Der

LICHTDRUCK

an der

Hand- und Schnellpresse samt allen Nebenarbeiten.

Von

August Albert,

k. k. Professor an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, Officier d'Academie fran9aise u. s. w.

Zweite, umgearbeitete Auflage.

Mit 71 Abbildungen im Text und 8 Tafeln.

Halle a. S.

Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. 1906.

Digitized by the Internet Archive in 2014

https://archive.org/details/derlichtclruckclerOOalbe

Vorwort zur ersten Auflage.

Wiederholt und von verschiedener Seite an den Yer- fasser gelangte Anfragen technischer Natur veranlassten denselben, die gebotene Gelegenheit zu ergreifen, seine durch langjährige Berufstätigkeit gesammelten Erfahrungen, sowie auch die Resultate der oft angestellten Yersuche zusammengefasst der Öffentlichkeit zu übergeben.

Es soll mit dem vorliegenden Werke sowohl dem angehenden Praktiker als auch dem Fachmann ein Rat- geber bei der Ausübung des ebenso schönen als schwierigen Lichtdruckverfahrens geboten werden; zu diesem Zwecke ist der ganze Prozess samt allen Nebenarbeiten, w^ovon vieles in den bisherigen Publikationen nicht berührt wurde, allgemeinverständlich beschrieben. Weiter ist die erwähnte Absicht durch die dem Buche beigelegten instruktiven Druckproben wesentlich gefördert.

Bezüglich dieser Beilagen, welche einer Kollektion Schülerarbeiten entnommen und, wie an jedem Blatte ersichtlich ist, teils durch Handpressen, teils durch Schnell- pressendruck an der k. k. Graphischen Lehr- und Yersuchs- anstalt in Wien hergestellt worden sind, kommt der Yer- fasser an dieser Stelle der sehr angenehmen Yerpflichtung nach, dem Direktor des genannten Staatsinstitutes, Herrn

IV

Regierungsrat Prof. Dr. J. M. Ed er, für die besonders tatkräftige Unterstützung den besten Dank zum Ausdruck zu bringen.

Wien, Ende Mai 1897.

Der Verfasser.

Vorwort zur zweiten Auflage.

Wenn auch die vorliegende neue Auflage des „Licht- druckes an der Hand - und Schnellpresse" sich im wesent- lichen an die frühere Ausgabe anschliesst, so ist dennoch der Inhalt ganz neu bearbeitet und eine ganze Reihe von Neuerungen und Verbesserungen eingeschaltet worden, soweit dieselben für den Praktiker nennenswert erschienen.

Da die günstige Aufnahme der ersten Auflage teil- weise auf die instruktiven Druckbeilagen zurückgeführt werden konnte, so sind auch diesmal dem Werke eine Anzahl derartiger Proben beigegeben, und kommt der Verfasser abermals in die Lage, auch an dieser Stelle dem Direktor der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchs- anstalt in Wien, Herrn Hofrat Prof. Dr. J. M. Ed er, für die besondere Unterstützung, sowie Herrn Hofphotographen G. Löwy in Wien für die Beistellung einer Beilage den besten Dank zum Ausdruck zu bringen.

Wien, im Januar 1906.

Der Verfasser.

Inhaltsverzeichnis.

Seite

Einleitung. i

Begriff des Lichtdruckes . t

Geschichtlicher Auszug 2

Die Herstellung der Druckplatten 5

Die Glasplatten 5

Das Reinigen der Platten 6

Die Vorpräparation 6

Mittels Wasserglas 7

Mehrmalige Verwendung dieser Vorpräparation . . 13

Mittels Gelatine 14

Mittels Gelatinewasserglas 14

Die zweite Präparation 15

Gelatine 15

Die Chromsalze 21

Chromalaun 23

Herstellung der Chromatgelatine 24

Das Filtrieren 27

Das Präparieren 29

Der Trockenofen * 33

Das Kopieren und die Fertigstellung der Druckplatten . 38

Der Kopierrahmen 38

Das Einlegen der Platten 39

Das Kopieren 40

Das Photometer 43

Zwei- oder mehrmaliges Kopieren eines Negatives in

richtiger Stellung an der Druckplatte 45

Die Negative und deren Retouche 48

a) Die Retouche am Hautnegative 53

b) Die Retouche am Glasnegative 55

c) Die Retouche von verlaufender Zeichnung ... 56

Das Abdecken oder Abgrenzen der Negative 59

Das Auswässern der kopierten Platten . 61

VI

Seite

Das Abziehen und Umkehren der Negative 64

Das Abziehen mittels Gelatine 65

Das Abziehen mittels Gelatinefolien 70

Abziehen mittels Kautschuk und Lederkollodium ... 71

Abziehen mittels dünner Gelatine und Rohkollodium . 71

Das Abziehen gewöhnlicher Gelatine -Emulsionsnegative 72

Verschiedene Zusammenstellungen von Negativen . . 74

Auf Gelatinefolien . . .. 74

Auf Spiegelplatten 76

Für eine Broschüre, Album und dergl 77

Das Einfügen von Schriften, Nummern u. s. w. zum Bild- negative ... 80

Das Einpassen von Lichtdrucken in Umrahmungen . . 83

Der Druckereiraum und die Einrichtung 85

Der Arbeitsraum . . . . . . . . . . ' . .... 85

Die Lederwalzen . . ... 90

Die Leimwalzen . ; ... gi

Die Druckfarben . . . . . ... . . . . . ; , - .. - - 96

Das Papier . ... . . . . . . . .. . . . . . lOT

Die Handpresse . .' . ... ., . . ro6

Der Handpressendruck ... 113

Das Feuchten der Druckplatten . 113

Das Einrichten der Druckplatten 116

Das Auftragen der Druckfarbe 119

Das Nachfeuchten und Überwischen der Platten . . . 122

Das Ausdecken der Druckplatte . .. . 125

Das Auftragen zweier verschiedener Farben . . . . . 126

Der Irisdruck . . . . 129

Das Abziehen der Farbe von der Druckplatte . . . . 130

Der Druck auf gestrichenes Papier , . 131

Der Lichtdruck auf verschiedene Stoife 134

Lichtdruck mit aufgedrucktem Steindruckton . . . . 135

Fehler beim Drucken . ... . . . . . . . ' . . 137

Die Nebenarbeiten des Lichtdruckers ^ . .140

Die Retouche der Lichtdrucke . . . . . .. .. . . 140

, Das Lackieren oder Glänzen der Lichtdrucke . . . « 141

1. Das Abreiben oder Glänzen . . . . . . . 141

2. Das Lackieren mittels Schwimm- oder Wasserlacks 142

3. Das Lackieren mittels Alkohollacks . 145

4. Das Lackieren mit dem Dammar- (Terpentinöl-) Lack 145 Das Aufkleben der Glanzlichtdrucke . 147

VII

Seite

Das Beschneiden der Abdrücke 147

Das Aufkleben 147

Das Satinieren 149

Verschiedenes 151

Der Lichtdruck von Aluminiumplatten 151

Der Lichtdruck in der Buchdruckpresse (typographischer

Lichtdruck) 153

Die Verwendung des Lichtdruckes für den lithographi- schen oder typographischen Pressendruck .... 156

Die Photo- Algraphic 159

Die Heliogravüre- Imitation durch Lichtdruck .... 159

Eingebrannte Emailbilder durch Lichtdruck 161

Kolorierte Lichtdrucke auf gestrichenem Papier . . . 163

Der Lichtdruck im Texte . 163

Die Ablieferung der Lichtdrucke 164

Oer Farbendruck 167

Die Farbmischung durch den Aufeinanderdruck ver- schiedener Farben 168

Der Kombinationsdruck mittels Licht- und Steindruckes 169 Der Kombinationsdruck mittels Dreifarben - Lichtdruckes

und Heliogravüre 172

Die Negative für den Farbenlichtdruck 173

Der Vorgang an der Schnellpresse 175

Der Schnellpressendruck 179

Der Druck 181

Der Druck mittels zweier verschiedener Farben . . . 183

Das Papier beim SchndlpxesseiLdruck 184

Die Lichtdruck- Schnellpresse j88

Einfacher Gang mit einmaligem Druck der Maschine . 196

Der Doppelgang und einmaliger Druck der Maschine . 196

Der Doppeldruck mit Doppelgang der Maschine . . . 197

Verzeichnis der Beilagen.

Tafel Dreifarben -Schnellpressendruck. Direkte Natur- aufnahme.

Tafel 2, 3, 4 und 5, Skalendrucke zur Tafel i. Tafel 6, Schnellpressen -Lichtdruck von der k. k. Hof- Kunstanstalt J. Löwy in Wien.

Tafel 7. Schnellpressen -Lichtdruck. A^ufnahme nach der Natur auf einer Gelatine- Trockenplatte.

Tafel 8. Lichtdruck, in einer Buchdruckpresse gedruckt auf Zeichenpapier von Eichmann & Co. in Wien.

I. Abschnitt.

Einleitung.

Ein zur Massenproduktion geeignetes, sehr verbreitetes photomechanisches Druckverfahren ist der Lichtdruck; diese Bezeichnung wird in Deutschland und Österreich meistens gebraucht, und nur selten wird das Verfahren „Photographie -Druck", „Photographischer Pressendruck", Albertotypie ", Leimdruck ", Glasd r uck ", Photogra- phischer Kunstdruck " u. s. w. benannt.

In Frankreich finden sich Bezeichnungen wie: „Heliotypie", „Colotypie", „Collographie" oder „Photo- Collographie" 1) u. a. vor, in England und Amerika stehen „Albertotypie", „Autotypie" u. a. in Yerwendung.

Begriff des Lichtdruckes.

Unter dem Lichtdrucke wird dasjenige Verfahren verstanden, mittels dessen man durch Belichtung einer mit Chromatsalzen lichtempfindlich gemachten Gelatine- schicht unter einem photographischen Negativ solche Druckplatten herzustellen vermag, dass man dann hier- von in einer Druckpresse Abdrücke mittels Druckfarben erzeugen kann.

Das Prinzip des Lichtdruckes besteht darin, dass organische Stoffe, wie Leim, Gelatine, Eiweiss, Gummi

i) Diese Bezeichnung wurde auch auf dem Internationalen

photographischen Kongress in Paris 1889 für den Lichtdruck gewählt.

A Ib er t, Lichtdruck. 2. Aufl. I

u. s. w. in Verbindung mit chromsauren Salzen bei Licht- einwirkung verändert werden; diese vom Lichte getroffenen Stellen verlieren ihre Löslichkeit in warmem Wasser. Die unbelichtete Schicht behält jedoch ihre Löslichkeit, ebensO' die Fähigkeit^ in kaltem "Wasser aufzuquellen, und nehmen die vom Licht getroffenen Stellen trotz langen Feuchtens willig eine fette Druckfarbe an, welche sich wieder auf Papier, Stoffe u. s. w. übertragen lässt.

Die Druckmöglichkeit ist durch das Abstossen von Fett und Wasser erreicht, und zählt daher der Lichtdruck zu den Flachdruck -Yerfahren.

Geschichtlicher Auszug.

Im Jahre 1839 wurde durch den englischen Chemiker Mungo Ponton die Entdeckung gemacht, dass Papier,, welches in einer wässerigen Lösung von doppeltchroni- saurem Kali gebadet und getrocknet wurde, sich im Lichte dunkel färbt, lichtempfindlich ist.

Unter einem Kupferstiche oder einer Zeichnung dem Lichte ausgesetzt, erhält man ein helles Bild auf bräun- lichem Grunde; um solche Kopieen haltbar zu machen,, Aväscht man dieselben in reinem Wasser aus, wodurch die Lichtempfindlichkeit des Papieres aufgehoben wird,, und hat das Licht keinen anderen Einfluss als auf ge- wöhnliche Papiere.

Im Jahre 1840 wurde durch E. Becquerel die Be- obachtung gemacht, dass organische Stoffe in Yerbindung mit doppeltchromsaurem Kali unter der Einwirkung vom Lichte sich bräunen.

Fox Talbot verzeichnete im Jahre 1843 einen weiteren Erfolg auf Grund seiner angestellten Versuche- mit dem erwähnten Chromatsalze; er machte die Wahr- nehmung, dass Chrom atgelatine oder Leim an den be- lichteten Stellen sowohl im warmen als kalten Wasser

3

die Löslichkeit verliert und verstand, diese Eigenschaft des Chromatieimes zur Herstellung geätzter Kupferplatten und Pigmentdrucke praktisch zu verwerten.

Ein französischer Chemiker, A. Poitevin, führte im Jahre 1854 den Lichtdruck auf seiner Beobachtung durch, dass die unter einem Bilde belichtete Chromatgelatine trotz langen Auswässerns an den belichteten Stellen fette Druckfarbe annimmt und sich dieselbe auch auf Papier wieder übertragen lässt, dass man also Abdrücke von dem kopierten Bilde erzeugen kann.

Poitevin verwertete das Verfahren nicht praktisch, und vorübergehend fand dasselbe von Thessie du Mothey und Marechal in Metz (1865 bis 1867) Verwendung; diese trugen die Chromatgelatine auf Kupferplatten auf, konnten aber, wie Poitevin, keine leistungsfähigen Druck- platten erzielen.

Praktisch durchgeführt Avurde der Lichtdruck erst von Josef Albert in München, welcher im Jahre 1867 dortselbst eine Lichtdruckerei gründete und als Träger der Chromatgelatine zum erstenmal Glasplatten benutzte, wie solche jetzt noch immer und nahezu allgemein ver-. wendet werden.

Als dann Obernetter in München u. a. auch Licht- druckereien errichteten, in dem Verfahren Unterricht er- teilten, ferner Professor J. Husnik in Prag seine wert- vollen Erfahrungen publizierte (im Jahre 1877 gab Husnik ein Lehrbuch über Lichtdruck heraus), gelangte diese Drucktechnik zu immer grösserer Verbreitung i).

Mit grosser Ausdauer und Mühe arbeiteten unaus- gesetzt Fachgelehrte und Praktiker an der Vervollkomm- nung des Lichtdruckes; ein Wesentliches trugen auch die Gelatine-, Farben-, Papier- und Pressenfabrikanten dazu

i) Vergl. „Die verschiedenen Methoden des Lichtdruckes". Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. 1900.

I*

_ 4

bei, dass dieses Verfahren so rasch in der Praxis festen Fuss fassen konnte, indem sie trachteten, ihre Erzeugnisse dem Verfahren anzupassen.

Als dann 1871 Josef Albert in München nach seinen Angaben in der Maschinenfabrik Faber & Cie. in Offenbach a. M. (jetzt Faber & Schleicher) die erste Schnellpresse bauen Hess und damit günstige Resultate erzielte, griffen die Maschinenfabrikanten diese Idee auf, Yerbesserten und vereinfachten die ganze Konstruktion der Maschine fort und fort, so dass der Lichtdruck nun- mehr auch zur wirklichen Massenproduktion sich eignet, was ja durch die Hunderte im Betriebe befindlichen Schnellpressen erwiesen ist.

IL Abschnitt.

Die Herstellung der Druckplatten.

Die Glasplatten.

Es können für den Lichtdruck nur Spiegelplatten, deren beide Flächen zueinander völlig parallel sind, in Verwendung kommen; andere Platten würden unter dem Drucke in der Presse zerbrechen.

Für den Schnellpressendruck werden allgemein nur dickere Glasplatten (ungefähr 7 mm starke, sogen. Kopier- platten) verwendet, bei welchen die Eänder schief ab- gekantet werden, um eine rasche Abnutzung der Druck- walzen oder Verletzungen derselben zu verhüten.

Gewöhnlich gelangen die Platten, wie dieselben im Handel vorkommen, nämlich glatt, zur Verwendung, und erst nachdem dieselben durch öfteren Gebrauch oder Un- achtsamkeit zerkratzt wurden, werden dieselben matt- geschliffen, wodurch die Verletzungen entfernt werden. Zu dieser Prozedur werden die Platten gereinigt, auf eine Platte ein aus feinem geschlämmten Schmirgel und Wasser bestehender Teig aufgetragen, eine zweite, eben- falls mit solchem Schmirgel versehene Platte darauf ge- legt und dann unter einigem Druck und kreisförmigen Bewegungen die oben liegende Platte so lange über die untere geführt, bis die Verletzungen nicht mehr bemerk- bar sind und beide Platten mattiert erscheinen.

6

Das Reinigen der Glasplatten.

Neue, bisher noch nicht benutzte Platten werden nur mittels reinen Wassers, dem etwas Atzammoniak bei- gegeben wurde, abgerieben und dann mit einem reinen Tuche trocken geputzt. Das in manchen Anstalten übliche Nachputzen mittels Alkohols ist nicht erforderlich und sogar zu unterlassen, da die aufzutragende Yorpräparations- Flüssigkeit von solchen Flächen etwas abgestossen und dadurch die Arbeit erschwert wird.

Platten, welche in Verwendung standen, müssen von der Gelatine gereinigt werden; zu diesem Zwecke werden dieselben entweder in eine heisse, scharfe Laugenstein- Lösung oder in verdünnte Schwefelsäure, 1 : 20 Wasser, welche im Winter etwas erw^ärmt werden muss, auf einige Stunden eingelegt. Damit die Flüssigkeit zur ganzen Fläche jeder Platte Zutritt hat, w^erden zwischen je zw^ei Platten, mit den präparierten Seiten gegeneinander, dünne Holzstäbe gelegt, welche immer wieder verwendet werden.

Ist die Gelatineschicht zerstört, so werden die Platten mittels einer steifen Borstenbürste gereinigt, in reines Wasser gebracht und wie neue Platten fertig geputzt. Eventuell zurückbleibende Reste der Vorpräparation schaden nicht.

Die Vorpräparation.

Die Yorpräparation, auch Zwischen- oder Grund- schicht, oder erste Präparation benannt, bezweckt das Haften der zweiten Präparation, der Gelatineschicht, an der Unterlage; ohne Yorpräparation würde die zweite entweder schon während des Trocknens ab- springen oder während der weiteren Behandlung sich loslösen.

Die Yorpräparation kann verschieden vorgenommen w^erden, und gelangen einige der im praktischen Gebrauche stehenden zur Besprechung.

1. Mittels yerclünnten Wasserglases.

Beide im Handel befindlichen Sorten, Kaliwasserglas (/rgS^Og) oder ISTatronwasserglas {Na2Si^0Q) können ver- lässliche Verwendung finden, wenn dieselben nicht ver- unreinigt, weder zu dick-, noch zu dünnflüssig sind, un- gefähr eine Leinöl -Konsistenz aufweisen, und die Arbeits- Yorschrift beachtet wird.

Um eine gut haftende Vorpräparation zu erzielen, wird das Wasserglas in einem bestimmten Verhältnisse mit einer wässerigen Gummi-, Dextrin- oder Albumin- lösung gemischt verwendet; meistens steht aber dünnes Bier und Wasserglas, und zwar 10:1, in Anwendung Das Bier lässt man I bis 2 Stunden zum Entweichen der Kohlensäure in einem offenen Gefässe stehen; viele geben ein kleines Stück Ätznatron oder solches Kali dem Biere bei. Auch schw^ere Biere können anstandslos Verwendung finden, Avenn man dieselben mit Wasser verdünnt und durch Beigabe von Eiweiss zweckentsprechend ge- staltet.

Das Wasserglas wird mit dem Biere durch Hin- und Hergiessen in zwei Gefässen gut gemischt und dann durch einen Papierfilter filtriert. Durch Verwendung eines Faltenfilters (auch Strahlenfilter genannt), Fig. 1, welcher nach dem Legen in Falten mit einer Hand an der Spitze festgehalten und mit der anderen Hand umgestülpt, um- gekehrt wird, so dass die Spitze desselben ungefähr 1,5 cm hoch im Innern des Filters aufrecht steht, kann das lästige, oft sehr zeitraubende Durchreissen des Papiers verhindert werden. Gleichzeitig ist aber auch ein be- deutend schnelleres Filtrieren erreicht als mit Filter ohne der eingekniffenen Spitze, da die Ablaufröhre des Trichters nicht verlegt wird und das Papier nicht an den Innen- wänden desselben anklebt, w^as bei schwerflüsserigeren

8

Lösungen, wie Chromatgelatine und dergl., nicht zu unter- schätzen ist. Zum Filtrieren bedient man sich eines Filtrier- gestelles (Fig. 2) und zweier Gefässe aus emailliertem Blech.

Das Präparieren w^ird bei gewöhn- licher Zimmertempe- ratur vorgenommen; das Auftragen der

Wasserglasschicht kann entweder durch Übergiessen der Platten, oder indem man eine Platte nach der anderen auf ein horizontal gestelltes

Nivelliergestell (Fig. 3) legt und die dem Rande der Platte entlang in einem Streifen auf- gegossene Flüssigkeit mit dem Präparier- bogen (Fig. 4.) bis zur Kante der ent- gegengesetzten Seite weiter führt, nach welcher Richtung man die Platte mit Fig. 4. der anderen Hand

neigt. Der Präparier- bogen kann aus rundem, starkem Metalldraht oder einem gebogenen Rohr, mittels einer Darmseite an beiden Enden verbunden, bestehen. Es muss die Flüssigkeit gleichmässig bis an die Plattenränder verteilt werden. Manche Präparateure giessen in die Mitte der horizontal

9

gelegten Platte die Flüssigkeit auf und verteilen dieselbe mit einer Fingerspitze oder einem Stück Papier.

Dass die Platten während und nach der Arbeit vor Staub geschützt bleiben müssen, sei besonders erwähnt; es wird auch kurz vor dem Überziehen jede Platte mit einem breiten Haarpinsel abgestaubt.

Die reichlich aufgetragene Schicht lässt man nacii sorgfältiger Verteilung an einer Ecke der Platte in den Filter zurücklaufen (um, filtriert, dieselbe für die nächsten

Fig. 5.

Platten wieder zu verAvenden); beginnt die Flüssigkeit nur mehr langsam abzufliessen, so wird, um eine gleich- mässigere Schicht erlangen zu können, die Platte um- gekehrt, so zwar, dass in der Diagonale die entgegen- gesetzte Ecke der Platte als Ablaufecke dient, und dann auf ein Bockgestell (Fig. 5) zum Abtropfen und Trocknen gestellt.

Ist nun die Luft iui Arbeitsraume feucht oder nicht genügend temperiert, so erfolgt das Trocknen der Platten zu langsam oder überhaupt ungenügend. Fühlen sich die Platten etwas feucht an (nach Verlauf von 2 bis

10

3 Stunden), so müssen dieselben rasch getrocknet werden, am besten über einem Gas- oder in einem erwärmten Liclitdruckofen. Sobald die Platten sich warm an der Rückseite anfühlen, werden dieselben sofort in einer Tasse mit kaltem Wasser oder unter einer Wasserbrause reich- lich ausgewässert.

Würden Platten mit noch nicht trocken gewordener Präparation ausgewässert werden, so wird teilweise oder über die ganze Fläche die Schicht weggeschwemmt, und sind derartige Platten unbrauchbar.

In einem warmen und trockenen Arbeitsraum kann das Trocknen auf dem Bockgestell erfolgen; die daselbst gestellten Platten trocknen naturgemäss an der oben be- findlichen Hälfte weitaus schneller, als an der nach unten zugekehrten, da zur Ablauf ecke auch die Luft weniger Zutritt hat, besonders bei grösseren Formaten. Aus dem Grunde werden die Platten nach dem Trocknen der oberen Hälfte gestürzt, die trockene Ecke nach abwärts gebracht.

Wird zur Präparation zu viel oder zu dickflüssiges Wasserglas oder ein schweres Bier verwendet, so wird eine zu dicke Schicht resultieren, da die Flüssigkeit nicht genügend abfliessen kann; eine solche Yorpräparation haftet besonders an der Ablaufseite schlecht, und wenn •dieselbe auch beim Auswässern noch nicht abgespült wird, ist sie dennoch unbrauchbar. Durch eine sehr ein- fache Probe kann man sich überzeugen; reibt man mit der flachen Hand oder einem dunklen Tuche über die ausgewässerte und trocken gewordene Schicht, so wird sich ein weisslicher Staub wegwischen lassen und das blanke Glas sichtbar werden.

Auf einer solchen Yorpräparation die zweite Schicht (Chromatgelatine) aufzutragen, wäre ganz zwecklos, denn schon während des Trocknens würde die Gelatineschicht abspringen, sicher aber während des Druckens sich los-

11

lösen ; letzteres Vorkommnis wird in der Praxis meistens mit „Aufgehen" der Platte bezeichnet.

Eine richtig hergestellte Vorpräparation darf nach erfolgtem Auswässern und Trocknen nur unter sehr kräftigem, andauerndem Abreiben entfernt werden können, kann aber mit einem harten, scharfen Gegenstande leiclit verletzt werden.

Mittels Säuren oder scharfer Lauge (heisser Laugen- steinlösung) kann die Wasserglasschicht zerstört und leicht vom Glase entfernt werden.

Die ausgewässerten und wieder getrockneten Platten halten sich, in einem trockenen Eaume aufbewahrt, un- begrenzt lange.

Eichtig präparierte Platten zeigen in nichtgewässertem trockenen Zustande eine leicht milchige bläuliche Farbe und nach dem Auswässern, ebenfalls in trockenem Zu- stande, eine schön irisierende, über die ganze Fläche mit ungemein zartem Korn bedeckte Schicht. Da matt- geschliffene Glasplatten die Vorpräparation schwer be- merkbar machen, ist es jedem Mindergeübten zu empfehlen, zur besseren Beobachtung seiner Arbeit einige glatte Platten mit „laufen" zu lassen.

Ein nur mit Wasser verdünntes Wasserglas würde, bei sonst ganz richtigem Arbeitsvorgang, keine gute Präparation abgeben, es kann das erwähnte Irisieren nicht bemerkbar werden, weil eine Zerklüftung, Unter- brechung oder Körnung der Schicht beim Auswässern nicht eintritt. Es muss ein im Wasser löslicher Bestand- teil (Gummi, Eiweiss oder dem Biere entstammend) dem Wasserglas beigemengt sein, w^elcher mit dem Wasserglas in ungemein feiner Verteilung auf die Glasplatte auf- getragen wird und trotz der Umschliessung vom Wasser- glas sich im getrockneten Zustande sofort wieder im Wasser auflöst. Dadurch, dass das Wasser diese löslichen Bestandteile aus der Schicht entfernt, entstehen diese

12

das Irisieren verursachenden Unterbrechungen der Vor- präparation.

Eine Vorschrift bringt Wladimir Schindler („Klinisch' Jahrbuch'', S. 213, Frankfurt a. M. 1904) für eine Vorpräparation ohne Bier. Es werden 15 g trockenes^ pulverisiertes Eiweiss in 250 ccm kaltem Wasser gelöst, 10 ccm kalt gesättigte Chromalaunlösung, 5 g Kochsalz und 10 ccm Alkohol in einer verschlossenen Flasche al& Vorratslösung gehalten. 14 ccm dieser Lösung, 16 ccm Natronwasserglas werden mit einer Lösung von 4 g harter Lichtdruckgelatine in 200 ccm Wasser gemischt, filtriert, mit dem Schwämme warm aufgetragen, getrocknet und gewaschen.

Wäre die aufgetragene Schicht nicht völlig trocken zum Auswässern gebracht, so Avird nicht nur der lösliche Bestandteil der Schicht, sondern auch das mit dem Glase noch nicht festhaftende Wasserglas weggewaschen werden.

Das Auswässern der vorpräparierten Platten musa nicht nur aus dem Grunde erfolgen, um die erwähnten löslichen Teile aus der Schicht zu entfernen, sondern auch gleichzeitig, um das nicht direkt am Glase anhaftende Wasserglas wegzuschwemmen; wird das Wässern nicht oder ungenügend durchgeführt, so wird beim Auftragen die warme Chromatgelatine verunreinigt und erscheint nach dem Trocknen als weisslich -gelbe Schicht, welche je nach dem Grade der Vermengung beider Schichten völlig unbrauchbar sein kann.

Die Vorpräparationsflüssigkeit ist nur wenige Stunden nach erfolgter Mischung haltbar; je nach der herrschenden Temperatur im Arbeitsraume bilden sich etwas früher oder später kleine, weissliche Flocken (Ausscheidung von Kieselsäure), dann käseartige Teile, welche den Beginn der Zersetzung anzeigen. Dieselbe erstreckt sich bald über die ganze Mischung, welche zum Schluss eine brei- artige, schmutzigweisse Masse bildet.

13

Die Zersetzung macht sich manchmal auch an den präparierten Platten durch Flockenbildung in der Schicht während des Abfliessens und Trocknens bemerkbar. Die- selben sind im Wasser nicht löslich, daher beim Aus- wässern nicht zu entfernen, kleben als Knoten an den Platten fest und verursachen in der Gelatineschicht störende Flecke.

Unmittelbar nach der erfolgten Arbeit sollen die Gefässe und der Trichter mit Wasser gut gewaschen werden, da eine hierauf eingetrocknete Wasserglasmischung mit scharfer, lieisser Lauge entfernt w^erden muss.

Mehrmalige Verwendung der mittels Wasserglas vorpräparierten Druckplatten.

In der Praxis werden zeitweilig immer wieder die Yersuche fortgesetzt, gebrauchte Druckplatten bloss von der Bildschicht zu befreien, um solche Platten mit der daran noch befindlichen Wasserglas -Vorpräparation' ein oder mehrere Male ohne neue Vorpräparation verwenden zu können.

Die gebrauchten Platten werden in eine Steingut- oder Bleiwanne, in welche erwärmte, verdünnte Schwefel- säure (20 bis 25 Teile Schwefelsäure zu 100 Teilen Wasser) zuerst eingefüllt wurde, eingelegt, nach ungefähr 12 Stunden herausgenommen und die zerstörte Gelatine- schicht unter einem Wasserstrahle abgespült. Je wärmer das Bad ist, desto eher ist die Gelatine zerstört, aber desto unsicherer haftet auch die Vorpräparation.

Die Platten sind nach dem Abspülen mit Wasser und erfolgtem freiwilligen Trocknen fertig für die zweite Präparation mittels Chromatgelatine; ist das schon an- geführte „Irisieren'' an der trocken gewordenen Schicht bemerkbar und haftet dieselbe bei dem Versuche mit dem Abreiben, so können dieselben verwendet werden.

14

Diese ziemlich lange bekannte Methode konnte sich wegen ihrer Unverlässlichkeit in der Praxis nicht ein- bürgern, da es wohl mitunter gelingt, die A^'orpräparation bei einer Anzahl Platten ein oder mehrere Male gut ver- w^endbar zu erhalten, aber meistens sind einige darunter^ w^elche der Behandlung in der Presse nicht genügend Widerstand leisten, wodurch ein Loslösen der Gelatine- schicht entsteht.

Die Vorpräparation mittels Gelatine.

Manche Lichtdruck - Operateure bewerkstelligen die Vorpräparation in der Weise, dass sie die rein geputzten Platten mit einer dünnen Gelatinelösung, w^elcher ein reichlicher Chromalaunzusatz beigegeben ist, versehen; diese Gelatine muss sehr dünn und gleichmässig auf- getragen werden, und wird hierzu ein breiter Haarpinsel oder ein w^eicher Schwamm genommen.

Die Platten können nach dem freiwilligen Trocknen sofort zur zweiten Präparation gebracht werden.

Dicke, streifig aufgetragene oder ungenügend ge- gerbte Schichten sind un verwendbar, da die warm auf- zutragende Chromatgelatine die erste Schicht teilweise lösen und sich damit vermengen würde.

Vorpräparation mittels Gelatinewasserglas.

Eine verlässlichere und unter verschiedenen Yaria- tionen in der Praxis gebräuchliche Methode ist die Vor- präparation mittels Gelatine und Wasserglas. Die Platten werden gut gereinigt und mittels eines breiten Haar- pinsels striemenfrei mit folgender Lösung überzogen. In 100 ccm Wasser werden 4 g Gelatine gelöst, und je nach der Beschaffenheit der Gelatinesorte 10 bis 15 ccm Ohromalaunlösung (1 : 10) und 10 ccm Wasser- glas zugesetzt, gut gemischt und filtriert. Die über- zogenen Platten werden am Bockgestell getrocknet und

15

können ohne jeder weiteren Behandlung zur zweiten Präpa- ration verwendet werden.

Mit gutem Erfolg kann statt Gelatine der Fischleim, ungefähr den obigen Verhältnissen entsprechend, An- wendung finden.

Alle derartige Yorpräparationen bleiben etwas hygro- skopisch, und müssen die Platten aus diesem Grunde in einem trockenen Räume aufbewahrt werden.

Die zweite Präparation.

Die Gelatine. In früheren Jahren wurde vielfach ein Gemenge verschiedener Gelatine- und Leimsorten und oft auch Hausenblase zur Herstellung einer Chromatschicht für den Lichtdruck in Anwendung gebracht, was in der neueren Zeit selten mehr der Fall ist, da die Gelatinefabriken vollkommen entsprechende Gelatinegattungen zu liefern im Stande sind.

Die Gelatine ist ein gereinigter Leim feinster Sorte und eines der wichtigsten Materialien beim Lichtdrucke; von der Güte der Gelatine hängt die Leistungsfähigkeit der Druckplatten ab, es wird daher jeder Lichtdrucker trachten, nur erprobt gute Sorten zu verwenden.

Die Güte einer Gelatine lässt sich nur durch vor- genommene Proben feststellen; es werden die ver- schiedenen Sorten einer Prüfung in Bezug auf ihre Wider- standsfähigkeit und ihre Wasseraufnahme unterzogen. Die günstig erscheinenden Sorten werden dann der Haupt- prüfung unterzogen, nämlich davon Platten präpariert und teils schon nach dem Aussehen der trockenen Schicht, besonders aber nach der Leistung in der Presse be- urteilt.

Der hier und da in der Praxis angewandten Prüfung durch Zerkauen eines Stückchens Probegelatine im Mund

16

kann kein Wert beigelegt werden, da man hierbei allen- falls nur eine weiche von der harten Gelatine zu sondern vermag.

Prüfung der Festigkeit der Gelatinegallerte. Man lässt 10 g Gelatine in 100 Wasser quellen und CTwärmt dann auf etwa 50 Grad R., giesst diese Lösung in ein zylindrisches Glas und lässt dieselbe bei gewöhn- licher Zimmertemperatur (20 Grad C.) durch mehrere

Stunden zur Bildung einer festen Gallerte stehen.

Der Glaszylinder wird unter den kleinen Apparat gebracht (Fig. 6), woselbst die an dem Eisenstift angebrachte kleine Metallscheibe a auf die Gallerte b gestellt wird; in den am oberen Ende des Stiftes befindlichen Tichter c werden so lange immer mehr Gewichte gelegt, bis durch die Belastung die Metallscheibe in die Oberfläche der Gallerte einsinkt. Die hierzu benötigten Gewichte geben einen ungefähren Anhaltspunkt im Vergleiche mit anderen, auch auf diese Weise geprüften Sorten. Weiche wwden eine geringere, harte Gelatinegattungen eine, grosse Tragfähigkeit aufweisen; die angeführte Probe ist aber nicht endgültig massgebend, da auch gegerbte Gelatine im Handel vorkommt.

Die Prüfung des Aufsaugungsvermögens der Gelatine.

Die Prüfung des Aufsaugungsvermögens der Gelatine oder deren damit verbundener Quellbarkeit ist sehr einfach

Fig. 6.

- 17

durchführbar. Vor jeder zu prüfenden Sorte Gelatine wird ein gleiches abgewogenes Quantum in Wasser von gleicher Temperatur durch mehrere Stunden gelegt. Nach dem Auspressen des Wassers und Abtrocknen mittels eines Tuches wird durch Abwiegen bei jeder Gattung Gelatine das aufgenommene Wasserquantum eruiert.

Eine weiche Gelatine wird das meiste, eine harte dagegen das wenigste Wasser aufgenommen haben; die mittelharten Sorten bleiben dann im Gewichte zwischen beiden, und kommen Gattungen vor, welche selbst bis achtmal soviel Wasser aufsaugen, als ihr Gewicht beträgt, ohne im Wasser zu zerfallen oder sich zu lösen.

Das Verhalten verschiedener Handels -Gelatinesorten bei beiden vorerwähnten Prüfungen ist aus nachstehender Tabelle ^) ersichtlich.

Gelatinesorten

Wassergehalt bei I20 Grad C. in Prozenten

Aschengehalt d. lufttrockenen Leimes in Proz.

I Gewichtsteil Gelatine nimmt bei 15 Grad C. Gewichtsteile Wasser auf

Eine zehnproz. Gelatinelösung vermag Gramm zu tragen bis zum Einreissen

Schmelzpunkt einer zehnproz. Leimlösung in Grad C.

I.

Extra feine Gelatine .

i7>6i

0,68

7.1

1400

35

2.

Gewöhnliche Gelatine

17^49

0,60

500

28

3-

Lichtdr.-Gelat. Höchst a.M.

19,00

1,80

7>2

940

33

4-

Nelson - Gelatine, leichtlös-

lich, Nr. I

17,20

2,25

10,0

700

34

5-

Nelson- Gelatine, schwer

löslich, Nr. 2 . . . .

i7o3

2,17

9.3

450

34

6.

Gelatine von F. Creutz .

17.88

1.9 r

10,0

860

35

7-

Handelssorte von Gelatine

18,38

2,92

6,6

670

36

8.

Seitz' schlechte Lichtdr.-

/zerfällt \ damit

Gelatine, trübe Stücke

i5'7o

2,58

10

20

9-

Württemberg. Gelatine, gelb , durchscheinend,

schwer löslich ....

17.91

2,36

7.5

270

36

lO.

Französ. Gelatine, Laine .

i5>92

3.61

8,5

440

34

II.

Gelatine dick, gelb, lang- sam löslich, übelriechend.

Stücke durchscheinend

17,00

i>93

zerfällt

180

29

i) Hofrat Prof. Dr. J. M. Eder, „Die Reaktionen der Chrom - säure und der Chromate auf Gelatine u. s. w.", S. 65.

Alb er t, Lichtdruck. 2. Aufl. 2

18

Die Prüfung durch die Präparation.

Von den zu untersuchenden Sorten Gelatine wird unter genauer Beobachtung gleicher Verhältnisse je ein kleines Quantum Chromatgelatine hergestellt und von jeder Sorte eine Platte präpariert.

An den gleichzeitig im Ofen getrockneten Platten sind bedeutende Unterschiede wahrnehmbar:

1. weiche Gelatine gibt eine rauhe, trübe und un-

durchsichtige Schicht;

2. die mittelharte Gelatine ergibt eine matte, mit

gleichmässig zartem Korn bedeckte Schicht;

3. bei einer harten Sorte wird eine glasige, durchsichtige

Schicht resultieren, welche nur sehr wenig Korn oder gar keines enthält.

Diese dreierlei Chromatgelatine - Präparationen ver- halten sich bei der weiteren Behandlung ganz verschieden^ wie in nachstehendem erörtert und auch bei Besprechung des Druckes und der Tabelle 2, „Vorkommende Fehler beim Drucken erwähnt wird.

Eine weiche Gelatine ist im Temperatur- und Witterungswechsel viel empfindlicher und sehr leicht verletzbar und nicht so widerstandsfähig gegen die mecha- nischen Reibungen während des Druckens, als die anderen Sorten, und daher sind damit hergestellte Druckplatten qualitativ und quantitativ nicht sehr leistungsfähig.

Allerdings kann man schon bei der Herstellung der Chromatgelatine hierauf Bedacht nehmen und durch Zu- satz von z. B. Chromalaun die Gelatine etwas härten oder ähnliches erreichen durch Baden der fertigen Druck- platten in schwacher Formalinlösyng, durch Überfeuchten mittels Ochsengalle (vermischt mit Wasser) u. s. w.

Die glasigen, von einer harten Gelatine stammenden Druckplatten neigen wegen ihrer kornlosen Schicht sehr zum Klecksen in den kräftigen Stellen, die Druckfarbe ballt sich daselbst gewissermassen zusammen; weiter

19

Yerlieren sich sehr leicht die zartesten Töne, die Platten werden nach einer kleinen Anzahl Abdrucke „abgearbeitet" sein und unvollkommene Drucke geben.

Die von einer mittelharten Gelatine herrührenden: Druckplatten mit einem zarten, kaum bemerkbaren Korn weisen die höchste Leistungsfähigkeit sowohl in qualita- tiver als auch quantitativer Hinsicht auf, da die an- geführten Fehler der beiden anderen Sorten nicht oder wenig nachteilig auftreten.

Es ist daher zu empfehlen, wenn man eine gut ver- wendbare Gelatine gefunden hat, sich gleich ein dem Be- triebe entsprechend grösseres Quantum davon anzuschaffen,, um nicht nach kurzer Zeit immer wieder von neuem mit Prüfungen von Proben u. s. w. beginnen zu müssen.

Die Gelatine verdirbt, an einem trockenen Orte auf- bewahrt, nicht, im Gegenteil, manche Gattung wird sogar durch das „Ablagern'' wesentlich verbessert, und erst nach mehreren Jahren machen sich einige Nachteile be- merkbar, Avovon hauptsächlich die Neigung der Platten zum „Tonen" anzuführen wäre.

Das ärgerlichste Vorkommnis beim Lichtdruck ist das sogen. „Punktmachen" der Gelatine und ist schon an den trocken gewordenen, präparierten Platten durch lichtere oder lichte Flecke in der ungefähren Grösse eines- Stecknadelkopfes bemerkbar. Es scheinen dies Luftblasen,, welche in der flüssigen Gelatineschicht von selbst ent- stehen, zu sein, und kann während des Trocknens die zähflüssig gewordene Schicht nicht mehr über die von den zerplatzten Blasen vertieft gewordenen Flecke zu- sammenf Hessen, wodurch sich lichte, zart in die Um- gebung verlaufende Stellen bilden (Fig. 7).

Derartige Punkte erscheinen bei den ersten Ab- drücken meistens licht, nehmen aber nach und nach, wenn die daselbst vorhandene Feuchtung durch die Walzen und das Papier abgehoben wurde, Farbe an und drucken dunkel..

2*

20

Die öfter aufgestellte Behauptung mancher Fachleute, dass der erwähnte Fehler nur durch zufällig der Gelatine anhaftende Fettspuren entstehe, kann ich ziemlich sicher als unrichtig bezeichnen, weil nach wiederholt vor- genommenen Proben derartige Gelatinesorten immer wieder, manchmal wohl vermindert, den alten Fehler zeigten, obwohl die zackigen Eänder jedes einzelnen Blattes weggeschnitten, jedes einzelne Blatt mittels ver- schiedener Mittel sorgfältig gereinigt, die Chromatgelatine mehrere Male filtriert, die Oberfläche der Flüssigkeit

„abgeschäumt", erkalten gelassen, geschmolzen und abermals filtriert wurde.

