N O 1 O 0 O 1761 3 TORONTO LIBRARY So ET: | ie CHEN 7 EN“ 50 BAT us U 0 . I eee N e or NEAR. | | EN 85 N 98 ; 7 SG 1 y EN ’ 7 0 FAN - ’ Ve U = 6 5 0598 2.8 2 8 U G Io A 0 8 e D N 7 ER IE ee IR Q E 8 8 Ce | TE, 5 REN TA: 22 Ya HER, FA: = ER NER ER NE Ne 2% AR LERNT * 4 * a N ze 19 5 AR: - * | ey; DA: ERLERNT 08 ee 5 I N e % 72 DE Ye 0 05 = Be N Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Toronto http://www.archive.org/details/dergemischtewald0Ogaye I Der gemiſchte Wald ſeine Begründung und Pflege, insbeſondere durch Horſt- und Gruppenwirtſchaft LIBRARY FACULTY OF FORESTRY UNIVERSITY OF TORONTO Dr. Karl Gaper, Profeſſor der Forſtwiſſenſchaft an der Univerſität München. Berlin. Verlag von Paul Parey. Berlagshandlung für Landwirtſchaft, Gartenbau und gorſtweſen | . r * = ‘ . 2 | 2 5 1 7 f — — 5 * — — De a * Einleitung. X. Abſchnitt. Abſchnitt. Abſchnitt. . Abſchnitt. Abſchnitt. Abſchnitt. „Abſchnitt. Abſchnitt. Subalt Seite 1 , Er ern 9 Schatten⸗ und Lichtſeiten 81 e h y e U EI ZUM. Horſt⸗ und gruppenweiſe Verjüngung 68 e . ae. , . a ee %% ͤ te Einleitung. Die Zeiten wirtſchaftlicher Bedrängnis laſten fortgeſetzt ſchwer auf faſt allen Zweigen der Rohproduktion, der Gewerbe und Induſtrieen, und die Forſtwirtſchaft iſt davon bekanntlich nicht ausgenommen. Wir leben in einer allgemeinen Übergangsperiode, die mehr den Charakter tief- gehender Zerſetzung als einer kontinuierlichen ruhigen Fortbildung an ſich trägt, — denn wir mußten manche alte Überlieferung von uns ſtreifen, bevor wir die Beruhigung gewannen, daß die neuen Wege, welche wir zu betreten im Begriffe ſtehen, auf einigermaßen ſicherem Boden ruhen und im Bereiche einer naturgemäßen und mit Wahrſcheinlichkeit ſich voll— ziehenden Entwickelung der Dinge gelegen ſeien. Für die Forſtwirtſchaft insbeſondere ſcheinen jene Zeiten faſt vorüber zu ſein, in welchen wir mit Sicherheit wußten, daß der Markt Holz jeder Art und Qualität aufzunehmen ſtets bereit, und das Holz überhaupt noch ein nach tauſend Richtungen für die Menſchheit unentbehrliches Roh— produkt ſei. Heute ſtehen billige und zweckentſprechendere Surrogate in ſteigender Menge zur Verfügung; für das Brennholz iſt die foſſile Kohle eingetreten; für den Schiffbau, Eiſenbahnbau, Brückenbau, die Herſtellung von Monumental- und anderen Großbauten liefert die mit Überproduktion arbeitende Eiſeninduſtrie mit wachſendem Antheile das Material; ja ſelbſt im Gebiete der Nutzholzverwendung läßt es die findige Technik nicht an erfolgreichen Verſuchen fehlen, dem Holze mancherlei Surrogate an die Seite zu ſtellen. Die durch das ſo überaus raſche Anwachſen der Ver— kehrsmittel, anfänglich auch dem Walde zu gute gekommene Erweiterung Gayer, Miſchwuchs. 1 3 ſeiner Abſatzbezirke und die dadurch zeitweiſe bewirkte Wertſteigerung ſeiner Produkte, unterlag ſehr bald dem Drucke einer Gegenwirkung, der mehr und mehr erſtarkten fremdländiſchen Konkurrenz, die den Holzhandel teil— weiſe in andere Bahnen lenkte und dem Großhandel auf die Beine ge— holfen hat. Und was nicht auf Rechnung der Surrogate, der Konkurrenz und Marktbeſchränkung zur Niederhaltung einer beſſeren finanziellen Proſperität der deutſchen Waldwirtſchaft zu ſetzen iſt, das bewirkt die gegenwärtige Gedrücktheit und Unſicherheit der geſamten wirtſchaftlichen Lage der Welt. f Auch der Wald ſteht ſohin nach den meiſten Beziehungen in einer bedeutungsſchweren Übergangsperiode, und mehr wie je macht ſich, neben andern Urſachen, die Wirkung der Wertsverſchiebungen geltend, nicht nur auf die Abnutzung der vorhandenen Vorräte, ſondern auch durch das Drängen nach einer allgemeinen Umgeſtaltung feiner ſeitherigen inneren Verfaſſung und jeiner ganzen Weſenheit. Der Wald ſoll für die Zukunft ein anderer werden. Man will keine Brennholz- wälder mehr, das Schwergewicht wenigſtens ſoll auf Nutzholzerzeugung ruhen; dem Buchenwald wird nahezu jede Exiſtenzberechtigung abgeſprochen, an ſeine Stelle ſoll überall das Nadelholz treten, und unter dieſem nur die Fichte oder die Kiefer, denn auch die Tanne und die Lärche finden an vielen Orten wenig Gnade mehr. Mehr wie jemals hat man da— gegen ſein Augenmerk wieder auf fremdländiſche Holzarten gerichtet, von deren Einbürgerung man ſich Großes für die Neubegründung unſerer Wälder verſpricht. Könnte man dieſe Beſtockungswandlungen mit mög— lichſter Beſchleunigung durchführen und die Laubholzwaldungen im Hand- umdrehen loswerden, ſo entſpräche das einer viel vertretenen heutigen Geſchmacksrichtung ganz beſonders. Aber die zukünftigen Fichten- und Kiefernwälder ſollen auch raſcher wachſen, als ſeither, — ſie ſollen größere Erträge, und ſchon mit 70 und 80 Jahren jene Nutzhölzer liefern, wie ſie der Wald bisher in 100 und 140 Jahren fertig brachte. Man ſagt, die früheren langen Produktionszeiträume und das hierzu im Walde auf— geſpeicherte große Holzkapital ſteigern die Erzeugungskoſten viel zu ſehr, als daß ſie den heutigen Forderungen an die Bodenrente für die Folge noch genügen könnten. Auch die ſo langſam wüchſige Eiche kann er Ze deshalb nur ganz ausnahmsweiſe noch eine Stelle im künftigen Walde beanſpruchen. Die alten Wege ſeien ausgetreten, — auch für den Wald ſei eine neue Zeit mit neuen Forderungen angebrochen, welchen wir gerecht werden müßten, und in den eben kurz angedeuteten Richtpunkten ſoll das Pro- gramm für die Zukunft geſucht werden. Daß in dieſem Programme innerhalb gewiſſer Grenzen viel berechtigtes liegt, wer wollte es leugnen! Hat es doch thatſächlich den Anſchein, als ob der Anſpruch der zukünftigen Generationen an die Brennſtofferzeugung des Waldes nur mehr ein mäßiger, auf gewiſſe Bezirke beſchränkter ſein könne, und daß die Bemühungen um ausgedehntere Nutzholzverwendung des Buchenholzes als nahezu chimäriſch betrachtet werden müßten! Iſt es doch heute faſt allein nur das Stammholz der Nadelhölzer und der Eiche, das die Kaſſe des Waldeigentümers zu füllen oder ſie in flauen Zeiten wenigſtens über Waſſer zu halten vermag! Und wäre es ja gewiß nur erwünſcht, wenn wir in erheblich abgekürzter Zeit die gleiche Menge marktfähiger Ware von guter Qualität mit geringſtmöglichem Produktions⸗ aufwande zu erzeugen vermöchten! Warum ſollten wir auch nicht dem Vorgange aller anderen Produktiv-Gewerbe folgen, und uns wie dieſe dem Wechſel der Zeiten akkommodieren? Warum ſollten wir zögern, jetzt ſchon jene Verfaſſung des Waldes anzubahnen, die den Anforderungen ſpäterer Zeit gerecht zu werden vermag? Gewiß! wir dürfen dieſen Wandlungen unſer Auge nicht verſchließen; wir müſſen unſerer forſtlichen Produktionsform eine Verfaſſung zu geben ſuchen, durch welche dem Wald auch in merkantiler Hinſicht eine dauernde Wertſchätzung von Seite der Allgemeinheit geſichert bleibt, und durch welche für ſeine außerdem ſo ſehr gefährdete Forterhaltung möglichſt Garantie geboten iſt. | Aber die Frage iſt: wie ſoll das geſchehen? und können und dürfen wir in derſelben Weiſe vorgehen, wie andere Gewerbszweige? Daß die Landwirtſchaft, die Gewerbe und Induſtrieen, Handel und Verkehrsweſen jedem äußeren Anſtoße, wie er durch den Wechſel der Nachfrage fortgeſetzt veranlaßt wird, leichter folgen und mehr oder we— niger raſch den Forderungen der Zeit ſich anpaſſen können, als der 1* — 1 Wald mit ſeiner ſchwerfälligen Produktion und ſeinen langen Pro⸗ duktionszeiträumen, — iſt eine bekannte Sache. Was wir heute im Walde anbahnen, das reift erſt in hundert Jahren für die dritte oder vierte nach uns kommende Generation. Der Wechſel der menſchlichen Dinge vollzieht ſich raſcher als das Leben des Waldes, und nament— lich in der heutigen Welt, nachdem ihr durch die techniſchen Wiſſen— ſchaften Mittel und Kräfte in die Hand gelegt ſind, die in ihrer Fortentwickelung keinen Stillſtand dulden können und offenbar noch lange nicht am Ziele ihrer Endwirkungen angelangt ſind. Wer kann aber den Zuſtand der menſchlichen Geſellſchaft und die wirtſchaftlichen Verhältniſſe derſelben auch nur auf zwanzig oder fünfzig Jahre heute vorherſehen wollen? Wer hätte vor fünfzig Jahren den Mut gehabt, den heutigen Wertsverluſt unſerer Buchenwaldungen voraus zu verkündigen, — und wer könnte dafür garantieren, daß das durch die heutigen Verhältniſſe als geboten erachtete Wirtſchaftsprogramm für den Wald auch noch die An— erkennung unſerer Enkelkinder finden werde? Man ſagt, wir gingen einer Zeit fortgeſetzter wirtſchaftlicher Kriſen und Umwälzungen entgegen; — und wenn das auch nur zum Teil ſich bewahrheiten würde, — ſollen auch wir mit dem Walde dann jedem wechſelnden von außen kommenden Anſtoße Folge geben, jedesmal das Alte umſtürzen und mit einem neuen Programm von vorn beginnen, bevor noch das alte ſeine Früchte gereift hat, und bevor wir überhaupt nur die Möglichkeit gewonnen, uns über den Wert oder Unwert eines ſolchen Programms oder eines veränderten Vorgehens ein Urteil zu bilden? Wohin das den Wald führen würde, das erkennt man ja ſchon ſehr deut- lich an den Wirkungen, welche der einfache Wechſel des Wirtſchaftsperſonals zur Folge hat, denn der Nachfolger ſpinnt ja nur ſelten den Faden ſeiner Vorgänger in gleichem Sinne fort. Welche geradezu devaſtierende Wirkung müßte nun gar dem Walde erwachſen, wenn man den periodiſchen Wechſel gleichſam zum Prinzip machen wollte! Der Wald kann und darf nicht denſelben wirtſchaftlichen Geſetzen unterſtellt werden, welche für die übrigen Produktivgewerbe maßgebend ſind, — weder in der vorliegenden noch in anderer Beziehung, — wenn er nicht ſeinem Verderben entgegengeführt werden ſoll. Aus der Natur des Waldes Nr müßte geradezu das Gegenteil entnommen werden, — die geſetzliche Forderung der Stetigkeit, einer ſtrengen Kontinuität und eines wohlbemeſſenen Konſervatismus in den leitenden Grundſätzen der Produktion, denn auch die zur Produktion uns gebotenen Kräfte ſind nicht wandelbar und einem Wechſel durch menſchliche Initiative, innerhalb der fundamentalen Lebensgeſetze der Waldvegetation, nur ſehr wenig zugänglich. Wenn aber Stetigkeit das Lebensprinzip des Waldes iſt, dann iſt auch ſeine Produktionswirtſchaft einer erheblichen Veränderung nur inner— halb ſehr langer Zeiträume zugänglich, Zeiträume, welche viel zu lange ſind um die veränderte Produktionsrichtung dem Wechſel der Verhältniſſe rechtzeitig anpaſſen zu können. Es kann ſohin kein Zweifel darüber be— ſtehen, daß wir uns mit der Forſtwirtſchaft in ganz anderer Lage befinden, als mit den übrigen Produktivgewerben, und daß wir mit jeder ins Werk geſetzten Veränderung, wenn ſie nicht durch eine Anderung der Produktionsfaktoren ſelbſt veranlaßt iſt, jedenfalls immer ein mehr oder weniger großes Riſiko auf uns nehmen. Und doch kommen Zeitphaſen allgemein-wirtſchaftlicher Umgeſtaltung, wie in der Gegenwart, welchen der eine und der andere Wald nicht gewachſen iſt, und durch deren Nichtbeachtung wir uns anderſeits einer offenbaren Verſäumnis ſchuldig machen würden. Aus dieſem anſcheinend unlösbaren Dilemma führen nach meiner Anſicht nur zwei Wege; entweder man emanzipiert ſich von den durch die ſpezifiſche Natur der Waldwirtſchaft geforderten Verpflichtungen, — oder man legt ſich die Frage vor, ob es eine dauernde Verfaſſung und Be— wirtſchaftungsweiſe des Waldes giebt, bei welcher derſelbe den wechſelnden Anforderungen gegenüber das erreichbar höchſte Maß von Elaſtizität beſitzt, und durch welche er wenigſtens in ſeiner Hauptmaſſe vor jenen tief— eingreifenden zeitlichen Umwälzungen bewahrt bleibt, die ſeinem Weſen ſo ſehr zuwider find, — eine Verfaſſung, die dem Stetigkeitsprinzip gerecht wird, ohne der Fähigkeit zu entbehren, dem von außen kommenden wechſelnden Drucke vorübergehend nachzugeben? Über den erſten Ausweg brauche ich hier nach den vorausgehenden Erörterungen nur wenig zu ſagen; ohne ein ſehr weites Gewiſſen kann er kaum ein im Ernſt gemeinter ſein. — 9 — Wohl bildet gegenwärtig das rein realiſtiſche Prinzip, — die alleinige Sorge für die Gegenwart und die augenblickliche Not des Tages — den Grundton bei der Behandlung zahlreicher wirtſchaftlicher Fragen, und auch in forſtlichen Dingen gewiß mit Recht, wo es ſich um Nutzbarmachung von Gütern und Produkten handelt, welche unzweifelhaftes Eigen— tum der jetzt lebenden Generation ſind. Wollte man dieſes Prinzip aber auch auf Fragen ausdehnen, welche die im gleichberechtigten Intereſſe der Zukunft anzubahnenden Produktionsziele berühren, dann würde der heutige Waldſchlächter die richtige Wirtſchaftspolitik treiben. Kein deutſcher Staat und Großgrundbeſitzer hat ſich aber bis jetzt von der Pflicht der Nachhaltswirtſchaft, im weiteſten Sinne, losgeſagt. Sohin kann nur der zweite Ausweg gerechtfertigt erſcheinen, — und der ſachkundige Leſer ahnt im Hinblick auf den Titel dieſer Schrift mit Recht, daß ich unter obiger grundlegenden Verfaſſung des Waldes den Miſchwuchs meine, und unter jener Bewirtſchaftungsweiſe eine den allein bewährten Fingerzeigen der Natur nach Möglichkeit gerecht werdende Bewirtſchaftung desſelben. Die nähere Behandlung dieſer beiden Punkte bildet den Gegenſtand dieſer Schrift. An dieſer Stelle wäre vorausgehend nur die allgemeine Frage zu erörtern, ob dem gemiſchten Walde die oben geforderte Befähigung zukömmt, und ob er auch in dieſer Verfaſſungsform bei ſorgfältiger Bewirtſchaftung eine dem Gewerbs— charakter entſprechende zeitgemäße Geldrente abzuwerfen vermag. Wer ſeinen Spieleinſatz auf eine einzige Karte ſtellt, überläßt ſich dem zweifelhaften Glücke des Zufalls, er ſpielt bekanntlich Haſard. Wollte man ſich heute entſchließen, mit allen Laubholz- und gemiſchten Waldungen möglichſt raſch aufzuräumen, und an ihrer Stelle reine Fichten- oder Kiefernbeſtände zu begründen, weil in der Gegenwart dieſe Nadelhölzer den gefragteſten Artikel bilden, — und würden alle Waldbeſitzer mit gleicher Energie dieſes Programm praktiſch verwirklichen, jo beſteht wohl die Möglichkeit, daß nach achtzig und hundert Jahren ähnliche Zeitläufe gegeben ſind, wie heute, und die zur Reife gelangten Beſtände die markt— gängigſte Ware bilden. Wer bürgt aber dafür, daß dieſe Karte dann wirklich gezogen wird, und wenn auch dafür thatſächlich eine hinreichend große Wahrſcheinlichkeit beſteht, — wird ſich die Konſumtion und die Aufnahmsfähigkeit des Marktes bis dahin der Art erweitert und verändert haben, um dieſen in der Folge jedenfalls mit erheblicher Transport- Erleichterung zuſammenfließenden großen, auf wenige Sorten beſchränkte Nadelholzmaſſen gewachſen zu ſein? Müſſen die künftigen Generationen mit den ihnen dann aufgebürdeten, einer erdrückenden Konkurrenz preis— gegebenen reinen Nadelholzwaldungen bezüglich der Waldrente wahrſchein— lich nicht in ähnliche Kalamitäten geraten, wie wir ſie heute in unſeren reinen Buchenwaldungen erleben, — und wird jener Walbbeſitzer, deſſen Vorfahren dem extremen Drängen ſeiner Zeit Widerſtand geleiſtet und neben dem Nadelholz auch den übrigen Holzarten den Raum im Walde gönnten, ſich nicht dann mit vergnüglichem Lachen die Hände reiben? Wer in der Forſtwirtſchaft nur den augenblicklichen Effekt im Auge hat, der mag ſeinen Vorteil darin finden, die Augen und Betrachtungen des Uneingeweihten und oberflächlich Blickenden auf die Gegenwart zu kon— zentrieren, wer es aber nicht über ſich bringen kann, in ſeinem Gewiſſen von der Solidarität mit der Zukunft ſich loszuſagen, und den Glauben an die Zukunft des Waldes, im gewinnſüchtigen egoiſtiſchen Rennen und Haſten der Gegenwart, noch nicht ganz verloren hat, der kann nicht wollen, daß dem Walde jene innere Verfaſſung vorenthalten bleibe, welche ihn nach allem Ermeſſen allein widerſtandsfähig macht gegen die größte der ihm drohenden Gefahren, — gegen die durch eine ſo ſehr riskierte Verfaſſung notwendig allein ſchon bedingten extremen Wertsſchwankungen von Periode zu Periode, und gegen das in Zeiten des Unwertes daraus abgeleitete allgemeine Urteil über den Wert des Waldes für die Menſch⸗ heit überhaupt. Der Miſchwald dagegen iſt allen Zeitläufen gerecht; er kann jede Marktanforderung befriedigen und jeder Zeitperiode das begehrte bieten. Da er wenigſtens mit einem Teile ſeiner Produkte immer auf der Höhe des zeitlichen Marktbegehres ſteht, und bei ſeiner vielſeitigen Produktions— richtung vor zeitlich ſich häufender Überproduktion bewahrt bleibt, ſo kann er niemals auf ein ſo tiefes Niveau der Erträglichkeit ſinken, wie z. B. heute der reine Buchenwald und wie es im kommenden Jahrhundert viel— leicht der reine Nadelholzwald teilweiſe zu beklagen haben kann, wenn ein— mal alle die Produkte der, während der letzten 30 und 40 Jahre, in Bi Deutſchland, Frankreich, Schweiz, Oſterreich, Dänemark, Skandinavien x. ausgeführten Nadelholz-Saaten und Pflanzungen gleichzeitig auf dem Markte erſcheinen werden. Man wird freilich zugeſtehen müſſen, daß der Miſchwald andererſeits auch keinen ſo hohen Gewinn abwerfen könne, wie vom reinen Beſtandswuchſe erwartet werden dürfte, wenn deſſen Wirt- ſchaftsprogramm einmal richtig einſchlägt. Kaprizieren wir uns aber allein nur auf die Möglichkeit des höchſten Gewinnes, dann huldigen wir den Grundſätzen des riskierenden Spekulanten, d. h. wir thun am beſten, den Wald bei günſtiger Gelegenheit abzuſchlachten und zu Geld zu machen. Wenn man ſich über das Gelderträgnis verſchiedener Betriebsformen im großen Haushalte genaue Kenntnis verſchaffen wollte, ſo könnte das, ſtreng genommen und dem wirtſchaftlichen Charakter der Forſtwirtſchaft entſprechend, nur dadurch geſchehen, daß man der Rechnung einen wenig— ſtens ebenſo langen Zeitraum zu Grunde legt, als die durchſchnittliche Produktionszeit umfaßt. Das iſt aber nicht durchführbar, und hätte auch keinen Zweck, da den aufeinander folgenden Eigentümern desſelben Waldes mit der Kenntnis der durchſchnittlichen Jahresertrags-Ziffer nicht gedient iſt, — wenn dieſelbe nicht faktiſch alljährlich in ihre Taſche fließt. Daß aber die Wahrſcheinlichkeit für letzteres bei einem auf Grundſätzen wirt- ſchaftlicher Stetigkeit ruhenden Miſchwalde tauſendfältig größer iſt, als beim Haſardſpiele einſeitig reiner Beſtockung, das bedarf wohl keines Be— weiſes mehr. Es iſt aber bekannt, daß der gemiſchte Wald, außer dieſem haus— hälteriſch-merkantilen Werte, noch zahlreiche Vorzüge vor der reinen Be— ſtockung beſitzt, die in innigſter Beziehung zum forſtlichen Produftions- prozeſſe ſelbſt ſtehen. Indem ich die Beſprechung und Würdigung dieſer letzteren dem ſpezifiſch techniſchen Teile der Schrift vorbehalte, wollte ich in vorausgehendem vorerſt meinen Standpunkt in allgemein-wirtſchaftlicher Beziehung kurz präziſieren, und, wie ich glaube, darf ich denſelben als einen vermittelnden bezeichnen. I. Abſchnitt. Sonft und Zetzt. In Frankreich ſind die gemiſchten Beſtände weitaus die vorherrſchen— den, denn fie nehmen nach dem Stande des Jahres 1876 über 70 5 der Geſamt⸗Waldfläche ein;) und zwar find 50,3 0 gemiſchte Laubholzbeſtände, 2,5 0 gemiſchte Nadelholzbeſtände, und 17,6 Miſchbeſtände von Laub- und Nadelholz. 26,7 0 der Waldfläche werden durch reine Beſtände ein— genommen. Wie groß die Fläche der gemiſchten und reinen Beſtände im deut— ſchen Reiche iſt, das kann, bei dem heutigen Stande der deutſchen Forſt— ſtatiſtik, Niemand ſagen, — kennt man ja dieſe Flächenziffern ſelbſt für einzelne kleinere politiſche Gebiete nicht! Es iſt freilich ſchwierig, eine ſcharfe Grenze zwiſchen dem reinen und gemiſchten Beſtandswuchſe feſtzu— ſtellen, die für alle Miſchungen vom wirtſchaftlichen Geſichtspunkte als die unbedingt richtige zu bezeichnen wäre, denn man wird z. B. einen jungen Fichtenbeſtand, dem 5— 10 ? Kiefern oder Birken beigemiſcht find, noch keinen Miſchbeſtand nennen, wohl aber einen haubaren Buchenbeſtand, der 5—10 3 Starkholzeichen in ſich ſchließt, u. ſ. w. Das charakter— gebende Moment iſt ſohin nicht nur durch das Maß beſtimmt, mit wel— chem ſich die verſchiedenen Holzarten an der Beſtandsbildung betheiligen, ſondern es kommt dabei auch die Altersſtufe des Beſtandes und der Wert ) Siehe die treffliche Arbeit von Mathieu, Statistique forestiere de la France (Paris 1876). EN der Miſchhölzer in betracht; — die Altersſtufe ſchon deshalb, weil eine nur geringe Beimiſchung in der Jugend zur Zeit der Beſtandsnutzung mit größter Wahrſcheinlichkeit völlig verloren gegangen ſein wird, und ſohin vielfach nur einen ephemeren Charakter beſitzt. Wenn man indeſſen auch von dieſen exakteren Geſichtspunkten völlig abſieht, iſt eine nur einigermaßen befriedigende Schätzung der in den deut⸗ ſchen Waldungen heute vorhandenen, zweifellos als Miſchbeſtandsflächen anzuſehenden Waldungen überaus ſchwierig. Kleinere Miſchbeſtände finden ſich ja wohl überall in die Geſamtmaſſe eingeſtreut; als Hauptgebiet des heutigen Miſchwuchſes ſind unzweifelhaft die Landſchaften des Rhein-, Main-, Moſel-, Weſergebietes, der Zug des Jura ꝛc. zu bezeichnen, — im allgemeinen mehr der Weſten und Südweſten Deutſchlands, als der Norden und Nordoſten. Dennoch haben z. B. auch die Mark, Sachſen, Schleſien, der bayeriſche Wald, und auch das Alpengebiet ihre größeren oder kleineren Miſchwuchs-Flächen aufzuweiſen. Weit überwogen werden aber dieſe Miſchwuchsflächen, und zwar in allen Gebieten, durch den rei— nen Beſtandswuchs, und dürfte man zu Gunſten der reinen Beſtände der Sache keine Gewalt anthun, wenn man den eigentlichen Miſchbeſtänden im ganzen höchſtens 18 —20 3 der deutſchen Waldfläche ſchätzungsweiſe zuſchreibt. An dieſer Fläche beteiligen ſich jedoch vorzüglich nur die älteren Beſtände und die Jungholzklaſſe, denn die Beſtandsklaſſen der mittleren Altersſtufen ſind, nach meinen Wahrnehmungen, faſt durchgehends reine Beſtände, und von den beiden anderen Altersklaſſen hat die haubare Klaſſe unzweifelhaft den Löwenanteil. Jedenfalls ſteht es feſt, daß der Miſchwuchs in den deutſchen Waldungen nur in untergeordnetem Maße vertreten iſt, und daß derſelbe im Laufe dieſes Jahrhunderts und bis vor kurzem in rapidem Fortſchreiten ſich mehr und mehr bis zum heutigen Stande re— duziert hat. Und wie war es früher? Es iſt gewiß auch für den Forſtmann intereſſant, einen wenn auch nur flüchtigen Blick in die archivaliſchen Zeugniſſe längſt vergangener Zeiten zu thun, welche die Natur im Schoße der Erdoberfläche in beſt— erhaltenem Zuſtande für die Menſchheit niedergelegt hat, es iſt nament— 3 Me lich intereſſant, die gewaltigen Beſtockungswandlungen des kontinentalen Europas zu verfolgen, welche der Wald durch den Untergang der ſo über— aus reichen Tertiärflora und die mit der Eiszeit erfolgte Einwanderung der Flora des Nordens und Oſtens erfahren hat, einer Waldvegetation, die immer noch unvergleichlich reicher war, als die heutige. Höchſt be— achtenswert ſind ebenſo die geiſtreichen Betrachtungen, welche A. Penk bezüglich der Rückwanderung der Vegetation an die pflanzengeographiſchen Forſchungen von Heer und Aſa Gray knüpft, und die auf die heutige Stellung der Nadelhölzer zwiſchen den Laubhölzern ein bezeichnendes Licht werfen.“) Aber ich will nicht nur dieſe vormenſchliche Epoche, ſondern auch den langen hiſtoriſchen Zeitraum hier übergehen, der bis zu den Pforten der Gegenwart reicht und mich nur auf jene allerjüngſte kurze Zeitſpanne beſchränken, welcher unſere noch vor kurzem dageweſenen und zum Teil jetzt noch vorhandenen alten Waldbeſtände angehören. Wer es ſich zum Grundſatze gemacht hat, in forſtlichen Dingen mehr die Natur als den Menſchen zum Lehrmeiſter zu wählen, und wer zum Zwecke des Studiums neben den aus der Hand des Menſchen hervor— gegangenen Beſtandsſchöpfungen auch den alten, meiſt von der Natur überkommenen, Waldvorräten ein offenes kritiſches Auge zugewendet hat, der wird zugeben, daß noch vor 80 und 100 Jahren vor allem die Tief— lands-Waldungen, beſonders in den klimatiſch günſtiger ſituierten Bezirken, dann die Hügellandſchaften und auch die Mittelgebirge, mit verhältnis⸗ mäßig nur geringen Ausnahmen, vorzugsweiſe Miſchwuchs trugen; ſelbſt die höheren Gebirge und die Alpen bieten in ihrer weiten Erſtreckung heute noch zahlloje Zeugniſſe dafür dar, daß fie bis zu erheblicher Höhe hinauf von Beſtänden mit einer größeren oder geringeren Mehrheit von Holzarten bedeckt waren, und in den heutigen noch zurückgebliebenen Repräſentanten des vormaligen Waldes iſt die Miſchung an vielen Orten in ausge— ſprochendſtem Maße noch vertreten. Betrachten wir aber auch die ein— zelnen größeren Waldgebiete in ihren alten Beſtänden, — der Schwarzwald und die Vogeſen mit ihren Tannen, Buchen, Fichten und Kiefern, das ſchwäbiſche Tief- und Hügelland mit ſeinen noch reichen *) Beiträge zur Allg. Zeitung vom 16. Mai 1885 ꝛc. Laubholzvorräten, die bayriſch-ſchwäbiſche Hochebene mit den letzten Eichen- und Buchenreſten in der täglich wachſenden Nadelholzflut, den bayeriſch— böhmiſchen Wald mit feinen bejahrten Fichten-, Tannen- und Buchen⸗ beſtandsreſten, auch die alten Orte Oberſchleſiens mit ihrer oft reichlichen Tannen- und Buchenmiſchung, die zum Teil aus der früheren Mittelwald— wirtſchaft ſtammenden Reſte der ſächſiſchen Lande, in welchen die Eiche, Buche und andere Laubhölzer eine ſo große Rolle ſpielten, und beſonders aber das große Rhein-Weſergebiet, in welchem noch ſo manche Altholz— beſtände mit ihren wertvollen Eichenvorräten vom früheren Zuſtande der Dinge Zeugnis ablegen, — ſo wird über das Behauptete wohl kein Zweifel zurückbleiben können. Auch das weite Nadelholzmeer der nord— deutſchen Tiefebene beſtätigt in ſeinen wenigen noch vorhandenen Laubholz— revieren, den Bruch- und Seebezirken und den anderwärts zerſtreuten Reſten früherer Zeiten die jüngſt vergangenen Bewaldungsverhältniſſe; ja ſelbſt die Alpen trugen nachweisbar bis zur Höhe von 1000-1200 m noch im vorigen Jahrhundert eine große Abwechslung von Laub- und Nadelholz“), ähnlich wie der ganze Zug der Sudeten, Beskiden und Kar- pathen und rumäniſch-kroatiſchen Berge auf ihrem nördlichen Abfalle noch heute. Mögen wir mit offenen, ehrlichen Augen uns auf deutſchem Boden hinwenden wohin wir wollen, wir begegnen, mit Ausnahme weniger Bezirke, faſt allerwärts noch Erbſchafts-Reſten, Denkmälern und Wahr— zeichen genug, um zu erkennen, daß der Charakter des Waldes vor hundert Jahren ein weſentlich anderer war, als der des modernen Waldes und daß er die mehr oder weniger ausgeprägte Signatur des Miſchwaldes trug. Dem Geſetze des Wechſels und der Veränderung iſt auch der Wald unterworfen, und dieſer Wechſel hat ſich von Epoche zu Epoche in unmeß— baren Zeiträumen und in höchſt langſamen Übergängen ſtets und natur- gemäß vollzogen. Aber zu keiner Zeit hat der Wald eine draſti— ſchere tiefer greifendere Beſtockungs wandlung erfahren, als im gegenwärtigen Jahrhundert, denn während noch die letzten Reſte der vorigen Miſchwaldgeneration in die Gegenwart hereinragen, befinden wir uns gleichzeitig mit über Dreivierteilen unſerer Waldflächen *) Sendtner, Vegetationsverhältniſſe Südbayerns. 18 mitten im modernen Walde reiner Beſtandsverfaſſung, — und was das bedenklichſte iſt, mitten im einförmigen reinen Nadelholzwalde. Es waren mancherlei Veranlaſſungen, welche dieſe ſo rapid ſich voll— zogenen Wandlungen des Waldes herbeiführten. Vorausgegangen war die mit der wachſenden Vermehrung und Ausbreitung des Menſchengeſchlechtes während der letzten Jahrhunderte ſich mehr und mehr geſteigerte Miß— handlung des Waldes durch die wilde Viehweide, devaſtierende Benutzung und den Mangel jeder ſorglichen Beſchützung und Pflege. Namentlich war es der unausgeſetzte Weidegang in den zugäng— lichen vormals mittelwaldartig behandelten Laubwaldungen der meiſten Beſitzſtände, ſowohl der großen wie der kleinen Lande, in welchen im Vereine mit räuberiſcher Benutzung die Weich- und Strauchhölzer auf Koſten der beſſeren Kernholzbeſtockung mehr und mehr ſich ausbreiteten und dadurch jenen Zuſtand allgemeiner Verlichtung einleiteten, in welchem ſo ſehr viele Waldungen im vorigen und zum Teil noch im Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderts ſich befanden. Mag auch der Zuſtand der Verblößung, Verhaidung, Verſäuerung des Waldbodens im letztgenannten Zeitpunkte vielfach ein verzweifelter geweſen ſein, für den man als letzten Rettungsanker nur das Nadelholz erachten mußte, ſo iſt doch aus zahlreichen litterariſchen Zeugniſſen und den heute noch auf Laubholzzucht gerichteten vielen Übergangswaldungen zu entnehmen, daß noch weit mehr Flächen wenigſtens einer teilweiſen und beimiſchenden Er— haltung der Laubholzbeſtockung zugänglich waren, als thatſächlich demſelben erhalten blieben. Eine noch ſchlimmere Mißhandlung erfuhren weiter ſehr viele Wal— dungen durch die Streunutzung. Ich brauche nicht näher auf die verderblichen Folgen einzugehen, welche dieſer faſt durch alle deutſchen Gauen vollführte Raubzug der Landwirtſchaft auf die Produktionsthätigkeit des Bodens und namentlich für deſſen Waſſergehalt gehabt hat, und will nur noch eines weiteren Umſtandes erwähnen, den ich für die Verbreitung des Nadelholzes als beſonders förderlich betrachte. Es iſt dieſes der durch die Streunutzung geſchaffene offene Boden, der dem aufliegenden Nadel— holzſamen das erforderliche Keimlager und den nötigen Entwickelungsraum gewährte; denn unter einer geſchloſſenen dichten Laubdecke kann ſich be— 1 kanntlich das ſo zarte Keimpflänzchen der Nadelhölzer nicht entfalten. Mag auch dadurch, je nach dem Maße der Überſchirmung des ſich mehr oder weniger einſtellenden Moos- und Graswuchſes, die Anſiedelung der Fichte, Tanne und Kiefer anfänglich nur eine ſporadiſche geweſen ſein, — die fortgeſetzte Streunutzung und die leichte weitreichende Anſamungs— fähigkeit der Nadelhölzer ſorgten für die ununterbrochen ſich ſteigernde Energie dieſes Prozeſſes. Bei der anfänglich extenſiven, ſpäter auch intenſiv ſich hebenden und ausbreitenden Landwirtſchaft mußte der Wald ſich nicht nur von jenen Flächen beſſerer Bodenbonität zurückziehen, die er bisher mit ſeiner wertvollſten Laubholz- und beſonders Eichen-Beſtockung im Beſitze hatte, — ſondern es erlitten auch viele Waldflächen Einbuße an ihrer Erzeugungs— kraft durch die, teils im Intereſſe der Landwirtſchaft, teils der Schiffahrt und des Verkehrs überhaupt, durch Entſumpfung, Drainage, Stromkorrektionen, Kanaliſierung ꝛc., vorgenommenen |. g. Me— liorationen der bewohnten Gelände. Die allgemeine Abnahme der Boden- feuchtigkeit und das an vielen Orten dadurch eingetretene Sinken des Grundwaſſerſpiegels hat namentlich in den Tiefländern eine weitgreifende Wirkung geübt, und manchem Laubholz- und Miſchwalde den Unter⸗ gang bereitet. Nicht unbeachtet dürfen auch jene ausgedehnten, nach ihrer einſtmaligen früheren Entholzung ſeit langer Zeit brach liegenden Odflächen des norddeutſchen Tieflandes gelaſſen werden, — die teils als trockene Heiden, teils durch Vermoorung und Verſäuerung nur der anſpruchsloſen Nadelholzbeſtockung zugänglich waren, und mit dieſer neuerdings dem Waldlande zugeführt wurden und noch werden. Auch die innerhalb der Waldungen ſowohl Nord- wie Süddeutſchlands noch in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts vorfindlichen größeren und kleineren Blößen und Odflächen find in gleichem Sinne ins Auge zu faſſen. Wenn es ſohin auch unverkennbar iſt, daß alle dieſe im voraus— gehenden erwähnten Vorgänge einen oft höchſt empfindlichen Einfluß auf die Erzeugungskraft des Bodens, insbeſondere eine für viele Orte ſchwer zu beklagende Abminderung des Waſſergehaltes zur Folge hatten, und daß ſohin in ſehr vielen Fällen der an die Feuchtigkeitsverhältniſſe des BER Bodens weit anſpruchsvollere Laubholz-Miſchwald dem Nadelwald in naturnotwendiger Weiſe den Platz räumen mußte, — ſo liegen anderſeits aber auch wieder tauſendfältige Beweiſe dafür vor, daß dieſe Wandlung in ſolch extremem und radifalem Maße, wie ſie ſich heute als Thatſache in unſeren Waldungen zu erkennen geben, für ungezählte Orte keine abſolut zwingende Berechtigung hatte. Dieſe unzweifelhafte Grenzüberſchreitung, welche, wie nachfolgend berührt, notwendig eine Störung des natürlichen Gleichgewichtes mit allen daraus hervorgehenden Gefahren zur Folge haben muß, iſt einzig und allein den direkten menſchlichen Eingriffen bei Benutzung und Behandlung des Waldes zuzumeſſen. Die Form und der Titel unter welchem dieſer Eingriff ſtattfand, iſt die extreme Ausgeſtaltung der ſ. g. Schlag wirtſchaft. Die Schlagwirtſchaft war eine aus der ſorgloſen Waldbehandlung erwachſene Notwendigkeit beim Beginn des vorigen Jahrhunderts. Man beſchränkte ſich anfänglich darauf, einzelne mit reichlichem Jungwuchſe be— ſtellte Waldteile gegen den Eintritt der Viehherden in Hege zu legen, während der übrige Wald oft noch lange Zeit in plänterweiſer Benutzung blieb. Mehr und mehr ſchied man auch beſtimmte Waldteile für die Brenn- und Bauholz-Nutzung aus und verband damit deren allmähliche Verjüngung. Damit waren die erſten Schritte in die Grundſätze der vollen Schlagwirtſchaft gethan. Zu dieſer drängte nun aber, neben dem wachſenden Intereſſe für beſſere Waldpflege überhaupt, in erſter Linie der ſteigende Brennholzanſpruch damaliger Zeit, dem unzweifelhaft in den mitteldeutſchen Ländern durch die Buche und im norddeutſchen Tieflande durch das Nadelholz am beſten Rechenſchaft getragen werden konnte. Daß ſich das forſtliche Intereſſe infolgedeſſen für lange Zeit vorzüglich auf die Buchenzucht konzentriert, und wie ſich an dieſer die Regeln der Schlag— wirtſchaft überhaupt herausgebildet haben, iſt eine bekannte Sache. Ebenſo bekannt iſt es, daß die für die Buche zur allgemeinen Geltung gekommene Schablone auch auf die reinen und gemiſchten Nadelwaldungen ausgedehnt wurde und in ſehr vielen Gegenden zur ausſchließlichen Herrſchaft für die Behandlung und Bewirtſchaftung faſt aller Waldbeſtandsarten gelangte. Die günſtigen Erfolge, welche durch die ſchlagweiſe Buchenzucht an — ſehr vielen Orten erzielt wurden, hatten die mit vorherrſchender Nadel- holzbeſtockung bedachten Waldungen in gleichem Maße nicht aufzuweiſen. Der anfänglich noch langſame Verjüngungsgang verbunden mit dem An- hiebe großer Flächen und die Unmöglichkeit die allmählich ſich anhäufenden großen Nachhiebsmaſſen mit der, damals noch beſchränkten Aufnahms— fähigkeit der kleinen Lokalmärkte in Einklang zu bringen, dann die mannig⸗ fachen Störungen des Verjüngungsbetriebes durch Graswuchs, Sturm, Weide und wohl auch wirtſchaftliche Fehler, brachten die Luft zur Behand⸗ lung dieſer Waldbeſtandsarten nach der herrſchenden Buchenſchablone mehr und mehr zum Erkalten. Inzwiſchen war die Bevölkerungsziffer allerwärts fort und fort ge— ſtiegen, mit der fortgeſetzten Hebung der wirtſchaftlichen und induſtriellen Lage war auch die Kaufkraft gewachſen. Die Anſprüche an die Holz— märkte ſteigerten ſich, der lange Zeit nur auf wenige beſtimmte Wege und die wertvolleren Holzſorten beſchränkte Holzhandel nahm breitere Ent- wickelung an, mit jeder neuen Verkehrserleichterung zu Waſſer und zu Land traten immer mehr Waldungen in den allgemeinen Verkehr und mit dem durch alle dieſe Umſtände angebahnten Übergange in die heutige Lage der Welt wurde jene ſtetige aber verhältnismäßig raſche Steigerung der Holzpreiſe herbeigeführt, wie ſie noch in unſer aller Gedächtnis iſt. Neben dieſem erfreulichen Aufſchwunge der Waldrente waren gleich— zeitig auch Anderungen in der wirtſchaftlichen Behandlung des Waldes einhergegangen, die früheren verzögerten Schlagräumungen wurden nach⸗ geholt, die verbliebenen Lücken wurden meiſt mit Nadelholz durch Saat und ſpäter durch Pflanzung nachgebeſſert. Der mit dieſer künſtlichen Ergänzung erzielte günſtige Erfolg, ihre raſche Entwickelung auf den frei— geſtellten Schlagflächen und die mehr und mehr in der Verbeſſerung be— griffenen und ſich mehrenden Methoden der künſtlichen Beſtandsbegründung hatten dieſer letzteren ſo viele Freunde erworben, daß von nun ab die Kulturbethätigung nicht mehr auf die Schlaglücken und die Odflächen beſchränkt blieb, ſondern als ſelbſtändige Beſtandsverjüngungsmethode an der Mehrzahl der Orte bald zur ſouveränen Herrſchaft gelangt war. In den meiſten Nadelholzwaldungen, auch wo dieſelben Miſchungen mit Laub⸗ und andern Nadelhölzern in ſich ſchloſſen, war man zum Kahlhiebe und a künſtlicher Aufforſtung, alſo zum denkbar raſcheſten Verjüngungs— pro zeſſe übergegangen. Aber auch da, wo man noch an der ſchlag— weiſen natürlichen Verjüngung feſthielt, in einzelnen Nadelholz-, Miſch⸗ wald⸗ und beſonders in den Laubholz-Komplexen machte ſich der Einfluß der künſtlichen Verjüngung inſofern geltend, als ſich eine möglichſt raſch durchgeführte Verjüngung auch hier als das zu erſtrebende Ziel ſteigende Anerkennung verſchafft hatte (die Periode der ſ. g. Lichtwirtſchaft). Gab es doch eine Zeit, in welcher der Buchenzüchter des größten Ruhmes ſich verſichert halten durfte, wenn es ihm gelang, ſeine Laubholzſchläge innerhalb 6—8 Jahren verjüngt zu haben. Die durch anhaltende Steigerung der Holßpreiſe gekennzeichneten damaligen Zeitverhältniſſe erwieſen ſich aber aus noch einem andern Grunde förderlich auf die Tendenz möglichſt beſchleunigter Beſtandsverjüngung. Es war die Zeit, in welcher die Frage nach dem finanziellen Effekte der forſtlichen Produktionswirtſchaft mehr in den Vordergrund und in alle Intereſſentenkreiſe getreten war. Das vorher nur dem Privaten bedingungsweiſe zugeſtandene Recht, ſeine Waldwirtſchaft vom Standpunkte eines Erwerbsgeſchäftes aufzufaſſen, ſprach die öffentliche Meinung ſpäter faſt bedingungslos allen Waldungen zu, und iſt es erklärlich, daß unter dem Schutze dieſes gewiß berechtigten Grundſatzes das Streben nach möglichſter Steigerung des Geldertrags neben vielen unfreiwilligen auch viele wohlbewußt und offen verfolgte Ausſchreitungen nach der extremen Seite hervorrufen mußte, — daß den Verlockungen augenblicklichen Ge- winnes nicht überall ein ſtarkes Gewiſſen gegenüberſtand, und daß dieſen Verlockungen, manchmal wohl auch nur den Forderungen der zur Herr— ſchaft gelangten Zeitmode vielfach die wirtſchaftlichen Vorausſetzun— gen einer pfleglichen Waldbehandlung geopfert wurden. Raſche Abnutzung der marktfähigen Beſtände, beſſer in aneinander gereihten großen das Nutzungsergebnis konzentrierenden als in kleinen zerſtreuten Schlägen, gewährte mancherlei Erſparniſſe an den Koſten der Gewinnung, des Transportes, der Kontrolle ꝛc., und entſprach ſo ganz den geſchäftlichen Wünſchen des zu ſteigender Prosperität gelangten Großholzhandels; das entſprach weiter auch dem Streben nach Erleich— terung und Vereinfachung des forſtlichen Betriebes, namentlich des Groß— Gayer, Miſchwuchs. 2 betriebes und entſprach vor allem der oft ſehr ſchwindſüchtigen Taſche manches großen und kleinen Waldbeſitzers. Daß es aber nur eines letzten kleinen Schrittes bedarf, um aus dieſer extremen Ausgeſtaltung der Schlag- wirtſchaft in jene Behandlungsweiſe überzutreten, bei welcher die Nutzung zur Hauptſache, der Wald ſelbſt aber zum einfachen Schlachtopfer herab- ſinkt, das gewahren wir heute faſt alle Tage, — Gott Lob! unvergleich— lich mehr außerhalb als innerhalb der deutſchen Grenzen. Waren es nun auch die eingangs genannten Veranlaſſungen, welchen das unvermeidliche Zurückgehen der Laubholzbeſtockung für ſehr viele Orte zuzuſchreiben iſt, — ſo trägt doch die Hauptſchuld an dem Ver— ſchwinden des Miſchwuchſes, ſowohl in den Laub- wie in den Nadelholzbezirken, der zur äußerſten Verkürzung forcierte ſchlagweiſe Verjüngungsprozeß. Das Produkt dieſer Wirtſchafts— weiſe war in den Laubholzkomplexen der reine Buchenwuchs, in wel— chem kaum mehr das Weichholz, geſchweige denn die beſſeren Holzarten Raum fanden, und in den mit der Kahlſchlagwirtſchaft geſegneten Wald— bezirken der reine Nadelholzwuchs. Die mit jedem Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts ſich ſteigernde Kulturthätigkeit im Walde und die reichlich fließenden Geldmittel hierzu reihten in den letztverfloſſenen Dezennien alljährlich Hunderte von Hektaren mit reinem Fichten- und Kiefernwuchs den vorhandenen an. Von anderen Haupt-Holzarten konnte auf den ſchutzloſen Kahlflächen ja nur mit äußerſter Beſchränkung die Rede fein. Die leichte Verpflanzbarkeit der Fichte und Kiefer, ſowie die ſchon in früheſter Jugend ſo raſche Ent— wickelung der Nadelholzkulturen auf den vormaligen Miſchholzböden be— friedigten ſo ganz den Geiſt einer raſchlebigen, dem nächſtliegenden Erfolge huldigenden Zeit, und durch die geometriſch-geregelte Ordnung, welche man mehr und mehr den modernen Waldſchöpfungen aufzwang, wurde der Sinn für Gleichförmigkeit, Regelmäßigkeit und Reinheit ſo gefördert, daß man jene Eindringlinge anderer Holzarten, wie ſie ſich durch Reſte der früheren Beſtockung oder Anflughölzer faſt ſtets ergaben, nicht ſehen und nicht dulden könnte. Ich könnte manchen Wald namhaft machen, wo es noch vor nicht langer Zeit Grundſatz war, aus den Nadelholzbeſtänden jeden Laubholzwuchs, und aus den Laubholzbeſtänden jede vorfindliche Nadelholz⸗ RE + ſtange herauszuhauen. Ebenſo waren faſt überall alle, auch die in vollſtem Gedeihen ſtehenden Vorwüchſe jeder Holzart und Alters, und alles, was den allgemeinen Beſtandsrahmen zu überſchreiten oder ſeine äußere Ord— nung zu ſtören drohte, auch wenn es noch im beſten Zuwachſe ſtand, grundſätzlich der Axt verfallen. Unter einem dergeſtaltigen Einfluſſe der Zeitrichtung mußte der Sinn und das Verſtändnis für den Miſchwuchs notwendig verloren gehen; das ganze Intereſſe konzentrierte ſich auf die neugeſchaffenen Jungwüchſe, neben welchen die alten mehr oder weniger gemiſchten, wenn auch oft in miß— handelter Verfaſſung befindlichen Beſtände früherer Generationen als etwaige Fingerzeige der Natur keinerlei Beachtung mehr fanden. Es war die Zeit, in welcher man den Wald faſt nur mehr an den Fichten- und Kiefernkulturen ſtudierte, mit deren Gedeihen man freilich von Jahr zu Jahr mehr zu thun bekam und in Not geriet. Auch in die ausgeſprochenen Laubholzkomplexe iſt die Nadelholzflut tief eingedrungen und über dem Reſte zuckte eine Zeit lange das Damokles— ſchwert, denn man erwog ernſtlich die Frage, ob dieſe verwöhnten Kinder früherer Zeit, dieſe vom Geſichtspunkt der reinen Geldwirtſchaft und des nackten Profits nun als unbrauchbare träge Geſellen erachteten Laubhölzer noch eine Exiſtenzberechtigung in unſerem modernen Walde beanſpruchen können! Doch die drohende Gefahr ging wenigſtens fürs erſte mit einer Hindeutung auf den Miſchwald glücklich vorüber. Zu keiner Zeit, ſagte ich ſchon, erlebte der Wald eine gewaltigere Wandlung ſeiner inneren Verhältniſſe, als im gegenwärtigen Jahrhundert. Man hat einen neuen Wald geſchaffen, — nicht nach dem Muſter der Natur, ſondern nach eigenem Heften, und den Weg, welchen man hierzu einſchlug, habe ich in vorhergehendem kurz angedeutet. Nach den neueſten Erhebungen des kaiſerlichen ſtatiſtiſchen Amtes (Auguſtheft 1884) nehmen die Nadelholzbeſtände 65,5 2, die Laubholz— beſtände 34,5 der Geſamtfläche aller Waldungen im deutſchen Reiche ein. Wir ſind ſohin auf dem Wege zur beherrſchenden, in der Einleitung als Zukunftsprogramm ſupponierter, Nadelholzwirtſchaft heute ſchon durch die beſprochenen Beſtockungswandlungen ein ganz erkleckliches Stück vor— wärts gekommen, — und iſt die oft aufgeworfene Frage ſohin wohl be— — 22 rechtigt, ob es wünſchenswert und der geographiſchen Lage Deutſchlands angemeſſen ſei, auf dem während des gegenwärtigen Jahrhunderts betre= tenen Wege weiter zu ſchreiten oder einzuhalten. Wenn man bedenkt, daß durch die an vielen Orten angebahnte Einmiſchung des Nadelholzes in die vorhandenen reinen Buchenwaldungen eine abermalige Erweiterung der Nadelholzbeſtockung vorausſichtlich raſcher ſich ergeben wird, als die Zurückführung einer Laubholzbeimiſchung zu den reinen Nadelholzbeſtänden und daß wohl angenommen werden darf, man wolle der Eiche (in Hoch-, Mittel⸗ und Schälwald), dann den übrigen Laubhölzern und ſelbſt dem Buchenwalde ihr Heimatrecht auf deutſchem Boden nicht völlig entziehen, — ſo dürfte die Anſchauung, es ſei an der Zeit, dem Verlangen nach einem radikalen Umwandlungsprozeſſe Einhalt zu thun, wohl kaum ohne Berechtigung ſein. Oder ſind wir ſo tief verarmt, daß wir auch in jenen ausgedehnten, mit Wein, Obſt, Handelsfrüchten ꝛc. klimatiſch geſegneten deut⸗ ſchen Gauen, in deren Bereich der Laubholzwald feinen natürlichſten Stand ort hat, und überall ſonſt, wo die Laubhölzer mit Zähigkeit ihren Platz zu behaupten ſuchen und damit ihr Heimatsrecht dokumentieren, zum Kiefern- und Fichtenanbau ſchreiten müſſen, weil wir damit bei der heutigen Markt⸗ lage einige tauſend Mark mehr einnehmen können, als mit dem Laubwalde? Ich habe nicht zu befürchten, mißverſtanden zu werden, wenn ich dem Laubholze bis zu einer gewiſſen Grenze das fernere Exiſtenzrecht in unſeren Waldungen zu vindizieren ſuche, — denn daß nicht nur für heute, ſondern auch für die weitere Folge der Schwerpunkt auf der Nadelholz— beſtockung zu liegen habe, das wird wohl kaum jemand überſehen können. Unſere deutſchen Nadelhölzer find die Nutzholzbäume par ex- cellence, ſie ſind raſchwüchſig und beſonders die Kiefer beſitzt ein weites Gebiet der Anbaufähigkeit. Das Nadelholz an ſich und als bevorzugter Gegenſtand unſerer heutigen Produktion iſt es alſo nicht, was Bedenken erregen könnte; wohl aber die maßlos unterſtützte Verbreitung des— ſelben und die faſt ſichere Ausſicht auf ein zu erwartendes, alle anderen Holzarten mehr und mehr ausſchließendes Auf— treten einiger weniger Arten — der Kiefer und Fichte — in reinem Beſtandswuchſe. 