trockenen Orten. P. gracile Menz. (P. longisetum Sw.). Schlanker Widerthon. Liebt ſumpfige Plätze und beteiligt ſich mit an der Torfbildung. Sämtliche 42 Arten heben ſich ſchon von weitem durch dunkleres Grün von den hellen, mehr wedelartig ausgebreiteten, hellgrünen Aſtmooſen am Boden ab. Sie finden ſich mehr unter hohem Holz— beſtande (beſonders unter Fichten) als auf Freiflächen ein und ſchaden bei übermäßiger Entwickelung durch Begünſtigung der Bodennäſſe und Verhinderung der Anſamung. Bekämpfung: Ausraufen der Moospoliter. III. Schattenpflanzen. A. Holzige Schattenpflanzen. 1. Rhamnus L. Kreuzdorn, Wegdorn. R. frangula L. (Frangula vulgaris Reichb.). Faulbaum, Bulver- holz.) H. 2—3 m. Ein durch ganz Deutſchland verbreiteter Strauch; auf feuchten, ſogar naſſen Böden, mehr in Niederungen als im Ge— 1) Ney, C. E.: Die Vertilgung des Adlerfarrens, Pteris aquilina L. und der Brombeerſträucher in den Culturen (Forſtwiſſenſchaftliches Central t, 1880, S. 616). 2) Kummer, Paul: Der Führer in die Mooskunde. Anleitung zum kichten und ſicheren Beſtimmen der deutſchen Mooſe. 3. Aufl. Mit 77 Figuren f 4 Steindrucktafeln. Berlin, 1891. 3) Wieſe: Der Faulbaum, Rhamnus Frangula, auch Pulverholz genannt gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1869, ©. 149). Heß, Forſtſchutz IL 3. Aufl. 15 = 226 III. Buch. I. Abſchnitt. birge. Treibt flache Wurzeln, welche ſich nicht weit verbreiten, aber viel Wurzelbrut. Durch Vögel, welche ſeinen Beeren nachſtellen, wird die Verbreitung befördert. Hoch abgehauene Stöcke gehen leicht ein. R. cathartica L. Gemeiner Kreuzdorn, Wegdorn. H. 2—3 m. Ein langſam wachſender, baumartiger Strauch, deſſen Wurzeln ſich weit verbreiten. Er liebt friſchen, ſogar feuchten Boden, findet ſich daher nicht ſelten längs der Bäche. Treibt gleichfalls Wurzelloden. Bekämpfung: Ausroden bei den Reinigungshieben. 2. Cornus sanguinea L. Hartriegel, gemeiner Hornſtrauch, rote Cornelle. H. 3—5 m. Liebt kräftige, friſche bis feuchte Böden, ſteigt im Gebirge bis 800 m und treibt reichliche Wurzelausſchläge. Häufig. Bekämpfung: Wie beim vorigen. 3. Ilex aquifolium L. Gemeine Stechpalme oder Hülſe, Walddiſtel. H. 1—7 m. Ein immergrüner, ſtacheliger Strauch, welcher be— ſonders auf guten, feuchten Lehmböden oder lehmigen Sandböden oft bedeutende Dimenſionen erlangt. Er iſt namentlich im ſüdlichen Deutſch— land (Schwarzwald) und im Weſten (Rheinprovinz, Weſtfalen ꝛc.) ver breitet. Im öſtlichen Norddeutſchland tritt er ſpontan im allgemeinen ſelten auf; jedoch trifft man ihn in der Prignitz, in Mecklenburg und in Neuvorpommern bis Rügen an. Die Stechpalme iſt eine ausgeſpro— chene Waldpflanze, die ihr Gedeihen nur im Unterholze der Hoch— wälder findet. Ihr Ausſchlagvermögen iſt vorzüglich. In der Oberförſterei Berſenbrück (Provinz Hannover) kommen einzelne Hülſen bis zu 10 m Höhe mit einem Durchmeſſer bis zu 24 cm (in 1m Bodenhöhe) vor.) Auch im Münſterlande giebt es llex- Sträucher und - Bäume von bedeutenden Dimenſionen, insbeſoudere auf dem Laerbrok (Gemeinde Böſenſell) und nördlich hiervon (Gemeinde Havixbeck). Die größte Stechpalme daſelbſt hat, am Boden gemeſſen, einen Stammumfang von 97 em (Durch- meſſer knapp 31 cm), eine Höhe von etwa 9 m und einen Kronendurchmeſſer von über 8 m. Bekämpfung: Köpfen und Aſten der die Kulturpflanzen bes drängenden Hülſen. Bei ſtarker Wucherung der letzteren müſſen die Kulturen mit kräftigen älteren Pflanzen ausgeführt und dieſe auf die vom Unkraut freien Stellen geſetzt werden.“) 1) Hülſe (Ilex aquifolium L.) (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, IV. Band, 1872, S. 151). 2) Roth: Die Vertilgung der forſtſchädlichen Unkräuter und Sträucher (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1881, S. 333). —1 Schutz gegen Forſtunkräuter. 22 4. Solanum L. Nachtſchatten, Bitter ſüß. S. dulcamara L. Gemeines Bitterſüß. A. Ein bis zu 3 m Höhe emporkletternder Strauch in ſchattigen, feuchten Niederungen, an Ufern ꝛc., namentlich an Weidenkopfſtämmen. Kraut, Stengel und die roten Beeren enthalten Solanin, riechen betäubend und ſind giftig. Bekämpfung: Tiefes Abſchneiden. 5. Juniperus L. Wachholder. J. communis L. Gemeiner Wachholder, Kronawett, Kadik !). Ein durch ganz Europa verbreiteter, 1— 1,3 m hoher Nadelholzſtrauch, welcher mitunter baumartigen Charakter annimmt. In der Ebene und im Gebirge (bis 1600 m) heimiſch. In klimatiſcher Beziehung unempfindlich; auch ziemlich bodenvag, da man ihn auf allen Geſteins— arten findet. Er kann viel Bodenfeuchtigkeit vertragen (Thon). Seine Verbreitung wird durch die Droſſeln (Krammetsvögel) be— fördert. Gedeiht zwar vortrefflich ganz im Freien, tritt aber ſchon in noch gut geſchloſſenen Beſtänden auf (3. B. in den Kiefernforſten bei Gießen), was ſeine Einſtellung in dieſe Gruppe rechtfertigen dürfte. J. sabina L. (Sabina officinalis Greke.). Sadebaum, Zwerg: wachholder. H. 1,5 —3 m. Ein im Süden auf ſteinigem Grunde wild vorkommender Gebirgsſtrauch (Alpen) mit fahnenförmigen, dicht be— zweigten Aſten, der wohl nur in ſeltenen Fällen forſtſchädlich wird. Von dem Strauche geht ein fataler Geruch aus, der ſich namentlich beim Reiben der Blätter bemerkbar macht. Die Wachholder-Arten ſchaden auch durch Übertragen von Pilz— krankheiten auf die Pomaceen (ſ. S. 241, Zuſatz). | Bekämpfung: Zurückſchneiden, gänzlicher Aushieb oder Ausroden. | | B. Krautartige Schattenpflanzen. Solanum nigrum L. Schwarzer Nachtſchatten. ©. H. 0,2—1 m. Mehr auf Schutthalden, Rainen und an Wegen heimiſch als im Walde. Giftig. Andert ab. Bekämpfung: Ausſchneiden der verdämmenden Pflanzen. 1) Dieſen Namen führt der gemeine Wachholder in Eſthland, Kurland und Livland. 15 * 1 1 0 III. Buch. I. Abſchnitt. IV. Forſtunkräuter naſſer und torfiger Böden. | 1. Juncus L. Binſe. Dieſe Gattung enthält 27 Arten; die meiſten find A, einige O. Grasähnliche Pflanzen, welche auf ſumpfigen Schlägen und Wald— wieſen, ſowie auf Mooren, namentlich in Niederungen, auftreten und das Vorhandenſein eines ſaueren Humus anzeigen. J. silvatieus Reichd. Waldbinſe. A. H. 0,3 —0,6 m. J. effusus L. Flatterbinſe. A. H. 0,3 - 1 m. J. conglomeratus L. Knauelbinſe, geknäuelte Binſe. A. H. 0,3 0,6 m. 2. Seirpus L. Simje 2. Eine ebenfalls artenreiche (17 Arten) Gattung, zu den Scheinz, Sauer- oder Halbgräſern gehörig. Die meiſten Arten außerhalb des Waldes auf ſumpfigen Wieſen, in Sümpfen und Mooren; zeigen gleichfalls ſaueren Humus an. Eine wirkliche Waldpflanze iſt nur: S. silvaticus L. Waldſimſe. H. 0,6 — 1,2 m. Gemein auf naſſen, ſumpfigen Waldplätzen, in feuchten Gebüſchen, an Gräben, Bächen ꝛe. 3. Carex L. Rietgras, Segge. 2. Sehr artenreich (97 Arten), gleichfalls zu den Sauergräſern gehörig und auf ſumpfigen oder moorigen Wieſen, Blößen und Schlägen heimiſch. Im Walde treten namentlich folgende 3 Arten auf: C. brizoides L. Raſch- oder Zittergras. H. 0,3—0,6 m. Dieſes Gras wird namentlich im badiſchen Rheinthale vielfach genutzt, um im getrockneten Zuſtande zu Polſterungen (als Surrogat für Roßhaare) verwendet zu werden. C. muricata L. (C. spieata Huds.). Weichſtachelige oder ſperr— früchtige Segge. H. 0,3 0,5 m. C. silvatica Huds. Waldſegge, Waldrietgras. H. 0,3 - 0,6 m. 4. Eriophorum L. Wollgras. A. Gleichfalls ausdauernde Scheingräſer auf ſumpfigen, moorigen Böden, welche das Vorhandenſein von ſauerem Humus und — bei maſſenhaftem Auftreten — von Torf anzeigen. Die am meiſten verbreiteten Arten ſind: Schutz gegen Forſtunkräuter. 229 E. angustifolium Roth. Schmalblätteriges Wollgras. H. 0,3 —0,5 m. Wollflocken bis 35 mm lang. E. latifolium Hopp. Breitblätteriges Wollgras. H. 0,3 —0,5 m. Wollflocken 25 mm lang. E. vaginatum L. Scheidenförmiges Wollgras. H. 0,3 —0,5 m. Wollflocken ca. 25 mm lang. 5. Calamagrostis Adans. Reitgras, Schilfgras, Schilf. A. Steifhalmige, zum Teile ſchilfartige Riſpengräſer mit äſtigem, weit umher kriechendem Wurzelſtocke. 8 Arten. C. arundinacea Roth (C. silvatica DC.). Gemeines oder rohr— artiges Reitgras, Waldreitgras. H. 0,6 — 1,2 m. C. epigeios Roth. Land-Reitgras. H. 0,6 — 1m. In ſandigen Wäldern. C. Halleriana DC. Haller's Reitgras. H. 0,6 — 1 m. In faſt allen deutſchen Gebirgen auf ſumpfigen Waldſtellen gemein, in den Alpen bis 1600 m Höhe ſteigend. Bekämpfung (aller vorſtehenden Gattungen): Abſicheln, Abmähen, ſtellenweiſes Abplaggen oder gänzlicher Bodenumbruch mit der Hacke oder dem Pfluge. Die Wahl des Mittels hängt hauptſächlich davon ab, ob die betreffende Waldfläche mit natürlichem Nachwuchs beſtockt bzw. kultiviert oder ob ſie noch von Holzarten frei iſt. 6. Sphagnum Dill. Torfmoos, Sumpfmoos, Waſſermoos. Die häufigſten unter den 9 deutſchen Arten ſind: 8. acutifolium Ehrh. Spitzblätteriges Torfmoos. 2. S. cymbifolium Ehrh. Nachenblätteriges Torfmoos. 2. S. cuspidatum Ehrh. Spitzäſtiges Torfmoos. 2. Die Torfmooſe bilden dichte Überzüge auf naſſen Thon- und Moorböden, in dumpfen, feuchtkalten Lagen, treten aber — im Gegen— ſatze zu den Polytrichum-Arten (S. 225) — vorwiegend ganz im Freien auf. Sie ſind die ſchädlichſten Mooſe, indem ſie weſentlich zur Verſumpfung bzw. Torfbildung beitragen, wodurch der Holznach— wuchs unmöglich gemacht wird. Ihre Verbreitung wird dadurch ge— fördert, daß ſie die Fähigkeit beſitzen, ihre Samen in verhältnismäßig großer Umgebung auszuſtreuen. Dies geſchieht mit hörbarem Geräuſch, womit ihre Bezeichnung als „Pflanzengeſchütze“ zuſammenhängt. Bekämpfung: Vorbeugend wirkt Erhaltung des Beſtands— ſchluſſes. Zur Abſtellung übermäßiger Bodennäſſe dient Entwäſſerung. 230 III. Buch. J. Abſchnitt. Zuſatz. Auch die Aſtmooſe (Hypnum Dill.), welche (in ca. 123 Arten) die normale Bodendecke unſerer Nadel- wälder bilden, können in einzelnen Fällen dadurch ſchaden, daß ſie das Keimen der Samen oder das Emporwachſen der jungen Pflänzchen verhindern oder daß ſie (auf Porphyr- oder Baſaltboden) allzugroße Bodennäſſe erzeugen. Beides iſt der Fall, wenn die Moosdecke übermäßig hoch und dicht iſt. In dieſem Falle muß das Moos— polſter bis zum Mineralboden aufgeriſſen werden. V. Rankende und überlagernde Forſtunkräuter. A. Holzige Kleingewächſe. 1. Clematis vitalba L. Gemeine Waldrebe, Hagſeil— Ein durch ganz Deutſchland verbreiteter, vorzugsweiſe im Berg— lande heimiſcher, bis 7 m hoher Halbſchattenſtrauch, welcher an Bäumen, Gebüſch, Felſen ꝛc. emporklettert. Die Ranken ſchlagen, wo ſie dem Boden aufliegen, gern Wurzeln. Bei ſtarkem Auftreten kann die Waldrebe den Holzfällungsbetrieb ſehr beläſtigen. In den Auwäldern der Donau iſt die Waldrebe eins der ſchädlichſten Forſtunkräuter. Bekämpfung: Tiefer Abſchnitt oder Aushieb. 2. Lonicera L. Geißblatt. L. periclymenum L. Deutſches Geißblatt, Wald-Geißblatt. H. 2 bis 3m. Ein durch ganz Deutſchland verbreiteter Schlingſtrauch; an Hecken, Waldrändern und innerhalb des Waldes. Auf feuchtem Boden; mehr der Niederung als dem Gebirge angehörig. Halbſchattenpflanze, welche namentlich jüngere Stämme ſchraubenförmig oft bis zu beträchtlicher Höhe umrankt und durch mechaniſchen Druck Einſchnürungen bzw. bauchige, ſpiralig verlaufende Auftreibungen bewirkt (Fig. 89). Junge Stangen brechen mitunter an einer dünnen Stelle, wenn ſich Schnee auflagert. In Ermangelung geeigneter Objekte zum Emporklettern überzieht dieſer Strauch den Boden und krautartige Gewächſe. L. caprifolium L. Italieniſches Geißblatt, Jelängerjelieber. H. 3 bis 4,5 m. In Südeuropa zu Hauſe; aber ſchon in Süddeutſchland, wahrſcheinlich auch im Thüringerwald und im Kyffhäuſer Gebirge einzeln wild vorkommend. Gleichfalls ein Schlingſtrauch. Bekämpfung (beider Arten): Möglichſt baldiges Abſchneiden am Boden, damit der Strauch abdürrt. 4 Schutz gegen Forſtunkräuter. B. Krautartige Kleingewächſe. 1. Convolvulus L. Winde. C. arvensis L. Feld» oder Ackerwinde. 2. H. 0,3 —0,6 m. Hauptſächlich auf Rainen, in Feldern. C. sepium L. Zaun- oder Heckenwinde. 2. H. 1,5 — 3 m. In lebenden Hecken, Ge: büſchen, an Flußufern gemein. Beide Arten ſind weit verbreitet und werden in Saat- und Pflanzkämpen, haupt— ſächlich aber in jungen Weiden-Anlagen!“) durch Ausſaugen des Bodens, Umſchlingen der Kulturgewächſe und Niederziehen derſelben zu Boden oft recht läſtig. Bekämpfung: 1. Wiederholtes Abſchneiden der oberirdiſchen Triebe knapp am Boden. Man beginnt mit dem Tiefſchnitte, wenn die oberirdiſchen Triebe etwa 5—10 em hoch geworden ſind, und fährt damit ſo lange fort, als noch Triebe zum Vorſcheine kommen. Das Abwickeln der Winden von den Pflanzen, welche hierdurch beläſtigt wurden, kann unterbleiben, da die Triebe wegen des Ab— ſchnittes doch abdürren und mithin nicht mehr ſchaden. Die Arbeit iſt in den erſten Jahren ſehr mühſam, verringert ſich aber vom zweiten, ev. dritten Jahr ab bedeutend. 2. Ausgraben und Verbrennen der Wurzelſtöcke. 8 Vollſtändig wird dieſe Prozedur allerdings kaum gelingen, da die Wurzelſtöcke über 50 em tief in den Boden eindringen. 2. Humulus lupulus L. Gemeiner oder wilder Hopfen. 2. H. bis 4 m. Klettert an feuchten Orten (in Niederungen) an den Holzpflanzen empor, wie Epheu und Geißblatt, und zieht ſie nieder. Die Stengel winden ſtets links, wie der Hopfen (hopfenwendig). 1) Danckelmann: Die Weidenheger im 75 Spiralige Wülſte an einem Fich- tenſtämmchen, durch Lonicera periclymenum L. verurjadt. Bei a iſt der Bruch erfolgt. Die eigentliche Axe des Strauches iſt, weil größtenteils vom Fichten⸗ holz umwachſen, nur zum Teile ſichtbar (bei 2) Roer⸗ und Wurmthale des Regierungs-Bezirks Aachen (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, X. Band, 1879, S. 174). 232 III. Buch. I. Abſchnitt. In dem Drömling), einem großen Sumpfwalde zwiſchen Helmſtedt und Magdeburg, wächſt der wilde Hopfen nicht ſelten 3—4 m hoch an den Bäumen empor und umſchlingt die ſchwächlichen Stockausſchläge auf den alten, faſt meterhohen Wurzelſtöcken (Wrieteln) der Roterle oft derart, daß ſie dieſer Umarmung unterliegen. Die bedeutende Höhe dieſer Stöcke, aus welchen der Ausſchlag ſtets an den höchſten Punkten erfolgt, erklärt ſich teils daraus, daß die Stöcke infolge der Entwäſſerung ſich inſelartig gehoben haben, teils aus dem'ſtets im neuen Holze ſtattgehabten Abhiebe. Auch in den Auwäldern an der Donau erreicht der Hopfen bedeutend Dimenſionen. - Bekämpfung: Wiederholtes Abſchneiden der Stengel tief am Boden oder (was beſſer iſt) Ausroden. 3. Cuscuta L. Seide, Flachsſeide, Filzfraut.?) C. europaea L. Europäiſche Flachsſeide, Hanf- oder Hopfen— ſeide. O. H. 0,3 —1,5 m. Häufig. Andert ab. . trifolii Babingt. Kleeſeide. O. Häufig. Andert ab. C. monogyna Vahl. Einweibige Seide. O. Weniger verbreitet. C. Gronovii Willd. Weidenwürger?). O. Urſprünglich in Amerika einheimiſch, aber ſchon ſeit längerer Zeit in deutſchen Gärten eingeſchleppt. Sämtliche Arten überlagern land- und forſtwirtſchaftliche Ge— wächſe, indem ſie ſich an die Stengel anheften und dieſe — oft auf weite Strecken — zu Boden ziehen. Von landwirtſchaftlichen Gewächſen leiden beſonders Hanf, Lein, Klee, Luzerne 2c. Von Holzarten ſind die Ahorne (Feldahorn), Pappeln, Haſel und ganz beſonders die Weiden gefährdet, z. B. in den Main-Auen bei Miltenberg. Die Seide ſchadet letzteren nicht nur durch Entzug von Nährſtoffen, ſondern mehr noch durch Hervorrufen wulſtiger, ſpiralig verlaufender Vorſprünge an den Stellen, wo ſich der Cuseuta-Stengel emporgerankt und ſeine Saugwärzchen eingetrieben hat. Die Weiden— ruten werden hierdurch zur Korbflechterei untauglich. Bekämpfung: Rechtzeitiges Abſchneiden der befallenen Weiden— 1) Alers, G.: Der Drömling, ein forſt- und landwirthſchaftliches Frag— ment. Mit einer lithographirten Karte (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1878, S. 185, hier 190). 2) Cuscuta, ein Feind der Weiden (Centralblatt für das gefammte Forſtweſen, 1878, S. 95). R.: Schmarotzende Seidenarten in den Weidenhegern (daſelbſt, 1881, S. 29). Gegenmaßregeln gegen die auf Weiden ſchmarotzenden Cuscuta-Arten (daſelbſt, 1882, S. 321). 3) Prantl, Dr. K.: Eine amerikaniſche Cuseuta als Feind der Weiden Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1878, ©. 21). Schutz gegen Forſtunkräuter. 233 ſchößlinge zugleich mit den Cuscuta-Fäden möglichſt tief am Boden bei dem Beginne der Blütenbildung und Verbrennen alsbald an Ort und Stelle (Ende Juni, Anfang Juli). Die Seidenranken dürfen ſelbſtverſtändlich hierbei nicht verſtreut werden, indem ſich das Unkraut auch durch ſie weiter verbreiten kann. Die Operation iſt, da noch alte Samenkörner im Boden ruhen können und der Same min— deſtens 2—3 Jahre keimfähig bleibt, etwa alle zwei Jahre zu wiederholen. Die Verſchleppung der Samenkörner wird u. a. auch durch Tiere (Haſen) beſorgt. Der Durchgang durch den tieriſchen Körper macht ſie nicht keimungs— unfähig. Zuſatz. Hedera helix L. Gemeiner Epheu. Ein immergrüner, mehr im ſüdlichen Deutſchland einheimiſcher Kletterſtrauch, wurde auf Grund der Autorſchaft von Burgsdorf's, Bechſtein's und Ratzeburg's wegen der eigentümlichen Haft- oder Klammerwurzeln, mit welchen er ſich an den Baumſchäften emporrankt, lange Zeit für ein nachteiliges Schmarotzergewächs gehalten.“) Dieſe Anſicht iſt aber eine irrige. Der Epheuſtrauch ſucht mittels der genannten, aus den Markſtrahlen entſpringenden Haft— organe von wurzelartiger Beſchaffenheit („Luftwurzeln“) nur eine Stütze am Baum, aber keine Nahrung. Hierfür ſpricht ſchon der Umſtand, daß die Samen der Epheubeere nur in der Erde keimen und ſich hier, wie jede andere phanerogame Pflanze, bewurzeln. Wir verweiſen ferner auf das häufige Emporklettern des Epheus an Fels— wänden und an Mauern, welche er trockener macht, ſowie auf ſein Vorkommen an der Bodenoberfläche. VI. Schmarotzende Forſtunkräuter. 1. Viscum album L. Weiße Miſtel, Vogelleim.’) Dieſer intereſſante, 0,2— 0,7 m hohe Kleinſtrauch ſchmarotzt auf Nadel- und Laubhölzern, u. zw. vorzugsweiſe an Aſten, jedoch 1) Wißmann, O.: Sit der Epheu wirklich ein Schmarotzer-Gewächs? (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1872, S. 321). 2) Zur Litteratur: Beling: Beitrag zur Naturgeſchichte des Miſtels (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗Zeitung, 1851, S. 194 u. S. 228). Derſelbe: Die Standgewächſe der Miſtel (Forſtliche Blätter, N. F. 1873, S. 154). Fiſcher, Franz: Die Miſtel, Viscum album L., auf der Eiche (daſelbſt, 1873, S. 252). 234 III. Buch. I. Abſchnitt. auch am Schaft und ſogar an freiliegenden Wurzeln. Beeren weiß, ein ziemlich großes Samenkorn mit 1—2 Keimen enthaltend. Die Standge wächſe der Miſtel find: 1. am häufigſten: Apfelbaum (wild und veredelt); 2. ſehr häufig: Weißtanne (Schwarzwald, Thüringerwald, Vo— geſen 2c.); 3. häufig: Birken, Pappeln (Schwarz-, Pyramiden- und kana⸗ diſche Pappel), Weiden (Baum-, Bruchweide ꝛc.), Linden (bei Charkow in Rußland), gemeine Kiefer (bei Berlin, Darmſtadt, in Schleſien, Südtirol 2c.), Vogelbeere und Weißdorn; 4. zuweilen: unechte Akazie, Ahorne (Berg-, Feld- und roter Ahorn), Roßkaſtanie, Hainbuche und Aſpe. Auf den beiden deutſchen Eichen-Arten ſcheint die Miſtel höchſt ſelten vorzukommen, was ſich vielleicht daraus erklärt, daß die bei dieſer Holzart ſchon frühzeitig eintretende Borkebildung das Eindringen des Miſtelkeimes erſchwert. Man hat fie aber doch hier und da ſowohl auf den einheimiſchen, als auch auf einigen fremden Eichen-Arten vereinzelt beobachtet, z. B. auf Quexeus coceinea Wangenh. (im Wör⸗ litzer Park) und auf Quercus palustris Dur. (bei Dresden ꝛc.). Die Rotbuche, Roterle, Weißerle und Fichte ſcheinen aber von der Miſtel gänzlich gemieden zu werden. Die Frage, ob die Miſtel auf der Eiche vorkomme, hat ſchon Forſtmeiſter Schröder (Kallich) aufgeworfen.“) Beling (Seeſen) ſah ſich hierdurch veranlaßt, um genaue Mitteilungen über die Standgewächſe der Miſtel zu bitten (a. a. O.). Die hierauf er— folgte Angabe von Fiſcher (a. a. O.), daß in den 300- bis 400 jährigen Eichenbeſtänden der ſtädtiſchen Waldungen zu Hermannſtadt (Siebenbürgen) Hartig, R.: Zur Kenntniß von Loranthus europaeus und Viscum album. Mit einer Figurentafel (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, S. 321). Chemiſche Unterſuchung der Miſtel (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 35). Freiherr Schilling von Cannſtadt, Karl: Miſtel, Wald und Miftel- droſſel (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1882, S. 8 u. S. 41). Nobbe, Dr. Friedrich: Ueber die Miſtel, ihre Verbreitung, Standorte und forſtliche Bedeutung. Mit einer xylographiſchen Tafel und 5 Holz: ſchnitten (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 34. Band, 1884, S. 1). Beling: Ueber Standortgewächſe der Miſtel (daſelbſt, 34. Band, 1884, S. 147). Nobbe, Dr. F.: Zur Miſtelkenntnis (daſelbſt, 34. Band, 1884, S. 152). Männel, Dr. oec. publ.: Über die Anheftungsweiſe der Miſtel an ihre Nährpflanze (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 60). 1) André, Emil: Oekonomiſche Neuigkeiten und Verhandlungen, Jahr— gänge 1835 und 1845. Schutz gegen Forſtunkräuter. 235 etwa jeder zehnte Stamm eine Miſtel von mitunter 2—3’ öſterr. ME. im Durchmeſſer trage, und daß man dieſen Schmarotzer einzeln auch in jüngeren Beſtänden antreffe, beruht höchſtwahrſcheinlich auf einer Verwechſelung mit der auf S. 238 abgehandelten, der Miſtel ſehr ähnlichen Riemenblume. Die Miſtel iſt im ſüdlichen Deutſchland häufiger als im nörd— lichen. Ihre Früchte werden von den Vögeln, beſonders von der Miſteldroſſel (Turdus viscivorus L.) gern angenommen und gelangen durch dieſe wieder auf den Baum, entweder durch bloßes Verſchleppen bzw. Anſtreichen der Beeren oder durch Wetzen des Schnabels an den Aſten oder in den Exkrementen. Turdus sibi ipse malum cacat! Der zähe, den Samen umgebende Schleim (Viscin) bewirkt das Feſt— kleben des Kornes. Die eigentümliche Entwickelung der Miſtel in ihren Wirten hat A. Pitra!) ausführlich beſchrieben; ſpätere Beiträge hierzu lieferten R. Hartig (a. a. O.) und Männel (a. a. O.). Die Lebensweiſe iſt in der Hauptſache folgende: Das junge Pflänzchen ſenkt ſeine Hauptwurzel durch die Rinde bis zum Holzkörper des Nährbaumes. Die abzweigenden Seiten- oder Rindenwurzeln wachſen nach allen Richtungen hin im Baſte fort, beſonders in der Längs— richtung des befallenen Zweiges in der Nähe der Cambialſchicht. Die pinſel— förmigen, ſtets von einer gallertartigen Subſtanz umgebenen Spitzen dieſer Längswurzeln entziehen ihre Nahrung dem zarten Baſtgewebe, indem ſie dieſes gewiſſermaßen auflöſen, wobei aber die Cambialſchicht nicht berührt wird. Ihr Verlauf iſt nicht immer geradlinig, ſondern oft — dem Verlaufe der Holzfaſern in den „Krebsknoten“ entſprechend — gewunden. Mitunter ſcheint ſogar eine Gabelung der Rindenwurzeln vorzukommen. An der Unterſeite der letzteren entwickeln ſich — aber nur in der Nähe der Spitzen — kleine hauſtorienartige Organe, welche (wie die primäre Wurzel) bis zum feſten Holzkörper vordringen, aber nicht in denſelben eindringen und aus welchen ſich die ſog. „Senker“ bilden. Dieſe entwickeln zugleich ein Stärken— Wachstum, da man wahrnimmt, daß die älteſten Senker am ſtärkſten ſind (Männel). Infolge des eigentümlichen Längen-Wachstums der Senker werden die älteren Teile der Rindenwurzeln immer mehr nach außen gedrängt, bis ſie ſchließlich mit dem Baſte in die tote Borke zu liegen kommen. Nach Hartig ſollen die Rindenwurzeln dann abſterben. Männel ſtellt dies aber — wenigſtens für die Kiefer — in Abrede, weil er an einigen Präparaten gefunden hat, daß Rindenwurzeln auch nach dieſem Zeitpunkte noch Jahre lang fortleben. Er hält daher die ältere Anſchauung für richtig, welche dahin geht, daß der Tod der Senker zuerſt, u. zw. dann eintritt, wenn ſich ihr Meriſtem (d. h. Teilungsgewebe) in Dauergewebe verwandelt hat. Das Ab— ſterben erfolgt dann ziemlich raſch und meiſt von der Spitze her. Die Miſtel ſelbſt aber ſtirbt erſt dann ab, wenn ſämtliche Senker ab— geſtorben ſind oder wenn dieſen von der jungen Wurzelbrut die nötige Er— nährung entzogen wird. 1) Ueber die Anheftungsweiſe einiger phanerogamen Paraſiten an ihre Nährpflanzen (Botaniſche Zeitung, 19. Jahrgang, 1861, S. 53, 61 und 69). 236 III. Buch. I. Abſchnitt. g Wenn man ein mit ſolchen Senkern verſehenes Stück Holz betrachtet, fo macht es den Anſchein, als wenn die Senker aktiv in den Holzkörper ein— gedrungen wären. Man hat es aber nur mit einem paſſiven Eindringen der Senker durch Überwallung der umgebenden Holzſchichten zu thun. Außerlich repräſentiert die Miſtel einen immergrünen, ſehr äſtigen, 0,3 — 0,6 m hohen Buſch mit ſcharf markierten, kurzen Stengelgliedern und gegenſtändigen, gelbgrünen, lederartigen Blättern (Fig. 90 u. 91). Die von ihr befallenen Schäfte bzw. Aſte oder Zweige ſchwellen an den Stellen, wo der Schmarotzer ſitzt, ſtark an, indem die Jahrringe hier ungewöhnlich breit werden. Oft zeigt ein Stamm mehrere ſolche knotige Auftreibungen bis zu 0,5 m Länge und darüber (Tannen im Schwarzwald) ). Die vom Holzkörper umwachſenen Sen— ker hinterlaſſen nach ihrem Ab— ſterben bzw. Herausfallen Löcher von anſehnlicher Größe (Fig. 92). Man findet das Holz der Kiefern in der Nähe der abgeſtorbenen (braunen) Senker oft vollſtändig verkient. Wenn der Schmarotzer bloß an Aſten und Zweigen niſtet, n ee eee ſo ſind dieſe Schäden nicht der Rede a derlei ED EHER wert. Wenn aber die Baumſchäfte von ihm befallen werden, ſo tritt, abgeſehen vom Holzzuwachsverluſt, eine erhebliche Verminderung des techniſchen Gebrauchswertes ein. Zu Bau- und Nutzholz ſind die durch die Miſtel verunſtalteten Schaftſtücke untauglich.“) Bekämpfung: Gründliches Ausſchneiden der Stellen, an welchen die Miſtel wurzelt, oder vollſtändiger Aushieb des befallenen Baum— teils. Die hierdurch entſtandenen Wunden ſind mit Baumwachs oder — Asphaltteer zu überſtreichen. 1) Gerwig, Friedrich: Die Weißtanne (Abies pectinata D C.) im Schwarzwalde. Ein Beitrag zur Kenntniß ihrer Verbreitung, ihres forſtlichen Verhaltens und Werthes, ihrer Behandlung und Erziehung. Berlin, 1868, S. 49. 2) Fürſt: Die Miſtel (Viscum album) als forſtſchädliches Unkraut (MILE gemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1876, S. 327). Lippert: Viscum album als Nutzholzverderber (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen 1878, S. 495). Schutz gegen Forſtunkräuter. 237 Fig. 91. Weißtannenholz von Senkern der Miſtel durchbohrt; letztere ſind heraus Weißtannenzweig (w), von der Miſtel (m) befallen (natürl. Größe). gefallen, daher die t Jahrestrieb der Miſtel, mit 2 gegenſtändigen Blättern (5) Löcher % Ein Seitenzweig des Tannenhauptzweiges (w) mit Nadeln. (natürl. Größe). Für Obſtbäume, in Baumſchulen und kleinen Waldanlagen iſt dieſe Maßregel nicht zu unterlaſſen. Das bloße Abſchneiden der Büſche genügt nicht, da durch Wurzelſtock— knoſpen immer wieder neue Ausſchläge entſtehen, welche die Rinde durch— brechen und ſich zu neuen Pflanzen entwickeln. Man hat hier und da den Abſchuß der Miſteldroſſel zur Abwehr des Miſtelſchadens in Vorſchlag gebracht. Mit Rückſicht auf deren Eigenſchaft als Zugvogel erſcheint aber dieſe Maßregel, abgeſehen von der Nützlichkeit aller Droſſeln als Inſektenvertilger, ziemlich problematiſch. Beiläufig mag hier noch der Futterwert der Miſtel für unſere Haug: tiere (Schafe, Ziegen ꝛc.) erwähnt werden. Sie gilt allgemein für ſehr nährend und milchbefördernd. Man ſchätzt ſie ſogar dem Rotklee oder gutem Wieſenheu gleich. In Elſaß⸗Lothringen wird daher die Miſtel vielfach als Viehfutter verwertet). Auch den Rehen ſind die grünen Miſtelbüſche im Winter eine willkommene Aſung. | 1) Miſteln als Futterzuſatz (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 76). 238 III. Buch. I. Abſchnitt. 2. Loranthus europaeus Jaca. Europäiſche Riemenblume, Eichenmiſtel.“) Dieſer ſommergrüne, 0,3—-1 m hohe, vieläſtige phanerogamiſche Schmarotzer befällt vorzugsweiſe die Eichen, namentlich Quexreus cerris L., auch Q. sessiliflora Sm. ſeltener Q. pedunculata Ehrh. (3. B. in den Fürſtlich Lichten— „ſtein'ſchen Gütern Lundenburg / und Hohenau). Er ift aber auch mitunter auf der Edel: kaſtanie (Südöſterreich) und in vereinzelten Fällen auf Linden (Ungarn) gefunden worden. Außerlich gleicht die Niemen- blume (Fig. 93 und Fig. 94) der Miſtel. Die Blüten beider Paraſiten ſind aber weſentlich verſchieden; auch find bei Lo- ranthus die Beeren hellgelb. 5 Dieſer Paraſit tritt in ganz Südeuropa auf. Er findet ſich ſchon in Böhmen, häufiger in Nieder— öſterreich, Mähren, Steiermark, Krain, im Litorale, noch häufiger in Ungarn, Siebenbürgen, Slavonien ꝛc. Seine nördlichſte Grenze iſt die Fig. 93. Loranthus europaeus Jacq. Fig. 93 zeigt die Art der Verzweigung (verkleinert), Fig. 91 einen Trieb mit 2 gegenftändigen Blättern (natürl. Größe). 1) Zur Litteratur: Hartig, R.: Zur Kenntniß von Loranthus europaeus und Viscum album. Mit einer Figurentafel (Zeitſchriſt für Forſt- und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, S. 321). Nobbe, Dr. F.: Ein zweiter Standort der Riemenblume (Loranthus europaeus Tau! im Königreich Sachſen (Tharander Bufen Jahrbuch, 34. Band, 1884, S. 154). > Schutz gegen Forſtunkräuter. 239 Gegend von Pirna und Dohna (Sachſen). Die Riemenblume befällt bloß ältere Bäume, vorzugsweiſe das Oberholz in Mittelwaldungen und namentlich die Aſte der Kronen. Die Lebensweiſe bzw. das Eindringen des Keimes in die Nähr— pflanze und die weitere Entwickelung der Wur— zeln (wurzelähnliche Saug— organe) in der Rinde und im Holzkörper hat R. Har— tig), unter Beigabe höchſt inſtruktiver Abbildungen, näher dargeſtellt. Der weſentliche Unter— ſchied zwiſchen dem Wachstume von Loranthus und von Vis— cum beſteht hiernach darin, daß bei der Eichenmiſtel die der Hauptwurzel entſpringen— den Seitenwurzeln nicht im Baſte — außerhalb des Cambialringes — (wie bei Viscum), ſondern in der Cambialſchicht ſelbſt und in den Splintſchichten parallel zur Holzfaſer fort⸗ wachſen. Die Wurzelſpitzen wirken geradezu keilförmig, indem ſie das noch weiche Holz förmlich ſpalten. Die Stellen, an 7 I ß bunt) Doranins Goruefadt (Fig. 95, bei ) zu Tage b Verkümmerter und zuletzt abgeſtorbener Eichentrieb tritt, verdicken ſich im Laufe der Zeit ſo bedeutend, daß Maſerknollen bis zu Kopfgröße entſtehen (Fig. 95, bei a). Die befallenen Zweige bleiben nicht nur im Wuchſe zurück, ſondern ſterben zuletzt von der Spitze her vollſtändig ab (Fig. 95, bei 5). Alte Eichen find häufig auf allen Aſten mit Loranthus- Büſchen beſetzt. Unter dieſen Umſtänden iſt der Schaden durch die Riemenblume noch größer als der durch die Miſtel. Die Verſchleppung der Samenkörner wird gleichfalls durch Vögel (Miſteldroſſel ꝛc.) bewirkt. | Bekämpfung: Ausſchneiden oder Aushieb der befallenen Stamm: oder Aſtteile. 1) A. a. O. S. 324 u. f. 240 III. Buch. I. Abſchnitt. VII. Forſtunkräuter, welche durch Übertragung von Pilzkrankheiten ſchaden. Berberis vulgaris E. Gemeiner Sauerdorn, Sauerrach, Berberitze. Ein weit verbreiteter, in der Ebene und im Gebirge vorkommender, genügſamer Strauch von 1—3 m Höhe. Häufig an Waldrändern. Er bevorzugt den Kalkboden, gedeiht aber auch noch auf armen Sand— böden, wächſt ſehr raſch und treibt weit und tief ſtreichende Wurzeln, wodurch er oft ſchädlich wird. Sein Hauptſchaden beſteht aber darin, daß er den Getreideroſt (Puccinia graminis Pers.) hervorruft. Der auf den Blättern der Getreidearten gelbliche Streifen bildende, ge— legentlich auch Blüten mit ergreifende Getreideroſt, welcher den Frucht: ertrag durch Nahrungsentzug (Atrophierung) weſentlich beeinträchtigt und da- her den Landwirten ſo verhaßt iſt, ſteht im genetiſchen Zuſammenhange mit dem auf den Blättern des Sauerdorns auftretenden Becherpilz (Aecidium berberidis Pers.). Die Sporen des letzteren erzeugen nämlich, wenn ſie auf Weizenblätter gelangen, den Streifenroſt (Uredo linearis), aus dem die (über⸗ winternde) Puccinia graminis Pers. hervorgeht, und die bei deren Keimung im Frühjahre ſich abſchnürenden Sporidien erzeugen ihrerſeits wieder daß Aecidium berberidis Pers. auf dem Sauerdorne. Bekämpfung: Aushieb, zumal an Feldhecken und überhaupt in der Nähe von Feldern. In Preußen werden Berberitzenſträucher auf Bahnanlagen auf Grund eines Erlaſſes des Handelsminiſters (vom 5. November 1880) nicht geduldet. Zuſatz. Außerdem ſind von den im vorſtehenden aufgezählten Forſt— unkräutern als Überträger von Pilzkrankheiten noch zu nennen: 1. Die Kreuzkräuter (Senecio-Arten). Das auf deren Blättern und Stengelteilen auftretende Coleosporium senecionis Pers. ſteht im Generationswechſel mit dem Blaſenroſte (Peridermium pini Willd., var. acicola) auf den Nadeln der gemeinen Kiefer. 2. Die Johannisbeerſträucher (Ribes-Arten). Das auf den Blättern auftretende Cronaxtium ribicolum Dietr. erzeugt den Blaſenroſt (Peridermium strobi Kleb.) auf der Rinde der Wey⸗ mouthskiefer. 3. Die Aſpe (Populus tremula L.). Auf ihren Blättern übers wintert die zu Caeoma pinitorquum A. Br. und Caeoma laricis R. Htg. gehörige Pilzform Melampsora tremulae Tul. 4. Die Preißelbeere (Vaccinium vitis idaea L.). Die am Stengel vorkommende Calyptospora Goeppertiana Kühn erzeugt Schutz gegen Forſtunkräuter. 241 das Aecidium columnare Alb. et Schw. auf den Nadeln der Weißtanne. 5. Die Wachholder-Arten (Juniperus L.). Es giebt 3 Wach⸗ holder⸗Roſte (Gymnosporangium-Arten), welche auf den Blättern mehrerer Pomaceen feimen und in Aeeidien Sporen erzeugen, die ihrerſeits auf Wachholder wieder die urſprüngliche Krankheit, d. h. den Wachholder⸗Roſt, hervorrufen.“) A. Gymnosporangium clavariaeforme Jacq. auf Juni- perus communis L. erzeugt die Roestelia lacerata, beſonders auf den Blättern der Weißdorn⸗Arten. Gymnosporangium sabinae Dicks. auf Juniperus sa- bina L. erzeugt die Roestelia cancellata auf den Blättern des Birnbaums. Gymnosporangium tremelloides R. Htg. (G. conicum Hedw.; G. juniperinum L.) auf Juniperus communis L. und Juniperus nana Willd. (in den Alpen) erzeugt die Roestelia cornuta auf den Blättern der Sorbus-Arten und die Roestelia penicillata auf Mehlbeere, Apfelbaum und Felſenbirne. Auf einige dieſer Pilzformen werden wir in dem folgenden, den Pilzen gewidmeten, Abſchnitte zurückkommen. Klaſſiſizierung der Forſtunkräuter nach dem Schädlichteitsgrade. Bei einer Prüfung der im vorſtehenden behandelten Forſt⸗ unkräuter auf ihren forſtlichen Schädlichkeitsgrad würde ſich, wenn man 3 Klaſſen ausſcheidet, etwa folgende Gruppierung er⸗ geben: | Schädlichkeits⸗Klaſſe. Charakter 1 5 1 der I. II. III. Pflanzen. Sehr ſchädliche Weniger ſchädliche Am wenigſten ſchädliche Gewächſe. Gewächſe. Gewächſe. A. Holzige Beſenpfrieme. Roſenſträucher. Ginſter. Gewächſe. Heide. Schwarzdorn. Spindelbaum. Brombeerſträucher. Himbeerſtrauch. Stachelbeerſtrauch. Aſpe. Weißdorn. Johannisbeer⸗ Heidelbeere. Holunder. ſträucher. Preißelbeere. Waldweiden. Schneeball. f Miftel. Birken. Gemeines und ſchwar— Riemenblume. Haſel. zes Geißblatt. 1) von Tubeuf, Dr. C.: Ueber den Wachholder⸗Roſt (Gymnosporan- gium) und die hiezu gehörigen Koestelienformen (Allgemeine Forſt⸗ und gd⸗Zeitung, 1891, S. 190). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 16 1 1 1 242 III. Buch. II. Abſchnitt. IE Klaſſe. Charakter der 1. e III. Pflanzen. Sehr ſchädliche en ſchädliche Am wenigſten ſchädliche | Gewächſe. | Gewächſe. Gewächſe. Faulbaum. Rainweide. | Sislorn. Moosbeere. Stechpalme. Hartriegel. Wachholder. Bitterſüß. Deutſches und Kellerhals. italieniſches Waldrebe. Geißblatt. Sauerdorn. | B. Beute, | Kreuzkräuter. | Springtraut. Johanniskräuter. | tige Alle Gräſer, beſon- Weidenröschen. Habichtskräuter. | w 1815 ders Quecke. Tollkirſche. Neſſeln. Farnkräuter. Wollkräuter. Hainſimſen. Torfmooſe. Fingerhut. Widerthonmooſe. Flachsſeide. Alle Halbgräſer. Schwarzer Nacht— Winden. ſchatten. Wilder Hopfen. Der J. Klaſſe ſind nur ſolche Kleingewächſe zugewieſen worden, die entweder durch die Art oder das Maß ihres Schadens nachteilig werden oder durch ihr häufiges und maſſenhaftes Auftreten in vielen Waldgebieten erſtickend, verdämmend, bodenverwurzelnd, austrocknend oder verſumpfend wirken. Die II. Klaſſe vereinigt ſolche Forſtunkräuter, die nur unter ge= wiſſen ſtandörtlichen oder Beſtands-Verhältniſſen durch maſſenhaftes Vorkommen forſtverderblich werden. Im letzteren Falle würde jedoch eine Anzahl derſelben (z. B. Schwarzdorn, Waldweiden, deutſches Geißblatt, Winden ꝛc.) ſogar in die I. Klaſſe aufrücken. In die III. Klaſſe endlich ſind diejenigen Kleingewächſe ge— bracht, welche entweder dem eigentlichen Walde weniger angehören (Heckenhölzer, Neſſeln ꝛc.) oder die wegen niedrigen Wuchſes, geringen Ausſchlagvermögens, lichter Beſtockung, ſchmaler Blätter ꝛc. nur wenig verdämmen und auch ſonſt wenig ſchaden. II. Abſchnitt. Schutz gegen Pilze. Die wichtigſte Litteratur iſt folgende: A. Allgemeine Schriften. De Bary, Dr. A.: Morphologie und Phyſiologie der Pilze, Flechten und Myxomyzeten. Leipzig, 1866. — Eine klaſſiſche Darſtellung. Schuß gegen Pilze. 245 Papſt, G.: Die Pilze. Enthaltend die Abbildung und Beſchreibung der vorzüglichſten Pilze Deutſchlands und der angrenzenden Länder. Mit irca 400 Abbildungen in Farbendruck auf 25 Tafeln und mit 19 in den Text gedruckten Holzſchnitten. Gera, 1875. — Mehr für den gebildeten Laien als für den Fachmann berechnet. Wünſche, Dr. Otto: Die Pilze. Eine Anleitung zur Kenntniß der— ſelben. Leipzig, 1877. — Eine knappe, überſichtliche und ſorgfältige Arbeit. Derſelbe: Prof. Dr. Harald O. Lenz' nützliche, ſchädliche und ver— dächtige Schwämme. 6. Aufl. Mit nach der Natur gezeichneten und ge— malten Abbildungen auf 20 Tafeln. Gotha, 1879. B. Forſtlich⸗mykologiſche Schriften und Aufſätze. Willkomm, Dr. Moritz: Die mikroſkopiſchen Feinde des Waldes. Naturwiſſenſchaftliche Beiträge zur Kenntniß der Baum- und Holzkrankheiten, für Forſtmänner und Botaniker, in zwangloſen Heften herausgegeben. 1. Heft. Mit 4 Holzſchnitten und s lithographirten Tafeln nach Originalzeichnungen des Verfaſſers. Dresden, 1866. 2. Heft. Daſelbſt, 1867. Hartig, Dr. Robert: Wichtige Krankheiten der Waldbäume. Beiträge zur Mycologie und Phytopathologie für Botaniker und Forſtmänner. Mit 160 Originalzeichnungen auf 6 lithographirten Doppeltafeln. Berlin, 1874. — Eine hervorragende Leiſtung, welche durchweg die Reſultate eigener Unter— ſuchungen enthält. Derſelbe: Die durch Pilze erzeugten Krankheiten der Waldbäume. Für den deutſchen Förſter. 2. Auflage. Breslau, 1875. — Ein kurzer, mehr populär gehaltener Auszug aus dem vorſtehenden Werke. Derſelbe: Die Lichtung der Kiefernbeſtände durch Krankheiten (Central- blatt für das geſammte Forſtweſen, 1875, S. 74). »Derſelbe: Mittheilungen über Baumkrankheiten (daſelbſt, 1875, S. 629). Derſelbe: Die Zerſetzungserſcheinungen des Holzes der Nadelholz— bäume und der Eiche, in forſtlicher, botaniſcher und chemiſcher Richtung. Mit 21 Tafeln Abbildungen. Berlin, 1878. — Ein Buch erſten Ranges, durch welches die Pathologie der Holzgewächſe weſentlich gefördert worden iſt. U Derſelbe: Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitut zu München. 1. Heft. Mit 9 lithographierten Tafeln und 3 Holzſchnitten. Berlin, 1880. 3. Heft. Mit 11 lithographierten Tafeln und 13 Holzſchnitten. Berlin, 1883. Das 2. Heft (1882) enthält Mitteilungen über die Waſſer-Verteilung und ewegungen in tranſpirierenden Pflanzen. Dierſelbe: Lehrbuch der Baumkrankheiten. Mit 186 Figuren auf lithographirten Tafeln und 86 Holzſchnitten. Berlin, 1882. 2. Auflage. lit 137 Textabbildungen und einer Tafel in Farbendruck. Daſelbſt, 1889. — on allen genannten Schriften iſt dieſe für den Studierenden am meiſten zu fehlen, weil ſie die hauptſächlichſten Reſultate der Hartig 'ſchen Forſchungen n überjichtlicher und knapper Form bringt. Sorauer, Dr. Paul: Die Schäden der einheimiſchen Kulturpflanzen ch tieriſche und pflanzliche Schmarotzer x. Für die Praxis bearbeitet. lin, 1888. 1 Kos mahl, A.: Über paraſitiſche Pilze im Walde (Forſtwiſſenſchaftliches Lentralblatt, 1893, S. 89). von Tubeuf, Dr. Karl: Pflanzenkrankheiten durch kryptogame Paraſiten berurſacht ꝛc. Mit 306 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, 1895. 9 16 * 1 244 III. Buch. II. Abſchnitt. J. Kap. Verhütung des Pilzſchadens im allgemeinen. 1. Begriff der Bilze. Die Pilze ſind niedere Pflanzen, welche bloß aus Zellen be— ſtehen und kein Chlorophyll enthalten. Sie können daher nicht ſelbſt organiſche Subſtanz bereiten, ſondern müſſen dieſe anderen toten oder lebenden Organismen (Pflanzen oder Tieren) entziehen, d. h. an dieſen ſchmarotzen. Die Zahl der bekannten Pilzarten iſt ſehr groß; man kennt bereits über 5000 Pilzarten. Die Betrachtung der an Tieren lebenden Pilze bleibt im nachſtehenden ausgeſchloſſen. 2. Klaſſiſizierung und forfilihe Bedeutung der Pilze. Mit Rückſicht auf die geſundheitliche Beſchaffenheit der bez fallenen Organismen unterſcheidet man Fäulnispilze und echt Schmarotzerpilze. A. Die Fäulnispilze (Moderpilze, Saprophyten) leben nur an und von verweſenden oder bereits verweſten organiſchen Sub— ſtanzen. Sie ſind alſo nicht Urſache von Krankheiten, ſondern bloß Folge und Begleiter abnormer, krankhafter Zuſtände der befallenen Wirte. Hierher gehört bei weitem die Mehrzahl. B. Die echten Schmarotzerpilze (Paraſiten) befallen leben geſunde Pflanzen bzw. Stämme und verſetzen dieſe in einen krank— haften Zuſtand, töten ſie ſogar unter Umſtänden. Sie find alſo Ur— ſache von Krankheiten. Manche Paraſiten werden durch Fort wuchern in dem durch ſie zerſetzten Subſtrate im zweiten Stadiun ihres Lebens zu Saprophyten. Da nach den neueren mykologiſchen Forſchungen auch die Holz: gewächſe im friſchen, lebenden Zuſtande von Shmarogerpilzer befallen werden, jo muß auch im „Forſtſchutz“ von dieſen Krank heitsurſachen die Rede ſein. Der Forſtmann hat in der That a Veranlaſſung, dieſen Pilzen ſein Intereſſe entgegenzubringen und ei gewiſſes Studium zu widmen. Man darf jedoch in dieſer Hinſich von dem künftigen Forſtverwalter nicht zu viel verlangen.“) Bei einen zu weit gehenden forſtmykologiſchen Unterrichte werden praktiſe wichtigere Dinge leicht in den Hintergrund gedrängt und vernach 1) Möller, Dr. A.: Ueber die Bedeutung neuerer Pilzforſchung fü die Forſtwiſſenſchaft und den forſtlichen Unterricht (Zeitſchrift für Forſt- un Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 80). — Die hier niedergelegten Ar ſichten ſind uns aus der Seele geſprochen. Schutz gegen Pilze. 245 läſſigt. Der Forſchung muß aber ſelbſtverſtändlich die freieſte Bahn gelaſſen werden. Vor allen Dingen müſſen natürlich bie Urſachen der Krankheiten unſerer Waldbäume konſtatiert ſein, weil die Frage nach der Verhütung die Kenntnis der Urſache vorausſetzt. Dieſe Aufgabe fällt in das Gebiet des Botanikers bzw. Mykologen. Der Forſtmann kann aber durch richtige Beobachtung im Walde bzw. Hinweis auf das Vorhandenſein von Paraſiten, ſowie die Standort3- und Beſtandsverhältniſſe, welche das Auftreten von Pilzſchäden begünſtigen, mit zur Löſung der Frage: ob ein Pilz Urſache oder bloß Folge einer Krankheit iſt, beitragen. Die Behandlung des nachfolgenden Gegenſtandes iſt lediglich vom forſtlichen Geſichtspunkt aus erfolgt. Die Kenntnis der Mor— phologie und Phyſiologie der Pilze wird in die Kryptogamenlehre verwieſen und im nachſtehenden vorausgeſetzt. Einige kurze Bemer— kungen über Morphologie, Biologie und Verbreitung der Pilze dürften jedoch hierbei kaum zu vermeiden ſein. 3. Lebensweiſe der Bilze. Die Fortpflanzungsorgane der Pilze entwickeln ſich an oder in den Fruchtträgern, welche ihrerſeits wieder aus dem Mycelium hervorgehen. Sie heißen im allgemeinen Keimzellen, führen aber — je nach ihrer Beſchaffenheit und Entſtehungsart — verſchiedene Benennungen (Sporen, Sporidien, Conidien). Sporen heißen diejenigen Keimzellen, welche frei werden und ohne Mitwirkung anderer Pflanzenteile zu keimen und neue Pilze zu produzieren vermögen. Unter Carpoſporen verſteht man ſolche Sporen, welche im ge— ſchlechtlichen Entwickelungsgange der Pflanze als Geſchlechtsprodukt oder als Fortpflanzungsorgan am Geſchlechtsprodukte auftreten (3. B. die Sporen in Ben Schläuchen der Schlauchpilze, die Sporen der Aecidien). Sporidien jind ſekundäre Sporen, aus Promycelium (durch Keimung von Dauerſporen) her: vorgegangen. Conidien heißen die ungeſchlechtlichen Fortpflanzungsorgane, welche nicht zum geſchlechtlichen Entwickelungsgange gehören, ſondern neben demſelben auftreten. Sie bilden ſich durch Abſchnürung einzelner Myeelfäden gan deren Spitze (3. B. die Uredoſporen und die Teleutoſporen der Roſtpilze). Wenn die Sporen zc., welche ſich auf einem Holzgewächſe nieder: laſſen, die zu ihrer Entwickelung nötigen Bedingungen (Feuchtigkeit und Wärme) finden, ſo keimen ſie, d. h. ſie entwickeln zarte, dünn⸗ ndige, meiſt farbloſe, mitunter goldgelbe Oltröpfchen enthaltende Schläuche (Pilzfäden, Hyphen). Dieſe Schläuche ſind in der Regel durch Querwände in einzelne Kammern (Zellen) geteilt (ſeptiert). In der Jugend führen ſie Saft (Protoplasma), ſpäter Luft. Ihr Eindringen in die lebenden Holzgewächſe bzw. Baumteile (Blätter, Face, Rinde, Holz) erfolgt — abgeſehen von den bloß äußerlich 7 246 III. Buch. II. Abſchnitt. vegetierenden Schimmelpilzen — ſtets von außen nach innen, ent⸗ weder durch die Spaltöffnungen oder direkt durch die Epidermis (der jungen Rinde, ev. der Blätter) oder an der Wurzel oder an wunden Baumſtellen (z. B. Aſtlöchern) oder auf mehrfache Art. Durch mikroſkopiſche Kleinheit und maſſenhaftes Vorhandenſein der Sporen in Luft und Boden wird das Befallen der forſtlichen Kultur⸗ gewächſe ungemein begünſtigt. Wind und Regen ſorgen oft für meilen⸗ weite Verbreitung. Außerdem findet auch oft Verſchleppen der Keim— zellen durch Menſchen und Tiere ſtatt. Die Hyphen drängen ſich entweder zwiſchen die Zellwandungen des Parenchyms oder Prosenchyms ein und vegetieren in den Harz— kanälen oder Intercellularlücken (intercellulare Wucherung), wobei ſie höchſtens einzelne kurze Zweige (Hauſtorien) in das Innere der Zellen ſenden, oder fie durchbohren die Zellwandungen ſelbſt und dringen auf dieſe Weiſe von einer Zelle in die andere ein (intra— cellulare Wucherung). Durch Verlängerung an ihrer Spitze und reiche Veräſtelung (ſeitliche Sproſſung, ſeltener Gabelung) werden fie zum Pilzlager oder Mycelium. Dieſes ſtellt den zur Nahrungs— aufnahme dienenden Vegetationskörper dar. Die Folgen des Eindringens und der weiteren Entwickelung der Pilzfäden find: Unterdrückung der Verdunſtung und Gasausſchei— dung innerhalb der befallenen Region, allmähliche Auflöſung der Zellen, Verzehrung der Zellenſubſtanz und des Zelleninhaltes, alſo morphologiſche Anderung des Gewebes — meiſt verbunden mit Hyper⸗ trophie — und chemiſche Umbildung; in letzter Inſtanz tritt Ab— ſterben der befallenen Pflanze ein. Nicht ſelten beteiligen ſich ſekundär auch Inſekten mit an dem Zerſtörungswerke. Zuletzt brechen aus dem Myeelium die für jede Pilzart charakteriſtiſchen Fruktifikations— organe (fleiſchige Hüte, Becherchen, Polſter, Puſteln, Keulen ꝛc.) an Blättern, Zweigen, aus der Rindenoberhaut oder aus Aſtlöchern, ev. auch aus Borkenkäfer-Fluglöchern hervor. Es entſtehen Milliarden neuer Fortpflanzungsorgane, und der kurz beſchriebene Kreislauf bez ginnt von neuem. Einige forſtſchädliche Pilzarten (z. B. Agarieus melleus Vahl) weichen übrigens von dieſer als Regel geltenden Entwickelung ab, indem bei ihnen die Fruchtträger ohne Fruktifizierung des Wiyeeliums aus ſog. Rhizomorphen entſpringen. Die meiſten Pilze ſind ſehr vergänglich. Viele abſolvieren ihren Lebensprozeß binnen weniger Monate oder gar nur Wochen. Bei anderen überwintern die Sporen (Dauerſporen); bei noch anderen überwintert das Mycelium, u. zw. 2, 3 oder mehr Jahre. Die an Schutz gegen Pilze. 247 unſeren Waldbäumen vorkommenden Pilze gehören meiſt zur zweiten Kategorie. Eine eigentümliche Erſcheinung, welche hier ſchließlich noch er— wähnt werden muß, iſt der Generationswechſel mancher Pilze. Aus den Sporen eines Pilzes entſteht nämlich nicht immer wieder derſelbe Pilz, ſondern oft ein ganz neuer Pilz, welcher dem Mutterpilze durchaus unähnlich iſt, außerdem auf einem ganz anderen Subſtrat erſcheint. Die Sporen dieſes Pilzes können ſogar noch eine dritte Pilzform erzeugen. Schließlich kommt aber in der ganzen Entwickelungsreihe doch die Urform immer wieder zum Vorſchein. Auf dieſe Weiſe ſtellen ſich manche Pilze, die man früher für verſchiedene Arten gehalten hat, nur als verſchiedene Entwicke— lungsſtufen derſelben Art dar. Als höchſt organiſierte Pilze pflegt man in einem ſolchen Falle die anzuſehen, bei welchen Ge— ſchlechtsvorgänge nachgewieſen ſind. Dieſe geſetzmäßige Reihenfolge heißt Generationswechſel. Die Veränderung der Fortpflanzungsorgane nennt man Pleomorphie, den Wechſel des Wohnorts Hetervecie. Das bei der Kleinheit der Objekte und dem Reichtum an Formen ſchon an ſich mühſame Studium der Pilze wird durch dieſen Generationswechſel noch mehr erſchwert. 4. Verbreitung der Pilze. Das Auftreten und die Weiterverbreitung der Pilzkrankheiten werden durch gewiſſe Witterungs- und Standortsverhältniſſe weſentlich begünſtigt. Zur Entwickelung der Pilze ſind in erſter Linie anhaltende Feuchtigkeit und Wärme erforderlich, weniger Licht, denn viele Arten wachſen im Inneren des Baumes oder im Boden. Die Pilze können nur da vegetieren bzw. maſſenhaft auftreten, wo dieſe Be— dingungen zu ihrem Gedeihen vorhanden ſind. In feuchten Jahr— gängen und beſonders an feuchten Lokalitäten mit ſtagnierender Luft finden daher die Pilze ein beſſeres Gedeihen als in trockenen Jahren und an Orten, die dem Luftzug exponiert ſind. Stickſtoffreiche Nahrung befördert ihr Wachstum, da der plasmatiſche Inhalt der Pilzfäden viel Eiweiß enthält. Die noch häufig verbreitete Anſicht, als ob zum Befallen durch einen Schmarotzerpilz eine gewiſſe krankhafte Prädispoſition der Nährpflanze notwendig ſei, iſt eine irrtümliche, denn thatſächlich befallen die Paraſiten nicht nur die geringen, ſondern auch die üppigſten Holzpflanzen bzw. Waldbäume. Daß deren Vorkommen vorwiegend in ſchlechtwüchſigen Beſtänden beobachtet wird, hängt nur mit den 248 III Buch. II Abſchnitt. Standörtlichkeiten, welche die Pilzvegetation überhaupt begünſtigen (feuchte Luft, naſſer Boden ꝛc.), zuſammen, indem dieſe auch den meiſten Holzpflanzen nicht zuträglich find. Hingegen find Wunden jeder Art der Pilzinvaſion ſehr ausgeſetzt. Die wildwachſenden Pflanzen werden, namentlich bei geſelligem Auftreten, von den Schmarotzerpilzen gerade ſo gut befallen, wie die Kulturgewächſe. Unter den Holzarten werden die Nadelhölzer im allgemeinen mehr von Pilzen heimgeſucht als die Laubhölzer; hierzu kommt, daß erſtere den Schaden weniger leicht ausheilen. Schließlich noch ein Wort über den Weg, der zur Löſung der Frage eingeſchlagen werden muß: ob ein Pilz die Urſache oder bloß die Folge einer Krankheit ſei? Dieſer beſteht nur in Infektions- verſuchen an gefunden Pflanzen. Man muß Pilzmyeelien oder Sporen kranker Pflanzen auf geſunde Gewächſe derſelben Art übertragen und beobachten, ob an dieſen dieſelben Erſcheinungen und Zuſtände ein— treten, welche an den erkrankten, ev. getöteten Individuen wahr— genommen werden. Außerdem iſt das Augenmerk auch auf die äußeren Einflüſſe zu richten, welche die Entwickelung der Krankheit verzögern oder befördern. Solche Unterſuchungen ſind außerordent— lich mühſam und ſchwierig. Auch bedürfen ſie wiederholter Vornahme, wenn man zum Ziele gelangen, und vorſichtiger Deutung, wenn man vor Trugſchlüſſen bewahrt bleiben will. Einen gewiſſen Anhaltspunkt in Bezug auf die Urſache einer Krankheit gewährt die Art und Weiſe des Auftretens und der Weiterverbreitung derſelben. Bei Krankheiten, welche durch gewiſſe Bodenzuſtände oder Witte: rungsverhältniſſe hervorgerufen werden, zeigt ſich alsbald die ganze Kultur oder der ganze Beſtand mehr oder weniger gleichmäßig ergriffen; die Er— krankung iſt alſo eine ſimultane. Eine Pilzkrankheit hingegen verbreitet ſich von einem oder wenigen Individuen aus mehr allmählich durch Anz ſteckung; die Erkrankung geht alſo in dieſem Falle von einem Herde aus und iſt eine ſuccedane. 5. Schutzmaßregeln gegen Pilze, Die Vorbeugungsmaßregeln gegen das Umſichgreifen para— ſitiſcher Pilze beſtehen in der Hauptſache in rationeller Begründung und Pflege der Beſtände, worüber die Waldbaulehre zu unterrichten hat. Die Kardinalpunkte ſind: Berückſichtigung der Standorts⸗ verhältniſſe bei Wahl der Holzart, ſachgemäße Erziehung der Pflanzen, Pflanzung kräftiger Setzlinge, Anzucht geeigneter Miſchbeſtände (ins: beſondere Einmiſchung von Laubhölzern in die Nadelholzkulturen), Führung frühzeitiger Läuterungshiebe, Handhabung einer verſtändigen Durchforſtungspraxis, Ausführung der Aufäſtungen (Grünäſtungen) im Spätherbſt und Winter (November bis Januar), möglichſte Vermeidung Schutz gegen Pilze. 249 von Fällungsſchäden bei den Hieben am ſtehenden Holze, Teeren aller Wundflächen ꝛe. Die Bekämpfung der einzelnen Pilze richtet ſich haupt⸗ ſächlich nach der Art und Weiſe ihrer Fortpflanzung. Bezügliche Maßregeln find: Iſolierung der befallenen Pflanzen durch ſchmale Gräben oder Ausſtechen jener, Aushieb oder Rodung der pilzkranken Stämme, Ausſchneiden der erkrankten Aſte, Vernichtung ſolcher Ge— wächſe, durch welche Pilzkrankheiten auf Waldbäume übertragen werden, Fortſchaffen der infizierten Nadel⸗ bzw. Laubdecke ꝛc. Alles verpilzte Material iſt womöglich alsbald an Ort und Stelle zu verbrennen, um die weitere Ausbreitung der Sporen zu verhindern. II. Kap. Verhütung des Pilzſchadens im beſonderen. Im nachſtehenden ſoll eine Anzahl von Pilzen, deren forſtliche Schädlichkeit durch Beobachtung und Infektionsverſuche nachgewieſen worden iſt, zur Darſtellung gelangen. Wir beſchränken uns hierbei im weſentlichen auf eine kurze Charakteriſtik der äußeren Erſcheinung, Angabe der Beſtands— formen, Standörtlichkeiten und Verbreitungsgebiete, in welchen die betreffenden Schmarotzer aufgetreten ſind, Schilderung des Schadens und der anzuwendenden Bekämpfungsmaßregeln. Bezüglich der inneren pathologiſchen Vorgänge, deren Schilderung Sache von Spezialſchriften und ohne Beigabe von Figuren über den Bau und die weitere Entwickelung der Pilze nicht zu verſtehen iſt, verweiſen wir namentlich auf die früher genannten Schriften von R. Hartig, welche wir bei unſerer Darſtellung hauptſächlich benutzt haben. Die Klaſſifizierung in Nadel- und Laubholzpilze und inner: halb jeder Gruppe nach den befallenen Baumteilen (Wurzeln, Schaft, Aſten, Nadeln, Früchten) liegt für unſere Zwecke am nächſten. | I. Zit. Nadelholzpilze. N Zur leichteren Orientierung über die nachſtehend abgehandelten 22 Pilzarten ſchicken wir eine kurze tabellariſche Überſicht der Namen, allenen Holzarten und Baumteile voraus. Hierbei ſind die Tauche, Arten durch ein vorgeſetztes * bezeichnet worden. Außerdem iſt auch die Stellung der betreffenden Pilze im bota⸗ iſchen Syſteme durch Angabe der Ordnungen und Familien, in velche die Pilze gehören, bezeichnet. — 250 III. Buch. IT. Abſchnitt. | Ort des Vorkommens. Name. A. Am Wurzelſtock und an 1. den Wurzeln. 3. B. Am Schaft, an den Aſten 4. oder injungen Trieben (im Holz oder in der Rinde). Agaricus melleus Vahl. HFallimaſch, Honigpilz. * Rhizina undulata Fr. Welliger Wurzelſchwamm. ‚"Trametes radiciperda R. Htg. Wurzel-Tramete, Wurzelſchwamm. Trametes pini Fr. Kiefern Tramete, ſchwamm. Kiefern-Baum⸗ 5. Peridermium pini Willd.,v. corticola. | Kiefern-Blaſenroſt (Rindenroſt). 6. peridermium strobi Kleb. Wepmouthskiefern-Blaſenroſt. 7. Caeoma pinitorquum A. Br. Kieferndrehpilz. 8. Aeeidium elatinum Alb. et Schw. | Weißtannen-Krebspilz. 9. *Nectria cucurbitula Fr. FJi.chten-Rindenpilz. 10. Peziza Willkommii R. Htg. Lärchen-Rindenpilz. 11.1 Cenangium abietis Duby. Kieferntriebpilz. 0. An Nadeln. 12. | Peridermium pini Willd. var. acicola. Kliefern-Blaſenroſt (Nadelroſt). 13. Aeeidium abietinum Alb. et Schw. Fichten-Blaſenroſt. 14. Chrysomyxa abietis Wallr. Fichten-Nadelroſt. 15. Aecidiuam columnare Alb. et Schw. Weißtannen⸗Säulenroſt. 16. Hysterium pinastri Schrad. 6 | Kiefern-Ritzenſchorf od. ⸗Schüttepilz. 17. | Hysterium maerosporum R. Htg. FJiaichten-Ritzenſchorf. 18. | Hysterium nervisequium DC. 1 Weißtannen⸗-⸗Ritzenſchorf. 19. Sphaerella laricina n. sp. 0 Liaerchen-Schüttepilz. 20. |*Trichosphaeria parasitica R. Htg. | | Weißtannen⸗Nadelpilz. 21. |*Herpotrichia nigra R. Itg. 90 | Schwarzer Fichten-Nadelpilz. hy b. An Zapfen. 22. Aecidium strobilinum Alb. et Schw. Fichten-Zapfenpilz. Schutz gegen Pilze. — ' . . . . i—i—ß0ß—6'«ꝛÜ4 —— — L— — Üꝶ́—z — U Befallene Holzarten. | Ordnung. Familie. Alle Nadelhölzer, beſond. Kiefer, BN * e 8 Fichte und Weymouthskiefer. (Baſidienpilze.) (Blätterpilze.) Kiefer, Weymouthskiefer, Tanne, Ascomycetes . Pezizaceae. Lärche, Douglaſie, Sitkafichte. (Schlauchpilze.) ‚ (Becherpilze.) Kiefer, Weymouthskiefer, Fichte, Basidiomycetes . . Polyporeae. Tanne, Wachholder, Pechkiefer. (Baſidienpilze.) (Löcherpilze.) Kiefer, Fichte, Lärche, Tanne . Dgl.. . | Dal. Kiefer, Schwarzkiefer, wohl auch Uredineae . . Melampsoraceae. Krummpolgtiefer. \ (Rojtpilze.) Weymouthskiefer Dal. . Dgl Kiefer, Weymouthskiefer,Krumm⸗ Dal. . . Dgl holzkiefer. Tanne und einige ausländiſche Dgl. . . | Dgl. Tannen-Xrten. Fichte, auch Zürbelkiefer und Ascomycetes . Sphaeriaceac. Lärche. (Schlauchpilze.) (Kugelpilze.) Lärche Del. . Peꝛzizaceae. (Becherpilze.) Kiefer, auch Schwarzkiefer und Dgl. . Dgl. Weymouthskiefer. Kiefer, Schwarzkiefer, Krumm- Uredineae . Melampsoraceae. holzkiefer. (Roſtpilze.) Fichte. oe . | Dgl. Fichte . . | Dol. . . | Dgl. Tanne „ Dgl. - . | Dgl. Kiefer, auch Schwarzkiefer und Ascomycetes . Hysteriaceae. Seekiefer. (Schlauchpilze.) | Fichte . Dale 2... . Dgl. Tanne. .| Dal. . . | Dgl. Lärche, auch japanische Lärche . Dgl. . ı Sphaeriaceae. | (Kugelpilze.) Tanne, mitunter auch Fichte . Dot. . . Dgl. Fichte, Krummholzkiefer, Wach- Dgl. Dgl. holder. | Fichte. .| Uredineae . (Roſtpilze). Melampsoraceae. 252 III. Buch. II. Abſchnitt. I. Wurzelpilze. 1. Agaricus melleus Vahl. (Armillaria mellea Fl. Dan.) h). Hallimaſch, Honigpilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer Hutpilz verurſacht eine Krankheit der Nadelhölzer, die den Forſtwirten unter dem Namen „Harzſticken“ (Harzüberfülle, Erdkrebs) ſchon lange bekannt iſt. | Die Krankheitsſymptome find: allmähliches Vergelben, Ver: trocknen und Abfallen der Nadeln, Welken der Triebe, Anſchwellen — Fig. 96. 1 a Wurzel einer durch Agaricus melleus V. getöteten Kiefer. Ein Strang der Rhizo- morpha fragilis, var. subterranea um- klammert mit feinen Aſten die Wurzel. Bei a bohren ſich mehrere Aſte in die Rinde ein, in welcher fie ſich als Rhizomorpha fra- gilis, var. subcorticalis weiter entwickeln. des Wurzelſtocks, Aufplatzen der Rinde und reichlicher Harzerguß, durch welchen die Erdkrume in der nächſten Umgebung förmlich ver- kittet wird, Fäulnis der Baſtſchicht e. Sowohl unter der Stock⸗ und | 1) Hartig, Dr. Robert: Die pflanzlichen Wurzelparajiten (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1888, S. 118). — In dieſer Abhandlung wird das Wichtigſte über Agaricus melleus, Trametes radieiperda, Polyporus va- porius, Rosellinia quereina ete. kurz zuſammengeſtellt. 1 db Plattgedrückter Strang der Rhizomorpha fragilis, var. subterranea, zwiſchen Holz und Baſt einer alten Kiefer nach deren Tod emporgewachſen. Die Aſte zur rechten Seite bis an das Ende gleichmäßig ſtark und ſchwarzbraun, die Aſte zur linken hingegen ſpitz auslaufend und weiß (übergang zur Form subcorticalis). Schutz gegen Pilze. 253 Wurzelrinde, als im Boden treten eigentümliche Formen eines Dauer⸗ mycels, ſog. Rhizomorphen!) auf. Die Rindenſtränge (Rhizo- morpha fragilis Roth, var. subcorticalis), welche nicht nur zwiſchen Baſt und Splint, ſondern auch in den Lücken des abgeſtorbenen Rinden⸗ und Baſtgewebes verlaufen, ſind weiß und bandartig, oft fächerförmig verbreitert. Die hieraus entſpringenden und die Rinde durchbrechenden Bodenſtränge (Rhizomorpha fragilis Roth, var. subterranea) hin⸗ gegen ſind meiſt rundlich und ſchwarzbraun; fie haben große Ahnlich⸗ keit mit feinen Zaſerwurzeln und veräſteln ſich auch wie dieſe (Fig. 96 4 und 5) 2). Schließlich ſterben die befallenen Individuen ab, u. zw. junge Pflanzen meiſt ſchon im erſten Jahre der Erkrankung. Bei der mikroſkopiſchen Unterſuchung der abgeſtorbenen Pflanzen findet man die Baſt⸗ und Cambialſchicht zerſtört, die Harzkanäle von Pilz⸗ fäden durchwachſen, in größere Hohlräume umgewandelt und ihres urſprünglichen Inhalts beraubt. Mitunter zeigen ſich ſogar feine 97 Fig. 10 i% u Sjährige Kiefer, durch Agaricus melleus Vahl getötet @ Sterile Mycelſtränge ber Rhizomorpha fragilis subterranea. b u. c Frultiſizierende Mycel⸗ ſtränge derſelben; ein Zeil der Fruchtträger ift verfümmert (namentlich bei 5). d Fruchtträger aus der unter der Rinde vegetierenden Rhizomorpha fragilis subcorticalis. Die Rinde in der Umgebung der Hauptwurzel und des Wurzelſtockes iſt durch ausgeſtrömtes Harz verkittet. 1) Hartig, Dr. R.: Das Auftreten der Rhizomorpha in Nadelholz⸗ Eulturen (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, II. Band, 1870, S. 359). 2) Die Figuren 96 und 97 ſind Kopieen nach R. Hartig. 254 III. Buch. II. Abſchnitt. Pilzfäden durch die Markſtrahlen bis in das Innere des Holzkörpers eingedrungen. Die genannten Rhizo⸗ morphen ſind das Myeelium des Honigpilzes. Infolge ihrer Ein— wirkung wird das Stärkemehl der Zellen in Terpentin umgewandelt; hieraus erklären ſich die Harzlücken und der Harzfluß. Die Frucht- träger treten erſt im Oktober bei feuchter Witterung oft in großer Menge am Wurzelſtocke der ge— töteten Stämmchen (Fig. 97, bei d) oder in deren Nähe zu Tage. Die Fig. 98 repräſentiert ein vollſtändig ausgebildetes Exemplar des Pilzes. Der Hut iſt honigfarbig bis ſchmutzig⸗ braun, mit haarigen, dunkleren Schüpp⸗ chen beſetzt. Die Lamellen ſind gelblich— weiß, ſpäter rot-bräunlich gefleckt. Der walzige, oft gekrümmte, an der Baſis etwas verdickte Stiel, anfangs blaßrot, wird mit der Zeit bräunlich-gelb und iſt in der Obermitte mit einem flockig⸗ häutigen, weißen Ringe verſehen. Der Fruchtträger iſt eßbar. Die braunen Myeelſtränge wuchern nach allen Richtungen hin im Boden fort, bohren ſich in die Wurzeln benachbarter Pflanzen und Bäume ein und töten dieje gleich: Völlig ausgebildeter Fruchtträger von Agaricus m melleus Vahl (natürl. Größe). ja 8. „ RHizomorphenftrang- In dichten Kulturen ſieht man oft ganze Gruppen von Pflanzen infolge dieſer Krankheit abſterben, wodurch empfindliche Lücken ent: ſtehen. Im älteren Holz erfolgt das Eingehen der Stämme mehr einzeln; die Krankheit erſtreckt ſich aber hier nicht ſelten einige Meter ſtammaufwärts. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt alle Nadelhölzer, vorzugsweiſe gemeine Kiefer, Fichte und Weymouthskiefer. Auch die Lärche leidet durch ihn, die Schwarzkiefer aber höchſt ſelten. Er tritt an Pflanzen vom 4jährigen Schutz gegen Pilze. 255 Alter ab bis zu 100 jährigen Bäumen auf, bevorzugt aber Jungwüchſe von 415 jährigem Alter. In dichten Saaten und Büſchelpflanzungen (Fichte) zeigt ſich die Krankheit am verderblichſten, zumal wenn die frühere Be— ſtockung aus Laubhölzern beſtanden hat. An den im Boden ver— bliebenen Stöcken und Wurzeln verſchiedener Laubhölzer (Rotbuche, Hainbuche, Eichen, Birken, Ebereſche, Prunus-Arten ꝛc.) tritt nämlich der Pilz (als Saprophyt) ſehr häufig auf und befällt von da aus (als Paraſit) die in der Nähe befindlichen Nadelholzpflanzen. Bei dieſer Gelegenheit ſoll erwähnt werden, daß nach neueren Beob— achtungen!) auch Eichen ſtöcke, an denen man Wurzeln abgehauen oder ab— geſchnitten hatte, infolge des Eindringens des Agaricus melleus Vahl zwiſchen Rinde und Holz erkranken. Der Pilz tritt jedoch hier nur als Wundparaſit auf. Seine Rhizomorphen verbreiten ſich in der geſunden Eichenſtock-Rinde gerade ſo lappig und fächerförmig, wie in den Wurzeln der Nadelhölzer. Die lebende Wurzelrinde der Eiche kann er von außen nicht durchbohren; Eichen— ſtöcke ohne Wurzelwunden bleiben daher geſund. Das allzutiefe Abhauen der Eichenſtöcke in Nieder- und Mittelwaldungen würde hiernach — in Srtlich— keiten, an denen der Pilz überhaupt vorhanden iſt — die Gefahr der Infektion vergrößern. Allerdings ſteht es noch keineswegs feſt, ob der Pilz auch imſtande iſt, die vor der Erkrankung entſtandenen bzw. während derſelben entſtehenden Ausſchläge zu töten? Das Eingehen der befallenen Nadelholzpflanzen erfolgt namentlich in der Zeit von Mitte April bis Mitte Juni und dann wieder von Mitte Oktober bis Ende November. Häufig werden gerade die kräf— tigſten und wüchſigſten Exemplare befallen. Die Krankheit wurde beobachtet im ſächſiſchen Voigtlande ?, in der ſäch— ſiſchen Schweiz, in Thüringen), am Harze), in Mähren (Domäne Buchlau) °), 1) Hartig, Dr. Robert: Die Ausſchlagfähigkeit der Eichenſtöcke und deren Infection durch Agaricus melleus (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeit— ſchrift, 1894, S. 428). Cieslar, Dr. Adolf: Ueber das Auftreten des Hallimaſch (Agaricus melleus Vahl.) in Laubholzwaldungen (Centralblatt für das geſammte Forſt— weſen, 1896, S. 19). 2) Vgl. die betreffenden Diskuſſionen in den Berichten des Sächſiſchen Forſtvereins, u. zw. 19. Verſ. 1872, S. 6; 20. Verſ. 1873, S. 14; 21. Verſ. „ S. 10; 22. Verſ. 1875, S. 16; 24. Verſ. 1877, S. 17 ꝛc. 3) Der Verfaſſer fand den Pilz in Fichtenkulturen und Stangenhölzern des Dörrberger, Gehlberger und Georgenthaler Forſtes (Sachſen-Gotha) ſchon in den 1860er Jahren in großer Menge. 4) Vgl. die Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrg. 1843, 42; 1847, S. 94; 1851, S. 141 und 190; 1852, S. 227; 1853, S. 30; 864, S. 59; 1869, S. 87 ꝛc. 5C) Baudiſch, Friedrich: Beſchädigungen durch den Hallimaſch (Central— blatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 373). 256 III. Buch. II. Abſchnitt. 1 kurz wohl allenthalben in Nadelwäldern, wo der Pilz ſein Gedeihen über— haupt zu finden vermag. Im Wieſenburger Reviere (Preußen, unweit der ſächſiſchen Grenze) ſind ausgedehnte Kulturen (bis zu 10 ha Größe) von dem Pilze befallen und größtenteils zum Abſterben gebracht worden. Über die Urſache der Krankheit ſind früher folgende Hypotheſen auf— geſtellt worden: zu tiefe Pflanzung, heftiger Wirbelwind, zu feſter Boden, Wurzeldruck infolge der Büſchelpflanzung, Überproduktion von Terpentin und hierdurch Sprengen der Rinde. Theodor Hartig hielt den Pilz nicht für die Urſache, ſondern für die (allerdings ausnahmsloſe) Folge der Krankheit. Erſt Robert Hartig wies nach, daß das „Harzſticken“ lediglich durch den Agaricus verurſacht wird. An älteren Nadelholzſtämmen treten nicht ſelten Borkenkäfer in Gemeinſchaft mit dem Hallimaſch auf. In der Regel bildet wohl der Pilz den Vorſtoß; es iſt jedoch keineswegs ausgemacht, ob er in allen Fällen primär auftritt. Profeſſor Lindemann!) (Rußland) beobachtete hauptſächlich Bostriehus typographus (ſ. I. S. 332) als Verbündeten des Hallimaſch. Die Weiter- verbreitung des Pilzes, der in Rußland mit Vorliebe gegeſſen und daher eifrig geſammelt wird, erfolgt in den ruſſiſchen Wäldern vorwiegend durch die Pilzſammler, die beim Transporte der Pilze (in Säcken) viele reife Exem⸗ plare verlieren. Auch andere Borkenkäfer, z. B. Bostrichus mierographus Gyll. (I. ©. 348), Bostrichus bidens Fabr. (I. ©. 354), Hylastes ater Payk. (I. S. 380), e piniperda L. (I. S. 383), Myelophilus minor Htg. (J. S. 391) ꝛc., ferner Rüſſelkäfer, z. B. Pissodes notatus Fabr. (I. S. 312), Magdalis violacen L. (I. S. 326) ꝛc. treten gemeinſchaftlich mit dem Aga- rieus auf.“) 0. Bekämpfung.) 0 Die beſte Vorbeugungsmaßregel iſt gründliches Roden der Laubholzſtöcke, zumal in Nadelholzkulturen, womöglich bis zu den feinſten Wurzeln. Ferner dürfen in Ortlichkeiten, wo ſich die Kranke heit ſchon einmal gezeigt hat, dichte Nadelholzſaaten und Büſchel— pflanzungen nicht ausgeführt werden. Gegen das bereits vorhandene Übel ſind folgende Mittel anzu— wenden: 1) v. Sie F.: Zwei gemeinſame Fichtenſchädlinge (Sentratbtal | für das geſammte Forſtweſen, 1883, S. 317). 2) Wachtl, F. A.: Tomicus typographus und Agarieus melleus AN | Verbündete im Kampfe mit der Fichte (daſelbſt, 1883, S. 319). 3) Frömbling: Wie iſt den Schädigungen des Agaricus melleus vorz zubeugen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 459 — Von den hier empfohlenen waldbaulichen Maßregeln: drei- bis vierjährige Warten ( (2), bis man Fichten in lüclige Buchenhegen einpflanzt, a der Kahlhiebe (im Buchenhochwalde denkt ohnehin kein Forſtmann hieran) u Anbau der Fichte durch Saat (?) können wir uns keinen Erfolg verſprechen Durch letztere würde im Gegenteil u. E. die Infektionsgefahr vergrößert werden Schutz gegen Pilze. 257 1. Konſequentes Ausſtechen der befallenen Pflanzen (zugleich mit den Rhizomorphen) bzw. Ausroden der Stämme. Die in— fizierten Pflanzen bzw. Stammteile ſind zu verbrennen. Wenn hierdurch in Kulturen Blößen entſtehen ſollten, ſo muß man den Boden zunächſt gründlich durchhacken und alle etwa noch vorhandenen Rhizomorphen⸗Stränge beſeitigen oder vernichten, ehe man zum Anbaue ſchreitet. Die Blößen ſind am beſten mit Laubholz aufzuforſten. 2. Iſolierung der befallenen Pflanzen bzw. Stamm-Gruppen durch ſchmale (30 —50 em tiefe) Stichgräben, um den Schaden zu lokaliſieren und die weitere Anſteckung durch die Rhizomorphen zu verhindern. Um zu vermeiden, daß nicht jenſeits der Gräben noch kranke Wurzeln hinſtreichen, müſſen die betreffenden Stichgräben ſo weit von den befallenen Pflanzen bzw. Stämmen angelegt werden, daß vorausſichtlich alle erkrankten Individuen mit eingeſchloſſen werden. Korrekte Ausführung iſt für den Erfolg weſentlich. 2. Rhizina undulata Fr. (R. inflata Schaeff.). Welliger Wurzelſchwamm.!) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer Pilz bewirkt das Abſterben junger Kiefern. Da ſich die Krankheit — nach Erfahrungen in Frankreich — von einem Herde aus ringförmig verbreitet, ſo nennt man ſie auch Ringſeuche. Man erkennt ſie äußerlich am Abſterben und Abfallen der Nadeln (vom Juni ab). Beim Ausheben der erkrankten oder getöteten Pflanzen zeigt ſich ein großer Teil des Bodens zwiſchen den Wurzeln durch zahlreiche Pilzfäden bündelartig zuſammengehalten; jedoch giebt ſich kein Harzfluß (wie bei Agaricus melleus Vahl) zu erkennen. Aus der Rinde der Wurzeln kommen eigentümliche rhizoctonienartige, weiße Mycelbildungen zum Vorſcheine, die in etwa 1— 1,5 m Abſtand von der befallenen Pflanze in ein reich veräſteltes, fadenförmiges My— celium ſich auflöſen. Die weiße Färbung wird durch einen großen Reichtum an Tropfen eines ätheriſchen Ols verurſacht, die den äußeren Pilzfäden anhaften oder noch an der Spitze der feinen Haare ſich befinden. Die Mycelfäden wuchern im Boden fort, heften ſich an die Wurzeln benachbarter Pflanzen, dringen in die Rinde ein und werden auch im Holze gefunden. Die Fruchtkörper dieſes Pilzes ſehen den Morcheln ähnlich. 1) Hartig, Dr. Robert: Rhizina undulata Fr. Der Wurzelſchwamm. Mit 10 Holzſchnitten im Texte (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 291). Derſelbe: Rhizina undulata (daſelbſt, 1892, S. 477). Heß, Forſtſchutz IL 3. Aufl. 17 258 III. Buch. II. Abſchnitt. Sie ſchwanken von 1—5 em Durchmeſſer, ſind kaſtanienbraun, ſammet⸗ glänzend, bei Regenwetter etwas kleberig, oben wellenförmig geſtaltet, a unten hellgelb und wollig. Durch zahlreiche lockere maden ſtehen fie oft mit dem im Erdboden befindlichen Mycel in Verbindung. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz iſt — außer an jungen Kiefern — auch an 4—10: jährigen Weymouthskiefern, Tannen, Lärchen und einigen Ausländern (Douglaſie, Sitkafichte) gefunden worden, z. B. im Reviere Schildfeld bei Bennin (Mecklenburg-Schwerin). Er ſcheint beſonders in ſandigem Boden leicht zu wuchern. 1 Ahnlich wie Agaricus melleus L. tritt er auch als Saprophyt im Walde auf, z. B. an ſolchen Stellen der Schläge, wo die nach dem Fällen der Fichte abgeſchälte Rinde und das Reiſig verbrannt worden war, auf alten Kohlenmeilern ꝛc. (R. Hartig). 1 C. Bekämpfung. Einmiſchung von Laubholz in die Kiefernkulturen wirkt vor⸗ beugend. Anlage von Sun, in etwa 3—4 m Entfernung von der erkrankten Stelle. In Frankreich hat man mit dieſen beiden Maßregeln gute Erfotge erzielt (Brillieup). j t 3. Trametes radiciperda R. Htg. N (Polyporus annosus Fr.; Heterobasidion annosum Bref.). Wurzel-Tramete, Wurzelſchwamm. ) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer Paraſit verurſacht in vielen Fällen die Rotfäule, u. zu ſpeziell die Wurzelfäule der Kiefer, Fichte, Tanne ꝛc, ſogar einiger Laubhölzer (Birke, Rotbuche ꝛc.), und hierdurch deren Abſterben, wo⸗ durch empfindliche Lücken in den Beſtänden entſtehen. Die Wurzel fäule wird aber keineswegs ſtets durch dieſen Pilz verurſacht, da d Faulen der Wurzeln auch mit anderen Momenten zuſammenhänger kann (ſ. den Anhang am Schluſſe dieſes Bandes). Die Anſteckung erfolgt in der Regel durch die erkrankten Wurze eines Nachbarſtammes, kann aber (nach Brefeld) auch durch Conidien 1) Möller, Dr. A.: Neue Aufklärungen über den Wurzelſchwam (Heterobasidion annosum Bref.) (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 134). Hartig, Dr. R.: Zur Kenntniß des Wurzelſchwammes (T. radiciperd (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 428). Schutz gegen Pilze. 259 ſtattfinden. Das farbloſe Mycelium entwickelt ſich am Wurzelſtock und an den Wurzeln im Baſt und Holzkörper. Die Wandungen der Baſt⸗ und Holzzellen werden von maſſenhaften Pilzfäden durchbohrt und zermürbt, ſo daß die Wurzeln häufig in einen total naßfaulen Zu⸗ ſtand verſetzt werden. Die Fäulnis gelangt von den Wurzeln in den Stamm; bei der Kiefer bildet jedoch der harzreiche Wurzelſtock ein Hindernis für das Emporwachſen des Pilzmyceliums. Im Fichtenholz erkennt man die Wirkung dieſes Paraſiten am ſicherſten an ſchwarzen, weiß umſäumten Punkten, welche zumal im Frühjahrsholz auftreten. Außerlich erſcheint das aus Rindenritzen hervorquellende Mycelium in Geſtalt kleiner, gelblich-weißer Polſter, einzeln oder zu mehreren. Auch die Fruchtträger ſtellen ſich vorzugsweiſe am Wurzel: ſtock, aber auch an den Wurzeln (Fig. 99), u. zw. meiſt in kruſten⸗ Fruchtträger von Trametes radiciperda R. Htg. auf einer Kiefernwurzel. förmigen oder traubenähnlichen Maſſen von gelblich oder ſchnee⸗weißer Farbe ein. Unter begünſtigenden Umſtänden nehmen ſie mit fort⸗ ſchreitendem Wachstum eine konſolenförmige Geſtalt an. Die Krankheit verläuft im allgemeinen raſch. Künſtliche In⸗ ſektion tötete z. B. von 6 zehnjährigen Kiefern ſchon nach anderthalb Jahren 5 Exemplare (R. Hartig). B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz iſt an Kiefer, Weymouthskiefer, Fichte und Tanne bis zum 90 jährigen Alter beobachtet worden, ſogar am Wachholder. tiefern befällt er ſchon vom 5jährigen Alter ab. Von fremden Holzarten hat ſich namentlich die Pechkiefer (Pinus Agida Mill.) ſehr empfänglich für den Pilz gezeigt (z. B. in der preußiſchen Oberförſterei Bieſenthal). Seine Verbreitung wird u. a. auch dadurch befördert, daß Mäufe ꝛc. die Sporen in ihren Haaren verſchleppen. 17° 260 III. Buch. II. Abſchnitt. Fundorte: Solling, Elm, braunſchweigiſcher Harz, Vogelsberg (Ober- förſtereien Laubach, Lengfeld ꝛc.), Thüringerwald (Oberförſterei Georgenthal ꝛc.), Lehrforſte bei Eberswalde ꝛc. Auch in den Wäldern Frankreichs iſt der Pilz ſehr verbreitet. - C. Bekämpfung. 1. Einmiſchung von Laubhölzern in die Nadelholzkulturen bzw. Verjüngungen. 2. Sofortiger Aushieb oder Rodung aller Schwammbäume im Forſte. Das wurzelfaule Holz muß verkohlt oder verbrannt werden. II. Rinden⸗ und Holzpilze. 4. Trametes pini Fr. Kiefern-Tramete, Kiefern-Baumſchwamm. A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. Das Mycelium dieſes Pilzes entwickelt ſich im Kernholze der Kiefer ꝛc. und verurſacht (nach R. Hartig) die Ring-, Rind⸗ oder Kernſchäle. Das Holz der inneren Ringe wird allmählich rötlich-braun mit zahlreichen, regelloſen, weiß-ausgekleideten Löchern (infolge Auflöſung der Zellwände) und zerfällt zuletzt. Die zwiſchen einzelnen, anfangs noch intakt gebliebenen Jahrringen entſtehen— den Spalten füllen ſich nach und nach mit zun⸗ derartigem Pilzmyee— lium aus, bis der Baum im Inneren ganz hohl, wird. Das Eindringen der Sporenſchläuche j in den Holzkörper fin⸗ * det an friſchen Witz a Fruchtträger von Trametes bini Fr. an Kiefer, u. zw. auf wunden, wo grüne glatter Spiegelrinde. Aſte abgebrochen oder abgeſägt ſind, oder an ſonſtigen Wundflächen ſtatt. Man will indes neuerdings die Infektion der oberirdiſchen Baumteile auch von erkrankten Wurzeln aus beobachtet haben.“) Fig. 100. 1) Runnebaum: Der Kiefernbaumſchwamm (Trametes pini) (Zeit: ſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 606). — Ob hien nicht eine Verwechſelung mit Trametes radiciperda R. Htg. zu Grunde liegt! Schutz gegen Pilze. 261 Bei der Keimung dringen die Hyphen, unter Zerſtörung der Zellwände, bis in den Kern des Baumes ein. Der Splint bleibt in der Regel unberührt. An den Aſtlöchern der erkrankten Bäume (Kiefer) oder auch direkt aus der Rinde (Fichte) tritt ſchließlich das Mycelium wieder zu Tage, um braune Fruchtträger von Konſolenform (Fig. 100, bei a) zu erzeugen. Die hieran entſtehenden Sporen keimen, wenn ſie auf friſche, nicht mit Harz bedeckte Aſtwunden kommen, und ver— breiten hierdurch das Übel weiter. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt nicht nur die Kiefer, ſondern auch Fichte, Lärche und Tanne. In letzterer verbreitet ſich die Fäulnis bis in die jüngſten Holzlagen, während bei den übrigen Nadelhölzern die Verharzung dem weiteren Vordringen des Paraſiten ein Ziel ſetzt. Die Krankheit zeigt ſich mehr im älteren Holz, etwa vom vierzigſten Jahr ab, weil der Pilz nur im Kernholze ſich entwickeln kann und weil Aſtwunden an jüngeren Stämmen raſcher mit Harz überlaufen als an älteren. Die Fruchtträger können bis 60jährig werden und nehmen im Laufe der Zeit recht anſehnliche Dimenſionen an. Der techniſche Gebrauchswert der befallenen Stämme leidet durch dieſen Pilz beträchtlich. | Der Kiefern⸗Baumſchwamm iſt beſonders in den Kiefernbeſtänden Nord: deutſchlands ſehr verbreitet; es giebt hier Kiefernbeſtände, in denen jeder fünfte Stamm ein Schwammbaum iſt. Im Harze, Thüringerwald und in Süddeutſchland findet man ihn mehr an der Fichte. Im Rieſengebirge tritt er auch in Tannen- und Lärchenbeſtänden auf. Durch maſſenhaftes Vorkommen kann der Wirtſchaftsturnus inſofern beeinflußt werden, als der Abtrieb, um Verluſten vorzubeugen, früher erfolgen muß. C. Bekämpfung. 1. Einmiſchung von Laubhölzern in die Kiefernbeſtände, entweder alsbald bei der Beſtandsbegründung oder durch ſpäteren Unterbau. 2. Vermeidung von Grünäſtungen an älteren Kiefern, deren Aſte bereits Kernholz führen. Bis zu etwa 30 jährigem Alter find die Aufäſtungen ſtatthaft, weil die Aſte junger Stangen noch kein Kernholz enthalten und weil die Jufektion im jungen Holze weniger drohend iſt. Die Aſtungen müſſen aber in dieſem Falle mit der Baumſäge ausgeführt und die betreffenden Schnittflächen alsbald geteert werden. 3. Sofortige Entfernung aller „Schwammbäume“ ſchon bei den Durchforſtungen und ſpäteren Auszugshauungen. Hierbei iſt durch vorſichtige Fällung dem Abbrechen von Aſten vorzubeugen. 262 III. Buch. II. Abschnitt. Man beſeitigt hierdurch die Schwämme, aus welchen neue Sporen hervor— gehen, und gewinnt bei frühzeitiger Nutzung mehr Nutz- und beſſeres Brenn— holz, als wenn man die angegangenen Stämme bis zum Haubarkeitsalter ſtehen laſſen würde. Zuſatz. An dieſer Stelle ſollen noch einige Löcherpilze aufgezählt werden, welche entweder Rotfäule oder Weißfäule im Holze ver— urſachen. Sie gehören ſämtlich zur Ordnung Basidiomycetes (Baf ſidien⸗ pilze), Familie Polyporeae (Löcherpilze). J. Bei der Rotfäule wird die Celluloſe durch ein auf die Zellwände zerſetzend wirkendes Ferment aufgelöſt, welches — im Pilzplasma gebildet — von den Hyphen ausgeſchieden wird und den benachbarten Zellen ſich mitteilt. Es bleibt bei dieſem Prozeß eine aus Holzgummi, Gerbſtoff, Aſche ze. beſtehende Subſtanz zurück, welche durch Oxydation des Gerbſtoffes eine rotbraune Färbung annimmt. Die durch einen Pilz bewirkte Rotfäule kann zur Urſache haben: 1. Polyporus vaporarius Fr. in Fichte und Kiefer, ſeltener in Weißtanne. Das Holz wird dunkel- rotbraun, riſſig und in ähnlicher Weiſe recht: winkelig zerklüftet, wie vom Hausſchwamm (Merulius laerymans Fr.); zwiſchen den Fingern gerieben zerfällt es in ein gelbes Mehl. Das Myeel bildet ſchneeweiße, reich veräſtelte filzige Stränge von vielen Metern Länge. Die Fruchtträger ſind weiße Kruſten. Dieſer Löcherpilz ſiedelt ſich gern an den durch Rotwild verurſachten Schälwunden an; er findet ſich auch häufig im Holze von Gebäuden. | 2. Polyporus mollis Pers. in Kiefer. 5 Das Zerſetzungsprodukt ift dem vorſtehenden ähnlich; jedoch fehlen die weißen Mycelſtränge. Die Fruchtträger find rotbraune Polſter. 3. Polyporus sulphureus Bull. in Lärche und Tanne. Dieſer Pilz färbt das Holz gleichfalls rotbraun und macht es riſſig. In dieſe Riſſe wächſt das Mycelium hinein und bildet mächtige, weiße, lederartige Häute. Der Pilz ſchmarotzt auch an verſchiedenen Laubhölzern, weshalb ſpäter nochmals die Rede von ihm fein wird. II. Bei der Weißfäule wirkt das Ferment des Pilzmyecels auf: löſend auf das Lignin ein, ſodaß hier die helle Celluloſe zurückbleibt. Hieraus erklärt ſich die weißliche Farbe des zermürbten Holzes. Die pilzliche Weißfäule wird hervorgerufen durch: 1. Polyporus borealis Fr. in Fichte. j Das Holz wird bräunlich-gelb; in den Frühjahrsſchichten entſtehen eigen— tümliche, von weißem Myeel erfüllte Querfugen, weil letzteres eine ausgeſprochene Neigung zu horizontaler Verbreitung hat. Fruchtträger weiß, konſolenförmig, oft zu mehreren über einander. 2. Polyporus fulvus Scop. in Weißtanne, ſeltener in Fichte. Schutz gegen Pilze. 263 Das Holz färbt ſich gelblich, zermürbt und zeigt ſich auf einem glatten Schnitte von zahlreichen weißen Längsſtrichen durchſetzt. Auf der Grenze zwiſchen geſundem und krankem Holze veranlaſſen die kräftigen, gelb gefärbten Hyphen die Entſtehung ſchmaler, dunkler Linien. Myeel anfangs gelblich und ſehr kräftig, ſpäter farblos und äußerſt fein. Fruchtträger oben gelbbraun, ſonſt aſchgrau, faſt glatt, konſolenförmig. — Der Pilz kommt auch am Kirſch⸗ baume vor. 5. Peridermium pini Willd., var. corticola. (Peridermium Cornui Rostr. et Kleb.). Kiefern =» Blajenroft (Rindenroſt).) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die durch dieſen Roſtpilz verurſachte Fig. 101. Krankheit der Kiefern heißt: Kiefern— krebs oder Kiefernräude; eine beſtimmte Form derſelben nennt man „Kienzopf“. Man erkennt ſeine Anweſenheit äußer— lich an unregelmäßig länglichen, etwas zuſammengedrückten, lebhaft orangegelben, blaſenartigen Erhöhungen, welche im Juni an Aſten und Stämmen der Kiefer aus der Rinde hervorbrechen, ſchließlich aufplatzen und ihren Inhalt, d. h. die Sporen, frei— geben (Fig. 101). Die entleerten Hüllen erſcheinen dann weiß. Die farbloſen, ſep⸗ tierten Hyphen des Pilzes wuchern inter— cellular zwiſchen den Parenchymzellen der Rinde, des Baſtes und der Markſtrahlen und ſenden kleine Seitenäſte (Hauſtorien) durch die Zellwände in das Innere. Das Eindringen der Sporen ſetzt eine kleine Verwundung der Rinde voraus. Hier wuchert das Mycelium am üppigſten, beſonders in der f Längsrichtung. Es dringt aber auch in den eee eee Holzkörper ein, u. zw. bei ſtärkeren Stämmen Sala) auf einem Sjäheigen Zweige oft bis zu Handtiefe 1 Bei Berührung der Pilzfäden mit dem teils ſchon aufgeplatzt ( 1) Wißmann: Ueber den Kiefernkrebs (H. Burckhardt: Aus dem Walde. II. Heft, 1869, S. 148). Hartig, Dr. R.: Die krebsartigen Erkrankungen der Pflanzen (All— gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1889, S. 120). — Dieſe Abhandlung ver— breitet ſich auch über die Krebspilze an der Weißtanne, Fichte und Lärche. \ 264 III. Buch. II. Abſchnitt. Stärkemehl der Zellen wird letzteres in Terpentin umgewandelt. Dieſer tritt tropfenweiſe an der Innenwand auf und durchtränkt ſelbſt die Membran; infolge deſſen tritt eine förmliche „Verkienung“ der ergriffenen Baumteile ein. Hierin beruht die Schädlichkeit des Schmarotzers, denn die befallenen Stellen werden von der Saftzirku— lation ausgeſchloſſen. Alljährlich macht die Wucherung des Myceliums neue Fortſchritte, ſo daß die mit Harz überlaufende, krebsartige In— fektionsſtelle immer größer wird. Da die Bildungsſtoffe immer mehr auf die noch geſunde Seite des Stammes gedrängt werden, ſo nimmt dieſer eine exzentriſche Wuchsform an. Wo mehrere Krebsſtellen in gleicher Höhe auftreten, zeigen ſich oft wunderbare Ein- und Aus— buchtungen. Wenn die Krebsſtellen wechſelweiſe und — was nicht ſelten der Fall iſt — in Spindelform auftreten, ſo wird der Baum an den betreffenden Stellen geradezu unförmig und erſcheint wie gedreht. Wenn die Infektionsſtelle nahezu ringsum verläuft, jo ſtirbt der oberhalb befindliche Kronenteil oft ſchon binnen Jahresfriſt ab. In anderen Fällen vergehen viele Jahrzehnte bis zum Trockenwerden bzw. Abſterben des Gipfels. Man nennt dieſe Erſcheinung den „Kien— zopf“.!) Das Übel wird durch trocken-heiße Sommer begünſtigt. Ratzeburg hielt die Kiefernmotte, Phyeis sylvestrella Rtzb. (I. S. 478) für die Urſache des Krebſes. Allerdings findet man deren Raupe häufig in den krebſigen Stellen, jedoch iſt ihr Auftreten nur ein ſekundäres. Auch verſchiedene Käfer beobachteten wir wiederholt in den Krebsſtellen, z. B. Pis- sodes notatus Fabr. (I. S. 312) und Myelophilus piniperda L. (I. S. 383). Die aus den geplatzten Aecidien (Fig. 101, bei b) ausſtaubenden— Sporen bedürfen zur Keimung und Weiterentwickelung der Blätter und Stengelteile der weißen Schwalbenwurz (Cynanchum vincetoxi- cum Pers. — Vincetoxicum officinale Much.) und anderer Vin- cetoxicum-Arten, woſelbſt fie die Teleutoſporenform Cronartium asclepiadeum Willd. erzeugen. Dieſe Teleutoſporen verurſachen auf Kiefern wieder das Peridermium als Aecidiumform, d. h. neue Krebs— ſtellen. Der geſchilderte Kreislauf beginnt dann von neuem. Da indes der Rindenroſt der gemeinen Kiefer auch in Gegenden auftritt, wo Vincetoxicum und folglich auch Cronartium der Flora fehlen (Bremen, Oberförſterei Binnen bei Nienburg a. W., Ober— förſterei Markersbach bei Pirna ꝛc.), fo ſcheinen auf der Kiefernrinde des Peridermium Pini Fr. (Wallr.) var, corticola (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1866, S. 421, hier 423). — Hier habe ich (vielleicht zuerft?) die Vermutung ausgeſprochen, „daß der fragliche Pilz Veranlaſſung der for N | 1) Heß: Brief aus dem Herzogthum Sachſen-Gotha . . . .. Vorkommen genannten Kiengipfelbildung ſei“. Schutz gegen Pilze. 265 2 verſchiedene Aecidien vorzukommen, die von einigen Mykologen als Peridermium Cornui Rostr. et Cleb. und Peridermium pini Kleb. unterſchieden werden. Mit welcher Pflanze bzw. Teleutoſporenform P. pini Kleb. in Zuſammenhang ſteht, iſt noch nicht bekannt. Die Heteröcie der Blaſenroſte )) wurde zuerſt durch R. Wolff nach— gewieſen. Dieſer hielt aber alle Blaſenroſte (auf Nadeln und Rinde) für identiſch und für die Aecidium- Form des auf Senecio-Arten vorkommenden Coleosporium senecionis Pers. Dieſe Anſicht wurde jedoch ſpäter (1886) durch Cornu und Klebahn widerlegt. Das alte Peridermium pini Pers. zerfällt hiernach in 4 Arten, u. zw.: 1) Peridermium Cornui Rostr. et Kleb. auf Kiefernrinde (tft vorſtehend beſchrieben). 2) Peridermium pini Kleb. auf Kiefernrinde (iſt vorſtehend erwähnt). 3) Peridermium oblongisporium Fuckl. auf Kiefernnadeln (j. ſpäter unter Nr. 12). 4) Peridermium strobi Kleb. auf Weymouthskiefernrinde (ſ. Nr. 6). B. Vorkommen und Verbreitung. Der Rindenroſt wuchert an jungen und alten Kiefern und Schwarzkiefern, ſcheint aber Stangenhölzer von 15 —20 Jahren zu bevorzugen. Der Pilz tritt nur an älteren, mindeſtens zweijährigen Organen auf, beſonders häufig an den Aſtquirlen und im Gipfel. Man hat ihn neuerdings wiederholt in Miſchbeſtänden aus Kiefern mit unter— ſtändigen Rot⸗ und Hainbuchen an ſolchen Stellen beobachtet, an welchen die Aſte der Buchen bei Wind die Rinde durch Reibung ab— geſcheuert hatten.“) 1) Zur Litteratur über die Blaſenroſte der Kiefern-Arten: Wolff, Dr. Reinhold: Beitrag zur Kenntniß der Schmarotzerpilze. Entwickelungsgeſchichte des Kiefernblaſenroſtes, Aecidium Pini (Persoon) ꝛc. Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1878, S. 75). Z.: Ueber die Entwicklung des Kiefern-Blaſenroſtes Aecidium Pini Pers. (Forſtliche Blätter, N. F. 1881, S. 121). — Ein kurzer Auszug aus R. Wolff's Bericht in den landwirthſchaftlichen Jahrbüchern, 1877, S. 723757, Taf. XVIII. —0—: Ueber die Blaſenroſte der Kiefer (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1889, S. 280). Z.: Ueber die Formen und den Wirthswechſel der Blaſenroſte der Kiefern. Nach H. Klebahn (Forſtliche Blätter, N. F. 1891, S. 151). Beiträge zur Kenntniß der Coleosporien und der Blaſenroſte an Kiefern (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1896, S. 334). Klebahn, Dr. H.: Neuere Beobachtungen über einige Waldſchädlinge aus der Gruppe der Roſtpilze(Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 465). 2) Danckelmann: Peridermium pini in Miſch-Beſtänden von Kiefer mit Buche (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XVI. Jahrgang, 1884, S. 342). Walther: Beſchädigung der Kiefer durch Beimiſchung oder Unterbau von Buchen (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1886, S. 538). 2 266 III. Buch. II. Abſchnitt. - Trockene Jahrgänge begünftigen das Abſterben der Stangen, weil ſie zu energiſcher Verdunſtung anregen, mit welcher die durch die Krebsſtellen verminderte Saftzuleitung nicht mehr gleichen Schritt halten kann. Ob das rindenbewohnende Peridermium auf der Krummholzkiefer identiſch mit dem Peridermium auf der gemeinen Kiefer iſt, läßt ſich z. Z. noch nicht ſagen. G. Wagner, welcher jenes erſt 1895 fand, bezeichnet es vorläufig als P. forma montana. Das Vorkommen des Rindenroſtes der gemeinen Kiefer iſt konſtatiert im Thüringerwald (Meininger Unterland) ), Wölſiſer Forſt im Gothaiſchen ?), im Harz, hannöverſchen Flachland), Solling, Odenwald, in der ſächſiſchen Schweiz, in Böhmen, Frankreich (Sologne)s) und anderwärts. C. Bekämpfung. 1. Aushieb der befallenen Stämme ſchon von der erſten Durch- forſtung an, u. zw. vor der vollſtändigen Entwickelung des Pilzes. 2. Vertilgung der Schwalbenwurz ꝛc. in Kiefernbeſtänden vor dem Eintritte der Blüte. 6. Peridermium strobi Kleb. | Weymouthskiefern-Blaſenroſt (Rindenroſt).“) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Der Blaſen- bzw. Rindenroſt der Weymouthskiefer gleicht äußerlich ganz dem Rindenroſt auf der gemeinen Kiefer (S. 263). Er befällt die Rinde von Schäften und Zweigen und veranlaßt, namentlich an den Aſtquirlen, lokale langgeſtreckte Anſchwellungen.“ Auf dieſen brechen ſpäter große, hellgelbe Blaſen hervor, die nach ihrem Aufberſten ein dunkelgelbes Sporenpulver entſenden. 1 Myeel wuchert jahrelang in der Rinde und bildet daſelbſt alljährlich aufs neue den Blaſenroſt (die Aeeidien). 1) Protocolle über die Verſammlungen der Forſtwirthe aus Thlringen, u. zw. fünfte Verſammlung in Eisfeld, 1854, S. 31 (hier wird der Pilz irrigerweiſe als eine Flechte aus der Gattung Ceomia bezeichnet); ſechſte Verſammlung in Reinhardsbrunn, 1855, S. 44 und achte Verſammlung in Eiſenach, 1858, S. 20. 1 2) Vgl. meine Mitteilungen in den Verhandlungen des Harzer Forſt⸗ Vereins (Jahrgang 1865, S. 48) und in der Allgemeinen Forſt- und Jagd⸗ Zeitung (1866, S. 423). ö 3) Vgl. Wißmann a. a. O. S. 148. 4) W.: Hylesinus 1 9 und Aecidium pini in den Waldungen der Sologne (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 533). 4 5) Ueber die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten. I. Die Gefahr d | Ausdehnung des Rindenblaſenroſtes der 0 Mit 3 e (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 320). 7 Schuß gegen Pilze. 267 Die Übertragung der Krankheit geſchieht aber nicht von einer Weymouthskiefer zur andern, ſondern nur (2) durch einen Zwiſchen— wirt. Dieſer iſt die Johannisbeere und die Stachelbeere. Unter den erſteren ſind die Arten Ribes nigrum L., R. rubrum L. und R. aureum Pursb. beſonders empfänglich; die Stachelbeere kommt weniger in Betracht. Die auf der Unterſeite der Blätter dieſer Arten auftretenden Uredoſporen erſcheinen Anfang Juni als gelbliche Häufchen. Die ſpäter erſcheinenden Teleutoſporen ſind braun und rankenförmig. Sie erzeugen Sporidien, die wieder auf der Weymouthsliefernrinde keimen, hierdurch Beulen hervorrufen und daſelbſt ein Myecel ent— wickeln, welches ſo lange in den Beulen lebt, bis dieſe ſelbſt abſterben. Im Frühjahre treten erſt Spermatien und ſpäter die Aecidien auf. Auf dieſe Weiſe werden Ribes-Pflanzen immer aufs neue infiziert, weshalb die Krankheit leicht große Ausdehnung annimmt. Der zu— gehörige Ribes-Pilz heißt Cronartium ribicolum Dietr. Die Krankheit iſt für die Weymouthskiefer ſehr verhängnisvoll. Die Schaftteile und Aſte oberhalb der verdickten Partie ſterben in der Regel ab. Unter Umſtänden können ſogar die befallenen Indi— viduen ganz zu Grunde gehen. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt junge Pflanzen und Stangen, u. zw. vorwiegend den Schaft. An älteren Stämmen tritt er auch an den Seitenäſten auf; ältere als 20 — 25jährige Stammteile ſcheinen jedoch nicht be— fallen zu werden. Im Bürgerpark bei Bremen wurden (nach Klebahn) gegen Ende der 1880 er Jahre faſt 30% der dortigen Weymouthskiefern von dieſem Pilze befallen und hierdurch ſtark beſchädigt. Auch in anderen Gegenden von Nord— deutſchland und in Süddeutſchland (Bayern, Baden ꝛc.) iſt der Pilz mehrfach gefunden worden. Über ſein ſchädliches Auftreten in Dänemark hat Roſtrup berichtet ꝛc. Die Krankheit ſoll aus den Oſtſeeprovinzen ſtammen und dort urſprünglich an der Zürbelkiefer (?) auftreten. C. Bekämpfung. 1. Vorſicht beim Ankaufe von Weymouthskiefernpflanzen und genaue Prüfung des Geſundheitszuſtandes derſelben, bevor man fie auspflanzt. 2. Sofortige Entfernung roſtkranker Pflanzen aus Forſt— gärten, Kulturen und Verjüngungen. Verbrennen an Ort und Stelle, ſo lange die Aecidien ausſtäuben. 3. Aushieb der pilzkranken Stangen bei den Durchforſtungen. 4. Entfernung der Ribes-Arten, wo Weymouthskiefern ſtehen, bis auf mindeſtens 50 m Entfernung. 268 III. Buch. II. Abſchnitt. 7. Caeoma pinitorguum A. Br. Kieferndrehpilz.) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Der Kieferndreher entwickelt ſein Fruchtlager innerhalb des Rindenparenchyms der Kiefern-Maitriebe und erzeugt deren Ver— krümmung. Fig. 102. Fig. 103. Kiefernmaitriebe, von Cacoma pinitorquum A. Br. befallen. Stück eines Maitriebes (Mitte Juni) Ganzer Maitrieb. mit Cacoma-Fruchtlagern («). Bei s ausgetretenes Harz, infolge der Rißbildung— Die Nadeln ſind durch Abpflücken entfernt. Noch ehe die Triebe ihre volle Länge erreicht haben, ſtellen ſich an ihnen (Ende Mai, Anfang Juni), u. zw. von der Mitte nach 1) Zur Litteratur: Ratzeburg: Der Kieferndreher (Caeoma pinitorquum A. Braun), ein neuer ſchädlicher Pilz (Forſtliche Blätter, 8. Heft, 1864, S. 141). Schutz gegen Pilze. 269 Fig. 104. Fig. 105. Stück eines 2 jährigen Drahtförmige Biegungen eines ſchon ſeit Jahren durch Caeoma Triebes mit 2 nach einer pinitorquum A. Br. erkrankten Kiefernzweiges Richtung hin liegenden über (verkleinert). wallten Wundſtellen (7). dem oberen Ende hin längliche, anfangs hellgelbe Fruchtlager ein (Fig. 102, bei ), die ſich allmählich rotgelb färben und etwas polſter⸗ Ratzeburg: Die Waldverderbniß ꝛc. I. Band, Berlin 1866, ©. 114. Wieſe: Eine neue Krankheit der Kiefer (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1865, S. 401). Derſelbe: Der Pilz Caeoma pinitorquum A. Braun; einige erläu— ternde Worte zu dem Aufjage: Eine neue Krankheit der Kiefer (daſelbſt, 1866, S. 357). Derſelbe: Der Kieferndreher (Caeoma pinitorquum) (Forſtliche Blätter, N. F. 1872, S. 25). Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1864, ©. 75. Hartig, Dr. Robert: Caeoma pinitorquum A. Br. Mittheilung der pflanzen⸗phyſiologiſchen Abtheilung der forſtlichen Verſuchsanſtalt zu Neu— ſtadt⸗Ew. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, IV. Band, 1872, S. 99). 270 III. Buch. II. Abſchnitt. förmig erheben, bis die äußere Rindenſchicht der Länge nach aufplatzt, worauf die Sporen verſtäuben. Jeder ſolche Riß erzeugt eine geringe Hypertrophie und Krümmung des Triebes, indem die befallene Stelle konkav wird. Der Rißbildung folgt ſelbſtverſtändlich Harzerguß (Fig. 103, bei 6). Wenn der Trieb nur in geringem Grade betroffen iſt, ſo überwallt die kranke Stelle (Fig. 104, bei y) und die Krümmung verwächſt mit der Zeit wieder. Oft ſtellen ſich aber an ihm ſolche Riſſe wechſelſeitig ein, wodurch ſehr auffällige drahtförmige Bie— gungen der Triebe entſtehen, die lange kenntlich bleiben und der ganzen Pflanze ein kuſſelartiges Ausſehen verleihen (Fig. 105). Endlich kommt es auch vor, daß der Längsfleck rund um den Trieb herum ſich ausdehnt. In dieſem Falle wird die Saftzirkulation ver: eitelt; die Nadeln vergelben, der Trieb ſtirbt ab und hängt Ende Juni, Juli wie erfroren herab. Durch Bildung zahlreicher Scheiden— knoſpen an der Baſis des Triebes ſucht zwar die geſchädigte Pflanze ihren Verluſt wieder zu erſetzen, allein die im nächſten Jahre hieraus entſtehenden Triebe erkranken in der Regel abermals. Das Mycelium des Pilzes wuchert intercellular in dem grünen Rindenparenchyme, perenniert in der einmal befallenen Pflanze und pflanzt ſich alljährlich in die neuen Maitriebe fort. Die hierdurch bewirkte Bräunung des darunter befindlichen Holzgewebes verbreitet ſich bis in das Mark. Der Kieferndrehpilz ſteht im Generationswechſel mit der auf den Blättern der Aſpe auftretenden Melampsora tremulae Tul., deren Te- leutoſporen die Infektion der Kiefer im nächſten Frühjahre beſorgen. Die Zuſammengehörigkeit von Caeoma mit Melampsora vermutete R. Hartig ſchon 1874; aber erſt 1883 gelang es Roſtrup, die Sporen der Caeoma auf Aſpenblättern zur Keimung und Infektion zu bringen. Es trat eine Melampſorenform auf, welche er zunächſt Melampsora tremulae pini- torquum taufte. 1884 und 1885 machte Hartig!) entſprechende Kontrol— verſuche. Der kauſale Zuſammenhang zwiſchen beiden Pilzen wurde auch hierdurch erwieſen. B. Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Pilz niſtet an jungen, meiſt 1 — 10 jährigen gemeinen Kiefern, Weymouths- und Krummholzkiefern, ſogar ſchon an Keimlingen, aber niemals an Stämmen über 30 Jahren, vorzugsweiſe auf naſſen Böden und in naßkalten Vorſommern. Junge (1—3 jährige) Schonungen können (nach Barkhauſen) durch ihn ganz vernichtet werden. In älteren Kulturen und Dickungen 1) Die Aſpe (Populus tremula) als Feind der Kiefern- und Lärchen⸗ ſchonungen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1885, S. 326). Zr Schuß gegen Pilze. 2 richtet der Pilz, zumal wenn mehrere regneriſche Jahre auf einander folgen, oft ſo arge Verkrüppelungen an, daß ſich die Signatur der erfolgten Beſchädigungen kaum jemals wieder verwiſcht. Durch trockene Witterung hingegen wird die Entwickelung der Krankheit zurückgehalten. Der Kieferndrehpilz wurde beobachtet in Zerrin (1852), bei Batow (Regierungsbezirk Cöslin), bei Göttingen (1860), in Pommern (1863 und 1864 bei Greifswalde) und in der Mark, im Speſſart (Revier Heinrichsthal), in den Waldungen bei Gießen (1870), in Jütland ac. Im Anfange der 1870 er Jahre iſt er beſonders ſchädlich im nördlichen Deutſchland aufgetreten. C. Bekämpfung. 1. Sorgfältige Auswahl des Standorts bei dem Anbaue der Kiefer. 2. Rechtzeitiges Abſchneiden und Verbrennen der befallenen Triebe. 3. Entfernung der Aſpe aus den Kiefern-Schonungen, ſchon von der erſten Ausjätung ab. Zuſatz. Über Hexen beſen. Unter Hexenbeſen verſteht man abnorme miſtelähnliche Zweig— bildungen am Schaft oder an den Aſten vieler Waldbäume (Nadel— und Laubhölzer). Im Volksmunde heißen ſie, je nach Gegenden: Donnerbüſche, Donnerbeſen, Drudenbüſche, Wetterbeſen, Alfloddern Norddeutſchland), Alpruten (Alpengegenden), Marentaken (Niederlande). Die Hexenbeſen können durch tieriſche oder pflanzliche Ein— wirkungen auf die Wirtspflanzen hervorgerufen werden. 1. Tieriſche Einwirkungen. Hierher gehören: Verbiß durch Weidevieh (namentlich Ziegen) oder Wild, Mäuſe, Milben- oder Inſektenfraß (Knoſpenaushöhlen). Die Hexenbeſen auf Flieder ſind z. B. auf eine Milbe (Phytoptus Loewi Nal.) zurückzuführen; ebenſo die auf Weiden (Phytoptus triradiatus Nal.) ꝛc. 2. Pflanzliche Einwirkungen. Paraſitiſche Pilze ſind die Urſache der Hexenbeſen an: Tanne (Aecidium elatinum Alb. et Schw., |. Nr. 8), Hainbuche (Exoascus carpini Rostr.), Weißerle (Exoascus epiphyllus Sdbek.), Weiß: birke (Exoascus turgidus Sdbck.), Ruchbirke (Exoascus betulinus Rostr.), Zwergbirke (Exoascus alpinus Joh.), Kirſchbaum (Exoas- eus cerasi Fuckl.), Zwetſchenbaum und Haferpflaume (Exoas- eus insititiae Sdbck.) c. N 4 ID -1 e III. Buch. II. Abſchnitt. Die Urſache der Hexenbeſen auf: Kiefer, Weymouthskiefer “), Fichte, Lärche und Buche iſt noch nicht feſtgeſtellt. H. Hoffmann (Gießen)?) giebt zwar zwei Cladospoxium-Arten, u. zw. O. entoxylinum Corda und C. penicillioides Preuss., als Urſache der Hexen— beſen der Kiefer an. Die Richtigkeit dieſer Behauptung wird jedoch zur Zeit noch beſtritten. Goeppert nahm auch natürliche Neigung mancher Holzarten zur örtlichen Wucherung der Cambialſchicht als eine Urſache der Hexenbeſen an, blieb aber die Antwort auf die Frage, womit dieſe Neigung zuſammenhänge, ſchuldig. 8. Aecidium elatinum Alb. et Schw. (Peridermium elatinum Tul.). Weißtannen-Krebspilz.s) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer Pilz verurſacht an der Weißtanne die Hexenbeſen und den Krebs.“) Die Hexenbeſen der Tanne (Fig. 106, bei e und Fig. 107) unterſcheiden ſich von den normalen Zweigen (Fig. 106, bei 5), aus welchen ſie ſich ſenkrecht erheben, durch eine mehr buſchförmige Grup— pierung und kleine, gelblich- grüne, ringsum ſtehende Nadeln, welche ſchon im nächſten Herbſt abfallen. An der Urſprungsſtelle des Buſches zeigt ſich ſtets eine Anſchwellung (Fig. 106, bei a und Fig. 107, bei a), welche meiſt ringsum verläuft. Hier wuchert das Mycelium des Pilzes in Rinde und Baſt und tritt von da aus alljährlich in die jungen Sproſſen und Nadeln über, bis der Pilz abſtirbt. Der Hexenbeſen iſt eine Lichtpflanze, die höchſtens 16 Jahre lebt. 1) Badoux, H.: Hexenbeſen auf der Weymouthsföhre (Forſtlich-natur⸗ wiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 195). 2) Hexenbeſen an der Kiefer (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1871, S. 236). 3) Zur Litteratur: Hoffmann, H.: A. de Bary, über den Krebs und die Hexenbeſen der Weißtanne, Abies pectinata Dee. (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1868, S. 211). j Koch: Beobachtungen über das Vorkommen und die Entwicklung des Hexenbeſens bezw. des Krebſes auf der Weißtanne (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 263). Weiſe: Zur Kenntniß des Weißtannenkrebſes (Mündener Forſtliche Hefte, I, 1892, S. 1). Heck, Dr. Karl R.: Der Weißtannenkrebs. Mit 10 Holzſchnitten, 11 dee Darſtellungen, 9 Tabellen und 10 Lichtdrucktafeln. Berlin, 1894. Ratzeburg erllärte die Raupe der Sesia cephiformis Ochsh. (J. S. +02 für bie Urſache des Tannenkrebſes. g Schutz gegen Pilze. 273 Der Krebs (Fig. 108) Fig. 106. markiert ſich äußerlich durch einſeitige oder den ganzen Stamm um⸗ faſſende, ſpindelförmige Auftreibungen, an welchen die Rinde tiefriſſig und dunkelbraun wird, hier und da ſpärliche Harzthränen (aus Rindenbeulen) zeigt und zuletzt abbröckelt, wo⸗ durch der Holzkörper ſtellen⸗ weiſe bloßgelegt wird. Der Krebs tritt ſowohl am Schaft, u. zw. in jeder Baumhöhe, als an Aſten, ſowohl an jugendlichen wie an alten Bäumen auf und kann die Größe eines Kopfes erreichen. In dem Nindenparendym und in 5 i 8 den benachbarten Splint⸗ . ee Alb. et Schw. regionen wuchert dasſelbe a Lokale Anſchwellung. d Weißtannennadeln. e Hexen⸗ . 5 beſennadeln. Mycelium, welches die Hexenbeſen erzeugt. Das Myeel iſt beim Aſtkrebs auf die Aſtbeule ſelbſt beſchränkt, wandert alſo nicht in entlegenere geſunde Aſtteile, alſo auch nicht rückwärts in den Stamm. Wenn aber Aſtkrebſe vollſtändig in den Stamm einwachſen, ſo geht das Mycel aus dem Aſtkrebs in den ihn nun direkt berührenden Stamm über. Ob ein Hexenbeſen oder der Krebs entſteht, hängt von dem Orte der Anſiedelung des Myceliums ab. Hexenbeſen bilden ſich nur dann, wenn das Mycelium beim Weiterwachſen an eine noch lebensfähige Knoſpe, z. B. an ein ſchlafendes Auge, gelangt. Wenn aber die Triebe bereits fertig ſind, ſo entſtehen keine abnormen Zweig— bildungen; das Mycelium wuchert dann vorzugsweiſe in der Rinde und erzeugt den Krebs. Die Infektion ſoll nach Anſicht einiger Schriftſteller (Heck) eine Verwundung durch Hagelſchlag, Inſektenfraß, Fällung ꝛc. vorausſetzen. Andere (Weiſe) vertreten die wahrſchein— lichere Anſicht, daß die keimenden Sporen durch die unverletzte Membran eindringen. Die Fruchtträger (Spermogonien und Styloſporen) entwickeln Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 18 274 III. Buch. II. Abſchnitt. Fig. 107. Alterer Hexenbeſen an der Weißtanne— Lokale Anſchwellung, durch das Pilzmyecelium verurfacht, ſich in den verkümmerten Nadeln der jüngſten Triebe. Sie brechen Juni) aus der unteren Nadelfläche in Form hellziegelroter oder Schutz gegen Pilze. 275 orangefarbiger Becherchen (Aecidien) her⸗ vor, bei deren Aufplatzen die Sporen aus⸗ ſtreuen. Verſuche direkter Einimpfung der Sporen ſind bis jetzt mißglückt; daher iſt ein heteröciſcher Generationswechſel zu vermuten. Auf welcher Pflanze die Aecidien⸗Sporen keimen und ihre weitere Entwickelung durchmachen, iſt leider poch nicht feſtgeſtellt. Der durch den Krebs angerichtete Schaden iſt ein direkter und indirekter. Die direkten Nachteile beſtehen in Zuwachsverluſt und Nutzholzeinbuße. Die indirekten Schäden beſtehen in Erhöhung der Froſtſchäden, der Sturm-, Schnee⸗ und Eisbruchgefahr, ſowie in größerer Dispoſition zu Inſektenfraß und Verpilzung. B a 8 & . AR, Weißtannenkrebs an einer ca. 45jäh In der Praxis unterſcheidet man, rigen Weißtanne, durch Aecidium je nach der Beſchaffenheit des Holzes an elatinum Alb. et Schw. verurſacht. der Krebsſtelle, zwiſchen dem gefunden und kranken Krebs. Bloß durch den Krebspilz wird der Holzkörper in der Regel morphologiſch nicht verändert bzw. zerſetzt. Derſelbe bleibt vielmehr geſund und wächſt fortwährend zu, ſodaß die Krebsſtellen mit der Zeit beträchtliche Dimenſionen annehmen. Das Krebsholz iſt ca. 33% ſchwerer als das nicht krebſige; es iſt auch härter, aber weniger ſpaltbar und nimmt nur halb ſo viel Waſſer auf. Mitunter treten 3 Krebſe (und mehr) an demſelben Stamm auf. Geſunde Krebsſtämme liefern wenigſtens einige Nutzſtücke, wenn auch von geringerem Werte. Wenn aber andere Pilze an den Krebsſtellen auftreten, ſo ent— ſteht Holzfäulnis im Inneren und dann ſpricht man vom kranken Krebs. Solche Krebsſtämme können nur Brennholz liefern und oft nicht einmal dieſes. Die an den Tannenkrebſen häufig auftretenden Pilze ſind Polyporus fulvus Scop. (S. 262) und Agaricus adiposus Fr., der gelbe, fette Blätterpilz.!) Der Polyporus erzeugt die Weißfäule (S. 262), der Agaricus hin⸗ gegen, ein Hutpilz von gelber Farbe, die Gelbfäule. Jener ſcheint im 1) von Tubeuf, Dr. Karl: Ueber eine neue Krankheit der Weißtanne und ihre forſtliche Bedeutung. Vorläufige Mittheilung (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 282). 18 * 276 III. Buch. II. Abſchnitt. Schwarzwalde vorzuherrſchen, während dieſer die Zerſetzung im bayeriſchen Walde häufiger bewirkt. Das urſprünglich weiße Tannenholz nimmt, wenn es durch den Agaricus (mit 1 jährigem weichem Fruchtträger) heimgeſucht wird, einen gelben bis honiggelben Ton (wie die Farbe des Fruchtträgers) an; einzelne Partien werden faſt gelbbraun. Die Pilzfäden wuchern im Holze nach allen Richtungen hin in dichten, weißen Strängen fort, beſonders in der Richtung der Jahrringfläche, ſodaß ſich das Holz vielfach ringweiſe abſchälen läßt. B. Vorkommen und Verbreitung. Die Krankheit iſt in Weißtannenwaldungen überall anzutreffen, u. zw. ſowohl in reinen als in gemiſchten Beſtänden; ſie iſt daher namentlich im Schwarzwalde!) ſehr verbreitet. Von anderen Tannen- Arten werden Abies pichta Forb., Abies balsamea Mill., Abies Nord- manniana Lk., Abies cephalonica Loud. und Abies pinsapo Boiss. befallen. Man trifft krebſige Stämme („Rädertannen“) auf allen Böden und in allen Lagen an; auf Sandboden und in höheren Lagen tritt aber die Kalamität weniger auf, als auf Lehmboden und in tieferen Lagen, wo der Krankheitsprozeß raſcher fortſchreitet. In älteren Beſtänden iſt der Schaden — wegen des Wertszuwachſes — größer als in jüngeren; in reinen Hochwaldungen größer als in gemiſchten Femelſchlägen. Eingehende Unterſuchungen über das Auftreten des Krebſes in ver— ſchiedenen Altersklaſſen nach Stammzahlen, Verteilung der Krebsſtämme nach ihrer Stärke-Entwickelung auf den Geſamtbeſtand, Anteil derſelben am Hau- barkeitsbeſtande 2c. ſind namentlich im Schwarzwalde gemacht und im Tabellenform zuſammengeſtellt worden. Wir entnehmen dem Heck'ſchen Werke nach dieſen Richtungen hin folgende Zahlen: Von den rund 16000 aufgenommenen Stämmen der 38 Verſuchsflächen hatten Krebsſtellen: der Stammzahl nac g.. 45%, der Kreisflächenſumme nach. .. 8-9 %, Die Krebsſtämme gehören ſowohl beim Geſamt- wie beim Nebenbeſtande zu den ſtärkſten Stämmen, insbeſondere in den jüngeren Stangenhölzern. Von 100 jährigen und älteren Tannen hatten Krebsſtellen: der Stammzahl nach der Kreisflächenſumme nach. .. 14%. Zum Haubarkeitsbeſtande (etwa 600 Stämme pro ha) gehören 71—86 % der Krebsſtämme und vom Haubarkeitsbeſtande ſind etwa 5,8 6,5 % krebſig, d. h. etwa 35—40 Stämme pro ha. 1) Gerwig, Friedrich: Die Weißtanne (Abies peetinata DC.) im Schwarzwalde. Ein Beitrag zur Kenntniß ihrer Verbreitung, ihres forſtlichen Verhaltens und Werthes, ihrer Behandlung und Erziehung. Berlin, 1868, S. 43 u. f. Ueber den Weißtannenkrebs im Schwarzwald (Forſtwiſſenſchaftliches Cen— tralblatt, 1885, S. 155). — Eine der Praxis entlehnte, lehrreiche Abhandlung. Schutz gegen Pilze. 277 C. Bekämpfung.) 1. Einmiſchung ſolcher Holzarten, die nicht vom Krebs zu leiden haben, in die Weißtannen⸗Beſtände. 2. Ausſchneiden der Hexenbeſen mit der Beule und jedenfalls vor dem (Ende Mai bis in den Juli hin erfolgenden) Aus⸗ ſtauben der Sporen. f Die Beſeitigung der erreichbaren Hexenbeſen empfiehlt ſich eigentlich zu jeder Jahreszeit und bei jeder Gelegenheit, dies um ſo mehr, als man den „Zwiſchenwirt“ noch nicht kennt, mithin gegen dieſen nicht operieren kann. Die Arbeit geſchieht am beſten im Stücklohn. Im Revier Adelberg (Württemberg) wurden 1895 für 1—3 jährige Beſen 1 8. für das Stück und für ältere 2 &. bezahlt. 3. Abſägen der Aſte mit lebenden Aſtbeulen glatt am Schafte, falls die Entfernung der letzteren weniger als 30—40 em beträgt. Hierdurch ſoll verhindert werden, daß die Aſtbeule vom Stärkenwachstum des Schaftes erreicht und ſchließlich von letzterem umfaßt wird. 4. Aushieb der krebskranken Stämme ſchon von den erſten Durchforſtungen ab und alsbaldige Entfernung des pilzkranken Holzes aus dem Walde. Selbſt dominierende Krebstannen müſſen jederzeit zum Hiebe gebracht und an deren Stelle benachbarte geſunde (wenn auch unterdrückte) Stämme ur Vermeidung von Lücken ſtehen gelaſſen werden. Alte Beſtände mit elen Krebsſtämmen find zeitiger zu verjüngen als es ſonſt geſchehen würde. Der geregelte Femelbetrieb (im badiſchen Schwarzwald) erleichtert dieſe Maßregel, welche in der Praxis als die wirkſamſte gilt. 9. Nectria eucurbitula Fr. Fichten⸗Rindenpilz.“) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die durch dieſen Pilz an der Fichte verurſachte Krankheit heißt er Fichtenrindenkrebs. 