Nach Dr. E.Vogel in Berlin ^) kann der erwähnte Fehler be- seitigt werden, wenn die Gelatine mit der üblichen Wassermenge, jedoch ohne Chromsalz, gelöst wird, dann 2 Prozent Ammoniak zugesetzt und 10 Minuten lang Fig. 7. unter öfterem Umrühren in

siedendes Wasser gestellt wird. Man lässt dann auf 50 Grad C. abkühlen und setzt das Chromsalz bei.

Professor E. Valenta in Wien^) lässt eine „punkt- machende" Gelatine in einem mehr hohen als breiten Becherglas zerschnitten aufquellen und stellt dann das- selbe in siedendes Wasser; die konzentrierte Lösung sammelt sich am Boden als dicke Flüssigkeit, während die schwerer schmelzenden, von Luftbläschen durchsetzten Klümpchen an die Oberfläche steigen und dort nach kurzer Zeit eine zähe, graugelbliche, zusammenhängende

1) „Photogr. Mitteil. 1899, S. 116.

2) Photogr. Korresp." 1904, S. 27.

21 -

klumpige Masse, von Luftbläschen durchsetzt, bilden. Wird diese Masse abgegossen und nur die am Boden befindliche Gelatine benutzt, so ist die Punktbildung be- seitigt.

Nach Wladimir Schindler („Klimsch' Jahrbuch'^, Frankfurt a. M. 1904, S. 214) kann der Fehler, wenn er nicht stark auftritt, durch Waschen der Gelatine mit Ammoniakwasser vor dem Auflösen beseitigt ^verden.

Die Chromsalze. Auf die Gefährlichkeit derselben sei gleich von vorn- herein hingewiesen, denn Personen, welche damit oft zu arbeiten haben, sind nur bei grosser Keinlichkeit und Vorsicht einer Vergiftung (der sogen. Chromatkranklieit) entrückt.

Innerlich genommen, oder in eine Wunde gebracht, sind die Chromate sehr gefährlich, w^as insbesondere beim Sensibilisieren der Papiere für Photolithographie und den Pigmentdruck zu beachten ist.

Ist die Krankheit aufgetreten, so kann dieselbe nur durch Aufgeben des Berufes bis zur völligen Genesung am Fortschreiten verhindert werden; finden die ersten Mahnzeichen, meistens an den Händen oder Atmungs- organen, keine Beachtung, so wdrd die Krankheit immer bösartiger und schmerzhafter. So treten geschwürartige, dunkelbräunliche oder schmutzigviolett gefärbte Beulen an verschiedenen Stellen des Körpers (Händen, Armen, Schenkeln und Rücken) auf, woran sich sehr schmerz- hafte Sprünge und Risse mit harten Wundrändern bilden, welche bei jeder Bewegung in die Wunden kneifen, und ist dies die letzte eindringlichste Mahnung, die Be- schäftigung aufzugeben.

Reinlichkeit ist gegen diese Krankheit das beste Mittel, und sollte das „trocken'^ Pulverisieren der Chrom-

22

salze überall streng verboten sein, da man dasselbe leicht lösen oder nass reiben kann.

Die Clironisalze für sich allein sind ziemlich licht- beständig, aber in Verbindung mit organischen Substanzen tritt im Licht eine rasche Reduktion ein, wobei sich chromsaures Chromoxyd bildet und eine teilweise Oxy- dation der organischen Substanzen entsteht.

Die Lichtempfindlichkeit der doppeltchromsauren Salze beruht auf der Unbeständigkeit der in denselben enthaltenen Chromsäure, welche nur w^enig an das Metali- oxyd gebunden ist und daher sehr leicht unter dem Ein- flüsse von Licht zersetzt wird; je mehr Chromsäure in irgend einem mit Dichromaten sensibilisierten organischen Stoffe enthalten ist, desto rascher wird unter einem Negativ ein Dild belichtet, desto schneller wird aber auch ohne Lichtzutritt die sensibilisierte Schicht zersetzt werden.

Aus diesem Grunde müssen präparierte Lichtdruck- platten innerhalb einiger Tage verarbeitet werden, so- lange eine Zersetzung der Gelatineschicht nicht erfolgt ist. Diese Zersetzung macht sich beim Drucken durch einen über die ganze Fläche lagernden Ton bemerkbar, ganz in derselben Weise, wie wenn die volle Schicht etwas belichtet worden wäre.

Der Lichtdrucker bedarf nur zwei Sorten der Chromat- salze, das doppeltchromsaure Kali [K^Cr^^Or^) und das doppeltchromsaure Ammonium, auch Ammoniak benannt (NH^)2 Cr^ Orj , welche beide aber verschiedene Eigen- schaften aufweisen.

Ersteres, das Kaliumbichromat, hat eine orangegelbe Farbe und ist in Wasser 1 : 10 löslich, letzteres, das Ammoniumbichromat, ist von rötlicherer Farbe, enthält ungefähr 11 Prozent Chromsäure mehr und gibt um un- gefähr 25 Prozent lichtempfindlichere Schichten; letztere verderben aber auch viel rascher, als solche mit dem

erstgenannten Salz hergestellten und geben dann tonig druckende Platten.

Da nun das doppeltchromsaure Kali der Gelatine eine hinlängliche Lichterapfindlichkeit verleiht und die mit solcher Chromatgelatine präparierten Druckplatten an einem geeigneten Aufbewahrungsorte (lichtdicht, trocken und nicht warm) selbst bis zehn Tage gut verwendbar erhalten werden können und eine hohe Leistungsfähigkeit aufweisen, wird meist nur dieses Salz zur Anwendung gebracht.

Das Ammoniumsalz hat neben der höheren Licht- empfindlichkeit und der geringeren Haltbarkeit der damit erzeugten Platten die mitunter wertvolle Eigenschaft, dass solche Chromatgelatine härter arbeitet, ähnlich, als wenn harte Gelatine verwendet worden wäre.

Dies ist manchmal erwünscht bei dünnen, monotonen Negativen, weil beim Druck die Kontraste etwas gesteigert werden; auch bei Reproduktion von Stichen, Holzschnitten, Strichzeichnungen u. s. w., wenn durch wenigere Deckung des Negatives ein Grundton mitkopiert und dann mit- drucken würde, ist die Verw^endung des Ammonium- bichromates von praktischem Werte.

Chromalaun. Der Chromalaun kommt als Nebenprodukt bei Her- stellung von Teerfarben als dunkelviolette Kristalle in den Handel und löst sich mit 1 : 7 Wasser in grünlicher Farbe; er wirkt gerbend, härtend auf die Gelatine, ähn- lich wie Tannin, gewöhnlicher Alaun und weniger wie Pormalin.

Ein geringer Zusatz von Chromalaun macht die Gelatine konsistenter und zugleich widerstandsfähiger gegen mechanische Reibung (wie es beim Drucken der Fall ist) und es werden daher Lichtdruckplatten leistungs- fähiger.

24

In reichlicherem Masse der Chrom atgelatine bei- gegeben, wird dieselbe schon während des Schmelzens zähflüssig und klumpig und lässt sich durch Papier nicht mehr filtrieren; eine solche bereits erkaltete Gallerte löst sich nicht mehr auf oder höchstens nach langem, selbst mehrstündigem Kochen, bleibt aber auf jeden Fall für Lichtdruck unverwendbar. Es lässt sich mit solcher Chromatgelatine keine gleichmässig verteilte Schicht her- stellen, weil die auf die Platte gegossene Menge sich nicht aasbreiten lässt.

Je mehr Chromalaun einer Gelatine beigegeben ist, desto mehr hat dieselbe von ihrer Fähigkeit, aufzuquellen, eingebüsst und desto mehr wird auch die Lichtempfind- lichkeit einer Chromatgelatine vermindert.

Ebenso wie in der Gallerte wirkt Chromalaun auch an präparierten Platten gerbend fort (höhere Wärme- grade beschleunigen dies), daher müssen Platten, welche mit reichlicherem Zusatz von Chromalaun hergestellt sind^ nach Möglichkeit schnell kopiert und ausgewässert werden, wodurch die fortschreitende Härtung etwas aufgehoben wird; es muss nämlich immer den Druckschichten ein gewisser Grad der Aufquellbarkeit erhalten bleiben, sonst ist der Druck nicht, oder nur unter sehr zeitraubenden Schwierigkeiten ausführbar.

Ein etwas grösserer Chromalaungehalt der Chromat- gelatine ist bei solchen Arbeiten von grossem Wert, wo nur harte und kontrastreiche Negative zur Verfügung stehen, denn die sehr widerstandsfähig gestaltete Chromatgelatine hält während des Druckes die von den Negativen aus sehr schwach vorhandenen Töne an den kopierten Druckplatten fester und voller als Druckschichten ohne Chromalaun- zusatz.

Die Herstellung der Chromatgelatine. Je nach Beschaffenheit der Gelatine, der Negative, des Arbeitsraumes, der angewandten Feuchtung, der

25

Druckfarben, Papiere und nicht zuletzt je nach der Be- handlung der Platten beim Drucken, gibt es eine grosse Anzahl von Vorschriften zur Herstellung der Chromat- gelatine.

Für Durchschnittsverhältnisse, im Hand- und Schnell- pressendruck gleich gut verwendbar, ist eine Chromat- gelatine in folgendem Verhältnis:

Mittelharte Lichtdruckgelatine . . 30 g,

Wasser 210 ccm,

Chromalaunlösung (1:7) . . . 3 20 Tropfen, Doppeltchromsaures Kali (gelöst

1:15) 90 ccm.

In das vorgeschriebene Quantum "Wasser wird zuerst der Chromalaunzusatz gegeben, gut vermischt, die ab- gewogene Menge Gelatine hierin ganz untergetaucht und im Wasserbad bei langsam steigender Temperatur ge- schmolzen, was bei Anlangen einer Temperatur des Wasser- bades von 45 bis 50 Grad R. erfolgt sein soll und un- gefähr 15 Minuten beansprucht.

Dann gibt man unter Umrühren die Chromsalzlösung hinzu, lässt die Temperatur im Bade auf 55 bis 60 Grad E. steigen und stellt die nun fertige Chromatgelatine zum langsamen Erkalten.

Höhere Wärmegrade dürfen weder bei der Her- stellung der Chromatgelatine, noch beim späteren „Schmelzen'^ derselben angew- endet werden, da dieselbe dadurch sehr leicht zähflüssig wird und ähnlich wde mit reichlichem Chromalaunzusatz arbeitet; es lässt sich dann das Filtrieren entweder gar nicht oder nur sehr langsam durchführen, und ausserdem ist das Eiltrat sehr schwer gleichmässig über die Platten verteilbar.

Ähnliches tritt auf, wenn die Chromatgelatine. vor der Verwendung schon längere Zeit steht, es ist daher praktischer, nur ein solches Quantum vorzurichten, welches

26

in den nächsten zwei bis drei Tagen verbraucht werden kann.

Zu empfehlen ist ferner, keine frisch bereitete Chromat- gelatine zur Präparation zu bringen, sondern dieselbe erst gewissermassen reifen zu lassen, was ungefähr 10 bis 15 Stunden beansprucht. Es erlangt die Gelatine eine grössere Widerstandsfähigkeit, welche durch Zusätze nicht so wünschenswert erzeugt werden kann. Der Unterschied zwischen Platten mit frischer und solchen mit ab- gestandener Chromatgelatine ist beim Druck ein bemerk- barer und sind letztere für den Schnellpressendruck, be- sonders bei Farbenblättern, leistungsfähiger.

Die frisch hergestellte Chromatgelatine wird an einem nicht kalten Orte dem langsamen Abkühlen überlassen, w^obei alle Luftbläschen und Unreinigkeiten an die Ober- fläche steigen, welche vor dem Schmelzen entfernt werden.

Jede Gelatine führt gummiartige, in kaltem "Wasser sehr leicht lösliche Bestandteile mit sich; reinigt man die Gelatine von denselben durch Auswaschen in kaltem Wasser, so wird die damit hergestellte Chromatgelatine ein anderes Aussehen und Verhalten der Platten aufweisen.

Beispielsweise gibt manche mittelharte Gelatine trotz wasserhaltigerer Lösung etwas grobkörnige Schichten; die- selbe Gelatine, einige Minuten gewässert, verliert diesen Fehler.

Eine grobkörnig, rauh arbeitende Gelatine erhält ein zarteres Korn, und eine ohnedies richtige Gelatine ward durch die angeführte Manipulation glasige Platten geben, ähnlich wie mit harter Gelatine präpariert.

Bei manchen Gelatinesorten hat das kurze Aus- wässern hohen Wert für die Lichtdruckplatten, besonders, wenn, wie beim Drucken auf Kreidepapier, ein sehr feines Korn erzielt w^erden muss. Der Vorgang bei dem Aus- wässern ist folgender: das abgewogene Quantum Gelatine wird lose (also nicht zusammengedrückt) in einen Topf

27

mit reinem kalten Wasser gesteckt und fortwährend ge- wendet, damit das Wasser möglichst zu jedem Blatte Zu- tritt gewinnt. Dann, nach einigen Minuten, wird die Gelatine herausgenommen, das Wasser gut ausgepresst und die Gelatine gewogen, um das angenommene Quantum Wasser feststellen zu können, welches von der zum Auf- lösen der Gelatine bestimmten Menge Wasser in Abzug gebracht wird. Das Wasser, in welchem die Gelatine ausgewässert wurde, darf natürlich nicht verwendet werden.

Die Cbromatgelatine ist erst nach dem Eintrocknen lichtempfindlich; in flüssigem oder gallertartigem Zustande sind die Yerändernngen im Lichte nur sehr langsame, daher die Arbeiten damit auch bei gedämpftem Tages- licht vorgenommen werden können.

Zusätze zur Cbromatgelatine, wie Gummiarabikum, um ein gröberes Korn, Chlornatrium, um eine hygro- skopischere Schicht, Ammoniak, um tonfreier druckende Platten u. s. f. zu erreichen, sind bei guter Gelatine und richtigem Arbeitsgange entbehrlich und erschweren nur bei eingetretener Störung die Feststellung eines gemachten Fehlers.

Das Filtrieren.

Das Filtrieren der Cbromatgelatine hat ebenfalls sorg- fältig zu geschehen, und handelt es sich dabei darum, die Cbromatgelatine von allen, auch für das Auge nicht bemerkbaren Unreinigkeiten zu befreien.

Durch Stoffe, Tuch, Filz u. s. w., läuft die Gelatine nicht rein genug durch, besonders an fadenscheinigen Stellen, welche unbemerkt vorkommen können.

üm nun dies ordnungsgemäss durchzuführen, wird, wie bei der Yorpräparation , ein Papierfilter (Strahlen- filter), Fig. 1, verwendet; ist das Papier an den gelegten Falten brüchig oder sonst stellenweise dünnfaserig, so wird die warm eingegossene Gelatine den Filter durch- reissen; um dies möglichst zu verhindern, wird die

28

Gelatine niemals in der Mitte, sondern der Wand des Trichters entlang in den Filter langsam eingefüllt.

Der erste kleine Teil des Filtrates wird, weil er durch abgelöste Papierfasern des Filters verunreinigt ist, wieder zurückgeschüttet, bevor die ganze Menge durch- läuft.

Das Gefäss, welches das Filtrat enthält, sowie das- jenige mit der zu filtrierenden Chromatgelatine, sollen in einem temperiert gehaltenen Wasserbade stehen, denn

etwas erkaltet und dadurch dickflüssig, geht die Gelatine nicht durch den Filter.

Steht das Filtrat in einem offenen Topf mit weiter Öffnung, so bildet sich durch Hinzutritt von Luft an der Oberfläche der Chromatgelatine eine unlöslich gewordene Haut, welche auf keinen Fall auf die Platten mitgegossen werden darf, denn dadurch wnirden sehr störende Striemen entstehen. Eine solche Haut muss daher mittels Papier- streifen von der Chromatgelatine im Topfe abgezogen werden.

Zur Verhinderung dieser Hautbildung versieht man den Topf mit einem Deckel, in welchem bloss ein Aus- schnitt für die Trichterröhre gemacht ist, oder für den

29

grösseren Bedarf an Chromatgelatiiie verwendet man einen enghalsigen Kochkolben mit flachem Boden (Fig. 8), weil darin selbst nach Stunden sich an der Gelatine keine Haut bilden kann.

Manche Praktiker verwenden mit Vorliebe die auf der Innenseite mit Rippen versehenen (kannelierten) Porzellantrichter zum Filtrieren der Chromatgelatine, da durch die daran seitlich befindlichen Löcher (Fig. 9) auch das Filtrat ablaufen kann, mithin geht das Filtrieren etwas schneller vor sich, doch reisst das Papier an der Spitze leicht durch.

Ausserdem gibt es eine Menge verschiedenartiger Filtrierapparate, bei deren Konstruktion es sich meist darum handelt, der Chromatgelatine durch eine geraume Zeit ihre angemessene Temperatur zu erhalten.

Es sind dies Blechbehälter mit doppelten Wänden, zwischen diesen kann bei einer oben sich befindlichen kleinen Röhre warmes Wasser eingefüllt und bei einem unten angebrachten Auslauf wieder ausgelassen (Fig. 10) und nach Bedarf gewechselt werden. Derartige Apparate können vollständig entbehrt werden, wenn man, wie bei der Vorpräparation angegeben, das Filtrieren vornimmt.

Das Präparieren.

Während die Gelatine zum Filtrieren gebracht wird, werden die vorpräparierten Platten, die Schicht nach oben, auf den Mvellierstangen im Trockenofen genau mittels einer Wasserwage horizontal gelegt; dann wird der Ofen geheizt und nach Möglichkeit getrachtet, dass die Temperatur in demselben auf ungefähr 30 Grad R. gestiegen ist, bis man das Filtrieren beendet hat.

Die Platten dürfen zum Überziehen mit Chromat- gelatine nicht heiss werden, es würde diese Arbeit sehr erschwert werden und eine gleich mässig verteilte Schicht nicht zu erzielen sein.

30

Um eine rasche Abkühlung der Gelatine während des Auftragens auf die Platten zu verhüten, muss der Arbeitsraum auf ungefähr 15 Grad E. erwärmt sein, was besonders der Anfänger beachten soll, da derselbe langsam arbeitet und ein Erstarren der Gelatine zu befürchten hat.

Zum Giessen legt man, wie bei der Vorpräparation, die Platte auf ein horizontal gebrachtes Mvelliergestell^ unter welches zur besseren Beobachtung yorkommender Fehler, wie Luftblasen u. s. w. in der Gelatine, ein Bogen weisses Papier gelegt wird.

Dann wird die Platte mittels eines breiten, reinen Haarpinsels abgestaubt und die in einer Glasmensur ab- gemessene Menge Chromatgelatine (auf je 28 qcm Glas- fläche 1 g) ganz wie bei der Vorpräparation mit dem Präparierbogen aufgetragen.

Wird die Platte wieder auf das Nivelliergestell in die ursprüngliche Lage zurückgelegt, so ist das erste, die allenfalls nicht ganz knapp bis an die Eänder der Platte ausgebreitete Gelatine mit einer Fingerspitze hinauszu- führen, das zweite, vorkommende Luftbläschen mit einem weichen, spitzen Holz oder einer trockenen Fingerspitze wegzutupfen.

Hierauf wird durch geeignetes Hin- und Herneigen der Platte die aufgetragene Schicht noch gleichmässiger gestaltet und dann in derselben Lage, wie vorher nivelliert wurde, auf ihren Platz in den Ofen gelegt; wird dies nicht beachtet, so kann es leicht vorkommen, dass noch im Ofen die Gelatine nach einer Seite zusammenläuft und ungleich wird.

Von manchen Präparateuren wird das Überziehen der Platte ohne Bogen und nur mit der Hand vor- genommen; dazu wird die Platte ebenfalls auf das Mvelliergestell gebracht, die Gelatine jedoch in der Mitte der Platte unter Vermeidung von Luftblasen aufgegossen. Dann wird die Platte geneigt, so dass vom Standpunkte

Si-

eles Arbeiters die linke obere Ecke tiefer ist; die Gelatine läuft nach dieser Richtung und Avird mit dem Mittel- finger der rechten Hand bis an den Rand verteilt; eine entsprechende Neigung der Platte veranlasst die Chromat- gelatine, nach der rechten oberen Ecke zu fliessen, worauf nach erfolgter Verteilung erst die linke untere, dann zum Schluss die rechte untere Ecke mit Gelatine versehen wird. Bei diesem Vorgange bleibt es vermieden, dass der Präparateur über Stellen der Platte, v\^elche bereits mit einer Schicht versehen sind, langen muss, wodurch Staub von der Kleidung auf die Gelatine fallen könnte.

Aus demselben Grunde wird auch bei der Präpa- ration eine bestimmte Reihenfolge keim Präparieren der in dem Ofen liegenden Platten eingehalten, indem zuerst bei zweireihig liegenden Platten die obere Reihe von links nach rechts, dann ebenso die untere Reihe zum Überziehen gelangt und dadurch ein Hinüberlangen über bereits präparierte Platten vermieden bleibt.

Das von einigen Präparateuren angewendete Über- giessen, nach Art des Lackierens photographischer Nega- tive oder KoUodionierens von Glasplatten, nach dem „Augenmass" ist nicht zu empfehlen, da sehr leicht die eine oder andere Platte mit zu wenig, die anderen mit zu viel Gelatine versehen werden, erstere gibt allerdings ein sehr feines Korn, doch sind solche Druckplatten sehr schwier und nur mit vielen Zwischenmanipulationen druck- fähig, weil die dünne Gelatineschicht nur sehr wenig Feuchtung aufzunehmen vermag und nach wenigen Ab- drücken trocken wird. Letztere Schicht weist neben einem tiefen Relief ein bemerkbares Korn auf, welches für den Lichtdruck im allgemeinen vermieden werden muss.

Sind alle Platten, bereits präpariert, in den Ofen ge- legt, so wird der Deckel langsam, ohne Erschütterung oder Staub aufzuwirbeln, geschlossen. Die Temperatur soll dann in ungefähr einer halben Stunde auf annähernd

55 Grad R. steigen und dann eine weitere halbe Stunde auf derselben Höhe erhalten bleiben. Dann wird die Heizung abgelöscht und verbleiben die Platten bis zum fertigen Trocknen und nachherigen langsamen Abkühlen im geschlossen gehaltenen Ofen.

Wenn auch schon trocken, dürften die Platten in sehr w^armem Zustande nur im w^armen Lokale aus dem Ofen genommen werden, denn bei einem stark unter- schiedlichen Temperaturwechsel springt die Schicht vom Glase, wobei oft muschelartige Stücke des Glases mit- gerissen Averden und dieses für den weiteren Gebrauch unverwendbar wdrd. Ist schlecht vorpräpariert, so springt nur die präparierte Schicht ohne Glasverletzung ab.

Das Trocknen der aufgetragenen Gelatine erfolgt von den Plattenrändern gegen die Mitte, mithin Platten kleineren Pormates rascher getrocknet sind als grosse; es erfordern daher letztere eine etwas längere Einwirkung der vorgeschriebenen Wärmegrade. Wird dies nicht be- achtet, so wird die Schicht in der Mitte der Platten lang- samer und bei immer mehr abnehmender Temperatur eintrocknen, aber durch ein glasiges, transparentes Aus- sehen bemerkbar bleiben und kein Korn aufweisen.

Die Kornbildung erfolgt nämlich erst in den letzten Augenblicken des Trocknens unter Einhaltung der er- forderlichen Wärmegrade.

Angestellte Versuche haben bei gut verwendbaren Gelatinesorten ergeben, dass:

1. die Platten bis 35 Grad R. getrocknet eine glasige,

nahezu kornlose Schicht erhalten;

2. zwischen 36 und 55 Grad R. eine gute, von zartem

Korn bedeckte Schicht erlangen;

3. bei einer Temperatur von über 65 Grad R. schon

eine etwas gebräunte Oberfläche bekommen, welche aus dem Grunde nachteilig ist, weil solche Platten tonig drucken, ähnlich wie solche,

welche durch längere Zeit in unverwendeteni Zustande (unkopiert und daher auch nicht aus- gewässert) aufbewahrt waren, oder solche Platten, welche in der ganzen Fläche vom Lichte ge- troffen wurden.

Diese bei Punkt 2 angeführte Kornbildung, welche jedoch nur mit dem bewaffneten Auge bemerkbar sein darf, ist für eine gute Druckfähigkeit unbedingt nötig. Kornlose, glänzende, transparente Druckschichten drucken schwieriger, die Schattenpartieen an solchen Druckplatten neigen zum Zuschliessen, die quantitative und qualitative Leistungsfähigkeit ist gering.

Ab und zu sind von verschiedenen Experimentatoren Versuche mit frei getrockneten (ohne Ofen) Lichtdruck- platten angestellt worden, w^ eiche immer das oben An- geführte bestätigten.

Durch Verwendung einer guten Sorte Gelatine können alle Kornbildungsmittel, welche sämtlich mehr oder weniger schädlich sind, entbehrt werden; viel wichtiger ist es für den Lichtdrucker, die Schicht in der Weise zu gestalten, dass das Korn der Platten für das freie Auge nicht be- merkbar ist.

Die Verwendbarkeit der Platten in präpariertem, trockenem Zustande schwankt je nach Beschaffenheit der verwendeten Chromatgelatine und des Aufbewahrungs- ortes zwischen zwei bis zehn Tagen; es soll dazu immer ein trockener, kühler, doch völlig vor eindringendem Lichte geschützter Ort gewählt werden.

Der Trockenofen.

Je nach den lokalen Verhältnissen, dem Betriebs- bedürfnisse des Geschäftes und der zur Verfügung stehenden Art der Heizung angepasst, gibt es verschiedene Konstruktionen der Lichtdruck -Trockenöfen.

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 3

34

Ob nun die Heizung mit Leuchtgas, Petroleum, Holz- kohlen oder durch Dampf erfolgt, wäre ganz gleichgültig, wenn nicht auch auf grosse Reinlichkeit zu achten wäre; da Petroleum und Holzkohlen viel Unreinigkeit ver- ursachen, Dampfheizung sehr kostspielig und in manchen Arbeitsräumen nicht durchführbar ist, so erscheint die Leuchtgasheizung am empfehlenswertesten, da hierbei auch leicht eine Regulierung der Wärmegrade vor-

Fig. II.

genommen werden kann. Ein für einen kleineren Be- trieb und praktisch bewährter Ofen ist wie folgt an- gegeben.

Ein mit Eisenspangen versehener Kasten von stärkerem Eisenblech (Fig. 11) von 85 cm Tiefe, 150 cm Länge und 120 cm Höhe wird durch eiserne Füsse auf entsprechende Höhe gebracht. Durch ein festgenietetes stärkeres Eisen- blech wird der Ofen horizontal in zwei Räume, den Heiz- und Trockenraum, geteilt, ersterer ist mit einer oder zwei Türen verschliessbar, der zweite trägt eine, in Nuten ein- fallende, gut schliessende Tür. Durch dieselbe darf

35

während des Trocknens der präparierten Platten keine Luft eindringen, da sonst die sogen. „Moirestreifen'' oder Schlieren (Fig. 12) in der Schicht enstehen.

Der Heizraum soll ungefähr 40 cm hoch sein, und werden im Trockenraum an beiden Längsseiten Träger aus trockenem, hartem Holz für die jSTivellierstangen gut befestigt; diese Träger werden ungefähr 15 cm von dem Boden des Heizraumes entfernt gehalten; auf dem Boden wird ungefähr 3 cm hoch ein ge- reinigter, staubfreier Kies aus- gebreitet, welcher zur gieich- mässigen Verteilung der Wärme dient.

Die Holzträger dienen zum Auflegen der Mvellierstangen, es sind dies eiserne, linealartige Stangen (Fig. 13), durch welche Schrauben mit grösseren Köpfen durchgehen.

' t ' i ^

/. * ....f ^

Fig. 13-

Diese Stangen werden zur Präparation kleinerer Platten so im Ofen angeordnet, dass abwechslungsweise immer eine mit vier Schrauben neben einer anderen mit zwei Schrauben zu liegen kommt; auf je drei der sich immer gegenüber befindlichen Schrauben wird je eine Platte gelegt. Für Platten grösseren Formates werden die Stangen mit nur je zwei Schrauben in entsprechender Entfernung nebeneinander gelegt, so dass dann jede Platte auf vier Schrauben ruht.

3*

36

Die Nivellierstangen dürfen nicht zu nahe an der den Heizraiini abschliessenden Eisenplatte angebracht sein^ denn die Schraubenköpfe würden sehr heiss werden, und würde die hohe Temperatur durch die ganzen Schrauben- stifte geleitet werden, die daran aufliegenden Stellen der Platten würden ebenfalls überhitzt werden und sich durch bräunlich gefärbte, dunkel druckende Flecke bemerkbar machen (Fig. 14). Aus diesem Grunde werden die

Mvellierstangen un- gefähr 15 cm hoch vom Eisenblech ent- fernt angebracht.

Das Einlegen der Platten auf die \ Nivellierstangen muss

I mittels der Wasser-

t / wage genau geschehen,.

I sonst entstehen die

Ii '' schon erwähnten

I „Moirestreifen'', weil

* von der höher liegen-

Fig. 14. den Seite der Platten

die Gelatine während des Trocknens abläuft und eine ungleich dicke Chromat- schicht entsteht.

Der Deckel des Ofens besteht aus einem Holzrahmen, welcher mit einem dünnen, jedoch dicht gewebten Tuche überzogen ist; sowohl die Aussenseite dieses Tuches als auch die Seite gegen den Innenraum des Ofens wird mit Packpapier vor Staub geschützt. Dadurch wird gleich- zeitig das zu schnelle Entweichen der feuchten, warmen Luft aus dem Ofen während des Trocknens der Druck- platten verhindert. Das Papier wird nicht an den Stoff selbst, sondern ausserhalb desselben am Holzrahmen gut schliessend festgeklebt, es kann dann leicht eine Reinigung

37

des Deckels, sowie im Bedarfsfalle ein neuer Papierüber- zug schnell vorgenommen werden.

An den Seiten wänden des Ofens w^ird links und rechts ein gelbes Glas eingefügt, um das Trocknen der Platten beaufsichtigen zu können, ohne den Ofen öffnen zu müssen. Durch vorzeitiges Öffnen entstehen nämlich bei noch nicht getrockneten Platten sofort bemerkbare Ränder oder sogen. Moirestreifen, w^elche an zarten Tönen störend drucken.

In den Heizraum sind von einer Seite die Gasröhren eingeleitet, und hat die heisse Luft an der anderen Seite durch ein angebrachtes Ofenrohr einen Abzug.

Im Innenraume des Ofens werden an den gelben Scheiben entlang je ein Thermometer angehängt, um eine Kontrolle der Temperatur vornehmen zu können.

Der in dem Ofen ausgebreitete Kies soll ein- oder zweimal jährlich gewaschen werden, um den sich mit der Zeit ansammelnden Staub entfernen zu können; zu diesem Zwecke wird der Kies in eine grosse Blechtasse gegeben, in mehrmals gewechseltem Wasser abgespült, dann im Ofen ausgebreitet und darin, bei geöffneter Tür, getrocknet.

III. Abschnitt.

Das Kopieren und die Fertigstellung der Druckplatten.

Der Kopierrahmen.

Obwohl mit den gewöhnlichen Kapierrahmen, wenn dieselben tief genug sind, um die dicke Druckplatte samt Negativ aufnehmen zu können, auch in den meisten

t'ig- IS-

Fällen ganz gut gearbeitet werden kann, so ist doch den speziell für Lichtdruck konstruierten Rahmen der Vor- zug zu geben, weil dieselben sich in allen Fällen für die Praxis bewährt haben. Dieselben wurden von 0. Pustet eingeführt (Fig. 15).

Der Deckel a ist nach beiden Seiten aus dem Falz zu ziehen, wodurch es ermöglicht wird, beim Kopieren die Druckplatte von beiden Seiten zu besehen. Durch starke Spannleisten welche in an den Längsseiten

39

innerhalb des Rahmens befindlichen Schlitzen c verschieb- bar sind, kann mittels unter die Spannleisten paarweise geschobener Holzkeile an jeder beliebigen Stelle der Platte ein Druck ausgeübt werden; bei sehr kleinen JsTegativen oder Zusammenstellungen von Hautnegativen kann dadurch ein unscharfes Kopieren verhindert werden.

Das starke Glas im Rahmen, eine ungefähr 6 bis 8 mm starke Spiegelplatte, muss frei von Kratzern und Unreinigkeiten gehalten werden, welche sich um so eher an der Druckplatte bemerkbar machen, je stärker das Licht beim Kopieren ist. Beim Kopieren im Sonnen- lichte muss die Kopierplatte ganz rein sein.

Das Einlegen der Platten in den Kopierrahmen.

Auf die Kopierplatte des Rahmens wird das photo- graphische Negativ mit der Bildseite nach oben und hierauf die Druckplatte mit der präparierten Schicht ge- legt; über das Bild hinaus muss die Druckplatte einen breiten Rand von wenigstens 3 cm haben.

Derselbe dient als sogen. „Ansatz'' beim Farbeauf- tragen und zum Druck selbst und ist ferner noch aus dem Grunde nötig, weil die Präparation mit der Chromat- gelatine seltener bis ganz knapp an die Plattenränder tadellos gelingt.

Damit der über das Bild reichende Plattenrand nicht auch beim Kopieren belichtet werden kann, w^erden ent- weder unter das Negativ oder auf das Kopierglas an den Rändern Streifen schwarzen, lochfreien Papieres gelegt.

Dann werden, für kleine Platten zwei, für grössere drei oder vier. Spannleisten in den Rahmen eingeschoben, und unterhalb jeder Leiste Averden, wieder je nach der Bildgrösse, ein oder mehrere Paar Keile, w^elche in ver- schiedenen Breiten in Vorrat gehalten sind, unter-^

40

geschoben und so fest angetrieben, dass nicht leicht ein Yerschieben der Platten und damit verbundenes Doppelt- kopieren vorkommen kann, und doch wieder nicht so stark, dass bei der geringsten Erschütterung, z. B. leichtes Anstossen, ein Plattenbruch entsteht.

Bei kleinen Bildern können 2 cm breite, bei grossen hingegen bis zu 5 cm breite Keile Verwendung finden.

Das sorgfältigste Einlegen erfordern Trockenplatten- Negative auf Solinglas, welche nicht planparallel sind und, zwischen den beiden Spiegelplatten (Kopierglas und Druck- platte) eingeklemmt, leicht zerspringen können ; es werden daher die Keile weniger fest angetrieben und die Schärfe des Bildes durch Kopieren im Sonnenlichte erzielt, wobei der Eahmen oftmals gedreht werden muss.

Es ist noch zu beachten, dass beim Kopieren alle Arbeiten bei ziemlich gleicher Temperatur vorgenommen w^erden sollen, weil bei stärkerem Temperaturwechsel Kopierglas, Negativ und Druckplatte feucht anlaufen und manche Schäden entstehen können, z. B. Kleben des Negativs an der Druckplatte.

Das Kopieren.

Yom Kopieren ist ebenfalls die Leistungsfähigkeit der Druckplatten abhängig; bei einem zu geringen Kopier- grad ist von vornherein kein gutes Bild erhältlich, und eine zu kräftig kopierte Platte wird nur unmittelbar nach dem Feuchten einige gute Abdrücke und gleich wieder schwere, in den Schatten geschlossene Bilder abgeben. An solchen Stellen ist durch die überreichliche Belichtung die Aufquellbarkeit der Gelatine ganz verloren gegangen.

Durch einen richtigen Kopiergrad hingegen sind beim Drucken die Platten viel geeigneter, ohne Zwischen- manipulationen, wie Nach feuchten u. s. f., eine grössere Anzahl guter Abdrücke abzugeben, was allerdings auch viel von der Beschaffenheit des Negativs abhängt.

- 41

Je nach dem Charakter des Negativs ändert sich ■auch der erforderliche Kopiergrad, und muss der Kopist von vornherein schon ein jedes Negativ in dieser Eichtling zu beurteilen verstehen, wie dies ja bei allen Kopier- prozessen erforderlich ist.

Wie schon erwähnt, erleidet die Chromatgelatine unter dem Einflüsse von Licht eine Veränderung durch Bildung von chromsaurem Chromoxyd und gleichzeitige, teilweise Oxydation der Gelatine selbst.

Die unter einem Negative belichteten Stellen nehmen je nach ihrem Kopiergrade mehr oder weniger Druck- farbe an, die nicht belichteten Teile Stessen, in ge- feuchtetem Zustande, die Druckfarbe ab; je nach dem Grade des Kopierens wird die Aufquellbarkeit der Gelatine vermindert. Überkopierte Stellen verlieren die Aufquell- barkeit vollständig; dieselben werden aber beim Druck nicht am kräftigsten kommen, die meiste Druckfarbe an- nehmen, sondern im Gegenteil grau drucken; denn eine ganz geringe Aufquellbarkeit muss selbst den kräftigsten Teilen an der Druckplatte erhalten bleiben.

Es ergibt sich hieraus, dass beim Kopieren auch für die tiefsten Schatten eine gewisse Grenze beobachtet werden muss; es ist mit dem von manchen Praktikern aufgestellten Grundsatze: „Man soll so lange kopieren, bis in den lichten Teilen alle Details des Bildes wahr- nehmbar sind", eine unrichtige Angabe gemacht, denn in den meisten Fällen würde dadurch ein Bild überkopiert werden. Solche Stellen erscheinen an den ausgewässerten und getrockneten Platten glasig glänzend.

Werden hingegen die kräftigen Partieen beim Kopieren beachtet und bleibt die Platte nur so lange dem Lichte ausgesetzt, bis diese kräftig genug kopiert erscheinen, so müssen bei einem richtig behandelten Negative alle übrigen Töne in richtiger Tonabstufung kommen, wo

42

nicht, so muss das Negativ dementsprechend gedeckt und retouchiert werden.

Retouchierte Negative dürfen nur im Schatten kopiert Averden, weil in der Sonne alle vorgenommene Retouche scharf begrenzt und störend sich an der Druckplatte geltend machen würde; durch oftes Drehen des Kahmens kann man den Fehler verhindern.

Im allgemeinen drucken die im Sonnenlichte kopierten Lichtdruckplatten härter als die im Schatten kopierten^ was bei Herstellung von mehreren Platten für ein und dieselbe Auflage, wegen der Gleichmässigkeit derselben,, zu beachten wäre.

Wenn der Kopierer nach Beurteilung des Negativs und des Lichtes eine Platte für auskopiert hält, so kann er in einem vor zu grell einfallendem Licht geschützten Räume den Deckel öffnen und den Kopiergrad, von der Rückseite der Druckplatte aus, beurteilen, was durch Unterbreiten eines weissen Bogen Papieres unter den Rahmen erleichtert ist.

Sehr erschwert oder undurchführbar ist die Be- urteilung in dieser Art bei dichten, überexponierten oder Gelatine-Emulsions-Negativen und auch bei mattierten Druckplatten; werden jedoch auf einer Seite der ein- gespannten Druckplatte die Keile samt dem Spannarme vorsichtig entfernt, dass die Platte über dem Negative nicht verschoben wird, und zwischen Negativ und Druck- platte an dem Rande eine dünne, breite Messerklinge eingeführt, so dass das Negativ an dieser Seite etwas von der Druckplatte gehoben wird, so kann man neben dem Messer einen weissen Kartonstreifen einschieben^ an welchem das in gelbbrauner Farbe kopierte Bild deut- lich sichtbar ist. Nach Einfügen des Spannarmes und der Keile kann man in derselben Weise das Besichtigen des Kopiergrades an der anderen Seite vornehmen.

43

Erwähnenswert ist noch, dass immer getrachtet w^erden soll, bei günstigem Lichte zu kopieren, denn man kann sehr leicht die Wahrnehmung machen, dass Druck- platten, bei gutem Lichte mit kürzerer Kopierzeit her- gestellt, nicht nur bedeutend hübschere Resultate abgeben und tonfreier drucken, sondern auch eine grössere Leistungsfähigkeit aufweisen, als solche Platten, welche mit langer Belichtungszeit auf den richtigen Kopiergrad gebracht werden mussten.

Wenn die Lichtintensität nicht stark abweicht beim Kopieren mehrerer Platten, ist ein Unterschied im Druck- resultate nicht bemerkbar; gesetzt jedoch den Fall: Eine Platte ist im Verlaufe einer Stunde kopiert und eine zweite, vom selben Negative, Avürde (angenommen bei eingetretenem Nebel) einen ganzen Tag oder darüber be- nötigen, so ist die Differenz im Abdrucke eine gewaltige und auch dem mit geringen Kenntnissen ausgestatteten Anfänger auffallend.

Es liegt hierbei dieselbe Erscheinung zu Grunde, wie bei den photochemischen Prozessen, nämlich die ver- schiedene Anfangswirkung des Lichtes; es sei nur als Beispiel der Unterschied bei photographischen Aufnahmen mit Kollodiumemulsion bei gutem und schlechtem Lichte erw^ähnt.

Das Photometer.

Wo es sich um Herstellung mehrerer gleichartig kopierter Druckplatten von einem Negativ handelt, ist das Photometer nur einem sehr geübten Kopierer entbehrlich,, jeder andere würde selbst bei der grössten Aufmerk- samkeit Differenzen erhalten.

Dieses Instrument ist in jeder Handlung photo- graphischer Bedarfsartikel erhältlich, und sind die sogen. Skalenphotometer von Vogel (Fig. 16) oder das SOteilige, von Klinisch & Co. in Frankfurt a. M. beziehbar (Fig. 17),. zu empfehlen.

44

In das Photometer muss ein in einem Chromatbade (1 : 15) sensibilisiertes, gut geleimtes oder photolitho- graphisches Papier nach dem Trocknen eingelegt und für jeden Tag frisch hergestellt werden. Empfehlenswert ist, ein photolithographisches Papier zu verwenden, dasselbe am Abend zu sensibilisieren und nicht frei hängend zu trocknen, sondern an einer gut gereinigten und mit

Federweiss (Talkum) abgeriebenen Spiegelplatte, von welcher es sich in trockenem Zustande gut abziehen lässt. Das Papier zeigt einen schönen Hochglanz und dadurch sind die Photometerzahlen leicht abzulesen.

Das Photometer wird gleichzeitig mit dem Kopier- rahmen dem Lichte ausgesetzt und an der Druckplatte, welche richtig kopiert erscheint, mit einem Graphitstift die Kopiernummer des Photometers an der Gelatineschicht der Lichtdruckplatte vor dem Auswässern notiert, um bei

45

weiterem Bedarf solcher Platten einen genauen Anhalts- punkt für das Kopieren zu haben. Bei dünnen Nega- tiven kommt man schon mit einem Kopiergrad bis Nr. 10 des Photometers aus, richtige Negative erfordern einen solchen bis ungefähr Nr. 15, während dichte oder sehr reich exponierte bis Nr. 20 und noch mehr ver- langen.

Während des Nachsehens im Photometer bezüglich des Kopiergrades muss der Rahmen mit der zu kopierenden Platte entweder zugedeckt oder umgelegt werden, um daran, während der Zeit des Nachsehens, die Lichtwirkung zu unterbrechen; je schärfer das Licht, desto eher ist dies zu beachten, um Differenzen zwischen den Kopier- graden des Photometers und der Druckplatte zu ver- meiden.

