Festschr-^ der Universität Kiel zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs WILHELM II. Der älteste Botanische Garten Kiels, Urkundliche Darstellung der Begründung eines Universitäts-Instituts im siebzehnten Jahrhundert. Von J. Reinke. UNIVERSmrOF ILLINOIS UBRAIOf AT URBANA-CHAMPAIGN CPLA CPU TUE LIBRARr OP THE mnmufmm Johann Daniel Major, Festschrift der Universität Kiel zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs WILHELM II. Der älteste Botanische Garten Kiels, Urkundliche Darstellung der Begründung eines Universitäts-Instituts im siebzehnten Jahrhundert. Von J. Reinke. Kiel 1912. Kommissions-Verlag der Universität Kiel, Lipsius & Tisch er. Druck von Schmidt & K 1 a ii ii 1 j;. Inhalt. Seite I. Deutschlands älteste botanische Universitätsgärten 5 II. Johannes Daniel Major 8 III. Die Anlegung eines Botanischen Gartens zu Kiel durch Major ... 18 IV. Handschrift a: Bericht Majors an den Präsidenten Kielmann ... 24 V. Handschrift b: Erlaß des Herzogs Christian Albrecht 30 VI. Handschrift c: Eingabe Majors an den Herzog 31 VII. Handschrift d: Erste Denkschrift Majors für den Herzog 32 VIII. Handschrift e: Erneute Eingabe Majors an den Herzog 36 IX. Handschrift f: Zweite Denkschrift Majors für den Herzog .... 38 X. Handschrift g: Denkschrift Majors für Pechlin 40 XI. Handschrift h: Erläuterungen zur Denkschrift für Pechlin 54 XII. Letzte Schicksale von Majors Garten 83 9 I. Deutschlands älteste botanische Universitätsgärten. Den ersten staatlichen und als Universitätsinstitut von einem Universitätsprofessor geleiteten botanischen Garten hatte die Republik Venedig auf ihrer Universität Padua im Jahre 1545 eingerichtet und seine Verwaltung dem Professorder Medizin und Botanik Francesco Buonafede unterstellt. Dieser Garten gelangte bald zu hohem Ansehen, das seine Leiter bis in die Gegenwart aufrecht zu erhalten wußten. Er gab den Professoren die Möglichkeit, ihre theoretischen Vorlesungen über Botanik durch Demonstrationen lebender Pflanzen im Garten wirksam zu ergänzen. Dem Beispiel Paduas folgten die Universität Pisa bereits 1547, Bologna 1568, Leyden 1577; 1640 wurde der botanische Garten der Universität Kopenhagen gegründet. Wie stand es um diese Zeit in Deutschland? Von der Anlage eines botanischen Gartens zu Heidelberg wird schon aus dem Jahre 1593 berichtet; doch zweifelt der ausgezeichnete kritische Geschichtsschreiber der Botanik Ernst Meyer ^), dem ich auch vorstehende Notizen entnommen habe, ob jener Garten ein wirk- licher Universitätsgarten, oder nicht vielmehr ein fürstlicher Lust- garten war; denn unter den Heidelberger Professoren der damaligen Zeit wird keiner als Vorsteher des Gartens genannt, und P. S. Sprenger, der 1597 einen lateinischen Katalog der Pflanzen des Heidelberger Gartens herausgab, war nicht Professor, sondern Apotheker. Meyer vermutet daher, daß nur ein Gärtner dem Garten vorstand und er zum Unterricht noch nicht benutzt wurde. — J. A. Schultes, der 1817 in seinem „Grundriß einer Geschichte und Literatur der Botanik" auch eine Geschichte der botanischen Gärten mitteilt, hat mit großem ij Geschichte der Botanik, Bd. IV (Königsberg 1854) S. 254 ff. 47119 \ Fleiße, doch wenig kritisch, verschiedene Nachrichten über den Ursprung der botanischen Gärten zusammengetragen, und danach soll zu Königsberg seit 1551 ein botanischer Garten bestanden haben. Meyer wies indeß nach, daß die Jahreszahl 1551 durch 1654 ersetzt werden müsse, und daß jener Garten kein akademischer, sondern ein fürstlicher war; der akademische Garten Königsbergs ist erst im Jahre 1810 eröffnet worden. In dem Werke von Meyer finden sich keine weiteren Mit- teilungen über deutsche Universitätsgärten im 16. und 17. Jahrhundert. Er scheint somit allen darüber vorliegenden Angaben ein gewisses Mißtrauen entgegengebracht zu haben. Eine um so reichere Notizen- sammlung findet sich dagegen bei Schuhes. Danach soll in Leipzig schon seit 1580 ein botanischer Garten bestanden haben, doch besitzen wir erst aus dem Jahre 1675 ein Verzeichnis der darin kultivierten Pflanzen. In Breslau soll ein Galten seit 1587 existiert haben; doch läßt sich nicht entscheiden, ob er zur Universität ge- hörte. Auch vom Heidelberger Garten bemerkt Schultes, es habe G. Franci 1667 einen Katalog der Pflanzen herausgegeben und ihn dabei einen „hortus neophytus" genannt. In Gießen sei seit 1605 oder 1614 von einem hortus die Rede; eskönnte das aber auch ein hortus siccus, d. h, ein Herbarium gewesen sein (vgl. Schultes, S. 78). In Alt dort sei ein Garten von Jungermann eingerichtet worden, der auch 1646 einen Catalogus plantarum horti Altorfiani herausgab; ebenso edierte M. Hoffmann daselbst 1660 einen Catalogus horti medici. Ob es sich dabei aber um Privat- gärten von Professoren oder um eine Universitätsanstalt handelt, bleibt ungewiß. Zu Jena bestand seit 1631 unter Rolfink ein botanischer Garten, von dem 1659 der damalige Vorsteher Schenk einen Katalog veröffentlichte. Ob der Garten Privatbesitz, ob er fürstlich war, oder der Universität gehörte, bleibt unentschieden; 1795 nannte ihn der damalige Professor Batsch einen hortus botanicus ducalis. In Berlin gab es seit 1663 oder (nach Willde- now) seit 1679 einen botanischen Garten, doch besaß Berlin damals keine Universität. Schultes berichtet dann weiter über einen in Kiel seit 1669 bestehenden Garten, von dem J. D. Major 1673 einen Catalogus plantarum herausgegeben habe. Diese Notiz er- läutert 50 recht die geringe Zuverlässigkeit der Angaben von Schultes. Denn jene Schrift Majors von 1673 befindet sich im Besitz der Kieler Universitätsbibliothek, ist aber kein Pflanzenverzeichnis eines botanischen Gartens, sondern das alphabetische Register zu dem Buche von Rolfink „De vegetabilibus" (Jena 1670), um die darin vorkommenden Pflanzennamen bequem nachschlagen zu können. — In bezug auf den botanischen Garten zu Kiel findet sich in Rat Jens „Geschichte der Universität Kiel" (Kiel 1870) S. 109 die Bemerkung, ein herzogliches Reskript vom 21. Oktober 1669 be- stimme, daß der vierte Teil des herzoglichen Gartens beim Schlosse dem Professor der Botanik J. D. Major eingeräumt werde. Dann heißt es weiter: „Ob dieses Reskript wirklich zur Ausführung ge- kommen ist, läßt sich wohl nicht ermitteln". Auf die schon früher von Rat Jen in seinem Rektoratsbericht von 1855 56 gemachten Mitteilungen über die Gründung des botanischen Gartens soll später eingegangen werden. Demgegenüber bin ich in der Lage, den urkundlichen Nach- weis zu führen, daß im Jahre 1669 tatsächlich ein botanischer Garten als Universitätsinstitut zu Kiel eingerichtet worden ist, und es ist vielleicht der Kieler botanische Garten somit der erste in Deutschland, von dem mit vollkommener Sicherheit gezeigt werden kann, daß er von Anfang an als Universitätsanstalt bestanden hat. Wenn wir von den Bibliotheken absehen, sind die botanischen Gärten zweifellos die ältesten Universitätsinstitute, die es überhaupt gibt. Sie standen in erster Linie im Dienste der Medizin, und ein Professor der Medizin pflegte zu jener Zeit auch Professor der Botanik zu sein. Durch diese Umstände reicht die Entstehungs- geschichte des Kieler botanischen Gartens im Jahre 1669 an Interesse über die Lokalgeschichte der Kieler Universität weit hinaus. Da die Gründung dieses Gartens mit zahlreichen sittengeschichtlich, wirt- schaftsgeschichtlich und ortsgeschichtlich bemerkenswerten Einzel- heiten verknüpft ist, scheint mir ihre eingehende aktenmäßige Darstellung lohnend zu sein. Es entrollt sich in ihr ein achtungs- wertes Stück Kulturarbeit, das auf dem Trümmerfelde deutschen Wohlstandes erwuchs, welches der 30jährige Krieg zurückgelassen hatte, dem in Schleswig-Holstein noch der schwedisch-polnische Krieg auf dem Fuße folgte, der erst 1660 durch den Frieden von Kopenhagen sein Ende fand. 8 Am 5. Oktober 1665 halte der damals 24jährige Herzog Christian Albrecht von Holstein- Gottorp die von ihm unter Mitarbeit seines Kanzlers und Regierungspräsidenten Kiel- mann von Kielmannsegg zu Kiel gestifteie Universität feierlich eingeweiht. Sie hatte im ersten Semester ihres Bestehens 16 Pro- fessoren und 162 Studenten; unter den ersteren bekleidete Johannes Daniel Major die Professur für theoretische Medizin und Botanik. Seinem Feuereifer gelang es, bei der Regierung und beim Herzoge im Jahre 1669 die Gründung eines botanischen Gartens als Univer- sitätsanstalt durchzusetzen. Bevor ich auf seine diesbezügliche Tätigkeit eingehe, erscheint es geboten, die allgemeinen Lebens- umstände des merkwürdigen Mannes zu betrachten. II. Johannes Daniel Major. Zwei Quellen stehen für die Lebensbeschreibung Daniel Majors zur Verfügung. Erstens der ihn betreffende Artikel in Moll er s Cimbria literata, einem mit wahrem Bienenfleiß zusammengetragenen Lexikon der Schriftsteller Schleswig-Holsteins, das erst nach dem Tode des Verfassers, der Rektor in Flensburg war, 1744 zu Kopen- hagen gedruckt worden ist. Mol 1er war noch Zeitgenosse Majors; er gab u. a. 1691 eine Geschichte der Herzogtümer heraus; daher sind seine Mitteilungen über Major von besonderem Wert, die im 2. Bande seines Werks die Folioseiten 504 bis 521 einnehmen, unter sorgfältiger Anführung der benutzten Literatur. Zweitens be- sitzen wir die Gedächtnisrede (^Memoria Majoriana seu Panegyricus), die Majors Schwiegersohn und Kollege in der medizinischen Fakultät, Professor Wilhelm Hulderich Waldtschmiedt, im großen Hörsaal der Kieler Universität am 3. August 1694, dem ersten Jahres- tage von Majors Tode, gehalten hat, und die in den Ephemeriden der Leopoldina, Dec. III, Ann. V und VI (Frankfurt und Leipzig 1700) abgedruckt worden ist. Beide Schriftstücke liegen nachstehenden Mitteilungen zugrunde. Ein paar Einzelheiten habe ich auch den Vorworten zu Majors Büchern sowie seinen handschriftlichen Auf- zeichnungen entnommen. Das dieser Schrift im Neudruck beigefügte Porträt Majors findet sich als Beigabe der erwähnten Rede von Waldtschmiedt. Johannes Daniel Major wurde am 27. Juli 1634 in Breslau geboren, wo sein Vater erst Lehrer, dann Rektor des Elisabeth- Gymnasiums war, zuletzt auch Inspektor der übrigen Schulen der Stadt. Zum Sommerseniester 1654 bezog er die Universität Witten- berg, um sich dem Studium der Philosophie, der Naturwissenschaften und besonders der Medizin zu widmen. Während der drei Jahre, die er in Wittenberg studierte, hielt er drei öffentliche Disputationen, die erste unter dem Präsidium von Professor Sperling über die Lunge, die zweite unter Professor Schneider über die Tränen, die dritte unter Professor Banz er über verschiedene medizinische Fragen. Die Disputationen sind nach Art unserer Dissertationen durch den Druck veröffentlicht. Am 15. Oktober 1657 wurde Major vom Dekan der philosophischen Fakultät, Andreas Sennert, Professor der orientalischen Sprachen, mit der Würde eines Magisters bekleidet. 1658 ging er nach Leipzig, wo er sich unter Michaelis besonders mit Chemie und Pharmakologie beschäftigte. Dann durch- wanderte er einen großen Teil Deutschlands und Italiens, bis er 1659 in Padua Halt machte, um dort noch etwas über ein Jahr lang zu studieren; auch scheint er Assistent in der Chirurgie gewesen zu sein. Am 28. Juni 1660 erwarb er zu Padua die medizinische Doktorwürde; eine Dissertation wird nicht erwähnt. Dagegen ist folgender Zug noch beachtenswert. Zu Breslau hatte Major sich der Gunst des Magistratspräsidenten Hofmann von Hofmanns- waldau erfreut, der als Haupt der zweiten schlesischen Dichter- schule bekannt ist, und dieser versah ihn mit Empfehlungen an den Senator Francesco Loredan zu Venedig, der sich seiner in freundlicher Weise annahm und ihm namentlich die Besichtigung von Palästen und von Sammlungen möglich machte. Im Abdruck erhalten ist ein Briefchen Loredans an Major, in dem er den jungen Deutschen einladet, zum Feste der Vermählung des Dogen mit der Adria nach Venedig hinüberzukommen, und das mit den Worten schließt: „Tengo d'incontrar le soddisfattioni di V. S. alla quäle baccio affettuosamente le Mani". Daß der vornehme venetianische Ratsherr dem deutschen Studenten einen zärtlichen Handkuß sendet, ist typisch für die Höflichkeitsformen jener Tage; nicht zu ver- wundern, daß Major seinem Gönner im Jahre 1660 unter dem Titel „Laurifolia Veneta" eine Anzahl lateinischer Epigramme widmete. 10 Auf die Anregungen Loredans scheint Majors Neigung für Alter- tumskunde^zurückzuführen zu sein. Kurz2 darauf sagte er Padua und Venedig Valet und kehrte über Österreich in seine Vaterstadtjzurück, begab sich indes bald wieder nach Wittenberg, um medizinische Praxis zu treiben. Dort heiratete er 1661 die Tochter des Professors Sennert, seines einstigen Promotors; die junge Frau starb aber bereits 1662 an der Geburt eines Töchterchens, das bald darauf gleichfalls verschied. Eine an ihn herantretende Aufforderung, als Stadtphysikus nach Zerbst zu kommen, lehnte er ab. Da beriefen ihn die Hamburger, gegen ein ansehnliches Gehalt in ihre Stadt zu kommen, um Pestkranke zu behandeln; dorthin siedelte er 1663 über. Im gleichen Jahre wurde er Mitglied der kaiserlichen Akademie der Naturforscher (Leopoldina). Von Hamburg aus lehnte er es ab, Leibarzt des Zaren zu werden, ward aber am 5. Juli 1665 vom Herzoge Christian Albrecht an seine neu zu gründende Universität Kiel als Professor der theoretischen Medizin und j der Botanik berufen; sein neues Amt trat er am 4. Oktober j. J. an. Mutmaßlich hat er diese Berufung dem Kanzler K i e 1 m a n n zu danken, weil dieser zugleich Präses der hamburgischen Kirchenbehörde war, also öfters nach Hamburg zu kommen und dort Majors Bekanntschaft zu machen Gelegenheit hatte. Major hat Kielmatm mehrere seiner Schriften gewidmet und nennt ihn dabei seinen großen Mäcen. Am 25. September 1665 heiratete Major die Tochter des Seniors Pincier in Lübeck, von der er drei Söhne und drei Töchter hatte; doch nur ein Sohn und zwei Töchter blieben am Leben. Der Sohn war später Senator in Kiel, eine Tochter mit dem Professor Waldt- schmiedt verheiratet. 1667 wurde er Leibarzt des damaligen Bischofs von Lübeck, Prinzen August Friedrich von Holstein-Gottorp. In den Jahren 1668, 1672 und 1676 war er Rektor seiner Universität, dann aber wurde er durch eine Verfügung („Rescripto liberali") des Herzogs von der Verpflichtung einer nochmaligen Bekleidung dieses Amtes entbunden, dessen lästiger Geschäfte er überdrüssig war. Übrigens war der Herzog seit 1675 vor den Dänen nach Hamburg geflüchtet, die ihrerseits den Kanzler Kielmann von Kielmannsegg nebst seinen Söhnen nach Kopenhagen hinwegführten. 