PFF N N * — een Schriften, herausgegeben vom Dorjtande des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. — No. I. Der Graupapagei in der Freiheit und in der Gefangenſchaft. Geſchildert von Dr. Carl N. Hennicke. 2 IR Gera. Verlag von E. M. Köhler. „ 5 RT, ET 2 Geſchildert von r. Carl R. Hennicke. ET Gera. berg von E. M. Köhler. 189. — e 2 2 Chromolith. Ottomar Rottler & Comp, Gera, Reu Psittacus Psittacus timneh Fras. erıthaeus I. Vorwort. Fr ” 5 KL 2 Da ich Gelegenheit hatte, den Benne während eines mehr⸗ wonatlichen Aufenthaltes an der Weſtküſte von Afrika in der Freiheit men zu lernen und über ihn einige neue Erfahrungen zu ſammeln, ihn uch vielfach in Gefangenſchaft gehalten habe und noch halte, bin ich dem Wunſche des Herrn Verlegers, eine Monographie über dieſen Vogel aus— arbeiten, gern nachgekommen. Die dabei benutzte Litteratur habe ich Schluſſe genau angegeben, auch bei den betreffenden Stellen als Fuß⸗ toten angeführt. ‚Hoffentlich trägt das Büchlein dazu bei, daß der ſo vielfach in Gefangenſchaft gehaltene und ſo häufig verkehrt gepflegte Vogel eine ver- nunftgemäßere Pflege findet. Be: Denn das 5 ja auch ein Teil des rn Sera, im Juni 1895. Dr. Carl R. Hennicke. ? 2 P 3 * Sat Bee 3 u der Heimat und auf der Reife, 8 \ 12 5 — in tr * 4 . 7 er er wer) / . u den wenigen (25) Afrika bewohnenden Papageienarten gehört N der Papagei xar’eSoyyv, der Graupapagei-(Psittacus erithacus), x 5 der wohl jedem, der ſich auch nur einigermaßen für Vögel intereſſiert, . bekannt iſt und als Stubenvogel einen der erſten Plätze einnimmt. Schon in ſehr frühen Zeiten wurden Graupapageien oder Jakos als Stubenvögel gehalten. Belon und Aldrovandi kannten ihn, ja es wird ſogar angegeben, daß ihn die Römer bereits als Stubenvogel gepflegt hätten. Letztere An— ; gabe iſt allerdings nicht verbürgt und ziemlich unwahrſcheinlich. Be! Die Heimat unſeres Graupapageies iſt lediglich das äquatoriale Alrika, und zwar erſtreckt ſich fein Verbreitungsbezirk von Senegambien bis nach Benguela herab, alſo ſoweit die heiße Zone reicht. Er fällt i großen und ganzen mit dem der Oelpalme zuſammen. Hauptſächlich 1 bewohnt unſer Vogel den weſtlichen Teil dieſes Gebietes, für den er der eigentliche Charaktervogel iſt. Oſtwärts bewohnt er ganz Innerafrika bis zum Tſchadſee, den weſtlichen Quellflüſſen des Nil und dem Nyanzaſee. Aus Runſerem oſtafrikaniſchen Schutzgebiet führt ihn Neichenow aus Bukoba auf. Ei Ein alter „Afrikaner“, Herr A. Mann, ſchreibt in einem durch Hofrat Stroh der Redaktion der „ornithologiſchen Monatsſchrift des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ zur Verfügung geſtellten Briefe über den Verbreitungsbezirk des Graupapageies folgendes: „Gewiß iſt, daß unſer Freund nicht über 15° N. B. vorkommt. Nach Analogie könnte man von dieſer nördlichen Grenze auf die ſüdliche Verbreitung des Vogels ſchließen. Uebrigens geben die Parallelen, d. h. in anderen Worten die mittlere Jahrestemperatur, gar kein Recht, die Grenzen ſeiner Ver— breitung zu beſtimmen. Unſer Vogel lebt, wo die Oelpalme (Klais guineensis) vorkommt oder an ihrer Statt der Sheabutterbaum. Nun 0 itt aber Benguela, die Südgrenze der Palme, 13—14 ſüdl. Breite. Es muß auffallen, daß der Vogel nicht in Oſtafrika getroffen wird. Mir ſcheint dies mit der öſtlichen Grenze der Oelpalme zuſammenzuhängen.“ Auch eine Anzahl der weſtafrikaniſchen Inſeln bewohnt der Grau— papagei, z. B. Fernando Po, wo ich ihn mehrfach beobachten konnte, und Ilha do Principe, wo ihn Dr. Dohrn konſtatierte. Nicht vor kommt er dagegen, wie Lopez de Lima angiebt, nach Dr. Dohrns Mitteilung auf St. Thoms. Ebenſo iſt die Angabe Hahns, daß der Graupapagei in Nordafrika ar die Schmidts, daß er er den 5 Berdifhen In. vorkomme, falſch. Ferner findet ſich in Brehms Tierleben nach Dr. F die Notiz (ich habe ſie in der 2. Auflage nicht finden können), daß graue Papagei, auf Mauritius und Bourbon eingeführt, zu Anfang de 18. Jahrhunderts hier ſo zahlreich geworden ſein ſoll, daß man ihn we ſeiner argen Verheerungen wieder ausrotten mußte. Auch in den We einiger älterer holländiſchen Reifenden*) find (nach Dr. Finſch) grüne und graue Papageien als Bewohner dieſer Inſeln erwähnt. Nach denselben mehr vor. 5 2 Einer der älteſten Schriftſteller, die über das Vaterland des or einen (Papagei) der am gantzen Leib aſchenfarb oder lichtblaue it, am Schwanz hat er allein rothe Federn, umb die Augen iſt er Dieſen ſoll man aus Mina St. Jörgen Stat!“ bringen. 8 i ) Cornelisz. Neck 1619, Heemskerk 1601, van der Hagen 1607 u. a. *) St. George del Mina. 8 % ri r ne U r * ER, warn! „ 0 5 x ehen wir uns nun den Vogel etwas näher an. 5 Der Graupapagei gehört zu der Familie der Kurzſchwanz— pageien, die ſich durch ihren kurzen, höchſtens mittellangen, gerade | geſchnittenen oder ſanft abgerundeten Schwanz auszeichnen. Dieſelbe iſt in ihren einzelnen Arten über alle warmen Erdteile verbreitet. Nur i Polyneſien fehlt ſie. In beſonders vielen Arten bewohnt ſie Amerika und Afrika, und in letzterem Erdteil iſt ihr Hauptvertreter ſowohl der graphiſche en Verbreitung wie der Individuenzahl nach unſer Graupapagei. Annſer Vogel hat einen kräftigen, auf der Firſte abgerundeten, ſchiefer— Fe chwarzen Schnabel, deſſen Oberkiefer zu einem Haken gebogen und mit Wachshaut verſehen iſt, kurze breite Läufe, an denen die dritte die längſte iſt, lange Flügel, deren wohlausgebildete Spitze das schwanzende überragt, großfedriges Gefieder, das die Augengegend, die aſenlöcher, Wachshaut und Zügel unbekleidet läßt, ſo daß hier ein nackter ißer Fleck entſteht. Seine Länge beträgt nach Reichenow*) 350-400 mm, nach ehm“) 310 mm, feine Flügellänge nach Reichenow 220 bis O mm, nach Brehm 220 mm. Ich ſelbſt habe bei vielen von mir orgenommenen Meſſungen als Mittelzahlen für die Länge des Vogels 40, für die der Flügel 233 gefunden. Die Beſchreibung des Gefieders unſeres Graupapageies ſcheint it wenigen Worten abgemacht, iſt aber doch etwas umſtändlicher, als ſie erſcheint. Der Vogel iſt, wie ſchon Geßner ſagt, am ganzen Körper grau a md hat einen roten Schwanz. Nur die oben erwähnte weiße, federloſe Stelle um die Schnabelwurzel und die Augen macht ſich bemerkbar. Betrachten ir aber jede einzelne Feder genauer, ſo ſehen wir, daß jede einen etwas elleren Rand hat. Dadurch, daß dieſe Ränder an Kopf und Hals etwas fer hervortreten, und dadurch, daß die einzelnen Federn an dieſen len kleiner ſind, erſcheinen dieſelben heller. Die Schwanzfedern ſind 0 grau, Bauch und Beine hellgrau. Wie bei den Kakadus und ver— f NN, mie, Die Vögel Deutſch⸗ Oſt⸗ Afrikas, Enid ©. 99. (In „Die a RR ſchiedenen anderen Papageien bedeckt auch bei unſerem Vogel ein feiner, puderartiger Staub das Gefieder, der ſich abwiſchen läßt, was ſich bis- weilen demjenigen, der feinen zahmen Liebling hätſchelt, auf die Schulter oder den Arm nimmt, an den Kleidern recht unangenehm bemerkbar macht. Iſt der Puderſtaub abgewiſcht oder der Vogel naß, ſo erſcheint das ganze Gefieder mehr dunkel, ſchiefergrau. Woher dieſer Staub kommt, iſt noch ü unaufgeklärt. Nach der Anſicht Nitzſch's iſt er „der trockene Reſt der Flüſſigkeit, aus welcher die Feder gebildet wird“, nach der Burmeiſters entſteht er „durch die Zerbröckelung der Haut, welche zwiſchen Matrix und Feder liegt und in dem Maße, wie letztere ſich vergrößert, vera x und abgeſtoßen wird.“ Bezüglich der Unterſcheidung der Geſchlechter, — Fe Grau- papagei ein noch recht dunkeler Punkt, — fand ich bei den Eingeborenen, 8 ſowie den Matroſen die Anſicht, daß die Rotfärbung der den After direkt umgebenden Federn das Zeichen ſei, daß das betreffende Tier ein Männ- chen ſei, während dieſe Federn beim Weibchen grau gefärbt ſeien. Bei einem meiner Papageien, der gegen meine Mutter beſonders zärtlich iſt, t dieſe Rotfärbung deutlich zu konſtatieren, während bei einem anderen, der ſich beſonders für das männliche Geſchlecht eingenommen zeigt, die Federn E grau ausſehen. Auch bei einigen anderen, in fremdem Beſitze befindlichen Papageien habe ich die Wahrnehmung gemacht, daß die mit rotem After 5 verſehenen gegen Damen, die mit grauem dagegen gegen Männer ſehr zahm 0 waren. Demgegenüber muß ich aber bemerken, daß ich dieſe Anſicht bei einer 1895 vorgenommenen Sektion nicht einige fand. Nach der obigen Regel hätte das Tier, da die feinen After umgebenden Federn ſehr ſchön rot gefärbt waren, ein Männchen ſein müſſen, trotzdem entpuppte es ſich bei der Sektion als Weibchen. Dieſes Reſultat war mir um ſo über⸗ raſchender, als auch das Benehmen des Tieres (große Zahmheit gegen die Hausfrau, dagegen Biſſigkeit gegen den Hausherrn) auf ein ee hatte ſchließen laſſen. 1 Levaillant ſagt, daß die Händler die dunkleren Exemplare fü Männchen, die helleren für Weibchen halten, und Brehm giebt an, do der Scheitel des Männchens ſtärker gewölbt ſei als der des Weibchens. Ich habe aber auch bei dieſen Unterſcheidungsmerkmalen ſichere Schlüſſe nicht ziehen können, ſo daß ich nur meine Anſicht wiederholen kann: Die Unterſcheidung der Geſchlechter iſt beim Graupapagei ein dunkeler Punkt. Der alte Vogel unterſcheidet ſich von dem jungen vor allem durch einen mehr bräunlichen Ton des Gefieders und die Farbe der Iris. Während dieſelbe nämlich beim alten Vogel mais- oder ſtrohgelb iſt, ir ſie Ich finde über dieſen Punkt beim Durchleſen von Ruß' „fremdländiſchen Stubenvögeln“ auf Seite 624 des 3. Bandes eine Mitzeilung von Dr. Lazarus, welche 8 folgenden Wortlaut hat: 8 „So wie die jungen Vögel zu uns in den Handel gelangen, zeigen ſie meiſtens bereits ein dunkelaſchgraues Auge. . . . Nach einem halben Jahre wird das Auge taubengrau; wiederum nach einen halben Jahre erſcheint es graugelb und zwar beſonders bei verengerter Pupille, bei erweiterter dagegen ſchon blaßgelb. Dieſe Farbe des Auges behält er wiederum faſt ein Jahr bei, bis dasſelbe endlich nach drei bis vier Jahren eine ſtändig maisgelbe Färbung annimmt.“ | TIch habe hierüber ganz andere Erfahrungen gefammelt. In Gabun kaufte ich im April 1892 ſieben Stück junge Graupapageien, von denen einige noch das Dunengefieder hatten. Die Tiere hatten eine ganz dunkel- braune, faſt ſchwarze Iris, die kaum von der Pupille abzugrenzen war. Ich möchte fie vergleichen mit der Iris unſeres Waldkauzes (Syrnium aluco). Schon als ich Ende Mai in Hamburg ankam, hatte die Iris eeine aſchgraue Färbung angenommen, und die Umfärbung in taubengrau, graugelb, orangegelb und maisgelb ging nun ſo ſchnell vor ſich, daß die Tiere bereits Ende des Jahres 1892 dieſe Färbung der Iris zeigten, ale nicht ganz ein Jahr bis zur endgültigen Umfärbung brauchten. Diejenigen, welche am Leben geblieben ſind, haben ſeitdem nicht die geringſte Veränderung in der Färbung der Iris gezeigt, was ja auch, da eine maisgelbe Färbung bereits beſteht, kaum möglich iſt. Auch bezüglich der Schwanzfärbung der jungen Graupapageien herrſchen noch recht widerſtreitende Anſichten, und bin ich im Stande, einiges zur Aufklärung beizutragen. So ſchreibt Reichenow in Brehms Tierleben, Band IV, Seite 59: „Die Frage, ob die Schwanzfedern der Graupapageien in der Jugend rot oder grau find, habe ich, trotz beſonderer Aufmerkſamkeit, welche ich dieſer Frage widmete, nicht entſcheiden können.“ Später ſagt er über dieſen Punkt im Journal für Ornithologie 1875, S. 11: „Obwohl ich niemals Gelegenheit hatte, Neſtvögel zu unterſuchen, glaube ich nach meinen Beobachtungen und Erkundigungen, einer früher ausgeſprochenen Vermutung entgegen, jetzt behaupten zu können, daß die Schwanzfedern der jungen Vögel anfangs dunkelgrau gefärbt find. Letzteres wurde mir von den Negern, welche die Vögel jung aus dem Neſte nehmen, um ſie den Ceuropäern zu verkaufen, beſtätigt. Ich ſelbſt ſah mehrmals jüngere Individuen, bei welchen die Baſalteile der Schwanzfedern dunkelgrau, die * Spitzen rot, aber unreiner, als bei den Alten, bräunlichrot, gefärbt war ein Beweis, daß die Verfärbung in Rot allmählich vor ſich geht. Ei gleiche Verfärbung beobachtete ich auch an den unteren Schwanzdecken v Gefangenen.“ Auch andere Forſcher urteilen ähnlich. So ſchreib Finſchs): „Es ſcheint mir nicht unwahrſcheinlich, daß ſich die folgende Art (Ps. timneh) ſchließlich noch als Jugendkleid von ihm herausſtellen wird.“ Hierzu kann ich folgendes bemerken: Ich habe mich während und kurz nach der Brütezeit der Graupapageien (Dezember bis April) an dern Weſtküſte von Afrika aufgehalten, und nie iſt mir während dieſer Zeit ein junger Vogel mit grauen Schwanzfedern zu Geſicht gekommen. Auch von den dort wohnenden Kaufleuten, ſowie von den Eingeborenen, bei denen ich nachfragte, habe ich von graugeſchwänzten jungen Jakos nich erfahren können. Auch die von mir angekauften jungen Vögel, die no eine ſchwarze Iris hatten und Dunen trugen, hatten ſchon einen ſcharlach⸗ roten Schwanz, wenn auch nicht jo leuchtend, wie der der ausgemanferten Vögel iſt. Ueber das Verhältnis des Graupapageies zum Timneh ſpäter. Es wäre doch übrigens wunderbar, wenn eine derartige bedeutende Abweichung des jungen Vogels vom alten in der Farbe, wie ſie ein grauer Schwanz bedingen würde, von den Züchtern des Graupapageies in der Gefangenſchaft, deren es mehrere gegeben hat, wie ich ſpäter berichten werde, nicht bemerkt und demgemäß veröffentlicht worden wäre. Schon dieſer Umſtand dürfte zu der Anſicht führen, daß der Vermutung, der junge Graupapagei 1 7 graue Schwanzfedern, eine Verwechſelung mit ER dem Timneh zu Grunde liegt. Bevor wir die Beſchreibung des Gefieders abſchließen, müſſen wir doch noch bemerken, daß einzelne ſehr ſchöne Farbenvarietäten bei Psittacus erithacus vorkommen. Finſch führt in ſeinem ſchon wehe erwähnten Werke folgende vier Varietäten beſonders an: 1. Rot; nur Kopf, Hals und Schwingen grau go. uber * Scop., Ps. he var. ö Gml.). 2. Grau; Schwingen, Schwanz und Bürzel rot (Ps. er Aldrov. Ps. varius Müll. Ps. erythroleucus L.). 3. Grau, über und über rot geſcheckt (Ps. guineensis alis rubri Briss., Ps. guineensis rubrovarius Briss. Ps. erithacus var. % et 9. Gml.). 7 4. Ganz grau (2 Maracana brasiliensibus Marcgr., Psittac brasiliensis cinereus Briss., Ps. cinereus Gml.). ) Die Papageien, Leiden 1868. Band II, S. 311. r Toelfe eine ae werden von den Händlern als „Königs- b zeichnet und ſind ſehr geſucht und dementſprechend hoch bezahlt. Ich habe beobachtet, daß einer meiner ganz jung in Gabun an— ö ten Vögel mit vollkommen grauem Gefieder nach der erſten voll— menen Mauſer einzelne rote Federn an Bruſt und Bug erhielt, alſo zum „Königsvogel“ ausfärbte. Beritet. Si iff“) von einem in der Ausſtellung der „Aegintha“ 0 Albino von Psittacus erithacus, für den ein Preis Nr „ Ormith. Monatsſchriſt des Deutſch. VB. 3. Sch. d. Vogelwelt 1890, S. 82. er} x 2 5 5 ir kommen nun zum Freileben unſeres Vogels. 