Zwei- oder mehrmaliges Kopieren eines Negatives in richtiger Stellung an der Druckplatte.

Bei Herstellung von grösseren Lichtdruckauflagen ist man immer bestrebt, zwei oder, von der Grösse ab- hängig, viele Bilder gleichzeitig auf einer Platte zu drucken.

Während z. B. der Steindrucker von einem Original- stein Abdrücke mit ümdruckfarbe auf ümdruckpapier herstellt, dieselben in richtiger Stellung zueinander auf einem Blatt Papier vereinigt und zusammen auf den Stein überträgt und dann druckt oder bei Photolitho- graphieen dasselbe mit einer Anzahl eingeschwärzter Papierkopieen durchführt und so die Anzahl der Drucke (Auflage) riesig verringert, hat der Lichtdrucker ebenfalls verschiedene Wege offen, um rascher produzieren zu können.

Sind mehrere Bilder in der gleich hohen Auflage und auf dasselbe Papier und mit gleicher Druckfarbe zu

46

■drucken, so werden mehrere verschiedene JN'egative gleich- zeitig auf eine Platte kopiert; ist nur ein Bild in grösserer Auflage herzustellen, so wird getrachtet, die nötige Anzahl gleichartig guter Negative zu erhalten und dieselben in abgezogenem Zustande (Häute) auf einer Tafel zu ver- einigen, um dieselben gleichzeitig zu kopieren und drucken zu können.

Existiert jedoch nur ein N^egativ zur Herstellung einer grösseren Druckanzahl, so kann dasselbe zwei oder mehrere Male auf eine Druckplatte- kopiert werden, um •die Produktion zu beschleunigen.

Bei solchen Bildern, welche ohne Papierrand um das Bild gedruckt werden sollen, wie z. B. bei Glanzlicht- drucken, welche lackiert, beschnitten und aufgezogen oder an Kartons angehängt Averden, braucht beim mehrmaligen Kopieren eines Negativs auf eine genaue Stellung der einzelnen Bilder zueinander keine besondere Eücksicht genommen werden; es werden einfach von jeder ein- gelegten Druckplatte die Bilder separat beschnitten. Um jeden Irrtum vermeiden zu können, wird jede Platte mit einer Nummer versehen, nach dem Feuchten und An- drucken wird dieselbe mit Kopiertinte an eine leere Stelle ausserhalb eines Bildes geschrieben und druckt dann mit.

Wenn aber um jedes Bild ein genau einzuhaltender reiner Papierrand durch die ganze Auflage beibehalten werden muss, so müssen alle zur Verwendung gelangenden Platten, auch die Bilder, in genauer Stellung zueinander kopiert werden, und kann dies auf folgende Weise ge- schehen.

Auf einem entsprechend grossen Bogen Papier wird die zu bedruckende Papiergrösse zweimal oder öfter nebeneinander vorgezeichnet (Fig. 18), a, 6, c, so dass nur die spätere Schnittlinie e, f durchläuft; in diese Eahmen wird das Bild, wie es beim Druck auf das

47

Papier zu kommen hat, mit seinen Abgrenzungen (/, /^, j und /t, /, 72 skizziert.

i j

k

l

LA #

Negativ.

nt n

Fig. i8.

Auf dieses Blatt wird eine Spiegelplatte gelegt und das abgezogene (Haut-) Negativ an den Eändern ausserhalb des Bildes festgeklebt. Die Grenzen des Bildes werden unten rechts und seitlich durch mit roter Deckfarbe ge- zogene Linien r, 5, t und o, jp, qit bis an den Band

48

der Glasplatte markiert, wozu ebenfalls die Skizze am Papier die genauen Anhaltspunkte bietet. Die Stelle ohne Negativ wird an der Kückseite des Glases mit schwarzem Papier beklebt.

Ist die eine Seite der Druckplatte kopiert, so werden vor dem Herausnehmen aus dem Kähmen erst die Markierungslinien r, 5, genau mit den an der Glasplatte gezogenen und durch die Druckplatte (infolge der roten Farbe) bemerkbaren Linien übereinstimmend, an der Rück-^ Seite der Druckplatte mit Farbe, angezeichnet.

Wird die Druckplatte gewendet, so kommen die Linien r, 5, genau aufgepasst, auf die durch die Druck- platte sichtbaren Zeichen 0, ^, qu und dadurch die un- kopierte Seite der Druckplatte auf das Negativ für die zweite Kopierung zu liegen.

Für mehrmaliges Kopieren eines Glasnegativs wird die ganze Einteilung auf einem schwarzen Papier mit roter Farbe gemacht, das Negativ mit seinen Rändern an der Rückseite auf die gehörige Stelle an das Papier geklebt und aus diesem die Grösse des Bildes heraus- geschnitten; die Prozedur des Kopierens bleibt dieselbe wie bei Hautnegativen.

Die Negative und deren Retouche.

Yon einem für Lichtdruck geeigneten Negativ wird gefordert, dass dasselbe, dem Charakter des Originals entsprechend, recht detailreich ist; die höchsten Lichter sollen gedeckt sein, während die Schatten eine noch leichte Zeichnung besitzen und nur die Kernschatten klar sein sollen.

Es darf das Negativ keine grossen Kontraste auf- weisen, aber auch nicht dünn sein, und muss alle Ton- abstufungen des Bildes vom klaren tiefsten Schatten bis zum völlig gedeckten Spitzlichte enthalten.

49

Da dies jedoch nur selten, von der photographischen Aufnahme aus, zu erreichen ist, so muss die künstlerische Hand des Eetoucheurs die geeignete Nachhilfe treffen.

Ein Negativ, welches für Albuminbilder richtig ist, nämlich die Lichter genügend gedeckt und die Halb- schatten noch etwas belegt hat, um ein für die Tiefen des Bildes hinlänglich langes Kopieren zu gestatten, ohne dass die Halbtöne schwer und russig kommen, bezeichnet der Lichtdrucker schon als hart, d. h. er würde im Licht- druck mit seinen gewöhnlich präparierten Platten zu ton- arme Eesultate erlangen.

Mit Platten, bei deren Präparation ein grösserer Chromalaunzusatz zur Gelatine genommen w^urde, oder wenn dieselben, vor dem Kopieren, schon einige Tage in präpariertem Zustande aufbewahrt waren, lässt sich ein etwas günstigeres Resultat erzielen.

Wenn jedoch ein Negativ schon für Albuminkopieen als kräftig, brillant oder hart angesehen wird, bei welchen die feinen Töne schon eine ziemlich starke Deckung haben^ so dass dieselben am Negativ kaum wahrnehmbar sind, so ist dasselbe ohne Retouche für den Lichtdruck nicht verwendbar.

Bis durch starkes Kopieren diese zarten Töne druck- fähig an der Platte vorhanden sind, wären die Schatten bereits so überkopiert, dass dieselben ihre für gute Druck- platten erforderliche Fähigkeit, noch etwas Feuchtigkeit aufzunehmen, verloren haben würden.

Werden die transparenten Stellen am Negativ durch geeignete Mittel weniger lichtdurclilässig gestaltet, so kann kräftiger kopiert werden; dadurch w^erden die Töne ohne Überkopierung der Schatten zur Geltung gebracht.

Bei Hautnegativen können die kräftigen Partieen mit einem Farbstoffe, z. B. gutem Karminlack (Aquarell- farbe), lasiert (gedeckt) Averden, und zwar auf der gelati- nierten Seite, oder es wird diese Seite mit einem Mattlack

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 4

50

Übergossen (in jeder Handlung photographischer Bedarfs- artikel erhältlich); derselbe wird kalt aufgegossen, d.h. ohne Erwärmen des Negativs oder der Glasplatte, und nach dem Trocknen, was in einigen Minuten erfolgt, das Auftragen der zu rasch kopierenden Stellen mittels einer Lasur -Wasserfarbe vorgenommen. Die Deckung des Matt- lackes an den zu dichten Stellen des Negatives wird durch Überpinseln mittels einer Gummilösung aufgehoben; an Gelatine -Emulsionsnegativen oder an Glasseiten aller

Negative kann der Mattlack

IIM^^ ' " weggeschabt werden, wobei man

^^^^^^^^^^^^^^ H je nach Bedarf auch Verlaufer

^^^^^^^^1^^^^^^ B ^ ,, 1. durch Kreuzlagen der Schab-

^^^^^^^^^^^^^^^^^1^^^^^^^^ I : linien ritzen kann (Fig. 19),

wendet werden soll, indem derselbe für jede andere Eetouche schon zu grobkörnig ist.

Ein zu kräftiges, hartes Gelatine -Emulsionsnegativ kann in unlackiertem Zustande durch Abschwächen, dem sogen. „Abschleifen" der zu lichtundurchlässigen Stellen, zweckentsprechend gestaltet werden. Kleine Stellen werden mit einem sehr scharfen Kadiermesser (Schab- messer) oder einer breiten lithographischen Schabnadel so oft übergangen, bis dieselben transparenter erscheinen, grössere Stellen werden mittels eines in wasserfreien Alkohol getauchten Stückchen Eehleders oder Tuches überrieben, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Um

wozu man sich einer breiten lithographischen Schabnadel oder eines Radiermessers bedient.

Fig. ig.

Beim Übergiessen soll der ablaufende Lack immer in einer speziell für diesen Zweck bereit gehaltenen Flasche gesammelt werden, welcher nur für Glas- rückseiten der Negative ver-

51

bei gegerbten Negativen schneller ans Ziel zu kommen, gibt man auf das mit Alkohol befeuchtete Tuch etwas fein pulverisierten Bimsstein.

Kleinere Stellen können ebenso behandelt werden, w^enn man ein dünneres Tuch über ein gespitztes, aber abgerundetes Holz schlägt oder ein Stückchen sehr steifes Tuch, z. B. Abfälle von Doppelflanell, zu einer Spitze zusammenlegt und dasselbe zum Schleifen verwendet.

Da bei einer derartigen Arbeit auch die an solchen Stellen enthaltenen Spitzlichter ^' abgeschwächt werden, so müssen dieselben nachher wieder aufgesetzt werden, was entweder mit dem Pinsel und einer Deckfarbe, z. B. Engel- rot, chinesischer Tusche, oder, wenn das N^egativ zu einer weiteren Eetouche einen Mattlacküberzug erfordert, mit einem weichen Bleistift besorgt wird; die anschliessenden Teile, welche durch den Mattlack wieder zu dicht ge- worden sind, werden mit Gummilösung bestrichen, welche die Bleistiftstriche nicht beschädigt.

Eine andere Behandlung erfordert ein dünnes oder monotones Negativ, welches, ohne kräftig gedeckte Lichter zu besitzen, starke Mitteltöne aufweist, die mit den Schattenpartieen beinahe zusammenfliessen; es ist keine genügende, die Tonabstufungen erzielende Deckung vor- handen, und ist ein solches Negativ allenfalls unter Beobachtung eines schwachen Kopiergrades verwendbar. Durch Auflegen von Pauspapier, mehrerer Lagen Seiden- papier oder auch leicht gefärbter Gläser über den Eahmen während des Kopierens in zerstreutem Lichte lassen sich kontrastreichere Bilder an den Druckplatten erzielen.

Werden selbst dann noch die Resultate schwer, ohne richtige Kontraste, so muss das Negativ durch Eetouche in Wirkung gesetzt werden, was eine bedeutende Arbeit umfasst und Yerständnis erfordert.

Ein Hautnegativ wird hierzu an der Gelatineseite mit einer Mattlackschicht versehen, worauf die Halbtöne

4*

52

mit Karminlack lasiert und die Lichter mit einem Graphit- stift verstärkt werden; in den Schattenpartieen kann auch die Zeichnung etwas mit Farbe verstärkt oder mit dem Graphitstift hineingearbeitet werden. Die tiefsten Schatten müssen der besseren Wirkung halber frei von Farbe, Graphit und Mattlack bleiben.

Wird nun ein solches retouchiertes Negativ vom Glase gezogen, dann die Haut mit der gelatinierten und retouchierten Seite auf eine Spiegelplatte gespannt, so kann die Eückseite des Glases zu einer abermaligen Deckung mit Karmin oder anderem, nicht deckendem Farbstoff verwendet werden; je nach Erfordernis wird mehr oder weniger Farbe mit dem Pinsel aufgetragen und bei grösseren Flächen wird die Farbe mit dem Handballen vertrieben (tamponiert).

Damit die Farbe beim Tamponieren, besonders bei trockener Witterung, nicht zu rasch unter der Hand trocknet, wird derselben etwas Gummilösung beigemengt, und ist es dann ermöglicht, selbst grössere Flächen mit dem Farbstoffe gleichmässig in beliebiger Tonstärke anzulegen.

Verlaufer können in einer solchen trocken gewordenen Farbschicht dadurch erzielt werden, dass man an die lichter zu gestaltenden Stellen die Farbe mit dem Munde anhaucht und mit dem reinen Handballen oder einem Finger, je nach der Grösse der Stellen, übertupft. Man kann auch den Yerlaufer durch Schaben mit einer Schab- nadel u. s. w. in Kreuzlagen in der trockenen Farbschicht herstellen und Stellen von der Farbe ganz befreien, welche z. B. beim Tamponieren überragt worden sind und keine Farbedeckung erhalten sollen. Das Entfernen der Farbe mit Wasser kann nur an grossen Stellen geschehen, bei kleineren entstehen leicht sehr störende Farbe- grenzungen.

Bei überexponierten, jedoch nicht sehr kräftigen Negativen, handelt es sich darum, die geringen Kontraste

53

in denselben zu steigern, was in den meisten Fällen durch kräftiges Aufsetzen der Lichter oder einen Matt- lacküberzug, Kräftigen der Lichter, Gummieren der Schatten, erreicht werden kann. Härter druckende Chromatgelatineschichten leisten manchmal denselben Dienst.

An einigen Beispielen soll nun ein praktischer Vor- gang bei der Negativretouche näher erörtert werden.

a) Die ßetouche am Hautnegative.

Ein noch am Glase befindliches abziehbares Negativ wird mit feinkörnigem Mattlack Übergossen und nach dem Trocknen die zu rasch kopierenden Stellen entweder mit einer Lasurfarbe, z. B. Karmin, lichtundurchlässiger gestaltet oder dasselbe durch Auftragen von feinst ge- schlämmtem Graphit mittels eines feinen Lederwischers erreicht. Nun kann Einzelnes noch mittels eines Blei- stiftes eingezeichnet werden.

Dann werden mit dem Stifte oder einer Deckfarbe die Lichter aufgesetzt, unruhige Stellen, Flecken u. s. w. mit dem Bleistifte ausgeglichen und zu dichte Stellen durch Auftragen einer Gummilösung mit dem Pinsel transparenter gestaltet.

Beim Auftragen der Wasserfarbe auf die Mattlack- schicht ist ein öfteres Übergehen ein und derselben Stelle möglichst zu vermeiden, da durch das Herum- waschen die wässerige Farbe sehr leicht die Mattlack- schicht kornartig durchdringt, zur Gelatineschicht gelangt, welche dann fleckenweise aufquillt und in der Mattlack- schicht die sogen. „Wimmerln'', kleine punktartige, dunkel kopierende Flecke, verursacht.

Manche Lacksorten sind in dieser Beziehung sehr empfindlich, andere erst nach längerer Zeit des erfolgten Trocknens am Negative; doch befinden sich Lacke im

54

Handel, Avelche nach jeder Richtung als vorzüglich be- zeichnet werden können.

Wird ein fertig retouchiertes und farbetrockenes Negativ vom Glase gezogen, so kann dasselbe auf eine Glasplatte, mit der retouchierten Seite auf das Glas, in der AVeise befestigt werden, dass man die Ränder ausser- halb des Bildes mit einer dicken Gummilösung bestreicht und an das Glas festklebt. An der Rückseite des Glases kann nun auch eine Retouche, je nach Bedarf, vor- genommen werden.

1. Durch Auftamponieren von Farbe zum Zurück- halten des Lichtes an einzelnen Stellen oder grösseren Flächen, auf die trockene Farbe kann mit einem weicheren Bleistifte gezeichnet, ungleiche Farbflächen ausgeglichen, grössere Stellen mit dem Graphitwischer behandelt werden.

2. Über diese angelegte Farbe kann eine Mattlack- schicht aufgetragen, die zu dichten Stellen können heraus- geschabt werden.

3. Auf diese Mattlackschicht kann abermals ein Auf- tragen von Farbe, das Überarbeiten mit dem Bleistifte und Wischer erfolgen, und werden auf der Rückseite des Glases nur grössere Stellen des Negatives behandelt.

An der Kopierseite (Vorderseite) des Negatives soll, soweit es möglich ist, alle Retouche vermieden werden, weil dieselbe, wenn nicht von sehr kundiger Hand vor- genommen und beim Kopieren der Druckplatten nicht die nötige Sorgfalt angewendet wurde (oftes Drehen des Rahmens in zerstreutem Lichte), als sehr störend und fleckenartig im Drucke bemerkbar wird.

Die Retouche an der Kopierseite des Negatives soll sich im allgemeinen nur auf das Schliessen der trans- parenten kleinen Punkte oder Fleckchen, das sogen. „Aus- flecken'', beschränken, welche Arbeit entweder mit einem feinen Pinsel und Karmin oder mit einem Graphitstifte, wie bei der Porträt-Negativretouche, vorgenommen wird.

55

b) Die Retouche am Glasnegative.

Unter „Glasnegative'' Averden diejenigen photo- graphischen Aufnahmen verstanden, bei \v eichen die Negativschicht am Glase verbleibt und also nicht ab- gezogen zur weiteren Yerwendung gelangen.

Dabei hat man zur Ketouche also nur zwei Flächen, die Glas- und die Negativ -(Schicht-) Seite zur Verfügung; erstere wird in analoger Weise, wie bei der schon unter a) angeführten Ketouche durchgeführt, vorher aber die Negativseite, soweit es tunlich ist, dazu verwendet.

Der Vorgang hierbei, welchen ich auch bei der Ketouche von Gelatine -Emulsionsnegativen für den Drei- und Vierfarben -Lichtdruck beibehalte, ist am praktischsten folgender, weil eventuell sich ergebende Korrekturen immer vorgenommen werden können, ohne dass eine richtige Ketouche beschädigt oder ganz zerstört wird.

Zuerst erfolgt das schon erwähnte Abschleifen der zu dichten oder überexponierten Stellen mit Alkohol, dann das Decken der Weissen und Lichter, sowie aller Stellen, welche tonfrei kopieren müssen, dann kommt ein Mattlacküberguss, welcher die aufgetragene Farbe vor dem Anziehen von Feuchtigkeit schützt, und welcher an lichtdurchlässiger zu gestaltenden Stellen entweder mit Gummilösung transparent gemacht oder mittels eines scharfen Listrumentes weggeschabt wird. Auf dieser Mattlackschicht wird ferner das Ausgleichen mit dem Graphitstift, das Ausflecken mit Pinsel und Farbe, das mehr oder weniger erforderliche Zurückhalten von etwas zu kräftig kopierenden Teilen des Bildes mittels einer Lasurfarbe vorgenommen.

Die besonders bei lackierten Negativen angewendeten Mittel, als Mattolein und dergl., womit die Schicht, zur leichten Annahme des Graphitstiftes, abgerieben wird, sind für Lichtdrucknegative tunlichst zu vermeiden; das nicht über das ganze Negativ auf einmal gut Yerteilte^

56

also nur stellenweise aufgetragene Mattolein macht sicli manchmal, besonders bei in schärferem Lichte kopierten Druckplatten, durch störende Flecke bemerkbar.

c) Die Retouche von verlaufender Zeichnung. Eine der schwierigsten Arbeiten für den Eetoucheur ist die Retouche von in Aveissem Grunde verlaufender Zeichnung; v^o es sich nur darum handelt, das Bild ver- laufend zu gestalten, ohne ganz bestimmte Formen der Abtönung, Avird dies durch Auflegen von Ausschnitten mit strahlenförmigen, in die Höhe gebogenen Einschnitten (Fig. 20) auf das Glas des Rahmens beim Kopieren be- sorgt. Solche Kopiervignetten kann man leicht selbst herstellen, indem man, der Form des Bildes und dem gewünschten Ab- schattieren entsprechend , aus Karton einen Ausschnitt macht, dessen Ränder strahlenförmig ungefähr 1,5 cm tief ein- Fig. 2o. geschnitten und dann etw^as aufwärts

gebogen werden. Um schöne Abtönungen zu erhalten, muss im Schatten kopiert und der Rahmen öfter gedreht werden; weniger aufgebogene Ränder der Vignette geben einen kurzen Yerlaufer.

Wo es sich aber um ganz bestimmte Formen der verlaufenden Zeichnung handelt, oder das Bild im ver- laufenden Grunde kräftig stehen bleiben soll, muss die Retouche angewendet Averden.

An der Gelatineseite des Negativs kann zuerst mit Karmin oder mit der lichtbeständigeren gebrannten Terra di Siena je nach Erfordernis eine verschieden starke Deckung der auslaufenden Stellen vorgenommen werden, woran noch mit Aveichen Graphitstiften nachgeholfen Avird; die Aveiss bleibenden Stellen ausserhalb der Zeichnung werden mit Deckfarbe, z. B. Engelrot, gedeckt.

57

Den mittels Farbe angelegten Yerlaufer kann man dann in der Weise stellenweise besser lichtundurchlässig gestalten, dass man die an den betreffenden Stellen be- findliche, trockene Farbe anhaucht und auf die dadurch etwas feucht gewordene Farbe mittels eines weichen Wischers, eines fest zusammengebunden Baumwollbausches oder den Ballen eines Fingers feines Graphitpulver auf- trägt.

Über diese Retouche kann nun Mattlack gegossen werden, an welchem abermals mit Farbe, Stift und Graphit- wischer gearbeitet werden kann; wird dann die Haut abgezogen und umgekehrt an eine Spiegelplatte geklebt, so ist dem Retoucheur Gelegenheit geboten, auch an der Rückseite des Glases den Verlaufer durch Tamponieren mit Farbe, Mattlack, in welchem auch durch Schaben von gekreuzten Linien gearbeitet werden kann, u. s. f. entsprechend zu unterstützen.

Schliesslich kann auch noch die Kopierseite des Negatives, z. E. zum Ausgleichen von unruhigen Stellen im Yerlaufer oder im Bilde selbst, herangezogen werden, da solche Negative, wie überhaupt retouchierte, nur im Schatten kopiert werden dürfen. Ist die Arbeit an der Kopierseite eine etwas umfassendere, so kann auch ohne Gefahr ein Mattlack übergegossen werden, weil das Kollodiumhäutchen beim Aufgiessen von der warmen Gelatinelösung etwas durchdrungen wird und dadurch die leichte Löslichkeit verloren hat.

Immerhin muss das Mattlackieren ohne vieles Hin- und Herschwenken der Platte gcAvissermassen in einem Zuge erfolgen, bevor die Bildschicht angegriffen wird.

Bei nicht abziehbaren Negativen (Glasnegativen), an welchen die Hauptretouche an der Kopierseite zu er- folgen hat, wie es z. B. beim Farbenlichtdruck der Fall ist, darf nicht mittels Glanzlack gefirnisst w^erden; Kollodium- oder Kollodium -Emulsionsnegative werden

58

mit dünner Gelatinelösmig Übergossen und können nach dem Trocknen matt lackiert werden, bei Gelatine-Emulsions- platten entfällt diese Zwischenschicht.

Letztere Platten, wenn dieselben schon mit Glanz- lack versehen sind, werden vor dem Mattlacküberzug erst ablackiert, was durch Baden unter beständiger Bewegung oder durch mehrmaliges Übergiessen mit:

10 g Ätzkali, 100 com Wasser, 100 Alkohol und nachheriges gutes Wässern erreicht wirdi).

Der bei abziehbaren Gelatine -Emulsionstrockenplatten als Unterguss angewendete Kautschuk soll immer un- mittelbar nach dem Abziehen der Negative entfernt, werden, um das Ansammeln von Staub und dergl. an dieser klebrigen Schicht zu vermeiden; die Schicht wird mittels Terpentinöles und eines weichen Tuches oder Baumwollbausches abgerieben. Auf dieselbe Art kann man auch abgezogene Kollodium- oder die sehr leicht verletzbaren Kollodium -Emulsionsnegative von Eett und Unreinigkeiten an der Kopierseite befreien.

Nach J. B. Eeilner in Bremen werden Wolken in einem Hintergrunde oder in der Luft an der Glasseite der Negative wie folgt 2) gemacht:

„Ich lasse die Rückseite des Negatives über einer Gasflamme leicht anrussen und zeichne mittels eines Lederwischers hierauf die Wolkenpartieen hinein. Will ich Wolken verschiedener Tonstufen, so überziehe ich noch einmal die Platte mit einer Russschicht und wische nun die folgenden, nachher dunkler erscheinenden Wolken auf dieselbe Weise Avieder aus. Schliesslich wird das

1) Dr. J. M. Ed er. „Nasses KoUodiumverfahren 1884^ S. 193.

2) ,,Photogr. Korresp.", 1889, S. 504.

59

Ganze mit Mattlack lackiert und so vor Verletzung be- wahrt/'

Um die Eetouche bequem Yornehmen und über die Arbeit sich ein sicheres Urteil bilden zu können, bedient man sich eigens dazu angefertigter Eetouchierpulte. Die inEeproduktionsanstalten gebräuchlichen sind entsprechend hergestellt für grosse Platten.

Wie an Fig. 21 ersichtlich ist, be- steht ein Ee- touchierpult aus einem Unterge- stell, in welchem ein Spiegel ein- gelegt ist; an diesem Gestell be- findet sich ein Eahmen, welcher eine mattgeschlif- fene oder eine mit Mattlack über- zogene Glasplatte trägt; an diesem Eahmen kann ein Deckel zum Abhalten des Oberlichtes angebracht sein. Das seitlich einfallende Licht wird entweder mittels an dem Deckel angebrachter Teile oder eines lichtdichtea Tuches abgehalten.

Die Arbeit des Eetoucheurs wird wesentlich er- leichtert, wenn demselben von jedem zu retouchierenden Negativ ein auf einem guten Papier kopierter Eohabdruck vorliegt.

Das Abdecken oder Abgrenzen der Negative.

Da man bestrebt ist, alle Stellen an den Druck- platten ausserhalb des kopierten Bildes völlig unbelichtet und dadurch beim Drucken farbefrei zu bekommen, so-

Fig. 21.

60

muss schon jedes Negativ bei der Ketouche dem- entsprechend behandelt werden. Entweder werden bei verlaufenden Bildern am Negativ ohnedies die ausserhalb des Bildes sich befindlichen Eänder herum mit Deck- farbe gedeckt oder es wird bei scharf abgegrenzten Bildern diese Abgrenzung durch Ziehen von Linien mittels einer Ziehfeder und Lineal vorgenommen und die Verbreiterung des Deckrandes mit dem Pinsel er- zielt. Als Farbe wird irgend eine gut deckende Farbe, z. B. Engelrot oder chinesische Tusche verwendet. Eine vollständige Deckung erreicht man durch Anhauchen der trocken gewordenen Farbe und Einreiben mittels eines feinen Graphitpulvers. Dazu braucht die Farbe nicht dick und gut deckend aufgetragen zu sein, das Graphit- pulver gibt auch an einer dünnen Farbschicht eine schöne Deckung.

Das Ausdecken der Negative wird immer vor einem Mattlacküberzug vorgenommen, da dann die Farbe vor Feuchtigkeit und Verletzungen geschützt ist.

Wiederholt sich bei vielen Negativen ein und die- selbe Abdeckung in derselben Form und Grösse, so z. B. bei Ansichten für ein Album oder mikroskopische Ab- bildungen in wissenschaftlichen Abhandlungen letztere Negative werden nahezu immer kreisförmig abgegrenzt und damit die ausserhalb der Kreislinie befindlichen un- scharfen Stellen zugedeckt so werden zum Anzeiclmen der Abgrenzung Ausschnitte von ein- oder zweifachem Karton verwendet.

Der Ausschnitt wird an jedem Negativ in der Durch- sicht (am Retouchierpulte) in gewünschter Lage aufgepasst und mittels eines mittelharten Bleistiftes oder einer in wässerige Deckfarbe getauchten weichen Stahlfeder, der Kontur des Ausschnittes entlang, die Abgrenzung an- gezeichnet. Dann wird mit einem Pinsel die Deckfarbe J^reiter auf den zu deckenden Raum aufgetragen und

Gl

werden die ]S'egative erst nach dem erfolgten Trocknen der Farbe vom Glase gezogen, weil die abgezogenen Häute- w^ährend des Eintrocknens der noch feuchten Farbe sich verkrümmen würden.

Sich wiederholende ovale oder runde Abdeckungen- können am schönsten und schnellsten durch Ankleben von Ausschnitten oder Ausstanzungen in dünnen, lochfreien Stanniolfolien, an die Kopierseite der Negative, besorgt werden.

Das Auswässern der kopierten Platten.

Nach dem erfolgten Kopieren werden die Druckplattem in reinem Wasser ausgewässert, um nicht nur von den unbelichteten Teilen, sondern auch von den belichteten Stellen das Chromsalz zu entfernen; die kräftig kopierten. Teile behalten trotz stundenlangen Wässerns noch einen ganz zarten gelblichen Schimmer, was beim Druck keinen^ Nachteil bringt.

Die unbelichteten und schwach kopierten Teile an einer ausgewässerten Platte dürfen jedoch nicht die leiseste Spur einer gelblichen Farbe aufweisen, da solche, noch Eeste des Chromatsalzes enthaltende Platten etwas licht- empfindlich sind und beim Trocknen in der ganzen Fläche belichtet werden könnten.

Das Auswässern der Platten geht in sehr kaltem Wasser nur sehr langsam vor sich; wenn dies be- schleunigt werden soll, wird daher getrachtet, Wasser von ungefähr 10 Grad E. zu verwenden. Eine noch höhere Temperatur des Wassers ist zu vermeiden, indem dadurch die Schicht, besonders an den unbelichteten oder schwach kopierten Stellen des Bildes etwas angegriffen wird. In solchen Fällen zeigen die Platten beim Druck immer eine Neigung zum Kleben, und hat sich mancher Liclit- drucker nicht erklären können, wie, aus einer Präparation.

62 -

stammend, die eine Platte stark klebt, die andere hin- ,gegen gut druckt.

Das Kleben der Platten tritt auch höchst nachteilig auf, wenn die ausgewässerten Platten bei höherer als ge- wöhnlicher Zimmertemperatur getrocknet werden, und sind hierdurch die im Hochsommer in manchen Anstalten Yorkommenden Störungen durch starkes Kleben der Platten erklärt. An einem kühleren Orte getrocknet und auf- bewahrt, sind die Platten noch nach mehreren Wochen gut druckfäbig.

Fig. 22.

Das Auswässern kann in kleineren Betrieben in flachen Zinktassen bei öfterem Bewegen und wiederholt gewechseltem Wasser vorgenommen werden; zum Schlüsse müssen auf jeden Fall die Platten eine kurze Zeit in reinem, noch nicht vom Chromatsalze gefärbtem Wasser verbleiben und werden dann unter einem Wasserstrahl gut abgespült, um allfällig anhängende Schmutz- oder Schlammteile entfernen zu können.

Am praktischsten ist es jedoch, sich eines Wässerungs- apparates zu bedienen, welcher dem Bedarf und den Plattenformaten entsprechend gross konstruiert werden kann.

In kleinerer Dimension kann dieser Apparat aus -Starkem Zinkblech hergestellt werden, in grösserem Mass-

63

Stabe wird derselbe aus einem festen, innen mit starkem Zinkblech Avasserdicht gemachten Holzkasten angefertigt.

Senkrecht an den Innenwänden werden 1,5 bis 2 cm tiefe, wellenförmige Zinkbleche angebracht, in deren Ver- tiefungen die Platten zum Wässern eingesetzt werden. Der Boden ist mit starken, harten Holzleisten belegt, um das Beschädigen des Zinkblechbodens zu verhüten.

Der Apparat soll unter einer Wasserleitung Platz finden, um bequem das Wasser wechseln zu können (Fig. 22), welches knapp am Boden einen Abfluss findet.

Um den Wasserbedarf zu verringern, wird nur ab und zu das Wasser gewechselt, und aus demselben Grunde muss der Apparat gut schliessen.

IV. Abschnitt.

Das Abziehen und Umkehren der Negative.

Photographische l^egative müssen für Papierkopieen seitenverkehrt stehen, damit die erzeugten Kopieen richtig sind. Mithin muss an solchen Negativen, mit der Schicht- seite gegen den Beschauer, eine Schrift verkehrt leserlich, ein Seitengewehr rechts sich befinden; anders verhält es sich bei Negativen für den Lichtdruck, die Schrift muss an der Kopierseite richtig leserlich, das Seiten- gewehr links sein. Die Kopie an der Druckplatte kommt dann seitenverkehrt und an dem gemachten Abdruck richtig zu stehen, mithin immer wie das Negativ.

Negative nach symmetrischen Objekten oder nach vielen industriellen Gegenständen können meistens ohne Umkehrung verwendet werden; in allen anderen Fällen müssen die Aufnahmen schon durch Verwendung von Umkehr ungsspiegeln oder Prismen, durch verkehrtes Ein- legen der lichtempfindlichen Platten in der Kamera oder durch Abziehen der Negative vom Glase seitenverkehrt erzeugt werden.

In Lichtdruckereien wird mit Vorliebe das Abziehen mittels Gelatine vorgenommen, weil bei solchen Haut- negativen die Gefahr eines Plattenbruches entfällt, die Negativretouche leichter durchgeführt werden kann, ein Zusammenstellen mehrerer oder vieler Negative auf eine

65

Platte ermöglicht ist und schliesslich, abgezogene Negative leicht und ohne Gefahr des Verderbens für eventuellen Nachdruck unbegrenzt lange aufbewahrt werden können.

Das Abziehen mittels Gelatinelösung.

Das auf gut gereinigter und mit einer dünnen Kautschuklösung ^) Übergossen gewesenen Platte herge- stellte Negativ wird nach erfolgtem Trocknen (unlackiert, ungummiert) auf ein Nivelliergestell mittels der Wasser- wage horizontal gelegt.

Bei grossen Formaten muss unter dem Negativ eine andere Glasplatte als Unterlage verwendet werden, damit dann das Negativ unter dem Gewicht der aufgegossenen Gelatinelösung sich weder mit einer Ecke oder Seite biegen, noch nach der Mitte sich nach abwärts aus- bauchen kann, wodurch ein Abfliessen der Lösung er- folgen oder ein Ansammeln der Flüssigkeit stattfinden w^ürde. Aus demselben Grunde, um möglichst gleich- massig dick gegossene Schichten zu erzielen, verwendet man schon für Negative von 30 : 40 cm aufwärts nur mehr Spiegelplatten, während für kleinere Formate auch Solingläser genommen werden können.

i) Dieser Unterguss hat den Zweck, ein Festkleben oder teilweises Festhaften des KoUodiumhäutchens an schlecht ge- reinigten oder wiederholt verwendeten alten Glasplatten zu ver- hindern.

Klare Kautschuklösung wird dargestellt, indem man 30 g zerschnittenen Kautschuk in ein Leinwandsäckchen bindet und in eine mit i Liter Benzin gefüllte Flasche unter die Oberfläche der Flüssigkeit hängt.

Nach sechs bis acht Tagen bildet sich eine klare Lösung, welche 1,2 bis 1,5 Prozent Kautschuk enthält; im Säckchen bleibt ein aufgequollener unlöslicher Rückstand.

In halbvollen Flaschen wird diese Lösung allmählich im Lichte verändert und nach einigen Monaten dünnflüssig und unverwendbar. Ed er und Töth, ,, Phot. Korresp." 1881, S. 29.

Alb ert , Lichtdruck. 2. Aufl. 5

66

Die aufzugiessende Gelatinelösung besteht aus:

Wasser 450 com,

Glycerin 15 20 ccm,

Eisessig 5 com,

Gelatine 100 g,

und wird dieselbe im Wasserbade bei einer Temperatur von ungefähr 45 bis 50 Grad R. gelöst und durch ein dichtes Tuch oder Doppelflanell filtriert. Die Haut- bildung ist ebenso zu vermeiden wie bei der Chromat- gelatine.

Der Zusatz von Glycerin erfolgt, um den Negativen eine gewisse Geschmeidigkeit zu geben, ohne denselben würden die übergossenen Negative w^ährend des Trocknens leicht vom Glase abspringen oder zerplatzen, besonders bei sehr trockener Luft und höheren Wärmegraden. Zuviel Glycerin ist zur Abziehgelatine schädlich, weil solche abgezogenen Häute weich und klebrig bleiben; an solchen Negativen ist jede Retouche schwer vor- zunehmen und kann bei feuchter Witterung ein Fest- kleben derselben an der Druckplatte während des Kopierens eintreten.

Eisessig (Essigsäure) hat nur das hier und da äusserst seltene „Nachdunkeln", eine stellenweise Fleckenbildung an den Negativen, während des Trocknens der auf- gegossenen Gelatine zu verhindern und kommt bei stark verstärkten Negativen vor, wenn die Abziehgelatine sehr warm aufgegossen oder derselben Alkohol zugesetzt wurde. Lässt man auf die trocken gewordene Gelatineschicht eine Mischung von Eisessig und Wasser (1:2) durch einige Minuten aufgegossen, einwirken, so wdrd das Negativ im abermals getrockneten Zustande den er- w^ähnten Fehler nicht mehr oder weniger zeigen; im letzteren Falle Avird die Behandlung wiederholt.

Da Eisessig lösend auf die Gelatine wirkt, so darf der Zusatz zur Abziehgelatine nur ein geringer sein^

67

sonst Avird die Haut weich und klebrig bleiben, ähnlich wie bei reichlichem Glycerinzusatz.

Alkohol oder gewöhnlicher Spiritus wird von vielen Praktikern nur behufs schnelleren Trocknens der auf- gegossenen Schicht beigegeben, leistet bei feuchter Witterung oder in dringenden Fällen gute Dienste und kann bis zur Hälfte statt Wassers genommen werden.

Als Gelatine wird nicht nur die für Lichtdruck, wegen irgend eines Fehlers unbrauchbare, sondern auch eine eigens für diesen Zweck angeschaffte billige Sorte, auch Bruchgelatine, verwendet, jedoch muss dieselbe immer beinahe farblos sein.

Das Aufgiessen der ungefähr 30 bis 35 Grad ß. warmen, filtrierten Lösung erfolgt in der Weise, dass dasselbe langsam, in dünnem Strahl und streifenweise nach einer Längsseite der Platten vorgenommen wird; die Streifen fliessen von selbst zusammen und ist nur das Hinausführen der Gelatine bis knapp an den Platten- rand mit einem Finger oder einem Stückchen Filtrier- papier vorzunehmen.

Der Arbeitsraum muss temperiert sein, um ein vor- zeitiges Erstarren der Gelatine zu verhüten; beim Glessen ist die Blasenbildung in der Flüssigkeit zu vermeiden; kommt dieselbe aber vor, so müssen die Blasen mit einem trockenen Finger oder einem Stückchen Papier, solange die Gelatine noch flüssig ist, weggetupft werden; werden aber an der bereits erstarrten Schicht irgend welche Fehler bemerkt (Blasen, Striemen oder ungleich dicke Schicht), so muss sogleich die Platte von der Kück- seite gleichmässig bis zum Flüssigwerden der Gelatine erwärmt und die Fehler beseitigt werden.

Eine mit Fehlern behaftete und schon eingetrocknete Schicht kann nur durch Entfernen der Gelatine und Erneuern des Aufgusses korrigiert werden; es wird zu diesem Zwecke das iSTegativ auf der Glassplatte in eine

5*

68

Tasse mit kaltem Wasser bis zum starken Aufquellen gelegt, die Platte von der Rückseite erwärmt und die flüssig erhaltene Gelatine weggegossen und dann durch frische ersetzt.

Für gewöhnlich wird so viel Gelatinelösung auf- gegossen, dass die Platte 2 bis 3 mm hoch davon bedeckt ist; bei solchen Arbeiten jedoch, wo mehrere oder viele Negative zuru gleichzeitigen Kopieren auf eine Platte im abgezogenen Zustande vereinigt werden müssen, ist eine gleichmässig dicke Schicht bei allen zusammengehörigen Negativen unbedingt erforderlich, weil die dünneren, neben die anderen gestellt, unter der Kopierfläche liegen und unscharf kopieren würden.

Die Gelatinelösung wird daher, dem Flächenmass der verschiedenen Negativformate entsprechend, abge- messen und darauf geachtet, dass von der aufgegossenen Menge nichts abfliesst, was im vorkommenden Falle durch Anlegen von kleinen, dünnen Holzstäbchen in- Zündholzstärke knapp am Plattenrande der betreffenden Stelle verhindert werden kann.

Ist die fehlerlos aufgegossene Gelatine erstarrt, so werden die Negative an einem staubfreien trockenen Orte, mit der Schichtseite nach aussen, senkrecht zum Trocknen aufgestellt; das Trocknen beginnt naturgemäss von der oberen Seite, und werden daher die Platten zur Zeit gestürzt, damit nicht eine Seite zu stark austrocknet, während die untere noch feucht ist.

Zu stark getrocknete Negative zerplatzen oder springen vom Glase ab; dies kann verhindert werden, wenn man vor dem Aufgiessen der Gelatinelösung das Kollodiumhäutchen der Negative in einem etwa 1 mm breiten Streifen längs der Glasränder bis aufs Glas wegritzt. An dieser Schutzlinie haftet die Gelatine sehr fest und verhindert das Abspringen der trocken ge- wordenen Haut.

69

Ist die Gelatine trocken geworden, so wird dieselbe zum Schutze gegen Feuchtigkeit, mit Rohkollodium Über- gossen, was auch bei auszudeckenden Negativen nötig ist, oder es wird, wenn Retouche vorzunehmen ist, ein Matt- lacküberzug verwendet, welcher denselben Dienst leistet.

Auf alle Fälle muss das Ausdecken der Konturen und die Retouche, soweit dieselbe an der Gelatineseite durchgeführt werden kann, vorgenommen sein, bevor die Haut vom Glase abgezogen wird.

Nachdem die von der Retouche herstammende Farbe eingetrocknet ist, wird an einer Ecke die Haut vom Glase mit einem Messer gelockert, diese Ecke angefasst und das Negativ abgezogen; haftet aber die Schicht an den eingeritzten Linien zu fest, so wird die Schicht innerhalb dieser Linien an allen vier Seiten mit einem scharfen Messer bis auf das Glas durchgeschnitten und dann das Negativ abgehoben.

