TEA 6 80 8 EC nn , a ECK AUS ee N 0 C 7 (ee . «= 8 6 70 ea . cc FP ö W WW % | 7 « N = N 0 1 1 1 N EN FESTE, 85 ——— et | ER 8 * Ki N Y | A : E | 4 u VI 1 # 0 N 5 l 5 T \ N = . * ER N DAR TAN ER FERN fe EZ! ni FT N > > ; N \ I 1555 Sal FR 28 82 ie, ar N 1 A a SAAA Aa VV | PEN 55 — AbEu AGA . Tibrarp of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Founded by private subscription, in 1861. Deposited by ALEX. AGASSIZ. £ in 1 * . Pi FE — 1 i i 1 E = 4 * x Pr U 7 - 7 — 3 * 5 . ; FE 2 4 * — * 7 U * - 4 6 0 5 „ # rn 3 - > v Der Hund und feine RNacen. Der Hund und feine Nacen. Naturgeſchichte des zahmen Hundes, feiner Formen, Racen und Kreuzungen bon Dr. Leop. Joſ. Jitzinger, Ritter des kaiſerl. öſterr. Franz⸗Joſeph⸗ und königl. preuß. Kronen-Ordens 3. Cl., emerit. Erſtem Cuſtos-Adjuncten des k. k. zoologiſchen Hof-Cabinetes, wirkl. Mitgliede der kaiſerl. Akademie der Wiſſenſchaften u. ſ. w. Mit 6 Tafeln Abbildungen und vielen Text-Hignetten in Holzſchnitt. Tübingen. Verlag der H. Laupp'ſchen Buchhandlung. 13876. — ee n ele 2 N ae > 11 0 x On in 13 1 „ M EEE 1 g E AN Nr a * 7 . 8 4 l „ 7 Wr n 7 er W . s 5 “ De u Sn ar | « = 3 8 TE $ ee 7 N 4 Das Met der Ich e NER a BL . „ . ER 1 = 2 —ç 7% sen Be en PT ee 7 Vorwort. Dieſe Schrift, welche — wie ſchon aus dem Titel derſelben hervorgeht, — ſich nur mit den heut zu Tage nicht mehr im wilden oder freien Naturzuſtande vorkommenden Arten der natürlichen Familie der Hunde zu beſchäftigen beſtimmt iſt, das iſt mit allen jenen Arten, welche die Zoologen ſowohl als auch die Laien unter der gemeinſamen Benennung „der zahme Hund“ zuſammenzufaſſen gewohnt ſind, hat die Aufgabe, ſämmtliche Hauptformen deſſelben, ſo wie auch alle ihre ſeither beſchriebenen Abänderungen und Racen in umfaſſender und möglichſt er— ſchöpfender Weiſe zu behandeln. Sie ſoll ein Compendium bilden, das über alle die Natur des zahmen Hundes betreffenden Fragen, ſeine Eigenſchaften, Verwendung, Geſchichte u. ſ. w. genügenden Aufſchluß gibt und den Freunden dieſes für den Menſchen ſo wichtigen Thieres zugleich Gelegenheit bietet, ſich bei der überaus großen Anzahl von Abänderungen und Racen in der richtigen Erkennung zurecht zu finden. Von der Verlagshandlung mit der Bearbeitung dieſer Schrift betraut, betrachte ich es für meine Pflicht vor Allem darüber Rechenſchaft zu geben, auf welchen Grundlagen dieſelbe beruht. Seit mehr als fünfzig Jahren habe ich meine Aufmerkſamkeit dem Studium der Hunde-Racen zugewendet und das Reſultat derſelben in mehreren meiner Schriften niedergelegt, und zwar hauptſächlich im erſten Bande meiner zwiſchen den Jahren 1855 — 1861 zu Wien in ſechs Octav-Bänden erſchienenen „Wiſſenſchaftlich-popu— lären Naturgeſchichte der Säugethiere in ihren ſämmtlichen Hauptformen“, welche jedoch nicht außerhalb Oeſterreich unter das große Publikum gelangte und in Deutſch— land gänzlich unbekannt geblieben iſt, da ſie im eigenen Lande vollſtändig abgeſetzt wurde und ſchon ſeit mehreren Jahren bereits vergriffen iſt, — und in zwei größeren ſtrengwiſſenſchaftlichen Abhandlungen, von denen die eine „Unterſuchungen über die VI Abſtammung des Hundes“ im LIV. Bande der Sitzungsberichte der mathematiſch— naturwiſſenſchaftlichen Klaſſe der kaiſerlichen Akademie der Wiſſenſchaften, der im Jahre 1866 ausgegeben wurde, die andere aus drei Abtheilungen beſtehende aber unter dem Titel „Die Racen des zahmen Hundes“ im LVI. Bande der akademi— ſchen Sitzungsberichte, der im Jahre 1867 veröffentlicht wurde, enthalten iſt, und die beide wohl nur unter meinen Fachgenoſſen bekannt geworden ſind. Es iſt wohl ſelbſtverſtändlich, daß ich dieſe meine früheren Arbeiten bei Ver— faſſung des vorliegenden Buches benützt habe und von den darin bekannt gegebenen, aus meinen Unterſuchungen hervorgegangenen Reſultaten nicht abgewichen bin, da ſich dieſelben auf langjährige gründliche Studien und eine ſorgfältige Vergleichung der allermeiſten ſeither beſchriebenen Racen gründen, die ich während jener Zeit lebend zu ſehen oder beobachten zu können Gelegenheit hatte. Doch habe ich dieſem Gegenſtande in dem vorliegenden Buche eine weit größere Ausdehnung gegeben, denſelben durchaus neu bearbeitet und in einer leichtfaßlichen, daher auch allgemein verſtändlichen Weiſe darzuſtellen mich beſtrebt, ſo daß ich ohne Unbeſcheidenheit ausſprechen zu dürfen glaube, denſelben möglichſt erſchöpft zu haben. Möchte dieſes Buch, welches wohl allen Anforderungen entſprechen dürfte, die man an daſſelbe zu ſtellen berechtigt iſt, nicht nur bei meinen Fachgenoſſen, ſondern auch beim größeren Publikum, für welches es vorzugsweiſe beſtimmt iſt, eine freund— liche wohlwollende Aufnahme finden, wodurch ſowohl ich, als auch die Verlags— handlung, die keine Koſten geſcheut, daſſelbe in einer würdigen Weiſe auszuſtatten, hinreichende Belohnung finden würden. Hietzing bei Schönbrunn am 15. December 1875. Der Verfaſſer. 3 n ha l l. Erſte Abtheilung. Der zahme Hund im Allgemeinen Seine Lebensweiſe, Sitten und Gewohnheiten Fortpflanzung und Alter 98 Rörperliche und geiſtige Eigenſchaften er F Muskelkraft S. 12. Sinneseigenſchaften 13. e 13. Anhänglichteit und Treue 15. Gelehrigkeit und ee 18. Sein Verhältniß zum EUR . Verwendung 5 Nutzen { Zucht und Haltung Krankheiten { Epilepſie oder Fallſucht 34. Staupe 9955 1 e 5 1765 Rot 35. Hundswuth oder Tollheit 37. Stille Wuth 39. Raſende Wuth 40. Heiſerkeit 45. Huſten 45. Krampf⸗- oder Keuchhuſten 46. Bräune oder Kehlſeuche 46. Magen: verdorbenheit 47. Mundgeſtank 47. Erbrechen 47. Verſtopfung 47. Durchfall 47. Kolik 48. Bauchgrimmen oder Leibſchneiden 48. Kolik durch Blähungen 48. Kolik durch Verſtopfung 48. Kolik durch Eingeweidewürmer oder Wurmkolik 48. Entzündliche Kolik 49. Augentriefen 49. Augenentzündung 49. Augenfell 50. Augenflecken 50. Ohrenfluß 50. Ohrwurm, fälſchlich Ohrenkrebs 50. Rheuma— tismus 51. Verfangen oder Verſchlagen 51. Blattlähme oder Buglähme 51. Blutharnen 52. e 52. Skirrhus 52. Krebs 52. Räude 52. Teinde * ,, a a Geſchichte Mythe Abſtammung JV EN Zweite Abtheilung. Die verſchiedenen Formen und Racen des zahmen Hundes . Erſte Gruppe. Haushunde (Canes domestici) . . Der Haushund (Cauis domesticus) 1. Der Hirten⸗Haushund (Canis 8 i Seite 1 5 10 12 54 56 64 66 109 111 111 113 VIII — — DD — Hut | DM Om wm Fer os o = DD DD OD O do do DR RB DR DR, DB RB DR DR HM HH o — O PO DHOO err o S o A 2 OO II a — SED S pP D De Der Hebriden-Hund (Canis domesticus, hebridicus) i „Der große isländiſche Hund (Canis domesticus, islandieus) . „Der kleine isländiſche Hund (Canis domesticus, islandicus minor) Der ſchottiſche Schäferhund (Canis domesticus, islandicus erispus) . Der hochbeinige isländiſche Hund (C. domesticus, islandieus leporarius) Der Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus) Der Der Schafhund (Canis domesticus, pastoreus) — . Der Pommer (Canis domesticus, pomeranus) baieriſche Wolfshund (Canis domesticus, montanus) * 9 * * * „ Der große Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus major) . Der ſibiriſche Hund (Canis domesticus, sibiricus) . * Der langhaarige ſibiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus 0 Der glattfüßige ſibiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus laevipes) Der polniſche Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus polonicus) . Der Saubeller (Canis domesticus, pomeranus aprinus) Der Spitz (Canis domesticus, pomeranus audax) „Der Fuchs⸗Spitz (Canis domesticus, pomeranus alopecurus). . Der Seiden⸗Spitz (Canis domesticus, pomeranus sericeus) . Der ungariſche Wolfshund (Canis domesticus, luparius) . Der ächte Wolfshund (Canis domesticus, luparius verus) . Der Seiden-Wolfshund (Canis domesticus, luparius hirsutus) . Der Pyrenäen⸗Hund (Canis domesticus, pyrenaicus) . Der Pampas⸗Hund (Canis domesticus, pyrenaicus Alco) Der algieriſche Hund (Canis domesticus, algirensis) Der turkomaniſche Wachthund (Canis domesticus, armeniacus) Der große Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus) . * 2 * [3 Der kleine Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus minor) = Der Zigeuner-Hund (Canis domesticus, Zingarorum) Der Neuſeeländer-Hund (Canis domesticus, indicus Novae-Zeelandiae) . . Der Taiti⸗Hund (Canis domesticus, indicus taitiensis) . . . „Der kurzbeinige Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus brevipes) chineſiſche Hund (Canis domesticus, indicus sinensis) . Der Heiden-Hund (Canis domesticus, Zingarorum campestris) Der Heiden-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum audax) longipili ““? EN: „Der Viehhund (Canis domesticus, Zingarorum pecuarius) . Der Zigeuner-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum pomeranus) . . Der Doggen-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum laniarius) Der Dachs-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum vertagus) Der Windhund⸗Spitz (Canis domesticus, Zingarorum Der japaneſiſche Hund (Canis domesticus, Zingarorum japonicus) Der lappländiſche Hund (Canis domesticus, lapponicus) , Der kurzhaarige Kamtſchatka-Hund (Canis domesticus, Der langhaarige Kamtſchatka-Hund (Canis domesticus, leporarius) am Haken camtschatkensis * Der Haſen-Indianer⸗Hund ( K 4 lagopus) Der Eskimo⸗Hund (Canis domesticus, borealis) ' Der grönländiſche Hund (Canis för Posts Ste e Der nordamerikaniſche Wolfshund (Canis domesticus, * borealis luparius) * * Seite 115 116 137 117 117 115 119 119 120 121 121 123 123 123 123 124 124 125 126 127 127 128 129 129 130 131 131 192 132 133 134 134 136 136 137 137 138 138 139 139 140 140 141 142 143 144 145 Zweite Gruppe. Heidenhunde (Canes extrarii) Der Seidenhund (Canis extrarius) O O M pa DD — — — — O do do iS S i — — — — — — Sr o AD OU pP m 27. 28. 29. 30. Der große Seidenhund (Canis extrarius, major) . . Der engliſche Seidenhund (Canis extrarius, britannicus) . Die Bouffe (Canis extrarius, ustu )) „Der ſchottiſche Seidenhund (Canis extrarius, scoticus) — Der St. Bernhardshund (Canis extrarius, alpium) . ., Der Calabreſenhund (Canis extrarius, calabricu )- Der langhaarige Curshund (Canis extrarius, cursorius) . Der kleine Seidenhund (Canis extrarius, hispanicus) .Der König Carl's-Hund (Canis extrarius, bispanicus brevipilis) . Die Pyrame (Canis extrarius, hispanicus flammeus) . a Der zottige Wachtelhund (Canis extrarius, hispanicus n 12. . Der Seiden-Pintſch (Canis extrarius, hispanicus Gryphus) . . Der rauhe Pintſch (Canis extrarius, hispanicus hirsutus) Der Bologneſerhund (Canis exlrarius, hispanicus melitaeus) Der Löwenhund (Canis extrarius, hispanicus leoninus) Der Burgos (Canis extrarius, hispanicus villosus) .Der ſchottiſche Pintſch (Canis extrarius, hispanicus 3 Der engliſche Otterhund (Canis extrarius, hispanicus terrarius) Der mexikaniſche Seidenhund (Canis extrarius, hispanicus mexicanus) Der große Pudel (Canis extrarius, aquaticus) r Der mittlere Pudel (Canis extrarius, aquaticus 1 . Der kleine Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor) . Der kleine Pintſch (Canis extrarius, aquaticus Gryphus) . Der Schnür-Pudel (Canis extrarius, aquaticus funicularius) Der große Pintſch (Canis extrarius, aquaticus hirsutus) 3 . Der kraushaarige Neufoundländerhund (Canis extrarius, aquaticus Terrae- novae) . 2 . N Der langhaarige ee 12 . 1 ot pilis) AR Der Schaf-Pudel (Gans . W ee Der orientaliſche Hirtenhund (Canis extrarius, Calmuccorum) Der deutſche Hirtenhund (Canis extrarius, villaticus) Dritte Gruppe. Dachshunde (Canes vertagi) F ar Dachshund (Canis vertagus) . . . RE EN — — e e ses — D Der krummbeinige Dachshund (Canis ER 77 Der geradebeinige Dachshund (Canis vertagus, rectip es) Der ſchweinſchwänzige Dachshund (Canis vertagus, syosurus) Der rauhe Dachshund (Canis vertagus, hirsutus) Der zottige Dachshund (Canis vertagus, sericeus) . Der langhaarige Dachshund (Canis vertagus, longipilis) Der Roll-Dachshund (Canis vertagus, lasiotus) . Der gefleckte Dachshund (Canis vertagus, varius) Der doppelnaſige Dachshund (Canis vertagus, Nasica) . „Der bunte Dachshund (Canis vertagus, pictus) „Der geſtreifte Dachshund (Canis vertagus, striatus). : Der Domingo-Dachshund (Canis vertagus, dominicensis ) IX Seite 147 147 149 150 151 151 152 155 155 156 157 158 158 159 159 160 161 161 162 163 163 164 165 166 167 168 168 169 172 173 173 174 176 176 177 180 181 181 182 183 183 184 184 185 185 186 Vierte Gruppe. Dagdhunde (Canes sagaces) Der Jagdhund (Canis sagax ). Der deutſche Jagdhund (Canis sagax, ee / E Der langhaarige deutſche Jagdhund (Canis sagax, hirsutus) . Der Leithund (Canis sagax, venaticus). "To Der deutſche Stöberhund (Canis sagax, venaticus an . Die Steinbracke (Canis sagax, venaticus Bracca) . ; Der deutſche e (Canis sagax, venaticus pte . Der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) Der ruſſiſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus Nasica) Die deutſche Bracke (Canis sagax, venaticus cursor) Der afrikaniſche Jagdhund (Canis sagax, africanus) Fünfte Gruppe. Wullenbeißer (Canes Molossi) Der Bullenbeißer (Canis Molossus) S ee Oo — O Der große Bullenbeißer (Canis 1 1 Der doppelnaſige Bullenbeißer (Canis Molossus, e .Der kleine Bullenbeißer (Canis Molossus, minor) N . Der Mops (Canis Molossus, fricator) Der kleine däniſche Hund (Canis Molossus, Nis . SRRRN: . Der Roquet (Canis Molossus, fricator hybridu ) „Der arteſiſche Hund (Canis Molossus, frieator artesianus) .Der glatte Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus) „Der alicantiſche Hund (Canis Molossus. frieator Andalusiae) . Der langhaarige Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus sericeus) . Der Waſſer-Hühnerhund (Canis sagax, venaticus aquatilis) . Der deutſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus subcaudatus) Der kleine Hühnerhund (Canis sagax, venaticus minor) „Der portugieſiſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus bee . Der langhaarige Hühnerhund (Canis sagax, venaticus longipilis) . Der langhaarige Waſſer-Hühnerhund (Canis sagax, venaticus villosus) .Der franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus ) N „Der langhaarige franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus sericeus) . Der franzöſiſche Stöberhund (Canis sagax, gallicus 5 1 8 . „Der doppelnaſige franzöſiſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus Nasica) „Der normanniſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus normannus) Der franzöſiſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus avicularius) Der dalmatiniſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus ragusanus) . „Die franzöſiſche Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca) .Der engliſche Jagdhund (Canis sagax, anglicus) . Der engliſche Fuchshund (Canis sagax, anglicus Fu e .Der engliſche Stöberhund (Canis sagax, anglicus irritans) . \ Der langhaarige engliſche Fuchshund (Canis sagax, anglicus 1 Der engliſche Hühnerhund (Canis sagax, anglicus avicularius) . „Die engliſche Bracke (Canis sagax, anglicus Bracca) Der langhaarige engliſche Hühnerhund (Canis sagax, 8 W Der engliſche Parforcehund (Canis sagax, anglicus major) . Der engliſche Schweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus) . Der Hirſchhund (Canis sagax, anglicus cervinus) 35. * ) * * * * 10. A. 12. 18. 14. 15. 16. 17. 18; 19, Die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus) . 9 Die engliſche Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) Die Cuba⸗Dogge (Canis Molossus, mastivus cubanus . . Die Box-Dogge (Canis Molossus, mastivus gladia tor). Die däniſche Dogge (Canis Molossus, danicus) Der Bull⸗Dogg (Canis Molossus, orbicularis) a Der Bulldogg-Dachs (Canis Molossus, orbieularis 1 Die Bulldogg-Bracke (Canis Molossus, orbicularis Bracca) Die Thibet-Dogge (Canis Molossus, thibetanus) . . Die japaneſiſche Dogge (Canis Molossus, thibetanus a Sechste Gruppe. Windhunde (Canes leporarii) Der Windhund (Canis e ww DD mu — —— s rm oO DD ID D S Bu = D oo So ee M — — O 2 EINER 1e * Der Die Der Der De * Der De . De 2. De . De . De De 216. De De . De Die Der De * * * ou * * r r * Der De De . De . De De . De . Der . De . De De . De De De * * 1% + 0 * * 8 * x o Der große Windhund (Canis 1 major) „Der ſpartaniſche Hund (Canis leporarius, laconicus) 0 „Der franzöſiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius) irländiſche Fleiſcherhund (Canis leporarıus, laniarius iricus) Sau⸗Rüde (Canis leporarius, laniarius suillus) Hetzhund (Canis leporarius, laniarius mastivus) . deutſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius germanieus) . ſchwere Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius robustus) große dänische Hund (Canis leporarius, danicus) . Tigerhund (Canis leporarius, danicus corsicanus) Tiger⸗Windhund (Canis leporarius, danicus velox) . leichte Curshund (Canis leporarius, cursorius) a ſchwere Curshund (Canis leporarius, cursorius robustus) Solofänger (Canis leporarius, mastivus) perſiſche Windhund (Canis leporarius, persicus) indiſche Windhund (Canis leporarius, indicus) griechiſche Windhund (Canis leporarius, grajus) türkiſche Windhund (Canis leporarius, tureicus) ruſſiſche Windhund (Canis leporarius, rossicus) ruſſiſche Rüde (Canis leporarius, rossicus suillus) . Kuppel⸗Windhund (Canis leporarius, rossicus subhirsutus) Domingo-Windhund (Canis leporarius, dominicensis) Cuba⸗Windhund (Canis leporarius, dominicensis eubanus) irländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus) Gaſehund (Canis leporarius, hibernicus agasseus) An are irländiſche Curshund (Canis leporarius, hibernicus molossinus) . ſchottiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus hirsutus) hochländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus sanguisequus) irländiſche Wolfshund (Canis leporarius, hibernicus domesticus) Lurcher (Canis leporarius, hibernicus pecuarius) italieniſche Windhund (Canis leporarius, italicus) engliſche Windhund (Canis leporarius, italicus anglieus) ägyptiſche Windhund (Canis leporarius, aegyptius) arabiſche Windhund (Canis leporarius, arabicus) . ägyptiſche Straßenhund (Canis leporarius, arabicus gu XI Se ite 227 229 230 230 231 232 233 234 235 236 237 237 239 241 242 243 244 245 245 246 247 248 249 249 250 250 281 252 252 233 254 254 255 255 256 257 257 258 258 259 239 260 261 261 262 263 263 XII ö f Seite Siebente Gruppe. Nackte Hunde (Canes caraibaei) . 2 2 2 22 22865 Der nackte Hund (Canis caraibaeus . . . „ 1. Der ſüdamerikaniſche nackte Hund ani Salbe ine 3 2. Der ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius) . i 3. Der nackte Windhund (Canis caraibaeus, aegyptius todes 8 2 29 4. Der langohrige ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius in) 269 5. Der gemähnte ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius eristatus) 270 6. Der mexikaniſche Buckelhund (Canis caraibaeus, Hernandesii) . . . . 271 Nachtrag. Der ächte Otterhund (Canis vertagus, hybridus) . 273 Anhang. Halbzahme, noch heut zu Tage wild vorkommende Formen 95 Kind 275 Der ſchwarze amerikaniſche Wolf (Canis occidentalis, niger) . 275 Der Cayote (Canis ochropus) ꝶ , ʃ&T!ʃpʃ Der Dingo (Canis Novae-Hollandiae) . . . C Der Neu⸗Irländer-Hund (Canis Novae- bee Slate ee Derzeihnig det Abbildungen (ſiehe Berichtigung auf Seite 276). Tafel 1. Deutſcher Stöberhund. Deutſcher Jagdhund. Leithund. Langhaariger RE Engliſcher Hühnerhund. Tafel 2 Engliſcher Windhund. Türkiſcher Windhund. Großer Windhund. Perſiſcher Windhund. Lurcher. Tafel 3. Roll⸗Dachshund. Geradebeiniger Dachshund. Krummbeiniger Dachshund. Langhaariger Dachshund. Tafel 4. Großer Pudel. Großer Seidenhund. König Carl's-Hund. Bologneſerhund. Kleiner Pudel. Langhaariger Neufoundländerhund. St. Bernhardshund. Tafel 5 Irländiſcher Wolfshund. Schafhund. Spitz. Eskimo⸗Hund. Hebridenhund. Tafel 6. Engliſche Dogge. Dalmatiniſcher Hühnerhund. (Gehört auf Tafel 1.) Mops. Däniſche Dogge. Bull-Dogg. Ubbildung im Text. Gruppe der nackten Hunde: Nackter Windhund. Gemähnter ägyptiſcher Hund. Langohriger ägyptiſcher Hund. Aegyptiſcher Hund Seite 265. — ——— — 3 . +2 * Yan N * Engliſcher Hühnerhund. Langhaariger Vorſtehhund. GG ,,. LANGE Leithund. 2 = — S 22 D — 82 . — — = — > 0 i 2 = — — — > 2 2 — 9 > 2 — — — =, a SS Tafel 1. ‚aungaugg abu ‚qungquigg a lun — E —— 5 . —— \ 1 0 5 ) il ‚ln 10 2 N , = 7 LG EG 7 . 8 & 7665 , GL N 3 ? , e, , . @ bi S 2 co 1 2 8 u S = = EL RE Ta WE -aungauigg aplılarck 1 0 e Al ae 00 \ el = N M | 0 0 0 Erſte Abtheilung. Der zahme Hund im Allgemeinen. Anter dem Namen „der zahme Hund“ verſteht man alle jene Formen der hundeartigen oder der natürlichen Familie der Hunde (Ganes) angehörigen Thiere, welche dermalen nirgends mehr im wilden oder frei lebenden Zuſtande angetroffen werden und im Laufe der Zeiten vollſtändig domeſticirt und der Herrſchaft des Menſchen unterworfen worden ſind. Alle jene Hunde, die in mehreren Ländern heut zu Tage im wilden Zuſtande vorkommen, gehören zwar derſelben Gattung, doch durchaus verſchiedenen Arten an und nur ſelten werden jetzt noch hie und da einzelne Formen des zahmen Hundes im verwilderten oder halbwilden Zuſtande angetroffen. Ein ähnliches Verhältniß findet auch faſt bei allen übrigen unſerer Haus— Säugethiere ſtatt, von denen gleichfalls die allermeiſten Arten blos im zahmen Zuſtande bekannt ſind und unter denen ſich nur ſehr wenige befinden, welche auch noch dermalen im freien Naturzuſtande angetroffen werden. Ebenſo verhält es ſich mit dem größten Theile der zu Hausthieren des Men— ſchen gewordenen Arten der Vögel, von denen eine nicht unbeträchtliche Anzahl heut zu Tage nur im Hausſtande bekannt iſt und nach welchen man im 8 Naturzuſtande vergebens ſuchen würde. Die Zähmung des Hundes und höchſt wahrſcheinlich auch ſo mancher anderer unſerer Hausthiere ſcheint bis in die Urzeit des Menſchengeſchlechtes zurückzureichen, wie wir dieß zum Theile auch in der heiligen Schrift beſtätigt finden, die Kain als Ackersmann nennt, Abel als Hüter der Schafe. Der Uebergang dieſer Thiere in den Hausſtand kann aber nur allmählig ſtattgefunden haben, bis es endlich dahin kam, ſämmtliche Individuen gewiſſer Arten vollſtändig unter die Herrſchaft des Menſchen zu bringen. 1 * Daß aber die zahlreichen Formen und Racen des zahmen Hundes nicht jo wie die älteren Naturforſcher wähnten und auch die ſpäteren ſelbſt bis in die neueſte Zeit anzunehmen gewohnt waren, ſämmtlich nur von einer einzigen Stammart abgeleitet werden können, ſondern denſelben ebenſo wie den allermeiſten von unſeren Hausthieren mehrere und zum Theile ſehr deutlich von einander verſchiedenen Arten zu Grunde liegen, wird in einem der folgenden Abſchnitte, welcher von der Ab— ſtammung des zahmen Hundes handelt, näher erörtert werden. Seine Tebensweife, Sitten und Gewohnheiten. Sämmtliche Formen des zahmen Hundes, ſo verſchieden manche derſelben be— züglich ihrer körperlichen Merkmale von einander auch erſcheinen mögen, kommen in Anſehung ihrer Lebensweiſe, ihrer Sitten und Gewohnheiten in vieler Hinſicht beinahe vollſtändig mit einander überein. Alle ſind Tagthiere und lieben mehr oder weniger die Geſelligkeit. Es iſt dieß eine Eigenſchaft, welche das wichtigſte Erforderniß für jedes Hausthier bildet und die auch bei den im halbwilden Zuſtande vorkommenden Hunden angetroffen wird, indem ſich dieſelben mit einander vereinigen, um gemeinſchaftlich einer Beute nachzujagen, oder auch um ſich gegen Feinde zu vertheidigen und ſich hierbei gegen— ſeitig zu unterſtützen. Die Stimme des zahmen Hundes beſteht theils in einem mehr oder weniger lauten und hellen Gebelle, das bald kürzer, bald länger anhält, theils in einem kläglichen Geheule, oder auch in einem Knurren oder Winſeln, je nach den ver— ſchiedenen Leidenſchaften, die ihn bewegen und die er dadurch auszudrücken ſucht. Er genießt beinahe Alles und nimmt thieriſche ſowohl, als vegetabiliſche Nahrung, im rohen wie im zubereiteten Zuſtande zu ſich. Fleiſch zieht er aber jeder anderen Nahrung vor und ſcheint eine beſondere Vorliebe für das etwas faul gewordene zu haben; wie er denn überhaupt ſelbſt jene Nahrungsmittel, an die er ſonſt nicht gerne geht, oft mit Gier verzehrt, wenn er in denſelben auch nur den Geruch von Fleiſch verſpürt. Nach dem Fleiſche ſind es zunächſt die Knochen, für welche er eine beſondere Leidenſchaft hat und welche auch weſentlich zur Erhaltung ſeiner Ge— ſundheit beitragen. Faſt ebenſo liebt er auch das Fett und vorzüglich die Butter, daher er unter den gekochten Speiſen auch allen jenen den Vorzug gibt, die mit Fett verſetzt ſind. Auch mehlige Speiſen frißt der Hund gerne, wenn dieſelben ge- nügend mit Zucker verſüßt ſind, da er für dieſen eine faſt ebenſogroße Vorliebe hat, wie für das Fleiſch; denn keine Nahrung, kein Getränke wird von ihm verſchmäht, 6 wenn er den ſüßen Geſchmack derſelben kennen gelernt hat. Aus dieſem Grunde frißt er auch gerne ſüßes Obſt, unter welchem er den Birnen und vorzüglich den Pflaumen den Vorzug gibt. Eines der Hauptbedürfniſſe des Hundes beſteht aber in dem Getränke und vor Allem in friſchem reinem Waſſer, von welchem er nicht nur ſehr viel trinkt, ſondern dasſelbe auch ſehr oft aufſucht. Uebrigens kann er den Hunger ſowohl, als auch den Durſt ſehr lange ertragen. Sein Getränke vermag der Hund nur mittelſt ſeiner Zunge ſchlappend in den Mund zu ſchöpfen, wobei dieſelbe beinahe eine löffelförmige Geſtalt annimmt und nur an der Spitze etwas nach abwärts gebogen erſcheint. Fleiſch, Knochen und Brod verſcharrt er, wenn er ſich ſchon geſättigt fühlt und nichts weiter mehr davon verzehren kann, mittelſt ſeiner Naſe in die Erde, in— dem er dieſe von der Mahlzeit erübrigten Reſte ſorgfältig mit derſelben überdeckt, oder trägt ſie auch an irgend einen ſicheren und verſteckten Ort, um ſie ſpäter wieder ſich zu holen. Hat ſich der Hund den Magen überladen oder fühlt er in demſelben einen Knochen, den er nicht leicht verdauen kann, ſo ſucht er ſich durch Erbrechen Er— leichterung zu verſchaffen und befindet ſich in 5 Regel ſchon ſehr bald darauf wieder völlig wohl. Inſtinktmäßig ſucht er ſich durch den Genuß von allerlei Grasarten, vorzüglich von junger Saat und bei uns auch von einer gewiſſen Queckenart, die unter dem Namen „Hundsquecke“ bekannt iſt, zum Erbrechen zu reizen, ſowie er auch um eine Darmentleerung zu erzielen, mancherlei ſtachelige Kräuterarten frißt. Trifft er irgendwo auf Aas, ſei es auch nur von einer Maus oder einem kleinen Vogel, ſo wälzt er ſich gierig auf demſelben, da er ein ganz beſonderes Wohlgefallen an dem faulen Geruche findet. Wenn der Hund aber, was ſich öfter ereignet, ſelbſt die ekelhafteſten Gegenſtände und ſogar menſchliche Excremente ver— zehrt, ſo iſt dies immer ein Zeichen, daß er an einem Wurmübel leidet. Der gewöhnliche Gang des Hundes beſteht in einem raſchen, andauernden Trabe, bei welchem der Hintertheil des Körpers beinahe immer eine etwas ſchiefe Richtung zeigt, doch kann er auch mit großer Schnelligkeit und Ausdauer laufen und häufig wird ſein Lauf durch oft ziemlich weite Sprünge unterbrochen. So leicht er ſich auch beim Trabe wenden und die eingeſchlagene Richtung ändern kann, ſo ſchwierig wird es ihm, eine raſche Wendung beim Laufe vorzunehmen. Mit großer Leichtigkeit und Gewandtheit kann der Hund auch ſpringen und dadurch ſelbſt auf verhältnißmäßig ziemlich hohe Gegenſtände gelangen, vorzüglich wenn er dazu einen beſonderen Anlauf nimmt, doch klettern kann er durchaus nicht, da ſeine Krallen ganz und gar nicht hierzu eingerichtet ſind. Alle Hunde können ſchwimmen und gewiſſe Formen ſogar mit außerordent⸗ licher Gewandtheit und Ausdauer, aber nicht jeder Hund geht gerne in das Waſſer und manche ſcheuen ſich ſogar vor demſelben, während andere wieder große Liebe für daſſelbe zu erkennen geben. Um auszuruhen, nimmt der Hund entweder eine ſitzende oder auch eine liegende 7 Stellung an. Im erſteren Falle ſetzt er ſich auf den Hintertheil ſeines Körpers und ſtützt den Vordertheil deſſelben auf die beiden Vorderbeine; im letzteren Falle legt er ſich auf eine ſeiner Leibesſeiten und ſtreckt dabei alle vier Beine von ſich, oder auch auf den Bauch, wobei er die Vorderbeine nach vorwärts ſtreckt, um zwiſchen dieſelben ſeinen Kopf zu legen, und die beiden Hinterbeine gewöhnlich nach einer Seite legt, oder dieſelben auch, obgleich nur ſelten, gerade nach rückwärts ausſtreckt. Zuweilen legt er ſich aber auch auf den Rücken und vorzüglich zur Sommerszeit oder auch bei Nacht, die er gewöhnlich ſchlafend zubringt und wobei er die Beine an ſich zieht, den Rücken krümmt und die Schnauze zwiſchen die Vorderbeine verbirgt, wodurch er ſich zur Winterszeit zugleich erwärmt. Der Hund bringt einen großen Theil ſeines Lebens mit Schlafen zu und häufig ſchläft er auch — obgleich mit Unterbrechungen — bei Tage. Immer iſt ſein Schlaf aber leiſe und ſehr oft auch unruhig, indem er bisweilen zu wieder— holten Malen die angenommene Lage verändert oder auch ſeine Lagerſtätte wechſelt. Nicht ſelten träumt er auch im Schlafe, wie dieß aus ſeinem Benehmen deutlich zu erſehen iſt. Manchmal gibt er dieß durch allerlei Zuckungen an verſchiedenen Körpertheilen und insbeſondere an den Lippen und den Beinen zu erkennen, wobei er die letzteren oft raſch und gleichſam wie beim Laufe bewegt, oder auch durch Wedeln mit dem Schwanze, durch dumpfes Knurren und zuweilen ſogar durch ein leiſes und gleichſam unterdrücktes Aufbellen, da er den Mund dabei feſt geſchloſſen hält. Beim Erwachen ſchüttelt er jedes Mal f und Ohren, gähnt einige Male und ſtreckt dann Leib und Glieder. Eigenthümlich iſt das Betragen des Hundes, bevor er ſich der Ruhe überläßt; denn immer geht er vorerſt einige Male im Kreiſe um ſein Lager und ſcharrt das— ſelbe auf, und wenn er keine beſondere Unterlage hat, auch ſelbſt den nackten Boden, worauf er ſich dann plötzlich hinſtreckt. Ueberhaupt ſcharrt er gerne in der Erde und wühlt den Boden ſowohl mit den Vorder- als den Hinterfüßen auf. Obgleich der Hund ſich in der Wärme ganz beſonders behaglich fühlt und zur Sommerszeit ſich ſehr gerne von den Sonnenſtrahlen beſcheinen läßt, während er im Winter ſich ſtets in der Nähe des Ofens zu lagern ſucht, ſo kann er die drückende Sonnenhitze doch nicht gut vertragen, denn ſchon nach 8 N in derſelben läßt er keuchend ſeine Zunge aus dem Munde hängen. Verzärtelte Hunde ſind gegen Kälte ſehr empfindlich, daher ſie auch ſchon bei einem geringen Herabſinken der Temperatur oft an allen Gliedern zittern. Dem— ungeachtet vertragen nur wenige eine Decke. Eine faſt eben ſo große Liebe wie für Wärme, zeigt der Hund für Reinlichkeit, daher er auch verlangt, daß ſeine Lagerſtätte ſtets rein gehalten werde. Deßhalb geht er auch meiſtens gerne in's Waſſer und beleckt ſich, ſo oft er eine unreine Stelle an irgend einem Theile ſeines Körpers bemerkt. Um ſich ſeiner Excremente zu entledigen, ſucht der Hund gewöhnlich kahle 8 Stellen und insbeſondere Steine auf und überdeckt dann feinen Unrath meiſtens mit Kehricht oder Erde, die er mittelſt ſeiner Hinterfüße aufſcharrt und hinter ſich zurückwirft. Eine beſondere Eigenthümlichkeit des Hundes, die jedoch nur dem Männchen eigen iſt, beſteht in dem unzählige Male ſich wiederholenden Abſetzen ſeines Harnes, wenn er in's Freie kommt, was immer mit aufgehobenem Hinterbeine geſchieht, ſo— bald er ein Alter von 9 Monaten erreicht hat. In der Jugend harnt auch das Männchen hockend, wie die Weibchen. Faſt an keiner Mauer, keinem Eckſteine, Erd⸗ oder Steinhaufen, an keinem Pfahle, Baume, Strauche oder Zaune kann der männliche Hund vorübergehen, ohne dieſelben wenigſtens zum tropfenweiſen Abſetzen ſeines Harnes zu benützen. Treffen die Männchen mit einem anderen Hunde zu— ſammen, ſo nähern ſie ſich einander, um ſich gegenſeitig zu beriechen, und zwar vorzüglich in der Aftergegend, wo ſich jederſeits eine beſondere Abſonderungsdrüſe befindet, die eine ſchmierige und eigenthümlich riechende Subſtanz in den Maſtdarm ausſcheidet; und ſehen ſie ſich zum erſten Male, ſo geben ſie ihre wechſelſeitige Be— grüßung dadurch zu erkennen, daß ſie mit der freundlichſten Miene an dem Orte ihrer Zuſammenkunft unzählige Male einige Tropfen ihres Harnes laſſen. Auffallend iſt es, daß während ſo manche andere unſerer Haus-Säugethiere deutlich am ganzen Körper ſchwitzen, dieß beim Hunde nur in ſehr geringem Maße der Fall iſt und ſich der Schweiß bei demſelben faſt ausſchließlich auf der Zunge abſondert, die er ſchon bei geringer Erhitzung unter faſt beſtändigem Keuchen aus dem Munde hängen läßt und von welcher der Schweiß tropfenweiſe herabtrieft. Seine Wunden heilt ſich der Hund ſelbſt und zwar blos durch fortwährendes Belecken mit der Zunge, und kann er nicht ſelbſt mit derſelben bis an die wunde Stelle langen, ſo übt einer ſeiner Hausgenoſſen dieſen Dienſt. Er beſitzt auch ein nicht zu verkennendes Vorgefühl bei Veränderung der Wit⸗ terung und verbreitet bei herannahendem Regen meiſt einen widrigen Geruch. Er zeigt dann nur wenig Luſtbarkeit, iſt träge, nimmt blos wenig oder gar keine Nah— rung zu ſich und erbricht ſich auch zuweilen ohne eine vorausgegangene Ueberladung des Magens. Seine Nerven ſind überhaupt höchſt reizbar und empfindlich. Glockengeläute, Muſik, beſonders der Schall von Blas-Inſtrumenten, und ſelbſt das helle Licht des Vollmondes, verſetzen ihn in große Unruhe. Er flieht dann, wenn er kann, an eine Straßenecke, fängt jämmerlich zu heulen an und lockt dadurch auch andere Hunde herbei, die in ſein Geheul einſtimmen. Alles was ſchnell und raſch an ihm vorübereilt, ſeien es Menſchen, Thiere oder rollende Wagen, oder auch ein vom Winde vor ihm hergetriebenes Blatt, fällt er und insbeſondere in ſeiner Jugend an und verfolgt es unter beſtändigem Gebelle. Sein Bellen iſt aber keineswegs immer ein Zeichen ſeines Unmuthes oder ſeines Grimmes, ſondern erfolgt häufig auch aus Freude und bisweilen ſogar aus Furcht. Schlecht gekleidete Perſonen und vorzüglich wenn ſich dieſelben leiſe und 9 gleichſam ausſpähend in die Häuſer ſchleichen und ihren Blick umherſtreichen laſſen, fällt er heftig bellend an und ebenſo auch jene, welche vor ihm fliehen und die er dann verfolgt. Wer ſich ruhig verhält und unerſchrocken ſtehen bleibt, ſchreckt nicht ſelten da— durch den Hund zurück. Auch die Ausdünſtung mancher Perſonen ſcheint widrig auf ihn einzuwirken, denn ſolche Leute fällt er gewöhnlich an und läßt ſich nicht ſo leicht und ſelbſt von ſeinem eigenen Herrn nicht beſänftigen. Dagegen ſcheint er die Neigung, die manche Perſonen zu den Hunden haben, ſchon im Voraus zu erkennen, obgleich er jedem Fremden immer nach den Augen ſieht. Niemals vergißt er aber ſeinen Wohlthäter, denn wer ihm Gutes gethan, ihn gepflegt, geheilt, beſchützt oder gerettet hat, dem bleibt er immer dankbar. Eben— ſowenig vergißt er aber auch Denjenigen, der ihm Unrecht gethan, ein Leid zuge— fügt, geneckt oder gequält hat. Seine Freude gibt er durch Wedeln mit dem Schwanze und raſches Hin- und Herbewegen des Hintertheiles ſeines Körpers zu erkennen, durch Entgegenſpringen, Anſchmiegen und Belecken, und faſt immer auch durch anhaltendes und wieder— holtes Bellen. 194 , Fortpflanzung und Alter. Die Paarungs- oder Laufzeit tritt bei allen Formen und Racen des zahmen Hundes in der Regel zweimal im Jahre ein und zwar einmal im Sommer und ein zweites Mal im Winter und hält 10 bis 14 Tage an; doch iſt ſie keineswegs immer an einen beſtimmten Zeitpunkt gebunden. Gewöhnlich fällt die ſommerliche Paarung in die Monate Juli und Auguſt, die winterliche in die Monate Januar und Februar; nicht ſelten treten beide aber auch etwas früher oder ſpäter ein und zwar bei den größeren Formen früher, bei den kleineren ſpäter. Kommt dieſe Zeit heran, fo iſt es kaum möglich die Männ— chen im Hauſe zurückzuhalten; denn ſind dieſelben nicht angekettet, ſo iſt ſelbſt die ſtrengſte Aufſicht fruchtlos, da ſie ſtets den richtigen Moment abzulauſchen wiſſen, um aus dem Hauſe entfliehen zu können. Ja ſelbſt dem eigenen Herrn, wenn er den Hund, ohne denſelben an der Schnur zu führen, mit ſich auf die Straße nimmt, entwiſcht er und kommt dann oft viele Stunden und ſelbſt Tage lang nicht zurück, oder bleibt auch nicht ſelten ganze Nächte hindurch vom Hauſe fern, was ſich ge— wöhnlich durch mehrere Tage wiederholt. So unangenehm dieß auch für den Be— ſitzer ſein mag, jo erſcheint es doch durchaus nicht räthlich, den Hund während der Laufzeit von dieſen Ausflügen gewaltſam abzuhalten, da hierdurch der Geſchlechts— trieb unterdrückt wird, was eine der Haupturſachen iſt, durch welche eine der ge— fürchtetſten Krankheiten des Hundes, die Wuth, hervorgerufen wird. Kommt der Hund einer läufigen Hündin auf die Spur, ſo verfolgt er dieſe ſo lange, bis er die Hündin trifft, um welche ſich beinahe immer ſchon eine größere Anzahl von Männchen verſammelt hat, unter denen es dann gewöhnlich zu heftigem Streite und erbitterten Kämpfen kommt, und bei welchen es ſelten ohne Verwun— dungen abgeht. Die Ausdauer, mit welcher der Hund die Behauſung des aufge— fundenen Weibchens bewacht, erſcheint beinahe unglaublich, denn unverrückten Auges den Blick nach dem Hauſe gerichtet, in welchem ſich die Hündin befindet, verweilt er oft viele Stunden an einer und derſelben Stelle vor demſelben, und kehrt, wenn er ſich bisweilen auf kurze Zeit davon entfernt, immer wieder dahin zurück. 11 Die Tragzeit des Weibchens beträgt 9— 10 Wochen, meiſtens aber 63 Tage. Der Wurf der Jungen erfolgt nach der Sommer-Paarung am häufigſten im Monate September oder Anfangs Oktober, nach der Winter-Paarung im Monate März oder Anfangs April, bisweilen aber auch zu beiden Jahreszeiten etwas früher oder ſpäter, und gewöhnlich geht derſelbe an einem dunklen Orte vor ſich. Die Zahl der Jungen beträgt in der Regel 4—6, ſeltener bis 10, und nur in höchſt ſeltenen Fällen ſteigert ſich die Zahl derſelben bis auf 15, ja ſelbſt bis auf 21, die vollkommen ausgebildet, behaart und bereits mit den Vorderzähnen verſehen, aber mit geſchloſſenen Augen zur Welt kommen und bei denen ſich erſt nach 10—12, a ſelbſt nach 14 Tagen die Augenlider öffnen. Die Pflege der Jungen wird nur von der Mutter allein beſorgt, welche ſie durch 5—8 Wochen oder 2 Monate ſäugt, ſorgfältig bewahrt, beleckt, erwärmt, vertheidigt und bisweilen auch, wenn ſie dieſelben nicht für vollkommen geſichert hält, im Munde von einem Orte zum anderen trägt, wobei ſie jedes einzelne an der ſchlaffen Haut des Halſes ſanft mit den Zähnen erfaßt und an eine ihr ſicher erſcheinende Stelle bringt. Schon während des dritten und vierten Monats ihres Lebens wechſeln die Jungen ihre erſten Zähne, verlaſſen die Mutter im ſechsten Monate und ſind nach dem zehnten Monate und zuweilen auch ſchon nach dem neunten ſelbſt zur Fort— pflanzung geeignet. Mit dem fünften Jahre iſt der Hund vollſtändig erwachſen, aber im zwölften Jahre bereits alt, doch kann er ein Alter von zwanzig Jahren und auch darüber erreichen. Es ſind einzelne, jedoch nur äußerſt ſelten vorkommende Beiſpiele bekannt, daß Hunde bei ſorgfältiger Pflege in ihren ſpäteren Jahren und wenn ſie blos mit kräftiger Fleiſchbrühe und Weißbrod gefüttert wurden, ſogar ein Alter von mehr als 26, ja ſelbſt bis zu 30 Jahren erreicht haben. Im höheren Alter verliert der Hund aber ſein Gehör und noch mehr ſeinen Geruch. Er erblindet, ſeine bereits ſtark abgenützten Zähne ſterben ab und fallen aus, ſein Haar ergraut in der Stirngegend, um die Augen und an der Schnauze, und Unreinheit tritt an die Stelle früher gewohnt geweſener Reinlichkeit, indem er ſich nicht mehr gehörig beleckt. Durch alle dieſe körperlichen Gebrechen wird er end— lich nicht nur ſeiner Umgebung, ſondern auch ſich ſelbſt zur Laſt. — Hörperlide und geillige Eigenfdaften. Muskelkraft. Die Muskelkraft des Hundes beruht nicht blos auf der Stärke der Muskeln ſeiner Gliedmaſſen, ſondern auch ſeiner Nacken-, Bruſt- und Rücken⸗ muskeln, ſo wie auch jener ſeiner Kiefer, und iſt im Verhältniſſe zu ſeiner Körper⸗ größe jedenfalls eine bedeutende. Insbeſondere ſind es aber die größeren Formen, bei denen dieſelbe in höherem Maße ausgebildet erſcheint. Die ſchwerer gebauten zeichnen ſich durch Körperkraft und Stärke im Allge— meinen, die leichter gebauten durch Schnelligkeit und Ausdauer im Laufe aus. Erſtere eignen ſich daher ganz vorzüglich zum Zuge, letztere zur Verfolgung des flüchtigen Wildes. Manchen der größeren und ſtärkeren Formen können auch Laſten auf dem Rücken aufgebürdet werden, und faſt alle und ſelbſt kleinere Hunde ſind im Stande, ver— hältnißmäßig ziemlich ſchwere Gegenſtände, die ſie mit den Zähnen erfaſſen können, durch längere Zeit im Munde mit ſich fortzutragen. Von der Stärke der Muskeln ſeiner Gliedmaſſen hängt auch das Vermögen ab, weitere Sprünge ausführen zu können und mittelſt eines einzigen ſolchen Sprunges ſelbſt auf höhere Gegenſtände zu gelangen. Entweder geſchieht dieß ohne einen vorher hierzu genommenen Anlauf unmittelbar von der Stelle aus, in deren nächſter Nähe ſich der Gegenſtand, auf welchen er hinaufzuſpringen beabſichtigt, be— findet, oder wenn dieſer ein verhältnißmäßig hoher iſt, indem er hierzu einen be= ſonderen Anlauf nimmt. Immer mißt er aber genau die Diſtanz, bevor er den Sprung unternimmt und nur ſelten ereignet es ſich, daß er dieſelbe verfehlt. Ebenſo iſt es auch die Muskelkraft ſeiner Gliedmaſſen, von welcher die größere oder geringere Behendigkeit und Ausdauer im Schwimmen abhängt, die allerdings auch durch eine ſtärkere Entwickelung der Spannhäute zwiſchen den Zehen weſentlich erhöht wird; wie dieß namentlich bei einigen Formen und Racen der Seidenhunde und Bullenbeißer der Fall iſt und insbeſondere bei den Pudeln, den Neufound— 13 länderhunden und dem doppelnaſigen Bullenbeißer, welche die beiten Schwimmer unter allen Hunden ſind. Sinneseigenſchaften. Die vorzüglichſten Sinneseigenſchaften des Hundes beſtehen in der außerordentlichen Feinheit ſeines Geruches und der großen Empfind— lichkeit ſeines Gehöres, weniger dagegen in einer beſonders ſcharfen Ausbildung ſeines Geſichtes. | Unſtreitig iſt es aber der Geruchsſinn, welcher bei ſämmtlichen Formen und Racen des zahmen Hundes unter allen übrigen Sinnen am meiſten entwickelt iſt und zur höchſten Ausbildung ſcheint dieſer Sinn bei den Jagd- und Dachshunden, ſo wie auch bei den Bullenbeißern zu gelangen. Die Feinheit des Geruches des Hundes grenzt beinahe an's Unglaubliche; doch iſt dieſelbe nicht allen Formen und Racen in gleicher Vollkommenheit eigen. Mit untrüglicher Sicherheit finden manche Formen der Jagd- und Dachshunde die Spur eines Wildes, die ſie unermüdlich verfolgen und wenn dieſelbe auch von der eines anderen Wildes durchkreuzt wird, während andere wieder ſich minder tauglich hierzu zeigen. Häufig ſuchen ſie dabei auch Krümmungen auszuweichen, indem ſie den Weg abzuſchneiden ſuchen, doch treffen ſie immer wieder genau bei den Fährten des Wildes ein. Andere Hundeformen und namentlich gewiſſe Haus- und Seidenhunde ſpüren durch den Geruch die unter der Erde verborgene Trüffel auf. Viele tragen deßhalb den Kopf beim Trabe meiſtens tief geſenkt, ſo daß ſie mit der Naſe beinahe den Boden berühren, oder ſchnuppern im Stande der Ruhe faſt beſtändig in der Luft. Alle Hunde wittern aber ſchon aus weiter Ferne eine läufig gewordene Hündin und treffen durch die Spuren derſelben geleitet, immer an den Ort ihres Aufent- haltes hin. Ebenſo erkennen ſie auch durch den Geruch den Weg, den ſie bei ihren Ausflügen in entferntere Gegenden genommen oder der auch kurz vorher von ihrem Herrn betreten worden iſt, um demſelben zu folgen, ſo wie ſie auch ihren Herrn oft mitten im Gedränge einer Menſchenmenge mit Hilfe ihres Geruchsſinnes auffinden. Nach dem Geruchsſinne iſt es zunächſt der Gehörsſinn, welcher bei den Hunden zu einer höheren Ausbildung gelangt und auch hierin ſtehen die Jagdhunde, Dachs— hunde und Bullenbeißer den übrigen voran. Der Geſichtsſinn dagegen iſt im Verhältniſſe zu den übrigen Sinnen bei allen Hundeformen durchgehends minder ſcharf entwickelt, am meiſten aber noch bei den Jagd- und Windhunden, welche auf ziemlich weite Entfernungen die Gegenſtände deutlich zu unterſcheiden vermögen. Intelligenz. Unſtreitig nimmt der Hund in Anſehung ſeiner Intelligenz eine der höchſten Stufen in der Reihe der Säugethiere ein und ſteht in dieſer Be— ziehung ſicher noch höher als der Elephant und zum Mindeſten eben ſo hoch als ſelbſt die menſchenähnlichſten Affen. Dieſe ihn ſo ſehr auszeichnende Eigenſchaft iſt ihm zwar ſchon angeboren, doch wurde dieſelbe durch ſein inniges Verhältniß zum Menſchen im Laufe der Zeiten offenbar noch weiter ausgebildet. Aber nicht bei allen Hunden iſt dieſe Eigenſchaft in gleich hohem Grade ent— 14 wickelt, ſondern theils nach den einzelnen Arten und ihren verſchiedenen Formen, theils nach den mannigfaltigen Racen derſelben mehr oder weniger ſcharf hervor— tretend, und unſtreitig iſt dieſelbe bei den Jagd- und Dachshunden am höchſten, bei den Bullenbeißern, Windhunden und nackten Hunden am wenigſten ausgebildet. Es kann wohl durchaus keinem Zweifel unterliegen, daß die Verſtandeskräfte des Hundes in Folge ſeiner Erziehung und durch den ſtäten Umgang mit dem Menſchen bedeutend geſchärft werden können; denn nur dadurch laſſen ſich ſo manche ſeiner Eigenſchaften und Handlungen erklären, die uns ſonſt faſt völlig unbegreiflich erſcheinen müßten. Nicht der Name, den man dem Hunde gibt und mit welchem man ihn zu rufen pflegt, iſt es allein, der ſich ſeinem Gedächtniß einprägt, ſondern auch noch viele andere Worte ſind es, deren Bedeutung er nach und nach in ſich aufzufaſſen im Stande iſt. Der Hund lernt die Sprache ſeines Herrn und der Perſonen, die ihn ſtets umgeben, wenn auch nicht ganz, doch wenigſtens großentheils verſtehen. Er weiß nicht nur wann, ſondern der Hauptſache nach auch was man von ihm ſpricht. Durch dieſen ſteten Umgang gewöhnt er ſich auch allmählig an die im Hauſe ſeines Herrn eingeführte Ordnung und nimmt zum Theil ſogar die Sitten und Gewohnheiten deſſelben an. Hierdurch gelangt er auch zu einer Unterſcheidung und Erkennung der Zeit, und gewinnt in dieſer Beziehung nach und nach eine faſt an's Unglaubliche grenzende Vollkommenheit. Er weiß nicht nur genau, und zwar wenn er ſich auch außer Hauſe befinden ſollte, wann des Morgens, Mittags oder Abends die Zeit zum Eſſen kommt, oder wann ſein Herr ſich zur Ruhe zu begeben pflegt, ſondern verſteht auch die einzelnen Tagesſtunden mit voller Sicherheit zu unterſcheiden. Ebenſo kennt er auch ganz genau die Stunden und ſelbſt die Tage, an welchen ſein Herr auszugehen und ihn mit ſich zu nehmen pflegt, und ebenſo auch jene, an welchen er ihn nicht begleiten darf. Im erſteren Falle kann er, ſo- bald dieſe Zeit heranrückt, ſeine Freude nicht unterdrücken, während er im letzteren nicht im Geringſten Miene macht, ihm bei ſeinem Ausgange zu folgen. Verliert er ſeinen Herrn zufällig auf der Straße, ſo ſucht er ihn gewöhnlich an allen jenen Orten auf, von denen ihm bekannt ſind daß dieſer dieſelben öfter, oder wohl gar regelmäßig zu beſuchen pflegt und kehrt erſt dann wieder nach Hauſe zurück, wenn er ihn durch längere Zeit vergeblich allenthalben aufgeſucht hat. Den Weg, den er einmal betreten, vergißt er nicht ſo leicht und hat er den— ſelben ſchon öfter zurückgelegt, fo trifft er auch immer wieder in das Haus ſeines Herrn zurück und ſei er auch noch ſo weit von demſelben abgekommen. Wir kennen zahlreiche Beiſpiele, daß Hunde, welche auf höchſt bedeutende Strecken und ſogar viele Meilen weit von ihrem Wohnorte entfernt wurden, dennoch wieder an ihren früheren Aufenthalt zurückkehrten, wobei jedoch in vielen Fällen jo manche Zufälligkeiten mitgewirkt haben mochten. Der Hund prägt ſich auch fremde Perſonen, die öfters das Haus ſeines Herrn zu beſuchen pflegen, ſeinem Gedächtniſſe ein und kommt ihnen freundlich wedelnd 15 entgegen, ſelbſt wenn fie nach längerem Hinwegbleiben wieder einmal im Haufe erſcheinen. Nicht minder verſteht er auch genau zu unterſcheiden, ob er gefehlt und eine Strafe verdient habe, oder nicht, nimmt in beiden Fällen meiſt mit Ergebenheit geduldig, obgleich bisweilen auch ſich widerſetzend, die über ihn verhängte Züchtigung entgegen und gibt nach Empfang derſelben weder Unfolgſamkeit noch Rache zu er— kennen, ſondern ſchmiegt ſich ſo wie früher ſeinem Herrn freudig und liebkoſend wieder an. Niemals entſchwindet ihm aber das Bild ſeines Herrn, wenn er an ihn be— reits gewohnt war und ihn liebgewonnen hat; denn er erkennt ihn immer wieder und freut ſich ihn zu ſehen, und wenn er auch durch eine Reihe von Jahren von ihm getrennt geweſen war, gleichviel, in welcher Kleidung er denſelben wieder trifft. Aber nicht nur die Menſchen, ſondern auch die Thiere, die ihn ſtets umgeben, lernt der Hund ſchon ſehr bald kennen und der zur Bewachung der Schafe verwen— dete Haushund ſogar jedes einzelne Schaf der ſeiner Hut anvertrauten Heerde. Es ſind dieß ſchlagende Beweiſe für ſein Rückerinnerungsvermögen und ſeine Intelligenz. Anhänglichkeit und Treue. Was den Hund unter allen Säugethieren am meiſten auszeichnet, iſt die Anhänglichkeit und Treue, die er ſeinem Herrn gegenüber bewahrt, und in dieſer Beziehung ſteht er ſelbſt unter allen unſeren Haus— Säugethieren obenan und iſt mit keinem derſelben auch nur entfernt zu vergleichen, da er ſie alle in dieſen Eigenſchaften weit übertrifft. Dieſe Anhänglichkeit und Treue iſt ſo groß, daß er keine Gefahr ſcheut und ſelbſt das eigene Leben nicht achtet, wenn es gilt, einen Angriff auf ſeinen Herrn von demſelben abzuwehren. Vorzüglich ſind es aber die großen ſtarken Formen, welche ihrer Kraft bewußt, eine ganz außerordentliche Kühnheit hierbei kund geben, denn mit Unerſchrockenheit und Muth ſtürzen dieſelben auf den ihnen gegenüber— ſtehenden Feind los, erfaſſen ihn mit den Zähnen, werfen ihn zu Boden und halten ihn feſt, bis ſich dieſer überwältigt ſieht und ſich ergeben zu müſſen gezwungen fühlt. Kleinere Hunde müſſen ſich allerdings damit begnügen, den frechen Gegner durch ihr heftiges Gebelle zu erſchrecken oder ihm höchſtens einige Biſſe in die Hände oder Beine zu verſetzen, da ſie zu ſchwach ſind, mit Ausſicht auf Erfolg einen ernſteren Angriff wagen zu können. Wahrhaft bewunderungswürdig iſt die Liebe, welche der Hund zu ſeinem Son hat und beinahe eben jo groß iſt auch die Zuneigung, die er für alle Familien- glieder des Hauſes, von denen er umgeben iſt, bewahrt und die er bei jeder Ge— legenheit zu erkennen gibt. Immer ſteht aber in dieſer Beziehung der Herr obenan, welchem gegenüber er ſogar — man könnte beinahe ſagen — eine gewiſſe Eiferſucht zu erkennen gibt, indem er durchaus nicht dulden will, daß dieſem von irgend einem Gliede der Fa— milie eine Liebkoſung zu Theil werde. 16 Befindet ſich ſein Herr oder eine der Perſonen, die ihn ftet3 umgeben, außer Hauſe, ſo harrt er aufmerkſam und mit gehobenen Ohren, oft ſtundenlang den Blick auf die Eingangsthür gerichtet, auf ihre Rückkunft, kommt ihnen mit freudigem Geheule und Gebelle wedelnd entgegen, ſpringt auf ſie hinauf, um ſie zu belecken und kneipt ſie dabei aus Liebe und vor Freude oft ziemlich unſanft mit den Zähnen in die Hände. Stets iſt er bereit denſelben zu dienen und ſich aufmerkſam gegen ſie zu be— weiſen, jo oft und wo immer nur er ihnen ein Vergnügen bereiten zu können ver- meint. Iſt er daran gewöhnt, gewiſſe Gegenſtände im Munde zu tragen, ſo läßt er keine Gelegenheit vorübergehen, dieſes Geſchäft zu üben und mit ſichtbarer Luſt verlangt er nach denſelben, die er ſorgſamſt und unverſehrt nach Hauſe bringt, ſelbſt wenn ſie in den koſtbarſten Leckerbiſſen für ihn beſtehen ſollten. Traurig und beſorgt aber iſt der Hund, wenn er allein im Hauſe zurückbleiben und auf die Rückkehr der Hausgenoſſen warten muß, daher er auch während der ganzen Zeit, als er ſich allein befindet, faſt beſtändig winſelt und heult. Ueberhaupt hängt der Hund mit ganzer Seele an ſeinem ihm lieb gewordenen Herrn. Er theilt eben ſo wie die Freude, auch mit ihm das Leid, folgt ihm überall nach, wo immer hin derſelbe auch ziehen mag, kümmert ſich nicht mehr um ſeinen früheren Aufenthalt und die gewohnt geweſene Lebensweiſe und fügt ſich ganz und gar den neuen Verhältniſſen, und ſollte ihn das Schickſal auch von einem früher genoſſenen Wohlleben ſogar in tiefſtes Elend führen; denn Nichts vermag ihn von ſeinem Herrn, den er einmal lieb gewonnen, zu entfremden, oder von demſelben abwendig zu machen. Oft ſchon war der Hund der Begleiter ſeines Herrn im Kriege, iſt ihm bis in die Schlacht gefolgt und hat ihn mitten im Kugelregen nicht verlaſſen, wenn er auch ſelbſt verwundet worden war. Es ſind ſo manche Beiſpiele bekannt, daß der Hund ſogar zum Führer und Leiter ſeines erblindeten Herrn geworden iſt; und auch dieſer Dienſt gründet ſich auf die Liebe, Treue und Anhänglichkeit, mit welcher er an ſeinem Herrn hängt. Wahrhaft rührend iſt es anzuſehen, mit welcher Sorgfalt, Behutſamkeit und Bor- ſicht ein ſolcher Hund feinen Herrn, der ſich ihm vollſtändig und unbeſorgt anver— trauen kann, ſelbſt in einer volksreichen Stadt mitten durch die belebteſten Straßen führt, jedem Hinderniſſe bedächtig ausweicht und ſich durch nichts beirren läßt, ſeine Aufgabe zu vergeſſen und vom betretenen Wege abzuweichen, indem er, jede Ber- lockung unbeachtet laſſend, ſtets langſamen Schrittes vor ihm einhergeht und ihn an der Schnur, durch welche er mit ihm verbunden iſt, auf ſicherem Pfade leitet. Daß Hunde, welche ihren Herrn oder eines der zum Hauſe gehörigen Fa— milienglieder durch den Tod verloren haben, aus Gram geſtorben ſind, iſt durch zahlreiche Thatſachen beſtätiget worden und es haben ſich ſogar Fälle ergeben, daß Hunde ihrem Herrn bis in den Tod gefolgt ſind und durchaus nicht zu bewegen waren, den Grabeshügel deſſelben zu verlaſſen. Weit ſeltener dagegen hat es ſich ereignet, daß Hunde beim Wiederſehen ihres durch lange Zeit von ihnen getrennt 17 geweſenen Herrn vor Freude ſtarben. Beides beweiſt die außerordentliche Liebe, die der Hund zu ſeinem Pfleger hat und die Treue, mit welcher er ihm ergeben iſt. Schon öfter iſt durch dieſelben der Hund ſogar zum Rächer einer an ſeinem Herrn verübten Miſſethat geworden, indem er den Ort verrathen hatte, wo dieſer in die Erde verſcharrt worden war, oder den Mörder deſſelben aufſuchte und ihn auch fand. Mit der Anhänglichkeit und Treue des Hundes gegen ſeinen Herrn ſteht auch ſeine Wachſamkeit im innigen Verbande; denn hat er ſich an ihn bereits gewöhnt und denſelben lieb gewonnen, ſo kann man ſicher ſein, daß er auch ſein Haus, ſein ganzes Hab und Gut zu bewachen beſtrebt iſt. Dieſes nur dem Hunde eigene Beſtreben gibt ſich ſchon bei den kleinſten Racen deſſelben kund und gehören dieſelben großen ſtarken Formen an, ſo ſcheuen ſie auch nicht vor einem überlegenen Feinde zurück. Bei dem leiſen Schlafe, der dem Hunde eigen iſt, horcht er auf jedes und ſelbſt das geringſte Geräuſch, und ſcheint ihm daſſelbe verdächtig, ſo ſchlägt er ſein Gebell an, um die Bewohner des Hauſes dadurch aufmerkſam zu machen, daß Je— mand in der Nähe iſt, der nicht dahin gehört. Vorzüglich gilt dieß aber von Hunden, die zur Bewachung des Hauſes beſtimmt ſind. Unermüdlich läßt der treue Wächter deſſelben, und ſelbſt wenn er angekettet iſt, ſein Gebell erſchallen, ſobald ſich irgend Etwas in der Nähe auch nur rührt, und ſetzt daſſelbe ſo lange fort, bis er ſich überzeugt hat, daß ſich Niemand mehr daſelbſt befindet und daher keine Gefahr zu befürchten iſt. Mit derſelben Wachſamkeit beſchützt der Hund auch die ſeiner Hut anvertraute Heerde und fühlt er ſich ſtark genug, einen ihm entgegenkommenden Feind zu bändigen, ſo fällt er denſelben auch an und ſucht ihn nach allen ſeinen Kräften zu bewältigen. Selbſt kleinen Hunden kann man unbeſorgt die Bewachung eines mit Waaren oder ſonſtigen Gegenſtänden beladenen Wagens anvertrauen; denn unabläſſig begibt ſich der Hund auf demſelben von einem Ende zum andern, ſpäht nach allen Seiten hin, um zu ſehen ob Alles ſicher ſei und bellt Jeden an, der ſich dem Wagen nähert oder an demſelben auch nur vorübergeht. Ebenſo überwacht er auch den Karren, an welchen er geſpannt iſt, gleichviel, ob derſelbe beladen ſei oder nicht. Aber nicht nur allein ſeinem Herrn und den zu deſſen Hauſe gehörigen Fa— miliengliedern gegenüber bewahrt der Hund Anhänglichkeit und Treue, ſondern er iſt auch fähig, ſogar ein Freundſchaftsbündniß mit Thieren einzugehen, und zwar ſelbſt mit Thieren, gegen welche er eine ſchon angeborene Abneigung in ſich trägt. Nicht die Anhänglichkeit an Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde, mit denen er oft in einem und demſelben Stalle lebt und an die er durch lange Zeit gewöhnt iſt, iſt es, die in dieſer Beziehung als Beiſpiel dienen kann, und auch nicht die Zuneigung zur Hauskatze, die er gewinnt, wenn er mit ihr erzogen worden iſt, ſondern das bewunderungswürdige Bündniß, das er ſogar mit wilden großen, ſtarken und mächtigen, ihm weit überlegenen Thieren zuweilen ſchließt, mit denen er ge— Fitzinger, Der Hund. 2 18 waltſam in einen und denſelben Käfig geſperrt wurde, wie wir dieß ſchon in fo mancher wandernden Menagerie zu ſehen Gelegenheit hatten. So ſahen wir ihn mit Bären, Löwen, Panthern und ſelbſt Tigern in vollſter Eintracht im gemein— ſchaftlichen Käfige zuſammen wohnen, ohne Streit und Zank das Futter mit den— ſelben theilen, und konnten ſogar die Theilnahme bewundern, welche er, wenn ſein Gefährte erkrankt war, an dem Schickſale deſſelben genommen hatte. Gelehrigkeit und Abrichtungsfähigkeit. Gelehrigkeit iſt eine Eigen— ſchaft, die allen Formen des zahmen Hundes ohne Ausnahme zukommt, und nicht etwa denſelben exit anerzogen wird, ſondern ihnen ſchon angeboren iſt. Jedenfalls gelangt dieſe natürliche Anlage aber durch den ſteten Umgang mit dem Menſchen zu einer höheren Ausbildung und vorzüglich durch die Erziehung, die derſelbe dem Hunde angedeihen läßt. Doch nicht allen Formen und Racen des zahmen Hundes iſt die Gelehrigkeit in gleich hohem Grade eigen, denn bei manchen ſpricht ſich dieſelbe mehr, bei an— deren wieder weniger aus, und die größte Vollkommenheit erreicht dieſe Eigenſchaft bei den Jagd- und Dachshunden, und einigen Formen des Seidenhundes, insbe— ſondere aber bei den verſchiedenen Racen des Pudels. Je mehr man ſich mit dem Hunde abgibt, deſto mehr bildet ſich auch ſeine Gelehrigkeit aus. Faſt zu jedem Dienſte, den der Hund dem Menſchen leiſtet, muß er beſonders abgerichtet werden, und unſtreitig iſt die ſchwierigſte unter dieſen verſchiedenen Ab— richtungen jene zur Jagd, und zwar nicht blos wegen ihrer Mannigfaltigkeit je nach der Artverſchiedenheit der Jagd, zu welcher der Hund verwendet werden ſoll, ſondern auch wegen der außerordentlichen Mühe, die mit einer ſolchen Abrichtung verbunden iſt und der langen Zeitdauer, welche dieſelbe in Anſpruch nimmt. Der Hund wird aber nicht blos zu den verſchiedenen Dienſten, die er dem Menſchen leiſtet, abgerichtet, ſondern auch zu allerlei mehr oder weniger ſchwierigen Kunſtſtücken, die man ihm theils zum eigenen Vergnügen zu lehren ſucht, theils aber auch um das Volk zu beluſtigen oder ſich durch dieſelben einen Erwerb zu verſchaffen. Die geringſte Mühe verurſacht die Abrichtung zu ganz einfachen Verrichtungen und Kunſtſtücken, die faſt jeder nicht allzugroßer Hund erlernt. Zu erſteren gehört das Tragen der mannigfaltigſten Gegenſtände im Munde, die er mit den Zähnen feſtzuhalten im Stande iſt, und namentlich von Körben, Taſchen, Stöcken, Tabakspfeifen, Laternen, Rollen, Paketen und ſo weiter; ferner das Apportiren oder das Ueberbringen verſchiedener Gegenſtände, die man eine Strecke weit von ſich geworfen hat, ſei es nun vom trockenen Boden, oder aus dem Waſſer; und das Aufſuchen und Zurückſtellen ſelbſt der kleinſten und feinſten Gegenſtände, die zufällig der Hand entfallen waren, wie kleine Münzen, Knöpfe, Strick-, Haar-, Steck⸗ und Nähnadeln, oder auch von Gegenſtänden, die man abſichtlich verſteckt hat. 19 Unter den einfachen Kunſtſtücken find die gewöhnlichſten: Das ſogenannte Aufwarten und Bitten, wobei der Hund auf dem Hintertheile ruhend ſich emporrichtet, die Vorderpfoten aneinanderſchließt und die Vorderbeine, gleichſam bittend, einige Male raſch nach auf- und abwärts bewegt; die Beantwortung der Frage, wie ſeine Stimme tönt, worauf er in derſelben Stellung einen kurzen Anſchlag erſchallen laſſen muß; und die Darſtellung eines Wachpoſtens, wobei er auf den Hinterbeinen aufrecht ſtehend, einen Stock im Arme halten muß; endlich das Springen über einen ihm vorgehaltenen Stock, eine Schnur, oder auch durch einen Reifen. Schwieriger dagegen iſt es ihm zu lehren, den Bratſpieß zu wenden, einen Schleifſtein oder das Spinnrad zu drehen, auf den Hinterbeinen aufgerichtet nach dem Takte der Muſik herumzutanzen, mit den Vorderbeinen zu trommeln, eine Piſtole abzufeuern, oder wohl gar auf dem geſpannten Seile zu gehen und der— gleichen mehr. Nicht ſelten ereignet es ſich, daß der Hund auch zu theatraliſchen Vorſtellungen abgerichtet wird, was übrigens ſchon zur Zeit der alten Römer im erſten chriſtlichen Jahrhunderte der Fall war. Bald läßt man ihn, zu mehreren vereint, Feſtungen erſtürmen, wobei jeder einzelne, einen Spieß und eine Leiter unter den Vorderarmen tragend, aufrecht auf den Hinterbeinen an die Feſtungsmauer ſchreiten, die Leiter daſelbſt anlegen und über dieſelbe hinaufſteigen muß, um ſodann nach einem mittelſt ihrer Spieße mit dem Gegner geführten Gefechte den Feind in die Flucht zu ſchlagen und die Feſtung zu erobern. Bisweilen muß ſich der Hund aber auch erſchießen laſſen, oder aus dem Gift— becher trinken und den Todten ſpielen. Im letzteren Falle beginnt er zu zittern und zu wanken, als wäre er von Schrecken und Betäubung ergriffen, fällt dann zu Boden, ſtreckt ſich völlig ſteif und unbeweglich aus und läßt ſich, ohne ein Zeichen des Lebens von ſich zu geben, wie ein Todter von einer Stelle zur anderen zerren, worauf er ſodann wie aus tiefem Schlafe unter langſamen Bewegungen erwacht, allmählig ſeinen Kopf hebt und zum Erſtaunen aller Zuſchauer ruhig um ſich her blickt, während er, wenn er erſchoſſen wurde, ſich von Affen oder ſeines Gleichen auf eine Tragbahre legen und unbeweglich vom Schauplatze wegtragen läßt. Nicht minder hat der Hund aber auch ſchon öfter eine Rolle in den von Menſchen dargeſtellten Dramen und ſelbſt auf ſehr geachteten Bühnen übernehmen müſſen, und dadurch ungetheilten Beifall ſich errungen. Sogar zu Karten- und Rechnungskünſten, ſo wie zur Erkennung von Buch— ſtaben und Muſiknoten kann der Hund abgerichtet werden, die den Zuſchauer wahr— haft in Erſtaunen ſetzen müſſen, indem der Hund nicht nur jede beliebige Karte oder Zahl, jeden Buchſtaben und jede Note anzuzeigen, ſondern dieſelben auch auf Geheiß zuſammenzuſetzen im Stande iſt. Doch beruhen dieſe Künſte immer nur auf gewiſſen 20 Zeichen, die dem Thiere von feinem Abrichter gegeben und von den Zuſchauern nicht bemerkt werden. Zu derlei Kunſtſtücken ſind kleine Hunde die geeignetſten und zwar vorzüglich die kleinen Racen aus der Gruppe der Seidenhunde. Durch alle dieſe beſonderen Kunſtſtücke wird der Hund oft zum Ernährer ſeines Herrn und bisweilen auch einer ganzen Familie, die ihren Unterhalt nur einem ſolchen abgerichteten Hunde verdankt. Es würde zu weit führen und die Grenzen dieſes Buches überſteigen, wollte ich die mannigfaltigen Methoden näher beſprechen, welche bei der Abrichtung des Hundes zu ſo verſchiedenen Zwecken angewendet werden müſſen. Jede ſolche Abrichtung, mag ſie auch was immer für einem Zwecke gelten, erfordert ſehr viel Zeit, Mühe, Geduld, Unverdroſſenheit und Ausdauer; und wenn es auch nicht möglich iſt, dieſelbe ohne Strenge zu erzielen, ſo muß man die An— wendung von Strafe doch möglichſt zu vermeiden ſuchen und das Thier durch eine milde Behandlung und Schmeicheln zu gewinnen trachten und nach jedem, wenn auch noch ſo geringem Fortſchritte, mit irgend einem ihm dargebotenen Leckerbiſſen belohnen. Bei keinem Hunde ſollte man aber mit der Abrichtung beginnen, bevor er nicht das erſte Lebensjahr erreicht hat. kl mul ll HIN nu | UT Sein Verhältniß zum Menſchen. Der zahme Hund iſt heut zu Tage faſt über alle Theile des Erdballs verbrei— tet, denn überall, wo der Menſch ſeinen Wohnſitz aufgeſchlagen, trifft man auch den zahmen Hund an ſeiner Seite, bald in dieſer, bald in jener Form, die er ſich entweder — wenn ſie ſchon urſprünglich daſelbſt heimiſch war — gezähmt und ſeiner Herrſchaft unterworfen hat, oder die ihm auf ſeinen Zügen folgte, und ſelbſt die armſeligſten und unciviliſirteſten Völker haben ihn zu ihrem Genoſſen und Ver— theidiger. In keinem Lande der Erde iſt er aber im wilden oder freien Naturzuſtande mehr anzutreffen, ſondern überall nur gezähmt, und mit vollem Rechte kann er als die vollſtändigſte Eroberung betrachtet werden, welche der Menſch von der Natur gemacht hat. Sein Verhältniß zum Menſchen hat ſich im Laufe der Zeiten zu einem tief— innigen geſtaltet, denn feſt ſind beide mit einander verbunden und gleichſam gegen— ſeitig aneinander gekettet. Er iſt ganz und gar dem Menſchen dienſtbar geworden, gehorcht ſeinem Herrn, folgt ſeinem Befehle und freut ſich, wenn er den Wünſchen deſſelben entgegengekommen, oder ihm Vergnügen bereitet hat. Ungeſcheut kann man behaupten, daß der Hund des Menſchen treueſter An— hänger und Gefährte, der muthigſte Beſchützer und Vertheidiger ſeiner Perſon, der ſorgſamſte und verläßlichſte Bewacher ſeines Hauſes, ſeiner Heerden, ſeiner Habe ſei, der alle Verlockungen zurückweiſt und ſich durch Nichts von ſeinem Herrn abwendig machen läßt; oder in wenige Worte zuſammengefaßt, daß der Hund des Menſchen wahrer und getreueſter, daher ſein beſter Freund ſei. Es ſind dieß durchgehends Eigenſchaften, die man bei keinem anderen Thiere wieder trifft, und unwillkürlich wird man zu der Frage angeregt: „Woher kommt dieſes innige Verhältniß, das gleichſam zu einem Freundesbunde ſich geſtaltet?“ Dieſe Frage befriedigend zu löſen, iſt ganz und gar unmöglich und nur ſehr 22 entfernte Andeutungen können in dieſer Beziehung gegeben werden, die vielleicht ge— eignet ſind, auf eine Spur zu führen. Faſt ſcheint es, als ſei der Hund ſchon urſprünglich in den engſten Verband mit dem Menſchen getreten, was ſich aber nur dadurch erklären ließe, wenn man annehmen wollte, daß ſeine Entſtehung ent— weder in dieſelbe Zeit mit der des Menſchen falle, oder wenigſtens in einer dieſer ſehr nahe ſtehenden, kurz vorausgegangenen Periode ſtattgefunden habe. Es iſt dieß übrigens eine Hypotheſe, die auch auf die meiſten unſerer Hausthiere angewendet werden kann und die ich nur ſchüchtern hier auszuſprechen wage. Wenn man bedenkt, daß der Menſch ſämmtlichen Säugethieren gegenüber einen unverhältnißmäßig langen Zeitraum bedarf, um ſich ſelbſt und ohne fremde Beihilfe ernähren zu können, ſo drängt ſich unwillkürlich die Vermuthung auf, daß dieſe unſere dermaligen Hausthiere und unter ihnen obenan der Hund es waren, die ihm nach ſeiner urſprünglichen Entſtehung die erſte Pflege angedeihen ließen und ihn zuerſt mit Nahrung verſorgten. Verwendung. Die Verwendung des Hundes gründet ſich auf ſeine ihm ſchon angeborenen Eigenſchaften, auf ſeine Muskelkraft und die davon abhängige Schnelligkeit, Aus— dauer und Gewandtheit im Laufe und im Schwimmen, auf ſeinen äußerſt feinen Geruch und ſein ſcharfes Gehör, ſo wie auch auf die Anhänglichkeit an ſeinen Herrn, ſeine Wachſamkeit und ſeine Gelehrigkeit. Durch dieſe Eigenſchaften wird er für uns ein unſchätzbares Hausthier und auf ſie beziehen ſich auch die allermeiſten Dienſte, die er dem Menſchen leiſtet. So iſt er der treue Wächter unſeres Hauſes, unſerer ganzen Habe, der Be— ſchützer unſerer Heerden, die er anführt, zuſammenhält, gegen Feinde vertheidigt und abhält, bebaute Felder zu betreten; und als ſolcher wird er ſchon ſeit den allerälteſten Zeiten verwendet. Eine nicht minder wichtige Verwendung des Hundes, welche gleichfalls bis in das graueſte Alterthum zurückreicht, beſteht aber in ſeiner Benützung zur Jagd; denn nicht nur bei den Völkern, die ausſchließlich von der Jagd leben, ſondern auch bei jenen, welche die Jagd nur zu ihrem Vergnügen treiben, wird der Hund zur Auffindung der Spuren des Wildes, zum Nachjagen und bisweilen ſogar zum Einfangen deſſelben benützt. Da die Dienſte jedoch, welche hierzu erfordert werden, nach der Natur des Wildes verſchieden ſind und die erforderlichen Eigenſchaften, die erſt in Folge der Erziehung ſich entwickeln, ſich auch auf die Nachzucht vererben, ſo haben ſich faſt eben ſo viele Racen gebildet, als es überhaupt Jagdarten gibt. Zu jedem ſolchen einzelnen Jagddienſte muß der Hund aber erzogen und eigens hierzu abgerichtet werden. Nicht alle Hunde ſind aber zu denſelben Dienſtverrichtungen tauglich und immer ind es nur gewiſſe Formen und Racen, welche zu einem oder dem anderen Dienſte beſonders taugen. 24 So find zur Bewachung des Hauſes vorzüglich die größeren Formen aus der Gruppe der Haushunde und der Bullenbeißer, ſo wie auch einige Formen aus der Gruppe der Windhunde geeignet, welche durch Muth und Stärke ausgezeichnet ſind; doch iſt es gerathen, nur ſolche hierzu zu wählen, welche nicht ſchon von Natur aus bösartig ſind, da durch derlei biſſige Hunde oft beklagenswerthe Zufälle veranlaßt werden können. Zur Hut der Schafheerden ſind theils mittelgroße, theils kleinere Formen aus der Gruppe der Haushunde die beſten, obgleich auch größere hierzu verwendet werden können, die den Wolf zu verſcheuchen im Stande ſind, während zum Zuſammen— halten und zum Schutze der Schwein- und Rinderheerden die größeren Formen aus der Bullenbeißer-Gruppe und die ſtärkeren und ſchwereren aus der Gruppe der Wind— hunde am meiſten geeignet erſcheinen. Zur Jagd ſind faſt ſämmtliche Formen und Racen aus der Gruppe der Jagd— und Dachshunde verwendbar, ſo wie auch einige größere Formen aus der Gruppe der Seidenhunde und die meiſten aus der Gruppe der Windhunde; doch nehmen in Anſehung des Spürvermögens die Formen der beiden erſtgenannten Gruppen un— beſtritten die oberſte Stufe unter denſelben ein, während in Beziehung auf Leichtig— keit und Ausdauer im Laufe den Formen aus der Windhund-Gruppe offenbar der Vorrang vor allen übrigen gebührt. In manchen Gegenden und insbeſondere im hohen Norden bedient man ſich des Hundes auch als Zug- und Laſtthier. In Kamtſchatka, Neufoundland und Grönland, ſo wie auch in den Ländern an der Hudſons- und Baffinsbai wird er, in einer Anzahl von 5— 10 Individuen und darüber, vor einen Schlitten geſpannt, um nicht unbeträchtliche Laſten oft auf weite Strecken über Schnee- und Eisfelder zu ſchaffen, und an der Baffinsbai legt man ihm nicht ſelten auch Laſten auf den Rücken. Nach der Zahl der vor einem beladenen Schlitten geſpannten Hunde richtet ſich auch die Schnelligkeit, mit welcher ſie mit demſelben vorwärts kommen, und dieſe iſt oft ſo groß, daß ſie an einem Tage 25 Meilen auf dem Eiſe zurücklegen. Aber auch bei uns wird der Hund ſeit neuerer Zelt häufig zum Zuge ver— wendet, indem man ihn einzeln oder zu zweien vor einen Karren ſpannt und die verſchiedenartigſten Gegenſtände ziehen läßt. Sogar zum Ziehen der großen Trommel wird derſelbe von den Militär-Muſikchören in manchen Staaten benützt. Zum Zuge ſind alle größeren, ſchwergebauten Hunde tauglich, doch ſind es vorzüglich einige Formen aus der Gruppe der Haus- und Seidenhunde, ſowie auch der Bullenbeißer, welche in dieſer Beziehung ſämmtlichen übrigen vorangehen, ob— gleich auch mehrere größere Racen aus der Gruppe der Wind- und ſelbſt der Jagd— hunde hierzu verwendbar ſind und bisweilen auch verwendet werden. In einigen Städten von Nordamerika wird der Hund auch zum Tragen leich— terer Laſten benützt, die er jederſeits in einem beſonderen Käſtchen trägt, das mit dem der entgegengeſetzten Seite durch Riemen über dem Rücken verbunden iſt. Zu den ſelteneren Verwendungen des Hundes gehört ſeine Benützung zum 25 Nattenfange und zum Aufſuchen von Trüffeln. Doch werden zu beiden Geſchäften nur wenige Racen verwendet, und zwar zu erſterem gewiſſe Formen aus der Gruppe der Bullenbeißer, zu letzterem einige Racen aus der Gruppe der Haus- und Seidenhunde. Aber nicht nur zu den bereits genannten Dienſtverrichtungen wird der Hund bei uns verwendet, ſondern zuweilen auch und insbeſondere in gewiſſen Gegenden, zur Rettung des Menſchen vom Tode, und zwar ſowohl bei einem Verunglücken deſſelben in den Wellen, durch einen Sturz in die Fluthen, als auch im Schnee, durch heftige Verwehungen oder plötzlich herabſtürzende Lawinen. Auch zu dieſen Geſchäften jedoch müſſen die Hunde beſonders abgerichtet werden. Für den erſteren Dienſt ſind unſtreitig die Neufoundländerhunde am meiſten geeignet, für den letzteren der St. Bernhardshund; beide Racen aus der Gruppe der Seidenhunde, obgleich auch einige der größeren und ſtärkeren Racen aus der Bullenbeißer- und Windhund-Gruppe hierzu verwendet werden können. Zu den heut zu Tage ſeltener vorkommenden Verwendungen des Hundes ge— hört ſeine Benützung bei den grauſamen Stierkämpfen, welche ſelbſt jetzt noch in einigen Ländern und zwar vorzüglich in Spanien und in einigen Staaten von Südamerika zur Beluſtigung des Volkes veranſtaltet werden und zu welchen man hauptſächlich die größeren und ſtärkeren Racen aus der Gruppe der Bullenbeißer zu verwenden pflegt. 2 MM an 1 — . . — — Nutzen. Der größte Nutzen, welchen der Hund dem Menſchen gewährt, beſteht in den mannigfaltigen dienſtlichen Verrichtungen, die er demſelben leiſtet und die ſchon in dem Abſchnitte über ſeine Verwendung näher beſprochen worden ſind. Außerdem erweiſet er ſich aber und zwar insbeſondere den Bewohnern der Länder des Orients auch dadurch noch nützlich, daß er die daſelbſt oft in großer Menge auf den Straßen in den Städten und Dörfern befindlichen thieriſchen Ab— fälle in Gemeinſchaft mit einigen Geier- und Falkenarten verzehrt, wodurch die Verpeſtung der Luft verhindert und ſo manchen Krankheiten Einhalt gethan wird. Der materielle Nutzen, welchen wir vom Hunde ziehen, beſchränkt ſich auf ſein Fell, ſein Fett, und auf ſein Fleiſch. Das Fell wird meiſtens als Leder verarbeitet, nachdem es weiß- oder ſämiſch— gegerbt worden iſt, und insbeſondere wird hierzu das Fell größerer Hunde benützt. Das aus demſelben bereitete Leder zeichnet ſich durch ſeine beſondere Weichheit aus und erweiſet ſich zugleich als kühlend, daher es ſich zu Stiefeln, Schuhen und Handſchuhen für die Sommerszeit ganz beſonders eignet. Aus dem behaarten Felle werden vorzugsweiſe Jagdtaſchen, Fußſäcke, Handſchuhe und dergleichen verfertigt und wird daſſelbe auch als Pelzfutter für Kleidungsſtücke verwendet, während das Haar für ſich allein zur Verfertigung von Strümpfen, groben Hüten und Sahl— bändern benützt wird. i Das Fett des Hundes, deſſen Geſchmack Aehnlichkeit mit dem des Gänſefettes haben ſoll, galt einſt für ein erprobtes Heilmittel bei Bruſtkrankheiten und insbe— ſondere gegen Schwindſucht. Auch heut zu Tage wird es hie und da noch bei uns als ſolches benützt. In neuerer Zeit wird daſſelbe aber hauptſächlich zur Stearin— und Seifenbereitung verwendet. Das Fleiſch des Hundes, das von Denjenigen, die es genoſſen, als wohl— ſchmeckend, und wenn es gehörig zubereitet worden iſt, als dem Hammelfleiſche ähn— 27 lich geſchildert wird, wurde nicht nur ſchon von den alten Griechen, Römern und Carthagern, ſondern auch von den alten Mexikanern und den früheren Bewohnern von Neuſeeland und einigen kleineren Südſeeinſeln, namentlich aber den Sandwichs— und Geſellſchafts-Inſeln genoſſen. Auf den letzteren, wo daſſelbe nur als eine Speiſe für die Vornehmen galt, pflegte man die Hunde aber blos mit Vegetabilien zu füttern. Von den Illinois, einem Indianerſtamme in Nordamerika, ſo wie auch von einigen Negerſtämmen an der Goldküſte in Ober-Guinea, und in Angola in Nieder— Guinea, wird das Hundefleiſch auch dermalen noch gegeſſen. Ebenſo beſtand vor nicht ſehr langer Zeit auch bei den Chineſen noch die Sitte, das Fleiſch gemäſteter Hunde zu genießen, und wurden dieſelben lebend ſo— wohl, als auch geſchlachtet, in einigen Städten daſelbſt öffentlich auf den Märkten zu Kauf ausgeboten. Sogar in Aegypten war das Hundefleiſch noch in der erſten Hälfte des vori— gen Jahrhunderts beliebt, vorzüglich aber bei den Frauen, welche den Genuß des Fleiſches junger Hunde für ein Mittel hielten, zu einer körperlichen Fülle zu ge— langen. In ganz Europa dagegen war zur Zeit des Mittelalters und auch noch ſpäter der Genuß des Hundefleiſches verſchmäht, doch wurde daſſelbe ſchon vor mehr als hundert Jahren in einem Theile des nachmaligen Königreichs Neapel von dem ärmeren Volke gegeſſen und in den beiden zur neapolitaniſchen Provinz Otranto gehörigen Städten Caſalnuovo und Lecce wurden noch zu Ende des vorigen Jahr— hunderts täglich Hunde zu dieſem Behufe zu Markte gebracht. Aber erſt ſeit dem Beginne des 19. Jahrhunderts wird das Hundefleiſch in einigen Ländern Europa's und zwar ſogar in manchen Gegenden der civiliſirteſten Staaten, von einzelnen Perſonen der ärmeren Volksklaſſe genoſſen. Zucht und Haltung. Die Zucht und Haltung des Hundes erfordert eine ganz beſondere Sorgfalt und Pflege. Bemerkt man, daß die Zeit gekommen, in welcher der Wurf der Hündin zu erwarten ſteht, ſo hat man vor Allem für ein weiches Lager zu ſorgen, das aus Stroh oder Heu bereitet, oder zu welchem — wenn die Race eine zartere iſt — am beſten eine Wolldecke benützt werden kann. Sowohl vor dem Wurfe als auch während deſſelben und ſelbſt nachher gönnt man der Hündin Ruhe und ſucht ſie ſo wenig als möglich zu ſtören. Iſt die Zahl der Jungen eine größere als dieß in der Regel der Fall iſt, ſo läßt man der Mutter gewöhnlich 4 — 6 der ſtärkeren und kräftigeren und nimmt ihr die übrigen ſchwächlicheren ſogleich nach der Geburt und bevor ſie noch geſaugt haben weg, damit ſie nicht durch das Säugen ſo vieler Jungen allzuſehr geſchwächt werde. Die zur Vertilgung beſtimmten Jungen hüllt man in Stroh, befeſtiget an dem Bündel einen Stein und verſenkt ihn in's Waſſer. Die zurückbehaltenen Jungen läßt man durch ſechs, und wenn die Mutter kräftig iſt, auch durch acht Wochen an ihr ſaugen; doch iſt es nöthig, die ganze Zeit hindurch die Mutter reichlicher als ſonſt zu füttern. Sind die Jungen der Muttermilch entwöhnt, jo gibt man ihnen dünne Kuh— oder Ziegenmilch mit eingeweichtem Weißbrode zur Nahrung, gewöhnt ſie nach und nach an Reinlichkeit, und verringert die Futtermenge der Mutter, damit die Ab— ſonderung der Milch allmählig ſich verliert. Später gibt man ihnen, abwechſelnd mit Milch, Fleiſchbrühe mit Schwarzbrod und zerſtoßenen Knochen, welche letztere unerläßlich ſind, damit die Jungen nicht rhachitiſch werden, und gewöhnt ſie allmählig an das Futter älterer Hunde, an welchem ſie bis zur Erreichung des erſten Lebensjahres niemals Mangel leiden dürfen. Um bei den verſchiedenen Racen eine reine Nachzucht zu erzielen, iſt es un— umgänglich nöthig, die Weibchen während der ganzen Dauer der Laufzeit von der 29 Zuſammenkunft mit Hunden einer anderen als der gleichen Race abzuhalten, daher dieſelben auch ſtrenge zu überwachen ſind. Doch iſt es hierbei auch von großer Wichtigkeit, daß die Anpaarung nicht immer mit den eigenen Abkömmlingen erfolge, da ſonſt früher oder ſpäter eine Degeneration eintritt und die Nachkömmlinge nach und nach bedeutend an Kraft ſowohl, als auch an Schönheit verlieren. Nicht minder große Sorgfalt als auf die Zucht, iſt auch auf die Haltung und Pflege des Hundes in ſeinem reiferen Alter zu verwenden. Um den Hund geſund zu erhalten, iſt es gerathen, ihm nur wenig Fleiſch, dagegen aber nicht zu harte Knochen, eine kräftige Brühe, Brod, Gemüſe und Milch als Futter vorzuſetzen, obgleich auch die Fütterung mit Brod und Milch allein hierzu genügt, wenn dieſelbe ſtets zu einer beſtimmten Zeit vorgenommen wird. Eine zu große Menge von Fett iſt für die Geſundheit des Hundes von Nach— theil und ebenſo auch zu viel Salz, obgleich es ihm an letzterem niemals fehlen darf, da daſſelbe ſehr viel dazu beiträgt, die Verdauung zu befördern. Am zweckmäßigſten iſt es, ihn zweimal des Tages abzufüttern, doch reicht nöthigen Falles auch eine nur einmalige Fütterung hin, da der Hund überhaupt ſehr lange hungern kann. Was die Menge des Futters betrifft, die man demſelben reichen ſoll, ſo richtet ſich dieſe zuvörderſt nach der Größe des Thieres und ergibt ſich aus der Erfahrung. Sie ſoll zureichend ſein, um ihn genügend zu ſättigen und nicht Hunger fühlen zu laſſen, aber auch nie zu groß ſein, denn eine Ueber— fütterung iſt immer ſchädlich. Zu allen Zeiten muß er aber mit reinem, friſchem Waſſer verſehen ſein, da ihm daſſelbe zur Erhaltung ſeiner Geſundheit unumgänglich nöthig iſt und eine Ver— nachläſſigung in dieſer Beziehung zu manchen und zum Theile höchſt gefährlichen Krankheiten Veranlaſſung geben kann. Niemals dürfen jedoch weder Futter noch Getränke ihm zu warm, oder wohl gar heiß gereicht werden, da dieß höchſt nachtheilig auf ſeine Geſundheit einwirken würde, und ebenſo iſt es auch von ſehr großer 5 daß die Futter-, wie die Trinkgeſchirre ſtets rein gehalten werden. Nicht minder iſt auch ſtets für Reinlichkeit in der ganzen Haltung des Hundes zu ſorgen. Er muß öfter gewaſchen und gekämmt werden und ſoll auf einem weichen warmen Lager ruhen können, das ſelbſt den größten Hunden nöthig iſt, da ſie ſich ſonſt die Ellenbogen aufliegen und nicht ſelten an denſelben harte Ge— ſchwülſte bekommen, die den Hund zum Mindeſten verunſtalten. An der Erfüllung dieſer hier angeführten wichtigſten Bedingungen zum Ge— deihen des Hundes muß in allen Fällen feſtgehalten werden, wenn auch die Hal— tung und Pflege deſſelben nicht bei ſämmtlichen Formen eine vollkommen gleiche ſein kann und ſich zum Theile nach der Verwendung richten muß, zu welcher die— ſelben beſtimmt werden. So können Stuben und Schooßhunde in einer ganz anderen Weiſe gehalten 30 werden, als dieß bei den zur Jagd verwendeten Hunden geboten erſcheint und ins— beſondere bei ſolchen, die gemeinſchaftlich in beſonderen Hundeſtällen zuſammen woh— nen, und ebenſo verſchieden iſt auch die Art und Weiſe, wie man Hunde, die in den Ställen unſerer andern Hausthiere ihr Obdach finden, zu halten pflegt, und jene, die an der Kette liegen, auch des Nachts im Freien zubringen müſſen und als Wächter des Hauſes benützt werden. Was die Wohnung betrifft, die dem Hunde zu ſeinem Aufenthalte angewieſen iſt, ſo muß dieſelbe zweckmäßig eingerichtet, vor Luftzug und Kälte geſchützt, und mit einem weichen Lager verſehen ſein. Für kleinere Stubenhunde und ſogenannte Schooßhunde, die gewöhnlich ſchon von Jugend an verzärtelt werden, iſt wohl ein weiches, mit Roßhaar oder Federn ausgefülltes Kiſſen die zweckmäßigſte Lagerſtätte, für größere Stubenhunde aber eine dickere Wolldecke von hinreichendem Umfange, damit ſich der Hund ſeiner ganzen Länge nach auch ſtrecken könne. Bei Hunden, denen Pferdeſtälle oder die Ställe anderer unſerer Hausthiere zu ihrer Wohnung angewieſen ſind, genügt ein Lager von aufgeſchichtetem Stroh, und für Haus- und Hofhunde, die an der Kette liegen und Tag und Nacht im Freien zubringen müſſen, iſt eine beſondere, entweder gemauerte, oder auch aus Holz ge— zimmerte Hütte zu ihrem Aufenthalte nöthig, die hinreichend mit Stroh ausgelegt und ſtets rein gehalten werden muß. Die meiſte Sorge iſt aber für den Aufenthalt der zur Jagd beſtimmten und in Meuten gehaltenen Hunde zu verwenden, für welche beſondere Hundeſtälle oder ſogenannte Rüdenhäuſer oder Hundezwinger herzuſtellen ſind, welche auf einem zum Theile mit Strauchwerk beſetzten Raſenplatze zu errichten ſind und entweder von einer Mauer, oder auch von einem hohen Zaune umgeben ſein müſſen, damit ſich die Hunde nicht aus dem eingeſchloſſenen Raume entfernen können. Solche Hundeſtälle können ſowohl aus Mauerwerk, als auch aus ſtarken, durch Pfähle geſtützten Bretterwänden hergeſtellt werden, deren Zwiſchenräume ſorgfältig mit Moos auszufüllen ſind, und iſt auch das Dach mit einer dichten Strohdecke zu verſehen, damit bei Regen oder dem Schmelzen des Schnee's das Waſſer nicht in das Innere derſelben eindringen könne. Auch müſſen dieſe Ställe durch einen mittelſt einer Thüre zu verſchließenden Ausgang mit dem umzäunten Platze in Verbindung ſtehen und an zwei entgegen— geſetzten Wänden und zwar am beſten gegen Süden und gegen Norden, mit kleine— ren Schubfenſtern verſehen ſein, damit man dieſelben gehörig lüften könne. Im Inneren dieſer Ställe ſind längs der Wände ringsum hölzerne Bänke von ungefähr 1 Fuß Höhe und hinreichender Breite anzubringen, die den Hunden als Sitz- und Lagerſtelle dienen und mit einer dichten Schichte von reinem trockenem Roggenſtroh beſtreut werden müſſen, das regelmäßig einmal in der Woche gewechſelt, zur Jagdzeit aber täglich erneuert werden muß; was um ſo wichtiger iſt, als ſonſt die Flöhe zu ſehr überhand nehmen und auch der Geruchsſinn des Hundes eine 31 Abſchwächung erleidet. Ebenſo wichtig iſt es auch, daß die in einem ſolchen Stalle gehaltenen Hunde zur warmen Jahreszeit öfters geſchwemmt, und ſo oft als nur immer möglich gekämmt und gebürſtet werden. Außer dem eigentlichen Stalle muß für derlei Hunde auch noch ein hölzerner Schoppen oder ein auf vier kurzen Pflöcken ruhendes Bretterdach innerhalb des um— zäunten Platzes hergeſtellt werden, auf daß ſich dieſelben auch im Freien vor den Sonnenſtrahlen ſchützen können. Von höchſter Wichtigkeit zur Erhaltung der Geſundheit des Hundes iſt der Aufenthalt in friſcher Luft und eine angemeſſene Bewegung; denn die Nichtbefolgung dieſer Verhaltungsregel führt mancherlei Krankheiten im Gefolge und insbeſondere iſt es eine größere Beſchränkung in der Bewegung, welche höchſt nachtheilig auf dieſe Thiere einwirkt, dieſelben träge und ſchläfrig macht und die Ablagerung von Fett allzuſehr begünſtigt. Der Hund iſt nicht blos mit guten Eigenſchaften ausgerüſtet, ſondern hat auch mancherlei Untugenden an ſich, die ihm ſchon in früher Jugend abgewöhnt wer— den müſſen. Es ſind dieß hauptſächlich Ungehorſam, Biſſigkeit und Hang zum Stehlen. Die Mittel, welche geeignet ſind, dieſe Untugenden beim Hunde zu unterdrücken, liegen einzig und allein nur in der Beſtrafung, die aber ſchon frühzeitig angewendet werden muß, wenn ſie einen Erfolg erzielen ſoll. Denn lernt der Hund die Strafe ſchon in der Jugend kennen, ſo prägt ſich ihm dieſelbe auch um deſto tiefer in ſein Gedächtniß ein und es ereignet ſich nicht ſo leicht, daß er ſich derſelben widerſetzt, was aber faſt immer dann der Fall iſt, wenn man dieſelbe erſt ſpäter bei vorge— ſchrittenerem Alter in Anwendung bringt. Mit Güte allein richtet man nichts aus und ohne Züchtigung iſt es geradezu unmöglich, dem Hunde unbedingten Gehorſam beizubringen und eben ſo wenig auch ihm den meiſt ſchon angeborenen Hang zum Stehlen und zur Biſſigkeit zu benehmen. Mit größter Strenge iſt aber gegen den Hund bei einer Anlage zur Biſſigkeit vorzugehen, denn zeigt er ſchon in der Jugend einen Hang hierzu und unterläßt man es, dieſe üble Eigenſchaft während der Heranziehung zu unterdrücken, ſo nimmt dieſe Untugend allmählig immer zu und kann in der Folge, insbeſondere aber wenn der Hund bereits im Alter weiter vorgeſchritten iſt, nicht nur anderen Thieren, ſon— dern auch dem Menſchen bisweilen ſehr gefährlich werden. Solche Beiſpiele ſind Perſonen, welche in manchen Gegenden von Ungarn, in der Türkei und insbeſondere im Oriente Fußreiſen unternommen haben, mehr als genügend bekannt, da es ſich daſelbſt nicht ſelten ereignet, daß man von biſſigen Hunden angefallen oder auch verfolgt wird. Das ſicherſte Mittel, ſich bei ſolchen Anfällen oder Verfolgungen zu ſchützen, beſteht darin, daß man einige Steine gegen die anſtürmenden Hunde wirft, worauf dieſelben unverzüglich die Flucht ergreifen, und häufig iſt es ſchon genügend, wenn man auch nur Miene macht, einen Stein vom Boden aufzuheben. 