28 Wenn der Reiſende nach der Weſtküſte von Afrika kommt, iſt der Graupapagei einer der erſten Vögel, der ihm auffällt. Mit lautem Kreiſchen zieht er in Schwärmen über den Fluß in ungeſchickt ausſehendem Fluge herüber und hinüber, bisweilen in ungeheurer Anzahl, oder mehrere ſitzen auf den höchſten Spitzen der Bäume und laſſen von da aus bald ihre ; 3 melodiſchen Pfiffe, bald aber auch ihr durchdringendes, nichts weniger als melodiſches Krächzen hören. Der Flug iſt ſchwerfällig und ähnelt in ge⸗ wiſſer Weiſe dem der Enten. Schnelle, faſt ängſtlich ſich ausnehmende Flügelſchläge, die aber noch viel kürzer und ſchneller als die der Enten ſind, fördern den Vogel doch immerhin recht gut. Trotz des ungeſchickten 2 Fluges ſind ſie aber ſchwer zu erlangen, da ſie ihre Züge faſt ſtets in großer Höhe ausführen. Ein einziges Mal glückte es mir, einen, der über mich hinwegeilte, zu erlegen. Er überſchlug ſich mehrmals laut krächzend in der Luft und fiel dann in ein durch hohes Gras und N Büſche gebildetes Dickicht, — aus dem ihn nicht einmal die Schwarzen herausfinden konnten. Mehrmals konnte ich beim Graupapagei, bes ſonders vor dem Aufbäumen, ein ganz eigentümliches Flugbild be— obachten. Ich habe ihn dann nämlich geradezu „rütteln“ geſehen. Doch befand ſich der Körper dabei in faſt ſenkrechter Lage, während die Flügel 1 „zitternder“ Bewegung mit großer Schnelligkeit die Luft von hinten oben nach vorn unten ſchlugen. Auch nachdem ich die Vögel in der Heimat hatte, konnte ich dieſes Flugbild einſt beobachten, als mir einer meiner Papageien (damals noch mit nicht verſchnittenen Flügeln) aus dem Bauer durch die offenſtehende Stubenthür auf den Vorſaal entkommen war, dieſen durchflogen hatte und nun rüttelnd vor der gegenüberliegenden Küchenthür, die mit einer mattgeſchliffenen Glasſcheibe verſehen war, N 1 offenbar unklar über das „Wohin nun weiter“. 5 Feinde ſcheint der Graupapagei nicht allzuviele zu haben. größeren Raubvögeln habe ich ihn nur vom Geierſeeadler (Gypohierax angolensis) verfolgt geſehen, vor dem ſie allerdings in geradezu ſinnloſe 5 1 . Auch 1 1 ir Vom e wir a S ber ſich Nachſtelunngen ſehr genau merkt und ihnen zu enter weiß, wenig nachgeſtellt. Wir verwendeten ſein Fleiſch nur zur Suppe, die allerdings kräftig iſt und Taubenbrühe nicht unähnlich ſchmeckt. u su das Brutgeſ chäft 1 5 unſere ene merkwürdigerweiſe f Die beſten Nachrichten über das Freileben 1 Vogels verdanken wir Reichenow, deſſen in Brehms Tierleben enthaltene Angaben ich nachfolgend wiedergebe. Er ſchreibt: w Wohin man ſich auch wendet, überall begleitet einen das Gekrächze . des Jakos. Sie ſind in Weſtafrika, namentlich aber an der Goldküſte, am Kamerun und Gabun, überaus häufig; denn die Natur bietet ihnen hier in den unzugänglichen Waldungen des Schwemmlandes der Fluß— 8 mündungen ſo außerordentlich geſchützte und zuſagende Wohnorte, daß die Verfolgung, welche ſie ſeitens der Eingeborenen und der wenigen ſie bedrohenden Feinde zu erwarten haben, kaum in Betracht kommt. Haupt— ſächlich die Mangrovewaldungen nahe der Küſte find es, in denen fie niſten, indem ſie vorhandene Höhlungen in den Baunmen benutzen oder Aſtlöcher mit Hilfe ihres kräftigen Schnabels zu geeigneten Brutſtätten erweitern. Während der Brutzeit, welche in die Regenmonate, je nach Lage der betreffenden Oertlichkeit nördlich oder ſüdlich des Gleichers, alſo in unſere Sommer- oder Wintermonate, fällt, leben die Paare mehr oder * weniger einzeln; nach der Brutzeit ſchlagen ſie ſich nebſt ihren Jungen Be mit anderen Artgenoſſen zu Geſellſchaften zuſammen, welche vereint umher— ſtreifen, gemeinſchaftlich Nahrung ſuchen und gemeinſam Nachtruhe halten. = Sie wählen nunmehr zu beſtimmten Schlafplätzen die höchſten Bäume eines Wohngebietes und vereinigen ſich hier allabendlich. Aus verſchiedenen Richtungen her erſcheinen um Sonnenuntergang größere oder kleinere Trupps, ſo daß die Anzahl der endlich verſammelten Vögel oft viele hunderte er— reichen kann. Solche Schlafplätze werden bald bemerkbar. Weithin durch die Gegend ſchallt das Gekrächze der ankommenden und aufbäumenden 3 Vögel, und erſt mit dem Eintritt der Dunkelheit verſtummt es gänzlich. Am nächſten Morgen erhebt es ſich von neuem und verkündet jetzt den 2 > allgemeinen Aufbruch. Fortwährend lärmend, krächzend und kreiſchend, ziehen die Graupapageien dem Binnenlande zu, um ſich in den auf den Hochebenen mit Vorliebe angelegten Maisfeldern der Neger gütlich zu thun Halbreifer Mais bildet ihre Lieblingsnahrung, und erſchreckend ſind die Verheerungen, welche ſie in den Feldern anrichten. Gegen Sonnen— untergang treten ſie den Rückzug an, um ſich wiederum auf ihren Schlaf- plwätzen zu verſammeln. Wir benutzten ſolche bald erkundeten Wechſel zum Anſtande, um unfe Küche aufzuhelfen, konnten jedoch einen und denſelben Platz niemals längere Zeit nach einander behaupten, weil die klugen Vögel die e * Stellen ſich merkten und in weitem Bogen umflogen. Der Flug der Graupapageien iſt erbärmlich zu nennen. kurzen, ſchnellen Flügelſchlägen ſtreben ſie in gerader Richtung ihrem Zie zu; es gewinnt den Anſchein, als ängſtigten ſie ſich und fürchteten, jeden Augenblick herabzufallen. Als wir die Küſte betraten und zum erſtenmal in der Ferne fliegende Jakos bemerkten, glaubten wir Enten vor uns ſehen; denn deren Flug glich der ihrige. Ein Schuß bringt die fliegen Jakos vollſtändig außer Faſſung; ſie ſtürzen nach dem Knalle, oft förmlich ſich überſchlagend, tief herab und erheben ſich erſt langſam wieder. Lautes Krächzen, wie fie es ſonſt nur angeſichts eines fie bedrohenden Raubvogelss ausſtoßen, verrät die Angſt, welche ſie ausſtehen. Schreckhaft zeigen ſie ſich überhaupt bei jedem ungewöhnlichen Ereigniſſe. 5 Een Unter den gefiederten Räubern ſcheint namentlich der Geierſeeadler (Gypohierax angolensis) ein gefährlicher Feind der Graupapageien zu ſein. Ich ſah ihn mehrfach letztere verfolgen und erkannte an ihrer en ſetzlichen Angſt, wie ſehr ſie dieſen Raubvogel fürchten. Daß dieſer, trotz dem er kein gewandter Flieger iſt, die ungeſchickten Flieger einzuholen hi zu überwältigen vermag, unterliegt keinem Zweifel.“ Er Außer Reichenow verdanken wir noch Dohrn und Keulemans 2 Nachrichten über das Freileben des Graupapageies. Der erſtere ſchreibt⸗ „Die Art iſt in zahlloſen Schwärmen vorhanden; ich habe mitunter in eine Stunde Hunderte gezählt, die über das Haus flogen. Vielleicht iſt tes noch intereſſant, zu erfahren, daß der Braten dieſes Papageies von vor- trefflichem Geſchmack iſt“). Ueber den Neſtbau, die Zeit des Eierlegens x 85 ich 1 e fällt dies in RE bis 3 . und * ) Finſch, Die Papageien 1868. Band II, ©. 312. a *) Dies wird von Reichen op beſtritten, der das Fleiſch als Aunglanbie bezeichnet. Auch ich habe es als das gefunden. e) Finſch, Die Papageien 1868. Band II, S. 314. 7) Das habe ich auf dem Feſtlande nie beobachten können. gefangenen Papageien Palmnüſſe nicht angerührt. 5 2 8 Statt. Als Neſt dient eine meiſt ſehr tiefe Baumhöhle. Das Weibchen legt bis 5 weiße Eier. Es iſt indeß nicht leicht, die Neſter zu finden, da die Vögel dieſelben im undurchdringlichſten N 91 In . ge⸗ Be 110 Die Eingeborenen fangen die Jungen gleich 105 = Ousffiegen, u. nehmen fie aber nicht aus dem Neſte, weil fie den Glauben haben, in * Niſthöhle herrſche eine ſolche Hitze, daß man ſich die Finger ver— brennen würde, wollte man die Jungen herausholen. Gegen Abend ver— ſammeln ſich die Papageien in Menge zur gemeinſchaftlichen Nachtruhe auf einem Berge, welcher deshalb auch den Namen „Pico de papagayo“ 2 erhalten hat. Man ſieht ſie dann in kleinen Truppen von 3 bis 10 Stück = BR nach dieſem Platze zufliegen. Ihre Stimme iſt ſehr laut und kreiſchend. Im Betragen gegen andere Vögel iſt Psittacus erithacus b 5 3 ſehr unverträglich. Raubvögel werden gemeinſchaftlich angegriffen und in die Flucht geſchlagen. Dies ereignet ſich z. B., wenn ein Milvus parasiticus zufällig von St. Thoms herüberfliegt. Raubvögel fehlen deshalb auch auf der Prinzeninſel. Mit Ibis olivacea herrſcht ein inniges Einvernehmen. f Die Eingeborenen fangen die Papageien in Schlingen und verkaufen ſie gewöhnlich für einen Dollar an Fremde. Obwohl dieſe Vögel ſehr ſchlau und liſtig find, geraten ſie doch oft in Fallſtricke. Die Gefangenen verraten ſich ſogleich durch ihr entſetzliches Geſchrei.“ Br Die Zahl der Eier ſoll alſo nach Keulemans' Angaben bis 5 Stück betragen. Nach Hahn beträgt fie 2, wie Brehm angiebt, nach Buffon, der ſeine Beobachtungen an Gefangenen gemacht hat, 4 und nach Frau Gorgol ), die ebenfalls einen Graupapagei zum Eierlegen gebracht hat, 3. In der Freiheit gelegte Eier find noch nicht beſchrieben, in der GSHeefangenſchaft gelegte mehrfach. Die Wiedergabe dieſer Beſchreibung folgt ſpäter. x Ich ſelbſt kann eigene Beobachtungen über das Brüten der Grau— papageien nicht mitteilen. Dagegen wurden mir mehrfach von Ein— geborenen alte, hohe Bäume gezeigt, meiſt im Urwalddickicht auf inmitten von Flüſſen gelegenen Inſeln ſtehend, die Löcher aufwieſen, welche mir als Bruthöhlen des Graupapageies bezeichnet wurden. So erinnere ich mich noch lebhaft eines alten „Baumwollbaumes“, welcher mir auf einer Inſel des kleinen Njong bei Klein-Batanga als Brutbaum von ) Gefiederte Welt 1894, S. 13. a More Psittacus erithacus vorgeftellt wurde. Einigermaßen im Gegenſatz hierzu ſteht aber eine Mitteilung des ſchon oben erwähnten A. Mann, die folgendermaßen lautet: „Sonderbar erſcheint mir die Unkenntnis der jugendlichen Naturgeſchichte unſeres Freundes. Tauſende (?) von Europäern leben, wo der Vogel lebt. Er niſtet auf hohen Bäumen, die allerdings dem Europäer nicht wohl zugänglich ſind, aber von den Eingeborenen ohne Schwierigkeiten beſtiegen werden. Psittacus erithacus lebt auf hohen Bäumen, niſtet aber auch auf niederen, wenn er die Neſter auf den hohen ſchon beſetzt findet, wo möglich in der Nähe der Palme, die nicht im Mangrove-Schlammlande der See- und Flußufer wachſen kann. Meine Frau hat im April zwei junge Pollys gekauft, die aus dem Innern etwa 48 bis 65 km nördlich von Lagos kamen. Sie waren teils nackt, teils mit grauweißem Flaum bedeckt. Sie konnten nicht ſelbſt freſſen, weder fliegen, noch ſtehen. Ein Fall aus dem Neſt von einem hohen Baume hätte ſie getötet. Sie wurden aus dem Neſt genommen, während die Alten auf Nahrung gingen. Die Fütterungsart iſt dieſelbe, wie junge Tauben u. ſ. w. von den Alten ernährt werden. Ungefähr ein bis zwei Monate hatte meine Frau die Tierchen zu nähren mit Maispappe, Milch und Brot ꝛc.“ Sonſt erzählt Mann noch über das Freileben folgendes: „Die freien Vögel leben von der öligen Schale der Palmnuß, von Wald— früchten und Mais, gehen des Morgens auf Nahrung aus, ruhen über Mittag auf hohen Bäumen und kehren abends nach einer zweiten Fütte— rung auf ihren hohen Standort zurück. In ſolchem Fluge habe ich einen aus der Luft geſchoſſen, und ſehe ich ein Unrecht in der Behauptung, Polly ſei ein erbärmlicher Flieger. Natürlich in Europa, nachdem ihm die Flügel beſchnitten, er ſeit Monaten und Jahren keinen rechten Flügel— ſchlag mehr gethan, keinen hohen Baum mehr beſucht, keine Palmnuß mehr abgeriſſen oder abgezwickt hat, kann ihm Luſt und Fähigkeit zum Fluge gar leicht verloren gehen. Der zweite des Paares, von dem ich den einen verwundete, wurde durch den Schuß ſo wenig außer Faſſung gebracht, daß er keinen Augenblick im Fluge innehielt.“ Aus dem Obigen erſieht man, daß auch die Angaben über den Fang des Graupapageies recht verſchiedene und widerſprechende ſind. Während Reichenow angiebt, daß kein einziger der nach Europa ge— langenden Graupapageien alt gefangen ſei, ſondern alle aus dem Neſt genommen ſeien, erklärt Keulemans, daß auf Ilha do Principe kein einziger aus dem Neſt genommen werde. Ich glaube, das Richtige 31g 9 9 g wird, wie überall, in der Mitte liegen. Einmal werden die Neger die Jungen aus dem Neſte nehmen und die Alten fangen, wo ſie ſich fangen R Er wie es ja bei uns die Vogelfänger auch thun, und zweitens 1 die Hauptfangmethoden, wenn ich dieſen Ausdruck gebrauchen darf, i verſchiedenen Gegenden verſchiedene ſein. Mir wenigſtens wurde im Süden ſtets geſagt, die Papageien würden jung aus dem Neſte genommen und das ſtimmte zu den angebotenen jungen Tieren), an der Goldküſte, die Papageien würden alt gefangen (und das ſtimmte wieder zu den an— gebotenen Exemplaren, die faſt alle maisgelbe Iris hatten). Trotz der Faulheit der Neger und ihrer Abneigung, Käfig- oder überhaupt gezähmte Vögel zu halten, fand ich faſt in allen Negerdörfern an der Guineaküſte und weiter ſüdlich neben halbverhungerten Vögeln gezähmte Papageien. Sogar die Niam-Niam ſollen nach den Berichten mehrerer Reiſenden zahme Graupapageien halten. Mir machte es aller— 8 dings in den erwähnten Negerdörfern den Eindruck, als ob die Vögel lediglich zum Handel aufgezogen würden. Selbſt die an der Küſte lllebenden Europäer ſcheinen mir zum großen Teil keine Ausnahme davon zu machen. Auch ihrer hat ſich, ſcheint es, mit der Zeit eine Gleich— gültigkeit gegen alles Ideale bemächtigt, daß ſie gar nicht daran denken, ſich einen Vogel aus anderen Gründen zu halten, als um daraus auf die eine oder andere Weiſe Gewinn zu ziehen. Ausnahmen giebt es natürlich auch hier. BE; Es iſt ein überaus anmutendes Bild, wenn man durch eine Neger- E: town geht und fieht hier auf dem Wege unter den Ferkeln, Ziegen und Hühnern vor den Häuſern und auf den Dächern derſelben unſeren Grau— papagei mit dem ihm auf ebener Erde ſo eigentümlichen Gange in Menge umherſteigen. Leider haben alle geradezu abſcheulich verſtümmelte Schwingen. Auch auf der Veranda, mit welcher faſt jedes einigermaßen an— ſtändige Haus eines Europäers verſehen iſt, ſieht man ab und zu einmal einen Graupapagei ſitzen, der einige Worte ſpricht. Dieſe ſind glücklich zu ſchätzen gegenüber denen, die die Heimat ver— llaſſen müſſen, um nach Europa importiert zu werden. Denn die große Mehrzahl der letzteren iſt dem Tode geweiht, wie wir im folgenden ſehen werden. Ps. carycinurus on Finſch ſchreibt über dieſen Vogel“) „Mit innerem Widerſtreben führe ich Ps. timneh als beſondere auf, denn ich bin überzeugt, daß es nur der junge Vogel von P erithacus ſein wird, den wir noch gar nicht kennen. Die braun Schwanzfärbung, welche die neue Art unterſcheiden ſoll, iſt zu wenig kon⸗ ſtant. Das Exemplar vom Gabon im Britiſch-Muſeum hatte einen ſchokoladefarbenen Schwanz, dagegen zeigte ein lebendes im zoologiſchen Garten des Regents Park den Schwanz einfarbig dunkelgrau, nur die zwei mittelſten Schwanzfedern bräunlich verwaſchen. Ein Exemplar im Berliner Muſeum, als Ps. erithacus juv. bezeichnet, hatte ebenfalls noch graue Schwanzfedern, die aber gegen die Baſis zu in düſteres Rot übergingen. Ebenſo Exemplare in den Muſeen von Wien und Leipzig. Fraſer nenn die Schwanzfärbung roſtrot. Die Abbildung Levaillants pl. 102, welch jetzt auf timneh bezogen wird, ſtellt jedenfalls einen noch jüngeren Vogel wie den des Berliner Muſeums dar, und das auf pl. 103. abgebildet ee Exemplar, ganz dunkelgrau mit rotbraunem Schwanze und unteren Schwanz. decken muß dann ebenfalls zu Ps. timneh gehören. Nach Levaille halte. De Souancé nennt Ps. timneh eine „ſehr gute“ Art. 9 ſeiner Verſicherung gelangt ſie jetzt öfterer lebend nach Paris, und ſelbſt habe ein Exemplar 3—4 Jahre beſeſſen, ohne eine Farbenveränderi an ihm wahrzunehmen. Dieſe Beobachtung würde meine Anſicht, ) I. o. S. 316. 2 Ps. timneh nur der junge Ps. erithacus ſein kann, allerdings völlig Re een. Dennoch bleibt die Art vor der Hand noch eine ſehr frag— 5 Nach Fraſer iſt Sierra Leone das Vaterland. Im Pariſer- und * 3 Britiſch— Muſeum auch vom Gabon.