1) Heck, Dr.: Maßregeln gegen den Weißtannenkrebs (Forſtlich-natur⸗ ziſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 344). 2) Hartig, Dr. R.: Der Fichtenrindenkrebs, erzeugt durch Nectria bitula Fr. und Graptolitha pactolana Kühlw. (Tortrix dorsana) iſſenſchaftliches Centralblatt, 1879, S. 471). Derſelbe: Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitute zu München. 4 Berlin, 1880, S. 88. Pfizenmaier, W.: Brief aus Württemberg. Ueber Beſchädigungen Fichtenjungwüchſen durch den Fichtenrindenpilz, Nectria Cucurbitula Fr. emeine Forſt⸗ und Jagd⸗ Zeitung, 1881, S. 275). etz: Der Fichtenrindenpilz (Nectria Cucurbitula Fr.) (Central⸗ ilatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 432). — Ein Auszug aus dem zenmaier ſchen Briefe. ; * 278 UI. Buch. II. Abſchnitt. Außere Symptome der Krankheit ſind: Bleichen der Nadeln, Bräunen und Vertrocknen des Rindenkörpers und Baſtgewebes, in der Regel von einer Inſektenfraßſtelle ),ſeltener Hagel- ſchlag- oder ſonſtigen Wunde aus, und Auftreten zahlreicher Gruppen kleiner, roter (kürbisähn⸗ licher), durch Zuſammenfallen napfförmig wer⸗ dender Perithecien auf der Rinde, welche die Schlauchſporen enthalten (Fig. 109, bei a). Dieſe werden vom Spätherbſte bis zum Frühjahr aus⸗ geſtoßen, dringen an Wundſtellen in die Pflanzen ein und erzeugen die Krankheit aufs neue. Das äſtige Mycel verbreitet ſich beſonders in den Siebröhren des Weichbaſtes und den das zwiſchen befindlichen Intercellularräumen weiter. Die ganze Entwickelung des Pilzes geht ſehr raſch vor ſich. Das Wachstum desſelben ſcheint aber meiſt nur im ruhenden Rindengewebe ſtattzufinden. Es hört gewöhnlich auf, wenn die Pflanze zu neuer Lebensthätigkeit erwacht,. Die Widerſtandsfähigkeit der lebenden Gewebe der bewohnten Pflanze muß hiernach im vege— tativen Zuſtand eine größere ſein als im ruhenden. Die befallenen Pflanzen ſterben ab, wenn die Pilzausbreitung ringsum erfolgt, wenigſtens die darüber befindlichen Gipfel. Wenn aber das befallene Stämmchen bis zum nächſten Frühjahr auf der einen Seite noch geſunde Rinde behält, fo iſt es gerettet, denn nun ſchützt n EA: es ſich durch Korkbildung gegen die weitere Fichte mi r. Wucherung des Pilzes. Die getötete Rinde 4% Zahlreiche Gruppen von wird abgeſtoßen und die krebſige Stelle über⸗ Perithecien auf der getöteten Rinde. wallt. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz tritt vorzugsweiſe an jungen Fichten von 1— 4 m Höhe auf, u. zw. ſowohl in reinen Verjüngungen bzw. Kulturen, a an Fichten, welche in Buchenorten eingemiſcht ſind. Man hat ihn auch an Zürbelkiefer und Lärche gefunden (Magnus). 1) raffteten durch die Raupe der Tortrix (Grapholitha) packolä Zell. (J. ©. 483, hier 485). Schutz gegen Pilze. 279 Man hat beobachtet, daß der Pilz namentlich in Froſtlagen ſehr häufig vorkommt. Das Eindringen der Sporen kann nur an Wund⸗ ſtellen vor ſich gehen; daher gewinnen dieſe in Ortlichkeiten, wo der Pilz ſich angeſiedelt hat, eine beſondere Bedeutung. Schlechtwüchſige Pflanzen ſind der Infektion durch dieſen Pilz deshalb mehr ausgeſetzt, weil deren Wunden durch Inſektenfraß oder Hagelſchlag ſchwieriger aus⸗ heilen, als bei frohwüchſigen Pflanzen. Die in den 1850 er Jahren aus Böhmen gemeldeten großen Schäden durch Grapholitha pactolana Zell. (I. S. 483) hängen ohne Zweifel haupt⸗ ſächlich mit dieſem Kugelpilze zuſammen, indem der Wicklerfraß allein die Fichten nur ſelten tötet. Der Pilz hat ſich namentlich in den Fichtenwaldungen Oberbayerns, den Donauwaldungen des Forſtamtes Kelheim, ſowie den in Württemberg gelegenen Fürſtlich Taxis'ſchen Revieren ſchädlich gezeigt. Der Verfaſſer fand den Pilz in mehreren Durchforſtungsverſuchsflächen Oberheſſens (Oberförſterei Laubach), u. zw. an Stämmen, die Polygraphus pubescens Bach. befallen bzw. für die Nectria vorbereitet hatte (I. S. 373). Im nördlichen Deutſchland ſcheint dieſe Pilz⸗Art zu fehlen. C. Bekämpfung. 1. Ausſchneiden der befallenen jungen Triebe oder ganzen Stämmchen (Herbſt und Vorwinter). Das Ausſchneiden geſchieht am beſten mit der Rebſchere, um der Er⸗ ſchütterung der Stämmchen, durch welche das Ausſtreuen der Sporen be- günſtigt werden würde, möglichſt vorzubeugen. Koſten pro ha: 2—3 M. 2. Aus hieb der ſtärkeren Stämme (gleichfalls im Herbſt). In beiden Fällen muß man die infizierten Baumteile oder Stämmchen ſofort an Ort und Stelle einäſchern, um die weitere Ver: breitung der Sporen zu verhindern. 10. Peziza Willkommii R. rtg. (Dasyscypha Willkommii R. Htg.). Lärchen-Rindenpilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. 1 Dieſer Pilz verurſacht den ſog. Lärchenkrebs (Lärchenbrand). In der Litteratur iſt dieſe Krankheit häufig auch mit dem allgemeinen Namen „Lärchenkrankheit“) bezeichnet worden. Man ſollte aber 1) Zur Litteratur: 5 Brief aus Oberheſſen im November 1855. Beſchädigung durch Schnee⸗ bruch im Winter 1854 auf 1855. Die Krankheit der Lärche ꝛc. (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1856, S. 31 bzw. 32). — Erſte Mitteilung über Auftreten und Symptome der Krankheit, ohne Erklärungsverſuch. 5 Brief aus Oberheſſen im September 1856. Über den Schneebruch bei der Kiefer und eine Krankheit der Lärche (daſelbſt, 1856, S. 468 bzw. 469). , 1 280 III. Buch. II. Abſchnitt. dieſe Bezeichnung ganz aufgeben, weil Kümmerungszuſtände der Lärche ſelbſtverſtändlich ſehr verſchiedenen Urſachen (Inſekten, Froſt, Dürre, Naßkälte, Pilze) entſpringen können. Die Nomenklatur des Pilzes hat verſchiedene Phaſen durchgemacht. Willkomm!) beſchrieb den Pilz zuerſt ausführlich und bezeichnete ihn als Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1863, S. 25; 1867, S. 51; 1871, S. 25; 1872, S. 47; 1874, S. 13 (Thema 1); 1875, S. 41 ꝛc. Ebermayer, Dr.: Welchen Standort und welche Behandlung verlangt die Lärche (Larix europ.)? (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1864, S. 449). IV. Ueber die Urſache des häufigen Abſterbens der Lärche im jugend— lichen Alter (Forſtliche Mittheilungen. Herausgegeben vom Königl. Bayeriſch. Miniſterial-Forſtbüreau. III. Band, 4. Heft. Der ganzen Reihe 12. Heft. 1864, S. 20). Boſe: Einiges über die Lärchenkrankheit nach Beobachtungen in dem Großherzogthum Heſſen im Jahre 1864 (Forſtliche Blätter, 10. Heft, 1865, S. 68). Reuß, L.: Die Lärchenkrankheit. Weſen, Urſache und forſtliche Bes deutung. Hannover, 1870. Hartig, Dr. R.: Zur Lärchenkrankheit (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd⸗ weſen, II. Band, 1870, S. 356). Borggreve, B.: Literariſcher Bericht über das Werk von L. Reuß: Die Lärchenkrankheit (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1871, S. 133). Hartig, Dr. Th.: Ueber den Lärchenkrebs (daſelbſt, 1872, S. 184). Middeldorpf: Beitrag zur Lärchenkrankheit, locale Erhebungen im Communalforſt Manderſcheid und mykologiſches Gutachten des ord. Profeſſors der Botanik an der Univerſität in Straßburg Dr. de Bary. Aufgeſtellt im Mai 1873 (Forſtliche Blätter, N. F., Supplementheft III zum Jahrgang 1874, S. 1). Bernhardt, Auguſt: Die Verbreitung der Lärchen-Krankheit im preu— ßiſchen Staate. Nach amtlichen Materialien der Hauptſtation für forſtliches Verſuchsweſen bearbeitet (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, VI. Band, 1874, S. 219). Borggreve, Dr. B.: Die ſogenannte Lärchenkrankheit und die amt— lichen Materialien der Neuſtädter Verſuchsſtation (Forſtliche Blätter, N. F. 1875, S. 195). Bernhardt, A., und Hartig, Dr. R.: Erwiderung auf den Artikel des Herrn Profeſſor Dr. Borggreve: Die ſogenannte Lärchenkrankheit ꝛc. (daſelbſt, 1875, S. 282). Protocoll über die am 14., 15. und 16. Juni 1874 ſtattgefundene fünf zehnte Verſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe zu Georgenthal. Gotha, 1875. Thema III, S. 24. Hartig, Dr. R.: Unterſuchungen aus dem forſt-botaniſchen Inſtitut zu München. I. Berlin, 1880, S. 63. Borggreve, B.;: Ueber die Lärchenkrankheit (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 231). 1) Die mikroskopiſchen Feinde des Waldes ꝛc. 2. Heft. Dresden, 1867, S. 167. Schutz gegen Pilze. 281 Corticium amorphum Fr. (Peziza amorpha Pers.). Dieſe Beſtimmung wurde 1868 von H. Hoffmann (Gießen) als unrichtig erkannt, und der Pilz als Peziza calycina Schum. in die Litteratur eingeführt. 1874 wies R. Hartig) nach, daß der an krebskranken Lärchen auf- tretende Pilz in Bezug auf die Größe der Asken, Sporen und Paraphyſen, ſowie in der Form der Sporen, doch kleine Abweichungen von der an Tannen, Fichten und Kiefern vorkommenden Peziza calyeina zeige. Er nannte daher den Pilz, mit Rückſicht auf Willkomm's Priorität, Peziza Willkommii. Letzterer hat größere Asken und elliptiſche Sporen; die Peziza calyeina hin- gegen beſitzt eiförmige Sporen. A. de Bary beabſichtigte urſprünglich, den Pilz „Peziza laricis“ zu taufen, nahm aber, nachdem ihm Hartig mit der Benennung zuvorgekommen war, hiervon Abſtand, um die Verwirrung nicht zu ſteigern, und ſchloß ſich der Hartig' ſchen Benennung an.“) Als Urſachen der Lärchenkrankheit werden angegeben: Naßkalte Nebel und Spätfröſte, — Mangel an Licht, ungeeigneter Boden und anhaltend große Luftfeuchtigkeit (Ebermayer), — Vertrocknung der Nadeln infolge dürrer Vorſommer und Degeneration der Lärchen durch den Anbau kränkelnder Individuen (Reuß), — partielle Zerſtörung der erſten Benadelung durch die Motte, daher Verkümmern der Zaſerwurzeln und Ver— trocknen der Zweigſpitzen bei folgender Dürre; dazu komme die Wechſelwirkung von Wipfeltrocknis und Waſſerreiſern (Borg greve), — der oben genannte paraſitiſche Pilz (R. Hartig). Die Thatſache, daß der Krebs an vollkommen geſunden Lärchen von faſt jedem Alter nur in Verbindung mit den Fruchtträgern dieſes Pilzes auftritt, ſpricht unzweifelhaft dafür, daß nur der Pilz die Urſache dieſer Erſcheinung — aber nicht jeder Lärchenkrankheit — iſt. Die äußeren Symptome der Pilzkrankheit ſind: Auftreten glatter, mattglänzender Flecken mit wulſtigen Rändern bzw. leichter Anſchwellungen ſowohl am Schaft, als an den Aſten (namentlich innerhalb der aſtfreien Schaftpartie); Entſtehen von Riſſen in der Rinde (Fig. 110, bei a), aus denen ſich Terpentin ergießt, welcher weißgraue Überzüge bildet; zunehmendes Aufberſten, ſogar ſtückweiſes Ablöſen der Rinde vom Holzkörper; Hervorbrechen kleiner Pilze aus den Riſſen in Form ſchüſſelförmiger Organe mit filzigem, weißem Außenrand und glatter, lebhaft rot gefärbter Innenfläche (Fig. 110, bei 5). Die abgeſtorbenen Stellen werden mit der Zeit ſchorfartig und ſchwärzlich; durch zunehmendes Aufwulſten der Ränder erſcheint deren Mitte wie eingeſunken. Die Geſtalt der Krebsſtellen wird hierdurch immer ſpindelförmiger. Ein Stamm iſt nicht ſelten mit ei und mehr Krebſen behaftet. Der Pilz vermag nur an Wundſtellen in das Rindengewebe der —— 1) Wichtige Krankheiten der Waldbäume ꝛc. Berlin, 1874, S. 98-100. 2) von Thümen, F.: Wie heißt der den „Lärchenkrebs“ verurſachende Pilz? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1888, S. 220). 282 III. Buch. II. Abſchnitt. n Lärche einzudringen, u. zw. NN finden die Sporen ihren 1 Weg in den Stamm meist an den durch die Lärchen- motte befreſſenen Kurz— trieben (J. S. 507). Auch durch Schneeanhang ein— geriſſene Aſte bilden an der Einrißſtelle geeignete Einzugspforten. Von der Wundſtelle aus durch— wuchert der Pilz das Rindengewebe, jedoch nur während der vegetations— loſen Jahreszeit. Den lebensthätigen Zellen kann er nichts anhaben, weil ſich vom Frühjahr ab im Umfange der erkrankten Stelle eine dichte Kork: = 7 ſchicht bildet. Im fol: Lärchen-Schaftſtück, 0 dem Lärchenkrebs behaftet a es Wa abe a Riſſgge Se Harzfluß. 5 Becherchen der Bb das Mycel vom Kambium Willkommii R. Htg aus abermals in die Rinde, wodurch ſich die Krebsſtelle vergrößert. Auf dieſe Weiſe ſetzt ſich der Kampf Jahrzehnte lang fort. Wenn die Krebsſtelle klein und das Wachstum der Lärche in— folge der Standortsverhältniſſe ein freudiges iſt, ſo beſchränkt ſich der Schaden auf die befallenen Stellen. Wenn aber der Krebs einen be— deutenden Umfang hat und das Myeelium durch die Markſtrahlen auch in den Holzkörper des Stammes eingedrungen iſt und ſich hier weiter verbreitet hat, was bis zur Markröhre geſchehen kann, ſo wird die Saftleitung weſentlich unterbrochen. Der Baum beginnt dann ſicht— lich zu kümmern. Es tritt Abwelken der Nadeln, Vertrocknen der Triebſpitzen, Eingehen ganzer Zweige und nicht ſelten vollſtändiges Ab: ſterben ein, zumal in dumpfen Lagen, wo ſich auch die gegen Trocknis ſehr empfindlichen Pilzpolſter auf der Rinde maſſenhaft entwickeln. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Lärchenkrebs zeigt ſich an den mannigfaltigſten Standorten, jedoch vorwiegend in feuchten, dumpfen, von Nebeln und Spätfröften Schutz gegen Pilze. 283 ſtark heimgeſuchten Lagen. Thäler, Mulden, die unteren Hälften der Hänge und waſſerreiche Ebenen ſind daher der Weiterverbreitung der Krankheit am günſtigſten. Die gewöhnlichen Altersgrenzen der befallenen Stämme ſchwanken zwiſchen 10 und 40 Jahren; jedoch zeigt ſich das 10 — 20 jäh—⸗ rige Holz am meiſten behaftet. Dichter Beſtandsſchluß jagt der Lärche ſchon an ſich nicht zu und befördert die Anſteckung. Saatbeſtände leiden daher unter ſonſt gleichen Umſtänden mehr als Pflanzbeſtände. In reinen Lärchen— beſtänden tritt das Übel in höherem Grad auf, als in mit anderen Holzarten durchmiſchten. Am wenigſten leiden die Lärchen in Laub— holzkulturen. Man hat den Lärchenkrebs in Deutſchland etwa ſeit den 1840er Jahren, u. zw. neuerdings faſt allenthalben, wo die Lärche Anbau gefunden, beobachtet, ſo z. B. im Forſtgarten zu Riddagshauſen bei Braunſchweig (ſeit 1845), in Oberheſſen (1850), im Rothaar- und Edergebirge (1856), Speſſart, Odenwald, Thüringerwald, Harz!) in der Rhön, in Oſtpreußen (1880); ferner in England und Schottland in ganz verheerender Weiſe. Seine urſprüngliche Heimat ſind die Alpen; von hier aus iſt er teils langſam, teils ſprungweiſe (durch Ver— ſendung infizierter Pflanzen) in Deutſchland vorgedrungen. Die Folgen des Krebſes beſtehen in Zuwachsverluſt, Ver— minderung der Nubqualität, Begünſtigung der Inſekten- und Bruch— ſchäden, unter Umſtänden ſogar im völligen Eingehen der befallenen Individuen. Wenn ſich ungünſtige Standorts: oder Witterungs- verhältniſſe oder ſonſtige Kalamitäten (Mottenfraß) hinzu geſellen, ſo kann der Lärchen⸗Anbau für die fragliche Ortlichkeit in Frage ge— ſtellt ſein. C. Bekämpfung. 1. Sorgfältige Berückſichtigung der Standortsanſprüche der Lärche bei deren Anbau. Der Boden muß tiefgründig, kräftig und von krümeliger Struktur ſein. Die Lage muß frei, luftig und warm ſein. Es giebt keine Holzart, die ſchon von früheſter Jugend ab mehr auf Luft und Licht angewieſen iſt, als die Lärche. Obſchon ſie im Süden (Alpen) ſehr hoch ſteigt, jagt ihr doch in Mitteldeutſchland das Hügel⸗ und Bergland mehr zu als die Höhenregion. 2. Vermeidung des Anbaues der Lärche in reinen Be— ſtänden und Gewährung eines angemeſſenen Wachsraumes ſchon bei der Beſtandsbegründung. Am beſten gedeiht die Lärche als (frühzeitig) eingeſprengte Holzart im Buchenhochwalde. Sie eignet ſich aber auch zur Einmiſchung in Tannen⸗ 1) Beling: Die Lärchenkrankheit am Harze (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1882, S. 145). 284 III. Buch. II. Abſchnitt. und Fichtenbeſtände, da dieſe langſamer wachſen und Schatten vertragen. Die geeignetſte Methode des Anbaues iſt Pflanzung in weitem Verbande. 3. Rechtzeitiger Aushieb aller krebskranken Lärchen bei den Durchforſtungen, ſchon vom Stangenholzalter an. Zuſatz. An jungen Fichten und Tannen beobachtet man nicht ſelten im Sommer ein Kränkeln und zuletzt Abſterben. Bei näherer Unter— ſuchung zeigt ſich die Rinde des Schäftchens dicht über der Erd— oberfläche vertrocknet, abgeſtorben und darüber eine mehr oder weniger ausgedehnte Verdickung des Stämmchens mit (in Längsriſſen) auf- geplatzter Rinde. Als Urſache dieſer Erſcheinung, durch welche, zumal in Saat- und Pflanzkämpen, empfindliche Lücken entſtehen können, iſt von C. von Tubeuf!) ein paraſitiſcher Pilz Pestalozzia Hartigii Tubf. erkannt worden. An der eingeſchrumpften, infolge der Anſchwellung eingeſchnürt ausſehenden Rindenſtelle (Einſchnürungskrankheit) und in dem darunter befindlichen Holzkörper findet man das Mycelium dieſes Pilzes mit zahlreichen ſchwarzen Conidienpolſtern. Die in— fizierten Pflanzen bekommen gelbe Nadeln und ſterben ſchließlich ab. Sie müſſen herausgezogen und verbrannt werden. R. Hartig?) beſchrieb dieſe Krankheit bereits 1883, hielt fie aber damals für eine Folge von Glatteisbildung und hierdurch herbeigeführte Quetſchung der Kambialſchicht. — Im Bayeriſchen Wald und in den Alpen iſt dieſer Schmarotzer mehrfach an ein- bis mehrjährigen Fichten aufgetreten; bei Münden wurde er an Weißtannen beobachtet. 11. Cenangium abietis Duby. (Cenangium ferruginosum Fr.). 9) Kieferntriebpilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer Pilz verurſacht das Abſterben einzelner Triebe junger Kiefern, wodurch ſelbſtverſtändlich auch die Nadeln zu Grunde gehen. In der Regel bleibt das Abſterben auf den jüngſten Trieb be— 1) Beiträge zur Kenntniß der Baumkrankheiten. Berlin, 1888, ©. 40. Tafel V. Z.: Ueber Peſtalozzia Hartigii (Forftliche Blätter, N. F. 1889, S. 253). 2) Eine neue Art der Froſtbeſchädigung in Fichten- und Tannenſaat⸗ und Pflanzbeeten (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1883, S. 406). 3) Schwarz, Dr. Frank: Ueber eine Pilzepidemie an Pinus silvestris (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 472). Derſelbe: Die Erkrankung der Kiefern durch Cenangium Abietis. Beitrag zur Geſchichte einer Pilzepidemie. Mit 2 Tafeln. Jena, 1895. Schutz gegen Pilze. 285 ſchränkt; jedoch kommt es auch vor, daß 2—3 jährige Schoſſe ein— gehen, wenn auch nur deren oberes Ende. Die Triebe ſterben (April bis Juni) ſtets von der Spitze her ab. In den abgeſtorbenen Trieben, u. zw. ſowohl in den Knoſpen als in den Axen, findet ſich obiger Pilz. Die Zellen der Rinde werden durch ihn gebräunt und verharzt; das Gewebe wird zerriſſen. Auch die angrenzende Kambialſchicht, die Markſtrahlzellen und das Mark werden nach und nach gebräunt. Die Infektion geht alſo von der Knoſpe aus und ſchreitet im Trieb abwärts fort. In den Knoſpen iſt das Mycel ſtets am reichlichſten vorhanden. Von der Rinde aus erſtreckt ſich die Zerſtörung auf die Nadeln. Dieſe ſterben durchweg von der Baſis aus ab (im Gegenſatze zur Schütte). Anfangs werden ſie blaßgrün, dann gelblich-braun, zuletzt rötlich-braun. Die Verbreitung des Myeels iſt von einer Verwundung gänzlich unabhängig. Der Pilz iſt alſo kein Wundparaſit. Die Fruchtkörper treten als braun⸗ſchwarze, rundlich nierenförmige Polſter zuſammen— gedrängt zu Tage. Sie brechen zum Teil aus der Rinde, zum Teil aus den Blattnarben hervor, manchmal ſchon an der Baſis jähriger Triebe, meiſt aber erſt an 2—5jährigen abgeſtorbenen Trieben. Die Polſter beſtehen aus einem dichten Gewirre farbloſer Hyphen, ſind aber von einem aus ſchwarzen Pilzfäden beſtehenden Pſeudoparenchym umgeben, welches ihnen die ſchwarze Farbe verleiht. Die weitere Entwickelung vollzieht ſich erſt nach dem Abfalle der Zweige, weil ihnen am Boden mehr Feuchtigkeit zu Gebote ſteht. N Wenn die Zahl der abgeſtorbenen Triebe bzw. Aſte an einem Stämmchen ſehr groß iſt, ſo können die betreffenden Individuen ein— gehen. Anderenfalls beſchränkt ſich der Schaden auf einen dem Grade des Auftretens des Pilzes entſprechenden Zuwachsverluſt. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt in erſter Linie gemeine Kiefern, u. zw. von jedem Alter; am gefährlichſten tritt er jedoch in 12 — 20 jährigen Dickichten und Stangenhölzern auf. Er kommt außerdem auch an Schwarzkiefer und Weymouthskiefer vor. Seither wurde er bloß als ein Bewohner trockener Fichten- und Tannenäſte angeſehen. Schon 1883 machte aber F. von Thümen darauf aufmerkſam, daß der Pilz auch den Kiefern als Paraſit ver— derblich werden könne. Frank konſtatierte dies im Frühjahr 1892, in welchem Jahre der Pilz in 184 preußiſchen Oberförſtereien mehr oder minder ſtark aufgetreten war. Ohne Zweifel haben indeſſen die 286 III. Buch. II. Abſchnitt. außergewöhnlichen klimatiſchen Witterungsverhältniſſe des genannten Jahres zu dieſer bedeutenden Verbreitung beigetragen. Der Pilz iſt nicht ſelten und — außer in Deutſchland — auch in Frankreich und Schweden gefunden worden. Die beſchriebene Krankheit wurde ſchon früher beobachtet und 1864 (wohl zuerſt?) von Karſten !“) unterſucht. Dieſer ſah klimatiſche Unbilden als Urſache an und ſchrieb den auf den erkrankten Nadeln gefundenen Pilzen einen nur ſaprophytiſchen Charakter zu. . R. Hartig?) führt eine mit dieſer Krankheit ganz übereinſtimmende Erſcheinung direkt auf ein Vertrocknen zurück (intenſive Beſtrahlung im Februar und März, während die Wurzeln noch im gefrorenen Boden ſich befinden, mithin kein Waſſer aufnehmen können). Kienitz“) hält die Schilderung der Pilzepidemie durch Frank zwar für zutreffend, bezweifelt aber, daß die Geſamterkrankung der Kiefern in den Jahren 1890/93 bloß durch dieſe Pilzepidemie erklärt ſei. C. Bekämpfung. Aushieb der befallenen Exemplare bei den Durchforſtungen. III. Nadelpilze. 12. Peridermium pini Willd., var. acicola. (Peridermium oblongisporium Fuckl.). Kiefern-Blaſenroſt Nadelroft).‘) A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. In den Monaten April und Mai zeigen ſich auf den ein- und zweijährigen Nadeln junger Kiefern orange-gelbe Blaſen (Peridien) von etwa der Größe eines Senfkornes, oft mehrere in einer Reihe, entweder nur einſeitig oder auf beiden Seiten der Nadel. Zwiſchen dieſen Blaſen zeigen ſich die in Form länglicher Schwielen auftretenden Spermogonien zerſtreut, welche im Alter braun gefärbt erſcheinen. Bei der Reife zerplatzen die Peridien, welche allmählich ebenfalls braun werden, meiſt in der Mitte und geben ihre Sporen frei (Fig. 111, bei a). Die Anheftungsſtellen markieren ſich nach der Ver— witterung und dem Abfalle durch ſchwach warzenförmige, ſchwärzliche 1) Das Rothwerden älterer Kiefern, begleitet von paraſitiſchen Pilzen. (Mitgetheilt aus dem phyſiologiſchen Inſtitute in Berlin, durch H. Karſten, Profeſſor.) (Forſtliche Blätter, 9. Heft, 1865, S. 152). 2) Vertrocknen und Erfrieren der Kiefernzweige (Forſtlich-naturwiſſen— ſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 85). 3) S. deſſen Referat über die Franz'ſche Monographie (Zeitſchrift für Forſt-⸗ und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 251). 4) Die wichtigſte Litteratur der Blaſenroſte ſ. auf S. 265. Schutz gegen Pilze. 287 Flecken mit lichterem Rande. e Das Myeel entwickelt ſich im Inneren der Nadeln, perenniert hier und kann, ohne die Nadeln zu töten, im nächſten Jahre noch— mals Aecidien erzeugen. Ein Abſterben der Nadeln und Abfallen derſelben findet nur bei maſſenhaftem Auftreten ſtatt. Der Kiefern-Nadel⸗ roſt ſteht im Generations⸗ wechſel mit den Kreuz⸗ kräutern (Senecio-Arten). Auf den Stengeln und Blättern derſelben er⸗ zeugen die Aecidien die Teleutoſporenform Coleo- 1 dern Peridermium e en Kiefernnadeln. bringen, auf Kiefernnadeln gelangt, wieder das Peridermium oblongi- sporium Fuckl. zu Wege. Als Träger des Coleosporium kommen namentlich die 2jährigen Arten: Senecio vulgaris L., S. viscosus L., 8. silvaticus L. und 8. vernalis W. et K. in Betracht (S. 213). 1/ — B. Vorkommen und Verbreitung. Man findet den Pilz an Kiefern und Schwarzkiefern bis zu etwa 30 jährigem Alter, jedoch vorzugsweiſe auf 3— 10jährigen Pflanzen, ſaſt überall, jedoch nie an den eben ſich entwickelnden neuen Nadeln, ſondern immer nur an älteren. Er iſt weit verbreitet, aber in forſtlicher Beziehung von geringerer Bedeutung als der Rindenroſt (S. 266). Ludwig) beobachtete das Abſterben der Nadeln infolge dieſes Roſt— zilzes im Mai 1879 in 5—7 jährigen Kiefernfulturen der Umgebung von Eulenberg (Mähren) in großer Ausdehnung. Die betreffenden Schonungen, ur Reihenpflanzung begründet, ſtocken auf Thonſchiefer in ca. 550 m Meeres- Jöhe an nördlichen und öſtlichen Hängen. In den tieferen Lagen (bis 400 m) rat der Nadelroſt nur vereinzelt auf; an den öſtlich exponierten Kulturen eigte ſich die Kalamität am früheſten und ausgedehnteſten. 1) Maſſenhafte Vegetation des Kiefernblaſenroſtes (Aecidium pini Pers., ar, acicola) auf Kiefernnadeln (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 879, S. 453). 288 . III. Buch. II. Abſchnitt. C. Bekämpfung. Das einzige Bekämpfungsmittel würde in Vertilgung der Kreuz— kräuter in Kiefern-Schonungen beſtehen, weil durch jene die Krankheit weiter verbreitet wird. 13. Aecidium abietinum Alb. et Schw. Fichten-Blaſenroſt.!) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die Nadeln an den letztjährigen Trieben der Fichte ene im Hochſommer ein blaßrötlich-gelbes Ausſehen. Im Auguſt brechen aus ihnen hellziegelrot gefärbte Aecidien-Früchte von der Größe eines Stecknadelkopfes in Geſtalt walzenförmiger oder plattgedrückter Röhren hervor, welche an der Spitze aufplatzen und Ende Auguſt, Anfang September einen reichlichen gelben Samenſtaub ausſtreuen. Dazwiſchen erſcheinen auf der Nadelfläche braune, meiſt von einem Spitzchen über— ragte Punkte in unregelmäßiger Verteilung (Spermogonien). Schon im Laufe des Jahres ſterben die erkrankten Nadeln und fallen ab. Das Myeelium perenniert nicht in den älteren Trieben, ſodaß nach dem Abfalle der Nadeln nichts mehr von dem Pilz im Baume vor: handen iſt. Jener muß hiernach alljährlich aufs neue in die Nadeln gelangen. Die zugehörige Teleutoſporenform, der Alpenroſenroſt (Chrysomyxa rhododendri DC.), findet ſich auf der unteren Seite der vorjährigen Blätter der Alpenroſen (Rhododendron ferrugineum L. und R. hirsutum L.). In Norddeutſchland, Skandinavien, Finnland ꝛc. tritt der Kien⸗ porſt (Ledum palustre L.) als Träger der Winterform (Chrysomyxa ledi Alb. et Schw.) an die Stelle der Alpenroſen. Der alpine un der nordiſche Pilz ſind jedoch nicht ganz identiſch. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt teils kleine Stämmchen zwiſchen Felſen und Geſtrüpp, teils hohes Holz. Im letzten Falle nimmt oft der ganze Beſtand ein rotgelbes Kolorit an. Er iſt hauptſächlich in den Alpen u. zw. etwa von 1000 m Höhe an, verbreitet und begleitet die Ficht bis zur oberſten Grenze ihres Vorkommens. 1) Zur Litteratur: de Bary, A.: Ueber den Fichtenblaſenroſt (Botaniſche Zeitung, 37. don gang, 1879, Nr. 48 — 52). Über den Fichtenblaſenroſt, Aecidium abietinum (Forftliche Blätter N. F. 1880, ©. 249). — Ein Auszug aus dem vorſtehenden Auſſatze. { von Liebenberg, Dr.; Aecidium abietinum von A. de Bart) Cen blatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 118). [| Te | Schuß gegen Pilze. 289 Im Frühjahr 1876 zeigte ſich der Fichtenblaſenroſt bei Pernegg und in einem Revier auf einer Einſattelung der Lantſchgruppe in 3000 Wiener Fuß Höhe ſo maſſenhaft, daß die Stämme ſtaubten wie die Föhren zur Blütezeit. In Steiermark und Salzburg beobachtet man den Pilz ſeit 1870 in dem Höhengürtel von 4000 — 5000 in zahlreichen Fichtenbeſtänden. Wir fanden den Pilz im Auguſt 1898 in den Algäuer Alpen (bei Oberſt— dorf) an jungen Pflanzen und Stangen in großer Ausdehnung. C. Bekämpfung. Gegenmittel giebt es nicht. 14. Chrysomyxa abietis Wallr. Fichten⸗Nadelroſt.“) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die durch dieſen Roſtpilz verurſachte Krankheit iſt den Forſt— wirten unter dem Namen: Gelbfleckigkeit (Gelbſucht) der Fichten— nadeln ſchon ſeit den 1830er Jahren bekannt (Fig. 112). Fig. 112. Fichtenzweig, durch Chrysomyxa abietis Wallr. befallen, im Herbſte (natürl. Größe). Die an einigen Nadeln bemerkbaren ſchwarzbraunen oder ſchwarzen, von einem hellen Hof Mmgebenen Querbinden rühren von einem anderen Schmarotzerpilz her, welcher zur Gattung — Be Sporidesmium gehört. 1) Zur Litteratur: Über dieſe Krankheit ſchrieben: E. von Berg (1831, 1833, 1834), F. Unger (1840), Fr. Stein (1853), Th. Hartig (1864), M. Reeß (1865), Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 19 290 III. Buch. II. Abſchnitt. Ende Mai bis Mitte Juni zeigen ſich an den Nadeln der ein— jährigen Triebe hier und da blaßgelbe Flecken in Form von Gürteln (Fig. 112 u. Fig. 113 % u. )). Mit der Zeit werden dieſe breiter und bekommen eineintenfiv gelbe Farbe. Gegen Ende Auguſt bemerkt man an der Unterſeite der gelb— ſcheckigen Nadeln bräun— liche Längsſtreifen, welche ſich bis zum No— vember rotbraun färben und als ſchwache Schwielen zu beiden Seiten des Mittelnervs unter der Fichtennadeln, durch Chrysomyxa abietis Wallr. befallen Oberhaut erheben. Dieſe „ und d Nadeln mit blaßgelben Gürten lerſte Anfänge Teleutoſporenlager ven der Krankheit). e Nadel mit rotbraunen Längsſchwielen größern ſich mit Beginn Gee Aire en ele, Polten dne, des Nie e ſchwellen (Fig. 1130). Im April oder Anfang Mai berſtet die Epidermis längs der Mitte dieſer Wülſte, und die Sporenlager treten als ſammetartige, orangegelbe Polſter zu Tage (Fig. 113 4). Die Sporen ſelbſt bilden eylindriſche, gegliederte Körperchen, welche endlich abfliegen. Jedes einzelne Glied kann an einem Keim— ſchlauche (Promycelium) eine ſekundäre Spore (Sporidie) erzeugen, deren Keimſchlauch durch die Oberhaut des Fichtenblattes eindringt, Nach dem Sporenausfluge (bis Mitte Mai) verſchrumpfen die Polſter. Fig. 113. a b c d A. Röſe (1866), M. Willkomm (1866 und 1867), J. Münter (1866), E. Löw (1867) und H. Karſten (1867). Hinſichtlich der Titel der betreffenden Abhandlungen wird auf Willkomm (Die mikroſkopiſchen Feinde des Waldes, 2. Heft, 1867, S. 134 und 135) verwieſen. Von ſpäterer Litteratur ſind zu nennen: Röſe, A.: Die Fichtennadelbräune (Gelbfleckigkeit, „Gelbſucht“) und ihre Urſache ein Pilz, Chrysomyxa abietis Unger (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 50. Band, 1. Heft, 1867, S. 235). Borggreve, B.: Unterſuchungs-Ergebniſſe, betreffend die forſtliche Be— deutung zweier Coniferen-Roſtpilze (Chrysomyxa Abietis Ung. und Peri- dermium pini Pers.) (Forſtliche Blätter, N. F. 1877, S. 10, hier 12). Hartig, Dr. R.: Chrysomyxa Abietis oder Aecidium abietinum? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 94). Wanger, C. L.: Von Zug (Der praktiſche Forſtwirth für die Schweiz, 1892, Nr. 5, Maiheft, S. 78). Schuß gegen Pilze. 291 Später bleichen auch die etwa noch grün gebliebenen Teile der er: griffenen Nadeln und letztere fallen ſchließlich ab (Juni, Juli). B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt nur die jungen, niemals die vorjährigen oder noch älteren Nadeln der Fichte, u. zw. meiſt an den unteren und mittleren Aſten, ſelten die Gipfelpartien !). Die Altersperiode der größten Empfänglichkeit liegt zwiſchen dem 10. und 40. Jahr. In dichten, feuchten, dumpfen, 10 — 20jäh— rigen Dickichten iſt das Übel am meiſten verbreitet. Die Bodenverhältniſſe ſcheinen keinen beſtimmenden Einfluß aus— zuüben; man will aber die Krankheit in einigen Gegenden vorzugs— weiſe auf Kalkboden bemerkt haben. Südliche und ſüdweſtliche Ab— dachungen werden am häufigſten befallen, ebenſo die den Südwinden zugänglichen Thäler. Der Pilz findet ſich auch in den höheren Alpen— regionen. Feuchtwarme Witterung ſteigert die Kalamität erheblich. Der Schaden durch dieſen Pilz beſteht in Schmälerung des Zu— wachſes, da dem Baum ein Teil ſeiner Nadeln vorzeitig genommen wird, und in Dispoſition der Fichte zu Borkenkäferfraß. Das voll— ſtändige Eingehen der Stämme durch den Nadelroſt iſt wohl nirgends beobachtet worden. Die Weiterverbreitung der Krankheit findet darin ein gewiſſes Gegengewicht, daß die Fichten zur Zeit der Reife der Sporidien in ihrer Entwickelung vielfach noch weit zurück, daher gegen die Infektion geſchützt ſind. Die geographiſche Verbreitung des Pilzes ſcheint von SW. nach NO. er— folgt zu ſein. Man hat ihn im Schwarzwald (bis 1100 m Meereshöhe), Odenwald, Vogelsberg, Thüringerwald (bis 900 m) ?), Voigtland, Erzgebirge (bis 800 m), Rieſengebirge (bis 980m), Harz (bis 1000 m), Oberbayern), Neuvorpommern ꝛc. beobachtet. Thomas fand den Fichten-Nadelroſt 1892 zu Aroſa (Kanton Graubünden) noch in einer Meereshöhe von 1740 —1750 m und konſtatierte daſelbſt eine erheblichere Größe der Sporidien als ſie von den Syſtematikern (Willkomm, Reeß, Schröter) angegeben wird.“) Das Vorkommen in Dänemark iſt durch Roſtrup und das Auftreten in den Wäldern bei Stockholm iſt durch Eriksſon bekannt geworden. 1) Nach Nördlinger werden im Hohenheimer Reviere vorzugsweiſe die Wipfel befallen (Deutſche Forſtbotanik ꝛc. I. Stuttgart, 1874, S. 309). 2) Heß: Brief aus dem Herzogthum Sachſen-Gotha . . . Beobachtungen über den Fichtenpilz ... (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1868, S. 263, hier 267). 3) Dr. Mayr: Maſſenhaftes Auftreten von Chrysomyxa Abietis (Forjt- wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1884, S. 331). 4) Thomas, Dr. F.: Ein alpines Auftreten von Chrysomyxa abietis in 1745 m Meereshöhe (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 270). Burgmayer: Ein alpines Auftreten des Fichten-Nadelroſtes, Chrysomyxa abietis Wochenblatt für Forſtwirthſchaft „Aus dem Walde“, 1898, No. 32). 19% 292 III. Buch. II. Abſchnitt. C. Bekämpfung. 1. Sorgfältige Beachtung der Standortsverhältniſſe beim Anbaue der Fichte. Dieſelbe iſt weder auf naſſe Böden, noch in dumpfe Lagen zu bringen. 2. Kräftige Durchforſtung, namentlich der von Jugend auf gedrängten Wüchſe. Der Hieb iſt hierbei beſonders auf die vom Roſte befallenen Stämme zu richten, ſoweit dies ohne Gefährdung der Bodenkraft geſchehen kann. Das betreffende Reiſig muß bald aus dem Walde geſchafft werden. 15. Aecidium columnare Alb. et Schw.“) Weißtannen-Säulenroſt. In den Monaten Juli und Auguſt treten an der Unterſeite von Nadeln der Weißtanne Aeeidien zu beiden Seiten der Mittelrippen in Geſtalt ſäulenförmiger, gelber, mit Sporen gefüllter Peridien auf. Beim Platzen derſelben wird die oberſte Haube oft ganz abgeſtoßen. Im Generationswechſel hiermit ſteht Melampsora (Calyptospora) Goeppertiana Kühn auf Preißelbeerkraut. Das mit dieſem Pilze behaftete Kraut charakteriſiert ſich äußerlich durch ſehr kräftiges Längen— wachstum und — abgeſehen vom oberſten Ende — durch einen ver— dickten, ſchwammigen Stengel, welcher anfangs weiß bzw. hellrot iſt, ſpäter aber eine roſtbraune Färbung annimmt. Der Entwickelungs— gang beider Pilze iſt ſo kompliziert, daß wir auf die Darſtellung Hartig's?) verweiſen müſſen. Der Pilz veranlaßt das Abſterben und Abfallen der Tannen— nadeln; ſeine Verbreitung iſt aber eine beſchränkte. Auch fällt der Schaden nur dann ins Gewicht, wenn die Calyptospora in einem jungen Weißtannenbeſtande mit Preißelbeerdecke in großer Menge auftritt. Bekämpfung: Ausreißen und Vernichten der erkrankten Preißelbeerpflanzen. 16. Hysterium pinastri Schrad. (Lophodermium pinastri Schrad.). Kiefern-Ritzenſchorf, Kiefern-Schüttepilz., A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. Auf den Primordialblättern und ſpäteren Nadeln junger Kiefern zeigen ſich mitunter ſchon im Nachſommer und Herbſt einzelne rot⸗ 1) Hartig, Dr. Robert: Calyptospora Goeppertiana Kühn und Aeei— dium columnare A. u. 8. (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1880, S. 289), 2) Lehrbuch der Baumkrantheiten ꝛc. 2. Aufl. Berlin, 1889, S. 134, +38 - f Schutz gegen Pilze. 293 braune Flecken. In dieſen findet man das charakteriſtiſche Mycel des Pilzes. Auf den kranken Nadeln treten oft ſchon im Herbſte ſchwarze Spermogonien auf, deren Inhalt aber nicht keimfähig zu ſein ſcheint. Im folgenden Frühjahre, mit dem Beginne der vegetativen Thätigkeit, äußert ſich die Erkrankung durch Korkbildung am Grunde der miß— farbigen Nadeln und in deren plötzlichem Rotwerden von der Spitze her. Schließlich fallen die erkrankten Nadeln ab. Wenn die Nadeln infolge eines naſſen Jahres und milden Winters mit Waſſer durchtränkt ſind, ſo entwickeln ſich aus ihnen im Mai die ſchwärzlichen Pilzfrüchte (Apothecien) von Hysterium pi— nastri Schrad. Ihr Aufplatzen kann nur nach längerem Regen er— folgen. Hingegen wird die Entwickelung und Weiterverbreitung des Pilzes durch trockene Jahre und ſtrenge Winter ſehr beeinträchtigt. Dieſe Krankheit iſt den Forſtwirten unter dem Namen „Schütte“ ſchon lange bekannt. Außer der „Pilzſchütte“ giebt es aber auch eine „Froſtſchütte“ und eine „Trockenſchütte“. Von dieſen beiden Formen der Schütte wird am Schluſſe des Bandes die Rede ſein (ſ. den Anhang). Schon Göppert!)) führte die Schütte auf einen Pilz als Urſache zurück. Stein! bekämpfte dieſe Anſicht mit dem Hinweis darauf, daß er das My— celium des Pilzes weder in grünen, ganz geſunden, noch in bereits gelbgrün bis gelb gefärbten Nadeln, ſondern nur in abgeſtorbenen gefunden habe, u. zw. beſonders reichlich auf ſolchen, die am Boden liegen (ſogar auf Fichten⸗ und Wachholder-Nadeln). K. Prantl“) hingegen erklärt, geſtützt auf mehrfache Unterſuchungen, den betreffenden Pilz ſogar als die einzige (?) Urſache der Schüttekrankheit. R. Hartig iſt auf Grund komparativer Ver— ſuche zu dem Reſultate gelaugt, daß die Pilzſchütte wenigſtens die am meiſten verbreitete Form der Schüttekrankheit ſei. Wir können uns dieſer Anſicht auf Grund langjähriger Beobachtungen in den verſchiedenſten Waldungen Deutſchlands und Sſterreichs durchaus nicht anſchließen, ſind vielmehr der Anſicht, daß die von den Forſtwirten als „Schütte“ bezeichnete Krankheit vorwiegend ein (abnormer) Vertrocknungsprozeß iſt. 1) Verhandlungen des Schleſiſchen Forſt-Vereins. Breslau, 1852, S. 67. 2) Ueber zwei Schmarotzerpilze im Innern der Fichten- und Kiefern— nadeln und ihren Antheil an den Krankheiten derſelben (Jahrbuch der Königl— ſächſ. Akademie für Forſt⸗ und Landwirthe zu Tharand, 9. Band, N. F 2. Band, 1853, S. 125). 3) Die Urſache der Kiefernſchütte (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1877, S. 433). Hysterium Pinastri Schrad. als Urſache der Schüttekrankheit der Kiefer (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1877, S. 435). Weitere Beobachtungen über die Kiefernſchütte und die auf Coniferen arotzenden Pilze aus der Gattung Hysterium (Forſtwiſſenſchaftliches tralblatt, 1880, S. 509). € * * 1 294 III. Buch. II. Abſchnitt. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Schüttepilz begleitet die Kiefer in ihrem ganzen weiten Verbreitungsgebiet. Auch Schwarz- und Seekiefer haben von ihm zu leiden. In der Regel befällt der Pilz nur 1—5 jährige Pflanzen; zuweilen findet man ihn aber auch in älteren (bis 20jährigen) Stangen. Feuchte, nebelreiche Lagen ſind ſeiner Verbreitung beſonders günſtig; die Ebenen und Niederungen haben daher mehr zu leiden als das Bergland und Mittelgebirge. Durch dichten Stand der Pflanzen wird die Anſteckung und Weiterverbreitung der Krankheit ſehr begünftigt. C. Bekämpfung. 1. Einmiſchen der Fichte in die Kiefernbeſtände, am beſten in Reihen oder Gürteln, welche von Norden nach Süden verlaufen, um gleichſam Schutzwände gegen den Sporen-Anflug zu bilden. 2. Vermeidung der Ausſaat des Kiefernſamens in dichten Saat— rillen und Verſchulen der Jährlinge oder alsbaldiges Auspflanzen derſelben ins Freie. 3. Anlage neuer Kiefernſaatbeete in ſchüttefreien Wald— gebieten — am beſten in Laubholzrevieren — jedenfalls nicht in der Nähe von Kiefernjungwüchſen und Beſtänden. Beſonders nachteilig ſind weſtlich angrenzende Kiefernorte, weil der Regen bringende Weſtwind zur Verbreitung der Sporen am meiſten beiträgt. Das Bedecken der Kiefernſaatbeete mit Kiefernreiſig iſt zu widerraten, weil hierdurch die Weiterverbreitung der Pilzſchütte begünſtigt werden könnte. Hingegen empfiehlt ſich eine leichte Laubdecke. 4. Beſpritzen der Kiefern mit kupferhaltigen Flüſſigkeiten, z. B. der ſog. Bordelaiſer Brühe (eine Miſchung von Kupfervitriol und gelöſchtem Kalk). Dieſe Operation iſt nach der Entfaltung der neuen Triebe und Nadeln vorzunehmen. 5. Vernichten aller ſchüttekranken Pflanzen durch ſorgfältiges Ausgraben und Einäſchern. In Freikulturen läßt ſich dieſe Maß⸗ regel leider nicht ausführen. 17. Hysterium macrosporum R. Htg. 7 (Lophodermium macrosporum R. Htg.) Fichten-Ritzenſchorf. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſe Nadelkrankheit der Fichte tritt (nach R. Hartig) ent— weder als Nadelröte (Nadelbräune) oder als Nadelſchütte auf Die Nadelröte (Fig. 114 a) beginnt mit dem Auftreten von 4 Schub gegen Pilze. 295 1—2 violetten Flecken auf einzelnen Nadeln. Dieſe Kennzeichen er- ſcheinen allmählich auf vielen Nadeln und verurſachen deren Rot-, Gelb⸗ und ſchließlich Braunwerden. Die Nadeln der befallenen Stämmchen ſterben von unten nach oben und von innen nach außen ab. Die Wipfel ſind mitunter noch grün, während der übrige Teil des Stammes bereits entnadelt iſt. Auf der unteren Nadelſeite zeigen ſich im Vorſommer (Gebirge) oder Herbſte (Flachland) wulſtartige, Fig. 114, b @ Unterſeite eines durch Hysterium macrosporum R. Htg. erkrankten Fichtenzweiges im Winter Getötete braune Nadeln an der Baſis des 2 jährigen Triebes. 8 Neu erkrankte Nadeln am 3 jährigen Triebe. 7 Nadeln mit ſchwarzen Perithecien. 5 Gebräunte Fichtennadel mit reifen, aber noch nicht geplatzten Perithecien (8) anfangs braune, ſpäter ſchwarze Fruchtträger (Perithecien) (Fig. 114 5). Das Aufplatzen derſelben geſchieht im folgenden April oder Mai in der Längsrichtung. Die Nadeln mit den entleerten Pilzreſten bleiben noch einige Jahre an den Zweigen ſitzen, bis ſie faſt verweſt ſind. Anfangs werden nur die Nadeln 2jähriger und älterer Triebe be— fallen und getötet; ſpäter auch die an 1 jährigen Trieben. Dieſe Er— ſcheinung erklärt ſich daraus, daß der Pilz zur Bildung von Frucht: trägern verſchiedene Zeit braucht (/ —3 Jahre). Anfangs find die Nadeln widerſtandsfähiger gegen den Pilz; wenn aber die Fichte ge— ſchwächt iſt, ſo fallen ſie demſelben leichter zum Opfer. Mit Nadelſchütte wird ein vorgeſchrittener Krankheitszuſtand bezeichnet, bei welchem faſt ſämtliche Nadeln im Auguſt röten, dann braun werden und nach etwa 2—3 Monaten abfallen. Das Eindringen der Hyphen erfolgt wohl ſtets durch die Spalt— Öffnungen. Das Myceel verbreitet ſich intercellular im Nadelparenchym; a 296 III. Buch. II. Abſchnitt. unter demſelben entſteht das Stroma, aus welchem ſich ſpäter die Asken entwickeln. Je feuchter die Witterung iſt, deſto ſchneller reifen die Sporen. B. Vorkommen und Verbreitung. Die Krankheit tritt beſonders in 15 —30 jährigen reinen Fichten: beſtänden auf, namentlich im unteren Teile der Baumkronen. Dicht geſchloſſene Beſtände werden mehr heimgeſucht als lückenhafte. Ein— gemiſchte Fichten haben weniger zu leiden. Randbäume und Über— hälter ſind der Anſteckung am meiſten ausgeſetzt. Das Grundgeſtein und die Meereshöhe ſcheinen ohne Einfluß auf das Vorkommen zu ſein; jedoch wurde die Krankheit (in Sachſen) auf kräftigem, friſchem bzw. feuchtem Boden, ſowie an Süd- und Weſt— hängen am meiſten beobachtet. Das häufigere Vorkommen in dieſen Expoſitionen ſcheint mit den zur Zeit der Sporenreife herrſchenden Windrichtungen zuſammenzuhängen. Bei ſtarkem Befallenſein ſterben die Stämmchen im dritten Jahr ab. Die Fichtennadelröte iſt beobachtet worden im Harze (Lautenthaler Revier), im Regierungsbezirke Stettin, in der Provinz Hannover, in Mecklen— burg, kurz im ganzen norddeutſchen Küſtengebiet (abgeſehen von Oſtpreußen)!) und ganz beſonders im Königreiche Sachſen. Ihr Auftreten datiert etwa ſeit dem Anfange der 1870er Jahre. In den Teilen der norddeutſchen Ebene, wo die Fichte von Natur heimisch iſt (Oſtpreußen und Schleſien), zeigt ſich die Krankheit nur vereinzelt; wo aber die Fichte künſtlich angebaut wird, tritt der Pilz in größerer Ausdehnung auf. In Sachſen waren (im Anfange der 1890er Jahre) von 109 Staats- forſtrevieren 58, alſo über die Hälfte, von der Krankheit befallen. Am meiſten hatten die Forſtbezirke Eibenſtock, Grimma und Schwarzenberg zu leiden, am wenigſten die Forſtbezirke Dresden und Bärenfels. Hauptſächlich waren die im Süden und Weſten liegenden Reviere infiziert, während die öſtlichen und beſonders die nördlichen Reviere frei waren.“) 1) Schwappach, Dr.: Abſterben der Fichte im norddeutſchen Küſten— gebiete (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 608), 2) Lommatzſch, W.: Beobachtungen über den Fichtenritzenſchorf (Hyste- rium macrosporum Hrtg.) (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 40. Band, 1890, S. 144). Bericht über die 36. Verſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins, gez halten zu Schandau am 21. bis 24. Juni 1891. Vortrag des Geh. Hofrath Dr. Nobbe (S. 98). Nobbe, Dr. F.: Ueber die Fichtennadelröthe und ihre Verbreitung in den Sächſiſchen Forſten. Vortrag, gehalten in der Verſammlung des Säch— ſiſchen Forſtvereins zu Schandau 1891 (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 43. Band, 1893, S. 39). Eichhorn: Über Hypoderma macrosporum, den Fichtenritzenſchorf. Vortrag von Geh. Hofrath Prof. Dr. Nobbe (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, S. 389). Schutz gegen Pilze. 297 C. Bekämpfung. 1. Vermeidung des Anbaues der Fichte in reinen Beſtänden in ſolchen Waldgebieten, in denen ſich der Pilz eingeniſtet hat. 2. Aushieb der befallenen Stämmchen; ſofortiges Fortſchaffen und Verbrennen ſamt dem zugehörigen Reiſig. 3. Entfernung der Nadeldecke am Boden in der Umgebung dieſer Stämmchen, um die Ausbildung der Fruchtträger zu verhindern, und Sorge dafür, daß dieſe Streu nicht in der Nähe von Fichten— beſtänden zur Verwendung gelangt. 18. Hysterium nervisequium DC. (Lophodermium nervisequium DC.). Weißtannen-Ritzenſchorf. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Dieſer dem vorigen ſehr ähnliche Pilz befällt vorwiegend die vorjährigen Nadeln der Weiß— tanne (Fig. 115) 1) und verur⸗ ſacht deren Bräunen und ſchließ— liches Abfallen (Mai bis Juli). Die obere Seite der er⸗ krankten Nadeln iſt oft mit zahlreichen ſchwarzbraunen Er- höhungen (Spermogonien) bedeckt. Später zeigen ſich auf der unteren Seite in einem Längswulſt auf der Mittelrippe ſchwarzbraune Perithecien (Fig. 115, beic). Die Reife erfolgt im April des nächſten Jahres, alſo an den 3 jährigen Trieben; a en verge ab. gie n za ue lern Sporen ſind nur halb ſo groß a Geſunde Nadeln. 5 Erkrankte gebräunte bzw. braune Nadeln. e Nadeln mit reifen Perithecien als bei dem Fichtenritzenſchorfe. auf der unteren Seite. N B. Vorkommen und Verbreitung. Die Krankheit trifft nicht nur 2jährige, ſondern auch ältere Nadeln; der Schaden iſt aber nicht erheblich. In Weißtannenwaldungen iſt dieſer Pilz faſt überall anzutreffen. Im Erzgebirge iſt er beſonders ſchädlich aufgetreten. 1) Dieſe Figur iſt eine Kopie nach Robert Hartig. 298 III. Buch. II. Abſchnitt. C. Bekämpfung. Aushieb und Verbrennen der befallenen Stämmchen. 19. Sphaerella laricina n. sp. Lärchen-Schüttepilz.) A. Außere Erſcheinung und Wirkung.“ Auf den Nadeln der Lärche zeigen ſich vielfach ſchon im Juli kleinere oder größere braune Flecken, auf welchen ſpäter ſehr kleine ſchwarze Conidienpolſter gruppenweiſe auftreten. An den fleckigen Stellen entwickelt ſich in den Nadeln das farbloſe, reich veräſtelte Mycel des Lärchen-Schüttepilzes, u. zw. teils in den Intercellularräumen, teils dicht an den Parenchymzellen. Im Inneren der Polſter entſtehen Höhlungen, deren Wände mit ſehr zarten Baſidien beſetzt ſind; an deren Spitzen bilden ſich außer— ordentlich kleine Conidien. Auf der Außenſeite der Polſter entwickeln ſich zahlreiche ſtabförmige Conidien auf kurzen pfriemenförmigen Baſi— dien. Sie fallen ſehr leicht ab, werden durch den Wind fortgeführt, auch durch Regen abgewaſchen und hierdurch auf die tieferen Zweige gebracht, wo ſie ſchon nach wenigen Stunden keimen und die Nadeln infizieren. Die Erkrankung der Nadeln nimmt daher an jedem Baume von oben nach unten an Intenſität zu. Durch das Abſterben der Zweige leidet das Längenwachstum der befallenen Individuen und bei Bedrängen durch benachbarte Fichten ꝛc. gehen die Stämme nicht ſelten ganz ein. Der Abfall der kranken oder getöteten Nadeln be— ginnt bereits im Juli. In den zu Boden gefallenen Nadeln entwickeln ſich im folgenden Sommer die kugeligen, dunkelbraunen Perithecien, welche die Ver— breitung des Pilzes beſorgen. Das in den Nadeln wuchernde Mycel iſt inzwiſchen derb, dickwandig und hellbraun geworden. Die in den Perithecien erzeugten keulenförmigen Schläuche (asei) enthalten je 8 anfangs ein-, ſpäter zweizellige Sporen. Ende Mai, Anfang Juni gelangen die Perithecien zur Reife. Sie bedürfen etwa 3 Wochen — von der Infektion an gerechnet — um wieder neue Conidienpolſter mit reifen Conidien zu erzeugen. 1) Hartig, Dr. R.: Der Nadelſchüttepilz der Lärche, Sphaerella lari- eina n. sp. (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1895, S. 445). C.: Der Nadelſchüttepilz der Lärche, Sphaerella larieina n. sp. (Central: blatt für das geſammte Forſtweſen, 1896, S. 89). — Ein Auszug aus der vorſtehenden Abhandlung. Schutz gegen Pilze. 299 B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz ſcheint alle Altersklaſſen der Lärche zu befallen. Trockene und luftige Standorte ſind für die Krankheit weniger dis— poniert als feuchte, nebelreiche Lagen. Aus dieſem Grunde ſind die Lärchen des Hochgebirges, wo die Luft im Sommer bei klarem Himmel ſehr trocken iſt, weniger gefährdet als die in den Vorbergen und im Tieflande. Hierzu trägt auch der weitere Umſtand bei, daß die Zeit, in welcher der Paraſit durch Conidienbildung ſich vermehren kann, im Hochgebirge weit kürzer iſt als im Tieflande. Die Gefahr iſt beſonders groß in reinen Lärchenbeſtänden und in Miſchbeſtänden aus Lärche und Fichte. In jenen infizieren ſich die Bäume gegenſeitig. In den genannten Miſchbeſtänden bleiben die abgefallenen kranken Lärchennadeln maſſenhaft auf den dichten Fichtenzweigen liegen, wodurch die Askoſporen leicht ſeitlich auf die Nadeln der benachbarten Lärchen verbreitet werden. Hingegen erweiſt ſich die Einmiſchung der Buche in die Lärchenbeſtände deshalb günſtig, weil das am Boden liegende Buchenlaub das Entweichen der Sporen. nach oben verhindert. Auch die japaniſche Lärche (Larix leptolepis Gord.) wird von der Sphaerella angenommen, wie künſtliche Infektion 3jähriger, ſehr kräftiger Pflanzen mit den Conidien des Lärchenſchüttepilzes ge— zeigt hat.“) »In dem naßkalten Sommer 1894 trat die Braunfleckigkeit der Lärchen— nadeln in den Waldungen Oberbayerns in ſo hohem Grad auf, daß ſchon zu Anfang Auguſt der größere Teil der Nadeln abgefallen war und viele Bäume im September faſt völlig entnadelt waren. C. Bekämpfung. Als Vorbeugungsmaßregeln ergeben ſich nach vorſtehendem: 1. Vermeidung des Anbaues der Lärche in feuchten, dumpfen Lagen. 2. Anbau der Lärche in Miſchung mit der Buche, nicht in reinen Beſtänden und auch nicht in Miſchung mit Fichte. Dieſe waldbauliche Maßregel empfiehlt ſich beſonders in den Vorbergen und im Flachlande. Eine direkte Bekämpfung des Pilzes iſt nicht ausführbar. Zuſatz. Auf den Nadeln der Lärche vegetiert ferner nicht ſelten: 1) Hartig, Dr. R.: Sphaerella laricina auf Larix leptolepis (japonica) (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1896, S. 74). 300 III. Buch. II. Abſchnitt. Caeoma laricis R. Htg., welcher Pilz im Mai goldgelbe Polſter bildet. Derſelbe ſteht — wie Caeoma pinitorquum A. Br. (S. 268) — mit der auf Aſpen⸗ blättern häufigen Melampsora tremulae Tul. in Zuſammenhang. Man darf daher die Aſpe in Lärchen-Schonungen nicht dulden. 20. Trichosphaeria parasitica R. Htg.) Weißtannen-Nadelpilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Das feine, farbloſe Mycelium überzieht die Zweige der Weiß— tanne bis zu den Knoſpen, u. zw. vorzugsweiſe die untere Seite. Es gelangt von da auf die Unterſeite der Nadeln, welche der unteren Zweighälfte entſpringen, während die kürzeren, von der Oberhälfte des Zweiges ausgehenden Nadeln teilweiſe verſchont bleiben. Das Myeel überſpinnt die angegangenen Fig. 116. 5 0 Nadeln unterſeits und entwickelt ſich N 7 77 auf den weißen Nadelſtreifen zu \ dichten, weißen Polſtern. Die Nadeln werden infolgedeſſen nach einiger Zeit mißfarbig, zuletzt völlig braun, löſen ſich vom Zweig ab und hängen ſchlaff herab, da ſie, vom Mycel mit dem Zweige verſponnen, nicht abfallen können. Im November entwickeln ſich auf den nach dem Vertrocknen braun gewordenen Polſtern kleine, AN, ' = kugelige, ſchwarzbraune, behaarte S We 4 Perithecien, deren Inhalt aus rauch— FIN N grauen Sporen beſteht, welche leicht keimen, wenn ſie auf Tannenzweige gelangen, und ſomit die Krankheit, weiterverbreiten. Das Mycel über— Weißtannenzweig mit e parasi- wintert auf den Zweigen und tica R. Iltg. Nadeln und wächſt im Frühjahre, Ne wenn ſich die neuen Triebe ent— Getötete braune Nadeln, am Grunde durch Pilzfäden an dem Zweige befeſtigt wickelt haben, auf dieſen weiter, c Unterſeite der Nadeln mit dem weißen Pilz 8 2 N polſker wobei die Nadeln wieder zuerſt an 1) Hartig, Dr. R.: Ein neuer Paraſit der Weißtanne. Trichosphaeria parasitica n. sp. (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1884, S. 11). Schutz gegen Pilze. 301 der Baſis und zuletzt an der Spitze ergriffen werden. Auch die an den älteren Trieben im erſten Jahre noch verſchont gebliebenen Nadeln werden nachträglich noch von ihm getötet. Die einmal befallenen Stämme werden den Pilz wahrſcheinlich niemals wieder los; hierin liegt ſein verderblicher Charakter. Die Figur 116 repräſentiert einen von dieſem Pilze befallenen Tannenzweig mit geſunden Nadeln (a), getöteten braunen Nadeln, welche an der Baſis durch Pilzfäden mit dem Stiele verflochten find (5), und mit weißen Pilzpolſtern auf der unteren Nadelſeite (5). B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz tritt namentlich in 20 — 40 jährigen Weißtannen— Beſtänden auf, beſonders an den tieferen Aſten und auf Vorwüchſen. Er iſt aber auch auf Fichten gefunden worden, namentlich auf ſolchen, deren Zweige von infizierten Zweigen benachbarter Tannen überlagert wurden. Von den Berührungsſtellen aus hatte ſich der Paraſit auf weitere Zweige verbreitet. Die Infektion war alſo durch das Myecel erfolgt. Eine Sporeninfektion ſcheint bei der Fichte viel ſeltener ſtattzufinden, weil man ſonſt den Pilz in Miſchbeſtänden aus Tannen und Fichten häufiger auf letzteren finden müßte. Überhaupt ſcheint das Eindringen in Fichtennadeln nicht leicht von ſtatten zu gehen, da man neben verpilzten (gelbweißen) Fichtennadeln noch viele ganz geſunde findet.“) „Man hat den Pilz maſſenhaft im Neuburger Walde (bei Paſſau), ferner im Reviere Kranzberg (bei Freifing), im Schwarzwalde, am Tegernſee und an vielen Orten im bayeriſchen Walde (bei Zwieſel) beobachtet; er fehlt wahr— ſcheinlich in keinem Tannenwalde. C. Bekämpfung. 1. Aushieb des Unterwuchſes, Aſtung und Durchforſtung zur Begünſtigung des Luftzuges. 2. Sorgfältiges Abſchneiden der erkrankten Zweige. 21. Herpotrichia nigra R. Htg.) Schwarzer Fichten-Nadelpilz— A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Das graue Myeel dieſes Pilzes bildet einen unregelmäßigen, ſchwärzlichen, erſtickenden Überzug auf Zweigen und Nadeln der Fichte, 1) von Tubeuf, Dr. Karl: Brief aus Bayern. Botaniſche Exkurſionen mit den Studirenden der Forſtwiſſenſchaft an der Univerſität München. Nota hierzu: Trichosphaeria parasitica an der Fichte (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1890, S. 25, hier 32). 2) Hartig, Dr. R.: Herpotrichia nigra n. sp. Mit einer Lichtdruck— Tafel (daſelbſt, 1888, S. 15). 302 III. Buch. II. Abſchnitt. Krummholzkiefer und des Wachholders bis etwa auf Meter— höhe. Die gekörnelten Myeelknollen entſenden ſtabförmige Hauſtorien in die Epidermiszellen. Auf den getöteten Nadeln ſtehen die kugelförmigen, unten abgeplatteten, ſchwarzen, mit Kraushaaren beſetzten Perithecien regellos zerſtreut. Sie enthalten Schläuche mit 8 vierzelligen Sporen, welche im Oktober und November direkt zu Myeelfäden keimen. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz tritt nur im Hochgebirge, wo der Schnee länger liegen bleibt, ſehr verderblich auf; in tieferen Lagen ſchadet er weniger. Er umſpinnt die jungen Pflanzen — namentlich in Kämpen — unter der Schneedecke derartig, daß ſie im Frühjahre nicht aufſtehen können. In der Knieholzregion entſtehen durch ſein Auftreten viele Fehlſtellen. Die natürliche Verjüngung der Fichtenwaldungen wird durch das Auftreten des Pilzes erſchwert, ev. ſogar unmöglich gemacht. Fundorte: In der Nähe des Chiemſees (1884), bei Freiſing (vereinzelt), in den höheren Lagen des Bayeriſchen Waldes (1885), Erzgebirge (Olbernhau), ) Harz bis zur Brockenregion (1000 m hoch), auf den „Abſenkern“ der dortigen bis tief zum Boden herab beaſteten Mähnefichten, Bayeriſche Alpen ꝛc. C. Bekämpfung. 1. Vermeidung der Anlage von Pflanzgärten an den ſchneereichen Hängen des Hochgebirges. 2. Setzen der Pflanzen (in Kulturen) dicht über oder unter die Stöcke der gefällten Stämme. Direkte Gegenmittel giebt es nicht. IV. Zapfenpilze. 22. Aecidium strobilinum Alb. et Schw. Fichten⸗Zapfenpilz. ) Dieſer Brandpilz entwickelt ſein Mycel in den noch grünen Schuppen der Fichtenzapfen, wodurch dieſe zerſtört werden. Die halbkugeligen, braunen Aecidien (Fig. 117) ſitzen dicht ge⸗ drängt vorzugsweiſe auf der Innenſeite der Schuppen. Fig. 118 zeigt eine reich mit Aecidien beſetzte Schuppe in natürlicher Größe. Die zu Boden gefallenen Zapfen verraten ſich dem Blicke ſchon durch ihr Aufſperren. Das Eindringen der Sporen in den jugendlichen Zapfen oder an die Fichtenblüte erfolgt ſchon im Frühjahre. Das 1) Schaal: Brief aus Sachſen. Forſtliche Wahrnehmungen aus dem ſächſiſchen Erzgebirge. (Rauchſchaden. — Telephora eristata. — Herpo- trichia nigra.) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung 1896, S. 372). 2) Reeß, Dr. M.: Die Roſtpilzformen der deutſchen Coniferen. Halle, 1869. Schutz gegen Pilze. 303 Fig. 118. Aecidbien von Aecidium —¹ strobilinum Alb. et Schw., Fichtenzapfen, mit Aecidium strobi- auf der Innenſeite einer linum Alb. et Schw. reichlich beſetzt. Fichtenzapfenſchuppe. Mycel ſchmarotzt in den noch grünen Schuppen, aber ohne dieſe zu verändern. Die zugehörigen Teleutoſporen ſind noch nicht bekannt. Der Fichtenzapfenroſt kommt im ganzen Verbreitungsgebiete der Fichte vor. Zuſatz. Auf Fichtenzapfen lebt und ſchadet außerdem: Aecidium conorum piceae Rss. (Peridermium conophilum WII k.). ) Die Aecidien dieſes Pilzes find bedeutend größer, aber weniger zahl: reich; ſie ſtehen nur auf der Außenſeite der Zapfenſchuppen. Nach dem Aufplatzen und Ausſtäuben bleiben helle Flecken zurück. Nachtrag. Von den im letzten Jahrzehnte hier und da aufgetretenen Nadel— holzpilzen ſollen an dieſer Stelle wenigſtens noch 2 kurz erwähnt werden, welche in Zukunft leicht eine größereforſtliche Bedeutung erlangen könnten. Die betreffenden Pilze ſind: 1. Septoria parasitica R. Htg.“ Dieſer Pilz verurſacht das Herabhängen, Abſterben und Ver— trocknen junger Fichtentriebe (beſonders der Seitentriebe). Die 1) Willkomm: Ein neuer Roſtpilz der Fichte (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 20. Band, 1870, S. 115). 2) Hartig, Dr. Robert: Eine Krankheit der Fichtentriebe (Zeitichrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 667). Derſelbe: Septoria parasitica m. in älteren Fichtenbeſtänden (Forſtlich— naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 357). 304 III. Buch. II. Abſchnitt. ſcadeln der befallenen Pflanzen werden braun, hängen ſchlaff herab, wie wenn ſie vom Spätfroſte getötet wären, und fallen großenteils ab. An der Baſis der Triebe zeigen ſich im Laufe des Sommers kleine, kugelige ſchwarze Pyeniden, in denen fadenförmige Träger Co— nidien abſchnüren. Dieſe, in weißen Ranken zu Tage tretend, ver— breiten die Krankheit im Mai auf die ſich eben entwickelnden Triebe weiter. Auch die Sitkafichte wird befallen. Man hat den Pilz namentlich an jungen Fichten (in Pflanz— gärten, Kulturen ꝛc.) beobachtet. Er befällt aber auch die Gipfel von Stangenhölzern und kann unter Umſtänden neſterweiſes Abſterben veranlaſſen, wie im ſtädtiſchen Revier Ehrenfriedersdorf (Sachſen) beobachtet wurde.“) 2. Botrytis Douglasii Tubf.°) Dieſer (von C. von Tubeuf) ſchon vor einigen Jahren an 2—6 jährigen Douglaſien gefundene Paraſit hat neuerdings (1895 und 1896) in Holland (Domäne Apeldoorn) auch im erſten Lebens— jahre ſtehende Kiefern befallen (Ritzema-Boos). Die Symptome der Krankheit ſind: Biegen der Nadeln (be— ſonders der oberen) nach einer Richtung oder pfropfenzieherähnlich nach mehreren Richtungen hin, Verdickung derſelben auf Koſten des Längenwuchſes, Bräunen meiſt von der Spitze her, Aufreißen der Oberhaut, kleiner Harzfluß, Entwickelung kleiner Seitentriebe, Los— löſen des oberen Teils der Pflanze mit der Endknoſpe, Auftreten grauweißer Hyphen, oft in pinſelartigen Büſcheln, und glänzend ſchwarzer, rundlicher Sklerotien, aus denen in feuchter Luft Conidien— träger mit Conidien ſich entwickeln. Die befallenen Pflanzen kümmern und ſterben ſogar zum Teil ab. II. Titel. Taubholzpilze. Wir beſchränken uns im nachſtehenden auf die Beſchreibung von 8 Arten und ſchicken eine ähnliche Überſicht wie bei den Nadel: holzpilzen voraus. Die ſchädlichſten Pilze ſind auch hier durch ein vorgeſetztes * bezeichnet worden. 1) Rudolph: Vortrag über die Pilzkrankheit Septoria parasitica, gehalten in der Verſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins am 27. Juni 1898 (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 265). 2) Ritzema-Boos, Dr. J.: Botrytis Douglasii Tub., ein neuer Feind der Kiefernkulturen. Mit einer Abbildung (daſelbſt, 1897, S. 174). Schutz gegen Pilze. 305 2 /i AJ Ort des | 9 9 Vorkommen: Nr. Name. Befallene Holzarten. A. Am Wur⸗ 1. Rosellinia quercina R. Htg. Eiche. zelſtockund Eichen⸗Wurzeltöter. an den Wurzeln. B. Am Schaft 2. Polyporus sulphureus Bull. Eiche, Edelkaſtanie, Akazie, und an den Schwefelporling. | Pappeln, Weiden, Erlen, Aſten (im Wallnuß⸗, Birn⸗, Kirſch⸗ Holz oder | baum ꝛc. in der 3. Nectria ditissima Tul. Rotbuche, Eiche, Apfelbaum Rinde). Buchen⸗Krebspilz. und andere Laubhölzer. 4. Nectria cinnabarina Fr. Ahorn, auch Linde, Roß— Scharlachroter Kugel- kaſtanie, Ulme, Maulbeer— pilz. baum ac. 5. Aglaospora taleola Tul. Eiche. Eichen⸗Rindenpilz. C. An Cotyle⸗ 6. *Phytophthora fagi R. Htg. Rotbuche, Ahorn, Eſche, Akazie donen und Buchen⸗Cotyledonenpilz. und Nadelhölzer, beſonders Blättern. \ Fichte und Kiefer. 7. Rhytisma acerinum Pers. Ahorn. Ahorn⸗Runzelſchorf. 8. Melampsora Hartigii Thüm. Weiden, beſonders die kaſpi— | Weidenroſt. | ide Weide. Die Stellung dieſer Pilze im botanischen Syſtem ergiebt ſich aus folgender Überſicht: Nr. Ordnung. Familie. 1. Ascomyeetes (Schlauchpilze). Sphaeriaceae (Kugelpilze). 2. Basidiomycetes (Baſidienpilze). Polyporeae Löcherpilze). 3. | Ascomycetes (Schlauchpilze). | Sphaeriaceae (Kugelpilze). 4, | Dgl. Dgl. 5. Dgl. Dgl. 6. Phycomycetes (Algenpilze). Peronosporeae (Peronoſporen). 7. Ascomycetes (Schlauchpilze). Hysteriaceae. 8. | Uredineae (Roitpilze). Melampsoraceae. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 20 306 III. Buch. II. Abſchnitt. I. Wurzelpilze. 1. Rosellinia quereina R. Htg. Eichen-Wurzeltöter.“) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die Blätter junger (1 —3 jähriger) Eichen fangen an bleich zu werden und vertrocknen zuletzt ganz. Der Vertrocknungsprozeß ſetzt ſich von den Spitzen-Blättern des Schäftchens an nach deſſen Baſis hin fort. An dem unterirdiſchen Stengelteil, u. zw. knapp unter der Bodenoberfläche, bemerkt man ein lokales Bräunen und Zuſammen— l ſchrumpfen der Rinde und des darunter befindlichen Holzgewebes. Zuletzt wird die ganze Pfahlwurzel braun und die Pflanze ſtirbt ab. Wenn das Wurzelgewebe bloßgelegt wird, ſo bemerkt man an der Hauptwurzel kleine, kugelige, dunkelbraune, halb in der Rinde verſteckte Pilzfrüchte von der Größe einer Stecknadel (Sklerotien), welchen zahlreiche braune Rhizomorphenfäden von Zwirnſtärke ent— ſpringen, die ſich mannigfach veräſteln, die Wurzeln umſpinnen und im Boden fortlaufen. Durch dieſe Rhizomorphen (Rhizoctonien) wird die Krankheit raſch von einer Pflanze auf die andere übertragen, wie bei dem Hallimaſch. Die Art und Weiſe der Infektion iſt höchſt intereſſant. Da die Hauptwurzel (mit Ausnahme der äußerſten Spitze) durch einen Kork— mantel gegen das Eindringen der Myeelfäden geſchützt iſt, jo greifen dieſe zunächſt die feinen Seitenwurzeln an. An den Stellen, wo dieſe von dem Hauptſtrang abzweigen, entſtehen fleiſchige Pilzknollen, welche mehrere Zapfen in das Innere des Gewebes entſenden, und an deren Spitzen gelangen die Pilzfäden ſchließlich auch in den Haupt⸗ wurzelſtrang. Der Pilz wächſt nur bei feuchtwarmer Witterung. Sit das Wetter trocken, ſo gewinnt die befallene Pflanze Zeit, an der u 1) Zur Litteratur: Hartig, R.: Der Wurzeltödter der Eiche. Rhizoctonia quercina (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, S. 329). — Hartig gab dem Pilze mit Rückſicht auf die eigentümliche Mycelbildung anfangs den proviſoriſchen Namen „Rhizoctonia“. Grunert: Der Eichenwurzeltödter (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 127). — Die Bezeichnung „Rhicostonia“ iſt ein Druckfehler. Derſelbe: Der Wurzeltödter der Eiche (Rhizoctonia quereina R. Htg.) (daſelbſt, 1877, S. 93). Hartig, Dr. R.: Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitute zu München. 1. Berlin, 1880, S. 1. v. Liebenberg, Dr.: Der Eichenwurzeltödter. Rosellinia (Rhizoc- tonia) quereina Hartig (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, ©. 424). — Ein Auszug aus den vorſtehenden Unterjuchungen. 1 Schutz gegen Pilze. 307 Grenze des lebenden Gewebes eine Wundkorkſchicht zu bilden, welche das weitere Eindringen des Myceliums verhindert. Vermöge der Sklerotien (Dauermycelium) kann ſich der Pilz von einem Jahr aufs andere verpflanzen und Trockenperioden im Sommer überſtehen, welchen das Mycelium nicht Stand halten würde. Die Fortpflanzung der Krankheit kann aber auch durch Conidien, die ſich im Sommer aus dem oberirdiſch vegetierenden Mycelium entwickeln, ſowie mittels der Sporen ſchwarzer, kugelförmiger Peri— thecien, welche entweder am oberirdiſchen Teile der erkrankten Eichen— pflanzen oder am Boden entſtehen, erfolgen. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Eichen wurzeltöter wird insbeſondere Saatkämpen und dichten Rillenſaaten (im Freien) gefährlich, zumal in naſſen, regen⸗ reichen Jahren. Man hat dieſen Pilz namentlich im nordweſtlichen Deutſchland beob— achtet, u. a. in mehreren Oberförſtereien des Regierungsbezirks Coblenz (Eifel), in der Pfalz und an anderen Orten. h Ferner hat er ſich 1890 auch in einem württembergiſchen Reviere ge: eigt. Hier wurden durch ihn etwa 100 000 Stück 1—3 jährige Eichen getötet. Der beireffende Schaden belief ſich auf ca. 800 M.') C. Bekämpfung. 1. Iſolierung der befallenen Stellen durch 30 em tiefe Stich— räben, um die Weiterverbreitung der Rhizomorphen zu verhindern. 2. Ausgraben und Verbrennen der erkrankten Individuen. In Saatkämpen darf dieſe Maßregel nicht unterlaſſen werden. 1 » II. Rinden- und Holzpilze. 2. Polyporus sulphureus Bull. Schwefelporling. l Dieſer verbreitete Löcherpilz zermürbt das Holz der Eichen, kommt aber auch an Edelkaſtanie, Akazie, Pappeln, Weiden (Baumweide), len, Nußbaum, Birnbaum, Kirſchbaum ꝛc., ſowie an Nadelhölzern, zw. Lärche und Tanne (S. 262) vor. Die Infektion erfolgt an Aſtwunden. Das Holz wird infolge eindringenden Mycels rotbraun, riſſig und trocken; letzteres wächſt die Riſſe hinein und bildet mächtige derbe, lederartige, weiße pen. An Aſtſtummeln oder ſonſtigen von Rinde entblößten 1) Lorey: Auftreten des Eichenwurzeltödters, Rosellinia quereina (All⸗ eine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1890, S. 373). 20 * 308 III. Buch. II. Abſchnitt. Stellen wachſen alljährlich ſchwefelgelbe, ziemlich glatte, fleiſchige Fruchtträger hervor, welche durch ihre Größe und intenſive Färbung auffallen. Da das Mycel im Holz oft Conidien bildet, ſo iſt die Verbreitung des Paraſiten auch auf dieſem Wege nicht ausgeſchloſſen. Bekämpfung: Vorſicht beim Fällungsbetrieb und ſofortiger Teeranſtrich aller (durch Abhieb von Zwieſelſtämmen oder Abſägen von Aſten) bloßgelegten Baumſtellen wirken vorbeugend. Schwammbäume ſind rechtzeitig zum Hiebe zu bringen. Zuſatz. Weitere Löcherpilze (Ordnung: Basidiomycetes, Familie Poly- poreae), welche charakteriſtiſche Zerſetzungszuſtände und Holzfärbungen in verſchiedenen Laubhölzern hervorrufen, ſind: 1. Polyporus dryadeus Fr. (P. pseudo-igniarius Bull.) erzeugt im feſten Holze der Eiche weiße und gelbliche, unregelmäßige Längsflecken; ſchließlich wird das Holz zimmetbraun und mürbe. Fruchtträger groß, braun, hufförmig, von geringer Dauer. 2. Polyporus igniarius Fr. verurſacht die häufigſte Art der Weißfäule; das befallene Holz wird gelbweiß und dabei immer leichter und weicher. Er befällt Eichen, Apfel— bäume, Weiden ꝛc. („falſcher Feuerſchwamm“). Fruchtträger huf— förmig. 3. Polyporus betulinus Fr.“) verwandelt das Holz der Birke in eine rotbraune, riſſige, leicht brüchige Maſſe, welche ſich zwiſchen den Fingern zu einem feinen Mehl zerreiben läßt. Fruchtträger kugelförmig, unten weiß, oben braungrau gefärbt. Nach Dohſe?) wurden in einem (nicht genannten) mecklenburgiſchen Revier in einem 50—60 jährigen, mit einigen Roterlen gemiſchten Birken— beſtande binnen 4— 5 Jahren etwa 2% der Stämme durch dieſen Pilz voll: ſtändig zerſtört. 4. Polyporus laevigatus Fr. zerſtört das Holz der Birke zu einer weißlichen Maſſe, welche ſich in dünne Lamellen zerblättern aber nicht zerreiben läßt. Fruchtträger dunfel- braune Kruſten auf der Rinde. 5. Hydnum diversidens Fr. veranlaßt im Holze der Eiche und Rotbuche Weißfäule. Das Holz (insbeſondere die Frühjahrsſchichten) nimmt eine gelbliche Färbung an, an— 1) Mayr, Dr. Heinrich: Polyporus betulinus und Polyporus laevi- gatus, zwei Paraſiten der Birke. Inaugural-Diſſertation (München). Mit zwei lithographirten Tafeln in Farbendruck. Caſſel, 1884. Derſelbe: Zwei Paraſiten der Birke (Forſtwiſſenſchaftliches Central— blatt, 1885, S. 121). 2) Eine Mittheilung aus der Praxis über den Paraſiten Polyporus betulinus (daſelbſt, 1885, S. 599). Schutz gegen Pilze. 309 fangs längsſtreifig, ſpäter gleichmäßig. Fruchtträger gelblich-weiß, teils kruſten⸗, teils konſolenartig. 6. Thelephora perdix R. Htg. (Stereum frustulosum Fr.) erzeugt im Eichenholze die unter dem Namen „Rebhuhnholz“ be⸗ kannte Zerſetzungsform. In dem tief rotbraun gefärbten, kranken Holze treten bienenzellenartige, mit weißlicher Maſſe ausgefüllte Höhlungen auf, die von feſten Wänden umgeben ſind. Später erſcheinen dieſe Höhlungen graugelb und mit Mycelium gefüllt. Fruchtträger braungelb, in Geſtalt von Kruſten. 7. Stereum hirsutum Fr. verurſacht im Holze der Eiche eigentümliche ſchneeweiße oder gelbliche Längsſtreifen, welche braun eingefaßt ſind. Man nennt ſolches Holz in der Praxis „Fliegenholz, weißpfeifiges Eichenholz“. Mitunter wird das ganze Holz in eine gleichmäßig gelbe Maſſe verwandelt. Fruchtträger an: fänglich Kruſten, ſpäter mit deutlich abſtehendem, braunem Rande. Alle dieſe Paraſiten gelangen vorzugsweiſe an friſchen Aſtbruch— ſtellen in den Holzkörper. 3. Nectria ditissima Tul. Buchen⸗Krebspilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Die unter dem Namen „Buchenkrebs“ bekannte Krankheit !), deren äußere Erſcheinung große Ahnlichkeit mit dem Tannen- und Lärchenkrebs hat, wird entweder durch dieſen Pilz (Pilzkrebs) oder durch Inſekten (Lauskrebs) oder durch Froſt (Froſtkrebs)?) hervor⸗ gerufen. Mitunter wirken mehrere dieſer Urſachen zuſammen. Von den durch Baumläuſe (Lachnus exsiecator Alt. und Coceus fagi Bärensp.) erzeugten krebsartigen Erſcheinungen war bereits früher die Rede (ſ. S. 161 und S. 167). Hier handelt es ſich alſo nur um den Pilzkrebs. Man erkennt dieſen an dem lokalen Einſchrumpfen, Ber: trocknen und Abſterben der Rinde und an dem Auftreten zunächſt kleiner weißer Conidienpolſter, ſpäter zahlreicher, runder, dunkelroter 1 auf den Krebsſtellen. Der von Willkomm?) als Fusidium 9 Hartig, Dr. R.: Die krebsartigen Krankheiten der Rothbuche (Zeit⸗ ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, IX. Band, 1878, S. 377). Die krebsartigen Krankheiten der Rothbuche (Centralblatt für das ge⸗ ſammte Forſtweſen, 1878, S. 201). — Ein Auszug aus vorſtehendem Aufſatze. Baudiſch, Friedrich: Ueber Nectria ditissima (daſelbſt, 1895, S. 51). 2) Nördlinger, Dr. H.: Bedeutung des Winterfroſts für die Wald— bäume (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 42. Band, 2. Heft, 1860, S. 112, hier 128). 3) Die mikroſkopiſchen Feinde des Waldes ꝛc. 1. Heft, Dresden, 1866. Der ſchwarze Brand der Rothbuchentriebe (S. 101). ; 310 II. Buch. II. Abſchnitt. candidum Link beſchriebene Pilz iſt (nach R. Hartig) die Conidien— form dieſer Nectria-Art. Die Krebsſtellen entſtehen aber nicht nur an jungen einjährigen Trieben, wie Willkomm angiebt, ſondern auch in der Rinde älterer Stammteile. Die Infektion ſetzt ſtets eine Verwundung voraus, wie dieſe häufig durch Einreißen von Zwieſeläſten, Auffallen von Nachbarſtämmen bei der Fällung, Hagelſchlag ꝛc. entſteht. Von der Infektionsſtelle aus verbreitet ſich der Pilz mehr oder weniger regelmäßig in das Holz, am raſcheſten in der Längsrichtung. Mit zu— nehmendem Fortwandern des Myeels erſcheint die be— treffende Stelle vertieft bzw. an den Rändern wulſt⸗ s Nectria ditissima’l'ul in Rotbuche. Bei a Einſenkung und Beginn der Krebsbil⸗ dung, welche bei 5 be reits fortgeſchritten iſt Ya und größere, auch tie Krebsſtelle an einer Zweiggabel (Eiche), durch Nectria ſere Riſſe erkennen läßt ditissima Tul, hervorgerufen. ö durch geſteigerte Zuleitung von Bildungsſaft, eine Zuwachsmehrung ſtattfindet. Die befallenen Zweige oder Stämmchen erſcheinen hier— durch ſtellenweiſe ſpindelförmig aufgetrieben, wie das Buchenſtämmchen (Fig. 119) erkennen läßt. Hierbei kann der Fall eintreten, daß die Neubildungen an der wunden Stelle die Überhand bekommen und die Krebswunde ſchließen, wodurch der Pilz zum Abſterben gebracht wird. In der Regel geht aber der Pilz als Sieger aus dem Kampfe hervor. In dieſem Falle wird die Krebsſtelle alljährlich größer bzw. tiefriſſiger und wulſtiger, wie die heimgeſuchte Eiche (Fig. 120) zeigt. Das bloßgelegte Holz wird von der Infektionsſtelle aus braun, zer— ſetzt ſich und ſchließlich ſtirbt der befallene Zweig bzw. ſogar das ganze Stämmchen ab. Schutz gegen Pilze. 311 # B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilzkrebs tritt vorwiegend an der Rotbuche auf, befällt aber auch Eichen, Eſche, Hainbuche, Haſel, Erlen, Linden, Traubenkirſche, Ahorne und Obſtbäume, beſonders den Apfelbaum. Man findet ihn ſchon in 5—7 jährigen Schonungen, aber auch an über 100 jährigen Stämmen, u. zw. am intenſivſten in ſchönwüchſigen, glattrindigen Be— ſtänden. Die jungen Buchen nehmen infolge des Abſterbens der be— fallenen Zweige und Triebe im Laufe der Jahre immer auffälligere Verunſtaltungen und einen krüppelhaften Wuchs an. Der Buchenkrebs iſt zuerſt, namentlich von 1865 ab, im ſächſiſchen Erz— gebirge, u. zw. im Olbernhauer Reviere (Schaal), beobachtet worden. Man hat der Krankheit ſeitdem größere Beachtung geſchenkt und den Pilz allent— halben als Begleiter der Buche gefunden, u. a. auch in den Buchenforſten des Großherzogtums Heſſen. Hierbei hat man die Wahrnehmung gemacht, daß Eichenverjüngungen unter Schirm mehr leiden als Eichenkulturen im Freien, weil die durch den Fällungs betrieb und die Holzabfuhr in jenen uns vermeidlichen Verwundungen des Jungwuchſes die Anſiedelung des Krebſes begünſtigen. Nicht ſelten tritt er in Gemeinſchaft mit den genannten Baum— läuſen auf, indem die durch dieſe erzeugten Cambialgallen oder Saugſtellen dem Pilze die Anſiedelung ermöglichen. C. Bekämpfung. 1. Bewirtſchaftung der Eichen im Kahlſchlagbetriebe mit nach— folgender Kultur. 2. Vorſichtiger Aushieb der krebskranken Buchen und Eichen bei den Reinigungshieben und Durchforſtungen. 3. Sorgfältiges Ausſchneiden der Wundſtellen an Obſtbäumen bis auf das geſunde Holz und Überſtreichen der Abſchnittsflächen mit Baumwachs oder erwärmtem Steinkohlenteer (Oktober bis März). Die ausgeſchnittenen Baumteile ſind zu verbrennen. 312 III. Buch. II. Abſchnitt. Wenn ein junger Eichenbeſtand ſtark von dieſem Pilze befallen iſt, ſo kann es angezeigt ſein, den Beſtand auf die Wurzel zu ſetzen, um eine ganz neue pilzfreie Generation zu erzeugen. 4. Nectria cinnabarina Fr. Scharlachroter Kugelpilz.) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. Das Vorhandenſein dieſer Nectria-Art in lebenden Laubhölzern verrät ſich äußerlich durch das Auftreten zinnoberroter Polſter von der Größe eines Stecknadelkopfes bis Hirſekornes am Schaft oder an den Aſten (Fig. 121). Mitunter treten auch größere hochrote Puſteln aus feinen 3 Ahornſtämmchen, mit Organe eine grüngefärbte Sub— zinnoberfarbigen Coni dienpolſtern (a) der Nec- tria cinnabarina Fr. Rindenritzen hervor. Mit der bräunlich und zuletzt verbleichen ſie. Infolge des Auftretens dieſer Symptome zeigt ſich meiſt plötzliches Verdorren und raſches Abſterben einzelner anſcheinend geſunder Triebe, ev. Grün- bis Schwarzfärben des Holzes. Die Vorausſetzung für para— ſitäre Wirkung des Pilzes bildet eine Verletzung des Holzkörpers. Schon ſtarker Froſt oder Rinden⸗ brand (mit Abfallen der Rinde) kann Wundſtellen erzeugen, von denen aus die Nectria in das Holz eindringt. Die Infektion geſchieht beſonders an Aſtwunden, aber auch an Wurzelwunden. Das Mycelium wächſt raſch im Baſt und Splinte fort, durch— bohrt die Wandungen der Holz— faſern, zerſetztdas Stärkemehl und läßt im Inneren der befallenen ſtanz zurück Fig. 122). Cambium und Rinde erhalten ſich geſund. Zeit werden jene Fig. 122. 1 1 Längsſchnitt einer jungen, mit Conidien der Nectria cinnabarina Fr. infizier- ten Ahornpflanze. Zwi⸗ ſchen a und 5 ift das Holz infolge der Zerſetzung der Zellen intenſiv grün ge färbt. 1) Mayr, Heinrich: Ueber den Paraſitismus von Neetria einnabarina. Inaugural-Diſſertation (München). Mit einer Tafel in Farbendruck. Berlin, 1882. Schuß gegen Pilze. 313 Im Herbſt und Frühjahre kommen die meiſten Conidien zur Entwickelung; die Anſteckungsgefahr iſt daher um dieſe Zeit am größten. B. Vorkommen und Verbreitung. Als Saprophyt findet man den Pilz im Herbſte häufig auf durch Froſt getöteten oder infolge einer anderen Urſache abgeſtorbenen Aſten verſchiedener Laubhölzer (Ahorn, Birke, Akazie, Gleditſchie, Traubenkirſche, Pulverholz, Schwarzdorn, Roſenſtrauch ꝛc.). Als Paraſit befällt der Pilz lebende junge Pflanzen, u. zw. Ahorne, Linden, Roßkaſtanie, Ulmen, Maulbeerbaum ꝛc. und bringt dieſe raſch zum Abſterben. Er iſt weit verbreitet. C. Bekämpfung. 1. Sofortiger Überzug aller Aſtwunden mit Asphaltteer oder Baumwachs, um der Infektion vorzubeugen. 2. Ausſchneiden und Verbrennen der mit Pilzpolſtern be— hafteten bzw. brandigen Zweige, Aſte oder Stämmchen. Beide Maßregeln ſind nur im Kleinen ausführbar. 1 5. Aglaospora taleola Tul.“ 5 (Diaporthe taleola Fr.). Eichen⸗Rindenpilz. A. Außere Erſcheinung und Wirkung. An Eichen mit noch glatter Rinde wird letztere entweder nur an einer Seite oder an mehreren Seiten ſtellenweiſe braun und ſtirbt ab. Die abgeſtorbenen Partien ſind entweder nur kleine Inſeln in der lebenden Rinde, oder ſie dehnen ſich in der Längsrichtung des Stammes oft meterlang und darüber aus. Die erkrankten Stellen find in dieſem Fall ungleich breit und verlaufen nach oben und unten i In der Rinde findet man das Myceel des obengenannten Dasſelbe dringt auch in den Splint ein, wodurch dieſer gleichfalls gebräunt und getötet wird; das Kernholz widerſteht aber der Zerſetzung. Zwiſchen dem geſunden und toten Rindengewebe bildet ſich eine breite Korkſchicht, welche jenem die Möglichkeit nimmt, Waſſer von innen, d. h. aus dem Holzkörper, zu beziehen. Die Randzone des getöteten Gewebes bleibt infolgedeſſen trocken, zerſetzt ſich langſam und 1) Hartig, Dr. Robert: Eine krebsartige Rindenkrankheit der Eiche, gt durch Aglaospora Taleola. (Mit vier Figuren.) (Forſtlich⸗ natur⸗ wiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 1). erzeugt keine Pilzfrüchte. Zwiſchen dem trockenen Rand und dem raſch ſich zerſetzenden Rindengewebe entſtehen ſcharfe Riſſe. Die unter der Korkhaut, welche ſich noch einige Jahre hält, befindliche Rinde verfault und wird zuletzt ganz abgeſtoßen. Die hierdurch entſtandenen krebsartigen Stellen überwallen vom Rande her mehr oder weniger raſch. Im zweiten Jahre der Erkrankung entſtehen im Rindenzellgewebe, unterhalb der Korkhaut, die runden oder ovalen Fruchtpolſter des Paraſiten. In deren Mitte erheben ſich 1 oder 2 (ſelten 3) Höckerchen, welche die Korkhaut ſprengen und eine oder mehrere ſchwarze Peri- thecien-Mündungen erkennen laſſen, die von einem weißen Sporen— pulver (Conidien) umgeben ſind. Der im Rindengewebe ſcharf abgegrenzte Fruchtkörper beſteht aus einem ſchwarzbraunen pſeudo— parenchymatiſchen Pilzgewebe. Die flaſchenförmigen Perithecien, welche Askoſporen enthalten, entſtehen am Grunde desſelben. In der Regel vereinigen ſich die langen Hälſe mehrerer Perithecien zu einem ge— meinſchaftlichen Halſe. Ob die Infektion eine — wenn auch nur kleine — Rindenverletzung (Schürfung ꝛc.) vorausſetzt oder nicht, iſt noch nicht ausgemacht. 314 III. Buch. II. Abſchnitt. B. Vorkommen und Verbreitung. Die Krankheit ſcheint nur an jüngeren Eichen, ſo lange ſich noch keine Borke gebildet hat, aufzutreten. Die Krankheit wurde zuerſt (2) in einem 35 jährigen, aus Streifenſaat hervorgegangenen, Eichenbeſtande der Oberförſterei Klütz (Regierungsbezirk Stettin) beobachtet. C. Bekämpfung. Möglichſte Vermeidung von Rindenverletzungen beim Fällungs— betrieb und Aushieb der erkrankten Eichen bei den Durchforſtungen. Zuſatz. Die früher (S. 284) unter den Nadelholzpilzen erwähnte Pestalozzia Hartigii Tubf. befüllt auch junge Laubhölzer in Kämpen und natürlichen Verjüngungen. Ihr Vorkommen daſelbſt iſt an verſchiedenen Orten an 2— 5 jährigen Rotbuchen, Ahornen und Eſchen konſtatiert worden.“) Die Erkrankung giebt ſich — wie bei den Nadelholzpflanzen — durch Welken des Laubes (Juli), Auftreten von eingeſchnürten Stellen über dem Wurzelſtocke, kleinen länglichen Anſchwellungen 1) Erkrankung junger Buchenpflanzen. (Mit einer Abbildung.) (Forſt⸗ lich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 436). j Schutz gegen Pilze. 315 darüber mit Rindenverfärbung und Vertrocknen und Aufplatzen der Rinde (in der Längsrichtung) zu erkennen. Schließlich ſterben die betreffenden Pflänzchen ab. 1 Die Krankheit war namentlich in den naſſen Sommern 1888 und 1892 in Buchenverjüngungen ziemlich verbreitet, jo z. B. in den Waldungen bei Pappenheim und an verſchiedenen Orten Mittelfrankens, in Württemberg ꝛc. Wir beobachteten ſie (1888) an 2jährigen Eſchen im akademiſchen Forft- garten bei Gießen und in den Saatkämpen der Gräflichen Oberförſterei Lau: bach, ferner an 3 — 5jährigen Buchen in der Oberförſterei Feldkrücken 1 (Vogelsberg). N III. Cotyledonen⸗ und Blattpilze. 6. Phytophthora fagi R. Htg. (Phytophtbora omnivora de Bary. Peronospora sempervivi Schk.). 1 ’ Buchen-Cotyledonenpilz.“) A. Außere Erſcheinung und Wirkung. 1 Dieſer ſehr ſchädliche Pilz erzeugt die den Forſtwirten ſchon ſeit langer Zeit bekannte Buchenkeimlingskrankheit; er wurde aber erſt 1875 von R. Hartig als Urſache derſelben erkannt und anfangs unter dem Namen „Peronospora fagi“ in die Litteratur eingeführt. Die Krankheit äußert ſich durch Schwarzwerden und Abſterben der Buchenkeimlinge von unten ab ſchon während der Keimung oder Nerſt nach dem Erſcheinen der Cotyledonen durch Bräunen und Zu— ſammenſchrumpfen des Stengelchens ober- oder unterhalb der Keim— blätter, während dieſe noch grün ſind, oder durch dunkle Flecken am Grunde derſelben, oder auch an den Primordialblättern. Schon binnen 6 — 8 Tagen nach dem erſten Auftreten der Krankheit er greift die Fäulnis die ganzen Pflänzchen, zumal bei anhaltendem Regenwetter in den Monaten Mai und Juni. Bei trockener Witterung ſehen die befallenen Individuen wie durch Hitze getötet oder von 1) Zur Litteratur: Hartig, Dr. R.: Die Buchencotyledonen-Krankheit. Vorläufige Mit- theilung (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, S. 117). Derſelbe: Die Buchenkeimlingskrankheit erzeugt durch Phytophthora Fagi m. (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1879, S. 161). Derſelbe: Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitute zu München. Berlin, 1880, S. 33. v. Liebenberg, Dr.: Phytophthora (Peronospora) Fagi, der Buchen— imlingspilz. Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitut zu München n Profeſſor Dr. Robert Hartig (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 882, ©. 24). 316 III. Buch. II. Abſchnitt. Feuer verſengt aus. Sehr häufig tritt der Pilz in Gemeinſchaft mit Lachnus fagi L. (S. 160) auf.“) Ob die Buchenkeimlinge durch große Hitze oder den Pilz getötet wurden, läßt ſich (nach Borgmann) an folgenden Merkmalen erkennen: Beim Abſterben durch Dürre erſcheinen die vertrockneten Primordial⸗ blätter zuſammengerollt. Die Blattfläche der durch den Pilz getöteten Blätter hingegen bleibt aber ſtets ausgebreitet und eben. Das Braun⸗ werden geht hier meiſt vom Rand und von der Blattſpitze aus, ſodaß häufig an der Blattbaſis noch unveränderte grüne Blattſubſtanz vorhanden iſt. Beim Abſterben durch Dürre l iſt ferner die plumula ſtets verſchrumpft und vertrocknet und keine Knoſpenanlage vorhanden. Beim Abſterben durch den Pilz hingegen kommt es häufig vor, daß die plumula nicht er⸗ griffen wird und öfters eine — wenn auch ſchwächliche — Knoſpe ſich ausbildet. Die erſte Infektion der Buchen durch den Paraſiten erfolgt durch Ei-Sporen, welche im Boden geruht haben. Das Miycelium verbreitet ſich ſowohl im Stengel, als in den Samenlappen (hier faſt nur intercellular). Noch während deſſen Wucherung durchbrechen maſſenhaft Hyphen von innen die Epidermis oder kommen aus den Spaltöffnungen zum Vorſchein und werden zu Sporangienträgern. Nach Abſchnürung der citronenförmigen Sporangien verlängern ſich die Träger aufs neue und bilden abermals Sporangien, während inzwiſchen die erſteren gewöhnlich abfallen, um entweder direkt zu keimen, oder ihren Inhalt (Conidien, Schwärmſporen) nach allen Richtungen hin freizugeben. Auf dieſe Weiſe wird die Krankheit über größere Flächen hin verbreitet, namentlich auf die erſten Stengelblätter übertragen. Die Entwickelung des Pilzes iſt eine ſo raſche, daß bei Regen und in dumpfen Lagen ſchon 3— 4 Tage nach dem erſten Auftreten der Krankheit neue Sporangienträger an den Wirtspflanzen zum Vorſcheine kommen. Zugleich bilden ſich im Inneren der Cotyledonen durch ge— ſchlechtliche Befruchtung dickwandige Ei-Sporen, welche ſchließlich mit den faulenden Pflanzenteilen in den Boden gelangen und ſich hier vier Jahre und darüber keimfähig erhalten. Dieſe pflanzen die Krankheit von Jahr zu Jahr fort, wenn in den betreffenden Ortlich⸗ keiten (Saatbeeten) abermals Bucheln zur Ausſaat gelangen. Bei dichten Saaten auf feuchtem Grunde wachſen die Pilzfäden ſogar unterirdiſch von einer Pflanze zu den Wurzeln der anderen und die Pflänzchen fallen dann gleich reihenweiſe um. 1) Borgmann: Beſchädigung des Buchenaufſchlags in 1889 durch Lachnus fagi L. und die Kotyledonenkrankheit Phytophthora omnivora (fagi R. Hrtg.) (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 753). Schutz gegen Pilze. 317 Durch ſpätere Beobachtungen wurde feſtgeſtellt, daß der Pilz auch andere Laubhölzer (Ahorne, Eſche, Akazie) im Keimlingsalter befalle, ſowie ſämtliche Nadelhölzer, namentlich Fichte und Kiefer.“) Infolgedeſſen wurde ihm die Bezeichnung „Phytophthora oinnivora“ beigelegt. Die Krankheitsſymptome bei dieſen Holzarten ſind ähnlich, wie bei der Buche. Wenn nur die Spitze des Keimlings (inkl. Blättern) befallen wird, ſo erholt ſich das Pflänzchen nicht ſelten; es verfällt aber ſicher dem Tode, ſobald der Stengel von unten her infiziert wird. Wenn ſich Regenwürmer im Boden befinden, ſo wandern dieſe gern nach den Stellen hin, wo getötete Pflänzchen ſtehen, um dieſe in ihre Gänge zu ziehen und zu verzehren. Hieraus erklären ſich die oft handgroßen Lücken in Rillenſaaten, welche anfangs vortrefflich aufgegangen ſind. Das durch einen Pilz bewirkte Verfaulen bzw. Vertrocknen der Kiefern— und Fichtenkeimlinge (Mai, Juni) wird übrigens nicht in allen Fällen durch die Phytophthora omnivora hervorgerufen. Unterſuchungen haben ergeben, daß auch ein anderer Paraſit, deſſen Myeel die Pflänzchen entweder an den Wurzeln oder am Stengel oder an den Samenlappen angreift, die Krank— heit verurſachen kann. Die Frage nach der Art (nach der Geſtalt der Coni— dien eine Nectria- Spezies?) iſt aber vorläufig noch nicht zu beantworten, da es nicht geglückt iſt, die Perithecienform des Pilzes zu erziehen.?) B. Vorkommen und Verbreitung. Die Buchen verjüngungen in ſchattigen Lagen, ſowie die Saat— kämpe und Freiſaaten aller Holzarten, welche der Pilz befällt, haben unter dieſer Kalamität oft ſchwer zu leiden. Außer durch den Wind werden die Sporen auch durch Mäuſe, Rehe, den Tritt von Menſchen oder Huftieren, ſowie durch Wagenräder verſchleppt. Feuchtwarme Jahre begünſtigen die Weiterverbreitung des Übels außerordentlich. Die Buchenſtengelkrankheit wurde nach den in der Litteratur vorhandenen Notizen beobachtet im Harze (bei Ilſenburg 1861) im Frankfurter Stadt⸗ walde (1872), im gothaiſchen Thüringerwalde (Tambuch, Liebenſteiner Revier ꝛc. 1874)), im Forſtgarten zu München (1880), ſpäter auch in Freyſing, im 1 1 1) Hartig, Dr. R.: Beſchädigung der Nadelholzſaatbeete durch Phyto— en omnivora (Fagi) (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt 1883, S. 593). 2) Derſelbe: Ein neuer Keimlingspilz Mit 4 Textfiguren) (Forſtlich⸗ naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 432). | 3) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1861, S. 21. 4) Hartig a. a. O. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VIII. Band, 1676, S. 117). N akademiſchen Forſtgarten bei Gießen (1882 und 1891), in Mähren (Revier Haslicht 1887) ), in der preußiſchen Oberförſterei Oberaula (1889) ?) ꝛc. 318 III. Buch. II. Abſchnitt. C. Bekämpfung. 1. Beſpritzen der Buchenſaaten mit einer Kupferlöſung in ähnlicher Weiſe, wie es in den Weinbergen gegen die durch Oidium Tuckeri Berk. verurſachte Weintraubenkrankheit geſchieht.“) 2. Sofortiges Ausheben und Verbrennen der befallenen Pflanzen, ſamt dem auf dem Boden liegenden Laube. Aufmerkſame Beobachtung der Buchenſaatbeete iſt beſonders bei Regen⸗ wetter im Mai und Juni geboten. Die Arbeiter, welche mit dem Ausheben der befallenen Pflänzchen betraut werden, müſſen ſich eine Schürze vorbinden und die Pflanzen hineinwerfen, ſich auch möglichſt vor dem Betreten der Saatbeete hüten, um die Zooſporen nicht zu verſchleppen. Die Reviſion der heimgeſuchten Beete muß täglich erfolgen. 3. Durchglühen des Bodens in der Art, daß man auf den betreffenden Beeten 30 em tiefe und etwa ebenſo weit voneinander entfernte Gräben anfertigt, dieſe mit Reiſig und ſonſtigem dürren Gehölz ausfüllt und letzteres in Brand ſetzt. Das Feuer iſt etwa 2 Tage zu unterhalten, damit ſämtliche im Boden befindliche Pilze getötet werden. Saatbeete, auf welchen ſich dieſe Krankheit gezeigt hat, darf man in den nächſten Jahren nicht wieder zur Saat, ſondern höchſtens zur Verſchulung benutzen, wobei am beſten auch mit der Holzart zu wechſeln iſt. 7. Rhytisma acerinum Pers. Ahorn-Runzelſchorf.) Dieſer Pilz erzeugt die Schwarzfleckigkeit auf Ahornblättern (Berg-, Spitz- und Feldahorn). Der Spitzahorn ſcheint am meiſten befallen zu werden. Im Juli treten bei feuchter Witterung auf den genannten 1) Baudiſch, Friedrich: Ueber „Pbytophthora omnivora“ als Schäd— ling des Buchenaufſchlages (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1888, S. 382). 2) Borgmann a. a. O. 3) G.: Mittel gegen die Krankheit der Buchen-Keimlinge (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, 1895, S. 151). 4) Corny, M.: Die „Schwarzfleckenkrankheit“ des Ahorns (Rhytisma acerinum). Mitgetheilt aus Comptes rendus, Tome LXXXVII, p. 178 et s. von Judeich (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 28. Band, 1878, S. 319). Schwarzfleckenkrankheit des Ahorns (Rhytisma acerinum) (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 46). Schwarze Flecke auf Ahornblättern (daſelbſt, 1879, S. 569). N Schutz gegen Pilze. 319 Blättern zuerſt gelbe, rundliche Flecken von 1— 2 em Durchmeſſer auf, welche ſich im Auguſt ſchwarz färben; nur am Rande bleibt ſtets eine hellere Zone (Fig. 123). Die ſchwarzen Flecken ſind Skle⸗ rotien. Zunächſt bilden ſich in ihnen Pyeniden (Melasmia acerinum Lev.) mit kleinen einzelligen Conidien, während ſich die Epidermis— und die tiefer liegenden Zellen mit Myeel füllen, bis die Sklerotien fertig gebildet ſind. Die Blätter fallen frühzeitiger als gewöhnlich Fig. 123. A bh * * 0 8 = 3 8 u \ Hi A - ı h Rhytisma acerinum Pers. auf einem Spitzahornblatte. Die ſchwarzen Flecken (a) find von einer abgeftorbenen, hellen Zone (5) umgeben. 222 „ — N b. Auf den abgefallenen Blättern entwickelt ſich im Laufe des inters und folgenden Frühjahrs die vollkommenere Winterform hytisma) in Geſtalt zahlreicher, etwas gekrümmter Apothecien, K Ice auf den ſchwarzen Flecken entſtehen und ſich bei feuchtwarmer rung durch einen Längsſpalt öffnen. Sie enthalten fadenförmige raphyſen und keulenförmige Schläuche. Die hieraus im nächſten Jahre ai, Juni) ausſtaubenden Sporen, welche eine Gallerthülle ent— en, werden vom Wind auf neue Blätter getragen und erzeugen elbſt neue Flecken. Der Paraſit ſcheint nur 1jährige Dauer zu beſitzen und eng liſiert aufzutreten. Der Schaden beſchränkt ſich auf verminderte milation der Blattſubſtanz, iſt daher nicht erheblich. 320 III. Buch. II. Abſchnitt. Bekämpfung: Sammeln und Verbrennen der befallenen Blätter im Herbſte. Dieſe Maßregel iſt allerdings nur im Kleinen (in Forſtgärten und Parks) ausführbar. 8. Melampsora Hartigii Thüm. Weidenroft.') A. Äußere Erſcheinung und Wirkung. Auf den Blättern verſchiedener Weidenarten (beſonders unter- ſeits), aber auch an der Rinde junger Triebſpitzen, bemerkt man Ende Mai oder Anfang Juni kleine, goldgelbe Sporen, die zerſtreut oder in Häufchen auftreten. Gegen Ende des Som: mers, Anfang Herbſt zeigen ſich an den Blät⸗ tern orangegelbe Polſter (Fig. 124, bei ah)?), welche ſpäter ſchmutzig— gelb, zuletzt braun und ſogar faſt ganz ſchwarz werden. Binnen etwa einer Woche tritt Ver— gelben bzw. Schwarz—⸗ werden, Zuſammenrollen (Fig. 124, bei 5) und Abfallen des kranken Laubes ein. Auch die ſtark infizierten Triebe (Fig. 124, bei ) ſter⸗ ben von der Spitze her ab. Beim Blattabfalle haben die Polſter ihre Zweig von Salis acutifolia, durch Melampsora 5 Hartigii Thum. befallen. volle Entwickelung noch a Grünes Blatt mit zahlreichen Pilzpolſtern. 5 Blätter mit nicht erlangt. ſchwarzen Flecken, ſich bereits zuſammenrollend. c Pilzpolſter ch 3 9 aus der Epidermis des Stengels hervorbrechend. Die zuerſt auf den 1) Bis vor kurzem wurden ſämtliche auf Weidenarten vorkommenden Roſtpilze unter der Kollektivbezeichnung „Melampsora salieina Lev.“ zus ſammengefaßt. Jetzt ſcheidet man (nach von Thümen) eine Anzahl von Arten aus, und für die im Texte genannten beiden Spezies ſind durch Roſtrup auch die Aeeidien nachgewieſen worden. 2) Eine Kopie nach R. Hartig. Schutz gegen Pilze. 321 Blättern auftretenden gelben Häufchen find die Uredoform (Uredo salieis DC.). In den Polſtern hingegen bilden ſich unter der Ober⸗ haut der Blätter Teleutoſporen, welche, auf feuchtem Boden über— wintert, im Frühjahre fruktifizieren. Hierbei entſteht meiſt an der Spitze der prismatiſchen Zellen, aus welchen ſich dieſe Polſter zu— ſammenſetzen, Promycelium mit Sporidien, durch deren Keimung die Krankheit auf neue Triebe verpflanzt wird. Auf den Blättern der Ribes-Arten (Stachel-, Johannisbeere) erzeugen fie Caeoma ribesii Lk. als zugehörige Form; jedoch bedarf es dieſes Zwiſchengliedes zur Fortpflanzung des Weidenroſtes nicht. B. Vorkommen und Verbreitung. Der Pilz befällt beſonders Salix acutifolia Willd., findet ſich aber auch auf anderen Weidenarten, z. B. auf 8. daphnoides II., 8. viminalis L., -S. purpurea L. ꝛc. Am meiſten leiden die 1jährigen Triebe; die 2—4jährigen find ſchon widerſtandsfähiger. Der Anbau der kaſpiſchen Weide kann durch dieſen Pilz in Frage!) geſtellt werden, was um ſo bedauerlicher iſt, als dieſe Weide ſelbſt auf trockenen Böden gedeiht und ſeit dem Ende der 1860er Jahre im nördlichen Deutſchland (auf Sandſchollen, an Eiſenbahn— dämmen ꝛc.) viel angebaut wird. AIgn Bezug auf das Verhalten der befallenen Kulturen iſt namentlich die Jahreszeit, zu welcher der Pilz auftritt, von Einfluß. Wenn die Weiden— anlagen ſchon im Juli oder Auguſt von dem Pilze heimgeſucht werden, ſo zeigt ſich bereits im Nachſommer und Herbſte vollſtändige Erſchöpfung und Abſterben derſelben, weil auch noch die in demſelben Jahr als Erſatz für die verlorenen Organe gebildeten Seitentriebe befallen und getötet werden. Wenn der Roſt die betreffenden Kulturen aber erſt im September befällt, ſo erfolgt im nächſten Jahre bloß kümmerlicher Wuchs (kein Abſterben). Man hat den Pilz ſeit 1870 an verſchiedenen Orten — namentlich bei Eberswalde — in größerer Ausdehnung beobachtet. C. Bekämpfung. N 1. Beſpritzen der Weiden mit Karbolſäure?) oder mit einer ‚ Kupferlöſung (Bordelaiſer Brühe :c.). 1) Hartig, Dr. Robert: Die Mißerfolge beim Anbau der kaſpiſchen Weide und das Erkranken derſelben durch Melampsora salicina Lev. (Beit— ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, IV. Band, 1872, S. 254). 2) Lehn: Carbolſäure im Dienſte der Forſtwirthſchaft (daſelbſt, XVIII. Jahrgang, 1886, S. 231). Karbolſäure im Dienſte der Forſtwirtſchaft (Forſtwiſſenſchaftliches Cen— tralblatt, 1887, S. 320). . Heß, Forſtſchutz IL 3. Aufl. 21 322 III. Buch. II. Abſchnitt. Karbolſäure iſt mit Erfolg in den Fürſtlich Menburg-Büdingen'ſchen Waldungen angewendet worden. Auf 10 1 Waſſer nimmt man 15 —25 g rohe Karbolſäure, mengt beides in einem Eimer gut zuſammen und beſpritzt die Stecklinge hiermit, wozu man ſich eines gewöhnlichen Weißbinderpinſels bedient. Das Experiment muß aber mehrmals wiederholt werden. Eine neue Anlage wurde hierdurch vor der Infektion durch eine anſtoßende, ſtark befallene ältere Kultur vollſtändig bewahrt. Geſamtkoſten pro ha 1,50 M. Auf das Beſpritzen mit Bordelaiſer Brühe wurde bereits früher (S. 294) zur Bekämpfung des Schüttepilzes der Kiefer hingewieſen. Auf dieſe und andere Kupferlöſungen kommen wir im „Anhang“ bei Beſprechung der „Schütte“ zurück. f 2. Abſchneiden und Verbrennen der mit Sporen behafteten Loden, ſobald man deren Auftreten wahrnimmt. 3. Zuſammenrechen und Untergraben oder Verbrennen des in— fizierten Laubes im Herbſt und Frühjahre. Zuſatz. Von anderen Melampsora-Arten auf Weiden ſoll noch: Melampsora salicis capreae Pers. (M. farinosa) genannt werden. Die Uredoſporen erſcheinen als kleine gelbe Pünkt⸗ chen und Häufchen auf den Blättern von Salix caprea L., S. au- rita L. und S. cinerea L. Später treten die dunkelbraunen Teleuto- ſporen auf der Unterſeite auf, die ein vorzeitiges Abfallen der Blätter veranlaſſen und auf dem toten Laube am Boden überwintern. Die zugehörige Aecidienform iſt Caeoma evonymi Gmel. auf dem Spindelbaum (Evonymus europaeus L.). — ——— — . A TEE nr = — — 3233 5 ; 1 IV. Buch. Schutz der Waldungen gegen atmoſphäriſche Einwirkungen. Die Waldungen werden von der einjährigen Kultur an bis zum haubaren Beſtande von Witterungsübeln mehr oder weniger heim— geſucht und hierdurch in der mannigfaltigſten Weiſe geſchädigt. Als ſolche Übel kommen Froſt, Hitze, Winde (beſonders Stürme), ſtarke Regengüſſe, Hagel, Schnee, Duft (Reif) und Eis in Betracht. Dieſe Natur⸗Phänomene ſchaden übrigens nicht unter allen Um— ſtänden; einige wirken ſogar nach manchen Richtungen hin nützlich, wie aus Nachſtehendem hervorgeht. Der Froſt lockert den Boden und macht ihn hierdurch em— pfänglicher für die Kultur. Die Winde vermitteln die Befruchtung vieler Holzpflanzen durch Übertragen des Pollens und ſchütteln den belaſtenden Schnee, wenn er trocken aufgefallen iſt, von den Stämmen, wodurch Bruch— ſchäden oft vorgebeugt wird. Der Regen ſpendet das zum Vegetationsprozeß unentbehrliche Waſſer. Der Schnee!) ſchützt als ſchlechter Wärmeleiter den Boden gegen das Eindringen der Winterkälte und die jungen Holzpflanzen gegen das nachteilige Ausfrieren. Ferner ſchwächt die Schneedecke grelle Temperatur⸗Schwankungen teils während des Bedecktſeins, teils während des Auftauens. Endlich iſt der Schnee zugleich ein Sammler von Kohlenſäure, weil er viel Luft aufnimmt. Da nun die Zer— ſetzung der Mineralien, womit die Bodenbildung im Zuſammenhang ſteht, durch Kohlenſäure beſchleunigt wird, ſo ſind ſchneereiche Winter auch in dieſer Hinſicht für die Pflanzenwelt von großem Vorteile. Mit dieſen günſtigen Wirkungen hat es aber die Forſtſchutz— lehre nicht zu thun. Ihre Aufgabe kann nur darin beſtehen, den durch die bezeichneten Witterungs-Phänomene angerichteten forſtlichen Schaden nach den bedingenden Umſtänden allſeitig zu erörtern und Einfluß der Schneedecke auf die Bodentemperatur (Forſtliche Blätter, N. F. Fo ©. 879). 21* 324 IV. Buch. I. Abſchnitt. die erfahrungsgemäß erprobten Vorbeugungsmaßregeln anzugeben, da nur von ſolchen die Rede ſein kann. Die Größe der Beſchädigungen, welche durch die meteoriſchen Elemente den Waldungen zugefügt werden, hängt von dem Zuſammen— wirken verſchiedener Umſtände ab. In erſter Linie iſt der räumliche Umfang und die Inten— ſität des betreffenden Ereigniſſes maßgebend. Ferner ſpielen auch der Zeitpunkt des Eintrittes desſelben, ſowie die Witterungs— kombination vor, während und nach der Kalamität hierbei eine Rolle. In zweiter Linie kommen die Beſtands- und Standorts— verhältniſſe in Betracht. Die Holz- und Betriebsart, aus welchen ein Wald ſich zuſammenſetzt, das Vorkommen einer Holzart im reinen oder gemiſchten Beſtande, das Alter und der Schlußgrad der von einem Witterungsübel heimgeſuchten Beſtände ꝛc. ſind, da die Holz— arten und Altersklaſſen ꝛc. in höchſt verſchiedenem Grade durch atmoſphäriſche Kalamitäten leiden, von hervorragender Bedeutung. Was die Standortsverhältniſſe anlangt, ſo ſind Boden und Lage zunächſt inſofern von Einfluß auf das Maß des Schadens, als ſie die Wachstumsenergie der Holzpflanzen ſchon von Jugend auf be— dingen. Als direkt wirkende Momente kommen aber namentlich in Betracht: die verſchiedene chemiſche und phyſikaliſche Beſchaffenheit des Bodens ſowie die Meereshöhe und die Expoſition der Hänge. Außer: dem wirkt die Beſchaffenheit des Bodenüberzugs modifizierend. Da nun in Bezug auf das Zuſammentreten aller dieſer Momente eine große Reihe von Möglichkeiten exiſtiert, ſo muß auch — dieſen entſprechend — der Schaden je nach Lrtlichkeiten ein ſehr ver— ſchiedener ſein. Die Lehre von der Entſtehung der Fröſte, Winde, des Hagels, Schnees x. wird in die Meteorologie!) verwieſen. Die Not⸗ 1) Aus der reichhaltigen Litteratur über dieſe intereſſante Materie be— zeichnen wir als für den Forſtwirt beſonders geeignet: Graeger, Dr. N.: Sonnenſchein und Regen und ihre Einflüſſe auf die ganze Schöpfung. Eine populäre Witterungskunde für Nichtmeteorologen. Mit einem Vorwort von Profeſſor H. W. Dove. Nebſt einer Karte und eingedruckten Holzſchnitten. Weimar, 1870. Mohn, H.: Grundzüge der Meteorologie. Die Lehre vom Wind und Wetter, nach den neueſten Forſchungen gemeinfaßlich dargeſtellt. Berlin, 1875. 2. Aufl. 1879. 3. Aufl. 1883. 4. Aufl. 1887. 5. Aufl. Mit 24 Karten und 45 Holzſchnitten. Berlin, 1898. Börnſtein, Dr. R.: Regen oder Sonnenſchein? Gemeinverſtändlicher Leitfaden der Wetterkunde nach dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft be— arbeitet. Berlin, 1882. 4 7 Schutz der Waldungen gegen atmoſphäriſche Einwirkungen. 325 wendigkeit gründlicher meteorologiſcher Kenntniſſe für den Forſtmann bedarf nach vorſtehenden Bemerkungen wohl keiner weiteren Be— gründung. “) Die Beobachtung der Witterungs-Erſcheinungen und der hierdurch an den Holzpflanzen und Bäumen hervorgerufenen Nachteile hat nicht nur wiſſen— ſchaftlichen, ſondern auch praktiſchen Wert. Sie ſollte daher — wenigſtens in einem gewiſſen Umfange — den Forſtbeamten aller Grade zur Pflicht gemacht werden. Mehr oder weniger vollſtändige meteorologiſche und phänologiſche Aufzeichnungen ſind namentlich in den letzten 20 Jahren ſeitens der Deutſchen forſtlichen Verſuchsanſtalten gemacht worden. Von beſonderer Wichtig— keit in Bezug auf den „Forſtſchutz“ iſt aber eine genaue Buchführung über den Eintritt erheblicher Froſt⸗, Sturm⸗, Hagel-, Schnee-, Duft: und Eisſchäden im Taxationswerk oder in einer beſonderen „Wald-Unfalls-Chronik“, unter erſchöpfender Angabe nicht nur des Umfanges und der Größe der hier- durch angerichteten Beſchädigungen, ſondern auch aller örtlicher und zeitlicher Momente, welche das Übel begünſtigt oder in ſeiner Wirkung abgeſchwächt haben. Ferner müßten in dieſer Chronik auch die mit den angewendeten Schutzmaßregeln gemachten Erfahrungen bzw. erzielten Erfolge niedergelegt werden. Nützlich würde endlich noch die Markierung der durch Froſt- oder Sturm⸗ oder Schneeſchäden beſonders heimgeſuchten Ortlichkeiten auf der Revierkarte ſein, was etwa durch farbige Umränderung geſchehen könnte. Durch die Erteilung gleichmäßiger Vorſchriften über die Art der Buchung und die Benutzung eines einheitlichen Schemas hierzu würde die Zuſammen— ſtellung der in verſchiedenen Waldgebieten gemachten Erfahrungen weſentlich erleichtert werden.“) Klein, Dr. Hermann J.: Allgemeine Witterungskunde nach dem gegen— wärtigen Standpunkte der meteorologiſchen Wiſſenſchaft. Für das Verſtändnis weiterer Kreiſe bearbeitet. Mit 6 Karten, 2 Vollbildern und 31 Abbildungen in Holzſtich. Leipzig, 1882. — Dieſes Schriftchen bildet den II. Band der Deutſchen Univerſal⸗Bibliothek für Gebildete: „Das Wiſſen der Gegenwart“. Es wurde in dieſer Sammlung 1884 als 22. Tauſend wieder abgedruckt. 4 Hann, Julius: Handbuch der Klimatologie. Stuttgart, 1883. 2. Aufl. (Bibliothek geographiſcher Handbücher, herausgegeben von Pr. Dr. Fr. Ratzel). 3 Bände. Mit 22 Abbildungen. Daſelbſt, 1897. Hornberger, Dr. R.: Grundriß der Meteorologie und Klimatologie, letztere mit beſonderer Rückſicht auf Forſt⸗ und Landwirthe. Mit 15 Text⸗ abbildungen und 7 lithographirten Tafeln. Berlin, 1891. — Dieſes Buch iſt für den Forſtmann beſonders zu empfehlen, weil es die wichtigſten Lehren der Meteorologie und Klimatologie in leicht faßlicher Form enthält. Weiſe, W.: Die Kreisläufe der Luft nach ihrer Entſtehung und in einigen ihrer Wirkungen. Mit 8 Textfiguren und 4 lithographirten Tafeln. Berlin, 1896. — Die hierin entwickelten meteorologiſchen Anſichten und Theorien weichen allerdings von den zur Zeit herrſchenden Anſchauungen auf dieſem Gebiete ſehr weſentlich ab. 1) Lorenz, Dr. Joſ. R.: Über Bedeutung und Vertretung der land— und forſtwirthſchaftlichen Meteorologie. Wien, 1877. h 2) Beſtimmung bezüglich der Beobachtung von dem Walde ſchädlichen Naturereigniſſen in Preußen (Forſtliche Blätter, N. F. 1872, S. 154). 326 IV. Buch. J. Abſchnitt. 1. Abſchnitt. Schutz gegen Froſt. n Der Froſt iſt in Bezug auf feine räumliche Ausdehnung ent: weder Landfroſt oder Lokalfroſt, in Bezug auf ſein zeitliches Auftreten entweder Frühfroſt (Herbſt) oder Winterfroſt oder Spätfroſt (Frühjahr). 1 Der Winterfroſt iſt ſtets Landfroſt. Früh- und Spätfröſte können ſowohl Land-, wie Lokalfröſte ſein. Die Spätfröſte ſind im allgemeinen häufiger als die Frühfröſte; jene treffen namentlich die Niederung, dieſe mehr die höheren Lagen (Gebirge). Die größere Schädlichkeit der Spätfröſte ergiebt ſich aber nicht bloß aus dem häufigeren Auftreten derſelben, ſondern namentlich aus dem hohen Empfindlichkeitsgrade der Holzwüchſe bei dem Wiedererwachen der Vegetation. Am verderblichſten ſind die Maifröſte. Junifröſte ſind ſelten. Die Aprilfröſte ſchaden deshalb weniger als die Maifröſte, weil die Vegetation froſtempfindlicher Holzarten meiſt noch nicht ent— wickelt iſt. Der Froſt ſchadet nach drei verſchiedenen Richtungen bin; er bewirkt: 1. das Erfrieren junger Holzpflanzen und zarter Baumteile (Erfriertod); 2. das Auftreten von Froſtriſſen an Stämmen (Starrfroſt); 3. das Ausfrieren junger Pflänzchen (Barfroſt). J. Kap. Das Erfrieren.“) 4 1. Außere Erſcheinung. Erfrorene Holzpflanzen oder Pflanzenteile ſind ſchlaff und welk, hängen herab und kennzeichnen ſich äußerlich durch rotbraunes, ſpäter ſchwärzliches Ausſehen als abgeſtorben. Dieſe Merkmale ſind Folge der aufgehobenen Gewebeſpannung und eingetretenen Funktionsloſigkeit der vom Froſte getroffenen Organe. Die durch Frühfröſte zum Abſterben gebrachte Belaubung fällt mit geringen Ausnahmen frühzeitig ab, bei manchen Holzarten 3 Er 1) Göppert, Dr. Heinrich Robert: Über das Gefrieren, Erfrieren der Pflanzen und Schutzmittel dagegen. Altes und Neues. Mit 14 in den Tui gedruckten Holzſchnitten. Stuttgart, 1883. — Schutz gegen Froft. 327 (Holunder, Akazie ꝛc.) anſcheinend unverändert ſchon in wenigen Tagen. Der Erfriertod wird vorherrſchend durch Spätfröſte (haupt— ſächlich im Mai)!) weniger durch Frühfröſte bewirkt. Durch den Winterfroſt werden die bei uns einheimiſchen Holz— arten nur ſelten getötet.“) 2. Erklärung der Froſtwirkung.“ Das Abſterben der Holzpflanzen oder gewiſſer Baumteile infolge zu niedriger Temperatur (Erfrieren) erfolgt (nach Sachs und den 1) Nördlinger, Dr. H.: Die Frühlings- oder Spätfröſte (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 43. Band, 1. Heft, 1860, S. 151). Derſelbe: Ueber Beſchädigung der Waldbäume durch Froſt (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1860, S. 294). Müttrich, Dr.: Ueber Spät⸗ und Frühfröſte (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 201). — Eine umfangreiche, vor: wiegend meteorologiſche Abhandlung mit zahlreichen Tafeln. 2) Pfeil, Dr. W.: Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen mit praktiſcher Beziehung. Das Erfrieren der Waldbäume im Winter (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 40. Band, 2. Heft, 1858, S. 212). Nördlinger, Dr. H.: Bedeutung des Winterfroſts für die Waldbäume (daſelbſt, 42. Band, 2. Heft, 1860, S. 112). Derſelbe: Winterkälteſchaden an Elſebeer, Pyrus torminalis L., und gemeiner Eſche (daſelbſt, 43. Band, 1. Heft, 1860, S. 257). Derſelbe: Winterkälteſchaden und Sonnenbrand an der Eſche, Fraxinus excelsior (daſelbſt, 46. Band, 1. Heft, 1863, S. 240). Derſelbe: Winterkälteſchäden an Waldbäumen (daſelbſt, 46. Band, 1. Heft, 1863, S. 247). Mitteilungen über den Einfluß der Winterkälte auf die Wurzeln im Herbſte ausgenommener und eingeſchlagen überwinterter Holzpflanzen bringt Theodor Hartig in den Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahr: gang 1864, S. 64 u. f. 3) Neuere Unterſuchungen über das Erfrieren der Pflanzen (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1870, S. 369). — Dieſer ausführliche, nach E. Prillieux (Bullet. de la soc. bot. de France, XVI. Compt. rend., 2.) bearbeitete Artikel verbreitet ſich über die betreffenden Arbeiten von: Göppert, Nägeli, Sachs, Aubert du Petit⸗Thouars, John Herſchel, John le Conte, r 955 v. Mohl u. a. Göppert, : Ueber Einwirkung der Kälte auf die Pflanze (Zeit— ſchrift für Forſt⸗ 555 Jagdweſen, III. Band, 1871, S. 438 und Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1871, S. 78). Ueber das Gefrieren und Erfrieren der Pflanzen, nach Unterſuchungen on Dr. Hermann Müller-Thurgau (Forſtliche Blätter, N. F. 1882, S. 348). k Ueber das n und Erjrieren der Pflanzen, nach Dr. H. Müller: Thurgau (daſelbſt, 1887, S. 311). 