11. Abſchnitt. Schatten: und Cichtſeiten. Schon im Eingange dieſer Schrift habe ich vom gewerbs-wirtſchaft— lichen Standpunkte auf die Bedenklichkeit der Wege hingewieſen, auf welchen wir uns bewegen würden, wenn wir eine ſo einſeitige Wirt— ſchaftsrichtung, wie es die Nadelholzwirtſchaft in vorherrſchend reinem Beſtandswuchſe iſt, zum Evangelium machen wollten. Dieſelbe ſchließt aber außerdem noch eine Menge anderer, den Wald und ſeinen Haushalt direkt berührender beſonderer Gefahren in ſich, die für die größte Zahl der Fälle von ſchwerem Gewichte und hier kurz zu berühren ſind. Obwohl dieſe Gefahren in faſt allen größeren Nadelholzkomplexen, teils ſtändig teils periodiſch wiederkehrend, bald in höherem bald in min— derem Maße auftretend, für jedes offene Auge wahrnehmbar ſind und alljährlich viele Wirtſchafter in eine oft bis zum gerechten Verdruſſe ge— ſteigerte Aufregung verſetzen, obwohl dieſelben eine landläufige That— ſache bilden, die von allen forſtlichen Schriftſtellern bis auf heute gelehrt wird, ſo hat man es in dieſen Tagen doch verſucht, dieſe dem Nadel— holzwalde drohenden Gefahren als geringfügig und einer nur untergeordneten Beachtung wert hinzuſtellen und ſie gleichſam durch ein geſchicktes Kunſtſtück hinweg zu eskamotieren, — ſchade nur, daß dieſe Kunſt nicht bis in den Wald hinein reicht! Sehr zu ſtatten kommt den Partiſanen der exklu— ſiven Nadelholzwirtſchaft der gänzliche Mangel einer forſtlichen Wirt— ſchaftsſtatiſtik im deutſchen Reiche, aus welcher die alljährlichen Beſchädi— gungen mit Sicherheit zu entnehmen und nach der Geſamtwirkung zu 22 — würdigen wären, mit welcher dieſelben auf die Höhe des Geldaufwandes zum Zwecke möglichſter Abwendung dieſer Gefahren und auf die Werts- verluſte bei eingetretener Beſchädigung ſich äußern. In dieſer Beziehung nun erinnere ich an die in Nadelwäldern ſtets vorhandene und in erſter Linie ſtehende Inſektengefahr. Die fort geſetzte ſchon mit der Volksſchule beginnende Erwähnung derſelben könnte nachgerade langweilig werden, — wäre fie nicht fo ernſt, und läge darin nicht eine ſtändige Mahnung, die Axt an die Wurzeln des Übels zu legen, anſtatt im ſtabilen Kriegszuſtande unſere normale Aufgabe zu ſuchen! Wenn man die heutigen Verhältniſſe in der Mehrzahl unſerer großen Nadelholzbezirke (die Wälder der Alpen und ihres hochgelegenen Borlandes ſind weniger berührt) mit den Zeiten vor 30 und 40 Jahren vergleicht, — wenn man der damaligen verhältnismäßig kleinen Zahl, wenn auch oft recht empfindlich aufgetretenen, Waldverderber die große Menge der heute als gefürchtet graduirten Arten gegenüberhält, und gewahrt, daß viele noch vor 25 Jahren als unſchädlich bezeichneten Inſekten heute oft zu den ſchlimmſten gehören, — wenn man ſich daran erinnert, daß man für gewiſſe Fälle früher noch einzelne Arten unter⸗ ſcheiden konnte, die nur im jungen Holze, andere die nur in älteren Wüchſen fraßen, oder nur kranke Bäume befielen, und daß viele derſelben heute geradezu als omnivora bezeichnet werden können, wie z. B. der Kiefernſpinner, — wenn man neben der wachſenden territorialen Ver— breitung neuer Waldfeinde beſonders den Umſtand ins Auge faßt, daß einzelne Arten in ſich mehr und mehr verkürzenden Perioden auftreten und mehrere das volle Bürgerrecht ſchon faſt überall im Walde ſich in einem Maße erobert haben, daß mit denſelben als einem ſtändigen Faktor der Produktion gerechnet werden muß, — wenn man unter ſolchen Verhältniſſen nicht ermüden darf, die Kiefernpflanzungen drei und viermal zu wiederholen, oder jede Kulturfläche ſowohl auf den Grenzen wie im Innern mit Fanggräben, oder eine ganze Reihe von Beſtänden mit Teer- oder Leimringen zu verſehen, wenn man ſieht, wie in weiten Bezirken der Engerling, die verſchiedenen Rüſſelkäferarten und mancher andere Pflanzen- töter den nachhaltigſten Fleiß des Wirtſchafters, all ſein Können und Bemühen verſpottet und denſelben durch die fort und fort ſich häufenden — 23 — Nachbeſſerungen an den Rand des Geſchäftsbankerottes zu bringen droht, — wahrlich da kann es Einem bange werden um den Wald und ſeine Zukunft. Daß der Laubwald dieſe Heimſuchungen nicht kennt oder denſelben in nur faſt verſchwindendem Maße unterliegt, iſt allbekannt. Und der Miſchwald? Ich beſchränke mich darauf, unter den zahlreichen zu Gunſten der Miſchbeſtände zu Gebot ſtehenden litterariſchen Zeugen, hier nur das anzuführen, was Danckelmann, eine gewiß kompetente Autorität in dieſer Frage, jagt:*) „es iſt Thatſache, daß die auch nur mit 0,2 der Beſtandsmaſſe mit Buchen, Hainbuchen durchſtellten Kiefernbeſtände bei den bedeutenden Fraßbeſchädigungen des Kiefernſpinners, des Spanners und der Forleule während der letzten 20 Jahre ſo gut wie gar nicht ge— litten haben, während die reinen Kiefernbeſtände ſtark mitgenommen ſind.“ Dieſem Zeugniſſe ließen ſich ja noch viele weitere beifügen, vor allem aber der Hinweis auf jene Waldbezirke, welche neben der Nadelholz— beſtockung auch noch das Laubholz konſerviert haben, wie der Pfälzerwald, die unterfränkiſchen, heſſiſchen, manche ſchwäbiſchen Waldungen, die Waldungen im Rhein- und Weſergebiete u. j. w. wo man von der Inſektennot noch wenig weiß. Liegt endlich nicht der beſte Beweis für die Schutz gewährende Kraft des Miſchwaldes in dem faſt allerwärts im norddeutſchen Tieflande hervortretenden energiſchen Bemühen, den reinen Nadelwald wieder in den mit Laubholz gemiſchten Wuchs zurückzuführen? Zur Inſektennot geſellt ſich jene der Pilze; und wieder ſind es die Nadelhölzer in ihrem wachſenden Auftreten in reinen aneinander ge— ſchloſſenen Beſtandsmaſſen, welche uns dieſe unheimlichen Waldverderber in ihrer heutigen Verbreitung ins Land gebracht haben. Welche Zer— ſtörungen Peziza Willkommii in unſeren Lärchenanlagen angerichtet und wie ſehr ſie die Freude an der Kultur dieſer ſo wertvollen Holzart getrübt hat, iſt bekannt; ebenſo aber auch die allgemeine Wahrnehmung ihrer Immunität und ihres Gedeihens, wenn ſie von anderen Holzarten, ins— beſondere von der Buche, ſchützend umhegt wird. Ich erinnere weiter an die zerſtörenden Arbeiten des Trametes radieiperta und der Agaricus— ) Zeitſchrift 1881. S. 6. e Arten in den Fichten- und Kiefernbeſtänden des Berg- und Tieflandes, an jene Fälle, in welchen dieſe Pilze ſchon in Stangenholzbeſtänden ſo mächtig auftraten, daß ihre vorzeitige Abtriebsfrage in Erwägung gezogen werden mußte (Hannover), und an das Auftreten der Rotfäule und ihre Weiterverbreitung in den reinen Tieflands-Beſtänden der Fichte. Zu einer wahren Epidemie aber ſind die Pilzzerſtörungen in unſeren Kiefernkulturen herangewachſen, denn es dürfte kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß die in kurzen Zeitintervallen ſo verheerend auftretende Schütte in her— vorragender Weiſe auf das histerium Pinastri in Verbindung mit den durch den Kahlſchlag verurſachten Wirkungen zurückzuführen iſt. Noch vor 30 Jahren war das ſporadiſch beobachtete Auftreten der Schütte „eine intereſſante Erſcheinung,“ heute iſt fie zu einer über ganz Deutſch— land verbreiteten Kalamität geworden; anfänglich waren vorzüglich die 2—4 jährigen Anſaaten bedroht, heute unterliegen ihr Saaten und Pflan- zungen und ſchon beginnt ſie auch in die jungen Gertenholzwüchſe ein— zugreifen. Und was ſoll auf die Kiefer folgen, wenn uns auch dieſe ihren Dienſt verſagt? R. Hartig ſagt in ſeinem Lehrbuch der Baum— krankheiten auf S. 40: „die beſte prophylaktiſche Maßregel gegen Ent- ſtehung und Verbreitung von Epidemieen iſt Erziehung gemiſchter Wald— beſtände.“ Mit der wachſenden Ausdehnung der reinen Nadelholzbeſtände mehren ſich auch die Schneebruchbeſchädigungen. “) Es vergehen gegen— wärtig ſelten zwei aufeinanderfolgende Winter, ohne daß von da und dort die betrübendſten Nachrichten über ſchlimme Zerſtörungen dieſer Art ein— liefen, und die Frage, was gegen dieſelben zu thun ſei, bildet in den Vereinsverhandlungen vieler Bezirke das faſt ſtändige Thema. Bedarf es bezüglich der Schneebruchbeſchädigungen eigentlich keines Hinweiſes auf einzelne Waldgebiete, denn ſie verurſachen, mit Ausnahme der alpinen und ſonſt hochgelegenen Gebiete, faſt allerwärts in den Stangenholz— beſtänden des Nadelholzes mehr oder minder ſchlimme Verheerungen, ſo möchte ich doch nicht unterlaſſen, auf die ſpeziellen Verhältniſſe des Harzes und des Thüringer Waldes in dieſem Sinne hinzuweiſen. Dort war *) Siehe auch Heß, der Forſtſchutz S. 584. ne man durch die während der letzten Dezennien fortgeſetzt in jo außer— ordentlichem Maße auftretenden Schneebruchbeſchädigungen?) beſonders ver— anlaßt, der Frage um Abhülfe näher zu treten, und manche Vorſchläge und Anſchauungen kamen zur Erwägung. Man glaubte die Saat durch die Pflanzung, die Büſchelpflanzung durch Einzelnpflanzung erſetzen, den Durchforſtungen möglichſt ausgedehnte Durchführung einräumen zu ſollen; man verſuchte alles und nun neigt man, wenn auch noch entgegenſtehende vereinzelte Stimmen ſich vernehmen laſſen, doch mehr und mehr zur Erkenntnis, daß alle dieſe Hilfen keinen ausreichenden Schutz gewähren, ſo lange die reinen Nadelbeſtände nicht durch Miſchwuchs in richtiger Art erſetzt werden. Die gleiche Überzeugung hat in den thüringenſchen Landſchaften Geltung gewonnen, wo der Schneebruchſchaden ſeit mehreren Dezennien ſowohl in bezug auf Häufigkeit des Eintrittes als hinſichtlich der Maſſenanfälle ſo erheblich zugenommen hat. Es kann ja kein Zweifel darüber beſtehen, daß die wintergrünen Nadelhölzer mit ihrem geſchloſſenen Kronendache den Schneeauflagerungen eine weit günſtigere Unterlage bieten müſſen, als im Miſchwuchſe mit Laubholz, und daß in dieſem unſtreitig das beſte Expediens gelegen ſein müſſe.“) Ich gebe aber gern zu, daß ſich hiermit auch eine zweck— entſprechende Begründungsart der Beſtände zu vollem Gelingen verbinden müſſe, denn auch reine Buchen-Vollbeſamungen können im Gerten— holzalter empfindlichen Schneedruckbeſchädigungen unterliegen, wenn auch weit ſeltener und nur unter gewiſſen Ortlichkeits- und Zeitverhält— niſſen. N Wenn man, wie oben ſchon geſagt, es in neueſter Zeit verſucht hat, die die Nadelholzwälder überhaupt bedrohenden Gefahren möglichſt abzu— *) In einem 35 jährigen Kiefernbeſtande des Gernroder Revieres wurden z. B. von 1873-1880 an gebrochenem Holze 113 F.-M. per ha aufgearbeitet; die ver— bleibende Beſtandsmaſſe betrug noch 28 F.-M. per ha; eine Neuaufforſtung iſt ſohin nicht zu umgehen. Ahnlich find die Zerſtörungen in den 30—50 jährigen Fichtenorten. ) Bühler (ſchweiz. Zeitſchr. 9. Bd. 2. Hft.) hat durch direkte Meſſungen im Februar feſtgeſtellt, daß im reinen geſchloſſenen Fichtenwald etwa ſechsmal mehr Schnee auf den Baumkronen zurückgehalten wird und dieſelben belaſtet, als auf dem geſchloſſenen Buchenbeſtand. BL leugnen, und dieſes mit ganz bejonderem Bemühen auch bezüglich der Sturmgefahr gethan hat, jo halte ich das, — angeſichts der Erlebniſſe während der letztverfloſſenen zwanzig Jahre, der faſt jedem Wirtſchafter im Nadelwalde vorliegenden Erfahrungen, und nach dem Ausſpruche unſerer ſämtlichen Schriftfteller,*) — milde geſagt, für ein kühnes Unter⸗ fangen. Darüber beſteht ja kein Zweifel, daß es zahlreiche Lagen giebt, auf welchen ſelbſt die Fichte in jeder Beſtandsverfaſſung der Sturm- beſchädigung nur ſehr wenig unterliegt, daß ſchließlich bei jeder Holzart und in jedem Wald faſt alljährlich da und dort mehr oder weniger Windfallhölzer ſich ergeben, ohne daß tiefgreifende Störungen daraus er— wüchſen, ich gebe ſelbſt zu, daß die Eingriffe der Natur, wie ſie durch Sturmſchaden und ſelbſt durch Schneebruchſchaden fortgeſetzt erfolgen, innerhalb gewiſſer Grenzen gewiſſermaßen als Korrektiv aufgefaßt werden können, und weiß auch ſehr wohl, daß der Sturmſchaden durch kein Mittel vollkommen vom Walde abgehalten werden kann, — aber das ſteht feſt, daß während Betriebsſtörungen in Laubholzwaldungen zu den Seltenheiten gehören, es ſehr zahlreiche Fichtenreviere giebt, in welchen dieſelben geradezu chroniſch ſind und den Herbſtſtürmen die Betriebsführung nahezu überlaſſen werden muß; es ſteht feſt, daß bei erheblichen Sturmkataſtrophen es vor allem die reinen Fichtenwaldungen ſind, die mit ihren Betriebsplänen über den Haufen geworfen werden, während eine nur mäßige Laubholz⸗ beimengung die Beſchädigung in oft auffallendſtem Maße zurückgehalten hat. Das konnte man und kann man noch heute ſehr vernehmlich in den ſüdlichen Teilen des bayeriſchen Waldes, in den Gunzenhauſer Waldungen, in den Oberpfälzer Gebirgsforſten, den ehemals Leuchtenberg— ſchen und in vielen anderen Waldungen nach den 70er Sturmverheerungen gewahren. Um indeſſen auch von dieſen letzteren, den Sturmwirkungen ausgangs der 60er und während der erſten Hälfte der 70er Jahre zu reden, — *) So ſagt unter Andern z. B. Heß in ſeinem Forſtſchutze S. 566: „Die Sturmſchäden des letzten Jahrzehnts ſind ein ernſter Mahnruf für alle diejenigen Forſt— wirte, welche mit Umwandlung der Laub- in Nadelhölzer raſch bei der Hand ſind; gar oft iſt dieſelbe nur ein Ausfluß der Bequemlichkeit oder ein Deckmantel zur Beſchöni— gung begangener Fehler.“ 27 müſſen die durch ſie verurſachten Zerſtörungen nicht Jeden, der ſie gejehen und ihre Folgen miterlebt hat, zu ſehr ernſten Betrachtungen über die Zukunft der reinen Fichtenbeſtände veranlaſſen? Die auf offiziellem und privatem Wege über die Menge des zu Boden geworfenen Holzes bekannt gewordenen, anerkannt vielfach unſicheren Angaben, — Zahlen, welche in— deſſen für die heimgeſuchten Waldungen meiſt den doppelten und dreifachen, in andern Fällen aber auch den zehn- und zwölffachen Jahresetat umfaſſen, — ſie wären wahrlich und ſchon allein vom Geſichtspunkte der oft ſo arg durchbrochenen Beſtandsverfaſſung vielſagend genug, um die ganze Schwere einer ſolchen Kalamität zu würdigen. Aber damit war es noch lange nicht gethan; es iſt bekannt, in welchem Maße die Inſektenver— heerungen dieſen Bruchkataſtrophen folgten und welche Holzmaſſen noch eine ganze Reihe von Jahren hindurch allmählig weggeräumt werden mußten, um dieſer zweiten Heimſuchung Herr zu werden, ja, daß an ein— zelnen Orten heute noch alle Sorgfalt beobachtet werden muß, um dieſer ſtets drohenden Gefahr gewachſen zu bleiben. Bezüglich des Borkenkäfer— fraßes ſei übrigens die beachtenswerte Erſcheinung hier erwähnt, daß z. B. der bayeriſche Antheil des Böhmerwaldes, wo die alten Fichtenbeſtände weit reichlicher mit Tannen und Buchen gemiſcht ſind, als in den an— grenzenden böhmiſchen Waldungen, von den Inſektenverheerungen auch weniger betroffen wurde. Wie ſehr die Nutzholzausformung bei Sturm— anfällen durch Zerſplitterung, Bruch und ſonſtige Beſchädigung der Schäfte beeinträchtigt iſt, geht am beſten aus dem Zurückſinken der Nutzholzaus— beute der ſächſiſchen Staatswaldungen in den Windbruchſchlägen 1868 von SO 2 auf 50 2 hervor (mißtrauiſch betrachtet wird beſonders auch die von Bruchſtämmen herrührende Brettware, ihrer oft gedrehten und riſſigen Faſer halber). Und nun vergegenwärtige man ſich die Zuſtände der Betriebsleitung, Überwachung, des Schutzes und der Aufarbeitung von Millionen Feſtmeter zu Boden liegenden, raſchem Verderben preisgegebenen Holzes; man beachte die kaum zurückzuhaltenden Mißbräuche, Unterſchleife und Diebereien von Seite einer aus allen Weltgegenden zuſammen ſtrömen— den Arbeiterſchaft, deren Axt jede Ausſchreitung verſucht und zu jedem Käferbaum, zu jedem geſchobenen oder beſchädigten Stamme je einen ge— ſunden mitgehen heißt; man frage ſich, ob da noch an eine Pflege des Waldes zu denken iſt, wo dem Eigennutz Thür und Thor unfreiwillig geöffnet werden muß? Und nun die Verwertung dieſer Maſſenanfälle. Daß die Märkte raſch überführt waren, läßt ſich denken; man mußte feilſchen und handeln, um nur Abnehmer zu finden, der Preis war viel- fach Nebenſache und es konnten naturgemäß meiſt nur Schleuderpreije . ſein, um welche die Akkorde abgeſchloſſen werden mußten. Es iſt in Jedermanns Mund, daß infolge dieſer Sturmkataſtrophen Millionen ver— loren gingen, und die Jahre 1868 — 1875 waren glücklicherweiſe noch gute Jahre; — was wäre aus dieſen koloſſalen Holzmaſſen geworden, wenn die Sturm-Kalamitäten in die flaue Periode der Jahre 1875 —1880 gefallen wären! Wo bleibt da der erträumte Profit aus der reinen Nadelholzwirtſchaft? Wohl ſagt man, derartige Heimſuchungen ſeien ſeltene außergewöhnliche Kataſtrophen. Gott Lob! ja, aber von Zeit zu Zeit fährt die ungezähmte Natur eben doch mit titaniſcher Gewalt und Rück— ſichtsloſigkeit durch die Schöpfungen der Menſchen, — bald hier, bald dort, bald größere, bald kleinere Opfer im Nadelwalde fordernd; und wenn ſchwere Kataſtrophen auch nur alle fünfzig Jahre eintreten, das iſt völlig genügend um jede dauernde Ordnung unmöglich zu machen. Die Sturmchronik weiſt aber weit kürzere Epochen nach). Mit den fortdauernden Gefahren, welche den reinen Nadelwäldern durch Inſekten und Krankheiten, durch Schnee- und Sturmbruch drohen, iſt die Büchſe der Pandora noch nicht völlig geleert; ich erinnere an die wieder vorzüglich die Nadelhölzer bedrohenden Beſchädigungen durch Rauch und ſchwefelige Säure, durch Feuersgefahr u. a. Aber die be— ſprochenen ſind allein ſchon ſchwerwiegend genug, um als nachdrückliche Warnung vor den Gefahren der Einſeitigkeit zu dienen. Ich habe vom ſachkundigen Leſer die Unterſtellung nicht zu befürchten, als wollte ich dieſe dem Nadelwalde drohenden Gefahren allen Lokalen imputieren, und als gäbe es nicht ausgedehnte Bezirke, im Berg- wie im Tieflande, die vermöge ihrer Standortsbeſchaffenheit nur für den reinen Nadelwald geſchaffen wären. Gleichwohl möchte ich auch hier in dieſer Hinſicht wiederholen, daß die Geſamtausdehnung dieſer abſoluten Nadel— *) Siehe Heß, Forſtſchutz S. 563. er holzſtandorte in Mitteleuropa auch heute noch gewiß erheblich viel kleiner iſt, als die vom Nadelwalde thatſächlich in Beſitz genommene Fläche. Die ſ. g. Elementarbeſchädigungen gefährden den Gegenſtand unſerer Produktion direkt. In welcher Beziehung der reine Nadelwald, gegen— über dem mit Laubholz gemiſchten Walde, zu unſeren Produktions— mitteln ſteht, darüber liegen abſchließende, umfaſſende Unterſuchungen wohl heute noch nicht vor. Aber die hier einſchlägigen, zum Teil ſelbſt— verſtändlichen, zum Teil der Erfahrung und übereinſtimmenden Beob— achtung entnommenen Momente ſind ſo vielſagender Art, daß ſie nicht ohne Beachtung gelaſſen werden dürften; in einigen Richtungen ſchließen dieſelben ſelbſt jeden Zweifel aus. So wird kaum zu leugnen ſein, daß die wintergrünen Schattenhölzer, insbeſondere der reine Fichtenbeſtand, in weit geringerem Grade befähigt iſt, dem Boden die gleiche Feuchtig⸗ keitszufuhr zu verſchaffen, als die ſommergrünen Holzarten. Der zum vollen Schluß heraufgewachſene Kronenſchirm und die ſpäter zu erheblicher Mächtigkeit heranwachſende Moosdecke ſchließen in manchen Fällen den Bo- den ſowohl im Sommer wie im Winter oft ſo erheblich von der Zu— führung der atmosphäriſchen Niederſchläge ab, daß die häufig zu machende Beobachtung einer auffallenden Bodenvertrocknung ſchon während des Früh— Sommers wohl nur auf dieſe Urſache zurückgeführt werden kann. In früherer Zeit trugen nachweisbar die hier in Betracht kommen— den klimatiſch gut ſituierten Mittelgebirge, Hügel- und Tiefländer vor— herrſchend Laubholz oder Miſchholzwuchs; die Waldungen waren oft auch mit kleinen und größeren Lücken und Enklaven durchſetzt. Dieſes und der blattloſe Zuſtand im Winter und Frühjahr gaben offenen Raum für den faſt unverkürzten Niedergang von Regen und Schnee zum Boden. An der aufgeſpeicherten größeren Winterfeuchtigkeit im Boden zehrt im gemiſchten Laub⸗ und Nadelwald keine lebende waſſerkonſumierende Moos— decke, keine Gras- und Unkrautdecke wie im Kiefernwald, ſondern ſie iſt, wenn auch nur teilweiſe, durch eine waſſerkonſervierende tote Laub— decke geſchützt. Runnebaum's“) vergleichende Unterſuchungen über den Danckelmann's Zeitſchr. für Forſt⸗ und Jagdweſen 1885. Nutzholzertrag von reinen und mit Buchen gemiſchten Kiefernbeſtänden weiſen beſſere Feuchtigkeitsverhältniſſe im Boden der letzteren als der erſteren nach. Bouſſingault hat die in Frankreich allgemeine adop- tierte Behauptung ſchon länger aufgeſtellt, daß mit dem Anbau der Nadelhölzer ein Sinken des Grundwaſſerſpiegels verbunden ſei, und wie tauſendfältig wurde auch ſchon bei uns die Wahrnehmung raſchen Ver⸗ ſchwindens der Bodennäſſe gemacht, nachdem eine volle Fichtenbeſtockung den betreffenden Ort in Beſitz genommen hatte. In vielen Gegenden bezeichnet der Volksmund die Buche als die Mutter des Waldes. Iſt nun dieſe gewiß nicht zu überſehende und vorzüglich auf die bodenkonſervierende Eigenſchaft der Buche zu begrün- dende Bezeichnung allein auf die durch dieſe Holzart geſicherte beſſere Friſcherhaltung des Bodens zurückzuführen — oder ſpielt auch der im Buchenwald gebildete Humus eine Rolle? Man möchte letzteres wohl bejahen, wenn man die altbekannte Erfahrung ſich vor Augen führt, daß auf einem vorher von der Buche beſtockt geweſenen Boden faſt alle Holz— arten, insbeſondere alle Nadelhölzer, gedeihen. Mit der Buche verſchwin— den die übrigen Laubhölzer aus dem Walde; nur der gem. Ahorn findet in dem mit Moospolſtern überkleideten Fichtenwalde vereinzelt noch ſein Genügen, und daß wir mit der Buche auch die Eichenzucht aufgeben dürfen, das wird nicht beſtritten werden. In den kühlen luftfeuchten Hochlagen der Gebirge und beſonders der Alpen liegen die Verhältniſſe anders; die Feuchtigkeitszufuhr iſt hier über— haupt ſchon eine weit größere als im niederen Lande, und der dortige langſamere Wuchs macht an und für ſich geringere Anſprüche an die Thätigkeit des Bodens. Hier iſt die unbezweifelte Heimat der Fichte, auch im reinen Beſtande. Wenn man aber auch hier, in allen milderen Lagen und beſonders auf dem ſüdlichen Alpenabfalle, die Zähigkeit be— achtet, mit welcher die Buche im Walde ſich zu erhalten beſtrebt iſt, und damit die Verhältniſſe des Buchenwachstumes in Zuſammenhang bringt, wie ſie ſich in faſt allen zentraleuropäiſchen Mittelgebirgen zu erkennen geben, ſo drängt ſich unwillkürlich die gewiß nicht aus dem Auge zu ver— lierende Thatſache auf, daß eben Deutſchland und Sſterreich-Ungarn das ausgeſprochene Heimatsgebiet der Buche auch heute noch bilden, und daß eine Mißachtung dieſer natürlichen Ordnung der Dinge immerhin Be— denken erregen muß. Daß reine Beſtände den Boden nur einſeitig in Anſpruch nehmen, und dadurch die Gefahr einer raſcheren Ausbeutung für manchen Boden näher gerückt werden muß, als bei einem dem Wechſel der Bodenleiſtung angepaßten Beſtockungswechſel, das liegt auf der Hand. Ruhen doch darauf alle Erſcheinungen der Vegetation im großen wie im kleinen! Flachwurzelnde Bäume in Abwechſelung mit tiefwurzelnden können für einen Beſtand den zur Leiſtung herangezogenen Geſamt-Wurzelbodenraum um das doppelte erweitern. Die Inanſpruchnahme des Bodens wird da— durch eine vielſeitigere und bei richtiger Holzartenwahl eine mannigfaltigere, die Geſamtleiſtung des Bodens kann, unter Vermeidung der auf eine be— ſtimmte Bodenzone konzentrierten Erſchöpfung, eine größere ſein. So fand z. B. Forſtmeiſter Haas durch vergleichende Unterſuchungen den durch— ſchnittlichen Zuwachs in 80 jährigen auf gleichem Standort ſtockenden Be— ſtände von Kiefern in reinem Wuchſe = 1,27 F.-M., von Fichten in reinem Wuchſe S 1,38 F.⸗M., dagegen im Mifchbeftande von Kiefern, Fichten und Tannen = 1,63 F.⸗M. “) Der Miſchwald erzeugt nicht nur mehr, ſondern auch wert— volleres Nutzholz, als der reine Beſtandswuchs. Der höhere Nutz— holzwert wird hier bedingt durch beſſere Geſundheitsverhältniſſe, größere Gerad- und Glattſchaftigkeit, höhere Vollholzigkeit und wertvollere innere Holzbeſchaffenheit, namentlich durch Erweiterung der Kernholzbildung, z. B. bei der Kiefer und das Vorherrſchen der Sommerholzzone bei der Jahrringbildung. Für die Richtigkeit deſſen hat Runne baum!) Belege durch ſeine oben berührten vergleichenden Unterſuchungen gebracht. In gleichem Sinne äußern ſich Uhrig* s) und andere; durch ihren Handelswert bekannt ſind die zwiſchen Fichten und Tannen erwach— ſenen trefflichen Kiefern-Nutzſchäfte Oberſchleſiens, jene zwiſchen Buchen *) Vereinsſchrift des ſchleſiſchen Forſtvereins 1880. S. 51. Vergl. unter Andern auch Carl Heyer's Waldbau. 3. Aufl. S. 24. **) Dankelmann's Zeitſchr. 1885. *##) Baur's Zentralblatt 1885. S. 221. (>) De erwachſenen Kiefern zahlreicher Standorte im rheiniſchen Gebiete, der in Geſellſchaft der Buche erwachſenen hochwertigen Eichenſchäfte im Innern des Pfälzerwaldes, des Speſſartes, Hienheimer Forſtes u. ſ. w. Bekannt iſt die beſſere Bewahrung der Geſundheit, welche die Fichte in Miſchung mit der Buche erfährt, im Gegenſatz zu dem oft fo erheblichen Rotfäule⸗ prozent in manchem reinen Beſtande, und ähnlich verhält es ſich mit der Kiefer in Hinſicht der Schwammbildung. Liegt es im Vermögen des Miſchwuchſes unſeren Nutzholzarten eine widerſtandsfähigere und wertvollere Beſchaffenheit zu geben, dann erweitert ſich auch der Kreis ihrer ungefährdeten Anbauungs⸗Fähigkeit. Man wird z. B. der Fichte, Tanne, Lärche einen begrenzten Zutritt in jene Stand— ortsgebiete geſtatten können, die außerhalb ihrer eigentlichen Heimat liegen und etwa dem ausgeſprochenen Gebiete der Buche und des Laubholzwuchſes überhaupt angehören. Man hat auch öfter behauptet, daß ſich gemiſchte Beſtände leichter durch Naturbeſamung verjüngen, als reine Beſtände. Es iſt wohl nicht zu überſehen, daß die Anpaſſung an den zeitlichen und örtlichen Standortswechſel durch eine Mehrheit von Holzarten mit größerer Wahr— ſcheinlichkeit geſichert iſt, als durch eine einzige Holzart, und daß dieſes beſonders auch vom Geſichtspunkte einer gedeihlichen Anſamung zu be— achtenswert iſt, — aber in anderen Fällen verjüngen ſich bekanntlich auch reine Beſtände, z. B. der Buche in oft vortrefflicher Weiſe. Da⸗ gegen hat dieſe Behauptung ihre volle Berechtigung bezüglich der der Sturmgefahr ſo viel unterliegenden Fichte; denn wären unſere reinen Fichtenbeſtände ausreichend mit Buche, Tanne ꝛc. gemiſcht, dann wäre ihre Verjüngung auch durch ſchlagweiſe Schirmbeſamung an manchem Orte zuläſſig, wo heute der Kahlhieb mit künſtlicher Aufforſtung not⸗ wendig platzgreifen muß. Wollte man, wie es ja von vereinzelten Stimmen verlangt wird, einigen wenigen Nadelholzarten die Alleinherrſchaft im zukünftigen Walde einräumen, ſo wäre das jener allgemeine Wälderzuſtand, in welchem nicht mehr der Eigentümer die Wirtſchaft im Walde führt, ſondern der Sturm, die Inſekten und die übrigen ihn bedrohenden Gefahren und Angriffe, wie es leider an vielen Orten ſchon heute der Fall iſt. Es iſt ein alt- erkanntes Geſetz, daß mit jeder Störung des Gleichgewichtes in der natürlichen Ordnung der Dinge, ein verſtärktes Heraufwachſen der Ge— fahren für das Beſtehende verknüpft iſt. Die Natur hat in ihrem muſtergültigen Anpaſſungsvermögen den kühlen Nordländern die Nadelhölzer, den warmen Südländern die Laub— hölzer zugewieſen. Die dazwiſchen liegenden Länder Zentraleuropas, ins— beſondere Deutſchland und Oſterreich, find das naturgemäße Gebiet des Miſchwuchſes, und in der That berichten alle Zeugen von einem größeren oder geringeren Artenreichtum nicht nur in den Tiefländern, ſondern auch in den Gebirgen. Der Menſch hat dieſe Ordnung der Dinge durch ſeine egoiſtiſchen Eingriffe umgeſtaltet und unſeren Waldungen den einförmigen nordiſchen Habitus oktroiert, — aber ohne ihm jenes natürliche, in den dortigen Verhältniſſen des Klimas gelegene Schutzmittel mitzugeben, das den nordiſchen Wald vor den ihn bei uns ſo ſchwer bedrohenden Heimſuchungen zu bewahren vermöchte. Ich bin mir bewußt, nicht zu viel zu jagen, und in voller Über- einſtimmung mit der Mehrheit der praktiſchen Forſtwirte zu ſein, wenn ich behaupte, daß dieſer unſern Nadelholzwäldern fehlende natürliche Schutz nach jeder Richtung in wirkſamer Weiſe nur durch Beſtandsmiſchung mit Laubholz geboten werden kann, und daß die Bedeutung und der Wert der Beſtandsmiſchung um ſo höher ſteigt, je mehr wir das Nadelholz aus Nützlichkeitsgründen begünftigen. Die Abſicht einer radikalen Umwand⸗ lung unſerer Laubholzwälder in Nadelwaldungen darf ich hoffentlich als ausgeſchloſſen betrachten; durch die Einführung des Nadelholzes in die— ſelben als gleichberechtigtes Glied mit dem Laubholze vollzieht ſich der Miſchungsprozeß in ungezwungener Weiſe. Schwieriger iſt die Zurück⸗ führung des Laubholzes in unſere ausgedehnten reinen Nadelholzforſte; fie kann uns aber nicht erſpart bleiben, wenn wir den mit wachſender Be⸗ drohlichkeit auftretenden Gefahren gegenüber Herr bleiben wollen. Gayer, Miſchwuchs. 3 III. Abſchnitt. Arbeiten der Praxis. Faſt zu allen Zeiten, könnte man jagen, haben die forſtlichen Schrift- ſteller auf den Wert gemiſchter Beſtände hingewieſen; unter anderen waren es beſonders Hundeshagen, v. Berg, Carl Heyer, Dengler, Burckhardt, und ſind es unter den lebenden Schriftſtellern Röhrig, Danckelmann, Fiſchbach, Werneburg, Guſe, Landolt, Heiß, Ney, Uhrig, Zenker und mancher andere, welche eindringlich und wieder holt die Miſchwuchszucht mehr oder weniger als eine Gewiſſenspflicht der Wirtſchaft ans Herz legten; dieſelbe Überzeugung wurde gelegentlich der Vereinsverſammlungen von zahlreichen Praktikern immer wieder vertreten und höchſt ſelten nur ftteß dieſelbe auf Widerſpruch. Es gab auch ein- zelne Waldbezirke, in welchen man ſchon vor 50 und 60 Jahren die Heranzucht gemiſchter Beſtände zum Wirtſchaftsprinzip machte, wie in Oberſchleſien, im Speſſart, Pfälzerwald, Steigerwalde u. a., aber auch hier geſchah es meiſt nur mit einer gewiſſen Beſchränkung auf eine ein- zelne bevorzugte Holzart; in der weitaus größten Zahl unſerer Waldungen gewannen mit der Zunahme der Kahlſchlagkulturen die reinen Beſtände eine fort und fort wachſende Ausdehnung, gegenüber welchen die da und dort angebrachten Einmiſchungen faſt als verſchwindend zu betrachten ſind, oft nur die Bedeutung eines Verſuches beanſpruchen können. Erſt ſeit den in der neueſten Zeit immer intenſiver auftretenden Zer— ſtörungen durch Schneebruch, Inſekten, Pilze, beſonders ſeit den Sturm— kalamitäten der 60er und 70er Jahre und nachdem man dadurch in ſo — 35 — draſtiſcher Weiſe auf die Übelſtände einer fo einſeitigen Wirtſchaftsrichtung hingewieſen war, da kam die Überzeugung von der abſoluten Notwendig keit der gemiſchten Beſtandsverfaſſung auch im Walde zum Durchbruche. Heute kann man ſagen, daß, mit wenigen Ausnahmen, die möglichſt aus— gedehnte Heranziehung gemiſchter Beſtände nahezu in allen dazu geeigneten deutſchen Wirtſchaftskomplexen zum Prinzip geworden iſt, und daß man mit einer Rührigkeit und Thatkraft an die praktiſche Verwirklichung des— ſelben herangetreten iſt, wie nie zuvor. Unter dieſen Verhältniſſen iſt es geboten, vorerſt einen allgemeinen Überblick über die wichtigſten, bei der Begründung von Miſch— wuchs beſtänden bisher eingehaltenen Verfahrungsweiſen zu gewinnen, um durch eine kritiſche Beleuchtung unter Anhalt an die Finger— zeige der Natur zu möglichſt geklärten Grundſätzen über Miſchwuchswirt— ſchaft wenigſtens im allgemeinen zu gelangen. Im nachfolgenden ſchöpfe ich vor allem aus dem unmittelbar dem Walde entſtammenden reichen Material der Vereinsſchriften und aus meinen eigenen, langjährigen Wahrnehmungen und Erfahrungen, und zur Erzielung beſſerer Überſicht verſuche ich die Sonderung des Stoffes in nachſtehender Weiſe. 1. Beſtandsgründung auf der Kahlfläche. Zu den älteſten mittels Miſchſaat entſtandenen Objekten gehören wohl jene Miſchungen von Kiefer und Fichte, welche durch Fälſchung des Kiefernſamens entſtanden ſind. Aber auch in weiterer Folge blieb dieſe Begründungsart beliebt und heute iſt ſie an vielen Orten auf etwas tiefen friſchen, auch auf müden Buchenböden vielfach in Anwendung, um der Kiefer einen wohlthätigen Füll- und Unterſtand zu ſchaffen. So in mehreren Kiefernbezirken Südbayerns, Frankens, im Pfälzerwalde u. ſ. w.; in Schleſien war es geradezu Grund— ſatz, wenn irgend thunlich, keinen reinen Kiefernſamen ohne Fichtenbei— mengung zu ſäen.“) Zur Erzielung von Fichtenunterſtand hält man es anderwärts für genügend, in die Lücken der 3—5 jährigen Kiefernkulturen etwas Fichtenſamen einzuſäen. In Sachſen und in den reinen Fichten— gebieten war die Vermengung beider Samen nicht beliebt; man wollte *) Schleſ. Vereinsſchr. 1872. S. 33. 3* Bee feine Kiefern⸗ ſondern Fichtenbeſtände; ähnliche Grundſätze haben heute auch an manchem andern Orte, veranlaßt durch den augenblicklichen Markt⸗ begehr, Boden gewonnen. Mehr als durch unmittelbare Vermengung Ber betreffenden Samen find Miſcharten in abwechſelnden Streifen, Bändern u. drgl. üblich. In faſt allen Bezirken der Kahlſchlagwirtſchaft verſuchte man durch ſolche ſtreifen⸗ oder bänderweiſe Trennung der Holzarten, bald mit größerer Be- tonung der einen, bald der andern, beſonders Fichten- und Kiefern⸗ miſchungen zu erzielen. Aber überall ſah man ſich ſchon frühzeitig zu gewaltſamen Eingriffen genötigt, wenn ſolche Miſchbegründungen nicht in reine Beſtände zurückſchlagen ſollten. Die traurigſten Erfahrungen wurden im fränkiſchen mit derartigen Miſchungen der Kiefer und Lärche gemacht. In Böhmen?) fügte man den in abwechſelnden Nadelholz-Saatſtreifen ausgeführten Kulturen Zwiſchenbänder von Haferſaaten bei. Es iſt be- kannt, daß an vielen Orten auch die Eiche in abwechſelnden Saatſtreifen mit Nadelhölzern durch Saat auf der Kahlfläche zum Zwecke der Be— ſtandsmiſchung eingebracht wurde, und heute noch beſteht an manchem Orte des norddeutſchen Tieflandes die übung, 3 — 9 Eichelſaatſtreifen (manchmal auch in ſenkrecht auf einander gerichteter Ordnung) mit den Nadelholzbändern abwechſeln zu laſſen. Auch in Schleſien, im fränkiſchen, bei Nürnberg u. ſ. w. war ſtreifen⸗ und bänderweiſe Miſchung viel an der Tagesordnung. Im Königſteiner Reviere (Sachſen) will man den Nadelholzbeſtänden die Buche wieder beimiſchen und läßt zu dieſem Zwecke in den Nadelholzſaatſtreifen etwa 3—4 m auseinander 4— 5 Bucheln einſtufen.“) Wo es ſich nur überhaupt um untergeordnete Einbringung einer Holzart, z. B. der Lärche, handelt, da iſt an einzelnen Orten der Mark die prieſenweiſe Einbringung des Samens in die Kiefernſaatſtreifen mit mehrſchrittigen Abſtänden im Gebrauche. Obwohl man da und dort auch die Miſchſaat auf der Kahlfläche mit einigen andern Holzarten bewirkte, z. B. mit der Tanne, ſo kann doch behauptet werden, daß die Bemühungen der Miſchbeſtandsgründung durch *) Böhm. Vereinsſchr. 1882. **) Exkurſionsbericht des ſächſ. Forftvereins in das Königſteiner Revier. S. 124. en Saat auf der Kahlfläche fih in der Hauptſache überall auf Kiefer, Fichte, Lärche und untergeordnet auf die Eiche beſchränkten. Mehr Anwendung als die Saat fand und findet heute noch die Pflanzung auf der Kahlfläche zur Miſchbeſtandsgründung, beſonders in Norddeutſchland. Bemerkenswert find vor allem die desfallſigen Be— mühungen in Schleſien (namentlich Oberſchleſien), wo Miſchungen der Kiefer und Fichte, zum Theil auch mit Lärche, auf den friſchen Böden in Pflanzbändern (5 Reihen Kiefern, 3 Reihen Fichten) im Gebrauche ſind. Auch im norddeutſchen Tieflande, beſonders in der Mark, geſchieht auf den beſſeren Bonitäten viel für Miſchpflanzung von Kiefern und Eichen, vorzüglich in Reihen- und Gürtelverband; man trachtet an vielen Orten überhaupt, die zuläſſigen Laubhölzer, auch Fichte, den Kiefernbeſtänden bei— zumiſchen und ſcheint, wo es die Wildſtände erlauben, auch von der bei der Eiche ſehr im Gebrauch geweſenen Heiſterpflanzung mehr zurückge— kommen zu ſein. Welche Erfolge durch die ſogenannten Planteurs erzielt wurden, die vor einigen Jahren zum Zwecke der Laubholz-Einpflanzung die Mark durchzogen, vermag ich nicht zu ſagen. Im Harze haben die ſo ſchweren Schneebruchheimſuchungen der letzten Dezennien die Wieder— aufnahme und Fortſetzung der ſchon vor 40 Jahren an mehreren Orten ausgeführten Miſchpflanzungen lebhaft angeregt. Beſonders beliebt iſt die band⸗ und gürtelweiſe Pflanzung, 3 —5 Reihen Buchen- (auch Eichen-) Heiſter abwechſelnd mit 6 —7 Reihen Fichtenbüſchelpflanzen. Auch die Tanne findet Beachtung und ſcheint man auch hier die theuere Heiſter— pflanzung gegenwärtig nicht mehr ſo zu protegieren, wie früher. Sehr mannigfaltige Verhältniſſe zeigen die jungen Miſchwuchspflanzungen in den mitteldeutſchen Gebirgen und Hügellandſchaften; in einzelnen Teilen wird auf die Zumiſchung der Tanne Wert gelegt, in andern nicht, hier hält man an reichlicher Buchen- und Eichenmiſchung feſt, dort finden ſie ge— ringere Beachtung; an einzelnen Orten pflanzt man Laubhölzer in ab- wechſelnder Miſchung auf kahl gelegte Couliſſen, an andern baut man auf Kahlſchlägen 3 Reihen Tannen und Buchen im Wechſel mit 5—8 Reihen Fichten oder Kiefern. Bezüglich der Laubhölzer iſt die Heiſterpflanzung, in oft ſehr erſtarkten Exemplaren, hier beſonders noch im Gebrauche. Die vielen früher vorhanden geweſenen Miſchwaldungen Sachſens ſind heute zum größten Teile der reinen Fichtenwirtſchaft gewichen. An der Eiche glaubte man indeſſen immer noch feſthalten zu ſollen, und pflanzte ſie eine Zeitlang oft mit großen Koſten als Heiſter einzeln in weitem Reihenabſtande in die Fichten-Jungwüchſe ein; ſpäter gab man der Eiche die Erle, Hainbuche, Birke bei.) Auch mit der Buche durchpflanzt man die Fichtenkulturen, teils in 4,5 m entfernten Reihen, teils in Gruppen. Die Einbringung der Tanne in die Kahlflächen-Kulturen der Fichte ge⸗ ſchah vielfach in aus 4—5 Reihen beſtehenden Pflanzbändern. Der Er- folg entſprach nur wenig.) — In Böhmen pflanzte man an mehreren Orten ſchon im Jahre 1840 Fichten und Kiefern in abwechſelnden Reihen; ſpäter kam die Eiche, dazu auch die Birke und Lärche und in den 50 er Jahren ging man auch an die Zumiſchung von Buche und Tanne in die Fichtenkulturen. Im Piſecker Wald hatte man ſich ein eigenes Verband— ſyſtem konſtruiert, um einen gleichförmigen Wechſel für eine größere Menge von Holzarten zu ermöglichen.“) Auch ſonſt in Böhmen wurde viel mit 6—8 jährigen Eichenheiſtern im regelmäßigen Reihenverband operiert, zwiſchen welche nach einigen Jahren Z jährige Fichten eingepflanzt wurden. Man iſt bezüglich der Eiche heute mehr für größere Horſte oder breite Bänder eingenommen. In Süddeutſchland und den Rheinländern, wo die Kahlſchlagpflanzung im großen überhaupt ſpäter in Aufnahme kam als in Norddeutſchland, und ſich meiſt auf kleinere Flächen beſchränkte, war bei Miſchungspflanzungen ebenfalls der Verband in abwechſelnden Reihen wie anderwärts im Gebrauche. Man baute in dieſer Art Eiche und Buche, Kiefer und Lärche, Fichte und Kiefer u. ſ. w. zuſammen. Anfänglich war man z. B. im Speſſart für Heiſter eingenommen, pflanzte Eichen in weitſtändigen Reihen, um nach einigen Jahren die Buche dazwiſchen zu bringen, ſpäter iſt man, mit Ausnahme der Mittelwaldſchläge, von den Heiſtern faſt ganz zurückgekommen. An manchen Orten legte man wohl mehrere Reihen derſelben Holzart zu bandweiſem Wechſel zuſammen, doch hat dieſe Verbandordnung in Süddeutſchland jene Verbreitung nie— Ekxkurſionsbericht in den Leinawald. 1882. **) Sächſ. Vereinsſchr. 1881. (Exkurſionsbericht.) * Böhm. Vereinsſchr. 1882. ng mals gefunden wie z. B. im Harze und an andern Orten. Daß man auf den mit Weiderecht belaſteten und auf den gemeindlichen Hutflächen allerwärts Miſchpflanzung mit ſtarken Heiſtern in weitſtändigem Verbande ſchon ſeit langer Zeit in Anwendung brachte, iſt bekannt. Nach ähnlichen Grundſätzen wurde in den wohlgepflegten Mittelwaldungen Badens ver— fahren, wo zur Reihenpflanzung neben den verſchiedenſten Laubhölzern auch die Pyramidenpappel hinzutrat. Wenn auch bei den Kahlfflächenkulturen während der letzten Dezen— nien der Miſchbeſtandsgründung mehr und mehr Beachtung geſchenkt wurde, ſo darf doch immer nicht überſehen werden, daß die zur Beſtellung ge— langten Flächen in weitaus größtem Betrage doch nur durch reinen Be— ſtandswuchs aufgeforſtet wurden. Bezüglich der Miſchform geht übrigens aus vorſtehendem gedrängtem Exkurſe hervor, daß ſowohl bei der Saat wie bei der Pflanzung der reihen- oder gürtelweiſe Holzartenwechſel als allgemein übliche Methode bezeichnet werden kann, und daß man ſich be— züglich der letzteren beim Anbau von Laubholz an die Verwendung ſtarker Heiſterpflanzen gebunden erachtete, eine Übung, von welcher man indeſſen an vielen Orten ſchon der Koſten halber mehr und mehr zurückkommt, ſoweit es Wild, Froſt ꝛc. zulaſſen. 2. Den Vollkulturen auf der Kahlfläche ſtehen die Nachbeſſerungen in künſtlichen Aufforſtungen und Schlägen zur Seite. Daß durch dieſen Weg ein oft willkommenes Mittel zur Miſchwuchsbegründung geboten iſt, wenn der Standort es geſtattet, iſt unbezweifelt, insbeſondere weil dadurch eine mehr horſtweiſe Einmiſchung anderer Holzarten erzielt wird. Aller— dings handelt es ſich bei ſolchen Nachbeſſerungsplätzen vielfach um die geringeren, oft froſtigen oder naſſen Bodenſtellen, und wo man ſich ſchon auf tiefer Bonitätsſtufe überhaupt befindet, da ſcheitert der Wunſch nach Beſtandsmiſchung an der Geringwertigkeit des Bodens. Derartige Ver— hältniſſe finden ſich bekanntlich vielfach auf den geringen Kiefern-Bonitäts⸗ klaſſen im norddeutſchen Tieflande, auf den armen Böden des Bunt— und Keuperſandes in Süd- und Weſtdeutſchland. Hier kann kaum von Miſchung die Rede ſein. Auf allen beſſeren Kiefernböden iſt aber der Miſchwuchs nicht ausgeſchloſſen, und beſonders bemerkenswert vom Ge— ſichtspunkte der Miſchwuchsbethätigung werden die Nachbeſſerungen auf den ei guten Standorten, beſonders in Buchen-, Tannen- und Fichtenwaldungen. Aber auch hier beſchränkte man ſich vorzüglich auf die widerſtandsfähigen Kiefer, Lärche, Fichte, Birke ꝛc., nachdem man mit der Eiche, auch Tanne, wo nicht einiger Schirmſchutz vorhanden war und oft ſchon des örtlichen Bodenrückganges halber ſchlechte Erfahrungen gemacht hatte. Eine höchſt willkommene Methode der Miſchwuchs-Begründung ſind die Nachbeſſerungen mit Nadelhölzern hauptſächlich für unſere reinen Buchenſchläge, und dieſe ſind es denn auch, von welchen wirklich beachtenswertes gemeldet werden kann. Beſonders iſt es der Pfälzer- und der Steigerwald, in welchen ſchon ſeit Jahren die Zumiſchung der Kiefer, auch Fichte, in dieſer Weiſe erzielt wird, es ſind die fränkiſchen, heſſiſchen Laubwaldkomplexe, es ſind die Bezirke des Mittel- und Niederrheines, die Laubwaldungen des Weſer⸗ gebietes, eines Teiles der thüringiſchen Länder und die Laubholzreviere in der Mark. Es iſt indeſſen daran zu erinnern, daß ein großer Teil dieſer Nachbeſſerungen noch unter dem Schirme des Nachhiebsbeſtandes ſtatt— findet, und die Erwähnung an dieſer Stelle ſich nur auf die Nach— beſſerungen nach erfolgtem Endhiebe zu beſchränken hätte. Kann man an manchen Orten, und wenn es ſich um größere Nach— beſſerungsflächen handelt, auch die Streifen- oder Plätze-Saat antreffen, ſo iſt doch die Pflanzung mit Mittel- oder Ballenpflanzen hier meiſt als Regel zu betrachten. 3. Zum Anbau froſtempfindlicher Holzarten auf der Kahlfläche, der Eiche, Tanne ꝛc., wird in manchen Gegenden, z. B. in den heſſiſchen Be— zirken des Waldfeldbaues, früher im Speſſart, in den Schälwaldungen der Moſel u. ſ. w., die Kiefer (auch Lärche, Birke) als Schutz- und Beiholz benutzt, indem letzteres in Zwiſchenſtreifen gleichzeitig eingebracht, durch ſeine Vorwüchſigkeit der zu bemutternden Eiche wohlthätigen Schutz gewährt. Wenn auch durch bald nachfolgende Aushiebe dieſes Beiholz zum größten Teile entfernt wird, ſo bleibt dennoch vielfach ein anſehn— licher Teil zum Einwachſen erhalten und giebt dadurch Veranlaſſung zu Miſchwuchs. 4. Ein weit ergiebigeres und unbeſchränkteres Feld als auf der Kahl— fläche bietet die Anlage von Miſchbeſtänden durch Begründung unter Schirmſtand, und zwar hier vorerſt bei alleiniger oder doch vorherrſchender 1 Benutzung der Kunſt. Es kommen hier zu unterſcheiden jene Schirm— ſtände, welche bei alleiniger künſtlicher Beſtandsgründung zum Schutze der letzteren belaſſen werden; dann der Schirmſtand, wie er beim Unterbau in Wirkung iſt, und endlich der Schirmſtand, inſoweit er bei der Heran— ziehung des mitzubenutzenden Vorwuchſes in Betracht kommt. a. Es kommen Schirmſtellungen vor, bei welchen ſich der Schutz der Kulturfläche vom Geſichtspunkte des Miſchwuchſes nicht ſehr erheblich von jenem einer völlig kahlen Fläche unterſcheidet; er wird bekanntlich durch das Belaſſen der Unterſtands- und Nebenbeſtandsreſte beim Abtrieb eines haubaren Beſtandes erhalten. In dieſelbe Kategorie gehört jener Schirmſchutz, der z. B. in Kiefernwaldungen einer ſtärkeren Überhaltſtellung zugeſchrieben werden kann. Andere Miſchkulturen als ſtreifenweiſer Wechſel von Kiefern, Fichten, auch Lärchen, und zwar mehr durch Saat- als durch Pflanzbeſtellung ſind mir nicht bekannt geworden. Jene Fälle, in welchen man ſich des Schutzes lückiger Erlen-, Weidenkopfholz⸗ ꝛc. Beſtände zur ergänzenden Einbringung von Eſchen bediente, find auf vereinzelte Lokali— täten beſchränkt. Eine wirkſamere Schutzſtellung iſt durch den noch wenig gelocker— ten zum Kahlhieb beſtimmten haubaren Beſtand geboten, wenn vor ſeinem Angriff künſtlicher Voreinbau von Miſchhölzern ſtattfindet. Unter letzteren iſt es beſonders die Buche und Tanne, welche auf allen durch Bruch und andere Beſchädigungen entſtandenen Blößen, auf Wurm— plätzen und in Beſtandslücken durch Pflanzung, doch auch durch Saat eingebracht wird, um dieſen Miſchholzpartien einen angemeſſenen Vorſprung vor der auf der Kahlhiebsfläche nachfolgenden Fichtenaufforſtung zu ge— währen. Unter zahlreichen Orten, an welchen man in neuerer Zeit dieſen Weg benutzt, um reinen Fichtenbeſtänden für die nächſte Generation den Miſchwuchs zu ſichern, erwähne ich unter andern die desfallſigen muſter— haften Beſtimmungen der oberſten Forſtbehörde im Gotha'ſchen Antheile des Thüringerwaldes “) und die früheren Wirtſchaftsregeln für die größeren Fichtenbezirke Bayerns). Wenn die auf Grund dieſer letzteren vorge— *) Forſt⸗ und Jagdzeitung 1883. S. 78. * In den forſtl. Mitteilungen des Miniſt.⸗Forſtbüreaus. nommenen Tannenunterſaaten ohne Erfolg geblieben jtnd, jo lag der Grund teils in verſäumter Nachlichtung, teils in der gleichförmigen Durch- hauung der Fichtenbeſtände, wodurch der Schirmſtand die Beute des Sturmes werden mußte. Wie in dieſer Weiſe die Zurückführung des Miſchwuchſes in die Fichten⸗ beſtände angeſtrebt wird, ſo auch die vorwüchſige Zumiſchung der Fichte und Tanne, auch Buche in die zum baldigen Abtrieb auserſehenen Kiefern⸗ beſtände auf den friſchen Böden, z. B. auf Buntſandſtein des Pfälzer⸗ waldes. Daß auch Fälle vorkommen, wo man unter dem z. B. durch Raupenfraß verlichteten Kiefernſchirme Eichen als Vorbau einbringt, wie in der Brandenburger Gegend, ſei nur nebenbei und als Hinweis auf die mannichfaltige Zuläſſigkeit des Vorbaues erwähnt. b. Eine weitere Form der Miſchbeſtandsbegründung unter Benutzung des Schirmſchutzes bietet der Unterbau von Lichtholzbeſtänden. Es iſt ſelbſtredend, daß dieſe unterbauten oder ſ. g. doppelwüchſigen Beſtände hier nur inſoweit in Betracht kommen können, als die Einbringung des Unter— baues in der Abſicht auf dereinſtige Miſchbeſtands-Bildung ſtattfindet, — denn es wird auch anderweitig viel unterbaut. Es iſt bekannt, wie viel an zahlreichen Orten Deutſchlands ſeit etwa 30 Jahren in dieſer Richtung geſchehen iſt. In den bayerischen Staatswaldungen allein ſind gegen— wärtig 3269 ha unterbaut. Ich verweiſe hier beſonders auf die durch Unterbau erzielten Miſchungen der Eiche mit Fichte in Schleſien, nament⸗ lich in Oberſchleſien; auf die zahlreichen Orte im Speſſart, Pfälzerwald, die heſſiſchen, insbeſondere die Waldfeldbaubezirke, den Frankfurter Wald u. ſ. w., wo die Buche, auch Tanne, als unterbaute Miſchholzart für Eiche und Kiefer bevorzugt ſind; ich erwähne weiter die da und dort zer— ſtreuten Beſtände des norddeutſchen Tieflandes, bis hinauf nach Däne— mark und Ojftfriesland,*) wo man der Kiefer durch Unterbau die Fichte oder Hainbuche, auch Buche beigiebt u. ſ. w. Es iſt ebenſo bekannt, daß der Unterbau in Form von Pflanzung, vorzüglich mit 2— 3 jährigen Pflanzen, und neuerdings vielfach durch Spaltpflanzung, weit mehr an der Tagesordnung iſt, als durch Saat. Es wäre vielleicht nur noch zu * Danckelmann's Zeitſchrift. 1881. S. 273. „ bemerken, daß der Unterbau faſt allgemein als kontinuierlicher Einbau, und nur ſehr ſelten in unterbrochenen Partien ausgeführt wurde. e. Die älteren Fichten-, Tannen- und Buchenmiſchbeſtände find ſelten ohne Vorwuchs; auch Kiefernbeſtände auf beſſerem Boden beſitzen ihn meiſt. Wo es ſich um künſtliche Verjüngung dieſer Miſchbeſtände und Umwandlung vielleicht müder Buchenbeſtände in Nadelholz handelt, da benutzt man heutzutage, ich darf ſagen faſt überall, die brauchbaren Vor— anwüchſe als willkommenes Material, um dem durch Saat oder Pflanzung zu begründenden jungen Nadelholzbeſtande eine horſt- und gruppenweiſe Zumiſchung anderer Holzarten zu geben. Der Schirmſtand kommt hier allerdings nur bezüglich der in Pflege zu nehmenden Voranwüchſe in betracht. Von dieſer Pflege der ins Auge gefaßten Vorwuchshorſte durch zeitig bewirkte Nach- und Freihiebe hängt es freilich ab, ob eine hin— reichende Menge derſelben in wuchskräftigem Zuſtande beim Abtriebe des Beſtandes vorhanden iſt.