1669 war Major zum Präfekten des neugegründeten_ botanischen Universitätsgartens er- 11 nannt worden. Nachdem er 1682 einen ehrenvollen Ruf nach Kopen- hagen abgelehnt, wurde er 1683 Leibarzt seines Herzogs. Majors Einkommen aus seiner akademischen Stellung läßt sich nicht sicher ermitteln; sein Gehalt betrug nach Ratjen 300 Taler (Chronik d. Univ. Kiel von 1854). Dazu kamen dann Kollegien- gelder, namentlich auch wohl Einnahmen aus Privatissimis, sowie Honorar aus ärztlicher Praxis. Endlich scheint Major auch wohl- habenden jungen Leuten Wohnung und Tisch gegeben zu haben, obwohl er sein Haus „verdrüßlich-eng" nennt; denn er spricht von einem jungen Herrn Benedict von Ahlefeld, Erbherrn auf Osterade und Seestet, der ihm später auch einmal bei der Ein- richtung des Gartens behilflich war, als von seinem Commensalen. Anfang der siebziger Jahre scheint es Major recht schlecht gegangen zu sein; er befand sich am Rande des finanziellen Ruins, wie eine später mitzuteilende Bittschrift an den Herzog zeigt. Bei Gründung der Universität im Jahre 1665 war zusammen mit Major Kaspar Mar ch, bis dahin Professor der Medizin und der Mathematik in Rostock, als Professor der praktischen Medizin nach Kiel berufen worden; beide Männer zusammen bildeten die medizinische Fakultät. Als March 1673 einem Ruf an den branden- burgischen Hof folgte, um Leibarzt des Großen Kurfürsten zu werden, trat an seine Stelle Johannes Nikolaus Pechlin, ge- boren 1646 zu Leyden als Sohn des Pfarrers der dortigen lutherischen Kirche. Seine Vorfahren waren Schleswig-Holsteiner; ein Pechlin hauste einst als Seeräuber auf Fehmarn. Mit der Berufung Pechlins trat eine Verschiebung der Amts- geschäfte beider medizinischer Professoren ein: Major übernahm die praktische Medizin, Pechlin die theoretische Medizin und die Botanik. Ob diese Veränderung auf Antrag Majors oder gegen seinen Wunsch durch eine Verfügung der Gottorper Regierung erfolgt ist, läßt sich nicht sicher feststellen; doch sah Major diesen Tausch der Funk- tionen wohl darum nicht ungern, weil er fortan durch eine größere Konsultationspraxis finanziell wieder flott zu werden Gelegenheit hatte. Vorher war Majors Verhältnis zum Präsidenten Kielmann ein vorzügliches, und noch im Vorwort seines 1669 zum Abschluß der „ersten Olympiade" der Universität herausgegebenen Memoriale anatomico miscellaneum feiert er seinen Gönner neben der „puritas doctrinae multiplicis" in überschwänglichen Worten. 12 Doch Major scheint von kratzbürstiger Natur gewesen zu sein. Nach kurzer Zeit war sein Verhältnis zu Pechlin, der Moller zufolge ein liebenswürdiger und gutherziger Mann war, ein äußerst ge- spanntes. Major hatte letzteren (allerdings immer nach Moller, der Pechlins Freund gewesen zu sein scheint) wegen unbedeutender Ursachen und auf bloßen Verdacht hin mit einer Feindschaft verfolgt, die sich bis zum Hasse steigerte, obgleich der Herzog selbst ver- mittelnd einzugreifen suchte und zur Versöhnung mahnte. Die Ursache der Spannung mit Pechlin läßt sich erraten, doch kann erst später darauf eingegangen werden. Schließlich konnte Pechlin dies Ver- hältnis nicht mehr ertragen; er verließ Kiel im Jahre 1680 und begab sich nach Gottorp, wo er als „Professor in absentia" lebte und bald darauf Leibarzt des Herzogs wurde; zugleich war er Präfekt der Gottorper Bibliothek. Bis 1691 dozierte nunmehr Major die Medizin allein, in welchem Jahre es ihm gelang, vom Herzoge zu erreichen, daß sein Schwiegersohn Waldtschmiedt die zweite Professur der Medizin erhielt. Dies Ereignis gab Anlaß zur An- heftung eines anonymen Pasquills ans schwarze Brett der Universität des Inhalts, daß man, um Professor zu werden, Schwiegersohn eines andern Professors sein müsse; was Major in solche Erregung ver- setzte, daß er eine eigene Druckschrift darüber verfaßte unter dem Titel: „Präliminar-Diskurs, oder summarischer Entwurf etlicher Ge- danken von Pasquillen, und denjenigen Personen, so daran ein sündliches Gefallen, oder auch ein christ-löbliches und generöses Mißfallen tragen". Auch mit seinen Kollegen Morhof (Philologe) und Hannemann (Physiker) stand Major sehr schlecht; als letzterer 1679 in die LeopolÖina aufgenommen wurde, stellte Major Öffentlich die Forderung, Hannemann oder er selbst müsse wieder aus- scheiden^). Im Jahre 1693 machte Major eine Reise über Kopenhagen nach Stockholm, wo er vom König Karl XI. sehr gut aufgenommen und wegen der Krankheit der Königin Ulrike Eleonore zu Rate gezogen wurde. Obgleich die Königin unter seiner Behandlung starb, erhielt er dreizehn höchst wertvolle geschnittene Gemmen ^) Die Angriffe Majors auf seinen Kollegen Hannemann scheinen übrigens nicht grundlos gewesen zu sein. 13 sowie zahlreiche goldene und silberne Denkmünzen zum Geschenk für seine Sammlung, von der noch die Rede sein wird. Auf der Rückreise ward er zu Kopenhagen von einem heftigen Fieber er- griffen unter Gelbsucht und schwerer („pertinacissima") Verstopfung, und er starb daselbst am 3. August 1694, noch nicht ganz 60 Jahre alt. Die Leiche sollte nach Kiel übergeführt werden, doch das Schiff, welches sie trug, ging in einem Sturm in der Ostsee zugrunde. Nach der Abgabe der botanischen Vorlesungen und der Direktion des botanischen Gartens 1673 an Pechlin scheint Majors Interesse sich von der Botanik ab- und anderen Liebhabereien zugewendet zu haben. Moller, der ihn als einen allen Wissenschaften offenstehen- den, ausgezeichneten Geist rühmt, seinen Scharfsinn, seine durch- dringende Urteilskraft und sein Gedächtnis („memoria longe tena- cissima") hervorhebt, setzt hinzu, daß er bei keinem Gegenstande lange verweilt habe („nulli diu inhaerens"); auch scheine er an der Praxis keinen großen Gefallen gefunden zu haben, da sie ihn in seinen Studien und in seinen Liebhabereien störte, er habe sich selbst als „Geizhals der edlen Zeit" bezeichnet. Waldtschmiedt berichtet, daß Major während der ganzen Zeit, da er seinem Univer- sitätsamte vorstand, seinen Privatvorteil siets hintangesetzt habe, bemerkt dann aber: „Quid in praxi medica praesliterit, tota novit Cimbria". Majors rastloser Geist beschäftigte sich nicht bloß unaus- gesetzt mit medizinischen Forschungen, sondern auch mit Zoologie (besonders Muscheln), Philologie, Theologie, Geschichte, namentlich aber mit den Geschichtsdenkmälern der Heimat und der Fremde; insonderheit liebte er griechische und römische Münzen und ge- schnittene Steine, sowie die historischen und prähistorischen Alter- tümer der cimbrischen Halbinsel. Er hat viele prähistorische Gräber geöffnet und die darin gefundenen Gegenstände aufbewahrt. So brachte er als Sammler eine „Technicotheca", ein „Musem cim- bricum", eine wertvolle Gemmensammlung und eine Münzsammlung von 3000 Stück zusammen. Nach Moller haben seine Erben 1698 seine Sammlungen für 6000 Imperial ') zum Verkauf ausgeboten. Ein Herr Th. Fr. Volcmar, „Syndicus ordinum Cimbriac provin- cialium", soll die Sammlungen erworben haben; von diesem Volcmar 1) Das würden etwa 70000 Reichstaler sein. 14 erzählt Moller 1. c. S. 931, er sei wegen seiner ungeheuren Schulden des Amtes entsetzt und „jure obstagii" zu Itzehoe eingekerkert worden. Major erwies sich auch darin als Polyhistor ohnegleichen, daß seine literarische Tätigkeit der Ausdehnung seiner Liebhabereien entsprach. Moller zählt etwa 100 Druckschriften von ihm auf und macht daneben zahlreiche unvollendet gebliebene Manuskripte nam- haft. Für uns können hier nur seine botanischen Schriften in Betracht kommen. Es sind folgende wenige. Die erste dieser Schriften hat den Titel: D. Joh. Danielis Majoris Dissertatio botanica de planta monstrosa Gottorpiensi mensis Junii anni 1665, ubi quaedam de coalescentia stirpium et circulatione succi nutritii per easdem proferuntur: cum figuris aeri incisis et additamento de simili materia. Schleswigae excudebat Johannes Holwein. Impensis Johannis Carstens bibliopolae ibidem. Anno 1665. Die Schrift, die dem Präsidenten Kielmann gewidmet ist, enthält ein aus Gottorp vom 15. August 1665 datiertes Vorwort, welches Major als „Medicus Ordinarius reipublice Hamburgensis et desi- gnatus Prof. P. medicinae in nova Cimbriae academia" unterzeichnet. In dieser Schrift werden mehrere interessante Verbänderungen von Pflanzen beschrieben und abgebildet; die daran geknüpfte Hypothese über die Zirkulation des Saftes in den Pflanzen war irrig und ist für die Pflanzenphysiologie ohne Einfluß geblieben. Eine zweite Schrift erschien in deutscher Sprache, ihr Titel lautet: Amerikanische und bei dem Hochfürstl. Schloß Gottorff im Monat August und September 1668 blühende Aloe, dero Liebhabern zu Gefallen kürzlich beschrieben von D. Joh. Daniel Major, der Medicin Professor zum Kiel, und Ihr. Hochfürstl. Durchl. des Herrn Bischoffen zu Lübeck Medicus. (Es folgt auf dem Titelblatt ein auf der Erdkugel reitender Posaunenengel mit der Umschrift: Es steige Holstein in die Höh als wie die edle Aloe!) Schleswig, gedruckt durch Johan Holwein, Fürstl. Buchdrucker, im Jahr 1668. Die 36 Quartblätter starke Schrift ist der Gemahlin Christian Albrechts, der Herzogin Friederika Amalia, gewidmet und ein Widmungs-Sonett hinzugefügt. Die Pflanze Agave americana wurde im Pomeranzenhause des Neuen Werks, eines Lustgartens beim Schlosse Gottorp, kultiviert, wohin sie 1655 aus dem Lustgarten 15 der Herzogin-Mutter zu Husum gebracht und durch den Kunst- gärtner des Neuen Werks, Michael Gabriel Tatter, in einem Holz- kasten sorgfältig gepflegt worden war. Die Agave wurde auf ein Alter von 55 Jahren geschätzt; die Blatlrosette maß 10 Fuß im Durchmesser, der Blütenschaft war im Mai erschienen und von da bis zum Juni täglich 1 bis 3 Zoll in die Länge gewachsen; im August war dieser Stengel V-2 Fuß dick und bis zu den untersten Ästen 5 Fuß hoch, von den Blumen waren erst die untersten auf- gebrochen. Außer einer botanisch kaum bemerkenswerten Be- schreibung folgen dann allerlei pharmakognostische Angaben über die unter dem Namen Aloe bekannten Drogen. Schon am 5. Juli hatte Major übrigens durch eine lateinische Flugschrift die Studenten der Universität auf diese „Aloe" aufmerksam gemacht und zum Besuch des Gottorper Gartens unter seiner Führung aufgefordert. Interessanter als durch ihren botanischen Inhalt ist diese Schrift durch ihre kulturgeschichtlich beachtenswerten Seiten. Sie zeugt namentlich von einem heute schier unglaublich dünkenden Byzan- tinismus der Form, durch die der Verfasser den höchsten Herrschaften gegenüber seine Verehrung zum Ausdruck bringen wollte. Zur Ver- vollständigung des Charakterbildes unseres Major in dieser Richtung mag folgender Erguß hier Aufnahme finden. Es wird die „Aloe" als ein dreifaches Sinnbild hingestellt, a) des Herzogs, b) der Herzogin, c) beider zusammen; und nun heißt es wörtlich: „1. Auf Ihr. Hochfürstl. Durchl. den regierenden Herzog. Daß die Aloe nicht, wie die meisten andern Kräuter, bald im ersten, oder nächstfolgenden wenigen, sondern endlich im hundertsten (wie im gemein davor gehalten wird) oder dennoch im 50. bis 60. Jahre ihres Alters (soviel man von itziger Gottorffischer Aloe Nachricht hat) ihre Blumenzeit erlanget, ist durchaus nicht ihrer Unvoll- kommenheit beizumessen, sondern dero von Gott eingepflanzten, desfalls sonderbaren Natur: und deutet gar schön auf die Helden- tugenden und hohen bedachtsamen Verstand ihres Herren, des Durchleuchtigsten Fürsten und Herren, Herrn Christian Albrechts, Regierenden Herzogen zu Schleswig-Holstein etc. Inmaßen ein weiser Mensch in keinen Dingen, sonderlich in Ratschlägen, darin des ganzen Landes Wohl oder Weh beruhet, sich zu übereilen pfleget; sondern in so wichtigen Sachen alles und jedes vernünftig 16 und ordentlich überlegt, gleich einer Schnecke, die einen übers Wasser gelegten Steg behutsamlich passieret; gleich den Krebsen, die vorsichtig vor- und rückwärts kriechend, dennoch ihren Zweck erreichen; gleich dem Maulberbaum, der unter allen Bäumen am langsamsten ausschlaget, hernach aber um so viel edlere Früchte bringet; gleich dem Golde, welches im tiefen Schoß der Erden so zwar bald nicht, wenn es dann aber einmal vom unterirdischen Feuer genungsam ausgearbeitet gefunden wird, die einzige und stärkste Sehne giebt zum Bogen weltlicher Händel: gleich, sage ich, der Gottorffischen Aloe, die zwar, wie berühret, nu gar langsam blühet, aber hingegen um so vielmehr, ja fast unzählbare schöne Blumen bringt. Denn alles hat seine Zeit, wie der Prediger Salomo saget; alles Fürnehmen unter dem Himmel, so es nicht unglücklich geraten soll, hat seine Stunde." „2. Auf dessen Gemahlin, die Durchleuchtigste Princessin. Daß ferner unsere Gottorffische Aloe nicht als ein geringes Moos an der Erden klebet; nicht als ein gemeines Rhabarber und schwim- mende Seeblum, oder von Wind und Wellen hin- und herbewegliches schwaches Meergewächse sich mehr in die Breite und niederwärts, als Höhe giebet, sondern mit geradem und langem Stengel gleichsam bis an die Wolken langet: deutet auf die königlich hohe Ankunft, ja mehr als königlich hohes Gemüt, Tugend und himmelaufsteigen- des gottgefälliges Rauchopfer aller christlichen Andacht und Pietät der Durchleuchtigsten Princessin und Frauen, Frauen Friderica Amalia, gebornen aus Königlichem Stamm zu Dennemark, Herzogin zu Schleswig-Holstein etc., höchstgedachten regierenden Herzogen höchst preislichen Gemahlin." „3. Auf Ihre Durchleuchtigkeiten beiderseits. Und endlich, daß eben die Gottorffische, jetzo ins Blühen geratene Aloe nicht als ein mageres Fahrenkraut (Filix) und schattenliebendes Engelsüß (Polypodium) keinen oder doch unempfindlichen Samen bringet; nicht als eine geschwind aufschießende und an die Wasser ge- pflanzte Weide dennoch ohne Blumen wächst und veraltert; sondern als ein wohltragender Granatenbaum, dessen jegliche Frucht wiederum sehr viel Kerne heget; oder als der fruchtbare Rautenstock aus Sachsen in unzählig viel Zweig und Blumen sich breitet: dieses heißt uns gute Hoffnung schöpfen, daß der grundgütige Gott, als 17 der beste und verständigste Gärtner seines holsteinischen Paradieses, des ganzen Landes herzliches Gebet ohngezweifelt erhören und höchsterwähnte Princessin und Frau Frau Friderica Amalia zu einer amiablen Mutter vieler friedreichen Fürsten und Princessinnen, dero Durchl. und herzwertesten Ehgemalil aber zu einem glückseligsten Vater Ihm gleicher, d. i. christlich gesinnter und herzhafter Fürsten machen werde." — Außer diesen beiden Schriften finde ich nur noch, daß in dem schon erwähnten Memoriale anatomico-miscellaneum von 1669 die Observatio IV die Überschrift trägt: Vegetabilia quaedam littoris