328 IV. Buch. I. Abſchnitt. meiſten Botanikern) nicht ſchon bei dem Eintritte des Froſtes, ſondern erſt bei raſchem Wiederauftauen der gefrorenen Organe. Dieſe Erſcheinung läßt ſich in folgender Weiſe erklären: Bei dem Gefrieren erſtarrt der flüſſige Pflanzeninhalt zu Eis. Hierdurch erleidet das zarte Pflanzengewebe eine morphologiſche Ver— änderung. Durch die etwa 0,1 betragende Raumvergrößerung des Zellwaſſers bei der Eisbildung wird die in jenem enthaltene Luft in Freiheit geſetzt. Das Eis in Verbindung mit der gelöſten Luft wirkt zermürbend auf die Zellwände. Hierdurch werden deren Poren bedeutend vergrößert. Die Membran verliert durch dieſe molekulare Auflockerung ihre eigentümliche Reſiſtenz gegen den Aus- und Eintritt gewiſſer Stoffe (durch Diosmoſe) und läßt beim raſchen Wiederauf⸗ tauen die Zellflüſſigkeit in die Intercellularräume austreten. Die Pflanzenteile erſcheinen infolgedeſſen ſchlaff und wäſſerig. Die aus: geſchiedene Luft zerſetzt das Chlorophyll, daher das Bräunen bzw. Schwarzwerden der getöteten Organe. Wenn aber das Auftauen langſam erfolgt, ſo gewinnt die gepreßte Zellmembran in der Regel Zeit, ihre normale Elaſtizität wieder anzunehmen, bevor die Herz ſetzung des Blattgrüns ſtattgefunden hat. Je waſſerreicher eine Pflanze (oder ein Pflanzenteil) iſt, deſto leichter iſt ſie dem Erfrieren ausgeſetzt. Früher nahm man allgemein an, das Erfrieren erfolge alsbald bei dem Eintritte des Froſtes. Man glaubte, daß der Pflanzenſaft beim Erſtarren zu Eis die Gefäße und Zellen der Pflanzen in ähnlicher Weiſe ſprenge, wie das in einer Flaſche befindliche Waſſer dieſe beim Gefrieren auseinandertreibt. Gegen dieſe Annahme ſprechen aber die Thatſachen, daß die Zellen erfrorener Pflanzen — wie die mikroſkopiſche Unterſuchung nachweiſt — nicht geplatzt ſind, und daß man erfrorene Pflanzen unter gewiſſen Umſtänden, (durch vorſichtiges und ganz allmähliches Auftauen) am Leben zu erhalten vermag. Das Nichtplatzen der Membranen bei der Ausdehnung der Zellen durch den Froſt erklärt ſich teils aus deren großer Dehnbarkeit, teils daraus, daß die Pflanzenzellen nicht vollſtändig mit Saft angefüllt ſind; bei der Ver größerung der letzteren durch Übergang des Saftwaſſers in Eis iſt mithin noch etwas Raum disponibel. Neuerdings äußern ſich aber doch wieder Stimmen!) dahin, daß der Tod gefrorener Pflanzen nicht erſt beim Auftauen, ſondern bereits im gefrorenen Zuſtand eintrete, daß es daher für die Er— haltung des Lebens gefrorener Pflanzen in der Regel gleichgültig ſei, ob man fie raſch oder langſam auftaue. Da jedoch die in Weinbergen und Saat: kämpen wiederholt gemachten Erfahrungen gegen die Richtigkeit wenigſtens des zweiten Satzes ſprechen, ſo glauben wir um ſo mehr an der Theorie von 1) Moliſch, H.: Unterſuchungen über das Erfrieren der Pflanzen. Jena, 1897. C.: Stirbt die gefrorene Pflanze erſt beim Aufthauen? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1897, S. 559). Schutz gegen Froft. 329 Sachs feſthalten zu ſollen, als auch H. Müller, der früher entgegengeſetzter Meinung war, neuerdings fand, daß in mehreren Fällen eine Pflanze (oder ein Pflanzenteil) durch langſames Auftauen gerettet werden konnte, die bei raſcherem Auftauen zweifellos getötet worden wäre. 3. Schaden.) A. Schaden im allgemeinen. Der Schaden durch Spät- und Frühfröſte beſteht an jungen Pflanzen mindeſtens im Nöten, Schlaffwerden, Krümmen?) und Ab— ſterben der jungen Triebe, unter Umſtänden ſogar in völliger Tötung der betroffenen Individuen; an älteren Holzpflanzen und Bäumen beſchränkt er ſich auf einen Verluſt an Blättern, jungen Trieben und Blüten. Hierdurch entſtehen Störungen im Wuchſe (namentlich im Höhen— wuchſe), mithin Verkrüppelung, Zuwachsverluſt und Schmälerung oder ſogar vollſtändige Vernichtung der Fruchternte. Durch den Nicht— eintritt eines in Sicht geweſenen Samenjahres wird der Forſtbetrieb namentlich da geſtört, wo Verjüngung auf natürlichem Wege die Regel bildet. Frühfröſte ſchaden durch Verhinderung des vollſtändigen Aus— reifens des Holzes. Durch den frühzeitigen Abfall des Laubes er— leiden die Waldbäume auch einen Verluſt an Kali und Phosphorſäure, indem dieſe wertvollen Stoffe noch nicht vollſtändig in den Stamm zurückgewandert ſind. Auf Hirnſcheiben offenbaren ſich Froſtjahre durch ſchmale Jahresringe.) Wenn die cambiale Thätigkeit bereits begonnen hat, ſo entwickelt ſich durch Spätfroſt mitunter ſchon am Maitrieb ein neuer zweiter Ring (Froſtring), ſodaß alſo ein Doppel- ring auftritt, wie an 2— 6jährigen Kiefern, Fichten, Lärchen und Cypreſſen beobachtet worden iſt.“) Außerdem können an manchen edlen Laubhölzern krebsartige Erſcheinungen durch den Froſt hervor: gerufen werden (S. 350). 1) Braun: Ueber den Froſtſchaden und ſeine Urſachen (Monatſchrift fur das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1867, S. 419). 4 2) Lommatzſch, W.: Froſtſchäden Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, S. 223). — Die durch einen in der Nacht vom 13./14. Juni 1895 auf dem Werms dorfer Staatsforſtrevier ſtattgehabten ſtarken Spätfroft an j friſchen Trieben 1—15 jähriger Fichtenkulturen bewirkten intereſſanten mmungen jind hier auf 2 beigegebenen Tafeln veranſchaulicht. 3) Ratzeburg, Dr.: Die Spätfröſte des Jahres 1866 in ihren e Zuwachs und Triebbildung (Forſtliche Blätter, 14. Heft, 1867, S. 170). 4) Hartig, Dr. Robert: Doppelringe als Folge von Spätfroft Mit Abbildungen im Texte und Tafel I (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeit⸗ schrift, 1895, S. 1). 330 IV. Buch. I. Abſchnitt. Die phyſiologiſche Wirkung der Winterkälte beſteht haupt- ſächlich in Tötung der noch nicht vollſtändig ausgereiften, von den Frühfröſten verſchont gebliebenen Baumteile. Hierdurch leiden ent⸗ weder bloß die jüngſten Triebe oder die Herbſtſchichten oder die ganzen Jahrringe. Von der mechaniſchen Wirkung der Winterkälte wird im fol— genden Kapitel die Rede ſein. B. Schaden nach bedingenden Momenten.) Solche ſind: Holzart, Baumteil, Betriebsart, Holzalter, Standort, Bodenüberzug, Beſtandsſchluß und Witterung. a. Holzart.“) Im allgemeinen ſind die Laubhölzer gegen Froſt empfindlicher als die Na delhölzer. Innerhalb jeder Gruppe leiden die Holzarten, welche ausſchließlich oder doch vorwiegend dem Süden angehören, mehr als ſolche, die im Norden heimiſch ſind. Als beſondere Momente für die Größe des Froſtſchadens ſind das Stadium der Entwickelung, in welchem ſich die Holzart zur Zeit des Eintrittes der Fröſte befindet, und deren Reproduktions— vermögen zu bezeichnen. Der Einfluß des Stadiums der Entwickelung zeigt ſich namentlich beim Vergleiche der Rotbuche mit der Eiche. Beide Holzarten ſind gleich empfindlich gegen Froſt; man ſieht aber die Eiche meiſt ſeltener hierdurch beſchädigt als die Rotbuche, weil erſtere ſpäter austreibt. Ihre kürzere Vegetationszeit ſchützt ſie hiernach mehr gegen den Froſtſchaden. Die größere Froſtempfindlichkeit der Stieleiche gegenüber der Traubeneiche dürfte wohl weniger mit der Eichenſpecies an ſich, als dem Vorkommen der Stieleiche in durch Froſt- mehr gefährdeten Lagen (Niederungen) zuſammenhängen. Das Ausheilen des Schadens hängt aber mit dem Reproduktions— vermögen zuſammen. Auch in dieſer Beziehung befindet ſich die Eiche unter 1) Protocoll über die vom 8. bis 11. September 1862 ftattgehabte zehnte Verſammlung der Forſtwirthe aus Thüringen, abgehalten in Sonne berg. Eiſenach, 1864, S. 33. Danckelmann, Dr.: Spätfroſtbeſchädigungen im märkiſchen Walde (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 389). — Wir citieren dieſe umfangreiche Abhandlung, welche die Spätfroſtbeſchädigungen der Jahre 1878, 1880, 1894 und 1897 in den Lehrforſten von Eberswalde beſpricht, deshalb ſchon an dieſer Stelle, weil hierin alle maßgebenden Momente (Witterung, Froſtwirkungen, Standort, Verhalten der Holzarten, Veſtandg beſchaffenheit und Schutzmittel) eingehend gewürdigt find. 2) Derſelbe: Der Kältewinter 1892/3 in feiner Wirkung auf aus⸗ ländiſche und einheimiſche Holzarten in Preußen (daſelbſt, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 451). — Eine ſehr ausführliche und gründliche Abhandlung. Schutz gegen Froſt. 331 günſtigeren Verhältniſſen. Bei erfrorener Spitze entwickelt ſie aus unteren Seitenknoſpen neue Triebe; bei der Rotbuche hingegen iſt dies in der Regel nicht der Fall. Erfrorene Blätter werden bei der Eiche leicht durch neue erſetzt, hingegen bei der Rotbuche nicht. Die Holzbildung wird daher bei der Eiche durch Spätfröſte weniger beeinträchtigt als bei der Rotbuche. Ahnliche Belege laſſen ſich für andere Holzarten erbringen. Eine generelle Klaſſifizierung der Holzarten in Bezug auf ihre Empfindlichkeit gegen Froſt iſt zwar nicht unmöglich; ſie wird aber eigentlich doch nur je nach Ortlichkeiten aufgeſtellt werden können, weil das frühere oder ſpätere Austreiben einer Holzart auch mit von der Höhenlage und Bodenbeſchaffenheit (ob Sand, Lehm oder Thon ꝛc.) bedingt wird. Wenn man hiervon abſieht, ſo dürfte ſich bezüglich des Verhaltens der Holzarten gegen Spätfröſte etwa nachſtehende Gruppierung ergeben: I. Gruppe. Stark froſtempfindliche Holzarten. Eſche, Wallnußbaum, Edelkaſtanie, Rotbuche, Stiel- und Trauben⸗ eiche, Akazie, — Weißtanne. Die Stieleiche iſt etwas empfindlicher als die Traubeneiche. Die Akazie leidet mehr durch Früh- als durch Spätfröſte. II. Gruppe. Mäßig froſtempfindliche Holzarten. Berg: und Spitzahorn, Hanfweide, — Fichte, Lärche. Die Fichte leidet an manchen Orten ſo ſtark, daß ſie in Bezug auf ihre Empfindlichkeit der Gruppe I zugezählt werden muß. ’ III. Gruppe. Froſtharte Holzarten. HBainbuche, Feld⸗, Berg⸗ und Flatterulme, Ebereſche, Aſpe, Pappeln, Weiden (exkl. Hanfweide), Rots und Weißerle, Weiß- und Ruchbirke, Roßkaſtanie, Sommer- und Winterlinde, Haſel, — gemeine Kiefer, Schwarz⸗, Weymouths⸗, Zürbel- und Krummholzkiefer, Wach⸗ holder. & Bei jehr ſtarken Spätfröſten und in Froſtlagen können aber auch Holz— c aus dieſer Gruppe, z. B. Kiefer ), im jugendlichen Zuſtande jo empfind— leiden, daß deren junge Triebe ſämtlich oder wenigſtens zum Teil er— en, wodurch im günſtigſten Fall unliebſame Krümmungen entſtehen. Im allgemeinen find hiernach die meiſten frühzeitig austreiben— den Holzarten (Birke, Erle, Salweide, Lärche ꝛc.) mehr oder weniger * % 1) Dandelmann: Spätjrojt-Bejhädigungen von Kiefer und Hainbuche eitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 576). Hartig, Dr. R.: Vertrocknen und Erfrieren der Kiefernzweige (Forſtlich⸗ iſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 85, hier 88). Hoffmann: Froſtſchaden bei Kiefern (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagd⸗ le, XXVII. Jahrgang, 1895, S. 87). N 332 IV. Buch. J. Abſchnitt. froſthart, während die empfindlichſten Holzarten glücklicherweiſe meiſt erſt ſpät zur Entfaltung gelangen. Manchen hierzu gehörigen (Tanne, Eiche) kommt die Fähigkeit, leicht Adventivknoſpen zu treiben, ſehr zu ſtatten. Faßt man aber zugleich die Lage (Küſte, Flach-, Hügelland, Gebirge) mit ins Auge, ſo erleidet die vorſtehende Klaſſifizierung gewiſſe Modifikationen, wenigſtens hinſichtlich der obigen Stellung der einzelnen Holzarten innerhalb der Gruppen.) Ein näheres Ein: gehen hierauf müſſen wir uns leider verſagen, um den dieſem Kapitel anzuweiſenden Rahmen nicht zu überſchreiten. In Bezug auf die Empfindlichkeit der Holzarten gegen N ) würde ſich etwa folgende Skala ergeben: 1) Baur: Die Froſterſcheinungen des Jahres 1869 (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1870, S. 81). — Nach vom Forſtdirektor Burck— 90 ra ee altenen Notizen zuſammengeſtell. Zu erneuten Beobachtungen in dieſer Hinſicht gaben namentlich die kalten ie 1879/80 und 1892/93 Gelegenheit. Aus der reichen Litteratur über die bezüglichen Froſtſchäden heben wir folgende Abhandlungen und Mitteilungen hervor: Baudiſch, Friedrich: Das Verhalten einiger exotiſchen Nadelhölzer im Winter 1879 — 1880 (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 208). ! F. A. Z.: Froſtſchäden in Frankreich (daſelbſt, 1880, S. 241). Froſtſchäden in den Forſten der Sologne (daſelbſt, 1881, S. 138). von Rath: Das Verhalten der Koniferen meiner Sammlung nach dem böſen Winter 1879/80 (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, 1880, XII. Jahr- gang, S. 539). Booth, John: Einige allgemeine Betrachtungen über die Wirkungen des Winters 1879/1880 auf einheimiſche und ausländiſche Holzarten (daſelbſt, XIII. Jahrgang, 1881, S. 7). Kienitz, Dr. M.: Einfluß niederer Wärmegrade auf die Holzgewächſe (daſelbſt, XIII. Jahrgang, 1881, S. 253). Hellwig: Froſtbeſchädigungen in den Revieren der Provinz Hannover während der Winter 1879/80 und 1880/81. Mitgetheilt von der Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens (daſelbſt, 1884, XVI. Jahrgang, S. 273). Borggreve, B.: Die neueſten forſtlichen Akklimatiſationsbeſtrebungen und der letzte Winterfroſt (Forſtliche Blätter, N. F. 1880, S. 265). Zabel: Die Froſtwirkungen des Winters 1879/80 in den Gärten der Forſtakademie Münden (daſelbſt, 1880, S. 291). Die Froſtwirkungen des Winters 1879/80 auf einige im Pinetum des Schloſſes zu Heidelberg befindliche, bereits ziemlich erwachſene Bäume 99 ſelbſt, 1880, S. 293). v. Etzel: Brief aus dem Elſaß. Die Einwirkungen des Froſtes l die Holzgewächſe im Elſaß (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1880, S. 244). Hoffmann, H.: Ueber die Froſtſchädigungen des letzten Winters in Mitteleuropa (daſelbſt, 1880, S. 346). | Schutz gegen Froft. 333 I. Gruppe. Stark froſtempfindliche Holzarten. Edelkaſtanie, Platane, Wallnußbaum, manche Obſtbäume (be— ſonders Aprikoſen⸗, Pfirſich-, Quitten-, auch Kirſchbaum). Aprikoſen⸗ und Pfirſichbäume erfrieren bei einer Kälte von 26—30° C., Wallnußbaum bei —30 bis 32° C., Kirſchbaum bei —31 bis 32° C. U. Gruppe. Mäßig froſtempfindliche Holzarten. Stiel⸗ und Traubeneiche !), Eſche, Ulme, Rotbuche, Akazie, — Weißtanne, Taxus. III. Gruppe. Froſtharte Holzarten. Bergahorn, Spitzahorn, Roßkaſtanie, Linde, Aſpe, Pappeln, Weiden, Hainbuche, Birke, Rot- und Weißerle, Sorbus. Arten, Haſel, — Fichte, Kiefer, Schwarzkiefer, Weymouthskiefer?), Krummholzkiefer, Arve, Lärche, Wachholder. Unter den Pappel-Arten iſt die Pyramidenpappel am wenigſten ſroſthart. Unter den Sorbus-Arten iſt wohl die Elsbeere am empfindlichſten. Die Weymouthskiefer treibt im Spätſommer gern zum zweitenmal aus, und dieſe Johannistriebe erfrieren dann gewöhnlich im Herbſt oder Winter. In Bezug auf die Froſtempfindlichkeit der ſeit einigen Jahr— zehnten in Deutſchland zum Anbaue gelangten wichtigſten aus— ländiſchen Holzarten?) haben ſich folgende Erfahrungen ergeben: Hoffmann, H.: Zum Froſtphänomen des Winters 1879 —80 (All: gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1881, S. 160). Hupfauf: Ueber die Wirkungen der Winterfröſte 1879/80 auf die Nadel— lzer (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1880, S. 263). Fuürſt und Prantl, Dr.: Der Einfluß des Winters 1879/80 auf unſere jorftliche Pflanzenwelt (daſelbſt, 1880, S. 476). Eßlinger: Weitere Mittheilungen über die Wirkungen der Winterfröſte 1879/30 (daſelbſt, 1880, S. 548). v. B.: Ueber die Froſtbeſchädigungen an einheimiſchen und forſtlich wich— en fremdländiſchen Holzarten in Elſaß-Lothringen im Winter 1879/80 1881, S. 292). 1) Borggreve, B.: Eine neue (2) Art von Froſtſchaden an Eichen emeine Forſt⸗ und Jagd Zeitung, 1870, S. 409). — Hier wird mitgeteilt, im Winter 1869/70 in der Oberförſterei Rottebreite (bei Münden) ein⸗ ge Eichen durch den Froſt getötet worden ſeien. 2) von Falkenſtein: Froſtſchaden an Weymuthsliefern (daſelbſt, 1896, 8. 842). 3) Lorey: Brief aus Württemberg. Die fremdländiſchen Holzarten Winter 1890/91 (daſelbſt, 1891, S. 391). Hartig, Dr. R.: Ueber das Verhalten der ausländiſchen Holzarten zur it des Winters 1892/93 (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitichrift, 1893, „411 und 460). a 334 IV. Buch. I. Abſchnitt. A. Verhalten der Ausländer gegen Spät- und Frühfroſt. I. Gruppe. Stark froſtempfindliche Holzarten. Schwarznuß, alle Hickory-Arten, Zerreiche, Roteiche, — Nord— mannstanne, Douglaſie, Jeffreykiefer, Schwerkiefer. Die Schwarznuß iſt etwas weniger froſtempfindlich als die Wallnuß. Die froſthärteſte Hickory-Art iſt Carya amara Nutt. Die Nordmannstanne iſt — wegen ſpäteren Austreibens — etwas weniger empfindlich als unſere einheimiſche Tanne. II. Gruppe. Mäßig froſtempfindliche Holzarten. Amerikaniſche Eſche, Graunuß, Zuckerahorn, kaliforniſcher Ahorn, — Sitkafichte, korſiſche Kiefer, japaniſche Lärche. III. Gruppe. Froſtharte Holzarten. Kanadiſche Pappel, Zuckerbirke, — Weißfichte, Pechkiefer, Bank's Kiefer, Lawſon's Cypreſſe, Rieſen-Lebensbaum, virginiſcher Wachholder Junge Sämlinge der Pechkiefer werden mitunter durch Frühfröſte gedrückt, Die Lawſon's Cypreſſe und der Rieſen-Lebensbaum ſind nur in den erſten 4—5 Jahren mäßig froſtempfindlich. B. Verhalten der Ausländer in Bezug auf Winterfroft. J. Gruppe. Nicht winterharte Holzarten (d. h. durch Gipfel-, Schaft- oder Pflanzentod in einem die Anbau fähigkeit beeinträchtigenden Maße geſchädigt). Schwarznuß, Graunuß, — korſiſche Schwarzkiefer, Pechkiefer Jeffreykiefer, die japaniſchen Kiefern, Wellingtonie, virginiſcher Wach holder. II. Gruppe. Völlig winterharte Holzarten (nur leicht und vorübergehend durch Nadel- oder Spitzentod geſchädigt, Roteiche, eſchenblätteriger Ahorn, Zuckerahorn, amerikaniſche Eſche alle Carya-Arten, Zuckerbirke, kanadiſche Pappel, — Nordmannstann Balſamtanne, Douglastanne, Sitkafichte, Weißfichte, Schwerkiefer Bank's Kiefer, japaniſche Lärche, Lawſon's Cypreſſe, Rieſen-Lebens baum, virginiſcher Wachholder. # Im großen und ganzen ergiebt ſich aus dieſer Überficht, da die neuerdings bei uns angebauten ausländischen Holzarten durch den Froſt kaum mehr leiden, als die verwandten Inländer. Man mu freilich vorausſetzen, daß bei ihrem Anbaue mindeſtens diejenige Schutz gegen Froſt. 335 Vorſichtsmaßregeln angewendet werden, deren Befolgung auch beim Anbaue der Inländer geboten iſt. b. Baumteil. Am leichteſten erfrieren die Blüten oder einzelne Blütenteile (Stempel), die eben in der Entfaltung begriffenen Blätter und jungen Triebe (Vorſchläge), weniger das ſchon vollſtändig ent- wickelte Laub und noch ſeltener die Knoſpen. Bei der Weißtanne und Fichte erfrieren faſt immer nur die Nadeln und Spitzen der Maitriebe, nicht die älteren Nadeln, und da die Mittelknoſpe (der Tanne) im Mai ſtets etwas gegen die Seitentriebe zurückbleibt, ſo erfrieren letztere mehr als die Gipfeltriebe. c. Betriebsart. N Die Niederwaldungen unterliegen den Froſtwikkungen (unter ſonſt gleichen Umſtänden) häufiger als die Hochwaldungen, zumal bei kurzen Umtrieben, weil- bei jenen die gefahrvollere Jugend— periode binnen eines gleichgroßen Zeitraumes häufiger wiederkehrt. Hierzu kommt, daß namentlich bei etwas verſpätetem Hiebe die einjährigen Loden wegen verkürzter Vegetationszeit nicht ordentlich verholzen, mithin auch leichter von etwaigen Frühfröſten getroffen werden. Unter den verſchiedenen Hochwaldformen verhalten ſich die Femel— und Femelſchlagwälder wegen des Schutzes, welchen die Mutter— bäume dem jungen Nachwuchſe gewähren, in Bezug auf Froſtſchäden er als die Kahlſchlagwälder. 1 d. Holzalter. Das gefährlichſte Alter iſt die Jugendperiode, zumal das Stadium der Keimung. Eine einzige Froſtnacht um dieſe Zeit ver— nichtet mit einem Schlag alle Mühen und Hoffnungen des Holz- ters. Die Hauptgefahr dauert ſo lange, bis die jungen Wüchſe der örtlichen Froſthöhe ſich entwunden haben. Da aber eſe nach den Terrainverhältniſſen ſehr wechſelt, ſo läßt ſich eine grenze der größten Empfindlichkeit für jede einzelne Holzart Zahlen nicht wohl angeben. Am günſtigſten verhalten ſich raſch⸗ chſige Holzarten in freien, hügeligen Lagen; am ungünſtigſten en die Verhältniſſe für zarte, langſamwüchſige Holzgewächſe in Niederung. Bei Landfröſten und ſtarken Kältegraden erfrieren auch die Blätter und Triebe des höheren Holzes. 336 IV. Buch. I. Abſchnitt. Im Reviere Roth (Oberſchwaben) erfroren z. B. in der Nacht vom 12. zum 13. Juni 1865 die jüngſten Holztriebe in Fichtenbeſtänden bis zu 30 jährigem Alter. ?) Im Frühjahr 1871 erfror in der ſächſiſchen Oberförſterei Croſſen a. O. ein Horſt von 34 gefunden, über 100 jährigen ca. 25 m hohen Kiefern auf einer Flächenausdehnung von 8 a. Standort: lehmiger Sand mit ſtrengem Lehmuntergrund in hügeligem Terrain. e. Standort. Den Froſtſchäden ſind beſonders ausgeſetzt: 1) Feuchte, vertiefte Lagen mit ſtagnierender Luft, z. B. enge, geſchloſſene, gekrümmte Thäler, zumal wenn ſie waſſerreich ſind, Niederungen, Mulden, kleine keſſelartige Bodeneinſenkungen (Froſt— löcher). Letztere kennzeichnen fi) durch reichliche Anſiedelung froſt— harter Holzarten (Hainbuche, Aſpe, Birke), krüppelhaften Wuchs und reichen Flechtenüberzug an den Stämmen. Wenn der Boden in ſolchen Einſenkungen feucht oder gar naß iſt, oder wenn Gewäſſer in der Nähe ſich befinden, ſo tritt der Froſt ſchon infolge des Wärmeverluſtes durch die Verdunſtung der Bödenfeuchtigkeit (Verdunſtungs— kälte) ein. Bei mangelndem Luftzuge kann die kühle Luft über ſolchen Vertiefungen durch wärmere aus der Umgebung nicht erſetzt werden. Wenn es hingegen an Waſſer im Boden fehlt, ſo erkalten die Holz— pflanzen infolge ihrer eigenen Strahlung und des Herabfließens der an den Hängen erkaltenden und hierdurch ſchwerer werdenden Luftmaſſen, welche ſich nach dem Sonnenuntergange gleich einem See in der Niederung anſammeln und jenen bekannten, ſcharf begrenzten Nebelſtreifen (die Froſthöhe) bilden. 2) Nordöſtliche, öſtliche, ſüdöſtliche und ſüdliche Hänge. Die nordöſtlichen und öſtlichen Abdachungen ſind den kalten, Froſt bringenden Winden exponiert, wenn ſie nicht etwa durch einen vorliegenden höheren Berg geſchützt ſind. Hierzu kommt an den . öſtlichen Hängen der täglich raſche Übergang von der Kälte zur Wärme. In den ſüdöſtlichen und ſüdlichen Lagen hingegen erwacht die Vegetation früher, wodurch die Froſtperiode verlängert wird, Ferner haben die Stämme in ſüdlichen Lagen an ihrer Südſeit große Temperaturſchwankungen auszuhalten, wodurch fie Froſt beſchädigungen mehr ausgeſetzt find. Nord-, Nordweſt- und Weſthänge leiden durch Fröſte am wenigſten. 3) Hochebenen. Dieſe erwärmen ſich durch größere Inſolatio mehr als die mit dichterer Luft bedeckten Tiefebenen; fie veranlaſſe daher ein frühzeitiges Erwachen der Vegetation. Aber auch die Abe kühlung während der Nacht durch Ausſtrahlung iſt wegen dünnerer Luft größer, ſodaß hier ſehr grelle Temperaturwechſel vorkommen. 1) Ihrig: Froſtſchaden im Revier Roth in Oberſchwaben (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1866, S. 325). * 0 4 | . Schuß gegen Froft. 337 | 4) Naſſe, undurchlaſſende, kalte Böden (Thon, Letten). Hier findet ein ſtarker Wärmeverluſt durch Verdunſtung ſtatt. Auch verſchwindet der Froſt wegen des hohen Waſſergehalts des Bodens weniger ſchnell als aus Boden mit geringem Waſſergehalt. Der Einfluß des Bodens macht ſich auch inſofern geltend, als die Pflanzen dem Froſtſchaden um ſo raſcher entwachſen und ſich um ſo leichter erholen, je mineraliſch kräftiger die Bodenkrume iſt. Im großen Ganzen leiden die Niederung und das Flach— land durch Fröſte mehr als das Hügelland und das Gebirge. 1. Bodenüberzug. Dichter und hoher Gras- und Unkrautwuchs ſteigert den Froſtſchaden erheblich. Hierdurch wird die Erwärmung des Bodens verhindert, deſſen Näſſe zurückgehalten, der Luftzug gehemmt und die Temperatur der unteren Luftſchichten herabgeſtimmt (Verdunſtungskälte, Ausſtrahlung). Nach Beobachtungen in der Oberförſterei Viernheim (Heſſen) kann ſich die Temperatur über einer mit grünem Gras überzogenen Fläche durch Verdunſtung der Blattſubſtanz bis auf faſt 9 C. niedriger ſtellen als auf der angrenzenden, nicht mit Gras überzogenen Fläche in gleicher Lage. Ein nur leicht beſchattender höherer Unkrautüberzug (aus Weich— hölzern, Dornen, Beſenpfrieme, Heide ꝛc.) hingegen wirkt als Haube durch Verhinderung oder wenigſtens Ermäßigung der Ausſtrahlung der Bodenwärme oft vorteilhaft. Anter ſonſt gleichen Verhältniſſen dringt der Froſt in den mit : Pflanzen oder abgeſtorbenen Pflanzenteilen (Bodenſtreu) bedeckten Boden langſamer und weniger tief ein als in den kahlen Boden; jedoch wird der bedeckte Boden ſpäter froſtfrei als der nackte. g. Beſtandsſchluß. Natürliche Verjüngungen, welche noch nicht vom Oberholze geräumt ſind, und Kulturen unter Schirm leiden weniger durch Froſt als Freiſaaten und Freipflanzungen, weil dort die aus— geſtrahlte Wärme wieder reflektiert wird und das Kronendach die plötzlichen Übergänge der Temperatur mildert. Allerdings wird hierbei eine dunkle Stellung der Samenſchläge und eine gleich— mäßige Verteilung der Mutterbäume vorausgeſetzt, denn durch gruppen⸗ und horſtweiſen Stand — zumal durch größere Horſte — wird die Froſtgefahr oft geſteigert.“)) Beſonders empfindlich find junge flanzen, welche plötzlich freigeſtellt worden find. Wenn alsbald 1) Martin, H.: Mittheilung über Froſtſchaden (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 344). Heß Forſtſchutz II. 3. Aufl. 22 338 IV. Buch. I. Abſchnitt. hiernach ein Froſtjahr eintritt, ſo erfrieren ſelbſt mannshohe Fichten total.!) N In vollkommen geſchloſſenen Beſtänden iſt der Froſtſchaden geringer als in lückigen Orten. Ungehinderte, ſtarke Wärmeausſtrahlung und Mangel an Luftzug begünſtigen auf Fehlſtellen und Blößen das Eintreten des Froſtes. Man ſieht daher Kulturen, welche von höheren Beſtänden umgeben find, ſehr häufig vom Froſte heimgeſucht. h. Witterung. Je reiner blau der Himmel am Tag und je klarer er bei Nacht iſt, deſto größer iſt die Froſtgefahr, namentlich bei Oſtwind. Bei bewölktem Himmel friert es ſelten, weil in dieſem Falle die vom Boden ausgeſtrahlte Wärme wenigſtens zum Teil wieder zurückgeſtrahlt wird. Plötzliche Übergänge der Wärme zur Kälte können die Holzgewächſe viel weniger vertragen als intenſive Kältegrade. Spätfröſte mit Reif ſind nachteiliger als trockene Spätfröſte, weil durch die Verdunſtung des gefrorenen Taues Wärme latent, mithin die Luftkühle verſtärkt und verlängert wird. Bei lang andauerndem Froſt und kalten Winden leiden die ge— frorenen Zweige durch ſtarke Austrocknung. Durch einen naſſen Herbſt werden die Wirkungen der Winterkälte im allgemeinen ver⸗ größert. Im ſüdlichen und mittleren Deutſchland ift in der Regel mit Ablauf der 3 Kalendertage Pancratius, Servatius und Bonifacius, die auf den 10. bis 13. Mai fallen (an dieſen iſt die Gefahr in der Regel am größten), die Froſtgefahr — wenigſtens in der Ebene — vorüber. Im Gebirge ſind jedoch Spätfröſte noch bis in den Juni hinein zu fürchten (größere Strahlung, mehr Abkühlung durch lokale Luftſtrömungen und relative Luftfeuchte). Norddeutſch⸗ land leidet weniger von Reiffröſten als Süddeutſchland und Skandinavien weniger als Deutſchland überhaupt. C. Froſtchronik. Die Froſtſchäden find nach den vorſtehenden Erörterungen mehr lokale Erſcheinungen. Es giebt aber Jahre, in welchen ſie auch in größerer Ausdehnung auftreten, d. h. ſog. Froſtjahre. Nur ſolche kommen bei der nachſtehenden Aufzählung, welche ſich überdies auf die neuere Zeit beſchränkt, in Betracht: (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1875, S. 34). 1) Fürſt: Waldbeſchädigungen durch Froſt und Schnee im Frühjahr 1874 Schutz gegen Froſt. 339 1848 (27,28. Mai) ). 1849 (7%. Juni)?) 1854 (24/5. April u. 19/20. Mai)). 1855 (18. Juni)“). 1856 (Anfang Juni u. 2/8. Juli). 1857 (1,/2., 2/3., 13/14. u. 14/15. Juni)). 1858 (26,27. Mai)s). 1865 (12/13. Juni). 1866 (19.25. Mai). 1867 (24/26. Mai)“). 1869 (Ende April bis Mitte Mai)). 1871 (17/19. Mai)). Froſtjahre bzw. Froſttage konren- j 4 1) Brief aus Württemberg. Neue Organiſation. — Verſuche mit dem Biermansſchen Culturverfahren. — Spätfroſt .... (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1848, S. 267). 1 2) Ueber den Schutz gegen Spätfröſte durch ſtreifenweiſe Schlagführung Kritische Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 30. Band, 1. Heft, 1851, S. 235). 3) Pfeil, Dr. W.: Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen mit praktiſcher Beziehung (Fortſetzung) (daſelbſt, 35. Band, 1. Heft, 1855, S. 143). Brief aus Württemberg. Feuer⸗, Froſt⸗ und Mäuſeſchaden .. .. (All: gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1854, S. 223). Metz, Ed.: Beobachtungen über den dießjährigen Spätfroſt im naſſauiſchen unus (daſelbſt, 1854, S. 401). Brief aus Baden. Die Spätfröſte im April dieſes Jahres betreffend (daſelbſt, 1854, S. 422). Brief vom heſſiſchen Vogelsberg. Der Froſtſchaden vom April und ai 1854 (daſelbſt, 1854, S. 471). Brief aus der bayeriſchen Rheinpfalz. Der Froſtſchaden von 1854 daſelbſt, 1855, S. 145). i 4) Protocoll über die vom 8. bis 11. September 1862 ſtattgehabte e Verſammlung der Forſtwirthe aus Thüringen, abgehalten in Sonne— g. Eiſenach, 1864, S. 33. 5) Die Spätfröſte im Jahre 1857 (Kritiſche Blätter für Forft- und agdwiſſenſchaft, 40. Band, 1. Heft, 1858, S. 223). Die Froſtnächte des Juni in ihren Wirkungen auf die Waldvegetation emeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1857, S. 491). 6) Der Spätfroſt im Mai 1858 (daſelbſt, 1859, S. 36). 7) Heß: Brief aus dem Herzogthum Sachſen-Gotha ... Spätfroſtſchaden Mai .. ( daſelbſt, 1867, S. 317, hier 318). Derjelbe: Brief aus dem Herzogthum Sachſen-Gotha. Spätfroſt⸗ .. (daſelbſt, 1868, S. 263). 8) Baur: Die Froſterſcheinungen des Jahres 1869 (Monatſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, 1870, S. 81). 9) Dieſer Froſt traf auch Frankreich allenthalben. In Deutſchland war noch Anfang Juni ſehr kalt. 22 * 22 340 IV. Buch. I. Abſchnitt. 1872 (11/12. Mai)!) 1874 (28/29. April u. Anfang Mai) ?). 1876 (19/1. Mai)“). 1878 (8/10. Mai) ). 1880 (18/0. Mai)?). 1882 (10%ê18. Mai) 1885 (14/16. Mai u. 11./12. Juni)“). 1886 (2. bis 8. Mai)). 0 1890 (31. Mai zum 1. Juni).“) 1891 (17/18. Mai). 1892 (6./9. und 23. Mai). 1894 (19,/20. Mai). 1897 (3./7. und 14/15. Mai). Manche Gegenden haben auffallend durch Spätfröſte zu leiden, z. B. der Er Anteil des Neckarthals mit ſeinen Nebenthälern. In den 1) Verhandlungen des Harzer Forſt⸗Vereins, Jahrgang 1872, S. 40. 2) Dieſe Fröſte fielen in ganz Centraleuropa mitten in die Obſtblüte. 3) Correſpondenzen über den Froſt aus Niederöſterreich, Oberöſterreich, Steiermark, Böhmen, Schleſien, aus dem Marsgebirge (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1876, S. 379, 380, 381, 382, 435, 436, 437, 438). Fekete: Die Wirkung des heurigen Froſtes auf die Holzgewächſe im botaniſchen Garten der Forſtakademie zu Schemnitz (daſelbſt, 1876, S. 474). Nobbe, Dr. Fr.: Ueber die Wirkungen des Spätfroſtes vom 19/20. Mai 1876 a die Holzgewächſe (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 27. Band, 1877, S. 1). 4) Bernhardt, Auguſt: Chronik des Deutſchen Forſtweſens im Jahre 1878. IV. Jahrgang. Berlin, 1879, S. 15. — Dieſer Froſt, welcher zumal in der Nacht vom 9./10. Mai ſehr heftig auftrat, betraf das nordöſtliche Deutſchland. Die Weißtannen- und Fichten-Triebe erfroren. 5) Sprengel, Friedrich: Chronik des deutſchen Forſtweſens im Jahre 1880. VI. Jahrgang Berlin, 1881, S. 32. — In der preußiſchen Oberförſterei Rehhof litten junge Kieferntriebe durch dieſen Froſt (— 6°C.) derart, daß auf den Kulturverſuchsflächen 15—20 %, der jungen Kiefern ganz eingingen. Coaz, J.: Der Froſtſchaden des Winters 1879/80 und des Spätfroſtes vom 19. bis 20. Mai 1880 an den Holzgewächſen in der Schweiz. Bern, 1882. 6) Weiſe, W.: Chronik des deutſchen Forſtweſens im Jahre 12:25 VIII. Jahrgang. Berlin, 1883, ©. 9. 7) Derſelbe: Chronik des deutſchen Forſtweſens im Jahre 1885. XI. Jahrgang (daſelbſt, 1886, S. 13). — Dieſe Fröſte betrafen beſonders das ſüdliche Deutſchland (Bayern, Baden ꝛc.), auch Frankreich und die Schweiz. 8) Derſelbe: Chronik des deutſchen Forſtweſens im Jahre 1886. XII. Jahrgang (daſelbſt, 1887, S. 12). 9) Über den am 1. Juni 1890 ſtattgehabten a. Megierungs- bezirk Caſſel) (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1891, S. 100). 1 Schutz gegen Froft. 341 28 Jahren des Zeitraums 1864/91 waren nur die 4 Jahre 1868, 1872, 1878 und 1889 völlig frei von Spätfröſten.“) Unſere Aufzeichnungen im akademiſchen Forſtgarten bei Gießen ergeben in dem Jahrzehnt 1890/99 in jedem Jahre Spätfröſte. Der früheſte Spät- froſt daſelbſt fand am 14. April 1893 ſtatt, der ſpäteſte am 1. Juni 1890. In den Jahren 1893, 1896 und 1898 fielen die Spätfröſte in den April, . 1894 und 1897 in den Mai und 1892, 1895 und 1899 ereigneten ſich in beiden Monaten Spätfröſte. Auf die letzten 52 Jahre von 1848 — 1899 kommen hiernach im ganzen 25 Froſtjahre oder im Durchſchnitt auf etwas über . Jahre je ein Froſtjahr. Von beſonderer Ausdehnung und Heftig— keit waren die Fröſte in den Jahren 1854, 1866, 1876, 1878, 4 1880 und 1894. Bemerkenswert ift außerdem, daß kein Monat abjolut froſtfrei iſt, nicht einmal die Monate Juli und Auguſt. { Sehr ſtrenge Winter?) in Europa im laufenden Jahrhundert waren: 1802/3, 18089, 1809/10, 1812/13, 1819/20, 1826/27, 1828/29, 1829/30, 1844/45, 1846/47, 1853/54, 1854/55, 1857/58, 1864/65, 1869/70, 1870/71, 1879/80, 1890/91, 1892/93 und 1894/95, mithin im ganzen 20. Hiernach kommt im Durchſchnitt auf je 5 Jahre ein harter Winter. Die härteſten Winter im laufenden Jahrhundert waren 1829/0 (35% C. im Februar), 1879/80 und 1892/93. Die Wochen lang anhaltende ſtrenge Kälte des Winters 1879/80 traf beſonders Mittel- und Süddeutſch— land. Die niedrigite Temperatur in Gießen (— 31° C.) fiel auf den 10. De: zember 1879. Daß die Bäume in den niedrigeren und feuchteren Lagen mehr litten als in den höher gelegenen, ließ fi ſchon an den Alleebäumen einer nur mäßig anſteigenden Straße erkennen. — Im Winter 1892/93 fiel die niedrigſte Temperatur (— 26° C.) auf den 20. Januar 1893.9) Auch der Winter 1890/91 war deshalb ein ſtrenger, weil vor dem Schneefall ſtarke Kälte eintrat. Der Boden war daher auf beträchtliche Tiefe gefroren, z. B. bei Gießen in einem im Februar 1891 unterſuchten alten Buchenbeſtande bis zu 0,70 m und im freien Felde ſogar bis zu 1,50 m Tiefe. Statiſtiſche Aufzeichnungen über Frojt-, Dürre-, Sturm-Jahre ꝛc. ſind nicht nur für die Forſtverwaltung von praktiſchem Nutzen, wie früher % (S. 325) hervorgehoben wurde, jondern bieten auch nach anderen Richtungen hin Intereſſe. Wir begnügen uns hier mit der Hervorhebung bloß eines Geſichts— 1) Widmann: Zum Kapitel der Spätfröſte (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1891, S. 494). 2) Hierbei werden unter „Winter“ die drei Monate Dezember, Januar und Februar verſtanden, und ſind unter ſehr ſtrengen Wintern ſolche gemeint, bei welchen die mittlere Temperatur unter — 1,3 C. betragen hat. Die Auf- zählung vor dem Winter 1844/45 ſcheint übrigens nicht ganz vollſtändig zu jein. Nördlinger, Dr. H.: Die ſtrengen Winter der neuern Zeit (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdweſen, 44. Band, 1. Heft, 1861, S. 225). 3) Litteratur⸗Nachweiſe über die Froſtſchäden in dieſen beiden Wintern wurden bereits auf S. 332 und 333, Anmerkung 2, gebracht. 342 IV. Buch. I. Abſchnitt. punktes, welcher uns beſonders wichtig erſcheint. Verſicherungsgeſellſchaften gegen Waldſchäden durch Witterungseinflüſſe exiſtieren bekanntlich noch nicht, während ſich der Landwirt allerwärts in der glücklichen Lage befindet, ſeine Erzeugniſſe gegen Hagelſchlag ze. verſichern zu können. Es erklärt ſich dies wohl weniger aus dem großen Wertskapitale, welches unſere Waldungen repräſentieren, als vielmehr aus der Unkenntnis des mutmaßlichen Eintritts bzw. der periodiſchen Wiederkehr von Witterungsübeln und der Größe der hierdurch angerichteten Beſchädigungen. Sobald erſt dieſe Unfallsſtatiſtik mehr ausgebildet ſein wird, dürften ſich die Verhältniſſe und Bedingungen, unter welchen die Verſicherung auch der Waldungen gegen Elementarſchäden möglich wird, mit Hilfe der Wahrſcheinlichkeitsrechnung einigermaßen präziſieren laſſen. 4. Borbengungsmaßregeln. ') Die vorbeugenden Maßregeln werden zur Erleichterung des Über- blicks am beſten nach den verſchiedenen Akten forſtlicher Thätigkeit: Begründung, Erziehung (Pflege) und Ernte gruppiert. A. Bei der Begründung. 1. Entwäſſerung naſſer Waldſtellen und verſumpfter Ortlich— keiten vor der Kultur. 2. Vermeidung des Anbaues froſtempfindlicher Holzarten ohne Schirm. Für ausgeſprochene Froſtlagen paſſen manche Holzarten, z. B. Eiche, Rotbuche, Weißtanne 2c., überhaupt nicht oder wenigſtens nur eingeſprengt in Beſtände aus froſtharten Holzarten. Durch Voranbau eines Schutzbeſtands oder Mitanbau einer raſchwüchſigen, froſtharten Holzart iſt zärtlichen Holzarten ein angemeſſener Schutz zu ge— währen. Zu beiden Zwecken eignen ſich beſonders Kiefer, Lärche und Birke, auch Weißerle und auf feuchtem Boden Roterle. 3. Wahl natürlicher Verjüngung mittels Unterhaltes und Dunkelſtellung der Samenſchläge, zumal in öſtlichen und ſüdlichen Lagen. 4. Beſtandsbegründung durch Pflanzung, wo der Kahlſchlag—⸗ betrieb in Anwendung ſteht. Wahl kräftiger, ſtärkerer und höherer Pflanzen auf grasreichen Böden. Am beiten ſichern Ballen- oder von Manteuffel'ſche Hügelpflanzung. Auf naſſen Böden ſind Gräben zu ziehen und nur die Grabenaufwürfe (Sättel) zu bepflanzen. 5. Herſtellung eines Waldmantels (aus Fichten oder Kiefern) an nordöſtlichen, öſtlichen und ſüdöſtlichen Beſtandsrändern, nicht unter 10 m Breite, zumal an ſolchen Stellen, wo kalte Wieſen— gründe anſtoßen. 1) Ihrig: Froſtſchaden im Revier Roth in Oberſchwaben (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1866, S. 325). — Dieſes Revier wurde jo häufig von Froſtſchäden heimgeſucht, daß man ſich mit Rückſicht hierauf zur Auf⸗ ſtellung beſonderer Wirtſchaftsregeln veranlaßt ſah. Schutz gegen Froſt. 343 6. Reinhalten des Bodens von Graswuchs durch Hacken, wenigſtens in der unmittelbaren Umgebung der zu ſchützenden Pflanzen. 7. Frühzeitiges Ausheben der Kulturpflanzen und vorläufiges Einſchlagen derſelben an ſchattigen Plätzen in der Nähe der Kultur— orte, um das vorzeitige Austreiben der Pflanzen zu verhindern. Hierdurch wird zugleich die Kulturzeit verlängert. 8. Für Forſtgärten kommen noch folgende beſondere Maß— regeln in Betracht: a) Anlage an nördlichen oder nordweſtlichen Hängen. b) Späte Riefenſaat bei empfindlichen Holzarten und tieferes Einbetten der Samenkörner. e) Bedecken der Beete mit Reiſig oder Laub (im Herbſte). d) Schirmen der Beete durch Reiſig oder ein Lattengitter (im Frühjahre). Deckgitter aus Latten ), welche auf Gabelgerüſten ruhen, gewähren nach unſeren Erfahrungen weſentliche Vorteile. Man kann fie höher und niedriger ſtellen, in jedem Augenblick auflegen und wieder abnehmen zc. { Eine andere Art von Dedgittern (ſog. Saatjhirme)?) beſteht aus einem leichten Fichtenholzrahmen mit Längsſtäben, über welche der Quere nach ſortiertes Roggenſtroh oder Binſe in 6 em breiten Streifen gebunden Died. Dieſe Saatſchirme find handlich, leicht, billig und haben ſich im Staats- ſte Paneveggio gut bewährt. e) Anzünden eines Schmauchfeuers (Pfeil). Die Rauch— volke wirkt wie ein Beſtandsſchirm, indem fie die Wärmeausſtrahlung es Bodens verhindert. Die Anwendung von Schmauchfeuern gegen Froſtſchäden iſt ſchon lange bekannt. Bereits zur Zeit der Entdeckung von Amerika (1492) ſollen die Be⸗ zohner von Peru ihre Felder hierdurch geſchützt haben. Die Weinbauern im ſüdlichen Frankreich ꝛc. bedienen ſich ſolcher Feuer, wenn eine Froſtnacht in Ausſicht ſteht, mit beſtem Erfolge. Man verwendet zur Erzeugung des Rauches ſchweres Gasöl (Gasteer), velches in flachen Blechſchüſſeln in Entfernungen von etwa 15 m ausgeſtellt md mit etwas Stroh, Reiſig oder Spänen angezündet wird. Es bildet ſich dann ein ſchwerer, ſchwarzer Rauch, welcher als lang ausgedehnte Wolke über m Weinberge lagert und ſtundenlang unbeweglich bleibt, wenn ihn der ind nicht vertreibt). Im Springer Reviere (Provinz Hannover) wurde 1) Roth: Anwendung der Deckgitter in den Saat- und Pflanzſchulen. Mit Lithographie (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1872, S. 321). Schaal: Ueber das Bedecken der Fichtenſaatkämpe mit Saatgittern gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1880, S. 437). 2) Wallnöfer, E.: Zur Pflanzenerziehung (Centralblatt für das ge— mte Forſtweſen, 1877, S. 329). 3) Künſtliche Wolken zur Verhütung der Spätfröfte (Allgemeine Forſt⸗ md Jagd⸗Zeitung, 1874, S. 211). —pp—: Künſtliche Wolken als Mittel gegen Froſtgefahr (Centralblatt für geſammte Forſtweſen, 1893, S. 548). 344 IV. Buch. 1. Abſchnitt. nach H. Burkhardt!) ein 2jähriger Buchenſaatkamp durch Anzündung mehrerer Qualmfeuer vor Froſtſchaden bewahrt. ) Starkes Begießen der bereiften Pflanzen mit kaltem Waſſer vor Sonnenaufgang, um den Auftauungsprozeß zu verlangſamen. Die trotz dieſer Vorſichtsmaßregeln durch Froſt getöteten Pflanzen— teile ſind bei dem Erwachen der Vegetation durch glatten Schnitt zu entfernen. B. Bei der Erziehung. f 1. Aufaſtung der tief herab beaſteten Stämme, namentlich der Mutterbäume in Samen- und Lichtſchlägen und Mittelwaldungen, um den Luftwechſel in den unterſten Schichten zu befördern. 2. Erhaltung der natürlichen Laub-, Nadel- oder Moosdecke. C. Bei der Ernte. 1. Langſames Räumen der Verjüngungsſchläge in Froſtlagen; Vermeidung von Keſſelhieben, weil hierdurch leicht Froſtlöcher geſchaffen werden. Der vollſtändige Abtrieb der Mutterbäume darf erſt erfolgen, wenn der junge Nachwuchs über die örtliche Froſthöhe ſich erhoben hat. 2. Führung ſchmaler Schläge bei Kahlſchlagwirtſchaft. Fig. 125 3. Erhaltung eines M Saumes von ſchlag— N recen SE barem Holz an den ers ponierten öftlichen und nordöftlihen Walde rändern, bis die unter dem Schutze dieſes Mantels vollzogene Kultur die Hauptfroſt⸗ gefahrüberſtanden hat. 4. Abtrieb etwaiger ar x Beſtands-Horſte 5 epi, und Zungen, weil BR N Kar 2285 dieſe den Luftzug hem⸗ . men und falten Dün⸗ a Horſte; “ Beſtandszunge. ſten (aus Nordoſtenzꝛc.) das Einlagern geſtatten (Fig. 125). In dieſe Kategorie gehören auch ſolche Beſtände, welche Thalzüge verſperren (Querriegel). 5. Zeitiger Safthieb im Niederwalde. Bei dem ee leiden die Stöcke gar zu leicht durch den Winterfroſt. ) Säen und Pflanzen nach forſtlicher Praxis. Handbuch der bol erziehung. 5. Aufl. Hannover, 1880, S. 374. = N i Schuß gegen Froft. 345 6. Verjüngung der Niederwaldungen von Weiten her, damit die vorſtehende ältere Holzwand einen Schutz gegen die erfältenden Oſtſtrömungen gewährt. Dieſe Hiebsrichtung empfiehlt ſich beſonders bei zärtlichen Holzarten, z. B. für Eichen, da die jungen Pflanzen vorzugsweiſe vom Froſte leiden, wenn ſie im gefrorenen Zuſtande von der Morgenſonne beſchienen werden. Das Auftauen erfolgt in dieſem Falle zu raſch. II. Kap. Croſtriſſe.“ 1. Äußere Erſcheinung. Die Froſtriſſe ſind durch den Winterfroſt verurſachte Längs— riſſe an Stämmen, welche von der Rinde ausgehen und in radialer Richtung mehr oder weniger tief in den darunter befindlichen Holz— körper hinein ſich fortſetzen. Man nennt ſie auch Kälteriſſe oder Eisklüfte. 2. Erklärung. Die Froſtriſſe entſtehen bei plötzlich eingetretener intenſiver Kälte durch ungleichmäßiges Zuſammenziehen des Holzes in peripheriſcher und radialer Richtung. Man hat durch wiederholte Meſſungen an freiſtehenden, dem 1 fuſſe der Luftkälte nach allen Richtungen hin preisgegebenen L 1) Zur Litteratur: Nördlinger: Ueber das Alter der Froſtriſſe (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1854, S. 201). % Caspary: Ueber Froſtſpalten (Botaniſche Zeitung, 13. Jahrgang, 1565, S. 449, 473, 489). Neuere Unterſuchungen hierüber (daſelbſt, 15. Jahrgang, 1857, S. 329, 345 u. 361). Nördlinger, Dr. H.: Bedeutung des Winterfroſts für die Waldbäume. Mechaniſche Wirkung (Kritiſche Blätter für Fort: und Jagdwiſſenſchaft, 42. Band, 2. Heft, 1860, S. 112, hier 136). | Vonhauſen, Dr. Wilh.: Die Volumveränderung des Holzes lebender Bäume bei niedrigen Temperaturgraden als Urſache der Froſtriſſe (Froſt⸗ Be Eisklüfte) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1861, ©. 1). 4 Nachtrag zu dem Aufſatze: Die Volumveränderung des Holzes pp., im Januarheft dieſer Zeitſchrift l. J. (daſelbſt, 1861, S. 420). Nördlinger, Dr. Theod.: Die Bildung der Froſtriſſe (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1886, S. 253). Beling: Über Rindenriſſe an Bäumen (Forſtwiſſenſchaftliches Central⸗ blatt, 1888, S. 28). Hartig, Dr. Robert: 8 und Froſtriſſe an der Eiche (Forſtlich⸗ naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, S. 255) Mit einer Tafel. 346 IV. Buch. I. Abſchnitt. Bäumen (verjchiedener Holzarten) in ſtrengen Wintern konſtatiert, daß eine Kontraktion der Umfänge bzw. Durchmeſſer beim Sinken der Temperatur unter den Gefrierpunkt (infolge ihres Wärmeverluſtes) ſtattfindet und daß eine gewiſſe Proportionalität zwiſchen dem Kälte— grad und der Baumſtärke beſteht (Duhamel, Caspary, Th. Hartig, Nördlinger, Vonhauſen) Das Zuſammenziehen beginnt ſchon bei Temperaturen unter 0° C. und nimmt mit ſinkender Temperatur zu, während die Durch— meſſer nach eingetretenem Tauwetter wieder bis zu den früheren Dimenſionen ſich ausdehnen. Wenn nun die Temperatur langſam abnimmt, ſodaß der Baum von außen nach innen allmählich kälter wird, ſo vermindert ſich dem entſprechend das Volumen des ganzen Baumkörpers in gleichmäßiger Weiſe, ohne daß es zu Zerreißungen der Holzteile kommt. Zur Rißbildung gehören raſcher Übergang zur Kälte und Temperaturen von etwa — 189 C. und darunter. Bei plötzlich eingetretener ſtarker Kälte gefrieren nämlich die äußeren Holzſchichten (Splint) ſo ſtark, daß aus den Wandungen der Zellen viel Waſſer ausſcheidet und in das Innere der mit Luft und Waſſer erfüllten Zellräume tritt. Der innere Holzkörper (Reifholz oder Kern) wird entweder gar nicht oder weniger von der Luftkälte ge— troffen als der äußere; er gefriert daher entweder gar nicht oder doch in viel geringerem Grade. Das infolge der Waſſerausſcheidung beim Gefrieren eintretende Schwinden des Baumkörpers bzw. Zu: ſammenziehen beſchränkt ſich hiernach entweder ausſchließlich oder doch vorwiegend auf den äußeren Holzmantel. Der Kern verändert ſein Volumen bei ſtarkem Froſte nicht, d. h. er ſchwindet kaum. Hierzu kommt, daß das Zuſammenziehen in der Umfangsrichtung viel ſtärker erfolgt als in der Durchmeſſerrichtung (Verhältnis 3,14: 1); mithin werden auch dieſe mehr zuſammengezogen. Die natürliche Folge müſſen daher ſchließlich radial verlaufende Längs-Auf⸗ berſtungen der Rinden- und Splintſchicht ſein, welche ſich mit der Zeit nach innen fortſetzen. Die Wirkung des Zuſammenziehens wird vermutlich durch die Raumvergrößerung des Saftwaſſers bei dem Gefrieren noch etwas verſtärkt. Die meiſten Froſtriſſe entſtehen bei ſcharfem Oſtwinde in kalten Nächten, u. zw. in der Regel von Mitternacht bis gegen 8 Uhr 1 * u morgens, weil in dieſe Zeit das tägliche Temperaturminimum, mit: hin auch die größte Volumenverminderung des Holzes, fällt. Die Klüftung erfolgt meiſt mit einem piſtolenſchußſtarken Knalle. Schutz gegen Froſt. 347 2 3. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Froſtriſſe vermindern den techniſchen Gebrauchswert der tämme und veranlaſſen lokale Faulſtellen. 1 Die Größe des Schadens hängt mit den Dimenſionen — namentlich mit der Tiefe der Rißbildung — zuſammen, welche ihrer— ſeits wieder unter dem Einfluſſe der Temperatur ſteht. * Sobald Tauwetter eintritt, ziehen ſich die entſtandenen Riſſe allmählich wieder zuſammen, weil nun das im Innern der Elementar- Organe zu Eis erſtarrte Waſſer wieder auftaut und in die Zellwände eindringt, wodurch dieſe wieder aufquellen. Der nächſte Jahrring, welcher ſich auflegt, ſchließt dann den palt, d. h. der Froſtriß über⸗ llt. Wegen des an dieſer Stelle aufgehobenen oder ver⸗ minderten Rindendruckes wird ſogar der neue Jahrring an der beſchädigten Stelle breiter. Bei zunehmender Kälte hin⸗ gegen erweitern ſich die Riſſe nd dringen auch immer beiter nach innen vor. Unter Umſtänden erreichen ſie eine dängenausdehnung bis zu 2m. Juſpateren Jahrengenügen ee e greiflich geringe Kältegrade, den einmal entſtandenen Froſtriß im Winter wieder zu öffnen, da ja nur der dünne Holzring eines Jahres zu ſprengen iſt. Im Sommer erfolgt dann wieder die Überwallung. Wiederholt ſich nun dieſer Vorgang infolge mehrerer auf einander folgender ſtrenger Winter einige Male, ſo entſtehen durch das Aufeinanderlegen der jährlichen Überwallungsſchichten ſchließlich leiſtenförmige Erhöhungen (dig. 126), welche treffend Froſtleiſten!) genannt werden. Dieſe chließen ſich entweder überhaupt nicht wieder oder fie verſchwinden ſpäter, wenn mehrere milde Winter auf einander folgen. Es kann 1) Vgl. Göppert im Jahrbuch des Schleſiſchen Forſt-Vereins für 1872. Blau, 1873, S. 244 — 252 (b. Specielle Einwirkung, Froſtriſſe). 7 # E E Fig. 126. 348 IV. Buch. I. Abſchnitt. aber auch bei ſehr bedeutendem Sinken der Temperatur des Holzes vorkommen, daß der Rindenmantel, welcher weit ſchwerer als der Holzkörper gefriert und infolgedeſſen auch weniger ſchwindet, eine peripheriſche Dehnung erleidet und ausſpannend auf den Splint wirkt, wodurch das Aufplatzen verhindert wird. In dieſem Falle entſtehen leicht Aufreißungen im Innern (innere Froſtſpalten), die vorwiegend in Form radialer, zuweilen aber auch peripheriſcher Spaltungen verlaufen. Bei der Eiche ſollen innere Froſtſpalten ſtets nur im Wurzelanlaufe vorkommen.!) Als ſekundäre Nachteile treten nicht ſelten Inſektenfraß und Pilzſchäden (Nectria- und Poly- porus-Arten) auf. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Zur Bildung von Froſtriſſen neigen beſonders harte Laub— Hölzer mit ſtark entwickelten Markſtrahlen. Auch das Vorhandenſein einer Pfahlwurzel begünſtigt das Entſtehen, indem die Bodenwärme in den Wintermonaten von der Oberfläche nach der Tiefe hin zu— nimmt, woraus ſich die mit zunehmender Wurzellänge höhere Tem— peratur des unteren und inneren Stammteiles (durch Leitung der Wärme) erklärt. Die meiſten Froſtriſſe treten an Eiche, Rotbuche, Wallnuß, Ulme, Eſche und Edelkaſtanie auf. Von den Eichen-Arten werden vorzugsweiſe die Zerr- und Traubeneiche heimgeſucht. Der aus dieſen Holzarten ſich ergießende, mit der Zeit ſchwarzbraun färbende Saft: fluß verrät den Krankheitszuſtand auf weite Entfernungen. Man findet aber mitunter Froſtriſſe auch an weichen Laub: hölzern, z. B. an Roßkaſtanie, Linde, Grau- und Silberpappel, Aſpe und Baumweide. Die Nadelhölzer haben hierunter kaum zu leiden, höchſtens in vereinzelten Fällen die Tanne. b. Baumteil. Die Froſtriſſe entſtehen hauptſächlich in der unteren Schaft hälfte, beſonders an Stellen mit ungleich dichtem Holzgefüge, z. B. dicht über dem Wurzelſtock, an Aſtknoten und an exzentriſch gewachſenen Stämmen. N Das Aufreißen wird durch lokale Faulſtellen (Ringſchäle ꝛc.) und Wunden (Aſtlöcher) befördert. Wahrſcheinlich ſpielt hierbei das 1) Hartig, Dr. R.: Innere Froſtſpalten (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1896, S. 483). Mit 7 Figuren. 5 Schutz gegen Froſt. 349 durch ſolche Löcher eindringende und ſich im Innern anſammelnde Meteorwaſſer (durch ſeine Ausdehnung bei der Eisbildung) eine Rolle. Die vom Wurzelſtock ausgehenden Riſſe ſetzen ſich nach oben fort, die von Aſtlöchern ausgehenden hingegen nach unten. An erzentrifch ge— wachſenen Stämmen zeigen ſie ſich ſtets auf der Seite des größten Halbmeſſers. “) Was die Himmelsgegend betrifft, ſo iſt in der Regel die Südſeite am meiſten befallen; dann kommen die Oſt-, Nordoſt- und Nordſeite. Am wenigſten leiden die Weſt- und Nordweſtſeite. Die Thatſache, daß die Südſeiten der Stämme am meiſten vom Froſte leiden, hängt wohl damit zuſammen, daß hier die Zellen infolge leb— hafteren Lebensprozeſſes waſſerreicher ſind, mithin bei Froſt ſich mehr zu— ſammenziehen. c. Betriebsart. Die meiſten Froſtriſſe findet man am Oberholz in Mittel— waldungen, an Kopfholzſtämmen und an Überhältern in Hoch— waldungen, weil dieſe Bäume den kalten Luftſtrömungen nach allen Seiten hin ausgeſetzt ſind. Insbeſondere leiden ſolche Stämme, welche plötzlich aus dichtem Schluſſe freigeſtellt wurden. Vonhauſen veranſchlagt die Anzahl der eisklüftigen Eichen im Reviere Kottenforſt (Mittelwald) auf über 20%. An manchen Eichen-Kopfholzſtämmen daſelbſt ſind 10—12 Froſtriſſe beobachtet worden, welche teils vom Wurzel— ſtocke, teils vom Kopfe ausgehen. Der etwa 3000 ha große Kottenforſt (bei Bonn) liegt ca. 130 m hoch; der Boden iſt Thon mit undurchläſſigem Untergrunde. d. Holzalter. Altere bzw. ſtärkere Stämme leiden deshalb mehr als junge, weil bei jenen die Temperaturdifferenz zwiſchen den äußeren und inneren Holzlagen größer iſt als bei dieſen. e, Standort. Üppigfeit und Näſſe des Bodens, ſowie nördliche und öſtliche Lage begünstigen das Übel. In engen, von Gewäſſern durchzogenen Thälern kommen Froſtriſſe häufig vor, weil hier die Temperatur in kalten Wintern ſehr tief ſinkt. 1. Jahreszeit. Die Froſtriſſe ſind beſonders häufig im Nachwinter, u. zw. wenn beim Beginne des Saftſteigens plötzlich intenſive Kälte eintritt. 1) Gries bach, Karl: Ueber Froſtriſſe (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗ Zeitung, 1868, S. 199). 350 IV. Buch. I. Abſchnitt. Die Rinde und die Splintſchicht erkalten dann ſehr raſch, ziehen ſich daher ſtark zuſammen, während die Neifholze und Kernzone noch eine höhere Temperatur bewahrt, daher keine Veränderung erleidet. Viel weniger nach— teilig wirkt allmählich ſteigende, wenn auch lang andauernde Temperatur: erniedrigung. Durch Stürme wird die Rißbildung befördert, weil hierdurch die gefrorenen Stämme hin und her bewegt werden. Es wäre ſogar denkbar, daß durch heftigen Sturm bei plötzlich eintretendem Tauwetter Froſtſpalten entſtehen. 4. Vorbeugungsmaßregeln.) 1. Trockenlegen naſſer Bodenſtellen durch Gräben. 2. Erziehung geſchloſſener Waldbeſtände. 3. Untermiſchung der Eichen- und Buchenbeſtände mit Nadelholz. 4. Herſtellung von Waldmänteln an nordöſtlichen, öſtlichen und ſüdöſtlichen Beſtandsrändern. 5. Unterlaſſung des Überhaltes (von Eichen ꝛc.) in Ortlichkeiten, die zur Bildung von Froſtriſſen disponiert ſind. Zuſatz. Froſtkrebs. Durch Fröſte können an jungen Laubhölzern (Eiche, Eſche, Ahorn, Rotbuche, Obſtbäume ꝛc.), jo lange fie der örtlichen Froſthöhe noch nicht entwachſen ſind, auch krebsartige Erſcheinungen hervorgerufen werden. An der Baſis der durch einen intenſiven Froſt bis auf den Grund getöteten jungen Seitentriebe löſt ſich die lebende Rinde und b der Baſt von der abgeſtorbenen Rinde ab. Wenn dann ſtarker Froſt ſich wiederholt, ſo wird der durch die abgeplatzte Rinde nur wenig geſchützte darunter gebildete Überwallungswulſt getötet und hierdurch die erſte Anlage zur Krebsſtelle (Froſtplatte) geſchaffen. Ereignen ſich nun einige Jahre lang keine Fröſte, ſo können ſolche Krebsſtellen völlig wieder ausheilen. Wiederholen ſich hingegen die Fröſte einige Jahre nach einander, ſo vergrößern ſich die kranken Stellen mit jedem Froſtjahr. Auch der Holzkörper an der betreffenden Stelle wird bis zum Marke getötet. Die meiſten Froſtkrebſe beobachteten wir an Eichen und Eſchen in Einſenkungen auf ſtrengem Thonboden, u. zw. in der Gegend des Wurzelſtockes. Nördlinger ſchreibt den Froſtkrebs den Früh- und Winterfröſten, R. Hartig hingegen den Spätfröſten zu. Vermutlich können ſämtliche Froſt— arten Krebsſchäden verurſachen. 1) Die getrennte Behandlung der Froſtſchäden macht die wiederholte Aufzählung einzelner Maßregeln unvermeidlich. Schutz gegen Froft. 351 III. Kap. Das Ausfrieren.') 1. Äußere Erſcheinung. u Im Nachwinter und Frühjahre (Februar und März), zumal wenn ſtarke Nachtfröſte mit Auftauen während des Tages abwechſeln, macht man häufig die Wahrnehmung, daß junge Holzpflänzchen durch den Froſt mit der Erde emporgehoben werden, bei dem ſpäter er— folgten Auftauen und Niederſinken des Bodens ihren Halt verlieren, u it den Wurzeln, wenn auch nur teilweiſe, obenauf zu liegen kommen, infolgedeſſen umfallen und eingehen. Dieſe Erſcheinung nennt man dus Ausfrieren der Pflänzchen oder das Auffrieren des Bodens. 2 Fig. 127. ir Fichtenſämlinge, durch den Barfroſt gehoben (natürliche Größe). 5 2. Erklärung. Durch den Froſt wird der Boden in die Höhe gehoben, weil Volumen des Bodenwaſſers bei der Eisbildung ſich vergrößert. 1) Zur Litteratur: Ueber die Urſachen des Aufſfrierens des Bodens (Kritiſche Blätter für und Jagdwiſſenſchaft, 13. Band, 1. Heft, 1839, S. 235). 352 IV. Buch. I. Abſchnitt. Zugleich mit der Erdkrume werden auch die jungen Pflänzchen empor gehoben. Wenn nun ſpäter Tauwetter eintritt, ſo ſinkt der Boden allmählich wieder auf ſein früheres Niveau zurück. Die Pflänzchen können aber deshalb nicht folgen, weil die Wurzelſpitzen noch durch den Bodenfroſt feſtgehalten werden, während der Auftauungsprozeß in den oberſten, mit der Luft in Berührung befindlichen Boden— ſchichten bereits im Gang iſt. Selbſt wenn aber das Auftauen der Erdkrume ſogleich bis zur früheren Wurzeltiefe erfolgen würde, ſo vermögen die Pflänzchen doch f deshalb nicht in ihre frühere Lage zurückzukehren, weil ihre Würzelchen nicht ſteif genug ſind, um wieder in die Erde eindringen zu können. Die Figuren 127, a—e2 ſtellen den erläuterten Vor gang ſchematiſch dar. W bes i zeichnet den urſprünglich tief- ſten Wurzelendpunktim Boden. Die ſtarken Linien (N) reprä- ſentieren das urſprüngliche Niveau. Die feinen Linien darüber und darunter begrenzen das Maß der einzelnen, allmählich immer höher auffrierenden Bodenſchichten. Fig. 127, e zeigt die um gefallene Fichtenpflanze nach dem Schmelzen des Eiſes. 3. Schaden nach bedingenden Momenlen. 1. a. Holzart und Holzalter. Im jugendlichen Alter, namentlich im erſten und zweiten Lebensjahre, ſind faſt alle Holzarten dem Ausfrieren ausgeſetzt, in erſter Linie die flachwurzelnde Fichte, Birke, Erle, Rotbuche, Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1847, S. 126. 4. Das Auffrieren der Fichten-Sämlinge in den Forſtgärten der Gebirgsforſten, S. 126 (Pape). Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1863, S. 64. Thema Welche Maßregeln haben ſich am beſten bewährt, um Saat- und Pflanz⸗ beete gegen das Auffrieren des Bodens zu ſchützen? Nördlinger, Dr. H.: Barfroſt oder Auswintern (Gelüpft⸗ oder Aus⸗ gezogenwerden) von Pflanzen und Sämlingen (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 43. Band, 1. Heft, 1860, S. 175). Fuldner: Ueber das Ausfrieren der jungen Pflanzen (Beitjchrift für Forft- und Jagdweſen, XIII. Jahrgang, 1881, S. 604). ; Schutz gegen Froſt. 353 Hainbuche ze. Auch Eſche, Ahorn und Tanne werden nicht ſelten durch den Froſt gehoben. Hingegen bleiben Edelkaſtanie, Nuß— baum⸗ und Hickory⸗Arten und beſonders die Eiche wegen des frühzeitigen Tiefganges ihrer Wurzeln von dieſem Übel verſchont. Der Haupt⸗ ſchaden trifft daher Saat: und Pflanzkämpe, ſowie Freiſaaten. b. Standort. Das Ausfrieren wird durch gewiſſe Boden- und Lagen-Ver— hältniſſe begünſtigt. In dieſer Hinſicht gelten folgende Erfahrungen: 1. Boden. Die Kalamität zeigt ſich beſonders auf leichten, lockeren Böden. In erſter Linie ſind der Moor- und der Humus— boden dem Auffrieren ausgeſetzt, weil der Froſt hier auf größere Tiefe eindringt und auch ſpäter verſchwindet!); dann folgen ſchwitzender Sand-, gelockerter Thon- und Kalkboden. Der geringſte Schaden zeigt ſich auf trockenem Sandboden. Je lockerer ein Boden iſt, deſto mehr Feuchtigkeit nimmt er auf; um ſo größer iſt daher auch das Heben der Pflänzchen durch Froſt, inſofern nicht etwa (wie bei dem gewöhnlichen Sandboden) die Feuchtigkeit nach unten abzieht. Die Erſcheinung des Barfroſtes tritt ferner vorzugsweiſe auf einem Boden ein, der des Bodenüberzuges bar iſt, weil hier den Wurzeln der Holzpflanzen kein Halt durch Graswurzeln ꝛc. gewährt wird. Hiermit hängt der Name „Barfroſt“ zuſammen. 2. Lage. Am meiſten heimgeſucht werden etwas vertiefte Lagen, weil hier die Bodenfeuchtigkeit entweder gar nicht oder nur allmählich abziehen kann. Was die Expoſitionen anlangt, ſo ſind beſonders die Südweſt⸗, Süd⸗ und Südoſthänge gefährdet, weil hier die Prozeſſe des Gefrierens und Wiederauftauens am häufigſten wiederkehren. Nordſeiten hingegen leiden faſt gar nicht. 4. Vorbeugungsmaßregeln.“ 1. Abführung übermäßiger Bodennäſſe durch Abzugsgräben oder Drainſtränge. Im offenen Walde bilden Gräben die Regel; in Forſtgärten hingegen ſind Drainröhren vorzuziehen. 4 1) Über den Einfluß des Froſtes auf die Temperaturverhältniſſe der öden von verſchiedener phyſikaliſcher Beſchaffenheit belehrt eine größere beit von A. Petit (Forſchungen aus dem Gebiete der Agrikulturphyſitk, 16. Band, 1893, S. 285 u. f.). — Einen Auszug hieraus bringen die Mün⸗ dener Forftfichen Hefte, V. 1894, S. 128. 2) Vgl. das Protocoll über die vom 28. bis 31. Auguſt 1864 ſtatt⸗ gehabte elfte n Thüringiſcher Forſtwirthe, abgehalten in Oberhof Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 23 ; 354 IV. Buch. I. Abſchnitt. 2. Vermeidung der Saaten in Ortlichkeiten, die zum Auf- frieren geneigt find. Pflanzung — wo möglich mit Ballenſetz⸗— lingen — ſichert beſſer gegen dieſes Übel. Auch die von Alemann' ſche Klapppflanzung!) iſt — namentlich für Brücher — zu empfehlen. Frühjahrspflanzungen leiden weniger als Herbſtkulturen. Wenn die örtlichen oder zeitlichen Verhältniſſe zur Saat nötigen ſollten, ſo ſind folgende Vorſichtsmaßregeln zu beobachten: nur oberflächige Ver— wundung des Bodens (im Herbſte vor der Saat), gehöriges Durchmiſchen der mineraliſchen Erdkrume mit der Dammerde, Anwalzen vor und nach der Saat, Anwendung dichter und tiefer Saat in Rillen, damit ſich die jungen Pflänzchen möglichſt gegenſeitig Schutz gewähren oder (bei Vollſaat) Mit⸗ einſaat von Getreide (Hafer, Staudenkorn)s). Dieſe Vorſichtsmaßregeln gelten, ſoweit es thunlich erſcheint, auch für Saatkämpe. 3. Möglichſte Erhaltung des natürlichen Bodenüberzuges, zumal einer Moosdecke. 4. Für Saat- und Pflanzkämpe empfehlen ſich noch folgende beſondere Maßregeln: a) Miſchung thoniger Böden mit (etwa 25 — 33 %) Sand. b) Höherlegen der Beete, damit dieſelben beſſer abtrocknen. c) Herſtellung tiefer Saatrillen und dichte Saat. Ein Jahr lang können die Sämlinge den dichten Stand ohne Nachteil für ihre Entwickelung vertragen. d) Bedecken der Räume zwiſchen den Saatrillen oder Pflanz. reihen mit Stroh, Moos, Laub, Binſen, Sägemehl oder einem — ſchlechten Wärmeleiter. Man nimmt das Bedecken zu dieſem Behuf im Vorwinter vor, ſobald das Erdreich tüchtig durchgefroren iſt, um das Auftauen im Frühjahre zu ver⸗ langjamen. Sind alte Meilerſtätten in der Nähe, jo mag auch Kohlengeſtübb (Kohlenklein), mit Sand vermengt, als Deckmaterial verwendet werden. — Zur Deckung eines Beetes von 5 qm Fläche (5 m Länge und 1m Breite) find mindeſtens 5—6 kg Roggenſtroh erforderlich. Schaal“) (Sachſen) empfiehlt Schüttenſtroh nach allen Richtungen hin als beſtes Deckmaterial und gruppiert die übrigen Deckmittel in re Reihe: Tannenreiſig, Kiefernreifig, Moos (Hypnum-, Polytrichum- 0 — — 2 Bryum- Arten), Birken- und Weidenreiſig, Heide- und Heidelbeerkraut, Kultur⸗ erde, Fichtenreiſig. (Eiſenach, 1865, Thema V, S. 72) und das Protocoll über die am 15., 16. und 17. Juli 1872 ſtattgefundene vierzehnte Verſammlung (Rudolſtadt, 1878, Thema II. c, S. 20). s 1) von Alemann, Friedrich Adolph: Ueber Forſt⸗ Culturweſen. 3. Aufl. Mit 17 Abbildungen in Holzſchnitt. Leipzig, 1884, S. 58 u. f. 2) Hennig, M.: Das Waldkorn und deſſen Anbau. Ein Vortra (Illuſtrirte Jagd-Zeitung von W. H. Nitzſche. V. Jahrgang, 1878, Nr. 12, vom 15. März, S. 115). N 3) Ueber das Bedecken des in die Fichtenſaatkämpe ausgeſäeten Samens (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1865, S. 209). * Schutz gegen Hitze. 355 „) Tiefes Verſchulen der 1— 2jährigen Sämlinge. 9 f) Wiederausgleichen der beim Jäten zwiſchen den Saatrillen leicht entſtehenden Vertiefungen mit guter Erde. 99) Belaſſen eines leichten Unkrautüberzuges nach der Sommer: jätung, etwa von Ende Auguſt ab, weil die Erdkrume durch die Gras— würzelchen gleichſam gebunden bzw. beſſer zuſammengehalten wird. Die durch den Froſt gehobenen Pflänzchen muß man ſchleunigſt wieder andrücken laſſen und die Beete mit etwas feiner Erde, ev. Raſenaſche überſieben, damit die Pflänzchen wieder ſo tief wie früher zu ſtehen kommen. * Dieſes Wiederandrücken koſtet nicht viel, wenn man hierzu wohlfeile Arbeitskräfte (Frauen, Kinder) verwendet (pro Tauſend etwa 30—35 Pf.). 1 5 II. Abſchnitt. Schutz gegen Hike.‘) Die Hitze wirkt nach zwei Richtungen hin nachteilig auf das Pflanzenwachstum; ſie verurſacht: 1.9:᷑. das Verdorren, d. h. das Vertrocknen von Samen, jungen Holzpflanzen und einzelnen Teilen am höheren Holze; 2. den ſog. Rindenbrand an älteren Bäumen. I * I. Kap. Das Verdorren.“ 1. Außere Erſcheinung. Veertrocknete Holzpflanzen bzw. Baumteile ſehen faſt aus, als 2 ſie erfroren wären. Blüten, Blätter, Nadeln und junge Triebe f en wegen Waſſermangels zuerſt ſchlaff, dann rot, zuletzt braun und ſchrumpfen zuſammen. Schließlich fallen fie ab, jedoch können vertrocknete Blätter ſehr lang am Baume hängen bleiben. 2. Erklärung. Das Verdorren ift die Folge anhaltend trockenen, heißen Wetters. urch findet ein ſtarker Feuchtigkeitsverluſt ſowohl des Bodens der Gewächſe ſtatt. Bei den Pflanzen wird infolgedeſſen das er 1) Nördlinger, Dr. H.: Trockene Hitze (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ Jagdwiſſenſchaft, 42. Band, 2. Heft, 1860, S. 203). 2) Grebe, Dr. C.: Ueber die Einwirkung der Dürre des Sommers 1868 den Holzwuchs. Ein Beitrag zum Waldbau (Burckhardt, H.: Aus Walde. II. Heft, 1869, S. 42). — In dieſer Abhandlung werden alle ente, die den Dürreſchaden beeinfluſſen, gewürdigt. 28 * 356 IV. Buch. II. Abſchnitt. zum fortſchreitenden Wachstum erforderliche Gleichgewicht zwiſchen Verdunſtung und Waſſeraufnahme geſtört. Erſtere wird enorm ges ſteigert; letztere hingegen fortwährend verringert und ſchließlich — bei ſehr lang anhaltender und geſteigerter Hitze — ganz unmöglich ge⸗ macht. Die Wirkung der Hitze auf unſere Holzpflanzen iſt alſo eine indirekte, indem die Sonnenſtrahlen nicht direkt töten. 3. Schaden. 4 A. Schaden im allgemeinen. f Hohe Wärmegrade verhindern das Keimen der Holzſamen, weil ſie die zum Keimprozeß erforderliche Feuchtigkeit entführen, und bringen junge Pflanzen oft ganz zum Abſterben. An älteren Pflanzen und Stämmen bewirken ſie vorzeitiges Verdorren und Abfallen des Laubes, ſowie Abſterben der Triebe, wodurch der Zuwachs erheblich geſchmälert wird. Trockenheit zu Beginn der Vegetationszeit vermindert das Längenwachstum der Triebe (1893); am Schluſſe derſelben beeinträchtigt ſie das Stärkenwachstum des Stammes (1887). Dürrejahre kennzeichnen ſich daher auf Baum⸗ ſcheiben — ebenſo wie Froſtjahre — durch ſchmale Jahrringe. Über den Zurückgang des Stärkezuwachſes infolge der außerordentlichen Dürre des Sommers 1893 hat Profeſſor Henry (Nancy) an mehr al 250 Bäumen intereſſante Unterſuchungen angeſtellt, wie ſich aus folgender Ueberſicht ergiebt: “) > | Der Stärkezuwachs ſank in den Jahren Holzarten Bodenarten 1891 a 15 5 t 1 wort | auf | in 90% | auf 10 %% N Eiche thonig⸗ſandiger Boden 100 | 83 | 17 77 | — kalkiger Boden 100 91 9 755 Rotbuche tiefgründiger Thonboden | 100 | 77 | 23 41 | 59 — flachgründiger Kalkboden | 100 56 44 30 70 Hainbuche — 100 86 14 49 51 Fichte — 100 27 23 44 | 56 Unter Umſtänden können ſogar einzelne Stämme oder ganze Horſte in Stangenhölzern durch „Trockenhitze“ zu Grunde gehen. Der Dürrholz-Ausfall iſt daher in trockenen Jahren ſehr erheblich.! 1) Danckelmann, Dr.: Wirthſchaftliche und wirthſchaftspolitiſche Rück blicke aus landkirchſchuftlichen forſtlichen und gewerblichen Kreiſen auf For weſen und Jagd des Jahres 1893 in Preußen (Zeitſchrift für Forſt⸗ un Jagdweſen, XXVII. Jahrgang, 1895, S. 249, hier S. 264 und 265). 8 2) Roth: Über Dürrholzergebniſſe nach trockenen Jahren (Forſtwiſſe ſchaftliches Centralblatt, 1896, S. 170). 8 Schutz gegen Hitze. 357 Bei großer Trockenheit können ferner den Pflanzen die Stick— ſtoffverbindungen des Bodens nicht genügend zugeführt werden; auch ird die Stärkebildung in den Blättern geſchwächt (E. Mer). Auch eiden die Pflanzen durch die Sommerdürre einen beträchtlichen erluſt an Eiweißſtoffen und Phosphorſäure, wodurch die Frucht— und Samenbildung beeinträchtigt wird. 5 Nach Unterſuchungen von Blättern an Syringa vulgaris L., Cornus mas L. und Aesculus hippocastanum L., welche Profeſſor Kraus!) aus— führte, ergaben ſich folgende Reſultate: * Beſtandteile 8 Sommerdürre Blätter Herbſtliche Blätter N (Stidjtoff) . 1,947 21%, 1,370 14%, 2.0, ( er) H 7 60%, 0,373 3,8 % ] 5 05 4 2,998 3753 „5 3,831 39,7 % Ca O, Kuberdeh Alp 1,8718 — 2,416 — neralſtoffe ann 8,028 — 9,636 — Mithin iſt der Stickſtoff; und Phosphorſäuregehalt in den ſommerdürren lättern faſt noch einmal jo groß, als in den herbſtlichen, dagegen iſt der aligehalt in beiden faſt gleich. Der Kalk- und Mineralſtoffgehalt hingegen ft in den herbſtlichen Blättern größer. Als ſekundäre Nachteile der Trockenhitze ſind größere Dis— zoſition der Holzwüchſe zu Inſektenfraß und erhöhte Waldbrandgefahr (durch Vermehrung des Dürrholzes) hervorzuheben. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Empfindlichkeitsſkala der Holzarten gegen Hitze dürfte ſich, wenn man 3 Gruppen ausſcheidet und das jugendliche Alter ins füge faßt, etwa wie folgt geſtalten: I. Gruppe. Stark empfindliche Holzarten: Rotbuche, Eſche, Edelkaſtanie, Roterle, — Weißtanne, Fichte. II. Gruppe. Mäßig empfindliche Holzarten: Hainbuche, Berg⸗ und Spitzahorn, Weißerle, Weiß- und Ruch⸗ ‚ Sommer: und Winterlinde, — Arve, Lärche. III. Gruppe. Unempfindliche Holzarten: Stiel⸗ und Traubeneiche, Feld-, Berg- und Flatterulme, Feld— „Roßkaſtanie, Akazie, Platane, Sorbus-Arten, Vogellirſche, 2 1) —b.—: Die Sommerdürre der Bäume (Centralblatt für das ge⸗ immte Forſtweſen, 1875, S. 206). IV. Buch. II. Abſchnitt. 2 u Is Pappeln, Weiden, — gemeine Kiefer, Schwarzkiefer, Weymouthskiefer, Krummholzkiefer und Wachholder. Die Trockenheit des Jahres 1893 bewirkte bei der Tanne (Vogeſen) nach Mer nur / — / des normalen Stärkenzuwachſes und / — 7 der normalen Längenzunahme der Triebe. Selbſt geringere Hitzegrade maden ſich bemerklich, indem z. B. infolge der Auguſttrocknis des Jahres 1887 bei der Fichte (Vogeſen) nur ½ des normalen Dickenwachstums ſtattgefunden haben ſoll (wahrſcheinlich find / gemeint?). ? b. Holzalter. g Den größten Schaden durch Hitze erleiden die im Freien aus⸗ geführten Saaten und Pflanzungen in den erſten Lebensjahren, ſo lange ſich die Kulturen noch nicht geſchloſſen haben. Auf armen, flachgründigen Böden und in heißen Lagen ohne Seitenſchutz gehen die Pflanzen oft noch bis zum 12.— 15. Lebensjahr ein. Man hat hier und da ſogar beobachtet, daß ältere Pflanzungen auf ſtark ver- unkrauteten Böden mehr leiden als junge Kulturen auf friſchen Schlagflächen, weil hier Tau und Regen leichter in den Boden ein- dringen können. Wenn aber die Pflanzen durch gegenſeitiges Be- rühren ihren Fuß gedeckt haben, ſo iſt die Hauptgefahr vorüber. 1 Das Eingehen ganzer Stangen durch Trockenhitze iſt hier und N da beſonders in Fichtenbeſtänden beobachtet worden. f e. Standort. 1 In ebenen Lagen, im Hügel- und Bergland iſt der Dürreſchaden größer als im Gebirge, weil im letzteren größere Waldzuſammenhang, friſcherer Boden, feuchtere Luft und reichlichere Niederſchläge vorhanden find. In Regionen über 500 — 600 m Meereshöhe iſt daher von Dürreſchaden wenig zu fürchten. Am meiſten leiden die flachgründigen Köpfe und ſchmalen Bergrücken. Was die Expoſitionen anlangt, jo werden die Sommer- hänge (Süd- und Südweſtſeiten) von der Dürre mehr heimgeſucht als die Winterhänge (Nord- und Oſtſeiten). An den Nordhängen leiden die Pflanzen am wenigſten. In ſehr engen, beiderſeits kahlen oder nur wenig bewaldeten Thälern wird der Hitzeſchaden durch Reflexion der Sonnenſtrahlen von einem Hange zum anderen oft cc trächtlich geſteigert (Widerhitze). Hinſichtlich der Bodenarten verhalten ſich kalkige Böden am ungünſtigſten, namentlich die erdarmen, ſteinigen, flachgründigen Ab— änderungen derſelben. Dann folgen 1155 thonigen Bodenarten, nament⸗ lich die ſtrengen Thonböden. Günſtiger zeigen ſich die ſandigen Böden, beſonders der ſchwitzende Sand (in der Rhein⸗Main⸗Ebene). 1 Schutz gegen Hitze. — 339 Am widerſtandsfähigſten gegen Dürre ſind der milde ſandig-lehmige und der lehmige Boden. Dieſes verſchiedene Verhalten erklärt ſich folgendermaßen: Erdarmer, verangerter Kalkboden nimmt wenig Feuchtigkeit auf und er- wärmt ſich ſtark, verdunſtet daher ſein Bodenwaſſer raſch. Thoniger Kalk⸗ und Thonboden verhärtet bei anhaltender Dürre, bekommt aber weite Riſſe und Sprünge. Magerer Sandboden leidet mehr als ſchwitzender, weil letzterer das den Geſetzen der Kapillarität folgende, ſtetige Aufwärtsſteigen der Grund— feuchtigkeit geſtattet, mithin immer feucht bleibt. Lehmige und ſandig-lehmige Böden nehmen die Niederſchläge leicht auf, erhalten ſich im Untergrunde feucht und erſetzen daher den Abgang an Feuchtigkeit in den oberen Bodenſchichten immer wieder auf's neue. d. Bodenüberzug. Forſtunkräuter, zumal Gräſer, befördern bei dichtem Auftreten die Dürre, indem ſie den Boden verwurzeln und viel atmoſphäriſche Feuchtigkeit abſorbieren, welche außerdem dem Boden und den Holz- gewächſen zu gute kommen würde (j. S. 198). Eine leichte Be⸗ ſchattung durch mehr vereinzelt ſtehende Waldkräuter hingegen wirkt durch Seitenſchutz wohlthätig. Laub, Moos und der durch die normale Ver⸗ weſung dieſer Bodendecke entſtehende milde Waldhumus ſchützen die Baum⸗ wurzeln gegen Austrocknung. e. Beſtandsſchluß. 0 Räumige oder gar lückige Beſtände leiden durch Trockenhitze mehr als voll⸗ kommen geſchloſſene Orte. Insbeſon⸗ dere ſchaden vereinzelte aſtreine Mutter⸗ bäume mit weißer, glatter Spiegelrinde (Rotbuche, Hainbuche, Birke, Weiß⸗ tannezc.) durch Reflexion der Sonnen- A gegen den Boden, wodurch ieſer austrocknet und ausmagert. Aber © auch durch dunkelrindige Holzarten ; mit mäßig entwickelter Borkenſchicht Gichte x.) wird Reflexſchaden ver⸗ ae} ö 5 55 rſacht.!) Infolge hiervon ſtirbt der Schaden am cherte e durch e Nachwuchs in der unmittelbaren Yo mgebung des Baumes oft nahezu kreisförmig ab (Fig. 128). Der Hauptſchaden erfolgt zur Mittagszeit. 1) Nach Beobachtungen des Verfaſſers im akademiſchen Forſtgarten bei n. Fig. 128. | | 360 IV. Buch. II. Abſchnitt. 1. Witterung und Jahreszeit. Das Verdorren der Pflänzchen zeigt ſich oft ſchon im Vor- ſommer. Iſt der Mai trocken, ſo wird die Winterfeuchtigkeit von den Pflänzchen raſch verbraucht, zumal bei Mitwirkung ſcharfer Oſt⸗ winde. Wenn dann kein Wiedererſatz erfolgt, ſo ſterben wenigſtens die neuen Saat- und Pflanzkulturen leicht ab. Sind auch die Monate Juni und Juli heiß, jo greift der Dürreſchaden immer weiter um ſich. Das Abſterben der meiſten Pflanzen zeigt ſich aber erſt in der zweiten Hälfte des Juli und in der erſten Hälfte des Auguſt, weil das Maximum der Lufttemperatur bekanntlich etwa vier Wochen nach dem höchſten Sonnenſtande (Juni) eintritt. Das Gedeihen neuer Kulturen kann daher vor Ende Auguſt, Anfang September nicht mit Sicherheit beurteilt werden. C. Dürre⸗Chronik. a Nagel!) zählt — unter Bezugnahme auf Schnurrer's Chronik für den Zeitraum von 988 (inkl.) bis 1869 im ganzen 45 Dürre— jahre auf; hiernach würde durchſchnittlich auf je 24 Jahre ein Dürre⸗ jahr kommen. Vom 18. Jahrhundert ab ergiebt ſich aber ſchon aus dieſer Aufſtellung eine bedeutende Zunahme der trocken-heißen Sommer und im laufenden Jahrhundert hat ſich die Zahl der Dürrejahre weſentlich vermehrt. Allerdings bleibt die Frage offen, ob nicht in der früheren Chronik der Begriff des Dürrejahrs etwas enger gefaßt worden iſt als von uns. Durch beſondere Trockenheit waren nämlich folgende Jahre aus- gezeichnet: 1800, 1807, 1811, 1822, 1834, 1842, 1846, 1857), 1858, 18599, 18639), 186550, 18685), 1874, 1876, 1881, 1883, 1889, 1892, 18935) und 1898 (Herbſt). Mithin kommt i. D. ſchon auf je 5 Jahre ein Dürrejahr. 1) Die trocken-heißen Sommer der neueren Zeit (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 51. Band, 2. Heft, 1869, S. 257). i 2) Brief aus Kurheſſen. Witterung des Sommers 1857. Einfluß der Dürre auf den Holzwuchs (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1858, S. 105). 3) Brief aus Kurheſſen. Dürre der Sommer in den Jahren 1858 und 1859 (daſelbſt, 1860, S. 485). 4) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1863, S. 28. f v. Berg: Die Dürre in Ungarn und der Wald (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1864, S. 29). 5) Nördlinger, Dr. H.: Das Dürrejahr 1865 (Kritiſche Blätter be. Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 49. Band, 2. Heft, 1867, S. 82). 6) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1869, ©. 23. i Grebe a. a. O. (S. 355, Anmerkung 2). 7) In dieſem Jahre gab es nahezu vier Monate lang (von Mitte März bis Ende Juni) kaum bemerkenswerte Niederſchläge. 1 1 Schutz gegen Hitze. 361 4. Vorbeugungsmaßregeln. A. Bei der Begründung. 1. Bevorzugung der natürlichen Verjüngung durch Samen oder — wenn die anzubauende Holzart hierzu wenig geeignet iſt — künſtliche Beſtandsbegründung durch Pflanzung mit tief bewurzelten, kräftigen, verſchulten Pflanzen und ſorgfältiges Bedecken der Pflanz— platten mit Raſenplaggen oder größeren Steinen. f Verſchulte Pflanzen widerſtehen der Dürre beſſer als direkt aus dem Saatbeet entnommene. Nadelholz⸗Ballenpflanzungen bewähren ſich gegen Dürre re als Pflanzungen mit gut bewurzelten, ballenloſen Setzlingen. Hügel⸗ pflanzungen erleiden in Dürrejahren aus nahe liegenden Gründen einen ſtarken Bi bgang. Fichten laſſen ſich in heißen Ebenen oft nur unter dem Schutze vorgebauter Birken oder Kiefern emporbringen. 2. Tiefe Bodenlockerung und Mitanbau von Getreide (Staudenkorn), wenn die wirtſchaftlichen Verhältniſſe auf Saat oder Jährlingspflanzung hindrängen ſollten. 1 Wie die Erfahrungen in den Waldfeldbau⸗Gegenden !) zur Genüge er: ieſen haben, verdorren die einjährigen Kiefern, wenn tief gelockert wurde, elbſt in trockenen Sandhügeln kaum, indem deren Wurzeln hierdurch zum 1 gang angeregt werden. Auch vermag der gründlich geloderte Boden ft bei Dürre die Feuchtigkeit (Tau 2c.) mehr zurückzuhalten als der icht gelockerte. 3. Ausbreiten von Moos zwiſchen den tiefer als ſonſt an- legenden Saatſtreifen auf armen, trockenen Böden (in Dürrejahren). ie Koſten betragen etwa 40 — 50 M. pro ha. 4. Für Saat⸗ und Pflanzkämpe kommen folgende Maßregeln Betracht: a) Anlage unter Seitenſchutz (namentlich Fichtenfämpe)?). b) Tiefe Bodenlockerung (im Herbſte). e) Düngung mit Kompoſterde oder Raſenaſche. Der Nutzen der Raſenaſche beſteht nicht nur in der Verbeſſerung der ſikaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften der Bodenkrume bzw. Begünſtigung Bildung von feinen Zaſerwurzeln, ſondern auch darin, daß ſie den Boden utfrei hält. d) Rillenweiſe Ausſaat des Samens. e) Decken mit Deckgittern (S. 343) oder Reiſig. Das Beſtecken der Beetpfade mit Reiſig empfiehlt ſich gegen Hitzeſchaden nehr als ein horizontales Reiſigdach auf Gabelgerüſten, weil durch letzteres Pflänzchen die meteoriſchen Niederſchläge entzogen werden. Laubholzreiſig I & * 1) Mitteilungen aus der Großh. Heſſ. Forſtverwaltung vom Jahre 1876 tſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1877, S. 212, hier 213). 2) Th. K.: Schutz der Fichtenpflanzengärten gegen Dürreſchaden All⸗ Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1872, S. 394). erhält den Boden nicht friſch genug. Tannenreiſig beſchaltet etwas zu dicht. Fichtenreiſig läßt ſeine Nadeln bald abfallen, und da dieſe ſich ſtark erwärmen, brennt der Boden unter ihnen förmlich aus. Am meiſten iſt Kiefern- und Weymouthskiefern-Reiſig zu empfehlen. Die Stellreiſer ſind entweder ringsum oder nur auf der Südſeite der Beete anzubringen, da ſie auf der Nordſeite leicht durch Reflexion ſchaden. Bei Anwendung von horizontalen Reiſigdächern auf Gabelgerüſten oder Lattengittern empfiehlt ſich deren Ab⸗ nahme bei trübem Himmel und Regen. Überhaupt muß die Decke im Laufe des Sommers allmählich entfernt werden, damit ſich die jungen Pflänzchen | 362 IV. Buch. II. Abſchnitt. | Ä . | an das Sonnenlicht gewöhnen. f) Sorgfältiges Reinhalten von Unkraut. Die günſtige Wirkung des häufigen Jätens beſteht hauptſächlich in der N hiermit verbundenen Bodenlockerung, wodurch den Pflänzchen mehr Tau und Regen zugeführt wird. Man durchhackt daher die leeren Zwiſchenſtreifen der Saat- und Pflanzbeete in heißen Sommern überhaupt häufig, auch ohne t daß Unkräuter in verdämmender Weiſe auftreten. g) Behügeln der Pflanzreihen mit lockerer Erde. Man ver— bindet dieſe Arbeit gern mit dem Jäten. h) Begießen der Pflanzen; noch beſſer iſt Bewäſſerung. Letztere läßt ſich aber nur dann einrichten, wenn ein Bach in der Nähe und das erforderliche Gefäll vorhanden iſt oder hergeſtellt werden kann. Das Gießen iſt am beſten in den Abendſtunden vorzunehmen, muß aber, wenn einmal begonnen, bis zum Eintritt eines Regens fortgeſetzt werden. Die hierbei ſich bildende und dem Luftwechſel im Boden, ſowie dem Ein— dringen des Taues hinderliche Erdkruſte iſt durch fleißiges Aufhäckeln der Bodenoberfläche zu beſeitigen. f * B. Bei der Erziehung. 1. Entfernung der tief ſitzenden Schaftſproſſen eee an Mutterbäumen und Überhältern, weil hierdurch den jungen Pflänzchen Tau und Regen entzogen werden. 2. Erhaltung des Beſtandsſchluſſes und der natürlichen Streudecke. Bei den Durchforſtungen ſind namentlich die der Sonne exponierten Ränder geſchloſſen zu halten und den Randbäumen iſt die volle Beoftung zu laſſen. 3. Anlage eines Syſtems horizontaler Gräben an trockene Hängen behufs Auffangens des Regens und des abfließenden ae C. Bei der Ernte. 1. Dunkelhalten der Samenſchläge auf armen, trockenen (ſandigen) Böden, jedoch baldiger Nachhieb nach erfolgter Beſamung, um die jungen Pflanzen durch Beſchaffung von Tau und Regen zu kräftigen (Kräftigungshiebe). 1 Schutz gegen Hitze. 363 Vereinzelte Stämme glattſchaftiger Holzarten (Rotbuche, Hainbuche, Tanne ꝛc.) ſind aus den Hegen zu entfernen. 2. Führung ſchmaler Schläge, u. zw. in der Richtung von Nordweſten nach Südoſten, inſofern es die auf den Sturm zu nehmende Rückſicht zuläßt, damit durch das Altholz ein Seitenſchutz gegen die Sonne gewährt wird. II. Kap. Bindenbram.') 1. Äußere Erſcheinung. Die unter dem Namen „Rindenbrand“ (oder Sonnenbrand) bekannte Baumkrankheit tritt in der Regel nur an der Weſt- und Südweſtſeite des Baumſchaftes und zwiſchen dieſen Richtungen auf. Die Weſt⸗Südweſtſeite wird vorzugsweiſe befallen, höchſt ausnahms⸗ weiſe die Südſeite. 5 Der Rindenbrand macht ſich zuerſt durch Abſterben der Ober⸗ haut und Verfärben der grünen Rinde ins Rötliche bemerkbar. l Mit demFortſchreiten der Krank⸗ heit hebt ſich aber allmählich UT die Rinde, ſpringt der Länge Pr), Quere nach auf und fällt | 5 zuletzt ſtückweiſe ab. Auf dem N den geſunden Holzteilen hin an Intenſität abnehmende Färbung. Die bloßgelegte Holz⸗ partie wird infolge des Ein⸗ Hirnſcheibe einer vom Rindenbrand getroſſenen Rot ingens und Keimens von Puh, I 1m e ic ain bed Bear De olyporus- Sporen trodenfaul. ei ſtarkem bzw. wiederholtem Auftreten zieht ſich die Fäulnis keil⸗ ig bis in das Herz des Stammes hinein, gleichſam im Banne Markſtrahlen (Fig. 129). 1) Zur Litteratur: Pfeil, Dr. W.: Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen mit praktiſcher Be- iehung (Fortſetzung) (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaſt, Band, 1. Heft, 1847, S. 124, Nr. 29; daſelbſt, 33. Band, 2. Heft, 1853, 123, Nr. 80; daſelbſt, 42. Band, 1. Heft, 1859, S. 227, Nr. 142). Nördlinger, Dr. H.: Winterkälteſchaden und Sonnenbrand an der Eſche ſelbſt, 46. Band, 1. Heft, 1863, ©. 240). 364 IV. Buch. II. Abſchnitt. Das Zerſtörungswerk der Pilze wird nicht ſelten noch dadurch befördert, daß ſich ein ſtarker Gras- und Unkrautüberzug einſtellt, durch welchen die Oberfläche des Bodens infolge geſteigerter Trans: ſpiration ſehr austrocknet. | 2, Erklärung. Der Rindenbrand iſt lediglich eine Folge heftiger Einwirkung der Sonnenhitze (du Breuil, Nördlinger, Vonhauſen). 7 Bei ungehinderter ig der Sonne erfolgt an der weſt⸗ i lichen und weſtſüdweſtlichen Seite eine ſehr bedeutende und lang andauernde Erwärmung der Baumſchäfte; mithin findet hier ein ſtarker Feuchtigkeitsverluſt des Baumes ſtatt. Die Südſeite wird weit weniger erwärmt, was ſich wohl aus den bei heiterem Himmel häufigen nordöſtlichen und öſtlichen Luftſtrömungen erklärt. Dieſe tangieren die Baumſchäfte auf der Südſeite und erniedrigen hier die H Temperatur der Rinde und Splintlagen, während die W.-©.:W.-feite nicht direkt von dem abkühlenden Winde betroffen wird. Dieſe Er⸗ Ä klärung gewinnt durch die Thatſache an Wahrſcheinlichkeit, daß auch N an der Südſeite Rindenbrand ſich zeigt, ſobald den abfühlenden Winden (z. B. durch eine vorliegende Dickung) der Zutritt erſchwert | oder unmöglich gemacht wird. Indeſſen könnte die ſtärkere Erwärmung der Süd-Weſt⸗ und Weſtſeite des Baumes auch damit zuſammenhängen, daß die Temperatur der Luft — die doch bezüglich ihrer abkühlenden Wirkung auf den J Baum auch eine Rolle ſpielt — wenn die Sonne im Süden ſteht, ihr Maximum noch nicht erreicht hat. Dieſes tritt (tim Sommer) erſt etwa 2 Stunden ſpäter ein, alſo gegen 2 Uhr. Ferner iſt auch der Einfallswinkel der Sonnenſtrahlen auf den Baum am Nach⸗ mittage viel kleiner und daher die Erwärmung — unter ſonſt gleichen 1 Umſtänden — größer als am Vormittage. Vonh auſen fand an der W-S.⸗W.⸗ſeite in der Rinde und oberen Holze 0 ſchicht im Maximum eine Temperatur von 47° C. und bemerkt hierzu, daß die wirkliche Temperatur über 50° betragen haben müſſe, da die Thermometer röhre während der Beobachtung der kühleren Luft (33°) ausgeſetzt geweſen ſei und durch die Verdunſtung der mit der Thermometerkugel in Berührung kommenden Schaftfeuchtigkeit Wärme gebunden werde. Ueber den Rindenbrand der Buche (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1861, S. 492). Lauprecht: Ein Paar Worte über Rindenbrand an Buchen (daſelbſt, 1870, S. 335). Vonhauſen, Dr. W.: Unterſuchung über den Rindenbrand der Sun (daſelbſt, 1873, S. 8). Roth: Sonnenbrand und Oberſtand (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1893, S. 463). — Schutz gegen Hitze. 365 Manche Forſtwirte haben den Rindenbrand aus dem Anfrieren von naſſem, durch weſtliche Luftſtrömungen angetriebenen Schnee (Glatteis) zu erklären geſucht, wobei die Selbſtablöſung noch durch die Frühjahrsſonne befördert werde (Lauprecht). Gegen dieſe Anſicht ſpricht aber ſchon das Argument, daß in dieſem Fall auch die Bäume im Innern des Beſtands, ſoweit der Schnee durch den Weſtwind an dieſelben angetrieben wird, und die Aſte, auf welchen naßkalter Schnee anfriert, rindenbrandig werden müßten, was nicht der Fall iſt. Die zarten Cambiumzellen können Temperaturgrade von 40—50° C. ebenſowenig ertragen als Blätter und krautartige Gewächsteile. 3. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Der Rindenbrand vermindert den techniſchen Gebrauchswert des Schaftholzes bedeutend und bringt die Bäume nicht ſelten ganz zum Abſterben. Hierdurch entſtehen für den Waldeigentümer mindeſtens Nutzholz⸗ und Zuwachsverluſte, wozu ſich unter Umſtänden noch Bruch-, Inſekten⸗ und Pilzſchäden, Freiſtellung ſchutzbedürftiger Nach- wüchſe und andere üble Folgen geſellen. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Erſcheinung des Rindenbrandes kommt hauptſächlich an Holzarten mit dünner, lange glatt bleibender Rinde vor. Solche . en die ſtarke Borke bilden und deren Rinde aufreißt, zeigen keinen Rindenbrand, weil die nicht mehr lebensthätige, riſſige Borke die Wärme ſchlecht leitet, ſich daher nie in dem Grad erwärmt wie glatte Rinde. Hierdurch wird der unter der Borke liegenden Kraut— ſchicht ein Schutz gegen die Sonnenſtrahlen gewährt. In erſter Linie ſind hiernach Rotbuche, — Fichte und Wey— mouthskiefer dem Rindenbrand ausgeſetzt. In zweiter Linie werden betroffen: Hainbuche, Eſche und Bergahorn — weniger: Spitzahorn, Linde, Roßkaſtanie, Edelkaſtanie, Kirſchbaum, Speierling und Apfelbaum, — mitunter Weißtanne. Hingegen zeigt ſich der Rindenbrand niemals an: Eiche, Ulme, Feldahorn, Birke, den eiſten Sorbus-Arten, — Kiefer, Schwarzkiefer und Lärche. b. Baumteil. Die Krankheit befällt nur den Schaft, vorzugsweiſe den unteren aftteil (Wurzelſtock), bis höchſtens zum Anſatze der Baumkrone. ſtärkere Auftreten in der unterſten Schaftregion erklärt ſich ptſächlich daraus, daß der Wärme⸗Effekt hier durch die vom Boden 366 IV. Buch. II. Abſchnitt. reflektierten Strahlen erhöht wird. Außerdem mag auch der Umſtand mitwirken, daß hier die Saftthätigkeit am früheſten eintritt. Je glatter, ſchlanker und reiner der Schaft und je höher der Kronenanſatz iſt, eine deſto größere Rindenoberfläche wird von der Krankheit ergriffen. Durch Rindenknoten, Schaftſproſſen ꝛc. wird das Auftreten der Krankheit mehr lokaliſiert. Auch die mit Flechten und Moos bedeckten Rindenſtellen leiden kaum. c. Holzalter. Die obengenannten Holzarten unterliegen dem Rindenbrande ſchon vom Stangenholzalter an; ſtärkere Bäume leiden aber mehr als ſchwächere. Die Temperatur der letzteren ſteigt nicht ſo hoch als die der erſteren, weil ſchwächere Bäume wegen des größeren Umfanges im Verhältniſſe zur Schaftmaſſe nicht nur durch Strahlung, ſondern auch durch Leitung relativ mehr Wärme abgeben als ſtärkere Bäume. i In der Oberförſterei Worbis hat fich der Hauptſchaden an 60—70jährigen Buchen gezeigt. d. Baumſtellung. Der Rindenbrand zeigt ſich nur an freiſtehenden, namentlich an plötzlich freigeſtellten Stämmen, ſowie an weſtlichen und ſüdweſtlichen Beſtandsrändern ꝛc., niemals an Bäumen, welche noch im vollen Schluſſe ſich befinden, weil dieſe nicht ſo ſtark erwärmt werden wie freiſtehende Baumſchäfte. Die Krankheit folgt aber der Freiſtellung nicht immer auf dem Fuße, ſondern oft erſt einige Jahre ſpäter; in dieſer Beziehung ſind die Witterungsverhältniſſe in den erſten Jahren nach der Freiſtellung von Einfluß. Im Worbiſer Walde hat ſich der Rindenbrand am Forſtort Oberberg erſt etwa 4 Jahre nach der Freiſtellung gezeigt. e. Standort. Unter den Standortsfaktoren, durch welche die Größe des Schadens beeinflußt wird, find insbeſondere die Lage, die nachbar— liche Umgebung und der Bodenüberzug hervorzuheben. Weſtliche und ſüdweſtliche Expoſitionen werden am meiſten heim geſucht. Beſtände oder Waldmäntel, welche nach dieſen Richtungen hin vorliegen, verhindern oder ermäßigen wenigſtens die Inſolation. Vorhandener Unterwuchs und Laubdecke zeigen ſich in derselben Richtung nützlich, weil die Reflexion der auf den Boden auffallende Strahlen auf unbenarbten hellen Böden (Kalk, Sand) größer iſt. Die Krankheit tritt während der Saftzeit beſonders in den heißen Monaten, u. zw. in Buchenwaldungen allerwärts auf. — — EE Schutz gegen Hitze. 367 In der Oberförſterei Worbis hat man den Rindenbrand namentlich ſeit 1861 beobachtet, in welchem Jahre viele Buchenſtangenorte in langen Linien zum Aufhiebe gelangt ſind. Ein ſehr lehrreiches Beiſpiel dieſer Baumkrankheit bietet der etwa 3 Stunden von hier gelegene Birklarer Gemeindewald (bei Lich). Sie zeigt ſich hier an 3 in verſchiedenen Richtungen laufenden Schlaglinien bzw. Be— andsrändern. Die erſte macht Front nach S.⸗S.⸗W. (verläuft alſo genau on O.⸗S.⸗O. nach W.⸗N.⸗W.), die zweite nach S.⸗W., die dritte (ein Eiſen⸗ bahndurchhieb) nach W.⸗S.⸗W. In allen 3 Fällen iſt zumeiſt die Weſtſeite r Stämme ergriffen, weniger die Südweſt⸗ und Weſtſüdweſtſeite. Je nach em engeren oder weiteren Stande der Bäume erſtreckt ſich die Krankheit bis 12 m in das Innere des Beſtands hinein. Fig. 130. and Une vom Vr RN nge. berg. W. = Ss 2 = 2 5 85 = 3 2 — = Ss © = o =»? — © = — e— 7, o 65 Beſchädigungen durch Rindenbrand an den Schlaglinien des Forſtortes Oberberg. Zur beſſeren Veranſchaulichung des Auftretens dieſer Krankheit nach Himmelsrichtungen ꝛc. mögen die beiden vom Oberförſter 368 IV. Buch. II. Abſchnitt. G. Lauprecht herrührenden Skizzen (Fig. 130 und 131) über das Vorkommen derſelben in den Forſtorten Oberberg und Knickhauung der Oberförſterei Worbis dienen. Fig. 131. N EIS gut N Junge Kulturen. eee eee W hiebslinien gegen Weſten ſind kurze Strecken unberührt geblieben, welche altbemantelt keinen Brand zeigen (Fig. 130). An der ſüdlichen Aufhiebs⸗ linie zeigte ſich nirgends Brand; die betreffende Fronte blieb auch im März 1871 frei von angefrorenem Schnee bzw. Glatteis. Die Fig. 131 ſtellt eine Ortlichkeit dar, welche zu Beobachtungen wie gemacht iſt, indem ſich hier Aufhiebe mit der Fronte nach Oſten, Norden, Weſten und Süden vorfinden. Die aus jungen Kulturen (insbeſonder Kampanlagen) beſtehende umſchloſſene Fläche war früher teils mit 50 jährigen Fichten, teils mit 50—60 jährigen Buchen beſtanden. Die mit einem Schutz gegen Hitze. 369 dekorierte Ecke war, durch einen vorſpringenden Ort geſchützt, bis Ende März 1871 brandfrei geblieben, während weiterhin der Brand die Bäume in der Flanke gefaßt hatte. 4. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Vermeidung von Aufhieben, durch welche Beſtände aus gefährdeten Holzarten (Buche, Fichte ꝛc.) nach Weſten, Südweſten oder auch Süden freigeſtellt werden. 2. Unterlaſſung plötzlicher Freiſtellung und des Überhaltes einzelner Buchen ꝛc. an Weſt⸗ und Südweſthängen. u Vonhauſen ſchlägt zur Ermäßigung der Sonneneinwirkung reihen- weiſes Überhalten der Mutterbäume in Buchenhochwaldungen in der Art vor, daß die Reihen von S.-W. nad) N.⸗O. bzw. von S. nach N. verlaufen und die einzelnen Stämme innerhalb dieſer Reihen in einen ſolchen Abſtand zu ſtehen kommen, daß der Schaft jedes folgenden Baumes durch die Krone des vor— ſtehenden beſchattet werde. Der Vorſchlag iſt an ſich gewiß gut gemeint, allein die vielen Faktoren, welche bei den Verjüngungshieben in Buchen- wäldern je nach Lokalitäten mitſprechen, werden eine derartige Regelmäßigkeit kaum zulaſſen. Selbſt wenn man fie von vornherein herſtellen könnte, jo würde doch die Erhaltung auf die Dauer ohne andere waldbauliche Nachteile nicht möglich ſein. 7 3. Durchmiſchung der Buchenbeſtände mit Eiche, Ulme, Birke, Tanne, Kiefer oder Lärche. 14. Rechtzeitige Begründung und Erhaltung vollbeaſteter Schutz— wäntel aus Nadelholz (Fichte, Lärche, Kiefer) an weſtlichen und fihwefigen Beſtandsrändern. Auch das Anlegen eines hohen Flecht— zaunes daſelbſt gewährt ſchon einigen Schutz. 3 5. Belaſſen der vollen Beaſtung an den Randſtämmen, ins- ſondere an der Mittagsſeite. An Buchenheiſtern muß man, ſelbſt wenn fie im Schlage jtehen, bei Awaiger Aſtung Aſtſtummel laſſen, damit den Schäftchen durch das Blattwerk dieſer Stummel einige Deckung gegen die Sonnenſtrahlen zu teil werde. 6. Erhaltung der Laub⸗, Moos- oder Nadeldecke, um die flexhitze zu verhindern oder wenigſtens zu ermäßigen. 7. Anſtrich einzelner wertvoller Stämme (Alleebäume ꝛc.) mit kmilch, Lehmbrei ꝛc. oder Umbinden des unteren Schaftteiles mit Die vom Rindenbrande heimgeſuchten Randſtämme dürfen nicht ſofort t werden, ſondern müſſen bis zum Angriffe des Beſtands ſtehen bleiben, il die Krankbeit ſonſt auch die dahinter ſtehenden Stämme ergreifen und dieſe Weiſe immer tiefer in den Beſtand hinein ſich fortſetzen würde. dieſem Übel möglichſt vorzubeugen, unterbaue man den gefährdeten alsbald mit einem Schutzholz und belaſſe etwa vorhandenen Unterwuchs. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 24 370 IV. Buch. II. Abſchnitt. Zuſatz Sonnenriſſe. Durch ſtarke Inſolation können auch peripheriſch verlaufende Rißbildungen an Bäumen hervorgerufen werden.“) Man nennt ſolche Spaltungen Sonnenriſſe. Sie entſtehen im Spätwinter und Frühjahre, wenn überhaupt ſchroffe Temperatur: wechſel eintreten oder auch nur zwiſchen Tag und Nacht ſtattfinden. Wenn die Rinde im Winter, zu einer Zeit, zu welcher der Holz— körper noch ſtark gefroren und deshalb zuſammengezogen iſt, nach dem plötzlichen Eintritte warmer Witterung intenſiv von der Sonne beſchienen wird, ſo dehnt ſie ſich aus. Infolge dieſer Ausdehnung wird ſie ſich in der Jahrringrichtung leicht von dem gefrorenen Holze loslöſen. Dies geſchieht aber in der Regel nicht im ganzen Umfange, ſondern nur ſtellenweiſe, u. zw. faſt nur auf den Sonnenſeiten (Süd und Weſt). Der Anfang der Riſſe liegt etwa 5—10 em über dem Boden; ihre Längenerſtreckung beträgt bis etwa 50 em und darüber. Die losgelöſte Rinde ſtirbt zuweilen ab, vertrocknet und fällt ab. Hier— durch wird eine größere oder kleinere Splintpartie bloßgelegt. Im letzteren Fall überwallt die Wunde gewöhnlich; im erſteren kann lokale Fäulnis eingeleitet werden. Nicht ſelten bildet ſich aus dem auf der inneren Seite der Rinde am Leben gebliebenen Cambiummantel im nächſten Jahr ein neuer Jahrring, der nur in lockerer Verbindung mit dem alten Holzkörper ſteht, ſich mithin leicht von dieſem ablöſt, ſobald ungleiche Schwindungen der äußeren und inneren Stammpartien (durch Froſt ꝛc.) eintreten. Bei günſtiger Witterung ſchließen ſich aber vermutlich wenigſtens ſchwache Ringklüfte wieder, ohne bleibende Nachteile zu hinterlaſſen. Man hat die Sonnenriſſe bis jetzt nur an Laubhölzern beob- achtet, in größerer Ausdehnung namentlich an 30 — 70jährigen Buchen (Beling), aber auch an Eichen (Hartig)?), Bergahorn, Hainbuche und Eſche. Nach Erfahrungen im Speſſart ꝛc. treten die Sonnenriſſe faſt nur an ſüdlichen und ſüdweſtlichen Hängen auf. 1) Beling: Über Rindenriſſe an Bäumen (Forſtwiſſenſchaftliches Central blatt, 1888, S. 28, hier 31). Eine Darlegung der bezüglichen Erfahrungen iſt auch in Dr. R. Hartig's Unterſuchungen aus dem forſtbotaniſchen Inſtitut zu München enthalten (J. Band, S. 141143). 2) Sonnenriſſe und Froſtriſſe an der Eiche (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, S. 255, hier 258). S. die zugehörige Tafel II im Juniheft. Schutz gegen Winde. eil Beſondere Maßregeln gegen dieſe Erſcheinung vom Standpunkte des Forſtſchutzes aus ſind wohl nicht möglich, aber auch kaum nötig, da die betreffenden Klüftungen in der Regel ſo geringe Dimenſionen haben, daß ſie den Gebrauchswert der Stämme kaum beeinträchtigen. III. Abſchnitt. Schutz gegen Winde. Die Winde laſſen ſich nach ihrer Geſchwindigkeit, Herkunft und der Himmelsgegend, aus welcher ſie wehen, klaſſifizieren. Je nach dieſen drei Richtungen hin unterſcheidet man: 1. Zugwinde und Stürme. 2. Land- und Seewinde. 3. Nord-, Oſt-, Süd- und Weſtwinde mit den betreffenden S3 wiſchenſtufen. - Der Schaden), welchen die Winde den Forſten zufügen, iſt ein doppelter. Er beſteht in: 1. Austrocknung des Bodens und der Gewächſe, Verhinderung oder wenigſtens Beeinträchtigung des Höhenwuchſes und der Zweig— bildung. 2. Bruch und Wurf einzelner Stämme oder ganzer Holz— beſtände. Deer erſte Nachteil kann die Folge faſt jeden Windes ſein; der zweite hingegen iſt nur eine Wirkung des Sturmwindes. Der Wind kann auch die Inſektenverbreitung fördern, indem durch ihn Raupen, welche auf älterem Holze freſſen, häufig auf Schonungen über— geweht werden. Man hat dies namentlich bei dem Fraße der Nonnenraupe wiederholt beobachtet (I. Band, S. 434). I. Kap. Zugwind. Die austrocknenden Winde in Deutſchland wehen im Frühjahr aus Nordoſten und Oſten, im Sommer aus Oſten, Südoſten, Süden, Nordoſten und Norden. IJn den öſterreichiſchen Küſtenforſten (Görz und Iſtrien) iſt namentlich der ſcharfe und kalte Nordoſtwind unter dem Namen „Bora“ ſehr gefürchtet, an der franzöſiſchen Südküſte (Rhonethal) der 1) Nördlinger, Dr. H.: Schaden am Holze durch Wind und Zugluft Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1876, S. 229). — Dieſe Ab⸗ handlung bezieht ſich ſowohl auf den Wind- als den Sturmſchaden, weshalb ſie ſchon an dieſer Stelle citiert wird. 24 * 372 IV. Buch. III. Abſchnitt. unter dem Namen „Miſtral“ bekannte heftige und kalte Nordoſtwind. In der Schweiz wird beſonders der aus dem Süden wehende, Föhn“ gefährlich. 1. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Die Zugwinde befördern die Zerſetzung der Streudecke und des Humus, verwehen das Laub aus den Beſtänden und häufen es anderenorts nutzlos, ſogar ſchädlich an. Sie verhindern ferner häufig durch Verjagen der Wolken die Tau- und Regenbildung und tragen durch Verwehen der Samen bzw. Sporen zur Verbreitung der Forſtunkräuter und Pilze bei. Sie ſchaden endlich auch mechaniſch, indem ſie durch gegenſeitiges Reiben der Bäume in dichten Beſtänden das Abfallen von Blättern und Knoſpen, das Verkrümmen und Ab— knicken junger Triebe und das Abſtoßen von Zweigen und Aſten bewirken, ſowie, bei heftigem Auftreten, Verkrüppelung der Gipfel und Seitenzweige (an der Windſeite) verurſachen.“) Die öſtlichen und nordöſtlichen Winde insbeſondere ſchaden durch ihre austrocknende Wirkung und durch Beeinträchtigung der Fruchtbildung. Die aus weſtlichen und ſüdweſtlichen Richtungen wehenden Winde (in Deutſchland die häufigſten) erzeugen bei manchen Holzarten windſchiefen Wuchs. Die (feuchten) Seewinde ſchaden nicht nur mechaniſch, wie Borggreve?) annimmt, ſondern auch mit durch ihren Salzgehalt?). Die Folgen dieſer ſchädlichen Einwirkungen beſtehen in: Boden— verarmung und -verwilderung, Mißlingen der Beſamungen und Frei— kulturen, Kümmern junger Wüchſe, Zuwachsverluſten und fahnen— artiger Bezweigung am älteren Holze, ſogar in vorzeitigem Abſterben 1) Weiſe: Die Wirkung des Nebenbeſtandes und des Windes auf die Beaſtung der Beſtände (Aus dem Walde. Wochenblatt für Forſtwirtſchaft, Nr. 23 vom 5. Auguſt und Nr. 24 vom 12. Auguſt 1887). f 2) Zur Wirkung des Seewindes auf den Waldwuchs (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 42). 3) Storp, Dr. F.: Beiträge zur Erklärung der an den Seeküſten her- vortretenden Schädigungen des Baumwuchſes (daſelbſt, 1891, S. 265). i Leo Anderlind: Ueber die Einwirkung des Salzgehaltes der Luft auf den Baumwuchs (Mündener Forſtliche Hefte, 5. Heft, 1894, S. 75). 3 Der Verfaſſer beſpricht namentlich das Verhalten von Exoten (Eucalyptus, Tamarix, Citrus 2c.) gegen die ſalzführenden Winde. Die aufſteigende Reihen- folge der Holzarten nach ihrem Empfindlichkeitsgrad in Bezug auf Blatt⸗ beſchädigungen, welche über die in der Umgebung des Kiſſinger Gradierhauſes befindlichen Holzarten aufgeſtellt wird, ſtimmt übrigens durchaus nicht mit den von uns an der Nord- und Oſtſee-Küſte gemachten Erfahrungen. Schutz gegen Winde. 373 und ſomit auch in einer Störung der wirtſchaftlichen Dispoſitionen, in der Weiterverbreitung von Pilzkrankheiten ꝛc. In den Küſtenwaldungen iſt nicht nur die mechaniſche Windwirkung, ſondern auch die äußere Inkruſtierung der Blätter mit Kochſalz an der ſog. Luvpſeite (d. h. der dem Meere zugewendeten Seite) weit größer als an der Leeſeite (d. h. der dem Meere abgewendeten Seite). Dieſer Kochſalzgehalt rührt von den Seewaſſertröpfchen her, welche durch das Peitſchen der Brandung emporgeſchleudert werden, in der ſtark bewegten Luft ſuspendiert bleiben und Er in Waſſergas aufgehen. Durch die verlangſamende Wirkung, welche Kronendach eines Waldes auf die Luftſtrömung ausübt, werden dieſe Salzteilchen zum Niederſchlag auf den Blättern veranlaßt. Später gelangen ſie, durch Regen von den Blättern abgewaſchen, in den Boden und werden die Wurzeln im Bodenwaſſer den Bäumen zugeführt, für welche ein ermaß von Chlornatrium ſchädlich wirkt. Es iſt ſogar möglich, daß die Aufnahme des Salzes direkt aus der damit geſchwängerten Luft durch die Blätter und nicht erſt durch Vermittelung der Wurzeln erfolgt. — Die Wirkung der ſalzführenden Seewinde auf den mwuchs kann ſich auf mindeſtens 5 Meilen Entfernung von der See in Luftlinie erſtrecken, wie in allen unterſuchten Fällen durch einen erheblich er Gehalt an Chloriden in den Blättern an den geſchädigten Weſt⸗ rändern der Beſtände gegenüber den Oſträndern konſtatiert wurde.“) Selbſtverſtändlich nimmt ſie aber landeinwärts ſehr raſch ab. Durch ſtarken Salzgehalt (Nordſee), Richtung der Küſte nach der herrſchenden Seewind⸗ g, das Vorhandenſein von Klippen, an welchen die Wogen zum Teile äuben, ſowie durch das Fehlen von ſchützenden Deichen, Gebäuden oder ftigen Gegenſtänden wird die Fernwirkung des Salzgehaltes in demſelben Grade vergrößert, wie durch die entgegengeſetzten Verhältniſſe verkleinert. 1 B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Laubhölzer leiden im allgemeinen von austrocknenden Winden mehr als die Nadelhölzer. Beſonders empfindlich ſcheinen ſich Rotbuche und auch Hain— buche im Anfangsſtadium ihrer jährlichen Entwickelung zu verhalten. Das noch zarte Laub dieſer beiden Holzarten wird vom Winde oft To gepeitſcht, daß es vollſtändig bräunt, vertrocknet und ausſieht wie durch Froſt oder Sonnenhitze getötet.? Zarte Blätter, Vorſchläge, Blüten und ſogar Baumſamen werden durch heftige Winde abgeſchlagen. 0 Ulme, Eiche, Linde und Birke widerſtehen ſchon beſſer. Die 3 zeigt in Freilagen, zumal bei Flachgründigkeit des 1) en Storp (a. a. O. S. 267) ſtieg der Anteil des Chlors an der Zuſammenſetzung der Aſche in den Blättern der Weſtränder bis über 12%, d rund 20% Chlornatrium, und übertraf den betreffenden Gehalt an den Oſträndern bis um das 4,5 fache. 2) Verhandlungen des Harzer Forſt⸗Vereins, Jahrgang 1867, S. 60. N 374 IV. Buch. III. Abſchnitt. Bodens und freiem Stand, jenen bekannten ſäbelförmigen Wuchs gleich vom Wurzelſtock aus. Auch Kiefern und Obſtbäume ſind in zugigen Freilagen nicht ganz frei hiervon. Die Säbelform der Bäume l(insbeſondere der Lärche) infolge des Windes hat man ſich wohl ſo zu erklären, daß die Wurzeln der Bäume ſchon im jugendlichen Alter bei ſtetigen Luftſtrömungen in vorwiegend derſelben Richtung auf erweichtem Boden etwas nachgeben. Die Stämmchen kommen hierdurch allmählich etwas ſchief zu ſtehen, ſtreben aber mit den Gipfeln immer wieder ſenkrecht. Durch fortgeſetzte Wiederholung dieſer Vorgänge im Verlaufe des weiteren Wachstums entſteht der ſäbelförmige Wuchs. Möglicherweiſe vererbt ſich aber auch dieſe Eigenſchaft durch den Samen windſchiefer Stämme. Gegen die Seewinde bewähren ſich — nach unſeren Wahr: nehmungen an der Nord- und an der Oſtſee-Küſte — beſonders Tanne, Ulme, Aſpe, Schwarzpappel und Birke. Letztere bildet nament- lich ein vortreffliches Beſtands-Schutzholz für nachzuziehende empfind—⸗ lichere Holzarten. Außerdem widerſteht die Hakenkiefer (Pinus montana, var. uncinata Ramd.) ), wegen ihrer bienenkorbähnlichen Form, den Seewinden beſſer als die gemeine Kiefer, weshalb fie in Däne⸗ mark und an der Oſtſeeküſte viel angebaut wird. Ihr Wert beſteht hauptſächlich in Deckung des Bodens, denn ihre Erträge ſind gering. Auch die amerikaniſche Weißfichte (Picea alba Lk.) verträgt die ſalzige Seeluft gut; nur wird ſie leider frühzeitig abſtändig. Etwas empfindlich gegen die Seewinde (bzw. das Chlornatrium) verhält ſich die Eiche; noch empfindlicher iſt die Rotbuche und am empfindlichſten dürfte die Fichte ſein, die wohl überall von der See zurückweicht. b. Holzalter. a Am empfindlichiten find die im Keimen begriffenen (laufenden) Pflänzchen, überhaupt die Kulturen, ſo lange die Pflanzen ihren Fuß noch nicht völlig gedeckt haben; ebenſo zarte Loden in Stock— ſchlägen ie. Niederwaldungen leiden daher, unter ſonſt gleichen Umſtänden, mehr als Hochwaldungen, zumal bei kurzen Umtrieben. Im höheren Holz iſt der Zugwindſchaden geringer, zumal bei gutem | Schluſſe. ö — # e. Standort und Jahreszeit. | Beſonders gefährdete Ortlichkeiten find: Küſtenwälder, kleine Feld⸗ hölzer in weiten Ebenen, exponierte Bergköpfe (zwerghafter Wuchs der Fichten ꝛc. in Höhenlagen), Thäler in der Oſt- und Weſt-Richtung, öſtliche Hänge, inſofern fie nicht durch vorliegende höhere Berge ges ſchützt ſind, und ſchutzloſe Hochebenen. | 1) vo n Binzer: Tidswilde Hegn, eine Flugſandſtrecke auf der däniſchen ; Inſel Seeland. Schluß (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, ©. 77, hier 80). Schutz gegen Winde. 375 Das Maß der Bodenaustrocknung durch den Wind hängt mit der Bodenart und der Windbeſchaffenheit zuſammen. !) Die Ver⸗ dunſtung des Waſſers aus dem (capillar geſättigten) Boden wird durch den Wind ſehr geſteigert, u. zw. in dem Grad (jedoch in einem kleineren Verhältnis), als die Windgeſchwindigkeit zunimmt. Je feuchter der Boden iſt, deſto größere Waſſermengen verdunſten aus demſelben unter dem Einfluſſe des Windes. Tiefgründige Böden leiden aber durch die Waſſerabgabe infolge des Windes viel weniger als flachgründige. Der mit einer lebenden Pflanzendecke verſehene Boden verdunſtet das meiſte Waſſer, der eine lebloſe Pflanzendecke (Streu) tragende das wenigſte; der nackte Boden nimmt hierin eine mittlere Stellung ein. Bei trockenem Winde verdunſtet — unter ſonſt gleichen Umſtänden — mehr Waſſer aus dem Boden als bei feuchtem und bei wärmeren Winden mehr als bei kälteren. Ferner wird durch den Wind auch der Kohlen— ſäuregehalt der Bodenluft vermindert und die Bodentemperatur (infolge der Verdunſtung) erniedrigt, u. zw. um ſo mehr, je größer die Windſtärke und der Winkel iſt, unter welchem 813 102 der Wind auffällt. Die gefährlichſte * Periode iſt der Vorſommer. A 2. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Erhaltung des Wald— zuſammenhangs und eines guten Beſtandsſchluſſes. 2. Plänterweiſe Bewirtſchaf— tung der den austrocknenden Zug⸗ winden ausgeſetzten Beſtände, ev. Führung ſchmaler Saumſchläge, wo die Kahlſchlagwirtſchaft mit Rückſicht auf die ganzen örtlichen Verhältniſſe den Vorzug verdient. 3. Bevorzugung der Pflanzung (Ballenpflanzung) beim Wieder⸗ anbaue von Kahlſchlägen. Bei etwaiger Wahl der Streifenſaat (auf Bauland oder in Samenjahren ꝛc.) ſind in ebenen Lagen die Saatſtreifen in der Richtung von Nordoſten nach Südweſten (Fig. 132) anzulegen, mit Anhäufung des Abraumes auf der Südoſtſeite. 1 1) Henſele, J. J.: Unterſuchungen über den Einfluß des Windes auf den Boden (Mündener Forſtliche Hefte, V. 1894, S. 127). — Ein Auszug aus einer größeren Arbeit des Verfaſſers (Forſchungen aus dem Gebiete der Agrikulturphyſik, 16. Band, 1893, S. 311—364). > Saatitreifen mit Abraum. 376 IV. Buch. III. Abſchnitt. | 1 Dieſe Richtung, welche die jungen Pflänzchen auch gegen Froſt und Hitze ſchützt, ſichert am beſten gegen die austrocknenden Winde aus Oſten und Süden. 4. Durchſprengen der Laubholzbeſtände mit Nadelholz. 5. Einfaſſung der Laubholzbeſtände mit Mänteln aus Nadel- holz, zumal an den Grenzen von Wald und Agrikulturgelände und längs der Waldwege. Die beſten Holzarten zur Herſtellung eines 9 ſolchen Schutzmantels ſind Fichte und Tanne. Bei mangelnder Bodenfriſche begnügt man ſich auch mit der ge⸗ meinen Kiefer oder der Schwarzkiefer. Auch die Pechkiefer wird neuerdings als Mantel empfohlen. Man legt den Mantel durch Pflanzung „ mit verſchulten Pflanzen im Reihen- oder a Laubholzbeſtand. 2 Nadelholzmantel Dreiecksverband an und hält die Randreihe in der Regel etwas dichter (Fig. 133). Im allgemeinen ſchwankt die Breite des Mantels zwiſchen 4 und 8 m. Solche Mäntel gewähren nach verſchiedenen Richtungen hin erhebliche Vorteile, u. zw. Schutz gegen Verwehen des Laubes, gegen Austrocknen durch Sonne und Wind, gegen Froſtſchäden ꝛce. Die Durchforſtung dieſer Mäntel iſt mit großer Vorſicht zu betreiben und den Randbäumen muß natürlich die volle Beaſtung verbleiben. Nur an Straßen wird die Aufäſtung der zu beiden Seiten anſtehenden Fichtenholzmäntel mit Rückſicht auf Trocken⸗ legung des Wegkörpers und Verminderung der Feuersgefahr oft notwendig.“) 6. Belaſſen eines etwa vorhandenen Strauchwuchſes (Schwarz⸗ dorn, Weißdorn, Wachholder ꝛc.) an öſtlichen und nordöſtlichen Wald⸗ rändern, da dieſer eine natürliche Schutzwehr bildet. 7. Umhacken des Bodens zugiger Ränder in Freilagen, um das Laub möglichſt feſtzuhalten. 8. Abtrieb der Niederwaldungen von Weſten, Südweſten oder Nordweſten nach den entgegengeſetzten Richtungen hin. In Hochwaldungen iſt dieſe Richtung nur für ſturmfeſte Holz— arten (Eichen ꝛc.) zuläſſig, ev. auf weiten, gegen Oſten nicht geſchützten Ebenen ſogar nötig. II. Kap. Sturm.) Jeder Wind wird durch Verſchiedenheiten des Luftdrucks verurſacht. Dieſe entſtehen durch ungleich ſtarke Erwärmung der Luft in vers 1) Roth: Ueber Waldwegauflichtung (Monatſchrift für Forſt- und Jagd⸗ weſen, 1874, S. 276). 