“ 5 Auf meinen Reiſen habe ich vielfach Gelegenheit gehabt, Timnehs zu ſehen und zu erwerben und kann mich nur in Uebereinſtimmung mit de Souance dahin ausſprechen, daß ich den Timneh für eine durchaus ſelbſtändige Art halte. In Gabun habe ich von Timnehs nichts geſehen oder gehört, dagegen wurde in Sierra Leone lediglich dieſer Vogel, kein einziger Graupapagei, angeboten. Ich habe dort viele Exemplare, teils bei Händlern, teils bei Privatleuten geſehen, aber alle zeigten, mochten ſie nun ſchwarzbraune, aſchgraue oder maisgelbe Iris zeigen, alſo den verſchiedenſten Altersklaſſen angehören, dieſelben typiſchen Merkmale: weißen Oberſchnabel und dunkelroten bis faſt ganz ſchwarzen Schwanz. Die Schattierung des Schwanzes war allerdings nicht für alle Individuen, ja nicht einmal für einzelne, die gleiche, doch habe ich nie einen derartig ſcharlachroten Schwanz finden können, wie bei dem Grau— papagei, der übrigens in Sierra Leone nirgends zu haben war. 5 Von den beiden Exemplaren, die ich erwarb, hatte das eine einen dunkelſchwarzgrauen Schwanz mit einer ganz geringen Andeutung eines roten Schimmers, das andere einen dunkelweinroten Schwanz, der einen 8 ſtäubt. Da mir leider ein Exemplar (ich vermutete ein Paar nnd hatte ſie zu Zuchtverſuchen beſtimmt) auf der Reiſe zu Grunde ging, konnte ich zu meinem Bedauern nur einen Vogel mit nach Haufe bringen, der aber heute noch im Beſitze meines Freundes Dr. Hüfler in Chemnitz lebt. Das Tier hat ſich während der drei Jahre vollſtändig gemauſert, hat ſich aber in Bezug auf Färbung des Gefieders oder auch nur des Schwanzes in keiner Weiſe verändert. Es hatte übrigens ſchon beim Ankauf eine vollſtändig maisgelbe Iris. 2 In Freiheit habe ich die Tiere leider nicht beobachten können. gr Dieſem Bändchen iſt ein Bild von der Meiſterhand Profeſſor A. Goerings beigegeben, welches die Farben- und Größenverhältniſſe der beiden Arten recht anſchaulich darſtellt. Im Nachfolgenden gebe ich nun eine Tabelle, welche die Größenverhältniſſe, an fünf verſchiedenen Exemplaren gemeſſen, enthält. weit geringere Größe als der Graupapagei, bedeutend ſchwärzere Färbung, 2 feinen ſchwarzen Flor zeigte, jo daß es ausſah, als ſei er mit Ruß be 9 A Bi»; 15 en ? * . ER — 22 Psittacus erithacus | Psittacus 1 * , mm | mm mm | mm mm | mm | mm N Ye Länge vom Schnabel bis zur Schwanz— N | a BR ſpitze 340 340 340 340 300 295 297,5 5 Klafterweite 800 750 | 800 775 700 690695 Länge des Oberſchnabels von der Feder— grenze bis zur Spitze 37 36. 37 36,7 35ͤ BD. sm Länge des Unterſchnabels von der { 4 — Federgrenze bis zur Spitze 23 22 23 22,7 20 19 1998 8 Fußlänge . EE 605 = | Längſte Schwanzfedern 94 93 93 93 90 90 90% Flügel vom Bug bis zur Spitze 236 | 230 | 233 233 || 210 | 2 210 Gewicht 400 gr 380gr,390gr 39087, 330 gr 2 | 330 5 a Man ſieht aus dieſer Tabelle, daß die Gewichts- und Größenver⸗ hältniſſe derartig find, daß der Psittacus erithacus den Timneh in bir nahe jeder Beziehung um 10—17°/, übertrifft. Ich bemerke dabei, daß alle die betreffenden Tiere bis auf Nr. 5 bereits ſeit ca. 3 Jahren im Beſitz ihrer Beſitzer ſind, daß alſo Altersdifferenzen wohl ausgeſchloſſen find. Nr. 5 war ein alter Vogel, der auf dem Transport ſtarb. En Was nun die Färbung anlangt, ſo will ich, obgleich das Bild eine a Beſchreibung eigentlich überflüſſig macht, darüber nochmals folgendes fagenn wobei ich bitte, mir Wiederholungen zu verzeihen: Hals und Flügel find tief dunkelgrau; die kleinen Flügelfedern ſchimmern beſonders in der Sonne rötlichbraun. Rücken und Bauch weißgrau; Bruſt dunkel. Der Kopf hebt ſich wieder heller vom Hals ab. Von dem weißen Oberſchnabel, der an der Spitze wieder dunkel wird, geht bis 1 em hinter die Augen ein grauweißer Streifen. Der Schwanz zeigt alle Schattierungen von a 8 rot bis ſchokoladenbraun, grau und ſchwarz. TR Die Begabung dürfte dieſelbe fein, wie beim Graupapagei, wenigstens habe ich etwas abweichendes nicht bemerkt. 5 ir kommen nun zum Handel. Sobald ein Dampfer irgendwo auf der Rhede reſp. im Hafen er— ſcheint, wird er umſchwärmt von den Booten und Kanoes der Eingeborenen, zum Teil in einer Anzahl von Hunderten, teils, wie in Monrovia, weil ihre Inſaſſen ſich auf dem Schiffe als Arbeiter verheuern oder die auf demſelben befindlichen Freunde und Verwandten beſuchen wollen, teils, um allerlei: Fleiſch, Gemüſe, Kurioſitäten, Felle, Briefmarken, Elfenbein, Affen, Schlangen, Vieh, Geflügel und — Papageien zu verkaufen. Ab und zu werden ja auch andere Vögel als Käfigvögel angeboten, aber meiſt ſind es doch Papageien und von dieſen wieder iſt an erſter Stelle der Graupapagei zu nennen. Der erſte Platz, an dem ich im November 1891 Gelegenheit hatte, dieſe Art des Handels kennen zu lernen, war Banana. Die dort gekauften Vögel werden als die wertvollſten angeſehen und zwar deshalb, weil ſie, wie ich ſchon früher erwähnte, von den Eingeborenen aus dem Neſte genommen und aufgezogen werden und nicht, wie an der Goldküſte, mit der Leimruthe oder dem Netze alt gefangen werden. Schon 85 Boßmann (Reiſe in Guinea 1705) giebt an, daß die von Benin, Calabar und Kap Lopez in den Handel kommenden Papageien gelehriger ſeien, als die von der Küſte von Guinea ſtammenden. Wir hatten, von Boma herunterkommend, eben den Flußlootſen ab— geſetzt, als mehrere Boote der Eingeborenen mit Papageien an Bord an den Dampfer herangerudert kamen. Die Vögel befanden ſich in kleinen, ; 3 ca. 50 cm langen und 20 cm im Durchmeſſer hohen trommelartigen Käfigen, die aus Schilf angefertigt waren und an einem Drahthenkel ge— tragen wurden, und zwar immer einer oder höchſtens zwei. Es waren nur einige zwanzig Stück, für die der geforderte Preis zwiſchen 4 und = 8 Shilling ſchwankte. Leider wurden unſere Verhandlungen durch den Beginn der Schraubenthätigkeit des Dampfers unterbrochen, fo daß es uns nicht möglich war, dieſelben zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Die nächſten wurden angeboten in Nyanga, und hier ſtellte ſich der durch ſchnittlich geforderte Preis auf 5 Shilling. Ganz die gleichen Verhält- niſſe fanden ſich an der ganzen Weſtküſte bis Gabun. Hier aber wurden für einen Papagei Mitte November 10—15 Shilling gefordert, da die Tiere recht ſelten und demgemäß ſehr geſucht waren. Im März 1892 waren die Preiſe in Gabun infolge des ſtarken Angebotes nach der Brut periode auf 1 Shilling 6 Pence geſunken. Die Tiere waren aber noc ganz jung und mußten teilweiſe noch gefüttert werden. Mitte April kauft ich in Gabun 7 Papageien von einem Händler, der eine große Anzah wohl gegen hundert Stück, in ſog. Hühnerſtiegen an Bord brachte, das Stück für 4 bis 5 Shillinge. Weiter nordwärts, im ganzen Kamerun gebiete, bis nach Acera hin, werden nie auf den Schiffen Graupapageien angeboten. Eigentümlich, denn der Graupapagei iſt in Kamerun nicht weniger häufig als ſüd- und nordwärts. Die Kaufleute in Kamerun, die ſich gern in den Beſitz eines Vogels ſetzen möchten, laſſen ſich den- ſelben erſt durch die Dampfer aus dem Süden mitbringen. Der Umſtand iſt um ſo auffälliger, als die Kameruner ſonſt einen ganz ausgeprägten Handelsgeiſt beſitzen und ſo ziemlich alles zum Kaufe anbieten, von de 7 fie vorausſetzen, daß es jemand kauft. Erſt in Accra alfo wird der mi dem Dampfer reiſende wieder Papageienhändler an Bord erſcheinen ſehe Hier war im Dezember die Zahl der angebotenen Vögel eine weit größer als an der Südweſtküſte, auch waren die Preiſe billigere. Im März und April wurden ebenfalls ſehr viele angeboten. Alle aber hatten voll- kommen maisgelbe Iris, ſowohl die im Dezember, wie die im Mär und April angebotenen, und wurden wegen ihrer Bösartigkeit un ER ſtießen, von den Matroſen als „Krähen“ bezeichnet. Man konnte hier da = Stück 90 0 für 3 bis 4 Sn kaufen. Die Tiere waren nicht, wie a deſſen Vertikaldurchſchnitt annähernd einen Halbkreis darſtellte und de aus Rohr oder Schilf hergeſtellt war. Weiter nach Norden wurden m mal beſuchte und wo ich ſtets verſuchte, durch dortige Kaufleute oder 5 unſere „Kruboys“ Vögel zu erhalten. In Sierra Leone (Freetown) 9 mir dagegen N angeboten er Preiſe von 4 bis 6 Sn en die aber leider nicht erfolgte, mehr mitzunehmen.“) Auch hier konnte ich Graupapageien nicht auftreiben, trotzdem ich hohe Preiſe dafür verſprach, ſo daß ich zu der ſicheren Annahme gelangt bin, daß der Timneh den Graupapagei in Sierra Leone vollſtändig vertritt. Umgekehrt war es mir übrigens mit dem Timneh in Gabun gegangen. Aufmerkſam gemacht durch Finſch's Angaben über die beiden im Pariſer und Britiſchen Muſeum befindlichen Exemplare des Timneh in Gabun habe ich mir alle Mühe gegeben, etwas über das Vorkommen des Timneh in Gabun zu erfahren oder ein Exemplar zu erhalten. Meine Bemühungen blieben vollkommen ohne Erfolg. Doch das nebenbei. Man kauft die Vögel an Bord der Schiffe oder in den Küſtenſtädten durchaus nicht aus erſter Hand. Einzelne Händler bereiſen geradezu die Küſtenſtriche bis ziemlich tief in das Innere hinein, um die Vögel von ihren Fängern aufzukaufen und dann wieder an die Dampferpaſſagiere oder die Seeleute zu verkaufen. 8 Als Kurioſum will ich noch erwähnen, daß uns, die wir direkt aus dem Papageienlande kamen, in Madeira und auf den Canarijchen Inſeln Graupapageien für 20 Mark das Stück angeboten wurden. 2 Bei der Ankunft eines von der afrikaniſchen Weſtküſte kommenden Dampfers in Hamburg erſcheinen ſofort eine Menge kleinere Händler an Bord, um die von den Matroſen mitgebrachten Papageien und anderen Tia.ere zu kaufen, und da geht manchmal ein Feilſchen und Handeln los, daß man meint, auf der Meſſe zu ſein. Auch die Paſſagiere werden bis— weilen von den Händlern beläſtigt, wenn letztere gemerkt haben, daß die erſteren Tiere mitgebracht haben. Da helfen alle Beteuerungen nichts, daß man die Tiere für ſich mitgebracht hat und nicht, um ſie zu verkaufen. Mit einer Zungenfertigkeit und Ausdauer, die einer beſſeren Sache wert wäre, wird immer wieder „angebohrt“, bis der Reiſende ſich endlich ganz energiſch alle weiteren Verhandlungen verbittet. Die Preiſe, die gezahlt werden, ſchwanken zwiſchen 8 bis 10 Mark für einen friſch importierten „Dampfervogel“. Es wird nämlich ein Unterſchied zwiſchen den „Dampfer“- und „Segelſchiffsvögeln“ gemacht und die letzteren, da ſie feſter und aus— dauernder ſein ſollen, teuerer bezahlt. ae ) Anhangsweije will ich noch mitteilen, daß ich in Freetown für ein Pärchen : Mohrenkopf (Poeocephalus senegalus) 10 Shilling, für ein Exemplar des Un— zertrennlichen (Agapornis pullaria) in Accra und Quittha 6 Pence bezahlte. Andere Papageien, die im Süden ein Handelsartikel find (Poeocephalus robustus, Guilelmi und fuscicollis) wurden mir nicht angeboten und waren auch nicht zu erlangen. Die Haupteinfuhrplätze find Eiverpoo, ole dan, , Atweren Hamburg. ; Von den Händlern kann man friſch importierte Bi ögel jederzeit ür 15 bis 20 Mark erhalten. Sog. „an Hanf und Waſſer gewöhnte““ ſchon teuerer und ſprechende oder pfeifende können bis auf 200 300 Mark zu ſtehen kommen. Ich kann niemand dazu raten, ſich einen billigen Vogel für 15 bis 20 Mark zu kaufen. In den meiſten wird er nicht viel Freude daran erleben, da er ſich einen Todestandid. erworben hat. Woran liegt dies nun? - chon wiederholt iſt in den verſchiedenſten Zeitſchriften von der Sterbfichkeit der friſch importierten Exemplare unſeres Vogels und Maßregeln zur Verhütung derſelben die Rede geweſen. So ſpricht ſich im Jahrgang 1886, S. 15 der Monatsſchrift des „Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ Herr A. v. Werther über die „ungeheuer große Sterblichkeit unter den neu importierten jungen Graupapageien“ aus und macht den Vorſchlag, daß ſich die an der Weſtküſte Afrikas gelegenen Faktoreien in dem Graupapagei einen Nebenartikel zulegen möchten. Er ſpricht ſich über die Art und Weiſe, wie dieſe Vögel gehalten und unter— richtet werden könnten, aus und kommt zu dem Schluß, daß die geringen Arusſichten, welche man jetzt habe, einen jung importierten Jako am Leben zu erhalten, dann ſich beſſern würden, da die Vögel ſich dann in wider— fſtandsfähigem Alter bereits befänden, wenn fie ihre Reiſe nach Europa anträten. 5 Dieſer Verſuch iſt nun mehrfach — ich weiß nicht, ob infolge dieſer Veröffentlichung oder infolge eigener Erwägung — gemacht worden, aber ohne die von Herrn v. Werther daran geknüpften Hoffnungen zu erfüllen. So befindet ſich in Majumba im franzöſiſchen Kongogebiet, 2 ſüdlich von Gabun, die Faktorei eines deutſchen Hauſes, deren Vorſteher, ein Herr Jäger, es ſich zur Aufgabe gemacht hatte, junge Graupapageien heranzuziehen, um ſie dann in erwachſenem Zuſtande an die Kapitäne und Paſſagiere der anlaufenden Dampfer, z. T. in größeren Partieen, zu verkaufen. Dieſer Umſtand iſt den mehr oder weniger regelmäßigen HBeſuchern der afrikaniſchen Weſtküſte, vor allem den Kapitänen und Offi— zieren der Dampfſchiffe, ſehr wohl bekannt und deshalb die Papageien des Herrn Jäger ein „ſtets geſuchter und gutbezahlter Artikel“. Daß ſich aber dadurch die Sterblichkeitsverhältniſſe der Graupapageien gebeſſert, habe ich in keinem Falle finden können. Im Gegenteil klagte mir ein Schiffskapitän, den ich in Accra traf, daß von 20 in Majumba von Herrn J. gekauften Papageien nach ca. 14 Tagen ſchon kein einziger mehr lebe. Da ich ähnliche Beobachtungen auch an anderen Orten machte, wo an die Reiſenden ſchon längere Zeit in Gefangenſchaft gehaltene Grau— papageien verkauft wurden, ſcheint mir der Vorſchlag des obengenannt 5 Herrn v. Werther alſo nicht dem Uebel abzuhelfen. Auch habe ich mehr⸗ fach geſehen, daß Vögel, die man auf den erſten Augenblick als al erkannte A a nach der Anſicht des Herrn v. W. leichter 2 en 5 dem Dampfer An $ Ebenſowenig kann ich mich aber der Anficht des Herrn Karl Wern- x herr vollſtändig anſchließen), der die Sterblichkeit der Graupapageien = lediglich der allgemein, beſonders von ſeiten der Händler, eingeführten fetten Fütterung mit Hauf zuſchreibt. Freilich mag dieſe und die zu geringe Bewegung wohl einen großen Teil mit dazu beitragen, einen ſchon kränk— lichen oder wenigſtens nicht ganz feſten Vogel, der durch andere zweck⸗ entſprechende Behandlung und Fütterung leicht zu erhalten geweſen wäre, zu ſeinen Vätern zu verſammeln, oder auch bei manchem geſunden Vogel die Verdauung zu ruinieren und damit den Keim des Todes in ihn; legen, aber im allgemeinen liegt nach meiner Ueberzeugung der geht doch wo anders. Schon Reichenow ſchreibt darüber in „Brehms Illuſtr. Tie E leben 9. en „Jedes Schiff, welches die Küſte Weſtafrikas verläßt, führt ei mehr oder weniger erhebliche Anzahl von Jakos mit ſich. Von dieſ Anzahl gehen während der kurzen Seereiſe, trotz der höchſt mangelhaft Pflege, nur wenige ein; um ſo bedeutender aber iſt die Sterblichkeit unt denen, welche nach Europa gelangten. Die ſchlechte Behandlung unterwegs > legt den Todeskeim. Der größte Mangel der Pflege beruht darin, da ein abſonderlicher, aber allgemein verbreiteter Irrtum die Schiffer verfeitı den Papageien unterwegs Trinkwaſſer vorzuenthalten. Da hauptſächlich trockenes Hartbrot als Futter gereicht, Trinkwaſſer aber zogen wird, müſſen eee e und 8 größten Teile erliegen. 85 Schiff, auf welchem ich zurückkehrte, brach e einige dreißig DORT mit 11 5 Sie erhielten auf meine Be in beſter Geſundheit in Europa an. Beachtet man ferner, daß die J in der Freiheit vorzugsweiſe mehlige Sämereien freſſen, und reicht ihnen anfänglich nur ſolche, nicht aber Hanf und andere Oelſamen wird man ſchwerlich Verluſt dieſer harten Vögel zu beklagen haben.“ *) Ornith. Monatsſchrift 1892, S. 310. 5 0 1878. Band IV, S. 62. rc kann diefen Worten nur vollſtändig zuſtimmen. Die ſchlechte Behandlung unterwegs legt den Todeskeim. Ich habe zweimal die Reiſe nach Weſtafrika und zurück N 1 5 8 3155 ei h und ſowohl auf meinen, wie auf den each Schiffen überall dieſelben Verhältniſſe gefunden. Auf allen Dampfern wurden Papageien mit nach Europa genommen und zwar meiſtenteils in einer Anzahl von N bis 100 Stück auf jedem Schiffe. Und zwar waren es nicht nur zögel als Andenken oder Geſchenke für Verwandte und Bekannte mit— nahmen, ſondern vor a die Se in erſter Linie der Boots— ſie dann in Hamburg zu guten Preiſen wieder loszuſchlagen. Nun war Nees aber bei der Anmuſterung ausdrücklich unterſagt worden, Papageien 8 und andere Tiere als Handelsartikel mit nach Europa zu bringen, da der damit getriebene Unfug ein zu großer war. Das Deck, ſowie einzelne „bevorzugte“ Räume, beſonders das Badezimmer, waren früher bisweilen diurch das Halten der Papageien auf und in ihnen zu einem wahren Stall umgewandelt worden. Infolgedeſſen mußten ſich die Leute, zumal, wenn der Kapitän ſich ſtreng an die Beſtimmungen der Anmuſterung hielt, anders helfen. Dies thaten ſie dadurch, daß fie die Tiere in ihren Kabinen reſp. in dem s oder in anderen Räumen, in die brachten.