Kiloniensis. Auf neun Quartseiten werden hier die häufigeren Strandpflanzen, das Seegras und einige Algen aufgeführt, und im Schlußparagraphen wird erzählt, daß man auf den Stengeln des „Equisetum campestre" durch Blasen Töne hervorbringen könne. Nach Moller d. c. S. 518) ist von Majors Hand auch das Manuskript einer Flora Schleswig-Holsteins vorhanden gewesen unter dem Titel: Flora Cimbrica, seu Catalogus Plantarum circa Kilo- nium et in locis Holsatiae vicinis, praesertim marinis ac litoralibus, inter Kiloniam et Slesvigam, nascentium. — Jedenfalls ein Zeichen, daß Major auch den wild wachsenden Pflanzen des Landes seine Auf- merksamkeit zugewandt hat; dies Manuskript ist aber verschollen. Damit ist die literarische Ausbeute der Tätigkeit Majors auf dem Gebiete der Botanik erschöpft. Über die von Major gehaltenen bezw. angezeigten Vorlesungen sind wir unterrichtet durch die gedruckten Vorlesungsverzeichnisse, die bis auf die Stiftung der Universität im Jahre 1665 zurückgehen. Wir können darin für Major drei Perioden unterscheiden: die erste von seiner Berufung 1665 bis 1670, wo der botanische Garten er- öffnet ward; die zweite von 1670 bis 1673, wo Major die Professur für praktische Medizin übernahm; die dritte und längste von 1673 bis 1693, in der Major seiner ärztlichen Tätigkeit lebte. Für das Winter-Semester 1665 kündigte Major an: publice Anatomie, privatim Physiologie und „Materia medicamentorum sim- plicium", was ungefähr gleichbedeutend mit medizinischer Botanik ist, weil in der akademischen Sprache jener Tage die Pflanzen geradezu Simplicia, d. h. einfache oder elementare Arzneimittel, genannt wurden. '2 18 Für das Sommer-Semester 1666 zeigt Major an eine Inter- pretation von Textors Buch über die Unterschiede der Pflanzen; die gleiche Anzeige findet sich auch im Lektionskatalog für das folgende Winter-Semester. Für das Sommer-Semester 1667 werden außer theoretischer Botanik angekündigt Exkursionen „ad viridaria", auf denen Demonstrationen von Pflanzen stattfinden würden, und fortan werden für den Sommer botanische, für den Winter medi- zinische Vorlesungen von ihm angezeigt. Ostern 1670 tritt neu hinzu Demonstration ausgewählter wild wachsender und Garten- pflanzen. Ostern 1671 findet sich die Notiz: „Interim ut aliquod hac aestate demonstrandi plantas initium fiat in horto academico, laborabit quantum per multiplices adhuc adornandi illum, recens fundatum, et necdum ab impedimentis plane liberum, labores licuerit". — Ostern 1672: „Demonstrationes quasdam botanicas minime negliget in horto novo academico, cujus plene adornandi primitiae adhuc difficultates aliquas aut labores ipsi ferunt". — Ostern 1673: „Publice lectiones cursorias habebit per liber. I et II de vegetabilibus celeberrimi Rolfincii, eosque demonstratione bota- nica vivarum stirpium illustrabit". Vom Sommer 1674 ab kündigt Major keine Botanik mehr an; an seine Stelle tritt Pechlin, ohne zunächst den Garten zu er- wähnen. Es wurde damals aber den Lektionsverzeichnissen auch eine Rekapitulation dessen beigegeben, was im Semester vorher wirklich gelesen worden war, und so rekapituliert Pechlin im Herbst 1674 aus dem letzten Sommer-Semester: „In Botanicis aestivis horis se exercuit, et plantas horti publici, tum quae in vallibus circum- jacentibus et tractu litoreo apparent, studiose ostendit". Ostern 1676 will Pechlin gleichfalls über die „in Horto tum alibi" wachsen- den Pflanzen sprechen. — Seit dieser Zeit ist in den Vorlesungs- verzeichnissen nicht mehr vom botanischen Garten die Rede, während wiederholt für den Sommer Exkursionen in die Umgebung der Stadt angezeigt werden; doch kündigt Pechlin von Ostern 1682 ab keine Botanik mehr an, und sind seit dem Sommer-Semester 1682 bis zum Winter-Semester 1689 an der Kieler Universität überhaupt keine botanischen Vorlesungen gehalten worden. Ostern 1690 wird noch einmal wieder eine botanische Vor- lesung von Major angekündigt mit den Worten: „Reliquam majorem I 19 semestris aestivi partem explicatioiii plantarum officinalium succes- sive germinantium impendet". Der Garten wird hierbei auch von Major nicht mehr erwähnt. In der Folge wurden botanische Vorlesungen von Waldt- schmiedt angezeigt. III. Die Anlegung eines Botanischen Gartens zu Kiel durch Major. Die auf nachfolgenden Blättern gegebene geschichtliche Dar- stellung der Gründung des ältesten botanischen Gartens unserer Universität beruht auf dem Inhalte von acht Handschriften, die ich in einem Bündel alter Papiere unter den Herbarien des Botanischen Instituts aufgefunden habe, und die mit Ausnahme der Handschrift b sämtlich aus D.Majors Feder stammen; sie sind in den folgenden Kapiteln im Wortlaute mitgeteilt. Das Interesse, welches diese Überlieferungen Majors bean- spruchen, dürfte dadurch gewinnen, daß in ihnen wohl die ersten ausführlichen Urkunden vorliegen über die Gründung eines Uni- versitäts-Instituts an einer deutschen Hochschule. Weil in den Urkunden selbst alle einzelnen Züge dieser Gründung, ihre Förderungen und Hemmungen, anschaulich hervor- treten, werde ich mich in der vorläufigen Zusammenfassung der Tatsachen möglichster Kürze befleißigen. Es scheint mir dabei nur unerläßlich zu sein, vorher ein paar wichtige Erlasse des Herzogs Christian Albrecht in Wiederholung mitzuteilen, die sich auf die Gründung eines botanischen Gartens in Kiel beziehen und bereits von H. Ratjen in seinem Rektorats-Bericht des Jahres 1855'56 (Chronik der Universität von 1856, S. 22 ff.) veröffentlicht worden sind. Ratjen sagt nicht, woher er dies Material hatte, ob aus Hand- schriften der Bibliothek, ob aus dem Universitätsarchiv oder aus dem Staatsarchiv zu Kopenhagen, wohin die Akten der Gottorpischen Zeit großenteils gelangt sein dürften; im Staatsarchiv zu Schleswig befinden sich zufolge einer gütigen Mitteilung der Direktion des- selben vom 24. November 1910 keinerlei auf den botanischen Garten zu Kiel bezügliche Akten der Jahre 1668 bis 1674. 2* 20 Der erste der beiden von Ratjen mitgeteilten herzoglichen Erlasse, datiert Gottorp 29. Juni 1668, ist an den „Amtsschreiber zum Kiel" gerichtet und lautet: „Demnach wir für nötig befunden, daß zu sonderbarem Nutzen der auf unserer Univers. Kiel studier. Jugend ein hortulus botanicus angeleget werde, auch unserm Professor daselbst, P. Major, schon gemess. Befehl beigeleget, wie er damit zu verfahren, als ist unser gnädigster befehlender Will an dich, daß du unserm Gärtner zum Kiel andeutest, daß er bemeldtem P. Major die Freiheit lasse, einen gewissen Tractum im Garten zum horto botanico zu erwählen, und ihn damit nach Willen und Belieben schaffen, schalten und walten lasse, du verrichtest hieran unsere gnädigste Gemütsmeinung, und wir sind dir zu Gnaden gewogen." Der zweite Erlaß ist an denselben Amtsschreiber gerichtet aus Gottorp, 10. Juli 1668, und hat folgenden Wortlaut: „Wir tun dir hierbeigefügt copeylich zufertigen, was unser Gärtner zum Kiel Henrik Vack wegen des zu Einrichtung des Horti Botanici behufigen Platzes, und daß dazu der Baumhof beim Schlosse erwählet und aptiert werden möchte, supplicando eingewandt und untertänig gebeten, wiewohl wir nun unsres Teils dasselbe wohl geschehen lassen können, so muß doch vorher mit Prof. Major daraus geredet, und dessen Erklärung hierüber zuvorderst erwartet werden. Solchem nach dann hiermit unser gnädigster Befehlig, daß du gedachten P. Major in bemeldten Baumgarten führest, und in unsres Gärtners Gegenwart über die von ihm angeführte Consi- derationes seine Erklärung vernehmest, und da er selbige attendieret, und also mit diesem Platze vergnüglich ist, ihm nicht allein den Schlüssel dazu überlieferst, besondern auch die Verordnung machst, damit von denen zu Cultivierung unsres Gartens dem Gärtner zu- gelegten Amtsuntertanen eine gewisse Anzahl als etwa der vierte Teil zu Entricht- und Unterhaltung der Gartenarbeit ihm, P. Major, angewiesen auch sooft es nötig, zu solcher Arbeit und also Leistung ihrer Schuldigkeit angehalten werden. Woran unsers gnädigster Befehligs-Meinung geschieht, und wir sind dir zu Gnaden gewogen." Ratjen fügt dann hinzu: „Nach den mir vorliegenden Akten- stücken kann ich nicht angeben, ob und wann für Prof. Major ein botanischer Garten im Herzogl. Schloßgarten eingerichtet wurde" 21 Außerdem wird von Ratjen noch die Resolution mitgeteilt, die von der Herzoglichen Regierung am 22. Mai 1669 in Anlaß der Visi- tation der Universität des Jahres 1668 erlassen wurde; darin heißt es: „Es wollen auch Ihre Hochf. Durchlaucht zum 14. darauf bedacht sein, wie die Professores med. Fac. mit einem üarten und bequemen zur Anatomie benötigten Platz ausgeholfen werde". Den endgültigen Bescheid des Herzogs in der Angelegenheit des botanischen Gartens bringt unsere Handschrift d: Erlaß vom 5. Juli 1669. — Für die Anlage des zu begründenden botanischen Gartens kamen in den Jahren 1668 und 1669 die zu beiden Seiten des Schlosses gelegenen Herzoglichen Gärten in Betracht. Es waren dies 1. der südlich vom Schloß gelegene „Baumhof", ein kleiner, quadratischer, zwischen dem Schloß und dem jetzt von den Häusern der Schloßstraße eingenommenen Gelände befindlicher Garten; 2. der Fürstliche Garten", der vom Schloß durch den Platz der „alten Reitbahn" getrennt war und sich gegen „den düstern Broek" hin erstreckte. Diese Gärten standen damals unter der Verwaltung des Herzoglichen Gartenmeisters Heinrich Vack. Nach Caeso Gramm (in seinem Chilonium novus Holsatiae Parnassus von 1665) wurde damals im Fürstlichen Garten ein „ingens numerus" von Pflanzen kultiviert; ein Strauchzaun begrenzte den Garten gegen den Bruns- wiecker Weg, und in diesem Zaune befand sich ein großes Portal; der Brunswiecker Weg war durch eine Brücke mit der Stadt ver- bunden. Auf der Ostseite stieß der Garten an den Hafen. Der Garten erhielt seine Bewässerung durch eine Wasserleitung, die aus der Brunswieck zum Schlosse führte, und die schon 1519 auf Grund eines Erlasses von Herzog Friedrich angelegt worden war (Schwarze, Nachrichten von der Stadt Kiel, 1775, S. 149). Nach Eckardt (Alt-Kiel, 1899) wurde die Brunswiecker Wasserleitung aus dem Schreventeiche gespeist. Als sich für Major die erste Aussicht eröffnete, einen botanischen Garten zu erhalten, gab er sich der Hoffnung hin, den ganzen Fürst- lichen Garten, nördlich vom Schloß, in den Dienst der Universität stellen zu können. Doch schon durch den Erlaß vom 29. Juni 1668 wurde er darüber belehrt, daß er sich nur „einen gewissen traclum" des Gartens „zum horto botanico" erwählen dürfe, und schließlich gelang es ihm nur, den vierten Teil der Gartenfläche, und zwar das südlichste Stück, in der Nähe des Schlosses, zu erhalten, zu- sammen mit einem Viertel aller „Prärogative", die zum Garten ge- hörten; es waren das hauptsächlich die Frondienste von 6 „Kötenern" ^) zu Neumühlen und von 11 „Hübnern"-) aus Moorsee und Gaarden. Auch dies erreichte Major nur unter heftigem Widerstreben des Gartenmeisters Vack, der seinen Garten intakt zu behalten wünschte und vorschlug, es möge Major nur der Baumhof überwiesen werden. Vack scheint einen Rückhalt an dem damaligen Amtsschreiber ge- funden zu haben; auch war ihm sein Widerstand kaum zu ver- denken, denn er hatte offenbar mit viel Liebe zur Sache eine für die damalige Zeit sehr ansehnliche Pflanzensammlung in seinem Garten zusammengebracht, von der Caeso Gramm (1. c. S. 23) sagt: „Saltem hinc colligas, quam commode Botanicus ex horto nostro Pinacem conficere possit, non secus quam Leydensis, Lipsiensis et nuper Altdorfini ex suis crescere hortis". Major klagt sogar über Beleidigungen, die er vom Gartenmeister erdulden müsse. Erst im Oktober 1669 konnte Major mit der Anlegung des Gartens beginnen; er verwendete vier Jahre harter Arbeit darauf und hatte dann erst die Hälfte des Gartens bepflanzt. Er sagt, daß; er am Tage oft 12 bis 14 Stunden selbst habe Hand mit anlegen müssen, auch mußte er zunächst alle entstehenden Unkosten aus; eigener Tasche decken, so daß seine physischen wie finanziellen Kräfte nahezu erschöpft wurden. Als Major nach vierjähriger Tätig- keit am Garten in die Stelle für praktische Medizin einrückte, wurde? er veranlaßt, auch die Gartendirektion seinem Nachfolger Pechlini abzutreten. Bei der Übergabe klagt er, daß ihm der größere Teil seiner Auslagen vom Hofe noch nicht erstattet sei, nur einmal habe; er 100 Taler auf Abschlag erhalten. Ich will den Einzelheiten nicht vorgreifen, sondern Major selbst reden lassen in seinen verschiedenen Eingaben und Denkschriften, die ein lebendiges Bild der Kämpfe mit dem Objekt entrollen, die Major bei seiner Einrichtung des botanischen Gartens zu bestehen hatte. Seine Aufzeichnungen erregen vielseitiges Interesse; sie sind nicht nur bemerkenswert für die Geschichte unserer Universität und 1) Ländliche Handwerker und Kleinbauern. '■*) Hufner, d. h. Großbauern. 