2) von Wedell, Wilhelm: Ueber Sturmſchäden in Gebirgsforſten, ihre Urſachen und die Mittel zu ihrer Verminderung. Mit einer Karte. Halle, 1802. — Die Schrift verdient vom forſtlichen Standpunkt aus noch heute Beachtung. ; 1 — „ Schutz gegen Winde. 377 ſchiedenen Gegenden. Wenn hierdurch das Gleichgewicht der Atmo— ſphäre geſtört wird, jo iſt der Wind beſtrebt, dasſelbe wieder herzuſtellen. Einen Wind von mindeſtens 20 — 25 m Geſchwindigkeit in einer Sekunde bezeichnet man als Sturm. Sein Auftreten iſt ſtets an ein barometriſches Minimum geknüpft. Ein Wind von mindeſtens 35 m Geſchwindigkeit in einer Sekunde heißt Orkan. Eine alle Orte mit gleichem Luftdrucke (Barometerſtand, auf das Meeres⸗ niveau reduziert) verbindende Linie nennt man eine Iſobare. Konſtruiert man die Iſobaren für die verſchiedenen Barometerſtände (etwa von 5 zu 5 mm Queckſilberdruck), ſo bemerkt man, daß ſie Gebiete umſchließen, von denen aus nach allen Himmelsrichtungen hin der Luftdruck abnimmt (barometriſche Maxima, Anticyklonen), oder ſolche, von denen aus er überallhin zu⸗ nimmt (barometriſche Minima oder Depreſſionen, Cyklonen). Der Wind weht nun immer von den Gebieten höheren Luftdrucks zu denen mit niederem, alſo aus dem Kern einer Anticyklone heraus und in den Kern einer Cyklone hinein. Er nimmt aber nicht den kürzeſten geradlinigen Weg von Iſobare zu Iſobare, ſondern er weht in ſpiraligen Bahnen, indem er (durch die Erdrotation) eine fortwährende Ablenkung nach rechts (auf der nördlichen Hemiſphäre) erleidet. Die Stärke des Windes wächſt mit dem barometriſchen Gradienten, worunter man die Differenz der Luftdrucke an ei Orten verſteht, die um 111 km in der Richtung ſenkrecht zu den Iſo⸗ von einander entfernt ſind. Je näher alſo die Iſobaren einander liegen, deſto größer iſt der Gradient und deſto ſtärker der Wind. Nahe an einander gedrängte Iſobaren finden ſich nun ausſchließlich um die Gebiete niedrigſten Luftdrucks, und deshalb ſind Stürme immer an das Auftreten von Cyklonen geknüpft. Einen heftigen Sturm nennt man daher auch geradezu einen Cyklon. 4 Nach obigem Geſetze weht alſo an der Südſeite einer barometriſchen Depreſſion der Wind aus Süd⸗Weſt, an der Weſtſeite aus Nord⸗Weſt, an der Nordſeite aus Nord⸗Oſt, an der Oſtſeite aus Süd⸗Oſt. An der Weſtſeite der Depreſſion liegen die Iſobaren meiſt am gedrängteſten, und daher wehen bei uns die ſtärkſten Stürme gewöhnlich aus Weſt (Süd⸗Weſt oder Nord⸗Weſt). { ferner die Depreſſionen mit ihrem Centrum meiſt nördlich von Mittel⸗ Europa liegen und meiſt in der Richtung von Weſt nach Oſt ihren Ort ver⸗ legen, jo iſt klar, daß die Stürme bei uns in der Regel aus Süd⸗Oſt ein⸗ en und dann allmählich nach Süd, Süd⸗Weſt, Weit und Nord ⸗Weſt ſich drehen. ö Heftige Gewitter, von Stürmen und häufig auch von Hagel⸗ wettern begleitet, ſind ebenfalls an barometriſche Minima geknüpft. Ort verrät ſich meiſt durch das Auftreten von Teildepreſſionen, h. von unregelmäßigen Ausbuchtungen einer Iſobare (Gewitterſäcke). Windhoſen (Tornados) ſind Cyklone von geringer Ausdehnung, ſehr großen Gradienten, ſodaß ſie auf ihrer, obwohl nur eine inge Breite aufweiſenden Bahn verhältnismäßig bedeutenden Schaden ichten können. Im Gebirge wird die Richtung der Winde durch die Lage und he der Berge, ſowie durch das Streichen der Thalzüge vielfach 378 IV. Buch. II. Abſchnitt. modifiziert.!) Ein Weſtwind kann z. B. je nach dem Streichen des Thales, in welches er hineinfällt, zum Süd- oder Nordwind werden. Noch häufiger werden aber die Fälle ſein, daß ein Südweſtwind zum Süd⸗ oder ein Nordweſtwind zum Weſtwind wird. Dieſe lokalen Windſtrömungen müſſen bei Aufſtellung des Wirtſchaftsplanes ent: ſprechend berückſichtigt werden. Nach den anemometriſchen Tabellen von Rouſe beträgt die Geſchwindigkeit N 3 deutſche Meilen Meter in der Stürme bei in 1 Stunde 1 Sekunde Storm od. tempest (Stumm) 10,7 22,0 Great storm (ſtarker Sturm) 12,9 26,6 Hurricane (Orkan) 17,2 35,4 Destructive hurricane (zexftörender Orkan) 21,4 44,1 1, Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Der Sturm lockert und hebt die Baumwurzeln im Boden und bewirkt hierdurch mindeſtens eine bleibende Neigung der Bäume nach der entgegengeſetzten Seite, ſodaß die in einer Ortlichkeit vorherrſchende Sturmrichtung ſchon am ſtehenden Holze ſich erkennen läßt. Bei ſtärkerem Auftreten verurſacht der Sturm Bruch oder Wurf. Unter letzterem verſteht man das Ausgewogenwerden (Auswulſen) ganzer Stämme mit der Wurzelſcheibe und dem umgebenden Erdballen. Man bezeichnet die gebrochenen Stämme als Windbrüche, hingegen die geworfenen als Windfälle (Windwürfe). In einigen Waldgegenden haben ſich für die Windfälle ſchon ſeit langer Zeit lokale Benennungen eingebürgert, welche entweder für die Bäume ein: ſchließlich der ausgehobenen Erdſcheiben oder nur für die letzteren gelten. Man nennt ſie Würbſe (Thüringen), Wurfboſen (vormaliges heſſiſches Hinterland), Wulſe (Württemberg), Wobſe ꝛe. Ob dieſe oder jene Art des Sturmſchadens eintritt, hängt teils von der Intenſität des Sturmes, teils von dem gegenſeitigen Ver: hältniſſe zwiſchen der Widerſtandskraft der Wurzeln und des Stammes ab. Windbruch entſteht, wenn die Widerſtandsfähigkeit der Wurzeln, größer iſt als diejenige des Stammes. Windwurf ereignet ſich, wenn umgekehrt die Wurzeln des Baumes der Kraft des Sturmes Zötl, Gottlieb: Handbuch der Forſtwirthſchaft im Hochgebirge, für alle jene, welche das Forſtweſen betreiben, oder mit demſelben in Berührung ſtehen, als: Forſt-, Berg- und Hütten-, Waſſer- und Straßenbau- und politiſche Beamte, Gemeindevorſtände, Waldbeſitzer ze. Mit 2 Steintafeln. Wien, 1831 (S. 119—130 und S. 269-302). 0 Schuß gegen Winde. 379 weniger widerſtehen als der Schaft. Weſentlich beeinflußt wird das Widerſtandsverhältnis zwiſchen Wurzeln und Schaft — unter ſonſt gleichen Umſtänden — durch die Bodenbeſchaffenheit an und für ſich (Bindig⸗ und Feuchtigkeitsgrad), bzw. beim Eintritte des Sturmes (etwaige Erweichung durch vorausgegangenen längeren Regen) und durch die Lage (ob Ebene oder Hang, Expoſition, Neigungswinkel ꝛc.). Abgeſehen hiervon iſt natürlich die Sturmfeſtigkeit unſerer Wald⸗ bäume ſehr verſchieden je nach Holzart, Schaftlänge, Bekronung, Geſundheitszuſtand des Holzes, Baumſtellung, Art der Be— ſtands begründung und Beſtands erziehung, ſowie ſonſtigen lokalen Umſtänden. In welcher Weiſe alle dieſe Momente wirken, wird ſich aus der folgenden Darſtellung ergeben. Die gegen den Wind ſtreichenden Wurzeln heißen Ankerwurzeln (Graf Gasparin); die auf der Rückſeite des Baumes liegenden Wurzeln Hin- gegen führen den Namen Stützwurzeln. Nach der vorherrſchenden Anſicht ſollen hauptſächlich die Ankerwurzeln den Baum gegen den Sturm halten, etwa wie der Anker das Schiff. Wir find jedoch mit Nördlinger) der Meinung, daß dieſe Funktion mehr von den zurückliegenden Stützwurzeln beſorgt wird und daß die Ankerwurzeln in dieſer Beziehung nur eine be⸗ ſchränkte (ſo zu ſagen negative) Thätigkeit entfalten. Zum Beweiſe möchten wir auf das häufig bemerkbare verſchiedene Verhalten der Straßenbäume Bezug nehmen. Auf einer von Norden nach Süden verlaufenden Chauſſee ſtehen die Bäume auf der Weſtſeite, obſchon ſie in erſter Linie von dem vor— herrſchenden Winde getroffen werden, doch deshalb oft gerader als die gegen den Wind mehr geſchützten Bäume längs der Oſtſeite, weil die rückliegenden Wurzeln jener in den feſten Straßenkörper eingebettet ſind, während die rück— liegenden Wurzeln der Oſtbäume im Felde liegen. In einem Hohlwege aber zeigt ſich das umgekehrte Verhältnis, weil hier die rückliegenden Wurzeln auf der Weſtſeite infolge der abſteigenden Böſchung weniger Raum zu ihrer Ent⸗ wickelung haben als auf der Oſtſeite, wo die Böſchung aufſteigt. — Bäume mit den ſchönſten Ankerwurzeln ſieht man nach einem Sturm oft umgeſtürzt, venn fie der Stützwurzeln ermangeln. Die Verheerungen durch den Sturm treffen nicht nur einzelne Stämme, ſondern häufig ganze Beſtände (Bruchſchläge). Man ſpricht daher von Einzel⸗ und Maſſenbruch, ebenſo von Einzel— d Maſſenwurf. Als Modalitäten des letzteren von beſtimmter äußerer Flächenausdehnung find der Gaſſen- und Neſterwurf an— uſehen. Bei jenem wird ein Holzbeſtand in langen, ſchmalen Bahnen gegen erfolgt der Wurf hier und da in größeren oder kleineren Plätzen (Löchern, Keſſeln, Nejtern). Der Windbruch iſt entweder Schaft-, Zwieſel-, Wipfel- oder 1) Akademiſche Antrittsrede, gehalten am 2. Juni 1881 an der Uni⸗ erjität Tübingen (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1897, S. 183). 380 IV. Buch. III. Abſchnitt. Aſtbruch. Der Schaftbruch kann entweder am Wurzelſtock oder höher hinauf am Schaft erfolgen. Wirbelſtürme bewirken häufig ein förmliches Abdrehen der Baumſchäfte, wobei die Bruchſtelle hauptſächlich mit der Anſatzhöhe und Ausdehnung der Baumkrone im Zuſammenhange ſteht, weil hierdurch die Lage des Schwerpunktes bedingt wird. Die durch Sturmſchäden verurſachten Kalamitäten ſind teils direkte, teils indirekte. Direkte Nachteile ſind: Zuwachs- und Nutzholzverluſt am ge⸗ brochenen Materiale, Beſchädigung des Jungwuchſes, vermehrte Ernte⸗ und Kulturkoſten, Preisminderung der Hölzer durch übermäßigen Materialanfall, Störung des Altersklaſſenverhältniſſes und des Wirt⸗ ſchaftsplanes, Hinausſchieben der Durchforſtungen und Vorbereitungs⸗ hiebe. Die Störung der Wirtſchaft kann unter Umſtänden ſo groß werden, daß eine vollſtändige Umarbeitung der Wirtſchaftspläne und Ertragsregelung nötig wird. g Indirekte Nachteile ſind namentlich Bodenverwilderung (wegen Durchlöcherung der Beſtände) und Borkenkäferkalamität. In den letzten Jahrzehnten haben verheerende Stürme den Waldungen leider zu wiederholten Malen ſchwere Wunden geſchlagen. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Nadelhölzer ſind den Sturmſchäden in viel höherem Grad ausgeſetzt als die Laubhölzer. Größere Wirtſchaftsſtörungen hierdurch in den Laubwäldern gehören daher zu den Seltenheiten. Was die einzelnen Holzarten innerhalb beider Gruppen an⸗ langt, ſo iſt es nicht gut möglich, eine für alle Verhältniſſe giltige Skala derſelben in Bezug auf Sturmfeſtigkeit aufzuſtellen, weil die Größe des Schadens durch die Standorts-, Beſtands- und Witterungs⸗ verhältniſſe weſentlich modifiziert wird; jedoch ſind wintergrüne Be⸗ laubung und flach ſtreichende Bewurzelung zwei Momente, welche vorzugsweiſe zum Bruche bzw. Wurfe disponieren. Da nun dieſe beiden Eigenſchaften bei der Fichte zuſammentreffen, ſo muß dieſe Holzart am meiſten durch Sturm leiden. Die Erfahrung hat auch dieſen Satz als Regel beſtätigt. Die zumal bei den Stürmen der neueren Zeit zu Tage getretenen Ausnahmen dürften auf mei Urſachen (gewiſſe Bodenverhältniſſe, beſondere Heftigkeit des Sturmes ze.) zurückzuführen ſein. Wo z. B. Holzarten mit Pfahlwurzel-Bildung (Weißtanne, Kiefer 1 durch den Untergrund an der Ausbildung ihres charakteriſtiſchen Wurz ſyſtems verhindert werden, müſſen ſie dem Sturme gerade ſo gut als die Pe Schuß gegen Winde. 381 Fichte, ja ſogar noch mehr, unterliegen, weil ſich dann ebenfalls nur flache Wurzeln ausbilden können und weil ihrem Wurzelſyſtem in dieſem Falle meiſt die Regelmäßigkeit abgeht, welche die Fichte auszeichnet.) Dies iſt z. B. der Fall auf flachgründigen Böden, zumal in Verbindung mit feſtem, unklüftigem oder undurchläſſigem Untergrunde (Kieſelſchiefer, Quarzfels, Ortſteinſchichten, Raſeneiſenſtein, horizontale Lager von plaſtiſchem Thon ꝛc.). Man wird hiernach nur dann eine einigermaßen haltbare Reihen— folge der einzelnen Holzarten in Bezug auf die Sturmfeſtigkeit auf— ſtellen können, wenn man von dem modifizierenden Einfluß anderer Momente abſieht, d. h. für jede Holzart die zuträglichſten Stand— ortsverhältniſſe und eine naturgemäße forſtwirtſchaftliche Be— handlung unterſtellt. Unter dieſem Geſichtspunkte dürfte ſich für die Nadelhölzer etwa folgende abſteigende Gruppierung ergeben: Fichte, Weißtanne, die Kiefern-Arten, Lärche. Unter den Kiefern-Arten ſind die Krumm— holzkiefer und die Arve ſturmfeſter als die Weymouths-, Schwarz— und gemeine Kiefer. Wir verzeichnen im Nachſtehenden einige Ausnahmen von dieſer Reihen— folge, welche ſich zum größten Teil auf lokale Verhältniſſe zurückführen laſſen. Im Forſtbezirke Cunnersdorf (Sachſen) ?) brachen 1868 in auf Quaderſandſtein und Granit 46% Tannen, 40% Fichten, 38% Buchen und 34% Kiefern. In Teilen der preußiſchen Provinz Heſſen brach durch dieſen Sturm die Kiefer mehr als die Fichte. Durch den Orkan vom 12. März 1876 wurde in vielen Gegenden die Kiefer mehr mitgenommen als Tanne und Fichte. Das beſſere Wider- ſtehen der Fichte hat ſich z. B. in der preußiſchen Oberförſterei Hürtgen !), in der preußiſchen Oberförſterei Marburg), in den ſächſiſchen Staatswäldern ®) ian Es würde aber doch nicht zuläſſig ſein, aus dieſen (vereinzelten) Vor— mniſſen eine größere Sturmempfindlichkeit der Kiefer herleiten zu wollen, u. zw. ſchon deshalb, weil der betreffende Orkan in einer jeder Geſetzmäßig— leit Hohn ſprechenden Heftigkeit aufgetreten ift. Unter den Laubhölzern ſind ebenfalls die flachwurzelnden Holzarten am meiſten gefährdet, vor allen: Aſpe, Birke, Rotbuche 1 1) Verſchiedenheit des Windbruchs in Kiefern und Fichten „(Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 18. Band, 1. Heft, 1842, S. 219). j 2) Blohmer: Das Verhalten gemiſchter Nadelholzbeſtände gegen den Sturm (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 20. Band, 1870, S. 275). — Dieſe Beobachtungen erſtreckten ſich auf 16 Beſtände von 50—210 jährigem Alter. 3) Aldenbrück: Ueber die Wirkungen des Sturmes vom 12. März 1876 in der Oberförſterei Hürtgen, Regierungsbezirk Aachen (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 159). N 5 4) Kienitz, M.: Beobachtungen über den Sturm vom 12. März 1876 und den durch denſelben in der Oberförſterei Marburg in Heſſen verurſachten Schaden (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1877, S. 365, hier 370). 8) von Schönberg: Die Wirkungen des Sturmes vom 12. März 1876 in den ſächſiſchen Staatswaldungen (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 190). . 382 IV. Buch. III. Abſchnitt. und Hainbuche. Daß man die Rotbuche am meiſten geworfen und gebrochen ſieht, iſt wohl nur in dem Vorherrſchen dieſer Holzart in den deutſchen Laubwäldern begründet. Ziemlich ſturmfeſt verhalten ſich: Eſche, Bergahorn, Ulme, Roterle, Linde und Wallnußbaum, und am meiſten widerſteht die tiefwurzelnde Eiche. Selbſt letztere Holzart leiſtete aber den 1872 er und 1876er Stürmen in manchen Ortlichkeiten keinen Widerſtand. Im akademiſchen Forſtreviere Wampen (bei Greifswalde) wurden z. B. (1872) Eichen von 4—5 fm eine Beute des Sturmes. Im Philoſophenwalde bei Gießen (Diluvium mit unterliegenden Thon⸗ ſchichten) fielen (1876) Eichen in nicht unerheblicher Zahl, eine Erfahrung, welche auf ähnlichen Ortlichkeiten gewiß auch anderwärts gemacht worden iſt. b. Holzalter. Der Sturmſchaden macht ſich gewöhnlich erſt in Beſtänden höheren Alters bemerkbar. Die zweite Hälfte oder das letzte Dritteil des Umtriebsalters iſt die am meiſten gefährdete Periode. Umfangreiche Beſchädigungen in Beſtänden unter 50— 60 jährigem Alter gehören zu den ſeltenen Erſcheinungen, die nur unter beſonderen Verhältniſſen auftreten, z. B. bei ſehr flacher Bewurzelung oder auf ſehr lockerem oder auf naſſem oder durch Regen ſtark erweichtem Boden oder bei ſehr exponierter Lage oder bei großer Heftigkeit des Sturmes ac. Der Schaden im Jungholze beſteht meiſt in Verſchiebunge der Stämmchen aus dem lotrechten Stande (Winddruck), weniger im Entwurzeln, noch ſeltener im Bruche. Durch die 1872 er Stürme an der Oſtſee wurden z. B. in den Greifs⸗ walder Forſten ſchon 25 jährige Kiefern wenigſtens gejchoben. Der 1876 er Orkan richtete ſogar ſchon in 15 — 20 jährigen Fichten⸗ und Kiefernbeſtänden arge Verheerungen an. Wir haben Stangenhölzer ges ſehen, in welchen 25—30°%, der Stämme neſterweiſe um Winkel von ca. 30 nach Oſten und Nordoſten gedrückt waren. c. Betriebsart. Die Hochwälder ſind, wie ſich aus den vorſtehenden Bemer— kungen ergiebt, den Sturmſchäden am meiſten exponiert. Ob die ungleichwüchſigen und unregelmäßigen Femelbeſtände durch Stürme mehr leiden als die der Kahlſchlagwirtſchaft ent⸗ ſtammenden gleichwüchſigen Ortsabteilungen, iſt noch eine offene Frage, die wohl überhaupt nur im Zuſammenhange mit den konkreten Standortsverhältniſſen, ſowie der Begründung und Erziehung der Beſtände beantwortet werden kann. Wir neigen zu der Anſicht, daß Femel- und Femelſchlag⸗ wälder dem Windwurfe im allgemeinen weniger exponiert ſind als | | Schuß gegen Winde. 383 nee, weil in jenen ſtufigere Stämme erzogen werden. Das Ausfemeln muß freilich ſehr vorſichtig und allmählich betrieben 1 (keine Löcherhiebe). Unter den Ausſchlagholzbetrieben iſt das im Schneidelholz— betrieb erzogene Holz vorzugsweiſe gefährdet, weil Schneidelſtämme lange Hebel repräſentieren. Kopfholz iſt dem Bruch oder Wurfe durch Wind weniger ausgeſetzt und Niederwald am wenigſten. Auch der Mittelwald iſt ſehr ſturmfeſt, indem hier nur das Oberholz leidet; wegen ſeiner durch den freien Stand nach allen d. Stammbeſchaffenheit. Lange, walzenförmige Baumſchäfte mit hoch angeſetzter, nach ß, Baumkrebs, Pilzbeſchädigungen, Kugelſchüſſe, Rindenbrand ıc. ponieren die Stämme zum Bruche; dieſer erfolgt in der Regel an er kranken bzw. beſchädigten Stelle. Das Herauswiegen (Auswulſen) der ganzen Bäume mit den Erdballen kommt am häufigſten bei Fichte und Buche vor. Im Thüringerwalde wurden durch die Stürme des Jahres 1868 vor- Izugsweiſe die alten, harzfaulen Fichten geworfen. Im Revier Schmiedefeld machten dieſe 80 % des ganzen Bruchholz⸗ Anfalles aus. 10. Wipfel⸗ und Aſtbrüche ereignen ſich beſonders bei Kiefer, rle, Eſche und Akazie. An den beiden letzten Holzarten ſpaltet der Sturm namentlich gern die gabelförmig gewachſenen Zweige und Wipfel. Von den Eichen werden beſonders die dürren Aſte (Hirſch— hörner) abgeſchlagen. „ e. Standort.“ Was die Terrainverhältniſſe betrifft, ſo werden in Deutſch— land die Berg⸗ und Hügellandsforſte im allgemeinen mehr vom Sturme heimgeſucht als das höhere Gebirge. et 1) Zötl, Gottlieb: Handbuch der Forſtwirthſchaft im Hochgebirge zc. Wien, 1831. — Vorzüglich iſt insbeſondere der Abſchnitt, welcher ſich über die Abhängigkeit des Sturmſchadens von der Bodenausformung, die Wirkungs⸗ weiſe der Winde und die Sicherung der Beſtände gegen Sturmſchäden verbreitet. 4 . 384 IV. Buch. III. Abſchnitt. Die Sturmverheerungen der letzten Jahrzehnte haben in Mittel— und Norddeutſchland (Thüringerwald, Harz) namentlich die Regio von 250—550 m Meereshöhe getroffen, erſtreckten ſich aber (1876 bis zu 700 m. Dieſe Erſcheinung hängt aber wohl weniger mit der (je nach der Höhenlage) verſchiedenen Wind-Intenſität, als mit der Wuchsverhältniſſen zuſammen. Die Fichten ꝛc. in Höhenlagen ſind kurzſchäftiger, meiſt auch räumlicher (3. B. im Plänterbetriebe), dahe tiefer herab beaſtet und von Haus aus widerſtandsfähiger erwachſe als die im dichten Schluſſe lang emporgeſpindelten Schäfte in Mulde und tieferen Lagen. Vom größten Einfluß auf die Größe der Windbruchgefahr if zunächſt die Konfiguration der Oberfläche des Bodens. Zu den Ortlichkeiten, welche durch Stürme beſonders gefährde ſind, gehören: dem Sturme vorliegende ſanft anſteigende (weſtliche Waldpartien, welche an weite, ſchutzloſe Ebenen ſtoßen, hervorſtehend Bergkuppen und ſcharfe Rücken (Grate), kleine Einſattelungen in de Sturmrichtung und ſchmale Thäler, welche ſich von Weſten ode Südweſten nach Oſten oder Nordoſten ſenken. Der Schaden erfol hier an den Nord- und Südhängen, welche der Sturm von de Flanke beſtreicht. Mit jeder Thalkrümmung findet eine Abſchwächun der Sturmwirkung ſtatt. Ferner gehören zu den beſonders gefährdete Ortlichkeiten: Querriegel, welche ſchmale Thäler abſchließen, ſchar Vorſprünge bzw. Bergzungen am Ausgange ſolcher Thäler oder a Gabelſtellen, ſteile Hänge, welche der Sturm gerade oder ſchräg hera getroffen hat ꝛc. Der bergab wehende Sturm (Sturz-, Berg- oder Überfall wind) iſt viel gefährlicher als der bergauf ſtreichende. Da nun i Deutſchland die weſtlichen und ſüdweſtlichen Winde vorherrſchen, f muß der Bergwind, nach dem Überſteigen des Gipfels, beſonders de oberen Teil der öſtlichen und nordöſtlichen Hänge treffen. Wen die entſprechenden Weſt- oder Südweſthänge von Holz entblößt fin‘ oder wenn der Sturm durch ſchmale Schläge zwiſchen hohem Ho oder durch halbtrichterförmige Schluchten aufwärts geleitet wird, ſind die verheerenden Wirkungen an den Oſthängen um ſo größe weil die hierdurch ſtattfindende Einpreſſung der Luft deren loka Verdichtung bewirkt, wodurch die Wirkungsfähigkeit des Sturmes g ſteigert wird. Die Thatſache, daß der Bergwind ſchädlicher iſt als der Thalwind, e N klärt ſich aus folgenden Umſtänden: 1. Die Bäume am Hange find auf der Thalſeite — wegen des größere Lichteinfalles — reicher beaſtet als auf der Bergſeite. Sie ſtehen daher 1 an ſich etwas thalwärts geneigt. Schuß gegen Winde. 385 2. Das Wurzelſyſtem der einzelnen Stämme iſt bergauf in der Regel ſchwächer entwickelt als bergab. Außerdem ſtreichen nicht nur die Anker-, ſondern auch die Stützwurzeln an den dem vorherrſchenden Wind abgeneigten (öftlihen) Hängen mehr ſchräg im Boden. Der abwärts wehende Sturm (Bergwind) findet daher an den Wurzeln nur geringen Widerſtand; der aufwärts ſtreichende hingegen muß nicht nur den Widerſtand der Anker⸗, ſondern auch den der Stützwurzeln überwinden. 3. Der auſſteigende Windſtrom hat außer der Reibung an den Baum⸗ kronen auch noch diejenige am Boden zu erleiden, wodurch ſeine Kraft ge⸗ ſchwächt werden muß. Ferner ſind die Stützwurzeln der Bäume an den dem vorherrſchenden Winde zugeneigten(weſt⸗ lichen) Hängen mehr im rechten Winkel angefügt, mithin widerſtandsfähiger als die auf den gegenüberliegenden Hängen. 4. Der Schwerpunkt des Baumes braucht, wenn der Stamm nach unten zu fällt, weniger gehoben zu werden, wenn er nach oben zu fallen ſoll, ie ein Blick auf die Fig. 134 zeigt. Wenn der Stuxm in der Richtung Hebung des Baumes durch Sturmwind des Pfeiles, alſo bergab, weht, ſo muß, e ‚wenn s den Schwerpunkt des Baumes, w und w, zwei Tagwurzeln bedeuten, r Schaft beim Falle nach oben um die Höhe a bfgehoben werden, beim Falle nach unten hingegen nur um die Höhe ed. Es iſt aber ed Tab. Mit . des Neigungswinkels & wächſt daher die Bruchgefahr. Auch die Bodenverhältniſſe üben einen unverkennbaren Ein— fuß auf die Größe der Sturmbeſchädigungen (Windwurf) aus. Flachgründiger, lockerer, ſchwammiger Boden bietet den Baum— wurzeln geringen Halt. Hieraus erklären ſich die vielen Windwürfs auf Moor⸗ und Sandböden (Kiesgeſchiebe); Böden, die im Untergrunde tarf thonig find, verwehren den Wurzeln das Eindringen, disponieren daher gleichfalls zum Windwurf und Bruch. Nach Erfahrungen in Thüringen und im Schwarzwald haben im Gebiete der Buntſandſtein— formation und des Rotliegenden weit mehr Windwürfe ſtattgefunden als im Ur⸗ und Eruptivgebirge (Gneiß, Granit, Baſalt, Porphyr). Ungünſtiges Verhalten zeigt ſich ferner auf ausgebautem Ackerlande !), 1) Wieſe: Der Sturm am 12. und 13. November 1872 an der Oſtſee Gorſliche Blätter, N. F. 1875, S. 176). — Im Greifswalder Forſte brachen 2 auf ausgebautem Ackerland 16,7 fm Kiefern pro 1 ha, auf altem Wald— en hingegen nur 5 fm pro 1 ha. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 25 c f 1 336 IV. Buch. III. Abſchnitt. weil hier Lockerheit und geringe mineraliſche Bodenkraft zuſammen— treffen. Auch ſolche Bodenarten disponieren zu Bruch, auf welchen ſich häufig Wurzelfäule einſtellt (Kalkboden, naſſer Untergrund infolge von Lettenſchichten). Ein hoher Bodenüberzug (aus Heide, Pfrieme, Strauchwuchs 2c.) wirkt abſchwächend, weil der Boden durch das Wurzelgeflecht der Forſtunkräuter ſchon an ſich feſter iſt, ſich auch weniger leicht erweicht, und weil auch die Sturmwelle am Boden eine namhafte Hinderung bei ihrer Fortbewegung durch Reibung erleidet. Endlich iſt auch gewiſſen Witterungseinflüſſen vor und bei dem Eintritte des Sturmes ein disponierender Einfluß zuzuſchreiben. Die Kalamität nimmt um ſo größere Dimenſionen an, je mehr der Boden durch vorausgegangene anhaltende und ſtarke Regengüſſe erweicht iſt. Dies war beſonders bei dem Eintritte der furchtbaren Stürme in den Jahren 1872 und 1876 der Fall. Das Maß dieſer Erweichung hängt vornehmlich mit dem Konſiſtenzgrade zuſammen. Froſt hingegen ſtählt die Widerſtandskraft des Bodens, zumal wenn eine Schneedecke hinzukommt. 1. Beſtandsſchluß. Räumlich erwachſenes Holz leiſtet dem Sturme durch ſtufigen Wuchs und tief herabgehende, pyramidale Beaſtung größeren Widerſtand als in gedrungenem Schluſſe aufgewachſene Stämme. Am leichteſten brechen und fallen dieſe bei plötzlicher Freiſtellung, woraus ſich der oft große Sturmſchaden in Samen- und Lichtſchlägen erklärt. In iſolierten Gehölzen iſt der Geſamtſchaden verhältnismäßig größer als in geſchloſſenen, großen Waldkomplexen, weil ſich hier die einzelnen Beſtände ſelbſt einen gegenſeitigen Schutz gewähren. 7 g. Jahreszeit. Die gefährlichſten Stürme fallen in das Winterhalbjahr zwiſchen die beiden Tag- und Nachtgleichen, jedoch ift keine Jahres: zeit abſolut ſturmfrei (ſchon wegen der Gewitterſtürme). Die Früh: jahrsſtürme ſind gefährlicher als die Herbſtſtürme, weil ſie den Boden meiſt in einem erweichten Zuſtand antreffen. C. Sturmchronik. | Über die Waldbeſchädigungen durch Sturm, Schnee, Duft und | Eis werden namentlich in Preußen feit der Mitte der 1870er Jahre alljährlich Berichte von ſeiten der Königl. Oberförſtereien Schutz gegen Winde. 387 erſtattet und durch die Hauptſtation für forſtliches Verſuchsweſen veröffentlicht, wie aus den unten verzeichneten Litteratur-Nachweiſen “) hervorgeht. ö 1) Bernhardt, Auguſt: Waldbeſchädigungen durch Windbruch, Schnee-, Eis⸗ und Duftbruch in der Zeit vom 1. Oktober 1875 bis dahin 1876 (Zeit⸗ ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, IX. Band, 1878, S. 187). — In dieſer Abhandlung werden alle Einflüſſe, welche die Größe des Sturmſchadens be— dingen, eingehend gewürdigt. Derſelbe: Waldbeſchädigungen in den preußiſchen und Mecklenburg— Schwerin'ſchen Staatsforſten durch Sturm und Schneebruch in der Zeit vom 1. Oktober 1876 bis dahin 1877 (daſelbſt, X. Band, 1879, S. 497). Riedel: Waldbeſchädigungen in den Preußiſchen Staatsforſten durch Sturm und Schneebruch in der Zeit vom 1. October 1877 bis dahin 1878 (daſelbſt, XI. Jahrgang, 1879, S. 249). Weiſe: Waldbeſchädigungen durch Wind und Schnee im zweiten Semeſter 1880 (daſelbſt, XIII. Jahrgang, 1881, S. 223). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Wind und Schnee im Jahre 1881 | @ajelbft, XIV. Jahrgang, 1882, S. 596). v. Alten: Windſchäden im Jahre 1883 (daſelbſt, XVI. Jahrgang, 1884, S. 212). Schwappach, Dr.: Waldbeſchädigungen in Preußen durch Elementar— ereigniſſe in der Zeit vom 1. Juli 1884 bis 30. September 1886 (daſelbſt, XIX. Jahrgang, 1887, S. 322). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Naturereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1887 (daſelbſt, XX. Jahrgang, 1888, S. 37). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementarereigniſſe (daſelbſt, XXI. Jahrgang, 1889, S. 154). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementarereigniſſe in Preußen, während des Wirthſchaftsjahres 1889 daſelbſt, XXII. Jahrgang, 1890, S. 464). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementar-Ereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1890 (daſelbſt, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 478). Derſelbe: Beſchädigungen durch Elementarereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1891 (daſelbſt, XXIV. Jahr⸗ gang, 1892, S. 367). f Derſelbe: Sturmbeſchädigungen in den preußiſchen Staatsforſten ne des Wirthſchaftsjahres 1892 (daſelbſt, XXV. Jahrgang, 1893, . 361). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementar-Ereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1895 (daſelbſt, XXVII. Jahrgang, 1896, S. 66). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementarereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1896 (daſelbſt, XXX. Jahrgang, 1898, S. 63). Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Elementarereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1896/97 (daſelbſt, XXX, Jahrgang, 1898, S. 431). 25* 388 IV. Buch. III. Abſchnitt. Dieſe lobenswerte Einrichtung ſollte in allen Staatsforſthaus— halten getroffen werden. Im Nachſtehenden laſſen wir eine Aufzählung der im 19. Jahr⸗ hundert ſtattgehabten Stürme von größerer Verbreitung folgen. Die Daten aus der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts halten wir übrigens nicht für vollſtändig, weil die ſtatiſtiſchen Nachweiſe aus dieſer Zeit ſehr ſparſam ſind und ungenügende Auskunft über die Verbreitung und Wirkung der Stürme erteilen. Bezüglich der Intenſität derſelben, der ſonſt hierbei zu Tage getretenen Erſcheinungen und der hierdurch geworfenen Holzmaſſen verweiſen wir auf die unten verzeichneten Litteratur-Nachweiſe. Stürme von beſonderer Heftigkeit ereigneten ſich: 1800 (3. und 9. November; insbeſondere im Harz). 1801 (29.— 30. Januar). 1825 (namentlich in Sachſen). 1829 (3. und 4. Dezember; in öſtlicher Richtung)“). 1833 (17.—18. Dezember)). 1834 (4. Januar). 1836 (29. November und 24.— 26. Dezember; aus Dften)?). 1839 (30.—31. Oktober; insbeſondere im Harz; aus Dften)*). 1842 (3. Mai)). 1846 (an der Oſtſee; aus Norden). 1853 (14. — 15. Dezember; aus Südoſten). 1863 (an der Oſtſee; aus Norden). 1866 (16. November). Schwappach, Dr.: Waldbeſchädigungen durch Elementarereigniſſe in den preußiſchen Staatsforſten während des Wirthſchaftsjahres 1898 (Zeit— ſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 485). 1) Forſt-Verwüſtungen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1830, S. 132). — Dieſer Sturm traf beſonders die hochgelegenen älteren Beſtände des ſächſiſchen und böhmiſchen Ober-Erzgebirges und warf ſelbſt 150 jährige Weißtannen an Oſthängen. 2) Müller, Friedrich: Sturmſchäden im Winter 1833/34 (daſelbſt, 1834, S. 322). 3) Schultze: Einiges über das Verhalten der Stürme und die dagegen | angewendeten Schutzmittel in den Gebirgswäldern, mit bejonderer Bezug nahme auf den großen Fichten-Windbruch vom 25. bis 26. Dezember 1836 in den beiden Herzogl. Braunſchw. Forſtrevieren Seeſen und Gittelde (daſelbſt, 1838, S. 229, 233 und 237). 4) R.: Correſpondenz vom Harze im Januar 1840 (daſelbſt, 1840, S. 67). — Die Anzahl der geworfenen Stämme am hannoverſchen Harze betrug ca. 60—70 000. 5) Brief aus dem Ober-Erzgebirge, Mai, Juni, Juli 1842. Sturm⸗ ſchaden . . . . (daſelbſt, 1842, S. 336). Schuß gegen Winde. 389 1867 (8. April). 1868 (7., 11. und 29. Dezember) ). 1869 (17. Dezember)). 1870 (26.—27. Oktober)“). 1) Grebe, Dr.: Die Verheerungen der vorjährigen Decemberſtürme in den Thüringiſchen Domanialforſten (H. Burckhardt: Aus dem Walde, II. Heft, 1869, S. 74). Windbruch in den Preußiſchen Staatsforſten am 7. und 29. Dezember 1868. Nach amtlichen Mittheilungen und überſchläglicher Schätzung (Zeit— ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, I. Band, 1869, S. 520). Danckelmann, B.: Die December-Stürme des Jahres 1868 innerhalb der Preußiſchen Staatsforſten (daſelbſt, III. Band, 1871, S. 326). — Dieſe ausführliche Abhandlung verbreitet ſich über alle bedingenden Faktoren und einſchlagenden Verhältniſſe. Ueberſicht über die durch Stürme vom 7, 11. und 29. Dezember 1868 in den Preußiſchen Staatsforſten gelagerten Derbholzmaſſen nach den Ergeb— niſſen der Aufarbeitung (daſelbſt, III. Band, 1871, S. 418). Brief aus der Provinz Heſſen. Beobachtungen, zu welchen die Sturm— ſchäden des verfloſſenen Winters Veranlaſſung gegeben (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1870, S. 149). Roch: Schnee- und Windbruch des Jahres 1868 in den ſächſiſchen Staatswaldungen (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 19. Band, 1869, S. 228). 5 Fleck: Noch einige Worte über die Bruchſchäden des Jahres 1868 (da— ſelbſt, 23. Band, 1873, S. 150). Der Einfluß des Winters 1868 auf die Waldungen Bayerns (Forſtliche Mütheilungen, herausgegeben vom Kgl. bayeriſchen Miniſterialforſtbüreau. IV. Band, 3. Heft, München, 1869, S. 65). Verhandlungen der 20. (letzten) Verſammlung ſüddeutſcher Forſtwirthe Aſchaffenburg. Daſelbſt, 1869, S. 47. 7 Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, 1869, S. 18. Thema J. Leo, Dr. O. V.: Ueber die Decemberſtürme des Jahres 1868 in den Wäldern Deutſchlands und Oeſterreichs (Forſtliche Blätter, N. F. 1872, S. 1), 2) Zuſammenſtellung der durch den Sturm vom 17. Dezember 1869 in n Preußiſchen Staaten geworfenen Derbholzmaſſen (Zeitſchrift für Forſt- und gdweſen, III. Band, 1871, S. 423). 3) Dorrer: Der Sturmſchaden vom 26. Oktober 1870 in den Staats: 3 Württembergs (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1871, S. 90). a Gayer: Ueber die gegenwärtigen durch die jüngſten Sturmſchäden herbei— geführten Verhältniſſe im Frankenwalde (daſelbſt, 1871, S. 321). Schuberg: Der Sturmſchaden des 26. Oktobers 1870 im Großherzog— um Baden (daſelbſt, 1871, S. 334). Der Schnee⸗ und Windbruch von 1868 und 1870 in den Waldungen des nig. bayer. Forſtamts Marktleuthen (daſelbſt, 1874, ©. 529). Ueberſicht über die durch die Stürme vom 26.— 27. Oktober und den neebruch vom 11.— 12. November 1870 in den Preußiſchen Staatsforſten ch ungefährer Schätzung gelagerten Derbholzmaſſen (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, III. Band, 1871, S. 421). 390 IV. Buch. III. Abſchnitt. 1872 (12.— 13. November, vorzugsweiſe an der Oſtſee; aus Nordoſten)!). 1875 (8.—13. November) ?). 1876 (12. 13. März)?). 1) Wieſe: Der Sturm vom 12. und 13. November 1872 an der Oſt⸗ ſee (Forſtliche Blätter, N. F. 1873, S. 178; daſelbſt, 1875, S. 176). Neuer Sturmſchaden und Schneedruck in Kärnthen (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1873, S. 181). Bernhardt, Auguſt: Die Beſchädigungen in einigen ſeenahen Revieren Pommerns durch den Orkan vom 12. und 13. November 1872 (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VII. Band, 1875, S. 372). 2) Brief aus dem Erzgebirge. Schnee-, Eis- und Windbruch in den Forſten des ſächſiſchen Erzgebirges im Winter 1875/76 Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1876, S. 244). Correſpondenz aus Freiſtadt in Oberöſterreich (Centralblatt für das ge— ſammte Forſtweſen, 1876, ©. 56). — Außer im Erzgebirge und in Ober— öſterreich richteten dieſe weſtlichen Stürme auch in Böhmen, Schleſien und Thüringen erhebliche Schäden an. 3) Lorey, Dr.: Brief aus Gießen. Sturmſchaden vom 12. März 1876 bei Gießen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1876, S. 174 und 285; daſelbſt, 1877, S. 22). Kienitz, M.: Beobachtungen über den Sturm vom 12. März 1876 und den durch denſelben in der Oberförſterei Marburg in Heſſen verurſachten Schaden (daſelbſt, 1877, S. 365). Die Sturmbeſchädigungen in den Waldungen des Großherzogthums Heſſen am 12. März 1876 (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1877, S. 28). — Dieſem Artikel entnehmen wir, daß durch dieſen Sturm in den heſſiſchen Domanial- und Kommunalwaldungen zuſammen 847 306 fm oder im Durchſchnitt 6,01 fm pro 1 ha geworfen und gebrochen wurden, d. h. etwa das 1,23 fache des Jahresetats. In der Oberförſterei Mönchhof, zwiſchen Frankfurt und Mainz gelegen und meiſt aus Kiefern, Eichen und Buchen be— ſtehend, fiel aber mehr als der 11 jährige Fällungsetat. von Schönberg: Die Wirkungen des Sturmes vom 12. März in den ſächſiſchen Staatswaldungen (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 190). — In den ſächſiſchen Staatswaldungen wurden hierdurch 281240 fm Holz geworfen (etwa 0,9) und gebrochen (etwa 0,1) oder 1,70 fm pro 1 ba oder 39,5 % des jährlichen Etats. Die durch den Sturm vom 12. auf den 13. März in den preuß. Staats⸗ forſten gelagerten Holzmaſſen (daſelbſt, 1876, S. 384). — Vorläufige Geſamt⸗ ſchätzung: 832 728 fm. Bernhardt, Auguſt: Waldbeſchädigungen durch Windbruch, Schnee, Eis- und Duftbruch in der Zeit vom 1. Oktober 1875 bis dahin 1876 (Zeit⸗ ſchrift für Forſt- und Jagdweſen, IX. Band, 1878, S. 187). Nach amtlichen Materialien der Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens zu Neuſtadt⸗ Eberswalde bearbeitet. Ueber den Sturm vom 12. zum 13. März 1876 (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 156). — Im ganzen war der durch dieſen Sturm verurſachte Schaden in Württemberg nicht erheblich. Schuß gegen Winde. 391 1877 (30.— 31. Januar und 10.—12. Februar) ). 1879 (20.—21. Februar‘), 25. Juni, 20. November?) und 5. Dezember). 1880 (21. Oktober)). 1881 (14.— 15. Oktober) s). * 1883 (17.— 19. Oktober) s). 1884 (20.— 28. Januar)“). 1885 (15. Oktober)“). Uhlig, C.: Einige Beobachtungen über den Sturmſchaden in der Nacht I Windwurfes eingetretenen Wachsthumserſcheinungen an der gemeinen Kiefer (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 30. Band, 1880, S. 161). I) Dieſe Stürme betrafen vorzugsweiſe die preußiſchen Provinzen Hannover (30.— 31. Januar), Poſen und Oberſchleſien (10.—12. Februar). 2) Coaz, J.: Die Stürme vom 20. Februar, 25. Juni und 5. Dezember 1879 und der durch dieſelben in den Waldungen der Schweiz verurſachte Schaden. Bearbeitet und veröffentlicht im Auftrag des Eidg. Handels- und dwirthſchafts⸗Departements. Mit 3 Kärtchen. Bern, 1880. — Alle drei me kamen aus Südweſten bzw. Weſten. Beſonders heftig war (auch in nkreich) der Februarſturm. 3) Weiſe: Sturmſchäden vom 20. November 1879 (Zeitſchrift für Forſt⸗ Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 506). — Dieſer Sturm kam aus doſten; dieſer Bericht ſchildert die bezüglichen Schäden am Oberharze. Derſelbe: Sturmſchaden vom 20. November 1879 (daſelbſt, XIII. Jahr⸗ ng, 1881, S. 178). — Dieſe Notiz enthält eine Berichtigung der vor: nden Abhandlung bezüglich der geworfenen Holzmaſſen. Schaal: Ein Sturmſchaden am 20. November 1879 (Allgemeine Forit- Jagd⸗Zeitung, 1880, S. 76). — Betrifft den Schaden im ſächſiſchen Erz— irge, wo der Sturm mehr aus Südoſten wehte. 4) Eberts, E.: Der am 21. Oktober 1880 an der Oſtſeeküſte wüthende Sturm (daſelbſt, 1881, S. 252). — Dieſer aus Nord⸗Nord⸗Weſt kommende Orkan wütete in einem großen Teile Norddeutſchlands. Weiſe: Waldbeſchädigungen durch Wind und Schnee im zweiten Semeſter 880 (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIII. Jahrgang, 1881, S. 223). 5) Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Wind und Schnee im Jahre 1881. ch amtlichen Berichten mitgetheilt (daſelbſt, XIV. Jahrgang, 1882, S. 596). 6) v. Alten: Windſchäden im Jahre 1883 (daſelbſt, XVI. Jahrgang, 1884, S. 212). In den Preußiſchen Staatsforſten fielen hierdurch zuſammen etwa 14 000 fm Derbholz. Im ganzen war aber das betr. Jahr ziemlich indbruchfrei. 7) Müttrich, Dr.: Sturmſchäden in den Tagen vom 20. bis 28. Januar (daſelbſt, XVII. Jahrgang, 1885, S. 12). 8) Windfallbeſchädigungen in Bayern (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 96, S. 596). — Dieſer Sturm warf in den Staatsforſten der Forſtämter miſch, Partenkirchen und Mittenwald beiläufig den 6 fachen Etat. 392 IV. Buch. III. Abſchnitt. 1888 (24. — 26. November).). 1890 (23., 24. und 27. Januar)). 1892 (29.— 30. März, in den Vogeſen; aus Dften)?). 1894 (12. Februar)). 1) Dieſe Stürme verheerten insbeſondere die Waldungen im oſtdeutſchen Küſtengebiete, insbeſondere in der Provinz Oſtpreußen. In den Regierungs- bezirken Danzig, Königsberg und Gumbinnen fielen an den Sturmtagen (hauptſächlich am 24. November) über 450 000 fm Derbholz. 2) Brief aus der Provinz Heſſen-Naſſau. Sturmſchaden im ſüdlichen Theile des Regierungsbezirkes Kaſſel (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1890, S. 148). Brief aus Württemberg. Sturmſchaden im Januar 1890 (daſelbſt, 1890, S. 149). Aus Württemberg. Sturmſchaden (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 123). 3) Ney: Der Nordoſtſturm vom 29. und 30. März 1892 in den Vogeſen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 642). — Nach amtlichen Ermittelungen wurden hierdurch in den Staats- und Gemeinde— forſten von Elſaß-Lothringen im ganzen 429 000 fin Holz geworfen. von Fiſchbach, Carl, Dr.: Durch Oſtwinde veranlaßte Sturmſchäden (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1893, S. 409). — In dieſem Aufſatze find noch elf weitere Fälle über „ganz konträre Winde“, d. h. ſolche aus Oſten, aufgezählt. 4) Müttrich, Dr.: Der Orkan vom 12. Februar 1894 als Urſache der Sturmſchäden in unſeren Waldungen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 142). — Dieſe Abhandlung enthält auch allgemeine Betrachtungen über Wind und Windſtärke. Borggreve: Der Sturmſchaden in den preußiſchen Forſten (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1894, S 307). Der große Sturm am 12. Februar 1894 (Forſtwiſſenſchaftliches Central⸗ blatt, 1894, S. 375). Emeis: Ueber die Wirkung des Sturmes am 12. Februar 1894 in Schleswig-Holſtein (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1895, S. 152). Danckelmann, Dr.: Die Waldverheerungen durch den Orkan vom 12. Februar 1894 (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 529). Sturmſchaden im Jahre 1894 (Handelsblatt für Walderzeugniſſe, Nr. 49 vom 4. Dezember und Nr. 50 vom 11. Dezember 1897). — Ein Auszug aus der vorſtehenden Abhandlung. Nochmals der Sturm vom 12. Februar 1894 (Holzmarkt, Nr. 44 vom 3. November 1897, 1. Beilage). Durch dieſen orkanartigen Sturm wurden in Preußen 8 327000 fm Holz, meiſt Kiefern (in den Staats- und Privatwaldungen) gebrochen und geworfen und in den Waldungen der anderen deutſchen Staaten 1582 000 fm, mithin im ganzen Deutſchen Reiche 9 909 000 fm. Am ſtärkſten wurden bes troffen Pommern, Schleswig-Holſtein, Mecklenburg, Oldenburg, Hannover, Brandenburg, Weſtpreußen, Oſtpreußen, Provinz Sachſen und Poſen. In beiden Mecklenburg fielen etwa 150 000 fm (im Schwerin'ſchen Rabenſteinfeld der ſechsfache Jahresetat). In Schleſien war der Schaden gering. Heſſen— Naſſau, Weſtfalen, Rheinprovinz und Hohenzollern blieben faſt unberührt, — Schutz gegen Winde. 393 1895 (5.— 7. und 12.— 13. Dezember; beſonders in Süd⸗ deutſchland, aber auch in Schleswig⸗Holſtein und im Harz) !). 1897 (5. bis 7. Oktober; aus Nordoſten) ?). 1898 (4. bis 7. Dezember)“). 1899 (12. und 13. Januar)). N Im ganzen gab es hiernach im 19. Jahrhundert 35 Sturm— jahre; mithin kommt ſchon auf je 3 Jahre ein Sturmjahr. In Bezug auf die Größe des Sturmſchadens haben insbeſondere die Jahre 1801, 1833, 1868, 1876 und 1894 eine traurige Berühmt— heit erlangt. Die Windhoſen (Windsbräute) gehören zu den Seltenheiten. Sie erſtrecken ſich meiſt nur auf kleine Gebiete und dauern nur kurze Zeit. 1) b.: Ungewöhnliche Windbruchsbeſchädigungen (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1896, S. 223). — Durch dieſen Sturm wurden (in Oberbayern) merkwürdigerweiſe die O ſtſeiten der Beſtände, beſonders da, wo ſie an Felder oder ausgedehnte Lichtungen angrenzen, viel ſtärker angegriffen als die eſtſeiten. K.: Brief aus Baden. Sturmwind -Beſchädigungen in den badiſchen Waldungen (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1896, S. 194). — Die in Baden durch dieſen Sturm in den Domänen-, Gemeinde-, ſtandesherrlichen 85 Privatwaldungen im ganzen geworfene Holzmaſſe betrug 257 435 {m ’ oder 46,7 fm pro ba. Den größten Schaden erlitten die Forſtbezirke in der onaugegend. Glücklicherweiſe blieben die jüngeren Beſtände ziemlich verſchont. H. B.: Brief aus Württemberg (Schwarzwald). Sturmſchaden (daſelbſt, 1897, S. 303). — Der Verfaſſer ſchildert hier weniger den durch den Weit- ſturm im Dezember als vielmehr den durch einen 14 Tage früher (im No- n eingetretenen Nordoſtſturm angerichteten Schaden, welcher ſeiner Richtung nach beſonders die Oſthänge betroffen und den größten Teil der Stämme — der gewöhnlichen Regel entgegen — bergauf geworfen hat. 7 2) Sturmſchäden (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1898, S. 208). — Der Verfaſſer ſchildert hauptſächlich die Verheerungen, die durch zen fraglichen Sturm in den Forſten des nordöſtlichen Mähren verurſacht en find. Die Bäume wurden vorwiegend geworfen; nur etwa 15—20°), der beſchädigten Stämme ſind auf Rechnung der Brüche zu ſetzen. Obwohl der Schaden vorwiegend auf die Althölzer erſtreckte, wurden doch auch stangenhölzer, u. zw. ſchon vom 35 jährigen Alter ab, in empfindlicher Weiſe 8 en. 3) Dieſer Sturm richtete nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in der eee großen Schaden in den Waldungen an. 4) Dieſer Sturm wütete hauptſächlich in Süddeutſchland und vor allem den Vogeſen (Mittelvogeſen), welche wegen der vielen überſtändigen Tannen krebstannen) überhaupt viel zu leiden haben. In einzelnen Oberförſtereien dieſes Gebirges brachen 40— 50000 fm Holz. Die Kalamität äußerte ſich mehr durch Bruch als durch Wurf, da der Boden nicht durchweicht war. 394 IV. Buch. III. Abſchnitt. Wir verzeichnen im Nachſtehenden als Beiſpiele einige ſolche Stürme von beſonderer Heftigkeit, wobei ſelbſtverſtändlich nicht ent⸗ fernt von Vollſtändigkeit die Rede ſein kann. Dieſelben ereigneten ſich: 1821 (im Diſtrikt Neumark bei Gießen)). 1829 (27. Juli, im ſüdweſtlichen Harz) '). 1852 (18. Juni, in Thüringen)“). 1855 (25. Auguſt, im kurheſſiſchen Kreiſe Ziegenhain) “). 1857 (16. Juli, in Nafjau)?). 1871 (25. Juli, in der Rabenau bei Gießen). 1872 (3. Dezember, in der Steinlach ꝛc.) ). 1875 (8. Juli, in der Gegend von Ellwangen)“. 1877 (1. Auguft, in der Grimnitzer Heide)®). 1891 (24. Mai, in der Oberförſterei Jablonken im Regierungs⸗ bezirk Königsberg)“). 1) Heyer, Dr. Guſtav: Lehrbuch der forſtlichen Bodenkunde und Klima⸗ tologie. Mit 183 in den Text eingedruckten Holzſchnitten, einer lithographirten ſchwarzen und zwei Farbentafeln. Erlangen, 1856, S. 416. — Dieſer Wirbel⸗ wind nahm eine Breite von 25 m ein und drehte alle Bäume (80 —100jährige Kiefern) vollſtändig ab, u. zw. durchaus in der Richtung von der Linken zur Rechten. Die Verheerung erſtreckte ſich nur auf eine Viertelſtunde Weges; dann war jede Spur von ihr verſchwunden. 2) von Berg, E.: Windbruch durch einen Wirbelwind am Harze (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1829, S. 435). — Umgeworfen wurden 4500— 5000 Stämme. 3) Liebmann, : Brief aus Katzhütte in Thüringen. Merkwürdiger Sturmſchaden ae 11885 S. 302). 4) Ssalobejejäbigung durch eine Landhoſe (daſelbſt, 1855, ©. 479). 5) Snell, J. H.: Brief aus dem Naſſauiſchen. Witterung und Witterungs⸗ regeln. Der Sturm vom 16. Juli (daſelbſt, 1857, S. 483). 6) Sturmſchäden im Walde (Forſtliche Blätter, N. F. 1873, S. 32). — Dieſe Windsbraut ſuchte die Waldungen der Steinlach (Württemberg), Ober⸗ öſterreichs und beſonders des Salzkammergutes heim. 7) Pauſch: Eine Windhoſe am 8. Juli 1875 (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1875, S. 422). — Dieſe Notiz ſchildert die Ver⸗ heerungen im Mittelwalde des Forſtdiſtriktes Nonnenholz bei Ellwangen. Jäger: Verheerungen einer Windhoſe im Walde (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1876, S. 144). — Der Holzmaſſenanfall hierdurch in den Waldungen bei Pfahlheim wurde auf 2000—3000 km geſchätzt. 8) Dieſer Gewitterſturm, welcher 50 km nördlich von Berlin in einem nur 4 km breiten Streifen tobte, warf über 100000 fm Holz. Die Sturm⸗ richtung war W.-N.-W. S.⸗W. mit heftiger Drehung von W. nach N. 9) Waldbeſchädigung durch eine Windhoſe (Forſtliche Blätter, N. 5. 1891, S. 191). Kelbel: Waldverheerung durch eine Windhoſe (Zeitjchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXIII. Jahrgang, 1891, S. 634). — Dieſe Windhoſe 7 ö Schutz gegen Winde. 395 1894 (14. Juli, nahe bei München)!) 1895 (1. Juli, im Nagoldthal )!). 1895 (289. Juli, im Nord- und Weſtharzs) und im Kreiſe Saarlouis)“). 1897 (30. Juni, im Reichsland, in Baden, Württemberg und Bayern) !). in der Richtung von S.⸗S.⸗W. nach N.-N.-D. in kaum 2 Minuten auf einer 200 m breiten und 4 km langen Gaſſe etwa 20 000 fm Kiefernholz (69 ha). 1) Der Wirbelſturm vom 14. Juli 1894 (Mündener Forſtliche Hefte, I. 1894, S. 159). ) Brief aus Bayern. Ungewöhnliche Windbruchbeſchädigungen (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1894, S. 328). — Durch dieſen in der Richtung von Südweſt nach Nordoſt in 4— 6 km Breite hinbrauſenden Cyklon wurden in den bayeriſchen Forſtämtern Anzing und Ebersberg im Verlaufe von etwa 30 Minuten gegen 140000 stere Holz teils gebrochen (70%), teils geworfen (30%). Die betreffenden Walddiſtrikte waren in den Jahren 1891 und 1892 außerordentlich ſtark von dem Nonnenfraß beſchädigt worden. b.: Der Orkan am 14. Juli 1894 in Oberbayern (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1894, S. 502). Horn, Franz: Der Wirbelſturm bei Schwaben am 14. Juli 1894. Mit 4 Figuren (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 429). 20) Brief aus Württemberg. Mitteilungen über den am 1. Juli 1895 im Nagoldthal (Schwarzwald) und deſſen Nachbarſchaft ſtattgehabten Gewitter- turm (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1895, S. 412). — Binnen 5 Minuten wurden durch den aus Süd bis Südweſt in einer Breite von rchſchnittlich 2 km toſenden Sturm in den Revieren Wildberg, Stamm— heim, im Calwer Stadtwald und den angrenzenden Gemeinde- und Privat— ſorſten zuſammen ca. 14000 fm Holz geworfen. Außerdem hat der den Sturm begleitende ſchauerliche Hagel ſowohl an dem älteren Holz als an den jüngſten Kulturen bedenkliche Verheerungen angerichtet. 3) In 5 Oberförſtereien wurden binnen 10 Minuten gegen 74000 fm Holz niedergelegt. 4) Overbeck: Der Orkan vom 28. Juli 1895 im Kreiſe Saarlouis (Mündener Forſtliche Hefte, X. 1896, S. 123). — Der Sturm, aus Südweſt Iran und von Hagel begleitet, riß binnen 10 Minuten in den Bejtänden 1 gweiſe Gaſſen, kleinere Löcher und größere Neſter. Der Geſamtbruch den Waldungen der Königlichen und Gemeinde-Oberförſterei Saarlouis ſtellte ſich auf ca. 30000 fw; außerdem wurden in den angrenzenden Privat- waldungen 4000 fm geworfen. Der Hagelſchaden traf beſonders die Waldungen des Niedthales. 5) Rebmann: Sturm⸗ und Hagelſchaden im Reichsland (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1898, S. 14). — Innerhalb 4—5 Stunden wurden im Elſaß durch dieſen Gewitterſturm auf einer Fläche von etwa 1750 2000 ha nach Schätzung etwa 100 000 fm Altholz geworfen und gebrochen. Das Ver— Altnis von Wurf zu Bruch war etwa 2:1. Hierzu kommen aber noch die icht noch bedeutenderen Hagelbeſchädigungen in den Jungwüchſen. 396 IV. Buch. III. Abſchnitt. In Bezug auf die in den Preußiſchen Staatsforſten überhaupt ſtattgehabten Gewitterſtürme wird auf die früher mitgeteilte Litteratur (S. 387 und 388, Anmerkung 1) verwieſen. 2. Vorbeugungsmaßregeln. A. Bei der Begründung. 1. Begünſtigung der Laubholzzucht auf den hierzu tauglichen Standorten. | Die Sturmſchäden der letzten Jahrzehnte find ein ernſter Mahnruf für die Forſtwirte, welche mit Umwandlung der Laub- in Nadelholzbeſtände 10 raſch bei der Hand ſind. Das vom Laubholz eingenommene Terrain ſollte man jenem möglichſt erhalten und nur, wenn der Boden laubholzmüde ge— Si ift, mit Nadelholz anbauen. 2. Entwäſſerung feuchter Ortlichkeiten vor der Kultur. 3. Wahl der Pflanzung mit kräftigen (verſchulten) Setzlingen in umher Verbande (1—2 m), um ftufigen Wuchs zu erzielen. Büſchelpflanzungen erzeugen einſeitige Bewurzelung und Kronenbildung, wodurch die Bruchgefahr für den zukünftigen Beſtand vermehrt wird. Im Ettersburger Reviere (Weimar) haben ſich die Fichtenpflanzbeſtände erheblich widerſtandsfähiger gegen den Sturm gezeigt als die Fichtenſaatbeſtände. 4. Miſchung flachwurzelnder Holzarten mit tiefwurzelnden. Von dieſem Geſichtspunkt aus empfiehlt ſich z. B. Durchmiſchung der Buchen mit Eichen, Eſchen, Bergahorn oder Kiefern, ferner Einſprengen vo Buchen, Weißtannen oder Lärchen in Fichtenbeſtände ꝛc— Es iſt neuerdings von Wiehl (Olmütz) der beachtenswerte Vorj ſchlag gemacht worden, die Fichtenbeſtände bei künſtlicher Begründung mit förmlichen Sturmlinien aus ſturmfeſten Holzarten zu durchſetzen. Dies würde etwa in der Weiſe zu geſchehen haben, daß alle 100 —200 m ca. 5—6 Reihen mit ſturmfeſteren Holzarten (Eiche, Bergahorn, Kiefer, Weymouthskiefer, Zürbel⸗ liefer — je nach Boden und Lage) ſenkrecht zur Sturmrichtung, alſo in ebenen Lagen in der Regel von Nord nach Süd, ſonſt ſtets parallel zu de Schneißen, gepflanzt würden.“) 5. Anzucht und Erhaltung ſturmfeſter Windmäntel auf der Wetterſeite, zumal an Feld- und fremden Waldgrenzen. 6. Unterlaſſung der Anlage von Gräben (Grenzgräben ꝛc.) an den vom Sturme bedrohten Waldrändern, wenn hierbei Wurzeln benachbarter Bäume zum Abhiebe gelangen. B. Bei der Erziehung. 4 1. Frühzeitige, häufige, anfangs mäßige und erſt im angehenden Baumholzalter ſtärkere Durchforſtung, um auf die Ausbildu 1) Vorbeugungsmittel gegen Sturmbeſchädigungen Gesine Centralblatt, 1899, S. 398). — Schutz gegen Winde. 397 ines normalen Wurzelſyſtems, ſtufiger Schäfte und gleichmäßiger Baumkronen hinzuwirken. Hierbei iſt das Augenmerk namentlich auf geſchälte, krebſige, rotfaule ind mit Schmarotzerpilzen oder ſonſtigen Fehlern behaftete Stangen zu richten. Solche ſchädliche Stämme müſſen ſo frühzeitig als möglich zum Aushiebe langen, inſoweit dies ohne nachteilige Unterbrechung des Beſtandsſchluſſes chehen kann. Baumrodungen in Fichten -Stangen- und Mittelhölzern ind in der Regel nachteilig, weil hierdurch die Nachbarſtämme leicht im Burzelverbande gelockert werden. Den Randſtämmen muß die volle Beaſtung erbleiben. 2. Aufaſtung der gefährdeten Beſtandsränder auf einem etwa 30— 50 m breiten Streifen, inſofern nicht anderweite Nachteile hier— ch zu befürchten ſind. Dieſes Mittel hat der Oberförſter Yelin!) in Stammheim (Württem- erg) für Fichten angewendet. Bei den äußerſten Stämmen wurde faſt die jalbe Beaſtung abgenommen, an den Bäumen nach innen zu immer weniger, d daß dieſen mehr Krone verblieb. Es wurden aber nicht etwa die unteren lite > entfernt, ſondern durch die ganze Krone 1 von jedem Sun nur N eben, welche der Wind am meiſten faſſen konnte. Die dem Sturme entgegenſtrebenden oder auf der Gegenwindſeite befindlichen, in den Bald hineingerichteten Aſte wurden belaſſen. Die Altholzränder, welche man f dieje Weiſe behandelt hatte, erwieſen ſich ſieben Jahre lang ſtandfeſt. 3. Sorgfältige Handhabung aller Maßregeln, welche die Ver— ütung von Stammverletzungen bezwecken. Hierher gehören z. B. Unterlaſſung der Anharzung in Fichtenwaldungen, u ſchuß des ſchälenden Rotwildes, Vorſicht beim Fällungsbetriebe, fleißiger forſtſchutz ꝛc. C. Bei der Ernte. 1. Vermeidung zu hoher Umtriebe, weil die der Sturmgefahr orzugsweiſe ausgeſetzte Fläche im geraden Verhältniſſe zur Umtriebs— it zunimmt. Bei der Unterſtellung eines normalen Altersklaſſenverhältniſſes und ginnes der Sturmgefahr im 50 jährigen Holze würde gefährdet fein: 4 im 120 jährigen Umtriebe 7½ 1 d „, 7 % der Fläche. „ 60 5 2. Vorſichtige Verjüngung exponierter Bergkuppen durch Aus- emelung. Der Abtrieb der Hänge darf erſt beginnen, wenn die Biederverjüngung der äußerſten Kuppen gelungen iſt. 3. Vermeidung ſog. Löcherhiebe, namentlich in Fichtenbeſtänden. ür dieſe iſt ſchmale Abſäumung mit nachfolgender künſtlicher Kultur er plänterweiſen Durchlichtung vorzuziehen. " & 1) Delin: Ueber nützliche Aſtungen (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, S. 517). | 398 IV. Buch. III. Abſchnitt. In Tannenwaldungen kann man dieſe Löcherhiebe erfahrungsgemäß, ohne Bruch befürchten zu müſſen, wagen. Im Schwarzwalde bildet ſogar dieſe Hiebsart die Regel, weil man hierdurch reichlichen und guten Anflug erzielt. 4. Abtrieb der einzelnen Beſtände in der dem herrſchenden Sturmwinde entgegengeſetzten Richtung, d. h. gewöhnlich von Oſten bzw. Nordoſten nach Weſten bzw. Südweſten zur Erzielung einer wohlgeordneten, dem Sturme mit immer jüngerem Holz ent— gegenſtehenden Altersklaſſen-Aneinanderreihung. Nichts weiſt die heran— brauſenden Sturmwogen mehr ab, als ein gegen den Sturmſtrich abfallendes Wetterdach AB (Fig. 135). Unſer Schema ſtellt einen vollſtändigen Hiebszug (mit u Gliedern), u. zw. vor dem Be⸗ Fig. 135. Fig 14 { 7 9 — 2 | 6 ; uten, | | ann * I 1 I 5 lm — | 1 B else LIZ bel.. E | 2 Normale Altersklaſſen⸗Stufenfolge und Aneinanderreihung. Pfeil a = Sturmrichtung. Pfeil 5 = Abtriebsrichtung. ginne des Anhiebes (im Herbſte), dar. Die eingeſchriebenen Ziffern bedeuten die Beſtandsalter der betreffenden Abteilungen bzw. Schläge. Da aber die einzelnen Altersklaſſen in unſeren Waldungen ſelten ſo normal aneinandergereiht auftreten, wie es die Figur darſtellt, und da andererſeits die Waldertragsregelung anſtrebt, jeden einzelnen Beſtand womöglich in dem Alter zum Hiebe zu bringen, welches dem feſtgeſetzten Wirtſchaftsturnus entſpricht, ſo müſſen überall da, wo eine regelwidrige Aneinanderreihung der Beſtände vorhanden iſt, rechtzeitig ſog. Loshiebe) eingelegt werden. 1) Heß, R.: Die Loshiebe (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1862, S. 369). 1 te über „Loshiebe“. Aus Sachſen (daſelbſt, 1863, S. 79). 7 Baudiſch, Friedrich: Ueber den Loshieb und die Hiebsfolge (Central blatt für das gejammte Forſtweſen, 1883, S. 191). Gerlach: Beitrag zur Frage der Loshiebe und Umhauungen (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 37. Band, 1887, S. 136). Einige Bemerkungen über Loshiebe (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1890, S. 19). ö Schuß gegen Winde. Bezeichnung der Altersſtufen. III. II. I. | g. 20 jährig. 50 jahrig. Han eines Teiles vom Forſtort Sternberg (Zellaer Forſt) mit drei Loshieben a, d u. c. 70 jahrig. Fig. 137. 9 5 || 8 $ Jo R 50 Nst. 8 2 Aufriß der Beſtände in der Richtung AB. nen Zahlen bedeuten die mittleren Alter der einzelnen Abteilungen. a, 5 d—=Ehaufjee (gewiſſermaßen ebenfalls Loshieb).) Die 10 jährige Abteilung repräſentiert einen künſtlichen Mantel. 400 IV. Buch. III. Abſchnitt. Man verſteht unter einem „Loshieb“ (Sicherungs- oder Trennungs- jtreifen) einen ganz ſchmalen Anhiebskahlſchlag zum Zwecke der Randbefeſtigung eines (jüngeren) Beſtands an der Sturm- (Weft-Jjeite durch größere Wurzel⸗ verbreitung und Mantelbildung unter dem Schutze des benachbarten, dem Sturme vorliegenden (älteren) Holzes. Man giebt den Loshieben zunächſt nur eine ſolche Breite (ca. 12—20 m), daß deren Kultivierung möglich iſt, führt ſie möglichſt rechtwinkelig zur Sturmrichtung bzw. zur Schlagtour in dem älteren Beſtand und legt ſie ſo zeitig an, daß der zur Mantelbildung be— ſtimmte jüngere Beſtand dieſen Zweck auch wirklich noch erfüllen kann. Fichtenbeſtände, längs deren oder durch welche man einen Loshieb führt, dürfen 20—30 Jahre nicht überſchritten haben. Die Loshiebsfläche wird ſofort durch Pflanzung in Kultur geſetzt. Das hierdurch entſtehende ſchmale Beſtändchen bildet ſeinerſeits auch einen (aber künſtlichen) Mantel. Derjelbe muß etwa 10—20 Jahre alt ſein, bevor man mit dem ſchlagweiſen Abtriebe des vorliegenden Altholzes beginnt. Loshiebe durch 40—50 jährige Beſtände ſind in der Regel nicht mehr zu riskieren. \ Zur näheren Verdeutlichung wird auf die zuſammengehörigen Fig. 136 1) und 137, welche einen Teil des Forſtortes Sternberg (Zellaer Forſt im gothaiſchen Thüringerwalde) darſtellen, verwieſen. Wenn man den dem Sturme vorliegenden 6080 jährigen, alſo im Mittel 70 jährigen Vorderbeſtand (zur Linken der erſten Telle) rechtzeitig nutzen will, ohne daß der öſtlich ſich anſchließende 50 jährige Hinterbeſtand eine Beute des Weſtwindes werde, jo muß längs dieſer beiden Beſtände ein Loshieb ein⸗ gelegt werden. Dies iſt, wie die Figuren zeigen, vor etwa 6 Jahren geſchehen und die betreffende Fläche ſogleich mit 4jährigen verſchulten Fichten angebaut worden, wodurch ein künſtlicher, jetzt 10 jähriger Mantel entſtanden iſt. In⸗ zwiſchen hat ſich auch das jetzt 50 jährige Holz an ſeinem (weſtlichen) Hinter— rande derart befeſtigt, daß eine weitere Abſäumung des Loshiebes (b) erfolgen konnte. Ebenſo hat ſich der Loshieb a zwiſchen dem 30- und 50 jährigen Holze nötig gemacht, weil das letztere eher zur Nutzung kommen muß als erſteres. Die in Fig. 136 durch eine Linie angedeutete und in Fig. 137 ſchraffierte weitere Abſäumung iſt vorläufig bloß projektiert. Ihre Ausführung kann erſt erfolgen, wenn das rechtsſeitige jüngere Holz ſich etwas bemantelt hat, Der Loshieb o endlich iſt keine wirtſchaftliche Notwendigkeit, da durch ihn nicht zwei ungleichalterige Beſtände von einander losgelöſt werden ſondern nur ein gleichalteriger Beſtandskomplex in zwei Teile gejchiedei wird. Es liegt ihm lediglich die Abſicht zum Grunde, ſpäter ſchmale Schläge führen zu können. Für die wirtſchaftlich notwendigen (zur Kategorie a und b gehörigen Loshiebe möchte ſich die Bezeichnung „echte“ oder „ſichernde“ empfehlen während wir für die ohne zwingenden Grund durch größere gleichalterig Waldkomplexe gelegten Sicherungsſtreifen (Kategorie e) die Benennung „wirt ſchaftliche“ oder „pflegliche“ in Vorſchlag bringen möchten. Judeich nennt ſolche Loshiebe, die geradlinig durch gleichalterige Be ſtände (meiſt an Schneißen) verlaufen, „Sicherheitsſtreifen“ oder „Durch hiebe“, hingegen ſolche, die ſich winkelig um einzelne, noch zum vorläufigen Überhalt beſtimmte Beſtände herumziehen, „Umhauungen“. 1) Die Durchführung der Bergſituationszeichnung auf den drei Loshiebe a, b und e iſt unterblieben, um die Deutlichkeit nicht zu beeinträchtigen. Schuß gegen Winde. 401 Die Loshiebe bahnen das Syſtem kleiner Hiebszüge an, welche nad) vielen Richtungen hin Vorteile gewähren. Sie ſtehen namentlich im Thüringer— wald und in den Königl. ſächſiſchen Forſten für Fichten in ausgedehnter Anwendung. Es ſoll jedoch hier darauf hingewieſen werden, daß man ſich mit dem Einlegen von Loshieben nicht zu ſehr ins Kleine verlieren darf. Ohne Verluſt geht es nämlich bei der Anlage eines Loshiebes deshalb nicht ab, weil man einen Teil eines noch nicht hiebsreifen Beſtands opfern muß. In jedem einzelnen Falle muß alſo vorher unterſucht werden, bis zu welcher Grenze vom finanziellen Standpunkt aus die Sicherung eines Beſtands durch das Mittel des Loshiebes überhaupt noch empfohlen werden kann? Der Loshieb hat hiernach dann zu unterbleiben, wenn der durch ihn bedingte Aufwand (Zuwachsverluſt durch den Abtrieb hiebsunreifen Holzes und Aufforſtungs— koſten) die in maximo mögliche Schädigung des jüngeren Beſtands (ſofortiger Sturmſchaden ev. ſogar Niederſtrecken durch einen Sturm, ſobald der vor— liegende ältere Beſtand zum Abtriebe kommt) überbietet. Zur Beförderung des durch den Loshieb zu erreichenden Zweckes hat man ferner vorgeſchlagen, bei Einlegung des eigentlichen Schlages (bzw. Fortſetzung des Loshiebes) einige Baumreihen von dem älteren Beſtand als Schutz für Fig. 138. das jüngere Holz ſtehen zu laſſen, aber ſo weit zu ſchneideln (oder auch zu entgipfeln), daß ſie vom Sturme nicht mehr geworfen werden können (Fig. 138). In dieſem Fall könnte man den Loshieb ſehr ſchmal halten und vielleicht auch noch in älteren Hölzern anlegen? 5. Wahl langer, gerader Anhiebe. In Ecken und Winkeln an den Schlaglinien können ſich Stürme brechend einlegen. 6. Herſtellung eines dem Sturmſtrich angepaßten Schneißen— ſyſtems!) mit ſturmfeſten Beſtandsrändern. 1) Rücker, M.: Ueber Verhinderung des Windbruches und über Be— kriebsregulirung in großen Gebirgswaldungen (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1848, S. 2). — Die von dem Verfaſſer vorgeſchlagene Breite der Schneißen (7,5—15 m) ift zu groß. Bei Wegſchneißen find 5—6 m Breite und bei bloßen Betriebsſchneißen 2—3 m Breite genügend. Der ganze Vor: ſchlag des Verfaſſers läuft (im Grunde genommen) auf die Cotta'ſchen Sicherheitsſtreifen hinaus. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl 26 402 IV. Buch. III. Abſchnitt. Die Haupt- oder Längenſchneißen, möglichſt rechtwinkelig zur Baſis des Syſtems anzulegen, inſoweit ſich dies mit den für die Wahl der Baſis maßgebenden Normen (Abſatzrichtung ꝛc.) vereinigen läßt, müſſen dem Sturmſtriche entgegen laufen. Die Neben- oder Querſchneißen werden rechtwinkelig hierzu angelegt, machen alſo gegen die Sturmrichtung Fronte. Der Abtrieb geſchieht von Oſten oder Nordoſten her, u. zw. entweder ſo, daß man an einer Abteilung mehrere Jahre ſchlägt oder dieſelbe mit einem Male abtreibt. Die Figur 139 repräſen⸗ tiert eine normale Aneinander— lagerung der Altersklaſſen im Walde mit dem Angriffe von Oſten her, wobei die einzelnen Abteilungen (Beſtands- oder Periodenflächen) aus Raumer⸗ ſparnis quadratiſch gemacht und die ſie begrenzenden Schneißen bloß durch Striche bezeichnet wurden. Die weißen Felder bedeuten die jüngſten Perioden— flächen (V. Periode), die un⸗ mittelbar weſtwärts anſtoßen⸗ den, ganz dunkel ſchraffierten Gewöhnliche Schablone der normalen Aneinander- hingegen die älteſten 0. Pe⸗ lagerung der Altersklaſſen im Walde. riode). Dazwiſchen ſind e von Oſten nach Weſten ab⸗ nehmender Altersfolge (mit immer heller werdenden Farbentönen) — die Flächen der II., III. und IV. Periode gelagert. Denzin y hat die Behauptung aufgeſtellt, daß dieſe ziemlich allgemein übliche Führung der Schneißen parallel und rechtwinkelig zur Sturmrichtung nament⸗ lich die Beſtände der II. Periode nicht genügend gegen die aus S. W., W. S. W. und S. S. W. wehenden Stürme ſchütze, empfiehlt daher, die Schneißen fo zu legen, daß fie eine Neigung von ungefähr 45° (. L abe in Figur 140) gegen die Hauptſturmrichtung aus W. erhalten. Auch Borggreve hat ſich für dieſen Vorſchlag ausgeſprochen. Es iſt nicht in Abrede zu ſtellen, daß nach dem Abtriebe der (dunkel ſchraffierten) Althölzer die daranſtoßenden Beſtände der II. Periode bei dieſer Schablone den weſtlichen und ſüdweſtlichen Windſtrömungen weniger exponiert ſind, als wenn die Grenzen der Abteilungen bzw. Periodenflächen direkt von 1) Denzin, A.: Unter welchem Winkel muß die Richtung der Geſtelle die des herrſchenden Windes treffen? (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1880, S. 126). Schuß gegen Winde. 403 W. nach O. verlaufen (wie in Fig. 139). Hingegen würden die der II. Periode zugeteilten Beſtände bei dem Schema von Denzin vermutlich dem Duftbruche (von N. O. und O. her) mehr ausgeſetzt ſein. Auch iſt es wohl nicht thunlich, einen jo beſtimmten Neigungswinkel der Schablone ganz allgemein als den vorteil- hafteſten zu bezeichnen, weil die Stürme nicht genau dieſelbe Richtung einhalten. Weitere genaue Beobachtungen über den beregten Gegenſtand ſind übrigens ſehr erwünſcht, weil den Denzin'ſchen Einwendungen entſchieden eine ge— wiſſe Berechtigung eingeräumt werden muß. Auch die geometriſche Form der Fig. 140. Schema von Denzin. X abce= 459. Abteilungen (ob Rechteck, Quadrat, Parallelogramm oder Trapez) iſt höchſt wahrſcheinlich nicht ohne Einfluß auf die Größe des Schadens. Es würde daher von Intereſſe ſein, die Beobachtungen auch mit auf dieſe Form zu erſtrecken und die Richtung zu konſtatieren, in welcher der Wind die Abteilungs— grenzen getroffen hat. T7. Unterlaſſung des vereinzelten Überhaltes flachwurzelnder Holz- arten (Fichten), zumal in exponierten Lagen. a 8. Vermeidung der Wurzelrodung in Vorbereitungs- und Samen: ſchlägen. Eekntſtandene Windriſſe in wertvollen mittelalten Beſtänden können unter Umſtänden durch Belaſtung der Wurzeln mit Stein- wällen, welche man auf Holzroſten errichtet, bewehrt, d. h. gegen Verbreiterung geſchützt werden. 265 404 IV. Buch. III. Abſchnitt. Solche Schutzbauten hat Forſtrat Reuß“) auf der Fürſtl. Colloredo Mannsfeld'ſchen Domäne Dobris (in Böhmen) in älteren wertvollen Fichten a Steinwälle längs eines Windriſſes zur Belaſtung der Wurzeln an der Winbfeite. b Entgipfelte Randſtämme (Fichten). beſtänden, welche von leichten Gaſſenbrüchen heimgeſucht Fig. 143. worden waren, ſeit 1872 mit Erfolg ausführen laſſen. 0 zig. 142. Sie beſtehen in 10—15 m langen, 1 m hohen 0 und Um breiten Steinwällen aus Findlingen 0 (Fig. 141, a) längs des ganzen Windriſſes auf 0 einer dreiſchichtigen horizontalen Holzrüſtung o O (Fig. 142) und belaſten die der herrſchenden 0 Windrichtung entgegenſtrebenden Wurzeln aller in der vollen beſtockten Windrißfronte ſtehen— den Stämme mit ſtärker entwickelter Baum— krone. Bei den ſchwachkronigen Stämmen be— gnügte man ſich mit deren Entgipfelung (Fig. 141,0). In welcher Weiſe die Holzver— brückung zwiſchen den zu ſchützenden Stämmen verläuft (teils geradlinig, teils gebrochen) bzw. an den Enden ineinandergreift, um den 0 Belaſtungsdruck angemeſſen zu verteilen, geht Dreifchichtiger namentlich aus der Fig. 143 hervor. Dieſe horizontaler Bauten haben ſich beſonders in den Jahren De 1875 und 1876 bewährt. In der Nähe der N lage bes Stein bewehrten Windriſſe kamen zwar noch einzelne id ene walles bildet Bruchſchäden vor, aber an den befeſtigten die dazwiſchen befind- (Quer und Fronten und im unmittelbaren Bereiche ihrer lichen Kreiſe bedeuten Oben Ansicht). Wirkſamkeit hatten die im ganzen faſt 2000 m die Bäume. langen Wälle auch nicht in einem einzigen Fall ihren Dienſt ver— ſagt. Gleichzeitig wurden die dominierenden Randſtämme behufs N 1) B. Eigenthümliche Schutzmaßregel (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 280). O0 0 0 300 Schutz gegen Winde. 405 Schwächung der Hebelkraft des in ihre Kronen ſich einlegenden Windes entgipfelt. Die Koſten betrugen im Durchſchnitte pro Meter Steinwall = 24 Kr. öſtr. W., die der Entwipfelung pro Stamm i. D. 15 Kr. Im ganzen ver— urſachte die Bewehrung einen Koſtenaufwand von 20 Kr. pro laufenden Meter. Das Belaſtungsmaterial (grobe Grauwacke) lag allenthalben in der Nähe. Die Dauer des Holzroſtes betrug etwa 8—10 Jahre, da die 1872 gelegten Roſte bereits 1880 zum Teil verfault waren und daher erneuert werden mußten. In der genannten Domäne wurden mindeſtens 20 in den ſturmreichen Jahren 1868/72 entſtandene Windriſſe in dieſer Weiſe bewehrt und die Maß— regel hat in keinem einzigen Falle verſagt. 3. Behandlung der Vruchhölzer.“) In Bezug auf die Behandlung der Bruchhölzer kommen — wegen der Käfergefahr — folgende Maßregeln in Betracht: a) Möglichſt raſches Aufarbeiten, zumal im Nadelwald, unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Arbeitskräfte. Hierbei iſt der Einſchlag der bloß geſchobenen oder angelehnten Stämme bis zum nächſten Winter hinauszuſchieben. b) Aushalten von nur guten Bau- und Nutzholz⸗Sortimenten. 1 Durch Herſtellung geringer Sorten verdirbt man ſich den Preis. e) Entrinden der nicht ſofort verwertbaren Stämme und Stammabſchnitte, um dieſelben gegen Inſektenanflug zu ſichern. Ob ſich das Vollſchälen (Blankſchälen) oder das Streifenſchälen ereppeln) mehr empfiehlt, hängt von den Umſtänden, insbeſondere von der lzart ab. Das Blankſchälen ſichert zwar beſſer gegen Inſektenangriffe, jünſtigt aber das Reißen und hierdurch das Eindringen der Pilzſporen. en Mittelweg bildet das Vollſchälen mit Belaſſen des Baſtes. Bei Kiefern hat man (1894) mit dem Streifenſchälen die beſten Erfolge erzielt (geringes eigen und Blauwerden). Für Fichten hingegen dürfte das Vollſchälen — it Belaſſen ſchmaler Rindenringe an beiden Enden und in der Mitte — Vorzug verdienen. d) Aufrollen der längere Zeit im Walde verbleibenden Bloche 1 Reuß, H. jun.: Ueber die Bewehrung von Windriſſen in wertvolleren adelholz⸗Mittelbeſtänden (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, 445). 3 Fleck: Noch einige Worte über die Bruchſchäden des Jahres 1868 rander Forſtliches Jahrbuch, 23. Band, 1873, S. 150). — Dieſe Ab: lung enthält wertvolle praktiſche Fingerzeige über die Behandlung der ſchhölzer. Danckelmann, Dr.: Die Waldverheerungen durch den Orkan vom „Februar 1894 (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 7, S. 529, hier 552). — Einen Abdruck der hier „hinſichtlich der Sicherung Windfallholzes gegen Verderben“ mitgeteilten Beobachtungen und Er- ingen bringt die Wochenſchrift: Allgemeiner Holzverkaufs-Anzeiger, Nr. 45 10. November 1897. 406 IV. Buch. III. Abſchnitt. und ſonſtigen Stammabſchnitte auf Unterlagen in höheren Stößen, um fie gegen das Reißen und die Erdfeuchtigkeit (Verſtockung, Ver⸗ pilzung) zu ſichern. e) Aufbewahrung der in der nächſten Zeit nicht fehl Stämme ꝛc. unter Waſſer. In dieſem Falle braucht das Entrinden nicht ſtattzufinden. ) Rücken der innerhalb der Beſtände gebrochenen Hölzer an die nächſten Schneißen und Abfuhrwege oder an etwa vorhandene Waldbahnen. 2) Aufſpalten auch der Prügelhölzer und luftiges Aufſetzen alle Brennholz-Sortimente. h) Baldiges Entfernen des Abraumes aus den Schlägen, ev. deſſen Einäſchern. i) Roden und Aufarbeiten der Nadelholzſtöcke, ſelbſt wenn Verluſt hiermit verknüpft fein ſollte. Herausgeworfene Laubholz ſtöcke in Samen- und Lichtſchlägen, deren Gewinnungskoſten den Erlös überſteigen würden, ſind wenigſtens zugleich mit den Erdballe in die Stocklöcher zurückzuklappen. Zu dieſer Manipulation wurde 1877 in der königl. preuß. Oberförſtere Elbrighauſen (im vormaligen heſſiſchen Hinterland) die gewöhnliche Wagen: winde mit Vorteil angewendet. Nach Mitteilungen des Oberförſterz v. d. Malsburg ſind daſelbſt in einem Buchenlichtſchlage in 51 Arbeits tagen 420 Erdballen zurückgeworfen worden, ſodaß auf den Tag à 2 — 8,23 Ballen entfallen und die Koſten pro Stück i. D. 24 Pf. betrage haben. Koſtenpreis der Winde 45 M An jedem Stocke wurde gleichzeiti mit 2 Winden gearbeitet, bis die eine nicht mehr eingriff. Die andere mußt dann den Stock in feiner Lage erhalten, bis die erſte Winde an einer anderer Stelle wieder neu angeſetzt worden war. Von den kleineren und günſtige“ an einem mäßig ſteilen Hange gelegenen Ballen wurden in einem Arbeitstag 11—13 Stück zurückgeworfen; von den großen, an einem ſteileren Hange ge legenen und faſt ganz kopfüber geſtürzten Ballen konnten hingegen n 3—6 in einem Tage bewältigt werden. Bemerkenswert war, daß der Buche aufſchlag auf den Wurfboſen aus 1876 wegen der feuchten Witterung ſie vorzüglich gehalten hatte. k) Einſtweiliges Liegenlaſſen der mit dem Erdballen heraus gewulſten Bäume mit vollen Kronen — unter Umſtänden bis zun nächſten Jahre. Dieſe Maßregel empfiehlt ſich beſonders dann, wen die ſofortige Aufarbeitung aller Windbrüche bzw. Windfälle ar Arbeitermangel ſcheitern oder aus ſonſtigen Gründen nicht mögli ſein ſollte. Um bei dem ſpäteren Aufſägen am Stocke dem Zurückklappe des Ballens bzw. dem hierdurch leicht ſtattfindenden Aufſpalten de Stammendes vorzubeugen, muß letzteres oberhalb des Sägeſchnitte mit einer ſeinen Umfang umſchließenden, durch einen Hebel (au Schuß gegen Winde. 407 hartem Holze, mit einem Eiſenpflock am dickeren Ende) in Spannung gehaltenen Kette zuſammengehalten werden.“) Das Holz dieſer Stämme erhält ſich faſt durchweg noch ein volles Jahr geſund. Die mit dem Boden (wenigſtens teilweiſe) in Verbindung gebliebenen Wurzelballen führen nämlich den geworfenen Bäumen noch ſo viel Waſſer zu, daß deren Belaubung oder Benadelung nicht ganz vertrocknet. Je umfang— reicher die Erdballen ſind, deſto unbedenklicher dürfte das Lagern ſein. Beobachtungen über das Verhalten der mit den Wurzelballen liegen gebliebenen Stämme liegen vor aus den Lehrforſten bei Eberswalde (Danckel— mann) an geworfenen Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen, Birken, Fichten und beſonders an Kiefern, ferner aus der Oberförſterei Zöckeritz (Brecher) an geworfenen Kiefern und Fichten und aus der Oberförſterei Oberems (im Taunus) an Rotbuchen. Letztere, am 12/13. März 1876 geworfen, grünten nicht nur im Sommer 1876, ſondern auch noch im Sommer 1877 weiter, trugen ſogar im Herbſte reichliche Maſt.“) Nur das Kiefernholz bleibt nicht durchweg geſund, namentlich wenn Käferbeſchädigungen hinzutreten. In den Eberswalder Lehrforſten zeigten (1894) faſt alle mit Käfergängen beſetzte Stämme blaues Holz (wenigſtens im Splinte), durch Ceratostoma piliferum Fekl. hervorgerufen, deſſen Ver: breitung durch Feuchtigkeit und Wärme begünſtigt wurde. Auch einige Birken zeigten Zerſetzungserſcheinungen. 1) Raſcher Vertrieb aller Bruchhölzer. Coulantes Entgegenkommen gegen Käufer, Forderung mäßiger Preiſe, Gewährung günſtiger Verkaufsbedingungen, insbeſondere längerer Abfuhr— friſten, Kreditieren der Kaufgelder ꝛc. befördern die Verwertung. Nadelſtämme vergiebt man am beſten auf dem Submiſſionswege. Seelbſtverſtändlich müſſen in bedeutenden Bruchjahren alle plan— mäßig vorgeſehenen Hiebe wenigſtens bis nach ſtattgehabter Ver— wertung der Bruchhölzer ſiſtiert werden, um überſehen zu können, ob die auf den Etat zu nehmenden Rückſichten und die Marktverhält— niſſe die Ausführung dieſes oder jenes Hiebes noch zulaſſen. 3 4. Behandlung der beſchädigten Veſlände.“) 5 Mit Rückſicht auf die große Verſchiedenheit der Standorts— verhältniſſe und Bruchbeſchädigungen einerſeits, ſowie die wirtſchaft— 1 1) May, Dr.: Zur Verhütung des Aufreißens (Zeitſchrift für Forit- d Jagdweſen, XXVII. Jahrgang, 1895, S. 40). — Die in der Oberförſterei eienwalde zuerſt aufgekommene betreffende einfache Vorrichtung iſt hier be— ieben und abgebildet. 2) Können Bäume, welche durch Sturm mit Erdballen umgeworfen md, unbeſchadet ihrer Gebrauchsfähigkeit bis zum nächſten Wadel liegen bleiben? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1894, S. 324). 3) Verhandlungen des Harzer Forſt⸗Vereins, Jahrgang 1871, S. 73, ema 5: Wie ſind die Fichtenbeſtände des Harzes zu behandeln, welche jeit 866 durch Stürme und andere Calamitäten in der Weiſe durchlöchert ſind, ß fie als wirthſchaftlich ungenügend angeſprochen werden können? Fort: ſezung des Themas von ©. 116 ab. 408 IV. Buch. III. Abſchnitt. lichen Bedürfniſſe andererſeits laſſen ſich ſpezielle Vorſchriften ber die angemeſſenſte Behandlung der durch Sturmſchäden durchlöcherten und zerriſſenen Beſtände nicht gut erteilen. Im Nachſtehenden können daher nur einige allgemeine Grundſätze — unter Zugrundelegung der am häufigſten zu Tage tretenden Erſcheinungen — aufgeſtellt werden. Wir unterſcheiden hierbei je nach Baumhölzern und Stangen— hölzern. Die weitere Verfolgung dieſes Gegenſtandes muß der Wald: baulehre überlaſſen bleiben. A. Baumhölzer. Altere durchbrochene Baumhölzer ſind früher zum Abtriebe zu disponieren, als es ſonſt geſchehen würde. Dieſe Regel gilt beſonders für ſolche Beſtände, welche über die ganze Fläche hin ſtark verbrochen und hierdurch überall lückig geworden ſind. Wenn der Sturm mehr horſtweiſe geſchadet hat, ſodaß nur einzelne Blößen entſtanden ſind, dann läßt ſich der Abtrieb ſchon eher hinausſchieben. Kleine Bruchblößen (Lücken, Fehlſtellen) bleiben unangebaut, da ſich die Kulturen hier ſelten gedeihlich entwickeln und der Schluß nach Verlauf von 10—15 Jahren ohnedem wieder eintritt. Größere Blößen hingegen find, ſchon um der Bodenverwilderung zu begegnen, baldigſt zu kultivieren, inſofern nicht etwa auf eine natürliche Anz ſamung zu rechnen iſt. Hierbei verdient die Pflanzung den Vorzug; jedoch läßt man wegen der Verdämmung längs des Bruchrandes einen ca. 6—8 m breiten Streifen unbebaut. Zur Beſtockung durchbrochener Fichten- und Tannenbeſtände eignen ſich am meiſten Rotbuche, Hainbuche, Bergahorn und Tanne. Iſt Rotwild vorhanden, ſo müſſen die Tannenhorſte mit transportabelen Horden umgattert werden. Durchbrochene Kiefern⸗ und Lärchenbeſtände laſſen ſich auch gut mit Fichte rekrutieren. Blößig gewordene Buchenalthölzer unterbaut man an den tiefgründigen Stellen mit Eiche, auf gutem, aber ſteinreichem Boden mit Bergahorn, auf feuchtem Grunde mit Eſche, ev. Roterle. Dieſe Holzarten werden beim Abtrieb übergehalten und ſpäter, inſoweit ſie den jungen Buchenwuchs verdämmen, durchforſtet, ev. aufgeaſtet; ſie liefern der— einſt wertvolle Starkhölzer. Wenn aber der Bruch bloß Löcher an den Schlaglinien geriſſen hat, ſo ſind die nötigen Ausgleichungen hieran vorzunehmen. B. Stangenhölzer. Für Stangenhölzer iſt die Behandlung am ſchwierigſten. Vorzeitiger Abtrieb derſelben iſt nur in ſeltenen Fällen angezeigt, Schutz gegen Regengüſſe. 409 z. B. bei maſſenhaftem Bruch oder bei geringem Zuwachs, oder wenn ſie der normalen Hiebsfolge im Wege ſtehen, oder wenn hierdurch keine Freiſtellung benachbarter Beſtände nach Weſten erfolgt. In den meiſten Fällen wird man aber ſchon mit Rückſicht auf die großen Bruchholz⸗Anfälle aus älteren Beſtänden von dem Abtriebe durch— brochener Stangenorte abſehen müſſen. Die Behandlung derſelben richtet ſich nach der Holzart, Lage, Art des Verbrochenſeins, Größe der Bruchblößen ꝛc. Kleine Blößen bis zur Größe von ca. 1 a bleiben auch hier unangebaut, weil ſich dieſelben durch die ſeitliche Kronenausdehnung der Nachbarſtämme in der Regel von ſelbſt wieder ſchließen. Zur Beſtockung größerer Blößen wählt man am beſten Heiſterpflanzung mit Rotbuche, Hainbuche oder Bergahorn. Auch Winterlinde und Weißerle würden ſich eignen. Die Lärche und die Weymouthskiefer würden zwar bei ihrem raſchen Wachstum die Bruchlücken in der kürzeſten Zeit wieder ausfüllen, allein erſtere paßt nicht für alle Standorte und letztere taugt wenigſtens nicht für den Gebirgswald. Auch hier bleibt man mit der Kultur etwa 4—5 m vom Bruchrand entfernt. Die auf natürlichem Wege zu verjüngenden Beſtände wird man durch ſtarke Durchforſtungen zum früheren Samentragen anregen. IV. Abſchnitt. Schutz gegen Regengüſſe. 1. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Starke und anhaltende Regengüſſe, namentlich Wolkenbrüche, ſchaden durch Entführen der Laubdecke, Abfluten von Erdkrume, Bloß— legen und Abſchwemmen der Holzſamen, Herausſpülen junger Pflanzen, Vernäſſen des Bodens, Zerſtören der Wege und Gräben, Lockern der Baumwurzeln, Beeinträchtigung der Fruchtreife, Abſchlagen von Baum— früchten ꝛc. . Die Folgen dieſer Übelſtände find: Verminderung der produk— tiven Waldbodenfläche, Fehlſchlagen der Saaten, Lückigwerden der Pflanzungen, nicht ſelten Überſchwemmung, Begünſtigung des Bruches oder Wurfes der im Wurzelverbande geloderten Bäume, Ausfall von Samenernten ıc. . U 410 IV. Buch. IV. Abſchnitt. B. Schaden nach bedingenden Momenten. Als äußere Umſtände, von welchen die Größe des Schadens abhängt, ſind — abgeſehen von der Stärke und Heftigkeit des Regens — hauptſächlich das Holzalter und die Standortsver= hältniſſe zu bezeichnen. Nur junge Pflanzen mit noch ungenügender Entwickelung ihrer Wurzeln unterliegen der Gefahr, aus dem Boden herausgeſpült und abgeflutet zu werden. In erſter Linie ſind Keimlinge, junge Samen— pflanzen und friſch verſchulte oder ins Freie verpflanzte Setzlinge gefährdet. Was den Standort anlangt, ſo ſind zumal ſteile Hänge mit leichtem, lockerem Boden (Sand), wenn ſie weder bewaldet noch mit einer ſchützenden Streudecke bekleidet ſind, dieſem Übel ausgeſetzt. Außerdem begünſtigt lockerer Boden, welcher durch ſtarke Regengüſſe leicht bis auf größere Tiefe erweicht wird, die Lockerung der Baum— wurzeln. Aber auch ſehr feſte Böden (z. B. ftrenger Thon) leiden durch Schlagregen, indem ſie hierdurch noch mehr ſich verdichten und auf der Oberfläche verkruſten, wodurch der Luftzutritt in noch höherem Grad abgehalten wird. 2. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Erhaltung einer angemeſſenen Bewaldung und der natür— lichen Streudecke an ſteilen, der Abflutung ausgeſetzten Hängen. Bei Wahl der Hochwaldwirtſchaft wird dieſer Zweck am beſten durch natürliche Verjüngung mit vorſichtigem Abtriebe der Mutterbäume erreicht. Noch mehr wird aber der Boden durch niederwaldartige Beſtockung geſchützt, weil dieſe weniger belaſtend wirkt. Bei neuen Aufforſtungen muß unter Umſtänden die Terraſſierung des Geländes vorausgehen. Pflanzung, vom oberen Bergrand ausgehend, iſt der Saat vorzuziehen; letztere würde in horizontal verlaufenden Stückrinnen zu erfolgen haben. An trockenen Kalk— hängen empfiehlt ſich der Anbau der Schwarzfiefer. 2. Anlage eines Syſtems von horizontalen Laubfängen oder förmlichen Sidergräben!) an trockenen Hängen. Beide Schutzmittel unterſcheiden ſich eigentlich nur durch ihre Dimenſionen. Die Gräben erhalten etwa 25—30 em Tiefe und werden in Abſtänden von beiläufig 8— 10 m Länge angelegt. Hierbei genügen ſchon verſchränkt zu ſtellende Stückgräben von 4—6 m Länge. Sie fangen das bei ſtarkem Regen oberflächig abfließende Waſſer auf und laſſen es dem Boden erſt nach und nach zukommen, vermehren alſo deſſen Feuchtigkeit. Ferner ſammelt ſich in ihnen mit der Zeit das Laub an, wodurch ſie zu Stätten reicher Humusbildung werden; hierdurch wird auch die Lockerheit und ſogar die 1) Haag, G.: Über horizontale Schutz- und Sickergräben (Forſtwiſſen⸗ ſchaftliches Centralblatt, 1881, S. 208). Schutz gegen Hagel. 411 Tiefgründigkeit des Bodens geſteigert. In Buchen- und Eichen-Althölzern rollen die Baumfrüchte in dieſe Gräben, wodurch man — unter Umſtänden — eine gelungene ſtreifenweiſe Beſtockung erhält. Auch die Grabenaufwürfe liefern geeignete Kulturſtellen ꝛc. Wenn aber die Gräben bloß Laubfänge ſein ſollen, ſo macht man ſie flacher und bringt ſie näher aneinander, als oben angegeben wurde. Schöne Erfolge mit Laubfängen hat namentlich die heſſiſche Oberförſterei Lindenfels aufzuweiſen. Die Herſtellungskoſten derſelben betrugen ſ. 3. nur 0,8—1,0 & pro laufenden Meter und wurden aus dem Reinerlöſe für die verabfolgte Waldſtreu beſtritten. Dieſe Einrichtung verdient Nachahmung, weil hierbei dem Walde das ihm entnommene Laub augenfällig — nur in anderer Form — zurückgegeben wird. 3. Unterlaſſung aller Maßregeln und Operationen, welche das Lockerwerden des Bodens (an ſteilen Hängen) veranlaſſen oder be— günſtigen, wie z. B. Stockrodung, Eintrieb von Weidevieh, Streu— nutzung u. dgl. V. Abſchnitt. Schutz gegen Hagel.) 1. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Der Hagel zerſchlägt junge Pflanzen ganz und beſchädigt Kul— turen, Dickungen, Stangen- und Baumhölzer durch Abſchlagen von Blättern, Blüten, Früchten, zarten Trieben, Gipfeln und Verletzung der Rinde. Letztere löſt ſich an der Hagelſeite in kleinen Plätzen oder ſchmalen, kurzen Streifen ab, wodurch der Holzkörper ſtellenweiſe bloßgelegt wird. Die betreffenden Wundſtellen bleiben oft lange kenntlich. Auch Vögel und Wild (Haſen, ſogar Rehe) werden durch ſtarke Hagelwetter getötet. Je umfangreicher die Hagelkörner ſind, deſto größer iſt ſelbſtverſtändlich der Schaden. Die direkten Folgen der Hagel-Beſchädigungen beſtehen in: Holzzuwachsverluſt, Kränkeln der Stämme, unter Umſtänden Krüppel— wuchs, Gipfeldürre, Beeinträchtigung der Samenerzeugung und ſogar gänzlichem Abſterben junger Pflanzen, ev. ſogar Stangen ze. 1) Riniker, Hans: Die Hagelſchläge und ihre Abhängigkeit von Ober— fläche und Bewaldung des Bodens im Kanton Aargau, nach Beobachtungen des Forſtperſonals und amtlichen Quellen bearbeitet. Mit 2 kartographiſchen Beilagen. Berlin, 1881. — Die betreffenden Beobachtungen ſind auf Grund einer ausführlichen Inſtruktion ſeit 1870 im Gange. Mittheilungen des berniſchen ſtatiſtiſchen Bureaus, Jahrgang 1885, Lieferung III. Bern, 1886. II. Die Hagelſchläge im Kanton Bern ſeit 1878. Mit 2 Ueberſichtskarten. 412 IV. Buch. V. Abſchnitt. Als indirekte Nachteile kommen Käferfraß und erleichterte Pilzinfektion (durch Nectria-Arten ꝛc.) hinzu. Endlich kann durch maſſenhaft abgeſchlagene Aſte und Zweige auch die Feuergefährlichkeit im Walde (Bodenfeuer) geſteigert werden. B. Schaden nach bedingenden Momenten. Unter den Holzarten leiden die Nadelhölzer am meiſten, namentlich Kiefer, Schwarzkiefer und Weymouthskiefer, etwas weniger Fichte, noch weniger Tanne und am wenigſten Lärche, weil dieſe die verletzte Rinde ausheilt und die zerſchlagenen Triebe meiſt wieder erſetzt. Unter den Laubhölzern ſind namentlich im jugendlichen Alter Eichen, Erlen und Akazie ſtark gefährdet, weniger die Rotbuche, vermutlich wegen ihrer dichten und feſten Rinde. Die Birke verhält ſich wegen ihrer elaſtiſchen Zweige und lederartigen Rinde günſtig. Die gefährlichſte Altersperiode iſt die früheſte Jugend. Keim — linge werden durch Hagelwetter nicht ſelten ganz vernichtet. Saaten, insbeſondere Riefenſaaten, leiden mehr als Pflanzungen. Das 6 — 15 jährige Beſtandsalter iſt im allgemeinen mehr gefährdet als das 15— 30 jährige; darüber hinaus erfolgt ein erheblicher Schaden nur ſelten. Je ſpäter im Frühjahre der Hagel ſich einſtellt, deſto nach— teiliger ſind ſeine Folgen, zumal an glatten, weichrindigen Stämmen. Was die Betriebsarten anbetrifft, ſo ſind Eichenſchälwal— dungen und Weidenheger am meiſten bedroht. Die beſchädigten Eichenloden laſſen ſich nur ſchwer ſchälen und die Weidenruten brechen an den beſchädigten Stellen leicht ab. Auch die Mittelwaldungen werden durch Hagel oft ſtark mitgenommen. Im Hochwalde leiden lückige Beſtände mehr als geſchloſſene. Am meiſten heimgeſucht werden freiſtehende Bäume und Beſtandsränder an der Hagelſeite. Weſt⸗, Südweſt- und auch Nordweſthänge find am meiſten bedroht, weil der Hagel gewöhnlich bei Weſt- oder Südweſtwind fällt. Mit zunehmender Stärke des Windes wächſt der Anprall des Hagels und mithin der hierdurch verurſachte Schaden. C. Hagelchronik. Die Hagelwetter ſind im allgemeinen nicht häufig; ſie ereignen ſich nur im Sommer und gewöhnlich am Tage. In Deutſchland finden jährlich im Durchſchnitt etwa 5 Hagel— wetter ſtatt, an der weſtlichen Küſte von Europa hingegen ungefähr 15. Die Erſcheinung ift mehr eine lokale und beſchränkt fi) über- Schuß gegen Hagel. 413 dies gewöhnlich auf einen ſchmalen Strich. Die Statiſtik kann daher nur nach Ortlichkeiten aufgeſtellt werden. Beſonders heftige Hagelwetter ereigneten ſich z. B. bei Gießen in den Jahren: 1856 (19. September), 1857 (16. Juli), 1863 (17. Juni) und 1886 (1. Juni). Bei dem letzten Unwetter fanden wir Hagelkörner bis zur Größe eines Taubeneies und darüber. Im Schildwalde (Kurheſſen)) ging am 1. September 1856 ein grauenhaftes Hagelwetter nieder. In Bezug auf die Hagelwetter der neueren Zeit wird auf die frühere Aufzählung der Gewitterſtürme (S. 394 und 395) verwieſen, weil dieſe nicht ſelten von Hagelwettern begleitet waren, ſo z. B. der Orkan vom 28/29. Juli 1895 (Saarlouis), vom 30. Juni 1897 (Reichsland) ꝛc. Zu den Ländern, die ganz beſonders von Hagelſchäden heim— geſucht werden, gehört Württemberg. Es vergeht hier faſt kein Jahr, in welchem nicht die Crescenz auf Tauſenden von Hektaren fruchtbaren Geländes (Feld und Wald) durch Hagelſchlag vernichtet wird. Man hat daher für dieſes Land eine ſehr genaue, bis auf das Jahr 1828 zurückreichende Hagelſtatiſtik aufgeſtellt.“) Die Hauptreſultate dieſer Statiſtik laſſen ſich etwa, wie folgt, kurz zuſammenfaſſen. Was die Lage anlangt, ſo treffen die meiſten Hagelwetter ſolche Ge— meinden, deren Felder an Berghängen mit ſüdweſtlicher, weſtlicher und nord— weſtlicher Expoſition gelegen ſind. Oſtliche, ſüdöſtliche und nordöſtliche Hänge leiden viel weniger. Die Richtung der Hagelwetter ſtimmt mit der Hauptwindrichtung über⸗ ein, d. h. die Hagelwetter kommen meiſt aus S. S. W., W. und W. S. W. Sie 1) Brief aus Fulda, im Januar 1864. Jagd⸗Curioſa. — Verſchiedenes Verhalten der Holzarten in Bezug auf Hagelbeſchädigung (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗Zeitung, 1864, S. 200). — Durch dieſes Hagelwetter wurden etwa 300 ha Kiefernbeſtände und ca. 200 ha Mittelwald faſt verwüſtet. 2) Bühler, Dr. Anton: Die Hagelbeſchädigungen in Württemberg während der 60 Jahre 1828— 1887. Im Auftrag des Kgl. Statiſtiſchen Landesamtes nach amtlichen Quellen bearbeitet. Mit 3 Diagrammen und 2 Markungskarten. — Die Arbeit wurde 1888 in den Württembergiſchen Jahrbüchern für Statiſtik und Landeskunde veröffentlicht und iſt 1890 in einem 200 Quartſeiten umfaſſenden Sonderabzug erſchienen. Heck, Dr. Karl Robert: Die Hagelſtatiſtik Württembergs, nach amtlichen Quellen bearbeitet. Druck und Verlag des Amtsblattes. In Commiſſions— verlag der H. Lindemann 'ſchen Buchhandlung (P. Krutz). Stuttgart, 1889. Derſelbe: Die Hagelverhältniſſe Württembergs in dem Zeitraum von 1828 — 1890 mit beſonderer Berückſichtigung der Bewaldung des Landes. Nach amtlichen Quellen und im Auftrag des Königlichen Statiſtiſchen Landes— amts bearbeitet. Mit 18 Tabellen, 16 Diagrammen, 1 Hagelkarte, 1 Be— waldungskarte und 1 Höhenkurvenkarte. Stuttgart, 1894. Derſelbe: Beiträge zur Löſung der Hagelverſicherungsfrage in Württem— berg. Stuttgart, 1895. 414 IV. Buch. V. Abſchnitt. folgen namentlich dem Laufe größerer Flußthäler, wenn dieſe annähernd eine nordöſtliche Richtung einhalten, verlaſſen aber dieſe ſofort, wenn ſie von dieſer Richtung abweichen. Höhenzüge üben keinen Einfluß auf die Richtung des Wetters. Ein nachweisbarer Einfluß bzw. Zuſammenhang gewiſſer Holzarten oder Betriebsarten auf die Häufigkeit oder Schädlichkeit der Hagelſchläge hat ſich nicht herausgeſtellt. Auch aus Bayern!) liegen neuerdings genauere al über Hagelfälle vor. Aus dem Reichslande?) werden neuerdings gleichfalls groß— artige Hagel- und Sturmſchäden gemeldet. Die Schweiz und Oſterreich haben gleichfalls viele Beiſpiele ſchwerer Hagelwetter mit Gewitterſtürmen aufzuweiſen. Als Beiſpiele ſollen genannt werden: 1) Das Hochgewitter (mit Hagel) im Rhein- und Thurthale (Schweiz) am 21. Juli 18819 und 2) Der Hagelſchlag im Erzherzog Alb recht'ſchen Revier Chybi (Oeſterreichiſch— Schleſien) am 2. Auguſt 1888 )). Durch dieſe Kataſtrophe wurden 767 ha Wald (durch 3 nebeneinander liegende Wetterſtröme) mehr oder minder ſtark mitgenommen. Von dieſer Fläche mußten 278 ha Stangen-, Mittel- und Althölzer mit rund 96 400 fm Holzmaſſe zum Abtriebe gelangen. 201 ha entfallen auf ganz oder teilweiſe vernichtete Schonungen und Kulturen. In den übrigen 288 ba befanden ſich die zur Zeit des Hagelſchlages vorhandenen Kahlſchläge und die ſchwächer beſchädigten Beſtände. Dieſe furchtbare Kataſtrophe ſteht in den Annalen der öſterreichiſchen Forſtgeſchichte einzig da. 1) Ebermayer, Dr. E.: Beobachtungen über Blitzſchläge und Hagel⸗ fälle in den Staatswaldungen Bayerns. Jahrgänge 1887 — 1890. Augs⸗ burg, 1891. 2) Kahl, Dr.: Die Sturm- und Hagelſchäden in den Oberförſtereien Lützelſtein-Süd und Buchsweiler in der Nacht vom 30. Juni bis 1. Juli (Zeitfchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahrgang, 1897, S. 708). N.: Orkan und Hagelſchlag in den Oberförſtereien Buchsweiler und Lützelſtein-Süd am 30. Juni 1897 (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1898, S. 42). Rebmann: Sturm- und Hagelſchaden im Reichsland (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1898, S. 14). . 3) Landolt, El.: Bericht über das Hochgewitter am Rhein und an der Thur am 21. Juli 1881. Mit einer Karte und Längen- und Querprofilen. Zürich, 1881. 4) Böhmerle, K.: Die Sturmſchäden im erzherzoglich Albrecht'ſchen Reviere Chybi (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1888, S. 581). Die Sturm- und Hagelkataſtrophe im erzherzoglich Albrecht'ſchen Forſt⸗ reviere Chybi in Schleſien am 2. Auguſt 1888 (daſelbſt, 1893, S. 289). 7 Schutz gegen Hagel. 415 2. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Erhaltung der Bewaldung auf den Höhen; ſorgfältige Wiederaufforſtung aller Blößen. “) Ob die Bewaldungsziffer eines Landes einen Einfluß auf die Häufigkeit der Hagelwetter ausübt oder nicht, iſt zwar zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt; jedoch ſcheinen einige Beobachtungen für einen ſolchen Einfluß zu ſprechen. Im ſüdlichen Teile des Kantons Aargau (Schweiz) z. B. ſteht die Häufigkeit der Hagelſchläge im umgekehrten Verhältniſſe zur Bewaldung, wie aus nachſtehenden Ziffern hervorgeht: Kreis Zofingen mit 40 % Wald hat im Mittel 2 Lenzburg , 32% „ 5 75 o baden „ Muri 10 Auch im nördlichen Teile des genannten Kantons bewegen ſich die Hagel— wetter ausſchließlich in ſchlecht bewaldeten Zonen, während die Ortſchaften zwiſchen gut bewaldeten Höhen faſt hagelfrei bleiben (ſ. Riniker, a. a. O.). Hingegen erklären ſich andere gegen das Aufforſten großer Alpſtrecken, weil hierdurch die Hagelgefahr durchaus nicht vermindert werde, unter Hin— weis auf ſpezielle Thatſachen, aus denen hervorgehe, daß in der Schweiz waldreiche Gegenden gerade ſo häufig und ſtark durch Hagelwetter leiden als waldarme. Fritz Nödiger‘) z. B. gelangt auf Grund feiner Beobachtungen zu der Annahme, daß die Hagelwetter überall und ſtets da häufig auftreten, wo größere Sumpfſtrecken und ſumpfartige Seen vorhanden ſeien. Der Hagel beſtehe lediglich aus den (nur in anderer Form) zu ihren Geburts— ſtätten (Sümpfen) aus dem Wolkenreiche zurücktehrenden Nebeln. Das einzig anwendbare Mittel zur Verminderung der Hagelwetter beſtehe hiernach in der gründlichen Trockenlegung der großen Sumpfitreden. Eine Verallgemeinerung dieſer Erfahrungen iſt hiernach z. Z. noch nicht thunlich, weil in den bezeichneten Fällen der unzweifelhafte Einfluß der Höhenlage von dem möglichen Einfluſſe des Waldes nicht getrennt iſt. Auch hat man anderen Ortes (3. B. in Böhmen) einen Einfluß des Waldes auf die Zahl und Intenſität der Hagelwetter nicht konſtatieren können. 2. Vermeidung der Anlage und Aneinanderreihung großer Kahlſchläge in den Hagelwetter exponierten Lagen und Einführung einer femelweiſen Bewirtſchaftung der Beſtände. | 3. Einmiſchung widerſtandsfähiger Laubhölzer in Kiefern- und Fichten⸗Beſtände, damit nach dem Eintritt einer Kataſtrophe noch 1) Daube, Dr. W.: Der Wald und die elektriſchen Erſcheinungen in der Atmoſphäre (Forſtliche Blätter, N. F. 1882, S. 225). Ueber den Einfluß der Wälder auf den Hagelſchlag im Canton Thurgau. Abhandlung von K. Heß in der „Meteorologiſchen Zeitſchrift“, 1891, S. 403 (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1892, S. 226). 2) Alp, Wald, Gewitter, Hagel! Oder die Möglichkeit einer Ver— minderung der Hagelgefahr in der Schweiz. Eine kulturtechniſche Studie. Aarau, 1889. (Separatabdruck aus der „Alpen- und Jura-Chronik“, Organ des „Alpwirihſchaftlichen Vereins der Schweiz“.) 416 IV. Buch. VI. Abſchnitt. genügendes Material zur Bildung eines leidlich geſchloſſenen Beſtands zurückbleibt. Die Rekrutierung beſchädigter Verjüngungen und Kulturen ge— ſchieht am beſten durch Pflanzung. Junge Laubhölzer, welche durch Hagel ſtark beſchädigt ſind, ſind auf den Stock zu ſetzen. Stark beſchädigte Kiefern- und Fichtenbeſtände find unrettbar verloren und wegen der rapid zunehmenden Inſektenvermehrung möglichſt raſch zum Einſchlage zu bringen. Mit dem Abtriebe der Tannen und Lärchen hingegen braucht man ſich nicht zu beeilen, weil dieſe den Schaden häufig auswachſen. VI. Abſchnitt. Schutz gegen Schnee.“) 1. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Der Schnee ſchadet den Holzgewächſen nur durch eine deren | Tragkraft überſteigende Belaſtung. Der hierdurch hervorgerufene Schaden tritt entweder als Druck- oder als Bruchſchaden auf. N Litteratur: Ueber den Schneebruch in den Wäldern (Allgemeine Forſt- und Jagd: Zeitung 1840, S. 328). } Ueber Schneedruck und Eisbruch (daſelbſt, 1845, ©. 129). Die Schneebruchſchäden in den Kiefernbeſtänden im Winter 1854 (daſelbſt, 1855, S. 228). — Dieſe Notiz muß wegen ihrer allgemeinen Reflexionen ſchon hier eitiert werden. von Berg: Ueber den Eis- und Schneebruch in den Gebirgsforſten im Allgemeinen und über dieſe Erſcheinungen im ſächſiſchen Erzgebirge im Jahre 18431844 im Beſonderen (Forſtwirthſchaftliches Jahrbuch, herausgegeben von der Königlich Sächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 4. Band, 1847, S. 143) nebſt Berichtigung (daſelbſt, 5. Band, 1848, S. 240). f Nördlinger, Dr. H.: Schnee-, Duft- und Eisbruch und-Druck (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 42. Band, 2. Heft, 1860, ©. 210). Brock: Waldbauliche Betrachtungen nach einem Schneebruch im Laub- holz (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1881, S. 481). Stockhauſen: Brief aus dem Großherzogthum Heſſen. Beſchädigungen des Waldes durch Schnee- und Eisbruch (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1881, S. 277). Baudiſch, Friedrich: Ueber Schneedruck-Schaden (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1884, S. 119). Schneedruckbeſ chädigung (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1884, S. 549). Schuß gegen Schnee. 417 Die Wirkung des Schneedruckes zeigt ſich im Umbiegen ganzer Stämmchen, oft zugleich mit dem Wurzelballen (Auswiegen, Aus— wulſen), oder fie beſchränkt ſich auf das Ausziehen von Aſten ein— ſchließlich der Anſatzſtellen (Aſtwurzeln) aus dem Schaftholze. Hin— gegen ſpricht man von Schneebruch, wenn Baumſchäfte oder Aſte infolge übermäßiger Schnee-Auflagerung an irgend einer Stelle ab— brechen (Schaft⸗, Gipfel⸗, Aſtbruch). Bei offenem, erweichtem Boden erfolgt mehr Druckſchaden; bei gefrorenem Grunde hingegen findet mehr Bruch ſtatt. Eine beſondere Form des Druckes iſt der ſog. Schneeſchub, d. h. das dachförmige Auflagern von Schneemaſſen, welche durch ſtreckenweiſes Fortrutſchen an Hängen an Umfang zugenommen haben, auf junge Hölzer. Dieſe Bildungen, die an Winter-Hängen nicht ſelten ſind, repräſentieren gleichſam kleine Lawinen. Die unmittelbaren Folgen übermäßiger Schneeanhäufungen ſind den durch Stürme bewirkten Schäden ähnlich (S. 378 u. f.). Außerdem geht in ſchneereichen Wintern in den Gebirgswaldungen viel Wild (Rot⸗, Gems⸗, Rehwild ꝛc.) ein, welcher Verluſt für den— jenigen Waldbeſitzer, welcher zugleich Jagdliebhaber iſt, mit in die Wagſchale fällt. Als beſondere mittelbare Nachteile ſind zu nennen: Boden— erweichung und hierdurch Begünſtigung der Erdabrutſchungen und Bergſtürze, Anſchwellen der Gebirgsgewäſſer und hierdurch Über— ſchwemmungen bei dem plötzlichen Auftauen und Abgange des Schnees im Frühjahre. B. Nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Den größten Schaden durch Schnee-Auflagerung erleiden die winter— grünen Nadelhölzer, u. zw. etwa in folgender abſteigender Reihenfolge: Schwarzkiefer, gemeine Kiefer und Fichte; weniger Tanne.) Bühler: Unterſuchungen über Schneebruchſchaden (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1886, S. 485). — Eine ausführliche, vortreffliche Abhandlung. Aumann: Fichtenwirthſchaft in Höhenlagen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXV. Jahrgang, 1893, S. 125). — Dieſe Abhandlung wird ſchon deshalb hier citiert, weil fie unter I. eine Theorie der Entſtehung und Wirkung des Schneebruchs enthält. 1) Protocoll über die am 25. und 26. Auguſt 1879 ſtattgefundene ſiebenzehnte Verſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe. Abgehalten in Sonders— hauſen, Fürſtenthum Schwarzburg-Sondershauſen. Sondershauſen, 1880, S. 38. Thema III: Iſt die von Manchen aufgeſtellte Behauptung begründet, daß der Schneebruch in den Forſten des Thüringer Waldes im Laufe des Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 27 418 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Widerſtandsfähig gegen Schneeſchaden iſt die Weymouthskiefer “); am günſtigſten verhält ſich die Lärche. Zur Erläuterung dieſer Skala, welche natürlich keinen Anſpruch auf unbedingte Giltigkeit für alle Waldungen erhebt, ſondern nur — unter ſonſt gleichen Umſtänden — einen gewiſſen Anhaltspunkt gewähren ſoll, mögen folgende Bemerkungen dienen. N Die Schwarzkiefer fängt deshalb mehr Schnee auf als die übrigen Kiefern-Arten, weil ſie ſtark benadelt iſt, längere Nadeln beſitzt und in büſchelförmige Zweigenden ausläuft. Wenn an manchen Orten mehr Schnee— ſchaden an der gemeinen Kiefer beubanig: worden ift, jo dürfte dies mit örtlichen Umſtänden zuſammenhängen. Im Walde beobachtet man aber die meiſten Schneeſchäden an der Fichte, weil dieſe Holzart in der eigentlichen Schneeregion am meiſten verbreitet iſt. Die Kiefer iſt mehr im Flach- und Hügellande heimiſch, wo weniger Schnee fällt, weil hier die Lufttemperatur häufig nicht niedrig genug iſt, um den Waſſerdampf der Luft zum Gefrieren zu bringen, ſodaß es hier regnet, während es in den höheren Lagen ſchneit. Wo aber die Kiefer neben der Fichte im Gebirge auftritt, zeigt ſich die geringere abſolute Widerſtandsfähigkeit der Kiefer ganz evident. Die Fichte widerſteht dem Schneeſchaden wegen der größeren Elaſtizität und Tragkraft ihrer Bezweigung etwas beſſer. Das günſtige Verhalten der Weymouths⸗ kiefer erklärt ſich daraus, daß ihre elaſtiſchen Aſte den Schnee leicht ab- gleiten laſſen. Die Lärche verhält ſich wegen ihrer zur Zeit des Schneefalls gewöhnlich mangelnden Benadelung günſtig. Wird fie noch im benadelten Zuſtande vom Schnee getroffen, ſo ereignet ſich auch an ihr Bruch. : Unter den Laubhölzern gewahrt man den meiſten Schaden durch Schneedruck und -Bruch an der Rotbuche, aber nicht etwa wegen geringer Widerſtandsfähigkeit an ſich, ſondern mehr deshalb, weil ſie in den Laubwäldern der Schneebruchregion am meiſten verbreitet iſt. Bei dem Oktoberſchnee des Jahres 1888 hat ſich vielmehr die Rotbuche in manchen Waldgegenden (Eifel) ſehr wider— ſtandsfähig gezeigt. Auch Erle, Aſpe, Bruchweide und Akazie werden wegen ihres brüchigen Aſtholzes vom Schnee ſtark beſchädigt (Alte und Wipfelbruch). Ferner wird noch die Birke, wenn ihr der Schnee in das Laub fällt, arg mitgenommen. Die Hainbuche hingegen verhält ſich in der Regel günſtiger, und noch weniger haben im allgemeinen Eſche, Ahorn und Eiche zu leiden. Die Aufſtellung einer förmlichen Skala iſt aber hier noch weniger thunlich als im — jetzigen Jahrhunderts gegen früher erheblich zugenommen habe und welche Urſachen iſt bejahenden Falls dieſe Erſcheinung zuzuſchreiben? 1) Die Schneebruchfeſtigkeit der Weymuthskiefer (Mündener Forſtliche Hefte. VI. Heft, 1894, S. 162). — Die betreffenden Erfahrungen wurden bei den koloſſalen Schneefällen am 16. und 17. März 1894 in Böhmen gemacht. P. Weymuthtiefer und Schneedruck (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, 1898, Heft Nr. 10, S. 152). — Die bezüglichen Erfahrungen ent ſtammen dem Neuenburger Jura (Schweiz) und Winter 1897/8. Schutz gegen Schnee. Nadelwalde, weil in der Schneebruchregion nur wenige Laubhölzer beſtandsbildend auf⸗ treten. b. Baumteil. Der Schneedruck biegt junge Stämm⸗ chen entweder einzeln oder flächenweiſe, ent⸗ weder ohne oder zugleich mit den Wurzeln und den dazwiſchen befindlichen Erdſchollen zu Boden. Minder häufig bewirkt zumal naſſer Schneeanhang das „Ausziehen“ der Aſte aus den Schäftchen (Fig. 144) ). Der Stamm wird hierdurch entwertet, geſchwächt und unter⸗ liegt jpäter dem Bruch um fo leichter. Wenn ſämtliche Zweige eines Quirles herausgeriſſen werden, ſo ſtirbt das darüber liegende Gipfel⸗ ſtück ſogar unfehlbar ab. Am meiſten ſind dieſem Aſt⸗Auswurzeln die Kiefern⸗Arten (gemeine Kiefer, Wey⸗ mouthskiefer ꝛc.) unterworfen. An dieſen Holz⸗ arten werden bis 6 em ſtarke Aſte durch den ſich auflagernden Schnee herausgeriſſen. Hierauf folgt die Fichte, von welcher in der Regel nur 2—3 em ſtarke Aſte dieſem Übel unterliegen. Das beſchädigte Gipfelſtück (Fig. 144) zeigt auf 30 em Länge nicht weniger als 6 vollſtändig ausgezogene Aſte, welche größtenteils noch loſe mit dem Stämmchen verbunden ſind. Die betreffenden Höhlen füllen ſich allmählich mit Harz; auch löſen ſich die gusgeriſſenen Aſtchen mit der Zeit ab, wes⸗ halb die betreffenden Beſchädigungen leicht überſehen werden. Von den Laubhölzern werden die Weichhölzer (inkl. Birke) am ſtärkſten be⸗ troffen; dann folgen Eſche und Ahorn, und am wenigſten leiden hierdurch Rotbuche und Eiche. 419 Gipfelſtück einer Fichte mit ſechs durch Schneeauflagerung ausgezogenen Aſtchen, von wel chen aber nur noch vier (a, 5, e und d) zu ſehen find. 1) Wir verdanken dieſes Objekt und ähnlich beſchädigte Gipfelſtücke in der hieſigen Sammlung, ſowie Mitteilungen über die eigentümliche Art dieſes Schneeſchadens der Güte des Herrn Forſtrats Julius Kellner zu Koburg (früher in Gotha). 27 * 420 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Durch Schneebruch leiden — je nach dem Alter der betreffenden Beſtände — bald mehr die Gipfel und Aſte, bald mehr die Schäfte, u. zw. in verſchiedener Höhe über dem Boden. Gipfel- und Aſtbrüche treffen insbeſondere ältere Nadelhölzer in Zapfenjahren, weil die an den äußerſten Triebſpitzen ſitzenden Zapfen ſchon an ſich beſchwerend wirken. Schaftbrüche ereignen ſich namentlich an gelachten, geſchälten, krebſigen oder ſonſt kranken oder beſchädigten Exemplaren, u. zw. bei ge= wiſſen Altersklaſſen hauptſächlich an oder über der ſchadhaften Stelle. Durch das hier austretende Harz und die meiſt ſich einſtellende Fäul- nis wird die Elaſtizität und Feſtigkeit der Stämme mehr oder weniger beeinträchtigt. Indeſſen zeigt ſich, nach Beobachtungen, die im Harze gemacht worden ſind, der Schälſtellenbruch doch nur vorwiegend in jüngeren Beſtänden; vom 45—50 jährigen Alter an aufwärts iſt ein ſchädlicher Einfluß der Schälſtellen nicht mehr nachzuweiſen. Auch der Durchforſtungsgrad ſcheint nicht gleichgültig in Bezug auf dieſe Frage zu ſein, indem, wie die nachſtehenden Zahlen beweiſen, der meiſte Schälſtellenbruch in den ſtark durchforſteten Beſtänden ſtattfinden dürfte. Nach Erfahrungen im Harze) waren im Winter 1859/60, wie Ober⸗ forſtmeiſter von Hagen mitteilte, in einem 32 jährigen, durch Wild und Harz⸗ ſcharrer beſchädigten Fichtenbeſtande von je 100 gebrochenen Stangen gebrochen An der | Oberhalb der ae | Saranniie | Beſtandscharakter — j iu 73 27 im dem nicht durchforſteten Beſtandsteile; 75 25 in einem vor einem Jahre ſchwach durch⸗ forſteten Beſtandsteile; 88 12 in einem vor einem Jahre ſtark durchforſteten Beſtandsteile. : 4 Der Einfluß des Alters auf die Bruchſtelle ergiebt ſich beſonders evident aus zwei Auszählungen, welche Oberförſter von Seelen) auf Anz ) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1861, ©. 14. Thema I: Nachrichten über die im verwichenen Jahre ſtattgehabten Natur⸗ ereigniſſe ꝛc. Gegenteilige Erfahrungen werden mitgeteilt von: Grunert: Der Schneebruch in den Königl. Preuß. Oberförſtereien Tronecken und Morbach in den Jahren 1872/73 und 1874/75 S Blätter, N. F. 1875, S. 289, hier 294) und Eberts, A.: Waldbeſchädigungen durch Schneeanhang im Novem bs 1872 in den Reg.-Bezirken Merſeburg und Trier (Beitſchrift für Forft- und Jagdweſen, VII. Band, 1875, S. 374, hier 380). 2) Verhandlungen des Hils— Solling⸗ Forſt⸗Vereins, Jahrgang 1880 24. Hauptverſammlung in Einbeck. Berlin, 1885, S. 19. Schutz gegen Schnee. 