“) Von der Luft in den Mannſchaftsräumen kann man ſich nun einen ungefähren Begriff machen, wenn man bedenkt, daß ſich in ihnen, deren Platz meiſtenteils gerade ſo groß iſt, daß er den geſundheitspolizei— lliSchen Vorſchriften nicht zuwiderläuft, eine Anzahl von 15 bis 20 und Ber ) Ruß berichtet in jeinen „Fremdländiſchen Stubenvögeln“, daß die Matroſen, da die Eigner der afrikaniſchen Dampfſchiffe eine Fracht von 5 Shillingen auf jeden Graupapagei geſetzt hätten, bei Nacht die Vögel auf das Schiff ſchmuggelten und im 2 Miaſchinenraume verſteckten, wo ſie infolge der heißen, verdorbenen, von Qualm und € Dunſt erfüllten Luft erkrankten. (S. 607). — Nun, — wer die Verhältniſſe auf 8 . inem größeren Dampfer kennt, der weiß, daß ein Verbergen einer Anzahl von Grau— apageien, auch nur eines einzigen Exemplares, überall leichter möglich iſt auf dem N Schiffe, als im Maſchinenraume. Kein Platz im ganzen Schiffe hat ſich einer jo un— x ausgeſetzten und jo eingehenden Beobachtung von jeiten der Schiffsoffiziere, beſonders = er Maſchiniſten, zu erfreuen, als gerade der Maſchinenraum, wie es ja bei der Be— eutung, die dieſer für das ganze Fahrzeug hat, wohl erflärlich iſt. Ich glaube nicht, aß dort ein Gegenſtand, ſei es, was es wolle, auch nur einen Tag den Augen des en Dienſt habenden Beamten entgehen könnte. TEE, mehr Matroſen, die den Tag über bei 30 bis 40 Grad Hitze ihrer Arbeit nachgegangen waren und demgemäß transſpirierten, meiſt noch 2 bis 3 oder mehr Affen und dreißig, vierzig und mehr Papageien entweder einzeln in kleinen Käfigen oder in größerer Anzahl in größeren Käfigen befanden, — jedenfalls ſtets jo, daß ſie ſich kaum darin bewegen konnten, — die, ſobald ein Vorgeſetzter in Sicht kam, mit Tüchern und Lappen verhängt wurden. Dazu bei Seegang geſchloſſene Fenſter, die an ſich ſchon klein genug ſind! Die Lampenkammern u. ſ. w. dagegen waren meiſt ganz ohne Licht und außer der Thüre auch ohne Ventilation. Daß eine ſolche Luft ſchon genügt, um einem Tier den Todeskeim in die Bruſt zu legen, bedarf wohl keiner näheren Begründung. Außerdem fehlt dem Tier die Gelegenheit zu jeder Bewegung, die es doch notwendig haben müßte, um den Körper durch regen Stoffwechſel zu befähigen, die Krank— heitskeime zu überwinden. Denn „Lungengymnaſtik treibt der Vogel, wenn 5 die Flügel gebrauchen kann“, ſagt Hüfler mit vollem Recht auf Seite 32 Jahrg. 1893 d. Monatsſchrift d. „Deutſchen Vereins zum Schutze der 1 1 9 Ich habe auch thatſächlich bei der Sektion einer Anzahl auf der Reiſe geſtorbener Graupapageien nicht „Leberanſchwellung und Ver— ſtopfung der Durchgangskanäle“, wie Herr Tierarzt Dunker bei den Vögeln des Herrn Schmelzpfennig*), ſondern Lungentuberkuloſe mit großen Cavernen gefunden. Als weiteres Moment zu den ſchlechten Erfolgen bei der Einführung des Graupapageies kommt ſodann die unzweckmäßige Fütterung an Bord der Schiffe, die ſchon, wie bereits Reichenow konſtatiert hat, die Vögel mit Verdauungsſtörungen nach Europa gelangen läßt, ſo daß ſie Todes— kandidaten ſind, ehe ſie noch in die Hände der Liebhaber gelangen. Erſtens iſt es, wie Reichenow ſagt, der gänzliche Mangel an Trinkwaſſer, der die Vögel krank macht, eine Thatſache, von deren Richtigkeit man die Seeleute trotz aller Mühe nicht überzeugen kann, und dann die Fütterung mit Hartbrot, Semmel, Schwarzbrot, Zwieback, Fleiſch, Kartoffeln, kurz, allem möglichen, was von der Mittags- oder Abendmahlzeit ihrer Beſiter 0 bleibt, was die Papageienmagen vollſtändig ruiniert.) *) Ornith. Monatsſchrift 1892, S. 311. ) Ruß meint in feinen „Fremdländiſchen Stubenvögeln“, die Papageien er- hielten kein Trinkwaſſer infolge des Umſtandes, daß mit dem Waſſer infolge des Mangels ſparſam umgegangen werden müſſe. Der Grund iſt aber ein ganz anderer. Heutzutage hat wohl faſt jeder der größeren Dampfer mit der Maſchine einen Deſtillationsapparat verbunden, ſo daß ein Mangel an Trinkwaſſer kaum möglich iſt. Das „Nichtdarreichen“ erfolgt lediglich aus dem Vorurteile, daß Trinkwaſſer den RE . Ich habe darüber auf meinen beiden Reiſen Verſuche angeſtellt und Erfahrungen gemacht, die meine ſchon vorher auf Grund verſchiedener Berichte gefaßten Anſichten voll und ganz beſtätigen. 3 Auf der erſten Reiſe hatten wir, der Kapitän, verſchiedene Paſſagiere und ich, unſere Papageien zum Teil einem alten Matroſen übergeben, der ſie nach den eben angegebenen Grundſätzen im Mannſchaftslogis verpflegte, während der erſte und dritte Offizier ihre Papageien lediglich mit Mais in ihrer Kammer fütterten und ab und zu an Deck nahmen, um ihnen Bewegung an friſcher Luft zu gönnen. Die letzteren haben ihre Vögel alle gut mit nach Hauſe gebracht, während die „Jochem“ übergebenen zum größten Teile zu Grunde gingen. Von meinen Papageien brachte ich lediglich einen „Jako“ mit nach Haufe, der aber ſchon kurze Zeit, nach— dem er in andere Hände übergegangen war, trotz Fütterung mit Mais und Waſſer und ſorgſamſter Pflege einging, ſowie zwei Mohrenköpfe, die, wie es ſcheint, beſſere Lungen und Magen haben, als die Graupapageien. Von 2 Timnehs (Ps. timneh), von denen einer von dem Matroſen nach gleicher Art gefüttert wurde, während ich den anderen in meiner Kammer ſelbſt mit Mais“) fütterte, ſtarb der erſtere, während der letztere noch heute, nach über 3 Jahren, wie ſchon mitgeteilt, lebt und ſich wohl— findet. Auf der zweiten Reiſe nahm ich mir von Gabun ſieben junge, noch ſchwarze Iris zeigende und Neſtdunen tragende Vögel mit, die ich dies— mal, durch die Erfahrungen der erſten Reiſe gewitzigt, alle ſelbſt in meiner Kabine mit Mais und zweimal täglich erneutem nicht abgekochtem Waſſer verpflegte. Die Tiere befanden ſich in großen, ihnen vollkommen ge— nügende Bewegung gewährenden Käfigen, die häufig gereinigt wurden 5 (sas von ſeiten der Matroſen aus leicht erklärlichen Gründen ſehr ſelten geſchieht). Von dieſen ſtarben zwei an den Folgen eines Kampfes, während Tieren Schaden zufügen könnte, ein Vorurteil, dem ich unzählige Male begegnet bin, und das ſich von Generation zu Generation bei den Seeleuten fortzupflanzen ſcheint. Die Leute waren einfach wortlos, als ſie ſahen, daß ich meine Vögel täglich mit W.aſſer verſorgte. 2 *) In Ruß’ „Fremdländiſchen Stubenvögeln“ berichtet auf Seite 609 des III. Bandes Herr Richter, die Papageien würden auf der Reiſe mit Mais, Schiffs⸗ zwieback und Palmnüſſen gefüttert, namentlich wenn das Schiff mit letzteren befrachtet ſei. Die beiden Dampfer, mit denen ich fuhr, hatten je ca. 20000 Zntr. Palmnüſſe geladen, doch habe ich niemals geſehen, daß es einem Matroſen eingefallen wäre, die Papageien mit Palmnüſſen zu füttern. Meine Papageien, denen ich verſuchsweiſe mehrmals Palmnüſſe vorſetzte, rührten dieſelben nicht an; auch in der Freiheit habe die anderen fünf, obgleich der eine, der jüngſte, zweimal das Bein ge: brochen hat, zu geſunden, kräftigen Vögeln herangewachſen ſind, ſich voll— ſtändig gemauſert und das Gefieder der Erwachſenen und eine maisgelbe Iris bekommen haben. Auch auf dieſer zweiten Reiſe hatten die Matroſen, obgleich fie dieſelben Vögel wie ich gekauft, ebenſo viele Verluſte zu be klagen, wie auf der erſten, da ſie bei dem althergebrachten Verfahren ſtehen geblieben waren, von dem fie wohl überhaupt nicht abzubringen ſein werden, da ſie derartige Dinge „viel beſſer verſtehen“, während die— jenigen unſerer Paſſagiere, welche gleich mir die Vögel lediglich mit Mais und reichlichem Waſſer ſelbſt verpflegten, gute Reſultate hatten. ie Dieſelbe Anſicht, wie ich fie eben auseinandergeſetzt, vertritt auch der ſchon mehrfach erwähnte A. Mann. Er ſchreibt: 1 „Die Bemerkung des Herrn M. Allihn: „„es bleibt nur die En Annahme übrig, daß die Neger durch nachläſſige und verkehrte Aufzucht 8 der jungen Tiere den Todeskeim in fie hineinlegen *),““ entbehrt der Begründung. Manche alte Pollys ſieht man bei den Negern. Die Vogelfänger aber ziehen ihre Gefangenen nicht auf, ſondern nähren ſie nur, bis ſie ſolche an ein Schiff verkaufen, was gewöhnlich ſchon nach einigen Tagen geſchieht, da 1 bis 2 Dampfſchiffe wöchentlich an den = Stationen ankommen. Es kann daher die große Sterblichkeit der Vögel ze nicht von den Fehlern der Neger beim Aufziehen derſelben herrühren, ſondern der Grund muß im Klimawechſel, im Transport und darin 9 geſucht werden, daß ihnen die heimiſche Nahrung fehlt.“ Der letztere Punkt erfordert wieder unſere volle Aufmerkſamkeit.“ * Im der Fremde. 4 \ nr: ae * . "ein 4 8 * 44 er N 25 F. * re 1 * u . . 2 N 77 Lie ſoll man den Graupapagei füttern? Von den fünf mitgebrachten Graupapageien ſind noch zwei in meinem Beſitz, während ich drei an Freunde überlaſſen habe. Meine beiden Vögel haben in den erſten Jahren nie etwas anderes als Mais”), der, wenn er zu alt und zu hart war, gequellt wurde, ſowie Hafer, beſonders in der Erntezeit, gut durchgebackenen Zwieback und reichlich nicht abgekochtes Brunnenwaſſer bekommen. Ab und zu bekommen ſie auch einige Kirſchen oder eine Schnitte Birne oder Apfel. Auch ein Schulp des Tintenfiſches (Os sepiae) wird öfter gegeben und gern genommen. Ein großer Lecker— biſſen iſt für ſie ein Stück Brot- oder Semmelrinde, auf das Butter ge— ſtrichen iſt. Sie ſind ſo „erpicht“ darauf, daß die Butter ſtets feſt ver— ſchloſſen auf dem Tiſche ſtehen muß, da ſie ſich ſonſt ſogar dem Naſchen hingeben. Zu reichlicher Buttergenuß iſt den Graupapageien nach meiner Anſicht ſicher ſchädlich. Ich konnte wenigſtens öfter beobachten, daß die Tiere danach ganz wäſſrige Ausleerungen erhielten. Dagegen halte ich für ein ſehr geſundes und zuträgliches Futter, das auch leidenſchaftlich gern genommen wird, ſog. Milchreis, d. h. in- Milch weichgekochten Reis. Auch auf Geflügelknochen, die ihres Fleiſches vollkommen entkleidet ſind, ſind die Tiere ſehr lüſtern, ſodaß ich dadurch faſt die Anſicht mancher „Afrikaner“ erhalten habe, daß der Graupapagei in der Freiheit wohl dem Verzehren von Neſtjungen anderer Vögel, die er gerade zufällig erlangt, nicht ganz abgeneigt iſt. Damit iſt der Speiſezettel meiner Vögel aber erſchöpft. Hanf erhalten dieſelben nicht. Derſelbe ſoll ja nach der Anſicht mancher Liebhaber ſogar die Schuld daran tragen, wenn die Papageien in die Unart des Federausziehens verfallen. Bemerken will ich nur noch dazu, daß ich Leckereien (Butter, Knochen ꝛc.) erſt dann geboten habe, als die Vögel mehrere Jahre in meinem Beſitze und voll— ſtändig akklimatiſiert waren. Dagegen habe ich ihnen während des ganzen Sommers bis Ende Oktober, noch bei 4° Wärme, Gelegenheit gegeben, ſich im Freien zu *) Wie ich es von den Eingeborenen geſehen hatte. Dieſer iſt ja auch neben anderen Sämereien ein Hauptnahrungsmittel der Papageien dort, wo er angebaut wird. 3 bewegen. Ich habe ihnen zu dieſem Zwecke einen Flügel verſchnitten und ſie dann im Garten entweder in das Gras, von dem ſie einzelne Halme mit ſichtlichem Wohlbehagen verzehrten, oder auf einen Baum geſetzt, deſſen Aeſte ſie mit großer Virtuoſität ihrer Rinde entkleideten, und ſie dort laut ſchreiend, pfeifend und rufend bis zum Dunkelwerden, bewacht von einem Hunde, — oft auch bei Regenwetter —d ſitzen laſſen. Nie habe ich bemerkt, daß ihnen dies unangenehm geweſen oder ſchlecht bekommen wäre. Es ſtimmt das übrigens zu einer Beobachtung des Prinzen von Wied an ſüdamerikaniſchen Papageien, die ſich in Brehms Tierleben vorfindet: „Bei heftigen tropiſchen Gewitterregen, welche zuweilen die Luft verdunkeln, ſieht man die Papageien oft unbeweglich auf den höchſten dürren Aſt— ſpitzen der Bäume ſitzen, und munter erſchallt ihre Stimme, während das Waſſer von ihnen herabfließt. Dichtes Laub und dichte Baumäſte, wo ſie Schutz finden könnten, mögen in der Nähe ſein; allein ſie ziehen den warmen Gewitterregen vor und ſcheinen ſich darin zu gefallen.“ Ich habe in Afrika dieſelbe Beobachtung an Graupapageien gemacht. Daß übrigens Graupapageien bei weitem nicht ſo empfindlich gegen Kälte und Temperaturunterſchiede ſind, wie allgemein angenommen wird, glaube ich außer dem eben Angeführten auch daraus ſchließen zu müſſen, daß ich im Januar 1892 den aus Afrika mitgebrachten Timneh in einem offenen gewöhnlichen Papageibauer unverpackt von Hamburg nach Leipzig als Paſſagiergut befördern laſſen konnte, ohne daß das Tier irgendwelche Anzeichen von Unwohlſein zu erkennen gab. Auch hierzu findet ſich in Brehms Tierleben eine analoge Mit— teilung Buxtons, der auf ſeinen Gütern in England Verſuche gemacht hat, Papageien einzubürgern, die folgendermaßen lautet: „In der That glaube ich, daß geſunden und gutgefütterten Vögeln dieſer Art die Kälte nicht nachteilig iſt. Thatſächlich haben ſie ſolch wundervolles Feder- und Dunenkleid und ſo lebhaften Blutumlauf, daß die Kälte ſie ſelten tötet, und wenn ich auch nicht glaube, daß ſie dieſelbe lieben, erſcheint es doch immerhin merkwürdig genug, Papageien aus Afrika, Sittiche aus Indien und Loris von den Philippinen von unſerem Froſte und Schnee nicht leiden zu ſehen. Bemerken will ich, daß der Gärtner erklärt, die Jakos merkten ein Unwetter im Voraus und nähmen, bevor es hereinbräche, oft ihre Zuflucht in den Glashäuſern.“ Ich habe mich nun bemüht, etwas über die anderen drei Vögel, welche ich von meiner zweiten Reiſe mitgebracht und dann an Bekannte abgegeben habe, zu erfahren und erlaube mir die Reſultate dieſer Er— kundigungen in nachſtehendem mitzuteilen: BE RE Herr Kalmann in Altona ſchrieb mir über feinen Papagei: „Gern folge ich Ihrem Wunſche, Ihnen genaueres über die Pflege meines Papageien mitzuteilen. Leider iſt derſelbe vor 3 Wochen geſtorben, nachdem er 6 Monate vollſtändig geſund geblieben war. Als Futter reichten wir ihm Hanfſamen und in ſchwarzem Kaffee geweichtes Weizenbrot, kein Roggenbrot. Dasſelbe wurde ihm, nachdem eees tüchtig ausgedrückt war, dreimal täglich, morgens, mittags und abends, gereicht und erſetzte ihm gleichzeitig das Getränk. Hanfſamen bekam er, ſo viel er wollte. An heißen Tagen reichten wir ihm etwas ſchwarzen Kaffee, doch ſehr wenig, da er nach vielem Trinken regelmäßig Durchfall A Wie bereits angedeutet, erfreute ſich das Tierchen bis Ende November einer ſteten Geſundheit. Dann ſank hier die Temperatur ſchnell und bedeutend. Trotz aller Vorſicht muß der Vogel ſich durch Zugluft einen Durchfall zugezogen haben, der durch ſeine Heftigkeit das Tier dermaßen ſchwächte, daß mir ein Vogelhändler riet, ihm ſüßen Rotwein zu geben. Dieſen Rat befolgte ich und erzielte 1 einen guten Erfolg. Nachdem er jedoch ziemlich wieder hergeſtellt war, traten plötzlich Krämpfe ein, * denen das Tier erlegen iſt. 1 Wir hielten ihn immer ſo warm wie möglich. Je wärmer er ſtand, o0ei—ſto lebhafter war er. Nachts wurde er mit einer Decke zugedeckt. An ſehr warmen Tagen, wenn dieſe ganz windſtill waren, kam er in den GSarten. Ich bin überzeugt, daß der Papagei richtig gepflegt wurde, und Br. wären mir nicht falſche Ratſchläge erteilt worden, beſäße ich ihn vielleicht noch heute.