23 die Geschichte der Universitätsiiistitute überhaupt, sondern auch bedeutsam für die damalige Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Geschichtlich ist namentlich von Wichtigkeit, daß die Verhandlungen über die Anlage des Gartens als eines Universitälsinstituts nicht zwischen der Universität bezw. deren Rektor und der Herzoglichen Regierung geführt wurden, sondern allein zwischen letzterer und dem künftigen Gartendirektor (Praefectus horti). Major nennt sich hierbei Botanicus, spricht bnld vom Universitätsgarten, bald vom horto botanico, horto acadcmico oder horto medico. Merkwürdig bei der ganzen Anlage ist Majors Vorliebe für allerlei Zierat, den er im Garten anbrachte, für gemaltes und geschnitztes Holzwerk und für Bilder verschiedener Art, wofür er verhältnismäßig viel Geld aus- gab; man sollte denken, er hätte es besser verwendet für die nötige Bewässerung der Pflanzen, so daß sie nicht vielfach „jämmerlich Lverdürsteten", wie er klagt. Ästhetische Gesichtspunkte, wie die [Erreichung einer guten Perspektive der ganzen Anlage, waren ihm Iwichtig. Die Natürlichkeit und Eigenart seiner Sprache haben etwas Anziehendes und lassen uns die früher mitgeteilten Geschmack- losigkeiten seiner Symbolik der Gottorper Aloe vergessen. Man denke an die Äußerung Buffons, welcher sagte, der Inhalt eines Schriftstücks sei „hors de l'homme; le style est de l'homme meme". Auffallend ist eine gewisse Zimperlichkeit im Ausdruck, indem er sogar das Wort Mistbeet nicht gebraucht, ohne sein „mit Er- laubnis" (salva venia) hinzuzusetzen. Auf jeden Fall ist der nach- stehend mitgeteilte schriftliche Nachlaß Majors geeignet, ein deut- liches Bild über die von ihm bei der Anlegung des Gartens geleistete Arbeit zu liefern und daneben seine Persönlichkeit hervortreten zu lassen. Die in den Handschriften mitgeteilten Figuren sind Zeichnungen Majors, zum Teil etwas verkleinert. Sofern er die Bedeutung der Teile in das .Schema", wie er CS nennt, hineingeschrieben hatte, sind dafür Buchstaben gesetzt und seine Einzeichnungen unter der Figur wiedergegeben. Im Pflanzenverzeichnis habe ich einige Kürzungen vorgenommen, z. B. in der Aufzahlung der vielen Tulpensorten, die mit den damals üblichen Namen belegt werden. Auch seine Aufzählung der Unkosten, die in der Handschrift ganz in der Form einer Rechnung geiialten ist, habe ich etwas gekürzt, indem ich häufiger wiederkehrende Posten nicht wiederholt habe, da es genügt, einmal den Preis einer Ware kennen zu lernen. Seine Be- rechnungen sind abgefaßt in Mark und Schillingen, von denen 16 auf eine Mark gehen ; 3 Mark sind ein Reichstalcr. b 24 IV. Handschrift a. Konzept eines Berichts Majors an den Präsidenten und Kanzler Kielmann. Ohne Datum, jedenfalls vor Juli 1669, wahrscheinlich vor Juni 1668 geschrieben.) Nachdem Ihre Excell. (salvis reliq. titulis) der hochwürdige und wohlgeborene Herr Regierungspräsident zu Gottorf, Herr Joh. Adolph Kielmann von Kielmannseck bis dato noch nicht für füglich erachtet, daß der ganze hochfürstliche Garten zum Kiel, nahe am Schloß vorm Dänischen Tor, zwar vorhin gefaßter Meinung nach, zum horto academico aptieret würde, hingegen mündlich von mir verstanden, daß der mir angewiesene Baumhof, dicht am Schloß, binnen der Stadt, allein dazu insufficient gehalten würde, und ich in so fernerem defectu gedachten ganzen Hochfürstl. Gartens mich zu einer solchen Moderation erboten, daß ich so lange nebenst erwähntem Baumhof mit der kleineren und mageren Hälfte des großen Gartens, nämlich von dem .... Gehecke an bis zu Ende gegen das Schloß, mich behelfen wollte, hiemit nur solchergestalt dem publice academiae bono in etwas geholfen, die zeither ver- gebens gehabte Expectanz vieler sowohl Einheimisch- als Auswärtiger an einem Teil erfüllet werde, und ich etwa nicht penes eruditos in fernere Suspicion ullius socordiae aut ignaviae einlaufen möchte: also hat hochgedachter Ihr. Excell. dem Herr Regierungs-Präsidenten großgeneigt beliebet, mir höchst zu ehrende ordre zu tun, ich kürzlich und gehorsam eröffnen möchte, wie ich gedächte, daß durch künftig von mir erforderte Cultivierung des kleineren Teils des fürstlichen Gartens zum Kiel und des Baumhofs, ohne jährliche große Spesen, dem publico academiae et facultatis suo bono geraten werden möchte. Dieser so großgeneigten und hochschätzbaren beförderlichen ordre demnach gehorsamst und an Seiten der Academie höchst notwendige Folge zu leisten, insinuiere Seiner Excell. ganz ergebenst, meine geringe doch treu gemeinte, unmaßgebliche Desideria und Bedenken in optima submissionis forma folgender Gestalt: 1. Daß der Baumhof für sich allein zum Hochfürstl. horto academico insufficient, erachte ich klar zu sein, weil er zwar mit 25 Mauren ringsumb beschlossen, und desweg seine gute Sicherheit hat; hingegen aber, wegen des Schlosses und anderseits vielen herumstehenden Häusern, ziemlich schattenhaft und mehr zu Wartung etlicher rarer Bäume und Stauden, als niedrig wachsender Bäume und Kräuter bequem. Voraus, da entweder unmöglich, oder bei gelehrten Leuten und verständigen guten Gärtnern mir fast verkleinerlich würde sein, die von mir vor diesmal sonst vor- geschlagene kleinere Hälfte des hochfürstlichen Gartens hier und da mit vielen Bäumen zu besetzen, und dadurch sowohl den medicinischen Kräutern und einigen raren Gewächsen ihr gehöriges Wachstum, als demselbigen ganzen Platz die Gratie der Prospection und zierlichen Einteilung zu benehmen. 2. Zudem so leidet der Baumhof auch Mangel an Wasser, und solches durch Röhren von dem Schloßhof hinzuführen, gäbe wegen der Fundamente von Mauren etwas Kosten und Mühe. Zum 3. ist mehrgedachter Baumhof der einzige Platz in ganz Kiel, da ich ein klein Vivarium in usum curiosioris anatomes ein- richten zu können längst im Sinn gehabt: und kann ich mit Gott bezeugen, daß folgendes von meinen gravaminibus functionis meae nicht ein geringes ist, daß, da einem anatomico gehöret, nova aliorum inventa anatomica (et propria etiam) zu experimentieren, stets die und jene subjecta an der Hand zu haben, dergleichen in meinem verdrüßlich-engen Hause zu sustentieren mir die Unmög- lichkeit verboten, und ich die ganzen drei Jahre hero in meiner Correspondenz (in Briefen mit gelehrten Leuten) hier und da ^ fast mit Schanden bestehen, und so manche kahle excusationes non facti a me experimenti in rebus novis ad functionem meam quotitie spectantibus, fingieren müssen. 4. Der Platz des Baumhofs C ist ungefähr so: Fig. l. Skizze des Baumhofs. B E T H 1 l- I 1 1 1 F 1 1 1 1 1 D 26 Lit. A. die Seite des Schlosses. B. die Mauer des Baumhofs gegen das Wasser. C. die Mauer des Baumhofs gegen die Dänische Straße. D. Haus des Pförtners, einesteils in den Baumhof hineingebaut. E. ein Fischerhaus, auch eines Teils in den Baumhof hinein- gebaut. F. Spatium zwischen diesen 2 Häusern, vermittelst eines geringen Schubbens oder offenen hölzernen Daches gefüllt, so wird der Platz um so viel regulierer, und könnten darunter unter- schiedene bruta viventia, praesertim sylvestria, in usum qualiscunque anatomes, singulis mensibus, trocken gehalten und durch den von mir erbetenen Pförtner täglich gegen gewisse Satisfaction gespeiset, item Winterszeit allerhand supellex hortensis dahin in sichere Verwahrung geleget werden. . Reihen unterschiedener Bäume. I. gar kleiner Platz zu einer nötigen jungen Blumenschule, oder auch zu einem nötigen großen Mistbeet, salva venia. H. Reihen unterschiedener Stauden und niederer Bäume, hiemit sie dem mittleren Mistbeet nicht die Sonne nehmen. 5. Was nun die Hälfte des Hochfürstl. Gartens betrifft, welcher Meister Heinrich ohn allen Schaden, als der ihm sonderlich doch schon voraus durch den Zwiebelhof genugsam restituieret ist, anderer zeitherigen überschwänglichen Begnadigungen zu geschweigen, um derer Willen er wohl ihrer Hochf. Durchl. aus Dero eigenem Garten sogar ein weniges und dazu fast mageres Stück zu unter- tänigster, allerbilligster Dankbarkeit abtreten, und dem Universität- wesen doch so gar nicht sub praetextu omnimodi sui damni quod certe exiguum valde, immo nullum est, zuwider sein möchte: so erbiete ich mich, mit gedachtem kleinerem und geringerem Teil mich solange zu behelfen, bis mit Meister Heinrichen etwa einmal eine Änderung vorgehen möchte. Und kann also bei meinem Wissen und Gewissen kein schlechteres Teil erwählen. Ja, wenn man alle die plana, acclivia und declivia messen sollte, die er im Garten behält, so würde mein erwähltes Teil vollends nicht einmal die Hälfte, sondern kaum ein Dritteil nach Proportion austragen. 6. Und könnten wir fein geschiedene Leute sein, wenn mitten- durch das Gehecke, das uns scheiden soll, mit geringen Pfählen, 27 Stangen und etlichen wilden kleinen Bäumen geschwinde gefüllt und dichte gemacht würde. Verstehe das Gehecke quer durch den Garten, bei welchem sich die sogenannten Blumenquartiere Meister Heinrichs enden. Zum Exempel, dies nur etlichermaßen vor- zustellen: Fig. 2. Skizze des Schloßgartens, wovon die rechte Hälfte K G M L als botanisclier Garten in Aussicht genommen war. Folgendes sind Majors Eintragungen: K Gehecke, so uns scheiden soll. G Seite zum Wasser. M Seite zum Schloß. L Seite gegen dem Hausvogt über. A Berg mit seinen abhängenden Seiten. B Kohlgarten. C Pomeranzenhaus. D Gärtnerhaus. E Springwasser. F Andere fruchtbare Abhänge an der Seite zum Wasser. H Blumenstücke. J Länglicher Platz mit jungen Bäumen und Küchensachen. (Die punktierte Linie bedeutet den Lauf der Wasserleitung, c a b deren projektierte Abzweigung für den botanischen Garten; d ist nicht erläutert.] 7. Es wäre zwar besser, ein hölzern Gelind lieber an besagtem Ort quer durchzumachen; aber daß ich ja nicht zu vielen Unkosten Ursach gebe, so weiß ich keinen wohlfeileren Weg, als gedacht: so könnte dann künftig, wenn mir der ganze Garten einmal anvertrauet werden soll (von welcher Praetention ich Meister Heinrichen nicht einen Nagel breit zu weichen Ursach habe, auch nicht hoffen will, daß er so gar unersättlich, und das große Privilegium auch ad haeredes zu extendieren suchen will), so könnte, sag ich, solch aufgeführtes Gehecke, gleichwie es mit ganz schlechten Unkosten itzo zu machen, also künftig wieder verrissen und der Garten seiner gänzlichen Form und zeilherigen Integrität restituieret werden. 8. Da inmittels anitzo hochnötig sein will, mein vor diesmal erwähltes Teil des Gartens gegen die Straße zu mit einer hölzernen 28 Blanck oder Gelind zu befestigen, teils wegen besserer Anständigkeit, teils weil der Zaun veraltert und sehr baufällig ist, teils durch gedachtes Gelind den künftigen Gewächsen eine desto bessere Reflexion der Sonne zu erteilen. 9. Wasser ist dann auch vonnöten. Nun ist Springwasser auf Meister Heinrichs Anteil. Welches Wasser durch Röhren bis auf das Schloß hinübergeführet wird. Könnte also von Lit. c in gegenwärtiger Garten-Figur, per angulum rectum 3 oder 2^/2 Röhr (Lit. a) usque ad Lit. b, als locum futurae aquae, in hortulo academico prosiliturae, mit gar sehr wenig Unkosten geleget werden. 10. Zu Hecken, Bindwerk, etlichen Bogen, Pfählen (Blumen- pött drauf zu setzen), sind Schächte, Stangen, Latten, Pfähle, Weidenruten etc. zu jährlicher Cultivierung und sonderlich itzigem Anrichten des Gartens vonnöten: zu deren dem meisten Teil aber, halt ich, die Untertanen aus dem Amt verbunden sein. Item den Zaun in gutem esse zu erhalten. 11. Die zu erster Anlegung des Gartens gehörigen Zwiebel- und andern Gewächse (sonderlich was rariora sein) hat sich M. Michel Gabriel erboten, von dem seinigen eine merkliche Anzahl zu spendieren, aus Liebe der Kunst, und hiemit mir die erste Anrichtung nicht zu sauer falle. 12. Jedoch ist leicht zu erachten, daß Blumenpött, Harken, Zaunschären, Gießer, Schüsseln, Meßschnür, Stroh, Matten, Garten- messer, Schubkarren und viel ander instrumenta hortensia item schriftliche Blumen-Correspondenz cum exteris. Mistung, Holzung und Winterstube etc., item administrum, horticulturae gnarum, ex meo loculo phthisico anfangs herzugeben, und jährlich in gutem Stand zu halten, meinen geringen Zustand transcendieren: deswegen hoffe ich, Ihr. Hochfürstl. Durchl. werden gnädigst etwas Erkleck- liches jährlich verwilligen, so mir gereichet werde. Werden in der Tat befinden, wenn Rechenschaft von mir erfordert wird, daß ich den Titul eines ehrlichen und treuen Dieners mit mir in die Grube nehmen werde. Ein Teil von berührten Sachen, benamentlich Stroh, Mist (salva venia), etliche Faden Holz zur Wintergarten-Stube müssen, soviel ich Nachricht habe, von Amtsuntertanen praestieret werden. 13. Aus welchen Untertanen ich auch eine gewisse Anzahl zu ordinarie Arbeit werde nötig haben. Hoffe demnach, daß es 29 desfalls bei vorigem concluso bleibe, und ich juxla proportionem horti auch soviel Arbeiter zu meiner Hülfe verordnet werde kriegen. Wobei ich wiederumb christliche Discretion gebrauchen, und nicht den halben Teil, sondern nur den Dritteil von zeitherigen zum Garten obligierten Amtsuntertanen desiderieren will. 14. Ist auch bei bevorstehender erster Anrichtung nötig, ein einzig condave von Holz, mit einfachen Steinen und inwendig vertüncht, zu haben, da man in horto sich contra pluvias aestivas bei wöchentlicher Demonstration salviercn kann. 15. Ferner im Hochfürstl. Garten stehen 2 alte steinerne Tische, deren der eine niemals gebraucht worden. Könnte also (anderwärtige Unkosten zu ersparen) zu mir gehörigtem Teil gewidmet werden. 16. Und weil demnach mancherlei tägliche Ausgaben in Gartensachen unvermeidlich sein: also, die Regierung nicht mit vielen particulieren Expensen ultra id, quod mihi deputabitur, zu beschweren; also desideriere ich, daß jährlich eine fidedigna specificatio expensarum von mir erfodert würde. Dabei ich mich dann ex abundanti erbiete, fürs erste in unterschiedenen Pagatcllen die Auslage zu tun, fleißig, ehrlich und gewissenhaft zu notieren und dann zufrieden zu sein, was als ein unnötig getane Expens mir möchte ausgestrichen werden, und den Schaden über mich lassen zu gehen. 17. Endlich und zum 17. hoffe ich, Ihre Hochfl. Durchl. auch desfalls die Türe ihrer Gnaden mir, oder desfalls vielmehr der guten Universität nicht verschlüßen werde: maßen ich fleißig nach Gottorf correspondieren und mich erkundigen werde, da etwa dann und wann auf dem Neuen Werk von raren Gewächsen, Töpfen, Statuen, Gemälden etc. etwas übrig, ob nicht zu Zeiten auch ein allergeringster Teil davon zu desto besserer Auszierung des (Gott gebe glücklich einmal!) unter meine Hand kommenden bequemen Universitätgartens concediert werden möchte. ich hoffe in weniger Zeit so etwas vor Augen desfalls zu stellen, daß hochgedachte Ihre Hochfl. Durchl. ein gnädigstes Gefallen, dero getreuer Universität ein Teil besseren Wachstums und ich, vor mein weniges Teil, den Ruhm eines redlichen, getreuen und fleißigen Botanici und Dieners meines gnädigsten 30 Fürsten und Herren, wo ja sonst nichts mehr in dieser Welt, zum Vorteil davon tragen werde. Sequentia continebat Recomniendierung ad 111. Dm. Praesidem. NB. Meister Heinrichen injungiren non amplius offendendo. V. Handschrift b. Erlaß des Herzogs Christian Albrecht. 5. Juli; Praes. 