32 Auch vom Futterneide iſt der Hund nicht frei, doch iſt es kaum möglich, dieſe Untugend vollſtändig bei ihm zu unterdrücken. Bei der Züchtigung des Hundes iſt es von höchſter Wichtigkeit, daß dieſelbe immer nur zur rechten Zeit in Anwendung gebracht werde, damit er auch wiſſe, weßhalb er geſtraft worden ſei. Was die Art und Weiſe betrifft, wie die Züchtigung auszuführen ſei, ſo iſt es wohl ſelbſtverſtändlich, daß dieſelbe mit Ueberlegung und in Ruhe, nicht aber mit Leidenſchaftlichkeit und in Aufregung vor ſich zu gehen habe. Allerdings ſind es Schläge, in welchen dieſelbe zu beſtehen hat, doch dürfen dieſe nicht etwa mit einem Stocke oder irgend einem anderen harten Gegenſtande dem Hunde beigebracht wer— den, wodurch er arge Verletzungen erleiden kann, ſondern nur mit einem weicheren, biegſamen und elaſtiſchen Gegenſtande und zwar am beſten mit einer aus ſchmalen Lederſtreifen geflochtenen Peitſche. Niemals darf man ſich bei der Beſtrafung aber vom Zorne übermannen oder wohl gar zu Mißhandlungen des Thieres verleiten laſſen, da hierdurch der beabſich— tigte Zweck immer nur ſehr unvollſtändig erreicht wird, indem der Hund zwar er— lernen wird, aus Furcht vor einer ſolchen Strafe zu gehorchen, dabei aber ſicher auch an manchen ſeiner Haupttugenden, wie Liebe, Anhänglichkeit und Treue gegen ſeinen Herrn, verliert. Höchſt verwerflich iſt es, dem Hunde Schläge mit einem Stocke beizubringen, oder wohl gar Stöße mit dem Fuße zu verſetzen, da hierdurch nicht nur gefährliche und oft unheilbare Leiden herbeigeführt werden können, ſondern der Hund auch zu einem Krüppel werden kann. Ebenſo iſt auch das ſo häufig und vorzüglich bei Jagd- und Dachshunden in Anwendung kommende heftige Rütteln an den Ohren, welches gleichfalls oft die Urſache eines hartnäckigen Leidens bildet, durchaus nicht zu billigen. Strafe ſoll der Hund aber überhaupt nur dann bekommen, wenn er gefehlt hat und daher dieſelbe verdient, da er ſonſt ſtützig und trotzig wird, auf dieſelbe nicht mehr achtet und zuletzt jeden Gehorſam verſagt. Nach vollzogener Strafe muß man ſich dem Hunde gegenüber ernſt zeigen, wenn dieſelbe fruchten ſoll, und ihm niemals ſogleich nach derſelben ſchmeicheln. Ueberhaupt gehorcht der Hund nur dann, wenn man ihm ernſt entgegentritt. Bei der außerordentlichen Liebe und Anhänglichkeit, mit welcher der Hund an feinem Herrn hängt, ſollte man immer reiflich überlegen, bevor man ſich entſchließt, einen ſchon eingewohnten Hund an einen anderen Herrn abzutreten; unverzeihlich aber und höchſt grauſam muß es erſcheinen, wenn man den Hund von ſich weiſet, ihn gänzlich verſtoßt und in einer ihm fremden und völlig unbekannten Gegend auf offener Straße ausſetzt. Krankheiten. Wie alle unſere Hausthiere, iſt auch der Hund mancherlei und zwar ziemlich vielen, mitunter ſehr gefährlichen Krankheiten unterworfen, von denen jede auch eine beſondere Behandlung erfordert. Als Richtſchnur bei der Behandlung der Krankheiten des Hundes kann den von uns gewonnenen Erfahrungen zu Folge nur jene Heilmethode gelten, die auch bei den Krankheiten des Menſchen befolgt wird, und als eine beſondere Regel iſt hervorzuheben, daß der kranke Hund, deſſen Leiden meiſtens zum Nervöſen hinneigen, ebenſo behandelt werde, wie wir kranke Kinder zu behandeln pflegen. Es iſt dieß ein Ausſpruch, den wir dem hochgeachteten und vielerfahrenen Veterinäre Herrn Dr. Ed. Vogel, Profeſſor der mediciniſchen und chirurgiſchen Klinik an der Veterinärſchule zu Stuttgart zu verdanken haben und welcher ſich auch als richtig bewährt hat. Je einfacher die Heilmittel ſind, die zur Bewältigung einer Krankheit des Hundes angewendet werden, deſto ſicherer iſt auch der Erfolg, und beſteht die Krank— heit in einem leichteren inneren oder äußeren Leiden, ſo kann die Behandlung der— ſelben auch von jedem Laien vorgenommen werden. Zu complicirten Heilmitteln braucht man nur bei gefährlicheren Krankheiten Zuflucht zu nehmen, oder auch bei äußeren hartnäckigen, chroniſchen Leiden; doch kann die Wahl derſelben nur dem Thierarzte als Fachmann überlaſſen bleiben. Mit der Anwendung ſogenannter heroiſcher Mittel, die insbeſondere in früherer Zeit als vielverſprechend geprieſen und ſo ſehr empfohlen wurden, iſt von dem Arzte nur ſehr behutſam vorzugehen, und alle jene Mittel, welche in ſo vielen theils äl— teren, theils neueren Büchern als ſpecifiſche Heilmittel für gewiſſe Krankheiten erklärt und angerühmt wurden, ſind gänzlich zu verwerfen. Die ſicherſten Kennzeichen eines vollkommen geſunden Hundes ſind Munterkeit und eine feuchte, kalte Naſe. Trockenheit und Wärme derſelben deuten immer auf ein vorhandenes Unwohlſein. Fitzinger, Der Hund. 3 34 Der kranke Hund bedarf der Pflege des Menſchen, und wenn die Krankheit eine gefährliche iſt, oder eine ſolche zu werden droht, ſogar einer ſehr ſorgſamen Pflege. Oft reichen ganz einfache Mittel hin, wenn ſie gleich beim Beginne einer ſolchen Krankheit, oder auch wenn dieſe bereits weiter vorgeſchritten iſt, noch rechtzeitig an= gewendet werden, einen heftigeren Ausbruch derſelben zu verhindern; wird dieſer Moment aber verſäumt, ſo iſt der Hund meiſt auch rettungslos verloren. Es iſt wohl ſelbſtverſtändlich, daß hier nur die wichtigſten und am häufigſten vorkommenden Krankheiten beſprochen werden können, da der Zweck dieſes Buches nicht geſtatten würde, ſämmtliche Krankheiten des Hundes in demſelben abzuhandeln und insbeſondere die chirurgiſchen Fälle, welche auch hier vollſtändig übergangen wurden. Ich war bemüht, die Merkmale der einzelnen hier beſprochenen Krankheiten und die Urſachen ihrer Entſtehung in leichtfaßlicher Weiſe darzuſtellen und habe auch nicht verabſäumt, die einfachſten Heilmittel anzugeben, welche von jedem Laien an— gewendet und demſelben auch empfohlen werden können, da es in ſehr vielen Fällen von höchſter Wichtigkeit iſt, ſchon beim Beginne der Krankheit derſelben entgegenzu— wirken und es durchaus nicht räthlich erſcheint, die Ankunft eines Thierarztes ab— zuwarten, die häufig viel ſpäter erſt erfolgen kann. Wo keine ſolchen Heilmittel angegeben find, kann die Behandlung der Krankheit nur einem Veterinäre ütber- laſſen werden. a Von den hier angeführten Krankheiten ſind die drei erſten, welche nicht ſelten von Laien miteinander verwechſelt werden, die wichtigſten, daher ſie auch mit größerer Ausführlichkeit behandelt worden ſind. Es ſind dieß die Epilepſie, die Staupe und die Wuth. Die Epilepſie oder Fallſucht iſt eine Krankheit, bei welcher hauptſäch— lich das Nervenſyſtem afficirt iſt und die unter allen unſeren Hausthieren am häufig- ſten beim Hunde vorkommt. Insbeſondere ſind es aber junge Hunde und vorzüg— lich Männchen, welche öfter von dieſem Leiden befallen werden, das in ſehr vielen Fällen erwieſenermaßen durch Vererbung von den Eltern auf ſie übergegangen iſt. Veranlaſſung zu dieſer nur äußerſt ſelten vollſtändig zu heilenden Krankheit geben aber auch Eingeweidewürmer, geſchlechtliche Aufregungen, Gemüthsbewegungen, Fehler in der Diät und dergleichen mehr. t Bevor der Anfall eintritt, zeigt ſich der Hund geängſtigt; unruhig läuft er hin und her, oder auch im Kreiſe, ſtößt plötzlich ein klägliches Geſchrei oder auch Gebell aus, geräth hierauf in Zuckungen, rennt raſch, doch unſicher und wankend eine kurze Strecke fort, fällt dann zu Boden und ſchlägt konvulſiviſch mit den Bei- nen um ſich her, wobei er zuweilen auch mit den Zähnen knirſcht, weißer Schaum ihm aus dem Munde tritt und unwillkürlich der Harn von ihm abgeht. Iſt der Anfall vorüber, ſo erhebt ſich der Hund wieder von dem Boden, ſieht gleichſam verwundert um ſich her und zeigt ſich bald ebenſo munter und heiter, wie er dieß früher war. „ Pi A el ee he A Be 35 Beinahe immer wiederholen ſich aber dieſe Anfälle, doch iſt es völlig unbe— ſtimmt, wann dieß geſchieht. Bisweilen ſetzen dieſelben mehrere Tage, oder auch Wochen aus, doch kehren ſie nicht ſelten auch mehrmals an einem und demſelben Tage wieder. Bei der Behandlung dieſer Krankheit iſt vorzüglich auf die Entſtehungsurſache Rückſicht zu nehmen, wornach auch die Heilmittel zu wählen ſind. Dieſelbe kann aber in den meiſten Fällen nur vermuthet und blos ſehr ſelten mit Beſtimmtheit ermittelt werden, weßhalb auch die Behandlung dem Thierarzte überlaſſen bleiben muß. Die Staupe, auch Hundeſeuche, Hundeſucht und Rotz genannt, beſteht in einem katarrhaliſchen Fieber, das iſt, in einer Entzündung der Schleimhäute der Reſpirations- oder Luftwege, die ſich beinahe immer zum Nervöſen neigt, und iſt als eine Entwickelungskrankheit zu betrachten, welche nur junge Hunde im Laufe ihres erſten Lebensjahres, und zwar in der Regel zwiſchen dem vierten und neunten Monate trifft. Sie iſt eine der gefährlichſten Krankheiten des Hundes, welche mei— ſtens mit dem Tode endigt; geht dieſelbe aber glücklich vorüber, ſo iſt auch für die Zukunft die Anlage hierzu vollſtändig getilgt. Bisweilen tritt dieſe Krankheit auch epidemiſch auf und wird in dieſem Falle häufig contagiös. Der Verlauf derſelben und die Heftigkeit, mit welcher dieſes Leiden auftritt, ſind ſehr verſchieden und erſcheinen faſt in jedem einzelnen Falle anders. Immer gehört es aber zu den ſeltenen Fällen, wenn ſich die Krankheit nur in geringerem Grade kund gibt. Im gelindeſten Falle geht ſie bisweilen auch völlig unbeachtet vorüber; denn weniger Munterkeit, geringere Eßluſt, öfteres Nießen und ſchleimige Abſonderungen in den Augenwinkeln und den Naſenlöchern ſind die einzigen Symptome, die man in einem ſolchen Falle am Hunde bemerkt. Ganz anders geſtaltet ſich aber das Leiden, wenn es in einem höheren Grade auftritt. Der Hund läßt jetzt den Kopf hängen, iſt harthörig, und gleichſam wie be— täubt. Es ſtellt ſich nun auch Fieber ein, der Hund ſucht warme Stellen auf, zeigt ſich matt und hinfällig, und zittert an den Gliedern. Seine Naſenkuppe iſt heiß und trocken, die Augen ſind mehr oder weniger mit geronnenem Schleime verklebt und die Entleerungen durch Verſtopfung gehemmt. Nach einigen Tagen tritt Huſten und manchmal auch Erbrechen ein, und aus der Naſe quillt zäher Schleim, der ſpäter eine eiterartige Beſchaffenheit annimmt und ſich bisweilen ſo ſehr anhäuft, daß die Naſenlöcher beinahe vollſtändig verſtopft werden, wodurch die Athmung ſehr erſchwert wird. Dieſer Zuſtand hält oft ſehr lange an und der Hund magert in Folge deſſelben auffallend ab; die Augen ziehen ſich tief in die Augenhöhlen zurück, in der Wirbelſäule gibt ſich eine nicht zu ver— kennende Schwäche kund, und Verſtopfung wechſelt mit Durchfall. Bald früher, bald ſpäter geſellen ſich hierzu häufig auch nervöſe Symptome, 36 Zuckungen an den Gliedern, Schwanken beim Gehen am Hintertheile, epileptiſche Anfälle und theilweiſe ſelbſt Lähmungen. Neigt ſich die Krankheit ihrem Ende zu, ſo bleibt der Hund zwar die längſte Zeit des Tages hindurch ſcheinbar ruhig auf ſeinem Lager liegen, doch wird dieſe Ruhe häufig durch ein plötzliches klägliches Aufſchreien und eigenthümliches Geheule unterbrochen, das ſich bis kurz vor dem Eintritte des Todes wiederholt, worauf er meiſtens, ſo wie bei der Epilepſie, auf dem Boden liegend, convulſiviſch mit den Beinen um ſich ſchlägt. Kommt er wiederum zur Ruhe, ſo ſpringt er plötzlich auf, und eilt im raſchen Trabe und feſt mit den Beinen auf den Boden ſtampfend, unſicher und wankend, längs der Wände durch die Stube, bis er wieder an ſein Lager kommt, auf das er ſich ermattet und erſchöpft dann niederwirft. Dieß wiederholt ſich in immer kürzeren Zwiſchenräumen bisweilen durch 1—2 Tage, bis endlich das Klagegeſchrei verſtummt, und allmählig eine allgemeine Lähmung und mit derſelben auch der Tod eintritt. Beinahe immer endet dieſes Leiden mit einer vollſtändigen Lähmung und dem Tode, indem ſich zuletzt eine Gehirnentzündung einſtellt und eine Durchſchwitzung der Lymphe in die Gehirnhöhlen eintritt. Wird daſſelbe aber auch glücklich geheilt, ſo bleiben doch ſehr oft Zuckungen an den Gliedmaſſen oder auch ein krampfhafter Huſten zurück, und bei einem länge— ren Anhalten der Krankheit gewöhnlich eine theilweiſe Lähmung der Hinterſchenkel. Die Dauer dieſer Krankheit iſt ſehr verſchieden. Manche Hunde ſterben ſchon vor dem fünften Tage, andere erſt nach drei Monaten, während die Geneſung bei einigen ſchon binnen vierzehn Tagen, bei anderen dagegen aber erſt nach vier bis fünf Monaten erfolgt. Ein ſicher wirkendes Mittel zur Heilung dieſer für den Hund höchſt gefähr— lichen Krankheit gibt es nicht, und die Behandlung derſelben muß nach den Ver— änderungen eingerichtet werden, welche ſie in ihrem Verlaufe erleidet. Am erfolgreichſten haben ſich Brech- und Abführungsmittel in Verbindung mit krampfſtillenden erwieſen, insbeſondere wenn dieſelben ſchon beim Beginne der Krankheit in Anwendung gebracht wurden. Eine aus 1 Quentchen Kirſchlorbeerwaſſer (Aqua Laurocerasi) und 10 Tropfen Brechnuß-Tinktur (Tinctura Nucis vomicae) beſtehende Miſchung, von welcher dem kranken Hunde täglich 10 Tropfen auf Zucker auf einmal beizubringen ſind, ſcheint noch am ſicherſten zu wirken. Von höchſter Wichtigkeit iſt es aber, die Entleerungen aus dem Darme nicht zu hemmen, da Alles darauf ankommt, die Zuſtrömung des Blutes zum Gehirne abzuleiten. Nicht minder wichtig iſt es auch, während der ganzen Dauer der Krankheit ſtets für einen geeigneten trockenen und warmen Aufenthalt des kranken Hundes und für ein mäßiges und leicht verdauliches Futter deſſelben zu ſorgen. Ebenſo wenig darf außer Acht gelaſſen werden, die mit Schleim verſtopften 37 Naſenlöcher und verklebten Augen, ſo lange die Schleimabſonderung anhält, mehr— mals des Tages mittelſt eines in lauwarmes Waſſer oder noch beſſer in einen warmen Aufguß von Malven- oder ſogenannten Käſepappel-Kraut (Herba Malvae rotundifoliae) getauchten Badeſchwammes ſorgfältig zu reinigen. Die Hundswuth oder Tollheit, welche wegen eines ihrer Hauptſymptome, nämlich der krampfhaften Verſchließung der Kehle beim Verſuche zu trinken, irriger— weiſe auch Waſſerſcheu genannt wird, iſt eine Krankheit, die ſich vorzüglich durch den Trieb zu beißen, äußert, urſprünglich nur bei den verſchiedenen Arten der Hunde und gewiſſen Katzenarten, namentlich aber bisweilen bei unſerer Hauskatze angetroffen wird, in Folge des Biſſes eines mit dieſer Krankheit behafteten Thieres aber auch auf unſere übrigen Hausthiere und den Menſchen übertragen werden kann, indem — wie man allgemein anzunehmen gewohnt iſt, — der in die Wunde ein— dringende und mit dem Blute in Vermiſchung kommende Speichel anſteckend wirkt. Immer iſt ſie aber eine ſchnell verlaufende, und wenn ſie zum vollſtändigen Ausbruche gekommen, auch eine ſtets tödtliche Krankheit; denn im letzteren Falle endigt ſie immer ſchon binnen wenigen Tagen mit dem Tode, und bis jetzt iſt kein einziger hinreichend beglaubigter Fall nachgewieſen worden, welcher das Gegentheil dieſer Behauptung beweiſen würde. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Wuth eine Krankheit iſt, bei welcher zuvörderſt das Nervenſyſtem angegriffen wird, auf das vor Allem die Ge— müthsbewegungen den größten Einfluß ausüben. Die Haupturſache, durch welche ſie hervorgerufen wird, iſt — wie beinahe mit voller Sicherheit angenommen werden kann — die Nichtbefriedigung oder Unter— drückung des Geſchlechtstriebes; doch tragen auch Mangel an Waſſer und Nahrung, allzugroße Hitze oder Kälte, ſchneller Wechſel der Temperatur, ſchlechte Haltung und üble Behandlung, insbeſondere aber übermäßige Anſtrengung bei der Benützung des Hundes als Zugthier ſehr viel dazu bei, dieſelbe zum Ausbruche zu bringen. Erwachſene männliche Hunde werden am meiſten von dieſer Krankheit befallen und zwar im Sommer öfter als im Winter, und langhaarige häufiger als kurz— behaarte. Auch kommt dieſelbe in großen Städten weit häufiger als in kleineren und Dörfern, am häufigſten aber in den Ställen der Meuten vor. Ueberall gehört ſie jedoch zu den ſelteneren Erſcheinungen. Biſſige Hunde gibt es zwar allerwärts, bald in größerer, bald in geringerer Anzahl, die in den allermeiſten Fällen für wüthend angeſehen und auch ausgegeben werden, obgleich ſie dieß durchaus nicht ſind, wüthende jedoch nur äußerſt ſelten und zwar, was höchſt auffallend und bemerkenswerth erſcheinen muß, faſt ausſchließ— lich nur in der gemäßigten Zone, während ſie in den Ländern der kalten, und vollends der heißen Zone, nur als eine außerordentliche Seltenheit erſcheinen und beinahe gar nicht anzutreffen ſind. Die Länder des mittleren Theiles von Europa und von Nordamerika ſcheinen die einzigen zu ſein, in welchen dieſe Krankheit bisweilen öfter vorkommt. Weder 38 im Süden noch im Norden von Europa tritt dieſelbe jemals häufiger auf, während ſie faſt in ganz Aſien, Afrika, in Südamerika, dem ſüdlichen und nördlichſten Theile von Nordamerika, ſowie auch in Auſtralien, beinahe gänzlich unbekannt geblieben iſt. Das äußerſt ſeltene Vorkommen derſelben in den wärmeren Ländern und auch im kälteren Norden ſchreibt man wohl mit Recht der daſelbſt faſt allenthalben be— ſtehenden Sitte zu, die Hunde weder in den Häuſern zurückzuhalten, noch gar an die Kette zu legen, ſondern dieſelben ſich frei zu überlaſſen. Die erſten Anzeichen, welche man beim Hunde, lange bevor noch die Wuth zu einer Entwickelung kommt, wahrnimmt, ſind faſt ganz dieſelben, wie jene, die fo manchen anderen Krankheiten des Hundes beinahe immer vorausgehen, daher ſie auch durchaus nicht als ſichere Vorboten der Wuth betrachtet werden dürfen. Der Hund zeigt einen auffälligen Hang zum Entweichen aus dem Hauſe, ſo— wie auch zum Herumſtreichen außerhalb deſſelben und zwar zu einer Zeit, wo die Laufzeit noch gar nicht eingetreten iſt. Sein ganzes Betragen erleidet eine Verän— derung; er zeigt eine ungewöhnliche Schläfrigkeit und Traurigkeit in ſeinem Be— nehmen, ſucht beſtändig warme Orte auf und ſeine Eßluſt nimmt beträchtlich ab, oder ſchwindet auch faſt ganz. Zwar ſchleicht er öfter nach dem Futter, das er nur beriecht, ohne jedoch davon zu freſſen, und geht auch gierig nach dem ihm vorge— ſetzten Waſſer, wovon er oft, doch immer nur eine geringe Menge trinkt, und zeigt ſich überhaupt ſehr unruhig, beängſtigt und mürriſch, indem er gewöhnlich bei der Annäherung von Menſchen oder Thieren knurrt. Hierzu geſellt ſich meiſtens auch eine auffallende Neigung zum Verſchlingen ganz ungewöhnlicher und völlig unverdaulicher Gegenſtände, wie Leder, Heu, Stroh, Holz, Federn, Haare, Roßmiſt, und ſelbſt der eigene Koth, die er bisweilen auch nur beleckt, was übrigens beim Hunde auch bei Wurmkrankheiten häufig vorkommt. Ebenſo beleckt er auch Eiſen und Steine und leckt ſogar ſeinen eigenen Harn. Hierauf tritt gewöhnlich Verſtopfung und bisweilen auch Erbrechen ein, und die Excremente erſcheinen ſchwarz und beinahe pechartig. Von jetzt an nimmt die Krankheit aber einen bedenklicheren Charakter an. Die Ohren werden ſchlaff, das Thier läßt den Schwanz hängen und wird von einem allgemeinen Zittern befallen, die Stimme verändert ſich, indem ſie nur mehr rauh und heiſer klingt und der Anſchlag beim Bellen in ein eigenthümliches hohl tönen— des und kurz anhaltendes Geheul übergeht. Die Augen erſcheinen jetzt matt, der Blick ſchielend, doch röthen ſich dieſelben nach und nach und zeigen ſich, ſo wie auch die Augenlider entzündet. Der Hund beißt, ohne vorher zu knurren oder zu bellen, ſelbſt ohne irgend einem Anlaſſe. Er achtet nicht mehr auf Liebkoſungen, ſelbſt ſeines eigenen Herrn, folgt nicht mehr ſeinem Befehle und ſcheint ſich vor Allem zu fürchten. Bei Zunahme der Krankheit, in welcher man jetzt ſchon beinahe mit Gewißheit den Beginn der Wuth erblicken kann, ſteigert ſich die Unruhe und Scheu des Hundes immer mehr und mehr, der Blick wird feuriger, aber zugleich auch ſtarr, das Thier 39 trägt den Kopf geſenkt, Augen- und Backengegend beginnen anzuſchwellen, die Kiefer ſind wie beim Kauen faſt beſtändig in Bewegung und die ſtark geröthete Zunge hängt auf einer oder der anderen Seite aus dem Munde heraus, aus welchem, ſo— wie zuweilen auch aus der Naſe, zäher ſchaumiger Schleim von blaulicher oder bräunlicher Farbe triefend hervortritt. Noch hört man den Hund bisweilen knurren, doch iſt er nicht mehr im Stande zu bellen und wie es ſcheint, kennt er jetzt weder andere Perſonen des Hauſes mehr, noch ſeinen eigenen Herrn. Zwar lechzt er nach Getränke, doch vermag er nicht daſſelbe mit der Zunge in den Mund zu bringen und noch weniger zu verſchlucken, auch wenn man ver— ſucht ihm daſſelbe löffelweiſe beizubringen, da die Schlundmuskeln krampfhaft zu— ſammengezogen ſind und jeder ſolche Verſuch ihm ſchmerzhaftes Würgen ver— urſacht. Auch das Verſchlingen von Nahrungsmitteln iſt meiſtens ſchon ſehr bald be— deutend erſchwert und häufig durchaus nicht mehr möglich. Iſt er aber auch noch im Stande Nahrung und Getränke zu ſich zu nehmen, ſo erfolgt dieß immer ſchnappend und mit gieriger Haſt. Mit auffallender Raſchheit magert das Thier jetzt ab, was beſonders deutlich in der Weichengegend hervortritt. Der Hund macht keine Miene mehr ſich zu legen und mit ſichtbarer Unruhe ſchleicht er ſcheu und ſchielend umher, wobei er ſtets den Schwanz geſenkt trägt. Nun tritt der Moment ein, wo ſich die Krankheit zur ſtillen oder zur raſenden Wuth entwickelt. Bei der ſtillen Wuth ſind die Augen trübe, thränend und entzündet, der Blick iſt ſtarr, und aus dem Munde, an deſſen Winkeln ſich weißer Schaum geſammelt, hängt die blauröthliche Zunge weit heraus. Das Thier vermag nicht mehr den Mund zu ſchließen, da der Unterkiefer ſchon in den erſten Tagen, nachdem die Krankheit als Wuth ſich zu erkennen gab, allmählig gelähmt wird und völlig ſchlaff herabhängt, wodurch auch die Gefahr, von dem Hunde gebiſſen zu werden, bedeutend abgeſchwächt wird. Nur bevor die Lähmung eine vollſtändige geworden, kann das Thier bisweilen noch einen Biß verſetzen, indem bei einer beſonderen Gemüthsbewegung der ſchein— bar völlig lahme Unterkiefer plötzlich krampfhaft geſchloſſen werden kann. Blos beim Beginne der Entwickelung dieſer Krankheitsform ereignet es ſich zu— weilen, daß der Hund das Haus verläßt und ohne ein beſtimmtes Ziel zu ver— folgen, oft meilenweit in gerader Richtung vorwärts rennt. Unſicheren Trittes und gleichſam taumelnd ſetzt er ſeinen Lauf mit geſenktem Kopfe und eingezogenem, zwiſchen die Hinterbeine eingeklemmten Schwanze ſo lange fort, bis er ſich ermüdet fühlt, wobei er Alles, was ihm auf dem Wege begegnet, beſonders aber Hunde, beißt. Wird er bei ſeinem Laufe von einem Hinderniſſe überraſcht, das ihn zwingt, vom geraden Wege abzuweichen, ſo dreht er ſich gewöhnlich taumelnd im Kreiſe, fällt dabei bisweilen auch zu Boden und ſchnappt häufig in die Luft. 40 Dieſes Herumſtreifen hält in der Regel nur drei Tage, manchmal aber auch noch länger an. Bald zeigt ſich der Hund aber erſchöpft und abgeſtumpft, und ſucht durchaus nicht mehr aus dem Hauſe zu entweichen. Zuletzt wird ſein Gang langſam, ſchleppend und ſchwankend, und der Hinter⸗ theil allmählig gelähmt. Der Hund ſchnappt, wenn man ihm ſich nähert, Krämpfe und Zuckungen ſtellen ſich ein, und nach gänzlicher Erſchöpfung der Kräfte erfolgt unter gräßlichen Convulſionen und wie es ſcheint, begleitet von den heftigſten Schmerzen, durch Lähmung oder auch durch Schlagfluß der Tod. Gewöhnlich tritt derſelbe zwiſchen dem fünften bis achten, bisweilen aber auch ſchon am vierten, ſeltener dagegen erſt am neunten oder zehnten Tage nach dem Beginne der deutlich ausgeſprochenen Wuth ein. Bei der raſenden Wuth erſcheint das Auge funkelnd, die Pupille ſehr er— weitert und bisweilen auch convulſiviſch bewegt. Der Mund iſt meiſtens geſchloſſen, doch ſteht er auch zeitweiſe offen, wobei die blauliche Zunge, die nur wenig von Geifer benetzt iſt, aus demſelben heraushängt. Schon in der allererſten Zeit, wo ſich die Krankheit in dieſer Form zu ent⸗ wickeln beginnt, benimmt ſich der Hund falſch und trotzig gegen alle Perſonen des Hauſes, die ihn umgeben, und ſelbſt den eigenen Herrn nicht ausgenommen. Bald tritt auch Neigung zum Beißen und endlich entſchieden Bißſucht ein, wobei er nichts verſchont. a Unwillkürlich und gleichſam wie nach Fliegen haſchend, ſchnappt er in die Luft und nach Allem, auf was er eben trifft. Häufig fällt er auch über das Hausgeflügel her, wenn ihm daſſelbe in den Weg kommt und zerfleiſcht jo viele Stücke, als er nur erhaſchen kann. Niemals aber zeigt er Luſt, irgend einen Theil davon zu freſſen. Dagegen lockt er zuweilen andere Hunde freundlich an ſich heran, nähert ſich denſelben, beriecht ſie und wedelt mit dem Schwanze, worauf er ihnen oft plötzlich einen Biß, und zwar gewöhnlich in die Schnauze oder die Geſchlechtstheile verſetzt. Wird er von Perſonen gelockt und ſelbſt von ſolchen, die er kennt, ſo verzerrt er gewöhnlich das Geſicht und fletſcht gegen ſie die Zähne. Häufig richtet er ſeinen Blick auch ſchielend gegen die Weichen und läßt dabei ein eigenthümliches Gewinſel und oft auch ſchnalzende Laute vernehmen, worauf er ſodann den wäſſerigen Geifer, der ſich zuweilen, doch immer nur in ſehr geringer Menge zwiſchen den Lippen ſammelt, mit der entzündeten Zunge von denſelben abzulecken ſucht. Oefters ſpringt er auch plötzlich und völlig unerwartet auf, fährt raſch und ſchnappend auf einzelne Gegenſtände los und bellt oder heult hohltönend, ohne irgend eine Veranlaſſung. Bei glatthaarigen Hunden ereignet es ſich zuweilen, daß das Körperhaar auch etwas ſtruppig wird und beinahe wie geſträubt erſcheint; doch findet dieß nur ſelten ſtatt. Oft rennt der Hund aus dem Hauſe, das ihn beherbergt, fort, kehrt aber bis⸗ 41 weilen auch wieder in daſſelbe zurück und ſucht meiſtens abgelegene Orte auf, um an denſelben auszuruhen. Sehr gerne verfolgt er die Spuren der Hausthiere, ſucht ſie in den Ställen und Hütten auf und beißt ſie, ohne zu bellen oder ſich daſelbſt länger aufzuhalten. Anfangs rennt er noch, ſo wie im geſunden Zuſtande, in gewöhnlichem Trabe, nach und nach aber immer raſcher und es zeigen ſich nun wirkliche Anfälle von tobender Wuth. Mit hoch aufgehobenen Beinen und emporgerichtetem Schwanze ſetzt er ſeinen Lauf im Freien faſt immer in gerader Richtung fort und hält ſich dabei auch meiſtens an einen gebahnten Weg. Trifft er auf ein Hinderniß, das er nicht zu bewältigen im Stande iſt, ſo wendet er ſich raſch um und ſchlägt eine andere Richtung ein; ſtößt er aber zufällig auf Waſſer, ſo ſchwimmt er meiſtens durch daſſelbe, um in gerader Richtung an das entgegengeſetzte Ufer zu gelangen, ſeien es nun Pfützen, Bäche oder Flüſſe; denn nur ſelten ereignet es ſich, daß er dem Waſſer auszuweichen ſucht und ſich taumelnd von demſelben abwendet. Alles was ihm bei ſeinem Laufe aber jetzt gerade in den Weg kommt, wird von ihm gebiſſen und geſunde Hunde ſcheinen ſich inſtinktmäßig vor dem wüthenden zu ſcheuen und ſuchen ihn zu fliehen. Seine Biſſigkeit geht ſo weit, daß er häufig ſogar in Holz und Steine, ja ſelbſt in die eigene Kette beißt, an welche er ge— feſſelt iſt. Das Ende dieſer Krankheitsform geht in derſelben Weiſe vor ſich, wie bei der ſtillen Wuth, und auch in denſelben Zeiträumen. Die hier angegebenen Merkmale ſind alle, welche man ſeither bei wüthenden Hunden beobachtet hat; doch treten nicht immer dieſelben Erſcheinungen, ſo wie ſie hier geſchildert wurden, ein, und auch der Verlauf der Krankheit iſt nicht immer derſelbe, ſondern in vielen Fällen ſo mancherlei Abweichungen unterworfen. Sehr oft wird die Wuth aber auch und ſelbſt von Thierärzten verkannt, da Hunde, bei welchen ſich mehrere der hier angeführten Erſcheinungen zeigen, nicht ſelten unbedingt für wuthkrank, oder mindeſtens für wuthverdächtig betrachtet wer— den, obgleich dieſe Erſcheinungen auch bei anderen Krankheiten und namentlich bei der Epilepſie und Staupe angetroffen werden. Der durch den Biß eines wüthenden Hundes in die Blutmaſſe eines anderen Thieres oder auch des Menſchen gebrachte Geifer zeigt nur ſelten vor dem zehnten und noch ſeltener vor dem dritten Tage nach dem Biſſe eine Wirkung, bisweilen aber auch erſt nach drei bis acht Wochen. Von einigen ſonſt glaubwürdigen Per— ſonen wird ſogar behauptet, daß ſich Fälle ereignet haben ſollen, wo acht bis neun Monate, ja acht bis neun Jahre verſtrichen ſeien, bevor die Wuth zum Ausbruch gekommen ſei. Ob ſolche Fälle aber nicht etwa auf einer — wenn auch unfreiwilligen — Täuſchung beruhen, mag dahingeſtellt bleiben, da nicht abgeleugnet werden kann, daß die Wuthkrankheit — und zwar nicht blos beim Hunde, ſondern auch beim Menſchen — obgleich nur äußerſt ſelten, durch Selbſtentwickelung entſtehen kann. 42 Die Annahme liegt ſonach ſehr nahe, daß wenn ein ſolcher von der Wuth befallener Menſch vor Monaten oder Jahren einmal von irgend einem biſſigen und vielleicht auch gar nicht kranken Hunde gebiſſen worden iſt, die jo ſpät ausgebrochene Krank heit von dem einſt erhaltenen Biſſe hergeleitet wird. Es würde als eine Vermeſſenheit betrachtet werden, wollte man heut zu Tage die Anſteckungsfähigkeit des Geifers eines tollen Hundes geradezu gänzlich leugnen, obgleich es nicht an Beiſpielen fehlt, aus welchen ein Beweisgrund für die Richtig— keit auch einer ſolchen Annahme abgeleitet werden könnte, wie namentlich die ſtets fruchtlos gebliebenen Verſuche, das Wuthgift durch Einimpfung des Speichels toller Hunde auf andere Hunde oder auch auf den Menſchen zu übertragen.“ Schon Ariſtoteles, der ungefähr 350 Jahre vor Chriſtus lebte, ſpricht von der Wuth als einer dem Hunde eigenthümlichen Krankheit, leugnet aber, daß die— ſelbe durch den Biß auf den Menſchen übertragen werden könne, während Au— relius Cornelius Celſus, der zur Zeit Kaiſers Auguſtus zu Anfang des erſten chriſtlichen Jahrhunderts ſchrieb, die Behauptung ausſprach, daß nach dem Biſſe eines tollen Hundes die Waſſerſcheu bei dem Gebiſſenen ausbreche. Auffallend iſt es auch, daß in den älteren Zeiten die Hundswuth ſelbſt in Deutſchland völlig unbekannt war und erſt im 16. Jahrhundert Matthioli von derſelben Erwähnung machte. So viel iſt indeß gewiß, daß die Wirkungen des Biſſes eines tollen Hundes von jeher ſehr übertrieben geſchildert wurden, daher ſich auch die Furcht vor dem— ſelben tief beim Volke eingewurzelt hat und es eine vergebliche Mühe wäre, wollte man auch die triftigſten Gründe zur Abſchwächung einer ſolchen vorzubringen ver— ſuchen, jenes alte Vorurtheil ſobald verſcheuchen zu wollen. Demungeachtet ſei es geſtattet, hier einige Bemerkungen beizufügen, welche viel⸗ leicht dazu beitragen könnten, eine ſo übertriebene Furcht wenigſtens zu verringern. Nicht auf jeden Menſchen und jedes Thier, die von einem tollen Hunde ge— biſſen wurden, wird das vermeintliche Wuthgift verpflanzt und bei ſehr vielen bleibt daſſelbe völlig wirkungslos. Es iſt aus langjährigen Erfahrungen bekannt und auch thatſächlich erwieſen, daß unter acht bis zehn Fällen, wo Menſchen von tollen Hunden gebiſſen wurden, die Wuth nur bei einem einzigen ausgebrochen iſt; denn trifft der Biß nicht eine entblößte Stelle, ſo wiſcht ſich der Speichel an den Kleidungsſtücken ab, welche der Zahn durchbohren muß, bevor er auch nur mit der Haut des Menſchen in Be— rührung kommen kann, daher der für anſteckend betrachtete Speichel auch nicht in die Wunde gelangen und mit dem Blute ſich vermiſchen kann. Aber auch im erſteren Falle, wenn der Biß unmittelbar eine entblößte Stelle trifft, wird die geringe Menge Geifers, welche in die Bißwunde gelangt, mit dem hervorquillenden Blute ſogleich wieder größtentheils ausgeſpült. Ebenſo iſt es durch viele Thatſachen bewieſen, daß wenn ein toller Hund auch eine größere Menge anderer Hunde gebiſſen hat, nur einige derſelben, nicht aber 43 alle von der Wuth befallen werden, und dieſe Krankheit auch bei Unterlaſſung poli— zeilicher Maßregeln nur ſehr ſelten eine größere Verbreitung in einer Gegend gewinnt. Es kann als gewiß betrachtet werden, daß Furcht, Beſorgniß und Angſt, wie bei ſo manchen anderen gefährlichen Krankheiten, ſo auch bei der Wuth, das Meiſte dazu beitragen, dieſelbe zum Ausbruche zu bringen; denn nur dadurch läßt ſich die Möglichkeit erklären, daß dieſelbe beim Menſchen bisweilen erſt nach mehreren Mo— naten und ſogar nach mehreren Jahren zum Ausbruche kommen kann. So ſelten auch eine Selbſtentwickelung der Wuth bei den Hunden ſtattfindet, ſo kann dieſelbe durch das Herumſtreichen und die Raufluſt auch nur eines einzelnen von dieſer Krankheit befallenen Hundes, dennoch bisweilen ſogar eine größere Ver— breitung erlangen, obgleich ſich dieß nur äußerſt ſelten ereignet. Um einer ſolchen Verbreitung dieſes Uebels möglichſt Einhalt zu thun, iſt man ſchon ſeit lange her zu verſchiedenen Mitteln geſchritten, wie dieß die mannigfaltigen Verordnungen poli— zeilicher Behörden beweiſen, die in den verſchiedenen Ländern des civiliſirten Europa in dieſer Beziehung ſeither erlaſſen worden ſind und auch noch erlaſſen werden. In den meiſten Fällen waren es aber, und ſind es auch noch jetzt, nur irr— thümliche Vorausſetzungen, welche zu denſelben Veranlaſſung gaben; denn beinahe immer ſind es nur einzelne zufällig in einem Bezirke erſcheinende fremde und zu— gleich biſſige Hunde, welche von dem Volke für wuthkrank angeſehen werden, und hat ein ſolcher Hund — durch die ihm nacheilende Volksmenge erſchreckt und zur Flucht getrieben, — auf ſeinem Wege einen anderen Hund oder irgend eines unſerer Hausthiere gebiſſen, oder wohl gar einen Menſchen, ſo reicht ein einziger ſolcher Fall hin, die Bevölkerung einer ganzen Stadt oft mit Blitzesſchnelle in Schrecken, Angſt und Sorge zu verſetzen. Allſogleich werden auch behördliche Verfügungen getroffen, um der Weiterver— breitung der Wuth vermeintlich ſichere Schranken zu ſetzen, obgleich dieſelbe faſt immer noch gar nicht conſtatirt iſt, und Anordnungen erlaſſen, die zuweilen unbe— greiflich erſcheinen und nahezu an die Grenze des Komiſchen ſtreifen. Jeder Hund ohne Unterſchied wird in einem ſolchen Falle oft dazu verurtheilt, durch viele Monate hindurch einen Maulkorb zu tragen oder der Beſitzer auch ge— halten, ſeinen Hund auf offener Straße beſtändig an der Schnur zu führen. Bei dem großen Intereſſe, welches gewiß jeder Hundefreund an dieſem Gegen— ſtande nimmt, dürfte es hier wohl am Platze ſein, näher in denſelben einzugehen. Eine Anordnung, welche dem Hundebeſitzer die Verpflichtung auferlegt, ſeinen Hund, ſo oft derſelbe die freie Straße betritt, ſtets mit einem Maulkorbe zu ver— ſehen und nach welcher jeder Hund, der daſelbſt ohne Maulkorb getroffen wird, vom Waſenmeiſter eingefangen werden kann, um ihn zur Beobachtung in die Thier— arzneiſchule zu bringen, wo er in der Regel der Vertilgung nicht entgeht, iſt nicht nur allein zwecklos, ſondern muß auch als ein nun und nimmermehr zu rechtferti— gender Eingriff in das Eigenthumsrecht betrachtet werden. Abgeſehen davon, daß dem Eigenthümer dadurch oft das Liebſte, das er beſitzt, 44 geraubt wird, da der Hund der treueſte Gefährte und oft einzig wahre Freund des Menſchen, der ſorgſamſte Hüter ſeines Hauſes und Beſitzes, und bisweilen ſogar ſein Führer und Ernährer, ſeine einzige Stütze oder Freude, oder wohl gar der Retter ſeines Lebens iſt, ſo gibt es nicht ſelten auch einzelne Fälle, wo der Beſitz ſo manchen Hundes mit Hunderten von Gulden bezahlt wird; und dennoch kann ein ſolcher Hund kraft eines derartigen Geſetzes vom Waſenmeiſter auf offener Straße confiscirt werden, wenn er — was ſelbſt bei der größtmöglichſten Sorgfalt nicht vermieden werden kann, — zufällig die Schwelle des Hauſes, das ihn beher— bergt, überſchreitet, ohne mit dem vorgeſchriebenen Maulkorbe verſehen zu ſein. Welcher Zweck durch den Maulkorb und die Führung des Hundes an der Schnur erreicht werden ſoll, iſt nicht wohl abzuſehen; denn daß hierdurch der Ver— breitung der Hundswuth nicht Einhalt gethan, daher die einer ſolchen Verordnung zu Grunde liegende Abſicht unmöglich erreicht werden kann, liegt auf flacher Hand. Allerdings wird der Hund durch Anlegung eines Maulkorbes — vorausgeſetzt daß dieſer gehörig conſtruirt iſt, — bißunfähig gemacht, doch kann dieß nur für die offene Straße, nicht aber für ſeine Behauſung gelten, da dem Hundebeſitzer nicht zugemuthet und derſelbe noch weniger verpflichtet werden kann, ſeinen Hund auch in der eigenen Wohnung fortwährend bei Tag und Nacht mit einem Maul⸗ korbe zu verſehen, da dieſer mit einer derartigen Armirung nicht einmal Nahrung zu ſich nehmen könnte und im Falle, als er wirklich von der Wuth befallen wäre, wohl eben ſo großes Unheil anrichten würde, wenn ſein eigener Herr oder andere Hausgenoſſen von ihm gebiſſen würden. Noch weniger Schutz gewährt aber die als vollkommen zwecklos erſcheinende Führung an der Schnur, insbeſondere aber in Ländern, wo die Hunde beſteuert und mit einer beſonderen Marke verſehen ſind und in denen es überhaupt keine herrenloſen Hunde gibt. N Der Maulkorb hat bei Hunden nur dann einen Sinn, wenn dieſelben that— ſächlich als biſſig bekannt find, und nur den Beſitzern ſolcher Hunde ſollte die Be— folgung einer derartigen Vorſchrift und zwar unter Androhung ſtrenger Vernach— läſſigungsſtrafen, nicht aber der geſammten Bevölkerung einer Stadt zur Pflicht gemacht werden. Ueber die ſonſtige Nutzloſigkeit des Maulkorbes bei Hunden haben ſich bereits die ausgezeichnetſten und erfahrenſten Thierärzte beinahe von ganz Europa entſchieden ausgeſprochen und es iſt wahrhaft nicht zu begreifen, wie es noch einzelne Länder gibt, in denen man nicht zur ſelben Anſicht gelangen konnte. Auch andere unſerer Hausthiere werden zuweilen, obgleich nur äußerſt ſelten, von der Wuth, als einer urſprünglich ſich entwickelnden und nicht erſt durch den Biß eines tollen Hundes auf ſie übertragenen Krankheit befallen, und insbeſondere Katzen, ohne daß es einer Behörde jemals in den Sinn gekommen wäre, auch bei dieſen Thieren zu den Maulkörben als Schutzmittel zu greifen. Noch weniger zu billigen iſt die hie und da noch beſtehende Verordnung, nach 45 welcher alle Hunde, die in einem beſtimmten Bezirke von einem wuthverdächtigen Hunde gebiſſen wurden, oder mit einem ſolchen auch nur in Berührung kamen, vom Waſenmeiſter auf offener Straße eingefangen und ſpäter auch getödtet werden mußten, ſo wie nicht minder auch die übertriebene Vorſicht ſo mancher Gemeinde— vorſtände, welche bei jedem ſolchen vereinzelt vorkommenden Falle ſämmtliche Hunde ihres Bezirkes erſchlagen oder auch erſchießen laſſen. Eine ſo allgemeine Maßregel, welche ein unbedingtes Todesurtheil über alle und ſelbſt die geſundeſten und harmloſeſten Hunde verhängt, kann in keinem Falle gerechtfertigt werden. g Die Mittel, welche wohl am meiſten dazu beitragen dürften, den Ausbruch der Hundswuth, wenn auch nicht vollſtändig zu verhüten, doch wenigſtens möglichſt zu beſchränken, ſcheinen mir folgende zu ſein; und zwar: 1) Die geregelte Herſtellung eines entſprechenden Verhältniſſes zwiſchen der Zahl der männlichen und weiblichen Hunde, von denen die erſteren beinahe überall in weit überwiegender Anzahl gehalten werden; 2) die Einführung von beſonderen, mit laufendem Waſſer verſehenen Hunde— Tränken in den einzelnen Straßen größerer Städte; und 3) die Ueberwachung der Verwendung des Hundes als Zugthier und die Be— ſchränkung der Laſten, welche man demſelben aufzubürden pflegt. Die Heiſerkeit iſt ein beim Hunde zwar öfter vorkommendes, aber meiſtens ſchon ſehr bald und leicht vorübergehendes Uebel, das gewöhnlich durch zu heftige Anſtrengung beim Bellen, bisweilen aber auch durch Verkühlung in Folge naßkalter Witterung herbeigeführt wird, oder auch in Begleitung des Huſtens auftritt. In der Regel erfolgt die Heilung ohne Anwendung irgend eines Arzneimittels, hält das Leiden aber länger an, ſo ſind ſchleimige oder ölige, mit Zucker und etwas Salmiak verſetzte Stoffe die ſicherſten Mittel zur Heilung. Am einfachſten iſt es, dem Hunde warme, mit Zucker verſüßte Milch, oder eine ſchleimige Brühe von Gerſtengrütze zu reichen, die bei einer längeren Dauer des Uebel mit einer geringen Gabe von etwa ½ Quentchen gepulvertem Salmiak zu verſetzen iſt, und denſelben vor Verkühlung zu ſchützen. Mandelmilch mit Zucker, etwas Gummi und Salmiak, iſt vorzüglich für kleine Stuben- und Schooßhunde zu empfehlen. Der Huſten iſt zwar kein gefährliches, aber ein läſtiges und oft nur ſchwer zu bewältigendes Leiden, zu welchem meiſtens raſche Abkühlung die nächſte Veran— laſſung gibt. Er beruht auf einer beſonderen Reizbarkeit der Luftwege, die durch eine ſchwache Entzündung der Schleimhäute derſelben hervorgerufen wird. Bisweilen reicht eine Löſung von 8 Quentchen gepulvertem Salmiak in acht Loth mit Zucker verſetztem Waſſer — wovon dem Hunde ſtündlich ungefähr ein Eßlöffel voll gereicht wird — hin, das Uebel ſchon ſehr bald vollſtändig zu heilen. Iſt daſſelbe aber hartnäckiger, ſo wird ſich in den meiſten Fällen eine tägliche Gabe 46 von fünf Tropfen Bitterſüß-Tinktur (Tinctura Dulcamarae) auf Zucker als ganz beſonders wirkſam zeigen. Weicht der Huſten aber auch dieſem Mittel nicht, ſo iſt es gerathen, thierärztliche Hilfe in Anſpruch zu nehmen. Schutz vor Verkühlung iſt aber auch bei dieſem Leiden von großer Wichtigkeit. Bei fett gewordenen Hunden geht die Geneſung nicht ſelten ohne Anwendung irgend eines Heilmittels vor ſich, wenn dieſelben ſpärlicher gefüttert werden und dadurch an Fett verlieren. Der Krampf- oder Keuchhuſten, der nur als eine beſondere Form des Huſtens zu betrachten iſt, beſteht in ſich öfter wiederholenden periodiſchen Anfällen eines von Schmerzen begleiteten Huſtens. Dieſe Anfälle halten in der Regel eine halbe bis mehrere Minuten an und gehen in ein eigenthümliches krampfhaftes Würgen, und hierauf entweder in eine Neigung zum Erbrechen, oder in ein wirkliches Erbrechen über, womit dieſelben gewöhnlich endigen. Iſt ein ſolcher Anfall vorüber, ſo zeigt ſich der Hund zwar etwas abgemattet, doch ſcheinbar völlig geſund. Die Hauptaufgaben, welche bei dieſem Leiden zu beobachten ſind, beſtehen in der ſorgfältigen Vermeidung einer Verkühlung und der Beſchränkung in der Diät. Als innerlich anzuwendendes Heilmittel ſind Pulver zu empfehlen, welche aus 4 Gran Antimon⸗Schwefel (Sulfur auratum Antimoni), 6 Gran Tollkirſchen⸗ Extrakt (Extractum Belladonnae) und ½ Loth Gummi-Pulver (Pulvis gum- mosus) zuſammengeſetzt und in 12 gleiche Theile zu theilen ſind, von denen dem Hunde täglich dreimal ein ſolcher Theil beizubringen iſt. Nebſtbei iſt demſelben aber auch mehrmals des Tages ein ſchleimiger Abſud von Eibiſchwurzeln (Radix Althaeae) mit Zucker verſetzt, als Getränke vorzuſtellen. Die Bräune oder ſogenannte Kehlſeuche beſteht in einer Entzündung des Kehlkopfes, welche ſich auch über den Schlundkopf und die Rachenhöhle verbreitet und bisweilen bis in die Luftröhre erſtreckt. Sie gibt ſich durch beengten Athem, Anſchwellung der Kehlgegend, Unver⸗ mögen zum Schlucken, Abgeſchlagenheit und Fieber zu erkennen, und iſt meiſt eine Folge von Erkältung nach vorausgegangener Erhitzung. Einreibung der Kehle mit Campher-Liniment (Linimentum saponato-campho- ratum) iſt das Mittel, welches man dagegen in Anwendung bringt, und Ein⸗ hüllung des Halſes mit einem warmen Tuche. Zum innerlichen Gebrauche dürfte eine in 12 gleiche Theile getheilte Miſchung von 6 Gran Biljenfraut-Ertraft (Extractum Hyosciami), oder vielleicht noch beſſer von 6 Gran Tollkirſchen-Extrakt (Extractum Belladonnae) mit 9 Loth Gummi⸗ Pulver (Pulvis gummosus), von welchem dem Hunde dreimal des Tages ein ſolcher Theil gereicht wird, eine günſtige Wirkung nicht verfehlen. Einfache Koſt und warme Haltung ſind aber eine Hauptbedingung zur Be⸗ wältigung dieſes Leidens. 2 * 47 Die Magenverdorbenheit beruht immer nur auf einer Störung in der Verdauung, ſei es nun in Folge des Genuſſes von zu vielem und insbeſondere von halbfaulem oder wohl gar völlig faulem Fleiſche, oder von zu fetter und kleiſteriger Nahrung, oder auch durch das Verſchlingen unverdaulicher Gegenſtände. Gänzlicher Mangel an Eßluſt, Aufſtoßen, Würgen, Erbrechen, Durchfall oder Verſtopfung ſind die gewöhnlichen Symptome dieſes Uebels, und im Falle daſſelbe auf übermäßigem Fleiſchgenuſſe beruht, auch ein höchſt übler Geruch aus dem Halſe oder der ſogenannte Mundgeſtank. Sehr eingeſchränkte Diät iſt das ſicherſte Mittel zur Heilung dieſes meiſt leicht vorübergehenden Leidens, zu deſſen Beſeitigung nur in ſeltenen Fällen die Anwen— dung beſonderer Heilmittel erforderlich iſt, bei deren Wahl man ſich nach den Symptomen richten muß, von welchen daſſelbe begleitet iſt. Die hierbei anzuwendenden Mittel beſchränken ſich auf ſolche, welche entweder zum Erbrechen reizen, oder auch die Entleerungen hemmen, oder befördern. Das Erbrechen erfolgt gewöhnlich bei einer Ueberfüllung des Magens und bedarf durchaus keiner Anwendung von Heilmitteln, da ſich der Hund ſchon ſehr bald nach demſelben wieder völlig wohl, friſch und munter zeigt. Meiſtens hilft ſich der Hund ſelbſt, wenn er ſich durch einen Knochen im Magen, den er nicht verdauen kann, unwohl fühlt, und reizt ſich durch den Genuß von jungem Graſe und vorzüglich von Queckengraſe zum Erbrechen. Die Verſtopfung beruht beim Hunde, wenn ſie nicht als ein Symptom einer anderen Krankheit auftritt, immer nur auf einer vorwaltenden Fütterung mit Knochen, und geht meiſtens leicht und ohne Anwendung eines Arzneimittels vorüber. Nur in Fällen, wo ſie ſich hartnäckig zeigt, was ſich jedoch nur ſelten ereig— net, iſt es nöthig, ein Heilmittel anzuwenden. Eine Gabe von 20—30 Gran gepulverter Jalappa-Wurzel (Radix Jalappae) mit gepulvertem Zucker gemiſcht, welche dem Hunde auf einmal beizubringen iſt, erzielt gewöhnlich ſchon den gewünſchten Erfolg, und braucht nur dann wiederholt zu werden, wenn das Uebel dadurch noch nicht gehoben iſt. Ein gelinderes Mittel, vorzüglich für kleinere Hunde geeignet, iſt Ricinus-Oel (Oleum Rieini), wovon dem Hunde ſtündlich ein Löffel voll in jo lange zu geben iſt, bis ſich von dieſem Heilmittel eine Wirkung zeigt. | Der Durchfall beruht meiſtens auf Fehlern in der Diät, daher es vor Allem nöthig iſt, dieſelben abzuſtellen. Bisweilen tritt er aber auch in Folge einer Ver— kühlung ein und zwar vorzüglich im Spätſommer und im Herbſte, oder er zeigt ſich auch während der Periode des Zahnens im erſten Lebensjahre zwiſchen dem dritten und vierten Monate. Warmes Verhalten und eine ſchleimige Brühe von Gerſtengrütze, oder auch ein mit Zucker verſetzter Aufguß von Feld-Camillen-Blüthen (Flores Chamomillae vul- garis), dem Hunde warm. dargereicht, find bisweilen zureichend, den Durchfall zu ſtillen. Iſt dieß aber nicht der Fall, jo werden ſich Doveriſche Pulver (Pul- 48 veres Doveri), von welchen man dem Hunde ein- bis zweimal des Tages eine Gabe von 1 Gran mit Zucker verſetzt, reichen kann und das Auflegen warmer trockener Bähungen auf den Unterleib, ſicher wirkſam zeigen. Die Kolik beſteht in einer ſchmerzhaften Reizung des Darms und bisweilen gleichzeitig auch des Magens, die bald auf Krämpfen in Folge von Erkältung, bald auf Verſtopfung oder auch auf Blähungen beruht, und nicht ſelten auch durch Ein— geweidewürmer hervorgerufen wird. Dieſe Krankheit tritt in mehreren Formen auf, die je nach der Verſchiedenheit ihrer Entſtehungsurſache verſchieden von einander und auch mehr oder weniger ſchmerzhaft ſind. Die gelindeſte Form iſt das Bauchgrimmen oder ſogenannte Leibſchneiden, das in einer krampfhaften Zuſammenziehung der Gedärme beſteht und mit einem ſchneidenden Schmerze verbunden iſt. Der Hund zeigt ſich unruhig, verläßt ſein Lager, ſchreitet ängſtlich und unſtät hin und her, und gibt deutlich Zeichen des Schmerzes zu erkennen, die ſich in kurzen Zwiſchenräumen wiederholen. Der Unterleib iſt dabei eingezogen und das Thier ſucht ſeinen Schmerz durch zeitweiſes Strecken des Leibes und ſeiner Glied— maſſen zu mildern. Erkältung iſt die gewöhnliche Veranlaſſung zu dieſem meiſt leicht vorübergehen— den Uebel, das durch warme Haltung und Anwendung eines warmen, mit Zucker verſetzten Aufguſſes von Feld-Camillen-Blüthen (Flores Chamomillae vulgaris), dem auch eine ganz geringe Menge von Kümmelſamen beizumiſchen iſt, meiſt ſchon in ſehr kurzer Zeit vollſtändig gehoben wird. Liegen dem Uebel Blähungen zu Grunde, was aus der Spannung und Aufgetriebenheit des Unterleibes, ſo wie zuweilen auch aus wiederholtem Aufſtoßen leicht zu erſehen iſt, ſo beobachtet man zwar dieſelbe Behandlung, mengt aber dem Chamillen-Aufguſſe eine etwas größere Menge Kümmelſamen bei und hüllt den Unterleib des Hundes in erwärmte Tücher ein. Rührt das Leiden aber von Verſtopfung her, was aus dem Hinzutreten einer Hemmung in der Entleerung zu den beim Bauchgrimmen gewöhnlich vor— kommenden Symptomen zu erkennen iſt, ſo wendet man nebſt dem oben angeführten Heilmittel noch eine Gabe von 20—30 Gran gepulverter Jalappa-Wurzel (Radix Jalappae), gemengt mit gepulvertem Zucker, an, die dem Hunde kurz nachdem er den Chamillen-Aufguß zu ſich genommen hat, beizubringen iſt, oder gibt dem Hunde ſtündlich einen Löffel voll Ricinus-Oel (Oleum Rieini), bis ſich eine Wirkung zeigt. Auch bei dieſer Krankheitserſcheinung iſt es von Wichtigkeit, den Hund immer warm zu halten. Bei der durch Ein geweidewürmer verurſachten Kolik oder der ſogenannten Wurmkolik ſind die Symptome dieſelben, wie beim gewöhnlichen Bauchgrimmen, nur tritt bisweilen auch Würgen, Drang zum Erbrechen, oder auch wirkliches Er— brechen ein und der Hund beleckt oft gierig auch den Boden. 49 Man behandelt den Hund bei diefer Form der Kolik genau jo wie beim ein- fachen Bauchgrimmen, gibt ihm aber unmittelbar nach dem Chamillen-Aufguſſe 2 bis 3 abgehäutete Stücke einer kleinen, nach ihren Einſchnitten gebrochenen Knob— lauch⸗Zwiebel, die man ihm in den Mund ſteckt, und wobei man ihn ſodann durch Feſthalten an der Schnauze zwingen muß, die Kiefer ſo lange geſchloſſen zu halten, bis er die Knoblauchſtücke verſchluckt hat. Die ſchmerzhafteſte und zugleich auch gefährlichſte Form der Kolik iſt die ent— zündliche, welche immer die Folge einer plötzlichen heftigen Erkältung iſt und nur zur Zeit eines ſtrengeren Winters eintritt, wenn der Hund unmittelbar von ſeinem warmen Lager und bevor er ſich noch abgekühlt hat, ſogleich in's Freie gelangt und ſich daſelbſt auch länger aufhält. Dieſe Krankheitsform iſt um fo gefährlicher, als dieſelbe — wenn nicht alſo— gleich kräftige Mittel dagegen angewendet werden — ſehr leicht in Darmentzündung übergeht und beinahe immer mit dem Tode endigt, der unter heftigem Klagegeſchreie, das faſt beſtändig anhält und blos auf ſehr kurze Zeit verſtummt, meiſt ſchon am zweiten oder dritten Tage nach dem Ausbruche der Krankheit eintritt. Auflegung eines Senfumſchlags auf den Unterleib, welchem feuchte warme Umſchläge von erweichenden Kräutern (Species emollientes pro fomento), mit Schirlingskraut (Herba Ciculae) zu gleichen Theilen gemengt, folgen müſſen, Ein— hüllung in erwärmte Tücher und innerlich eine zwei- bis dreimal des Tages zu wiederholende Gabe von einem Löffel voll Olivenöl mit einem Theelöffel voll Bilſen— kraut⸗Oel (Oleum herbae Hyoscyami) gemiſcht, ſind die Mittel, welche manchmal eine Heilung bewirken. Das Augentriefen iſt ein bei Hunden ziemlich häufig vorkommendes Uebel, das vorzüglich bei Stubenhunden öfter angetroffen wird und mehr unangenehm, als für das Thier ſchädlich iſt. Dieſes Leiden, welches ſich ſehr oft zu einem chroniſchen geſtaltet, wenn nicht ſchon frühzeitig demſelben entgegengewirkt wird, iſt als die Folge einer ſchwachen und ſchleichenden Entzündung der Augenbindehaut zu betrachten, die zwar bisweilen durch Erkältung entſteht, beinahe immer aber durch die fortwährende Fütterung mit vorwaltender Fleiſchkoſt hervorgerufen wird. Oftmaliges Reinigen der Augen mit friſchem Flußwaſſer, eingeſchränkte und vorzugsweiſe auf Vegetabilien beſchränkte Koſt und häufige Bewegung in friſcher Luft ſind die einfachſten und zugleich auch ſicherſten Mittel zur Heilung dieſes Uebels. Die Augenentzündung entſteht entweder in Folge mechaniſcher Ein— wirkungen, durch einen Schlag oder Stoß auf das Auge, oder durch das zufällige Eindringen fremdartiger Gegenſtände in daſſelbe, wie von Staub, Sand, Grannen, gewiſſen kleinen Inſekten, welche den Augen zuzufliegen pflegen u. ſ. w. oder auch durch Erkältung beim raſchen Wechſel trockener heißer Luft mit naßkalter Witterung. Waſchung der Augen mit Quittenſchleim (Mueilago seminum cydoniorum) Fitzinger, Der Hund. 4 50 ſchon bei Beginn des Uebels mehrmals des Tages in Anwendung gebracht, genügt daſſelbe zu heilen. Das Augenfell, das ſich immer erſt nach einer vorausgegangenen hart⸗ näckigeren Augenentzündung bildet, beſteht in der Verdickung irgend einer Stelle auf der Hornhaut und gibt ſich als ein milchweißer Flecken auf derſelben zu erkennen. Täglich zweimal vorgenommenes Beſtreichen des Auges mittelſt eines in Gou⸗ lard'ſches Waſſer (Aqua Goulardi) getauchten Pinſels, kann mit ziemlicher Sicher⸗ heit einen günſtigen Erfolg hoffen laſſen. Doch iſt es zugleich auch nöthig, inner- lich auf eine Ableitung einzuwirken, daher es angezeigt erſcheint, dem Hunde je nach ſeiner verſchiedenen Größe, 1 Quentchen bis zu 1 Loth ſchwefelſaures Natron oder ſogenanntes Glauberſalz (Sal mirabilis Glauberi) der Brühe beizumengen, die man ihm zur Nahrung vorſetzt. Der Augenflecken beſteht in einer dunkler gefärbten Stelle auf der durch⸗ ſichtigen Hornhaut des Auges, welche bisweilen nach einer länger andauernden Augenentzündung, oder auch nach einer theilweiſen Heilung des Augenfelles zurückbleibt. Als ein ſehr einfaches Mittel, welches man gegen dieſes Uebel mit Erfolg in Anwendung zu bringen pflegt, iſt eine ſehr geringe Menge fein geriebenen Zuckers zu empfehlen, die man zweimal des Tages dem Thiere auf jene Stelle im Auge hinbläſt, wo ſich der Flecken befindet. Der Ohrenfluß, der beinahe immer nur in Folge eines Geſchwüres entſteht, das ſich tief im Gehörgange befindet, gibt ſich durch den Ausfluß einer ſcharfen, ſchleimigen oder auch eiterartigen und meiſt mit etwas Blut gemiſchten, höchſt übel- riechenden Flüſſigkeit aus dem Ohre zu erkennen. Dieſes für den Hund äußerſt läſtige Uebel, welches in den meiſten Fällen durch die nicht zu billigende Gewohnheit hervorgerufen wird, denſelben wegen Un- gehorſam oder irgend einem Vergehen durch heftiges Rütteln an den Ohren zu ſtrafen, gibt ſich ſchon beim Beginne deſſelben dadurch zu erkennen, daß ſich der Hund bemüht, ſich im Inneren des Ohres mit ſeinen Zehen zu kratzen, wobei jo- wohl dieſe, als auch das Ohr mit Blut und Eiter verunreinigt werden. Häufig trägt er auch den Kopf zeitweiſe ſchief, das kranke Ohr nach abwärts gerichtet und verbreitet meiſt auch einen üblen Geruch um ſich. Um dieſes Leiden zu heilen, iſt es vor Allem wichtig, das Innere des Ohres mittelſt eines in lauwarmes Waſſer, in Milch, oder auch in einen Aufguß von Malven- oder ſogenannten Käſepappel-Kraut (Herba Malvae rotundifoliae) ein⸗ getauchten Badeſchwammes ſorgfältig zu reinigen und dieſe Flüſſigkeiten auch in den Gehörgang einzuträufeln. | Der Ohrwurm, welcher zwar gewöhnlich, doch völlig irrtümlich, auch Ohrenkrebs genannt wird, da dieſes Uebel durchaus nicht krebsartiger Natur iſt, beſteht in dem Geſchwürigwerden eines Theiles des Ohrmuſchelrandes, wobei an der kahlgewordenen wunden Stelle eine übelriechende Jauche ausſickert, und kommt wohl nur bei langohrigen Hunden und vorzüglich bei Jagdhunden vor. „ — Tr N 51 Die Heilung dieſes bisweilen ſehr hartnäckigen Uebels geht meiſtens nur deß— halb ſo ſchwer vor ſich, weil die krankhafte Stelle, welche dem Hunde heftiges Jucken verurſacht, durch beſtändiges Kratzen und beſonders durch das häufige Schüt— teln des Kopfes und das mit demſelben verbundene fortwährende Anſchlagen der Ohren, ſtets im Zuſtande der Reizung erhalten wird. Mehrmals des Tages vorgenommene Reinigung der wund gewordenen Stelle mit einem lauwarmen Aufguſſe von Malven- oder Käſepappel-Kraut (Herba Mal- vae rotundifoliae) und Beſtreuung derſelben mit fein gepulverter Tormentillwurzel (Radix Tormentillae) ſind bisweilen vollkommen zureichend, dieſes Uebel zu heilen, vorausgeſetzt, daß dieſe Mittel frühzeitig genug angewendet werden. Doch iſt es zur raſcheren Erzielung eines Erfolges unerläßlich, durch Anlegung einer Lederkappe das Kratzen an der wunden Stelle und das Anſchlagen der Ohren beim Schütteln des Kopfes zu verhindern. Greift das Uebel aber durch Vernachläſſigung um ſich, ſo kann die Behand— lung nur der Thierarzt übernehmen. Der Rheumatismus entſteht gewöhnlich in Folge einer Erkältung und insbeſondere wenn der Hund noch erhitzt iſt und bevor er ſich noch abgekühlt hat, ſogleich in's kalte Waſſer gejagt wird. Dieſes Leiden, welches ſich durch den ſteifen Gang des Thieres zu erkennen gibt, iſt ſtets mit mehr oder weniger heftigen Schmerzen in den Gliedmaſſen ver— bunden, daher auch der Hund häufig ſchon bei der leiſeſten Berührung der von demſelben ergriffenen Stelle, ja ſelbſt wenn man auch nur verſucht, ſich mit der Hand einer ſolchen Stelle zu nähern, einen kläglichen Schrei ausſtoßt. Warmes Verhalten, ſtrenge Diät und Einhüllen der Gliedmaſſen in warme, über Zucker geräucherte Tücher, ſind die erprobteſten Mittel zur Heilung. Das Verfangen oder Verſchlagen iſt ein faſt nur bei Jagdhunden öfter vorkommendes, meiſt aber leicht vorübergehendes Uebel, das in Athmungsbeſchwerden und gewöhnlich auch in einer Aufgetriebenheit des Leibes beſteht. Zu großer Eifer bei Verfolgung des Wildes gibt die nächſte Veranlaſſung hierzu, indem ſich der Hund hierbei zuweilen allzuſehr erhitzt und während ſeines raſchen Laufes, insbeſondere wenn derſelbe gegen einen ſtärkeren Wind gerichtet iſt, auch eine zu große Menge von Luft theils einathmet, theils aber auch verſchluckt, ſo daß er zuweilen zu Boden fällt und dabei nach Luft haſcht. Ruhe iſt vollkommen genügend, dieſen Zuſtand ſchon ſehr bald zu be— ſeitigen. Die Blattlähme oder Buglähme iſt nur eine Folge mechaniſcher Ver— letzung und wird meiſt durch einen Stoß oder Schlag hervorgebracht. Dieſelbe beſteht in einer Entzündung der Muskeln an dem Gelenke, welches das Schulterblatt mit dem Armbeine verbindet und gibt ſich durch Steifheit des Oberarmes und den lahmen Gang des Hundes zu erkennen. Auflegung von Lappen, die in mit etwas Waſſer verdünnte Arnica-Tinctur 52 (Tinctura Arnicae) getaucht und gehörig durchnäßt worden, ſind, nebſt Ruhe, das ſicherſte Heilmittel zur Hebung dieſes Uebels. Das Blutharnen oder der Abgang eines mit Blut gemiſchten Harnes iſt ein beim Hunde nur ſelten vorkommendes Leiden, das immer nur auf einer ört— lichen Verletzung beruht und meiſt durch einen Schlag oder Stoß auf die Nieren- gegend herbeigeführt wird. Kalte Umſchläge in der Nierengegend bewirken gewöhnlich ſchon in kurzer Zeit eine vollſtändige Heilung dieſes Uebels. Drüſenverhärtung entſteht beim Hunde meiſtens in Folge eines Stoßes, Schlages oder auch eines anhaltenden Druckes auf gewiſſe Drüſen und namentlich auf die Bruft- und Halsdrüſen, weit ſeltener hingegen in Folge einer Entmiſchung der Säfte. Vorzüglich ſind es aber die Halsdrüſen, bei welchen häufiger Verhärtungen vorkommen, zu denen die ſo beliebten und vorzüglich bei Jagdhunden in Anwendung gebrachten Zug-Halsbänder gewöhnlich die Veranlaſſung bilden. Schon das einfache Führen des Hundes an der Schnur, ſei dieſelbe ihm nun unmittelbar um den Hals gelegt oder auch an einem gewöhnlichen Halsbande be— feſtigt, kann eine ſolche Verhärtung der Halsdrüſen zur Folge haben, da der Hund, wenn er nicht ſchon von früher Jugend daran gewöhnt wurde, an der Schnur geführt zu werden, beſtändig und mit aller ſeiner Kraft nach vorwärts zieht und dadurch den Druck auf die Halsdrüſen veranlaßt. Verhärtungen der Bruſtdrüſen kommen faſt nur bei den Weibchen vor, wenn dieſelben während der Trächtigkeit oder auch nach derſelben, inſolange ſich noch Milch in den Brüſten befindet, einen Stoß oder Schlag auf dieſelben erhalten haben. Sehr oft werden dieſe Drüſenverhärtungen bösartig und bilden ſich zum Skirrhus aus, indem die Drüſe mit ihren Umgebungen allmählig verwächſt und die in ihrer Nähe gelegenen Venen anſchwellen und ſogenannte Krampfadern bilden, die mit ſchwarzrothem Blute gefüllt ſind, daher auch die ganze Oberfläche uneben und von knotigen Wülſten durchzogen erſcheint. Meiſtens geht der Skirrhus bei dieſer immer ſehr langwierigen Krankheit in Krebs, nur ſelten aber in Eiterung über, in welchem letzteren Falle ſich der Eiter entweder nach Außen oder auch nach Innen ergießt. Eine Heilung dieſer höchſt bedenklichen und meiſt mit dem Tode endigenden Krankheit iſt nur dann möglich, wenn man gleich beim erſten Beginne dieſes Uebels demſelben Einhalt zu thun und einer weiteren Entwickelung der Krankheit entgegen zu wirken ſucht. Eine Löſung von 20 Gran Jodkali (Kali hydrojodicum) in zwei Loth de— ſtillirtem Waſſer, welche dem Hunde täglich theelöffelweiſe beizubringen iſt, dürfte — wenn dieſelbe gleich Anfangs angewendet wird — noch das ſicherſte Mittel ſein, dieſes Uebel zu bewältigen. Die Räude iſt eine oft hartnäckige Hautkrankheit, welche theils durch den e 53 Genuß von allzu fettem oder auch zu ſtark geſalzenem Futter, theils durch ſchlechtes Waſſer und zu wenig Bewegung, vorzüglich aber durch unreine Haltung des Hundes hervorgerufen wird. Dieſelbe beſteht in einem kruſtenartigen Hautausſchlage, bei welchem ſich An— fangs ſtellenweiſe auf der kahl gewordenen Haut glänzend rothe Flecken von regel— mäßiger oder unregelmäßiger Geſtalt in größerer oder geringerer Ausdehnung bil— den, die mit ſilberweißen Schuppen überdeckt erſcheinen, welche bei längerer Dauer ſich mehr und mehr verdicken, eine gelbliche Färbung annehmen und ein faſt meh— liges Ausſehen erhalten, und wobei die Haut ſodann ſich dunkel ſchmutzigroth, hart und aufgeſprungen zeigt und aus den entſtandenen Riſſen eine lymphartige Feuch— tigkeit ausſchwitzt. Gewöhnlich kommt dieſer Ausſchlag beim Hunde auf dem Rücken vor, und da ihm derſelbe fortwährend ein heftiges Jucken verurſacht und er ſich an dieſer Körperſtelle mit den Krallen nicht zu kratzen vermag, ſo ſucht er ſich auch faſt be— ſtändig zu reiben oder zu wälzen, wodurch die Heilung weſentlich erſchwert wird. So lange die Krankheit noch nicht überhand genommen hat, genügen täglich vorgenommene Waſchungen mit grüner Seife an den kranken Stellen, dem weiteren Fortſchreiten des Uebels Einhalt zu thun; hat dieſelbe aber einmal eine größere Ausdehnung gewonnen, ſo iſt es nöthig, nebſt dieſen Waſchungen auch innerlich durch ein Abführungs- und harntreibendes Mittel einzuwirken. Als erſteres iſt Ricinus⸗Oel (Oleum Rieini) zu empfehlen, von welchem dem Hunde je nach ſeiner verſchiedenen Größe einige Male des Tages ein bis zwei Löffel voll zu reichen ſind, als letzteres ein Abſud von Wachholderbeeren (Baccae Juni— peri), reichlich mit Zucker verſetzt. Von höchſter Wichtigkeit iſt aber die Einhaltung einer ſtrengen Diät. Zu ſehr vernachläſſigen darf man dieſe Hautkrankheit nicht, da ſich ſonſt unter den Borken die Krätz-Milbe bildet, welche nur durch thierärztliche Behandlung be— wältigt werden kann und die Krankheit zu einer anſteckenden macht. — ZW. h vn { AT Im Feinde. Die Hauptfeinde des Hundes ſind die größeren Raub-Säugethiere und nament⸗ lich die verſchiedenen Katzen- und Bärenarten, weit weniger dagegen die größeren hundeartigen Thiere, wie die Hyänen und die verſchiedenen Wölfe, die ihn nur beim größten Hunger angreifen und welche letzteren zuweilen ſogar ſich mit ihm paaren. Mit allen katzenartigen Thieren und auch ſelbſt mit unſerer Hauskatze lebt er faſt in beſtändiger Feindſchaft, und nur wenn er mit derſelben ſchon von Jugend an aufgezogen und an ſie gewöhnt worden iſt, verliert ſich dieſe angeborene Feind⸗ ſchaft und verwandelt ſich häufig ſogar in Freundſchaft, ſo daß beide unbehelligt neben einander in derſelben Stube leben und nicht ſelten ſogar aus einer und der— ſelben Schüſſel freſſen. Unter den inſekten- und ſpinnenartigen Thieren werden dem Hunde die Flöhe und Zecken am meiſten läſtig. Beide ernähren ſich von ſeinem Blute und ſeinen Säften und verurſachen ihm oft mancherlei Qualen, je nachdem ſie ſich an mehr oder weniger empfindlichen Körperſtellen einfinden. Durch reine Haltung, tägliches Kämmen, häufiges Waſchen, ſei es im fließenden Waſſer oder auch im Hauſe, kann der Ueberhandnahme der erſteren Einhalt gethan werden, und vorzüglich, wenn das Waſſer mit etwas Kali⸗, oder noch beſſer mit Soda⸗Laugenſalz gemiſcht wird; doch iſt dabei die Vorſicht zu gebrauchen, daß bei einer ſolchen Waſchung — die nur völlig verläßlichen Perſonen anvertraut werden kann — die Augen nicht benetzt werden, und der Hund zuletzt mit reinem Waſſer abgeſpült wird. Bei kurzhaarigen Hunden reicht auch das Reinigen mit Waſſer und gewöhn⸗ licher Seife hin, die Menge der vorhandenen Flöhe zu verringern, nicht aber um dieſelben — wenigſtens für einige Zeit — völlig auszurotten, wie dieß durch das mit Laugenſalzen gemiſchte Waſſer bewirkt wird. Bei langhaarigen Hunden dagegen iſt eine ſolche Waſchung mit laugenſalz⸗ haltigem Waſſer um ſo mehr nöthig, als dieſelben nur ſehr ſchwer gehörig gekämmt werden können. © 55 Um die an den Hund angeſogenen Zecken zu vernichten, welche ſich oft tief in die Haut einbohren, genügt es, den aus derſelben hervorſtehenden Leib des Zecken mit Oel zu beſtreichen, wodurch die Athmungslöcher verklebt werden und das Thier getödtet wird, das in kurzer Zeit auch abfällt. Gewöhnlich pflegt man den Hund von dieſen für ihn höchſt läſtigen Thieren, welche — wenn ſie ſchon durch längere Zeit an ihm feſtſitzen und ſich mit ſeinem Blute vollgeſogen haben, — bei der außerordentlichen Dehnbarkeit ihrer überaus dicken und zähen Körperhaut bisweilen den Umfang einer kleinen Bohne erreichen, dadurch zu befreien, daß man ihm dieſelben gewaltſam aus der Haut heraus reißt, wozu aber immer eine gewiſſe Kraftanwendung erforderlich iſt. Wenn auch durch dieſe zwar einfache, aber keinesweges völlig ſchmerzloſe Operation der angeſtrebte Zweck vollſtändig erreicht wird, ſo iſt ſie jedoch durchaus nicht zu empfehlen, da hierbei nur der Körper des Zecken abgeriſſen wird und der tief in die Haut eingebohrte und in derſelben feſtſitzende, mit Widerhaken verſehene Saugrüſſel deſſelben immer in der Haut zurückbleibt, wodurch der Hund noch durch längere Zeit ganz unnützerweiſe von juckenden und brennenden Schmerzen gequält wird. Geſchichte. Wie ſo manche andere Thiere, hat auch der Hund ſeine Geſchichte und zwar eine Geſchichte, die bis in das graueſte Alterthum und beinahe eben ſo weit als die des Menſchengeſchlechtes zurückreicht. So weit die uns gewordenen geſchichtlichen Ueberlieferungen zurückreichen, treffen wir den Hund überall und immer nur im engſten Verbande mit dem Menſchen, der die mannigfaltigen Eigenſchaften deſſelben benützte und ihn faſt allenthalben in gleicher Weiſe verwendete. | Bei ſämmtlichen Völkern erſcheint er als der Wächter des Hauſes und der Viehheerden und faſt von allen wurde er auch zum Verfolgen und Einfangen des Wildes verwendet, während es nur wenige waren, die ihn auch zu anderen Zwecken benützten. Eine gedrängte hiſtoriſche Darſtellung ſeines Verhältniſſes zu den verſchiedenen Völkern des Alterthums, welche ich hier in chronologiſcher Folge zu geben verſuche, wird genauere Aufſchlüſſe hierüber bieten. Schon in der allerälteſten Zeit wurde der Hund von den Iſraeliten als Hausthier gehalten und für den Unterhalt deſſelben Sorge getragen, da ſie jedes Thier, das todt auf offenem Felde angetroffen wurde, zum Futter für ihre Hunde beſtimmt hatten. . Es geht dieß deutlich aus folgender Stelle in der heiligen Schrift“) II. Buch Moſe, 22. Kap. 31. Vers hervor, in welcher es heißt: „Ihr ſollt heilige Leute vor mir ſein, darum ſollt ihr kein Fleiſch eſſen, das auf dem Felde von Thieren zerriſſen iſt, ſondern vor die Hunde werfen.“ Seine Hauptverwendung beſtand aber in dem Zuſammenhalten und der Be⸗ wachung der Schafheerden, weßhalb er auch bei dem iſraelitiſchen Hirtenvolke ſehr geſchätzt war. Die hierauf bezügliche Bibelſtelle im Buche Hiob, 30. Kap. 1. Vers lautet: *) Luther's Ueberſetzung. 57 „Nun aber lachen meiner, die jünger ſind, denn ich, welcher Väter ich verachtet hätte zu ſtellen unter meine Schafhunde.“ Auch als Begleiter auf Reiſen wurde der Hund ſchon von den alten Iſrae— liten benützt, wie wir gleichfalls aus einer Stelle in der Bibel, im Buche Tobias, 6. Kap. 1. V. erſehen, worin es bei Schilderung des Reiſeantritts des jungen To— bias heißt: „Und Tobias zog hin, und ein Hündlein lief mit ihm.“ Daß die Hunde in Paläſtina aber ſchon in ſehr alter Zeit auch herrenlos in den Straßen der Städte und auf offenem Felde ſich herumtrieben, geht aus mehreren Stellen in der heiligen Schrift hervor. So heißt es im LIX. Pſalme, 7. und 15. V.: „Des Abends laß ſie wie— derum auch heulen wie die Hunde, und in der Stadt umherlaufen.“ Dann im LIX. Pſalme, 16. V.: „Laß ſie hin und her laufen um Speiſe, und murren, wenn ſie nicht ſatt werden.“ Ferner im J. Buche der Könige, 14. Kap. 11. V. — 16. Kap. 4. V. und 21. Kap. 24 V.: „Wer von Jerobeam (Baeſa, Ahab) ſtirbt in der Stadt, den ſollen die Hunde freſſen, wer aber auf dem Felde ſtirbt, den ſollen die Vögel des Himmels freſſen.“ Insbeſondere trieben ſich dieſe herrenloſen Hunde in Paläſtina auch um die Richtſtätten herum, wie aus folgender Bibelſtelle im J. Buche der Könige, 21. Kap. 19. V. zu erſehen iſt, welche lautet: „An der Stätte, da Hunde das Blut Naboths geleckt haben, ſollen auch Hunde dein Blut lecken;!“ dann 22. Kap. 38. V., wo es heißt: „Und da ſie den Wagen wuſchen bei dem Teiche Samaria, leckten die Hunde ſein Blut.“ Häufig wurde der Hund von den Iſraeliten aber auch zur Jagd benützt. Bei den alten Aegyptiern ſtand der Hund hoch in Ehren und wurde von denſelben, wie auch ſo manche andere Thiere, die ihnen einen Nutzen gewähr— ten, ſogar in ihre Mythe verflochten, was übrigens auch bei den alten Griechen und Römern der Fall war, auf welche dieſe Uebung übergegangen war. Seine Hauptverwendung beſtand aber bei dieſem Volke in ſeiner Benützung zur Jagd, ſo wie auch zur Bewachung der Häuſer und Heerden. Schon auf den älteſten Denkmälern dieſes Volkes, die nahe an 6000 Jahre über unſere dermalige Zeit zurückreichen, treffen wir den Hund in mehrfachen Formen bildlich dargeſtellt und merkwürdigerweiſe zuweilen auch mit verſtümmelten Ohren und abgeſtutztem Schwanze; ein Beweis, daß dieſe ſelbſt heut zu Tage noch nicht nur in Nubien, ſondern auch in einem ſehr großen Theile von Europa beſtehende Sitte, ſchon in der allerälteſten Zeit ihren Urſprung findet. Im alten Griechenland wurde der Hund ſchon zur Zeit Homer's, un— gefähr 1000 Jahre vor Chriſtus, hauptſächlich zur Jagd verwendet, nicht minder aber auch als Wächter des Hauſes und der Heerden benützt. Seltener dagegen wurde er als Luxusthier gehalten, wo er der ſtete Begleiter ſeines Herrn war, dem er ſogar in die Raths- und Volksverſammlungen folgte, von deſſen Tiſche er gefüttert 58 und mit welchem er auch, wenn er ihn überlebt hatte, gemeinſchaftlich auf einem und demſelben Scheiterhaufen verbrannt wurde. Schon Achilles hatte, wie die Geſchichte uns berichtet, neun ſolche Luxushunde mit ſich geführt, als er in den Kampf vor Troja zog, und der Verſtand, ſo wie die Liebe und Treue des Hundes zu ſeinem Herrn wurde ſchon von Homer in ſeinen Geſängen geprieſen, indem er uns erzählt, daß Odyſſeus, als er nach der Einnahme von Troja nach ſiebenjähriger Abweſenheit von ſeiner Heimath wieder nach Ithaka zurückkam, von Niemand anderem mehr daſelbſt erkannt wurde, als von ſeinem treuen Haushunde „Argos“, obgleich er in der Kleidung eines Bettlers ſeinen Palaſt betrat; denn mit freudigem Geheule kam ihm dieſer wedelnd entgegen und ſtarb ſogar vor Freude in Folge dieſes Wiederſehens. Alle ihre Hunde wurden von den alten Griechen auch mit beſonderen, theils mythiſchen, theils hiſtoriſchen Namen bezeichnet. In den Thierkämpfen, mit welchen ihre Herrſcher das Volk zu ergötzen ſuch— ten, ſpielten die großen, ſtarken und muthigen Hunde meiſtens eine hervorragende Rolle und vorzüglich zur Zeit Alexanders des Großen, Königs von Macedonien, in den Jahren 335 — 323 v. Chr. Hunde wurden auch als Opferthiere von den alten Griechen verwendet; ſo brachten ſie ihrer Göttin Hekate häufig Hundeopfer dar und gewöhnlich waren es ſchwarze Hunde, die ſie hierzu wählten, und auch bei den Korinthern beſtand die Sitte, dem Kriegsgotte Mars alljährlich einen Hund zu opfern. Auch von den alten Römern wurde der Hund vorzugsweiſe als Nutzthier gehalten und ſowohl zur Jagd, als zum Schutze der Wohnhäuſer und Heerden ver⸗ wendet; doch galten ſchon zu jener Zeit gewiſſe kleinere Formen deſſelben und na— mentlich der kleine Seidenhund, der melitäiſche oder unſer Bologneſerhund und der kleine Pudel als Lieblinge der Frauen. Als Beſchützer des Hauſes und der Heerden wurden nur gewiſſe größere Formen des Haushundes verwendet und zwar vorzugsweiſe der epirotiſche und albaniſche Hund, von denen der erſtere unſerem Hirten-Haushunde, der letztere aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach dem ungariſchen Wolfshunde entſpricht. In allen Häuſern, wo man dieſe Hunde an der Kette angelegt zu halten pflegte, war als eine Warnung für die Fremden, die das Haus beſuchten, die In⸗ ſchrift »Cave canem« angebracht, was jo viel heißt, als: „Hüte dich vor dem Hunde“ oder: „Meide den Hund“. Da bei der Einnahme Rom's durch die Gallier 390 Jahre vor Chriſtus das Heranſtürmen des Feindes auf das Capitol von den Hunden nicht bemerkt worden war und die Beſatzung deſſelben nur durch das Geſchrei der Gänſe, nicht aber durch das Gebelle der Hunde von der ihr drohenden Gefahr eines plötzlichen Ueberfalles Kenntniß erhielt, ſo wurde beſchloſſen, dieſes Verſäumniß auch an den Nachkommen ihrer Hunde zu rächen und alljährlich im Auguſt einige derſelben auf einem zwiſchen den Tempeln der Juventus und des Summanus gelegenen freien Platze öffentlich zu ſpießen. 59 So wie die alten Griechen, verwendeten auch die Römer den Hund bei den Kämpfen mit wilden Thieren, die ſie zur Befriedigung der Schauluſt des Volkes bei verſchiedenen Gelegenheiten in ihren Cirken veranſtaltet hatten, und vorzüglich bedienten ſie ſich dabei einer zu den Bullenbeißern gehörigen ſtarken und muthigen Form, die ſie eigens aus Britannien kommen ließen. Auch die Kunſt, Hunde abzurichten, haben ſchon die alten Römer verſtanden und in derſelben es ſogar zur Meiſterſchaft gebracht, da ſie den Hund — ebenſo wie dieß bei uns auch heut zu Tage noch geſchieht, — nicht nur zu allerlei ſtau— nenswerthen Kunſtſtücken dreſſirten, ſondern ihn ſogar zu theatraliſchen Vorſtellungen verwendeten. So berichtet uns Plutarch, daß er Augenzeuge einer Vorſtellung war, welche zu Rom im Theater des Marcellus zwiſchen den Jahren 70 — 79 n. Chr. in Gegenwart des Kaiſers Veſpaſian ſtattgefunden, und bei welcher ein Hund die Rolle übernommen hatte eine Perſon vorzuſtellen, welche den ihr dargereichten Gift— becher zu leeren hatte, wie todt zu Boden fiel, allmählig aber wieder zu ſich ge— kommen war. | Unter den ſpäteren Kaiſern bildete der Hund im römiſchen Heere auch das Schildzeichen bei mehreren Legionen. | Die Lydier, ein aſiatiſcher Volksſtamm, der die Landſchaft Lydien im heu— tigen Kleinaſien bewohnte, bedienten ſich des Hundes auch im Kriege und ihr König Alyattes beſiegte ſchon zwiſchen den Jahren 628 und 571 v. Chr. die Kimmerier, welche die älteſten Bewohner der Krim waren, durch Hunde, die er gegen dieſelben hetzen ließ. Ebenſo verwendeten auch die Bewohner der beiden ſchon unter griechiſcher Herr— ſchaft geſtandenen Städte Magneſia und Kolophon in Lydien den Hund, in dem von Antiochus dem Großen, König von Syrien, im Jahre 190 v. Chr. mit den Römern geführten Kriege, in welchem ſie den erſten Angriff auf die römiſchen Krieger durch ihre Hunde unternehmen ließen. In gleicher Weiſe wurde der Hund auch von den Hyrkaniern benützt, einem Volke, das die zwiſchen dem caſpiſchen See und den Gebirgen von Medien gelegene Landſchaft Hyrkanien bewohnte, die heut zu Tage zur perſiſchen Provinz Maſenderan gehört. Aber nicht nur bei dieſen aſiatiſchen Völkern war es Sitte, den Hund auch in ihren Kriegen zu verwenden, ſondern auch bei einigen europäiſchen Volksſtämmen. So bedienten ſich die Gallier, welche das heutige Frankreich bewohnten, der Hunde bei ihren Kriegen gegen die Römer ſchon unter Brennus, zwiſchen den Jahren 226 —220 vor Chriſtus, und ſelbſt noch unter Julius Cäſar, zwiſchen den Jahren 58 und 53 vor Chriſtus. Nicht minder wurden die Hunde auch von den Cimbern, einem germaniſchen Volksſtamme, in ihrem im Jahre 108 v. Chr. gegen die Römer geführten Kriege benützt, wo es dieſen einen ſchweren Kampf mit den Hunden koſtete, um das von denſelben bewachte Gepäcke dem Feinde abnehmen zu können. 60 Im altperſiſchen Reiche benützte man den Hund ſchon im grauen Alter— thume zur Jagd und deßhalb war derſelbe in den zu dieſem Reiche gehörigen Län— dern auch ganz beſonders geachtet. König Cyrus, der jenes Reich zwiſchen den Jahren 560 —529 v. Chr. be— herrſcht und die Jagd mit außerordentlicher Vorliebe betrieben hatte, ſoll — wie die alten Geſchichtsſchreiber berichten, — eine ſo große Anzahl von Hunden gehalten haben, daß die Abgaben der vier größten Städte des Landes kaum hinreichend waren, die Koſten des Unterhaltes ſeiner Meuten zu decken. In allen übrigen Ländern des Orients galt der Hund dagegen für ein unreines Thier, da er nicht nur ſeine eigenen Wunden, ſondern auch die anderer Hunde beleckt, Aas und andere ekelhafte Gegenſtände frißt, und ſogar die durch Erbrechen von ihm abgegangene Nahrung ſehr oft wieder verzehrt. Die Mahomedaner halten ſich nicht einmal für fähig ihr Gebet verrichten zu können, wenn ihr Kleid zufällig mit einem Kothflecken beſchmutzt iſt, der von einem Hunde herrührt, welcher den Straßenkoth von ſich abgeſchüttelt hat, und in Kairo beſteht eine Religions-Sekte, die jedes ihrer Mitglieder, auf das auch nur der Schatten eines Hundes fiel, für verunreinigt und mit einer Sünde belaſtet hält, und von demſelben fordert, daß es ſich vorerſt am ganzen Körper rein waſchen müſſe, bevor es von ſeiner Sünde befreit ſei. So verachtet der Hund im Allgemeinen bei den Mahomedanern aber auch iſt, ſo gilt es bei ihnen doch für ein verdienſtliches Werk, wenn ſie für ſein Futter ſorgen. Sie ſchmeicheln ihm zwar nicht und vermeiden ſogar ſorgfältig ihn auch nur mit der Hand zu berühren, behandeln ihn aber durchaus nicht mit Härte und ge— währen ihm ſogar Schutz. In den größeren Städten in der Türkei wie auch in Aegypten und nament⸗ lich in Konſtantinopel und in Kairo, wo ſich eine große Menge herrenloſer Hunde, vorzüglich in gewiſſen Gaſſen, herumtreibt, iſt es eine althergebrachte Sitte, für den Unterhalt derſelben zu ſorgen, daher ihnen auch die Abfälle aus den Küchen haufen— weiſe auf die Straße vorgeworfen werden und zur Stillung ihres Durſtes Waſſer aus Mitleid dargereicht wird. Ebenſo beſteht daſelbſt die Uebung, durch beſondere Vermächtniſſe und fromme Stiftungen auch für die Zukunft für den Unterhalt dieſer Thiere Sorge zu tragen. Die arabiſchen Stämme in Nord-Afrika, welche den Hund hauptſächlich zur Jagd verwenden, ſchätzen ihn ſchon weit mehr und geſtatten ihm ſogar einen Platz in einem Winkel ihrer Zelte. Die Geſchichte des Alterthums erzählt uns einige Beiſpiele, daß der Hund ſogar beim Menſchen freiwillig die erſten Mutterpflichten übernommen hatte. So ſoll Cyrus, nachmaliger König der Perſer, in ſeiner erſten Jugend von einer Hündin geſäugt worden fein, nachdem er von feinem Großvater Aſtyages, König der Meder, welcher befürchtet hatte, von ihm dereinſt entthront zu werden, 61 zum Tode beſtimmt worden war, aber durch Vermittelung ſeines Miniſters Harpagos einem Hirten übergeben wurde, der ihn ausgeſetzt hatte. Denn als dieſer, der Bitte ſeines Weibes folgend, das Kind wieder aufſuchte, um es in ſeine Hütte zurückzu— bringen, traf er daſſelbe lebend und unverſehrt an den Brüſten einer Hündin liegend an, die den Säugling eben mit ihrer Milch verſorgte. Ein ähnliches Bewandtniß ſcheint es auch mit den beiden Zwillingsbrüdern Romulus und Remus, den nachmaligen Gründern Rom's, gehabt zu haben, welche der Geſchichte zu Folge auf Befehl ihres Großoheims Amulius in zarteſter Jugend ausgeſetzt, von dem Hirten Fauſtulus aber, der ſie zufällig aufgefunden und geſehen hatte, wie ſie von einer Wölfin geſäugt wurden, gerettet und erzogen wurden; denn ohne Zweifel war es keine Wölfin, durch welche ſie am Leben erhalten wur— den, ſondern aller Wahrſcheinlichkeit nach ein Baſtard von Hund und Wolf, der mit der Gutmüthigkeit und Zutraulichkeit des erſteren die Formähnlichkeit des letz— teren verband. Aus ſpäterer Zeit ſind mir wenigſtens, keine ſolchen Beiſpiele mehr bekannt geworden. Noch mehr als von den alten Griechen und Römern wurde der Hund von den alten Deutſchen zur Zeit des Mittelalters geſchätzt, von denen er zwar vorzugsweiſe zur Jagd verwendet, aber auch zur Bewachung des Hauſes und der Heerden benützt wurde. Am meiſten geſchätzt waren deßhalb auch die Jagdhunde, wie wir aus den älteſten Dokumenten jener Zeit, nämlich den Ackerbau-, Forſt- und Jagdgeſetzen der alten deutſchen Völkerſtämme erſehen, die jedoch erſt ungefähr um die Mitte des 10. Jahrhunderts nach Chriſtus geſammelt und unter dem Titel »Geoponica« zu- ſammengeſtellt wurden. Es ſind dieß die Alemanniſchen, Bojiſchen, Burgundiſchen, Frieſiſchen und Saliſchen Geſetze. Nach dieſen Geſetzen waren auf die Entwendung oder Tödtung eines Hundes, je nach der Verſchiedenheit ſeiner Race oder Verwendung, beſondere und für jene Zeit ſehr anſehnliche Geldſtrafen feſtgeſtellt worden. So wurde die Entwendung eines Leithundes nach dem Alemanniſchen Geſetze mit 12, nach dem Bojiſchen mit 6 Solidis beſtraft; jene eines Treib- oder Laufhundes, wenn derſelbe der erſte Läufer war, nach dem Alemanniſchen Geſetze mit 6, wenn er aber als zweiter Läufer benützt wurde, mit 3 Solidis; nach dem Bojiſchen Geſetze aber in beiden Fällen mit 3 Solidis; und die Entwendung eines Spürhundes nach dem Bojiſchen Geſetze mit 6 Solidis. Dagegen war auf die Tödtung eines Saufängers, Bärenfängers, Wind- oder Haſenhundes, oder eines Hirtenhundes nach dem Alemanniſchen Geſetze eine Strafe von 3 Solidis, auf jene eines Haus- oder Hofhundes von 1 Solidus feſtgeſetzt worden; während nach dem Bojiſchen Geſetze Derjenige, welcher einen Biberhund getödtet hatte, verpflichtet war, denſelben mit einem ähnlichen Hunde zu erſetzen und außerdem noch 6 Solidi Strafe zu bezahlen, und wer einen Windhund getödtet 62 hatte, gehalten war, einen ähnlichen Hund als Erſatz für den getödteten zu leiſten und noch 2 Solidi Geldſtrafe zu bezahlen. Nach dem Saliſchen Geſetze war auf die Entwendung oder Tödtung eines Saufängers oder eines Windhundes eine Geldſtrafe von 500 Denaren oder 15 So— lidis angedroht worden, und nach dem Burgundiſchen Geſetze war Derjenige, der es verſuchte einen Wind-, Treib- oder Dachshund zu entwenden, gehalten, denſelben öffentlich vor dem Volke auf das Geſäß zu küſſen. Aber nicht blos zu den obengenannten Verrichtungen wurde der Hund zu jener Zeit, wo die Civiliſation des Volkes noch ſehr weit zurück war, verwendet, ſondern man bediente ſich ſeiner, und insbeſondere gewiſſer Racen, auch zur Auffindung und Verfolgung der Spuren von geraubtem Vieh, ſo wie auch von Räubern und Ver— brechern, und zum Einfangen der Uebelthäter. Namentlich wurden hierzu — wie wir aus der Forſtverordnung Königs Ken— neth II. von Schottland erſehen, — der Spürhund, Schweißhund oder Bluthund der Deutſchen und Schotten, nämlich der deutſche und engliſche Schweißhund ver— wendet und eigens hierzu abgerichtet. Eine ganz eigenthümliche Verordnung in Bezug auf die Haltung von Bullen— beißern und anderen großen Hunden in den Forſten, hatte König Heinrich II. von England in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in ſeinen Forſtgeſetzen ver— öffentlicht. Hiernach waren alle Jene, welche in Forſten wohnten, bei Vermeidung einer Strafe von 3 Solidis und 4 Denaren verpflichtet, derlei Hunde an den Füßen zu beſchneiden, damit ſie bei Verfolgung des Wildes weniger Schaden verurſachen. Dieſe Operation, welche von den Engländern »Lawing of Doggs« genannt wurde und jedes dritte Jahr erneuert werden mußte, beſtand in dem Abſchneiden von drei Krallen am rechten Vorderfuße, am äußerſten Gliede der Zehe, faſt dicht an der Haut. Eine andere Methode, ſolche Hunde den Forſtgeſetzen gemäß zurecht zu machen, beſtand in dem Herausſchneiden des Fußballens, den die Engländer »pollotta« nannten oder »the ball of de foot«. Zur mittelalterlichen Zeit wurden in Deutſchland entehrende Handlungen, die ſich ein Edelmann zu Schulden kommen ließ, dadurch beſtraft, daß der Schuldige einen Hund auf dem Rücken nach der nächſten Grafſchaft tragen mußte. Dieſe Strafe, welche unter dem Namen „Hundetragen“ bekannt war und vor— züglich bei Perſonen, die zum Tode verurtheilt waren, vor deren Hinrichtung in Anwendung gebracht wurde, war urſprünglich bei den Franken und Schwaben üb— lich, ſpäter aber in ganz Deutſchland und auch in der Lombardie. Schon Kaiſer Otto I. der Große, verhängte dieſelbe im Jahre 938 über die Anhänger des Herzogs Eberhard von Baiern, welcher den Landfrieden geſtört hatte, und Kaiſer Friedrich I., welcher dieſe Strafe auf dem Reichstage zu Worms wieder eingeführt hatte, über den Pfalzgrafen Hermann III. und zehn ſeiner Anhänger, wegen der Bekriegung des Erzbiſchofs Arnold von Mainz, indem dieſelben verurtheilt wurden, vor dem verſammelten Volke einen Hund 4000 Schritte weit auf dem Rücken zu tragen. 63 Schon bald nach der Entdeckung von Amerika durch Chriſtoph Columbus, im Jahre 1492, bedienten ſich die Spanier des Hundes ſogar zur Unterwerfung der eingeborenen Indianer, die ſich gegen ſie empört hatten, und zwar ſowohl bei der endgiltigen Beſitzergreifung der beiden Inſeln Cuba und St. Domingo im Jahre 1511, als auch bei der Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez im Jahre 1519, indem ſie die aus Spanien eigens zu dieſem Zwecke dahin gebrachten muthigen Bullenbeißer ihres Landes gegen ihre Feinde hetzten und 4 85 durch ſie bis in das Dickicht der Wälder verfolgen ließen. Aber auch von den Engländern wurde der Hund, und zwar vor noch nicht ſehr langer Zeit, in ähnlicher Weiſe verwendet, indem ſie mit Hilfe deſſelben im Jahre 1795 die Marao-Neger auf der Inſel Jamaika bekriegten und ſogar die Flüchtlinge, die in den Wäldern Schutz geſucht hatten, durch ihre Doggen aufſuchen ließen, um ſie in das Joch der Sklaverei zurückzuführen. Von manchen Völkern des Orients wie des Occidents wird das Wort „Hund“ auch als Schimpfwort gebraucht und zwar ſchon ſeit ſehr alten Zeiten. So pflegten ſchon die alten Iſraeliten Leute von niedriger Geſinnung mit dem Worte »Keleb« d. i. „Hund“ zu beſchimpfen. Auch die alten Griechen gebrauchten das Wort „Kyon“ als Schimpfwort für unreine Perſonen, daher ſie auch Diogenes und ſeine Schule ihrer Unreinheit wegen mit dem Beinamen „Kyniker“ und „Kyniſche Schule“ bezeichneten. Ebenſo war es bei den Römern üblich, das Wort »Canis« auf Günſtlinge und Schmarotzer anzuwenden. Nicht minder wird auch von den Deutſchen das Wort „Hund“ ſchon ſeit ſehr langer Zeit als ein gewöhnliches Schimpfwort für verächtliche Perſonen gebraucht. Die größte Verbreitung findet dieſes Schimpfwort aber im Orient, wo der Hund überall für ein unreines Thier gehalten wird, daher auch die Araber ſo— wohl, als alle übrigen Mahomedaner, Perſonen, die ſie verachten und insbeſon— dere Chriſten, mit dem Worte »Kelb« zu beſchimpfen pflegen. Sogar in der Heraldik ſpielt der Hund eine Rolle, da er als Sinnbild der Treue und des Gehorſams gilt. Vorzüglich iſt es die franzöſiſche Bracke, welche den heraldiſchen Hund auf den alten Wappen bildet und bald in ganzer Figur, einzeln oder zuſammengekuppelt, bald aber auch nur in halber, entweder im Schildfelde ſelbſt, oder aus den Helmen hervorragend, und zuweilen auch als Schildhälter dargeſtellt iſt. Gewöhnlich er— ſcheint ſie mit langem Behange abgebildet und meiſtens auch von ſchwarzer Farbe, obgleich ſie auch von anderen Farben bisweilen angetroffen wird. Außerdem ſind es aber auch große und kleine Windhunde, welche man auf manchen Wappen trifft und die gewöhnlich ſpringend dargeſtellt erſcheinen. Alythe. Auch der Hund nimmt eine Stelle in der Mythe der Völker des Alterthums ein und wurde von manchen derſelben als ein verſchiedenen Göttern geweihtes oder ihnen geheiligtes Thier betrachtet. So erſcheint er ſchon in der Mythe der alten Indier als ein dem Gotte Kala Bhairava geheiligtes Thier, und auch ihrem Gotte Dſchama waren Hunde als Attribute beigegeben, von denen einer als dreiköpfig dargeſtellt und mit dem Namen Karbura, das iſt „der Gefleckte“ bezeichnet wurde. Bei den alten Aegyptiern war der Hund dem Gotte Anubis geheiligt, einem Sohne des Oſiris und der Nephthys, der von ſeiner Mutter ausgeſetzt worden war und von Iſis, die ihn aufſuchte, mit Hilfe einiger Hunde aufgefunden wurde. Auch ſoll Iſis bei ihrem Suchen nach Oſiris von einem Hunde begleitet geweſen ſein. Anubis ſelbſt wurde bildlich mit einem Hundskopfe dargeſtellt und in deſſen Tempel zu Kynopolis, der Hauptſtadt des kynopolitiſchen Nomos, ſüdlich von Mem— phis am öſtlichen Ufer des Nil, wurden die Hunde, weil ſie für das lebende Eben— bild des Anubis gehalten wurden, göttlich verehrt und von den Prieſtern ſorgfältig im Tempel gepflegt. Auch bei der großen Proceſſion, welche alljährlich zu Ehren der Iſis gehalten wurde, wurden Hunde mitgeführt. Den alten Griechen und Römern galt der Hund gleichfalls als ein mehreren ihrer Gottheiten geheiligtes Thier, vorzüglich aber der Artemis der Griechen oder der Diana der Römer, welche ſie als Göttin der Jagd verehrten, und der Hekate, einer Göttin der Unterwelt, daher auch der Hund ſtets als ein Attribut dieſer beiden Gottheiten auf ihren Denkmälern erſcheint. Von manchen heiligen Orten mußte der Hund aber fern gehalten werden, ſo von den Tempeln des Herkules und der Akropolis in Athen. Auf der Inſel Delos, einer Inſel der Kykladen im griechiſchen Archipel, war ſogar die Haltung von Hunden verboten, weil Thaſos, der Sohn des Anios, eines Prieſters und Statthalters des kretiſchen Königs Rhada— .r. manthos, von jeinen eigenen Hunden daſelbſt zerriſſen wurde. Auch auf der Inſel 65 Sicilien ſcheint der Hund geheiligt geweſen zu fein und insbeſondere in der Stadt Egeſta, welche einen Hund auf ihren Münzen führte, weil Egeſtus, der Stifter dieſer Stadt, von einem Hunde an die Stelle geleitet worden ſein ſoll, wo er dieſelbe errichten wollte. Die berühmteſten Hunde der griechiſchen und römiſchen Mythe ſind der Ker— beros oder dreiköpfige Höllenhund, welcher die Pforten der Unterwelt bewachte, ferner die fünfzig Jagdhunde des Aktaeon, von denen er, nachdem ihn Diana in einen Hirſch verwandelt hatte, zerriſſen worden war, und darunter vor allen Melampos, der ihn zuerſt anfiel; ferner Prokyon, einer der Hunde des Orion, und Maera, der Hund des Ikarios, welcher deſſen Tochter Erigone an die Stelle geleitet hatte, wo ihr Vater, der erſchlagen worden war, eingeſcharrt geweſen. Im innigen Zuſammenhange mit der Götterlehre der alten Aegyptier, Griechen und Römer ſtand auch die Verſetzung des Hundes unter die Geſtirne, welche ohne Zweifel von den Aegyptiern ausgegangen iſt und auch von den Griechen und Römern angenommen wurde. Nach demſelben Vorgange, welchen ſie ſchon bei den von ihnen zuerſt aufgeſtellten Sternbildern des Thierkreiſes beobachteten, faßten ſie zwei verſchiedene Gruppen von Fixſternen in beſondere Bilder zuſammen, von denen ſie das eine, auf der nördlichen Hälfte des Himmelsgewölbes befindliche, mit dem Namen „Kyon“ oder „Hund des Ikarios“ bezeichneten, das andere, der ſüd— lichen Hälfte angehörige, aber „Prokyon“ oder „Hund des Orion“ nannten. Den größten und glänzendſten Stern im erſteren Sternbilde, das ſchon ſeit ſehr alter Zeit von den Aſtronomen „Großer Hund“ genannt wird, bezeichneten ſie mit dem Namen „Seirios“ oder „Sirius“ und erblickten in demſelben ihren Gott Anubis, während ſie in dem größten Sterne des letzteren Sternbildes oder dem „Kleinen Hunde“ der ſpäteren Aſtronomen, den Hund Prokyon des Orion erkennen zu dürfen glaubten. Da der Sirius mit dem Eintritte der Sonne in das Sternbild des Löwen gleichzeitig mit derſelben aufgeht, was in der Zeit vom 22. oder 23. Juli bis 22. oder 23. Auguſt der Fall iſt, ſo wurden dieſe Tage deßhalb „Hundstage“ genannt. Das Sternbild der Jagdhunde in der Nähe des Bootes in der nördlichen Himmelshälfte, welches erſt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch den deutſchen Aſtronomen Hevel eingeführt wurde, ſteht mit der alten ägyptiſch⸗ griechi⸗ ſchen Mythe durchaus in keiner Verbindung. Fitzinger, Der Hund. 5 — SS Abe „MANN! PTT — Abllammung. Die Abſtammung des Hundes iſt — wie dieß auch bei allen übrigen unſerer Hausthiere der Fall iſt, — in tiefes Dunkel gehüllt und wird trotz der eifrigſten und ſorgſamſten Nachforſchungen der Zoologen niemals thatſächlich bewieſen werden können; denn Alles, was über dieſelbe ſeither behauptet worden iſt und theilweiſe auch für wahr und richtig angenommen wurde, beruht entweder nur auf Muth— maßungen oder auch auf Anſichten, die einzig und allein nur auf Wahrſcheinlichkeiten gegründet ſind, ſomit blos auf Hypotheſen. Dieſer Gegenſtand iſt jedoch von zu hohem Intereſſe, um nicht tiefer in den⸗ ſelben hier einzugehen. Eine Löſung der Frage über die Abſtammung des zahmen Hundes iſt nur durch eine ſorgfältige Unterſuchung nach zwei verſchiedenen Richtungen hin möglich, indem man ſie auf geſchichtlichem Wege zu erörtern ſucht, und auch auf naturwiſſen— ſchaftlichem Gebiete einer genauen Prüfung unterzieht. In erſterer Beziehung ſind unſeren Forſchungen aber ſehr enge Grenzen ge— zogen, da wir uns einzig und allein nur an die wenigen Ueberlieferungen halten können, welche uns die Schriftſteller des Alterthums zurückgelaſſen haben und an die verhältnißmäßig geringe Zahl von bildlichen Darſtellungen, die uns aus jener Zeit aufbehalten worden ſind. Verſuchen wir daher vorerſt Dasjenige zuſammenzuſtellen, was in den Schriften der Alten über den Hund bezüglich ſeiner verſchiedenen Formen aufzufinden iſt, um hieraus ein Reſultat zu ziehen, und beginnen wir mit der älteſten Zeit der Griechen und Römer. Unter allen Schriftſtellern des Alterthums iſt Xenophon der erſte, welcher ſchon ungefähr 400 Jahre vor Chriſtus in feinem Buche »De Venatione« von verſchiedenen Arten von Hunden ſpricht. Doch führt er nur zwei Arten derſelben, einen Biberhund (Canis castorius) und einen Fuchshund (Canis vulpinus) an, welchen letzteren er für einen Baſtard des Hundes und des Fuchſes hielt. 67 Aristoteles zählt in feiner »Historia animalium« beiläufig 350 Jahre vor Chriſtus ſchon ſieben verſchiedene Hundeformen auf, und zwar: 1) Den epirotiſchen Hund (Canis epiroticus), der ſich durch ſehr bedeutende Größe und Stärke, wie durch außerordentlichen Muth auszeichnete und in Epirus gezogen wurde, wo er zum Zuſammenhalten und Beſchützen der Schafheerden gegen Raubthiere benützt worden iſt. 2) Den moloſſiſchen Hund (Canis moloticus), aus Moloſſia in Epirus, der zwar von anſehnlicher Größe, aber kleiner, ſo wie auch minder ſtark und muthig als der epirotiſche war, und zur Jagd verwendet wurde. 3) Den lakoniſchen Hund (Canis laconicus), der den beiden vorigen an Größe wohl nachgeſtanden hatte, aber ebenſo wie der epirotiſche Hund von den Hirten zum Bewachen ihrer Schafheerden gehalten wurde, und welcher ſeiner Angabe zu— folge keine reine Race, ſondern eine Baſtardform war, die aus der Vermiſchung des Hundes mit dem Fuchſe hervorgegangen ſein ſoll. 4) Einen Baſtard vom moloſſiſchen und lakoniſchen Hunde, den er wegen ſeines Muthes und ſeiner Thätigkeit beſonders rühmt. Ferner von außereuropäiſchen Formen: 5) Den cyrenäiſchen Hund (Canis cyrenaicus) aus Cyrene in der Berberei, den er für einen Baſtard des Hundes mit dem Wolfe betrachtete. 6) Den ägyptiſchen Hund (Canis aegyptiacus), welcher kleiner als die griechi— ſchen Hunde war. Endlich: r 7) Den indiſchen Hund (Canis indieus), den er für einen Baſtard des Hundes mit dem Tiger erklärte, während er in einer anderen Schrift »De generatione animalium« nur angibt, daß dieſe Form aus der Vermiſchung des Hundes mit irgend einem dem Hunde ähnlichen wilden Thiere hervorgegangen ſei. In einem dritten Werke »Problemata« ſcheidet er dieſen Hund in zwei ver— ſchiedene Abtheilungen, indem er ihn in zahme (urbanos) und wilde Zuchten (feros) theilt, wie dieß auch ſchon in ſeiner »Historia animalium« angedeutet iſt, worin es heißt, daß die indiſchen Hunde nicht aus der erſten, ſondern erſt aus der dritten Vermiſchung gezogen werden, da die aus der erſten Vermiſchung fallenden zu wild ſeien. In derſelben Schrift »Problemata« fügt er den bereits aufgezählten Hunden noch eine andere Form bei; nämlich: 8) Den melitäiſchen Hund (Melitaeus catellus), von der Inſel Melite, der durch ſeine Kleinheit und die Uebereinſtimmung des Verhältniſſes ſeiner Glieder mit derſelben ausgezeichnet war. Marcus Terentius Varro, welcher wahrſcheinlich ſchon zu Anfang der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts vor Chriſti ſein Werk »De re rustica« ſchrieb, das die geſammte Landwirthſchaft jener Zeit umfaßt, widmete den Hunden in demſelben ein beſonderes Kapitel, das ausſchließlich von ihnen handelt. Wir finden hier fünferlei Formen von Hunden angeführt, von denen jedoch 68 vier offenbar mit den ſchon von Ariſtoteles genannten übereinkommen und nur zum Theile mit anderen Benennungen bezeichnet wurden; als da ſind: 1) Der Jagdhund (Canis venaticus), welcher ohne Zweifel mit dem moloſ— ſiſchen Hunde des Ariſtoteles zuſammenfällt; 2) Der Hirtenhund (Canis pecuarius), unter welchem aller Wahrſcheinlichkeit nach der von Ariſtoteles aufgeführte Baſtard des moloſſiſchen mit dem lakoniſchen Hunde verſtanden iſt; 3) Der lakoniſche Hund, welcher mit dem lakoniſchen Hunde des griechiſchen Schriftſtellers, und 4) der epirotiſche Hund, welcher mit a epirotiſchen Hunde deſſelben iden— tiſch iſt; endlich 5) der ſalentiniſche Hund (Canis salentinus), der hier zum erſten Male ge- nannt wird und ſeine Benennung dem Volksſtamme der Salentiner verdankt, welcher ſeinen Wohnſitz am Meerbuſen von Tarent aufgeſchlagen hatte. Virgilius Maro nennt in ſeinem »Georgicon«, einem Gedichte, das dem Ackerbaue und der Landwirthſchaft gewidmet iſt, ungefähr 35 Jahre v. Chr. nur drei der ſchon von Ariſtoteles erwähnten Hunde, nämlich den moloſſiſchen, den epirotiſchen und ſpartaniſchen Hund (Spartae catulus), der von dem lakoniſchen Hunde des Ariſtoteles ſicher nicht verſchieden war, reiht denſelben aber noch einen vierten an, den er den amykläiſchen Hund (Canis amyclaeus) nennt, welcher jedoch mit dem ſpartaniſchen zuſammenzugehören ſcheint und wahrſcheinlich blos deßhalb mit einem beſonderen Namen bezeichnet wurde, weil die beſten lakoniſchen Hunde in der Umgegend von Amyklae, der alten Königsſtadt von Lakonia, gezogen worden ſind. Horaz, deſſen Schriften faſt in dieſelbe Zeit fallen, führt nur den moloſſiſchen und ſpartaniſchen Hund auf, unter welchem letzteren ohne Zweifel der lakoniſche Hund verſtanden iſt. Strabo ſpricht in ſeinem Werke, das den Titel »Geographica« führt und deſſen Entſtehung in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts v. Chr. fällt, nur von zwei verſchiedenen Formen von Hunden, und zwar vom indiſchen Hunde und vom melitäiſchen Hündchen (Melitaeus catellus), als deſſen Heimath er die zwiſchen Sicilien und Afrika liegende Inſel Melite oder die heutige Inſel Malta bezeichnet. Gegen die Mitte des erſten chriſtlichen Jahrhunderts verfaßte Luc. Jun ius Moderatus Columella gleichfalls ein Werk über die Landwirthſchaft »De re rustica«, worin er eben jo wie Varro, die Hunde in einem beſonderen Kapitel beſpricht. Wir begegnen in demſelben aber nur drei verſchiedenen Formen, die jedoch — wie zum Theile ſchon aus den Benennungen derſelben hervorgeht, — mit einigen der ſchon von Varro angeführten Hundeformen unzweifelhaft zuſammengehören. Dieſelben ſind: 1) Der Jagdhund (Canis venaticus), der auch der Jagdhund des Varro oder der moloſſiſche Hund des Ariſtoteles iſt; 69 2) der Hirtenhund (Canis pecuarius), der offenbar mit dem gleichnamigen Hunde Varro's oder dem durch Ariſtoteles uns bekannt gewordenen Baſtarde des moloſſiſchen und lakoniſchen Hundes zuſammenfällt; und 3) der Haushund (Canis domesticus), unter welchem wohl der lakoniſche Hund des Varro und Ariſtoteles verſtanden iſt. Cajus Plinius Secundus nennt uns in der zweiten Hälfte des erſten chriſtlichen Jahrhunderts in ſeiner »Historia naturalis« nur dreierlei Formen von Hunden: 1) Die melitäiſchen Hündchen, welche der Angabe des Callimachus zufolge von der Inſel Melite, die zwiſchen Illyricum und der Stadt der Gnidier liegt, oder der heutigen Inſel Meleda an der Küſte von Dalmatien ſtammen und nach derſelben ihre Benennung erhalten haben ſollen; 2) die albaniſchen Hunde (Canes Albani), die ſich durch ungewöhnliche Größe und ihren außerordentlichen Muth ſelbſt beim Angriffe auf überlegene Gegner ausgezeichnet haben; und 3) die indiſchen Hunde, deren Abſtammung vom Hunde und vom Tiger er nach der Angabe von Ariſtoteles wiederholt. 