“) 5. Ich komme nun zu jenen Verfahrensweiſen, bei welchen der Schwerpunkt der Beſtandsgründung auf der natürlichen Samen ver— jüngung ruht, und betrachte hier vorerſt jenen Fall, in welchem die Einbringung der beizumiſchenden Holzarten in reine oder faſt reine auf natürlichem Weg zu verjüngende Beſtände durch künſtlichen Vorbau bewirkt wird. Es iſt das ein dem unmittelbar vorherrſchenden Verfahren ſich enge anſchließendes Vorgehen, — eine Methode, die gegenwärtig an vielen Orten in Übung ſteht, beſonders in reinen Buchen- und reinen Kiefernbeſtänden. Forſtmeiſter Homburg) bedient ſich zum Vorbau der Saat, indem er in den der natürlichen Verjüngung nahegerückten Buchen- beſtänden (70 jährig) auf annähernd gleichverteilten 1 — 2 Ar großen Plätzen unter gelockertem oder freigehauenem Beſtandsſchirme, die durch Vorbau einzumiſchenden Holzarten in Stückrillen einſäet. Die Plätze ſind von runder Form und werden während des nachfolgenden auf Buchen Man vergleiche hierüber unter anderen auch die Anſchauungen, welche ſich in der Verſammlung der thüringiſchen Forſtwirte zu Sondershauſen 1879 geltend machten. * Forſt⸗ und Jagdzeitung 1881 S. 365. gerichteten Verjüngungsprozeſſes des übrigen Beſtandes ſorgfältig gepflegt, um ſich dann als vorwüchſige Forſte in den Laubholzbeſtand einzumiſchen. — Im Frankfurter Stadtwald und in mehreren Revieren des Speſſart hat man unter gelichteten Kiefernbeſtänden Buchelſtreifenſaaten ausgeführt, man läßt die Kiefer dazwiſchen anfliegen, und räumt nach vollendeter Verjüngung den Kiefernſchirmbeſtand durch allmähliche Nachhiebe weg. Im Revier Bruck bei München ſäet man Tannen auf freigehauene oder in der Krone gelockerte Plätze der zur Verjüngung auserſehenen Buchen⸗ beſtände; an geeigneten Stellen auch Eichen. Auch im Pfälzerwalde wird zur Einbringung der Tanne und Fichte in ähnlicher Weiſe operiert. Mehr Beifall hat aber die vorwüchſige Einmiſchung durch Pflanzung ge funden; viele Forſtwirte, auch Dankelmann “), neigen mehr zum Vor— bau durch Pflanzung. Es giebt, beſonders in den Laubholzgebieten Deutſchlands, viele Orte, wo man durch vorgreifende Einpflanzung der Eiche, Buche und Tanne Mannigfaltigkeit in die Beſtockung zu bringen verſuchte und im ausgedehnteſten Maße tritt dieſes Verfahren bei der praktiſchen Durchführung der Wirtſchaftsgrundſätze mit in Anwendung, welche für die Staatswaldungen des Speſſarts und des inneren Pfälzer: wald⸗Komplexes neueſtens feſtgeſtellt wurden.) In dieſer Richtung ift ſchon jetzt in ſehr vielen Revieren des letztgenannten Waldes viel geleiſtet worden, und erwähne ich unter anderem vorzüglich die vorwüchſige Einbringung von Buchen, Tannen, Fichten in die reinen Kiefernorte. Ich verweiſe hier auch auf die Mitteilungen Oſterheld's **) und auf die Verhandlungen des pfälzer Forſtvereines in feiner 9. Verſammlung zu Kandel. Auch im badiſchen Schwarzwalde ſollen zur Umwandlung der Buchenbeſtände in gemiſchte Beſtockung vor der Verjüngung die Nutzholzarten durch horſt— weile Saat und Pflanzung vorgreifend eingebracht werden. 7) Es wäre noch mancher Bezirk, auch aus dem norddeutſchen Tieflande zu nennen, *) Forſtl. Zeitſchr. 1881 S. 1. *) Siehe meine kl. Schrift: „Die neue Wirtſchaftsrichtung in den Staats- waldungen des Speſſart.“ München bei Rieger 1885. *) Forſt⸗ und Jagdzeitung 1881 S. 191. ) Verſammlung zu Emmendingen 1882. = FAN wo man ſich des Voreinbaues bedient; das Angeführte mag indeß zur Beſtätigung der Thatſache genügen. 6. Eine lange Reihe von Dezennien hindurch, man kann ſagen während des ganzen gegenwärtigen Jahrhunderts, war es ein durch Tra— dition und Autorität in Deutſchland ſanktioniertes Verfahren, die früheren alten Miſchbeſtände von Buchen mit Eichen, Buchen mit Fichten und Tannen, Fichten mit Tannen, Kiefern mit Laubholz auf natürlichem Wege nach den Grundſätzen der G. L. Hartig'ſchen Schule zu ver— jüngen. Ich bezeichne dieſe Verjüngungsmethode als „ſchlag weiſe“ natürliche Schirmbeſamung.“) So erheblich auch der im Laufe der Fortbildung eingetretene Unterſchied zwiſchen den anfänglichen Grund— ſätzen Hartig's und den von Cotta und zuletzt von Grebe u. a. für die Buchenwirtſchaft gegebenen Prinzipien iſt, ſo war doch der Haupt— charakter dieſer Verjüngungsmethode, die gleichförmige Stellung der Schläge namentlich bei den Vorhieben und dem Beſamungshiebe, unan— getaſtet geblieben. Beſonders waren es die mit Eichen und zahlreichen anderen Holzarten gemiſchten Laubholzwaldungen in allen deutſchen Gauen, dann die noch vielfach mit Laubholz gemiſchten Kiefernwaldungen Nord— deutſchlands, auch die mit Tannen und Buchen gemiſchten Fichtenbeſtände, welche im ſ. g. Dunkelſchlagverfahren (eine jedenfalls nicht mehr zeitgemäße Bezeichnung) auf Miſchwuchs verjüngt wurden. Ich ſage „auf Miſch⸗ wuchs“, denn ich bezweifle nicht, daß hierzu die Abſicht beſtand und glaube, daß man dem Gedanken, ob ſichere Garantie für die Gewinnung von Miſchbeſtänden beſtehe, als einer faſt ſelbſtverſtändlich erachteten Sache, keinen Raum zur Betrachtung gab. In gewiſſer Beziehung hatte man ſich in der That auch nicht getäuſcht; in der größten Mehrzahl der Fälle aber haben wir dieſer ſchlagweiſen Naturverjüngung doch nur reine oder faſt reine Beſtände zu danken, ſowohl im Laub- wie im Nadelholze. Ich behalte mir vor, auf dieſe Erſcheinung und ihre Urſachen zurück zu kommen. 7. Bis in die neueſte Zeit herauf war es bei der ſ. g. Dunkel- ſchlagwirtſchaft mehr und mehr und an den allermeiſten Orten Grundſatz *) Siehe meinen Waldbau II. Aufl. S. 391. Br 2) geworden, den in den alten Beſtänden vorfindlichen Vorwüchſen oder Voranwüchſen keinerlei Beachtung zu ſchenken und ſie vielmehr, als dem ſ. g. Zuchtwuchſe im Wege ſtehend rückſichtslos wegzuſchaffen. In den Waldungen des badiſchen Schwarzwaldes und an wenigen anderen Orten hatte man zwar den Wert des Vorwuchſes für die Miſchbeſtandsbildung längſt erkannt und danach gehandelt; aber erſt ſeit etwa 10 — 15 Jahren iſt dieſe Wertſchätzung auch anderwärts zur Geltung gekommen und heute hat ſie bezüglich einzelner Holzarten in Deutſchland wohl faſt überall bei der reinen Naturverjüngung grundſätzliche Verwirklichung gewonnen. An einigen Orten läßt man den Vorwuchs faſt ohne Wahl einwachſen, an anderen iſt man bezüglich deſſen Tauglichkeit rigoroſer. Beſondere Auf- merkſamkeit in der Pflege des Vorwuchſes von Tanne und Fichte beob- achtet man z. B. in Schleſien“); in den noch mit Laubholz beſtockten Bezirken der Mark (Gramzow, Willmersdorf, Neuhaus ꝛc. und überall wo ſich die Eiche in brauchbaren Horſten innerhalb der alten Kiefern⸗ beſtände darbietet) *); im Thüringer Walde, Gothaiſchen Anteils, wo auch in den zur Kahlſchlagverjüngung auserſehenen Beſtänden die wuchs⸗ kräftigen Voranwüchſe der Tanne begünſtigt werden;“ ) ähnliche Übung beſteht ſelbſt in den Staatswaldungen Sachſens, wo man nicht anſteht mannshohe Tannenvorwüchſe beizubehalten. 7) Auch in den thüringiſchen Ländern, an den allermeiſten Orten Bayerns, in den Vogeſen ꝛc. erweiſt man der Tannenbeimiſchung in die Fichten- und Buchenbeſtände wachſende Beachtung durch Vorwuchspflege; ebenſo in den ſchweizeriſchen Waldungen neben den Tannen⸗ auch den Buchenvorwüchſen. f) 8. Mit der Wirtſchaft auf Vorwuchspflege iſt der erſte Schritt in die Methode der horſt- und gruppenweiſen Verjüngung durch Naturbeſamung gethan, — denn er iſt gleichbedeutend mit Preisgabe der gleichförmigen Schlagführung. Da ich dieſe Methode der natürlichen Beſtandsgründung als jene erachte, die vor allen anderen die Ziele der *) Die Waldungen b. Oppeln (ſchleſ. Vereinsſchrift), von Görlitz u. ſ. w. *) Verhandl. d. Märkiſchen Forſtvereins 1883 zu Peitz. S. 82 x. ) Forſt⸗ und Jagdzeitung 1883. S. 78. 7) Süchſ. Vereinsſchr. 1881. S. 63 ꝛc. Tr) Landolt in der ſchweiz. Zeitſchr. 1877. se Miſchwuchswirtſchaft zu ſichern vermag, und derſelben im nachfolgenden eine ſpezielle Beſprechung gewidmet werden ſoll, ſo beſchränke ich mich hier darauf, ſie in der Reihe der betrachteten Begründungsmethoden nam— haft gemacht zu haben. 9. In den ausgedehnten Nadelholzforſten Norddeutſchlands iſt man auf den beſſeren Böden vielfach beſtrebt, zu möglichſter Einſchränkung der Inſektengefahr wieder auf die früher vielverbreitet geweſene Beimiſchung von Laubholz zurückzukommen. Neben anderen hierzu betretenen Wegen ſucht man dieſes an einigen Orten auch durch überhalt aller noch ſamenfähigen Buchen und Hainbuchen, Eichen zu bewirken, um damit wenigſtens einigen Zwiſchen- und Unterſtand von Laubholz durch natür— lichen Samenfall zu gewinnen.“) Auch die freiwilligen Anflüge der Linde, Aſpe, Birke ꝛc. oder die während der Kulturreinigungen durch friſche Stockhiebe gewonnenen Ausſchläge werden da und dort durch pflegliche Behandlung wenigſtens zum Zwecke der Unterſtandsbildung mit herange— zogen. Es iſt gewiß ein richtiger Grundſatz, die Henne nicht zu ſchlachten, wenn man deren Gier will, d. h. alle noch ausdauerungsfähigen Laubholz— Stangen und Stämme möglichſt lange als Überhalt beizubehalten. Ob dieſelben im vereinzelten Stande ausdauern, oder ob ſchon vor dem Ab— trieb des Beſtandes auf Freiſtand hinzuarbeiten iſt, oder ob dieſelben zu— ſammen mit dem gegebenen Bei- und Überſtande vorerſt gruppenweiſe überzuhalten ſind, um die Ausdauer derſelben zu ermöglichen, daß muß die weitere Erfahrung ergeben. 10. Der ausgeſprochendſte Miſchwald iſt endlich der Mittelwald; und ſoweit derſelbe noch in pfleglicher Behandlung vorhanden iſt, fand er auch ſchon ſeit lange eine Bewirtſchaftung im Sinne des Miſchwuchſes. Letzteres iſt vor anderen von den oberrheiniſchen Mittelwäldern, beſonders in Baden, zu ſagen, wo neben der Eiche, auf welche zur Oberholzbildung überall der Nachdruck gelegt iſt, auch der Eſche, Erle, Rüſter, Hainbuche, Ahorn, Pappel und ſelbſt den Nadelhölzern ſchon ſeit Jahren eine nach— ahmungswerte Beachtung und Pflege zugewendet wurde. Anderwärts verliert der Mittelwald allerdings mehr und mehr an Terrain, und auch *) Verſammlung des märk. Forſtvereins 1882. 5 in manchen ausgeſprochenen Laubholzſtandorten mußte er einer zweifel— haften neuen Fichtengeneration den Platz räumen. Wo das nicht der Fall und ſeine Fortexiſtenz vorerſt noch gefriſtet iſt, da iſt teils auf dem Wege der Heiſterpflanzung, teils durch Heranziehung hochwaldmäßig be⸗ handelter Laubholz-Miſchhorſte auf den vorhandenen oder durch Oberholz⸗ Abnutzung entſtandenen Lücken und größeren Flächenteilen manches rühm⸗ liche geſchehen. Ich erwähne in dieſem Sinne und was Regeneration der Eiche betrifft der betreffenden Waldungen am Oberrhein, im Donauthale Schwabens, in dem fränkiſchen Hügelland, in der ſchleſiſchen Oderniede— rung, des immer noch holzartenreichen Mühlhauſener Stadtwaldes und der Mittelwälder im ſächſiſchen Tieflande. Wer einen Blick in die Waldver⸗ hältniſſe Nordfrankreichs gethan hat, muß hier mehr als irgendwo anders zur Überzeugung gelangt ſein, daß im Laubholzgebiete kaum eine andere Beſtandsform den Miſchwuchs in ähnlichem Maße zu fördern und zu ſichern imſtande iſt, als der richtig gepflegte Mittelwald. IV. Abſchnitt. Erfolge. Wenn auch die vorausgehende Betrachtung, bei der Unmöglichkeit, ein ſo weites mit den mannigfachſten Waldungen durchſetztes Gebiet vom Geſichtspunkte der augenblicklich gegebenen Thatbeſtände faſt ohne alle Hilfe der Statiſtik zu überblicken, eine lückenhafte bleiben muß, ſo iſt ſie doch genügend, um daraus zu erkennen, daß gegenwärtig in Deutſchland ein ernſtes Streben und Bemühen um Wiedergewinnung der ſo lange verſäumten Miſchwuchs-Verfaſſung in unſeren Waldungen an der Tages- ordnung iſt, und daß man auf ſehr mannigfaltigen Wegen dieſes Ziel zu erreichen ſucht. Das Zunächſtliegende iſt nun die Frage nach den bis⸗ herigen Erfolgen. Man könnte ja ſagen: wir ſtehen vielfach erſt im Begründungs⸗ ſtadium der Miſchbeſtände, die ſichere Abwägung der mit der einen oder anderen Methode erzielbaren Erfolge gehört erſt einer ſpäteren Zeit an und einer viel weiter vorgeſchrittenen Entwickelung dieſer Beſtände. Dieſer Einwand mag für einzelne Fälle berechtigt ſein, aber für die große Mehr— heit derſelben kann man ihn nicht gelten laſſen, denn für gewiſſe Ver— jüngungs⸗ und Begründungsmethoden liegen die Reſultate heute ſchon un— zweifelhaft und abgeſchloſſen vor, für andere bieten die während einer Periode von auch nur 15—30 Jahren erzielten Ergebniſſe ſo unzwei— deutige Erſcheinungen und Fingerzeige, daß es geradezu mehr nicht bedarf, und endlich iſt für eine, aus der Natur der Holzarten und den übrigen mit- beteiligten Faktoren gezogene, vernunftgemäße Schlußfolgerung auf faſt keinem Gayer, Miſchwuchs. 4 BR andern Felde der Forſtwirtſchaft ein fo täuſchungsfreier Boden gegeben, als in der Miſchwuchsfrage, — vor allem bei vergleichender Anlehnung an die ſicheren Spuren der Naturmuſter. Es iſt, mit einem Worte, Material zu kritiſcher Würdigung genug vorhanden, und ich verſuche die— ſelbe im nachfolgenden an der Hand der aus der deutſchen Praxis ſtam— menden Zeugniſſe und nach meinen eigenen, über vierzig Jahre zurück- reichenden Wahrnehmungen und Beobachtungen. 1. Im erſten Dritteil des gegenwärtigen Jahrhunderts, als in den ſ. g. unregelmäßigen Beſtänden noch viel auf natürliche Verjüngung ge⸗ wirtſchaftet wurde, oft mit Glück, oft ohne befriedigenden Erfolg, — die Anhiebe in großen Beſtänden mit ihren ſchwer bezwingbaren Nachhiebs— maſſen zu einem oft verzögerten oder nur ſtückweiſen Verjüngungsgange zwangen, und die Mutterbeſtände ſowohl im Laub- wie im Nadelwalde noch reichlicheren Miſchwuchs hatten, als ſpäter, — da waren jedenfalls an vielen Orten für die Fortpflanzung dieſes letzteren auf dem Wege der ſchlagweiſen Schirmbeſamung noch günſtige Vorausſetzungen geboten. Aus dieſer und der unmittelbar vorausgehenden Zeitperiode ſtammen manche heute haubaren oder der Reife entgegengehenden gemiſchten Beſtände, ſei es, daß die Beimiſchung ſich an der Bildung des Hauptbeſtandes beteiligt, ſei es, daß ſie (wie in vielen Kiefernwaldungen) nur den Unterſtand bildet. Doch man ſtrebte mehr und mehr einer geregelten Ordnung und Arbeitskonzentrierung zu, die Angriffsflächen wurden beſchränkt und der Verjüngungsprozeß beſchleunigt und wo man in den mit Eichen, Linden, Rüſtern ꝛc. gemiſchten Buchenaltholzbeſtänden nach den Grundſätzen mög— lichſt gleichförmiger raſcher Hiebsführung bis auf die Gegen— wart fortarbeitete, da erzielte man wohl viele herrliche Buchenhegen, aber keine Miſchbeſtände. Denn die in den nur nahezu gleichalterigen Wüchſen einzeln, truppweiſe und in kleineren Horſten oft ſehr reichlich eingeſtreuten Miſchhölzer konnten ſich der dominierenden Buche gegenüber nicht halten. Kann man dieſe Erſcheinung auch an zahlreichen anderen Orten wahr— nehmen, ſo tritt ſie doch vielleicht am augenfälligſten und lehrreichſten in den Staatswaldungen des Speſſarts und des Pfälzerwaldes hervor, — wo jo viele Jungwuchsbeſtände bis zum 40- und 60jährigen Alter, welche nachweisbar in der frühen Jugend oft überaus reiche Eichenbeimiſchung — 51 — hatten, dieſelbe mehr und mehr und bis zum völligen Verſchwinden ein- büßten, je weiter man in den Altersſtufen aufwärts ſteigt. Lange Jahre hindurch hat man es an pfleglichen Bemühungen um Erhaltung dieſer Einmiſchungen nicht fehlen laſſen; ſo weit nur die Kräfte und Mittel es geſtatteten, griff man durch Ausläuterungen, Abköpfen, Ringeln ꝛc. zum Schutze derſelben ein, — aber der Effekt war ein ſo ungenügender, daß man zur Einſicht kam, die Erhaltung der Einmiſchungen durch die Mittel der Beſtandspflege ſei im großen Betriebe nicht durchführbar; und beſon— ders da, wo der regelmäßige Durchreiſerungs- und Durchforſtungsbetrieb wegen des einen oder des anderen Hinderniſſes mehr oder weniger ein frommer Wunſch bleiben muß, ſei keinerlei Ausſicht auf Erhaltung des Miſchwuchſes vorhanden. Dieſelbe Erſcheinung wiederholt ſich in den vormals ſo reich mit Eichen, Ulmen und Ahorn gemiſchten Buchenbeſtänden der Rhön, den Laubholzbeſtänden der mittelrheiniſchen Bezirke u. ſ. w., und auch in den Laubholzrevieren der Mark klagt man, daß die Eiche in den Laubholz— hegen nicht jo vertreten ſei, wie fie es noch im Mutterbeſtande gewejen.*) Konnte man ſich auch ſchon länger der Überzeugung nicht mehr ver- ſchließen, daß in den großen zuſammenhängenden Laubholzkomplexen, wo die Buche ihre ſiegreiche Herrſchaft behauptet und es geradezu unmöglich iſt, dauernd mittels der Beſtandspflege helfend einzugreifen, die Erhaltung des Miſchwuchſes in den nahezu gleichalterigen Hegen aufgegeben werden müſſe, — jo hielt man doch für die in klimatiſch mild ſituierte Lagen herabſteigenden Randwaldungen und für vereinzelte oder kleinere Laubholz— gebiete dieſe Hoffnung aufrecht. Man ſchmeichelte ſich mit der oft wieder— holten Annahme, die Eiche und andere Laubholzlichthölzer ſeien hier gegen die Buche vorwüchſig, und ſetzte dabei voraus, daß das an derartigen Orten in der jüngeren Lebenshälfte thatſächlich oft zu konſtatierende über- legene Wachstum der Eiche auch in der weiteren Folge ſich fortſetzen werde. Indeſſen man mußte für die Mehrzahl der Fälle auch dieſe Hoffnung als eine trügeriſche erkennen. Unter den mir bekannten vielen Vorkommniſſen dieſer Art erwähne ich beiſpielsweiſe hier nur die den beiten Würz⸗ *) Märk. Forftverein. 1881. 4 * IE burger Weingeländen benachbarte Laubholzbeſtände des Forſtamts Höch- berg, die Laubwaldungen im warmen rheiniſchen Tieflande bei Darmſtadt, die Vorwaldungen des Speſſarts ꝛc. Es tritt indeſſen die Frage hier in den Vordergrund, ob in Fällen, wo die Eiche eine entſchieden energiſchere Jugendentwickelung hat, als im Herzen der großen Buchenkomplexe, und wenn es ſich um kleinere leichter überſehbare Beſtandsobjekte handelt, die gewöhnlichen Mittel der Beſtandspflege nicht ausreichend find, um die beigemiſchten Holzarten auch bei gleichalterigem Wuchſe zu erhalten? Daß dieſe Frage vielfach bejaht werden kann, unterliegt keinem Zweifel, — aber unter der Voraus⸗ ſetzung, daß zur rechten Zeit und während des ganzen Beſtandslebens dieſe Hilfe thatſächlich auch geboten wird, d. h. daß die ganze Reihe der auf⸗ einanderfolgenden Wirtſchafter an dem gegebenen Objekte in gleichem Sinne und gleicher Sorgfalt fortarbeitet. Dieſe Vorausſetzung erfüllt ſich ja wohl unbezweifelt an manchem im Auge und zur Hand liegenden derartigen Miſchbeſtande, in Muſter- und Lehr-Revieren u. dergl., ob aber folgerungsweiſe daraus eine Regel gemacht werden könne, das möchte ich mindeſtens bezweifeln. Es iſt erſichtlich, daß bei etwa zeitweiſer Vernachläſſigung der Pflege die Sicherheit für Miſchwuchserhaltung ſich ſteigern muß, wenn die be= drohte eingemiſchte Holzart in hinreichend großen Horſten iſoliert iſt. Während im Innern der großen etwas rauher ſituierten Buchen⸗ komplexen die Eiche ſelbſt auch bei horſtweiſer Einmiſchung nicht erhalten werden kann, iſt wenigſtens in den milderen Lagen bei einiger Beſtands⸗ pflege durch horſtweiſe Abſonderung immerhin Ausſicht für deren Siche— rung gegeben. Daß derartige Einmengungen bei der natürlichen Ver— jüngung ſich vielfach ergeben, iſt bekannt; wenn indeſſen auch ſolche horſtweiſe Einmiſchungen einiger Pflege nicht entbehren können, ſo iſt fie jedenfalls weit leichter durchführbar, als bei ſtammweiſer Miſchung. Wie die Eiche und übrigen Laubholzarten durch die gleichförmig geführten Verjüngungshiebe aus den meiſten Buchen-Jungwaldungen vertrieben wurden, ſo die Tanne, Buche ꝛc. aus den Fichtenbeſtänden. Es iſt bekannt, daß die ſchlagweiſe natürliche Schirmverjüngung län⸗ gere Zeit hindurch auch als allgemeiner Model für die Verjüngung — — der vorherrſchend aus Fichten beſtehenden Beſtände in Anwendung ſtand. Für kleinere Beſtandstheile in geſchützter Lage iſt das ja heute noch da und dort und meiſt mit günſtigem Erfolge der Fall. In den früheren großen Gehauen dagegen, in welchen man entweder mit dem Graswuchſe oder den Hinderniſſen lang hinausgezogener Nachhiebsſtellung, oder mit unausgeſetzten Sturmbeſchädigungen u. ſ. w. zu kämpfen hatte, erzielte man vielfach nur ſehr mangelhafte, oft völlig mißglückte oder verblößte Schläge, dieſe oft auch durch verfehlte Schlagführung ſich mehrenden Miß— erfolge haben ſehr viel dazu beigetragen, die ſchlagweiſe Naturverjüngung förmlich in Mißkredit zu bringen (Württemberg, Thüringen, Sachſen ꝛc.), und gaben, abgeſehen von anderen Beweggründen, ſehr vielen Wirtſchaftern Veranlaſſung, die natürliche Verjüngung überhaupt über Bord zu werfen und zum Kahlhieb mit künſtlicher Aufforſtung überzugehen. Aber auch da, wo man zur Verjüngung der oft reichlichſt mit Buchen, Tannen oder Kiefern gemiſchten Beſtände an der ſchlagweiſen Naturverjüngung mit Erfolg feſtgehalten hatte, ging in der jungen Gene— ration der Miſchwuchs ſehr raſch verloren. Die Buche kam bei ver— einzelter Beimiſchung meiſt ſehr bald zum Ausſcheiden oder geſtaltete ſich auf den ſehr guten Böden höchſtens zu wertloſem Unterſtand, und die Tanne unterlag auf nicht ſehr friſchen Orten noch früher. Die weitaus größte Mehrzahl dieſer Beſtände ſind heute reine Fichtenbeſtände. Indeſſen iſt auch hier die unzweideutige Beobachtung zu machen, daß die Buche ſich zu erhalten und in den Hauptbeſtand mit heraufzuwachſen vermochte, wo ſie in Horſten ſich einmengte, und wo dieſen letzteren rechtzeitige Pflege zuteil wurde. (Als lehrreiche Belege erwähne ich hier der oberbayeriſchen Forſtämter Bergen, Grafrath und Jachenau.) Wo auf nicht allzu kräf— tigem Boden die Buchenhorſte große Ausdehnung erlangten, da war ſie anderſeits vielfach auch mächtig genug, um ſelbſt die Fichte auf ganzen Flächenteilen vollſtändig zu verdrängen (oberbayeriſches Alpenvorland, der obere Schwarzwald u. ſ. w.). Wo auf den ſchwächeren Böden oder in den verblößten oder miß— handelten vormaligen Laubholzbeſtänden die Kiefer nach und nach die Oberhand gewonnen oder ſich ſtark eingemiſcht hatte, derartige Be— ſtände aber immer noch Laubholzbeimiſchung trugen, da war bei deren 35 Verjüngung unter dem lichten Schirme der Kiefern allerdings mehr Raum für einige Miſchwuchserhaltung gegeben. An den meiſten Orten konnten ſich die beigemengten Buchen, Hainbuchen, Eichen indeſſen nur als Unter⸗ ſtand erhalten. Oft iſt der letztere auch nur aus Stockſchlägen erwachſen, die ſich, nebenbei bemerkt, übrigens auch in den heutigen aus Kiefernſaat entſtandenen Beſtänden teilweiſe erhielten. Eine, durch hiſtoriſche Nachweiſe, lebende Alterszeugen und zahlreiche heute noch beweiskräftige Reſte und Überbleibſel erwieſene Thatſache iſt es, daß in unſeren mitteldeutſchen und ſüddeutſchen Gebirgen die Tanne eine vielverbreitete und in einzelnen Bezirken ſelbſt die herrſchende Holzart war. Das iſt heute bekanntlich ſehr anders geworden. Daß zu ihrer Vertreibung aber nicht allein die Kahlſchlagwirtſchaft beigetragen hat, ſondern daß dieſelbe in wenigſtens gleichem Maße durch die ſchlagweiſe natürliche Schirmverjüngung verurſacht wurde, das dürfte aus gar manchem ſüddeutſchen Waldbezirke, beſonders aber aus dem Wechſel der Verhältniſſe im fränkiſchen Walde gefolgert werden können; denn auch die in den dreißiger Jahren hier wieder zur Anwendung gekommene ſ. g. Dunfel- ſchlagwirtſchaft konnte den weiteren Rückgang der Tanne, trotz energiſcher“ künſtlicher Beihilfe durch Saat und Pflanzung, nicht zurückhalten. Mehr und mehr wird auch hier die Fichte Meiſter, und mit dem Rückgange der Tanne hat Buche und Ahorn gleichen Schritt gehalten. Wo gar die Nachhiebe und Räumungen ſehr raſch geführt wurden, da iſt ſelbſt der üppigſte Tannenvorwuchs wieder zurückgegangen, und man mußte zur teilweiſen Aufforſtung durch Pflanzung ſchreiten (Geroldsgrün). Ich mußte mich hier darauf beſchränken, die am meiſten vorkommen⸗ den Miſchformen in einzelnen charakteriſtiſchen größeren Waldungen her— auszugreifen und die im großen ganzen erzielten Erfolge kurz zu ſchildern. Hiernach darf man wohl behaupten, daß uns die natürliche Samen— verjüngung mit ihren gleichförmig geführten Hieben und Schlagſtellungen, und ganz beſonders bei beſchleunigtem Verfahren, gemiſchte Beſtände mit der aus eigener Kraft entſpringenden Be— fähigung zu dauernder Bewahrung des Miſchcharakters in der größten Mehrzahl der Fälle nicht gebracht hat. Der Grund kann nur in der nach den Standortszuftänden mehr oder weniger divergierenden Wuchs— — 55 — kraft der einzelnen Holzarten bei gleichem oder nahezu gleichem Alter ge— ſucht werden. Hierbei ſoll nicht überſehen bleiben, daß Einmiſchungen in hinreichend großen Horſten für gewiſſe Holzarten-Kombinationen und Standortszuſtände öfter eine erfreuliche Ausnahme zeigen. Wer mit offenem Auge allen hier einſchlägigen Erſcheinungen in unſeren Laubholzkomplexen gegenüberſteht, der kann ſich der Überzeugung nicht verſchließen, daß unſere heutige Buchennot und der Mangel aller nutzholzwertigen Einmiſchung, wie ſie doch früher ſo reichlich vor— handen war, allein der ſchlagweiſen, raſch geführten Verjüngung durch die ſchulgerecht gehandhabten, gleichförmigen Hiebe, zugeſchrieben werden muß. Und die auf der Kahlfläche begründeten Miſchbeſtände? Von den in ſtreifenweiſem Wechſel oder durch Samenmengung aus— geführten Saaten haben nur die Miſchungen von Kiefern und Fichten einigen Erfolg aufzuweiſen, denn die Miſchungen von Kiefern und Lärchen, wie die Miſchungen mit der Tanne können in der Hauptſache als mißglückt betrachtet werden. Für Erhaltung der Kiefer- und Fichten— miſchung kann bekanntlich nur da auf gedeihliche Fortentwickelung der Miſchung gerechnet werden, wo die Bodenfriſche die Fichte befähigt, den Schirmdruck der Kiefer von Jugend auf lange zu ertragen, um wenigſtens als Unterſtand die Beimiſchung zu bilden, — oder wo auf den ſchwächeren Böden durch frühzeitig begonnene und fleißig fortgeführte vereinzelte oder bänderweiſe Kiefernausläuterungen die Erhaltung der Fichte ermöglicht wird. In den meiſten Fällen iſt aber aus Miſchſaaten nichts geworden, d. h. es blieben reine Kiefernbeſtände übrig, die (wie z. B. in den Colo— wrat'ſchen Forjten)*) in der Folge durch Schneedruck heimgeſucht zu be— denklicher Verfaſſung ſich entwickelt haben. Ein Wechſel in entſprechend breiten Bändern, wie er ſchon in früherer Zeit, z. B. im Harze, namentlich bei Einmiſchung der Lärche in An— | wendung jtand, und auch anderwärts bei Buche und Fichte geübt wurde, ſteht im Erfolge dem engeren Holzartenwechſel, wenigſtens für eine gewiſſe Zeit hinaus, unſtreitig voran, dennoch hat man auch zur Erhaltung der— artiger Miſchwuchsanlagen fortgeſetzt große Mühe. Bald leidet die eine, *) Böhm. Vereinsſchr. 1883, Heft 3, S. 39. — BEN. u we bald die andere Holzart. Die am braunſchweigiſchen Harze zwiſchen Buchenheiſter-Gürteln eingebrachten Fichtengürtel fordern die energiſchſte Zurückhaltung der Buche, wenn mehr als eine Mittelreihe der Fichte zu nächſter Entwickelung gelangen ſoll; anderwärts mußte man umgekehrt den Aushieb der Fichte zum Vorteil der Buche in einem Maße bewirken, daß in einzelnen Fällen von der urſprünglichen Fichtenpflanzung kaum 10— 202 übrig bleiben können.“) Selbſt die in 4—5 m breiten Reihen, zwiſchen die Fichtenpflanzungen eingebauten Tannenbänder werden bald von der Fichte überholt.“) Wo man, wie z. B. in Sachſen, auch Buchen⸗ heiſter in 4—5 m Abſtand zwiſchen die Fichten pflanzte, da dürfen fort— geſetzte Ausläuterungen nicht ermüden, wenn man dieſelben ſelbſt nur in der Jugend notdürftig erhalten will. Ahnlich erging es hier und an andern Orten den zwiſchen die Fichte eingebrachten Eichenheiſtern, und auch in der Mark hat der Glaube an eine gedeihliche Zukunft der gleich— alterigen reihen- und bänderweiſen Miſchungen von Kiefer und Eiche trotz fleißigſter Läuterungen ſehr an Boden verloren, und legt man dort jetzt weit mehr Wert auf Benutzung und Pflege der oft reichlich ſich ergebenden vorwüchſigen Eichenſamenhorſte. ***) Aber ſelbſt aus den reihenweiſen Miſchungen der Eiche mit der reichlich ſpäter und in geringerer Pflanzen- ſtärke dazwiſchen gepflanzten Buche hat man, vor allem im Speſſart (Heinrichsthal), die ſchlimmſten Erfahrungen gemacht; denn wie ſich ander- wärts die Eiche zwiſchen der Fichte nicht zu halten vermochte, ſo geht ſie in der Einzelnmiſchung auch in dem nicht zurückzuhaltenden Buchſenwuchſe ſchon ſehr bald unter. Selbſt auf den durch klimatiſche Verhältniſſe jo ſehr für die Eiche geſchaffenen, durch Grundwaſſer ſtets friſchen und tiefen Böden des mittleren Rheinthales leidet dieſelbe (wo ſie nicht den Fröſten erliegt) in der Einzelnmiſchung mit der Buche. f) Es wurde oben er— wähnt, daß man ſchon in den 50er Jahren mit beſonderem Eifer an einigen Orten Böhmens mit der Miſchpflanzung vorgegangen ſei, und *) Zeitſchr. d. Harzer Forſtvereins. 1881 ꝛc. *) Exkurſionsbericht d. ſächſ. Forſtvereins. 1881. ank) Verhandlg. des Märkiſchen Forſtvereins. 1883. S. 82. 7) Verſ. des heſſ. Forſtvereins zu Benshein. 1880. — 57 — Fichten und Eichen zuſammenſtellte, dazu ſpäter Lärchen und Birken und auch Buchen und Tannen geſellte, — um ſchließlich trotz fortgeſetzter Hiebseingriffe das Zurückſchlagen der Beſtände in reinen Wuchs zu ge— wahren.“) An einzelnen Orten Sachſens ſucht man in den Pflanzkulturen die eingemiſchten Eichen durch fleißiges Köpfen der Fichte zu ſchützen; nach wenig Jahren muß die Operation wiederholt werden oder man haut ſie ganz heraus, um die Eichen nun mit Hainbuchen zu unterbauen.**) Zum Schutze gegen Froſt durchſtellte man an anderen Orten auch die Eſchen— pflanzungen reichlich mit Erlen; eine nur dreijährige Verſäumnis in der Beſtandspflege läßt die Eſche unter dem raſch zuſammenſchließenden Schirme der Erle untergehen. Selbſt wo man auf Hutflächen Eichen- und Buchen- heiſter in 5meteriger Verbandweite zuſammenſtellte, kam es noch nach 60— 70 Jahren zur Unterdrückung der Eiche!“ ) Wer in dieſer Richtüng die Literatur und die bezüglichen Erſchei— nungen im Walde weiter verfolgen wollte, der muß zur Überzeugung ge— langen, daß wir durch die bisher geübte Art und Weiſe der Aufforſtung auf der Kahlfläche nur ganz ausnahms weiſe zu dauerhaften Miſchbeſtänden, mit gleichwertiger Beteiligung der einzelnen Holzarten an der Hauptbeſtands-Bildung, gelangen können; — es ſei denn, daß es ſich um eine erhebliche Verbandweite oder um eine durch das ganze Beſtandsleben hindurch mit gleicher Sorgfalt fortgeführte Beſtandspflege handelt. Für kleinere leicht überſehbare Beſtandsobjekte iſt letzteres ja auch hier wenigſtens denkbar, und dieſe Pflege wird an einzelnen Orten thatſächlich auch geübt — wenigſtens während der Jugend der Beſtände, — aber wo man, mit einem auch nur auf einige Jahre hinausreichenden Effekte, derart zu Werke gehen will und vorging, da werden meiſt ſo draſtiſche Eingriffe nötig, daß man ſagen kann: zuerſt haben wir mit teuerem Gelde gepflanzt, und dann wird das Gepflanzte mit teuerem Gelde wieder herausgehauen! Die Sonderung der Holzarten in hinreichend großen Horſten bei der *) Böhm. Zeitſchr. 1882. *) Exkurſionsbericht des ſächſ. Forſtvereins in das Königſteiner Revier. S. 124. ) Bericht der deutſchen Forſtverſammlung zu Hannover. S. 172. BE Beſtellung von Kahlflächen durch Saat und Pflanzung ift, meines Wiſſens, bisher nur ſelten (bei Eichen) verſucht worden. Es wurde ſchon oben angedeutet, daß mittels der Nachbeſſerungen Erfolge von wechſelndem und ſehr ungleichem Werte verbunden ſein können. Es gab z. B. früher zahlreiche vernachläſſigte und mangelhaft beſtockte Buchenſchläge, welche man durch Kiefern- oder Fichtenſaat nachbeſſerte. Heute hat man die größte Mühe, die noch vorfindlichen Buchenhorſte und damit den Miſchwuchs durch ſorgfältige Eingriffe der Beſtandspflege vor dem völligen Untergange zu retten. An andern Orten (früher be— ſonders im Speſſart) pflanzte man die Lücken in ausgedehnten, oft ſchon zehn- und mehrjährigen Buchenhegen mit Eichen aus; daß durch ſolche zurückbleibende Eichenhorſte Froſtlöcher geſchaffen und fortgeſetzte Miß— erfolge erzielt wurden, kann nicht wundern. Und wo man, im beſtge— meinten Kultureifer, auch die kleinen Lücken bis unter die Traufe des Randbeſtandes ſelbſt mit raſchwüchſigen Holzarten, ohne Beachtung der örtlichen Wachstumsverhältniſſe, kompletierte, da kann man ſich nicht be— klagen, wenn man an ſolchen Objekten wenig Freude erlebt. In dieſen und allen ähnlichen Fällen ſchaffen wir uns beſtenfalls Beſtandsobjekte, welche der zukünftigen Wirtſchaft dieſelben Verpflichtungen für eine mühe— volle unausgeſetzte Pflege auferlegen, wie in den auf der Kahlfläche be— gründeten Miſchpflanzungen. Andererſeits darf aber nicht vergeſſen werden, daß uns durch die nachbeſſerungsweiſe gebotene Gelegenheit zur Einbringung anderer Holz— arten, ſowohl in die natürlichen Verjüngungen wie auch in die Kulturflächen, ein wirkſames Mittel zu partien- und horſtweiſen Abſonderung der Holz— arten gegeben iſt, und daß dasſelbe zur Begründung von Miſchbeſtänden um jo wertvoller ſein kann, je gewiſſenhafter bei Abwägung der ſtand— ortsgemäßen Wachstumsverhältniſſe der in Frage ſtehenden Holzarten, und der darauf begründeten Maßnahmen zu Werke gegangen wird, denn es iſt erſichtlich, daß durch dieſe Umſtände die Bedeutung der Horſtgröße, und die dauernde Erhaltung der Nachbeſſerungspartien bedingt iſt. In den meiſten Fällen und beſonders bei verſpätetem Einbringen der zuzu— miſchenden Holzarten, kann indeſſen auch hier die Arbeit der Beſtands— pflege nicht ganz erſpart bleiben. — 59 — Wenn man einen Rückblick auf die Mißerfolge wirft, welche man mit der ſchlagweiſen Naturverjüngung und den Kahlſchlagkulturen hinſicht⸗ lich des Miſchwuchſes im großen ganzen unzweifelhaft erzielt hat, ſo muß ſich Jedem, dem es ernſtlich um die Sache zu thun iſt, ungeſucht die Über: zeugung aufdrängen, daß es allein die gleichalterige Verfaſſung der derart erzogenen Beſtände iſt, welche das Haupthinderniß bildet. Die Schlußfolgerungen, welche man von den Wachstumsverhältniſſen in der Beſtandsjugend auf jene der ſpäteren Entwickelung zieht, find faſt ſtets höchſt trügeriſche, — und die Berufung auf die Hilfe der Beſtandspflege iſt es nicht minder, denn ſie macht Vorausſetzungen und Anſprüche an eine Stetigkeit der Betriebsgrundſätze, an deren gewiſſenhafte Durchführung und an die Betriebsmittel, wie ſie erfahrungsgemäß nur an einzelnen Orten und nur zeitweiſe von der Praxis erwartet werden dürfen. So lange es Grundſatz bleibt mit den Durchforſtungshieben erſt dann zu be— ginnen, wenn das Hiebsergebnis Verkaufswert erlangt hat (und dieſer Grundſatz ſcheint von Jahr zu Jahr mehr Geltung zu gewinnen), wird die wichtigſte Zeit im Leben der gleichwüchſigen Miſchbeſtände völlig ver— ſäumt und übergangen, — denn in dem Zeitpunkte des in den meiſten Waldungen faktiſch eintretenden Durchforſtungsbeginnes ſind die urſprüng— lichen Miſchbeſtände in der Regel ſchon längſt keine Miſchbeſtände mehr. 2. Durch ſeine innere Verfaſſung ſelbſt muß dem Walde, ſo viel als nur möglich, die Befähigung gegeben werden, ſich gegen den Verluſt des Miſchwuchſes zu ſchützen; und wenn er damit von der Be— ſtandspflege auch nicht ganz unabhängig gemacht werden kann, ſo muß es andererſeits doch als höchſt unpraktiſch bezeichnet werden, wenn man ihm jene Verfaſſung giebt, bei welcher die Miſchwuchserhaltung ganz und gar auf dieſe zweifelhafte Hilfe vertröſtet werden muß. Dieſe Verſaſſung kann dem Walde nur durch ein gewiſſes Maß von Ungleichalterigkeit ſeiner Beſtandsglieder oder durch dieſe in Verbindung mit horſt- und gruppenweiſer Sonderung der Miſch— holzarten gegeben werden; die Praxis ſuchte bisher dieſen Forderungen auf verſchiedenen Wegen, die aber in der Hauptſache nach zwei charakte- riſtiſchen ſchon im vorhergehenden Abſchnitte kurz erwähnten Richtungen unterſchieden werden können, gerecht zu werden. Die eine Richtung liegt 3 auf den Wegen des Unterbaues, die zweite auf jenen des Vorbaues (im engeren Sinne). Was die Beſtandsmiſchung durch Unterbau betrifft, jo liegen an bereits zahlreichen Orten und beſonders in mehreren der älteſten Objekte fo unbezweifelte Beweiſe für den Wert dieſer Methode der Miſchbeſtands⸗ Gründung vor, daß dadurch allein ſchon die Richtigkeit der vorhin aus— geſprochenen allgemeinen Grundſätze ihre Beſtätigung finden könnte. Ich beziehe mich hier vor allem auf die unterbauten Eichen- und Kiefern⸗ beſtände im mittleren Rhein- und unteren Mainthale, im Pfälzer-Wald⸗ komplexe, beſonders auf die nun ſeit vierzig Jahren unterbauten Beſtände des Speſſart und jene in der Provinz Hannover, über welche Burck— Hardt und Kraft“) berichten, — von vielen anderwärtigen nicht zu reden. Ich beziehe mich aber auch auf die lehrreichen, alten Eichen- nnd Buchen-Miſchbeſtände, welche uns aus der Hand der Natur überkommen ſind, und die nachweisbar in den meiſten Fällen aus reinen Eichenbeſtänden und nachträgliches Eindringen der Buche ſich ergeben haben. Ahnlichen Vorgängen iſt die Entſtehung mancher heute noch vorhandenen Miſch— beſtände der Kiefer mit der Buche, Hainbuche und Fichte zuzumeſſen, ebenſo vieler aus Fichten mit Buchen oder Tannen gemiſchten Altholz— beſtände der alpinen Gebiete, und wie hier vielfach die Fichte, die ſich lockernden Lärchenpartien unterfliegt, ſo ſiedelt ſich im Schwarzwalde die Tanne unter Kiefern und Fichtenſtangenhölzern an. Daß die durch den Unterbau überhaupt erzielten oder mit Sicherheit zu erwartenden Erfolge gewiſſe Vorausſetzungen, bezüglich der Standortswahl, der Holzarten, des Zeitpunktes für Einbringung des Unterbaues und der ganzen jachlichen Ausführung, machen, iſt allbekannt und ſei deſſen hier nur deshalb er— wähnt, weil auch Fälle vorliegen, in welchen, veranlaßt durch Verſäum— niſſe dieſer Art, der mit dem Unterbau verbundene Zweck nur ungenügend erreicht werden kann. Hierzu gehören manche auf ungenügendem Stand- ort ſtockende oder nur weiträumige mit Buchen unterpflanzte Lichtholz⸗ beſtände, beſonders die mit Fichten frühzeitig unterſtellten Eichenſtangen— *) Aus dem Walde, 9. und 10. Heft, dann Kraft, Beiträge zur Lehre von den Durchforſtungen ꝛc. Hannover 1884. 2 61 — beſtände u. ſ. w. Auch bleibt die Frage über die Beſtockungsdichte ſo— wohl des vorwüchſigen Lichtholzbeſtandes wie des Unterbaues eine für jeden einzelnen Fall ſpeziell zu löſende Aufgabe, wenn durch ſchablonen— hafte Behandlung der Zweck der Nutzholzerziehung und der Miſchbeſtands— bildung nicht vereitelt werden ſoll. Es wird ſich dabei mitunter die weitere Frage aufwerfen, ob nicht auf einen horſtweiſen Wechſel der vor— wüchſigen und nachwachſenden Holzarten in der Art hinzuwirken ſei, daß die der beſten Bodenpartien eines Beſtandes zugeſprochene Nutzholzart (Eiche ze.) in etwa reiner Beſtockung von den ſchützenden Partien und Horſten des nachwachſenden Unterbaues nur umſäumend bemuttert werden. Eine derartige, entweder ſchon bei der Begründung einzuleitende oder durch allmählige Beſtandsausformung herbeizuführende Verfaſſung des Miſchbeſtandes ſchließt nebenbei eine ſehr erhebliche Erleichterung für die Beſtandspflege in ſich, — namentlich in jenen höheren Altersſtufen des Beſtandes, in welchen die Bedrohung des Nutzholzbeſtandes durch den ſich zwiſchenſchiebenden Unterbau eintritt. Ich verweiſe hier auf die hoch beachtenswerten von eingehendſter Sachkenntnis zeugenden Erörterungen des Oberforſtrat Friedrich zu München, welche der künftigen Wirt— ſchaft im Speſſart und im Herzen des Pfälzerwaldes zu Grunde ge— legt ſind. An mehreren Orten (Schleſien, Pfalz) liebt man es, bei ſpätfolgen⸗ dem Unterbau oder wo es ſich ſchon mehr um den Überhalt ganzer Be— ſtandspartien handelt, dieſen Unterbau nicht bis hart an die einzelnen Stämme des zu unterbauenden Beſtandes herantreten zu laſſen, ſondern mit einer gewiſſen Diſtanz davon zurückzubleiben, — ein Vorgang der bei Einbringung der Fichte und Tanne als Unterbau beſonders gerecht— fertigt erſcheint. Das führt zur Frage, ob nicht auch bei gleichförmiger Stellung des zu unterbauenden Beſtandes ein bloß horſtweiſer Unterbau genügen könne, — allerdings dann in dichteren Schlußverhältniſſen, als fie durch Unterpflanzung in der meiſt üblichen Weiſe erzielt werden. Er— ſcheinungen in unterbauten Beſtänden auf nicht mehr ganz friſchen Böden geben Veranlaſſung für den Wert eines kontinuierlichen Unterbaues Be— denken zu hegen. Der Unterbau erfolgt endlich, nicht minder zum Zwecke der Miſch— u ee beſtandsbildung, auch in der Abſicht, letztere bloß durch Unterſtand zu bewirken. Iſt ſohin auch die Miſchbeſtandsbegründung durch Unterbau, bei den mannigfaltig zuläſſigen Modalitäten und dem großen Wechſel der Wachstumsfaktoren nach Boden und Holzart, noch durchaus kein abge— ſchloſſenes Feld, ſo kann doch nach den bis heute erzielten Erfolgen kein Zweifel beſtehen, daß er vom vorliegenden Geſichtspunkte die höchſte Be— achtung verdient, weil er den Forderungen der Ungleichalterigkeit in wenigſtens einfachſter Weiſe zu genügen vermag und an die Hilfe der Miſchwuchspflege nur geringe Anſprüche ſtellt. Der zweite Weg, auf welchem man bei Begründung von Miſch— beſtänden den Forderungen der Altersdifferenzierung einigermaßen gerecht werden kann, iſt der Vorbau. Kann man auch, im allgemeinſten Sinne dieſes Wortes, die ſoeben betrachtete doppelwüchſige durch nachträglichen Unterbau einer vorwüchſigen Holzart erzielte Form unter den Begriff Vorbau ſubſumieren, ſo findet doch der engere Begriff dieſer Bezeichnung dadurch ſeine charakteriſtiſche Begrenzung, daß der erſte Akt der Miſch— beſtandsgründung ſich künſtlich oder auf natürlichem Wege hier noch vor der völligen Abnutzung des alten Beſtandes vollzieht. Obwohl unter Benutzung des letzteren als Schirmſtand die Möglichkeit gegeben iſt den Vorbau durch Schattenhölzer zu bewerkſtelligen, und hierin das urſprüngliche Motiv für dieſe ganze Manipulation zu ſuchen iſt, ſo ſind doch auch die Lichthölzer vom Vorbau nicht ausgeſchloſſen. Bei der hier gebotenen ſachlichen Mannigfaltigkeit iſt es ſchwierig, eine klärende Abgrenzung und Unterſcheidung der typiſchen Arten des Vorbaues zu treffen. Indeſſen verſuche ich dieſelbe, indem ich von der Methode der Beſtandsgründung, ob auf künſtlichem oder natürlichem Wege, ausgehe. a. Sowohl der Vorbau wie die Hauptbeſtands gründung erfolgen auf künſtlichem Wege. Man hat ſich dieſer Methode, wie oben erwähnt, öfters früher bedient, um Tannen, Fichten, auch Buchen durch Saat oder Pflanzung in meiſt weitſtändig-reihenweiſem Verbande unter dem Schirm des in Vorbereitungsſtellung gebrachten alten Beſtandes vorzubauen, in der Abſicht, nach einiger Erſtarkung des Vorbaues den ar: — 63 — Schirmbeſtand abzutreiben und den Einbau der Hauptbeſtockung ebenfalls durch Saat oder Pflanzung nachzubringen. Die bei einem derartigen Vorgehen erſichtlich unausbleiblichen Beſchädigungen des Vorbaues durch nachträgliche Abnutzung des Schirmbeſtandes, beſonders wenn jener auf dem Wege der Pflanzung entſtanden war, gaben vielfach Veranlaſſung, den Schirmſtand auf ein Minimum und oft nur auf die noch vorhan— denen Nebenbeſtands-Reſte zu beſchränken, — beſonders bei derartiger Behandlung von Fichtenbeſtänden. War es nicht der Sturm, dem die gleichförmig geſtellten Schirmbeſtände zum Opfer fielen, ſo war es bei nur geringer Schirmwirkung der Graswuchs oder die Sonne, welche die ganze Operation als verfehlt erſcheinen ließen und zu möglichſt baldiger Neuaufforſtung der ganzen Fläche oder umfangreichen Nach— beſſerungen führten. In größerer Ausdehnung hat meines Wiſſens dieſe Methode eine Anwendung nicht gefunden, wenn man die ſ. g. Schirmſchläge der Alpen nicht dazu rechnen will, — aber die einzelnen Vorkommniſſe haben vielfach, z. B. in Sachſen, dazu beigetragen, den Geſchmack am Vorbau überhaupt zu benehmen. Anders geſtaltet ſich die Sache, wenn man den Vorbau nicht in kontinuierlichem regelmäßigem Zuſammenhange, unter einem gleichförmig geſtellten Schirmbeſtande ausführt, ſondern in Horſten und Gruppen einbringt, und dieſe Horſte durch Saat oder durch enge Pflanzung be— gründet. Abgeſehen von dem Umſtande, daß in dieſem Falle eine richtigere ſpezielle Standortswahl für den Vorbau geſchehen kann und durch horſt— weiſe Abſonderung desſelben größere Garantie für Miſchwuchserhaltung gegeben iſt, kann durch den nachträglichen Abtrieb des alten, nur über den Vorbau-⸗Horſten gelockerten, Beſtandes jede Beſchädigung der letzteren bei nur einigermaßen ſorgfältigem Füllungsbetriebe nahezu ganz vermieden werden. b. Der Vorbau geſchieht künſtlich; die Begründung der Hauptbeſtockung erfolgt natürlich durch ſchlagweiſe Ver— jüngung. Auch hier kann zwiſchen einem gleichförmig über die ganze Verjüngungsfläche ſich ausdehnenden und horſtweiſem Vorbau unterſchieden werden. Im erſten Falle beſteht kein weſentlicher Unterſchied im Erfolge mit dem ſoeben unter Lit. a. betrachteten Vorgange. Man hat z. B. — Buchelſaaten unter gelichtete Kiefern vorgebaut, zwiſchen welche dann bei den nächſten Samenjahren die Kiefer einflog; oder man führte Tannen⸗ Streifenſaaten unter gelichteten Fichten aus, in der Hoffnung, die letztern durch natürlichen Samenanflug zu verjüngen. Zahlreiche frühere Ope⸗ rationen der letzteren Art in Fichtenwaldungen Baierns ſind faſt ohne Erfolg geblieben; teils wegen verſäumten Nachhieben in dem oft ſehr dunkel gehaltenen Mutter-Schirmbeſtande, teils wegen der durch Sturm— winde eingetretenen Störungen, die ſich in einigen Revieren bis zum niederwerfen des ganzen Mutterbeſtandes ausdehnten. Wo aber in dieſen und ähnlichen Fällen das ganze Verjüngungsprogramm geglückt iſt, da konnte das Ergebnis nur eine nahezu gleichalterige und zwar ſtammweiſe Miſchung von Kiefern und Buchen oder von Fichten und Tannen ſein, denn dem künſtlich eingebrachten Vorbau mußte beim nächſten Samenjahre der Kiefern- und Fichten-Anflug raſch nachfolgen. In mehreren Orten der Pfalz (3. B. bei Pirmaſenz) hat man früher Eichen in Saatſtreifen in die Buchenaltholzbeſtände vorgebaut und alsbald letztere ſcharf nach— gehauen. Ungeachtet trefflicher Entwickelung der Eichenſtreifen war die zwiſchen denſelben durch die nächſte Maſt zugemiſchte Buchenbeſamung der Eiche ſo raſch nachgekommen, daß ſie ſchon nach 6—8 Jahren die Eichen völlig unterdrückt hatten, und nun allſeitig auf den Stock geſetzt werden mußte; — und nach einer weiteren kurzen Zeitſpanne mußte die Operation ſchon wiederholt werden. Welche große Erwartungen müſſen bei ſolchen Verhältniſſen von den Leiſtungen der Beſtandspflege in die Zukunft ge— macht werden? Alle derartige Miſchungen können ſich in der That nur wenig von den auf der Kahlfläche oder durch ſchlagweiſe natürliche Ver— jüngung erzeugten unterſcheiden. Auch hier ändert ſich die Sache ſofort, wenn der künſtliche Vorbau nicht gleichförmig über die ganze Fläche ausgedehnt, ſondern auf zerſtreute Horſte unter dem da und dort bereits gelockerten oder durchlöcherten Schirme des Mntterbeſtandes oder in dazu eigens gehauene Löcher be— ſchränkt und den eingebrachten Vorbau-Horſten die erforderliche Pflege zugewendet wird. Unter den zahlreichen, namentlich aus den Staats— waldungen Bayerns mir bekannt gewordenen Vorgängen dieſer Art haben ſich bis jetzt nur wenige Fälle ergeben, in welchen bei richtiger Sach— — 65 — behandlung und hinreichender Vorwüchſigkeit der Vorbaupartien Veran— laſſung gegeben iſt, an einem günſtigen Erfolge zu zweifeln. Man bewirkt die Begründung des Vorbaues teils durch Pflanzung, teils durch Saat, im letzteren Falle auch unter Benutzung von Stocklöchern (Aurach). In durchaus ſyſtematiſch-grundſätzlicher Art geht bekanntlich auch Homburg beim horſtweiſen Vorbau zu Werke.