421 regung des Oberförſters Dr. Grundner bei den großen Schneeſchäden im Dezember 1883 im Revier Haſſelfelde und in der Nachbarſchaft vorgenommen hat. Wir laſſen auch dieſe Zahlen im Nachſtehenden folgen: Bruch⸗ Prozente in einem 1 Lage der Bruchſtelle am . iibrige ee | Be Flamme FJichtenbeſtande | Fichtenbeftande | am Wurzelftode . . | 6 | 17 Beide Beitände, aus ’ | Büſchelpflanzung ent- am Stamme bis 2 m ſtanden, ſtocken in ca. Höhe 62 3 550 m Meereshöhe 2 21 auf faſt ebener Lage. (hiervon an der Schäl⸗ Der jüngere Beſtand F 600 | a) war ſtark durchforſtet worden. Die Aus⸗ am Stamm über 2 m 2 Höhe bis zur Krone 20 30 zählungen erſtreckten | | ſich auf 1000 bzw. innerhalb der Krone 12 | 50 1030 Stämme. c. Betriebsart. Die meiſten Schneeſchäden finden in Hochwaldungen ſtatt, da die Holzarten, welchen die Schnee-Auflagerung am ſchädlichſten wird, vorherrſchend im Samenholzbetriebe bewirtſchaftet werden. Gleichwüchſige und gleichalterige Beſtände leiden mehr als ungleichmäßige. In jenen lagert ſich der Schnee oft maſſenhaft dach— ähnlich auf die Kronen, zumal bei dichtem Schluſſe, während in un: gleichwüchſigen Beſtänden bzw. ſolchen von verſchiedenem Längenwachs⸗ tume mehr Schnee auf den Boden fällt. Ausgedehnte Schneedächer können ſich hier gar nicht bilden. Der Schneedruck verteilt ſich in— folge der Wellenlinie des Kronendaches auf eine größere Oberfläche als im gleichhohen Beſtande, wo die Baumkronen in einer nahezu En Ebene liegen. Ferner hat der Wind mehr Zutritt und ſchüttelt die Kronen, wodurch der Schnee abfällt. Die Femel⸗ und Femelſchlagform iſt daher in Schneebruch— lagen mehr am Orte als der ſchablonenmäßige Kahlſchlagbetrieb. Im Mittelwalde leiden zumal die ſchlanken Laßreitel unmittelbar nach deren Überhalten. Der Niederwald iſt am wenigſten gefährdet. d. Holzalter. Die gefährlichſte Altersperiode in Bezug auf Schneeſchäden liegt langſamwüchſige Holzarten (Fichte, Tanne, Buche ꝛc.) zwiſchen em 20- und 60 jährigen Alter, für raſchwüchſige (Kiefer, Lärche ze.) ſchon zwiſchen dem 15⸗ und 30 jährigen. Die 1 — 20 jährigen Kulturen 422 IV. Buch. VI. Abſchnitt. und Dickungen widerſtehen dem Schnee mehr durch ihre Elaſtizität, und die über 60jährigen Beſtände leiden infolge der ſtärkeren Dimenſionen ihrer Stämme im allgemeinen weniger. Jedoch werden — nach Be— obachtungen im Thüringerwald — oft auch 60 — 100 jährige Beſtände ſtark in Mitleidenſchaft gezogen bzw. durch Bruchſchaden heimgeſucht. Der Schneedruck trifft vorwiegend die 20—40jährigen Beſtände und erfolgt mehr horſtweiſe (Neſter- bzw. Maſſendruck). Der Schneebruch hingegen findet mehr in 40 — 60 jährigen und älteren Beſtänden ſtatt und zeigt fi) in den bis 60jährigen Beſtänden mehr als Schaftbruch, in den 60 —80 jährigen als Schaft: und Wipfelbruch und in den über 80 jährigen bloß als Wipfel- und Aſtbruch. Der Schaftbruch, welcher in ſonſt nicht beſchädigten Be: ſtänden meiſt in der Nähe des Kronenanſatzes erfolgt, iſt vorwiegend Einzelbruch. Jüngere ſchlank aufgewachſene Beſtände hingegen werden oft platzweiſe (Neſterbruch) verbrochen, ſeltener ſtreifenweiſe (Gaſſen⸗ bruch). Durch das Hinzutreten des Windes kann aber auch dieſe Bruchform eintreten. Bei den im Dezember 1883 in den Harzforſten ſtattgehabten großartigen Schneebruchſchäden nahmen die einzelnen Altersklaſſen etwa folgende Prozente der geſamten Schneebruchflächen ein: 1 Alter der Beſtände Prozente h 20—30 10 ’ 30—40 25 ’ 40 —50 25 50 —60 20 N 60-70 12 1 70 —80 5 80 u. darüber 3 e. Standort. Die Gebirgswaldungen werden von den Schneeſchäden mehr heimgeſucht als die Waldungen des Flachlandes und der Ebene. Die gefährlichſte Schneeregion in Deutſchland liegt etwa zwischen 400 und 700 m Meereshöhe. In den darüber hinausgehenden bzw. höheren Lagen fällt der Schnee zwar reichlicher, aber minder flockig und mehr trocken auf, hängt ſich demnach weniger an; in den tieferen Regionen hingegen löſt er ſich mehr in Regen auf. Im Harze liegt die am meiſten gefährdete Region etwa zwiſchen 450 und 650 m, im Thüringerwald zwiſchen 550 und 750 m. E. von Berg giebt für das nördliche und mittlere Deutſchland den Gürtel von 500 - 750 m an, Nördlinger für Württemberg die Region zwiſchen der Filderebene (400 m) und dem wilden See bei Wildbad (900 m). Im Jahre 1868 wurde der Berggürtel zwiſchen 230 und 850 m am ſtärkſten heimgeſucht. In Baden wurden 1886 die Lagen zwiſchen 300-600 m am meiſten getroffen (63% Schuß gegen Schnee. 423 des Bruchmaterials); die übrigen 37% ſtammen aus den niedrigeren Lagen. In der Schweiz erſtreckten ſich die 1885er Schäden bis zu einer Meereshöhe von 2000 m. Was die Expoſition betrifft, ſo iſt wohl keine Lage abſolut gegen die Schneekalamität geſchützt. Da aber der Schnee meiſtens aus Weſten oder Südweſten kommt und dieſe Richtungen in Deutſch— land auch mit den Windrichtungen zuſammenfallen, ſo ſind die öſt— lichen und nordöſtlichen Hänge, zumal dicht unter dem Gebirgs— rücken, u. zw. in deren oberer Hälfte, am meiſten gefährdet. Der Schnee wird hierher mehr übergeweht und weniger leicht vom Wind abgeſchüttelt, häuft ſich daher hier mehr an. Auch der Umſtand, daß der Duftanhang in der Regel von Oſten bzw. Nordoſten her ſich einlegt, wirkt in vielen Fällen mit, indem der Schnee dann eine Kruſte erhält und infolgedeſſen um ſo mehr belaſtet. Auch die ſüd— öſtlichen Hänge ſind gefährdet. Die nördlichen und nordweſtlichen Wände leiden weniger und die Weſt-, Südweſt- und Südhänge am wenigſten. Wenn an ihnen Bruch erfolgt, ſo beſchränkt er ſich in der Regel auf den unteren Teil. Überhaupt ſind Mulden und Thalkeſſel gefährdet, wo der Wind die Kronen nicht ſchütteln kann. Ein kräftiger, tiefgründiger, friſcher Boden (Granit, Baſalt, Porphyr ꝛc.) befördert den Längenwuchs, erzeugt brauſches Holz und disponiert hierdurch zu Bruch. Langſam erwachſene Bäume von ge— drungenem Bau und kurzem Wuchſe, wie ſie auf ungünſtigeren Stand— orten vorkommen, haben viel weniger zu leiden. Auch ein Übermaß von Bodenfeuchtigkeit iſt der Schneekalamität günſtig, weil hier den Wurzeln der erforderliche Halt abgeht. Hieraus erklärt ſich das häufige Ausgewulſtwerden der Stämmchen auf Naßgallen und an ſumpfigen Orten. Starker Graswuchs auf den Schlägen wirkt inſofern verderblich, als ſich Gras⸗ und Schneedecke auf die jungen Pflanzen legen. 1. Beſtandsbegründung. Am leichteſten brechen, unter ſonſt gleichen Umſtänden, Jung— hölzer, welche im dichten Schluſſe aufgewachſen ſind. Mangelhafte Bewurzelung und Bekronung infolge gedrängten Standes treffen hier mit ſpindelig emporgetriebenen Schäftchen zuſammen. Saatbejtände!) müſſen daher mehr leiden als regelmäßige Pflanzbeſtände, in welchen jedem Individuum von vornherein ein genügender Wachsraum zur gleichmäßigen und ſtufigen Entwickelung 1) Neumeiſter, Dr.: Saat und Pflanzung bei der Fichte (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 39. Band, 1889, S. 105, hier 118 und 119). 424 IV. Buch. VI. Abſchnitt. eingeräumt iſt. Am meiſten gefährdet ſind, nach übereinſtimmenden Erfahrungen, dichte Vollſaatbeſtände. Bei ſtarken Schneeanhäufungen bieten letztere einen Anblick als wenn eine Walze darüber gegangen wäre, mit wieder nach oben gerichteten, grünen Spitzen. Unter den Pflanzbeſtänden (Fichten) verhalten ſich die durch Einzelpflanzung begründeten im allgemeinen beſſer als die aus Büſchelpflanzung hervorgegangenen. Die Vereinigung von mehr als 2— 3 Pflanzen zu einem Büſchel muß wenigſtens (ſchon aus anderen Gründen) entſchieden widerraten werden. Auch die Pflanzweite iſt nicht ohne Einfluß auf den Schnee— bruchſchaden. Ein räumiger Stand begünſtigt die Wurzel- und Kronenausbreitung, erzeugt alſo widerſtandsfähigere Pflanzen.“) Andererſeits wird aber hierdurch wegen der mehr zur Entwickelung gelangenden Beaſtung das Ausziehen der Aſte ſamt den Wurzeln — wenigſtens in den höheren Gebirgslagen — begünſtigt. Man darf daher, wo dies der Fall iſt, nicht zu weit pflanzen. Nach Unterſuchungen von Reuß , welche infolge der großen Schneebrüche im Dezember 1883 im Auftrage des Harzer Forſt-Vereines in den Harzforſten angeſtellt wurden, hat ſich die Einzelpflanzung widerſtandsfähiger gegen Schneebruch erwieſen als die Büſchelpflanzung, namentlich in der Ebene und an den weniger betroffenen Sommerhängen. An den am meiſten be— ſchädigten Oſt- und Nordoſthängen kam der bezügliche Unterſchied wegen der gewaltigen Schneemaſſen, die 1883 hier niedergefallen waren, nicht zur Geltung. In weniger ſchneereichen Wintern wird aber der günſtige Einfluß der Einzel- pflanzung auch hier zu Tage treten. Die betreffenden Aufzeichnungen wurden nach den drei Faktoren: Alter, Beſtandshöhe und Beſtandsſchluß be— wirkt. Die Hauptreſultate find folgende: Der Schneedruck und Bruch pro 100 ha Fichtenbeſtand betrug: bis zu einer mitt⸗ im Durchſchnitt bis zu 40 jähr. bei gleichem 5 Er Pflanzmethode Olle leren Beſtands⸗ aller drei Schädi⸗ nr | Höfe von 12 m Schlußgrabe gungsmomente ha ha ha ha 1 — — — — DL — — Einzelpflanzung 20 17 | 17 18 Büſchelpflanzung 28 | 27 | 23 26 Unter ſonſt gleichen Verhältniſſen hat daher die Einzelpflanzung um 31%, oder faſt um ½ weniger Schaden erlitten als die Büſchelpflanzung. Das Ausziehen der Aſte hat ſich im Thüringerwald, insbeſondere auf gutem, kräftigem Waldboden (Granit, Steinkohlenformation, Glimmer⸗ 1) Kraft: Ein intereſſanter Fall aus der Schneebruchspraxis (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahrgang, 1887, S. 454). 2) Vergleichende Unterſuchung über die Widerſtandsfähigkeit der aus Einzel- und Büſchelpflanzung hervorgegangenen Fichtenbeſtände gegen Schnee— bruch (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1888, S. 493). — — — — — Schutz gegen Schnee. 425 ſchiefer ꝛc.), in den über 600 m Höhe hinaus gehenden Höhenlagen gezeigt. Der Schnee häuft ſich hier in größeren Mengen an und bleibt auch länger liegen als in den tieferen Lagen, wo derſelbe wiederholt wegtaut. Wenn nun das Frühjahr herannaht, ſo ſetzt ſich der in den Hochlagen oft ſchon vom Vorwinter her auf den Zweigen liegende Schnee infolge der Sonnen— wärme allmählich und bewirkt zuletzt den auf S. 419 abgebildeten Aſtwurzel⸗ bruch (Fig. 144). g. Beſtandserziehung. Die angemeſſen durchforſteten Beſtände verhalten ſich im all- gemeinen günſtiger als die undurchforſteten, nicht bloß wegen des ſtufigeren Wuchſes und der regelmäßigeren Kronenbildung der einzelnen Stangen, ſondern auch, weil in den durchforſteten Abteilungen mehr Schnee auf den Boden gelangt. Die Belaſtung der Baumkronen iſt infolgedeſſen geringer. Ferner mag der Umſtand mitwirken, daß der Wind den Schnee in den durchforſteten Beſtänden leichter von den Stangen abſchütteln kann als in den Dickichten, wo die Kronen meiſt ein zuſammenhängendes Dach bilden. Man hat zwar auch in durchforſteten Beſtänden oft bedeutenden — in einzelnen Fällen ſogar noch größeren — Schneeſchaden bemerkt Als in nicht durchforſteten, allein dieſe Wahrnehmung kann obige Regel doch nicht entkräften, weil dann ſtets beſondere Umſtände vorliegen. Wenn z. B. die erſte Durchforſtung verſpätet eingelegt und überdies gleich zu ſtark gegriffen worden iſt, jo kann es ſich, wenn kurze Zeit darauf maſſenhaft naſſer Schnee fällt, leicht ereignen, daß das Übel n dem durchforſteten Teile ſtärker auftritt, weil die ſpindelig auf- zewachſenen Stangen, die ſich ſeither einen gegenſeitigen Halt ge— vährten, dieſen nun entbehren und nicht ſtufig genug find, um eine oße Schneelaſt tragen zu können. Es iſt alſo gewiſſermaßen eine Rücksſache mit dem Zeitpunkte der erſten Durchforſtung. Je längere Zeit der Beſtand nach derſelben von Schneeſchäden verſchont bleibt, deſto widerſtandsfähiger wird er überhaupt. In ſehr ſchneereichen ind zugleich naſſen Wintern verwiſcht ſich überdies das Geſetzmäßige n den Erſcheinungen ſehr leicht. Was die Art des Bruches betrifft, ſo gilt die Erfahrung, daß n den nicht durchforſteten Abteilungen mehr Neſterbruch ſtattfindet, m den durchforſteten hingegen mehr Einzelb ruch auftritt. Schon Oberförſter Pfifferling!) zu Elbrighauſen (damals heſſiſch, jetzt keußiſch) hat konſtatiert, daß der (1842) verſuchsweiſe durchforſtete Teil einer jährigen, ſehr dichten Buchendickung nach der Durchforſtung viel weniger vom Schnee zu leiden hatte als vorher. 1) Erfolg früher Durchforſtung im Buchenhochwalde (Neue Jahrbücher ver Forſtkunde von G. W. Freiherrn von Wedekind, 26. Heft, 1843, S. 120). 426 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Dieſelbe Wahrnehmung machte Oberförſter von Greyerz') an einem im 18. Lebensjahre durchforſteten Buchendickicht in der Schweiz. Über den Einfluß des Durchforſtungsgrades auf die Größe des Schneebruches find von Bühler?) intereſſante Unterſuchungen angeſtellt worden. Es hat ſich hieraus ergeben, daß die Beſtände durch ſtärkere Durchforſtungen nicht mehr, ſondern im Gegenteil weniger in ihrer Exiſtenz gefährdet werden als durch ſchwache. Nicht die frohwüchſigen prädominierenden Stämme mit ihren nach allen Seiten hin gleichmäßig entwickelten Kronen unterliegen dem Schnee— anhange, ſondern die ſchlechtwüchſigen Stangen oder ſolche mit ein— ſeitiger Kronenbildung (eingeklemmte Individuen ꝛc.), und dieſe werden bei ſtärkeren Durchforſtungshieben — außer den abgeſtorbenen, abſterbenden und unterdrückten Stangen — auch entfernt. Außer⸗ dem wird durch ſtärkere Durchforſtungen der Kronenſchluß mehr ge⸗ lockert, ſodaß mehr Schnee auf den Boden fällt. h. Witterung. 4 Der Schnee wirkt um ſo verderblicher, je großflockiger, ruhiger und naſſer er aufgefallen iſt. Kleine Flocken fallen leichter zwiſchen den Baumkronen hindurch; trockener Schnee wird durch den Wind leichter abgeſchüttelt als naſſer. Im gefrorenen Zuſtand iſt das Holz brüchiger als im gewöhnlichen. Am größten iſt der Schaden, wenn — nachdem der Schnee naß aufgefallen iſt oder bei eingetretener Temperaturerhöhung zu ſchmelzen begonnen hat — plötzlich ſtarker Froſt eintritt, hierauf neuer Schnee auf die alte Schneedecke ſich lagert und heftige Winde hinzutreten, Bei dieſer Kombination brechen Dickichte, Stangen- und auch Baum⸗ hölzer, u. zw. ſowohl Saat- als Pflanzbeſtände, ſowohl 1 als nicht durchforſtete, in faſt allen Lagen unrettbar zuſammen. Ei grauenhaftes Bild der Zerſtörung für den Forſtwirt, welcher die Pros duktion und Arbeit von Jahrzehnten mit einem Male vernichtet fiehtlf — C. Schneebruchchronik. 1 Da die Schnee- und Eisbrüche meiſt lokaler Natur ſind, ſo muß das Auftreten bzw. die Wiederkehr dieſer Kalamitäten nach einzelnen Waldgebirgen konſtatiert werden. Im Nachſtehenden ſollen wenigſtens 1) Die zweite Verſammlung ſchweizeriſcher Forſtwirthe zu Aarau im Juni 1844. Zweite Sitzung (Neue Jahrbücher der Forſtkunde von G. 2 Freiherrn von Wedekind, 28. Heft, 1845, ©. 103). 2) Schneedruck und Durchforſtungsgrad (Der praktiſche Forſtwirt ih die Schweiz, Jahrgang 1890, Nr. 3—6). x Schutz gegen Schnee. 427 nige Beiträge zur Schneebruchchronik aus Gebirgen bzw. Wald— zebieten folgen, die uns näher bekannt ſind. 1. Bruchjahre im Harze. Größere Verwüſtungen durch Schnee (und Eis) datieren hier rjt aus der neueren Zeit. Als Schneebruchjahre werden angegeben: 1824 (Januar). 1829/30 (Dezember, Januar). 1833 (Anfang Februar). 1837 (Januar bis April )!). 1843/44 (beſonders Januar und Februar)!) 1845 (Dezember)). 1849/50 1850/51 1859/60 1860/61 1862/63 1866 (November und Dezember) !). 1868 (November). 1872 (November)). Genauere Auskunft über die Monate, ev. Tage des Bruches war den uns zur Ver— fügung ſtehenden Quellen leider nicht zu entnehmen. 1) In dieſen 4 Monaten wurden in den Beſtänden der Umgebung von Clausthal und Zellerfeld in der Höhenlage von 550 —700 m gegen 1 Million Stämme von Schnee und Eis gebrochen. Der Hauptſchaden fand im 30— 70 jährigen Holze ſtatt. 2) In den Königl. Hannover'ſchen Harzforſten brachen durch dieſe Kata⸗ ſtrophe über 2 Millionen Stämme, wovon etwa 95%, dem ſchwächeren Holz (unter 18 em Durchmeſſer) angehörten. Brief vom Harze. April 1844. Witterung, Schnee und Schneebruch x. Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1844, S. 225). Brief vom Harze. Anfang Juli 1844. Harzer Forſt⸗Verein. — Eis⸗ und Schneebruch ꝛc. (daſelbſt, 1844, S. 305). Brief aus Clausthal, im Juli 1844. Elementar-Beſchädigungen in den Fichtenbeſtänden. — Schneedruck und Schneebruch; dießfallſiger Einfluß der Durchforſtungen (daſelbſt, 1844, S. 307). 3) Brief vom Harze, am Schluſſe 1846. Witterung von 1846. — Er⸗ ſcheinungen beim Schneedrucke ꝛc. (daſelbſt, 1847, S. 102). a 4) Ausführliche Nachweiſungen über die in den einzelnen Harzforſten gebrochenen Holzmaſſen bringen die Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1867, S. 19— 50. In den am ſchlimmſten heimgeſuchten Beſtänden brachen 26 — 28 % der Stammzahl. 5) In 40 — 50 jährigen Stangenorten find ſtellenweiſe 30—40 Feſtmeter Bruchholz pro 1 ba erfolgt (Verhandlungen des Harzer Forſt⸗Vereins, Jahr⸗ gang 1874, S. 46. Thema 1: Nachrichten über Naturereigniſſe zc.). In den 5 Braunſchweigiſchen Gebirgs- Forſtmeiſtereien brachen infolge dieſes Bruches auf 37163 ba Staatswald ca. 81500 fm, d. h. über 2 fm pro ha und im ganzen 50%, des Jahresetats. 428 IV. Buch. VI. Abſchnitt. 1875 (November und Dezember) ). 1883/84 (10/ö13. Dezember 1883 und 11/27. Januar 1884) 2); dieſer Bruch war der ſchlimmſte. 1884/85 (Dezember und Januar)“). 1897 (3. Februar bis 10. März)t). 1897 (6. bis 12. Dezember)). Hiernach kommen auf die letzten 76 Jahre im ganzen 19 Schnee— bruchwinter oder im Durchſchnitt auf je 4 Jahre ein Bruchjahr. 2. Bruchjahre im Thüringerwalde. Schneebrüche von größerer Ausdehnung in den Thüringiſchen Gebirgsforſten ereigneten ſich in den Wintern: 1) Durch dieſen ſehr großartigen Schnee- und zugleich Eisbruch wurden in den Braunſchweigiſchen Harzforſten auf 34214 ba Fläche über 192400 fm Holz gebrochen und geworfen, d. h. 5,6 fm pro ha. Am ſtärkſten wurde der Nordrand des Gebirges (die Inſpektionen Blankenburg und Harzburg) be— troffen, wo auf 15205 ha über 147000 fm fielen, in manchen Beſtänden bis 85 fm pro ha. 2) von Alten: Der Schneebruch im Harz, December 1883. Nach amt⸗ lichen Erhebungen mitgetheilt (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XVI. Jahr⸗ gang, 1884, S. 167). Reuß, K.: Die Harzer Schneebrüche im December 1883 (daſelbſt, XVI. Jahrgang, 1884, S. 378 und 409). Verhandlungen des Hils-Solling-Forſt-Vereins, Jahrgang 1884, 24. Hauptverſammlung in Einbeck. Berlin, 1885, S. 16. Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereins, Jahrgang 1885, S. 4, 5 (Thema 1) u. S. 123 (Überſicht der Schneebruchhölzer). — In den 15 früher Hannoverſchen Oberharziſchen Oberförſtereien ergaben ſich im Winter 1883/4 gegen 637204 fm Derb- und Reisholz, wovon 84300 fm auf die am härteſten betroffene Oberförſterei Schulenberg und 16950 fm auf die am wenigſten heimgeſuchte Oberförſterei Elbingerode entfallen. — In den Braunſchweigiſche Harzforſten fielen der Kalamität 197600 fm zum Opfer. Schneebruchbeſchädigungen im Harz (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1886, S. 72). 3) In den Braunſchweigiſchen Harzforſten wurden im Winter 1884/85 im ganzen 94448 fm durch Schnee und Eis gebrochen und geworfen; in den 69 105 fw, welche auf die 3 Forſtreviere Hohegeiß, Wieda und Zorge ent— fallen, ſind aber die Bruchhölzer von 1883 mit enthalten. 4) Der geſamte Bruchanfall durch Schnee und Sturm im Februar und März 1897 betrug in den Braunſchweigiſchen Harzforſten 83 468 fm. — Hiervon kommen 14346 fm auf die Tannen, die nur durch Schnee und Ei zu leiden hatten. 5) Im Dezember 1897 fielen daſelbſt (bloß durch Schnee) 12096 fm. Sämtliche Zahlen in der obigen Zuſammenſtellung, welche die Braun ſchweigiſchen Harzforſte betreffen, verdanke ich der Mitteilung des Herr. Kammerrat Dr. Grundner zu Braunſchweig. 1 Schutz gegen Schnee. 429 1826/27. 1862/63. "1836/37. 1866/67?). 1843/44. 1872/73). 1846/47. 1875/76*). 1851/52. 1877/78. 1856/57. 1880/81. 1859/60). 1884/85“). 1) Heß: Brief vom Thüringerwalde, Februar 1860. Witterung, Holz— hauerbetrieb, Schneebruch, Wild ꝛc. (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗-Zeitung, 1860, S. 203). J Protocoll über die vom 28. bis 31. Auguſt 1864 ſtattgehabte elfte Ver⸗ ſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe. Abgehalten in Oberhof, Herzogthum Sachſen⸗Gotha. Eiſenach, 1865, S. 82. — In dem Winter 1859/60 lag der Schnee in Gehlberg (755 m hoch) da, wo er ruhig aufgefallen und nicht an— geweht war, 1— 1,5 m hoch, auf den höchſten Bergen bis 1,8 m hoch, in den Mulden und Einſattelungen bis 4,5 m hoch. 1 2) Heß: Brief aus dem Herzogthum Sachſen-Gotha. Forſtlicher Be— ticht aus dem Jahre 1866 ... Schneebruch im November ꝛc. (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1867, S. 317). : Protocoll über die vom 22. bis 24. Juli 1867 ſtattgehabte zwölfte Ver⸗ ſammlung der Forſtwirthe aus Thüringen. Abgehalten in Amt Gehren, Fürſtenthum Schwarzburg⸗Sondershauſen. Sondershauſen, 1868, S. 24. N ch (Ende November, 1. Dezember 1866) hatte eine ſehr große Aus— dehnung. 4 3) Protocoll über die am 14., 15. und 16. Juni 1874 ſtattgefundene fünfzehnte Verſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe. Abgehalten in Georgen— thal, Herzogthum Sachſen⸗Gotha. Gotha, 1875, S. 11 und S. 46. — Nach der hier befindlichen Zuſammenſtellung wurden im November 1872 in den Gothaiſchen Gebirgsforſten durch Schnee und Eis zuſammen rund 40 000 fm Holz gebrochen und geworfen. 4) Protocoll über die am 17. und 18. September 1877 ſtattgefundene ſechszehnte Verſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe. Abgehalten in Ilmenau, Großherzogth. S. Weimar. Erfurt, 1878, S. 20 und S. 25. — Der Bruch fand Ende November bis Mitte Dezember 1875 ſtatt. Deyßing: Der Schnee-, Eis⸗ und Windbruch in den Gebirgsforſten es Herzogthums Gotha im Winter 1875 —1876 (Forſtliche Blätter, N. F. 877, S. 159). 5) Rommel: Brief aus Thüringen. Duft- und Schneebruch im Saal— elder Forſt (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1888, S. 134). In den Herzogl. Gothaiſchen Waldforſten wurden durch dieſen Schnee— und Eis⸗) Bruch (21.— 30. Dezember 1884 und 10/11. Januar 1885) auf iner Fläche von 37 000 ha ca. 71000 fm Derbholz geworfen und gebrochen. der Materialanfall hierdurch betrug etwa 45% der damals etatiſierten Ge— ugung. Beſonders betroffen wurden die Oberförſtereien Friedrichroda, jehlberg, Stutzhaus und Tambach; in jeder fielen ca. 8000 km (briefliche kitteilung des Herrn Forſtrats Haberkorn in Gotha). blieben faſt verſchont. 430 IV. Buch. VI. Abſchnitt. 1886/87). 1896/75). 1894/5 2). 1897/98. Hiernach würden auf die 74 Winter von 1826/27 bis 1898/99 etwa 18 Schneebruch-Kalamitäten kommen, mithin (wie im Harz) im Durchſchnitt auf je 4 Jahre ein Schneebruchjahr. 3. Bruchjahre in ſonſtigen Waldgebieten. Als Hauptbruchjahre im ſüdlichen Deutſchland, u. zw. zunächſt in Württemberg, in den letzten zwei Jahrzehnten ſind folgende zu verzeichnen: 1885 (14/16. Mai, Oktober und Dezember).) 1) Der betreffende Bruch erfolgte in den Gothaiſchen Forſten (Stutz⸗ haus, Oberhof, Zella ꝛc.) am 20. und 21. Dezember 1886 (Mitteilung des Herrn Oberförſters Grau). In Stutzhaus brachen ca. 1000 fm. 2) Verhandlungen der 25. Verſammlung Thüringer Forſtwirthe zu Schleuſingen am 28., 29. und 30. Juni 1896. Erfurt, 1896, S. 84. Thema III: Allgemeine Mittheilungen aus dem Vereinsgebiet (Forſtrath Kleyen⸗ ſteuber). — Hiernach betrug die geſamte Bruchmaſſe in den Tagen vom 15.—17. Januar 1895 in der den Schneebruchſchäden wegen ihrer Höhenlage in beſonders hohem Grad ausgeſetzten preußiſchen Oberförſterei Schmiedefeld 31754 fm Derbholz und 14563 rm Reiſig bzw. 10,7 fm durchſchnittlich pro ha oder eine zweijährige (reguläre) Nutzung. 3) Brief aus Thüringen. Der Schneebruch im Großherzoglich⸗Sächſiſchen Forſtrevier Stützerbach im Februar 1897 (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗ Zeitung, 1898, S. 371). — Auch dieſes an die Oberförſterei Schmiedefeld angrenzende Revier (500 —700 m hoch) hat von jeher mit Schneebruch⸗ Kalamitäten zu kämpfen. Im Februar 1897 betrug die geſamte Schneebruch⸗ maſſe daſelbſt rund 7357 fm oder 15 fm pro ha Bruchfläche bzw. 7,2 fm pro ha Waldfläche überhaupt. Im Winter 1894/95 hatte ſich nur 5,3 fm Bruchmaſſe pro ba ergeben. 4) Bericht über die 26. Verſammlung Thüringer Forſtwirthe abge⸗ halten in Frankenhauſen vom 4.—7. Juni 1898. Eiſenach, 1898, S. 59. — Im Nachwinter 1898 fanden in den Höhenrevieren (Stützerbach ꝛc.) Schnee⸗ und Duftbrüche von geringem Umfange ſtatt. Hingegen ereignete ſich am 2. April 1898 in den tiefer gelegenen Forſten der Inſpektion Berka a. d. J. (in 200—300 m Höhe) infolge wäſſerigen Schnees bedeutender Schaden in Kiefernbeſtänden. Im Revier Berka (1500 ba) brachen etwa 10 000 km, alſo ca. 7 fm pro ha, namentlich in Oſt- und Nordlagen ꝛc. Reine Fichtenbeſtände In den Gothaiſchen Forſten (Stutzhaus, Oberhof ꝛc.) brach es haupt⸗ ſächlich in der Zeit vom 30. November bis 9. Dezember 1897, u. zw. vor⸗ wiegend ebenfalls in den tieferen Lagen. In Stutzhaus fielen etwa 6500 fm. 5) Magenau: Der Schneedruck vom 14/15. Mai 1885 im (württem⸗ bergiſchen) Revier Balingen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1885, S. 436). H.: Beobachtungen über den Schneedruck vom Winter 1885/86 und 1886/87 in Württemberg (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1887, S. 572). Schutz gegen Schnee. 431 1886 (17.— 22. Dezember), zugleich Eisdruck (namentlich im Schönbuchwalde).“) | 1888 (8.—10. Oktober). Die württembergiſchen Forſte haben ſeitdem unter erheblichen Schnee⸗ und Eisbrüchen erfreulicherweiſe nicht mehr zu leiden gehabt. Für Baden ſind als hervorragende Schneebruchjahre zu nennen: 1868 (7/8. November).“) 1885 (16. Mai und Oktober).“) 1886 (19.— 22. Dezember, zugleich Eisbruch).“) 1888 (8.—10. Oktober). 1896 (14. — 18. Dezember ſtarker Schneefall, worauf ſtarker Rauhreif vom 20.— 30. Dezember folgte). ) 1) Mg.: Über den Schneedruck im Dezember 1886 in Württemberg (Forſt— wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1887, S. 583). Keller: Über Schneedruckbeſchädigungen (daſelbſt, 1887, S. 588). Beobachtungen über den Schneedruck vom Winter 1886/87 in Württem— berg (daſelbſt, 1888, S. 275). B.: Brief aus Württemberg. Schneeſchaden (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1887, S. 286). P.: Brief aus Württemberg. Ueber Schneedruckſchaden (daſelbſt, 1888, S. 287). 2) Dieſem Schaden, welcher eine große Ausdehnung hatte, folgte — wie aus obigen Jahreszahlen zu erſehen iſt — eine längere Pauſe. 3) Der Mai⸗ Schnee richtete namentlich in den bereits belaubten Buchen— beſtänden ortweiſe eine ſtarke Verwüſtung an; der Oktober⸗Schnee durchlöcherte die Kiefern⸗Stangenhölzer. 4) Brief aus Baden. Schneebruchbeſchädigungen. — Holzpreiſe ꝛe. gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1888, S. 29). Aus der badiſchen Forſtverwaltung (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 88, S. 393, hier 404). Verhandlungen des Badiſchen Forſt-Vereins bei ſeiner vierunddreißigſten Verſammlung zu Bonndorf i. Schw. am 26. und 27. September 1887. Karls—⸗ he, 1888, S. 63. Thema III: Mittheilungen über einflußreiche Witterungs— erhältniſſe ꝛc. Verhandlungen des Badiſchen Forſt-Vereins bei ſeiner 35. Verſammlung Kenzingen am 16. September 1889. Karlsruhe, 1890, S. 8. Thema l: er Schneedruckſchaden vom Jahr 1886. Welche Wege ſind beim Auf— men des Holzanfalls eingeſchlagen worden? — Durch den Eisregen mit arauf folgendem Schneefalle fielen im Dezember 1886 in den Vorbergen e3 badiſchen Schwarzwaldes zwiſchen Pforzheim und Baſel ca. 800 000 fm, zw. 500 000 fm Nadelholz und 300 000 fm Laubholz. 5) Gretſch: J. Niederſchlagsbeſchädigungen in den Waldungen des adiihen Schwarzwaldes. Umtriebsbemerkungen. II. Beziehungen zwiſchen iederſchlagsmenge und natürlicher Verjüngung ſowie zwiſchen Standort d Waldwirtſchaft im allgemeinen (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1898, 455). — Der 1896 er Bruch beſchränkte ſich auf ein kleineres Gebiet als 432 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Von dem 1886er Bruche, welcher wohl die weiteſte Verbreitung hatte, wurden auch die Forſte Bayerns) betroffen. Der 1888er Bruch ſchädigte auch die Waldungen der Mittel- rheingegend, beſonders der Eifel. Durch Glatteisbildung, Wind— ſtille während des Schneefalles und die zur Zeit der Kalamität noch an den Bäumen hängende Belaubung wurde das Übel geſteigert. Im Winter 1887/88 ereigneten ſich ferner bedeutende Schnee— brüche in Sachſen.“) Im September 1885 fanden gewaltige Schneebruchſchäden in der Schweiz ſtatt.“) Im Winter 1894/95 ging in Oberſteiermark infolge mächtiger Schneemaſſen auch viel Wild ein.“) Im Mur⸗, Mürz- und Ennsthal gingen auf einer Geſamtfläche von 459 000 ha im ganzen 5642 Stück Rot-, Gems- und Rehwild ein, mithin ca. 12— 13 Stück pro 1000 ha oder mindeſtens 14—15 % des vorhandenen Standwildes (nach Schätzung 85 Stück pro 1000 ha). 2. Vorbeugungsmaßtregeln.“) Die Schutzmaßregeln gegen Schneeſchäden können entweder von dem Prinzip ausgehen, den Schnee-Anhang zu vermindern oder die Tragkraft der Stämme zu erhöhen. Wie früher unterſcheiden wir die Gegenmittel auch hier je nach den drei Hauptrichtungen forſtlicher Thätigkeit (Begründung, Erziehung und Ernte). der 1886er, war auch — abgeſehen vom Forſtbezirk St. Blaſien, in welchem gegen 55000 fm anfielen — nicht jo intenſiv. Bemerkenswert iſt aber, daß die Bruchregion um etwa 500—600 m höher lag als im Jahre 1886 und daß faſt ausſchließlich die mitteljährigen (am meiſten die 5060 jährigen) Altersklaſſen von ihm heimgeſucht wurden, während 1886 ½ der gebrochenen und geworfenen Holzmaſſen auf junge Beſtände, Y, auf alte Hölzer und bloß % auf mittelalte Beſtände entfallen waren. 1) Ziffermäßige Belege über die gebrochenen Holzmaſſen haben wir in der Litteratur nicht gefunden. 2) von Oppen: Die Beſchädigungen durch Schneebruch im Winter 1887/88 auf Sachſengrunder Revier (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 42. Band, 1892, S. 44). 3) Coaz, J.: Der Schneeſchaden vom 28/9. September 1885 in den Waldungen der Schweiz. Bearbeitet und veröffentlicht im Auftrage des ſchweiz. Handels- und Landwirthſchafts-Departements. Bern, 1887. 4) Seiler, Hans: Brief aus Oeſterreich. Der Wildeingang im Winter 1894/95 in Oberſteiermark (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1897, S. 131). 5) H.: Vorbeugungsmaßregeln gegen Schneedruckſchäden (Aus Württem⸗ berg.) (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1891, ©. 106). Schuß gegen Schnee. 433 ‚A. Bei der Begründung. 1. Vermeidung des Anbaues gefährdeter Holzarten in Schnee— bruchlagen, zumal reiner Beſtände. Kiefernbeſtände z. B. paſſen abſolut nicht für die Schneeregion; höchſtens iſt das Einſprengen einzelner Kiefern zuläſſig. Die Hauptholzart wird hier ſtets die Fichte bleiben. 2. Miſchung der künſtlich begründeten Fichtenbeſtände mit Weiß— tannen und Laubhölzern (Rotbuche, Bergahorn, Hainbuche). Auf Miſchbeſtände, zumal ſolche aus Nadel- und Laubholz, legt ſich weniger Schnee als auf reine. Die Laubhölzer geben den dazwiſchen befind— lichen Nadelholzpflanzen einen gewiſſen Halt. Bei eintretendem Bruche leiden die Laubhölzer weniger. Die Verwüſtung iſt deshalb keine ſo totale wie in reinen Nadelwald-Komplexen. Die Weißtanne kann — geeigneten Standort vorausgeſetzt — nur da mit Erfolg angebaut werden, wo ſie weder von Weidevieh, noch von Wild zu leiden hat. Mit der Lärche hat man in den deutſchen Gebirgswaldungen meiſtens übele Erfahrungen gemacht. 3. Begünſtigung der natürlichen Verjüngung, insbeſondere bei der Tanne und Rotbuche, aber auch bei der Fichte, inſofern es die auf die Sturmgefahr zu nehmende Rückſicht zuläßt, und reichliches Einſprengen von Laubhölzern in die Nadelholz-Samenſchläge. 4. Vermeidung der Saat. Wahl der Pflanzung bei künſtlichem Anbaue mit kräftigen verſchulten Einzelpflanzen (keine Büſchel) in nicht zu engem Verband, um den Pflanzen von vornherein die Möglichkeit zu geben, ſich gleichmäßiger, kräftiger und widerſtands— fähiger zu entwickeln. Reihenpflanzung iſt beſſer als Dreiecksverband. Die Pflanzreihen müſſen mit der herrſchenden Windrichtung laufen, damit der Schnee in den Zwiſchen— ſtreifen hinauf treiben kann. Der Abſtand der Reihen iſt in den tieferen Lagen zu 1—1,5 m, in den höheren aber nur zu 0,8—1,0 m anzunehmen, um dem Aſtwurzelbruche vorzubeugen. Als Pflanzenabſtand empfiehlt ſich ca. 0,8 — 1,0 m. Mit horſtweiſer Stellung der Fichten und größeren Pflanz- weiten zwiſchen den Horſten hat man am Harze) ſchlechte Erfahrungen gemacht. 5. Beſeitigung eines übermäßigen Gras- und Kräuterüberzuges aus den Verjüngungen und Kulturen, weil hierdurch die jungen Pflanzen im Winter überlagert und leicht erſtickt werden. B. Bei der Erziehung. 1. Frühzeitige, häufige, anfangs nur mäßige, aber nach der zweiten Wiederholung, namentlich vom angehenden Baumholzalter ab, ſtärker zu greifende Durchforſtung, um ſtufige Stämme zu erziehen. Dieſe Maßregel iſt die wichtigſte. 1) Vgl. die Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1846, S. 40. Thema II: Giebt es Gründe, von der bisher üblichen gleichweiten Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 28 434 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Daß die am wenigſten durchforſteten, bzw. im dichten Schluſſe ge⸗ haltenen Stangenhölzer durch Schneedruck und Bruch mehr leiden als die kräftiger durchforſteten, iſt den Praktikern ſchon lange bekannt. Einen neuer— lichen Beweis hierfür hat eine aus Anlaß eines ſtarken Oktoberſchnees (1897) ausgeführte komparative Unterſuchung in Rotbuchen-Verſuchsflächen (Wiener: Wald) geliefert. Hingegen ſteigerte ſich der Schaden bei den Lichtungsflächen — alſo im höheren Alter — mit dem Grade der Lichtung.“) 2. Herausnahme der Vorwüchſe, weil dieſe die Schneeablagerung # und das Entſtehen kleiner Wirbelſtrömungen begünſtigen.“) Hierbei wird allerdings vorausgeſetzt, daß die benachbarten Stangen ſo ſtufig gewachſen ſind, daß ſie keines Anlehnens an Nachbarn bedürfen. 3. Unterlaſſung der Anharzung. 4. Abſchuß des ſchälenden Wildes. 5. Abſchütteln des Schnees und Wiederaufrichten bzw. Anbinden f oder Stützen der niedergebogenen Stangen. Im großen wird dieſes Mittel, wegen des Koſtenpunktes, ſchwer durch— führbar fein. In einzelnen Fällen hat ſich aber dieſes Schüttel- und Stütz- verfahren in 10 — 20 jährigen Kiefern- und Fichtenorten gut bewährt, jo 3 3. B. 1868 in einigen württembergiſchen und ſchleſiſchen Revieren. C. Bei der Ernte. 1. Bevorzugung des Femelſchlag- und Femelbetriebs, wenigſtens in den höheren Lagen (auf den Bergrücken und Köpfen), um hierdurch die Ungleichalterigkeit und Ungleichwüchſigkeit der Be— ſtände zu begünſtigen. Schneedächer können ſich in ſolchen Beſtänden nicht bilden und der Druck durch den ſich auflagernden Schnee verteilt ſich auf eine größere Oberfläche. 2. Wo die Kahlſchlagwirtſchaft den ganzen wirtſchaftlichen Ver— hältniſſen mehr entſpricht und daher beibehalten wird, find ſchmale Schläge anzulegen, um hierdurch für ſpäter eine größere Anzahl von Hiebszügen anbahnen zu können. Die früher von Königs) empfohlenen Kouliſſenhiebe haben ſich nicht be— Stellung bei den Fichten-Culturen abzuweichen und dafür eine horſtweiſe Stellung der Pflanzen mit angemeſſen großen Räumen zwiſchen den Horjten einzuführen, und wie iſt eine ſolche am zweckmäßigſten zu bethätigen? S. 164—178. Anlage XIV (Brinkmann). 1) Böhmerle, Karl: Ueber Schneeſchäden. Mittheilung der k. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1898, S. 195). 2) v. Berg: Ueber den Eis- und Schneebruch in den Gebirgsforſten ꝛc. (Forſtwirthſchaftliches Jahrbuch, herausgegeben von der Königlich Sächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 4. Band, 1847, S. 173). 3) Die Waldpflege aus der Natur oder Erfahrung neu aufgefaßt. 2. Aufl. Gotha, 1859, S. 281; 3. Aufl. u. d. T. „Der Waldſchutz und die Waldpflege“ von Dr. Carl Grebe herausgegeben. 1875, S. 296. EI — Schuß gegen Schnee. 435 währt, weil ſie — ohne den Erwartungen in Bezug auf Vorbeugung von Schnee— ſchäden zu entſprechen — in den meiſten Fällen den Stürmen zum Opfer fielen. 3. Überhalt ſtufiger Laßreitel in Mittelwaldungen. 3. Behandlung der beſchädigten Beſtände.“ Wenn ein bedeutender Schneedruck-Schaden erfolgt iſt, jo hat der Forſtmann die Aufgabe, die Folgen dieſes Ereigniſſes möglichſt abzuſchwächen bzw. auszugleichen. Vor allem iſt beſonders in Nadelwaldungen alles ſtark ver— brochene und vollſtändig am Boden liegende Holz ſchleunigſt auf— zuarbeiten und zu verwerten. Bäume mit noch einigen grünen Aſten (3— 4 Quirlen) läßt man vorläufig ſtehen. Glatter Abſchnitt der Bruchſtelle befördert deren Ausheilen. Halbgebogene Stangen dürfen ebenfalls nicht gleich gefällt werden, weil ſie ſich, wegen ihrer Elaſtizität und ihres Strebens nach Licht, häufig wieder aufrichten und mindeſtens noch zur Erhaltung des Schluſſes, mithin der Boden— friſche, beitragen. In dieſe Kategorie fallen namentlich junge Kiefern und Lärchen, auch Laubhölzer. Bei der Aufarbeitung der gebrochenen Stangen läßt man die nur gebogenen durch die Arbeiter thunlichſt wieder gerade richten. Unter Umſtänden empfiehlt ſich das Anbinden (mit Draht oder Wieden) an benachbarte Stämme. Im übrigen richtet ſich die Behandlung hauptſächlich nach der Holzart, ſowie dem Alter der betreffenden Beſtände und der Art und Weiſe des Bruches. Junge, platz⸗ oder ſtreifenweiſe verbrochene Nadelholzbeſtände rekrutiert man durch Pflanzung. Zu kleine Lücken müſſen vorher durch Abrundung auf eine den Anbau ermöglichende Größe gebracht werden. Je nach dem Standorte haben ſich Buche, Ahorn und Lärche (Heiſter) oder Fichte, Tanne, auch Weymouthskiefer bewährt. Gipfel: brüche heilen ſelbſt bei Kiefern und Lärchen oft in überraſchender Weiſe wieder aus, wenngleich ein gewiſſer abnormer Typus (Doppel- gipfel, Spieß⸗ oder Bajonettbildung ꝛc.) längere Zeit erkennbar bleibt. Nach Meſchwitz) war an 20—28 jährigen Kiefern, welche 1868 durch Gipfelbruch ſtark gelitten hatten, fünf Jahre ſpäter eine jo vollftändige Gipfel- bildung erfolgt, daß bei den um etwa 7 ihrer Länge geſchädigten Exemplaren der frühere Bruch kaum noch erkannt werden konnte. Altere Stangen⸗ und Baumhölzer ſind, bei gleichmäßig ſtarker 1) 25. Hauptverſammlung des Märkiſchen Forſtvereins in Guben am 3. und 4. Juni 1897. Wind und Schneebruchlücken. — . . .. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIX. Jahrgang, 1897, S. 492, hier 493). 2) Folgen des Schneebruches von 1868 (Tharander Forſtliches Jahr⸗ buch, 24. Band, 1874, S. 78). 28* 436 IV. Buch. VI. Abſchnitt. Lichtung durch Schneeſchäden, mit einer Schattenholzart zu unterbauen, wozu in Fichtenbeſtänden am beſten Rotbuche und Weißtanne, in Kiefernbeſtänden — außer dieſen Holzarten — auch Hainbuche, Fichte I und unter Umſtänden ſogar Traubeneiche ſich eignen. | Im übrigen glauben wir auf die im III. Abſchnitt, S. 407 bis S. 409 gemachten Bemerkungen Bezug nehmen zu können. In den Gothaiſchen Waldforſten !) befolgt man in Bezug auf den Anbau der durch Schnee- und Duftbruch entſtandenen Blößen, auf Grund von Unter— ſuchungen (in 6 Oberförſtereien), folgendes Schema: Minimalgehalt Entfernung der RER der anzubauen- | Kultur vom Anbauvorſchrift, je nach der Größe der Altersperiode den Blöße Bruchrande Blößen 1 Dickicht 0,1 2—3 bis 2 a Größe: nur Laubholz: | heiſter (Buche, Ahorn); über 210 a: Heiſter oder Buchen⸗ loden; 10a und darüber: Heiſter, Buchen⸗ loden oder 5—6 jährige ver- | | ſchulte Fichten. bis 1—3 a Größe: nur Heiſter; über 3 a: Heiſter und verſchulte Fichten. bis 2—3 a Größe: nur Heiſter; über 3 a: nur Buchenloden. Altholz .. — | — Unter- oder Einbau wie nach Löcherhieben, falls der Bruch— beſtand noch mindeſtens 10 Jahre zu erhalten iſt. ou Stangenholz 1 157 a Mittelholz . Verbrochene Laubholzbeſtände können mitunter durch Köpfen der krummgebogenen Stangen in einer Höhe von 4— 5 m über dem Boden gerettet werden, namentlich Buchenſtangenhölzer?). Das Wieder: aufrichten und Stehenlaſſen der nur gebogenen Stangen, welche ſich zu tragen vermögen, hat ſelbſtverſtändlich auch hier ſtattzufinden. 1) Protocoll über die am 24. und 25. September 1888 ſtattgehabte XXI. Verſammlung Thüringiſcher Forſtwirthe. Abgehalten in Elgersburg, Herzogthum S.-Gotha. Eiſenach, 1889, S. 20 (Thema III), S. 25—45 (Zu⸗ ſammenſtellung der unterſuchten Bruchkulturen) und Nachwort (S. 64— 48). 2) Beling: Ein ausgeheilter Schneedruck Schaden im jungen Buchen— Hochwalde (Monatſchrift für das Forſt und Jagdweſen, 1876, ©. 506). Schutz gegen Duft und Eis. 437 Zur Ausfüllung entſtandener Lücken ſind in Buchenſchlägen Trauben⸗ eiche, Lärche, Weymouthskiefer, Weißerle und Akazie (dieſe nur in tieferen Lagen) mit Vorteil zu verwenden. Bei ſtarker Beſchädigung von Laubholzſtangen bleibt aber nichts übrig, als ſie auf die Wurzel zu ſetzen oder — falls ſie hierzu wegen höheren Alters nicht mehr tauglich ſein ſollten — zu unterbauen, wozu ſich in Buchenbeſtänden beſonders die Tanne eignet. Durch entſprechende Kombination mehrerer oder aller Mittel in einem und demſelben Beſtand entſtehen mittelwaldartige Formen, welche — wegen ihrer Ungleichmäßigkeit in Bezug auf Alter, Höhe und Wuchs — künftigen Schneeſchäden beſſer widerſtehen dürften. VII. Abſchnitt. Schutz gegen Duft und Eis.“) 1. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Der Reif⸗ und Eisanhang inkruſtiert und belaſtet Schaft, Gipfel und Aſte und bewirkt bei übermäßiger Auflagerung Bruch und ſogar das Auswurzeln ganzer Bäume. In ähnlicher Weiſe ſchadet das Glatteis, ein in Bezug auf Entſtehung und äußere Geſtalt vom Eisanhang abweichendes Phänomen, wenn auch die Möglichkeit des Zuſammentreffens beider Erſcheinungen nicht ausgeſchloſſen iſt.“) Der Reif wird von den Forſtwirten meiſt „Duft“ genannt. Gleichbedeutende Ausdrücke find: Rauhreif, Rauhfroſt oder Anhang. Duft ohne gleichzeitigen Schnee bringt den Holzwüchſen ſelten erheblichen Schaden, während dies bei Eisanhang und Glatteis 1) von Löffelholz, Frhr.: Einige Worte über den Duftanhang (All⸗ emeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, N. F. Erſter Jahrgang (October bis 2 ber), Nr. 11 vom 25. October 1832, S. 41). 1 Vonhauſen, Dr.: Einige forſtliche und meteorologiſche Aphorismen. 3. Bildung des Rauhreifes oder Duftanhangs (daſelbſt, 1881, S. 431). 5 Ueber Rauhfroſt. Nach W. Köppen (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 251). f 2) Braun, E.: Ueber die feſten Hydrometeore, mit beſonderer Berück⸗ ſichtigung der Eisbrüche in den Waldungen des Vogelsbergs, des Taunus, Lahn⸗ und der Edergebirge im Großherzogthum Heſſen, während der etzten Hälfte des Novembers 1838 (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, * S. 281). 1 4 438 IV. Buch. VII. Abſchnitt. der Fall iſt. Wenn aber auf bereifte oder mit Eiskruſte überzogene Stämme eine größere Schneemenge ſich lagert — ein in Gebirgs⸗ forſten häufiger Fall — und wenn etwa noch heftiger Wind hinzu— tritt, ſo ſteigert ſich der Schaden zu außergewöhnlichen Dimenſionen. Wenn ferner feuchter Schnee auffällt und die Temperatur plötzlich ſehr ſtark ſinkt, fo können die Baumkronen in einem gedrängt ges ſchloſſenen Beſtande derart zuſammenfrieren, daß die Holzhauerei zeit- weiſe unterbrochen werden muß.“) Die Folgen des Duft- und Eisbruches ſind denen durch Sturm und Schneeauflagernng ähnlich. Sie beſtehen in Zuwachs- und Nutz- holzverluſt, Zopftrocknis (bei Entwipfelung), Beſtandsdurchlöcherung, Bodenverwilderung, Störung des Wirtſchaftsplanes, Dispoſition zu Inſekten- und Pilzſchäden, Erſchwerung des Holzhauereibetriebes ꝛc. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Nadelhölzer leiden durch dieſe Kalamität mehr als die Laubhölzer. Der größte Schaden trifft in der Regel die gemeine Kiefer und die anderen Kiefern-Arten; dann folgen etwa Fichte, Tanne und Lärche. Wenn aber der Anhang die Lärchen noch im Laube findet, ſo kann dieſe Holzart ſogar mehr als die Fichte leiden. Unter den Laubhölzern find Pappeln, Sal- und Bruch— weide, Erlen und Akazie wegen ihres brüchigen Holzes am meiſten gefährdet; jedoch fällt der betreffende Schaden, wegen der geringen Verbreitung dieſer Holzarten, weniger zu Geſicht. Man bemerkt vielmehr die meiſten Eisbruchſchäden an der Rotbuche wegen ihres reichen und dichten Blätterwerkes, wozu noch kommt, daß dieſe Holz— art weit verbreitet iſt. Auch Birken und Eichen leiden empfindlich, wenn ſie der Eisanhang noch im Laube befällt. Eine Empfindlich— keitsſkala der Holzarten in Bezug auf den Eisanhang läßt ſich aber aus früher erörterten Gründen nicht gut aufſtellen. In den beiden Jahren 1838 und 1858 wurden z. B. im weſtlichen und ſüdlichen Deutſchland (Taunus, Odenwald ꝛc.) die Birken und Eichen durch Duft⸗ und Eisbruch ſtark mitgenommen, weil an den Trieben dieſer Laub— hölzer, infolge des frühzeitigen Eintrittes ſtarker Nachtfröſte (Oktober), eine grünwelke Belaubung bis tief in den Winter hinein hängen geblieben war. 1) Zuſammengefrieren der Baumkronen (Centralblatt für das gejammte Forſtweſen, 1894, S. 324). — Dieſer Fall trat im Januar 1894 in dem der Bürgergemeinde Malleray (Berner Jura) gehörigen Beſtand (100110 jährige Fichten) ein. I Schutz gegen Duft und Eis. 439 b. Holzalter. Während der Schneeſchaden mehr die Dickichte und geringen Stangenhölzer heimſucht, trifft der Duft- und Eisbruch mehr die ſtarken Stangen- und Baumhölzer. Scharfe Grenzlinien nach dem Alter laſſen ſich zwar nicht ziehen; jedoch werden nach wiederholten Erfahrungen in Kiefern- und Lärchenwaldungen die Altersklaſſen von 30 — 60 Jahren, in Buchen⸗ waldungen die von 40 — 80 Jahren am meisten heimgeſucht. Geringe Stangenhölzer werden meiſt bloß verbogen; in einzelnen Fällen kommt allerdings das Umbiegen und vollſtändige Niederlegen ganzer Abteilungen vor, als wenn eine Walze darüber gegangen wäre. Im älteren Holz überwiegt der Bruch; je nach Lage und Wuchs findet hier teils Schaft⸗, teils Gipfel-, teils Aſtbruch ſtatt. Durch Gipfel: ee leiden meiſt die mit Zapfen beſchwerten Koniferen. Aſtbruch ereignet ſich vorzugsweiſe an alten Eichen mit rückgängigen Kronen und vielen dürren Aſten (Hirſchhörnern). (2 Standort. Die eigentliche Duft⸗ und Eisbruchregion im mittleren und nörd— lichen Deutſchland liegt zwiſchen etwa 500 und 800 m Meereshöhe. Glatteisſchäden gehen tiefer herab. Im ſüdlichen Deutſchland ſind neuerdings Bruchſchäden bis zu 1000 m und ſogar noch höher vor: gekommen. ! In dem ominöjen Bruchjahr 1858 zeigten ſich die Hauptbeſchädigungen im badiſchen Odenwald, u. zw. in dem Gürtel zwiſchen 270 und 670 m, im rechten Rhein⸗ und Lahngebiete ſogar zwiſchen 260 und 460 m. Im Thüringerwalde hingegen war der Bruch über 700 m hinaus be— deutender als bis zu dieſer Höhe. Im Regierungsbezirke Wiesbaden litten 1879 die Lagen zwiſchen 400 und 550 m Höhe am meiſten. 1 Im badiſchen Schwarzwalde zeigte ſich der Schnee- und Duftbruch 1896 in einem in einer mittleren Höhe von 900 m (750—1100 m) verlaufenden ziemlich ſchmalen Flächenſtreifen. Die nördlichen, nordöſtlichen und öſtlichen Expoſitionen haben am meiſten zu leiden; auch die nordweſtlichen ſind bedroht. Außerdem werden namentlich die Mulden an den vom Nordoſtwinde beſtrichenen Bergabhängen faſt durchgehend ſtark beſchädigt, u. zw. um r mehr, je höher die Mulde gelegen, je üppiger das Wachstum, je ichter die Stellung und je kürzer der ſeit der letzten Durchforſtung verfloſſene Zeitraum iſt. Auf den weſtlichen und ſüdlichen Einhängen iſt der Schaden am geringſten. Steile Hänge ſind gefährdeter als ſanfte Erhebungen. Die Thaler, welche von Weſten nach Oſten ſtreichen, ſind auf beiden 1 % 4 440 IV. Buch. VII. Abſchnitt. Hängen exponiert, nordſüdliche Thalzüge hingegen bloß auf der öſtlichen Seite. Feuchtigkeit und Lockerheit des Bodens disponieren zum Wurfe; daher finden ſich in vertieften Lagen (Mulden) mehr Stämme mit den Wurzeln geworfen als gebrochen. Ein ähnliches Verhalten zeigen die Beſtände auf flachgründigen Bergköpfen und Hochebenen. d. Beſtandsſchluß. Im allgemeinen leiden freiſtehende Stämme durch Duft- und Eisanhang mehr als ſolche im Beſtandsſchluſſe, weil jene eine mächtigere Krone entwickeln, wodurch die das Eis aufnehmende Ober: fläche vergrößert wird. Der meiſte Bruch durch Anhang erfolgt daher an Mutter: bäumen und Überhältern im Hochwalde, an Laßreiteln und Oberſtändern im Mittelwalde, an Beſtandsrändern und Schlag⸗ fronten, welche nach Oſten oder Nordoſten gerichtet ſind, an Allees bäumen ꝛc. Der freiſtehende Baum iſt dem Übel nach allen Richtungen hin preisgegeben. Im Beſtandsſchluſſe hingegen ſchützt ein Individuum das andere. 5 Die Art der Kronenbildung, der Grad der Beaſtung der frei— ſtehenden Stämme ꝛc. begründen jedoch einen Unterſchied in Bezug auf das Maß des Schadens. Stufiger Wuchs von Jugend auf, ge⸗ ringe Schaftlänge, regelmäßige Wurzelbildung und normale Bekronung, tief herab gehende Beaſtung, wie fie ſich bei räumlich aufgewachſenen Stämmen zeigen, ſchützen mehr als einſeitige Bewurzelung bzw. Aſt⸗ verbreitung. Aus dieſem Grunde find die aus dichtem Schluſſe plötzlich freigeſtellten, hochkronigen Stämme am meiſten exponiert. e. Witterung. Die meiſten Eisbruchſchäden fallen in die Monate Januar und Februar; aber auch die Monate November und Dezember ſind in dieſer Hinſicht zu fürchten. Nord- und Oſtwind ſind der Eisbildung beſonders günſtig. C. Duft: und Eisbruchchronik.!“) Auch Duft- und Eisbruch treten — wie der Schneeſchaden — mehr lokal auf. Bedeutende Schäden ereigneten ſich z. B. am Harz?) in den Jahren bzw. Wintern: 1) Wir verweiſen auf die im vorigen Abſchnitt verzeichneten Litteraturnach⸗ weiſe, inſofern dieſelben, dem Titel zufolge, mit auf Duft- und Eisbruch ſich beziehen. 2) Brief vom Harze, Februar 1844. Rückblick auf das Jahr 1843 in Beziehung auf die Waldungen. — .. Witterung. — Beſchädigung der Holz⸗ Schutz gegen Duft und Eis. 441 1821 (Februar). 1824 (Januar). 1833 (3.— 5. Februar). 1836/37. 1843/44. 1850 (Januar). 1860/61. 1866 (10. März). 1868 (Januar und Februar). 1872 (November). 1875 (November und Dezember). 1884/85 (Dezember und Januar). 1897 (7.— 11. Februar). Dieſe Jahre waren faſt ſämtlich auch durch Schneebruch ausgezeichnet (f. S. 427 und 428), wie denn überhaupt Schnee- und Duftbruch meiſt gemeinſchaftlich auftreten. In den Waldungen Oberfrankens, der Wetterau, im Taunus, Lahn⸗, Edergebirge, Weſterwald und Vogelsberg iſt namentlich 1838 (19/23. November)) als ein Eisbruchjahr zu verzeichnen. Nach einzelnen Gewichtsunterſuchungen im Revier Hochweiſel (Taunus) kamen auf 6 kg Holz etwa 49 kg Eis, mithin das Achtfache des Gewichtes. Der Speſſart, Odenwald, die bayeriſche Rheinpfalz, die ſüdliche preußiſche Rheinprovinz ꝛc. wurden 1858 (18/25. November)?) von einem ganz furchtbaren Eisbruche heimgeſucht. beſtände durch Schnee- und Eisbruch (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1844, S. 147). Brief vom Harze. April 1844. Witterung, Schnee und Schneebruch ze. (daſelbſt, 1844, S. 225). Brief vom Harze. Anfang Juli 1844. Harzer Forſtverein. — Eis- und Schneebruch ꝛc. (daſelbſt, 1844, S. 305). Burckhardt: Waldplagen (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1862, S. 213). 1) Brief aus München, im Juli 1841 .. Waldbeſchädigung durch Elementar⸗Ereigniſſe ꝛc. (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung 1841, S. 412). D.: Merkwürdiges Naturereigniß mit Eisbruch (daſelbſt, 1842, S. 36). Braun, E.: Ueber die feſten Hydrometeore, mit beſonderer Berückſichtigung der Eisbrüche in den Waldungen des Vogelsberges, des Taunus, der Lahn— und der Edergebirge im Großherzogthum Heſſen, während der letzten Hälfte des Novembers 1838 (daſelbſt, 1843, S. 281). — Dieſe Abhandlung enthält u. a. eine ausführliche Zuſammenſtellung der in den heſſiſchen Forſten ge— brochenen Holzmaſſen. 2) Zur Litteratur: Ueber den Eisdruck im November 1858. (Auszug aus einem Schreiben 442 IV. Buch. VII. Abſchnitt. 5 ) Den unten verzeichneten Litteratur-Nachweiſen entnehmen wir folgende Daten: Das Gewicht der mit Eiskruſte überzogenen Baumteile betrug nach ae, vorgenommenen Unterſuchungen das n 18—20 fache. Der Geſamtbruchholzanfall in der Speſſarter Landſchaft wurde auf wenigſtens 78 000 fm veranſchlagt. In den Schwarzburg-Sonders— hauſener Forſten, welche zum Thüringer— walde gehören, brachen nur etwa 1300 fm, im Forſtamt Dürkheim (Pfalz) hingegen ca. 300 000 fm. Teile des heſſiſchen Odenwaldes wurde auf ca. 54700 fm veranſchlagt. Nach angeſtellten Unterſuchungen trug ein noch nicht meterhoher Wachholderſtrauch 15 kg und eine etwa meterhohe Fichte 75 kg Eis. An den Kiefern hatten einzelne Nadeln 16 g und mehr Eis zu tragen, und welche regelmäßigen, zum Teil reizenden Inkruſtierungen hierbei ſtattfanden, möge aus den beiden En ia von Eis Figuren 145 und 146 erſehen werden. tiefern ce dick von Eis In Re Staatswaldungen des Pfalz mag die geſamte Bruchholzmaſſe 313000 fm betragen haben, in den Korporationswaldungen kaum halb fo viel. In den Waldungen des Fürſtentums Birkenfeld betrug die angefallene Bruchholzmaſſe 27153 fm auf 2840 ha, alſo i. M. 9,5 fm pro ha. des Herrn Regierungs- und Forſtraths Mördes in Würzburg.) (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1859, S. 71). Ueber den Eisdruck im November 1858. Aus dem Großherzogthum Baden. (Aus amtlichen Quellen mitgetheilt.) (daſelbſt, 1859, S. 87). Ueber den Eisdruck im November 1858. Vom Maine. Aus dem weſt— lichen Unterfranken (daſelbſt, 1859, S. 90). Ueber Eis- und Duftdruck im Thüringer Wald. (Auszug aus einem Schreiben des Herrn Oberforſtraths Michael in Sondershauſen.) (daſelbſt, 1859, S. 180). Lindemann: Ueber den Eisdruck in der bayeriſchen Rheinpfalz (da— ſelbſt, 1859, S. 183). Ueber Eis- und Duftdruck im Thüringer Wald. (Aus einem Schreiben des Herrn Forſtraths Deyßing in Gotha.) (daſelbſt, 1860, S. 200). P.; Brief aus Beerfelden, im Großherzogthum Heſſen, den 20. December 1858. Der Eisbruch vom 17. bis 18. November 1858 (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1859, S. 72). Brief aus der Pfalz, im März 1859. Der Eisbruch im November 1858 (daſelbſt, 1859, S. 241). Snell, F. H.: Brief aus Hohenſtein in Naſſau, im Juli 1859. Der Eisbruch im November 1858 (daſelbſt, 1859, S. 353). Der Bruchholzanfall im öftlichen 9 Schutz gegen Duft und Eis. 443 Im Thüringerwalde ſind die durch ihre Schneebruchſchäden be— rüchtigten Winter: 1872/73, II 1875/76, 5 = 1884/85, 1886/87, 1894/95 und 1897/98 zugleich verhängnisvolle Duft: und Eisbruchjahre geweſen. Im letztgenannten Winter brachen hierdurch auf einigen Revieren die Tannen in den gelichteten Althölzern faſt mehr als die Fichten. Zu welchen anſehnlichen Beträgen ſich die Bruchmaſſen Kiefern-Trieb mit epauletten-artiger Eiskrufte. (durch Wind, Schnee und Eis) im Laufe der Jahre belaufen, geht aus einer Zuſammenſtellung der Bruch— maſſen in den 12 oberherrſchaftlichen Forſten des Fürſtenthums Schwarz— burg⸗Rudolſtadt)) hervor. Wir entnehmen derſelben folgende Zahlen: In den 30 Jahren 1868/98 betrug die geſamte Bruchmaſſe in dieſem 14 618 ha großen Waldgebiete Metz, Ed.: Brief aus dem Herzogthume Naſſau, Anfangs Juni 1859. Beobachtungen über den Eis- und Schneeanhang im November 1858 (All— gemeine Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1859, ©. 398). Kehrer, Eduard: Ein im letzten Drittel des Novembers 1858 durch's Eis zerſtörter Wald bei Erbach im Odenwalde (Monatſchrift für das Forſt— und Jagdweſen, 1862, S. 446). Schadt, E.: Ueber den Eisbruch in den Waldungen des Fürſtenthums Birkenfeld im Monat November 1858 (Jahrbuch der Königl. ſächſ. Akademie für Forſt⸗ und Landwirthe zu Tharand, 14. Band, 1861, S. 80). Grunert, Julius Theodor: Der Eisbruch in der Winterhauch (Forſt— liche Blätter, 7. Heft, 1864, S. 153; 9. Heft, 1865, S. 160 und 11. Heft, 1866, S. 26). Vonhauſen, Dr. W.: Der Eisbruch in der Winterhauch (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1864, S. 285). -ck.: Auch ein Wort den Eisbruch im Forſte Winterhauch betreffend (daſelbſt, 1865, S. 178). Vonhauſen, Dr. W.: Ein letztes Wort über den Eisbruch in der Winterhauch (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1865, S. 211). 1) Wir verdanken dieſe höchſt intereſſante Zuſammenſtellung der Güte des Herrn Oberforſtmeiſters Freiherrn von Ketelhodt (Rudolſtadt). 444 IV. Buch. VII. Abſchnitt. 251 817 fm, wovon 169 902 fm auf Windbruch, 63 642 fm auf Schnee- und Eisbruch und 18 273 fm auf Wind- und Schneebruch zuſammen entfallen. Mithin kommen in 30 Jahren auf 1 ha 17 fm Bruchholz, gewiß ein bedeutender Betrag. ö £ Im Winter 1874/75 (November und Dezember) fanden u. a. in verſchiedenen Waldungen Oſterreichs!) bedeutende Eisbrüche ſtatt. Am 22/54. Januar 1879 wurde Mitteldeutſchland und Mittel- frankreich von einem enormen Glatteisbruche heimgeſucht. In Frankreich?) brachen in einzelnen Laubholzbeſtänden bis 50% aller Stämme, in ſorgfältig durchforſteten Kiefernbeſtänden ſogar bis 70%. Die im Walde zu Fontainebleau durch dieſen Eisbruch zu Boden geſtreckte Holz— maſſe wurde auf 150000 steres veranſchlagt. Die Stärke der Eisſchicht ſelbſt an dünnen Zweigen betrug etwa 2 em. "Das Gewicht der Telegraphendrähte war auf das 15fache erhöht,. In der preußiſchen Oberförſterei Saarburg‘) wurden am 24. Januar 1879 an einem ſteilen Oſthang auf halber Berglehne 100 —140 jährige Buchen von faſt 30 m Länge mit den Wurzeln vollſtändig aus dem Boden geworfen, weil dieſer durch vorausgegangenen reichen Schneefall und Regen ſtark erweicht war. Nur einzelne Stämme blieben verſchont; es entſtand eine zuſammen— hängende Blöße von ca. 2 ha Größe. Am 20,2. Dezember 1886 ereignete ſich in Süddeutſchland (Baden, Württemberg ꝛc.) ein ausgedehnter Eisdruck, welcher durch nachfolgenden reichlichen Schneefall und wochenlang andauerndes Froſt— wetter noch erheblich verſtärkt wurde.“) Im Dezember 1896 hin— gegen folgte im badiſchen Schwarzwald auf Schneeſtürme ein beträcht— licher Rauhreif bzw. Eisanhang, welcher die Bruchkalamität zu einer Kataſtrophe geſtaltete. 2. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Begründung ſtandhafter Jungwüchſe in Duftbruchlagen, am beſten durch Einzel-Pflanzung. Von dem Anbaue der gefährdeten 1) Eisbruch im Staatsforſte bei Görz (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1875, S. 114). Schnee- und Eisbrüche (daſelbſt, 1875, S. 273). — Dieſe Notiz ſtammt aus Weſtgalizien. 2) Beſchädigungen durch Eisanhang in Frankreich (daſelbſt, 1879, S. 217). Nach den Schilderungen von J. Jamin in der „Revue de deux wondes“. Ney: Der Eisbruch vom 23. Januar 1879 in den franzöſiſchen Waldungen (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1879, S. 646). Ebenfalls aus Jamins Aufſatz extrahiert. 3) Ilſe: Eisbruch in der Königl. Oberförſterei Saarburg, Reg.-Bez. Trier (Forſtliche Blätter, N. F. 1879, S. 346). 4) Verhandlungen des Badischen Forſt-Vereins bei feiner 35. Verſammlung zu Kenzingen am 16. September 1889. Karlsruhe, 1890, S. 8. Thema 1. Schub gegen Duft und Eis. 445 Kiefer iſt entweder ganz abzuſehen, oder es müſſen wenigſtens bruch— feſtere Holzarten beigemiſcht werden. 2. Erhaltung eines guten Beſtandsſchluſſes, auch in älteren Beſtänden. Bedenklich ſind namentlich zu plötzliche Veränderungen der Baumſtellung, z. B. Vornahme einer zu ſtarken Durchforſtung in einem noch dicht geſchloſſenen Stangenholze. Auszugshauungen (behufs Gewinnung von Telegraphenſtangen, Baurüſtungen ꝛc.) in älteren Stangen: und Baumhölzern werden oft ver— hängnisvoll, ſind daher zu vermeiden. 3. Vermeidung des Überhaltes einzelner Stämme. 4. Anzucht und Erhaltung eines tüchtigen Waldmantels an den nordöſtlichen und öſtlichen Beſtandsrändern. 5. Abtrieb der Beſtände von Süden nach Norden bzw. Süd— oſten nach Nordweſten. f Selbſtverſtändlich kann dieſe Abtriebsfolge nur für ſolche Ortlichkeiten in Frage kommen, in welchen die Duftbruchgefahr die Sturmgefahr überwiegt. Die ſüd⸗nördliche Richtung iſt überdies nur zuläſſig, wenn die Hauptſturm— richtung nicht die ſüdweſtliche oder gar ſüdliche iſt. Noch beſſer iſt der Ab— trieb von Südoſten her, weil dann die weſtlichen Stürme durch den vollen Beſtand in ihrer Wirkung geſchwächt werden, während die ſüdweſtlichen längs der Schlagfronte abſtreichen und höchſtens einzelne vorſtehende Randbäume faſſen können. In manchen Fällen wird eine Schwenkung der Schlaglinie von Südſüdweſten nach Oſtſüdoſten angezeigt ſein, damit der Anhieb ſowohl gegen die weſtlichen bzw. ſüdweſtlichen, als gegen die nordöſtlichen Luft— ſtrömungen geſichert iſt. Welche von dieſen Hiebsrichtungen die beſte iſt, hängt überdies von den Terrainverhältniſſen, ſowie von den auf den Schutz der Kulturen, den Holz— transport ꝛc. zu nehmenden Rückſichten ab, muß daher für jeden einzelnen konkreten Fall entſchieden werden. 3. Behandlung der beſchädigten Veſtände. In dieſer Beziehung gelten die jür die Behandlung von Schnee: bruch beſtänden erteilten Direktiven (S. 435 — 437). V. Buch. Schutz der Waldungen gegen außerordentliche Naturereigniſſe. Zu den außerordentlichen Naturereigniſſen, welche den Wald— beſtand ſtets gefährden und mitunter ganz vernichten, gehören nament— lich: Waſſerverheerungen, Lawinen, Flugſand und Wald— brände. In dieſem Buche ſoll daher von den hierdurch verurſachten Waldbeſchädigungen die Rede ſein. J. Abſchnitt. Schutz gegen Waſſerſchüden.!) Das Waſſer kann als Meteorwaſſer oder als fließendes Waſſer oder als ſtehendes ſchaden. Seine Wirkungen ſind teils mechaniſche, teils phyſiologiſche— Die wichtigſten mechaniſchen Einwirkungen beſtehen in Ab— rutſchungen und Abflutungen von Erde, Bodenabbrüchen (Berg— ſtürzen) und Überſchwemmungen durch Meteor- und fließendes Waſſer. Phyſiologiſche Nachteile für das Holzwachstum und den Boden entſtehen durch ſtehendes Waſſer, welches den Boden ver— näßt und verſumpft. Von den Abflutungen durch ſtarke Regengüſſe war bereits im IV. Buch, IV. Abſchnitt (S. 409 u. f.) die Rede. J. Kap. Erdabrutſchungen und Bodenabbrüche. 1. Entſtehung. Beide Ereigniſſe vollziehen ſich unter gewiſſen Umſtänden an ſteilen, zerklüfteten, waldloſen Hängen durch im Innern andringendes 1) Kraft, Guſtav: Beiträge zur forſtlichen Waſſerbaukunde. Mit Holz: ſchnitten. Hannover, 1863. Schutz gegen Wafjerfhäden. 447 Sickerwaſſer (Schichtwaſſer), mitunter auch durch Tagwaſſer oder durch Wildbäche. Das Schicht- oder das Tagwaſſer erweicht allmählich und löſt mitunter ganze Bergmaſſen ſamt dem darauf befindlichen Holz— wuchſe, zumal wenn die Neigung einen gewiſſen Grad überſteigt, oder wenn unter einer wenig mächtigen durchläſſigen Erdſchicht eine un— durchläſſige Schicht das Verſickern des Waſſers in die Tiefe hemmt. Auch das Untergraben des Fußes einer Bergwand kann einen Bodenabbruch veranlaſſen. Die Wildbäche (Runſen) im Hochgebirge bewirken ſolche Ab— rutſchungen oder Abbrüche des Bodens teils durch fortſchreitendes Vertiefen des Waſſerlaufes, teils durch ſeitliche Angriffe auf die Ufer. Dieſe finden beſonders an ſcharfen Krümmungen ſtatt, wenn ein Ufer aus feſtem Geſteine, das andere hingegen aus leicht zerſtörbarem Materiale beſteht. Die Stoßkraft des Waſſers wächſt mit der Ge— ſchwindigkeit. Man kann annehmen, daß die Stoßkräfte wie etwa die ſechſten Potenzen der Geſchwindigkeit ſich verhalten. Erdabrutſchungen von größerer Ausdehnung infolge der unter— wühlenden oder ſtoßenden Wirkung ſolcher Wildbäche heißen Muhren (Muhrgänge, auch Rüfen oder Laven). Größere Bodenabbrüche nennt man Bergfälle (Bergjtürze). Am 15. November 1879 ereignete ſich bei Vitznau am Vierwaldſtätter See ein bedeutender Bergſturz. An dem jog. Vitznauer Stocke, welcher gleichſam den Fußſchemel des Rigi bildet, löſte ſich an dieſem Tag eine mehr als 1000 ebm betragende Erdmaſſe mit dem darauf ſtockenden Wald ab und rutſchte in die Tiefe. Der Thalkeſſel wurde hierdurch unten gefüllt und zugleich eine Kapelle etwa 6 m hoch mit Schlamm überdeckt.!) In der Nacht vom 12./13. Juli 1892 erfolgte im oberen Pleiſſathale der Gemeinde Brummbach (Forſtwirtſchaftsbezirk Reichraming) ein großer Bergſturz. Der Fahrweg und der Pleiſſabach wurde hierdurch auf eine Strecke von über 100 m Länge mit Steingeröll und Wurzelwerk derart über— ſchüttet, daß (infolge des gehinderten Waſſerabzuges) oberhalb des Bergſturzes ein ca. 6m hohes Stauwaſſer — einem Klaushof ähnlich — ſich anſammelte. Die abgeſtürzte Erd-, Geröll- und Steinmaſſe (Kalk) mochte ca. 15000 bis 20 000 ebm betragen haben. Der Abſturz war jo gewaltig, daß auf dem gegen— überliegenden Hange der Holzbeſtand auf eine ziemliche Strecke (höhenwärts) abraſiert wurde und der Fahrweg vor und hinter dem Bergſturz auf weite Ent— fernung hin große Riſſe zeigte.?) 2. Schaden. Die gewöhnlichen Nachteile ſolcher Abſitzungen und Ab— brüche des Bodens beſtehen in: Verminderung der produktiven 1) Ein Bergſturz (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 46). 2) Sychrowsky: Ein Bergſturz in Reichraming (Oberöſterreich) (da— ſelbſt, 1892, S. 370). * 448 V. Buch. J. Abſchnitt. Holzbodenfläche, Überſchüttung der Kulturen und Beſchädigung oder gar Vernichtung forſtlicher Betriebs- und Sicherungsanſtalten. Durch das häufig ſich fortpflanzende Abreißen und Abrutſchen von Erd- und Geſchiebemaſſen entſtehen an den Hängen Hohlriſſe, welche durch die Tagwaſſer immer mehr erweitert werden, und in den Thalgewäſſern Erhöhung, Verſtopfung, Verlegung der Flußrinnen und Stauungen im Waſſerlaufe. Die unausbleibliche Folge ſind Überſchwemmungen. An anderen Stellen werden Wege und Straßen verſperrt, Grenzzeichen aus ihren Standorten verrückt, Gräben verſchüttet und ſonſtige Nachteile verurſacht. Alle dieſe ſchädlichen Folgen ſind um ſo größer, je ſteiler der Hang, je zerklüfteter das Terrain, je tiefgründiger und lockerer das Erdreich und je belaſtender der Baumwuchs iſt. Die durch Binnen⸗ waſſer zum Bruche geneigten Ortlichkeiten verraten ſich dem auf⸗ merkſamen Blick in naſſen Jahren meiſt ſchon vorher durch Riß⸗ bildungen und kleine Ablöſungen von Erdfrume. 3. Vorbeugungsmaßtregeln. Die wichtigſten allgemeinen Schutzmaßregeln gegen dieſe Nach- teile ſind folgende: 1. Sorgfältige Erhaltung des Waldes auf den äußerſten Ge⸗ birgshöhen und an den gefährdeten Hängen. Die betreffenden Wälder gehören in die Kategorie der Schutzwälder.“) Die geeignetſten Betriebsformen für ſie ſind, je nach der be⸗ ſonderen Lage und den ſonſtigen Umſtänden, entweder die Plänterform oder der Niederwaldbetrieb. Für die eigentlichen Bergkuppen und Hochplateaus paßt die plänterwald⸗ artige Behandlung mit rechtzeitiger Rekrutierung aller Fehlſtellen durch Pflanzung am meiſten, während hoher Baumwuchs an ſteilen Hängen zu be⸗ laſtend wirken würde. Hier eignet ſich Stockſchlagbetrieb (Strauchwuchs) beſſer, weil das Erdreich durch das Wurzelgeflecht der Loden beſſer zu⸗ ſammengehalten, gleichſam gebunden wird. Der Umtrieb muß aber niedrig bemeſſen werden. 2. Einſtellung des Weideganges, Schonung der Streudecke, Unter⸗ laſſung der Baum- und Stockrodung an allen Stellen, wo Boden- Abſitzungen zu befürchten ſind. Die beſonderen Sicherungsmaßregeln werden von der Ent ſtehungzn fache und Ortlichkeit bedingt. Oberirdiſcher Zufluß 1) Heß, Dr. Richard: Ueber Waldſchutz und Schutzwald. Deutſche Zeit⸗ und Streit -Fragen. Flugſchriften zur Kenntniß der Gegenwart. Heraus⸗ gegeben von Franz von Holtzendorff. Neue Folge. Dritter Jahrgang. Heft 38. Hamburg, 1888. ’ Schutz gegen Waſſerſchäden. 449 oder Schichtwaſſer, welches im Innern andringt, iſt z. B. durch Gräben, Röhrenſtränge oder Sickerdohlen bereits am oberen Bergrand abzuleiten. Das Untergraben einer zum Abrutſchen oder Abbrechen ge— neigten Bergwand muß vermieden werden. Gegen Verheerungen durch Wildbäche ſichern: a) Verbauung derſelben ſchon an der Urſprungsſtelle, d. h. im Sammelgebiete. b) Wiederaufforſtung der entwaldeten Quellengebiete. Auf dieſen namentlich für die alpinen Gegenden höchſt wichtigen Gegenſtand kommen wir im folgenden Kapitel zurück. 4. Abſtellungsmaßregeln. Wenn — trotz aller Vorſicht — doch Erdabrutſchungen, Hohl— riſſe, Schotterrinnen ꝛc. durch außerordentliche Naturereigniſſe (Wolken— brüche ꝛc.) entſtanden find, jo hat man, um das weitere Umſichgreifen dieſer Übel zu verhindern, ſofort entſprechende Sicherungswerke anzulegen.“) Oft genügt ſchon eine einfache Verpfählung Fig. 147. oder eine Querwand aus Pfahl- und Flecht⸗ werk oder ein natürlicher Verhau vorhandener - Bäume, welche man über's Kreuz fällt und mit hölzernen Pfählen am Boden befeſtigt. Wenn 5 u die Erdrinne größere Dimenſionen erreicht hat, Li fo find mehrere derartige Querwände oder Verhaue tar arge Der in angemeſſenen Abſtänden von einander an— . zulegen und die Böſchungen gleichmäßig abzuſchrägen und zu be: pflanzen. Unter Umſtänden machen ſich ſtaffelartige Verhaue nötig. Fig. 148. Fig. 149. Natürlicher Verhau. Natürlicher Verhau Die in Fig. 147 abgebildete Art der Verpfählung iſt ihrer Kon- ſtruktion nach widerſtandsfähiger als die Anwendung einfacher Pfähle. Um natürliche Verhaue herſtellen zu können (Fig. 148 und Fig. 149), 1) Hampel, L.: Verbauungen von Lawinengängen, Schotterrinnen und Erdabrutſchungen (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1877, S. 574). Mit 6 Abbildungen (Fig. 147— 152), die wir im Texte reproduziert haben. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 29 450 V. Buch. I. Abſchnitt. muß Wald vorhanden ſein. Man fällt die betreffenden Bäume über's Kreuz mit der Krone bergwärts, zuerſt die ſchwächeren Stämme, dann die ſtärkeren, u. zw. jo, daß die Kerbe auf der Fallſeite 60 em hoch, auf der entgegen⸗ geſetzten Seite etwa 75 em hoch angeſchnitten wird und daß der Baum auf der Fallſeite mit dem Stocke noch in Verbindung bleibt, und beläßt ihm alle Aſte (Rauhbäum eh. Künſtlicher Schleppverhau Künſtlicher Schleppverhau. 5 Wo der Wald fehlt, müſſen künſtliche Schleppverhaue aus Pfahl und Flechtwerk (Fig. 150 und Fig. 151) angelegt werden. Man bringt die erforderlichen Bäume bei, legt ſie mit den Kronen kreuz und quer gegen den Abhang und befeſtigt die Aſte an Pfähle, oder man verflechtet ſie unter einander, oder man befeſtigt die Stämme mittels hakenförmig ge⸗ bogener Hölzer am Boden. Der Staffelbau (Fig. 152) eignet ſich beſonders zur Bindung von Rutſchflächen und wird am beſten aus Weidenſtecklingen hergeſtellt. Außerdem müſſen da, wo Abrutſchungen ſtatt⸗ gefunden haben, die ringsum ſtehenden Bäume auf etwa 2—3 m Entfernung vom Rande der Rutſchſtelle ge⸗ Staffelartiger Verhau. fällt werden, weil dieſe ſonſt leicht ſich vergrößern könnte. Fig. 152. II. Kap. Überſchwemmungen. 1. Entſtehung. Überſchwemmungen entſtehen in Flußthälern und Niederungen durch das Austreten fließender oder ſtehender Gewäſſer. Die Urſachen dieſes Austretens können in raſcher Schmelze großer Schneemaſſen im Hochgebirge oder in lange andauernden, heftigen Regengüſſen, Wolkenbrüchen, Bodenabflutungen oder in Berg: ſtürzen ꝛc. beſtehen. Die Veranlaſſung zu Abflutungen und Abbrüchen des Bodens liegt in letzter Inſtanz gewöhnlich in Entwaldung der Gebirge, namentlich Schutz gegen Waſſerſchäden. 451 ſteiler Berghänge, oder in ſchlechter Bewirtſchaftung der Höhenwälder. Wo die Meteor⸗ und Sickerwaſſer nicht mehr durch vollen Kronen- und Wurzelſchluß in Verbindung mit der natürlichen Streudecke am Hange zurückgehalten werden, ſondern ungehindert zu Thal rinnen können, führen ſie maſſenhaft Schutt in die Wildbäche, welche infolgedeſſen mächtig anſchwellen und ihre verheerenden Wirkungen weit in das Land hinaus tragen. Die meisten Überſchwemmungen finden im Frühjahr und Herbfte ſtatt. 8 2. Schaden. Die Überſchwemmungen entführen die Streudecke und den Humus, ſchwemmen tauſende von Kubikmetern der beſten Erde ab, bewirken Vernäſſung und Erkältung des Bodens, mitunter ſogar Verſumpfung, vernichten junge Pflanzen, verhindern durch Überſtauen der Stöcke den Ausſchlag im Niederwalde, ſtören den Holzhauereibetrieb und reißen gefertigte Hölzer oft auf weite Strecken fort. Durch das ab— treibende Holz kommen Brücken, Uferbauten und Triftwerke oft in große Gefahr. Bei den Frühjahrsüberſchwemmungen leiden die Ufer— und Randſtämme durch Treibeis. Auch der Verluſt an jagdbarem Wild durch plötzlich eintretendes Hochwaſſer iſt oft recht erheblich; am meiſten leidet das Rehwild. Am wenigſten hat der Verluſt durch Abſchwemmung der Streu zu bedeuten, da der hierdurch dem Walde entzogene Dünger durch die Schlick-Ablagerungen des Großwaſſers reichlich wieder erſetzt wird. Der Flußſchlamm enthält nicht nur höchſt wertvolle mineraliſche Nährſalze, ſondern bietet auch die Alkalien in einem äußerſt fein verteilten und daher den Pflanzen leicht zugänglichen Zuſtande. Hierauf beruht ſeine Verwendung als Dungmittel, zumal auf kalkarmen Böden. Die auf dem überſchwemmten Gelände zurück— bleibende Schlammhöhe ſteht in ziemlich genauem Verhältniſſe zur Waſſerhöhe. Nach zweijährigen Unterſuchungen von Schulze!) (Darmſtadt) enthält z. B. der Rheinſchlamm folgende Beſtandteile in Prozenten: 1871 1872 D ,s 0,19 ealker de) 14,06 15,65 P. O, (Phosphorſäure) 0,13 0,11 28% 212 2: 1) Schulze, Dr. E.: Ueber die Zuſammenſetzung des Rheinſchlamms (Beitſchrift für die landwirthſchaftlichen Vereine des Großherzogthums Heſſen, Nr. 51 vom 21. December 1872, S. 425). 7 29 * 452 V. Buch. I. Abſchnitt. 0 Prof. Neßler (Karlsruhe) fand in Schlammproben vom Oberrhein: Ca O (Kalkerdee / 2 alas ini A P; 0, eher , eee 0,1207, Hunte S en 1,1—4,4 JR ꝛc. g Der durchſchnittliche Gehalt an e Kalkerde berechnet ſich auf etwa 27,5%. Der Inhalt an Kali und Phosphorſäure iſt zwar gering, jedoch immer noch größer als der Gehalt des Ackerbodens an den genannten Be— ſtandteilen. Außer der Ablagerung erheblicher Schlammquantitäten würde als Nutzen der Überſchwemmungen — namentlich für den Wald — noch die Vermehrung des Grundwaſſers (beſonders wichtig in trockenen Jahren) und die Vertilgung ſchädlicher Tiere (Kaninchen, Mäuſe, Maikäfer und andere im Boden ruhende Inſekten) zu bezeichnen ſein. Bedeutende Hochwaſſerſchäden in der zweiten Hälfte des 19. Jahr⸗ hunderts fallen in die 12 Jahre: 1856, 1868, 1879, 1882, 1885, 1888, 1889, 1890, 1892, 1896, 1897, 1899. Sie haben hauptſächlich Frankreich (die Departements in den Alpen), die Schweiz, Ungarn, Oſterreich (beſonders Kärnthen und Tirol), aber auch Deutſchland betroffen. In Frankreich fanden 1856 furchtbare Überſchwemmungen der Rhone ſtatt, durch welche nicht nur zahlreiche Menſchen umkamen, ſondern auch materielle Schäden im Werte von 220 Mill. Fres entſtanden. Eine Folge dieſer Kalamität war der Erlaß des Wiederbewaldungsgeſetzes vom 28. Juli 1860 und des Wiederberaſungsgeſetzes vom 8. Juni 1864 nebſt Ausführungsverordnung vom 10. November 1864. Von ſpäteren Überſchwemmungen daſelbſt find ins⸗ bejondere die vom 14.—16. Oktober 1879 hervorzuheben. In der öſtlichen und ſüdlichen Schweiz!) richteten zumal die 1868 er Hochwaſſer enormen Schaden an. In Ungarn fand am 11. März 1879 eine großartige Ueberſchwemmung der Theiß (bei Szégedin) ſtatt. Auch die Umgebung der ſpaniſchen Stadt Murcia?) wurde am 14. Oktober 1879 von einer ſo bedeutenden Überſchwemmung heimgeſucht, daß fünf Dörfer faſt vollſtändig verſchwanden. In Kärnthen und Tirol fielen durch die Hochwaſſer vom September 1882 innerhalb weniger Tage Werte von über 25 Mill. fl. öſterr. Whrg. zum Opfer. Die Regierung entnahm dieſer Kataſtrophe die Veranlaſſung zum Einbringen geſetzlicher Vorkehrungen zur unſchädlichen Ableitung der Gebirgs⸗ gewäſſer (Reichsgeſetze vom 30. Juni 1884). Spätere Hochwaſſerjahre waren 1885, 1888 und 1889. 1) Coaz, J.: Die Hochwaſſer im September und Oktober 1868 im bündneriſchen Rheingebiete, vom naturwiſſenſchaftlichen und hydrotechniſchen Standpunkt betrachtet. Leipzig, 1869. 2) Zink, F. U: Ueberſchwemmung in Spanien (Centralblatt für das geſam ente Forſtweſen, 1880, S. 128). Schutz gegen Waſſerſchäden. 453 In Deutſchland betrafen die Überſchwemmungen vom November und Dezember 1882) hauptſächlich die Rheingegend, während das Elb- und Odergebiet 1888 mehr zu leiden hatten. Die Hochwaſſer im November 1892, März 1896 fanden namentlich am Rhein?) und in Süddeutſchland (Baden, Württemberg) ſtatt. Im Sommer 1897 wurden beſonders Schleſien, Branden— burg und das Königreich Sachſen heimgeſucht. Die preußiſche Regierung nahm hieraus Veranlaſſung, Sicherungsmaßregeln im Stromgebiete der Oder in Erwägung zu ziehen, indem ſie dem Landtage (1898 oder 1899) den Entwurf eines Geſetzes, betr. „Schutzmaßregeln im Quellgebiete der links— ſeitigen Zuflüſſe der Oder in der Provinz Schleſien“, zugehen ließ.?) Die Hochfluten im September 1899 richteten namentlich in Bayern koloſſale Ver— wüſtungen an. 3. Vorbeugungsmaßregeln.“ Die Privatthätigkeit reicht nicht aus, um den Über— ſchwemmungen möglichſt vorzubeugen und deren Schäden zu mildern. Staatsbeihilfe iſt daher auf dieſem Gebiete unerläßlich, ſchon des— halb, weil die betreffenden Einrichtungen und Sicherungsanſtalten ohne Rückſicht auf die Eigentumsqualität der Grundſtücke, auf welchen ſie zu errichten ſind, behufs wirkſamer gegenſeitiger Unterſtützung in einen planmäßigen Zuſammenhang gebracht werden müſſen, und ferner, weil ſie großartige Mittel beanſpruchen. Die ſicherſte Aſſekuranz gegen Hochwaſſerſchäden liegt in mög— lichſter Schonung und bis ins kleinſte ſorgfältiger Bewirt— ſchaftung der Hochgebirgsforſte im Sammelgebiete der Gewäſſer. Das leitende Prinzip muß darin gipfeln, das Übel ſchon an der Quelle zu verſtopfen. Obſchon dieſe Grundſätze ſchon vor mehr als hundert Jahren von weitblickenden Männern?) ausgeſprochen und begründet worden 1) Honſell: Die Hochwaſſer-Kataſtrophen am Rhein im November und Dezember 1882. Berlin, 1883. Gümbel, A.: Die Hochwaſſer des Rheins und ſeiner Nebenflüſſe Ende November und Ende Dezember 1882 (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1883, S. 109). 1 Joſeph, May Brief aus dem Großherzogthum Heſſen. Die Ueber— n im Ried und in den Auwaldungen am Rhein (daſelbſt, 1883, S. 163). Schimmelfennig: Ueber die neueſten Hochwaſſer- und Eisbeſchädigungen 1 der Elbe (Forſtliche Blätter, N. F. 1883, S. 192). 2) Rebmann: Brief aus der Straßburger Rheinebene. Hochwaſſer Allgemeine Forſt und Jagd⸗ u 1896, ©. 287). 3) Brief aus Preußen. : Schutzmaßregeln im Quellgebiete der Oder ſelbſt, 1899, S. 216). 4) Seiler, Hans: Brief aus Oeſterreich. Beitrag zum Kapitel über rbeugungsmaßregeln gegen Wildbachverheerungen (daſelbſt, 1895, S. 202). 5) Zallinger: Abhandlung von den Urſachen und Mitteln der Ueber— emmung im Lande Tyrol. Aus dem Lateiniſchen vom Graf Ih. Bapt. on Auersberg. Innsbruck, 1779. 454 V. Buch. I. Abſchnitt. ſind, ſo hat es doch lange Zeit gedauert, bis man in den bedrohten Gegenden zur Verbeſſerung der ſorgloſen Waldwirtſchaft und zur Errichtung von Sicherungswerken übergegangen iſt. Seit einigen Jahrzehnten iſt aber die Thätigkeit auf dieſem Gebiete in Frank— reicht), in Ofterreih-Ungarn?) und in der Schweiz in einem erfreulichen Aufſchwunge begriffen. Als Hauptſchutzmaßregeln find folgende namhaft zu machen: 1. Verbauung der Wildbäches) in dem Aufnahmsbecken. Der Schwerpunkt der Wildwaſſer-Bekämpfung liegt in der Ver⸗ hinderung der Materialerzeugung, Verlangſamung des Waſſerlaufes von Aretin, Georg, Freiherr: Ueber Bergfaelle und die Mittel, den⸗ ſelben vorzubeugen oder wenigſtens ihre Schädlichkeit zu mindern (mit vor— züglicher Rückſichtnahme auf Tyrol). Innsbruck, 1808. 1) Demontzey, Prosper: Etude sur les travaux de reboisement et de gazonnement des montagnes. Paris, 1878. — Dieſe Schrift iſt 1880 von Profeſſor Dr. A. von Seckendorff in's Deutſche überſetzt worden. Eine zweite vermehrte Auflage obiger Schrift erſchien 1882 u. d. T.: Reboisement et gazonnement des montagnes. Traité pratique. Demontzey, Prosper: L’extinetion des torrents en France par le reboisement. 2 Vol. Paris, 1894. Schwappach, Dr.: Die Verbauung der Wildbäche in Frankreich (Zeitz ſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 79). — Dieſe Abhandlung enthält den weſentlichen Inhalt des vorſtehenden Werkes. 2) Trümbach, E.: Studien und Exkurſionen im Kärnthner Wildbach- gebiet. (Vom 11.— 14. Juni 1886.) (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1889, S. 565). Wang, Ferdinand: Fortſchritt und Erfolg auf dem Gebiete der Wild— bachverbauung. Anläßlich der land- und forſtwirthſchaftlichen Ausſtellung im Auftrage des k. k. Ackerbauminiſteriums zuſammengeſtellt. Wien, 1890. Die Wildbachverbauung in den Jahren 1883 bis 1894, herausgegeben vom K. K. Ackerbauminiſterium. Mit XXIV Tafeln. Wien, 1895. Die Wildbachverbauung in Oeſterreich (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1895, S. 245). 3) Förſter, G. R.: Ueber Verbauungen von Wildbächen (daſelbſt, 1878, S. 113, 169, 234, 302, 397 und 478. Mit 27 inftructiven Abbildungen). Derſelbe: Studien aus dem Salzkammergute. Wildbachverbauungen (daſelbſt, 1880, S. 296, 352 und 417). von Seckendorff, Dr. Arthur, Freiherr: Ueber die wirthſchaftliche Bedeutung der Wildbachverbauung und Aufforſtung der Gebirge. Wien, 1883 (Vortrag). Derſelbe: Verbauung der Wildbäche, Aufforſtung und Beraſung der Gebirgsgründe. Aus Anlaß der Reiſe Sr. Exellz. des Herrn K. K. Ackerbau⸗ miniſters Grafen Julius von Falkenhayn nach Südfrankreich, Tirol und Kärnthen dargeſtellt. Mit 122 Abbildungen und einem Atlas (35 Blttr.) ꝛc. Wien, 1884. — Der Verfaſſer hatte den Miniſter bei dieſer Reiſe (Juni 1883) begleitet, ſchildert daher auf Grund eigener Anſchauungen. Kai Schutz gegen Waſſerſchäden. 455 und in der Zurückhaltung der durch das Waſſer in Bewegung ge⸗ brachten Erd⸗, Gerölle- und Schuttmaſſen ſchon im Inneren der Ge— birge, um die kontinuierliche Speiſung der Quellen zu ermöglichen oder wenigſtens zu unterſtützen und der Vermuhrung nach Möglich: keit vorzubeugen. Als die wichtigſten Sicherungswerke im oberen Laufe der Bäche!) kommen — je nach den Terrainverhältniſſen, dem Charakter der Wild- bäche, dem Umfange des Sammelgebietes und den verfügbaren Geld— mitteln — folgende in Betracht: A. Grundſchwellen, d. h. quer über die Bachſohle gelegte Stämme oder gut an einander gefügte Steine, die ev. von einem vor— liegenden Stamme gehalten werden. Ihr Zweck beſteht lediglich darin, die Sohle gegen Vertiefung zu ſchützen. Größere Steinſchwellen werden am beſten in Bogenform mit dem Scheitel aufwärts angelegk. Je näher die Grundſchwellen hinter einander gelegt werden, deſto wirkſamer ſind ſie. B. Schalenbauten. Hierdurch wird nicht nur der Sohlen: vertiefung vorgebeugt, ſondern auch das Fortſchaffen der vom Bache mitgeführten Geſchiebe beſchleunigt. Fig. 154. Fig. 153. Schale mit bogenförmigem Profile. Schale mit gebrochenem Profile. Dem Profile der Schalen giebt man entweder die Bogenform (Fig. 153) oder eine gebrochene Form (Fig. 154). Die Bogenform iſt richtiger. Die von Seckendorff, Dr. Arthur, Freiherr: Zur Geſchichte der Wildbach⸗ Verbauung oder: Was iſt in Oeſterreich auf dem Gebiete der Wildwäſſer⸗ Bekämpfung geſchehen? Vortrag gehalten im Club öſterr. Eiſenbahn-Beamten am 16. März 1888. Wien, 1886. Derſelbe: Das forſtliche Syſtem der Wildbach⸗Verbauung. Vortrag, gehalten im öſterr. Ingenieur⸗ und Architekten⸗Verein am 27. März 1886. Wien, 1886. Derjelbe: Die Wildbäche, ihr Weſen und ihre Bedeutung im Wirth ſchaftsleben der Völker. Vortrag gehalten im öſterr. Touriſten⸗Club am 9. April 1886. Wien, 1886. — In allen dieſen Vorträgen iſt eine reiche Menge von intereſſantem (auch ſtatiſtiſchem) Material niedergelegt. 1) Landolt, El.: Die Bäche, Schneelawinen und Steinſchläge und die Mittel zur Verminderung der Schädigung durch dieſelben. Mit 19 litho⸗ 4 graphierten Tafeln. Herausgegeben vom ſchweizeriſchen Forſtverein. Zürich, 1886.— Eine auf langjährigen Erfahrungen beruhende vortreffliche Monographie. f 456 V. Buch. I. Abſchnitt. gebrochene Form iſt aber leichter und wohlfeiler herzuſtellen und genügt vollkommen, wenn das abzuführende Geſchiebe von mäßiger Größe iſt.“) (C. Thalſperren. Hierunter verſteht man ſolche Bauten, die das Gefäll des Wildbaches verringern und hierdurch die zerſtörende Kraft des Waſſers ermäßigen. Sie ſchützen nicht nur die Bachſohle, ſondern tragen auch zur Bildung eines neuen Bachbettes bzw. Hebung des Waſſerlaufes bei. Jede Sperre beſteht aus drei Teilen, dem Damm, dem Fall- oder Sturzbett und zwei ſeitlichen Widerlagern. Der Damm ſteht ſenkrecht zur Richtung des Waſſerlaufes. Das Fallbett bezweckt die Sicherung der Grundlage der Sperre. Die beiderſeitigen Widerlager dienen zur feſten An= lehnung der Thalſperre an die Uferböfchungen und zur Verhütung von Hinter— ſpülungen. Man hat Holz- und Steinſperrenz letztere verdienen — wenn Fig. 155. Thalſperre am Alberlibache bei Davos-Platz im Kanton Graubünden. es ſich um die Verbauung größerer Wildbäche handelt — wegen ihrer größeren Dauerhaftigkeit unbedingt den Vorzug. Die Konſtruktion im einzelnen iſt ſehr verſchieden, namentlich die der Steinſperren. Die Sperren find in an: gemeſſenen Abſtänden zu errichten. An jeder Sperre wird Schutt und Gerölle deponiert. Für kleine noch wenig ausgebildete Runſen und wenn es ſich um raſche und billige Herſtellung handelt, genügen ſchon Sperren aus Packwerk, d. h. ſolche, die aus abwechſelnden Lagen von Kies und Faſchinen (Erlen, Weidengebüſch, dicht benadelte Tannen- oder Fichtenſtämmchen) beſtehen. Die obenſtehende Figur 155 iſt geeignet, eine Vorſtellung von der Ver— 1) Die Figuren 153—158 ſind der Förſter'ſchen Abhandlung „Ueber Verbauungen von Wildbächen“ entnommen (a. a. O., ©. 235, 399 und 402). Schutz gegen Waſſerſchäden. 457 bauung eines Baches durch ein ganzes Syſtem von ſteinernen Thalſperren zu gewähren. D. Flechtwerk⸗Etagen nach Jenny. Sie beſtehen aus an⸗ fangs einfachen Flechtzäunen, welche in nahezu horizontalen Kurven (mit etwas tieferem Scheitelpunkt) angelegt und ſpäter durch Er— richtung weiterer Flechtwerke auf der inzwiſchen erhöhten Sohle ver— Fig. 156. Fig. 157. Flechtzaun nach Jenny (Grundriß). eee Jenny vollſtändigt werden (Fig. 156 und Fig. 157). Wenn weitere Ab⸗ rutſchungen nicht mehr zu befürchten ſind, ſo wird in der Mitte der Runſe eine mit Steinen ausgepflaſterte Rinne hergeſtellt und zu beiden Seiten derſelben werden abermals Flechtzäune in Form von Flügeln errichtet, damit etwa übertretende Schuttmaſſen wieder in die muldenförmigen Rinnen zurückgeleitet werden können (Fig. 158). Der Tagwenvoigt (Ortsrichter) Jenny begann mit dieſen Verbauungen im Jahr 1838. Die erſten Flechtzäune wurden in Abſtänden von 3 m angelegt. Mit der Herſtellung wurde unten begonnen und nach £ 5 3 ö oben fortgefahren. Die Errichtung weiterer Flecht⸗ 1. 1 5 15 5 werke wurde jo lange fortgeſetzt, bis die Sohle des Flechtzäunen in Flügelform. Wildbaches eine ſolche Höhe erreicht hatte, daß Ab⸗ rutſchungen nicht mehr zu befürchten waren. Hierzu ſind — je nach Um⸗ ſtänden — oft 6—8 Lagen übereinander notwendig. Dieſe leicht ausführbaren und wohlfeilen Verbauungen ſind da am Platze, wo die herabflutenden Geſchiebe mehr ſchuttähnlich bzw. frei von größeren Steinbrocken ſind und wo es an geeigneten Punkten für eine Funda⸗ mentierung und feſte ſeitliche Anlehnung des Baues, welche die Vorausſetzung für den Bau einer Thalſperre bilden, fehlt. Außerdem können zur Verbauung von Runſen auch die früher (S. 449 und 450) abgebildeten Verhaue - angewendet werden. Alle genannten Sicherungswerke dienen zur Verſicherung der Bachſohle. Von den Bauten zur Verſicherung der Ufer wird ſpäter kurz die Rede ſein. . Die beſchriebenen Bauwerke ſind namentlich zur Beruhigung der aus dem Urgebirge kommenden unterwühlenden Wildbäche auszuführen. 1 1 Fig. 158. 458 V. Buch. I. Abſchnitt. Die dem Kalkgebiet entſtammenden Wildbäche der Schutthalden und die Gletſcherbäche können niemals ganz zum Erlöſchen gebracht werden. In Verbindung mit dieſen bautechniſchen Vorkehrungen ſteht die Abdoſſierung der Uferhänge und die planmäßige Anlage eines dem Terrain anzupaſſenden Syſtems horizontaler Sickergräben!), um das oberflächig abfließende oder im Boden fortſickernde Waſſer als— bald aufzunehmen und auf dieſe Weiſe über eine größere Fläche hin zu verteilen. Dieſe Gräben haben ſich als Mittel zur Beſeitigung der Überſchwemmungsgefahr vorzüglich bewährt. Sie wirken überdies neu belebend auf die ganze Waldvegetation, erleichtern die Verjüngung und haben die weitere Folge, daß früher verſiegte Quellen wieder zu Tage treten. In Frankreich wurden für Wildbach-Verbauungen und Aufforſtungen mit Einſchluß der Grunderwerbungen ꝛc. bis Ende 1892 ca. 45,5 Millionen Fres. verausgabt und hierfür 62 439 ha zur Aufforſtung gebracht. In Oſterreich wendet die Regierung der Wildbach-Verbauung ſchon ſeit dem Jahre 1882 ihre Aufmerkſamkeit zu. Man begann mit den bezüg⸗ lichen Bauten 1883 in Tirol und Kärnthen, wo die Abhilfe am dringendſten erſchien, und hat ſeitdem in allen Kronländern (mit Ausnahme der Bukowina) ſyſtematiſche Verbauungen großen Stils in planmäßigem Zuſammenhang ausgeführt, wobei die im Auslande (Frankreich, Schweiz) gewonnenen Er— fahrungen als Grundlage gedient haben. Für die Ausführung iſt eine unter dem Ackerbauminiſterium ſtehende beſondere forſttechniſche Abteilung ein— gerichtet, wodurch die planmäßige Organiſierung und Einheitlichkeit der Arbeiten garantiert wird. Die Thätigkeit der bezüglichen Organe erſtreckte ſich (bis 1895) auf zuſammen 536 Arbeitsfelder. Die aufgewendeten Koſten find freilich enorm. In den 12 Jahren 1883—1894 beanſpruchten alle bau⸗ lichen und kulturellen Arbeiten, inkl. Grundentſchädigungen und Ablöfungen von Rechten, einen Koſtenaufwand von 3654000 fl. öſterr. Währung, an welchem Betrage in erſter Linie Tirol, dann Kärnthen, Salzburg und Nieder: öſterreich partizipieren. Die mit dieſen Mitteln nach Ausführung der nötigen Verbauungen zur Aufforſtung und Beraſung gebrachte Fläche ſtellt ſich auf 1930,7 ha. Unter den Männern, die ſich um den Ausbau der Methode der Wild— bachverbauung und deren Ausführung beſonders verdient gemacht haben, find Forſtrat Rieder und Hofrat Salzer zu nennen. Der Ackerbauminiſter Graf Falkenhayn hat das Verdienſt, der Idee Leben und Durchführung verliehen zu haben. 1) Breitenlohner, Dr.: Die horizontalen Sickergräben im Hochgebirge Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1883, S. 93). Derſelbe: Die Function der horizontalen Sickergräben. Mit einer Tafel (daſelbſt, 1883, S. 149) von Berenger, A.: Ueber die Zweckdienlichkeit der Sickergräben (da= jelbjt, 1883, S. 471). — Dieſer Bericht aus Italien behandelt insbeſondere die Geſchichte der Sickergräben von den älteſten Zeiten ab. Schutz gegen Waſſerſchäden. 459 In der Schweiz wurden in den 4 Jahren 1894 — 97 im ganzen 1247 602 Fres. für Verbauungen und Aufforſtungen ausgegeben. Im Schwarzwalde (Buntſandſtein) und Schurwalde (Keuper) wurden in den 4 Jahren 1893—1896 gleichfalls namhafte Summen auf die Ver⸗ bauung von Gräben, Klingen und Bächen, Verteilung des Waſſers, Stau⸗ anlagen ꝛc. verwandt, u. A. in den Revieren Baiersbronn, Buhlbach und Schönmünzach etwa 22000 M.}) In der Pfalz hat man an ſteilen, der Streu beraubten Hängen mit verhärtetem Boden beſonders mit der Anlage von Horizontalgräben in Bezug auf Hemmung des Waſſerabfluſſes jeit den 1870 er Jahren ſehr günſtige Erfahrungen gemacht. In Bezug auf die Dimenſionen dieſer Gräben wird auf S. 410 verwieſen. Die Koſten ſtellen ſich für 5000 6000 m Stückgräben von je 4—6 m Länge auf ca 60-70 4 pro ba.) 2. Aufforſtung des öden Geländes in der Höhenregion, ins— beſondere der Berglehnen, und ſorgfältige Erhaltung der daſelbſt vorhandenen Wälder. Schon Surell ſtellte (1841) in einer Denkſchrift?) die zwei Theſen auf: a) Die Bedeckung des Gebirgsbodens mit gut gepflegtem Walde verhindert die Bildung von Wildbächen, während die Entwaldung ihn den Wildbächen ausliefert. b) Durch die Ausdehnung und Neuanlage von Wäldern wird das Erlöſchen der Wildbäche angebahnt, während das Verſchwinden des Waldes und ſeiner Bodendecke die Heftigkeit der Wildbäche ver: doppelt und ſie ſogar von neuem hervorzurufen vermag. N Eine nähere Schilderung der Hochgebirgsforſtwirtſchaft würde über den Rahmen des „Forſtſchutzes“ hinausgehen. Wir begnügen uns daher mit einigen Andeutungen. Der vorhandene Wald iſt plänterweiſe zu behandeln. Für Blößen und öde Gründe iſt Pflanzung am meiſten geeignet. Als Holzarten kommen hauptſächlich Krummholzkiefer, Arve, Lärche und Fichte in Betracht. Die Pflanzreihen ſind unter einem Winkel von ca. 45° gegen die Wildbachachſe anzulegen. Behufs Schutzes der Pflanzen und vermehrter Bodenbefeſtigung 1) Raible: Ueber Waſſerbeſchädigungen und Maßregeln zu deren Vor- beugung. Mit einer Tafel, enthaltend 14 Figuren Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1897, S. 313). 2) Waſſerregulierung und Waſſerbenutzung im Gebirge (daſelbſt, 1899, S. 1). — Dieſes vom Forſtmeiſter Rebmann bei der XX. Verſammlung des Elſaß⸗Lothringenſchen Forſtvereins (1898) zu Straßburg erſtattete Korreferat verbreitet ſich in eingehender Weiſe namentlich über die dem Wirtſchafter zu Gebote ſtehenden großen und kleinen praktiſchen Maßregeln, welche die Ver— llangſamung, Hemmung und Regelung des Waſſerabfluſſes bezwecken. Ueber die Bedeutung des Waldes für die Waſſerfrage in theoretiſcher Be- ziehung verbreitete ſich das Referat des Oberforſtmeiſters Ney (Wochenblatt „Aus dem Walde“, 1898, Nr. 23, S. 177, Nr. 24, S. 185 und Nr. 26, S. 201). 3) Etude sur les torrents des Hautes-Alpes. Paris, 1841. 460 V. Buch. IJ. Abſchnitt. iſt Gras (eine Miſchung von Avena elatior L., Bromus erectus Huds., Holeus lanatus L. pp.) einzuſäen. Die Baum- und Stockrodung muß unterbleiben, ebenſo das Herablaſſen von Stämmen ꝛc. in trockenen Rinnſalen (Erdgefährten). Von Weide, Streunutzung und ähnlichen walddevaſtierlichen Nebennutzungen kann keine Rede ſein; insbeſondere iſt die Streudecke ſorg— fältig zu erhalten.“) 3. Regulierung des unteren Laufes der Gewäſſer, um die— ſelben ſo weit als möglich in einen Stand zu ſetzen, welcher ſie be— fähigt, gewöhnliche Hochfluten unſchädlich abzuführen.?) Ein Flußlauf gilt dann als geregelt, wenn die Flußrinne mitten im Flußbette verläuft, das Waſſer ziemlich geſtreckt und gleichmäßig ſich fortbewegt und wenn die Ufer hinreichend feſte Wände beſitzen. Bei der Flußregulierung ſind im allgemeinen folgende Punkte ins Auge zu faſſen: A. Herſtellung eines normalen Flußprofiles. Dieſes muß ſo groß und ſo beſchaffen ſein, daß einerſeits die ſtets mitgeführten kleineren Geſchiebe noch bei Mittelwaſſer in Be— wegung bleiben, andererſeits aber auch für das Hochwaſſer — ſo weit als möglich — entſprechender Raum bleibt und keine zu große Geſchwindigkeit desſelben eintritt. Übermäßig ſchmale Flußſtrecken ſind zu verbreitern; übermäßig breite hingegen ſind zu verengern und zu vertiefen. Die Verengerung eines zu weiten Flußbettes geſchieht durch Schlick— buhnen, d. h. ſchmale Querdämme aus Flechtwerk, Faſchinen oder Steinen, welche von dem Ufer aus, längs deſſen die Verengerung erfolgen ſoll, ſenkrecht gegen den Stromſtrich oder noch beſſer etwas ſtromaufwärts (inklinant) fo weit in den Strom verlaufen, als die Verlandung erfolgen ſoll; ihr gegen— ſeitiger Abſtand darf nicht viel über die Normalbreite des Fluſſes betragen. Die bloß zum Abweiſen des Stromes von einem Ufer dienenden und daher ſtromabwärts (deklinant) in einem Winkel von etwa 130° gerichteten Ein— baue hingegen heißen Streichbuhnen. Man legt die letzteren da an, wo es darauf ankommt, am jenſeitigen Ufer angehäufte Geröllebänke, welche den Waſſerlauf hemmen, fortzuſchwemmen. B. Regulierung des Gefälles. Sowohl eine zu große als eine zu geringe Geſchwindigkeit der Fortbewegung des Waſſers iſt mit Nachteilen verknüpft. Durch jene werden i und Sohle leicht beſchädigt; bei dieſer entſtehen Ab— 1) Volkmann, Heinrich: Ueber die Bedeutung, Anlage und Bewirth— ſchaftung der Bannwälder im Hochgebirge (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 239, 294 und 355). 2) Maßregeln zur Abwehr von Ueberſchwemmungsgefahren, unter ſpecieller Berückſichtigung der ſchleſiſchen Gebirgsflüſſe (daſelbſt, 1889, S. 514). — Hier findet ſich eine kurze Überſicht des Inhalts ꝛc. der unter dem obigen Titel erſchienenen Denkſchrift der preußiſchen Regierung. Schutz gegen Waſſerſchäden. 461 lagerungen von Schutt und Geröll, wodurch die Vorflut beein— trächtigt wird. Als bezügliche Arbeiten und Mittel kommen in Betracht: Ausgleichung der Bachſohle durch Abtrag von Erhöhungen, ev. Ausfüllung von Vertiefungen, Beſeitigung größerer Steine daſelbſt, an welchen ſich das Waſſer ſtauet, Her⸗ ſtellung von Sohlſchwellen ꝛc., Anlage oder Beſeitigung von Wehren. Auch die Durchſtiche ſtarker Flußkrümmungen (Fig. 159) bezwecken gleichmäßigeres Gefäll und Be⸗ förderung des Waſſerabfluſſes. Vor Ausführung der Arbeit iſt ein Nivellement auszuführen und hiernach die Linie des beſten Gefälles ausfindig zu machen. Mit dem Ausgraben ſelbſt beginnt man an der tiefſten Stelle (a) und führt die Arbeit, wie der Pfeil andeutet, ſtromaufwärts in etwas geringerer als der Flußbreite, fort. Schließlich wird das alte Flußbett mit der ausgegrabenen Erde zugeworfen und durch Neſterpflanzungen mit Weiden beſtockt. C. Beſeitigung zu ſcharfer Krüm— mungen. Solche können zur Zeit der Hochfluten leicht eine Verlegung der Strömung veranlaſſen. D. Befeſtigung der Ufer. Dieſe kann entweder durch entſprechende Erdarbeiten bzw. Bepflanzung oder durch beſondere Bauten erfolgen. In dieſe Kategorie fallen flaches Abböſchen der Uferwände, Belegen derſelben mit Kopfraſen oder Beſtecken mit Weiden, Anlage von Flechtzäunen oder Pfahlbauten oder Holzverankerungen (ſenkrechte Blockwände) oder Ver⸗ kleidung der Uferböſchungen mit Steinkäſten oder Errichtung von Stein— dämmen.“ Hohe Bäume und Gebüſche längs der Ufer dürfen nicht geduldet werden, da ſie das Querprofil beſchränken, leicht Ablagerungen von Gerölle veranlaſſen und bei ihrer Entwurzelung und Fortführung große Schäden an Ufern und Bauwerken, ſowie Störungen im Waſſerlaufe herbeiführen würden. 4. Nichtgeſtattung der Auflaſſung bzw. Trockenlegung der beſtehenden Teiche und Seen, welche Hochwäſſer und mitgeführte Geſchiebe in ſich aufnehmen. Es empfiehlt ſich vielmehr, den ſchlammigen Grund dieſer Waſſerbehälter von Zeit zu Zeit herauszufördern, ſchon um die Sohle zu vertiefen. Die hierdurch entſtandenen Koſten werden durch das Aufbringen des Schlammes auf die nahegelegenen Felder durch beſſeres Gedeihen der Feld— früchte in den meiſten Fällen wieder eingebracht. Fig. 159. Flußdurchſtich. 1) Vgl. die Darſtellung der in den Gebirgswaldungen des oberbayeriſchen Salinen⸗Forſtbezirkes in Anwendung kommenden Holzbringungsmittel, heraus⸗ gegeben vom K. Bayeriſch. Miniſterial⸗Forſtbüreau. München, 1860 (J.) und 1862 (II.). Abbildung von Flechtzäunen (I. S. 55). Regulierung und Ufer⸗ verſicherung (II. S. 31— 78). Uferdeckwerke (II. S. 7881). 462 V. Buch. I. Abſchnitt. 5. Anlage größerer Waſſerbecken (Reſervoirs) an Bächen und Flüſſen, die bei ſtarken Regengüſſen große Waſſermaſſen führen, in hierzu geeigneten Niederungen. In Verbindung mit dieſen Baſſins muß ein der Terrain- beſchaffenheit ſich anſchmiegendes Netz von Ableitungskanälen und Gräben angelegt werden. N Durch dieſe Einrichtung wird es ermöglicht, in Zeiten der Gefahr wenigſtens einen Teil der Hochwäſſer aus den Flüſſen in die Sammelbehälter einzuleiten, hier zurückzuhalten und erſt nach und nach in Gegenden zu führen, wo das Waſſer mit großem Vorteil (zur Urbarmachung, Kultivierung und Bewäſſerung) verwendet werden kann. Die betreffenden Reſervoirs müſſen natürlich von ſtarken Dämmen umſchloſſen ſein, damit ſie nicht etwa ausbrechen. 6. Anlage eines förmlichen Syſtems unterirdiſcher Gräben — in ausgedehnten Thalflächen — von 60 em Breite und Tiefe, die oben mit Steinplatten und darüber mit Kies oder Erde zu über— decken ſind (Dumas). Dieſe Filtrier- oder Saugkanäle ſollen das baldige Einſickern der Regen— an in die oberen Erdſchichten befördern. Errichtung von Dämmen bzw. e der bereits ee Deichanlagen. Die Ausführung aller dieſer Maßregeln fallt teils in das Reſſort der Forſttechniker (Aufforſtung und kleinere Bauten), teils in das der Kulturingenieure und Hydrotechniker (Thalſperren, Waſſerbecken ꝛc.). Jedoch empfiehlt es ſich, daß letztere auch die beteiligten Forſtbeamten mit ihrem Rate hören.!) 1) Zur Litteratur: Dumas: Etude sur les inondations, causes et remède. Paris, 1857. Wer, Guſtav: Ueber die Waſſerabnahme in den Quellen, Flüſſen und Strömen bei gleichzeitiger Steigerung der Hochwäſſer in den Kulturländern (Zeitſchrift des öſterreichiſchen Ingenieur- und Architektenvereins. Wien, 1873 und 1879). Hobohm, Heinrich: Grundzüge für die Beſeitigung der Ueber- ſchwemmungen mit gleichzeitiger Durchführung der künſtlichen Bewäſſerungen nach einem neuen Syſteme nebſt Beiträgen für das Ent- und Bewäſſerungs— Project der March- und Thaya-Gebiete. Wien, 1877. Knobloch, Joſeph A.: Die Beſeitigung der Überſchwemmungen nach einem „neuen Syſtem“. Wien, 1879. — Die Broſchüre enthält eine ver— nichtende Kritik des 51 Druckbogen ſtarken Hobohm'ſchen Werkes. Ins⸗ beſondere wird nachgewieſen, daß die in demſelben enthaltenen Vorſchläge nicht neu, daß aber die Koſtenberechnungen total unrichtig, mithin ſämtliche daraus gezogenen Schlüſſe falſch und daß endlich die projektierten Entlaſtungs— kanäle für die March ein Unding ſind. Hagen, G.: Ueber Veränderung der Waſſerſtände in den preußischen Strömen (Abhandlungen der königl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, 1880). Schutz gegen Waſſerſchäden. 463 = Zuſatz. Die Bewirtſchaftung der Flußwaldungen.“) Die in den Überſchwemmungsgebieten ſtockenden Waldungen heißen Fluß⸗ oder Auewaldungen. Ihre Bewirtſchaftung wird in erſter Linie durch die Lage bedingt und zeigt manche Beſonder— heiten. Als Holzarten ſind nur ſolche zu wählen, welche ein gewiſſes Maß von Bodennäſſe und zeitweiſe Überſtauung zu ertragen vermögen. Hierher gehören: Roterle?), Stiel- und Traubeneiche, Ulme, Baum- weide (als Kopfholzſtamm), Schwarz und Silberpappel. Auch die Rotbuche?) und Akazie ſoll in der Elb⸗Niederung die jährlichen Winter⸗ und Sommer⸗Überſchwemmungen ohne Nachteil ertragen. Die Eſche aber iſt gegen das Sommerhochwaſſer empfindlich. Weidenſtecklinge gehen bei andauerndem Hochwaſſer rettungslos durch Erſticken ein. Unter den Nadelhölzern iſt die Lärche am wenigſten empfindlich. Von ausländiſchen Holzarten werden von Brecher (a. a. O.) als für Überſchwemmungsgebiete geeignet folgende bezeichnet: 8 CJuglans nigra L.), weiße Hickory (Carya alba Nutt.), Bitternuß (Carya amara Nutt.), kaliforniſcher Ahorn (Acer californicum Torr. et Gray) und Weißeſche (Fraxinus americana L.). Letztere ſcheint 1) Die Bewirtſchaftung der Eichenwälder in den Flußthälern der Oder und Elbe (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 39. Band, 2. Heft, 1857, S. 251). Fabricius: Die rheiniſchen Auewaldungen (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1879, S. 84). 5 Hamm, Julius: Aus den Waldungen des badiſchen Rheinthales (Forſt— wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1888, S. 601). Bernfus, H.: Die Auwaldwirthſchaft (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1895, S. 105 und 147). Pollak, Franz: Die Donau⸗Auen und ihre Bewirthſchaftung (daſelbſt, 1896, S. 295 und 354). Derſelbe: Wirthſchaftsplan für die Donauauen (daſelbſt, 1896, S. 523). Rebmann: Die Rheinwaldungen und deren Bewirtſchaftung (All⸗ gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1896, S. 360 und 381). 2) Lommatzſch, W.: Kleine waldbauliche Mittheilungen (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 42. Band, 1892, S. 327). 3) Brecher: Ueber das Verhalten einiger Holzarten im Ueber— ſchwemmungsgebiet der Elbe (Zeitichrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S S. 287). — Das hier erwähnte günſtige Verhalten der Rotbuche ſteht im Gegenſatz mit den Angaben anderer Schriftſteller, muß daher befremden. pe 464 V. Buch. I. Abſchnitt. hiernach mehr Bodennäſſe vertragen zu können, wie die einheimiſche Eiche. | Als Betriebsarten empfehlen fih Kopfholz- oder Schneidel— holzwirtſchaft, Femelbetrieb und hochwaldähnliche Mittelwald- # wirtſchaft. In den rheiniſchen Auewaldungen findet ein Gemiſch von Femelbetrieb und Stockſchlagwirtſchaft ſtatt. Als Kopfholz nament⸗ lich iſt die Baumweide zu bewirtſchaften. Die Pappeln werden beſſer geſchneidelt, da geköpfte Stämme im Zuwachſe zurückbleiben und leicht eingehen. Bemerkenswert iſt, daß dieſe beiden Holzarten Fig. 160. die durch den Eisgang abgeſtoßene Rinde „5 M leicht wieder reproduzieren. Für den Hoch— waldbetrieb kommen beſonders Stieleiche und Ulme in Betracht. Die Rekrutierung muß durch Pflan— zung von Heiſtern oder Setzſtangen ge— ſchehen. Man pflanzt mehr Exemplare als nötig ſind, um den unvermeidlichen Schaden durch die ſpäteren Fällungen weniger fühl— bar zu machen und unliebſame Unterhölzer (Schwarzdorn ꝛc.) zu erſticken. Bei Wahl der Mittelwaldwirtſchaft hält man aus dem— ſelben Grund eine größere Anzahl von Laßreiſern über, als es ſonſt geſchehen würde. Der Abtrieb geſchieht am beſten in Springſchlägen!) quer zum Waſſerlaufe (Fig. 160), wobei immer ein Schlag den anderen um die halbe Umtriebszeit überſpringt. . Der Figur 160 liegt ein Sjähriger Der S Turnus zum Grunde; die römiſchen | Ziffern bedeuten die Abtriebsfolge der | | | 60 lan 7 Schläge. Um dieſe Schlagfolge durch— 8 Springichläge in Flußwaldungen. führen zu können, muß die Alters⸗ klaſſengruppierung unmittelbar vor dem Beginne des (erſten) Hiebes dem in Fig. 161 dargeſtellten Schema ent ſprechen. Die den einzelnen Abteilungen eingeſchriebenen deutſchen Zahlen bezeichnen die Beſtandsalter (beim Beginn des Hiebes). Dieſe Schlagweiſe gewährt dem jungen Nachwuchſe (Loden 2c.) einigen Schutz und verhindert die Entführung der aufbereiteten Hölzer auf weite Strecken, indem die belaſſenen Zwiſchenwände das Holz feſthalten. S TEN Zugehöriger Aufriß des Hiebszuges. 1) Grebe, Dr. Carl: Der Waldſchutz und die Waldpflege. Dritte weſentlich erweiterte Auflage von Dr. G. König's Waldpflege. Mit 25 in den Text eingedruckten Holzſchnitten. Gotha, 1875, S. 328. Schutz gegen Waſſerſchäden. 465 Die Holzernte, ift im November und Dezember, wo das Waſſer ſeinen niedrigſten Stand hat, oder bei Eisdecke zu betreiben. Bis zum Frühjahre muß das Holz aus dem Walde geſchafft ſein. Gräſerei und Streunutzung in Flußwaldungen ſind unbedenklich; Vieheintrieb darf aber nicht geduldet werden. III. Kap. Verſumpfung. ) I. Tit. Urſache, Wirkung und Vorbeugung. 1. Entſtehung. Eine Vernäſſung des Bodens entſteht, wenn das Waſſer un— zureichenden Abfluß hat. Wenn der Abfluß ganz fehlt, ſo kann ſich die Vernäſſung zur Verſumpfung und jogar Vermoorung ſteigern. Beide Zuſtände können entweder von Regen- bzw. Schnee- oder von Quell⸗ oder von Fluß- und Teichwaſſer herrühren. Der Abfluß kann entweder in horizontaler oder vertikaler Richtung gehemmt ſein. Dem Abfluß auf der Oberfläche ſteht mangelndes Gefäll entgegen. Der Abzug in die Tiefe wird durch undurchlaſſenden Untergrund (Thon, Letten, thonigen Lehm, Ortſtein, Raſeneiſenſtein, horizontale Schieferlager, unzerklüftete Felſen) ver— hindert. Häufig wirken beide Umſtände zuſammen; in dieſem Falle ſteigert ſich das Übel. Das auf der Oberfläche ſich anſammelnde (ſtagnierende) Waſſer heißt Stauwaſſer. Die Urſache der Verſumpfung kann, je nach Ortslagen, ſehr verſchieden ſein. 1) Bühler, E. C. W.: Die Verſumpfung der Wälder mit und ohne Torfmoor⸗Bildung und die Mittel zur Wiederbeſtockung derſelben, mit be— ſonderer Hinſicht auf den Schwarzwald. Tübingen, 1831. Heyer, Dr. Guſtav: Lehrbuch der forſtlichen Bodenkunde und Klimato— logie. Mit 183 in den Text eingedruckten Holzſchnitten, einer lithographirten ſchwarzen und zwei Farbentafeln. Erlangen, 1856 (XVIII. Buch, II. Ab⸗ ſchnitt. 10. Herſtellung des nöthigen Maßes von Bodenfeuchtigkeit, S. 522). Braun: Verjumpfung und Entſumpfung (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, IV. Band, 1872, S. 29). Heyer, Dr. Karl: Der Waldbau oder die Forſtproduktenzucht. 4. Aufl. in neuer Bearbeitung herausgegeben von Dr. Richard Heß. Mit 375 in den Text eingedruckten Holzſchnitten. Leipzig, 1893 (8 15. 3. Sümpfe, S. 9099). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl 30 466 V. Buch. l. Abſchnitt. A. Die Verſumpfung von Tiefebenen rührt in der Regel von zufließendem Waſſer her und ſetzt ſtets eine kleine Senkung der Bodenoberfläche (Mulde) und bindiges Erdreich voraus. B. In beckenförmigen Stromniederungen kann die Ver- ſumpfung entweder durch oberflächiges Austreten oder durch unterirdiſches Eindringen von Flußwaſſer bewirkt werden. Jenes findet bei Überſchwemmungen ſtatt, wenn dem ausgetretenen Waſſer das nötige Gefäll zum Wiederabzuge fehlt. Ein Teil des Über— ſchwemmungswaſſers muß dann in der Niederung zurückbleiben, zumal wenn ihm der Untergrund das Eindringen in die Tiefe nicht geſtattet. Auf dieſe Weiſe entſtehen z. B. die Lagunen am Meeres— geſtade. Das in durchläſſigem Boden von unten aufſteigende, aus be— nachbarten Waſſerbecken oder Flüſſen ſtammende Waſſer heißt Seih— waſſer. Sein Erſcheinen in den Bodeneinſenkungen der Oberfläche ſetzt hohen Waſſerſtand und Überſättigung der Bodenſchichten mit Waſſer voraus. C. Auf Hochplateaus wird die Verſumpfung durch ſtarke Luftfeuchtigkeit und Meteorwaſſer in Verbindung mit undurchläſſigem Untergrunde (dichte blaue oder gelbe Thonſchichten, horizontal ge— lagertes oder maſſiges Geſtein), ſowie durch Sumpfgewächſe (Torf— pflanzen) eingeleitet und weiter befördert. D. Die Verſumpfung an Berghängen wird durch Meteor— waſſer oder (häufiger) durch Quellwaſſer bewirkt, welches wegen thonigen Untergrundes oder hori— Fig. 162. f zontaler Geſteins-Schichtung nicht 1 in den Boden eindringen kann, daher auf der Bodenoberfläche zu Tage treten muß. Wenn der Boden eines Ab— hanges (Fig. 162) oben aus einer durchlaſſenden Schicht (a), EG co unten aus einer undurchlaſſen— ,,. den (b) beſteht, jo wird das a Durchlaſſende Schicht. Meteorwaſſer die obere Schicht 5 e durchſickern, längs der Linie cd herunterziehen und am Punkte d hervorquellen. Eine Vernäſſung des unteren Hanges findet zwar #. in dieſem Falle ſtatt, allein ſie iſt dann nicht bleibend, wenn das Waſſer anderweit abfließen und ſchließlich in den Boden eindringen kann. 5 Schutz gegen Waſſerſchäden. 467 Wenn aber in einer Bergmulde (Fig. 163) das an beiden Hängen durch die obere durchlaſſende Schicht (5) eindringende oder im Boden entſpringende Waſſer (Quelle) durch eine darunter befindliche undurchlaſſende (a) ver: hindert iſt, in die Tiefe abzuzuziehen, ſo wird das Waſſer an der tief⸗ ſten Stelle (bei b) em⸗ porſteigen und die Ver⸗ ſumpfung (bei c) be wirken. Fig. 163. E : E — 4 Undurchlaſſende Schicht. 5 Durchlaſſende Schicht. e Stauwaſſer. 2. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Die Nachteile der Vernäſſung bzw. Verſumpfung ſind: 1. Geringe Standfeſtigkeit der Bäume, wodurch der Windfall (insbeſondere in Fichtenbeſtänden) begünſtigt wird. 2. Krüppelhafter Wuchs, Entſtehung von Wurzel- und Stamm⸗ fäule, mithin Zuwachs⸗ und Nutzholzverluſt, unter Umſtänden voll— ſtändiges Abſterben. Der ſchlechte Holzwuchs auf naſſen Böden erklärt ſich aus dem Abſchluſſe des Sauerſtoffes von den Baumwurzeln, der Herabminderung der Boden— temperatur (um etwa 5—8 C.) und Lufttemperatur, der Bildung von Humus⸗ ſäuren und Kohlenwaſſerſtoffen (an Stelle von Kohlenſäure). Das Wachstum und die Thätigkeit der Wurzeln muß hierdurch bedeutend vermindert werden. Zeythäujer!) fand in den moorigen, mit Fichten beſtockten Au— waldungen des Forſtamtes St. Oswald (im bayeriſchen Walde) ein Fichten— ſtämmchen von nicht ganz 2 m Höhe und ca. 10 em Stockdurchmeſſer, an welchem 80 Jahrringe gezählt wurden. 3. Steigerung der Froſtſchäden (ſ. S. 336), zumal des Aus: frierens junger Pflänzchen (ſ. S. 353). 4. Erſchwerung des ganzen forſtlichen Betriebes, zumal der Ver⸗ jüngung und Ernte, auch des Holztransportes. Die Näſſe erſchwert die Bearbeitung des Bodens und macht das Pflanz- geſchäft im Frühjahr oft ganz unmöglich. Samen keimen in zu feuchtem Boden gar nicht, ſondern verſchimmeln; junge Pflänzchen gehen vielfach zu Grunde. 1) Ein Beitrag zur Waſſerfrage im bayeriſchen Wald (Forſtwiſſ enſchaft⸗ liches Centralblatt, 1892, S. 325, hier 330). 30* 468 V. Buch. I. Abſchnitt. Hierzu kommt noch die Eigenſchaft der Sümpfe, ſich ſtetig weiter auszudehnen, wodurch der Boden nicht nur intenſiv, ſondern auch extenſiv verſchlechtert wird. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Faſt keine Holzart kann ſtagnierende Bodenfeuchtigkeit auf die Dauer vertragen, jedoch iſt der Empfindlichkeitsgrad der einzelnen Holzarten verſchieden. Nach Erfahrungen im Bienenwalde (Pfalz)), wo ſich im Unter⸗ 1 grund eine undurchläſſige Lettenſchicht findet, iſt das Verhalten gegen hochgradige Bodennäſſe von der widerſtandsfähigſten Holzart an ab⸗ wärts etwa folgendes: Stieleiche, Ulme, Pappeln, Weiden, Hainbuche, Rot: erle, — Eſche, Traubeneiche, — Kiefer, Fichte, — Rot- buche, Weißtanne. Befremdend in dieſer Skala iſt die Stellung der Roterle, weil dieſe Holzart, nach anderwärts gemachten Erfahrungen, mehr Bodennäſſe als die Ulme verträgt. Abgeſehen hiervon, müſſen zu den gegen Bodennäſſe wenig empfindlichen Holzarten noch die Ruchbirke und Vogelbeere gerechnet werden. b. Holzalter. Junge Holzpflanzen gehen bei Überſtauung oft ganz zu Grunde. Stangen- und Baumholz leiden in Sumpflagen häufig an Wurzel⸗ fäule, zumal die Fichte und Kiefer. c. Standort und Bodenüberzug. Im Tieflande zeigen ſich mehr Vernäſſungen als im Höhenland, auf maſſigem Geſteine mehr als auf klüftigem, im ſchweren, bindigen Boden mehr als im lockeren. Einzelne ſtets naſſe Stellen, ohne daß eine eigentliche Quelle zum Vorſcheine kommt, ſog. Naßgallen, kommen aber auch auf Buntſandſtein vor. Gewiſſe Forſtunkräuter (Simſen, Binſen, Rietgräſer, Schilfarten) und die eigentlichen Torfpflanzen (beſonders Torfmoos) begünſtigen die Verſumpfung. 