9. Juli 1669. Christian Albrecht. Gehorsamer lieber getreuer, Dir ist bekannt, welcher Gestalt wir vermöge Unsers am 29. Juni verwichenen Jahres an Dich ergangenen Rescripti die Anordnung gemacht, daß zu sonderbarem Nutzen der auf unser Kielischen Universität studierenden Jugend ein hortus botanicus angeleget und zu dero behuf von Unserm Kielischen Garten Dr. Majorn ein gewisses Stücke angewiesen werden sollte. Wiewohl nun der Gärtner dagegen eingekommen und zu dero behuf den Baumgarten beim Schlosse vorgeschlagen. So befindet sich dennoch, daß solcher Platz zu solchem horto botanico aus vielen angeführten rationibus gar unbequem, dannhero wir es auch bei berührtem Unserm an Dich ergangenem Rescripto allerdings bewenden lassen und solchem nach Dir hiermit gnädigst anbefehlen, daß Du gedachtem Dr. Majorn zu Einrichtung solchen horti botanici von Unserm Kielischen Garten einen gewissen tractum, als etwa den vierten Teil, wie imgleichen von denen zu Cultivierung des Gartens dem Gärtner zugelegten Amtsuntertanen ebenmäßig den vierten Teil anweisest, und daß sowohl der Gärtner ihme, Dr. Majorn, damit schalten und walten lasse, als auch, daß solche Amtsuntertanen in Verrichtung der gewöhnlichen Arbeit sich derbehör betragen, anitzo und hinkünftig beschaffest. Hieran etc. Geben Gottorf, 5. Juli Anno 1669. An den Amtsschreiber zum Kiel Friedrich Henningsen pp. 31 VI. Handschrift c. Eingabe Majors an den Herzog. Anno 1669, 12. Oct. Hochwürdigst-Durchläuchtipster Herzog, Gnädigster Fürst und Herr. Nachdem zwar in Gegenwart Euer Hochfürstl. Durchl. am verwichenen Freitag auf dero höchst berühmten Bibliothek, jedoch aus Blödigkeit mich nicht unterstehen können, ohne gnädigste Veranlassung demselben mein Anbringen zu eröffnen, und, wie sich geziemet hätte, nomine Facultatis Medicae untertänigsten Dank zu sagen wegen des gestern nunmehr abgezäunten einen Vierteils von Eurer Hochfürstl. Durchl. Garten zum Kiel, welcher itztgedachter medicinischen Facultät, ja der ganzen Universität, zu künftigem horto botanico, und dessen Verwaltung mir, als erstem Praefecto liorti, gnädigst anvertraut worden: So hab ich vor hochnötig ermessen, solches schriftlich hiermit in Untertänigkeit zu tun: in maßen die damals sich endenden Jahrmarkts-Feriae zu meinen gewöhnlichen lectionibus, und der noch gegenwärtige Herbst, zu möglichster Beschleunigung dero anfänglich mühsamen Garteneinrichtungen, mich ohne einigen Verzug nach Kiel zurücke ruften, und also einer füglichen Gelegenheit, Euer Hochfürstl. Durchl. untertänigst aufzuwarten, mich beraubten. Devolvo demnach Euer Hochfürstl. Durchl. mein und obge- dachter medicinischen Facultät ganz unterlänigst-dankbares Gemüte vor Dero gnädigst- und milde Neigung zu uns. Und gleichwie solche und dergleichen höchst preisl. Intention, Dero neu fundierte Academie in Flor zu bringen, nun allbereit einen guten Teil des Effects erlanget, indem der numerus studiosorum und hierunter Studiosorum medicinae sich täglich mehret: also ist kein Zweifel, wenn Eure Hochfürstl. Durchl. Sich solcher ihrer Academie, wie wir hiesiges Ortes untertänigst hoffen, ferner aufs gnädigste an- nehmen und selbige, wie bis anhero, väterlich schützen und erhalten werden, auch das Ausnehmen und Wachstum mehrgedachter Uni- versität sich mehr und mehr zu unsterblicher Glorie Eurer Hochfürstl. Durchl. äußern sollte. 32 Deswegen dann Deroselben und Ihrer Hochfürstl. Gemahlin wir allerseits aus inbrünstigem Herzen von Gott alles beständige Hochfürstl. Wohlergehen, glückl. Regierung und langes Leben unter- tänigst und stets wollen gewünschet haben. Nächstdem und inmittelst ereignet sich wegen obberührtem Garten nur noch ein und anderer kleiner Punct, worüber Eurer Hochfürstl. Durchl. gnädigste Meinung und künftiger specialer Befehl zu desto mehrer Information verlanget wird, wie aus beigefügtem untertänigstem Memorial zu ersehen. Hiemit derowegen mein allzeit- möglichster und treu ange- wandter Fleiß bei hiesiger Academie, sonderlich itzo, da denen sich anfangenden Gartenarbeiten der Winter auf den Hals kommet, nicht ferner diese und jene Hinderungen mehr leiden müssen; also bitte Eure Hochfürstl. Durchlaucht ich untertänigst, Sie geruhen, nach deme (doch unmaßgeblichen) Inhalt erwähnten Memorials gnädigste Verordnung zu tun, und Dero gnädigsten Willen durch nur noch einen specialen Befehl zu eröffnen. In sehnlicher Erwartung dessen wiederhole vorhin getanen Wunsch und inbrünstige Anbefehlung unter Gottes gewaltigen Schutz und verbleibe, Hochwürdigst-Durchläuchtigster Herzog Gnädigster Fürst und Herr Euer Hochfürstl. Durchl. untertänigster getreuer Diener Johan: Daniel Major D. und Prof. zum Kiel. VII. Handschrift d. Erste Denkschrift Majors für den Herzog (in Anlage zu Hand- schrift c). Anno 1669, 12. October. Untertänigstes Memorial wegen des Gartens zum Kiel. I. Von Hübnern und ihrer Pflicht: item Feuerholze. Wiewohl in dem letzten Hochfl. gnädigsten Befehl an den Amtsschreiber zum Kiel de dato 5. Juli 1669 diese Worte: „Daß Du imgleichen von denen zur Cultivierung des Gartens dem Gärtner zugelegten Amtsuntertanen ebenmäßig den vierten Teil anweisest; 33 — -■ - # und daß sowohl als auch daß solche Amtsuntertanen in Verrichtung der gewöhnlichen Arbeit sich derbehör betragen, anitzo und hinkünftig beschaffest." klar genug zu sein ich vermeinet: so hat man doch andernteils mir zwar wohl von denen zum Garten bestellten 24 Kötenern den vierten Teil, nämlich 6, richtig und unverzügl. angewiesen; von denen 44 Hübnern aber, deren ein jeder des Jahres zu 4 Fuhren Düngung, zu guter Erhaltung der Zäune, zu Lieferung Weidenruten, Schächte, Feuerholzes, (wegen winterlicher Conservierung der zarten aus- ländischen Gewächs in Topf- und Kasten) befuget ist, gleichfalls quartam partem, nämlich 11 von ihnen, nicht anweisen wollen ohn ausdrückl. Befehl; aus Ursach, weil im vorigen Befehl der Hübner nicht gedacht wäre. Gleichsam, ob die Hübner nicht sowohl als die Kötener, derer doch auch nicht in specie gedacht worden ist, Amts- und Garlenuntertanen wären; und ob gedachte, der Hübner Pflicht, keine Gartenarbeit oder Gehör dazu zu nennen wäre. In derer Mangel ich mir zu mehren Unkosten benötigt würde. Und stelle dahin, mit was vor Recht und Gewissen der Gärtner, Heinrich Vack, bei mir angewiesenem Vierteil Gartens wegen solcher 11 Hübner und ihrer Pflicht, als ob solche mir nicht zukämen, protestieren, oder ins künftige auch einen einzigen Faden Brennholz ferner aus dem Amt acceptieren oder begehren können, indem er sich der Cultivierung ausländischer zarter Blumengewächs gänzlich nunmehr begeben, und daß er aus denen im Garten befindlichen Blumen- quartieren einen Küchengarten machen möge, neulich expresse an- gehalten, solches sein Gesuch erhalten, und also keines hibernaculi hortensis und Feurung dazu, wie ich nun zwar, benötigt ist. II. Von einem steinern Tische. Weil in dem Hochfürstl. Garten zum Kiel etliche unter die Laubenhütten gehörige Tische von grobem Sandstein gewesen, deren der eine von etlichen Jahren her bis auf diese Stunde ohne Nutzen im Gange gegen die Straße zu auf der Erde müßig lieget, und aber ich bei künftigen demonstrationibus botanicis werde hoch vonnöten haben, da ich autores aufschlagen, mit den lebendigen Kräutern conferieren und, sonderlich bei Regenzeit im Trocknen die Kräuter fein ordentlich auflegen können: also desiderierte ich wohl, daß selbiger Tisch dem horto academico gnädigst zugeeignet würde, 3 34 sonderlich so das Inventarium des ganzen Hochfürstl. Gartens, so ich aber niemals habe zu sehen bekommen können, in sich halten möchte, daß unter allen vier Laubenhütten anfänglich solche steinern Tische gewesen wären. / Ä/ D ■ — - Ei / / / K C / / 1 / D Fig. 3. Skizze Majors im Memorial für den Herzog. III. Von Wasserleitung. Weil man zum richtigen Gartenbau des Wassers so hoch als .des täglichen Brots zum Leben ist benötigt; und ein laufendes Wasser oben im Garten nicht allein sub Lit. A, sondern auch in dem itzigen abgeteilten Vierteil sub Lit. B vor diesem zwar ge- wesen, nachgehends aber vorablässiget worden, also, viel Unkosten und jährl. große Mühe des Wassertragens mit Versaumung andrer Arbeit zu ersparen, wäre ich gesonnen, ohngefähr in centro botanici sub Lit. C einen zierlichen Ständer setzen zu lassen, und selben vermittelst etlicher wenig Röhren, dero durch den ganzen Garten bis aufs Schloß gehende Wasserleitung sub Lit. E einzuverleiben, so anders dies Ihrer Hochfürstl. Durchl. gnädigst gefallen möchte. Und hiemit nicht besorget werde, daß dadurch das Wasser auf dem Schloß geschwächt und gemindert würde, so praeoccupiere solchen Scrupel in gebührender Untertänigkeit, also, daß nämlich 1. vor diesem schon sub Lit. B, wie gedacht, ein offener nasser Wasserlauf gewesen: 2. Sommerszeit niemand oder gar selten das Schloß besitzet, dadurch das Wasser der Hochfürstl. Küchen nötig würde: 3. im Fall eine öftere oder perpetuierliche Residenz ich auch erleben sollte, mich, so es erfordert wird, solenniter rever- sieren will, zu der Zeit, da man des Wassers auf dem Hochfürstl. Schloß benötigt ist, ohne Wissen oder Willen der Herren Residenten 35 daselbst meinen messinen Hahnen und consequenter den Wasser- ständer im Garten nicht zu öffnen. IV. Von den gewöhnlichen zwei kleinen hölzernen Pforten. Weil die 2 kleine, zu nunmehr abgezäuntem horto botanico ehörige hölzerne Pforten, die eine sub Lit. F (nächst der Brücke) etlichermaßen, und sonderlich die andere sub Lit. G (nächst der Rennebahn) zusamb ihrer Stiege hinab, gar sehr und fast totaliter ■uinieret, weiß nicht, ob aus Schuld der Kriegeszeiten, oder anderer 3egebniß: an deren Stelle nun 2 andere neue gar nötig wären, so aber gar ein wenigs Holz erfordern würden, so stehet zu Ihrer -dochfürstl. Durchl. Disposition, ob ebensoviel Elenholz und Bretter n eben der Länge, Dicke und Breite, als daran befindlich gewesen. Tiit dazu gehörigen Zimmerleuten dem horto botanico angewiesen Verden sollen, jedoch daß gnädigst mir die Freiheit gelassen werden nöchte, die künftigen 2 neuen hölzernen Pforten nach meiner Invention :u ordinieren, hiemit sie correspondieren dem Comportament des künftigen medicinischen Gartens, dessen Disposition, wo nicht großes ob, doch auch nicht Scheltung bei jedermänniglich verdienen wird. . Von einem gewölbeten Schloßkeller. Endlich weil, wie bekannt, die ausländischen Bäumlein und (räuter im Winter sonderlich fleißig in acht genommen werden nüssen: und aber itzigcm abgezäunten Vierteil Gartens es gänzlich owohl an ober- als unterirdischen Logimenten gebricht, hingegen in absonderliches hibernaculum zu bauen nur Unkosten erfodern /ürde: also, diese zu ersparen, und jenen hochnötigen Zweck ieichwohl etlichermaßen zu erreichen, suppliciere bei Ihrer Hochf. )urchl. ich untertänigst, Sie geruhen von denen im Schloß befind- ichen und müßig bis anher stehenden zweien^großen gewölbeten ellern einen gnädigst zu vergönnen, daß sowohl Winter- und lerbstzeit die raren Gewächse eine sichere Ruhestätte gegen Frost nd Rauberei, also auch zu sonst andrer Zeit unterschieden groß nd klein Gartenzeug, weil ich sonst auch nicht weiß, womit hin, iterimsweise einen verschlossenen Raum haben möge, bis mit der ;eit andere Verfügung bequemer sich ereigenen möchte. Ihrer Hochf. Durchl. untertänigster Joh. Daniel Major. D. 8* 36 VIII. Handschrift e. Erneute Eingabe Majors an den Herzog. Anno 1671, 10. Juli. Hochwürdigster, durchlauchtigster Herzog: Gnädigster Fürst und Herr: Es haben Euer Hochfürstl. Durchlaucht am verwichenen Sommer Anno 1670 nicht allein den hiesigen Universitätsgartenplatz mit dem Glanz Ihrer Hochfürstl. Augen beseeligt: sondern auch gnädigst dahin condescendieret, daß besagten Platzes so gar augenschein- liche hohe Notdurft durch ein kurz und untertänigstes Memorial ich vorstellen möchte: vor welche sonderbare Gnade mich nochmals, in gratiam et nomine publico Academiae, ganz untertänigst bedanke: habe auch dergleichen Memorial allzeit darauf in guter Bereitschaft gehabt; allein vor Insinuation dessen von Monat zu Monat mich fast gefürchtet, angesehen Dero weit wichtigeren Hochfürstl. Re- gierungsaffären, so passieret: und habe also, solang ich gekonnt, unter freiem Himmel manchen sauren Wind mich durchholen lassen, manche 10, 12 ä 14 Stunden des Tages in unvermeidlicher eigen- händiger erster Einrichtungsarbeit, aus herzlicher Liebe der Akademie, consumieren, manche beschwerliche Hitze und Trockenheit mit Verschmachtung des Buxbaums und anderer Gewächs in äußerstem Mangel des Schattens und Wassers ausstehen, ja (welches Gott, bekannt) auf meine eigene Armut und Leibeskräfte es einigenteils ankommen lassen, als durch irgend einige importüne Querelen Eurer Hochfürstl. Durchl. ungnädiges Empfinden erwecken wollen, bis endlich die äußerste Not der besagten Furcht Grenzen gesetzt und ich deshalb nicht umhin kann, oberwähntes hierbeigefügtes Memorial untertänigst zu insinuieren, und gleichwie hochbeteuernd, daß nichts darin enthalten, als was der Wahrheit und höchsten Notdurft gemäß, also zu bitten. Eure Hochf. Durchl. geruhen, Dero sonst verspürte gütigste Intention gegen Ihre neu gestiftete Akademie durch wirkliche fernere Begnadigung zu zeigen, und dem bis anher miserablen Zustand des Gartenstücks ein hülfreich-erfreuliches Ende zu machen: wovon Eure Hochf. Durchl. um so viel mehr Dero hohen Ruhm bei aller Posterität immortalisieren werden. 37 Nebst diesem aber, von meinem eigenen, so hoch angelegenem Interesse auch zu gedeni Jahren keine einzige Gebühr getan, davon inferius in hoc membro, sub signo NB. soll gemeldet werden. Mißbrauchen sich der hiesigen Jahrmarktszeiten, als ob diese zum Müßiggang ihnen cingeräumet wären. Prätendieren bisweilen aegritudinem des Knechts oder der Magd, die sie zur Arbeit zu senden pflegen, da doch in wahrhaftigem solchen Fall die patres oder matres familias selbst zu kommen gehalten seien, oder mögen solange vor Geld jemand anders conducieren; der Garten muß darum ja nicht neglicierct oder 56 der Botanicus vor sein Geld Taglöhner anzunehmen genötigt werden. Oder prätendieren, daß sie zu Accommodierung des Logimentes bis- weilen auf das Schloß vom Herrn Amtsschreiber befehligt seien. Wenn solches nur allemal wahr, oder, das nicht etwan die Universitäts- Gartenarbeiter mehr, als des Nachbars, angestrenget werden, so hat diese Entschuldigung ihre genügsame gute Wege. Oder sind kommen an denen Tagen, da es ihnen beliebt: oder kommen 1, 2 ja bis- weilen 3 Stunden später, als sich geziemet und vagieren etwa da und dort in der Stadt herum, causierend, das Boot zu Neumühlen wäre so spät von da abgestoßen, da doch Meister Heinrich seine Leute präcise kommen. Etliche, anstatt daß sie erwachsene und zur Arbeit tüchtige Personen schicken, oder selbst herüberkommen sollten, schicken kleine Mädgen oder schwache Knaben, die nicht zu arbeiten, oder Ordre anzunehmen wissend, die Zeit mit Spielen, Gaukeleien, Faullenzen, Schlafen etc. zubringen. Wieden unfleißig oder gar nichts. Lassen das meiste Unkraut stehen. Wollen (so- wohl Erwachsene als Junge) allzeit angetrieben sein, und passen weder auf gute, noch scharfe Worte (etwan 1 oder 2 Personen aus- genommen), ob ich mir auch öfters das Herz aus der Brust geärgert hätte. Du höchster Gott, wie habe ich damit fort- und sowohl in architectura als cultura hortensi zurechtkommen können. Viel hospites hortenses tam academici quam extranei haben solches mit ver- wunderndem Verdruß und Abscheu oft mit angesehen. Diesen und dergleichen anomaliis zu remedieren, hab ich vorlängst zwar gedacht, ob nicht besser wäre, daß die 6 Kötener jährlich ihre Gartendienste mit einem determinierten Quanto pecu- niola redimierten und solches zu Conducierung ein paar getreuer frisch- und arbeitsamer Tagelöhner emploiret würde: aber ich hatte auch dies und jenes kleine Bedenken dabei. Sie könnten genugsam im Gehorsam gehalten werden, wenn sie nur Ernst und eine sonder- bare Lieb und Affection des Herrn Amtsschreibers gegen die Uni- versität ausdrücklich sehen möchten; welcher hingegen vor diesem gar selten soviel Zeit übrig gehabt, meinen serviteur anzuhören, ja mein eigen schriftlich übersendetes Klagememorial gar bald an- zunehmen. Die Arbeiter oder Kötener sind sonst vor diesem gewöhnt gewesen, die unterlassenen Tage diebus aliis zu compensieren. 