“) Die ſchon oben er— wähnten, durch die verſchiedenſten Holzarten zu bildenden runden Horſte von je 2 Ar Ausdehnung verteilen ſich aber durchaus regelmäßig und gleichförmig in dem zu nachträglicher Buchen-Verjüngung kommenden Beſtande, und zwar in dazu vorgehauenen Lücken und Löchern. Die Begründung der Vorbauhorſte geſchieht durch Saat, und deren Pflege gelegentlich der Nachhiebe in Buchengrundbeſtand.“ ) e. Vorbau durch Naturverjüngung und nachträgliche Ein— bringung der Hauptbeſtockung auf künſtlichem Wege. Der Vorbau durch natürliche Verjüngung kann hier nur ein horſt- und gruppenweiſer ſein, und beſteht in den faſt regelmäßig in älteren Be— ſtänden ſich vorfindenden Vorwüchſen. Auf S. 46 wurde ſchon ange— führt, welche Wandlungen während der jüngſten Zeit faſt allerwärts in Deutſchland hinſichtlich der Wertbeachtung des Vor- oder Voranwuchſes ſich vollzogen haben, und daß deſſen Benutzung und Pflege heute nicht mehr als eine ausnahmsweis geduldete, ſondern als eine prinzipielle Maß— regel bei den verſchiedenen Verjüngungsmethoden zu finden iſt. In dieſer Geſinnungs-Wandlung wäre allein ſchon ein ausreichendes Zeugnis zu Gunſten der Vorwuchsbenutzung bei Begründung gemiſchter Beſtände ge— geben, wenn nicht ſchon aus früheren Zeiten an allen jenen Orten, wo man den Wert des Vorwuchſes zu würdigen verſtand, tauſendfältige Belege vorhanden wären, und wenn uns die Vorgänge in der Natur nicht ver— nünftigerweiſe veranlaſſen müßten, die Sache geradezu als ein Axiom aufzufaſſen. In unſeren heutigen jüngeren Stangenhölzern, welche aus der Zeit ) Siehe deſſen Schrift: „Die Nutzholzwirtſchaft im geregelten überhalt⸗Hochwald⸗ Betriebe“ 1878, — dann Allgemeine Forſt- und Jagdzeitung 1881. S. 365. ) Siehe auch meinen Waldbau. 2. Aufl. S. 495 u. 561. Gayer, Miſchwuchs. 5 Bu des Purifizierens und Nivellierens ſtammen, jucht man vergebens nach ein- gemiſchten Vorwüchſen; wohl aber in den älteren Stangenbeſtänden mancher Bezirke, in welchen Buche und Tanne der Fichte, oder Buche auch Fichte der Kiefer auf dieſem Wege ſich beigeſellten. Aber auch in den jüngſten Schöpfungen jener Bezirke, in welchen man den vorfindlichen Vorwuchs— horſten der Buche und Tanne durch nur einige Pflege eine hinreichende Erſtarkung verſchaffte, und auf den Kahlhieb die Aufforſtung der betr. Flächenteile durch Saat oder Pflanzung mit Fichten oder Kiefern folgen ließ, iſt mir kein Fall bekannt geworden, der gegen die Benutzung des Vorwuchſes als Mittel zur Miſchwuchsbildung ſpräche. Daß völlig ver— butteter Vorwuchs keine Berechtigung hat, iſt ſelbſtverſtändlich. Ganz beſonders erwähnens- und beachtenswert ſcheint mir die Anwendung dieſer Grundſätze auf Lichtholz-Miſchungen, hier die Benutzung des auf den beſſeren Standorten der norddeutſchen Tiefebenen vielfach ſo reichlich ſich vor— findenden horſtweiſen Eichenvorwuchſes innerhalb der alten Kiefern— beſtände, und das erfolgreiche Vorgehen zur Erzielung geſicherter Ein— miſchung der Eiche in den Kieferngrundbeſtand (die Revierbezirke von Neuhaus, Freienwalde, Tauer).“) Bieten uns aber die freiwillig entſtandenen Voranwüchſe ein will— kommenes Objekt zur Beſtandsmiſchung, dann ſind wir auch veranlaßt, auf die Entſtehung und Entwickelung von horſtweiſen natürlichen Vorbeſamungen hinzuwirken. Das kann nur durch örtliche Lockerung und löcherweiſe Durchbrechung des Kronenſchirmes geſchehen, — eine Operation, die ſich durch den vorgreifenden Auszug der Starkholzſtämme von ſelbſt einleitet. Unter den vorſtehend kurz beſprochenen Arten des Vorbaues bieten für die größte Mehrzahl der Fälle offenbar jene Methoden, bei welchen derſelbe horſt- und partienweiſe erfolgt, eine weit größere Garantie für Miſchwuchs-Erhaltung, als bei gleichförmigem kontinuirlichem, zur Einzel⸗ miſchung führendem Vorbau. Indeſſen hängt dieſe größere und ge— ringere Gewähr weiter noch ganz weſentlich von dem Alters vorſprung und der Größe der Horſte und Gruppen ab, — wenn der Anſpruch *) Verhandl. des mürkiſchen Forſtvereins 1883. S. 82 u. f. ET an eine zukünftige Beſtandspflege auf das geringſte Maß beſchränkt bleiben ſoll. Das Gewicht dieſer Faktoren wechſelt nach Holzart und Standort und bedarf ſohin der wirtſchaftlichen Würdigung für jeden einzelnen Fall. Der Maßſtab für die letztere find die, auch an älteren Beſtänden gewiſſenhaft zu erforſchenden Wachstumsverhältniſſe der in Frage ſtehenden Miſchholzarten. Man bedenke, wie wechſelnd die Wachs— tums⸗Energie derſelben Holzart auf verſchiedenen Standorten ſein kann, wie z. B. die Buche hier kaum zurückzuhaltenden Unkrautwuchs ſelbſt gegenüber den Lichthölzern beſitzt, dort dagegen mit trägem Wuchs ſelbſt gegen den Schirm der Kiefer empfindlich iſt, daß die Fichte, als jugend— licher Anflug unter den voraneilenden Schirm der Buche auf trockenem Boden unterliegt, auf friſchem dagegen ſehr bald das Buchendach durch— dringt und die Buche zurückdrängt, — und ſo bei allen Holzarten. Eine entſprechende Erweiterung der Flächenausdehnung kann zwar den Altersvorſprung des Vorbaues bis zu einem gewiſſen Maße erſetzen, es iſt aber zu bedenken, daß uns nicht in allen Fällen die Einflußnahme auf die Horſtengröße geboten iſt und daß der Charakter des eigentlichen Miſchwuchſes mit dem Anwachſen der Horſtengröße über die zuläſſigen Grenzen, mehr und mehr verloren gehen muß. Wo dieſe Grenze geſteckt iſt, kann allgemein nicht beſtimmt werden, denn auch ſie iſt wieder von dem Standorte und den Wuchsverhältniſſen der bezüglichen Holzarten abhängig. Unter ſolchen Verhältniſſen muß es ſtets als wünſchenswert erſcheinen, daß jeder Vorbau neben horſtweiſer Iſolierung einen Alters— vorſprung beſitzt, der hinreicht, um wenigſtens ſeine Erhaltung bis zum ortsüblichen Eintritt der Durchforſtungen ſicher zu ſtellen. 5˙⁵ V. Abſchnitt. | Horſt⸗ und gruppenweiſe Verzüngung Horſtwirtſchaft). Die horſt- und gruppenweiſe Verjüngung) ſteht, wie ich ſchon oben S. 46 erwähnte, in ſo naher Beziehung zur Miſchwuchs-Wirtſchaft, daß fie eine befondere Beachtung und eine eingehendere Beſprechung ver- dient. Ich thue letzteres auch in der Abſicht, um gewiſſe noch vielfach beſtehende Unklarheiten über dieſe Methode der Beſtandsgründung nach Möglichkeit zu zerſtreuen. Wenn man einen nutzbaren, zur natürlichen Verjüngung durch Schirm— beſamung beſtimmten Beſtand nicht durch gleichförmig geführte Hiebe, alſo nicht in der Abſicht verjüngt, eine beim Eintritt eines guten Samen- jahres ſich ergebende gleichförmige, möglichſt über die ganze Schlagfläche ſich ausdehnende Beſamung zu erhalten, — ſondern durch ungleichförmige Hiebsführung mit Benutzung mehrerer oder einer ganzen Reihe von Samen- jahren, der Art, daß ſich die Beſamung in vereinzelten, ſpäter mehr oder weniger zuſammenſchließenden und durch größere oder geringere Alters- differenzen ſich unterſcheidenden Gruppen und Horſten ergibt, ſo findet die Verjüngung des Beſtandes durch horſt- und gruppenweiſe Schirmbeſamung ) Siehe meinen „Waldbau“, 2. Aufl., S. 405. Synonyme Bezeichnungen find: Horſtweiſer Schlagbetrieb mit 30—40jähriger Verjüngungsdauer (Zapf), Horſtwirtſchaft, Gruppenwirtſchaft (Landgraf), Femelſchlagwirtſchaft (Huber), langſam fortſchreitende horſtweiſe Verjüngung (Hellwig). en statt. Das Charakteriſtiſche dieſer VBerjüngungsart liegt alſo in der ungleichförmigen Hiebsführung und in der dadurch bedingten Zuſammenſetzung des jungen Beſtandes aus Horſten und Gruppen verſchiedenen Alters. Erſt in zweiter Linie kommt das Maß der Altersdifferenzierung, d. h. der raſchere oder langſamere Gang der Verjüngung in betracht. Dehnt ſich letzterer ohne Unterbrechung und mit Benutzung aller ſich ergebenden Samenjahre über die ganze Umtriebszeit aus, ſo ſchließt ein der Art ent— ſtandener Beſtand viele Altersſtufen von der Samenpflanze bis zum hau— baren Baum in ſich; der Beſtand iſt bekanntlich ein Femelbeſtand, und die Verjüngungsart, durch welche er entſtand, die femelweiſe, daß bei einem ſo langen Verjüngungszeitraum eine große Zahl der ſich einſtellenden Samenjahre unbenutzt bleiben könne, ohne den geſamten Verjüngungs⸗ erfolg zu beeinträchtigen, liegt auf der Hand. Beſchränkt man ſich da— gegen bei der horſtweiſen Verjüngung auf einen nur kurzen Zeitraum von 20 bis 40 Jahren und benutzt man alle während desſelben ſich ergebenden guten und ſchwachen Samenjahre zur Begründung der nötigen Menge von Samenhorſten, ſo bezeichne ich dieſen, der ſchlagweiſen Verjüngung weit näher als der femelweiſen ſtehenden Begründungsmodus als femel— ſchlagweiſe Verjüngung. Da die femelweiſe Verjüngung eine be— ſchränkte Anwendung hat und das Wort „femelſchlagweiſe Verjüngung“ von Carl Heyer“) zur Bezeichnung der gewöhnlichen ſchlagweiſen Schirm— verjüngung benutzt wurde, ſo bediene ich mich, zur Vermeidung von Be— griffsverwirrungen, lieber der Bezeichnung „horſt- und gruppenweiſe Verjüngung“ für dieſen engeren Begriff unter den beiden Formen der horſtweiſen Verjüngung, — wenigſtens auf ſo lange, als die Bezeichnung „femelſchlagweiſe Verjüngung“ doppelſinnig bleibt. Je mehr man den meiſt gebräuchlichen Verjüngungszeitraum erweitert, deſto mehr nähert ſich die Verfaſſung des zu begründenden Beſtandes der ) Siehe deſſen Waldbau. 3. Aufl. S. 260. Die ſchlagweiſe Schirmver⸗ jüngung hat mit dem Charakter des Femelwaldes nicht das geringſte zu thun, denn von einer gleichförmigen Behandlung der Verjüngungshiebe weiß die horſtweiſe er— folgende Verjüngung des Femelwaldes nichts. = 0. Femelform, und je mehr man ſie verkürzt, deſto mehr muß der Charakter der horſtweiſen Beſtandsentſtehung verloren gehen. Durch dieſen und den weiteren Umſtand, daß die horſt- und gruppenweiſe Verjüngung ſich ſehr leicht und naturgemäß mit anderen Verjüngungsarten kombinieren läßt, müſſen ſich notwendig mancherlei Modalitäten ergeben, welchen man nun auch mancherlei Namen beilegt. Thut auch der Name nichts zur Sache, fo möchte ich doch vorſchlagen, alle dieſe verſchiedenen, durch die Dauer des Verjüngungszeitraumes bedingten Formen unter der Bezeichnung „Horſtwirtſchaft“ oder „horſt- und gruppenweiſe Verjüngung“ zuſammen⸗ zufaſſen, ſobald im Verjüngungsmodus das oben angegebene Charakte⸗ riſtikon gegeben iſt, und es ſich nicht um die zweifellos ausgeprägte Femel⸗ wirtſchaft handelt. Im Prozeffe des Naturhaushaltes iſt der Wald ſich ſelbſt Zweck. Die Natur erreicht die fortdauernde Exiſtenz des Waldes in unſeren Breiten durch mehr oder weniger ausgeprägte Miſchung der Arten und der Altersſtufen. Im Haushalte des Menſchen tritt bekanntlich ein weiterer der Natur fremder Zweck dazu, der Nutzzweck. Der natürliche Prozeß der Waldproduktion muß dadurch notwendig eine modifizierende Be⸗ ſchränkung erfahren. Sollen aber dadurch die anderen mit dem Walde verbundenen Zwecke, ſoll die Gewährſchaft für dauernde Forterhaltung der Waldproduktion nicht verloren gehen, ſoll namentlich der Miſch— wuchs die Grundverfaſſung des Waldes bilden, und ſoll dieſes auf geſicherten Wegen erreicht werden, jo dürfen wir, wenn der jo kom⸗ plizierte Prozeß der Produktion keinen Eintrag erfahren ſoll, die Geſetze der Natur nicht durch willkürliche, allein durch unſern Nutzungszweck dik— tierte, ſubſtituieren wollen. Die reguläre Verjüngungsart der Natur iſt die horſtweiſe. Der Fortpflanzungs- und Erneuerungsprozeß im Walde iſt aber ein überaus langſamer, denn jedes Individuum erreicht eine hohe bis zum Erlöſchen des Lebens reichende, und jenen Termin, in welchem dasſelbe für den Menſchen Nutzungswert hat, weit überſteigende Dauer, und ebenſo lang— ſam und allmählich vollzieht ſich der Übertritt des Waldes aus einer Generation in die andere. Daß wir ohne Verletzung der natürlichen Geſetze des Waldlebens berechtigt ſind, unter Vorausſetzung des Erſatzes — 71 — reſp. nach Vollzug ihrer Fortpflanzungsaufgabe, die Bäume im Zeitpunkte ihres höchſten Nutzwertes dem Walde zu entnehmen, kann nicht zweifelhaft fein. Eine andere Frage aber iſt es, wie weit wir den Verjüngungs⸗ zeitraum der Natur durch unſere wirtſchaftlichen Eingriffe im Intereſſe unſerer Nutzungsanſprüche abkürzen dürfen, ohne die natürlichen Grund— prinzipien des Waldlebens allzuſehr zu beeinträchtigen? Es liegt nahe, daß dieſe Frage ſchwerwiegende Momente in ſich bergen müſſe, und ihre Beantwortung durch die Lage der konkreten Ver— hältniſſe in hohem Maße beeinflußt iſt. In der That bildet ſie bekanntlich den Angelpunkt, um welchen ſich der Streit um raſche oder langſame, künſtliche oder natürliche Verjüngung in der Hauptſache dreht. Indem ich hier darauf verzichte, dieſer Frage näher zu treten, mich nur auf den Satz beziehend, daß jeder extreme Standpunkt auch extreme Folgen gebären müſſe, beſchränke ich mich auf mein vorwürfiges Thema, — auf den Miſchwuchs —, und gebe bezüglich des Verjüngungszeitraumes meiner Überzeugung dahin Ausdruck, daß derſelbe bei der Horſt- und Gruppen- verjüngung geringſtenfalls jene Zeitdauer umfaſſen müſſe, bei welcher neben der horſtweiſen Holzarten-Sonderung noch jenes Maß der Altersdifferenz zwiſchen den Horſten und Gruppen erzielbar wird, wie es zum Zwecke der Miſchwuchs-Erhaltung bis gegen das mittlere Stangenholzalter durch die örtlichen Wachstums verhältniſſe der betreffenden Holzarten geboten iſt. Haben uns doch die Betrachtungen in dem vorausgehenden Kapitel zur Überzeugung geführt, daß auch der Vorbau neben horſtweiſer Holzarten— Iſolierung einen gewiſſen Altersvorſprung beſitzen müſſe, wenn dauernde Miſchung erreichbar fein fol! Über das abſolute Maß der Verjüngungs- dauer entſcheiden allein die konkreten Verhältniſſe, d. h. die Differenz in der Wuchskraft zweier Miſchholzarten, reſp. die örtlichen Standortsverhält— niſſe und die Größe der Horſte und Gruppen. Die Dauer des Verjüngungszeitraumes hat aber noch eine weitere Bedeutung, nämlich das Mittel zu einer beſchleunigteren Erſtarkung der Bäume in ihrem höheren Alter zu gewähren. In dieſem Um— ſtande liegt bekanntlich einer der weſentlichſten Zwecke und Vorzüge der horſt⸗ und gruppenweiſen Verjüngung überhaupt. Es leuchtet ein, daß 72 — ſchon aus dieſem Grunde eine zu kurze Bemeſſung des Verjüngungszeit⸗ raumes den Wert dieſer Verjüngungsmethode empfindlich beſchränken müſſe. Auch in dieſer Beziehung ſpielen nach meinen Erfahrungen die entſchei⸗ denden Momente — Holzart, Bodenthätigkeit, bisherige Wuchsverhältniſſe und beſonders das Alter, bei welchem der Verjüngungsbeginn und der Lichtwuchs im Mutterbeſtand eingeleitet wird — eine mannigfaltigem Wechſel unterworfene Rolle. Man wird indeſſen, ganz allgemein genommen, immer behaupten können, daß die der Horſt- und Gruppenwirtſchaft vorgeſteckten Hauptziele, eine Miſchwuchsverjüngung von vorbeſprochener Verfaſſung und die Zu— wachsverſtärkung im höheren Alter, erreichbar ſind, wenn man der Ver— jüngungsdauer einen Zeitraum von 20—30, und in der Mehrzahl der Fälle beſſer mehr als weniger Jahren einräumt. Es iſt eine alte Erfahrung, daß ſich der Wald um ſo ſicherer verjüngt, je langſamer der Verjüngungsgang ſich vollzieht. 1. Was nun das wirtſchaftliche Verfahren bei der horſt- und gruppenweiſen Verjüngung betrifft, ſo läßt ſich dasſelbe, unter vorerſtiger Feſthaltung des allgemeinen Geſichtspunktes, folgendermaßen ſkizzieren. Da die Beſamung in größeren und kleineren anfänglich mehr oder weniger iſolierten Horſten erfolgen ſoll, ſo iſt von jeder gleichförmigen Hiebsführung oder Schlagſtellung prinzipiell abzuſehen. Die gewohnheitsgemäßen, über den ganzen Beſtand ſich ausdehnenden ſ. g. Vor⸗, Durch- oder Auflichtungshiebe find zu unterlaſſen, wenn der betr. Beſtand in regelmäßigem Durchforſtungsbetrieb geſtanden war und der Boden kein allzu kräftiger iſt. Dagegen können ſich ſolche Hiebe dem Verjüngungszwecke förderlich erweiſen, wenn es ſich um noch ſehr dicht geſchloſſene Beſtände auf ſehr friſchem mit Rohhumus oder hohen Laub— decken ſtark überlagertem Boden handelt, — eine Beſtandsverfaſſung, wie ſie auf den Schattenſeiten der inneren Gebirgswaldungen, in Mulden und Einbeugungen wohl öfter vorkommt, aber nicht als Regel gelten kann. Der erſte Anhieb zur Beſamung iſt auf Räumung und Freiſtellung der brauchbaren jüngeren und älteren Vorwuchshorſte gerichtet. Nur bei umfangreichen jüngeren Horſten können wuchskräftige Nutzholzſtämme zum Einwachſen beibehalten werden; bei kleineren Horſten und Gruppen genügt 2 oft ſchon eine leichte Lockerung des Kronenſchluſſes durch Weghieb eines ſtärkeren Stammes. In jenen Teilen des Beſtandes, wo ſich noch kein Vorwuchs eingeſtellt hat, ebenſo in dergleichen ganzen Beſtänden, iſt auf die Entſtehung von Samenhorſten hinzuwirken, und zwar mittels ver— einzelter Durchbrechung und Durchlöcherung des Kronenſchluſſes. Auch in dieſem Falle iſt von einer etwaigen regelmäßigen Verteilung dieſer Angriffspunkte keine Rede. Die letzteren ergeben ſich teils durch Aushieb der einzelnen Starkholzexemplare, der vorhandenen Käferbäume oder ſonſt— wie beſchädigter Stämme, bei Tannen durch Aushieb aller Krebsbäume, teils aber durch Heranziehung jener Bodenflecke, welche die richtige Samen— empfänglichkeit beſitzen oder durch Schlußlockerung vorausſichtlich eheſtens erreichen werden. Ob auf die Entſtehung größerer oder kleinerer Ver— jüngungshorſte hinzuarbeiten iſt, ob alſo die Angriffspunkte eine nur be— ſchränkte oder erweiterte Ausdehnung zu bekommen haben, hängt von vielerlei Dingen ab. Teils erweiſen ſich die vorhin genannten auszugs— weiſen Hiebe dafür als maßgebend, teils iſt es das größere oder geringere Schattenerträgnis der betr. Holzarten, teils die Beſchaffenheit der Boden— decke und der gegebene oder erſt zu erwartende richtige Empfänglichkeits— zuſtand der betr. Bodenſtellen, beſonders aber die allgemeine Beſtandshöhe, die größere oder geringere Neigung eines Bodens zu raſcher Zerſetzung der ihn überlagernden Decke, und der Neigung zum Graswuchſe und Un— krautwuchſe. Je nach dieſen wechſelnden Umſtänden können in demſelben Beſtande Anhiebspunkte von geringſter, nur durch die Herausnahme eines oder weniger Stämme bewirkter, Ausdehnung, neben andern zu förmlichen Löchern erweiterten ſich ergeben und nöthig werden. Wo nicht durch Windriſſe, ganze Partien kranker Stämme u. ſ. w. größere Lücken ver- anlaßt werden, wird man bei den Schattholzarten zu einer anfänglichen Ausdehnung dieſer Löcherhiebe über die Größe von 2—4 Ar ſelten ver— anlaßt ſein. Die horſtweiſen Anhiebe ſollen ſtets nur bei einem thatſächlich vorhandenen oder ſicher bevorſtehenden Samenjahre erfolgen. Aber es ſoll auch jedes Samenjahr benutzt werden; ja es ſind in den meiſten Fällen die halben Samenjahre und Sprengmaſten (namentlich bei Buchen) für die Zwecke der horſtweiſen Verjüngung willkommener, als Br die überreichen Fruchtjahre, obwohl ſelbſtverſtändlich auch eine teilweiſe Benutzung der letzteren nicht ausgeſchloſſen bleiben darf. In jedem bereits mit vereinzelten Samenhorſten verſehenen Beſtand ergiebt ſich beim Eintritt eines weiteren Samenjahres die neue Beſamung vor Allem an den Rändern dieſer Horſte, im Seitenlicht und unter dem Schirm des die Horſte noch umſchließenden Mutterbeſtandes. Je nach der Hochſchäftigkeit und dem Schluſſe dieſes letzteren läuft die Beſamung mehr oder weniger tief in die Mutterbeſtandesränder hinein. Der Ver⸗ jüngungsvorgang iſt alſo eine wirkliche Randbeſamung in ringförmiger, einem gegebenen Horſte ſich anſchließenden Umſäumung. Haben dieſe Neubeſamungen die nötig erachtete Stärke erreicht, dann folgen die Nach⸗ hiebe auf denſelben, die ſ. g. Umſäumungshiebe. Dieſe Nachhiebe und die Räumung in den fertigen Samenhorſten (Überhälter ausgenommen), dann auch die wegen allzu hoher Rohhumusdecke etwa als nötig erachteten vorgreifenden Angriffshiebe bilden den Gegenſtand der Nutzung während der ſterilen Jahre. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß die Nach- hiebe auf allen zum Graswuchſe ſehr geneigten Böden (beſonders auf Kalkböden) langſamer zu führen und mit jeder Art von Lichtung vor— ſichtiger zu verfahren iſt, als auf Böden, welche eine ſchädliche Vergraſung nicht befürchten laſſen. Alle vorerſt noch nicht zur Verjüngung beſtimmten und zwiſchen den Samenhorſten belegenen Beſtandsteile ſind, bis ſie zum Angriff gelangen, möglichſt geſchloſſen zu erhalten; denn es handelt ſich darum, in dieſen Teilen die Bodenfriſche, die Moos- oder Laubdecke feſtzuhalten und beſonders den Graswuchs zu verhüten. Aus dieſem Grunde ſind auf dieſen Bodenflächen auch alle Vorwüchſe (brauchbare und verbuttete), ſowie ſonſtige Bodenüberzüge ſorgfältig zu erhalten. Die Entfernung der uns brauchbaren Vorwüchſe erfolgt erſt, wenn die betr. Stellen in An⸗ griff genommen werden, — ſehr häufig erſt nachträglich, wenn dieſelben als willkommenes Mittel erachtet werden, um unter ihrem ſchützenden Schirme eine neue Beſamung heranzuziehen. Alle noch unangegriffenen Teile geben Raum zum Werfen und Aufarbeiten der Stämme und zur Abfuhr des Holzes; um die letzteren nicht zu beengen, iſt es in der Regel auch empfehlenswert, die etwa vorfindlichen, der künſtlichen Aufforſtung in = zuzuweiſenden, ſchon bereits ſtark vergraſten Bodenplätze erſt gegen Ende des ganzen Verjüngungsprozeſſes zu verpflanzen, — es ſei denn, daß die betr. Plätze für die Abfuhr entbehrlich ſind. Die erſten Angriffe ſollen womöglich im Innern des Beſtandes be— ginnen, — abgeſehen von den auch anderwärts in Behandlung zu nehmen— den vorhandenen Vorwuchshorſten, — und ſoll die ganze Verjüngungs— prozedur in der Hauptſache von innen nach außen vorſchreiten. So lange ſich die Hiebe noch im Innern des Beſtandes bewegen, find be— ſonders die Beſtandsränder (vor Allem gegen die Windſeite) geſchloſſen und iſt auch der Boden durch die hier ſelten fehlenden Vor- und Unter— wüchſe gedeckt zu halten, — bis der Verjüngungsfortgang ſchließlich auch dieſe Teile zum Angriff zieht. Bei allen Angriffs⸗ und Nachhieben iſt der Belaſſung von Überhalt— ſtämmen in richtiger Zahl und Auswahl ein ununterbrochenes Augenmerk zuzuwenden. Das geſamte Überhaltmaterial ſoll 20, 30 und 40 Jahre im Lichtſtande arbeiten und beſchleunigte Stärke- und Wertsſteigerung erfahren. Hierzu ſind nur Individuen mit voller Wuchskraft befähigt, alſo in der Hauptſache das noch jüngere Material des Hauptbeſtandes oder die ſchwächeren, bisher durch Kronenzwang noch nicht zur vollen Kraftentfaltung gelangten Stämme. Die ſtarken, zur vollen Nutzbarkeit gelangten Individuen ſind Gegenſtand der Angriffshiebe; auch die Nach— hiebe greifen ſtets nach dem ſtärkeren Materiale, um dem noch zurück— bleibenden Raum zur Lichtwuchserſtarkung zu geben, und aus letzterem den nutzholztauglichen, noch länger zu belaſſenden Überhalt zu bilden. Ein derartiges langſames Herauswachſen des Überhaltes aus dem vollen Schluß in die ſteigenden Lichtſtandsgrade iſt der ſicherſte Weg zur Erziehung großer Nutzholzmaſſen von den jeweils marktgängigen Stärkedimenſionen. Bei vorherrſchender Schattholzbeſtockung ſei man nicht ſpärlich im Überhalte, man gönne ihm aber auch die nötige Zeit zur Erſtarkung. Sobald auf einem größeren Flächenteile die Naturverjüngung ab- geſchloſſen und der Überhalt nahezu abgeräumt iſt, folgen endlich die Nachbeſſerungen, durch Auspflanzung der größeren Lücken mittels gutem Pflanzenmaterial der entſprechenden Holzart. Da bei nur einiger— maßen richtig geleiteter Hiebsführung das Nachbeſſerungsbedürfnis meiſt N nur ein ſehr geringes ift, jo wird es möglich, dieſem Ergänzungsgeſchäft eine möglichſt große Sorgfalt angedeihen zu laſſen, ohne durch die leidige Forderung äußerſter Billigkeit allzuſehr beengt zu fein. 2. Im vorausgehenden habe ich das wirtſchaftliche Verfahren bei der horſt⸗ und gruppenweiſen Verjüngung, abgeſehen von der Holzart und reiner oder gemiſchter Verfaſſung des Beſtandes, in allgemeinen Zügen dargeſtellt. Auch in der Anwendung auf den gemiſchten Beſtands— wuchs erleidet dasſelbe ſeiner Weſenheit nach keine Anderung, wohl aber muß das wirtſchaftliche Verfahren eine Ausprägung im Sinne des vor- geſteckten Zieles erhalten und das letztere beſteht bekanntlich in der Heranzucht von Miſchbeſtänden mit horſtweiſer Sonderung und angemeſſener Alters— differenzierung der Miſchholzarten. Die horſtweiſe Sonderung iſt durch die Art des Verjüngungsprozeſſes leicht erreichbar, bezüglich der Alters— differenzierung muß aber der allgemeine Grundſatz ſo viel als möglich ver— wirklicht werden, eine Holzart nach der andern entſtehen zu laſſen, d. h. jeder Holzart oder den wirtſchaftlich gleichwertigen Holzarten geſonderte Zeitperioden zu ihrer Begründung zuzuweiſen, ſo daß der er— forderliche Entwickelungsvorſprung einer Holzart gegenüber einer andern ſich ergibt. Dieſer Vorſprung muß, wie öfter erwähnt, jenen Holzarten zu teil werden, bei welchen eine Sonderung in mäßig großen Horſten nicht ausreicht, um gegen die Gefahr des Überwachſenwerdens durch eine andere geſchützt zu bleiben. Bezüglich der uns zu dieſem Zwecke zu Gebote ſtehenden wirtſchaft⸗ lichen Mittel iſt zu unterſcheiden zwiſchen jenen Fällen, in welchen die weſentlichſten Miſchholzarten ſchon im Mutterbeſtande nach Bedarf ver— treten ſind, es ſich alſo um die Verjüngung eines Miſchbeſtandes han— delt, und jenen Fällen, in welchen ein reiner Beſtand auf dem Wege des horſtweiſen Verfahrens in einen gemiſchten Beſtand verjüngt werden ſoll. Das Mittel, welches uns im erſten Falle in die Hand gelegt iſt, beſteht in richtiger und zweckmäßiger Hiebsleitung. Die Eigentümlichkeit unſerer Holzarten, daß mit wenigen Ausnahmen der Lichtbedarf derſelben mit dem Maße der Raſchwüchſigkeit nahezu in geradem Verhältniſſe ſteht, kommt uns hier zu ſtatten, denn dadurch iſt die Möglichkeit geboten, durch dunkelere Stellung der Angriffsorte und langſamere Lichtung die licht— 7 bedürftigeren Holzarten zurückzuhalten und vorerſt nur der Entwickelung der betreffenden Schatthölzer Raum zu geben. Daß bei den in dieſem Sinne geführten Hieben durch vorzugsweiſen Weghieb der vorerſt noch zurückzuhaltenden Holzart, ein weiteres Mittel zur Erreichung des vor— liegenden Zweckes gegeben iſt, iſt bekannt. Die Erfahrung lehrt, daß man in einem z. B. aus Tannen, Buchen und Fichten gemiſchten, in horſtweiſer Verjüngung ſtehenden Beſtande, durch langſamen Hiebsgang eine reichliche Menge von Tannen- und Buchen-Samenhorſten heranziehen und den Fichtenanflug zurückhalten kann, bis der Zutritt des letzteren als wünſchenswert erachtet wird. Ahnliche Erſcheinungen zeigen in horſtweiſer Verjüngung ſtehende, aus Fichte und Kiefer, oder Buche und Fichte zu— ſammengeſetzte Beſtände. Was durch die Hiebsführung nicht vollkommen erreichbar wird, findet durch den Eingriff der Schlagpflege nachträglich ſeine Korrektur. Leichter erreichbar wird der Zweck einer entſprechenden Alters— differenzierung im zweiten Falle. Der Mutterbeſtand iſt ein vorherrſchend oder durchaus reiner. Der Termin, bei welchem wir die neuen Nutzholz— arten durch künſtlichen Einbau dem zu begründenden Beſtande zuführen, iſt unbeengt in unſere Hand gegeben, und handelt es ſich nur darum, ob dieſes vor oder nach der horſtweiſen Mutterbeſtands-Verjüngung zu er⸗ folgen hat. Die Entſcheidung der letzteren Alternative iſt offenbar von dem Umſtande abhängig, ob der Mutterbeſtand ein Licht- oder Schatt⸗ holzbeſtand iſt. Haben wir es mit einem Lichtholzbeſtande zu thun, ſo handelt es ſich einfach um künſtlichen Vorbau der einzubringenden Holzarten in Form von gutgeſchloſſenen Horſten und um deren durch zweckentſprechende Nach— hiebe bewirkten Pflege, bis dieſelben den nötigen Altersvorſprung erreicht haben. — Dieſer Vorgang hat manche Ahnlichkeit mit dem auf S. 41 beſprochenen Vorbau; dennoch unterſcheidet er ſich weſentlich durch den Umſtand, daß die künſtliche Einbringung der Miſchholzhorſte nicht gleich— zeitig auf der ganzen Fläche, ſondern nach und nach erfolgt und die Mutterbeſtandsverjüngung eine horſtweiſe ebenfalls allmähliche iſt, daß alſo alle der horſtweiſen Verjüngung überhaupt eigentümlichen Vorzüge ſich geltend machen können. ER Iſt der Mutterbeſtand dagegen ein reiner Schattholz- oder Schatt⸗ holzmiſch-Beſtand, dem lichtbedürftigere Holzarten künſtlich zuzumiſchen ſind, ſo kann die nachträgliche Zuführung der letzteren als Regel gelten. Bei der Umwandlung reiner Buchenbeſtände in Miſchwuchs iſt die horſt— weiſe Verjüngung vorerſt auf Gewinnung der erforderlichen Menge von verſchiedenalterigen Buchen-Samenhorſten gerichtet; nach vollendetem Frei—⸗ hieb der bis zur erforderlichen Stärke herangewachſenen Buchenhorſte beginnt die allmähliche horſtweiſe Einbringung der Fichte, Kiefer, Ahorn, Eſche ꝛc. auf die freigehauenen Zwiſchenräume oder Löcher. — Gleiche Behandlung erfahren nahezu reine Tannenbeſtände, welchen die Fichte oder Kiefer zuzumiſchen ſind. Hier tritt übrigens häufig der Fall ein, daß ſich die Tanne in allzu reichlicher Anſamung einſtellt oder ſchon eingeſtellt hat. Derartige übergroße Tannenhorſte ſind vorerſt bis zur nötigen Erſtarkung zu pflegen und können ſpäter löcherweiſe ausgeſtockt und mit Fichten oder Kiefern ausgepflanzt werden. Beſteht dagegen die Aufgabe, reinen Buchenbeſtänden nicht nur die lichtbedürftigere Fichte, Kiefer, Lärche, Ahorn, Eſche ꝛc., ſondern auch die Tanne zuzumiſchen, ſo beginnt der Verjüngungsakt mit künſtlicher Ein⸗ bringung von Tannenhorſten, bald darauf folgt die natürliche Verjüngung auf horſtweiſen Buchenwuchs, mit welcher die Nachhiebspflege in den Tannenhorſten zu verbinden iſt, und erſt nach Erſtarkung dieſer Schatt- holzhorſte kann von Zuführung der lichtbedürftigeren Holzarten die Rede ſein. Bei der künſtlichen Zumiſchung der Lichthölzer durch Saat oder Pflanzung hat man die Größe der Horſte unbeengt in der Hand, und iſt es von wirtſchaftlichem Gewichte, in dieſer Hinſicht nach Standort und Wachstumsverhältniſſen richtige Maßnahmen zu treffen. Daß große Horſtenbildung ganz beſonders da angezeigt ſein muß, wo es ſich um Miſchung von Schatt- und Lichthölzern und eine erhebliche Differenz in der Wachstumsenergie handelt, liegt nahe. Von ganz hervorragender Be⸗ deutung iſt aber die Horſtengröße bei der Eiche, wenn dieſelbe mit der Buche vergeſellſchaftet werden ſoll. Es wurde ſchon oben erwähnt, wie ſchwer die Eiche in Form von nur mäßigen oder kleinen Horſten zwiſchen Buchenjungwuchs aufzubringen iſt, und daß vom Geſichtspunkte der Beſtandspflege im großen Betriebe für die Eiche abſolut große Horſte, — 79 — von mindeſtens 5 ha geboten find.*) Dieſe Horſte ſollen in der Jugend von einem hinreichend breiten Band des Buchenmutterbeſtandes umſäumt ſein, und letzteres ſehr langſam horſtweiſe verjüngt werden. In ſolchen zur Umwandlung in Miſchwuchs beſtimmten reinen Buchenbeſtänden, in welchen neben andern Holzarten auch die Eiche Platz finden ſoll, wird der Hiebsleitung ſohin mit Bezug auf die Eiche eine beſondere Aufgabe geſtellt, — eine Aufgabe, die ſich übrigens in einfacher und naturgemäßer Weiſe mit der Methode der horſtweiſen Verjüngung vereinigen und löſen läßt. Im kleinen Betrieb und unter beſonderen Standortsverhältniſſen mögen indeſſen auch Eichenhorſte von geringerer Ausdehnung zuläſſig ſein, wenn ihnen ein hinreichend großer Altersvorſprung durch frühzeitigen Vorbau eingeräumt worden iſt. Die Löſung der vorausgehend beſprochenen und aller ähnlicher Auf— gaben ergiebt ſich indeſſen leicht aus den allgemeinen Grundſätzen und Zielpunkten der horſtweiſen Verjüngung in ihrer Anwendung auf die Licht— und Standortsanforderungen der betreffenden Holzarten und die dadurch bedingte gegenſeitige Wuchsenergie. Nach dieſen Momenten, dann aber auch nach den auf die Lichtſtands-Erſtarkung gerichteten Abſichten, bemißt ſich auch im konkreten Falle die ganze Verjüngungsdauer; während dieſelbe z. B. bei reinen, auf Miſchung mit Lichthölzern zu verjüngenden Buchen⸗ wäldern und bei ausgedehnter Mitwirkung der künſtlichen Beſtandsergänzung einen Zeitraum von 20 Jahren kaum überſchreiten wird, — wird bei den Schattholzmiſchungen, in welchen die Fichte eine dominierende Rolle ſpielt, und auf der Lichtwuchserſtarkung der Nachhiebs- und Überhälter der wirtſchaftliche Schwerpunkt liegt, die Verjüngungsdauer nicht unter 30 Jahren zu bemeſſen ſein. 3. Es erübrigt nur noch eine kurze Beſprechung der Beſtands— pflege bezüglich der durch horſt- und gruppenweiſe Naturverjüngung ent⸗ ſtandenen Beſtände. Gemiſchte Jung⸗Beſtände haben nur dann einen Wert, wenn fie ver⸗ möge ihrer inneren Verfaſſung und der ihnen zu Gebote ſtehenden Produk— tionskräfte in ſich ſelbſt die Befähigung tragen, den Miſchwuchs bis gegen *) Siehe auch das auf S. 61 geſagte. RN das mittlere Stangenholzalter, zu bewahren. Mit gemiſchten Kulturen und Verjüngungen als ſolchen kann uns noch nicht gedient ſein, wenn ſie nicht jene Verfaſſung beſitzen, welche ſie von einer ununterbrochen fortgeführten künſtlichen Miſchwuchspflege, namentlich während der Zeit des Gerten- und angehenden Stangenholzalters, möglichſt unabhängig macht. In einzelnen Fällen mag ja auf eine in gleichem Sinne und in jeder Periode des Be— ſtandslebens ſorgfältig geübte Pflege für die Zukunft gerechnet werden können, in der Regel und in großen Haushalten iſt das aber entſchieden nicht zuläſſig, — dafür liegen, wie ſchon vorn erwähnt, Beweiſe aus der Erfahrung genug vor. Es ſoll auch nicht überſehen werden, daß bei be— ſonderen Standortszuſtänden und Holzartenmiſchungen ſelbſt bei gleichalte— rigem Wuchſe Einzelmiſchung ſich lange zu erhalten vermag, — aber auch dieſe Fälle gehören zu den Ausnahmen. Die regelrechte und für dauernde Miſchwuchserhaltung alleinige Sicher- heit bietende Verfaſſung beſteht in horſt- und gruppenweiſer Sonderung und Altersdifferenzierung der Miſchholzarten, — eine Beſtandsverfaſſung, wie fie in naturgemäßer Weiſe durch die horſtweiſe Verjüngung ſich ergiebt. Entbindet uns nun aber dieſe Methode der Beſtandsverjüngung von jeder Pflicht der Beſtandspflege? Bei Beantwortung dieſer Frage iſt vorerſt zu erwägen, daß der Beweggrund zur Pflege der in der höheren Lebens⸗ hälfte ſtehenden Beſtände mittels der Durchforſtungen überhaupt nicht allein in der Abſicht der „Pflege“, ſondern zum großen Teil auch in der Nutzung des Nebenbeſtandes zu ſuchen iſt; denn die Durchforſtungspflege iſt in praxi von der Abſetzbarkeit des Durchforſtungsmaterials abhängig. Schon aus dieſen Gründen der Nutzung können hievon die Femelſchlagbeſtände keine Ausnahme machen. Sobald die Nutzbarkeit des Nebenbeſtandsmaterials eintritt, werden auch fie den Durchforſtungshieben unterſtellt, — aller⸗ dings in modifizierter Form. In jener kritiſchen Periode des Beſtandslebens aber, welche dem Zeit- punkt der Nutzbarkeit des Nebenbeſtandes vorangeht bis herab zum Dickungs⸗ wuchſe, — jener Zeit, während welcher die Jungbeſtände in der größten Mehrzahl der Fälle ſich ſelbſt überlaſſen bleiben, — in dieſer Periode kann der gemiſchte, durch horſtweiſe Verjüngung entſtandene Beſtand die Hilfe der künſtlichen Beſtandspflege wenigſtens unvergleichlich beſſer entbehren, u HE als jede andere Form der Miſchwuchsverfaſſung. Ja! er kann dieſelben vollſtändig entbehren, wenn bei der Beſtandsgründung zielbewußt vorgegangen, und wenn die Schlag- und Kulturpflege in der früheſten Jugend mit nur einiger Sorgfalt gehandhabt worden war. Zu letzterer ſtehen uns aber in jedem Haushalte die Mittel zu Gebote, auch wenn das Reinigungs- und Ausläuterungs-Material keinerlei Nutzwert beſitzt. Die Schlagpflege hat in erſter Linie die vollendete Ausformung der horſtweiſen Miſchwuchsverfaſſung zur Aufgabe, ſoweit dieſelbe durch den Verjüngungsakt allein nicht erreicht werden konnte. Es handelt ſich alſo um Herſtellung von reinen, nur durch eine oder nur durch wirt— ſchaftlich gleichwertige Holzarten gebildete Horſte, mittels Aushieb jener, welche der Entwickelung der zu begünſtigenden Holzart hinderlich werden oder dieſelbe zu dominieren drohen. Wo ſich z. B. in vorwüchſigen Tannen⸗ oder Buchenhorſten die Fichte, Kiefer 2c. eingeſtellt hat, ſind letztere herauszuhauen, und oft muß dieſe Operation zur Er— reichung des Zweckes wiederholt vorgenommen werden. Die Tanne aus Buchenhorſten zu entfernen und umgekehrt, iſt dagegen nicht immer er— forderlich. Es kommen weiter mitunter Fälle vor, in welchen übergroße Horſte eine mehr oder weniger gleichmäßige Einzelmiſchung mehrerer Holz— arten aufweiſen; hier hat die Schlagpflege in der Art einzugreiſen, daß ſie den ganzen Horſt in mehrere Teilhorſte mit reiner Beſtockung umwandelt, und zwar durch Zurück- oder Aushieb jener Holzarten, welche dem betreffen— den Teile nicht angehören ſollen. Andernfalls kann es auch angezeigt ſein, einzelne Teile großer, nur durch eine Holzart gebildeter Horſte voll— ſtändig zu räumen oder löcherweiſe durch Ausreuten oder Zurückhauen zu durchbrechen, um auf dieſen Flächenteilen der Beſamung einer anderen Holz— art Raum zu geben. Wo man endlich unbrauchbare veraltete Vorwuchs— partien in der Abſicht bisher erhalten hatte, unter ihrem Schirm neuen Anflug zu erzielen, ſind dieſelben nunmehr gelegentlich der Schlagpflege wegzuräumen, wenn Anflug erfolgt iſt oder künſtliche Nachbeſſerung platz— greifen ſoll. Mit allen dieſen auf Herſtellung der horſtweiſen Miſchwuchsver— faſſung gerichteten Operationen verbindet man die Ausjätung des etwa vorhandenen unwüchſigen verbutteten Gehölzes, der Gabelwüchſe, Krebs— Gayer, Miſchwuchs. 6 pflanzen ꝛc. und die Durchreiſerung ganzer in allzu großem Gedränge ſtehender Horſte und Gruppen. Dabei ſoll nicht ängſtlich verfahren werden, denn ſelbſt etwa nötig werdende kleinlöcherige Eingriffe verwachſen leicht innerhalb weniger Jahre. Die Schlagpflege läuft ſtets neben dem Verjüngungsprozeſſe einher und ſchließt mit dem letzteren nahezu ab; die Verjüngungspflege überhaupt findet bekanntlich eine weſentliche Unterſtützung und Förderung in den Nach⸗ und Umſäumungshieben. Bewegt ſich auch die Schlagpflege ſohin in der Zeitperiode früher Jugend, während welcher ſie mit Leichtigkeit durchzuführen iſt und auch durchgeführt werden ſoll, ſo iſt doch zu be— merken, daß es nicht empfehlenswert iſt, die Schlagpflege allzu frühe ein- treten zu laſſen. Der Zeitpunkt hierzu iſt meiſt gekommen, wenn ein betreffender Horſt nicht mehr im Bereiche des vollen Nachhiebbetriebes und der Holzabfuhr ſteht und etwa halbe Manneshöhe erreicht hat. Mit den Eingriffen der Schlagpflege darf nun aber nicht länger geſäumt werden, denn ſie muß in der Hauptſache durchgeführt ſein, bevor der Jungwuchs über Kopfhöhe hinaus gewachſen iſt. Hat man derart die horſtweiſe geſonderte Entwickelung der langſamer⸗ wüchſigen Holzarten im Laufe des Verjüngungs⸗Fortſchrittes ſicher geſtellt, und haben ſchließlich die raſcher-wüchſigen Holzarten die zwiſchenliegenden Plätze (durch Naturbeſamung oder künſtliche Vermittelung) eingenommen, dann kann der junge Beſtand während der weiteren Gerten- und an— gehenden Stangenholz-Periode in der Hauptſache ſich ſelbſt überlaſſen bleiben. Selbſt bei weniger ſorgfältiger Schlagpflege und außergewöhnlich frecher Entwickelung einzelner Beſtandsglieder iſt der ganzen Beſtands— verfaſſung durch die Verjüngungsmethode allein ſchon eine ſo beſtimmte Grundverfaſſung aufgeprägt, daß der Miſchwuchscharakter von nun an nicht mehr leicht verloren gehen kann. Die Durchforſtungen ſollen auch bei der Horſtwirtſchaft dem allgemeinen Zwecke der Wachstumsförderung und der Gewinnung von Zwiſchen- oder Vorerträgen dienen. Was die Wachstumsförderung betrifft, ſo iſt vor Allem im Auge zu behalten, daß es ſich bei der vorliegenden Betriebsweiſe um Heranzucht der zuläſſigen Menge guter und wertvoller Nutzholzſtämme ver- ſchiedener Holzarten handelt. Nicht die Holzmaſſe per Hektare ſteht hier, wie bei der Nutzholzproduktion überhaupt, in erſter Linie, ſondern der durch Schaftform, Dimenſionen und innere Holzgüte bedingte Wert zur Zeit der Nutzbarkeit. Die Maſſe für ſich allein iſt die Signatur der Brennholz— zucht. Geht man aber von dieſem Geſichtspunkte aus, ſo kann man ſich mit jenen Anſchauungen, welche darauf gerichtet ſind, den Beſtänden ſchon in der Jugend überhaupt ein ſtark gelockertes Schlußverhältnis zum Zwecke möglichſt forcierter Zuwachsſteigerung zu geben, unmöglich befreunden, — vor Allem nicht in Beſtänden mit reichlich vertretener Schattholzbeſtockung. Was wir, von allem Andern abgeſehen, damit an Geſamtmaſſe gewinnen, geht anderſeits an Nutzholzwertigkeit verloren. Nutzholzbeſtände bedürfen in der Jugendperiode und ſo lange es ſich um Schaftausformung während der Zeit des Hauptlängenwuchſes handelt, entſchieden einer geſchloſſenen Beſtandsſtellung. Das Maß des Schluſſes muß ein ſolches ſein, daß durch dasſelbe eine frühzeitige und vollkommene Aſtreinigung der Schäfte auch bei den Schatthölzern, und die volle Beſchirmung des Bodens) ſichergeſtellt wird. Daß unter die— ſem Schlußverhältniſſe kein Gedränge zu verſtehen iſt, ſei ausdrücklich bemerkt. Schon aus dieſem Grunde kann ich mich für Durchforſtungen in der Jugendperiode der Beſtände, welche das bezeichnete Maß überſchreiten, nicht begeiſtern. Anders liegt die Sache in den höheren Lebensſtufen, in welchen es ſich um Schaftverſtärkung handelt. Eine Förderung derſelben durch künſtlichen Eingriff in das Schlußverhältnis, und zwar mittels all— mählich eingeleiteter kräftiger Durchforſtungen und ſich anſchließender Kronenfreihiebe ſchließt in den höheren Lebensſtufen weder Gefahren für die Qualität des Nutzholzes nach Form und Holzbeſchaffenheit, noch für die Bodenthätigkeit in ſich, — das letztere, nach meiner Überzeugung, allerdings aber nur bei horjt- und gruppenweiſer Entſtehung * Die Skepſis der heutigen Zeit verſucht zwar hier und da auch dieſe, durch Wiſſenſchaft und Erfahrung längſt beſtätigte, Fundamentalbedingung aller forſtlichen Produktion mit wunderbarer Unverfrorenheit über Bord zu werfen. Ich glaube in— deſſen, daß ich mich vorerſt von der Beachtung ſolcher Extravaganzen füglich als dis— penſiert erachten darf. 6* u des betr. Bestandes. Denn wollte man in gleichwüchſigen Beſtänden ſchon geraume Zeit vor dem Verjüngungsangriffe oder ſchon im mittleren Stangenholzalter eine jo weit gehende Schlußlockerung inszenieren, wie ſie der Kronenfreihieb verlangt, und — was hier ausſchlaggebend iſt — eine über den ganzen Beſtand gleichförmig ſich ausdehnende und gleichförmig forterhaltene Auflöſung des Beſtandsſchluſſes, ſo ſetzt dieſes Beginnen ent⸗ weder einen ſehr vorzüglichen Standort voraus, oder frühzeitigen Unterbau, und mit letzterem befinden wir uns dann nicht mehr im Femelſchlag-, ſondern im Lichtungsbetriebe. Von welchem Werte der letztere bei reinen Lichtholz⸗ und bei Lichtholzmiſchbeſtänden ſein kann, iſt bekannt, — denſelben aber auch auf reine oder reichlich durch Schattholz gebildete Beſtände über— tragen zu wollen, halte ich, auch wenn es möglich wäre einen wirkſamen Unterbau mit Ausſicht auf deſſen ſpätere Nutzbarkeit unter dem vor— wüchſigen Schattholzbeſtande heranzuziehen, — abgeſehen von unten näher zu erörternden Gründen der Nutzholzqualität, ſchon deshalb für bedenklich, weil eine jo ſtarke Lichtſtellung, wie fie zur Entwickelung eines guten Unterſtandes erforderlich wird, der Natur unſerer Schattholzarten voll— ſtändig widerſpricht. Ein Unterbau bloß zum Zwecke des Bodenſchutzes würde unverhältnismäßige Koſten verurſachen, und wollte man aber, bei gleichförmiger Schlußlockerung durch den ganzen Beſtand, vom Unterbau ganz abſehen, ſo müßte dadurch, auch bei einer Schattholzbeſtockung und unter der Vorausſetzung einer gleichförmig fortgeführten Schlußauflöſung, die Bodenthätigkeit in den meiſten Fällen in ſehr bedenklichem Maße gefährdet und damit aber die erwartete Lichtwuchsverſtärkung offenbar illuſoriſch werden. Wohl aber iſt in den höheren Altersſtufen ſtarke Durchforſtung und Kronenfreihieb bei horſtweiſer Verjüngung ohne Bedenken zuläſſig. Vergegenwärtigen wir uns vorerſt die Verfaſſung der Art erwachſener Beſtände in den höheren Altersſtufen. Die in großen und größeren Horſten erwachſenden Beſtandspartien bewahren den Horſtcharakter bis zur Beſtandsreife; die kleinen Horſte und Gruppen müſſen denſelben aber früher oder ſpäter verlieren, denn im Laufe der Entwickelung erhalten ſich bloß die dominierenden und wuchskräftigſten Individuen, die dann in den höheren Lebensſtufen in Gruppen und Trupps, und zur Zeit der Beſtands⸗ _ u reife auch nur als Einzelnſtämme dem Geſamtbeſtande eingemiſcht erſcheinen. Die einzeln oder zu zwei und drei ꝛc. in unſeren erwachſenen und heutigen Altholzbeſtänden da und dort eingeſtreuten Miſchholzſtämme ſind alle aus horſtweiſem Miſchwuchſe entſtanden; und was heute hier als Einzeln— miſchung erſcheint, war in der Jugend fat immer horſt- und gruppen⸗ weiſer Miſchwuchs. Das kann nicht zweifelhaft ſein, und muß ſich die Überzeugung hiervon jedem Sachverſtändigen als eine abſolut notwendige Folgerung aufdrängen. Es iſt aber weiter zu beachten, daß infolge der Begründungsart, ziemlich erhebliche bis zu 20 und 30 Jahren gehende Altersdifferenzen zwiſchen den einzelnen Horſten beſtehen, und wenn die— ſelben auch beim Miſchwuchſe im höheren Beſtandsalter für das Auge zum Teil verwiſcht und nicht mehr in gleichem Maße erkennbar aus— geprägt ſind wie in der Jugend, ſo heben ſich die älteren Horſte, Gruppen und Trupps doch immer noch durch Vorwüchſigkeit, Schaftſtärke und Holzart von der Umgebung ausreichend erkennbar ab. Daß die derart verſchiedenen Beſtandsteile nun auch eine verſchiedene Durchforſtungsbehandlung bei rationellem Verfahren fordern, liegt nahe. Wie die Begründungs- und Entwickelungs⸗Stadien der einzelnen Beſtands— teile mit zeitlichen Intervallen bis zu 20 und 30 Jahren differieren, und wie zur Zeit der Jugendperiode in den nun älteſten (vielleicht jetzt 30jäh⸗ rigen) Verjüngungshorſten ſchon Durchreiſerungen ſtattgefunden haben, wäh— rend in anderen Teilen gleichzeitig die Verjüngung ſich erſt vollzieht oder ihren Abſchluß findet, — fo ſtehen in den höheren, der Nutzungsreife entgegen- gehenden Altersſtufen die älteſten Beſtandsteile und Horſte ſchon im vollen Lichtungshiebe, während im ganzen übrigen Beſtande wohl durchforſtet und den dominierenden Individuen ein ſteigend erweiterter Kronenraum gegeben, aber mit einer allgemeinen Durchbrechung des Beſtandsſchluſſes noch zurück— gehalten wird, — bis allmählich auch hier die eingemengten Nutzholzhorſte in den Kronenfreihieb übertreten. Es iſt nun leicht erſichtlich, daß wohl alle Nutzholzteile eines Be— ſtandes die Stufen der ſtarken Durchforſtung und des Kronenlichthiebes zurückzulegen haben, aber nicht gleichzeitig, — und daß auch jede im vollen Lichtwuchſe ſtehende Partie umgeben iſt teils von noch geſchloſſenen oder von ſchon verjüngten Beſtandsteilen. u Wie wäre nun die Pflege der Art ſich entwickelnder Beſtände mittels der Durchforſtungshiebe durchzuführen? Den Haupt⸗Leitſtern muß das Wirtſchaftsziel, d. h. die