War die Schicht nicht völlig trocken, so verkrümmt die Haut und muss entweder sofort verkehrt auf Glas gespannt oder zwischen gut geleimtem Papier bis zum Trocknen eingepresst werden; feuchte Stellen erscheinen nach dem Abziehen an der Kollodiumseite voll mit Ruuzeln und kleinen Sprüngen bedeckt, und ist ein solches Negativ unbrauchbar.

Abziehbare Gelatine -Emulsionsplatten müssen vor dem Aufgiessen der warmen Gelatine entweder gegerbt oder mit zweiprozentigem Rohkollodium überzogen werden, da es sonst leicht vorkommen wird, dass die Avarme Gelatine ein teilweises Auflösen, Schmelzen des Negatives bewirkt.

Sind Gelatine -Emulsionsnegative stark gegerbt, so verbindet sich die Gelatine zu wenig mit den Negativen, und nach dem Trocknen spalten sich die beiden Schichten beim Abziehen; derartige Stellen machen sich durch dunkler kopierende Flecke bemerkbar. Dieser Übelstand

70

kommt bei einer Kollodium -Zwischenschicht nicht vor, wenn die Negative nicht gegerbt sind.

Das Abziehen mittels Gelatinefolien.

Es werden Gelatinefolien in der Weise hergestellt, dass gut gereinigte, fehlerlose Spiegelplatten mit zwei- prozentigem Rohkollodium überzogen und nach dem Trocknen und Einritzen dieses Häutchens längs der Plattenränder mit warmer Gelatinelösung, wie Negative zum Abziehen, Übergossen werden. Nach dem Trocknen können die Häute abgezogen und in verschiedenen Formaten vorrätig gehalten werden. Derartige Folien können auch von den Handlungen lithographischer und photographischer Bedarfsartikel bezogen werden.

Das Abziehen erfolgt in der "Weise, dass man das Negativ samt entsprechend grossem Stück Folie in eine Tasse mit kaltem Wasser legt; nach dem Aufquellen der Folie Avird dieselbe unterm Wasser über das Negativ gebracht, zusammen- aus dem Wasser gehoben und auf eine plane horizontale Unterlage, z. B. ein Kopierglas, gelegt. Nach einer Auflage von geöltem, festem Papier oder Wachstuch werden die Folien mittels eines Kautschuk- quetschers, einer solchen Rolle oder in Ermangelung dieser mittels eines Tuches fest an das Negativ gedrückt, wobei gleichzeitig das zwischen beiden Schichten befind- liche Wasser herausgedrückt wird, und dann zum Trocknen gestellt.

Das Trocknen wird beschleunigt, wenn Folie und Negativ in ein 32 Grad C. warmes Gemisch von Alkohol und Wasser (1 : 1) gelegt und, sobald die Gelatine sich aufzulösen beginnt, in erwähnter Weise verfahren wdrd 1).

i) Dr. J. M. Ed er, Nasses Kollodionverfahren " 1884, S. 196.

71

Das Abziehen mittels Gelatinefolien hat den Yorteil, dass man, besonders bei grossen Formaten, bedeutend rascher abziehen kann, als mit dem Gelatineüberguss.

Das Abziehen mittels Kautschuk und Lederkollodium,

Das trockene, unlackierte Negativ wird mit einer zwei- bis fünfprozentigen Kautschuklösung, dann mit Lederkollodium, bestehend aus 50 Äther, 50 Alkohol, 2 Rizinusöl und 3 Kollodiumwolle^) überzogen. Nach dem Trocknen des letzten Überzuges ist das Negativ zum Abziehen fertig, ist jedoch sehr dünn und wird leicht wellig; deshalb werden derartige Negative meistens auf mit reiner Gummilösung u. s. w. überzogene Glas- platten gespannt, solange die Gummischicht nass ist.

Verstärkte Negative müssen vor dem Überziehen mit Kautschuk und Kollodium mit Säure gelockert Averden.

Man giesst auf die unlackierten Negative fünf- bis zehnprozentige Salz- oder Essigsäure, schwenkt darauf die Flüssigkeit einige Minuten, wäscht ab, trocknet und tiberzieht mit Kautschuk u. s. w.

Abziehen mit dünner Gelatine und Roh- kollodium.

Die Negative (unlackiert) werden mit einer drei- bis fünfprozentigen Gelatinelösung Übergossen und sofort ablaufen gelassen, dass nur eine dünne Schicht bleibt, welche rasch in gewöhnlicher Zimmertemperatur trocknet.

Nach erfolgtem Trocknen und Überziehen mit zwei- prozentigem Eohkollodium wird die Schicht, ausserhalb des Bildes, bis auf das Glas eingeschnitten und die Platte in eine Tasse mit kaltem Wasser auf einige Minuten gelegt; inzwischen werden auch zwei Blatt gut

i) Dr. J. M. Eder, Nasses Kollodionverfahren " 1884, S. 196.

geleimten Papiers, der Grösse des Negatives entsprechend, zum Burchfeuchten in eine Tasse mit kaltem Wasser gebracht.

Das Negativ wird nun auf eine plane Unterlage gebracht, ein Blatt des feuchten Papieres auf die Bild- schicht gelegt und mit einem Kautschukquetscher von der Mitte der Platte aus das Wasser nach allen Seiten ausgedrängt, wodurch gleichzeitig ein Andrücken des Papieres an die Schicht erfolgt. Nun wird das Papier von einer Ecke aus aufgehoben und damit das daran klebende Häutchen; dieses Blatt wird wieder, mit dem Häutchen nach oben, auf eine plane Unterlage gebracht das zweite Blatt des feuchten Papieres aufgelegt, an- gepresst und wieder abgezogen.

Es befindet sich auf diesem zweiten Papier das Negativ in derselben Stellung wie ursprünglich am Glase; überträgt man nun dasselbe auf eine noch nasse, mit völlig reiner, dünner Gummilösung übergossene Spiegel- platte, so kommt das Bild in richtige Stellung für den Lichtdruck und kann nach dem rasch erfolgenden Trocknen zur weiteren Verwendung gelangen.

Diese beiden zuletzt angeführten Verfahren können auch für Zusammenstellungen mehrerer oder vieler Negative, z. B. für Ansichtspostkarten, das sogen. „Orell-Füssli- Verfahren", überhaupt für den Farben- oder Kombinations- druck dienen.

Das Abziehen gewöhnlicher Gelatine- Emnlsionsnegative.

Nach Professor E. Valenta wird das Negativ 10 Minuten in einer Formalinlösung 10 ccm und Wasser 150 bis 200 ccm belassen und dann getrocknet. Das trockene Negativ wird mit zweiprozentigem Lederkollodium Übergossen, dann gut gewaschen und abgezogen. Die Haut wird dann in ein Bad von: Glycerin 50 ccm^

73

Alkohol 50 ccm und Wasser 1000 com gebracht. Will man mittels Gelatinelösung abziehen, so unterbleibt der Kollodiumüberzug und wird die Gelatinelösung in ge- wöhnlicher Weise aufgegossen.

Ein ähnliches Verfahren besteht darin, dass man die Platten auf 10 Minuten in ein Formalinbad 5 : 100 Wasser legt, dann auf 10 Minuten in ein fünfprozentiges Sodabad und schliesslich in ein Bad von 5 Teilen Salz- säure zu 100 Wasser auf wenige Minuten. Beginnt die Haut von den Rändern aus sich zu lösen, so wird ab- gespült und mittels Papiers auf eine Glasplatte oder eine Gelatinefolie übertragen. Die Platte wird aus dem Bade genommen, ein Blatt gefeuchtetes Schreibpapier blasenfrei an gequetscht und das Negativ mit dem Papier abgezogen. Nun wird auf die Haut ein anderes Blatt Papier auf- gequetscht, wieder abgehoben und von diesem zweiten Papier wird die Haut an eine dünn gelatinierte oder gummierte Glasplatte oder eine Gelatinefolie übertragen.

V. Abschnitt.

Verschiedene Zusammenstellungen von Negativen.

Um verschiedene Objekte, welche sich nicht gleich- zeitig mit einer photographischen Aufnahme herstellen oder bei der Aufnahme nicht in die gewünschte be- stimmte Anordnung bringen lassen, zusammen auf eine Druckplatte kopieren zu können, wie dies auch bei grossen Auflagen mit einer Anzahl gleicher Negative erforderlich wird, werden die abgezogenen Negative auf einer Tafel vereinigt.

Diese Zusammenstellungen können entweder auf Spiegelplatten oder auf Gelatinefolien vorgenommen werden.

Auf Gelatinefolien.

Gleichzeitig, wenn die Negative zum Zwecke des Abziehens mit Gelatine versehen werden, wird auch schon eine für die ganze Zusammenstellung entsprechend grosse Folie vorbereitet, um dieselbe rechtzeitig trocken zu haben.

Es wird eine rein geputzte Spiegelplatte mit zwei- prozentigem Rohkollodium überzogen und dann, nach dem Einritzen der Ränder mit derselben Gelatine und Menge wie ein Negativ überzogen; während diese Schicht trocknet, wird an den früher trocken gewordenen Negativen die nötige Retouche und das Abgrenzen (Ausdecken mit

75

Farbe) an der Gelatineseite durchgeführt, darüber mit J^^egativlack lackiert und die Häute abgezogen.

Ist die Folie trocken geworden, so wird dieselbe an der Glasplatte belassen und mit dieser in eine Tasse mit kaltem AVasser zum Aufquellen gelegt, dann heraus- genommen und mittels eines Tuches vom Überschuss des Wassers befreit.

Dann wird die Platte, mit der Schicht nach oben, auf einen w^eissen Bogen Papier gelegt, an welchem schon vorher eine genaue Anordnung für alle Negative vorgezeichnet wurde und welche durch die Gelatine- schicht deutlich sichtbar ist. Die Negative w-erden nun unter Vermeidung von Luftblasen an ihren vorgezeich- neten Platz angedrückt und kleben nach dem Trocknen an der Gelatine genügend gut. Um ein Verwischen der vom Ausdecken und der Eetouche an den Negativen befindlichen, wasserlöslichen Farben beim Anquetschen an die feuchte Gelatine zu verhindern, werden die Negative, wie schon erwähnt, lackiert.

Ist die Zusammenstellung fertig, so muss dieselbe gut austrocknen, was man durch Einsetzen des Daumen- nagels in die Gelatinefolie zwischen den Negativen in der Mitte der Platte konstatieren kann, und kann die Folie samt den Negativen vom Glase gezogen werden. Nach Verkleben der Zwischenräume mittels dünnen Stanniols und eventueller Retouche an der Rückseite kann kopiert werden.

Sind Versetzungen an derartigen Zusammenstellungen erforderlich, so werden die betreffenden Stücke aus- geschnitten und mit Stanniol an der Vorder- und Rück- seite verbunden.

Für Nachbestellungen werden solche Folien entweder zwischen Kopiergläsern oder starken Deckeln gepresst auf- bewahrt, damit keine Wellen entstehen.

76

Auf Spiegelplatten.

Hierbei wird ebenfalls die Eetouche an der Rück- seite der gelatinierten Negative vorgenommen und auf eine vorbereitete Einteilung eine Spiegelplatte gelegt, an welcher die Negative befestigt werden; dieses geschieht in der Art, dass jedes Negativ rings herum an den Rändern, ausserhalb des Bildes, mit einer dicken Gummi- lösung bestrichen und fest an die Platte angedrückt wird.

Die Zwischenräume werden mit Stanniol verklebt, grössere freie Stellen können auch mit schwarzem Papier gegen Belichtung geschützt werden.

Zusammenstellungen auf Glas haben neben der Ge- fahr des Bruches noch den Nachteil, dass lichtdurch- lässige Sprünge und Risse zwischen den Negativen leicht entstehen, bei längerem Aufbewahren einzelne Teile sich ablösen und schliesslich die Häute bei Feuchtigkeit sehr leicht wellig Averden.

Durch gleichmässiges, doch längeres Erwärmen von der Glasseite aus glätten sich die welligen Negative beim nachherigen Abkühlen vollständig; dasselbe ist auch zu erreichen durch Einpressen im Kopierrahmen zwischen trockenen Papiereinlagen, welche ab und zu gew^echselt werden müssen.

Sind die Negative dünn gelatiniert, so können sie beim oder nach dem Erwärmen leicht zerspringen, sind die Ränder der Negative nicht gut gummiert und fest angeblebt, so kann beim Erwärmen eine Stelle sich auf- heben und entsteht dann eine in das Negativ herein- ragende Blase oder Welle, welche sich beim Kopieren nicht flach drücken lässt und unscharf kopiert. Ein solches Negativ muss von der Glasplatte gelöst, in feuchte Makulaturpapiere bis zur Geschmeidigkeit eingelegt und frisch angeklebt werden.

Eine ähnliche Behandlung erfordern auch abgezogene einzelne Negative, welche wellig geworden sind und

77

zur Yerwendang gelangen sollen, und solche, welche erst im abgezogenen Zustande zur Retoache kommen; bei letzteren kommt beim Aufspannen auf eine Glas- platte die Gelatineseite nach auswärts (wie die Negative Yor dem Abziehen am Glase waren) und erst nach dem Trocknen, wenn dieselben zwischen Papier gefeuchtet wurden, erfolgt dann die Eetouche, Mattlacküberzug u. s. w\

Zusammenstellung von Negativen für eine Broschüre, Album und dergl.

Hierbei ist zu beachten:

1. Ob eine bestimmte Reihenfolge (Seitenzahl) der

Bilder zu erfolgen hat;

2. der Druck nur auf einer Seite des Papieres, oder

3. auch auf der Rückseite zu erfolgen hat;

4. ob auch gewisse Seiten für Text, z. B. Buchdruck

u. s. w., frei bleiben müssen.

1. Die Yorarbeiten.

Pür die Zusammenstellungen müssen an jedem abgezogenen Negative die genauen Abgrenzungslinien auf der Kopierseite ersichtlich sein, und zwar wenn bei mehreren Negativen ein und dieselbe Grösse eingehalten werden soll, wird diese Arbeit mittels eines Karton- ausschnittes vorgenommen, um nicht bei jedem Stück mit dem Lineal oder "Winkel in zeitraubender AVeise arbeiten zu müssen. Der Kartonausschnitt wird am Retouchierpult an jedes Negativ richtig aufgepasst und längs der inneren Linien, dem Karton entlang, mit einem weichen Bleistift die Abränderung der Bilder gemacht.

Kreisförmige Abgrenzen können ebenso, oder mittels einer in den Zirkel eingesetzten Ziehfeder und Engelrot an der Gelatineseite der Negative vorgenommen werden; an der Kopierseite würde die Spitze .des eingesetzten Zirkels die Kollodiumschicht verletzen.

78

Ovale oder Kreise können auch bei öfterer Wieder- holung mittels in dünnen Stanniolfolien ausgestanzter oder ausgeschnittener Masken durch Ankleben an die Kopierseite der Negative erzielt werden.

2. Die Zusammenstellung. Bei allen Zusammenstellungen von Hautnegativen ist eine Vorzeichnung auf weissem Papier erforderlich,, welches unter die mit einer Gelatinefolie versehene Glas- platte oder letzterer allein gelegt wird; die Abgrenzungs- linien der Negative müssen mit den vorgezeichneten

I.

2.

3-

4-

5-

6.

7-

8.

Fig. 23.

Linien korrespondieren und alle rechtwinkelig sein, damit beim Durchschneiden oder Falten der bedruckten Bogen keine schief oder seitlich schlecht stehenden Bilder vor- kommen können.

Fig. 23 zeigt eine Einteilung für acht Bilder eines Leporello- Albums, und ist die Reihenfolge der Bilder durch Nummern angezeigt; nach dem Druck werden die Aussenränder beschnitten, bei der Schnittlinie a und h durchgeschnitten, das Bild 5 der Nummer 4 ange- klebt und der ganze Streifen bilderweise gefaltet. Es bleibt an allen Bildern die Rückseite unbedruckt.

Bei solchen Leporello -Albums stehen sich immer je zwei und zwei Bilder gegenüber; soll der Druck jedoch

79

in der Weise ausgeführt werden, dass die 1., 3., 5.^. 7. u. s. f. Seite eines Albums bedruckt, die Rückseiten aber leer bleiben müssen, so ist ein zweimaliger Druck und daher auch zwei Zusammenstellungen von Negativen erforderlich und sind dieselben an den Fig. 24 u. 25 ersichtlich, wobei die Stellung der Ziffern Bezug hat auf die Stellung der Negative zueinander.

Ist eine Seite ge- druckt, so wird dann die zweite Seite so aufge- druckt, dass die künftigen Schnittlinien genau auf- treffen und infolgedessen auch die Bilder genau zu stehen kommen.

Wird ein beiderseitig

8.

'Z

bedrucktes Blatt für die Buchform gefaltet, so erscheint die erste Seite mit dem Bilde 1 be- druckt, die Rückseite desselben ist frei, die folgenden Bilder ent- sprechen der gewünsch- ten Reihenfolge und die Rückseite des Bildes 8 bleibt wieder frei.

Sollen aber alle laufenden Seiten bedruckt werden, mithin die Vorder- und Rückseite, so ist ebenfalls ein zweimaliger Druck mit zweierlei Zusammenstellungen der Negative erforderlich und können auf einen Bogen, wie im Beispiel Fig. 26 u. 27 statt 8 Bilder deren 16 untergebracht werden. Soll dabei eine bestimmte Reihenfolge der Bilder im fertig gebundenen Hefte sich ergeben, so dienen die in den Fig. 26 u. 27

7-

3-

•I

•9

80

angegebenen Ziffern als Anhaltspunkte für die Zu- sammenstellungen.

Sind alle Negative festgeklebt, so erfolgt das Ab- decken der Zwischenräume; es werden scharf geschnittene Streifen von dünnen Stanniolfolien mit sandfreier Gummi- lösung bestrichen und über die Eänder der Negative an die durchgehende Abgrenzungslinie, z. B. in Fig. 27 von 4 bis 1, in gerader Linie festgeklebt; erst wenn alle Linien durch Stanniol verklebt sind, kann die Tafel

£

•II

•9

•5

'ZI

'£i

2.

15-

lO.

7. 8.

9-

i6.

i.

Fig. 26. Fig. 27.

von dem unterliegenden Einteilungsbogen weggenommen werden.

Das Einfügen von Schriften, Nummern 11. s. w. zum Bildnegative.

Um die Herstellungskosten der Lichtdruckauflagen :zu verringern, trachtet man, erforderliche Bezeichnungen wie: Nummern, Firma u. s. w., gleich mit dem Lichtdruck mitzudrucken, statt dieselben separat durch Buch- oder Steindruck anzubringen, wobei man neben den Mehr- kosten noch Gefahr läuft, durch unachtsames, ungenaues Anlegen (meist von selten des Lichtdruckers) Ausschuss- drucke zu erhalten und einen damit verbundenen Nach- druck zum Ergänzen der Auflage.

In vielen Fällen gelingt es anstandslos, oben An- geführtes zu erreichen, und zwar:

1. Durch Schreiben der erforderlichen Bezeichnungen auf das Original (bei Aquarellen, Zeichnungen) vor der photographischen Aufnahme.

2. Wo dies nicht gestattet ist, durch Anheften kleiner Papierstreifen an das Original, welche Streifen mit den

81

gewünschten Bezeichnungen versehen sind; doch moss das Papier entsprechend gefärbt werden, damit sich diese Streifen im Tone des Bildes yerlieren. Kleine Ton- differenzen w^erden bei der Negativretouche ausgeglichen. Bei 1 und 2 kann weisse Schrift auf tonigem oder dunklem Grund, oder eine dunkle Schrift auf lichtem Grunde ausgeführt werden.

3. Durch Aufdrücken der Schrift u. s. w. auf licht- durchlässige Stellen der Kopierseite des Negatives mittels eines Kautschukstempels. Es w^ird die aufgedruckte Stempelfarbe (fette Farbe verdirbt sehr bald den Stempel) mit Graphit oder Bronzepulver eingestaubt, um eine genügende Deckung der Schrift zu erhalten.

4. In gedeckte Stellen eines Kollodium- oder Kollodiumemulsions - Negatives kann das Gewünschte mittels einer lithographischen Nadel oder eines anderen scharfen Instrumentes radiert werden.

5. Durch Übertragung des mit Kopiertinte Ge- schriebenen direkt auf die bereits angedruckte Lichtdruck- platte; es wird auf gewöhnlichem Schreibpapier nicht zu satt geschrieben, und nach dem Trocknen wird die Tinte durch leichtes Anpressen des Papieres mit einem Finger an eine unkopierte Stelle der Lichtdruckplatte übertragen; nach wenigen Minuten wird der Überschuss der über- tragenen Tinte mittels Löschpapieres abgezogen und gedruckt.

6. Sind transparente oder wenig gedeckte Stellen am Negativ mit einer Schrift zu versehen, so kann man dieselbe mittels einer weichen Stahlfeder und einer gut deckenden Wasserfarbe (Engelrot, Zinnober, chinesische Tusche u. s. w.) eintragen.

Eine Einteilungsskizze auf weissem Papier wird unter dem Negativ an zwei Ecken festgeklebt und die Schrift an der Kopierseite des Negatives geschrieben; stösst die

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 6

82

Farbe ab, so werden die betreffenden Stellen mit ganz feinem Staub, z. B. von einem Möbelstück, abgerieben.

7. Wenn auf eine Anzahl abgezogener Negative ein und dieselbe Schrift anzubringen ist, Avie z. B. es bei jedem Blatte im Musterbuche mit der Firma und ganzen Adresse eines Industriellen vorkommt, so kann dies mittels Stein- oder überhaupt Flachdruckes unter Verwendung einer leichten, doch gut deckenden Farbe, z. B. Zinnober, geschehen und wird zur besseren Deckung der frische Druck an jedem Negativ mittels Bronze- pulvers eingestaubt.

Durch vorhergehendes Abreiben des Negatives mittels sehr feinen Staubpulvers erhält man ein besseres Abheben der Druckfarbe.

8. Wenn man erforderliche Schriften auf glattem weissen Papier mittels satter Farbe druckt oder schreibt^ davon gut gedeckte Negative herstellt und dieselben für abgezogene Bildnegative entsprechend dick, für Glasnegative nur ganz dünn gelatiniert und abgezogen und dem Negative einverleibt.

Die Yerwendung erfolgt in der Weise, dass man diese Schrifthäutchen an entsprechender Stelle des Bildnegatives einfügt oder auch knapp ausserhalb des Bildes; bei Glasnegativen w^erden die betreffenden Stellen bis aufs blanke Glas weggeschabt und das ganz dünne Schrifthäutchen hingeklebt. Die zwischen den zu- sammengefügten Negativen vorhandenen Fugen werden entweder mit Deckfarben retouchiert oder mit Stanniol zugeklebt.

9. Durch Einkopieren auf die schon mit dem Bild- negativ kopierte Druckplatte.

Besonders anwendbar bei Reproduktionen von solchen Originalen, wo viel Schrift u. s. w. vorkommt, z. B. Widmungsblätter; hierbei werden zwei Negative her-

83

gestellt, eines im Charakter entsprechend für das Bild, und das zweite gut gedeckte Negativ nur für die Schrift.

Wenn das Bild an der Lichtdruckplatte kopiert ist, macht das Einpassen für das -Kopieren der Schrift gar keine Schwierigkeiten, weil man beim Einlegen der Druckplatten in den Kopierrahmen genug Anhaltspunkte zum Passen findet.

Das Einpassen von Lichtdrucken in Umrahmungen.

Hand in Hand mit dem Stein- und Buchdrucker kann oftmals der Lichtdrucker bei Herstellung von ver- schiedenen Drucksachen, als: Kalender, Plakate, Karten zu verschiedenen Festlichkeiten u. s. w., die vorhandenen photographischen Negative landschaftlicher Motive, Porträt-, Kostüm- und anderer Studien in vorteilhafter Weise ver- wenden und mitunter recht originelle, gefällige Arbeiten liefern.

Für den von selten des Buch- oder Steindruckers in der Umrahmung freigehaltenen Eaum schafft der Licht- drucker das Negativ in entsprechender Grösse; von der Umrahmung wird ein kräftiger schwarzer Abdruck auf geleimtes, dünnes, weisses Papier gemacht, derselbe an das Glas des Retouchierpultes mit den Ecken geklebt, daran das bereits retouchierte Hautnegativ so aufgepasst, wie das Bild in der Umrahmung beim Druck zu stehen hat, und auch an den Rändern an dem Vordruck an- geklebt.

Nun werden die durch das Negativ bemerkbaren Abgrenzungen mittels einer Deckfarbe (Engelrot, Tusche) und einer weichen Stahlfeder oder Pinsels vorgezogen und nach Abnahme des Negatives nach aussen breiter ab- gedeckt, das Negativ sofort nach dem Trocknen der Farbe auf eine Glasplatte mit den Rändern festgeklebt und an der Kopierseite mit feinkörnigem Mattlack übergössen,

6*

84

damit das Negativ nicht so leicht die Grösse yerändern kann.

Sind mehrere Negative für ein Blatt zu vereinigen, so Avird an jedem Negativ das Vorziehen der Abgrenzung besorgt, eine entsprechend grosse Spiegelplatte über den Druck der Umrahmung gebracht und ein Hautnegativ nach dem anderen an den Eändern mit dicker Gummi- lösung bestrichen und an die gehörige Stelle an die Glas- platte festgeklebt, dann die Zwischenräume mittels dünnen Stanniols verdeckt; nach dem Trocknen erfolgt ein Matt- lacküberzug an der Kopierseite.

VI. Abschnitt.

Der Druckereiraum und die Einrichtung.

Der Arbeitsraiim.

Als Druckereiraum soll ein heller Raum, welcher Termöge seiner Bauart und Lage ohne besondere Schwierig- keiten in ziemlich gleichmässiger Temperatur erhalten werden kann, gewählt werden; bei einem soliden Bau und gut schliessenden Fenstern wird ein Temperatur- und Witterungswechsel nicht so plötzlich fühlbar werden, wie in einem minder gut hergestellten.

Nicht nur eine rasch wechselnde Temperatur, sondern auch jäh veränderte Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft im Arbeitsraum bewirken Störungen beim Druck, welche mitunter nur unter bedeutendem Zeitverlust zu beheben sind.

Je genauere, gleichmässige, dem Lichtdruck zu- trägliche Verhältnisse, in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit im Arbeitsraum geschaffen werden können, desto sicherer und erfolgreicher wird sich die Leistungs- fähigkeit des Lichtdruckes qualitativ und quantitativ ge- stalten. Da dieses in kleineren Räumen leichter be- wältigt werden kann, sind die bei anderen Druck- techniken sich als praktisch erweisenden Säle für den Lichtdruck nicht zu empfehlen.

86

In der Praxis ist oftmals die Beobachtung gemacht worden, dass eine Anzahl gleichzeitig präparierter und in jeder Hinsicht gleichmässig behandelter Druckplatten dennoch eine grosse Verschiedenheit im Verhalten während des Druckes aufweisen; einige davon lassen sich nur sehr schwierig drucken, die anderen hingegen leicht; erstere Aveisen bei minder schönem Eesultate eine geringe, letztere, mit guten Abzügen, eine bedeutend grössere Leistungsfähigkeit auf.

Solche Vorkommnisse entstehen, mit wenigen Aus- nahmen, durch unrichtige Verhältnisse der Temperatur und Feuchtigkeitsgrade im Arbeitsraum infolge der hygro- skopischen Beschaffenheit der Gelatine.

Bei zu trockener Luft im Druckereiraum wird eine noch so tadellose Druckplatte ein öfteres Nachfeuchten erfordern, weil zum Teil die Luft, dann das Papier, selbst auch die Druckwalzen die Feuchtigkeit der Platte entziehen; zu feuchte Luft bewirkt hingegen ein rasches Abarbeiten der Platte, es verlieren die Töne und die Abdrücke werden hart.

Die Druckschicht empfängt zu viel Feuchtigkeit aus der Luft und kann davon dem Papier zu wenig ab- geben, weil dasselbe ebenfalls Feuchtigkeit schon an- gezogen hat, bevor es durch die Presse geht.

Bei zu niederer Temperatur ist der Druck nicht auszuführen, die Platten nehmen nicht genügend die Druckfarbe an, welche auch zu fest ist und sich nicht gut verteilt; bei hoher Temperatur wird die Farbe zu geschmeidig, und es entstehen tonige Abdrücke, die Platten werden leicht verletzbar und rascher abge- arbeitet.

Wird jedoch eine Temperatur von ungefähr 15 Grad R. bei 55 bis 68 Grad Luftfeuchtigkeit ziemlich gleichmässig im Arbeitsraum erhalten, so werden dadurch viele Übel- stände im Lichtdruck abgestellt sein.

87

Es ist nötig, in diesem Eaume an passender Stelle ein Thermometer und ein Hygrometer für teclmische Zwecke (Fig. 29)^) anzubringen, um nach beiden er- wähnten Richtungen eine Kontrolle üben zu können.

Fig. 28 zeigt das Hygrometer der Firma Klimsch & Co. in Frankfurt a. M.

In der Tabelle I (Seite 86 ii. 87) sind einige der vorkonmienden Störungen angeführt, welche bei unrichtigen Verhältnissen entstehen, während, wie erwähnt, 15 Grad R. bei 60 bis 70 Prozent Feuchtigkeit günstig sind.

Seit meiner diesbezüglichen ersten Publikation 2) ist auch das Hygrometer in vielen Lichtdrucke- reien mit besten Erfolgen einge- führt worden.

Fi^. 28.

flg. 29.

Praktischer als die in der Tabelle angegebene Ab- hilfe ist ein ausgiebiger Ventilator und ein Wasser- zerstäuber, jeder für sich an- und abstellbar; ersterer

1) Das Instrument ist von der Firma Wilh. Lambrecht in Göttingen bezogen und zeigt die IHustration die richtige Be- schaffenheit einer Lichtdruckerei.

2) Dr. J. M. Eders „Jahrbuch*' 1895.

88

Tabe

Tempe- ratur

Feuchtigkeits- prozente am H5^grometer

Die normal ge- richtete Druck- farbe ist

Verhalten

der Druckplatte

Die Abdrücke

8 Grad R.

40

Zu fest. Temperatur zu

niedrig. Teigfarben ver- wendbar.

Nimmt schwer Farbe an, trocknet bald aus, rauss oft gefeuchtet werden.

Sind tonarm, hart, und sind wenig Abdrücke in einem Gange erzielbar, da die Platte bald trocken wird.

15 Grad R.

40

Gut, Teigfarben weniger gut.

Nimmt Farbe gut an, sonst wie oben.

Werden nach dem Feuchten bald voll und schwer, wenig Abdrücke in einem Gange.

15 Grad R.

60 70

Gut, Teigfarben auch gut.

Nimmt Farbe gut an, hält sich lange feucht. Es darf kein hygroskop. Salz zur Feuchtung genommen w^erden.

Gut, viele und gleich- ] mässige Abdrücke in ' einem Gange erzielbar. j

2 t Grad R.

Wird dünn und schmierig, Teig- farben absolut nicht zu ver- wenden.

Nimmt Farbe sehr leicht an, tont und wird bald trocken.

Wenig gute Abdrücke in einem Gange, werden bald nach dem Feuchten tonig. 1

21 Grad R.

68

Wie vorher.

Schicht wird bald verletzt, aufgerauht. Tont übers ganze Bild, die feine Zeichnung ver- liert, imd ist die J^latte

rasch abgearbeitet.

Stark tonig bald nach dem Feuchten. Uberbelichtete Teile werden stark tonig. Wenig gute Abdrücke von

einer Platte erhältlich. Feine Töne verlieren sich , ganz im allgemeinen Ton. ;

hat das Abführen von zu warmer oder zu feuchter und die Zufuhr von kühler und trockener Luft zu besorgen. Der Wasserzerstäuber hat eine zu trockene Luft für den Bedarf genügend mit Feuchtigkeit zu sättigen.

Wirken höhere Temperatur und Feuchtigkeit gleich- zeitig auf die Bildschicht, so muss. selbstredend ein Kleben der Schicht, ebenso ein rasches Verlieren der Töne eintreten, denn in feuchter Wärme löst sich die wenig oder unbelichtete Gelatine auf; beschleunigt wird dies noch durch die mechanische Reibung mit den Druckwalzen beim Farbe -Auftragen.

Dieses teilweise Auflösen der Gelatine an der Druck- platte wird auch für das Auge wahrnehmbar durch das

89

Pap

1 geleimtes

i e r e

un geleimtes

Abhilfe

I Hebt die aufgetragene i Farbe an den kräftigen i Partieen niclit ab, mindere j Papiere rauhen an diesen Stellen auf.

Rauht an den kräftig gezeichneten Stellen des Bildes auf oder reisst sogar ab. Klebt an den Weissen.

Höhere Temperatur, mehr Feuchtig- keit. Farbe dünner machen. Hygro- skop, Salz in die Feuchtung geben. Aufstellen grosser offener, miiWasser gefüllter Gefässe auf dem geheizten Ofen.

Zeigt obige Fehler nur bei minderen Papieren.

Zeigt obige Fehler weniger.

Mehr Feuchtigkeitsgrade. Hygroskop. Salz in die Feuchtung. Besprengen des Fussbodens mit warmem Wasser.

Verhält sich sehr gut, selbst minderwertiges Chromopapier gut druckfähig.

Gut, weniger Abdrücke in einem Gange erzielbar, wie bei geleimtem Papier, Platte trocknet früher.

Mindere Papiere drucken sich schwer, neigen zum Kleben.

Klebt an den nichtbelichteten (weissen) Stellen.

Festere Farbe. Ausdecken der weissen Stellen mit scharfer Feuchtung. Feuchtung und Block mit Eis abkühlen.

1 Hat Neigung zum Kleben. Mindere Papiere reissen beim Durchgange in der

1 Schnellpresse ab.

Klebt stark an der Platte, reisst beim Durchgange in der Schnellpresse ab.

Wie vorher. Papier partieenweise übertrocknen. Lüften des Arbeitsraumes.

Rauhwerden und Yerletzen der Schicht, besonders an dea unbelichteten Teilen, z. B. Aveisser Grund.

Während der Hochsommermonate sind die Störungen sehr häufig und schwer zu überwinden, besonders,, wenn bei hoher Temperatur ein Regenw^etter eintritt; es nützt in diesem Falle die Zufuhr von frischer Luft sehr Avenig, weil dieselbe zu feucht ist. Eine kalte und doch ziemlich trockene Luft aus einem Keller u. s.w. ins Lokal geführt, ferner die Anwendung von in Eis gestellter Feuchtung, fester Druckfarbe und gutes Papier,, eventuell etwas härtere Chromatgelatine, sind Hilfsmittel, um auch solchen Störungen wirksam begegnen zu können.

90

Die Lederwalzen.

Die Lederwalzen, beim Lichtdruck auch Einschwärz- Avalzen benannt, sind guten Steindruckwalzen gleich; sie müssen ein zartes Korn besitzen und darf die Naht wenig bemerkbar sein, welche sonst beim Farbe -Auftragen teils dunkle, teils lichte Streifen und Fleckchen am Bilde absetzt.

Die Walzenlänge von 26 cm erweist sich beim Handpressendruck am praktischsten.

Neue Walzen müssen vor der Verwendung erst so lange mit mittelstarkem Steindruckfirnis eingelassen werden, bis der Firnis nicht mehr in das Leder einsinkt und an der Oberfläche bleibt.

Zu diesem Zwecke gibt man auf einen Farbstein reichlich solchen Firnis und rollt die Walze so lange darauf ab, bis das Leder mit Firnis gesättigt erscheint; nach Verlauf von 1 bis 2 Stunden wird das Leder matt, ein Zeichen, dass der Firnis eingesunken ist, und muss das Einlassen wieder vorgenommen werden.

Bei öfterer Wiederholung dieser Prozedur wird die Walze am dritten Tage keinen l^irnis mehr aufnehmen.

Entfernt man nun mit einem etwas stumpfen Messer, den Fasern des Leders entlang und niemals gegen die- selben, den an der Oberfläche des Leders befindlichen l'irnis, so kann dann die Walze mit Druckfarbe ein- gelassen und verwendet werden; da jedoch ein Teil des Firnisses im Leder eingesaugt ist, welcher wälirend des Druckens nach und nach immer mit der Druckfarbe sich vermengt und dieselbe leichter, dünner gestaltet, wo- durch tonige, schwere Abdrücke entstehen, so kann der Lichtdrucker eine solche Walze nicht gleich verwenden. Es ist daher praktisch, neue Walzen durch eine kurze Zeit dem Steindrucker zum „Abarbeiten" zu übergeben, oder, wo dieses nicht durchführbar ist, müssen dieselben durch einige Tage von Zeit zu Zeit von der Farbe

91

abgeschabt und jedesmal mit frischer, ziemlicli fester Farbe versehen werden, bis dieselbe richtig arbeitet.

Das Abwaschen mittels Terpentinöles, Petroleums u. s. w. soll nach Möglichkeit vermieden werden.

"Wird eine Lederwalze durch voraussichtlich längere Zeit, vielleicht einige Monate, ausser Verwendung gestellt, so muss das Leder mit Eindstalg (ünschlitt) eingefettet werden, um das Eintrocknen der Farbreste (die sogen. Lackbildung) und das Trocknen des Leders zu verhüten.

Sind aber durch Unachtsamkeit trockene Farbkrusten an der Walze entstanden, wie es bei rasch trocknenden Farben entstehen kann, so werden dieselben durch Schleifen mit einem sandfreien Bimsstein, etwas feinem Schleifsand oder Schmirgel und Terpentinöl entfernt; nach dem Aus- trocknen des vom Leder eingesaugten Terpentinöles (über Nacht) kann die Walze wieder zum Druck verwendet werden. Die Lederwalzen für den Farbendruck müssen von denjenigen für den Schwarzdruck getrennt gehalten werden, so dass selbst im kleinsten Betrieb auch je eine Walze für Gelb, Rot und Blau vorhanden ist, Avelche allerdings auch für verwandte Farben, z. B. die rote AValze für Rotbraun, Rotviolett u. s. w. verwendet werden können.

Die Leimwalzen.

Während die Lederwalzen von eigenen Fabrikanten erzeugt werden, wird die Herstellung der Leimwalzen, bezw. der Guss derselben, in vielen Druckereien selbst besorgt und ist hierzu erforderlich:

1. Die Gussform, bestehend aus einem hohlen, innen hochpolierten Metallcylinder, Avelcher genau in ein Postament passen muss und mit einem Deckel versehen ist (Fig. 30).

2. Das Walzengestell a (Fig. 31), an welchem an einer Seite der Bügel zum Abschrauben eingerichtet sein muss, um die Walze in das Gestell einsetzen zu

92

können, wozu an jedem Seitenteil der Walze je ein runder Zapfen c angebracht ist, welcher in den Bügel des Gestelles eingefügt wird.

3. Eine Walzenmasse, welche nahezu jede Farben- fabrik in den Handel bringt; dieselbe w-ird zum Ge- brauch in AVürfel geschnitten, in einen Topf gegeben, dieser in ein Wasserbad gestellt und so lange erwärmt, bis die Masse TöUig geschmolzen und flüssig ist. Das Kochen ist zu vermeiden.

Vor dem Eingiessen in die Form muss die Masse, ohne Um- rühren, 1/4 Stunde ruhig stehen bleiben, damit die in derselben enthaltenen Luftbläschen und Un- reinigkeiten an die Oberfläche steigen

Fig. 30.

jbig. 31.

können, Avelche dann mit Kartonstreifen abgezogen AY erden.

Die Masse wird warm eingegossen und damit die- selbe in der Form nicht zu rasch abkühlt, wodurch eine fehlerhafte, mit Striemen versehene Walze entstehen würde, muss folgender Vorgang beachtet werden:

In einem auf gewöhnliche Zimmertemperatur ge- brachten Eaume wdrd der Gusscylinder innen mit reinem Speiseöl eingefettet, dann auf etwa 35 Grad E. erwärmt;.

93

in das Postament wird die Achse mit einem Dorn ein- gefügt, der Cylinder darüber gebracht und in den im Holzpostamente ungefähr 4 mm tief eingelassenen Kreis fest eingesteckt.

Das Erwärmen der Form für Handwalzen kann über einer Spiritusflamme geschehen, für Maschinen- walzen wäre diese Arbeit zu zeitraubend, und man stellt daher diese Form diagonal in ein eisernes seichtes Gefäss mit brennendem Spiritus (Fig. 32).

Die durch die Röhre ziehende Flamme erhitzt den oberen Teil der Form sehr rasch, worauf ge- Avechselt wird, d. h. das im Spiritus gestandene Ende wird nach oben gebracht. Das Ölen der Gussform erfolgt mittels eines an einer Stange

angebrachten Wisch- ballens nach dem Er- wärmen; der AVisch- ballen muss immer

in Papier gehüllt, vor Staub und ünreinigkeiten geschützt, aufbewahrt bleiben.

Nun wird die Masse auf den oberen Dorn langsam aufgegossen so dass dieselbe der Achse entlang abläuft, ohne die Innenwände der Form zu berühren, bis die Form gefüllt ist. Streift die Masse die Form, so wird das Öl w^eggedrängt und die Walze festgeklebt; auch entstehen hierdurch die sogen. „Ölschlangen", Streifen und Luftblasen.

Zum Glessen von Maschinenwalzen ist ein sogen. „Aufsatz- oder Gusstrichter" zu empfehlen, z. B. der-

94

jenige Yon dem Maschinenmeister Franz Reiter in Heilbronn konstruierte (Fig. 33), welcher auf die in der Form befindliche Spindel angesteckt wird; die in den Trichter gegossene Flüssigkeit läuft der Spindel entlang in die Form, ohne die Wände derselben zu berühren. Der erwähnte Trichter ist vom Erfinder um den Preis von 6,50 Mk. erhältlich und für jede Walzengrösse verwendbar.

Damit die trotz aller Yorsicht beim Glessen entstehenden Luftbläschen die Walze nicht fehlerhaft gestalten können^ ist es geraten, die angefüllte Gussform im temperierten Raum zu belassen, da- mit die Masse nicht rasch erstarren und die Luftblasen mit einschliessen kann; dieselben steigen nämlich durch die flüssige Masse an deren Oberfläche, welcher Teil, als ausserhalb der Walze, nach dem Herausziehen aus der Form, weggeschnitten wird. Diese scharfen Kanten werden über einer Spiritus- flamme rund geschmolzen.

Der obere Dorn muss etwas über die Gussform ragen und wird derselbe beim Schliessen der gefüllten Form durch das runde Loch in den Centrum des Deckels gebracht.

Nach ungefähr 10 Stunden kann die Walze aus der Form gedrückt oder gezogen werden; doch soll dieselbe vor Verwendung zum Druck einige Tage zum Über- trocknen aufgehangen Averden, denn jede frisch gegossene Walze ist zügig und klebrig. Ein Abwaschen oder Ab- reiben mit einer Chromalaunlösung benimmt allerdings der Walze den übermässigen Zug, doch werden so be- handelte Walzen sehr bald an der Oberfläche rissig und dadurch unbrauchbar. Ähnliche Fehler treten auf, wenn die Walze mit einer Chromatsalzlösung eingerieben und belichtet w^urde.