57 Aber zu geschweigen, daÜ von solchen compensationibus sehr viel restieren, (wie denn, universim, die unterlassene Pflicht viel nume- röser ist, als die sie geleistet, daß ich auch endlich in meinen diariis darob ermüdet und aus Desperation die defectus nicht mehr notieren wollen), wenn sie gleich richtig und ad numerum quasi, compensierten; so giebt es dennoch Confusion, daß man um ein- und des andern willen extra ordinem im Garten gegenwärtig muß sein, daß man darinnen was hat, ihnen zur Arbeit zu befehlen. Diesem entgegen ist Brauch von vielen Jahren, daß es den Namen hat, daß sie müßten soviel mal 4 Schilling Strafe liefern, soviel Tage sie versäumt; wie ich denn hoc pacto in summa zu ' j Taler gelanget und zu Gartens Notdurft angewendet: aber da restieret wohl 70, 80 oder 100 und 200 mal soviel. Und keinen Tagelöhner, sonderlich zur Zeit der Aussaat und Ernte, kann ich allhier vor 4 Schilling täglich kriegen. Das vorhin gegen Anfang dieses membri promittierte NB. ist noch übrig; das muß ich nicht vergessen. Denn schaut, was mir Melcher Günter, dessen ich daselbst gedacht, und seine Frau zu großem Präjudiz des Gartens und Ärgerniß der andern 5 Kötener, die hierdurch merklich zu Ungehorsam verleitet werden, für einen Possen gerissen haben: NB! Schon gar vor langer Zeit schickten sie mir von Woche zu Woche anstatt einer erwachsenen arbeitsamen Person einen ganz kleinen, salva venia, rotzigen Jungen. Als ich mich nun zwei oder drei Wochen lang mit ihm geärgert und die andern Arbeiter nicht seine Arbeit vor ihn mittun wollen, bittet die Mutter, mich noch 3 oder 4 Wochen zu gedulden. Dies extendierte sie aber hernach vom ersten Vorjahr bis auf Johannis hinaus. Als ich nun länger damit nicht konnte zufrieden sein, schickte sie mir doch nolenti wöchentlich eundcm merum, der nur gespielt, geschlafen und sonst wenig Nützliches verrichtet, ja kaum sich recht zum Wieden schickte. Als nun dies länger nicht guttun wollte, haben sie mir von der Zeit gegen Michaelis an gar niemand geschickt. Dies leicht erachtend, daß ich endlich nicht ungestraft hingehen lassen könnte, erfinden sie folgenden Fund, der aus folgender Historie leicht ist heraus- zunehmen: Ihr. Excellenz Herr Amtmann Kielmann schickt am 58 Umschlag anno 1673 seinen Diener an mich und läßt nebst gütigem Gruß vermelden, daß Melcher Günters Frau supplicando einkommen, um daß hochgedachte Excellenz bei mir für sie intercedieren möchte, daß ihr Mann, weil er gefährlich krank, ein 2 oder 3 Wochen lang zur Gartenpflicht nicht gehalten sein möchte. Es hoffeten demnach ihre Excellenz, deroselben Intercession ich gern annehmen und gelten lassen würde. Worauf ich, praemissis devote praemittendis, ganz schuldwiiligst dero Excellenz Begehren zu respectieren promittiert, jedoch den Diener dabei gebeten zu berichten, daß ich sehr besorgte, es mit den Leuten nur faule Fische wären: doch wollte ich gern die drei Wochen lang warten, binnen der Zeit sich die Krankheit zum Tod oder Convalescenz genugsam äußern müßte. Ich erkundige mich nachgehends und erfahre, daß der Mann nicht krank, sondern frisch und gesund nach Preetz verreiset und sonst in andern Ge- schäften begriffen gewesen. Und kann folgends die Leute ganz nicht zur Gebühr wieder haben, indem sie sich zu Neumühlen verlauten lassen vielfältigmal, des Herrn Amtmanns Excellenz hätte sie vom Garten losgegeben, welche Losgebung unmöglich wahr sein kann, indem seine Excellenz viel zu gütig, und mich so gänzlich nicht würden bei solcher Intention vorbeigegangen haben. Ja, wie mir der Handel zu lang und verdrießlich wird, warte ich mehr- gedachter Excellenz in gehorsamem Schreiben auf, und beklage mich, daß dero hohen Namen der Melcher Günter und seine Frau zum Deckmantel ihres Ungehorsams gegen Ihre Durchlaucht selbst mißbrauchet hätten. Aber hierauf ist bis dato (nunmehr über ein Jahr) kein Bescheid erfolget; daß ich besorge, mein Brief sei unter- schlagen und niemals dem Herrn Amtmann zu Gesicht kommen. Und verbleiben inmittels die 2 Eheleute pertinaciter in ihrem Unge- horsam, audacter jactierend, was fragten sie nach dem Garten, der Herr Amtmann hätte sie längst frei davon erkläret. Die andern 5 Arbeiter hingegen sind vorigen Sommer unterschiedenmalen hierob sehr ungeduldig worden, nachdem ich sie, nur das ihrige zu tun anmahnend, der ausdrücklichen Unwahrheit von Seiten Günters versichert habe. Nun, solch Ärgernis trifft den Herrn Collegen doch wenig oder nichts, indem ein expediens in promptu ist, daß nämlich jemand anders anstatt des lügenhaftigen Günters dem Herrn Collega angewiesen werde. 59 Lit. B. Von Hübnern, davon im Brief mcmbro III gedacht. Hübner, so zum Garten bestellt, sind Bauern auf Dörfern, unter das Amt Kiel gehörig, an Zahl 1 1 (denn Meister Heinrich der üürtner hat die übrigen 33 behalten), derer 5 auf dem Vorwerk, Garde genannt, die andern 6 im Dorf Moorsee wohnhaftig, Ihre Namen sind diese: Auf dem Garden: 1. Asmus Bandholtz; 2. Arndt Dreycr; 3. Henrich Repcnt; 4. Henrich Struck; 5. Gürgen Wrieth, Bauervogt. Zu Moorsee: 6. Marx Bock; 7. Clement Dahl; 8. Detlev Denis oder Düls; 9. Henrich Bandholtz; 10. Hans Hörn und 11. Peter Hörn oder sein Sohn Mar.x Hörn. Ihre Gebühr und Pflicht ist diese: sollen jährlich (gegen Winter oder Vorjahr) 4 Fuhren tun und damit die benötigte Mistung zu- oder gesammelte horti quisquilias hinweg- führen; die Zäune in baulichem Stand unterhalten; gegen Vorjahrs Anfang je ein oder 2 Bund weidene Ruten (summa 22 Bund) und 20 (summa 220) Erlene Schächte zur Verneuerung der Gehecke bringen. Item, von ihnen kommen auch die 3' •_• Faden Holz zur Feurung, pro hibernaculo plantarum im Schloßkeller, welches Holz der Hausvogt pflegt richtig zu procurieren. Ob sie im Übrigen auch Stroh liefern sollen, wie vor diesem geschehen sein soll, und vielleicht Meister Heinrichen noch geschieht. Matten davon zu machen, und Bäume gegen Winter zu verbinden, weiß ich nicht. Der Herr Collega wird vielleicht wohl Gelegenheit finden, solches gewisser zu erfahren. Unterdeß sind die passierten defectus der Hübner diese, womit jedoch einer mehr als der andre gravieret ist. Sie tun ihre Fuhren nicht an dem Tage, da man seine Gartenaffären aufgerichtet hat, ob man es ihnen schon etliche Tage vorher läßt anmelden, welches letztere der Herr Hausvogt tut: sondern sind vielmal gar ausge- blieben, oder kommen, wenn sie erst ihre domestica und agrestia bestellt; und sind ein- und andermal dann so schön bei frostigem Wetter, im Monat December kommen : da soll man denn von ge- frorner Erde den Mist, salva venia, transportieren lassen. Und viele Bände Weidenruten sammt Schächten restieren noch bei dem und jenem, die das ihrige nicht völlig geliefert haben. Sed transeant haec cum ceteris. Der Herr Collega wird wachsam sein, daß Ihm ins künftige nur recht geschehe. Henrich Bandholtz zu Moorsee resliert am wenigsten. 60 Lit. C. Von Bezäunung des Gartens. Was mir zu Anfang, ehe ringsum der Garten in gehörige dichte Bezäunung gebracht, für Verdruß und disordre geschehen, von Hunden aus der Nachbarschaft, von fürwitzigen Leuten, die zu Nacht und Tage übergestiegen, ja welcher Gestalt mir zum Despect von einem noch stehenden alten Quittenbaum die halbreifen 6 oder 8 Früchte davon geraubet, und unten an den Baum eine andre Frucht (die ich honestatis ergo nicht melden mag), wie auch an sonst einen andern Ort des Gartens gesetzet, so daß series vestigiorum fast noch merklich zu spüren war; davon will ich ein mehres nicht gedenken und den Täter vielmehr bei Gott im Gewissen (wo er kann) verantworten lassen, indem solche Beschimpfung auf mich zwar gemeinet, aber derjenige gar wohl gewußt, daß der Garten nicht mein erbeigen, sondern von Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht zu meiner untertänigst-gelreuen Inspection mir commendiert gewesen. Als nun der Garten, wie im Briefe membro IV etc. vorgestellt worden, Signum quadrangulare hat und nunmehr ringsum verzäunet, so ist er sofern zwar mehrenteils vor (es wäre dann gar gewalt- samen) Durchbruch befriedigt: im Fall aber mit der Zeit es möchte dazu gebracht werden können, daß zum wenigsten anstatt des Zaunes gegen die alte Reitbahn und Straße ein Plankwerk oder Stakett geführet würde, wäre soviel beständiger, ansehnlicher (um der Regu- larität) und plantis exoticis reflexos solis radios ferentibus, teils besser, wozu dann (unmaßgeblich) zu Facilitierung der Unkosten, diejenigen Bauern, welche dieselbigen Zäune sonst jährlich im Stand zu halten schuldig sind, nach Proportion ihrer Fächer (wie sie es nennen) semel pro semper (auf 10 oder 12 Jahr lang) das Holz dazu zu schaffen und gleichsam auf solange Zeit sich loszu- kaufen, gehalten werden können; so hätten sie auf 9 oder 11 und mehr Jahr hernach (was sonst den passum der Zäune betrifft) Ruh. Zum Arbeitlohn aber würde sich wohl etwan Hülf und Rat vom Hofe finden. Lit. D. Vom Wasser und dessen bis anher hochschädlichem Mangel. NB. Es hat zwar Ihre Hochfürstl. Durchlaucht alsobald, anno 1669 den 21. October bei damaliger Initiation des Gartens, gleichwie 61 zwei neue Pforten, also auch eine von mir bittlich vorgeschlagene nötige Ableitung in Garten oder Öffnung des außer dem Bruiischwieg durch das ganze Hochfürstl. Viridarium bis in den Schloßplatz passierenden Wassers, per speciale Rescriptum an den hiesigen Herrn Amtsschreiber gnädigst vergünnt, cum duplici hac conditione, daß 1. hierdurch dem Schloß in nötigen Fällen das Wasser nicht entzogen würde; 2. der benachbarte üürtncr, Meister Heinrich, als welcher das Wasser juxta seriem aquaeductuum subterraneorum, eher bekommt, zum Nachteil des horti botanici nicht mißbrauche. Aber, aber. Es hat der Gartenplatz die passierten vier Jahr lang ohne solch Wasser bei strenger Hitze verschmachten und ich gemeiniglich zu einigerlei Rettung jedoch in Baijen, Eimern, Tonnen, (jespannen u. dgl. mit großer Müh, Verdruß, Prostituirung meiner und Ver- säumnis der Arbeit, wie nicht minder mit Ruinicrung des Holzwerks selbst, so ich aus meiner Haushaltung dazu getan, etwas Wässerung bald da, bald dort bei Nachbarn erbetteln, oder dann und wann von der Reitbahn aus einer stehenden, trüben Pfütze erbärmlich und miserabel schöpfen lassen müssen. Ist mir dies nicht eine schöne Gartencultur? Und so sehr und so viel ich mich auch bemühet, durch flehentliche Bitten und ganz glimflich Anhalten um geneigte Beförderung der gnädigsten Hochfürstl. Permission, veruntamen aquam prius e.x lumice, quam aquaeductum per cuopc- rationem ipsius obtinuissem. Wenn ich nachgehends dann, von dergleichen vergebenen precibus ermüdet, den Müller vorm Holstentor oder den Müller- knecht, der die Piepenbänme zu legen, zu flicken und aquaeductus baulich zu erhalten pflegt, angesprochen, er möchte mir in oberwähnter augenscheinlicher Gartendürftigkeit mit Hochfürstl. vergünnterWasser- leit- und Öffnung helfen, auf meine Gefahr und Verantwortung, hat er (der Knecht, der aber sehr viel in selbem negocio zu sagen hat), nach Herausstoßung unterschiedlicher grober, auch höhnischer Worte sich auf den Herrn Amtsschreiber berufen, ohne dessen Befehl er es nicht tun müßte. Als ich mich wieder überwunden und nochmals zu diesem meinen Regreß genommen, heb ich soviel ausgerichtet, als vorhin. Als ich auch ferner dem Mühlknecht zu verstehen gegeben, daß ich endlich für mein Geld solange die 62 wenigen Piepenbäume, so zur Leitung des Wassers bis ins Centrum des Gartens nötig, schaffen, ingleichen eiserne Bände zum Beschlag, nebst gehörigem Hanf, Talg, Schnüren und Arbeit bezahlen wollte, hab ich jedennoch soviel als nichts ausrichten mögen; dahingegen der Büttel und Ragger (salva venia) ja sonst wohl vor Geld was kriegen kann: bis endlich der Hausvogt am verwichenen Sommer ein Werk der Barmherzigkeit getan und mir zu einem Stück Holz von 9 bis 1 1 Fuß lang beholfen, ich vor mein Geld zum Wasserständer zurechtbehauen, und er, der Herr Hausvogt, nomine non tarn meo quam suo, beim Müller bohren lassen. Welche letzte Arbeit der Terebration aber der Müller bis in den spätesten Herbst verschoben, und Interim so nach wie vor der Garten Not gelitten. Ja das Achteck circa Centrum des Gartens, oder der ledige, drei Fuß tief in die Erd gebaute und mit starken eichenen Brettern und Balconen genau umschränkte Helder (dessen Diameter 16 Fuß), welcher fleißig mit Ölfarb und Tür versehen und in Receptaculum des Schöpfwassers gemeinet war und viel Müh und Geld gekostet, hat unterdeß, welcher Schade, von der Hitze anfangen zu bersten und etlichermaßen un- tüchtig werden müssen. In summa, der Teufel da und dort sich meinen ehrlich- und christlichen conatibus mascule entgegengesetzt. In folgendem Membro aber kommt eine historia, die ist noch feiner. Lit. E. Vom hibernaculo im Schloßkeller. Unter dem Hochfürstl. Schloß allhier sind nach der Reih etliche schöne, große, gewölbte Keller, die, weil sie mehrenteils doch müßig stehen, hab ich sub initiationem horti academici supplicieret, daß, in defectu loci alterius, einer von denen Kellern, pro conditorio plantarum (exoticarum praesertim) et supellectilis hortensis, mir angewiesen werden möchte. Welches auch geschehen und gnädigst die Wahl mir gelassen worden. Als ich nun den ersten derselben mir ausersehen, allermaßen darum, weil der eine Winkel darin mit zweien bis ans Gewölbe aufgeführten Wänden abgescheuret und vor der Kriegszeit zu einem kleineren conclavi gemacht worden, verwahret mit einer kleinen Tür von Führenholz, so hab ich daselbst zuerst mit eigener Hand ein und andere Postamente von Sandsteinen und gebackenen Steinen gebaut und auf das mittlere derselben sofort einen bequemen Kachelofen und dazugehöriges Rohr, pro exitu fumi, 63 für mein Geld machen lassen; auch Winterszeit hernach die Blumen- töpfe in gedachtes Conclave gesetzt und für die Tür ein Anhänge- schloß gefüget. Dieses Schloß ist mir 2 oder 3 mal von bösen Leuten erbrochen, die Tür geöffnet, die kleine eiserne Ofentür aus ihren Hängen gerissen, in- und unten vorm Ofen stark Kohlfeuer gemacht und weiß nicht was dabei gebraten oder gekocht, gefressen und gesoffen worden. Wiewohl nun nicht geleugnet werden kann, daß dazumal zum öftersten Soldaten aus der Festung Friedrichsort familiär bei dem Schloßpförtner aus- und eingegangen, so habe ich doch meine Suspicion nicht merken lassen, sondern nur bloß die geschehene Violenz dem Herrn Amtsschreiber in Beiwesenheit des Hausvogts am 3. Ostertage anno 1G72 gezeigt, und aufs allerfreund- lichste den Schloßpförtner gefragt, ob er nicht wüßte, wer etwan daselbst im Keller gewesen und solchen Unfug gemachet? Hierauf mußte ich, in Dabeistehen im Eingang des Schlosses und Mit- anhörung etlicher Amtsuntertanen, von dem Idioten die spöttische Antwort vorliebnehmen, daß er lachend sagte: Ei Herr D., das mag wohl das Spekels (spectrum) getan haben. Und ist diese Insolenz ne verbulo quidem reprimentiert viel weniger der Pförtner ferner darob inquirieret worden, welcher, so er den Frevel nicht selbsten mit ausgeübt, so sollte er doch besser aufs Schloß Achtung geben. So springt man inmittels mit uns Universität -Verwandten herum, ich glaube aber nicht, wenn Ihre Hochfürstl. Durchlaucht erzählten Umstand wüßten, Sie dergleichen Dinge gut heißen würden. Weil ich demnach kein Recht kriegen können, habe ich die folgenden 2 Winter, mir nur durch mehres Ärgern nicht weh zu tun, mich in meinem habitaculo mit meinen Blumentöpfen und Kasten, sogut ich gekonnt, beholfen, wiewohl gar sehr knapp und unbequem, auch nicht ohn allen Schaden, indem mir unterschiedene bulbi etc. von Mäusen gefressen und sonst vernichtet worden. Ich will nicht viel sagen, was ich für halbe Roßarbeit im Schloßkeller sonst, bei erster Occupierung desselben, getan, die viel- und großen, inordinate liegenden ausgehaucnen, meist angebrochenen Sandsteine und Quaderstücke, die etwan vor diesem mögen von den fastigiis des Schlosses abgefallen und in Keller geschmissen sein, mea manu ordinatius zu setzen und aream cellae liberiorem zu verschaffen. 