“ Be: Man beachte hier: Hanffütterung, fein Waſſer, alſo ganz die Pflege, die den Papageien gewöhnlich von ſeiten der Matroſen und der Hiüͤndler zu teil wird, ängſtlicher Schutz vor Zugluft und Temperatur- ſſchwankungen, und bei dieſer Pflege Tod des geſund angekommenen . Vogels. | Herr Luboldt in Cuba bei Gera berichtete: E Als Futter bekommt er in der Hauptſache Mais, im Anfange Pferdezahnmais, jetzt kleineren. Fleiſch verachtet er. Dagegen nimmt er ſehr gern eingeweichte Semmel, Käſe (Schweizer und Holländer) und Kuchen. Als Getränk bekommt er gewöhnliches, nicht abgekochtes Brunnenwaſſer. Wein, Bier oder Sekt nimmt er nicht. . . . . Alſo hier entgegen dem vorhergehenden Falle: Maisfütterung, un— gekochtes Brunnenwaſſer. Dabei Wohlbefinden des geſund importierten Papageien. — 38 Herr Paul Schellig in Gera teilte mir folgendes mit: „. . . Ich gebe ſtets, Sommer und Winter, abgekochtes Brunnen— waſſer einmal früh, im Sommer zweimal. Früher fütterte ich mehrmals täglich Hanf, vor allem Albert-Biskuit (ca. 4 täglich) und ſeit neuer Zeit gequollenen Mais, ohne Hanf. Leckereien, Zucker, Fleiſch ꝛc. gebe ich nicht; höchſtens im Sommer eine Idee Weintraube oder Pflaume, Kirſche u. Mittag Gelungen iſt es, daß er, wenn er nicht beſonderen Hunger hat, ſtets ein Stückchen Biskuit aus dem Futternapf nimmt und in den Waſſernapf wirft, ein paar Mal untertaucht und erſt dann ver— ehrt N Fütterung alſo hier Mais (im Anfang auch Hanf). Täglich Trink— waſſer, abgekocht. Dabei Vogel, der geſund importiert war, geſund geblieben. Ueber den Timneh (Psittacus timneh Fras.) des Herrn Dr. Hüfler in Chemnitz, den ich im Dezember 1891 in Sierra Leone erwarb, im Januar 1892 mit nach Hamburg brachte, dann bis Mitte April ſelbſt pflegte reſp. pflegen ließ, um ihn hierauf an obigen Herrn abzugeben, hatte dieſer die Güte, mir folgenden Beitrag zu liefern, den ich ein— ſchalte: „. . . . Als Futter bekam er im Anfang unr gewöhnlichen, un— gekochten Pferdezahnmais, den er ganz ordentlich fraß; nie Hanf. Später bekam er kleinen gelben Mais, den er nach einigem Widerſtreben auch annahm. Stets bekam er gewöhnliches Waſſerleitungswaſſer, von etwa Zimmertemperatur. Ich kann überhaupt den Nutzen des abgekochten Waſſers nicht einſehen. Wirklich pathogene Keime ſind ja ohnedies meiſt nicht darin; und die gewöhnlichen, die ſich darin vorfinden, werden ja allerdings durch das Abkochen getötet. Sobald aber der Vogel, der doch ſeinen Schnabel nicht desinfiziert, einmal getrunken hat, iſt das Waſſer ja auch, im bakteriologiſchen Sinne, verunreinigt, ganz abgeſehen von gröberen Verunreinigungen, durch Sand ꝛc., die ſich nicht vermeiden laſſen. Ein geſunder Vogel wird das Waſſer eben vertragen, und ein kranker, ſeptiſcher, wird auch durch abgekochtes nicht gerettet. Selbſtverſtändlich darf das Waſſer nicht eiſig kalt ſein. Gegen Zugluft und Kälte wurde und wird der Vogel thunlichſt geſchützt, obwohl es gewiß vorgekommen iſt, daß ihn einmal Zugluft getroffen hat; denn er hat im Sommer oft am offenen Fenſter geſtanden. Auch die bekannte übergroße Empfindlich— keit der Papageien gegen Zugluft möchte ich nicht uneingeſchränkt be— ſtätigen. Es iſt ſehr üblich geworden, beſonders beim Vogelhändler, wenn, wie es leider ja vorkommt, ein Papagei nach einiger Zeit ſtirbt, die Zug— N 1. Fr DE RE n a re luft für das verantwortlich zu machen, und dem Käufer alſo in die Schuhe zu ſchieben, was die auf dem Vogelſchiffe acquirierte Sepſis verſchuldete. Aehnliches findet ſich ja auch in der menſchlichen Pathologie: was legt man alles der Erkältung zur Laſt! Lungenentzündung, Rückenmarkſchwind— ſucht, Diphtheritis, Keuchhuſten ze. Bis zum Sommer war Jako nicht merklich zahm geworden. Als aber die Kirſchen reif wurden und er einmal eine bekam, fand er daran einen ſolchen Geſchmack, daß es in ſehr kurzer Zeit gelang, ihn ſehr zu— traulich zu machen. Bisher hatte er den Käfig nicht verlaſſen; bald aber ging er auf einen ihm vorgehaltenen Stab und ließ ſich im Zimmer um— hertragen; ſchließlich ging er auf den Finger. Er wurde ſehr zahm. Das Beißen, das er anfangs verſucht hatte, wurde ihm ſehr bald abgewöhnt. Im Käfig wollte er nicht mehr bleiben, ſondern pochte mit dem Schnabel an die Thüre, daß man ihm öffnen ſolle; ſehr gern ſaß er nun auf dem Käfig. Endlich bekam er, um noch mehr Freiheit zu haben, einen Kletter— baum, eine Art Pfahl mit 14 natürlichen Apfelholzäſten mit Rinde, unten mit breitem Fußbrett, oben mit einer Art Teller verſehen. Dieſer Baum iſt nun ſein Lieblingsaufenthalt; hier knappert und klettert er nach Be— lieben herum und kommt nur Nachts in den Käfig. Wenn das Fußbrett groß genug iſt, iſt die Unreinlichkeit nicht zu groß. Mit ſeiner ſteigenden Zahmheit hat ſich auch der Speiſezettel er— weitert. Zu Mittag bettelt er, indem er einen kurzen Pfiff ausſtößt. Er frißt nun vielerlei; beſonders gern weiche Gemüſe, Braunkohl, Blumen— kohl, Roſenkohl, Krautſalat; dann und wann Deſſert, auch ſüße Frucht— ſäfte; jedoch keinen Zucker. Ein Leckerbiſſen für ihn iſt Butter. Ich trage kein Bedenken, ihm das zu geben, da er ſich dabei außerordentlich wohl befindet, und da er nebenbei immer noch ſeinen Mais frißt. Manch— mal erhält er auch eine Sepiaſchuppe, die er in kurzer Zeit vertilgt.“ Zu beachten iſt hier: Maisfütterung, nicht abgekochtes Waſſer, zwar Schutz gegen Zug und Temperaturſchwankungen, aber nicht übertrieben ängſtlich, geſund angekommener Vogel, der bei dieſer Pflege auch geſund blieb. Von den auf der Reiſe von mir ſelbſt mit Mais und Waſſer verpflegten und geſund angekommenen ſechs Papageien iſt alſo nur einer, der dann mit Hanf und Waſſerenthaltung gepflegt wurde, geſtorben, während die anderen, in der von mir angefangenen Weiſe mit Mais und Waſſer weiter ge— fütterten ſämtlich geſund geblieben ſind. Während anderſeits ein Exemplar, das von mir nicht perſönlich auf der Reiſe ge— Te a pflegt, ſondern nach „Matroſenart“ gefüttert wurde, ſpäter trotz Mais und Waſſer einging. Aus allem Mitgeteilten glaube ich nun folgende Schlüſſe ziehen zu müſſen: 1. Der Graupapagei verlangt auf der Seereiſe eine gute Pflege, Gelegenheit zur Bewegung in freier Luft, Fütterung mit mehlhaltigen Sämereien und vor allem mehrmals täglich Waſſer. Die meiſten Papa— geien gehen ein infolge ungeeigneter Behandlung auf der Reiſe. 2. Ein vorheriges Gewöhnen an die Gefangenſchaft iſt ohne Einfluß auf die Sterblichkeit nach der Ankunft in Europa oder während der Reiſe. 3. Es iſt nicht nötig, das Waſſer abzukochen, welches den Vögeln zum Trinken gereicht wird. Im Gegenteil glaube ich, daß vielleicht die im Waſſer vorhandene eee einen günſtigen Einfluß auf die Ver— dauung ausübt. 4. In den erſten Monaten nach der Ankunft füttere man den Papagei wie in der Heimat und auf der Reiſe hauptſächlich mit Mais. Später ſchadet es jedenfalls nichts, wenn er auch ölhaltige Sämereien mit bekommt, z. B. Hanf, beſonders im Winter, weil in dieſer Jahreszeit in unſerer Zone bedeutend größere Anforderungen an die Wärmeproduktion des tieriſchen Körpers geſtellt werden, als in dem heißen Afrika. Doch darf Hanf nie der Hauptbeſtandteil des Papageienfutters fein. | Ich hatte dieſe meine Anſichten bereits im Jahre 1893 in der „Ornithologiſchen Monatsſchrift des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt“ veröffentlicht und kann mich zahlreicher anerkennender Aeuße— rungen darüber und auch eines gewiſſen Erfolges erfreuen. So ſchreibt Kloß in feinem Buche „Der Graupapagei“): „Die Haupt- und Lieblings⸗ nahrung des Jako, welche ihm auch von ſeinem Vaterlande her bekannt iſt, iſt guter, großkörniger, weißer Mais, auch Pferdezahnmais““) genannt, und zwar, der ſehr harten Beſchaffenheit der Körner wegen, halbweich gekocht oder aufgequellt. Dieſer wird täglich friſch zubereitet und, nach— dem das Waſſer abgegoſſen und der Mais mit einem Tuche gut ab— getrocknet iſt, dem Jako reichlich vorgeſetzt; der gekochte Mais nur in ab— gekühltem Zuſtande. In den zweiten Futternapf giebt man täglich etwas trockene * Sämereien, und zwar am beſten ein Gemiſch von Glanz— — Verlag der Expedition der Geflügelbörſe (Rich. Freeſe), ohne Jahreszahl, Seite 37. **) Hier befindet ſich Kloß allerdings in einem Irrtum. In Weſtafrika wird nirgends, ſoviel mir bekannt iſt, Pferdezahnmais gebaut. Ueberall habe ich nur groß⸗ körnigen gelben Mais geſehen und erhalten. N N x, » . \ Ns 2 3 * 4 3 — 41 — ap 8 5 ſamen, Weißhirſe, Reis in Hülſen, Hafer, dem man zuweilen auch etwas Hanf und Sonnenblumenkerne zuſetzen kann, letztere beiden Sorten jedoch nur in geringem Maße. Außerdem erhält der Jako zuweilen, je nach der Jahreszeit, etwas reife Frucht, wie ein Scheibchen geſchälte Birne oder Apfel, einige ſüße Kirſchen u. ſ. w., ferner ein Stückchen Zwieback, alt— backene Semmel oder Franzbrot, letzteres auch in ſchwarzen oder Milch— kaffee getaucht, und als Getränk ungekochtes, aber verſchlagenes Waſſer— leitungs⸗ oder Brunnenwaſſer. Das Trinkwaſſer bietet man ihm im Winter täglich etwa zweimal, im Sommer öfterer, je nachdem er Durſt hat, in einem beſonderen Porzellannäpfchen an und nimmt dasſelbe wieder fort, ſobald er feinen Durſt geſtillt hat.“) Alle nebenſächlichen Futterbeigaben erhält er ſtets nur in geringen Gaben; man biete ihm lieber öfter einmal etwas davon an, als ihn mit dergleichen mit einem Male zu überfüttern. Maßhalten im Futter, und vor allem mit den Leckereien, iſt beim einzugewöhnenden Jako mehr wie bei anderen Papageienarten am Platze. Andere Leckereien, wie Zirbelnüſſe, ferner Hafel- und Walnüſſe, ſüße Mandeln, Erdnüſſe u. dergl. giebt man ebenfalls nur gelegentlich, niemals zu viel auf einmal und auch nicht eher, bevor man ſich von der untadelhaften Beſchaffenheit derſelben überzeugt hat. Fleiſchnahrung erachte ich außer in der Form von Kalbs- oder Hühnerknochen mit etwas gebratenem Fleiſch daran als überflüſſig; das— ſelbe wird auch meiſtens gar nicht angerührt. Nur ſchlecht genährten, ſchwächlichen Vögeln geben manche Liebhaber eine Wenigkeit gekochtes oder Er gebratenes Kalbfleiſch, welches entweder fein gehackt oder in Streifchen gegeben wird. Für ſolche Fälle erachte ich die zeitweilige Verabreichung von ein wenig gekochtem Hühnerei oder Rührei als zuträglicher, welches in der Regel auch lieber genommen wird, als Fleiſch, ebenſo ein paar Theelöffel voll rohes flüſſiges Ei mit etwas Kaffee oder abgekochter Milch vermiſcht. Die gelegentliche Zugabe einer kleinen Priſe Salz, welche manche Liebhaber zur beſſeren Verdauung als empfehlenswert halten, erſetze ich durch öftere Verabreichung eines kleinen Stückchens Sepia oder Tinten— fiſchbeins (Ossa sepiae), ſelbſtverſtändlich von reiner und untadelhafter, nicht dumpfiger Beſchaffenheit, welches ſtets gern angenommen und eifrig benagt wird. Zucker iſt ſchädlich und erzeugt Magenſäure, namentlich bei *) Meine Papageien haben Trinkwaſſer den ganzen Tag über in reichlicher Menge zur Verfügung und das bekommt ihnen ſehr gut. Es läßt ſich ja auch kaum durchführen, das Waſſer nur dann zu geben, wenn der Vogel Durſt hat, denn dann müßte ja eine Perſon ſtets auf den Vogel ganz beſonders aufpaſſen. 1 jungen Vögeln. Den letzteren iſt auch Grünfutter ſchädlich, wenn es nicht ſehr rein und ſauber behandelt wird; man beſchränke ſich in dieſer Be— ziehung lieber auf Fruchtnahrung als gelegentliche Zugabe. Daß alle vorgenannten Futtermittel ſtets von vorzüglichſter Be— ſchaffenheit, ſowie vollkommen ſtaubfrei und ebenſo nicht von dumpfigem Geruch und Geſchmack ſein müſſen, will ich zur Verhütung von Ver— dauungsſtörungen und Appetitloſigkeit, Abmagerung, Darmkatarrh und wie die Folgekrankheiten alle heißen, die ſich durch verdorbenes Futter ein— ſtellen, nochmals ganz beſonders hervorzuheben nicht unterlaſſen.“ Auch Herr E. Perzina-Wien ſchrieb mir am 10. März 1895, daß er keinen Hanf mehr füttere. „Bez. Graupapageien erlaube ich mir zu bemerken, daß, ſeit ich nur Glanz und Hirſe reiche, von acht friſch importierten ein einziger eingegangen iſt.“ Leider ſchreibt der Herr nicht dazu, von wem bez. auf welchem Wege dieſe Papageien importiert waren. Es iſt ja eigentlich auch ſelbſtverſtändlich: je mehr man bei der Ernährung eines Tieres die von der Natur ihm gebotenen und in der Frei— heit genommenen Nahrungsmittel nachahmt, je näher man den natürlichen Verhältniſſen kommt, um ſo wohler wird ſich das Tier in der Gefangen— ſchaft fühlen, und um ſo mehr wird man Ausſicht haben, es dauernd zu erhalten. Dasſelbe müſſen wir auch bezüglich der übrigen Pflege des Grau— papageies ſagen. Je naturwidriger das Tier gehalten wird, Tag und Nacht in einem kleinen Käfig, in dem es ſich kaum bewegen kann, geſchweige die Flügel ausbreiten, den Fußboden bedeckt mit einem Gitterroſt, auf dem es den Krampf in den Füßen erhält und der es außerdem hindert, im Sande zu paddeln, deſto eher wird man ſeinen Verluſt zu beklagen haben. Je mehr dem Tiere dagegen Gelegenheit gegeben wird, ſich zu bewegen, deſto kräftiger und geſunder wird es ſich entwickeln. Wir wollen zunächſt einmal den Käfig betrachten. Welche An— forderungen ſind an einen Vogelkäfig im allgemeinen zu ſtellen? 5 Liebe ſetzt bei einem Vogelkäfig folgendes voraus!): „1. Die Käfige müſſen ſo groß ſein, daß die Vögel zum Fliegen genötigt ſind. 2. Sie müſſen leicht und bequem gereinigt werden können. 3. Sie müſſen mög— lichſt leicht und luftig ſein. 4. Ihre Konſtruktion und ihr Material muß derartig ſein, daß die Vögel ſich darin durchaus nicht verletzen oder ſonſt⸗ wie zufällig ſchädigen können.“ a *) K. Th. Liebes ornithologiſche Schriften, Seite 578. 1 Und Hüfler*) verlangt von einem brauchbaren Käfig das folgende: „Der Käfig muß im täglichen Gebrauch bequem, d. h. ohne den Vogel zu beläſtigen und ohne ihm auch Gelegenheit zu geben, entwiſchen zu können, zu reinigen ſein. Dann muß er auch im ganzen, ohne Schaden zu leiden, ſicher desinfiziert werden können. Wenn man ſieht, wie in dieſer Be ziehung in mancher Vogelhandlung verfahren wird, wo in einen Käfig, in welchem eben ein Vogel an irgend einer, oft ja anſteckenden Krankheit zu Grunde ging, ſofort ein anderer geſteckt wird, um natürlich bald dem— ſelben Schickſal zu verfallen, ſo iſt das ſehr zu beklagen; freilich muß man zugeben, daß es gar nicht möglich ſein würde, die Käfige wirklich zu desinfizieren, wegen ihrer in dieſer Beziehung unpraktiſchen Konſtruktion. In einer mir bekannten Vogelhandlung zerſtäubt der Inhaber von Zeit zu Zeit eine dünne Löſung von Karbolſäure, ein Verfahren, welches nach unſeren jetzigen Begriffen von Desinfektion vollſtändig wirkungslos iſt. Ein Käfig ſoll aber auch bequem zu transportieren und zu verpacken ſein, natürlich ohne den Vogel, der ſelbſtverſtändlich einem Transportkäfig anvertraut werden muß. Weiterhin muß der Käfig leicht in allen ſeinen Teilen zugänglich ſein, er ſoll, wenn ich jo jagen darf, keine toten Ecken aufweifen. Eine weitere Forderung, die ich aufſtellen möchte, iſt die, daß bei einer gegebenen Größe der Käfige der Innenraum ziemlich groß 05 in dem Sinne, daß nicht durch alle möglichen Vorrichtungen, die im Innern an— gebracht ſind, große Niſtkäſten, Futtergefäße, die ſo leicht beſchmutzt werden, der für den Vogel verfügbare Raum noch mehr unnötiger Weiſe ein— geengt wird. Ich glaube, daß der Wert des großen Innenraumes im allgemeinen unterſchätzt wird; der Vogel muß mindeſtens ſoviel Raum haben, daß er, wenn nicht zu fliegen, kräftig und ungehindert wenigſtens mit den Flügeln ſchlagen kann. Wie eifrig thun das die Vögel im weiten Raum, wie armſelig und dürftig iſt dagegen das Auf- und Abhüpfen der Stubenvögel im gewöhnlichen Käfig. Das häufige Zugrundegehen unſerer Vögel an Lungenſchwindſucht hat nicht zum geringſten Teil darin mit ſeine Urſache. Durch kräftiges Flügelſchlagen wird die Lunge mit dem Bruſtkaſten er— weitert: Lungengymnaſtik treibt der Vogel, wenn er die Flügel gebrauchen kann. Für die überall gegebene Anſteckungsmöglichkeit mit Tuberkuloſe iſt dies ein natürlicher Schutz, der dem Vogel nicht genommen werden ſollte. Im Anſchluß daran möchte ich, wie das ja auch allgemein ſchon anerkannt ) Ornith. Monatsſchrift d. D. V. z. Sch. d. V. 1893, S. 31. TE Ta ER : ift, nochmals betonen, daß der Käfig mehr lang als hoch fein muß, daß er unbedingt im allgemeinen die Form haben muß, wie ſie uns auf dem Titelbilde unſerer Monatsſchrift wohl nicht ohne Abſicht immer wieder — vorgeführt wird. = Die aufgezählten Forderungen find ja eigentlich alle ſelbſtverſtändlich; — der eine oder andere Käfig erfüllt ja wohl auch einige dieſer Forderungen, der eine oder andere Liebhaber hat ſich ja wohl auch ſelbſt Käfige kon- ſtruiert, die allen Anſprüchen genügen. Jedenfalls ſind ſie aber nicht allgemein bekannt geworden, ſind nicht allgemein im Handel zu haben. Man kommt immer wieder auf das alte Modell, Holzrahmen, Holzunter⸗ bau, im günſtigſten Falle mit Zinkeinſatz und ſenkrecht ſtehendem Draht- gitter zurück. Und was die Käfige für die Papageien anlangt, ſo iſt wohl keiner im Handel zu haben, der nicht das unglückſelige Marterinſtrument des Gitterroſtes über dem Boden aufwieſe. Es ſoll das bequem ſein (für den Vogel natürlich nicht): der Käfig braucht dann nicht ſo häufig ge— reinigt zu werden, da ja der Vogel nicht ſo leicht (aber immerhin noch mehr als genügend) ſich an den Füßen beſchmutzen kann. Wer aber ein— mal geſehen hat, mit welchem Wohlbehagen die großen Papageien im bloßen Sande „herumlatſchen“, wenn ich ſo ſagen darf, der wird wohl dieſes Gitter, das übrigens, wenn beſchmutzt, ſehr ſchlecht ausſieht und ſchwer zu reinigen iſt, für immer verbannen. Doch dies nur nebenbei.