Heranzucht wertvollen Nutzholzes bilden, und alle Maßnahmen müſſen dieſem Zwecke gerecht werden. Hat der horſtweiſe Miſchbeſtand in der früheſten Jugend die richtige Schlagpflege erfahren, hat er die Periode des Gerten- und angehenden Stangenholzwuchſes durchſchritten oder überhaupt den Zeitpunkt erreicht, bei welchem der Durchforſtungsbeginn nach lokalen Verhältniſſen zuläſſig wird, ſo hat ſich das erſte Augenmerk des Wirtſchafters auf die älteſten Nutzholzhorſte des Beſtandes und die wuchskräftigen Stangen oder Stämme in denſelben zu richten. Teilweiſe Entfernung des keine Nutzholz⸗ tüchtigkeit verſprechenden Materiales, jedenfalls Herausnahme aller krummen, drehwuchſigen, zwieſeligen mit Krebs oder Schwämmen behafteten Indivi⸗ duen ſchon bei der erſten Durchforſtung und ohne Rückſicht auf regelmäßige Stellung, — dann vollſtändiger Freihieb bezüglich jener aus kleinen Horſten hervorgegangenen, jetzt in Trupps vorfindlichen und von der Umgebung bedrohten Individuen, — das ſind die in erſter Linie zu bethätigenden Operationen. Die Durchforſtungen ſollen, da es ſich um Wachstums— anregung des zur Nutzholzerzeugung beſtimmten Hauptbeſtandes handelt, auch mehr in dieſem Letzteren, als im Nebenbeſtande geführt werden, wenigſtens von dem Zeitpunkte ab, in welchem eine entſchiedene Loslöſung des Haupt⸗ vom Nebenbeſtande eingetreten iſt. Wo bei frühzeitigerem Eintritt der Durchforſtungspflege und gedräng⸗ terem Beſtandsſchluſſe die Trennung ſich verzögert, da muß es die erſte Aufgabe der Durchforſtungen ſein, die letztere zu beſchleunigen; die erſten Durchforſtungen haben hier die allgemeine Beſtandslockerung zu bewirken, und bewegen ſich dann vorerſt vorzüglich im Nebenbeſtand der Horſte. Iſt aber der nutzholzwertige Hauptbeſtand als dominierender Teil herausgehoben, dann wird der Nebenbeſtand Nebenſache und die Durchforſtungshiebe haben ſich nun, mit allmählich ſteigender Verſtärkung, im Hauptbeſtande, d. h. in den allmählich heranreifenden Nutzholzpartien zum Zwecke fortgeſetzter Kronenverſtärkung bis zu dem Zeitpunkte zu bewegen, in welchem durch nun einzulegende Kronen-Freihiebe in den erſtarkten Nutzholzhorſten und Beſtandspartien die Unterbrechung des bisher feſtgehaltenen allgemeinen u HB WE Beſtandsſchluſſes beginnt. (Vergl. das im VIII. Abſchnitte weiter über die Durchforſtung geſagte.) Es iſt aber leicht erſichtlich, daß mit dieſen Lichtungshieben die horſtweiſe Verjüngung eingeleitet wird, und daß ſich von nun ab, mit dem Zwecke der Zuwachsverſtärkung, im geſamten unter dem Einfluſſe der Lichtwirkung ſtehenden, Materiales auch die Pflege der Verjüngungshorſte verbinden müſſe. Hierbei wird, mit der wachſenden Erſtarkung und vermöge der individuellen Wuchskraft der ſeither ſchon dominierenden Stämme, eine Zeitgrenze eintreten, bei welcher die Hiebe nicht (wie bei den Durchforſtungen) auf die zurück— bleibenden und mitherrſchenden, ſondern auf die erſtarkten nutzbaren Stämme zu richten ſind, um auch den erſteren die Gewinnung des Lichtzuwachſes zu ermöglichen und die jungen Samenhorſte wirkſam zu entlaſten. Durch das allmähliche Herantreten der jüngeren Horſte zu gleicher Behandlung iſt der Beſtand in den vollen Verjüngungsprozeß ein— getreten, währenddeſſen dem geſamten Mutterbeſtand die ſo überaus nam— hafte Lichtwuchsverſtärkung zu gute kommt. Ich brauche ſchließlich wohl nicht zu wiederholen, daß bei allen dieſen wirtſchaftlichen Eingriffen, zum Zwecke der Beſtandspflege und der einzu— leitenden Verjüngung, die ſtete Rückſichtsnahme auf volle Bewahrung der Bodenthätigkeit den durchgehenden, allzeit und überall erkennbaren roten Faden bilden müſſe. VI. Abſchnitt. Fortſetz ung Ich habe im vorausgehendem Abſchnitt die horſtweiſe Verjüngung in ihrem normalen Prozeſſe, wie er ſich durch Zuſammenfaſſung der That— beſtände in derart bewirtſchafteten Waldungen ergiebt, geſchildert, und will nun einige weitere ſich daran knüpfende praktiſch wichtige Fragen disku⸗ tieren und zu beantworten ſuchen. Die erſte Frage muß wohl auf die Berechtigung der Methode gerichtet ſein. Daß dieſelbe die Erfindung eines einzelnen Kopfes ſei, hat wohl noch niemand behaupten wollen, — wenn auch die Sache für jeden, der an der Quelle der Natur ſtudiert, ſehr nahe lag. Hat ſie ſich aber unter beſtimmten Verhältniſſen dem offenen, nicht durch die autoritative Schablone getrübten, Forſtmanns-Auge als nahezu zwingende aus den natürlichen Geſetzen abgeleitete Notwendigkeit aufgedrängt, dann kann über ihre Berechtigung kaum ein Zweifel beſtehen. Das Letztere glaube ich nach einigen Richtungen beweiſen zu können. Wenn auch ein Teil der heutigen nutzungsreifen Waldungen in Deutſchland bezüglich ſeiner Be— gründung und Entſtehung auf menſchliche Wirkſamkeit zurückzuführen iſt, ſo finden ſich doch noch ſehr zahlreiche Waldungen, welche wegen ihrer früheren Unzugänglichkeit oder wegen der Art ihrer Benutzung den Femel— wald-Charakter mehr oder weniger ausgeprägt bis heute bewahrt haben; wo man hier ſtatt des totalen Kahlhiebes ſich, unter Beibehaltung der Vor- und Jungwuchshorſte, nur auf allmähliche Abnutzung der reifen und überreifen Vorräte beſchränkte, da bot ſich die Grundlage der horſtweiſen m = Verjüngung von ſelbſt an. Ofter wurde dieſelbe auch durch die Grund— füge der Schlagwirtſchaft veranlaßt, nach welchen man in früherer Zeit häufig die Schlagſtellung um ſo lieber durch die Starkholzſtämme bildete, als die Gewinnung und das Herausſchaffen derſelben aus den mehr oder weniger vorgeſchrittenen Verjüngungen beſchwerlich und unpfleglich erſchien. In zahlreichen anderen Fällen aber waren es zurückgebliebene Reſte aus früheren Generationen, welche den Jungwüchſen beigeſellt blieben und nun vereinzelt oder in ganzen Flächenteilen jene oft große Menge von Altholz repräſentieren, wie ſie ſich in vielen heutigen Beſtänden findet. Der mög— lichſt zu beſchleunigende Auszug dieſer Althölzer, dann aber die Sturm— kalamitäten haben Beſtandslücken geſchaffen, in welchen ſich die Samen— anflüge in größeren und kleinen Horſten nun breit machen konnten und zum Fingerzeig für den weiteren Verjüngungsprozeß dienten. Aber auch in vielen anderen derart nicht betroffenen haubaren, nicht mehr überall vollgeſchloſſenen Schattholzbeſtänden war Vorwuchs vorhanden, und es galt nun, dieſen durch vereinzelten ſtammweiſen Aushieb zur Entwickelung zu verhelfen, oder den Anflügen auf Windriſſen und Eisbruchlücken in noch vollgeſchloſſenen jüngeren Beſtänden durch Umſäumungshiebe und mittels Randbeſamung Erweiterung zu ſchaffen. In allen dieſen und ähnlichen Fällen und überhaupt überall, wo ſ. g. Vorwüchſe freiwillig ſich einſtellen, mußte die Natur ſelbſt auf den Weg der horſtweiſen Verjüngung hinleiten, — und letztere fand derart, nachdem man die vielfachen Vorzüge dieſer Methode und ihren einfachen naturgemäßen Entwickelungsgang, namentlich für die Zwecke des Miſchwuchſes, mehr und mehr erkannt hatte, ſeit etwa 15 — 20 Jahren zunehmende Verbreitung. Die Femelſchlagwirtſchaft war wohl aus dem badiſchen Schwarz— walde, wo fie namentlich durch die früheren Wirtſchafter in muiter- hafter Weiſe gehandhabt wurde, ſchon ſeit Dezennien bekannt; aber außerhalb dieſes ſchönen Waldgebirges betrachtete man ſie als eine nur für die Weißtanne geeignete Verjüngungsmethode. Als dann der Eisbruch 1858 die Buchenbeſtände durchlöchert, die Sturmkalamitäten der 60er und 70er Jahre über ausgedehnte Gebiete hereingebrochen waren, der extreme Kultureifer eine Mäßigung erfahren und man ſich an vielen Orten wieder der natürlichen Verjüngung und beſonders der Miſchwuchs— A, Aufgabe zugewendet hatte, da tauchte die horſtweiſe Verjüngung, wenn auch in verſchiedenen Modifikationen, auch anderwärts auf, z. B. in Buchenwaldungen bei Frankenſtein in der bayerischen Pfalz, in den Miſchwaldungen des Neuburger Waldes bei Paſſau, ebenſo in einigen ſüdlichen Bezirken des bayeriſchen Waldes wie in anderen Waldungen des niederbayeriſchen Landes, dann in den Forſten bei Cham in der Oberpfalz, in den ehemals Leuchtenberg'ſchen Waldungen bei Eich— ſtädt, den Revieren Neueſſingen und Goldberg bei Kelheim an der Donau, in den Waldungen bei Schongau, Vilgertshofen u. ſ. w. Daß die horſtweiſe Verjüngung auch in den Vogeſen in Anwendung ſteht, iſt bekannt, und aus der Literatur wie anderen Mitteilungen ent- nehme ich das Gleiche z. B. bezüglich der Waldungen des Erzherzog Albrecht in den Revieren Ober-Morawka, Lomna, Althammer,) der Kammerwaldungen in den ſchleſiſchen Beskiden, *) in der Wald— herrſchaft Wſetin in Mähren,“) dem Wald von Haye bei Nancy, in den Tannenforſten der Sevennenß) u. ſ. w. Auch im Harze (Revier Altenau) hat man ſeit einigen Jahren mit horſtweiſen Hieben begonnen, um den ſich einſtellenden Fichtenanflug zu pflegen.yy) Dann iſt noch beſonders zu erwähnen, daß das Prinzip der horſtweiſen Verjüngung, ebenſo wie in den vorgenannten bayeriſchen Waldbezirken, neuerdings durch die oberſte Forſtbehörde auch für die Staatswaldungen des Speſſarts und der inneren Bezirke des Pfälzerwald-Komplexes der zukünftigen Wirtſchaft als Grundlage bezeichnet wurde, — und daß es heute nur wenige Waldbezirke mit natürlicher Verjüngung in Bayern giebt, in welchen die freiwillig ſich einſtellenden Samenhorſte nicht nach ihrem Werte gewürdigt und gepflegt werden. Letzteres iſt aber der erſte Schritt zur Horſtwirtſchaft. Man wird auch nach den bis jetzt erzielten Erfolgen fragen. Nun! Siehe Schwappach's Reiſebericht in der Forſt- und Jagdzeitung 1885. Wiener Zentralbl. 1884. S. 227. e Nach den Berichten des Dr. Cislar in der öſterreichiſchen Forſtzeitung vom 20. Juni 1884. 7) Schweiz. Zeitſchr. 1881. S. 191. ) Bericht der Forſtverſ. zu Hannover. S. 191. ee TR nutzreife unter forſtwirtſchaftlicher Führung und Beteiligung herangewachſene Miſchbeſtände kann es heute noch nicht geben, — aber ſie werden ſich für die kommenden Generationen mit einer an Sicherheit grenzenden Wahr— ſcheinlichkeit ergeben, weil die Methode der horſtweiſen Verjüngung, ohne Beeinträchtigung der Nutzungszwecke, ſich am gewiſſenhafteſten innerhalb der geſetzlichen Bahnen bewegt, welche uns die Natur im Walde ſo unver— kennbar vorgezeichnet hat. Wer indeſſen insbeſondere die jetzt ſchon ſpeziell in Südbayern erzielten ſo vortrefflichen Reſultate, insbeſondere in den muſterhaft bewirtſchafteten Forſtämtern Paſſau und Rehſchale des Neu— burgerwaldes, des Revieres Griesbach, dann im Forſtamt Neureichenau des ſüdlichen bayeriſchen Waldes, die vorzüglich auf Buchen gerichteten Verjüngungen im Forſtamte Kipfenberg bei Eichſtätt aufſucht, wird aus den Miſchwuchsſchlägen den Eindruck der Überzeugung mit fortnehmen, daß die Weiterentwickelung und Erhaltung des Miſchwuchſes hier un— zweifelhaft und im vollſten Maße geſichert iſt. Dieſe Eindrücke entſtammen aber nicht dem ſichtbaren Gedeihen dieſer jungen Miſchwüchſe allein, ſondern der ganzen Methode und den durch ſie gebotenen ſachentſprechenden Verhältniſſen, unter welchen ihre weitere Ent— wickelung ſich zu vollziehen hat. Dieſe Verhältniſſe ergeben ſich wohl zum Teile ſchon aus dem Verjüngungsverfahren ſelbſt, aber da manche Punkte, welche den Wert der Methode bedingen, und auch die demſelben entgegen— ſtehenden Hinderniſſe noch nicht berührt wurden, ſo wird es nützlich ſein, die Licht⸗ und Schattenſeite der horſtweiſen Verjüngung hier in Kürze zu beſprechen. | a. Unter den Vorzügen dieſer Methode ſetze ich in erſte Linie die der Holzproduktion ununterbrochen bewahrte Thätigkeit des Bodens. Wenn man die oft ſo raſch ſich vollziehenden Veränderungen beachtet, welche auch die beſſeren bisher durch Wald beſtockten Böden nach erfolgter Blosſtellung erfahren, und anderſeits den ſchönen Kiefernſtämmen begegnet, die auf oft ſehr geringem Sandboden, wenn auch recht langſam, im Laufe der Zeiten zu den ſtattlichſten Schäften erwachſen find, jo muß man wohl zur Überzeugung gelangen, daß der Wald in einer fortgeſetzten Okkupation und Beſchirmung des Bodens das untrügliche Mittel beſitzt, denſelben ununterbrochen zum Dienſte der Holzproduktion in Thätigkeit zu erhalten und ihn damit zur höchſtmöglichen, der konkreten mineraliſchen und phyſi⸗ kaliſchen Beſchaffenheit entſprechenden Leiſtungen zu befähigen. Unter dem Kronenſchirm des Nadelholzwaldes partizipieren nur die genügſamen Mooſe an dieſer produzierenden Thätigkeit des Bodens; die den Boden über- kleidende tote Laubdecke verſchließt jeder fremden Vegetation den Zutritt ganz und der Boden ſteht unverkürzt im Dienſte der Holzproduktion. Die fortgeſetzt auf der vollen Höhe erhaltene Bodenthätigkeit iſt aber offenbar die erſte vernunftgemäße Vorausſetzung einer erfolgreichen Nutz⸗ holzwirtſchaft, denn ſie ſtellt die höchſten Anforderungen an den Boden. Wir werden uns bei der heutigen Lage der Verhältniſſe deshalb auch einer gewiſſenhafteren Bodenpflege, als ſie vielfach geübt wird, nicht entziehen dürfen, — wenn es uns überhaupt Ernſt mit der Nutzholzzucht und unſerer Pflichterfüllung der Zukunft gegenüber iſt. Meiner Über⸗ zeugung nach beſteht die ganze Kunſt des Forſtmannes in der Bodenpflege; bildet dieſe ſeinen nie verlöſchenden Leitſtern, dann hat es um alles andere im Walde keine Not. Darin liegt der Grundgedanke meines „Wald— baues“. Die horſtweiſe Verjüngung vollzieht ſich langſam und allmählich mit horſtweiſem Ortswechſel; den entſtehenden Samenhorſten fließt anfänglich nur das nötige Licht zu, und eine völlige Durchbrechung des Kronen— ſchirmes findet in der Regel nur dann und da ſtatt, wo die junge Generation den Boden bereits in Beſitz genommen hat. Die von den Samenhorſten ausgehenden und in die noch geſchloſſenen Beſtands— partien allmählich vorgreifenden Lockerungshiebe, und das dadurch bewirkte fortſchreitende Zurücktreten des Mutterbeſtandes hält gleichen Schritt mit der wachſenden Ausdehnung der Samenhorſte, welchen an Stelle der Althölzer die Aufgabe der Bodenpflege zufällt, ſobald ſie in einigermaßen geſicherten Schluß und in beginnende Entwickelung getreten ſind. Daraus folgt notwendig, daß das ſeitherige Maß der Bodenüberſchirmung und Bodenüberkleidung auch ſelbſt während des Verjüngungsprozeſſes eine nur geringe Veränderung erfahren kann, und daß eine dazwiſchentretende Beſitz— nahme des Bodens durch eine fremde Vegetation von Gras, Unkräutern, Strauchpflanzen, Weichhölzern ꝛc. in ſtörendem Maße möglichſt ausge— — ſchloſſen iſt. Auf dieſe Weiſe muß aber auch die Veränderung der Boden— thätigkeit ſelbſt auf das geringſtmögliche Maß beſchränkt bleiben. Man vergleiche ohne Voreingenommenheit den Zuſtand der in horſtweiſer Ver— jüngung ſtehenden Orte mit den meiſt jo ſehr vergraſten und durch Weichhölzer ꝛc. in Beſitz genommenen ſchlagweiſen Verjüngungen! Durch den Freihieb der größeren und kleineren Samen- und Vor— wuchshorſte entſtehen Lücken und Löcher, welche vom hohen Holze umgeben ſind und deren Grund durch dieſe Samenhorſte gedeckt iſt. Dieſe Löcher ſind offene Zuführungs-Wege für die atmoſphäriſchen Waſſernieder— ſchläge, die hier unverkürzt bis zum Boden gelangen können, durch die gegen Luftzug geſchützte Lage unverkürzt bewahrt bleiben und nicht nur den betr. Junghorſten, ſondern auch dem angrenzenden im Lichtwuchſe ſtehenden Altholze eine fortgeſetzt erhaltene Bodenfriſche ſichern. Das erfahrungs— gemäß ſo freudige Wachstum ſolcher, zwiſchen hohem Holze eingebetteter Jungwüchſe iſt nach meiner Anſicht nicht allein der Licht-, ſondern in höherem Maße der durch beſſere Befeuchtung geſteigerten Bodenwirkung zuzuſchreiben. Das dürften auch die im Gange befindlichen direkten Unterſuchungen Ebermayers, nach den mir gewordenen Mitteilungen, beſtätigen. Bei Würdigung des Wertes einer verſtärkten Waſſerzufuhr iſt aber ſtets im Auge zu behalten, daß es ſich nicht um dieſe allein, ſondern im gleichen Maße um deren möglichſt unverkürzte Bewahrung handelt. Von dieſem letzteren Geſichtspunkte iſt aber kaum ein beſſeres Verhältnis zu denken, als die Sachlage beim horſtweiſen Betriebe. Wie völlig unbegründet dabei die Beſorgniſſe wegen Froſtgefahr in dieſen Junghorſten ſind, das erweiſen am beſten die thatſächlichen Ergeb— niſſe der Praxis, nicht nur für die Nadelhölzer, ſondern auch für die ſonſt jo froſtempfindliche Buche (Forſtamt Alteglashütte in der Pfalz, Neuburgerwald, Kipfenberger Wald ꝛc.). Die Bedeutung des Lichtungszuwachſes während des Ver— jüngungsprozeſſes wurde ſchon mehrfach als charakteriſtiſcher Vorzug dieſer Methode erwähnt. Von welcher Größe derſelbe ſein kann, das läßt ſich ſo recht überzeugend im Neuburger Wald erkennen, und zwar durch die Verlegenheiten, welche der Taxationsreviſion bereitet werden können; denn die längſt im Schluſſe partienweiſe gelockerten Beſtände erſcheinen hier EL; öfter nach Ablauf eines nur 10—15jährigen Zeitabſchnittes mit Material⸗ vorräten in der Höhe der früheren Einwertung und höher, obgleich in— zwiſchen faſt ebenſoviel genutzt wurde (Landgrafl). Ganz beſonders find es die jüngeren oder im Schluſſe bisher noch zurückgebliebenen Stämme, welche durch Herausnahme von Starkhölzern und die dem Bedürfnis der Samenhorſte entſprechende Durchbrechung des Schluſſes eine ganz außerordentliche Zuwachsſteigerung erfahren. Direkte Verſuche über deren exakte Größe ſind eingeleitet. Daß aber eine ſolche Zuwachsleiſtung nur einer ſorgfältigen Boden⸗ pflege während des Verjüngungsprozeſſes zu danken und daß damit die große Bedeutung der letzteren als notwendige Vorausſetzung der Licht- wuchserſtarkung erwieſen iſt, wird wohl anerkannt werden müſſen. So kommt zu dem Zuwachſe der jungen Samenhorſte noch der Lichtungs⸗ zuwachs in dieſen wuchskräftigen Stammklaſſen, bei gleichzeitiger Abnutzung großer Maſſen von hiebsreifem Altholze (Landgraf). Zu den Vorzügen der Methode zähle ich ſelbſtverſtändlich das ſo augenfällige Gedeihen der Samenhorſte ſelbſt. Iſt dasſelbe in erſter Linie auch wieder der Bodenpflege zuzuſchreiben, ſo ſpielt doch unzweifel⸗ haft auch der allmähliche Übertritt in die volle Lichtwirkung, dann der Seitenſchutz und der Umſtand eine hervorragende Rolle, daß die Vor— und Samenwüchſe in der Regel eine weit kräftigere und thätigere Be⸗ wurzelung beſitzen, als es vielfach bei unſeren Pflänzlingen der Fall iſt. Der anfängliche lockere Schirm- und länger dauernde Seitenſchutz hält die Gefahren des Froſtes und die Rüſſelkäferbeſchädigungen wirkſam zurück Wenn man weiter beachtet, daß die Samenwüchſe ſich nach Zeit und Ort ungezwungen ergeben und dem Wechſel der Bodenbeſchaffenheit durch horſtweiſe Verteilung der betr. Miſchholzarten in naturgemäßer Weiſe Rechnung getragen wird, und berückſichtigt, daß auch in den ſchlimmſten Fällen etwaiger Kalamitäten immer nur ein kleiner Teil des Beſtands⸗ ganzen getroffen werden kann, fo läßt ſich, — abgeſehen von dem Vor— zuge jeder langſam ſich vollziehenden Verjüngungsprozedur, — für letztere auch eine größere Sicherheit des Gelingens erwarten. Und auch hierfür legen die der Art behandelten Waldungen Zeugnis ab. Je mehr die Gegenwart und nahe Zukunft mit den jetzt noch vor— — 95 — handenen wertvollen Nutzholzvorräten aufräumt, — und das ſcheint in mancher Gegend Nord- und Mitteldeutſchlands bald erreicht zu ſein, — deſto größere Beachtung wird der Qualität des zu erziehenden Nutzholzes zuge— wendet werden. Die Befürchtung, daß nicht alle unſere Pflanzbeſtände zu Nutz— holzbeſtänden heranwachſen werden, iſt auf Grund der ſich häufenden Wahr— nehmungen weit mehr im Steigen, als in einer Minderung begriffen. Daß die— ſelben aber niemals jene Nutzholzqualitäten, nach Form und Holzbeſchaffenheit, liefern werden, wie ſie zweifellos die Beſtände der Femelſchlagform erzeugen werden, das muß jedem erhellen, der die gegenſätzlichen Verhältniſſe in nähere Betrachtung zieht, unter welcher die Nutzholzſchäfte hier und dort erwachſen. Ich komme im folgenden Abſchnitt auf dieſen Gegenſtand zurück und ſtelle hier nur die Behauptung auf, daß die Qualität der im Femel— ſchlagbetriebe behandelten Nutzholzſtämme jener unſerer heute zur Nutzung gezogenen Erbſchaften aus den Femel- und femelartigen Beſtänden am nächſten kommen müffe.*) Füge ich den aufgeführten Vorzügen der horſtweiſen Methode noch weiter bei, daß horſtweiſe Miſchungen offenbar leichter zu pflegen ſind, als Einzelmiſchung, daß der Aufwand für die Beſtands— Das mag ja den Anhängern des Pflanzbetriebes auf der Kahlfläche nicht paſſen, da dieſelben ſich bemühen, dem aus den letztgenannten Beſtandsformen ſtammenden Nutzholze eine geringe Qualität zuzumeſſen. Möchten ſich dieſelben vorerſt doch ein— mal auf jenen Verkaufsplätzen näher umſehen, auf welchen zu eingehenderem Studium dieſer für den Händler und Gewerbsmann lüngſt entſchiedenen Frage reichliche Ge— legenheit geboten iſt! Sie würden dann bald zur überzeugung gelangen, daß zurückgehaltenes Wachstum in der Jugend, eine nur langſam während der Stangen— holzperiode ſich ſteigernde, gegen das höhere Alter aber mehr und mehr in voller Kronenfreiheit erfolgende Schaftentwickelung, — Verhältniſſe, wie ſie ganz beſonders durch die Grundſätze der horſtweiſen Verjüngung geboten find, — jene vorzüglichen Qualitäten liefert, die auf dem Markte ſo ſehr bevorzugt und gewertet werden. Wie ſehr aber auch wieder in dieſer Beziehung die altbewährten Erfahrungsſätze ihre volle Beſtätigung durch die exakt-wiſſenſchaftliche Unterſuchung finden, geht aus den desfallſigen von R. Hartig erhaltenen Ergebniſſen hervor. Man vergleiche das auf S. 105 ſeiner Schrift: „Das Holz der deutſchen Nadelbäume“ geſagte, dann auch S. 67, wo geradezu das Holz des Plänterwaldes als von „ausgezeichneter Qua— lität bezeichnet wird. ri gründung, wenn auch im Hinblick auf die nicht immer ganz zu entbehrenden künſtlichen Ergänzungen nicht koſtenlos, jedenfalls aber erheblich billiger geſchieht, als die oft ſo teuere Begründung durch Pflanzung, — und wenn ich endlich, der Vollſtändigkeit halber, hier nochmals daran erinnere, daß der Hauptwert der horſtweiſen Verjüngung bekanntlich in ſeiner Bedeu— tung für den Miſchwuchs liegt, ſo dürften hiermit unter den charakteriſtiſchen Lichtſeiten des horſtweiſen Betriebes die wichtigſten nam⸗ haft gemacht ſein. b. Was nun die Schattenſeite desſelben betrifft, fo glaube ich am objektibſten zu verfahren, wenn ich dieſelbe in Form der mir bekannt ge- wordenen Einwendungen beſpreche. Ein öfter wiederholter Einwurf iſt die größere Wind bruch gefahr. Man geht dabei von der Annahme aus, daß der geſchloſſen erhaltene Beſtand am beſten geſichert ſei; — und doch fällt der Wind mitten in die Beſtände und durchreiſt ſie in den beſtgeſchloſſenſten Partien meiſt am ſtärkſten, während der alte Beſtandsrand verſchont bleibt. Oder man ver— weiſt auf die Windfälle in Nachhiebsorten und beim Überhalte. Daß dieſe Objekte am meiſten gefährdet ſind, kann niemand leugnen, aber wer unterſcheiden will, wird auch zugeben, daß jene Nachhiebsorte, in welchen man beim ſchlagweiſen Betrieb den Samenſchlag aus dem vollen Holze ſtellte und raſche kräftige Nachhiebe führte, mehr heimgeſucht ſind, als bei langſamem Vorgehen; — er wird ſehr oft gewahren, daß bei Abſäumung von Kiefernbeſtänden es weit mehr die Überhälter der jüngſten Saumhiebe ſind, als die der ältern, welche vom Windwurfe betroffen werden. Eine friſch aufgehauene, dem Wind exponierte geſchloſſene Beſtandswand kommt ſelten ohne oft tiefgreifende Zerfetzungen durch, während im Tiefland wie auf den Bergen da und dort iſoliert ſtehende Stämme und lockere Trupps der ſo empfindlichen Fichte hunderten von Stürmen getrotzt haben. Es iſt eine längſt feſtſtehende Erfahrung und leicht zu erklärende Thatſache, daß die Windgefahr umſomehr ſteigt, je unvermittelter ein im Schlußſtande erwachſener Stamm in den Freiſtand übergeführt wird. Bei Beurteilungen über Windſchaden geht man aber meiſt von den Erſcheinungen unſerer heutigen möglichſt raſch zu abſolvierenden Verjüngungsprozeduren aus. Für dieſe letzteren ſind dieſelben durchaus naturgemäß begründet, 12 aber nicht für jene Verhältniſſe, bei welchen eine allmälige Überführung durch einen langſamen Verjüngungsvorgang ſtattfindet. Man vermeint, der Windgefahr halber, den vollen Schlußſtand bis zum Nutzungsangriff feſthalten zu müſſen und ſchreckt vor der Durch— löcherung der Beſtände zurück, — und doch nimmt man keinen Anſtand, Käferbäume, Krebsſtämme, geſchobene Bäume, auch lukrativ vernutzbare Starkholzexemplare mitten aus dem Schluſſe einzeln und in Trupps heraus— zuhauen; und dazu bricht der Wind da und dort noch einen geſunden oder kranken Stamm. Wie ſehr durchlöchert ſehen doch faſt alle unſere älteren Beſtände durch dieſe Vorgänge aus, — wie ſehr vom Schwamm durch— löchert ſind doch z. B. viele alte Kiefernbeſtände mancher Gebiete — und welch reicher Anflug und Aufſchlag iſt dabei unter ſolchen Kronen— lücken in oft dichtgedrängten Horſten zu finden, nicht nur bei Schattholz, ſondern auch in reinen Kiefernbeſtänden! Aber dieſe ſeit Gedenken da und dort durchbrochenen Beſtände ſind es nicht, welche vorzüglich vom Sturm gefährdet ſind, ſondern im Gegenteil die noch vollgeſchloſſenen, — ſie ſind es, welche in windgefährdeter Lage gewöhnlich die empfindlichſten Wind— riſſe aufzuweiſen haben. Was will nun aber der Horſtbetrieb anders, als die bis zum Ver— jüngungsbeginn in ausreichendem Schluſſe erhaltenen Beſtände mit an— fänglich nur geringer vereinzelter Kronenlockerung in ähnlicher Art zu durchlöchern, wie es unſere älteren Beſtände in der geſchilderten Weiſe in der Regel erfahren. Dabei ſoll aber nicht ſtehen geblieben, der vorhandene Vorwuchs ſoll nicht der Verbuttung überlaſſen, ſondern durch langſame Erweiterung der Kronenlücken ſoll ihm der nötige Lichtzufluß zu ſeiner Erſtarkung gegeben werden. Langſam lockern ſich mit dem Anwachſen der Samenhorſte die Ränder der Beſtandslücken und langſam treten im weitern Fortgange der Löchervergrößerung die den Nachhiebsſaum bildenden Stämme aus dem Schluß in die Lichtwuchsſtellung über. Windſchaden kommt in erwachſenen Beſtänden exponierter Lagen allzeit vor; man wird ſich nie ganz davor ſichern können, — am allerwenigſten durch den Glauben an die Wirkſamkeit einer vollen Schlußerhaltung bis zur Nutzung des Beſtandes. Auch beim horſtweiſen Betriebe giebt es uu— zweifelhaft Windfälle, aber es iſt ein Vorurteil, wenn man glaubt, die Gayer, Miſchwuchs. 7 HORSE Gefahr müſſe hier größer fein, als bei der ſchlagweiſen Verjüngung. Die Erfahrung in den bezüglichen Waldungen giebt für dieſen Einwurf keinerlei Belege, — ſie beſtätigt im Gegenteil, daß gleichförmige Schlag— ſtellungen im Allgemeinen weit mehr durch den Wind zu leiden haben, als die durch ungleichförmige Verjüngungshiebe behandelten Beſtände. Daß man indeſſen für wind gefährdete Beſtandsteile auch bei der horſtweiſen Verjüngung ſich jener allgemeinen Schutzmittel (eines richtigen Hiebszuges, längerer Erhaltung widerſtandskräftiger Beſtandswände ꝛc.) zu bedienen habe, iſt ſelbſtverſtändlich und wurde oben ſchon gejagt. In förmlichen Sturmlagen des Hochgebirges freilich, da ſchützt oft auch die vorſichtigſte Plenterung nichts mehr. Beim ſoeben Beſprochenen habe ich die reine Beſtandsverfaſſung ſtillſchweigend vorausgeſetzt. Handelt es ſich um Miſchwuchs, ſo erfährt bekanntlich die Windgefahr ſchon durch dieſe Verfaſſung allein eine wirk— ſame Abſchwächung. Ein weiterer Einwurf iſt der erſchwerte Fällungs betrieb. Man jagt: zwiſchen den unregelmäßig durch den Beſtand verteilten Samen- horſten iſt der Hieb ohne die empfindlichſte Beſchädigung der letzteren nicht denkbar. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß man an die Holzhauer im Horſt— betrieb höhere Anſprüche ſtellen muß, als an jene in der Kahlſchlag— wirtſchaft. Arbeiter, die gewohnt ſind, die Stämme kreuz und quer übereinander zu werfen, und welchen es gleichgiltig ſein kann, wohin ein Stamm fällt, kann man hier nicht gebrauchen. Aber es gehört doch wahrlich eine nur geringe Geſchicklichkeit dazu, einen Stamm nach einer beſtimmten Richtung zu werfen. Dieſe Geſchicklichkeit erwirbt ſich leicht auch der einfachſte Arbeiter, wenn er dazu veranlaßt wird, und iſt er im Beſitze derſelben, dann iſt auch das ganze Rätſel gelöſt. Es handelt ſich um Schonung der Vorwuchs- und Samenhorſte. Während des Verjüngungsfortganges bewegen ſich die Hiebe vorzüglich in den dieſe Horſte umſäumenden Beſtandsteilen. Die zu fällenden Stämme werden ſelbſtredend nicht horſtwärts, ſondern nach der entgegengeſetzten Richtung in die noch unangegriffenen Beſtandspartien geworfen und hier aufgearbeitet; bei mehr und mehr ſich beengendem Raum werfen die — Ag Holzhauer oft mehrere benachbarte Stämme mit dem Gipfel auf dieſelbe Stelle zuſammen oder zwiſchen zwei Horſte; und wenn ſchließlich ſelbſt ein Schaft auch in einen ſchon mehr erſtarkten Horſt hineinfällt (was mitunter auch vorkommt), ſo iſt das von nur geringem Belange, denn die geöffnete ſchmale Gaſſe bringt eine oft wohlthätige Raumerweiterung für die übrigen Teile des vielleicht gedrängten Horſtes, und nach wenigen Jahren iſt der vermeintliche Schaden ausgeheilt. Man bedenke, daß man es bei der natürlichen Verjüngung mit einem Überfluſſe von Pflanzen zu thun hat, die alle nichts gekoſtet haben, — während allerdings bei der Pflanzkultur keine zu entbehren iſt, und jede Pflanze mit einem Koſtenwerte inventariſiert iſt. Man bedenke weiter, daß bei lang— ſam fortſchreitendem Verjüngungsprozeſſe niemals auf einem gegebenen Orte gleichzeitig ſo große Holzmaſſen anfallen, wie man ſie etwa beim Kahlabtrieb zu ſehen gewohnt iſt; und erinnere ſich auch an den unter viel beengenderen Verhältniſſen ſich vollziehenden Fällungsbetrieb in unſeren ſchlagweiſe behandelten Verjüngungen, bei noch zu beziehenden großen Nachhiebsmaſſen. Beim ſchlagweiſen Verjüngungsbetriebe ſteht das gleich— förmig verteilte Nachhiebsmaterial im Jungwuchſe, bei der horſtweiſen Verjüngung außerhalb desſelben. Hier kann dasſelbe ohne jede Jung— wuchsbeſchädigung gefällt und ausgeformt werden; während die im Jung— wuchs ſtehenden Stämme bei voller Beſamung nur ſelten ohne Beſchädi— gung des Jungwuchſes beziehbar find und deshalb entweder zu möglichſt raſchen Nachhieben veranlaſſen, oder bei längerer Verzögerung derſelben ſehr häufig den Verzicht auf Nutzholzausformung ſelbſt der wertvollſten Nutzſtämme, im Intereſſe des Jungholzes, fordern. Daß unter ſolchen Verhältniſſen die horſtweiſe Verjüngung auch jeg— lichen Sommerhieb weit ungefährdeter geſtatten müſſe, als die ſchlagweiſe Verjüngung, iſt leicht erſichtlich. Ganz dasſelbe Bewandtnis hat es bezüglich des Herausſchaffens und der weiteren Förderung der Hiebsergebniſſe. Es kann ſich in dieſer Frage nur um das Stammholz handeln. Im Gebirge und auf geneigtem Terrain ſtehen dem Herabziehen der Stämme durch die noch geſchloſſenen Flächenteile und ſpäter zwiſchen den Samenhorſten hin— durch wenigſtens ebenſo wenig Hinderniſſe entgegen, als bei ſchlagweiſer 7* ‘ — 100 — Verjüngung. Bei ebener Lage der Gehaue dagegen müſſen meiſt die Stammhölzer am Orte der Fällung, d. h. in den noch unangegriffenen Beſtandspartien, bis zur Abfuhr liegen bleiben. Dieſe Orte bieten aber im haubaren Alter Raum genug zur Bewegung der Fuhrwerke und zur Ausbringung der Stämme. Im Neuburgerwalde wird alles Stamm⸗ holz als Langholz ausgehalten; die Nutzholzausbeute belief ſich im Durch— ſchnitte der letzten 15 Jahre auf 62 3, in den Fichten- und Tannen⸗ beſtänden mit zurücktretender Buchenbeimiſchung auf über 70 g. Alle dieſe Anfälle werden durch Fuhrwerke der verſchiedenſten Beſitzer gefördert, ohne nennenswerte Beſchädigung der Horſte, welche indeſſen um jo mehr ges ſichert ſind, je mehr ſie als geſchloſſene und entwickelte Samenhorſte auch dem unachtſamen Auge ſichtlich und erkennbar ſind. Aber auch dieſe geringen Beſchädigungen (jedenfalls viel geringer, als bei den Vollbeſa⸗ mungen im ſchlagweiſen Verjüngungsverfahren) ließen ſich leicht vermeiden, wenn das Herausbringen der Stammhölzer etwa auf Sammelſtätten in Regie betrieben oder in Akkord gegeben wird. Daß jeder Wald zur Holzausbringung überhaupt der Wege bedarf, iſt bekannt und keine ſpezifiſche Vorausſetzung für horſtweiſen Betrieb. Eine Ausnahme können nur jene hochanſteigenden Bergwände des Hoch- gebirges machen, in welchen wenig oder keine Wege vorhanden und die Holzbringung ſchwierig iſt. Zur Erfüllung des Abgabeſatzes iſt beim langſamen horſtweiſen Ver— fahren ſelbſtverſtändlich eine größere Fläche im Verjüngungsbetriebe, als bei der ſchlagweiſen, und eine weit größere, als beim konzentrierten Kahl— ſchlagbetriebe. Man denkt ſich nun vielfach, mit der horſtweiſen Ver- jüngung ſei eine ſolche Zerſplitterung der Hiebe verbunden, daß damit in der großen Wirtſchaft nicht durchzukommen ſei; auch müßten die Hiebs orte notwendig der erforderlichen Ruhe entbehren, wenn fortwährend in ihnen herumgehauen werde. Dieſe Einwürfe ſcheinen be— rechtigt, aber ſie ſcheinen es nur. Man wird bei genauerer Umſicht eine Menge von Wirtſchaftsbezirken finden, in welchen alljährlich eine ganze Reihe von Hieben der verſchiedenſten Hiebsarten zur Durchführung zu kommen haben, — beſonders bei kleinen Wirtſchaftsfiguren und vielem Detaile. Selbſt beim einfachſten Kahlhiebsverfahren „mit kleinen Schlägen“ — 101 — kommt man neben den Angriffen nicht ohne verſchiedene Zwiſchennutzungs-, Korrektions- und Totalitätshiebe durch, und im Hochgebirge iſt mir manches Revier mit jährlich 20 und 25 Hiebsnummern bekannt. Bei der Horſt— wirtſchaft liegen die Verhältniſſe aber nicht anders, als bei jedem andern natürlichen Verjüngungsverfahren; beſonders bei großen ausgedehnten Wirt— ſchaftsobjekten. Dabei iſt es eine durchaus falſche Vorausſetzung, wenn man wähnt, es müſſe alljährlich in allen Schlägen herumgehauen werden, — denn man beachtet auch hier einen mehrjährigen Hiebsumlauf, kommt nach 3 bis 5 Jahren wieder zum ſelben Schlage zurück und vermag dadurch die Hiebe wenigſtens ebenſo zu konzentrieren, wie beim ſchlagweiſen Betriebe. Daß damit den Verjüngungen auch die erwünſchten Ruhepauſen gewährt ſind, iſt erſichtlich. Wo man indeſſen geneigt iſt, den heutigen An— ſprüchen des Holzhandels auf Verkauf in großen Maſſen Rechnung zu tragen, da wird man überall, — wenn man überhaupt große Kahlſchläge vermeiden will —, mehr und mehr zur Aufſammlung des von den ver— ſchiedenen Hiebsarten anfallenden Materials in großen, günſtig gelegenen Sammelſtätten und Lagerplätzen ſich bequemen müſſe. Ich zweifle nicht, daß es mir gelungen ſein wird, die bisherigen Ein— würfe zu entkräften. Andernfalls kann ich beruhigt auf die Betriebs— ergebniſſe der Praxis verweiſen. Schwieriger wird das Verhältnis der Forſteinrichtung gegenüber; man ſagt, die horſtweiſe Verjüngung mit ihren erheblich erweiterten Verjüngungsflächen und ihren ſtets vorhandenen großen Nachhiebsmaſſen paſſe nicht in den Rahmen der Forſteinrichtung. Aber letztere paßt in ihrer ſeitherigen Geſtaltung für viele andere Fälle eben ſo wenig. In keinem Zweige der Forſtwirtſchaft ſtak von Anfang an ſo viel unerfüllbarer Idealismus und ſo viel ſchöne Theorie, als in den meiſten Syſtemen der Forſteinrichtung in ihrer Anwendung. Ich verkenne nicht, daß ſie alle von der beſten Abſicht für das Wohl des Waldes getragen waren. Auch ſpäter, als man erkannt hatte, daß es mehr als kurzſichtige Vermeſſenheit ſei, dem unwiderſtehlichen Wechſel der Zeiten und Umſtände vorgreifen zu wollen, konnte man ſich von den ererbten Traditionen nicht ganz losreißen, welche in der Forſteinrichtung das unantaſtbare verpflich— — 102 — tende Geſetzbuch ſahen, nach welchem ſich nicht nur der Wirtſchafter, ſon— dern auch der Wald ſelbſt in allen Beziehungen zu richten hatte. Wer hatte aber dieſe Geſetze zu erfüllen? Allein der Waldbau, denn er muß das Objekt, die Beſtände und ihren Zuwachs, ſchaffen; er muß mit örtlich und zeitlich wechſelnden Maßnahmen die Thätigkeit der Pro- duktionskräfte pflegen und ſich dieſelben erhalten; er muß den vielen un— vorherzuſehenden Gefahren und Störungen vorzubeugen ſuchen, welche ſeine Produktionsmittel und die Produktion ſelbſt fortgeſetzt bedrohen; er ſoll dabei den wechſelnden Anforderungen des Marktes mit offenen Augen gegenüber- ſtehen, — und alles das ſoll er mit mehr oder weniger gebundenen Händen. Wie ſelten der dem Walde vielfach aufgezwungene Rahmen aber zur wald— baulichen Aufgabe paßte, das geht oft aus einer ehrlichen Vergleichung des wirtſchaftlichen Soll mit dem wirklichen ſpäteren Haben im Walde, bezüg- lich irgend eines nur wenige Dezennien umfaſſenden Zeitraumes, am deut⸗ lichſten hervor. Wie tief aber dieſer Rahmen in das lebendige Fleiſch des Waldes einſchnitt, das zeigen die Wandlungen, welche derſelbe in ſehr vielen Gegenden mehr und mehr erfuhr. Schon die ſchlagweiſe natürliche Ver- jüngung mit ihren 10—15jährigen Verjüngungsperioden und ihrem künſtlich geſchaffenen Ballaſte der übergehenden Nachhiebsmaſſen konnte ſich in dem ihr zugeſchnittenen Kleide nur ſchwerfällig bewegen. Sie mußte, ſchon aus formalen Gründen, einem beſchleunigten Verjüngungsprozeſſe und ſchließlich allmählich der Kahlſchlagwirtſchaft weichen, — denn dieſe allein iſt auf den Namen des Formalismus getauft, ſie fügt ſich mit wahrem Ver— gnügen alle ſeinen Forderungen, giebt glatte Rechnung für jeden beliebigen Zeittermin und entlaftet den Wirtſchafter in autoritativer Weiſe von zahl— reichen Gewiſſensverpflichtungen, die vorher den ſchwerwiegendſten Inbegriff forſtmänniſcher Tüchtigkeit und Wirkſamkeit bildeten. Der Wald war derart in manchen Gegenden wohl bezwungen, — aber auf Koſten ſeiner ganzen Verfaſſung; er hatte ſich auf eine einzige Holzart bei der Beſtands— bildung reduziert, er hatte den Miſchwuchs zum Opfer gebracht. So muß ich den Gang der Dinge in jenen Waldgebieten erkennen, in welchen zur Sicherung einer leicht zu handhabenden Kontrolle und zur Ver— wirklichung eines ſogenannten Normalzuſtandes, dem wechſelnden Leiſtungs— vermögen des Waldes oft ſchwerer Zwang angethan und zur Herbei— führung der formalen Ordnung und Betriebserleichterung Opfer gebracht wurden, welche eine weſenhafte Veränderung des Waldes zur notwendigen Folge haben mußten. In anderen deutſchen Waldbezirken, wo man die Aufgabe der Forſteinrichtung in einer, wenn auch umſtändlichen und oft ſchwerfälligen Anpaſſung an die örtlichen und zeitlichen Anforderungen des Waldbaues erkannte, da trägt der Wald auch heute noch vielfach ſeine innere Mannigfaltigkeit. Und daß dieſe Anpaſſung auch für den horſtweiſen Be— trieb im Bereiche der Möglichkeit liegt, das erweiſen beſonders die Betriebs— pläne der betreffenden Staatswaldungen Bayerns in unzweifelhafter Weiſe. Wie man in neuerer Zeit und nach vielen Richtungen auf dem Felde der Forſtwirtſchaft praktiſcher geworden iſt und manche doktrinäre und büreaukratiſche Schablone abgeſtreift hat, ſo ſteht zu hoffen, daß man auch auf dem Felde der Forſteinrichtung den realen Thatbeſtänden und ihrem ununterbrochenen Wechſel näher treten wird, d. h. daß man ſich von den zu engen Feſſeln einer ſouveränen Methode und ihrer gleichförmigen An— wendung auf alle Waldungen allmählich losringen und jeder charakteriſti— ſchen Waldregion, jeder Wirtſchafts-Kategorie und Betriebsweiſe auch ihren naturgemäßen Forſteinrichtungsrahmen zugeſtehen wird, innerhalb welchem die Aufgabe des Waldbaues nach örtlichen Geſetzen unbeengt gelöſt werden kann. In dieſer Hoffnung kann keine Chimäre liegen, wenn das täglich von Mund zu Mund klingende Wort: „alles wird durch die konkreten Ortlichkeits-Verhältniſſe bedingt“ nicht zur leeren Phraſe werden ſoll. Auch die Natur kocht nicht alles in ein- und demſelben Topfe! Man bilde große, den heutigen Marktverhältniſſen entſprechende Be— triebs- und Nutzungsgebiete, deren einzelne Teile unbeſchadet ihrer ſpe— ziellen Bewirtſchaftungsweiſe ſich gegenſeitig ergänzen. Man begnüge ſich vorerſt mit einem vorzüglich auf die gegenwärtig nutzbaren Vorräte be— gründeten ſummariſchen Nutzungsſatze, erfülle denſelben voll in Zeiten des hervortretenden Marktbegehres und behalte bei flauem Begehre das Holz im Walde zurück. Man erkenne damit an, daß eben auch die Rente des Waldes, wie die jedes anderen produzierenden Großgewerbes, keine gleich— förmig fließende ſein kann, und daß auch hier ein periodiſcher Wechſel naturgemäß beſtehen müſſe. Man emanzipiere ſich im großen Haushalte von der Aufgabe, ein normales Altersklaſſenverhältnis auch innerhalb jedes — 104 — kleineren Wirtſchaftsganzen herſtellen zu wollen, oder bringe demſelben wenigſtens keine die Geſamtproduktion beſchädigende Opfer; man räume jeder wirtſchaftlichen Eigenart die Bedingungen ihrer wirtſchaftlichen Exiſtenz ein, vermeide wenigſtens bindende Vorgriffe in nicht abſehbare Verhältniſſe der Zukunft, verzichte z. B. darauf, die Dauer des Verjüngungszeitraumes für alle in Angriff zu nehmenden Beſtände ſchon vor dem Verjüngungs- beginne, oder die Reihenfolge der zum Hiebe zu bringenden Beſtände von vornherein feſtſtellen zu wollen; man beſchränke letzteres höchſtens auf eine ſehr kurz zu bemeſſende Periode. Es iſt bekannt, daß die von Zeitabſchnitt zu Zeitabſchnitt übergehenden Nachhiebsmaſſen bei der natürlichen Schirm- verjüngung oft und auch heute noch für den Forſteinrichter ein unbequemes Objekt bilden; es iſt bekannt, wie ſchwer und unſicher ſie nach ihrer abſo— luten Größe zu faſſen, wie hinderlich ſie oft durch Fixierung auf ein be— ſtimmtes Abnutzungsſoll für den Verjüngungserfolg geworden, und daß darin vielfach der Beweggrund zu ſuchen iſt, entweder möglichſt raſch mit ihnen aufzuräumen oder die Vorverjüngung ganz preiszugeben. Aber man kann fragen, muß denn dieſes Nachhiebs- und Lichtſtands-Material abſolut als Übergangsmaſſe aufgefaßt werden, bildet es nicht vielmehr den eigent- lichen Haubarkeitsertrag des betreffenden Beſtandes, der erſt mit der Ab— nutzung des letzten Nachhiebsſtammes vom Schauplatze abtritt? Und hat es größere Gefahr, wenn die während der letztverfloſſenen 10 oder 20 oder 30 Jahren erſtandene junge Generation nun fofort mit einem 105 bis 30 jährigen Alter auf der Bildfläche erſcheint, als wenn, wie ſo oft, Tabellen und Karten von einem Jungholze ſprechen, von welchem im Walde noch kaum etwas zu ſehen iſt, während der alte Beſtand noch mit ſeiner Hauptmaſſe den Platz behauptet? Soll die Forſteinrichtung ſich nicht darauf beſchränken, die Ertrag— verhältniſſe zu erforſchen und feſtzuſtellen, ſondern ſoll ſie auch zur wirk— lichen Betriebseinrichtung werden, dann muß ſie nach meiner Überzeugung einem elaſtiſchen Kleide gleichen, das ſich nicht nur der örtlich und zeitlich wechſelnden Bedingungen des waldbaulichen Betriebes anſchmiegt, ſondern auch dem Wechſel der Nachfrage gerecht zu werden vermag, einem Wechſel, der von Jahr zu Jahr größer iſt, als von Periode zu Periode. Soll dieſes Kleid paſſen, dann müſſen die Maße dem Wald und ſeinen jeweiligen — 105 — Zuſtänden entnommen werden, und handelt es ſich um eine ganze Reihe von etwa in ein Nutzungsgebiet zuſammengefaßten Waldungen wirtſchaftlich verſchiedenen Charakters, ſo kann auch jeder verlangen, daß ihm ſein eigenes Kleid angemeſſen werde. Das Gegenteil führt zum widernatürlichen Nivellieren und das letztere zu Verluſten. Soll die Wirtſchaft individualiſieren, und das muß jede Miſchwuchs— wirtſchaft in engerem oder weiterem Sinne, dann muß ihr eine gute Be— triebseinrichtung in dieſer individualiſierenden Tendenz folgen. Beſchränkt ſich eine, im Intereſſe des Staatshaushaltes geforderte Forſteinrichtungs— Inſtruktion auf Feſtſtellung der allgemeinſten Normen zum Zwecke einer Übereinſtimmung in der Darſtellung der Ergebniſſe, gewährt fie dem Weſen der Sache die nötige Dehnbarkeit, dann ſind dem Waldbauer auch wieder die Wege zum Miſchwuchſe und zur naturgemäßen Mannigfaltigkeit der Beſtockung, wie ſie die horſt- und gruppenweiſe Schirmverjüngung erſtrebt, unbeſchränkt geöffnet. Man jagt, eine auch in das Detail der Waldbehandlung eingreifende Betriebseinrichtung werde durch die Kontrolle gefordert. Das mag, ſoweit es die ſpezielle Betriebskontrolle betrifft, bei gänzlichem Mangel tüchtiger Arbeitskräfte, ſeine Richtigkeit haben. Wo man dagegen über ein auf der vollen Höhe allgemeiner und techniſcher Bildung ſtehendes, in ſeiner Leiſtungs— fähigkeit erprobtes Perſonal verfügt, da überlaſſe man ihm wenigſtens die Wahl der Wege zur Erreichung des vorgeſteckten allgemeinen Wirtſchafts— zieles, durch die ihm gebotenen und nur von ihm vollgültig zu würdigenden Mittel. Die Pflege der Dienſt- und Arbeitsfreudigkeit und der bewußten Verantwortlichkeit wiegt bei einem tüchtigen Perſonal im Walde ſchwerer, als die beſte Kontrolle. Freilich, die Scholaſtik wird ſich nur ſchwer bequemen, ihre alten, mit vielem Scharfſinn aufgebauten Syſteme eingreifend zu modifizieren. Sie wird auf jo lange jeden Verſuch des Eingriffs in dieſelben zurück— weijen*) und wohl auch meinen im Vorbeigehen hier berührten Standpunkt, ) Ich erinnere an die Erfahrungen, welche Forſtmeiſter Tichy, ein von der beſten Abſicht beſeelter geiſtreicher Mann, mit ſeinen auf Vereinfachung der Forſt— einrichtung für Femelwaldungen gerichteten Beſtrebungen gemacht hat. — 106 — bis man zur Überzeugung gelangt ift, daß kein Zweig der forſtlichen Wirtſchaft einer durchgreifenderen Remedur bedarf, als die Forſteinrich— tung, daß hierzu das Material aus dem Walde ſelbſt zu entnehmen iſt, und daß eben ſchließlich die Forſteinrichtung doch nur des Waldes wegen da iſt, und nicht umgekehrt. Kann nun in den vorausgehend betrachteten Punkten ein ernſtliches Hindernis für eine ortsgerechte Anwendbarkeit der horſt- und gruppenweiſen Naturverjüngung nicht gefunden werden, ſo iſt es dagegen aber ſelbſt— verſtändlich, daß derſelben wie jeder andern Betriebsweiſe ihre natür— lichen Grenzen geſteckt ſein müſſen, die bald mehr bald weniger ſcharf gezogen ſind. Es bedarf vorerſt keines Beweiſes, daß die Horſtverjüngung nur unter der Vorausſetzung anwendbar ſein kann, wo überhaupt natürliche Samen— verjüngung möglich iſt. Wo man es mit überalten ſterilen Beſtänden zu thun hat, oder mit Höhenlagen, in welchen die Samenerzeu gung nur in langen Zwiſchenpauſen und ſpärlich erfolgt und eine übermäßig lange Dauer der Verjüngungsperiode erfordert würde, da hat horſtweiſer Betrieb keine Stätte mehr. Hier iſt zumeiſt das Feld des Femelwaldes. Ebenſowenig in Beſtänden und Waldungen, die, wenn auch reichlich fruktifizierend, der nötigen Keimbett-Beſchaffenheit ent— behren, — es ſei denn, daß ſie künſtlich herzuſtellen wäre. Zu jeder natürlichen Verjüngung gehört ein gepflegter Boden. Es iſt weit weniger ſeine mineraliſche Güte, welche hier entſcheidend iſt, als viel mehr die Humusverhältniſſe desſelben im höheren Alter der Beſtände. Hat der Boden infolge von Streunutzung jeden Humusgehalt verloren, iſt er hart und träge geworden, iſt er von Unkräutern oder ſtarkem Graswuchſe in Beſitz genommen, leidet er durch ſeine Lage und auch infolge ſeiner Zu— ſammenſetzung an extremer Näſſe u. ſ. w., dann kann nur ſelten auf einen Erfolg der natürlichen Verjüngung gerechnet werden. Es iſt aber aus— drücklich zu betonen, daß die Hintanhaltung derartig ungünſtiger Boden— verhältniſſe im Zeitpunkte der Verjüngung nicht in allen Fällen außerhalb der Macht der wirtſchaftlichen Maßnahmen liegt, — und daß die horſt— weiſe Verjüngung in einem beſtimmten Zeitpunkte immer nur Anſpruch PER, 1, ee an eine zerſtreutplatzweis vorhandene Bodenempfänglichkeit ſtellt und prin— zipiell ſich geduldet, bis auch an andern Stellen dieſer Bodenzuſtand ſich ergiebt. Was guter Wille und Verſtändnis für die Sache der Natur— verjüngung zu leiſten vermag, dafür liefert mancher, außerhalb der durch Streunutzung verpeſteten Bezirke, gelegene Staatswald in Bayern einen ſprechenden Beweis. Daß auf einen mineraliſch reichen Boden der Produktionserfolg über— haupt, und die Verjüngungs-Chance insbeſondere günſtiger iſt, als auf einem gering lehmigen Sandboden, iſt klar, — daß aber auch auf letzterem bei richtiger Pflege Naturverjüngung zuläſſig iſt, das beweiſen hunderte von Buchenhegen auf geringwertigem Bunt- und Quaderſand, und die oft in erheblichem Maße ſich einſtellenden Vorwuchspartien in Kiefernbeſtänden, ſelbſt auf den ärmſten Keuperſandböden. Bis zu welcher Tiefenſtufe des Bodenwertes indeſſen, immer eine angemeſſene Bodenpflege vorausgeſetzt, wenigſtens mit partieller Benutzung der horſtweiſen Verjüngung, herab— gegangen werden könne, das wage ich nicht im allgemeinen zu bezeichnen. Daß die Waldweide Hinderniſſe bereitet, daß bei großem Anſpruche der berechtigten und verhältnismäßig beſchränkten Weidebezirke jede Ver— jüngungsform, insbeſondere auch die horſtweiſe, leiden muß, iſt leicht zu ermeſſen. Indeſſen hängt die Zuläſſigkeit der letztern im gegebenen Falle ſtets von dem Maße der Beſchädigungsgefahr ab.