64 Der Herr Collega hat sich dessen, was mir geschehen, nicht anzunehmen. Hiermit Ihm aber nicht künftig dergleichen geschieht, wird er von selbsten sehen, quibus modis Er den Herrn Amts- schreiber auf Seine Seite kriege. Der, wann er will, kann den Schloßpförtner genung zu besserer Schlossesaufsicht halten. Lit. F. Von plantis hortensibus und begehrtem Catalogo derselben. Soviel ich, ohngeachtet der anfänglichen schweren Einrichtungs- arbeit und vieler dabei vorkommender Confusion, auf plantas verun- tamen aliquas horto inserendas, et in posterum ordinatius colendas, multiplicandasque, in usum botanicae demonstrationis, reflectieren können, so kann ich bona fide und mit Bestand der Wahrheit bezeugen, daß ich folgende darin gehabt und teils ex seminibus und radicibus geziehet, teils anderswoher, schon aus der Erd hervor- gewachsen, verehrt, vor Geld gekauft, oder ex hortis aliis et locis silvestribus von mir versetzt, hineinverschaffet; wie auch bis dato noch der Herr Collega eine Partei derselben successu temporis für sich finden wird: denn viel sind hingegen teils verfroren, teils, und fürnehmlich zwar für jämmerlichem Durst verschmachtet; etliche unter währendem Bauwesen vertreten; etliche vielleicht auch ge- stohlen, von Mäusen gefressen, und culpa hibernaculi incomodioris versauret. Es sind mir viel feine semina annua auch, wie zu ge- schehen pflegt, post seminationem nicht auf- oder fortkommen, die ich derhalben nicht einmal in diesen Catalogura setzen wollen, sonst würde er leicht größer und weitläufiger worden seiend, den iniquio- ribus antea censuris soviel deutlicher begegnen können. A. Abrotanum foemina Absinthium Sariphium tenuifolium vulgare latifolium Abutilon Avicenna Acetosa pratensis vulgaris rotundifol. hortens. Hispan. Aconitum Lycoctonon fl. luteo Acorus aromaticus Admirabilis de Peru, fl. rubro Agrifolium Alcea arborescens Veneta Tragi vulgaris officinarum Alchimilla, vel Pes Leonis, St€llaria Mat- thioli Aloe Gottorpiensis [in effigiel Amarantus cristatus fl. rubro mexicanus maximus spicatus viridis tricolor. und andere Amarantus mehr Amygdalus Anemonen, vielerlei Species, und unter denen, soviel ich mich noch erinnere, diese : Anemone Cardinal fl. carneo pl. Colossa major 65 Anemone Columbiac fl. albo pulcherrimo geflammte Branson La Regale, fl. coccineo pleno Violette fl. simpl. Anethum hortense Anisum Antirrhinum fl. variegato Apocynum angustifolium Aqulegia fl. carnco coeruleo simpl. et pleno ferrugineo stellato pleno Aristolochia rotunda Arum Asarum Asparagus altilis Asphodelus fl. albo flavescente Asplenium Atriplex Auricula Ursi fl. albo cinnamomeo pallido luteo ; purpureo vel rubro ; sulphureo B. Balsamina Basilicum Bellis hortensis fl. albo pleno rubro pl. variegato pl. prolifera Beta alba rubra Betonica fl. albo purpureo Blattaria fl. violaceo Borrago fl. albo coeruleo Scptentrionalium Brassica capitata alba rubra Sabauda non capitata cauliflora Bulbus Eriophorus Buphthalmum vulgare Buxus humilis c. Calendula fl. pleno vulgaris Caltha palustris fl. pleno Campanula pyramidalis Canna indica Carduus bcncdictus spliaerocephalus Caryophylli hortenses fl. simpl. et pl. Car>'ophyllus Carthusianomm fl. simpl. Cepa Cerasi Cerefolium commune hispanicum Cerinthe flore luteo ; purpureo Chamaedr>s Chamaemelum Rom. fl. pl. Chelidonium majus Chondrilla fl. cameo Cicer sativum Cichorium sativum fl. albo coeruleo Cynara hortensis Clematis Pannonica erecta Cochlearia Colchicum autumnale fl. albo simplici ; pleno purpureo simplici ; pleno polyanth: album striatum, alias Jean Geritz versicolor Colutea vesicaria Consolida regalis fl. carneo simpl. ; pleno coeruleo simpl.; pleno Convolvulus fl. purp. Corona imperialis communis fl. luteo Corylus sativa, fructu oblonge Crassula species duae Croci verni varia species, und unter den- selben diese: albus; argentcus striis purpureis; ungue purp, oblonge coerul. non striatus, major dictus; lutcus; pur- purcus striatus major Crocus autumnalis, fl. argenteo Cucumis asininus hortensis 66 Cucurbitarum species variae Cupressi arbuscula Cyanus hortensis, fl. purpureo D. Digitalis minor fl. purp. Doronocum Rom. latifolium E. Endivia crispa major sativa Epimedium Virginianum Eryngium maritimum planum Esula Eupatorium tetraphyllum americanum F. Faba sativa major Ficus Flos Africanus major; minor Flos Solls maximus, semine nigro s. striato Foeniculum sativum Foenum graecum Fragaria fructu majore Fraxinella Fraxinus Fritillaria Aquitania fl. albo; purpureo Frumentum indicum sem. flavescente rubro Gentianella fl. coeruleo amplo Geranium batrachoides majus fl. coeruleo; variegato Gladiolus germanicus fl. albo fl. rubro Gnaphalium montanum album Gramen pictum H. Hedera arborea Helleborus niger fl. lacteo-purpurascente fl. herbaceo Hepatica nobilis fl. carneo simpl. ; pleno ; coeruleo pleno Hesperis, vel Viola melancholica Hyucca gloriosa Horminum sativum Hyacinthi multae species und unter den- selben diese : belgicus fl. punctato botroideus fl. carneo; coeruleo inodoro coronatus lusitanicus, bulbo nigro Muscari, fl. obsoleto Orientalis verschiedene pennatus coronatus Sannesius stellatus tuberosus Indiens Hypericum arborescens Hyssopus J. Jacobaea marina Iris bulbosa fl. luteo fl. pleno ; variegato dalmatica, fl. ex luteo variegato florentina major fl. albo minor seu maculata striis cinereis pannonica Clusii pannonica praecox pumila praecox purpurea biflora major Juniperus minor vulgaris L. Lactuca crispa nigra hispanica vulgaris Lagopus vulgaris tenuifol. Lapathum sanguineum Lathyrus sativus fl. purp. Lavendula hortensis Laureola Laurus Laurus Tinus Leucojum bulbosum triphyllum hexaphyllum fruticans incanum fl. pl. aureo holosericeo 67 Leucojuin viridc, fl. luteo pl. Ligustrum vulgare Liliasphodelus fl. luteo phoenicco Lilium album commune fl. pleno convailium fl. carnco; fl. lacteo crucntum Lotus tetragonolobus fl. rubello Lupinus aethiopicus hirsutus hortensis fl. luteo odorato; coerul. latifolius ; tenuifolius sativus fl. albo turcicus, seminc punctato Lupulus domesticus silvestris Lychnis chalcedonica fl. simpl. Lysiinachia lutea M. Majorana vulgaris Malva arborcscens Baetica multifida aestiva crispa hortensis fl. atropurp. pleno; fl. rubro simpl. pleno Mali gallicae ,N\alus Aurantia Cydonia fructu pyriformi Marrubium album nostras Martagum luteum commune proliferum rubrum punctatum Matricaria fl. pleno iMedica echinata minima nigra .Welilotus italica fl. albo perennis officinarum, fl. luteo perennis Melissa hortensis Moluccana laevis Melones Mentha hortensis crispa er. picta moschata Milium indicum. scmine albo, Sorgho dictum Solis, vel Lithospermum Matthioli Millefolium fl. luteo nobile, odore Tanaceti Moly Thcophrasti Myrtus N. Narcissus multae spccics und unter den- selben diese : autumnalis facic Colchici, hküi«) lutcus de Corso, bianco, lucido, flor tondo, calice in oro junctilis fl. simpl. odorato; pleno luteus maximus, calyce pleno fisso sulfureus, calyce luteo brcviorc totus albus uniflorus Tazzctta fl. albo polyanthos Trombona massima rigata Nasturtium hortense indicum Nicotiana mas foemina Nigella fl. pleno Nux Juglans o. Orchis moschata, fl. albo palmata fl. carneo Origanum Heracleoticum Ornithogalum d. Austria majus byzantinum minus album sylvestre luteum Oxyacantha, Berberis dicta Paeonia fl. carnco; rubro simpl. pleno Papaver hortonses, simpl. et pl. unicolor et variegatum foliis rotundis, ac Inclsis species multae : inter quas una « pulcrioribus. Pap. hortens. tull- poides silvestrc fl. miniato simpl. ac pleno anemoncides Pastinaca hortensis latifolia Periciymcnum vulgare Pctrusclinum hortense vulgatius maccdonicum b* 68 Phaseolus indicus fl. miniatus, semine atro; purpureo, nigris maculis distincto Pimpinella Sanguisorba Piperis indici variae species Pisum graecum nigrum, vel Fabae sylvestr. Matthiol. hortense vulgatius quadratum Plinii Pomum amoris, rubrum majus et minus Porrum sativum Portulaca Primula veris elatior, fl. flavo simpl.; fl. flavo prolifera humilis flore pallide- flavo simpl. et pleno Prunus hortensis Pulmonaria fol. maculato Pyrola rotundifolia major et minor Pyri gallici species aliquot R. Radix rosea Ranunculus albus fl. pl. Clusii asiaticus variarum specierum quales e. g. (nicht haec); es werden 7 Rassen aufgeführt, darunter sanguineus dictus Ossendtblo (Ra- nunculus) globosus hortensis fl. luteo pl. Dodon. nemorosus, fl. albo simpl. ; purpur- ascente simpl. (ist auch gelbe zu finden im Düsternbrook und sonst) Rapa Raphanus seu Radicula sativa major et minor rusticanus Rapunculus Ribesium fructu alba rubro minore, majore Ricinus americanus major Rosa, 9 Sorten, darunter „silvestris odora, Eglenteria dicta" Rosmarinus coronarius Ruscus Ruta hortensis s. Salvia Sambucus communis rosea Sanicula pentaphyllos Saponaria fl. simpl. Satureja hortensis annua Scorzonera Sedum cancrinum (Gangränicum hortu- lanis) majus tectorum vulgare minus vermiculatum, fl. luteo Seseli Massiliense Sigillum Salomonis fl. pleno Sisarum Sophia chirurgorum Sorbus aucuparia Spina Christi Spinachia sativa, sem aculeato Spiraea Theophrasti Stramonia fl. albo et coeruleo Sumach Syringa Ital. fl. albo coerul vel Lillach Arabis T. Tanacetum anglicum crispum Tartoffali Thalictrum flore purpureo Thymus Tithymalus major Trifolium americanum odoratum Tuliparum „viel Species", darunter die Namen : Est est, Goliath, verbetert Isabella, Großfürst von Moskovien, Darius, Hannibal, Palais de Paris, Liefken, Große Tamerlan, Semper August etc. V. Vaccaria alba Valeriana major fl. albo graeca fl. coerul. Vinca pervinca fl. purp, simpl., pleno foliis pictis Viola Martia fl. albo simpl. coerul simpl. pleno 69 Viola matronalis fl. albo pleno Virga aurea officinarum Vithedera virginiana Vitis vinifera trifolia canadensis u. Umblliciis Vencris Unifolium gramen Parnassl Urtica romana Uva crispa minor Summa : werden ohngefahr auf 500 Spccies anlaufen. Lit. G. Von angewendeten Unkosten. Endlich, was die bis anher von mir angewendeten Spesen betrifft, daß ich diese, als das beste (für mich aber dazumal das schlimmste) zuletzt halte ; ehe ich auch deren Specification ver- sprochenermaßen anfüge, so finde ich, wenn ja dieses vollständige Garten - Memorial, wie ich wünsche, in Gottorf die Ehre gehabt haben möchte, von gütigen Augen mehrenteils perlustriert zu werden, zweierlei Puncte, pro me, zu praemonieren nötig: 1. daß nichts darin gesetzet, so sich in Wahrheit nicht ebener Gestalt verhielte. Ja, es ist gewiß, daß ich praecisissime alle niinutias (die dennoch ins Geld anlauffen) nicht aufnotieret, wegen Dazwischenkommung der und jener Gemütsdistraction. Mag jedoch per conjecturam nichts substituieren; so bin ich in meinem Gewissen soviel mehr ver- sichert, daß ich meinen gnädigsten Fürsten und Herrn, wenn seine Durchlaucht von folgender Specification Part kriegen wird, vor- setzlich nicht was nahmhaft gemacht, so nicht mit der Tat selbst übereinstimmt. 2. wenn ferner de me gesaget wurde, wie mir bereits vielfältig objiciert oder dergleichen Objection prognosticiert worden, wer mir nämlich befohlen hätte, Unkosten auf den Garten zu tun! Demselbigen dient zur Antwort, 1. daß keine Sache so klein und sonderlich in Bauwesen, Grundanlagen und dgl., deren fleißige Treibung nicht bald hie bald da Geld hinwegraube und erfodere. 