“ Hüfler ſtellte ſich nun ſelbſt einen Käfig her, der den oben an- geführten Anforderungen entſpricht, und beſchreibt denſelben folgendermaßen: „Für mich boten zwei Gebirgsloris die Veranlaſſung, mir ſelbſt einen paſſenden Käfig zu konſtruieren. Der Käfig wurde zunächſt ohne jede Verwendung von Holzteilen hergeſtellt. Er beſteht nur aus Bandeiſen, Zinkblech und verzinktem Draht? gewebe von einem Maſchen-Durchmeſſer von etwa 2 em. Die einzelnen Wände und die Decke desſelben find durch Charnire jo mit einander ver- — bunden, daß der ganze Käfig nebſt dem Boden zuſammengelegt fo wenig Platz beanſprucht, daß er hinter einem Schranke untergebracht werden kann; daß er aber trotzdem ſofort wieder gebrauchsfähig zu machen ift. Mein Käfig iſt etwa 90 em lang, 65 em hoch, 50 em tief; Wände und Decke find gebildet aus Rahmen von 2 em breitem Band- eiſen, an deſſen Innenſeiten das Drahtgeflecht angelötet iſt. An der Rüde = wand find zwei Ringe von Bandeiſen eingelötet, dazu beſtimmt, die Em — gangslöcher für die außenliegenden Niſtkäſten zu umrahmen; an beiden x Seiten finden ſich oblonge Oeffnungen, zur Aufnahme der Futter und Waſſergefäße. An der Vorderwand, umgeben von ſeitlichen Bandeiſenſtützen, A BR eh a a * I N A Dr 7 3 ; a Ei Zn 2 J 1 5 die Thür. Alle vier Wände ſind durch Charnire untereinander, und der Deckel ebenſo mit der Rückwand verbunden. Es iſt ſo möglich, die vier Seitenwände übereck zuſammenzuſchieben und die Decke nach rückwärts um— zuklappen. Das Ganze ruht auf einem Rahmen von Bandeiſen mit Zink— boden, jedoch ohne Vorderwand. Auf dieſem Rahmen ſind Gabeln von Band— eiſen befeſtigt, in welche der Käfig hineingeſetzt wird. In dieſen unteren Rahmen hineinzuſchieben iſt der Zinkeinſatz, mit Vorderwand, die den Raum zwiſchen Boden und Käfigvorderwand abſchließt. Die Futtervorrichtung beſteht aus einem Gehäuſe mit ſchrägem Dach und vorderer ſchmaler Wand, das in die ſeitlichen Oeffnungen hineinzuhängen iſt. Die Rückwand iſt mit Charniren verſehen und heraufzuklappen. So iſt es bequem möglich, in den Käfig, ohne den Vogel zu ſtören, die in das Behältnis eingepaßten Gefäße für Futter und Waſſer einzubringen. Die Gabeln zur Aufnahme des Käfigs und der Rahmen desſelben ſelbſt iſt an den entſprechenden Stellen durchbohrt, ſo daß zur Befeſti— gung Stifte hindurchgeſchoben werden können. Der Käfig iſt dann frei zu transportieren. Beifolgende Abbildung wird alle dieſe Verhältniſſe erläutern. 5e 2 — > 80 Dieſer Käfig entſpricht vollkommen den oben gejtellten Bedingungen, vor allem iſt er leicht zu reinigen und zu desinfizieren; am beſten wohl mit heißer Lauge und nachfolgendem Abſpülen mit Waſſer. Er wurde, ebenſo wie ein gleicher in etwa um die Hälfte kleineren Dimenſionen, I AB hergeſtellt von Herrn Schubert, Leipzig, Windmühlenweg 20. Derſelbe würde auch in der Lage ſein, auf Beſtellung derartige Käfige zu liefern. Das Drahtgeflecht wurde gewählt mit Rückſicht auf die Loris, die darin gehalten werden ſollten. Es ermöglichte den Tieren, bequem an den Wänden und an der Decke hin- und herzuklettern, ohne, wie es ſonſt ſo oft geſchieht, an den Drähten immer herabzugleiten. Senkrechtes Gitter— werk läßt ſich natürlich ebenſo gut verwenden, obwohl das verzinkte Drahtnetz gar nicht, wie ich erſt ſelbſt fürchtete, unelegant ausſieht. Der Käfig bietet vielmehr mit dem weißen Drahtgitter und dem ſchwarz lackierten Rahmen einen ſehr gefälligen Anblick.“ | Ich kann Hüfler nur beiſtimmen und den Käfig auch für den Graupapagei warm empfehlen. Die Mängel, welche den gewöhnlichen, im Handel käuflichen Papageienkäfigen anhaften, ſind alle vermieden. Ich ſelbſt halte meine Papageien, wie ich ſchon oben mitteilte, über Tags nicht im Käfige. Als ich noch auf dem Lande wohnte und einen großen Garten zur Verfügung hatte, wurden die Tiere ſchon frühmorgens in demſelben auf einen Baum geſetzt, den ganzen Tag über im Freien gelaſſen, auch bei ſtrömendem Regen, und erſt am Abend wieder herein— geholt, ohne daß einmal einer verſucht hätte, zu entfliehen oder ohne daß einer jemals ein Zeichen von Unwohlſein zu erkennen gegeben hätte. Jetzt wohne ich mitten in der Stadt, habe keinen größeren Garten zur Ver— fügung und bin deshalb gezwungen, zu einer Aushilfe meine Zuflucht zu nehmen. Dieſelbe beſteht darin, daß ich auf ein 80 em ins Geviert meſſendes Brett einen abgeſägten Pflaumenbaum mit Aeſten und Rinde anbringen ließ, der jetzt meinem „Hans“ als Aufenthaltsort tagsüber dient. Er nagt die Rinde ab, holt ſich ſein Futter, wenn er hungrig iſt, entweder von einem auf der Spitze des Baumes angebrachten Brettchen oder aus dem am Fuße des Baumes ſtehenden Käfig, geht aber, außer wenn er uns bei Tiſche ſitzen ſieht, nie von dem Baume und deſſen mit Sand beſtreutem Standbrett herunter. Setzen wir uns allerdings zu Tiſche, dann erſcheint er ſofort, um ſich ſeinen Anteil zu holen, geht aber auf das Kommando hin: „Geh ſofort auf Deinen Stengel“ gehorſam wieder dahin zurück. Abends kommt er in einen viereckigen kleinen Papageien— käfig, wie ſie im Handel allgemein käuflich ſind — denn nachts hat er ja Bewegung nicht nötig — und wird früh morgens beizeiten wieder herausgelaſſen. Wer ſich nicht dazu entſchließen kann, ſeinen Graupapagei frei im Zimmer zu halten, ſoll ihn wenigſtens in einem größeren Käfig halten und auch dann noch täglich mehrmals herausnehmen, um ihn dadurch, a a * c N 9 „u RRR e 0 K * * U 5 daß er ihn auf die Hand nimmt und mit dieſer ſchnell durch die Luft fährt, zu kräftigem Flügelſchlagen zu veranlaſſen. Für ganz verwerflich halte ich das Halten von Graupapageien (und Papageien überhaupt) auf den bekannten Papageienſtändern, denn abgeſehen davon, daß eine leichte Kette dem kräftigen Schnabel des Tieres gegenüber keine genügende Sicherheit bietet, eine ſtarke für das Tier eine Qual iſt, iſt es doch immerhin möglich trotz der Gewandheit der Vögel im Klettern, daß einer der unglücklichen Angeketteten bei einem plötzlichen Schreck herab— fällt und dann unter Umſtänden ſtundenlang an einem Bein in der Schwebe hängt. Unzweckmäßig ſind auch runde Käfige, in denen ſich der Vogel kaum jemals wohl fühlen wird. Was das Material anlangt, das zu den Käfigen benutzt werden ſollte, ſo dürfte verzinnter Eiſendraht am meiſten zu empfehlen ſein. Ganz unzweckmäßig iſt lackierter Draht und vollkommen zu verwerfen Meſſing— oder Kupferdraht wegen der leichten Grünſpanbildung. Unterſatz und Schiebkaſten ſind am beſten aus Weißblech herzuſtellen. Es wird ſich empfehlen, dem Vogel öfter Gelegenheit zum Baden zu geben oder ihn mit einer feinen Blumenſpritze zu beſpritzen. Haben die Papageien keine Gelegenheit zum Baden, ſo verſuchen ſie häufig, ſich im Trinkwaſſernapf zu baden, was natürlich kaum gelingen dürfte. In den meiſten Büchern und Schriften über den Graupapagei wird man Wendungen finden wie: „Der Graupapagei iſt ſehr empfindlich gegen Zugluft“ oder „Der Graupapagei muß vor Erkältung ſorgſam gehütet werden“. Ich habe die Berechtigung dieſer Ausſprüche nie anerkennen können. Im Gegenteil halte ich den Graupapagei, wie ich ſchon oben begründete, für einen ſehr harten Vogel. Ich möchte daher den oben angeführten drei Sätzen noch die folgenden hinzufügen: 5) Sehr günſtig wirkt es auf die Vögel ein, wenn man ihnen Gelegenheit geben kann, ſich im Freien zu bewegen. Man muß es nur mit angeſehen haben, mit welcher Freude und Luſt ſie im Gras herumſteigen und die friſchen Spitzen abreißen, oder auf den Aeſten eines Baumes herumklettern, um die Rinde abzuſchälen und Stückchen davon zu genießen. Iſt dies unmöglich, ſo gebe man ihnen wenigſtens einen großen Käfig und nehme ſie ab und zu aus dem demſelben heraus, um ſie zum Fliegen, oder zum Flügelſchlagen und damit zur Lungengymnaſtik zu veranlaſſen. 6) Auch die Händler könnten viel thun, kränklich angekommene Vögel zu erhalten. Ihre Hauptaufgabe möge jedoch die ſein, geſunde Vögel nicht zu Grunde zu richten. Dazu gehört vor allem geeignete Fütterung, genügend großer Käfig und Reinlichteit. Wie wenig noch. im Agen dieſen Faktoren entſprochen wird, geht hervor aus einer Bemerkung 5 Brehms: „ . . . und von denen, welche glücklich in Europa angelangt ſind, gehen auch noch viele in den dunkelen, ſchmutzigen, verpeſteten Bud 5 3 der Händler zu Grunde.“ Wenn auch für viele, beſonders bekanntere, Handlungen gegenwärtig dieſe Charakteriſtik nicht mehr zutreffend iſt, ſo g kann ich fie doch andererſeits aus eigener Erfahrung für viele Fälle be- ſtätigen und nur wünſchen, daß möglichſt bald ein vollſtändiger Wandel eintritt. x 7. Der Graupapagei iſt bei weitem nicht jo zart und end gegen die Zugluft, Temperaturwechſel, niedere Temperatur u. ſ. w. wie gewöhnlich angenommen wird. Er iſt im Gegenteil, wie Reichenow ſagt, ein „harter Vogel“, der unſer Klima bei ut Fütterung ſehr gut verträgt. ng. Wenn man an dem Tiere ſeine Launen ausläßt, wenn man es Dr wird man. = einen Mißerfolg in Ex e N und 1 =. 95 daß man dazu auch wirlich Ursache hat Bei dem einen ndividuum werden Schläge am Platze ſein, beim anderen wird Ein— ſperren in das Bauer und Verdunkelung desſelben genügen. Vor allem Ein inf talentvoller Vogel wird Worte und Töne fernen, ohne ihm dieſelben eigens vorgeſprochen werden, bisweilen ſogar gegen den unſch und Willen ſeines Beſitzers. Will man einem Vogel beſtimmte V 55 oder Melodieen beibringen, ſo muß man ihn . e Die Begabung d 8 den Vögel iſt eine ſehr verſchiedene. Der eine et mehr Talent zum Sprechen, der andere zum Pfeifen, der dritte bes ein 8 lernt gar nichts und wieder ein anderer leiſtet Eein wirklich 15 gezogener Vogel wird ſeinem Beſitzer zahlreiche genußreiche Stunden bereiten, denn kaum ein anderes Tier zeigt in ſeinem e ſolche ee und geiſtige Fähigkeiten, wie unſer Grau— — 50. — Einen Vorgang, der dieſes beweiſt, konnte ich im Januar 1892 in Cadiz beobachten. Wir hatten an Bord unſeres von Afrika kommenden Dampfers eine ziemlich große Anzahl Graupapageien, die zum Teil auf dem Mitteldeck in aus Kiſten hergeſtellten Käfigen ſtanden. Aus Verſehen war eines Tages die Thür des einen Käfigs offen geblieben und die Papageien herausſpaziert. Scheu gemacht durch die Verſuche, ſie wieder einzufangen, fielen fünf Stück über Bord in die ſehr bewegte See“). Natürlich wurden ſofort Verſuche gemacht, die Tiere wieder zu gewinnen, doch alle waren vergebens, bis es ſchließlich einem findigen Kopf, vielleicht mehr aus Ironie, einfiel zu rufen: „Werft ihnen doch ein Tauende zu.“ Der Verſuch wurde gemacht, und wirklich, das eine Tier faßte, als ihm das Tau nach einigen mißglückten Verſuchen in die Nähe kam, dieſes mit Schnabel und Füßen und ließ ſich an Bord ziehen. Nun wurde dasſelbe | natürlich auch bei den anderen verſucht, und nach einiger Zeit ſaßen alle fünf tüchtig durchnäßt und frierend im Maſchinenraum, um zu trocknen. Das naſſe, kalte Bad hat keinem der Verunglückten geſchadet, ein weiterer | Beleg für die Richtigkeit des von mir oben aufgeſtellten Satzes 6. Ich ſchließe hieran zunächſt einige mir zu Gebote ſtehende Schilde— rungen von Graupapageien, da dieſe am beſten geeignet ſind, einen Ein— blick in die verſchiedenartige Begabung der einzelnen Vögel zu gewähren. Herr Luboldt in Cuba bei Gera berichtet über ſeinen Graupapagei folgendes: > 5 N „Anbei erhältſt Du die gewünſchte Auskunft über unſeren Billy. Er iſt ganz zahm, meine Frau kann alles mit ihm machen. Er frißt uns beiden aus der Hand, läßt ſich vornehmlich gern an Hals und Kopf krauen. Gegen mich iſt er jedoch immer mißtrauiſch und beißt auch 5 manchmal, weil er von mir öfters angeraucht und ausgeſcholten— wird, wenn er kreiſcht. Sobald die Thür ſeines Bauers geöffnet wird, geht er heraus und hinein, bleibt aber dabei ſtets auf dem Tiſche, auf dem das Bauer ſteht. Fliegen kann er kaum, und iſt die Bewegung eher ein Hüpfen zu nennen. Kommt er durch Zufall einmal auf den Erd⸗ boden, ſo iſt er ſehr ängſtlich. Nur meine Frau kann ihn leicht auf ihre 5 Schulter nehmen, und iſt er dort ſehr zutraulich, ſpricht und frißt aus der Hand. Er iſt höchſt drollig, wenn er artig iſt. Er hat ſich nämlich neuerdings einen Ton eingelernt, jo hoch und ſchrill, daß wir nur ver⸗ 5 muten können, daß er denſelben dem Schreien einer ungeölten Thüre abgehört hat. Dieſen Ton ſtößt er mit ſolcher Vehemenz aus, daß es ) Cadiz hat einen offenen Hafen, in dem eine ſehr ſchlechte See ſtehen kann. 8 RE NE einem durch und durch geht. Keine Strafe, kein barſches Wort hilft, ihm das abzugewöhnen. Er pfeift und ſpricht und unterſcheidet dabei ganz genau die einzelnen Stimmen der Perſonen, von denen er die Wörter gelernt hat. Er ſpricht engliſch und deutſch. Seine Hauptſtücke ſind: „Eins, zwei, drei, hurrah Bismarck“, „Guten Morgen“, „Roſa“, „Marie“, „Arno“, „Come along“, „O what a pretty boy“, „Spitzbub“, „alter Lump“, „pfui, ſchäm' dich“, „Halloh, my boy“. Natürlich macht er unter dieſen Wörtern die denkbar verſchiedenſten Variationen. Aber eigen— tümlich iſt doch, daß er ſeine Wut oder ſein Mißbehagen nur durch Schimpfworte zum Ausdruck bringt, woraus ich entnehme, daß er ganz genaue Unterſchiede in dem Tonfalle der menſchlichen Stimme macht. Nachts wird ſtets ein Barchent-Vorhang um das Bauer gejchlagen. Die Temperatur des Zimmers, in dem er ſteht, iſt gegenwärtig ungefähr + 129 Reaumur. In den Garten iſt er noch nicht gekommen. Wir baden reſp. ſpritzen ihn mit lauem Waſſer, auch jetzt noch im Winter.