“) Endlich iſt auch die Frage zu erörtern, ob dem horſtweiſen Be— triebe durch die Beſtands- und Holzart eine Schranke geſteckt ſei? Die größte Mehrzahl der mir bekannten Waldungen mit horſtweiſer Ver— jüngung ſind Miſchbeſtände von Fichten, Tannen und Buchen, oder Fichten und Tannen, oder Fichten und Buchen, oder reine Buchenbeſtände, oder es ſind die genannten Beſtandsarten mit größerer oder geringerer Zumiſchung der Kiefer, auch des Ahorn und der Eſche. In der Hauptſache ſind es ſohin Beſtände mit vollem oder doch vorherrſchendem Schattholz— charakter. Daß hierin nichts zufälliges liegen kann, iſt einleuchtend. Es erklärt ſich vielmehr leicht durch die den Schattholzbeſtänden zukommende größere Befähigung der Bodenpflege und durch den größeren Widerſtand Siehe auch meine Forſtbenutzung. 6. Aufl. S. 476 oben. — 108 — der Schattholz-Samenanflüge auch gegen ſtärkeren Schirmdruck. Sind deshalb auch die gemiſchten und reinen Beſtände mit mehr oder minder ausgeſprochenem Schattholzcharakter als jene zu bezeichnen, welche bis jetzt der Horſtwirtſchaft in erſter Linie zugänglich ſind, ſo möchte ich damit die Lichtholzbeſtände, — und es kann ſich bei den heutigen Waldſtands— verhältniſſen nur um Kiefernbeſtände handeln, — nicht als grundſätzlich ausgeſchloſſen bezeichnet haben. Die ſehr häufig zu machende Wahrnehmung, daß in älteren Kiefern- beſtänden auf beſſeren geſchonten Sandböden in den durch Windbruch, Aushieb von Schwammbäumen u. dergl. veranlaßten Beſtandslöchern ſich oft reichliche Anflüge bilden und in dichtem Schluſſe gedeihlich empor wachſen, legt die Vermutung nahe, daß unter jenen Vorausſetzungen, welche überhaupt die natürliche Verjüngung macht, und bei richtiger Vor⸗ wuchspflege auch bei der Kiefer die Horſtwirtſchaft teilweiſe möglich ſein könne. Einen weiteren Beleg hierfür bilden auch gewiſſe direkte Vorgänge in dieſer Richtung, insbeſondere möchte ich jene im Brucker Wald Forſt— amt Bodenwöhr (Bezirk von Regensburg) kurz berühren. Man hatte hier, zur künſtlichen Verjüngung der auf ſehr armem Keuperſandboden ſtockenden Kiefernbeſtände, im Verlaufe der vorausgegangenen 25—30 Jahre die mannigfaltigiten Anſtrengungen gemacht. Man bearbeitete die Kahlflächen in jeder Art, mit Hacke und Pflug, bis zu möglichſter Tiefe, man verſuchte den Lupinenbau mit Unterpflügen, man machte Voll- und Streifenſaaten, entfernte die Heide anfangs vollſtändig, ſpäter nur durch Abſchneiden über dem Boden, man pflanzte ſchwache und ſtärkere Pflanzen, — alles das aber mit nur ſehr geringem Erfolge, denn die vielfach nach— gebeſſerten Jungwüchſe gewähren höchſt klägliche, allerdings auch dem dürftigen Boden zuzumeſſende, Beſtandsbilder. In neuerer Zeit hat man nun den, ohne jede Boden verwundung, in den haubaren Orten ſich einſtellenden Vorwuchspartien ein größeres Augenmerk zugewendet, man geht in denſelben mit verſtändnisvollen horſtweiſen Nachhieben vor, arbeitet in langſamem Vorgehen auf Erweiterung derſelben hin und hat jetzt ſchon anſehnliche, mehr und mehr zuſammenſchließende Flächenteile durch natür— lichen Samenanflug in Beſtockung gebracht, die in ihrer heutigen Er— ſcheinung unvergleichbar mehr verſprechen, als alle benachbarten Pflanzungen. — 109 — Ganz beſonders erwähnenswert iſt die Erſcheinung, daß dieſe Verjüngungen von der auf faſt allen Kulturflächen in ſchlimmſter Weiſe hier grajfieren- den Schüttekrankheit bis jetzt vollſtändig befreit geblieben ſind, und daß auch der Rüſſelkäfer ferne bleibt. In anderen Teilen dieſes Waldbezirkes hat man daraufhin in der allerneueſten Zeit den Anfang mit der Löcher— wirtſchaft gemacht (Löchergröße etwa 6—8 Ar), von welcher man ſich ähnliche Erfolge verſpricht, wie an den erſtgenannten Orten. Auch ich möchte an letzteren nicht zweifeln, wenn dem Wirtſchafter die Möglichkeit zu langſamem Vorgehen geboten iſt. Ungeachtet dieſer und mancher anderen markanten Fingerzeige, bin ich dennoch weit entfernt, generelle Schlußfolgerungen bezüglich der Kiefern— beſtände daraus ziehen zu wollen. Weitere Erfahrungen werden vielleicht dazu berechtigen, einen Schritt weiter zu gehen. Wie dagegen auch die reinen Kiefernbeſtände auf geeignetem Boden durch Löcherhieb und vorgreifenden künſtlichen Einbau anderer Holzarten dem Horſtbetriebe und damit dem Miſchwuchſe zugeführt werden können, davon habe ich ſchon oben S. 62 und 64 kurz geſprochen, und daß durch die Verbindung dieſes Vorbaues mit Benutzung und Pflege der natürlich ſich ergebenden Kiefernſamenhorſte“) auf einfache und billige Weiſe dem vorgeſteckten Ziele näher gerückt werden kann, iſt eine ſich von ſelbſt aufzwingende Betrachtung. 4. Um Mißverſtändniſſen vorzubeugen, ſei hier noch der Modi— fikationen des horſtweiſen Betriebes und einiger Kombinationen kurz Erwähnung gethan, durch welche dieſer mit anderen Verjüngungsarten zum Zwecke der Beſtandsmiſchung in Verbindung treten kann. Es iſt bekannt, daß jedes prinzipielle Wirtſchaftsverfahren in ſeiner Anwendung vielfach Modifikationen zu erfahren hat, durch welche der Ausdruck der Normalität mehr oder weniger beſchränkt oder verdeckt wird. Das iſt auch bezüglich der horſtweiſen Verjüngung nicht anders. Eine komplette Aufzählung der hier vorkommenden Modifikationen iſt nicht möglich, aber einige derſelben möchte ich, ſoweit ſie durch die Beſtands— *) Giebt es doch auch im großen norddeutſchen Kiefernmeere zahlreiche Bezirke, z. B. in Weſtpreußen, wo ganze Beſtände unterflogen ſind! — 110 — beſchaffenheit und die Dauer des Verjüngungsprozeſſes veranlaßt find, beiſpielsweiſe kurz berühren. Der normale Gang der horſtweiſen Verjüngung kommt in der Aus- führung am ausgeprägteſten zum Ausdruck in vorherrſchend durch Schatt— hölzer gebildeten Miſchbeſtänden von etwa 90 — 120jährigem, auch höherem Alter, in welchen einige Altersdifferenz oder ſtammweiſe verſchiedene Stärfe- entwickelung und ein dem höheren Beſtandsalter gewöhnlich zugehöriger, platzweiſe wechſelnder Kronenſchluß vorhanden iſt. Es iſt der Zuſtand, in welchem wir die größte Mehrzahl unſerer heute in Abnutzung ſtehenden Altbeſtände finden. Iſt ein ſolcher Beſtand vereinzelt mit aus früheren Generationen herrührenden, zur alsbaldigen Nutzung beſtimmten Starf- holzſtämmen durchſtellt, ſo iſt das zu normalem Vorgehen nur förderlich. Bilden dagegen dieſe Starkholzſtämme die Hauptbeſtockung und kann deren raſche Abnutzung nicht länger verſchoben werden, iſt der Beſtand wegen hohen Alters ſtark gelockert und bereits reichlich mit Jungwuchs unterſtellt (wie z. B. in vielen alten Beſtänden des bayeriſchen Waldes), dann kann von einem horſtweiſen Verjüngungsverfahren nur mehr in untergeordnetem Maße die Rede ſein. Schon deshalb nicht, weil die Verjüngung ſchon gegeben iſt, und durch den Hiebsgang nicht ſyſtematiſch auf horſtweiſe Separierung der Holzarten und die erforderliche Altersdifferenzierung der Horte hingewirkt werden kann. Hier droht die Gefahr, daß der vor— handene Miſchwuchs verloren geht, wenn nicht wenigſtens durch ſcharf eingreifende Schlagpflege auf Herausbildung hinreichend großer reiner Horſte der verſchiedenen Holzarten hingearbeitet wird. Ich brauche nicht zu erwähnen, daß zwiſchen dieſen eben geſchilderten und den als normal bezeichneten Beſtandsverhältniſſen manche Zwiſchenſtufe vorhanden iſt, welche der vollen Anwendung des horſtweiſen Verjüngungsganges mehr oder weniger beſchränkend in den Weg tritt. Während es auf friſchem kräftigem Boden Grundſatz iſt, mit der Erweiterung der Horſte und deren Freihieb nur langſam zu ver— fahren, kann auf trockeneren Böden ein raſcheres Vorgehen angezeigt ſein. Der damit verbundene Verzicht auf größere Altersdifferenzierung bedingt dann aber auch, auf größere Horſtenbildung von vornherein hin- zuwirken. In dieſem Sinne ſind z. B. auch die in den Lärchen- und — 111 — Arvenwaldungen des Ober- Engadin gegenwärtig gebräuchlichen Löcherhiebe aufzufaſſen. Welche Bedeutung überhaupt das raſche oder langſame Verfahren im horſtweiſen Verjüngungsprozeſſe haben, und welche weſentlich modifizierenden Einflüſſe damit verbunden ſein müſſen, iſt leicht zu erkennen. Ich meine hier nicht die Verjüngungsprozedur des einzelnen Horſtes, ſondern jene des ganzen Beſtandes. Langſamer Vorgang der letzteren iſt die notwendige Vorausſetzung, um jene Alters unterſchiede zu gewinnen, durch welche, abgeſehen von horſtweiſer Sonderung, die Erhaltung der mit geringerer Wachstumsenergie ausgeſtatteten Holzarten geſichert iſt. Von einem lang— ſamen Vorgange iſt weiter der Gewinn an Lichtungszuwachs abhängig, und in ſehr vielen Fällen nicht minder der ganze Verjüngungs-Erfolg. Leider fehlt es hierzu häufig an der nötigen Geduld oder es iſt die Abſicht beſchleunigterer Abnutzung der oft im vollſten Lichtzuwachs ſtehenden Nach— hiebsmaſſen, welche Veranlaſſung zu raſcherem Verjüngungsgange iſt, und dadurch die Erreichung des grundſätzlichen Zieles der Horſtwirtſchaft be— ſchränken. Dadurch ergeben ſich dann Modifikationen, die den Ergebniſſen des ſchlagweiſen Betriebes mehr oder weniger ſich nähern. Das Gleiche iſt der Fall, wenn man alsbald nach dem Freihieb der Vorwuchshorſte und Gewinnung einiger weiterer Samenhorſte, zum beſchleunigten Abtrieb und zur Auspflanzung mit raſchwüchſigen Holzarten ſchreitet. Das führt wohl zum Miſchwuchſe, aber kaum zu ausdauerndem, denn wo z. B. die Fichte in anſehnlichem Maße vertreten iſt, iſt in ſolchem Falle für die Buchenhorſte keine Zukunft gegeben. Eine derartige Verbindung von natürlicher und künſtlicher Ver— jüngung iſt aber unerläßlich bei der Umwandlung reiner Beſtände in Miſchwuchs. Doch auch hier kann das Prinzip der Horſtwirtſchaft nur dann gewahrt ſein, wenn die vorgreifende natürliche Verjüngung oder künſt— liche Einbringung der langſamwüchſigen Holzarten mit ausreichend langer Zeitpauſe dem Platzgreifen der raſcherwüchſigen vorausgegangen iſt. Auch die Kombinierung von horſtweiſer und ſchlagweiſer Verjüngung kann in manchen Fällen durchaus gerechtfertigt ſein. Sei es, daß einzelne Beſtandsteile zum Miſchwuchſe ſich nicht eignen und ſchlagweiſe nur auf eine Holzart zu verjüngen ſind; ſei es, daß z. B. nach erzielter Be— n gründung einer ausreichenden Menge von vorwüchſigen Buchen- und Tannenhorſten man dem ergänzenden allgemeinen Anfluge der Fichte oder der Kiefer nun ohne Bedenken für die dauernde Erhaltung der erſteren überall Raum geben kann. Wo es ſich endlich um ſchlagweiſe natürliche Verjüngung in Saum⸗ ſchlägen oder um Randverjüngung in nahezu oder ganz reinen Beſtänden handelt, kann man durch vorgreifende horſtweiſe Einbringung von andern Holzarten in die Lücken und Löcher jener Teile des Beſtandes, welche erſt nach einer Reihe von Jahren vom Saumhiebe betroffen werden, auf Be— ſtandsmiſchung hinwirken. Iſt aber der zu verjüngende Beſtand ſchon ein z. B. aus Fichten und Buchen beſtehender Miſchbeſtand, und finden ſich in demſelben Buchen-Vorwuchshorſte, ſo kann durch deren Freihieb und durch eingreifende Maßnahme für deren Erweiterung und Bildung neuer Horſte einfach auf Gewinnung einer hinreichenden Menge von Buchenhorſte hingewirkt werden, um dieſelben dann zur Zeit, in welcher ſie von den vorrückenden Saumſchlägen getroffen werden, mehr oder weniger vorwüchſig in die allgemeine Beſamung einwachſen zu laſſen.“) Es iſt erſichtlich, daß ſich auch in dieſer Weiſe eine Verbindung der horſtweiſen mit der ſchlag— weiſen natürlichen Verjüngung ergiebt, und daß bei hinreichender Vor— wüchſigkeit der gewonnenen zur Einmiſchung beſtimmten Horſte, die gegen den Wind vorrückenden Saumſchläge zeitweiſe auf mehr oder weniger breite Streifen erweitert werden können, — wenn der Markt eine raſchere Ab- nutzung verlangen ſollte. Dabei ſoll aber ſtets der beſchränkenden Einflüſſe gedacht werden, welche ein raſcher Verjüngungsgang auf Lichtzuwachs und Miſchwuchsſicherung notwendig äußern muß. *) Siehe meinen Waldbau. 2. Aufl. S. 413. VII. Abſchnitt. Kunſt und Natur. Im zweiten Abſchnitt habe ich die Wandlungen zu ſchildern geſucht, die der Wald während der letztverfloſſenen Dezennien in den meiſten Gegenden Zentraleuropas erfahren hat, wie der letzte Anklang an die natürliche ererbte Verfaſſung des Waldes verloren ging, um auf ausge— dehnten Gebieten einer künſtlichen Schöpfung Platz zu machen. War an— fänglich und iſt auch heute noch hierzu in manchen Fällen gegründete Veranlaſſung geboten, ſo iſt nicht ſchwer nachzuweiſen, daß das treibende Motiv zu dieſen Wandlungen in einer möglichſt bequemen Steigerung des augenblicklichen Gewinnes zu ſuchen iſt. Einen dieſen Anforderungen entſprechend behandelten Wald beliebt man heute öfter als ſ. g. Wirt— ſchaftswald zu bezeichnen, und iſt zu betonen, daß hier der Begriff „wirtſchaftlich“ als ſynonym mit „möglichſt lukrativ“ aufzufaſſen iſt. Daß jeder Waldeigentümer nicht nur berechtigt, ſondern auch ver— pflichtet iſt, ſeinen Gewerbsgewinn nach Möglichkeit zu ſteigern, kann nie— mand bezweifeln, — aber nur innerhalb der gewiſſenhaft zu beobachtenden Nachhaltsgrenzen. Denn wo man ſich durch die letzteren nicht gebunden erachtet, da iſt die bloße Steigerung des aus dem Walde zu ziehenden Gewinnes eine ſehr einfache Sache, zu deren Verwirklichung es forſt— männiſcher Vermittelung nicht bedarf. Beweiſe hierfür liegen in manchem europäiſchen Waldgebiete reichlich zur Hand. Es fragt ſich ſohin nur, wo dieſe Grenze geſteckt iſt, welche nicht überſchritten werden darf, wenn eine auch für die n annähernd Gayer, Miſchwuchs. — 114 — gleichbleibende Nutznießung vom Walde hinreichend ſicher geſtellt wer— den ſoll? Man macht ſich die Beantwortung dieſer Frage leicht, wenn man ſagt, die quantitative Nutzung für eine beſtimmte Zeitperiode ſoll den während der letzteren zu erwartenden Zuwachs nicht überſteigen. Die ideale Auffaſſung unterſcheidet bekanntlich auch noch zwiſchen einem effek⸗ tiven und einem normalen nachhaltigen Ertrage. Abgeſehen davon, daß auch unter beſtimmten Vorausſetzungen heutzutage Niemand in der Lage ſich erachten wird, die zu gewärtigende Zuwachsgröße in einem weiteren Waldganzen mit Sicherheit feſtſtellen zu können, — liegen für die Wirt⸗ ſchaftstendenz des Waldeigentümers zwiſchen den Extremen, einer nackten Okkupation und einer überkonſervativen Nachhaltswirtſchaft, „jo unendlich viele Zwiſchenſtufen, und die Feſtſtellung der „richtigen“ Zwiſchenſtufe iſt durch Fixierung der allgemeinen Berechnungszeit noch ſo ſehr dem augen— blicklichen Ermeſſen überlaſſen, eine Menge von inneren und äußeren Fak⸗ toren, welche ſich auf die faktiſche quantitative Jahreserzeugung direkt oder indirekt äußern, können mit ſo verſchiedenem Gewichte in die Wagſchale gelegt werden, — daß eine Feſtſtellung der Grenze zwiſchen Gegenwart und Zukunft von dieſem Geſichtspunkte kaum jemals eine exakte Löſung erfahren kann. Unter Anhalt an die der Meſſung zugänglichen Größen und Fak⸗ toren beruht die Feſtſtellung der letzteren in der Hauptſache immer, wenn nicht auf Willkür, doch auf gutachtlicher Beurteilung und Anſchauung und beſonders auf den örtlich und zeitlich wechſelnden Verhältniſſen des Marktes und Verkehrs. Wer ſich vorurteilsfrei in der Wirklichkeit und in der wirt— ſchaftlichen Geſchichte vieler Waldungen umſchaut, der kann ſich dieſer Auf- faſſung nicht verſchließen. Es verſteht ſich indeſſen von ſelbſt, daß der Löſung dieſer Aufgabe, ſo weit eine ſolche möglich iſt, fortgeſetzt alles Intereſſe zu— gewendet bleiben muß, und heute vielleicht mehr als früher, denn man hat ſich im Laufe der Zeit dieſer „richtigen“ Grenze allem Anſcheine nach ſchon ſehr genähert, ja in manchem Haushalte dieſelbe ſchon unzweifelhaft überſchritten. Ein anderes Bewandtnis hat es dagegen mit der Frage, ob durch alleinige Beſchränkung auf die quantitative Nutzungsgröße der Begriff des Nach haltes hinreichend präziſiert und völlig erſchöpft iſt? Wenn man bedenkt, daß der Zukunft eine gleichbleibende Nutznießung — 115 — am Walde nur dann geſichert ſein kann, wenn ihr die Produktions— mittel möglichſt intakt hinterlaſſen werden, — eine Vorausſetzung, welche bei jedem Produktivgewerbe für deſſen nachhaltige Fortführung gemacht werden muß —, ſo kann es nicht zweifelhaft ſein, daß mit der bloßen quantitativen Nutzungsbeſchränkung der Gegenwart auf die augenblickliche Zuwachsgröße, der Zukunft nicht gedient ſein kann. Sie muß erwarten können, daß ihr das Handwerksgeräte in möglichſt arbeits- und produk— tionstüchtigem und in ſolchem Zuſtande hinterlaſſen werde, in welchem es auf uns gekommen iſt und wir uns desſelben bedient haben. Welche Rolle als Produktionsmittel die einer großen Veränderung zugänglichen Standortsfaktoren, beſonders die Bodenthätigkeit ſpielt, und wie ſchwer es für die jeweilige Generation iſt, jede nachteilige Beein— fluſſung derſelben abzuwenden, iſt allbekannt, und kann ich, was meinen Standpunkt bezüglich deren Pflege und Wahrung betrifft, füglich auf meinen Waldbau verweiſen. Zu den Produktionsmitteln gehört aber auch das im Walde ſtehende werbende Holzkapital, und zwar hier ganz vorzüglich ſeiner Qualität, d. h. ſeiner Verfaſſung nach. Kann auch in dieſer Hinſicht nicht von einer Auffaſſung die Rede ſein, nach welcher wir etwa verpflichtet ſein müßten, das Holzkapital genau in derſelben inneren Qualität zu hinterlaſſen, wie ſie für unſere heutige Produktion gedient hat, ſo ſind wir aber auch nicht berechtigt, dasſelbe in einer die künftige Produktion einſeitig beſchränkenden und extremen Verfaſſung und zwar in der Hauptſache aus egoiftiihen Gründen, der Zukunft zu übergeben. Dieſes um ſo weniger, wenn es uns für die Berechtigung einer willkürlichen Anderung der Kapitalsqualität an einer ſicherſtellenden Probe für den zukünftigen Erfolg vollkommen gebricht. Was würden die Kinder über die Manipulationen eines Vaters ſagen, der ſein ererbtes, in Grund und Boden, Häuſern, Hypotheken und gut fundierten Papieren angelegtes Vermögen wegen ſeines perſönlichen Vorteiles ſamt und ſonders, wenn auch im gleichen Nominalbetrage, in eine einzige zweifelhafte Wertform umwechſeln, etwa in ſerbiſcher Rente oder dergl. anlegen würde? Und dennoch läge in dieſem Vorgange noch lange keine ſo große Gefahr, als bei ähnlichem Beginnen im Walde, wo ein raſcher Tauſch und Wechſel, wie dort, eine Unmöglichkeit iſt. 8 ** — 116 — Die Mehrzahl der Waldungen in Zentraleuropa waren Mifch- waldungen; die menſchliche Kunſt hat an ihre Stelle reine Laub-, in vor⸗ herrſchendem Maße aber reine Nadelwälder geſetzt, und die neueſte Zeit erkannte in den allermeiſten Bezirken im Kiefern- und Fichten-Pflanz⸗ wald nahezu den Gipfel der forſtlichen Kunſt. Das Bemühen um Be- ſchränkung des Produktionsaufwandes mußte die Loſung „billige Kulturen um jeden Preis“ zur Tagesordnung machen, und ſo ſehr man auch be— ſtrebt war, die Kulturkoſten als eine für den Geſamt-Produktionsaufwand möglichſt verſchwindende Ziffer darzuſtellen, ſo konnte man ſich doch dem günſtigen Effekte nicht verſchließen, den eine Erſparnis an den alljährlich verausgabten Millionen, für eine anerkennende Würdigung der künſtlichen Aufforſtung, insbeſondere durch Pflanzkultur haben müſſe. Dadurch wurden beſonders auch die vielfach über die Grenze des Verſuches hinaus— greifenden weitſtändigen Pflanzungen veranlaßt, welche nicht blos auf das ſtärkere Pflanzenmaterial beſchränkt blieben. Was hat nun die Zukunft von dieſer ſo beliebt gewordenen Methode der Beſtandsverjüngung durch Pflanzung zu erwarten, und welches Betriebskapital übergeben wir unſeren Nachkommen in den während den letzten Jahrzehnten begründeten Beſtänden? Die Antwort darauf iſt teilweiſe ſchon im Vorausgehenden gegeben. Daß die künſtliche Verjüngung auf der Kahlfläche den Miſchwuchs faſt völlig aus dem Walde vertrieben hat, namentlich da, wo die Fichte als dominierende Holzart auftritt, daß in den geſchaffenen aus— gedehnten Nadelholzwäldern heute nahezu auch die letzten Reſte des Laubholzes verſchwunden ſind, und daß durch die ſchließliche äußerſte Beſchränkung unſeres Operationsmateriales auf die zwei einzigen Holzarten, Fichte und Kiefer, die Beachtung jenes allgemeinen Vege— tationsgeſetzes preisgegeben iſt, das überall eine Anpaſſung der Vege— tation an den Standort durch eine wechſelnde Mannigfaltig— keit der Gewächſe erkennen läßt, — das ſind unanfechtbare feſtſtehende Thatſachen. Durch dieſe äußerſte Beſchränkung der Waldvegetation auf die denkbar größte Einförmigkeit der inneren Verfaſſung haben wir aber auch die Zukunft gleichſam feſtgenagelt; denn ſie iſt wenigſtens auf mehrere — 117 — Jahrhunderte hinaus auf die Fortführung des ihr aufgedrungenen Nadel— holz⸗Programmes angewieſen, und wird es ihr überhaupt ſchwer werden, ſich von demſelben loszulöſen, wenn der Wechſel der Zeitverhältniſſe ihr einen ſolchen zum Gebote machen ſollte. Ich frage, haben wir dazu das Recht, und liegt hierin nicht ein folgeſchwerer Eingriff in das Nachhaltsprinzip? Ich weiß wohl, — der egoiſtiſche Standpunkt des augenblicklichen Vorteiles bezeichnet derartige ethiſche Verpflichtungen einfach als unpraktiſche Ideale, durch welche die Gegenwart in ihrem Kampfe ums Daſein ſich nicht gebunden erachten könne. Sind wir aber zu dieſer Anſchauung gelangt, dann fällt freilich neben vielem andern das ganze Gebäude einer rationellen Forſtwirtſchaft mit ſeinen geſetzlichen Beſtimm— ungen über den Nachhalt in ſich zuſammen, — denn dann läßt ſich auch die völlige Abnutzung des Waldes durch die Not des Tages rechtfertigen, — der Sprung dahin iſt kein großer. Italien, Südtirol, Spanien, die Levante ꝛc. haben dann allerdings ſchon vor Jahrhunderten die Waldbe— handlung am praktiſchſten betrieben. Welcher Zukunft unſere der Nachwelt überlaſſenen Nadelholzwälder vom Geſichtspunkte einer geſicherten Fortentwickelung, gegenüber den ſie bedrohenden äußeren Gefahren, entgegengehen, davon wurde ſchon im II. Abſchnitte geſprochen. Haben wir etwa auch in dieſer Hin— ſicht das Recht, der Nachwelt eine Erbſchaft zu hinterlaſſen, welche ihr, wie wir wohl wiſſen, einen unverhältnismäßigen Aufwand für Schutz und Pflege und eine fortgeſetzte Sorge für Erhaltung derſelben aufbürdet, — und zwar aus Gründen unſerer eigenen Bequemlichkeit? Ich ſagte oben, daß unſere Nadelholz-Pflanzbeſtände noch keine Probe für ihre zukünftige Leiſtungsfähigkeit abgelegt haben. Ein hin⸗ reichendes Maß von Sicherheit wäre doch in dieſer Hinſicht die in erſter Linie zu ſtellende Vorausſetzung, wenn wir uns für berechtigt erachten wollten, den ſichern Pfad langjähriger Erfahrung zu verlaſſen. Indeſſen, auf eine Sicherheit in dieſem Sinne kam es ja vielfach gar nicht an; wenn nur dieſe Fichten⸗ und Kieferpflanzungen durch mehr oder weniger freudigen Jugendwuchs unſere Kahlſchläge deckten, — die nach uns kommen, mögen dann ſehen, was daraus wird. Die Zeit, in welcher man das volle Fazit ziehen kann, iſt freilich heute noch nicht angebrochen. Finden — 118 — ſich auch da und dort vereinzelt kleine Nadelholzpflanzungsverſuche höheren Alters, ſo haben doch die älteſten der hier faſt allein entſcheidenden, auf großen Flächen ausgeführten Pflanzkulturen der Kiefer und Fichte erſt ein Alter von etwa 40 —50 Jahren erreicht. Aber auch in dieſem Alter ſind ſie ſchon lehrreich genug, und ſie bieten jetzt ſchon eine Fülle von Anhaltspunkten zur Beurteilung ihrer wahrſcheinlichen Zukunft. Die erſte, faſt allgemein wahrzunehmende Eigenſchaft unſerer jetzigen, in weiträumigem Verband begründeten Pflanzbeſtände iſt die, daß ſie erſt ſehr ſpät zur Ausſcheidung eines Nebenbeſtandes gelangen. Dies bezieht ſich indeſſen mehr auf die Fichten-, als auf die Kiefern Pflanzbeſtände. Da der Beſtand bloß durch wuchskräftige Individuen gebildet wird, und jeder Pflanze der volle Entwickelungsraum, je nach der Verbandweite auf eine mehr oder weniger weit hinausreichende Zeit, ge— boten iſt, jo muß der Beſtand in der Jugend notwendig des Nebenbeſtandes entbehren. „Es ſind lauter Herren und keine Knechte“ (Kickinger). Im günſtigen Falle erſt mit dem 25jährigen, in den meiſten Fällen aber erſt im 40- und 50jährigen Alter hat ſich durch das erreichte Kronengedränge ein zurückbleibender Nebenbeſtand gebildet, — aber auch dieſer iſt quanti- tativ von nur ſehr geringem Belange. Daß der Nebenbeſtand im allgemeinen eine nicht bedeutungsloſe Rolle im Beſtandsleben und wirtſchaftlichen Haushalte ſpielt, iſt allbekannt. Wie er ſich durch fein Übermaß in allzu dichten Saatbeſtänden und Voll— maſten, namentlich auf ſchwächerem Boden und bei den Schattholzarten für die Beſtandsentwickelung, als hinderlich erweiſt, — ſo hat ſein voll— ſtändiges Fehlen während der Jugendperiode noch größere Übelſtände im Gefolge. Denn es fehlt dann das wirkſamſte Mittel zur Schaft— reinigung, es fehlt eventuell das Erſatzmaterial für den Haupt— beſtand und es fallen zum größten Teile die Vorerträge aus. Und in der That, von Tag zu Tag mehren ſich aus den verſchiedenſten Gegenden die Klagen, daß die durch Pflanzung entſtandenen Fichtenſtangenhölzer keine Zwiſchennutzung gewähren, oder daß deren Ertrag verſchwindend ſei, gegen— über den aus natürlichen Verjüngungen erwachſenen Beſtänden ähnlichen Alters. Das iſt aber ein Entgang für die Gegenwart, die doch in unſerer Zeit im allgemeinen ſo ſehr auf raſchen Fruchtgenuß bedacht iſt. — 119 — Dazu kommt die geringe Qualität des wenigen in Pflanzbeſtänden als Vornutzung anfallenden Nutzſtangenmateriales. Durch die Erfahrungen beim Hopfenbau iſt feſtgeſtellt, daß Hopfenſtangen aus Beſtänden der natürlichen Verjüngung 6—10 Jahre auf derſelben Spitze ſtehen, und ſolche aus Pflanzbeſtänden kaum 2 Jahre. In welchem Maße ſich die größere Dauer, der ſchlanke aſtreine Wuchs ſolcher Stangen aus Naturverjüngungen im Verkaufspreiſe zu erkennen giebt, das hat man beſonders während der letztverfloſſenen Jahre mit günſtigen Hopfenpreiſen in den ſüddeutſchen Fichtengegenden reichlich erfahren. Aus einer Reihe mir bekannt gewordener Fälle greife ich nur einen als Belegſtück heraus. Man hat hier für das aus 20 —30jährigen natürlichen Verjüngungen gewonnene Hopfenſtangenmaterial bemerkenswert hohe Erlöſe erzielt, und zwar für das Hundert Nullſtangen 40 Mark, für Stangen I. Klaſſe 38 Mark, für ſolche II. Klaſſe 28,40 Mark, für Stangen III. Klaſſe 21,60 Mark und für Ausſchußſtangen 14,20 Mark. Auch wenn man den Feſtgehalt eines Hunderts Stangen im Durchſchnitt nur zu 0,75 Kubikmeter annimmt, ſo würde der Verkaufswert dieſer Zwiſchennutzungserträge pro Kubikmeter ſelbſt jenen des in 100 bis 120 jährigen Nadelholzbeſtänden anfallenden Stammholzes I. Klaſſe jogar noch überſteigen; da der letztere im betreffenden Walde auf 13 Mark ſteht! — Während in den Naturverjüngungen dieſe Zwiſchenuutzungserlöſe gemacht wurden, haben die benachbarten 38 —40jährigen Pflanzbeſtände nachweislich noch keine Nutzung geſtattet, da die einzelnen dort angefallenen dürren Stangen im Wege des Frevels entfernt wurden. Wenn auch hohe Stangenholzpreiſe nicht alljährlich ſich ergeben, ſo ſind ſolche auch nur periodiſch anfallenden Ergebniſſe dennoch ge— nügend, um derartige Ausfälle im dereinſtigen Geſamt-Ertrage der Pflanzbeſtände mit ihrem ganzen Gewichte zu erkennen. Allerdings kann man dagegen einwenden, daß dieſe Beſtände in ihren heutigen Altersſtufen übereinſtimmend auch einen höheren Geſamt-Maſſen— ertrag im Hauptbeſtande gewähren. Dem kann nicht widerſprochen werden. Aber vorerſt kann noch nicht nachgewieſen werden, daß dieſer höhere Maſſenertrag auch noch zur Zeit ihrer Haubarkeit vorhanden ſein wird (mancherlei Anzeigen laſſen dieſes ſehr be— — 120 — zweifeln; ! — letzteres aber auch vorausgeſetzt, jo kann heute ſchon mit größter Wahrſcheinlichkeit vorhergeſehen werden, daß dieſes Maſſenertrags⸗ Plus im Hauptbeſtande unſerer Pflanzbeſtände, durch die Vorerträge in den Naturverjüngungen (auch abgeſehen von den im höheren Alter ein- gelegten Lichtungshieben) mindeſtens gedeckt, durch Prolongation ihrer Geld— werte aber ſicher überſchritten wird. Und wenn man nun dieſen nebenbeſtandsloſen Pflanzbeſtänden bezüg⸗ lich der für die Zukunft zu erwartenden Nutzholz-Leiſtung näher tritt, ſo müßte, meines Erachtens, in den jetzt ſchon unzweifelhaft feſtgeſtellten wenig verſprechenden Thatſachen allein ſchon die dringende Mahnung liegen, die Nadelholz-Pflanzkultur, als grundſätzliche Begründungsmethode, ſehr zu beſchränken oder weſentlich zu modifizieren. Es iſt eine längſt von den Bau- und andern holzverarbeitenden Ge— werben erkannte und trotz aller Anzweiflung zu Recht beſtehende Thatſache, daß die beſten Nutzholzqualitäten beim Nadelholz in von Jugend auf gut geſchloſſenen, durch einen Nebenbeſtand gefüllten Beſtänden, insbeſondere im Femelwalde erwachſen, — und daß die von Jugend auf im unbeſchränkten Lichtgenuſſe und lockerem Schluß weiträumig erwachſenen Nadelholzſtämme nur geringe Qualität beſitzen. Dieſe Erfahrungen haben in neueſter Zeit auch ihre volle Beſtätigung durch die exakt-wiſſenſchaftlichen Forſchungen R. Hartig’s*) gefunden. Wir erzeugen alſo in unſeren Pflanzbeſtänden, wie unter andern auch ſchon v. Dücker“) hervorgehoben hat und jedem einleuchten muß, der ſich die Sache näher betrachtet, jedenfalls Holz von ſehr geringer Dichtigkeit, Feſtigkeit und Dauer, Holz, das der Händler und Arbeiter als „brauſch und grobfaſerig“ bezeichnet, niemals feine Schnittware liefern wird und höchſtens als Skart zu grober Schreinerware, zu Kiſten-, Sargbrettern u. dergl. Verwendung finden kann. Das Erwachſen im räumigen Stande von Jugend auf hat bekanntlich das Unterbleiben der Aſtreinigung in der untern Schafthälfte zur Folge. Der wertvollſte Teil des Schaftes bleibt für alle Zeit mit größeren und *) Das Holz der deutſchen Nadelbäume. S. 67. Berlin 1885. **) Danckelmann's Zeitſchr. 1884. S. 47. kleineren Aſten durchſetzt, die ſelbſtredend den Wert des Holzes zur Schnitt— und Spaltware-Verwendung, ja ſelbſt zu gewöhnlichen Zwecken, wie z. B. zur Verſchleifung für Papierſtoff-Bereitung ꝛc. empfindlich herabſetzen. Dieſer räumige Stand bedingt weiter eine, durch unverhältnismäßige An— ſchwellung des unterſten Schaftteiles veranlaßte, oft erhebliche Abholzig— keit der Schäfte, und bei der Fichte, welche bei üppigem Wuchs auf gutem Boden jo ſehr zur Zwieſelbildung inkliniert, häufig eine Abnormität der innern und äußern Schaftbildung, die vorzüglich die dominie— renden Individuen betrifft und darin beſteht, daß der ſchwächere Gipfeltrieb in den ſtärkeren Seitentrieb einwächſt, von letzterem mitſamt der Rinde ſpäter völlig umſchloſſen wird, und dadurch dem Schaft auch in ſeiner äußern Form eine gewiſſermaßen bajonettförmige abſätzige Figur verleiht. Es iſt nicht ſelten, daß ſich dieſe Erſcheinung 6 und 10 mal übereinander an demſelben Schafte wiederholt, und iſt es klar, daß durch dieſe Abnor— mitäten, welche häuſig zur Fäulnis führen, jede Nutzholzverwendung voll— ſtändig ausgeſchloſſen bleibt.“) Daß endlich raſch und porös und mit inneren Schäden erwachſene Nadelholzbeſtände nur eine geringe Widerſtandskraft gegen die Zerſtörungen der Pilze, hier gegen Rotfäule beſitzen, iſt nicht außer acht zu laſſen. Auch in dieſer Hinſicht liegen zahlreiche ſprechende Belege vor.“) Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch in den weiträumigen Pflanzbeſtänden früher oder ſpäter die Zeit des Gipfelgedränges und das Bedürfnis der Durchforſtung kommt. Wer ſich mit dieſer letzteren Aufgabe befaßt hat, der weiß, wie ſchwierig hier eine Durchforſtung auszuführen iſt, wo ein ausgeſprochener Nebenbeſtand fehlt. Man beſchränkt ſich dann auf Frei— hieb und Loslöſung der entſchieden dominierenden Exemplare von ihren nächſten, oft faſt ebenbürtigen Nachbarn, und ſelten geht es ohne tüch— tige Löcher ab. Dieſen dominierenden Stangen iſt nun die Möglich— keit verſtärkter Zunahme geboten, fie erfahren ſehr bald eine anſehnliche Kronenverſtärkung nach Höhe und Breite, und ſie ſind es dann aber auch, *) Das Nähere in einer demnächſt erſcheinenden Publikation von E. Gras- mann im Baur'ſchen Zentralblatte. ) Siehe unter anderem: Böhm. Vereinsſchrift 1882, 3. Hft., S. 93. — 122 — welche mit ihrem brauſchen Holz bei eintretender Schneeauflagerung am erſten dem Gipfelbruche unterliegen. Wo man aber nicht oder nur ſehr ſpät durchforſten kann, da kann vom Zeitpunkte des erreichten Gipfelgedränges an von einer erheblichen Zuwachsverſtärkung, gegenüber den durch natürliche Verjüngung entſtandenen Beſtänden, kaum die Rede ſein, denn es machen ſich dann hier wie dort gleichmäßig die Wirkungen des gedrängten Kronenſchluſſes geltend. Damit erklären ſich die ſchon mehrfach gemachten Wahrnehmungen und Behaup⸗ tungen,) daß der Vorſprung der Pflanzbeſtände bezüglich der Maſſen⸗ produktion nur bis zum etwa 40 jährigen Alter aushalte. Die Pflanzbeſtände haben, den Naturverjüngungen gegenüber, un⸗ zweifelhaft den Vorteil einer raſcheren Entwickelung während der erſten Lebenshälfte voraus, — aber auf Koſten der Holzgüte und der Widerſtands kraft gegen äußere Gefahren, insbeſondere gegen Pilze und Schneebruch. Was kann nun von ſolchen Beſtänden für eine dereinſtige Lieferung an Starknutzhölzern erwartet werden? Man kann hierauf allerdings und ſcheinbar mit gutem Rechte erwidern: wenn wir noch nicht wiſſen, ob dieſelben überhaupt Nutzholz in erheblichem Prozent- ſatze liefern, ſo iſt die Frage nach Starknutzholz erſt recht ausgeſchloſſen. Ich ſage ſcheinbar, — denn wenn wir uns zu einem beſtimmten Wirt⸗ ſchaftsprogramm berechtigt erachten wollen, dann müſſen wir ſelbſtverſtänd⸗ lich mit demſelben auch ein beſtimmtes Wirtſchaftsziel verbinden, für deſſen Verwirklichung wenigſtens ein hohes Maß von Wahrſcheinlichkeit beſtehen muß. Jedes Ausweichen von dieſer, meines Bedünkens einfachen, Logik, muß auf die Stärke und Berechtigung des Programms ein bedenkliches Licht werfen. Aber man weiß ſich zu helfen; man ſagt, man braucht in der Zukunft kein Starkholz (über 30 — 35 em Bruſthöhenſtärke) mehr, die Nachfrage geht ſchon heute vorzüglich auf die mittleren und ge— ringen Stärkedimenſionen. Wenn man ſich aber näher nach dem Urſprunge dieſer Behauptungen umſchaut, jo gelangt man zur auffallenden Wahr- nehmung, daß dieſelben vorzüglich in Bezirken ihre Quelle haben, wo man ) Beſonders im Harze; ſiehe die letztjährigen Verhandlungen d. Harzer Forft- vereins. überhaupt keine oder nur ſehr wenig Starkhölzer mehr hat. In andern Gegenden, z. B. in den Staatsforſten Bayerns, Preußens, Badens, des Elſaß ꝛc., macht man an den meiſten Orten die geradewegs entgegengeſetzte Beobachtung, und ich kenne manchen Bezirk, wo gegenwärtig faſt nur Starkholz abſetzbar iſt. Wenn man jene unfehlbar zu gewärtigende Zeit— periode präokkupieren wollte, in welcher ſich unſere Nachkommen einer ge— waltigen Überproduktion von Kiefern- und Fichtenholz geringer und mittlerer Stärkedimenſionen gegenüberſtehen werden, — ſo müßte ſchon dadurch die beſſere Überzeugung für den künftigen Wert des Starknutzholzes ihre be— gründete Stütze finden. Die Starkholzproduktion gehört alſo wohl noch zu unſerem Wirt— ſchaftsprogramme, und man darf wohl nach den Vorkehrungen, welche dasſelbe hierzu getroffen hat, und wenigſtens nach deren möglichen und wahrſcheinlichen Leiſtung fragen, da kann nun aber, nach meiner Über— zeugung, das Prognoſtikon für die Pflanzbeſtände nicht leicht ein günſtiges ſein. Wenn ich auch von dem der Erfahrung entnommenen Standpunkte abſehe, nach welchem für die Zucht der wertvollen Starkhölzer der gleich— förmig erwachſende Beſtand im allgemeinen weniger geeignet iſt, als der ungleichmäßige, — ſo iſt die auf dieſes Ziel gerichtete Gewährſchaft ſchon durch die geringe allgemeine Widerſtandskraft und Ausdauer der Pflanz- beſtände eine beſchränkte. Es wäre wenigſtens eine Ausnahme von dem allgemeinen bei allen Organismen zutreffenden Naturgeſetze, wenn ſchon von früheſter Jugend auf forciert gemäſtete Beſtände die gleiche Lebens— energie im höheren Alter beſitzen ſollten, wie Beſtände, deren Hauptent— wickelung in das Alter der vollen Mannesſtärke fällt. Es iſt das um ſo weniger zu erwarten, wenn beim Mangel eines füllenden Nebenbeſtandes und bei ſtarken Durchforſtungen gar ein Rückgang der Bodenthätigkeit zu beſorgen iſt. Man täuſche ſich nicht! wertvolle Starkhölzer, wie wir ſie heute als letzte Reſte früherer Generationen unſeren Waldungen entnehmen, werden in den Kahlſchlagbeſtänden der meiſten Standorte ohne unver— hältnismäßige Opfer ſchwerlich erzogen werden, ja! es erſcheint mir für manchen Pflanzbeſtand fraglich, ob er es überhaupt über das Stangen— holzalter hinausbringen werde! Was haben wir nun von der Nutzholz-Leiſtung der Pflanzbeſtände zu — 124 — erwarten? Möglicherweiſe, aber nicht zugegeben, höhere Material- erträge und in kürzerer Zeit eine Minorität von mittelſtarken Schäften, — dagegen geringe Holzqualität mit wenig Widerſtandskraft, ein mit Aſten durchſetztes krumm- und grobfajeriges, zu jeder beſſeren Nugholzverwendung wenig brauchbares Holz und ſehr geringe Ausſicht auf Produktion des nötigen Stark— holzes. Ja! noch mehr; — ich kenne manchen Pflanzbejtand von Fichten und Kiefern, der den unwiderſtehlichen Eindruck macht und hinter— läßt, daß er in der Hauptſache lediglich zu Brennholz erwachſen werde. Das Programm der Schnellwuchswirtſchaft durch Kahlſchlagpflanzung trägt die Deviſe „viel und ſchlecht“ auf ſeinem Schilde. Durch die in neuerer Zeit faſt allgemein zur Geltung gekommene Überzeugung von den Übelſtänden, welche mit großen Kahlſchlägen ver— bunden ſind, ſah man ſich veranlaßt, Verbeſſerungen inſofern eintreten zu laſſen, als man die Kahlſchläge in ihrer Ausdehnung beſchränkte und auf kleine oft nur wenige Hektare umfaſſende Schläge zurückging. Um in die dadurch bedingte Vervielfältigung der Angriffspunkte einen ange: meſſenen Wechſel, eine größere Beweglichkeit der Wirtſchaft und eine gewiſſe Ordnung zu bringen, dann aber auch im Intereſſe der Bodenpflege und, wenn es ſich um Fichtenbeſtockung handelt, um der Sturmgefahr vorzu— beugen, gelangte man zum Prinzip der Wirtſchaft in Hiebszügen. Man bahnte in einer Reihe zuſammenhängender, nach ihrer Situation ꝛc. gleichſam zu einem kleineren Wirtſchaftsganzen zuſammengefaßter Beſtände eine zweckmäßige Ordnung in der Aneinanderreihung der Altersſtufen an, und zwar durch einen fortgeſetzt auf dieſes Ziel gerichteten Hiebsplan. Da nun, auf ſo lange dieſes Ziel nicht erreicht iſt, mancherlei Inkon— venienzen ſich ergeben müſſen, ſo ſucht man denſelben durch vorübergehende Hilfen, — durch Hiebsverzögerungen, Hiebsvorgriffe, Looshiebe, Wind- mäntel, Randverſtärkungen überhaupt ꝛc. — nach Möglichkeit vorzubeugen. Wie viel in dieſer Richtung und mit ſyſtematiſchem Vorgehen in einzelnen Gegenden und beſonders in Sachſen geleiſtet wurde, iſt bekannt. Daß damit für die Nadelholzwirtſchaft, der früheren grundſatzloſen Kahlſchlagwirtſchaft gegenüber, Verbeſſerungen erzielt werden können, iſt — 125 — unbezweifelt. Inſoweit aber die Wiederaufforſtung der auch reduzierten Kahlſchläge durch Pflanzung in räumigem Verbande erfolgt, kann auch dieſen Kleinbeſtänden eine andere, als die oben bezeichnete Zukunftsprognoſe nicht geſtellt werden. Denn die kleinen Kahl— ſchläge unterſcheiden ſich in dieſer Hinſicht kaum von den großen. Wenn nun aber die Urſache aller für die Zukunft durch die Pflanz— kultur zu erwartenden Übelſtände in einer etwa zu großen Verband— weite zu ſuchen wäre, ſo müßte durch Zurückgehen auf engeren Verband Abhilfe geſchaffen werden können. Sehe ich von den in verſchiedenen Gegenden üblichen, mitunter auch ſehr erheblichen, Verbandweiten ab, ſo kann man wohl eine ſolche von 1,20 — 1,40 m als die im großen Durchſchnitt vorzüglich im Gebrauche ſtehende bezeichnen. Wollte man nun auf eine Verbandweite von etwa 0,80 m zurückgehen, ſo würden ſich die Kulturkoſten mehr als verdoppeln, und eine einfache mit möglichſter Sparſamkeit ausgeführte Nadelholzpflanzung, welche bei 1,20 m Quadrat- verband auf etwa 40 Mark per Hektar ohne die Nachbeſſerungen zu ſtehen kommt, würde dann nicht wohl unter 100 Mark per Hektar auszuführen ſein. Aber welche geringe Ausſicht auf eine ſo erhebliche Steigerung der Kulturkoſten in einem Programm beſteht, deſſen Tendenz auf möglichſte Abminderung der Wiederbeſtellungskoſten gerichtet ſein muß, daß bedarf kaum einer Ausführung. Liegt doch in der Kulturkoſtenziffer der wundeſte Fleck des ſ. g. Wirtſchaftswaldes, und wie hat man ſich doch ſchon bemüht, dieſe Ziffer faktiſch und ſcheinbar zu verkleinern und in ihrem kalkulatoriſchen Gewichte als höchſt unſchuldig erſcheinen zu laſſen! Ab— geſehen von der Zurückhaltung, mit der man öfters die thatſächlich erlaufenen Koſten beſpricht, wenn fie, auch durch wohlbegründete Urſachen veranlaßt, über das übliche Niveau ſteigen; abgeſehen von den in ſehr vielen Fällen nötigen, oft höchſt anſehnlichen und ſelbſt bis zum 10- und 12jährigen Alter der Kultur fortgeſetzten Nachbeſſerungskoſten, die gewöhnlich nicht auf dem Konto der betr. Kultur erſcheinen; und abgeſehen von den Be— mühungen um Abſtellung eines ungerechtfertigten Kulturluxus, im vollen Sinne dieſes Wortes, und der Vermeidung enger Pflanzung ꝛc., — ver— ſchleiert man nicht ſelten die Koſtenziffer durch deren Repartition auf den geſamten Forſtgrund, oder durch das Zuſammenwerfen derſelben mit Bu andern Meliorationskoſten, oder durch eine geſchickte Rechnungsmanipulation, wodurch man die Kulturkoſtenziffer für eine gewiſſe Zeitferne gleichſam faſt zum Verduften zu bringen vermag, oder man ſchreibt dem Kulturkoſtenkonto die ſich ergebenden Nebennutzungserlöſe aus Gras, Streu, Weidenutzung ꝛc. zu Gunſten, oder man baut Kartoffeln, Gerſte, Hafer ꝛc. auf den Kultur⸗ flächen, oder treibt Handel mit Wald- und Zierpflanzen, und ſetzt den Erlös von den Kulturkoſten ab u. ſ. w. Aus allem dem geht deutlich genug die Tendenz hervor, die Ziffer für den Kulturaufwand möglichſt zu reduzieren, oder die ſchwache Seite des auf ſ. g. wirtſchaftlicher Grundlage baſierten Programmes möglichſt zu verdecken. Man kann es in der That nicht leugnen, daß unſere Kulturkoſten einen beläſtigen— den Faktor in der Produktionsrechnung bilden, und gegen früher im großen Durchſchnitte in manchmal erſchreckendem Maße gewachſen ſind. Iſt mir doch mancher Revierbezirk bekannt, in welchem die früheren Kultur⸗ kredite für die regulären Schlagaufforſtungen von 60 und 100 fl. per Jahr allmählich auf 2000 Mark und mehr gewachſen ſind, und kann man doch auf Fälle hinweiſen, in welchen z. B. für Eichenpflanzungen auf den Morgen 164, in anderen 195 und in einem dritten Falle ſelbſt 395 Mark, alſo auf die Hektare das je faſt Vierfache dieſer Beträge an Kulturkoſten erwachſen find”), — oder auf Fichtenpflanzungen, welche mit den Nach— beſſerungen auf 352,6 Mark pro Hektar zu ſtehen kommen!) u. ſ. w.! Könnte man ſich nicht ſchon allein von dieſem Geſichtspunkte aus verſucht fühlen, dieſe finanzwirtſchaftlich als ſo wertvoll erachtete Betriebsweiſe, als eine der teuerſten Methoden der Wirtſchaftsführung zu betrachten? Aber wenn man ſich auch zu einer engeren Pflanzweite, etwa zu einer ſolchen von 0,80 m, entſchließen könnte, ſo wäre damit nur ein geringer Effekt für eine geſichertere Gewinnung von wertvollem Nutzholze erzielt. Das erhellt ſchon aus der Betrachtung, daß auch bei der genannten Pflanzweite noch nicht jene Beſtandsverfaſſung für das Jugendwachstum erzielt wird, wie ſie in guten Naturverjüngungen gegeben iſt. Es erhellt aber auch aus den intereſſanten direkten Verſuchen, welche man über *) Schleſ. Vereinsſchrift 1880. S. 67. **) Bericht der X. Verſ. deutſcher Forſtwirte. S. 191. — 127 — Höhenwuchs und Maſſenertrag 20 jähriger Pflanzbeſtände in Sachſen an— geſtellt hat,) und welche ergaben, daß wohl die mit beſagtem Alter erreichte Höhe der Pflanzbeſtände und ebenſo deren Maſſenvorrat anſehnlich größer iſt, als in gleichalten Saatbeſtänden, (übereinſtimmend mit den Ergebniſſen an faſt allen anderen Orten), — weiter aber, daß bei den Pflanzbeſtänden zwiſchen einer Verbandsweite von 0,85 und 1,42 m ein erheblicher Unterſchied im Maſſen vorrat nicht beſteht. Wenn aber die Maſſen keinen weſentlichen Unterſchied zeigen, dann kann auch, durch Herabgehen der Verbandweite auf 0,80 oder 0,85 m, folgerichtig kein erheblicher Unterſchied in der Holzqualität beſtehen. Doch, ſelbſt auch angenommen, es ſeien dieſe Verſuchsreſultate zu bezweifeln, und wir könnten durch hinreichend enge Pflanzung die Übelſtände der Pflanzkultur paralyſieren, — wer wollte wohl die Verantwortung einer Steigerung des Kulturkoſtenbedarfs auf das doppelte oder dreifache ihrer jetzigen Höhe verantworten? Da läge es doch immer noch viel näher, zu dem naturgemäßeren Kulturverfahren der Saat zu greifen. Obwohl die Erfolge der Nadelholzſaat abgeſchloſſen vor uns liegen, denn in ſehr vielen Orten bewegen ſich ja heute die Hiebe in haubaren Saatbeſtänden, und die Qualitäts-Ergebniſſe hier immer befriedigender find als jene, welche wir von den Pflanzbeſtänden zu gewärtigen haben, ſo ſtehen wir doch auch mit den Saatbeſtänden noch auf dem Boden der Kahl— ſchlagwirtſchaft. Abgeſehen von den bekannten anderweitigen Folgen dieſer Wirtſchaftsmethode, beſchränken wir uns mit denſelben auf den Anbau reiner Nadelholzbeſtände, auf einen Wald, dem jeder Holzartenwechſel, dem auch das geringſte Maß einer Altersdifferenzierung, dem jede Mannig— faltigkeit und innere Gliederung fehlt, — auf einen Wald, welcher der Zukunft wohl eine einſeitige Überproduktion, aber kein Starkholz und keine Nutzungs⸗Mannichfaltigkeit in Ausſicht ſtellt, eine Waldvegetation, für welche unſere Nachkommen uns nur wenig Dank wiſſen können. Die Kahlſchlagwirtſchaft mit ihren Nadelholz-Pflanzungen und Saaten iſt als ſouveräne Wirtſchaftsmethode eine Verſündigung gegen das *) Tharander Jahrb. 