95

Unbrauchbar gewordene Walzen können wieder um- geschmolzen werden, dazu müssen dieselben von der Farbe gereinigt und von der Achse heruntergeschnitten

Fig. 35. Ansicht der ge- schmolzenen Walzenmasse ungereinigt.

Fig. 37. Grob gelochtes Sieb (vergl. Fig. 36).

Fig. 34. Komplette Ansicht des ganzen Apparates.

Fig. 38. Nachdem das grob gelochte und das fein gelochte Sieb durch die

Walzenmasse gedrückt wurde, ist die Masse rein.

Fig. 36. Ansicht, nachdem>. das grobgelochte Sieb durch die Walzenmasse gedrückt wurde.

Fig- 39. Fein gelochtes Sieb (vergl. Fig. 38).

werden; diese Masse wird in kleine Stücke zerschnitten, im Wasserbade geschmolzen und durch ein Leimsieb aus Messingdraht filtriert, um die unlöslichen Teile aus der Masse zu entfernen.

96

Die erste Mannheimer Holztypenfabrik Sachs & Cie. hat einen Walzenraasse-Eeiniger in den Handel gebracht, durch dessen Verwendung jede Unreinigkeit aus der Masse geschieden werden kann (vergl. Fig. 34 bis 39).

Die Keinigung geschieht, indem man zuerst das grob- gelochte Sieb (Fig. 37) anwendet und die gröbere Un- reinigkeit zu Boden drückt (Fig. 36) und dann das fein- gelochte Sieb (Fig. 39). ,

Um den Leimwalzen durch eine längere Zeit ihre Zügigkeit zu bewahren, ist es geraten, wöchentlich einmal des Abends die Walzen gut von Farbe zu reinigen, dann mit Glycerin. einzureiben und über Nacht damit stehen zu lassen.

Die Druckfarben,

Bezüglich der Druckfarben sollen vorerst einige in den praktischen Betrieben gebräuchliche Bezeichnungen eine kurze Erklärung finden.

1. Kompakte, feste oder strenge Farbe, diejenige, welche sehr wenig Firnis enthält und nicht oder kaum mit dem Farbmesser oder der Walze verteilt werden kann.

2. Leichte (seltener dünne) Farbe^ im Gegensatze zu 1., jedoch mit sogen, „schwachem" (leichtem) Firnis vermengt, daher auch kurze Farbe benannt.

3. Zügige Farbe, welche auch viel Firnis, jedoch einen „stärkeren" (strengeren) Firnis enthält.

4. Lichtbeständige (auch kurzweg „beständige") Farben, welche im verdruckten Zustande nur äusserst langsam im Lichte sich verändern.

5. Unbeständige Farben, welche sich im Lichte ver- ändern (verblassen, missfarbig werden), was sich auch ohne Lichteinwdrkung, z. B. durch schädliche atmosphärische Einflüsse vollziehen kann oder bei manchen auch ohne dieselben.

97

6. Grund- oder ürfarben (auch „Normalfarben'') iverden diejenigen Gelb, Rot und Blau benannt, wovon jede für sich im Tone den beiden anderen sich nicht nähert, also möglichst rein die eigene Farbe zeigt. Be- sitzt z. B. das Rot eine leichte Neigung gegen das Blau, so wird dasselbe „blaustichig" genannt.

7. Mischfarben, welche aus zwei reinen Grundfarben entweder durch Zusammenmischen oder durch Auf- einanderdruck entstehen, z. B. Grün aus Gelb und Blau.

8. Gebrochene Farben, welche alle drei Grundfarben, gleichgültig in welchem Mischungsverhältnis, aufweisen.

9. Deckfarben, welche auf gefärbtem Papier oder schon vorher gedruckten Farben die Unterlage gar nicht oder nur wenig durchschimmern lassen, also mehr oder weniger ihre Unterlage decken, zum Unterschiede von

10. Lasurfarben, welche die Unterlage mehr oder weniger bemerkbar lassen, daher Mischfarben entstehen, :z. B. wenn auf Gelb Rot gedruckt wird, entsteht die Mischfarbe Orange. (Yergl. den Farben-Lichtdruck.)

Die für den Lichtdruck angewendeten Farben müssen in der Konsistenz fester sein, als die für den Steindruck bestimmten; weiter sollen nur gute, ausgiebige Farben .genommen werden, um einen kräftigen, gut wirkenden Abdruck mit wenig Farbe an den Walzen erzielen zu können.

Diese erforderlichen Druckfarben werden in eigenen Farbfabriken auf diese Weise erzeugt, dass die Farbstoffe mit feinem Leinölfirnis zwischen heissen Cylindern bis zu einer grossen Feinheit und entsprechenden Konsistenz gerieben werden; seitdem die Farbfabriken sich so hoch leitungsfähig gestaltet haben, wird diese Arbeit nur aus- nahmsweise, z. B. bei ganz geringem, seltenem Bedarf irgend einer teuren Farbe in den Druckanstalten selbst vorgenommen.

. Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 7

98

Zu bemerken ist, dass sich nicht jeder beliebige- Farbstoff für den Lichtdruck verwenden lässt, selbst Avenn derselbe bei einer anderen Drucktechnik, z. B. dem Stein- druck, ganz gut Verwendung finden kann.

Einige Lacksorten, besonders manche schöne, feurige Rotlacke, behalten eine gewisse Löslichkeit im Wasser,, trotzdem dieselben gut mit Firnis verrieben sind; bei Verwendung solcher Farben färbt sich nach und nach die feuchte Lichtdruckschicht so vollständig, dass eine Beurteilung der aufgetragenen Platte ungemein erschwert ist und für den Mindergeübten überhaupt nicht mög- lich wird.

Die Leistungsfähigkeit der Lichtdruckplatten wird auch durch den Säuregehalt mancher Druckfarben be- deutend vermindert, indem dadurch die Schicht langsam zerstört wird und die Platten tonig drucken.

Ferner ist noch zu beachten, dass nach Möglichkeit nur solche Farben verwendet werden sollen, welche gegen Lichteinwirkung sich ziemlich stabil verhalten, d. h. es sollen die mit solchen Farben hergestellten Abdrücke,, dem Lichte längere Zeit ausgesetzt, sich nur sehr lang- sam und w^enig bemerkbar verändern.

Je leichter, firnishaltiger eine Farbe verdruckt wird,, desto eher verändert sich dieselbe am Licht.

Die von den Farbfabriken in vielen Varianten und unter verschiedenen Bezeichnungen auf den Markt ge- brachten Mischfarben, darunter die wichtigste für den Lichtdrucker, der Potographieton oder Photographiebraun,, werden für den gewöhnlichen Bedarf in jeder Druckerei selbst gemischt; ein schöner Photographieton kann mit Krapplack, Terra di Siena zu je ^Iq^ Violett und Schwarz, zu je i/ß [des Volumens, gut zusammen verrieben, her- gestellt Averden. Durch Abänderung des Verhältnisses oder Verwendung einer feurigen roten oder gelben Farbe-

99

kann man eine Menge Varianten des Photographietones herstellen.

Schwarzblau oder Grün wird durch Mischen von schwarzer und blauer, bezw. grüner Farbe erreicht, Rötel durch Mischen von schönem Rot und Gelb, und dieses Rotorange wird durch etwas Blau und Schwarz ge- brochen.

Die meist gebrauchte Farbe ist Schwarz und wird für feinere Arbeiten, z. B. Kunstverlagsblätter, nur bestes Lichtdruckschwarz oder Steindruck - Kreidefarbe, ferner prima Federfarbe, verwendet, welche Farben sehr aus- giebig und schön drucken; es behalten die Abdrücke sehr lange Zeit ein schönes Aussehen, Avenn auf gutem Papier gedruckt wurde.

Drucksachen für nur vorübergehenden kurzen Ge- brauch, wie Modeblätter u. s. w., werden meistens mit minderen, billigen Farben gedruckt, z.B. Lichtdruckschwarz IIL Qualität, oder den billigeren Federfarben, doch ist es weitaus praktischer, auf die Güte der Farbe als deren billigen Preis zu sehen, da mit mindejren Farben beim Lichtdruck allerlei Übelstände, als tonige Drucke u. s. w., entstehen, die quantitative Leistung herabgesetzt wird, derartige Farben meistens wenig ausgiebig sind und da- her mit viel Farbe gedruckt werden muss, wodurch, ab- gesehen davon, dass dann der Preis der Farbe eigentlich kein billiger genannt werden kann, die Abdrücke un- schön werden, welche auch noch, oft schon nach dem Trocknen der Farbe, etwas missfarbig aussehen.

Violett Avird entweder durch Mischung von Blau mit Rot hergestellt oder Krappviolett angeschafft. Ein kräftig druckendes, gebrochenes Violett kann durch Mischung von Miloriblau, Karminzinnober, Krapplack und etwas Schwarz hergestellt werden; diese Farbe druckt sehr schön im Lichtdruck, deckt aber etwas.

-100

Braun wird meist durch Mischung der drei Grund- farben Rot, Gelb und Blau oder durch Schwarz mit dem Krapplack und etwas Ultramarinblau u. s. w. in jeder An- stalt erzeugt, doch sind von den Fabriken einige gut ver- wendbare Sorten, wie: Siena, Schwarzbraun, brauner Lack oder Caput mortuum u. s. w., erhältlich.

Grüne Farben sind: Seidengrün, Chromgrün und Zinnobergrün, ausserdem stehen durch Mischungen der verschiedenen blauen und gelben Farben eine Menge Variationen zur Verfügung, welche ausserdem durch Bei- mischung von Rot oder Schwarz beliebig gebrochen werden können.

Sowohl für den Farbenlichtdruck als den sonstigen Bedarf an Gelb, Rot und Blau sind die von mehreren Farbfabriken erzeugten Farben für den Dreifarbendruck oder die denselben Zwecken dienenden sogen. ,,Normal- farben^' von J. B. Breidt in Hamerling, Oberösterreich, zu empfehlen. Je nach Wunsch und Bedarf können auch Verwendung finden:

Gelb: Goldocker und andere, die verschiedenen Chromgelbe, gelber Lack, eine sehr ausgiebige, feurige Farbe.

Rot: Krapplack und das billige Eisenoxydrot oder Engelrot. Der meist etwas blaustichige Krapplack kann mittels gelben Lacks dem reinen Rot näher gebracht werden.

Blau: Milori-, Pariser-, Kaiserblau oder blauer Lack.

Die Entnahme der geriebenen Farben aus den Büchsen soll nur in der Weise geschehen, dass keine Löcher ver- bleiben und die Oberfläche glatt ist; damit dieselbe nicht vertrocknet, kann man ein geöltes Papier an die Farbe drücken oder eine dünne Lage Firnis aufgiessen, welche aber bei weiterem Bedarf vorerst entfernt werden muss. Jedenfalls müssen die Farbbüchsen geschlossen aufbewahrt werden.

101

Einige empfehlenswerte Farbfabriken sind: Kast & Ehinger in Stuttgart, Beit & Co. in Hamburg, Berger & Wirtli in Leipzig, J. B. Breidt in Hamerling, Ober- österreicb, Lorilleux & Co. in Paris u.a.

Das Papier.

Je nach den Ansprüchen, die an eine Lichtdruck- arbeit gestellt werden, muss der Lichtdrucker die Wahl unter den Papieren treffen. So wie bei den Druckfarben für minderwertigere Drucksachen schlechtere und für Kunstblätter nur erstklassige Parben verwendet werden, verhält es sich auch mit den Papieren. Immer muss jedoch zuerst darauf geachtet werden, ob die gewählten Papiersorten auch gut druckfähig für den Lichtdruck sind.

Doch nicht nur in Bezug auf die gute Druckfähigkeit, sondern auch auf die Dauerhaftigkeit, auf die Ver- änderungen seines Tones durch die Einwirkung von Luft und besonders Licht ist bei der Wahl der Papiere zu achten.

Gerade so, wie für sogen. Kunstarbeiten nur Druck- farben verwendet werden sollen, w^ eiche gegen die Ein- wirkung von Luft und Licht sich ziemlich stabil ver- halten, ist dies beim Papier ebenso geboten; denn ver- ändert ein Papier seinen Ton in ein missfarbiges Gelb, Braun oder Grau, so werden auch gleichzeitig und in demselben Masse die darauf gedruckten Farben, und seien es auch die besten, vollständig verändert, missfarbig gestaltet.

Besonders leiden aber die zarteren Farbtöne, durch welche der hässliche Papierton am stärksten zur Geltung kommt; Blau erscheint graugrün. Bot wird schmutzig- braun und Gelb geht in bräunliches Orange über, selbst die schw^arze Farbe bleibt nicht unverändert und erscheint als schmutziges Graubraun.

102

Für Kunstblätter und Farbendrucke soll daher nur reines Hadernpapier verwendet werden, welches die grösste Dauerhaftigkeit aufweist; je mehr Holzschliff, erdige Substanzen u. s. w. dem Papiere beigemengt sind, desto eher tritt die erwähnte Yeränderung ein, haupt- sächlich aber bei Verfälschung des Papieres durch Holz- schliff.

Um das Yorhandensein des Holzschliffes im Papier nachweisen zu können, hat man nach G. Fritz sehr charakteristische, höchst einfache Reaktionen, die jeder- mann selbst leicht ausführen kanni).

a) Schwefelsaures Anilin, beim Betupfen des Papieres

damit wird die betreffende Stelle gelb.

b) Salzsaures Naphthylamin, womit die betreffende Stelle

orange gefärbt wird.

c) Phloroglucin , Avelches beim nachherigen Betupfen

mittels Salzsäure eine purpurrote Färbung erzeugt. Weist ein Papier bei Anwendung obiger drei Reak- tionen die angeführte Yeränderung auf, so kann man sicher sein, dass in demselben Holzschliff enthalten ist.

Die Prüfung des Papieres auf Holzfaser, nach Wewster^).

Reagens

färbt

Holzpapier

holzfreies Papier

Oreiti . . Resorcin Pyrogallol . Phenol . . Phloroglucin

dunkelrot dunkelgrün blau gelb blauviolett

gar nicht violett desgl. desgl.

gar nicht

Der Praktiker kommt jedoch äusserst selten in die Lage, derartige Prüfungen Yornehmen zu müssen, da alle

1) Dr. J. M. Eders „Jahrbuch^' 1889, S. 95.

2) „Photögr. Korresp." 1891, S. 528.

103 -

soliden Papierfabriken in ihren Angaben über ihre Er- jzeugnisse sehr verlässlich sind.

Der Hauptnachteil bei mit Erden verfälschten Papieren liegt in der Abnahme der Festigkeit des Papieres, welches nur bei entsprechend stärkerer Leimung und Satinage für den Lichtdruck anwendbar ist.

Auf gutem, stärkerem Papier präsentiert sich jeder Druck hübscher, als auf minderwertigem, dünnem Papier; in vielen Fällen ist ein rauhes, gekörntes Papier, z. B. ein Zeichenpapier, den glatten Sorten vorzuziehen, welche sich beim Lichtdruck sehr gut verdrucken lassen.

So ist das rauhe oder gekörnte Papier z. B. bei Reproduktionen nach photographischen Kopieen in gleicher Orösse oder nur geringer Verkleinerung sehr empfehlens- wert, da in den gemachten Lichtdrucken der Charakter der Reproduktion sehr wenig bemerkbar wird, was bei Verwendung von glatten Papieren nicht der Fall ist.

Ausser den nahezu von allen Druckpapier -Fabriken erzeugten rauhen Papieren wäre das Pyramiden -Korn- papier der Firma Gustav Schaeuf feien in Heilbronn a.N. erwähnenswert, welches in verschiedenen feineren oder gröberen regelmässigen Körnungen geliefert wird. Diese Papiere drucken sehr gut und trocknen die Druck- platte nur langsam aus, so dass es möglich ist, eine grössere Anzahl Abdrücke ohne Nachfeiichtung erzielen zu können, was für den Schnellpressendruck besonders wichtig ist.

Die Buntpapierfabrik von G. & H. B e n e k e in Löbau i. S. brachte einen als „Mattkarton'' gestrichenen und gekörnten Karton in den Handel, welcher beim Druck sehr viel Farbe aufnimmt und daher sehr satt bedruckt werden kann, wodurch die Lichtdrucke eine sehr hübsche Kraft erhalten. Bei Farbenarbeiten ist das Überziehen mit Firnis vor dem Druck für diesen Karton zu empfehlen.

104

Besonders bei Eeproduktionen, z. B. nach Alumin-- abdrücken mit sogen. Haarrissen, welche trotz angewendeter Sorgfalt dennoch den bekannten, unschönen Eeproduktions- charakter (eine gewisse Härte und Rauheit) tragen, sind die rauhen Papiere von besonderem Wert, und hebt das Korn die angeführten Mängel zum grossen Teile auf.

Die gestrichenen Papiere (Chromo-, Kreide-, Baryt- Papiere benannt) besitzen nahezu durchweg die un- angenehme Eigenschaft, dass sie der Lichtdruckplatte sehr rasch die Feuchtigkeit entziehen und daher ein oftmaliges Nachfeuchten der Platte erfordern ; diesem kann man einigermassen wirksam begegnen durch richtige Temperatur und Feuchtigkeitsverhältnisse im Arbeitsraume (vergleiche Tabelle I, Seite 88 u. 89).

Eine andere Abhilfe ist, wenn man das Chromo- papier an der gestrichenen Seite mit einer dünnen Schicht von mittelstrengem Steindruckfirnis in ganzen Bogen be- druckt. Der Firnis sinkt im Verlaufe von 2 bis 3 Stunden in die Schicht ein, und soll daher nur so viel Papier bedruckt w^erden, als voraussichtlich denselben Tag noch verwendet wird; sobald der Firnis eingetrocknet ist, tritt das Aufsaugen der Feuchtung aus der Druck- platte, Avenn auch um etwas vermindert wieder auf.

Ein zweites Mal mit Firnis bedrucken, ist nicht rat- sam, weil das Papier durch die starke Firnisschicht eine gelbliche Färbung erhält. Verändert sich doch schon bei einmaligem Firnissen die ursprüngliche Farbe der Kreide- schicht luji einen leichten „gelbstichigen" Ton.

Papiere mit spröder, brüchiger Kreideschicht werden besser druckfähig durch ganz geringes Feuchten, indem man immer je zwei Blatt, mit der Schicht zusammen,, auf kurze Zeit in feuchte Saugmakulaturen einlegt.

Kreidepapier benötigt in der Eegel weniger auf- getragene Druckfarbe zu einem kräftig wirkenden Ab-

105

druck als gewöhnliche Druckpapiere, darunter Avieder be- sonders die ungeleimten oder gekörnten, rauhen Sorten; dieser Umstand ist daher zu berücksichtigen. Werden z. B. Lichtdrucke auf Kreidepapier mit wenig Farbe ge-^ druckt, welche noch dazu minder lichtbeständig ist, so wird sehr bald die wiederholt erwähnte Missfärbung der Drucke eintreten.

Die mit sehr festen und möglichst lichtechten Druck- farben auf Kreidepapier gedruckte Bilder behalten jedoch ihr schönes Aussehen beinahe unverändert bei.

Schöne, mit beständigen Farben auf gutem Papier hergestellte Drucke, bilden dauernd durch Jahre ein be- redtes Zeugnis, eine Eeklame für die Leistungsfähigkeit des Erzeugers, nnd schon aus diesem Grunde sollte, ohne wirklich zwingende Notwendigkeit, kein anderes Material verwendet werden.

Es wird z. B. die Schuld an einem missfarbigen Farbendrucke niemals dem knauserigen Yorgehen des Bestellers, der Preisdrückerei, sondern nur der fachlichen Unkenntnis des Erzeugers zugeschrieben.

Für solche Arbeiten, wo ein genaues Passen mehrerer Druckplatten im Aufeinanderdruck erforderlich ist, kann das Kreidepapier nur nach vorhergegangenem Firnissen angewendet werden, da sonst ein „Passen'' bei der leichten Dehnbarkeit dieser Papiere fraglich bleibt.

Das Aufrauhen (auch „Eupfen'' -benannt), Kleben,, und Abreissen des Papieres beim Abheben des gemachten Druckes von der Lichtdruckplatte, besonders in der Schnellpresse, hängt vielfach von der Beschaffenheit des Arbeitsraumes (vergl. Tabelle I), jedoch auch sehr von der Güte des Papieres ab; je minderer das Papier, desto schwieriger ist der Lichtdruck auszuführen. Gute Leimung und Satinage machen oftmals ein ziemlich minderwertiges- Papier gut verwendbar.

106

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, class viele Papier- sorten, besonders rauhe und ungeleimte in der Be- schaffenheit auf ihren beiden Seiten einen zu be- achtenden Unterschied aufweisen; besonders darf niemals die Seite mit den sogen. Bändern oder Streifen be- druckt werden, da dieselben bei seitlich auffallendem Lichte bemerkbar bleiben und störend durch das Bild gehen, was bei sogen. Kunstblättern selbst zur Nicht- annahme der Arbeit seitens des Bestellers führen kann.

Es muss daher vor Beginn des Auflagedruckes bei jedem Paket Papier die Druckseite konstatiert werden.

Die Handpresse.

Obwohl in den letzten Jahren der Handpressen- Lichtdruck in der Praxis verhältnismässig nur mehr sehr wenig kultiviert wird, da man auf diesem Wege nicht nur zu langsam, sondern auch zu teuer produziert, ist derselbe aber doch in jedem Betriebe, wenigstens mittels einer Presse nötig, um Probedrucke, wie auch sehr kleine Auflagen und das Andrucken der Platten für den Schnell- presseiidruck besorgen zu können, was an der Schnell- presse zu teuer käme.

Es gibt verschiedene Konstruktionen von Hand- pressen, darunter auch Hand -Schnellpressen; in der Haupt- sache besteht immer eine Ähnlichkeit mit der Steindruck- presse, so dass sich der Steindrucker sehr leicht mit den Abänderungen an der Lichtdruckpresse zurechtfinden wird.

Der Pressenfabrikant Jos. Rafelt in Wien kon- struierte eine Handpresse, welche für Licht- und Stein- druck geeignet ist, sehr gut arbeitet und jahrelang ohne Reparatur erhalten werden kann, da dieselbe, den Tisch ■ausgenommen, aus Eisen gefertigt ist.

Die Presse wird auf einen 50 cm hohen Tisch ge- bracht (Fig. 40 a), die eisernen Pressständer (Fig. 40 b)^ welche innen beiderseits Laufschienen besitzen (Fig. 41 a),

107

sind mit eisernen Stangen verbunden, wovon die rück- wärts befindlichen mit Laufrollen (Fig. 41 />) das Yor- und

Fig. 40.

Eückwärtsbewegen des Presskarrens (Fig. 41 c) sehr er- leichtern.

Der Kopfbügel (Fig. 41 d), w^elcher die beiden Press- ständer verbindet, enthält den Druckreiberkopf (Fig. 41 6),

108

in welchen der Eeiber (Fig. 41 /') eingesetzt, und w auf beiden Seiten durch Spiralfedern gehoben wird

Fig. 41.

Der Druck wird ausgeübt, indem der Hebel (Fig. in die dabei ersichtliche Lage gebracht wdrd. Bei Fi ist der Hebel offen.

Die Druckstellung (Fig. 41 ä), welche sich an Exzenterteile befindet, kann beliebig auf- und abge

109

werden,'^ je nach Erfordernis eines stärkeren oder schwächeren Druckes.

Zwei Schraubenspindehi ermöglichen einen beliebigen Ansatz, resp. Auszug in den Pressen und sind dieselben zur bequemen Handhabung links und rechts des Press- karrens angebracht (Fig. 40 cc).

Der Presskarren ist mit einem Abdeckrahmen (Schab- lone) versehen, welcher an Fig. 40 d offen und an Fig. 41 ^ auf das Fundament gelegt (zum Durchzuge umgeklappt) illustriert ist; dieses Fundament oder Block (Fig. 40 e) ist ein vollständig parallel, genau gleich gehobelter Eisen- block, welcher verstellbare Eisenblättchen (Fig. 40 f) zum Befestigen von Druckplatten in den verschieden vor- kommen(^en Grössen besitzt.

Der Antrieb erfolgt mittels einer Kurbel, welche an einer Welle mit einem Antriebszahnrad (Fig. 40 g) steckt. Zum Durchziehen wird dieses Zahnrad in den Zahnkranz (Fig. 40 h) geschoben, welches an der Transportier walze befestigt ist (siehe Fig. 41). Diese Walze ist aus Eisen und ruht in Metalllagern beiderseits in den Pressständern.

Wird das eiserne Fundament aus der Presse ge- hoben und der Abdeckrahmen entfernt, so ist die Presse für den Steindruck gerichtet.

Die Bauart der Presse ist eine solche, dass der Stein- druck anstandslos und ohne irgend welche Nachteile für die Presse ausgeführt werden kann.

Der Abdeckrahmen (Schablone, Fig. 40 a und Fig. 40 j) besteht aus einem eisernen Kähmen und können in dem- selben vier Zinkblechstreifen beliebig eng oder weit aus- einander gestellt Av erden, je nach dem Formate des zu druckenden Bildes. Diese vier Blechstreifen müssen jeder mit einem Verlauf er aus Papier überklebt werden, so dass zuerst ein stärkeres Papier auf das Zink geklebt wird und ungefähr 0,5 cm dasselbe überragt.

110

Auf dieses stärkere Papier Averden dann drei bis vier mit Leinöl, Paraffin oder Asphalt getränkte Streifen dünnes^ jedoch festes Papier nach und nach geklebt, und zwar in der Weise, dass jeder folgende Streifen den schon auf- geklebten um ungefähr 3 mm überragt und das Ganze eine Schräge, einen Verlaufer bildet.

Fig. 42.

Das Ölen oder Asphaltieren des Papieres geschieht durch Streichen der ganzen Bogen, welche dann in ge- trocknetem Zustande in Streifen zerschnitten werden, und zwar aus dem Grunde, um das Kleben der Schablone an der Druckplatte zu verhindern.

Bei Herstellung nur w^eniger Abdrücke, z. B. Probe- drucke, Avird jedoch nicht der Abdeckrahmen benutzt^ sondern es wird das Abdecken der Bänder mittels Seiden- papierstreifen oder solcher von geöltem Papier nach jedem Drucke vorgenommen.

III

Unmittelbar neben der Presse findet der Farbkasten seine Anfstellung, auf welchen zwei Farbsteine für die

Fig. 44.

Leder- und Leimwalze gelegt werden und welcher mit einer Lade zum Aufbewahren von Papier u. s. w. ver-

112

sehen ist; der untere Teil ist in zwei Fächer geteilt zum Verwahren von verschiedenen Reibern und Materialien (vergl. Fig. 42).

Ausser der angeführten Presse gibt es noch mehrere Xonstruktionen derselben, so die Presse für Handbetrieb von Yve. Alauzed in Paris (Fig. 43). Die Konstruktion hat Ähnlichkeit mit den Schnellpressen, indem der Druck mittels eines Zylinders erfolgt.

Eine einfachere Presse ist diejenige von J. Yoirin in Paris, Avelche aus Fig. 44 ersichtlich ist.

YII. Abschnitt.

Der Handpressendruck.

Das Feuchten oder „Ätzen" der Druckplatten.

Während anfänglich, nach Erfindung des Lichtdrucks, in ähnlicher Weise wie beim Steindruck das Feuchten der Lichtdruckplatten Yorgenommen wurde, nämlich vor jedem Farbauftragen ein Wischen mit Wasser und Über- trocknen mit einer Rehleder- oder Flanellwalze erfolgen musste, wird jetzt seit vielen Jahren beinahe ausschliess- lich nur mehr mit Glycerinfeuchtung gearbeitet.

Das Feuchten der Druckplatten ist aus dem Grunde nötig, damit von den unbelichteten Stellen das Abstossen der fettigen Druckfarbe erfolgen kann, was sich bei einer gefeuchteten Platte auch mehr oder weniger beim Farbe- auftragen, je nach den Tonabstufungen im kopierten Bilde, vollzieht. Eine trockene Platte würde über die ganze Fläche die Farbe annehmen.

Glycerin yertrocknet bei gewöhnlicher Temperatur nicht, und wird daher eine damit gefeuchtete Licht- druckplatte nur langsam durch die Walzen und das beim Druck mit der Gelatineschicht in enge Berührung ge- brachte Papier ausgetrocknet.

Eine kräftig kopierte Platte trocknet schneller, weil dieselbe an vielen Teilen nicht stark aufzuquellen, bezw. nicht viel Feuchtung aufzunehmen vermag, als eine richtig kopierte, von welcher 100, selbst bis 300 Abdrücke ohne

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 8

114

Nachfeuchtuiig in der Schnellpresse erzielt werden können, wenn sonst alle Umstände günstig zusammentreffen. Die Feuchtang wird zusammengesetzt aus: 700 com Glycerin, dickflüssig, 350 Wasser, 50 Ammoniak, 12 g Fixiernatron. Zusätze zur Feuchtung, wie Alaun, Tannin u. s. w., wirken gerbend auf die Gelatineschicht, Ammoniak, Ätz- kali oder verschiedene Säuren, wie Schwefelsäure, Essig- säure, in geringer Quantität aufhellend, reichlicher jedoch zerstörend, während hygroskopische Salze, wie Kochsalz, Fixiernatron u. s.w., die Druckschicht feuchtigkeitsanziehend gestalten.

Hygroskopische Salze sind nur bei trockener Luft für diesen Zweck zu empfehlen; bei richtigen Feuchtigkeits- graden verliert die Platte zu rasch die zarten Töne und werden die Drucke hart. Es tritt ein Überfeuchten der Schicht ein, ohne dass die Gelatine angegriffen wird, denn wässert man eine solche Platte wieder aus und trocknet dieselbe, so wird man sehr oft bei nochmaliger Yerwendung vollständig günstige Abdrücke erhalten können (vergl. auch Seite 88 u. 89).

Bei ohnedies feuchter Luft wird durch Anwendung einer hygroskopische Salze enthaltenden Feuchtung sehr leicht das sogen. „Schwitzen" der Platten bewirkt, w^elches darin besteht, dass sich ein ganz beträchtlicher Überschuss von Feuchtigkeit an der Schicht ansammelt und den Druck unausführbar macht, wenn nicht zuerst die Platte mittels eines Tuches abgetrocknet wird.

Das Feuchten der Platten geschieht auf einem eigenen Feuchttisch (Fig. 45), welcher innen mit Zinkblech aus- geschlagen ist, damit die vergossene Feuchtung leicht durch die in der Mitte befindliche Öffnung in eine unter den Tisch gestellte Flasche abfliessen kann; auf dem

115

Tische befinden sich mehrere Mvellierstangen, auf welche die zLi feuchtenden Druckplatten horizontal gelegt und ungefähr 1,5 mm hoch mindestens eine halbe Stunde lang mit Feuchtung bedeckt werden.

Beim Aufgiessen der Feuchtung müssen Luftblasen strenge vermieden werden, weil dieselben den Zutritt der Flüssigkeit zur Schicht verhindern, es bleiben dann solche

Hill

lilli

Fig. 45.

Stellen trocken und drucken dunkel. Bemerkt man solche an der Schicht sitzende Luftbläschen, so müssen dieselben sofort nach Aufgiessen der Feuchtung mit einer Finger- spitze entfernt werden.

Würde die Feuchtung durch schlechte Lage auf den Nivellierstangen nach einer Seite abfliessen, so druckt die entgegengesetzte Seite bedeutend dunkler, weil die- selbe weniger aufgequollen ist, und sind solche Platten

8*

116

nicht druckfäbig. Der gemachte Fehler lässt sich in den meisten Fällen "wieder korrigieren, wenn die Platten durch etwa eine Stunde in reinem Wasser ausgewässert und dann, wie frisch kopierte Platten, abermals getrocknet werden.

Weder die Feuchtung noch die Platten dürfen warm sein, weil sonst die Schicht erweicht und daher klebrig wird, was einen grossen Nachteil beim Drucken bildet.

Wiederholt gebrauchte oder durch Farbteile, Terpentin U.S.W, verunreinigte Feuchtung wird zwei- bis dreimal durch Baumwolle oder ein Tuch filtriert, und zur Hälfte mit frischer Feuchtung vermengt, immer wieder verwendet.

Nach genügender Einwirkung wird die Feuchtung mit einem Schwämme entfernt und die Platte dann mittels eines Tuches abgetupft; das Reiben soll nach Tunlichkeit vermieden werden, weil Verletzungen der Schicht entstehen könnten, und die letzten Reste des Feuchtigkeitsüber- schusses durch Andrücken von Seidenpapier weggehoben.

Das Einricliten der Druckplatten in der Presse*

Das in der Mitte des Presskarrens liegende eiserne Fundament oder auch Block benannt, wird nach allen vier Seiten im Presskarren mit Keilen befestigt, und ist dasselbe mit vielen Schraubenlöchern versehen, welche zum Einspannen der Druck- platten mittels Eisenplättchen von etwa 5 mm Höhe- dienen (Fig. 46).

Auf das reine Fundament wird zuerst ein der Grösse der Druckplatte entsprechend grosses, weisses und knoten- freies Papier gebracht und hierauf wird die an der Rück- seite von allen anhängenden Unreinigkeiten, z. ß. Gelatine, befreite Druckplatte gelegt.

Die Lage der Platte nach der Richtung des Zuges ist nicht besonders wichtig; im allgemeinen wird die Mitte des Fundaments eingehalten, doch nach der anderen

117

Seite :des Presskarrens muss die Druckplatte so ein- gericiitet werden, dass das Bild ziemlich genau in die Mitte des Fundaments zu liegen kommt und die Grenz- linien der Zeichnung parallel mit den Kanten der eisernen Unterlage laufen (Fig. 47).

Fig. 47.

Liegt die Platte richtig, so werden die Eisenplättchen an die Glaskanten angeschoben nnd mittels vertiefter Schrauben an das Fundament be- festigt; die Plättchen dürfen aber nicht so stramm an die Glasränder gedrängt sein, dass sich die Platte nach einer Richtung hebt und nicht plan über die ganze Fläche am Funda- mente liegt, wodurch beim Durch- ziehen in der Presse ein Plattenbruch entstehen muss.

Beim rückwärtigen Plättchen in der Richtung des Zuges soll zwischen demselben und der Platte ein Lederstreifen eingezwängt werden.

Die Eisenplättchen müssen niedriger sein als die Glasplatten, damit beim Farbeauftragen die Walzen nicht beschädigt werden können.

Fig. 48.

118

Würde zwischen Druckplatte und Fundament irgend welche Unreinigkeit, z. B. ein Sandkorn, Gelatineknoten u. s. w., sich befinden, so entsteht beim Druck ein Platten- bruch, und zwar immer in der Art, dass die vorhandene Unreinigkeit den Ausgangspunkt von sternartigen Sprüngen bildet (Fig. 48). Ein derartiges Vorkommnis kann immer als ein Zeichen von Unachtsamkeit des Druckers an- gesehen werden.

Ist das Bild nicht in der Mitte eingerichtet oder nicht parallel laufend mit dem Fundament, so wird auf einer Seite die aufgetragene Farbe am Papier nicht ab- gelioben erscheinen, das Bild nicht ausgedruckt sein.

Ist an der Druckpresse die Zuglänge durch die fest- gezogenen Schrauben gerichtet (beim An- und Auszug je

ungefähr 5 mm ausserhalb des Bildes), so wird ein Eeiber in das Gehäuse eingesetzt, welcher nach beiden Seiten des Bildes je 6 bis 8 mm über die Zeichnung reicht; besonders ist dieses zu beachten, wenn der Abdeckrahmen angewendet wird, Aveil ein langer Eeiber auf den im Kähmen befindlichen Zinkstreifen ruhen würde und keine an den Rändern des Bildes gut ausgedruckten Abzüge resultieren könnten.

Aus diesem Grunde, ebenso auch um den dadurch leicht entstehenden Plattenbruch (Quersprünge über der Platte) zu vermeiden, wird zwischen den Eeiber und das darauf angespannte Leder eine der Bildbreite entsprechend lange Papiereinlage gesteckt, welche aus zusammengelegtem 10 bis Ißfachen Filter- oder anderem weichen, knoten- freien Papier besteht, wodurch der Druck ausserhalb

o

Fig. 49.

119

dieser Einlage aufgehoben ist (Fig. 49) und nicht mehr auch an den Zinkstreifen ausgeübt wird.

Dünne, bis 2 mm starke Druckplatten werden auf einer am Fundamente befestigten starken Spiegelplatte eingerichtet; die reine, starke Platte Avird mit etwas Wasser stellenweise befeuchtet, die dünne Druckplatte ebenfalls an der Rückseite und mit den Händen unter kreisförmigen Bewegungen ziemlich kräftig angedrückt. Bevor noch mit der Walze eine Farbe aufgetragen w^ird, zieht man die beiden Platten unter einigem Druck mehrere Male durch die Presse, damit ein Feslhaften erzielt Avird.

Das Auftragen der Druckfarbe.

W^enn eine Yon dem Überschuss der Feuchtung be- freite Druckplatte in der Presse eingerichtet ist, kann man noch nicht ohne weiteres mit dem Farbeauftragen beginnen, da noch zu viel Feuchtung an der Oberfläche der Platte vorhanden ist und man mit der Walze aus- gleiten würde, ohne Farbe darauf zu bringei\; diese Feuchtung wird entfernt, indem man reines Papier auf die Platte auflegt, darüber ein Blatt knotenfreien Karton oder mehrere Blatt, dann einen an der Rückseite ein- gefetteten Pressspan und durch die Presse zieht.

Das Farbeauftragen und die richtige Behandlung der Druckplatten während des Druckens ist eine der wichtigsten Arbeiten beim Lichtdruck; jeder Anfänger sollte sich im voraus ein Urteil von einer aufgetragenen Platte zu bilden trachten, wde der davon gemachte Abdruck aussehen wird; es ist dieses nur durch längere Übung erreichbar, aber für die Arbeit von grossem Wert, weil das Farbeauftragen nur dadurch regelrecht und verständnisvoll erfolgen kann.

Die erzeugten Abdrücke muss der Lichtdrucker streng beurteilen und die denselben anhaftenden Mängel heraus- finden können, dann wird er auch mit richtigem Ver- ständnis an die Arbeit schreiten, sich in einer Verhältnis-

120

massig kurzen Zeit mit den manuellen Fertigkeiten ver- traut machen und leicht die Mittel zur Abstellung von vorkommenden Fehlern treffen können.

Wer ein gewisses künstlerisches Verständnis und einen guten Geschmack besitzt, wird in der Beurteilung seiner Abzüge sehr bald sicher sein.

Mit dem Auftragen wird so begonnen, dass die mit wenig und ziemlich fester (wenig Firnis beigemengter) Farbe versehene Lederwalze knapp vor dem Auftragen noch einige Male zur vollständigen gleichmässigen Ver- teilung auf dem farbehaltigen Farbstein abgerollt wird und dann unter kräftigem Niederdrücken über die Druck- fläche gewalzt wird. Niemals darf die Walze über die Platte schleifen, sondern die Lederhülsen (Kapseln), welche an den Griffen (Zapfen) der Walze angesteckt sind (Fig. 50), müssen fest in der Hand des Druckers sich befinden, in welchen ^. sich die W^alze leicht in rollende

" ^ Bewegung setzen lässt.

Das Auftragen mit der Lederwalze soll derartig ge- schehen, dass nur die kräftigen Stellen und die Mitteltöne mit Farbe versehen sind, aber die zarten Töne, welche die Verbindung der Zeichnung im ganzen Bilde herstellen, noch fehlen, so zwar, dass ein solcher Abdruck rauh, tonarm und unvollständig sein würde; die Herstellung dieser Töne bleibt der Leimwalze überlassen.

Nimmt die Platte schon unter der Lederwalze voll- tonig die Farbe an, so ist entweder davon zu viel an der Walze oder es ist eine zu leichte Farbe, oder es ist die Platte kräftig kopiert und noch zu w^enig gefeuchtet, AVird mittels kompakterer und weniger Farbe im raschen Tempo über die Platte gewalzt, so wird der Ab- druck richtiger gestaltet sein; der praktische Drucker wird sich aber die Druckplatte so lange zu feuchten, eventuell nachzufeuchten und die Druckfarbe so zu

121

richten und in der nötigen Menge anzuwenden versieben, dass er ohne Überhastung und besondere körperliche Anstrengung das Farbeauftragen vornehmen kann.

Über die mit der Lederwalze aufgetragene Druck- platte wird mit der farbehaltigen Leimwalze einige Male hinweggewalzt, wodurch erreicht wärd, dass in dem Bilde eine ruhige Tonfülle bis zu den höchsten Lichtern hergestellt ist, womit alle Töne ausgeglichen und wirkungs- voll gestaltet werden.

Ist zu viel oder zu leichte Farbe an der Leimwalze^ so wird das ganze Bild zu schwer in den Tönen, bei zu wenig Farbe ward das Bild zu licht und armselig, bei zu fester Farbe hingegen leer und hart.

Im allgemeinen wird das Auftragen von Farbe mit der Leim walze vorgenommen, dass zuerst mit gewisser Kraftanstrengung die Farbe in das seichte Relief des Bildes hineingedrückt und dann noch fünf- bis sechsmal ohne Niederdrücken die Walze über das Bild gerollt wird, um die Farbe in den Tönen auszugleichen, und um auch den über den Weisseli lagernden leichten Farb- ton mit der Walze wieder wegnehmen zu können.

Das Auftragen wird immer mit wenig Farbe an beiden Walzen begonnen und nur dann etwas melir Farbe ver- wendet, wenn das Bild nicht entsprechend kräftig zu er- halten ist; hierbei sei gleich bemerkt, dass die meisten Platten erst nach zwei bis vier Abzügen, sogen. Vor- drucken, die Farbe richtig annehmen. Solange die Schicht noch etw^as viel Feuchtung an der Oberfläche hat, welche durch die Vordrucke entfernt wird, nehmen die tiefsten Schatten und die feinen Töne zu wenig Farbe an, und der Abdruck kommt leer und ohne genügende Kraft von der Presse.

Von dem Kopiergrade der Platte abhängig muss die Konsistenz der Druckfarbe gerichtet werden; kräftige Platten erfordern eine feste, schwache Platten eine

122

dünnere, firnishaltigere Farbe. Eine richtig kopierte Platte muss die feste Druckfarbe nach einigen Vordrucken willig und voll in allen Tönen annehmen; wird langsam und unter kräftigerem Niederhalten der Walzen auf- getragen, so gestalten sich die Abdrücke kräftiger und voller, durch schnelleres Walzen ohne Kraftanwendung resultieren lichtere Bilder.

Die Leimwalze muss immer eine gewisse Zügigkeit behalten, um auch eine strengere Farbe gut verteilen zu können; eine trockenere, wenig zügige AValze lässt die daran befindliche Farbe beim ersten Aufwalzen an die Platte ab und verteilt dieselbe schwer, daher reine, gut wirkende Bilder nur unter einer geübten Hand erhält- lich sind.