“ Ferner ſchrieb mir Herr Paul Schellig in Gera folgendes: „Meine Lora iſt geſund und macht mir viel Spaß, wenn auch etwas Arbeit. Bis 14. September 1892 hat ſie im Wohnzimmer ge— ſtanden, ſeitdem ſteht ſie erhöht auf einem Heizofen in Bruſthöhe in meiner Glasveranda in Nähe von Blumen, bekommt etwas Sonne, hat viel Licht und ſehr geſchützten Platz. Der Vogel bekommt im Sommer alle zwei Tage, im Winter alle acht Tage ein Bad, indem ich ihn mit einer Blumenſpritze voll lauwarmen Waſſers vollſtändig naß mache, was ihm ſtets viel Freude macht. Da ich Veranda mit Heizung habe und er ganz geſchützt auf dieſer Heizung ſteht, kann ich ihm ungefährdet auch im Winter dies Vergnügen machen. Er iſt ſehr lebendig tagsüber, ruht aber auch bisweilen aus, ſchreit verhältnismäßig wenig, ſchwatzt und pfeift viel. Gegen mich iſt er ſehr zahm; ich ſtreichele ihn, kraue ihn am Kopf, Bruſt u. ſ. w. Stets iſt er zu Neckereien aufgelegt, ohne nur einmal zu beißen; komme ich früh zu ihm, begrüßt er mich mit: „Guten Morgen“ unter Trippeln auf ſeiner Stange, kommt ſofort herunter, damit ich mit ihm ſpiele. Wenn ich gehe, ſage ich ſtets „adieu“. Er antwortet immer prompt: „adieu“ mit gehobenen Flügeln und unter Hin- und Herrennen. Er folgt ſofort, wenn ich ihn auszanke und ſpricht: „Was iſt das für Spektakel? Wie? Warte du Schlingel, du, du!“, im Tonfall ebenſo ärgerlich, wie ich es ſage, und ebenſo ſchnell, aber auch deutlich. Er ver— mengt manchmal auch die Worte zu: „Du du Spektakel“ oder „Warte, du Spektakel“. Wenn ich anklopfe, ſagt er in ganz verſchiedenen Ton— fällen: „herein“, ferner „Guten Tag“, „Guten Morgen“, „Wo biſt du?“ „Wo ift denn Lorchen?“ „Na, komm, Lorchen“, „Ei, ei!“ „Aber Lora“, „komm, gieb mir einen Kuß“, „adieu, adieu, Lora“, „Mamy“, „Wijhem“, f „Bravo“. Fällt er vielleicht einmal herunter, ſo ſagt er: „Aber Lora! j Ei, ei“. Wenn ihm meine Frau Futter gegeben hat, kommt ſtets ein befriedigtes „So“. Natürlich iſt er auch Imitator von allerlei Tönen; ſo verſucht er oft einen langgezogenen, hohen Ton eines Kanarienvoge 5 nachzuahmen, der mit auf der Veranda ſteht. Iſt der Kangrienvogel zu laut, dann kreiſcht Lora laut auf, der Kanarienvogel iſt ſtill und Lora zankt ſich aus. Meine Frau hackt er leider. Warum? Sie giebt ihm Futter, Saufen und iſt noch viel mehr um ihn, als ich. Wenn ich ihn ſtreichele und meine Frau kommt unbemerkt hinzu und ſtreichelt auch, ſofort merkt er es und hackt nach ihr. Gelungen iſt es, daß er, w er nicht beſonderen Hunger hat, ſtets ein Stückchen Biskuit aus dem Futternapf nimmt und in den Waſſernapf wirft, ein paar Mal untertaucht und erſt dann verzehrt. Sein Gefieder iſt noch nicht komplett. Er hat ja viele Federn bei der Mauſer verloren, aber hat noch ſehr viel g ſchnittene. Ins Zimmer laſſe ich Lora nicht gern. Er fliegt ſchwer, ihm noch viele Schwungfedern fehlen.“ i = Eine großartige Veranlagung zeigt ferner der Graupapagei, welchen Frau Baurat Luiſe M. in Leipzig beſitzt und in der Monatsschrift des Deutſchen Vereins zum Schutze der Vogelwelt 1883, S. 108, bejchreib: „Wenn ich,“ ſo ſchreibt jene Dame, „von der Gelehrigkeit un Klugheit der Papageien las oder erzählen hörte, wurde ſtets der Wunſe in mir rege, einen ſolchen Vogel zu beſitzen; doch leugne ich nicht, da ich einigen Zweifel hatte, ob es auch wirklich ſolche talentvolle Tiere gäbe Von dieſem wee bin 15 jetzt gänzl ich kuriert, denn ich be ben a Vor drei Jahren taufte ich bei Fra Emma Geupel-White eine Jako. Derſelbe war nicht ſchön im Gefieder, die Flügel waren ver⸗ = ſchnitten, der Schwanz keineswegs tadellos, doch fein kluges aufmerkſame ar beſtach mich. Der Vogel ſprach noch kein Wort. Dee horchte aufmerkſ ſam, weiin zu ihm geſprochen wurde.“ Die erſten 5 = Wochen ließ er nichts von ſich hören. In der Familie herrſchte damals Huſten und Schnupfen. Die erſte Probe ſeines Talents war, daß er ı eines Tages mit einem kräftigen „hetzi, hetzu“ und mit einer nicht min täuſchenden Nachahmung des Huſtens überraſchte. Bald ahmte er da: Hundegebell nach. Auch ſeinen Namen „Lora, gute Lora“, lernte er ſehr raſch nachſprechen. = Der Vogel war anfangs mißtrauiſch, biß nach der Hand. Den x Verweis „au, au, warte du!“ ſetzte er in kurzem ſelbſt hinzu, wenn er ſich vergaß und biß. a Als er einen größeren Käfig bekam mit Schaukel, war er außer ich, rannte wie verzweifelt in demſelben umher und rief in den ängſt— lichſten Tönen „komm, komm!“ gleichſam als wenn er meine Hilfe an— rufen wollte. Ich öffnete den Käfig, ſchleunigſt kehrte er in ſeinen kleineren Bauer zurück. Dicht daneben platzierte ich ſein neues Haus und den zweiten Tag marſchierte meine Lora von ſelbſt hinüber. Zaghaft näherte er ſich der Schaukel, griff behutſam danach, wenn ſich dieſelbe aber in Bewegung ſetzte, rief er: „bſcht, na warte du!“ — Mein Vogel lernt 8. überraſchend ſchnell und hat wirkliche Freude an dem Gelernten. Im erſten Jahre war freilich ſein Repertoir noch nicht jo groß, als es jetzt iſt, doch wendete er ſchon da Gelerntes ſehr richtig an. Ging ich nach E der Thür, welche zum Garten führt, jo pfiff und rief er ſtets den Hund, 2 wohl. wiſſend, daß derſelbe dort hinaus gelaſſen wurde. — Anfangs habe 8 ich ihm einzelne Worte, dann Sätze vorgeſprochen, er war ſtets ein auf— merkſamer Zuhörer und verſuchte bald nachzuſprechen, wobei ich vorſichtig 8 half Der Vagel ſpricht ſo deutlich und mit Ausdruck wie ein Menſch, a nie langweilig, denn er ſetzt ſich Sätze zuſammen aus dem Gelernten. 8 Klopft man an die Thür, ſo ruft er „Herein! guten Tag, alter Freund, was machſt du?“ oder auch „guten Tag, mein gutes Lorchen, gute, liebe Lorika“ oder „Bismarck, alter Freund, was machſt du?“ — Sobald er hört, daß im Nebenzimmer der Tiſch gedeckt wird, ruft er: „Willſt du Brot? haſt du Brot, Zucker, Zwieback?“ wahrſcheinlich, weil er mittags ſtets etwas Schwarzbrot, beim Kaffee aber ein wenig Zucker erhält. Sitze ich am Nähtiſch, To unterhalten wir uns wie ein paar Freunde. Ich ſpreche ihm die Sätze nach und infolgedeſſen iſt ſeine Ausſprache wohl ſo deutlich und ſicher geworden. Vor kurzem habe ich mir das Vergnügen gemacht, aufzuſchreiben, was meine Lora hintereinander geſprochen. Um inen Beweis ſeines Talentes zu geben, laſſe ich es nachſtehend folgen: 5 Herein, guten Tag, was machſt du? Adjeu, leb wohl (dann Huſten). Nun, mein Mätzchen, nun, mein Hänschen! Mein gutes Lorchen, was machſt denn? höre!“ 8 Das iſt a huhuhu! Lora Zucker, Zwieback; Miau, wo iſt die - 7 Er Herein, guten Tag, alter Freund, was machſt denn, nun, was machſt denn, guter Freund? (dann Geſang und Lachen). Eins, zwei, drei, hurrah! Meine Lora, guten Tag, Lora, was machſt du? nu guck eim- mal! Zucker! willſt du Brot? (dann Bellen und Hunderufen): Schnippe, na, komm her, komm! wo iſt der Pudel? Mein Lorchen haſt du Brot? 's iſt gut, ja gut. — Was machſt du? Zwieback, mein liebes Lorchen, Zwieback. — Nu, was denn, was denn nur! (dann verſuchte er wie der Gimpel zu ſingen und redet demſelben zu, ſein Liedchen zu pfeifen): na, mache, na ja, mache, mein Mätzchen. — Lora warte, warte, warte. Mir en Kuß (dann küßt er zärtlich), guter Papagei. — Partauz, du dummer Kerl, warte du. Was ſagſt du? Hetzi, hetzu! (hierauf folgt obligates Kabenkonzert). — Was iſt das? nun guck einmal, mein gutes Lorchen, biſt du gut? Ja, alter Freund, haſt du Brot? komm! Adjeu Lora, adjeu, leb wohl, gute Frau. Guten Morgen, biſt denn da, Mätzchen.“ — Flattern andere Vögel in ihrem Käfig, ſo ruft er: „bſcht, was iſt das, hörſt du gleich, Ruhe, Ruhe.“ — Dies alles ſprach er in der Zeit von einer halben Stunde. Am ſchnellſten lernt der Vogel, wenn ich ihm vorſpreche. Die tiefere Stimme meines Mannes fällt ihm ſchwerer wiederzugeben, doch nach einigem Bemühen gelingt auch die Baßſtimme; bald aber ſpricht er das ſo Erlernte in feinerer, höherer Tonlage. Die meiſten der angeführten Reden hat er beizu aufgefaßt. Wirklich bemüht habe ich mich nur in der erſten Zeit, wo ich ihm fleißig die zu erlernenden Worte vorgeſprochen.“ = | Sodann noch eine Schilderung, welche Herr M. Allihn in derſelben Monatsſchrift 1884, S. 217, giebt und deren Schlußworte beſonders mir aus dem Herzen geſchrieben ſind. Herr Allihn ſchreibt: „Wenn ich jetzt von Koko etliches erzähle, habe ich nicht die Abſicht, Wundermähren zu melden, ſondern ein möglichſt wahres Bild von den oft überſchätzten Fähigkeiten des Jako zu geben. Dieſe Fähigkeiten ſind bei verſchiedenen Exemplaren nach natürlicher Anlage und Alter verſchieden. Mehr Bedeutung liegt jedoch in richtiger oder falſcher Behandlung. Viele, welche über Untugenden ihres Jako klagen, haben ſich den Mißerfolg ſelbſt zuzuſchreiben. Es kommt auf eine gleichmäßige, methodiſche Behandlung ſehr viel an; mit Gewalt iſt nichts zu erzwingen, auch nicht durch Hunger— kuren, die bei anderen Vögeln nicht ſelten gut anſchlagen, beim Jako aber mehr ſchaden als nützen. Mein Koko hat in dem Jahre, ſeit ich ig — beſitze, etwa fünfundzwanzig Phraſen gelernt. Das ſcheint zwar wenig, indeſſen würde es ein Fehler ſein, ſchneller vorwärts zu ſchreiten. Das 2 Neugelernte muß fleißig repetiert, im Vorrate des Alten eingegliedert, 3 völlig freier Beſitz geworden fein, ehe man neues vorbringen darf. Das Verfahren iſt genau dasſelbe, wie dasjenige eines erfahrenen Elementar— Schulmeiſters. Auch die Wahl der Phraſe iſt wichtig. Sie muß dem Sinne nach vielfache Anwendungen zulaſſen und leicht mit anderen zu kombinieren fein, fie muß kurz fein und einen charakteriſtiſchen Klang 5 haben. Auf Zureden meines Freundes habe ich meinem Koko auch eine | längere Phraſe beigebracht, die ich ſonſt nicht gewählt haben würde; es hat ein volles Vierteljahr gedauert, bis er ſie ganz frei und korrekt ſprechen lernte. Jetzt ruft er mit dem Ausdruck tiefer Zerknirſchung: O jerum, jerum, jerum, O quae mutatio rerum! Es iſt ein altes Studentenlied und heißt zu deutſch:“ O Jerum, Jerum, Jerum, Die Sache wendt ſich ſehr um! Aber weiß der gute Koko auch, was er ſagt? Es klingt ganz genau ſo. Kommt früh morgens das Dienſtmädchen ins Zimmer, ſo ſpricht er in ihrer Tonart, indem er ihre thüringiſche Ausſprache in ergötzlicher Weiſe perſifliert: „Gomm, mein guder Gugu!“ Worauf ſich das Mädchen ärgert, denn ſie glaubt wirklich, der Papagei verſpotte ſie, worauf ſie mit dem Handwedel droht, worauf der Koko in ein unbändiges Gelächter aus— bricht. Neulich kam ein Muſikant zu mir und hielt mir eine lange Rede von der Pflege der Kunſt, und wie das Volkswohl es erheiſche, daß für Muſik mehr geſchehen und daß ihm, dem wohlverdienten Stadtmuſikus, eine Zulage von 300 Mark gewährt werden müſſe. Mein Koko, der ganz ſtill hinter der Thür auf ſeiner Stange geſeſſen hatte, ergreift nun das Wort und ſagt mit großer Beſtimmtheit: „Alter Schafkopp.“ Mein Stadtmuſikus erſchrickt und ſpricht: „Iſt da drin jemand?“ Worauf ihm ſein Titel mit noch größerer Beſtimmtheit abermals verabreicht wird. „O, du Spitzbube!“ ruft mein Muſikus lachend, aber iſt doch der Meinung, = daß ſolch ein Tier Verſtand haben müſſe. 8 Wenige Tage darauf trat ein ſchüchterner junger Mann zu einer Stunde ein, von der er wiſſen mußte, daß er mich ſtörte, um ein Geſuch vorzutragen. Das that er denn auch in einer ſo ausführlichen Weiſe, daß mein guter Koko die Geduld verlor und verfügte: „Allons nach Haus — na, wirds bald?“ Die Sache war ſo frappant, daß ich Mühe hatte, ernſt zu bleiben. Glücklicherweiſe war der junge Mann ſo befangen, daß er das freundliche Kompliment nicht verſtand. Eines Abends, als Koko die Unterhaltung, wie er das liebt, an ſich geriſſen und die an— weſende Geſellſchaſt weidlich unterhalten hatte, kriegte ich ſelbſt den alten nach Haus ſpediert. | wie ein Rohrſpatz. Half ihm aber nichts, denn wir halten große Stü auf gute Erziehung und auf Wahrung der Autorität. Als er in der? ſeines Käfigs angelangt war, drehte er ſich um, ſträubte die Federn u ſagte höchſt ärgerlich: „Biſt e alter Schafkopp.“ — Eine Dame bat mein guten Koko mit ſüßeſtem Lächeln: „Sprich doch, mein lieber Koko. Hörſt du nicht? Sprich doch, ſprich . bitte, bitte,“ Koko ſitzt da, wie ei verdroſſener Philoſoph und jagt: „J je, papperlapapp!“ . er” ſich weiter ausſchweigt. ee Papageien sprechen nicht bloß Worte, fie imitieren alles, was wiederholt hören, ſelbſt Töne, wie metallenes Knirſchen und Kling deren Nachahmung man für unmöglich halten ſollte. Mein Koko hat und zu einen ganz gefährlichen Katarrh, den er mir vor etlichen Woch abgehört hat. Das iſt nun zwar nicht ſchön, läßt ſich jedoch ertragen nun aber hat er ſich auch in den Kopf geſetzt, das Wagenraſſeln auf der Straße zu imitieren; das iſt nicht mehr ſchön und wird prinzipiell nich geduldet. Jedesmal, wenn er den Bierwagen anrollen läßt, bekommt er = mit dem loſe zuſammengelegten Taſchentuche feine ſchönſten Prügel, und wenn ich „warte, warte“ rufe, ſo weiß er ſchon, was die Glocke geſchlag hat, ſpringt auf ſeinem Bauer herum und ſchreit: „Biſt du ruhig!“ Neulich hatte er wieder einmal ſeine Tracht Schläge erhalten, war ſeh zerknirſcht, raſſelte aber, ſich vergeſſend, doch wieder. Ich erhob mich mit dem Zeichen großer Entrüſtung und langte das Taſchentuch vor, worauf Koko bettelnd wie ein Hund das große Wort gelaſſen ausſprach; „Sie werden entſchuldigen.“ Als er ein ee keine Luſt au Parier Warte!“ und zu einer Dame, die 1 einem Küßchen 1 woll „Nicht beißen.“ So paſſiert alle Tage etwas, wovon man ganz frappier iſt und e man ſich 85 en ein 19 nicht wirklich en nicht zu funde e Zunächt I zu e daß ein Papagei 1 omas . macht, ehe einmal etwas ae 15 Ucheräſchedes 5 tage ko Hierbei gruppieren ſich ſeine Phraſen fo, wie er fie gruppenweiſe gel hat, oder ſo, wie der Klang von einem Worte zum andern führt. gt: „O — Jerum — o tab — jo — jerum. Das find die fignififanten Punkte, die auch beim Lernen zuerſt auftauchten. Der Reim wird ihm ganz beſonders ſchwer, es geht ihm ſo, wie es uns gehen würde, wenn wir mechaniſch, ohne den Sinn zu verſtehen, Reime in fremden Sprachen lernen wollten. Was uns den Gleichklang des Reimes auseinander hält, iſt doch die Verſchiedenheit des Sinnes; aber dies Unterſcheidungsmittel geht dem Papagei ab. — Er jagt: „Mein alter Koko“, „mein guter Schafkopp“, aber ebenſo harmlos: „Mein guter Schafkoko“. „Eins zwei drei — Laura —“ ſtatt e „ich will was ha —fkopp“, wobei ſicht— lich der Gleichklang des Vokales in „haben“ und „Schafkopp“ die Brücke abgegeben hat. Er wechſelt mit Betonung und Ausdruck ganz nach Be— llieben und zwar nicht bloß nachahmender Weiſe, er kombiniert auch Neues. Er ſagt „Allons nach Haus“ fünfmal hintereinander, jedesmal mit einer anderen Betonung, er ſagt ſogar, was er nie gehört hat, in den ſüßeſten Schmeicheltönen: „Mein guter Koko? Biſt e alter Schafkopp“. Gerade durch die Freiheit in der Betonung erhält ſeine Sprache etwas ſo frappant Mienſchenähnliches. Dies alles läuft auf eine äußerlich überraſchende, jedoch innerlich itoſe Kombination hinaus. Aber der Papagei verbindet mit ſeinem Worte auch eine Art Sinn, zwar nicht den Sinn, den das Wort hat, ſondern die Bedeutung von Ort, Zeit oder Umſtänden, unter denen das = Wort geſprochen und gelernt wurde. Bei Tiſch ſteigt mein guter Koko vom Bauer herab, ſchreitet, eine große Zehe über die andere ſetzend, gravitätiſch durchs Zimmer, ſtellt ſich zu meiner Rechten auf und ſpricht: „Ich will was haben.“ Wenn ihm dann fein Stückchen Brot abgeſchnitten wird, ſagt er: „Na komm! Na da komm!“ Dieſe Worte braucht er nur, wenn es ſich um Nahrungsfragen handelt, höchſtens auch, wenn er bie & Bauerthür geöffnet haben will. Sie ſind ihm ein Ausdruck des Wunſches, den ja die meiſten Tiere, ſei es durch Schlagen der Flügel oder Wedeln des Schwanzes oder Geſtus oder Ruf ausdrücken. Mehr drückt der Papagei auch nicht aus, wenn er menſchliche Worte braucht. Merkwürdig it, daß mein Koko, wenn er ſich anſchickt, auf den Fußboden herab— zuſteigen, ſagt: „Allons nach Haus!