5 Gegen das Ende des erſten Jahrhunderts n. Chr. ſtellte Cajus Julius So— linus ſeine »Collectanea rerum memorabilium« zuſammen, welche ſpäter auch »Polyhistor« genannt wurden, und größtentheils nur Auszüge aus Plinius ent— halten, daher auch über die Hunde keine weiteren Auffſchlüſſe geben. Zu Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr. und zwar während der Re— gierung Kaiſers Hadrian, verfaßte Flavius Arrianus aus Nicomedia in Klein— Aſien ſein »Cynegeticon«, mit welchem er das Werk des alten griechiſchen Schrift— ſtellers KXenophon »De Venatione« ergänzt und worin er nur einige der ſchon von ſeinen Vorgängern aufgezählten Hunde nennt, ohne uns mit anderen Formen derſelben bekannt zu machen. Gegen das Ende deſſelben Jahrhunderts vollendete Julius Pollux von Naucrates in Aegypten unter Kaiſer Commodus fein »Onomasticon«, in welchem gleichfalls nur mehrere ſchon von den älteren Schriftſtellern namhaft gemachte Hundeformen aufgeführt erſcheinen. Zur Zeit der Römer, kurz vor und nach Chriſtus, war aber ſchon eine größere Anzahl verſchiedener Hundeformen bekannt. Noch vor Ende des letzten Jahrhunderts vor unſerer dermaligen Zeitrechnung ſchrieb Gratius Faliscus, welcher ein Zeitgenoſſe Ovid's war, ſein »Cynegeti— con«, ein Gedicht, das über die Art und Weiſe mit Hunden zu jagen handelt und worin er auch ihre Eigenſchaften und Untugenden berührt, und über ihre Erziehung, Wartung, Pflege und Verwendung, ſo wie über ihre Feinde und Krankheiten ſpricht. Wir finden in demſelben bereits zwölf verſchiedene Formen von Hunden auf— gezählt, welche jedoch größtentheils nur nach Ländern und Völkern benannt und nicht durch beſondere Merkmale näher bezeichnet ſind, daher es auch noch weit 70 größeren Schwierigkeiten unterliegt, dieſelben, wenn auch nur annäherungsweiſe zu deuten, als dieß bei den meiſten der von den älteren Schriftſtellern namhaft ges machten Hunde der Fall iſt. Von dieſen zwölf Formen gehören ſechs dem europaiſchen, fünf dem aſiatiſchen und eine dem afrikaniſchen Ländergebiete an. Von den europäiſchen Formen nennt er uns die Windhunde (Canes Veltra- hae), die Anconiſchen (Canes Ancones), Petroniſchen (Canes Petronii), Celti- ſchen (Canis Celtae), Sigambriſchen (Canes Sigambri) und Geloniſchen Hunde (Canes Geloni); von den aſiatiſchen die Lykaoniſchen (Canes Lycaones), Hyr⸗ kaniſchen (Canes Hyrkani), Mediſchen (Canes Medi), Perſiſchen (Canes Persae), und Seriſchen Hunde (Canes Serae); und von den afrikaniſchen die Matagon⸗ tiſchen Hunde (Canes Metagontes), welche letztere er vor allen anderen preiſet, indem er ſie als die vorzüglichſte Hundegattung bezeichnet. Aber auch die Petroni— ſchen und Sigambriſchen Hunde rühmt er ganz beſonders an. O vid nennt uns die Lycisci als Abkömmlinge des Hundes und des Wolfes. Nach ihm ſchrieb noch in der letzten Hälfte des zweiten chriſtlichen Jahrhun— derts Oppianus aus Anazarbos in Cilicien unter Kaiſer Caracalla ſein Lehrge— dicht über die Jagd »De Venationèe«, in welchem er in ausführlicher Weiſe die Eigenſchaften der verſchiedenen Hunde und ihre Benützung zur Jagd hervorhebt. Hier finden wir dem Namen nach ſechzehn verſchiedene Formen aufgezählt, die durchgehends nach Ländern, Städten und Völkerſchaften benannt ſind. Beinahe ſämmtliche von ihm genannten Hunde gehören Europa und nur eine einzige von ihnen mit Beſtimmtheit Aſien an, obgleich ſich noch eine zweite unter denſelben befindet, von welcher es wahrſcheinlicher iſt, daß eine aſiatiſche, als eine europäiſche Form darunter verſtanden wurde. Zu den europäiſchen gehören: die Celtiſchen (Canes Celtae), Auſoniſchen (Ca- nes Ausonii), Lokriſchen (Canes Locri), Arkadiſchen (Canes Arcades), Tegeatiſchen (Canes Tegeatae), Argiviſchen (Canes Argivi), Lacedämoniſchen (Canes Lacedae- moni), Magnetiſchen (Canes Magnetes), Cretiſchen (Canes Cretes), Amorgiſchen (Canes Amorgi), Päoniſchen (Canes Päones), Moloſſiſchen (Canes Molossi), Thraciſchen (Canes Thracenses), und Sarmatiſchen Hunde (Canes Sauroma- tae). Aſiatiſchen Urſprunges ſind die Cariſchen (Canes Cares) und wahrſcheinlich auch die Iberiſchen Hunde (Canes Iberi), da weit eher anzunehmen iſt, daß der Dichter, welcher in Kleinaſien geboren worden war, die Hunde des feiner Heimath näher gelegenen Iberien am Kaukaſus hierunter begriffen hatte, als jene des gleich— namigen Gebietes in Spanien. In dieſer Aufzählung der dem griechiſchen Dichter bekannt geweſenen Hunde begegnen wir faſt durchgehends neuen Namen; denn mit Ausnahme der ſchon von Ariſtoteles und den meiſten übrigen älteren Schriftſtellern angeführten Moloſſiſchen Hunde und der von Gratius Faliscus zuerſt genannten Celtiſchen Hunde wurde keiner von irgend einem der früheren Schriftſteller genannt. 71 Im dritten chriſtlichen Jahrhunderte trat Claudius Aelianus aus Praeneſte in Italien, zur Zeit des Kaiſers Alexander Severus, mit ſeinem Werke »De na— tura animalium« auf, in welchem er in einem eigenen Kapitel von den Hunden handelt. Wir werden jedoch durch daſſelbe mit keinen neuen Formen bekannt. Ihm folgte Marc. Aurelius Olympius Nemeſianus aus Carthago, der während der Regierung der Kaiſer Carus, Carinus und Numerianus gegen das Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. lebte, und in ſeinem »Cynegeticon«, einem Ge— dichte, das der Jagd gewidmet iſt, die Hunde und ihre Verwendung zur Jagd näher beſpricht. Bei ihm finden wir ſechs verſchiedene Formen von Hunden dem Namen nach aufgeführt, und zwar fünf europäiſche und eine afrikaniſche Form. Zu den erſteren gehören die Lacedämoniſchen, Moloſſiſchen, Spartaniſchen, Pannoniſchen (Canes Pannoniei) und Britanniſchen Hunde (Canes Britannici), während die Libyſchen (Canes Libyei) eine afrikaniſche Form darſtellen. Unter dieſen wurden die Pannoniſchen, Britanniſchen und Libyſchen Hunde von allen ihm vorangegangenen Schriftſtellern noch nicht genannt. In demſelben Jahrhunderte ſchrieb Titus Julius Calpurnius aus Si— cilien, der ein Zeitgenoſſe von Nemeſianus war, fein »Cynegeticon seu de re venatica Eclogae«, ein Jagdgedicht, in welchem nur ſolcher Hundeformen Erwäh— nung geſchieht, welche uns ſchon von ſeinen Vorgängern namhaft gemacht wurden. Um die Mitte des vierten chriſtlichen Jahrhunderts erwähnt Julius Firmicus, der unter der Regierung Kaiſers Conſtantin des Großen lebte, nebſt mehreren ſchon in vorausgegangener Zeit genannten Hunden, auch einen Canis Vertagus, unter welchem jedoch aller Wahrſcheinlichkeit zufolge nur der Windhund (Canis Veltrahus) des Gratius Faliscus verſtanden war. Der letzte Schriftſteller aus der Römerzeit, welcher uns einige Nachrichten über die Hunde zurückließ, war Claudius Claudianus, aus Alexandrien in Aegypten gebürtig, der in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts n. Chr. unter der Regierung der Kaiſer Theodoſius des Großen und ſeiner beiden Söhne Arcadius und Honorius lebte und in ſeinen Gedichten mehrere Hundeformen nach ihren Eigen— ſchaften aufführt, doch nur drei derſelben mit beſonderen Namen bezeichnet. Dieſe ſind: die Creſſiſchen (Canes Cressae), Lacedämoniſchen (Canes La- caenae) und Britanniſchen Hunde (Canes Britannae). Ein Verſuch, die uns aus den Schriften der alten Griechen und Römer be— kannt gewordenen Hunde auf unſere gegenwärtigen Formen zurückführen zu wollen, wäre wahrhaft ein vergebliches Beſtreben, wenn uns nicht die Abbildungen, welche wir von dieſen Thieren auf den Sculpturen, Gemmen, Münzen, Medaillen, Mo— ſaiken und Gemälden jener Völker finden, wenigſtens hie und da einigen Aufſchluß geben würden. Ohne dieſelben wäre es unmöglich auch nur eine einzige Form mit Sicherheit zu deuten, indem die Nachrichten, welche uns die Schriftſteller jener Periode über dieſen Gegenſtand zurückgelaſſen haben, ſo dürftig ſind, daß man ſich kaum 72 eine entfernte Vorſtellung von den Hunderacen jener Zeit zu machen im Stande iſt und in den allermeiſten Fällen nur auf Namen hingewieſen iſt, die ſie für dieſelben von Ländern, Städten und Völkern entlehnt haben. Bei Thieren, welche — wie dieß ſchon aus den ihnen von den Schriftſtellern des Alterthums beigelegten Namen hervorgeht, — eng an gewiſſe Völkerſtämme ge⸗ bunden waren und mit denſelben, als dieſe im Laufe der Zeiten ihre früheren Wohnſitze verlaſſen haben, in die verſchiedenſten Gegenden ausgewandert ſind, daher aus ihrer urſprünglichen Heimath völlig verſchwunden ſein konnten, iſt es heut zu Tage, nachdem in der Zwiſchenzeit Jahrhunderte vorübergegangen ſind, durchaus nicht mehr möglich, ein giltiges Urtheil über die Identität der Nachkommen mit ihren Vorfahren zu fällen. Denn während dieſes langen Zeitraumes hat ſich ſelbſt der typiſche Charakter der urſprünglichen Völkerſtämme durch Vermiſchung mit an⸗ deren ſo ſehr verändert, daß er in ihren Abkömmlingen in den allermeiſten Fällen dermalen kaum mehr zu erkennen iſt, und eine gleiche Veränderung hat wahrſchein— lich mehr oder weniger auch bei den verſchiedenen Hundeformen ſtattgefunden, welche jene Völkerſtämme urſprünglich umgaben; daher ſich nicht mehr feſtſtellen läßt, ob die, jene Abkömmlinge der alten Völker dermalen umgebenden Hunde dieſelben ſeien, wie jene ihrer Vorfahren, oder ob ſich die urſprüngliche typiſche Form wenigſtens theilweiſe unter ihnen noch erhalten hat. Gehen wir nun auf die Deutung über, welche ſpätere Schriftſteller den von den alten Griechen und Römern namhaft gemachten Hundeformen beilegten, und verſuchen wir die Richtigkeit derſelben durch eine Vergleichung mit den uns über- lieferten Abbildungen aus jener Zeit zu erproben, ſo wird ſich bald ergeben, daß nur in den wenigſten Fällen dieſelbe annähernd eine richtige, in den allermeiſten aber eine völlig irrthümliche war. Bisher war man gewohnt, den moloſſiſchen Hund Canis moloticus des Ari⸗ ſtoteles oder den Canis Molossus Virgil's und der übrigen griechiſchen und römiſchen Schriftſteller für unſeren großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) oder eine andere demſelben verwandte Form zu betrachten, den melitäiſchen Hund, Melitaeus catellus des Ariſtoteles und Plinius aber für unſeren Bologneſerhund (Canis extrarius, hispanicus melitaeus) oder irgend eine ihm naheſtehende Form, während man in dem lakoniſchen Hunde Canis laconicus des Ariſtoteles und Varro, oder dem ſpartaniſchen Hunde Canis Spartanus von Horaz und anderen Schriftſtellern aus der Römerzeit, eine eigenthümliche Form unſeres Windhundes (Canis leporarius), und in dem indiſchen Hunde, Canis indicus des Ariſtoteles, Strabo, Plinius u. ſ. w. die erſt in neuerer Zeit näher bekannt gewordene Thi⸗ bet⸗Dogge (Canis Molossus, thibetanus) erkennen zu ſollen glaubte. Eine Deutung von einzelnen wenigen der übrigen aus der Zeit der Griechen und Römer uns bekannt gewordenen Formen haben ſeither nur Hamilton Smith und Reichenbach verſucht. Die allermeiſten derſelben ſind aber, da man von ihnen weiter nichts als ihre Namen kennen lernte, bis jetzt noch von keinem Schrift— 13 ſteller weiter beachtet worden, da bei einem fo beſchränkten Anhaltspunkte wie dem gebotenen, es in der That unmöglich iſt, irgend eine Meinung hierüber, wenn auch nur mit einiger Sicherheit ausſprechen zu können. Betrachten wir indeß die Abbildungen der Hunde auf den Denkmälern der alten Griechen und Römer näher und unterziehen wir dieſelben einer ſorgfältigen Vergleichung mit den uns gegenwärtig bekannten Formen, ſo begegnen wir unver— kennbar vierzehn verſchiedenen Typen; und zwar: 1) Dem Hirten-Haushunde (Canis domesticus, ovilis); 2) dem Pyrenäen-Hunde (Canis domesticus, pyrenaicus); 3) dem ungariſchen Wolfshunde (Canis domesticus, luparius); 4) dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major); 5) dem kleinen Seidenhunde (Canis extrarius, hispanicus); 6) dem Bologneſerhunde (Canis extrarius, hispanicus melitaeus); 7) dem mittleren Pudel (Canis extrarius, aquaticus medius); 8) dem kleinen Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor): 9) dem deutſchen Jagdhunde (Canis sagax, germanicus); 10) dem Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis); 11) dem großen Windhunde (Canis leporarius, major); 12) dem ſpartaniſchen Hunde (Canis leporarius, laconicus); 13) dem griechiſchen Windhunde (Canis leporarius, grajus), und 14) dem italieniſchen Windhunde (Canis leporarius, italicus). In dieſen vierzehn verſchiedenen Formen ſind fünf Haupttypen oder ſelbſtſtän— dige Arten repräſentirt, nämlich: der Haushund, — der Seidenhund, — der Jagd— hund, — der Bullenbeißer — und der Windhund; und zwar vier von ihnen in ihrer typiſchen Form, wie der Hirten-Haushund, — der große Seidenhund, — der deutſche Jagdhund — und der große Windhund, und fünf in klimatiſchen Abän— derungen, nämlich: der Pyrenäen-Hund, — der ungariſche Wolfshund, — der kleine Seidenhund, — der Bull-Dogg — und der italieniſche Windhund. Die übrigen fünf müſſen theils als Zuchtvarietäten, entſtanden durch veränderte Lebensweiſe betrachtet werden, wie der mittlere Pudel, — theils als Blendlinge, wie der kleine Pudel, welcher auf der Kreuzung des mittleren Pudels mit dem kleinen Seidenhunde beruht, — ferner der Bologneſerhund, welcher aus der Vermiſchung des kleinen Seidenhundes mit dem kleinen Pudel hervorgegangen iſt, — der ſpar— taniſche Hund, welcher ein Baſtard des großen Windhundes mit dem griechiſchen Schakale (Canis aureus, grajus) iſt, — und der griechiſche Windhund, welcher ein Baſtard des großen Windhundes und des perſiſchen Windhundes (Canis lepo- rarius, persicus) iſt, während dieſer letztere wieder auf der Kreuzung des großen Windhundes mit dem großen Seidenhunde beruht. Abbildungen von Pudel- und Jagdhundköpfen trifft man aber erſt auf den Antiken aus der ſpäteren Zeit des Kaiſers Auguſtus gegen das Ende des letzten Jahrh. v. Chr. und Demetrius Conſtantinopolitanus, welcher ſpäter noch als 74 Oppian ſchrieb, erwähnt ausdrücklich, daß zu jener Zeit nur eine geringe Zahl von Hunden mit Hängohren verſehen war. Zählt man zu den oben angeführten fünf Haupttypen, welche in der alten Griechen⸗ und Römerzeit bekannt waren, auch noch den Biberhund des Xenophon, unter welchem unzweifelhaft der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus) verſtanden war, ſo erſieht man, daß jene beiden Völker — mit Ausnahme des erſt nach der Entdeckung von Amerika bekannt gewordenen nackten Caraiben-Hundes (Canis caraibaeus), — ſchon ſämmtliche Haupttypen des zahmen Hundes, welche ſelbſtſtändige Arten darſtellen, kannten. Es geht ſonach hieraus hervor, daß in den älteſten Zeiten der Griechen und Römer faſt ausſchließlich ſelbſtſtändige Arten und nur ſehr wenige Baſtardformen von Hunden bekannt waren und daß dieſe letzteren lediglich aus der gegenſeitigen Vermiſchung der zu jener Zeit bekannt geweſenen Urformen des zahmen Hundes und einiger anderen verwandten Arten, wie namentlich des Schakals und wohl auch des Wolfes hervorgegangen ſind. Ein ähnliches Reſultat ergibt ſich aus der Vergleichung der Abbildungen von Hunden auf den noch weit älteren ägyptiſchen Denkmälern mit den Hundeformen der Jetztzeit, in welche wir hier etwas näher eingehen wollen. Die Grundlage zu dieſer Betrachtung ſollen vorzüglich die ſtreng wiſſenſchaft⸗ lichen Unterſuchungen von Morton bilden, welche er in ſeiner gediegenen Abhand⸗ lung über das Alter einiger Hunderacen im fünften Bande der »Proceedings of the Academy of Philadelphia« im Jahre 1850 veröffentlichte und worin er ſich auf die Chronologie von Lepſius ſtützte, welcher wenigſtens annäherungsweiſe das Alter der ägyptiſchen Denkmäler ermitteln zu können in der Lage war. Hier finden wir vor Allem den ägyptiſchen Schakal (Canis Lupaster), ein hundeähnliches Thier von mittlerer Größe, mit aufrecht ſtehenden Ohren und einem etwas buſchigen Schwanze. Offenbar iſt dieß die älteſte, den Aegyptiern bekannt geweſene Hundeform, von welcher ſie uns eine Abbildung auf ihren Denkmälern zurückgelaſſen haben, denn ſie iſt es, welche zugleich ein Symbol in ihrem Alphabete darſtellt und daher mit demſelben gleichzeitig ſein mußte, ſonach erwieſenermaßen auf nicht viel weniger als 6000 Jahre zurückreicht. ) Dieſelbe Hundeart treffen wir auch auf den Gemälden in dem Grabmale von *) Der ägyyptiſche Schakal gehört zu den älteſten hieroglyphiſchen Symbolen, und da die⸗ ſelben keinem ſpäteren Zeitalter als jenem von Menes, des erſten Königs von Aegypten, ange⸗ hören können, ſo iſt man auch berechtigt, ſie eben ſo weit zurückzudatiren, als die Epoche dieſes Königs reicht. Folgt man hierbei der heut zu Tage faſt allgemein für richtig anerkannten Zeitrechnung von Lepſius, ſo fällt ihre Entſtehung in das Jahr 3893 v. Chr. und ihr Alter beträgt daher 5768 Jahre vor unſeren jetzigen Tagen. Nachdem jedoch die hebräiſche Chrono⸗ logie die Sündfluth in das Jahr 2340 v. Chr. ſetzt, ſo ergibt ſich nach der Zeitrechnung von Lepſius, daß das Hieroglyphen-Alphabet der alten Aegyptier um 1553 Jahre älter war. 75 Roti zu Beni Haſſan, welche von der zwölften ägyptiſchen Dynaſtie herrühren und dem 23. Jahrhunderte v. Chr. angehören. Von dieſer Zeit an kann man ihn durch alle ſpäteren Perioden auf den Monumenten jenes Volkes verfolgen, bis dieſelben endlich aufhören Darſtellungen zu enthalten, welche über die Angelegenheiten Aegyp— tens Aufſchluß geben. Aber auch einbalſamirt wird dieſe nur wild vorkommende Hundeart in großer Anzahl in verſchiedenen Theilen Aegyptens gefunden, denn der geheiligte Hund der alten Aegyptier oder der »Canis sacer«, wie ihn Ehrenberg nannte, der ihn von dem ägyptiſchen Schakale oder dem »Canis Lupaster« für verſchieden hielt, iſt nach den Unterſuchungen ſpäterer Naturforſcher wohl nur dieſelbe Art, und zwar wie Wagner meint, im Sommerpelze. Von dieſer noch heut zu Tage nur im wilden Zuſtande vorkommenden Hunde— form ſcheint der ägyptiſche Straßenhund zu ſtammen, der in Cairo und in anderen Städten Unter-Aegyptens jo überaus häufig angetroffen wird. Auch in ſeiner Lebensweiſe nähert ſich derſelbe ſeiner Stammform, indem er dermalen meiſt ein nomadiſches Leben führt, ſich gewöhnlich herrenlos herumtreibt und wie der Schakal und der Nilfuchs die Grenzen der Wüſten beſucht. In der Regel geſellt er ſich auch nicht mit anderen Hunden zuſammen, obgleich er fähig iſt, ſich mit denſelben fruchtbar zu vermiſchen. Doch iſt auch dieſe gekreuzte Zucht für den Menſchen völlig werthlos. Von den eigentlichen zahmen Hunden, die auf den altägyptiſchen Denkmälern abgebildet ſind, begegnen wir zunächſt zwei verſchiedenen Abänderungen des Wind— hundes (Canis leporarius). Die erſte derſelben iſt der ägyptiſche Windhund (Canis leporarius, aegyptius), eine Form, welche durch den ſchlanken Körperbau und das kurze, glatt anliegende Haar ſehr leicht zu erkennen iſt, und noch dermalen in Aegypten, Nubien, in Sennaar u. ſ. w. angetroffen wird. Wir finden ſie auf jenen Denkmälern aber in doppelter Weiſe dargeſtellt. Eine dieſer beiden Darſtellungen, welche zu den älteſten gehört, führt uns dieſe Form mit langen, aufrechtſtehenden Ohren, welche man nicht ſelten auch bei ein— zelnen Individuen anderer Windhund-Racen trifft, und kurzem, offenbar verſtümmel— ten Schwanze vor. Sie erſcheint zuerſt auf den Gemälden eines Grabmales der dritten Dynaſtie und kommt auch auf mehreren anderen Denkmalen jener Periode an verſchiedenen Orten vor, von welcher Zeit an man ſie durch die ſechste und ſiebente Dynaſtie und vielleicht auch noch weiter verfolgen kann. Demnach iſt ſie älter als 5000 Jahre, indem die Monumente der dritten Dynaſtie in die Zeit von ungefähr 3500 Jahren v. Chr. fallen. Die zweite Darſtellung dieſer Hundeform zeigt uns das Thier beinahe in ſeiner urſprünglichen, nur wenig veränderten Form, da wir in derſelben ſogleich den ägyptiſchen Windhund, jedoch mit abgeſtutzten Ohren dargeſtellt erkennen. Das älteſte Monument, welches dieſe bildliche Darſtellung enthält, iſt das Grabmal von 76 Roti zu Beni Haſſan, aus der Zeit der zwölften Dynaſtie oder dem 23. Jahrhun⸗ derte vor Chriſtus “). Aus dieſen beiden Darſtellungen können wir erſehen, daß de ſelbſt heut zu Tage noch in Aegypten, Nubien und anderen Ländern von Oſt⸗ und Gentral-Afrifa beſtehende Sitte, die Thiere zu verſtümmeln, bis in das graueſte Alterthum zurückreicht. Die zweite Abänderung des Windhundes, welche auf den altägyptiſchen Denk⸗ malen abgebildet erſcheint, iſt der arabiſche Windhund (Canis leporarius, arabi- cus), welcher auch unter dem Namen Beduinen- oder Akaba⸗Windhund bekannt iſt; eine Race, welche aller Wahrſcheinlichkeit nach auf der Kreuzung des ägyptiſchen Windhundes mit dem ägyptiſchen Schakale beruht und auch dermalen noch in Sy⸗ rien und Arabien angetroffen wird. Dieſe etwas rauhhaarige Race iſt durch ihre langen, aufrechtſtehenden Ohren und den mit längeren Haaren beſetzten Schwanz leicht von den übrigen Windhund⸗ Racen zu unterſcheiden und kommt, auf mehreren ägyptiſchen Denkmalen abgebildet, in verſchiedenen älteren und jüngeren Perioden vor. An dieſe Windhundformen reiht ſich eine Hunderace an, welche nach allen ihren Merkmalen offenbar zu den Jagdhunden gerechnet werden muß; nämlich der afrikaniſche Jagdhund (Canis sagax, africanus), der noch heut zu Tage in Sen⸗ naar und Sudan angetroffen und ſo wie in der älteſten Zeit zur Jagd ver⸗ wendet wird. Auch dieſe Hundeform treffen wir zuerſt auf einem Denkmale an, das der zwölften Dynaſtie oder dem 23. Jahrhunderte v. Chr. angehört. Es iſt wieder das Grabmal von Roti zu Beni Haſſan, wo dieſelbe auf einem Gemälde, welches eine Jagd auf Hirſche **) darſtellt, unverkennbar und naturgetreu abgebildet iſt. Aber auch auf den Denkmalen aus ſpäteren Perioden kommen Abbildungen dieſes Hundes ziemlich häufig vor. So auf dem Monumente, das den großen Zug von Thotmes II. darſtellt und in die Zeit des 17. Jahrhunderts v. Chr. fällt, wo mehrere dieſer Thiere den Leuten nachfolgen, die mit Produkten des Landes beladen, nach vorwärts ſchreitend dargeſtellt ſind. Ebenſo trifft man ihn auch auf einem Grabmale zu Gourneh bei Theben an, das in eine ſpätere Periode fällt, und ſelbſt auf mehreren anderen noch jüngeren Monumenten, und zwar aus verſchiedenen Epochen. Außer den bereits genannten Hundeformen werden aber auch noch andere auf den altägyptiſchen Denkmalen angetroffen, und zwar alle zuerſt auf den Gemälden des Grabes von Roti zu Beni Haſſan, welches Monument aus der Zeit der zwölf⸗ ten Dynaſtie oder dem 23. Jahrhunderte v. Chr. herrührt. har) 110 ) Da die Gräber von Roti und Nevopth zum Reiche Oſortaſen II. gehören, ſo ſetzt fie Lepſius in das 23. Jahrhundert vor unſerer chriſtlichen Zeitrechnung. **) Ein Beweis, daß der berberiſche Hirſch (Cervus barbarus) damals noch in Aegypten heimiſch war. 17 Es ſind deren vier; doch iſt eine richtige Deutung derſelben mit weit größeren Schwierigkeiten als bei den vorhergehenden Formen verbunden, theils weil man ihren Originalen heut zu Tage in Aegypten nur äußerſt ſelten mehr begegnet, theils aber auch weil man durch die Aehnlichkeit, welche ſie mit gewiſſen aſiatiſchen, und ſelbſt europäiſchen Typen darbieten, leicht zu Trugſchlüſſen und irrigen Folgerungen verleitet werden kann; wie dieß denn auch wirklich faſt allen Naturforſchern wider— fahren iſt, welche ſich ſeither mit der Deutung derſelben beſchäftigt haben. Ich will verſuchen, Beweiſe dafür zu liefern, und durch Begründung meiner eigenen Anſchauung mich der Wahrheit möglichſt zu nähern. Eine dieſer Formen ſtellt eine Hunderace dar, welche große Aehnlichkeit mit dem ungariſchen Wolfshunde (Canis domesticus, luparius) hat, der auch den alten Griechen und Römern bekannt war und von welchem ſie uns Abbildungen auf ihren Denkmalen zurückgelaſſen haben. Morton, welcher eine auf einem antiken Moſaikpflaſter zu Pompeji enthaltene Abbildung auf dieſe in den ägyptiſchen Denkmalen uns aufbehaltene Form beziehen zu können glaubte, bezeichnete dieſelbe einfach mit dem Namen »Watch Dog« (Wachthund), ohne ſich in eine nähere Beſtimmung einzulaſſen, und fügt nur bei, daß vielleicht dieſelbe oder wenigſtens verwandte Formen häufig auch im Oſten an— getroffen werden. Hierdurch deutet er offenbar — doch ohne ſich hierüber weiter auszuſprechen, — auf die Verwandtſchaft derſelben mit dem turkomaniſchen Wachthunde (Canis domesticus, armeniacus) hin, welcher ſich vom Hochlande von Central-Aſien bis zum Bosporus erſtreckt und an Hamilton Smith's wilden Hund von Natolien oder den natoliſchen Wolf (Canis ietinus) erinnert. Ich glaube keinen Fehlgriff zu begehen, wenn ich mich der Anſicht Morton's in ſo ferne anſchließe, als wir es hier ohne Zweifel mit einer Race des Haus— hundes (Canis domesticus) zu thun haben, ohne jedoch die Meinung mit ihm zu theilen, daß die auf dem Moſaikpflaſter zu Pompeji vorkommende Abbildung zur ſelben Form gehöre. Ja ich glaube ſogar genügende Gründe zu haben noch weiter gehen zu dürfen und die fragliche, auf den altägyptiſchen Monumenten enthaltene Form geradezu mit dem turkomaniſchen Wachthunde, welcher nur eine klimatiſche Abänderung des Haushundes iſt, für identiſch zu erklären, indem der Verkehr, welcher ſchon in älteſter Zeit zwiſchen den Aegyptiern und den Bewohnern der Nach— barländer beſtand, zu einer ſolchen Annahme berechtigen. Dieſer Hund iſt es auch, welcher ein zweites Symbol im Hieroglyphen-Alpha— bete der alten Aegyptier bildet, wie aus der zwar kleinen, aber ziemlich deutlichen Abbildung deſſelben auf dem oben bezeichneten Monumente hervorgeht; daher man mit voller Beſtimmtheit behaupten darf, daß dieſe Form — ebenſo wie der ägyp— tiſche Schakal, — jenem Volke ſchon vor nahe an 6000 Jahre bekannt war. Eine zweite Form, deren richtige Erkennung nicht minder große Schwierigkeiten verurſacht, bietet manche Aehnlichkeit mit dem Hirten-Haushunde ſowohl, als auch 78 mit dem Pyrenäen-Hunde (Canis domesticus, pyrenaicus), und ſelbſt mit dem Algieriſchen Hunde (Canis domesticus, algirensis) dar, von welchen die beiden erſteren Formen auf griechiſchen und römiſchen Antiken abgebildet ſind. Ehrenberg legt dieſer Form, welche noch heut zu Tage in Aegypten ange— troffen wird, den Namen »Canis familiaris aegyptius« bei und vergleicht ſie mit dem Pommer (Canis domesticus, pomeranus) und dem Schafhunde (Canis do- mesticus, pastoreus), welchen fie ſehr nahe ſtehen ſoll. Morton hält ſie nach allen Kennzeichen, die man aus jener Abbildung, welche kaum mehr als ein Umriß iſt, entnehmen kann, für identiſch mit dem »Wolf-Dog« oder Pommer, und glaubt fie auch auf einer antiken und wahrſchein— lich etruskiſchen Medaille abgebildet getroffen zu haben, welche aus dem zweiten oder dritten Jahrhunderte v. Chr. ſtammt. Meiner Anſicht zufolge iſt dieſe Form ein Abkömmling des großen Pariah-Hundes (Canis domesticus, indicus major) aus Oſtindien, einer klimatiſchen Abänderung des Haushundes, die im Nordoſten jenes Landes noch heut zu Tage im halbwilden Zu— ſtande angetroffen wird, ſchon in den älteſten Zeiten von den Indiern gezähmt ge= halten wurde und welchen die alten Aegyptier durch ihre Verbindungen mit jenem Volke auch in ihrem eigenen Lande heimiſch gemacht haben mochten. Die dritte dieſer Formen ſtellt einen kleinen Hund mit ſpitzen aufrechtſtehenden Ohren und ſcheinbar kurzem, glatt anliegendem Haare dar und wurde ſeither nur von Blainville gedeutet. Er hielt ihn, einer ſehr entfernten Aehnlichkeit wegen, für den »Roquet« der Franzoſen oder den ſogenannten Baſtardmops (Canis Mo- lossus, fricator hybridus), obgleich ſeine körperlichen Formen eine weſentliche Verſchiedenheit von demſelben darbieten. Morton, der dieſes Thier nur aus der Blainville'ſchen Abbildung kennt, nimmt deſſen Deutung blos proviſoriſch an und enthält ſich, irgend eine Anſicht über dieſe altägyptiſche Hunderace auszuſprechen. Daß Blainville's Deutung durchaus irrig ſei, kann um ſo weniger einem Zweifel unterliegen, als der »Roquet« erwieſenermaßen eine erſt in neuerer Zeit entſtandene Blendlingsrace europäiſcher Formen, und zwar ein Baſtard des kleinen däniſchen Hundes (Canis Molossus, fricator variegatus) und des Mopſes (Ca- nis Molossus, fricator) iſt. Ich bin ſehr geneigt, dieſen von den alten Aegyptiern abgebildeten Hund nur für eine kleinere, auf Zucht beruhende Abänderung der vorhergehenden Form, nämlich für den kleinen indiſchen Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus minor) zu halten, der auch noch gegenwärtig in ſeinem Heimathlande in einer größeren und einer kleineren Form vorkommt und auch ſonſt noch mancherlei Abweichungen bietet. Das in jener Abbildung ſcheinbar kurz und glatt anliegend dargeſtellte Haar kann nicht als ein giltiger Grund zur Widerlegung dieſer Anſicht angenommen werden, da die altägyptiſchen Thierabbildungen überhaupt meiſtens nur die körperlichen Umriſſe im Allgemeinen zeigen und einer detaillirteren Ausführung vollſtändig entbehren. 79 Man trifft das Bild dieſes Hundes in mehrfachen Modificationen auf verſchie— denen Monumenten, welche jedoch alle der zwölften Dynaſtie angehören, die mit dem Jahre 2124 v. Chr. endete. Die vierte und letzte dieſer zweifelhafteren Formen endlich zeigt uns das Bild einer gleichfalls kleinen Hunderace, welche — ſo wie die vorhergehende, — aufrecht— ſtehende zugeſpitzte Ohren und kurzes, glatt anliegendes Haar zu haben ſcheint, ſich von derſelben aber hauptſächlich dadurch unterſcheidet, daß die Beine verhältnißmäßig kurz ſind und der Leib etwas geſtreckt erſcheint. Auf dieſe Kennzeichen geſtützt, hat Blainville ſeine Meinung über jene Hunde— race dahin ausgeſprochen, daß dieſelbe irgend eine Abänderung des Dachshundes geweſen ſei. Dieſer Anſicht ſchloſſen ſich auch Wilkinſon und Morton an, welche in keine nähere Prüfung der von Blainville ausgeſprochenen Vermuthung eingingen. Daß wir es hier aber mit keinem Dachshunde zu thun haben, läßt ſich bei— nahe mit voller Gewißheit behaupten, da dieſer unzweifelbar eine urſprünglich euro— päiſche und wahrſcheinlich aus Spanien ſtammende Form iſt, mit welcher die Aegyptier — wenigſtens zu jener Zeit, — unmöglich bekannt geweſen ſein konnten. Weit richtiger dürfte es erſcheinen, anzunehmen, daß ſich die Abbildung des altägyptiſchen Hundes auf eine mehr geſtreckte und etwas kurzbeinige Form bezieht, die ſelbſt heut zu Tage noch unter den indiſchen Pariah-Hunden angetroffen wird und mit derſelben identiſch iſt; nämlich auf den kurzbeinigen Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus brevipes), der vielleicht auf der Kreuzung des Pariah-Hundes mit dem Buanſu (Canis primaevus) beruht. Bezüglich der ſcheinbar kurzen, glatt anliegenden Behaarung, beziehe ich mich auf daſſelbe Argument, welches ich ſchon bei der vorhergehenden Form angeführt habe. Stellen wir die wenigen Formen, die wir auf den Monumenten der alten Aegyptier finden, zuſammen und vergleichen wir dieſelben mit den uns bekannten Formen der Jetztzeit, ſo erkennen wir hierin deutlich acht verſchiedene Typen; nämlich: 1) Den ägyyptiſchen Schakal (Canis Lupaster), 2) den ägyptiſchen Windhund (Canis leporarius, aegyptius), 3) den arabiſchen Windhund (Canis leporarius, arabicus), 4) den afrikaniſchen Jagdhund (Canis sagax, africanus), 5) den turkomaniſchen Wachthund (Canis domesticus, armeniacus), 6) den großen Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus major), 7) den kleinen Pariah⸗-Hund (Canis domesticus, indicus minor), und 8) den kurzbeinigen Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus brevipes). Dieſelben bilden, nach Ausſcheidung des ägyptiſchen Schakals, — der, als eine noch heut zu Tage nur wild vorkommende Art, hier gar nicht in Betrachtung zu ziehen iſt, — die Repräſentanten von drei ſelbſtſtändigen Arten unſeres zahmen Hundes, und zwar: des Haushundes, — des Jagdhundes — und des Windhundes. 80 Vier von ihnen ſtellen ſich als klimatiſche Abänderungen der Haupttypen dar; nämlich: der turkomaniſche Wachthund, — der große Pariah-Hund, — der afrikaniſche Jagdhund — und der ägyptiſche Windhund; — eine, und zwar der kleine Pariah— Hund, beruht wahrſcheinlich auf einer Veränderung eines ſolchen Haupttypus in Folge Einwirkung der Zucht, — und zwei erſcheinen als ziemlich deutlich ausge— ſprochene Baſtardformen dieſer oben genannten Urtypen des eigentlichen oder zahmen Hundes mit anderen wild vorkommenden Arten; ſo der kurzbeinige Pariah-Hund, der aller Wahrſcheinlichkeit nach aus der Kreuzung des großen Pariah-Hundes mit dem in Nepal heimiſchen Buanſu hervorgegangen iſt, und der arabiſche Windhund, der das Produkt der Vermiſchung des ägyptiſchen Windhundes mit dem ägyptiſchen Schakale iſt. Wir ſehen ſonach, wie auf den griechiſchen und römiſchen Antiken, ſo auch auf den altägyptiſchen Denkmalen nur ſolche Formen von Hunden abgebildet, welche theils als ſelbſtſtändige Arten betrachtet werden müſſen, theils aber auch als Baſtard— formen derſelben mit anderen, nur im wilden Zuſtande vorkommenden Hundearten. Eine weit reichhaltigere Ausbeute bezüglich dieſes Gegenſtandes bieten uns die mittelalterlichen Dokumente dar; denn wir finden in denſelben nicht nur eine nicht minder beträchtliche Anzahl von verſchiedenen Formen als in den Ueberlieferungen der alten Griechen und Römer aufgeführt, ſondern dieſelben auch mit Namen be— zeichnet, welche uns weit näher liegen, und von Angaben begleitet, welche über deren Verwendung, ſo wie bisweilen auch über ihre Eigenſchaften Aufſchluß geben. Hierdurch wird die Deutung jener Formen weſentlich erleichtert und kann in den meiſten Fällen auch beinahe mit völliger Sicherheit erreicht werden, indem wir mittelſt dieſer Behelfe in den Stand geſetzt werden, ihre Spur durch Jahrhunderte hindurch verfolgen und ſie mit unſeren dermaligen Hundeformen in Verbindung bringen zu können. Die älteſten mittelalterlichen Dokumente, welche uns hierüber Aufſchluß geben, ſind die Ackerbau-, Forſt- und Jagdgeſetze der alten deutſchen Völkerſtämme, welche jedoch erſt ungefähr um die Mitte des 10. Jahrhunderts n. Chr. geſammelt und unter dem Titel »Geoponica« zuſammengeſtellt wurden. Hier finden wir im Alemanniſchen Geſetze ſieben verſchiedene Formen von Hunden aufgezählt, und zwar: 1) Den Treib- oder Laufhund (Canis seusius vel cursor), von welchem manche Individuen — wahrſcheinlich die beſſer abgerichteten, — als erſte, andere als zweite Läufer benützt wurden; 2) den Leithund (Canis Ductor), der einen nachfolgenden Menſchen führt und den man „Laitihunt“ nannte; 3) den Saufänger (Canis porcaritius), der die Schweine fängt; 4) den Bärenfänger (Canis ursaritius), der Bären fängt oder eine Kuh und einen Stier ergreift; 5) den Wind- oder Haſenhund (Veltris leporalis); 81 6) den Hirtenhund (Canis pastoralis), der den Wolf angreift und das Vieh ſeinem Munde entreißt; endlich 7) den Haus- oder Hofhund (Canis qui curtem defendit), der das Haus vertheidigt. Im Bojiſchen Geſetze treffen wir gleichfalls ſieben verſchiedene Formen an, von denen einige dieſelben ſind, welche ſchon im Alemanniſchen Geſetze — wenn auch zum Theile unter anderen Benennungen, — aufgeführt erſcheinen, während drei von ihnen zum erſten Male genannt werden. Dieſe ſind: 1) Der Leithund oder „Leitihunt“ des damaligen Zeitalters (Canis seuces seu Leitihunt); 2) der Treibhund, zu jener Zeit „Triphunt“ genannt (Seuces doctus seu Triphunt); 3) der Spürhund oder der „Spurihunt“ der damaligen Periode (Seuces qui in ligamine vestigium tenet seu Spurihunt), der an der Leine die Spur feſthielt; 4) der Biberhund, zu jener Zeit „Bibarhunt“ genannt (Canis quem Bibar- hunt vocant), der. unter der Erde jagt; 5) der Windhund (Canis veltrix), der den Hafen nicht verfolgt, ſondern ihn durch ſeine Schnelligkeit ergreift; 6) der Habichthund oder der „Hapichhunt“ des damaligen Zeitalters (Canis acceptoricius seu Hapichhunt), der die Beute für den Falken jagt und dem— ſelben dient; und 7) der Haus⸗ oder Hofhund, oder der „Hovawarth“ jener Zeit (Canis qui curtem sui domini defendit, seu Hovawarth). In den Jagdgeſetzen der übrigen alten deutſchen Völkerſtämme finden wir die— jelben Hunde, wenn auch theilweiſe unter veränderten Benennungen aufgeführt, nebſt einigen wenigen, welche weder im Alemanniſchen, noch im Bofiſchen Geſetze erſcheinen. So begegnen wir im Burgundiſchen Geſetze einem »Canis veltraeus«, welcher offenbar der Wind- oder Haſenhund (Veltris leporalis) des Alemanniſchen, und der Windhund (Canis veltrix) des Bojiſchen Geſetzes iſt; ferner einem »Canis segutius«, unter welchem ohne Zweifel der Treib- oder Lauf— hund (Canis seusius vel cursor) des Alemanniſchen, und der Treibhund (Seuces doctus seu Triphunt) des Bojiſchen Geſetzes verſtanden wurde; endlich einem »Canis petrunculus«, der in keinem von dieſen beiden Geſetzen ge— nannt wird. Im Frieſiſchen Geſetze erſcheint ein »Canis acceptorius«, der — wie ſchon aus der Benennung deſſelben hervorgeht, — mit dem Habichthunde (Canis acceptoricius sen Hapichhunt) des Bojiſchen Geſetzes zuſammenfällt, und ein »Canis Bracco«, welcher hier zum erſten Male genannt wird. Im Saliſchen Geſetze endlich kommt ein »Veltris porcarius«, welcher wahrſcheinlich der Saufänger (Canis porcaritius) des Alemanniſchen Geſetzes iſt, und Fitzinger, Der Hund. 6 82 ein »Veltris leporarius, qui et argutarius dicitur« vor, der ohne Zweifel mit dem Wind- oder Haſenhunde des Alemanniſchen, dem Windhunde des Boßfiſchen und dem »Canis veltraeus« des Burgundiſchen Geſetzes zu einer und derſelben Form gehörte. Im Schwabenſpiegel kommt der „Vogelhunt“, ein Hund, den man zur Vogeljagd benützte, und im Sachſenſpiegel die „Brach“, ein Hund, mit dem man Haſen jagte, vor. Aus der Zeit Carl's des Großen, in der zweiten Hälfte des achten chriſt— lichen Jahrhunderts, werden uns folgende Hunde namhaft gemacht: 1) Die Rüde oder Saurüde (Canis Rudo), welche wahrſcheinlich mit dem Saufänger (Canis porcaritius) des Alemanniſchen und dem Veltris porcarius des Saliſchen Geſetzes gleichbedeutend iſt; 2) der Bullenbeißer (Canis Molossus), unter welchem wohl der Bärenfänger (Canis ursaritius) des Alemanniſchen Geſetzes verſtanden worden zu ſein ſcheint; 3) der Treibhund, Treibhunt oder Triphunt (Canis Susis), welcher offenbar mit dem Treib- oder Laufhunde (Canis seusius vel cursor) des Alemanniſchen und dem Treibhunde (Seuces doctus seu Triphunt) des Bojiſchen Geſetzes, jo wie auch mit dem Canis segutius des Burgundiſchen Geſetzes zu einer und der— ſelben Form gehörte; endlich 4) der Windhund, Windthunt, Wint oder Windt (Veltra seu Spartus), der ohne Zweifel mit dem Wind- oder Haſenhunde (Veltris leporalis) des Alemanniſchen, dem Windhunde (Canis veltrix) des Bojiſchen, dem Canis veltraeus des Burgundiſchen, und dem Veltris leporarius seu argutarius des Saliſchen Geſetzes übereinkommt. Vom 9. bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts n. Chr. waren folgende Hundeformen in Deutſchland bekannt, in welchen wir mit Zuhilfenahme der Gloſ— ſarien, die in der früheren Periode genannten ohne Schwierigkeit erkennen und die— ſelben mit unſeren gegenwärtigen Formen in Verbindung bringen können. Auch das von Petrus de Crescentiis im 13. Jahrhunderte n. Chr. geſchrie— bene Werk über die Landwirthſchaft liefert uns hierzu mannigfache Behelfe. Dieſe Formen waren: 1) Der Hirtenhund oder Hirtenhunt (Canis pastoralis), auch Schafhund oder Schafhunt (Canis ovilis) genannt, welcher offenbar mit dem Hirtenhunde des Ale— manniſchen Geſetzes gleichbedeutend iſt; 2) der Viehhund oder Viehhunt (Canis custos pecoris), der aller Wahr: ſcheinlichkeit nach von dem vorigen nicht verſchieden war; 3) der Hofhund oder Hofhunt, auch Haushund oder Haushunt und Hofewart, Hofwart oder Hofward (Canis custos curtis) genannt, zugleich der Haus- oder Hofhund (Canis qui curtem defendit) des Alemanniſchen und Bojifchen Geſetzes, in letzterem mit dem Namen „Hovawarth“ bezeichnet; 4) der Biberhund, Biberhunt oder Bibarhunt (Canis Bersarius, Beverarius und Bibracco), auch der „Bibarhunt“ des Bojiſchen Geſetzes; r 83 5) der Treibhund, Treibhunt oder Triphunt (Canis cursalis), welcher auch der Treib- oder Laufhund (Canis seusius vel cursor) des Alemanniſchen, der Treibhund oder Triphunt (Seuces doctus seu Triphunt) des Bojiſchen, der Ca— nis segutius des Burgundiſchen, und der Treibhund (Canis Susis) aus der Zeit Carl's des Großen war. In den Gloſſarien wird dieſer Hund auch »Seusis, Seu- cis, Sucis und Sussis« genannt; 6) der Leithund, Leithunt oder Leitihunt (Canis Ductor), der offenbar mit dem Leithunde oder Laitihund (Canis Ductor seu Laitihunt) des Alemanniſchen, und dem Leithunde oder Leitihunt (Canis seuces seu Leitihunt) des Bojiſchen Geſetzes identiſch war; 7) der Spürhund, Spürhunt oder Spurihunt (Canis sagax), welcher ohne Zweifel dem Spürhund oder Spurihunt (Seuces qui in ligamine vestigium tenet seu Spurihunt) des Bojiſchen Geſetzes entſpricht; 8) der Schweißhund oder Schweißhunt, auch Bluthund oder Bluthunt (Canis vestigabilis) genannt, der mit dem vorhergehenden höchſt wahrſcheinlich identiſch war; 9) der Habichthund, Habichthunt oder Hapichhunt (Canis acceptoricius), der mit dem Habichthunde oder Hapichhunt (Canis acceptoricius) des Bojiſchen und dem »Canis acceptorius« des Frieſiſchen Geſetzes wohl eine und dieſelbe Form war; 10) der Vogelhund oder Vogelhunt (Canis avicularius), zugleich der „Vogel— hunt“ des Schwabenſpiegels, der mit dem vorigen zuſammenfällt; 11) der Windhund oder Winthunt, auch Windſpiel (Canis Veltris) genannt, der offenbar mit dem Wind- oder Haſenhunde des Alemanniſchen, dem Windhunde des Bojiſchen, dem »Canis veltraeus« des Burgundiſchen und dem »Veltris le- porarius seu argutarius« des Saliſchen Geſetzes gleichbedeutend iſt, jo wie auch mit dem Windhunde, Windthunt, Wint oder Windt (Veltra seu Spartus) aus der vorausgegangenen Periode unter Carl dem Großen. In den Gloſſarien kommt dieſer Hund auch unter den Namen »Canis Veltrahus, Veltrus, Velthrus« und unter der deutſchen Benennung „Welter“ vor. Aus denſelben erfahren wir auch, daß ihn die Franzoſen »Vaultre, Vaultroy oder Vaultroit«, die Italiener » Veltro« und die Angelſachſen »Greyhound« nannten und daß man zweierlei Formen unter demſelben unterſchied; eine leichtere und eine ſchwerere. Im Spelmann'ſchen Gloſſarium wird die erſtere »Leporarius levipes«, die letztere »Leporarius seg- nipes« genannt und dieſe iſt es, welche in einigen Gloſſarien auch unter dem Namen »Canis odorisequus« aufgeführt erſcheint. Spelmann bezieht auf dieſelbe die »Canes Veltrahae« des Gratius Faliscus, während er die »Canes celeres« des Homer für die leichtere Form des Windhundes hält; 12) die Rüde oder Saurüde (Canis Rudo), wahrſcheinlich der Saufänger (Canis porcaritius) des Alemanniſchen, der »Veltris porcarius« des Saliſchen Geſetzes, und die Rüde oder Saurüde aus der Zeit Carl's des Großen; 13) der Bärenfänger, Büffelfänger oder Bullenbeißer (Canis ursaritius), der 84 offenbar mit dem Bärenfänger des Alemanniſchen Geſetzes und dem Bullenbeißer aus der Periode von Carl dem Großen gleichbedeutend war; 14) die Bracke oder Brak, Brakin oder Brechin (Canis Bracco oder Braccho), welcher ohne Zweifel der »Canis Bracco« des Frieſiſchen Geſetzes, und die „Brach“ des Sachſenſpiegels war, und in den Gloſſarien auch unter den Benennungen »Ly- cisca« und »Lyeisca bracco« erſcheint; 15) die Steinbracke (Canis Petrunculus oder Petronius), die offenbar mit dem »Canis petrunculus« des Burgundiſchen Geſetzes zu einer und derſelben Form gehörte, und unter welcher vielleicht der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus), weit wahrſcheinlicher aber ein Baſtard deſſelben verſtanden worden iſt; 16) die Barnbracke, wohl nur eine Blendlingsform der Steinbracke; 17) der Miſtbeller oder Miſtbella, welcher mit der vorhergehenden gleichbedeu— tend war; und 18) der Hetzhund, Hetzhunt oder Heſſehunt, welcher mit dem Treib- oder Lauf— hunde derſelben und der früheren Periode zuſammenzufallen ſcheint. Ueber die Hunde Britanniens enthalten die alten ſchottiſchen und engliſchen Geſetze mancherlei wichtige Aufklärungen, und durch dieſelben ſind wir in den Stand geſetzt, die darin namhaft gemachten Formen mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen. So finden wir ſchon in der Forſtverordnung Königs Kenneth II. von Schott land im 9. Jahrhunderte n. Chr. einen »Canis fugax, sequax oder sagax« aufgeführt, welcher offenbar dem Spürhunde der Deutſchen entſpricht; ferner einen »Canis trassans oder vestigabilis«, der mit dem Schweiß- oder Blut⸗ hunde der Deutſchen eine nahe verwandte Form darſtellte. In den Forſtgeſetzen Königs Heinrich II. von England in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unſerer Zeitrechnung wird zum erſten Male ein »Canis Ma- stivus« genannt, unter welchem ohne Zweifel der Bärenfänger oder Bullenbeißer (Canis Molossus) der Deutſchen der früheren Periode verſtanden war. Führen wir die aus der Zeit des Mittelalters uns bekannt gewordenen Hunde— formen mit Zuhilfenahme der Gloſſarien auf unſere dermaligen Racen zurück, ſo finden wir unter den Hunden der alten Deutſchen vierzehn verſchiedene Formen er— wähnt; nämlich: 1) den Hirten-Haushund (Canis domesticus, ovilis), 2) den deutſchen Hirtenhund (Canis extrarius, villaticus), 3) den krummbeinigen Dachshund (Canis vertagus, valgus), 4) den deutſchen Jagdhund (Canis sagax, germanicus), 5) den Leithund (Canis sagax, venaticus), | 6) den deutſchen Stöberhund (Canis sagax, venaticus irritans), 7) die Steinbracke (Canis sagax, venaticus Bracca), 8) den deutſchen Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus), 9) den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), 10) die franzöſiſche Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca), 85 11) den großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major), 12) den großen Windhund (Canis leporarius, major), 13) den franzöſiſchen Fleiſcherhund (Canis leporarius laniarius), und 14) die Saurüde (Canis leporarius, suillus). Ich will es verſuchen, dieſe Behauptung durch eine Zuſammenſtellung meiner Unterſuchungen über die Formen jener Zeit näher zu begründen, indem ich die in den Schriften der alten Deutſchen namhaft gemachten Racen auf unſere gegenwär— tigen übertrage und dieſelben in der obigen Reihenfolge durchgehe. Der Hirten⸗Haushund (Canis domesticus, ovilis). — Wir finden ihn ſchon im Alemanniſchen Geſetze als »Canis pastoralis« aufgeführt, und iſt derſelbe zu— gleich der „Hirtenhunt, der Schaafhunt und der Viehhunt“ des 9. bis 15. Jahr— hunderts. In den Gloſſarien kommt derſelbe unter den Namen »Canis pastoralis oder ovilis« und »Canis custos pecoris« vor. Der deutſche Hirtenhund (Canis extrarius, villaticus). — Er iſt der »Canis qui curtem defendit« des Alemanniſchen, der »Canis qui curtem sui domini defendit seu Hovawarth« des Bojiſchen Geſetzes, und der „Hofhunt, Haushunt, Hofewart, Hofwart oder Hofward (Canis custos curtis)“ des 9. bis 15. Jahr- hunderts. In den Gloſſarien erſcheint er unter der Benennung »Canis custos curtis.« Der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus). — Derſelbe iſt ohne Zweifel der »Canis quem Bibarhunt vocant« des Bojiſchen Geſetzes, und der „Bibarhunt (Canis Bersarius, Beverarius und Bibracco)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. Auch in den Gloſſarien iſt er unter den Namen »Canis Bersarius oder Beverarius und Bibracco (Bibarhunt)« aufgeführt. Nach dem Spelmann— ſchen Gloſſarium wird er von den Engländern »Beagle terriar« genannt. Der deutſche Jagdhund (Canis sagax, germanicus). — Wir finden ihn als »Canis seusius vel cursor« im Alemanniſchen, als »Seuces doctus seu Trip- hunt« im Bojiſchen, und als »Canis segutiuss im Burgundiſchen Geſetze. Zu— gleich iſt er der „Treibhunt oder Triphunt (Canis Susis)“ aus der Zeit Carl's des Großen, und der „Treibhunt oder Triphunt (Canis cursalis)“, und der „Heſſe— hunt“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. Die Gloſſarien nennen ihn bald »Canis Se— gutius oder Seusius, Seuces, Seucis, Seusis, Sucis, Susis oder Sussis und sequaxæ, bald »Canis cursor oder cursalis« und „Heſſehunt oder Hetzhund“. Der Leithund (Canis sagax, venaticus). — Er iſt der »Canis Ductor seu Laitihunt« des Alemanniſchen, der »Canis seuces seu Leitihunt« des Bojiſchen Geſetzes, und der „Leithund oder Leitihunt (Canis Ductor)“ des 9. bis 15. Jahr— hunderts. Auch die Gloſſarien weiſen ihn unter dem Namen »Canis Ductor« nach. Der deutſche Stöberhund (Canis sagax, venaticus irritans). — Ich glaube keinen Irrthum zu begehen, wenn ich den »Canis petrunculus« des Burgundiſchen Geſetzes und die „Steinbracke (Canis Petrunculus oder Petronius)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts auf dieſe Form beziehe, die auch in den Gloſſarien unter den 86 Benennungen »Canis petrunculus und Petronius« erſcheint, und von welchem dieſelben den ſpaniſchen Namen »Perro« und »Perillo« abzuleiten ſuchen. Die Steinbracke (Canis sagax, venaticus Bracca). — Ich halte dieſe Form für identiſch mit der „Barnbracke“ und dem „Miſtbella“ des 9. bis 15. Jahrhun⸗ derts, welche unter dznſelben Benennungen auch in den Gloſſarien aufgeführt erſcheinen. Der deutſche Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus). — Er iſt der »Seuces qui in ligamine vestigium tenet seu Spurihunt« des Bojiſchen Ge— ſetzes, und der „Spürhunt oder Spurihunt (Canis sagax)“, ſo wie auch der „Schweißhunt oder Bluthunt (Canis vestigabilis)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. Der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major). — Wir finden ihn als »Canis acceptoricius seu Hapichhunt« im Bojiſchen, als »Canis acceptorius« im Frieſiſchen Geſetze, und als „Vogelhunt“ im Schwabenſpiegel aufgeführt, und iſt derſelbe auch der „Habichthunt oder Hapichhunt (Canis acceptoricius)“ und der „Vogelhunt (Canis avicularius)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. Ebenſo iſt er auch in den Gloſſarien unter den Benennungen »Canis acceptoricius oder accep- torius« und »Canis avicularius« enthalten. Dieſe Race war es, deren man ſich zu jener Zeit bei der Falkenjagd bediente. Die franzöſiſche Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca). — Offenbar der »Canis Bracco« des Frieſiſchen Geſetzes, die „Brach“ des Sachſenſpiegels, und die „Bracke oder Brak, Brakin oder Brechin (Canis Bracco oder Braccho)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. In den Gloſſarien kommt ſie unter den Namen »Canis Bracco oder Braccho«, und unter der Benennung »Lyeisca und Lycisca bracco« vor. Sie iſt zugleich der heraldiſche Hund der alten Wappenſchilder, wo ſie bald im Felde ſelbſt, bald auf den Helmen, und häufig auch als Schildhälter erſcheint. Der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major). — Ohne Zweifel der »Canis ursaritius« des Alemanniſchen Geſetzes, der „Bullenbeißer“ aus der Zeit Carl's des Großen, und der „Bärenfänger, Büffelfänger oder Bullenbeißer (Canis ursaritius)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. In den Gloſſarien iſt er unter dem Namen »Canis ursaritius« aufgeführt. Der große Windhund (Canis leporarius, major). — Es iſt der »Veltris leporalis« des Alemanniſchen, der »Canis veltrix« des Bojiſchen, der »Canis veltraeus« des Burgundiſchen, und der »Veltris leporarius, qui et argutarius dicitur« des Saliſchen Geſetzes; zugleich aber auch der „Windthunt, Wint oder Windt (Veltra seu Spartus)“ aus der Zeit Carl's des Großen und der „Winthunt oder das Windſpiel (Canis veltris)“ des 9. bis 15. Jahrhunderts. Die Gloſſarien weiſen ihn unter den Namen »Canis Veltris, Veltrix, Velthrus, Veltraeus oder Veltrahus (Welter), Canis Veltris leporalis oder leporarius« und »Canis ar- gutarius« nach. Im Spelmann'ſchen Gloſſarium iſt er auch mit der Benennung »Canis leporarius levipes« bezeichnet. Er iſt, wie wir hieraus erfahren, zugleich der »Greyhound« der Engländer, der »Vaultre, Vaultroy oder Vaultroit« der Franzoſen, und der »Veltro« der Italiener. 1 87 Der franzöſiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius). — Höchſt wahr— ſcheinlich iſt es dieſe Race, welche in den Gloſſarien unter der Benennung »Canis odorisequus« erſcheint, und im Spelmann'ſchen Gloſſarium unter dem Namen »Canis leporarius segnipes« verſtanden iſt. Die Saurüde (Canis leporarius, laniarius suillus). — Offenbar der »Ca- nis porcaritius« des Alemanniſchen, und der »Veltris porcarius« des Saliſchen Geſetzes, die „Rüde oder Saurüde (Canis Rudo)“ aus der Zeit Carl's des Großen, und auch die Rüde oder Saurüde (Canis Rudo) des 9. bis 15. Jahrhunderts. In den Gloſſarien wird ſie unter den Benennungen »Canis porcaritius« und »Canis Rudo« nachgewieſen. Weit geringer iſt die Zahl der Hunderacen, welche wir aus der mittelalter— lichen Zeit aus den ſchottiſchen und engliſchen Jagdgeſetzen kennen lernen; denn ſie beſchränkt ſich nur auf drei, die — wenn wir dieſelben auf unſere gegenwärtigen Formen zurückführen, — folgende Racen darſtellen; und zwar: 1) Den deutſchen Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus), 2) den engliſchen Schweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus), und 3) den großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major). Durchgehen wir dieſelben der Reihe nach in gleicher Weiſe, ſo wie die deutſchen Hunde. Der deutſche Schweißhund. — Er iſt als »Canis fugax, sequax oder sagax« in der Forſtverordnung des ſchottiſchen Königs Kenneth II. aufgeführt und gehört unzweifelhaft derſelben Race an, wie der „Spürhunt, Schweißhunt oder Bluthunt“ der alten Deutſchen. Der engliſche Schweißhund. — Wir finden ihn als »Canis trassans oder vestigabilis« gleichfalls in der Forſtverordnung des Königs Kenneth II. von Schott⸗ land verzeichnet, und unter denſelben Benennungen erſcheint er auch in den Gloſ— ſarien, aus welchen wir erfahren, daß ihn die Schotten »Sleuthound« nannten. Der große Bullenbeißer. — Zuerſt in den Forſtgeſetzen Königs Heinrich II. von England namhaft gemacht, wo er unter der Benennung »Canis Mastivus« erſcheint, die auch in den Gloſſarien wieder vorkommt und ohne Zweifel dieſelbe Form wie der „Bullenbeißer“ der Deutſchen. Unterſuchen wir nun die vierzehn hier namhaft gemachten Racen, welche in den Schriften der alten Deutſchen aufgeführt erſcheinen, näher, ſo ergibt ſich, daß wir es auch hier wieder hauptſächlich mit typiſchen Formen zu thun haben, indem ſieben von ihnen nur ſolche typiſche Formen darſtellen, unter denen fünf als Haupt⸗ typen, und zwei als klimatiſche Abänderungen derſelben betrachtet werden müſſen. Zu den erſteren gehören: der Hirten⸗Haushund (Canis domesticus, ovilis), — der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus), — der deutſche Jagd⸗ hund (Canis sagax, germanicus), — der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major), — und der große Windhund (Canis leporarius, major); — zu den letzteren: der deutſche Hirtenhund (Canis extrarius, villaticus), — und der Leit— hund (Canis sagax, venaticus). 88 Die übrigen fieben find nur Baſtardformen, welche aus der gegenſeitigen Kreuzung der genannten typiſchen Formen hervorgegangen ſind. Wir gelangen daher bei den Hunden der alten Deutſchen aus der Zeit des Mittelalters zu demſelben Reſultate, wie bei den Hunden der alten Griechen und Römer und der alten Aegyptier, indem die Mehrzahl der denſelben bekannt geweſenen Racen ſolche Formen darſtellt, welche ſich nicht von anderen ableiten laſſen und daher als ſchon urſprünglich vorhanden geweſene, eigenthümliche ſelbſtſtändige Arten angeſehen werden müſſen, während die übrigen die Merkmale von Baſtarden oder Blendlingen dieſer ſelbſtſtändigen Arten in unverkennbarer Weiſe an ſich tragen. Daß bei der Mehrzahl dieſer Baſtarde der Verkehr mit anderen Völkern und insbeſondere zur Zeit der Kreuzzüge weſentlich beigetragen hat, iſt außer Zweifel; denn wir finden einige Formen unter ihnen, welche ihren äußeren Merkmalen zu— folge nur durch die Kreuzung mit ſchottiſchen, engliſchen, däniſchen, franzöſiſchen und italieniſchen Racen entſtanden ſein können und dieſe ihre Abkunft auch deutlich erkennen laſſen. Von den britiſchen Hunden der mittelalterlichen Zeit find es zu wenige For- men, welche wir aus den alt⸗-ſchottiſchen und engliſchen Jagdgeſetzen kennen lernen, um dieſelben als einen Beweisgrund der hier ausgeſprochenen Behauptung benützen zu können, da es nur drei Racen ſind, welche in denſelben namhaft gemacht werden. Doch ſelbſt dieſe wenigen tragen zur Bekräftigung jener Anſicht bei; denn eine derſelben, und zwar der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major), iſt eine ty- piſche Form, während die beiden anderen zwar Baſtardformen, aber ſolche Blend— linge ſind, welche auf einer gemiſchten Kreuzung dieſer typiſchen Form mit dem Leithunde (Canis sagax, venaticus), dem engliſchen Jagdhunde (Canis sagax, anglicus) und dem großen Windhunde (Canis leporarius, major) beruhen, die durchgehends gleichfalls nur typiſche Formen oder klimatiſche Abänderungen der— ſelben ſind. Unter den Schriftſtellern der ſpäteren Periode find noch Colerus und Con— rad Geſner aus dem 16. Jahrhunderte für die Hunde Deutſchlands, und Jo— hannes Cajus aus demſelben Jahrhunderte n. Chr. für die Hunde Britanniens von Bedeutung. Colerus zählt in ſeiner »Oeconomia ruralis« nachſtehende Hunde auf, welche zu ſeiner Zeit in Deutſchland gezogen wurden, und theilt dieſelben in drei Rubriken ein, indem er ſagt: „Es pflegt ein Hauswirth in ſeiner Nahrung dreierlei Hunde zu halten: | 1) Gar kleine, jubtile Hündlein, die man nur zur Luſt halt, daß die Kinder und Weiber damit ſpielen und ihre Luſt und Freud damit haben, zu teutſch Pulſterhündlein (Kanapee-Hündlein). 2) Darnach kleine oder mittelmäßige Hündlein, die man des Nachts auf der Stube und auf dem Hof hat, daß ſie unſer und unſere Nahrung wechter ſeyen (Spitze). 89 3) Darnach zum dritten, jo hat man auch große Rüden, da große Forberge (Vor— werke) und weite Höf ſeyn, die theilt man im Hof umher auf allen Ecken u. ſ. w. Es haben auch etliche große Herrn, reiche Leuth, Edelleut, Grafen, Fürſten, Ihre großen Moloſſen und Engliſche ſtarke Hund. Die Schützen haben auch ihre Schießhunde, Wachtelhunde und dergleichen Hunde mehr.“ Außerdem nennt er noch „Viehhunde, canes pastorales, Haushunde, canes domestici, große ſtarke Schaafrüden, welche bei den Schäfern auf dem Felde liegen.“ Von den Jagdhunden ſagt er: „Der Jagdhunde ſind wiederum mancherlei: Spürhunde, Canes sagaces (vestigatores, odorisequi), Leithunde, Engliſche Hunde, Winde.“ Conrad Geſner macht uns in ſeiner »Historia animalium Lib. I. De quadrapedibus viviparis.« zwar nur mit einer ſehr geringen Anzahl von Hundeformen bekannt, doch ſind dieſelben in ſo ferne für uns von Wichtigkeit, weil es gerade ſolche find, welche die Haupttypen der verſchiedenen Hunde-Racen bezeichnen. Auch geben uns ſelbſt dieſe wenigen Mittheilungen genügende Anhaltspunkte zur richtigen Wiedererkennung älterer Formen, und iſt es insbeſondere der Pudel, welcher hier zum erſten Male genannt wird. Die von ihm namhaft gemachten Racen ſind: 1) Der Haushund (Canis), 2) der Windhund (Canis scoticus venatilis), 3) der Schweißhund (Canis scoticus sagax), 4) der Bullenbeißer (Canis sagax sanguinarius), und 5) der Pudel (Canis aviarius aquaticus). Johannes Cajus führt in feiner Abhandlung »De Canibus Brittannieis« folgende 16 Formen an: 1) Den Terrare. 9) den Setter, 2) den Harier, 10) den Water-Spaniel oder Fynder, 3) den Bloodhound, 11) den Spaniel-gentle oder Comforter, 4) den Gasehound, 13) den Sheperds-Dog, 5) den Grayhound, 12) den Mastive oder Bande-Dog, 6) den Leviner over Lyemer, 14) den Wappe, 7) den Tumbler, 15) den Turnspit, und 8) den Spaniel, 16) den Dancer. Betrachten wir nun auch dieſe Formen der jüngeren Periode, um ihren Zu— ſammenhang mit jenen aus der älteren Zeit in Einklang zu bringen, und durch— gehen wir zuerſt die deutſchen Hunde, ſo ergibt ſich, daß die von Colerus und Geſner aufgezählten Racen, mit einziger Ausnahme des Pudels (Canis extrarius, aquaticus), der — wie ſchon früher bemerkt wurde, — zuerſt von Geſner ge— nannt wird, durchgehends ſchon in den vorhergegangenen älteren Perioden bekannt waren und zum Theile bis in die älteſte Zeit zurückreichen. In ähnlicher Weiſe verhält es ſich auch mit den britiſchen Hunden, obgleich 90 unter denselben ſchon eine nicht unbeträchtliche Anzahl neuer, oder ſeither nicht ge- nannter Racen erſcheint. Um dieß aber erſichtlich zu machen, müſſen wir die von Cajus aufgezählten Racen einzeln durchgehen und dieſelben auf unſere gegenwärtigen Racen übertragen. Nehmen wir hierbei die noch heut zu Tage in England üblichen Benennungen zum Anhaltspunkte, ſo werden wir in denſelben mit Leichtigkeit folgende Racen erkennen, und zwar: Im Terrare, den glatten Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus), im Harier oder dem dermaligen Harrier, die engliſche Bracke (Canis sagax, anglicus Bracca), im Bloodhound, den engliſchen Schweißhund (Canis sagax, anglicus sangui- sequus), im Gasehound, den Gashund (Canis leporarius, hibernicus agasseus), im Grayhound oder dem ehemaligen Greyhound, den großen Windhund (Canis leporarius, major), im Leviner oder Lyèmer, den engliſchen Jagdhund (Canis sagax, anglicus), im Tumbler, den geradebeinigen Dachshund (Canis vertagus, rectipes), im Spaniel, den großen Seidenhund (Canis extrarius, major), im Setter, den ſchottiſchen Seidenhund (Canis extrarius, scoticus), im Water- Spaniel oder Fynder, den großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus), im Spaniel-gentle oder Comforter, die Bouffe (Canis extrarius, ustus), im Sheperds-Dog, den Hirten-Haushund (Canis domesticus, ovilis), im Mastive oder Bande-Dog, jetzt Mastiff genannt, den großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major), im Wappe, wahrſcheinlich den ehemaligen Lurcher oder den Saubeller (Ca- nis domesticus, pomeranus aprinus), im Turnspit, den krummbeinigen Dachshund (Canis vertagus, ee und im Dancer oder dem heutigen Springer, den kleinen Seidenhund (Canis ex- trarius, hispanicus). Acht von dieſen Racen gehören Haupttypen oder klimatiſchen Abänderungen derſelben an; nämlich der Hirten-Haushund, — der große Seidenhund, — der kleine Seidenhund, — der große Pudel, — der krummbeinige Dachshund, — der engliſche Jagdhund, — der große Bullenbeißer, — und der große Windhund, während die übrigen acht durchgehends Baſtarde jener typiſchen Formen, oder ihrer klimatiſchen Abänderungen ſind. Von den Haupttypen iſt es der engliſche Jagdhund (Canis sagax, anglicus), welcher hier zum erſten Male genannt wird; dagegen befindet ſich unter den acht Baſtardformen nur eine einzige, und zwar der engliſche Schweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus), welcher ſchon aus der früheren Periode her bekannt iſt. Alle übrigen ſind neue, oder wenigſtens ſeither noch nicht genannte Racen. 91 Ohne Zweifel kannte man aber außer diefen Racen noch manche andere, ſo— wohl in dieſer, als in den vorangegangenen Perioden, welche jedoch von den ver— ſchiedenen Schriftſtellern nicht näher bezeichnet wurden; wie dieß aus manchen alten Gemälden, die aus jener Zeit herrühren, klar und deutlich hervorgeht. Nach dieſer Darſtellung dürfte die hiſtoriſche Prüfung dieſes Gegenſtandes als hinreichend erſchöpft betrachtet werden können. Verſuchen wir daher eine Schlußfolgerung hieraus zu ziehen und betrachten wir das Reſultat, welches ſich hierbei ergibt, ſo werden wir zur Ueberzeugung ge— langen, daß aus den auf geſchichtlichem Wege gepflogenen Nachforſchungen unleug— bar hervorgeht: 1) Daß — wie die ägyptiſchen Denkmale beweiſen, — ſchon in der allerälteſten Zeit der menſchlichen Geſchichte, welche nahe an 6000 Jahre zurückreicht, größtentheils nur ſolche Hundeformen bekannt waren, welche man nicht von anderen Formen abzuleiten im Stande iſt und die man daher folgerichtig für ſchon urſprünglich vorhanden geweſene, ſelbſtſtändige Arten annehmen zu müſſen nicht nur berechtigt, ſondern ſogar genöthigt iſt; und daß nur ſehr wenige als Baſtardformen erſcheinen, die jedoch unverkennbar auf der Ver— miſchung einiger dieſer Arten mit anderen noch heut zu Tage wild vorkom— menden Hundearten beruhen. 2) Daß bei der weiteren Verfolgung dieſes Gegenſtandes durch die Zeit der alten Griechen und Römer ſich daſſelbe Reſultat ergibt und ſelbſt die Zeit des Mit— telalters zu keinem anderen Ergebniſſe führt. Endlich, daß erſt in der ſpäteren Zeit die Zahl der Baſtardformen ſich ver— mehrt habe und die ſchon aus der früheſten Periode her bekannten Haupt— typen, welche wir als beſondere Arten anzuerkennen gezwungen ſind, ſich bei rein erhaltener Zucht bis auf den heutigen Tag in ihrer urſprünglichen Form erhalten haben. Es ſind dieß ſomit unwiderlegbare Beweiſe von der Richtigkeit der Behauptung, daß es mehrere ſelbſtſtändige Arten von Hunden ſeien, von denen wir die vielen Racen unſeres zahmen Hundes ableiten müſſen. Verlaſſen wir nun den hiſtoriſchen Weg und ſuchen wir in der zweiten Rich— tung, welche zu einer Löſung dieſer Frage führen kann, zu einem Reſultate zu gelangen. | Verſucht man, die Abſtammung des zahmen Hundes auf naturwiſſenſchaftlichem Wege zu erforſchen, ſo ſind es nur drei Fragen, die hierbei zu beantworten ſind und welche ſchon von Reichenbach genau formulirt wurden. Dieſe Fragen ſind folgende: 1) Iſt es möglich, den Urtypus des zahmen Hundes unter irgend einer der noch lebenden wilden Hundearten aufzufinden? 2) Können die ſo bedeutend von einander abweichenden Hauptformen des zahmen Hundes, welche nach Ausſcheidung aller ſich nur als Baſtarde erweiſenden 3 — Racen erübrigen, blos als Abkömmlinge einer einzigen Hundeart, oder müſſen ſie als verſchiedene ſelbſtſtändige Arten betrachtet werden? — und: 3) Kann die Annahme, jene Hauptformen als ſelbſtſtändige Arten zu betrachten, gerechtfertigt werden, da ſie doch alle, ohne Ausnahme mit einander regel— mäßig fruchtbare Baſtarde zeugen? Die geringſte Schwierigkeit iſt mit der Beantwortung der erſten dieſer drei Fragen verbunden; doch iſt es weit ſchwieriger, die zweite und dritte Frage zu beantworten. Beginnen wir ſonach mit der Unterſuchung der erſten dieſer Fragen. Daß der zahme Hund ſich unter gewiſſen Umſtänden nicht nur mit dem Wolfe und Schakale, ſondern ſogar auch mit dem Fuchſe zu paaren vermöge und Junge zu erzeugen im Stande ſei, die auch unter ſich wieder fortpflanzungsfähig ſind, iſt zum Theile ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt und muß heut zu Tage als eine unleugbare Thatſache betrachtet werden. Seine fruchtbare Vermiſchung mit dem Wolfe iſt ſchon von Ariſtoteles be— hauptet worden und namentlich it es der cyrenäiſche Hund (Canis cyrenaicus) dieſes Schriftſtellers, — der aller Wahrſcheinlichkeit nach dem algieriſchen Hunde (Canis domesticus, algirensis) entſpricht, — welcher aus einer ſolchen Paarung hervorgegangen ſein ſoll. O vid bezeichnete dieſe Baſtarde mit dem Namen »Canis Lyciscus«. In neuerer Zeit iſt die Richtigkeit dieſer Behauptung durch directe Verſuche bewieſen worden und namentlich war es Buffon, der dieſelben ſchon um die Mitte des verfloſſenen Jahrhunderts in der Menagerie des königlichen Pflanzengartens zu Paris mit ſo großem Erfolge anſtellte und die aus der Vermiſchung eines fran— zöſiſchen Hühnerhundes (Canis sagax, gallicus avicularius) mit einem Wolfe ge— zogenen Baſtarde durch mehrere Generationen unter ſich wieder fortpflanzen ließ. Seit jener Zeit wurde dieſer Verſuch auch mit anderen Hunderacen in meh— reren Menagerien und ſpäter vorzüglich in unſeren neueren zoologiſchen Gärten vielfach wiederholt, ſo daß heut zu Tage Niemand mehr dieſe Thatſache bezweifelt. Noch älter iſt die Behauptung, daß ſich der Hund auch mit dem Fuchſe frucht— bar vermiſche; denn ſchon Kenophon leitet eine von den beiden ihm bekannt ge— weſenen Hundeformen, die er mit dem Namen »Canis vulpinus« bezeichnete, — und welche ohne Zweifel dem ſpartaniſchen Hunde (Canis leporarius, laconicus) entſpricht, — aus der Vermiſchung des Hundes mit dem Fuchſe ab. | Ebenſo beitätigt auch Ariſtoteles die Exiſtenz ſolcher Baſtarde, indem er den lakoniſchen Hund (Canis laconicus) — der ebenfalls mit dem ſpartaniſchen Hunde (Canis leporarius, laconicus) identiſch iſt, — für einen aus dieſer Ver— miſchung hervorgegangenen Blendling betrachtet. Aller Wahrſcheinlichkeit nach beruht aber dieſe Behauptung der beiden griechiſchen Schriftſteller auf einer Verwechſelung des Schakals mit dem Fuchſe. Obgleich eine Anpaarung des Hundes mit dem Fuchſe unſeren dermaligen 93 Erfahrungen zufolge nur zu den ſelteneren Fällen gehört, ſo kennt man doch mehrere Beiſpiele in dieſer Beziehung ſelbſt aus der neueren Zeit. So erzählt Zimmermann, daß im Mecklenburg'ſchen ein Fuchs, welcher ſehr jung eingefangen worden war, mit einer jungen Hündin und zwar mit einem Spitze oder Pommer (Canis domesticus, pomeranus) erzogen wurde und ſich ſpäter mit derſelben paarte. Von den drei Jungen, welche die Hündin geworfen hatte, zeigte das eine, welches auch aufgezogen wurde, große Aehnlichkeit mit dem Fuchſe. Blumenbach ſah gleichfalls einen ſolchen Baſtard, der aber ein Abkömm— ling von einem Hunde und einer Füchſin war und welcher, wie er behauptet, bei— nahe ganz der Mutter glich. Ueber die fruchtbare Vermiſchung des Schakals mit dem zahmen Hunde liegen gleichfalls Behauptungen ſowohl, als auch Beweiſe vor. Namentlich war es Pallas, der zuerſt dieſe Behauptung aufſtellte und welcher Gelegenheit hatte, über die Zu— neigung des Schakals zum Hunde Beobachtungen anzuſtellen. Er erzählt hierüber, daß er Schakale ſah, die aus Indien gebracht wurden, die nicht blos mit dem Haus⸗ oder Schäferhunde ſympathiſirten, ſondern ſelbſt für Gelehrigkeit empfänglich waren und daß die Haushunde der Kalmucken dem Schakale ſo ähnlich ſeien, daß man ſie mit demſelben für völlig einerlei halten müſſe. Gmelin wiederholt dieſe Angabe und behauptet ſogar, daß ſich der Schakal auch mit dem Wolfe paare. Zimmermann berichtet, daß die Paarung des Schakals mit dem Hunde ſich in Indien öfter ereigne. Einen direkten Beweis eines ſolchen Falles verdanken wir der Mittheilung von Seringe, welcher im Jahre 1835 die Paarung eines Schakalweibchens mit einem kleinen weißen Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) zu Lyon zu beob— achten Gelegenheit hatte. Die drei aus dieſer Vermiſchung hervorgegangenen Jungen glichen zwar jungen Hunden, hatten aber ebenſo wie die Mutter, deutlich zweierlei Haare. Eines derſelben, ein Männchen, war einfärbig ſchwarz; das zweite, ein Weibchen, roth; das dritte, — von welchem er jedoch das Geſchlecht nicht angegeben hat, — bräunlich ſchwarz. Sie ſpielten mit einander wie junge Hunde, ſtarben aber ſpäter bis auf eines, das ſo wie die Mutter ſehr bösartig war, Hühner und Enten tödtete und auf hohe Mauern hinaufſprang. Die Paarung des zahmen Hundes mit dem Kolſun oder der Dhole und dem Buanſu wurde ſeither nur von Reichenbach und mir, doch blos als eine Ver— muthung hingeſtellt. Aus ſämmtlichen hier mitgetheilten Beobachtungen und Behauptungen geht zwar hervor, daß der Wolf, der Schakal, der Fuchs und wahrſcheinlich auch der Kolſun und der Buanſu — welche mit dem zahmen Hunde fruchtbare, das heißt auch unter ſich wieder fortpflanzungsfähige Baſtarde zeugen können, — allerdings theilweiſe zur Entſtehung gewiſſer Hunderacen beigetragen haben mögen, daß dieſelben 94 deßhalb aber keineswegs als deſſen Stammältern betrachtet werden können, indem die uns aus einer ſolchen Vermiſchung bekannt gewordenen Baſtarde zu deutlich die Merkmale ihrer Abſtammung erkennen laſſen und dieſe weit davon entfernt ſind, eine Uebereinſtimmung mit jenen der Hauptextreme unter den verſchiedenen Formen des zahmen Hundes darzuthun. Es muß ſonach folgerichtig angenommen werden, daß die Haupttypen des zahmen Hundes völlig verſchieden vom Wolfe, dem Schakale und dem Fuchſe, ſo wie auch vom Kolſun und Buanſu waren. Gehen wir nun zur Prüfung der zweiten und dritten Frage über und hören wir, wie ſich die Naturforſcher, welche ſich mit dieſem Gegenſtande beſchäftigten, hierüber ausgeſprochen haben. Buffon, der zu den erſten unter den Naturforſchern gehört, welche der Frage über die Abſtammung des zahmen Hundes ihre beſondere Aufmerkſamkeit widmeten, hat ſich auf eine entſchiedene Weiſe gegen die Abſtammung des Hundes vom Wolfe, vom Schakale und vom Fuchſe ausgeſprochen, fühlte ſich aber durch den Umſtand, daß ſich alle Racen des zahmen Hundes fruchtbar mit einander zu vermiſchen und zeugungsfähige Junge zur Welt bringen, welche ihre Race zu erhalten vermögen, bewogen, nur eine beſtimmte Race als Stammhund anzunehmen, von welcher theils durch klimatiſche Einwirkungen, theils durch veränderte Lebensweiſe und Nahrung, den 0 und Zucht, 10 eine Anzahl anderer Racen Manar hat, RR wir fennen. Als dieſe Stammart betrachtet er den Hirten-Haushund oder Schäferhund (Ca- nis domesticus, ovilis), theils wegen des Umſtandes, weil — wie er behauptet, — die Hunde aller von wilden oder halbgeſitteten Menſchen bewohnten Länder dem Hirten-Haushunde oder Schäferhunde ſehr ähnlich ſind und mit dem Wolfe, Scha— kale und Fuchſe die nächſte Verwandtſchaft rückſichtlich ihrer Körperbildung zeigen, theils weil der Hirten-Haushund oder Schäferhund ſowohl im ſüdlichen, als im nördlichen Theile des Feſtlandes von Europa in überwiegender Anzahl vorhanden iſt und ſich unter allen Hunden vorzugsweiſe zum Hüten der Heerden, — der äl— teſten Beſtimmung des Hundes, — eignet. Aus dieſem Stammhunde ſollen bei ſeiner allmäligen Verbreitung in andere Zonen, alle übrigen Hauptracen des zahmen Hundes und zwar theils durch den Einfluß des Klima's, theils durch das Zuſammenleben mit mehr oder minder ge— ſitteten Völkern entſtanden ſein. So leitet er von der Verbreitung deſſelben in die kälteren nördlichen Klimate, den Lappländiſchen, Isländiſchen und Sibiriſchen Hund, den Pommer oder Wolfs⸗ hund ab, von deſſen Verbreitung in die gemäßigten Himmelsſtriche, den Franzöſiſchen Fleiſcher- oder Bauernhund, den Jagdhund und den Bullenbeißer oder die Dogge. Aus dem Franzöſiſchen Fleiſcher- oder Bauernhunde ſoll in den nördlicheren Gegenden der große Däniſche Hund, aus welchem — als er in andere Länder kam, 95 — der Irländiſche Windhund oder Albaniſche Hund und der Ruſſiſche Windhund oder Tatariſche Hund hervorgegangen iſt, im Süden hingegen der große Windhund entſtanden ſein, der ſich in Italien in den Italieniſchen oder mittleren Windhund, und in England in den Engliſchen oder kleinen Windhund umgeſtaltet hat. In gleicher Weiſe leitet er von der Uebertragung des Jagdhundes in die ſüd— licheren Gegenden den Franzöſiſchen Hühnerhund oder die Bracke, und von dieſem wieder den Dalmatiniſchen Hühnerhund oder die Bengaliſche Bracke ab; ferner den Pudel, den großen Seidenhund oder Wachtelhund, — aus welchem einerſeits der König Carls-Hund oder ſchwarze Engliſche Hund, und die Pyrame oder der feuer— farbene Engliſche Wachtelhund, andererſeits der kleine Seidenhund oder Wachtelhund hervorgegangen iſt, — und ebenſo auch den Dachshund. Vom Bullenbeißer oder der Dogge endlich ſoll der kleine Däniſche Hund und von dieſem der Aegyptiſche oder Türkiſche Hund entſtanden ſein. Haller ſpricht ſich über die Abſtammung des zahmen Hundes nicht deutlich aus, ſucht aber ſeine Stammältern keineswegs unter anderen verwandten Arten, ſondern betrachtet ihn als eine ſelbſtſtändige, ſchon urſprünglich beſtandene Art, welche ihrer ganzen Natur nach mehr als irgend ein anderes Hausthier zu Ausartungen geeig— net, ſo vielfältige Formen anzunehmen vermochte und die Eigenthümlichkeit beſitzt, ſich auch in dieſen Formen fortzupflanzen. Auf die Anſicht geſtützt, daß dieſe in Folge der Zähmung und Kultur ent— ſtandenen Formen durch Verwilderung allmälig wieder zu ihrer urſprünglichen Form zurückkehren, glaubt er nach der Aehnlichkeit, welche der Hirten-Haushund oder Schäferhund (Canis domesticus, ovilis) mit dem ſogenannten wilden Hunde von Domingo hat, den er für einen nahe zu ſeiner Urform zurückgekehrten, früher zahm geweſenen Hund betrachtet, den Hirten-Haushund oder Schäferhund auch mit Wahr— ſcheinlichkeit für den Stammvater aller übrigen zahmen Hunde annehmen zu dürfen und alle Racen und Baſtarde, welche wir von dieſem kennen, als eine Folge der Zähmung und Cultur, des Klima's und der Nahrung betrachten zu können. Er ſchließt ſich ſonach in dieſer Beziehung ganz der Anſicht Buffon's an. Linné faßt alle Formen des zahmen Hundes in einer einzigen Art zuſam— men, die er »Canis familiaris« nennt und gibt als gemeinſames Kennzeichen für dieſelben das Tragen des Schwanzes nach aufwärts an. Durch dieſe Annahme einer beſonderen Art, welcher er alle übrigen Formen unterordnet, gibt er ſeine Anſicht deutlich kund, die Selbſtſtändigkeit der Urform unſerer zahmen Hunde zu wahren und dieſelben nicht von anderen Hundearten abzuleiten. Da er unter den von ihm angeführten Formen des zahmen Hundes aber den Hirten⸗Haushund oder Schäferhund (Canis domesticus, ovilis) an die Spitze ſtellt, ſo ſcheint es, daß er dieſen als diejenige Form bezeichnen wollte, welche mit dem Urtypus die nächſte Verwandtſchaft haben mochte. Boddaert, Gmelin, Bechſtein, Walther, Desmareſt, Leſſon und Fiſcher vereinigen jo wie Linns, ſämmtliche Formen unſerer zahmen Hunde 96 unter einer einzigen Art, die ſie jo wie dieſer, mit dem Namen »Canis familiaris« bezeichnen und wodurch ſie ſich zur Annahme der Selbſtſtändigkeit der Art bekennen. Friſch war gleichfalls einer der wenigen unter den älteren Naturforſchern, welcher den Stammvater unſerer zahmen Hunde nicht unter den noch jetzt wild vor— kommenden hundeartigen Thieren ſuchte, ſondern denſelben für eine ſchon urſprüng— lich beſtandene ſelbſtſtändige Art betrachtete. Dagegen ſprach er die höchſt eigenthümliche Anſicht aus, daß die ſo bedeutende Verſchiedenheit der Formen, welche wir unter unſeren zahlreichen Hunderacen treffen, lediglich der Einbildungskraft der trächtigen Hündinen zuzuſchreiben ſei. Schreber, Erxleben und zum Theile auch Pennaut folgen Buffon in der Annahme des Hirten-Haushundes oder Schäferhundes (Canis domesticus, ovilis) als Stammrace unſerer zahmen Hunde. Pallas glaubt mit Beſtimmtheit annehmen zu müſſen, daß die Stammrace des Haushundes ſich vom Schakale ableiten laſſe. Er iſt aber deßhalb keineswegs der Anſicht, daß die Race unſerer Hunde rein geblieben ſei, ſondern vermuthet, daß ſie ſich mit dem Wolfe, Fuchſe und ſelbſt mit der Hyäne gekreuzt habe, wodurch die vielen Varietäten in Geſtalt und Größe entſtanden ſein mögen. Die größte Race, welche zur Zeit Alexanders des Großen von Macedonien aus Indien kam, war ſeiner Meinung zufolge wahrſcheinlich durch Paarung mit der Hyäne entſtanden. Man erſieht hieraus, daß er ſich in dieſer Beziehung der Anſicht von Ariſtoteles anſchloß, welcher den indiſchen Hund oder ſeinen »Canis indicus« für einen Ba— ſtard des Hundes mit dem Tiger oder einem anderen dem Hunde ähnlichen wilden Thiere betrachtete. Zimmermann war früher der Anſicht, daß der Hund vom Wolfe ſtamme, änderte dieſelbe aber ſpäter und ſchloß ſich der Meinung von Pallas an, indem er den Schakal für die Urform deſſelben betrachtete. Dagegen wies er die von Friſch aufgeſtellte Hypotheſe, die Verſchiedenheit unſerer Hundeformen von der Ein— bildungskraft der trächtigen Mütter abzuleiten, als völlig unbegründet zurück und ſubſtituirte dafür den Hausſtand, ſo wie auch die Veränderungen des Klima's und der Nahrung. wi | Cuvier ſpricht ſich über die Abſtammung des zahmen Hundes nicht aus, neigt ſich aber zu der Anſicht hin, daß der Hirten-Haushund oder Schäferhund (Canis domesticus, ovilis), oder der Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus) die urſprüngliche Race deſſelben bezeichnen, woraus hervorgeht, daß er den Hund für eine ſelbſtſtändige Art annehmen zu müſſen erachtete. Wagler deutet darauf hin, daß auch der gefleckte Hyänenhund (Lycaon pictus) an der Entſtehung einiger unſerer Hunderacen und zwar unſerer Jagdhunde Antheil habe, indem er durch die bunte Farbenzeichnung dieſes Thieres verleitet, unſeren Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) und namentlich die gefleckte Abänderung deſſelben oder den ſogenannten gefleckten Hühnerhund von demſelben abzuleiten ſucht. (ar) 7 2 A 7 4 * * n ne 10 S N 2 — — Eskimo⸗Hund. Schafhund. Spitz. Hebriden-Hund. Irländiſcher Wolfshund. ung sho T- Dong Binaguumag Aung s æp / a0 Spo abuse ‘und dungs = ga 1avoh bung g 0 N Ne [51 N — 2 MN a f RT %. URN NR 757%. N N mann) 2 II Az 8 bah 150 175 zn NN ' 4 N: Nn e „ N > SIR UN) NN Nee N | e e IR N INN We ö AM 8 * i BUN } LU a1 60 A N U 100% N 7 h ee, 8 ni 0 2 . da ee e,, y 1 f N; 7 4 e,, 4 ) 5 A ** 76 4 2 7 * \ 7 (J SD HN 5 ii) 4 N 1 N: NY Gr BR 77 ANIME ZUM I) VE 7, 7, 2 4 DH, )) 97 Dieſe Annahme entbehrt jedoch jeder Begründung und hat auch nicht die ent— fernteſte Wahrſcheinlichkeit für ſich; denn ſchon der Umſtand, daß dem Hyänenhunde das wichtigſte Kennzeichen des Hundes, nämlich die fünfte Zehe an den Vorderfüßen mangelt, ſpricht klar und deutlich gegen die Richtigkeit derſelben und beweiſet die völlige Unhaltbarkeit dieſer ausgeſprochenen Anſicht, welche lediglich auf einer ent— fernten Aehnlichkeit in der Farbenzeichnung des Felles fußt, die dieſe beiden Thiere mit einander haben. Auch Wagner betrachtet den Wolf, den Schakal und den Fuchs für eigen— thümliche, ſelbſtſtändige Arten und insbeſondere den Fuchs, deſſen Selbſtſtändigkeit mit voller Evidenz nachgewieſen werden könne. Minder große Sicherheit in Bezug auf Arteigenthümlichkeit hingegen bieten ihm der Wolf und der Schakal mit ſeinen verſchiedenen Abänderungen dar, obgleich er auch bei dieſen die Selbſtſtändigkeit der Art für ſehr wahrſcheinlich zu halten geneigt ſei. Wenn er aber behauptet, daß der Wolf und Schakal nur dann wirkliche, vom eigentlichen Hunde und ſeinen zahlreichen Racen verſchiedene Arten ſeien, wenn ſie mit demſelben keine permanent fruchtbaren Baſtarde erzeugen, im entgegengeſetzten Falle aber mit demſelben zu einer und derſelben Art gehören müßten, ſo huldigt er offenbar über die Gebühr der zwar von den meiſten Zoologen ſeither angenommenen, in der Wirklichkeit aber keineswegs als giltig erwieſenen, ſondern ſchon durch mehr— fache Thatſachen unleugbar widerlegten, ganz unrichtigen Definition der Art oder Species. | Uebrigens ſpricht er ſich nicht darüber aus, welche Race des eigentlichen oder zahmen Hundes er für die Stammrace ſeiner verſchiedenen Formen betrachtet; doch bemerkt er hierbei, daß es ſich ſchon jetzt mit ziemlicher Sicherheit nachweiſen laſſe, daß nicht alle im Hausſtande vorkommenden Hunde einer einzigen Art angehören, ſondern daß außer dem ächten Hunde noch Wölfe und Schakale in den Dienſt des Menſchen genommen worden ſind und — ſo gut es eben angehen will, — ſtatt der Hunde bei mehreren Völkern dienen müſſen. Hiebei verwahrt er ſich jedoch ausdrücklich gegen die Zumuthung, als ob er damit ſagen wolle, daß alle Hunde als Abkömmlinge oder Baſtarde von Wölfen, Schakalen oder wohl gar von Füchſen zu betrachten ſeien. Reichenbach erkennt den Hund als eine ſelbſtſtändige Art und glaubt die zahlreichen Racen deſſelben von einer beſtimmten Urform ableiten zu können; doch ſuchte er hierbei die alte Hypotheſe von Friſch wieder zur Geltung zu bringen und die Wandelbarkeit der Formen unſeres zahmen Hundes als von der Einbildungskraft deſſelben abhängig zu erklären. Hören wir ſeine Argumente, die ich hier beinahe wörtlich wiedergebe. Es ſcheint ihm weit naturgemäßer erklärbar zu ſein, daß alle Racen des zahmen Hundes im Laufe der Zeiten aus einer und derſelben Urform hervorgegangen ſeien, ſo ſchwer begreiflich dieß Anfangs auch erſcheinen möge. Auch hält er es für gewiß, daß es nicht blos die körperliche Seite des Thieres ſei, welche eine Einwirkung Fitzinger, Der Hund. 7 98 körperlicher Urſachen zuläßt und dieſe dann auf die Veränderung des Körpers über trägt; denn wir finden oft Veränderungen, welche höchſt auffallend und ohne Wechſel von Klima und Nahrung, einzig und allein von Umſtänden erzeugt ſind, welche auf das innere, geiſtige Leben der Seele ihre Einwirkung äußern. Er glaubt daher, daß beim Hunde, — welcher mit dem Menſchen in die Welt trat, mit ihm ſich fortbildete, und durch inniges Anſchmiegen an die verſchiedenſten Formen ſeiner Lebensweiſe mit ihm in die engſte Verbindung getreten iſt, welcher ohne Feſſeln für ihn Geſchäfte verrichtet, ſorgſam auf alle Umgebung achtet, alles was ihm Fremdartiges vorkömmt, genau, nicht ſcheu ſtutzend bemerkt und in all' ſeinem Handeln ſelbſtſtändiger als jedes andere Thier auftritt, — unter ſolchem Verhältniſſe auch deſſen Seele auf die Bildung ſeines Körpers freier, als die eines nur halb zahmen oder in der Zähmung gefeſſelten Thieres zu wirken vermag. Wir mögen uns daher nicht wundern, wenn der Hund auch das geiſtige Bild von dem, was ihn täglich und ſtündlich beſchäftigt, tief auffaßt und — ſo weit dieß nur ſeine Organiſation erlaubt, — ſeinen eigenen Körper dieſem Bilde ver— ähnlicht. Der Hund ſei vor allen anderen Thieren fähig, äußere Eindrücke feſtzuhalten und dieſe ſeiner kommenden Generation aufdrängend wiederzugeben. Von der Farbe ſei dieß allbekannt und ſogar für die Schafe ein Beiſpiel in der heiligen Schrift in Jedermanns Erinnerung. Der aufmerkſame Beobachter werde ähnliche Beiſpiele in ſeinem eigenen Kreiſe nicht vermiſſen und es ſcheine ihm wahrſcheinlich, daß die Geburt zu vieler ſchwarzer oder brauner Schafe, worüber die Schafmeiſter zu klagen haben, von der Farbe ihres Schafhundes abhängt. Ein ſchönes Beiſpiel gänzlicher Uebereinſtimmung in der Färbung und Zeichnung zwiſchen Schafen und Hunden, wobei die Nachbildung wahrſcheinlich auf Seiten der letzteren liegt, zeige uns die Umgebung von Algier. Die dortigen zottigen Schafe ſind weiß und haben einen ſchwarzen Streifen über dem Auge. Einen ebenſo gezeichneten Hund hat Le Conte auf ſeinen prächtigen Aquatinteblättern dargeſtellt. Daß unſere Racen der Hunde bei den gebildetſten europäiſchen Völkern der Vorzeit nicht vorhanden geweſen und erſt unter dem römiſchen Kaiſerreiche erzeugt worden ſind, iſt ihm aus der Vergleichung einer Unzahl antiker Hunde wahrſchein— lich geworden. Faſt alle Hunde auf den Gemälden, Statuen und Bronzen, welche man aus Herculanum, Pompeji und Stabiä ausgegraben hat, gehören den roheren Racen der Spitzhunde an; einer derſelben iſt ganz unſer Spitz (vergl. cave canem, ſchöne Moſaik im Real Mus. Borbon. V. II. t. LVI.), ein zweiter iſt der »Ly- eiscus« oder Wolfshund, ein dritter der »Spartanus«, leicht gebaut wie der fran— zöſiſche Matin, aber gleichfalls mit ganz aufrechten Ohren. Höchſt ſelten kommt eine ſchlanke Form mit gebrochenen Ohren nach Art des Windhundes in den An— tiken vor und Pudel und Jagdhundköpfe mit Behang finden ſich erſt in der ſpäteren Zeit des Kaiſers Auguſtus. | Da erſt um dieſe Zeit die eigentliche Dreſſur der Hunde geübt worden, jo läßt 99 ſich vermuthen, daß auch erſt durch dieſe Dreſſur manche Formen gebildet und für dieſen Zweck fremde Racen von Hunden herbeigeſchafft wurden. Früher waren aber die Freuden der Jagd im alten Afrika und in Indien bekannt. Er glaubt deßhalb, daß wir auch dort die erſte Spur der Wind- und Jagdhunde, wie die der Bullen— beißer zu ſuchen haben. Die Windhunde bildeten ſich wohl durch die Jagd auf ſchnellfüßiges Wild, wodurch ihre Körper geſtreckt, ihre Phyſiognomie der des Hirſches und der Antilope verähnlicht wurde. Der breite Behang der Jagdhunde ſchreibt ſich vielleicht aus einer früheren Laufbahn dieſer Thiere, die ſie in Indien als Hüter der Schafe durchlebten, welche bekanntlich dort mit dieſem langen und breiten Be— hange geziert ſind und keine Wolle, ſondern glattes Haar wie die Jagdhunde haben. Denn alle exiſtirenden Hunderacen wurden urſprünglich zur Bewachung von Heerden gebraucht, dann auch zur Jagd. Die Abſtammung der Bullenbeißer von Hütern der Büffelheerden iſt faſt noch einleuchtender und die thibetaniſche Urform derſelben kannte ſchon Strabo, während dieſelbe in Europa unbekannt blieb, bis neuerlich das merkwürdige Thier nach Eng— land kam. Es iſt intereſſant, wie dieſe Race in ihren Varietäten immer die eigen— thümliche Beziehung auf die Rinder behalten hat; denn die Bärenbeißer ſind nur durch die Dreſſur umgebildete Bullenbeißer. Auf die Verähnlichung der Rüden mit dem wilden Schweine dürfe er wohl kaum erinnern, denn ſie ſpringe in die Augen. Der engliſche Fuchshund iſt das Bild des Fuchſes unter den Hunden; der chineſiſche Otterhund geht im Kleide der Fiſchotter einher und ſeine Aehnlichkeit geht ſo weit, daß er auf dem Lande ſich wakelnd fortwindet wie jene, ſeine Schwimmhäute aus— breitend Waſſer ſucht und wenn er dieß gefunden, in ſeinem Elemente ſchwimmt und mit dem flachgedrückten Otterſchwanze rudert, gleich einer wirklichen Fiſch— otter! — ja der ächte Biberhund hat ſogar wie der Biber eine Doppelkralle am Daumen der hinteren Schwimmpfoten. Uebrigens gibt auch Reichenbach die Entſtehung gewiſſer Hunderacen durch Baſtardirung des eigentlichen Hundes mit dem Wolfe, Schakale, Fuchſe, Kolſun, dem Buanſu und ſelbſt noch anderen wild vorkommenden Hundearten zu. Obgleich ich ſchon vor vielen Jahren das Bedürfniß fühlte, die Maſſe der uns ſeither bekannt gewordenen Hundeformen nach den ihnen gemeinſam zukommenden Merkmalen in mehrere abgeſonderte Gruppen zu theilen, ſo durfte ich es zu jener Zeit doch noch nicht wagen, die Typen dieſer Gruppen für ſelbſtſtändige Arten zu erklären, da ihre Zuſammengehörigkeit für ein allgemein als unumſtößlich anerkanntes natur— wiſſenſchaftliches Dogma galt, deſſen Unantaſtbarkeit für völlig geſichert gehalten wurde. Aus dieſem Grunde vereinigte ich damals in meinem „Prodromus zu einer Fauna des Erzherzogthumes Oeſterreich““) noch alle zahmen Hunderacen unter einer einzigen Art, als »Canis familiaris«, und ſprach mich dahin aus, daß die Stamm— art des zahmen Hundes, welcher nur im domeſticirten Zuſtande bekannt iſt und *) Beiträge zur Landeskunde Oeſterreichs unter der Enns. Bd. I. S. 280. 100 nirgends mehr im wilden Zuſtande vorkommt, wahrſcheinlich die größte Aehnlichkeit mit dem Schäfer- oder Haushunde (Canis familiaris, domesticus) und dem ark— tiſchen Hunde (Canis familiaris, boroalis) hatte, der den höchſten Norden von Amerika bewohnt, und daß dieſelbe durch klimatiſche Einflüſſe, wie durch Zähmung faltigſten Verſchiedenheiten ausartete, die ſich jedoch alle auf vier Hauptvarietäten zurückführen laſſen; und zwar auf den Schäferhund (Canis familiaris, domesticus. Linné), den Bullenbeißer (Canis familiaris, Molossus. Linné), den Fleiſcher— hund (Canis familiaris, laniarius. Gmelin), und den Jagdhund (Canis fami- liaris, sagax. Linné). ö Seit jener Zeit dehnte ich meine Studien in dieſer Richtung aber weiter aus und gewann hierbei die volle Ueberzeugung, daß es nicht eine einzige Hundeform ſei, von welcher alle unſere zahmen Hunde abſtammen, ſondern daß es mehrere ſolcher Formen gebe, von denen die vielen Racen derſelben abzuleiten ſind und daß dieſe verſchiedenen Formen, welche die Stammältern derſelben bilden, auch eben ſo viele ſelbſtſtändige Arten darſtellen. Dieſe Anſicht habe ich zuerſt in meinem größeren Werke über Säugethiere “) ausgeſprochen und verſucht, dieſelbe zu begründen. In demſelben habe ich die Abſtammung des zahmen Hundes vom Wolfe, Schakale, Fuchſe, vom Kolſun oder der Dhole und dem Buanſu als völlig unbegründet zurückgewieſen, da die gänzliche Verſchiedenheit der Natur und des Charakters dieſer Thiere, abge— ſehen von den nicht zu verkennenden körperlichen Unterſchieden, einer ſolchen Annahme bei genauerer Erwägung durchaus widerſpricht und dieſelbe völlig unzuläſſig macht, obgleich man zugeſtehen muß, daß zwiſchen dieſen Arten und den verſchiedenen Formen des zahmen Hundes allerdings Kreuzungen ſtattfinden können und zum Theile auch wirklich ſtattgefunden haben. Umſtändlicher habe ich die Frage zu erörtern verſucht, ob von der ungeheueren Anzahl von verſchiedenen Formen des zahmen Hundes ſich alle nur auf eine einzige Stammart zurückführen und blos durch die Einwirkungen des Klima's und der Cultur entſtanden, erklären laſſen. Ich habe hierbei zugeben müſſen, daß ſowohl das Klima, als auch die Cultur großen Einfluß auf die Entſtehung mancher Racen unſerer Hausthiere ausgeübt haben und bei wenigen derſelben dieſer Einfluß in ſo auffallender Weiſe hervortritt, als beim zahmen Hunde. Dagegen mußte ich aber ausdrücklich die Bemerkung beifügen, daß bei allen Hausthieren, deren Stammältern wir noch kennen und mit Beſtimmtheit nachzuweiſen im Stande ſind, wir deutlich ſehen können, daß die Veränderungen, welche Klima, Lebensweiſe, Zähmung und Zucht in der Urform hervorzubringen vermochten, nie eine gewiſſe Grenze überſchritten haben und ſelbſt wenn ſie einen Zeitraum von Jahrtauſenden umfaſſen. ) Wiſſenſchaftlich-populäre Naturgeſchichte der Säugethiere in ihren ſämmtlichen Haupt: formen. Wien 1855 — 1861. 