Tiefe Eeliefs an der Druckplatte, von dicker Schicht und kräftigem Kopiergrad herrührend, erschweren das Farbeauftragen, und geben solche Platten selbst unter der geübtesten Hand nur unvollkommene, körnige Ab- drücke; die schöne sammetartige Tiefe an den Drucken ist nicht erreichbar.

Das Nachfeuchten und Üb erwischen der Platten.

"Wenn von einer Druckplatte eine Anzahl Abdrücke gemacht wurde, so zeigt sich sehr oft, dass die letzten Drucke im Vergleich mit den ersten nicht übereinstimmen, sondern voller und toniger geworden sind, die Schatten- stellen haben sich etwas mehr geschlossen.

Es ist die Druckschicht trockener geworden und be- darf einer Nachfeuchtung. Zu diesem Zwecke wird die auf der Platte vorhandene Farbe mit reichlich Terpentinöl und einem weichen Lappen entfernt, die Farbe- und Terpentinölreste mit einem über die Platte gelegten und dann angewischten Blatt Seidenpapier weggehoben und dann, wie bei einer neuen Platte, Feuchtung aufgegossen, Avelche man, je nach dem Kopiergrade und der mehr

123

oder weniger kräftigen Zeichnung zwischen 2 bis 10 Minuten einwirken lässt. Der Temperatur im Arbeits- raume soll auch etwas Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn eine warme Feuchtung wirkt rasch und macht die Schicht klebrig, daher während der Sommermonate die Feuchtung eingekühlt werden soll.

Dieses ISTachfeuchten erfolgt nur dann, wenn man die Überzeugung hat, weder durch zu langsames Auf- tragen noch durch übermässige Farbverwendung, oder unrichtige Konsistenz der Farbe (zu dünne Farbe), eine unrichtige Wirkung der Bilder erlangt zu haben.

Lagert sich aber während des Druckens nur über die lichten Stellen des Bildes ein leichter, störender Ton, so wird dann die kräftig aufgetragene Platte mit einem in Feuchtung getauchten, weichen und völlig sandfreien Schwämme unter kreisförmigen Bewegungen und leichtem Drucke überwischt, womit bezweckt wird, dass die Schicht an den tonigen Stellen mehr Feuchtung erhält und sich heller gestaltet. Es bleiben bei dieser Behandlung die kräftigen Stellen, infolge der aufgetragenen Druckfarbe, von der Feuchtung unberührt; bei solchen Druckplatten Avelche von flauen, monotonen Negativen kopiert wurden, gelingt es, durch öfteres Überwischen über die auf- getragene Farbe, eine bedeutend bessere AVirkung, grössere Kontraste in den Bildern zu erzielen.

Hierzu soll jedoch gleich erwähnt werden, dass das Steigern der Bildeffekte auch eine gewisse Grenze hat, denn die Bildschicht verträgt die unzarte Behandlang des erwähnten Überwischens nicht zu oft, besonders nicht in rascher Aufeinanderfolge. Dabei verlieren die weichen Übergänge in der Zeichnung, und das Bild wird roh und abgerissen, was einen Plattenwechsel, das Einlegen einer neuen Platte, im Gefolge hat.

Solche „abgearbeitete'' Platten oder überfeuchtete, oder schliesslich solche, die durch darauf gefallene Wasser-

124

tropfen, Speichelspritzer u. s. av. dunkel druckende Flecke erhalten haben, können wieder verwendbar werden, wenn dieselben von Farbe gereinigt, durch 1 bis 2 Stunden ausgewässert, getrocknet und dann wie neue Platten weiter behandelt werden i).

Ist bei einer im Druck befindlichen Platte ein Über- wischen mit Feuchtung und zugleich ein stellenweises Nachfeuchten, z. B. in den Schatten, nötig, so Avird nur die zu dunkel druckende Stelle mit einem mittels Terpentinöls befeuchteten Tuchstlick von der Farbe ge- reinigt, mittels Seidenpapiers die Terpentin - Farbreste entfernt und die ganze Platte mit Feuchtung über- wischt.

Je nach Erfordernis kann auch die Feuchtung zu- erst auf einzelne Stellen aufgetragen werden und erst nach erforderlicher Einwirkung von einigen Minuten wird überwischt; dieses Stehen der Feuchtung bewirkt leicht Abgrenzungsflecke, und muss man dieselbe daher ab und zu milliraeterweise ausbreiten.

Die verschiedenen Behandlungen einer Druckplatte gelten nicht nur für den Hand-, sondern auch für den Schnellpressendruck.

i) A. Albert, ,,Photogr. Korresp." 1887, S. 389. ,,Bei einer anderen Arbeit (Bildformat 35 X 47 cm, mit ausgedecktem Grunde) gab die Platte durch zu langes Feuchten keine guten Abdrücke; ich wässerte dieselbe nochmals aus, und wurde davon die ganze Auflage von 1900 Drucken angefertigt. Ich will nun noch einen dritten, interessanteren Fall anführen: Von einer Druckplatte (Bildgrösse 43 X 53 cm) wurden in Intervallen von 8 bis 14 Tagen in kleineren Partieen (durch Nachbestellungen) 2000 Abzüge her- gestellt, so zwar, dass die Herstellung dieser Anzahl mit den Unterbrechungen sich über einen Zeitraum von drei Monaten erstreckte. In diesem Falle hatte die Leistungsfähigkeit der Druckplatte ganz besonderen Wert, weil das Negativ verdorben und keine Ersatzdruckplatte vorhanden war."

125 ~

Das Ausdecken der Druckplatte.

Wenn aus irgend einem Grunde, sei es infolge einer langen Kopierzeit bei schlechtem Licht, eines Priiparations- oder sonstigen Fehlers, die Druckplatte leicht tonig druckt^ ohne dass das Bild dadurch beeinträchtigt wird, und nur dieser Ton ausserhalb der Zeichnung als unliebsam auf- tritt, so kann man durch Verwendung yon „scharfer Feuchtung'' solche Mängel abstellen.

Während der Handpressendrucker durch ganz nahes Anrücken der Abdeckstreifen an das Bild, öfteres Über- wischen der Platte, Änderung der Farbenkonsistenz^ schnelleres Auswalzen unter geeigneter Kraftanwendung u. s. f. oftmals die scharfe Feuchtung entbehren kann, ist beim Schnellpressendruck die Anwendung derselben von grossem Vorteil.

Wenn eine solche Druckplatte beim Andrucken sich als genügend gefeuchtet erweist, so wird dieselbe kräftig aufgetragen und alle jene Stellen, welche völlig farbefrei drucken sollen, mit einer Feuchtung versehen, die mit etwas Ätzkali oder Ätznatron vermengt wurde. Dieser Zusatz darf nur gering sein und ist durch einige Ver- suche leicht festgestellt; bei grösserem Zusatz wird die Gelatine zerstört und die Druckplatte unbrauchbar. Das Auftragen dieser Feucht ung wird mit einem Haarpinsel vorgenommen, und diese Arbeit ist aus dem Grunde nicht schwierig auszuführen, weil die aufgetragene fette Druckfarbe die scharfe Feuchtung abstösst und die Zeich- nung dadurch leicht unversehrt (nicht stellenweise fleckig aufgehellt) bleibt.

Nachdem die Feuchtung durch mehrere Minuten ein- gewirkt hat, wird dieselbe mittels eines guten Saugkartons abgehoben, dann ein- oder zweimal ein Seidenpapier mit einem zusammengeballten Tuche an die Platte angepresst, und zum Schlüsse lässt man zwei bis drei Bogen Papier, ohne Farbeauftragen, durch die Presse gehen, um die

126

letzten überschüssigen Reste dieser scharfen Feuchtung zu entfernen. Bleibt nämlich noch etwas von der Feuchtung an der Oberfläche der Druckschicht zurück, so wird die- selbe von den auftragenden Walzen auf das Bild über- tragen und es entstehen dadurch aufgehellte Stellen; es werden aber auch die Leiniwalzen angegriffen.

Das Ausdecken darf aber erst dann erfolgen, wenn erwiesen ist, dass die Platte wirklich genügend mit der gewöhnlichen Feuchtung behandelt war; ungenügend ge- feuchtete Platten würden von den Konturen der Zeich- nung die scharfe Feuchtang nicht abstossen, und das Ausdecken schwierig und langsam, ähnlich wie das Aus- decken an Negativen, durchzuführen sein. Ferner würde trotz aller Vorsicht ein stellenweises Verletzen der Zeich- nung, ein Auszacken der Konturen vorkommen. Ein Hauptübelstand ist bei ungenügend ausgefeuchteten Platten derjenige, dass bei denselben in ausgedecktem Zustande leicht eine zu reichliche Tonfülle des Bildes eintritt und eine JSTachfeuchtung des Ganzen erforderlich wird; diese Nachfeuchtung hebt aber zugleich die Wirkung der scharfen Feuchtung an den ausgedeckt gewesenen Stellen auf, und war daher diese Arbeit umsonst gemacht.

Wird alles ordnungsgemäss durchgeführt, so ist es oftmals ermöglicht, 200 bis 300 Abdrücke ohne Unter- brechung in der Schnellpresse zu erzielen.

Das Auftragen zwei verschiedener Farben.

Wenn mit der Lederw^alze eine schwarze und mit der Leim walze eine andere Farbe, z. B. ein ausgiebiges Eot, aufgetragen wird, so entsteht an der Platte eine Farbmischung, welche aber nicht in derselben Weise wie €ine vor dem Auftragen mit den Farben selbst vor- genommene Mischung wirkt, sondern in ganz eigenartigem Charakter zur Geltung kommt. An sich ist diese Methode des Farbeauftragens schon bei Einführung des Licht-

- 127 -

drackes durch Jos. Albert ausgeübt worden, jedoch im Laufe der Zeit von manchen Praktikern auf die Höhe der jetzigen schönen Leistungen gebracht.

Wie schon erwähnt wurde, soll von der Lederwalze aus nur das Auftragen der kräftigen Teile des Bildes erfolgen, also in diesem Falle mit schwarzer Farbe ver- sehen werden; die mit roter, mittelstrenger Farbe ein- gewalzte, etwas zügige Leimwalze gibt an die kräftigen, schon schwarz aufgetragenen Stellen, allerdings wieder die meiste Farbe ab, gibt aber auch den Halbtönen die richtige Fülle bis zu den feinen Tönen, welch letztere von der Lederwalze keine oder nur einen „Hauch'' von Farbe erhalten haben, während die Lichter und weissen Stellen frei von Farbe bleiben.

Auf einem dann gemachten Abdruck werden die tiefen Schatten des Bildes noch immer tief dunkel, bei- nahe schwarz erscheinen, weil am Abdrucke, entgegen- gesetzt von der Druckplatte, die schwarze Farbe obenauf zu liegen kommt und das darunter befindliche Eot kaum bemerkbar macht.

Die Halbschatten und kräftigeren Mitteltöne erhalten von der schwarzen Farbe nur halbvollendet ihre Zeich- nung und von der roten Farbe der Leimwalze ihre Fülle, daher eine Mischung von Eot und Schwarz, mithin einen braunen Ton, welcher in den zartesten Tönen des Bildes rötlicher wird, da an diesen Stellen sehr wenig oder kein Schwarz von der Lederwalze aus vorhanden war.

Eine kleine, jedoch w^ohltuende, die Farbkontraste aufhebende, lösende Farbmischung entsteht immer beim Auftragen durch die Leimwalze, indem dieselbe von den kräftig schwarz aufgetragenen Stellen etwas Farbe abhebt und überträgt. Es gilt dieses zugleich als ein Zeichen, dass die Konsistenz der beiden verwendeten Farben richtig ist, denn würde die Farbe der Leimwalze zu dünn (leicht) verwendet werden, so würde das Schwarz an

128

dem erhaltenen Abdruck dominieren, zu hart und ab- gerissen wirken, weil die richtige Tonverbindung fehlt.

Leichte schwarze Farbe hingegen würde von der Lederwalze aus sämtliche Töne des Bildes zu kräftig geltend machen, die an der Leimwalze befindliche rote Farbe würde die an der Druckplatte vorhandene schwarze Farke abheben und sich damit vermischen, w^odurch dann ein braunes Bild, ohne sammetartige, beinahe schw^arze Tiefen, ohne die erwähnten verschiedenen Farbtöne, am Abdruck resultieren würde.

Bei richtigem Vorgang müssen die beiden ver- wendeten Farben harmonisch verschmelzen, ohne jedoch eine in gleichem Farbtone über das ganze Bild gehende Mischfarbe zu erzeugen; es haben solche mit Verständnis hergestellten Drucke oftmals das Aussehen, als ob ein zweimaliger Druck angewendet wurde.

Das Auftragen mit zweierlei Farben kann mittels beliebiger Lichtdruckfarben durchgeführt werden, in der Eegel gelangt für die Lederwalze Schwarz, seltener ein Braun zur Verwendung; für Druckplatten, unter ohnedies schon kontrastreichen Negativen kopiert, ist der Druck mittels zweierlei Farben weniger zu empfehlen, da durch die Farbenkontraste die Bilder in der Wirkung hart werden. Ein und dieselbe Farbe, z. B. ein Photographie- ton, für beide Walzen wird in diesem Falle praktischer sein.

Da die Herstellung von Lichtdrucken mittels zweierlei Farben zeitraubender ist und ziemliche Aufmerksamkeit erfordert, die quantitative Leistung der Presse um un- gefähr 20 Prozent geringer ist als bei gewöhnlichen Arbeiten, so werden derartige Drucke auch um ungefähr denselben Prozentsatz teurer berechnet.

Eine unter sich gleichmässige Auflage ist durch die immer entstehende Vermischung beider Farben im Druck nicht erreichbar, daher Avird bei grösseren Auflagen lieber der einfarbige Lichtdruck mit einem nachträglichen

stein -Tondrack angewendet, wobei man auch nicht teurer produziert, unter Umständen sogar bedeutend billiger.

Der Irisdruck,

Unter Irisdruck wird beim Buch- und Steindruck das Verfahren yerstanden, woselbst beim Druck auf einer Walze mehrere Farben streifenweise nebeneinander ver- laufend vorhanden sind und beim Schnellpressendruck auf dem ganzen Walzensatze; wäh- rend beim Handpressendruck die Walze immer in genauer Lage auf dem Farbsteine und beim Farbeauftragen gehalten werden muss (dass beim Farbegeben auf die Walze auch die Länge eines jeden Farbstreifens eingehalten werden muss, ist selbstredend), ist diese Arbeit bei der Schnell- presse durch die genaue Funk- tion derselben erleichtert.

Beim Lichtdrucke hat sich dieses Yerfahren bis jetzt nicht recht eingebürgert, weil dadurch die Arbeit zu erschwert wird. Yorgenommene Proben haben ergeben, dass der Lisdruck auch im Lichtdruck in manchen Fällen Anwendung finden kann.

So kann bei einer Ansicht mit viel Luft der Iris- druck gute Dienste leisten, wenn die Luft am Negativ nur nach der Ansicht zu allmählich aufgehellt wird, um die zusammenlaufenden Farben nicht kräftig und deutlich bemerkbar zu bekommen. Für die Luft kann an der Ton walze (Leimwalze) ein Neutral- oder gedämpftes Blau, während für die Ansicht der Photographieton oder Schwarz- grün angewendet werden. Fig. 5 1 veranschaulicht die Farben- gabe an Farbstein und Leimwalze des Handpressendruckes.

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 9

Fig. 51-

130

Das Abziehen der Farbe von der Druckplatte.

Da an den Glaskanten der Druckplatte und ausser- halb des Bildes sich auch beim Auftragen Farbe ansetzt, so wird bei einzelnen Drucken mittels vier Streifen Seiden- oder anderen dünnen Papieres durch Auflegen knapp an das Bild dieser Schmutz abgedeckt, bei Auf- lagen jedoch der Abdeckrahmen angewendet.

Auf diesen zugeklappten Kähmen werden mit dem Bleistifte Anlegezeichen (Winkel) zur genauen Anlage des Papieres gezogen, durch welche es ermöglicht wird, eine ganze A.uflage in richtiger und gleichbleibender Stellung der Bilder am Papiere drucken zu können; tritt die Notwendigkeit eines Plattenwechsels ein, so wird die neue Platte genau wieder wie die früher gedruckte unter den AbdeckrahDien gebracht.

Auf das über die Bildfläche gelegte Papier wird eine Überlage von einigen Blatt knotenfreien Papieres gebracht und hierauf ein mit Rindstalg (ünschlitt) eingefetteter Glanzdeckel (Pressspan). Das Reibergehäuse wird über- gelegt und der Hebel heruntergezogen, wodurch der Reiher fest an die Platte gedrückt wird. Das über den Reiber mit der glatten Seite nach aussen gezogene Leder muss ebenfalls mit Fett eingerieben werden.

Nun wird die Kurbel gedreht, wodurch der Press- karren nach vorwärts geschoben und die Druckplatte mit der ganzen Bildfläche unter dem Reiber durchgezogen wird; dadurch wird das Papier an das aufgetragene Bild angepresst und die Druckfarbe abgedruckt.

Nach dem erfolgten Durchzuge wird der Hebel zurückgelassen, das Reibergehäuse ebenfalls, und der Presskarren durch einige Kurbelbewegungen auf seinen früheren Platz gebracht; nachdem der Glanzdeckel samt Übertage entfernt sind, wird der gemachte Abdruck von der Platte abgehoben, jedoch immer in einer Weise, dass kein Papierbruch entstehen kann.

131

Ist das Bild am Abdrucke stellenweise durch lichte, farblose Fleckchen unterbrochen, oder bleibt ziemlich viel Earbe noch auf der Druckplatte zurück, so muss der Druck verstärkt werden, indem die Schrauben oben am Eeibergehäuse tiefer angezogen w^erden.

Jede Verletzung (Vertiefung) an der Kante des Eeibers oder an dem darüber gezogenen Leder verursacht einen lichten Streifen in der Richtung des Durchzuges; daselbst wird die Farbe nicht abgedrückt und bleibt an der Platte zurück.

Ein jähes Herunterziehen oder Zurücklassen des Hebels, ein kräftiges, rasches Anziehen mit der Kurbel der Presse oder starkes Anfahren mit dem Presskarren an die Absteilvorrichtung bei unter dem Reiher ver- ursachtem Druck auf die Platte, kann sehr leicht einen Bruch derselben, einen Quersprung zur Folge haben.

Die Papierüberlage, sowie der Pressspan muss rein gehalten werden, denn ein darauf oder dazwischen liegendes Sandkorn, ein harter Knoten und dergl. w^ürde sich bei jedem Abdruck in die Bildschicht eindrücken und dieselbe verletzen; es entstehen dann dunkel und hell druckende Flecke, je nachdem die Unreinigkeit auf eine mehr oder weniger empfindliche Stelle des Gelatine- bildes eingepresst wird. An den unbelichteten Stellen drucken solche Punkte meist dunkel, an den kräftig kopierten entstehen Löcher, welche frei von Farbe bleiben.

Der Druck auf gestrichenes Papier.

Diejenigen Lichtdrucke, welche mit einem Glänze versehen werden, gleichgültig, welches Papier verwendet und auf welche Art der Glanz . erzeugt wurde, und ob dieselben auf Karton oder Papier angeklebt oder an- gehängt werden oder nicht, bezeichnet man als „Glanz- lichtdrucke".

9*

132

Bei der Herstellung derselben wird vielfach eine möglichst täuschende Ähnlichkeit mit den photographischen Kopieen auf Albuminpapier angestrebt, und trachtet da- her der Lichtdrucker, sowohl in Bezug auf die Druck- farbe als auch den Ton des Papieres und im ganzen Aussehen, den photographischen Kopieen möglichst nahe zu kommen, was auch sehr täuschend gelingen kann.

Das hierfür geeignetste Papier ist das Kreidepapier (auch Chromo-, Matt- Glace-, Baryt- oder gestrichenes Papier benannt), welches verschieden gefärbt in den Handel gebracht wird. Dasselbe besitzt infolge der daran befindlichen Kreideschicht die dem Lichtdrucker un- angenehme und den Betrieb oftmals sehr störende Eigen- schaft, die in der Gelatineschicht enthaltene Feuchtung aufzusaugen, so dass ein oftmaliges Nachfeuchten der Platte erfolgen muss.

Um diese Störungen zu vermeiden, welche beim Schnellpressendruck besonders nachteilig erscheinen, kann das Papier in ganzen Bogen auf einem glattgeschliffenen Stein oder einer Metallplatte mit einer dünnen Schicht von reinem, mittelstrengem Steindruckfirnis bedruckt werden; dieser Firnis sinkt sehr schnell in die Kreide- schicht und kann das Papier, auf das erforderliche Format zerschnitten, nach Verlauf von ungefähr zwei Stunden anstandslos bedruckt werden. Weiter ist durch diesen Firniston eine Dehnung des Papieres so ziemlich auf- gehoben, was für den Farbendruck wichtig ist.

Die auf gefirnisstem Papier hergestellten Abdrücke erhalten aber nach einiger Zeit einen leicht gelblichen,, bei stärkerer Firnisschicht einen bräunlichen Ton, welcher bei vielen Arbeiten nicht im geringsten störend wirkt^ manchmal vermieden bleiben soll.

Teils um diesen Ton zu vermeiden, teils auch um die Arbeit des Firnisdruckes zu umgehen, trachtet man durch Verwendung eines erprobt guten Papieres und

133

durch günstige Yerhältnisse im Arbeitsraume i) die Sch wierigkeiteii des Druckes zu bewältigen, was beim Schnellpressendruck gut gelingt.

Auf der Handpresse ist der Druck auf Kreidepapier bedeutend schwieriger auszuführen, wie am gewöhnlichen Papier, besonders bei grösseren Bildformaten. Das Papier wird in der Eichtung des Durchzuges durch den Eeiber- druck etwas ausgedeJnit, stellenweise mitgeschoben, ferner erhält das Papier durch die Berührung mit der Druck- platte etwas Feuchtigkeit, wodurch dasselbe wellig wird.

Fig. 52.

was sogen. Quetschfalten verursachen kann, welche sich in die Platte einpressen und dieselbe verderben. Ander- seits entsteht durch das Dehnen und Schieben des Papieres die sogen. „Wolken'^- oder „Flocken "-Bildung an den Abdrucken, wenn das Papier schon vor Ausübung des Druckes stellenweise mit der aufgetragenen Platte in Be- rührung kommt, dortselbst etwas von der Farbe be- schmutzt wird und während des Durchziehens in der Presse von diesen Stellen etwas entfernt werden und abermals Farbe erhalten.

Diese dunklen und lichteren, wolkenartigen Gebilde können bei kleineren Formaten durch Niederstreifen des

i) Siehe Tabelle I, S. 88 u. 89.

184

Papieres mit der Hand über die aufgetragene Druckplatte vermieden werden, da dann das Papier infolge der Klebrigkeit der Druckplatte sich nicht verschieben kann, aber es wird die Platte ziemlich rasch ausgetrocknet, da das Papier zu lange in inniger Berührung bleibt, bis der Abdruck fertig ist.

Durch Verwendung des „Wagens'', oder auch „Brücke'^ genannt (Fig. 52), wird es ermöglicht, das Papier erst nach und nach in Berührung mit der Platte zu bringen, also erst bei dem Abziehen der Farbe von der Platte, mithin bleibt die „Wolkenbildung'' vermieden.

Der AVagen ist ein ungefähr 10 cm breites und der eisernen Unterlage in der Presse entsprechend langes^ glattes Brettchen, an dessen Längsseiten ungefähr 10 cm hohe Stützen mit leicht laufenden Bädern angebracht sind.

Über die aufgetragene Druckplatte (wenn abgedeckt gedruckt wird, auf den Abdeckrahmen) wird derselbe so gestellt, dass das darüber gelegte Papier von dem herunter- gelassenen Reiher beim Ansätze niedergedrückt wird, ohne an anderen Stellen die aufgetragene Platte berühren zu können; bei dem nun erfolgenden Durchzuge wird der Wagen immer in einiger Entfernung vor dem Eeiber- gehäuse laufen und das Papier über der Druckschicht halten.

Natürlich darf dabei der Lauf des Wagens nicht ge- hemmt werden, z. B. durch die Eisenplättchen zum Ein- spannen der Druckplatte, da sonst nicht nur der Wagen und die Druckplatte, sondern auch selbst der Beiber und der Glanzdeckel verdorben wird; ist also Gefahr vor- lianden, dass der Wagen nicht sicher funktioniert, so kann man bei Beginn des Durchziehens denselben mit der linken Hand etwas in die Höhe halten.

Der Lichtdruck auf verschiedene Stoffe.

Flachliegende und faltenfreie Stoffe, wie Seide, Atlas, Leinwand und alle dichten, feineren Gewebe, lassen sich

135

besser \Yie Papier bedrucken, denn dieselben entnehmen der Druckplatte äusserst wenig Feuchtigkeit (vergl. Farben- druck auf Stoffe).

Audi dünnes Leder kann mit Lichtdruck bedruckt werden, doch manche Sorten gerben die Lichtdruckschicht so stark, dass nach 20 bis 30 Abdrücken die Platte un- brauchbar wird; ein dünner Firnisaufdruck vor dem Licht- drucke, wie derselbe beim gestrichenen Papier erfolgt, behebt diesen Fehler so ziemlich.

Wenn jedoch mehrere Bilder gleichzeitig von einer Platte auf Lederstücke gedruckt werden sollen und für jedes einzelne Bild ein Stückchen Leder aufgelegt wird, tritt während des Durchzuges ein Yerschieben der Leder- stücke ein und die Bilder treffen nicht an der bestimmten Stelle an das Leder.

Wird als Überlage ein starker Karton unter dem Glanzdeckel verwendet, so kann dieser Fehler nicht vor- kommen und die Bilder werden dennoch gut ausdrucken; dasselbe kann auch bei dicken Stoffen, z. B. Filz, eine gute Allwendung finden.

Auch dünne Holzfourniere und Metalltafeln können mittels Lichtdruckes bedruckt werden, letztere dürfen aber nicht poliert, eher mattiert, sein, sonst gerinnt die Druckfarbe an der glatten Fläche und hebt auch nicht gut ab.

Der Lichtdruck auf diese verschiedenen Stoffe u. s. w. ist noch wenig kultiviert worden, und können Ansichten u. s. f. auf Hutfutter, auf Metalle, Stoffe für Galanterie- waren-Erzeuger u. a. hergestellt werden, und kann öfter bei den meist geringeren Auflagen für die Handpresse Beschäftigung gefunden werden.

Lichtdruck mit aufgedrucktem Steindruckt on.

Bei hübscher auszuführenden Lichtdrucken kann statt des erwähnten Druckes mittels zweierlei Druckfarben über

136

Tabelle II. Vorkommen:

Fehler herstammend

Glase

von der Gelatine

von der Chromat- gelatine

von der Vor- präparation

von der zweiten Präparation

Kopieren

Die Platte druckt kömig und rauh.

Ungeeignete Sorte. Kann manchmal durch

Wässern ge- eignet werden.

Zu viel Chrom- salz. Zu wenig Wasser.

Zu dick gegossen. Schlecht filtriert.

Die Platte druckt tonig.

Zu weiche Sorte.

Zu viel Chrom- alaun. Zu stark erhitzt. Alte Chromat- gelatine.

Zu heiss getrocknet. Alte Platte.

Beim Ein- öd.Auslegen oder beim Nachsehen überlichtet.

Die Platte druckt grau, ohne Tiefen.

Wie oben

Zu dünn gegossen. Alte Platten.

Überkopiert. Über- belichtet.

Die Platte nimmt ungleich Farbe an.

Ungleich ge- gossen. Nicht richtig nivelliert im Ofen.

Ungleich belichtet.

Die Platte klebt.

Zu weiche Sorte.

Zu wenig Chromalaun.

Bei zu niederer Temperatur im Ofen getrocknet.

Bei feuchter Witterung

kopiert. (Im Freien).

Die Platte trocknet rasch aus beim Drucken.

-

Harte Sorte.

Zu viel Chrom alaun. Alte Chromat- gelatine.

-

Zu dünn gegossen oder zu heiss getrocknet.

Zu stark kopiert. Alte Platten oder überbelicht.

Die Platte bekommt nach einer Anzahl Ab- drücke dunkel druckende Punkte oder Streifen.

Ver- tiefungen, Kratzer im Glase.

Ungeeignete Gelatine, welche Punkte macht.

Schlecht filtriert oder Hautbildung.

Unrein gearbeitet.

Die Platte zeigt schon am ersten Drucke störende Fleckchen, Streifen.

Wie oben.

Wie oben.

Zu alte Chromat- gelatine bildet beim Trocknen

Schlieren, Streifen an den Platten.

Unreine Schicht, Staub, oder zersetzte Teile der Schicht an den Platten.

Schlecht filtriert.

Durch Staub u. s. w. verun- reinigte Schicht.

Durch Haut- bildung an der Ch romat^'elatine.

Durch" Luft- zutritt im Ofen

während des Trocknens der Platten

entstandene Schlieren.

Kratzer oder sonstige Un- reinigkeiten am Kopier- glase beim Kopieren im scharfen Lichte.

LJic r^idiie giDi nur einige schöne Ab- drücke, <lie- selben kommen dann tonig von der Presse.

Zu weiche Sorte.

Zu viel Chrom- alaun ver- wendet. Zu stark erhitzt.

Zu heiss ge- trocknet. Zu alte Schichten (im unkopierten Zustande lange aufbew^ahrt). Überlichtet.

rJeim Nach- sehen über- lichtet. Zu kräftig ko- piert. Bei schlechtem Licht durch sehr langes Kopieren.

j 137

ihler beim Drucken.

vom j Negative

vom Auswässern

vom Trocknen der ausgewäs- serten Platten

vom Feuchten (Ätzen)

von der Druckfarbe

vom Papier

vom Arbeitsraum

i Grober Mattlack verwendet, da- bei im scharfen Lichte kopiert.

Zu kurz ge- wässert, Platte erscheint noch

gelb gefärbt.

Zu kurz gefeuchtet.

Nicht ge- nügend verrieben.

Zu wenig Kontraste.

Wie oben.

Ungenügend gewässerte Platte im Lichte ge- trocknet.

Wie oben oder die Feuchtung warm.

Zu dünne Farbe.

Un- geleimtes

oder Kreide- papier.

Hohe Temperatur. Trockene Luft.

' Überexponiertes flaues Negativ.

Wie oben.

Wie oben.

Zu wenig

Farbe verwendet.

Ungleiche Be- leuchtung: bei der Aufnahme. Unrichtige Retouche.

Schlecht ge- wässerte Platte, stellenweise vom Lichte getroffen.

Durch schlechtes Nivellieren

ungleich gefeuchtet.

Unrichtiges Auftragen der Farbe.

Li warmem Wasser ausgewässert.

Zu hohe Temperatur im Arbeitsraume.

Zu kurz gefeuchtet oder die Feuchtung warm.

Ungeeig- netes oder ungeleim- tes Papier.

Hohe Temperatur. Trockene Luft.

-

Ungenügend.

Nachbelichtung der schlecht gewässerten Platte.

Feuchtung zu wässerig.

-

Wie oben.

Trockene Luft.

Beim Nach- feuchten durch Unreinigkeiten im Feucht- schwamm.

Sandkörner Glassplitter in derselben

oder an einer Walze

Knoten im Papier, welche sich beim Druck in die Gela- tine ein- pressen.

Unreinigkeiten.

Die Hautnega- tive kleben

durch zu grossen

Glyceringehalt

der Abzieh- gelatine. Von der klebrigen

Zwischenschicht abziehbarer

Trockenplatten herrührend.

Fingergriffe oder Ver- letzungen der Druckschicht. Fette Substanzen im Wasser, welche an der Bildschicht an- haften.

Fingergriffe oder Ver- letzungen der Druckschicht.

Staub von Chemikalien.

Luftblasen in der Feuchtung. Trockene, un- gefeuchtete Fleckchen. Unreine, durch Farbteile u. s. w. verunreinigte Feuchtung.

Wie oben. Sandkörner,

Knoten u. s. w. an der Papier- überlage.

Wie oben.

Durch auf die ge- feuchtete Platte ge- fallene Wasser- tropfen oder sonstige Flüssig- keiten von den Fen- stern, Trans- missions- riemen u.s.w. herrührend.

Zu wenig Kontraste.

Nicht lange genug gewässert und im trockenen Zustande einer

wirkenden Lichtquelle aus- gesetzt.

Trocknen er- folgte zu rasch. Die Druck- schicht war nicht bis an das Glas ausgetrocknet.

Warme Feuchtung. Zu hohe Temperatur im Arbeitsraume.

Zu leichte Farbe. Säurehaltige Farbe.

Unge- leimtes oder Kreide- papier. Un- geeignetes Papier.

Hohe Temperatur im Arbeits- raume.

I

138

die mittels einer Farbe gedruckten, bereits farbetrocken o^ewordenen Lichtdrucke ein Ton in der Steindruckpresse aufgedruckt werden. Die Tonfarbe wird mit dem Licht- drucke liarmonisch in Einklang gebracht, und darf keine Deckfarbe verwendet werden.

Sollen Lichtdrucke in der Weise hergestellt werden, dass dieselben eine Ähnlichkeit mit auf Chinapapier ge- druckten Bildern haben sollen, so kann ein flacher Stein- druckton in Lasurfarbe, welcher das Bild entweder ab- schliesst oder je nach der Grösse des Bildes dasselbe bis zu einem 1,5 cm breiten Streifen ringsum überragt, auf- gedruckt werden.

Um mehr Kraft und Wirkung an Lichtdrucken zu erzielen, kann eine gezeichnete Tonplatte zum Tonaufdruck angewendet werden; die Tiefen des Bildes werden bei Herstellung des Tonsteines mit Tusche, und die Töne, je nach ihrer Stärke, mit lithographischer Kreide ausgeführt, wobei ein zarter Kreideton bis zu den höchsten Lichtern hinangefiihrt wird. Fällt nun diese durchgezeichnete Ton- platte mit ziemlich kräftiger und dem Lichtdrucke an- gepasster Druckfarbe unter genauem Passen auf den Lichtdruck, so wird ein eigenartiges, sehr hübsches Resultat erzielt, weil das ganze Bild durch die Ver- stärkung mit der Tonfarbe und durch die bedeutend volleren und geschlosseneren Töne kräftiger zur Geltung gebracht wird.

Um dem Lithographen zur Ausführung der Tonplatte ganz genaue Anhaltspunkte am lithographischen Stein geben zu können, muss von der Lichtdruckplatte ein Abklatsch auf den Stein gemacht werden, wie folgt:

Zu der schwarzen Druckfarbe wird etwas dicke Gummiarabikumlösung mit dem Farbmesser beigemeiigt und damit ein kräftiger, mit Farbe überladener Abdruck auf ein sehr gutes, nicht dehnbares Papier oder Karton gemacht, welcher auf dem gekörnten, jedoch staubfreien,

139

Hthographisclien Stein unter stärkerer Spannung einmal durch die Presse abgezogen wird.

Die auf diese Weise auf den Stein abgezogene Farbe gellt beim Atzen der fertig gezeichneten Tonplatte leicht weg, und die Zeichnung ist rein erhalten.

Üblich ist auch das Abklatschen von mit blauem Farbpulver (geriebenes ]\Iiloriblau) eingestaubten, mit ge~ wohnlicher Druckfarbe hergestellten Lichtdrucken, dabei wird beinahe nur die blaue Farbe übertragen.

Ein anderes, für den Anfänger empfehlenswertes Ver- fahren ist folgendes: Der Druck für den Abklatsch wird mittels einer beliebigen Farbe gemacht und auf den Stein abgezogen, über diesen Abklatsch wird nun ein Kalt- negativlack, welcher gefärbt wurde, z. B. mittels Spritblau^ Übergossen, und in die dann trocken gewordene Lack- schicht werden Lichter u. s. w. mittels verschiedener In- strumente (Schaber, Roulettes, gezähnte Messer) heraus- geschabt, der Stein geätzt, abgewaschen und gleich über die Lackschicht gedruckt. Diese Lackschicht bleibt beim Druck intakt, durch dieselbe ist der Abklatsch immer bemerkbar; sind noch Lichter u. s. w. einzutragen, so braucht bloss die Oberfläche des Steines von der Farbe gereinigt zu werden, um die Arbeit vornehmen zu können.

Fehler beim Drucken.

Obwohl bei Besprechung jedes einzelnen Arbeits- ganges auf verschiedene Fehler und deren Ursachen hin- gewiesen wurde, so dürfte dennoch die Tabelle II (Seite 136 u. 137) in manchen Fällen dem Anfänger oder Minder- geübten einen Behelf bilden, da dieselbe in übersicht- licher Zusammenstellung die hauptsächlichsten Yorkomm- nisse enthält.

VIII. Abschnitt.

Die Nebenarbeiten des Lichtdruckers.

Die Retouche der Lichtdrucke.

Die Eetouche an Lichtdruckauflagen muss im all- gemeinen und, soweit nur möglich, streng vermieden bleiben, da durch eine solche Arbeit eine Verteuerung eintritt, und soll sich nur auf das „Ausflecken'' einzelner hier und da vorkommender Punkte oder Fleckchen be- schränken.

Lichtdrucke auf gestrichenen Papieren, also für das Glänzen oder Lackieren bestimmt, werden mittels Aquarell- farben entweder vor oder nach dem Lackieren retouchiert; werden Abdrücke mittels Schwimm- (Wasser-) Lack lackiert, so wird die Eetouche nachher vorgenommen, bei Verwendung des Alkohollackes oder „Glänzen" (Ab- reiben oder Bürsten) der Drucke wird vorher retouchiert. Auf jeden Pall müssen dunkle Punkte vor dem Lackieren mittels eines scharfen Instrumentes, einer lithographischen Nadel oder dergl., entfernt werden.

Bei Abdrücken auf gewöhnlichem Papier oder Karton wird die Positivretouche mittels Aquarellfarben ausgeführt, welchen man, um den zarten Glanz der Druckfarbe zu er- halten, etwas Eiweiss- oder Gummilösung beimengt; zarte, graue Töne können mittels eines weicheren Bleistiftes ein- getragen und dunkle Punkte mittels einer lithographischen

141

Schabnadel, grössere Flecke mittels eines harten Radier- gummis aufgehellt oder entfernt werden.

Jede Retouche soll nicht oder möglichst wenig be- merkbar sein.

Bei farbigen Kunstblättern wird die Retouche mittels der farbigen, weichen Pastellstifte an den farbetrockenen Abdrücken durchgeführt; harte Stifte erzeugen einen Glanz, welcher vermieden bleiben muss.

Kleine Flächen können an den farbefrischen Ab- drücken auch durch Einstauben mittels der als nötig sich ergebenden Farben, welche trocken sehr fein gerieben werden, entsprechend gefärbt werden.

Lichter, welche vielleicht von einer oder der anderen Druckplatte etwas Ton erhalten haben, können mittels- einer lithographischen Schabnadel, eines spitzen Radier- gummis u. s. w. aufgesetzt werden.

Das Lackieren oder Glänzen der Lichtdrucke.

1. Das Abreiben oder Glänzen.

Wird über einen auf Kreidepapier hergestellten imd bereits ziemlich trocken gewordenen Abdruck, welcher mit Talkum (Federweiss) eingestaubt wurde, mit einem Ballen reiner Baumwolle, einem feinen Tuche oder einer dichten, nicht zu steifen Bürste gerieben, so erhält die ganze Kreideschicht einen Glanz, welcher durch längeres und zum Schlüsse stärkeres Reiben erhöht werden kann..

Bei frischen, noch nicht ganz getrockneten Drucken ist der Glanz des Bildes sehr rasch, bei älteren Drucken nur durch längeres und kräftigeres Abreiben zu erzielen; bei manchen minderwertigen Kreidepapieren ist durch Abreiben kein Glanz zu bekommen, daher solche Abdrücke lackiert werden müssen. Das Abreiben geschieht, indem man die Abdrücke einzeln auf eine glatte Unterlage, z. B. eine starke Spiegelplatte, legt, oder sich eines daza

142

bestimmten Rahmens (Fig. 53) bedient; bei demselben ist a die vertieft in Holz eingelassene Glasplatte, cl ein eisernes Lineal, welches durch zwei Federn cc an die Platte gedrückt wird, und so den darunter gelegten, zum Abreiben bestimmten Abdruck einklemmt. An beiden Seiten ist je ein Vorreiber bb angebracht, welche be- weglich sind und das Lineal, beim Wechseln der Drucke, von der Glasplatte entfernt halten. In manchen Ateliers werden zu diesem Glänzen der Drucke eigene Glanzreib- maschinen mit Bürsten angewendet.

Diese geglänzten Abdrücke sind aber gegen Ver- letzung, Abscheuern nicht sehr geschützt, besonders wenn dieselben Feuchtigkeit angezogen haben; es ist daher ein Aufziehen auf Karton etwas erschwert, und wird das Glänzen meistens nur bei Abdrücken angewendet, welche unaufgezogen flach liegend bleiben müssen.

Ein Textaufdruck mittels Buch- oder Steindruck soll Tor dem Glänzen erfolgen, da abgeriebene Drucke schlecht die Druckfarbe abheben.

Das Lackieren mittels Schwimmlacks. Der Schwimm- oder Wasserlack kann erzeugt werden, wenn man 40 g Borax, 100 g gebleichten zerkleinerten Schellack in 500 ccm Wasser auflöst, was durch Erwärmen

143

beschleunigt werden kann^), oder man nimmt 25 Teile gelben Schellack, 85 Teile Alkohol, 85 Teile Ammoniak, 125 Teile kochendes Wasser, 6 Teile Glycerin, 0,25 Teil Dextrin 2).

Alter Schellack, leicht erkenntlich an der gelblichen Farbe des zerkleinerten Schellackes, ist nicht oder nur durch Beifügen grösserer Mengen Borax löslich.

Derartige Lacke werden von J. Eottmanner in Kömliild in Thüringen, Franz Pilin ay, Lackfabrik in Dresden, u. a. in sehr guter Qualität zu billigen Preisen in den Handel gebracht, so dass es sich meistens nicht lohnt, sich mit der Selbslbereitung abzugeben.

Der Lack wird in eine flache Porzellan- oder Zink- tasse filtriert und die Abdrücke an der Oberfläche der Flüssigkeit 1 bis 2 Minuten schwimmen gelassen, wobei zu beachten ist, dass die Eückseite rein bleiben soll und beim Einlegen keine trockenen Stellen am Bilde vor- kommen; hierauf werden die Abdrücke auf Stangen oder Schnüre in einen Raum mit gewöhnlicher Zimmertempe- ratur zum Trocknen gehängt.