1) Verhandlungen des Pfälz. Forſt-Vereins bei ſeiner neunten Jahres⸗ Verſammlung zu Kandel am 3. und 4. September 1881, S. 11. Thema 1: Welchen Einfluß äußert ſtagnirendes Bodenwaſſer auf die verſchiedenen Holz— pflanzen, und welche Maßregeln ſtehen dem Forſtmanne zu Gebote, um die ſchädlichen Wirkungen deſſelben zu bekämpfen? Bergzabern, 1882. —— “ — Schutz gegen Waſſerſchäden. 469 d. Beſtandsſchluß. Die Sumpfbildung wird, zumal im Gebirge, durch Ent— waldung befördert. Man macht hier im allgemeinen die Beobachtung, daß verſumpfte, mit Jungwüchſen beſtockte Ortlichkeiten in dem Maße trockener werden, als das Holz höher wächſt und ſich gegenſeitig ſchließt. Umgekehrt entſtehen unter gewiſſen Bodenverhältniſſen nach dem Abtriebe desſelben wieder Sumpfſtellen. Dieſe Erſcheinungen zeigen ſich insbeſondere in Nadelwaldungen. Ein Beiſpiel der entſumpfenden Wirkung des Nadelwaldes iſt folgendes: Der Wald von St. Amand, nördlich von Valenciennes, auf kieſeligem, mit wenig Thon gemiſchtem Sande ſtockend, war bis 1843 mit verkümmertem Strauchwuchſe beſtockt und verſumpft. Man rodete in dieſem Jahre die er— tragsloſen Büſche und pflanzte gemeine Kiefern an. Der Boden wurde hier— durch zunehmend, u. zw. bis über 1,5 m Tiefe, trocken. Die früher heimiſchen Schnepfen verließen den Ort. Zwei bis drei Quellen und ein kleiner Bach verſchwanden. Auch die hohe Venn im Eifelkreis und die hohe Rhön bieten Belege dafür, daß die Entwaldung der Gebirgshöhen Verſumpfungen zur Folge hat. Das Plateau der Rhön wurde gegen das Ende des vorigen Jahr— hunderts entwaldet, um das Klima zu verbeſſern und das gerodete Terrain der Agrikultur zu überweiſen. Der Ackerbau mußte aber mit der Zeit dem Graswuchſe weichen, und ſelbſt die Heuerträge gingen von Jahr zu Jahr zurück, bis endlich die Flächen mit Moos ſich überzogen und verſumpften. Man hat daher in neuerer Zeit (3. B. auf dem Dammersfelde) wieder mit der Aufforſtung begonnen, welche aber große Schwierigkeiten verurſacht. Einige andere Beiſpiele von Entſumpfung bzw. Quellenzurückgang durch Bewaldung und andererſeits Verſumpfung bzw. Quellenzunahme durch Entwaldung aus den braunſchweigiſchen Revieren Helmſtedt und Lehre werden im Anſchluß an einen Aufſatz des Dr. J. R. Ritter v. Lorenz⸗ Liburnau) von Alers*) mitgeteilt. Dieſe Erſcheinung erklärt ſich nach unſerer Anſicht folgender— maßen: Im Gebirge mit ſeinem kühler temperierten, dem Ver— dunſtungsprozeſſe weniger günſtigen Luftkreiſe wird die Aufnahme und Verdunſtung des Waſſers hauptſächlich von der Größe der Ober— fläche bedingt. Dieſe ſteht aber im geraden Verhältniſſe zu der Entwickelung des Baumkronendaches. Je mehr die Belaubung zu— 1) Weiteres zur Frage der Wohlfahrtswirkungen des Waldes (Central— blatt für das geſammte Forſtweſen, 1890, S. 113). 2) Alers, G.: Wald- und Bodenfeuchtigkeit (daſelbſt, 1890, S. 211). Derſelbe: Nachtrag zum Artikel Wald- und Bodenfeuchtigkeit (daſelbſt, 1890, S. 317). j Derſelbe: Weiterer Nachtrag zum Artikel Wald- und Bodenfeuchtig— keit (daſelbſt, 1890, S. 474). Derſelbe: Ueber Wald und Bodenfeuchtigkeit (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1890, S. 451). 470 V. Buch. I. Abſchnitt. nimmt, deſto größer wird auch das Kronendach, welches die atmo— ſphäriſchen Niederſchläge auffängt und wieder verdunſten läßt, und deſto weniger Meteorwaſſer fällt auf den Boden. Die Laubhölzer unter⸗ halten dieſen Prozeß nur während der Vegetationszeit, die immer— grünen Nadelhölzer aber das ganze Jahr hindurch. Hierzu kommt die aufſaugende Kraft der Baumwurzeln und das Zurückhalten des die Vernäſſung begünſtigenden Unkrautüberzuges (Torfmooſe) durch den Baumſchluß. Nach den Unterſuchungen auf den Baperiſchen forſtmeteorologiſchen Doppelſtationen (1868/71) beträgt das auf den Baumkronen hängen bleibende Quantum atmoſphäriſcher Niederſchläge (Regen und Schnee ꝛc.), je nach Jahres— zeiten, 25 — 32 %, durchſchnittlich 26 , In Elſaß-Lothringen fand man (1882) eine bezügliche Menge von 2027 %, bei Nancy im Fichtenwalde ſogar 43% (Fautratj). Der größte Teil dieſes Waſſers kommt aber dem Waldboden durch Ab- tropfen von dem Laubwerk und Abrieſeln an den Baumſchäften nachträglich doch noch zu gute. N Es giebt aber auch Ortlichkeiten, z. B. Ebenen mit undurch⸗ laſſendem Untergrund und hoher Lufttemperatur, in welchen um— gekehrt die Bodenvernäſſung durch Wald bzw. Nadelwald befördert wird. Hier hängt die Raſchheit der Waſſerverdunſtung vorzugsweiſe von der ungehinderten Einwirkung der Sonne und austrocknenden Winde ab, und durch kahlen Abtrieb wird dieſe Einwirkung befördert. Borggreveh giebt die Thatſache des Zuſammenhanges zwiſchen Bes waldung und Entſumpfung 2c. auf geneigten Terrains nur für den Fall des Auftretens der waſſerhaltigen und ſonnengierigen Torfmooſe (Sphagnum- Arten) nach dem Abtrieb eines Beſtandes zu und begründet die Erſcheinung, daß in den keſſelförmigen Brüchern der norddeutſchen Ebene die Boden— vernäſſung durch Erhaltung des Waldes in der Regel gefördert werde, damit, daß hier vorwiegend eine Vegetation von Rietgräſern (Caxex-Arten) vor⸗ handen ſei. Wir wollen nicht in Abrede ſtellen, daß die Wechſelwirkung zwiſchen Bewaldung und Entſumpfung durch die Beſchaffenheit der Bodendecke mit beeinflußt wird, ſind aber nicht der Meinung, daß dieſe an erſter Stelle das entſcheidende Moment tft. e. Jahreszeit. | Die ober- und unterirdiſche Zufuhr von Waſſer ift im Frühe | jahre bei dem Abgange des Schnees am größten. 3. Vorbeugungsmaßregeln. 1. Erhaltung des Waldes und Waldſchluſſes, zumal im Gebirge. Die wichtigſte Rolle ſpielen die Nadelhölzer, welche Schatten 1) Ueber die Beziehungen zwiſchen Wald, Sumpf und Quellen (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 331). Schutz gegen Waſſerſchäden. 471 ertragen. Das größte Aufſaugvermögen in Bezug auf das Boden— waſſer beſitzt die Fichte; die Wurzeln dieſer Holzart wirken an ihren feinen Enden geradezu wie Saugdrains. Die meiſten wäſſerigen Niederſchläge bleiben aber auf der gemeinen Kiefer und Schwarz— kiefer hängen. 2. Beſeitigung der Sumpfgewächſe. 3. Beförderung des Luftzuges in naſſen Tieflagen durch Aus— jätungen, Durchforſtungen, Aufäſtungen und Entfernung des Unterholzes. 4. Offenerhalten aller Gräben und Bäche im Forſte. Die Reinigung von Schilf, Laub, Schlamm iſt jährlich mindeſtens einmal (im Herbſte) vorzunehmen. 5. Regulierung der Waldgewäſſer (ſ. S. 460). II. Tit. Entwäſſerung.“) Ein Übermaß von Bodennäſſe kann nur durch Entwäſſerung gründlich beſeitigt werden. Bevor man dieſe einleitet, iſt aber eine forgfältige Unterſuchung aller in Betracht kommenden Verhältniſſe anzuſtellen, weil mit ausgedehnten Entwäſſerungen, zumal im Ge— birge, manche allgemeine und auf weite Strecken hin fühlbare Nach— teile verknüpft ſind, welche die forſtlichen Vorteile (Gewinnung von disponiblem Holzboden und Steigerung des Holzwachstums) leicht überwiegen, ja ſogar dem Walde Schaden bringen können. 1) Zur Litteratur: Schramm: Einiges über Wald-Entwäſſerung (Jahrbuch der königl. ſächſ. Akademie für Forſt⸗ und Landwirthe zu Tharand, 8. Band, 1852, ©. 69). Rettſtadt, Guſtav: Welche Nachtheile und Vortheile bietet die Ent— ſumpfung in den Waldungen hinſichtlich der Holzproduktion und der übrigen nationalökonomiſchen Verhältniſſe dar? (daſelbſt, 13. Band, 1859, S. 155). Claſſen, Karl: Ueber Waldentwäſſerung (Kritiſche Blätter für Forſt— und Jagdwiſſenſchaft, 42. Bd, 2. Heft, 1860, S. 172). Burckhardt, Dr. Heinrich: Säen und Pflanzen nach forſtlicher Praxis. Handbuch der Holzerziehung. 6. Aufl., herausgegeben von Albert Burckhardt. Trier, 1893 (34. Entwäſſerung, S. 546). Müller: Die Entwäſſerungen in der Forſtinſpection Stettin-Torgelow betreffend (Zeitſchrift für Forft: und Jagdweſen, II. Jahrgang, 1884, S. 39). Bargmann, Alex.: Die Erhaltung des Waſſers als ein nutzbringendes Element für den Wald (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1898, S. 624). — Dieſe ausführliche Abhandlung verbreitet ſich nach einer allgemeinen Be— trachtung über die vielfachen Beziehungen zwiſchen Wald und Niederſchlägen über die Umſtände, welche den Abfluß des Waſſers aus dem Wald erhöhen, die nachteiligen Folgen eines allzuſchnellen Waſſerabfluſſes und die Mittel behufs Erhaltung des Waſſers für den Wald. Sie bezieht ſich daher auch auf ſämtliche im II. Kap. zur Darſtellung gelangten Gegenſtände. 472 V. Buch. I. Abſchnitt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß durch Entwäſſerungen der Sümpfe und Moore in hohen Gebirgslagen die Boden- und Luft: feuchtigkeit oft über das gewünſchte Maß abnehmen, worunter der Baumwuchs an den Hängen leidet. Dieſer Nachteil trifft beſonders ältere Beſtände aus Holzarten mit tief gehenden Wurzeln und großem Feuchtigkeitsbedarf. Infolge der Entwäſſerung ſetzt ſich der Boden, wodurch die Tagwurzeln (Fichte) bloßgelegt werden, oder es tritt leicht Zopftrocknis (bei Erlen und Stieleichen) ein. In erſter Linie iſt daher das Feuchtigkeitsbedürfnis der bereits vorhandenen oder auf der zu entwäſſernden Fläche anzubauenden Holzart zu berückſichtigen. Auch die benachbarten Fluren werden durch das infolge der Ent wäſſerung eintretende Sinken des Grundwaſſerſpiegels und Trocken— werden der Erdkrume leicht in Mitleidenſchaft gezogen, was ſich in einer Verminderung der landwirtſchaftlichen Ernten zeigt. Die Entwäſſerung der Gebirgsforſte kann ferner, wenn in größerer Ausdehnung ausgeführt, die Verteilung der atmoſphäriſchen Nieder- ſchläge verändern. Die trockener gewordene Luft verhindert die Ver— dichtung des Waſſerdampfes; Tau und Nebel werden ſeltener. An Stelle häufiger und ſanfter Niederſchläge treten leicht heftige Sturz: regen in unregelmäßiger Verteilung mit ihren ſchädlichen Folgen (ſ. S. 409). Ein 12 9 Nachteil liegt in der Erniedrigung des Waſſer— ſtandes der Bäche und Flüſſe. Hierunter können die Holzflöße, Schiffahrt und Waſſerwerke oft in empfindlicher Weiſe leiden.“) Die im Vorſtehenden jkizzierten Nachteile einer zu weit getriebenen Ent— wäſſerung ſind (nach Reuß) insbeſondere in den Gebirgsforſten der fürſtlich Colloredo-Mannsfeld'ſchen Domaine Dobris gemacht worden. Durch die im Dezennium 1858/67 maſſenhaft angelegten Abzugsgräben (50 Meilen im 1) Zur Litteratur: Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1867, S. 133. Thema 6: Welche Beobachtungen find gemacht über den Einfluß der Ent⸗ wäſſerungen auf den Stand der Gewäſſer und wie verhält ſich der durch Trockenlegung und Anbau von Brüchern etwa erzielte forſtwirthſchaftliche Nutzen zu den Nachtheilen, welche der Schifffahrt und den von Waſſerkraft getriebenen Werken daraus erwachſen ſollen? Vonhauſen, Dr. W.: Nachtheile der Trockenlegung der Sümpfe und Moore in hohen Gebirgslagen zum Zwecke der Holzkultur (Allgemeine Forftz und Jagd-Zeitung, 1873, S. 213). Reuß, L.: Die Entwäſſerung der Gebirgswaldungen. Prag, 1874. von Dücker: Zur Frage der Waſſerpflege in den Forſten der Nord: deutſchen Ebene. Eine Mittheilung aus den Wäldern der Forſt-Inſpection Stettin⸗ Torgelow (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIII. Jahrgang, 1881, ©. 185.) Kraft: De Entwäſſerungsfrage (Burckhardt, H.: Aus dem Walde.“ VI. Heft, 1875, S. 112). ) 2 9 1 Schutz gegen Waſſerſchäden. 473 ganzen) war das Wachstum in Wald und Feld ſo zurückgegangen, daß man einen großen Teil der Gräben wieder zufüllen und den Entwäſſerungsapparat in Ruhe ſetzen mußte. Auch am Harz iſt man in den 1840 er Jahren mit den Entwäſſerungen vielfach zu weit gegangen. Ein örtlicher Waſſer⸗Überfluß kann oft ſchon durch die Anlage von kleinen Stau⸗Weihern, Fiſchteichen oder ſonſtigen Sammelbecken oder nach anderer Richtung hin, z. B. durch Leitung des Waſſers aus den Gräben in die Beſtände, nutzbar gemacht werden. Wenn man ſchließlich noch erwägt, daß der auf die Entwäſſerung verwendete Koſtenbetrag ſelten eine entſprechende Verzinſung gewährt, ſo wird man der Entwäſſerung im Forſte nur eine lokale Be— deutung beilegen können. Jedenfalls muß vor einem Übermaße von Entwäſſerungen dringend gewarnt werden. Von der Mitte dieſes Jahrhunderts ab hat man beſonders im Hannöver— ſchen Harze verſucht, die Torfmoore am Brocken zu entwäſſern und in Fichtenbeſtände umzuwandeln. Neuerdings iſt aber wegen der enormen Koſten und geringen Erfolge hiervon Abſtand genommen worden. Alles zuſammengefaßt ergiebt ſich, daß für die Waldungen der Ebene und Niederung die Vorteile der Entwäſſerung am größten und die Nachteile am geringſten ſind, während dieſes Verhältnis für die Gebirgslagen ſich geradezu umkehrt. Der Einfluß der Trockenlegung verſumpfter Ebenen in hygieniſcher Beziehung (Herſtellung geſünderer Luft, Bejeitigung von Miasmen und Sumpf— fiebern) ſoll nur beiläufig angedeutet werden. In Bezug auf die Ausführung der Entwäſſerung unterſcheidet man folgende Methoden: I. Horizontale Ableitung des Waſſers. 1. Oberirdiſche Ableitung durch offene Gräben. A. Gewöhnliche Methode. B. Senkung des Waſſerſpiegels durch ein Syſtem von Stückgräben (Kaiſer' che Methode). 2. Unterirdiſche Ableitung durch: A. Gräben (Unterdrains). B. Glaſierte Thon- oder Cementröhren. C. Drainröhren. II. Vertikale Ableitung des Waſſers (Verſenkung). I. Horizontale Waſſer-Ableitung. 1. Gberirdiſche Ableitung durch offene Gräben. A. Gewöhnliche Methode. In Betracht kommen die Art der Anlage und die Dimenſionen der Gräben, ſowie die Zeit und Art der Ausführung der Entwäſſerung. 474 V. Buch. I. Abſchnitt. a. Anlage des Grabenſyſtems. Das Grabenſyſtem wird durch die verſumpfende Urſache bedingt, muß daher der Ortlichkeit angepaßt werden. In Ebenen und Niederungen legt man — nach voraus- gegangenem Nivellement — ein vollſtändiges Entwäſſerungsnetz, aus Haupt: und Nebengräben beſtehend, über die Fläche (Fig. 164 und Fig. 165). 4 Die Hauptgräben (A) haben lediglich die Beſtimmung, das ihnen durch die Nebengräben zugeführte Waſſer in der kürzeſten Fig. 164. Fig. 165. Entwäſſerungsſyſteme. „ Hauptgräben. s Nebengräben. Richtung abzuleiten bzw. hier „Vorflut“ zu ſchaffen; man nennt ſie auch Abzugsgräben. Die Nebengräben (s) hingegen ſollen das Waſſer im Boden aufſaugen; ſie heißen daher auch Aufſauggräben. Die Richtung der Gräben hängt vom Gefäll ab. Bei mäßigem Gefälle werden die Hauptgräben (A) in die Richtung des größten Gefälles gelegt; bei ſtarkem Gefälle muß man aber deren Zug durch eine angemeſſene Bogenlinie verlängern, um der Ausſpülung der Sohle, Unterhöhlung der Ufer und der Bildung von Waſſerriſſen zu begegnen. Das beſte Gefäll beträgt je nach Bodenarten etwa 0,5 — 1%) jedoch zwingt oft die natürliche Lage zur Annahme eines (wenigſtens ſtreckenweiſe) größeren Gefälles. ‘ Die Nebengräben (s) müſſen, um ihrer Beſtimmung — ſaugend zu wirken — entſprechen zu können, die Linie des Maximalgefälles Schutz gegen Waſſerſchäden. 475 durchſchneiden und in den Hauptgraben einmünden. Dieſe Ein⸗ mündung kann entweder recht- oder ſpitzwinkelig geſchehen. Das erſte Syſtem (Fig. 164) hat den Vorzug, daß bei gleicher Grabenlänge die größte Fläche entwäſſert wird. Je ſpitzer der Winkel iſt (Fig. 165), deſto kleiner wird das entwäſſerte Areal (ce co yd Dg5ln). Man iſt bei der Wahl des Einmündungswinkels natürlich in erſter Linie vom Gefäll abhängig, indem die Nebengräben in um o ſpitzeren Winkeln einmünden müſſen, je ſchwächer das Gefäll iſt. Übrigens kann bei ſchwachem Gefälle durch entſprechende Vertiefung der Sohle der Sauggräben nach dem Abzugsgraben hin nachgeholfen werden. Selbſtverſtändlich iſt eine 0 parallele Anlage dieſer Gräben nur e auf neigungsgleichem Terrain durchzu- 8 führen. 2 Eine nach Terrainverhältniſſen unter⸗ ſcheidende intereſſante Darſtellung eines etwas komplizierten Graben⸗Netzes ent⸗ nehmen wir der unten befindlichen Notiz.“ Die Strecke 4 (Fig. 168) bedeutet den Hauptgraben, welcher in den größten Dimenſionen und lediglich nach Gefälls⸗ rabenſyſt rückſichten anzulegen iſt. an einem age Hange. 1 Die mit a bezeichneten jog. ſekun⸗ dären Gräben haben auch den Hauptzweck der Waſſerableitung, ſollen jedoch nebenher auch der Anſammlung von Waſſer dienen. Bei einem Hange von Grabenſpſtem in einem muldenförmigen Terrain Kombiniertes Grabenſyſtem. g leicher Neigung (Fig. 166) werden ſie daher das Bodengefäll durchſchneiden. i einem Gefällwechſel (Fig. 167) würden fie in der Mulde zu verlaufen d 1) Koch, G.: Aus der Schneifel. Mit 3 Holzſchnitten. (Schluß.) (ALL gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1874, S. 248). (A — 4 4 476 V. Buch. I. Abſchnitt. haben. Die Fig. 168 repräſentiert eine Kombination beider Syſteme bis zum Hauptgraben. Mit a und « find die ſog tertiären und quaternären Gräben be⸗ zeichnet. Beide Kategorien ſind, wie ſchon nach ihrem Verlaufe beurteilt werden kann, lediglich Saug- oder Sammelgräben und bloß in Bezug auf Dimenſionen verſchieden. Dieſe beſorgen das eigentliche Trockenlegungsgeſchäft, müſſen daher den Hang in möglichſt großen Winkeln durchſchneiden, wo möglich rechtwinkelig zum Terraingefälle. Der Hauptgraben (A) verjüngt ſich in feiner oberſten Strecke zu einem ſekundären Graben (a). Die ſekundären Gräben werden nach oben hin zu tertiären Gräben. Quaternäre Gräben dürften nur in naßſauren ſpezifiſchen Froſtlagen notwendig werden. 5 Über den zweckmäßigſten Abſtand der Gräben entſcheiden die fortzuführende Waſſermenge, das Terrain und die Bodenbeſchaffenheit. Der Grabenabſtand muß im umgekehrten Verhältniſſe zu dem Waſſerreichtume des Bodens ſtehen. Je lockerer derſelbe iſt, deſto leichter vollzieht ſich die ſeitliche Waſſeraufnahme. Als mittlere Anhaltspunkte, je nach dieſen Verhältniſſen, ſind Entfernungen von etwa 15—20 m anzunehmen. In ſtark vernäßten Terrains muß man unter Umſtänden geringere Entfernungen (bis 10 m) wählen, während im umgekehrten Fall eine Erweiterung bis zu 30 m ſich empfehlen kann. Fr ar © Seihwaſſer fängt man in möglichſter Nähe des Fluſſes mittelſt tiefer Gräben auf und leitet es dem Fluſſe wieder zu. Gegen oberflächig austreten- des Waſſer können nur ſolid kon— ſtruierte Dämme (Deiche) einen aus— 5 / reichenden Schutz gewähren. | . 7 g 0 Hochebenen entwäſſert man in ähnlicher Weiſe wie Tiefebenen. An Berghängen (Fig. 169) fängt man die waſſerführenden Schichten dicht unterhalb und längs e 1 8 ihres Austrittes durch einen dem i Bergfuße ſich anſchmiegenden, ent— ſprechend tief zu ſtechenden Auffanggraben (Iſolier- oder Kopf— graben D) auf und leitet das hervorquellende Waſſer in einem Abzugsgraben (4) in der Richtung des natürlichen Gefälles weiter. Etwaige Naßgallen (Brunkeln) und ſog. Hungerquellen (4), die ſich mitunter am Fuße der Berge finden, geben dann ihr Waſſer gleich- falls in den Graben D ab. Fig. 169. Schutz gegen Waſſerſchäden. 477 Bei geringem Gefäll und großem Waſſerandrange (Fig. 170) in einem ſumpfigen Terrain werden außer dem Hauptabzugsgraben (A) noch einige parallel verlaufende, ſchräg in den Hauptgraben einmündende Seiten: bzw. Aufſaugungs⸗Gräben (C) Ti notwendig. Aus den etwa ſeitwüärts vorkommenden Waſſertümpeln (2) oder Quellen (2) führt man das Waſſer durch einen ſchmalen Zuleitungs—⸗ graben (5), u. zw. ebenfalls in einem ſpitzen Winkel, dem Hauptgraben zu, damit der Waſſerabzug in dieſem nicht gehemmt und der Unterhöhlung der gegenüberliegenden Grabenwand vor— gebeugt wird. Fig. 170. W D Kopfgraben. A ed eie, ee Wa ene ben rungsgräben richtet ſich nach dem Waſſerreichtume des Bodens, dem Gefäll und dem Zwecke der Gräben. Je näſſer der Boden und je ſchwächer das Gefäll iſt, deſto breiter muß man die Gräben machen. Ferner iſt den Hauptgräben eine größere Weite zu geben als den Seitengräben. Auffanggräben ſind wie Aufſauggräben zu behandeln. Die obere Weite der Hauptgräben iſt auf etwa 1— 1,5 m, diejenige der Nebengräben auf 0,30 —0,70 m zu bemeſſen. 5 2. Die Tiefe der Gräben hängt in erſter Linie davon ab, ob bloß Oberflächen- oder auch Grundwaſſer entfernt werden ſoll. Außer— dem kommen die phyſikaliſchen Bodeneigenſchaften und der Untergrund in Betracht. Thonboden erfordert eine größere Tiefe der Gräben als Lehm— boden; dieſer wieder größere Tiefe als ſandiger Lehmboden ꝛc. Auf Moorboden muß man die Gräben bis zum Mineralboden führen. In der Praxis pflegt man in der Regel die halbe Oberweite als Tiefe anzunehmen. Eine zu große Tiefe iſt überflüſſig, ſogar ſchäd— lich, weil hierdurch der Untergrund ſeine Eigenſchaft als Waſſer— reſervoir während der trockenen Jahreszeit verliert. Als Maßſtab für die den Gräben zu gebende Tiefe darf im allgemeinen nicht der Frühlingsſtand des Waſſers angenommen werden, ſondern der Sommer— ſtand. b. Dimenſionen der Gräben. 478 V. Buch. I. Abſchnitt. 3. Die Böſchung wird von dem Konſiſtenzgrade der Erd— krume und dem Gefälle bedingt. Je lockerer der Boden und j ſtärker das Gefäll iſt, deſto größer muß die Böſchungswand angelegt werden. 1 Bindiger Boden geſtattet ſteilere Wände, ſehr ſteile der Thon boden, die ſteilſten der Torfboden. Bei gewöhnlichen Forſtgräben pflegt man ½ bis 1 meterige, auch wohl 1½ meterige Böſchung ein⸗ zuhalten, d. h. mit 1 m ſenkrechter Tiefe (Fig. 171, bei a) tritt die Grabenwand (5, 51, 52) um ½, 1, 1½ m zurück. Fig. 171. 5 Entwäſſerungsgraben, mit drei verſchiedenen Böſchungsgraden angelegt. Erfahrungsmäßig genügt für Torſbo denn Thonboden . eee ſtrengen Lehmboden. . I fmeterige Böſchung. ſandigen Lehmboden. . 1%, Sandboden . 23 Größere Gräben im Sandboden, welche Waſſer führen, erhalten ges wöhnlich 2 meterige Böſchung. 4 In der Schneifel haben ſich folgende Dimenſionen am meiſten bewährt:“ Sohlenweiten von 0,8 m (Hauptgräben) bis 0,2 m (Nebengräben); Tiefen von 1,3—1,6 m für Hauptgräben, 1 Um für ſekundäre Gräben und bei 60 gradiger Böſchung. 0,3 —0,6 m für tertiäre Gräben Koſtenbeträge pro laufenden Meter: Hauptgraben 23 Pf., ſekundärer Graben 16 Pf., tertiärer Graben 10 Pf., quaternärer 2,5 Pf. 1 Die Dimenſionen der Entwäſſerungsgräben in den Waldungen bei Gießen ſind für: k Hauptgräben 1,00 m Oberweite, 0,25 m Sohle und 0,50 m Tiefe, Nebengräben 0,50 m 7 0,14 m „ „ 0025 mer, l Böſchung in beiden Fällen ca. %,. Es empfiehlt ſich, die Hauptgräben an geeigneten Stellen mit Schleußen zu verſehen, um den Entwäſſerungsapparat in trockenen Jahren außer Thätigkeit ſetzen und überhaupt ganz nach Maßgabe der Verhältniſſe benutzen zu können. Schutz gegen Waſſerſchäden. 479 e. Zeit der Entwäſſerung. Die Entwäſſerung muß dem forſtlichen Anbaue ſtets einige Jahre vorausgehen, damit der Boden bis zur Kultur genügend abtrocknen und ſich ſetzen kann. Die geeignetſte Jahreszeit hierfür iſt der Spät— ſommer oder Herbſt, weil um dieſe Zeit oft beſtändig trockene Witterung herrſcht. d. Ausführung der Arbeiten. Man beginnt, da die Eröffnung der Vorflut das erſte ſein muß, mit der Herſtellung der Hauptgräben. Der Ausſtich geht von der tiefſten Stelle aus; im übrigen verfährt man, wie bei Herſtellung der Grenzgräben angegeben wurde (I. Band, S. 24). Die ausgehobenen Erdmaſſen darf man nicht neben dem Graben aufhäufen, damit ſie weder durch Regengüſſe in den Graben zurück— geſchwemmt werden, noch durch Druck ſchaden; dieſelben müſſen viel— mehr zur Ausgleichung etwaiger Vertiefungen benutzt und im übrigen gleichmäßig über die ganze Fläche hin ausgebreitet werden. Hier— durch wird dem Boden zugleich eine in ſolchen Lagen doppelt wünſchenswerte Erhöhung zu teil. Alsdann folgen die Saug- oder Sammelgräben. Die Ausführung geſchieht am beſten im Akkorde. e. Würdigung. Die Vorteile der Entwäſſerung durch offene Gräben ſind: 1. Geringe Herſtellungs-Koſten. 2. Leichtes Erkennen der reparaturbedürftigen Stellen und wohl— feile Reparatur der Defekte. Als Nachteile ſind zu verzeichnen: 1. Verluſt an Holzbodenfläche. Dieſer Umſtand fällt aber für Waldboden nicht ſchwer in die Wagſchale. 2. Erſchwerung der Kommunikation, insbeſondere des Trans— portes der Bodenprodukte. 3. Leichte Beſchädigung der Gräben durch Menſchen, Weidevieh, Froſt und Elementarereigniſſe. 4. Zu reichliche und zu raſche Abführung des Waſſers, wodurch leicht zeitweiſer Waſſermangel entſtehen kann, abgeſehen von den möglichen Beſchädigungen am Gelände in den tieferen Lagen, ev. Thälern. Dieſem Nachteile läßt ſich zwar durch Maßhalten in Bezug auf Zahl und Dimenſionen der Gräben bis zu einem gewiſſen Grade vorbeugen. Bei lange währender Schneeſchmelze (im Gebirgswald) 480 V. Buch. I. Abſchnitt. 3 | und ungewöhnlich ſtarken Regengüſſen wird aber doch durch ein geradliniges, im ſtärkſten Gefäll angelegtes Grabenſyſtem eine jo koloſſale Waſſermaſſe auf dem kürzeſten Wege aus dem Walde weg— geführt, daß dieſer Entwäſſerungsmethode, die im allgemeinen die Regel bildet, namentlich auf ſtark vermoorten Böden, wo das in den Gräben zuſammenlaufende Waſſer überdies durch mehr oder weniger tiefes Aufwühlen des tiefer gelegenen Geländes ſchadet, ernſte Be— denken entgegenſtehen. Unter ſolchen Verhältniſſen verdient daher das nachſtehende Ent⸗ wäſſerungsverfahren den Vorzug. B. Kaiſer'ſche Entwäſſerungsmethode.“) Das Prinzip dieſes Verfahrens beſteht in grundſätzlicher Vermeidung einer direkten Waſſerabführung aus dem Walde und gleichwohl Erzielung vollſtändiger Wirkung der Entwäſſerung. Dieſer Grundgedanke wird realiſiert durch die Senkung des Grundwaſſers bzw. durch Tieferlegen des Waſſerſpiegels mittels einer Anzahl von über die zu entwäſſernde Fläche ziemlich gleichmäßig verteilten Stückgräben (Sammelgruben), verbunden mit einem Syſtem kleiner ſeitwärts ſich verbreitender Gräbchen. Die Stückgräben werden 1-—2 m lang, ca. 1 m tief und ebenſo breit in genau horizontaler Lage ausgehoben. Die in dieſe ein— mündenden kleinen Seitengräbchen, deren Dimenſionen der beabſichtigten Grundwaſſer-Senkung entſprechen, müſſen rechtwinkelig zu den Stückgräben ausgeſtochen werden. Die einleuchtenden Vorzüge dieſes Syſtemes ſind folgende: 1. Unter allen Umſtänden wird hierdurch eine direkte raſche und zu reichliche Abführung des Waſſers mit ihren ſchädlichen Folgen ver— mieden. 2. Man hat den im Intereſſe der nachfolgenden Kultur wünſchens— werten Grad der Entwäſſerung vollſtändig in der Hand, da man die ſeitlichen Sauggräbchen nur ſo tief zu ſtechen braucht, als das Grund— waſſer geſenkt werden ſoll. Das aus dem gewachſenen Boden und den ausgeworfenen Erd— maſſen, die neben den Stückgräben liegen bleiben, austretende und 1) Kaiſer, Otto: Zur Waſſerſtandsfrage und Waſſerpflege (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, X. Band, 1879, S. 447). Derſelbe: Beiträge zur Pflege der Bodenwirthſchaft mit beſonderer Rückſicht auf die Waſſerſtandsfrage. Mit 21 lithogr. Karten und 3 ein⸗ gedruckten Holzſchnitten. Berlin, 1883, S. 47—51. Schutz gegen Waſſerſchäden. 481 in dieſen ſich anſammelnde Waſſer ſteigt in den Gruben nur ſo hoch, als es in dem ſeitlichen Gelände gefallen iſt. 3. Die Verdunſtung über die ganze Fläche hin wird in erſter Linie durch die direkte Einwirkung der Sonne und Winde auf die offenen Waſſertümpel geſteigert. In zweiter Linie wirkt aber auch die durch den Waſſerentzug trockener und hierdurch wärmer gewordene Bodenober- fläche inſofern förderlich auf die Verdunſtung ein, als ſie das kapillare Aufſteigen von Waſſerteilchen aus den tieferen Bodenſchichten erleichtert und (durch Wärmeſtrahlung) die darüber ſtehenden Luftſchichten erwärmt. Die Folgen dieſes ſich fortwährend abſpielenden Prozeſſes müſſen für die Waldvegetation von günſtiger Wirkung ſein. Mit zunehmender Trocknung der oberen verſäuerten Bodenſchichten verſchwinden nach und nach die Waſſermooſe und ſaueren Gräſer und beſſert ſich die chemiſche und phyſikaliſche Beſchaffenheit des Bodens zuſehends. Die Torfbildung läßt nach. Die Zerſetzung der — 8 „TTT Humusmaſſen wird nor⸗ ede u Mariboden 2A - San Et Wa N mal. Die Flechten an den . 5 Baumſtämmen verſchwin⸗ den. Die Froſtgefahr nimmt ab. Die ſeither kurzen Jahrestriebe ſtrecken ſich energiſch ꝛc. Bei Anwendung dieſer Methode wird mit⸗ hin „das Waſſer that⸗ ſächlich im wahren Sinne des Wortes in den Dienſt des Wal⸗ des geſtellt“. Die vorſtehend be⸗ ſchriebene Entwäſſerungs⸗ methode wurde von 1883 ab zunächſt durchLeythäuſer, ſpäter durch Reiſenegger . - im königlich bayriſchen Entwäſſerung nach dem Syſtem Kaijer. Forſtamte St. Oswald auf vermoorten Flächen („Auen“ und „Filzen“) ein⸗ bzw. durchgeführt, wie die Fig. 172 veranſchaulicht.) Die Stückgräben bzw. Gruben wurden 1) Leythäuſer: Ein Beitrag zur Waſſerfrage im bayeriſchen Wald (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1892, S. 325). — Obige Darſtellung und ebenſo die Figur wurden hauptſächlich dieſer Abhandlung entnommen. 1 Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 31 | 482 V. Buch. I. Abſchnitt. in der Richtung der Horizontalen ſchachbrettartig über die Fläche verteilt, 2 m lang, 1m breit und auch Um tief gemacht. Man wählte zur Anlage namentlich beſonders waſſerreiche Stellen (Bodeneinſenkungen, Quellen 2c.). Die geſchlungen verlaufenden und nervenſtrangartig verzweigten Saug— gräbchen wurden in ſenkrechter Richtung zu den Gruben 30—45 em breit und tief ausgeſtochen. Dieſe Tiefe genügt, um den jungen Pflanzen (Fichten) das Anwurzeln außer dem Bereiche des Grundwaſſers zu ermöglichen. Die Überführung des Waſſers, welches die Stückgräben nicht zu faſſen vermögen, erfolgte durch nur um wenige Centimeter tiefer angelegte Überfall- oder Ableitungsgräbchen ſtufenweiſe, d. h. von einem Stückgraben zum anderen, in die unterhalb des Entwäſſerungsfeldes vorhandene „Seige“, worunter man den oberſten Lauf eines kleineren Rinnſals verſteht, und wird hier fort- geleitet. Sind mehrere ſolche Seigen vorhanden, jo wird die Abführung er- leichtert. Fehlt es aber überhaupt an einer Seige, ſo muß die Au-Fläche vor der Ausführung des Grabennetzes durch einen Umfaſſungsgraben iſoliert werden, damit das Überfallwaſſer in dieſen abgeleitet werden kann. Das Syſtem funktionierte tadellos. Die gewünſchte Senkung in den Stückgräben blieb, wie durch Meſſung konſtatiert wurde, in keinem Fall aus. Die Koften betrugen im Einzelnen: f 70—80 & für 1 m Stückgraben, 4—5 3 für 1m Saug- oder Überfallgraben, 20 * für das Reinigen von einem Stückgraben und 1—2 & für das Reinigen von 1 m Sauggraben. Die ganze Neuanlage koſtete nach einem Durchſchnitt aus dem Zeit— raum 1883/90 bei 4 Stückgraben und 227 m Sauggräbchen ꝛc. pro ha 28 M. Bei 11—12 Stückgräben und 400 m kleinen Gräben würden ſie ſich entſprechend höher ſtellen (ca. 30 %). Die Nachbeſſerung dürfte einen Koſtenaufwand von 4—5 M. pro ha erfordern. Dieſer Aufwand iſt nicht erheblich größer als bei der gewöhnlichen Methode bzw. oberirdiſchen Ableitung des Waſſers durch Vollgräben. Die Koſten älterer Entwäſſerungsanlagen belaufen ſich nach dem Durch— ſchnitte der Jahre 1878/83 auf 19 / pro ba. Noch ältere, Angaben find deshalb nicht verwertbar, weil in ihnen die Koſten für Neuanlagen und Unter— haltung zuſammen geworfen ſind. Der Mehrbetrag für das Syſtem Kaiſer kann aber für Ortlichkeiten, wo es überhaupt möglich iſt, das Waſſer im Walde zurückzuhalten, mit Rückſicht auf den Erfolg — möglichſt geringer Waſſerentzug bei Erzielung der be— abſichtigten Wirkung — nicht in Frage kommen. Die einzige Schattenſeite des beſprochenen Syſtemes beſteht darin, daß durch die Sammelgruben — wenigſtens in tiefen Lagen — künſtliche Froſt⸗ löcher geſchaffen werden, welche die örtliche Froſtgefahr ſteigern können, während doch dieſe durch die Entwäſſerung beſeitigt werden joll. Wallenreuther: Die VI. Wanderverſammlung des nieberbayerifchen ] Forſtvereines zu Zwieſel im Jahre 1893, hier Vortrag des Herrn Forſtmeiſters Reiſenegger von St. Oswald über „Die Frage der Entwäſſerung im bayeriſchen Walde“ (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1894, S. 190, hier 203). m A Schutz gegen Waſſerſchäden. 483 2. Anterirdiſche Waſſer-Ableitung. A. Gräben. a. Konftruftion. Unterirdiſche Gräben heißen Unterdrains (Raſſeln, Raſſelkanäle oder Fontanellen). Ihre gewöhnliche Konſtruktion iſt aus der neben— ſtehenden Abbildung (Fig. 173) erſichtlich. Man fertigt Gräben von etwa 30 em Sohlenbreite, 40 bis 80 em Tiefe und möglichſt ſteiler Böſchung, bedeckt deren Sohle bis zu etwa halber Höhe der Wand mit Steinen (4), bringt hierauf eine Schicht Reiſig, Plaggen, Binſen oder Schilf (Y) und füllt den noch vorhandenen leeren Raum mit lockerer Erde Be > aus (e). Das Waſſer ſoll in Qiuerſchnitt durch einen Unterdrain. dieſen Raſſeln allmählich ver- ch nde Bosch c ſickern. Eine andere Methode beſteht darin, daß man die Grabenſohle (anſtatt mit Steinen) mit 15 — 20 em ſtarken, aus Dornen und ſperrigem Reiſig geflochtenen Faſchinen bedeckt, die Zwiſchenräume längs der Grabenwände mit Moos ausfüttert und zuletzt die ausgeworfene Erde wieder aufbringt (Faſchinengräben). Die Faſchinen müſſen zur Saftzeit aus grünem Holze (Weiden, Pappeln, Uferſträuchern) gehauen, ſogleich nach dem Hiebe gebunden und ſofort gelegt werden. Die unterirdiſche Waſſerleitung mittels Steinen und Strauchwerk war ſchon den alten Römern bekannt. In England wurde ſie insbeſondere durch Eltington ausgebildet und bis in die 1820 er Jahre auf den Adern an— gewendet. Braun!) (Darmſtadt) empfiehlt namentlich Faſchinengräben wegen ihrer Wohlfeilheit und ihres Erfolges in ſchwerem, bindigem Boden. Die Harzer Forſtwirte hingegen ſprechen ſich nicht günſtig über Strauchdrains aus.“) b. Dauer. Fontanellen aus Strauchwerk (Erle) halten etwa 8— 10 Jahre. In kalkigen Böden vermorſcht das Reiſig noch früher; in thonigen 1) Dleinngei im Walde Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1864, S. 38). 2) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, 1861, S. 64, Thema 8.: Auf welche zweckmäßigſte Weiſe ſind am Harze Brüche und Moore zu ent⸗ wäſſern und ſorſtlich anzubauen. Welchen Einfluß hat die Entwäſſerung auf den Waſſerzuſtand im Allgemeinen? (Touraine.) 31 * 484 V. Buch. I. Abſchnitt. Böden hingegen kann die Dauer eine größere ſein. Wenn aber bis zum Eintritte der Verweſung der Zweck erreicht wird, ſo liegt i dieſer kurzen Dauer gewiſſermaßen der Vorzug, daß ſie einem Über⸗ maße von Entwäſſerung ſteuert. Überdies kommt für Waldboden der Umſtand in Betracht, daß die Funktion der Faſchinen ſpäter bo dem herangewachſenen Holzbeſtand übernommen wird. Steindrains dauern bis 50 Jahre, verdienen daher vom Stand- punkte der Haltbarkeit aus den Vorzug. | c. Würdigung. Man beſchränkt die Anlage von Raſſeln des Koſtenpunktes halber auf einzelne ſtets naſſe Stellen. Mehr Anwendung finden ſie beim Wegebau, z. B. zur jeitlichen Ableitung des Waſſers im Wegkörper (Sickerdohlen), zur Überbrückung an den Stellen, wo Wege oder Viehtriften durch offene Gräben getroffen werden. B. Glaſierte Thon- oder Cementröhren.“) An Stelle der Unterdrains ſind neuerdings namentlich Cement⸗ röhren (von entſprechender Lichtweite) immer mehr zur Anwendung gekommen. Dieſelben eignen ſich beſonders zur Waſſerableitung quer unter einem Wegkörper und verbinden mit den Vorteilen rajcher Fortleitung des Waſſers und bequemer Reinigung den einer großen Haltbarkeit. 75 C. Drainröhren.“) i 7 a. Beſchaffenheit. Drainröhren find hart gebrannte Thonröhren von freisförmiger Querfläche. Ihre Dimenſionen betragen ca.: 30—40 em Länge, 1— 1,5 em Stärke und 3— 12 em Lichtweite. Eine gute Drainröhre muß feſt, außen und innen glatt, ohne Sprünge und Riſſe ſein, bei 1 Anſchlagen rein klingen, auf dem Bruche eine glatte, gleichmäßige und gleichfarbige Fläche zeigen und den Wechſel aus heißem in taltes Waſſer ertragen können, ohne zu zerſpringen. | Der hierzu verwendete Thon muß möglichſt rein ſein und daher ges ſchlemmt werden. Beimiſchungen von Kalk, kalkhaltigem Mergel, groben ar 4 1) Runnebaum: Die Anfertigung und Verwendung von Cementröhren beim Waldwegebau (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIII. Jahrgang, 1881, S. 266) — Ein Auszug aus dieſer Abhandlung findet ſich im Centra blatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 318. 2) Vincent, L.: Die Drainage, deren Theorie und Praxis. 5. Auf Leipzig, 1873. 6. Aufl., bearbeitet von G. Abel und O. Vincent. Da⸗ ſelbſt, 1882. Schutz gegen Waſſerſchäden. 485 Sandkörnern ac. beeinträchtigen die Güte des Fabrikates. Das Miſchungs— verhältnis mit Sand will richtig getroffen ſein. Man unterſcheidet Hauptdrains (Sammeldrains) und Neben— drains (Saugdrains). Die erſteren ſind zur Abführung des ge— ſammelten Waſſers beſtimmt; die letzteren ſollen das Bodenwaſſer an den Stoßfugen aufnehmen und den Sammeldrains, in welche ſie ſpitz einmünden, zuführen. Die Hauptdrainröhren müſſen daher größere Dimenſionen beſitzen als die Nebendrainröhren. b. Legung der Röhren. Man beginnt mit der Anfertigung der Draingräben, deren Dimenſionen im allgemeinen von den für die offenen Gräben an— gegebenen Momenten und den klimatiſchen Verhältniſſen der Gegend bedingt werden. Die Wände werden jedoch ſenkrecht angelegt und der Grabenſohle der Sammeldrains wird ein Gefälle von etwa 0,2% gegeben. Die Saugdrains müſſen ein größeres Gefäll erhalten. In kalten Klimaten iſt eine Tiefe von mindeſtens 1 m erforderlich, damit die Röhren nicht vom Froſte leiden. Die Gräben für Sammeldrains ſind etwas tiefer zu legen als diejenigen für Saugdrains. Hierauf folgt das Legen der Röhren. Man beginnt hiermit am oberen Ende und ſtößt dieſelben entweder alsbald auf der Sohle mit den Enden aneinander, oder es wird bei leicht verſchwemmenden Böden vorerſt eine fortlaufende Reihe von Thon- oder Dachſteinſohlen untergelegt, um eine möglichſt gleichmäßig geneigte Oberfläche herzu— ſtellen, auf welche es ganz beſonders ankommt. Auch bei dem Legen ſelbſt muß mit größter Accurateſſe zu Werke gegangen werden. Bei Auswahl der Röhren kommen der Feuchtigkeits- und Konſiſtenz— grad des Bodens in Frage. Man muß die Lichtweite um ſo größer nehmen, je mehr Waſſer fortgeſchafft werden ſoll, und je leichter eine Verſchlämmung der Röhren ſtattfinden kann. In Sand- und Ocker— böden z. B. ſind mindeſtens 5 em weite Röhren erforderlich. Sind die Röhren gelegt, ſo füllt man die Erde wieder in die Gräben ein. Auch hierbei iſt die größte Vorſicht nötig, namentlich dann, wenn die Erde ſteinreich iſt, damit die Röhren weder verſchoben, noch zertrümmert werden. Man legt die Drainleitungen je nach Waſſermenge, Terrain— und Bodenbeſchaffenheit, Tiefe der Röhrenleitungen ꝛc. in Abſtänden von etwa 10 — 25 m an und in 1—1,3 m Tiefe. Wo viel Grund— waſſer vorhanden iſt, oder in ſehr ſtrengem Thon- und in äußerſt feinkörnigem Boden mit viel Kapillar-Attraktion, wählt man die engſte Entfernung. Je durchlaſſender der Boden iſt, deſto weiter kann man die Röhrenſtränge legen. 486 V. Buch. I. Abſchnitt. 5 Iſt das Terrain ſehr naß, ſo muß man bei trockenem Wetter und möglichſt raſch arbeiten. c. Dauer. Die Dauer der Drainröhren iſt von der Bodenbeſchaffenheit, Röhrengüte und der bei dem Legen angewendeten Sorgfalt abhängig. Hart gebrannte Röhren in 1— 1,25 m Tiefe und gut gelegt, halten ein Menſchenalter und darüber. f Zu Anfang der 1850 er Jahre gut gelegte Drains haben ſich z. B. auf preußiſchen Domänen noch in den 1880 er Jahren völlig wirkſam gezeigt. d. Koſten. Über Drainierung von Ackergelände liegen viele Koſtennachweiſe vor; über Drainagen von Waldboden hingegen nur wenige, weil letztere im allgemeinen ſelten ſind. In der Regel ſtellen ſich Drain— Anlagen im Walde ſtets höher, weil die Bodenverwurzelung die Arbeit erſchwert und weil auch ſonſtige Hinderniſſe vorhanden ſind, welche in der freien Flur fehlen. Von einer Angabe mittlerer Koſtenſätze muß hiernach abgeſehen werden. Im Clausthaler Reviere) (Harz) koſtete die Drainierung einer kleinen Fläche (1,834 ha) bei 87,6 cm tiefen und 48,6 cm breiten Draingräben, in 4,67 m Abſtand von einander, ca. 390 % pro ha. Die betreffende Drainierung wurde im Herbſte 1855 ausgeführt. Eine entſprechende Verzinſung dieſes Betrages durch vermehrten Holzwuchs iſt natürlich ausgeſchloſſen. e. Würdigung. Die Vorteile der Drainierung (und Entwäſſerung überhaupt) beſtehen in Erniedrigung des Waſſerſtandes im Boden und Gewinnung einer größeren Tiefe der Erdkrume für das Eindringen und Wirken der Atmoſphärilien. Den offenen Gräben gegenüber kommt in Betracht, daß die Drainröhren der Holzzucht kein Areal entziehen, Beſchädigungen von außen weniger unterliegen und die Waſſerabzapfung viel mehr allmählich beſorgen. Als Nachteile müſſen hervorgehoben werden: 1. Hohe Anlage- und Reparaturkoſten. 2. Leichte Verſtopfung durch Baumwurzeln benachbarter Eſchen, Pappeln, Erlen ꝛc. (ſog. Brunnenzopf) und die Wurzeln von Forſt— unkräutern (Equisetum L., Arundo L., Urtica L. 2c.), ſogar durch Fröſche. 3. Abſetzung von Eiſenocker im Innern. 1) Verhandlungen des Harzer Forſt-Vereines, Jahrgang 1861, S. 64. Thema 8. Schutz gegen Lawinen. 487 4. Verſchlämmung durch Triebſand ꝛc. Zur Beſeitigung dieſes Übelſtandes find hier und da Senkbrunnen (Brunnenſtübchen) anzulegen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß dieſe Nachteile im Walde mehr zu Tage treten als in der Flur. Da überdies die Vorteile der Drainage für den Waldboden weniger evident ſind als für Acker— und Wieſenland, jo ſpielt dieſe Entwäſſerungsmethode im forſtlichen Haushalte zur Zeit noch eine ſehr untergeordnete Rolle. In der Hauptſache beſchränkt ſie ſich auf Forſtgärten und ſauere Waldwieſen. Bei Wieſen hat ſich durch Drainage eine Heu⸗Ertragsſteigerung bis zu 25% und auch eine Verbeſſerung der Qualität des Heues herausgeſtellt. II. Vertikale Wafjer- Ableitung. Die Methode der vertikalen Ableitung, d. h. Verſenkung des Waſſers iſt nur dann anwendbar, wenn das undurchlaſſende Thon— oder Ortſteinlager von ge⸗ j ringer Mächtigkeit iſt und Fig. 174. wenn darunter durchlaſſender 0 5 Boden lagert (Fig. 174). Man bringt das Bohrloch (oder mehrere) (a) an der tiefſten Stelle an und führt es in genügender Weite durch die undurchläſſige Schicht hindurch bis auf Verſenkung des Waſſers. 5 4 Bohrloch. 5 Undurchlaſſende Schicht. den durchläſſigen Grund. e Durchlaſſende Schicht. II. Abſchnitt. Schutz gegen Lawinen.) 1. Entſtehung. Die Lawinen entſtehen bei dem Zuſammentreffen gewiſſer meteorologiſcher Phänomene im Hochgebirge an ſteilen Hängen mit glatter Oberfläche durch Abbruch oder Abrutſchen großer Schneemaſſen. 1) Zur Litteratur: Dr. M.: Die Lawinen (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1831, Nr. 133, S. 529). Förſter, G. R.: Lawinenverbauungen in der Schweiz (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1877, S. 227). — Dieſen Artikel haben wir namentlich benutzt. 488 V. Buch. II. Abschnitt. Man unterſcheidet je nach der Beſchaffenheit und Art der Bildung gewöhnlich Staub-, Ober-, Grund- und Gletſcherlawinen. Eine andere Einteilung iſt die in Rutſch- und Sturzlawinen, wobei erſtere Ober- oder Grundlawinen ſein können, während zu letzteren die Staub- und Gletſcherlawinen zu rechnen ſein würden. A. Staublawinen. Sie entſtehen am häufigſten im Januar und Februar, aber auch nicht ſelten ſchon im November bei trockenem, ſtaubähnlich auffallenden Schnee, entweder infolge großer Steilheit der Gehänge oder durch Abbruch überhängender Schneewehen an vorſpringenden Felsblöcken (ſog. Schildern). Der über eine vertikale Wand in die Tiefe ſtürzende Schnee zerſtäubt während des Falles, namentlich bei Sturm, um ſich anderwärts maſſenhaft niederzulaſſen. Dieſe Lawinen werden im allgemeinen ſelten gefährlich, kommen auch weniger häufig vor als die beiden folgenden Arten. Staublawinen von verheerender Wirkung ereigneten ſich z. B. in Tirol (unweit der Zugſpitze) am 30/1. 1486 und am 4½½. 1689, wie dortige In⸗ ſchriften bezeugen. B. Oberlawinen. Man verſteht hierunter die in Bewegung geratenen oberen Schneeſchichten. Sie ereignen ſich gewöhnlich in den eigentlichen Wintermonaten (Dezember bis Februar), wenn auf alten, gefrorenen Schnee große neue Schneemaſſen auffallen und ſo anwachſen, daß ſie ſich auf der glatten Baſis nicht mehr halten können und daher abrutſchen. C. Grundlawinen. Die Grund- oder Maſſenlawinen beſtehen aus den geſchloſſen vorwärts rutſchenden oder rollenden geſamten Schneemaſſen, welche an einer Bergwand lagern. Ihre Bildung ſetzt das Erweichen und Zuſammenballen des Schnees bis zur Bodenoberfläche voraus. Die Grundlawinen fallen meiſt erſt zur Zeit der Schneeſchmelze, alſo im Nachwinter und Frühjahre. Coaz, J.: Die Lawinen der Schweizeralpen. Bern, 1881. Die Bäche, Schneelawinen und Steinſchläge und die Mittel zur Ver— minderung der Schädigungen durch dieſelben. Herausgegeben vom Schweize— riſchen Forſtverein. Ausgearbeitet von Profeſſor und Oberforſtmeiſter Elias Landolt. Mit 19 lithogr. Tafeln. Zürich, 1886. Pollack, Vincenz: Ueber die Lawinen Oeſterreichs und der Schweiz und deren Verbauungen. Vorträge, gehalten im öſterreichiſchen Ingenieur— und Architectenverein in Wien am 29. November und 4. Dezember 1890. Mit 4 Tafeln. Wien, 1891. N er 7— Schutz gegen Lawinen. 489 Das Losbrechen geſchieht gewöhnlich um Mittag, aber nur bei anhaltendem Südwinde (Föhn). Ein oft zum Orkan ausartender Sturm tritt regelmäßig als Vorbote auf. Die Grundlawinen ſind in der Regel die häufigſten und jeden— falls die gefährlichſten. Ihre Bahnen ſind meiſt ſichtbar, da ſie periodiſch an denſelben Stellen wiederkehren. D. Gletſcherlawinen. Dieſe entſtehen durch Berſten von Gletſchern, deren Bruchſtücke mit naſſem Schnee vermiſcht zum Abrollen bzw. Abſtürzen gelangen. Sie treten wohl nur in ſeltenen Fällen auf. 2. Schaden. Der forſtliche Schaden durch Lawinen beſteht im Niederreißen und Zerſchmettern der im Wege liegenden Holzbeſtände, Verſperren von Flüſſen, Thalzügen, Straßen ꝛc. Schon der die Lawine begleitende oder vielmehr ihr vorausgehende Luftdruck iſt jo bedeutend, daß hier— durch noch mehrere hundert Meter vom Ruhepunkte der Lawine ent— fernt beträchtliche Windwürfe in den Waldungen verurſacht werden. Auch der Gems⸗Wildſtand leidet in lawinenreichen Jahren empfindlich. Dem gewaltigen Druck einer ins Rutſchen gekommenen Schnee— maſſe kann kein Wald auf die Dauer Widerſtand leiſten. Der Um— fang und die Geſchwindigkeit der Lawine nehmen um ſo mehr zu, je höher, ſteiler, kahler und glatter der Hang iſt. Hieraus erklärt ſich die begünſtigende Wirkung eines hohen Grasüberzuges. 3. Tawinenchronil. Im Nachſtehenden ſollen einige, der Zeitſchriften-Litteratur ent nommene Mitteilungen über Lawinenſtürze in den 1870er Jahren von beſonderem Umfange chronologiſch verzeichnet werden: A. Oſterreich. 1877 (Aſchermittwoch) ſtürzte eine Lawine von der Höhe des 2118 m hohen Zeyritzkampels (Kalwang in Oberſteier) durch den Pfarrgraben bis in das Hauptthal. Der begleitende Luftdruck raſierte ganze Streifen von den im Pfarrgraben befindlichen Waldteilen. Die Lawine begrub gegen 40 Joch Holzriejen. !) 1877 (16. Februar) ſind in der ſog. Pölſen, am Urſprunge des Polsfluſſes in der Ortsgemeinde St. Johann am Tauern (Bezirkshauptmannſchaft 1) Waldverwüſtung durch eine Lawine (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1877, S. 165). 490 V. Buch. II. Abſchnitt. Judenburg) von dem 2430 m hohen Böſenſtein 2 mächtige Schnee— lawinen niedergegangen, welche einen Waldſchaden von 5000 fl. öſterr. Währg. verurſachten. “) 1877 (30. Dezember) ging im Schreinbachwalde, 4 Stunden von St. Wolf— gang (Salzkammergut), eine Lawine nieder, die nebſt Bäumen ꝛc. auch eine Holzknechtsſtube ſamt ihren Inwohnern (4 Holzknechten) mit ſich fortriß. “) 1878 (17. Januar) löſte fi) vom „Fleck“ des bewaldeten Göller im Forſt— bezirke Frein (Oberſteiermark) eine Lawine los, welche ein großes Stück Wald mit ſich fortriß und 14 Menſchen unter ſich begrub. ®) 1878 ſtürzten im Traunthale zwiſchen den Orten Obertraun und Auſſee (Salzkammergut) ca. 26 Lawinen. 1878 (20. März) brach im Karlsgraben (Forſtbezirk Neuberg in Steiermark) eine Staublawine los, welche — in der Waldregion angelangt — den Holzwuchs bis ins Thal hinunter in einer Breite von durchſchnittlich 250 m hinwegfegte und noch 700 m vom Ruhepunkte der Lawine thal— auswärts Windwürfe verurſachte. *) Im Winter 1877/78 ereigneten ſich nach G. R. Förſter“) im Sammel— gebiete des Traunfluſſes und der Steyer im ganzen 129 Lawinen (5 Staub-, 67 Ober- und 57 Grundlawinen), welche den Holzbeſtand auf 1,6145 ha vernichteten. In Tirol wurde im Winter 1877/78 durch Lawinenſtürze das Unter: innthal am meiſten betroffen. Das Oberinnthal hatte weniger zu leiden.“) Im Forſtverwaltungsbezirke Gußwerk (Steiermark) gingen 1877/78 21 Schneelawinen (1 Staublawine, 18 Ober- und 2 Grundlawinen) ab, die im ganzen 4,434 ha und 3320 Bäume mit einem Holzgehalt von 790 fm im Werte zu 237 fl. öſterr. Währg. beſchädigten. “) In Oſterreich bezifferten die durch Lawinen im Winter 1887/88 an- gerichteten Schäden einen Geſamtwert von wenigſtens 700 000 M. B. Schweiz. In der Schweiz ſammelt das Forſtperſonal ſchon ſeit einigen Jahren, unter Befolgung eines gewiſſen Schemas, genaue ſtatiſtiſche Notizen über Lawinen-Abgänge, um ſich darüber zu orientieren, für welche Ertlichkeiten die Verbauung der Lawinen am dringlichſten iſt.“) 1875/76 gingen im Kreiſe Ragaz (Kanton Graubünden) ca. 500 Lawinen nieder, im Kreiſe Schuls 381. 1) Schneelawinen (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1877, S. 219). 2) Lawinenniedergang (dafelbit, 1878, S. 106). 3) Lawine (daſelbſt, 1878, S. 105). 4) Lawinenſchäden des Jahres 1878 (daſelbſt, 1878, S. 268). 5) Zur Lawinenſtatiſtik des Jahres 1878 (daſelbſt, 1878, S. 447). 6) Lawinenſchäden in Tirol (daſelbſt, 1878, S. 451). 7) Hampel, L.: Lawinenſchäden (Steiermark) (daſelbſt, 1878, S. 522). Derſelbe: Zur Lawinenſtatiſtik des Jahres 1878 (daſelbſt, 1879, S. 398 und 399). 8) Schweizeriſche Lawinenſtatiſtik (daſelbſt, 1878, S. 518). — Schutz gegen Lawinen. 491 1887/88 gingen in der Schweiz im ganzen 1094 Lawinen (vorwiegend vom Februar bis April) nieder, von welchen 871 (80 % auf Waldungen ſich erſtreckten. Hierdurch wurden auf einer Fläche von 1325 ha im ganzen 82 000 fm Holz gebrochen und geworfen. Der Wert der durch die Lawinen zerſtörten oder beſchädigten Realitäten überhaupt betrug 430 500 Fres. “) Dieſer Winter hat überhaupt in Bezug auf Lawinen-Niedergänge eine traurige Berühmtheit erlangt. 4. Wirtſchaftliche Vorbeugungsmaßregeln. 1. Bindung des Bodens oberhalb der eigentlichen Waldgrenze durch Grasſaat. Um eine rauhe, das Rutſchen des Schnees ver— hindernde Bodenoberfläche herzuſtellen, muß das Gras unter Belaſſung höherer Stoppeln abgemäht werden. 2. Schonung der Gebirgsſträucher (Alpenroſen, Bergerle, Zwergbirke, Wachholder ꝛc.) an ſteilen Hängen. 3. Erhaltung des Waldes bis zur Baumgrenze. Dieſe Maß— regel iſt die wichtigſte. Die zum Schutze gegen Lawinen dienenden Waldungen in dieſen Höhenlagen heißen Bannwaldungen. Sie finden ſich hauptſächlich in der Schweiz, in Tirol und in den öſterreichiſchen Alpenländern und müſſen eine ihrem Hauptzweck entſprechende Bewirtſchaftung erhalten.“) Zur Anzucht in dieſen Lagen eignen ſich unter den Holzarten am meiſten: Arve, Lärche und Fichte. Die zwei erſten Holzarten ſteigen am höchſten. Als Deckhölzer in den Höhenlagen ſind meiſt ſchon vorhanden Legkiefer und Bergerle. Bis zu 1800 m ſteigt auch die Fichte. Bis zu 1400 m können Bergahorn und Rotbuche — wenigſtens als Miſchhölzer — eine Stelle finden. Die beſte Bewirtſchaftungsform iſt Plänterwirtſchaft; Kahlhiebe müſſen ausgeſchloſſen bleiben. Die Rekrutierung der Fehlſtellen erfolgt meiſt durch Pflanzung. Wenn es ſich um ganz neue Aufforſtungen handelt, ſo iſt je nach Umſtänden bald Saat, bald Pflanzung vorzuziehen. An ſteinigen Kalkhängen, wo es an Krume fehlt, ſät man in kurze, etwas berg— ſeitig geneigte Stückrinnen unter dem Schutze von Steinen, Felsblöcken, Stöcken, eingeſteckten Reiſern oder gefällten Stämmen, welche — durch Stöcke gehalten — als Bollwerke gegen Schneeſchub ꝛc. dienen. Wo es hingegen an Erdkrume nicht fehlt, z. B. in Mulden ꝛc., iſt mit größerem Vorteile zu 1) Coaz, J.: Der Lawinenſchaden im ſchweizeriſchen Hochgebirge im Winter und Frühjahr 1887-88. Bearbeitet im Auftrage des ſchweizeriſchen Induſtrie⸗ und Landwirthſchaftsdepartements. Bern, 1889. 2) Volkmann, Heinrich: Ueber die Bedeutung, Anlage und Bewirth— ſchaftung der Bannwälder im Hochgebirge (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 239, 294 und 355). Zdarek, Robert: Der Wald in der Hochlage (daſelbſt, 1892, S. 145). 492 V. Buch. II. Abſchnitt. pflanzen (Büſchelpflanzung mit 3—4 Individuen). Die Aufforſtungskoſten betragen, je nach der Kultur, 240 400 M pro ha.“) Die Holznutzung aus ſolchen Waldungen darf nur eine untergeordnete Rolle ſpielen; in der Hauptſache wird bloß das abſtändige Holz geſchlagen. Die Stämme ſind hoch abzuſchneiden und die Stöcke im Boden zu belaſſen. Horſte jüngeren Holzes müſſen vorſichtig durchforſtet werden. Weide und Streuentnahme ſind unzuläſſig; zumal die außerordentlich ſchädliche Ziegenweide. Leider ſteht aber gerade dieſer Unfug in den be— treffenden Örtlichkeiten noch ſehr in Übung, ſodaß die Baumgrenze fort⸗ ſchreitend herabſinkt. Belege für dieſe traurige Thatſache bieten ſich in den Alpen— ländern noch in Menge. i 5. Verbauung. Unter Lawinen-Verbauungen;) verſteht man ſolche Anlagen und Bauwerke, deren Zweck darauf gerichtet iſt, den im Hochgebirge fallenden Schneemaſſen hinreichende Stützpunkte zu bieten und hier— durch die Bildung von Lawinen zu verhindern. Man kann dieſes Ziel unter Umſtänden ſchon durch höchſt ein- fache Mittel erreichen, während in anderen Fällen koſtſpieligere Bauten nicht zu umgehen ſind. Zweckdienlich ſind alle Maßregeln, durch welche die Reibung zwiſchen Schnee und Unterlage vergrößert, ſowie das Abtrennen und Abrollen des loſen Schnees verhindert wird. In jedem Falle muß zunächſt die ſog. Abbruchslinie, d. h. die Urſprungs⸗ ſtelle der Lawine, ausfindig gemacht werden. Da der Abbruch ſtets vom Terrain bedingt wird, ſo iſt dieſe Linie meiſt ſchon von Natur markiert (3. B. durch einen ſchroffen Gefällwechſel) und namentlich alsbald nach dem Abgang einer Lawine leicht zu beſtimmen. Die Verbauung hat ſich über das ganze Abbruchsfeld zu erſtrecken und muß etwas oberhalb der genannten Linie beginnen. Die je nach den örtlichen Verhältniſſen herzuſtellenden Anlagen find: Gräben, Verpfählungen, Schneebrücken oder Mauern. a. Gräben. Dieſe werden in 2—5 m Entfernung als Stück⸗ gräben in der Horizontalrichtung ſchachbrettförmig über die ganze Entſtehungsfläche der Lawine verteilt. An ſteilen Abhängen iſt die Anlage ſolcher Gräben nicht ohne Gefahr zu bewirken. b. Verpfählungen aus Holz oder Eiſen. Man legt ſie reihenweiſe in Abſtänden von etwa 6—15 m, u. zw. am beſten in regelmäßigem Dreiecksverband, in je 5 io Länge mit dazwiſchen geflochtenen Stangen an. Fig. 175°) verſinnlicht den Grundriß einer =) Vgl. Coaz, a. a. O. ) S.: Der Lawinenverbau (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, 1892, 8. 183). 3) Die drei Figuren 175, 176 und 177 ſind nach Förſter (a. a. O., S. 225 und 230) gezeichnet. Schutz gegen Lawinen. 493 derartigen Verbauung ober- und unterhalb der Abbruchslinie. Fig. 176 ſtellt die Verpfählung im Aufriſſe vor. Fig. 175. 33 Fa 5 | — —_ EC a. nn | — nn —ů— | ge r Grundriß einer Lawinen⸗Verbauung mit Holz. ab Abbruchslinie. e Pfahlreihen, im Verband angelegt. Die Vorausſetzung für dieſe Methode bildet das Vorhandenſein von Bodenkrume, damit man die Pfähle genügend tief einſchlagen kann. Wo größere Lawinen niedergehen, genügen übrigens Pfahl— reihen nicht. Fig. 176. * 7 5 * 7 Pfahlzaun zur Sicherung gegen Lawinenbildung. Die hölzernen Pfähle (Fig. 176, ) werden aus Lärche, Arve oder Krummholzkiefer von 15 — 25 cm Stärke in 1,5 — 2 m Länge angefertigt. Sie werden in Abſtänden von 1 m etwa 0,7 —0,8 m tief in den Boden ein- geſchlagen und mit alten Stangen (b) durchflochten, ſodaß ein Zaun entſteht. 1 laufender m Pfahlreihe koſtet (exkl. Holzwert) 0,32—0,80 Die recht⸗ zeitige Erneuerung der Pfähle und Querſtangen iſt eine weſentliche Bedingung für ihre Wirkſamkeit. c. Schneebrücken. Hierunter verſteht man rechenartige, gegen den Berghang gekehrte Vorrichtungen, deren Zweck dahin geht, die Schneemaſſen aufzufangen und zum ruhigen Ablagern zu bringen. za 494 V. Buch. III. Abſchnitt. Man wendet die Schneebrücken hauptſächlich in felſigem Terrain an, wo ſolide Konſtruktionen zu ſchwierig auszuführen und zu koſt— ſpielig ſein würden. Zur Herſtellung derartiger Brücken oder Schneefänge kann man alte Schienenſtänder und Schwel— 6 Fig. 177 len verwenden. Der laufendem koſtet 1,20 bis 1,60 M. d. Trockenmauern. Dieſe führt man auf Fels: grund anſtatt der verflochte— nen Pfahlreihen in der nämlichen Anordnung auf. Als Dimenſionen genügen 60 em Breite an der Krone (Fig. 177, be) und mindeſtens 1 m Höhe an der Bergſeite (Fig. 177, ab). An ſteilen, felſigen Hängen muß ein horizontaler Fuß - für die Mauer in den Trockenmauer auf felſigem Grunde zur Vorbeugung Ben Fels eingeſprengt werden. 5 Da dieſe aber keinen Druck auszuhalten hat, ſo braucht ſie nur ſo weit fundiert zu werden, daß ſie nicht infolge ihrer eigenen Schwere abgleitet. Beſonders günſtige Erfahrungen mit ſolchen Lawinen-Verbauungen hat man namentlich in den ſchweizeriſchen Kantonen Uri (Gemeinde Andermatt), Graubünden (Gemeinden Zernetz und Fettan) und Wallis gemacht. 1 cbm Mauerwerk koſtet etwa 2,80—6 K. Die Lawinen-Verbauungen in der Schweiz datieren ſeit dem Jahre 1867 und ſind noch lange nicht beendigt. Das Vertrauen der Bevölkerung zu den Ver— bauungs-Arbeiten iſt aber — namentlich ſeit dem Winter 1887/88 — ſehr geſtiegen. Der Verbauung hat die Aufforſtung zu folgen, worüber bereits früher (S. 491) das Nötige mitgeteilt wurde. — —ñ—ñ — . * III. Abſchnitt. Schutz gegen Flugſand.!) ö Unter Flugſand (Wehſand) verſteht man einen Sand von ſo feinem Korn und jo geringem Gehalt an thonigen oder humoſen I 1) Zur Litteratur im allgemeinen: von Panne witz, Julius: Anleitung zum Anbau der Sandſchollen im Binnen-Lande und auf den Strand-Dünen, für Landwirthe, Waldbeſitzer und Forſtbeamte. Mit 3 lithogr. Abbildungen und 2 Beilagen. Marienwerder, 1832, Schutz gegen Flugjand. 495 Beſtandteilen, daß er im trockenen Zuſtand und bei mangelnder Boden— decke durch Winde in Bewegung geſetzt und von einer Lagerſtätte zur anderen verweht wird. Man findet den Flugſand hauptſächlich an der Meeresküſte (Dünenſand); er kommt aber auch im Binnenlande (Binnenſand) vor. Da die produktive Holzbodenfläche hierdurch in raſcher Folge vermindert wird, ſo muß dieſem Übel zeitig und mit Nachdruck be— gegnet werden. I. Kap. Dünenſand. “) 1. Vorkommen. Der Dünenſand wird am Meeresgeſtade, namentlich da, wo der Strand flach iſt, bei hochgehender Flut durch die Wellen aus— geworfen, türmt ſich hier unter gewiſſen Umſtänden nach und nach zu Hügeln (Dünen) auf und wird durch Winde weiter landeinwärts geführt. Ratzeburg: Die Strandgewächſe an der pommerſchen Küſte, ihre Fort— pflanzung und ihr Verhältniß zu den Dünen (Kritiſche Blätter für Forſt— und Jagdwiſſenſchaft, 39. Band, 2. Heft, 1857, S. 155). Weſſely, Joſef: Der europäiſche Flugſand und ſeine Cultur. Wien, 1873. — Eine umfangreiche und fleißige Arbeit, das Hauptwerk auf dieſem Gebiete. Als Abſchnitt iſt die Lehre vom Flugſand in folgenden Büchern über Waldbau behandelt worden: Heyer, Dr. Carl: Der Waldbau oder die Forſtproduktenzucht. 4. Aufl. in neuer Bearbeitung herausgegeben von Dr. Richard Heß. Mit 375 in den Text eingedruckten Holzſchnitten. Leipzig, 1893 (8 14. 2. Flugſand, S. 83 — 90). Burckhardt, Heinrich: Säen und Pflanzen nach forſtl. Praxis. Hand— buch der Holzerziehung, 6. Aufl. Herausgegeben von Albert Burckhardt. Trier, 1893. Flugſandkultur (S. 321327). Die Lehre von der Bin dung des Flugſandes durch Zäune und Deck— werke gehört nach unſerer Anſicht in das Gebiet des Forſtſchutzes, die Lehre vom Anbaue der Flugſandflächen mit Holzgewächſen hingegen in das— jenige des Waldbaues. In Bezug auf den letzten Gegenſtand begnügen wir uns daher mit einigen Andeutungen. 1) Zur Litteratur: Krauſe, G. C. A.: Der Dünenbau auf den Oſtſee-Küſten Weſt-Preußens. Ein praktiſches Lehrbuch auf Anordnung der Kgl. Preußiſchen Regierung aus— gearbeitet. Nebſt einer (lithogr.) Küſtenkarte und 6 lithographirten Blättern ꝛc. Berlin, 1850. - Die Dünen der Oſtſeeküſte (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagd— wiſſenſchaft, 38. Band, 1. Heft, 1856, S. 261). Willkomm, Dr.: Die Dünen an den weſt- und oſtpreußiſchen Küſten (daſelbſt, 47. Band, 2. Heft, 1865, S. 170). 496 V. Buch. III. Abſchnitt. Die am meiſten gefährdeten Stellen ſind die Rücken der Dünen und die Vertiefungen (Sandkehlen, Windtrichter) dazwiſchen, ſowie kleine Einſenkungen an den Dünenwänden, weil die Verſandung in der Regel von ſolchen Ortlichkeiten ausgeht. Bei den Dünen arbeiten ſich gewiſſermaßen zwei Erſcheinungen in die Hände. Der am Tage wehende Seewind führt den durch die Einwirkung der Sonne getrockneten Dünenſand landeinwärts. Der während der Nacht auftretende Landwind trifft aber den Sand durch Tau etwas befeſtigt an, kann ihn daher nicht wieder ins Meer zurück— werfen. An der Nord- und Oſtſee, z. B. in Holſtein, Schleswig, Jüt⸗ land, auf den nordfrieſiſchen Inſeln ꝛc., nehmen die Dünen bereits beträchtliche Strecken ein, und ihre Bildung macht von Jahr zu Jahr weitere Fortſchritte. Längs der Küſte von Weſt- und Oſtpreußen erſtrecken ſich die Dünen beiläufig 50 Meilen weit in nirgends unter ½s Meile Breite, und ſollen ſich, bei mangelnder Befeſtigung, jährlich um 15 —25 m landeinwärts vorſchieben. Das Dünengebiet am friſchen Haff bei Danzig umfaßt etwa 4200 ha. Julius von Pannewitz giebt für die Dünen und ſonſtigen Flugſand⸗ flächen Europas zuſammen ein Areal von 988 deutſchen Quadratmeilen an 2. Bin dung. kann und die Dünen natürliche Schutzwälle für das hinter ihnen gelegene Land bilden, jo liegt der Schwerpunkt aller Sicherungs- maßregeln in der Anlage künſtlicher Vordünen und in der a günſtigung der Entſtehung und fortgeſetzten Bildung einer Reihe natür- licher Hauptdünen, landeinwärts unter dem Schutze der Vordünen. Um das Flüchtigwerden der Dünen zu verhindern, müſſen fü durch gewiſſe Kleingewächſe (Gräſer) feſtgelegt und, ſoweit e möglich iſt, auch aufgeforſtet werden. Außerdem muß man ſelbſt⸗ Da dem Auswerfen des Meerſandes nicht vorgebeugt e Grunert, Julius Theodor: Der Boden und ſeine Cultur in den Niederlanden, mit beſonderer Rückſicht auf Holzbau. C. Die Dünen (Forſt⸗ liche Blätter, 12. Heft, 1866, S. 56). von Binzer: Tidswilde Hegn, eine Flugſandſtrecke auf der däniſche Inſel Seeland (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 8 u. S. 77). Entſtehung und Veränderung der Dünen (daſelbſt, 1876, S. 46). Reſum eines am 4. October 1875 im Naturhiſtoriſchen Verein der preußiſchen Rhei lande und Weſtphalens von Dr. Borggreve gehaltenen Vortrags. Lehnpfuhl: Dünenwanderung und Dünenwald (Mündener Forſtlich Hefte, 2. Heft, 1892, S. 53). Schutz gegen Flugſand. 497 verſtändlich ſämtlichen Dünenkulturen die ſorgſamſte Pflege zu teil werden laſſen. Hervorragende Leiſtungen auf dem Gebiete der Dünenkultur haben namentlich die Dänen (Reventlow) aufzuweiſen. A. Anlage der Vordünen. Man legt entweder nur eine Vordüne in etwa 50— 75 m Entfernung vom Rande des ruhigen Meeres (bei mittlerem Waſſer— ſtand) an, oder man errichtet deren zwei. Im letzteren Fall unter— ſcheidet man die äußere und die innere Vordüne. Die Vordünen bezwecken, dem erſten Anpralle der Seewinde und auch der Brandung des Meeres ſelbſt Trotz zu bieten und hier— durch die dahinter befindlichen Dünenkulturen gegen Überſandungen zu ſchützen. Sie heißen daher auch Schutzdünen. In einiger Entfernung hiervon erheben ſich die Hauptdünen (Wanderdünen), welche zum Teil eine beträchtliche Höhe erreichen. Die mit zahlreichen, ſpärlich begraſten, kleinen Hügeln (Kupſen) be— deckte Ebene zwiſchen der äußeren Vordüne und den Hauptdünen heißt das Kupſenterrain. Die Vordünen bilden ca. 4—5 m hohe, 35 — 40 m breite, oben abgerundete und nach beiden Seiten hin allmählich ſich abflachende Sandwälle. Die dem Strande zugekehrte Böſchung darf nicht ſo ſteil abfallen, daß ſie unterſpült werden könnte. Sie muß aber andererſeits doch derart anſteigen, daß die anprallende Welle gezwungen wird, den mitgeführten Sand beim Rücklaufe möglichſt wieder mit— zunehmen. Man ſtellt die Vordüne in der Regel in der Weiſe her, daß man im Frühjahr in 2 m Abſtand zwei mit der Strandlinie parallel laufende Zäune von Strauchwerk errichtet, welche den gewöhnlichen Waſſerſtand um etwa 3 m überragen. Während des Sommers füllt ſich nicht nur der Raum zwiſchen beiden Zäunen mit Sand aus, ſondern dieſer lagert ſich auch vor und hinter den Zaunreihen mit mäßiger Böſchung ab, wodurch die Düne entſteht. Im Falle noch eine (innere) Vordüne erforderlich werden ſollte, ſo verfährt man in ähnlicher Weiſe. B. Bindungsmittel. Die Befeſtigung der Vordünen und der dem Meere zugekehrten Seite der Hauptdünen geſchieht durch gewiſſe Sandgräſer. Zur Verwendung kommen folgende Arten: Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 32 498 V. Buch. III. Abſchnitt. 1. Sandrohr (Fig. 178), auch Sandroggen oder Helm ge⸗ nannt (Arundo arenaria L., Ammophila arenaria Lk., Psamma arenaria R. et Schult.) 2. Baltiſches Rohr (Arundo baltica Schrad.). 3. Sandhafer (Fig. 179) oder Sandhaargras (Elymus arenarius L.). 4. Sandſegge (Carex arenaria L.). Dieſe vier Gewächſe ſind durch weit laufende, vielfach ver— zweigte unterirdiſche Stengel (Rhizome) ausgezeichnet, welche die Fähigkeit beſitzen, aus den überſandeten Gelenken teils Wurzeln, teils (aus den oberen) neue Stengel zu treiben. Durch dieſe Eigenſchaft bedingen ſie die Eutſtehung und das weitere Wachstum der Dünen. In erſter Linie ſteht das An ee nee Sandrohr, weil dieſes durch ab Bodenoberfläche. » Unterirdiſche Rhizome. Gabeltriebe ſich verzweigt und am dichteſten beſtockt. Am nächſten bezüglich dieſer Wirkung ſteht der Sandhafer, welcher auch noch Kriechtriebe macht, d. h. aus flach ſtreichenden Wurzeln ſtellenweiſe Fig. 179. | —— ä — — EEE EEE ̃ Elymus arenarius L. Sanbhafer. Schutz gegen Flugſand. 499 nach oben Stengel treibt. Man trifft daher dieſe beiden Sandgräſer auf den Dünen am häufigſten (zumal in Holland). Zur Befeſtigung des Flugſandes kann aber auch das Land— reithgras (Calamagrostis epigsios Roth) verwendet werden. Endlich iſt neuerdings in den franzöſiſchen Staatsforſten bei Mortagne (Departement Orne) das aus Japan ſtammende Polygonum cuspi— datum Sieb. zur Befeſtigung ſandiger Böſchungen angewendet worden, weil ſich dieſe Pflanze durch zahlreiche Wurzelbrut, große Lebenskraft derſelben und raſchen Wuchs auszeichnet.!) C. Anbau der Gräſer. Dem Anbau dieſer Gräſer muß das ſorgfältige Doſſieren, d. h. das Ausgleichen der Unebenheiten, namentlich der ſcharfen Kanten und das Abflachen der Böſchungen vorausgehen, um dem Winde die Angriffspunkte zu nehmen und dem „Treiben“ des Sandes vorzubeugen. Man gewinnt das Kulturmaterial entweder durch Ausſtechen der wildwachſenden Sandgräſer oder durch deren Anzucht in beſonderen Saatkämpen, die an geſchützten Stellen des Dünengebietes angelegt werden. Die Kultur ſelbſt geſchieht durch Pflanzung (im Herbſt oder Frühjahre). Man wählt Reihenpflanzung, rechtwinkelig zur Sturm— richtung, ſtellt aber die Pflanzen innerhalb der Reihen alternierend, ſodaß im ganzen ein Dreiecks- oder Rautenverband entſteht. Die Pflanzlöcher werden mittels eines ſcharfen Keilſpatens in Abſtänden von 0,30 — 0,50 m angefertigt und in die Spalte Ausläufer des Sandrohrs ꝛc. büſchelweiſe (3 — 4 Halme zuſammen) fo tief in den Boden gebracht, daß fie nur etwa 12— 15 em hervorſehen. Die jungen Pflanzen beſtauden ſich bald, fangen zwiſchen ihren Halmen den Sand auf, entwickeln an den friſch eingewehten Stellen (Knoten) peripheriſch hervorſproſſende ſekundäre Adventivwurzeln und hieraus neue Stengel, immer wieder neuen Sand auffangend, ſodaß die Düne nach außen immer mehr zunimmt und im Innern immer feſter wird. Zwiſchen dieſen Gräſern ſiedeln ſich noch andere Gewächſe an, zunächſt Flechten, ſpäter noch andere Gräſer, z. B. Arenaria peplo- ides L., Aira canescens L., Triticum repens L. und ſonſtige Pflanzen, z. B. Pisum maritimum L., Hieracium umbellatum L. ꝛc. 1) G.: Polygonum cuspidatum (Centralblatt für das geſammte Forſt— weſen, 1896, S. 335). 32 * 500 V. Buch. III. Abſchnitt. Auch Sträucher ſtellen ſich — wenigſtens an den Landſeiten der Dünen — ein, z. B. kriechende Weide, Sanddorn, Hirſchkolbenſumach, ſchwarzer Holunder, Bocksdorn, Ginſter-Arten ꝛc. Die Ernte der Sandgräſer iſt natürlich, u. zw. bei Gefängnis⸗ ſtrafe (im Holland 4 Wochen), verboten. Die Koſten der Bindung des Dünengeländes mit Sandgräſern veranſchlagt Weſſely auf 167 —346 Tagewerke pro ha. Rechnet man i. M. 250 Tage à 1 80. jo würden ſich 450 & ergeben. D. Holzanbau. Auf dem beruhigten Flugſande kann unter dem Schutze der Dünen an Stelle der Graskultur landeinwärts der Anbau von Holz— gewächſen ſtattfinden. Von Holzarten eignet ſich am meiſten die gemeine Kiefer (Oſtſeeküſte, Seeland). In Dänemark wird die Hakenkiefer (Piaus montana Ramd., var. uneinata) viel angebaut, neuerdings auch an der preußiſchen Oſtſeeküſte. In Südweſtfrankreich erfolgt die Be— pflanzung der feſtgelegten Dünen vorwiegend mit der Seekiefer (Pinus maritima Lam.). Auf friſchen Standorten kommen auch Pappeln, Weiden, Rot- und Weißerlen fort. Als beſonders widerſtandsfähig gegen die Seewinde hat ſich die Weißfichte (Picea alba Lk.) gezeigt. Der Anbau aller dieſer Holzgewächſe geſchieht durch Pflanzung. An der Oſtſeeküſte pflanzt man die Kiefern als Jährlinge in Reihen von 0,90 m Entfernung und in 0,30 m Pflanzenabſtand innerhalb der Reihen. Um Bodenlockerung möglichſt zu vermeiden, fertigt man keilförmige Löcher durch einen Stoß mit einem langen, drei— ſeitigen Pflanzeiſen und verwendet möglichſt langwurzelige Exemplare. Die Krummholzkiefer hat ihre Hauptbedeutung als Deckholz, weil fie die Eigenſchaft beſitzt, die unteren Aſte lange grün zu er⸗ halten. Sie iſt außerdem ſehr genügſam und in klimatiſcher Be— ziehung faſt unempfindlich. Die Pappeln und Weiden werden neſterweiſe durch Stecklings— pflanzung begründet. Auf der däniſchen Inſel Seeland hat man bis zum Jahr 1866 der Saat den Vorzug gegeben, ſodaß aus den früheren Jahren nur etwa 15—20 ha durch Pflanzung beſtockt ſind. Man feſſelte den Flugſand vorher durch eine dünne Schicht Lehmerde, welche im Frühjahr ausgebreitet wurde, nachdem der im Herbſt auf der betreffenden Fläche in Häufchen abgeladene Lehm durch den Winterfroſt gehörig zermürbt worden war. Dieſes Verfahren rührt von dem Forſtrate Hanſen her.) 1) von Binzer: Tidswilde Hegn, eine Flugſandſtrecke auf der dänischen Inſel Seeland (Forſtliche Blätter, N. F. 1876, S. 10 und S. 79). rn Schutz gegen Flugſand. 501 Vom Dünengebiet am friſchen Haff bei Danzig ſind in dem Zeitraum 1795—1850 ca. 3300 ha durch Björn und Krauſe befeſtigt und mit gemeinen Kiefern bepflanzt worden. Die betreffende Fläche würde weit größer ſein, wenn dieſes nützliche Unternehmen während der kriegeriſchen Zeit von 1807 bis 1815 nicht ins Stocken geraten wäre. Während des Zeitraumes 1884—1887 verurſachte der Dünenbau in den an die Oſtſee grenzenden preußiſchen Provinzen einen jährlichen Aufwand von rund 62000 , Hierfür wurden i. D. jährlich 93 ha durch Gras⸗ pflanzung und 246 ha durch Holzpflanzung gebunden. Seitdem hat aber die Feſtlegung und Bepflanzung der Dünen erhebliche Fortſchritte gemacht. Um dem Leſer eine Vorſtellung von den betreffenden Arbeiten zu geben, laſſen wir nachſtehend eine bildliche Darſtellung des teils bereits feſtgelegten, teils noch zu bindenden Geländes der Dünen der Süderſpitze bei Memel folgen (Fig. 180). Die dortigen Arbeiten, welche wir am 16. Auguſt 1899 bei einer Bereiſung der Provinz Oſtpreußen perſönlich in Augenſchein genommen haben, ſtehen unter der ſachkundigen und muſterhaften Leitung des königl. Förſters und Dünenmeiſters Schimwed') (in Süderſpitze). Zum beſſeren Verſtändniſſe der Figur laſſen wir nachſtehend die erforder— lichen Erklärungen und Daten, die wir der Güte des Genannten (unſeres damaligen Führers) verdanken, folgen: Unmittelbar hinter der Vordüne iſt ein 100 m breiter Streifen mit Hakenkiefern bepflanzt. Im übrigen iſt das Kupſenterrain größtenteils durch Sandgraspflanzungen und die innerhalb befindlichen Hügel ſind durch Rohr— beſteck feſtgelegt und je nach der Lage mit Erlen, Birken und gemeinen Kiefern ausgepflanzt. Die Ziffern zeigen die Entfernungen der betreffenden Punkte von der Spitze bei Memel in laufenden Kilometern an und ſind auf eiſernen Tafeln (auf der Vordüne) angebracht. Der verſchieden breite, auf dem Grundriß wellig verlaufende, an der oberen und unteren Grenze etwas ſchraffierte Streifen bedeutet den hohen Dünenrücken, welcher vor der Bindung und Bepflanzung durch Stürme am ſtärkſten in Bewegung geſetzt wurde und daher — als Wanderdüne — am meiſten zu fürchten war. Die mit Nr. 1 bezeichnete Abteilung dieſes Rückens iſt 1896—99 durch Sandgräſer feſtgelegt. Die unterhalb des zweiten Wurzelknotens aus— geſtochenen Sandgräſer werden in Gebunde (von 14 —18 cm Durchmeſſer) gebracht, auf die Kulturfläche gefahren und hier in je 2 m von einander entfernten Längs⸗ und Querreihen mittels des Dünenſpatens ausgepflanzt. Die hierdurch entſtehenden 4 qm großen Einzelfelder werden alsdann mit Sandgras ausgebüſchelt. Zur Bepflanzung von 1 ha ſind 25 Hundert Bunde Sandgras erforderlich. Koſten pro ha 200 M. Die Bepflanzung mit Kiefern und das Bedecken mit Reiſigabfall ſoll 1902 erfolgen. Die Fläche Nr. 2 ſtellt den z. Z. noch nicht feſtgelegten Teil der Wander— düne dar. Die Bindung durch Reiſig und Rohr iſt für 1900 vorgeſehen; die Bepflanzung mit Kiefern ſoll 1901 ſtattfinden. Der 80 m breite Längsſtreifen Nr. 3 repräſentiert einen zum Schutz gegen Verſandung von Süden her mit Rohr beſteckten Schutzſtreifen. Das 1) Die Feſtlegung und Aufforſtung der Wanderdünen auf der kuriſchen Nehrung (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 327). V. Buch. III. Abſchnitt. 0 00 18 T ede 109 ieee wen een uaquaguıg ne pou spa} eee e e une een Air — "MOZIEMIDS eee HF, 7). 6 APSOOy do TUpruapou vg. 80 8 olf N fit + zuDydag ub e zuu pım 7027263537 eee 175775 Sunzuanjdspibpung arm Y li ZIITEQUSUmGg net et ey 1 IM ö 2 Z 1. AR LAIEN 3 0 8 7 7 5 5 7 7 7777 8577 757 on 5 D KM 521 031 S————— — — „„ ee Ben — — . en . See res ern son = = — 8 = N a III ost bi Schutz gegen Flugſand. 503 hierzu verwendete Rohr wird auf 60 em Länge gekürzt und mittels des Spatens 20 em tief in Form von je 4m von einander abſtehenden, quer über den Dünenrücken laufenden Zäunen ſenkrecht eingeſteckt. 1 laufender m Rohrzaun koſtet 2 &. Das Feld Nr. 4 ſtellt eine 1899 beſtrauchte Abteilung dar. Zur Beſtrauchung wird feines Nadelreiſig (aus Durchforſtungen) von 60 em Länge in derſelben Weiſe wie das Rohr reihenweiſe geſteckt, wobei die erforderlichen Wege offen bleiben. Zur Feſtlegung von 1 ha nach dieſer Methode ſind 120 rm Reiſig erforderlich. Koſten pro ha 306 M. Das Feld Nr. 5 iſt eine wie Nr. 4 beſtrauchte, aber bereits mit ge— düngten Pflanzplätzen verſehene Dünenfläche. Die Düngung der in 1m Verband hergeſtellten Pflanzſtellen erfolgt durch Vermiſchung des leichten, weißgelblichen Dünenſandes auf eine Tiefe von 35 em mit Lehmerde. Auf 1 ba find 40 ebm Dungerde erforderlich. Die Koſten für die Anfuhr dieſer Erde und die Herſtellung der Pflanzplätze betragen pro ha 185 // Die Be— pflanzung mit Kiefern iſt für 1900 vorgeſehen. Auf jede Pflanzplatte ſollen vier 2jährige Kiefern geſetzt werden. Die Fläche Nr. 6 iſt ein Rohrbeſteck, welches im übrigen in derſelben Weiſe wie das Feld Nr. 4 beſteckt und wie das Feld Nr. 5 gedüngt und be— pflanzt wurde. Für 1 ha ſind 40 rm Rohr erforderlich. Koſten pro ha 108 K Die Fläche Nr. 7 wurde 1898 feſtgelegt, hierauf mit gedüngten Pflanzplätzen verſehen und im Frühjahr 1899 mit 2jährigen Kiefern (40 000 pro ha) beſtockt. Zuletzt wurden die Zwiſchenräume zwiſchen den Pflanzreihen noch mit gekürztem Nadelreiſig (70 rm pro ha) bedeckt. Die Pflanzung koſtete 38 M pro ha, die Reiſigdecke (Ankauf, Kürzen der Reiſer, Anfuhr und Ausbreiten) 178,50 M. Die Fläche Nr. 8 iſt ganz in derſelben Weiſe gebunden und mit Kiefern bepflanzt, jedoch ein Jahr früher, alſo 1897 gebunden und 1898 bepflanzt. Die Abteilung Nr. 9 iſt 1898 durch Sandgraspflanzung feſtgelegt, im Frühjahr 1899 mit 2jährigen Kiefern und unter Beigabe von Dung— erde ausgepflanzt. Geſamtkoſten 258,50 M pro ha. Das Feld Nr. 10 endlich, eine Einſenkung, iſt mit Erlen unter Beigabe von Dungerde bepflanzt. Koſten inkl. Anfuhr von 10 ebm Dungerde 80 M. pro ha. Die Geſamtkoſten der Dünenkultur ſtellen ſich hiernach — je nach Methoden — wie folgt: \ Koſten pro 1 ha Ord.⸗Nr. Methode der Bindung M. 1: Tzefttegung durch d grzſer, Bepflanzung mit 2jährigen Kiefern auf gedüngte Plätze und Deckung mir feinem Reiſig. 458,50 2. Feſtlegung durch Rohrbeſteck und Bepflanzung | wie bei Nr. 1 509,50 3. Feſtlegung durch wadeireiſig und Berflanzung wie bei Nr. 1 707,50 Im Durchſchnitt aller drei Arten e 558,50 Der jährliche Kulturfonds beträgt 100 000 A. 504 V. Buch. III. Abſchnitt. Die Arbeiter (etwa 30 Männer und 200 Frauen) ſind in Baracken untergebracht. Die Männertagelöhne betragen für 10 ſtündige reine Arbeit je nach dem Alter der Arbeiter 1,20 M. (unter 16 Jahren), 1,50 & (16 bis 18 Jahre), 2 % (über 18 Jahre). Die Frauen erhalten pro Tag 1,10 M. (unter 16 Jahren), 1,20 M (über 16 Jahre). Außerdem wird das zum Kochen der Speiſen nötige Brennholz unentgeltlich verabfolgt. Der Wuchs der Dünenwälder, welche in die Kategorie der Schutzwälder gehören, iſt freilich wegen des heftigen Anpralles der Seewinde im allgemeinen ſehr dürftig. Niedrige Gipfeltriebe, fahnen— artige Bezweigung nach der Landſeite, zerzauſtes Ausſehen der Kronen und dachförmiges Abſchrägen der Beſtände nach der Seeſeite bekunden das ununterbrochene Ringen dieſer Waldanlagen mit den Elementen. Aber es iſt doch immerhin noch ein Wald! Auch beſſern ſich die Wuchsverhältniſſe ſichtlich mit zunehmender Entfernung vom Meere. Weiter landeinwärts gedeihen, zumal wenn der Sand Glimmerblättchen enthält, auch edlere Holzarten, wie Rotbuche und Weißtanne (Alſen— ſund in Schleswig-Holſtein). Die Kiefern 2c. werden im Plänterbetriebe bewirtſchaftet, die Laubhölzer hingegen vorwiegend als Niederwald behandelt. Die Dünenwälder ſind gegen Weidevieh, Gräſerei, Streuentnahme, Befahren ꝛc., überhaupt gegen alle Maßregeln, mit welchen eine Boden— lockerung verknüpft fein könnte, ſorgfältig zu ſchützen. Das Strafgeſetzbuch für das Deutſche Reich vom 15. Mai 1871 bedroht die Übertretung der zum Schutze der Dünen und der Fluß- und Meeresufer, ſowie der auf denſelben vorhandenen Anpflanzungen und Anlagen erlaſſenen Polizeiverordnungen mit Geldſtrafe bis zu 150 &. oder mit Haft ($ 366 a). II. Kap. Binnenfand. !) 1. Vorkommen. Die Verſandungen im Binnenlande gehen in der Regel von ſandigen Anhöhen aus. Sie entſtehen in erſter Linie durch Ent— waldung?) oder ſorgloſe Waldwirtſchaft (Streuentnahme). Wenn zugleich anhaltender Auftrieb großer Herden von Schafen (Heid— ſchnucken) ſtattfindet, ſo ſetzt ſich der aufgeregte Sand um ſo leichter in Bewegung. 1) Zur Litteratur: Hubert, Carl Auguſt: Grundſätze über die Bedeckung und Urbarmachung des Flugſandes oder vielmehr der Sandſchellen. Mit 1 Steintafel. Berlin, 1824. 2) von Lattorf, Hermann: Die Entwaldung unſerer Gegenden und die Nothwendigkeit eines Forſtkultur-Geſetzes. Deſſau, 1858. — Der Verfaſſer führt einen Fall an, wo in nicht 30 Jahren im Binnenlande fruchtbarer Boden über 1 m hoch mit Sand bedeckt wurde. 1 Schutz gegen Flugſand. 505 Man nennt binnenländiſche Sandgebiete von größerem Umfange Sandſchollen (auch Sandſchellen). Bedeutende Strecken von Flugſand in Deutſchland finden ſich in dem nordweſtlichen Teile der Provinz Hannover‘) (beſonders im Kreiſe Meppen), im Herzogtum Oldenburg), in der Marke), in Pommern, Poſen ꝛc. In Frankreich bildet der ſchon im vorigen Kapitel erwähnte, im äußerſten Südweſten gelegene, bis ins Meer reichende, unter dem Namen „Les Landes“ bekannte Landſtrich ein ausgedehntes Sandfeld. Die größten Flugſandſtrecken liegen aber wohl in Ungarn‘), wo z. B. in der Deliblater Pußta s) 10000 Joch aus reinem Wehſande beſtehen, und im ſüdlichen Ruß— land. Nähere Zahlen⸗Angaben über die Größe dieſer Strecken finden ſich in der unten verzeichneten Litteratur niedergelegt. 2. Vorbeugungsmaßregeln. Die Hauptmaßregel iſt und bleibt ſorgfältige Erhaltung des Waldes, zumal auf den ſandigen Höhen. Zu dieſem Behuf ſind nicht nur Waldrodungen, ſondern auch alle Handlungen, welche in ihrer Wirkung auf eine allmähliche Walddevaſtation (Waldabſchwendung) hinauslaufen, zu unterlaſſen. Im einzelnen ſind daher in Flugſand-Wäldern folgende Wirt— ſchaftsgrundſätze zu befolgen: 1. Femelweiſe Bewirtſchaftung oder Führung ganz ſchmaler Kahlſchläge, wobei die Umtriebe nicht zu hoch bemeſſen werden dürfen. Größere Kahlſchläge ſind unbedingt unzuläſſig. Der Abtrieb muß bei Kahlhieben abſäumungsweiſe vollzogen und darf erſt dann fortgeſetzt werden, wenn die Wiederkultur auf dem abgeholzten Streifen geſichert iſt. 1) Burckhardt, Dr. H.: Wald, Moor und Wild im Emslande. Ein Kulturbild aus dem Tieflande Hannovers (Aus dem Walde, VI. Heft, 1875, S. 1). Derſelbe: Zur Kultur des Flugſandes (daſelbſt, VIII. Heft, 1877, S. 167). 2) von Negelein: Ueber die Flugſandculturen im Herzogthum Olden— burg (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 12. Band, 1857, S. 86). 3) Märker: Anleitung zur Bindung und Urbarmachung der Sand— ſchellen und des Flugſandes in der Mark. Mit Anmerkungen des Heraus- gebers verſehen (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 3. Band, 2. Heft, 1826, S. 59). 4) Kerner, A.: Die Aufforſtung des Flugſandes im ungariſchen Tief—⸗ lande (Separatabdruck aus der öſterreichiſchen Monatſchrift für Forſtweſen, Jahrgang 1865, Februarheft). — Eine höchſt intereſſante und lehrreiche Ab- handlung, in welcher nachgewieſen wird, daß ſich nur das Randgebiet des ungariſchen Tieflandes wieder bewalden läßt, daß aber die Wiederaufforſtung der daſelbſt gelegenen Flugſandflächen (Glutöfen und Wolkenverſcheucher auf weite Ferne hin) ſchon aus klimatiſchen Gründen geboten ſei. 5) Die Aufforſtung der Deliblater Pußta (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 173). — Nach „Erd. Lap.“ 506 V. Buch. III. Abſchnitt. 2. Wahl der Pflanzung (auch bei der Komplettierung der Femelſchläge), wobei den Pflanzlöchern die geringſtmögliche Ausdehnung zu geben iſt. 3. Dichthalten der Ränder auf der Windſeite; Schonung der Vorwüchſe und Unterhölzer. 4. Sorgfältige Erhaltung der Streudecke. 5. Unterlaſſung der Stock- und Wurzelrodung, ſowie des Mit- anbaues von Feldfrüchten. 6. Unterlaſſung des Vieheintriebes. Etwaige Berechtigungen auf Weide, Trift, Gras- oder Streunutzung müſſen zwangsweiſe ab— gelöſt werden. 3. Bindung. Bei der Bindung der von Natur vorhandenen oder durch fehlerhafte Wirtſchaft (Abholzung) entſtandenen Sandſchollen darf man den Sand nicht etwa auffangen wollen, ſondern man muß von dem Grundſatz ausgehen, das Verwehen desſelben von ſeiner urſprüng— lichen oder einer ſpäteren Lagerſtelle zu verhindern. Die Beruhigung loſen Sandes kann entweder durch Flecht— zäune (Koupierzäune) oder durch Deckwerke oder durch geeignete Verbindung beider Mittel geſchehen. Anpflanzungen von Sandrohr, Sandhafer oder ſonſtigen Gräſern wird man im Binnenſande nur ſelten wählen, weil hierdurch der nachfolgende Holzanbau erſchwert werden würde. A. Koupierzäune. Die Koupierzäune (Fig. 181) beſtehen in der Regel aus fiefernen Pfählen von 6— 10 em Stärke und 1— 1,5 m ober: N irdiſcher Länge, welche in 8 5 Abſtänden von 0,6—1,0 m , in den Boden geſchlagen, durch abwechſelnd geſetzte Streben geſtützt und durch horizontal eingeflochtenes Kiefernreiſig oder Beſen— pfrieme mit einander ver— bunden werden. Sie haben die Beſtimmung, die Stoß— kraft des Windes zu brechen, wenigſtens zu ermäßigen und zu verhindern, daß das hinter ihnen liegende Gelände aufgewühlt wird. Aus dieſem Grunde müſſen ſie ſo licht geflochten ſein, daß der antreibende Sand hindurchfliegen kann. ni 2 —ͤ— —— — Toter Koupierzaun gegen Flugſand. Schutz gegen Flugſand. 507 An Stelle des Flechtwerkes kann man auch einige Querlatten und ſtatt der Pfähle Setzſtangen von Pappeln oder Weiden ver— wenden, deren ſeitliche Ausſchläge ſpäter durch Zuſammenflechten zu einer lebenden Hecke geſtaltet werden. Man errichtet ſolche Zäune namentlich an den Grenzen des Flugſandgebietes, zu beiden Seiten der Wege und an ſonſtigen, be— ſonders gefährdeten Ortlichkeiten. Inſofern die Richtung nicht gegeben iſt (wie z. B. bei den Wegen), werden die Zäune rechtwinkelig zur vorherrſchenden Windſtrömung, mithin meiſt von Norden und Süden, angelegt. Sie erhalten hakenförmige Enden, um auch gegen das Treiben des Sandes durch nördliche und ſüdliche Winde zu ſchützen. Man führt mehrere ſolche hufeiſenförmige Zaunreihen parallel zu einander in angemeſſenen Entfernungen. Der Abſtand hängt in erſter Linie von den Terrainverhältniſſen ab. In ebenen Lagen ſchützt ein Zaun das dahinter gelegene Terrain auf etwa 60 — 70 m vor dem Loswehen, in hügeligen nur auf 30—40 m, bei ſehr ſteilen Hügeln oft nur auf 20 m. Belegt man die Zwiſchenfelder, namentlich unmittelbar weſtlich vor den Zäunen, noch mit Grasplaggen, ſo können die Entfernungen entſprechend vergrößert werden. Wo die Winde keine regelmäßige Richtung einhalten, teilt man die Sandſcholle durch Parallelreihen von Zäunen über's Kreuz in größere rechtwinkelige Quartiere. Die Dauer folder Zäune erſtreckt ſich auf etwa 6—8 Jahre. Die Koſten ſolcher Koupierzäune ſtellen ſich, bei Zugrundelegung der nachſtehenden Dimenſionen und Tagelöhne, nach Mitteilungen aus dem Dresdener Revier (Sachſen) ), wie folgt: 1 laufender Meter Koupierzaun mit kiefernen Flechtruten inkl. Holzmaterial und Fuhrlöhnen koſtet bei 80 em Höhe 20—25 &., bei 60 em dgl. 15 —20 &. Hierbei iſt ein Tagelohn von 1,80 M. im Sommer und 1,60 / im Winter unterſtellt. Ein Arbeiter kann täglich inkl. der Zurichtung des Holzes, aber ohne Transportarbeit, 15—20 laufende Meter Zaun anfertigen. Im allgemeinen iſt man übrigens neuerdings von der Errichtung neuer Koupierzäune immer mehr abgekommen, weil ihre Anlage koſt— ſpielig iſt und der beabſichtigte Zweck hierdurch nicht vollſtändig er— reicht wird. B. Deckwerke. a. Vorbereitende Arbeiten. Bevor man zur Deckung ſchreitet, ſind alle ſteileren Hänge abzuflachen und zu egaliſieren. Die im Winde liegenden doſſierten 1) Meſchwitz: Die Flugſandbindung und der Wiederanbau auf einer Militär⸗Pachtfläche des Dresdner Forſtreviers (Tharander Forſtliches Jahr— buch, 32. Band, 1882, S. 138). 508 V. Buch. III. Abſchnitt. Böſchungen ſetzen den Windſtrömungen geringeren Widerſtand ent⸗ gegen, als nicht doſſierte, und an den unter dem Winde gelegenen Hängen rollen die Sandkörner um ſo leichter ab, je ſteiler die Böſchungen ſind. Außerdem müſſen vorhandene Kehlen und ſelbſt kleinere Vertiefungen durch Zäune oder Strauchwerk ausgefüllt werden. b. Deckmittel. Als ſolche werden beaſtete Stangen, Reiſig, Forſtunkräuter, Seegräſer, Seetang, Plaggen, ſogar Kartoffellaub und Stroh angewendet. Man nimmt mit Rückſicht auf den Koſtenpunkt gewöhnlich das am nächſten befindliche Material. Die Holzdeckung wird in der Regel mit reich beaſteten Kiefern, aber auch mit Wachholder ausgeführt. Von Forſtunkräutern kommen Heide, Beſenpfrieme, Schilf, Rohr und Binſen zur Verwendung. b Die Plaggen (Soden oder Schollen) werden aus Raſen (Schmiele, Simſe, Segge ꝛc.), Heide oder Torf (Nordſee) gewonnen. Die beſte Methode iſt die Deckung mit Plaggen, weil hierdurch der Sand mehr beſchwert und eine Benarbung der Oberfläche leichter erzielt wird. Dieſelbe iſt namentlich in Hannover (Niedergrafſchaft Lingen) und Oldenburg (Oſen-Berge) üblich. In Flandern wird vielfach mit Stroh gedeckt. c. Deckorte. Man deckt in erſter Linie die am meiſten gefährdeten Stellen. In dieſe Kategorie gehören die Rücken und Windſeiten der Hügel, auch die Einſenkungen (Trichter) und Wege. Die übrigen Strecken benarben ſich leichter von ſelbſt, wenn ſie nicht mehr mit Sand über— ſchüttet werden. d. Deckarten. Die Deckung beginnt an der Windſeite (Weſten, Südweſten, ſeltener Oſten ꝛc.) und iſt entweder eine volle oder eine ſtellen— weiſe. Die volle Deckung bildet wegen hohen Koſtenbetrages die Ausnahme. Man beſchränkt ſie in der Regel auf Wege und Triften, welche das Flugſandgebiet durchſchneiden und ſich nicht verlegen laſſen. In Bezug auf die Stärke der Decke gilt der Grundſatz: deſto ſtärker zu decken, je lockerer der Sand iſt, und überhaupt lieber zu reichlich als zu ſchwach zu decken. Stangen und Aſte werden in parallelen Reihen entweder bloß auf den Boden gelegt oder ſchräg eingeſteckt, mit dem dickeren Ende Schutz gegen Flugſand. 509 der Windſeite zugekehrt, damit nicht etwa der Wind ſich darunter fange und die Stangen herauswerfe. Die Zopfenden jeder folgenden Reihe müſſen die Bruchenden der vorausgegangenen dachziegelartig überdecken. In manchen Gegenden (Oldenburg) überdeckt man dieſe Reihen noch der Quere nach mit ſtärkeren Stangen, die durch in den Boden eingeſchlagene hölzerne Gabeln feſtgehalten werden. Im allgemeinen iſt die Deckung mit Stangen c. die ſchlechteſte Methode, weil dieſe leicht jedem Windſtoße nachgeben und — bei voller Deckung — der ſpäteren Aufforſtung hinderlich werden. Mit Heide- oder Pfriemenkraut kann man nur ganz ebene Flächen decken. Das Material muß 45 —60 em lang fein und wird ungefähr handhoch mit Heugabeln gleichmäßig über die — vor dem Decken zu beſamende — Fläche hin ausgebreitet. Kürzeres Kraut legt ſich nicht gut aneinander und längeres, ſperriges legt ſich nicht feſt auf den Sand. Die Saaten auf den ſo gedeckten Flächen ſchlagen bei einigermaßen feuchter Witterung im Vorſommer recht gut an. Fig. 182. 45 b 5 f Verſchiedene Deckmethoden von Flugſandflächen (mit Plaggen). Die Plaggen werden ſtets auf die Erdſeite gelegt und feſt angedrückt. Die beigegebenen Abbildungen (Fig. 182 a bis d) ver- ſinnlichen einige regelmäßige Deckformen, z. B. die ſchachbrettförmige (a), die ſtreifenweiſe (b), die quartierweiſe mit Plaggen im Innern (e und d). Wird bloß ein Plaggen in die Mitte gelegt, ſo giebt Y € 510 V. Buch. III. Abſchnitt. t man dieſem etwas größere Dimenſionen (4). Die Deckung in offenen Quadraten mit einem größeren Plaggen in der Mitte hat den Vor— zug, daß der innerhalb der Maſchen bis zur Bodenbenarbung noch immer ſpielende Sand nirgends einen Ausweg findet und hierdurch von weiteren Verſandungen abgehalten wird. Die Benarbung der Rahmen tritt gewöhnlich ſchon während der erſten Jahre der aus— geführten Dämpfung ein. Daneben kommen vielfach Deckungen in unregelmäßiger Anordnung vor. Die gedeckten Streifen müſſen Fronte gegen die Hauptwindrichtung machen. Die Ausführung geſchieht entweder im Herbſte, wenn der Sand durch vorausgegangenen Regen etwas befeſtigt iſt, oder frühzeitig im Frühjahr. Im Kreiſe Meppen hat ſich die netzförmige Deckung (nach Art der Figur 182% mit Raſenplaggen von 15 em Breite und 4 em Dicke) am weiße bewährt. Koſten: 48 — 72 M. pro ha. In der Osnabrücker Heide dämpft man mit Heideplaggen in Maſchen⸗ jorm von 0,60 — 1,00 m Weite. Materialverbrauch und Koſten: 30 zwei⸗ ſpännige Fuder Plaggen und 78 M pro ha.“) Nach früheren aus den Jahren 18471850 ſtammenden Erfahrungen in der Oberförſterei Lingen koſtet die ſchachbrettförmige Deckung mit Plaggen von 30 cm im Quadrat) 100—120 &, pro ha, wenn die Plaggen nicht weit anzufahren ſind.“) In Streek (Oldenburg) deckt man ſeit 60 Jahren nahezu voll mit Heideplaggen. Die volle Deckung iſt aber nicht ſo zu verſtehen, als wenn ein Plaggen dicht an dem anderen liegen müſſe; 7—10 em Zwiſchenraum zwiſchen den Plaggen ſind hierbei immer vorhanden. Materialverbrauch und Koſten: 200 Fuder Plaggen und 300 M pro ba; im Geldbetrag iſt aber die Wiederaufforſtung inbegriffen. Bei der Reiſig-Deckung braucht man auf den geſchützten Stellen ca. 30— 70, auf den ungeſchützten ca. 100 — 150 Fuder pro ha. Die Koſten ſtellen ſich geringer als bei der Plaggen-Deckung. 4. Bewaldung.“) Der Befeſtigung des Sandes folgt zuletzt die Bewaldung, in⸗ ſofern ſie nicht bereits zugleich mit oder unmittelbar vor jener ftatt- gefunden hat, was beim Decken mit Reiſig oder Heide der Fall iſt. 1) Sprengel, Fr.: Eine forſtliche Studienreiſe durch Moor und Heide in Oſtfriesland und Holland, mit Wald:Stationen im Königreich Sachſen, in Hannover und im Bremen ſſchen im Herbſt 1878. Mit einem lith. Situations⸗ und Nivellements-Plan eines Abſchnittes des Süd-Nord-Canals im oſtfrieſiſchen Moorgebiet. Berlin, 1879, S. 46. 2) Köhler: Ueber Aufforſtung von Haideflächen (Allgemeine Forſt- und ö Jagd-Zeitung, 1884, S. 157). 2 Beivinkler, Carl: Ueber die Bindung des Flugſandes (oaſelbß, 1861, S. 376). | Schutz gegen Flugſand. 511 Die am meiſten geeigneten Nadelhölzer find Kiefer und Krummholzkiefer, weil beide Holzarten ſehr genügſam ſind, raſch wachſen und reiches Material zur Humusbildung liefern. Die Krumm⸗ holzkiefer deckt wegen ihres kriechenden Wuchſes den Boden vorzüglich. Von ausländiſchen Coniferen ſind ſeit etwa 10 Jahren in Weſt— preußen (Oberförſterei Wirthy) Pinus rigida Mill. und Pinus Bank- siana Lk. teils rein, teils in Miſchung mit einander und mit Weymouths— kiefer zum Anbau gelangt, die nach unſeren Wahrnehmungen in der Oberförſterei Wirthy (Weſtpreußen) einen recht guten Erfolg zeigen. Unter den Laubhölzern ſteht wohl die Akazie in erſter Linie; fie wird namentlich in Ungarn!) mit Erfolg angebaut. Für feuchte Stellen eignen ſich Pappeln und Weiden. Von den Pappelarten haben ſich kanadiſche Pappel, Schwarz- und Silberpappel am meiſten bewährt. Unter den Weidenarten verdienen Sandweide (Salix arenaria L.), kaſpiſche Weide (S. acutifolia Willd.)?) und lang⸗ blätterige Weide (S. longifolia Host) den Vorzug. Auch die Grauweide (S. einerea L.) iſt mit Vorteil anzubauen, weil ſie mit ihren auf der Oberfläche häufig kriechenden Zweigen tief nach unten ſich verdichtet und leicht durch den ſie überſchüttenden Sand hindurchwächſt. In Südrußland bei Odeſſa bindet man den Flugſand mit dem Götterbaum (Ailanthus glandulosa Desf.) ?). In den Landes der Gascogne hat man (ſeit 1780) die Seeſtrandskiefer und Poſeidon— fichte angebaut. Als Schutzbeſtand wird mitunter der Wachholder verwendet. Die Kiefer wurde früher in der Regel geſäet, oft nach vor— ausgegangenem Pflügen des Bodens (z. B. in der Mark). Anfänglich war die Zapfenſaat üblich. Die lückigen Saaten, welche dieſes Ver— fahren lieferte, führten aber zur Wahl der reinen Saat, wobei man 15 —20 kg Kornſamen pro ha verwendete. Gegenwärtig bildet zeitige Pflanzung mit 3—4jährigen Setz— 1) Kerner, A.: Die Aufforſtung des Flugſandes im ungariſchen Tief— lande. Wien, 1865. (Separat-Abdruck aus der öſterreichiſchen Monatſchrift für Forſtweſen, Jahrgang 1865, Februarheft). Fe: Der Flugſand und die Akazie (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1875, S. 42). 2) Klett, Chriſtian: Ueber die ſchwarze Weide (Salix acutifolia Willd.) (Forſtliche Blätter, N. F. 1872, S. 101). Ueber die caspiſche Weide (Salix caspica). Aus der Schleſiſchen Zeitung (Nr. 501) (daſelbſt, 1872, S. 381). 3) Marc: Ueber die Bewaldung nackter Anhöhen oder ſandiger Flächen mit dem Götterbaume (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 9). 512 V. Buch. III. Abſchnitt. lingen (Ballenpflanzen) in Reihen, quer zum herrſchenden Windſtriche, die Regel. Die Pflanzen kommen tief in den Sand zu ſtehen, um nicht losgeweht zu werden, und weil die Kulturen im Flugſande durch ſtarke Erwärmung des Bodens leiden. Die Kiefern vertragen dieſe Tiefpflanzung vorzüglich. Um baldigen Schluß herzuſtellen, wählt man geringe Pflanzweiten (0,7 — 1,0 m Reihen- und 0,3—0,5 m Pflanzenabſtand). Im Hannöver'ſchen wird mit dem Buttlar'ſchen Eiſen gepflanzt und eine zu /, aus fetter, ſchwarzer Torferde (mit 2% ungelöſchtem Kalk) und zu ½ aus Sand beſtehende Füllerde in die eingeſtoßenen Kegellöcher oder Spalte gebracht (Burckhardt). Die Torferde ſoll Waſſerdampf und Waſſer abſorbieren. Die Akazien, Pappeln und Weiden pflanzt man als Stecklinge oder Setzſtangen in Neſter, mitunter in Furchen. Beivinkler ſchlägt Vorkulturen hiermit auf den Anwehungen und ſpäteres Einbringen von Kiefernſamen in die Mulden vor. Hubert empfiehlt das Über— ſreuen der Kulturen mit Heuſamen. In manchen Gegenden Dfter- reichs wird als Hilfsmittel bei der Aufforſtung die Topinambur ver— wendet. Dieſes Knollengewächs iſt ſehr genügſam und ſchützt die dazwiſchen gebrachten Holzpflanzen gegen Hitze und Kälte. Iſt die Sandſcholle ſo ausgedehnt, daß man deren Bewaldung aus Mangel an Arbeitskräften und Geldmitteln in einem Jahre nicht durchführen kann, fo entwirft man, nach vorausgegangener Ver: meſſung und Kartierung, einen auf eine Reihe von Jahren berechneten Aufforſtungsplan. Der Anfang mit der Bewaldung wird an der Windſeite gemacht und die Aufforſtung von hier aus unter dem Schutze der neuen Kulturen ſtreckenweiſe fortgeſetzt. Hierbei muß an dem Grundſatze feſtgehalten werden, zunächſt ſämtliche Fehlſtellen ſorgfältig nach— zubeſſern und die neue Kultur erſt dann folgen zu laſſen, wenn die alte vollſtändig rekrutiert worden iſt. In dieſer Weiſe iſt z. B. in der Niedergrafſchaft Lingen (Hannover) vorgegangen worden. Der Anfang hiermit wurde 1818 gemacht. Es fanden ſich damals 11 Wehſandſtrecken mit zuſammen 1331 ba vor, wovon 75% reiner Flugſand und 25%, benarbter Boden waren. Von 1818 —1832 wurden 1036 ha in Kultur genommen, u. zw. 919 ha (— 88%) mit Erfolg, 117 ha ohne ſolchen. Der Reſt von 410 ha war bis 1837 ſo ziemlich in Beſtand gebracht. Die Geſamtausgaben für Umwallung, Decken mit Plaggen, Saat und Pflanzung haben im Zeitraume 18181832 ca. 94 / pro ha betragen.“) 1) Müller, Friedrich: Hannoverſche Sandeulturen (Allgemeine Forſt— und Jagd-Zeitung, 1837, Nr. 80 vom 5. Juli, S. 317; Nr. 81, vom 7. Juli, S. 321 und Nr. 82, vom 10. Juli, S. 335). Schutz gegen Waldbrände. 513 Die Bewirtſchaftung der Flugſandwälder muß eine ſehr konſervative ſein. Die Kiefern verjüngt man im Plänterbetrieb, oder man führt nur ganz ſchmale Kahlſchläge, die entweder durch Rand— beſamung oder durch Pflanzung in Kultur gebracht werden. Die Laubhölzer bewirtſchaftet man im Stockſchlagbetriebe. Streu-, Gras- und Weidenutzung ſind unbedingt auszuſchließen. Iv. Abſchnitt. Schutz gegen Waldbrände.“ Die Waldbrände entſtehen in der Regel durch menſchliche Handlungen oder Unterlaſſungen. Sie können aber auch eine Folge von Blitzſchlägen ſein. Am häufigſten ereignen ſich Waldbrände aus Unvorſichtigkeit bzw. durch Verwahrloſung. Abſichtliche Brandſtiftung kommt mitunter aus Rachſucht gegen das Forſtperſonal vor. Durch den Blitz entſteht ein Waldbrand nur in vereinzelten Fällen. Wir betrachten daher die Waldfeuer getrennt nach dieſen Ent— ſtehungsurſachen und behandeln die allgemeinen Geſichtspunkte und Gegenmaßregeln alsbald mit im erſten Kapitel. J. Kap. Waldbründe durch Menſchenhand. 1. Entſtehungsurſachen. Die Veranlaſſung zur Entſtehung eines Waldbrandes kann in folgenden Handlungen, Unterlaſſungen, Betrieben oder Ein— richtungen liegen: a) Anzünden eines Feuers im Walde durch Holzhauer oder Waldarbeiter bei den Holzfällungen, Kulturen, Wegbauarbeiten ꝛc. zum Zwecke der Erwärmung oder Zubereitung von Speiſen. b) Verlaſſen eines mit Erlaubnis der Forſtbehörde angezündeten Feuers vor dem vollſtändigen Erlöſchen der Kohlenglut. c) Unvorſichtigkeit der Köhler bei der Feuerarbeit oder bei dem jog. Ausziehen der Kohlen; Sorgloſigkeit der Kohlenfuhrleute. 1) Gerding, L: Ueber Haide-, Moor- und Waldbrände in der Lüne— burger Haide (Forſtliche Blätter, N. F. 1886, S. 241). Als beſondere Druck— ſchrift unter dem Titel: Die Wald-, Heide- und Moorbrände. Abwehr, Ent— ſtehen und Löſchen. 2. Aufl. Neudamm, 1899 erſchienen. — Dieſe Abhandlung verbreitet ſich über eine große Anzahl allgemeiner Geſichtspunkte und zugleich über die Bekämpfung der Waldfeuer. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 33 514 V. Buch. IV. Abſchnitt. d) Hainen (Überlandbrennen oder Schmoden) in Röder- und Hackwaldungen. e) Moor- und Heidebrennen (Lüneburger Heide rec.). t) Brennen von Raſenaſche im Walde; Verbrennen von Kompoſt ꝛc. auf Feldern, die an den Wald grenzen. g) Verbrennen von abgeſchälter Baumrinde zur Vertilgung der darin befindlichen Inſekten (Borken- und Baſtkäfer). h) Nächtliche Feuer zum Zweck unbefugten Fiſchens oder Krebſens oder Lagerns im Walde. 1) Ausräuchern von wilden Bienen. In Deutſchland kommt dieſe Nutzung höchſtens noch in Oſtpreußen vor; in Rußland iſt ſie aber noch ſehr verbreitet. *) Schießen im Walde mit Jagdgewehren unter Verwendung von Werg- oder Papierpfropfen oder mit Artillerie-Geſchoſſen. Gewehrpfropfen aus Filz, Pappe oder Kuhhaaren verurſachen keinen Brand. — Am 30. Juli 1834 entſtand ein Waldbrand im dürren Graſe durch eine das Ziel verfehlende glühende Geſchützkugel auf der Jungfernheide bei Berlin.“) Am 4. und 8. Mai 1895 entſtanden wiederholt Bodenfeuer durch Artillerie-Geſchoſſe auf dem Schießplatzterrain bei Thorn. ?) I) Rauchen im Walde aus Pfeifen ohne Deckel; Wegwerfen von brennenden Cigarrenſtummeln oder noch glimmenden Streichhölzchen. m) Betrieb feuergefährlicher Gewerke im Walde oder in deſſen unmittelbarer Nähe. Hierher gehören: Pechhütten-, Teerſchwelerei— und Kienrußbrennereibetriebe; ferner Hütten- und Schmelzwerke ꝛc. n) Funkenflug aus Lokomotiven, welcher namentlich bei Heizung mit Torf oder Braunkohle und fehlenden Funkenfängern ſtattfindet. o) Abſichtliche Brandſtiftung aus Eigennutz, Rachſucht ze. Es geht hieraus hervor, nach welchen Richtungen hin eine präven— tive Thätigkeit entfaltet werden muß, um dieſer Kalamität vorzubeugen. Die Privatthätigkeit reicht aber hier nicht aus. Staatshilfe muß ergänzend eintreten; daher findet der „Forſtſchutz“ nach dieſer Richtung hin ſeine notwendige Ergänzung in der „Forſtpolizei“. 2. Einteilung der Waldſeuer. Man unterſcheidet: Erd-, Boden-, Gipfel: und Stammfeuer. a) Erdfeuer find Torf: oder Kohlenbrände. Sie ſchreiten unterirdiſch und langſam vorwärts, inſofern nicht etwa die Oberfläche 1) Müller, F.: Forſt- und Jagd-Neuigkeit (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, Nr. 3 vom 7. Januar 1835, ©. 11). 2) Laſchke: Die Waldbrände auf dem Artillerie-Schießplatzterrain bei Thorn am 29. April, am 4. und am 8. Mai 1895 (Zeitſchrift für Forft- und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 224). Schuß gegen Waldbrände. 515 mit in Betracht kommt. In dieſem Falle verliert aber das Erdfeuer ſeinen urſprünglichen Charakter und wird zum Bodenfeuer. Die durch Erdfeuer entſtehende Gefahr iſt im ganzen gering; überdies kommen dieſe Feuer im Walde nur ſehr ſelten vor. b) Boden- oder Lauffeuer heißen die Brände, welche den Bodenüberzug verſengen und verzehren. Sie ereignen ſich am häufigſten, ſpielen daher die wichtigſte Rolle. e) Gipfel- oder Kronenfeuer entſtehen meiſtens aus Boden— feuern durch Hinaufzüngeln der Flammen an den Stämmen, aber auch durch Funkenflug (Flugfeuer) bei ſtarkem Winde. Reicher Flechtenüberzug an den Bäumen wirkt begünſtigend. d) Stammfeuer können nur an anbrüchigen oder trockenfaulen, hohlen Stämmen ſtattfinden. Grüne Bäume geraten ſelbſt durch einen Blitzſtrahl ſelten in Brand.!) Dieſe Waldfeuer ſpielen daher nur eine untergeordnete Rolle. Von den im Zeitraum 1877 —83 in den bayeriſchen Staatswaldungen ſtattgefundenen 509 Bränden waren: 2 (0%) Erdfeuer, 416 (82%) Bodenfeuer, 70 (14%) Bodenfeuer in Verbindung mit Gipfelfenern, 15 (3%) Bodenfeuer in Verbindung mit Stammfeuern und 6 (1%) reine Stammfeuer. 3. Schaden durch Waldſeuer. A. Schaden im allgemeinen. Die Waldfeuer ſchaden direkt durch Beſchädigung oder Ver— nichtung von Holzbeſtänden, namentlich Kulturen und Junghölzern, und aufbereiteten Waldprodukten. Bei größerer Ausdehnung geht durch ſie auch leicht Wild (zumal Wild- und Rehkälber) zu Grunde. In den Heiden (Hannover 2c.) werden manche Bienenſtände zerſtört. Indirekt ſchaden die Waldbrände durch Beeinträchtigung des Betriebsplanes, insbeſondere Störung der normalen Aneinander— reihung der Altersklaſſen, Begünſtigung der Bruch- und Inſekten— ſchäden, Verwilderung des Bodens, wodurch vermehrte Kulturkoſten entſtehen, ze. Auf beweglichen (feinkörnigen) Sandböden können durch Waldbrände auch leicht Sandſchollen veranlaßt werden. 1) von Tubeuf, Dr. C.: Entzündung lebender Fichtenäſte durch den Blitz (Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1892, S. 400). — Hier wird ein Fall mitgetheilt, in welchem ein Blitz in einem lebenden, benadelten Fichtengipfel gezündet und hierdurch die Umgebung zum Teil verbrannt, zum Teil nur verkohlt hat. 3 516 V. Buch. IV. Abſchnitt. In Kiefernforſten bohren ſich nach Waldbränden gewiſſe Rüſſel-, Borken⸗ und Baftkäfer!) mit Vorliebe ein. Hierher gehören: Pissodes notatus Fabr. (I. S. 312), — Bostrichus larieis Fabr. (I. S. 352), Bostrichus bidens Fabr. (I S. 354), — Hylastes palliatus Gyll. (I. S. 365), Myelopbilus piniperda L. (I. S. 383), Myelophilus minor Htg. (I. S. 391) u. a. B. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Die Nadelhölzer leiden durch Waldbrände weit mehr als die Laubhölzer, da die Nadeln und der Harzgehalt die Intenſität und Weiterverbreitung des Feuers begünſtigen. Am meiſten gefährdet ſind die gemeine Kiefer?) und Schwarzkiefer. Die anderen Kiefernarten nehmen teils nur geringe Flächen ein (Weymouthskiefer), oder ſie ſtocken in Ortlichkeiten, die wegen ihrer Entlegenheit (Hoch- gebirge) dem Waldbrande weniger ausgeſetzt ſind (Arve, Krumm⸗ holzkiefer). An zweiter Stelle ſteht die Fichte; dann folgt die Weißtanne und zuletzt die Lärche. Die große Feuergefährlichkeit der Kiefer hängt mit dem früh- zeitigen Abſterben der unteren Aſte, der leichteren Austrocknung der Bodendecke unter dem lichten Schirme der Kiefern und den trockeneren Standorten (Heiden), welche dieſe Holzart einnimmt, zuſammen. Die geringe Feuergefährlichkeit der Lärche erklärt ſich daraus, daß dieſe Holzart nicht wintergrün iſt. | Von ausländischen Kiefernarten hat ſich die Pechkiefer (Pinus rigida Mill.) inſofern widerſtandsfähig gegen Waldbrand gezeigt, als in zwei Fällen deren Ausſchlagfähigkeit (aus Präventivknoſpen) nach einem Waldfeuer beobachtet worden iſt.“) Ein vollkommener Beſtand dürfte ſich aber aus dieſen Ausſchlägen wohl niemals entwickeln. Sprengel konſtatierte nach einem am 13. März 1893 im Kottenforſt (bei Bonn) ſtattgehabten Waldbrand in einer 7—10 jährigen Pechkiefernkultur, die nach dem Brande auf den Stock geſetzt worden war, an 28 Pflanzen im ganzen 266 Ausſchläge, mithin i. D. 9 — 10 pro Pflanze, u. zw. bis zu 38 cm Höhe. In einem zweiten Fall (Oberförſterei Nienburg im Regierungs⸗ bezirk Hannover) erſchienen an 14jährigen am 4. Mai 1896 durch einen Wald⸗ ——— ä 1) Altum, Dr.: Kieferninſecten auf einer Brandfläche (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XII. Jahrgang, 1880, S. 739). 2) Verſchiedenheit der Feuersgefahr bei jungen Kiefern- und Fichten⸗ beſtänden (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 33. Band, 2. Heft, 1853, S. 246). 3) Sprengel: Die Widerſtandsfähigkeit von Pinus rigida gegen Wald— brand 99 8 Forſt⸗ und Jagd-Zeitung, 1896, ©. 175). Laspeyres: Ausſchlagfähigkeit der Linus rigida Geige für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 65). Schutz gegen Waldbrände. 517 brand zerſtörten Pechkiefern von Mitte Juli ab bis Anfang Oktober in der Nähe des Wurzelanlaufes und am ganzen Stamm je 20 und mehr Ausſchläge, die eine Länge von 15—60 cm erreichten. Unter den Laubhölzern vertragen die Holzarten mit ſtarker Borkebildung die Beſchädigungen durch Waldbrände beſſer als ſolche mit glatter, dünner Rinde, weil die Borke der Cambialſchicht einen gewiſſen Schutz gegen das Feuer gewährt. Hierauf beruht die größere Widerſtandsfähigkeit der Eichen und Ulmen. Hingegen ſind Rotbuche, Eſche und Ahorne empfindlich, insbeſondere gegen Bodenfeuer. b. Betriebsart. Aus Vorſtehendem ergiebt ſich, daß Hochwaldungen dem Feuer— ſchaden am meiſten ausgeſetzt ſind. Am wenigſten gefährdet ſind Niederwaldungen, weil in dieſen der Nadelholzanbau ganz aus— geſchloſſen iſt, während im Mittelwald immerhin einzelne Nadel— holzoberſtänder (Kiefer, Lärche) hier und da vorkommen. c. Holzalter. Das für Waldbrände am meiſten empfängliche Alter iſt das Dickichts⸗ und Stangenholzalter (bis zu etwa 30 Jahren), weil in dieſem der Reinigungsprozeß am lebhafteſten vor ſich geht. Das geſchloſſene 30 — 60 jährige Holz trotzt der Feuer-Kalamität verhältnis⸗ mäßig am beſten, weil Nadelholzbeſtände mittleren Alters nach Ein— legung der erſten Durchforſtungen in einem Zuſtande großer Reinheit von feuerfangendem Material (Dürrholz, Bodenüberzug) ſich befinden. Die über 60 jährigen Beſtände, in welchen ſich wieder Gräſer und ſonſtige Forſtunkräuter einſtellen, ſind aber wieder mehr exponiert. Die Richtigkeit dieſer Erfahrungen wird u. a. auch durch die über die Waldbrände in der Provinz Hannover in dem 20 jährigen Zeitraum 1864 bis 1884 aufgeſtellte nachſtehende Tabelle beſtätigt: Brandfläche auf dan. Holzarten Holzalter 1000 ha Wald in ha eee — 0,170 1—30 1,107 2. Nadelholz „ 30 —60 0,262 | über 60 0,354 3. Miſchwald aus Laub- und Nadelholz — 0,464 d. Standort. Die Waldungen der Ebene unterliegen, wegen größerer Troden- heit der Luft und oft auch des Bodens, der Feuersgefahr mehr als die Gebirgsforſte. An den Sommerhängen verbreitet ſich ein 4 518 V. Buch. IV. Abſchnitt. Waldbrand raſcher als auf den Winterſeiten. Trockener, wenig von Waſſerläufen durchzogener Sandboden vermehrt die Gefahr gleichfalls. Bergab dringt das Feuer bei weitem langſamer vor als bergauf, u. zw. um ſo langſamer, je ſteiler der Abhang und je ruhiger die Luft iſt. Ein langſamer vordringendes Feuer läßt ſich aber leichter regieren als ein raſch vorſchreitendes. Aus dieſem Grunde ſengt man in den Hackwäldern die Brandhaine an Hängen bergabwärts. e. Bodenüberzug. Eine reiche Decke von Forſtunkräutern aus Heide, Ginſter, Beſenpfrieme ꝛc. befördert die Empfänglichkeit in hohem Grad; ebenſo Unterwuchs von Wachholder und ſonſtigem Nadelholz. Moos— überzug wirkt nur bei großer Trockenheit begünſtigend; Laubdecke hingegen leitet den Brand ſchlecht fort. Wo viel Reiſig, Abraum von Fällungen, Leſe- und Urholz am Boden liegen, ſteigt die Feuersgefahr. Obenan ſtehen hiernach in Bezug auf die Feuersgefahr ö 1 1 PLL Kiefernheiden mit ihrem trockenen Boden und Bodenüberzug und ihrer leicht Feuer fangenden Beſtockung. Eine Kiefernſchonung, die auf ganz kahlem Boden ſtockt bzw. ihrer Streudecke beraubt iſt, würde — bei Windſtille — als ziemlich feuerſicher zu betrachten ſein, weil etwa andringendes Lauffeuer keine Nahrung findet. . Beſtandsſchluß und Waldzuſammenhang. Je dichter der Schlußgrad der Beſtände und je ausgedehnter die Waldung iſt, deſto größere Dimenſionen nehmen die Waldbrände an. Man bemüht ſich daher, den Waldſchluß bei ausgebrochenen Waldbränden durch Fällungen zu unterbrechen. g. Jahreszeit. Die meiſten Waldbrände ereignen ſich in trockenen Früh— jahren (März bis Mai); namentlich wirken der um dieſe Zeit häufige trockene Oſtwind, das dürre Gras und die zahlreiche An— weſenheit von Kulturarbeitern, Holzhauern ꝛe., ſowie der häufige Beſuch des Waldes durch Spaziergänger ꝛc. begünſtigend. Die bereits auf S. 515 erwähnten 509 in den Staatswaldungen Bayerns während des 7jährigen Zeitraumes 1877/83 ſtattgehabten Wald⸗ brände, welche über eine Waldfläche von 464 ha ſich erſtreckten, verteilen ſich je nach Monaten wie folgt. Es entfallen Brände auf den Monat: Januar 4 Mai... 14 e Februar 4 Jun i212: 51 Ne 2 März 118 Jul. DAB ZETDRRmDeCEe 0 April 114 Auguſ tt SEO DEEH DB 1 Schutz gegen Waldbrände. 