101 Den deutlichſten Beweis von der Richtigkeit dieſer Behauptung liefern uns die Kameele, das Rind, das Pferd und der Eſel, und findet eine ſolche Ueberſchreitung der Grenze möglicher Veränderung der Urform unter den Hausthieren ſtatt, wie dieß namentlich beim Schafe, der Ziege, dem Schweine, der Katze, dem Haushuhne und der Taube der Fall iſt, ſo könne man mit faſt völliger Gewißheit annehmen, daß weder Klima noch Cultur es waren, welche jene großen Veränderungen bewirkt haben, ſondern daß dieſen Thieren nicht blos eine einzige, ſondern mehrere Stamm— arten zu Grunde liegen. Daſſelbe laſſe ſich auch beinahe mit vollſter Gewißheit vom zahmen Hunde be— haupten; denn es gibt kein Thier, welches ſowohl in Größe, Form, Beſchaffenheit der Haare und deren Farbe, als auch in ſeinem Charakter und ſeinen geiſtigen Fähigkeiten Jo große und erhebliche Verſchiedenheiten darbietet, als der zahme Hund. Das einzige Kennzeichen, welches die große Maſſe verſchiedener Formen des zahmen Hundes mit einander gemein hat, und wodurch ſich dieſe willkürlich ange— nommene Art von anderen verwandten Arten unterſcheidet, beſteht in dem Tragen des Schwanzes nach aufwärts gekrümmt. Die Geringfügigkeit dieſes Merkmales im Gegenſatze zu den großen Verſchiedenheiten, welche der zahme Hund ſowohl in Be— zug auf Geſtalt und weitere Körperbildung, wie auf Inſtinkt und Fähigkeiten dar— bietet, zwingt zur Annahme, obgleich ſich ſämmtliche Formen fruchtbar unter einander fortpflanzen, daß ſie nicht von einer einzigen Stammart herzuleiten ſind, ſondern von mehreren entſprungen ſein müſſen. So unmöglich es ſei, die körperlichen Verſchiedenheiten, welche der zahme Hund in ſeinen extremen Formen darbietet, von klimatiſchen und Cultur-Einflüſſen abzu⸗ leiten, ebenſowenig ſei es möglich, dieſe Annahme auf ſeine geiſtigen Fähigkeiten anzuwenden. Man könne zwar allerdings durch Zucht Hunde ſcharfſinniger machen und durch Vernachläſſigung dieſen Scharfſinn verringern; niemals ſei dieß aber bei ge— wiſſen Formen möglich und dieſen müſſe daher derſelbe Scharfſinn von jeher eigen geweſen ſein. Was von den geiſtigen Fähigkeiten gelte, finde auch ſeine volle Anwendung auf die körperlichen Verſchiedenheiten; denn weder Klima, noch irgend eine Zucht— methode haben je vermocht, eine der extremen Formen in eine andere zu verwandeln. Alle bleiben ſich bei rein erhaltener Zucht unter allen Zonen gleich; ſo der Haus— hund und der Seidenhund, wie der Dachshund und der Jagdhund, der Bullenbeißer und der Windhund, wie der nackte Caraibenhund. Dieſe ſeien die ſieben extremen Formen des zahmen Hundes, die ſämmtlich als Stammarten deſſelben zu betrachten und in ihrer Körperbildung ſo verſchieden von einander ſind, daß an eine Identität derſelben nicht gedacht werden könne. Die meiſten derſelben bieten je nach ihrer geographiſchen Verbreitung wieder Unterſchiede dar, welche jedoch minder erheblich ſind und nur als klimatiſche Ver— ſchiedenheiten angeſehen werden müſſen. 102 Alle übrigen Formen beruhen theils auf geringeren Veränderungen, welche Zucht und Cultur hervorzubringen vermochten, oder auf augenfälligen, welche jene ſieben ertremen Formen ſcheinbar durch Uebergänge mit einander verbinden. Dieſe letzteren ſind aber weiter nichts als Baſtarde jener ſieben Hauptformen, und Baſtarde wieder von ihren Baſtarden, die theils unter unſeren Augen entſtehen, theils wieder verſchwinden, ſich immer aber wieder neu erzeugen können; da nicht blos die Stamm— arten des zahmen Hundes, ſondern ſelbſt alle ihre Baſtarde die Eigenſchaft haben, ſich fruchtbar untereinander fortzupflanzen und ihre Zucht, bei rein erhaltener Kreu— zung, auch im Laufe der Zeiten zu erhalten. Scheidet man aus dem ungeheuren Heere der verſchiedenen Formen des zahmen Hundes nebſt den genannten ſieben Stammarten auch jene Varietäten aus, welche ſich unzweifelbar als klimatiſche Verſchiedenheiten herausſtellen, oder auch als Zucht— varietäten, entſtanden durch Acclimatiſirung, veränderte Lebensweiſe und Cultur, ergeben, ſo erübrigt noch immer eine höchſt bedeutende Anzahl verſchiedenartiger Formen, welche aber durchgehends auf Baſtarde zurückgeführt werden können und ihre beiderſeitige älterliche Abſtammung in den allermeiſten Fällen ohne große Schwie— rigkeiten erkennen laſſen; und ſelbſt wenn eine wiederholte und mehrfache Vermiſchung ſtattgefunden hat. Um hierin jedoch einige Klarheit zu gewinnen, theilte ich dieſe Baſtarde in Halbbaſtarde, einfache, doppelte und dreifache Baſtarde. Unter Halbbaſtarden verſtehe ich die Vermiſchung von Varietäten einer und derſelben Stammart; unter einfachen Baſtarden die Vermiſchung zweier, unter dop— pelten Baſtarden die Vermiſchung dreier, und unter dreifachen Baſtarden endlich die Vermiſchung von vier Stammarten. Eine mehrfache Verbindung iſt, ungeachtet jetzt ſchon nahe an zweihundert ſolcher Baſtardformen von den Naturforſchern unter— ſchieden, beſchrieben oder benannt worden ſind, ſeither noch nicht bekannt geworden. Dieſe ungeheuer große Zahl läßt ſich nur dadurch erklären, daß jede Art von Ba— ſtardirung, nämlich ſowohl Halbbaſtarde, als einfache, doppelte und dreifache, bald durch reine, bald durch gemiſchte Kreuzung entſtehen können. An dieſer Anſicht halte ich auch jetzt noch feſt, indem ich die ſieben Haupt— typen des zahmen Hundes, nämlich den Haushund (Canis domesticus), den Sei⸗ denhund (Canis extrarius), den Dachshund (Canis vertagus), den Jagdhund (Canis sagax), den Bullenbeißer (Canis Molossus), den Windhund (Canis le- porarius) und den nackten Hund (Canis caraibaeus) für eigenthümliche ſelbſt— ſtändige Arten betrachte. Verſuchen wir, dieſe hier wiederholt ausgeſprochene Anſicht einer näheren Prü— fung zu unterziehen und dadurch die Richtigkeit derſelben zu erproben. Bei Betrachtung jener ſieben Extreme unter den Formen, welche die große Maſſe der ſeither bekannt gewordenen ſogenannten Racen des zahmen Hundes dar— bietet, fällt es in der That ſchwer, — wenn nicht Vorurtheile oder willkürliche Vorausſetzung eine entgegengeſetzte Anſicht begünſtigen, — ſich die Ueberzeugung 103 aufzudrängen, daß auch dieſe extremen Formen nur Varietäten einer und derſelben Art ſeien. Eigentliche und vollſtändige Uebergänge zwiſchen denſelben ſind durchaus nicht aufzufinden; denn alle ſogenannten Uebergänge und Verbindungsglieder, welche wir von jenen Hauptformen kennen, ſind nur ſcheinbare Uebergänge, die ſich blos als Baſtarde erweiſen, welche durch die wechſelſeitige Vermiſchung jener Hauptformen ſelbſt entſtanden ſind. Andererſeits kann auch dieſe Neigung zur gegenſeitigen Vermiſchung, nach den vielen ſchon früher angeführten Beiſpielen von fruchtbarer Vermiſchung ſelbſt zwiſchen Thieren, die noch weit verſchiedener von einander ſind, als kein Beweisgrund mehr gegen die Annahme gelten, jene Hauptformen des zahmen Hundes als ſelbſtſtändige Arten zu betrachten. Die Buffon'ſche Hypotheſe, nach welcher ſich die verſchiedenen Hauptformen des zahmen Hundes alle nach und nach nur aus einer einzigen, ſelbſtſtändigen Art und zwar blos durch Einwirkung des Klima's und der Cultur herausgebildet haben ſollen, erſcheint bei genauerer Prüfung lediglich als eine Phraſe, welche nicht nur allein jedes Beweiſes, ſondern auch ſelbſt jeder Wahrſcheinlichkeit entbehrt. Von ſolchen Einwirkungen des Klima's und der Cultur, welche die Umgeſtal— tung eines Haushundes oder Spitzes in einen Seidenhund oder Pudel, in einen Jagdhund oder Dachshund, in einen Bullenbeißer, einen Windhund oder wohl gar in einen nackten Caraibenhund zu bewirken vermöchten — und wollte man dazu auch wirklich einen Zeitraum von einigen Jahrtauſenden in Anſpruch nehmen, — bin ich wenigſtens nicht im Stande, mir nur auch die entfernteſte Vorſtellung zu machen. Im Gegentheile ſprechen alle ſeither, — wenigſtens in einem Zeitraume von mehreren Jahrhunderten — gemachten Erfahrungen auf das Beſtimmteſte gegen die Richtigkeit dieſer Hypotheſe; denn es hat ſich ſeit jener Zeit nicht nur keine einzige dieſer Hauptformen weder durch klimatiſche Einwirkungen, noch durch Anwendung irgend einer beſtimmten Zuchtmethode in eine andere auch nur annäherungsweiſe verwandelt, ſondern vielmehr hat die Erfahrung gezeigt, daß bei rein erhaltener Zucht, die Abkömmlinge jeder dieſer Hauptformen unter allen Himmelsſtrichen und in allen Ländern, ihre morphologiſchen und functionellen Eigenthümlichkeiten be— wahren. Wenn auch eine direkte Beweisführung über die Richtigkeit dieſer Anſicht un— möglich iſt, ſo ſprechen doch ſo viele Gründe für die Wahrſcheinlichkeit derſelben, daß bei einer reiflichen und vorurtheilsfreien Erwägung dieſer Gründe jede andere An— nahme zurückſtehen muß. Viele andere, nicht blos domeſticirte, ſondern auch im freien Zuſtande lebende Thiere, über deren Artverſchiedenheit kein Naturforſcher einen Zweifel hegt, zeigen — wie dieß thatſächlich erwieſen iſt, — denſelben Hang zur wechſelſeitigen Ver— miſchung, und ebenſowenig kann geleugnet werden, daß die daraus hervorgehenden 104 Baſtarde — wenn dieß auch im Allgemeinen ſeltener der Fall iſt, — ſich dennoch bisweilen unter gewiſſen, bis jetzt noch nicht erörterten Verhältniſſen, wieder fortzu— pflanzen fähig ſind. Ein fernerer Grund zur Unterſtützung dieſer Anſicht beſteht darin, daß ſich keine der verſchiedenen Hauptformen des zahmen Hundes weder aus einer anderen, durch Einwirkung des Klima's oder einer Zuchtmethode hervorgebildet nachweiſen, noch durch was immer für Mittel auf irgend eine andere zurückführen läßt; wodurch auch die Möglichkeit verſchwindet, eine einzelne derſelben als Urtypus zu bezeichnen. Alle Anlagen und Triebe, ſo ſehr ſie auch bei den verſchiedenen Hauptformen des zahmen Hundes von einander abweichen, ſind den Individuen jeder dieſer Hauptformen ſo conſtant eigenthümlich, daß ſie auch die wirklichen Varietäten zweier ſolcher Hauptformen ſcharf von einander trennen und ſich nur allein in ihren Ba— ſtarden combiniren. Bei ſo vielfältiger und fruchtbarer Vermiſchung der von einander ſo ſcharf ge— ſonderten Hauptformen kann es keineswegs befremden, wenn heut zu Tage, wo ſchon ſo manche Stammart der zahmen Thiere gänzlich ausgeſtorben, eine vollſtän— dige Nachweiſung derſelben vielleicht unmöglich iſt. Zur Bekräftigung der Anſicht, daß der von der Mehrzahl der Naturforſcher nur als eine einzige Art betrachtete und in den Syſtemen derſelben als Canis fa- miliaris« aufgeführte zahme Hund mehrere, von einander durchaus verſchiedene Arten umfaſſe, laſſen ſich, bei der Unmöglichkeit einer direkten Beweisführung, doch eine hinreichende Menge von Gründen anführen, welche zu dieſer Annahme be— rechtigen. Der einzige, den zahmen Hund als Art unterſcheidende Charakter, ſo wie er von Linné aufgeſtellt, und ſeither von allen Zoologen angenommen wurde, beſteht nur in der Art und Weiſe des Tragens ſeines Schwanzes nach aufwärts und zwar nach der linken Seite gekrümmt. Abgeſehen von der noch immer nicht ganz begründeten Vorausſetzung der Haltbarkeit dieſes Kennzeichens, erſcheint dieſer vereinzelte morphologiſche Charakter für ein Art-Merkmal höchſt unzureichend. Offenbar trägt er vielmehr das Gepräge eines künſtlichen Gruppen-Kennzeichens, welches die Abtheilung der domeſticirten Hunde von den verwandten wilden Arten wie Wolf, Dingo u. ſ. w. trennen ſoll. Doch läßt ſich auch bei einer ſolchen Sonderung das Gezwungene nicht ver— kennen; ja es tritt vielmehr deutlich in die Augen, daß es zuletzt nur ein phyſio— logiſcher Charakter, ausgedrückt durch das einzige Wort „domeſticirt“ ſei, welchem hier gegen alle Regeln der Syſtematik, nach tief eingewurzelten Vorurtheilen ge— huldigt wird. Schon in der bisherigen allgemeinen Annahme jener Hypotheſen, welche die Abſtammung der domeſticirten Hunde in willkürlichſter Weiſe bald von dieſer, bald von jener im freien oder wilden Zuſtande noch lebenden Art herzuleiten ſuchen, liegt 105 zum Theile ein verblümtes Geſtändniß, wie ſehr man dieſen Verſtoß fühlte; denn durch dieſe Ableitung wird willkürlich die Scheidewand jener beiden Gruppen wieder beſeitigt. | Statt aber nach den Regeln der Gonjequenz den als eine einzige Art betrach- teten zahmen Hund in Haupt-Racen zu zerfällen und dieſe im Syſteme bei einer oder mehreren ſolcher wilden Arten als conſtante, künſtliche oder klimatiſche Varie— täten aufzuführen, je nachdem man eine oder mehrere dergleichen Stammarten an— zunehmen geneigt war, blieb man hartnäckig bei jener Trennung; wahrſcheinlich weniger aus einer übertriebenen Scheu vor jener, durch das Herkommen gleichſam geheiligten Art des zahmen Hundes, als in Folge eines dunklen Vorgefühles, daß keine derartige Einſchaltung ſich durch vollſtändige Uebergänge rechtfertigen laſſe, oder mit anderen Worten, daß doch weſentliche Charaktere zu Grunde liegen dürften, welche zur geſonderten Aufſtellung der ſogenannten Racen berechtigen. Dieſe weſentlichen Charaktere ſind aber wohl keine anderen als die, welche in der Charakteriſtik aller jener Racen gegeben ſind, die durch keine urſprünglichen Uebergänge, — im Gegenſatze zu den durch Kreuzung entſtandenen Mittelgliedern, — unter ſich verbunden werden; kurz jene Charaktere des domeſticirten Hundes, wie ſolche bereits von Linné und ſpäteren Naturforſchern bei einigen ihrer Haupt— Racen gegeben ſind. In der That iſt die Differenz dieſer ſogenannten Haupt-Racen des zahmen Hundes von den nächſtſtehenden wilden Arten weit ſchärfer ausgeſprochen, als jene, welche zwiſchen manchen dieſer letzteren ſelbſt beſteht. Sie mußte aber ſtets unbe— achtet bleiben, inſolange ſie nicht zwiſchen einzelnen Gliedern des zahmen Hundes und den wilden Arten aufgeſucht, ſondern nur die Geſammtheit der erſteren mit einzelnen der letzteren verglichen wurde; denn in dieſem Falle blieb dort bei den Gegenſätzen der morphologiſchen Art-Charaktere, einzig und allein nur der ſchon früher erwähnte ſchwankende für die Charakteriſtik der Geſammtheit übrig und die hieraus entſpringende Unbeſtimmtheit der Gruppe fiel der in ihr gleichſam vernich— teten Art zur Laſt. Das Verharren bei der Hypotheſe, daß der zahme Hund von noch lebenden wilden Hundearten abſtamme, während man die oben erwähnten Folgerungen dieſes Satzes von ſich weiſet, iſt für ſich allein ſchon eine ſehr bedeu— tende Inconſequenz, welche ſich aber noch weit klarer und deutlicher herausſtellt, wenn man die Erfahrung befragt. Dieſe weiſet dagegen eine eigentliche vollkommene Domeſticirung von jungen Individuen jener wilden ſogenannten Stammarten, ja ſelbſt von ihren mit zahmen Hunden erzeugten Blendlingen, — wenigſtens was die erſte Generation betrifft, — bisher in keinem einzigen Falle nach. Bezüglich der Zähmbarkeit weiterer Descen— denz der wilden mangelt bisher jede Erfahrung; obgleich dieſelbe bei den Blend— lingen wohl ohne Zweifel im Laufe der Zeiten ſtattgefunden haben muß. Die Annahme mehrerer urſprünglich verſchiedenen Arten des jetzigen zahmen Hundes, deren Individuen in alter Vorzeit nach und nach alle domeſticirt wurden, 106 0 befriedigt den vorurtheilsfreien, denkenden Zoologen eben ſo ſehr in Bezug auf die Frage, worauf die unleugbar ſpecifiſche Verſchiedenheit der in den verſchiedenen Län— dern urſprünglich heimiſchen zahmen Hunde ſich gründe, als durch ihre Ueberein— ſtimmung mit der Erfahrung; in ſo ferne wenigſtens, als dieſe nur gegen die übrigen Hypotheſen Einwürfe zu liefern vermag. Die Behauptung, daß unmöglich alle Individuen einer Art gezähmt werden können, entbehrt jedes hiſtoriſchen Beweiſes und wird durch die erlaubte Annahme einer langen Dauer der Zähmungsperiode, ſo wie durch die namentlich beim do— meſticirten Hunde noch jetzt leicht mögliche Nachweiſung eines den betreffenden Arten nur in ſehr geringem Grade eingepflanzten Hanges zur Selbſtſtändigkeit, bedeutend entkräftet. Um dieſen Einwurf vollkommen ungiltig zu machen, bedarf es nur der ſo ein— leuchtenden Annahme, daß jene Individuen, die ſich der Domeſtication entzogen haben, durch allmälige Ausrottung vom Schauplatze entfernt wurden; eine Annahme, die ſo natürlich erſcheint, daß man ſie in Bezug auf andere Hausthiere, für welche man vergebens noch lebende Stammarten geſucht, längſt ſchon gebilligt hat und welche an den Stammältern unſerer Hauskatze, — von denen wohl verhältnißmäßig nur wenige noch exiſtiren, — des Truthuhn's, ja an den umgekehrt in die Wildniß zurückgetretenen Hunden von Guiana, ſelbſt früher oder ſpäter ihre Beſtätigung erhalten wird. Indeß ſelbſt dieſe unbedeutende Modifikation erſcheint aus den zwei angeführten Gründen für überflüſſig und an den noch lebenden Stammthieren des Pferdes und Eſels wird ſich die Möglichkeit einer allgemeinen Zähmung im Laufe der Zeiten bewähren, weil auch bei dieſen dieſelben zwei Mög— lichkeitsgründe Platz greifen. Man kann mit großer Wahrſcheinlichkeit annehmen, daß es in jedem der heut zu Tage von civiliſirten Völkern bewohnten Landſtriche eine oder mehrere von ein— ander verſchiedene Arten wilder Hunde gegeben habe, deren mannigfacher Inſtinkt auch dem rohen Ureinwohner nicht lange verborgen bleiben konnte, da ihn der Selbſterhaltungstrieb zum Naturbeobachter machte. Zufolge deſſelben Triebes gewohnt, den Werth aller Außendinge nach dem Verhältniſſe zu beſtimmen, in welchem ſie zu ſeinen Bedürfniſſen ſich darſtellten, konnte es ebenſowenig ſeinem Verſtande entgehen, daß hier für ſeine Zwecke ſehr brauchbare Kräfte gegeben wären, und die nächſte Folge dieſes einfachen Urtheiles war der Wunſch, ſie in dieſer Richtung benützen zu können; demnach der zweite Schritt, der Entſchluß, die Träger dieſer Kräfte ſich dienſtbar zu machen, ſie zu domeſticiren. Mögen die zur Verwirklichung dieſes Gedankens gewählten Mittel auch noch ſo einfach geweſen ſein, ein günſtiger Umſtand, die dieſer Thiergattung in ſo geringem Grade eingepflanzte Liebe zur Selbſtſtändigkeit und Freiheit erſetzte die Mängel der Methode und da der zähmende Menſch gegen das Thier gleichzeitig in das Verhält— niß des Ernährers trat, ſo mußte auch die durch jene Paſſivität bereits vorbereitete Hinneigung zum Beſieger frühzeitig zur Entwickelung kommen. Aus dieſem — 107 wenn man jo jagen darf, — phyſiſchen Momente erklärt ſich hauptſächlich, wie die Unterjochung dieſer Thiergruppe allenthalben und vollſtändig gelingen konnte und daß ſie die erſte geweſen ſein mußte, welcher dieſes Loos bereitet wurde. Es war dieß ein glückliches Zuſammentreffen; denn ſie war auch die einzige, mit deren Hilfe der Urmenſch die ſtärkeren und minder befreundeten Urweſen der Thier— welt zu unterwerfen oder zu verdrängen hoffen durfte. Alle dieſe Verhältniſſe machen es mehr als wahrſcheinlich, daß — wiewohl nicht mit einem Schlage, ſondern allmählig, — ſämmtliche Individuen der betref— fenden Arten in den Kreis der Domeſtication gezogen wurden und die Zahl ihrer wilden Brüder in demſelben Maße abnahm, als jene der Menſchen ſich vergrößerte und die Urbarmachung des Bodens vorwärts ſchritt. Die im Gefolge der Völkerwanderungen und Handelszüge auftretende Ver— miſchung zwiſchen Arten verſchiedener Länder mochte ſchon frühzeitig Baſtardformen, die gleichzeitige Veränderung der klimatiſchen und dadurch bedingten diätetiſchen Ein— flüſſe dagegen, von dieſen ſowohl, als den Urarten, mannigfache Varietäten in's Leben gerufen haben. Dazu kam noch das wechſelnde Bedürfniß und ſpäter ſelbſt die launenhafte Mode, durch welche theils die Verbreitung brauchbarer oder beliebter Racen begün— ſtigt, theils unter den entgegengeſetzten Verhältniſſen, das Ausſterben mancher der— ſelben herbeigeführt wurde. Faßt man das Ergebniß dieſer kritiſchen Unterſuchungen zuſammen, ſo gelangt man zu nachſtehenden Schlußfolgerungen: 1) Der Wolf, der Schakal, der Fuchs, der Kolſun oder die Dhole und der Buanſu ſind ſelbſtſtändige, von den mannigfaltigen Formen des zahmen Hundes völlig verſchiedene Arten, die ſich zwar mit demſelben fruchtbar vermiſchen können und theilweiſe auch wirklich vermiſcht haben, wodurch allerdings gewiſſe Racen des zahmen Hundes entſtanden ſind, ohne jedoch deßhalb als die Stammältern derſelben betrachtet werden zu können. | 2) Die zahlreichen Formen unſeres zahmen Hundes laſſen ſich auf ſieben Haupttypen zurückführen, welche ſich ſowohl nach ihren körperlichen Merkmalen, als auch nach ihren geiſtigen Fähigkeiten, weder von einander, noch von anderen der heut zu Tage noch wild vorkommenden Arten der Gattung Hund (Canis) ableiten laſſen und deßhalb für ſelbſtſtändige Arten angenommen werden müſſen, die ur— ſprünglich zwar im wilden oder halbwilden Zuſtande vorkamen, im Laufe der Zeiten aber vollſtändig domeſticirt worden ſind. 3) Dieſe eigenthümlichen, ſelbſtſtändigen Arten unſeres zahmen Hundes ſind: Der Haushund (Canis domesticus), — der Seidenhund (Canis extrarius), — der Dachshund (Canis vertagus), der Jagdhund (Canis sagax), — der Bullen— beißer (Canis Molossus), — der Windhund (Canis leporarius), — und der nackte Hund (Canis caraibaeus). 4) Alle übrigen Formen ſind theils Abänderungen, welche durch klimatiſche 108 Einflüſſe, bedungen durch geographiſche Verbreitung, hervorgerufen wurden, oder in Folge von Acclimatiſirung, Veränderung in der Lebensweiſe und Einwirkung der Cultur entſtanden ſind, theils aber auch Baſtarde, beruhend auf der Kreuzung der verſchiedenen einzelnen Formen unter ſich. Wenn ich auch die Hoffnung ausſprechen zu dürfen glaube, daß dieſe Dar— ſtellung dazu beitragen werde, die ſeither über dieſen Gegenſtand beſtandenen Zweifel für immer zu verbannen und einer vorurtheilsfreien Anſchauung Raum zu geben, ſo bin ich doch weit davon entfernt, die von mir verſuchte Erklärung der Abſtam— mung des zahmen Hundes und ſeiner mannigfaltigen Formen und Racen durchaus und unbedingt für vollkommen richtig zu betrachten; denn ich ſelbſt möchte ſie für nichts Anderes angeſehen wiſſen wollen, als für eine größtentheils und bis in die äußerſten Conſequenzen nur auf Wahrſcheinlichkeit gegründete Vermuthung. Jedenfalls dürfte dieſelbe aber dem wahren Sachverhalte näher gerückt ſein, als alle zur Erklärung dieſer Frage ſeither aufgeſtellten Hypotheſen. Zweite Abtheilung. Die verſchiedenen Formen und Racen des zahmen Hundes. nern * un» ur * 1 2 % . . 4 wis 77% 413 a} 15 * — * N N: 2 17110 * t * 1 N 521 * * 9 3 x 4 J D N N 4 * 9 *, — * * * a 1 7 * 2 2 . > 4 * * s * R N ea 2 Br 13 2 4 * 7 h v 4 d a 7 1 > * ? = d - * 5 1 Ar - 4 h * „ ’ - 43 ’ . „ > = . Kur 5 E > 0 1 * # * ET B * — * 4 — * 1 ” * 1 1 f 1. N 2 [= * E Y PX > * I * Erſte Gruppe. Haus hunde (Canes domestici). Der Kopf iſt von mäßiger Größe, länglicher Form und nicht ſehr hoch, die Stirne nur ſchwach gewölbt oder auch völlig flach, die Schnauze ziemlich kurz, nur von mäßiger Höhe und nach vorne zu ſehr ſtark verſchmälert und ſcharf zugeſpitzt. Die Lippen ſind ſtraff, die Ohren mehr oder weniger kurz, nicht ſehr breit, zuge— ſpitzt und aufrechtſtehend, oder auch halb aufrechtſtehend und gegen die Spitze gebrochen und überhängend. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib etwas gedrungen, oder auch ſchwach geſtreckt und voll, die Bruſt nur wenig breit. Die Beine ſind mittelhoch und ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel von mäßiger Länge. Der Schwanz iſt ziemlich lang und nicht ſehr dünn, die Körper— behaarung lang und glatt-zottig. Die mit der Grundform dieſer Gruppe nicht völlig übereinſtimmenden Racen neigen ſich theils zur Wolf- und Schakalform, theils zur Seiden- und Dachshund-, zur Bullenbeißer- und zur Windhundform hin. Alle laſſen ſich aber auf eine einzige Art zurückführen. Es iſt dieß: Der Baushund (Canis domesticus). Derſelbe ſtellt nicht nur eine reine, unvermiſchte Form des Hundes dar, ſondern muß auch als eine ſelbſtſtändige Art betrachtet werden, deren Verbrei— tungsbezirk über den größten Theil des Feſtlandes von Aſien, vom hohen Norden bis nach Oſt-Indien hinabreicht, faſt über ganz Europa ſich erſtreckt, den nordweſt— lichen Theil von Afrika umfaßt und einen ſehr großen Theil von Nord-Amerika einnimmt, indem er ſich bis in die Polargegenden hinauf erſtreckt. Er bildet die Stammart einer ſehr beträchtlichen Anzahl verſchiedener Formen und Racen, von denen bis jetzt ſchon 48 von den Cynologen aufgeſtellt und be— ſchrieben worden find, und übertrifft daher in dieſer Hinſicht alle übrigen Stamm= arten des zahmen Hundes. Eilf verſchiedene Formen deſſelben ſind es, welche auf klimatiſchen Verhält— niſſen in Folge geographiſcher Verbreitung beruhen, und zwar: der Hirten-Haushund (Canis domesticus, ovilis), der Pommer (Canis domesticus, pomeranus), der ungariſche Wolfshund (Canis domesticus, luparius), der Pyrenäen-Hund (Canis domesticus, pyrenaicus), der algieriſche Hund (Canis domesticus, algirensis), der turkomaniſche Wachthund (Canis domesticus, armeniacus), der große Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus), der lappländiſche Hund (Canis domesticus, laponicus), der kurzhaarige Kamtſchatka-Hund (Canis domesticus, camtschatkensis), der Haſen-Indianer-Hund (Canis domesticus, lagopus), und der Eskimo-Hund (Canis domesticus, borealis). Zwei bilden wohl nur Abänderungen, die durch Acclimatiſation einer ge— wiſſen Form in verſchiedenen Ländern hervorgerufen wurden; nämlich der Neuſeeländer-Hund (Canis domesticus, indicus Novae-Zeelandiae) und der Taiti-Hund (Canis domesticus, indicus taitiensis); zwei andere dagegen ſolche Abänderungen, welche aller Wahrſcheinlichkeit da nur durch Zucht und veränderte Lebensweiſe entſtanden ſind; wie der Spitz (Canis domesticus, pomeranus audax), und der kleine Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus minor). Die übrigen 33 ſind offenbar Baſtarde, und zwar: der große Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus major), ein Halbbaſtard reiner Kreuzung; der große isländiſche Hund (Canis domesticus, islandicus), der kleine isländiſche Hund (Canis domesticus, islandieus minor), welcher zu— gleich auf Zucht und veränderter Lebensweiſe beruht, der ſibiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus sibiricus), der Fuchs-Spitz (Canis domesticus, pomeranus alopecurus), der Seiden-Spitz (Canis domesticus, pomeranus sericeus), der ächte Wolfshund (Canis domesticus, luparius verus), der Seiden-Wwolfshund (Canis domesticus, luparius hirsutus), der Pampas-Hund (Canis domesticus, pyrenaicus Alco), der kurzbeinige Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus brevipes), der chineſiſche Hund (Canis domesticus, indicus sinensis), der Zigeuner-Hund (Canis domesticus, Zingarorum), der langhaarige Kamtſchatka-Hund (Canis domesticus, camtschatkensis longipilis), 2 5 113 der grönländiſche Hund (Canis domesticus, borealis groenlandieus), und der nordamerikaniſche Wolfshund (Canis domesticus, borealis luparius); ein— fache Baſtarde reiner Kreuzung; der langhaarige ſibiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus longipilis), der glattfüßige ſibiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus laevipes), der polniſche Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus polonicus), der Heiden-Hund (Canis domesticus, Zingarorum campestris), der Heiden-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum audax), der Viehhund (Canis domesticus, Zingarorum pecuarius), und der Zigeuner-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum pomeranus), einfache Ba— ſtarde gemiſchter Kreuzung; der hochbeinige isländiſche Hund (Canis domesticus, islandicus leporarius), der Schafhund (Canis domesticus, pastoreus), und der Windhund⸗Spitz (Canis domesticus, Zingarorum leporarius), doppelte Ba— ſtarde reiner Kreuzung; der ſchottiſche Schäferhund (Canis domesticus, islandicus crispus), der Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus) und der Dachs-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum vertagus), doppelte Ba— ſtarde gemiſchter Kreuzung; und der Hebriden-Hund (Canis domesticus, hebridicus), der baieriſche Wolfshund (Canis domesticus, montanus), der Saubeller (Canis domesticus, pomeranus aprinus), der Doggen-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum laniarius) und der japaneſiſche Hund (Canis domesticus, Zingarorum japanicus), dreifache Baſtarde gemiſchter Kreuzung. 1. Der Hirten-Haushund (Canis domesticus, ovilis). Der Hirten-Haushund, welcher als die typiſche Form der ganzen Gruppe anzuſehen iſt, ſtellt eine der reinen, unvermiſchten Abänderungen des Haus— hundes (Canis domesticus) dar, welche auf den Einflüſſen des Klima's und auf geographiſcher Verbreitung der Art beruhen. Er iſt über den mittleren Theil von Süd-, und den weſtlichen von Mittel-Europa verbreitet und gehört hauptſächlich Frankreich, Deutſchland und England an. Bezüglich ſeiner Größe gehört er zu den mittelgroßen Formen, da er ſelten über zwei Fuß hoch angetroffen wird. Er iſt daher beträchtlich kleiner als der Wolf (Canis Lupus) und bisweilen ſogar nur von der Größe des Fuchſes (Vulpes vulgaris). | x Seine Geſtalt iſt kräftig, der Kopf von mäßiger Größe, länglich und nur wenig erhaben, das Hinterhaupt ziemlich breit, mit nur ſehr wenig entwickeltem Knochenkamme. Die Stirne iſt ſchwach gewölbt, die Schnauze nicht ſehr lang und nur von mäßiger Höhe, nach vorne zu ſtark verſchmälert und ziemlich ſcharf zugeſpitzt. Fitzinger, Der Hund. 8 114 -. Die Lippen find kurz und ſtraff, und die Wangenhaut ift geſpannt. Die Ohren ſind kurz, nicht ſehr ſchmal, zugeſpitzt, ſteif, aufrechtſtehend und etwas nach ſeit— wärts gerichtet, oder bisweilen auch halb aufrechtſtehend, und an der Spitze ge— brochen und überhängend. Die Augen ſind verhältnißmäßig nicht ſehr klein und vollkommen wagrecht geſtellt. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib etwas gedrungen, ziemlich voll und nur gegen die Weichen etwas eingezogen. Der Widerriſt iſt ſehr ſchwach erhaben, der Rücken nur wenig gekrümmt und beinahe völlig ge— rade, die Bruſt nur von geringer Breite und kaum etwas vorſtehend. Die Beine ſind von mittlerer Höhe, dick und ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel mäßig lang, und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, nicht ſehr dünn, und bis etwas unter das Ferſengelenk reichend. Derſelbe wird entweder gerade nach rückwärts geſtreckt, oder auch etwas nach aufwärts gebogen, ſeltener dagegen, doch nur auf kurze Zeit, auch hängend getragen. Die Behaarung iſt lang, ziemlich glatt-zottig und grob; an der Schnauze, der Vorderſeite der Vorder- und Hinterfüße, ſo wie auch an der Hinterſeite der Schien— beine kurz, an den Ohren länger, und noch länger am Schwanze, insbeſondere aber an der Unterſeite deſſelben, wo fie lang und zottig erſcheint. Nicht ſelten iſt auch das Schnauzende von dichter ſtehenden längeren Haaren umgeben, welche oberhalb der Naſe und zu beiden Seiten der Lippen eine Art von Bart bilden. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt auf der Oberſeite des Körpers ſchwarz, an der Kehle, der Bruſt und dem Bauche weißlichgrau, an den Füßen und der Unterſeite des Schwanzes bräunlichgelb oder rothgelb. Ueber den Augen befindet ſich jederſeits ein rundlicher, bräunlichgelber Flecken und auch die Schnauze iſt ſtellen— weiſe bräunlichgelb oder rothgelb gezeichnet. Nicht ſelten wird die ſchwarze Farbe der Oberſeite aber, bei übrigens gleicher Zeichnung, durch Braun erſetzt. Häufig kommen auch braune oder graue Individuen mit dunkleren Schattirungen vor, doch iſt die Schnauze bei denſelben in der Regel immer heller. Einfärbige werden minder häufig angetroffen und meiſtens ſind dieſelben ſchwarz, braun, oder grau, ſeltener dagegen weiß. i Die Körperlänge beträgt bei mäßig großen Individuen 2 Fuß 3 Zoll, die Länge des Schwanzes 1 Fuß 2 Zoll, die Höhe am Widerriſt 1 Fuß 8 ¾ Zoll. Von den Franzoſen wird dieſer Hund Chien de berger und Chien de Brie, von den Engländern Sheperd’s-Dog und Sheep-Dog, und von den Italienern Can di pastori genannt. | Schon die alten Griechen und Römer haben ihn gekannt und mit dem Namen Epirotiſcher Hund (Canis epiroticus) bezeichnet; jo Ariſtoteles, Varro und Virgilius Maro. Bei den alten Deutſchen zur Zeit des Mittelalters erſcheint er unter verſchiedenen Benennungen und zwar zuerſt im Alemanniſchen Geſetze unter dem Namen Hirtenhunt (Canis pastoralis), während er in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts unter den Benennungen Schaafhunt (Canis ovilis) und Vieh— hunt (Canis custos pecoris) aufgeführt erſcheint. 115 Der Hirten-Haushund iſt zwar ſtark, doch keineswegs beſonders ſchwer, daher er auch in ſeinem Laufe ziemlich raſch und ausdauernd iſt. Dabei iſt er auch muthig und tapfer, beſitzt in hohem Grade Intelligenz und zeichnet ſich ebenſo ſehr durch Klugheit und Scharfſinn, als Wachſamkeit, Anhänglichkeit und Treue aus. Dieſer Eigenſchaften wegen wird er mit ebenſo großem Vortheile als Wächter des Hauſes, wie auch als Hüter und Lenker der Heerden benützt, die er anführt, zuſammenhält, mit Verſtand bewacht und mit Muth gegen Feinde vertheidigt. Unaufhörlich umkreiſt er in Abweſenheit des Schäfers die ihm anvertraute Heerde, hält ſie ab bebaute Felder zu betreten und treibt einzelne verlaufene Stücke zuſammen. Bald lernt er jedes Schaf der ganzen Heerde, jeden Wink und Blick des Schäfers kennen und erträgt mit ſeltener Ausdauer jegliche Beſchwerde des Hungers und der Witterung. Dieſe Fertigkeiten erlangt er jedoch keineswegs durch einen langſamen voraus— gegangenen Unterricht, ſondern erlernt ſie leicht und ſchnell, ohne ſeinem Herrn be— ſondere Mühe zu machen, gleichſam von ſich ſelbſt, wobei er durch Geduld, Aus— dauer und Muth wahre Luſt an ſeinen eigenen Fortſchritten zu erkennen gibt. Ueberhaupt beſitzt er ein ungewöhnliches Vermögen, leicht und ſchnell zu begreifen, und übertrifft hierin alle anderen Hunde. Gewöhnlich wird er ſchon in einem Alter von einem halben Jahre als Wächter der Schafheerden verwendet, muß aber in der Jugend der ihm angeborenen Heftig— keit und Biſſigkeit wegen ſehr oft gezüchtigt werden. So beſchwerlich das ihm übertragene Geſchäft aber auch iſt, ſo hält er doch bei guter Behandlung acht bis zehn Jahre bei demſelben aus. Auch der Geruchsſinn iſt bei ihm ſehr ausgebildet, daher er auch deßhalb ſo— wohl zur Aufſuchung von Trüffeln, als zur Jagd verwendet wird. Hauptſächlich bedient man ſich ſeiner bei der Schweinsjagd und zur Aufſuchung des Dachſes, wenn dieſer zur Nachtzeit im freien Felde ſeiner Nahrung nachzieht. Das Gebell des Hirten-Haushundes iſt laut, klaffend und anhaltend, und eine ſeiner Eigenthümlichkeiten iſt ſein, im Verhältniſſe zu anderen Formen, geringer Hang zur Geſelligkeit. 725 2. Der Bebriden⸗Hund (Canis domesticus, hebridicus). Die auffallende Aehnlichkeit, welche die körperlichen Merkmale dieſes Hundes theils mit jenen des Hirten-Haushundes (Canis domesticus, ovilis), theils mit denen des engliſchen Otterhundes (Canis extrarius, hispanicus terrarius) dar- bieten, laſſen auf die Abſtammung deſſelben von den beiden genannten Formen ſchließen, daher er als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ange— ſehen werden kann. In ihren Körperformen erinnert dieſe Race einigermaßen an den Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus), mit welchem ſie noch am meiſten verglichen werden 116 kann, und unterſcheidet ſich von demſelben durch den größeren und höheren Kopf, die etwas kürzere und ſtumpfere Schnauze, die kürzeren und ſchmäleren, aber ſo wie bei dieſem aufrechtſtehenden, und an der Spitze gebrochenen und überhängenden Ohren, ſo wie auch durch die beträchtlich längere, ſchwach zottig-gewellte Behaarung und den in Folge derſelben dicker erſcheinenden Schwanz. Die Färbung iſt beinahe immer einfärbig licht bräunlichgelb oder ocherfarben, ſeltener auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel ſchwarz, an den übrigen Körpertheilen roſtgelb, nebſt zwei kleinen, rund— lichen roſtgelben Flecken jederſeits oberhalb der Augen. Man trifft dieſe Race in Schottland, vorzüglich aber auf den Hebriden und insbeſondere auf der Inſel Skye an. Die Engländer pflegen dieſe Race mit dem Namen Terrier zu bezeichnen, ob= gleich ſie denſelben auch für andere Racen gebrauchen, und zwar ſowohl für den Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus), als auch für den engliſchen Otter— hund (Canis extrarius, hispanicus terrarius), und ſogar für den glatten Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus). Die Hauptverwendung des Hebriden-Hundes beſteht in dem Heraustreiben des Dachſes aus ſeinem unterirdiſchen Baue. 3. Der große isländiſche Bund (Canis domesticus, islandicus). SEs ſcheint dieſe Form, ihren äußeren Merkmalen nach zu urtheilen, ein Blend— ling zu ſein, der auf der Kreuzung des Hirten-Haushundes (Canis domesticus, ovilis) mit dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) beruht. Sie dürfte ſonach für einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung gelten. Beinahe von der Größe eines mittelgroßen Wolfes (Canis Lupus) und von kräftiger Geſtalt, gehört dieſe Race zu den größeren in der Gruppe der Haushunde. Ihr Kopf iſt ziemlich groß, nur wenig lang und hoch, die Stirne ſtark ge— wölbt, die Schnauze verhältnißmäßig etwas kurz, hoch, nach vornezu nicht ſehr ſtark verſchmälert und ſtumpf zugeſpitzt. Die Lippen ſind ſchlaff und etwas hängend, die Ohren kurz, nicht ſehr breit, halb aufrechtſtehend, und an der Spitze gebrochen und überhängend, die Augen merklich größer als beim Hirten-Haushunde. Der Hals iſt kurz und dick, mit dem Rücken faſt in einer Ebene verlaufend, der Leib gedrungen und voll, der Widerriſt etwas erhaben, die Bruſt breit, ſtark und kräftig. Die Beine ſind von mittlerer Höhe und ziemlich dick, die Vorderbeine kräftiger als die Hinter— beine. Der Schwanz iſt ziemlich lang, in Folge der Behaarung dick, und wird von der Wurzel an gerade ausgeſtreckt, gegen die Spitze zu aber nach aufwärts gebogen getragen. Die Behaarung iſt nicht ſehr lang, rauh und ziemlich glatt anliegend, an der Schnauze kurz, am Schwanze dagegen lang und dicht, vorzüglich aber in der Mitte deſſelben, wodurch er faſt keulenförmig erſcheint. 117 Die Färbung ift meiſt ſchwarz oder ſchwärzlichgrau, mit Ausnahme der Stirne, des Halſes, der Bruſt, des Bauches, der Innenſeite der Beine und der Schwanz— ſpitze, welche immer von weißer Farbe ſind. Bisweilen iſt die ſchwarze oder ſchwärz— lichgraue Farbe durch Dunkelbraun vertreten. Heut zu Tage ſoll dieſe Race — wie Reiſende berichten, — nicht mehr in Island angetroffen werden und daſelbſt durch andere Hunde-Racen erſetzt ſein. Von den Isländern wurde dieſelbe Fiaar-hund genannt, während ſie die Engländer mit dem Namen Iceland Dog; die Franzosen mit dem Namen Chien d’Islande bezeichneten. 4. Der kleine isländiſche Bund (Canis domesticus, islandicus minor). . Offenbar ſtellt dieſe Race nur eine durch Zucht und veränderte Lebens— weiſe hervorgerufene Abänderung des großen isländischen Hundes (Canis dome- sticus, islandicus) dar. Sie kann ſomit als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. In allen ihren Merkmalen kommt ſie mit der eben genannten Race vollkommen überein und unterſcheidet ſich von derſelben nur durch die weit geringere Größe, in— dem ſie beinahe um die Hälfte kleiner iſt. Gewöhnlich traf man ſie mit einem ganz kurzen, zwei bis drei Zoll langen Schwanze an, der durchaus von gleicher Dicke und offenbar geſtutzt war. | Dermalen wird dieſe Race nicht mehr in Island gezogen. Der Name, unter welchem ſie daſelbſt bekannt war, war Dverghundar. 5. Der ſchottiſche Schäferhund (Canis domesticus, islandicus crispus). Wie aus den körperlichen Merkmalen dieſer Race ziemlich deutlich zu erſehen iſt, ſcheint dieſelbe aus der Anpaarung des großen isländiſchen Hundes (Canis do- mesticus, islandicus) mit der Bouffe (Canis extrarius, ustus) hervorgegangen und ER ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung zu fein. Ihre Körperform im Allgemeinen iſt jene des großen isländiſchen Hundes und die einzigen Unterſchiede, welche ſie von demſelben darbietet, beſtehen in der etwas längeren Schnauze, der minder ſtark gewölbten Stirne und dem längeren, gekräuſel— ten Haare. In der Färbung ſtimmt ſie ganz mit dem großen isländiſchen Hunde überein. Sie bildet heut zu Tage die gewöhnliche Hunde-Race in Island und wird auch häufig in Schottland und auf den ſchottiſchen Inſeln gezogen. Lubbar iſt der Name, den dieſer Hund auf Island führt. 6. Der hochbeinige isländiſche Bund (Canis domesticus, islandicus leporarius). Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race eine Blend— lingsform ſei, die auf der gegenſeitigen Vermiſchung des großen isländiſchen Hundes 118 (Canis domesticus, islandicus) mit dem irländiſchen Windhunde (Canis lepo- rarius, hibernicus) beruht und daß dieſelbe ſonach ein doppelter B a ſt ard reiner Kreuzung ſei. Sie iſt beträchtlich größer als der große isländiſche Hund und in ihren Formen einigermaßen an den deutſchen Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius ger- manicus) erinnernd, doch ſchmächtiger und hochbeiniger als dieſer gebaut und vom großen isländiſchen Hunde durch den gedrückteren Kopf, eine faſt völlig flache Stirne, eine viel längere Schnauze, ziemlich hohe dünne Beine, längere Schenkel, und eine kurze, vollkommen glatt anliegende Behaarung verſchieden. Ihre Färbung iſt beinahe dieſelbe. Nebſt der vorhergehenden, bildet ſie dermalen die Hauptrace unter den Hunden auf Island, wo fie den Namen Dyr-hundar führt, und hauptſächlich zum Auf- ſpüren und Verſolgen der Füchſe verwendet wird. 7. Der Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus). Die Abſtammung dieſes Hundes vom Hirten-Haushunde (Canis domesticus, ovilis) und dem geradebeinigen Dachshunde (Canis vertagus, rectipes) iſt jo deut⸗ lich in ſeinen Merkmalen ausgeſprochen, daß ſie unmöglich zu verkennen iſt. Er ſtellt ſich daher unzweifelhaft als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Seine Geſtalt im Allgemeinen bietet einige Aehnlichkeit mit dem Hirten-Haus⸗ hunde dar, doch iſt er beträchtlich kleiner als derſelbe, und auch etwas geſtreckter und viel niederer gebaut. Der Kopf iſt höher, die Schnauze kürzer, und weniger ſpitz; die Ohren ſind verhältnißmäßig etwas breiter, immer aufrechtſtehend, und an der Spitze gebrochen und überhängend. Der Rücken iſt in der Mitte etwas geſenkt, die Beine find ſtär— ker, vorzüglich aber die Vorderbeine, die Schenkel kürzer, und der Schwanz wird über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen. Auch die Körperbehaarung iſt kürzer, mit Ausnahme jener an der Schnauze, wo ſie eine Art von Bart bildet. 6 Bezüglich der Färbung kommen dieſelben Verſchiedenheiten wie beim Hirten Haushunde vor. In England wird dieſer Hund, jo wie der Hebriden-Hund, der engliſche Otter- hund, und der glatte Pintſch Terrier, in Frankreich Terrier-griffon genannt. Er wird hauptſächlich zum Aufſuchen der Trüffeln, aber auch zum Hüten der Schafheerden und ſogar zum Heraustreiben der Dachſe und Füchſe aus ihren unter irdiſchen Bauen verwendet. Am häufigſten wird er in Piemont gezogen, wo er zum Aufſuchen der Trüf— feln beſonders abgerichtet wird. 119 8. Der baieriſche Wolfshund (Canis domesticus, montanus). Dieſe Race gibt ſich, ihren äußeren Merkmalen nach zu urtheilen, als eine Blendlingsform zu erkennen, welche ihre Entſtehung wohl nur der Vermiſchung des Hirten⸗Haushundes (Canis domesticus, ovilis) mit dem deutſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, laniarius germanicus) zu verdanken hat. Sie iſt ſonach als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. In ihren Formen erinnert ſie lebhaft an die der letztgenannten Race, mit der ſie auch gleiche Größe hat, daher ſie bezüglich derſelben beinahe der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) gleichkommt. Dagegen unterſcheidet ſie ſich vom deutſchen Fleiſcherhunde durch die kürzere Schnauze und das ziemlich lange, rauhe und zottige Haar. Vom Hirten⸗Haushunde unterſcheiden ſie die weit bedeutendere Größe, der ziem— lich hohe Kopf, die ſchlaffen hängenden Lippen, die höheren und auch viel kräftigeren Beine, die ſtarke Bruſt und der beträchtlich verſchmächtigte Hinterleib. Die gewöhnliche Färbung iſt ſchwarz oder ſchwarzbraun, mit weißen Abzeichen am Halſe, an der Bruſt, dem Bauche und den Füßen. Bisweilen kommt dieſe Race aber auch von weißer Farbe und mit ſchwarzen Flecken gezeichnet vor, oder auch aſchgrau und dunkelbraun. Am häufigſten wird dieſe Race in Süd-Baiern, Salzburg und Tirol ange— troffen, wo ſie vorzugsweiſe in den Alpenthälern gezogen wird; aber nur äußerſt ſelten ſieht man ſie unverſtümmelt, denn gewöhnlich ſind Ohren und Schwanz geſtutzt. Ihre Hauptbenützung beſteht in dem Zuſammenhalten von Schwein- und Rinderheerden, wozu ſie ſich ſowohl durch ihre Größe und Stärke, als auch durch ihren Muth ganz beſonders eignet. Dieſe Eigenſchaften im Vereine mit der treuen Anhänglichkeit an ihren Herrn, verbürgen demſelben auch ſicheren Schutz gegen jeden perſönlichen Angriff. 9. Der Schafhund (Canis domesticus, pastoreus). Schon auf den erſten Blick erkennt man, daß dieſe Blendlingsrace ein Ab— kömmling des Hirten-Haushundes (Canis domesticus, ovilis) und des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius), ſomit ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung ſei. Ihrer Geſtalt nach iſt dieſe Race von der erſtgenannten Form, mit welcher ſie auch von gleicher Größe iſt, nicht ſehr verſchieden, doch iſt ſie leichter als dieſelbe gebaut und vereinigt mit deren weſentlichſten Merkmalen, auch eine gewiſſe Aehn— lichkeit mit dem franzöſiſchen Fleiſcherhunde. Die Kennzeichen, welche ſie vom Hirten-Haushunde ſcheiden, ſind die längere, etwas höhere und ſtumpfere Schnauze, die verhältnißmäßig längeren und breiteren, immer halb aufrechtſtehenden, und gegen die Spitze gebrochenen und überhängenden 120 Ohren, der längere und dünnere Hals, der geſtrecktere, minder volle Leib, und die höheren Beine und längeren Schenkel. An den Hinterfüßen kommt bisweilen eine fünfte Afterzehe vor. Die Behaarung iſt wie beim Hirten-Haushunde lang, ziemlich glatt⸗zottig und grob, und gewöhnlich erreicht dieſelbe am Kopfe eine ſolche Länge, daß das Geſicht hierdurch völlig überdeckt wird und der Kopf beinahe einem Eulenkopfe gleicht. Um die Schnauze befindet ſich meiſtens ein aus längeren Haaren gebildeter Bart. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig grau, braun oder ſchwarz, bisweilen aber auch grau oder braun, mit dunkleren verloſchenen Flecken. Sehr oft iſt dieſelbe aber auch auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine und an der Schnauze roſtgelb, und ein kleiner, rundlicher roſtgekber Flecken ſteht jederſeits oberhalb des Auges. Die Franzoſen nennen dieſe Race Chien de montagne. | In früherer Zeit war dieſe Race in einem großen Theile von Deutſchland faſt in jedem Dorfe anzutreffen, während ſie heut zu Tage daſelbſt nur ſelten mehr im reinen Zuſtande vorkommt. Sie wurde — wie ſchon aus ihrer Benennung hervorgeht, — hauptſächlich als Wächter der Schafheerden benützt, zugleich aber auch in manchen i zum Auffochen der Trüffeln verwendet. 10. Der Pommer (Canis domestieus, pomeranus). Der Pommer iſt unzweifelhaft eine reine, unvermiſchte klima⸗ tiſche Abänderung des Haushundes (Canis domesticus), welche auf geogra- phiſcher Verbreitung beruht, dem öſtlichen Theile von e an⸗ gehört und hauptſächlich über Polen und Rußland verbreitet iſt. Er iſt von mittlerer Größe, doch immer etwas kleiner als der Hirten-Haushund und meiſtens nur von der Größe des Fuchſes, aber dabei von kräftiger Geſtalt. Die Unterſcheidungszeichen, welche ihn vom Hirten-Haushunde trennen, ſind der kürzere und höhere Kopf, die völlig flache Stirne, die kürzere und ſpitzere Schnauze, die kürzeren und auch etwas ſchmäleren und ſpitzeren, ſteifen, vollkommen aufrecht— ſtehenden Ohren, der kürzere und dickere Hals, der gedrungenere und vollere, in den Weichen nur ſehr ſchwach eingezogene Leib, der vollkommen gerade Rücken, der durch ſeine reichliche Behaarung länger und dicker erſcheinende Schwanz, welcher beinahe beſtändig links über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen wird, und die viel längere, glatt-zottige, weiche Behaarung des Körpers, welche nur im Geſichte, an den Ohren und den Füßen kurz und glatt anliegend, an der Kehle, dem Halſe, der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Oberarme und der Schenkel, insbeſon— dere aber am Schwanze am längſten iſt, und demſelben ein buſchiges Ausſehen verleiht. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig weiß, gelblichweiß, fahlgelblich oder Iſabellfarben, nicht ſelten aber auch grau, ſchwarzbraun oder ſchwarz, minder häufig 121 dagegen röthlichbraun, und ſehr oft kommen bei den dunkelfärbigen Abänderungen weiße Abzeichen an verſchiedenen Körperſtellen, vorzüglich aber an der Kehle, dem Vorderhalſe, der Bruſt, dem Bauche, an den Füßen und der Schwanzſpitze vor. Dieſer Hund iſt der Chien-loup der Franzoſen, der Can Lupo der Italiener und der Pomerian Dog der Engländer. Der Pommer eignet ſich ebenſo ſehr zum Bewachen und Zuſammenhalten der Schafheerden, als zum Hüter und Beſchützer des Hauſes, wo man ihn gewöhnlich an der Kette zu halten pflegt. 11. Der große Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus major). Offenbar ſtellt ſich dieſe Race als eine Miſchlingsform dar, die auf der An— paarung des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) mit dem Hirten-Haus— hunde (Canis domesticus, ovilis) beruht. Sie kann daher ohne Zweifel als ein Halbbaſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. Vom Pommer (Canis domesticus, pomeranus) unterſcheidet ſich dieſelbe hauptſächlich durch die bedeutendere Größe, indem fie hierin einem mäßig großen Wolfe (Canis Lupus) gleichkommt, daher dem großen Bullenbeißer (Canis Molos- sus, major) nur wenig an Größe nachſteht. Aber auch die etwas kürzere und gröbere Behaarung, die nur am Bauche und an den Hinterſchenkeln, vorzüglich aber an der Unterſeite des Schwanzes ſtärker hervortritt, trennen ſie von der genannten Form. Die Färbung iſt meiſtens weiß, mit ausgedehnten verwiſchten braunen oder rothgelben Schattirungen, oder auch ſchwarz und auf der Unterſeite heller, ja ſelbſt bisweilen weiß. Heut zu Tage iſt dieſe Race in Mittel-Europa keineswegs gemein und ſcheint vorzüglich in Frankreich gegen die Grenze von Spanien häufiger vorzukommen. Bei den Franzoſen iſt ſie unter dem Namen Grand Chien-loup, bei den Engländern unter dem Namen Great Wolf-Dog bekannt, obgleich fie mit dem— ſelben Namen auch den Pyrenäen-Hund (Canis domesticus, pyrenaicus) zu be— zeichnen pflegen. Ihre Verwendung iſt dieſelbe wie beim Pommer. 12. Der fbiriſche Bund (Canis domesticus, pomeranus sibiricus). Aus den Merkmalen dieſes Hundes läßt ſich deutlich erkennen, daß er eine Blendlingsform ſei, die aus der Vermiſchung des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) mit dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) hervorgegangen iſt. Er ſtellt ſich ſonach als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung dar. Der Größe nach gehört er zu den mittelgroßen Formen, doch iſt er größer als der Pommer (Canis domesticus, pomeranus), mit welchem er in der Geſtalt im Allgemeinen beinahe völlig übereinkommt. 122 Die weſentlichſten Merkmale, durch welche er ſich von demſelben unterſcheidet, ſind die etwas längere und ſtumpfere Schnauze, der durch die reichlichere Behaarung etwas kürzer erſcheinende Hals, die etwas längeren und breiteren, doch wie bei dieſem kurz behaarten ſpitzen und aufrechtſtehenden Ohren, die viel längere und mehr ge— wellte Behaarung, welche ſich auch über das Geſicht, den ganzen Kopf und über die Füße erſtreckt, und der minder ſchneckenförmig gekrümmte, doch über den Rücken geſchlagene Schwanz. Die Färbung iſt meiſtens weiß und am Schwanze gewöhnlich aſchgrau, bis— weilen aber auch einfärbig grau oder ſchwarz. Das Stammland, in welchem dieſe Race gezogen wird, ſcheint das ſüdweſtliche Sibirien zu ſein, von wo ſie ſich weiter gegen Weſten bis nach Rußland verbreitete. Die Franzoſen nennen ſie Chien de Siberie, die Engländer Sibirian Dog, eine Benennung, welche ſie auch dem kurzhaarigen Kamtſchatka-Hunde (Canis do- mesticus, camtschakensis) beilegen. Die Bewachung des Hauſes und die Hut der Schafheerden ſind die Dienſte, welche dieſe Race in ihrer Heimath zu leiſten hat. Bei uns, wo ſie nur ſelten angetroffen wird, hält man ſie blos als Stubenhund zum Vergnügen. 13. Der langhaarige fbiriſche Hund (Canis domesticus, pomeranus longipilis). Es kann beinahe als gewiß angenommen werden, daß dieſe Race das Ergebniß der Kreuzung des ſibiriſchen Hundes (Canis domesticus, pomeranus sibiricus) mit dem kleinen Seidenhunde (Canis extrarius, hispanicus), daher ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Ihre Formen ſind dieſelben wie die der erſtgenannten Race, doch ſteht ſie dieſer an Größe bedeutend nach, indem ſie faſt um die Hälfte kleiner iſt. Die weſentlichſten körperlichen Merkmale, wodurch ſie ſich von derſelben unter— ſcheidet, ſind die etwas längeren und breiteren, und auch etwas ſtärker behaarten Ohren, vorzüglich aber die überaus lange und reichliche, glatt-zottige Behaarung, die insbeſondere am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, den Schenkeln und am Schwanze in auffallender Weiſe hervortritt. In der Färbung kommt ſie mit jener Race überein. In Frankreich, wie auch in England wird ſie nicht vom ſibiriſchen Hunde unterſchieden und auch mit denſelben Namen bezeichnet. Man pflegt dieſelbe überall nur als Stubenhund zu halten. 14. Der glattfüßige übiriſche Bund (Canis domesticus, pomeranus laevipes). Wie die äußeren Formen dieſer Race deutlich zu erkennen geben, iſt dieſelbe aus der Vermiſchung des langhaarigen ſibiriſchen Hundes (Canis domesticus, po- meranus longipilis) mit dem Pommer (Canis domesticus, pomeranus) hervor⸗ gegangen, wornach ſie ſich als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung darſtellt. 123 Faſt in allen ihren Merkmalen kommt ſie mit dem langhaarigen ſibiriſchen Hunde (Canis domesticus, pomeranus longipilis) überein, den ſie nur an Größe etwas übertrifft und von welchem ſie ſich blos durch die etwas kürzere und ſpitzere Schnauze und die kurze Behaarung an derſelben, ſo wie auch an den Füßen, un— terſcheidet. Ihre Färbung iſt genau dieſelbe. Auch dieſe Race wird mehr als Stubenhund gehalten, als zur Bewachung des Hauſes benützt. 15. Der polniſche Wolfshund (Canis domesticus, pomeranus polonicus). Ueber die Abſtammung dieſer Race kann nicht leicht ein Zweifel beſtehen, da ſich dieſelbe deutlich als ein Blendling zu erkennen gibt, der auf der Kreuzung des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) mit dem glattfüßigen ſibriſchen Hunde (Canis domesticus, pomeranus laevipes) beruht. Sie iſt daher als ein ein— facher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. Die große Aehnlichkeit, welche ſie in ihren körperlichen Merkmalen mit der letzt— genannten Race hat, geſtatten nur einem aufmerkſamen Beobachter die Unterſchei— dungszeichen aufzufinden, welche dieſe beiden Racen von einander trennen. Dieſelben beſchränken ſich auch beinahe blos auf die Behaarung, welche kürzer als beim glatt— füßigen ſibiriſchen Hunde (Canis domesticus, pomeranus laevipes), doch immer noch länger als beim Pommer (Canis domesticus, pomeranus) iſt, und insbe— ſondere am Kopfe minder ſtark hervortritt. In der Färbung iſt durchaus kein Unterſchied vorhanden. Vorzüglich häufig wird dieſe Race in Polen angetroffen, welchem Lande ſie auch ihre Benennung verdankt. Sie wird hauptſächlich als Wächter des Hauſes verwendet und bildet gewöhnlich den Begleiter der Fuhrleute. 16. Der Saubeller (Canis domesticus, pomeranus aprinus). Dieſe Race ſtellt ſich ihren körperlichen Merkmalen zufolge als ein Blendling dar, der durch die Anpaarung des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) mit dem deutſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, laniarius germanicus) erzielt worden iſt. Sie iſt daher offenbar als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung anzuſehen und kommt bezüglich ihrer Abſtammung nahezu vollſtändig mit dem baieriſchen Wolfshunde (Canis domesticus, montanus) überein. Sie gehört zu den größeren Hunde-Racen und zeigt in der Geſtalt im Allge— meinen, ſo wie zum Theile auch in der Behaarung und dem Tragen ihres Schwanzes, annähernd einige Aehnlichkeit mit dem Pommer (Canis domesticus, pomeranus), während ſie bezüglich der Größe und Stärke lebhaft an den deutſchen Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius germanicus) erinnert. Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom Pommer unterſcheidet, ſind folgende. 124 Sie iſt beträchtlich größer und ſtärker als derſelbe, ihr Kopf ift größer und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne minder flach, die Schnauze breiter und ſtumpfer. Die Ohren find breiter und ſtumpf zugeſpitzt, nicht vollkommen aufrecht- ſtehend, ſondern mehr nach vorwärts geneigt. Der Leib iſt voller und mehr ge— rundet, die Beine ſind verhältnißmäßig kurzer und viel ſtärker, und der Schwanz iſt etwas dünner; doch wird derſelbe ebenſo wie beim Pommer, links über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen. Die Behaarung iſt beträchtlich kürzer und auch gröber, und nur die Hinterſeite der Schenkel und der Schwanz ſind zottiger behaart. Die Färbung iſt faſt immer einfärbig hell röthlichbraun oder ſchwarz, und auf der Unterſeite lichter, und in's Weißliche ziehend; doch kommen bisweilen auch weiße Abzeichen am Kopfe, am Halſe und der Bruſt, an den Füßen und der Schwanz— ſpitze vor. | So häufig und beliebt dieſe Race bei den Jägern auch in den zuletzt ver— gangenen Jahrhunderten war, ebenſo ſelten wird ſie in unſeren Tagen angetroffen, da mit der Lichtung der Forſte auch das Wildſchwein, zu deſſen Aufſpürung dieſelbe vorzugsweiſe verwendet wurde, aus dem größten Theile von Europa verſchwand. In manchen Gegenden führt ſie auch den Namen Saufinder. In alter Zeit wurde ſie von den Engländern Wape genannt, während ſie dermalen mit der Benennung Primitive Lurcher von denſelben bezeichnet wird. 17. Der Spitz (Canis domesticus, pomeranus auda y. Dieſer Hund ſtellt unverkennbar eine reine unvermiſchte Form und zwar eine Abänderung des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) dar, die lediglich durch Zucht und veränderte Lebensweiſe hervorgerufen wurde. In allen ſeinen Merkmalen iſt er demſelben vollkommen gleich und bietet keinen anderen Unterſchied dar, als daß er beträchtlich kleiner, und gewöhnlich nur von der Größe des König Carl's-Hundes (Canis extrarius, hispanicus brevipilis) iſt. Ebenſo ſtimmt er auch bezüglich der Färbung mit dem Pommer völlig überein und wird ſo wie dieſer, meiſtens einfärbig weiß, Iſabellgelb oder fahl, bisweilen aber auch ſchwarz, ſchwarzbraun oder grau, minder häufig jedoch von brauner Farbe angetroffen. Nicht ſelten kommen auch weiße Abzeichen bei ihm und * an ver⸗ ſchiedenen Körpertheilen vor. Noch vor nicht ganz vierzig Jahren gehörte der Spitz zu einer der häufigſten Racen in Mittel-Europa, während er dermalen daſelbſt ſchon ziemlich ſelten geworden iſt und es ſcheint faſt, daß er zu denjenigen Hundeformen gehöre, die allmählig ihrem Verſchwinden entgegen gehen. 18. Der Tuchs-Bpitz (Canis domesticus, pomeranus alopecurus). Den äußeren Merkmalen dieſer Race nach zu urtheilen, ſcheint dieſelbe eine Miſchlingsform zu ſein, welche auf der Kreuzung des Spitzes (Canis domesticus, 125 pomeranus audax) mit dem Zigeuner-Hunde (Canis domesticus, Zingarorum) beruht. Sie dürfte ſonach für einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung gelten. Auch ſie gehört zu den kleineren Formen in der Gruppe der Haushunde, in— dem fie ſelten größer als der Spitz (Canis domesticus, pomeranus audax) iſt. In ihrer Geſtalt erinnert ſie einigermaßen an den Heiden-Hund (Canis dome sticus, Zingarorum campestris), mit welchem ſie manche Merkmale gemein hat; doch ſteht ſie demſelben weit weniger nahe als dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax), von dem ſie ſich durch nachſtehende Kennzeichen unterſcheidet. Ihr Kopf iſt kleiner, die Stirne etwas gewölbt, die Schnauze niederer und minder ſpitz. Die Ohren ſind etwas länger und breiter, der Hals iſt nicht ſo kurz und weniger dick, der Leib etwas geſtreckter, und die Beine ſind höher und ſchlanker. Der Hauptunterſchied beſteht aber in der zwar langen, aber beträchtlich kürzeren Behaarung des Körpers, welche nur am Schwanze, der faſt immer nach aufwärts gekrümmt getragen wird, dieſelbe Länge wie beim Spitze erreicht und ihm dadurch ein buſchiges Ausſehen gibt. Die Färbung iſt einfärbig fahl-, röthlich-, oder graulich-braun, bald heller und bald dunkler, und gewöhnlich iſt die Unterſeite etwas lichter. Die Schnauze, die Füße, und meiſtens auch die Ohren, ſind ſchwärzlich. Das Vorkommen dieſer Race, welche niemals häufig war, gehört in unſeren Tagen zu den Seltenheiten. Sie wird nur als Stubenhund gehalten, zeigt aber immer einen gewiſſen Grad von Falſchheit. 19. Der Seiden-Spig (Canis domesticus, pomeranus sericeus). Schon ein oberflächlicher Blick genügt, um in dieſer Race eine Blendlingsform zu erkennen, welche als das Ergebniß der Kreuzung des Spitzes (Canis domesticus, pomeranus audax) mit dem kleinen Seidenhunde (Canis extrarius, hispanicus), daher als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung zu betrachten iſt. So wie die erſtgenannte Form, gehört auch ſie zu den kleinſten Racen in der Gruppe der Haushunde, da ſie bezüglich ihrer Größe vollſtändig mit dieſer über— einkommt. f | Auch in ihren körperlichen Formen zeigt ſie nur einen ſehr geringen Unter- ſchied; denn nur bei einer ſehr ſorgfältigen Vergleichung gewahrt man, daß der Bau im Ganzen zarter, die Schnauze kaum merklich länger und ſtumpfer, die Stirne minder flach, die Ohren verhältnißmäßig länger und auch breiter, und die Hüft— knochen ſtärker ſind, daher dieſelben auch ſtärker hervortreten. Das weſentlichſte Merkmal, wodurch ſich dieſe Race von dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) unterſcheidet, beſteht in dem längeren, feineren und weicheren, beinahe ſeidenartigen Haare. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig weiß oder ſchwarz, ſeltener dagegen Iſabellgelb oder braun. Weiße Abänderungen mit gelbbraunen oder ſchwarzen Flecken kommen nur äußerſt ſelten vor. Auch dieſer Hund iſt eine ſchon ziemlich ſelten gewordene Race, welche ihre frühere Rolle als Schooßhund an andere Hunde-Racen abtreten mußte. 20. Der ungarilche Wolfshund (Canis domesticus, luparius). Dieſer Hund kann nur als eine reine, unvermiſchte Form und zwar als eine Abänderung des Haushundes (Canis domesticus) angeſehen werden, die auf klimatiſchen, durch geographiſche Verbreitung bedingten Verhält— niſſen beruht und als deren Heimath der öſtliche Theil von Süd-Europa und insbeſondere Ungarn und die Türkei anzuſehen ſind. Er ſtellt ſich als eine überaus große, ſtarke und kräftige Form dar, welche der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) an Größe gleichkommt, bisweilen eine Körperlänge von mehr als 4 Fuß und in aufrecht ſitzender Stel⸗ lung eine Höhe von nahe an 4½ Fuß erreicht, und deren Umfang an der Bruſt oft 3 Fuß beträgt. Vom Hirten-Haushunde (Canis domesticus, ovilis), deſſen Formen er im Großen darſtellt, unterſcheidet er ſich durch folgende Merkmale. Der Kopf iſt verhältnißmäßig höher, das Hinterhaupt breiter, die Schnauze minder ſpitz. Die Ohren ſind kürzer, breiter, und vollkommen aufrechtſtehend. Der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib etwas länger, voller, mehr gerundet, und in den Weichen nur ſehr ſchwach eingezogen, und die Bruſt iſt breiter. Die Beine ſind höher, und auch verhältnißmäßig kräftiger, und der Schwanz erſcheint durch die reichlichere Behaarung dicker, und auch länger, und reicht daher ziemlich tief unter das Ferſengelenk herab. Die Körperbehaarung iſt mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes und der etwas kürzer behaarten Füße, lang, glatt-zottig, weich, und glän⸗ zend, vorzüglich aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, den Leibesſeiten, und am Schwanze, welcher letztere beinahe buſchig erſcheint, und meiſtens links über den Rücken nach aufwärts gekrümmt, aber auch gerade ausgeſtreckt oder etwas in die Höhe gebogen, und bisweilen ſogar hängend getragen wird. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig weiß, oder gelblichweiß, und insbeſondere ſind es die Ohren, welche ſtets mehr gelblich gefärbt ſind; doch ändert die Färbung bisweilen auch in verſchiedenen Tönen von dunkel- zu hellbraun ab. Seltener er⸗ ſcheint ſie dagegen mit röthlichbraunen Flecken auf weißem Grunde gezeichnet. Die Naſenkuppe iſt bald ſchwarz, bald röthlichbraun, und die Augen ſind in erſterem Falle in der Regel ſchwarz, im letzteren braun. Die Engländer nennen dieſen Hund Molossian Dog, und Spartan Dog. Seiner Stärke und Biſſigkeit wegen kann er fremden Perſonen ſehr gefährlich werden, da er dieſelben häufig anfällt und auch verfolgt; doch genügen einige Stein⸗ würfe, ihn in die Flucht zu jagen. Der ungariſche Wolfshund war ſchon den alten Römern bekannt und wurde r r 127 von Plinius unter dem Namen Albaniſcher Hund (Canis Albanus), von Ne— meſianus unter der Benennung Pannoniſcher Hund (Canis Pannonicus) be— ſchrieben. n Zum Bewachen des Hauſes iſt er ganz vorzüglich geeignet, doch iſt gerathen, ihn an die Kette zu legen. 21. Der ächte Wolfshund (Canis domesticus, luparius verus). Es iſt als vollkommen gewiß zu betrachten, daß dieſe Form aus der Ver— miſchung des ungariſchen Wolfshundes (Canis domesticus, luparius) mit dem gemeinen Wolfe (Canis Lupus) hervorgegangen, demnach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. Ihre Abſtammung bietet daher große Aehnlichkeit nicht nur mit jener des grönländiſchen Hundes (Canis domesticus, borealis groenlan- dicus) und des nordamerikaniſchen Wolfshundes (Canis domesticus, borealis luparius), ſondern auch des kurzbeinigen Pariah-Hundes (Canis domesticus, in- dicus brevipes) und des Zigeunerhundes (Canis domesticus, Zingarorum) dar, da auch dieſe vier verſchiedenen Formen aus der Kreuzung einer zahmen, mit einer wilden Hundeart hervorgegangen ſind. In der Größe ſowohl, als auch in der Geſtalt kommt ſie beinahe ganz mit dem Wolfe (Canis Lupus) überein und unterſcheidet ſich von demſelben nur durch den etwas ſchlankeren Bau, das minder breite Hinterhaupt, die etwas längeren und breiteren, doch ſo wie bei dieſem ſteifen und völlig aufrechtſtehenden Ohren, die zwar kleinen, aber vollkommen wagrecht geſtellten Augen, die deutlich hervortretenden Ge— ſichtswarzen, die verhältnißmäßig etwas höheren, ſchlankeren und minder kräftigen Beine, und den noch buſchiger behaarten Schwanz, welcher häufiger nach aufwärts gerichtet und nach vorwärts gebogen, als gerade ausgeſtreckt und hängend ge— tragen wird. Die Behaarung des Körpers iſt faſt ebenſo kurz und glatt anliegend, wie beim Wolfe. Die Färbung erſcheint auf der Oberſeite des Körpers einfärbig hell röthlich— braungrau, mit ſchwarzer Beimiſchung, auf der Unterſeite deſſelben, ſo wie auch auf der Innenſeite der Beine und um die Schnauze, mehr in's Weißliche ziehend. Als Heimath dieſer Race ſind das ſüdöſtliche Ungarn, Siebenbürgen, die Wal— lachei und Moldau, die nördliche Türkei und der ſüdliche Theil von Rußland zu betrachten. Von den Engländern wird ſie Feral Dog of Russia genannt. 22. Der Setden-Wolfshund (Canis domesticus, luparius hirsutus). Unverkennbar treten bei dieſer Miſchlingsrace die Merkmale des ungarischen Wolfshundes (Canis domesticus, luparius) und des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) hervor, ſo daß man nicht zweifeln kann, daß ſie auf der gegen— 128 jeitigen Vermiſchung derſelben beruht. Sie kann daher unbedingt für einen ein- fachen Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. In Anſehung der Größe ſteht ſie dem ungariſchen Wolfshunde (Canis dome- sticus, luparius) etwas nach, doch kommt ſie mit demſelben ſowohl in Bezug auf die Körpergeſtalt im Allgemeinen, als auch in Anſehung der Bildung der einzelnen Theile beinahe vollſtändig überein. Die wenigen Merkmale, durch welche ſie ſich vom ungariſchen Wolfshunde unterſcheidet, ſind die nach vorne zu noch weniger verſchmälerte und daher auch minder ſpitze Schnauze, die etwas längeren, breiteren und an der Spitze gewöhnlich etwas überhängenden Ohren, und die noch längere, feinere und weichere, beinahe ſeiden— artige Behaarung des Körpers. | Die Färbung bietet dieſelben Verſchiedenheiten dar, wie beim ungariſchen Wolfshunde. Der Seiden-Wolfshund iſt eine nur ſelten vorkommende Hunde-Race, welche blos im ſüdöſtlichen Theile von Europa häufiger angetroffen wird. 23. Der Pyrenäen -und (Canis domesticus, pyrenaicus). Der Pyrenäen-Hund bildet gleichfalls eine reine, unvermiſchte Abänderung des Haushundes (Canis domesticus), die durch klimatiſche Verhältniſſe in Folge geographiſcher Verbreitung bedingt iſt. Sie gehört dem weſtlichen Theile von Süd-Europa an und wird hauptſächlich in Spanien und im ſüdweſt⸗ lichen Frankreich angetroffen. So nahe verwandt dieſe Form auch dem Hirten-Haushunde (Canis dome- sticus, ovilis) iſt, jo bietet ſie doch manche Merkmale dar, die ſie deutlich von demſelben unterſcheiden. Nicht nur die weit bedeutendere Größe, welche der eines mäßig großen Wolfes (Canis Lupus) gleichkommt, und ihr kräftigerer Bau ſind es, die ihr ein anderes Ausſehen verleihen, ſondern auch mancherlei Abweichungen, welche ihre einzelnen Körpertheile zeigen. Die Stirne iſt deutlicher gewölbt, die Ohren ſind etwas ſchmäler und voll— kommen aufrechtſtehend, der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib mehr gedrungen und voller, die Beine ſind kräftiger und ſtärker, und die Behaarung des Körpers it länger und mehr zottig, vorzüglich aber auf der Unterſeite des Schwanzes. Die Färbung iſt einfärbig gelblichbraun, weiß, oder ſchwarz. In England wird dieſer Hund, ebenſo wie der große Wolfshund (Canis do- mesticus, pomeranus major), Great Wolf-Dog genannt. Er war ſchon den alten Römern bekannt und wurde vdn Ovid unter dem Namen Canis Lysciscus beſchrieben, da er denſelben für einen Abkömmling des Hundes und des Wolfes hielt. 94. Der Pampas-Hund (Canis domesticus, pyrenaicus Alco). Mit großer Wahrſcheinlichkeit iſt dieſe Race in ihrer urſprünglichen und ſelbſt heut zu Tage noch ziemlich häufig vorkommenden Form aus der Vermiſchung des Pyrenäen⸗Hundes (Canis domesticus, pyrenaicus) mit dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) hervorgegangen, ſonach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung. In dieſer ſtarken und kräftig gebauten Race, welche bezüglich ihrer Größe einem mittelgroßen Wolfe (Canis Lupus) gleichkommt, ſprechen ſich die körperlichen Merk— male ihrer beiden Stammältern in ziemlich deutlicher Weiſe aus. Vom Pyrenäen-Hunde, mit welchem ſie zunächſt verwandt iſt, unterſcheiden ſie der größere, etwas kürzere, höhere Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, die kürzere und breitere, höhere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, die brei— teren, meiſt halb aufrechtſtehenden, und gegen die Spitze gebrochenen und über— hängenden Ohren, der kürzere, dickere Hals, der gedrungenere und vollere Leib, die breitere Bruſt, die ſtärkeren Beine, der längere Schwanz, und die etwas kürzere, doch ebenſo zottige Behaarung. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig gelblichbraun, häufig aber auch dunkel graubraun, und auf der Unterſeite heller. Bruſt und Bauch ſind bisweilen weiß, und nicht ſelten kommt auch eine Abänderung vor, welche mit einigen größeren braunen oder ſchwarzen Flecken auf weißem Grunde beſetzt iſt. Der Gaumen iſt ſchwarz. Dieſe Race, welche nur ſelten im reinen Zuſtande und meiſtens in den man— nigfaltigſten Vermiſchungen mit anderen eingeführten Hunde-Racen angetroffen wird, wodurch ihr Charakter oft völlig verändert erſcheint, hat in Süd-Amerika eine ſehr weite Verbreitung gefunden, denn ſie wird nicht nur in den Pampas von Para— guay, Uruguay und Buenos-Ayres angetroffen, ſondern reicht ſüdwärts bis nach Patagonien, und ſelbſt bis Feuerland hinab, während ſie ſich nordwärts bis nach Guiana hinauf erſtreckt. Offenbar iſt ſie eine durch die Spanier nach Süd-Amerika eingeführte Race. Von den Spaniern wird dieſelbe Alco und Runalco genannt, während fie von den Engländern mit den Benennungen Feral Dog of the Pampas, Pata- sonian Dog und Terra del Fuego Dog bezeichnet wird. Sie bellt ſehr viel, iſt aber durchaus nicht biſſig. 25. Der algieriſche Bund (Canis domesticus, algirensis). Auch dieſe Form iſt offenbar eine reine, unvermiſchte, nur auf kli— matiſchen Verhältniſſen in Folge geographiſcher Verbreitung beruhende Abänderung des Haushundes (Canis domesticus), die dem weſtlichen Theile von Nord⸗Afrika und namentlich Algier und Marokko angehört. Ihre nahe Verwandtſchaft mit dem Pyrenäen-Hunde (Canis domesticus, Fitzinger, Der Hund. 9 130 pyrenaicus) iſt in ihrer ganzen Körperform deutlich ausgeſprochen und nur wenige Merkmale ſind es, welche ſie von dieſem unterſcheiden. Abgeſehen von ihrer geringeren Größe, beſchränken ſich dieſelben auf eine etwas ſchwächer gewölbte Stirne, einen kürzeren Hals, gedrungeneren Leib, und eine längere und auch zottigere Behaarung am Halſe, an der Bruſt, der Hinterſeite der Vorder— und Hinterbeine, und an der Unterſeite des Schwanzes. Die Färbung iſt entweder einfärbig weiß, braun oder ſchwarz, oder erſcheint auch gefleckt, indem die weiße Grundfarbe bisweilen mit braunen oder ſchwarzen Flecken von verſchiedener Größe und Form beſetzt iſt. Nicht ſelten werden auch braune oder ſchwarze Abzeichen am Kopfe angetroffen. Der algieriſche Hund wird in ſeiner Heimath hauptſächlich zum Bewachen der Schafheerden benützt. Er war ſchon den alten Griechen bekannt und wurde von Ariſtoteles, der ihn für einen Baſtard des Hundes und des Wolfes hielt, unter dem Namen Cyre— näiſcher Hund (Canis cyrenaicus) beſchrieben. 26. Der turkomanifhe Wachthund (Canis domesticus, armeniacus). Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dieſer Hund eine reine, un— vermiſchte Form und nur eine klimatiſche, durch geographiſche Verbreitung bedingte Abänderung des Haushundes (Canis domesticus) bilde, deren Heimath ſich vom Hochlande von Central-Aſien über den ganzen ER von Mittel-Mien ausdehnt und bis an den Bosporus erjtredt. Sie iſt zunächſt mit dem ungariſchen Wolfshunde (Canis domesticus, lu- parius) verwandt, dem fie in Bezug auf Größe und Stärke nur wenig nachſteht, und erinnert in Anſehung ihrer körperlichen Formen ſowohl, als in der Färbung, auch an den natoliſchen Wolf (Canis ictinus). Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom ungariſchen Wolfshunde unterſcheidet, beſtehen in der flacheren Stirne, einer ſpitzeren Schnauze, den kürzeren, breiteren, beinahe dreieckigen, doch ſo wie bei dieſem ſteifen und vollkommen aufrechtſtehenden Ohren, den etwas niedereren Beinen, einer merklich kürzeren, groben Behaarung des Körpers, die nur um den Hals herum und an der Bruſt länger und mehr zottig iſt, und in dem gleichfalls kürzer behaarten Schwanze, der meiſtens gerade ausgeſtreckt oder nur wenig nach aufwärts gebogen, häufig aber auch hängend getragen wird. Die Färbung iſt einfärbig tief gelblichroth, oder auch graulich rothfahl. Schon in ſehr alter Zeit iſt dieſer Hund von Aſien aus nach Aegypten ver— pflanzt worden, wo man ihn häufig auf den alt-ägyptiſchen Denkmälern abgebildet findet und ſelbſt auf ſolchen, die bis in die älteſte Zeit zurückreichen. Zugleich bildet derſelbe auch ein Symbol, im Hieroglyphen-Alphabet dieſes Volkes. Heut zu Tage hingegen iſt er in Aegypten ziemlich ſelten. Die Engländer nennen ihn Watch Dog oder Turkman Watch-Dog. In feiner Heimath wird dieſer Hund hauptſächlich als Wächter des Hauſes benützt, aber auch zum Zuſammenhalten der Viehheerden verwendet. 27. Der große Pariah-Bund (Canis domesticus, ipdicus). Im großen Pariah-Hunde kann man nur eine reine, unvermiſchte Form des Hundes erkennen, die als eine durch klimatiſche Verhältniſſe in Folge geographiſcher Verbreitung bedingte Abänderung des Haushundes (Canis domesticus) angeſehen werden muß, und dem ſüdlichen Theile von Aſien und ins— beſondere Oſt-Indien eigenthümlich iſt. In ſeinen Formen die Merkmale des Hirten-Haushundes (Canis domesticus, ovilis) ſowohl, als auch des Pommers (Canis domesticus, pomeranus) vereini— gend, neigt ſich der große Pariah-Hund bezüglich der Geſtalt im Allgemeinen mehr dem letzteren, in Anſehung der Größe hingegen dem erſteren zu, indem er nicht ſelten einem mittelgroßen Wolfe (Canis Lupus) an Größe gleichkommt. Die Merkmale, welche ihn vom Pommer unterſcheiden, ſind der größere und etwas höhere Kopf, die minder flache Stirne, die kürzere und etwas weniger ſpitze Schnauze, die längeren, breiteren, doch vollkommen aufrechtſtehenden Ohren, die ver— hältnißmäßig kleineren Augen, der kürzere Hals, der mehr geſtreckte und auch vollere Leib, die kürzeren, ſtärkeren Beine, und vorzüglich die längere, ſchwach gewellte zottige und beinahe ſeidenartige Behaarung des Körpers, welche insbeſondere am Vorder— halſe und der Bruſt, an den Leibesſeiten, ſo wie auch an der Hinterſeite der Vorder— und Hinterbeine, und an der Unterſeite des Schwanzes, der entweder gerade ausgeſtreckt, oder etwas nach aufwärts gebogen getragen wird, in langen Zotten herabhängt. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig roſtroth oder weiß, ſeltener dagegen ſchwarz; doch kommen auch gefleckte Abänderungen vor, die mit roſtrothen oder ſchwarzen Flecken von verſchiedenem Umfange, auf weißem Grunde gezeichnet ſind. Es kann für vollkommen gewiß gelten, daß auch dieſe Form ſchon in ſehr alter Zeit im Wege des Verkehrs von Oſt-Indien nach Aegypten gelangte und daſelbſt heimiſch gemacht wurde, da man Abbildungen derſelben auf den alt-ägyptiſchen Denkmälern trifft, die bis in die Zeit der zwölften Dynaſtie zurückreichen. Gegenwärtig wird ſie nur hie und da noch in Aegypten angetroffen. Im nordöſtlichen Theile von Oſt-Indien kommt fie aber auch heut zu Tage noch ver— wildert, oder beinahe in halbwildem Zuſtande vor. Pariah-Dog iſt der Name, unter welchem ſie bei den Engländern bekannt iſt. Ihre Verwendung beſteht in der Hut der Viehheerden und in der Bewachung der Häuſer. 28. Der kleine Pariah-Bund (Canis domesticus, indicus minor). Offenbar iſt dieſer Hund eine reine, unvermiſchte Form und zwar nur eine durch Zucht und veränderte Lebensweiſe entſtandene Ab— änderung des großen Pariah-Hundes (Canis domesticus, indicus). 132 Der einzige Unterſchied, welcher ſich bei einer Vergleichung dieſer Form mit dem Großen Pariah-Hunde ergibt, beſteht in der beträchtlich geringeren Größe der— ſelben, indem ſie beinahe um die Hälfte kleiner als dieſer iſt, während ſie in allen übrigen Merkmalen und daher auch in der Färbung, vollſtändig mit demſelben übereinkommt. So wie der große Pariah-Hund, iſt auch dieſe Form ſchon in der älteſten Zeit von Oſt-Indien nach Aegypten verpflanzt worden, wie dieß aus den Abbil⸗ dungen hervorgeht, die man von derſelben auf den alt-ägyptiſchen Denkmälern aus eben dieſer Periode trifft. Dermalen iſt fie in Aegypten nicht minder ſelten, als der große Pariah-Hund und in derſelben Weiſe wird ſie auch daſelbſt verwendet. 29. Der Neuleeländet-Bund (Canis domesticus, indicus Novae-Zeelandiae). Die geringen Abweichungen, welche dieſe Form in ihren körperlichen Merk— malen vom großen Pariah-Hunde (Canis domesticus, indicus) darbietet, berech⸗ tigen zu dem Schluſſe, daß dieſelbe nur eine in Folge der Verpflanzung dieſes Hundes vom Feſtlande von Oſt-Indien nach Neu-Seeland, durch Acclimatiſation hervor— gerufene Abänderung deſſelben, daher eine reine, unvermiſchte Form ſei. Faſt in allen einzelnen Körpertheilen kommt dieſelbe mit dem obengenannten Hunde überein und unterſcheidet ſich von demſelben nur durch die geringere Größe, eine etwas ſtumpfere Schnauze und einen noch mehr geſtreckten Leib. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig roſtroth, ſchwarz, oder weiß, ſehr oft aber auch gefleckt, indem die weiße Grundfarbe mit unregelmäßigen ſchwarzen oder roſt— rothen Flecken von verſchiedener Größe beſetzt iſt. Gewöhnlich ſchließt ein ſolcher Flecken auch die Wangen, die Augen- und die Ohrengegend ein. Von den Eingeborenen von Neu-Seeland wird dieſer Hund Kararahe genannt; die Engländer bezeichnen ihn mit dem Namen New Zeeland Dog. Er bellt nur ſelten, läßt aber von Zeit zu Zeit ſein ſtöhnendes Geheul ertönen. Die Neu-Seeländer füttern ihn größtentheils mit Fiſchen und halten ihn vorzüglich ſeines Felles wegen, das ſie zu ihren Feſtkleidern benützen. Sein Fleiſch wird nicht von denſelben gegeſſen. Bezüglich ſeiner Intelligenz ſteht er weit hinter anderen Formen des Haushundes zurück. 30. Der Taiti-Bund (Canis domesticus, indicus taitiensis). Bei der großen Uebereinſtimmung, welche dieſe Form in ihren körperlichen Merkmalen mit dem großen Pariah-Hunde (Canis domesticus, indicus) zeigt, läßt ſich wohl beinahe mit Gewißheit annehmen, daß dieſelbe ihre Entſtehung lediglich der Verpflanzung dieſes Hundes vom indiſchen Feſtlande auf die Geſellſchafts- und Sandwich-Inſeln verdankt und blos durch Acclimatiſation bewirkt worden iſt. Sie iſt daher jo wie dieſer, eine reine, unvermiſchte Form. 133 Die größte Aehnlichkeit hat dieſelbe mit dem Neuſeeländer-Hunde (Canis do- mesticus, indicus Novae-Zeclandiae), von welchem fie ſich nur durch ſehr wenige Merkmale unterſcheidet. Dieſe ihr eigenthümlichen Unterſcheidungskennzeichen beſtehen theils in ihrer geringeren Größe, indem ſie hierin ungefähr dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) gleichkommt, theils in dem etwas mehr geſtreckten Leibe, und in den kürzeren Beinen, von denen die vorderen nicht vollkommen gerade ſind, ſondern etwas gekrümmt erſcheinen. Die Färbung iſt einfärbig lohbraun oder roſtgelb. Bei den Engländern iſt dieſer Hund unter dem Namen Poe Dog of the Pa- Cific Islands bekannt. Die Eingeborenen auf den Geſellſchafts- und Sandwich-Inſeln pflegen den— ſelben nur mit Vegetabilien zu füttern und genießen auch ſein Fleiſch. Gegen Fremde zeigt er ſich ſehr ſcheu und ſeine Intelligenz iſt nur gering. 31. Der kurzbeinige Pariah-Bund (Canis domesticus, indicus brevipes). Die körperlichen Formen dieſes Hundes geſtatten wohl die Annahme, daß er das Ergebniß der Vermiſchung des großen Pariah-Hundes (Canis domesticus, in- dieus) mit dem in Nepal wild vorkommenden Buanſu (Canis primaevus) ſei. Er dürfte ſonach als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden, der bezüglich ſeiner Abkunft Aehnlichkeit mit dem Zigeuner-Hunde (Canis domesticus, Zingarorum), dem ächten Wolfshunde (Canis domesticus, luparius verus), dem grönländiſchen Hunde (Canis domesticus, borealis groenlandicus) und dem nordamerikaniſchen Wolfshunde (Canis domesticus, borealis luparius) hat; indem auch dieſe der Kreuzung einer zahmen mit einer wilden Hundeart ihre Entſtehung zu verdanken haben. Aus den wenigen Aufzeichnungen, die wir über dieſe nur ſehr unvollſtändig bekannt gewordene Race beſitzen, ſcheint hervorzugehen, daß ſie ſich vom kleinen Pariah⸗Hunde (Canis domesticus, indicus minor), mit welchem ſie auch bezüg— lich ihrer Größe übereinkommt, hauptſächlich durch eine längere Schnauze, einen ge— ſtreckteren Leib, kürzere Beine, einen längeren Schwanz und eine kürzere und auch mehr glatt anliegende Körperbehaarung unterſcheidet. Die Färbung ſoll meiſtens einfärbig roſtroth und auf der Unterſeite heller, oder in's Weißliche ziehend ſein. Auch dieſe Hunde⸗Race war ſchon den alten Aegyptiern bekannt und iſt ohne Zweifel ſchon in der älteſten Zeit im Wege des Verkehrs von Oſt-Indien nach Aegypten gelangt, da man fie auf den alt⸗ägyptiſchen Denkmälern aus der Zeit der zwölften Dynaſtie abgebildet findet. 134 32. Der dinchfdhe Hund (Canis domesticus, indieus sinensis). Nach den äußeren Merkmalen, welche dieſe Form darbietet, läßt ſich mit ziem- licher Wahrſcheinlichkeit behaupten, daß ſie aus der Vermiſchung des großen Pariah— Hundes (Canis domesticus, indicus) mit dem orientaliſchen Hirtenhunde (Canis extrarius, Calmuccorum) hervorgegangen, daher ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Iſt dieſe Annahme richtig, jo würde ihre Abſtammung große Aehnlichkeit mit jener des Seiden-Wolfshundes (Canis domesticus, luparius hir- sutus) und des langhaarigen Kamtſchatkahundes (Canis domesticus, camtschat- kensis longipilis) haben. Diele erſt in neuerer Zeit bekannt gewordene ſchöne Hunderace bietet in ihrer allgemeinen Körperform einige Aehnlichkeit mit dem Pommer (Canis domesticus, pomeranus), noch mehr aber mit dem Seiden-Wolfshunde (Canis domesticus, luparius hirsutus) dar und verhält ſich zum großen Pariah-Hunde (Canis dome- sticus, indicus) ebenſo, wie der Seiden-Wolfshund zum ungariſchen Wolfshunde (Canis domesticus, luparius). Sie iſt in der Geſtalt dem großen Pariah-Hunde ähnlich, doch etwas kleiner als derſelbe. Ihre Stirne iſt mehr gewölbt, die Schnauze länger und ſtumpfer, die Ohren ſind breiter, weniger ſteif, aufrechtſtehend, und an der Spitze etwas überhängend und nach vorwärts geneigt. Der Leib iſt mehr gedrungen, die Beine ſind etwas höher, und der Schwanz wird meiſtens bogenförmig über den Rücken gekrümmt, oder auch etwas geſtreckt getragen. Die Färbung iſt beſtändig einfärbig tief ſchwarz, und von derſelben Farbe ſind auch die ganze Rachenhöhle und die Zunge. Hinter⸗-Indien, China und Japan find die Länder, in denen dieſe Race ges zogen wird. Von den Franzoſen wird fie Chien de la Chine genannt, während die Eng⸗ länder dieſelbe nur für eine Abänderung des Pommers (Canis domesticus, po- meranus) betrachten und daher ebenſo wie dieſen, mit dem Namen Pomerian- Dog bezeichnen. 33. Der Jigeuner -und (Canis domesticus, Zingarorum). Unwillkürlich drängt ſich dem Beobachter bei einer genaueren Unterſuchung der Merkmale dieſer ganz eigenthümlichen Hundeform der Gedanke auf, daß dieſelbe eine Miſchlingsform ſei, welche ihre Entſtehung der Kreuzung des großen Pariah⸗ Hundes (Canis domesticus, indicus) mit dem auf dem Feſtlande von Oſtindien wild vorkommenden Kolſun oder der Dhole (Canis dukhunensis) zu verdanken hat. Findet ſich dieſe Annahme beſtätiget, jo iſt dieſe Form als ein einfacher Bea— Hard reiner Kreuzung zu betrachten, deſſen Abſtammung große Aehnlichkeit mit der des kurzbeinigen Pariah-Hundes (Canis domesticus, indicus brevipes), des ächten Wolfshundes (Canis domesticus, luparius verus), des grönländiſchen 135 Hundes (Canis domesticus, borealis groenlandicus) und des nordamerikaniſchen Wolfshundes (Canis domesticus, borealis luparius) hat; denn auch dieſe ſind aus der Anpaarung einer zahmen, mit einer wilden Hundeform hervorgegangen. Dieſe auffallende Race, welche ſich ihrer Geſtalt nach zunächſt an den Kolſun oder die Dhole (Canis dukhunensis) anſchließt und mehr an den halbwilden neu— holländiſchen Dingo (Canis Novae-Hollandiae) als an unſeren europäiſchen Hir— ten⸗Haushund (Canis domesticus, ovilis) erinnert, iſt meiſt nur von der Größe des Fuchſes (Vulpes vulgaris), bisweilen aber auch noch kleiner, und zeichnet ſich durch folgende Merkmale aus. Ihr Kopf iſt verhältnißmäßig etwas klein, kurz, und nicht ſehr hoch, das Hinterhaupt breit, die Stirne ziemlich ſtark gewölbt, die Schnauze kurz und nieder, nach vorne zu verſchmälert und nicht beſonders ſpitz. Die Lippen ſind kurz und ſtraff, die Ohren nicht ſehr kurz, breit, zugeſpitzt, ſteif, vollkommen aufrechtſtehend und nach vorwärts gerichtet, die Augen nicht ſehr klein, und etwas ſchief geſtellt. Der Hals iſt nicht ſehr kurz und ziemlich dünn, der Leib nur ſehr wenig geſtreckt, voll, und gegen die Weichen etwas eingezogen, der Widerriſt ſehr ſchwach erhaben, der Rücken ſchwach gekrümmt und in der Mitte etwas geſenkt, die Bruſt verhältnißmäßig ziemlich breit, aber durchaus nicht vorſtehend. Die Beine ſind ziemlich hoch, ſchlank und kräftig, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel ziemlich lang, und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, in Folge der Behaarung dick, bis etwas unter das Ferſengelenk reichend, und wird meiſt nach aufwärts gekrümmt, aber auch gerade ausgeſtreckt, und bisweilen ſogar hängend getragen. Die Behaarung iſt etwas lang, ſehr ſchwach zottig, beinahe glatt anliegend, und ziemlich fein, im Geſichte, an den Ohren und der Vorderſeite der Beine kurz, und vollkommen glatt anliegend, am Schwanze aber am längſten, jo daß derſelbe . etwas buſchig erſcheint. Die Färbung ändert von hell fahl-, röthlich-, oder graulichgelb, bis in dunkel gelblich-, röthlich-, oder graulichbraun, wobei jedoch die Unterſeite des Körpers mei— ſtens etwas heller iſt. Die Ohren ſind immer dunkler gefärbt, und die Schnauze und die Füße ſind beſtändig ſchwärzlich. Die Augen ſind dunkelbraun. Der Zigeuner-Hund iſt urſprünglich eine oſt-indiſche Race, welche erſt durch die Zigeuner nach Europa gebracht wurde, aber nur in jenen Ländern angetroffen wird, in denen ſich Anſiedelungen dieſes Volksſtammes befinden, oder welche von einzelnen Truppen derſelben bisweilen durchzogen werden. In früherer Zeit war dieſer Hund ſogar bis nach Deutſchland gelangt und in manchen Dörfern daſelbſt zu ſehen, und insbeſondere waren es Gaukler, Seiltänzer, oder mit abgerichteten Affen und anderen Thieren herumziehende Perſonen, welche Hunde dieſer Race mit ſich führten und dieſelben, in die verſchiedenartigſten Coſtüme gekleidet, Proben ihrer erlernten Kunſt— ſtücke, in Begleitung der Drehorgel vor dem Volke ablegen ließen. Seit nahezu ſechzig Jahren iſt dieſe Race jedoch aus Deutſchland völlig verſchwunden. 136 34. Der Heiden-Bund (Canis domesticus, Zingarorum campestris). Die körperlichen Formen dieſes Hundes laſſen deutlich erkennen, daß derſelbe aus der Anpaarung des Zigeuner-Hundes (Canis domesticus, Zingarorum) mit dem Hirten-Haushunde (Canis domesticus, ovilis) hervorgegangen, daher ein ein— facher Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Er ſteht zwiſchen dieſen beiden Formen bezüglich ſeiner äußeren Merkmale genau in der Mitte und bildet ein deutlich ausgeſprochenes Uebergangsglied zwiſchen denſelben, das ſie gleichſam mit einander zu verbinden ſcheint. Seine Größe iſt ungefähr jene des Zigeuner-Hundes, und meiſtens iſt er etwas kleiner als der Hirten-Haushund. Von der erſtgenannten Race unterſcheidet er ſich durch den verhältnißmäßig größeren und längeren Kopf, die ſchwächer gewölbte Stirne, die etwas längere und ſpitzere Schnauze, die längeren und minder breiten, aber vollkommen aufrechtſtehenden Ohren, die wagrecht geſtellten Augen, den etwas kürzeren und dickeren Hals, den gedrungeneren und volleren Leib, die ſchmälere Bruſt, die niedereren und ſtärkeren Beine, den weniger dick erſcheinenden Schwanz, und die gröbere Behaarung, welche nur am Halſe etwas mehr zottig, und am Schwanze länger als an den übrigen Körpertheilen iſt. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig fahl-, röthlich-, bräunlich- oder graulichgelb, bisweilen aber auch gelblichweiß, und nicht ſelten iſt bei den dunkler gefärbten Ab— änderungen die Kehle weiß. Die Schnauze iſt gewöhnlich ſchwärzlich. Bis jetzt hat ſich dieſe Race im ſüdöſtlichen Theile von Europa und ſelbſt in Deutſchland noch erhalten, wo ſie faſt überall ziemlich häufig angetroffen wird. 35. Der Heiden-Spik (Canis domesticus, Zingarorum audax). Es ſtellt ſich dieſe Race als eine Baſtardform dar, welche offenbar auf der Kreuzung des Zigeuner-Hundes (Canis domesticus, Zingarorum) mit dem Heiden⸗ Hunde (Canis domesticus, Zingarorum campestris) beruht. Sie iſt ſonach ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung. Die große Uebereinſtimmung, welche dieſe Race in allen ihren einzelnen Körper— theilen mit den beiden genannten Formen deutlich erkennen läßt, kann die oben ausgeſprochene Anſicht über ihre Abſtammung von denſelben nur bekräftigen. In der Geſtalt, der Größe und Behaarung, ſo wie auch in der Färbung, ſtimmt fie mit dem Heiden-Hunde beinahe vollkommen überein, und der einzige Un⸗ terſchied, welcher ſich zwiſchen dieſen beiden Racen ergibt, beſteht darin, daß ſämmt⸗ liche Kennzeichen, welche den Heiden-Hund vom Zigeuner-Hunde trennen, beim Heiden⸗ Spitze minder deutlich ausgeſprochen ſind und in ſchwächerer Weiſe hervortreten, ſo daß es oft ſchwer wird, ihn mit Sicherheit zu erkennen und eine genaue Vergleichung erforderlich iſt, um ihn vom Heiden-Hunde zu unterſcheiden. In allen Gegenden, wo der Heiden-Hund gehalten wird, iſt dieſe Race auch jetzt noch in großer Anzahl zu treffen. 36. Der Viehhund (Canis domesticus, Zingarorum pecuarius). Ueber die Abſtammung dieſer Miſchlingsrace vom Heiden-Hunde (Canis do- mesticus, Zingarorum campestris) und dem Spitze (Canis domesticus, pome- ranus audax) fann durchaus kein Zweifel beſtehen, da in den körperlichen Merk— malen derſelben der Charakter ihrer Stammältern deutlich ausgeſprochen iſt. Sie gibt ſich ſonach als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu erkennen. Ihre körperlichen Formen ſind beinahe dieſelben wie jene des Heiden-Hundes (Canis domesticus, Zingarorum campestris), von welchem ſie ſich außer der geringeren Größe, nur durch folgende Merkmale unterſcheidet. Die Stirne iſt beinahe völlig flach, die Schnauze ſpitzer, der Hals kürzer und dicker, der Leib gedrungener, voller, und in der Weichengegend nur ſehr ſchwach eingezogen. Der Schwanz erſcheint in Folge der ſtärkeren Behaarung dicker, und wird beinahe beſtändig links über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen, und die ziemlich glatt anliegende Behaarung des Körpers iſt durchgehends länger und weicher, vorzüglich aber am Halſe, an der Bruſt, der Hinterſeite der Schenkel, und am Schwanze, der dadurch beinahe ein buſchiges Ausſehen erhält. Die Färbung iſt gewöhnlich auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine ſchwarz, auf der Schnauze, der Unterſeite des Körpers und der Innenſeite - der Beine roſtgelb, und oberhalb der Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner, rund— licher roſtgelber Flecken. Nicht ſelten kommen auch einfärbige Abänderungen von fahl⸗, röthlich-, bräunlich-, oder graulichgelber, und ſelbſt von gelblichweißer Farbe vor, und ſehr oft trifft man bei den dunkler gefärbten Abänderungen auch weiße Abzeichen an der Kehle, der Bruſt, dem Bauche, den Füßen und der Schwanz— ſpitze an. Dieſe Race, welche faſt allgemein bekannt iſt, wird auch in dem größten Theile von Süd⸗Deutſchland häufig angetroffen und daſelbſt hauptſächlich zum Bewachen der Schafheerden benützt. 