Das Auflegen der Bilder auf die Lackoberfläche in der Tasse wird so vorgenommen, wie beim Silbern von Albuminpapier. Ein Bild nach dem anderen wird mit beiden Händen nach aufwärts gebogen gehalten, und zu- erst nur mit einer Ecke in die Flüssigkeit gebracht, dann langsam, nach und nach, jedes Blatt über seine ganze Fläche auf die Lackfläche niedergelassen. Hat man einige Übung in dieser Arbeit erlangt, so ist es ein Leichtes, die Bilder an der Rückseite rein zu erhalten.

Stosst die Druckfarbe an den kräftig gedruckten Stellen den Lack ab, so dass nach dem Trocknen glanz-

i) Rezepte und TabeUen", 6. Aufl., S. 85, von Hofrat Prof. Dr. J. M. Eder.

2) Nach Ad. Berold, Photogr. Wochenblatt 1897, S. 237.

144

lose Flecke am Bilde entstehen, so ist dies ein Zeichen, dass die Druckfarbe nicht genügend trocken ist. Ent- weder lässt man die Bilder länger trocknen, oder in dringenden Fällen behilft man sich dadurch, dass die Abdrücke erst mit einem in Talkum getauchten Baum- wollballen leicht abgerieben und dann lackiert werden.

Das Trocknen der Farbe an den Abdrücken kann durch zwei- bis dreistündiges Liegen in dem auf etwa 35 Grad R. erwärmten Lichtdruckofen beschleunigt werden.

Höhere Wärmegrade sind nicht anzuraten, es entsteht leicht eine Gelbfärbung des Papieres.

Unterhalb der aufgehängten Drucke ist es praktisch, aus Zinkblech gebogene Rinnen anzubringen, um den abtropfenden Lack wieder sammeln und den Arbeitsraum rein erhalten zu können (Fig. 54).

Ist der Glanz an den trockenen Bildern zu stark, so kann der Lack mit kaltem Wasser entsprechend ver- dünnt werden. Minderwertige Papiere erfordern einen dickflüssigeren, gute Papiere einen ziemlich wässerigen Lack: letztere werden bei Yerwendung eines dicken Lackes leicht brüchig und spröde.

Yon den getrockneten Bildern werden die Abtropf- ecken weggeschnitten, die Bilder flach aufeinander gelegt und zum „Ausliegen'' (Flachliegen) zwischen zwei Bretter

145

mit einem lithographischen Stein oder dergl. beschwert^ eingepresst.

Wenn die Bilder nicht zum Aufkleben auf Karton bestimmt sind, können dieselben beim Lackieren ganz unter den Lack getaucht werden, so dass beide Seiten vom Lack durchzogen werden; es geht die Arbeit schneller vor sich, weil das achtsame Einlegen der Drucke entfällt. Solche trocken gewordenen, dann gepresst gewesenen Drucke bleiben flachliegend, und wird diese Lackier- methode daher für lose, unaufgezogene Blätter angewendet.

Einen dicken Schwimmlack kann man auch mittels eines breiten Haarpinsels auftragen, es geht die Arbeit schneller vor sich unter weniger Lackverbrauch; da aber die Abdrücke unter dem Pinsel sich einrollen, so müssen dieselben vorher durch geringes Feuchten, z.B. Einlegen in feuchtes Saugmakulaturpapier, flachliegend gestaltet werden.

3. Das Lackieren mittels Alkohollacks.

Dazu kann ein guter Negativlack (Warmlack) ver- wendet werden, welcher mit einem breiten Haarpinsel aufgetragen und im erwärmten Räume getrocknet wird. Es gibt sehr gute und weiss arbeitende Lacke, welche mit einem, den Albumintildern ähnlichen Glänze auf- trocknen ; diese Lackschicht ist ziemlich unverletzlich und gegen Feuchtigkeit wenig empfindlich. Solche Bilder eignen sich gut zum Aufziehen auf Karton.

Durch das sehr rasche Trocknen des Lackes ist diese Methode für dringende Arbeiten sehr günstig, da unter einer geübten Hand beinahe keine Ausschussbilder vorkommen.

Ein zu dicker Lack wird mittels absoluten Alkohols entsprechend verdünnt.

4. Das Lackieren mit dem Dammar- (Terp entin öl-) Lack. Den Dammar-Terpentinöllack kann man leicht selbst herstellen, wenn man weisses (ausgesuchtes) Dammarharz

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. lO

146

in reinem Terpentinöl kalt auflöst und dann durch Zugabe von Terpentinöl auf die erforderliche Konsistenz bringt.

Der unangenehme Geruch beim Lackieren grösserer Auflagen, das etwas langsame Trocknen der lackierten Drucke, die im Laufe der Zeit eintretende leichte Gelb- färbung der Bilder und am meisten die erforderliche Grundierung der zu lackierenden Drucke bedingen die seltenere Verwendung dieses Lackes beim Lichtdruck.

Diese Methode kann nur bei solchen Abdrücken an- gewendet werden, wo über die Druckfarbe eine Gelatine oder andere weisse Leimschicht gebracht worden ist, denn dieser Lack würde erstens die Druckfarbe lösen und zweitens in das Papier eindringen, und findet nur Anwendung bei solchen Arbeiten, wo es sich um eine billigere Erzeugung von Glanzlichtdrucken handelt und das teure Kreidepapier durch ein gewöhnliches Druckpapier ersetzt werden muss.

Da jedoch in gewöhnliches Druckpapier ein jeder Lack einsinken und keinen Glanz abgeben würde, so müssen die Abdrücke erst geleimt werden, was mit einer fünf- bis zehnprozentigen warmen und reinen Gelatine- lösung und einem Schwamm oder breiten Pinsel vor- genommen wird. Es könnte auch ein Absud von isländischem Moos angew^endet werden.

Manche Fachleute trachten, diese Arbeit zu umgehen, indem dieselben einen schon stark geleimten Papierstoff verwenden und einen dicken Lack rasch auf die gut farbe- trockenen Drucke auftragen, können aber gleich gute Resultate nur durch eine maschinelle Einrichtung (Lackier- maschine) erreichen.

Nach dem Trocknen der dünnen Leimschicht werden die Drucke zusammengelegt und bis zum völligen Flach- liegen zwischen Brettern beschwert, dann wird mit dem Lackieren begonnen.

Ein eventuell erforderlicher Schriftaufdruck hat vor dem Grundieren und Lackieren zu erfolgen.

147

Das Aufkleben der Glanzlichtdrucke.

Das Beschneiden der Abdrücke.

Statt, wie bei photographischen Kopieen, jedes einzelne Bild zu beschneiden, wird diese Arbeit mit einer Anzahl Lichtdrucken gleichzeitig vorgenommen, und zwar je nach der Stärke des verwendeten Papieres mit 30 bis 50 und selbst 100 Drucken.

Werden mit der Auflage Punkturen oder Kreuze mitgedruckt, so können die- selben auf zwei in ein Brett getriebene Nadeln in entsprechender Anzahl aufge- nadelt (Fig. 55) und dann zusammen be- schnitten werden.

Bei kleineren Auflagen kann man auch an zwei Seiten die Bilder recht- winklig einzeln schneiden, die Bilder an diesem Winkel genau zusammenstossen und die zwei anderen Seiten in grösserer An- zahl beschneiden. Fig. 55.

Das Aufkleben der Drucke. Das Aufkleben der Lichtdrucke kann mittels eines guten, mit lichtem Leim vermischten Stärkekleisters er- folgen; da aber die Bilder unter dem Bestreichen mit dem Klebstoff sich nach der Bildseite einrollen würden und dadurch nicht nur die Arbeit verlangsamt, sondern auch unrein wird, so werden dieselben vorher etwas ge- feuchtet.

Zu diesem Zwecke wird Saugmakulaturpapier mit Wasser gefeuchtet und nach ein - bis zweistündigem Liegen, bis zur gleichmässigen Verteilung der Feuchtigkeit, werden die Bilder, je zwei, mit der Bildseite zusammen in die Makulaturen zum Anziehen von Feuchtigkeit gelegt und nachher zu 20 bis 30 Stück, mit der Rückseite nach oben, zum Bestreichen mit Kleister gebracht.

10*

148

Bilder kleinen Formates können ohne Anlagezeichen, bloss nach dem Augenmass auf Karton geklebt werden, während für grössere Formate folgendes Verfahren zu empfehlen ist, welches ein sicheres, gleichmässiges An- legen der Bilder ermöglicht.

Auf eine plane Unterlage werden Anlegewinkel für Karton und Bild (Fig. 56, a und b) angezeichnet, wobei eine genaue Stellung des Bildes auf dem Karton beachtet

werden muss; das mit dem Klebestoff bestrichene Bild wird mit der Bildseite an seine Anlegezeichen aaa auf das Brett gebracht, darüber der Karton an seine Zeichen b bh gelegt und derselbe mit der Hand an das darunter liegende Bild angedrückt, wodurch der Druck auf dem Karton kleben bleibt. Nun wird der Karton mit der Bildseite nach oben gewendet und der Lichtdruck fest angedrückt, indem man Fig. 56. ein Blatt starkes, geleimtes

Papier darüber legt und mit einem linealähnlichen Holz, dessen scharfe Kanten etwas abgerundet sind, unter einigem Druck überstreicht.

Das Aufkleben, unter Einhaltung der genauen Bild- lage durch eine ganze Auflage kann auch mit Hilfe eines Kartonausschnittes vorgenommen werden; es wird aus einem zum Aufkleben bestimmten Karton ein Ausschnitt gemacht, welcher der Grösse und Stellung des aufzu- klebenden Bildes entspricht. Dieser Kähmen wird immer auf den Karton gelegt und das mit Klebestoff versehene Bild eingepasst, etwas angedrückt, der Rahmen weggehoben, und das Bild mit dem Lineal angerieben.

149

Ist das Aufkleben der Bilder auf starken Karton vorgenommen worden, so können die aufgeklebten Ab- drücke frei oder stossweise zum Trocknen gebracht und dann satiniert werden.

Soll das Aufziehen der Bilder auf dünnen Karton oder auf Papier erfolgen, so wird der Karton oder das Papier gefeuchtet, das Aufkleben wie oben vorgenommen, jedoch die Bilder nicht frei getrocknet, sondern einzeln zwischen starken Saugdeckeln eingelegt und so lange be- schwert gelassen, bis das völlige Austrocknen erfolgt ist. Dadurch bleiben die Bilder flachliegend und werden sich nicht verkrümmen; das Satinieren kann nun mit den trockenen Bildern erfolgen.

Das Satinieren.

Obwohl zum Aufkleben der Drucke ein knotenfreier Klebestoff verwendet wird, zeigen dennoch die Bilder nicht die wünschenswerte Glätte, sondern eine unebene, rauhe Oberfläche und müssen daher satiniert werden. Dies kann in der Steindruckpresse auf einem glatt ge- schliffenen oder polierten Stein oder Metallplatte oder in der Satinierpresse durchgeführt werden.

Auf die Metallplatte, bezw. den lithographischen Stein w^erden, je nach der Grösse, ein oder mehrere Bilder ge- legt und gleichzeitig mit kräftigem Druck durch die Presse gelassen. Der Druck darf nicht übertrieben werden, sondern nur so stark sein, dass die Bildoberfläche ge- glättet wird.

Die Bilder müssen zum Satinieren so weit über- trocknet sein, dass der Klebestoff nicht unter dem starken Druck ausgequetscht wird, oder dass die Bilder an der Platte stellenweise kleben bleiben. In der Steindruck- presse wird als Überlage beim Satinieren ein stärkerer, steifer Karton verwendet, über welchen noch der Glanz- deckel (Pressspan) oder ein Zinkblech gelegt wird.

150

Das Faltenmachen oder sogen. „Zusammendrehen'^ von grossen, auf dünnem Karton aufgezogenen Bildern kann dadurch verhindert werden, dass dieselben beim Durchgehen durch die Presse von der Satinierplatte ent- fernt gehalten werden. Sowie der vordere Teil des Bildes von der Presse erfasst ist, wird das Blatt rück- wärts hoch über die Platte gehalten, wobei natürlich beim Nachgehen des immer weiter durch die Presse gelangenden Bildes geachtet werden muss, dass die Hand nicht auch von der Walze oder dem Reiher erfasst wird, wie schon Fälle vorgekommen sind.

IX. Abschnitt.

Verschiedenes.

Der Lichtdruck von Aluminiumplatten.

Seit der Einführung der Glasplatten als Träger der Bildschicht wurde von vielen Praktikern ein Ersatz für diese gebrechlichen Druckplatten gesucht und mannigfache Versuche in dieser Richtung angestellt; vorzugsweise dienten hierzu Metallplatten, besonders Zink und ver- schiedene Stoffe, als Kautschuk, verschiedenartig vor- bereitete Papiere oder Kartons u. s. w.

Von allem diesen Material konnte in der Praxis kein Gebrauch gemacht werden, selbst Zinkplatten, welche schon zu wiederholten Malen in verschiedenen Druckereien versuchsweise eingeführt wurden, erwiesen sich als un- verlässlich, da dunkle Punkte und Flecke während des Druckens (Oxydbildung) entstehen; auch sind dieselben sehr schwer in gleichmässiger Schicht zu präparieren.

Die vom Verfasser mit Aluminiumplatten (von J. Scholz in Mainz) angestellten Versuche haben mit folgendem Arbeitsgange günstige Resultate ergeben, so zwar, dass nach den weiteren Arbeiten an der k. k. Gra- phischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien die An- wendung solcher Platten statt Glas in der Praxis zu er- hoffen ist.

152

Ein Übelstand ist auch bei den Aluminiumplatten :zu verzeichnen, nämlich dass dieselben bei der Behand- lung leicht verkrümmen, wodurch eine weitere Ver- wendung derselben sehr erschwert ist.

Neue Platten werden mit einer Mischung von 1 : 3 Ammoniak und Wasser abgerieben und mit einem reinen Tuche getrocknet; gebrauchte Platten werden zur Ent- fernung der Gelatineschicht vorerst einige Stunden in ein Bad von verdünnter Schwefelsäure, ungefähr 1 : 30 Wasser gelegt. Die meistens angewendete, warme Lauge für Glas- platten zerstört das Aluminium. Die Vorpräparation wird' wie gewöhnlich vorgenommen, ebenso die Gelatinepräpa- ration; jedoch das Trocknen im Ofen wird in der Weise besorgt, dass diese Platten auf Kopierglasunterlagen ge- bracht werden. Sind die Metallplatten plan, so wird beim Trocknen keine ungleiche Schicht und kein Verkrümmen vorkommen.

Beim Kopieren grösserer Aluminiumplatten kann eine Kontrolle des Kopiergrades durch einseitiges Aufheben derselben erfolgen; die Behandlung bis zum Drucke selbst ist die gleiche wie beim Glase.

Bezüglich des Druckes ist zu erwähnen, dass Aluminiumplatten nur mit einer Feuchtung aus Glycerin lind Wasser (ungefähr 1 : 1) gefeuchtet werden dürfen, da Ammoniak und die sonstigen üblichen Zusätze mehr oder w^eniger das Metall angreifen und der Druck dann un- ausführbar wird. Die Einrichtung in der Presse geschieht dadurch, dass man die Eisenplättchen einige Millimeter über die Platte reichen lässt und mit den Schrauben an das Fundament niederspannt. Das Auftragen der Druckfarbe ist bei diesen Platten bedeutend sicherer und auch leichter durchzuführen als auf Glasplatten, weil das mit Farbe versehene Bild auf dem licht- grauen Tone des Metalles sehr deutlich wahrnehm- bar ist.

153

Der Lichtdruck in der Buchdruckpresse.

(Typographischer Lichtdruck.) Um den Lichtdruck quantitativ leistungsfähiger zu gestalten, wurden schon verschiedene Versuche angestellt, denselben auch gleichzeitig mit Lettern in der Buchdruck- presse durchzuführen; die ersten derartigen Arbeiten dürften von Braneck & Mai er in Mainz im Jahre 1876 ausgeführt worden sein, welche über das Yerfahren nichts bekannt gaben, aber wahrscheinlich die mit Glycerin ge- feuchtete Lichtdruckplatte auf Letternhöhe gebracht und so den Druck ermöglicht haben.

Es folgten im Laufe der Zeit noch vielfach anders angestellte Versuche, doch ein allgemein in Verwendung zu bringendes Verfahren, welches den gewöhnlichen Licht- druck voll zu ersetzen vermag, wurde bisher noch nicht geschaffen, obwohl einige Verfahren unbestritten für ge- wisse Arbeiten sich als sehr leistungsfähig erwiesen haben.

Auf der Pariser Ausstellung 1900 hatte die Pariser Firma „Societe Anonyme des Etablissements J. Voirin^' ver- schiedene Pressen, darunter auch eine neue Type kleinerer Lichtdruck -Sehn eilpressen in einem eigenen Pavillon aus- gestellt und in Betrieb gesetzt. Diese kleinen Lichtdruck- pressen sind dem System der Tiegeldruckpressen ent- nommen und den Anforderungen des Lichtdruckes ent- sprechend konstruiert; dieselben sind hauptsächlich für einfachere Arbeiten in kleineren Formaten, z. B. sechs bis acht Stück Ansichtskarten, bestimmt und mit drei oder vier Auftragwalzen (Fig. 57 u. 58) versehen.

Der Preis dieser Pressen schwankt je nach Grösse und Ausstattung zwischen 1850 bis 3800 Francs, und er- wirb! jeder Käufer das Eecht, dass ihm das Verfahren vorgeführt wird.

Im Jahre 1902 stellte der Verfasser im Verein mit Professor A. W. Unger an der k. k. Graphischen Lehr-

154

und Versuchsanstalt in Wien eingehende Versuche mit dem Lichtdruck in der Buchdruckpresse an, und zwar zunächst in der Weise, dass eine Aluminium -Lichtdruck- platte über einen kleinen, letlernhohen, eisernen Spann- block gebracht und gedruckt wurde.

Fig. 57.

Dann wurden Bleiplatten als Träger der Lichtdruck- schicht angewendet, welche unter Benutzung der Fassetten- unterstege in der Buchdruckpresse gedruckt wurden.

Dann wurden diese Arbeiten auch auf den „Duplex- Lichtdruck" ausgedehnt, bei welchem ein und dieselbe Druckplatte zuerst mittels Iris- oder im monochromen Tondruck untergedruckt und dann als Kraft- oder Zeich- nungsplatte darübergedruckt wurde.

155

Als Maschine diente eine jener Typen, bei welchen der Druck durch die Aufeinanderpressung zweier flacher

Fig. 58-

Platten erfolgt und mit abstellbarem Drucktiegel und Zylinderfarbwerk ausgestattet ist.

Als Druckunterlage (Aufzug) diente ein harter Karton oder ein weiches Kautschuktuch, während die Schriftzeilen hart unterlegt w^urden.

156

Der Abdeckrahraen wurde an den Greifern befestigt, kann aber wegbleiben, wenn der Karton, bezw. die Unter- lage scliarf beschnitten und die Ränder abgeschrägt werden.

Die Auftragwalzen w^urden aus härterer Masse als die gewöhnlichen Buchdruckwalzen hergestellt, die unterste wurde durch kurzes Waschen mittels einer Mischung von 100 ccra Wasser, 10 ccm absolutem Alkohol und 10 ccm Glycerin zugkräftig gestaltet.

Zum T^Tachfeuchten wird die Form ausgehoben; be- sonders wichtig für die Leistungsfähigkeit des typo- graphischen Lichtdruckes ist eine günstige Beschaffenheit des Arbeitsraumes (vergl. Tabelle I, Seite 88 u. 89).

Die Verwendung des Lichtdruckes für den litho- und typographischen Pressendruck.

Bei der Präparation der Lichtdruckplatten ist man darauf bedacht , solche Chromatgelatineschichten herzu- stellen, welche im Druck kein für das freie Auge be- merkbares Korn besitzen. Für Umdruckzwecke auf Metall oder den lithographischen Stein muss jedoch die Licht- druckplatte ein wahrnehmbares und die Zeichnung zer- legendes Korn enthalten, da man gewöhnlich präparierte Lichtdruckplatten hierfür nicht oder nur unter grossen Schwierigkeiten verwenden kann.

Ein für das freie Auge bemerkbares Korn wird in- folge der eigentümlichen Bildung als „Gelatine -Runzel- korn" (Fig. 59, Vergrösserung eines Bildausschnittes) be- zeichnet.

Erzielt wird dieses grobe Korn durch die doppelt auf die Druckplatte aufgegossene Menge einer weniger wasserhaltigen Chromatgelatine als bei gewöhnlichen Licht- druckplatten verwendet wird; manche Sorten Gelatine eignen sich, infolge der feinkörnigen Beschaffenheit, nicht für diesen Zweck, andere Sorten geben schon bei weniger als der doppelten Menge des Aufgusses ein deutliches

157

Korn. Zum Trocknen brauchen solche Platten bedeutend länger als gewöhnliche Lichtdruckphitten, und müssen daher solche Platten den vorgeschriebenen Wärmegraden

^'ig- 59

im Trockenofen so lange ausgesetzt bleiben, bis die Schicht völlig trocken ist. Halbtrockene Stellen, welche bei niederer Temperatur erst austrocknen, sind sofort erkenntlich durch das schon erwähnte glänzende, glasige Aussehen und ist

158

daselbst kein oder doch nur ein ungenügend starkes Korn vorhanden.

Die Behandlung solcher Druckplatten erfolgt wie sonst, und nach dem Feuchten wird mit guter Feder- oder Kreidefarbe, welcher ungefähr ein Drittel Unidruck- farbe beigemengt wurde, angedruckt; sobald sich das Bild rein, ohne Schmutzton, und satt in den Tiefen gestaltet, werden die Abdrücke zur Übertragung gemacht und kann dazu entweder ein gutes photolithographisches Über- tragungspapier oder ein Kreide- ümdruckpapier, wie solches in den Steindruckereien in Verwendung steht, genommen werden. Die Abdrücke sollen in der Stärke der Farbe wie überhaupt im ganzen eine grosse Ähnlichkeit mit Abdrücken von einer lithographischen Kreidezeichnung besitzen.

Da das in den Kraftstellen des Lichtdruckes bemerk- bare Korn der Bildwirkung schadet, so kann man mittels eines spitzen Holzes diese Stellen überfahren, wobei die Farbe verbreitert und das Korn daselbst getilgt wird. Derartige Eetouchen sind an einem schon gemachten Umdruck nicht ausführbar, da jeder Strich oder Punkt bemerkbar wird und aus dem Bilde herausfällt

Der Umdruck soll möglichst bald nach Fertigstellung der Abdrücke erfolgen, damit die ganze Farbe vom Ab- druck übertragen und nur eine geringe ^Tachhilfe durch Verstärken (Anreiben) des Bildes mittels Farbe erforder- lich wird.

Diese Übertragungen werden sowohl für den Buch- druck als auch den Steindruck hochgeätzt, bei letzterer Drucktechnik, um ein Zusammenfliessen des Kornes (Zu- klecksen) mit der Druckfarbe oder ein Verlieren der feinen Teile in der Zeichnung durch die Reibung mit den Druckwalzen und das Feuchtwischen des Steines zu verhindern.

Schönere Resultate und klare Bilder erreicht man bei Umdrucken auf Aluminium, und sind diese Platten

159

dem Steine vorzuziehen, wenn man die Behandlung dieses Metalles genau kennt.

Eine allgemeinere Anwendung des Verfahrens konnte bisher nicht erfolgen, trotzdem seit langen Jahren in vielen Anstalten ziemliche Anstrengungen gemacht wurden, weil dabei nur reich gezeichnete Bilder annähernd gute Resultate geben, während z. B. die Luft bei Ansichten oder sonst grössere Flächen roh und unschön zur Geltung kommen.

Die Photo -Algraphie in Halbton.

Eine gewöhnliche, nicht grobkörnige Lichtdruckplatte wird mit einem Gemisch von einem Drittel ümdruckfarbe und zw^ei Dritteln guter schwarzer Lichtdruckfarbe ohne Pirnisbeigabe angedruckt, bis man einen tonrichtigen Druck erhält.

Dann wird die Platte aufgetragen, mit Streifen ab- gedeckt und statt Papier eine sehr dünne, gleichmässig feingekörnte Aluminiumplatte aufgelegt und unter kräftiger Spannung der Presse durchgezogen.

Es wird die Platte mehrere Stunden gummiert ruhen gelassen, dann, ohne Anreiben, Einstauben und dergl, mit schw^acher Phosphorsäure -Gummilösung geätzt'' und wie sonst gedruckt.

Die Heliogravüre -Imitation mittels Lichtdruckes.

Zur Imitation der Heliogravüre mittels Lichtdruckes ist ein gut aasexponiertes, etwas kräftiges Negativ er- forderlich; die Lichtdrucke werden kräftiger als gewöhn- lich gedruckt, und können schw^arze, ausgiebige Farben allein oder zweierlei angewendet werden.

Als Papier dient entweder ein dünnes, geleimtes, leicht gelbstichiges oder ein Chinapapier; das Papier wird grösser verwendet, damit dann nach dem erfolgten Kleistern der Kückseite der Bilder die vom Klebestoff verunreinigten Ränder weggeschnitten w^erden können.

160

Da aber die Cbinapapiere, sowohl die französischen Imitationen als auch die echten, wenig Leimung haben^ so trocknen die Druckplatten rascher aus als beim Druck mit gewöhnlichen Druckpapieren. Um diesem wirksam zu begegnen, ist in erster Linie der Arbeitsraum ent- sprechend günstig zu gestalten (siehe Tabelle II, Seite 136 und 137), und kann auch das Chinapapier in ganzen Bogen an der Rückseite gekleistert werden. Nach dem Trocknen muss dasselbe flach ausliegen und wird jetzt erst das erforderliche Papierformat herausgeschnitten und die Auf- lage gedruckt. Durch diese vor dem Druck an der Rück- seite des Papieres aufgetragene Kleisterschicht entsteht eine Art Leimung, w^elche die Verwendung des China- papieres günstiger gestaltet;.

Ist die Druckfarbe an den Lichtdrucken gut trocken geworden, so wird das Bestreichen mittels gew^öhnlichen Stärkekleisters, wenn es nicht schon vor dem Druck er- folgte, und nach dem Trocknen und Flachliegen das Beschneiden der Ränder vorgenommen; nun erfolgt das Aufziehen auf Kupferdruckpapier und gleichzeitig das Einpressen der Plattenränder, wie solche auch beim Druck von Platten in der Kupferdruckpresse entstehen.

Es werden die Kupferdruckpapiere, wie sonst für Kupferdruck gefeuchtet, die Bilder zwischen diese oder feuchte Makulaturpapiere bis zum Feuchtwerden der Kleisterschicht eingelegt und unter Beobachtung folgenden Vorganges durch eine Kupferdruck- oder eine starke Satinierpresse gezogen.

Auf der Platte der Presse werden Anlagezeichen (Fig. 60) a, a, a für die Prägeplatte aus Zink gezogen, an dieser Platte werden Zeichen ö, 6, b zum Anlegen der Licht- drucke eingeritzt und endlich kommen noch die Anlage- zeichen für das Kupferdruckpapiere, e an der ersten Platte.

Die Prägeplatte wird aus einer flachliegenden, 1 oder 1,5 mm starken Zinktafel rechtwinklig geschnitten, die

161

Ränder schräg abgefeilt und mittels Schmirgelpapieres ge- glättet.

Die Prägeplatte wird richtig an die Unterlage gelegt, der gefeuchtete Lichtdruck mit der Bildseite an die Platte, das feuchte Kupferdruckpapier darüber und dann ein starkes, eventuell doppelt gelegtes Filztuch; letzteres wird beim Durchziehen durch die Presse straff gespannt ge- halten, damit keine Falten sich bilden können. Wird nun das Ganze durch die Presse gezogen, so wird die Präge-

Fig. 60.

platte in das Kupferdruckpapier eingedruckt, und der Lichtdruck an das feuchte Papier festgeklebt.

Um das Verkrümmen der aufgezogenen Drucke während des Trocknens zu verhindern, werden dieselben in dicke, trockene Saugdeckel eingelegt und verbleiben zwischen diesen so lange beschwert, bis sie völlig trocken sind.

Eingebrannte Emailbilder durch Lichtdruck.

Entweder werden die Lichtdrucke mittels flussver- mischter Emailfarben (Metalloxyde) auf Übertragungs- papier gedruckt oder mit reiner Emailfarbe, und wird

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. II

162

das bereits auf Glas, Porzellan, Steingut u.s. w. übertragene Bild mit dem Flussmittel eingestäubt. Letzterer Vorgang hat den Vorteil, dass die Farbe sich besser druckt und die Bilder intensiver (durch die reine Emailfarbe) werden.

Als tibertragungspapier kann das im Handel befind- liche Metachromotypie- Papier (für Abziehbilder) verwendet werden; es zieht jedoch zu rasch die Feuchtigkeit der Lichtdruckplatte an sich und hebt überdies die Farbe schlecht ab. Wird aber die Schicht eines solchen Papieres- mit einem dünnen Überzug von mittelstrengem Steindruck- firnis versehen, so ist der Fehler behoben.

Nach Haberditzl in Wien („Photogr.Korresp.'' 1888^ S. 333) kann man sich ein gutes Übertragungspapier für diesen Zweck herstellen, wenn man halbgeleimtes oder ungeleimtes Papier mittels einer gekochten Mischung von 1 g Gummiarabikum, 1 g Stärke und 20 ccm Wasser überstreicht, nach dem Trocknen mit einem dickschleimigen Dekokt von Quittenkern überzieht, wieder trocknen lässt und hernach satiniert.

Die Übertragung des Bildes vom Papier auf Porzellan U.S.W, wird in der Weise vorgenommen, dass man das^ Porzellan mittels eines Dammarfirnisses bestreicht, und wenn diese Schicht übertrocknet ist, sich stark klebrig anfühlt, wird das Bild unter Vermeidung von Luftblasen; angedrückt und dann so lange in warmem Wasser liegen gelassen, bis sich das Papier unter Zurücklassung der ganzen Schicht loslöst. Die Übertragungsschicht wird sorgfältig mit Wasser abgewaschen und das reine Bild eingebrannt.

Als Lack dient eine Lösung von 10 g Dammarharz: in 30 g Terpentinöl; haftet das Bild infolge schlechter Qualität des Harzes nicht fest am Porzellan, so fügt man ebenso viel venetianischen Terpentin zu, als Dammarharz., verwendet war.

Kolorierte Lichtdrucke auf gestrichenem Papier.

Das Übermalen der Lichtdrucke auf geleimtem Papier mittels Aquarellfarben geht an farbetrockenen Abdrücken anstandslos vor sich, Abdrücke auf gestrichenem Papier müssen jedoch erst geleimt werden.

Es wird zu diesem Zwecke eine fünfprozentige Gelatinelösung in eine flache Tasse filtriert und auf der w^armen Flüssigkeit die Drucke mit der Bildseite schwimmen gelassen. Nach dem erfolgten Trocknen werden die Bilder flach gepresst, d. h. bis zum Flachliegen beschwert.

Sollen die Bilder nach dem Malen mit einem Glanz versehen werden (als Schutzmittel gegen das Verwischen der Farben), so kann man mittels eines breiten Haar- pinsels einen Alkohol- oder Terpentinlack auftragen, welcher die Farben nicht auflöst.

Der Lichtdruck im Texte.

Zur Illustration von Werken u. s. w. in kleinerer Auf- lage kann der Lichtdruck statt Autotypie, Zinkotypie oder Holzschnitt im Texte sehr praktische und hübsche Ver- wendung finden, da man für denselben verschiedene passende Druckfarben verwenden kann. Die Druckkosten dürften in manchen Fällen sogar geringer sein, als die Herstellungskosten der Buchdruckstöcke betragen würden.

Der sicherste Vorgang hierbei ist, wenn der Buch- drucker den Satz mit den für den Lichtdruck freigelassenen Stellen fertigstellt und dem Lichtdrucker einen richtig stehenden Abdruck als Grundlage zur Zusammenstellung der Negative übermittelt.

Die Auflage wird, mit entsprechendem Überschuss (für den Ausschuss beim Lichtdruck), zuerst in Buchdruck hergestellt, wobei eine genaue Anlage unbedingt beachtet werden muss, um ein Einpassen des Lichtdruckes ohne Schwierigkeiten zu ermöglichen.

164

Von der Biiclidruckpresse gelangen die bereits in 'der Farbe trocken gewordenen Drncke zum Lichtdrucker, welcher dieselbe Anlage benutzt, oder, wenn dies nicht durchführbar ist, nach der Buchdruckanlage die ge- wünschten Seiten mit der Schneidemaschine genau be- schneidet und sich auf diese Art eine ebenfalls verläss- liche Anlage schafft.

Ist die Anlage seitens des Buchdruckers oder durch ungenaues Schneiden nicht verlässlich, so müssen die Abdrücke durch Abmessen sortiert werden und diejenigen, bei welchen der Buchdruck immer genau gleich weit vom Papierrande der Anlegeseiten entfernt ist, zu einer Partie zusammengelegt werden; es ergeben sich in solchen Fällen mehrere Abteilungen, welche einen verschiedenen Abstand des Buchdruckes vom Papierrande aufweisen.

Der Lichtdrucker muss beim Druck für jede Partie die Anlage ändern, und es ist ihm so ermöglicht, aller- dings mit etwas Zeitverlust, die Auflage ohne nennens- werten Ausschuss (durch schlechtes Passen) herzustellen.

Die Ablieferung der Lichtdrucke.

Wenn auch die Farbe an den Abdrücken trocken aussieht und sich so anfühlt, so ist es doch nicht aus- geschlossen, dass dieselbe noch nicht genügend getrocknet ist; werden solche Abdrücke behufs Ablieferung stoss- weise aufeinander gelegt und gepackt, so erfolgt schon teilweise durch die Schwere des Papieres selbst, teilweise durch die Packung, und schliesslich durch den Transport, sei es durch Übereinanderlegen der Pakete oder durch ein sonstiges Belasten, eine Pressung, welche bewirkt, dass die Druckfarbe eines jeden Druckes, meist fleckenweise, immer an das darauf liegende Blatt übertragen wird.

Rauhe, kornige Papiere neigen weniger zum Ab- ziehen, hingegen stark geleimte oder solche mit kräftiger Satinage sehr leicht die Farbe abgeben; bei den letzteren

165

Sorten muss daher auch bei der Lieferung auf diesen^ Umstand ein besonderes Augenmerk gerichtet werden, hauptsächlich aber in solchen Fällen, wenn kräftige Bilder, z. B. mit einem dunklen, satten Grund, hergestellt wurden, weil hierbei das Trocknen der reichlicheren Farbschicht verlangsamt ist. Dasselbe gilt bei schwerer trocknenden,, z. B. roten Farben.

Wird auch bei vielen minderen Arbeiten' für in- dustrielle Zwecke u. s. w. eine leichte Yerunreinigung der Eückseite der Drucksorten durch das Farbeabziehen nicht beanstandet werden, weil auch oftmals nicht die ge- nügende Zeit zum gehörigen Austrocknen der Farbe be^ lassen werden kann, so ist ein solches Vorkommnis ein grosser Fehler bei besseren Druckaufträgen, wie Verlags- werke, Beilagen oder solchen Arbeiten, wo beide Seiten: des Papieres bedruckt worden sind.

Luft und Wärme beschleunigen bekanntlich das- Trocknen der Farbe, aus diesem Grunde werden auch die Drucke in kleineren Abteilungen zum Trocknen ausgelegt;, wo nun das Trocknen der Farbe besonders beschleunigt werden soll, können die Bilder in kleinerer Anzahl in den auf etwa 85 Grad E. erwärmten Lichtdruckofen durch 3 bis 4 Stunden eingelegt werden. Wird eine höhere Temperatur oder die angegebene durch längere Zeit angewendet, so kann leicht eine gelbliche bis bräun- liche Färbung des Papieres eintreten, besonders wenn dasselbe verfälscht ist.

Während des Trocknens und dem nachher zu er- folgenden Erkalten müssen die Drucke in Papierzwischen- lagen verbleiben.

Eine verlässliche Probe bezüglich des Abziehens der Farbe kann in der W^eise erfolgen, dass man einige aus- den Zwischenlagen genommene Lichtdrucke übereinander legt und an einer farbreichen Stelle mit dem Handballen kräftig zusammenpresst; zieht die Farbe ab, so muss die

166

Lieferung verzögert oder, wenn dies nicht angeht, zwischen jeden Druck ein Blatt Seidenpapier eingelegt werden.

Das Abziehen der Farbe kann auch verhindert werden, wenn man die halbtrockenen Bilder mittels Magnesia- oder Bologneser Kreide -Pulver einreibt und mittels eines Planelltuches nachputzt, damit die Farbe nicht matt und grau erscheint.

Gelangen die Abdrücke für einen Textaufdruck zum Buchdrucker, so muss nicht nur eine kleine Anzahl Mehr- drucke, sondern auch mehrere richtig angelegte Aus- schussdrucke mitgeliefert werden; erstere dienen als Er- satz für eventuell vom Buchdrucker gemachte Ausschuss- drucke, letztere zur Bestimmung der Anlage, daher auch an diesen vom Lichtdrucker der Anlagewinkel ange- zeichnet wird.

X. Abschnitt.

Der Farbendruck.

Zu den Farbenlichtdrucken werden alle jene Arbeiten gezählt, bei welchen es mit einem einmaligen Druck, also mit einer Druckplatte, nicht möglich ist, alle erforder- lichen Farbtöne zu erzielen, sondern mehrere verschiedene Druckplatten unter Anwendung verschiedener Farben nötig sind.

Bei der Berechnung einer Farbenarbeit ist in erster Linie zu bestimmen, wie viele Farbplatten zur Herstellung derselben nötig sind, wozu unbedingt eine ganz genaue Kenntnis der Farben und deren entstehende Mischung durch den Aufeinanderdruck erforderlich ist.

Bei Bestimmung der Farbplatten können zuerst die drei Grundfarben (Gelb, Rot und Blau) in Betracht ge- zogen werden, und Farbtöne, welche sich mit diesen drei Druckplatten nicht zufriedenstellend erzielen lassen würden, z. B. ein ausgesprochenes Grau, werden für weitere Farb- platten in Aussicht genommen.

Je ausgiebiger, umfassender jede einzelne Farbplatte gestaltet wird, desto weniger F'arbplatten werden zur Er- reichung des Zieles nötig sein, aber um so aufmerksamer muss auch der Druck besorgt werden, wie es z. B. beim Dreifarbendruck der Fall ist.

Der Farbenlichtdruck ist die schwierigste Arbeit des Lichtdruckers, denn es sind dabei nicht nur die tech-

168

nischen Schwierigkeiten des Verfahrens zu überwinden^ sondern es muss auch ein ganz genaues Einhalten jeder einzelnen Farbe in Bezug auf den Farbton und Ton- reichtum durch die ganze Auflage, unter genauem Passen der verschiedenen Farbplatten, eingehalten werden.

Sind schon beim monochromen Drucke bemerkbare Unterschiede an den Abdrücken möglichst zu vermeiden^ um so mehr beim Farbendrucke, denn kleine Unterschiede der Drucke bei jeder einzelnen Farbplatte geben eine Menge Varianten beim Aufdruck der nächsten Farbe^ welche grosse Verschiedenheiten im Endresultate ergeben. Je weniger Farbplatten bei einem Bilde zur Anwendung kommen, desto gl eichmässiger muss jede Farbe gedruckt werden, weil die Unterschiede auffälliger bemerkbar werden.

Die Farbmischung durch den Aufeinanderdruck verschiedener Farben.

Die verschiedenen Farbentöne, welche durch Farben- mischungen erreichbar sind, können auch durch den Auf- einanderdruck der betreffenden Farben dargestellt werden.

Der moderne Reproduktionstechniker geht beim Farbendruck von den drei Grundfarben: Gelb, Rot und Blau aus, welche im Aufeinanderdruck, Rot auf Gelb ein Orange, Blau auf Gelb ein Grün und Blau auf Rot ein Violett abgeben. Wird auf zwei gedruckte Farben die dritte darüber aufgedruckt, so wird der reine Farbenton „gebrochen'^ und es entsteht, je nach dem Vorherrschen einer oder der anderen Farbe, ein schmutziges Grün, Violett, Braun u. s. w., welches sich selbst zu einem tiefen Schwarz gestalten kann. Allerdings muss in diesem Falle das Blau zum Schlüsse gedruckt werden, wie es im all- gemeinen ohnedies eingehalten wird. » ,

Als erste Farbe, das Gelb, kann auch eine Deckfarbe verwendet werden, die folgenden müssen jedoch mehr oder weniger ausgesprochene Lasurfarben sein, damit die Färb-

169

mischiing durch den Aufeinanderdruck erreicht werden kann.

Weiter sollen die Farben in recht ausgiebigen Sorten verwendet werden, mittels deren man, ohne viel Farbe auftragen zu müssen, die angestrebte Wirkung erlangen kann; es bleibt dann die zarte Zeichnung in den Schatten des Bildes rein und offen, was bei Anwendung vieler Farbe nicht der Fall ist.

Der Kombinationsdruck mittels Licht- und Steindruckes.

Da die quantitative Leistung des Steindruckes un- gefähr zehnmal so hoch ist, als die des Lichtdruckes, also eine schnellere und viel billigere Produktionsweise gestattet, so ist auch die ziemlich umfangreiche An- wendung des Kombinationsdruckes mittels Licht- und Steindruckes erklärlich. Im Steindruck lassen sich inten- sive Farbflächen und ein Tondruck viel leichter drucken als mittels Lichtdruckes.

Bei einfachen Arbeiten ist ein ganz hübsches Resultat erzielbar durch den Druck der Farbtöne mittels Stein- druckes und Verwendung einer Lichtdruck- Schlussplatte in neutralem oder etwas bräunlichem Ton, wodurch die reich detaillierte Zeichnung dem Bilde gegeben wird.

Es darf jedoch dabei der Lichtdruck nicht mit seiner ganzen Tonfülle zur Geltung gebracht werden, weil sämt- liche untergedruckten Farben schmutzig und missfarbig werden; das Negativ hierzu muss also schon von vorn- herein kräftig gedeckt hergestellt Averden; oder wo dies nicht geraten erscheint, wird das Negativ durch die kundige Haad eines Retoucheurs entsprechend härterund tonärmer gestaltet, nachdem bereits alle Abklatsche ge- macht worden sind.

Kommen mehrere Lichtdruckplatten in Yerwendung, so wird die Anordnung getroffen, dass die vollen Töne

170

oder Farbflächen dem Steindrucker, und „leuchtende'', z. B. Rot, oder zeichnende, z. B. Braun, oder die Kraft- platten, dem Lichtdrucker zugewiesen werden; es kann bei guter Arbeit ein Endresultat erreicht werden, bei dem die Anwendung des Steindruckes nur ein gewiegter Fachmann herausfindet.

Um dem Aussehen des „reinen" Farbenlichtdruckes sehr täuschend nahe zu kommen, wird ein öfteres Wechseln der Drucktechniken vermieden; zuerst erfolgt der Druck in der lithographischen Presse und zum Schlüsse der Druck der angewendeten Farbplatten in der Lichtdruck- presse. Durch dieses Vorgehen wird auch das Passen weniger gefährdet.