32. Bd. S. 1. ya = Nachhalts-Prinzip, denn mit ihren Ergebniſſen ſchaffen und hinterlaſſen wir der Zukunft ein total verändertes und ſeinem innern Werte nach wenigſtens höchſt zweifelhaftes Betriebskapital. Ich ſage als ſouveräne Wirtſchaftsmethode, — denn ich habe wohl kaum die mißverſtändliche Unterſtellung zu beſorgen, als jet der Kahlſchlag für alle Fälle zu ver- werfen, und als gäbe es nicht viele Verhältniſſe, unter welchen der Fünft- liche Nadelholzanbau auch ſelbſt im reinen Beſtande als gerechtfertigt zu betrachten iſt. Aber als allgemeines Programm für den. g. Wirtſchaftswald beſtreite ich ihm aus den im vorausgehenden ent— wickelten Gründen die Berechtigung. Es muß im Gegenteil unſere Auf— gabe ſein, uns mit allen Kräften von dieſem Wirtſchaftsprinzip loszu— ringen, von einem Prinzip, das allerdings, wie kein anderes, einer be— quemen Nutzung, Betriebshandhabung und Kontrolle verführeriſche Brücken ſchlägt und hierdurch eine mächtige Zugkraft für nackte Abnutzung des Waldes beſitzt, — dem aber die Hauptelemente einer naturgeſetzlichen und ſtaatswirtſchaftlichen Baſis fehlen, und das dadurch dem Walde über— haupt wie ſeinem wirtſchaftlichen Werte eine bedenkliche Zukunft bereitet. Der künſtlichen Kahlſchlagverjüngung ſteht der reine Naturwald diagonal gegenüber. Er iſt das Produkt eines vieltauſendjährigen natür⸗ lichen Anpaſſungs-Prozeſſes an die Exiſtenzbedingungen des Waldes, der hier keinerlei andern Zwecken, als ſich ſelbſt zu dienen hat. Der Nutzungs⸗ zweck ſteht urſprünglich nicht in ſeinem Programme; wo aber die Menſch— heit ſich dieſen Naturwald zu Nutzzwecken in einer Weiſe dienſtbar gemacht hat, durch welche ſeine naturgemäßen Exiſtenzbedingungen die geringſt⸗ mögliche Beeinträchtigung erfahren, da ſpricht man vom Plenter- oder Femelbetrieb. Während ſich die Kahlſchlagwirtſchaft von der Natur vollſtändig los⸗ gelöſt hat, und ſich vermißt, dieſelbe nicht nur durch menſchliche Kunſt erſetzen, ſondern es auch beſſer machen zu können, und ſohin die auf dieſem Wege erzeugten Schöpfungen mit Recht den Namen Kunſtwald be— anſpruchen dürfen, — erwartet der Femelwald bezüglich feines Produktions- vorganges alles von der Natur. Die Produktion im künſtlichen Walde beanſprucht ein erhebliches Geldkapital, im Femelwalde wird ſie gratis beſorgt; dort aber iſt die Verjüngung des Waldes von der Nutzung völlig — unabhängig und letztere hat örtlich und zeitlich volle freie Hand; hier iſt die Nutzung zeitlich und örtlich enge an die Verjüngung gebunden und von den Forderungen der letzteren abhängig. — Die Nutzung im Femel— walde iſt ſohin von Beſchränkungen begleitet, ſie kann ſich nicht frei be— wegen wie dort, ſie iſt, wenigſtens in der Ebene, unbequemer, als bei der flächenweiſen Radikalnutzung im Kahlſchlagbetriebe, und je mehr das Prinzip möglichſt geſteigerter lukrativer Abnutzung des Waldes Betonung bei der Forſtwirtſchaft findet, deſto weniger iſt zur Erfüllung deſſelben der Femel— wald geeignet. Die Kahlſchlagwirtſchaft gefährdet die Intereſſen der Zu kunft, die Femelwirtſchaft gewährt in dieſer Beziehung die größte Garantie, denn keine Betriebsform vermag die Produktionskräfte des Waldes in gleich voll— kommener Weiſe zu konſervieren, aber ſie beſchränkt das Intereſſe der Gegenwart durch die Unbequemlichfeit der Nutzung. Dieſe polaren Gegenſätze ohne Einbuße von der einen oder andern Seite zu vereinigen, iſt ein Ding der Unmöglichkeit. Aber auf halbem Wege können ſich beide begegnen und zwar in Formen, die bald mehr den Charakter der Kahl— ſchlagform mit ihrem geſchloſſenen Flächenbetriebe und raſch ſich voll— ziehender Beſtandsgründung, — bald mehr den Charakter des Femelwaldes mit ſeinem über größere Flächen ſich ausdehnendem Betriebe und ſeiner nur allmählich und ſtetig ſich vollziehender Walderneuerung an ſich tragen. Und wenn wir uns auf ſolch halbem Wege umſchauen, — begegnen wir nicht einer ganzen Reihe von thatſächlich vorhandenen Kompromißformen? Gehören hierher nicht die Wirtſchaft in kleinen nach Hiebszügen ſich verteilenden Kahlſchlägen, — die Saumſchlagform mit künſtlicher Ver— jüngung, — die zweialterige durch künſtlichen Unterbau vermittelte oder im Lichtungsbetriebe behandelte Hochwaldform, — die Überhaltform, — der gleichalterige durch ſchlagweiſe Naturverjüngung entſtandene Hoch— wald, — die Saumſchlagform mit natürlicher Randverjüngung, — die Femelſchlagform mit horſt⸗ und gruppenweiſer Verjüngung, — und die femelartige Hochwaldform?*) Und wie ſehr erweitert ſich die Zahl dieſer Zwiſchenformen durch die nach den verſchiedenſten Richtungen bewirkten *) Siehe meinen Waldbau. S. 142. Gayer, Miſchwuchs. 9 — 130 — Modifikationen dieſer typiſchen Formen und durch die von denſelben ein— gegangenen Kombinationen! In welchem Sinne ſind nun aber dieſe verſchiedenen, zwiſchen dem Kunſt⸗ und Naturwalde liegenden Betriebsformen aufzufaſſen? Viele er⸗ kennen darin nichts als eine chaotiſche Verwirrung, einen Gährungsprozeß, ſie ſuchen nach dem ruhenden Punkte im kreiſenden Wirbel der heutigen Meinungsverſchiedenheiten, ſie erwarten den Meſſias in Form einer für alle Verhältniſſe anwendbaren und unfehlbaren General-Waldform, d. h. das Programm für den ſowohl der Gegenwart wie der Zukunft gerechten Wirtſchaftswald. Andere ſtehen auf einem minder hoffnungsreichen und idealen Standpunkte, ſie beſchränken ſich auf ihre engeren heimatlichen Kreiſe, oder ſie erkennen nur ihr eigenes Arbeits- oder Gedankenprodukt als das richtige an, und der eine oder andere erblickt auch mit einem gewiſſen Divi— nationsvermögen deſſen Ausbreitung über die ganze Erde; wieder andere ſind Opportuniſten, fie folgen der Zeitſtrömung, oder fie ſtehen auf dem Stand—⸗ punkte des sic volo, sie jubeo. Noch andere, und fie bilden wohl die größere Menge, huldigen dem Grundſatze „Alles am rechten Ort“; ſie geſtehen jeder Betriebs- und Beſtandsform im gegebenen Falle ihre Berechtigung zu. Und ſollten denn dieſe mannigfachen Betriebsweiſen etwas rein zu— fälliges oder a priori erdachtes fein? Sollten fie nicht vielmehr den all— gemeinen Ausdruck bilden für die beſſere Erkenntnis der in ihren Exiſtenz— bedingungen und Erſcheinungen ſo überaus wechſelnden und mannigfaltigen Waldesnatur? Eine Erkenntnis, in der ich den fachwiſſenſchaftlichen Fortſchritt in weit höherem Grade erblicke, als in tauſend anderen Dingen. Mit dieſer Erkenntnis ſtehen wir wenigſtens auf dem richtigen Boden der Naturgeſetze. Man vergegenwärtige ſich doch die zahlloſen Stufen im Wechſel unſerer Produktionsfaktoren, alle die Einflüſſe der geographiſchen Breite, der abſoluten Höhe, des örtlichen Klimas, der örtlichen Regenhöhe, der Bodenzuſtände, der Holzart an ſich und mit Bezug auf ihre Lebensenergie unter den beſtimmenden Einflüſſen dieſer Faktoren; man gedenke der ſo tief eingreifenden Wirkungen, welche durch den Beſitzſtand, durch Berechtigungen und durch andere menſch— liche Eingriffe und Behinderungen veranlaßt werden; man würdige die Bedeutung, welche der allgemeine und techniſche Bildungsgrad des Wirt— — — 131 — ſchafters, ſeine Arbeitsfreudigkeit, ſeine Liebe zur Sache und ſelbſt feine individuelle Neigung auf die Waldbehandlung haben; man vergegenwärtige ſich die für das unbefangene Auge in ſo endloſer Mannigfaltigkeit auf— tretenden wechſelvollen thatſächlichen Waldbilder nur innerhalb der zentral— europäiſchen Länder nach ihrer geographiſchen Situation, ihrer Tieflands— und orographiſchen Entwickelnng u. ſ. w. Wer kann ſich da vermeſſen, ein allgemeines Rezept, eine allgemein anwendbare Methode der Wald— behandlung konſtruieren zu wollen, ohne die fundamentalſten Geſetze der Waldesnatur über den Haufen zu werfen, und die Waldvegetation zu einer Einförmigkeit zu führen, die weder im Weſen des Waldes begründet iſt, noch vom ſtaats- und finanzwirtſchaftlichen Standpunkte jemals zum Segen gereichen kann? Nur in unſerem Hinarbeiten auf eine den Verhältniſſen entſprechende Vielheit und Mannigfaltigkeit der Formen erkenne ich allein die richtige und praktiſche Erfaſſung unſerer wirtſchaftlichen Aufgabe, in dem Streben nach Unifikation liegt das Unheil für den Wald. Es giebt größere Be— zirke, in welchen die einſchlägigen, nach inneren und äußeren Verhältniſſen oft ſehr differenten Reviere unter dasſelbe Wirtſchaftsgeſetz geſtellt ſind, und andere, in welchen durch oft weitgehende Modifikationen desſelben allen, durch die Standorts-, Berechtigungs-, Abſatzverhältniſſe u. ſ. w. bedingten Verſchiedenheiten volle Rechnung getragen wird. Wo hier die höhere Stufe wirtſchaftlichen Verſtändniſſes zu ſuchen ſei, braucht nicht geſagt zu werden. Aber auch innerhalb desſelben Revieres, ja ſelbſt inner— halb derſelben Holzart wird eine tüchtige Wirtſchaftsleitung dem ſich mani— feſtierenden Bedürfniſſe des Wechſels keine Behinderung in den Weg legen, wenn dieſe äußeren Verhältniſſe es fordern. So könnte ich z. B. mit Leichtigkeit nachweiſen, daß in den Nadelholz- und Fichtenbezirken Südbayerns die Wirtſchaft in ſechs weſentlich verſchiedenen Betriebsformen zu finden iſt; anderwärts kennt man nur die Kahlſchlagkultur und erachtet dieſelbe als die einzig mögliche Methode für dieſe Holzart. Adaptieren wir den Wald dieſem Wechſel der äußeren und inneren Exiſtenzbedingungen, geſtatten wir ihm die Möglichkeit einer naturgemäßen Mannigfaltigkeit nach Entſtehung und innerer Verfaſſung, dann wird jeder Wald nach ſeiner Art und nach ſeinem Vermögen zur Befriedigung der 9 * a menschlichen Nutzungsanſprüche feine Schuldigkeit thun. Vom allgemeinen Geſetze der Mannigfaltigkeit, das wir durch die ganze Stufenleiter der organiſchen Welt, — vom Menſchen bis hinab zum einzelligen Spaltpilze — gewahren, kann und darf der Wald keine Ausnahme machen, wenn er ſeinem ganzen Weſen nach nicht die empfindlichſten Störungen erfahren und für dauerhaften Miſchwuchs zugänglich ſein ſoll. Wenn die Gegenwart ihren vollen Anteil an den Erzeugniſſen des Waldes beanſprucht und zur Nutzung zieht, ſo erwächſt ihr auch die Pflicht, das werbende Kapital in einem Zuſtande zu hinterlaſſen, welcher der Zu— kunft eine möglichſt gleichwertige Fortführung der Wirtſchaft geſtattet. Das iſt der wohl kaum anfechtbare Grundſatz, von welchem ich im vor— ausgehenden ausging, und der zur Folgerung führt, daß uns zu deſſen Verwirklichung allerdings gewiſſe Opfer nicht erſpart bleiben können. Die letzteren beziehen ſich in ihrem Zuſammenwirken auf möglichſte Beſchränkung der Kahlſchlagwirtſchaft und des mit ihr verbundenen Prinzips künſtlicher ſchlagweiſer Beſtandsgründung. Daraus folgt weiter die Aufgabe einer ſteigenden Zuwendung zur natürlichen Verjüngung der Be— ſtän de, ſoweit dieſelbe nur irgend zuläſſig und möglich iſt. Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig beurteile, ſo gewinnt dieſe Rückſtrömung that⸗ ſächlich bei ſehr vielen Forſtwirten der Gegenwart mehr und mehr Geltung, und ich verzweifle nicht an der Hoffnung, daß dieſe Strömung auch dort noch zum Durchbruche gelangen werde, wo man ihr den Weg bisher glaubte verlegen zu müſſen. In dieſer Hoffnung werde ich vorzüglich beſtärkt durch die Überzeugung, daß — abgeſehen von den bekannten Ein⸗ flüſſen der Kahlſchlaͤgwirtſchaft auf die Thätigkeit und den nachhaltigen Beſtand des Bodenkapitals — die im vorausgehenden beſonders betonten Momente von Jahr zu Jahr dringender an unſer forſtmänniſches Gewiſſen pochen und uns zu deren geſteigerter Beachtung mahnen werden. Ich wieder- hole dieſe kritiſchen Momente zum Schluſſe hier nochmals in kurzen Worten. Das erſte betrifft den Koſtenpunkt. Das auf Abminderung der Produktionskoſten gerichtete Beſtreben iſt ſicher ein nur zu billigendes Vorgehen, inſoweit dadurch Quantität und Qualität der Produktion nicht gefährdet erſcheint. Daß die für den Kulturbetrieb heute alljährlich auf- — 133 — gewendeten thatſächlichen Koſten eine höchſt beträchtliche Ziffer umfaſſen, iſt nicht zu beſtreiten. Wenn die natürliche Verjüngung in vielen Fällen der künſtlichen Ergänzung, namentlich wo es ſich um Miſchwuchs handelt, auch nicht ganz entbehren kann, ſo wird doch der größere Teil der heute verausgabten Kulturkoſten durch ſie entbehrlich und wenigſtens die Hälfte könnte erſpart werden, ſoweit es ſich nicht um Neuauf— forſtungen handelt. Der zweite Punkt betrifft die Nutzholzqualität bei den Nadel— hölzern. In Vorausſicht des zukünftigen Bedarfs iſt heute ſchon unſer Wirtſchaftsziel vorwiegend auf Produktion von Nutzholz in ausreichender Menge gerichtet. Mit letzterer allein kann der Zukunft nicht gedient ſein, wie in jedem andern reellen Produktionsgeſchäfte muß auch unſer Augen— merk vorzüglich auf die Erzeugung guter Qualitäten gerichtet ſein; denn unwertes Holz erzeugt der Wald ohnehin ſchon genug und dem heute ſchon faſt mit Sicherheit vorauszuſehenden Konkurrenzkampfe der Nadelholzmärkte werden nur gute Qualitäten namentlich für Schnittholzware gewachſen ſein. Wer ſich in der Hoffnung wiegt, die Qualität ſei von untergeord— netem Gewichte, oder die Meinung hegt, die Maſſe könne die Güte er— ſetzen oder finanziell aufwiegen, dem empfehle ich eine aufmerkſame Ver— folgung der großen Holzmärkte, die Beachtung der aus den Gewerbs- und Holzhandelsblättern fortgeſetzt zu entnehmenden Berichte über die heute ſchon immer vernehmlicher ſich äußernden Nachfragen nach guter, fein— drähtiger, aſtreiner Ware. Die durch Kahlſchlag- insbeſondere durch Pflanzkultur erzeugten Nadelholzbeſtände geben keine Gewähr für eine Nutzholzqualität, wie ſie von den Gewerben beanſprucht wird, und wie ſie bisher aus den durch Naturverjüngung entſtandenen Beſtänden bezogen wurde. Wir werden mit ſehr großer Wahrſcheinlichkeit in den meiſten Pflanzbeſtänden mehr Brennholz als Nutzholz erziehen. Das Beſtreben der heutigen Wirtſchaft endlich, nach möglichſter Wiedergewinnung des Miſchwuchſes in unſeren Waldungen, kann als vollauf berechtigt wohl keinem Widerſpruch unterliegen. Wir wollen damit eine größere Mannichfaltigkeit von Holzarten dem Walde ſichern, und da— durch unſeren Beſtänden eine größere Widerſtandskraft, beſſere Geſundheits— verhältniſſe und einen nachhaltig höheren Wert beſchaffen. Die Kahl— — 134 — ſchlagwirtſchaft führt zu dieſem Ziele entſchieden nicht; denn ſie iſt es zum größten Teile, welche allen Miſchwuchs aus dem Walde vertrieben und reine Beſtände an ſeine Stelle geſetzt hat. Die natürliche Verjüngung dagegen hat in den Waldbeſtänden, welche dem gegenwärtigen Jahrhundert und teilweiſe noch der Jetztzeit zur Ab- nutzung gedient haben, die ſichere Probe abgelegt, nicht nur für die Pro- duktion wertvoller Nutzholzqualitäten verſchiedener Art und Stärke, ſondern auch für den Miſchwuchs. Und wenn auch zwiſchen den ein- zelnen Methoden der natürlichen Verjüngungen bezüglich der Miſchwuchs⸗ verfaffung Unterſchiede beſtehen, jo kann doch nicht überſehen werden, daß die Naturverjüngung überhaupt die hierzu zu ſtellenden Vorausſetzungen in unvergleichlich höherem Maße erfüllt, als jede der ſeither geübten Me⸗ thode der künſtlichen Aufforſtung. Daß die großen Vorteile, welche dem Walde und der Zukunft durch die Naturverjüngung zu gute kommen, für die Gegenwart Opfer erheiſchen, kann nicht in Abrede geſtellt werden. Aber ſie ſind nicht ſo ſchwer— wiegend, als daß wir ſie nicht zu tragen vermöchten. Sie beziehen ſich einesteils auf die Holzausbringung, andernteils betreffen ſie die Leiſtung des Wirtſchaftsbeamten. Bei der langſam und auf größeren Flächen ſich vollziehenden Natur- verjüngung iſt ſelbſtverſtändlich das Rücken und Zuſammenbringen der Hiebsergebniſſe beſchwerlicher, als bei der konzentrierten Kahl⸗ ſchlagnutzung; die größere Beſchwerlichleit bedingt erhöhten Aufwand und dieſer muß ſich den Produktionskoſten zuſchlagen. Der Vorteil der Kahl— ſchlagnutzung iſt in der Ebene ein höherer als im Gebirge, namentlich wenn in Zukunft die Schienenwege bis in das Herz der dann wahr- ſcheinlich auch möglichſt ausgedehnten Gehaue führen. Im Gebirge wird die Ausbringung bis zu den Wegen, in die Thäler oder an die Waſſer— ſtraßen zum großen Teile wenigſtens immer die Handarbeit des Rückens nötig machen, auch wenn Waldbahnen zur Anwendung kommen. Im Berglande beſteht ſohin, bei letzterer Vorausſetzung, kein weſentlicher Unter— ſchied für Holzausbringung zwiſchen dem Kahlſchlag- und dem natürlichen Verjüngungs-Verfahren, wohl aber in der Ebene, wo das Herausſchaffen der Hiebsergebniſſe bis zum nächſten Geſtelle oder Wege bei der Natur- verjüngung allerdings unvermeidlich iſt. Daß es übrigens mit der ſ. g. Zerſplitterung der Hiebe nicht jenes ſchlimme Bewandtnis hat, wie man ſie der Naturverjüngung gerne andichtet, das iſt jedem bekannt, der mit der Sache vertraut iſt. Will man bei der Kahlſchlagwirtſchaft nicht wieder auf große Hiebsflächen zurückgehen, dann muß auch hier eine Ver— vielfältigung der Hiebsorte eintreten, und wird es fraglich, ob dann nicht eine größere Zerſplitterung platzgreift, als bei der Naturverjüngung, — denn auch bei der letzteren wird in zuſammenhängenden Schlägen gearbeitet, die (namentlich bei der horſtweiſen Verjüngung) weit größer ſein dürfen, als die zerſplitterten Kleinflächen des Kahlhiebsverfahrens. Es iſt ſohin das mit der Naturverjüngung verbundene Opfer in dieſer Richtung kein großes, und den damit erzielten, für die ganze Waldbehand- lung ſo ſchwerwiegenden Vortheilen gegenüber gewiß leicht zu tragen, wenn im übrigen das Mögliche für anderweite Transport-Erleichterung geſchehen iſt. Dieſes kleine Opfer aber muß jede Wirtſchaft tragen, wenn es ihr um eine nachhaltig-rationelle Pflege des Waldes überhaupt zu thun iſt. Das andere Opfer hat der Wirtſchaftsbeamte perſönlich zu bringen. Indem ich mich bezüglich der an ſein techniſches Sachverſtändnis zu ſtellenden Anſprüche auf das in meinem Waldbau Geſagte beziehe,“ möchte ich hier des weiteren nur einen beſonderen Punkt berühren. Er betrifft die Eigenſchaft der Geduld und Beharrlichkeit. Auf dem Gebiete der Kahlwirtſchaft findet die Übung dieſer für den Forſtmann ſo überaus wertvollen Tugend keinerlei Pflege. Die Wandlungen vollziehen ſich raſch und unvermittelt, die eine Generation tritt vom Schauplatze ab, die nächſte ſoll ihr unverweilt auf dem Fuße folgen, — ein Fortpflanzungsakt, wie er im Naturhaushalte, ſowohl in der Tier- noch der Pflanzenwelt, freilich ohne Beiſpiel iſt. Der mit natürlicher Verjüngung arbeitende Forſtmann erwächſt im Dienſte der Geduld, und er weiß, daß er mit dieſem wohl— feilen Arbeitswerkzeug zehnmal mehr erreicht, als der andere, welcher mit Säcken voll Kulturgelder der Natur Gewalt anthut. Er weiß, daß ihn die Natur niemals verläßt, wenn ihr die Wege zur Arbeit richtig gebahnt ) Zweite Aufl. S. 173. — 136 — ſind; auch er kennt die Wahrheit des „time is money,“ aber nach ſeinem Sinne, und er weiß, daß ſein Ziel um ſo ſicherer und vollkommener erreicht wird, und daß die Natur um ſo fleißiger für ihn arbeitet, je lang- ſamer er die naturgerechten Pfade wandelt. Freilich, in einer ſo raſchlebigen nervös erregten Zeitperiode, wie in der Gegenwart, in einer Zeit, in welcher man für jeden unternommenen Schritt ſofort den Thaler auf der Hand ſehen will, iſt die Aneignung der Geduld und der Selbſtüberwindung für den Ungewohnten ein wahres Opfer. Dieſes Opfer aber muß der natürlichen Verjüngung gebracht werden; in⸗ deſſen iſt es nicht allzuſchwer, wenn man bedenken will, mit welcher Zähig⸗ keit oft auch der Kahlſchlagmann 10 und 15 Jahre hindurch ſich mit ſeinen Kulturen herumzuplagen hat, bis ſie nur einigermaßen befriedigen. Die hier geübte Ausdauer trägt freilich oft mehr den Charakter verdroſſener Ungeduld, als ruhiger erfolgbewußter Geduld. Daß die forſtliche Tugend der Geduld und des Abwartenkönnens individuell iſt, und daß überdies die Erzeugungskraft des Bodens, die Waldſtandsverhältniſſe, ererbte Gewohnheit, autoritative Einflüſſe u. ſ. w. dabei eine große Rolle ſpielen, ſcheint zweifellos zu ſein. Soviel iſt aber gewiß, daß ſie in einzelnen Gegenden in ihrer ſegensreichen Beziehung zur Waldwirtſchaft weit mehr zu Tage tritt, als in anderen; es ſind die Gegenden, in welchen die Naturverjüngung mehr oder weniger an der Tagesordnung geblieben iſt und ihre beſten Erfolge erreicht. Dieſe Gegenden ſind mehr in Süd- und Weſtdeutſchland, als im Norden und Oſten zu finden, und ich glaube in dieſer Beziehung mit Sicherheit be— haupten zu können, daß die zur Naturbeſamung fortgeſetzt in Verjüngung ſtehende Fläche in keinem Lande größer iſt, als in Bayern. Nicht allein in den Waldungen des Staates — Laub- wie Nadelwald — hat ſich mit dem Bewußtſein für den Wert auch das Verſtändnis und die Geduld für die natürliche Verjüngung in ausgedehntem Maße erhalten, ſondern auch der Private kann in dieſem Sinne Reſultate aufweiſen, die manchem Staats⸗ forſtwirt ſtaunende Verwunderung abnötigen könnten. Dem Umſtande der Naturverjüngung ſchreibe ich in erſter Linie die hier in vielen Bezirken noch vorhandene große Mannigfaltigkeit und Frohwüchſigkeit im Be— ſtockungs- und Formcharakter der Beſtände zu, — nicht nur in den großen 1 Laubholz⸗ und Miſchholz-Gebieten der Rheinpfalz und Frankens, ſondern auch in den ober- und niederbayeriſchen Nadelholzbezirken. Daß damit aber für eine fortſchreitende Erweiterung des Miſchwuchſes günſtigere Chancen gegeben ſind, als in den auf die extremſte Einförmigkeit großer gleichförmiger Beſtände reduzierten Waldungen, iſt klar. Ich nannte Bayern beiſpielsweiſe und in erſter Linie; es iſt bekannt, daß auch noch andere Länder im deutſchen Reiche im gegebenen Sinne berechtigt ſind, ſich demſelben bis zu einem gewiſſen Maße anzuſchließen. Damit aber iſt gleichzeitig geſagt, daß die beſprochenen Opfer nicht nur gebracht werden können, ſondern auch im Bewußtſein einer guten Sache thatſäch— lich gebracht werden. Wie im großen Strome des heutigen Völkerlebens und in jedem ein⸗ zelnen Zweig der wirtſchaftlichen Thätigkeit, jo hat auch heute im Walde ein Drängen und Treiben, Haſten und Streben, ein Suchen und Probieren platzgegriffen, wie nie zuvor. Auch der Wald ſoll hinter den Errungen— ſchaften unſeres, Zeit und Raum überwindenden Jahrhunderts nicht zurück— bleiben. Er ſoll nicht nur mehr leiſten, er ſoll auch ſchneller und beſſeres produzieren, als er es im Dienſte der „alternden“ Natur gethan hat. Er ſoll aus dem Banne dieſer alten Werkmeiſterin deshalb losgelöſt, von ihren Brüſten geriſſen und der Künſtlerhand des Menſchen, die es ja in allem ſo herrlich weit gebracht, zu beſſerem Wirken übergeben werden. Neuen Geſetzen und andern Produktions-Maximen ſoll er ſich fügen, — Geſetzen, die es freilich überſehen, daß in der Harmonie aller im Walde wirkenden Kräfte das Rätſel der Produktion liegt, daß wir durch eigennützige Steigerung ein er Kraftwirkung alle andern herabſtimmen und ihr harmo— niſches Zuſammenwirken ſtören müſſen, und daß erfahrungsgemäß bei jeder Gütererzeugung mit einer quantitativen Produktionsforcierung ein Sinken der Qualität verknüpft iſt; — Geſetze, welche vergeſſen, daß wir keine einzige dieſer Produktionskräfte durch die Kunſt erſetzen und keine neue Kraft zuführen können, daß uns nur die Möglichkeit gegeben iſt, das uns örtlich Gebotene zu ſammeln, zu erhalten und zu nachhaltiger Thätigkeit zu nutzen, — und daß, ſelbſt wenn wir neue Kräfte zuführen könnten, wir an eine jede weitere Steigerung des Produktions-Aufwandes nicht — 138 — denken dürfen, ohne die Rentabilität in Frage zu ſtellen oder im Kampfe mit der Surrogaten-Erzeugung unterzugehen. Liegt in einem derartigen Drängen und Streben nicht eine Über— ſtürzung? Wollen wir damit nicht mit dem Walde über den Wald hinaus? Überſtürzter Fortſchritt führt auch im Walde zur Reaktion, und, fo verdrießlich auch dieſes Wort klingen mag, wir müſſen ein gutes Stück rückwärts bremſen, bis dahin, wo wir wieder mit der Natur und ihren erprobten Produktionsgeſetzen Fühlung bekommen. Hier, im engen Bunde mit der Natur, liegt unſer Arbeitsfeld für Praxis und Wiſſenſchaft, auf dem wir uns mit beruhigter Sicherheit bewegen können, und von dem aus ein auf den Geſetzen des Nachhaltes ruhender Fortſchritt anzubahnen iſt. Erkennen wir an, daß die Natur ſchließlich doch unſere beſte Lehrmeiſterin iſt, und daß wir uns nicht auf Wegen bewegen dürfen, die allzuweit von ihren Bahnen abliegen, dann werden wir unſer Programm ſtets in erſter Linie auf die Arbeit der Natur und erſt in zweiter Linie auf die menſchliche Leiſtungskraft begründen. Beſchränken wir unſere egoiſtiſche Benutzungsweiſe des Waldes nur bis zu jenem Maße, bei welchem es uns möglich wird, die Vorausſetzungen zur Selbſtverjüngung des Waldes zu erfüllen, ſo wird uns die Natur niemals ganz im Stiche laſſen, und unſere ergänzende Hilfe durch die Kunſt hat ſich dann auch eines doppelt geſicherten Gedeihens zu erfreuen. Wo freilich alle Vorausſetzungen zur natürlichen Verjüngung des Waldes fehlen, wo wir es mit Neuaufforſtungen, ſterilen Alt— beſtänden, den geringſten jeder Humus beimiſchung baren, extremer Streunutzung unterliegenden oder mit verſumpften, völlig vergraften und ähnlichen Böden zu thun haben, da hat die Naturverjüngung ſelbſtverſtändlich ihr Feld vorerſt verloren, da muß zu künſtlicher Hilfe gegriffen, da muß geſäet und gepflanzt werden. VIII. Abſchnitt. Zuſammenfaſſung. In den vorausgehenden Abſchnitten habe ich eine Reihe von Ergeb— niſſen geſammelt, Thatſachen und Gedanken der Betrachtung unterſtellt, die alle mehr oder weniger mit dem Thema des Miſchwuchſes in Be— ziehung ſtehen. Ich wollte mir damit gleichſam den Boden nach allen Richtungen vorbereiten und alle bezüglichen Momente zur Sprache bringen, um mir die ſchließliche Zuſammenfaſſung der allgemeinen Grundſätze einer naturgemäßen Miſchwuchswirtſchaft möglichſt zu erleichtern und zu verein— fachen. Man wird dieſes Verfahren gerechtfertigt finden, wenn man er— wägt, daß der Schritt, aus der einfachen Beſtandwirtſchaft in die Miſch— wirtſchaft die Erledigung mancher Vorfrage und eine weit eingehendere Würdigung der wirkenden Faktoren und der gemachten Erfahrungen er— heiſcht als im reinen Wuchſe, und daß die Grundſätze der Miſchwuchs— wirtſchaft nicht etwa als ein auf das Syſtem des reinen Beſtandswuchſes aufzuſetzendes weiteres Stockwerk betrachtet werden können, ſondern ex fundamento zu konſtruieren ſind, wenn ſie in der Anwendung nicht ein vergängliches Flickwerk ſein ſollen. Im Waldbau iſt der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen; und in potenziertem Maße muß das beim Miſchwuchſe der Fall ſein, denn es handelt ſich hier nicht bloß um die Würdigung eines Standortes vom allgemeinen Geſichtspunkte des Gedeihens einer konkreten Holzart, ſondern in der Regel um ein Urteil über das Maß der durch den Standort bedingten Wachstums-Energie in den verſchiedenen Phaſen ihrer Entwickelung. Ich erinnere in dieſer Beziehung z. B. nur — 140 — an die großen Unterſchiede, welche die Buche bezüglich ihrer Lebensenergie auf den verſchiedenen Standorten gewahren läßt, — hier das nicht zu verdrängende Unkraut, dort ein lebensmüdes Gewächs ohne alle Wider- ſtandskraft. Beim Miſchwuchſe handelt es ſich eben ſtets um die Be— ziehungen von Holzart zu Holzart, und bei dieſer Gegenſeitigkeit muß offenbar die ſtandörtliche Wuchskraft eine große Rolle ſpielen. Nach ſeiner waldbaulichen Bedeutung muß der Standort, als In— begriff aller Wachstumsfaktoren, von doppeltem Geſichtspunkte aufgefaßt werden, — einmal vom Geſichtspunkte des weiteren natürlichen Ver— breitungsgebietes, und innerhalb desſelben dann von jenem der ört— lich-begrenzten Standortsbeſchaffenheit und deren größeren oder geringeren Wechſel. Was das erſtere betrifft, jo iſt es wohl bekannt, daß ſich für Zentral- Europa die horizontalen Verbreitungsgebiete der meiſten einheimiſchen Holz— arten im großen und ganzen nahezu decken, daß aber die Grenzen derſelben durchaus nicht zuſammenfallen und daß innerhalb derſelben ſehr verſchiedene klimatiſche Zentren guten oder ſchlechten Gedeihens beſtehen. Es wäre ſohin eine naturgemäße Forderung, daß hierauf bei der Wahl der Holzart zum Zwecke des Miſchwuchſes vor allem Rückſicht genommen würde. Es wäre ſohin gewiß angezeigt, daß man z. B. der Eiche nur jene guten und beſten klimatiſchen Bezirke zuweiſt, die ihren Wärme-Anforderungen unzweifelhaft entſprechen, in allen übrigen aber dieſe Holzart völlig aus dem betreffenden Holzarten-Regiſter ſtreicht; — und wie viele Tauſende ſchon wurden durch Mißachtung dieſer fundamentalſten Vorausſetzungen umſonſt vergeudet! Ebenſo iſt es mir für die zu erwartenden Erfolge zweifelhaft, ob es zuläſſig iſt, z. B. die Fichte zum Zwecke anſehnlicher Beheimatung in jene milden und warmen Bezirke zu verpflanzen, welche außerhalb ihres ſpontanen Verbreitungsgebietes liegen, und bezüglich ihrer allgemeinen Vegetationsverhältniſſe ſo ſehr mit dem heimatlichen Stand— orte der Fichte kontraſtieren. Die mißlichen Erfahrungen, welche man an vielen dem Schnee- und Duftbruche ausgeſetzten Hochlagen mit dem Im— port der Kiefer gemacht hat, mögen als weiteres Beiſpiel gelten. Alles das aber unter der Vorausſetzung, daß es ſich bei Eiche, Fichte und Kiefer um die Heranzucht tüchtigen wertvollen Nutzholzes handelt. — 141 — Anderſeits giebt es bekanntlich Holzarten, welchen in horizontaler und vertikaler Verbreitung ein ſehr ausgedehntes Gebiet zugemeſſen iſt, und bezüglich deren Wahl zum Miſchwuchſe jene Beengung nicht beſteht, wenn der ſpezielle Standort ihre Exiſtenz geſichert erſcheinen läßt. Dahin zähle ich in erſter Linie die Buche, auch, vor allem für das Gebirgsland, die Tanne. Ich möchte behaupten, daß dieſe Holzarten für eine erfolgreiche Miſchwuchs-Zukunft geradezu unentbehrlich find, und ich erachte es von dieſem Geſichtspunkte für eine Verpflichtung, nicht nur der Buche in den ausgeſprochenen Laubholzbezirken ihr Heimatrecht mit vorherrſchendem oder doch gutem Anteile zu ſichern, ſondern auch geboten, daß ſie wieder all— mählich mit untergeordneter Beteiligung an der Beſtandsbildung in die Bezirke zurückgeführt werde, welche ſie vormals beſeſſen, und in welchen ſie der Fichte und Kiefer zu reiner Beſtockung Platz gemacht hat. Mit dem Feſthalten und dem Wiedergewinn der Buchenbeimiſchung ſoll, neben der Heranzucht von Buchennutzholz, vorzüglich den wuchsfördernden Zwecken gedient werden, welche für die Nadelholz- und die Eichennutzholzzucht aus der Vergeſellſchaftung mit der Buche erwachſen, und wovon ſchon oben S. 30 die Rede war. Nicht allein für die Zwecke einer tüchtigen Nutzholzproduktion, ſondern auch im Intereſſe des Schutzes unſerer Nadelholzbeſtände gegen Schnee— bruch, Sturmſchaden, Inſektengefahr u. ſ. w. muß es wünſchenswert ſein, daß ſo viel als möglich auf Miſchung von Nadel- und Laubholz hin— gearbeitet werde. Wo das Gedeihen der Rotbuche ausgeſchloſſen iſt, ſollte die Hainbuche herangezogen und auf den geringſten Böden ſelbſt der Birke nahe getreten werden. Bei den Miſchungen von Nadel- mit Nadel— holz hat die Tanne eine ähnliche Rolle wie dort die Buche zu über— nehmen; auch ihr kann man, nach den beſonders in neuerer Zeit ge— ſammelten Erfahrungen, ein erheblich weit ausgedehntes Verbreitungsgebiet mit gutem Gedeihen zuſprechen. Was die Tanne für Fichte und Kiefer iſt, das kann unter Umſtänden und mit Beſchränkung die Weymouthsföhre für die Fichte und in den Hochlagen die Arve für die Lärche fein zc. Die Wahl der Miſchholzarten, insbeſondere jener, welche einer ge— gebenen herrſchenden Holzart beizumengen ſind, führt ſelbſtverſtändlich im konkreten Falle immer auf die Würdigung der ſpeziellen örtlich be— — 142 — grenzten Standortsbeſchaffenheit, — denn wo richtig gewirtſchaftet wird, muß das Beſtreben beſtehen, die Beſtockung den Standortszuſtänden nach Möglichkeit anzupaſſen. Dieſe letztere Aufgabe kann ſich offenbar aber jeweils nur auf einen verhältnismäßig kleinen Flächenteil unſerer Waldungen beziehen; es ſind unſere Verjüngungs- und Aufforſtungsflächen, die einer zumiſchenden Anderung noch zugänglichen Junghölzer, die der Verjüngung entgegengehenden Altholzbeſtände und die etwaiger Korrektion zu unterſtellenden Teile ganzer Beſtände, deren Beſtockung, weder vom Geſichtspunkte des Standorts noch von jenem der finanziellen Leiſtung, auch den mäßigſten Anforderungen nicht zu entſprechen vermag. Auf allen dieſen in Wirtſchaft zu nehmenden Orten ſollte fortgeſetzt getrachtet werden, das Miſchwuchsprogramm in irgend einer Weiſe maßgeblich der ſpeziellen Standortszuſtände zu verwirklichen. Daß hier nicht die willkürlichen Grenzen der Abteilung, des Jagens ꝛc. maßgebend ſein können, ſondern allein der hinreichend ſcharf ausgeſprochene Standortswechſel, dem wird nicht widerſprochen werden können. So mag es kommen, daß in Orten mit erheblichem Standortswechſel kleinere und größere Teile der in Wirt- ſchaft ſtehenden Flächen verſchiedene Miſchbeſtockung erhalten, daß andere Teile dem allein zuläſſigen reinen Beſtandswuchſe zugewieſen werden, und daß dieſe verſchiedenen Flächenteile ſelbſtverſtändlich auch eine verſchiedene wirtſchaftliche Behandlung zu erfahren haben. Es wird, mit andern Worten, bei jeder naturgerechten Miſchwuchswirtſchaft nicht das Jagen, die Abteilung die über denſelben Leiſten zu ſchlagende Wirtſchaftseinheit zu bilden haben, ſondern der die einzelnen Teilflächen beherrſchende Stand— ortscharakter. Und verwirklichen wir nicht ſchon durch ein derartiges Vorgehen einen Teil des Miſchwuchsprogrammes? Gewinnen wir durch eine dadurch ſich ergebende ſtandortsgerechte Unterbrechung der Gleich— förmigkeit nicht allein ſchon jene Abwechſelung im Großen, welche einen Hauptwert des Miſchwuchſes bildet? Ein derartiges Eingehen auf die Forderungen des Standortes bildet die Grundlage und den unanfechtbar richtigen Gedanken von Bernhardt's und Ney's Wirtſchaft der kleinſten Fläche. Thöricht aber wäre es, aus dieſem Prinzip die Folgerung ableiten zu wollen, als müſſe ſich damit allerwärts eine ins Minutiöſe getriebene Zerſplitterung der Wirtſchaftsobjekte ergeben. Denn wo kein markanter Standortswechſel beſteht, da fällt auch die Mannigfaltigkeit im Beſtockungswechſel weg, und wo innerhalb größerer Abteilungen oder Jagen ein ſolcher beſteht und auf räumliche, etwa horſt— weiſe, Sonderung der Miſchholzarten hinweiſt, da kann immer die Ab— teilung, das Jagen ꝛc. die Rechnungseinheit im Buchungskonto bleiben, wenn auch die einzelnen Horſte abweichende wirtſchaftliche Behandlung erfahren. Das ſind indeſſen Dinge, die ſich heute in jedem guten intenſiv wirtſchaftenden Forſthaushalte ſchon thatſächlich vorfinden, und die Zu— läſſigkeit praktiſcher Verwirklichung verbürgen, — nicht nur in den Be— zirken prinzipieller Kleinflächenwirtſchaft, oder der Horſt- und Gruppen— verjüngung, ſondern auch da, wo die Schablone noch teilweiſe auf dem Throne ſitzt. Dieſes individualiſierende Eingehen auf die Unterſcheidung der Standortsnüancen iſt es vorzüglich, wodurch die Erhaltung aller unſerer einheimiſchen Holzarten geſichert wird und daß darin eine der Haupt= Tendenzen der Miſchwuchswirtſchaft liegt, geht aus dem vor— ausgehenden ſattſam hervor. Wo nicht bindende Rechtsanſprüche Dritter im Wege ſtehen, kommt für die Wahl der Holzarten nach Würdigung der Standortsleiſtung die Rentabilitätsfrage zur Beachtung. Daß ich ſie der erſteren nicht voranſtelle, iſt eine einfache Folgerung der wirtſchaftlichen Logik; und daß ſie ſich bei der Miſchwuchswirtſchaft innerhalb der von dieſer Wirtſchaft feſtzuſtellenden Grenzen zu bewegen habe, iſt ſelbſtverſtändlich. Denn wollte man z. B. bei einer in Ausſicht genommenen Miſchung von Fichte und Buche die letztere, als augenblicklich geringer rentierend, völlig ausſchließen, ſo iſt die Grenze des Miſchwuchſes überhaupt überſchritten. Vom Geſichtspunkte des Miſchwuchſes iſt aber der Rentabilität nach der heutigen Lage der Verhältniſſe vollkommen Rechnung getragen, wenn dem Grundſatze gehuldigt wird, den Nadel hölzern bei der größten Mehrzahl unſerer Miſchbeſtände die entſprechende Betei— ligung zu verſchaffen. Wo die Nadelhölzer nicht unter ſich, ſondern mit Laubholz in Miſchung treten, da ſollen ſie in den, auch dem Laub— holzgedeihen zugänglichen, eigentlichen Nadelholzgebieten die vor— herrſchende Beſtockung mit etwa 3 bis z des Vollbeſtandes bilden; in den ausgeſprochenen Laubholz gebieten dagegen erachte ich es nicht für — 144 — ratſam, den Nadelhölzern eine über die Hälfte der Beſtandsbildung hinaus⸗ gehende Beteiligung einzuräumen. Wo es ſich um den Anbau der Eiche handelt, ſind die Nadelhölzer aber ganz auszuſchließen, denn mit den hier vorliegenden, auf das Gedeihen des Eichenwuchſes gerichteten techniſchen Motiven iſt auch die konkrete Rentabilitätsfrage verknüpft. 1. Wenn mehrere Holzarten im Miſchwuchſe zuſammentreten ſollen, jo iſt ihre gedeihliche Entwickelung von der allgemeinen Vorausſetzung ab⸗ hängig, daß die Standortszuſtände den Anforderungen einer jeden derſelben gerecht werden können. Daß dieſes aber für jede einzelne Holzart nicht oder nur ausnahmsweiſe in gleichem Maße ſtattfinden könne, das liegt auf der Hand. Die daraus folgende wirtſchaftliche Ungleichwertig— keit der Holzarten erfährt aber weitere Steigerungen durch die biolo— giſchen Verhältniſſe derſelben und durch die individuellen Unterſchiede inner⸗ halb einer Holzart. Was die biologiſchen Eigentümlichkeiten der Holzarten betrifft, ſo kommen hier vor Allem inbetracht die größere oder geringere Energie des Höhenwachstums im allgemeinen und insbeſondere in den ver— ſchiedenen Lebensperioden. Mit dieſem in nächſter Beziehung ſteht der Unterſchied im Lichtanſpruch und im Anſpruch an den Entwickelungs— oder Wachstumsraum. Es iſt bekannt, wie ſehr verſchieden die Holz— arten in allen dieſen Beziehungen ſind, und darf ich hinſichtlich deſſen auf meinen Waldbau um ſo mehr verweiſen, als ich der vergleichenden Gegen— überſtellung unſerer Holzarten vom Geſichtspunkte des Miſchwuchſes be— ſondere Sorgfalt glaube gewidmet zu haben.“) Auf alle dieſe der Holzart ſpezifiſch anhaftenden Eigentümlichkeiten hat aber der Standort bald einen verſtärkenden, bald einen herabſtimmenden Einfluß, und das Maß des letztern iſt bei der einen Holzart ein anderes, als bei einer zweiten und dritten. Zu dieſer der innern Natur der Holzarten entſpringenden wirtſchaft— lichen Ungleichwertigkeit geſellen ſich noch weitere, dieſe letztere bald mehr bald weniger verſtärkende Momente. Dazu gehört das verſchiedene Maß *) Zweite Aufl. S. 232 — 282. — 145 — von Widerſtandskraft gegen äußere Angriffe, z. B. durch Froſt, durch Wildverbiß n. dergl. Weiter gehört hierher das verſchiedene Maß der Lebensdauer bei den einzelnen Holzarten, indem bekanntlich eine Anzahl derſelben unter gewöhnlichen Verhältniſſen weit früher ihre Lebensthätigkeit einſtellt als andere. Und endlich iſt auch noch an den Umſtand zu er— innern, daß die Zeitpunkte der meiſt üblichen Nutzungsreife bei ver— ſchiedenen Holzarten mehr oder weniger und oft ſehr erheblich aus— einander falle. Es folgt daraus mit Notwendigkeit, daß es zu den Ausnahmen ge— hören müſſe, wenn durch das Zuſammenwirken dieſer Faktoren eine voll— ſtändige Ausgleichung der differenten Wachstumsverhältniſſe zwiſchen den den Miſchwuchs bildenden Holzarten ſtattfindet, — d. h. daß dieſelben, wie man ſagt, „zuſammengehen“. Als Regel muß es gelten, und das finden wir ja auf Schritt und Tritt im Walde beſtätigt, daß die kom— binierte Wirkung dieſer Faktoren das Gegenteil, d. h. eine mehr oder weniger ausgeprägte Divergenz in den Wachstums verhält— niſſen der Miſchholzarten zur Folge haben muß. Sehen wir nun zu, welche Folgerungen ſich hieraus für die Bildung und Entwickelung der Miſchbeſtände ergeben. Ich gehe dabei vom gleichalterigen Beſtandswuchſe aus und betrachte zuerſt die Einzelmiſchung oder ſtamm weiſe Miſchung der Holzarten. Man verſteht hierunter bekanntlich jene Miſchform, bei welcher eine völlig oder nahezu gleichmäßige Verteilung der Miſchholzarten durch den Beſtand ſtattfindet. Die Einzelnmiſchung ergiebt ſich bei der künſt— lichen Begründung mittels Saat durch Samen vermengung, durch kreuzweiſe Saat, durch abwechſelnde Einſaat der Holzſamen in Streifen, Plätzen und ſchmalen Bändern; mittels der Pflanz— kultur durch abwechſelndes Pflanzen in Reihen-, Quadrat-, bänderweiſem- x. Verbande, oder durch vereinzelte oder klein— gruppige Lohden- oder Heiſterpflanzung. Ein derartig begründeter gleich- altriger Beſtand kann, wenn zwiſchen den betreffenden Miſchholzarten keine große ſpezifiſche Wachstumsdivergenz beſteht, und letztere durch einen günſtig wirkenden Einfluß des Standortes teilweiſe ausgeglichen wird, — während der Jugend, vielleicht auch noch weiter hinaus, die nötige Gleichwüchſigleit Gayer, Miſchwuchs. 10 — 146 — der Miſchholzarten ausnahmsweiſe bewahren. In der Regel aber geht letztere ſchon frühzeitig verloren, die wuchskräftigſte Holzart wird über— mächtig und verdrängt ſchließlich die übrigen. Die verdrängten Holzarten ſcheiden, wenn es ſich um ſchwächere Böden oder höheren Lichtanſpruch handelt, entweder vollſtändig aus (Kiefer und Lärche, Kiefer und Eiche ꝛc.), oder ſie verharren bei entgegengeſetzten Verhältniſſen teilweiſe als Unter— ſtand im Beſtande (Buche und Fichte, Kiefer und Buche, Kiefer und Fichte ꝛc.) Letzterer kann, ſo lange er in ſeiner Eigenſchaft als Unterſtand bleibt, nicht den Anſpruch einer vollgültigen Betheiligung am Miſchwuchſe erheben, denn er hat nur ſelten die Befähigung, ſich durch Samen fortzupflanzen oder zu Nutzholz zu erwachſen. Dagegen iſt fein Wert als Füll⸗ und Schutzholz nicht zu unterſchätzen. Aus den vorbeſprochenen natürlichen Wachstumsverhältniſſen und den ſchon im IV. Abſchnitte dargeſtellten thatſächlichen Ergebniſſen der Praxis, geht alſo hervor, daß die Einzelmiſchung im gleichalterigen Beſtande keine zur allgemeinen Anwendung ſich empfehlende Miſchform fein könne. Ab- geſehen von den Schattenfeiten der Kahlſchlagkultur, als grundſätzlicher Wirtſchaftsweiſe, empfiehlt fie ſich ſchon deshalb nicht, weil auch bei etwaiger Gleichwüchſigkeit eine gleichförmige Verteilung der Holzarten über die zu beſtockende Fläche auch die Gleichförmigkeit der Bodenzuſtände vorausſetzt, — eine Vorausſetzung, die bei größeren Flächen nur ſehr ſelten, und nur in der Wirtſchaft der kleinſten Fläche zutrifft. Mit der letzteren betreten wir aber ſchon den Kreis einer andern Miſchform. Es wurde auch ſchon oben von der wirtſchaftlichen Hilfe der Be— ſtandspflege geſprochen, und darauf hingewieſen, daß dieſelbe viel— fach erfolglos iſt, wenn fie nicht mit erheblichen Koſten faſt durch das ganze Beſtandsleben in gleichem Sinne fortgeſetzt wird, — daß die Wahrſcheinlichkeit für dieſe letztere Annahme im großen Betriebe eine äußerſt geringe ſei, und daß man ſich in dieſer Hinſicht keiner Täuſchung überlafjen oder etwa mit der leichtlebigen Deviſe „mögen die Nachkommen zuſehen ꝛc.