“ Dies Wort hat er am meiſten gehört, wenn er nicht zu Haus war, ſondern in der Stube herumſpazierte, a jo iſt ihm die Reife durch die Stube oder der Aufenthalt auf dem Fuß— boden ein Allons nach Haus geworden. Wenn er ſich alſo entſchließt, ſeine Reiſe zu machen, ſagt er ſein Allons nach Haus, von dem er keine Ahnung hat, daß es das Gegenteil bedeutet. — Wenn es klopft, ſo ſagt er in energiſchem Tone „herrein!“, wenn die Perſon eingetreten iſt, be— 58 grüßt er ſie mit „Morgen“. Er ſagt nur dann, wenn es geklopft hot, herrein, wenn er alſo Luſt hat, ſein Herrein zu rufen, klopft er zuvor mit dem Schnabel auf den Blechboden ſeines Käfigs. Er hat das Wort Herrein nur im Zuſammenhang mit dem Klopfen gehört und gelernt, darum gehört ihm letzteres zur Sache, wie der Punkt über das i. Hier ® aus iſt auch erſichtlich, wie Sprechpapageien angelernt werden müſſen. Soll er morgens „Guten Morgen“ ſprechen, ſo muß man es nur morgens lehren, ſoll er „bitte, bitte“ oder „Dankeſchön“ ſagen, wenn man ihm etwas anbietet, ſo darf er die Worte nur in den betreffenden Momenten hören. Bei allen dieſen Aeußerungen handelt es ſich um eine pſychologiſche Thätigkeit, welche nicht über das Vermögen anderer klugen Tiere hinaus- geht, die nur durch den ausgezeichneten Sprechapparat etwas ſcheinbar Uebernatürliches erhalten. | Endlich möge noch der muſikaliſchen Fähigkeiten des rg gedacht werden. Derſelbe lernt nicht allein pfeifen, ſondern auch ſingen. Mein Koko pfeift: „Ach du lieber Auguſtin“, ſowie ein Tyroler Schnader- hüpfl und komponiert aus beiden ſelbſtändige moderne Salonmuſik. Man nimmt an, daß ein pfeifender Vogel an eine beſtimmte Tonhöhe gebunden ſei, was beim Dompfaffen und Staar auch zutrifft; mein guter Koko iſt muſikaliſch viel durchgebildeter. Er pfeift am liebſten aus Baur. Setze ich mich ans Klavier und ſpiele Baur, jo pfeift er in gleicher Tonhöhe > feinen Augustin oder was er ſonſt kann dazu. Gehe ich unvermittelt nach A oder As oder G, ſo ſetzt er ganz richtig in die Tonart ein. Das klingt ſehr wunderbar, iſt es aber im Grunde doch nicht ſo ſehr, als daß er = die Klangfarbe und Tonhöhe der menſchlichen Sprache jo täuſchend nad- zuahmen vermag. Ich fürchte uun nicht, daß die ſtrikte Wahrhaftigkeit meiner Angaben = angezweifelt wird, aber erwarte doch den Einwand: „Ja, das muß ein ganz beſonders guter Papagei ſein; meine Erfahrungen ſind viel weniger günſtig. Mein Papagei kreiſcht — oder ſpricht undeutlich oder wirft alles durcheinander, zerfrißt Teppich und Vorhänge, iſt biſſig u. ſ. w. Was den erſten Punkt anbetrifft, ſo wurde mir von einer Dame die Ver— mutung ausgeſprochen, daß mein Koko, welcher gar nicht kreiſche, wohl — von einer anderen Papageienart abſtamme, als der ihre, welcher ganz ent⸗ ſetzlich kreiſche. Bei näherer Erkundigung kam zu tage, daß die Dame, um nur Ruhe zu haben, dem kreiſchenden Schl ingel Leckerbiſſen gute „Aber meine gnädige Frau,“ rief ich aus, „das iſt doch die reine Prämie auf Unarten, die Sie ausſtellen. Das iſt ja ein et Ber Fehler, der ſchwerer wiegt, als wenn Sie Ihr Lieschen mit Zuckerbrot beruhigen, wenn es unartig iſt.“ „Warum ſchlimmer?“ X „Weil ein Papageiencharakter jchneller verdorben werden kann, als en . 8 * „Aber was thun?“ Nehmen Sie die Blumenſpritze und ſpritzen Sie Ihrem Jako ein paar Tropfen Waſſer ins Geſicht, nota bene ſo lange es noch warm iſt, 3 dann wird er es ſchon laſſen.“ Solche Erziehungsfehler werden in Menge gemacht, weil man bei einem Tiere nicht für nötig hält, die etwaigen Folgen von Mißgriffen zu bedenken. Wenn ein Papagei unordentlich oder unbeutfic ſpricht, ſo liegt es meiſt daran, daß er unmöglich mehr lernen kann, als ihm gelehrt wird. Entweder wird ihm undeutlich vorgeſprochen oder man läßt ihm keine Ruhe und verwirrt ihn mit allerlei Dingen, die auf ihn eingeſprochen werden. Vor allen muß man ihn vor den Domeſtiken hüten, welche ihre Freude daran haben, dem Papchen Worte ihres Geſchmackes beizubringen. Ein einziges ſolches Wort, welches der Jako ebenſogern lernt, als jedes andere, kann ihn ſalonunfähig machen. Hat man nicht das Unglück, einen Vogel von ſchlechten Anlagen, denn auch dieſe giebt es, zu kaufen, wird er verſtändig und konſequent erzogen, ſo fallen alle Unarten von ſelbſt weg und man hat an ihm einen liebenswürdigen, unterhaltenden Hausfreund.“ Die beiden Papageien, die ich gegenwärtig in meinem Beſitze habe, Hans, der zweimal dasſelbe Bein gebrochen, und Jako, ſind beide ſehr gelehrig, ſprechen, pfeifen, geben Kuß und ſind außerordentlich zahm, be— ſonders Hans. Dabei haben ſie aber einen vollſtändig verſchiedenen Charakter. Hans iſt zutraulich, läßt ſich von jedermann angreifen, dabei aber ungezogen, genau wie ein verwöhntes Kind. Frißt der andere etwas, jo läßt er ſicher das fallen, was er im Schnabel hat, um Jako ſeinen Leckerbiſſen abzunehmen. Jako dagegen iſt ſehr mißtrauiſch, ſchreit und beißt, wenn ein Fremder ihn anfaſſen will, iſt ſonſt aber ſehr gut— mütig und genügſam. Er giebt Hans ſtets ohne Widerſtreben das von Rihm Verlangte ab. Aeußerſt poſſierlich ſieht es aus, wenn beide ſich auf der Decke des Käfigs gegenüberſtehen. Sie ſtellen ſich dann beide, die Köpfe gegen einander gerichtet, ſo daß dieſe ſich faſt berühren, ſo auf, wie zwei junge Ziegenböcke, die ein Duell mit ihren Hörnern auszufechten beabſichtigen. Jeden Augenblick erwartet man, daß die Tiere aufeinander : u "2 7 4 Fee Z 1 — = 3 ſie mi emo henem Ehe en Minuten wie in Gedanken verfunfen 50 da, um wie auf Kommando abermals zu beginnen, ſich zu kratzen. 2 fie ſich bei diefem Manöver denken, iſt mir bis jetzt noch nicht klar N Soll es Sa eine gegenfeitige Höflichteitsbezeugung 8 einem die Sache offenbar zu langweilig wurde und er mit fröhl Pfeifen ſeines Weges zog. Dann begann auch der andere 1 w ieder am Käfig e e - = er ſchr liebt. 5 Bald nach ihrer Ankunft in Deutſchland hatten beide Papa ia ER innige Freundſchaft mit einem Hunde, einem Wolfsſpitz, geſchloſſen. Tage wurden, wie ſchon erwähnt, die Papageien im Garten auf ei Baum oder auf ein eigens dazu hergerichtetes Geſtell geſetzt. Da Garten an der Straße liegt, wurde der Hund angewieſen, ſich, w die Papageien im Freien ſind, dazu hinzulegen. Ging nun der einmal fort, fo ertönte faſt ſtets unmittelbar darauf ein zweiftinn Rufen: „Buſſi, Buſſi, komm hier!“ verbunden mit Pfeifen, bis der wieder zurückkam. Die beiden Papageien waren es, welche den Ruf uns gehört hatten und ihre Kenntnis nun benutzten, um den Hund zi : zurufen. Ebenſo pfiffen ſie, wenn der Hund einem vorüberfahren 1 Wagen bellend nachſprang. Einigemal kam es auch vor, daß ein Papa wiedergefunden wurde, was demſelben allerdings nicht beſonders zu fallen ſchien, denn er lag regungslos da, mit einem recht Er Geſicht. verpflegte, nicht genen Käfige beſaß, habe ich den einen Papagei ein großes Flugbauer geſteckt, in dem ſich ein alter, ſchon neun Jahre in meinem Beſitz befindlicher Kreuzſchnabel befand. Dieſer war ha invalid, da früher einmal eine Katze die Inſaſſen des Käfigs überfal hatte, u er dabei 5 Sl ügel⸗ ran 5 Als ich ihm 5 gr ßen jem zweiten gebrochenen Flügel zu Boden fiel. Nach und nach beruhigte ſich jedoch, und, nachdem der Flügel geheilt war, gewährte es einen zenden Anblick, wenn man den Graupapagei mit unſerem einheimiſchen ichtenpapagei“ an den Käfigwänden um die Wette klettern ſah. Sie ver— een ſich in der Folge een ne, bis der Kreuzſchnabel a 3 Zwei Andloga hierzu finden ſich in Brehm Tierleben“): „Ein Br: ef von mir,“ erzählt Wood, „beſaß einen Vogel dieſer Art, welcher E ö 9 ) die zierlichſte und liebenswürdigſte Pflegemutter anderer hilfloſer Geſchöpfe w In Garten Ne Eigners gab es eine N von e 1 Fünen waren. Hier niſtete ein Paar Finken, a beſtändig den Einwohnern des Hauſes gefüttert wurde, weil dieſe gegen alle freundlich geſinnt waren. Die vielen Beſuche des Roſenhaines fielen „dem Papagei, bald auf; er ſah, wie dort Futter geſtreut wurde, un beſchloß, ſo gutem Beiſpiele zu folgen. Da er ſich frei bewegen te, verließ er bald ſeinen Käfig, ahmte den Lockton der alten Finken chend nach und ſchleppte den Jungen hierauf einen Schnabel voll nach dem anderen von ſeinem Futter zu. Seine Beweiſe von Zuneigung gegen die Pflegekinder waren aber den Alten etwas zu ſtürmiſch; unbekannt mit dem großen Vogel, flogen ſie erſchreckt von dannen, und Polly ſah jetzt die Jungen gänzlich verwaiſt und für ihre Pflegebeſtrebungen den weiteſten Spielraum. Von Stund an weigerte ſie ſich, in ihren Käfig zurück— ukehren, blieb vielmehr Tag und Nacht bei ihren Pflegekindern, fütterte ie ſorgfältig und hatte die Freude, ſie großzuziehen. Als die Kleinen = flügge waren, ſaßen fie auf Kopf und Nacken ihrer Pflegemutter, und dann kam es vor, daß Polly ſehr a mit ihrer Laſt umherging. Diooch erntete der Papagei wenig Dank; als den Pflegekindern die Schwingen gemachjen waren, flogen ſie auf 189 davon.“ Eine andere Erzählung bietet 1 8 2 a elterliche N zu einer eigenen 1 zu bringen, nen dieſe Kätzchen als ib * Kinder zu betrachten. Sie lebten auf beſtändigem Kriegsfuße mit der EIER a 5 } A * 1 = 62 — alten Katze, und ſobald dieſe den Kaſten verließ, ſchlüpf fte einer der Papa⸗ geien hinein und ſetzte ſich neben die Kätzchen. Ja, ſie achteten auf letztere ſelbſt dann mit Aufmerkſamkeit und Spannung, wenn die Mutterkatze au | Haufe war.“ Dieſe Erzählungen ließen ſich noch ins Ungemeſſene vermehren, denn ein jeder Beſitzer eines Tieres findet bei aufmerkſamer Beobachtung unzählige einzelne charakteriſtiſche Züge, die er an anderen Tieren nicht findet und die ihm gerade ſein Exemplar lieb und wert machen. 1 Naturgemäß gepflegte Graupapageien erreichen in der Gefangen⸗ ſchaft ein hohes Alter. So erzählt Brehm von einem Jako des Herrn Minninck-Huyſen in Annfterdam, der 73 Ruh in der Gefangenſchaft . gelebt hat. = Zur Fortpflanzung ſchreiten gefangene Graupapageien ſelten, doch N ſind einige Fälle von glücklichen Bruten bekannt geworden. Buffon erzählt von einem Pärchen, das fünf bis ſechs Jahre hintereinander Eier legte und ſeine Jungen glücklich aufzog. Gleiche Nachrichten verdanken : wir Labac. Neuerdings iſt es wieder Buxton gelungen, feine frei⸗ fliegenden Graupapageien zum Eierlegen und zur Aufzucht von drei Jungen zu bringen. In Deutſchland iſt eine erfolgreiche Züchtung des 5 Graupapageies noch nicht bekannt geworden. Ueber eierlegende Grau- papageien iſt öfter, über brütende mehrfach berichtet worden, doch noch von keinem Erfolge. Am weiteſteu ſcheint wohl Frau Gorgols) gekommen zu ſein. Nach Ruß!) enthielten die von dieſer Dame ihm zur Unter⸗ ſuchung geſandten drei Eier der Graupapageien ſtark entwickelte, dem Aus- 5 ſchlüpfen bereits ſehr nahe Junge.“) 5 Thienemann beſchreibt (nach Finſch) ein in der Gefangenschaft gelegtes Ei, wie folgt: „es iſt ungleichhälftig, nach der Baſis ſanft, nach der Höhe ſtark abfallend und ſtumpf zugeſpitzt. Länge 1“ Dil, Breite 1“ 1°. Farbe gelblichweiß mit etwas Glanz. Gewicht 21 Gran.“ Und Habenicht}): „Die drei Eier von Psittacus erithacus haben folgende Maße: 1. 41x28,5 mm, 2. 42X28,5 mm, 3. 41x29 mm. Dieſelben find ſchön eiförmig, or feinkörnig mit wenig Glanz.“ ) Gefiederte Welt 1894, S. 13. ) Gefiederte Welt 1894, ©. 14. i a: kae) Wie ich dieſe Angabe allerdings mit der auf Seite 46 zu findenden Er⸗ . klärung: „Die Annahme, daß die Eier befruchtet ſeien, beruhte auf einer vorläufigen, leider irrtümlichen Angabe“, ins Einvernehmen e ſoll, iſt mir unklar. +) Gefiederte Welt 1894, S. 177. LORBB 7 Ich glaube, nur die naturwidrige Fütterung und Pflege ift an dem bisherigen Mißerfolge ſchuld und der Erfolg wird nach Beſſerung der Lebensverhältniſſe nicht ausbleiben. N Es erübrigt nun nur noch, Einiges über die Krankheiten zu ſagen, die der Graupapagei bei uns durchzumachen hat. Viele Worte darüber zu machen, dürfte ſich kaum verlohnen, da die Stellung der Diagnoſe von ſeiten des Laien meiſtenteils nicht im mindeſten Anſpruch auf Korrektheit machen und demgemäß die Behandlung nur eine ſymptomatiſche fein kann, abgeſehen von äußeren Verletzungen, die aber am beſten ohne alles Zuthun des Menſchen heilen. Im allgemeinen kann ich nur bei zwei leicht zu er— kennenden Erkrankungen ein therapeutiſches Eingreifen von ſeiten des Be— ſitzers empfehlen. Ich meine bei Verdauungsſtörungen und bei Luftröhren— katarrh. In allen übrigen Fällen geht mein Rat dahin, möglichſt bald einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. Die Verdauungsſtörungen kann man, je nachdem ſie ſich in Verſtopfung oder Durchfall äußern, mit Rotwein oder anderem ſchweren ſüdlichen Wein, den man in kleinen Gaben (theelöffelweiſe) ein— floößt oder mit einigen Tropfen Ricinusöl behandeln, ſowie paſſender ein- ſacher Diät. Häufig thut auch ein Dampfbad gut, welches ich auch für die einzige anwendbare Maßregel bei Katarrhen halte. Das letztere ſtelle ich auf folgende Weiſe her. Ich ſetze den Vogel in einen alten Käfig, deſſen durch einen Gitterroſt (hier einmal am Platze) überdeckten Schiebe kaſten, der natürlich aus Blech hergeſtellt ſein muß, mit Sand angefüllt iſt. Sodann gieße ich auf dieſen Sand einen Topf voll kochenden Kamillenthees und decke hierauf den ganzen Käfig mit einer Decke gut zu. Dieſe letztere darf nicht eher wieder entfernt werden, als bis der Vogel wieder vollſtändig trocken iſt. Bei nicht genügender Wirkung darf das Bad nochmals wiederholt werden. In allen übrigen Fällen — ich wiederhole es — rate ich von ſelbſtändiger Behandlung ab, rate vielmehr, einen Tierarzt zur Hilfe herbeizurufen. Bei vernünftiger und naturgemäßer Pflege wird man aber über— haupt höchſt ſelten in die Lage kommen, einen erkrankten Graupapagei kurieren zu müſſen. | Nur noch einige Worte über eine Unart, die fich viele Papageien angewöhnen, und die für den Beſitzer ſehr unangenehm iſt, nämlich das Ausziehen der Federn. Ein Vogel, der dieſer Ungezogenheit hingegeben iſt, ſitzt bisweilen faſt vollkommen nackt da, da er ſich jede Feder, die er mit dem Schnabel erlangen kann, ſofort auszieht. Die Urſachen, welche die Tiere dazu beſtimmen, ſind jedenfalls verſchiedene, wenigſtens wird re a (chen 1 Richt ihrer Erfiellung Räher zu bein mit folgenden Worten ausſpricht“): „Was aber die mögen ſie nun inländiſche oder ausländiſche ſein, ſo iſt durch Belehrung es dahin zu bringen, daß dem gefan e were e brechen e wird. Der Vogel muß im Käfige. io ſchlank 1 nr fich fo munter und ungezwungen gebärden wie im Freien. den Vogel der oder jener Art a bieten kann, der iD den Bette EN Vogel nicht halten.“ ) K. Th. Liebes ornithologiſche Schriften. 0 ei 7 N en „ IN R EN n 0 a BUNT Titteraturnadweis. 8 Dr. Otto Finſch, Die Papageien. Leiden 1868. N Dr. A. Reichenow, Die Vogelwelt von Kamerun. In „Mitteilungen von Forſchungsreiſenden und Gelehrten aus den deutſchen Schutzgebieten, herausgegeben von Dr. Freiherrn von Danckel— mann“. Berlin 1890. III. Band. 3 . Reichenow, Die Vögel Deutſch-Oſtafrikas. Berlin 1894. Gefiederte Welt 1894. > Brehns Tierleben, 2. Auflage. Leipzig 1878. Band IV. Ornithologiſche Monatsſchrift des Deutſchen Vereins f zum Schutze der Vogelwelt 1883, 1884, 1892, 1893, 1894, 1895. Kloß, Der Graupapagei. Leipzig. ; eat Profeſſor Dr. K. Th. Liebes Denithoiogiice Schriften. Gera, Reuß. es Stellung im Syſtem a Beſchreibung 1. Größe Gefieder . . Unterfcheidung der Gelege 2 3 4. Altersunterſchiede 5. Farbenvarietäten eee 1. Lebensweiſe . 2. Brutgeſchäft 3. Flug Fang. . Verhältnis zum Timneh Handel Urſachen der Stestie ae | re 1. Fütterung 2. Pflege 3. Käfig 4. Zähmung und bn Begabung Einzelne Schilderungen Alter . Binn aher RER G S S O O A D — 2 — — E OO 15 WELT, an aan. 2 A 6 . 1 N NE 3 0069