Die an den Negativen vorhandenen Passerkreuze müssen auch für den Steindruck genau eingehalten und an den auf den Steinen befindlichen Abklatschen mit lithographischer Tusche nachgezogen werden; dieselben sind für das Aufpassen der verschiedenen Farbplatten nötig und dienen als Passeranhaltspunkte und zum Ein- richten in der Schnellpresse.

Bei den Probedrucken in der Handpresse dienen dieselben zum Aufnadeln, und w^erden auch in das Glas der Lichtdruckplatte, wie in den lithographischen Stein Auf- stichlöcher mittels einer scharfen lithographischen Nadel gebohrt.

Yon jeder Arbeit in Farbendruck wird vor Aus- führung der Auflage ein Probedruck geaiacht, teils um eine Kontrolle für die verwendeten Farben und die Be- schaffenheit der Druckplatten zu haben, teils auch, um dem Besteller das erzielte Resultat noch vor der An- fertigung der Auflage vorlegen zu können, und schliess- lich, um vollständig verlässliche Anhaltspunkte dem Drucker zur Herstellung der Auflage übermitteln zu können.

Bei Herstellung des Probedruckes wird von jeder Farbplatte ein Druck auf reinem Papier mit der in Ver-

171

Wendung stehenden Farbe gemacht und ein weiterer Druck auf die vorhergegangenen Farben, so zwar, dass je ein Druck von der ersten und zweiten Farbe, jeder für sich auf weissem Papier, und ein Druck mit der ersten und zweiten Farbe im Aufeinanderdruck, die dritte Farbe wieder allein und im Aufeinanderdriick mit den zwei vorhergehenden Farben u. s. f. vorliegt, mithin die sämt- lichen sogen. „Skalendrucke'' oder kurzweg die „Skala''.

Diese Skaladrucke geben dann dem Drucker sowohl in Bezug auf die Farbe als auch die Kraft und Tonwerte bei jeder einzelnen Farbplatte die nötigen Yorlagen, und muss bei dem Druck der ersten Farbe schon auf eine der Zahl der angewendeten Farbplatten entsprechend ge- nügende Menge Abzüge gerechnet werden, um diese Skaladrucke nebst den Probedrucken erreichen zu können. So würden bei Verwendung von fünf Farbplatten die Skaladrucke neun Abzüge umfassen. An jedem Skala- drucke muss die Farbe und bei Mischfarben genau das Mischungsverhältnis angegeben erscheinen, damit der Farbton bei Herstellung der Auflage ohne Umstände er- reiclit werden kann; diese Angaben sind auch für einen eventuell erforderlichen zweiten, neuen Probedruck sehr wichtig.

Ist es schon beim Steindruck erforderlich, dass die gedruckte Farbe übertrocknet ist, bevor eine neue, die nächste Farbe, aufgedruckt wird, so ist dies beim Licht- druck noch mehr zu beachten, w^eil ein noch farbefrischer Druck die Farbe einer weiteren Platte nicht abhebt und die Abdrücke fleckig und kraftlos werden.

Kommt ein Bronzedruck in Anwendung, so wird der Druckfarbe ^) etwas Wachs beigemengt und als erste Farbe

i) Die wie gewöhnlich gedruckte Farbe wird mit Bronze- pulver eingestaubt und je nach der Bronzegattung auch der Farbton gewählt, z. B. für Goldbronze eine rötUchgelbe Druck- farbe, für Silberbronze ein Grau u. s. w.

172

am Papier gedruckt; derjenigen Druckfarbe, welche über solchen Bronzegrund gedruckt werden soll, muss eben- falls etwas Wachs und Kopalfirnis beigemischt werden damit die Druckfarbe gut abgehoben wird. Die bronzierten Drucke müssen vor dem Aufdruck der nächsten Farbe völlig trocken sein, damit erstens die Bronze fest anhaftet und zweitens das Abheben einer nächsten Farbe an- standslos vor sich geht.

Es gelingt selten und nur bei einfacheren Arbeiten, dass man mit einem einmaligen Probedruck ein fertiges zufriedenstellendes Resultat erlangt, meistens stellen sich Korrekturen, Retouchen an den Negativen u. s. w. heraus, welche nach Yornahme derselben einen zweiten und bei schwierigen Objekten einen dritten Probedruck erheischen.

Der Kombinationsdruck mittels Dreifarben- Lichtdruckes und Heliogravüre.

Während bei dem Kombinationsdrucke mittels Chromo- lithographie-Lichtdruckes es sich um eine billigere Methode handelt, ist es bei Verwendung des Dreifarben -Licht- druckes und Heliogravüre ermöglicht, die weichen Farben- töne und die satten Tiefen des Originales in einer so ge- treuen Weise zu reproduzieren, wie es nur noch mittels der Dreifarben -Heliogravüre annähernd erreicht werden kann.

Die Teilnegative Gelb, Eot und Blau werden reich- lich exponiert, aber nicht kräftig gehalten, die Lichter und Weissen gedeckt, die Kraftstellen mittels Lasurfarben zurückgehalten, so dass der Druck ein tonreiches, farbiges Bild ohne Tiefen und Grau ergibt.

Solche Drucke werden dann, wie für den Helio- gravuredruck, gefeuchtet und auf einer leeren Platte durch die Kupferdruckpresse gelassen, die veränderte Grösse der Drucke wird genau festgestellt und nach dem schon gemachten Negative für „Grau'' ein Diapositiv in der Kamera übereinstimmend gross hergestellt.

173

Damit sich dann die nach dem Diapositiv hergestellte Pigmentkopie in der Grösse nicht verändern kann, wird das sensibilisierte Pigmentpapier auf eine mit Federweiss abgeriebene Glasplatte mit der Schichtseite blasenfrei auf- gequetscht, an die Rückseite des Papieres wird ein feines Messingdrahtgewebe mittels Kleisters und etwas Leim an- geklebt und darüber ein Blatt dünnes Schreibpapier mit* demselben Klebestoff.

Xach dem mittels eines Ventilators in ungefähr 3 Stunden erfolgten Trocknen wird das Papier samt der Hinterkleidung abgezogen, kopiert und übertragen.

Sind die Farbenlichtdrucke genügend farbetrocken geworden, so kann der Aufdruck der Heliogravureplatten erfolgen; zum Anlegen und Feststellen des Passers dienen mitgedruckte Anlage winkel.

Als Papier dient gutes Kupferdruckpapier, welches mittels einer warmen Lösung von 5 Teilen Gelatine, 5 Teilen Harz (gelöst in Alkohol) und 500 Teilen Wasser geleimt und nach dem Trocknen in der Kupferdruckpresse satiniert wurde.

Die erste derartige Arbeit wurde vom Verfasser im Verein mit Professor G. Brandlmayr an der k. k. Gra- phischen Lehr- und Versuchsanstalt in AVien durchgeführt und wurde dieselbe auf der Pariser Weltausstellung 1900 ausgestellt.

Die Negative für den Farbenlichtdruck.

Die Herstellung derselben, als in das Gebiet des Photographen gehörend, soll nur kurz, unter Anführung der verschiedenen Arbeitsmethoden, berührt werden; die- selben können je nach den Anforderungen, welche an die Ausführung einer Arbeit gestellt werden, dem künst- lerischen Verständnis und den manuellen Fertigkeiten der bei Ausführung einer solchen Arbeit beteiligten

174

Personen und, nicht z.uletzt, nach der für eine solche Arbeit ausgeworfenen Bezahlung, wechseln.

Entschieden die schönsten Resultate sind mittels der Farbenphotographie erreichbar, w^eil durch die ziemlich exakte Auslösung der Farben an den Teilnegativen die Negativretouche (vergl. Seite 55) ganz bedeutend ver- •mindert wird und eine treffliche, künstlerisch wirkende Wiedergabe der Maltechnik des Originales weitaus eher erreichbar ist, als unter Anw^endung der anderen Methoden.

Durch die Einführung der sogen, „panchromatischen'^ Platten, z. B. der mittels des „Pinachrom ''-Farbstoffes sensibilisierten Gelatine- Em alsionsbadeplatten , ist die Farbenphotographie auf eine hohe Leistungsfähigkeit ge- bracht worden, da nicht nur die Teilnegative weitaus richtiger ausgelöst werden können, als es früher möglich war, sondern auch unter einer ganz bedeutend gekürzten Expositionszeit.

Wenn man auch in vielen Fällen mit dem modernen, Dreifarben -Lichtdruck sehr schöne, mit dem Originale übereinstimmende Druckresultate erlangen kann, so ist es dennoch praktischer, z. B. bei Originalen mit vielem Grau, eine vierte Druckplatte, also den Vierfarbendruck zu verwenden; das Negativ hierzu wird unter Yorschaltung eines farblosen Filters gewonnen.

Zunächst sei erwähnt, dass vor den photographischen Aufnahmen jedes Original nahe dem Bilde mit Passer- kreuzen versehen werden muss, um an den Negativen die Anhaltspunkte für das Passen beim Drucken zu er- halten.

Wird nur ein Negativ in Verwendung gebracht, so werden daran die Passerkreuze gezogen, dann ein Dia- positiv und hiervon die erforderliche Anzahl Negative hergestellt, welche voneinander verschieden sein sollen und jedes einzelne schon für die in Aussicht genommene Farbplatte ungefähr gestimmt werden kann; so wird das

175

Negativ für die braune oder Kraftplatte ziemlich kontrast- reich, dasjenige für den Fleischton zart und reich detailliert u. s. f. gehalten, um schon bei Herstellung der Negative dem Retoucheur vorzuarbeiten.

In manchen Fällen, wo an einem oder dem anderen Negative gewisse Tiefen neben reicher Zeichnung bei der Aufnahme nicht erzielbar sind und dennoch für einige Farbplatten nötig erscheinen, werden ausser den Kollodium- oder Kollodium -Emulsionsnegativen auch Gelatine - Emul- sions-Troctenplatten verwendet, weil bei letzteren die erforderlichen Tiefen heraus,, geschliffen'' oder -geschabt werden können.

Manche Praktiker suchen sich die Retouche der Farbennegative dadurch zu erleichtern, dass sie diese Arbeit statt an den Negativen an mehreren aufeinander passenden Diapositiven vornehmen und an den davon ge- machten Kontranegativen ergänzen; um nicht für jede Farbplatte ein eigenes Diapositiv nötig zu haben, werden z. B. nur zwei derselben hergestellt, nach Fertigstellung der Retouche für die ersten zwei Farbplatten verwendet und nach Überarbeitung immer wieder für die nächsten Farben gebraucht. Bei dieser Methode muss die Her- stellung der Kontranegative durch Kontakt mit Trocken- platten erfolgen.

Da für Lichtdruck die Negative verkehrt stehen müssen, so wird die ümkehrung der Kontranegative ent- weder durch Abziehen des Originalnegatives oder durch Ver- kehrtstellen des Diapositives in der Kamera bewerkstelligt

Bei der Farbenphotographie werden die photo- graphischen Aufnahmen mittels des Umkehrungsprismas oder geeigneten Spiegeln verkehrt gestellt.

Der Vorgang an der Schnellpresse.

Wird auf der Schnellpresse mit dem Druck der Auf- lage begonnen, so wird zum Andrucken der Platte ein

176

minderes Papier (Vordruckpapier) verwendet, und stimmt die Farbe genau mit den Skalendrucken, so wird ein Druck auf dem Auflagepapier gemacht, nochmals die Druckfarbe geprüft, ob dieselbe nicht etwa einen anderen Ton aufweist als auf dem Vordruckpapier oder, mit anderen Worten, ob dieselbe genau mit dem Vorlage- oder Skaladruck übereinstimmt.

Die Vordrucke sowohl als auch eine kleine Anzahl guter Drucke dienen zum Aufpassen und Abstimmen der nächsten aufzudruckenden weiteren Farbplatten und müssen daher für das leichtere Finden des Passers die Kreuze haben. Die Drucke auf dem Auflagepapier dienen auch noch demselben Zweck, in der Hauptsache jedoch, um einen Vergleich des Aufein- anderdruckes mit dem betreffenden Skalen-

0\ druck anstellen zu können, ohne dazu / von der Auflage selbst Drucke wegnehmen zu müssen.

Von den eigentlichen Auflagedrucken werden eben erst dann Drucke verwendet, wenn der Drucker vollständig überzeugt sein kann, dass die Farbe und der ganze Charakter des Abdruckes genau mit der Vorlage übereinstimmt und der Passer völlig in Ordnung ist.

Die Druckfarbe muss gleich bei Beginn der Arbeit in genügender Menge für die ganze Auflage vorbereitet werden, damit nicht etwa während des Druckes die Farbe verbraucht wird und neu abgestimmt werden muss, was besonders bei etwas heiklen oder komplizierten Mischungen vermieden bleiben soll. Es könnten sonst ungleichmässige Resultate entstehen.

Das Abstimmen der Druckfarbe erfolgt in derselben Weise, wie bei Herstellung des Probedruckes, indem man je einen Ausschnitt aus Papier (Fig. 61) auf die korre- spondierenden Stellen am Original, bezw. Skaladruck und

177

Abdruck auflegt und dadurch die anderen Farben der Umgebung abdeckt. Es wird damit die Beurteilung der Druckfarbe wesentlich erleichtert, und kann man für dunkle Farbtöne Ausschnitte aus weissem Papier, hin- gegen für lichte Farben Ausschnitte von schwarzem Papier verwenden.

Die zu vergleichenden abgedeckten Stellen werden möglichst nahe aneinander gebracht, wozu man den ge- machten Druck zusammenfaltet.

Bei solchen Arbeiten, wo auf einen reinen Papier- rand um das Bild herum reflektiert wird, nimmt man nach Herstellung der Vordrucke die Passerkreuze, welche auf alle Fälle nur aus dünnen, kurzen Linien bestehen sollen, mit einer scharfen Feuchtung, ähnlich wie beim Steindruck, mit starker Ätze weg; wo der Papierrand der fertigen Bilder wegfällt, werden die Passerkreuze oder Marken durch die ganze Auflage mitgedruckt.

Entsteht während des Druckes der Auflage ein un- regelmässiges Passen, so ist in erster Linie nachzusehen, ob das Fundament sich nicht gelockert hat, ob die Druck- platte festsitzt und die Greifer gut schliessen; ist alles in Ordnung, so muss das Einlegen unrichtig gehandhabt worden sein und es dürfen bis zur Eichtigstellung des Passers nur die mit Kreuzen versehenen Vordrucke ver- wendet werden.

Differenzen im Passer, welche durch stark aus- getrocknetes oder feucht gewordenes Papier während des Druckes entstehen, können im ersteren Falle durch Aus- legen von kleinen Partieen an einem feuchten Orte, z. B. im Keller, und im zweiten Falle an einem trockenen, warmen Orte beseitigt werden.

Beim Auf einand erdrück muss der Drucker ab und zu einen Abdruck auf weissem Papier machen, teils um nachsehen zu können, ob die Farbe nicht verändert ist

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. 12

178

teils auch, um das Bild in seinen Tonwerten durch Ver- gleich mit dem Skaladruck: beurteilen zu können.

Wenngleich der für eine Parbplatte (die ganze Auf- lage) nötige Bedarf von Farbe auf einmal gerichtet, ge- mischt wird, so kann insofern doch eine Änderung des Farbtones w^ährend des Druckes dadurch entstehen, dass entweder die früher zu einer anderen Farbe verwendet gewesenen Lederwalzen, trotz guten Beinigens, noch etwas färben, oder dass die Yeränderung durch Abweichung der Färb menge, zu viel oder zu wenig, entsteht.

Aber auch beim Wechseln der Druckplatten muss man vorsichtig zu Werke gehen, denn ein und dieselbe Druckfarbe gibt bei verschieden kopierten Platten auch verschiedene Eesultate, z. B. könnte man von einer kräftigeren Platte nicht drucken, wenn der Vorlagedruck einer schwach kopierten Platte entstammt, abgesehen da- von, dass erstere die Zeichnung zu tonreich abgibt.

Da Lichtdruckplatten mit etwas dicker präparierter Gelatineschicht beim Druck langsamer austrocknen als dünnere, so sind erstere für den Farbenlichtdruck zu empfehlen, da man eine grössere Anzahl Abdrücke ohne Nachfeuchtung und daher eher eine gleichmässige Auf- lage erreichen kann, als w^enn viele Zwischenarbeiten immer eintreten müssen.

Teils um das Abziehen der Farbe an den gemachten Abdrücken zu verhindern, teils auch um das Trocknen der Farbe zu beschleunigen, werden beim Druck der Auf- lage die Abdrücke in Makulaturen eingelegt, d.h. es werden Zwischenlagen von reinen ordinären, aber unsatinierten Druckpapieren sofort zwischen jeden von der Presse kommenden Abdruck gelegt.

Diese Makulaturen sollen grösser als die Drucke sein, damit das Austrocknen oder Feuchtwerden der Abdrücke von den Rändern aus nicht erfolgen kann, sondern gleich- massig über das ganze Papier erfolgt.

XL Abschnitt.

Der Schnellpressendruck.

Dick gegossene Bildschichten sind beim Schnell- pressendruck strengstens zu vermeiden, denn dieselben erfordern ein langes Andrucken, bis die kräftigen Partieen genügend mit Druckfarbe versehen sind; durch das tiefe Kelief ist eine stärkere Spannung nötig, um das Abheben der Farbe zu erreichen, und entsteht leicht ein Bruch der Druckplatte. Aus ähnlichen Gründen ist es geboten, einen etwas schwächeren Kopiergrad für die Schnell- pressen-Druckplatten, als für den Handpressendruck an- zuw^enden.

Bedenkt man, dass beim Schnellpressendruck alle Zwischenmanipulationen des Handpressendruckers, soAvie dessen verschiedene Kunstgriffe im Farbeauftragen u.s.w^, wodurch mancher Fehler des Negatives oder der Druck- platte korrigiert werden kann, entfallen sollen oder über- haupt nicht durchzuführen sind, so ist es leicht erklärlich, dass nur derjenige eine grosse Leistungsfähigkeit des Schnellpressen -Lichtdruckes erzielen kann, welcher voll- ständig entsprechende J^egative zur Verfügung hat und hiervon tadellose Druckplatten herzustellen versteht

Es kann dadurch vieler Aufenthalt der Maschine durch Plattenwechseln, Nachfeuchten u. s. w^ vermieden bleiben und oftmals eine Leistungsfähigkeit des Licht-

12*

180

druckes erzielt werden, welche die normale Leistung um das Doppelte und selbst Dreifache übersteigt.

Der sich immer schärfer bemerkbar machenden Kon- kurrenz wird derjenige Fachmann schwerlich stand halten können, welcher bei jedem zehnten bis zwanzigsten Druck irgend eine Zvvischenmanipulation eintreten lassen muss und ohne Aufenthalt der Schnellpresse höchstens 50 Ab- züge erzielt, gegenüber demjenigen, welcher 100, 200 und bis 300 Drucke in einem Gange, selbst bei grossen Bildformaten, herzustellen vermag.

Eine Leistung von 400 Abdrücken pro Stunde, wie schon von mancher Seite behauptet wurde, mag vielleicht hier und da in äusserst seltenen Fällen und nur bei sehr einfachen Arbeiten vorkommen; bei Doppelgang und ge- wöhnlichem Lauf gibt die Maschine selbst in ununter- brochener Tätigkeit überhaupt keine 400 Drucke pro Stunde.

Durchschnittlich wird pro Tag und gewöhnlichen Arbeitsstunden für eine Maschine bei Arbeiten mit doppeltem Gang folgende Arbeitsleistung angenommen: für kleine Bildformate 500 Drucke, mittlere 450 grosse 400

Es kommen selbstredend auch Arbeiten vor, wo diese Berechnung keine Anwendung finden kann, und zwar solche, die mit der denkbar grössten Sorgfalt hergestellt werden sollen, oder die durch ihre Beschaffenheit solche technische Schwierigkeiten bereiten, dass der Drucker nur eine geringere Anzahl von Abdrücken herzustellen vermag.

Hingegen kann bei wenig heiklen Arbeiten, ins- besondere in grösserer Auflage, leicht eine Mehrleistung eintreten.

181

Der Druck.

Das Farbeauftragen der Platte ist demjenigen auf der Handpresse ähnlich, es sind die beiden Walzen- gattungen, Leder- und Leiniwalzen, zum gleichen Zwecke in A^ervvendung wie an der Handpresse. So wie beim Handpressendruck die Farbe an den Walzen gut verteilt und erst dann die Platte aufgetragen wird, müssen bei der Schnellpresse die Walzen auf den Farbtischen so lange „einlaufen'', bis die Farbe gut verteilt ist und keine Farbstriemen auftragen können.

Ist die Druckplatte nicht hoch genug zu den Auf- tragwalzen gestellt, so scheuern („ schleifen die Walzen

und können nicht genügend auftragen; ist die Platte jedoch zu hoch, so erfolgt ein Plattenbruch. Es ist da- her geboten, beim Einrichteu sich immer des Lineals zu bedienen, welches über die mit einem Bogen Papier be- deckte Druckplatte gelegt wird, und muss so viel Zwischen- raum bleiben, dass ein ungefähr zweifacher Kartonstreifen durchgezogen werden kann.

Es wird immer mit wenig und fester Farbe der Druck begonnen und erst nach Bedürfnis mehr oder leichtere Farbe verwendet; war zu viel Farbe angewendet, so w^erden die Färb tische von Farbe gereinigt, die Walzen geben dann an die Tische ziemlich viel Farbe ab. Müssen auch die Walzen gereinigt werden, wozu man sich eines eigens zu diesem Zwecke angefertigten Gestelles bedient (Fig. 62) w^elches zur leichteren Reinigung innen mit Zinkblech

182

ausgeschlagen ist, so verfährt man wie mit den Walzen für den Handpressendruck. Dieses Eeinigen soll mindestens zweimal täglich, während der Mittagszeit und abends, ge- schehen.

Beim Auftragen müssen die Walzen in ziemlich kräftiger Berührung über die Druckplatte gehen, und ist schon demgemäss die Auffütterung (Polster) am Zylinder so zu treffen, dass die Druckplatte hoch genug zu den Walzen steht; im Bedarfsfalle können die Druckwalzen noch mit den eisernen Walzen, den sogen. Beschwer- walzen, oder auch Reiter genannt, belastet werden, um das Farbeauftragen ähnlich wie an der Handpresse durch- führen zu können, wo die Walze mit Anwendung von Kraft über die Platte geführt wird. Das schnelle oder langsamere Auftragen wird durch den Gang der Maschine geregelt.

Bei normal kopierten Druckplatten ist beim schnelleren Gang der Maschine mehr und leichtere Parbe erforder- lich, hingegen beim langsamen Gang eine festere Farbe in geringerer Menge.

Kräftiger kopierte Platten erfordern einen schnelleren Gang der Maschine mit entsprechend wenig und fester Druckfarbe.

Schwächer kopierte Platten oder solche Platten, welche von harten kontrastreichen Negativen kopiert wurden, er- fordern eine dünne, leichtere Farbe.

In solchen Fällen, wo zum Farbeauftragen der Druck- platte in der Schnellpresse ein rascherer Gang erforder- lich erscheint, jedoch ein minderwertiges Papier in Ver- wendung steht, welches bei der schnelleren Umdrehung des Zylinders aufrauht oder sogar abreisst, wird durch die Bremsvorrichtung an der Maschine bloss die Um- drehung des Zylinders verlangsamt. Wenn durch ein etwas stärkeres Relief an der Druckplatte, sei es durch kräftiges Kopieren oder durch dicker gegossene Schicht

183

entstanden, das Auftragen der kräftigen Partieen durch die Lederwalzen erschwert wird, so zwar, dass diese Stellen nicht die reiche Farbfülle und Kraft erlangen und „blind'' bleiben, werden die Lederwalzen mit mehreren ßeschwer- walzen belastet. Es Avird hierdurch Ähnliches erreicht? wie beim Handpressendruck, wenn man mit einer Kraft- anstrengung die Farbe aufträgt.

An der Schnellpresse ist es bei einiger Aufmerksam- keit weit eher möglich, gleichartig gestaltete Drucke, eine gleichmässige Auflage zu erreichen als an der Handpresse; eine Schnellpresse guter Konstruktion gestattet durch die maschinellen Einrichtungen verschiedene Arten des Farbe- auftragens und des Druckes, welche je nach Bedürfnis^ der vorkommenden Arbeiten gewechselt werden.

Der Druck mittels zweier verschiedener Farben.

Ebenso wie an der Handpresse entweder eine Sorte Druckfarbe für beide Walzen, oder zwei verschiedene (für jede Walze eine andere Nuance) angewendet werden kann, so wird dasselbe auch an der Schnellpresse durch- geführt.

Es kann also für jede Gattung AValzen (Leder- und Leimwalzen) ein und dieselbe Farbe, oder für die Leder- walzen eine dunklere und für die Leimwalzen eine leb- haftere Farbe genommen werden.

Um zu verhüten, dass die Farbe an den Leimwalzen w^ährend des Auftragens nicht zu rasch mit der Farbe der Lederw^alzen vermischt wird (die Leimwalzen heben nämlich während des Auftragens immer etwas Farbe von der mit der Lederwalze aufgetragenen dunklen, z.B. schwarzen Farbe weg), wodurch die Abdrücke in dem Farbton nach und nach eine Abweichung von den ersten erzielten Bildern aufweisen und eine ungleichmässige Auf- lage resultiert, wird folgender Vorgang beobachtet:

184

Sobald beim Doppelgang der Schnellpresse die Leder- walzen bereits viermal aufgetragen haben, erfolgt erst ein zweimaliges Auftragen mit den Leimwalzen, welche in- zwischen hochgestellt (der ganze Satz aus den Lagern gehoben) waren und mit der unterhalb durchgegangenen Druckplatte nicht in Berührung kamen.

Die Speisung der Walzen erfolgt beim Lichtdruck, infolge der festen Druckfarbe, nicht durch das Farbwerk, sondern wird die Farbe durch den Drucker auf die Yer- reib- oder Yerteilungswalzen mit dem Farbmesser gegeben.

Wenn auch durch den meist geringen Farbverbrauch, diese Arbeit nicht sehr oft während des Ganges der Maschine vorgenommen wird, so hat der Drucker ausser- dem noch vollauf zu tun: die Beaufsichtigung der ganzen Maschine, das Abnehmen der gemachten Drucke vom Zylinder, eventuell das Einlegen von Makulaturpapier zwischen die Abdrücke, die Begutachtung der Abdrücke u. s. w., so zwar, dass zum Heben und Niederlassen der Leimwalzen eine Hilfsperson beigestellt werden muss, welche auch das Abrollen dieser Walzen auf dem Farb- tisch zu besorgen hat.

Bezüglich der Druckfarben und deren Konsistenz gilt im allgemeinen dasselbe wie für den Handpressen- druck.

Das Papier beim Schnellpressendruck.

Je weniger Schwierigkeiten und Störungen beim Schnellpressendruck sich ergeben, desto leistungsfähiger wird sich derselbe gestalten; hierauf soll auch bei der Wahl eines Papieres Rücksicht genommen werden. Es wird besonders bei Anfertigung grosser Lichtdruckauflagen am Papier gespart, weil die Preisdifferenz zwischen besserer und minderer Qualität im ganzen Quantum be- deutend ist und daher der billige Preis einer minderen

185

Papiergattimg Yerlockend erscheint. Ein tüchtiger Fach- mann wird sich jedoch immer den Schaden vergegen- wärtigen, welchen ihm ein ungeeignetes Papier durch die sich ergebenden Scliwierigkeiten und fortwährenden Störungen während des Druckens und das weniger günstige Aussehen der Drucke verursacht und lieber eine besser geeignete, Avenn auch im Preise höher stehende Papiersorte wählen.

Die für Lichtdruck ungeeigneten Papiere zeigen beim Schnellpressendruck als hauptsächlichste Fehler:

1. Kleben an der Druckplatte,

2. Aufrauhen (Rupfen),

3. Faltenschlagen.

Bezüglich der ersten zwei Punkte ist zu erwähnen, •dass diese Fehler beim Handpressendruck weniger störend sind, weil der Drucker das Papier langsam von der Druck- platte abzieht; bei den meisten Schnellpressen kann aller- dings während der Drehung des Zylinders der Gang durch Bremsen verlangsamt werden, jedoch wird der Übelstand nur teilweise behoben.

Ist eine Druckplatte durch ungünstige Beschaffenheit des Lokales etwas klebrig, so haftet ein ungeeignetes Papier so stark an der Druckschicht, dass dasselbe während der Zylinderumdrehung abreisst und in Fetzen m\ der Platte bleibt, hingegen ein gutes Papier anstands- los drucken wird.

Je günstiger der Arbeitsraum für den Lichtdruck gestaltet ist (siehe Tabelle I, Seite 88 u. 89), desto eher wird ein minderer Papierstoff druckfähig sein, denn bei- spielsweise wird in einem kalten Lokale selbst ein Papier besserer Qualität noch aufrauhen, und zwar meistens in den tiefen Schattenpartieen des Bildes. Dieses ist eine Folge der durch die niedere Temperatur fest gewordenen Farbe, welche durch ihre an solchen Stellen aufgetragenen grösseren Mengen sehr zügig ist und von dem minderen,

186

weniger widerstandsfähigen Papier nicht abgehoben werden kann.

Dieses Aufrauhen (Auffasern) des Papieres kann aber auch eintreten, wenn die Druckplatten nicht in Ordnung sind, wenn dieselben zu stark kopiert, zu wenig aus- gewässert wurden, oder wenn der Chromatgelatine zu Tiel Chromalaun beigegeben wurde. In allen diesen Fällen erreichen die kräftigen Stellen der Druckplatten beim Feuchten nicht den nötigen Grad des Aufquellens; schon nach einigen Abdrücken wird das geringe Quantum Feuchtung von dem Papier der Abdrücke weggehoben und die ziemlich feste Druckfarbe haftet an der nahezu trockenen Bildschicht so stark, dass das Aufrauhen des Papieres entsteht.

Bei guter Leimung und Satinage lassen sich stark y erfälschte Papiere auch gut bedrucken, doch ist bei jedem Papier immer darauf zu sehen, dass es nicht wellig ist^), sonst tritt der im dritten Punkt angeführte Fehler, das Faltenschlagen ein.

Solche Papiere können für Drucke kleineren Formates Verwendung finden, weil dabei der erwähnte Fehler nicht auftreten kann; bei grösseren Formaten hilft mitunter das Niederstreifen des Papieres über den Zylinder während der Umdrehung desselben. Kommen jedoch Falten auf schön flach liegendem Papiere vor, so liegt die Schuld an unrichtig gestellten Greifern, welche seitlich das Papier festhalten, in der Mitte jedoch nicht genügend. Dadurch wird das Papier während der Bewegung des Zylinders in der Mitte aus den Greifern nach rückwärts gezogen, und es geht nicht flachliegend über den Zylinder durch, sondern bildet eine Blase, welche gegen das Ende des Bildes

i) Durch Auslegen von kleinen Partieen in einem Keller zum Anziehen von geringer Feuchtigkeit wird das Papier etwas geschmeidig, und gelingt es manchmal, den Fehler abzustellen.

187

niedergequetscht wird und Falten bildet, sich in die Bild- schicht einpresst und dunkel druckende Striemen ver- ursacht.

Um bei der Preisanstellung einer Arbeit mit einem bestimmten Papierverlust, welcher durch den unvermeid- lichen Ausschuss (d. h. minder gute und daher unverwend- bare Bilder), eventuell auch Überschussdrucke entsteht, rechnen zu können, wird in manchen Geschäften ein be- stimmter Prozentsatz Papier dem Drucker als Zuschuss zu jeder Auflage beigegeben, welchen derselbe nicht über- schreiten darf, und der nach folgender Aufstellung, je nach der Höhe der Auflage variiert:

Bei Auflage von 100 Drucken 10 Prozent.

100 bis 300 5 . 300 600 3

über 600 2

Sehr schwierige oder weniger heikle Arbeiten werden jedoch berücksichtigt. Der gewissenhafte Drucker wird in allen Fällen erst ein Papier von der Auflage verwenden^ wenn er überzeugt ist, dass er bereits gute Abdrücke er- zielen kann, er wird daher erst die Druckplatte andrucken, d. h. Vordrucke auf einem ihm speziell zu diesem Zwecke beigegebenen minderwertigen Papier („Yordruckpapier'') machen und, um auch selbst mit diesem sparen zu können^ folgenden Vorgang beobachten:

Beim Andrucken einer neuen Platte oder nach dem J^achfeuchten, Überwischen u. s. w. werden zuerst einige Abzüge auf einem schon ein- oder mehrere Male be- druckten Papier gemacht'^), bis der Drucker nach Be- urteilung der aufgetragenen Druckplatte während des Ganges der Maschine gute Abdrücke zu erreichen glaubt;

1) Z. B. wenn ein Buchdruck- Aufdruck erfolgen soll.

2) Solche Drucke müssen zuvor einige Wochen partieen- weise zum Trocknen der Druckfarbe ausgelegt worden sein.

188

dann wird ein reiner Bogen Vordruckpapier eingelegt, und entspricht dieser Abdruck, so wird das Papier der Auflage verwendet.

Wird mit minderwertigen Papieren gearbeitet, ins- besondere, wenn dieselben etwas von den Fasern abgeben, oder es erfordert die Druckplatte ein oftmaliges Nach- feuchten oder Überwischen, so kann man nach einer Anzahl Abdrücken (100 bis 200 Drucke) bemerken, dass die letzten Drucke nicht so hübsch von der Maschine ge- langen, als die ersten; ist erwiesen, dass die Druckplatte noch in gutem Zustande ist, so trägt an dieser Er- scheinung nur die von den Papierfasern, der Feuchtung und den dabei verwendeten Tüchern herrührende Yerun- reinigung der Druckfarbe an den Walzen und Farbtischen schuld. Wird eine Reinigung der Walzen und Tische vor- genommen und frische Farbe angewendet, so erscheint oftmals der erwähnte Fehler vollständig behoben.

Schneller trocknende Farben, z. B. Pariserblau, er- fordern nach zwei- bis dreistündiger Arbeit eine Reinigung der Walzen und Tische von der halb übertrockneten Farbe, da sonst die Drucke zu matt gedruckt werden.

Auf jeden Fall muss während der Mittagspause eine völlige Reinigung der Druckwalzen und Tische vor- genommen werden; von den Lederwalzen wird die Farbe mit einem Messer vorsichtig entfernt und von den Leim- walzen und Tischen durch Abwaschen mit Terpentinöl.

Die Lichtdruck-Schnellpresse.

Die Lichtdruck -Schnellpressen sind in der Bauart ziemlich verwandt mit den Steindruck -Schnellpressen, da- her es auch ermöglicht war, sogen, „kombinierte Licht- und Steindruck-Schnellpressen^' zu bauen.

Derartige Schnellpressen sind bei geringem Zeitverlust leicht von einer Technik für die andere umzurichten und

189

für kleine Anstalten, welche Licht- und Steindruck kulti- vieren, geschaffen. Dieselben werden von einigen Fabriken, z.B. der Leipziger Schnellpressentabrik, Aktiengesellschaft, vormals Schmiers, Werner & Stein, gebaut.

Da die von den verschiedenen Fabriken stammenden Lichtdruck-Schnellpressen in den Hauptbestandteilen an- nähernd übereinstimmen, so ist die hier angefügte Be-

Fig. 63.

Schreibung dieser Pressen auch nur auf die Hauptbestand- teile beschränkt.

Fig. 63 zeigt das Fundament a mit aufgeschraubter Laufbahn 6 und der Spannvorrichtung c^:^.

Fig. 64 ist der Schnitt a und Grundriss des Druck- zylinders, verbunden mit dem Hauptantrieb, Exzenter c und Exzenterrade, sowie dem Hebel zum Ein- und Ausrücken der Zylindergabel in die Schnecke oder Trommel f zum Zwecke des mehrmaligen Einwalzens. Die Auffanggabel für den Exzenter ist mit g und die- jenige für den Zylinder mit h bezeichnet.

190

Bei Fig. 64 ist die Zylindergabel eingerückt, es würde daher der Druck erfolgen.

Bei Fig. 65 ist die Zylinder-Auffanggabel a aus dem Exzenter h und c ausgerückt, welche Bewegung durch den

Hebel cl bewerkstelligt wird, und ein mehrmaliges Ein- walzen erfolgt. Unterhalb ist die in den Exzenter e und f eingerückte Zylinder- gabel g ersichtlich, während Ii den Hebel zum Ein- und Ausrücken der Zylinder- i die Schnecke

bezeichnet.

Fig. 64.

Fig. 66 bedeutet die Zahnstange mit dem Halbmonde zur Bewegung des Karrens.

Fig. 67 gibt die Ansicht des Längenschnittes einer Lichtdruck -Schnellpresse, a ist die Spannvorrichtung zum Heben oder Senken des Druckblockes oder Fundamentes auf welchem die Lichtdruckplatte c eingespannt wird; dcl sind die Seitenwände mit den Einspannschienen, wo-

191

mit der Block festgeschraubt wird, und ee sind die beiden Farbtische.

Die Greiferbewegung ist an Fig. 68 beim Zylinder mit geöffnetem Greifer ersichtlich. Die Greifer sind durch

Fi.?. 6.S

Fig. 66.

die Greiferstange und einen langen Hebel verbunden, an letzterem befinden sich zwei Rollen, die auf dem Exzenter laufen, der für die verschiedenen Druckarten bestimmt ist. a ist die Greiferstange, ö6 der Hebel mit Rolle, c Exzenter.

192

Fig. 69 führt die Tischbewegung vor Allgen, und zwar ist a das Unter- gestell mit dem Seitenteil, in welchem sich der Druckzylinder bewegt, und an welchen der Aufsatz b mit dem Einlegetisch sich anschliesst, Seg- ment c mit Hebel, Eolle und am Ende mit einem Gewichte versehen,, welches dazu dient, die Rolle auf dem Exzenter cl niederzuhalten.

Die Tischbewegung kann nur beim Gange mit mehrmaligem Ein- walzen in Verwendung kommen; bei der anderen Gangart ist der Tisch ausser Funktion zu setzen, und zwar durch Verschieben des betreffenden Exzenters.

An Fig. 70 ist die Eahmen- bewegung bemerkbar, der Druck- zylinder a mit geschlossenem Rahmen und der Rahmengabel />, einer Stange und einem kurzen Hebel c samt Rolle, welche auf einem Exzenter d läuft, bewirkt das Öffnen und Schliessen des Rahmens.

Zur besseren Übersicht ist der Grundriss beigegeben.

Die Rahmenbewegung kann nur bei Doppelgang der Maschine an- gewendet werden.

An den Längsseiten der Schnell- presse sind Seitenteile aufgeschraubt,, an welchen die Walzenlager für die Leder- und Leimwalzen befestigt sind (Fig. 71), bei den Auftragwalzen

193

Fig. 68.

ist eine Stange mit einem kleinen Exzenter und einer Handkurbel a zum Aufheben oder Niederlassen eines ganzen Walzensatzes (Leder- oder Leimwalzen) ange- bracht.

Albert, Lichtdruck. 2. Aufl. J3

195

An den Schnellpressen werden fortwährend Neue- rungen und Verbesserungen vorgenommen, so beispiels- weise hat die schon erwähnte Schnellpressenfabrik eine

automatische Aushebung der Leimwalzen beim mehr- maligen Einwalzen an den Lichtdruckpressen eingeführt.

Beim Druck mit zweierlei Farben muss an anderen Schnellpressen das Aufheben des Leimwalzensatzes vom Maschinendrucker besorgt werden, welcher diese Walzen

^3*

196

nur zweimal über die Platte laufen lässt, um erstens nicht zu viel Ton beim doppelten Auftragen an die Platte zu bekommen, und zweitens, damit sich die beiden in Verwendung stehenden Farben an der Druckplatte nicht zu sehr vermengen.

Die erste in Österreich - Ungarn erzeugte Lichtdruck- Schnellpresse wurde von der Firma Carl Neuburger in Wien an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchs- anstalt in Wien im Mai 1897 aufgestellt.

Einfacher Gang mit einmaligem Druck der Maschine.

Ist die Druckplatte eingerichtet und wird die Schnell- presse in Betrieb gesetzt, so geht der Karren nach rück- wärts, wobei eine Umdrehung des Zylinders erfolgt, an welchem unter einer darüber gespannten feinen Lein- wand die Auffütterung (Polster) sich befindet, und welche bei der Umdrehung an die Druckplatte gepresst wird. Wenn die Platte mit Farbe aufgetragen und ein Papier eingelegt war, erfolgt der Abdruck.

Bei der weiteren Bewegung der Maschine gelangt die Platte unter den Lederwalzen zum Auftragen, was beim Rückgange des Karrens sich wiederholt, dann wird von den Leimwalzen aufgetragen, sowohl beim Rückgange unmittelbar nach den Lederwalzen als auch bei der Vor- wärtsbewegung des Karrens kurz vor der Umdrehung des Zylinders.

Mithin wird die Platte je zweimal von den Leder- und Leimwalzen aufgetragen.

Der Doppelgang und einmaliger Druck der Maschine.

Mittels einer einfachen Vorrichtung kann die Maschine so gestellt werden, dass das vorher erwähnte Auftragen

197

der beiden Walzensätze wiederholt wird und dann erst der Zylinder die Umdrehung macht.

Es gelangt mithin die Platte nach viermaligem Auf- tragen mit jedem Walzensatze zum Abdrucke.

Das Umstellen der Maschine auf eine andere Gang- art kann nur nach erfolgtem Druck vorgenommen werden.

Diese Art des Druckens ist am gebräuchlichsten, es wird damit jene Tiefe und Tonfülle in den Bildern er- reicht, welche für das Allgemeine erforderlich ist. Die Druckfarbe wird etwas festei^ und in geringerer Menge als beim einfachen Gang der Maschine angewendet. Beim einfachen Gang, wo quantitativ eine bedeutend höhere Leistung resultiert, wird diese Kraft und Modulation nie erreicht, daher die Anwendung desselben nur bei minderen, anspruchslosen Arbeiten.

Der Doppeldruck mit Doppelgang der Maschine.

Der Gang und das Farbeauftragen erfolgt in der- selben Weise wie beim Doppelgang und einmaligen Druck, aber wiederholt sich, so dass auf ein Blatt Papier ein zweimaliger Druck unter genauem Aufeinanderpassen erfolgt.

Zu diesem Zwecke wird der Exzenter für die Greifer- bewegung verstellt, so dass die Greifer nach dem erstmaligen Druck geschlossen bleiben, das bedruckte Papier festhalten und sich erst nach dem zweiten Aufdruck öffnen.

Albert, Der Lichtdruck, 2. Auflage.

Tafel 6.

Studienkopf

nach einem Gemälde von A. v. Ferraris. Lichtdruck aus der Hof -Kunstanstalt J. Lewy, Wien.

Typographischer Lichtdruck

aus der K- K. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.