“ ſich in wenig gewiſſenhafter Art abfinden dürfe. Ich habe vielmehr, im Hinblick auf die egoiſtiſche Seite der Menſchennatur, und die Langlebigkeit des Waldes, den Grundſatz aufgeſtellt, der Miſchwuchs müſſe in ſich ſelbſt die Kraft und Befähigung tragen, Miſch— — 147 — wuchs zu bleiben und demgemäß begründet und konſtituiert werden. Auf einem andern Wege werden wir im großen Maßſtabe niemals zu dauerhaften Miſchwaldungen gelangen und der Zukunft, trotz allem Fleiß und Geldaufwande, in der Hauptſache nur reine Beſtandswüchſe hinterlaſſen. Doch dieſer Grundſatz könnte keinen Anſpruch auf den Wert einer allgemeinen Regel machen, wenn er nicht auch Ausnahmen zuließe, ja ſolche in gewiſſen Fällen ſelbſt fordern müßte. Solche Ausnahmen ſind zuläſſig oder geboten: bei erheblicher Vorwüchſigkeit einer lichtkronigen Holzart, wenn der Standort dieſe Vorwüchſigkeit dauernd ſicher zu ſtellen vermag, bei ſo lockerem Beſtandsſchluſſe, daß jeder Holzart der erforderliche Entwickelungsraum dauernd und auch für das Hochalter geſichert bleibt, wie bei vielen Waldungen des höheren Nordens und der alpinen Hochlagen, wenn die Miſchung nur bezweckt, einen nicht zur Nutzholzzucht beſtimmten bleibenden Unterſtand zu ſchaffen, wenn es ſich um kleinere Miſchbeſtände handelt, die dem jeweiligen Wirtſchafter fortgeſetzt unter den Augen und zur Hand liegen, wo es ſich um vorübergehende Einmiſchungen handelt, z. B. bei Zumiſchung kurzlebiger, den Umtrieb des Geſamtbeſtandes nicht er— reichender Holzarten, der Birke ꝛc., auch die Einmiſchung der Lärche mag an krebsgefährdeten Orten beſſer einzeln oder in kleinen Trupps erfolgen, als in geſchloſſenen Par— tien, um die Infektionsgefahr möglichſt zu beſchränken. Es mögen ſich hier noch einige weitere Fälle anreihen laſſen, welche eine Ausnahme begründen; aber ſie können mehr oder weniger nur dazu beitragen, das Gewicht des allgemeinen Grundſatzes zu verſtärken. Die Einzelmiſchung in gleichalterigen Beſtand ſtellt Anſprüche an die einzelnen Holzarten, welche ihrer Natur in der größten Mehrzahl der Fälle zuwider ſind, und dieſe bei der großen Verſchiedenheit in ihren An— ſprüchen an den Standort, den Lichtgenuß und den Entwickelungsraum im gleichförmigen Schluſſe unſerer Beſtände nicht erfüllen können. Und doch trifft man ſehr häufig in erwachſenen oder alten aus der Hand der Natur hervorgegangenen Miſchbeſtänden Einzel- oder truppweiſe Miſchung 10* — 148 — an. Aber dieſe Miſchform des höheren Beſtandsalters war nicht die Miſchform des jungen Beſtandes, denn die jetzigen Individuen des alten Beſtandes ſind nur die wuchskräftigſten Reſte eines aus zahlreichen Pflanzen derſelben Holzart gebildeten Horſtes. In einem aus Individuen derſelben Holzart gebildeten Horſte beſteht aber offenbar größere Gleichwertigkeit des Wachstums, als bei der Einzel- miſchung divergenter Holzarten. Im Horſte entſcheidet nur die individuelle Wuchskraft, — bei der Einzelmiſchung außer dieſer auch noch die Über- legenheit der Pflanzen- reſp. Holzart. Hierbei iſt jedoch eine Größe der Horſte vorauszuſetzen, welche einerſeits die ungeſtörte ſelbſtändige Ent- wickelung der wuchskräftigſten Horſtindividuen, — gegenüber den Nachbar- horſten anderer Holzarten —, geſtattet; anderſeits aber jene Größe nicht überſchreitet, durch welche die Bewahrung des Miſchwuchscharakters im höheren Alter des Beſtandes bedingt iſt. Durch derartige Betrachtungen brach ſich in neueſter Zeit die Überzeugung Bahn, daß die horſtweiſe Begründung der Miſchbeſtände nicht nur eine unvergleichlich größere Garantie für Bewahrung der Miſchwuchsverfaſſung durch das ganze Be— ſtandsleben gewähre, ſondern daß damit, unter gewiſſen Vorausſetzungen, auch eine beträchtliche Entlaſtung der künſtlichen Beſtandspflege naturgemäß verbunden ſei. Man müßte ſich verſucht fühlen, es mindeſtens wunderbar zu bezeichnen, daß man dieſer einfachen klaren Sachlage gegenüber ver- einzelt auch heute noch die Augen verſchließt und der Einzelmiſchung das Wort zu reden verſucht, — wenn ſolche Anſchauungen nicht auf Rechnung der Schablone geſetzt werden müßten, deren Einfluß ſich eben auch hier zu erkennen giebt. Gleichwie ſich im heutigen Exiſtenzkampfe die Gewerbe gegen die Macht der Großinduſtrie durch korporatives Zuſammentreten zu ſchützen ſuchen, — ſo das horſtweiſe Zuſammentreten der Holzarten, wo das einzlne Individuum in der großen Geſellſchaft des Miſchwaldes mit eigener Kraft ſich nicht zu erhalten vermag. Die horſtweiſe Begründung gleichalteriger Miſchbeſtände hat ſohin mit der Iſolierung der Miſchholzarten in der Richtung der Boden— oberfläche zugleich den Zweck, dieſelben auch in Hinſicht ihrer Höhen— entwickelung wenigſtens auf eine gewiſſe Zeit hinaus ſelbſtändig zu machen — 149 — und freizugeben. Daß damit, auch ohne Dazwiſchenkunft der Beſtands— pflege, viel gewonnen ſein müſſe, leuchtet ein, — denn, abgeſehen von der Freigabe der wuchskräftigen Horſtindividuen zu ungehemmter Entwickelung, geſtattet die horſtweiſe Miſchung eine volle Rückſichtsnahme auf den Wechſel des Standortswertes und mit der dadurch bedingten Mög— lichkeit einer holzartgerechten Ausnützung des Bodens ſteigen auch ſelbſt— verſtändlich die Chancen für eine erfolgreiche Nutzholzproduktion. Wir ſtehen mit dem horſtreichen Miſchwuchſe der Natur ſehr nahe, und wer ſich im ſich ſelbſt überlaſſenen Walde aufmerkſam umſieht, der wird tauſend— fältig das horſt- und gruppenweiſe Zuſammenſtehen einer und derſelben Holzart gewahren können. Bei den ſchwerfrüchtigen Baumarten erklärt ſich das leicht, aber auch bei den Holzarten mit weitem Streuungskreiſe ſucht ſich im gemiſchten Beſtande und bei wechſelnden Standortsverhältniſſen jede Holzart mehr oder weniger die ihr zuſagenden Orte ſchon von vornherein auf (Fichte und Tanne, Erle und Rauhbirke ꝛc.), oder es ergiebt ſich durch die ſtandörtliche Ungleichwertigkeit die Separierung der Holzarten im Laufe der weitern Entwickelung. Wenn man in dieſem Sinne, wie z. B. an einzelnen Orten Sachſens, aufzuforſtende Flächen mit raſchem nicht mit Sicherheit zu würdigendem Standortswechſel durch Mengſaat von Fichten und Kiefern beſtellt, ſo iſt das, wenigſtens vom Geſichtspunkt einer ſich freiwillig ergebenden Standortsanpaſſung, nur zu billigen. Der Wert der horſtweiſen Miſchung im geſchloſſenen Beſtandswuchſe wird aber bedingt durch die Größe und Ausdehnung der Horſte. Schrumpfen dieſelben zu kleinen Gruppen zuſammen, ſo büßt im vollen Beſtandsſchluſſe die Iſolierung der Holzarten ihren Wert umſomehr ein, je ungleichwertiger dieſelben in ihrem Wachstum ſind. Kleinhorſtige oder gruppenweiſe Mengung iſt ſohin für dauernde Erhaltung der Miſchung höchſtens zuläſſig bei Holzarten, welche ſich in ihren Wachstums— verhältniſſen ſehr nahe ſtehen, und das betrifft mehr die Schatt- als die Lichtholzarten, — oder wenn auf den vollen Beſtandsſchluß, d. h. auf ein enges Aneinanderſchließen der Miſchhorſte wenigſtens während der Jugend— periode verzichtet wird. Sehr große Horſtenbildung, wie fie durch die Standortsanſprüche einzelner Holzarten (Eiche) nicht ſelten gefordert werden, gewinnen den Charakter reiner Kleinbeſtände und wenn ſie auch Ze als ſolche oft ihre unzweifelhafte Berechtigung haben (S. 78), fo ſcheiden fie dadurch doch aus der Reihe der ſpezifiſchen Miſchbeſtände aus. Da nun die richtige mittlere Größe der Horſte von der Divergenz in der Wuchskraft, im Lichtbedarf, und beſonders von der ſo einflußreichen Stand⸗ ortswirkung auf die Wuchsverhältniſſe der konkreten Holzarten bedingt iſt, und ſowohl dieſe wie anderweitige für die Zukunft ſich geltend machende Momente meiſt nur unſicher gewürdigt werden können, ſo iſt die richtige Bemeſſung der Horſtengröße jedenfalls ein ſchwieriger Gegenſtand. Die— ſelbe muß für den Fall guten Gelingens oft geradezu als ein glücklicher Griff bezeichnet werden. Dabei iſt zu beachten, daß ſowohl bei kleinen wie bei Horſten von angemeſſener Größe die Beſtandspflege für die längite . Zeit des Beſtandslebens ihrer Pflicht für künſtliche rechtzeitige Hilfe nicht ganz entbunden iſt, — und daß ſchon unſere heutigen Erfahrungen aus dem großen Betriebe uns veranlaſſen müſſen, dieſe Hilfe mit Mißtrauen aufzufaſſen. Ich erinnere in dieſer Beziehung an das bezüglich der Speſſarter Erfahrungen geſagte. Ungeachtet deſſen darf aber nicht über— ſehen werden, daß im allgemeinen die horſtweiſe Miſchung auch bei gleichalterigem Beſtandswuchſe immerhin mehr Gewähr für dauernde Be— wahrung des Miſchwuchſes giebt, als Einzelmiſchung, — beſonders unter Verhältniſſen, bei welchen auf einige Gleichwüchſigkeit der Miſchholzhorſte mit Sicherheit gerechnet werden kann. Wie durch räumliche Sonderung in ſtandortsgerechten Horſten einer freieren naturgemäßen Entwickelung der Miſchholzarten Raum gegeben iſt, jo auch durch Sonderung nach zeitlicher Divergenz im un— gleichaltrigen Beſtandswuchſe. Auch hier kann das Ziel der Wirtſchaft auf Einzelmiſchung oder auf horſtweiſe Miſchung gerichtet ſein. Die Einzelmiſchung im ungleichalterigen Wuchſe ergiebt ſich bekannt⸗ lich in der zweihiebigen oder doppelwüchſigen Hochwaldform, d. h. durch gleichförmigen Vorbau einer zu ſichernden Holzart und deren nachfolgenden Unterbauung mittels der anderen Miſchholzart. Ich ſetze hier ſelbſtverſtändlich voraus, daß mit dem Unterbau der Zweck des Herauf— wachſens und der Einmiſchung in die vorwüchſige Holzart, d. h. die Bil- dung eines, wenigſtens für die höheren Lebensſtufen thatſächlich einzeln— gemiſchten Beſtandes verbunden iſt. — 151 — Bei der horſtweiſen Iſolierung der Holzarten im gleichalterigen Be— ſtande bildet die Größe der Horſte den Angelpunkt, um welche ſich die Frage eines guten Gelingens dreht, — bei der doppelwüchſigen Form die Altersdifferenz. Auch hier entſcheiden dieſelben Momente wie dort, nämlich die größere oder geringere Divergenz im biologischen Charakter der betreffenden Holzarten und der dieſelbe verſtärkende oder ermäßigende Einfluß des Standortes. Da es ſich bei dieſer Miſchform nur um die Zu— ſammenſtellung von Licht- und Schatthölzern handeln kann, und dadurch allein ſchon eine ſcharfe Divergenz accentuiert iſt, ſo gewinnt hier die Frage: „wann ſoll der vorwüchſige Beſtand unterbaut werden?“ eine beſondere Be— deutung, bei deren Würdigung vom Geſichtspunkte der höheren Altersſtufen ausgegangen werden muß. Es wird ſich die Löſung dieſer Frage nach meiner Überzeugung erheblich vereinfachen, wenn der Unterbau überhaupt nicht kontinuierlich, ſondern in kleineren ſeparierten Horſten bewirkt wird. Die andere Miſchform im ungleichalterigen Wuchſe iſt die horſt— weiſe. Hier findet die Sonderung der Miſchholzarten nicht nur nach der Fläche, ſondern auch durch Altersdifferenz ſtatt, und man wird nicht leugnen können, daß hierdurch die denkbar größte Garantie für dauernde Erhaltung des Miſchwuchſes geboten iſt. Da hier ebenfalls die zu begünſtigende minder wuchskräftige Holzart den Alters— vorſprung genießt, ſo kann der Miſchbeſtand, nach vollendeter jugendlicher Ausformung, die Hilfe der Beſtandspflege für die ſchlimmſte Periode des Miſchwuchslebens entbehren, wenn bei der Be— gründung für eine ausreichende Altersdifferenzierung Sorge getragen wird. Hier iſt die Frage um die Größe der Horſte von geringem Belange, die vorwüchſige Holzart mag ſich in größeren oder kleineren Horſten und Gruppen einmengen; ihr Wachstumsvorſprung ſichert ihre Erhaltung. Um ſo ſchwerer fällt aber hier das Maß der Altersdifferenz in die Wag— ſchale, denn ihr Effekt muß durch die Periode des Gerten- und angehenden Stangenholzwuchſes hinausreichen, bis zu dem Zeitpunkte, in welchem der Nutzwert des Holzes den Beginn der Durchforſtungshiebe zuläßt. Daß dieſes Maß aber ſehr verſchieden ſein kann, je nach der größeren oder ge— ringeren Ungleichwertigkeit im Wachstum der Miſchholzarten, dem Stand— orte und dem Zeitpunkte des Durchforſtungsbeginnes, das liegt auf der Er ee Hand. Der konkrete Fall wird ſohin immer zu entſcheiden haben; dabei mag ſtets bedacht werden, daß eine nicht ausreichende Altersdifferenzierung denſelben Wert hat, als wie gar keine. 2. Auf den vorhergehenden Seiten habe ich die naturgeſetzlichen Verhält— niſſe der Miſchform in überſichtlicher Zuſammenfaſſung beſprochen. Das— ſelbe will ich nun auch bezüglich der Begründung der Miſchbeſtände thun. Nachdem eine möglichſt reichliche und wertvolle Nutzholzproduktion das allgemeine Wirtſchaftsprogramm für die Gegenwart und Zukunft zu bilden hat, und ſohin alle wirtſchaftlichen Maßnahmen ſich gleichſam in dieſem Hauptbrennpunkte zu ſpiegeln und an ihm ihre Berechtigung zu erproben haben, müſſen ſich die allgemeinen Grundſätze für die Miſchwuchs⸗ Begründung aus dem vorausgehenden von ſelbſt in nachfolgender Weiſe ergeben. Der junge Beſtand muß vor allem von Jugend auf in gutem Schluß erwachſen und denſelben ſo lange bewahren, als ſeine Mitwirkung für nutzholzwertige Ausformung der Schäfte und für Erzielung einer wert— vollen inneren Qualität erforderlich wird. Unter gutem Schluß wäre ein ſolcher zu verſtehen, wie er ſich durch eine mäßig dichte Handſaat und durch Naturverjüngung bei mittleren Samenjahren ergiebt. Ein durchaus gleichförmiger Schlußgrad in allen Teilen eines Beſtandes iſt nicht erforder— lich, und im Hinblick auf den Standorts- und Holzartenwechſel und bei horſtweiſer Miſchung, nicht einmal erwünſcht. Guter Schluß im Innern der Horſte und lockere Aneinanderreihung der letztern, anfänglich ſelbſt mit Offenlaſſung ſchmaler Gaſſen und Lücken, entſpricht den bezüglichen Forde— rungen des Miſchwuchſes weit mehr, als eine durchaus gleichförmige Be— ſtandsdichte in allen Teilen des Beſtandes. Es bezieht ſich dieſes ins— beſondere auf jene Fälle, bei welchen zum Zwecke der Beſtandsgründung mit Vorbau und nachträglicher künſtlicher Ergänzung operiert wird, und ſoll man ſich dieſen wechſelnden Schlußverhältniſſen ſo viel als thunlich wenigſtens zu nähern ſuchen. Es empfiehlt ſich weiter als allgemeiner Grundſatz, bei Neubegrün— dungen, Verjüngungen, Umwandlungen und Korrektionen alle bereits vorhandenen entwickelungskräftigen Jungwüchſe von für die — 153 — Miſchwuchsbildung geeigneten Holzarten, beſonders von Laubhölzern, für den zu begründenden Neubeſtand beizubehalten, inſofern die Wahrſcheinlich— keit beſteht, daß dieſelben vermöge ihrer Vorwüchſigkeit oder ausreichenden Horſtenſchluſſes dauernd dem Miſchbeſtande ſich aſſimilieren und erhalten können. Ob dieſes bloß auf Kernwüchſe zu beſchränken oder teilweiſe auch auf einzelne Partien ſcharf durchhauener Stockſchläge gewiſſer Holzarten auszudehnen ſei, hängt von ſpezieller Würdigung der konkreten Verhältniſſe ab. Dieſem Grundſatze iſt nicht nur für die Fälle der natürlichen Ver— jüngung, ſondern auch bei künſtlicher Beſtandsgründung auf der Kahlfläche volle Beachtung zu widmen. Man laſſe alſo wachſen, was wuchskräftig und vor— wüchſig iſt, man ſage ſich damit grundſätzlich los von dem Prinzip der Gleichwüchſigkeit, das beim Miſchwuchſe keinen Raum hat, und ſcheue ſich nicht, vorwüchſige Beſtandspartien und geſchloſſene Horſte auch mit erheblicherem Altersvorſprunge beizubehalten. Es wurde im vorausgehenden ausführlich zu begründen geſucht, daß die natürliche Samenverjüngung den Anforderungen einer erfolgreichen Nutzholz- und Miſchwuchszucht weit mehr entſpricht als die Kahlſchlag— verjüngung. Es muß deshalb Grundſatz ſein, die Verjüngung der Beſtände auf Miſchwuchs durch Naturbeſamung zu bewirken, ſoweit dieſelbe überhaupt nach Lage der Verhältniſſe mit einigem Erfolge zuläſſig iſt. Man ſoll alſo die Arbeitsleiſtung der Natur benutzen, wo fie ſich darbietet und ihren Selbſtſchöpfungen, ſoweit fie unſeren Zwecken dienen, nach Möglichkeit überall die Wege bahnen. Man binde ſich in letzterer Beziehung innerhalb des der Wirtſchaft für die nächſte Zeit er— öffneten Arbeitskreiſes, nicht pedantiſch an Zeit und Ort, ſondern benutze die gute Gelegenheit und günſtige Lage der Verhältniſſe. Wo nicht ganze Beſtände durch Naturbeſamung auf Miſchwuchs verjüngt werden können, da begnüge man ſich auch mit Teilen derſelben, mit größeren und ſelbſt mit kleineren Horſten. Da für eine dauerhafte Miſchwuchsbeſtockung einige Altersdifferenz eine in der Regel unerläßliche Vorausſetzung bildet, ſo kann nur durch eine hinreichend langſame Verjüngung ein günſtiger Erfolg zu gewärtigen ſein. Jedem Unbefangenen und ſchärfer Blickenden muß ſich — 154 — überall die Wahrnehmung aufdrängen, daß ſich der gemiſchte Wald nur höchſt ſelten mit einemmale, ſondern immer nur allmählich aufbaut. Langſamer Gang der Naturverjüngung entſpricht aber nicht bloß den For- derungen an eine möglichſt günſtige Heranzucht des Jungbeſtandes, ſondern ſie ſchließt die einzige Möglichkeit in ſich, den Mutterbeſtand in der der Nutzbarkeit entgegen gehenden Lebensperiode durch Lichtzuwachs zu raſcherer Erſtarkung und qualitativer Wertsſteigerung zu führen. Nach meiner unwandelbaren Überzeugung iſt keine Art der natür— lichen Verjüngung für die Zwecke der Miſchwuchszucht in der Anwendung geeigneter, als die horſtweiſe Naturverjüngung. Ich glaube, die Gründe hierfür im V. und VI. Abſchnitte in ausreichender Weiſe erbracht zu haben, und kann ich mich hier darauf beſchränken, zum Studium dieſer Verjüngungsweiſe an Ort und Stelle wiederholt aufzufordern. Allgemeine, alle Verhältniſſe und Holzarten umfaſſende Anwendbarkeit beſitzt ſie nicht, aber für die Erhaltung unſerer vorherrſchend durch Schatt— hölzer gebildeten Miſchbeſtände, für eine praktiſche Erfüllung aller vom Geſichtspunkte der Bodenthätigkeit und des Pflanzenwachstums zu ſtellenden naturgeſetzlichen Forderungen, für Erzielung einer quantitativ und quali⸗ tativ hochwertigen Nutzholzerzeugung und für eine, dem Wechſel des Marktes ſich zwanglos anpaſſende, dehnbare Abnutzung iſt ſie geſchaffen wie keine andere Verjüngungsmethode, — und dieſes in um ſo höherem Maße, je langſamer gewirtſchaftet wird. Man laſſe ſich indeſſen auch hier nicht von dem Glauben gefangen halten, als ſolle immer ein ganzes Jagen, eine ganze Beſtandsabteilung ꝛc. gleichmäßig mittels etwa normal durchzuführender horſtweiſer Naturver— jüngung behandelt werden. Beſtands- und Bodenverhältniſſe können es zulaſſen oder fordern, daß einzelne Teile in mehr ſchlagweiſer Form, andere durch unvermittelt geführte, künſtlich zu beſtellende Löcherhiebe ver— jüngt werden. Je mehr aber die Grundſätze der natürlichen Horſtver— jüngung zur Ausprägung gelangen, deſto ſicherer wird das auf Miſchwuchs gerichtete Wirtſchaftsziel erreichbar. Deshalb vermeide man thunlichſt die ſchulgerechte Form der ſchlagweiſen Samenverjüngung mit raſch durchgeführter Verjüngungsprozedur, — denn ſie führt in der weiteren Entwickelung der in der Jugend auch gemiſchten Beſtände faſt regelmäßig — 155 — zum reinen Beſtandswuchſe. Ausgenommen ſind nur jene Fälle, in welchen auf gleichwertige Wuchskraft der Miſchholzarten gerechnet werden oder auf richtige horſtweiſe Miſchung hingewirkt werden kann. Wo man aber aus Gründen der Verwaltungspolitik glaubt, an ihr vorerſt noch feſthalten zu müſſen, da verlaſſe man wenigſtens den Grundſatz einer gleichförmigen Hiebsführung und Schlagſtellung, und halte namentlich mit den gleichmäßig und für alle Fälle durchzuführenden ſtarken Vorbereitungshieben zurück. Ungleichförmige, der örtlichen Verjüngungsweiſe ſich anpaſſende Angriffshiebe werden ſchon durch die eventuelle Abſicht horſt- oder plätze— weiſen Vorbaues zur Einbringung anderer Holzarten in zur Verjüngung kommenden bisher reinen Beſtänden notwendig. Solche kleinere und größere Flächenhiebe ſind die erſten Angriffspunkte zur Durchbrechung des Prinzips gleichförmiger Hiebsführung, und wo ſie in anſehnlicher Menge oder mit größerer Flächenausdehnung z. B. zum Zwecke der Eichenzucht in die Beſtände eingelegt werden, da findet der allgemeine Grundgedanke der horſtweiſen Verjüngung nach und nach von ſelbſt ſeine Verwirklichung. In dieſem Sinne ſind zum teil die neueſten Wirtſchaftsregeln aufzufaſſen, welche in nachahmungswerteſter Weiſe vom bayeriſchen Finanzminiſterium für die zukünftige Wirtſchaft im Speſſart und innern pfälzer Waldkomplexe zu Grunde gelegt wurden. In welchem Sinne die künſtlichen Ergän— zungen in den auf die eine oder andere Art gewonnenen natürlichen Samenwüchſen, zur horſtweiſen Beimiſchung anderer Holzarten aufzufaſſen ſind, und daß es ſich hierbei ſtets um jene Holzarten handelt, welche die größte Neigung zum Übermächtigwerden beſitzen und deshalb mit reichlicher Zeitdiſtanz nachzufolgen haben, wurde ſchon erwähnt. Dieſe nachträglichen Ergänzungen und jener löcherweiſe künſtliche Vorbau haben ſich namentlich da in ſachgemäßem Zuſammenwirken die Hände zu reichen, wo es ſich um Umwandlung reiner Beſtände in Miſchwuchs handelt. Hier muß künſt— liche Saat und Pflanzung vollführen, was im gemiſchten Mutterbeſtande durch die Natur allein beſorgt wird, — in beiden Fällen aber iſt die Grundidee der „horſt- und gruppenweiſen Verjüngung“ der leitende Gedanke. Die Randverjüngung durch Naturbeſamung lehnt ſich zwar in ihren Ergebniſſen noch einigermaßen an jene der ſchlagweiſen Naturver— jüngung an, inſofern Einzelmiſchung vorherrſcht und ein raſcher Ver— — 156 — jüngungsgang eingehalten wird, — aber fie entſpricht den Forderungen der Miſchwuchsverjüngung dennoch in weit höherem Maße als dieſe, wenn es ſich um hinreichende Gleichwertigkeit der Miſchholzarten handelt und ſowohl in den Vorhiebſtreifen wie in den noch nicht angegriffenen Be— ſtandsteilen auf vorgreifende Gewinnung von Samenhorſten der langſamer— wüchſigen Holzart hingearbeitet wird.“) Bei der Rand- oder ſaumweiſen Verjüngung iſt allerdings ein langſamer Verjüngungsgang mißlicher als bei der horſtweiſen, da dort der Bezug der in Mitte des Jungwuchſes ſtehenden Nachhiebsſtämme mit Schwierigkeiten verknüpft iſt. Dennoch aber vermag ſie ſich viel freier und den örtlichen Forderungen gemäß zu bewegen, wenn man inbetracht zieht, daß ſie durch die Vervielfältigung der Angriffspunkte mit den Hieben da anſetzt, wo das Verjüngungsbedürfnis am dringendſten und die Verhältniſſe für Miſchwuchszucht zeitlich am günſtigſten gelagert ſind. Wenn es auch Grundſatz ſein ſoll, daß der natürlichen Verjüngung die größtmögliche Anwendung gewährt werde, und es erfahrungsgemäß iſt, daß in dieſem Falle umſoweniger künſtliche Beihilfe erforderlich wird, je langſamer der Verjüngungsprozeß verläuft, — fo bleiben dennoch auch bei der Miſchwuchszucht vorerſt noch Veranlaſſungen zur künſtlichen Kultur— bethätigung genug übrig. Ich ſehe hier von jenen bereits öfter beſprochenen Fällen ab, in welchen es ſich um künſtlichen Vorbau und nachträgliche Miſch-Ergänzungen bei der Verjüngung von bisher reinen Beſtänden oder um Operationen der Nachbeſſerung handelt, — und faſſe nur die Neubegründung von Miſchbeſtänden auf künſtlichem Wege für jene Vorausſetzungen ins Auge, unter welchen von Naturverjüngung nicht die Rede ſein kann. Es iſt hier vorerſt zu unterſcheiden zwiſchen dem gleichalterigen Beſtande und der doppelalterigen Form. Da bei der Aufforſtung nackter Flächen zum Zwecke gleichalteriger Miſchwuchsbeſtockung die Möglichkeit einer ausreichenden Altersdifferen— zierung zwiſchen den einzelnen Miſchholzarten ausgeſchloſſen iſt, jo bleibt nur die Iſolierung derſelben zuläſſig. Letztere erfolgt in Horſten, welche *) Siehe meinen Waldbau, 2. Aufl., S. 413 und 489. — 157 — ſich womöglich dem Boden- und Standortswechſel anzupaſſen haben. Um das Zuſammengehen mehrerer Holzarten im gleichwüchſigen Beſtande dauernd zu ermöglichen, müſſen die Horſte in den meiſten Fällen ent— weder hinreichend groß oder ſie müſſen durch unbeſtockte Iſoliergaſſen hin— reichend getrennt ſein. Große Horſte können zur Miſchung von reinen Kleinbeſtänden führen, und wenn damit auch manche wertvolle Charakter⸗Eigenſchaft des eigentlichen Miſchbeſtandes verloren geht, jo ſind dieſelben dennoch immer wertvoller und erſtrebenswerter, als ausge— dehnte reine Beſtände. Wo auf dieſe Vorzüge nicht verzichtet werden will und die Miſchung in kleineren Horſten erfolgen ſoll, da iſt in der Regel nur dann eine Erhaltung und Bewahrung der Miſchung zu gewär— tigen, wenn zwiſchen den eingemiſchten Horſten und dem Grundbeſtande hinreichend breite Geräumde belaſſen werden, welche die gegenſeitige Bedrängung der Miſchholzarten und das Zuſammenwachſen der in der Jugend iſolierten Beſtandsteile hinreichend weit hinausſchieben. Die bezüg— lichen Erſcheinungen im ſelbſtthätig ſich bildenden Miſchwald, das ſpätere Zuſammenwachſen verlaſſener, mit den mannigfaltigſten Holzarten beſtellter Pflanzgärten,*) die auf das gleiche Ziel gerichteten ſpäteren, aber im großen Betriebe ſchwer durchzuführenden Trennungs- oder Freihiebe,“) müſſen ungeſucht auf dieſe Iſolierungsgaſſen führen. Sie haben ihren Zweck erfüllt, wenn ſie den gruppenweiſen Miſchwuchs wenigſtens über das Gertenholzalter intakt hinüber zu führen vermögen. Dann können ſie freilich einer ſehr ſorgſamen Beſtandspflege nicht entbehren, und deshalb kann eine derart ausgerüſtete kleinhorſtige Miſchung ſich bezüglich der Sicherheit des Erfolges nicht mit den Ergebniſſen meſſen, welchen das Prinzip der Altersdifferenzierung zu Grunde liegt. Handelt es ſich um künſtlichen Anbau von Holzarten auf der Kahlfläche, welche erheblich ungleichwertige Wachstumsenergie wenigſtens während der Jugendperiode beſitzen, und um Standörtlichkeiten, bei welchen die zurückblei— bende Holzart lange Zeit als Unterſtand auszuharren vermag, — dann iſt ) Ein intereſſantes Objekt in dieſem Sinne bildet auch die Waldanlage „Kar— niffel“ am Starnbergerſee. ) Siehe meinen Waldbau, 2. Aufl., S. 533. — 158 — bei gleichzeitiger Aufforſtung auch die Einzelmiſchung zuläſſig. Meng⸗ ſaaten von Kiefern und Fichten auf lehmkräftigem friſchem Boden können in dieſem Sinne als Beiſpiel angeführt werden; verharrt hier der Fichten⸗ Unterſtand auch bis zum 50- und 60 jährigen Alter in zurückgehaltener Entwickelung, ſo ſchiebt er ſich mit der Zeit doch noch in die ſich er— gebenden Lücken zwiſchen die Kiefernkronen hinein, um ſchließlich vollgiltige Miſchbeſtockung mit qualitativ meiſt ſehr wertvollen Nutzholzergebniſſen zu bilden. Schwacher Boden geſtattet das nicht. — Wo man dagegen durch gleichzeitige oder nahezu gleichzeitige künſtliche Aufforſtung zwei Schatthölzer in Miſchung bringt, z. B. Fichten und Buchen (die Buche etwa nachträglich in reihenweiſem Zwiſchenſtande), da kann auf friſchem kräftigen Boden bei Einzelmiſchung ſich wohl ein Buchenunterſtand von geringem Nutzwerte bilden, — aber von einer gleichwertigen Beteiligung beider Holzarten an der Miſchbeſtockung oder der Heranzucht qualitativ wertvoller Nutzhölzer kann hier kaum die Rede ſein. Der Effekt erheblicher Ungleichalterigkeit zweier oder mehrerer Holz— arten kann bei der künſtlichen Beſtandsgründung bekanntlich auch direkt, durch Unterbauung eines vorwüchſigen Beſtandes, im doppelwüch— ſigen Betriebe erzielt werden. Da der Altersunterſchied zwiſchen dem vorwüchſigen und nachwüchſigen Beſtande immer ein anſehnlicher iſt, ſo kommt damit eine der wichtigſten Vorausſetzungen zur Erfüllung, welche für dauernde Erhaltung des Miſchwuchſes gemacht werden muß. Sollen aber die Miſchholzarten ſich einigermaßen gleichwertig im höheren Beſtands⸗ alter an der Miſchbeſtandsbildung beteiligen, dann muß dem Unterbau die Möglichkeit gegeben werden, mit der Zeit zwiſchen dem vorwüchſigen Be⸗ ſtande hinaufzuwachſen. Das kann ſich auf zwei verſchiedenen Wegen er— füllen. Der erſte beſteht bekanntlich darin, daß man den vorwüchſigen Beſtand im Lichtungsbetriebe behandelt, dadurch dem Unterbau aller— wärts mehr und mehr Raum ſchafft, ſich möglichſt gleichförmig zwi— ſchen dem Lichtwuchsbeſtande einzuſchieben, und dadurch dem Miſchbeſtande den Charakter der Einzelmiſchung beizulegen. Es iſt dies jene Methode, welche für die Heranzucht von Eichen- und anderen Lichtholz-Nutzhölzern an vielen Orten im Gebrauche ſteht, und repräſentiert dieſelbe wohl auch jenen natürlichen Vorgang, durch welchen mancher auf uns überkommene — 159 — Miſchwald ſeine Entſtehung gefunden hat. Der andere Weg zielt auf mehr horſtweiſe Miſchung ab; er ergiebt ſich, wenn die Lichtungs— hiebe auf ein, dem Standortswechſel ꝛc. angepaßtes, gruppen- und horit- weiſes Zuſammenſtehen der vorwüchſigen Beſtandsindividuen gerichtet ſind, und dem Unterbau die Möglichkeit geboten wird, vorzüglich in den zwiſchen— liegenden oberholzfreien Lücken ſich zu entwickeln und zur vollen Beteiligung an der Bildung der allgemeinen Miſchbeſtandskrone zu gelangen. Es liegt nahe, daß in dieſem Falle ein kontinuierlicher Unterbau nicht durchaus er— forderlich wird, und ſchon von vornherein für eine zweckentſprechende horſt— und gruppenweiſe Verteilung Veranlaſſung genommen werden kann. Dieſer letzteren Form des Unterbaues dürfte ſchon im allgemeinen aus vielerlei Gründen mehr das Wort zu reden ſein, als der meiſt gebräuchlichen kon— tinuierlichen, — namentlich auf den mineraliſch ſchwächeren Böden, und unter Verhältniſſen, bei welchen ein direkter Niedergang der atmoſphäriſchen Feuchtigkeit zum Boden erwünſcht iſt (Fichte), beſonders aber auch im In— tereſſe einer beſſeren Zugänglichkeit ſolcher Beſtände zum Zwecke aller die Nutzholzerziehung betreffenden Hiebsoperationen. Abſtrahiert man dagegen grundſätzlich von den Lichtungshieben, oder iſt unter Vorausſetzung gleichförmig durchgeführter Lichtungshiebe der vor— wüchſige Beſtand kein ausgeſprochener Lichtholzbeſtand, dann muß der unter— baute Beſtand den Charakter eines unterſtändigen Bodenſchutzholzbeſtandes gewinnen, der nur auf ſehr friſchem kräftigem Boden ſich zu erhalten und nur durch Genuß von Seitenlicht an den Beſtandsrändern oder nach er— folgter Veſtandslockerung im höheren Alter eventuell in den vorwüchſigen Beſtand zu gleichwertiger Beteiligung an der Miſchwuchsbildung noch etwa hinaufzuwachſen vermag. Die doppelwüchſige Form des Hochwaldes, insbeſondere wenn die Begründung des vorwüchſigen Beſtandes unter Schirm erfolgen kann, iſt ſohin im allgemeinen für die Ziele der Miſchwuchswirtſchaft weit empfeh— lenswerter, als die gleichzeitig bewirkte Beſtandsgründung auf der Kahl— fläche, denn ſie beſchränkt den Kreis der anzubauenden Holzarten nicht auf die wenigen froſtharten Holzarten, ſie gewährt ausreichende Alters-, eventuell auch die Möglichkeit horſtweiſer Differenzierung, und entlaftet in vollem Maße die Miſchwuchspflege während der ganzen Jugendperiode der Be— — 160 — ſtände. Allerdings iſt ſie eine der teuerſten Beſtandsbegründungsarten. Daß ſich die Anwendung dieſer Methode der Miſchwuchsbegründung nicht auf ganze Beſtände zu beſchränken habe, ſondern überall, wo es ſich um künſtliche Aufforſtung geeigneter Klein- und Zwiſchenflächen handelt, Be- achtung verdient, das liegt auf der Hand. Das gilt namentlich auch für die mehralterige Hochwaldform.“) Als allgemeine Grundſätze für jede Art der künſtlichen Miſch— wuchsbegründung müſſen endlich noch folgende Momente, als notwendige Folgerungen aus den vorausgehenden Abſchnitten, einer dringenden Beach— tung empfohlen werden. Belaſſung aller etwa vorhandenen wuchs— kräftigen Vorwüchſe auf der Kulturfläche, im Sinne des oben S. 152 geſagten; beſonders von Laubholzgruppen und einzelnen noch ſamenfähigen Bäumen, wenn ſie im Freiſtande noch einige Zeit auszuhalten verſprechen. Dann aber verlaſſe man bei der Pflanzkultur das Prinzip der weiten Pfanzverbände, vor allem bei den Nadelhölzern. Wo gepflanzt werden muß, da pflanze man eng, oder wenigſtens eng in Gruppen und Horſten, — und wo man die Koſten der engen Pflanzung ſcheut, da gehe man lieber gleich zur Saat über und verwende einen Teil des Mehr- koſtenbetrages der Pflanzkultur auf geeigneten Schutz der Saaten gegen Graswuchs x. Wo man ſäet, da iſt (mit Ausnahme der Odflächen) in der Regel auch die Belaſſung eines Schirmbeſtandes möglich; der Schutz des letzteren giebt freiere Hand für die Wahl der Miſchholzarten, und kann, bei der ungemeſſenen Zahl der auch durch dünne Saat gewonnenen Pflanzen, ohne erheblichen Schaden nach einiger Zeit weggehauen werden. Denn nur die Pflanzkultur erträgt dieſe nachträglichen Schutzholzhiebe nicht, und ſie iſt überhaupt die Urſache, daß man an den meiſten Orten, wie auf dem Rübenacker, kaum mehr einen Strauch, geſchweige denn einen Schirm— beſtand, ſehen mag. Was ich auf den vorausgehenden Blättern in gedrängter Zuſammen— faſſung über die Begründung der Miſchbeſtände gejagt habe, läßt erkennen, daß uns hierzu mannigfache Wege geöffnet ſind und mag es ſein, daß ſich die Zahl derſelben durch deren ortsgemäße Kombination noch ver— *) Siehe S. 142 meines Waldbaus. — 161 — mehren kann. Wie ich aber vermieden habe, für jede Holzart oder Gruppe von Miſchholzarten eine ſpezielle Behandlungsmethode mit univerſeller An— wendbarkeit zu empfehlen, ſo unterlaſſe ich es noch mehr, die eine oder andere Begründungsart als die unfehlbar beſte aufſtellen zu wollen, oder gar nach dem Phantom eines ſouveränen Wirtſchaftswaldes zu ſuchen. Die Wahl der Begründungsmethode iſt Sache einer auf die ſpeziellen Ver— hältniſſe des Einzelfalles zu baſierenden Würdigung, und das ſteht allein dem mit allen örtlichen Verhältniſſen vertrauten und maßgebenden Wirt— ſchaftsleiter zu, ſeine volle Tüchtigkeit vorausgeſetzt. Dieſe Zuſtändigkeit ſchließt aber ſelbſtredend die Pflicht in ſich, jene Wege zu wählen, auf welchen das Wirtſchaftsziel am ſicherſten, beſten und billigſten er— reichbar wird, und da uns durch Anlehnung an die Arbeitsmethode der Natur und verſtändnisvolle Benutzung ihrer Schaffenskraft im allgemeinen größere Gewähr gegeben iſt, auf ſichere und billige Weiſe zu nachhaltiger Produktion wertvoller Nutzhölzer mittels dauernder Miſchwuchsbeſtockung zu gelangen, als durch alleiniges Verlaſſen auf unſere beſchränkte menſchliche Kunſt, — jo muß es auch Pflicht des Wirtſchaftsleiters ſein, der natür— lichen Verjüngung im allgemeinen die größtmögliche An— wendung zu ſchaffen, die dazu führenden Wege nach Möglichkeit zu bahnen, jede Leiſtung der Natur entgegenkommend zu benutzen, und nur da zur künſtlichen Beſtandsgründung oder künſtlichen Bei— hilfe zu ſchreiten, wo die Natur ihren Dienſt völlig verſagen muß und eine andere Wahl nicht bleibt. Innerhalb dieſer beiden Hauptbegründungsgruppen wähle man aber, nach Maßgabe der konkreten Faktoren und des örtlichen Wirtſchaftszieles, das beſte. 3. Es erübrigt noch einer kurzen Berührung der Grundſätze der Beſtandspflege in den Miſchwuchsbeſtänden überhaupt. Schon im IV. Abſchnitte dieſer Schrift wurde darauf hingewieſen, wie wenig ausreichend die Hilfe der Beſtandspflege für dauernde Erhal— tung des Miſchwuchſes im großen Betriebe iſt, und welche Opfer ſchon ſo vielfach erfolglos gebracht wurden, um den Miſchwuchs auch nur in der frühen Jugend zu erhalten, geſchweige denn für die ſpäteren Lebens— jahre ſicher zu ſtellen. Mehrfach wurde auch erwähnt, daß die Zeit des Gayer, Miſchwuchs. 11 ze Dickungs⸗ und angehenden Stangenholzwuchſes bis zum Durchforſtungs⸗ eintritt als die am meiſten gefahrvolle für Miſchwuchs⸗Erhaltung zu bezeichnen ſei, teils wegen der erſchwerten Zugänglichkeit der Beſtände, teils wegen dem Unwerte des geringen im Wege der Beſtandspflege zu gewinnenden Gehölzes, — ein Umſtand, der für die Zukunft nur eine noch wachſende Verſchärfung erfahren kann, wenigſtens in den meiſten großen Waldkomplexen. Horſtweiſe Sonderung und eine mäßige, aber ausreichende Alters— differenzierung zwiſchen den Miſchholzarten ſeien die einzig ſicher ſtellenden Hilfen; durch eine auf dieſe Grundlagen geſtützte Verfaſſung werde dem Miſchbeſtand die Befähigung beigelegt, ſelbſtthätig ſich gegen den Verluſt des Miſch⸗Charakters zu ſchützen und die künſtliche Hilfe während der als beſonders kritiſch bezeichneten Zeit entbehren zu können. Zu dieſen Sätzen gelangte ich in den vorausgehenden Entwickelungen, und an ſie habe ich hier anzuknüpfen. Die Beſtandspflege beſchränkt ſich, unter der Vorausſetzung richtiger Beſtandsbegründung, auf die Ausformung des Beſtandes in der früheſten Jugend, die Durchforſtungspflege vom Geſichtspunkte der Nutzholzzucht und die an dieſelben ſich anſchließende Lichtwuchspflege. Es folgt aus dem Prinzip der Horſtwirtſchaft, daß jeder Horſt nur aus einer einzigen oder mehreren wenigſtens gleichwertigen Holzarten beſteht. Findet die Begründung derſelben auf künſtlichem Wege (auf der Kahlfläche, durch Vorbau, Ergänzung ꝛc.) ſtatt, ſo liegt es in der Hand des Wirtſchafters, dem gerecht zu werden. Findet die Begründung durch horſt- und gruppenweiſe Naturverjüngung ſtatt, dann ergiebt ſich um jo mehr eine Sonderung in nahezu reine Horſte, je lang— ſamer verjüngt wurde; aber eine vereinzelte Zumiſchung anderer Holzarten iſt nicht ausgeſchloſſen. Bei raſchem, wenn auch durch ungleichförmige Hiebsführung bethätigtem Verjüngungsgange iſt es erklärlicherweiſe weit ſchwerer, zu reinen Horſten zu gelangen. In allen derartigen Fällen hat nun die Beſtandspflege anzuſetzen, und zwar möglichſt frühzeitig, jo lange der Jungwuchs noch unter Kopfhöhe, leicht zugänglich iſt und die Arbeit dem Charakter der Kultur- und Schlagreinigung zufällt. Bei raſch erfolgter ſchlagweiſer Schirmverjüngung iſt horſtweiſe Sonderung meiſt nur wenig ausgeprägt und vielfach tritt förmliche Einzelmiſchung auf. Wo — 163 — dennoch auch hier die Schlagpflege helfend eingreifen will, ſoll ſie wenigſtens die einigermaßen erkennbaren größeren Horſte einer zu be— günſtigenden Holzart ins Auge faſſen und ſie von der beigemengten frei— hauen. Ob einzelne im Innern ſehr großer Horſte auftretende Gruppen anderer Holzarten beizubehalten ſeien, muß der konkreten Beurteilung über— laſſen werden. Sind die Horſte reingehauen und wurden bei dieſer Gelegenheit auch die entſchieden unwüchſigen und beſchädigten Pflanzen weggenommen, auf ſchwächerem Boden auch die allzugedrängten Horſte durchlockert, dann iſt noch die Frage der horſtweiſen Abtrennung zu erwägen. Wo bei hin— reichender Horſtengröße den bedrohten Miſchholzarten der örtlich-paſſende Altersvorſprung gegeben iſt, ſind Trennungshiebe entbehrlich; ſie ſind aber, wo nicht ſchon bei der Begründung auf Iſolierung Bedacht genommen wurde, nicht zu umgehen, wenn es ſich um mehr gleichalterige Wüchſe oder ſolche mit geringer Altersdivergenz und ſehr ungleichwertige Holzarten handelt. Einen durchaus ſicherſtellenden Effekt haben die Trennungshiebe allerdings nicht immer, namentlich bei geringer Horſtengröße, aber ganz wirkungslos ſind ſie auch hier nicht. Alle dieſe Arbeiten geſchehen, wie auf S. 82 gejagt, bei der horſt— weiſen Naturverjüngung allmählich mit dem Heraufwachſen der Horſte gelegentlich des fortſchreitenden Fällungsbetriebes durch die Holzhauer; bei mehr gleichalteriger Miſchwuchsverfaſſung nach erfolgter vollſtändiger Kom— plettierung des Schlages oder Beſtandes. Hat der junge Miſchbeſtand derart ſeine richtige Ausformung er⸗ halten, dann kann man ihn getroſt für die nächſtkommende Zeitperiode ſich ſelbſt überlaſſen; er wird auch unter ungünſtigen Verhältniſſen den Miſchwuchscharakter bis zum Durchforſtungseintritte mehr oder weniger bewahren. Wann die Durchforſtung pflege zu beginnen habe, das iſt nach meiner Anſicht ganz allein Sache des Wirtſchaftsleiters. Er allein iſt in der Lage, alle den konkreten Fall bedingenden Momente richtig zu be— urteilen, er allein kann das Durchforſtungsbedürfnis und die denſelben gegenüberſtehenden Hinderniſſe würdigen und je nach Umſtänden früher oder ſpäter die pflegende Axt in den Miſchbeſtand tragen. Der junge Beſtand iſt im vollen Schluſſe heraufgewachſen, und 11* — 164 — nun allerwärts oder doch wenigſtens in den vorwüchſigen Partien zu— gänglich. Dieſes Erwachſenſein in gutem ſelbſt auch etwas gedrängten Beſtandsſchluſſe verbürgt, wenn auch auf Koſten der jugendlichen Maſſen⸗ produktion, jene ſchlanke aſtreine Schaftgeſtalt und jene innere Holzgüte der wuchskräftigen Individuen, wodurch der Hauptwert faſt aller heute aus unſeren alten Beſtänden zu Markt gebrachten Nutzhölzer beſtimmt wird. Schon im Alter des angehenden Stangenholzwuchſes giebt ſich zu erkennen, welche Stangen und Gruppen mit Wahrſcheinlichkeit Nutzholzausſicht ge— währen, und da der Miſchwald im ausgeſprochenſten Maße Nutzholzwald ſein muß, ſo iſt ſchon bei dem erſten Eingriffe der Hieb auf alles entſchieden nicht nutzholztüchtige Material zu konzentrieren. Man ſehe hier von gleich- förmiger Hiebsführung, zum Zwecke einer gleichmäßigen Auflockerung des Beſtandes ab, und ſcheue ſich nicht vor unvermeidlich werdenden Lücken und Beſtandslöchern, — fie kommen der Entwickelung der wuchskräftigen Nachbarſtangen zu gute. Dieſe erſten Aushiebe ſind auch auf jene ſperrigen ſtarkäſtigen Individuen zu richten, welche auf ſchwachem Boden und bei einigen Holzarten mitunter durch Randſtellung ſich ergeben, wo in mehr gleichalterigem Wuchſe Trennungshiebe zwiſchen den Miſchwuchshorſten erforderlich waren; dann auf alle krebskranken oder ſonſt ſchadhaften Stangen, auch ſelbſt wenn ſie dem dominierenden Teile des Beſtandes angehören und endlich auf das dürre Holz auszudehnen.“) Daß bei dieſem erſten Aushiebe zugleich aber den vordringlichſten Forderungen für Erhaltung des Miſchwuchſes zu genügen ſei, iſt ſelbſtverſtändlich, und daß dieſes bei kleinhorſtiger Miſchung vorzugsweiſe durch Trennungs— und Freihiebe zu geſchehen habe, ſei wiederholt erwähnt.“) Es wird in der Regel angezeigt ſein, dieſen erſten Hieb, der mehr den Charakter der Korrektion trägt und mitunter zu einem ſtarken Ein- griffe ſich geſtalten kann, vorerſt auf die beſagten Objekte zu beſchränken, und mit der eigentlichen auf Zuwachsförderung abzielenden Durchforſtungs— pflege das meiſt nach einigen Jahren nahezu erreichte Wiederzuſammen— wachſen des Beſtandes abzuwarten. *) Siehe auch die lehrreichen viel zu wenig bekannten Verhandlungen des badi- ſchen Forſtvereins zu Wolfach 1884, beſonders die Depoſitionen Ganter's, Schu— berg's, Schweickhard's und anderer. *) Siehe hierüber das Nähere in meinem Waldbau, 2. Aufl., S. 552 u. flg. — 165 — Die Geſichtspunkte, nach welchen mit den Durchforſtungen in Nutzholzbeſtänden überhaupt zu verfahren iſt, können, wie ſchon oben S. 83 geſagt wurde, mit jenen für Brennholzbeſtände nicht überein— ſtimmen, denn in letzteren handelt es ſich faſt allein um Steigerung des Maſſenzuwachſes, in den Nutzholzbeſtänden dagegen muß die Qualitäts— produktion in die erſte Linie geſtellt werden. Man wird nicht leugnen können, daß alle unſere guten und wertvollen heutigen Nutzhölzer, und namentlich beim Nadelholze, Beſtänden entſtammen, welche entſchieden mehr den Charakter gut bewahrten Schluſſes als den der Räumigkeit beſitzen, daß dieſes mehr in der jüngeren Lebenshälfte ausgeprägt erſcheint als in der folgenden, und daß aber im höheren Alter der allmähliche Über— tritt der wuchskräftigen Individuen in räumigere Stellung zu wachſender Kronenerweiterung eine mehr oder weniger ausgeſprochene Erſcheinung iſt. Bekannt iſt ebenſo, mit welcher trägen Verzögerung in nahezu gleich— alterigen Beſtänden die Zurückdrängung des Nebenbeſtandes und die Heraushebung des dominierenden Beſtandsteils erfolgt, und daß dieſer auch noch bis in die höheren Altersſtufen durch mehr oder weniger unter— drückte Individuen unterſtellt bleibt. Sind letztere auch für die räum— liche Kronenentfaltung des dominierenden Beſtandes faſt gleichgiltig, ſo ſind ſie es doch nicht vom Geſichtspunkte der Beſtandsfüllung und des allgemeinen Beſtandsſchluſſes in Rückſicht auf den Boden. Die Pflege des Bodens, d. h. eine fortgeſetzt erhaltene Beſchirmung desſelben darf unter keinen Verhältniſſen vernachläſſigt werden, auch nicht zu Gunſten eines etwaigen mittels der Durchforſtungen erreichbaren Gewinnes, denn es hängt damit die qualitative Nutzholzerzeugung enge zuſammen. Gleich— zeitig ſollen aber die nutzholztüchtigen wuchskräftigen Individuen vom Nebenbeſtand losgelöſt werden, und zwar energiſcher, frühzeitiger und mit beſſerer Ausnützung des Lichtſtandszuwachſes, als es gewöhnlich in dem ſich ſelbſt überlaſſenen Beſtande geſchieht. Allen dieſen Forderungen kann aber, meines Bedünkens, hinreichend genügt werden, wenn die Durch— forſtungshiebe, im Sinne Kraft's, ſich vorzüglich auf einen Teil der beherrſchten und auch der mitherrſchenden Stammklaſſen konzentrieren, und ) Beiträge zur Lehre von den Durchforſtungen, Schlagſtellungen und Lichtungs— hieben. Hannover 1884. S. 38 u. flg.; — ſiehe auch meinen „Waldbau“. S. 543. — 166 — die entſchieden zurückbleibenden Stammklaſſen außer Betracht gelaſſen werden, ſoweit für einen Teil derſelben keine direkte Nutzungsabſicht vorliegt. Mit anderen Worten, man ermäßige die Zwiſchennutzungshiebe im Neben⸗ beſtand und greife mehr in den Hauptbeſtand ein. Es wird da— durch nicht bloß die Wuchsförderung der nutzholztüchtigen Individuen erzielt, ſondern einem Teile der zurückgebliebenen Stammklaſſen die Mög- lichkeit zu nachträglicher Erſtarkung gewährt, die Hiebe liefern nicht bloß geringwertiges Material, und durch Beibehaltung eines größeren oder geringeren Teils vom lebenden Nebenbeſtande wird jene Beſtandsfüllung bewahrt, welche auf nicht ſehr kräftigen Böden von nicht zu unter- ſchätzender Bedeutung iſt. Wo bei künſtlichen Aufforſtungen die Be— nutzung von Schirmbeſtänden in Abſicht liegt, da iſt es vor allem ange— zeigt, einen entſprechenden Teil des Nebenbeſtandes bis zum Endhiebe mit fortzuführen, um aus demſelben den erforderlichen Schirmſtand bilden zu können. Daß man auf dieſe, dem naturgemäßen Entwickelungsgange ent⸗ ſprechende Weiſe auch in Miſchbeſtänden von mehr gleichalteriger Ver— faſſung eine beſchleunigte Lichtwuchserſtarkung des wertvollſten Beſtands⸗ teiles erzielen kann, ohne den Schluß des Geſamtbeſtandes zu opfern und den in der Regel, wenigſtens vom Geſichtspunkt der Nutzholzzucht, ver— werflichen ſ. g. ſtarken Durchforſtungen in die Arme zu fallen, iſt leicht zu erkennen. Es muß aber weiter einleuchten, daß die allmählich beſchleu— nigte Herbeiführung jener für die Nutzholzerſtarkung erforderlichen Kronen- verhältniſſe für die dominierenden Stammklaſſen ſehr erleichtert iſt, wenn ſie vorwüchſigen Horſten entſtammen, oder einem vorwüchſigen Be⸗ ſtandsteile, wie in der doppelwüchſigen Form, angehören. Was die Durchforſtungspflege im erſtgenannten Falle betrifft, ſo habe ich darüber auf S. 82 u. f. geſprochen. Von einer durch den ganzen Beſtand gleich— förmig gehandhabten Durchforſtungspflege kann hier nicht die Rede ſein; da fie hier ihr Augenmerk vorzüglich den aus ihrer Umgebung ſich heraus— hebenden Nutzholzhorſten zuzuwenden hat, muß ihre Durchführung einfacher und der Erfolg geſicherter ſein. Das Objekt der Durchforſtungspflege iſt alſo hier der Horſt, und die Grundſätze für ihre Durchführung ſind die auf der vorhergehenden Seite entwickelten. — Was weiter die Beſtands— pflege der in doppelwüchſiger Form erwachſenden Miſchbeſtänden betrifft, 3 ſo glaube ich das hier in kürze zu Erörternde weſentlich auf jene Miſchung beſchränken zu können, in welcher es ſich um die Heranzucht der Eiche in ſpäter zu unterbauenden Kleinbeſtänden oder großen Horſten handelt. Die hierzu auserſehenen zwiſchen älteren Beſtänden eingebetteten Flächen finden meiſt ihre Entſtehung auf künſtlichem Wege, beſſer durch Saat als durch Pflanzung, da auch für die Eiche eine geſchloſſene Entwickelung während der Jugendperiode, mit Rückſicht auf Schaftausfarmung, Holz— güte und Bodenpflege nach meinen Erfahrungen der räumlichen Stellung vorzuziehen iſt. Liegen ſolche Eichenſaatflächen zwiſchen Buchenumgebung, ſo bleiben ſie nur ſelten ganz rein von ſich freiwillig dazugeſellender Buchenmiſchung. Die örtlichen Wachstumsverhältniſſe müſſen dann ent— ſcheiden, ob letztere ſchon frühzeitig herauszuhauen oder zurückzuhalten oder in kleinen Gruppen beizubehalten iſt. An manchen Orten beginnt man oft ſchon frühzeitig mit der Entfernung des Dürrholzes, der umge— bogenen Gerten ꝛc.; wenn für ſolches Material Verwendung vorhanden iſt, ſo mag es geſchehen, — ein Bedürfnis für beſſere Beſtandsentwicke— lung iſt aber nicht vorhanden. Es kann ſchon im erreichten Gerten- oder ſchwachen Stangenholzalter eine leichte Durchhauung angezeigt ſein, um beſſere Standfeſtigkeit zu erzielen, und ſind ſolche langſam ſich verſtärkende Ausforſtungshiebe bis zur herannahenden Zeit des Unterbaues fortzuführen. Sie ſollen aber mehr auf die eingezwängten Stangen des Hauptbeſtandes als auf den Nebenbeſtand gerichtet ſein, und niemals ſtärker geführt werden, als zur Erhaltung eines guten Schlußſtandes nötig iſt. Erſt einige Jahre vor dem Unterbau iſt ſtärker einzugreifen und verſteht es ſich von ſelbſt, daß von jetzt ab die zu gewärtigende Nutzholztüchtigkeit das allein leitende Moment für alle weiteren Hiebe, die nach dem Unterbau allmählich den Charakter der Lichtungshiebe annehmen, zu bilden hat. Welche Maßnahmen der Beitandspflege von der Zeit an zu ergreifen ſind, bei welcher der Unterbau zwiſchen die Eichenkronen ſich einzuſchieben beginnt, — dieſe Frage hat für die Gegenwart noch wenig Intereſſe. Indeſſen kann dieſelbe in allen Fällen nur darin ihre Löſung finden, daß die Kronenfreiheit der Eichennutzſtämme auf die eine oder andere Weiſe bis zur Nutzung gewahrt bleibt. Nach den Wirtſchaftsgrundſätzen für die bayeriſchen Staatswaldungen im Speſſart und im Pfälzerwalde werden die Eichenkleinbeſtände von einem — 168 — hinreichend breiten Iſolierbeſtande von reiner Buchenbeſtockung umſäumt, der plänterweiſe zu bewirtſchaften und von jeder Nadelholzbeimiſchung rein zu halten iſt. Die Beſtandspflege hat ſich ſohin auch auf dieſe Iſolier⸗ beſtände im angedeuteten Sinne zu erſtrecken und ſind dieſelben mit um jo größerer Sorgfalt wahrzunehmen, je mehr die Nachbarſchaft dem Nadel- holzwuchſe eingeräumt wird. Was endlich die Gewinnung des Lichtſtandszuwachſes und die Frage, ob darauf ſchon von Jugend auf hinzuarbeiten oder die verſtärkten Kronenfreihiebe auf das höhere Alter der Beſtände zu beſchränken ſeien, jo habe ich im vorausgehenden ſchon meine allgemeinen Anſchauungen ge- nügend zum Ausdrucke gebracht. Bei gleichaltrigen Beſtänden halte ich es, im Hinblick auf das Bedürfnis der Bodenpflege und eine nutzholz⸗ wertige Entwickelung des dominierenden Beſtandes, für gefährlich, ſchluß⸗ unterbrechende Lichtungshiebe ſchon vor zurückgelegtem Hauptlängenwachstum einzulegen. Hier müſſen die im vorbeſprochenen Sinne durchgeführten, gegen das höhere Alter ſich verſtärkenden Durchforſtungen, die ſich mit ſteigendem Alter mehr und mehr auf Freihieb der nutzholzwertigen Miſch⸗ hölzer zu konzentrieren haben, anſtatt dem eigentlichen Lichtungshiebe, ge⸗ nügen. Anders geſtaltet ſich die Sache, wenn es ſich um langſame horſtweiſe Naturverjüngung handelt; hier ergeben ſich die eigentlichen Lichtungshiebe von ſelbſt, denn ſie gehen Hand in Hand mit der Verjüngung. Ich kann in dieſer Beziehung hier auf das S. 83 und 87 geſagte verweiſen. In ausgeprägteſter Form greifen bekanntlich die lange fortgeführten Lichtwuchshiebe im doppelwüchſigen Betriebe Platz. Hier iſt die ganze Beſtandsform auf den Lichtwuchs zugeſchnitten, und wo es ſich um raſche Erſtarkung, geſteigerte Maſſenproduktion und die Heranzucht von Lichtnutz⸗ hölzern mit Schattholzmiſchung handelt, da greifen die Lichtungshiebe ſchon frühzeitig in den vorwüchſigen Beſtandsteil ein, und ſetzen ſich mit ſteigender individualiſierender Sorgfalt um ſo energiſcher fort, je mehr der nachwach— ſende Unterbau heraufwächſt. — — — — Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin. IE WE) 4 815 3 NA N KONG EN DL WEIN DI EC RN Fan N ne} SEN NIE NN Do ee ee Ie RES Te NRZ W A: 052 N e eee ee ee S . 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