519 Mithin kommen auf die 3 gefährdeten Frühjahrsmonate 73% und auf die übrigen 9 Monate nur 27% der Brände. Eine Brandſtatiſtik aus dem Großherzogtum Heſſen aus den Jahren 1881—85 zeigt parallel laufende Ziffern. Auch abnorm trockene und zugleich windige Sommer ſind durch viele Waldbrände ausgezeichnet, was ſich in den Jahren 1892 und beſonders 1893 gezeigt hat. — Waldbrände im Winter finden nur unter ganz beſonderen Umſtänden ſtatt, z. B. an ſchnee- und froſt⸗ freien Sonnenhängen mit dürrem Grasüberzuge, reichlichen Humus— vorräten und viel dürrem, von der Fällung zurückgebliebenem Geniſt. Ein winterlicher Waldbrand — noch dazu im Hochgebirge — ereignete ſich z. B. am 14. Januar 1898 am Hirſchberge bei Eſchenlohe (Forſtamts— bezirk Oberammergau). 2 Bauern hatten am 12. Januar aus Dummheit und Mutwillen das (dürre Gras angezündet. Durch ſtarken Südwind wurde der Brand — namentlich vom 14. Januar ab — raſch über eine größere Fläche verbreitet. Im ganzen wurden etwa 100 ha vom Feuer ergriffen. Der Schaden war aber deshalb gering, weil das Feuer nur den höher ge— legenen, ſtark gelichteten Alpenwald betraf und die beſſeren Waldpartien ver— ſchonte, überhaupt mehr als Bodenbrand ſich herausſtellte.“) Bei einigen Bränden, z. B. bei dem 1842 er Brande in der ſächſiſch⸗böhmiſchen Schweiz?), hat man die Beobachtung gemacht, daß ſich mit einbrechender Nacht die Macht des Feuers bricht, dagegen nach dem Aufgange der Sonne wieder vermehrt. Dieſe Erſcheinung iſt in der täglichen Periode der Windſtärke begründet, welche von Sonnenaufgang bis zum Nachmittage zunimmt und im Laufe des Nachmittags und Abends wieder abnimmt. C. Waldbrandchronik. In Deutſchland ereignen ſich, trotz der im Laufe der Zeit immer beſſer gewordenen Aufſicht und Wirtſchaft, immerhin noch viele Wald— brände. Die Zahl und Ausdehnung derſelben iſt aber doch verſchwindend im Vergleiche zu Ländern wie Siebenbürgen?), Slavonien “), Schweden“), 1) Gröbl, A.: Ein winterlicher Waldbrand im Hochgebirge (Forſt— wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1898, S. 434). 2) Grebe, Dr. C.: Zur Theorie der Waldbrände (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗Zeitung, 1843, S. 352). Anmerkungen der Redaction zu dieſem Artikel (daſelbſt, 1843, S. 354). 3) Boner: Siebenbürgen, Land und Leute. Leipzig, 1868, S. 72. 4) v. Biedersfeld, N. B.: Die Waldbrände Slavoniens (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1875, S. 239). 5) Waldbrände in Schweden (Ausland 1833, Nr. 267. 2 (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗geitung, 1833, Nr. 151 vom 17. December, S. 604). Teßmann, A.: Brief aus Schweden. Waldbrände ıc. (daſelbſt, 1869, ©. 100). IL — 520 V. Buch. IV. Abſchnitt. Norwegen, Rußland), Griechenland und Nordamerika. In dieſen Ländern brennen die Waldungen oft auf großen Strecken (Quadrat⸗ meilen) ab, ohne daß jemand ernſtlich um Tilgung des Feuers ſich bemüht. Die Hirten und Bauern brennen ſogar oft mit Abſicht große Waldſtrecken nieder, um mehr und beſſere Weide zu erzielen. Der Graswuchs ſproßt nämlich nach einem Brande ſehr üppig. Viele Waldbrände werden auch durch Funkenflug aus den Lokomotiven hervorgerufen, und mit zunehmendem Ausbau des Eiſen— bahn-Netzes wird dieſe Entſtehungsurſache immer häufiger.“) Wir verzeichnen im Nachſtehenden einige Brände von ungewöhn— licher Ausdehnung oder ſeltenem Vorkommen, unter Hinzufügung einiger ſtatiſtiſcher Notizen über ihre Ausdehnung ꝛe. Von Vollſtändigkeit kann hierbei natürlich nicht die Rede ſein. 1. Waldbrände in Deutſchland. 1800 (4.— 21. Auguſt) Waldbrand in der Nähe des Katzenkopfes im württembergiſchen Schwarzwalde. “) Dieſes großartige Feuer zerſtörte den Holzwuchs auf einer 2270 ha großen Fläche. 1842 (31. Auguſt) am Prebiſchthor in der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz.“) Dieſer furchtbare Brand verwüſtete in Sachſen 95,27 ha, in Böhmen 85 ha, zuſammen alſo etwa 180 ha. Das Feuer verbreitete ſich wegen großer Dürre und heftigen Südwindes ſo raſch, daß binnen 5 Stunden über 100 ha Wald in Flammen aufgegangen waren. Die Ausgaben für die Löſchmannſchaft betrugen 648 Thlr. Über den Erfolg der Kulturen auf der Brandfläche berichtete E. von Berg. ö) 1) Gaßmann, Ferdinand: Forſtliche Mittheilungen aus dem Euro— päiſchen Rußland. 7. Die Waldbrände (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1875, S. 222). 2) B.: Die Waldbrände an den Eiſenbahnen (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, Jahrgang 1896, S. 1, 18 und 36). 3) Die Waldbrände auf dem Schwarzwald im Jahr 1857 (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1857, S. 339, hier 340, Anmerkung). 4) Brief aus der Sächſiſchen Schweiz im September 1842. Waldbrand (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1842, S. 389). Brief aus Sachſen, im December 1842. Waldbrand in der ſächſiſch— böhm. Schweiz (daſelbſt, 1843, S. 64). Blaſe: Mittheilungen über den am 31. Auguſt 1842 in der ſogenannten läd). böhm. Schweiz entſtandenen Waldbrand (Forſtwirthſchaftliches Jahr— buch, herausgegeben von der Königlich Sächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 2. Band, 1845, S. 12). 5) von Berg: Ueber den Zuſtand der Brandfläche in der ſächſiſch— böhmiſchen Schweiz in Beziehung auf die Bodenvegetation und den Erfolg der Culturen auf derſelben im Auguſt 1846 (daſelbſt, 5. Band, 1848, S. 228). * Schutz gegen Waldbrände. 521 1846 (5. Juli) im Lampertheimer Reviere (Heſſen).“) Dieſer Brand verwüſtete über 100 ha 5—20 jährige Kiefernſchonungen. 1857 (21. Mai) auf dem Katzenkopfe (Hornisgrind) im badiſchen Schwarzwald, unmittelbar an der württembergiſchen Grenze.?) Durch dieſen Brand wurden 54 ha Wald zerſtört. 1857 (27. Juli) im Gemeindewald Ettlingenweier (Baden).) Das Feuer war in einer 10—15 jährigen Kieferndickung durch Funkenflug aus einer Lokomotive entſtanden. Der Schaden wurde auf 3000 fl. (5100 /) geſchätzt. 1857 (24. Auguſt) im Forſtreviere Schafſtall, Forſtinſpektion Eſchede, zwiſchen Celle und Unterlüß (Hannover).“ Auch dieſes Feuer wurde durch die Eiſenbahn veranlaßt; es zerſtörte 673 ha Wald und Heide. 1857 (27. September bis 3. Oktober) am Hohenſtein im Forſtreviere Zerſen, Forſtinſpektion Schaumburg (Kurheſſen).“) Dieſes Waldfeuer iſt weniger wegen des hierdurch angerichteten Schadens, als wegen der Selten— heit eines ſolchen Vorkommens intereſſant. Der Brand erſtreckte ſich nämlich auf die ſeit Jahrhunderten aufgeſpeicherten Humus vorräte in den Klüften und Spalten einer ſteilen Felswand (Jurakalkgerölle); hieraus erklärt ſich deſſen lange Dauer. 1863 (28. u. 30. Auguſt) in der Oberförſterei Wocziwoda und (1. Sep⸗ tember) in der Oberförſterei Königsbruch (beide in der Tucheler Heide).“) Die Brände am 28. u. 30. Auguſt erſtreckten ſich über eine zuſammenhängende Fläche von mehr als 1276 ba, die Brandflächen in der Oberförſterei Königs— bruch auf etwa 70 ba. In der Tucheler Heide ereignen ſich überhaupt ſehr häufig Waldbrände.) Die in den Jahren 1860/89 daſelbſt vorgekommenen 310 Brände zerſtörten den Waldbeſtand auf einer Fläche von 4206 ba.) 1880 (1.— 3. Mai) im Lüßwalde (Lüneburger Heide).“) Dieſer 1) Grünewald: Brief aus Lampertheim in der Großh. heſſiſchen Provinz Starkenburg im November 1846. Waldbrand (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1847, S. 17). 2) Die Waldbrände auf dem Schwarzwald im Jahr 1857 (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1857, S. 339). 3) Ein Beitrag zur Frage über die Pflicht der Entſchädigung wegen Waldbränden, die durch Eiſenbahnbetrieb entſtehen (daſelbſt, 1859, S. 280 und 1860, S. 96). 4) Burckhardt: Waldbrand im Hannöver'ſchen (daſelbſt, 1857, S. 421). Derſelbe: Schaden serſatz für Wald- und Haidebrand veranlaßt durch das Zünden von Lokomotiven der Eiſenbahn (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 45. Band, 2. Heft, 1863, S. 236). 5) Waldbrände. 1. In Kurheſſen (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1857, S. 501). 6) Kohli: Drei Waldbrände in der Tucheler Haide (Forſtliche Blätter, 8. Heft, 1864, S. 146). 7) von Pannewitz, Julius: Das Forſtweſen von Weſt-Preußen, in ſtatiſtiſcher, geſchichtlicher und adminiſtrativer Hinſicht dargeſtellt. Mit 1 Kupfer und mehreren Tabellen. Berlin, 1829, S. 77 u. S. 81. 8) Schütte, R.: Die Tuchler Haide. Konitz, 1889, S. 52. 9) t: Brief aus Hannover. Waldbrand (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗ Zeitung, 1880, S. 245). Waldbrände in Deutſchland (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1880, S. 334). 522 V. Buch. IV. Abſchnitt. Brand erſtreckte ſich über ca. 1300 ha Forſt und Heide und hätte ſich leicht über das dreifache Areal verbreiten können. 1883 (27. April) in der Oberförſterei Fuldberg (Landdroſtei Lüne⸗ burg).‘) Der durch ein „Kaffeefeuer“ hervorgerufene Brand erſtreckte ſich über insgeſamt 250 ha, zum Teile räumige Beſtände, jedoch überwiegend (150 ha) junges Holz. 1886 (7. Juni) in den Revieren Gemeinheide und Buchwald der Stadt Bunzlau?) (Schleſien). Der Waldbeſtand wurde hierdurch auf einer Fläche von ca. 250 ha vernichtet, und auch der Wildſtand wurde hart mitgenommen. 1887 (12. April) in den Oberförſtereien Rüdersdorf und Hangelsberg.“) In beiden Verwaltungsbezirken zuſammen wurden etwa 140 ba Siefern- ſchonungen total vernichtet und 30 ha Altholz beſchädigt. Das Feuer war vermutlich durch Funkenflug entſtanden. 1892 (10. April) im Kloſterreviere Niebeck Lüneburger Heide).) Das Feuer war durch Funkenflug auf der Bahnlinie Hamburg-Hannover zwiſchen den Stationen Suderburg und Unterließ in kurzer Aufeinanderfolge an 5 ver— ſchiedenen Stellen entſtanden. In 6 Stunden wurde hierdurch der Holzbeſtand (10—30 jährige Kiefern und Eichen) auf einer Fläche von 447,473 ba vernichtet. 1892 (27. Juli) im Fürſtlich Hohenzollern'ſchen Reviere Schweinert, im Privatforſte (von Brandis) des Rittergutes Neuhaus und in der Königl. Ober- förſterei Waice (Poſen).?) Der abgebrannte Komplex betrug im ganzen 780 ha Kiefernwald (IV. und V. Bonität). Etwa die Hälfte beſtand aus 18—26 jährigen Dickungen und Stangenhölzern; die andere Hälfte war mit älterem Baumholz beſtockt. Die größte Ausdehnung der Brandfläche betrug etwa eine Meile. 1892 (31. Auguſt) in der Oberförſterei Chriſtianſtadt.?) Dieſer Brand erſtreckte ſich über 17 Jagen Kiefernwald und beſchädigte Beſtände aller Perioden auf einer Fläche von 240 ha derartig, daß faſt durchweg kahler Abtrieb ſtattfinden mußte. Dem weiteren Umſichgreifen des Feuers wurde durch einen wolkenbruchartigen Regen ein Ziel geſetzt. 1893 (29. April, 4. und 8. Mai) auf dem Artillerie-Schießplatz bei Thorn.?) Das Feuer am 29. April war in aufbereitetem Reiſig durch Fuhr— leute entſtanden, die Brände im Mai hingegen durch zündende Geſchoſſe. Die Größe der Brandfläche iſt nur von dem Revierteile des ehemaligen Forſt⸗ reviers Grabia, u. zw. zu 220 ha Kiefernwald, angegeben. Über die Größe der Brandfläche auf dem Terrain des ehemals königl. Forſtreviers Schirpitz fehlen nähere Nachrichten. 1) —t. Waldbrand (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1883, S. 287). 2) Ein koloſſaler Waldbrand (Forſtliche Blätter, N. F. 1886, S. 233). Zum Bunzlauer Waldbrand (daſelbſt, 1886, S. 272). 3) Haché, Hermann: Der Brand in den Königl. Oberförſtereien Rüders— dorf und Hangelsberg (daſelbſt, 1887, S. 188). 4) Deckert: Der große Waldbrand am 10. April 1892 in dem Kloſter— reviere Niebeck (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 634). 5) Bachmann: Großer Waldbrand am 27. Juli 1892 in Poſen (daſelbſt, XXIV. Jahrgang, 1892, S. 775). 6) v. Ladenberg: Großer Waldbrand in der Oberförſterei Chriſtian— ſtadt am 31. Auguſt 1892 (daſelbſt, XXV. Jahrgang, 1893, S. 358). 7) Laſchke, a. a. O. (daſelbſt, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 224). Schutz gegen Waldbrände. 523 > 1896 (2. Juni) in der Oberförſterei Rendsburg (Regierungsbezirk Schleswig).) Im ganzen fielen dieſem Brande ca. 314 ha 20 26 jähriger Fichten⸗ und Kiefern⸗Dickungen des Geheges Kropp auf heidewüchſigem Diluvialſande zum Opfer. 1899 (1. April) im Primkenauer Bruchwald. ?) Infolge dieſes Feuers mußte ein 9,62 ha großes auf Grünlandsmoor ſtockendes, 90 —95 jähriges Erlenbaumholz ſchleunigſt aufgearbeitet werden. Die betreffenden Bäume ſtürzten zum größten Teile während des Brandes um, weil die Wurzelſtöcke infolge ſtarken Setzens des Moorbodens bis faſt auf Bruſthöhe aus dem Boden herausragten. Das Boden⸗ feuer hatte ſich daher in den Stöcken eingeniſtet und die Wurzeln erfaßt. Dem Brande des Moores wurde durch deſſen großen Feuchtigkeitsgehalt vorgebeugt. In den preußiſchen Staatsforſten haben in dem ſechsjährigen Zeitraume von 1892 bis 1897/98 folgende Beſchädigungen durch Waldfeuer ſtattgefunden: | Flächenausdehnung der Brände Größe der Niederwalb Nichtholz · mit reinen Niederwald boden, Torf Kiefern be- Jahr Hochwald (inkl. Mittel- moor 5 Im ganzen ſtockten wald) unland Brandfläche ha ha ha | ha ha 1892 (1,/3.—30,/9.)®) | 2089,86 | 41,16 | 188,00 | 2319,02 | 1942,27 | 1892/93 | (1./10. 92—30./9. 93) | 1284,10 | 5,50 461,30 1751,20 | 560,74 1893/94 *) 230,50 | 0,90 90,00 321,40 164,00 1894/95 °) 215,70 — — 215,70 170,70 1895/69) 997,80 — 11,00 | 1008,80 | 471,10 1896/97 40,61 | — 1,50 42,11 40,49 1897/98 ®) 30,80 — — 30,80 18,50 1) Hartmann: Großer Waldbrand (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd» weſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 503). 2) Klopfer: Waldbrand im Erlenbruch (daſelbſt, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 572). 3) Schwappach, Dr.: Zuſammenſtellung der in den preußiſchen Staats— forſten vorgekommenen Waldbrände während der Zeit vom 1. März bis 30. September 1892 (daſelbſt, XXV. Jahrgang, 1893, S. 113). Derſelbe: Zuſammenſtellung der in den preußiſchen Staatsforſten vor— gekommenen Waldbrände während der Zeit vom 1. Oktober 1892 bis 30. Sep⸗ tember 1893 (daſelbſt, XXVI. Jahrgang, 1894, ©. 117). 4) Derſelbe: Zuſammenſtellung ꝛc. der Waldbrände während des Wirthſchaftsjahrs 1893/4 (daſelbſt, XXVII. Jahrgang, 1895, ©. 242). 5) Derſelbe: Zuſammenſtellung ꝛc. während des Wirthſchaftsjahrs 1894/5 (daſelbſt, XXVIII. Jahrgang, 1896, ©. 632). 6) Derſelbe: Zuſammenſtellung ꝛc. während des Wirthſchaftsjahrs 1895/8 (daſelbſt, XXX. Jahrgang, 1898, S. 117). 7) Derſelbe: Zuſammenſtellung ꝛc. während des Wirthſchaftsjahrs 1896/7 (daſelbſt, XXX. Jahrgang, 1898, S. 120). 8) Derſelbe: Waldbeſchädigungen durch Feuer in den preußiſchen Staalsforſten während des Wirthſchaftsjahrs 1897 (daſelbſt, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 430). 524 V. Buch. IV. Abſchnitt. Die meiſten Brandſchäden haben die Altersklaſſen von 1—20, dann von 21—40 Jahren betroffen. Die bei weitem meiſten Waldfeuer ereigneten ſich in den trockenen Jahren 1892 und 1893. In dem 26 jährigen Zeitraum 1868-1893 haben ſich in den preußiſchen Staatsforſten 721 Waldbrände ereignet, die ſich über eine Fläche von 14000 ha verbreiteten. (inkl. Torfmoor und Unland) durch Brand vernichtet worden. Waldfläche kommt hiernach 1 ha Brandfläche.“) Über die Waldbrände in den bayeriſchen Staatsforſten?) belehren folgende Zahlen: Mithin ſind im jährlichen Durchſchnitt 538 ba beſtockter Wald Auf 4578 ha ; Größe der dur 3 In der rs bzw. en ee 110 1 05 a 5 en im Jahre Waldbrände anti rten Fläche | ſächlich pro Jahr 1155 M 1877/83 509 73 = = 1884/90 570 81 — — 1877/90 1079 77 — — 1888 64 64 31 4404 1891 112 112 =: = 1892 222 222 = — 1893 285 285 — — 1894 71 71 55 6743 1895 77 77 | 45 | 2274 1896 69 69 | 58 10 465 1891/96 836 | 139 | — — In den 20 Jahren 1877—96 ragen hiernach — wie in Preußen — die trockenheißen Sommer 1892 und 1893 durch Waldbrände hervor. In den heſſiſchen Domänen-Waldungen?) wurden in den 5 Jahren 188185 im ganzen 272 oder durchſchnittlich 54 Waldbrände pro Jahr be— richtlich angezeigt; jedoch war keiner von Belang. Die meiſten Waldbrände ereigneten ſich in den Monaten April und Mai. In den oldenburgiſchen Forſten ) ereigneten ſich im Zeitraum 1795 bis 1870 im ganzen 34 Brände, u. zw. in den erſten 25 Jahren (1795 - 1820)⸗ 4 zweiten 25 Jahren (1820—45) . 10 dritten 25 Jahren (1845 — 70). 20. Hieraus ergiebt ſich eine namhafte Steigerung der Brand-Kalamität. 1) Danckelmann, Dr.: Wirthſchaftliche und wirthſchaftspolitiſche Rück⸗ blicke auf Wald und Jagd in Preußen während des Jahres 1896 (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 643, hier 656). 2) Waldbrände (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1895, S. 256; daſelbſt, 1896, S. 344; daſelbſt, 1897, S. 343). 3) Wilbrand: Mittheilungen aus der Forſt- und Cameralverwaltung des Großherzogthums Heſſen (Beiträge zur Statiſtik des Großherzogthums Helfen. 27. Band. Darmſtadt, 1886, S. XVIII und S. 40 ꝛc.). 4) Nachweis über die Vermehrung der Waldbrände in Oldenburg (Forſt— liche Blätter, N. F. 1876, S. 95). Schuß gegen Waldbrände. 525 Im großen ganzen wird man, auf Grund der vorliegenden Statiſtik, annehmen können, daß in Deutſchland durchſchnittlich von 1000 ba Holzboden alljährlich etwa 0,20 ha alſo 0,02% der Wald— fläche durch Feuer beſchädigt werden, wobei aber auch alle kleinen unbedeutenden Brände mitgerechnet ſind. 2. Waldbrände in außerdeutſchen Ländern. Wegen der Schwierigkeit der Beſchaffung des erforderlichen ſtatiſtiſchen Materials können hier nur einige lückenhafte Notizen geboten werden. A. Oſterreich. 1858 im Staatsforſte Niepolomice (Galizien). Binnen weniger Stunden brannten 800 Joch Kiefernwald ab. 1862 in der Nähe von Toplitza (Siebenbürgen). Hier fielen 13225 ha Wald, von den Bauern angezündet, dem Feuer zum Opfer. 1872 (vom 3. Dezember ab) auf der ganzen Karpathenkette, von Kakova ab in einer Ausdehnung von mindeſtens 8 Meilen. Der Rauch dieſes Brandes machte ſich auf 1,5 Meilen Entfernung in gerader Richtung (in Hermannſtadt) bemerkbar.“) Im Jahre 1876 ereigneten ſich im Kaiſerſtaate 170 Waldbrände, wovon 59 auf die Bukowina, 47 auf Böhmen, 20 auf Tirol und Vorarlberg und 20 auf Galizien kommen. Die Statiſtik der Waldbrände für 1881—85 weiſt 1717 Fälle mit einer Brandfläche von 6551 ha und einem Schadenbetrage von 276 440 fl. öſt. Whrg. auf. B. Frankreich. Während der Jahre 1865 1870 fanden viele zum Teil ſehr beträcht— liche Waldbrände in den Seekiefern-Waldungen der „Landes“ ſtatt. Hier— durch wurden etwa 10 000 ha Walbdbeſtand vernichtet.“) C. Belgien. 1887 (6. Auguſt u. f. T.) Brand im Hertogenwalde (bei Verviers). “ Dieſer in einer Fichten⸗Plaggenpflanzung (auf Torfboden) ausgekommene Brand verbreitete ſich ſchließlich über 235 ha Eichenſchälwald mit Nadelholz— beimiſchung, wobei auch die Torfſchicht auf dieſer Fläche mit in Brand geriet. Der Brand wurde daher erſt durch die nach drei Wochen eingetretenen heftigen Regengüſſe gelöſcht. Der ganze Schaden wurde von der belgiſchen Forſt— verwaltung auf 37 854 Franes oder ca. 161 Franes pro ha geſchätzt. D. Rußland. 1835 (Auguſt) in Litauen.“) Das Gouvernement Minsk war durch die Waldbrände in dieſem Monate Wochen lang ſo in Rauch eingehüllt, daß 1) Waldbrände in Siebenbürgen und Ungarn von ungewöhnlicher Aus- dehnung (Forſtliche Blätter, N. F. 1873, S. 63). 2) Exner, Dr. W. F.: Die Amelioration der „Landes“ in der Gascogne. II. (Schluß.) (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 356, hier 359). 3) Ney, E. C.: Der Brand im Hertogenwalde (daſelbſt, 1887, S. 471). 4) Brief von der Adria. Waldbrände in Amerika, Rußland und Galizien (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1869, S. 31). 526 V. Buch. IV. Abſchnitt. man in der Stadt gleichen Namens kaum die Zifferblätter der Turmuhr zu erkennen vermochte. 1864 ereigneten ſich in Rußland überhaupt viele Brände. ) 1877 (Juli) im Niſchni-Nowgoroder Gouvernement, insbeſondere bei Woskreſenskaja.?) Dieſer Brand nahm großartige Dimenſionen an. 1890 (Herbſt) fanden große Waldbrände in der Nähe des Badeortes Borſchom (Gouvernement Tiflis) ſtatt. Die Stadt war bis auf 10—15 km Entfernung von Feuer umgeben. Die Luft war unerträglich rauchig; es. regnete jo zu jagen Aſche.“) E. Nordamerika. 1825 (Oktober) Miramiſchi-Brand bei Neweaſtle), welcher auf eine Fläche von über 600 engl. Quadratmeilen ſich erſtreckte. ) 1868 (Juli) ereigneten ſich große Waldbrände in Kanada.?) Der hierdurch angerichtete Schaden wurde auf mindeſtens 400 Millionen Dollar veranſchlagt. Der Rauch ſoll ſich bis auf 400 engl. Meilen Entfernung be— merklich gemacht haben (?) 1871 war durch ſehr viele Brände ausgezeichnet.“) 1880 brannten in den Vereinigten Staaten 10 274000 acres (= 4109 600 ha) Wald mit einem Schätzungswerte von 25 482 250 Dollar ab. 1881 (September) wüteten fürchterliche Waldbrände im Staate Michigan, u. zw. in den Counties Huron und Sanilac. “ Hierbei kamen auf einem Flächen: raume von ca. 50 engl. Quadratmeilen Hunderte von Menſchen mit Hab und Gut in den Flammen um. 1891 fanden infolge der trockenen Witterung in der erſten Hälfte des Mai in den nördlichen und mittleren Staaten (beſonders in Michigan, Wisconſin und Pennſylvanien)) zahlreiche Waldbrände ſtatt, durch die am ſtehenden und liegenden Holz ungeheurer Schaden angerichtet wurde.“) 1894 (Ende Auguſt, Anfang September) wurden die Staaten Minne— ſota, Wisconſin und Michigan durch entſetzliche Waldbrände (in Fichten: waldungen) heimgeſuchl. Am ſchwerſten wurde das Städtchen Hinkley und ſeine Umgebung betroffen. Mehr als 300 engliſche Quadratmeilen des beſten 1) Gaßmann, Ferdinand: Forſtliche Mittheilungen aus dem Euro: päiſchen Rußland. 7. Die Waldbrände (Monatſchrift für das Forſt- und Jagd— weſen, 1875, S. 222). 2) Waldbrand in Rußland (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1877, S. 493). 3) Neuere große Waldbrände in Rußland (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 349). 4) Ein Waldbrand in Neu-Braunſchweig (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, Nr. 78 vom 30. Juni 1837, S. 311). 5) Waldbrände in Amerika ꝛc. (daſelbſt, 1869, S. 31). 6) Keßler, W.: Forſtliches aus Amerika. III. Die Vereinigten Staaten. B. Forſtbenutzung, Waldausnutzung und Waldzerſtörung (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXII. Jahrgang, 1890, S. 92, hier von S. 104 ab). 7) Waldbrände in Amerika (Ceutralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 532). Große Waldbrände in Michigan (Forſtliche Blätter, N. F. 1881, S. 311). 8) Waldbrände in Amerika (daſelbſt, 1891, ©. 190). FP nie ee ri ui Schutz gegen Waldbrände. 527 Wald⸗ und Weidelandes wurden hierdurch verwüſtet und die Zahl der ums Leben gekommenen Perſonen wurde auf mehr als 600 geſchätzt.“) Eine Statiſtik der Waldbrände für die Vereinigten Staaten läßt ſich aus nahe liegenden Gründen nicht aufſtellen. Man hat aber doch in dem Cenſus von 1880 den Verſuch gemacht, wenigſtens einen Näherungswert zu ermitteln. Hierbei ergab ſich, daß im Jahre 1879 gegen 10 Millionen acres (— 4 Millionen ha) Wald und Weide mit Schaden überbrannt wurden. Der betreffende Verluſt hierdurch wurde auf ca. 100 Millionen & geſchätzt. Ein nochmaliger 1889 unternommener Verſuch brachte etwa dieſelben Reſultate. Im Jahr 1894 war aber der Geſamtverluſt noch viel größer.?) — Daß durch ſolche Waldbrände die atmoſphäriſchen Zuſtände beeinflußt werden (Zuführung von Wärme, Erzeugung lokaler Luftſtrömungen, Verminderung der Wärme— ſtrahlung der Erdoberfläche durch den Rauch, daher mehr Schutz gegen Froſt— ſchäden ꝛc.) kann nicht befremden.“) Infolge dieſer ungeheueren Waldfeuer, die ohne Zweifel das größte Unglück für den Wald in den Vereinigten Staaten der amerikaniſchen Union ſind, hat man neuerdings Geſetze zum Schutze gegen Waldbrände erlaſſen und in einigen Staaten ſogar beſondere Waldfeuerbeamte angeſtellt. 4. Vorbeugungsmaßregeln.“) A. Wirtſchaftliche Maßregeln. Nach Vorſtehendem müſſen Vorkehrungen gegen Feuerſchäden ins— beſondere in Nadelholzwaldungen getroffen werden. Als Schutz— maßregeln vom privaten Standpunkt aus kommen folgende in Betracht: 1. Einmiſchung von Laubholz in die Nadelholzbeſtände oder öftere Unterbrechung größerer Nadelholzkomplexe durch Laubholz— abteilungen oder Umſäumung der Nadelholzdiſtrikte mit ſog. Feuer— mänteln aus Laubholz.) Geeignete Holzarten für Feuermäntel ſind Birke, Eiche, Buche, auch Schwarzpappel und Akazie. Man erzieht die Mäntel in 1) Waldbrände in Nordamerika (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1894, S. 449). 2) Fernow, B. E.: Waldbrände in Nordamerika (Zeitſchrift für Forſt— und Jagdweſen, XXVII. Band, 1895, S. 30). 3) Schubert, Dr.: Wirkung der Waldbrände in Nordamerika auf almoſphäriſche Zuſtände (daſelbſt, XXVIII. Band, 1896, S. 180). — Dieſe Mitteilung iſt dem Auſſatze des Profeſſors Cleveland Abbe „Rauch von Waldbränden“ (Monthly Weather Review, Auguſtheft 1894) entnommen. 4) Knipping: Ueber die forſtwirthſchaftlichen Einrichtungen, welche in den hannover'ſchen Forſten zum Schutze gegen Feuersgefahr getroffen werden (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 43. Band, 1. Heft, 1860, S. 189). 5 Varendorff: Zur Verminderung der Feuersgefahr in den Forſten (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXV. Jahrgang, 1893, S. 704). 5) Burckhardt, H.: Das Schutzholz. Fortſetzung. 2. Feuermäntel (Aus dem Walde. II. Heft, 1869, ©. 19). 528 V. Buch. IV. Abſchnitt. der Regel hochſtämmig in 8—12 m Breite; jedoch genügt oft auch ſchon Niederwald. Der Boden dieſer Streifen muß von allem feuer— fangenden Überzuge vollſtändig befreit und durch wiederholtes Um⸗ hacken ſtets rauh erhalten werden. Ein ſolcher Mantel iſt beſonders für Kiefernbeſtände längs frequenter Straßen notwendig. Die Anlage von Hecken aus Kaktus-(Opuntia-) Arten um Schonungen würde, weil der fleiſchige Körper dieſer Pflanzen ſo waſſerreich iſt, daß er unmöglich Feuer fangen kann, einen ganz vorzüglichen Schutz, gegen Waldbrände gewähren. Allein es iſt ſehr unwahrſcheinlich, daß ſich eine Kaktus-Art findet, die in den deutſchen Wäldern mit Ausſicht auf Erfolg angebaut werden könn te?!) 2. Iſolierung der gefährdeten Schonungen durch einen 2—3 m breiten Graben, deſſen Auswurf rabatten- oder wallartig aufzutürmen iſt. Dieſe Maßregel in Verbindung mit Beſtockung der 3 m breiten Rabatten durch Birken in 1 m Abſtand hat ſich namentlich in der Tucheler Heide (bei 2 m Grabenbreite) bewährt.?) 3. Umgebung der Brandhaine (in den Hackwaldungen) mit wunden Streifen von etwa 5— 8 m Breite. Anſtoßender Nadelwald verlangt breitere Streifen als Laubwald. 4. Umgebung der Torflager im Walde mit tiefen Gräben. 5. Frühzeitige und fleißige Durchforſtung der jungen Nadel— holzbeſtände, in Verbindung mit Trocken-Aſtung, zumal wenn die ſelben an Straßen mit lebhaftem Verkehre liegen. Wenigſtens die Beſtandsränder müſſen auf 10—12 m von allem Dürrholze befreit und die Streudecke muß durch Umhacken in den Boden gebracht werden. Bei Holzarten, welche durch Rindenbrand leiden, muß aber die Aſtung an den gefährdeten Rändern (Weſt, Südweſt) unterbleiben. 6. Abräumung des Holzbeſtands und Bodenüberzugs längs der den Wald durchziehenden Schienenwege auf angemeſſene Breite. Die meiſten Zündungen finden innerhalb der erſten 10m breiten Zone ftatt.?) Neuerdings ſind (in Hohenzollern) Anbauverſuche mit der perennierenden, durch Wagner veredelten Waldplatterbje (Lathyrus silvestris L.) auf den Brandſchutzſtreifen längs der Bahnlinien gemacht worden. Als weiteres Schutzmittel hat man (1889) den Anbau einer perennierenden Lupinenart (Lupinus polyphyllus Dougl.) angeraten.“) 1) Cactushecken als Schutz gegen Waldbrände (Centralblatt für das ge— ſammte Forſtweſen, 1899, S. 240). 2) S. Schütte, a. a. O., S. 83. 3) Die nähere Erörterung dieſes Gegenſtands fällt in das Gebiet der Forſtpolizeilehre, da die Beſtimmungen über die Breite und Bewirt— ſchaftung dieſer Streifen nur von der Staatsgewalt getroffen werden können. 4) May, Dr.: Anbauverſuche mit Lupinus polyphyllus Dougl. in den Lehrforſten der Forſtakademie Eberswalde (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd⸗ wejen, XXV. Jahrgang, 1893, ©. 151). Schutz gegen Waldbrände. 529 7. Auch die ſchon aus anderen Gründen (Orientierung, Wegebau, Hiebsführung, Sturmſchaden, Jagd ꝛc.) gebotene Zerlegung des Waldes durch ein planmäßiges Schneißennetz ſchützt gegen die Feuersgefahr. Da die Hauptwindrichtung bei uns die weſtliche iſt, ſo ſichern hauptſächlich die von Norden nach Süden oder Nordweſten nach Süd— oſten verlaufenden Schneißen gegen das weitere Umſichgreifen eines Wald— feuers. Sie führen daher die Bezeichnung „Feuergeſtelle“. Wo das Terrain die Anlage eines regelmäßigen Schneißennetzes ausſchließt, wie in den Gebirgsforſten, müſſen zur Unterbrechung großer Nadelholzkomplexe hier und da beſondere Brandbahnen von 10-15 m Breite angelegt werden. 8. Möglichſtes Reinhalten der Wege, Schneißen und Brand— bahnen von Holzwuchs, Geſtrüpp, Reiſig, Schlagabraum und auch vom Bodenüberzuge, damit das Feuer keine Nahrung findet. Dieſe Maßregel iſt namentlich für Schneißen durch junge Kiefernorte wichtig. Die Brandbahnen laſſen ſich ganz oder größtenteils zur Pflanzen— zucht benutzen oder zu Ackerbau vergeben (Buchweizen, Kartoffeln). 9. Angemeſſene Trennung und Lagerung der Altersklaſſen. Ver— vielfältigung der Hiebs züge, um kleine Abteilungen zu begründen und einen häufigen Wechſel der Altersklaſſen herbeizuführen. 10. Raſche Räumung der Holzſchläge und ſchleunige Abfuhr der Durchforſtungshölzer, zumal des Nadelreiſigs. 11. Unterlaſſung des Überhaltes trockener, kranker, harzreicher Nadelbäume. B. Polizeiliche Maßregeln. Der Privatwaldeigentümer kann in dieſer Beziehung nicht viel thun. Auch die bezügliche Einwirkung der Wald beſitzenden Kommunen iſt beſchränkt, weil der Erlaß feuerpolizeilicher Vorſchriften (3. B. Verbot des Feueranmachens, des Rauchens im Walde zur trockenen Jahres— zeit ꝛc.) nur vom Staate!) ausgehen kann. Jedoch haben alle Waldbeſitzer dahin mitzuwirken, daß dieſe Vorſchriften auch befolgt werden. Ferner müſſen ſie in Bezug auf die im Walde geſtatteten feuergefährlichen Gewerbe (Hainen, Köhlerei ꝛc.) geeignete Inſtruktionen erteilen und deren Einhalten überwachen. Strenger Forſtſchutz durch Laspeyres: Anbauverſuche mit der perennirenden Lupine in den Lehr— revieren der Forſtakademie Eberswalde (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXX. Jahrgang, 1898, S. 115). 1) Abgeſehen von den einzelnen Landes- bzw. Forſtſtrafgeſetzen kommen für Deutſchland in dieſer Beziehung die SS 308—310, 325 u. 368, Pos. 6, 7 und s des Strafgeſetzbuches für das Deutſche Reich in Betracht. Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 34 530 v. Buch. IV. Abſchnitt. zuverläſſige Organe, namentlich während der feuergefährlichen Jahres— zeit, und ſofortige Anzeige aller Zuwiderhandlungen gegen die Feuer— polizei im Walde bei der kompetenten Behörde iſt geradezu die Ver— pflichtung jedes Waldeigentümers. Die Eigentümer größerer zuſammenhängender Waldkomplexe ſollten ſogar die Koſten nicht ſcheuen, auf öffentlichen Wegen, die ihr Wald— gebiet durchziehen, und an hohen Punkten in trockenen Frühjahren und heißen Sommern beſondere Feuerwachen aufzuſtellen. Von beſonderem Werte gerade bei Brandunglück im Walde würden ferner Telephon-Anlagen im Walde fein. Im Gräflich Frankenberg'ſchen Revier Tillowitz (Schleſien) befinden ſich ſolche Telephon-Anlagen. Einzelne beſonders beſuchte Stationen ſind mit Fernſprech-Apparaten verſehen und mit der Hauptſtation am Sitze der Forſt⸗ verwaltung durch Drähte verbunden. Die vielfachen Vorteile einer ſolchen Einrichtung für den ganzen forſtlichen Betrieb liegen auf der Hand. 5. Töſchmaßregeln. Bei einem ausgebrochenen Waldbrande hat der Forſtwirt, unter Heranziehung aller zur Hand befindlichen Arbeitskräfte aus den nächſt gelegenen Gemeinden, ungeſäumt zur Brandſtätte zu eilen, mit raſchem Blicke die erforderlichen Maßregeln anzuordnen und deren Vollzug zu überwachen. In manchen Fällen erhält man ſchon aus der Farbe und Form des aufſteigenden Rauches Anhaltspunkte über die Holzart und die Art des Brandes und iſt dann in der Lage, die Ortlichkeit des Feuers ſelbſt auf größere Entfernungen annähernd beſtimmen zu können.) Brand von Buchenlaub giebt einen lichten, blauen, leicht aufſteigenden Rauch. Brennende Nadeln und Moos erzeugen einen grauen, weſentlich dichten, etwas wolkigen Rauch. Bei Kronenfeuern von Kiefern iſt der Rauch ebenfalls grau, aber noch dichter als bei Streu und ſtark wolkig (kumulusartig); auch geht er nicht ſo raſch in die Höhe, ſondern bildet dichte Wolken über der Brandſtelle. Die Arbeiter müſſen mit Hacken, Hohlſchippen, eiſernen Rechen, Axten, Sägen, Beſen, Waſſereimern ꝛc. verſehen fein. Bei ihrer An⸗ ſtellung iſt als leitender Geſichtspunkt feſtzuhalten, das weitere Umſichgreifen des Feuers mit den geringſten Opfern zu verhüten. Dies gelingt am beſten durch keilförmige Einengung des Feuers. Der einmal brennende Waldteil muß aufgegeben werden. Der Erfolg der Löſcharbeiten hängt weſentlich von der Geiſtes— gegenwart, dem Mut, raſchen Entſchluß und den präziſen Anordnungen ) Das Erkennen des Ortes und der Art der Waldbrände aus der Ent: fernung (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1894, S. 197). Schutz gegen Waldbrände. 531 des Forſtbeamten, ſowie von dem Gehorſam, Eifer und der Geſchick— lichkeit der Löſchmannſchaft ab. Um Flugfeuer ſofort zu entdecken, müſſen an allen bedrohten Punkten — namentlich auf Anhöhen — Wachpoſten ausgeſtellt werden. Da die Löſcharbeiten anſtrengend und gefährlich find, unter Um⸗ ſtänden auch längere Zeit in Anſpruch nehmen, ſo muß man bei Zeiten dafür Sorge tragen, daß die nötigen Erfriſchungen alsbald zur Hand ſind. Ferner iſt der Löſchmannſchaft Erſatz der verbrannten oder beſchädigten Kleidungsſtücke zuzuſichern, weil dies zu größerer Thätigkeit anſpornt und der Billigkeit entſpricht. Die Löſchkoſten ſchwanken etwa zwiſchen 20 und 50 %, des Schadens an den Beſtänden. Sie betrugen z. B. nach Erfahrungen im Königreich Sachſen im Zeitraum 1889— 93 etwa 23 / des erlittenen Brandſchadens. Die ſpeziellen Löſchmaßregeln ſelbſt richten ſich nach der Kategorie des Waldbrandes, weshalb hiernach unterſchieden werden muß. A. Löſchung der Erdfeuer. 1. Zuführung von Waſſer aus den das Moor umgebenden oder durchſchneidenden Gräben, um die Brandſtelle unter Waſſer zu ſetzen. 2. Iſolierung der Brandfläche durch neue Gräben, welche ſo tief gemacht werden müſſen, daß nicht etwa unter ihnen ein Fort— brennen ſtattfinden kann. B. Löſchung der Bodenfeuer. 1. Ausſchlagen des Feuers von den Seiten her mit grünen Zweigen, Stangen, Beſen oder Schippen. Dieſes Mittel ergreift man ſtets zuerſt; es genügt aber nicht, wenn das Feuer bereits größere Dimenſionen angenommen hat. Wichtig hierbei iſt, daß die Leute nicht dem Feuer entgegen, ſondern daß ſie dicht hinter oder neben der Feuerlinie aufgeſtellt werden. Im erſteren Falle würden ſie durch den Rauch, die Hitze und die Flammen zurückgetrieben oder durch das Getöſe („Bullern“) des herankommenden Feuers unnötig erregt werden. Wo ein dichter Unkrautwuchs (z. B. Heide) vorhanden iſt, empfiehlt ſich mehr das vertikale Schlagen; bei kurzem Bodenüberzuge hingegen kommt man mit dem horizontalen Hin- und Herpeitſchen (Fegen) raſcher vorwärts. An den Stellen, von welchen das Schlagen ſeinen Anfang nimmt, muß der Bodenüberzug durch andere Arbeiter in einem ſchmalen Längsſtreifen entfernt werden, um die Brandfläche zu iſolieren. Hierzu iſt im „Großen Föhren— walde“ bei Wiener Neuſtadt ein vom Forſtverwalter Minichsdorfer foı- ſtruierter Feuerlöſchrechen!) mit gutem Erfolg angewendet worden. 1) Cies lar, Dr.: Minichsdorfer's „Bodenfeuerlöſchrechen“ (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1887, S. 474). 34 * 532 V. Buch. IV. Abſchnitt. Dieſer ſchmiedeeiſerne Rechen (Fig. 183 und Fig. 184) beſteht aus einem 38,5 cm breiten Querbalken mit zehn 8 em langen, etwas gebogenen Zähnen an einem 2 m langen hölzernen Stiel. An dem Querbalken iſt nach rück— wärts zu eine 12 cm breite rechteckige Blechplatte (Fig. 183, P) von einer der Fig. 184. Fig. 183. Seitenanſicht Obenanſicht des Minichsdorfer'ſchen Bodenfeuerlöſchrechens. Breite des Rechens entſprechenden Länge angenietet. Die Zinkenſeite dient zum raſchen Zurückrechen der Bodenſtreu, um dieſe dem Feuer zu entziehen. Wenn aber das Bodenfeuer an einigen Stellen vorauseilt, ſo dreht der Arbeiter den Rechen um und drückt, mit der Blechplatte dicht am Boden hin⸗ fahrend, die ſchon brennende Streu von ſich. Preis: 1 fl. 10 Kr. öſtr. Whrg. 2. Bewerfen des Feuers mit friſcher Erde. Dieſes Mittel hat ſich (1842) bei dem großen Brand in Sachſen (S. 520) ſehr bewährt. 3. Abſchneiden des Feuers durch ein in hinreichendem Abſtande vor dem Brande zu führendes Feuergeſtell. Zu dieſem Zwecke muß der Holzbeſtand auf einem Streifen gefällt, die Bodendecke entfernt und die Bodenoberfläche verwundet werden. Wenn es die Zeit geſtattet, ſo empfiehlt ſich die Anfertigung eines Grabens längs dieſes Streifens, wobei der Grabenauswurf auf der dem Feuer zugewendeten Seite aufzutürmen iſt. Die Entfernung vor dem Feuer iſt aber ſo zu wählen, daß das Geſtell ſicher vollſtändig beendigt wird, ehe die Flamme deſſen innere Grenze erreicht. Hierauf ſind die Ausdehnung des Feuers, die Wind⸗ ſtrömung, die Beſchaffenheit des Beſtands und Bodenüberzugs und andere Momente von Einfluß. Das Fällen der Bäume geſchieht beſſer wegwärts als zuwärts. 4. Führung eines Gegenfeuers von einem in der Nähe ge— legenen Wege, Feuergeſtell oder Graben her. Dieſe Maßregel wurde zuerſt von G. L. Hartig) empfohlen und ſcheint neuerdings immer mehr in den Vordergrund zu treten.“) 1) Entwurf einer allgemeinen Forſt- und Jagd-Ordnung, mit beſonderer Rückſicht auf den Preußiſchen Staat. Berlin, 1833, S. 27. 2) Gerding, L.: Ueber Anlegen von Gegenfeuern bei Waldbränden (Allgemeiner Holzverkaufs-Anzeiger Nr. 22 vom 30. Mai 1894). Guſe: Gegenfeuer bei Waldbränden (Zeitſchrift für Forſt- und Jagd⸗ weſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 139). — Für die Gegenfeuer. Bachmann: Gegenfeuer bei der Löſchung von Waldbränden (daſelbſt, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 268). — Für die Gegenfeuer. Schutz gegen Waldbrände. 533 Man zündet hier den Bodenüberzug an und reguliert dieſes Feuer jo, daß es vorwärts brennt, d. h. dem Hauptfeuer entgegenläuft. Der Zug, den dieſes Feuer verurſacht, begünſtigt das Zuwärtsbrennen des Gegenfeuers, ſelbſt gegen die Windrichtung. Wenn dann das Gegenfeuer herbeikommt, ſo findet es keine Nahrung mehr, und beide Feuer löſchen ſich gegenſeitig, indem ſie oft turmhoch zuſammenſchlagen. Dieſe Maßregel iſt ſehr wirkſam, erfordert aber beſondere Vor— ſicht und läßt ſich nur dann ohne Gefahr ausführen, wenn es ziemlich windſtill und wenn der betreffende Beſtand licht und frei von Unter— wuchs iſt, weil ſonſt leicht ein Gipfelbrand entſteht. Auch wird man erſt im Notfalle zu dieſem Mittel greifen, weil hierdurch dem Waldeigentümer noch ein weiteres Opfer zugemutet wird. C. Löſchung der Gipfelfeuer. 1. Führung eines Gegenhaues, am beſten von einem nahen Wege her, um den Waldzuſammenhang zu unterbrechen. Geringe Stangen bringt man, inſofern es die Zeit erlaubt, am beſten beiſeite. Stärkere Stämme fällt man in dem vom Feuer ergriffenen Beſtand und entaſtet ſie, wenn es die Zeit geſtattet. 2. Führung eines Gegenfeuers, etwa 100 — 150 Schritte von dem Waldbrand entfernt. Bei Gipfelfeuern iſt aber dieſes Mittel weniger angezeigt als bei Bodenfeuern (höchſtens in jungem Holze). D. Löſchung der Stammfeuer. Wenn einzelne hohle Bäume brennen, ſo verſtopft man die Offnungen mit Raſenplaggen oder Erde. Hat der Baum auch nach oben Löcher, ſo räumt man die Bodendecke in der Umgebung ab, fällt ihn und erſtickt das Feuer durch Waſſer oder Erde. 6. Wahrung des Brandplatzes. Um einen etwaigen Wiederausbruch des Feuers zu verhindern, muß man den Brandplatz nach ſtattgehabter Löſchung noch ſo lange, bis alle Gefahr verſchwunden iſt, durch zuverläſſige, mit dem nötigen Handwerkszeug verſehene Mannſchaft überwachen und dieſe fortwährend beaufſichtigen laſſen. Das hier und da noch fortglimmende oder neu auflodernde Feuer iſt ſofort durch Ausſchlagen oder Bewurf mit Erde zu erſticken und auf etwaigen Funkenflug zu achten. Empfehlenswert iſt die vollſtändige Iſolierung der Brandfläche durch einen wunden Streifen oder flachen Graben. von Varendorff: Nochmals Gegenfeuer (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 540). — Im allgemeinen gegen die Gegenfeuer; dieſelben ſollen nur eine ſeltene Ausnahme bilden. 534 V. Buch. IV. Abſchnitt. In keinem Falle dürfen der Bevölkerung Vergünſtigungen, wie z. B. Grasnutzung, Weide oder Fruchtbau, auf der Brandfläche ein= geräumt werden, weil ſchon mancher Brand in der Hoffnung auf Erlangung einer ſolchen Vergünſtigung abſichtlich angelegt worden iſt. Aus demſelben Grund iſt auch die Gewährung einer Prämie für die Anzeige eines Waldfeuers zu widerraten. 7. Behandlung der beſchädigten Veſtände. Dieſe richtet ſich nach der beſchädigten Holzart, dem Alter der betroffenen Beſtände, der Ausdehnung des Brandes und dem Grade der Beſchädigung. Junge Nadelholzbeſtände ſind faſt ſtets abzutreiben und die Flächen baldmöglichſt wieder in Anbau zu ſetzen, um der Verwilderung und Vermagerung des Bodens vorzubeugen und größere Zuwachs— verluſte zu vermeiden. Mitunter kommt es allerdings vor, daß junge Kiefern!) trotz der Beſchädigung Adventivknoſpen treiben und ſich wieder erholen. Altere Nadelhölzer mit unbeſchädigten Gipfeln und bloß außen geſengter Rinde (Borke) gehen nicht ein, bleiben daher ſtehen. Wenn aber Baſt und Splint mit eingegangen iſt, ſo macht ſich deren Fällung nötig. Bei Laubholzbeſtänden gilt im allgemeinen der Grundſatz: mit dem Abtriebe nicht zu raſch zu ſein, da namentlich beſchädigte Eichenbeſtände unter gewiſſen Umſtänden ſich wieder erholen. Dies hat ſich in einzelnen Fällen?) insbeſondere in Bezug auf die prä— dominierenden Stämme gezeigt. Buchen ſind ſchon empfindlicher. Man zögert daher in Zweifelsfällen mit dem Abtriebe bis zur nächſten Vegetation. Junge, noch ausſchlagfähige Laubhölzer ſetzt man bei ſtarker Verletzung auf die Wurzel. Auch in dieſem Falle verſchiebt man aber dieſe Operation bis zum nächſten Frühjahr, um zu ſehen, ob nicht etwa doch Wiederbegrünung erfolgt. Komparative Verſuche durch verſchiedene Behandlung (Abtrieb, Abhieb am Boden, Belaſſung) ſind um ſo mehr erwünſcht, als die Frage nach dem beſten Verfahren noch ſehr verſchieden beantwortet wird. 1) Nördlinger, Dr. H.: Wiederausſchlag abgebrannter Föhrenjaaten (Kritiſche Blätter für Forſt- und Jagdwiſſenſchaft, 46. Band, 1. Heft, 1863, S. 203). 2) Heyer, Dr. Ed.: Aphorismen aus der Praxis. Zum Abtrieb der durch Feuer beſchädigten Beſtände (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1889, S. 86, hier 88). Qu 2 = 4 Schuß gegen Waldbrände. S. Verſicherung der Forfie gegen Feuersgefahr.“) Die Idee zur Gründung eines auf Gegenſeitigkeit beruhenden Vereins von Waldeigentümern zur Verſicherung der Forſte gegen Feuersgefahr iſt u. W. zuerſt 1877 von dem Direktor Endhaufen?) zu Ebstorf (Hannover) angeregt worden. Das zur Realiſierung dieſes Gedankens ins Leben getretene Komité brachte aber nichts zu ſtande. Der Central-Ausſchuß der Landwirtſchaftsgeſellſchaft zu Celle nahm daher die Frage 1881 wiederholt auf, gelangte aber gleichfalls nicht zu poſitiven Ergebniſſen.“) Einen dritten Anlauf nahm 1884 der Provinziallandtag zu Hannover“) durch den Entwurf eines Statuts, nach welchem, unter Angliederung an die landſchaftliche Brandkaſſe, eine Feuerverſicherungs— geſellſchaft auf Gegenſeitigkeit für die ganze Provinz in der Art ge— gründet werden ſollte, daß nur jugendliche Beſtände (bis zu 40 jährigem Alter) zur Verſicherung zugelaſſen und im Falle eines Brandes wenigſtens die Kulturkoſten vergütet werden ſollten. Der Landtag beſchloß, zur Gründung eines Reſervefonds bis zu 30000 M. zur Verfügung zu ſtellen. Auch bewilligte die lüneburgiſche Landſchaft zu dieſem Zwecke den Betrag von 3000 /. Die geplante Gründung kam aber nicht zu ſtande, weil die Regierung auf der Beſchaffung eines Reſerve— fonds von 300000 /. beſtand, der nicht aufgebracht werden konnte. In eingehender Weiſe beſchäftigte ſich auch der Sächſiſche Forſtverein 18935) mit der Frage nach einer Wald- bzw. Holzſchlags— Verſicherung der ſächſiſchen Waldbeſitzer gegen Brandſchaden. 1) Müller, Dr. U.: Ueber Waldbrandverſicherung (Allgemeine Forſt— und Jagd⸗Zeitung, 1895, S. 73). — Dieſe ausführliche Abhandlung verbreitet ſich an der Hand der Statiſtik über die Bedürfnisfrage und die Möglichkeit der praktiſchen Durchführung. Der Verfaſſer ſteht aber der Frage im all— gemeinen zu ſkeptiſch gegenüber. 2) Ueber die Verſicherung der Forſten gegen Feuersgefahr (Burck— hardt, H.: Aus dem Walde. VIII. Heft, 1877, S. 1). — In dieſem Artikel findet ſich ein Entwurf der Statuten eines für die Provinz Hannover zu gründenden „Waldbrand⸗Verſicherungsvereins“ abgedruckt. 3) —t: Brief aus Hannover. Die Verſicherung der Forſten gegen Feuers— gefahr (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1882, S. 60). 4) B.: Ein neuer Waldbrandverſicherungs-Verein (Forſtliche Blätter, N. F. 1884, S. 155). Quaet⸗faslem: Waldbrand⸗Verſicherung (daſelbſt, 1885, S. 331). Brief aus Hannover. Verein zur Verſicherung von Forſten gegen Feuersgefahr Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1886, S. 90). Verein zur Verſicherung von Forſten in der Provinz Hannover gegen Brandſchaden (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 222). 5) Bericht über die 38. Verſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins, ge⸗ 536 V. Buch. IV. Abſchnitt. In neueſter Zeit (ſeit Ende 1895) hat nun die München⸗ Gladbacher Feuer-Verſicherungs-Aktiengeſellſchaft) ſich be— reit erklärt, die Waldverſicherung für den ganzen Umfang des Deutſchen Reiches in ihren Geſchäftskreis einzubeziehen und zu dieſem Behuf eine eigene Abteilung unter einem Forſtſachverſtändigen als Leiter eingerichtet. Nach den hierfür feſtgeſtellten Bedingungen verſichert die Geſellſchaft. ſowohl den ſtehenden Holzbeſtand bis zum 60 jährigen Alter, als auch das geſchlagene Holz, ſo lange dieſes noch Eigentum des Verſicherten iſt. Im Brandfalle wird der Schaden nach dem vollen Werte der verſicherten Beſtände erſetzt, ev. nach dem Koſtenwerte, wenn dieſer den faktiſchen Wert überſteigen ſollte. Die Verſicherungsbeträge richten ſich nach der größeren oder geringeren Gefährdung der Beſtände von 45 &. bis zu 4&4 für 1000 „ der Verſicherungs—⸗ ſumme. Sie betragen bei einfacher Gefahr im Durchſchnitt für 1—60 jährige Beſtände bei reinen Laubholzbeſtänden .. en e e für 1000 M Miſchbeſtänden aus Laub⸗ und Nadelholz 120% Verſicherungsſumme reinen Nadelholzbejtänden. . .. 200 9 5 Die Benutzung dieſer Anſtalt 118 von den königl. Behörden ing: beſondere den Wald beſitzenden Gemeinden und Genoſſenſchaften warm empfohlen. Es ſind auch bereits mehrere Waldanlagen (der Provinz Hannover und der Lüneburg'ſchen Ritterſchaft) bei dieſer Geſellſchaft gegen Brandſchaden verſichert. Ferner hat ſich eine „Allgemeine (auf Gegenſeitigkeit beruhende) Deutſche Verſicherungsgeſellſchaft“ mit beſchränkter Haftpflicht gegen Waldbrandſchaden mit dem Sitze in Berlin gebildet.“) halten zu Annaberg am 16. bis 19. Juli 1893, S. 5. Thema I: Empfiehlt es ſich, eine Wald- bez. Holzſchlagsverſicherung der ſächſiſchen Waldbeſitzer gegen Brandſchäden ins Leben zu rufen? (Oberförſter von Römer). 1) Über Waldbrände und Waldbrandverſicherungen (Forſtwiſſenſchaft— liches Centralblatt, 1897, S. 319). Q—F.: Brief. Über Waldbrandverſicherung in der Provinz Hannover (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1897, S. 93, hier 94). Danckelmann, Dr.: Waldbrandverſicherung (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 230). — Hier finden ſich die all- gemeinen und die beſonderen Bedingungen, zu welchen die Gladbacher Geſell— ſchaft verſichert, ihrem weſentlichen Inhalte nach abgedruckt. Brock: Zur Waldbrandverſicherung (Wochenblatt „Aus dem Walde“, Nr. 7 vom 16. Februar 1899, S. 53). — Hier findet ſich die Police der Stadtwaldung N. ihrem weſentlichen Inhalte nach abgedruckt. Man erſieht hieraus ſo ziemlich alle Punkte, welche bei einer Verſicherung vorkommen können (Holzarten, Holzalter, Flächenausdehnung der Beſtände 2c.). 2) Die Allgemeine Deutſche Verſicherungs-Geſellſchaft gegen Waldbrand— ſchaden (Mündener Forſtliche Hefte, VI. 1894, S. 163). — Hier ſind die Ver⸗ ſicherungs-Bedingungen (24 S$) ihrem Wortlaute nach abgedruckt, Schuß gegen Waldbrände. 537 Auch in der Schweiz (Kanton Teſſin)!) hat das Konſortium für die Wildbachverbauungen der Molina in Magadino 1896 mit der Baſeler Brandaſſekuranz⸗Geſellſchaft einen auf drei Jahre (bis 5. Januar 1899) lautenden Verſicherungsvertrag für eine feuergefährdete Wald— kultur (190000 Nadel- und Laubholzpflanzen) gegen Zahlung einer Prämie von 10% des verſicherten Kapitals (10000 Fres.) oder rund 50 Fres. pro 1000 Pflanzen abgeſchloſſen. Vermutlich iſt der betreffende Vertrag inzwiſchen verlängert worden. II. Kap. Vom Hlitzſchaden. Über Blitzſchäden und die hierdurch hervorgerufenen äußeren Erſcheinungen liegt zwar in der neueren forſtlichen Litteratur?) ein reichhaltiges Material vor, allein die Urſachen und bedingenden Ein— flüſſe der Gewitterbildung ſind trotz aller Forſchungen noch nicht ſicher bekannt. Auch die Einwirkungen des Blitzſchlages auf den Holzwuchs bedürfen noch der wiſſenſchaftlichen Feſtſtellung. Das Überſpringen des Blitzes auf einen Gegenſtand der Erd— oberfläche nennt man bekanntlich „direkten Schlag“. Wenn der Blitz zündet, ſo ſpricht man vom „heißen“, anderenfalls vom „kalten“ 1) J. M.: Aus Teſſin (Korreſpondenz) (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, Jahrgang 1896, Heft Nr. 3, S. 41). 2) Zur Litteratur: Vonhauſen, Dr. Wilh.: Das Einſchlagen des Blitzes in die Bäume (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1861, S. 251). Klein, Dr. Herm. J.: Das Gewitter und die dasſelbe begleitenden Erſcheinungen, ihre Eigentümlichkeiten und Wirkungen, ſowie die Mittel, ſich vor den Verheerungen des Blitzes zu ſchützen. Graz, 1871. — Eine empfehlenswerte Schrift. Baur, Dr.: Der Blitz als Waldverderber (Monatſchrift für das Forft- und Jagdweſen, 1873, S. 97). — Eine ausführliche Abhandlung mit vielen Litteraturnachweiſen. Beling: Ueber Blitzſchläge an Bäumen (daſelbſt, 1873, ©. 511). Lampe, Robert: „Der Blitz als Waldverderber“ (daſelbſt, 1874, S. 513). Wilbrand: Der Blitz als Waldverderber (daſelbſt, 1875, S. 470). Hellmann, G.: Beiträge zur Statiſtik der Blitzſchläge in Deutſchland. Sonderabdruck aus der Zeitſchrift des königl. preußiſchen ſtatiſtiſchen Bureaus, 1886. Bericht von R. Hornberger und B. Borggreve (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 26). Walther: Blitzſchläge im Walde (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1892, S. 211). Nippold: Die Entſtehung der Gewitter und die Principien des Zweckes und Baues der Blitzableiter ꝛc. Frankfurt a/ M., 1897. 538 V. Buch. IV. Abſchnitt. Schlage. Mit letzterem darf aber der ſog. „Rückſchlag“, welcher ebenfalls nie eine Entzündung verurſacht, nicht verwechſelt werden. Man verſteht hierunter die Rückſtrömung der im oberen Teil eines Objektes, z. B. im Kronenteil eines Baumes, angehäuften (gebundenen) poſitiven oder negativen Elektrizität nach unten, welche dann eintritt, wenn das Überſpringen der bindenden Elektrizität aus der Gewitter⸗ wolke nicht auf den betreffenden Baum, ſondern nach anderer Richtung. hin — etwa nach einem anderen Baum — erfolgt. Um wenigſtens eine Theorie des Blitzſchlages anzuführen, ſoll die von F. Cohn (Breslau) erwähnt werden. Dieſer vertritt die Anſicht, daß beim Blitzſchlag in Bäume der eleftriihe Strom über die ganze waſſerreiche Cambialſchicht (alſo zwiſchen Rinde und Holz) ſich ausbreite und hierdurch das Waſſer raſch zum Verdampfen bringe. Der Waſſerdampf ſprenge dann infolge ſeiner Spannung die Rinde an den am wenigſten widerſtandsfähigen Stellen ab. Wenn die Rinde nicht verborkt ſei, ſondern eine gleichmäßig feſte Hülle um den Stamm bilde, ſo geſchehe dieſes Abſchälen am vollſtändigſten. 1. Art der Beſchädigung. Die Wirkungen des Blitzſtrahles auf den Baum ſind höchſt mannigfaltig. Der Blitz wirkt reißend, entrindend, ſpaltend, zer— ſplitternd oder brechend. Schwächere Blitzſtrahlen verlaufen in der lebenden Rinde oder in der waſſerreichen Cambialſchicht. Stärkere Blitzſchläge hingegen verbreiten ſich auch im Splintholz oder im ganzen Holzitanme. Die gewöhnlichſte Wirkung des Blitzes beſteht in einem mehr oder weniger breiten und tiefen Riſſe (Blitzrinne), welcher unter⸗ halb der Baumſpitze beginnt und — mitunter ausſetzend — gerade oder gewunden am Stamme herabläuft, an deſſen Ende er ſich ge— wöhnlich etwas verbreitert. Hierbei wird die Rinde meiſt nur in einem ſchmalen Längsſtreifen abgeſchält, oder in einem breiteren Bande, mitunter aber auch in größeren Stücken (die inſelartig mitten im lebenden Gewebe auftreten), oder ſogar am ganzen Schafte. Schon beim ſtreifenweiſen Schälen ſterben die betroffenen Stämme ab, wenn auch erſt nach einigen Jahren. In anderen Fällen werden Stücke vom kleinſten Splitter bis zu mehreren Metern Länge aus dem Holz: körper herausgeriſſen und oft weit fortgeſchleudert, oder der ganze Baumſchaft wird von oben bis unten geſpalten. Es kommt auch ver- einzelt vor, daß der Blitz eine horizontal verlaufende „Blitzröhre“ bis zum Kerne des Baumes verurſacht und dann in dieſem ſenkrecht bis zum Wurzelſtocke herunterfährt. Dieſe intereſſante und ſchwer zu erklärende Erſcheinung, welche den Eindruck macht, als wenn ein Kugelſchuß auf den betreffenden Stamm ab- F“⅛⅜ẽß ⅜I0ͤ 8 —õI Ä —² B ẽůUwA W nn Schuß gegen Waldbrände. 539 gefeuert worden wäre, findet ſich Fig. 185) abgebildet. Die betreffende ca. 100 jährige Buche, ein Überhälter von 98 em Durchmeſſer am Stock— abſchnitt und 22 m Höhe, ſtand an einem ziemlich ſteilen Nordhang im Büdinger Stadtwald (Ober⸗ heſſen). Der Blitzſchlag war am 11. Juli 1886 mittags erfolgt. Ge⸗ troffen wurde die Südoſtſeite; auf der unbeſchädigten Nordweſtſeite fiel aber die Rinde gerade ſo leicht ab als auf der beſchädigten Südoſtſeite. Die unmittelbare Umgebung der faſt 4 m über dem Boden be⸗ findlichen Blitzröhre ab iſt auf einige Centimeter auf- und abwärts ſo zermürbt bzw. zerſplittert, als wenn eine Sprengung mit Dynamit 5 ftattgefunden hätte. Von dem rot- Blitzeinſchlag in einer Rotbuche. braunen, trockenen Kern (5) aus iſt Die Blitzröhre ad ſetzt ſich vom Kern () aus recht der Blitzſtrahl abwärts gefahren; winkelig in der Richtung be nach dem Fußpunkte jedoch zeigt ſich in der Verlängerung HE Si des Einſchlages nach der entgegengeſetzten Richtung (4) hin noch eine kurze, dunkelgefärbte Linie (6 d). Endlich hat man auch beobachtet, daß ſelbſt dicke Stämme unter— halb der Krone oder in Meterhöhe über dem Boden durch den Blitz abgebrochen werden, wobei ein mehr oder weniger hoher Bruchſtumpf ſtehen bleibt. In der Regel fährt der Blitz ſchließlich zur Erde nieder; nur in etwa drei unter hundert Fällen ſpringt er auf andere Bäume über. Niemals zeigen ſich aber infolge eines Blitzſchlages Spuren von Verkohlung; auch ein Zerreißen der Zellen (infolge plötzlicher Waſſer— dampfbildung) hat man nicht beobachtet. Die beſchädigten Stellen, welche man an den Baumſchäften oder Hauptäſten wahrnimmt, bezeichnen aber keineswegs ſtets die zuerſt getroffenen Punkte. Der Blitz ſchlägt vielmehr zunächſt faſt immer in die oberſten feinen Zweigſpitzen (die beſten Leiter) und fährt von da in die Hauptäſte und den Stamm (Colladon)?). Hierbei folgt er vorherrſchend der Richtung der Holzfaſern, weil ihm hier der ge— ringſte Widerſtand entgegentritt; hieraus erklärt ſich die meiſt gerade Richtung des Blitzſtrahles. Wo aber die Holzfaſern gewunden ſind (Dreh-, Maſerwuchs), ſchlägt er eine gewundene Bahn ein. An 1) Dieſes lehrreiche Objekt iſt ein Geſchenk meines Freundes Forſtmeiſter Leo (Büdingen). J 2) H.: Ueber die Wirkung des Blitzes auf Bäume (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1882, S. 105). 540 V. Buch. IV. Abſchnitt. den getroffenen Stellen verfärben ſich Cambium, Holz und Mark, und die Blätter vertrocknen auch an den darüber gelegenen Baumteilen, während fie nach unten oft noch ganz friſch erſcheinen (Dufour) ). Über die Blitzwirkung auf die innere Holzſtruktur und tech— niſche Holzqualität iſt noch wenig bekannt.?) Man nimmt an, daß das Holz durch den Blitzſchlag an Härte und Feſtigkeit (Trag⸗ kraft) einbüße. Sekundär ſtellen ſich Holz- und Rindenkäfer, auch Holzweſpen und Pilze ein. Sicher iſt, daß die durch den Blitz ge— troffenen Stämme faſt immer bald verderben; man ſollte ſie daher baldmöglichſt zur Nutzung bringen. Eine in Nadelholzbeſtänden wiederholt wahrgenommene, höchſt eigentümliche Erſcheinung beſteht darin, daß infolge eines Blitzſchlages ganze Gruppen von Bäumen abſterben, während man doch nur an einem einzigen Baum eine äußere Beſchädigung durch den Blitzſtrahl wahrnimmt. Das Eingehen erfolgt aber gewöhnlich erſt einige Zeit nach der elektriſchen Entladung. Begreiflich werden hierdurch oft recht unliebſame Lücken gerade in den wüchſigſten Stangen- und Baumhölzern hervorgerufen. Man nennt eine ſolche Entladung „Flächenblitz“ im Gegenſatz zum „Funkenblitz“. 2. Schaden nach bedingenden Momenten. a. Holzart. Sämtliche Holzarten werden zwar vom Blitze getroffen; jedoch ſcheinen manche, beſonders ſolche mit ausgeſprochener Pfahlwurzel⸗ Bildung, bevorzugt zu werden. Nach den ſeit 1874 in dem Fürſtentume Lippe-Detmolds) angeſtellten höchſt verdienſtlichen und lehrreichen Beobachtungen leidet 1) Wirkungen der Blitzſchläge (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 125). 2) Hartig, Dr. Robert: Unterſuchungen über Blitzſchläge in Wald- bäumen. Mit 82 Figuren (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 97, 145 und 193). — Der Verfaſſer liefert hier Beiträge zur Klärung der Frage nach den inneren Veränderungen (des Holzes), die durch Blitzſchläge in Fichten, Weißtannen, Lärchen, Kiefern, Rotbuchen, Eichen, Eſchen und Ahornbäumen hervorgerufen werden. Da dieſe in erſter Linie das Intereſſe der Phyſiker und Pathologen beanſpruchen, ſo müſſen wir uns ein näheres Eingehen auf dieſe intereſſante Materie verſagen, um ſo mehr, als eine kurze Reproduktion des Inhalts nicht möglich fein würde. Derſelbe: Neue Beobachtungen über Blitzbeſchädigung der Bäume (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1899, S. 360 und 523). 3) Fürſtenthum Lippe. Forſtſtatiſtik: Klima, Gewitter (Forſtliche Blätter, N. F. 1875, S. 154). Feye: Beobachtungen über die Gewitter im Fürſtenthum Lippe-Detmold, aus den Jahren 1875 und 1876 (daſelbſt, 1877, S. 173). 3 Schutz gegen Waldbrände. 541 unter den Laubhölzern die Eiche, unter den Nadelhölzern die Kiefer am meiſten. Hierauf ſolgen die Fichte und Rotbuche. Nur vereinzelter Schaden trifft die Birke, Pappeln, Eſche, Erle, Baum⸗ weide, Lärche und andere Holzarten. In den 17 Jahren 1874—90 wurden in Lippe-Detmold vom Blitze getroffen ): N Feye: Beobachtungen über die im Jahre 1877 in den Fürſtlichen Lippe'ſchen Forſtrevieren wahrgenommenen Gewitter (Forſtliche Blätter, N. F. 1878, S. 184). Forſtſtatiſtik: Klima, Gewitter (daſelbſt, 1881, S. 154). Beobachtungen über Gewitter 1881 (daſelbſt, 1882, S. 184). Die 1882 er Gewitter in Lippe⸗Detmold (daſelbſt, 1883, S. 173). Feye: Statiſtik der Gewitter im Fürſtenthum Lippe-Detmold pro 1883 (daſelbſt, 1884, S. 265). Statiſtik der Gewitter im Fürſtenthum Lippe-Detmold während des Jahres 1884 (daſelbſt, 1885, S. 211). Statiſtik der Gewitter im Fürſtenthum Lippe⸗Detmold pro 1885 (daſelbſt, 1886, S. 203). Gewitter im Fürſtenthum Lippe⸗Detmold (daſelbſt, 1887, S. 155). Beobachtungen über Klima und Gewitter im Fürſtenthum Lippe-Detmold pro 1887 (daſelbſt, 1888, S. 274). Statiſtik der Gewitter im Teutoburger Walde pro 1888 (daſelbſt, 1889, S. 285). Statiſtik der Gewitter im Teutoburger Walde pro 1889 (daſelbſt, 1890, S. 345). Gewitter⸗ Beobachtungen im Fürſtenthum Lippe⸗Detmold pro 1890 (daſelbſt, 1891, S. 218). Gewitter 1891 im Fürſtenthum Lippe (daſelbſt, 1892, S. 173). Feye: Gewitter in den Fürſtlich Lippe'ſchen Forſten während der Jahre 1876 und 1877 (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, X. Band, 1879, S. 543). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlichen Waldungen von Lippe-Detmold während der Jahre 1878, 1879 (daſelbſt, XII. Jahrgang, 1880, S. 367). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlich Lippe'ſchen Staatsforſten während des Jahres 1880 (daſelbſt, XIII. Jahrgang, 1881, S. 283). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlich Lippe'ſchen Staatsforſten während der Jahre 1881, 1882, 1883 (daſelbſt, XVI. Jahrgang, 1884, S. 330). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlich Lippe'ſchen Staatsforſten während des Jahres 1884 (daſelbſt, XVII. Jahrgang, 1885, S. 300). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlich Lippe'ſchen Staatsforſten während des Jahres 1885 (daſelbſt, XVIII. Jahrgang, 1886, S. 287). Derſelbe: Gewitter in den Fürſtlich Lippe ſchen Staatsforſten während des Jahres 1886 (daſelbſt, XX. Jahrgang, 1888, S. 50). N Derſelbe: Gewitter und Blitzſchläge in den Fürſtlich Lippe'ſchen Staatsforſten im Jahre 1887 (daſelbſt, XX. Jahrgang, 1888, S. 634). 1) Heß, Dr.: Statiſtik der Gewitter und Blitzſchläge in den Fürſtl. Lippe⸗Detmold ſchen Staatsforſten in dem Zeitraum 1874 — 1890 (Forſtliche Blätter, N. F. 1891, S. 320). 549 V. Buch. IV. Abſchnitt. Zaubhölzer | Nadelhölzer 310 Eichen, | 108 Kieſern, 33 Buchen, 39 Fichten, 10 Birken, 11 Lärchen, 6 Pappeln, 1 Schwarzkiefer, 4 Eſchen, 1 Weymouthskiefer, 2 Weiden, 5 ohne nähere Bezeichnung. 8 ſonſtige Laubhölzer (je eine Ulme, Mehlbeere, Aſpe, Erle, Syringe, 3 ohne nähere Bezeichnung). Sa.: 373 Sa.: 165 Das betreffende Beobachtungsgebiet iſt beſtanden mit rund: 11 % Eichen, 70% Buchen, 13 % ͤ Fichten und 6 „% Kiefern. Sas; T Die Blitzgefahr erwies ſich hiernach für eine Fichte 6mal, für eine Kiefer 37 mal und für eine Eiche 60 mal jo groß als für eine Buche. Ahnliche Erfahrungen hat man in den 4 Jahren 1887/90 in den bayeriſchen Staatswaldungen gemacht.“) Während dieſer Zeit wurden vom Blitze getroffen: a Die betreffende Holzart Holzarten ea nimmt ein Prozente der Hochwaldfläche Kieſernn;ß; ER E 131 | 30,80 Fichten 3 =0% e de Ta 88 Daunen: e ‚nero 5 67 } ns Eichen g o den ee 61 1,82 IBEeicHHDlger ten a Be nee 11 2,41 Lürchen d eee enges ss 7 0,58 Rotbuchenananmgn⁵⁶̃ 7 10,79 ©a.: | 372 57,90 In den königl. ſächſiſchen Staatsforſten?), in denen man 1897 zum erſten Male ſtatiſtiſche Erhebungen über Blitzſchläge angeſtellt hat, zeigte ſich gleichfalls die geringe Blitzempfindlichkeit der Rotbuche, 1) Ebermayer, Dr.: Beobachtungen über Blitzſchläge und Hagelfälle in den Staatswaldungen Bayerns. Jahrgänge 1888 bis 1890. Augsburg, 1891. 2) Weinmeiſter, Dr.: Die Blitzſchläge in Bäume der ſächſiſchen Staatsforſtreviere während des Jahres 1897 (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 48. Band, 1898, S. 185). Schuß gegen Waldbrände. 543 indem unter den beſchädigten Bäumen keine einzige Rotbuche ſich be— fand, obgleich die mit Buchen beſtandene Fläche mehr als 2½ mal ſo groß iſt, als die der Eichen. Im ganzen wurden 1897 in 29 Staatsforſtrevieren 72 Bäume vom Blitze getroffen, u. zw. 41 Fichten, 16 Tannen, 11 Kiefern, 3 Eichen und 1 Ebereſche (Straßenbaum). Hiernach kommt ein verletzter Nadelbaum auf 2319 ha und eine ver⸗ letzte Eiche auf 433 ha. Die Blitzgefahr für die Eiche erwies ſich hiernach faſt 6 mal jo groß als für einen Nadelholzbaum. Auch andere Beobachter fanden die größere Blitzgefahr der Eiche gegenüber der Buche. Nach Hellmann!) iſt die . Ye die Rotbuche 1 Wehe 1415 Eiche 84 anderen Laubhölzer U AO! Cohn beobachtete, daß von 40 Blitzſchlägen 14 auf Eichen und 12 auf Pappeln kamen; er fand hiernach alſo auch die Pappel ſehr gefährdet. Auch C. Heß) fand die italieniſche Pappel vom Blitzſchlag bevorzugt und das Überſpringen des Blitzes auf benachbarte Gebäude als Regel. Unter den 10 Fällen, die er beſchreibt, waren es acht, bei denen der Blitz auf das (ver— meintlich) „geſchützte“ Gebäude überſprang oder doch wenigſtens teilweiſe „abſpritzte“. Hiernach würde die landläufige Anſchauung, daß die Pappel gegen Zündung durch den Blitz ſchütze, unrichtig ſein. Insbeſondere ſollen hoch⸗ oder nur ſpärlich beaſtete und belaubte Pappeln näher als 2 m an den Gebäuden ſtets eine Blitzgefahr für dieſe bilden. Caſpary bemerkte unter 93 Blitzſchlägen ſogar 34 an Pappeln und nur 15 an Eichen. Nach Eolladon°) hingegen ſoll die Pappel in dem Becken des Genfer Sees am wenigſten leiden, weil ſie den elektriſchen Strom leicht fortleite. Er will daher dieſe Holzart als Blitzableiter in der Nähe der Wohnungen an— gewendet ſehen. 1 Die Verſchiedenheit dieſer — in verſchiedenen Ortlichkeiten an- geſtellten — Beobachtungen erklärt ſich wohl aus der Mitwirkung anderer örtlicher Umſtände, wie aus der Häufigkeit oder Seltenheit dieſer oder jener Holzart oder aus den Standortsverhältniſſen (größere oder geringere Feuchtigkeit des Bodens, Nähe von Gewäſſern ꝛc.) 1) Beiträge zur Statiſtik der Blitzſchläge in Deutſchland. Sonderabdruck aus der Zeitſchrift des königl. preußiſchen ſtatiſtiſchen Bureaus, 1886. Be⸗ richt von R. Hornberger und B. Borggreve (Forſtliche Blätter, N. F. 1889, S. 26). 2) Ueber die Pappel als Blitzableiter (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1896, S. 564). — Dieſe Notiz ſtammt aus dem „Globus“. 3) Die Wirkungen des Blitzſchlages auf Bäume (Allgemeine Forft- und Jagd⸗Zeitung, 1875, S. 440). — Dieſe Notiz iſt dem Gewerbeblatt aus Württemberg entnommen. 544 V. Buch. IV. Abſchnitt. oder aus Beſtandsverſchiedenheiten (Schlußgrad, Wuchsgrad, iſolierte Stellung, Baumhöhe, Geſundheitszuſtand ꝛc.). Daß aber der Holz- art an ſich, d. h. unter gleichen Standorts- und Beſtandsverhält⸗ niſſen, eine gewiſſe Einwirkung auf die Anziehung des Blitzes zu— geſtanden werden müſſe, kann wohl als ausgemacht gelten. Hinſichtlich der Begründung dieſer Erſcheinung gehen aber die Anſichten noch auseinander. i Es würde am nächſten liegen, das häufigere Einſchlagen des Blitzes in eine Holzart mit einem größeren Saftgehalt in Be— ziehung zu bringen, da Waſſer (auch feuchter Boden) die Leitungs⸗ fähigkeit erhöht. Wüdert!) bringt die Blitzgefahr der Holzarten mit der Belaubung bzw. Behaarung oder dem Kahlſein der Blätter in Zuſammenhang. Sonesco?) hingegen hat die Theorie aufgeſtellt, daß die Leitungs— fähigkeit des elektriſchen Funkens nicht vom Waſſergehalt, ſondern davon abhänge, ob die Reſerveſtoffe im lebenden Holz als Stärke oder als fettes Ol in den Zellen aufgeſpeichert würden. In „Stärke- bäumen“ werde die Elektrizität beſſer fortgeleitet als in „Fett⸗ bäumen“. Die Thatſache, daß Holzarten mit Pfahlwurzeln (Eiche, Kiefer, Tanne c.) häufig vom Blitze getroffen werden, würde ſich ungezwungen aus der guten Leitung, welche durch die Wurzeln zwiſchen den tieferen bzw. feuchteren Erdſchichten und dem Baume vermittelt wird, erklären. Die geringere Blitzgefahr der Fichte und Tanne im Vergleiche zur Kiefer könnte auch mit der größeren Anzahl der Nadeln bzw. Nadelſpitzen zuſammenhängen, indem hierdurch die während eines Gewitters im Baume ſich anſammelnde Elektrizität mehr ausſtrömt, als bei der lichtkronigen, mit einem geringeren Radelvermögen ausgeſtatteten Kiefer (2). Wückert ſucht in der That die geringere Blitzgefahr der Rotbuche in der Behaarung und Bewimperung der Blätter, die wegen Ausſtrömens von Elektrizität eine ſtarke elektriſche Spannung in der Rotbuche nicht aufkommen 1) C.: Warum iſt die Rothbuche der Blitzgefahr weniger ausgeſetzt als die Eiche? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1891, S. 184). 2) Jonesco, Dimitrie: Ueber die Urſache der Blitzſchläge in Bäume (Mündener Forſtliche Hefte, IV. 1893, S. 139). — (Jahresberichte des Vereines für vaterländiſche Naturkunde, Württemberg, 1892, S. 33—62). Neue Unterſuchungen über die Urſachen der Blitzſchläge in Bäume. Mit⸗ getheilt vom Forſtaſſiſtenten Wappes in Aſchaffenburg (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1893, S. 318). Ueber die Urſachen der Blitzſchläge in Bäume (Centralblatt für das ge— ſammte Forſtweſen, 1893, S. 461). Weitere Unterſuchungen über die Blitzſchläge in Bäume (Mündener Forſtliche Hefte, VII. 1895, S. 165). Blitzſchlüäge in Bäume (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1898, S. 92). Schutz gegen Waldbrände. 545 ließen. In Eichenzweigen zeige ſich — da die Eichenblätter kahl ſeien — eine doppelt ſo große elektriſche Spannung. Nach Jones co, welcher direkt mit dem elektriſchen Funken (Holtz'ſche Influenz⸗Maſchine in Verbindung mit einer Leydener Flaſche) experimentierte, zeigte ſich der Waſſergehalt des Buchen- und Eichenholzes ohne Einfluß auf die Leitungsfähigkeit des lebenden Holzes. Dagegen erwies ſich der Fett— gehalt des Holzes von entſcheidender Bedeutung für deſſen Leitungswiderſtand. Nach Fiſcher) kann man nämlich zwiſchen Fett- und Stärkebäumen unter⸗ ſcheiden. Bei den Fettbäumen verwandelt ſich im Winter und Frühjahre die geſamte Stärke im Mark, Holz und in der Rinde in fettes Ol, ein Teil der Rindenſtärke auch in Glykoſe. In den fettarmen Stärkebäumen hingegen bleibt die Reſerveſtärke im Mark und Holze vom Herbſte bis zum Mai un⸗ verändert. Das friſche Holz der Fettbäume (Rotbuche, Wallnuß, Birke, Linde, Haſel) war in allen Fällen ein ſchlechter Elektrizitätsleiter, insbeſondere ſehr öl— reiches Holz. Das fettarme friſche Holz der Stärkebäume (Eiche, Pappel, Ahorn, Eſche, Ulme, Sorbus, Haſelnuß) hingegen leitete die Elektrizität relativ gut. Die Nadelhölzer ſtehen gleichſam in der Mitte, indem die Kiefer im Sommer ebenſo arm an Sl iſt wie die Stärkebäume, während ihr Holz im Winter anſehnliche Mengen Ol führt. Sie iſt daher während der an Gewittern reichen Zeit für das Durchſchlagen der Funken ſehr empfänglich. Kontrol⸗ verſuche mit Holz von Fettbäumen, dem das Ol mit Ather extrahiert war, ergaben, daß ſie dann vom elektriſchen Funken ebenſo leicht durchſchlagen wurden wie das Holz der typiſchen Stärkebäume. Dieſes Moment iſt ſehr charakteriſtiſch und wohl entſcheidend. Die Stärkebäume ſind hiernach um ein Vielfaches mehr ge— fährdet als die Fettbäume. Das früher (S. 540) erwähnte gruppenweiſe Abſterben iſt bis jetzt nur bei Kiefer, Fichte, Tanne und Lärche beobachtet worden und auch hier ſtets nur in einzelnen Fällen.?) Dieſe Erſcheinung kann wohl nur Folge des Rückſchlages in den benachbarten Bäumen ſein (ſ. S. 538). Übrigens verlohnt ſich in einem ſolchen Falle die genauere Unterſuchung der abgeſtorbenen Stämme, da in einzelnen Fällen Borkenkäferfraß als Urſache des Kränkelns und Abſterbens der nicht vom Blitze getroffenen Stämme konſtatiert worden iſt.“) 1) Beiträge zur Biologie der Holzgewächſe (Pringsheim's Jahrbuch für wiſſenſchaftliche Botanik, XXII. Band, ©. 73). 2) Hartig, R.: Ueber Blitzbeſchädigungen der Waldbäume (Zeitfchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, VIII. Band, 1876, S. 330). Beling: Auffällige Baumtrockniß und Blitzſchläge an Bäumen (Forſt⸗ wiſſenſchaftliches Centralblatt, 1884, S. 108). — Hier wird eine Anzahl von intereſſanten Fällen aufgezählt. Derſelbe: Bemerkenswerthe Blitzſchläge in Wald und Flur (daſelbſt, 1886, S. 641). | Lade: Blitzſchlag in Kiefernbeſtänden (Zeitſchriſt für Forft- und Jagd⸗ weſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 261). 1 3) Fürſt, Dr.: Blitzſchlag oder Inſektenſchaden? (Forſtwiſſenſchaftliches 1 Centralblatt, 1892, S. 168). 1 Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 35 m 546 V. Buch. IV. Abſchnitt. Vermutlich ſpielt hierbei der Boden eine Rolle, indem z. B. in trockenem Sande die Elektrizität beſſere Leiter in der Nachbarſchaft (Wurzelenden anderer Stämme) aufſucht, um ſich zu zerteilen. Braun) iſt der Anſicht, daß ſich der Blitz eine gewiſſe Strecke hin horizontal an den Wurzeln im Boden ver— breite und deren Saftwaſſer in Dampf verwandle bzw. gleichſam koche. Weinmeiſter erklärt die Erſcheinung des Flächenblitzes (S. 540) dahin, daß zugleich mit einem Hauptſtrahl eine große Anzahl kleinerer Blitze den elektriſchen Ausgleich vollziehe. i b. Standort. Die Beſchaffenheit des Bodens?) iſt hauptſächlich infolge der größeren oder geringeren Waſſerkapazität auf die Größe der Blitz— gefahr einer Gegend von Einfluß, wie bereits erwähnt wurde, weniger wegen der geologiſchen Verſchiedenheit bzw. chemiſchen Konſtitution. Feuchter oder durch Regen befeuchteter Boden leitet die Elektrizität gut, wie die häufigen Einſchläge des Blitzes in Bäume an Gewäſſern und in waſſerreichen Thalgründen beweiſen; trockener Boden hin— gegen leitet ſchlecht. Nach den im Lippe'ſchen gemachten Erfahrungen ereigneten ſich im Zeitraum 1874 — 90 Blitzſchläge: 220 auf Lehmboden, 118 „ Sandboden, 84 „ Thonboden, 35 „ Keupermergel, 23 „K Kalkboden und 4 „ aufgeſchwemmtem Lande. In ähnlicher Weiſe gruppiert Se DE ) 1 Blitzgefahr für: Kalkboden . Keupermergel. . .. 5 Thonboden.n on. 0207 Sandboden zur 29 Lehmboden. 3 Hiermit dürfte die größere Blitzgefährdung Norddeutſchlands — gegen— über einem großen Teile von Süddeutſchland und Dfterreich — zuſammen— hängen. Es iſt übrigens leicht möglich, daß die Lehm- und Sandböden deshalb die höchſten Ziffern aufweiſen, weil dieſe Bodenarten von der Eiche und Kiefer bevorzugt werden, während auf den Kalkböden die Buche vorherrſcht (Jonesco). Was die Lage anbetrifft, ſo will man in einigen Gegenden (3. B. am Unterrhein) beobachtet haben, daß es in gering bewaldeten 1) Braun: Zerſtörende Wirkung des Blitzes auf ausgebreitete Gruppen von Bäumen (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1874, S. 135). Derſelbe: Wirkungen des Blitzes (Forſtliche Blätter, N. F. 1890, S. 87). 2) Abhängigkeit der Blitzſchläge von der Bodenbeſchaffenheit (daſelbſt, 1882, S. 211). 3) Beiträge zur Statiſtik der Blitzſchläge in Deutſchland (Zeitfchrift des königl. preußiſchen ſtatiſtiſchen Bureaus, 1886, S. 188). Schutz gegen Waldbrände. 547 Ebenen häufiger einſchlage, als in ſtark bewaldeten Gebirgen. Auch in Heſſen iſt die mittelrheiniſche Tiefebene (das waldarme Rhein: heſſen) am meiſten durch Blitz gefährdet, während die bewaldeten Bergkreiſe des Odenwaldes und Vogelberges am wenigſten hierdurch leiden. Ein Einfluß des Waldes auf die elektriſchen Erſcheinungen der Atmoſphäre iſt zwar nicht ausgeſchloſſen, ſogar wahrſcheinlich, jedoch bis jetzt noch nicht mit wiſſenſchaftlicher Schärfe nachgewieſen.“) W. von Bezold und Karſten ſchreiben die lokale Vermehrung der Blitzgefahr insbeſondere der Ausrottung der Wälder zu. Hierdurch ſei die Sommerhitze geſteigert und die Neutraliſation der Wolken-Elektrizität ver⸗ mindert worden. Die Bäume wirken wie eine große Menge von Entladern; ſie führen die Erd⸗Elektrizität der entgegengeſetzten Elektrizität der Wolken zu, wodurch letztere neutraliſiert werde. Mithin müſſe in Gegenden mit weit vorgeſchrittener Entwaldung die Intenſität der atmoſphäriſchen Elektrizität ſich vermehrt haben, alſo auch die Blitzgefahr. c. Beſtandsſchluß und Wuchs. Der Blitz bevorzugt freiſtehende Stämme (Waldrechter, Allee— bäume) und Randbäume und beſchädigt am häufigſten 16— 20 m hohe Stämme, zumal ſolche, die über das oberſte Kronendach eines Beſtands hinausragen. Geſunde Stämme werden häufiger beſchädigt als kranke, was damit zuſammenhängt, daß ein ſafterfüllter Baum ein guter Leiter iſt, ein trockener hingegen ein ſchlechter. Der Schlag auf einen ſaft— reichen Baum wird daher raſch in die Erde fortgeleitet. In dem trockenen oder angefaulten Holze hingegen, welches ſchlecht leitet, richtet derſelbe Zerſtörungen an, welche mit dem Grade des Widerſtandes und der Intenſität der Ladung wachſen. Aus dieſem Grunde werden namentlich Eichen mit vielen dürren Aſten (Hirſchhörnern) und mangelhafter Belaubung oft vom Blitze zerſchmettert. d. Witterungsverhältniſſe. Die gewitterreichſten Monate in Deutſchland ſind Juni und Juli. Der Tageszeit nach fallen die meiſten Gewitter zwiſchen 3 und 5 Uhr nachmittags und zwiſchen 1 und 2 Uhr nachts. Die vorherrſchende Richtung der Gewitter iſt die von Südweſten nach Nordoſten oder von Weſten nach Oſten. Durch Beregnung vor dem Gewitter werden die Bäume zu guten Leitern; die Gefahr des Einſchlagens wird daher hierdurch vermehrt. 1) Daube, Dr. W.: Der Wald und die elektriſchen Erſcheinungen in der Atmoſphäre (Forſtliche Blätter, N. F. 1882, S. 225). 35* 548 V. Buch. IV. Abſchnitt. Als mittlere Fortpflanzungsgeſchwindigkeit der Gewitter in Süd— deutſchland fand C. Lang auf Grund fünfjähriger Beobachtungen 41 km pro Stunde, welche Zahl mit der in Frankreich ermittelten gut übereinſtimmt. Im Jahre 1886 betrug die größte Geſchwindig— keit 78 km, die kleinſte 10 km pro Stunde. 3. Chronik der Blitzſchläge.) Die Häufigkeit der Gewitter?), welche im allgemeinen mit der Zunahme der geographiſchen Breite und von der Mitte des Feſtlandes nach der Meeresküſte hin abnimmt, iſt nach neueren meteorologiſchen Beobachtungen in den 70 Ländern folgende“): Italien „ „n Dfterreih. . „ 2 Ungarn, Baden und Württemberg. 2Sß 22 Schleſien, Belgien und Bayern 21 Holland.. 18 Ge⸗ Königreich Sachſen, Provinzen Sagen d Branbenbung 17 witten Frankreich und Südrußland. .. 16 dag ge Spanien und Portugal 15 jähr⸗ Schleswig-Holſtein, Mecklenburg, dane efpeeen 13 lich Nördliches Großrußland. .. 10 F Sleincußland ..= un. 0. ce Schweden und Finnland. 5 „„ 5 © England, Hochgebirge der Schweiz „„ „ Norwegen.. 1 Für Deutſchland, Osterreich 2115 die Schweiz iſt eine Zunahme der Gewitter in den letzten 30 Jahren nicht zu konſtatieren, wohl aber in den meiſten Gegenden eine beinahe ſtetige Zunahme der Blitzgefahr um etwa das Dreifache. Als Urſachen dieſer Erſcheinung dürften hauptſächlich die rapide Ausdehnung der Schienennetze, ſowie die vermehrte Anwendung des Eiſens bei Gebäuden und Maſchinen aller Art zu bezeichnen ſein, nament— = die großen Rohrnetze zur Leitung von Waſſer und Gas. Auch 1) Vgl. Feye, a. a. O. (S. 540 und 541, Anmerkung 3) und Eber mayer, a. 1 85 (S. 542, Anmerkung 1). 2) Großmann, Dr.: Die heutige Gewitterforſchung und ihre Ergebniſſe (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 289). 3) Die Häufigkeit der Gewitter. Nach Berichten von R. Hornberger und B. Borggreve (Forſtliche Blätter, N. F. 1883, S. 339). Hellmann, G.;: Beiträge zur Statiſtik der Blitzſchläge in Deutſchland. Bericht von R. Hornberger und B. Borggreve (daſelbſt, 1889, S. 26). Schutz gegen Waldbrände. 549 die vermehrte Anlage von Fabriken ſoll inſofern hierzu beigetragen haben, als Rauchmaſſen die Gewitterbildung erleichtern. Im Nachſtehenden erfolgen noch kurze Mitteilungen über beſonders intereſſante Blitzſchläge oder die hierbei zu Tage getretenen Erſcheinungen unter Angabe der betreffenden Quellen. Von einer vollſtändigen Aufs zählung kann aber hierbei nicht entfernt die Rede ſein. 1832). Blitzſchlag in eine ſtarke Rotbuche, welche hierdurch faſt bis zur Wurzel geſpalten wurde (Gut Stendorf in Holſtein). 1848 (Anfang Juli)). Gruppenweiſes Abſterben von 52125 130 jährigen) Kiefern, von welchen nur eine direkt vom Strahl getroffen worden war (königl. hannöverſches Forſtrevier Sprillgehörge). 1865 (Frühjahr) ). Gruppenweiſes Abſterben von ca. 70 (60 jährigen) Fichten, von welchen nur eine getroffen war (Oberförſterei Grund am Harze). 1868 (11. Mai) ). Blitzſchlag in eine grüne Fichte und Entzündung der- elben (Köthenwald im Fürſtentum Reuß j. L.). 1872 (Juni)). Gruppenweiſes Abſterben von 120 jährigen Weißtannen und Fichten (Oberförſterei Mühring in der Oberpfalz). 1873 (6. Juli) ?). Gipfelbrand und ſpäteres Abſterben von 25 Stück 50—60 jähriger Fichten (Fürſtenbergiſcher Hubertswald). 1873 (18. Juli) ). Blitzſchlag in eine ſehr ſtarke Eiche (2,5 m unterer Durchmeſſer), welche ſich ſofort entzündete und die ganze Nacht hindurch brannte (Forſtdiſtrikt Bramberg bei Langenholzhauſen in Lippe-Detmold). 1876 (17. Juli)). Entzündung des nach langer Dürre völlig aus— getrockneten Moorbodens einer 11 jährigen, aus Kiefern und Fichten gemiſchten Dickung (Schutzbezirk Neuenwalde der Oberförſterei Aurich). 1876 (Sommer)). Spaltung einer Eiche (von 80 em Durchmeſſer in Bruſthöhe) in zwei Teile, welche im Gipfel etwa 2 m auseinander ſtanden. 1877 (12. Juni) !). Abtrennung einer Fichte (16 m lang und von 16 cm Mittenftärke) in etwa 1 m Bodenhöhe und Fortſchleuderung derſelben mit 1) Werden auch Buchen vom Blitze getroffen? (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, Nr. 115 vom 24. September 1833, S. 460). 2) Grebe, F. J.: Einwirkung des Blitzes auf Waldbäume (daſelbſt, 1853, S. 479). 3) Verhandlungen des Harzer Forſt⸗Vereins, Jahrgang 1869. Die Ex⸗ furfion des Harzer Forſtvereins in die Oberförſterei Grund ꝛc., S. 140. 4) Ein Weihnachtsbaum im Frühling (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1869, S. 237). 5) Ueber Blitzſchläge in Waldungen (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1875, S. 233). 6) Roth: Waldbrand durch Blitz (daſelbſt, 1874, S. 185). 7) Wagener: Brand einer alten Eiche, in Folge eines Blitzſtrahls (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1874, ©. 34). 8) Müttrich, Dr. A.: Merkwürdiger Blitzſchlag (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, IX. Band, 1878, S. 136). 9) Von hauſen: Ein intereſſanter Blitzſchlag (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1879, S. 300). 10) Fuldner, Adolph: Ein ſeltener Blitzſchlag (daſelbſt, 1879, S. 375). x 550 V. Buch. IV. Abſchnitt. ihrer ganzen Beaſtung etwa 12 m weit über den vollſtändig zerſplitterten Stumpen, über welchem noch die Spitze lag (Diſtrikt Kipp bei Corbach). 1879 (1. Mai)). Gleichzeitiger Einſchlag in 5 Bäume (4 Eichen und 1 Ulme) in 20—25 Schritten Abſtand von einander. Hiervon zeigten 4 Stämme bloß Riſſe vom Gipfel zum Fuße, der fünfte hingegen war bis auf die ſenk— recht niedergefallene 7—8 m lange Krone faſt ganz vernichtet (Rheinebene). 1879 (Juli) 2). Ein in ca. 6 bzw. 9 m Bodenhöhe in vollſtändig horizon— taler Richtung (wie ein Kugelſchuß) erfolgter Blitzſchlag in 2 alte Buchen; von dem rotbraunen, anbrüchigen Kern aus war der Blitz bei beiden Stämmen ſenkrecht durch den Stamm bis in den Wurzelſtock, event. die Erde gefahren (Diſtrikt Kalkhorſt bei Strelitz). Dieſer Blitzſtrahl hat alſo dieſelbe Beſchädigung hervorgerufen, welche auf S. 539 (Fig. 185) abgebildet wurde. 1881 (20. Mai)). Durch den Blitzſchlag in eine 10 m hohe fperrig erwachſene und etwas iſoliert ſtehende Kiefer war in einer 2530 jährigen Kieferndickung ein Brand entſtanden (Domäne Dobris). 1881 (25. Juni) ). Spaltung und eigentümliche Zertrümmerung einer 90 em ſtarken Eiche (Revier Nemochowitz). 1882 (Datum?) ). Ein korkzieherartiger Blitzſtrahl an einer gedreht erwachſenen Eiche, u. zw. in ſieben Windungen um die Achſe. Der Stamm war — abgeſehen von der äußerſten Spitze — nach ſechs Jahren noch grün, zeigte aber im ſechſten Jahr eine matte Belaubung (Planken in Preußen). 1887 (Sommer)“). Durch zwei Blitzſchläge (in 22 m Abſtand) in einem mit einzelnen Buchen durchſprengten Kiefernbeſtande ſtarben die Stämme auf einer Fläche von ca. 8 a ab, wodurch ca. 50 fm Holz zur Aufarbeitung ge— langten (Oberförſterei Neuſtadt i. O.). 1887 (15. Juli)). Abſterben von 72 ſtarken Fichten infolge eines Blitz— ſchlages in einen 38 m hohen Baum. Den Übergang der Strahlen von einem Baume zum anderen konnte man an der Verletzung der Aſte konſtatieren (Revier Brüdenberg). 1891 (Sommer) s). An der Kreisſtraße von Wünſch-Moos nach Metzlos— Gehag (Kreis Lauterbach in Oberheſſen) beſchädigte ein Blitzſtrahl auf eine Strecke von etwa 100 m Länge ſämtliche Pfähle (Fichtenſtangen von 5 em Durchmeſſer und 2,5 m Länge), welche als Halt für gepflanzte Ahorn- und 1) Fabricius: Ein intereſſanter Blitzſchlag (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1880, S. 40). 2) Wentzel, V.: Eigenthümlicher Blitzſchlag in Buchen (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XIV. Jahrgang, 1882, S. 535). 3) H. R.: Waldbrand durch Blitzſchlag (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 532). 4) Pößl, Wilhelm: Ein ſtarker Blitzſchlag (daſelbſt, 1881, S. 436). 5) Bekuhrs: Ein vom Blitz getroffener Eichen-Drehling (Zeitjchrift für Forſt- und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 704). Mit einer Ab⸗ bildung. 0 von Ledebur, Freiherr: Maſſentödtung durch Blitzſchläge (All— gemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1888, S. 371). 7) Reimann, Dr.: Beobachtungen von Blitzen und Blitzſchlägen (Forſt⸗ liche Blätter, N. F. 1889, S. 252). 8) Weber: Merkwürdige Blitzſchläge (Allgemeine Forſt- und Jagd— Zeitung, 1892, S. 357). Schutz gegen Waldbrände. 551 Eſchenheiſter dienen ſollten, ohne (bei 12 maliger Gelegenheit) ein einziges Mal ſeinen Weg durch die grünen, ſaftreichen Laubholzſtämmchen zu nehmen. Der betreffende Blitz hat alſo ſeinen Weg von der erſten Stange durch die Erde nach der zweiten Stange genommen, iſt an dieſer auf der Oſtſeite (ohne Beſchädigung) hinaufgefahren und auf der Weſtſeite (dieſe zerſplitternd) wieder heruntergefahren, dann wieder durch die Erde in gleicher Weiſe nach der dritten Stange ꝛc. bis zur zwölften. Bei einem Pfahle war die Erde aufgewühlt und waren 4 ſchwere Steine beiſeite geſchleudert, weshalb das betreffende Bäumchen kümmerte. Alle anderen Stämmchen hatten keinen Schaden gelitten. Ein ganz ähnlicher Blitzſchlag wurde in der Nähe des Dorfes Maſel beobachtet. Hier fuhr der Blitz in die Telegraphenleitung, teilte ſich an der Spitze der erſteren Stange, die er ſtark zerſplitterte, und beſchädigte dann noch etwa 10 weitere Stangen je nach der Entfernung mehr oder weniger. — Dieſelbe Erſcheinung war von dem betreffenden Beobachter früher in Potsdam an der Chauſſee nach den Schießſtänden des Gardejäger-Bataillons wahr— genommen worden.) 1895 (10. Juni). Infolge eines Blitzſchlages entſtand am Bockling, zwiſchen Stüde, Leſſien und dem Forſtorte Walloch, in einem 15 jährigen Tannenbeſtande (Graf v. d. Schulenburg' ſcher Wald) ein Waldbrand, welcher ſich über ca. 25 ha Holzbeſtand erſtreckte. 1) Peters: Intereſſante Blitzſchläge (Forſtliche Blätter, N. F. 1891, S. 91, hier 92). Anhang. Schutz gegen einige Krankheiten.“ I. Abſchnitt. Im allgemeinen. 1. Begriff der Krankheit. Unter Krankheit einer Kulturpflanze verſteht man einen durch Störungen in den Funktionen und Wechſelwirkungen ihrer Organe hervorgerufenen abnormen Zuſtand, durch welchen das befallene Indi⸗ 1) Zur Litteratur: Ammann, A.: Die Pflanzenkrankheiten. Für Land- und Forſtwirthe, Lehrer, Gärtner ꝛc. Stuttgart, 1867. Sorauer, Dr. Paul: Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Für Land⸗ wirthe, Gärtner, Forſtleute und Botaniker bearbeitet. Berlin, 1874. 2. Aufl. in zwei Bänden. 1. Band. Nicht⸗paraſitäre Krankheiten. 2. Band, Para⸗ ſitäre Krankheiten. Daſelbſt, 1886. — Eine gediegene, auf umfaſſenden Litteraturſtudien und eigenen Unterſuchungen beruhende, wiſſenſchaftliche Leiſtung. Hartig, Dr. Robert: Wichtige Krankheiten der Waldbäume. Beiträge zur Mycologie und Phytopathologie für Botaniker und Forſtmänner. Mit 160 Originalzeichnungen auf 6 lithographirten Doppeltafeln. Berlin, 1874. Derſelbe: Lehrbuch der Baumkrankheiten. Berlin, 1882. 2. Aufl. Mit 137 Textabbildungen und einer Tafel in Farbendruck (daſelbſt, 1889). Frank, Dr. B.: Die Krankheiten der Pflanzen. Ein Handbuch. I. Band. Breslau, 1880. II. Band, 1882. 2. Aufl. I. Band. Die durch anorganiſche Einflüſſe hervorgerufenen Krankheiten. Mit 34 Textabbildungen. Breslau, 1894. II. Band. 1895. III. Band. 1896. Von Zeitſchriften über Pflanzenkrankheiten ſind anzuführen: Sorauer, Dr. Paul: Zeitſchrift für Pflanzenkrankheiten. Organ für die Geſammtintereſſen des Pflanzenſchutzes. Stuttgart. — Dieſe Zeitſchrift erſcheint ſeit 1891. von Tubeuf, Dr. Carl, Freiherr: Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz. Ein Ratgeber für Landwirte, Forſtleute, Gärtner und andere Pflanzenzüchter. In Verbindung mit Fachmännern und Praktikern herausgegeben. Monatlich erſcheint eine Nummer. I. Jahrgang, 1898. Stuttgart. Mit Beginn des II. Jahrgangs iſt Profeſſor Dr. J. E. Weiß zu Weihenſtephan (bei Freiſing) als Redakteur eingetreten. Schutz gegen einige Krankheiten. 553 viduum verhindert wird, ſich in entſprechender Weiſe weiter zu ent— wickeln und infolgedeſſen ganz oder teilweiſe abſtirbt. Hierdurch entſtehen Zuwachs- und Wertsverluſte, ſowie Lücken in den Kul— turen, Verjüngungen oder Beſtänden. 2. Arſachen. Die bezeichneten Störungen können bei den Waldbäumen, welche uns im Nachſtehenden allein intereſſieren, Wirkungen verſchiedener Urſachen ſein. Als ſolche ſind anzuführen: 1. Hohes Alter (marasmus senilis). 2. Mechaniſche Verletzungen durch Menſchen. 3. Außere oder innere Beſchädigungen durch Tiere (Weidevieh, Wild, Mäuſe, Vögel, Inſekten). 4. Paraſitiſche Thätigkeit gewiſſer Pflanzen (Forſtunkräuter oder Pilze). 5. Atmoſphäriſche Einwirkungen (Froſt, Hitze, Luft: ſtrömungen, Hagel, Schnee, Duft, Eis). 6. Gewiſſe Standorts verhältniſſe, z. B. Armut des Bodens an Nährſalzen, Extreme von Trockenheit oder Feuchtigkeit im Boden, zu große Lockerheit oder zu große Bindigkeit, ungünſtige Lage x. Obſchon die Lehre von den Krankheiten (Pathologie) in den letzten zwei Jahrzehnten bedeutende Fortſchritte gemacht hat, ſo iſt doch auf dieſem Gebiete noch ein weites Feld anzubauen. 3. Einteilung. Die Krankheiten der Holzgewächſe laſſen ſich nach ihrem Ur— ſprung oder nach den befallenen Organen oder nach der Art ihres Verlaufes oder nach ihrer forſtlichen Bedeutung gruppieren. Je nach dieſen vier Geſichtspunkten unterſcheidet man: 1. Krankheiten mechaniſchen Urſprunges (Froſtriſſe, Rinden— brand, Baumſchlag ꝛc.) und ſolche phyſiologiſchen Urſprunges (Rotfäule, Weißfäule ꝛc.). 2. Totale Störungen des Organismus und örtliche Krank— heiten. Die letzteren ſind, je nach den befallenen Organen, entweder Krankheiten der Wurzeln, oder ſolche der oberirdiſchen Vegetations— organe (Stamm, Rinde, Knoſpen, Blätter, Triebe) oder ſolche der Fortpflanzungsorgane (Blüten, Früchte). 3. Akute (d. h. heftige, raſch ſich entſcheidende) und chroniſche (d. h. langwierige, ſchleichende) Krankheiten. 4. Krankheiten, welche bloß einen Zuwachs verluſt begründen und ſolche, welche als bleibende Nachteile die techniſche Holz— 554 Anhang. I. Abſchnitt. qualität nach irgend einer Richtung hin beeinträchtigen. Die tech— niſchen Fehler beziehen ſich entweder bloß auf Abnormitäten in dem Zuſammenhang und Gefüge bei ſonſt geſunder Holzfaſer (Riſſe, Maſer-, Wimmer-, Drehwuchs ꝛc.), oder fie beſtehen in Krankheits— prozeſſen der Holzfaſer ſelbſt (Rot-, Weißfäule 2c.). Die wichtigſten Beſchädigungen der forſtlichen Kulturpflanzen bzw. Waldbäume durch Menſchen, Tiere, Gewächſe, Atmoſphärilien— und außergewöhnliche Elementarereigniſſe ſind bereits in den vor— ſtehenden fünf Büchern behandelt worden. Die Lehre von den Ab— normitäten der (gefunden) Holzfaſer muß der Forſtbenutzung über— laſſen bleiben. Im Nachſtehenden kann es ſich daher nur um die Darſtellung einiger Krankheitserſcheinungen handeln, welche teils in das von uns gewählte Syſtem der Darſtellung nicht gut ſich einfügen ließen, teils verſchiedenen Urſachen entſpringen können. Wir beſchränken uns hierbei auf die für den Forſtmann wichtigſten Krankheiten: Rotfäule, Weißfäule, Schütte und Rauchſchaden. II. Abſchnitt. Im beſonderen. I. Kap. Notfäule.“) 1. Äußere Erſcheinung. Die Rotfäule iſt ein Fäulnisprozeß des Holzes, bei welchem dieſes ſeinen Zuſammenhang fortſchreitend verliert und in eine lockere, anfangs rotbraune, ſpäter ſchwarzbraune, erdige, zuletzt mitunter 1) Zur Litteratur: Willkomm, Dr. Moritz: Die mikroſkopiſchen Feinde des Waldes. Naturwiſſenſchaftliche Beiträge zur Kenntniß der Baum- und Holzkrankheiten, für Forſtmänner und Botaniker, bearbeitet und in zwangloſen Heften heraus— gegeben. 1. Heft. Mit 4 Holzſchnitten und 8 lithographirten Tafeln nach Originalzeichnungen des Verfaſſers. Dresden, 1866, S. 31 und S. 219. — Hier finden ſich u. a. ausführliche Litteraturnachweiſe und Zuſammenſtellungen der Anſichten älterer Autoren über Urſache und Weſen dieſer Krankheit. Wir führen daher im Nachſtehenden nur ſolche Abhandlungen auf, welche ſpäter erſchienen ſind. Hoffmann, H.: Ueber Holzſchwamm und Holzverderbniß (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗Zeitung, 1872, S. 73). Hartig, Dr. R.: Die Rothfäule der Fichte. (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1877, S. 97). Schub gegen einige Krankheiten. 555 torfartige Maſſe (Humus verbindungen) zerfällt. Dazwiſchen zeigen ſich häufig einzelne ſenkrecht verlaufende Fadengewebe von ſchlammig— häutiger Konſiſtenz und weißlicher Farbe. Die Krankheit tritt, je nach ihrem örtlichen Sitz, als Wurzel-, Stock-, Stamm- oder Aſtfäule auf. Ein Querſchnitt durch rotfaules Holz zeigt die große Verſchieden— artigkeit dieſer Krankheit nach Erſcheinung und Verlauf, oft in dem— ſelben Baum. Entweder ſind bloß einzelne Jahrringe oder Jahrringgruppen, u.zw.zwiſchen Kern und Splint, hiervon er— griffen (Mondringe), wobei ſich häufig zackige Ausſackungen zeigen (Fig. 186), oder bloß einzelne Flecke (Plätze) oder bloß die zentralen Partieen. Man ſpricht hiernach von Ring⸗, Platz⸗ oder Kern— fäule. Der Splint ſelbſt wird nie rotfaul. Das zermürbte Holz löſt ſich bei ſtarker Fäul- nis allmählich ganz auf, ſodaß 8 n zuletzt (im Kerne) ſenkrechte a HEN 5 8 1 5 en Beginn Hohlräume entſtehen, ohne daß der Zerſetzung anzeigend. e. Zerſetzte rotfaule der Baum gerade abſtirbt. 1 Hier und da bleibt aber der innerſte Kern (das urſprüngliche Pflänzchen) erhalten!) und bildet einen dünnen, ſäulenförmigen, ſehr harten Strang, welcher durch einzelne unzerſtörte Aſte brückenartig mit den Splint— ſchichten verbunden iſt. Der Beginn der Krankheit macht ſich durch leicht violette bis rötliche Färbung kenntlich. Die poröſeren Frühjahrszonen werden ſtets eher ergriffen als die dichteren Herbſtſchichten. 2. Bedingende oder modifizierende Faktoren. a. Holzart. Die Rotfäule tritt in faſt allen Holzarten auf. Unter den Laubhölzern ſcheinen die Eiche und Ulme, unter den Nadelhölzern 1) Roth: Zur Rothfäule der Fichte (Monatſchrift für das Forſt- und Jagdweſen, 1870, S. 139). 556 Anhang. II. Abſchnitt. die Fichte und Kiefer am meiſten zu leiden. Bei der Fichte geht die Krankheit vorwiegend von den Wurzeln aus. Aus der Wurzelfäule entſteht häufig Kernfäule und aus dieſer wieder Aſtfäule; jedoch kann auch Aſtfäule die Veranlaſſung zur Entſtehung der Kernfäule ſein. b. Holzalter. In ſehr altem Holze tritt die Rotfäule als normaler Zuſtand auf, in jungem Holz aber als wirkliche Krankheit. An der Fichte hat man fie ſchon vom 10 jährigen Alter ab beobachtet. c. Standort. Die Holzbeſtände können zwar auf allen Standorten rotfaul werden; jedoch disponieren gewiſſe Bodenverhältniſſe den Baum vor— zugsweiſe zu dieſer Krankheit. Hierher gehören namentlich fette, humusreiche Böden (reiner Kalkboden) oder ſehr feſte, bindige, naß— kalte dem Luftwechſel verſchloſſene Böden (Thon-, Lettenböden) oder ein undurchlaſſender Untergrund, welcher ſchon in geringer Tiefe be— ginnt. Auch Beſtände, in welchen das Weidevieh ſeine Mittagsruhe hält, leiden — infolge der Exkremente — ſtark durch Rotfäule. d. Behandlung. Dichter Stand, zumal in feuchten oder naſſen Lagen, begünſtigt das Übel weſentlich. Anharzen, Schälen durch Wild und ähnliche äußere Verletzungen (Grünaſtung ohne Teerung) geben häufig die erſte Veranlaſſung zur Rotfäule des Holzes, beſonders wenn dieſes auf Standorten ſtockt, welche hierfür empfänglich ſind. 3. Arſachen. In Bezug auf die Urſache dieſer Krankheit ſind von jeher höchſt verſchiedenartige und zum Teile ſich geradezu widerſprechende Hypotheſen!) aufgeſtellt worden. Man hat gewöhnlich die äußeren Verhältniſſe, unter welchen die Rotfäule auftritt, z. B. ungünſtigen Standort, äußere Verletzungen ꝛc., ohne weiteres als die Urſachen bezeichnet und bezüglich der Wirkungsweiſe ungenügende Erklärungen gegeben. In ein wiſſenſchaftliches Stadium trat dieſe Frage erſt durch die anregenden Arbeiten Willkomm's (1866), welcher auf Grund mikroſtopiſcher Unterſuchungen einen beſtimmten Pilz als die (einzige) 1) Eine ausführliche Aufzählung derſelben findet ſich bei Willkomm, a. a. O. S. 31—62. — — Schutz gegen einige Krankheiten. 557 Urſache der Rotfäule bezeichnete und deſſen Entwickelung ausführlich beſchrieb. Willkomm nannte dieſen Pilz den Rotfäulepilz (Xenodochus ligniperda) und eine auf Umwegen hieraus entſtehende bzw. zugehörige Form den blauen Schnabelpilz (Rhynchomyces violaceus). Das eigentliche Weſen der Krankheit war aber hiermit noch nicht auf— geklärt, denn der genannte Autor konſtatierte bloß das Vorhanden— ſein eines Pilzes im rotfaulen Holz, ohne Infektionsverſuche mit deſſen Sporen oder Mycel in geſundem Holz ausgeführt zu haben. Hiernach blieb die Kardinalfrage offen, ob der betreffende Pilz die Rotfäule auch wirklich verurſache oder bloß eine konſekutive Er— ſcheinung, d. h. Folge einer anderen Krankheitsurſache ſei. Die Löſung dieſer Frage blieb Robert Hartig vorbehalten, welcher (ſeit 1874) durch Infektions verſuche nachgewieſen hat, daß die Rotfäule der Fichte, Kiefer, Eiche ꝛc. in der That durch paraſitäre Pilze entſtehen könne. Allein Hartig führte ſpäter (1877) weiter aus, daß außerdem — wenigſtens bei der Fichte — die Rot— fäule auch durch ungünſtige Bodenzuſtände und durch äußere Ver— letzungen verurſacht werden könne. Da nun von der Rotfäule durch Pilze bereits im III. Buch, II. Abſchnitt die Rede war (vgl. S. 258, 260, 262, 307, 308 und 309), ſo haben wir uns im Nachſtehenden nur mit den beiden letzten Krankheitsurſachen zu beſchäftigen. A. Rotfäule durch Bodenzuſtände. Zu den Bodenarten, welche das Faulen der Wurzeln, u. zw. zunächſt nur der in die tieferen Bodenſchichten eingedrungenen, zur Folge haben, gehören namentlich torfartiger Humus, undurchlaſſende Letten⸗, Thon⸗ oder Lehmſchichten (beſonders Flott- oder Heidelehm), aber auch mehlartiger Sand (ſog. Schleisboden), der im Gebiete des Lias nicht ſelten iſt. Auch auf früherem Ackerland angebaute Kiefern zeigen ſehr oft Wurzelfäule, vielleicht infolge verhärteten Untergrundes durch langjährigen Pfluggang in gleichbleibender Tiefe? Ein derartiger Untergrund bereitet dem Luftwechſel bzw. der Lufterneuerung im Boden Schwierigkeiten. Der zum Gedeihen er— forderliche atmoſphäriſche Sauerſtoff kann entweder wegen des Grund— waſſers oder wegen mangelnder Poroſität des Bodens nicht zu den Wurzeln gelangen. Die Luft im Boden verſchlechtert ſich daher durch den Verbrauch des Sauerſtoffes, teils von ſeiten der Wurzeln, teils durch den Verweſungsprozeß der Streudecke, nach und nach immer mehr, da ein Wiedererſatz des verbrauchten Sauerſtoffs nicht ſtatt— findet. Je dichter der Schluß der betreffenden Beſtände iſt, deſto 558 Anhang. II. Abſchnitt. raſcher greift das Übel um ſich. Pilze werden hierbei in der Regel ſekundär mitwirken. Dieſe Art von Rotfäule wird den Kiefern wegen größeren Tiefganges der Wurzeln weit verderblicher als den Fichten, weil insbeſondere die Pfahlwurzeln erſticken und verfaulen, weniger die in den oberen Bodenſchichten hinſtreichenden Seitenwurzeln. Im nordweſtdeutſchen Lehmheidegebiet, wo der Flottlehm ſehr verbreitet, iſt, tritt die Wurzelfäule in den mehr als 75% der Waldfläche einnehmenden Kiefernbeſtänden in erſchreckendem Maße auf. Im Schutzbezirke Harden⸗ boſtel der Oberförſterei Neubruchhauſen (Regierungsbezirk Hannover) betrug der Anfall an Trocknis und Windfall (infolge der Wurzelfäule) auf 600 ha Kiefernbeſtänden im letzten Wirtſchaftsjahr im ganzen 1011 fm Derbholz oder 1,7 fm pro ha Waldfläche (60%, des Geſamtabnutzungsſatzes an Derb— holz). Die Fichten hingegen wachſen, wie zahlreiche Altholzreſte daſelbſt be— weiſen, auf geſundem Flottlehm in höchſt befriedigender Weiſe. “) B. Rotfäule durch äußere Verletzungen. Wundſtellen an den Bäumen ereignen ſich ſehr häufig, zunächſt beim Fällen, Rücken und Abfahren des Holzes aus den Beſtänden. Sie entſtehen ferner durch Weidevieh (Verbiß, Tritt), Wild (Schälen), Mäuſe, Inſekten (Holzameiſen), Aushieb von Zwillingsſtämmen bei den Durchforſtungen, Grünaſtung zur Saftzeit oder durch meteoriſche Elemente (Froſtriſſe, Rindenbrand, Wind-, Schnee-, Eisbrüche). An den bloßgelegten Stammteilen dringt, zumal bei zackigen Bruchſtellen, leicht Waſſer ein, inſofern ſich dieſelben nicht durch antiſeptiſch wirkende Überzüge ſelbſt ſchützen (Harz) oder wenn ſie nicht künſtlich hiermit verſehen werden (Teer). Mit dem Waſſer gelangen zugleich chemiſche Zerſetzungsprodukte in das Holz und begründen lokale Faulſtellen (Wundfäule). Außerdem finden ſich ſekundär meiſtens auch Pilze ein, teils an den oberen Stammteilen, z. B. Polyporus-Arten (S. 262), teils an den Wurzeln, z. B. Agaricus melleus Vahl. ꝛc. (S. 252). 4. Schaden. Die Rotfäule beeinträchtigt die techniſche Holzgüte, u. zw. nach Maßgabe der Ausdehnung und Intenſität, in welcher ſie auf— tritt, und des Nutzwertes der befallenen Stämme. Zu Nutzzwecken iſt rotfaules Holz in der Regel ganz unbrauchbar, und ſelbſt deſſen Brennholzwert iſt gering. 1) Kraft: Brief aus Preußen. Die Wurzelfäule der Kiefer in der Provinz Hannover (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1891, S. 360). Erdmann Brief aus dem nordweſtdeutſchen Lehmheidegebiet. Wurzel— faule Kiefernbeſtände (daſelbſt, 1898, S. 370). F: * U ̃²— A — u =. Schuß gegen einige Krankheiten. 559 Am ſchädlichſten iſt die Wurzelfäule, weil dieſer nicht ſelten der ganze Baum unterliegt; am wenigſten fällt ins Gewicht die Aſt⸗ fäule. 60 — 70jährige Fichtenbeſtände mit 10% rotfaulem Holze gehören nicht zu den Seltenheiten; der Krankheit iſt daher Beachtung zu widmen. Als mittelbarer Nachteil der Krankheit iſt die Begünſtigung des Windbruches (bei Stammfäule) und des Windfalles (bei Stock- und Wurzelfäule) hervorzuheben (S. 383). 5. Bekämpfung. Die Bekämpfungsmaßregeln ſind in jedem konkreten Falle der ſpeziellen Urſache anzupaſſen. A. Rotfäule durch Bodenzuſtände. 1. Sorgfältige Berückſichtigung der Standortsanſprüche der einzelnen Holzarten bei deren Anbau. 2. Entfernung ungünſtiger Bodenkräuter, namentlich einer zu hohen und dichten Moosdecke auf feuchten Gebirgsböden (Porphyr, Baſalt ꝛc.). 3. Entwäſſerung und entſprechende Bodenbearbeitung feſter oberer Bodenſchichten. 4. Normale Beſtandsbegründung, z. B. Anlage von Rabatten- külturen, Obenaufpflanzungen (auf Grabenaufwürfe oder Hügel) auf naſſen, nicht genügend entwäſſerbaren Böden ꝛc. 5. Aufgeben der Kiefer als Hauptholzart auf Flottlehmböden. Die Umwandlung der vorhandenen Kiefernbeſtände hat allmählich in der Weiſe zu geſchehen, daß auf den durch das Abſterben der Kiefern entſtandenen Lücken und Fehlſtellen Fichten und Weymouthskiefern mit einzelnen Lärchen und auf beſſerem Boden Weißtannen, Eichen und Buchen horſtweiſe angebaut werden. Als Schutzholz (gegen Froſt und Graswuchs) kann aber die Kiefer, z. B. beim Anbau der Eiche, Buche und Tanne, gute Dienſte leiſten, da die Stammtrocknis infolge der Wurzelfäule meiſt erſt vom 30 jährigen Alter an auftritt. Auch läßt man ſelbſtredend geſunde Kiefern mit einmwachjen.t) 6. Bewirtſchaftung der Fichtenbeſtände auf Kalkböden in niedrigen Umtrieben (60 70 Jahre). B. Rotfäule durch Verletzungen. 1. Thunlichſte Vorſicht bei der Fällung, dem Rücken und der Abfuhr der Hölzer. 1) Kraft, a. a. O. S. 360. 560 Anhang. II. Abſchnitt. 2. Weiſe Beſchränkung der Grünaſtungen und ſofortiger Über- zug der Schnittflächen ſtärkerer Aſte mit Teer (Asphaltteer). — 3. Baldiges Aufarbeiten der rotfaulen Stämme und Stöcke und raſches Entfernen derſelben aus dem Walde. 4. Strenger Forſtſchutz und umſichtige Handhabung aller Maß⸗ regeln, durch welche Stammbeſchädigungen vorgebeugt wird. II. Kap. Weißfäule.) Die Weißfäule iſt ein der Rotfäule ähnlicher, an denſelben Baumteilen auftretender Fäulniszuſtand, welcher ſich äußerlich nur dadurch von jener unterſcheidet, daß das befallene Holz in der Haupt⸗ ſache nicht rotbraun, ſondern weißlich gefärbt iſt. Sie tritt mehr an Laubhölzern (Rotbuche, Hainbuche, Ahorn, Eiche, Edelkaſtanie, Pappeln, Weiden und Haſel) als an Nadelhölzern auf und iſt vermutlich ebenfalls eine Kollektivkrankheit; jedoch ſcheinen hierbei Pilzbildungen in erſter Linie zu ſtehen (vgl. S. 262, 263, 308 und 309). Im großen ganzen kommt die Weißfäule ſeltener vor; auch ſcheint es, als ob ſie weniger raſch um ſich greife als die Rotfäule. Man bekämpft dieſe Krankheit auf dieſelbe Weiſe wie die Rot— fäule (S. 559). III. Kap. Schütte.) 1. Äußere Erſcheinung. Die ſchon ſeit dem Ende des vorigen Jahrhunderts unter dem Namen „Schütte“ bekannte, an jungen Kiefern auftretende Krank— 1) Die auf S. 554 verzeichnete Litteratur enthält auch Angaben über die Weißfäule. 2) Zur Litteratur: von Löffelholz-Colberg, Friedrich, Freiherr: Beitrag zu einer kritiſchen Nachweiſung über die Schüttekrankheit der Föhre oder Kiefer mit Angabe der verſchiedenen Anfichten über Entſtehung und Weſen dieſer Krank heit überhaupt. Berlin, 1865. — Dieſe Schrift enthält 70 Litteraturnachweiſe, unter kurzer Hervorhebung der darin niedergelegten Hauptpunkte. Holzner, Dr. Georg: Die Beobachtungen über die Schütte der Kiefer oder Föhre und die Winterfärbung immergrüner Gewächſe. Für Forſtmänner und Botaniker zuſammengeſtellt nebſt Bemerkungen. Freiſing, 1877. — Gleich— falls eine verdienſtvolle Zuſammenſtellung des über dieſe verbreitete Krank— heit in der Litteratur vorliegenden Materials. Der Verfaſſer bringt die Krankheit in Zuſammenhang mit der winterlichen Färbung vieler immer- grüner Gewächſe. Weitere Litteratur wird ſpäter — je am gehörigen Ort — angeführt werden. rr an are 1 4 | 1 1 Schutz gegen einige Krankheiten. 561 heit macht ſich äußerlich durch eine immer mehr um ſich greifende rote bis rotbraune Färbung der zwei- oder einjährigen Nadeln und zuletzt deren Abſterben und Abfallen bemerkbar. In der Regel treten dieſe Symptome erſt im Frühjahr ein (Nachwinter-Schütte). Nicht ſelten zeigt ſich aber das Röten und Abſterben der Nadeln ſchon im Herbſt und Vorwinter (Vorwinter-Schütte). In Süddeutſchland ſoll dies, wenn der Boden ſchneefrei iſt, ſogar häufig vorkommen. Die ſtahlblaue oder violette Färbung der einjährigen Kiefern— nadeln im Herbſt iſt indeſſen kein Zeichen der Krankheit, ſobald nicht gelbe oder rötliche Flecken hiermit verbunden ſind. Erſtere gehört vielmehr in die bei vielen wintergrünen Holzarten zu beobachtende Winterverfärbung, welche bei eintretender Wärme im Frühjahre wieder verſchwindet, um der normalen grünen Farbe Platz zu machen. Das Rotwerden und Abſterben geht ſtets von den Nadelſpitzen aus und trifft insbeſondere die unteren, nahe am Boden befindlichen Nadeln der Pflanze. Das Ausſehen der geſchütteten Kiefern iſt hiernach im allgemeinen demjenigen verdorrter Pflanzen ähnlich; nur zeigen ſich bei Beginn der Krankheit äußerlich an den Nadeln mehr oder weniger regelmäßig auftretende dunkle Punkte und Strichelchen und ſpäter (Mai) an den abgeſtorbenen Teilen kleine ſchwärzliche Pilzfrüchte, welche von Hysterium pinastri Schrad. (S. 292) herrühren. Außer: dem häuft ſich in den kranken Nadelteilen reichlich Harz an. Das höchſte, glücklicherweiſe ſeltene Krankheitsſtadium giebt ſich im Ver— harzen und Vertrocknen der Knoſpen kund; ſolche Pflanzen ſind verloren. 2. Bedingende oder modifizierende Faktoren. a. Holzart. Die Schütte befällt vorzugsweiſe die gemeine Kiefer. Außer— dem werden auch Schwarz-, See-, Krummholzkiefer von ihr befallen. Die Weymouthskiefer hingegen ſcheint an dieſer Krankheit nicht zu leiden. Auch die neuerdings viel zur Aufforſtung von Odland verwendete äußerſt genügſame Pinus rigida Mill. wird, nach Mit— teilungen in der Oberförſterei Oberfier (Reg.-Bezirk Köslin) !), von der Schütte nicht befallen. Wie ſich Pinus Banksiaua Lamb. verhält, iſt uns nicht bekannt. b. Holzalter. Was das gefährdete Holzalter anlangt, ſo ſind 2jährige Pflanzen der Krankheit am meiſten ausgeſetzt. Auch 3—4 jährige und noch 1) Euen: Aufforſtungen von Oedländereien mit Pinus rigida (geitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 478, hier 481). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 36 562 Anhang. II. Abſchnitt. ältere Kiefern können ſchütten; allein die Gefahr vermindert ſich mit jedem Jahre. Schon Pfeil bezeichnet daher die Schütte als eine Kinderkrankheit. In Schüttejahren leiden zwar auch ſchwächliche Jähr— linge, ſogar Stangen und Stämme; jedoch werden dieſe nur am unteren Schaftteile bis zu höchſtens Mannshöhe befallen. e. Standort. Die Kiefern ſchütten zwar auf allen Standorten, jedoch vorzugs— weiſe in feuchten oder naſſen, häufigen Nebeln ausgeſetzten Lagen. Niederungen und Ebenen ſind daher mehr bedroht als das Bergland und das Gebirge, wo im allgemeinen die Schneedecke ſchützend wirkt. In Einſenkungen und kalten Thälern zeigt ſich die Krankheit häufig und in intenſiver Weiſe. Was die Expoſitionen anlangt, ſo ſind die Süd- und Weſthänge am meiſten gefährdet. Auch die öſtlichen Freilagen werden von der Krankheit befallen, die Nordhänge hingegen gar nicht oder nur ganz ausnahmsweiſe. Auch der Boden ſcheint nicht ohne Einfluß auf den Grad der Krankheit zu ſein; jedoch ſind die Meinungen über die Wirkung dieſes Standortsfaktors noch geteilt. Nach Dr. F. Stein!) ſollen die Kiefern auf hellen Bodenarten, zumal auf reinem Sandboden, am meiſten leiden, was aber vielleicht damit in Verbindung ſteht, daß die Kiefer auf dieſem Boden be— ſonders heimiſch iſt und ſich nicht kräftig entwickeln kann. Freiherr Friedrich von Löffelholz-Colberg?) will die Er: fahrung gemacht haben, daß die Pflänzchen auf tiefgelockertem Boden mehr verſchont bleiben als auf wenig bearbeitetem, welche Erſcheinung wohl auf die in jenem reichlichere Wurzelausbildung und infolgedeſſen beſſere Ernährung, ſowie größere Widerſtandskraft der Pflänzchen zurückzuführen ſein dürfte. Nach anderen Erfahrungen ſoll die Kiefer auf Torfboden von der Schütte verſchont bleiben); hierbei mag aber dahingeſtellt bleiben, ob der Grund dieſer Wahrnehmung nicht mehr auf den ganzen wirt⸗ ſchaftlichen Betrieb in der betreffenden Ortlichkeit als auf den Boden an ſich zurückzuführen ſein dürfte. 1) Ueber die Schütte. Ein academiſches Gutachten (Jahrbuch der könig⸗ lich ſächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand. 8. Band, 1852, S. 208, hier 225). 2) Beitrag zu einer kritiſchen Nachweiſung über die Schüttekrankheit der Föhre oder Kiefer ꝛc. Berlin, 1865, S. 41. 3) Ueber Theuerung der Sämereien von Holzgewächſen und über das Schütten der Kiefern (Supplemente zur Allgemeinen Forſt- und Jagd-Zeitung, J. Band, 1858, S. 132, hier 149). . un 5 Zen nn Zn Ze Schuß gegen einige Krankheiten. 