37. Der Zigeuner-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum pomeranus). Offenbar ſtellt dieſe Race einen Blendling dar, der nur aus der Kreuzung des Viehhundes (Canis domesticus, Zingarorum pecuarius) mit dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) abgeleitet werden kann. Sie iſt demnach als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. Von der erſtgenannten Race, mit welcher ſie ſehr nahe verwandt und auch von gleicher Größe iſt, unterſcheidet ſie ſich faſt nur durch die Verſchiedenheit in der Behaarung, welche beträchtlich länger und beinahe glattszottig iſt. Sie reiht ſich hiernach mehr dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) an, ohne dem— ſelben jedoch bezüglich der Länge der Behaarung gleich zu kommen. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim Viehhunde (Canis domesticus, Zingarorum pecuarius). In denſelben Gegenden, in denen der Viehhund gezogen und gehalten wird, wird auch dieſe Race und zwar ebenſo häufig angetroffen. Ebenſo iſt auch ihre Verwendung ganz und gar dieſelbe. 38. Der Doggen-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum laniarius). Die Merkmale, welche dieſe Race erkennen läßt, ſtimmen ſo ſehr mit jenen des Viehhundes (Canis domestieus, Zingarorum pecuarius) und des deutſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius germanicus) überein, daß man ihre Abſtammung von dieſen beiden Racen nicht leicht wird beſtreiten können. Sie muß daher unbedingt für einen dreifachen Baſtard gemiſchter Kreuzung ange— ſehen werden. Bedeutend größer als die erſtere und nicht viel kleiner als die letztere Race, unterſcheidet ſich der Doggen-Spitz vom Viehhunde durch den größeren, längeren und höheren Kopf, das breitere Hinterhaupt, die deutlich gewölbte Stirne, die längere, breitere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, die längeren und breiteren, ſtumpfſpitzigen, halb aufrechtſtehenden, und gegen die Spitze gebrochenen und überhängenden Ohren, den etwas längeren, dickeren Hals, den geſtreckteren, dvolleren Leib, die höheren ſtärkeren Beine, die längeren Schenkel, und die etwas kürzere Behaarung des Körpers. An den Hinterfüßen kommt bisweilen eine fünfte Afterzehe vor. In der Färbung kommt er vollſtändig mit dem Viehhunde überein. In Deutſchland iſt dieſe Race ziemlich weit verbreitet und wird vorzüglich in Bauernhöfen gehalten. 39. Der Jachs-Spitz (Canis domesticus, Zingarorum vertagus). In dieſer Race ſprechen ſich die Merkmale des Heiden-Hundes (Canis dome- sticus, Zingarorum campestris) und des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) in jo deutlicher Weiſe aus, daß ſich ihre Abſtammung von den- ſelben ſchon auf den erſten Blick ergibt. Sie iſt ſonach als ein doppelter Ba⸗ ſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. Die Merkmale, welche ſie von der erſtgenannten Race unterſcheiden, ſind der größere, mehr geſtreckte und auch höhere Kopf, die längere, höhere und nach vorne zu ſtärker verſchmälerte, ſpitzere Schnauze, die längeren, breiteren, ſtumpfſpitzig⸗gerun⸗ deten, halb aufrechtſtehenden, und über der Wurzel übergebogenen und hängenden Ohren, der kürzere und dickere Hals, der geſtreckte Leib, die breitere Bruſt, die kür⸗ zeren, ſtärkeren und am vorderen Handgelenke verdickten Beine, die kürzeren Schenkel, der kürzere und dünnere Schwanz, und die kurze, vollkommen glatt anliegende Be— haarung an allen Theilen des Körpers. Die Färbung iſt meiſtens auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine und 139 der Schnauze roſtgelb, und oberhalb der Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner, rundlicher roſtgelber Flecken. Sehr oft erſcheint die Färbung aber auch einfärbig gelblichweiß, fahl-, röthlich-, bräunlich- oder graulichgelb, oder auch ſchwarz, und nicht ſelten kommen bei den dunkelfärbigen Abänderungen auch weiße Abzeichen an verſchiedenen Körpertheilen vor. Bei den hellgefärbten iſt die Schnauze in der Regel ſchwärzlich. In früherer Zeit war dieſe Race in Deutſchland keineswegs ſelten, während ſie heut zu Tage nur zufällig noch hie und da angetroffen wird. 40. Der Windhund-Ipis (Canis domesticus, Zingarorum leporarius). Die Abſtammung dieſer Hunderace vom Zigeuner-Hunde (Canis domesticus, Zingarorum) und dem italieniſchen Windhunde (Canis leporarius, italicus) iſt ſo deutlich in den Merkmalen derſelben ausgeſprochen, daß hierüber nicht wohl ein Zweifel erhoben werden kann. Sie gibt ſich ſonach als ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung zu erkennen. Vom Zigeuner⸗Hunde (Canis domesticus, Zingarorum) iſt ſie hauptſächlich durch ihren ſchlanken Körperbau verſchieden, der nebſt mehreren anderen Merkmalen, welche dieſe Race an ſich trägt, lebhaft an die Windhundform erinnert. An Größe ſteht ſie der erſtgenannten Race meiſtens etwas nach. Ihr Kopf iſt beträchtlich länger und auch niederer, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne nur ſehr ſchwach gewölbt, die Schnauze geſtreckter, ſchmäler und mehr zugeſpitzt. Die Ohren ſind etwas länger, meiſt halb aufrechtſtehend, und an der Spitze überhängend, die Augen verhältnißmäßig kleiner, und vollkommen wagrecht geſtellt. Der Hals iſt länger und dünner, der Leib mehr geſtreckt, ſchlanker und gegen die Weichen ſtärker eingezogen, die Bruſt ſchmäler. Die Beine ſind höher und ſchmächtiger, die Schenkel merklich länger und der Schwanz iſt länger und dünner. Die Behaarung iſt kurz und glatt anliegend. Die Färbung erſcheint immer einfärbig röthlich-fahlgelb oder Iſabellfarben. Aus Deutſchland, wo dieſe Race von jeher ſelten war, iſt ſie dermalen faſt gänzlich verſchwunden und nur in einigen Gegenden von Oeſterreich und Ungarn wird dieſelbe noch angetroffen. 41. Der japaneſiſche Bund (Canis domesticus, Zingarorum japonicus). Dieſe Race ſcheint auf der Kreuzung des Zigeuner-Hundes (Canis domesticus, Zingarorum) mit dem indiſchen Windhunde (Canis leporarius, indicus) zu be— ruhen, daher ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu ſein. In der Körpergeſtalt im Allgemeinen kommt dieſelbe zunächſt mit dem Wind— hund⸗Spitze (Canis domesticus, Zingarorum leporarius) überein, doch iſt ſie beträchtlich größer und auch ſtärker gebaut. Ihr Kopf iſt höher, die Stirne deutlicher gewölbt, die Ohren ſind verhältniß— 140 mäßig breiter, vollkommen aufrechtſtehend und nach vorwärts gerichtet. Der Rücken it nur ſehr ſchwach gekrümmt, gegen die Mitte etwas geſenkt und in der Weichen⸗ gegend auch weniger eingezogen. Die Beine ſind ſtärker, der Schwanz erſcheint in Folge des längeren Haares dicker, und die ziemlich glatt anliegende Behaarung des Körpers iſt minder kurz. Die Färbung iſt bald einfärbig röthlich-braungelb oder rothgelb, bald aber auch weiß, oder bietet auf hellem Grunde größere lichtbraune oder ſchwarze Flecken dar. Dieſe Race ſcheint nur in Japan gezogen zu werden. 42. Der lappländiſche Bund (Canis domesticus, lapponicus). Sicher eine reine, un vermiſchte Form und zwar eine Abänderung des Haushundes (Canis domesticus), die ſich nur durch die Einflüſſe des Klima's und geographiſche Verbreitung erklären läßt. Dieſelbe iſt über den nörd- lichſten Theil von Europa verbreitet und gehört vorzugsweiſe Lappland an. Sie iſt meiſtens klein, nicht über 1 Fuß hoch, oft auch nur von der Größe eines Feld-Haſen, und nähert ſich weit ſeltener der Mittelgröße. In der Geſtalt iſt ſie ſehr dem A Haushunde (Canis domesticus, ovilis) ähnlich, von welchem fie ſich nur durch folgende Merkmale unterſcheidet: Die Schnauze iſt etwas ſpitzer, die Ohren ſind minder ſteif, in der Mitte ſchwach gefaltet, und werden beſtändig halb aufrechtſtehend getragen. Der Leib iſt mehr gerundet und in der Weichengegend auch weniger eingezogen. Die Beine ſind verhältnißmäßig etwas kürzer, und die Körperbehaarung iſt merklich länger, zottiger und rauher, vorzüglich aber am Schwanze, der in Folge derſelben an der Spitze ſtumpf erſcheint. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig ſchwarz, ſchwärzlichgrau, oder leber- braun, die Schwanzſpitze meiſtens weiß. Doch erſcheint dieſelbe auch bisweilen mit großen wolkenartigen ſchwarzen Flecken auf graulichweißem Grunde gezeichnet. Die Engländer nennen dieſen Hund Lapland Cur, die Franzoſen Chien de Lapponie. Seine Hauptverwendung in Lappland beſteht in dem Hüten der Rennthier⸗ Heerden. 43. Der kurzhaarige Kamtſchatka-Zund (Canis domesticus, camtschatkensis). Offenbar eine reine, un vermiſchte Form, die nur als eine durch kli— matiſche Verhältniſſe in Folge geographiſcher Verbreitung her vorgerufene Abänderung des Haushundes (Canis domesticus) angeſehen werden kann, dem nördlichſten Theile von Aſien angehört und hauptſächlich im Oſten, und namentlich in Kamtſchatka vorkommt. Der kurzhaarige Kamtſchatka-Hund, welcher bezüglich ſeiner Formen zunächſt an den ungariſchen Wolfshund (Canis domesticus, luparius) erinnert und dem Wolfe (Canis Lupus) noch ähnlicher iſt als dieſer, gehört zu den größten Formen 141 in der Gruppe der Haushunde, da er nicht ſelten eine Schulterhöhe von 2½ Fuß erreicht, obgleich er bisweilen auch nur von mittlerer Größe angetroffen wird. Die Merkmale, durch welche er ſich vom ungariſchen Wolfshunde unterſcheidet, ſind die kleineren und etwas ſchief geſtellten, daher mehr wolfsähnlichen Augen, die bisweilen an der Spitze etwas übergebogenen und nach vorwärts geneigten Ohren, der geſtrecktere Leib, und die kürzere und gröbere, matte Behaarung des Körpers, welche nur am Halſe etwas länger, am Schwanze aber, der faſt beſtändig hängend getragen wird, lang und zottig iſt, und demſelben ein buſchiges Ausſehen gibt. Die gewöhnliche Färbung iſt weiß, oder graulich, bisweilen aber auch ſchwarz— grau, welche letztere Färbung aus einem Gemiſche von ſchwarzen und weißen Haaren gebildet wird. Dieſer Hund wird das ganze Jahr hindurch im Freien gehalten. Er bellt nur ſelten und heult mehr als er bellt. In Kamtſchatka pflegt man den Männchen dieſes Hundes den Schwanz zu ſtutzen, dieſelben zu caſtriren und als Zugthier zu verwenden, indem man ſie zu fünf bis zehn vor einen leichten Schlitten ſpannt, und zieht ſie ſowohl den Pferden, als auch den Rennthieren vor, da ſie länger als dieſe aushalten. Sie laufen mit großer Schnelligkeit und legen an einem Tage zuweilen fünfundzwanzig Meilen auf dem Eiſe zurück. Die Engländer verwechſeln den kurzhaarigen Kamtſchatkahund mit dem ſibiri— ſchen Hunde und nennen ihn jo wie dieſen, Sibirian Dog. 44. Der langhaarige Kamtſchatka-Jund (Canis domesticus, camtschalkensis longipilis). Wie die körperlichen Merkmale dieſes Hundes ziemlich deutlich erkennen laſſen, iſt derſelbe ein Abkömmling des kurzhaarigen Kamtſchatka-Hundes (Canis domesticus, camtschatkensis) und des orientaliſchen Hirtenhundes (Canis extrarius, Calmuc— corum). Er dürfte daher als einfacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen wer— den, deſſen Abſtammung zunächſt an jene des chineſiſchen Hundes (Canis dome- sticus, indicus sinensis) und des Seiden-Wolfshundes (Canis domesticus, lu- parius hirsutus) erinnert. Seine Größe iſt dieſelbe wie die des kurzhaarigen Kamtſchatka-Hundes (Canis domesticus, camtschatkensis) und auch bezüglich ſeiner Stärke kommt er dieſem beinahe gleich. Die Stirne iſt aber mehr gewölbt, die Ohren ſind etwas breiter, doch eben ſo wie bei der eben genannten Form bald aufrechtſtehend, bald an der Spitze etwas übergebogen und nach vorwärts gerichtet, die Beine ſind verhältnißmäßig höher, und der Schwanz erſcheint durch ſeine ſtarke Behaarung länger und auch dicker. Der Hauptunterſchied zwiſchen dieſen beiden Formen beſteht aber in der reich— lichen, aus langem, zottig⸗gewelltem, feinem, und beinahe wollartigem Haare be— 142 ſtehenden Behaarung, welche den ganzen Körper dieſer Race überdeckt, ſich auch über die Ohren verbreitet, und am Schwanze lange Zotten bildet. Die Färbung erſcheint einfärbig weiß, braun, oder ſchwarz. Dieſe Race wird ſowohl in Kamtſchatka gezogen, als auch im Nootka-Sunde an der Weſtküſte von Nord-Amerika getroffen, wohin ſie aller Wahrſcheinlichkeit nach von Kamtſchatka aus gelangte. Magnate und Kosna ſind die Namen, welche fie bei den Kamtſchadalen führt. Von den Engländern wird fie Nootka-Dog genannt. In Kamtſchatka pflegt man ſie nicht als Zugthier zu verwenden, da ſie ſchwer— fälliger als der kurzhaarige Kamtſchatka-Hund iſt. 45. Der Haſen-Indianer-Bund (Canis domesticus, lagopus). Auch dieſer Hund ſtellt eine reine, un vermiſchte Form dar und iſt als eine Abänderung des Haushundes (Canis domesticus) zu betrachten, die blos auf den Einflüſſen des Klima's, bedingt durch geographiſche Verbreitung beruht, dem nördlichſten Theile von Weſt-Amerika eigenthümlich iſt und vorzüglich bei den Haſen-Indianern am Makenzie-Fluſſe anzutreffen iſt. Dieſe Form gehört zu den kleineren unter den Hunden, da ſie nicht größer als der Spitz (Canis domesticus, pomeranus audax) iſt und neigt ſich auch etwas zur Fuchsform hin, daher ſie einigermaßen an den Polar- oder Blau-Fuchs (Vulpes lagopus) erinnert. Vom Spitze, mit welchem ſie bezüglich ihrer Geſammtform zunächſt verwandt erſcheint, unterſcheidet ſie ſich außer dem ſchlankeren und zierlicheren Baue, durch nachſtehende Merkmale. Der Kopf iſt kleiner, das Hinterhaupt minder breit, die Stirne etwas gewölbt, die Schnauze ſchmäler und ſpitzer. Die Augen ſind verhältnißmäßig kleiner und etwas ſchief geſtellt, die Ohren kürzer, breiter und ſpitzer, doch ebenſo ſteif und voll— kommen aufrechtſtehend, der Hals iſt etwas dünner, und der Leib mehr geſtreckt und ſchmächtiger. Die Beine ſind merklich höher und ſchlanker, die Pfoten breiter, die Fußballen mit Haaren überdeckt und die Zehen ſtehen beim Gehen weit von einander ab. Der Schwanz, welcher meiſtens leicht über den Rücken nach aufwärts gekrümmt, aber auch gerade ausgeſtreckt und nicht ſelten ſogar hängend getragen wird, erſcheint durch die reichliche dichte Behaarung länger und mehr buſchig. Die Körperbehaarung iſt kürzer, ſtraffer, ſehr fein, weich und ſeidenartig, und im Winter dichter. Das Geſicht und die Läufe ſind kurz und glatt anliegend behaart. Die Färbung iſt keineswegs beſtändig, ſondern ändert nach den Jahreszeiten. Im Sommer erſcheint dieſelbe gefleckt, indem die weiße Grundfarbe auf der Ober— ſeite des Körpers mit großen, ſchwarzen wolkenartigen Flecken gezeichnet iſt, welche im Herbſte in Schwärzlichaſchgrau oder Schieferfarben, und ſelbſt in Braun über— gehen, und ſich im Winter ganz verlieren, jo daß die Färbung zu jener Zeit ein— 143 färbig weiß erſcheint, bis ſodann im Frühjahre die Flecken allmählig wieder zum Vorſcheine kommen. Immer ſind aber zur Sommerszeit die Außenſeite der Ohren und deren nächſte Umgebung ſchwarz. Hare Indian Dog iſt der Name, mit welchem die Engländer dieſen Hund bezeichnen. Er iſt ſanft und folgſam, wird von den Eingeborenen zur Jagd benützt und bellt nur äußerſt ſelten, läßt aber deſto öfter ſein Geheul ertönen. 46. Der Eskimo-Hund (Canis domesticus, borealis). Gleichfalls eine reine, unvermiſchte Form und zwar eine durch klimatiſche Verhältniſſe in Folge geographiſcher Verbreitung bedingte Abänderung des Haushundes (Canis domesticus), die über den nördlichſten Theil von ganz Oſt— Amerika verbreitet iſt, in die angrenzenden Länder von Weſt-Amerika hinüberreicht und in allen Gegenden, die von Eskimo's bewohnt werden, hauptſächlich aber in der Baffins-Bai angetroffen wird. Dieſer für die dortigen Bewohner höchſt wichtige Hund iſt beinahe von der— ſelben Geſtalt, Größe und Stärke wie der ungarische Wolfshund (Canis domesti- cus, luparius), doch durch mancherlei Merkmale, und insbeſondere durch die völlig abweichende, eigenthümliche Behaarung ſeines Körpers deutlich von demſelben unter— ſchieden. Die Schnauze iſt mehr zugeſpitzt, die Ohren ſind etwas länger, ſchmäler und ſpitzer, doch vollkommen aufrechtſtehend wie bei dieſem, der Leib iſt voller, die Bruſt etwas ſchmäler, und der Schwanz, welcher meiſtens links, ſeltener dagegen rechts über den Rücken nach aufwärts gekrümmt, bisweilen aber auch gerade ausgeſtreckt und auf kurze Zeit ſogar hängend getragen wird, erſcheint in Folge der reichlichen und dichten Behaarung dicker und vollkommen buſchig. Der weſentlichſte Unterſchied beſteht aber in der Behaarung des Körpers, welche nicht nur kürzer, ſchwach gekräuſelt und ziemlich grob, ſondern auch weit dichter iſt, vorzüglich aber zur Winterszeit, wo ſich unter dem drei bis vier Zoll langen Gran— nenhaare, auch weiches Wollhaar befindet. Das Geſicht und die Vorderſeite der Beine ſind wie beim ungariſchen Wolfshunde, und zwar erſteres kurz und glatt anliegend, letztere etwas kürzer als die übrigen Körpertheile behaart. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig weiß, graulichweiß, ſchwarz— grau, röthlichfahl, braun oder ſchwarz. Bisweilen iſt die Oberſeite des Körpers ſchwarz, die Unterſeite deſſelben, ſo wie auch die Innenſeite der Beine weißlich oder roſtfarben, und manchmal ſind auch die Schnauze, die Wangen, die Innenſeite der Ohren, die Außenſeite der Füße, der Schwanz und eine Binde um den Hals weiß. Seltener kommen gefleckte Abänderungen vor, welche auf weißem Grunde mit größeren braunen oder ſchwarzen Flecken gezeichnet ſind. Die Engländer nennen dieſen Hund Esquimaux Dog, die Franzoſen Chien des Esquimaux. 144 Er iſt das einzige Hausthier dieſes den höchſten Norden von Amerika bewoh— nenden Volksſtammes und wird von demſelben ſowohl als Laſtthier und zum Zuge, als auch zur Jagd auf Eisbären, Rennthiere und Robben verwendet. Im Sommer trägt ein einziger Hund oft eine Laſt von 30 Pfund, wenn er mit ſeinem Herrn von der Jagd zurückkehrt, und im Winter, wo fünf bis zehn und öfters auch noch mehr dieſer Hunde vor einen ziemlich ſchweren Schlitten ge— ſpannt werden, ziehen dieſelben fünf bis ſechs Perſonen mit einer Geſchwindigkeit von ſieben bis acht engliſchen Meilen in der Stunde und legen eine Strecke von 60 engliſchen Meilen in einem Tage zurück. Der Eskimo-Hund iſt zwar biſſig, doch gehorcht er ſeinem Herrn, da er häufig von demſelben gezüchtiget wird. Weit folgſamer iſt er aber gegen die Weiber, von denen er gefüttert und auch beſſer behandelt wird. Die Abfälle von Eisbären, Rennthieren und Robben ſind Alles, womit ſich dieſer Hund begnügen muß. Er bellt zwar nicht, knurrt aber und heult, und iſt auch nicht ſehr verträglich mit ſeines Gleichen; daher auch wenn mehrere vor einen Schlitten geſpannt ſind, immer Züchtigung angewendet werden muß, um ſie abzuhalten gegeneinander herzufallen. 47. Der grönländiſche Bund (Canis domesticus, borealis groenlandicus). Unterzieht man die äußeren Merkmale dieſes Hundes mit jenen des Eskimo— Hundes (Canis domesticus, borealis) und des amerikaniſchen Wolfes (Canis oc- cidentalis) einer genaueren Vergleichung, jo kann man beinahe mit voller Gewiß— heit behaupten, daß derſelbe das Ergebniß der wechſelſeitigen Vermiſchung dieſer beiden Hundearten, daher ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Seine Abſtammung hat ſonach einige Aehnlichkeit nicht nur mit der des ächten Wolfshundes (Canis domesticus, luparius verus) und des nordamerikaniſchen Wolfshundes (Canis domesticus, borealis luparius), ſondern auch mit jener des Zigeuner- Hundes (Canis domesticus, Zingarorum) und des kurzbeinigen Pariah-Hundes (Canis domesticus, indicus brevipes), welche gleichfalls aus der Kreuzung einer zahmen Hundeart mit einer wilden hervorgegangen ſind. Zum Eskimo-Hunde (Canis domesticus, borealis) verhält er ſich in derſelben Weiſe, wie der ächte Wolfshund (Canis domesticus, luparius verus) zum uns gariſchen Wolfshunde (Canis domesticus, luparius), denn beide Formen haben nahe verwandte Arten zu ihren Stammältern. So wie der ächte Wolfshund ſich in der Geſammtform ſowohl, als auch in der Bildung ſeiner einzelnen Körpertheile mehr unſerem Wolfe (Canis Lupus) nähert, ebenſo trägt auch der grönländiſche Hund mehr das Gepräge des nordameri— kaniſchen Wolfes (Canis occidentalis) an ſich. Er iſt nicht nur faſt von derſelben Größe wie dieſer, daher ebenſo groß als unſer Wolf, ſondern auch von demſelben kräftigen Baue, ſomit noch größer und 145 ſtärker als der Eskimo-Hund, von welchem er ſich durch folgende Merkmale unter: ſcheidet: Das Hinterhaupt iſt breiter, die Stirne flacher, die Schnauze etwas ſpitzer. Die Ohren ſind beträchtlich kürzer und breiter, zwar ſteif und völlig aufrechtſtehend, doch mehr nach ſeitwärts gewendet, der Leib iſt geſtreckter, und in den Weichen etwas eingezogen, die Beine ſind verhältnißmäßig höher und auch ſtärker, und der Schwanz, welcher meiſtens hängend, bisweilen aber auch gerade ausgeſtreckt oder nur wenig nach aufwärts gebogen getragen wird, erſcheint der minder reichlichen Be— haarung wegen beträchtlich dünner. Die ziemlich lange, etwas zottige, aber durchaus nicht gekräuſelte Behaarung des Körpers nimmt am Halſe bedeutend an Länge zu und bildet daſelbſt eine Art von Mähne, während ſie am Schwanze viel kürzer als beim Eskimo-Hunde iſt, und demſelben daher ein bei Weitem nicht ſo buſchiges Ausſehen verleiht. Die Färbung iſt einfärbig ſchwarz, oder weiß. Die Heimath dieſer Race bildet der Nord-Oſten von Amerika und insbeſondere ſind es Grönland und die Hudſonsbai, wo dieſelbe vorzugsweiſe angetroffen wird. Auch bei dieſem Hunde ſcheint die Stimme faſt nur in einem Geheule zu be— ſtehen, das er ſehr oft ertönen läßt, denn nur äußerſt ſelten hört man denſelben Laute ausſtoßen, die mehr einem Gebelle gleichen. Die Eingeborenen verwenden ihn als Zugthier, indem ſie ihn vor den Schlitten ſpannen, um die erlegte Beute über Schnee und Eis nach Hauſe zu ſchaffen. Ebenſo iſt er ihnen auch bei Ver— folgung der Eisbären von Nutzen, weßhalb er auch bei ihnen in hohem Werthe ſteht. 48. Der nordamerikaniſche Wolfshund (Canis domesticus, borealis luparius). In dieſer Hundeform ſind die Merkmale des Eskimo-Hundes (Canis dome- stieus, borealis) und des Prairien-Wolfes (Canis latrans) ſo deutlich ausge— ſprochen, daß es kaum einem Zweifel unterliegen kann, wenn man dieſe beiden genannten Arten als die Stammältern derſelben betrachtet. Sie ſtellt ſich ſonach als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung dar und erinnert bezüglich ihrer Abſtammung ebenſo ſehr an den ächten Wolfshund (Cans domesticus, lu- parius verus) und den grönländiſchen Hund (Cans domesticus, borealis groen- landicus), als auch an den kurzbeinigen Pariah-Hund (Canis domesticus, indicus brevipes) und den Zigeuner-Hund (Canis domesticus, Zingarorum), welche ihre Entſtehung ebenfalls der Anpaarung einer zahmen, mit einer wilden Hundeart verdanken. Der Geſtalt nach dem ächten Wolfshunde (Canis domesticus, luparius verus) ähnlich, noch mehr aber dem grönländiſchen Hunde (Canis domesticus, borealis groenlandicus) verwandt, unterſcheidet ſich der nordamerikaniſche Wolfshund von dieſer letzteren Race nicht nur durch die bei Weitem geringere Größe, indem er faſt immer um die Hälfte kleiner als dieſelbe iſt, ſondern auch noch durch nachſtehende Merkmale. Fitzinger, Der Hund. 10 146 Sein Kopf ift kleiner, das Hinterhaupt aber noch breiter als bei dieſer, und die Schnauze iſt etwas länger und mehr zugeſpitzt. Die Ohren ſind länger und ſpitzer, der Hals iſt kürzer, die Beine ſind minder hoch, der Schwanz iſt merklich länger, und die ziemlich lange, glatt-zottige Behaarung iſt faſt an allen Theilen des Körpers gleichförmig, und nur im Geſichte und an der Vorderſeite der Beine kürzer und glatt anliegend. Die Färbung iſt hell graulichbraun, und auf der Unterſeite des Körpers und der Innenſeite der Beine in's Weißliche ziehend. Wie es ſcheint, iſt die Heimath dieſer Race blos auf die freien Indianer⸗ Länder im Inneren von Nord-Amerika beſchränkt. Bei den Engländern iſt ſie unter dem Namen Dog of the North-American Indians bekannt. Zweite Gruppe. Seiden hunde (Canes extrarii). Der Kopf iſt von mittlerer Größe, länglich und ziemlich hoch; die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze mäßig lang, nicht ſehr hoch, und nach vorne zu etwas verſchmälert und ſchwach zugeſpitzt. Die Lippen ſind ſtraff, die Ohren lang, breit, abgerundet und hängend. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib etwas gedrungen und ziemlich voll, die Bruſt nicht ſehr breit. Die Beine ſind mittelhoch und ziemlich ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel nur mäßig lang. Der Schwanz iſt ziemlich lang und nicht ſehr dünn, die Körperbehaarung ſehr lang und zottig gewellt. Die von der typiſchen Form dieſer Gruppe ſich entfernenden Racen, tragen zum Theil die Merkmale der Haus-, Dachs- und Jagdhundform, der Bullenbeißer— und Windhundform an ſich. Sie gehören durchgehends nur einer einzigen Art an und dieſe iſt: Der ZSeidenhund (Canis extrarius). Gleichfalls eine reine unvermiſchte Form des Hundes, welche eine ſelbſt— ſtändige Art desſelben bildet und über den mittleren und ſüdweſtlichen Theil von Europa, über Mittel-Aſien und den Nordweſten von Afrika verbreitet iſt. Sie iſt als die Stammart einer ſehr großen Anzahl verſchiedener Hundeformen und Racen zu betrachten, von denen bis jetzt ſchon 30 von den Fachmännern aufgeſtellt oder beſchrieben worden ſind. Von dieſen beruhen fünf auf klimatiſchen Verhältniſſen in Folge geographiſcher Verbreitung, als: 148 der große Seidenhund (Canis extrarius, major), der kleine Seidenhund (Canis extrarius, hispanicus), der große Pudel (Canis extrarius, aquaticus), der orientaliſche Hirtenhund (Canis extrarius Calmuccorum), und der deutſche Hirtenhund (Canis extrarius, villaticus). Zwei ſcheinen durch Acclimatiſation gewiſſer klimatiſchen Abänderungen entſtanden zu ſein, wie: der engliſche Seidenhund (Canis extarius, e und der König Carl's-Hund (Canis extrarius, hispanicus brevipilis); Zwei andere durch Zucht und veränderte Lebensweiſe, als: die Pyrame (Canis extrarius, hispanicus flammeus) und der mittlere Pudel (Canis extrarius, aquaticus medius), und Eine blos auf Zucht und Cultur einer ſolchen klimatiſchen Abänderung zu beruhen, nämlich: der Schnürpudel (Canis extrarius, aquaticus funicularius). Die übrigen 20 Racen ſind offenbar Baſtarde und zwar: die Bouffe (Canis extrarius, ustus), der zottige Wachtelhund (Canis extrarius, hispanieus subhirsutus), und der kleine Pudel (C. extrarius, aquaticus minor), Halbbaſtarde reiner Kreuzung; der Bologneſerhund (Canis extrarius, hispanicus melitaeus), und der Seiden-Pintſch (Canis extrarius, hispanicus Gryphus), Halbbaſtarde ge— miſchter Kreuzung; der Burgos (Canis extrarius, hispanicus villosus), und der große Pintſch (Canis extrarius, aquaticus hirsutus) einfache Baſtarde reiner Kreuzung; der rauhe Pintſch (Canis extrarius, hispanicus hirsutus), der Löwenhund (Canis extrarius, hispanicus leoninus), und der kleine Pintſch (Canis extrarius, aquaticus Gryphus), einfache Baſtarde gemiſchter Kreuzung; der Calabreſenhund (Canis extrarius, calabricus), der mexikaniſche Seidenhund (Canis extrarius, hispanicus mexicanus), und der kraushaarige Neufoundländerhund (Canis extrarius, aquaticus Terrae-novae), doppelte Baſtarde reiner Kreuzung; der langhaarige Curshund (Canis extrarius, cursorius), und der Schaf-Pudel (Canis extrarius, aquaticus lanatus), doppelte Baſtarde gemiſchter Kreuzung; der St. Bernhardshund (Canis extrarius, alpium), ein dreifacher Baſtard reiner Kreuzung; und der ſchottiſche Seidenhund (Canis extrarius, scoticus), der ſchottiſche Pintſch (Canis extrarius, hispanicus barbatus), der engliſche Otterhund (Canis extrarius, hispanicus terrarius), und 149 der langhaarige Neufoundländerhund (Canis extrarius, aquaticus longipilis), dreifache Baſtarde gemiſchter Kreuzung. 1. Der große geidenhund (Canis extrarius, major). In dieſem Hunde, welcher als der Grundtypus der ganzen Gruppe an— zuſehen iſt, kann man nur eine reine, un vermiſchte Form und zwar eine Abänderung des Seidenhundes (Canis extrarius) erblicken, welche auf klimatiſchen Einflüſſen, bedingt durch geographiſche Verbreitung, beruht, und deren Heimath das ſüdweſtliche Europa und insbeſondere Spanien bildet. Er iſt nur von mittlerer Größe, ſelten höher als 1½ Fuß, und auch nur von mäßiger Stärke. Sein Kopf iſt mittelgroß, von länglicher Form, und ziemlich erhaben. Das Hinterhaupt iſt nicht beſonders breit, der Knochenkamm desſelben aber ziemlich ſtark entwickelt, die Stirne ſchwach gewölbt, und die Schnauze nicht ſehr lang, nur von mäßiger Höhe, und nach vorne zu etwas verſchmälert und ſchwach zugeſpitzt. Die Lippen ſind kurz und ſtraff, und die Wangenhaut iſt geſpannt. Die Ohren ſind lang, breit und abgerundet, weich und vollkommen hängend, die Augen verhältniß— mäßig nicht ſehr klein, und vollkommen wagrecht geſtellt. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib etwas gedrungen, ziemlich dick, und gegen die Weichen etwas eingezogen, der Widerriſt nur ſchwach erhaben, der Rücken nicht gekrümmt und bei— nahe völlig gerade, die Bruſt nur wenig breit und kaum etwas vorſtehend. Die Beine ſind mittelhoch, nicht ſehr dick, doch ziemlich ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel mäßig lang, und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, nicht ſehr dünn, und bis etwas unter das Ferſengelenk reichend. Gewöhnlich wird derſelbe bogenförmig über den Rücken gekrümmt, oder auch nach aufwärts gebogen und ſtark nach rückwärts gebeugt, ſeltener dagegen etwas geſtreckt getragen. Die Körperbehaarung iſt ſehr lang, zottig-gewellt, weich und ſeidenartig; an der Schnauze und der Vorderſeite der Beine kürzer, an der Hinterſeite derſelben aber, am Bauche, an den Ohren, und am Schwanze, und insbeſondere an deſſen Unterſeite ſehr lang und zottig. In der Regel iſt die Färbung auf der Oberſeite des Körpers ſchwarz, auf der Bruſt, dem Bauche und an den Füßen, ſo wie auch an den Lippen und den Wangen bräunlichgelb, und ein kleiner, rundlicher, bräunlichgelber Flecken befindet ſich jeder— ſeits über den Augen. Häufig wird die ſchwarze Farbe der Oberſeite aber durch Rothbraun erſetzt, und kommen auch einfärbige röthlichgelbe, gelbbraune, ſchwarze und weiße Farbenabänderungen vor. Ebenſo trifft man ſehr oft auch gefleckte Abänderungen an, die meiſt mit großen gelbbraunen, rothbraunen oder ſchwarzen Flecken auf weißem Grunde gezeichnet ſind, und faſt immer ſind es die Ohren, welche dunkelfärbig erſcheinen. Häufig werden bei den dunkelfärbigen Abänderungen auch weiße Abzeichen angetroffen. 150 Bei Individuen mittlerer Größe beträgt die Körperlänge 2 Fuß 4 Zoll, die Länge des Schwanzes 1 Fuß 2 Zoll, die Höhe am Widerriſt 1 Fuß 6 Zoll. Von den Franzoſen wird dieſer Hund Chien Epagneul, Grande Epagneul und Epagneul francais, von den Engländern Spaniel genannt. Weder die Schriftſteller der alten Griechen, noch der Römer machen von dieſem Hunde eine Erwähnung, obwohl man Abbildungen deſſelben auf mehreren römiſchen Antiken trifft. Ebenſo wenig wird derſelbe in den Schriften der alten Deutſchen aus der Zeit des Mittelalters genannt und erſt gegen Ende der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts unſerer Zeitrechnung ſind wir mit dieſer Form durch den italieni— ſchen Naturforſcher Aldrovandi bekannt geworden. Einige Decennien ſpäter wurde er auch in England bekannt. Der große Seidenhund iſt zwar leicht und ſchnell, aber keineswegs ausdauernd im Laufe, da er überhaupt nicht ſtark gebaut iſt. Er beſitzt zwar einen ſehr feinen Geruch und einen ziemlich hohen Grad von Intelligenz, iſt dabei jedoch durchaus nicht beſonders gelehrig. Demungeachtet zeigt er ſich aber tauglich für die Jagd, wo man ihn haupt— ſächlich auf Federwild zu verwenden pflegt. Um ihn jedoch mit Vortheil hierzu benützen zu können, muß er ſorgfältig eigens für dieſen Zweck erzogen und ab— gerichtet werden. Dem Wilde ſpürt er, blos durch ſeinen feinen Geruch geleitet, nach, durch— ſtöbert die ganze Gegend nach allen Richtungen, zeigt ſich dabei überaus ungeduldig, winſelt und ſchlägt auch öfters an, wenn er auf die Spur des Wildes trifft, bewirkt aber dadurch meiſtens nur, daß daſſelbe früher auffliegt, als der Jäger es zum Schuſſe bekommen kann. Selbſt bei der beſten Dreſſur zittert er bei Auffindung der Spur vor Begierde an den Beinen und vermag auch nicht ſeine Freude dabei zu unterdrücken, die ſich immer durch ein, wenn auch noch ſo leiſes Anſchlagen kund gibt. Aus dieſem Grunde eignet er ſich daher weniger als die allermeiſten Jagdhund— Racen, zur Dreſſur als Vorſtehhund. Deſto beliebter iſt er aber als Stubenhund und ſehr häufig wird er auch als ſolcher gehalten. Seine Zuneigung zu ſeinem Herrn iſt aber immer größer, als ſeine Anhänglichkeit an denſelben. Sein Gebell iſt laut, durchdringend und anhaltend. 2. Der engliſche Seidenhund (Canis extrarius, britannicus). Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dieſer Hund eine reine, unver— miſchte Form und zwar nur eine durch Acclimatiſation des großen Seiden— hundes (Canis extrarius, major) hervorgerufene Abänderung deſſelben ſei, welche durch deſſen Verpflanzung von Spanien nach England entſtanden ſein mag. Vom großen Seidenhunde iſt derſelbe weder in der Größe, noch Geſtalt in auffallenderer Weiſe verſchieden, nur iſt er etwas ſchlanker und niederer als dieſer gebaut und mit etwas kürzerem Haare bekleidet. 151 Die Färbung iſt bei dieſer Form beſtändig, und zwar erſcheint dieſelbe auf der Oberſeite des Körpers, auf der Außenſeite der Vorderarme und der Schenkel, ſo wie auch am Schwanze immer ſchwarz, auf der Schnauze, der Bruſt, dem Bauche, der Innenſeite der Beine, und an den Füßen roſtgelb. Auch befindet ſich oberhalb der Augen jederſeits ſtets ein kleiner, rundlicher, roſtgelber Flecken. Epagneul anglais iſt der Name, welchen dieſer Hund in Frankreich führt. Er theilt alle Eigenſchaften mit dem großen Seidenhunde und wird auch in derſelben Weiſe benützt. 3. Die Bouffe (Canis extrarius, ustus). Dieſe Form ſtellt ſich als eine Blendlingsrace dar, welche aus der Kreuzung des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) mit dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) hervorgegangen iſt. Sie iſt daher als ein Halbbaſtard reiner Kreuzung anzuſehen. Sie ſtellt ein deutlich ausgeſprochenes Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Formen dar, die ſie gleichſam mit einander zu verbinden ſcheint, indem ſie ſowohl in Bezug auf Größe und Geſtalt, als auch auf die Art der Behaarung, die Merkmale der— ſelben in ſich vereinigt. Von der erſt genannten Form, welcher ſie in Anſehung der allgemeinen Bildung des Körpers näher ſteht, unterſcheidet ſie ſich durch den etwas höheren und weniger geſtreckten Kopf, die deutlicher gewölbte Stirne, die verhältnißmäßig kürzere, höhere und auch mehr ſtumpfe Schnauze, den gedrungeneren Leib, und die minder hohen Beine, vorzüglich aber durch das kürzere, durchaus nicht zottige, ſondern ziemlich ſtark gekräuſelte Haar, das den ganzen Körper, mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes, überdeckt, an der Vorderſeite der Beine kürzer als an den übrigen Körpertheilen iſt, und nur am Schwanze allein zottig— gewellte Franſen bildet. Die gewöhnliche Färbung dieſer Race iſt einfärbig weiß, ſchwarz, oder gelb— braun; doch kommt ſie auch in allen übrigen Farbenabänderungen vor, welche beim großen Seidenhunde angetroffen werden, daher ſowohl gefleckt, als auch mit weißen Abzeichen. Die Franzoſen nennen dieſe Form Bouffe und Epagneul frise, die Eng- länder Comforter. Da dieſelbe gelehriger, munterer und anhänglicher als der große Seidenhund it, jo iſt fie auch als Stubenhund noch mehr beliebt und geſucht. 4. Der ſchottiſche Seidenhund (Canis extrarius, scoticus). Wie aus den körperlichen Merkmalen dieſer Race hervorgeht, ſcheint dieſelbe auf der Vermiſchung des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) mit dem engliſchen Hühnerhunde (Canis sagax, anglicus avicularius) zu beruhen und daher ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu ſein. 152 Wie feine andere Form in der Gruppe der Seidenhunde, bietet dieſe Race eine ſo große Verwandtſchaft bezüglich ihrer körperlichen Merkmale und ihrer Geſtalt im Allgemeinen mit den Jagdhunden dar, zu welchen ſie auch einen vollſtändigen Ueber— gang bildet, und zunächſt iſt es der langhaarige engliſche Hühnerhund (Canis sagax, anglicus hirsutus), an welchen ſich dieſelbe anſchließt und mit welchem fie auch ſehr oft verwechſelt wird. Die Merkmale, durch welche ſie ſich von dieſem unterſcheidet, ſind die ſchmälere, niederere und ſpitzere Schnauze, eine ſchwächer gewölbte Stirne, beinahe völlig ſtraffe Lippen, verhältnißmäßig etwas niederere Beine, kürzere Schenkel und die längere Behaarung des Körpers. Das Hauptunterſcheidungszeichen, welches fie vom großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) trennt, beſteht in der breiteren und ſtumpferen Schnauze. Bezüglich der Färbung kommt dieſe Race vollſtändig mit dem langhaarigen engliſchen Hühnerhunde überein. Die Engländer bezeichnen beide Racen mit dem Namen Setter. Der ſchottiſche Seidenhund iſt ſehr gut zur Jagd auf Federwild zu verwenden und kann in derſelben Weiſe hierzu abgerichtet werden, wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) und alle übrigen demſelben verwandten Jagdhund— Racen. Deßhalb iſt er auch, vorzüglich aber in England und Schottland, ſehr geſchätzt. 5. Der St. Bernhardshund (Canis extrarius, alpinus). Schon die äußeren Merkmale dieſer Race laſſen deutlich erkennen, daß dieſelbe der Anpaarung des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) mit der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) ihre Entſtehung verdankt. Sie muß daher als ein dreifacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. Dieſe ſchöne, große und kräftige Hunde-Race, welche zu den größten und ſtärkſten Formen in der Gruppe der Seidenhunde gehört und der gemeinen Dogge an Größe völlig gleich kommt, läßt in der Bildung ihrer einzelnen Körpertheile deutlich ihre nahe Verwandtſchaft mit deren beiden Stammältern erkennen. Vom großen Seidenhunde, zu welchem ſie ſich bezüglich ihrer körperlichen Merkmale mehr hinneigt, als zur gemeinen Dogge, unterſcheiden ſie der beträchtlich größere und höhere Kopf, das breitere Hinterhaupt, die ziemlich ſtark gewölbte Stirne, die kürzere, höhere und auch viel breitere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, die kürzeren und ſchmäleren, aber vollſtändig hängenden Ohren, der kürzere und dickere Hals, der etwas geſtrecktere, vollere Leib, die höheren und ſtärkeren Beine, die längeren Schenkel, der etwas längere und minder dicke Schwanz, und die kürzere, etwas zottige und nur ſehr ſchwach gewellte Behaarung, welche nur an den Ohren und am Schwanze länger, als an den übrigen Körpertheilen iſt. Die Färbung iſt entweder einfärbig weiß, gelblichweiß, oder bräunlichgelb, oder mit größeren gelbbraunen, rothbraunen, graulichen, oder ſchwarzen Flecken auf 153 weißem, oder überhaupt auf hellerem Grunde gezeichnet. Die Ohren und ihre nächſte Umgebung ſind faſt immer dunkel gefärbt. In früherer Zeit wurde die Zucht dieſer ſo geſchätzten, dermalen aber ſehr ſelten gewordenen Race in den Alpenländern des ſüdöſtlichen Frankreich, des nördlichen Italien und der ſüdlichen Schweiz eifrig betrieben, und insbeſondere waren es die Hochalpen der Schweiz, wo man dieſelbe mit beſonderer Sorgfalt pflegte. Man benützte dieſe Hunderace und richtete dieſelbe dazu ab, um die auf den hohen Bergſtraßen oder in Engpäſſen durch Lawinenſtürze verunglückten Wanderer aufzuſpüren und dieſelben, wenn es noch möglich war, vor dem Tode zu retten. Dieſe Art der Verwendung ſcheint zuerſt von den frommen Mönchen ausge— gangen zu ſein, welche die auf den höchſten Bergſtraßen der Schweiz errichteten Hoſpize bewohnten, nämlich auf dem St. Bernhards- und St. Gotthardsberge, weßhalb auch dieſe Hunde-Race mit dem Namen „St. Bernhards- oder St. Gott— hards⸗Hund“ bezeichnet wurde. Durch eine ſehr lange Reihe von Jahren, denn ſchon ſeit mehreren Jahrhun— derten unterhielten ſowohl die Auguſtiner-Mönche in ihrem 7800 Fuß über der Meeresfläche liegenden Hoſpiz auf dem St. Bernhardsberge, als auch die Kapuziner in ihrem einſtmals beſtandenen 6390 Fuß hoch gelegenen Hoſpiz auf dem St. Gott— hardsberge, eine größere Anzahl ſolcher Hunde, welche dazu abgerichtet waren, täglich und ſelbſt bei dichtem Nebel und Schneegeſtöber abwechſelnd die ganze Umgegend zu durchſtreifen und nicht blos der Landſtraße zu folgen, ſondern auch in die Ge— birgsſchluchten einzudringen und nach verunglückten Reiſenden zu ſuchen, die ent— weder verſchneit oder erſtarrt, oder durch Lawinenſtürze verſchüttet worden waren, und welche im Laufe der Zeiten Tauſenden von Menſchen das Leben gerettet haben. Täglich gingen einige Mönche dieſer Hoſpize, mit langen Stangen, Schaufeln, Tragbahren und Erfriſchungen ausgerüſtet, in Begleitung mehrerer Knechte und dieſer Hunde in entgegengeſetzter Richtung längs des Straßenzuges hin, den die Hunde auch beim dichteſten Nebel nie verfehlten. Trafen die Hunde, welche ſtets vorangegangen waren, auf einen Verunglück— ten, ſo zeigten ſie dieß allſogleich durch Bellen ihrer Begleitung an, und witterten ſie die Spur eines ſolchen unterhalb des Schnee's, was immer der Fall war, wenn die ihn überdeckende Schichte nicht eine allzumächtige geweſen, ſo gaben ſie dieß durch eifriges Schnuppern und Scharren mit den Füßen zu erkennen, worauf die Ausgrabung auch unverweilt unter Aufgebot aller menſchlichen Kräfte vorgenommen und der Verunglückte in das Hoſpiz gebracht wurde, wo man kein Mittel unver— ucht gelaſſen hatte, ihn zu retten. Häufig gingen dieſe Hunde unter Tags auch allein jenem Geſchäfte nach und eilten, wenn ſie einen Verunglückten getroffen, nach dem Hoſpiz zurück, um durch ihr Gebell dieß den Mönchen anzuzeigen. Jeder hatte ein Körbchen mit ſtärkenden Labungsmitteln, oder ein Fläſchchen mit Wein am Halsbande befeſtigt und einige trugen auch eine Wolldecke auf dem Rücken mit ſich. 154 Der thätigfte und berühmteſte unter dieſen Hunden hieß Barry. Er diente zwölf Jahre hindurch unermüdlich und treu dem Hoſpize und rettete mehr als vierzig Menſchen das Leben. Niemals ließ er ſich an ſeinen Dienſt erinnern und ſo oft ſich Schneegeſtöber oder Nebel einſtellte, vermochte Nichts ihn im Hoſpiz auf dem St. Bern⸗ hardsberge zurückzuhalten. Bellend ſtrich er raſtlos allenthalben in der ganzen Um⸗ gegend umher und kehrte auch öfters an die gefährlichſten Stellen wieder zurück. Fühlte er ſeine Kräfte für unzureichend, um einen Verſchneiten auszugraben, ſo rannte er eiligſt nach dem Kloſter, um die frommen Mönche herbeizuholen. Als er einſt zwiſchen dem ſchauerlichen Balſore-Gletſcher und der Pointe de Dronaz herum⸗ ſtreifte, traf er in einer Eisſchlucht ein halberſtarrtes Kind ſchlummernd an, das durch das Glitzern von Glimmerſchiefer und grünlichem Asbeſt, aus welchem die aus den Schneeſchichten hervorragenden Felswände beſtehen, dahin gelockt worden ſein mochte, vom Wege abgekommen war und vom Schlafe überwältigt, durch Kälte zu erſtarren drohte. Der Hund ſuchte daſſelbe durch Belecken zu erwärmen und es gelang ihm auch es zu erwecken und durch Liebkoſungen zu bewegen, ſich auf ſeinen Rücken anzuklammern. Eiligſt brachte er das gerettete Kind bellend und wedelnd an die Pforten des Kloſters, wo es aufgenommen wurde und ſich auch bald erholt hatte. Als der Hund alt und kraftlos wurde, ſandte der Prior dieſes Kloſters das treue Thier nach Bern in die Pflege, wo es bis zu ſeinem Tode blieb. Zur Er⸗ innerung wurde daſſelbe im dortigen Muſeum für vaterländiſche Naturgeſchichte auf⸗ geſtellt, mit dem Fläſchchen am Halſe, das es oft rettend den Verunglückten zur Labung dargeboten hatte. Leider iſt die Zucht dieſer Race, welche in den übrigen Gegenden der Schweiz allmählig in Verfall gekommen war und nur noch auf dem St. Bernhardsberge gepflegt wurde, ſeit dem Jahre 1816 auch dort gänzlich eingegangen; denn die wenigen Hunde, welche ſich damals noch daſelbſt befanden, wurden während ihrer vollen Thätigkeit von einem Lawinenſturze überraſcht, durch denſelben verſchüttet und tief unter dem Schnee begraben. Seit jener Zeit hat man verſucht, dieſe Race daſelbſt durch den langhaarigen Neufoundländerhund und den ſchweren Fleiſcherhund zu erſetzen, und es iſt noch nicht lange her, daß es gelungen, dieſe ſchöne große Hundeform in einigen Gegenden von Deutſchland von Neuem wieder zu ziehen. Dermalen gehört ſie bei uns zu den beliebteſten Racen und iſt ebenſo geſchätzt, wie der langhaarige Neufound⸗ länderhund. In Frankreich iſt dieſelbe unter dem Namen Chien des Alpes und Chien du mont Saint-Bernard bekannt, in England unter den Benennungen Alpine- Dog und Great St. Bernhard-Dog. Ungeachtet dieſe Race ſchon ſeit einigen Jahrhunderten in der Schweiz gezogen wurde, ſo lernten ſie die Naturforſcher doch erſt in der zweiten Hälfte des 18. Jahr⸗ hunderts kennen, wo uns Zimmermann zuerſt mit ihr näher bekannt machte. > rn eee vw * F U TE NT UWE WO 6. Der Calabrelenhund (Canis extrarius, calabricus). Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Miſchlingsrace auf der Anpaarung des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) mit dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) beruht, ſonach als ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung anzuſehen iſt. Dieſelbe ſtellt ſich als eine ſchöne große Race dar, welche beträchtlich größer als die erſtgenannte Form, und nicht viel kleiner als die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus), daher eine der größten Hundeformen iſt, und läßt in den einzelnen Theilen ihres Körpers ziemlich deutlich gewiſſe Merkmale erkennen, welche auf ihre Abſtammung vom großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) hin- zudeuten ſcheinen. Vom großen Seidenhunde, welchem ſie in der allgemeinen Körperform ähnlich iſt, unterſcheidet fie ſich durch folgende Merkmale. Ihr Kopf iſt größer und auch höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze ſtumpfer. Die Ohren ſind kürzer und ſchmäler, der Leib iſt mehr geſtreckt, die Beine ſind verhältnißmäßig höher und auch ſtärker, die Schenkel höher, und der Schwanz, welcher meiſtens bogenförmig nach aufwärts gekrümmt, häufig aber auch gerade ausgeſtreckt getragen wird, erſcheint in Folge der reichlichen Behaarung länger. Das Körperhaar iſt ſehr lang, zottigegewellt und weich, am längſten aber am Halſe, am Bauche, an der Hinterſeite der Beine, und am Schwanze, wo es auf der Unterſeite deſſelben in langen Franſen herabhängt. An den Ohren, der Vor— derſeite der Beine, und an den Pfoten, iſt das Haar beträchtlich kürzer, und nur das Geſicht allein iſt ſehr kurz und glatt anliegend behaart. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig weiß, bisweilen aber auch gelblich, röthlich-, oder graulichweiß. Dieſe Race wird faſt nur in den Abruzzen in Calabrien gezogen. Von den Franzoſen wird fie Chien de Calabre, von den Engländern Cala- brian Dog genannt, obgleich letztere dieſelbe Benennung auch für den Schaf-Pudel (Canis extrarius, aquaticus lanatus) in Anwendung bringen. Bei uns iſt dieſe Race ziemlich ſelten und wird ebenſo geſchätzt wie der St. Bernhardshund und der langhaarige Neufoundländerhund. 7. Der langhaarige Curshund (Canis extrarius, cursorius). Aus den körperlichen Merkmalen dieſer Race geht unverkennbar hervor, daß dieſelbe der gegenſeitigen Vermiſchung des großen Seidenhundes (Canis extrarius, major) mit dem leichten Curshunde (Canis leporarius, cursorius) ihre Entſtehung verdankt. Sie ſtellt ſich daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreu— zung dar. 5 Es iſt dieß die ſchlankeſte unter allen zur Gruppe der Seidenhunde gehörigen 156 Formen, welche mit der Behaarung und den ſonſtigen Hauptmerkmalen dieſer Gruppe, den leichten Körperbau der Windhunde verbindet. Der langhaarige Curshund iſt etwas kleiner als der Calabreſenhund (Canis extrarius, calabricus) und auch weit leichter als dieſer gebaut, und unterſcheidet ſich von demſelben durch nachſtehende Merkmale. Der Kopf iſt länger und auch flacher, die Stirne nur ſehr ſchwach gewölbt, die Schnauze länger, niederer und ſchmäler, die Ohren ſind etwas kürzer und weniger breit, doch vollkommen hängend, der Hals iſt länger und dünner, der Leib mehr geſtreckt, ſchlanker, und in den Weichen ziemlich ſtark eingezogen. Die Beine ſind höher und ſchmächtiger und die Schenkel etwas länger. In der Körperbehaarung findet zwiſchen dieſen beiden Racen durchaus keine Verſchiedenheit ſtatt. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, röthlichgelb, gelb— braun, oder weiß, doch erſcheint dieſelbe ſehr oft auch mit größeren fahlgelben, gelb— braunen, rothbraunen, oder ſchwarzen Flecken auf weißem oder überhaupt hellerem Grunde gezeichnet. 3. Der kleine Zeidenhund (Canis extrarius, hispanicus). Auch dieſer ſtellt ſich als eine reine, unvermiſchte Form dar, die blos als eine durch klimatiſche Einflüſſe in Folge geographiſcher Ver— breitung hervorgerufene Abänderung des Seidenhundes (Canis extrarius) be- trachtet werden kann und deren urſprüngliche Heimath ſich auf den mittleren Theil von Süd⸗Europa und insbeſondere auf Italien beſchränkt zu haben ſcheint. Er iſt beträchtlich kleiner und ſchwächer als der große Seidenhund (Canis ex- trarius, major), doch faſt von derſelben Geſtalt, obgleich er in ſeinen einzelnen Körpertheilen mancherlei Verſchiedenheiten von demſelben darbietet. Der Kopf iſt kleiner und mehr länglichrund, die Stirne deutlicher gewölbt, die Schnauze kürzer, und die Augen ſind verhältnißmäßig größer. Der Leib iſt gedrungener und ſchmächtiger, die Beine ſind kürzer und dünner, und der Schwanz, welcher meiſt über den Rücken nach aufwärts gebogen, ſeltener dagegen mehr gerade ausgeſtreckt getragen wird, erſcheint durch ſeine reichliche Behaarung etwas länger und auch dicker. Die Behaarung des Körpers iſt wie beim großen Seidenhunde ſehr lang, zottig⸗ gewellt, weich und ſeidenartig; am längſten aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Oberarme und der Schenkel, an den Ohren, und am Schwanze, vorzüglich aber an der Unterſeite deſſelben, wo ſie in langen Franſen herabhängt. Die Schnauze und die Läufe ſind kürzer behaart. Die Färbung iſt entweder einfärbig weiß, oder hell röthlich-gelbbraun, und bis⸗ weilen auch mit weißen Abzeichen an der Schnauze, der Kehle, dem Vorderhalſe und der Bruſt; ſehr oft erſcheint fie aber auch mit größeren röthlich-gelbbraunen oder ſchwarzen Flecken auf weißem Grunde gezeichnet, und faſt immer ſind es die 157 Ohren, welche eine dieſer beiden Farben zeigen. Die Naſenkuppe und der Gaumen ſind gewöhnlich ſchwarz. In Italien iſt dieſer Hund unter dem Namen Spagnoletto, in Frankreich unter der Benennung Petit Epagneul bekannt. Die Engländer nennen ihn Springer und in alter Zeit gebrauchten ſie den Namen Dancer für denſelben. Abbildungen von dieſem Hunde finden wir zwar auf verſchiedenen römiſchen Antiken, doch wird er von keinem Schriftſteller des Alterthums genannt. Die Deutſchen lernten ihn — ebenſo wie den großen Seidenhund, — erſt durch Al— drovandi gegen das Ende der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts kennen, und bald darauf auch die Engländer. Seine niedliche Geſtalt, ſein langes feines Haar und ſein munteres, freund— liches Weſen machen ihn als Stubenhund ſehr beliebt und vorzüglich bei Frauen. 9. Der König Carl's-Bund (Canis extrarius, hispanicus brevipilis). Aus den Merkmalen dieſes Hundes geht klar und deutlich hervor, daß er eine reine, unvermiſchte Form und zwar eine Abänderung des kleinen Seidenhundes (Canis extrarius, hispanicus) ſei, die lediglich auf Acclimatiſirung zu beruhen und durch Verpflanzung deſſelben von Italien nach England entſtanden zu ſein ſcheint. Dieſe überaus zierliche Form, welche zu den kleinſten unter den Hundeformen gehört, iſt meiſtens noch kleiner als der kleine Seidenhund und kommt auch in ihren körperlichen Merkmalen beinahe vollſtändig mit demſelben überein. Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom kleinen Seidenhunde unterſcheidet, ſind die etwas kürzere und ſtumpfere Schnauze, die verhältnißmäßig größeren und mehr hervorſtehenden Augen, die kürzeren und dickeren Beine, und die etwas kürzere und minder deutlich gewellte feine, glänzende, ſeidenartige Behaarung des Körpers, welche aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, der Hinterſeite der Beine, an den Ohren, und am Schwanze, insbeſondere aber an der Unterſeite deſſelben, ſehr lang und zottig iſt. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig tief ſchwarz; bisweilen iſt aber auch die Grundfarbe weiß, und mit großen ſchwarzen Flecken gezeichnet, wobei die Ohren faſt immer ſchwarz ſind. Die Naſenkuppe und der Gaumen ſind ſchwarz. Ihre Benennung verdankt dieſe niedliche Race dem Könige Carl II. von Eng— land, der ein beſonderes Wohlgefallen an derſelben hatte und ſie zu ſeinem beſtän— digen Begleiter in ſeinen Gemächern ſowohl, als auch im Freien ſich erkor. Auch dermalen bildet dieſelbe einen der beliebteſten Schooßhunde der Frauen. In Frankreich wird dieſe Race mit dem Namen Gredin und Epagneul Gre— din, in Italien mit der Benennung Cane d’Inghilterra bezeichnet, während ſie in England King Charles’s Dog oder King Charles’s Spaniel, und hie und da auch ſo wie der zottige Wachtelhund (Canis extrarius, hispanicus subhirsutus), Cocker genannt wird. 10. Die Pyrame (Canis extrarius, hispanicus flammeus). Mit voller Sicherheit läßt ſich behaupten, daß dieſer Hund eine reine, un— vermiſchte Form ſei, in welcher man eine nur durch Zucht und veränderte Lebensweiſe hervorgerufene Abänderung des kleinen Seidenhundes (Canis ex- trarius, hispanicus) erkennen kann. Die Pyrame iſt von derſelben Größe und Geſtalt wie der König Carl's-Hund (Canis extrarius, hispanicus brevipilis), und unterſcheidet ſich von dieſem nur durch eine noch kürzere und ſtumpfere Schnauze, merklich größere und noch deutlicher hervorſtehende Augen und einen kürzeren Leib. Die Behaarung des Körpers iſt genau von derſelben Beſchaffenheit wie bei der eben genannten Form. Die Färbung iſt auf der Oberſeite des Körpers, der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel, und am Schwanze ſchwarz, auf der Schnauze, der Bruſt, dem Bauche, der Innenſeite der Beine und an den Füßen roſtgelb. Immer befindet ſich aber oberhalb der Augen jederſeits ein kleiner, rundlicher roſtgelber Flecken. Die Franzoſen nennen ſie Pyrame oder Epagneul Pyrame, die Engländer Blenheim, Marlborough und Pyrame, und die Italiener, welche ſie nicht vom König Carl's-Hunde unterſcheiden, ebenſo wie dieſen, Cane d’Inghilterra. Auch dieſe Form iſt eine der beliebteſten unter den Schooßhunden der Frauen. 11. Ber zottige Wachtelhund (Canis extrarius, hispanicus hirsutus). Es kann nicht wohl einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race der Anpaarung des kleinen Seidenhundes (Canis extrarius, hispanicus) mit dem König Carl's⸗ Hunde (Canis extrarius, hispanicus brevipilis) ihre Entſtehung verdankt, da ihre körperlichen Merkmale die älterliche Abſtammung ſehr deutlich erkennen laſſen. Sie ſtellt daher offenbar einen Halbbaſtard reiner Kreuzung dar. In Anſehung ihrer Geſammtform ſich mehr der letztgenannten Form an— ſchließend, bezüglich der Behaarung aber ſich mehr der erſteren hinneigend, bildet dieſe Race ein deutlich ausgeſprochenes Mittelglied zwiſchen beiden. Die wenigen Merkmale, welche ſie vom König Carl's-Hunde unterſcheiden, ſind die etwas längere und minder ſtumpfe Schnauze, der nicht ſo ſtark gedrungene Leib, die verhältnißmäßig etwas höheren und dünneren Beine, und die merklich längere Behaarung des Körpers. Die Färbung erſcheint immer gefleckt, und meiſtens ſind es größere röthlich— gelbbraune, bisweilen aber auch ſchwarze Flecken, welche über die weiße Grundfarbe verbreitet ſind. Die Ohren und häufig auch die Kopfſeiten, ſind faſt beſtändig röthlich-gelbbraun, oder ſchwarz. Cocker iſt der Name, mit welchem man dieſe Race, die nur als Schooßhund gehalten wird, in England zu bezeichnen pflegt. 12. Der Bologneferhund (Canis extrarius, hispanicus melitaeus). In den körperlichen Formen dieſer Race find die Merkmale des kleinen Seiden— hundes (Canis extrarius, hispanicus) und des kleinen Pudels (Canis extrarius, aquaticus minor) ſo deutlich ausgeſprochen, daß ſich ihre Abſtammung von den— ſelben nicht bezweifeln läßt. Sie iſt daher als ein Halbbaſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. N Bezüglich ihrer äußeren Merkmale ſteht dieſe Race zwiſchen den beiden genannten Formen genau in der Mitte, während ſie in Anſehung der Größe ſo ziemlich mit der letztgenannten übereinkommt, und nur ſelten größer, meiſtens aber kleiner als dieſelbe angetroffen wird; daher in dieſer Beziehung ſich mehr dem König Carl's— Hunde (Canis extrarius, hispanicus brevipilis) nähert und ſo wie dieſer, zu den kleinſten unter allen Formen des Hundes gehört. Das weſentlichſte Merkmal, durch welches ſie ſich von ihren beiden Stamm— ältern unterſcheidet, beſteht in der eigenthümlichen, ſehr langen, zottig-gewellten, weichen, feinen und ſeidenartigen Behaarung, welche den ganzen Körper überdeckt, und am Kopfe, am Halſe, an der Bruſt und am Schwanze die größte Länge er— reicht, ſo daß das Haar, welches ſich auf der Stirne und am Scheitel nach beiden Seiten hin theilt, einen großen Theil des Geſichtes, und ſelbſt die langen hängenden Ohren überdeckt, und dem Kopfe überhaupt eine mehr rundliche Form verleiht. In Anſehung der Färbung kommt dieſe niedliche Race vollſtändig mit dem kleinen Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor) überein, indem ſie in allen jenen Farbenabänderungen angetroffen wird, die auch bei dieſem vorkommen. Die gewöhnlichſte Färbung iſt aber einfärbig weiß, röthlich- oder graulichweiß. Von den Italienern wird fie Can Malthese, von den Franzoſen Bichon oder Epagneul Bichon, und von den Engländern Malthese Dog und hie und da auch Shock genannt. Der Bologneſerhund, welcher ſchon den alten Griechen und Römern bekannt war und von Ariſtoteles und Strabo unter dem Namen Melitäiſcher Hund (Melitaeus catellus) und von Plinius unter dem Namen Catulus melitaeus beſchrieben wurde, war ſchon zu jener Zeit der Lieblings-Schooßhund der Frauen und hat ſeinen Ruf bis in die allerneueſte Zeit ſich erhalten. 13. Der Seiden-Pintſch (Canis extrarius, hispanicus Gryphus). Schon auf den erſten Blick gibt ſich dieſe Race als eine Blendlingsform kund, welche offenbar aus der Kreuzung des Bologneſerhundes (Canis extrarius, hispa- nicus melitaeus) mit dem kleinen Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor) hervorgegangen, ſomit ein Halbbaſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Sie iſt ſehr nahe mit der erſtgenannten Race verwandt, und auch von den— ſelben Formen und von gleicher Größe. Der einzige auffallendere Unterſchied, welcher ſie von derſelben trennt, beſteht 160 darin, daß bei ihr das Körperhaar etwas kürzer, zottig-gefräufelt und mehr wollig iſt, und die langbehaarten Ohren, ſo wie auch das Geſicht, nicht vom Kopfhaare überdeckt werden. Bezüglich der Färbung ergibt ſich zwiſchen dieſen beiden Racen durchaus kein Unterſchied, denn ſie kommt in allen jenen Farbenabänderungen vor, welche auch beim Bologneſerhunde angetroffen werden, und ſo wie bei dieſem, ſind auch bei ihr die einfärbig weiße, die röthlich- oder graulichweiße Färbung die gewöhnlichſten. In Frankreich wird dieſe Race, ſo wie der Bologneſerhund, Bichon, und auch Petit Griffon genannt. Von den Frauen wird dieſelbe als Schooßhund häufig gehalten und iſt bei ihnen ebenſo beliebt, als geſchätzt. IJ. Der rauhe Pintſch (Canis extrarius, hispanicus hirsutus). Ueber die Abſtammung dieſer Miſchlingsform vom Bologneſerhunde (Canis extrarius, hispanicus melitaeus) und dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) fann um jo weniger ein Zweifel beftehen, als fie die körperlichen Merkmale der beiden genannten Racen unverkennbar an ſich trägt. Sie kann daher nur als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. Von derſelben Geſtalt und Größe wie die erſtgenannte Race, unterſcheidet ſie ſich von derſelben nur durch nachſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt etwas länger, niederer, und auch weniger gerundet, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze länger und auch weniger ſtumpf, die Ohren ſind kürzer, ſchmäler, ſtumpfſpitzig-gerundet, und nur wenig hängend, und der Leib er— ſcheint in Folge der kürzeren Behaarung ſchmächtiger, der Schwanz beträchtlich dünner. Der Hauptunterſchied beſteht aber in der Beſchaffenheit und Art der Behaarung, welche nicht nur am ganzen Körper bedeutend kürzer, glatt-zottig, abſtehend und ſtraff, ſondern auch weniger fein iſt. Das Geſicht iſt gleichfalls mit abſtehenden Haaren beſetzt, die um die Schnauze herum länger ſind und beinahe bartähnlich erſcheinen. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig röthlich- oder graulichweiß, dunkelgrau, graulichſchwarz oder ſchwarz. Nicht ſelten pflegt man dieſe Race durch Abſtutzen der Ohren und des Schwanzes zu verſtümmeln. Dieſelbe vertritt heut zu Tage unter den Schooßhunden der Frauen die Stelle des beinahe gänzlich verſchwundenen Spitzes und zeichnet ſich durch Lebhaftigkeit, Munterkeit, Freundlichkeit und Anhänglichkeit aus. Gewöhnlich wird ſie „Affen— Pintſch“ genannt, eine Benennung, mit welcher man aber auch den kleinen Pintſch (Canis extrarius, aquaticus Gryphus) zu bezeichnen pflegt. 161 15. Der Töwenhund (Canis extrarius, hispanicus leoninus). Wie aus den äußeren Merkmalen dieſer Race hervorzugehen ſcheint, dürfte die— ſelbe auf der Vermiſchung des Bologneſerhundes (Canis extrarius, hispanicus melitaeus) mit dem Mopſe (Canis Molossus, fricator) beruhen und für einen einfachen Baſtard gemiſchter Kreuzung gelten können. Dieſe überaus niedliche Race, welche zu den kleinſten unter allen Hundeformen gehört, iſt zunächſt mit dem Bologneſerhunde verwandt, von welchem ſie ohne Zweifel abſtammt, und zeichnet ſich durch folgende Merkmale aus. Der Kopf, die Ohren, der Hals, die Schultern und die Vorderbeine ſind wie bei dieſem, von langen zottig-gewellten, weichen, feinen und faſt ſeidenartigen Haaren bedeckt, der übrige Theil des Leibes aber und die Hinterbeine, mit kurzen, glatt— anliegenden und etwas gröberen Haaren. Der Schwanz, welcher bald nach auf— wärts gebogen, bald aber auch gerade ausgeſtreckt getragen wird, iſt in der erſten Hälfte mit kurzen, glatt-anliegenden, im weiteren Verlaufe bis zur Spitze aber mit langen, zottig-gewellten Haaren beſetzt, welche in langen Franſen herabhängen und eine Art von Quaſte bilden. Die Färbung iſt entweder einfärbig weiß oder ſchwarz, doch kommen bei der letzteren bisweilen auch weiße Abzeichen an der Schnauze, der Kehle, dem Bauche, und an den Pfoten vor. Dieſe Race, welche ihre Benennung der Aehnlichkeit ihrer Behaarung mit jener des männlichen Löwen verdankt, gehörte ſchon von ihrer erſten Entſtehung an zu den ſeltenſten unter allen Formen des Hundes, und wird heut zu Tage wohl kaum mehr irgendwo getroffen. Von den Franzoſen wurde ſie Chion-lion oder Epagneul lion, von den Italienern Can Lione, und von den Engländern Lion Dog genannt. 16. Der Burgos (Canis extrarius, hispanicus villosus). Es kann als eine erwieſene Thatſache betrachtet werden, daß dieſe Blendlings— form durch Anpaarung des kleinen Seidenhundes (Canis extrarius, hispanicus) mit dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) erzielt worden, ſonach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Sie gehört zu den kleinen Formen unter den Hunden, welche mit der Be— haarung und zum Theile auch mit den körperlichen Formen des kleinen Seiden— hundes, die niedere und geſtreckte Geſtalt des krummbeinigen Dachshundes verbindet. Meiſtens noch kleiner als der erſtgenannte, unterſcheidet ſie ſich von demſelben hauptſächlich durch folgende Merkmale. Der Kopf iſt etwas größer, das Hinterhaupt breiter, die Schnauze ſchmäler, und auch ſchärfer zugeſpitzt. Die Augen find verhältnißmäßig kleiner, der Leib it. ziemlich ſtark geſtreckt und merklich voller, und die Bruſt iſt breiter. Die Beine Fitzinger, Der Hund. 11 162 find kurz, und ziemlich ſtark, die vorderen am Handgelenke etwas verdickt, und der Schwanz, welcher gewöhnlich über den Rücken nach aufwärts gebogen, aber auch gerade ausgeſtreckt getragen wird, erſcheint minder reichlich behaart, und daher auch etwas dünner. | Die Behaarung iſt lang, zottig-gewellt, weich, fein und glänzend, vorzüglich aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Oberarme und der Schenkel, an den Ohren und am Schwanze, insbeſondere an der Unterſeite deſſelben, wo ſie lange Franſen bildet. Die Schnauze und die Läufe ſind kürzer behaart. . Die Färbung iſt gewöhnlich auf der Oberſeite des Körpers, der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel, ſo wie auch am Schwanze ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine, an den Füßen und der Schnauze roſtgelb, gelblichweiß oder weiß. Doch kommen auch Abänderungen von einfärbig hell röthlich— gelbbrauner oder von weißer Farbe vor, und bisweilen auch gefleckte, welche mit größeren ſchwarzen oder hell röthlich-gelbbraunen Flecken auf weißem Grunde ge— zeichnet ſind. | In Frankreich iſt dieſe Race unter dem Namen Burgos und Basset de Burgos bekannt und auch in England wird ſie Burgos genannt. Sie gehört gleichfalls zu den beliebteren und geſuchteren unter den Schooß— hunden der Frauen. 17. Der Schottifhe Pintſch (Canis extrarius, hispanicus barbatus). Es ſcheint dieſe Race, ihren körperlichen Merkmalen nach zu urtheilen, eine Blendlingsform zu ſein, die ihre Entſtehung der Kreuzung des kleinen Seidenhundes (Canis extrarius, hispanicus) mit dem Trüffelhunde (Canis domesticus, barbatus) verdankt. Findet ſich dieſe Annahme bewährt, ſo ſtellt dieſe Race einen dreifachen Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Zwiſchen den beiden genannten Formen gleichſam in der Mitte ſtehend, ſchließt ſie ſich ihrer Geſtalt nach mehr der letzteren, in Anſehung der Behaarung aber mehr der erſteren Form an. Vom kleinen Seidenhunde, mit welchem ſie auch in der Größe übereinkommt, unterſcheidet ſie ſich durch die etwas längere und ſpitzere Schnauze, die kürzeren, ſchmäleren und weniger hängenden Ohren, den geſtreckteren und volleren Leib, die minder hohen, dickeren Beine, die kürzeren Schenkel, und das etwas kürzere, ſchwach zottig⸗gewellte rauhe Haar, das um die Schnauze einen Bart bildet. Die Färbung iſt meiſtens licht bräunlichgelb oder ocherfarben, bisweilen aber auch weiß. Bei uns gehört dieſer Hund zu den ſeltener vorkommenden Racen, iſt aber als Stubenhund geſchätzt und beliebt. 163 18. Der engliſche Otterhund (Canis extrarius, hispanicus terrarius). Die äußeren Formen dieſer Race geſtatten wohl die Annahme, daß dieſelbe aus der Kreuzung des ſchottiſchen Pintſches (Canis extrarius, hispanicus bar- batus) mit dem geradebeinigen Dachshunde (Canis vertagus, rectipes) hervor— gegangen, daher ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Sie ſteht der erſtgenannten Race ſehr nahe, iſt auch von gleicher Größe wie dieſelbe, und unterſcheidet ſich von ihr nur durch nachſtehende Merkmale. Der Kopf iſt etwas länger und auch höher, die Schnauze mehr geſtreckt und ſpitzer, die Ohren ſind länger, breiter und beinahe vollſtändig hängend, der Leib iſt geſtreckter und minder voll, die Beine ſind niederer, ſtärker und am vorderen Handgelenke verdickt, die Schenkel kürzer. Der Schwanz erſcheint nicht nur kürzer, ſondern in Folge der kürzeren Behaarung auch etwas dünner. Die Körperbehaarung iſt etwas weniger lang, die Schnauze aber ſo wie beim ſchottiſchen Pintſche, von einem Barte umgeben. Die Färbung ſtimmt vollkommen mit der, der ſo eben genannten Race überein; doch kommen bisweilen auch Abänderungen vor, welche ſo wie der geradebeinige Dachshund (Canis vertagus, rectipes), auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel ſchwarz, an den übrigen Körpertheilen aber roſtgelb gefärbt, und jederſeits oberhalb der Augen mit einem kleinen, rund— lichen roſtgelben Flecken gezeichnet ſind. Die Zucht dieſer Race, welche faſt ausſchließlich zur Jagd auf die Fiſchotter benützt wird, ſcheint nur auf England und Schottland beſchränkt zu ſein. Die Engländer bezeichnen fie, ebenſo wie den glatten Pintſch (Canis Molos- sus, fricator britannicus), den Hebriden- (Canis domesticus, hebridicus) und den Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus) mit dem Namen Terrier. 19. Der mexikanische Zeidenhund (Canis extrarius, hispanicus mexicanus). Offenbar iſt dieſe Miſchlingsrace das Ergebniß der gegenſeitigen Vermiſchung des kleinen Seidenhundes (Canis extrarius, hispanicus) mit dem kleinen däniſchen Hunde (Canis Molossus, fricator variegatus), wie dieß aus ihren körperlichen Merkmalen deutlich zu erkennen iſt. Sie muß demnach als ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. Unſere ganze Kenntniß von derſelben beruht nur auf einer ſehr kurzen Be— ſchreibung und einer Abbildung, welche wir der Mittheilung von Hamilton Smith verdanken. Aus beiden geht hervor, daß fie eine dem kleinen Seidenhunde (Canis ex- trarius, hispanicus) nahe verwandte Form darſtellt, welche ihm an Geſtalt und Größe beinahe vollkommen gleich kommt und ſich nur durch wenige Merkmale von dieſem unterſcheidet. Der Kopf iſt größer, auch mehr geſtreckt und höher, die Stirne ſtärker gewölbt, 164 die Schnauze länger, breiter, höher und auch etwas ſtumpfer, die Ohren find kürzer und ſchmäler, der Hals iſt länger, der Leib ſchmächtiger, die Beine ſind verhältniß⸗ mäßig höher, die Schenkel länger, und die Behaarung des Körpers iſt minder lang und glatt=zottig. Die Färbung des Körpers iſt weiß, mit einigen größeren, unregelmäßigen ſchwarzen Flecken auf dem Rücken, an den Wangen, den Stirnſeiten und den Ohren, und ober jedem Auge befindet ſich ein kleiner, rundlicher roſtgelber Flecken. Daß dieſe in Mexiko gezogene Race, welche von den Frauen als Schooßhund gehalten wird, keine dieſem Lande urſprünglich angehörige ſei, dürfte kaum irgend einem Zweifel unterliegen, und es kann wohl mit gutem Grunde angenommen werden, daß dieſelbe von europäiſchen Hundeformen ſtammt, die vielleicht ſchon in alter Zeit durch die Spanier dahin gelangten. 20. Der große Pudel (Canis extrarius, aquaticus). Mit voller Gewißheit kann dieſer Hund als eine reine, un vermiſchte Form und zwar als eine Abänderung des Seidenhundes (Canis extrarius) angeſehen werden, welche ſich nur durch klimatiſche Einflüſſe und geographiſche Ver— breitung der Art erklären läßt. Aller Wahrſcheinlichkeit zu Folge iſt die urſprüng⸗ liche Heimath dieſer Form im nordweſtlichen Theile von Afrika und insbeſondere in Marokko und Algier zu ſuchen. Dieſe höchſt ausgezeichnete Form des Hundes iſt meiſtens größer als der große Seidenhund (Canis extrarius, major), doch in der allgemeinen Körperform dem— ſelben ähnlich, wenn gleich von robuſterem Baue, und ihrer eigenthümlichen dichten und vollen Behaarung wegen bei Weitem nicht ſo ſchlank, ſondern viel mehr plump. Aber nicht nur in der Geſammtform, ſondern auch in der Bildung ihrer einzelnen Körpertheile bietet ſie mancherlei und zum Theile ſehr erhebliche Ab— weichungen von jener der genannten Form dar. Der Kopf iſt merklich höher, weniger geſtreckt und mehr von rundlicher Geſtalt, die Stirne ſtärker gewölbt, die Schnauze etwas kürzer, höher und auch ſtumpfer, der Hals erſcheint kürzer und dicker, der Leib gedrungener und voller, und die Beine ſind verhältnißmäßig minder hoch und ſtärker, die Spannhäute zwiſchen den Zehen auch ſehr ſtark entwickelt. Die Behaarung iſt am ganzen Körper lang, dicht, weich, wollig und vollkommen gekräuſelt, und ſelbſt das Geſicht iſt ziemlich lang behaart, vorzüglich aber die Schnauze, wo das Haar eine Art von Bart bildet. An den Ohren und dem Schwanze, der in der Regel gerade ausgeſtreckt, doch zuweilen auch nach aufwärts gebogen getragen wird, erſcheint die Behaarung mehr zottig und gelockt. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig weiß, gelblich-, röthlich- oder graulichweiß, ſchwarzgrau, rothbraun oder ſchwarz. Häufig erſcheint dieſelbe aber auch auf hellem Grunde mit großen, unregelmäßigen und verwiſchten ſchwarzgrauen, rothbraunen. 165 oder ſchwarzen Flecken gezeichnet, und bei der rothbraunen und ſchwarzen Abänderung kommen ſehr oft weiße Abzeichen an der Schnauze, der Kehle, dem Vorderhalſe, der Bruſt, dem Bauche, an den Füßen und am Schwanze vor. Unverſtümmelte Individuen werden nur ſelten angetroffen, denn faſt allenthalben beſteht die Sitte, ſchon den jungen Thieren dieſer Form den Schwanz zu ſtutzen. Bei den Italienern iſt dieſer Hund unter dem Namen Can barbone, bei den Franzoſen unter den Benennungen Barbet, Grand Barbet und Barbeton Caniche bekannt. Die Engländer nennen ihn Water-dog, Water-Spaniel, Fynder und Poodle. Weder die alten Griechen, noch die alten Römer jcheinen den großen Pudel gekannt zu haben und ebenſowenig wird ſeiner von den alten Deutſchen zur Zeit des Mittelalters Erwähnung gethan. Erſt zu Anfang der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ſind wir mit dieſer Form bekannt geworden, indem uns Conrad Geſner im Jahre 1555 zuerſt eine Beſchreibung und Abbildung von derſelben mit— getheilt hatte. Es iſt gewiß, daß unter allen Formen und Racen des Hundes der große Pudel nicht nur eine der ſchönſten, ſondern auch der gelehrigſten iſt, und daß er mit dieſen Vorzügen auch noch gewiſſe andere Eigenſchaften in ſich vereinigt, welche bei anderen Hundeformen nur ſelten in gleich hohem Grade wie bei ihm angetroffen werden. Munterkeit, Freundlichkeit, Anhänglichkeit und Treue find bei ihm mit Gut— müthigkeit, Zutraulichkeit und Gehorſam gepaart, weßhalb er auch mit vollem Rechte als Stubenhund ſo überaus beliebt iſt. Durch alle dieſe guten Eigenſchaften ſucht er ſeinem Herrn wie und wo immer er nur kann, Vergnügen zu bereiten, und unermüdlich zeigt er ſich hierin, vor— züglich aber wenn es gilt, ſich als gewandter und ausdauernder Schwimmer zu erweiſen und in das Waſſer geſchleuderte Gegenſtände aus demſelben zurückzuholen oder ſeinem Herrn zur Nachtzeit mit zwei Laternen, die er im Munde trägt, auf ſeiner Heimkehr voranzuleuchten. Der große Pudel lernt mit außerordentlicher Leichtigkeit und zeichnet ſich ganz beſonders durch ſeine Auffaſſungsgabe aus, indem er ſich ſchon in verhältnißmäßig kurzer Zeit jedes ſelbſt noch ſo ſchwierige Kunſtſtück eigen macht, das nur immer von einem Hunde ausgeführt zu werden vermag. 21. Der mittlere Pudel (Canis extrarius, aquaticus medius). Auch in dieſem Hunde kann man nur eine reine, unvermiſchte Form erkennen und zwar eine Abänderung des großen Pudels (Canis extrarius, aqua- ticus), welche blos durch Zucht und unveränderte Lebensweiſe erzielt worden zu ſein ſcheint. Sämmtliche Merkmale, welche dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) eigen ſind, trifft man auch bei dieſer Form an, und nur die geringere Größe iſt 166 es, welche fie von demſelben unterſcheidet, indem ſie immer wenigſtens um ein Drittel, häufig aber auch um die Hälfte kleiner iſt. In Anſehung der Färbung findet kein Unterſchied ſtatt, denn auch ſie kommt ſowohl einfärbig weiß, gelblich-, röthlich- oder graulichweiß, grau, rothbraun oder ſchwarz, als auch mit großen ſchwarzen, rothbraunen oder grauen, doch meiſtens ſehr verwiſchten Flecken auf weißem Grunde gezeichnet vor. Ebenſo werden bei den dunkelfärbigen Abänderungen häufig weiße Abzeichen angetroffen. So wie beim großen Pudel, trifft man auch bei dieſer Form nur ſelten unver- ſtümmelte Individuen an, da es faſt allenthalben Sitte iſt, denſelben den Schwanz zu ſtutzen. Weder in Italien, noch in Frankreich und England wird dieſe Form vom großen Pudel unterſchieden und daher auch daſelbſt mit den nämlichen Benennungen bezeichnet. Es kann als gewiß betrachtet werden, daß der mittlere Pudel ſchon den alten Römern bekannt war, obgleich keiner ihrer Schriftſteller ſeiner erwähnt; da man Abbildungen deſſelben auf einigen Antiken trifft, die aus der ſpäteren Zeit des Kaiſers Auguſtus gegen das Ende des letzten Jahrhunderts vor Chriſtus herrühren. Ebenſo gewiß iſt es aber auch, daß derſelbe den alten Deutſchen zur Zeit des Mittelalters nicht bekannt war. In allen ſeinen Eigenſchaften kommt der mittlere Pudel mit dem großen voll— ſtändig überein, daher er auch ebenſo wie dieſer, allgemein beliebt iſt. In manchen Gegenden wird er zum Aufſuchen der Trüffeln benützt. 22. Der kleine Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor). In dieſer Miſchlingsrace ſind die Merkmale ihrer Stammältern in jo unver— kennbarer Weiſe ausgeſprochen, daß über ihre Abkunft vom mittleren Pudel (Canis extrarius, aquaticus medius) und dem kleinen Seidenhunde (Canis extrarius, hispanicus) durchaus kein Zweifel beſtehen kann. Sie iſt daher offenbar ein Halb— baſtard reiner Kreuzung. Ihre Geſtalt im Allgemeinen iſt dieſelbe wie die des mittleren Pudels, doch iſt dieſe Race beträchtlich bezüglich der Größe von dieſem verſchieden, da ſie nicht nur um die Hälfte kleiner, ſondern auch viel zarter und zierlicher gebaut iſt. Außerdem ſind es aber auch noch andere Merkmale, welche ſie von dieſer Form unterſcheiden. Der Kopf iſt minder hoch, die Schnauze etwas niederer, und auch weniger ſtumpf, der Leib ſchmächtiger, und die Beine ſind verhältnißmäßig dünner. Die Körperbehaarung iſt lang, fein und weich, am Leibe und an den Beinen gekräuſelt und mehr wollig, am Kopfe, an den Ohren und am Schwanze, der meiſt gerade ausgeſtreckt, aber nicht ſelten auch nach aufwärts gebogen getragen wird, beträchtlich länger, zottig-gewellt, und ſeidenartig. Auch das Geſicht iſt mit ziem⸗ 167 lich langen Haaren beſetzt, und insbeſondere die Schnauze, wo dieſelben eine Art von Bart bilden. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim mittleren Pudel, und bietet auch die näm— lichen Abänderungen dar. | Von den Italienern wird dieſe Race Barbino, von den Franzoſen, ſo wie der große Pintſch (Canis extrarius, aquaticus hirsutus), Petit Barbet, und von den Engländern Little Barbet genannt. Wie vom mittleren Pudel, ſo trifft man auch vom kleinen, Abbildungen auf einigen römiſchen Antiken an, die aus gleicher Zeit ſtammen; doch iſt auch er in mittelalterlicher Zeit den alten Deutſchen unbekannt geblieben. Obgleich der kleine Pudel keine reine, unvermiſchte Form, ſondern eine Miſch— lingsrace iſt, ſo haben ſich doch alle Eigenſchaften, welche den großen und mittleren Pudel auszeichnen, in ihm beinahe völlig unverändert erhalten. Deßhalb iſt er auch als Stubenhund überaus beliebt und vorzüglich bei Frauen, welche ihn ſeiner geringen Größe ſowohl, als auch ſeiner zierlichen Körperform wegen, häufig zu ihrem Schooß— hunde wählen. Auch zum Aufſuchen der Trüffeln iſt er gut verwendbar. 23. Der kleine Pintſch (Canis extrarius, aquaticus Gryphus). Die Merkmale, welche dieſe Blendlingsrace an ſich trägt, berechtigen wohl zu dem Schluſſe, daß dieſelbe aus der Vermiſchung des kleinen Pudels (Canis ex- trarius, aquaticus minor) mit dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) hervorgegangen, ſonach ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Sie iſt außerordentlich nahe mit dem rauhen Pintſche (Canis extrarius, hispa- nicus hirsutus) verwandt, und zwar ſowohl in Bezug auf Körperform, als auch auf Größe, und unterſcheidet ſich von dieſem nur durch den etwas höheren Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, die ſtumpfere Schnauze, die etwas mehr hängenden Ohren, und die noch längere Behaarung des Körpers. In allen übrigen Kennzeichen und ſelbſt in der Färbung ſtimmt ſie aber mit der genannten Race vollkommen überein. Abſtutzen der Ohren und des Schwanzes iſt auch bei dieſer Race üblich. Sie iſt der Barbet-Griffon und der Chien anglais der Franzoſen; doch legen dieſelben den letzteren Namen auch dem langhaarigen engliſchen Hühnerhunde (Canis sagax, anglicus hirsutus) und dem glatten Pintſche (Canis Molossus, fricator britannicus) bei. Auch dieſe Race iſt bei uns ſo wie der rauhe Pintſch (Canis extrarius, hispa- nicus hirsutus), unter dem Namen „Affen-Pintſch“ bekannt und bei den Frauen als Schooßhund ſehr beliebt. 168 24. Der Shnür-Pudel (Canis extrarius, aquaticus funieularius). Unzweifelhaft ſtellt ſich dieſer Hund als eine reine, unvermiſchte Form dar, in welcher man nur eine in Folge von Zucht und Cultur entſtandene Abänderung des großen Pudels (Canis extrarius, aquaticus) erblicken kann. Die höchſt eigenthümliche Behaarung, durch welche dieſe Form ausgezeichnet iſt, geſtalten ſie zu einer der auffallendſten unter den Hunden. Bezüglich ihrer Größe kommt ſie mit dem großen Pudel vollſtändig überein, indem ſie nicht ſelten eine Körperlänge von 3 Fuß erreicht, und auch in Anſehung ihrer Geſammtform, ſo wie in der Bildung ihrer einzelnen Körpertheile, bietet ſie keinen irgendwie auffallenden Unterſchied von demſelben dar. Charakteriſtiſch für dieſe Form iſt nur die eigenthümliche Beſchaffenheit der Be— haarung, welche nicht nur von ſehr bedeutender Länge iſt, ſondern auch eine ganz beſondere Anordnung zeigt, indem das weiche wollige Haar nicht ſo wie bei andern langhaarigen Hundeformen, in aufgelöſten glatten oder gewellten Zotten herabhängt, ſondern zu regelmäßig aneinander gereihten ſtraffen Schnüren gedreht iſt, welche vom Scheitel, und der Mittellinie des Nackens und des Rückens, zu beiden Seiten des Kopfes, des Halſes, und des Leibes herabfallen, an den Körperſeiten nicht ſelten eine Länge von mehr als 2 Fuß erreichen, und beinahe bis an den Boden langen; ſo daß die Beine von denſelben völlig überdeckt werden. In ähnlicher Weiſe hängen dieſe Schnüre auch von den Ohren, und oft in einer Länge von 1½ Fuß herab, und ebenſo von der Unterſeite des Schwanzes, der in der Regel beinahe gerade ausgeſtreckt, und nur ſehr wenig nach aufwärts gebogen getragen wird. Nur das Geſicht, die Schnauze, und die Pfoten ſind mit kürzeren Haaren bekleidet. Die gewöhnliche Färbung iſt einfärbig weiß, ſeltener dagegen ſchwarz. Ueber das Land, in welchem dieſe Form — die offenbar nur ein Produkt der Cultur iſt, — zuerſt gezogen wurde, herrſchen unter den Naturforſchern und Kyno— logen verſchiedene Meinungen. Einige ſind der Anſicht, daß dieſelbe aus Spanien und Portugal ſtamme, andere vermuthen, daß ſie in Griechenland zuerſt gezogen worden ſei. Was die Eigenſchaften dieſer Form betrifft, ſo ſtimmen dieſelben ganz und gar mit jener des großen Pudels überein; doch da ſie an körperlicher Schönheit denſelben offenbar noch übertrifft, ſo iſt ſie auch deßhalb noch weit mehr geſchätzt als dieſer, und zwar um ſo mehr, als ſie auch viel ſeltener als derſelbe vorkommt. 25. Der große Pintſch (Canis extrarius, aquaticus hirsutus). Schon ein oberflächlicher Blick genügt, um in dieſer Miſchlingsrace ihre Ab— kunft vom großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) und dem Hirten-Haus⸗ hunde (Canis domesticus, ovilis) zu erkennen. Sie ſtellt daher unzweifelhaft einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung dar.“ 169 Meiſtens iſt dieſelbe bedeutend kleiner als der große Pudel, obgleich fie ihm nicht ſelten auch an Größe völlig gleich kommt. Die Merkmale, welche ſie von dieſem trennen, ſind folgende. | Der Kopf ift etwas länger, und auch minder hoch, die Stirne ſchwächer ge— wölbt, die Schnauze mehr geſtreckt, niederer, und ſpitzer. Die Ohren ſind beträcht— lich kürzer, ſchmäler, ſtumpfſpitzig⸗gerundet, und nur ſehr ſchwach hängend oder bei— nahe halb aufrecht ſtehend; der Hals iſt länger und dünner, der Leib minder voll, die Beine ſind etwas ſchwächer, und die Spannhäute zwiſchen den Zehen weniger ſtark entwickelt. Der Hauptunterſchied beſteht aber in der Behaarung des Körpers, welche nicht nur kürzer und durchaus nicht gekräuſelt, ſondern mehr glatt-zottig, abſtehend, und grob iſt. Auch das Geſicht iſt mit ziemlich langen Haaren beſetzt, welche um die Schnauze am längſten ſind und eine Art von Bart bilden. Die Färbung iſt meiſtens auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine matt ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine, und an der Schnauze röthlich-, oder bräunlichgelb, und oberhalb der Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner, rundlicher, ebenſo gefärbter Flecken. Häufig erſcheint die— ſelbe aber auch einfärbig weiß, gelblich-, röthlich-, oder graulichweiß, oder auch roth— braun, ſchwarzbraun, oder ſchwarz. Seltener iſt die hellere Grundfarbe mit größeren verwiſchten ſchwarzgrauen, rothbraunen, oder ſchwarzen Flecken gezeichnet. Die Ohren und den Schwanz trifft man gewöhnlich bei dieſer Race abgeſtutzt. Die Engländer bezeichnen dieſe Race mit dem Namen Griffon, während ſie von den Franzoſen, ebenſo wie der kleine Pudel (Canis extrarius, aquaticus minor), Petit Barbet genannt wird. Sie wird ſowohl als Stubenhund gehalten, als auch zum Zuſammenhalten der Schafheerden benützt und bisweilen ſogar zum Zuge verwendet. 26. Der kraushaarige Neufoundländerhund (Canis extrarius, aquaticus Terrae- novae). Wie ſich mit großer Wahrſcheinlichkeit nach den äußeren Formen dieſer Race ſchließen läßt, dürfte dieſelbe aus der Anpaarung des großen Pudels (Canis ex- trarius, aquaticus) mit dem franzöſiſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, lania- rius) hervorgegangen, ſonach ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung ſein. Sie gehört zu den größeren unter den Racen des Hundes und ſtellt ſich als eine ſtarke, kräftige Form dar, welche mit der Geſtalt, Größe und Stärke des fran— zöſiſchen Fleiſcherhundes, zum Theile die Behaarung, jo wie auch die Bildung der Ohren des großen Pudels in ſich vereint. Ihr Kopf iſt von mäßiger Größe und etwas geſtreckt, das Hinterhaupt breit, und ziemlich hoch, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze nicht ſehr lang, und etwas verdickt. Die Lippen ſind ſtraff, die Ohren ziemlich lang, und breit, an der 170 Spitze abgerundet, und vollkommen hängend. Der Hals iſt nicht ſehr kurz, dick und kräftig, der Leib nur wenig geſtreckt und voll, die Bruſt nicht beſonders breit, doch ſtark, der Widerriſt ſchwach erhaben, der Rücken in der Mitte kaum bemerkbar geſenkt. Die Beine ſind verhältnißmäßig ziemlich hoch und ſtark, die Spannhäute zwiſchen den Zehen der Vorder- und Hinterfüße ſehr ſtark entwickelt und faſt bis an die Krallen reichend. Der Schwanz iſt ziemlich lang und dick, und wird meiſt etwas hängend, und nur gegen die Spitze zu nach aufwärts gekrümmt, bisweilen aber auch bogenförmig emporgehoben getragen. Die Behaarung iſt im Geſichte kurz und glatt anliegend, am übrigen Körper aber lang und zottig, ſchwach gekräuſelt, dicht, weich, und beinahe ſeidenartig, an den Ohren und am Schwanze noch merklich länger. | Die Färbung iſt meiſtens Schwarz, mit einem kleinen, lebhaft roſtgelb gefärbten Flecken ober jedem Auge und roſtgelber Zeichnung, an der Lippe, der Kehle und den Fußgelenken. Bisweilen kommen auch weiße Abzeichen an den Füßen und an der Schwanzſpitze vor. Seltener erſcheint dieſelbe einfärbig ſchwarz, braun, oder weiß, oder auch mit großen ſchwarzen oder braunen Flecken auf weißem Grunde gezeichnet. Die Augen ſind meiſtens lichtbraun. Es iſt gewiß, daß dieſe Race zur Zeit der erſten Niederlaſſung der Engländer in Neufoundland im Jahre 1622, noch nicht daſelbſt getroffen wurde und daß ihre Entſtehung daher erſt in eine ſpätere Zeit fällt. Ohne Zweifel waren es einige daſelbſt zurückgelaſſene europäiſche Hundeformen, denen ſie ihre Entſtehung verdankt, und aller Wahrſcheinlichkeit nach jene Formen, welche oben als ihre Stammältern angegeben ſind. In ihrer urſprünglichen Reinheit wird ſie auch in Neufoundland dermalen nur ſelten mehr getroffen. Von den Franzoſen wird fie Chien de Terre-Neuve, von den Engländern Newfoundland Dog genannt. Die erſte Beſchreibung von derſelben erhielten wir durch Zimmermann, gegen das Ende der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bald darauf theilte uns Blumenbach auch eine vollkommen naturgetreue Abbildung von ihr mit. Der kraushaarige Neufoundländerhund gilt mit vollem Rechte für eine ſchöne Hunderace und iſt deßhalb auch ſehr geſucht. So wie in ſeinen körperlichen Merk— malen, gibt ſich auch in ſeinen Eigenſchaften ſeine Abſtammung deutlich kund. Er iſt überaus treu und anhänglich an ſeinen Herrn, ſehr verſtändig und außerordent— lich gelehrig. Sein Haupt-Element iſt das Waſſer. Er ſchwimmt nicht nur allein ſehr gut und mit größter Leichtigkeit ſelbſt gegen den Strom, in welchem er auch untertaucht, ſondern geht auch ſehr gerne in's Waſſer, aus dem er nicht ſo bald wieder heraus— zubringen iſt. Seine Ausdauer im Schwimmen iſt außerordentlich und man kennt ein Bei— ſpiel, daß ein Hund dieſer Race in einer Bai von einem Schiffe aufgenommen wurde, in welcher ſo weit das Auge reichte, kein Segel wahrzunehmen war. Er 171 mußte daher durch viele Stunden ſich im Waſſer herumgetrieben haben, bevor er jenes Schiff erreichte. Ohne irgend eine vorausgegangene Abrichtung holt er uner— müdlich jeden Gegenſtand aus dem Waſſer und überbringt denſelben ſeinem Herrn, und ſelbſt bei ſtrengſter Kälte. Dieſer Eigenſchaft wegen iſt er auch ganz vorzüglich tauglich zur Rettung verunglückter Menſchen aus dem Waſſer, wozu er jedoch beſonders abgerichtet werden muß. Erblickt ein ſolcher abgerichteter Hund einen Menſchen im Waſſer in Gefahr, ſo ſtürzt er ſich ſogleich in die Fluthen, ſchwimmt auf denſelben zu, ſteckt ſeine Schnauze unter deſſen Achſel und hebt ihn mittelſt derſelben über den Waſſer— ſpiegel empor. Es ſind unzählige Beiſpiele bekannt, wo dieſe Hunde eine große Anzahl von Menſchen aus dem Waſſer gerettet haben und insbeſondere bei Schiffbrüchen. Aus dieſem Grunde pflegt man dieſe Race hauptſächlich auf Schiffen, ſo wie auch in der Nähe von Flüſſen und Strömen, und vorzüglich von reißenden Ge— birgsflüſſen zu halten. Aber auch zur Verfolgung des amerikaniſchen Wolfes wird dieſer Hund benützt, den er mit Muth und Erfolg angreift und bekämpft. In ſeiner Heimath wird er auch zum Zuge verwendet, um Holz und geräucherte Fiſche fortzuſchaffen, indem man ihn vor den Schlitten ſpannt. Land wittert er ſchon in großer Entfernung auf den Schiffen und bisweilen ſelbſt von mehr als zehn engliſchen Meilen, was er durch heftiges Bellen zu er— kennen gibt. Ungeachtet des Bewußtſeins ſeiner Stärke blickt er ſtolz und ruhig auf kleine Hunde herab und ſelbſt wenn ihn dieſelben necken. Er iſt gutmüthig und ſanft, und beſitzt ein ausgezeichnetes Erinnerungsver— mögen ſowohl für genoſſene Wohlthaten, als auch für erduldete Unbilden und er— littene Strafen. Bei all' ſeiner Gutmüthigkeit läßt er ſich aber immer nur ungerne von Frem— den und Kindern berühren oder auch am Kopfe ſtreicheln, und macht ſelbſt öfters Miene nach denſelben zu beißen, daher er nur mit Vorſicht im Hauſe gehalten werden kann. Insbeſondere zeigt er ſich aber falſch gegen fremde Perſonen. In Europa iſt es ſchwer, ſeine Race rein zu erhalten, und es erfordert dieß bei der ungeheueren Anzahl verſchiedener Hunderacen, welche allenthalben angetroffen werden, ſehr große Aufmerkſamkeit; denn durch Kreuzung mit anderen Racen geht ſehr viel von ſeinen Eigenthümlichkeiten verloren. Der kraushaarige Neufoundländerhund iſt bei uns einer der beliebteſten und geſchätzteſten Hunderacen und wird ſowohl zum perſönlichen Schutze, als zum Ver— gnügen gehalten. 172 27. Der langhaarige Neufoundländerhund (Canis extrarius, aquaticus longipilis). Aus den äußeren Formen dieſer Miſchlings-Race geht ziemlich deutlich hervor, daß dieſelbe ihre Entſtehung der Kreuzung des kraushaarigen Neufoundländerhundes (Canis extrarius, aquaticus Terrae-novae) mit dem ſchottiſchen Seidenhunde (Canis extrarius, scoticus) zu verdanken hat, wornach ſie ſich als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung darſtellt. Sie iſt noch größer und kräftiger gebaut als die erſtgenannte Race und kommt an Größe und Stärke gewöhnlich der gemeinen Dogge (Canis Molossus, masti- vus) gleich. Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom kraushaarigen Neufoundländerhunde unterſcheidet, ſind die höhere Stirne und ſtumpfere Schnauze, eine etwas ſchwächer gewölbte Stirne, der kürzere und dickere Hals, der vollere Leib, die längeren und breiteren Ohren, und der längere Schwanz. Das Hauptunterſcheidungszeichen beſteht aber in der merklich längeren, zottig— gewellten, und ſeidenartig glänzenden Behaarung, welche an den Ohren und der Unterſeite des Schwanzes lange, herabhängende Franſen bildet. Nur das Geſicht allein iſt mit kurzen glatt anliegenden Haaren bedeckt. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig tief ſchwarz, oder rothgelb, ſeltener weiß, mit größeren oder kleineren ſchwarzen Flecken. Dieſe ſchöne und ſehr beliebte Race iſt heut zu Tage viel häufiger als der kraushaarige Neufoundländerhund, und wird vorzugsweiſe in England gezogen. Man hat in neuerer Zeit verſucht, durch ſie den in den Schweizer-Alpen aus⸗ geſtorbenen St. Bernhardshund zu erſetzen. In Frankreich ſowohl, als England wird dieſe Race vom kraushaarigen Neu— foundländerhunde nicht unterſchieden und daher auch mit denſelben Benennungen bezeichnet. Sie vereinigt alle Eigenſchaften in ſich, welche bei der eben genannten Race, von der ſie ſtammt, angetroffen werden, iſt aber noch weit mehr als dieſe beliebt, da ſie dieſelbe nicht nur an Größe, Kraft und Stärke übertrifft, ſondern ihr auch an körperlicher Schönheit offenbar voranſteht. Aus dieſem Grunde wird ſie bei uns mit beſonderer Vorliebe gehalten, indem ſie ihrem Herrn nicht nur zum Vergnügen dient, ſondern auch ſeiner Perſon, ſeinem Hauſe und ſeiner Habe ſicheren Schutz gewährt, und wenn es Noth thut, dieſelben kräftig und muthig vertheidigt. Seit neuerer Zeit wird eine beſonders ſchöne Zucht dieſer Race von einfärbig tiefſchwarzer Farbe in einem zum königlichen Jagdſchloſſe Solitude gehörigen Reviere bei Leonberg im Neckarkreiſe in Württemberg gehalten, welche unter dem Namen „Leonberger-Zucht“ bekannt iſt und auf deren Reinerhaltung große Sorgfalt ver— wendet wird. 173 98. Der Schal-Pudel (Canis extrarius, aquaticus Janatus), Die auffallende Aehnlichkeit dieſer Race, theils mit dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus), theils mit dem Calabreſenhunde (Canis extrarius, calab- ricus), zwingen zu der Annahme, daß dieſelbe aus der gegenſeitigen Vermiſchung dieſer beiden Hundeformen hervorgegangen und ſonach ein doppelter Baſtard ge— miſchter Kreuzung ſei. Sie ſtellt ein vollſtändiges Bindeglied zwiſchen denſelben dar und ſchließt ſich bezüglich der Behaarung mehr der erſteren, in Anſehung der Größe und allgemeinen Geſtalt des Körpers aber mehr der letzteren Form an. Vom großen Pudel unterſcheidet ſie ſich durch die minder ſtark gewölbte Stirne, die kürzeren und ſchmäleren Ohren, den geſtreckteren und in den Weichen deutlich eingezogenen Leib, die höheren Beine, und die ſchwächer gekräuſelte Behaarung des Körpers, welche am Halſe und am Bauche am längſten, an den Ohren und der Vorderſeite der Beine beträchtlich kürzer als an den meiſten übrigen Körpertheilen, und im Geſichte ſehr kurz, und vollkommen glatt anliegend iſt. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig weiß, und nur ein Kreis um die Augen iſt bisweilen blaulichgrau. Die Naſenkuppe iſt graulich-fleiſchfarben. Oefters kommen aber auch einfärbig gelblich-, röthlich-, oder graulichweiße Abänderungen vor, ſeltener dagegen gefleckte, welche mit verwiſchten bräunlichen oder ſchwarzen Flecken auf hellem Grunde gezeichnet ſind. Die Zucht dieſer Race wird hauptſächlich in der Campagna di Roma betrieben. Die Engländer nennen ſie, ebenſo wie den Calabreſenhund (Canis extrarius, calabricus), Calabrian Dog. Dieſe ebenſo ſchöne als beliebte Race, welche bezüglich ihrer Eigenſchaften bei— nahe vollſtändig mit dem großen Pudel übereinkommt, eignet ſich ganz vorzüglich zu einem getreuen und ſtets freundlichen Geſellſchafter ihres Herrn. 29. Der orientalifhe Firtenhund (Canis extrarius, Calmuccorum). Man kann in dieſem Hunde nur eine reine, un vermiſchte Form und zwar eine Abänderung des Seidenhundes (Canis extrarius) erkennen, welche auf den Einflüſſen des Klima's und auf geographiſcher Verbreitung beruht. Er gehört dem mittleren Theile von Aſien an und ſcheint hauptſächlich über die Mongolei verbreitet zu ſein. Derſelbe iſt ungefähr von der Größe des großen Seidenhundes (Canis extra- rius, major), bisweilen aber auch kleiner, doch etwas ſchlanker als dieſer gebaut. Die körperlichen Merkmale, welche ihn von demſelben unterſcheiden, ſind die mehr gewölbte Stirne, die etwas ſpitzere Schnauze, der ſchlankere Leib, die verhält— mäßig etwas höheren Beine, der in Folge ſeiner ſtärkeren Behaarung länger und dicker erſcheinende Schwanz, und die noch reichlichere, längere und zottigere, doch 174 ebenſo gewellte und weiche Behaarung des Körpers, welche vorzüglich am Halſe, an der Bruſt, den Leibesſeiten, der Hinterſeite der Vorderarme und der Schenkel, ſo wie auch an den Ohren und am Schwanze in langen Zotten herabhängt. Nur die Vorderſeite der Beine und noch mehr das Geſicht, ſind mit kürzeren Haaren bekleidet. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig bräunlichgelb, rothgelb, oder ſchwarz; bis— weilen aber auch gelblichgrau, oder gelblichweiß, ſeltener weiß mit bräunlichgelben Schattirungen. In ihrem Vaterlande wird dieſe Form hauptſächlich zum Bewachen der Schaf— heerden benützt, aber auch als Wächter des Hauſes gehalten. 30. Der deutſche Birtenhund (Canis extrarius, villaticus). Offenbar iſt dieſer Hund eine reine, unvermiſchte Form und blos als eine Abänderung des Seidenhundes (Canis extrarius) zu betrachten, welche auf geo— graphiſcher Verbreitung und klimatiſchen Verhältniſſen beruht. Er gehört dem mittleren Theile von Europa an und ſcheint urſprünglich hauptſächlich über Deutſchland verbreitet geweſen zu ſein. Der deutſche Hirtenhund iſt meiſtens nur von der Größe des Fuchſes (Vulpes vulgaris), doch bisweilen auch größer, aber äußerſt ſelten nur von gleicher Größe wie der große Seidenhund (Canis extrarius, major), welchem er ſich bezüglich der Geſtalt im Allgemeinen anſchließt, obgleich er ſich durch mancherlei Abweichungen in ſeinen körperlichen Formen als verſchieden von demſelben darſtellt. Die Merkmale, welche ihn von der genannten Form unterſcheiden, ſind der kürzere Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, eine kürzere und ſtumpfere Schnauze, die minder langen und auch nicht ſo breiten, an der Wurzel etwas ſteifen und daher auch nicht vollkommen hängenden Ohren, der kürzere und dickere Hals, der vollere und mehr gedrungene, in den Weichen ſtärker eingezogene Leib, die niedereren und dickeren Beine, und der dichter und reichlicher behaarte, daher auch etwas länger und dicker erſcheinende Schwanz, welcher beinahe beſtändig links über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen wird. Die Körperbehaarung iſt lang, zottig, undeutlich gewellt, und etwas rauh; an der Kehle, dem Halſe, der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Vorder- und Hinterbeine, ſo wie auch an den Ohren und am Schwanze, vorzüglich aber auf der Unterſeite deſſelben länger und zottiger, als an allen übrigen Körpertheilen. Nur das Geſicht und die Vorderſeite der Beine iſt mit kurzen Haaren bedeckt. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig ſchwarz oder braun; bisweilen iſt aber auch die Unterſeite des Körpers heller gefärbt, und manchmal ſogar rein weiß, oder gelblichweiß. , Wir treffen dieſen Hund ſchon in den älteften mittelalterlichen Dokumenten der alten Deutſchen an, wo er unter dem Namen Haus- oder Hofhunt (Canis qui 170 curtem defendit) im Alemanniſchen, und unter dem Namen Hovawarth auch im Bojiſchen Geſetze aufgeführt erſcheint, während er in den Schriften aus dem 9. bis 15. Jahrhunderte auch mit den Benennungen Hofewart, Hofwart oder Hofward bezeichnet wird. | Zu jener Zeit wurde er — wie ſchon aus dieſen Benennungen hervorgeht, — hauptſächlich zum Bewachen des Hauſes benützt und auch heut zu Tage noch wird er von uns in gleicher Weiſe verwendet, obgleich er hie und da auch zum Hüten der Schafheerden, und in manchen Gegenden ſogar zum Zuge benützt wird. Dritte Gruppe. Dachs hunde (Canes vertagi). Der Kopf iſt groß, lang und ziemlich hoch, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze ziemlich lang und hoch, nach vorne zu ſtark verſchmälert und ſtumpf zu— geſpitzt. Die Lippen ſind ſehr ſchwach hängend, die Ohren lang, breit, abgerundet und hängend. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib ſtark geſtreckt und ziemlich voll, die Bruſt breit. Die Beine ſind ſehr kurz und ſtark, die vorderen am Handgelenke ſtark nach einwärts gebogen und nach auswärts gewendet, die Schenkel überaus kurz. Der Schwanz iſt ziemlich kurz und dick, die Körperbehaarung kurz und glatt anliegend. In den von der Grundform dieſer Gruppe abweichenden Racen, ſind die Merkmale der Haus-, Seiden- und Jagdhundform, der Bullenbeißer- und Wind- hundform zu erkennen. Sämmtliche dieſer Gruppe angehörigen Formen ſind Abkömmlinge nur einer einzigen Art. Dieſe iſt: Der Dadshund (Canis vertagus). Derſelbe bildet den Repräſentanten einer reinen, unvermiſchten, eine ſelbſtſtändige Art darſtellenden Form des Hundes, als deren Heimath die höheren Gebirgszüge von Süd- und Mittel-Europa angeſehen werden müſſen. Zugleich iſt er aber auch als die Stammart einer verhältnißmäßig nur ge— ringen Zahl verſchiedener Hundeformen und Racen zu betrachten, von denen bis jetzt nur 12 von den Naturforſchern unterſchieden oder beſchrieben worden ſind. 177 Nur eine einzige derſelben iſt eine reine, unvermiſchte Form, nämlich: der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus); die übrigen 11 dagegen geben ſich deutlich als Baſtarde zu erkennen und zwar: der zottige Dachshund (Canis vertagus, sericeus), der langhaarige Dachshund (Canis vertagus, longipilis), und der doppelnaſige Dachshund (Canis vertagus, Nasica), als einfache Baſtarde reiner Kreuzung; r geradebeinige Dachshund (Canis vertagus, rectipes), und r ſchweinſchwänzige Dachshund (Canis vertagus, syosurus), als einfache Baſtarde gemiſchter Kreuzung; r bunte Dachshund (Canis vertagus, pictus), und r geſtreifte Dachshund (Canis vertagus, striatus), als doppelte Baſtarde ge— miſchter Kreuzung; und der rauhe Dachshund (Canis vertagus, hirsutus), der Roll⸗Dachshund (Canis vertagus, lasiotus), der gefleckte Dachshund (Canis vertagus, varius), und der Domingo-Dachshund (Canis vertagus, dominicensis), als dreifache Baſtarde gemiſchter Kreuzung. (gr) d d 2 d d Dr DD J. Der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus). Er iſt die einzige reine, unvermiſchte Form in der ganzen Gruppe, daher der Grundtypus ſämmtlicher zu derſelben gehörigen Racen, deſſen Verbreitungs— bezirk ſich nur über einen Theil des ſüdlichen und mittleren Europa erſtreckt, und als deſſen urſprüngliche Heimath aller Wahrſcheinlichkeit nach der Pyrenäen- und Alpenzug betrachtet werden kann. Dieſe höchſt eigenthümliche und in ihren körperlichen Merkmalen von allen übrigen Arten des zahmen Hundes weſentlich abweichende Form gehört zu den kleineren unter denſelben, da ſie nur äußerſt ſelten über 1 Fuß hoch angetroffen wird, und zeichnet ſich durch ihren ſtarken, kräftigen Bau und ihre auffallende und gleichſam wie eine Mißbildung erſcheinende Geſammtgeſtalt des Körpers aus. Ihr Kopf iſt verhältnißmäßig groß, lang und ziemlich ſtark erhaben, das Hinterhaupt breit, mit ſtark entwickeltem Knochenkamme, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze ziemlich lang und etwas hoch, nach vorne zu ſchon von den Augen an plötzlich verſchmälert und ſtumpf zugeſpitzt. Die Lippen ſind ziemlich kurz und kaum etwas hängend, die Wangenhaut iſt geſpannt. Die Ohren ſind ſehr lang, breit, abgerundet, weich und vollkommen hängend, die Augen klein und völlig wag— recht geſtellt, das eine nicht ſelten etwas größer als das andere. Der Hals iſt ziemlich kurz und dick, der Leib ſtark geſtreckt, ziemlich dick und gegen die Weichen etwas eingezogen, der Widerriſt mäßig ſtark erhaben, der Rücken ſchwach gekrümmt und gegen die Mitte etwas geſenkt, die Bruſt breit und ſtark vorſtehend. Die Beine ſind ſehr kurz, plump und ſtark, die vorderen am Handgelenke ſtark nach einwärts Fitzinger, Der Hund. 12 178 gebogen, jo daß fie ſich beinahe berühren, von da aber plötzlich nach auswärts ge— wendet, die Schenkel überaus kurz und an den Hinterfüßen iſt eine etwas höher geſtellte bekrallte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich kurz, an der Wurzel dick, gegen das Ende zu verſchmälert und verdünnt, und bis an das Ferſengelenk hinabreichend. Derſelbe wird hoch nach aufwärts gerichtet und ſehr ſtark nach ein— wärts gebeugt, ſelten aber gerade ausgeſtreckt getragen. Die Körperbehaarung iſt kurz, glatt anliegend, ziemlich grob und glänzend; die Ohren und der Schwanz ſind gleichfalls kurz behaart, doch iſt das Haar an den Ohren beträchtlich feiner. Die Färbung iſt in der Regel auf der Oberſeite des Körpers, ſo wie auch an der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel ſchwarz, an den übrigen Theilen des Körpers aber, mit Ausnahme der meiſtens weißen Bruſt und Kehle, hell bräunlich— oder roſtgelb, und über den Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner, rundlicher hell bräunlich- oder roſtgelber Flecken, ſo daß die Augen gleichſam von einem ſchwarzen Ringe umgeben zu ſein ſcheinen, und ein größerer ebenſo gefärbter Flecken ſteht zu beiden Seiten der Bruſt. Die Lippen und die Wangen ſind gleichfalls von hell bräunlich- oder roſtgelber Farbe, welche jedoch an den Wangen häufig durch das vorwaltende Schwarz bis auf einen kleinen runden Flecken verdrängt wird. Häufig erſcheint die Färbung auch entweder einfärbig hellbraun, dunkelbraun oder kaſtanien— braun, oder bräunlichgelb, und auf der Oberſeite des Körpers meiſt mehr oder weniger ſchwarz überflogen. Selten dagegen kommen aber einfärbige ſchwarze oder weiße Abänderungen vor. Mäßig große Individuen haben eine Körperlänge von 2 Fuß 6 Zoll, während die Länge des Schwanzes 11 Zoll und die Höhe am Widerriſt gleichfalls 11 Zoll beträgt. g Der krummbeinige Dachshund beſitzt im Verhältniſſe zu ſeiner geringen Größe eine anſehnliche Stärke und iſt nach ſeinem ganzen Körperbaue mehr zum Graben, als zum Laufen geeignet. Seine kurzen niederen Beine, noch mehr aber die ver— drehten Vorderbeine, die ihm einen ganz eigenthümlichen wankenden Gang verleihen, ſind die Urſache ſeines ebenſo wenig raſchen, als ausdauernden Laufes. Sein Geruch iſt außerordentlich fein, ſein Geſicht dagegen minder ſcharf und ebenſo auch ſein Gehör. Hingegen beſitzt er Intelligenz in hohem Grade und ebenſo auch Muth und Tapferkeit. 8 Dieſe Eigenſchaften eignen ihn ganz vorzüglich zur Jagd, insbeſondere in Ge— birgsgegenden, wo er hauptſächlich zur Aufſuchung und Verfolgung der in unter— irdiſchen Bauen wohnenden Thiere, aber auch zur offenen Jagd verwendet wird. Er ſpürt nur durch den Geruch und entdeckt mit größter Sicherheit die Baue des Dachſes, Fuchſes, Kaninchens, des Bibers und der Fiſchotter. Obgleich ihm wahre Jagdluſt und insbeſondere das Kriechen in die Erdlöcher angeboren iſt, ſo wird er doch hierzu noch beſonders abgerichtet. Mit Kraft, Muth und Ausdauer bekämpft er den Dachs und Fuchs in ihren 179 unterirdiſchen Bauen und zwingt ſie meiſtens dieſelben zu verlaſſen. Nur äußerſt ſelten ſchrecken ihn die heftigen Verwundungen, die er oft bei dieſen Kämpfen erhält, von der Fortſetzung derſelben ab und meiſtens wird er dadurch nur noch böſer und eifriger, ja oft ſo zur Wuth gereizt, daß er ſich ganz in ſeine Gegner verbeißt. Sein Leben beſitzt eine ſolche Zähigkeit, daß er ſelbſt die bedeutendſten Verwundungen glücklich überſteht. Mittelgroße und nicht zu dick gewordene Individuen kriechen am Beſten. Werden ſie aber zu jung zu dieſem Geſchäfte verwendet, ſo werden ſie abgeſchreckt, verweigern das Kriechen in die Baue und jagen nur mehr über dem Boden. Aus dieſem Grunde pflegt man ſie auch nicht unter einem Jahre ihres Alters hierzu abzurichten. Sind ſie aber einmal zum Kriechen und Vorliegen hinreichend eingeübt, ſo kann man ſie nebſtbei auch zur freien Jagd verwenden, ohne ſie hierdurch zu verderben. Da das vom Dachshunde verfolgte Wild nicht ſehr raſch vor demſelben läuft und ſich vielfach von ihm herumjagen läßt, ſo läßt ſich auch ſehr gut vor ihm ſchießen. Sogar auf Schweine iſt er gut zu verwenden, da er ſeiner niederen Beine wegen nicht leicht vom Eber erfaßt werden kann. In der offenen Jagd ſteht er aber gegen die eigentlichen Jagdhunde weit zurück, theils weil er nicht weit in die Ferne ſieht, theils aber auch, weil er bei der Ver— folgung des Wildes nicht auf den Ruf des Jägers hört und oft ſtundenlang nicht zurückkehrt, da er, wenn er ermüdet, ſich am nächſtbeſten Orte niederlegt, um ſeine ermatteten Glieder ausruhen zu laſſen. Jenen Dachshunden, welche man zur Jagd verwendet, pflegt man ſchon in ſehr zarter Jugend die fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen abzuſchneiden, da ſie ſich ſehr leicht mit derſelben verhängen. Der Dachshund iſt ſehr klug, gelehrig und treu, dabei aber auch liſtig und nicht ſelten ſogar diebiſch. So lange er noch jung iſt, zeigt er ſich munter und angenehm, wird er aber alt, ſo erſcheint er ernſt, mürriſch, biſſig und häufig ſogar tückiſch, denn nicht ſelten knurrt er dann und fletſcht die Zähne ſelbſt gegen ſeinen eigenen Herrn. Ueberhaupt iſt er biſſig, zänkiſch uud kampfluſtig, ſtreitet faſt mit jedem Hunde, greift ſelbſt die größten, ihm weit überlegenen an und beißt ſich mit denſelben herum. Verſucht ein großer Hund ſich gegen ihn zu vertheidigen, ſo ge— braucht der Dachshund die Liſt, ſich auf den Rücken zu werfen und ſeinen Gegner an den empfindlichſten Körpertheilen zu beißen, um ihn dadurch zu verſcheuchen oder zu zwingen, vom ferneren Kampfe abzuſtehen. Sein Gebell iſt laut, helltönend und anhaltend, insbeſondere beim Verfolgen des Wildes. . a In früherer Zeit wurde er in Frankreich und England häufig zum Wenden des Bratſpießes abgerichtet, welchem Geſchäfte er feinen franzöſiſchen Namen Tourne- Broche und ſeine engliſche Benennung Turnspit verdankt. Heut zu Tage wird er in England vorzugsweiſe zum Rattenfange benützt. Von den Franzoſen wird er auch Basset und Basset à jambes torses ge— 180 nannt, und in früherer Zeit führte er in England die Namen Beagle terrier und Tumbler, welche letztere Benennung aber dermalen nur für den geradebeinigen Dachshund (Canis vertagus, rectipes) gebraucht wird. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der krummbeinige Dachshund ſchon den alten Griechen bekannt war, denn Xenophon hat denſelben in unverkennbarer Weiſe unter dem Namen Canis castorius beſchrieben. Dagegen finden wir den— ſelben von keinem römiſchen Schriftſteller erwähnt und ebenſo fehlt er auch auf den römiſchen Antiken. Wohl aber haben ihn die alten Deutſchen gekannt, wo er ſchon im Bojiſchen Geſetze unter dem Namen Bibarhunt erſcheint und unter derſelben Benennung, ſo wie auch unter den Namen Canis Bersarius, Beverarius und Bibracco auch in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts aufgeführt wird. 2. Der geradebeinige Jachshund (Canis vertagus, rectipes). Wie die äußeren Merkmale dieſes Hundes ziemlich deutlich erkennen laſſen, iſt derſelbe aus der Kreuzung des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit dem deutſchen Stöberhunde (Canis sagax, venaticus irritans) her⸗ vorgegangen und kann daher nur als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreu— zung angeſehen werden. So groß die Uebereinſtimmung auch iſt, welche dieſe Race mit dem krumm— beinigen Dachshunde bezüglich ihrer Geſammtform hat, ſo bietet ſie doch mancherlei und zum Theile ſehr erhebliche Verſchiedenheiten dar, welche ſie von dieſem unterſcheiden. Nicht nur der merklich kürzere Kopf, die etwas kürzere und auch minder ſpitze Schnauze, die verhältnißmäßig längeren, breiteren Ohren, und der längere und auch dünnere Schwanz ſind es, welche als für dieſe Race bezeichnende Merkmale zu be— trachten ſind, ſondern auch, und zwar ganz vorzüglich, die durchaus verſchiedene Bildung der Beine, welche zwar faſt ebenſo kurz und ſtark als beim krummbeinigen Dachshunde, und auch am Handgelenke der Vorderbeine verdickt, aber keineswegs an demſelben nach auswärts gebogen, ſondern beinahe vollkommen gerade ſind. An den Hinterfüßen kommt häufig eine fünfte Afterzehe vor. Behaarung und Färbung ſind von jener des krummbeinigen Dachshundes durch- aus nicht verſchieden. Die Franzoſen nennen dieſe Race Basset und Basset à jambes droites, die Engländer Tumbler. Wir kennen dieſelbe erſt ſeit dem 16. Jahrhunderte, wo ſie von Johannes Cajus zuerſt unter den Hunden Groß-Britanniens unter dem Namen Tumbler aufgeführt erſcheint. In allen ihren Eigenſchaften kommt ſie mit dem krummbeinigen Dachshunde beinahe vollſtändig überein und kann auch in derſelben Weiſe verwendet werden; doch eignet ſie ſich weit mehr zum Stöbern und zur offenen Jagd im Walde, als zum Kriechen in unterirdiſche Baue. 181 3. Der ſchweinſchwänzige Dachshund (Canis vertagus, syosurus). In dieſer Form, welche rückſichtlich ihrer körperlichen Merkmale zwiſchen dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) und dem geradebeinigen (Canis vertagus, rectipes) gleichſam in der Mitte ſteht, kann man nur eine Blend— lingsrace erblicken, welche die beiden genannten Formen zu ihren Stammältern hat. Sie iſt daher offenbar ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung. Sowohl in der Größe, als auch in allen ihren weſentlichen körperlichen Merk— malen ſtimmt dieſe Race mit dem krummbeinigen Dachshunde überein und unter— ſcheidet ſich von dieſem nur durch die etwas kürzere und minder ſpitze Schnauze, nicht ſo ſtark nach auswärts gebogene Vorderfüße, etwas breitere Ohren, und den längeren und dünneren Schwanz, der auch weit mehr nach vorwärts gekrümmt und ſichelförmig wieder nach einwärts gebogen getragen wird. An den Hinterfüßen tft beinahe regelmäßig eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung bietet von der beim krummbeinigen Dachshunde gewöhnlich vor— kommenden durchaus keine Verſchiedenheit dar und iſt beinahe immer tief glänzend ſchwarz, an den Lippen, den Wangen, den Seiten der Bruſt, dem Geſäße und den Füßen rothgelb, nebſt einem ebenſo gefärbten kleinen rundlichen Flecken ober jedem Auge. Häufig ſind auch der Vorderhals, die Bruſt, der Bauch und die Pfoten weiß. Die Verwendung dieſer Race iſt dieſelbe, wie jene des krummbeinigen und geradebeinigen Dachshundes. 4. Der rauhe Dachshund (Canis vertagus, hirsutus). Es ſtellt ſich dieſe Form als eine Miſchlingsrace dar, welche aller Wahrſchein— lichkeit nach durch Kreuzung des geradebeinigen Dachshundes (Canis vertagus, rectipes) mit dem rauhen Pintſche (Canis extrarius, hispanicus hirsutus) erzielt wurde. Sie dürfte ſonach für einen dreifachen Baſtard gemiſchter Kreuzung gelten. Der rauhe Dachshund iſt eine der kleinſten Racen in der Gruppe der Dachs— hunde, welche immer kleiner als der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus, valgus), und meiſtens ſehr klein und nur von der Größe des Bologneſerhundes (Canis extrarius, hispanicus melitaeus) iſt. In ſeinen Körperformen bietet derſelbe einige Aehnlichkeit mit dem Burgos (Canis extrarius, hispanicus villosus) ſowohl, als auch mit dem zottigen Dachs— hunde (Canis vertagus, sericeus) dar, von welchem letzteren er ſich jedoch durch nachſtehende Merkmale deutlich unterſcheidet. Sein Kopf iſt kleiner, kürzer und auch weniger hoch, die Schnauze minder lang und ſpitzer, die Ohren ſind kürzer und ſchmäler, der Leib iſt etwas ſchmächtiger, die Beine ſind niederer, und die vorderen vollkommen gerade und am Handgelenk etwas verdickt; doch fehlt auch ihm eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen. Die Behaarung iſt merklich kürzer, glatt-zottig, ſtraff und weich. Die Färbung erſcheint meiſtens einfärbig weiß, röthlich- oder graulichweiß, nicht ſelten aber auch gelbbraun oder ſchwarz auf weißem Grunde gefleckt. Bisweilen iſt nur der Kopf allein von gelbbrauner oder ſchwarzer Farbe, der übrige Körper aber weiß. s Man pflegt dieſe Race nur als Schooßhund zu halten. 5. Der zottige Dadshund (Canis vertagus, sericeus). Ueber die Abſtammung dieſer Race vom krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) und dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) kann um ſo weniger ein Zweifel beſtehen, als die Merkmale dieſer beiden Formen deutlich in derſelben vereinigt ſind. Sie iſt daher unbedingt als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung zu betrachten. Bezüglich ihrer Geſammtform ſchließt ſich dieſelbe mehr dem krummbeinigen Dachshunde, als dem großen Seidenhunde an, obgleich ſie auch manche Merkmale dieſer Race an ſich trägt. Sie iſt größer als die erſtgenannte Form und unterſcheidet ſich von derſelben durch nachſtehende Kennzeichen. Ihr Kopf iſt verhältnißmäßig kleiner, das Hinterhaupt minder breit, die Schnauze etwas höher und auch weniger zugeſpitzt. Der Leib iſt nicht ſo ſtark geſtreckt, die Bruſt ſchmäler, die Beine ſind merklich höher, und die vorderen Handgelenke nicht jo ſtark nach auswärts gebogen. An den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vor— handen und der Schwanz erſcheint durch die reichliche Behaarung dicker. Die Behaarung iſt ziemlich lang, zottig-gewellt, weich und fein, am längſten aber am Bauche, an der Hinterſeite der Beine, und vorzüglich an den Ohren und am Schwanze, insbeſondere an deſſen Unterſeite, wo ſie lange Franſen bildet. Die Färbung iſt in der Regel auf der Oberſeite des Körpers, ſo wie auch auf der Außenſeite der Oberarme und der Schenkel ſchwarz, auf der Schnauze, an den Wangen, der Bruſt, dem Bauche, der Innenſeite der Beine und an den Unterfüßen roſt⸗ oder hellbräunlichgelb, und ein ebenſo gefärbter kleiner rundlicher Flecken befindet ſich jederſeits oberhalb des Auges. Häufig kommen aber auch einfärbige ſchwarze oder gelbbraune und nicht ſelten ſogar gefleckte Abänderungen vor, welche mit größeren gelbbraunen Flecken auf weißem Grunde beſetzt ſind. Weiße Abzeichen werden ſehr oft an verſchiedenen Theilen des Körpers angetroffen. Mit dieſer Race ſind wir erſt um die Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt geworden, wo ſie von Ridinger zuerſt abgebildet wurde. Ungeachtet ſie größer als der krummbeinige Dachshund iſt, ſo kann ſie den— noch ſo wie dieſer, zum Kriechen in die unterirdiſchen Baue des Dachſes, Fuchſes, des Bibers und auch der Fiſchotter verwendet werden und iſt auch eben ſo tauglich zur offenen Jagd. 6. Der langhaarige Dachshund (Canis vertagus, longipilis). Schon auf den erſten Blick gibt ſich dieſer Hund als eine Blendlingsform kund, welche nur aus der Vermiſchung des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) hervor— gegangen ſein kann. Sie iſt daher ohne Zweifel ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung. Obgleich in ihrer Geſtalt nicht auffallend vom krummbeinigen Dachshunde ver— ſchieden, doch viel größer als derſelbe, zeigt ſie in der Bildung ihrer einzelnen Körper— theile mancherlei Abweichungen von dieſer Form. Der Kopf iſt etwas kleiner, das Hinterhaupt nicht ſo breit, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze höher und ſtumpfer, der Leib etwas weniger geſtreckt und voller, und die Bruſt minder breit. Die Beine ſind verhältnißmäßig höher, und die vorderen am Handgelenke minder ſtark nach auswärts gebogen. An den Hinter— füßen kommt keine fünfte Afterzehe vor, und der Schwanz erſcheint in Folge der längeren Behaarung dicker, und wird auch nie ſo ſtark nach aufwärts gebogen und ſehr oft auch gerade ausgeſtreckt getragen. Die Behaarung iſt ziemlich lang, etwas gekräuſelt und weich, am längſten aber an den Ohren und an der Unterſeite des Schwanzes, wo dieſelbe beinahe zottig erſcheint. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig hellbraun, rothbraun, oder ſchwarz, bis— weilen aber auch weiß, gelblich-, oder röthlichweiß. Auch dieſe Race eignet ſich ganz gut zur offenen Jagd. 7. Der Roll-Dachshund (Canis vertagus, lasiotus). Es dürfte wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race das Ergebniß der Kreuzung des langhaarigen Dachshundes (Canis vertagus, longipilis) mit dem Schafhunde (Canis domesticus, pastoreus) ſei, wie dieß aus ihren körper— lichen Merkmalen ziemlich deutlich zu erſehen iſt. Sie dürfte ſonach ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſein. Zunächſt mit dem langhaarigen Dachshunde verwandt, aber etwas kleiner als derſelbe und auch leichter als dieſer gebaut, unterſcheidet ſich der Roll-Dachshund von der genannten Race, durch die ſchwächer gewölbte Stirne, die minder ſtumpfe Schnauze, die kürzeren, aber beinahe vollſtändig hängenden Ohren, den etwas längeren und dünneren Hals, den nicht ſo ſtark geſtreckten und auch weniger vollen Leib, die ver— hältnißmäßig höheren, am vorderen Handgelenke verdickten, aber nicht nach auswärts gebogenen Beine, die etwas längeren Schenkel, und die nur ſehr ſchwach gewellte, rauhe, zottige Behaarung des Körpers, welche an den Ohren und der Unterſeite des Schwanzes am längſten iſt, und um die Schnauze eine Art von Bart bildet. An den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt meiſtens auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite 184 der Beine ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine, und an der Schnauze roſtgelb, und über jedem Auge befindet ſich ein kleiner, rundlicher roſtgelber Flecken. Bisweilen erſcheint dieſelbe aber auch einfärbig hellbraun, gelblich⸗ weiß, oder ſchwarz. Dieſe Race wird vorzüglich in den Tiroler- und Schweizer-Alpen angetroffen und daſelbſt in gleicher Weiſe wie der krummbeinige Dachshund benützt. 3. Der gelleckte Jachshund (Canis vertagus, varius). Offenbar verdankt dieſe Miſchlingsrace der Anpaarung des krummbeinigen Dachs⸗ hundes (Canis vertagus, valgus) mit dem Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus major) ihre Entſtehung und iſt ſonach als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. In ihren Körperformen kommt ſie im Allgemeinen jo ziemlich mit dem krumm⸗ beinigen Dachshunde überein, doch iſt ſie merklich größer als derſelbe. Die Merkmale, durch welche ſie ſich von dieſem unterſcheidet, beſtehen darin, daß ihr Kopf größer und höher, die Schnauze verhältnißmäßig kürzer, dicker, und weniger ſpitz, die Ohren breiter, die Beine merklich höher, die Vorderbeine minder ſtark nach auswärts gebogen, und der Schwanz etwas länger, und auch dünner iſt. Sehr oft kommt an den Hinterfüßen auch eine fünfte Afterzehe vor. Die Behaarung iſt wie beim krummbeinigen Dachshunde kurz, glatt anliegend, und glänzend. Die Färbung dagegen iſt von der gewöhnlich bei dieſer Art vorkommenden durchaus verſchieden, indem dieſelbe entweder einfärbig weiß oder gelblichweiß, oder auch mit mehr oder weniger ausgebreiteten, unregelmäßigen ſchwarzen oder braunen, meiſt aber dunkel kaſtanienbraunen Flecken auf hellem Grunde gezeichnet erſcheint. 9. Der doppelnafige Jachshund (Canis vertagus, Nasica). Dieſer Hund gibt ſich ſeinen äußeren Formen nach als eine Blendlingsrace kund, die aus der Vermiſchung des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit dem doppelnaſigen Bullenbeißer (Canis Molossus, palmatus) hervor⸗ gegangen iſt, wornach ſie als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden muß. Sie iſt von weit beträchtlicherer Größe als der krummbeinige Dachshund (Canis vertagus valgus) und ſteht in dieſer Beziehung bisweilen nicht weit hinter jener des doppelnaſigen Bullenbeißers (Canis Molossus, palmatus) zurück. Die Hauptmerkmale, durch welche ſie ſich von der erſtgenannten Art unter⸗ ſcheidet, ſind der höhere Kopf, die deutlicher gewölbte Stirne, die kürzere, dickere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, die merklich höheren Beine, die noch kräftigeren, aber weniger ſtark nach auswärts gebogenen Vorderfüße, ſo wie der etwas längere und dünnere Schwanz, vorzüglich aber die tief in die Naſen⸗ 1 185 ſcheidewand eindringende Längsfurche, wodurch die Naſe geſpalten und gleichſam doppelt erſcheint. An den Hinterfüßen wird nur bisweilen eine fünfte Afterzehe angetroffen. Auch in der Behaarung iſt ein Unterſchied bemerkbar, indem dieſelbe durchaus nicht jenen Glanz beſitzt, welcher dem krummbeinigen Dachshunde eigen iſt. Die Färbung iſt bald dieſelbe wie die bei der genannten Art gewöhnlich vor— kommende, welche aus Schwarz und Roſtgelb beſteht, bald aber auch einfärbig ſchwarz, gelbbraun oder fahlbraun. 10. Der bunte Dachshund (Canis vertagus, pictus). Mit großer Wahrſcheinlichkeit kann man in dieſem Hunde eine Blendlingsrace erblicken, welche durch Kreuzung des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit dem Roquet (Canis Molossus, frieator hybridus) erzielt worden iſt. Findet ſich dieſe Annahme beſtätigt, ſo iſt dieſe Race ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung. In der Regel iſt dieſelbe merklich kleiner als der krummbeinige Dachshund und meiſtens ſogar ſehr klein. Obgleich ſie in ihren körperlichen Formen im Allgemeinen ziemlich lebhaft an dieſen erinnert, ſo bietet ſie doch mancherlei Verſchiedenheiten dar, durch welche ſie ſich wieder von demſelben entfernt. Ihr Körperbau iſt minder plump, der Kopf verhältnißmäßig kleiner und auch höher, die Stirne deutlicher gewölbt, die Schnauze etwas kürzer und ſtumpfer. Die Ohren ſind ſchmäler, die Beine merklich höher, und die Vorderbeine minder dick, und am Handgelenke auch nicht ſo ſtark nach auswärts gebogen. Eine fünfte After— zehe an den Hinterfüßen wird bei dieſer Race aber nur ſelten angetroffen. Die Behaarung iſt deutlich kürzer, glatter und feiner als bei der oben— genannten Art. Durchaus verſchieden iſt aber die Färbung des Felles, indem daſſelbe immer entweder gelblichgrau oder mausfarben, oder auch ſchiefergrau gefärbt erſcheint und mit größeren oder kleineren ſchwarzen Flecken beſetzt iſt, zwiſchen denen nicht ſelten auch röthlich- oder fahlgelbe Flecken von verſchiedener Größe eingemengt find. Tourne-Broche iſt der Name, den auch dieſe Race in Frankreich führt. Man pflegt dieſelbe nur zum Vergnügen als Stubenhund zu halten, doch kann ſie auch zur Kaninchen-Jagd verwendet werden. 11. Der geltreifte Dachshund (Canis vertagus, striatus). In den äußeren Formen dieſes Hundes ſind die Merkmale des Dachshundes (Canis vertagus, valgus) und der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) in ſo auffallender Weiſe mit einander vereinigt, daß man ihn unbedingt für einen Abkömmling derſelben und daher für einen doppelten Baſtard gemiſchter Kreuzung betrachten muß. 186 Die Körpergeſtalt dieſer Race iſt beinahe dieſelbe, wie die des doppelnaſigen Dachshundes (Canis vertagus, Nasica), mit welchem fie auch in Anſehung der Größe vollſtändig übereinkommt, und ebenſo wie dieſer, bisweilen faſt von derſelben Größe wie der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major) angetroffen wird. Die etwas längere Schnauze, die merklich längeren und breiteren Ohren, der an ſeiner Unterſeite etwas länger behaarte Schwanz, und vorzüglich die ungeſpaltene Naſe, ſind die Merkmale, durch welche ſie ſich vom doppelnaſigen Dachshunde unterſcheidet. Die Körperbehaarung iſt ebenſo wie bei dieſem, rauh und ohne Glanz. Faſt regelmäßig trifft man aber an den Hinterfüßen eine fünfte Afterzehe an. Die Färbung iſt fahlbraun, mit verloſchenen ſchwarzen, ſchief geſtellten, ſtriemen— artigen Querſtreifen, und häufig iſt auch die Schnauzengegend ſchwärzlich überflogen. 12. Der Domingo Dachshund (Canis vertagus, dominicensis). Ohne Schwierigkeit läßt ſich aus den körperlichen Merkmalen dieſer Blend— lingsrace erkennen, daß ſie der Kreuzung des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit dem Tigerhunde (Canis leporarius, danicus corsicanus) ihre Entſtehung verdankt. Sie ſtellt ſich daher als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Die höchſt mangelhafte Kenntniß, welche wir von dieſer Hunde-Race bis jetzt erhalten haben, beſchränkt ſich nur auf eine ſehr kurze und ungenügende Beſchrei— bung, welche uns Laurillard von derſelben gegeben, und einige wenige ergänzende Notizen, die mir unmittelbar von einem Reiſenden zugekommen ſind, der dieſelbe öfter in Port- au-Prince auf St. Domingo geſehen zu haben verſichert. Hiernach wäre ſie höher und ſchlanker als alle übrigen Dachshund-Racen ge— baut, und daher ihrer Körperform nach die abweichendſte Bildung in dieſer Gruppe. In der Größe ſoll ſie den krummbeinigen Dachshund (Canis vertagus, valgus) übertreffen. Ihre Ohren ſollen beträchtlich kürzer, weniger breit, und auch nicht vollkommen hängend, der Leib ſchmächtiger, die Beine geſtreckter, und am vorderen Handgelenke weniger ſtark nach auswärts gebogen, die Schenkel höher, und der Schwanz länger und dünner ſein. Die gewöhnlich vorkommende Färbung wird als weiß, und ſchwarz gefleckt bezeichnet, doch ſoll dieſelbe ſehr oft auf der Oberſeite des Körpers ſchwarz, auf der Unterſeite weiß, und bisweilen auch einfärbig gelbbraun ſein. Die Augen ſind blau. Dieſe Race ſcheint bis jetzt nur auf St. Domingo oder Hayti gezogen worden zu ſein und iſt uns erſt ſeit ungefähr dreißig Jahren bekannt. 2 Vierte Gruppe. Nag d hn nde (Canes sagaces). Der Kopf iſt groß, von länglicher Form und ziemlich hoch, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze von mäßiger Länge, ziemlich hoch und nach vorne zu nur wenig verſchmälert und abgeſtumpft. Die Lippen ſind ſtärker oder ſchwächer hängend, die Ohren mehr oder weniger lang, breit, abgerundet und hängend. Der Hals iſt ziemlich lang und dick, der Leib ſchwach geſtreckt und nicht ſehr voll, die Bruſt breit. Die Beine ſind mittelhoch und ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel ziemlich lang. Der Schwanz iſt von ziemlicher Länge und dick, die Körperbehaarung kurz und glatt anliegend. Die aberranten Racen dieſer Gruppe deuten auf die Seiden- und Dachshund-, die Bullenbeißer- und Windhundform hin. Alle hierher gehörigen Formen bilden aber nur eine einzige Art. Es iſt dieß: Der Jagdhund (Canis sagax). Auch dieſer iſt eine reine unvermiſchte Form des Hundes, welche von keiner anderen abgeleitet werden kann und deßhalb auch als eine ſelbſtſtändige Art zu betrachten, welche über Mittel- und Nordweſt-Europa und den öſtlichen Theil von Mittel⸗Afrika reicht. Sie iſt die Stammart einer ſehr anſehnlichen Anzahl verſchiedener Formen und Racen; von denen bis jetzt ſchon 35 unterſchieden oder beſchrieben worden ſind. Unter denſelben ſind fünf als ſolche Abänderungen zu betrachten, welche durch klimatiſche Verhältniſſe in Folge geographiſcher Verbreitung hervorgerufen wurden. Dieſe ſind: 188 der deutſche Jagdhund (Canis sagax, germanicus), der Leithund (Canis sagax, venaticus), der franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus), der der engliſche Jagdhund (Canis sagax, anglicus), und afrikaniſche Jagdhund (Canis sagax, africanus). Die übrigen dreißig ſtellen ſich durchgehends als Baſtardformen dar, und zwar: der der de der — — der der de di W mr de der die der de de de di de de de de der 8 8 e e di de de de de de de de de E ee — langhaarige deutſche Jagdhund (Canis sagax, hirsutus), deutſche Stöberhund (Canis sagax, venaticus irritans), langhaarige franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus sericeus), und doppelnaſige franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax gallicus Nasica), als ein⸗ fache Baſtarde reiner Kreuzung; deutſche Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus), normanniſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus normannus), engliſche Fuchshund (Canis sagax, anglicus vulpicapus), und engliſche Bracke (Canis sagax, anglicus Bracca), als einfache Baſtarde ge— miſchter Kreuzung; Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), ruſſiſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus Nasica), deutſche Bracke (Canis sagax, venaticus cursor), deutſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus subcaudatus), kleine Hühnerhund (Canis sagax, venaticus minor), franzöſiſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus avicularius) dalmatiniſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus ragusanus), franzöſiſche Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca), engliſche Stöberhund (Canis sagax, anglicus irritans), langhaarige engliſche Fuchshund (Canis sagax, anglicus villosus), engliſche Hühnerhund (Canis sagax, anglicus avicularius), engliſche Parforcehund (Canis sagax, anglicus major), und engliſche Schweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus), als doppelte Baſtarde gemiſchter Kreuzung; und Steinbracke (Canis sagax, venaticus Bracca), langhaarige Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus sericeus), Waſſer⸗-Hühnerhund (Canis sagax, venaticus aquatilis), portugieſiſche Hühnerhund (Canis sagax, venaticus lusitanicus), langhaarige Hühnerhund (Canis sagax, venaticus longipilis), langhaarige Waſſerhühnerhund (Canis sagax, venaticus villosus), franzöſiſche Stöberhund (Canis sagax, gallicus arrectus), langhaarige engliſche Hühnerhund (Canis sagax, anglicus hirsutus), und Hirſchhund (Canis sagax, anglieus cervinus), als dreifache Baſtarde ge miſchter Kreuzung. 189 J. Der deutſche Jagdhund (Canis sagax, germanicus). In dieſem Hunde, welcher eine reine, unvermiſchte Form des Jagdhundes (Canis sagax) darſtellt und als die Grundform derſelben anzuſehen iſt, kann man nur eine Abänderung dieſer Art erkennen, welche auf klimatiſchen Ver— hältniſſen in Folge geographiſcher Verbreitung beruht, und deren Heimath ſich über den mittleren Theil von Europa und insbeſondere über Deutſchland erſtreckt. Derſelbe iſt von mittlerer Größe, doch nur äußerſt ſelten höher als 1½ Fuß und von ſtarkem, kräftigem Baue. Sein Kopf iſt verhältnißmäßig groß, von länglicher Geſtalt und ziemlich ſtark erhaben. Das Hinterhaupt iſt breit, mit ſtark entwickeltem Knochenkamme, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze nicht ſehr lang, doch ziemlich hoch, und nach vorne zu ſehr wenig verſchmälert und etwas abgeſtumpft. Die Lippen ſind nicht ſehr lang, etwas ſchlaff und hängend, und die Wangenhaut iſt ziemlich geſpannt. Die Ohren ſind ſehr lang, breit, abgerundet, weich und vollkommen hängend, die Augen klein und völlig wagrecht geſtellt. Der Hals iſt ziemlich lang und dick, der Leib ſchwach geſtreckt, verhältnißmäßig etwas ſchlank und gegen die Weichen ziemlich ſtark eingezogen, der Widerriſt mäßig ſtark erhaben, der Rücken nicht ge— krümmt und in der Mitte etwas geſenkt, die Bruſt breit und vorſtehend. Die Beine ſind von mittlerer Höhe, ſchlank und ſtark, und die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel ziemlich lang, und an den Hinterfüßen befindet ſich eine etwas höher geſtellte, bekrallte Afterzehe. Der Schwanz iſt ziemlich lang, an der Wurzel dick, gegen das Ende zu verſchmälert, und reicht bis etwas unter das Ferſengelenk hinab. Gewöhnlich wird derſelbe in die Höhe gerichtet und etwas nach vorwärts gebeugt, aber zuweilen auch gerade nach rückwärts geſtreckt getragen. Die Behaarung des Körpers iſt kurz, glatt anliegend und etwas grob; auch die Ohren und der Schwanz ſind kurz und glatt anliegend behaart, doch iſt das Haar an den Ohren immer feiner. Die Färbung iſt in der Regel auf der Oberſeite des Körpers, und an der Außenſeite der Vorderbeine und der Schenkel ſchwarz oder rothbraun, während die übrigen Körpertheile mit Ausnahme der meiſt weißen Bruſt, mehr oder weniger bräunlichgelb gefärbt erſcheinen. Ueber den Augen befindet ſich jederſeits ein rund— licher, bräunlich-gelber Flecken, und auch die Schnauze iſt an den Lippen, jo wie die Wangen bräunlich⸗-gelb gezeichnet. Sehr oft kommen auch einfärbige Abänderungen, bald von röthlicher, oder rothbrauner, bald von bräunlichgelber, oder grauer Farbe vor, weit ſeltener aber ſchwarze oder weiße. Häufig trifft man dagegen gefleckte Abänderungen an, die entweder mit weißen oder gelblichen Flecken auf dunklem Grunde, oder mit ſchwarzen Flecken auf weißem Grunde gezeichnet ſind. Die Pfoten ſind meiſtens weiß oder gelblich, die Augen ſchwärzlichbraun. Mittelgroße Individuen haben eine Körperlänge von 2 Fuß 4½ Zoll, eine Schwanz— länge von 1 Fuß 1 ½ Zoll, und eine Höhe am Widerriſt von 1 Fuß 4 Zoll 10 Linien. 190 In Frankreich iſt dieſer Hund unter dem Namen Chien courant suisse bekannt. Der deutſche Jagdhund iſt die einzige Form in der Gruppe der Jagdhunde, welche ſchon den alten Römern bekannt war; denn obgleich derſelben von keinem ihrer Schriftſteller Erwähnung gethan wird, ſo treffen wir doch Abbildungen von ihr auf mehreren Antiken an, die aus der ſpäteren Zeit des Kaiſers Auguſtus gegen das Ende des letzten Jahrhunderts vor Chriſtus ſtammen. Deſto häufiger erſcheint dieſer Hund aber ſchon in den älteſten mittelalterlichen Dokumenten der alten Deutſchen, wo er unter verſchiedenen Benennungen aufgeführt wird. So trifft man ihn ihm Alemanniſchen Geſetze unter dem Namen Treibhunt oder Laufhunt (Canis seusius oder Cursor), im Bojiſchen unter der Benennung Triphunt (Seuces doctus) und im Burgundiſchen unter der Benennung Canis segutius. In den Schriften aus der zweiten Hälfte des achten chriſtlichen Jahrhunderts unter Carl dem Großen, wird derſelbe als Triphunt oder Treibhunt (Canis Susis) aufgeführt, und in jenen aus dem 9. bis 15. Jahrhunderte, unter den Benen— nungen Canis Segutius oder Seusius, Seuces, Seucis, Sucis, Susis oder Sussis und sequax, ſo wie auch unter den Namen Canis cursor oder cursalis, und Heſſehunt oder Hetzhunt. Der deutſche Jagdhund iſt flüchtig und leicht, kräftig und ſchnell, und ſowohl durch die Schärfe ſeines Auges, als auch die außerordentliche Feinheit ſeines Geruches vor allen anderen Hundearten zur Jagd befähigt, zu welcher er auch ausſchließlich verwendet wird. Er jagt hauptſächlich nach der Spur und beſitzt ein ſo ſcharfes Spürvermögen, daß er das Wild ſchon aus weiter Ferne wittert. Man bedient ſich ſeiner daher ſowohl zum Aufſpüren und Aufjagen des Wildes, als auch zum Ver— folgen deſſelben und richtet ihn zu jedem dieſer Geſchäfte beſonders ab. Vorzüglich wird er aber auf Haarwild benützt, deſſen Spur er mit lauter, anhaltender Stimme, ohne jedoch eigentlich zu bellen, verfolgt. Seine Intelligenz iſt in hohem Grade entwickelt und ſein Inſtinct bedeutend, daher er auch ſehr gelehrig und ohne große Schwierigkeiten abzurichten iſt. Dabei zeichnet er ſich durch Anhänglichkeit und Treue aus und iſt weder falſch, noch liſtig und ſelbſt nicht gegen Perſonen, die ihm völlig fremd ſind. Sein Gebell, das er außer beim Verfolgen des Wildes nur ſelten erſchallen läßt, iſt ziemlich tieftönend, hellklingend und kurz. 2. Der langhaarige deutſche Jagdhund (Canis sagax, hirsutus). Es ſtellt ſich dieſe Race als ein Blendling dar, der offenbar auf der Ver— miſchung des deutſchen Jagdhundes (Canis sagax, germanicus) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) beruht und daher ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. 191 Sie iſt von derſelben Größe wie der deutſche Jagdhund und auch beinahe von gleicher Geſtalt. Das auffallendſte Merkmal, wodurch ſie ſich von der genannten Form unter— ſcheidet, beſteht in der Art der Behaarung, welche nicht ſo wie bei dieſer, kurz und glatt anliegend, ſondern lang, zottig-gewellt, weich und beinahe ſeidenartig iſt, und auch an den Ohren und am Schwanze lange zottige Franſen bildet. Nur das Geſicht iſt kürzer behaart. Bei einer ſorgfältigen Vergleichung beider Formen bemerkt man aber, daß dieß nicht der einzige Unterſchied iſt, der zwiſchen denſelben beſteht, ſondern daß ſich auch noch andere, wenn gleich nur geringe Verſchiedenheiten in ihren körperlichen Merk— malen ergeben. Beim langhaarigen deutſchen Jagdhunde iſt der Kopf etwas länger und mehr abgeflacht, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze geſtreckter und minder hoch, nach vorne zu mehr verſchmälert und auch weniger ſtumpf. Die Lippen ſind nur ſehr ſchwach hängend, der Leib iſt gedrungener, voller, und in der Weichengegend weit weniger eingezogen. Die Bruſt iſt etwas ſchmäler und auch weniger vorſtehend, und der Schwanz in Folge ſeiner reichlichen Be— haarung länger und beträchtlich dicker. Eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen kommt nur bisweilen vor. Die Färbung iſt dieſelbe, welche beim deutſchen Jagdhunde angetroffen wird. Zur Jagd auf Federwild iſt dieſe Race ganz vorzüglich Agne und wird auch hierzu faſt ausſchließlich verwendet. 3. Der Teithund (Canis sagax, venaticus). Auch dieſer iſt eine reine, unvermiſchte Form und zwar eine durch geographiſche Verbreitung bedingte klimatiſche Abänderung des Jagdhundes (Canis sagax), welche dem öſtlichen Theile von Mittel-Europa angehört und höchſt wahrſcheinlich aus Polen ſtammt. Er iſt eine der größten und kräftigſten Formen in der Gruppe der Jagdhunde, und größer als der deutſche Jagdhund (Canis sagax, germanicus), mit welchem er aber faſt von derſelben Geſtalt iſt. Die Merkmale, durch welche er ſich von dieſem unterſcheidet, ſind folgende. Sein ganzer Körperbau iſt durchaus kräftiger, der Kopf etwas größer, die Schnauze breiter und ſtumpfer. Die Lippen ſind mehr hängend, die Ohren noch länger und breiter, der Leib iſt etwas voller und die Beine ſind verhältnißmäßig kräftiger und ſtärker. Die Körperbehaarung und die Färbung ſind dieſelben wie beim deutſchen Jagdhunde. Dieſe Form, welche in der mittelalterlichen Zeit zu den geſchätzteſten unter allen Hundeformen zählte, wird heut zu Tage nur ſehr ſelten mehr im reinen, unver— 192 miſchten Zuſtande angetroffen und hat ſich vielleicht nur noch in Württemberg und in Oeſterreich zu Ebersdorf an der Donau in jener hellbraunen Zucht mit dunklerem Rücken und Behang erhalten, welche Kaiſer Joſeph II. in dem dortigen Jagdreviere geſtiftet hatte. Die weiße Abänderung, welche ſtets zu den allerſeltenſten gehörte, iſt unter dem Namen „St. Hubertus-Zucht“ bekannt, und ſoll von den Hunden des heiligen Hubertus ſtammen, deren Zucht lange Zeit hindurch in der einſt beſtandenen be— rühmten Benediktiner-Abtei St. Hubert im Ardennenwalde in Luxemburg — wohin alle Jene, die von wüthenden Hunden ſich gebiſſen glaubten, zu wallfahrten pflegten, um ſich daſelbſt Heilung zu erflehen, — ſorgfältig gepflegt und rein erhalten wurde. In Frankreich wird der Leithund Limier, in England aber Blood-hound genannt, eine Benennung, welche daſelbſt auch anderen Hunde-Racen und namentlich dem deutſchen (Canis sagax, venaticus scoticus) und dem engliſchen Schweiß— hunde (Canis sagax, anglicus sanguisequus) beigelegt wird. Schon in der älteſten Zeit des Mittelalters galt dieſer Hund bei den deutſchen Volksſtämmen für die vorzüglichſte unter allen ihnen bekannt geweſenen Jagdhund⸗ Racen. Er iſt der Laitihunt (Canis Ductor) des Alemanniſchen und der Leitihunt (Canis seuces) des Bojiſchen Geſetzes, und erſcheint unter denſelben Namen auch in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts. Man pflegte ihn gewöhnlich nur zur Auffindung und Verfolgung der Spuren des Roth- und Schwarzwildes, ſeltener dagegen auch des Elennthieres zu verwenden. Stets mußte er dem Jäger, der ihn an einem langen Lederriemen hielt, vorangehen und ihn auf der aufgefundenen Fährte, die er nicht verlaſſen durfte, leiten, worauf ſich auch ſeine Benennung gründet, und hatte ſich dabei vollkommen ruhig und ſtill zu verhalten, ohne auch nur einen Laut von ſich zu geben. Dieſe Abrichtung war außerordentlich ſchwierig und erforderte noch mehr Zeit, Mühe und Geduld, als die des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major). Sie mußte ſchon von Jugend an, doch nicht vor Erreichung des erſten Lebensjahres vorgenommen werden und nahm gewöhnlich drei volle Jahre in Anſpruch. Dermalen wird dieſe Dreſſur aber nur ſelten mehr angewendet und der Leit— hund, ſo wie der deutſche Jagdhund (Canis sagax, germanicus) benützt. 4. Der deutſche Stöberhund (Canis sagax, venaticus irritans). In dieſem Hunde erkennt man einen Blendling, der unzweifelhaft aus der Vermiſchung des Leithundes (Canis sagax, venaticus) mit dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) hervorgegangen und ſonach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. Es ſtellt ſich derſelbe unverkennbar als ein Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Formen dar, in welchem die körperlichen Merkmale derſelben deutlich vereinigt ſind. Bezüglich ſeiner Geſtalt im Allgemeinen neigt er ſich aber mehr der erſtgenannten 5 7 OLE 77% 2 4. 5 2 2 75 7 — + — 7 7 727 , 7 70 IX In . WER 2 , , , , LTR, CHE EIG D Q REED BEE 4. D ,. % 2. 2 , e, N IM z 2 7 2 EN LESE N EN ,, 274 5 . 1 N ,, 5 ä 0 ; GH . \ 7 GET $ ODE , e, , ZN . , 7 a 2 RR 7 72 - ” 2 DH, 7 7 z s - Bull⸗Dogg. — a E a — «=? — 2 22 a = az a= * 2 S art — SER SS Sa Ser S. 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Es kann mit großer Wahrſcheinlichkeit angenommen werden, daß dieſe Race ſchon den alten Deutſchen bekannt war und die im Burgundiſchen Geſetze unter dem Namen Canis petrunculus und in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts unter der Benennung Steinbracke (Canis petrunculus oder Petronius) erſcheinende Form mit dieſem Hunde identiſch ſei. Dieſe Race wird bei uns, wie ſchon aus ihrem Namen zu erſehen iſt, zum: Aufſpüren des Wildes und zum Verfolgen deſſelben benützt. — 5. Die Steinbracke (Canis sagax, venaticus Bracca). Wie aus den Merkmalen dieſer Race hervorgeht, beruht dieſelbe auf der Ver— miſchung des deutſchen Stöberhundes (Canis sagax, venaticus irritans) mit der däniſchen Dogge (Canis Molossus, danicus). Sie iſt daher ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung. In ihrer Körperform erinnert dieſelbe zunächſt an die erſtgenannte Race, doch ſind auch gewiſſe Merkmale der letztgenannten, ziemlich deutlich in ihr zu erkennen. Vom deutſchen Stöberhunde, welchen ſie an Größe etwas übertrifft, unters ſcheidet ſie ſich durch den längeren und mehr abgeflachten Kopf, das ſchmälere Hinter— haupt, die ſchwächer gewölbte Stirne, die längere und nach vorne zu noch mehr verſchmälerte, und minder ſtumpfe Schnauze, die kürzeren, ſchmäleren Ohren, den etwas längeren und dünneren Hals, den geſtreckteren und in den Weichen weniger ſtark eingezogenen Leib, die höheren und ſtärkeren, am vorderen Handgelenke kaum verdickten Beine, und den längeren und dickeren Schwanz. An den Hinterfüßen iſt nicht ſelten eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, gelbbraun, roth- oder kaſtanienbraun, grau, oder ſchwarz, und ſehr oft werden auch weiße Abzeichen an verſchiedenen Körperſtellen angetroffen. Seltener ſind die ge— fleckten Abänderungen, welche mit weißen oder gelblichen Flecken auf dunklem Grunde gezeichnet ſind. 92 Auch dieſe Hunde⸗Race ſcheint den alten Deutſchen bekannt geweſen zu ſein, da die in den Schriften aus dem 9. bis 15. Jahrhundert vorkommende Barn— Fitzinger, Der Hund. 13 194 bracke und der Miftbeller oder Miſtbella wohl nur auf diefe Race bezogen werden können. Sie wird ebenſo wie der deutſche Stöberhund hauptſächlich zum Aufſpüren des Wildes benützt und eignet ſich zur offenen Jagd beſſer als die Dachshunde, da ſie gut die Fährte hält; doch ſchneidet ſie nicht ſelten auch das Wild ab und verſcheucht daſſelbe aus dem Reviere. Auch zur Jagd auf Auerhühner kann ſie mit Erfolg verwendet werden, weß— halb ſie in einigen Gebirgsgegenden von den Jägern „Auerhahn-Beller“ genannt wird; doch muß ſie hierzu beſonders abgerichtet werden. 6. Der deutſche Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus). Dieſe Race gibt ſich als ein Blendling kund, deſſen Abſtammung vom Leithunde (Canis sagax, venaticus) und dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) unverkennbar iſt. Er ſtellt ſich ſonach als einfacher Baſtard ge— miſchter Kreuzung dar. Der deutſche Schweißhund iſt eine der größten und zugleich auch kräftigſten Racen in der Gruppe der Jagdhunde, da er den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) an Größe noch übertrifft und bei einer Körperlänge von 3 Fuß, eine Schulterhöhe von mehr als 1¼ Fuß erreicht. In ſeiner Geſtalt im Allgemeinen an denſelben zwar erinnernd, unterſcheidet er ſich von dieſer Race ſchon auf den erſten Blick, durch ſeinen leichteren Gliederbau und ſeine bei Weitem ſchlankeren Formen. Sein Kopf iſt mehr geſtreckt und flacher, das Hinterhaupt nicht ſo breit, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze länger, niederer, ſchmäler und ſtumpf zu⸗ geſpitzt. Die Lippen ſind weit weniger hängend, die Ohren kürzer und ſchmäler, der Hals iſt etwas länger und dünner, der Leib mehr geſtreckt, ſchmächtiger und in den Weichen viel ſtärker eingezogen, und die Beine ſind höher und ſchlanker, die Schenkel beträchtlich länger, die Vorderbeine etwas kürzer als die Hinterbeine. Der Schwanz iſt länger und dünner, und die Körperbehaarung am Bauche minder dicht. Meiſtens iſt an den Hinterfüßen auch eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, hellbraun, dunkelroth⸗ oder kaſtanienbraun, grau, oder ſchwarz; bisweilen iſt aber die Oberſeite braun, grau, oder ſchwarz, die Unterſeite weiß, oder es ſind auch weiße Abzeichen an verſchiedenen Körpertheilen vorhanden. Zu den ſeltener vorkommenden Abände- rungen gehört die ſchwarze, mit bräunlichgelben Füßen. So wie der Leithund (Canis sagax, venaticus) und der engliſche Schweiß⸗ hund (Canis sagax, anglicus sanguisequus), wird auch der deutſche Schweißhund von den Engländern Blood-hound genannt. Er iſt eine der älteſten und geſchätzteſten unter den, den alten Deutſchen und Schotten bekannt geweſenen Jagdhund-Racen. Wir finden ihn ſchon im Bofiſchen 195 Geſetze unter dem Namen Spurihunt (Canis qui in ligamine vestigium tenet), und in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts unter den Benennungen Spürhunt, Schweißhunt oder Bluthunt (Canis vestigabilis), ſo wie auch unter den Namen Canis fugax, sequax oder sagax aufgeführt. So wie der Leithund, wurde auch der deutſche Schweißhund von den alten Deutſchen zur Auffindung und Verfolgung der Spuren des Wildes verwendet und war ebenſo als dieſer geſchätzt. Er wurde von dem Jäger an einem Riemen ge— führt, und war dazu abgerichtet, die Fährte zu halten. In Schottland, wo er in derſelben Weiſe verwendet wurde, benützte man ihn auch ſo wie den engliſchen Schweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus), zur Verfolgung der Spuren der Räuber und des geraubten Viehes. Heut zu Tage gehört er bei uns zu den ſeltener vorkommenden Racen, iſt aber eben jo geſchätzt, als in alter Zeit, und wird auch nur zur Jagd auf Haarwild, und vorzüglich auf Hirſche verwendet. 7. Der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major). Aus den Merkmalen, welche dieſe Race an ſich trägt, läßt ſich deutlich erkennen, daß dieſelbe aus der Vermiſchung des Leithundes (Canis sagax, venaticus) mit der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) hervorgegangen iſt. Sie erſcheint daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung. Sie iſt größer als die erſtgenannte Form und auch ſchwerer als dieſe gebaut, unterſcheidet ſich aber von derſelben durch die ſtärker gewölbte Stirne, die viel kürzeren, bei Weitem nicht ſo breiten und auch nicht ſo weichen Ohren, die meiſtens etwas ſchlaffen Augenlider, durch welche die rothe Bindehaut zum Vorſcheine kommt, durch den kürzeren und dickeren Hals, einen gedrungeneren, volleren und in den Weichen weniger ſtark eingezogenen Leib, die minder ſtark vorſtehende Bruſt, verhältnißmäßig höhere und ſtärkere Beine und etwas längere Schenkel. Eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen iſt beinahe regelmäßig vorhanden. Die Färbung iſt ſehr oft einfärbig dunkelroth-, oder kaſtanienbraun, oder auch bräunlichgelb oder grau, ſeltener dagegen weiß. Weit häufiger erſcheint dieſelbe aber gefleckt, oder getigert, und bald ſind es größere, unregelmäßige, wolkenartige, bald mehr oder weniger dicht ſtehende kleine, punktförmige Flecken von rothbrauner, oder ſchwarzer Farbe, welche auf weißem oder grauem Grunde vertheilt ſind. Bei den einfärbigen Abänderungen kommen häufig auch weiße Abzeichen an verſchiedenen Körperſtellen vor. Die Augen ſind ſchwärzlichbraun. In ſehr vielen Gegenden iſt es bei den Jägern üblich, den Vorſtehhund durch Abhauen des Schwanzes zu verſtümmeln. Den alten Deutſchen war dieſer Hund gleichfalls ſchon in mittelalterlicher Zeit bekannt, wo er im Boßjiſchen Geſetze mit dem Namen Hapichhunt (Canis accep- toricius) und im Frieſiſchen mit dem Namen Canis acceptorius bezeichnet wird. 196 Unter denſelben Benennungen treffen wir ihn auch in den Schriften aus dem 9. bis 15. Jahrhunderte an, ſo wie nicht minder auch unter den Namen Habichthunt und Vogelhunt (Canis avicularius), da man ihn bei der Falkenjagd benützte. Gewöhnlich wird dieſe Race bei uns auch „Hühnerhund“ genannt, während fie die Franzoſen mit der Benennung »Chien couchant« zu bezeichnen pflegen. Dieſe Race wird — wie ſchon ihr Name andeutet — hauptſächlich zum Vor⸗ ſtehen auf der Jagd verwendet und zu dieſem Geſchäfte ganz beſonders abgerichtet. Je ſchärfer bei einem ſolchen Hunde der Geruchsſinn entwickelt iſt, deſto mehr iſt er auch zur Abrichtung geeignet. Gewöhnlich beginnt man mit derſelben ſchon frühzeitig und zwar wenn der Hund ein Alter von % Jahren erreicht hat; doch kann eine ſolche Abrichtung auch ſelbſt noch im zweiten Jahre vorgenommen werden. Zu dieſem Behufe legt der Jäger, welcher die Abrichtung beſorgt, dem Hunde ein Repphuhn vor und lehrt ihn daſſelbe aufzuſuchen, dann vor daſſelbe hinzutreten und ruhig ſtehen zu bleiben, ohne es zu berühren, damit ſich der Hund allmählig daran gewöhne. Hierauf wird er im Freien ſo lange in dieſem Geſchäfte geübt, bis man es dahin gebracht, daß ſich der Hund auch dann ruhig verhält, wenn der Schuß nach dem aufgeſpürten Federwilde gerichtet wird, ſei dieß nun während daſſelbe noch am Boden ſitzt, oder auch im Fluge. Hat der Hund dieſe Dreſſur bereits erlangt, ſo wird er daran gewöhnt, nicht eher das Federwild aufzujagen, als bis ihm dies durch einen Zuruf des Jägers geheißen wird. In beiden Fällen muß er aber die Beute unverſehrt dem Jäger überbringen, ruhig zu demſelben zurückkehren und ſich an ſeiner Seite niederlaſſen. Dieſe Abrichtung, welche ſehr viel Zeit und Geduld erfordert, kann aber auch bei anderen Hunde-Racen in Anwendung gebracht werden, welche eine ähnliche Ab— ſtammung haben, ſo beim langhaarigen Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus sericeus), — dem deutſchen Hühnerhunde (Canis sagax, venaticus subeaudatus), — dem ruſſiſchen (Canis sagax, venaticus Nasica), — langhaarigen (Canis sagax, venaticus longipilis), — kleinen (Canis sagax, venaticus minor), — almatiniſchen (Canis sagax, gallicus ragusanus), und portugieſiſchen Hühner⸗ unde (Canis sagax, venaticus lusitanicus), — dem franzöſiſchen (Canis sagax, allicus avicularius) — und doppelnaſigen franzöſiſchen Hühnerhunde (Canis agax, gallicus Nasica), — dem engliſchen (Canis sagax, anglicus avicularius) — und langhaarigen engliſchen Hühnerhunde (Canis sagax, anglicus hirsutus), — und beim Waſſer⸗Hühnerhunde (Canis sagax, venaticus aquatilis) — und dem langhaarigen Waſſer-Hühnerhunde (Canis sagax, venaticus villosus). Diejenigen, welche ſich Anfangs ungelehrig und hartnäckig zeigen, werden zeiſtens in der Folge nach vollendeter Abrichtung die beiten. Nur vollkommen gut eſſirte Hunde werden auf der Jagd zum Vorſtehen verwendet, ſpielend dreſſirte „ben meiſt keinen guten Appell und werden mehr blos zum Aufſuchen des Feder— mildes benützt. 197 8. Der ruffifhe Bühnerhund (Cauis sagax, venaticus Nasica). Wie aus den körperlichen Merkmalen dieſer Race deutlich zu erſehen ift, kann über die Abſtammung derſelben von dem Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus major) und dem doppelnaſigen Bullenbeißer (Canis Molossus, palmatus) wohl kaum irgend ein Zweifel beſtehen. Sie muß daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. | An Größe und Geſtalt iſt fie der erſtgenannten Race ähnlich und beinahe ebenſo ſchwer und kräftig als dieſe gebaut; doch unterſcheidet ſie ſich von derſelben hauptſächlich durch die noch ſtärker gewölbte Stirne, eine kürzere, höhere und ſtumpfere, etwas aufgeworfene Schnauze, und eine geſpaltene Naſe, indem die in die Naſenſcheidewand tief eingreifende Längsfurche die beiden Naſenlöcher weit von einander trennt. Auch die Spannhäute zwiſchen den Zehen ſind bei dieſer Race ſtark entwickelt und ſehr oft kommt auch eine fünfte Afterzehe an den Hinter— füßen vor. Die Färbung iſt jedoch von jener des Vorſtehhundes durchaus nicht verſchieden und es kommen auch alle Farbenänderungen bei derſelben vor, welche bei dem ge— nannten Hunde angetroffen werden. Der ruſſiſche Hühnerhund wird in derſelben Weiſe wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) benützt. 9. Die deutſche Bracke (Canis sagax, venaticus cursor). Dieſelbe ſtellt ſich ihren äußeren Formen zufolge als ein Blendling dar, der offenbar aus der Kreuzung des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major) mit der franzöſiſchen Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca) hervorgegangen und daher ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Bezüglich ihrer Körperform zwiſchen den beiden genannten Racen in der Mitte ſtehend, ſtellt dieſe Race ein vollſtändiges Verbindungsglied zwiſchen denſelben dar. Sie iſt etwas kleiner als die erſtere und auch leichter als dieſe gebaut, doch größer und ſchwerer als die letztere. Ein ähnliches Verhältniß findet auch bezüglich aller einzelnen Körpertheile ſtatt. Die ſonſtigen Unterſcheidungsmerkmale, welche ſie vom Vorſtehhunde trennen, ſind der etwas kleinere, längere und niederere Kopf, das ſchmälere Hinterhaupt, die minder ſtark gewölbte Stirne, die geſtrecktere, ſchmälere und weniger ſtumpfe Schnauze, die kürzeren und nicht ſo tief herabhängenden Lippen, die etwas kürzeren und ſchmä— leren Ohren, die ſtraffen Augenlider, der längere dünnere Hals, der geſtrecktere und in den Weichen mehr eingezogene Leib, die höheren und ſchwächeren Beine, und der längere und dünnere Schwanz. Eine fünfte Afterzehe wird nur bisweilen angetroffen. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim Vorſtehhunde und kommen auch dieſelben Farbenabänderungen vor. 198 Die deutſche Bracke wird hauptſächlich als Treibhund verwendet und eignet ſich vorzüglich zur Haſenjagd. 10. Der langhaarige Vorkehhund (Canis sagax, venaticus sericeus). Es kann wohl kaum irgend einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race auf der Kreuzung des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) beruht und daher als ein dreifacher Ba— ſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten iſt. Dieſelbe ſtellt ſich als ein unverkennbares Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Formen dar, indem ſie mit der Größe und der allgemeinen Körpergeſtalt der erſteren, den leichteren Bau und die Behaarung der letzteren verbindet, wobei ſie zugleich auch lebhaft an den langhaarigen deutſchen Jagdhund (Canis sagax, hirsutus) erinnert. ö Die feineren Unterſchiede, welche ſie vom Vorſtehhunde (Canis sagax, vena- ticus major) trennen, ſind der etwas längere und mehr abgeflachte Kopf, das minder breite Hinterhaupt, die ſchwächer gewölbte Stirne, die längere und niederere, ſchmälere und minder ſtumpfe Schnauze, die kürzeren Lippen, die längeren und breiteren Ohren, die ſchmälere Bruſt, die etwas dünneren Beine, und der in Folge ſeiner reichlichen Behaarung viel länger und dicker erſcheinende Schwanz. Das Hauptunterſcheidungsmerkmal beſteht aber in der ſehr langen und zottig— gewellten, weichen und beinahe ſeidenartigen Behaarung, welche den ganzen Körper, mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes, überdeckt, und am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Vorderbeine und der Hinterſchenkel, an den Ohren, und am Schwanze, insbeſondere aber an der Unter⸗ ſeite deſſelben am längſten iſt, und lange Franſen bildet. Eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen kommt nur äußerſt ſelten vor. Die Färbung iſt von jener des Vorſtehhundes durchaus nicht verſchieden und es kommen nicht nur alle Farbenabänderungen, welche bei dieſem angetroffen werden, vor, ſondern auch ſehr oft einfärbig röthlichgelbe, oder gefleckte, die mit großen wolkenähnlichen röthlichgelben oder gelbbraunen Flecken auf weißem Grunde ge— zeichnet ſind. | Man pflegt dieſe Race jo wie den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) zur Jagd auf Federwild zu verwenden und erzieht ſie auch hierzu in völlig gleicher Weiſe. 11. Der Waſſer-Hühnerhund (Canis sagax, venaticus aquatilis). Die körperlichen Merkmale dieſes Hundes laſſen deutlich erkennen, daß derſelbe aus der gegenſeitigen Vermiſchung des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major) mit dem großen Pudel (Canis extrarius, aquaticus) hervorgegangen, ſo⸗ nach ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. | | 199 1 Er iſt ſehr nahe mit dem langhaarigen Vorſtehhunde (Canis sagax, vena- ticus sericeus) verwandt und auch von derſelben Körperform und Größe. Der weſentlichſte Unterſchied, wodurch er ſich von dieſer Race unterſcheidet, beſteht faſt nur in der Beſchaffenheit der Behaarung, da dieſelbe nicht ſo lang wie bei dieſer und auch nicht zottig-gewellt und beinahe ſeidenartig, ſondern kürzer, zottig⸗gekräuſelt und mehr wollig iſt. Bei einer genauen und ſorgfältigen Vergleichung dieſer beiden Racen ergibt ſich jedoch, daß beim Waſſer-Hühnerhunde der Kopf weniger geſtreckt und merklich höher, die Stirne etwas ſtärker gewölbt, die Schnauze kürzer, höher und ſtumpfer, der Hals etwas verkürzt und dicker, der Leib gedrungener und voller, und die Beine verhältnißmäßig minder hoch und etwas ſtärker ſind. An den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig weiß, gelblich-, röthlich- oder graulichweiß, oder auch gräu, doch kommen ſehr oft auch gefleckte Abänderungen vor, welche mit großen unregelmäßigen verloſchenen wolkenartigen Flecken von ſchwarzgrauer, roth— brauner oder ſchwarzer Farbe auf hellem Grunde gezeichnet ſind. Wir haben dieſe Race erſt durch Ridinger um die Mitte des 18. Jahrhun— derts kennen gelernt, indem uns derſelbe eine ſchöne Abbildung von ihr mitge— theilt hatte. Sie eignet ſich ganz vorzüglich zur Jagd auf Federwild und insbeſondere auf Sumpf⸗ und Waſſervögel, da ſie ſehr gerne in's Waſſer geht. Ihre Abrichtung erfolgt in gleicher Weiſe wie beim Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus major). 12. Der deutſche Fühnerhund Canis sagax, venaticus subcaudatus). Man wird wohl kaum einen Irrthum begehen, wenn man dieſe Race aus der Kreuzung des Leithundes (Canis sagax, venaticus) mit dem franzöſiſchen Hühner— hunde (Canis sagax, gallicus avicularius) abzuleiten ſucht und dieſelbe für einen doppelten Baſtard gemiſchter Kreuzung hält. Sowohl in ihrer Geſammtform, als auch in der Bildung aller ihrer einzelnen Körpertheile ſteht ſie zwiſchen denſelben genau in der Mitte; doch erinnert ſie in ihren Formen auch einigermaßen an den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), von welchem ſie ſich außer der etwas geringeren Größe und dem minder ſchweren Körperbaue durch nachſtehende Merkmale unterſcheidet. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze etwas länger, niederer, nach vorne zu ſchwach verſchmälert und auch weniger ſtumpf. Die Lippen ſind etwas kürzer und nicht ſo tief herabhängend, die Ohren länger und breiter, und die Augen verhältnißmäßig größer. Der Hals iſt etwas länger und dünner, der Leib weniger voll, die Beine ſind höher und ſchwächer, und der n iſt beträchtlich kürzer und erſcheint deßhalb dicker. Dieſe auffallende Verkürzung des Schwanzes beruht aber nicht auf einem 200 urſprünglichen, dieſer Race eigenthümlichen Merkmale, ſondern hat ſich erſt im Laufe der Zeiten eingeſtellt und iſt erwieſenermaßen als ein künſtlich hervorgerufenes und ererbtes Merkmal zu betrachten, indem durch die mit Ausdauer fortgeſetzte Sitte, dieſe Race durch das Abhauen des Schwanzes ſchon in zarter Jugend zu verſtüm⸗ meln, jener Charakter nach mehreren Generationen zu einem beſtändigen geworden iſt. An den Hinterfüßen kommt ſehr oft eine fünfte Afterzehe vor. Die am häufigſten vorkommende Färbung iſt die gefleckte oder getigerte, indem bald größere wolkenartige, bald kleinere mehr punktförmige gelbbraune, rothbraune, ſchwarzbraune, dunkelgraue oder ſchwarze Flecken, über eine weiße, iſabellfarbene, bräunlichgelbe oder hellgraue Grundfarbe verbreitet ſind, und wobei die Ohren faſt immer von dieſen dunkleren Farben eingenommen werden. Weit ſeltener ſind die einfärbigen Abänderungen bei dieſer Race, welche meiſtens eine weiße, iſabellgelbe oder bräunlichgelbe, ſeltener dagegen eine roth- oder kaſtanienbraune, und am aller- ſeltenſten eine ſchwarze Färbung darbieten. So wie den engliſchen Hühnerhund (Canis sagax, anglicus avicularius), nennen die Engländer auch dieſe Race Pointer, die Franzoſen Chien d'arrét. Sie wird ebenſo wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), zur Jagd auf Federwild verwendet und auch in gleicher Weiſe zu dieſem Dienſte ab— gerichtet. 13. Der kleine Hühnerhund (Canis sagax, venaticus minor). Dieſe Race ſcheint ein Blendling zu ſein, der aus der Vermiſchung des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, venaticus subcaudatus) mit dem dalmatiniſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus ragusanus) hervorgegangen iſt, wornach ſie ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung wäre. Immer kleiner als der erſtere und auch leichter als dieſer gebaut, ſtellt dieſe Race ein deutlich ausgeſprochenes Mittelglied zwiſchen demſelben und dem letztgenann⸗ ten Hunde dar. Die Merkmale, welche ſie vom deutſchen Hühnerhunde unterſcheiden, ſind der kleinere, geſtrecktere und minder hohe Kopf, das ſchmälere Hinterhaupt, die ſchwächer gewölbte Stirne, die etwas längere und niederere, ſchmälere und weniger ſtumpfe Schnauze, die kürzeren und ſchmäleren Ohren, der längere und dünnere Hals, der ſchmüchtizere Leib, die verhältnißmäßig höheren Beine, und der etwas längere Schwanz. An den Hinterfüßen wird häufig eine fünfte Afterzehe angetroffen. Die Färbung erſcheint immer getigert, indem die weiße, iſabellfarbene, bräunlich- gelbe, oder graue Grundfarbe mit ziemlich dicht ſtehenden kleinen, rundlichen und faſt punktförmigen Flecken von dunkelbrauner, oder ſchwarzer Farbe überſäet ſind. Die Ohren und ihre nächſte Umgegend ſind regelmäßig dunkelbraun, oder ſchwarz gefärbt. Von dieſer Race werden oft ſehr kleine Individuen gezogen, die jedoch nur ein Ergebniß der Cultur ſind und durch veränderte Lebensweiſe, insbeſondere aber durch Anwendung künſtlicher Mittel erzielt werden. Das kleinſte unter den bis jetzt 201 bekannt gewordenen wurde aber in Sachſen gezogen, denn jeine Körperlänge betrug bei einem Lebensalter von zwei Jahren nicht mehr als 5 Zoll. Lange war dieſe Seltenheit im königlichen Muſeum zu Dresden aufgeſtellt, doch wurde ſie beim Brande deſſelben im Jahre 1848 ein Raub der Flammen. Was die Verwendung dieſer Race betrifft, ſo kann ſie zwar ebenſo wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), zur Jagd auf Federwild benützt werden, doch iſt es weit ſchwieriger, dieſelbe hierzu zu dreſſiren. 14. Der portugieſiſche Fühnerhund (Canis sagax, venaticus lusitanicus). Wie aus den äußeren Merkmalen dieſer Race zu erſehen iſt, dürfte dieſelbe auf der gegenſeitigen Vermiſchung des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, vena- ticus subeaudatus) mit dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, val- gus) beruhen. Sie könnte daher als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. In der Geſtalt ſowohl, als auch in der Größe dem deutſchen Stöberhunde (Canis sagax, venaticus irritans) ähnlich, läßt auch dieſe Race in ihren körper— lichen Formen ihre Abkunft vom krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, val- gus) nicht verkennen. Sie unterſcheidet ſich jedoch von der erſtgenannten Race durch den etwas klei— neren Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, etwas kürzere und ſchmälere Ohren, einen längeren und nicht ſo dicken Hals, höhere und ſchwächere Beine, von denen die vorderen jedoch, ſo wie bei dieſer, am Handgelenke verdickt und beinahe vollkommen gerade ſind, und durch den beträchtlich kürzeren und auch dickeren Schwanz. An den Hinterfüßen iſt meiſtens eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim deutſchen Hühnerhunde (Canis sagax, ve- naticus subcaudatus). Auch dieſe Race iſt zur Jagd auf Federwild geeignet und wird hierzu ebenſo wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) erzogen. 15. Der langhaarige Hühnerhund (Canis sagax, venaticus longipilis). Offenbar ſtellt dieſe Race einen Blendling dar, der durch Anpaarung des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, venaticus subcaudatus) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) entſtanden und ſonach ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Die nahe Verwandtſchaft dieſer Race mit dem langhaarigen Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus sericeus) ſpricht ſich ſowohl in der Körpergeſtalt im Allgemeinen, als auch in der langen, zottig⸗gewellten, weichen und faſt ſeidenartigen Behaarung, bezüglich welcher ſie mit demſelben vollſtändig übereinkommt, ſehr deut— lich aus, und es erfordert eine genaue und ſorgfältige Vergleichung, um dieſe beiden Racen nicht mit einander zu verwechſeln. 202 Die wenigen Merkmale, wodurch ſich der langhaarige Hühnerhund vom lang— haarigen Vorſtehhunde unterſcheidet, ſind außer der etwas geringeren Größe, und dem noch leichteren Körperbaue, der etwas kleinere Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, die etwas längere, niederere, und nach vorne zu noch mehr verſchmälerte, minder ſtumpfe Schnauze, die noch merklicher verkürzten Lippen, die längeren und breiteren Ohren, der etwas längere und dünnere Hals, der weniger volle Leib, und die etwas höheren und dünneren Beine. An den Hinterfüßen kommt nur äußerſt ſelten eine fünfte Afterzehe vor. Die Färbung iſt von jener des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, vena- ticus subeaudatus) durchaus nicht verſchieden, und bietet alle jene Abänderungen dar, welche auch bei dieſem angetroffen werden. Zur Jagd auf Federwild iſt dieſe Race ganz beſonders geeignet und wird auch allenthalben hierzu jo wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), be- nützt und abgerichtet. 16. Der langhaarige Wafer-Hühnerhund (Canis sagax, venaticus villosus). Es kann wohl kaum bezweifelt werden, daß dieſe Race das Ergebniß der Kreuzung des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, venaticus subcaudatus) mit dem kraushaarigen Neufoundländerhunde (Canis extrarius, aquaticus Terrae- novae), daher ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Sie ſteht dem langhaarigen Hühnerhunde (Canis sagax, venaticus longipilis) ſehr nahe und unterſcheidet ſich von dieſem in derſelben Weiſe, wie der Waſſer⸗ Hühnerhund (Canis sagax, venaticus aquatilis) vom langhaarigen Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus sericeus). Der Hauptunterſchied liegt ſonach in der Beſchaffenheit der Behaarung, welche nicht jo lang, und auch nicht zottig-gewellt und beinahe ſeidenhaarig wie beim langhaarigen Hühnerhunde, ſondern kürzer, zottig-gekräuſelt, und mehr wollig iſt. Vom Waſſer⸗Hühnerhunde, mit welchem dieſe Race gleichfalls ſehr nahe ver⸗ wandt iſt, unterſcheiden ſie die etwas geringere Größe, der leichtere Bau, der kleinere Kopf und die etwas höheren Beine. An den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung kommt ganz mit jener des langhaarigen Hühnerhundes überein. Auch dieſe Race geht gerne in's Waſſer und wird deßhalb zur Jagd auf Sumpf und Waſſervögel mit gutem Erfolge verwendet. Ihre Abrichtung iſt von jener des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major) durchaus nicht ver— ſchieden. 17. Der franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus). Jedenfalls gibt ſich dieſer Hund als eine reine, unvermiſchte Form zu er— kennen, und zwar als eine Abänderung des Jagdhundes (Canis sagax), welche durch klimatiſche Einflüſſe in Folge geographiſcher Verbreitung hervor— 203 gerufen wurde, den weſtlichen Theil von Mittel-Europa einnimmt, und die offenbar aus Frankreich ſtammt. In ſeinen Formen ſowohl dem deutſchen Jagdhunde (Canis sagax, ger- manicus), als auch dem Leithunde (Canis sagax, venaticus) ähnlich, neigt er ſich bezüglich ſeines leichteren Baues und ſeiner Größe mehr dem erſteren, in Anſehung ſeiner allgemeinen Körperform aber mehr dem letzteren zu. Die weſentlichſten Kennzeichen, welche ihn von demſelben unterſcheiden, ſind der etwas kleinere Kopf, die weit mehr gewölbte Stirne, die längere und minder hohe, nach vorne zu ziemlich ſtark verſchmälerte und nicht ſehr ſtumpfe Schnauze, die merklich kürzeren und daher auch nicht ſo tief herabhängenden Lippen, die etwas kürzeren und weniger breiten Ohren, die verhältnißmäßig größeren, mehr hervor— tretenden Augen, der merklich längere und dünnere Hals, der ſchmächtigere Leib, die etwas höheren und minder ſtarken Beine, der längere und dickere Schwanz, und die gröbere Behaarung am Bauche. Die Färbung erſcheint immer gefleckt, indem die weiße oder iſabellgelbe Grund— farbe mit größeren gelbbraunen, dunkelbraunen oder ſchwarzen wolkenähnlichen Flecken und nicht ſelten von zweierlei Farben gezeichnet iſt. Die Ohren und die angrenzenden Theile des Kopfes ſind immer von einer dieſer dunklen Farben eingenommen. Chien courant iſt der Name, mit welchem die Franzoſen dieſen Hund be— zeichnen. Von den Italienern wird er Cane da Corsa genannt. Der franzöſiſche Jagdhund wird ebenſo wie der deutſche (Canis sagax, ger- manicus), zum Aufſpüren und Aufjagen des Wildes, und zur Verfolgung deſſelben benützt. 18. Der langhaarige franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus sericeus). Aus den Merkmalen dieſer Race geht unverkennbar hervor, daß dieſelbe der Kreuzung des franzöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) ihre Entſtehung verdankt und daß ſie ſo— nach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Ihre Abſtammung iſt daher beinahe dieſelbe wie die des langhaarigen deutſchen Jagdhundes (Canis sagax, hir- sutus), der ſie in Frankreich erſetzt. An Größe iſt dieſe Race dem franzöſiſchen Jagdhunde vollkommen gleich, und auch ihre Geſtalt iſt beinahe dieſelbe, doch unterſcheidet ſie ſich von dieſem in auf— fallender Weiſe durch die Behaarung, welche nicht kurz und glatt anliegend wie bei dieſem, ſondern lang, zottig⸗gewellt, weich und nahezu ſeidenartig iſt, und insbeſondere an den Ohren und dem Schwanze in langen Franſen herabhängt. Vom langhaarigen deutſchen Jagdhunde (Canis sagax, hirsutus), welchem dieſe Race ſehr nahe ſteht, iſt dieſelbe durch den kleineren Kopf, die ſtärker gewölbte Stirne, die etwas längere und minder hohe, nach vorne zu mehr verſchmälerte und weniger ſtumpfe Schnauze, die kürzeren Lippen, den längeren und minder dicken 204 Hals, den ſchmächtigeren Leib, und die höheren Beine deutlich unterſchieden. An den Hinterfüßen wird nur bisweilen eine fünfte Afterzehe angetroffen. Die Färbung kommt mit jener des franzöſiſchen Jagdhundes überein. So wie der langhaarige deutſche Jagdhund (Canis sagax, hirsutus), wird auch der langhaarige franzöſiſche, hauptſächlich zur Jagd auf Federwild benützt. 19. Der franzöffhe Stöberhund (Canis sagax, gallicus arrectus). Wie es ſcheint, dürfte dieſe Race das Ergebniß der Vermiſchung des lang— haarigen franzöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus sericeus) mit dem eng⸗ liſchen Stöberhunde (Canis sagax, anglicus irritans) ſein. Sie könnte ſonach für einen dreifachen Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. Sowohl in der allgemeinen Körperform, als auch in der langen, zottig-gewellten weichen Behaarung iſt dieſe Race dem langhaarigen franzöſiſchen Jagdhunde ähnlich, doch iſt ſie beträchtlich kleiner als derſelbe und unterſcheidet ſich von ihm durch nach— ſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, mehr geſtreckt, und auch minder hoch, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze etwas länger, und nach vorne zu ſchmäler und auch ſpitzer. Die Ohren ſind etwas kürzer, und weniger breit, der Leib iſt geſtreckter und die Beine ſind merklich niederer und ſtärker, und am vorderen Handgelenke verdickt. Bisweilen kommt auch an den Hinterfüßen eine fünfte Afterzehe vor. In der Färbung findet zwiſchen dieſen beiden Racen durchaus kein Unter⸗ ſchied ſtatt. Von den Franzoſen wird dieſe Race Griffon genannt, und ſie benützen die— ſelbe in gleicher Weiſe, wie wir den deutſchen Stöberhund (Canis sagax, venaticus irritans), zum Aufſpüren und Verfolgen des Wildes. 20. Der doppelnafige franzöliſche Bühnerhund (Canis sagax, gallicus Nasica). Es kann als gewiß betrachtet werden, daß dieſe Race ein Blendling des fran⸗ zöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus) mit dem doppelnaſigen Bullenbeißer (Canis Molossus, palmatus), ſomit ein einfacher Baſtard reiner Kreu— zung ſei. Dieſelbe iſt etwas kleiner als der ruſſiſche Hühnerhund (Canis sagax, vena- ticus Nasica), mit welchem ſie in Anſehung ihrer körperlichen Formen ſehr große Aehnlichkeit und auch die geſpaltene Naſe gemein hat, die durch eine tief in die Naſenſcheidewand eingreifende Längsfurche gebildet wird, und wodurch die beiden Naſenlöcher weit von einander getrennt erſcheinen. Ebenſo theilt ſie auch mit dieſer Race die ſtark entwickelten Spannhäute zwiſchen den Zehen. Die einzigen Merkmale, welche ſie von demſelben unterſcheiden, ſind der leichtere Bau, der etwas kleinere Kopf, die geſtrecktere und ſchmälere Schnauze, der längere und dünnere Hals, der ſchmächtigere Leib, und die etwas höheren Beine. An den Hinterfüßen kommt ſehr oft eine fünfte Afterzehe vor. 205 Die Färbung iſt dieſelbe wie beim franzöſiſchen Jagdhunde (Canis sagax, gallicus). Die Franzoſen nennen dieſe Race Braque A nez fendu. Ihre Verwendung iſt dieſelbe wie beim Vorſtehhunde (Canis sagax, vena- ticus major). 21. Der normanniſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus normannus). Aller Wahrſcheinlichkeit nach verdankt dieſe Race der Anpaarung des franzöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus) mit dem franzöſiſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, laniarius) ihre Entſtehung. Sie kann daher für einen einfachen Ba— ſtard gemiſchter Kreuzung gelten. In dieſer Race, welche in ihrer allgemeinen Körperform eine entfernte Aehn— lichkeit mit dem deutſchen Schweißhunde (Canis sagax, venaticus scoticus) er— kennen läßt, ſind die Merkmale des franzöſiſchen Jagdhundes, mit jenen des fran— zöſiſchen Fleiſcherhundes in auffallender Weiſe gepaart. Vom erſteren unterſcheidet ſie ſich durch den geſtreckteren und minder hohen Kopf, die ſchwächer gewölbte Stirne, die längere und niederere, nach vorne zu noch weit mehr verſchmälerte und weniger ſtumpfe Schnauze, die kürzeren, nur ſehr ſchwach hängenden Lippen, durch kürzere und ſchmälere Ohren, einen etwas längeren und dünneren Hals, den ſchlankeren Leib, die höheren und ſchmächtigeren Beine, die kürzeren Schenkel und den dünneren Schwanz. | Die Färbung erſcheint faſt beſtändig gefleckt, indem auf weißem oder gelblich— weißem Grunde einige große wolkenartige Flecken von ſchwarzer, dunkel- oder hell— brauner Farbe vertheilt ſind. Die Ohren und die Kopfſeiten ſind beinahe immer dunkel gefärbt. Weit ſeltener ſind die einfärbigen weißen, gelblichweißen, grauen, braunen oder ſchwarzen Abänderungen. Dieſe Race wird vorzugsweiſe in der Normandie gezogen und verdankt derſelben auch ihre Benennung. Chien courant normand und Chien courant baubis find die Namen, welche ſie in Frankreich führt. Man pflegt ſie zum Aufſpüren und Aufjagen des Haarwildes, ſo wie zum Ver— folgen deſſelben in offener Jagd zu benützen, wozu ſie durch ihren feinen Geruch und ihren leichten Bau ganz vorzüglich geeignet iſt. 22. Der kranzöſiſche Hühnerhund (Canis sagax, gallicus avicularius). Aus den körperlichen Merkmalen dieſer Race geht unverkennbar hervor, daß ſie das Ergebniß der Kreuzung des franzöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus) mit der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) ſei und daher für einen doppelten Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden müſſe. Ihre Abſtammung iſt ſonach beinahe dieſelbe, wie jene des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major), den fie in Frankreich vertritt. 206 In allen ihren Merkmalen verhält fie ſich zum franzöſiſchen Jagdhunde (Canis sagax, gallicus), wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) zum Leithunde (Canis sagax, venaticus), ſo wie ſie denn auch in ihrer allgemeinen Körperform lebhaft an den Vorſtehhund erinnert und ſich von demſelben außer der geringeren Größe und dem leichteren Baue, nur durch folgende Kennzeichen unter⸗ ſcheidet. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze länger, minder hoch, nach vorne zu etwas verſchmälert und daher auch weniger ſtumpf. Die Lippen ſind merklich kürzer und nicht ſo tief herabhängend, die Ohren noch mehr verkürzt und auch etwas weniger breit, die Augen ſind verhältnißmäßig größer, der Hals iſt länger und dünner, der Leib minder voll, die Beine ſind etwas höher und auch weniger ſtark, und der Schwanz iſt länger und dicker. Wie beim Vorſtehhunde, iſt auch bei dieſer Race meiſtens eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen vorhanden, und ebenſo wird auch der etwas ſchlaffen Augen— lider wegen die rothe Bindehaut gewöhnlich ſichtbar. Die Färbung iſt bald einfärbig weiß, Iſabellfarben oder braun, ſeltener dagegen ſchwarz, oder ſie erſcheint auf weißem oder iſabellfarbenem Grunde, mit größeren oder kleineren gelbbraunen, ſchwarzbraunen oder ſchwarzen Flecken gezeichnet. Bis⸗ weilen ſind bei den farbigen Abänderungen die Bruſt und ein Halsring weiß, und kommen auch noch an anderen Körperſtellen weiße Abzeichen vor. In Frankreich führt dieſe Race den Namen Braque, in Italien den Namen Bracco und in England die Benennung Breac. Mit letzterer Benennung pflegt man daſelbſt aber auch die franzöſiſche Bracke (Canis sagax, gallicus Bracca) und den dalmatiniſchen Hühnerhund (Canis sagax, gallicus ragusanus) zu bezeichnen. Bezüglich der Verwendung dieſer Race und jener des Vorſtehhundes (Canis sagax, venaticus major) beſteht durchaus kein Unterſchied. 23. Der dalmatiniſche Fühnerhund (Canis sagax, gallicus ragusanus). Ueber die Abſtammung dieſer Race vom franzöſiſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus avicularius) und dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) kann ihren körperlichen Merkmalen zu Folge kaum ein Zweifel beſtehen. Sie ſtellt ſich ſonach als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. In ihren Körperformen, ſo wie auch in der Größe iſt ſie der erſtgenannten Race ähnlich, während ſie in mancher Beziehung auch an den Tigerhund Canis leporarius, danicus corsicanus) erinnert, mit welchem ſie oft verwechſelt wurde. Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom franzöſiſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus avicularius) unterſcheidet, ſind folgende. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, geſtreckter, und minder hoch, das Hinterhaupt nicht ſo breit, die Stirne flacher, die Schnauze etwas länger, niederer, ſchmäler, und auch weniger ſtumpf. Die Ohren ſind kürzer und ſchmäler, die Augen verhältnißmäßig 207 kleiner, der Hals iſt länger und dünner, der Leib etwas ſchmächtiger. Die Beine ſind höher, und der Schwanz iſt kürzer und dicker. An den Hinterfüßen kommt meiſtens eine fünfte Afterzehe vor. Die Färbung iſt beſtändig getigert, und immer ſind es kleine, ziemlich dicht— ſtehende, rundliche und faſt punktförmige Flecken von bräunlichgelber, dunkelbrauner oder ſchwarzer Farbe, welche über die weiße Grundfarbe verbreitet ſind. Bisweilen trifft man auch bräunlichgelbe und ſchwarze Flecken mit einander gemiſcht an. Die Ohren und die angrenzenden Theile des Kopfes ſind regelmäßig bräunlichgelb, dunkel— braun oder ſchwarz. Dieſe Race, welche auch unter dem Namen „raguſaniſche und bengaliſche Bracke“ bekannt iſt, ſcheint zuerſt in Dalmatien gezogen worden zu ſein, von wo ſie ſpäter nach Bengalen gebracht wurde und von dort wieder nach Europa kam. In manchen Gegenden von Deutſchland wird ſie ihrer bunten Färbung wegen mit dem Namen „Cattun-Hund“ bezeichnet, während ſie in England gewöhnlich Dalmatian-hound oder Breac, in Frankreich Braque de Bengale und in Italien Bracco di Bengala genannt wird. Hie und da beſteht die Gewohnheit, ſie durch Abdrehen der Ohren zu ver— ſtümmeln. Man kann zwar dieſe Race, ſo wie den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) zur Jagd auf Federwild benützen, doch iſt es mit ſehr großer Mühe ver— bunden, dieſelbe gehörig abzurichten. 24. Die franzöſiſche Brake (Canis sagax, gallicus Bracca). Dieſe Race gibt ſich ihren äußeren Formen nach als ein Blendling zu erkennen, der aus der Vermiſchung des franzöſiſchen Jagdhundes (Canis sagax, gallicus) mit dem Tigerhunde (Canis leporarius, danicus corsicanus) hervorgegangen iſt. Sie iſt daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten. Vom dalmatiniſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus ragusanus), mit welchem ſie ſehr nahe verwandt iſt, unterſcheidet ſich dieſe Race außer der geringeren Größe und dem leichteren Körperbaue, durch nachſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt größer, länger und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze länger. Die Ohren ſind länger und breiter, der Leib iſt mehr geſtreckt und in den Weichen ſtärker eingezogen, die Beine ſind etwas ſchwächer und der Schwanz iſt länger und dünner. An den Hinterfüßen iſt nur ſelten eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung erſcheint beinahe immer gefleckt oder getigert, und meiſtens ſind es kleinere, mehr punktförmige und ziemlich dicht ſtehende Flecken von ſchwarzer Farbe, welche auf aſchgrauem Grunde vertheilt, und bisweilen auch mit größeren ſchwarzen Flecken gemengt ſind, bald größere wolkenartige, ſchwarze Flecken auf hell bräunlichgelbem Grunde, und beinahe immer ſind die Ohren und deren nächſte Um— 208 gebung ſchwarz. Weit ſeltener ſind die einfärbigen weißen, hell bräunlichgelben oder ſchwarzen Abänderungen, bei welchen letzteren jedoch ſehr oft weiße Abzeichen, und insbeſondere an der Bruſt und an den Füßen vorkommen. Bisweilen trifft man bei denſelben auch einen weißen Halsring an. Auch dieſe Race nennen die Engländer Breac. Es dürfte wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race es war, welche von den alten Deutſchen — wie wir aus dem Frieſiſchen Geſetze erſehen, — mit dem Namen Canis Bracco bezeichnet wurde, und die auch in den aus dem 9. bis 15. Jahrhunderte herrührenden Schriften unter den Benennungen Brach, Bracke oder Brack, und Brakin oder Brechin (Canis Bracco oder Braccho) aufgeführt erſcheint, ſo wie auch unter den Namen Lyeisca und Lyeisca bracco. Sie wird auf der offenen Jagd als Treibhund und vorzüglich auf Haſen be— nützt, ſchneidet aber häufig das Wild ab und verſprengt daſſelbe über das Grenz— gebiet. Auf den alten Wappen erſcheint ſie gewöhnlich als Sinnbild der Treue und des Gehorſams dargeſtellt, und bildet auf denſelben den eigentlichen heraldiſchen Hund. 25. Der engliſche Jagdhund (Canis sagax, anglicus). Offenbar eine reine, unvermiſchte Form, die eine beſondere Abänderung des Jagdhundes (Canis sagax) bildet und auf klimatiſchen Verhältniſſen in Folge geographiſcher Verbreitung beruht. Sie gehört ausſchließlich dem nordweſtlichen Europa an und ſtammt ohne Zweifel aus England. Der engliſche Jagdhund iſt von der Größe des Leithundes (Canis sagax, venaticus) und auch beinahe von denſelben Körperformen. Die Merkmale, welche ihn von dieſem unterſcheiden, ſind die etwas ſtärker ge— wölbte Stirne, eine längere und nach vorne zu auch mehr verſchmälerte Schnauze, noch längere, breitere und an den Seiten etwas eingerollte Ohren, der merklich längere und dünnere Hals, der etwas ſchlankere und in den Weichen minder ſtark eingezogene Leib, eine weniger vorſtehende Bruſt, die verhältnißmäßig höheren Beine, und eine gröbere Behaarung am Bauche. Die Färbung iſt in der Regel auf der Oberſeite des Körpers rothbraun, auf der Unterſeite deſſelben weiß, und manchmal ſind auch die Schwanzſpitze und eine ſchmale Bläſſe auf der Stirne gleichfalls von weißer Farbe. Bisweilen iſt aber die Grundfarbe des Körpers weiß und mit großen rothbraunen oder ſchwarzen Flecken gezeichnet. Seltener kommen einfärbige Abänderungen vor, die bald röthlich, roth— braun oder bräunlichgelb, bald aber auch ſchwarz oder weiß gefärbt erſcheinen. Heut zu Tage iſt dieſe Form ſelbſt in ihrer Heimath ſelten und wird in Eng⸗ land faſt nirgends mehr in ihrer urſprünglichen Reinheit angetroffen. Talbot oder Old Southern Hound iſt die Benennung, welche ſie daſelbſt führt. 