563 Emeis)) teilt mit, daß die 1jährigen Kiefern in den Kämpen des norddeutſchen Heideterrains alljährlich ſtark von der Schütte be— fallen würden, während ſie in dem waldbaulich günſtigeren ſandigen Terrain (mit Lehmbeimiſchung) noch nicht geſchüttet hätten. Im allgemeinen wird man wohl annehmen dürfen, daß die Schüttekrankheit die Kiefern zwar auf allen Bodenarten heimſucht, daß ſie aber auf mineraliſch kräftigen Böden (Lehm ze.) weniger ver— derblich auftritt als auf geringen (Sand), weil die Pflanzen in jenem kräftiger ſich entwickeln und daher widerſtandsfähiger ſind. d. Bodenüberzug. Auch die Frage, ob der Bodenüberzug einen Einfluß auf das Auftreten und den Verlauf der Krankheit ausübe und ev. welchen, iſt noch eine offene. In manchen Fällen hat ein lichter Gras- und Unkrautüberzug ſich ſchützend erwieſen?), während die Pflanzen auf den unbedeckten Stellen von der Krankheit befallen wurden. In anderen Fällen haben aber Gras, Heidelbeer- und Heidekraut einen Schutz nicht ge— währt“). Auch Beſenpfrieme hat ſich nicht immer als ein genügendes Schutzmittel gezeigt“). Im großen ganzen ſcheinen aber doch die Kiefern auf unbenarbten, unkrautfreien Flächen mehr von der Schütte befallen zu werden als auf natürlichen und mit Gras bewachſenen; jedoch dürfte die günſtige Wirkung des Bodenüberzuges durch andere Faktoren paralyſiert oder ſogar überboten werden. e. Betriebsart. Unter Mutterbäumen ſchütten die jungen Kiefern entweder gar nicht oder nur wenig; auch Seitenſchutz durch altes Holz wirkt vorteilhaft, indem er die Sonneneinwirkung dämpft und die Wärme— 1) Brief aus Schleswig⸗Holſtein. Forſtliche Mittheilungen. Unterſuchung über die Urſache der Kiefernſchütte in Schleswig-Holftein von Dr. A. Emmer- ling und Dr. G. Loges (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1882, S. 135). 2) K.: Zur Naturgeſchichte der Kiefer. Beitrag zur Schütte. (Aus Bayern.) (Monatſchrift für das Forſt⸗ und Jagdweſen, 1859, S. 353). 3) Blaſe: Nachrichten über die Kiefernſchütte im ſächſ. Erzgebirge im Jahre 1852 (Jahrbuch der königlich ſächſiſchen Akademie für Forjt- und Land⸗ wirthe zu Tharand. 9. Band, 1853, S. 78, hier 80). — Nebſt einigen all⸗ gemeinen Bemerkungen von v. Berg (v. S. 81 ab). Nördlinger, Dr. H.: Die Schütte der Föhren (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 46. Band, 1. Heft, 1863, S. 185, hier 191). 4) von Löffelholz, a. a. O., S. 9. 36* 564 Anhang. II. Abſchnitt. ausſtrahlung vermindert. Auf großen Kahlſchlägen ſchütten aber die Kiefern faſt regelmäßig. Am meiſten leiden ſpät ausgeführte dichte Vollſaaten, in welchen die einzelnen Pflänzchen nur ein dürftiges Wurzelſyſtem und ſpindelige Schäftchen entwickeln können. f. Witterung. 5 Die Krankheit tritt beſonders in den Monaten März bis Mai auf, zeigt ſich aber je nach Jahren von verſchiedener Heftigkeit. Grelle Witterungskontraſte wirken begünſtigend, z. B. warme, ſonnige Tage nach kalten Nächten (mit Reif), was ſich ja im Früh— jahre ſehr häufig ereignet. Auch kalte trockene Luftſtrömungen aus Oſten oder Nordoſten vermehren das Übel. Bei trübem, regneriſchem Wetter im Frühjahre zeigt ſich die Kalamität entweder gar nicht oder nur in geringem Grade. Die Witterungsverhältniſſe des vorausgegangenen Winters ſind inſofern von Einfluß, als die Schütte nach naſſen Sommern und nach naſſen, ſchneearmen Wintern mehr vorkommt und intenſiver auftritt als nach ſchneereichen. 3. Derbreifungsbezirk. Die Krankheit iſt mit dem Anbaue der Kiefern eng verknüpft und daher ebenſo verbreitet wie dieſer, jedoch in kalten Ländern (Rußland) weniger von Bedeutung. Allen Beobachtungen zufolge knüpft ſich ihr bemerkbares Auftreten in Deutſchland erſt an die ſeit dem Ende des vorigen bzw. Anfang des jetzigen Jahrhunderts an Stelle der früheren natürlichen Verjüngung getretene und immer mehr um ſich gegriffene Kahlſchlagwirtſchaft in den Kiefern— wäldern. Die einmal befallenen Kiefern werden wiederholt heimgeſucht, da fie ſchon infolge des erſten Auftretens der Krankheit im Wachs—⸗ tume kümmern und hierdurch an Widerſtandskraft einbüßen. In den naßkalten Jahren 1850—52 trat die Schütte in der norddeutſchen Tiefebene (Mark, Oſtfriesland ꝛc.) in großer Ausdehnung und ſehr heftig auf. Auch neuerdings (18811884) iſt ſie daſelbſt mit großer Heftigkeit aufgetreten ). 4. Arſachen. Über die Urſache der Schüttekrankheit ſind zahlreiche Hypotheſen aufgeſtellt worden, wie ſich aus den kritiſchen Litteraturnachweiſen, 1) Brandt: Kiefernſchütte, Frühjahr 1884 (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XVI. Jahrgang, 1884, S. 407). | | | 5 Schutz gegen einige Krankheiten. 565 welche Fr. von Löffelholz-Colberg und Holzner zuſammen— getragen haben, ergiebt. Man hat als Urſachen teils gewiſſe Bodenzuſtände, teils Witterungsverhältniſſe, teils Kombinationen beider be— zeichnet. 5 Pfeil) z. B. ſucht die Urſache der Schütte hauptſächlich in Armut des Bodens an mineraliſchen Nährſtoffen bzw. Humusloſigkeit. Hiergegen ſpricht aber, daß die Kiefern ſelbſt auf dem kräftigſten Lehmboden ſchütten. G. L. Hartig ' ſchreibt die Krankheit vorausgegangenen naſſen Wintern zu. Die Kiefer ſchüttet aber häufig bereits im Vorwinter. Frömbling!) erklärt den Salzgehalt der Seewinde für die Urſache der Erkrankung. In dieſem Falle müßte aber die Krankheit in den Küſten— gegenden beſonders häufig und intenſiv auftreten, was nicht der Fall iſt. Andere Autoren glauben den Pilz Hysterium pinastri Schrad. (S. 292) als die einzige Urſache erkannt zu haben, und wieder andere führen die Krankheit auf ein Mißverhältnis zwiſchen Waſſer⸗Aufnahme und -Verdunſtung zurück. Nach den inzwiſchen gemachten Forſchungen kann kaum noch be— zweifelt werden, daß man es bei der „Schütte“ — ähnlich wie bei der Lärchenkrankheit — mit mehreren Krankheitszuſtänden junger Kiefern zu thun hat, welche durch verſchiedene Urſachen hervorgerufen werden können. Bei Ausſcheidung aller nichtwiſſenſchaftlichen, rein empiriſchen Erklärungen bleiben immer noch drei Urſachen beſtehen, welche die Krankheit bewirken können, nämlich: 1. Der Kiefernritzenſchorf (Hysterium pinastri Schrad.). 2. Froſt, u. zw. vorwiegend Frühfroſt (Herbſtfroſt). 3. Ein Mißverhältnis zwiſchen Aſpiration und Tran— ſpiration der Pflanzen. Hiernach laſſen ſich Pilzſchütte, Froſtſchütte und Ver— trocknungsſchütte unterſcheiden. Welche dieſer Urſachen in einem konkreten Falle vorliegt, hängt hauptſächlich mit den Standorts- und Witterungsverhältniſſen zuſammen. Die Entſcheidung hierüber wird 1) Pfeil, Dr. W.: Einiges über die Krankheiten und Fehler der Wald— bäume (Kritiſche Blätter für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft, 17. Band, 1. Heft, 1842, S. 65, hier 92). Derſelbe: Pflanzenphyſiologiſche Aphorismen. Die Baumkrankheiten im Allgemeinen (daſelbſt, 42. Band, 1. Heft, 1859, S. 212, hier 229). 2) Die Forſtwiſſenſchaft nach ihrem ganzen Umfange in gedrängter Kürze. Ein Handbuch für Forſtleute, Kameraliſten und Waldbeſitzer. Berlin, 1831, S. 139. 3) Betrachtungen über die Schütte an der Oſtfrieſiſchen Nordſeeküſte (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, III. Band, 1871, ©. 430). 566 Anhang. II. Abſchnitt. freilich dadurch erſchwert, daß der betreffende Pilz ſtets auftritt; er iſt aber häufig gewiß nur eine konſekutive Erſcheinung. A. Pilzſchütte.“) Hierüber wurde bereits im Abſchnitt über die Pilze (S. 292 — 294) das Nötige mitgeteilt. Daß der Pilz nicht die alleinige Urſache der Schütte ſein kann, läßt ſich aus mehreren Erſcheinungen ableiten, ſo z. B. aus dem Beginne der Krankheit in den Nadelſpitzen, aus dem vorzugs- weiſen Befallenwerden der unteren Pflanzenteile, vor allem aber daraus, daß die Schütte ſehr häufig — ſo zu ſagen — über Nacht eintritt, und daß ſie hauptſächlich in Saatkämpen und auf Freiſaaten vorkommt, nicht in Naturbeſamungen. Das von uns wiederholt be— obachtete plötzliche Schütten der Pflanzen auf einem ganzen Beete (oder mehreren) nach einer kalten Reifnacht, welche einem ſonnigen Tage gefolgt iſt, ſchließt doch die Erklärung eines Pilzes als Urſache Ferner müßte die Pilzſchütte, da die Pilzentwickelung durch Wärme und Feuchtigkeit begünſtigt wird, in Schirmſchlägen mehr als auf Kahlſchlägen ſich zeigen, was aber in der Regel nicht der Fall ift. Wo aber Verjüngungen unter Schirm thatſächlich mehr als Freiſaaten leiden, würde vermutlich der Pilz als Urſache in Betracht kommen. Als Saprophyt an toten Nadeln der Kiefer (auch an Fichte und Wachholder) iſt der Schüttepilz ſehr verbreitet. 1) Die hierher gehörige wichtigſte Litteratur findet ſich bereits auf S. 293, Anmerkungen 1—3 verzeichnet. Wir fügen hier aber noch folgende Abhandlungen hinzu: Turski, M.: Die Schütte der Kiefern (Forſtwiſſenſchaftliches Central⸗ blatt, 1881, S. 144). — Hier wird über Verſuche berichtet, welche der Ver— faſſer in den Forſtgärten der Petrowskiſchen Akademie (Moskau) angeſtellt hat. Derſelbe ſteht auf dem Standpunkte von Prantl, indem er gleichfalls den Pilz Hysterium pinastri als alleinige Urſache oder Schütte anfieht. G.: Ruſſiſche Beobachtungen über die Schütte (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1882, S. 18). — Ein Auszug der Turski'ſchen Be— obachtungen ohne Eingehen auf mikroſkopiſche Einzelheiten und ohne Kritik. Die Schreibweiſe „Tarſki“ iſt wohl nur ein Druckverſehen? Schönwald: Die Schütte (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, S. 666). — Der Verfaſſer erklärt den Pilz für die alleinige Urſache der Schütte. Hoffmann: Zur Schüttekrankheit der Kiefer (daſelbſt, XXVII. Jahr⸗ gang, 1895, S. 82). — Der Verfaſſer knüpft ſeine Beobachtungen an die Schön wald’ ſche Abhandlung an und ſtimmt den dort entwickelten . teils bei, teils tritt er ihnen entgegen. | u a Schutz gegen einige Krankheiten. 567 B. Froſtſchütte. Unter den Schriftſtellern haben insbeſondere G. Alers!) und H. Nördlinger?) die Schütte auf wiederholte Erkältungen der Pflanzen durch Wärmeſtrahlung der Bodenoberfläche bei nicht über— ſchirmtem und ſchneefreiem Boden zurückgeführt. Später trat die Mehrzahl der Praktiker dieſer Anſicht bei. Als Urſache wird in der Regel der Herbſtfroſt angeſehen. Indeſſen wird nicht jeder Frühfroſt verderblich; bedingend iſt vielmehr ein großer Kontraſt von nächtlicher Kälte und Erwärmung am Tage. In kalten Nächten (im Herbſte) pflegt es zu reifen, und dieſer Reif ſteigert den Temperatur-Kontraſt einem hierauf folgenden ſonnigen Tage gegenüber. Für dieſe Erklärung ſpricht, daß an älteren Pflanzen bzw. Stangen die unteren Nadeln ſtets zuerſt und am meiſten ſchütten. Die Froſtſchütte zeigt ſich beſonders nach naſſen und kalten Sommern, in welchen die Triebe nicht ordentlich verholzen können. Wenn freilich die Nadelrötung erſt im Frühjahr eintritt, ſo könnte — vom Standpunkte der Frojttheorie aus — nur der Spätfroft?) als Urſache bezeichnet werden; jedoch ſollen die Spätfröſte — nach Anſicht der Vertreter dieſer Theorie — lange nicht ſo gefahrbringend ſein als die Frühfröſte. Die früher bezeichneten Thatſachen, daß die Schütte beſonders ſtark auf Kahlſchlägen, in Niederungen, engen Thälern, auf unbedecktem 1) Alers: Noch ein Wort über das Schütten junger Kiefern (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1853, S. 81). Derſelbe: Schutz den jungen Kiefern in den Saat- und Pflanzkämpen gegen Frühfroſt! (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 132). Derſelbe: „Zur Schütte junger Föhren“ (daſelbſt, 1879, S. 156). Derſelbe: Schutz den jungen Kiefern in den Saat- und Pflanzkämpen gegen Frühfroſt! (daſelbſt, 1880, S. 156). Derſelbe: Ueber das Auftreten der Schütte an jungen Kiefern in Folge von Spätfröſten im Frühjahre (daſelbſt, 1882, S. 159). Derſelbe: Ruſſiſche Beobachtungen über die Schütte (daſelbſt, 1883, S. 259). — Eine gegen Profeſſor Turski gerichtete Polemik. Guſe, C.: In Sachen der Schütte (daſelbſt, 1883, S. 424). — Der Ver: faſſer nimmt Turski gegen den Alers'ſchen Artikel in Schutz. 2) Nördlinger: Die Schütte der Föhren (Kritiſche Blätter für Forſt— und Jagdwiſſenſchaft, 46. Band, 1. Heft, 1863, S. 185). Derſelbe: Die Schütte junger Föhren (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1878, S. 389). Derſelbe: Lehrbuch des Forſtſchutzes. Mit 222 in den Text gedruckten Holzſchnitten. Berlin, 1884, S. 385—401. 3) Meſchwitz: Beitrag zur Löſung der Frage über die Entſtehung der Schütte in den Kiefernkulturen (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 34. Band, 1884, S. 158). 568 Anhang. II. Abſchnitt. Boden ꝛc. auftritt, wo ſowohl die Kältewirkung, als die (nächtliche) Wärmeſtrahlung keinem Hinderniſſe begegnen, machen es wahrſchein— lich, daß wir es in der That in vielen Fällen mit der Froſtſchütte zu thun haben. C. Vertrocknungsſchütte. Die ſog. Vertrocknungstheorie wurde zuerſt von Ernſt Eber— mayer!) aufgeſtellt, welcher bei Gelegenheit von Unterſuchungen der Bodentemperatur auf den bayeriſchen meteorologiſchen Doppelſtationen nebenbei auf dieſe Anſicht geführt wurde. Dieſe Theorie iſt in Kürze folgende: Durch die häufig ſchon hohe Lufttemperatur im März und April (18 — 20%.) wird die junge Kiefernpflanze, zumal an ſonnigen Tagen, zu ſtarker Verdunſtung angeregt. Der Boden iſt um dieſe Zeit zwar hinreichend feucht, aber noch jo kalt (5° C. und weniger bis zu 1,2 m Tiefe), daß die Wurzel⸗ thätigkeit der Pflanze nur eine geringe fein kann. Der Waſſerverluſt durch Tranſpiration kann ſomit, ungeachtet der vorhandenen Bodenfeuchtigkeit, durch Aſpiration nicht vollſtändig erſetzt werden; daher müſſe ein Welken und Abſterben der Nadeln eintreten. Vom Trockenwerden im Sommer bei anhaltender Dürre (normale Vertrocknung) unterſcheidet ſich dieſes Welken lediglich dadurch, daß es nicht, wie jenes, auf einem Mangel an Bodenfeuchtigkeit beruht, ſondern nur auf ungenügender Wurzelthätigkeit bzw. Waſſeraufſaugung wegen noch zu kalten Bodens. Wir ſchlagen daher vor, dieſen Prozeß als „abnorme Vertrocknung“ zu bezeichnen. Von anderer Seite iſt hierfür der Ausdruck: „Trockenfroſt“ oder „Froſttrocknis“ (weil der Boden um dieſe Jahreszeit mitunter noch gefroren iſt) gebraucht worden. Die Vor winterſchütte freilich kann auf Grund dieſer Theorie nicht erklärt werden, da der Boden im Herbſte wärmer als die um— gebende Luft iſt. Bei Zugrundelegung dieſer Theorie erklärt ſich das Auftreten der Schütte unter den auf S. 562— 564 angegebenen Boden- und Witterungsverhältniſſen in der einfachſten Weiſe. Sandböden kühlen, unter ſonſt gleichen Umſtänden, während der Nacht ſtärker ab als Thonböden. Naſſe Böden find kälter als trockene. Nach ſchneereichen Wintern ift der Boden kälter als nach ſchnee— armen. Auf kahlen Südhängen iſt die Inſolation am größten 2c. 1) Die phyſikaliſchen Einwirkungen des Waldes auf Licht und Boden und ſeine klimatologiſche und hygieniſche Bedeutung, begründet durch Bes obachtungen der foritlich-meteorologijchen Stationen im Königreich Bayern. Reſultate der bayerischen meteorologiſchen Stationen. 1. Band. Nebſt graphi— ſchen Darſtellungen in einer Extra-Beilage. Aſchaffenburg, 1873. Anhang, S. 257. — Schutz gegen einige Krankheiten. 569 5. Schaden. Die Schütte wirkt in der Regel nicht tödlich. Man kann die hiervon befallenen Pflanzen ohne Gefahr verſetzen, inſofern die Spitz— knoſpen noch geſund und lebenskräftig ſind. Selbſtverſtändlich kümmern aber die geſchütteten Pflanzen eine Zeit lang und verfallen unter Umſtänden ſchließlich den forſtſchädlichen Inſekten. Wenn aber die Krankheit wiederholt an denſelben Pflanzen auftritt und auch die Knoſpen hierdurch getötet werden, ſo gehen die Pflanzen unfehl— bar ein. 6. Bekämpfung. Die gegen die Schütte zu ergreifenden Maßregeln hängen mit der Urſache der Krankheit zuſammen. Man wird hiernach Gegen— mittel gegen die Pilz-, Froſt- und Vertrocknungsſchütte zu unter ſcheiden haben. A. Bekämpfung der Pilzſchütte. Unter Verweiſung auf die frühere Darſtellung (S. 204) bringen wir im Nachſtehenden nur zum Punkte 4, betr. das Beſpritzen der Pflanzen mit kupferhaltigen Flüſſigkeiten!), noch einige erſt in der neueſten Zeit veröffentlichte Details, die um ſo beachtens— werter erſcheinen, als dieſes Gegenmittel immer mehr in den Vorder— grund zu treten ſcheint. Als Kupferlöſungen find bis jetzt mit Erfolg die ſog. Borde— laiſer Brühe und Kupferſodabrühe angewendet worden. 1. Bordelaiſer Brühe (Bouillie bordelaise). Um dieſe herzuſtellen, löſt man in einem hölzernen Faſſe 2 kg Kupfervitriol in 40! kochendem reinen Waſſer auf, während in einem zweiten Faſſe gleichfalls in 40 1 kochendem Waſſer 1 kg friſch— gebrannter Kalk oder auch 4 kg dicker Kalkbrei aufgelöſt wird. Dieſe möglichſt fein verrührte Kalklöſung gießt man nach vollſtändiger Erkaltung beider Löſungen langſam — unter fortwährendem Um— rühren — durch ein feines Sieb in die Kupfervitriollöſung und verdünnt dieſe ſchließlich bis auf 100 1 Flüſſigkeit oder bei ſehr trockenem Wetter ev. noch auf etwas mehr. Nachdem das Abſetzen aller ungelöſten Teile erfolgt iſt, wird die Flüſſigkeit durch eine etwas über dem Faßboden angebohrte Offnung abgezapft.?) 1) von Tubeuf, Dr. C.: Einführung der Kupfermittel in den forſt⸗ wirihſchaftlichen Pflanzenſchutz (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitichrift, 1898, S. 253). 2) W.: Ein Mittel gegen Kiefernſchütte Allgemeine Forſt- und Jagd: Zeitung, 1898, S. 328). 570 Anhang. II. Abſchnitt. Das Beſpritzen muß in der Zeit vom 1. Juli bis Mitte Auguſt in Form eines feinen Taues ſtattfinden. Die den Weinbergsbeſitzern zur Bekämpfung der Blattkrankheit des Weinſtocks durch den Pilz Peronospora viticola ſchon länger bekannte Borde— laiſer Brühe wurde von dem fünigl. bayeriſchen Förſter Beck in Büchelberg (Bienwald in der Pfalz) (ſeit 1891) gegen die Kiefernſchütte verſucht und hat ſich im Forſtamte Langenberg vorzüglich bewährt.“) Auch Oſterheld? hat durch Beſpritzen hiermit im Juli, Anfang Auguſt die Krankheit im darauffolgenden Jahre weſentlich eingeſchränkt. Ebenſo erzielte der Pflanzſchulbeſitzer Berpete zu Libin (Belgien)“) hiermit einen vollkommenen Erfolg; desgl. Vuillamen und Bartet in Frank— reich. *) 2. Kupferſodabrühe oder Heufelder Brühe.) Ihre Herſtellung geſchieht in der Weiſe, daß man 1 kg Kupfer: ſodapulver in 100 1 Waſſer auflöſt und die Miſchung mit einem ſtumpfen Beſen 2—3 Minuten umrührt. Dieſer Miſchung wird neuerdings der Vorzug gegeben. Man kann die betreffenden Pflanzen, ohne einen Nachteil zu befürchten, ſogar längere Zeit (24 Stunden) in Kupferſodabrühe — ſogar in eine 2 bis 3% ige Löſung — einlegen; jedoch genügt ſchon 1—2 ſtündiges Eintauchen 1) M.: Die Zunahme der Blatt- und Nadelkrankheiten während der letzten Jahre, ein Beitrag zur Schütte-Erkrankung der Kiefer (Forſtwiſſen⸗ ſchaftliches Centralblatt, 1899, S. 348). Eßlinger: Die Bekämpfung der Kiefernſchütte durch Beſpritzen der Pflanzen mit Kupferlöſungen (Wochenblatt für Forſtwirtſchaft „Aus dem Walde“, 1899 Nr. 43 vom 26. Oktober, S. 337). 2) Oſterheld, Friedrich: Die erfolgreiche Bekämpfung der Kiefernſchütte (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1898, S. 399). Derſelbe: Berichtigung. Die erfolgreiche Bekämpfung der Kiefernſchütte (daſelbſt, 1899, S. 451). 3) Mittel gegen die Schütte (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1895, S. 392). 4) T.: Bekämpfung der Kiefernſchütte durch Beſpritzen der Pflanzen mit Kupfervitriolbrühe (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1898, S. 460). 5) Weiß, Dr. J. E.: Wie ſchützen wir uns gegen die Einſchleppung von Pflanzen-Krankheiten? (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahr⸗ gang, 1899, S. 5). Derſelbe: Ueber die richtige Herſtellung von Kupfermitteln zur Be— kämpfung der Pilzkrankheiten unſerer Kulturgewächſe. Ein Wort zur Klärung und Aufklärung. — Ein durch die Chemiſche Fabrik Heufeld (Oberbayern) zu beziehendes Flugblatt. Fürſt, Dr.: Die richtige Herſtellung von Kupfermitteln zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten und Kulturgewächſe (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1899, S. 349). — Eine Reproduktion der vorſtehenden Broſchüre. Weiß, Dr.: Die Wirkungsweiſe der Kupferpräparate gegen die Pflanzen— krankheiten (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, 1899, II. Jahrgang, S. 76). Schuß gegen einige Krankheiten. 571 oder ſtarkes Beſpritzen. — Reine Kupfervitriollöſung wirkt aber ſehr ſchädlich auf die Blätter und Früchte; Eiſenvitriol tötet ſogar alle nicht grasartigen Gewächſe, mithin auch die Holzpflanzen. Zum Beſpritzen verwendet man eine gewöhnliche Weinbergsſpritze oder einen anderen Zerſtäubungsapparat. Einen ſolchen empfiehlt W. Koſtiel (Wien, XIX. 1. Nußwaldgaſſe, 11). Preis: 2 fl. 20 kr. öſterr. Währg. Kupferkalkbrühe kann mit dieſem Apparate nicht zerſtäubt werden (wegen feſten Niederſchlags), wohl aber Heufelder Brühe.) Eine andere Spritze, die ebenfalls gelobt wird, kann von Alt— mann Berlin, Luiſenſtraße 47) bezogen werden. B. Bekämpfung der Froſtſchütte. 1. Verjüngung der Kiefer unter Schirm oder Abſäumung in ganz ſchmalen Schlägen, um wenigſtens einen Seitenſchutz gegen die Wirkungen der Spätfröſte herzuſtellen. 2. Vermeidung der Saat, wenigſtens dichter Vollſaat, wenn künſtliche Beſtandsbegründung gewählt wird. Bei Pflanzenmangel iſt ſparſame Riefenſaat in etwa 25—30 em Ab— ſtand zu wählen und frühzeitig auszuführen. Zu dichte Saaten ſind zu durchrupfen: man nennt dieſe Operation das „Verdünnern“. Auch Beigabe von etwas Fichtenſamen hat ſich in manchen Fällen als ſchützend erwieſen. 3. Pflanzung einjähriger Kiefern-Ballenpflanzen mit dem Carl Heyer'ſchen Hohlbohrer, weil hierdurch Verletzungen der Wurzeln am ſicherſten vorgebeugt wird. Man erzieht die Pflanzen durch Ausſaat von 12 kg Kiefernſamen pro ba auf übereggtem Boden (pro ar 5000 - 7000 Stück). 4. Vermeidung der Anlage von Kiefernſaatbeeten in engen, tief eingeſchnittenen Thälern und keſſelförmigen Lagen. 5. Für Saat⸗ und Pflanzkämpe kommen in Betracht: a) Anlage des Kampes in freier Lage auf einer möglichſt großen Kulturfläche, am beſten etwas höher als das übrige Terrain, jedenfalls nicht in einer Einſenkung und nicht dicht an einer weſt— lichen Holzwand, ſondern mindeſtens 50 Schritte hiervon entfernt.“) Hierdurch ſoll die Vegetation im Frühjahre verlangſamt und das nach— teilige Stagnieren der Luft (mithin Spätfroſt) verhindert werden. Durch einen größeren Abſtand von der weſtlichen Holzwand wird die durch Reflex— hitze hervorgerufene ſtärkere Erwärmung des Bodens am Tage, welche zeitigere Vegetation zur Folge haben würde, vermieden oder wenigſtens abgeſchwächt. 1) Weiß, Dr.: Ein neuer Zerſtäubungsapparat (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahrgang, 1899, S. 23). Derſelbe: Welche Spritzen ſind die geeignetſten für die Verteilung von Kupferpräparaten? (daſelbſt, 1899, S. 68). 2) Meyer: Ueber Schütten der Kiefernſaatkämpe reſp. Schonungen (Zeitſchriſt für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXI. Jahrgang, 1889, S. 93). 572 Anhang. II. Abſchnitt. b) Bedecken der jungen Kiefern in den Saatbeeten mit Nadel— ſtreu bis zu /,—/, ihrer Höhe (Anfang Herbſt).“) Die Streu bleibt bis zur Verwendung der Pflanzen im Frühjahre liegen. Streu aus kranken Beſtänden, deren Nadeln vorzeitig rot geworden ſind, darf aber zu dieſem Experimente nicht verwendet werden. e) Überdecken mit nicht zu dicht geflochtenen Schirmgittern. Letztere müſſen in ca. 1 m Höhe über dem Boden gelegt und ſchon Ende September vor den erſten Nachtfröſten angebracht werden; jo- bald im Frühjahre Spätfröſte nicht mehr zu befürchten ſind, werden ſie entfernt. Den Winter über muß die Decke bei heiterem Wetter während des Tages etwas gelichtet, vor Sonnenuntergang jedoch wieder entſprechend verdichtet werden. Das hohe Anbringen der Lattengitter bezweckt den fortwährenden Zu: tritt der Luft und die ſtändige Erneuerung derſelben über den Pflanzen. Wenn man die Schirme dicht über den Pflanzen anbringt, ſo wirken ſie wegen Verhinderung des ſeitlichen Luftzutrittes verdumpfend. Die Hochbeſchirmung hat ſich nach Erfahrungen in Helmſtedt (Braunſchweig) ), in der mähriſchen Domäne Buchlau?) und in einigen Oberförſtereien des Regierungsbezirkes Bromberg) vortrefflich bewährt. d) Überſieben der Saatbeetpflanzen mit trockener Erde (Anfang September), ſodaß nur die benadelten Teile frei bleiben. Sobald die Erde durch Regen abgeſchwemmt wird, ſoll die Manipulation wiederholt werden.“) e) Düngen des Kiefernkampes mit Buchenlauberde. Hiermit erzielten die Forſtverwalter König‘), Hoffmann (Klüs)?) und Uteg (Buchholtz)s) einen durchſchlagenden Erfolg, d. h. ſchüttefreie Kiefern. König fordert ein ſehr ſtarkes Düngen, d. h. einen Auftrag bis 1) Brecher: Kleine Kulturhülfsmittel (Allgemeine Forſt- und Jagd⸗ Zeitung, 1891, S. 36). Derſelbe: Zur Verhütung der Schütte in Kiefernkämpen (Allgemeiner Holzverkaufs-Anzeiger Nr. 41 vom 6. October 1896). 2) Vgl. Alers, a. a. O. (S. 567, Anmerkung 1). 3) Baudiſch, Friedrich: Genügt der Schutz der jungen Kiefern gegen Frühfroſt, um die Schütte hintanzuhalten? (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1881, S. 362). 3 4) Mittel gegen die Schütte der Kiefernjährlinge vom Königl. Oberförfter Koyen in Taubenwalde (Zeitſchriſt für Forſt- und Jagdweſen, XVII. Jahr⸗ gang, 1885, S. 134). 5) Meſchwitz: Die Erziehung der Kiefernpflanzen unter Abwendung der Schütte (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 32. Band, 1882, S. 131). 6) Deutſche Forſt-Zeitung, 1888, Nr. 12, S. 131. 7) Zur Schütte-Krankheit der Kiefer (Forſtliche Blätter, N. F. 1888, 255). 8) Zur Schüttekrankheit der Kiefern in Saatkämpen (daſelbſt, 1889, 214). 05 05 Schutz gegen einige Krankheiten. 573 30 em, während Hoffmann bei nur ſpatenſtichtiefer Lockerung mit einem Auftrage von 3—4 cm ſich begnügt. Die Lauberde muß hierbei vorzugs⸗ weiſe dem oberen Teile des Bodens zugeführt bzw. erhalten werden. Die günſtige Wirkung dieſes Düngers beſteht wohl hauptſächlich in der Verhinderung der ſchroffen Temperaturwechſel in der Oberfläche des Bodens; nur iſt nicht einzuſehen, weshalb gerade Buchenmoder verwendet werden ſoll, da ein anderer ähnlicher Dünger ſicherlich dieſelbe Wirkung äußert. Bei einer Düngung mit Heidehumus ſchütteten allerdings (nach Uteg) ſämtliche Kiefern, während die mit Erde aus einem Buchenbeſtande gedüngten ſich gut erhielten. ) Verſchulung der einjährigen Kiefern im Kamp in etwa 12 em Reihen- und S em Pflanzenabſtand, wenn deren Verpflanzung ins Freie erſt vom zweiten Jahr ab erfolgen ſoll. C. Bekämpfung der Vertrocknungsſchütte. Das Prinzip der Bekämpfung dieſer Schütte-Art muß darin beſtehen, während der gefährdeten Frühjahrsperiode teils die Boden— temperatur zu erhöhen, teils die Lichtintenſität zu verringern, um ſowohl die Wurzelthätigkeit zu ſteigern, als die Tranſpiration zu ermäßigen. Außerdem muß man die Widerſtandskraft der Pflanzen zu ſteigern ſuchen. Die Bodentemperatur wird erhöht durch: 1. Abführung allzu großer Bodennäſſe mittels Entwäſſerung. 2. Tiefe Bodenlockerung und Düngung (z. B. mit Raſenaſche). Von letzterer kann freilich nur in ſtändigen Forſtgärten die Rede ſein. 3. Höherlegen der Saat- und Pflanzbeete um mindeſtens 30 cm gegen das umliegende Terrain, um ſie trocken zu halten. Dies empfiehlt ſich namentlich bei feuchtem, bindigem Untergrunde. 4. Dichtes Bedecken der Zwiſchenräume zwiſchen den Pflänzchen in den Beeten mit ſchlechten Wärmeleitern (Moos, Laub, Wachholder— reiſig.“) Im Nachwinter beim Eintritte warmer Witterung auszuführen. Die Lichtintenſität wird (abgeſehen von dem unter 4 an⸗ gegebenen Mittel) vermindert durch: 5. Verjüngung der Kiefer unter Ober- oder Seitenſchutz. 6. Ausführung der Kiefernſaaten zwiſchen Lupinen. Schöne Erfolge mit dieſer Maßregel ſind namentlich in der preußiſchen Provinz Brandenburg und in Mecklenburg aufzuweiſen. Die Widerſtandskraft der Pflanzen wird geſteigert durch räumliche Erziehung derſelben von Jugend auf, Schonung der Zaſer— würzelchen beim Ausheben und Verpflanzen und Wahl der Ballen: pflanzung. 1) Thiele: Vorbeugungsmittel gegen die Schütte bei 1 jährigen Kiefern⸗ pflanzen im Saatkamp (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1892, S. 357). 574 Anhang. II. Abſchnitt. Aus Vorſtehendem ergiebt ſich, daß die Bekämpfung der Froſt— und Trockenſchütte jo ziemlich auf dieſelben Mittel hinausläuft. Die Pilzſchütte freilich würde durch einige der unter B und C be— zeichneten Maßregeln begünſtigt werden, z. B. durch Verjüngung unter Schirm, durch Düngen und Bedecken mit Kiefernreiſig. Beſondere Erwähnung mögen noch zwei in der neueren Zeit vorgeſchlagene Mittel finden, über deren Erfolg uns eigene Erfahrungen nicht zu Gebote ſtehen. Dieſe ſind: das Einerden und das Ein— kellern der Kiefernpflanzen. Bei dem Einerden!) hebt man die 1—2jährigen Pflänzchen Ende September, Anfang Oktober, wenn ſie auch ſchon etwas ſtahl— blau angelaufen ſind, vorſichtig aus, ſchlägt ſie, unter ſorgfältiger Schonung der Wurzeln, reihenweiſe in 70— 80 em erhöhte, lockere Beete ein und überdeckt dieſe mit einer dünnen Laubſchicht. Die betreffenden Pflänzchen ſollen ſich bis zum nächſten Frühjahre, wo die Auspflanzung ins Freie erfolgt, vorzüglich grün erhalten haben, während die nicht eingeerdeten Kiefernpflanzen auf den Saatbeeten total rot und zur Verpflanzung unbrauchbar waren. Das Einfellern?) geſchieht durch Einlegen der ausgehobenen Kiefern in 60— 70 cm breite und 0,8 —1,0 m tiefe Gruben oder Erdkäſten, ebenfalls reihenweiſe und mit Erdzwiſchenlage, entweder ſchon im Herbſt oder im zeitigen Frühjahr. Es wird aber nur die Sohle der Grube mit Pflanzen belegt, ſodaß jene — von oben geſehen — einem grünen Teppiche gleicht. Oben wird der Graben querüber mit Stäben in Abſtänden von 15 —20 em überdacht und hierauf noch Kiefern- oder Tannenreiſig gelegt. Fichtenreifig eignet ſich deshalb nicht, weil es die Nadeln zu leicht abfallen läßt. Die Decke muß je nach den Witterungsverhältniſſen entſprechend reguliert, insbeſondere bei grellen Temperaturdifferenzen zwiſchen Luft und Boden (im Frühjahre) verſtärkt werden. Bei anhaltender Dürre ſind die eingekellerten Pflanzen ab und zu von oben her leicht mit Waſſer zu überbrauſen. In den preußiſchen Oberförſtereien Cladow, Friedeburg ꝛc. iſt das Früh— jahrs-Einkellern mit Erfolg angewendet worden. In einem 3 m langen 1) Ein Mittel gegen die Schütte der Kiefer (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1882, S. 597). Nach Mitteilung des Forſtmeiſters Vosfeldt in dem Jahrbuch des Schleſiſchen Forſt-Vereins für 1881. 2) Brettmann: Das Einkellern von Kiefern-Jährlingen. Ein Mittel zur Verhütung der Schütte (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XVI. Jahr⸗ gang, 1884, S. 233). Hollweg: Herbſtliches Eindecken der Kiefernkämpe als Vorbeugungs— mittel gegen Schütte (daſelbſt, XVII. Jahrgang, 1885, S. 405). | 1 75 o Schutz gegen einige Krankheiten. l Erdkaſten wurden etwa 5000 Stück 1—2 jährige Pflänzchen untergebracht. Ein unfehlbares Mittel iſt aber dieſes Einkellern nicht, denn von anderer Seite!) wird von einem vollſtändigen Mißerfolge dieſes Verfahrens berichtet. Die Vornahme weiterer Verſuche hiermit erſcheint daher bei der Bedeutung der Schüttekrankheit angezeigt. IV. Kap. Rauchſchaden. 1. Äußere Erſcheinung der betroffenen Beſtände. Die dem Hütten⸗ oder Steinkohlenrauche dauernd ausgeſetzten Beſtände zeigen ein ſichtbares, immer mehr zunehmendes Kränkeln, welches unter Umſtänden mit deren völligem Abſterben endigt. In den Nadelholzbeſtänden fangen die Nadeln zunächſt auf der dem Anwehen des Rauches zugekehrten Seite an, ſich zu verfärben. Man bemerkt zuerſt ein Vergelben, ſpäter ein Rotwerden der Nadeln von den Spitzen her und zuletzt deren Abfallen. Die Zweige ſterben in der Regel vom Gipfel her ab. Hierdurch lichten ſich die Baumkronen oft in empfindlicher Weiſe, als wenn ſie von dem Waldgärtner (J. Band, S. 389, Figur 147) befallen wären. Ahnliche Erſcheinungen beobachtet man in Laubholzbeſtänden, die dem Rauchſchaden ausgeſetzt ſind. Die Beſchädigungen zeigen ſich auf den Blättern zunächſt in mehr oder weniger großen mißfarbigen gelben oder rotbraunen Flecken, welche ſich bei ſtarker Beſchädigung immer mehr ausdehnen, ſodaß ſich die bezeichnete Färbung zuletzt faſt über die ganze Blattfläche verbreitet, worauf das Abfallen und Abſterben der Blätter erfolgt. Noch beträchtlicher ſind die Schädigungen der Blüten. Man iſt auf dieſe Kümmerungszuſtände zuerſt in Sachſen, u. zw. in den Nadelholzbeſtänden der Umgebung der Freiberger Hüttenwerke, auf— merkſam geworden. Im Grillenburger Walde trat 1861 ein auffallendes Erkrankten infolge von Hüttenrauch ein, welcher von den Weſtwinden getragen, ſeine ſchädlichen Wirkungen auf weite Entfernungen hin äußerte. Auch die Umgebungen der Zwickauer und Olsnitzer Kohlenſchächte find gefährliche Rauch— gegenden. 1) Pahl: Ueber Kiefernſchütte (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1888, S. 371). 2) Haſenclever, Robert: Ueber die Beſchädigung der Vegetation durch ſaure Gaſe. Mit einem Farbendruck und vier photolithographiſchen Tafeln. Berlin, 1879 (Separatabdruck aus der Chemiſchen Induſtrie 1879). von Schroeder, Dr. Julius, und Reuß, Karl: Die Beſchädigung der Vegetation durch Rauch und die Oberharzer Hüttenrauchſchäden. Unter Beihülfe des Königl. preußiſchen Miniſteriums für Landwirthſchaſt, Domänen und Forſten. Mit 5 Farbendrucktafeln und 2 Karten und einem Anhang. Berlin, 1883. — Die ausführlichſte und beſte Monographie auf dieſem Gebiete. 576 Anhang. II. Abſchnitt. Mit Unterſuchungen über die eigentlich ſchädlichen Beſtandteile des Rauches und deren Wirkungsweiſe haben ſich in eingehender Weiſe insbeſondere Stödhardt!) und Schroeder?) im Laboratorium zu Tharandt beſchäftigt, ſpäter auch Hamburger) u. a. Weitere Kundgebungen über Hüttenrauchſchäden ſind aus dem Ober— harze) erfolgt. Die Fläche, auf welcher der durch die drei Hütten zu Clausthal, Lautenthal und Altenau verurſachte Schaden ſichtbar iſt, umfaßte bereits im Jahre 1881 etwa 4500 ha und wird ſeitdem unzweifelhaft größer geworden ſein. Die beſte Gelegenheit zum Studium dieſer Beſchädigungen bietet das Revier Altenau. Die Hüttenrauchſchäden ſind namentlich von der Zeit ab bemerkt worden, ſeitdem man mit der Verhüttung amerikaniſcher Erze begonnen hat, weil deren Schwefelgehalt größer iſt als derjenige der einheimiſchen Erze. 1) Stöckhardt, Dr. A.: III. Unterſuchung junger Fichten und Kiefern, welche durch den Rauch der Antonshütte krank geworden (Jahrbuch der fünigl. ſächſiſchen Akademie für Forſt- und Landwirthe zu Tharand, 9. Band, 1853, S. 169). Derſelbe: Unterſuchungen über die ſchädliche Einwirkung des Hütten— und Steinkohlenrauches auf das Wachsthum der Pflanzen, insbeſondere der Fichte und Tanne (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 21. Band, 1871, S. 218). 2) Schroeder, Dr. Julius: Die Einwirkung der ſchwefligen Säure auf die Pflanzen (daſelbſt, 22. Band, 1872, S. 185). Derſelbe: Die Einwirkung der ſchwefligen Säure auf die Pflanzen (daſelbſt, 23. Band, 1873, S. 217). Derſelbe: Zuſammenſtellung einiger in Tharand ausgeführter Unter- ſuchungen, betreffend die ſchädliche Einwirkung des Hütten- und Steinkohlen⸗ rauches auf das Wachsthum der Waldbäume (Forſtliche Blätter, N. F. 1873, S. 71 und S. 198). Derſelbe und Schmitz-Dumont, Dr. W.: Neue Beiträge zur Rauch⸗ frage (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, S 1). Brief aus dem Voigtlande. Landtagsverhandlungen über Hüttenrauch— ſchäden im Königreiche Sachſen (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1867, S. 180). —x—: Schädliche Einwirkung des Hüttenrauches und des Steinkohlen— rauches auf den Wald (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1875, S. 368). Waldſchäden durch ſchweflige Säure (daſelbſt, 1878, S. 154). 3) Die Beſchädigungen der Pflanzen durch Rauchgaſe (daſelbſt, 1885, S. 144). 4) Reuß: Hüttenrauchſchaden in den Waldungen des Oberharzes. Vor— trag, gehalten bei der Herbſtexcurſion der Forſtakademie Eberswalde am 26. Auguſt 1880 zu Altenau (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIII. Jahr⸗ gang, 1881, S. 65). —6.: Die Hüttenrauchſchäden im Oberharz (Centralblatt für das ge— ſammte Forſtweſen, 1881, S. 267). — Ein kurzer Auszug aus dem vor⸗ ſtehenden Artikel. Hüttenrauchſchäden im Harz (daſelbſt, 1882, S. 443). Vgl. außerdem das auf S. 575, Anmerkung 2, genannte Werk von Dr. Julius von Schroeder und Karl Reuß. 6 7 — Schutz gegen einige Krankheiten. 577 est In neueſter Zeit haben ferner insbeſondere die Rauchbeſchädigungen in dem Oberſchleſiſchen Induſtriebezirke viel von ſich reden gemacht (ſ. S. 588 und 589). Selbſt durch Meilerrauch können Kiefernadeln bis auf eine Entfernung von etwa 50 m gerötet und zum Abſterben gebracht werden. Dieſe Beſchädigung iſt aber lediglich auf die Hitzewirkung des Rauches zurückzuführen.“) 2. Schädliche Beftandfeile im Rauche. Nach den Unterſuchungen in Tharand hat ſich herausgeſtellt, daß von den im Rauche der ſächſiſchen Hütten enthaltenen chemiſchen Beſtandteilen: Bleiverbindungen, arſenige Säure, Schwefelſäure, ſchweflige Säure, Ruß ꝛc. eigentlich nur oder wenigſtens hauptſächlich die ſchweflige Säure (807) dem Holzwuchſe nachteilig iſt. Das— ſelbe Reſultat hat ſich für den Steinkohlenrauch ergeben. Um dies zu ermitteln, hat man verſchiedene Holzpflanzen häufigen und länger andauernden künſtlichen Räucherungen mit den oben ge— nannten einzelnen Beſtandteilen des Hüttenrauches ausgeſetzt und hierbei weder durch Bleiverbindungen, noch durch Arſen ꝛc., noch durch den Ruß, ſondern bloß durch ſchweflige Säure ſichtliche Ein— wirkungen auf den äußeren Habitus und Wuchs der Pflanzen wahr— genommen. Die betreffenden Verſuche lieferten zugleich den Beweis, daß die ſchweflige Säure ſelbſt in ſehr großer Verdünnung noch beizend einzuwirken vermag, wenn die Einwirkungszeit bedeutend verlängert wird. Die Anſteckung erfolgt nur durch die unmittelbare Berührung dieſer Gasart mit den Nadeln bzw. Blättern. Die Zuführung ſchwefliger Säure durch Meteorwaſſer im Boden mittels der Wurzeln ſpielt keine Rolle, wie das Begießen der Holzgewächſe mit verdünnter ſchwefliger Säure gezeigt hat, weil letztere im Boden raſch zu Schwefelſäure oxydiert und daſelbſt reichlich Alkalien vorfindet, mit welchen ſie unſchädliche Verbindungen eingeht. Die Einwirkung ſelbſt iſt eine ſehr raſche und entſchiedene. Die Aufnahme der Gasart geſchieht durch die Oberfläche der Nadeln bzw. Blätter, u. zw. iſt die Menge der aufgenommenen Gasart je nach Holzarten verſchieden. Die untere Blattfläche iſt, bei gleichgroßer Abſorption des Gaſes, wegen der zahlreicheren Spalt— öffnungen empfindlicher als die obere. Aus den Blättern gelangt das giftige Gas in die jungen Triebe und Zweige. 1) Ramann, E.: Beſchädigung von Kiefern durch Meilerrauch (Zeit— ſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XX. Jahrgang, 1888, S. 480). Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. 37 578 Anhang. II. Abſchnitt. Die mittelbare Wirkung der ſchwefligen Säure beſteht in Depreſſion der Waſſerverdunſtung, wodurch das Gleichgewicht zwiſchen Waſſeraufnahme, Fortleitung und Blattranſpiration Störungen er— leidet. Die ſchweflige Säure gelangt hauptſächlich bei dem Röſten ſchwefel— haltiger Erze (Schwefelkies) und durch den Steinkohlenbrand in die Atmoſphäre. Die Steinkohle enthält im Durchſchnitt etwa 2% Schwefel. Welch' geringe Mengen dieſes giftigen Gaſes zur Störung des pflanzlichen Lebens hinreichen, zeigten (1864) Verſuche mit Fichten, welche einer Luft ausgeſetzt wurden, die nur ein Millionteil 80, enthielt. Nach 335 Räucherungen begann eine Bräunung der Nadelſpitzen einzutreten, welche ſich beim Abſchluſſe des Verſuches über die ganzen Nadeln verbreitete. Als nachteilige Beſtandteile des Rauches anderer Hütten ſind beobachtet worden: Queckſilberdämpfe, Salzſäure!), ſalpetrige Säure, Chlorgas und Flußſäure.?) Auch die bei der Celluloſe-Fabrikation frei werdenden Natron-Dämpfe?) können den Holzwuchs in nad: teiliger Weiſe beeinfluſſen. Die chemiſche Wirkung der Salzſäure (aus Sodafabriken) drückt ſich in einer bedeutenden Steigerung des Chlorgehaltes der Blätter aus. Dieſelben erſcheinen rot bzw. braun gerändert, vertrocknen ſchließlich und fallen ab. Das Chlorgas ſelbſt wirkt noch energiſcher. Die Wirkung der Salzſäure iſt aber im allgemeinen ſchwächer als die der ſchwefligen Säure. Dasſelbe gilt von der ähnlich wirkenden ſalpetrigen Säure. Bei dem Abdampfen der bei der Celluloſefabrikation benutzten Natron- lauge und dem nachherigen Glühen der Rückſtände werden von den auf— ſteigenden Dämpfen Soda-Teilchen in großer Menge mit fortgeriſſen. In der hiermit geſchwängerten Luft werden die Blätter zunächſt braun und all⸗ mählich ſchwarz; ſchließlich ſterben ſie ab. Ebermayer fand, daß das Natron in die Blätter eindringe und durch die in denſelben enthaltenen organiſchen Säuren, ſowie durch die Humusſäuren, welche ſich infolge der Zerſetzung der Blattſubſtanz bilden, vollſtändig gebunden werde. Hieraus erklärt ſich die dunkle Färbung der Blätter. Flußſäure, welche in der Nähe von Düngerfabriken ſchädigend auftritt, bringt auf den Blättern kleine ſcharf begrenzte Atzflecke hervor, die nach einigen Tagen braun werden und ringsherum eine gelbe Zone zeigen. 1) Seubert, Dr.: Nachweis eines Salzſäure-Rauchſchadens (nach von Schroeder) (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1883, S. 432). 2) Beſchädigung durch Hüttenrauch (daſelbſt, 1891, S. 220). Ramann, E.: Waldbeſchädigungen durch Flußſäure (Forſtlich-natur⸗ wiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, S. 245). 3) Die landwirthſchaftlichen Verſuchsſtationen: Schädliche Einwirkung von Natrondämpfen auf die Vegetation (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1878, S. 291). Schädliche Einwirkung der Natrondämpfe auf die Vegetation (Central: blatt für das geſammte Forſtweſen, 1879, S. 98). Schutz gegen einige Krankheiten. 579 3. Schaden. A. Schaden im allgemeinen. Als direkte Nachteile des Hütten- und Steinkohlenrauches ſind anzuführen: Zuwachsverluſt, zunehmende Beſtandsauslichtung, Ent— ſtehen von Beſtandslücken, ſogar förmlichen Rauchblößen, Beeinträch— tigung der Fruchternte (namentlich bei Obſtbäumen), Futterverluſt oder wenigſtens⸗Verſchlechterung (durch Infektion des Waldgrafes) ꝛc. Als indirekt ſchädliche Einflüſſe des Hüttenrauches ſind nam— haft zu machen: Dispoſition der Beſtände zu Inſektenkalamitäten, Pilzbeſchädigungen, Waldbrand und ſonſtigen Gefahren. Auch für die Singvögel find Silberhutten inſofern verhängnis— voll, als auf den Beeren der in der Umgebung befindlichen Vogel— beerbäume feiner Bleiſtaub ſich ablagert. Droſſeln und andere Sing— vögel, welche ſolche Beeren verzehren, gehen, wie am Harze konſtatiert worden iſt, an Bleivergiftung zu Grunde.“) B. Schaden nach begünſtigenden Momenten. a. Holzart. Die Nadelhölzer leiden durch Rauch mehr als die Laubhölzer, wenn auch die Nadeln, unter ſonſt gleichen Verhältniſſen, weniger ſchweflige Säure aufnehmen bzw. an und für ſich unempfindlicher und reſiſtenter ſind als die Blätter. Dieſe Erſcheinung iſt teils in der längeren Dauer der Nadeln, teils in dem größeren Ausheilungs— vermögen der Laubhölzer begründet. Die immergrünen Koniferen trifft nicht nur eine größere Summe von Einzelwirkungen während eines Jahres, ſondern auch von Jahr zu Jahr, ſolange die Nadeln überhaupt am Baume hängen bleiben. Das Laubholz hingegen büßt ſeine kranke Belaubung alljährlich ein. 1000 qem Blattfläche (alſo 2000 gem Ober- und Unterfläche) nahmen an 80, auf beim erſten Verſuche (binnen 36 Stunden): Tannennadeln, jüngere 1,8 cbem, ältere 1,4 cbem; Erlenblätter 7,9 cbem; beim zweiten Verſuche (binnen 20 Stunden): Tannennadeln 1,6 ebem; Buchenblätter 3,1 cbem.?) Die Größe des Schadens in Laubwaldungen ſteht nicht bloß unter dem Einfluſſe der Empfindlichkeit der Blätter, ſondern auch das Reproduktionsvermögen der Holzarten kommt mit in Be— 1) Schädlicher Einfluß des Hüttenrauches auf die Vögel (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1895, S. 506). — Aus dem Walde. 2) Vgl. Schroeder, a. a. O. (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 22. Band, 1872, S. 185, hier 193). 37 * 580 Anhang. II. Abſchnitt. tracht. Daher werden im allgemeinen diejenigen Holzarten am widerſtandsfähigſten ſein, welche mit der geringſten Blattempfindlich⸗ keit das größte Reproduktionsvermögen vereinigen. Unter Zuſammen⸗ faſſung aller Verhältniſſe bildet Schroeder folgende drei Gruppen: J. Gruppe. Sehr empfindliche Holzarten. Weißtanne, — Rotbuche. II. Gruppe. Empfindliche Holzarten. Fichte, Kiefer, — Hainbuche, Weißbirke, Linde. III. Gruppe. Wenig empfindliche Holzarten. Lärche, — Spitzahorn, Bergahorn, Eſche, Roterle, Weißerle, Aſpe, Schwarzpappel, Stiel- und Traubeneiche. Eine ähnliche Empfindlichkeitsſkala hat ſich nach Erfahrungen von Borggrevet) (bei Münden) ergeben: I. Nadelhölzer. Tanne, Fichte, Kiefer. II. Laubhölzer. Rotbuche, Linden, Pappeln, Erlen, Ahorne, Eſche, Hainbuche, Aſpe, Eichen. Von untergeordneten Holzarten zeigten ſich Haſel, Weißdorn und Traubenholunder am empfindlichſten. Nach unſeren bei Duisburg gemachten Erfahrungen müſſen auch Feld⸗ und Korkulme zu den gegen Rauch widerſtandsfähigen Holz— arten gerechnet werden.?) Hieraus kann entnommen werden, welche Holzarten ſich für Rauchgegenden beſonders empfehlen. Daß indeſſen die vorſtehenden Gruppierungen nicht unter allen Ver— hältniſſen unbedingte Gültigkeit beanſpruchen können, weil der geſamte Rauch⸗ ſchaden in einem Walde auch mit unter dem Einfluß anderer Umſtände (Bodengüte, Betriebsart, Beſtandsdichte, Holzalter ꝛc.) ſteht, geht aus ander weiten Beobachtungen ſächſiſcher Forſtverwalter hervor. W. Schier“) z. B. fand im Chemnitzer Stadtwalde Rotbuche, Hain: buche, Ulme, Roteiche, Spitzahorn und Birke widerſtandsfähig, während der 1) Neues über Hüttenrauch-Schaden am Walde (Forſtliche Blätter, N. F. 1880, S. 51). Die Kriterien der Waldbeſchädigung durch ſauere Dämpfe. (Verhandlung aufgenommen zu Münden am 13. Juni 1881), unterzeichnet von H. Zabel, A. Gerlach, Dr. W. Daube und Dr. B. Borggreve (daſelbſt, 1881, S. 289). 2) Heß, Dr.: Ueber die Einwirkung des Steinkohlenrauchs auf das Wachsthum der Waldbäume (daſelbſt, 1874, S. 31). 3) Die Kohlenrauchſchäden im Chemnitzer Stadtwalde (Forſtwiſſenſchaft⸗ liches Centralblatt, 1893, S. 7). Schutz gegen einige Krankheiten. 581 Bergahorn empfindlich ſich zeigte und die Weißeſche in der Nähe von Chemnitz ganz verſagte. In Bezug auf den Rauchſchaden im Nadelholz ſtimmt ſeine abſteigende Skala: Tanne, Fichte, Kiefer, Lärche mit den Angaben Schroeder's und Borggreve’3 überein. Revierförſter Unbeſcheid!) (Poppenwald) empfiehlt in der 42. Ver⸗ ſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins (1897) folgende abſteigende Reihe der Holzarten zum Anbau in Rauchforſten: 1. Die deutſchen Eichen und Roteiche (Quercus rubra L.). 2. Rotbuche — Rüſter, Hainbuche. 3. Roterle nur in naſſen Partien. 4. Bergahorn nur auf ganz günſtigen Bodenarten, da er ſonſt leicht zopftrocken wird. 5. Eſche am wenigſten. Von Nadelhölzern verdienen Lärche und Weymouthskiefer Berückſichtigung. Einen wirklichen Erſatz für die Fichte biete aber keine der genannten Holzarten. Auffallend in dieſen beiden Skalen iſt jedenfalls das von der Rotbuche gerühmte gute Gedeihen im Rauchwalde. b. Holzalter. In Rauchgegenden leiden die Beſtände zwar in allen Lebens— altern, jedoch haben die 15—30 jährigen Stangenorte in der Regel den größten Schaden aufzuweiſen. c. Standort. Der Einfluß des Standortes macht ſich zunächſt inſofern geltend, als die nächſtgelegenen Beſtände, u. zw. in der vorherrſchenden Wind— richtung, am meiſten leiden. Die Einwirkung des Rauches auf die Benadelung der Bäume läßt ſich auf mindeſtens 4— 5 km Entfernung nachweiſen. Man hat aber in einzelnen Fällen Rauchſchäden bis auf weit größere Entfernungen wahrgenommen, ſogar bei Schneefall in gewiſſer Windrichtung bis zu 36 km, z. B. im ſächſiſchen Erzgebirge.?) Am meiſten leiden die dem Rauche zunächſt liegenden Beſtandsränder (hauptſächlich die nach Weſten und Südweſten). Lokomotivrauch (bei Steinkohlenfeuerung) legt ſich beſonders in engen Thalgründen in Schaden bringender Weiſe auf. 1) Bericht über die 42. Verſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins ge- halten zu Zwickau am 27. bis 30. Juni 1897, S. 7-32: „Unter welchen Verhältniſſen und bis zu welchem Grade erſcheint in unſeren Rauchſchäden— gebieten ein Erſatz der Fichte nöthig und welche Holzarten können dabei in Betracht kommen?“ 2) Schaal: Brief aus Sachſen. Forſtliche Wahrnehmungen aus dem ſächſiſchen Erzgebirge (Rauchſchaden. — ..) (Allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗ Zeitung, 1896, S. 372). 582 Anhang. II. Abſchnitt. Außerdem hat ſich aber, namentlich im Oberharze, gezeigt, daß die Bäume auf kräftigen Böden dem Hüttenrauche länger widerſtehen als auf geringen Bodenarten. d. Klimatiſche Einflüſſe. Auch Licht und Feuchtigkeit ſind nicht ohne Einfluß auf die Einwirkung der ſchwefligen Säure und ſonſtigen Gaſe. Am Tag it. die ſchädliche Wirkung des Hüttenrauches größer als bei Nacht, wo die Spaltöffnungen geſchloſſen ſind und der Aſſimilationsprozeß ruht. Die Fichte z. B. iſt gegen chroniſche Rauchbeſchädigungen am Tage bei thätigem Aſſimilationsprozeß — entſprechend der Lichtmenge — ſehr empfindlich, bei Nacht hingegen, ebenſo wie im Winter vollſtändig unempfindlich.) Wenn der Tau noch auf den Blättern hängt, jo leiden dieſelben mehr als im abgetrockneten Zuſtand. Auch Nebel— bildung erhöht die Rauchgefahr, da hierdurch die ſauren Gaſe feſt— gehalten werden und der Vegetation das Gift konzentrierter und ſicherer zuführen. Nach ſtattgehabtem Regen und zur Mittagszeit werden daher die Schäden ihr Maximum erreichen, bei kühlen Nächten und bei trockenem Wetter hingegen ihr Minimum. Im Nadelwalde ſind die Rauchſchäden um ſo größer, je länger der Schnee auf den Bäumen liegen bleibt, weil dieſer für die Auf— nahme von ſchwefelſauren Gaſen ſehr empfänglich iſt. e. Sonſtige Umſtände. Auch die gegenſeitige Lage und ſpezielle Beſchaffenheit der Beſtände kommt bezüglich der Größe des Schadens in Betracht. Es macht begreiflicherweiſe einen Unterſchied, ob dem Hüttenrauch jüngere oder ältere Beſtände vorliegen. Wenn jenes der Fall iſt, ſo leiden nicht nur die jungen Orte, ſondern auch die angrenzenden älteren Beſtände, zumal bei bedeutendem Höhenunterſchiede. Wenn hingegen der Rauch das ältere bzw. höhere Holz zuerſt trifft, ſo bleiben die dahinter gelegenen jüngeren Beſtände mehr verſchont. Man hat ferner beobachtet, daß beſonders diejenigen Bäume leiden, deren Kronen mehr oder weniger über das mittlere Kronen— dach des Beſtands hinausgehen, alſo Waldrechter im Hochwald, bzw. Oberhölzer im Mittelwald. Man bemerkt die Rauchſchäden an jungen (unter 30 jährigen) Bäumen nicht ſogleich, da der Zuwachsverluſt in den erſten Jahren 1) Wislicenus, Dr. H.: Reſiſtenz der Fichte gegen ſaure Rauchgaſe bei ruhender und bei thätiger Aſſimilation (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 48. Band, 1898, S. 152). Schutz gegen einige Krankheiten. 583 nur gering iſt. An älteren Bäumen — zumal an Nadelhölzern — macht ſich aber der Schaden ſehr bald bemerkbar. Ihre Benadelung wird raſch dünner; die Triebe verdorren und der Tod tritt überaſchend ſchnell ein, oft ſchon nach 2—3 Jahren. 4. Kriterien zur Erkennung des Nauchſchadens. Die Frage nach äußeren oder inneren Merkmalen zur Er— kennung einer Rauchbeſchädigung iſt zunächſt in wiſſenſchaftlicher Hinſicht von Intereſſe, was einer Begründung wohl nicht bedürfen wird. Ihre Beantwortung iſt aber auch in praktiſcher Beziehung von Wert, da bei entſtehenden Differenzen oder gar Prozeſſen zwiſchen dem Waldeigentümer und dem Beſitzer eines Hüttenwerkes in erſter Linie die Frage entſchieden werden muß, ob die Beſchädigung des in der Nähe eines Hüttenwerkes gelegenen Waldes allein oder wenigſtens vorwiegend durch den Rauch verurſacht wurde, oder ob ſie auf andere Urſachen (Froſt, Hitze, austrocknender Wind, Inſekten, Pilze) zurückzuführen iſt. Zur Konſtatierung von Rauchbeſchädigungen bieten ſich nun zwei Methoden dar, u. zw.: 1. Die chemiſche Analyſe der beſchädigten Organe (Blätter, Blüten). 2. Die mikroſkopiſche Unterſuchung, ev. unter Hinzuziehung äußerer (makroſkopiſcher) Merkmale an den beſchädigten Blättern bzw. Nadeln. Über die Frage, welche Methode am ſicherſten zum Ziele führe, hat ſich ſeit 1895 eine lebhafte litterariſche Fehde entwickelt, an welcher ſich hauptſächlich B. Borggreve, J. von Schroeder, R. Hartig, E. Ramann, Vater und A. Wieler beteiligt haben. Ad 1. Die meiſten Autoren, wie von Schroeder), Ramann?), 1) von Schroeder, Dr. J.: Ueber die Beſchädigung der Vegetation durch Rauch, eine Beleuchtung der Borggreve'ſchen Theorieen und An—⸗ ſchauungen über Rauchſchäden. Freiberg in Sachſen, 1895. Derſelbe: Neuere Erfahrungen über Rauchſchäden (Bericht über die 40. Verſammlung des Sächſiſchen Forſtvereins, gehalten zu Löbau am 30. Juni bis 8. Juli 1895, S. 27—60, nebſt Diskuſſion, S. 60 — 68). Derſelbe und Schmitz-Dumont, Dr. W.: Neue Beiträge zur Rauch⸗ frage (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 46. Band, 1896, S. 1). 2) Ramann, E.: Ueber den Nachweis von Rauchſchäden (Zeitihrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXVI. Jahrgang, 1894, ©. 660). Derſelbe: Ueber Rauchbeſchädigungen (daſelbſt, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 551). Derſelbe: Bemerkungen zu der „Entgegnung“ von B. Borggreve und der „Berichtigung“ von R. Hartig (daſelbſt, XXVIII. Jahrgang, 1896, ©. 687). 584 Anhang. II. Abſchnitt. Vater!), Wieler?), Wislicenus ꝛc. halten an der chemiſchen Analyſe bzw. Beſtimmung des Schwefelſäuregehaltes der Blätteraſche als der ſicherſten Methode feſt; ſachgemäße Durchführung wird hierbei als ſelbſtverſtändlich vorausgeſetzt. Daher dürfe kein gewiſſenhafter Sachverſtändiger auf dieſes objektive Beweismittel verzichten. Nur der höhere Gehalt an Schwefelſäure gegenüber rauchfreien Beſtänden und das Zunehmen des Gehaltes in der Nähe der Schadenquelle iſt entſcheidend. Da indeſſen der Gehalt der Blatt- bzw. Nadelaſche an 803 auch bei völlig geſunden Bäumen binnen ziemlich weiter Grenzen ſchwankt, ſo hält Vater zum Nachweis eines Rauchſchadens folgende Bedingungen für erforderlich: 1. Alle kranken und geſunden Probeſtämme müſſen genau dem⸗ ſelben Boden entnommen und in verſchiedenen Entfernungen von dem ſchädigenden Hüttenwerk ausgewählt werden. 2. Zum Vergleiche darf nicht ein allgemeiner Mittelwert für den 803z-Gehalt geſunder Stämme herangezogen werden, ſondern es müſſen zu dieſem Behufe geſunde Bäume unterſucht werden. 3. Man muß jo viel Probeſtämme unterſuchen, daß eine Nach⸗ prüfung mit genügender Wahrſcheinlichkeit zu demſelben Ergebniſſe gelangt. Ad 2. R. Hartig!) will an Stelle der chemiſchen Methode die mikroſkopiſche Unterſuchung — wenigſtens für die Fichte — geſetzt haben. Er hat nämlich als ſichere(?) Diagnoſe der Vergiftung der 1) Vater, Dr.: Der Nachweis von Rauchſchäden durch die chemiſche Analyſe. Vortrag, gehalten auf der 42. Verſammlung des ſächſiſchen Forſt⸗ vereins zu Zwickau 1897 (Bericht über dieſe Verſammlung, 1897, S. 59 - 68 und Tharander Forſtliches Jahrbuch, 47. Band, 1897, S. 254). 2) Wieler, Dr. A.: Ueber unſichtbare Rauchſchäden bei Nadelbäumen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXIX. Jahrgang, 1897, S. 513). 3) Hartig, Dr. R.: Ueber die Einwirkung ſchwefliger Säure auf die Geſundheit der Fichte. (Vorläufige Mittheilung.) (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1896, S. 65). Derſelbe: Ueber die Einwirkung des Hütten- und Steinkohlenrauches auf die Geſundheit der Nadelwaldbäume. Mit einer colorirten Tafel (daſelbſt, 1896, S. 245). Auch als Sonderabdruck bei Rieger in München erſchienen. Derſelbe: Berichtigung, die Unterſuchung von Rauchbeſchädigungen betreffend (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 680). Derſelbe: Ueber die Beſchädigung der Waldungen durch Hütten- und Steinkohlenrauch (Schweizeriſche Zeitſchrift für das Forſtweſen, 1897, S. 301). Derſelbe: Ueber den Einfluß des Hütten- und Steinkohlenrauches auf den Zuwachs der Nadelholzbäume. Mit 2 Abbildungen (Forſtlich-natur⸗ wiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 49). Schutz gegen einige Krankheiten. 585 Fichtennadeln durch Rauch die fuchsrote Färbung des Inhaltes und der Wandungen der Schließzellen der Spaltöffnungen und bei ſtärkerer Raucheinwirkung ſogar Rötung der Gefäßbündel gefunden. Solche Nadeln können CO, nicht aufnehmen bzw. aſſimilieren; fie bleiben aber in ſcheinbar geſundem Zuſtande noch Jahre lang am Baume ſitzen. Erſt nachdem das Gefäßbündel ergriffen iſt, ſterben die Nadeln ab. Ramann!) vermißt den Nachweis darüber, ob nicht andere ſchädigende Einwirkungen die gleiche Erſcheinung hervorrufen können, erblickt daher in dem Hartig'ſchen Merkmale nur den Nachweis einer Beſchädigung, nicht einen Beweis der Rauchwirkung. Auch von anderer Seite (Sorauer) wird dieſem Kennzeichen, welches nur bei Nadeln, die infolge mehrfacher ſchwacher Säure— einwirkungen langſam abſterben, ſowie der zugleich bemerkbaren Ver— änderung des Zelleninhaltes kein entſcheidender Wert beigelegt, da beide Erſcheinungen auch nach Einwirkung anderer Faktoren eintreten. Ebenſo verſagte die rote Farbe der Schließzellen als untrüg— liches Kennzeichen nach den Verſuchen von Wislicenus. Hier und da traten zwar in einem ſpäteren Stadium der Räucherung gerötete Schließzellen auf; meiſt war aber am grünen Teil einer partiell verfärbten Nadel ſelbſt an den Schließzellen abſolut keine Veränderung erſichtlich. Borggreve?), der — wie in den meiſten forſtlichen Fragen — auch in der Rauchfrage auf einem höchſt eigenwilligen und faſt alles, was andere Forſtleute ſagen, negierenden Standpunkte ſteht, ſpricht der chemiſchen Analyſe nur einen geringen Wert als Beweismittel zu, weil die Aufnahme der ſchädlichen Schwefelverbindungen durch die Wurzeln (?), nicht durch die Blätter erfolge. Daß dieſe Anſchauung falſch iſt und daß in ſeinem (unten genannten) Werk überhaupt zahlreiche wiſſenſchaftliche Ungeheuerlichkeiten ſich vorfinden, hat J. von Schroeder?) 1) Ramann, E.: Ueber Rauchbeſchädigungen (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 551) 2) Borggreve, Dr. B.: Waldſchäden im Oberſchleſiſchen Induſtrie— bezirk nach ihrer Entſtehung durch Hüttenrauch, Inſektenfraß ꝛc. Eine Recht⸗ fertigung der Induſtrie gegen folgenſchwere falſche Anſchuldigungen. Mit 25 Licht⸗ und Farbendrucktafeln nach der Natur und einer Karte. Frank⸗ furt a. M., 1895. Derſelbe: Entgegnung an Herrn Profeſſor Ramann (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXVIII. Jahrgang, 1896, S. 679). Derſelbe: Ueber das Robert Hartig'ſche Kennzeichen der Rauch— beſchädigung an Fichten (daſelbſt, XXIX. Jahrgang, 1897, ©. 158). 3) Vgl. von Schroeder, a. a. O. (S. 583, Anmerkung 1). 586 Anhang. II. Abſchnitt. ſchlagend nachgewieſen. Die ſchweflige Säure wirkt nur in der Luft ſchädlich und wird durch die Blätter aufgenommen. Man wird daher nicht fehl gehen, wenn man ſich in dieſer Frage auf die Seite der Autoren ſtellt, welche die chemiſche Analyſe der beſchädigten Baumteile (Blätter, Blüten) ausſchließlich oder wenigſtens in erſter Linie als beweiſend für Rauchſchaden anerkennen. Auch das Vorhandenſein von ſchwefliger Säure in der Luft nahe an Hüttenwerken iſt ein Moment, welches bei Beurteilung von Rauchſchäden Beachtung verdient bzw. gravierend wirkt. Man muß daher neben der mikroſkopiſchen und chemiſchen Unterſuchung der Blätter ꝛc. auch Analyſen der atmoſphäriſchen Niederſchläge (Regen— waſſer, Schnee) und der Luft im Rauchgebiet ausführen.“) 5. Abwehrmaßregeln. Das einzig wirkſame Abſtellungsmittel des Rauchſchadens würde, da von der gänzlichen Einſtellung des Betriebes der im Walde gelegenen Hüttenwerke ſelbſtverſtändlich nicht die Rede ſein kann, in der Reinigung der entweichenden Dämpfe von den ſchädlichen ſauren Gaſen beſtehen, bevor ſie durch den Schornſtein entweichen. Insbeſondere müßte die ſchweflige Säure aus dem Rauch entfernt werden, was durch Verwandlung derſelben in Schwefelſäure mittels entſprechender Einrichtungen geſchehen könnte. Die bezüglichen Be— mühungen haben indeſſen bis jetzt noch nicht zu einem befriedigenden Abſchluſſe geführt. Durch Errichtung ſehr hoher Schornſteine würde ſich die Wirkung der ſchädlichen Gaſe nur auf einen weiteren Umkreis verbreiten. Der vermutlich geringere Schaden in der unmittelbaren Umgebung der Hüttenwerke wäre in forſtlicher Hinſicht irrelevant, weil der Wald doch wohl nirgends bis unmittelbar an die Hütten heranreicht. Unter dieſen Umſtänden bleibt für den Forſtverwalter nur das Mittel übrig, ſeiner Wirtſchaft eine ſolche Einrichtung zu geben, daß nur der geringſtmögliche Schaden ſtattfindet. Mit Rückſicht hierauf würden ſich für Walddiſtrikte, welche durch Rauch gefährdet ſind, folgende ſpezielle Maßregeln empfehlen: 1. Belaſſung eines hinreichend (100 m) breiten Streifens von ſtarkem Baumholz in der Nähe der Hüttenwerke, um den an— 1) Wislicenus, Dr. Hans: Nachweis der ſchwefeligen Säure in der Waldluft des Tharander Waldes (Tharander Forſtliches Jahrbuch, 48. Band, 1898, S. 173). — Durch dieſe vorzugsweiſe im Spechtshäuſer Revier an- geſtellten Unterſuchungen wurde ſelbſt in großen Entfernungen von der Rauch— quelle noch ſchweflige Säure in der Luft nachgewieſen. Schutz gegen einige Krankheiten. 587 ſtoßenden Kulturen und Junghölzern hierdurch einen gewiſſen Schutz zu gewähren. Dieſer Mantel würde plänterweiſe zu bewirtſchaften ſein. 2. Anbau widerſtandsfähiger Holzarten (Eiche, Ulme, Lärche ꝛc.). Begründung der Kulturen durch Pflanzung mit kräftigen verſchulten Setzlingen (Loden und Halbheiſtern). 8 3. Vermeidung des Anbaues reiner Nadelholzbeſtände; Einmiſchung von Laubhölzern oder der Kiefer (in regelmäßig alternierenden Reihen). Wo der Rauchſchaden bedeutend iſt, muß ausſchließlich Laubholzzucht betrieben werden. 4. Bevorzugung der Mittel- oder Nieder waldwirtſchaft (Eiche, Erle, Birke :c.). 5. Führung ſchmaler Kahlſchläge bei Wahl der Hochwald— wirtſchaft. Die natürliche Verjüngung findet in dem Umſtand ein Hindernis, daß rauchkranke Beſtände nur äußerſt ſelten Samen tragen. In reinen Fichten⸗- ſowie in Miſchbeſtänden aus Fichte und Kiefer iſt mit dem Umtriebe über das 60.— 70. Jahr nicht hinaus: zugehen. 6. Berechnung des Schadens.) Die Berechnung des Schadens, welcher durch die Einwirkung des Hüttenrauches auf die Beſtände herbeigeführt wird, hat nach den Regeln der Holzmeßkunde und den Prinzipien der Waldwert— rechnung zu erfolgen, iſt aber, da hierbei der Schätzung ein mehr oder weniger großer Spielraum eröffnet werden muß, oft eine ziemlich ſchwierige Aufgabe. Um den anfangs langſamen, ſpäter rapid ſteigenden Zuwachs— verluſt infolge eines Rauchſchadens zu ermitteln, bedient man ſich eines Zuwachsbohrers, mit welchem man etwa 10 em lange Holz— cylinder herausfördern kann. Die Vergleichung bloß der Jahrring— breiten in Bruſthöhe mit den Ringbreiten unbeſchädigter gleichalteriger Stämme derſelben Holzart und Behandlung auf demſelben Standort genügt aber nicht, um den Zuwachsverluſt an Holzmaſſe feſtzuſtellen. Zu dieſem Behuf iſt vielmehr die ſektionsweiſe Unterſuchung des Zuwachſes durch eine Stammanalyſe erforderlich.?) Sollen Stamm— 1) Kraft: Ueber die Berechnung der durch Hüttenrauch veranlaßten Schädigung von Holzbeſtänden (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XIX. Jahr: gang, 1887, S. 270). Rudnick: Beitrag zur Waldwerthberechnung in Folge von Hütten⸗ rauchſchaden (daſelbſt, XXI. Jahrgang, 1889, S. 417). 2) Hartig, Dr. R.: Ueber den Einfluß des Hütten- und Steinkohlen⸗ rauches auf den Zuwachs der Nadelholzbäume. Mit 2 Abbildungen (Forſtlich⸗ naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1897, S. 49). 588 Anhang. II. Abſchnitt. fällungen vermieden werden, ſo müſſen daher Holzeylinder in ver— ſchiedenen Höhen des Baumes herausgebohrt und unterſucht werden. Bei der Geldwertberechnung ſind die Sortimentsverhältniſſe und durchſchnittlichen Lizitationspreiſe des betreffenden Waldgebietes zu Grunde zu legen. Durch bedeutende Rauchſchäden in dem von Tiele-Winckler'ſchen Forſtrevier Myslowitz-Kattowitz (Oberſchleſien) iſt neuerdings ein. großartiger Prozeß zwiſchen dem Waldbeſitzer und ca. 30 Induſtriellen, ſowie ein heftiger litterariſcher Streit entſtanden, an welchem namentlich Reuß, Borggreve und von Schroeder ſich beteiligt haben. Reuß!) hatte in feinem Gutachten behauptet, daß der ganze (3500 ba große) Wald des Klägers durch ſogenannte „chroniſche Rauchwirkung“, u. zw. um durchſchnittlich 50 60% Zuwachsverluſt, geſchädigt worden ſei und in ſeiner umfangreichen Schrift einen Schadenserſatz von nahezu 200000 / beanſprucht. Borggreve?) als Gegengutachter fand, daß zwar ein Teil des klägeriſchen Waldes durch den Rauch einiger Werke zerſtört worden ſei, aber bei weitem nicht der ganze Wald. Er führt daher in ſeiner ebenſo umfangreichen Gegenſchrift aus, daß die klägeriſche Behauptung falſch ſei und zum Teil auf Verwechſelung mit Inſektenfraß (ins— beſondere Nematus abietum Htg.), zum Teil auf unhaltbaren Bor: ausſetzungen in Bezug auf den Zuwachs beruhe. Zugleich benutzte er dieſe Gelegenheit dazu, eine Zahl ſeiner Meinung nach teils falſcher (2), teils unbewieſener und unwahrſcheinlicher (2) Dogmen, die ſich betreffs der Hüttenrauch-Wirkung eingebürgert hätten, zu widerlegen. An ſachkundigen Entgegnungen hierauf hat es nicht gefehlt.“) Reuß!) replizierte auf die von Borggreve und anderen gegen 1) Reuß, C.: Rauchbeſchädigungen in dem v. Tiele-Winckler'ſchen Forſt⸗ revier Myslowitz-Kattowitz. Insbeſondere Ermittelung, Bewerthung und Vertheilung des Rauchſchadens. 2 Karten. Goslar, 1893. 2) Borggreve, Dr. B.: Waldſchäden im Oberſchleſiſchen Induſtriebezirk nach ihrer Entſtehung durch Hüttenrauch, Inſektenfraß ꝛc. Eine Rechtfertigung der Induſtrie gegen folgenſchwere falſche Anſchuldigungen. Mit 25 Licht— und Farbendrucktafeln nach der Natur und einer Karte. Frankfurt a. M, 1895. 3) Vgl. die Litteratur-Nachweiſe (von Schroeder und Ramann) auf S. 583 und den Schluß der ©. 585. 4) Reuß, C.: Rauchbeſchädigung in dem gräfl. v. Tiele-Winckler'ſchen Forſtreviere Myslowitz-Kattowitz. Nachtrag zu dem Werke gleicher Bezeichnung vom Jahre 1893 und Entgegnung auf die (vorſtehende) Schrift „Waldſchäden im Oberſchleſiſchen Induſtriebezirk“ ꝛc., ſowie Widerlegung einiger von anderer Seite gegen mein Werk „Rauchbeſchädigungen“ 2c. erhobenen Einwände. Mit einer Karte. Goslar, 1896. Schuß gegen einige Krankheiten. 589 > fein Werk erhobenen Einwände. Entgegnungen hierauf blieben ſelbſt— verſtändlich nicht aus.!) Eine Erwiderung Borggreve's?) auf die Beſprechung Schroeder's bringt in der Hauptſache nur perſönliche Auseinander— ſetzungen. Der Rauchſchaden⸗Prozeß endigte ſchließlich damit, daß der Sohn und Rechtsnachfolger des inzwiſchen verſtorbenen Klägers (Oberſt von Tiele-⸗ Winckler), Landrat a. D. (ſeit einiger Zeit Graf) von Tiele-Winckler die Klage auf Schadenserſatz zurückzog und auch die Tragung der Prozeßkoſten übernahm.“) Nur der Eigentümer der „Kunigundenhütte“, der bereits in einem Vorprozeſſe verklagt worden war, hatte wegen der durch dieſe Hütte nachgewieſenen (auch von Borggreve anerkannten) Waldbeſchädigungen entſprechenden Schadenserſatz zu leiſten, hinſichtlich deſſen Größe eine Einigung der Intereſſenten ſtattfand. 1) Bernhardi, B.: Zur Beantwortung der Replik im Rauchſchaden⸗ Prozeſſe der Herrſchaft Myslowitz⸗Kattowitz und der dazu gehörigen zweiten Schrift des Oberforſtrat Reuß. Kattowitz, 1896. Suden, Dr.: Brief aus Schleſien. Noch einmal der von Tiele— Winckler 'ſche Rauchſchadenprozeß (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1897, S. 400). 3 Borggreve: Erwiderung auf die im Februarheſt erſchienene Be— ſprechung der v. Schröderſchen Polemik gegen meine Schrift „Waldſchäden im Oberſchleſiſchen Induſtrie-Bezirk“ ꝛc. (daſelbſt, 1896, ©. 159). 3) Das Ende des großen v. Tiele'ſchen Rauchſchaden Prozefjes (daſelbſt, 1898, S. 111). Verzeichnis der während des Druckes bis zum Schluſſe des Jahres 1899 erſchienenen forſtlichen Litteratur, welche nicht benutzt werden konnte. Zur Seite 18. Keller, Dr. C.: Forſtzoologiſche Mitteilungen. 1. Die ſpaniſche Fliege in der Alpenregion (Schweizeriſche Zeitſchrift für Forſtweſen, 1899, S. 84). 67 bis 71. Altum, Dr.: Der Krahe'ſche Käfer-Fangapparat für Weidenheger (Zeitſchrift für Forft- und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 217). 82 und 84. Roß, Hermann: Die rote und weiße Holzraupe. Mit 3 Ab- 88. bildungen (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahrgang, 1899, S. 33). Altum, Dr.: Zerſtörung von Eichen- und Kiefernſaaten durch die Eichenglucke, Gastropacha quereus L., und Mittel zur Verhütung der— artiger Beſchädigungen (Zeitjchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXXL Jahr- gang, 1899, S. 35). Eckſtein, Dr. Karl: Verſuche über die Vertilgung der Nonne mit elektriſchem Licht (daſelbſt, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 668). Keller, Dr. C.: Forſtzoologiſche Mitteilungen. 2. Blütengallen von Pediaspis aceris (Schweizeriſche Zeitſchrift für Forſtweſen, 1899, S. 85). Ludwig, Dr.: Zur Verbreitung der Pilzflüſſe der Bäume (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahrgang, 1899, S. 90). Gyr, U.: Die Flechten und Mooſe im Haushalte der Natur (Der praktiſche Forſtwirt für die Schweiz, 1899, S. 33, 59 und 74). Weiß, Dr. J. E.: Grundſätze für eine zweckmäßige Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten und Pflanzenſchädiger (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahrgang, 1899, S. 3). Derſelbe: Beobachtungen über das Auftreten von Pflanzenkrankheiten (daſelbſt, II. Jahrgang, 1899, S. 60). Maßregeln auf dem Gebiete des Pflanzenſchutzes (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1899, S. 272). Gernlein: Ueber die Größe der Werthverminderung haubarer Kiefern— beſtände durch den Kiefernbaumſchwamm (Trametes pini) (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 210). Möller, Dr. A.: Zu welchen forſtlichen Maßnahmen veranlaßt das Vorkommen von Schwammbäumen in Kiefernrevieren? Aufgaben der bei der Forſtakademie Eberswalde errichteten mykologiſchen Abtheilung des Verſuchsweſens (daſelbſt, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 537). Verzeichnis der während des Druckes erſchienenen Litteratur ce. 591 Zur Seite 266. Der Blaſenroſt der Weymouthskiefer (Wochenblatt „Aus dem Walde“, 1899, Nr. 4 vom 27. Januar, S. 29). Weymouthskiefern⸗Blaſenroſt (Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung, 1899, S. 224; Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1899, S. 448; Mündener Forſtliche Hefte, XV. 1899, S. 161; Wochenblatt „Aus dem Walde“, 1899, Nr. 22 vom 1. Juni, S. 169; Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahrgang, 1899, ©. 52). Fankhauſer, Dr.: Ueber die Hexenbeſen. (Mit Abbildung.) (Schweize— riſche Zeitſchrift für Forſtweſen, 1899, S. 55). Roß, Dr. Hermann: Der Ahorn-Runzelſchorf (Rhytisma acerinum Pers.). Mit Abbildung (Praktiſche Blätter für Pflanzenſchutz, II. Jahr: gang, 1899, S. 91). Schaden der Stürme vom Januar 1899 im Walde (Schweizeriſche Zeitſchrift für Forſtweſen, 1899, S. 63). Bertog, Dr. H.: Mittheilungen über Schneebruchſchäden an Tannen— und Fichtenbeſtänden. Nach dem Material der Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens (Zeitſchrift für Forſt- und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 724). Kopezky, Richard: Ueber Reifbildung (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1899, S. 426) Bühler, O.: Aufſorſtungs- und Vorbeugungsarbeiten bei Barèges (Hoch⸗Pyrenäen). Mit Abbildungen (Schweizeriſche Zeitſchrift für Forſt⸗ weſen, 1899, S. 229). Schwappach, Dr.: Die Aufforſtung der Dünen im ſüdweſtlichen Frank— reich (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, XXXI. Jahrgang, 1899, S. 654). Hornberger: Blitzſchläge in Bäume (Mündener Forſtliche Hefte, XV. 1899, S. 150). Erdmann: Die Kiefernbeſtände der nordweſtdeutſchen Lehmhaide (All— gemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, 1899, S. 331 und 370). Cieslar: Die Schütte und ihre Bekämpfung (Centralblatt für das geſammte Forſtweſen, 1899, S. 506). Weber: Die Bekämpfung der Kiefernſchütte im Regierungsbezirke der Pfalz (Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt, 1899, S. 625). Alphabetiſches Inhalts-Perzeichnis. (Die Ziffern bedeuten die Seiten.) A. Abbruchslinie (der Lawine) .. . 492 Ableitungs kanal 462 Abſchütteln (des Schnees) . 434 Abzugsgräben . .... 353, 474, 476 Acheta campestris 171 Aeriddds e 171 Acranycta, scer is 118 Aderflügleee ] 138 Adimonia capreaeae 71 Adlerfa rn 224 Aecidium abietinum . . 250, 288 — berberidis ........ 240 — columnare ..... 250, 292 — conorum piceae..... 303 — elatinum 250, 272 — strobilinum .... 250, 302 Attergalliveinen.e. a. 150 Sltterlimie. 2 ee 214 Agarleacees . 251 Agaricus Adipes us 275 — melleus . . . 250, 252, 254 Agelastica aln i 73 Aglaospora taleola. . . 305, 313 Agrilus angustulus 9 er 7 — bigutta tus 11 — SOD ehe 9 — elongatus 8 — fag; or At 7 — , Iinearis re an % 7 —ı n0Cı na ee 7 —oliyaceus ga. 9 — sexguttatus 9 tennis. 8 Die 7 Agriotes aterrimuns 14 — linea tuns 14 — Tobscnrun s 14 Agrostiat. ee 215 Ahbornbockkäfe 2s 59 Ahorn eule ee. 118 Ahorngallweſpfe 150 Ahorninſektenn 179 Ahornrunzelſchorf .. . .. 305, 318 Ahornſchildlaunns 170 Ailanthus glandulosa . 511 Airazgzg SIE: 215 Akazieninſektenn 187 Akazienſchild lass 169 Alflodd ern 271 Allotria erythrocephala . 151 Alpru ten 271 Altersklaſſenſtufenfolge 398, 402, 405 Ammophila arenariaa Andricus cortic alis 15 — Corte is 148 — fecundat rid 146 — globndl1!i!ük 149 — infla tor aa 148 — g dul... 151 — DIlosa. 0. see 147 — testaceipes 149 Angergrafer?. Kia ee 216 Anhang (Duft h: 437 Anisoplia aen ea 6 Anisopteryx aescularia 126 Anker fraß. 108 Ankerwur zern 379 Anoblidass Dee 16 Anobium tesselatum ...... 16 Anomala Frischi........ 6 Anthonomus pomorum ..... 125 Anthribus varius 170 Antichklonen. 2 ee 377 Apfelbaumfplintkäfer. . .. . . . 55 Apfelwickler, gemeiner ...... 131 Apbidii das 160 Aphilotrix radi cis. 150 Aphis tiles era 160 Apoderus coryli......... 35 Aporia crataegi......... 77 Aprikofenfpimmer ......... 88 Armillaria mellea........ 252 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Arundo arenaria ........ 498 — Ne 498 re eis: 251, 305 Be: :.. 221, 240 Aspesboctiſer gelbſtreifiger . . 62 e e 224 SEE Se 224 str] A EEE 380, 420 oo ern, 555, 556 F a ee 230 Atbous subfus cus 14 CC 98 Atmoſphäriſche Einwirkungen. 323 Atropa belladonna 213 Attelabidae see 34 Attelabus cureulionoides. 35 Auewaldungen -......... 463 Auffrieren (des Bodens). 351 Aufrollen (der Bloche ) 405 Aufſauggräben 474, 477 Aulax Brandtii 151 Ausfrieren (der Pflänzchen) 326, 351 Auswulſen 378, 383, 385, 1 der Aſte durch Schnee) 417, 419, 8. Balaninus glan dium 26 T ͤĩ˙ AAA 25 — tesselatuns 26 r 26 Desen... 26 PPP 213 Bannwaldungen 491 2326, 853 Barypithes araneiformis . 21 Baſidien pilze . 25, 305 Basidiomycetes 251, 305 an 43 Baumlaus, langſchnäbelige 162 Baumidnrre .....--.-.. 205 Baummweißling ....-.--.. 77 Se 251 Berberis vulgaris 240 . 240 Bergfälle, Bergſtürze . 446, 447 384 Beſenpfrieme, Beſenkraut ... 207 A 222 CCC 163 Bewaldung (der Dünen) . 500 — ([der Sandſchollen ) 510 Bienenſchw ärmer 79 Bindweiden eule 119 Binnenſa nd 495, 504 c 228 Biorhiza aptera ... 148, 149, 150 Heß, Forſtſchutz II. 3. Aufl. Biorhiza renum BI — Blitzrinne, Blitzröhre Birkenfroſtſpanner Birkengallmücke Birkenglasſchwärmer, kleiner .. Birkeninſekten Birkenneſtſpinner Birkenrüſſelkäfer, metalliſcher . ſchwarzer Birkenſägeweſpe, breitfüßige . .. Birkenſplintkäfer, großer Bitterſüß, gemeines Blankſchälen Blätterpilz, gelber fetter Blätterpilze Blaſenkäfer Blattajchenrüfternblattlaus . . . Blattflöhe Blatthornkäfer Blattkäfer Blattläuſe, echte Blattnager, länglicher Blattpilze Blattrollenrüſternblattlaus. ... Blattſauger Blaldeen Blauſieb Blitzgefahr (der Holzarten) 5 Blitzſchaden Blitzſchlag Blitzſchlagchronik Blütenrüßler Blutregen Bockkäfer Bodenabbrüche Sicherungswerke Bodenabflutungen . Bodenfeuer Löſchung Bodenfeuerlöſchrechen ... Holzarten) Behekefer ſchabkäferähnlicher Bomby cidae Bombyx antiqua bucephala . chrysorrhoea cossı8 detrita dispar lanestris monacha ae | Vorbeugung hen 531, Bodennäſſe (Empfindlichkeit der neustria . 2 222 125 594 Bombyx processionea 111 — pudibunda........ 91 — sa lic Er 98 — Similis ; 102 Bora 371 Bordelaiſer Brühe .. 294, 321, 569 Borkenkäfenmn 37 Borſtengras, ſteifes 215 Bostriehl ! 37 Bostrichus dispa mt 40 — domestieuns 42 — dryographus....... 39 — monographus ...... 37 Botrytis Douglasi :...... 304 Bouillie bordelaise ....... 569 Brachtäferaz er ee 5 Brachyderes incanununs 20 Brachytarsus fasciatuns 170 — Vans A A 170 Braconidenauae ne: 98 a hmm 207 Bramabahnen.. mr 529 Brandhg iin 528 Brandplatz (Wahrung)... 533 Brenneſſel! 214 Brombeerſtrauoch e 217 Bro muß 215 Bruchhölzer (Behandlung) . ... 405 Brüchſchlagne 379 Brumataleiim 124 Bkun keen 476 Brunnenſtüb chen 487 Brunnen zope 486 Buchelnwickke!n! Re 131 Buchenaufſchlagmotte. . ..... 137 Buchenblattbaumlauns .. 160 Buchenblattgallmücke, große ... 156 klein??? one 1 Buchencotyledonenpilz 161, 305, Buchenfarn Buchenfroſtſp anner 125 Buchenholzborkenkäfer, großer. . 42 Buchenkeimlingskrankheit .. .. 315 Buchenkrebs. .. . . . 161, 167, 309 Buchenkrebsbaumlaus . ..... 161 Buchenkrebs pilz... .. 305, 309 Buchenrüßler, ſchwarzer ..... 26 Buchenſp inne 91 Buchenſpringrüßler, ſchwarzer ; 26 Bucenmidlev un. Hare e 30 Buchenwollſchildlaus ... . . .. 167 Bllcherboh res 16 Bullern (des Feuers ).. 531 Bupestridae 7 Bürſtemoo s 225 Alphabetiſches Inhalts -Verzeichnis. | | | | | | | | Chrysomela aenea........ Calamagrostis C. Cacoecia podana Caeoma evonymi larieis pinitorquum . 250, 268, bes! 8 Callidium hungaricum insubrieum es Calluna vulgaris Calyptospora Goeppertiana Cantharid inn? Cantharis Carabus Carex „ e e ee arenaria Carpocapsa funebrana . . grossana pomonana pomonella splendana Carpoſporen Cecidomyia annulipes betulae faggiüky saliciperda salicis Cecidomyidae Cementvöhren a Cenangium abietis ferruginosum........ Cerambyeidae Cerambyx eerdoss . Ceratostoma piliferum Cerostoma parenthesella . Cheimatobia boreata brumata Chrysobothris affinis netter nee capreae . lineola longieollis populi tremulae viminalis vitellinae — vulgatissima Chrysomelidae.......... Chrysomyxa abietis. le di! rhododendri Cimbex amerinae femorata Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Cladosporium entoxylinum . 272 — pexieillioides. 272 Clavellaria amerinae..... 140 Clematis vitalba......... 230 Coethocampa processionea . . 111 C ((( 165 Coccophagus scutellaris . . 170 / ĩ˙è ann 167 — 168 — gereicola ..-..... 165 — variolosus ..... 165 Coleophora coracipenella 138 — fuscedinella ...... 138 . eee 138 FP en. 2 - Coleosporium senecionis . 265, 287 cc 39 c 245 oo .....:.- @. : 231 Coraebus bifasciatus .. . .... 11 Cordiceps militaris . . . 496 Eomellerzote. .»......:: 226 Cornus sanguinea ........ 226 Corticium amorphum....... 281 Corylus avellana ....... .. 222 Corymbites-Arten 14 ccc 82 Cossus aesculi.......... 84 — Jimiperda ........ 82 Eotyledonenpilze......... 315 PFC nee. 218 Cronartium asclepiadeum . . . 264 e eee 267 Cryptococcus ſagn i. 167 Cryptorrhynchus lapathi.... 31 Enrenlionidae, .. ........ 20 c 232 eee e 377 Cynanchum vincetoxicum . 264 CCC 144 CCC 150 — , 146 — aptera 148, 149, 150 „ 147 CCC 148 —ercortieals s 148 CCC 148 — feeundatrix 146 Jen 146, 147 Fr 146 l 149 — bungari aaa. 149 TCT 148 — lenticularis 146 — longiventris 146 — Malpiegbi......... 146 595 Cynips megaptera..... .... 146 — numismatis 146 nod! 151 = Pilossees 147 „ FTadi eis 150 NRenum ui 146 „null,... 147 D Dan 150 — eutsllar is 146 „ mSieholdi- LS se 148 Sinn ee. 147 rr 151 — Taschenbergi . . 146, 147 — terminalis . . 148, 149, 150 — testaceipes 149 — vesicatrik. ... 2. ... 147 D. Damme 462, 476 Daphne mezereum 220 Dasychira detritda 97 — Pudibunda 91 | Dasyscypha Willkommii. .. . 279 DONELIDDLEIT I Se ee 246 Dedarten (auf Flugſand) 508, 509 Dellen 510 Demi 508 Deckwerrfr eke 506, 507 Deiche . . 462, 476 Denzin's Schema 402, 403 Diaporthe taleola a.. 313 Dichelomyia saliciperda . . 155 ene 154 Digitali ,n, 214 EATTCCTVVCVCVTo»oltru,, 8 154 Dolopius marginatus 14 Donnerbeſen, Donnerbüſche . . . 271 Dornſchreck e; 171 Drahtwürmen 14 Drainierungskoſten 486 Draingrä ben 485 Drainröhren, Beſchaffenheit . .. 484 Dauer 486 Legung ee: 485 — Bor: und Nachteile ... 486 Drepana unguicula ....... 117 Dromedarholzweipe ....... 143 Drömling 232 Drudenbüſ ce 271 Dryophanta agama....... 146 Folie 146, 147 —longiventris 140 FI re 147 — Taschenbergi 146, 147 Duft (und Eis 20 437 Duftbruchbeſtände (Behandlung) 445 38* 596 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Duftbruch chronik 440 Eichenſchleim fluß 166 Duftbruchempfindlichkeit (der [Eichenſplintkäfens 53 ozer ten 438 Eichenſpringblattkäſer 75 Duftbruchregiununan g 439 Eichenſpringrüſſelkäfer . ... 29 Duftſchaden 437, 438 Eichentraubengallweſpe ..... 146 — Vorbeugung 444 Eichentriebgallweſpfe ...... 148 Dünen 495 Eichenwickler, grüner. . ..... 128 — der Süderſpitze ... 501, 502 — xroſt gelber 127 Düne nana! 500 Eichenwurzeltöter ..... 305, 306 Dünenbindunn g 496 | Eierihwämme ....... 100, 104 Dünentidenönserer 496 Einerden (der Kiefern). 574 Dünenjandıe ne 495 | Einfellern (der Kiefern.... 574 Dünendaälden 504 Einmieter (Gallweſpen) ... 150 Durchglühen (des Bodens) . . . 318 Einſchnürungskrankheit .. 284, 314 . eo ebe 400 Einwirkungen, atmoſphäriſche .. 323 Dürre 355 Einzelbru ß 379 Dürre chronik 360 | Einzelwu f 379 Dürreſchaden 356, 357 Eisan hang X 437 — Vorbeugung 861. Eisbruüc hh 437 x Eisbruchbeſtände (Behandlung) . 445 E. Eisbruch chronik 440 Earias chlorana 116 Eisbruchempfindlichkeit (der Holz⸗ Ebereſcheninſekte n 189 - arten)... 2 438 Eccoptogaster destructor . 51 Eisbruchjahre ..... 441, 443, 444 — pygmaeununs 58 Eisbruchreg inn 439 = Scolytüu s 49 Eisbruchſchaden ...... 437, 438 Edelkaſtanieninſekten .. ... 186 — Vorbeugung 444 Eichelbohrer, großer. 26 Eisklüfte 345 kleinen 26 Elateridae 14 Eichelnwickler .. ...... 131 | Elymus arenarius.. ..... 498 Eichenbockkäfer, großer .. 57 — enropa ens 215 Eichenerdfloa ???, 75 | Empusa auli ease 101 Eichengallweſpe, gemeine 146 Ener :e 166 flangleib ig 146 Engelſüßwur zel. 224 Eichenglasſchwärmer, kleiner .. 82 | Engerling.....»........ 273 Eichengoldafterſpinner ... . .. 99 | Entomophtora aulicae 101 Eichenholz, weißpfeifiges. . ... 309 | Entmällerung ee Se 471 Eichenholzborkenkäfer, gekörnter. 39 — Folgen 472 — höckeriger. - . . . 37 — Vor: und Nachteile . . 479 Eicheninſekle n 175 Entwäſſerungs arbeiten... 479 Eichenkernkäfen 56 Entwäſſerungsmethoden ... 473 Eichenminiermottee . 136 Entwäſſerungs netz.. 474 Eichenmiſte!f! 238 Entwäſſerungs zeit 479 Eichenpockenſchildlaus . . . . . . 165 Epheu, gemeinen, 233 Eichenprachtkäfer, dünner.. 8 | Epilobium 212 5 ſch nales 9 Erdabrutſchunge n 446 — ea weibinoigevrearer 11 | Erdabjibungene re 447 — zmeipunftierter ...... 11 | Exdfeiter. Ver ER 514 Eichenprozeſſionsſpinner ..... 111 — Cßbſ chung 531 Eichenrindengallweſpe .. . . .. 148 Erdkrebsñ 252 Eichenrinden pilz 305, 313 Erdwolff f 170 Eichenrollrüſſelkäfer .... ... 35 Erfrieren (Erfriertod) ... 326, 327 Sichen 148 Exiophrxu nm 228 Eichenroſengallweſpe .. ..... 148 Erlenblattkäfer, blauer. ... 73 Eichenrüßler, großer. ..... 26 — erz farbiger 68 fle? 26 Erlenblatlſauger 160 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Flechtenüberzug (Bejeitigung). 205 Flechtwerketagen (nach Jenny lechtzäune (gegen Berjandung) 506 ehr 309 Flottlehm 557 Erlenglasſchw ärmer 80 F 182 Glefrilſſelfäfer 24 — DD 31 n kleiner bunter. . 43 — großer ſchwarzer. . 46 FF 179 Eſchenrüſſelkäſfer 30 Eſchenwollſchildlaus . 168 Eſchenzwieſelbildun g.. 136 Eſchenzwieſelmotdteeeeeeeeeeeeee 134 CCC 221 Eulen (Schmetterlinge 118 ee on ER 216 Fc 271 Exorista lucorum 96 F. Faltenweſpen 151 Farne, Farnkräuter 224 Faſchinengräbe nn 483 F voor · 225 Faulbauminſekten 190 ii 244 eee 171 Feldheuſchreckeen 171 ine ena 215 Feuerempfindlichkeit (der Holz⸗ 516 Fefe 529, 532 rannte 527 Feuerpolizei (im Walde) 529 Feuerſchwamm, falſcher 308 Feuerverſicherung (der Forſte) . 535 e eee 530 Fichtenblaſenroſ t 250, 288 Fichtennadelpilz, ſchwarzer 250, 301 Fichtennadelroſ te.. 250, 289 Fichtenrindenkrebkes 277 Fichtenrindenpilz 250, 277 Fichtenritzenſchorr . . 250, 294 Fichtenrüſſelkäfer, groß. schwarzer 34 Fichtenzapfenpilz . 250, 302 Fichtenzapfenroſ e 308 | Figites anthomyiarum 151 CCC 224 F 232 F/ ..::22.,%. 214 Flächen blitz. 540, 546 CCC 232 o 199 597 Iludfne n ee. 515 Flugſan gd 494 Flugſand bindung. 496, 506 Flugſandwälder (Bewirtſchaftung) 513 Flußdurchſtichchch e 461 Flußkrümmu ngen 461 Flußprofil, Herſtellung . . . . . 460 Fluß regulierung 460 Flußſchlammm— 451, 452 Flußwaldungen 463 FD en: ie 2 Fontan ellen 483 Forſtgärten (Schutzmaßregeln) 343, 354, 361, 571 Forſtunkräuter, Begriff.... 193 — Bekämpfung 203 — Einteilung... .. 194, 195 —kletternde 206 — Nützlichkeit 197 — Pilzüberträger 200, 206, 240 —krankende 06, 230 — Schädlichkeit 197 — Schädlichkeitsgrade 196, 241 — ſchmarotzende .... 206, 233 — überlagernde . .. 206, 230 Verhlfung 206 Fortpflanzung, gamogenetiſche . 150 — parthenogenetiſche .. .. 150 Friſch's Laubkäfen 6 Fromm's Schutzvorrichtung . . . 125 Fl! ee 26 Fohhn 338 Froſtempfindlichkeit (der Holz— arten). . 330, 331, 332, 333, 334 TSTDIEHONERS 0 au apa a na 335, 336 Ssroltiante... 2 an. a0 338, 339 Fröſttrbs 309, 350 Irbſtlagen n 8 336 Froſtleiſten 347 Froftlöc he ee 336 Froſtriſſe . 326, 345 — Vorbeugung.. 350 Froſtſchaden. . ... . 329, 347, 352 — Vorbeugung 342 Froſtſchütte 293, 565, 567 — Bekämpfung 571 Froſtſpalten, innere .. . . 348 Froſtſpanner, gemeiner .... 122 großer: 120 fle iner 122 — orangege lber. 121 Froſttroan is 888 Froſtwirkung (Erklärung) .... 327 Fruchtträger (der Pilze)... 245 FrühbirnſpinnengmA 102 Frühfro ff 326 598 Alphabetiſches Fuhalts-Berzeichnis. Fuchs, großer 78 Funkenblitz. 8 540 Fusidium candidum ... 309, 310 G. Gabelgänge 39, 41 Gallen RE 145 Galeruca ala er 73 — EM CapTede rer en: 71 — FCalmariensis 74 — lineolaeae 72 — Kanthomela ena 74 Galerucella lineola 72 Gallmücend˖ml/ 154 Gallweſppen 144 echte 144 — Generationswechſel .. . . 150 Gartenmaikäfenrnrn 6 Gaſſenbruch . ..... 379, 404, 422 Gaſſen wurf 379 Gastropacha lanestris 88 — dheustriͤKͤa 86 Gegenſ enen 532, 533 Gegenhannn 533 Geißblatt 219, 230 Gelbfäule 275 Gelbfleckigkeit (der Fichtennadeln) 289 Generationswechſel (der Pilze) . 247 Gebisse 209 Geometra aescularia 126 — aurantiar ia. 121 — Pore ata uam, 125 „ Bum 122 —@rdefohanan es L 120 — progemma ria 121 Geometridaen. as 120 WVeradjliigler "rer 170 Geſpinſtmotte große.... 134 kleine ER 132 mittlere 133 Getreideroſ e 240 Gewächſe, forſtſchädliche 192 Gewäſſer, Regulierung. .... 460 Gewitter „55335 537 Gewitterchronik . . . . 540, 541, 548 Gewitterſtürme .. . . 377, 394, 395 Gifthaare; 115 Ginſ ter,? 209 Gipfelbruch (durch Schnee) .. . 420 Gißfelfeers 71 Ssöſch ung 83 Glas flüg ler 79 Glasſchw ärmer 79 Glatteis 437 Gleiſcherb ache 458 Gletſcherlaw inen 489 Gluckeeeeeeeensn 86 Götterb um 511 Goldafterſpinner, dunkler .. .. 99 — hellenrnxrn 102 Goldgrubenprachtkäfer .... 13 Gonioctena viminalis ul Gortyna flavago. .. . .. er 119 — ‚ochracea. ea 119 Graben, oberirdiſche rd. .. 473 — unterirdiſcher .. .. 462, 483 Grabenabſtann g. 476 Grabenböſchunn g 478 Grabenkoſte n 478 Grabenprofil2ꝛa?::¶3 478 Graben richtungen. 474 Grabenſyſtem . .... 474, 475, 476 Grabenſiefñ ñrꝝ ;ꝗ. 477 Graben weit 477 Grabheuſchre cken 170 Gradient: 377 Gramineases A 215 Grapholitha pactolana 279 Gräſ er 204, 215 Graswuchs (Empfindlichkeit der Holzarte ) er 201 Graurüß fer 20 Greiskraunk re 213 GroßkopfſpinnMWe. 103 Großſchmetterli nge. 77 Grundlaw inen 488 Grundſchwellen (Wildbäche) . .. 455 Grünrüßfe n! 22 — ſilberglänzender . ..... 23 re Abſterben (durch Bliz ß; 540, 549, 550 Gxalidae 170 Gryllotalpa vulgaris 170 Gryllus campestris 171 — gryllotalpra 170 Gymnosporangium ....... 241 HJ. Haargras, europäiſches ..... 215 Haarmoos 225 Habichtskrau ee RE 213 Hagedorn 218 Hagel! 411 Hagelchronkk 412 Hagelempfindlichkeit (der Holz: avten n ee 412 Hagelſchaden 411, 412 — Vorbeugung 415 | "Hagelltatiftit eu Peer 413 Hagfeil- : rer 230 Hainbucheninfeften........ 177 Hainbuchenſplintkäfer. . ..... 54 Alphabetiſches Inhalts⸗Verzeichnis. 599 — C f 213 Hainknopfhornblattweſpe. 140 Fü Se ec a: 217 CCC 214 Hirſengras, gemeins 216 o 874 800 Size 355 Pr 108 Hitzeempfindlichkeit( der Holzarten) 357 ( re 150 Hibeſchaden 356, 357 CC 228 — Vorbeugung 361 Halbſchattenpflanzen . 206, 216, 224 Hochbeſchirmung . 572 Halias chlorana 116 Hochgebirgsforſtwirtſchaft . 459, 491 Hallimaſchc h. 250, 252, 254 Hochleimeen 109 Baltica erucae ........: ,,, sur cn = ee 97 „ 2... 0: 76 Hochwaſſerjahree 452 — quercetorum ....... 75 Hochwaſſerſchäde n 451 Hammaticherus heros 57 — Verhütung V 453 cc lune 219 /c! 2206226, HDolzameiſe; 162 Harzſti cken 252, 258 Holzbohrer 82 r 252 S aro ßen, 82 Haſel, Haſelnußſtrauc h e 0 15 Haſelbockkäfer, ſchmaler 83 [ Dolspil e 260, 307 „ >. .2..02% GSECHOIZWEIHEN.N GE. 40 ee =, ee 143 Haſeldickkopfrüßler 35 Honig pilz 250, 252 F 189 | Hopfen, wilde 231 Halelnußbohrer......... - 25 | Hormomyia annulipes 158 Hafelnugrüflelfäfer....... . 20 = betalae. 4,2.5.. .....2% 159 Haſelprachtkäfer. 3 las N ern. 156 CC 2 pilgern HE%E 158 Hauptabzugsgräben 477 Horniſſe, gemeine 151 6. —— 485 Horniſſenſchw ärmer 79 Hauptdünen 496, 497 Hornſtrauch, gemeinen 226 Hauptgräben Jule, gemeine 226 Haupiſchneiß en 402 | Humulus lu puls 231 FFF 246, 263 Humus, ſaurer 202, 203 , 219 — ſtaubiger 202, 203 Heckenkirſcheninſekten 191 Humuspflanzrtrten 195 Heckenweißl ing 77 Hungerquellen „476 Hedera helin . . 233 Hüttenrauchſchaden 575 rh 210 — Abwehcbctttr „Rue 586 c 211 Hydnum diversidens ...... 308 , 222 | Hylecoetus dermestoĩdes. 15 (( 7. 2 ..202 ...» ;» 5571| Hylesinmi. .%...... 12... .0200% 43 CCC 208 | Hylesinus crenatuns 46 Heiſternſp inne 97 — fraill1lf BONE 43 Helm (Grasart ......... 498 rs 43 CCC (/ c 160 — Vittatus 48 Hamiteles fulvipes 91 | Hylobius abie tis - 33 Herpotrichia nigra . 250, 301 | Hymenoptera ....-..... 138 Heterobasidion annosum...... 258 Hypericum 212 Heteroecie (der Pilze) SAT Huhn... eneee 245 Heterogonie (der Gallweſpen) . . 150 | Hyp nume 230 Heterognomon viridana . . 128 Hyponomeuta cognatella . . 134 Heufelder Brüjhhe 570 — evonymella 133, 134 o 271, 272 — PPR 132 Hibernia aurantiaria 121 o Rn ni: 133 „ - : 2.2... 120 =, ‚varıabilie. 2.0.00 132 — progemmaria......- 121 | Hysteriaceae........ 251, 305 600 Alphabetiſches Inhalt3-Verzeichnis. Hysterium macrosporum.. 250, 294 | Knopfhornblattweſpe, veränder— — nervisequium. 250, 297 liche — pinastri. 250, 292 561, 565 Knopp ern J. Knopperngallweſvlee Ilex aquifolium ......... 226 | 2 0 in, Impatiens noli tangere 212 Kopfe 5155 IE 8 Infektionsverſuche (mit Pilz- opfer EEE Knoten) Er 248 Kopitier (Raupe) . ARE inquilinae (Gallweſpen) . .... 150 ee r Se fe ce 218 240 Koupierzäune 3 SO JOLIE ce, Ai Krankheiten (der Holzgewächſe). Johanniskä fen 5 — Cine Johanniskraut 212 — Urſachen N Johanniswürmchen . .. 5 17 Kreuzd orf! 225 Jonesco's Blitztheorie .. 544, 545 Kr 5 1 3 213 240 F ven: 96 K eee ee, 5 8 N 05 rong wett. N ben 47 Kronenfe nen, Deren enn: ne Kugelpilz, ſcharlachroter .. 305, A e 295 Kugelpilze 251. SUB se Dt TR EEE Ze „ | Rupferlöfungen....... 205, nSuNEERIer . . an. 0 ea. 5 Kupferſodabrühe Mus 227 Ku . pſenterra n K. Kuriſches Haff 501, Kadik 3 227 Kurzhalsgraurüßler, beſtäubter . Kaffe: 2 Kahneichenwickler .. ... 128 8. Kaiſer's Entwäſſerungsmethode 480 | Lachnus exsiccatoer Salipflanzen 2 cn... are 195 —. fag! 160, Raltpflanzen .. Easien.. ee: 195 — longirostris Kälteriſſ um 8 345 NDacon murmusı a Kälkewin eee 341 Lagunen Kammhornnagekäfer. . ... 16 Lamia nigrorugosa ....... Kaftantenenlen. re 118 — ‚textor. Ye Keimzellen (Pilze). 245 PDampra xutilan sg Kellerhals, gemeiner .. ..... 220 | Lampyris Kernfäulfe 555 Landes der Gascogne 505, Kernkäfe : . 56 CLandfr off, Vernſchäle ee 260 Landreitgraas Kiefernbaumſchwamm ... 250, 260 Land winde Kiefernblaſenroſt .. . 250, 263, 286 Längenſchneiß en Mieferndreh piss 250, 268 Langhörne n Kiefernkre cs 263 Lärche (Säbelformmm Kiefernnadelroſt. . . .. .. 250, 286 | Lärchenbranggdde Hiefernirande 263 Lärchenkrankheietete Kiefernrindenroſt. ..... 250, 263 — Urſachen Kiefernritzenſchorf. . . . . . 250, 292 | Lärchenkrekcss 279, Kiefernſchüttepilz 250, 292, 561, 565 Lärchenrindenpilz. . .... 250, Kieferntramete ..... . 250, 260 Lärchenſchütte pilz... 250, Kieferntriebpill zz.. 250, 284 | Lasius fuligivosuns Kienzooy pr 263, 264 Latteng itte 343, Kiejelpflanzen.. . rear 195 Laubfäng e 410, Kieimentalter .. 0 re az: 78 Laubholzbohrer, liniierter .... Kirſchenſp innen 88 Laubholzborkenkäfer, ungleicher. Kleinſchmetterlin ge.... 127 Laubholzinſekten Knopfhornblattweſpe, gelbbindige 140 | Laubholzpilze .. .. ..... .. Alphabetiſches Inhalts⸗Verzeichnis. 601 Laub holzprachttafer, grüner. 7 | Loranthus europaeuns 238 Laubholzrüßler, grüner 24 Loshiebe . . 398, 399, 400 — grünhalſiger 24 Loöſchung (der Waldfener) . . 530 — Hirihähnlider ...... 23 Lotgänge . . . 50, 51, 52, 555 56 — jdimmernder ....... 22, | Surtmurzelnt: ....0..0 2.000 Sets 233 BETHNTOD ee. amade = Dee 373 „ Delig ung r ee ade ne een 214 eee ae Te ARE 515 | Lymexylonidae ......... 15 Lauskrebs (der Buche). 309 | Lymexylon navale 15, 38 TS ee 447 | Lytta vesicatoria ........ 18 OT re Se 487 Samwinenabbrudglinie ...... 492 M. Lawinen chronik 489 Macrolepidop tere 77 Lawinenſchaden 489 Maikäfer, gemeiner. 2 Lawinenverbauung. 492 | Malacodermata 17 Samwinenvorbeugung . ...... 491 Malpighi'ſche Gallweſpe. ... 146 Lecanium aceris oh arb) auch. 214 — robiniarum........ 169° IE Vinrentaten „00.0 2.00, 8 271 F 373 Markeule, gemeine 119 Lehmbodenpflanzen . 195 Maſſen bruch. .. 379, 422 Leimen (Empfindlichkeit der Holz— Maſſend uk 422 Fo ER ge Maſſendurrrf a: ante 379 Leimringe 21, 34, 46, 80, 87, 97, 124, Matroje (Käfer 15 127, 132 Maulwurfsgrillll e 170 Leinweber's Miſchung 42, 50, 61, 80 Meilerrauchſchaden . 577 C 43 | Melampsora farino sas 322 Eepidopters.-.....:.....- 77 — Goeppertiana 292 Leucoma aalieis......... 98 — Hartig 305, 320 Lichtpflanzen 196, 207 einn, 320 Ligustrum vulgare 220 — salicis capreae...... 322 Limonius cylindrieus...... 14 — tremulae 270, 300 VE AAA 68 | Melampsoraceae....... 251, 305 — longicollis 67 Melasmia acerinum........ 319 — 65 | Melasoma aenea 68 Fr 67 — longicollia 67 Lindenblattlaus 160 op ul!lkl en 65 Lindeninſekten 185 —2 tremulaer. ses 67 Zindenpraditläfer......... 18 ”Melica caliata,.... 2.0.0200 ,..0. 215 Lindenſpinnee 110% MNeloida ss 8 18 Liparis chrysorrho ea 99 | Melolontha hippocastani.... 4 — le Vo 97 gerd 2 N 103 | Merulius lacrymans 262 — monacha 107 | Meteorus decoloratus 98 „ß 98 | Microgaster erataegi...... 78 DIEBE nn 102 | Microlepidoptera ........ 127 eee 86 Milium effusum ......... 216 SET Are ieee De 224 Löcderpilie ...... 251, 262, 305 | Miniergänge. e. 27, 48, 137 e eee eee 326 || Bitte, wege 233 Lonicera caprifolium ..... .. 230 Miſteldroſſe l. 235, 237 — T 219° Mifraa! EHE -- perielymenum ...... 280 Moderpil te 244 F 219 | Molinia caerulea 215 Lophodermium macrosporum . 294 Mondringgg ee 555 — nervisequium , 2007 115 FL 292 Moosbeere, gemeine. 224 602 Mode 199, 225, 229, 230 Moſchusdo ge! 102 Mottngng 132 Müller. Käfer; 5 Muhren, Muhrgänge .... 447 Myheeliunm ; 245, 246 | U. Nachtſchatten 227 Nachwinterſchütte cn 561 Nadelbräune (der Fichte). . ... 294 Nadelholzpilze .. . . 249, 250, 251 Nadelpiz e 286 Nadelröte (der Fichte) ...... 294 Nadelſchütte (der Fichte) . . 294, 295 Nagekäfen: 16 — buntwürfeliger 16 Narxdus tries . 215 Naß gallen 468, 476 Natrondampffeñ 578 Naturereigniſſe, außerordentliche 446 Neben drain? 485 Nebengräben 474 475 Nebenſchneißen 402 Nectria einnabarina . . . 305, 312 | — cucurbitulaa 250, 277 — ditissima .. . 305, 309, 310 Nematus angustus ....... 142 Salli de nme 141 —. ‚salieetir Aare, 141 = WBalicis.. =. au Ras. 142 septentrionalis. .. . .. 141 Neſſel „ RREUR 214 Neſterbru g 422, 425 Nkſterdrüu k 422 Neſter wurf 379 Neßler's Miſchung. .... 7 Neuroterus lenticularis . . . 146 — numismatis 116 Toetus seen 118 — dehra cen. 119 Nöetnid ae au 118 Non n? BE 107 Nuüßrüßlee r 25 O. Oberea linearis 63 Sela 64 Sberlanen 488 Obſtbaumfroſtſpanner ...... 122 Obſtbauminſekten — —1 Obſtbaumſplintkäfer, großer .. 54 kleiner runzel igen 56 Oenexiad dispa gs 103 | „ monachag ee SR: 107 Oehpus ollen PER 96 Alphabetiſches Inhalts -Verzeichnis. Orkan Pappelbockkäfer, großer Pappelglasſchwärmer, kleiner .. Peronospora fagi Pestalozzia Hartigii.. . . 284, Pfaffenhütchen ' halera bucephala Oedipoda migratoria Omias araneiformis brunnipes Orchestes fagi quercus segetis Orgyia antiqua pudibunda Orthoptera Otiorrbynchus ater P. Pachytylus migratorius Päde Pappelblaſenblattlaus Pappelblattkäfer, großer roter . kleiner roten? langhalſiger Heiner: 2 Pappelinſekfre n Pappelprachtkäfer, ſechsfleckiger . Pappelrollrüſſelkäfer Pediaspis aceris sorbi Pemphigus bursarius Peridermium conophilum Cornui elatinum oblongisporium ..... pini, var. acicola . 250, pini, var. corticola 250, strobi 250, Perlgras, gewimpertes .... sempervivi Peronosporeae Peziza amorphaa calyeina lariciss Willkommii . 250, 279, Pezizaceae.... „un. n ee Bflanzengefhübe . e Pflaſterka fen Pflaumenwickler Pfriemenkraufr.ſ . Phegopteris Phratora coerulescens vitellinae vulgatissima Phycomycetes Alphabetiſches Snhalt3-Verzeichnis. 603 Phyllobius alnet i. 24 Bolyporus jgniariuge a.0N le 308 — argenfatus ........ 23 laevigatunz „mr 0. 2. 308 . eee 23 mollis 262 e e 24 — Pseudo-igniarius 308 „ ene 24 — sulphureus . . 262, 305, 307 Doo 24 D a. Me: 262 Pbyllopertha horticolaa 6 Polytrichum Eh BR 225 Phytophthora fagi 161, 305, 315 | Pontia crataegi ......... 77 — omnivora...... 315, 317 Populus tremula ..... 221, 240 eee eee 271 | Porthesia auriffu n 102 Preesalba..... .. .. 374, 500 — chrysorrhoea........ 99 Breriswerataegt 2... ...... 77 mii: 102 Pilze, dei ze Pacher 7 Bekämpfung. 248 — zweibindigernr 11 — Eindringen 245, 246 Prays eurtiselluuiu sz. 134 — Fruchtträger er 246 Preißelbeere . 223, 240 — Generationswechſel. - 247 Preißelbeer pilz 292 — Klaſſifizierunggg 244 Prunus spinosa ......... 217 — Lebensweile........ 245 Psamma arenar ia 498 „ e 242 Psilura monacha 107 „ ne, i ! 160 — Saprophyten sss 160 r 247 | Pteris aquilina 224 Pilzfäden I 245 | Ptilinus pectinicornis...... 16 Pilzkrebs (der Buche) 309 Puccinia graminis........ 240 Pilzſchütte 293, 565, 566 Pückler's Glühapparat ... .. 110 — Bekämpfung er 2 ar... 225 Pilzwucherung, intercellulare . 246 Purpurweidenblattkäfer .. ... 68 — intracellulare. . 246 Pygaera bucephalaa 115 Pimpla instigator....... sch — pudibundae........ 96 Q. e e eee 215, 216 Pinus Banksiana 511, 561 Qnerſchnei ßen 402 Pinus montana, var. uncinata . 500 Pinus rigida ... 259, 511, 516, 561 N. Plaggen deckung 508, 509 Rabenfederchen (Schmetterling) . 138 Plaggenhacke, Siegener 211] Rädertaunen 276 Plataneninſekteeen 187 Rainweide, gemeine 220 eee eee .. 56 RNaſſeln, Raſſel kanäle 483 Platypterix unguieula ..... 117 Rauch (ſchädliche Beſtandteile) . 577 Platypus eylindrus . ... . 39, 56 Rauchempfindlichkeit (der Holz: 355 ae Et 579, 580 . (der Pilze) KRauch lagen 581 Poecilonota rutilans 13 Rauchſchüden e 575, 579 Polydrusus cervinus ...... 23 Abwehrmafregeln ... .. 586 re m 22 — äußere Kennzeichen. . . . 575 = D eee 22 „ — begünſtigende Momente . 579 Polygonum cuspidatum .... . 499 — Berechnung 587 Polypbylla fallo....... 7) — Kriterien der Erkennung. 583 eee 224 — Orrlich keiten 575 ee eee 251, 305 — Prozeſſe . 588 Polyporus annosus 256. | Nauhbaume. ». Zr... 0.0. 450 908 | Hauhfrofl 2. 2.2.2 20.,.0%% 437 — . .2..2 0... e,, ee 437 — dryadeus .........308 | Rauhreifihaden ......... 437 Ie 262, 275 Raupenneſter, große 100 604 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Raupenneſter, kleine .... ... 77 Réaumur'ſche Gallweſpe. .... 146 Rebenſtechenrnr,r, 36 Rebhuhnhoas ssd 309 Reflexhizßzß ß; 359 Regengüſſ , 409 Reh heide 207 Reit grass? 8 229 Reit wum one ARE: 170 Raus 8 225 Rhizina infa] 257 — undul ata 250, 257 Rhizoctonia quercina 306 Rhizbetoneengang 306 Rhizomorpha fragilis . . . 252, 253 Rhizomorphen 246, 253 Rhizotrogus solstitialis. . . . . 5 Rhodites ros ge 150 EBRopalecer gs 7 Rhynchaenus segetis 28 Rhynchites aln i 36 — betul ae 36 betulet i 36 — DO DU ee ae 37 RENE gas 34 Rhynchomyces violaceus. . . 557 Rhytisma acerinum. . . . 305, 318 RI bes] 218, 240, 267 Riemenblume, europäiſche .. . . 238 Rietgra ü 2 228 Rindenbrand ... 355, 363 — Beiſpiele . . 367, 368 — Exkla rung 364 Rindenbrandſchaden . 365, 367, 368 — Vorbeugung.... 369 Rinden pilze 260, 307 Rindenroſen (der Eſche) ..... 45 Rindenro ff 263, 266 Rindſchäl f: 260 Ringeln (durch Blattweſpen) 139, 140 — (b durch Horniſſen) .... 152 Ringelſpinne nr 86 Ringfäule 35 Ringſchäf f 260 Ringſeuch et: 257 Rossteliee na 241 Rohr, baltiſch s 498 RGS 209 Roſe, Roſenſtrauc h... ... 209 Rosellinia quereiua. . .. 305, 306 IOSATLADTEL Kenn 150 Nofengallweipe -......... 150 Rofenkäfe . 8 6 Roſenſtrauchinſekten ... .. .. 191 Rostpilze 251, 305 Roßkaſtanienholzbohrer ... .. 84 Roßkaſtanieninſekten .... 186 Roßkaſtanienmaikäfenr. . .. 4 Roßkaſtanienwinterſpanner . . . . 126 Rotbauc h; 8 107 Rotbucheninſekten .. .... 173 Notfälle 258, 262, 554 — bedingende Faktoren .. 555 — Bekämpfung 559 — Schaden 558 — Urſachen .... 556, 557, 558 Rotſchwanz (Schmetterling) ... 91 Rub us 217 Rückſchlag (Blitz) ..... 538, 545 Runſen 8 447 Nüfleltater 7 20 — gta ee 20 — großer brauner 33 — aagrn e R: 22 Rüſternblaſenblattlaus . .... 163 Rüſternfalte ns 78 Rüſterngallenblattlaus ...... 164 — weiße 165 Rüſternhaargallenblattlaus ... 162 Rüſternſplintkäfer, kleiner .. .. 51 S. Sagtrüſſelkäfns 3 28 Sadebaum . 227 Sahlweidenblattkäfer, gelbbrauner 71 Sali Keen 220 — aàœnutifellsñ, , 511 — Arenaziz 511 — lonsifolatsree re 511 Salzbodenpflanzen ........ 195 Salzſäureſchaden 578 Sambu eus 8 219 Sammeloraina er ee 485 [Sammelgrube?n 480 „Samen, ruhen? 201 Sammetulmenblattlaus ..... 162 Sandbodenpflanzen. . 2... ... 195 Sandgräſen 497 Sandhaargrass x. 498 Sand hafen; 498 Sandkehlen 496 Sandroggen 498 Sand rohr! 498 Sandſchellen, Sandſchollen .. . 505 — Bewaldung 510 Bindung 506 Sandſ egg, 498 Sandweideeñ 511 Saperda carchariass. 59 — line axis 63 — ocul ata. 64 — populn enn 62 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. 605 Saperda punctata. 59 Schneißenſyſtem... .. 401, 402 Sarothamnus scoparius nee ua aier 14 e 207 Schotenweider iche 212 Sauerdorn, Sauerrach .. Scree 293, 560 co ( 485 Schüttebekämpfung 294,569, 571, 573 See 228 Schüttelagen „ 294% 82 Sees A 224 Schüilttepilzz 292, 561, 565 Searabaeid ae 2 Schütteurſachen 293, 564 SE 5 a A 132 | Scütteverbreitung ...... . 564 Shafihwingel .......... 21 Schuß dünnen 497 Schaftbruch h.. . 379, 420 Schutzmäntel . 369, 376, 445 Schalen bauten 455 Schutzwälder 448 Schälſtellenbruch h. 420 Schwalbenwurz, weiße .... 264 Schattenpflanzen ... 206, 225, 227 | Scwammbäume ...... 260, 261 Schiffswerftbohrkäfe rr. 15 Schwammſpinner, großer .. . . 103 Schilder (Staublawinen . . . 488 | kleinen,. 99 S 224 — kleiner grauer 97 Schildlauſe .. 165 Schwärmſporen 316 Schilf, Schilfgras 229 [Schwarz donn 217 Schizoneura lanuginosa. 162 Schwarzdorninſekten ... 190 — N a er 163 Schwarzfleckenkrankheit .. . . . . 318 F ar 150 Schwarzpunktmotte, große .... 134 Schlagpflanzen . .. 206, 207, 212 — kleine 1 Schlauchpilz e 251, o amitlleregn. 0.8 2.2. 133 Schlekeniraudr.. -. ...:... 217 | Schwefelporling .... .. 305, 307 Schlehenſtrauchfſpinner. .... 88 —Schweflige Säure (Schädlid- Schleis boden Dei aan er 577, 578 Schleppverhaue..........-. Serre 228 Schlickablagerungen e . un... sche 37 S 460 Sedo tilIi))) 49 eee e ten. 219 | Scolytus carpin i 54 Schmarogergallweipen . ... . 151 — destructor ...... 49, 51 Schmarogerpflanzen ... . . 2 Sedo aaa 49 Schmarotzerpilze, echte. 244 — intricatuns. 53 Schmauch feuer 343 — multistriatuns 51 Schmeerbauchgraurüßler . 20 Fr ee nf Schmetterlinge . .-- ...-... TI Di 55 SGL 215 — Ratzeburgii ....... 51 Schnabelpilz, blauer 557 — rugulos uns 56 EEE ( ( 416] See winde 374, 496 Schneeabſchütteln n. eie 228 FP 219 Seide (Unkraut)))) 232 Schneebruch h. 416, 417, 422 Seidelbaſt, gemeiner. 220 Schneebruchbeſtände Behandlung! d 482 Schneebruchchronik . . 426, 427 Seihwaſſer 466, 476 Schneebruchjahre ... 427, 428, 430 | Senecio........ 213, 240, 287 Schneebruchlagen 422 Senker (der Miſtel 235 C ( 493 | Septoria parasitica ....... 303 Schneedrud...... 416, 417, 422 | Sesia apiformis 79 Schneedruckempfindlichkeit (der — culiciformis 82 ER ED ange 417 — cynipiformis 82 Schneeſchaden. 416, 417 — formicaeformis 82 — Vorbeugung 432 — spbeeiformis 80 F 2» 417 — sphegiformis....... 80 Schneewür meme 17 — tabaniformis....... 81 Schneider (Käfer )). 17 Sesid se 79 606 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Sichelſp innen 117 | Strophosomus obesus .. 20 Sicherheitsſtreife nnn. 400 Stumm & 371, 376 Sickerdohle n 484 Sturmchro nik. 386, 388, 394 Sickergraben 410, 458 Sturmempfindlichkeit (der Holz— Siegener Plaggenhacke ...... 211 arten). N: 380 Sime 228 Sturmſchaden 378, 380 Sklero fn 306 — Vorbeugung. 396 Solanum dulcamara 227 Sturmtabelll nnn 378 TI STUDIE 227 Sturzwin nd 384 Sonnen ritt: 370: Stützwur zeln Sonnenwend käfer 55 Sumpfmogs 229 Spaniſche Fliege 18 Sumpfſchaden/æ 467 Spanne . 120 Vorbeugung 470 Spartium scoparium .. .. 207 Eurell'ſche Theſen 459 Spätfro ft 326 || Synergus, uns 151 Spathegaster baccarum . 147 „ Fesicatri:! ee ee 147 T. Sphaerella laricina . . . 250, 298 Tactonomus holosericeus ... 14 Sphaeriaceae........ 251, 305 | Zagfalteri- re 77 Sphagnume ee 229) |- Deevringe re: 124 Spinvelbaun Sense 216 Telephonanlagen (im Walde) . . 530 Spindelbauminſekten .. ..... 190 Telephoeruß ü 17 Spinner; 86 | Venthredin das. 138 Splinkktä fe: 49 Teras ferrugana 127 Sporen 245 — terminalis 148, 149, 150 SpPorides Wim 289 | Tetraneura alba 165 Sporidten se ee 245 — ulm i ee 164 Springkefe n: 14 | Rettix sua uss, 171 Springkraut, gemeines. . .... 212 Thalſpe ren, 456 Springl: 160 | Thelephora perdik 309 Ses 464 Thonboden pflanzen... 195 Stachelbeerſtraucg 218 Thonröhren, glaſierte ... 484 Staffelbaun 4502| Siefeingen ee 97 Stagnierendes Waſſer ..... 465 Tinea complanella ....... 136 Stahldrahtbürften ........ 205 — ‚euntisellals ee 134 Stammiauler ne 22 2 555 — evonymella........ 134 Stammfeueñ] 515 — fuscedinella ....... 138 — Obſchung 533 — Pad. 133 Starrfro t 326 — parenthesella ...... 137 Staublawinen. .. rar ne 488 — variabilis..2.2..... 132 Stoaumallerser. un. se 465; | "Tineidae.. 2 132 Stechpalme, gemeine. . ..... 226 | Tischeria complanellsaa 136 Stedmeipenann, . 151 Tollkirſche, gemein 213 Steindrains 484 Dorfgewäch f, 195 Steinkohlen rauch 575 Torfmoos 229 Steinkohlenrauchſchaden 575, 5719 Torna, 377 Steinwälle (gegen Windriſſe) 403, 404 Tortriciddui enen 127 Stereum frustulosum . 309 | Tortrix ferrugana........ 127 — hirsutumga 2... 309 -- funebranar .... . 132 Stihgräben...... 257, 258, 307 — grosse 8 131 Stockfaul ff 883 — podana n “ 130 Strauchdran s 4883 — pomo nana 131 Streichbuhnen 460 — pomonel “ 131 Streifen faaun n 224 — splend ana 131 Streifenrofſ ;; 240 — FVirid ang 128 Strophosomus coryli ...... 20 | Trametes pin. . var. 250, 260 Alphabetiſches Inhalts-Verzeichnis. Trawetes radieiperda. . Traubenkirſcheninſekten... 189 Treiben (des Sandes ) 499 e ee 21 Trichiosoma lueorumm 250, 258 | Vespa crabro 140 Trichosphaeria parasitica 250, 300 Trichterwickler (Käfer 36 Trigonaspis erustalis 146 Tritieum repens 215 Trochilium apiform 79 ft 568 P na ne... : 356, 357 Trockenmauern (gegen Lawinen, 494 eee 223 Trypodendron domesticum. . 42 rr 224 Turdus viscivorunns 235 a. Überfallgräbchen 482 an??? e 384 Überſchwemmungen . . 446, 448, 450 — Schaden 451 — nee 450 Uferbefejtigung . . - - . - 461 Ulmenbafaten 2. :...... 48 ef 74 Mimenmielten. =... ...-. 178 Ulmenſplintkäfer, großer. 49 e ee 51 Umfafjungsgräben ........ 482 Umhauungen (Loshiebe) - 400 FFC RE ee 483 Dredmeaer ([ 251, 305 Dag ri 240 CCC 321 FFP ( [[ 143 Cc 214 eee eee 200 2. CCC 222 Vanessa polychloros 78 CCC 214 eee ee 355, 356 N (gegen Bodenabbrüche) 449, Berfiemung 20 Sr Eu ER RE 264 r 465 Verpfählungen (gegen N 492 Verſandung (Vorbeugung). 505 Verſenkung (des Wailers) . 487 eee 465 Vertrocknung, abnorme 568 Vertrocknungsſchütte . 293, 565, 568 a: 151 — 3 vulgarise 2 154 Ne pid as 151 Wbüurnnud . 219 Viereichenſp inner 111 Vincetoxicum officinale . . 264 Viscum album 233 iI : 235 ellen 233 Dllſchale n 405 Denn 496, 497 ROTH oe le ee ee 474 Vorwinterſchütte .. .... 561, 568 W. Wachholder 227, 241 Wagegänge . 44, 47, 53, 54 Waldabſchwendung ...... 505 Waldbrände 513 — (Behandlung derbeſchädig— ten Beſtände / 534 — Entſtehung 513 — Vorbeugung . 527 Waldbrandchronik .. 519, 520, 525 Waldbrandlöſchunng ... 530 Waldbrandſchaden ... 515, 516 Waldbrandverſicherung . ..... 535 Walddiſte!l! 226 Waldgewäſſer, Regulierung... 460 Waäldmafkäfe n 5 Waldrebe, gemeinen 230 Waldunfallschronik .... 325 Waldweiden (Pflanzen) .... 220 Walker Käfer 5 Wander dünnen 497 Wanderheuſchreckee 172 Waſſerableitung, oberirdiſche .. 473 — unterirdiſchnet 483 bertikaf e 487 Waſſerbecken, Anlage ..... 462 Wäſſermoo s 229 Waſſerſchä den 146 Waſſerverſenkun g. 487 Weberbock (Käfer) 64 IBERDDLIEH 2 225, 226 Wehſan ß 494 Weichflüg len 17 Weide (Dol zar] cue 220 Weidenblattgallenſägeweſpe .. . 141 Weidenblattkäfer, gelbroter . .. 71 Weidenblattweſpe, braungelbe. . 142 Weidenbockkäfer, rothalſiger ... 64 — zweipunktiger 64 Weidenglasſchwärmer, kleiner .. 82 Weidenhähncheen¶¶n 68 Weidenholzbohrer, gemeiner. . . 82 Bekämpfung. . 573 608 Weidenholzgallmüde ..... . . 155 Weideninſekten 184 Weidenkahnſpinner, grüner ... 116 Weidenknüppelgallmücke. .. 155 Weidenmarkblattweſpe. ..... 142 Weidenrö schen 212 Weidenroſt 98 20 Weidenrüſſelkäfer, bunter .. .. 31 Weidenrutengallmücke ..... 154 Weidenſp innen, 98 Weidenwürger (Pflanze) ..... 232 Weißdorn 218 Weißdornf alter 77 Weißdorninſekten 190 Weißfäule .. .. 262, 275, 308, 560 — Bekämpfung 560 Weiß fiche 374, 500 Weißtannenhexenbeſen 272, 273, 274 Weißtannenkrebs ... 272, 273, 275 Weißtannenkrebspilz .... 250, 272 Weißtannennadelpilz .... 250, 300 Weißltannenritzenſchorf ... 250, 297 Weißtannenſäulenroſt 250, 292 Werfkiäfe r 15 Were 170 Wespe gemeine 154 Weſpengläſe nr, 108 Weſpenſchwärmer .... ee) Aßetterbelenteu..t ee gene 271 Weymouthskiefernblaſenroſt 250, 266 Wicke BR ee 127 Widerhiz e 8388 Widerthonmoos 225 Wildbaäche 447 Wildbachverbauung. .... 449, 454 — Chronk 458 Wind 3 371 Windbruc ß . 378 Windbruchbeſtände (Behandlung) 407 Windbruchhölzer (Behandlung) . 405 Windbruchlagen . . . 383, 384 Wilddreu k HISZ Winde (Unkrau f 231 Windfaakk.k 378 Wilndha m re 215 Windhoſen 8 Windmän te! 9 Windriſſe (Bewehrung) .. 403, 404 Windsbraämee 393 Windſch aden 371 — Vorbeugung. . ... 375, 396 Windtrichter (Dünen) ....-. 496 Zwieſelbruch Winterlindenſpanner Wipfelbruch Wolkenbrüche Wurfboſen Alphabetiſches Inhalts -Verzeichnis. Windwurf 78 Winter, ſtrengne . Winterfroſt Winterkälte Wobſe Wolfskirſche „ Wollgras 2 Wollkraut Wrietel Wulſe Wundfäule Würbſe 8 3 Wurm, großer ſchwarzer .... kleiner ſchwarzer Wurzelfäule Wurzelgallweſpe ... Wurzelknotengallweſpe Wurzelpilze Wurzelſchwamm welliger Wurzeltramete 148, x Xenodochus ligniperda . Xiphydria dromedarius Xestobium pulsator Xyleborus dispar ........ dryographus monographus Xyloterus domèsticus. quercus signatus: : 8 Zapfengallweſpe Zapfenpilze Zeuzera aesculi | Bitterbappe le re Bugheufchvede eg Zugwinde Zugwindſchaden Vorbeugung Zweiflügler Zwergwach holder 3 wetſchenſplintkäfer, großer .. kleine 8 Zwieſelbildung (der Eiche). ... * 5 0 n 1 5 1 * 9 * * os BINDING SEUHE, NUV 2 2 Oe PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY SD Hess, Richard Alexander 11 Der Forstschutz. H4 3., ver. und verb. Aufl. 1898 Bd.2 BioMed 55 Bert Ai. N Karrde Sr Der 23 e . str m“ non 5 855 = 8 2455 7 eee Wee Er wäre a 6 5 0 ıre f 295 n 37276 \ hs 5 Ae Er es DAS IE 3 55