209 26. Der engliſche Tuchshund (Canis sagax, anglicus vulpicapus). Die körperlichen Merkmale dieſer Race laſſen deutlich erkennen, daß dieſelbe aus der Vermiſchung des engliſchen Jagdhundes (Canis sagax, anglicus) mit dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) hervorgegangen, ſomit ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Dieſe ſchöne, leichtgebaute Race iſt eine der ſchlankſten Formen in der Gruppe der Jagdhunde und reiht ſich in Anſehung ihrer Körperbildung zunächſt dem deutſchen Schweißhunde (Canis sagax, venaticus scoticus) an. Sie iſt etwas kleiner als derſelbe und auch noch ſchlanker als dieſer gebaut. Die Schnauze iſt länger und nach vorne zu auch mehr verſchmälert, die Ohren ſind etwas länger und breiter, der Hals iſt länger und dünner, der Leib ſchmächtiger, die Bruſt weniger vorſtehend. Die Beine ſind höher und ſchlanker, die vorderen aber wie beim deutſchen Schweißhunde etwas kürzer, und an den Hinterfüßen iſt meiſtens eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt weiß, mit größeren und kleineren unregelmäßigen, wolkenartigen Flecken von gelblichbrauner, rothbrauner oder ſchwarzer Farbe. Immer ſind es aber die Ohren und deren Umgebung, welche von einer dieſer dunklen Farben eingenommen werden, und meiſtens befindet ſich ein ebenſo gefärbter Flecken an den Leibesſeiten, den Hinterſchenkeln und an der Wurzel des Schwanzes. Die Naſenkuppe iſt in der Regel ſchwarz, bisweilen aber auch fleiſch— farben. Dieſe Race iſt es, welche vorzugsweiſe bei den Fuchsjagden in England ver— wendet, und deßhalb daſelbſt mit dem Namen Fox-hound bezeichnet wird. Sie iſt die geſchätzteſte unter allen Jagdhund-Racen in England und wird von den Jagdfreunden in zahlreichen Meuten gehalten, denen eine Schar von Reitern folgt, wenn dieſelben zur Aufſpürung und Verfolgung des Fuchſes losgelaſſen werden. Seit einigen Jahren, als die Fuchsjagd auch in Ungarn zu einem Vergnügen des hohen Adels und ſelbſt des königlichen Hofes geworden, wird dieſe Race auch dort beſonders gepflegt und meutenweiſe gehalten. 27. Der engliſche Stöberhund (Canis sagax, anglicus irritans). Es kann durchaus keinem Zweifel unterliegen, daß dieſe Race eine Baſtard— form ſei, welche durch Anpaarung des englischen Fuchshundes (Canis sagax, ang- licus vulpicapus) mit dem krummbeinigen Dachshunde (Canis vertagus, valgus) erzielt wurde. Sie ſtellt ſonach einen doppelten Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Der engliſche Stöberhund verhält ſich zum engliſchen Fuchshunde (Canis sagax, anglicus vulpicapus), wie der deutſche Stöberhund (Canis sagax, vena- ticus irritans) zum Leithunde (Canis sagax, venaticus) und auch bei ihm ſind Fitzinger, Der Hund. 14 210 gewiſſe Merkmale des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) deutlich in ſeinen Formen zu erkennen. Vom deutſchen Stöberhunde (Canis sagax, venaticus irritans), mit welchem er in der Größe übereinkommt, unterſcheidet er ſich durch einen merklich kleineren, geſtreckteren und auch niedereren Kopf, das ſchmälere Hinterhaupt, die längere und nach vorne zu ziemlich ſtark verſchmälerte, ſtumpfſpitzige Schnauze, die kürzeren und ſchmäleren Ohren, den längeren und nicht ſo dicken Hals, den ſchmächtigeren Leib, die ſchmälere Bruſt, die längeren und minder ſtarken, am vorderen Handgelenke aber ebenſo verdickten Beine, die höheren Schenkel und den längeren Schwanz. An den Hinterfüßen iſt meiſtens eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt entweder wie beim engliſchen Fuchshunde weiß, mit größeren und kleineren, unregelmäßigen wolkenartigen, gelblichbraunen, rothbraunen oder ſchwarzen Flecken, oder einfärbig dunkelbraun, mit weißen Abzeichen, und meiſtens befindet ſich ein weißer Flecken oberhalb des Nackens. Von den Engländern wird dieſe Race Beagle genannt. Man benützt fie ebenſo wie den deutſchen Stöberhund (Canis sagax, vena- ticus irritans) zum Aufſpüren des Wildes, und verwendet ſie vorzüglich zur Haſen⸗ jagd und zwar in voller Meute. 28. Der langhaarige engliſche Tuchshund (Canis sagax, anglicus villosus). Wie aus den äußeren Merkmalen dieſer Race deutlich hervorgeht, verdankt die⸗ ſelbe der Kreuzung des engliſchen Fuchshundes (Canis sagax, anglicus vulpicapus) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major) ihre Entſtehung. Sie gibt ſich daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung kund. Unter allen langbehaarten Formen des Jagdhundes iſt der langhaarige engliſche Fuchshund diejenige, welche am leichteſten zu erkennen und durch ihren ſchlanken Körperbau von allen übrigen ausgezeichnet iſt. An Größe und Geſtalt dem engliſchen Fuchshunde (Canis sagax, anglicus vulpicapus) faſt völlig gleich, unterſcheidet ſie ſich von demſelben beinahe nur durch die reichliche Behaarung und den in Folge derſelben minder ſchmächtig erſcheinenden Leib und den hierdurch auch länger und beträchtlich dicker ausſehenden Schwanz. Das lange, zottigegewellte, weiche und beinahe ſeidenartige Haar, das den ganzen Körper, mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes, überdeckt, iſt am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Schenkel, an den Ohren und am Schwanze am längſten, vorzüglich aber an der Unterſeite deſſelben, wo es in langen Franſen herabhängt. Eine fünfte Afterzehe an den Hinterfüßen fehlt beinahe immer. Die Färbung iſt von jener des engliſchen Fuchshundes durchaus nicht ver⸗ ſchieden. Was die Benützung betrifft, ſo iſt ſie mit jener der ebengenannten Race völlig gleich. 29. Der englilche Hühnerhund (Canis sagax, anglieus avicularius). Bei genauerer Prüfung der körperlichen Merkmale dieſer Race läßt ſich kaum verkennen, daß dieſelbe aus der Vermiſchung des engliſchen Fuchshundes (Canis sagax, anglicus vulpicapus) mit der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) hervorgegangen, ſonach ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreu— zung ſei. In ihrer Körpergeſtalt im Allgemeinen iſt ſie dem franzöſiſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus avicularius) ähnlich, aber etwas kleiner als derſelbe und auch von leichterem Baue. Die weſentlichſten Merkmale, durch welche ſie ſich von dieſem unterſcheidet, ſind der etwas geſtrecktere und nicht ſo hohe Kopf, die längere, minder hohe und nach vorne zu mehr verſchmälerte, daher noch weniger abgeſtumpfte Schnauze, die längeren und breiteren Ohren, die verhältnißmäßig kleineren Augen, der noch längere und dünnere Hals, der ſchmächtigere Leib, die höheren und ſchlankeren Beine und die etwas längeren Schenkel. An den Hinterfüßen iſt, ſo wie beim franzöſiſchen Hühnerhunde, auch bei dieſer Race meiſtens eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt jener des engliſchen Fuchshundes (Canis sagax, anglicus vulpicapus) völlig gleich. | Pointer ift der Name, mit welchem dieſe Race in England bezeichnet wird, und Chien d’arret die Benennung, welche ſie in Frankreich führt. Aber Eng— länder ſowohl, als auch Franzoſen, wenden dieſelben Benennungen auch für den deutſchen Hühnerhund (Canis sagax, venaticus subcaudatus) an. Man benützt dieſen Hund, ſo wie den Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major) zur Jagd auf Federwild und richtet ihn auch in gleicher Weiſe hierzu ab. 30. Die engliſche Brake (Canis sagax, anglicus Bracca). Dieſe Race gibt ſich deutlich als eine Blendlingsform kund, welche auf der Anpaarung des engliſchen Fuchshundes (Canis sagax, anglicus vulpicapus) mit dem großen Windhunde (Canis leporarius, major) beruht. Sie ſtellt ſich daher als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Die engliſche Bracke iſt die leichteſte Form unter allen Jagdhunden und er— innert in ihrer Geſtalt am meiſten an die Windhundform. Vom engliſchen Fuchshunde (Canis sagax, anglicus vulpicapus), deſſen nahe Verwandtſchaft unverkennbar in ihr ausgeſprochen iſt, unterſcheidet ſie ſich, außer der etwas geringeren Größe, welche nicht über 1 Fuß Schulterhöhe reicht, durch folgende Merkmale. Ihr Kopf iſt kleiner, länger und mehr abgeflacht, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne flacher, die Schnauze länger, niederer und nach vorne zu mehr ver— ſchmälert, und daher auch mehr zugeſpitzt. Die Ohren ſind kürzer, ſchmäler und viel weniger hängend, der Hals iſt länger und dünner, der Leib geſtreckter, ſchmäch— 212 tiger und in den Weichen ſtärker eingezogen, der Rücken ſchwach gekrümmt, die Bruft ſchmäler und mehr tiefliegend. Die Beine ſind höher und ſchlanker, die Schenkel länger, der Schwanz iſt noch länger und dünner, und die Behaarung des Kör— pers feiner. In Anſehung der Färbung kommt dieſe Race vollſtändig mit dem engliſchen Fuchshunde überein. Von den Engländern wird ſie Harrier genannt und faſt nur zur Haſenjagd verwendet, woher ſie auch ihren Namen erhielt. 31. Der langhaarige engliſche Fühnerhund (Canis sagax, anglicus hirsutus). Schon ein oberflächlicher Blick genügt, um in dieſer Race einen Abkömmling des engliſchen Hühnerhundes (Canis sagax, anglicus avicularius) und des ſchot— tiſchen Seidenhundes (Canis extrarius, scoticus) zu erkennen. Sie iſt daher offenbar ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung. f Mit dem langhaarigen engliſchen Fuchshunde (Canis sagax, anglicus vil- losus) ziemlich nahe verwandt, doch nicht jo leicht als dieſer gebaut und etwas kleiner als derſelbe, unterſcheidet ſich dieſe Race von der ebengenannten, durch nach— ſtehende Merkmale. Die Schnauze iſt kürzer, breiter, und ſtumpfer, der Leib weniger geſtreckt, und voller, die Beine ſind merklich niederer, und die Schenkel kürzer. An den Hinter⸗ füßen kommt keine fünfte Afterzehe vor. Die Behaarung iſt von jener des langhaarigen engliſchen Fuchshundes nur dadurch verſchieden, daß ſie etwas kürzer iſt. Die Färbung iſt entweder einfärbig rothgelb, oder weiß und mit größeren wolkenartigen Flecken von rothgelber, kaſtanienbrauner, oder ſchwarzer Farbe ge— zeichnet. Die Ohren und die nächſt angrenzenden Theile des Kopfes werden immer von einer dieſer dunklen Farben eingenommen. Die Engländer bezeichnen dieſe Race mit dem Namen Setter, eine Benennung, welche fie aber auch dem ſchottiſchen Seidenhunde (Canis extrarius, scoticus) bei⸗ legen. Die Franzoſen nennen fie Epagneul écossais und jo wie den kleinen Pintſch (Canis extrarius, aquaticus Gryphus), und den glatten Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus) auch Chien anglais. Auch dieſe Race wird, ſo wie der Vorſtehhund (Canis sagax, venaticus major), zur Jagd auf Federwild verwendet und iſt bei den Engländern deßhalb auch ſehr geſchätzt. 32. Der engliſche Parkorcehund (Canis sagax, anglicus major). Ohne Zweifel iſt dieſe Race eine Blendlingsform, welche auf der Anpaarung des engliſchen Jagdhundes (Canis sagax, anglicus) mit der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) beruht, daher ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung. N 213 Dieſe große ſtarke Race bietet zwar in ihrer Geſammtform einige Aehnlichkeit mit dem Vorſtehhunde (Canis sagax, venaticus major) dar, unterſcheidet ſich aber von demſelben nicht nur durch den leichteren Körperbau, ſondern auch noch durch mancherlei andere Merkmale. Die Schnauze iſt bei derſelben merklich länger, niederer, nach vorne zu ver— ſchmälert, und auch weniger ſtumpf. Die Ohren ſind länger und breiter, der Hals iſt etwas länger und dünner, die Bruſt ſchmäler, die Beine ſind höher und minder ſtark, und die Schenkel länger. An den Hinterfüßen iſt faſt immer eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt meiſtens weiß, oder grau, mit größeren oder kleineren bräun— lichgelben, rothbraunen oder ſchwarzen Flecken gezeichnet, bisweilen aber auch ein— färbig grau, oder ſchwarz. Die Zucht dieſer Race wird nur in England betrieben, wo man ſie faſt nur zur Hirſchjagd benützt. Aus dieſem Grunde wird ſie daſelbſt auch ebenſo wie der Hirſchhund (Canis sagax, anglicus cervinus), Stag-hound genannt. Bei den Franzoſen iſt ſie unter dem Namen Chien courant anglais bekannt. 33. Der enalifhe Ichweißhund (Canis sagax, anglicus sanguisequus). Aus den Merkmalen, welche dieſe Race ſchon bei einem oberflächlichen Anblicke darbietet, iſt deutlich zu erkennen, daß ſie aus der Vermiſchung des engliſchen Jagd— hundes (Canis sagax, anglicus) mit der däniſchen Dogge (Canis Molossus, da- nicus) hervorgegangen, ſonach ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreu— zung ſei. Der engliſche Schweißhund zeichnet ſich nicht nur durch die Schönheit ſeiner Körperform, ſondern auch durch ſeine ſehr beträchtliche Größe aus, indem er bis— weilen eine Schulterhöhe von 2 Fuß 4 Zoll erreicht, und daher zu den allergrößten Formen in der Gruppe der Jagdhunde gehört. In ſeiner Geſtalt im Allgemeinen hat er zwar einige Aehnlichkeit mit dem deutſchen Schweißhunde (Canis sagax, venaticus scoticus), doch unterſcheidet er ſich von demſelben nicht nur durch ſeinen kräftigeren Bau und die überwiegende Körpergröße, ſondern auch durch mancherlei Abweichungen in der Bildung ſeiner einzelnen Körpertheile. Der Kopf iſt mehr geſtreckt und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze länger, breiter und ſtumpfer. Die Lippen ſind mehr hängend, die Ohren länger und breiter, der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib voller, und die Beine ſind ſtärker, die Schenkel minder lang. An den Hinterfüßen iſt ſehr oft eine fünfte Afterzehe vorhanden. 5 Die Färbung erſcheint bald gefleckt, indem auf dunkel röthlich- oder lohbraunem, oder auch auf graubraunem Grunde große ſchwarze Flecken ausgebreitet ſind, bald aber auch einfärbig dunkel röthlich- oder lohbraun, graubraun oder ſchwarz. Bis— 214 weilen iſt die Oberſeite graubraun, die Unterſeite weißlich, und oberhalb der Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner röthlichbrauner Flecken. Manchmal kommen auch weiße Abzeichen, und insbeſondere an der Bruſt vor. Dieſe Race, welche in älterer Zeit häufig in Schottland und England gezogen wurde, iſt dermalen daſelbſt ziemlich ſelten geworden, und wird nur hie und da noch im reinen Zuſtande angetroffen. Blood-hound iſt der Name, unter welchem ſie in England bekannt iſt; doch pflegen die Engländer mit derſelben Benennung auch den Leithund (Canis sagax, venaticus) und den deutſchen Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus) zu bezeichnen. Wir finden dieſen Hund ſchon in den älteſten ſchottiſchen Jagdgeſetzen unter dem Namen Sleut-hound (Canis trassans oder vestigabilis), und er wurde nicht nur zur Aufſuchung und Verfolgung der Spuren des Wildes, ſondern auch des geraubten Viehes und der Räuber benützt; daher in derſelben Weiſe, wie zur Zeit des Mittelalters der deutſche Schweißhund (Canis sagax, venaticus scoticus). 34. Der Pirſchhund (Canis sagax, anglicus cervinus). Ueber die Abſtammung dieſer Race kann nicht leicht ein Zweifel beſtehen, da aus ihren körperlichen Merkmalen deutlich hervorgeht, daß ſie ein Abkömmling des engliſchen Schweißhundes (Canis sagax, anglicus sanquisequus) und der Sau— rüde (Canis leporarius, laniarius suillus) je. Sie muß daher als ein drei— facher Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. Dieſelbe iſt meiſt von gleicher Größe und Stärke wie die erſtgenannte Race, bisweilen aber auch etwas kleiner, und vereinigt mit den Merkmalen derſelben, zum Theile auch jene der Saurüde (Canis leporarius, laniarius suillus) und insbe⸗ ſondere deren Behaarung. Sie gehört ſonach, nebſt dem engliſchen Schweißhunde, zu den größten Formen in der Gruppe der Jagdhunde und ſchließt ſich in Anſehung ihrer Körpergeſtalt im Allgemeinen zunächſt den Windhunden an. Die Unterſcheidungszeichen, welche ſie vom engliſchen Schweißhunde trennen, ſind der etwas kleinere, längere, und minder hohe Kopf, das ſchmälere Hinterhaupt, die ſchwächer gewölbte Stirne, die etwas längere, niederere, und minder ſtumpfe Schnauze, die kürzeren und ſchmäleren Ohren, der ſchmächtigere Leib, die niedereren Beine, und der durch ſeine Behaarung dicker erſcheinende Schwanz. Der Hauptunterſchied liegt aber in der durchaus verſchiedenen Behaarung des Körpers, welche ziemlich lang, zottig-gewellt, rauh und grob, im Geſichte, an den Ohren und der Vorderſeite der Beine etwas kürzer, am Schwanze aber am läng⸗ ſten iſt. An den Hinterfüßen kommt nur ſelten eine fünfte Afterzehe vor. Die Färbung erſcheint meiſtens gefleckt, und bald find es einige größere röth⸗ lichbraune Flecken, welche auf grauem Grunde vertheilt ſind, bald einzelne wenige 215 umfangreichere, theils ſchwarze, theils roſtrothe Flecken, welche ſich an den Seiten des Rückens und über die Ohrengegend verbreiten. Weit ſeltener ſind die einfär— bigen weißlichen, grauen, oder röthlichbraunen Abänderungen. Der Hirſchhund wird nur in England gezogen und gehört auch dort zu den ſelteneren Racen. Er wird vorzugsweiſe zur Hirſchjagd benützt und deßhalb auch, ſo wie der engliſche Parforcehund (Canis sagax, anglicus major), Stag-hound genannt. Man trifft ihn bisweilen auch mit abgeſtutzten Ohren an. 35. Der afrikaniſche Jagdhund (Canis sagax, africanus). Derſelbe ſtellt ſich als eine reine, unvermiſchte Form, und zwar als eine klimatiſche, auf geographiſcher Verbreitung beruhende Abänderung des Jagd— hundes (Canis sagax) dar, die dem öſtlichen Theile von Mittel-Afrika angehört, insbeſondere über Sennaar und den Sudän verbreitet iſt und in älteſter Zeit auch über Nordoſt⸗Afrika reichte. Dieſe höchſt ausgezeichnete Form in der Gruppe der Jagdhunde weicht in ſehr auffallender Weiſe vom Grundtypus derſelben ab und ſchließt ſich in Anſehung ihres Körperbaues zunächſt den Windhunden an. Unter den reinen, unvermiſchten Formen dieſer Gruppe iſt es der franzöſiſche Jagdhund (Canis sagax, gallicus), mit welchem ſie noch am erſten verglichen werden kann, obgleich ſie beinahe in allen ihren einzelnen Körpertheilen ſehr weſent— liche Unterſchiede von demſelben darbietet. Sie iſt beträchtlich kleiner als derſelbe und auch viel leichter gebaut. Ihr Kopf iſt nicht ſo groß, und auch weniger hoch, das Hinterhaupt etwas ſchmäler, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze niederer, nach vorne zu mehr verſchmälert, und auch nicht ſo ſtumpf. Die Lippen ſind nur ſehr ſchwach hängend, die Ohren beträchtlich kürzer und ſchmäler, ſtumpfſpitzig⸗gerundet, ſteifer, und keines⸗ wegs vollſtändig hängend. Der Hals iſt länger und dünner, der Leib gedrungener und ſchmächtiger, die Bruſt ſchmäler, die Beine ſind verhältnißmäßig höher und ſchlanker, die Schenkel etwas länger, der Schwanz iſt dünner, und die Körperbe— haarung kürzer. An den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Die Färbung iſt immer gefleckt, indem die weiße Grundfarbe mit einigen ziemlich großen, wolkenartigen dunkelbraunen Flecken beſetzt iſt, welche ſich theils auf dem Rücken, theils auf den Leibesſeiten befinden. Der Kopf ſammt den Ohren iſt braungelb, die Schnauze etwas heller. Wir finden dieſe Form ſchon auf mehreren alt-ägyptiſchen Denkmälern aus verſchiedenen Perioden abgebildet, von denen das älteſte aus der Zeit der zwölften Dynaſtie herrührt. b Ohne Zweifel war ſie es, welche zu jener Zeit als Jagdhund benützt wurde, wie dieß aus den bildlichen Darſtellungen auf jenen Denkmälern unwiderlegbar hervorgeht. 216 Höchſt wahrſcheinlich haben aber auch die alten Griechen und Römer den afri⸗ kaniſchen Jagdhund gekannt; denn der Canis aegyptiacus des Ariſtoteles und der Canis Libycus des Nemeſianus ſcheinen auf denſelben bezogen werden zu können. Von den Engländern wird dieſer Hund Egyptian leash-hound und African Bloodhound genannt. Fünfte Gruppe. Sure PB (Canes Molossi). Der Kopf iſt groß, von rundlicher Form und hoch, die Stirne ſtark gewölbt, die Schnauze kurz, hoch, nach vorne zu nicht verſchmälert und überaus ſtumpf. Die Lippen ſind ſehr ſtark hängend, die Ohren ziemlich lang, nicht ſehr breit, ſtumpfſpitzig gerundet, halb aufrechtſtehend, und über der Wurzel übergebogen und hängend. Der Hals iſt ziemlich kurz und ſehr dick, der Leib gedrungen und voll, die Bruſt breit. Die Beine ſind von mittlerer Höhe und ſehr ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel mäßig lang. Der Schwanz iſt ziemlich lang und dick, die Körperbehaarung mehr oder weniger kurz und glatt anliegend. Die von der Grundform dieſer Gruppe abweichenden Racen ſchließen ſich zum Theile der Haus⸗ und Seidenhundform, zum Theile der Dachs- und Windhund— form an. Sie gehören durchgehends nur einer einzigen Art an. Dieſelbe iſt: Der Bullenbeißer (Canis Molossus). Offenbar gibt ſich auch dieſer als eine reine, unvermiſchte Form des Hundes zu erkennen, die ihren eigenthümlichen Merkmalen zufolge als eine ſelbſtſtändige Art deſſelben angeſehen werden muß und deren urſprünglicher Verbreitungsbezirk faſt ganz Weſt⸗Europa und den mittleren Theil von Aſien eingenommen zu haben ſcheint. Sie ſtellt ſich als die Stammart einer verhältnißmäßig nicht ſehr großen Anzahl verſchiedener Formen und Racen dar, von welchen ſeither 19 von den Kynologen aufgeſtellt oder beſchrieben worden ſind. 218 Unter dieſen befinden ſich nur drei, welche auf klimatiſchen Verhältniſſen in Folge geographiſcher Verbreitung beruhen, nämlich: der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major), der Bull⸗Dogg (Canis Molossus, orbicularis), und die Thibet⸗Dogge (Canis Molossus, thibetanus). Eine ſcheint ihre Entſtehung der Zucht und veränderten Lebensweiſe zu verdanken. Es iſt dieß: der doppelnaſige Bullenbeißer (Canis Molossus, palmatus). Die übrigen 15 Racen ſind durchgehends Baſtarde und zwar: der kleine Bullenbeißer (Canis Molossus, minor), und der Mops (Canis Molossus, fricator), welcher letztere zugleich auch auf Zucht und veränderter Lebens weiſe zu beruhen ſcheint, Halbbaſtarde reiner Kreuzung; der kleine däniſche Hund (Canis Molossus, fricator variegatus), der alicantiſche Hund (Canis Molossus, fricator Andalusiae), und der Bulldogg-Dachs (Canis Molossus, orbicularis terrarius), einfache Ba— ſtarde reiner Kreuzung; der Roquet (Canis Molossus, fricator hybridus), und der arteſiſche Hund (Canis Molossus, fricator artesianus), einfache Baſtarde gemiſchter Kreuzung; die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus), und die däniſche Dogge (Canis Molossus, danicus), doppelte Baſtarde reiner Kreuzung; die engliſche Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus), die Cuba-Dogge (Canis Molossus, mastivus eubanus), und die Bulldogg-Bracke (Canis Molossus, orbicularis Bracca), doppelte Baſtarde gemiſchter Kreuzung; der glatte Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus), und die Bor-Dogge (Canis Molossus, mastivus gladiator), dreifache Baſtarde gemiſchter Kreuzung; und die japaneſiſche Dogge (Canis Molossus, thibetanus Japanorum), ein vier— facher Baſtard gemiſchter Kreuzung. l. Der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major). Dieſer Hund, der als die typiſche Form der ganzen Gruppe anzuſehen iſt, ſtellt eine reine, unvermiſchte Abänderung des Bullenbeißers (Canis Molossus) dar, die ſich nur durch klimatiſche Verhältniſſe in Folge geographi— ſcher Verbreitung erklären läßt, und deren Heimath ſich über den weſtlichen Theil von Mittel-Europa und einen Theil von Nordweſt-Europa, namentlich aber über Deutſchland, Frankreich und England erſtreckt. R eee e e e 219 Er gehört zu den großen Formen unter den Hunden und wird nicht ſelten von der Größe eines mäßig großen Wolfes (Canis Lupus) angetroffen. Seine Geſtalt iſt plump; überaus muskulös und kräftig, vorzüglich aber an den Schenkeln. Der Kopf iſt groß, rundlich und hoch, das Hinterhaupt ſehr breit, mit mäßig ſtark entwickeltem Knochenkamme, die Stirne ſtark gewölbt und zwiſchen den Augen etwas ausgehöhlt, und die Schnauze kurz und hoch, nach vorne zu nicht verſchmälert, ſehr ſtark abgeſtumpft und etwas aufgeworfen, mit einer meiſtens ſtärker ausgeprägten Längsfurche an der Scheidewand der Naſe. Die Lippen ſind lang, ſchlaff, und ſehr ſtark hängend, daher auch faſt beſtändig geifernd, und die Wangen— haut iſt etwas ſchlotternd. Die Ohren ſind ziemlich lang, nicht ſehr breit, ſtumpf— ſpitzig⸗gerundet, nicht beſonders weich, halb aufrechtſtehend, und über der Wurzel übergebogen und hängend. Die Augen ſind verhältnißmäßig klein, etwas ſchief ge— ſtellt, und gewöhnlich triefend; die Augenlider ſchlaff, daher die kahle rothe Binde— haut an ihrer Innenſeite deutlich ſichtbar wird. Der Hals iſt ziemlich kurz, ſehr dick und kräftig, und erſcheint der Quere nach gerunzelt; der Leib iſt gedrungen und voll, und gegen die Weichen nur wenig eingezogen, der Widerriſt erhaben, der Rücken nicht gekrümmt und in der Mitte etwas geſenkt, die Bruſt breit und tief— liegend. Die Beine ſind mittelhoch, dick und überaus ſtark, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel mäßig lang, und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, an der Wurzel dick, gegen das Ende zu verſchmälert, und bis unter das Ferſengelenk reichend. In der Regel wird der— ſelbe in die Höhe gerichtet und nach vorwärts gebeugt, ſeltener gerade nach rück— wärts geſtreckt getragen. Die Körperbehaarung iſt kurz, glatt anliegend, und etwas grob, und auch die Ohren und der Schwanz ſind kurz und glatt anliegend behaart. Die Färbung iſt meiſtens entweder fahl- oder bräunlichgelb, und bisweilen ſchwärzlich überflogen, oder auch fahlbraun, oder bräunlich. Das Schnauzenende, die Lippen, und das äußerſte Ende der Ohren ſind mattſchwarz. Häufig kommen auch Abänderungen mit ſchwarzen ſtriemenähnlichen, ſchief geſtellten Querſtreifen auf bräunlichem Grunde vor, ſeltener dagegen ſchwarze, mit bräunlichgelben Füßen. Mittelgroße Individuen haben eine Körperlänge von 2 Fuß 6 ½ Zoll, eine Schwanzlänge von 1 Fuß 1 Zoll, und eine Höhe am Widerriſt von 1 Fuß 8 Zoll. Gewöhnlich trifft man dieſen Hund nur verſtümmelt an, da es faſt überall Sitte iſt, demſelben ſchon in zarter Jugend die Ohren abzuſchneiden, oder auch den Schwanz zu ſtutzen. Die Engländer nennen ihn Mastiff, English Mastiff, und Bande-Dog, die Franzoſen Dogue, und Grand Dogue, beide Nationen vermengen ihn aber mit der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus), und die Engländer auch mit der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus), die ſie mit denſelben Namen bezeichnen. Den alten Griechen und Römern ſcheint dieſe Form nicht bekannt geweſen zu 220 fein. Deſto genauer kannten fie aber die alten Deutſchen, welche fie vorzugsweiſe zur Bärenjagd verwendeten, aber auch zum Einfangen des Rindes benützten. Im Alemanniſchen Geſetze treffen wir dieſelbe unter dem Namen Bärenfänger (Canis ursaritius), in den Schriften aus der zweiten Hälfte Kaiſers Carl des Großen unter dem Namen Bullenbeißer (C. Molossus), und in jenen aus dem 9. bis 15. Jahr- hunderte unter der Benennung Büffelfänger an. Auch in den alt-engliſchen Jagd⸗ geſetzen aus mittelalterlicher Zeit kommt dieſe Form vor, und zwar zuerſt in den Forſtgeſetzen Königs Heinrich II. von England, aus dem 12. Jahrhunderte, wo ſie unter dem Namen Canis Mastivus aufgeführt erſcheint. Der große Bullenbeißer iſt plump und ſchwer, ſein Lauf daher weder beſonders raſch, noch ausdauernd. Dagegen beſitzt er eine außerordentliche Stärke, Entſchloſſen— heit und Muth, und wagt ſich mit großer Kampfluſt ſelbſt an einen überlegenen Feind. Im Waſſer bewegt er ſich mit Gewandtheit, Ausdauer und Kraft, daher er im Stande iſt, nicht nur der Strömung entgegen zu ſchwimmen, ſondern auch dem ſtärkſten Wellenſchlage Trotz zu bieten. Unter allen ſeinen Sinnen iſt der Geruchsſinn am ſtärkſten bei ihm ausge— bildet, doch ſteht er hierin dem Jagdhunde jedenfalls etwas nach. Ungeachtet ſeine Intelligenz im Vergleiche mit jener anderer Hundearten ſehr beſchränkt erſcheint, ſo läßt ſich doch nicht läugnen, daß er einen Begriff von Eigen- thum hat, wodurch er ſich vortrefflich, und vorzüglich auf dem Lande, zum Wächter des Hauſes und unſerer Güter eignet, die er treu und ſorgfältig beſchützt, und wenn es Noth thut, auch mit Tapferkeit und Muth gegen Eindringlinge vertheidigt. Aus dieſem Grunde wird er häufig auch als Kettenhund gehalten, wodurch ſein Muth ſowohl, als ſeine Stärke bedeutend gekräftiget werden, insbeſondere wenn er mit rohem und bisweilen auch ſchon etwas faul gewordenem Fleiſche gefüttert wird. Ebenſo pflegt man ihn auch zum Bewachen der Schwein- und Rinderheerden zu verwenden, die er beſſer als jede andere Hunde-Race zuſammenzuhalten weiß; denn ſelbſt die wildeſten Rinder iſt er zu bändigen im Stande, indem er ſo lange um ſie herumſpringt, bis es ihm gelingt ſich in ihre Schnauze einzubeißen und ſich an derſelben anzuhängen, wodurch ſelbſt das wildeſte Rind beſänftigt werden kann. Da er ſich ſehr leicht zum Kampfe abrichten läßt und dadurch einen gewiſſen Grad von Wildheit annimmt, ſo eignet er ſich ganz vorzüglich als Hetzhund zur Jagd auf große Raubthiere, wie Bären und Wölfe, ſo wie nicht minder auch auf Wildſchweine und Hirſche; wobei er dieſe Thiere an den Ohren faßt, ſie feſthält und würgt, ohne ſie aber dadurch weſentlich zu beſchädigen. Dieſer Eigenſchaften wegen iſt er auch in den Thierhetzen der früheren Zeit auf Auerochſen und andere wilde Thiere häufig verwendet worden, und auch jetzt noch wird er bei den Stiergefechten in Spanien als Hetz- und Fanghund mehr als irgend eine andere Hunde-Race benützt. So wild und bösartig er aber auch, wenn er angie wird, ſich zeigt, ſo iſt er doch ſonſt im Allgemeinen gutmüthig, obgleich dabei immer etwas trotzig. Bei 221 ſeinem ernſten — man könnte ſagen phlegmatiſchen — Charakter, iſt er nur wenig zum Zorne geneigt; denn nicht leicht ſucht er mit anderen Hunden einen Streit und läßt ſich ſogar von denſelben und insbeſondere von kleinen Hunden ſehr viel gefallen. Ebenſo erträgt er auch lange ſo manche Neckereien; wird er aber anhaltend gereizt, ſo greift er, ohne viel zu bellen oder ſeinen Gegner zu warnen, denſelben von vorne an, wobei er jedoch im Bewußtſein ſeiner Kraft, niemals eine Liſt an— wendet, ſondern ſich begnügt, den Feind zu Boden zu werfen ohne denſelben zu beißen, vorausgeſetzt, daß ſich derſelbe ergibt und ihm keinen ferneren Widerſtand entgegenſtellt. Außerdem zeichnet er ſich aber auch durch Treue und Anhänglichkeit an ſeinen Herrn aus, wobei er ſich jedoch niemals ihm aufzudrängen ſucht. Immerhin bleibt er aber für fremde Perſonen gefährlich; mag er nun frei umhergehen, oder auch an der Kette liegen und vorzüglich, wenn er gegen dieſelben gehetzt wird. Durch dieſe Eigenſchaften erweiſt er ſich als der beſte und verläßlichſte Begleiter auf Reiſen und insbeſondere in einſamen Gegenden. Sein Gebell iſt dumpf und kurz, und von ſeinen Lippen trieft fortwährend in langgezogenen Fäden herabhängender Geifer. 2. Der doppelnaſige Bullenbeißer (Canis Molossus, palmatus). Dieſer Hund ſtellt unverkennbar eine reine, unvermiſchte Form und zwar eine Abänderung des großen Bullenbeißers (Canis Molossus, major) dar, welche offenbar nur durch Zucht und veränderte Lebensweiſe entſtanden iſt. Die äußeren Merkmale, welche ihn von dieſem trennen, ſind die an den Vorder— ſowohl, als Hinterfüßen ſtärker entwickelten Spannhäute zwiſchen den Zehen, und eine völlig geſpaltene Naſe, indem die Längsfurche, welche die beiden Naſenlöcher von einander trennt, mehr oder weniger tief in die Naſenſcheidewand eindringt und dadurch die Spaltung der Naſe bewirkt. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim großen Bullenbeißer. Unverſtümmelte Individuen gehören heut zu Tage zu den Seltenheiten, da man auch dieſer Hundeform faſt allenthalben die Ohren und den Schwanz zu ſtutzen pflegt. Bei den Franzoſen iſt ſie unter dem Namen Dogleau bekannt. Der doppelnaſige Bullenbeißer wird in derſelben Weiſe wie der große Bullen— beißer verwendet, mit welchem er auch alle Eigenſchaften gemein hat. Er geht ſehr gerne in's Waſſer und iſt einer der beſten Schwimmer unter den Hunden. 3. Der kleine Bullenbeißer (Canis Molossus, minor). Die Abſtammung dieſer Miſchlingsrace vom großen Bullenbeißer (Canis Mo- lossus, major) und dem Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis) iſt ſo deutlich in ihren äußeren Merkmalen ausgeſprochen, daß dieſelbe kaum zu verkennen iſt. Sie iſt daher unzweifelhaft ein Halbbaſtard reiner Kreuzung. 222 In Anſehung ihrer körperlichen Formen ſteht dieſelbe genau zwiſchen beiden in der Mitte, indem ſie merklich kleiner als der große Bullenbeißer und etwas größer als der Bull⸗Dogg iſt, und ſich daſſelbe Verhältniß auch in allen ihren einzelnen Körpertheilen ausſpricht. Ebenſo bietet auch die Färbung durchaus keine Verſchiedenheit von jener der beiden Stammältern dar, und erſcheint in denſelben Abänderungen wie bei dieſen. Das Abſtutzen des Schwanzes und der Ohren iſt auch bei dieſer Race üblich. In Frankreich wird ſie wie der Mops (Canis Molossus, fricator), Doguin genannt. Man pflegt dieſen Hund vorzüglich als Stallhund und zwar in Pferdeſtällen zu halten, wodurch auch die Anhänglichkeit erklärlich wird, die er zu dieſen Thieren hat. Doch auch als Stubenhund gehört er zu den beliebteren Racen. Im Allgemeinen iſt ſein Charakter mehr ernſt als lebhaft, keineswegs aber boshaft. 5 4. Der Mops (Canis Molossus, fricator). Dieſe Race gibt ſich deutlich als eine Abänderung des kleinen Bullenbeißers (Canis Molossus, minor) zu erkennen, welche wohl nur durch Zucht und ver— änderte Lebensweiſe erzielt worden iſt, und muß ſonach als ein Halb— baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. Vom kleinen Bullenbeißer, deſſen Formen deutlich in dem Mopſe ausgeſprochen ſind, unterſcheidet ſich derſelbe hauptſächlich durch die noch geringere Größe, indem er beinahe immer wenigſtens um ein Drittel kleiner als dieſer iſt, ſo wie auch durch ſeinen gedrungeneren Körperbau. Die feineren Unterſchiede, welche ſich bei einer genaueren gegenſeitigen Ver⸗ gleichung dieſer beiden Formen ergeben, beſtehen in folgenden Merkmalen. Beim Mopfe iſt die Schnauze verhältnißmäßig etwas kürzer, ſchmäler und auch weniger ſtark aufgeworfen, die Stirne mehr gerunzelt, die Lippen ſind kürzer, der Leib iſt mehr gedrungen, die Beine ſind etwas niederer und dünner, und der Schwanz wird faſt beſtändig hoch nach aufwärts gerichtet und ſtark nach einwärts gebeugt, ſeltener dagegen aber etwas geſenkt getragen. Die Färbung iſt fahlbraun und auf der Oberſeite des Körpers ſchwätzlch über⸗ flogen, das Schnauzenende, die Lippen und gewöhnlich auch das äußerſte Ende der Ohren ſind mattſchwarz. Dieſe Race, welche im verfloſſenen und ſelbſt noch zu Anfang des gegen— wärtigen Jahrhunderts ein Lieblings-Schooßhund der Frauen war, iſt ſeit noch nicht ganz vierzig Jahren beinahe gänzlich aus Europa verſchwunden, und es gehört gewiß heut zu Tage zu den allergrößten Seltenheiten, wenn noch hie und da im öſtlichen Theile von Europa und insbeſondere in Rußland, und vielleicht auch noch in Eng— land, einzelne Individuen derſelben angetroffen werden, wie dieß aus den vergeblichen Anſtrengungen, dieſe einſt jo beliebt geweſene Race für Mittel⸗Europa wieder zu 225 gewinnen, deutlich hervorgeht, indem es ſelbſt bei Ausſchreibung höchſt namhafter Preiſe durch lange Zeit nicht möglich war, ſich ein Pärchen dieſer Hunde-Race zu verſchaffen und hierdurch wieder eine Nachzucht zu erzielen. Erſt in allerneueſter Zeit tauchen einzelne Individuen dieſer ſo ſelten gewordenen Race in einigen Län— dern und namentlich in Oeſterreich und Ungarn wieder auf. Von jeher war es aber faſt überall Sitte, die zierlichen Formen dieſes Hundes durch Abſchneiden der Ohren dicht an der Wurzel, zu verunſtalten. Die Engländer bezeichnen dieſen Hund mit dem Namen Pug- dog, die Fran— zoſen mit den Benennungen Carlin, Mopse und Doguin, obgleich ſie dieſen letzteren Namen auch für den kleinen Bullenbeißer (Canis Molossus, minor) gebrauchen, und die Italiener mit dem Namen Cane mufolo. Bezüglich ſeines Charakters kommt der Mops vollſtändig mit dem kleinen Bullenbeißer überein. Die erſte naturhiſtoriſche Beſchreibung von ihm erhielten wir durch Buffon zu Anfang der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 5. Der kleine däniſche Bund (Canis Molossus, fricator variegatus). Aus den körperlichen Formen dieſer Race geht klar und deutlich hervor, daß dieſelbe auf der Anpaarung des Mopſes (Canis Molossus, fricator) mit dem italieniſchen Windhunde (Canis leporarius, italicus) beruhe und ſonach ein ein— facher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Dieſe überaus niedliche und zart gebaute Form, welche mit gewiſſen Merk— malen des Mopſes, die Schlankheit der Glieder des italieniſchen Windhundes in ſich vereinigt und rückſichtlich der Körpergeſtalt im Allgemeinen, ſo wie auch ihrer Größe ſich mehr dem Mopſe nähert, unterſcheidet ſich von demſelben durch nachſtehende Kennzeichen. | | Ihr Kopf iſt kleiner, länger und auch minder hoch, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne nicht ſo ſtark gewölbt, die Schnauze länger, beträchtlich niederer und ſchmäler, ſtumpf zugeſpitzt und durchaus nicht aufgeworfen. Die Lippen ſind kurz und ſtraff, die Ohren etwas länger, ſchmäler und nur wenig hängend, die Augen verhältnißmäßig größer. Der Hals iſt länger und dünner, der Leib weniger ge— drungen, ſchmächtiger und in den Weichen ſtärker eingezogen, die Bruſt ſchmäler. Die Beine ſind höher und ſchlanker, die Schenkel länger, und der Schwanz iſt merklich länger und dünner, und wird meiſtens nach rückwärts geſtreckt und etwas nach aufwärts gebogen, ſeltener dagegen in die Höhe gerichtet und nach vorwärts gekrümmt getragen. ar Die Behaarung iſt kurz, glatt anliegend und ziemlich fein. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig dunkel röthlich- oder kaſtanienbraun, gelblichbraun, hell aſchgrau oder graulichſchwarz, ſeltener dagegen weiß oder ſchwarz. Doch trifft man häufig auch gefleckte Abänderungen, welche mit 224 größeren oder kleineren unregelmäßigen und bisweilen ziemlich dicht geftellten ſchwarzen oder braunen Flecken auf weißem Grunde, oder mit weißen Flecken auf ſchwarzem Grunde gezeichnet ſind. Bei den einfärbigen Abänderungen kommen auch ſehr oft weiße Abzeichen an verſchiedenen Körpertheilen vor, insbeſondere am Kopfe, an der Kehle, dem Vorderhalſe, an der Bruſt und auch an den Füßen. Die klein gefleckten Abänderungen mit dicht geſtellten Flecken ſind unter dem Namen Harlekin bekannt. In Frankreich iſt der kleine dänische Hund unter dem Namen Petit Danois, in England unter der Benennung Little Danish Dog bekannt. Seine zierlichen Formen, ſeine Lebhaftigkeit, Gutmüthigkeit und Zutraulichkeit machen ihn zu einem, beſonders bei Frauen beliebten Stuben- und Schooßhund. 6. Der Roquet (Canis Molossus, fricator hybridus). In dieſer Race ſind die Merkmale des kleinen däniſchen Hundes (Canis Molossus, fricator variegatus) und des Mopſes (Canis Molossus, fricator) in ſo unverkennbarer Weiſe mit einander vereinigt, daß ihre Abkunft von denſelben für gewiß angeſehen werden kann. Sie muß daher unbedingt als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung betrachtet werden. Nahezu von derſelben Geſtalt wie der Mops und auch von gleicher Größe, läßt dieſe Race durch ihren ſchlanken Gliederbau, ſo wie auch durch noch manche andere Merkmale, ihre Verwandtſchaft mit dem kleinen däniſchen Hunde durchaus nicht verkennen. Die Unterſcheidungskennzeichen, welche ſie von der letztgenannten Race trennen, beſtehen in dem größeren, kürzeren und höheren Kopfe, einem etwas breiteren Hinter- haupte, der ſtärker gewölbten Stirne, der kürzeren, beträchtlich höheren und breiteren, ſtumpferen und ſchwach aufgeworfenen Schnauze, den minder ſtraffen Lippen, den etwas längeren und breiteren Ohren, den merklich größeren und etwas vorſtehenden Augen, einem verhältnißmäßig kürzeren und dickeren Halſe, dem gedrungeneren und weniger ſchmächtigen Leibe, der breiteren Bruſt, den etwas niedereren und minder ſchlanken Beinen, und dem kürzeren und dickeren Schwanze, der faſt immer in die Höhe gerichtet und nach vorwärts gebogen, und nur ſelten etwas geſenkt getragen wird. Die Körperbehaarung und Färbung ſind von jener des kleinen däniſchen Hundes nicht verſchieden, und es kommen alle Farbenänderungen bei dieſer Race vor, welche auch bei der eben genannten angetroffen werden. Am häufigſten erſcheint die Färbung einfärbig weiß oder auch gefleckt. Roquet und Chien roquet iſt der Name, welchen dieſe Race in Frankreich, Bastard-pug, den ſie in England führt. Auch dieſe Race iſt ein beliebter Schooßhund bei den Frauen; doch wird er von denſelben meiſtens verzärtelt, abgehalten ſich im Freien zu bewegen und ge— wöhnlich auch nur allzureichlich mit Futter verſehen, daher man ſelten ältere Indi⸗ viduen trifft, bei denen ſich nicht eine übergroße Menge von Fett abgelagert hätte. 7. Der artefifhe Bund (Canis Molossus, fricator artesianus). Offenbar bildet dieſe Race eine Blendlingsform, welche auf der gegenſeitigen Vermiſchung des Roquet's (Canis Molossus, fricator hybridus) mit dem Mopſe (Canis Molossus, fricator) beruht, und iſt ſonach ein einfacher Baſtard ge— miſchter Kreuzung. | Obgleich dieſelbe mit der erſtgenannten Race in jehr naher Verwandtſchaft fteht, mit welcher ſie auch bezüglich der Geſtalt und Größe übereinkommt, ſo bietet ſie in ihren körperlichen Formen dennoch gewiſſe Merkmale dar, welche ſie von dieſer unter— ſcheiden und mehr dem Mopſe (Canis Molossus, fricator) nähern. Dieſe Merkmale ſind folgende. Ihr Kopf iſt etwas größer und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne ſtärker gewölbt und auch etwas gerunzelt. Die Schnauze iſt kürzer, breiter, ſtumpfer und mehr aufgeworfen, die Lippen ſind minder ſtraff, die Ohren etwas kürzer und breiter, die Augen kleiner und nur ſehr wenig vorſtehend. Der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib gedrungener und in den Weichen weniger eingezogen, die Bruſt etwas breiter. Die Beine ſind verhältnißmäßig kürzer und dicker, und der Schwanz wird beinahe fortwährend hoch nach aufwärts gerichtet und ſtark nach vor- und ein- wärts gebeugt, ſehr ſelten aber etwas geſenkt getragen. Die Behaarung iſt dieſelbe wie beim Roquet, nur etwas gröber. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig weiß, fahlbraun, graubraun oder ſchwärzlich-blaugrau, doch erſcheint dieſelbe bisweilen auch gefleckt, indem die weiße, fahlbraune, graubraune oder ſchwärzlich-blaugraue Grundfarbe mit größeren oder kleineren ſchwarzen Flecken beſetzt iſt. Faſt immer iſt aber das Schnauzenende mehr oder weniger ſchwärzlich. Dieſe Race, welche heut zu Tage vielleicht nirgends mehr anzutreffen iſt, war im verfloſſenen Jahrhunderte auch unter dem Namen Achtziger oder Ryſſel'ſcher Hund bekannt. Die erſtere Benennung verdankt ſie aller Wahrſcheinlichkeit nach der Zeit ihrer Entſtehung, indem fie in den 1680er Jahren zuerſt in der Provinz Artois in Frankreich gezogen worden ſein ſoll. Letztere Benennung wurde ihr nach der Stadt Ryſſel in Flandern gegeben, wo man ſie gleichfalls beinahe gleichzeitig gezogen hatte. Aber ſchon zu jener Zeit gehörte ſie zu den Seltenheiten unter den Hunde⸗Racen und wurde nur als Schooßhund gehalten. In Frankreich wurde fie Chien d’Artois, in England Artois Mongrel genannt. 8. Der glatte Pintſch (Canis Molossus, fricator britannicus). Wie die Merkmale dieſer Race ziemlich deutlich erkennen laſſen, ſcheint dieſelbe durch Kreuzung des kleinen däniſchen Hundes (Canis Molossus, fricator varie- gatus) mit dem geradebeinigen Dachshunde (Canis vertagus, rectipes) erzielt worden und ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu ſein. Fitzinger, Der Hund. 15 226 Bezüglich der allgemeinen Körperform iſt der glatte Pintſch einigermaßen der erſtgenannten Race ähnlich, während ſo manche andere ſeiner Merkmale unverkenn⸗ bar auf ſeine Verwandtſchaft mit der letztgenannten Race hindeuten, ſo daß er gleichſam zwiſchen beiden in der Mitte ſteht und dieſelben ſcheinbar mit einander verbindet. In Anſehung der Größe kommt er meiſtens mit dem kleinen däniſchen Hunde überein, obgleich er ihn hierin bisweilen auch übertrifft. Von ebenſo ſchlankem und proportionirtem Körperbaue wie dieſer, unterſcheidet er ſich von demſelben durch nach⸗ ſtehende Merkmale. Sein Kopf iſt größer, länger, und mehr abgeflacht, das Hinterhaupt breiter, die Stirne weniger gewölbt, die Schnauze beträchtlich länger und mehr zugeſpitzt. Die Ohren ſind verhältnißmäßig länger und auch breiter, bisweilen halb aufrecht⸗ ſtehend, meiſtens aber mehr hängend, die Augen kleiner. Der Hals iſt etwas kürzer und dicker, der Leib mehr geſtreckt und auch minder ſchmächtig. Die Beine ſind etwas kürzer, ſtärker und kräftiger, insbeſondere die vorderen, und der Schwanz iſt merklich kürzer und dicker, und wird gewöhnlich nach aufwärts gebogen, oder auch gerade ausgeſtreckt getragen. Die Behaarung iſt kurz, glatt anliegend, glänzend und etwas grob. Die Färbung iſt in der Regel auf der Oberſeite des Körpers, und der Außen⸗ ſeite der Oberarme und der Schenkel ſchwarz, an den übrigen Körpertheilen aber roſt⸗ oder hellbräunlichgelb, und über den Augen befindet ſich jederſeits ein kleiner, rundlicher roſt- oder hellbräunlichgelber Flecken. Seltener iſt die einfärbig ſchwarze Abänderung. Bisweilen kommen auch weiße Abzeichen am Schnauzenende, an der Kehle, dem Vorderhalſe, der Bruſt und an den Pfoten vor. In einigen Gegenden von Deutſchland iſt dieſe Race auch unter dem Namen Rattler bekannt. Die Engländer nennen ſie Terrier, eine Benennung, mit welcher fie auch den Hebriden- (Canis domesticus, hebridicus), den Trüffelhund (Canis domesticus, barbatus), und den engliſchen Otterhund (Canis extrarius, hispa- nicus terrarius) zu bezeichnen pflegen, und die Franzoſen Chien terrier, Renardin und Chien anglais. Der glatte Pintſch iſt ein munterer und lebhafter Hund, den man ebenſo gerne in der Stube, als auch in Pferdeſtällen hält, und der bei der letzteren Haltung auch große Zuneigung zu den Pferden gewinnt. Er kann ebenſo wie die meiſten Dachshunde zur Jagd auf Füchſe und Dachſe benützt werden, da er muthig iſt und gerne in die unterirdiſchen Baue kriecht. Ganz vorzüglich eignet er ſich aber zum Rattenfange, wenn er einmal dazu abge⸗ richtet iſt. 9. Der alicantiſche Bund (Canis Molossus, fricator Andalusiae). Ueber die Abkunft dieſer Miſchlingsform vom Mopſe (Canis Molossus, fricator) und dem kleinen Seidenhunde (Canis extrarius, hispanicus) kann um ſo weniger 227 ein Zweifel beſtehen, als die älterlichen Merkmale in derſelben deutlich ausgeſprochen ſind. Sie ſtellt daher einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung dar. Dieſe kleine zierliche Race, welche in ihren Formen ſehr deutlich an ihre beiden Stammältern erinnert, und ein vollſtändiges Mittelglied zwiſchen denſelben bildet, reiht ſich in Anſehung ihrer Größe und allgemeinen Körperform mehr dem Mopſe (Canis Molossus, fricator), bezüglich der Behaarung aber mehr dem kleinen Seiden- hunde (Canis extrarius, hispanicus) an. Von erſterem unterſcheidet ſie ſich durch den etwas kleineren, geſtreckteren und auch etwas niedereren Kopf, das ſchmälere Hinterhaupt, die nicht ſo ſtark gewölbte Stirne, die etwas längere und ſchmälere, minder hohe und weniger ſtark aufgeworfene Schnauze, die ſtraffen Lippen, die langen, breiten, abgerundeten und vollkommen hängenden Ohren, den etwas gedrungeneren Leib, die ſchmälere Bruſt, und den in Folge ſeiner reichlichen Behaarung länger und auch dicker erſcheinenden Schwanz, welcher meiſtens über den Rücken nach aufwärts gebogen, und nur bisweilen etwas geſenkt getragen wird. Der Hauptunterſchied beſteht aber in der durchaus verſchiedenen Behaarung, welche ſehr lang, zottig⸗gewellt, weich und beinahe ſeidenartig iſt, am längſten aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, der Hinterſeite der Oberarme und der Schenkel, an den Ohren und am Schwanze erſcheint, und vorzüglich an der Unterſeite deſſelben, wo ſie lange Franſen bildet. Die Schnauze und die Läufe ſind kürzer behaart. Die am häufigſten vorkommende Färbung iſt einfärbig weiß, oder hell röthlich— gelbbraun, und letztere bisweilen auch mit weißen Abzeichen. Sehr oft trifft man aber auch gefleckte Abänderungen an, welche auf weißem Grunde mit größeren gelb— braunen oder ſchwarzen Flecken gezeichnet ſind, und faſt immer ſind es die Ohren, oder auch der ganze Kopf, welche von der dunklen Farbe eingenommen werden. Zuerſt in der Provinz Alicante in Spanien gezogen, von welcher ſie ihren Namen trägt, wurde dieſe Race ſpäterhin auch nach Cayenne gebracht und deßhalb auch Cayenne-Hund genannt. In unſeren Tagen iſt ſie jedoch ſchon ziemlich ſelten geworden, woran hauptſächlich die Geſchmacksrichtung Urſache iſt. Bei den Franzoſen führt fie den Namen Chien d' Alicante und Chien de Cayenne, bei den Engländern die Benennung Alicant Dog. Als Schooßhund war ſie bei den Frauen von jeher ſehr beliebt. 10. Die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus). Die körperlichen Merkmale dieſer Race laſſen nicht verkennen, daß dieſelbe das Ergebniß der Anpaarung des großen Bullenbeißers (Canis Molossus, major) mit dem franzöſiſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, laniarius), ſonach ein dop— pelter Baſtard reiner Kreuzung ſei. Sie iſt eine der größten und ſtärkſten Formen nicht nur in der Gruppe der Bullenbeißer, ſondern überhaupt unter allen Racen des Hundes, und ſchließt ſich durch ihren kräftigen und muskulöſen Bau zunächſt dem großen Bullenbeißer (Canis 228 Molossus, major) an, während ſie bezüglich ihrer ziemlich hohen Beine und der ſtark verlängerten Schenkel, im Vereine mit noch mehreren anderen Merkmalen, auch an den franzöſiſchen Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius) erinnert. | Von der erſtgenannten Race unterſcheiden fie nachſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, und auch minder hoch, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne ſchwächer gewölbt. Die Schnauze iſt merklich länger, ſchmäler, weniger ſtumpf, und durchaus nicht aufgeworfen. Die Längsfurche an der Naſenſcheidewand iſt bedeutend ſchwächer, und die Lippen hängen auch nicht ſo tief herab. Die halb aufrechtſtehenden und an der Spitze überhängenden Ohren ſind etwas breiter, und beinahe von dreieckiger Geſtalt. Der Hals iſt etwas länger und dünner, der Leib geſtreckter, und gegen die Weichen ſtärker eingezogen, die Bruſt iſt ſchmäler, die Beine find höher und minder dick, und die Schenkel mehr geſtreckt. An den Hinter- füßen iſt beinahe immer eine fünfte Afterzehe vorhanden, und bisweilen iſt dieſelbe ſogar doppelt. Der Schwanz erſcheint durch die längere Behaarung dicker, und wird entweder in die Höhe gerichtet und nach vorwärts gebeugt, oder auch gerade ausgeſtreckt getragen. Die Behaarung iſt kurz, ziemlich glatt anliegend und etwas rauh, an der Kehle, dem Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, an der Hinterſeite der Schenkel und der Unterſeite des Schwanzes aber etwas länger. Die Färbung bietet mancherlei Verſchiedenheiten dar. Bald iſt dieſelbe einfärbig gelblichweiß, fahl- oder bräunlichgelb und bisweilen auch ſchwärzlich überflogen, bald fahlbraun oder bräunlich, dunkelbraun, grau oder ſchwarz. Sehr oft kommt auch eine Abänderung vor, welche mit ſchief geſtellten, ſchwarzen, ſtriemenähnlichen Quer⸗ ſtreifen auf bräunlichem Grunde gezeichnet iſt. Seltener ſind jene Abänderungen, welche mit gelblichen, graulichen oder bräunlichen Flecken auf weißem Grunde be— ſetzt ſind. Das Schnauzenende, die Lippen und das äußerſte Ende der Ohren ſind faſt immer matt⸗ſchwarz. So wie beim großen Bullenbeißer, iſt es auch bei dieſer Race Sitte, ſie durch das Abſchneiden der Ohren und ſehr oft auch durch Abhauen des Schwanzes zu verſtümmeln. Sowohl die Franzoſen, als auch die Engländer vermengen ſie mit dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major), denn ſo wie dieſen bezeichnen ſie die erſteren mit dem Namen Dogue und Grand Dogue, die letzteren mit der Benennung Mastiff, English Mastiff und Bande-Dog. Wir haben dieſe Race erſt gegen das Ende des 17. Jahrhunderts durch Rajus kennen gelernt. Sie iſt eine der bekannteſten und verbreitetſten unter allen zur Bullenbeißer⸗ Gruppe gehörigen Formen und wird ſowohl zum Zuſammenhalten der Rinder- und Schweinheerden, als auch zum Bewachen des Hauſes benützt, häufig aber auch als Zughund verwendet. 229 11. Die engliſche Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus). Unzweifelhaft iſt dieſe Race das Produkt der Kreuzung der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) mit dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major), wie dieß aus ihren körperlichen Merkmalen deutlich zu erſehen iſt. Sie ſtellt ſich daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. Von derſelben Größe und Stärke wie die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus), doch etwas niederer als dieſe gebaut, bildet dieſe Race ein unverkennbares Mittelglied zwiſchen derſelben und dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major). Die Merkmale, welche ſie von der erſtgenannten Race unterſcheiden, ſind folgende. Ihr Kopf iſt etwas größer und auch höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt. Die Schnauze iſt merklich kürzer, breiter und ſtumpfer, etwas auf— geworfen, und an der Naſenſcheidewand von einer ziemlich tiefen Längsfurche durch- zogen. Die Lippen ſind ſchlaffer und mehr hängend, und die halb aufrechtſtehenden und an der Spitze überhängenden Ohren etwas ſchmäler und mehr ſtumpfſpitzig gerundet. Der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib gedrungener, und in den Weichen auch weniger eingezogen, die Bruſt iſt breiter, und die Beine ſind etwas minder hoch und ſtärker, die Schenkel merklich kürzer. An den Hinterfüßen iſt aber faſt immer eine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt dünner, und die Be— haarung faſt an allen Körpertheilen gleichförmig, glatt anliegend und etwas grob, und nur an der Unterſeite des Schwanzes iſt das Haar etwas länger. Bezüglich der Färbung findet keine Verſchiedenheit von der gemeinen Dogge ſtatt, denn es kommen dieſelben Abänderungen bei dieſer Race vor, welche auch bei der ebengenannten angetroffen werden. Am häufigſten iſt aber die geſtreifte, die auf bräunlichem Grunde mit ſchief geſtellten ſchwarzen Querſtreifen gezeichnet iſt. Das Schnauzenende, die Lippen und das äußerſte Ende der Ohren ſind aber immer von matt⸗ſchwarzer Farbe. Eine Verſtümmelung durch Abſchneiden der Ohren und Abhauen des Schwanzes gilt auch bei dieſer Race faſt allenthalben für eine Zierde. In Frankreich iſt dieſelbe unter dem Namen Dogue de forte race und Dogue anglais bekannt, in England unter dem Namen Mastift und English Mastiff, einer Benennung, welche daſelbſt auch die gemeine Dogge (Canis Molossus, ma- stivus) und der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major) führen. Der älteſte unter den Schriftſtellern, welcher uns mit der engliſchen Dogge bekannt machte, iſt Aldrovandi, der uns gegen das Ende der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Beſchreibung und Abbildung von derſelben mittheilte. Sie iſt eine der größten und ſtärkſten Formen unter den Hunden, und zugleich auch eine der muthigſten, daher ſie vorzugsweiſe als Hetzhund und zum Einfangen der Rinder und Schweine verwendet wird. Aber auch zum perſönlichen Schutze iſt 230 ſie ganz beſonders geeignet, und deßhalb wird ſie häufig auch als Begleiter auf Reiſen benützt. Ebenſo tauglich wäre ſie auch zur Bewachung des Hauſes, doch pflegt man ſie in England nicht hierzu zu verwenden, und daher auch nicht an die Kette zu legen. 12. Die Cuba-Dogge (Canis Molossus, mastivus cubanus). Es iſt dieß eine Blendlingsrace, welche ihre Entſtehung der gegenſeitigen Ver— miſchung der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) mit dem Bull⸗-Dogg (Canis Molossus, orbicularis) verdankt, daher ein doppelter Baſtard gemiſch— ter Kreuzung, der rückſichtlich ſeiner Abkunft beinahe vollkommen mit der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus) übereinkommt. In dieſer ziemlich großen Hunde-Race, welche zwar kleiner als die gemeine Dogge (Canis Molossus, mastivus), aber größer als der große Bullenbeißer (Canis Molossus, major) iſt, trifft man Kraft und Stärke mit einem ſchön pro= portionirten Körperbaue vereint, und ſprechen ſich in derſelben die Merkmale der erſtgenannten Race eben ſo deutlich, als jene des Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis) aus. Von der gemeinen Dogge unterſcheiden ſie folgende Kennzeichen. Ihr Kopf iſt kürzer und auch mehr gerundet, das Hinterhaupt breiter, die Stirne breiter, ſtärker gewölbt, und zwiſchen den Augen etwas ausgehöhlt. Die Schnauze iſt kürzer, viel mehr abgeſtumpft, und auch etwas aufgeworfen, die Naſen⸗ ſcheidewand von einer ziemlich tiefen Längsfurche durchzogen, und die ſchlaff herab— hängenden Lippen ſind unterhalb der Naſenkuppe ſchwach zurückgezogen. Der Hals it kürzer und voller, der Leib mehr gedrungen und in der Weichengegend auch we— niger eingezogen, die Bruſt breiter. Die Beine ſind verhältnißmäßig minder hoch und ſtärker, die Schenkel merklich kürzer, und an den Hinterfüßen iſt eine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt dünner, und die Behaarung faſt an allen Theilen des Körpers gleichförmig, glatt anliegend und etwas grob, und blos die Unterſeite des Schwanzes iſt mit etwas längeren Haaren beſetzt. Die Färbung iſt einfärbig röthlich-fahlbraun, auf der Unterſeite des Körpers aber heller. Das Schnauzenende, die Lippen, das äußerſte Ende der Ohren, ein rundlicher Flecken jederſeits oberhalb der Augen, und die Füße, ſind von matt⸗ ſchwarzer Farbe. Dieſe Race, welche zuerſt von Cuba aus bekannt wurde, bildet daſelbſt die vorzüglichſte und geſchätzteſte Zucht. Die Engländer nennen ſie Cuba Mastiff. 13. Die Box-Dogge (Canis Molossus, mastivus gladiator). Mit ziemlicher Gewißheit kann angenommen werden, daß dieſe Race ein Ab- kömmling der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) und des geſtreiften 231 Dachshundes (Canis vertagus, striatus), ſonach ein dreifacher Baſtard ge- miſchter Kreuzung ſei. Sie iſt von der Größe des großen Bullenbeißers (Canis Molossus, major) und von ſehr ſtarkem und kräftigem Körperbaue, und vereinigt mit den Hauptmerk— malen deſſelben auch eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit dem geſtreiften Dachs— hunde (Canis vertagus, striatus). Ihr großer, hoher und am Hinterhaupte breiter Kopf zeichnet ſich durch eine merklich längere, nach vorne zu etwas verſchmälerte, ziemlich ſtumpfe, aber durchaus nicht aufgeworfene Schnauze aus. Die Stirne iſt viel weniger gewölbt, und die Lippen ſind beträchtlich kürzer, daher auch nur wenig hängend. Die Ohren ſind nicht nur länger, breiter und mehr abgerundet, ſondern auch ſchlaffer und beinahe völlig hängend. Der ziemlich kurze, überaus dicke und muskulöſe Hals iſt der Quere nach von Hautfalten durchzogen. Der Leib iſt geſtreckt, die Bruſt breit und etwas vorſtehend. Die Beine ſind verhältnißmäßig etwas kurz, die vorderen außerordentlich ſtark, und an den Hinterfüßen iſt meiſtens eine fünfte Afterzehe vorhanden. Der nicht ſehr lange Schwanz iſt an der Wurzel dick, gegen das Ende zu verſchmälert, und wird hoch nach aufwärts gerichtet und ſtark nach einwärts gebeugt, bisweilen aber auch gerade ausgeſtreckt getragen. Die Behaarung iſt kurz, ziemlich glatt anliegend und rauh, am Halſe aber und an der Bruſt länger als an den übrigen Theilen des Körpers. Die Färbung bietet dieſelben Verſchiedenheiten dar, wie jene der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus). Verſtümmelung des Schwanzes und der Ohren ſind auch bei dieſer Race üblich. Wir kennen dieſelbe erſt ſeit neuerer Zeit, und ſie wird ebenſo wie der große Bullenbeißer, die gemeine und engliſche Dogge benützt; hauptſächlich aber zum Be— wachen des Hauſes gehalten, und in England auch als Hetzhund verwendet. 14. Die däniſche Dogge (Canis Molossus, danicus). Die auffallende Aehnlichkeit, welche dieſe Race in ihren äußeren Merkmalen theils mit dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major), theils mit dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) darbietet, laſſen keinen Zweifel übrig, daß dieſelbe aus der Kreuzung dieſer beiden Formen hervorgegangen, daher ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung iſt. Die Formen dieſer ſchönen, großen und ſtarken Race, welche eine der größten unter allen Hunde⸗Racen iſt, und bisweilen ſelbſt bis zu einer Länge von 6 Fuß angetroffen wird, halten nahezu die Mitte zwiſchen jenen der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) und des großen däniſchen Hundes (Canis lepora- rius, danicus). Weit leichter als die erſtere gebaut, unterſcheidet ſie ſich von derſelben durch nachſtehende Merkmale. - 232 Der Kopf iſt kleiner, geſtreckter und auch bedeutend niederer, das Hinterhaupt minder breit, die Stirne ſchwächer gewölbt. Die Schnauze iſt länger, ſchmäler, und auch bei Weitem nicht ſo ſtumpf. Die Lippen ſind beträchtlich kürzer, und nur ſehr ſchwach hängend, die Ohren ſchmäler, ſtumpfſpitzig-gerundet, und mehr ſchlaff und hängend. Der Hals iſt etwas länger und dünner, der Leib mehr geſtreckt, ſchmäch⸗ tiger, und in den Weichen ſtärker eingezogen. Die Beine ſind verhältnißmäßig höher und ſchlanker, und bisweilen iſt an den Hinterfüßen eine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt beträchtlich dünner, und wird auch weit mehr nach auf⸗ und vorwärts gekrümmt getragen. Die Behaarung iſt faſt am ganzen Körper kurz, glatt anliegend und minder grob, und nur am Vorderhalſe und an der Unterſeite des Schwanzes erſcheint die— ſelbe etwas länger. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, rothbraun, hell blaulich-aſchgrau, oder ſchwarz, ſeltener dagegen weiß und ſchwarz, rothbraun oder fahlgelb gefleckt. Sehr oft kommen aber bei den einfärbigen Abänderungen weiße Abzeichen an verſchiedenen Körpertheilen vor. Wie allen Doggen, ſo pflegte man auch dieſer Race, welche heut zu Tage nur ſelten mehr im reinen Zuſtande angetroffen wird, faſt regelmäßig die Ohren ab⸗ zuſchneiden. Auch dieſe Race iſt noch nicht ſehr lange bekannt und unter den Doggen unſtreitig die ſchönſte und zierlichſte Form, daher ſie auch mit vollem Rechte ganz beſonders beliebt iſt. Man pflegt ſie nur als Stubenhund und hauptſächlich zum Schutze der eigenen Perſon zu halten, wozu ſie auch durch ihre Anhänglichkeit, ihre Kraft und Stärke, ſo wie auch durch ihren Muth, ſich ganz beſonders eignet. 15. Der Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis). Es kann dieſe Form nur für eine reine, unvermiſchte, auf klimatiſchen Verhältniſſen beruhende und durch geographiſche Verbreitung bedingte Abänderung des Bullenbeißers (Canis Molossus) betrachtet werden, deren urſprüng⸗ liche Heimath wohl im Südweſten von Europa und insbeſondere in Spanien und Portugal zu ſuchen iſt, von wo ſie erſt ſpäter nach England gebracht wurde. In ihrer allgemeinen Körperform dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) ähnlich, aber nur von mittlerer Größe und um die Hälfte kleiner als der⸗ ſelbe, erſcheint ſie im Verhältniſſe zu ihrer Größe ebenſo ſtark und kräftig als dieſer gebaut. Der Hauptunterſchied zwiſchen dieſen beiden Hundeformen liegt in der Bildung des Kopfes, welcher beim Bull-Dogg noch kürzer und beinahe vollkommen rund erſcheint. Die Stirne iſt breiter und ſtärker gewölbt, etwas gerunzelt, und bietet in der Mitte zwiſchen den beiden Augen eine ziemlich tiefe Aushöhlung dar. Die Schnauze iſt kürzer, ſtumpfer und mehr aufgeworfen, der Unterkiefer ſteht meiſtens % ²˙——Äm b Ü — . w—ò..˙¹⁰Ü.⁰˙Ü —ůͤũ L ˙ ꝛůͥẽ ²maw̃ . ̃ F u 233 ziemlich ſtark vor dem Oberkiefer vor, und die ſchlaff herabhängenden Lippen find kürzer und unterhalb der Naſenkuppe etwas zurückgezogen, ſo daß die Vorderzähne nicht von denſelben bedeckt werden und fletſchend hervortreten. Die Wangenhaut iſt wie beim großen Bullenbeißer ſchlaff, und die Ohren ſo wie bei dieſem geſtaltet, halb aufrechtſtehend und gegen die Spitze umgebogen und überhängend. Die ziemlich kleinen, etwas ſchief geſtellten und meiſtens triefenden Augen ſind von ziemlich ſchlaffen Augenlidern umgeben, ſo daß die kahle rothe Bindehaut an der Innenſeite derſelben ſichtbar wird. Die Beine ſind verhältnißmäßig etwas kürzer, aber ebenſo ſtark und kräftig wie beim großen Bullenbeißer, und auch in der Behaarung des Körpers beſteht zwiſchen dieſen beiden Formen durchaus kein Unterſchied. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig röthlich-fahlgelb oder auch röthlich— fahlbraun, und ſehr oft iſt die Grundfarbe von ſchwarzen, ſtriemenartigen, ſchief— geſtellten Querſtreifen durchzogen. Das Schnauzenende und die Lippen ſind gewöhnlich matt⸗ſchwarz und ebenſo die Füße. Häufig werden auch weiße Abzeichen an der Stirne, der Schnauze, der Kehle, dem Vorderhalſe, der Bruſt, dem Bauche, den Füßen und dem Schwanze bei dieſer Form angetroffen. Das Abſtutzen der Ohren und des Schwanzes iſt auch beim Bull-Dogg faſt allenthalben Sitte. | Von den Engländern wird dieſe Form Bull-dog, von den Franzoſen Boule- dogue genannt. Den alten Griechen war dieſelbe nicht bekannt, wohl aber den Römern, welche dieſelbe aus Britannien bezogen; denn der Canis Britannicus des Nemeſianus und der Canis Britanna des Claudianus beziehen ſich ohne Zweifel auf dieſe Form, die wir auch auf mehreren römiſchen Antiken unverkennbar abgebildet finden. Den alten Deutſchen indeß ſcheint dieſelbe unbekannt geblieben zu ſein. Bezüglich ihrer Eigenſchaften kommt dieſe Form vollſtändig mit dem großen Bullenbeißer überein. Sie wird hauptſächlich als Beſchützer ihres Herrn und ſeiner Habe, und zwar ſowohl als Stuben-, wie auch als Stallhund gehalten. Ohne Zweifel war ſie es, welche ſchon die Römer in ihren Cirken bei ihren Thierhetzen benützten, und die auch von den Spaniern bei der Beſitzergreifung der zu den großen Antillen gehörigen Inſeln Cuba und St. Domingo zu Anfang des 16. Jahrhunderts zur Bezwingung der eingeborenen Indianer verwendet wurde und durch welche ſie dieſelben bis in die dichten Urwälder verfolgen ließen, in die ſich dieſe geflüchtet hatten, um ſich zu ſchützen. Auch heut zu Tage noch wird dieſer Hund in Spanien und einigen Städten von Süd⸗Amerika bei den daſelbſt üblichen Stierkämpfen als Hetzhund verwendet. 16. Der Vulldogg⸗Dachs (Canis Molossus, orbicularis terrarius). Ohne Zweifel iſt dieſe Form eine Blendlingsrace, welche auf der Kreuzung des Bull⸗Dogg (Canis Molossus, orbicularius) mit dem krummbeinigen Dachs— 234 hunde (Canis Molossus, 1 beruht, ſomit ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung. Sie iſt meiſtens etwas kleiner als der Bull-Dogg und in unverkennbarer Weiſe ſind die Merkmale ihrer beiden Stammältern in derſelben verſchmolzen. Vom Bull-Dogg unterſcheidet fie ſich durch den längeren und mehr abgeflachten Kopf, eine ſchwächer gewölbte Stirne, die längere, ſchmälere und viel weniger ab— geſtumpfte Schnauze, kürzere und minder tief herabhängende Lippen, etwas längere und breitere Ohren, einen ziemlich ſtark geſtreckten Leib, die niedereren und am vorderen Handgelenke verdickten Beine, kürzere Schenkel, und einen kürzeren und dickeren Schwanz. Die Färbung iſt dieſelbe wie beim Bull-Dogg; doch kommen auch einfärbige weiße und ſchwarze Abänderungen vor, oder bräunlichgelbe, welche jedoch meiſtens auf der Oberſeite des Körpers ſchwarz überflogen ſind. Das Abſtutzen der Ohren iſt auch bei dieſer Race üblich. Bull-terrier iſt der Name, welchen dieſelbe in England führt. Man hält ſie ſowohl als Stubenhund, als auch in Pferdeſtällen, wo ſie ſich in letzteren ſo ſehr an die ſie umgebenden Pferde gewohnt, daß ſie denſelben überall nachfolgt. Da dieſe Race nicht nur durch ihren ganzen Körperbau dazu geeignet iſt, in unterirdiſche Baue einzudringen, ſondern auch Muth mit Stärke vereint, ſo kann ſie ebenſo wie die allermeiſten Dachshunde, zur Jagd auf Dachſe und Füchſe benützt werden. Weit häufiger wird ſie aber zum Rattenfange verwendet, zu welchem ſie ganz vorzüglich taugt und den ſie auch mit außerordentlicher Ausdauer betreibt, wenn ſie zu demſelben abgerichtet worden iſt. 17. Die Bulldogg-Bracke (Canis Molossus, orbicularis Bracca). Wie aus den körperlichen Formen dieſer Race deutlich zu erſehen iſt, ſcheint ſie das Ergebniß der Anpaarung des Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis) mit dem Tigerhunde (Canis leporarius, danicus corsicanus), daher ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung zu ſein. Dieſelbe ſtellt eine ganz eigenthümliche Form dar, indem ſie mit der Kopf⸗ geſtalt des Bull-Dogg (Canis Molossus, orbicularis), die Größe, Körperform und den leichten Bau des Tigerhundes (Canis leporarius, danicus corsicanus) ver- bindet. Mit dieſen wenigen Worten iſt eine genügende Charakteriſtik dieſer ebenſo auf- fallenden, als ſonderbaren Thierbildung gegeben und es erübrigt nur noch beizufügen, daß bei derſelben der Kopf niederer, die Schnauze etwas länger und ſchmäler, und die Lippen kürzer und weniger hängend als beim Bull-Dogg, der Leib aber minder geſtreckt und voller, und die Beine kürzer und ſtärker als beim Tigerhunde ſind. 235 Die Färbung erſcheint immer nur getigert, indem die hell blaulich-aſchgraue oder weiße Grundfarbe mit zahlreichen, dicht geſtellten, theils größeren, theils kleineren ſchwarzen punktförmigen Flecken beſetzt iſt. Die Schnauze und die Lippen ſind matt⸗ſchwarz. Dieſe keineswegs ſchöne Race iſt nur ein Produkt des Zufalles und wird deß— halb auch nur ſehr ſelten angetroffen. 18. Die Thibet-Dogge (Canis Molossus, thibetanus). Auch dieſe Form iſt eine reine, unvermiſchte, auf geographiſcher Verbreitung und den Einflüſſen des Klima's beruhende Abänderung des Bullenbeißers (Canis Molossus), welche dem mittleren Theile von Aſien angehört und als deren Heimath insbeſondere Thibet bezeichnet werden kann. Dieſe ſtattliche, durch Kraft und Stärke ausgezeichnete Hundeform bietet zwar in ihrer Geſammtgeſtalt eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem großen Bullen— beißer (Canis Molossus, major) dar, unterſcheidet ſich von demſelben aber nicht nur durch den viel ſtärkeren Körperbau und die weit beträchtlichere Größe, indem ſie hierin ſelbſt die größten Individuen der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) noch übertrifft, ſondern auch durch mancherlei andere, und zum Theile ſehr wichtige Merkmale. Ihr Kopf iſt größer, das Hinterhaupt ſtärker erhaben, und die ſtark gewölbte Stirne bietet über den Augenbrauen eine tiefe Hautfalte dar. Die Schnauze iſt breiter und noch ſtumpfer, doch etwas weniger aufgeworfen, die Lippen ſind länger und deßhalb auch tiefer herabhängend, die Wangenhaut iſt ſchlaffer, die Ohren ſind länger und mehr abgerundet, und die Augen verhältnißmäßig kleiner. Der Hals iſt kürzer und noch dicker, der Leib voller, und der Schwanz, welcher meiſtens über den Rücken nach aufwärts gekrümmt getragen wird, erſcheint in Folge der reichlichen Behaarung bedeutend dicker und beinahe buſchig. Das Fell iſt an den Leibesſeiten ſchlaff und die Behaarung beträchtlich länger, am längſten aber am Schwanze und insbeſondere an der Unterſeite deſſelben, wo ſie lange Franſen bildet. Die Färbung des Körpers iſt tief ſchwarz und an den Seiten etwas lichter gewölkt, und nur die Pfoten und ein kleiner rundlicher Flecken jederſeits oberhalb der Augen ſind lebhaft roſtgelb oder hellbraun gefärbt. Die Engländer nennen dieſen Hund Mastiff of Tibet, die Franzoſen Dogue du Thibet. 4 Obgleich dieſe auffallend große und ſtarke Form ſchon zur Zeit der alten Griechen und Römer in Europa bekannt war, wo ſie von Ariſtoteles, Strabo und Plinius unter dem Namen Canis indicus, und von Gratius Faliscus unter der Benennung Canis Hyreanus beſchrieben wurde, fo iſt fie uns doch bis in das zweite Decennium des gegenwärtigen Jahrhunderts gänzlich unbekannt ge— blieben. 236 Ariſtoteles hielt diejelbe für einen Baſtard des Hundes mit dem Tiger oder mit irgend einem dem Hunde ähnlichen anderen wilden Thiere und glaubte, daß ſie nicht aus der erſten, ſondern erſt aus der dritten Vermiſchung als zahmes Thier hervorgehe, da die aus der erſten Vermiſchung fallenden Baſtarde noch völlig wild ſeien. 19. Die japanefifhe Dogge (Canis Molossus, thibetanus Japanorum). Aller Wahrſcheinlichkeit nach dürfte dieſe Race ihre Entſtehung der Kreuzung der Thibet-Dogge (Canis Molossus, thibetanus) mit dem japaneſiſchen Hunde (Canis domesticus, Zingarorum japonicus) zu verdanken haben. Sollte ſich dieſe Vermuthung beſtätigen, ſo wäre dieſer Hund ein vierfacher Baſtard ge— miſchter Kreuzung, und zwar der einzige unter allen bis jetzt bekannten Racen, in welchem fünf verſchiedene Arten vereinigt wären. ä Ihre Abkunft von der Thibet-Dogge ſpricht ſich in den körperlichen Merkmalen dieſer Race deutlich und unverkennbar aus; doch iſt ſie beträchtlich kleiner als die— ſelbe und auch höher gebaut. Ihr Kopf iſt beinahe von gleicher Größe wie bei dieſer, das Hinterhaupt iſt aber ſchmäler, die Stirne viel weniger gewölbt, die Schnauze länger, niederer, ſchmäler und auch minder ſtumpf. Die Naſe iſt nur wenig aufgeworfen, und die Lippen ſind bei Weitem nicht ſo hängend. Die Wangenhaut iſt minder ſchlaff, und die Ohren ſind kürzer, ſchmäler, ſtumpfſpitzig⸗gerundet, halb aufrechtſtehend und über der Wurzel gebrochen und überhängend. Der Hals iſt länger und auch nicht ſo dick, der Leib ſchlanker und weniger voll, die Bruſt ſchmäler. Die Beine ſind höher und auch nicht ſo ſtark, die Schenkel länger, und der Schwanz erſcheint in Folge der minder reichlichen Behaarung dünner. Die Körperbehaarung iſt beträchtlich kürzer und mehr glatt anliegend. Die Färbung iſt bald einfärbig röthlich-braungelb, rothgelb, weiß oder ſchwarz, bald aber auch auf hellem Grunde mit größeren gelblichbraunen oder ſchwarzen Flecken beſetzt, und bei der ſchwarzen Abänderung ſind die Pfoten und ein kleiner rundlicher Flecken oberhalb der Augen nicht ſelten roſtgelb oder hell bräunlichgelb. Dieſer Hund iſt in Japan die gemeinſte Race und in den Städten daſelbſt ein Straßenhund, und wahrſcheinlich auch in China. Hechste Gruppe. Windhunde (Canes leporarii). Der Kopf iſt ziemlich klein, lang und flachgedrückt, die Stirne flach, die Schnauze lang und ziemlich nieder, und nach vorne zu ſtark verſchmälert und zu— geſpitzt. Die Lippen ſind ſtraff, die Ohren ziemlich lang, ſchmal, zugeſpitzt, halb aufrechtſtehend, und gegen die Spitze gebrochen und überhängend. Der Hals iſt lang und dünn, der Leib etwas geſtreckt und ſchmächtig, die Bruſt ſchmal. Die Beine ſind ſehr hoch und ſchlank, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel ſehr lang. Der Schwanz iſt ziemlich lang und ſehr dünn, die Körperbehaarung mehr oder weniger kurz und glatt anliegend. Die den typiſchen Charakter dieſer Gruppe nur theilweiſe an ſich tragenden Racen ſtellen einerſeits Uebergänge zur Schakalform, andererſeits zur Haus-, Seiden⸗ und Jagdhund⸗ und zur Bullenbeißerform dar. Nur eine einzige Art bildet den Stamm dieſer Gruppe, nämlich: Der Windhund (Canis leporarius). In demſelben kann man nur eine reine, unvermiſchte Form erkennen, welche ſich als eine ſelbſtſtändige Art des Hundes darſtellt und über das ſüd— weſtliche Aſien, das ſüdöſtliche, mittlere und nordweſtliche Europa, ſo wie auch über den öſtlichen Theil von Nord- und Mittel-Afrika verbreitet iſt. Sie bildet die Stammart einer ſehr beträchtlichen Anzahl verſchiedener Formen und Racen, von denen bereits 35 von den Fachmännern unterſchieden und be— ſchrieben worden ſind. 238 Von dieſen beruhen vier auf klimatiſchen Einwirkungen in Folge geo⸗ graphiſcher Verbreitung, als: der große Windhund (Canis leporarius, major), der irländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus), der italieniſche Windhund (Canis leporarius, italicus), und der ägyptiſche Windhund (Canis leporarius, aegyptius), während eine durch Acclimatiſation einer gewiſſen Form herbor- gerufen zu ſein ſcheint, nämlich: | der engliſche Windhund (Canis leporarius, italicus anglicus). Sämmtliche übrigen Formen, 30 an der Zahl, ſind Baſtarde, und zwar: der Gaſehund (Canis leporarius, hibernicus agasseus), ein Halbbaſtard reiner Kreuzung; der ſpartaniſche Hund (Canis leporarius, laconicus), der franzöſiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius), der große däniſche Hund (Canis leporarius, danicus), der perſiſche Windhund (Canis leporarius, persicus), der ruſſiſche Windhund (Canis leporarius, rossicus), der irländiſche Curshund (Canis leporarius, hibernicus molossinus), der irländiſche Wolfshund (Canis leporarius, hibernicus domesticus), und or der arabiſche Windhund (Canis leporarius, arabicus), einfache Baſtarde reiner Kreuzung; der irländiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius iricus), der leichte Curshund (Canis leporarius, cursorius), der indiſche Windhund (Canis leporarius, indicus), der griechiſche Windhund (Canis leporarius, grajus), der türkiſche Windhund (Canis leporarius, turcicus), der ſchottiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus hirsutus), und der ägyptiſche Straßenhund (Canis leporarius, arabicus vagus), einfache Ba- ſtarde gemiſchter Kreuzung; Sau⸗Rüde (Canis leporarius, laniarius suillus), ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung; der deutſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius germanicus), der ſchwere Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius robustus), der Tigerhund (Canis leporarius, danicus corsicanus), der Tiger-Windhund (Canis leporarius, danicus velox), der ſchwere Curshund (Canis leporarius, cursorius robustus), der Solofänger (Canis leporarius, mastivus), die ruſſiſche Rüde (Canis leporarius, rossicus suillus), der Domingo-Windhund (Canis leporarius, dominicensis), der Cuba-Windhund (Canis leporarius, dominicensis cubanus), der hochländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus sanguisequus), und Et di > on a einer 239 der Lurcher (Canis leporarius, hibernicus pecuarius), doppelte Baſtarde ge- miſchter Kreuzung; endlich: der Hetzhund (Canis leporarius, laniarius mastivus), und der Kuppel⸗ Windhund (Canis leporarius, rossicus subhirsutus), dreifache Ba— ſtarde gemiſchter Kreuzung. 1. Der große Windhund (Canis leporarius, major). Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dieſe Form, welche den Grund— typus der ganzen Gruppe bildet, eine reine unvermiſchte, auf den Einflüſſen des Klima's und auf geographiſcher Verbreitung beruhende Abänderung des Windhundes (Canis leporarius) ſei, die dem ſüdöſtlichen und mittleren Europa, und dem ſüdweſtlichen Aſien angehört. Sie iſt groß, nahezu von der Größe des Wolfes (Canis Lupus), aber überaus ſchlank gebaut. Der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, langgeſtreckt, und flachgedrückt, das Hinter⸗ haupt ſchmal, mit nur ſehr ſchwach entwickeltem Knochenkamme, die Stirne flach, die Schnauze lang, ziemlich nieder, nach vorne zu ſtark verſchmälert und zugeſpitzt. Die Lippen ſind kurz und ſtraff, und die Wangenhaut iſt geſpannt. Die Ohren ſind ziemlich lang, ſchmal, zugeſpitzt, nicht beſonders weich, halb aufrechtſtehend, und gegen die Spitze gebrochen und überhängend, die Augen verhältnißmäßig klein und vollkommen wagrecht geſtellt. Der Hals iſt lang und dünn, der Leib etwas geſtreckt, ſehr ſchmächtig, und gegen die Weichen überaus ſtark eingezogen, der Widerriſt ſchwach erhaben, der Rücken ſtark gekrümmt, und die Bruſt ſchmal und tiefliegend. Die Beine ſind ſehr hoch, ſchlank und zart, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel ſehr lang, und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, ſehr dünn, und weit bis unter das Ferſengelenk reichend. Entweder wird derſelbe herabhängend, oder auch nach rückwärts geſtreckt und etwas nach auf— wärts gebogen getragen. Die Körperbehaarung iſt kurz, glatt anliegend und weich, und auch die Ohren und der Schwanz ſind kurz und glatt anliegend behaart. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig hell fahl, iſabell- oder röthlichgelb, oder auch grau, bisweilen aber auch hellbräunlich, ſchwarz oder weiß. Seltener iſt dieſelbe auf der Oberſeite des Körpers und an der Außenſeite der Beine ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers und der Innenſeite der Beine roſtgelb, mit einem kleinen rundlichen roſtgelben Flecken jederſeits oberhalb der Augen. Sehr oft kommt eine Abänderung vor, welche auf grauem oder hellbräunlichem Grunde mit ſchief geſtellten, ſchwärzlichen, ſtriemenartigen Querſtreifen gezeichnet iſt. Individuen mittlerer Größe haben eine Körperlänge von 2 Fuß 7 Zoll, eine Schwanzlänge von 1 Fuß 6 Zoll, und eine Höhe am Widerriſt von 2 Fuß 3 Zoll. 0 240 Die Italiener nennen dieſen Hund Veltro, die Franzoſen Grand Levrier, und die Engländer Greyhound oder auch British Greyhound. In alter Zeit wurde er von den Franzoſen Vaultre, Vaultroy oder Vaultroit genannt. Bei den Völkern des Alterthums war er die bekannteſte Form unter den Hunden und zwar ſowohl bei den Griechen und Römern, als auch bei den alten Deutſchen, und bei allen wurde er mit mehrfachen Namen bezeichnet. Er iſt ohne Zweifel der Canis moloticus des Ariſtoteles, der Canis ve- naticus des Varro und Columella, der Canis Molossus des Virgilius Maro, Horaz, Oppian und Nemeſianus, der Canis Veltraha des Gratius Faliscus, und der Canis Vertagus des Julius Firmicus. Noch zahlreicher ſind die Namen, welche er von den alten Deutſchen erhielt. Im Alemanniſchen Geſetze erſcheint er unter dem Namen Wint- oder Haſenhunt (Veltris leporalis), im Bojiſchen unter der Benennung Canis veltrix, im Bur⸗ gundiſchen als Canis veltraeus, und im Saliſchen Geſetze als Veltris leporarius oder argutarius. In den Schriften aus der Zeit Carl's des Großen, in der zweiten Hälfte des 8. chriſtlichen Jahrhunders, kommt er unter den Benennungen Windthunt, Wint oder Windt (Veltra seu Spartus) vor, und in den Schriften aus dem 9. bis 15. Jahrhunderte unter den Namen Welter, Winthunt oder Wind— ſpiel (Canis Veltris, Veltrix, Velthrus, Veltraeus oder Veltrahus), und Canis leporarius levipes. So wie die franzöſiſche Bracke, gilt auch der große Windhund für ein Symbol des Gehorſams und der Treue in der Heraldik, daher man ihn auch häufig auf den Wappenſchildern trifft. Der große Windhund, welcher ungeachtet ſeiner Schlankheit verhältnißmäßig ſehr kräftig iſt, läuft nicht nur gerne, ſondern auch andauernd und mit außerordent⸗ licher Schnelligkeit. Sein Geſicht iſt überaus ſcharf und ſein Gehör ſehr fein, wie denn auch ſeine Ohren faſt beſtändig in Bewegung ſind; dagegen iſt ſein Geruchs⸗ ſinn nur wenig ausgebildet und ſeine Intelligenz iſt gleichfalls ſehr beſchränkt. Im Verhältniſſe zu anderen Hundearten beſitzt er nur geringe Fähigkeiten, iſt wenig empfänglich für feinere Dreſſur und begreift überhaupt nur ſchwer und langſam. Seines ungemein ſchnellen Laufes wegen wird er zum Fange gewiſſer Wild— arten, und namentlich im flachen Lande bei der Haſen- und Kaninchenjagd ver⸗ wendet, ſo wie nicht minder auch bei der Jagd auf Füchſe. Seine Benützung hierzu erfolgt nicht früher, als bis er das erſte Lebensjahr erreicht hat, und da er nur durch Uebung zu erlernen im Stande iſt, ſo muß er immer vorerſt durch ſchon abgerichtete Hunde angeführt und angeeifert werden, den ſelben nachzuahmen. Häufig zerreißt er das eingefangene Wild und insbeſondere bei Beginn ſeiner Dreſſur; doch kann man es mit Mühe und Geduld dahin bringen, daß er das eingefangene Thier unverſehrt dem Jäger überbringt. Uebrigens wird er auf der Jagd mehr durch das Geſicht als durch den Geruch geleitet. ze r nat 241 In manchen Gegenden pflegt man den zur Jagd beſtimmten Windhunden ſchon in der erſten Jugend die Daumenzehe an den Vorderfüßen und die Ballen an dem Handgelenke auszuſchneiden, da ſie durch dieſelben im Laufe gehindert werden und ſehr oft auch wunde Ballen bekommen; eine Uebung, die ſchon ſeit der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts beſteht. Der Windhund bellt ſelten und ſeine Stimme beſteht mehr in einem Klaffen als in einem eigentlichen Gebelle. Seine Empfindungen ſind lebhaft und tief, und durch Gemüthseindrücke wird er oft ſo ſehr ergriffen, daß ſein Herzſchlag nicht ſelten plötzlich eine kaum glaub— liche Unregelmäßigkeit und eine überaus große Schnelligkeit zeigt. Dieſe Reizbarkeit, verbunden mit ſeiner geringen Intelligenz, iſt auch die Urſache, daß er Niemanden ausſchließlich zugethan und ſo ſehr empfänglich für Liebkoſungen iſt. Gegen Alle, die ſich mit ihm abgeben, zeigt er ſich gleich freund— lich, und ſeine Treue und Anhänglichkeit an ſeinen Herrn iſt im Vergleiche mit jener anderer Hundearten nur gering. Dagegen erweiſet er ſich erkenntlich und dankbar bei guter Behandlung und gibt ſeine Freude durch lebhafte Bewegungen ſeines Körpers zu erkennen. Meiſtens iſt er dabei aber auch biſſig und falſch. Größer als die Anhänglichkeit an ſeinen Herrn, iſt ſeine Anhänglichkeit an Pferde, bei denen er ſich häufig einfindet und denen er auch ſehr gerne nachfolgt. 2. Der [partaniſche Bund (Canis leporarius, laconicus). Derſelbe ſtellt ſich als ein Blendling dar, der aller Wahrſcheinlichkeit nach ſeine Entſtehung der Vermiſchung des großen Windhundes (Canis leporarius, major) mit dem griechiſchen Schakale (Canis aureus, grajus) zu verdanken hat und kann daher als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung gelten. In Anſehung ſeiner Abſtammung reiht er ſich ſonach dem arabiſchen Windhunde (Canis leporarius, arabicus) an. An Größe ſteht er dem großen Windhunde zwar etwas nach, doch laſſen ſich in ſeinem ganzen Körperbaue die Formen deſſelben deutlich erkennen, obgleich er durch mancherlei Merkmale in ſehr erheblicher Weiſe ſich von dieſem unterſcheidet. Sein Kopf iſt höher, die Stirne etwas gewölbt, die Schnauze kürzer und auch nicht ſo nieder. Die Ohren ſind verhältnißmäßig kürzer, breiter, ſteif und voll— kommen aufrechtſtehend. Der Hals iſt merklich kürzer und dicker, der Leib bei Weitem nicht ſo ſchmächtig, und in der Weichengegend auch viel weniger eingezogen, der Rücken nur ſehr ſchwach gekrümmt und beinahe völlig gerade. Die Beine ſind minder hoch, kräftiger und ſtärker, und der Schwanz iſt kürzer, dicker, und reicht nur wenig unter das Ferſengelenk herab. Gewöhnlich wird derſelbe hängend, bis— weilen aber auch ſchwach nach aufwärts gebogen getragen. Die Behaarung iſt mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Ge— ſichtes, am ganzen Körper länger und gröber, vorzüglich aber am Schwanze, der hierdurch beinahe ein buſchiges Ausſehen erhält. Fitzinger, Der Hund. 16 - 242 Die Färbung iſt einfärbig röthlichbraun, auf der Unterſeite des Körpers etwas heller. Die ausſchließliche Heimath dieſer Race iſt der ſüdliche Theil von Grie⸗ chenland. Sie iſt biſſig und deßhalb auch zu fürchten. Unſere Kenntniß von dieſem Hunde reicht bis in die älteſte Zeit der Griechen und Römer zurück, wo derſelbe unter mehrfachen Benennungen bei den verſchiedenen Schriftſtellern aufgeführt erſcheint. So beſchrieb ihn ſchon Xenophon unter dem Namen Canis Vulpinus, Ari⸗ ſtoteles und Varro unter dem Namen Canis laconicus. Virgilius Maro nennt ihn Spartae catulus und Canis amyclaeus, während er von Horaz und Nemeſianus mit dem Namen Canis Spartanus und von Columella mit dem Namen Canis domesticus bezeichnet wurde. Abbildungen von demſelben treffen wir auch häufig auf den griechiſchen und römiſchen Denkmälern an. Xenophon und Ariſtoteles betrachteten ihn für einen Baſtard, der aus der Vermiſchung des Hundes mit dem Fuchſe hervorgegangen iſt, und Ariſtoteles führt außerdem noch einen Blendling an, der auf der Anpaarung dieſes ſeines lakoniſchen Hundes mit dem moloſſiſchen Hunde, das iſt mit dem großen Windhunde, beruhen ſoll und welcher auch von Varro und Columella unter dem Namen Canis pe- cuarius erwähnt wurde. Dieſer letztere Blendling wurde jedoch in neuerer Zeit nicht mehr beobachtet und dürfte überhaupt nur ſchwer von dem ſpartaniſchen Hunde zu unterſcheiden geweſen ſein. 5 Beide wurden von den Griechen und Römern aber zum Bewachen der Schaf: heerden und auch des Hauſes benützt. Den alten Deutſchen iſt der ſpartaniſche Hund gänzlich unbekannt geblieben. 3. Der franzöſiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius). Aus den körperlichen Merkmalen dieſes Hundes läßt ſich deutlich erkennen, daß derſelbe aus der Kreuzung des großen Windhundes (Canis leporarius, major) mit dem franzöſiſchen Jagdhunde (Canis sagax, gallicus) hervorgegangen, ſonach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. Seine Abſtammung iſt daher bei- nahe dieſelbe, wie die des großen däniſchen Hundes (Canis leporarius, danicus). Er zählt zu den größeren Hunde-Racen und reiht ſich ſowohl rückſichtlich der Geſtalt, als Größe, dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, dani- cus) an. Sein Kopf iſt geſtreckt und etwas flachgedrückt, das Hinterhaupt nicht ſehr breit, die Stirne nur ſehr wenig gewölbt, die Schnauze lang, doch niederer und ſpitzer als beim großen däniſchen Hunde, und die Lippen ſind durchaus nicht hängend, ſondern ſtraff. Die Ohren ſind mäßig lang und nicht ſehr breit, beinahe von dreieckiger Geſtalt, an der Wurzel ſteif und etwas aufgerichtet, gegen die Spitze 243 zu aber gebrochen und überhängend. Der Hals iſt ziemlich lang und verhältniß— mäßig dünn, der Leib geſtreckt, ſchlank, und gegen die Weichen ziemlich ſtark ein— gezogen. Die Bruſt iſt nur von geringer Breite, der Widerriſt ſchwach erhaben, der Rücken in der Mitte etwas geſenkt. Die Beine ſind ziemlich hoch und kräftig, insbeſondere die Vorderbeine, die Schenkel lang und ſtark, und an den Hinterfüßen iſt faſt immer eine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt verhältnißmäßig ziemlich lang, nicht ſehr dünn, und wird bogenförmig nach aufwärts gekrümmt, meiſtens aber gerade ausgeſtreckt getragen. Die Behaarung des Körpers iſt kurz, ziemlich glatt anliegend und etwas rauh, und nur an der Kehle, dem Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, an der Hinter— ſeite der Schenkel, und an der Unterſeite des Schwanzes iſt das Haar etwas länger. Die Färbung iſt meiſtens weiß, oder gelblichweiß, mit einem oder auch meh— reren großen, wolkenartigen dunkel- oder hellbraunen Flecken, und gewöhnlich ſind es der Kopf nebſt den Ohren, und der Hintertheil des Rückens, welche braun ge— zeichnet ſind. Aber auch einfärbig weiß, gelblichweiß, grau, ſchwarz oder braun wird dieſe Race angetroffen, und nicht ſelten auf der Oberſeite des Körpers ſchwarz, und auf der Unterſeite deſſelben, ſo wie auch an den Beinen roſtgelb, nebſt einem kleinen, rundlichen roſtgelben Flecken oberhalb jedem Auge. Dieſe Race wird faſt nur in Frankreich gezogen, wo ſie den Namen Matin führt. Die Engländer nennen ſie Matin Dog. Wir treffen dieſen Hund ſchon in den Schriften des 9. bis 15. Jahrhunderts an, wo er unter den Namen Canis odorisequus und Canis leporarius, segni- pes aufgeführt erſcheint. Genauer haben wir ihn aber erſt durch Buffon zu Anfang der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kennen gelernt. In alter Zeit wurde er vorzugsweiſe zur Aufſpürung des Wildes verwendet, während man ihn in neuerer Zeit zur Bewachung des Hauſes und der Viehheerden benützt. 4. Der irländiſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius iricus). In den äußeren Merkmalen dieſer Race ſind die weſentlichſten Kennzeichen des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius) und des großen däniſchen Hundes (Canis leporarius, danicus) in ſo auffallender Weiſe mit einander ver— eint, daß die Abſtammung derſelben von den beiden genannten Formen kaum ver— kannt werden kann. Sie iſt daher unzweifelhaft ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung. | Der letztgenannten Race an Größe kaum etwas nachſtehend, unterscheidet ſich der irländiſche Fleiſcherhund von derſelben durch die ſchwächer gewölbte Stirne, eine etwas niederere und mehr zugeſpitzte Schnauze, die kürzeren, ſchmäleren, halb auf— rechtſtehenden, gegen die Spitze aber gebrochenen und überhängenden Ohren, den in der Weichengegend ſtärker eingezogenen Leib, die verhältnißmäßig etwas niedereren 244 Beine, und die weniger glatt anliegende Behaarung des Körpers. An den Hinter- füßen kommt faſt immer eine fünfte Afterzehe vor. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, röthlichgelb oder auch rothbraun, doch kommen nicht ſelten weiße Abzeichen am Kopfe und am Vorderhalſe, an der Bruſt und an den Füßen vor. Die Zucht dieſer Race ſcheint ausſchließlich auf Irland beſchränkt zu ſein, woher ſie auch den Namen hat. 5. Die Jau-Rnüde (Canis leporarius, laniarius suillus). Schon auf den erſten Blick gibt ſich dieſer Hund als ein Abkömmling des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius) und des großen Seiden- hundes (Canis extrarius, major) zu erkennen, wornach er ſich als ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung darſtellt. Er iſt von ſehr anſehnlicher Größe und ſtarkem, kräftigem Baue, und gehört zu den größten Racen unter den Hunden, da er bisweilen bis zu einer Schulter— höhe von nicht viel weniger als 3 Fuß angetroffen wird. Rückſichtlich der Geſtalt ſowohl, als Größe erinnert er zwar lebhaft an die erſtgenannte Race, doch weicht er in manchen ſeiner Merkmale weſentlich von der— ſelben ab und zeichnet ſich insbeſondere durch die eigenthümliche Behaarung ſeines Körpers aus. Sein Kopf iſt etwas größer und höher als bei dieſer, das Hinterhaupt breiter, die Stirne minder flach, und die Schnauze etwas kürzer und auch ſtumpfer. Die Ohren ſind beträchtlich länger, breiter und vollkommen hängend, der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib voller und in der Weichengegend weniger ſtark eingezogen, der Rücken beinahe vollkommen gerade. Die Beine ſind etwas niederer und ſtärker, und der Schwanz, welcher meiſt bogenförmig nach aufwärts gekrümmt, aber auch gerade ausgeſtreckt und bisweilen ſogar hängend getragen wird, erſcheint in Folge der reichlichen Behaarung beträchtlich dicker. | Die Körperbehaarung ift lang, ſchwach zottig-gewellt, rauh und grob, im Ge— ſichte und an der Vorderſeite der Beine etwas kürzer, an den Ohren und dem Schwanze aber am längſten. Die Färbung iſt in der Regel auf dem Rücken, den Schultern und um die Ohren röthlich- oder lohbraun, mit dunkelbraunem oder ſchwärzlichem Anfluge, auf der Unterſeite des Körpers aber weißlich. Nicht ſelten erſcheint ſie jedoch auch ein— färbig braun, ſchwarz oder grau, welche letztere Farbe durch ein Gemiſche von ſchwarzen und weißen Haaren gebildet wird. Dieſe Race, welche zur Zeit des Mittelalters die verbreitetſte in Deutſchland war und beinahe ausſchließlich zur Schweinsjagd benützt wurde, iſt heut zu Tage beinahe völlig ausgerottet und wird nur noch im öſtlichen und ſüdlichen Theile von Ungarn und den dort angrenzenden Ländern häufiger getroffen. » 245 Im Alemanniſchen Geſetze ift fie unter dem Namen Saufänger (Canis por- caritius) und im Saliſchen unter dem Namen Canis porcarius aufgeführt, und zur Zeit Carl's des Großen in der zweiten Hälfte des achten chriſtlichen Jahr— hunderts erſcheint ſie unter dem Namen Rüde oder Saurüde (Canis Rudo). 6. Der Betzhund (Canis leporarius, laniarius mastivus). Die Abkunft dieſes Hundes von der Sau-Rüde (Canis leporarius, laniarius suillus) und der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) iſt ſo deutlich in deſſen körperlichen Formen ausgeſprochen, daß dieſelbe nicht bezweifelt werden kann. Er muß daher als ein dreifacher Baſtard gemiſchter Kreuzung angeſehen werden. Dieſe ſehr große Race, welche der Sau-Rüde an Größe und Stärke völlig gleich kommt, ſteht zwiſchen dieſer und der gemeinen Dogge bezüglich ihrer körper— lichen Merkmale gleichſam in der Mitte. Die Unterſcheidungszeichen, welche ſie von der erſteren trennen, ſind der höhere Kopf, das breitere Hinterhaupt, die mehr gewölbte Stirne, die kürzere, höhere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, der vollere und in den Weichen weniger ſtark eingezogene Leib, die verhältnißmäßig niedereren und ſtärkeren Beine, und die kürzere, ſtraffere und nicht ſehr glatt anliegende Behaarung, welche an den Ohren und am Schwanze aber, ſo wie bei der Sau-Rüde, länger als an den übrigen Körpertheilen iſt. Die Färbung ſtimmt mit jener der Sau⸗-Rüde vollkommen überein. In unſeren Tagen iſt dieſe Race bereits ſehr ſelten geworden. 7. Der deutſche Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius germanicus). Offenbar iſt dieſer Hund das Produkt der gegenſeitigen Vermiſchung des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius) mit der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus), wornach er ſich als ein doppelter Baſtard ge— miſchter Kreuzung zu erkennen gibt. Seiner Geſtalt nach erinnert er zunächſt an den irländiſchen Fleiſcherhund (Canis leporarius, laniarius iricus), von welchem er ſich jedoch ſchon bei einer oberflächlichen Betrachtung durch die geringere Größe und den gedrungeneren, niedereren Körperbau deutlich unterſcheidet. Aber auch noch andere Merkmale ſind es, welche dieſe beiden Racen von ein- ander trennen. Der Kopf des deutſchen Fleiſcherhundes iſt etwas höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze ſtumpfer. Die Lippen ſind etwas hängend, der Hals ift kürzer und dicker, der Leib weniger geſtreckt, voller und in den Weichen auch ſchwächer eingezogen, die Bruſt breiter. Die Beine ſind niederer und ſtärker, und der Schwanz erſcheint in Folge der längeren Behaarung dicker. 246 | “ Die Körperbehaarung iſt kurz, ziemlich glatt anliegend und etwas rauh, an der Kehle, dem Vorderhalſe, der Bruſt, dem Bauche, der Hinterſeite der Schenkel und der Unterſeite des Schwanzes aber etwas länger. An den Hinterfüßen iſt ſehr oft eine fünfte Afterzehe vorhanden. Die am häufigſten vorkommende Färbung iſt einfärbig gelblichweiß, fahl⸗ oder bräunlichgelb und bisweilen auf der Oberſeite des Körpers ſchwärzlich überflogen, fahlbraun oder bräunlich, dunkelbraun, grau oder ſchwarz. Seltener erſcheint die⸗ ſelbe bräunlich und mit verloſchenen ſchwarzen, ſtriemenähnlichen Querſtreifen ge⸗ zeichnet, oder auch auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers und der Innenſeite der Beine roſtgelb, nebſt einem kleinen, rundlichen roſtgelben Flecken jederſeits oberhalb der Augen. Bei den dunkelfärbigen Abänderungen kommen auch häufig weiße Abzeichen vor. Meiſtens trifft man dieſe Race nur verſtümmelt, mit abgeſchnittenen Ohren und geſtutztem Schwanze an. Sie wird hauptſächlich zum Zuſammenhalten von Schwein- und Rinderheerden benützt, aber auch zum Bewachen des Hauſes und zum Zuge verwendet. 8. Der lchwere Heifherhund (Canis leporarius, laniarius robustus). Die Kennzeichen, welche dieſer Hund in ſeinen äußeren Formen darbietet, be⸗ rechtigen zu der Annahme, ihn für einen Abkömmling des franzöſiſchen Fleiſcher⸗ hundes (Canis leporarius, laniarius) und des deutſchen Hühnerhundes (Canis sagax, venaticus subeaudatus) zu betrachten. Er dürfte daher für einen doppelten Baſtard gemiſchter Kreuzung gelten. In ſeinen körperlichen Formen ſind die Merkmale ſeiner beiden Stammältern ziemlich deutlich zu erkennen, doch ſchließt er ſich weit mehr der erſteren als der letzteren Race an. Er iſt zwar faſt ebenſo ſtark und kräftig als dieſe gebaut, doch kleiner als dieſelbe, und unterſcheidet ſich von ihr außer dem unterſetztereren, ſchwereren und niedereren Baue, durch den größeren, kürzeren und höheren Kopf, eine ſtärker gewölbte Stirne, die kürzere, höhere und ſtumpfere Schnauze, die etwas hängenden Lippen, beträchtlich längere, breitere und mehr gerundete, vollkommen hängende Ohren, einen kürzeren und dickeren Hals, den gedrungeneren, volleren und in den Weichen weniger eingezogenen Leib, die niedereren Beine, und minder hohen Schenkel, den etwas kürzeren Schwanz, und die vollkommen glatt anliegende, weichere Behaarung. An den Hinterfüßen wird ſehr oft eine fünfte Afterzehe angetroffen. Die Färbung erſcheint meiſtens gefleckt oder getigert, indem theils größere, theils kleinere gelbbraune, rothbraune, ſchwarzbraune, dunkelgraue oder ſchwarze Flecken auf weißem, gelblichweißem oder hellgrauem Grunde vertheilt ſind; häufig aber auch einfärbig weiß, gelblichweiß, hellgrau oder ſchwarz, und bisweilen iſt die Oberſeite des Körpers und die Außenſeite der Beine ſchwarz, die Unterſeite des 247 Körpers und die Innenſeite der Beine roſtgelb. Immer kommt aber bei dieſer letzteren Färbung ein kleiner, rundlicher, roſtgelber Flecken jederſeits oberhalb der Augen vor. Bei den dunkelfärbigen Abänderungen werden auch ſehr oft weiße Abzeichen getroffen. Dieſe Race, welche vorzugsweiſe im öſtlichen Frankreich und im weſtlichen Deutſchland gezogen wird und hier in manchen Gegenden unter dem Namen Schimmel bekannt iſt, vertritt heut zu Tage in den Hochalpen der Schweiz nebſt dem langhaarigen Neufoundländerhunde (Canis extrarius, aquaticus longipilis), die Stelle des daſelbſt völlig verſchwundenen St. Bernhardshundes. Außerdem wird ſie aber auch als Hüter der Rinder- und Schweineheerden benützt. 9. Der große däniſche Bund (Canis leporarius, danicus). Es kann wohl kaum beſtritten werden, daß der große däniſche Hund der An— paarung des großen Windhundes (Canis leporarius, major) mit dem engliſchen Jagdhunde (Canis sagax, anglicus) ſeine Entſtehung verdankt, und daß er ſonach ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. Bezüglich ſeiner Abſtammung hat er daher große Aehnlichkeit mit jener des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius). Dieſe durch die Schönheit ihrer Formen höchſt ausgezeichnete Race, welche einen leichten harmoniſchen Bau mit einer anſehnlichen Körpergröße verbindet, erinnert einerſeits durch die ſchlanken, aber kräftigen Formen ihrer Glieder an den großen Windhund, andererſeits durch die ſonſtigen ihr eigenthümlichen Merkmale an den engliſchen Jagdhund, welche ihre Stammältern ſind. In der Körpergeſtalt im Allgemeinen bietet ſie zwar eine unverkennbare Aehnlich— keit mit dem franzöſiſchen Fleiſcherhunde (Canis leporarius, laniarius) dar, doch iſt dieſelbe durchgehends kräftiger, edler und ſchöner. So wie dieſer, gehört auch ſie zu den größten Formen unter den Hunden, und manche Individuen zeigen in aufrecht ſitzender Stellung bisweilen eine Höhe von nahe an 4 Fuß. Die Merkmale, wodurch ſie ſich von dieſem unterſcheidet, beſtehen in der deut— licher gewölbten Stirne, der etwas höheren und weniger zugeſpitzten Schnauze, den längeren, breiteren und auch etwas mehr hängenden Ohren, einem in den Weichen minder ſtark eingezogenen Leibe, in den verhältnißmäßig höheren Beinen, und in der durchgehends kurzen, vollkommen glatt anliegenden und etwas weicheren Be— haarung des Körpers. Sehr oft trifft man an den Hinterfüßen eine fünfte After- zehe an. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig bräunlich- oder fahlgelb, rothbraun, hell blaulich⸗aſchgrau oder ſchwarz, und nicht ſelten mit weißen Abzeichen am Kopfe, um die Schnauze, an der Kehle, der Bruſt oder an den Beinen. Bisweilen erſcheint dieſelbe aber auch ſchwarz, rothbraun oder fahlgelb auf weißem Grunde gefleckt. 248 Unverſtümmelte Individuen gehören bei dieſer Race zu den Seltenheiten, da faſt allenthalben die Sitte beſteht, ſchon den jungen Thieren derſelben die Ohren zu ſtutzen oder auch abzudrehen. In England iſt ſie unter dem Namen Danish Dog, in Frankreich unter der Benennung Grand Danois bekannt. Dänemark iſt das Land, in welchem dieſe Race zuerſt gezogen wurde und welchem ſie auch ihre Benennung verdankt. Von jeher war ſie aber einer der beliebteſten Luxushunde. 10. Der Tigerhund (Canis leporarius, danicus corsicanus). Die äußeren Merkmale dieſer Race laſſen deutlich erkennen, daß dieſelbe auf der Vermiſchung des großen däniſchen Hundes (Canis leporarius, danicus) mit dem dalmatiniſchen Hühnerhunde (Canis sagax, gallicus ragusanus) beruht, wornach fie ſich als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung darſtellt. Es iſt dieß eine ſchöne und ſehr beliebte Hunde-Race, welche in mancher Be— ziehung an den dalmatiniſchen Hühnerhund erinnert und ſowohl mit dieſem, als auch mit dem großen däniſchen Hunde häufig verwechſelt wird und ſich mehr als alle übrigen Windhund-Racen zur Jagdhundform hinneigt. Die Merkmale, durch welche ſie ſich vom großen däniſchen Hunde unterſcheidet, ſind außer der weit geringeren Größe und dem etwas weniger ſchlanken Baue, der mehr abgeflachte Kopf, die ſchwächer gewölbte Stirne, eine ſchmälere und etwas ſtumpfere Schnauze, die längeren, breiteren und etwas mehr hängenden Ohren, der verhältnißmäßig etwas kürzere und dickere Hals, der gedrungenere und in den Weichen weniger ſtark eingezogene Leib, die etwas niedereren und ſtärkeren Beine, die kürzeren Schenkel und der dickere Schwanz. Die Färbung erſcheint beſtändig getigert, indem die hell blaulich-aſchgraue oder weiße Grundfarbe mit zahlreichen, dichtſtehenden, theils größeren, theils kleineren punktförmigen Flecken von ſchwarzer, bräunlichgelber oder röthlicher Farbe beſetzt iſt. Sehr oft trifft man ſchwarze mit bräunlichgelben Flecken gemiſcht und in der Regel ſind auch die Ohren nebſt dem zunächſt an dieſelben angrenzenden Theile des Kopfes ſchwarz. Die Augen ſind hell graulichblau und gewöhnlich mit dunkelgrauen, ſchwarzen oder auch gelblichen Flecken gezeichnet, und die Rachenhöhle iſt faſt immer ſchwarz gefleckt. Die Zucht dieſer Race wird vorzugsweiſe auf Corſika und Sardinien betrieben, und faſt in allen Ländern, wo dieſelbe gehalten wird, beſteht die grauſame Sitte, ſie ſchon in zarter Jugend durch Abdrehen der Ohren zu verſtümmeln. Von den Engländern wird dieſe Race Dalmatian Dog und Coach- dog ge- nannt. Eine beſondere Vorliebe ſcheint dieſelbe für Pferde zu haben, da ſie ſich ſehr gerne in deren Umgebung aufhält. 249 11. Der Tiger-Windhund (Canis leporarius, danicus velox). In dieſer Race find die Merkmale des Tigerhundes (Canis leporarius, da- nicus corsicanus) und des großen Windhundes (Canis leporarius, major) in jo deutlicher Weiſe ausgeſprochen, daß man nothwendigerweiſe dieſe beiden Formen für die Stammältern derſelben betrachten muß. Sie iſt daher offenbar ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung. Dieſelbe iſt zunächſt mit dem Tigerhunde verwandt, aber noch ſchlanker als dieſer gebaut, weßhalb auch die Windhundform noch viel deutlicher bei ihr hervortritt. Sie iſt etwas größer als derſelbe und unterſcheidet ſich von ihm durch nach— ſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt kleiner, geſtreckter und mehr abgeflacht, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne völlig flach, die Schnauze länger, niederer, nach vorne zu noch mehr verſchmälert und auch weniger ſtumpf. Die Lippen ſind beinahe vollkommen ſtraff, die Ohren etwas kürzer, ſchmäler und nur zur Hälfte hängend. Der Hals iſt etwas länger und dünner, der Leib mehr geſtreckt, ſchlanker und in den Weichen auch mehr eingezogen, der Rücken ſchwach gekrümmt, die Bruſt ſchmäler. Die Beine ſind höher und ſchmächtiger, die Schenkel länger, und der Schwanz iſt merklich länger und dünner, die Behaarung des Körpers feiner. Die Färbung erſcheint immer getigert, indem zahlreiche, größere und kleinere ſchwarze punktförmige Flecken ziemlich dicht über die weiße Grundfarbe vertheilt ſind. Dieſe Race iſt zuerſt aus Oſt-Indien bekannt geworden und wird daſelbſt von den vornehmen Türken gezogen. 12. Der leichte Curshund (Canis leporarius, cursorius). Es iſt dieß eine Blendlingsrace, welche bezüglich ihrer körperlichen Formen ein Mittelglied zwiſchen dem großen Windhunde (Canis leporarius, major) und dem großen däniſchen Hunde (Canis leporarius, danicus) bildet und daher als ein Abkömmling derſelben, ſomit als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten iſt. N Sie iſt nahezu von derſelben Geſtalt und Größe wie der däniſche Hund, doch leichter als dieſer gebaut, und ſchließt ſich in manchen ihrer Merkmale mehr dem großen Windhunde an. Die Kennzeichen, durch welche ſie ſich vom däniſchen Hunde unterſcheidet, ſind folgende. Der Kopf iſt länger und mehr flachgedrückt, die Stirne beinahe völlig flach, die Schnauze länger und ſchmäler. Die Ohren ſind kürzer, ſchmäler und mehr halb aufrechtſtehend, der Hals iſt länger und dünner, der Leib ſchlanker und in den Weichen weit mehr eingezogen. Die Beine ſind höher, ſchlanker und minder kräftig, und die Behaarung iſt an allen Körpertheilen etwas kürzer und auch feiner. Die Färbung bietet dieſelben Verſchiedenheiten wie beim großen däniſchen Hunde 250 dar, doch kommen ſehr oft auch Abänderungen vor, die auf fahlbraunem Grunde mit mehr oder weniger verloſchenen, ſchmäleren oder breiteren, ſchwarzen, ſchief⸗ geſtellten, ſtriemenähnlichen Querſtreifen gezeichnet ſind. Die Zucht dieſer Race wird vorzugsweiſe in Schweden und Norwegen betrieben, doch trifft man dieſelbe auch häufig in Kurland an, weßhalb ſie in manchen Gegenden auch unter dem Namen Kurländiſcher Hund bekannt iſt. Man benützt ſie hauptſächlich zur Jagd auf größere und ſtärkere Thiere. 13. Der ſchwere Curshund (Canis leporarius, cursorius robustus). Ueber die Abkunft dieſer Race vom leichten Curshunde (Canis leporarius, cursorius) und dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) kann um jo weniger ein Zweifel beſtehen, als die weſentlichſten Merkmale dieſer beiden Formen deutlich in ihr vereinigt ſind. Sie iſt daher offenbar ein doppelter Baſtard ge— miſchter Kreuzung. Dieſelbe iſt mit der erſtgenannten Race außerordentlich nahe verwandt, und auch von gleicher Geſtalt und Größe, ſo daß ſie ſich von derſelben faſt nur durch ihren ſchwereren Körperbau zu unterſcheiden ſcheint. Bei einer genaueren Vergleichung ergibt ſich indeß, daß ihr Kopf merklich größer, kürzer und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne deutlich gewölbt, die Schnauze kürzer, breiter, höher und ſtumpfer iſt. Die Lippen ſind etwas hängend, die Ohren breiter, der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib weniger geſtreckt, voller und in der Weichengegend auch ſchwächer eingezogen, die Bruſt breiter. Die Beine ſind niederer und ſtärker, und die Schenkel kürzer. In Anſehung der Färbung beſteht zwiſchen dieſen beiden Racen durchaus kein Unterſchied. N Auch in ihren Eigenſchaften kommt ſie mit derſelben beinahe vollſtändig überein und wird auch in gleicher Weiſe wie dieſe verwendet. 14. Der Solofänger (Canis leporarius, mastivus). Wie aus den körperlichen Merkmalen dieſes Hundes klar und deutlich hervor— geht, iſt derſelbe ein Abkömmling des großen Windhundes (Canis leporarius, major) und der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus), daher ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung, der in Anſehung ſeiner Abſtammung ſehr große Aehnlichkeit mit jener des Domingo-Windhundes (Canis leporarius, domini- censis) hat. Dieſe große ſchöne Hunde-Race, welche in ihren Körperformen lebhaft an den ſchweren Curshund (Canis leporarius, cursorius robustus) erinnert und auch von gleicher Größe mit demſelben iſt, unterſcheidet ſich von ihm durch nachſtehende Merkmale. 251 Der Kopf iſt mehr geſtreckt und höher, die Stirne ſtärker gewölbt, die Schnauze länger, ſchmäler, niederer und auch minder ſtumpf. Die Lippen ſind weniger hängend, der Hals iſt länger und dünner, und der Leib etwas ſchlanker. Die Beine ſind höher, die Schenkel mehr geſtreckt, der Schwanz iſt dicker, und die Körper— behaarung etwas länger, vorzüglich aber am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche, und dem Schwanze. An den Hinterfüßen kommt manchmal eine fünfte After— zehe vor. Die Färbung erſcheint beinahe immer fahlbraun, mit ſchwärzlichen verloſchenen, ſchiefgeſtellten, ſtriemenähnlichen Querſtreifen gezeichnet. Bisweilen iſt dieſelbe aber auch einfärbig fahlbraun oder graubraun, und ſehr oft kommen weiße Abzeichen an der Schnauze, am Vorderhalſe, an der Bruſt, dem Bauche und an den Füßen vor. Ihrer Größe und Stärke, ſo wie auch ihres Muthes wegen, wird dieſe Race hauptſächlich zur Jagd auf Wölfe, Schweine, Bären und Elennthiere benützt. 15. Der perfifhe Windhund (Canis leporarius, persicus), Aller Wahrſcheinlichkeit nach beruht dieſe Race auf der Anpaarung des großen Windhundes (Canis leporarius, major) mit dem großen Seidenhunde (Canis extrarius, major), wie dieß aus ihren körperlichen Formen hervorzugehen ſcheint. Sie dürfte ſonach für einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden, deſſen Abſtammung beinahe dieſelbe, wie jene des ruſſiſchen Windhundes (Canis leporarius, rossicus) iſt. Bezüglich ihrer Geſammtform ſchließt ſie ſich mehr dem großen Windhunde, rückſichtlich der Behaarung aber dem großen Seidenhunde an. In Anſehung der Größe kommt ſie völlig mit der erſtgenannten Form über— ein, doch unterſcheidet ſie ſich von derſelben weſentlich durch nachſtehende Merkmale. Ihr Kopf iſt größer und auch mehr erhaben, das Hinterhaupt breiter, die Stirne minder flach, die Schnauze etwas höher. Die Ohren ſind breiter, minder ſpitz und auch mehr hängend; der Hals iſt etwas kürzer und dicker, der Rücken ſchwächer gekrümmt und in den Weichen weniger ſtark eingezogen. Die Beine ſind ſtärker und der Schwanz erſcheint durch die längere Behaarung dicker. Noch auffallendere Unterſchiede bietet aber die Behaarung dar, indem der ganze Körper, mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes und der ziemlich kurz behaarten Füße, mit mäßig langen, zottig⸗gewellten, weichen und bei— nahe ſeidenartigen Haaren bedeckt iſt, die insbeſondere an den Ohren, am Vorder⸗ halſe, an der Bruſt, dem Vorderbauche, der Hinterſeite der Vorderbeine und der Hinterſchenkel, und an der Unterſeite des Schwanzes in etwas längeren Zotten herabhängen. Die Färbung iſt meiſt ſchmutzig weiß, mit großen gelblichbraunen Flecken, ſeltener lohbraun, mit ſchwarzen Flecken; doch kommen zuweilen auch einfärbige Abänderungen vor, welche entweder ſchiefergrau oder weiß, ſeltener dagegen ſchwarz 252 gefärbt find. Noch ſeltener iſt jene Abänderung, welche auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Gliedermaſſen ſchwarz, auf der Unterſeite des Körpers und der Innenſeite der Gliedermaſſen weiß gefärbt erſcheint. Dieſe ſchöne Race wird beinahe ausſchließlich in 1 gezogen und verdankt dieſem Lande auch ihre Benennung. Bei uns iſt ſie erſt in neueſter Zeit bekannt FERN \ und ebenſo ſelten, als geſchätzt. 16. Der indiſche Windhund (Canis leporarius, indicus). Wie es ſcheint, iſt dieſe Miſchlingsrace das Ergebniß der Kreuzung des perſiſchen Windhundes (Canis leporarius, persicus) mit dem ruſſiſchen Windhunde (Canis leporarius, rossicus), wornach dieſelbe ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung wäre. Sie iſt beträchtlich größer als der große Windhund (Canis leporarius, major) und eine der größten Formen in der Gruppe der Windhunde, indem ſie dem irländiſchen (Canis leporarius, hibernicus) ſowohl, als auch dem ruſſiſchen Wind— hunde (Canis leporarius, rossicus) an Größe und Stärke völlig gleich kommt, während ſie ſich in Anſehung der Geſtalt zunächſt an die letztgenannte Race anſchließt. Der einzige weſentliche Unterſchied, durch welchen ſie ſich als verſchieden von derſelben darſtellt, iſt die etwas kürzere Behaarung des Körpers, welche ihr ein anderes Ausſehen gibt. Die Färbung iſt in der Regel einfärbig weißlichgelb oder lohfarben, doch kommt ſie bisweilen auch mit großen bräunlichgelben oder ſchwarzen Flecken auf den ge— nannten Grundfarben gezeichnet vor. Wie es ſcheint, iſt die Zucht dieſer Race blos auf Oſt-Indien beſchränkt. 17. Der griechiſche Windhund (Canis leporarius, grajus). Bei einer genaueren Vergleichung der körperlichen Merkmale dieſes Hundes mit jenen des großen Windhundes (Canis leporarius, major) und den weſentlichſten Kennzeichen des perſiſchen Windhundes (Canis leporarius, persicus), gelangt man zu dem Schluſſe, daß derſelbe ein Abkömmling dieſer beiden Formen, ſonach ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei. Er iſt mit dem perſiſchen Windhunde, mit welchem er ſeinen äußeren Merf- malen zu Folge in ſehr naher Verwandtſchaft ſteht, zwar von gleicher Größe, unter- ſcheidet ſich von demſelben aber durch die größere Annäherung aller ſeiner Formen an jene des großen Windhundes und durch die merklich kürzere, durchaus nicht zottige Behaarung ſeines Körpers, welche nur an den Ohren, der Hinterſeite der Vorderbeine und Hinterſchenkel, und an der Unterſeite des Schwanzes etwas länger iſt. Auch die Ohren ſind minder hängend, als dieß beim perſiſchen Windhunde der Fall iſt. 253 Die Färbung iſt in der Regel einfärbig ſchiefergrau oder weiß; denn weit ſeltener trifft man gefleckte Abänderungen an, welche mit größeren gelblichbraunen Flecken auf weißem, oder mit ſchwarzen Flecken auf lohbraunem Grunde gezeich— net ſind In Griechenland bildet dieſe Race die gewöhnliche Zucht, und wir treffen die— ſelbe auch ſchon auf einigen alten griechiſchen Denkmälern an. 15. Der türkiſche Windhund (Canis leporarius, turcicus). Dieſe Race gibt ſich als ein Blendling zu erkennen, der aus der Kreuzung des griechiſchen Windhundes (Canis leporarius, grajus) mit dem perſiſchen Wind— hunde (Canis leporarius, persicus) hervorgegangen, demnach ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Sie ſtellt ſich in Anſehung ihrer körperlichen Formen ſowohl, als auch in Bezug auf die Behaarung, als ein deutlich ausgeſprochenes Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Racen dar, mit welchen ſie auch von gleicher Größe iſt, und unterſcheidet ſich von der erſteren durch die viel mehr hängenden Ohren, von der letzteren durch die Behaarung, welche nur an den Ohren, an der Hinterſeite der Vorder- und der Hinterſchenkel, ſo wie auch an der Unterſeite des Schwanzes länger als an den übrigen Körpertheilen, und auch etwas zottig iſt. Die Färbung erſcheint bald einfärbig ſchiefer- oder dunkelaſchgrau oder auch weiß, bald gelblichbraun oder ſchwarz auf weißem Grunde gefleckt. Bisweilen iſt die Oberſeite des Körpers ſchieferfarben, die Unterſeite deſſelben und die Innenſeite der Beine weiß, und nicht ſelten kommt auch eine weiße Bläſſe auf der Stirne und dem Naſenrücken vor. a Man trifft dieſe Race ſowohl in der Türkei, als auch in Natolien und Syrien an, wo ſie ſich als herrenloſer Hund herumtreibt, gewöhnlich aber rudelweiſe zu— ſammenhält. Häufig findet ſie ſich auch in Städten und ſelbſt in größeren ein, wo ſie in den Straßen ihren Wohnſitz aufſchlägt und ſogar in Conſtantinopel, der türkiſchen Hauptſtadt, den gewöhnlichſten Straßenhund bildet. Sie iſt zwar biſſig, doch nur Perſonen in fränkiſcher Kleidung gefährlich, da ſie dieſelben anfällt und auch verfolgt, ſo lange man ſie nicht durch Steinwürfe verſcheucht. Obgleich bald in größeren, bald in kleineren Rudeln auf offener Straße lebend, findet der türkiſche Windhund hier doch hinreichende Nahrung, um ſich zu erhalten, da er nicht blos von den Abfällen lebt, die er zufällig daſelbſt trifft, ſondern auch von den Bewohnern faſt regelmäßig beſonders mit Futter verſehen wird. Die Orientalen ſind dieſen Hund ſchon ſo gewohnt, daß ſie nicht einmal das Geheul unangenehm berührt, das oft von einer ganzen Geſellſchaft und ſelbſt zur Nachtzeit durch die Straßen tönt. 254 19. Der rulſiſche Windhund (Canis leporarius, rossicus). Der ruſſiſche Windhund ſcheint ein Miſchling des großen Windhundes (Canis leporarius, major) mit dem orientalischen Hirtenhunde (Canis extrarius, Cal- muccorum) zu ſein, wie dieß ſeine äußeren Formen ziemlich deutlich entnehmen laſſen. Er dürfte ſonach für einen einfachen Baſtard reiner Kreuzung gelten und ſich bezüglich ſeiner Abſtammung zunächſt dem perſiſchen Windhunde (Canis leporarius, persicus) anſchließen. Der ruſſiſche Windhund iſt eine der größten Racen in der Gruppe der Wind⸗ hunde, indem er dem indiſchen (Canis leporarius, indicus) ſowohl, als auch dem irländiſchen Windhunde (Canis leporarius, hibernicus) an Größe gleich kommt und eine Schulterhöhe von nahe an 2½ Fuß erreicht. Er iſt von kräftigem Körperbaue, und obgleich er in ſeinen körperlichen Formen im Allgemeinen mit dem großen Windhunde (Canis leporarius, major) überein⸗ kommt, ſo bietet er doch mancherlei Merkmale dar, wodurch er ſich von dieſem unterſcheidet. | Sein Kopf iſt etwas mehr erhaben, die Stirne minder flach, die Ohren find verhältnißmäßig breiter und mehr hängend, der Rücken iſt ſchwächer gekrümmt, und der Leib in den Weichen auch weniger ſtark eingezogen. Die Beine ſind minder ſchmächtig, und der Schwanz erſcheint in Folge ſeiner reichlichen Behaarung be— trächtlich dicker. Der auffallendſte Unterſchied beſteht aber in der Behaarung des Körpers, indem derſelbe mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes und der nicht ſehr lang behaarten Ohren und Füße, mit ziemlich langen, zottig⸗gewellten, weichen und beinahe ſeidenartigen Haaren bedeckt iſt, die insbeſondere am Vorder⸗ halſe, an den Leibesſeiten, der Hinterſeite der Vorderbeine und der Hinterſchenkel, vorzüglich aber an der Unterſeite des Schwanzes in langen Franſen herabhängt. Die Haare zwiſchen den Zehenballen ſind bei dieſer Race ſehr ſtark entwickelt. Die Färbung iſt entweder weiß mit großen ſchwarzen Flecken oder einfärbig weiß, gelblichweiß oder iſabellfarben, und im letzteren Falle bisweilen mit weißen Abzeichen am Kopfe, an den Füßen und am Schwanze. Dieſe Race wird hauptſächlich in Rußland gezogen und führt daſelbſt den Namen Sobaka gonczaja. Bei uns iſt dieſe Race ziemlich ſelten und wird ihrer Größe und Schönheit wegen als Luxushund auch ſehr geſchätzt. 20. Die ruffifhe Rüde (Canis leporarius, rossicus suillus). In dieſer Race kann man nur eine Blendlingsform erkennen, welche auf der Anpaarung des ruſſiſchen Windhundes (Canis leporarius, rossieus) mit der Sau⸗ Rüde (Canis leporarius, laniarius suillus) beruht. Sie ſtellt ſich daher als ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung dar. 255 In ihren körperlichen Formen iſt die nahe Verwandtſchaft dieſer Race mit der Sau⸗Rüde deutlich ausgeſprochen, doch iſt fie ſehr leicht von derſelben zu unter— ſcheiden, obgleich ſie in ihrer Geſtalt im Allgemeinen ſowohl, als auch in der Bil— dung ihrer einzelnen Körpertheile große Aehnlichkeit mit derſelben hat, und auch in der Größe vollſtändig mit ihr übereinkommt. Der kleinere Kopf, die längere und ſpitzere Schnauze, die etwas kürzeren und ſchmäleren Ohren, der geſtrecktere und ſchmächtigere Leib, die höheren Beine und längeren Schenkel, und vollends die längere, zottig-gewellte, feinere und weichere Behaarung, ſind die Hauptmerkmale, durch welche ſie ſich von derſelben unterſcheidet. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig gelblichweiß, oder grau und auf der Unterſeite weißlich. Bisweilen erſcheint dieſelbe aber auch mit größeren, verloſchenen wolkenartigen röthlichbraunen, oder ſchwarzen Flecken auf gelblichweißem, oder grauem Grunde gezeichnet. Auch in Rußland, wo dieſe Race gezogen wird, iſt ſie dermalen ziemlich ſelten geworden. Ihre Hauptbenützung beſteht in der Jagd auf Schweine, Bären und Wölfe. 21. Der Auppel-Windhund (Canis leporarius, rossicus subhirsutus). Die Abſtammung dieſes Hundes vom ruſſiſchen Windhunde (Canis leporarius, rossicus) und der gemeinen Dogge (Canis Molossus, mastivus) iſt ſo deutlich in ſeinen körperlichen Merkmalen ausgeſprochen, daß über dieſelbe nicht leicht ein Zweifel erhoben werden kann. Er iſt ſonoch als ein dreifacher Baſtard ge— miſchter Kreuzung zu betrachten. Seiner Geſtalt nach reiht ſich derſelbe zunächſt an den Solofänger (Canis leporarius, mastivus) an, dem er auch an Größe durchaus nicht nachſteht, und mit welchem er auch die Merkmale faſt aller ſeiner einzelnen Körpertheile ge— mein hat. Das einzige auffallendere Unterſcheidungszeichen, das dieſe beiden Racen von einander trennt, beſteht darin, daß beim Kuppel-Windhunde die Behaarung beträchtlich länger, ſchwach zottigegewellt und weicher iſt. Auch die Haare zwiſchen den Zehenballen treten bei demſelben ſehr ſtark hervor und an den Hinterfüßen kommt bisweilen eine fünfte Afterzehe vor. Die Färbung iſt bei beiden Racen gleich. Die Zucht dieſes Hundes wird vorzüglich in Kurland betrieben, wo er auch unter dem Namen Kurländiſcher Eishund bekannt iſt. Man benützt ihn hauptſächlich zur Jagd auf Elennthiere, Schweine, Wölfe und Bären. 22. Der Domingo-Windhund (Canis leporarius, dominicensis). Aus den körperlichen Merkmalen dieſer Miſchlingsrace geht ziemlich deutlich hervor, daß dieſelbe das Ergebniß der Kreuzung des großen Windhundes (Canis 256 leporarius, major) mit der däniſchen Dogge (Canis Molossus, danicus), daher ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung ſei, der ſich bezüglich ſeiner Ab— ſtammung zunächſt dem Solofänger (Canis leporarius, mastivus) anſchließen würde. Dieſe große, ſtarke und kräftige Race, welche zu den größten Formen in der Gruppe der Windhunde gehört und nicht ſelten eine Schulterhöhe von 2 Fuß 4 Zoll erreicht, erinnert bezüglich ihrer Geſtalt ſowohl, als Größe, lebhaft an den Solo— fänger (Canis leporarius, mastivus), von welchem ſie ſich außer dem etwas leich— teren Baue, durch folgende Kennzeichen unterſcheidet. Ihr Kopf iſt etwas kleiner, mehr geſtreckt und niederer, das Hinterhaupt ſchmäler, die Stirne ſchwächer gewölbt, die Schnauze länger, ſchmäler und auch weniger ſtumpf. Die Lippen ſind nur ſehr ſchwach hängend, die Ohren ſchmäler, ſtumpfſpitzig, halb aufrechtſtehend, und gegen die Spitze gebrochen und überhängend, die Augen größer. Der Hals iſt verhältnißmäßig etwas länger und auch minder dick, der Leib geſtreckter, weniger voll, und in den Weichen ſtärker eingezogen, die Bruſt ſchmäler. Die Beine ſind etwas höher und auch ſchlanker, die Schenkel länger, der Schwanz iſt kürzer und dicker, und die Behaarung minder lang. Nur am Vorderhalſe und an der Bruſt iſt das Haar etwas länger als an den übrigen Theilen des Körpers. Die Färbung iſt einfärbig ſchiefergrau, auf der Unterſeite heller und in licht blaulich-aſchgrau übergehend. Die Lippen, die Augenbrauen und die Innenſeite der Ohren ſind weißlichgrau, die Naſenkuppe, die Lippenränder und die Augenlider ſchwarz, die Augen lichtbraun. Es ſcheint, daß dieſe Race nur auf St. Domingo und Cuba gezogen wird. 23. Der Cuba-Windhund (Canis leporarius, dominicensis cubanus). Aller Wahrſcheinlichkeit nach beruht dieſe Race auf der Vermiſchung des Do— mingo-Windhundes (Canis leporarius, dominicensis) mit der Cuba-Dogge (Canis Molossus, mastivus cubanus), wornach ſie als ein doppelter Baſtard gemiſch— ter Kreuzung angeſehen werden dürfte. Obwohl dieſelbe in ihrer Geſtalt im Allgemeinen dem Domingo-Windhunde ähnlich iſt, ſo unterſcheidet ſie ſich von demſelben nicht nur durch den ſchwereren Körperbau und die etwas geringere Größe, ſondern auch noch durch mehrere andere Merkmale, welche deutlich auf ihre Verwandtſchaft mit der Cuba-Dogge hindeuten. Ihr Kopf iſt beträchtlich kürzer und höher als bei der erſtgenannten Race, das Hinterhaupt breiter, die Stirne viel mehr gewölbt, die Schnauze kürzer, breiter und auch weit mehr abgeſtumpft. Die Lippen hängen tiefer herab, die Ohren ſind breiter, ſtumpfſpitzig⸗gerundet und über der Wurzel gebrochen und überhängend, und die hell— glänzenden Augen ſind kleiner. Der Hals iſt merklich kürzer und dicker, der Leib gedrungener, voller, und in der Weichengegend ſchwächer eingezogen, die Bruſt breiter. 257 Die Beine find niederer und ſtärker, die Schenkel kürzer, der Schwanz iſt länger und dünner, und die Behaarung an allen Körpertheilen kürzer, gröber, und beinahe völlig glatt anliegend. Die Färbung iſt einfärbig graubraun. Die Ohren, und ein kleiner rundlicher Flecken jederſeits oberhalb der Augen ſind matt-ſchwarz. Am häufigſten wird dieſe Race auf Cuba gezogen, doch wird ſie auch auf St. Domingo und dem Feſtlande von Central-Amerika getroffen. 24. Der irländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus). Derſelbe iſt offenbar eine reine, unvermiſchte, auf den Einwirkungen des Klima's in Folge geographiſcher Verbreitung beruhende Abänderung des Windhundes (Canis leporarius) und gehört dem weſtlichen Theile von Nord-Europa an, wo insbeſondere Irland ſeine Heimath bildet. Er iſt nebſt dem indiſchen (Canis leporarius, indicus) und dem ruſſiſchen Windhunde (Canis leporarius, rossicus), die größte und ſtärkſte unter allen dieſer Gruppe angehörigen Formen, und vereinigt mit der Geſtalt des großen Windhundes (Canis leporarius, major), die Größe der engliſchen Dogge (Canis Molossus, mastivus anglicus). Die einzigen Merkmale, durch welche er ſich vom großen Windhunde unter— ſcheidet, ſind die bedeutendere Größe, und das etwas längere, doch glatt anlie— gende Haar. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig ſchiefergrau, fahlgelb, hellbräunlich, ſchwarz, oder weiß, bisweilen aber auch braun oder ſchwarz auf weißem Grunde gefleckt. In früherer Zeit war dieſe Race in Irland ſehr gemein und wurde vorzugs— weiſe zur Wolfsjagd benützt; heut zu Tage gehört ſie daſelbſt aber zu einer Seltenheit. | Die Engländer bezeichnen fie mit dem Namen Irish Greyhound, die Franz zojen mit der Benennung Chien d’Irlande. 25. Der Galehund (Canis leporarius, hibernicus agasseus). Wie es ſcheint, dürfte dieſe Race auf der Anpaarung des irländiſchen Wind» Hundes (Canis leporarius, hibernicus) mit dem großen Windhunde (Canis lepo- rarius, major) beruhen und einen Halbbaſtard reiner Kreuzung darſtellen. Dieſelbe iſt nur wenig kleiner als der irländiſche und größer als der große Windhund, zwiſchen welchen beiden Formen ſie auch in Anſehung ihrer körperlichen Merkmale in der Mitte ſteht und dieſelben gleichſam mit einander zu verbinden ſcheint; doch ſchließt ſie ſich mehr der erſteren, als der letzteren an und unterſcheidet ſich von derſelben einzig und allein nur durch die etwas kürzere Behaarung ihres Körpers. In alter Zeit wurde die Zucht dieſer Race in England ſorgfältig und eifrig gepflegt, während dieſelbe dermalen als völlig ausgeſtorben zu betrachten iſt. Fitzinger, Der Hund. 17 258 Gasehound war die Benennung, mit welcher ſie damals bezeichnet wurde. Die älteſte Nachricht, welche wir von der Exiſtenz dieſer Race erhielten, rührt aus dem 16. Jahrhunderte, wo ſie von Johannes Cajus in ſeiner Abhandlung über die Britiſchen Hunde zuerſt genannt wird. Ihre Verwendung galt ausſchließlich der Jagd. 26. Der irländiſche Curshund (Canis leporarius, hibernicus molossinus). Die Abſtammung dieſer Miſchlingsrace vom irländiſchen Windhunde (Canis leporarius, hibernicus) und dem großen Bullenbeißer (Canis Molossus, major) iſt jo deutlich in ihren Körperformen ausgeſprochen, daß man dieſelben nothwendiger⸗ weiſe für deren Stammältern betrachten muß. Sie ſtellt ſich offenbar als ein ein— facher Baſtard reiner Kreuzung dar. Dieſe dem Solofänger (Canis leporarius, mastivus) bezüglich der Geſtalt ſehr nahe ſtehende Race unterſcheidet ſich von demſelben außer der bedeutenderen Größe, durch den etwas größeren, kürzeren und höheren Kopf, das breitere Hinter— haupt, eine noch ſtärker gewölbte Stirne, die kürzere, breitere, höhere und ſtumpfere Schnauze, die mehr hängenden Lippen, den kürzeren und dickeren Hals, den volleren und in den Weichen auch weniger ſtark eingezogenen Leib, die breitere Bruſt, ver— hältnißmäßig niederere Beine, kürzere Schenkel, einen dünneren Schwanz, und die etwas längere, aber an allen Körpertheilen gleichförmige Behaarung. In der Färbung kommen beide Racen mit einander überein. So wie der irländiſche Windhund, gehört auch der irländiſche Curshund in unſeren Tagen zu den nur ſelten vorkommenden Erſcheinungen. 27. Der ſchottiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus hirsutus). Schon eine oberflächliche Vergleichung der äußeren Merkmale dieſes Hundes mit jenen des irländiſchen Windhundes (Canis leporarius, hibernicus) und des franzöſiſchen Fleiſcherhundes (Canis leporarius, laniarius) führt zu dem Schluſſe, daß derſelbe von dieſen beiden Formen ſtamme und als ein einfacher Baſtard gemiſchter Kreuzung zu betrachten ſei. Seine körperlichen Formen laſſen zwar deſſen Abſtammung vom irländiſchen Windhunde nicht verkennen, doch erinnert er in der Geſtalt ſowohl, als Größe einigermaßen auch an den türkiſchen Windhund (Canis leporarius, turcicus), ob= gleich dieſer eine durchaus verſchiedene Abkunft hat. Von der erſtgenannten Form unterſcheidet er ſich außer der etwas geringeren Größe, durch den höheren und am Hinterhaupte breiteren Kopf, eine ſehr ſchwach gewölbte Stirne, die breiteren, ſtumpferen und auch etwas mehr gebrochenen Ohren, den etwas kürzeren Hals, einen volleren und gegen die Weichen minder ſtark ein⸗ gezogenen Leib, den ſchwächer gekrümmten Rücken, die verhältnißmäßig etwas kür⸗ zeren, dickeren Beine, und eine zwar nicht kürzere, aber rauhere und ziemlich glatt anliegende Behaarung. 259 Die Färbung iſt in der Regel einfärbig ſchiefergrau, gelblichweiß, oder weiß, häufig aber auch mit großen, dunkel- oder hellbraunen, oder ſelbſt ſchwarzen Flecken auf weißem oder gelblichweißem Grunde gezeichnet. Dieſe Race wird faſt nur in Schottland und Irland gezogen, wo ihre Haupt— benützung in der Verwendung zur Jagd beſteht. 28. Der hochländiſche Windhund (Canis leporarius, hibernicus sanguisequus). Der hochländiſche Windhund ſcheint das Produkt der gegenſeitigen Vermiſchung des ſchottiſchen Windhundes (Canis leporarius, hibernicus hirsutus) mit dem engliſchen Schweißhunde (Canis sagax, anglicus sanguisequus), ſonach ein doppelter Baſtard gemiſchter Kreuzung zu ſein. In ſeiner Körperform im Allgemeinen iſt er der erſtgenannten Race, mit wel⸗ cher er auch von gleicher Größe iſt, zwar ziemlich ähnlich, doch unterſcheidet er ſich von derſelben, außer dem kräftigeren Baue, noch durch folgende Merkmale. Sein Kopf iſt weniger geſtreckt und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne mehr gewölbt, die Schnauze kürzer, etwas höher, und auch breiter und ſtumpfer. Die Lippen ſind ſchwach hängend, die Ohren länger, breiter, mehr abgerundet und faſt völlig hängend. Der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib gedrungener und voller, die Beine ſind etwas niederer und ſtärker, die Schenkel minder lang, und die Behaarung iſt kürzer, faſt glatt anliegend, und auch weniger grob. Die Färbung bietet mancherlei Verſchiedenheiten dar. Bald erſcheint dieſelbe einfärbig dunkelröthlichbraun, graubraun, ſchwarz, ſchiefergrau, gelblichweiß, oder weiß, bald aber auch auf dunkelröthlichbraunem, oder graubraunem Grunde mit großen ſchwarzen, oder auf gelblichweißem, oder weißem Grunde, mit größeren dunkel⸗ oder hellbraunen, und zuweilen ſelbſt mit ſchwarzen Flecken beſetzt. Bis— weilen iſt die Oberſeite des Körpers graubraun, die Unterſeite deſſelben weißlich, und über jedem Auge befindet ſich ein kleiner, rundlicher, röthlichbrauner Flecken. Dieſer Hund bildet beinahe ausſchließlich eine ſchottiſche Zucht und wird haupt— ſächlich zur Jagd verwendet. 29. Der irländiſche Wolfshund (Canis leporarius, hibernicus domesticus). Dieſe Race gibt ſich als ein Blendling kund, der offenbar auf der Kreuzung des irländiſchen Windhundes (Canis leporarius, hibernicus) mit dem Hirten— Haushunde (Canis domesticus, ovilis) beruht. Er kann daher unbedingt als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. In dieſem Hunde ſind die weſentlichſten Kennzeichen ſeiner beiden Stammältern innig mit einander verſchmolzen, ſo daß er ein unverkennbares Mittelglied zwiſchen denſelben bildet. Vom irländiſchen Windhunde, welchem er ſich bezüglich ſeiner Körperformen näher anſchließt, unterſcheiden ihn, außer ſeiner beträchtlich geringeren Größe, nach— ſtehende Merkmale. 260 Sein Kopf iſt kürzer und höher, das Hinterhaupt breiter, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze kürzer und höher. Die Ohren ſind minder lang, breiter, ſteifer, und mehr aufrechtſtehend; der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib gedrunge⸗ ner, voller, und in den Weichen nicht ſo ſtark eingezogen, die Bruſt breiter. Die Beine ſind viel niederer und ſtärker, die Schenkel kürzer, der Schwanz iſt merklich kürzer und dicker, und die Körperbehaarung beträchtlich länger, beinahe glatt-zottig und gröber. Die gewöhnlich vorkommende Färbung iſt einfärbig weiß, fahlgelb, heller oder dunkler braun, grau, oder ſchwarz, oder auf hellem Grunde mit dunkleren grauen, braunen, oder auch ſchwarzen, mehr oder weniger ſcharf begrenzten, oder verloſchenen Flecken beſetzt. Sehr oft kommt auch eine Abänderung vor, die auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine ſchwarz, oder braun, auf der Unterſeite des Körpers, der Innenſeite der Beine und auf der Schnauze rothgelb oder braun— gelb iſt und über jedem Auge einen ebenſo gefärbten kleinen rundlichen Flecken zeigt. Die Zucht dieſer Race iſt faſt nur auf Irland beſchränkt. 30. Der Turcher (Canis leporarius, hibernicus pecuarius). Der Lurcher iſt eine Miſchlingsform, die ohne Zweifel das Ergebniß der gegen— ſeitigen Vermiſchung des irländiſchen Windhundes (Canis leporarius, hibernicus) mit dem Schafhunde (Canis domesticus, pastoreus), daher ein doppelter Ba— ſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Derſelbe iſt nahe mit dem irländiſchen Wolfshunde (Canis leporarius, hiber- nicus domesticus) verwandt, und zwar ſowohl in Bezug auf ſeine Geſtalt, als auch auf ſeine Größe, und unterſcheidet ſich von dieſem nur durch folgende Merkmale. Sein Kopf iſt höher, das Hinterhaupt breiter, die Schnauze merklich ſtumpfer. Die Ohren ſind länger und breiter, halb aufrechtſtehend, und gegen die Spitze ge— brochen und überhängend; der Hals iſt verhältnißmäßig länger, und auch dünner, der Leib weniger gedrungen, und etwas ſchmächtiger, die Beine ſind höher, und die Schenkel länger. Ein Hauptunterſcheidungsmerkmal bildet aber die noch längere, ziemlich glatt- zottige, grobe Behaarung des Körpers, welche am Kopfe am längſten iſt, und um die Schnauze herum eine Art von Bart bildet. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig grau, braun, oder ſchwarz, oder erſcheint auf grauem oder braunem Grunde mit dunkleren verloſchenen Flecken beſetzt. Bis— weilen iſt aber auch die Oberſeite des Körpers und die Außenſeite der Beine ſchwarz, die Unterſeite des Körpers, die Innenſeite der Beine, und die Schnauze roſtgelb, und ein kleiner rundlicher roſtgelber Flecken ſteht jederſeits oberhalb der Augen. In England, Schottland und Irland iſt dieſer Hund eine der verbreitet— ſten Racen. Lurcher iſt der Name, welchen er daſelbſt führt. u 261 31. Der italieniſche Windhund (Canis leporarius, italicus). Der italienische Windhund ſtellt ſich als eine reine, un vermiſchte Form, und zwar als eine derjenigen Abänderungen des Windhundes (Canis leporarius) dar, welche ſich nur durch klimatiſche Einflüſſe und geographiſche Verbrei— tung erklären laſſen, und gehörte urſprünglich wohl nur dem mittleren Theile von Süd⸗Europa und namentlich Italien an. Er iſt in ſeinen körperlichen Formen im Allgemeinen dem großen Windhunde beinahe vollkommen gleich, und unterſcheidet ſich von demſelben faſt nur durch die weit geringere Größe, indem er um die Hälfte kleiner iſt, und durch den zarte— ren Bau. Bei einer genaueren Vergleichung ergibt ſich jedoch, daß die Körperbehaarung noch kürzer und feiner iſt, und die Ohren in der Regel häufiger zurückgelegt, als aufgerichtet oder halb aufgerichtet getragen werden. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig licht röthlichbraungelb oder ledergelb, iſa— bellfarben, röthlich- oder gelblichweiß, oder auch licht aſchgrau, ſeltener dagegen rein weiß; doch kommen bisweilen Abänderungen vor, die mit größeren braunen, oder ſchwarzen Flecken auf hellem Grunde gezeichnet ſind. Die Italiener bezeichnen dieſen Hund mit dem Namen Levriere, die Fran— zoſen mit der Benennung Moyen Lévrier und Levron. Von den Engländern wird er Italian Greyhound genannt. In den Schriften aus der alten Griechen- und Römerzeit wird dieſe Form zwar nicht genannt, doch kann es um ſo weniger einem Zweifel unterliegen, daß ſie wenigſtens den Römern bekannt war, als ſie nicht blos Italien zu ihrer Hei— math hat, ſondern auch auf ſo manchen römiſchen Denkmälern abgebildet erſcheint. Der italieniſche Windhund weicht bezüglich ſeiner Eigenſchaften kaum vom großen Windhunde ab, wird aber ſeiner Zartheit wegen bei uns nur als Stubenhund ge— halten, und iſt als ſolcher auch ſehr beliebt, da er mit der Zierlichkeit in ſeinen Formen auch Lebhaftigkeit und Munterkeit verbindet. Er verlangt jedoch eine viel größere Sorgfalt in der Pflege, als dieß beim großen Windhunde der Fall iſt, in— dem er denſelben an Zärtlichkeit weit übertrifft. Auch dieſe Form trifft man auf den Wappenſchildern als Sinnbild der Treue und des Gehorſams an. 32. Der englilche Windhund (Canis leporarius, italicus anglicus). Es kann als eine erwieſene Thatſache betrachtet werden, daß dieſer Hund, wel— cher eine reine, unvermiſchte Form darſtellt, nur eine durch Acclimatiſation hervorgerufene Abänderung des italieniſchen Windhundes (Canis leporarius, italicus) und durch deſſen Verpflanzung von Italien nach England entſtanden iſt. Derſelbe iſt unſtreitig die kleinſte und zarteſte Form in der Gruppe der Wind— hunde und noch um ein Drittel kleiner als der italieniſche Windhund, mit welchem 262 er in allen ſeinen Merkmalen auf das Vollkommenſte übereinſtimmt, und von dem er ſich höchſtens nur dadurch unterſcheidet, daß er die Ohren meiſtens ganz oder halb aufgerichtet trägt. Auch in der Färbung beſteht zwiſchen dieſen beiden Formen durchaus kein Unterſchied. Von den Franzoſen wird dieſer Hund Petit Levrier und ebenſo wie der italieniſche Windhund, auch Levron genannt. Auch die Engländer bezeichnen ihn jo wie dieſen, mit dem Namen Italian Greyhound. Wie in ſeinen körperlichen Merkmalen, ſo kommt der engliſche Windhund auch in allen ſeinen Eigenſchaften mit dem italieniſchen vollſtändig überein und iſt ſeiner zierlichen Formen wegen als Stubenhund noch mehr beliebt als dieſer. 33. Der äguptiſche Windhund (Canis leporarius, aegyptius). Diefer Hund gibt ſich als eine reine, unvermiſchte Form, und zwar als eine Abänderung des Windhundes (Canis leporarius) zu erkennen, welche durch geographiſche Verbreitung und klimatiſche Einflüſſe bedingt iſt. Er gehört dem öſtlichen Theile von Nord- und Mittel-Afrika an, und reicht von Aegypten über Nubien und Dongola bis nach Sennaar, und wahrſcheinlich noch weiter in das Innere von Afrika. Unſtreitig iſt dieſer Hund die ſchönſte und zierlichſte Form in der Gruppe der Windhunde, welche mit der Größe des großen Windhundes (Canis leporarius, major), die Zartheit des Baues des italieniſchen Windhundes (Canis leporarius, italicus) in ſich vereint. Die weſentlichſten Merkmale, welche dieſer Form eigen ſind, beſtehen in dem kleinen, flachgedrückten Kopfe, einer ſtark geſtreckten Schnauze, den ſehr ſchmalen und etwas mehr aufrechtſtehenden Ohren, dem überaus ſchlanken und in der Weichengegend ſehr ſtark eingezogenen Leibe, den hohen, dünnen, zarten Beinen, dem faſt regelmäßigen Vorhandenſein einer fünften Afterzehe an den Hinterfüßen, und dem außerordentlich feinen, kurzen, glatt anliegenden Haare. Die gewöhnliche Färbung iſt einfärbig hell iſabellfarben, ſeltener ſchwarz, mit weißen Abzeichen, oder weiß und ſchwarz gefleckt. In Aegypten und vorzüglich in Unter-Aegypten iſt dieſe Form heut zu Tage ziemlich ſelten, und erſt weiter weſtwärts und namentlich in der Berberei wird ſie häufiger getroffen. Ihren Hauptwohnſitz bilden aber Nubien, Dongola und Sennaar. Die Araber nennen fie Kelb-el-seid. Sie iſt der einzige Hund, welcher von den Arabern zur Jagd, und vorzüglich auf Gazellen verwendet wird, und zeichnet ſich durch Schnelligkeit, Gewandtheit und Ausdauer im Laufe aus. Abbildungen von derſelben treffen wir ſchon auf den Grabmälern der alten Aegyptier aus der Zeit der dritten Dynaſtie. 34. Der arabiſche Windhund (Canis leporarius, arabicus). Der arabiſche Windhund, welcher auch unter den Namen „Beduinen- und Akabahund“ bekannt iſt, ſcheint eine Blendlingsrace zu ſein, welche aus der Kreuzung des ägyptiſchen Windhundes (Canis leporarius, aegyptius) mit dem ägyptiſchen Schakale (Canis Lupaster) hervorgegangen iſt, wornach er ſich als ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung darſtellen würde, der bezüglich ſeiner Abſtammung Aehnlichkeit mit dem ſpartaniſchen Hunde (Canis leporarius, laconicus) hat. Er ſtammt ſchon aus der älteſten Zeit und wird auch heut zu Tage noch ſo— wohl in Aegypten und Abyſſinien, als auch in Syrien und Arabien und vorzugs— weiſe in der Umgegend von Akaba in der Provinz Hedjas angetroffen. Obgleich dieſer ſchöne Hund in ſeinen Formen einigermaßen an den ſpartani— ſchen Hund (Canis leporarius, laconicus) erinnert, ſpricht ſich in ſeinem ganzen Baue deutlich ſeine Abkunft vom ägyptiſchen Windhunde aus, von welchem er jedoch in mancherlei Beziehungen ſehr weſentliche Abweichungen darbietet. Er iſt etwas kleiner als derſelbe und wird bisweilen auch nur von Mittelgröße angetroffen. Sein Kopf iſt höher, die Stirne ſchwach gewölbt, die Schnauze kürzer und auch nicht ſo nieder. Die Ohren ſind beträchtlich kürzer, breiter, ſteif und voll— kommen aufrechtſtehend. Der Hals iſt kürzer und dicker, der Leib minder ſchmächtig und in der Weichengegend auch weniger eingezogen, der Rücken ſchwächer gekrümmt. Die Beine ſind verhältnißmäßig kürzer und auch kräftiger, und der Schwanz erſcheint durch ſeine reichliche Behaarung länger und beträchtlich dicker, reicht tief unter das Ferſengelenk herab und wird meiſtens hängend, ſeltener dagegen etwas nach auf— wärts gebogen getragen. Die Behaarung iſt mit Ausnahme des kurz und glatt anliegend behaarten Geſichtes, am ganzen Körper merklich länger und auch gröber, und der Schwanz iſt nicht ſehr ferne von der Wurzel angefangen, vorzüglich aber auf. der Unterſeite mit langen, ziemlich ſteifen Haaren beſetzt, die ſich gegen die Spitze zu allmählig ver— längern und demſelben ein faſt buſchiges Ausſehen geben. Die Färbung iſt meiſtens einfärbig röthlichbraun oder weißlich und lohgelb überflogen, bisweilen aber auch röthlich-aſchgrau, und das lange Haar am Schwanze weißlich. | Die Engländer bezeichnen dieſe Race mit dem Namen Arabian Greyhound und Bedouin Greyhound of Akaba. Auch von dieſem Hunde werden Abbildungen auf den alt-ägyptiſchen Denk— mälern aus verſchiedenen älteren und jüngeren Perioden angetroffen. 35. Der ügnptiſche Straßenhund (Canis leporarius, arabicus vagus). Es kann kaum ein Zweifel darüber beſtehen, daß der ägyptiſche Straßenhund aus der Vermiſchung des arabiſchen Windhundes (Canis leporarius, arabicus) 264 mit dem ägyptiſchen Schakale (Canis Lupaster) hervorgegangen, ſonach ein ein— facher Baſtard gemiſchter Kreuzung iſt. Man trifft ihn allenthalben in Aegypten an, wo er ſich meiſtens zu größeren oder kleineren Rudeln vereint, als herrenloſer Hund herumtreibt und häufig auch in Städten, ja ſelbſt in Cairo, der Hauptſtadt des Landes. Dieſe Race, welche bei ihrer herumſtreichenden Lebensart in ihrer Heimath durch die Vermiſchung mit den verſchiedenartigſten Hunderacen bezüglich ihrer körperlichen Formen die mannigfaltigſten Veränderungen erleidet und nur ſelten in ihrem urſprüng— lichen reinen Zuſtande angetroffen wird, läßt ſelbſt in ihren abweichendſten Baſtarden ihre Abſtammung vom arabiſchen Windhunde nicht verkennen. In ihrer Reinheit aber ſpricht ſich dieſe Verwandtſchaft überaus deutlich aus, indem ſie beinahe dieſelben Formen darbietet, und ſich hauptſächlich nur durch etwas geringere Größe, einen kürzeren und dickeren Hals, den volleren und in den Weichen nur ſehr ſchwach eingezogenen Leib, einen beinahe vollkommen geraden Rücken, die minder hohen Beine, und eine etwas längere und gröbere Behaarung unterjcheidet, die am Schwanze noch viel reichlicher iſt und demſelben daher auch ein noch weit mehr buſchiges Ausſehen verleiht. Die Färbung bietet dieſelbe Mannigfaltigkeit wie jene des arabiſchen Wind— hundes dar. Kelb iſt der Name, womit die Araber dieſen, jo wie überhaupt alle Hunde zu bezeichnen pflegen. Na Seiner Biſſigkeit wegen ift es räthlich, ihm möglichſt auszuweichen. e 0 e — N \ — — — 1 os} 5 — — — . —. Nackter Windhund. Gemähnter ägyptiſcher Hund. Aegyptiſcher Hund. Langohriger ägyptiſcher Hund. Siebente Gruppe. Nackte Hunde (Canes carabaei). Der Kopf iſt klein, von länglicher Form und hoch, die Stirne ſtark gewölbt, die Schnauze ziemlich lang, nicht ſehr nieder und nach vorne zu ſtark verſchmälert und zugeſpitzt. Die Lippen ſind ſtraff, die Ohren ziemlich lang, etwas breit, zu— geſpitzt, halb aufrechtſtehend und gegen die Spitze gebrochen und überhängend. Der Hals iſt nicht ſehr lang und dünn, der Leib etwas geſtreckt und ziemlich ſchmächtig, die Bruſt ſchmal. Die Beine ſind ziemlich hoch und ſchlank, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel lang. Der Schwanz iſt ziemlich lang und ſehr dünn, die Körperbehaarung fehlend, die Haut beinahe völlig kahl. In den aberranten Racen dieſer Gruppe ſind zum Theile die Merkmale der Seidenhund⸗, Bullenbeißer- und Windhundform zu erkennen. Alle ſtammen aber nur von einer einzigen Art. Es iſt dieß: 266 Der nale Hund (Canis caraibaeus). Die auffallenden Eigenthümlichkeiten dieſes Hundes, welche ihn ſcharf von allen übrigen Hundearten trennen und von keiner derſelben ableiten laſſen, nöthigen dazu, ihn nicht nur für eine reine, unvermiſchte Form, ſondern auch für den Reprä— ſentanten einer ſelbſtſtändigen Art zu betrachten, die dem mittleren Amerika nebſt den zunächſt angrenzenden Ländern von Süd- und Nord-Amerika angehört, und nordwärts bis nach Mexiko, ſüdwärts bis nach Paraguay hinabreicht. Er iſt die Stammart einer nur ſehr geringen Zahl verſchiedener Formen und Racen, von welchen uns bis jetzt nicht mehr als 6 bekannt geworden ſind. Drei derſelben ſind reine, unvermiſchte Formen, von denen jedoch nur eine als Grundform zu betrachten iſt, nämlich: der ſüdamerikaniſche nackte Hund (Canis caraibaeus, meridionalis), während die zweite oder der ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius) durch Acclimatiſation ent— ſtanden iſt, und die dritte oder der mexikaniſche Buckelhund (Canis caraibaeus, Hernandesii) wohl nur auf Zucht und veränderter Lebensweiſe beruht. Die übrigen 3 ſind Baſtarde, und zwar der nackte Windhund (Canis caraibaeus, aegyptius turcicus) und der langohrige ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius lasiotus) einfache Baſtarde reiner Kreuzung, und der gemähnte ägyptiſche Hund (Canis caraibaeus, aegyptius cristatus) ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung. | 1. Der ſüdamerikaniſche nackte Fund (Canis caraibaeus, meridionalis). Dieſe durch ihre körperlichen Merkmale höchſt ausgezeichnete, offenbar reine, unvermiſchte Form iſt der Grundtypus ſämmtlicher zu dieſer Gruppe gehörigen Formen und Racen, und nicht nur über Mittel-Amerika, wo ſie bis in das ſüdliche Mexiko reicht, ſondern auch über den größten Theil von Süd-Amerika bis nach Paraguay hinab verbreitet. In der Regel iſt dieſelbe ziemlich klein, doch wird ſie zuweilen auch von mittlerer Größe, ſelten aber in einer Höhe von mehr als 1 Fuß getroffen, daher ſie auch faſt immer kleiner als der Fuchs (Vulpes vulgaris) erſcheint. Ihre Geſtalt iſt meiſtens ziemlich ſchlank, doch bei der ihr eigenthümlichen großen Anlage zur Ablagerung von Fett, häufig auch voll und unterſetzt. Der Kopf iſt verhältnißmäßig etwas klein, von länglicher Form und hoch, das N ˙ Hi Ze 267 Hinterhaupt nicht ſehr breit, mit nur mäßig ſtark entwickeltem Knochenkamme, die Stirne ſtark gewölbt, die Schnauze ziemlich lang und nicht beſonders nieder, nach vorne zu ſtark verſchmälert und zugeſpitzt. Die Lippen ſind kurz und ſtraff, und die Wangenhaut iſt geſpannt. Die Ohren ſind ziemlich lang und verhältnißmäßig etwas breit, zugeſpitzt, nicht ſehr weich, halb aufrechtſtehend, gegen die Spitze ge— brochen und nach vorne überhängend, oder bisweilen auch vollkommen aufrecht. Der Hals iſt nicht ſehr lang und dünn, der Leib etwas geſtreckt, in der Regel ziemlich ſchmächtig und gegen die Weichen ſtark eingezogen, bisweilen aber auch voll und unterſetzt, der Widerriſt erhaben, der Rücken ſchwach gekrümmt, die Bruſt ſchmal und tiefliegend. Die Beine ſind verhältnißmäßig ziemlich hoch, ſchlank und zart, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel lang und an den Hinterfüßen iſt keine fünfte Afterzehe vorhanden. Der Schwanz iſt ziemlich lang, ſehr dünn und bis etwas unter das Ferſengelenk reichend. Entweder wird derſelbe hängend oder auch nach rückwärts geſtreckt und etwas nach aufwärts gebogen getragen. Die Körperhaut iſt kahl und nur um den Mund herum, in der Nähe des Schwanzes und an den Beinen befinden ſich einzelne mäßig lange Haare. Auch die Ohren und der Schwanz ſind völlig haarlos. Die Hautfarbe iſt ſchwärzlich oder dunkelaſchgrau, etwas in's Blauliche ziehend, und zuweilen trifft man auch an verſchiedenen Körperſtellen und insbeſondere auf der Unterſeite des Körpers und an den Beinen einige fleiſchfarbene Flecken auf dem dunklen Grunde an. Mittelgroße Individuen haben eine Körperlänge von 2 Fuß, eine Schwanz— länge von 10 Zoll und eine Höhe am Widerriſt von 1 Fuß. Von den Antillen und den Bahama-Inſeln aus ſcheint dieſer Hund über Guinea und die Inſel St. Jago der Capverden, nach Aegypten und bis auf die philippiniſche Inſel Luzon oder Manila, ja ſelbſt nach China gebracht worden zu ſein, ſo wie er offenbar ſpäter auch nach Europa gelangte. Von den verſchiedenen Indianer-Stämmen in Paraguay wird derſelbe mit ver— ſchiedenen Namen bezeichnet; jo nennen ihn die Abiponer Netegink, die Lenguas Nektilaga, und die Guaranis Yagua, während die Spanier in Süd-Amerika den Namen Perro chino, das iſt „Hund der Indianer“ für ihn gebrauchen. Die Engländer nennen ihn Hairless Dog, die Franzoſen Chien caraibe, und von den alten Mexikanern wurde er Xoloitzeuintli genannt. Der ſüdamerikaniſche nackte Hund zeigt große Leichtigkeit in ſeinen Bewegungen und auch ſein Lauf iſt raſch und ziemlich anhaltend. Seine Stimme beſteht in den warmen Ländern, welche ſeine Heimath bilden, in der Regel mehr in einem Geheule und Gewinſel, als in einem Gebelle, obgleich manche Individuen bisweilen auch ein zwar kurzes, aber ziemlich lautes Gebell aus— ſtoßen, und andere wieder beinahe völlig ſtumm ſind. Auch bei uns bellt dieſer Hund weit ſeltener als andere Hunde und heftiger blos bei Annäherung eines Fremden. 268 Unter feinen Sinnen ſcheint der Gehörs- und Geruchsſinn am Meiſten aus⸗ gebildet zu ſein; ſeine Intelligenz iſt aber nur ſehr gering, daher er auch ſelbſt in ſeinen Heimathländern nicht zur Jagd verwendet, ſondern blos als Wächter des Hauſes benützt wird, und vorzüglich ſind es die großen Meiereien in Paraguay, wo er in großer Anzahl gehalten wird. Er iſt ſehr gutmüthig und wachſam, ſehr treu und anhänglich an ſeinen Herrn. Mit anderen Hunde-Racen vermiſcht er ſich weit ſeltener, als dieſe unter ſich, und die Jungen, welche aus einer ſolchen Vermiſchung hervorgehen, gleichen ge— wöhnlich mehr der Mutter. Die Indianerinnen in Süd— Jimenite zeigen eine ſehr große Su für dieſen Hund und ziehen häufig deſſen Junge neben ihren Kindern an der Bruſt auf. In unſerem Klima, wo er ſeiner Zartheit und Empfindlichkeit wegen nur als Stubenhund gehalten wird, hält er in der Regel nicht ſo lange wie andere Hunde— arten aus. Seine Empfindlichkeit gegen die Einflüſſe der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft iſt ſo groß, daß er ſelbſt an den wärmſten Tagen oft am ganzen Leibe zittert. Ueberhaupt iſt er ſo zärtlich, daß er auch bei der wärmſten Haltung und ſorg— fältigſten Pflege häufig katarrhaliſchen Anfällen unterliegt. Bei längerer Haltung in unſerem Klima verfärbt ſich auch allmählig ſeine Haut und geht aus dem Schwärzlichen in's Grauliche über, mit einem ſchwachen Tone in's Fleiſchfarbene. 2. Der ügnyptiſche Bund (Canis caraibaeus, aegyptius). Derſelbe bildet offenbar eine reine, unvermiſchte Form des ſüdamerikani— ſchen nackten Hundes (Canis caraibaeus, meridionalis) und kann nur als eine Abänderung deſſelben betrachtet werden, die durch Acclimatiſirung ſeiner Stamm— art entſtanden iſt, die aus Süd-Amerika Anfangs nach Aegypten und von da ſpäter nach Europa verpflanzt worden iſt. Seine körperlichen Formen ſtimmen mit jenen der ebengenannten Stammart vollkommen überein, und der einzige Unterſchied, durch welchen er von derſelben ab— weicht, beſteht darin, daß bei ihm der Scheitel und meiſtens auch die Schwanzſpitze mit einem Büſchel mehr oder weniger dünn ſtehender Haare beſetzt iſt und ſeine Hautfarbe häufiger röthlich- oder bräunlich-fleiſchfarben, als ſchwärzlich oder dunkel— aſchgrau erſcheint, ſo wie nicht ſelten auch an verſchiedenen Stellen des Körpers und vorzüglich auf der Unterſeite deſſelben und an den Beinen, nicht blos röthlichweiße oder weiße, ſondern ſehr oft auch braune Flecken von größerem oder kleinerem Um— fange angetroffen werden. Die Haare ſind weißlich, röthlich- oder auch bräunlichweiß. Die Franzoſen nennen dieſen Hund Chien-turc, die Italiener Can Turco, und die Engländer Naked Dog. r wüÄ ̃ 269 Bei uns wird derjelbe nur zum Vergnügen als Stubenhund gehalten und zeigt ſich gegen Kälte ebenſo empfindlich als der ſüdamerikaniſche nackte Hund, ungeachtet er Schon ſeit mehr als 100 Jahren in Europa acclimatiſirt iſt. 3. Der nackte Windhund (Canis caraibaeus, aegyptius turcicus). Aus den Merkmalen dieſer Blendlingsrace geht klar und deutlich hervor, daß fie auf der Anpaarung des ägyptiſchen Hundes (Canis caraibaeus, aegyptius) mit dem italieniſchen Windhunde (Canis leporarius, italicus) beruhe und daher ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung ſei. Sie ſtellt ſich als ein unverkennbares Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Formen dar und ſtimmt mit dem italieniſchen Windhunde ſowohl bezüglich ihrer Größe, als auch in Anſehung der Geſtalt und der Zierlichkeit ihrer Körperform, beinahe voll— ſtändig überein, ſo daß ſie auf den erſten Blick nur durch die Haarloſigkeit ihrer Haut ſich von demſelben zu unterſcheiden ſcheint. Bei einer genaueren Vergleichung beider ergibt ſich jedoch, daß der Unterſchied zwiſchen denſelben nicht blos auf der Kahlheit des Körpers beruht, ſondern daß es auch noch andere Merkmale ſind, welche dieſelben von einander trennen. Ein Hauptunterſchied liegt in der Bildung des Kopfes, der nicht nur merk— lich höher, ſondern deſſen Stirne auch deutlich etwas gewölbt iſt. Auch die Ohren ſind verhältnißmäßig etwas breiter und werden meiſtens halb aufrechtſtehend getragen. In Anſehung der Haarloſigkeit des Körpers ſtimmt dieſe Race ganz mit dem ägyptiſchen Hunde überein, doch iſt der Scheitel bei derſelben beinahe immer kahl. Die Hautfarbe iſt meiſtens bräunlich-fleiſchfarben, bisweilen aber auch röthlich— aſchgrau, und nur äußerſt ſelten kommen hellere Flecken auf der Unterſeite des Leibes. oder auch auf den Beinen vor. | Von den Franzoſen wird dieſe Race Levrier chien-ture, von den Engländern Turkish naked Dog genannt. Alle Eigenſchaften, welche ihren beiden Stammältern zukommen, trifft man bei ihr vereinigt an, und rückſichtlich ihrer Empfindlichkeit gegen Kälte kommt ſie ganz und gar mit dem ägyptiſchen Hunde überein, denn ſchon bei dem geringſten Sinken der Temperatur zittert ſie am ganzen Körper. Demungeachtet iſt ſie ihrer zierlichen Formen wegen als Stubenhund ſehr beliebt. Im Allgemeinen gehört ſie aber zu den ſeltener vorkommenden Racen. 4. Der langohrige äguptiſche Bund (Canis caraibaeus, aegyptius lasiotus). Schon ein oberflächlicher Blick genügt, um die Abſtammung dieſer Race zu erkennen, welche aus der Kreuzung des ägyptiſchen Hundes (Canis caraibaeus, 270 aegyptius) mit dem König Carl's-Hunde (Canis extrarius, hispanicus brevipilis) hervorgegangen und ſomit ein einfacher Baſtard reiner Kreuzung iſt. Dieſelbe iſt meiſtens kleiner als der ägyptiſche Hund, mit welchem ſie in ihren körperlichen Formen im Allgemeinen zwar ziemlich übereinkommt, ſich von demſelben aber durch nachſtehende Merkmale unterſcheidet. Ihr Kopf iſt minder ſtark erhaben, die Stirne etwas weniger gewölbt, die Schnauze kürzer und auch niederer. Die Ohren ſind länger, breiter, mehr ab— gerundet und beinahe völlig hängend, der Hals iſt verhältnißmäßig kürzer und dicker, der Leib mehr gedrungen und in den Weichen weniger ſtark eingezogen, der Rücken minder als bei dieſem gekrümmt. Die Beine ſind nicht ſo hoch und auch nicht ſo dünn und zart, die Schenkel kürzer. Der weſentlichſte und am deutlichſten hervortretende Unterſchied beſteht aber darin, daß die Haut nicht an den meiſten Körpertheilen, ſo wie bei dem ägyptiſchen Hunde, kahl, ſondern außer am Scheitel und dem Schwanze, auch an den Ohren und am Vorderhalſe mit ziemlich langen und nicht ſehr dünn ſtehenden Haaren beſetzt iſt. Die Hautfarbe iſt dieſelbe wie beim ägyptiſchen Hunde, die Farbe der Haare in der Regel gelblichbraun, häufig aber auch ſchwarz oder weiß. Chien-turc et gredin iſt der Name, mit welchem dieſe Race in Frankreich bezeichnet wird. In ihren Eigenſchaften kommt ſie beinahe vollſtändig mit dem ägyptischen Hunde überein und iſt auch als Stubenhund ebenſo beliebt als dieſer. 5. Der gemähnte äguyptiſche Bund (Canis caraibaeus, aegyptius cristatus). Es iſt dieß eine Miſchlingsrace, welche ihre Entſtehung der Vermiſchung des ägyptiſchen Hundes (Canis caraibaeus, aegyptius) mit dem kleinen däniſchen Hunde (Canis Molossus, fricator variegatus) verdankt. Sie muß daher als ein doppelter Baſtard reiner Kreuzung angeſehen werden. Sie iſt von ebenſo zartem Baue wie der ägyptiſche Hund, mit welchem fie auch in ihren körperlichen Formen im Allgemeinen ſehr viel übereinkommt, doch iſt ſie immer etwas kleiner als derſelbe. Unterzieht man beide aber einer genaueren gegenſeitigen Vergleichung, ſo ergibt ſich, daß dieſe Race durch folgende Merkmale vom ägyptiſchen Hunde ſich unter— ſcheidet. | Die Schnauze iſt kürzer und auch minder ſpitz, die Ohren ſind etwas ſtumpfer, der Leib iſt verhältnißmäßig kürzer und in der Weichengegend auch weniger ſtark eingezogen, und die Schenkel ſind minder hoch. Ein Hauptmerkmal, durch welches dieſe Race aber ausgezeichnet iſt, beſteht in der theilweiſen Behaarung ihres Körpers, indem bei derſelben nicht nur der Scheitel, ſondern auch der Nacken und der Vorderhals mit ziemlich kurzen und nicht ſehr 271 dünn ſtehenden Haaren beſetzt find, und dünner geſtelltes Haar ſich auch über den Rücken und den Schwanz verbreitet. Bezüglich der Hautfarbe beſteht zwiſchen dieſen beiden Formen durchaus kein Unterſchied. Die Haare ſind braun, grau oder ſchwarz. Die Franzoſen nennen dieſe Race Chien-ture metis und Chien-turc à criniere, die Italiener Can Turco bastardo. Auch ſie wird bei uns nur als Stubenhund gehalten und iſt ebenſo zärtlich als der ägyptiſche Hund. 6. Der mexikaniſche Buckelhund (Canis caraibaeus, Hernandesii). Wenn es auch gewagt erſcheinen mag, über dieſen Hund — der uns nur aus einer höchſt ungenügenden Beſchreibung und einer wahrhaft erbärmlichen Abbildung, die uns Hernandez in der Mitte des 17. Jahrhunderts von demſelben mitgetheilt, — eine Anſicht auszuſprechen, ſo dürfte doch mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit an— genommen werden können, daß er eine reine, unvermiſchte Form, und zwar eine Abänderung des ſüdamerikaniſchen nackten Hundes (Canis caraibaeus, meri- dionalis) ſei, welche durch Zucht und veränderte Lebensweiſe hervorgerufen wurde, und hauptſächlich durch Mäſtung entſtanden ſei. Aus jener plumpen und ohne Zweifel gänzlich verzerrten bildlichen Darſtellung ſowohl, als auch aus den wenigen, dieſelbe erläuternden Worten erſehen wir, daß es eine völlig haarloſe, dickleibige Hundeform war, die ſich durch einen verhältnißmäßig kleinen Kopf, ziemlich lange, breite, und beinahe vollſtändig hängende Ohren, einen ſehr kurzen Hals, und ſtark gekrümmten Rücken ausgezeichnet hatte, welcher letztere faſt das Ausſehen eines Buckels gewann. Der Schwanz wird als ziemlich kurz und hängend bezeichnet, und die Zahl der Zitzen nur auf ſechs angegeben. Die Hautfarbe dieſes Hundes ſoll röthlichgelb, und ſchwärzlich gefleckt geweſen ſein, die Schnauze, die Stirne, die Augenbogen, die Beine und der Schwanz aber werden als weißlich bezeichnet. Die große Anlage zur Ablagerung von Fett, welche dem ſüdamerikaniſchen nackten Hunde eigen iſt, drängt unwillkürlich zur Vermuthung hin, daß auch dieſer Hund, welcher einſt in Mexiko gezogen wurde, kaum für eine beſondere Form des nackten Hundes (Canis caraibaeus) gelten könne, ſondern vielmehr nur als eine Abänderung des ſüdamerikaniſchen nackten Hundes anzuſehen ſei, welche ihre Ent— ſtehung der Zucht und veränderten Lebensweiſe, und hauptſächlich der Mäſtung verdankt. Dieſe Vermuthung gewinnt um ſo mehr Wahrſcheinlichkeit für ſich, als es eine geſchichtlich erwieſene Thatſache iſt, daß die alten Bewohner von Mexiko mehrere ihrer Hunderacen zu mäſten pflegten, bevor ſie dieſelben verzehrten. Das einzige Unterſcheidungsmerkmal, welches dem mexikaniſchen Buckelhunde 272 eigen geweſen ſein mochte, beſteht in der abweichenden Färbung der Haut, welche aber wohl ebenſo wie beim ägyptiſchen Hunde (Canis caraibaeus, aegyptius), röthlich- oder bräunlich-fleiſchfarben war. Bei den alten Mexikanern war dieſer Hund unter dem Namen Ytzeuinte porzotli oder potzotli bekannt. Nachtrag. Hiermit iſt die Reihe der verſchiedenen Formen und Racen des zahmen Hundes, welche ich wohl noch mit ſo manchen ſeither unbeachtet gebliebenen hätte vermehren können, geſchloſſen, und es erübrigt mir nur noch, um nicht den Vorwurf eines Ueberſehens oder einer Lückenhaftigkeit in dieſer Arbeit auf mich zu laſten, hier an— hangsweiſe einer Form zu erwähnen, welche bisher blos von einem einzigen Natur— forſcher beſchrieben und auch abgebildet wurde, über deren Exiſtenz ich aber, unge— achtet der Autorität, auf welche ſich dieſelbe ſtützt, dennoch einigen Zweifel hege. Es iſt dieß: Der ächte Otterhund (Canis vertagus, hypridus). Dieſe Race wurde bis jetzt nur von Ludwig Reichenbach beſchrieben und durch eine Abbildung erläutert. Beide verdankte er der Mittheilung des durch ſeine Nachrichten über Amerika allgemein bekannten, glaubwürdigen Reiſenden Bromme, der ſich auch längere Zeit auf den kleinen Antillen aufgehalten und daſelbſt dieſe Form kennen gelernt zu haben behauptet. Ich gebe die Charakteriſtik dieſes Hundes ſo, wie ſie Reichenbach uns mit— getheilt, und füge nur einige Ergänzungen bei, welche ich der von ihm beigefügten Abbildung entnommen habe. Dieſes höchſt auffallende Thiergebilde ſtellt ein merkwürdiges Gemiſche der Dachshundform mit jener der Fiſchotter dar. Der Kopf iſt verhältnißmäßig groß, ziemlich lang, und hoch, das Hinterhaupt breit, die Stirne mäßig ſtark gewölbt, die Schnauze lang, ziemlich hoch, nach vorne zu ſchon von den Augen an plötzlich verſchmälert, und ſtumpf zugeſpitzt. Die Ohren ſind ſehr lang, breit, abgerundet, und vollkommen hängend, die Augen klein, und ſchiefliegend. Der Hals iſt kurz und dick, und mit dem Rücken faſt in gleicher Ebene, der Leib überaus ſtark geſtreckt und voll, der Widerriſt nur ſehr ſchwach er— haben, der Rücken gerade, die Bruſt ziemlich breit. Die Beine ſind ſehr kurz und Fitzinger, Der Hund. 18 274 dick, die vorderen vollkommen gerade, die Schenkel außerordentlich kurz. Die Border: ſowohl, als auch die Hinterfüße ſind fünfzehig, die Zehen durch eine lange Schwimm— haut mit einander verbunden. Der Schwanz iſt verhältnißmäßig kurz, obgleich am Boden ſchleppend, ſehr dick, und flachgedrückt. Die Körperbehaarung iſt kurz, dicht, und glatt anliegend. Die Färbung erſcheint einfärbig dunkelbraun. Die Körperlänge beträgt 2 ¼ Fuß, die Länge des Schwanzes Ye Fuß. Der Angabe Bromme's zu Folge ſoll dieſer merkwürdige Hund, welcher auf den kleinen Antillen häufiger als in anderen Gegenden Süd-Amerika's getroffen werden ſoll, aus China oder Guinea ſtammen. Sollte dieſe Form wirklich exiſtiren, ſo könnte dieſelbe nur für einen Baſtard des krummbeinigen Dachshundes (Canis vertagus, valgus) mit der braſilianiſchen Fiſchotter (Lutra brasiliensis) erklärt werden, was jedoch ſehr unwahrſcheinlich iſt. Ein Aufſchluß hierüber ſteht erſt von der Zukunft zu erwarten. Ich will hiermit keineswegs die Möglichkeit einer ſolchen Baſtardirung geradezu läugnen; denn wenn man bedenkt, daß Pallas, der doch zu den genaueſten und ſorgfältigſten Beobachtern unter den Naturforſchern nicht nur ſeiner, ſondern aller Zeiten gehörte, und gegen deſſen Erfahrungen und Urtheile wohl kaum von irgend einer Seite ein Bedenken, oder wohl gar eine gerechte Einſprache erhoben werden kann, einen Fall erzählt, der ſich im Jahre 1790 im Gouvernement Penſa in ©i- birien ereignete, wo eine Hauskatze (Felis maniculata, domestica) mit einem Stein⸗Marder (Martes Foina) drei Baſtarde zeugte, die er ſelbſt lebend ſah und in feiner „Reiſe“ ſowohl, als auch in ſeiner »Zoographia rosso-asiatica« be- ſchrieben und durch eine Abbildung erläutert hatte, ſo muß man jedenfalls die Möglichkeit zugeben, daß ſich auch der Hund mit der Fiſch-Otter fruchtbar ver- miſchen könne, ſo wenig verwandt dieſe beiden Gattungen auch miteinander ſind. Eine andere Frage iſt es indeß, ob die aus einer ſolchen Vermiſchung hervor— gehenden Baſtarde auch das Vermögen beſitzen, ſich unter ſich wieder weiter fort— zupflanzen. Ueberhaupt iſt dieß ein Feld, das bis jetzt noch ſehr wenig gepflegt wurde, und bei ſorgfältig angeſtellten Beobachtungen mit der Zeit zu höchſt wichtigen Res ſultaten führen kann. — S 2 /// nn Anhang. Halbzahme, noch heut zu Tage wild vorkommende Formen des Hundes. An die Racen des zahmen Hundes ſchließen ſich noch einige wenige fremd— ländiſche Formen an, die uns jedoch nur im halbwilden und wilden Zuſtande be— kannt ſind, und welche ich der Vollſtändigkeit wegen nicht übergehen zu dürfen, ſondern hier anführen zu ſollen für nothwendig erachte. Dieſelben ſind folgende: Der schwarze amerikaniſche Wolf (Canis occidentalis, niger). Seine Heimath iſt Nord-Amerika; doch gehört er mehr den ſüdlicheren Gegenden an und wird vorzüglich in Florida, am Saskatchewan und Miſſouri getroffen. Am Makenzie⸗Fluſſe dagegen iſt er bereits ſelten. Er wird von den Indianern im halb— zahmen Zuſtande gehalten und von denſelben als Zugthier benützt. Der Canote (Canis ochropus). Kalifornien und der weſtliche Theil von Mexiko ſind das Vaterland dieſer Art, welche daſelbſt im halbzahmen Zuſtande bei den Indianern getroffen und von den— ſelben zum Zuge verwendet wird. Der Dingo (Canis Novae-Hollandiae). Er gehört ausſchließlich Neu-Holland an und vertritt bei den Eingeborenen, die ihn im halbgezähmten Zuſtande halten, die Stelle eines Hausthieres. Endlich: Der Neu-Irländer-Bund (Canis Novae-Hiberniae). Neu⸗Irland und Neu-Guinea bilden das Vaterland dieſes auſtraliſchen Hundes, der von den Eingeborenen, ſo wie der Dingo in Neu-Holland, im halbzahmen Zu— ſtande gehalten und als Hausthier verwendet wird. Berichtigung. Durch Verſehen der Druckerei ſind die Tafeln der Abbildungen falſch numerirt: Tafel 1. gehört zu Gruppe IV. „Jagdhunde“ pag. 187. . 1 VI. „Windhunde“ pag. 237. 8 5 III. „Dachshunde“ pag. 176. E e a II. „Seidenhunde“ pag. 147, „ e e 1 J. „Haushunde“ pag. 111. n 8 V. „Bullenbeißer“ pag. 217. Druckfehler. Seite 112 Zeile 14 von oben lies: Canis domesticus, lapponicus, ſtatt laponicus. „ 113 „ 17 v. unten lies: Canis domesticus, Zingarorum japonicus, ſtatt japanicus. „ 152 „ 21 von oben lies: Canis extrarius, alpium, ſtatt alpinus. 1 „ „ Canis extrarius, hispanieus subhirsutus, ſtatt hirsutus. „ 161 „ 15 von unten lies: Chien-lion, ftatt Chion-lion, Alphabetiſches Namensverzeichniß. Aechter Otterhund 272. 7 Wolfshund 127. Aegyptiſcher Hund 268. 270. „ gemähnter Aespntüder Hund, langohriger Aegyptiſcher Straßenhund 268. " Windhund 262. Affen⸗Pintſch 160. 167. African Bloodhound 216, Afrikaniſcher Jagdhund 205. Akabahund 263. Albaniſcher Hund 127. Alco 129. Algieriſcher Hund 129. Alicant Dog 227. Alicantiſcher Hund 226. Alpine-Dog 154. Arabian Greyhound 263. Arabiſcher Windhund 263. Arteſiſcher Hund 225. Artois Mongrel 225. Bärenfänger 220. Baieriſcher Wolfshund 119. Bande-Dog 219. 228. Barbet 165. 79 -Griffon 167. Barbeton Caniche 165. Barbino 167. Barnbracke 193. Basset 179. 180. 77 79 72 à jambes droites 180. a jambes torses 179. de Burgos 162. Bastard-pug 224. Beagle 210. 79 terrier 180. (Die Ziffern bedeuten die Seitenzahlen.) Bedouin Greyhound of Akaba 263. Beduinenhund 263. Bengaliſche Bracke 207. Bernhardshund 152. Blood-hound 192, Bibarhunt 180. Bichon 159. 160. Blenheim 158. Bluthunt 195. Bologneſerhund 159. Bouffe 151. Bouffe 151. Boule-dogue 233. Box⸗Dogge 230. Bracco 206. di Bengala 207. Brach 208. Brack 208. Bracke 208. „ bengaliſche 207. „ deutſche 197. „ engliſche 211. „ franzöſiſche 207. „ raguſaniſche 207. Brakin 208. Braque 206. „ à nez fendu 205. „ de Bengale 207. Breac 206. 207. 208, Brechin 208. British Greyhound 240. Buckelhund, mexikaniſcher 270. Büffelfänger 220. Bull-dog 233. Bull-terrier 234. Bull⸗Dogg 232. Bulldogg⸗Bracke 234. Bulldogg⸗Dachs 233. 194. Bullen beißer 220, Bunter Burgos 5 doppelnaſiger 221. N großer 218. 5 kleiner 221. Dachshund 185. 161. Burgos 162. Calabreſenhund 155. Calabrian Dog 155. 173. Can barbone 165. da Corsa 203. di pastori 114. Lione 161. Lupo 121. Malthese 159. „ Turco 268. „ hastardo 271, Cane d'Inghilterra 157. 158. mufolo 223. Qanis acceptoricius 195. .. acceptorius 195, aegyptiacus 216. Albanus 127. amycelaeus 242, avicularius 196. Bersarius 180. Beverarius 180. Bibracco 180. Braccho 208. Bracco 208, Britanna 233. Britannicus 233, castorius 180, eursalis 190. eursor 190, custos pecoris 114. cyrenaicus 130. domesticus 242. 278 Canis Ductor 192. 75 77 79 Carlin 223. Cattun⸗Hund 207. Catulus melitaeus 159. Cayenne⸗Hund 227. Cayote 275. Chien anglais 167. 212. 226. epiroticus 114. fugax 195. Hyrcanus 235. indicus 235. Jaconicus 242. leporarius levipes 240. Libycus 216. Lyciscus 128. Mastivus 220. Molossus 220. 240. moloticus 240. odorisequus 243. ovilis 114, Pannonicus 127. pastoralis 114. Petronius 193. petrunculus 193. porcaritius 245. porcarius 245. quicurtem defend. 174. qui in ligamine vesti- gium tenet 195. Rudo 245. sagax 195. segutius 190. sequax 190. 195. Seuces 190. 192. Seucis 190. seusius 190. Spartanus 242. Sucis 190. Susis 190. Sussis 190. trassans 214. ursaritius 220. Velthrus 240. Veltraeus 240. Veltraha 240. Veltrahus 240. Veltris 240. Veltrix 240. venaticus 240. Vertagus 240. vestigabilis 195. 214, Vulpinus 242. segnipes 243. caraibe 267. couchant 196, courant 203. „ anglais 213, „ baubis 205. „ normand 205. d' Alicante 227. d’arret 200. 211, b d' Artois 225. d' Irlande 257 „ d'lslande 117. „ de. berger 114. „ de Brie 114. „ de Calabre 155. „ de Cayenne 227, „ de Lapponie 140, „ de montagne 120. „ de Siberie 122. „ dé Terre-Neuve 170, „ de la Chine 134. des Alpes 154. „ des Esquimaux 143, „ du mont Saint-Ber- nard 154 Epagneul 150, lion 161. -Joup 121. -roquet 224. -terrier 226, -turc 268. „ à criniere 271. „ et gredin 270. „ WIS 271. Chineſiſcher Hund 134. Coach-dog 248. Cocker 157. 158. Comforter 151. Cuba⸗Dogge 230. Cuba Mastiff 230. Cuba⸗Windhund 256. Curshund, langhaariger 155. 5 leichter 249. ſchwerer 250. Cyrenäiſcher Hund 130. Dachshund 176. 5 bunter 185. 1 doppelnaſiger 184. „ gefleckter 184. n geradebeiniger 180. 1 geſtreifter 185. 5 krummbeiniger 177. 5 langhaariger 183. 4 rauher 181. " ie zottiger 182, Dachs⸗ Spitz 138. Däniſche Dogge 231. Däniſcher Hund, großer 247. „ kleiner 223. Dalmatian Dog 248. Dalmatian-hound 207. Dalmatiniſcher Hühnerhund 206. Dancer 157. Danish Dog 248. Deutſche Bracke 197. Deutſcher Fleiſcherhund 245. y Hirtenhund 174. " Hühnerhund 199. " Jagdhund 189. " " langhaari⸗ ger 190. Deutſcher Schweißhund 194. 1 Stöberhund 192. Dingo 275. Dog of the North-American- Indians 146. Dogge, däniſche 231. „ engliſche 229. „ gemeine 227. „ japaneſiſche 236. Doggen-Spitz 138. Dogleau 221. Dogue 228, „ anglais 229. „ de forte race 229. „ du Thibet 235. Doguin 222. 223. Domingo⸗Dachshund 186. Domingo⸗Windhund 255. Doppelnaſig. Bullen beißer 221. Doppelnaſiger Dachshund 184. „ franzöſiſcher Hüh⸗ nerhund 204. Dverghundar 117. Dyr-hundar 118. Egyptian leas-hound 216. Eishund, kurländiſcher 255. Engliſche Bracke 211. 5 Dogge 229. Engliſcher Bucshund 209. 1 langhaa⸗ riger 210: Englischer Hühnerhund 211. " " lang: haariger 212, Engliſcher Jagdhund 208. 8 Otterhund 163. 5 Parforcehund 212. a Schweißhund 213. P Seidenhund 150. N Stöberhund 209, Windhund 261. English Mastiff 219, 228.229. Epagneul anglais 151. 5 Bichon 159. 3 ecossais 212. er francais 150. frise 151. Gredin 157. lion 161. Pyrame 158. Epirotiſcher Hund 114. Eskimo⸗Hund 143. Esquimaux Dog 143. Feral Dog of Russia 127, Feral Dog ofthePampas 129. Fiaar-hund 117. Fleiſcherhund, deuticher 245. A franzöſiſcher 242. 8 irländiſcher 243. ſchwerer 246. Fox- hound 209, Franzöſiſche Bracke 207. Franzöſ. Fleiſcherhund 242. 5 Hühnerhund 205. " U doppel⸗ naſiger 204. „ Jagdhund 202. langhaari⸗ er 203. 5 Stöberhund 204. Fuchshund, engliſcher 209. 5 „ langhaari⸗ ger 210. Fuchs⸗Spitz 124. Fynder 165. " " Gasehound 258. Gajehund 257. Gefleckter Dachshund 184. Gemähnter ägypt. Hund 270. Geradebeiniger Dachshund 180. Geſtreifter Dachshund 185. Glatter Pintſch 225. Glattfüßiger ſibir. Hund 122. Grand Barbet 165. Chien-loup 121. „ Danois 248. „ Dogue 219. 228. „ Levrier 240. Grande Epagneul 150, Great St, Bernhard-Dog 154. „ Wolf Dog 121. 128. Gredin 157. Greyhound 240. Griechiſcher Windhund 252. Griffon 169. 204. Grönländiſcher Hund 144. Großer Bullenbeißer 218. „ däniſcher Hund 247, „ isländiſcher Hund 116. „ Pariah⸗Hund 131. „ Pintſch 168. „ Pudel 164. „ Seidenhund 149. „ Wolfshund 121. Habichthunt 196. Hairless Dog 267. Hapichhunt 196. Hare Indian Dog 143. Harlekin 224. Harrier 212. Haſenhunt 240. Haſen⸗Indianer⸗Hund 142. Haushund 111. Haushunt 174. Hebriden-Hund 115. Heiden⸗Hund 136, Heiden⸗Spitz 136. Heſſehunt 190. Hetzhund 245. Hetzhunt 190. Hirſchhund 214. Hirten⸗Haushund 113. Hirtenhund, deutſcher 174. x orientaliſcher 173. Hirtenhunt 114. Hochbeiniger isländ. Hund 117. Hochländiſcher Windhund 259. Hofewart 175. Hofhunt 174. Hofward 175. Hofwart 175. Hovawarth 175. Hubertus⸗Zucht 192. Hühnerhund 196. K dalmatiniſch. 206. 5 deutſcher 199. engliſcher 211. 1 „ langhaa⸗ riger 212. 2 franzöſiſcher 205. „ Doppel: naſiger 204. 5 kleiner 200. 1 langhaariger 201. + portugieſiſch. 201. " ruſſiſcher 197, „ägyytiſcher 268. „ albaniſcher 127. „ algieriſcher 129. „ alicantiſcher 226. „ arteſiſcher 225. „ cghineſiſcher 134. „ cehyrenäiſcher 130. „ däniſcher, großer 247, " . kleiner 223. „ der Indianer 267. „ epirotiſcher 114. „ grönländiſcher 144. „ japaneſiſcher 139. „ isländ., großer 116. " „ hochbeinig. 117. " „ kleiner 117. „ kurländiſcher 250. „ lappländiſcher 140. „ melitäiſcher 159. " nackter 265. „ ſüdamerikaniſcher 266. " pannoniſcher 27. „ ſibiriſcher 121. x 3: ge glattfüßiger 122. „ „ langhaariger 122 „ ſpartaniſcher 241. 279 Jagdhund 187. „ afrikaniſcher 215. „ deutſcher 189. „ deutſcher langhaari⸗ ger 190. „ engliſcher 208. „ franzöſiſcher 202. 1 „ langhaari⸗ ger 203. „ normanniſcher 205. Japaneſiſche Dogge 236. Japaneſiſcher Hund 139. Iceland Dog 117. Indiſcher Windhund 252. Irish Greyhound 257. Irländiſcher Curshund 258, „ Fleiſcherhund 243. " Windhund 257. Wolfshund 259. Isländ. Hund, großer 116. " „ hochbeinig. 117. „ kleiner 117. Italian Greyhound 261. 262. Italieniſcher Windhund 261. Kamtſchatka⸗Hund, kurzhaari⸗ ger 140. langhaari⸗ ger 141. Kararahe 132. Kélb 264. „ -el-seid 262. King Charles's Dog 157. King Charles's Spaniel 157. Kleiner Bullenbeißer 221. Kleiner däniſcher Hund 223. „ Hühnerhund 200. „ —isländiſcher Hund 117. „ Pariah⸗Hund 131. „ Pintſch 167. „ Pudel 166 Seidenhund 156. König Carl's⸗Hund 157. Kosna 142. Kraushaariger Neufoundlän⸗ derhund 169. | 7 " Krummbeinig. Dachshund 177, Kuppel⸗Windhund 255. Kurländiſcher Eishund 255. Hund 250. Kurzbeinig. Pariah⸗-Hund 133. Kurzhaarig. Kamtſchatka-Hund 140. | Laitihunt 192. Langhaariger Curshund 155. „ Dachshund 183. 1 deutſcher Jagd⸗ hund 190. 5 engliſcher Fuchs⸗ hund 210. 280 Langhaariger engliſcher Hüh⸗ nerhund 212. Langhaariger franzöſ. hund 203 Langhaariger Hühnerhund 201. „ Kamtſchatka⸗Hund 141. Langhaariger Neufoundländer: hund 172. Langhaariger ſibir. Hund 122. „ Vorſtehhund 198. 1 Waſſer⸗ Hühner⸗ hund 202. Langohriger ägypt. Hund 269. Lapland Gur 140. Lappländiſcher Hund 140. Laufhunt 190. Leichter Curshund 249. Leithund 191. Leitihunt 192. Leonberger-Zucht 172. Levrier chien-turc 269. Levriere 261. Levron 261. 262. Limier 192, Lion Dog 161. Little Barbet 167. „ Danish Dog 224. Löwenhund 161. Lubbar 117. Lurcher 260, Lurcher 260. Lycisca 208. „ sbraceon208; Jagd⸗ Magnate 142. Malthese Dog 159. Marlborough 158. Mastiff 219. 228. 229. „ f Lipet 2 Matin 243. Matin Dog 243. Melitäiſcher Hund 159. Melitaeus catellus 159. Mexikaniſcher Buckelhund 270. " Seidenhund 163, Miſtbella 194. Miſtbeller 194. Mittlerer Pudel 165. Molossian Dog 126. Mops 222. Mopse 223. Moyen Levrier 261, Nackter Hund 265. " „ ſüdamerikaniſcher 266. Nackter Windhund 268. Naked Dog 268. Nektilaga 267. Netegink 267, ſceufoundländerhund, kraus haariger 169. | ae lang: haariger 172. Neu⸗Irländer⸗Hund 275. Neuſeeländer⸗Hund 132. Neufoundland Dog 170. New Zeeland Dog 132. Nootka-Dog 142. Nordamerik. Wolfshund 145. Normanniſcher Jagdhund 205. Old Southern Hound 208. Orientaliſcher Hirtenhund 173. Otterhund, ächter 273. R engliſcher 163. Pampas⸗Hund 129. Parforcehund, engliſcher 212. Pariah-Dog 131. Pariah-Hund, großer 131. kleiner 131. kurzbeiniger 133. 7 5 7 1 Patagonian Dog 129. Perro chino 267, Perſiſcher Windhund 251. Petit Barbet 167. 169. „ Danois 224. „ Epagneul 157. „ Griffon 160. „ Lévrier 262. Pintſch, glatter 225. „ großer 168. „ kleiner 107. „ rauher 160. „ ſchottiſcher 162. Poe-Dog of the Pacific Is- lands 133. Pointer 200, 211. Polniſcher Wolfshund 123. Pomerian Dog 121. 134. Pommer 120. Poodle 165. Portugieſ. Hühnerhund 201. Primitive Lurcher 124. Pudel, großer 164. „ kleiner 166. „ mittlerer 165. Pug-Dog 223. Pyrame 158. Pyrame 158. Pyrenäen⸗Hund 128. Raguſaniſche Bracke 207. Rattler 226. Rauher Dachshund 181. „ Pintſch 160. Renardin 226. Roll⸗Dachshund 183. Roquet 224. Roquet 224. Rüde 245 „ ruſſiſche 254. Runalco 129. Ruſſiſche Rüde 254. Ruſſiſcher Hühnerhund 197. 0 Windhund 254. Saubeller 123. Saufänger 245. Saufinder 124. Sau⸗Rüde 244. Schaafhunt 114. Schäferhund, ſchottiſcher 117. Schafhund 119. Schaf⸗Pudel 173. Schimmel 247. Schnür⸗Pudel 168. Schottiſcher Pintſch 162. 2 Schäferhund 117. 8 Seidenhund 151. „ Windhund 258. Schwarzer amerik. Wolf 275. Sch nch 181. 245. Schweißhund, deutſcher 194. engliſcher 213. Schweißhunt 195. Schwerer Curshund 250. „ Fleiſcherhund 246, Seidenhund 147. 8 engliſcher 150. 1 großer 149. 1 kleiner 156. 5 mexikaniſcher 163. „ ſchottiſcher 151. Seiden-Pintſch 159. Seiden⸗Spitz 125. Seiden⸗Wolfshund 127. Setter 152. 212. Sibirian Dog 122. 141. Sibiriſcher Hund 121. Sibir. Hund, glattfüßiger 122. „ langhaariger 122. Sheep- Dog 114, Sheperd's- Dog 114. Shock 159. Sleut-hound 214. Sobaka gonczaja 254. Solofänger 250. Spaniel 150. Spagnoletto 157. Spartae catulus 242, Spartan Dog 126. Spartaniſcher Hund 241. Spartus 240. Spitz 124. Springer 157. Spürhunt 195. Spurihunt 195. Stag-hound 213. 215. St. Bernhardshund 152. St. Hubertus: Zucht 192. Steinbracke 193. Stöberhund, deutſcher 192. engliſcher 209. ; franzöſiſcher 204. Straßenhund, ägyptiſcher 263. Südamerikaniſch. nackter Hund 266. Taiti⸗Hund 132. Talbot 208. Terra del Fuego Dog 129. Terrier 116. 118. 163. 2 6. Terrier-griffon 118, Thibet⸗Dogge 235. Tigerhund 248. Tiger⸗Windhund 249. Tourne-Broche 179. 185. Treibhunt 190. Triphunt 190. Trüffelhund 118. Türkiſcher Windhund 253. Tumbler 180. Turkish naked Dog 269. Turkman Watch-Dog 130. ee Wachthund 130. Turnspit 179. Ungariſcher Wolfshund 126. Vaultre 240. Vaultroit 240. Vautroy 240. Veltra 240. Veltre 240. Veltris argutarius 240, leporalis 240. „ leporarius 240, Veltro 240. Viehhund 137. Viehhunt 114. Vogelhunt 196. Vorſtehhund 195. 79 . langhaariger 198. Wachtelhund, zottiger 158. Wachthund, turkoman. 130. Wape 124. Waſſer⸗Hühnerhund 198. ger 202. Watch-Dog 130. Water Dog 165. „ Spaniel 165. Welter 240. Windhund 237. „ ägyptiſcher 262. A arabiſcher 263. 8 engliſcher 261. z griechiſcher 252. großer 239. 5 hochländiſcher 259. 2 indiſcher 252, = irländiſcher 257. „ italieniſcher 261. 5 langhaari⸗ 281 Windhund, nackter 268. ; perſiſcher 251. 5 ruſſiſcher 254. P ſchottiſcher 258. 5 türkiſcher 253. Windhund-Spitz 139. Windſpiel 240. Windt 240. Windthunt 240. Wint 240. Winthunt 240. nn ſchwarzer amerikanischer Wolfshund, ächter 127. = baieriſcher 119. ? großer 121. 5 irländiſcher 259. 5 nordamerikaniſcher 145. „ polniſcher 123: N ungariſcher 126. Xoloitzcuintli 267. Yagua 267, Ytzeuinte porzotli 2 x potzotli 2 Zigeuner⸗Hund 134. Zigeuner-Spitz 137. Zottiger Dachshund 182. Zottiger Wachtelhund 158. . m 25 Ar “ I * * nn 0 ale FEN ENG * re in | | a a * * a 1 7 b . n ji: 1 Se 2 e e if u 5 e 2 r N Ex 1 ur N 17% f E Gehen; am?) r 2 je a EI AUT ir { ! { N 2 4% — Won N 2 A 8 1 * * E ir E 1 FAT, THF a * * — / * 1 gl. : ; uN B 7 x er It n je u 21 . . erh IHR j 2 J N * * a ' | aa 167889 . * * % * * ‚ 7 * 4 3 i 1 wur R 9 * rn & 1 5 + ae 2 * — 7 * | 0% t i \ ALT 2 * 5 | | A Neo x 1 * N | | | 13 7 „ 4 ar Alien), 3 | FI | | ie Es - 2, | 17 g f : > \ FL = 1 N. 1 hr „ 1 et 9 4 * n 5 . ah 1 4 f - * ! | * * ü g e | 4; 1 I 7 i „es - D IKT h > wall. . l 2 — d „ * n x | 7 f t _ k > 3 £ im * 7 f f RT: * ri 8 A * 12 Bar * Sers t — £ * 5 Sig 5 4 5 sun? 8 1 k * Aalen . = 62 * > . ö > ge ie . j 42.146 5 1 1 2 9 i N an * * * 2 * 8 — 1 7 N 5 . > % - AT RS TB 1 us | 15 + 5 ru -» * n b 9 1 65 * 1 4 * > 2 . N * 5 Aae s N = I; 5 = Fu. ., ar RS — Zei 2 * — 5 I‘ 7 Di 2 / ZB; 1 — 2 i < : z 2 . — . 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