2. Die ersten 4 akademischen Jahre ging es, wie zu Anfang der epistolae gedacht, so schwer daher, ehe der längst intendierte Universitätgarten zu seinem wirklichen Anfang gebracht wurde. Je größer nun gedachte Schwierigkeiten, desto gefährlicher oder soviel schwerer war nach Überwindung derer ersten, zu Aus- bittung einiger jährlicher Unkosten zu gelangen: und viel stelleten sich zwar, als ob sie es allermaßen nötig mit mir erkennen müßten; aber niemand wollte das Eis brechen, ohnangesehen es jährlich nur um ein weniges zu tun gewesen wäre; wie auch auf den meisten 70 andern Akademieen der Gebrauch, daß Botanici wissen müssen, woher sie den Garten conservieren sollen. Wiewohl ich nun zeitlich genung sähe, wo dies hinaus wollte, und, dem Ansehen nach, Platz und Raum genung gehabt hätte, sofort mich umzukehren, oder die Hand von einigen Depensen abzuhalten : so stand ich dennoch rechtschaffen zwischen Tür und Angel. Denn hatte ich nichts daran gewendet und das Werk in ipso sui primordio fein sanfte liegen lassen, so würd es ungezweifelt geheißen haben: D. Major hat soviel Wunder und Arbeit gehabt, den Gartenplatz zu kriegen. Nun er denselben bekommen hat, siehe da, verba erant, und bei der Sache tut er ferner nichts. Ja, es spanneten meine Widerwärtigen allerdings hierauf und hatten schon eine blasme über mir aus- gebracht, bei etlichen, ich verstünde die Sache nicht: bei andern aber, ich wäre des Handels müde, ich wollte es wieder angeben. Hingegen wollte ich, meinem und dem Universität- Verfolgungsteufel zu Trotz, dieser Versuchung nicht achten, so mußte ich nur fein, was nötig war, solange de mea pauperie darzu schaffen, weil es nicht tempestivum war, gewisse Geldregen von Hofe dazumal zu erwarten. Und also trieb ich bona fide et fiducia compensandi damni die Sache fort. Nun sollt es heißen, wer hats ihm befohlen? Meine Kinder, so ich auch damnum in duplo compensiert bekäme, werden über meiner ehrlich gemeinter Intention, wegen 4 mal soviel darüber versäumten privat-avantages, nach meinem Tode seufzen, oder in effectu doch leiden müssen. Ich weiß wohl, was ich ohne dieses allhier de meis fortunulis zugesetzt; um nur eine gnädigste Complacenz Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht menschmüglich zu er- wecken. Sed destituor interprete. Deswegen die Specification ohne fernere Praeliminaria in medium zu bringen, so verhält sichs mit selbigen also: (1.) In Garten-Correspondenz, Procuratione plantarum und was dahin anhängig, bestehen die Spesen in folgenden Posten oder Sorten. Anno 1669. 18. Julii: Hookii (scriptoris Anglici) Micrographiam, dem sei. Meister Hermann, Fürstl. Lustgärtner zu Husum (weil ihn danach verlanget) verehrt und vielerlei Pflanzen von ihm genossen. Kostete 71 15 Ij. Hat mir aber 12 ^ zurückgeschickt, waren also noch 3 ^. Das Buch einbinden lassen 2 /;. 17. August Etliche Irides bulbosas zur Probe gekauft 2 /?. 19. August Trinkgeld dem Schloßpförtner in Kiel, daü er mich (proxime ante dispositionem horti) auf das Schloli geführt und nach dem Prospect in den Garten dessen erstes disegno nehmen lassen 3^. 25. August Postgeld wegen eines Gartenbriefes aufs Gottorfische Neuwerk 1 /?. 28. August Eine Bürgerin verehrt aus ihrem Garten einen Korb voll bulbosa. Dem Knechte Trinkgeld 2 /?. I. Sept. In simili casu einer Dirne Trinkgeld 2 /?. 25. Sept. Nach Flintbeck und sonst in die Nachbarschaft ge- reiset um gesagt Holz zu bestellen 1 /jt 6 /?. 5. Oct. Den Gartenplatz zuerst occupiert und bei Mutatione Prorectoratus, zu desto besserer Memoris, 2 Bogen in folio drucken lassen de laudibus Serenissimi Principis et illustrissimi Dn. praesidis, cum Titulo'); memoriale horti medici initiati 7 ^ 2 ß. 7. 8. 9. October Reise nach Gottorf, um solch Memorial Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht untertänigst zu insinuieren und beinebenst vom Neuen Werke daselbst eine bulboso-fibrosa zu erbitten 15/^4/?. II. Oct. Briefgeld nach Friedrichsort, an des Kommendanten Gärtner um Ligustrum 1 /?. 12. Oct. Bei Empfang der Antwort 1 ß. 24. Oct. Dem Boten, so den Hochfürstl. gnädigsten Befehl wegen des Schloßkellers, pro hibcrnaculo, gebracht 2 /?. 28. Oct. Semina hortensia aus Hamburg gekauft 7 \i. 29. Oct. Ibidem 100 Tulpen gekauft 3 // und ein Cypressen bäumlein 2 ^. 7. Nov. Dono accipio ab amico 100 Tulpen. Trinkgeld dem Überbringer 2 /?. 25. Nov. Fracht für eine Blumenscatol Bandrosen und andere frutices von Husum 10 ß. Anno 1670. 12. Jan. Den Buchdrückergesellen, wegen Druck vom 5. October die ganze Nacht durch Trinkgeld 8 ß. 1) Diese Drucksclirift Majors ist leider nirgends aufzufinden. 72 15. Mart. Bohnen und Erbsen gekauft, wurden an die irre- gulieren unnützen 2 Plätze außer der Gehecke, binnen der Zäune gesteckt, da sonst nichts besseres hinzupflanzen 6 /?. do. Ein Junge bringt ultro citroque gehend und abholend etwas von verehrtem Ligustro. Trinkgeld 2 /?. 21. Mart. Bunte Phaseoli 1 /?. 31. März Kräuter werden von Nordsee geschickt. Trink- geld 2 ß. 2. April 4 junge Bäume 1 ^ 14 /?. 7. April Ein Kirschbaum wird geschickt Trinkgeld 1 ß. 25. April Eine Partei bulbosa und Pflanzen werden geschickt. Trinkgeld 2 ß. 6. October Für überbrachte Berberitzen und andre Sträuche 4 ß. Anno 1671. I. Febr. Bäumlein von Friedrichsort verehrt; Trinkgeld 3/?. II. März Semina varia von meinem Gärtner, de quo inferius suo loco passim, gekauft 2 |^ 11 /?. 14. Mart. Spiraea Theophrasti von Nienhof; Trinkgeld 1 /?. 22. Mart. Nußbäumlein 2 ß. 8. April. Vor Thymian Trinkgeld 2 ß. Buxbaum zuführen, abzuladen und in Garten einlegen lassen 9 ß. 16. April Mons. Bernd Müllern, weil seine Mutter, die sei. Frau Bürgermeisterin, mir mit etlichen Füdergen Buxbaum geholfen und mehr zu geben versprochen, die ihm versprochene Flinte zur Discretion gegeben. War wert 9 ^. 19. April. Salvia und Rosmarin 7V2 ß. 28. April. Mit dem Hausvogt nach Neumühlen über Wasser gewesen, um mit den 6 Kötenern conjunctim zu reden, und zu ihrem künftigen besseren Gartenfleiß Abrede zu nehmen. Fahrgeld. Ver- nüchterung 1 ^ 11 /?. 19. Maji. Leucoja bekommen. Trinkgeld 2 ß. 20. Mai. Item für gebrachte Lavendel 2 ß. 23. Sept. Einer Frau von Preetz, wegen Erkundigung nach Weinstöcken. Trinkgeld 2 ß. 24. October. Einen schönen Piepenbaum aus Friedrichsort verehrt und per mare zugeführt bekommen. Trinkgeld 3 /?. 73 Anno 1672. 22. Jan. Trinkgeld vor die von Gottorf mir zugeschickten 12 gemalten Brustbilder 3 /?. NB. Diese auf Holz gemalte, und gleichsam auf Postamenten ruhende (also geschnitzte) Brustbilder haben vor diesem auf dem Neuen Werk bei der Cascade gestanden. Sind hernach von Ihrer Hochf. Durchl. dero Lustgärtner, Herrn Michael Gabriel Tattern, und endlich von diesem mir in den Garten verehret worden. Aber wie? Ich habe seinen nunmehr in Helmstedt studierenden Sohn ein ganz Jahr lang vielfältigmal ad privatissimam informationem in arte medica admittieret, darinnen er auch soviel proficiert, daß er seine fundamenta von hier mit weggebracht und im Gewissen über- zeuget ist, daß ichs candide mit ihm gemeinet. Vor solche infor- mationem privatissimam, dergleichen ich, da ich ein Studiosus gewesen, kostbar bezahlen müssen, hab ich mehr nicht als ante initiationem horti eine partei stirpes und nachgehends die 12 Bilder gekriegt, und interim viel schöne Stunden, die zu Verbesserung meines Privatstandes ich sonst hätte emploiren können, negligieret. Ich könnte mit guter Manier und Gewissen pro ista informatione was höheres erwarten: mag doch, um Ursachen willen, monatlich über 6 Taler nicht melden; und will zum Überfluß, weil dann und wann einige impedimenta mit eingeschlichen sind, die so gar geringe Taxa der mich stehenden Bilder bloß nur auf 8 Monat setzen, wie- wohl der Schade der Versäumniß mir viel kostbarer ist und ich die Bilder nicht so sehr ex pacto als weil sie mir so nur geschickt, angenommen und in decus horti convertieret. 48 //. 24. Jan. Der Frau von Preetz, die botenweise geht, den Bild- schnitzer daselbst wegen des Gartens was zu bestellen 2 /?. 28. Febr. Semina varia von Hamburg gekauft 5 ^ 13 /?. 18. Mart. 4 junge Bäume 1 M A- 7, April Hyacinthum tuberosum, ein köstlich Blumengewächs, bekommen. Trinkgeld 3 /?. 24. April Überbrachtes Bildniß der Gottorfischen Aloe. Trink- geld 4 /?. 4. Maji. Ein paar plantas gekauft 3 ß. 8. October Frutices geschickt. Trinkg. 3 ß. 74 Anno 1673. 9. April Pfropfstämme 2 /?. 5. Maji Einer Gartenfrauen in Friedrichstadt vor ausgehobene, mir verehrte gute Partei Gewächse feiner Sachen. Für ihre Müh 1 H.. (2.) Allerhand Gerätschaft an die Hand zur Arbeit zu schaffen, sind folgende Pöstlein angewendet: Anno 1669. 26. Jul. Aus Holland 1 vierkantige Schachtel bekommen, zu asservandis seminibus nachgehends gewidmet. Mit dem Porto 8 /?. 11. Aug. IV2 Buch Papier, Samencoperten und Gartenregister 6/?. Noch schlechter Papier und Maculatur zu allerhand Coperten 6 /?. Bleierzfeder 1 /?. 29. Oct. Schnür und Segelgarn, gekaufte Sachen zu bebinden 2/?. 2. Nov. 15 Apotheker-Gläsgen, zu etlichen seminibus selecti- oribus 8 /?. Noch 42 mit etlichen größeren \ U ^ ß- 5 Glas- glocken 10 /?. 4. Nov. Doppelt stark Segelgarn 3 ß. 15. Nov. Leinöl 9V2 /?. 23. Nov. Ein Buch auri foliati 12 ß und Argenti foliati 10 ß. Anno 1670. 16. Jan. Der Schloßpförtnerfrau, weil sie anfangs (ehe ich noch Feuerholz zum hibernaculo bekommen), dann und wann mit etliche Stücken Holz und Kohle dem Schloßkeller gedienet, zur Discretion gegeben, 2 ^. 17. Januar 7 Stücke gesaget Holz gekauft ä 7 /? zu Ständern 3 1^ 1 /?. 12. Mart. Teer, die Stützen und ander Holzwerk, soweit es in die Erde steht, zu teeren 2t^i2 ß. 18. Mart. Von einem Bauern 10 Stücke los Holz 3 |( 15 /?. 2. Junii Einen Wassereimer gekauft 12 ß. Anno 1671. 1. April Baumwachs 3 ß. 21. Oct. Gesagt Holz gekauft zu Ständern 3 _^ 6 /?. 24. Oct. Latten gekauft 1 ^. 75 28. Oct. Vier kleine Fliesen gekauft, in das Paviment des Aloe- Portals, zwischen weiß- und rote Feldsteine zu pflastern 12 /?. Anno 1672. 10. Jan. 12 Ständergen gekauft ä 2 /? 1 ||[ 8 /?. 1 mittel- mäßiger Ständer 6 ß. 12. Jan. Mehr Ständergen oder Stützen gekauft 4^8/?. 5. Mart. Weidenruten, weil die Hübner ihr Deputat desfalls nicht völlig gebracht hatten 3 /?. 8. Mart. Haselstäbe 4 ß. 16. Mart. Weiße Schächte zum Bogen 4*2 /?. 21. Mart. Gesagt Holz aus dem Brunschwieg 2^5 ß. 19. April 3 hölzerne Blumeneimer 1 ff. S ß. 26. April Latten 1 ^. 11. Maji Dem Gläser, wegen der Fenster in domuncula hortensi, Mausolaeum curarum dicta, 1^8/?. Eine Leiter machen lassen 12 ß. 19. Nov. Grobe Leinwand, den einen Bogen zum Mausolaeo zu decken. Es sollte zuerst ein Obeliscus, in honorem Principis, ac memoriam horti, in medio hujus, bekleidet werden; aber es war der Macht der Winde nicht zu trauen. 6 ^. Und dem Schneider, die Leinwand erst in die Länge mit Segelgarn, dann hernach in gratiam des Bogens anders zu nähen (hat viel Müh gegeben) 8 ^. Anno 1673. 17. April Neuen Stil am Äscher machen lassen 5 ß. Hasel- schächte 4 ß. 4. Junii 2 neue Harken 5 /?. 12. Jun. Eine neue Harke, die was kleiner 2 ß. (3.) Dem Töpfer gegeben, wie folgt: 1669. 2. August Seinem Jungen, wegen vielem Hinundherlaufen bestellter Blumentöpfe wegen 3 /?. Dem Meister selbst wegen 5 hoher Zierrattöpfe ä 12 /? 3 ^ 12 /?. 23. Nov. Einen alten Ofen aus meinem vorigen Haus und mit Zusatz neuer Kacheln aufs neue hernach im Schloßkeller (pro hiber- naculo plantarumi setzen lassen 6 /i 12 /?. 30 Stücke neuer Kacheln ä Pj/? 2 /;. 13/?. Röhren, den Rauch abzuleiten .1 ^ 4 ß. 76 24. Nov. Steine zum Ofenheerd 8 /?. Dem Jungen, zu tragen, Trinkg. 1 /?. 25. Nov. Groß- und lange Risse an Wänden des Sctiloßkellers zu verschmieren 1 ^:. Anno 1670. 13. Januar 12 Blumentöpfe ä 4 /? = 3 4^. 7. Mai 12 Blumentöpfe ä 3V2 /J = 2 ^^ 10 y?. Anno 1671. 1. Februar. Den Ofen im Schloßkeller wieder flicken und schmieren lassen 3 /?. (4.) Vom Blechwerk und Messing. Anno 1669. 1. Sept. Dem Klempner vor allerhand Blechgartenzeug, woraus aber auf Stifte dieser Größe und Figur, davon über 300 gemacht, allerhand gesteckte semina, antequam e terra propullulent, damit zum Numerieren, auf Rechnung gegeben 3 _^. 29. Oct. Ein messiner Hahn cum epistomio zum künftigen Ständer 2 U- Anno 1672. 6. Maji Wiederumb Stifte 5 |^. Gießer 3 //. Heber 1 $. 6. Junii Langer Zettel von Blech, binnen die hölzernen can- cellos der Pforte über dero 2 Türen geschränkt cum inscriptione: Hortus medicus Academiae Kiliensis 1^8/?. (5.) Vor Eisenwerk ausgegeben: Anno 1669. 10. August 4 eiserne Stänglein, gehörig zu 4 hohen Zierrats- pötten über das Aloeportal 12 /J. Anno 1670. 27. Mart. 100 Blaff ert Nägel 1 ^. 31. März 1 Gartenmesser 4 /?. 14. April 1 zerbrochene Furke wieder zu bessern 3 /?. Anno 1671. 14. August Eine eiserne Vorlage an die vorderste Tür des Schloßkellers 6 ß. 77 Anno 1672. 31. Januar Einen Überfall machen und eine Spade bessern lassen 8 ß. 23. Mart. Nägel 1 /?. 3 /?. 27. April Dem Schmidt für 2 Schlösser und eiserne Bänder 2^. 4. Mai Ein Hackemesser zu schleifen zum Buxbaum 2 ß. 1. Juli Meister Bertram Petersen, dem Kleinschmied, vor aller- hand bisanherige Arbeit in summa gczahlet laut seiner Quittung 9/^8/?. (6.) Schnitzerarbelt und was derselben anhängig. Anno 1669. 5. Nov. 2 längliche Blumenkasten 2 ^. Anno 1670. Dem Schnitzermeister Hans Barnern auf Rechnung gegeben -' /i 4 /?. Anno 1671. 19. April 30 Blumenstöcke, ä 4 Fuß lang, 1 Zoll dick 1 ^^ ß. 13. Sept. Dem Schnitzer für unterschiedene Arbeit, zum Garten gehörig, bezahlt 10 ^ 14 /?. 24. Oct. Dem Bildhauer zu Preetz auf Rechnung etwas Zierrat auf die Blumentöpfe überm Portal zu machen gegeben 1 ^. Anno 1672. 6. Mart. Dem Dreher wegen der großen Kugeln über der Pforte \ H \ ß. 19. April. Dem Bildhauer zu Preetz vor das Holsteinische Wappen 1 ^. Die 12 Gottorfischen Brustbilder ausbessern und um der Prospection willen 2 verkürzen und 2 verlängern lassen 3 }i. Einen Obelisken von Lattenwerk inventiert, dessen schon oben an einem Orte Meldung geschehen, der aber wieder zergliedert und die Latten zu andern Dingen gebraucht worden, weil dennoch den Winden nicht wäre zu trauen gewesen 3 /^ Einen kurzen Bogen oder Löbc zu bearbeiten 12 /?. ' j Tag an der großen Pforte ge- arbeitet 8 /?. Zwei Schnitzerjungen, weil sie 'u Tages etliche Blumentopfstützen gehobelt 1 ^. Vor Tagarbeit dem Meister mit dem Gesellen und Jungen 2^2/?. i 78 April und Mai (ohne Datum). Meister und Junge arbeitet V2Tag im Garten 12/?. Meister allein V-2 Tag sägt und richtet Pfähle 8/?. Den halben Mond an Seiten des Aloeportals befestigen und Latten dran schlagen lassen \ ^ 8 ß. Etliche Platten von Eichenholz, auf die Blumenständer gehörig 1 |( 1 /?. Meister und Junge V2 Tag gearbeitet 12 /?. 2 Bänke von Führen Brettern 12 /?. 2 Schubladen unter den steinernen Tisch 2 ^. Das Achteck im Garten, pro recep- taculo aquarum, ein paar Fuß tief in die Erde aus Stendergen und dicken Eichenbrettern machen und genau aptieren lassen 5 ^. 8 ß. Das Gesims auf das Achteck in medio horti zu applicieren 12 /?. Lorbeerkranz um den Hochfürstl. vergoldeten Namen über der großen Pforte auszuschneiden in Holz 4 ^.. Einen großen Rahmen von dünnen führenen Brettern mit einem Kreuz mitten durch zum Ge- mälde der Aloe 1^8/?. Hölzern, durchsichtig platt Gitterwerk unter dem Bogen über den 2 Türen der großen Pforte 4 ^. Juni. 6 platte hohe Säulen von führenen Brettern angenagelt ins Portal der Aloe und deren Wert bezahlet mit 6 _^. Architrave darüber mit kleineren Säulen, ober dem Portal, zur Gallerie 3 ^. Anno 1673. April 12 führene Bretter zum Portal der Aloe 5 ^. Einen tolt Bretter zu der domuncula hortensi, Mausoleo genannt 5 ^. 2 halbe Türen bei dem Bogen der großen Pforte 2 ^. (7.) Für Malereien etc. ausgegeben: Anno 1670. 12 Blumenpött staffieren zu lassen, ä 12 /3, 9 4|(. 1 Pfund Leinöl 5 ß. NB. Wiewohl nun ferner nach geschlossener Rechnung mit dem Maler Herrn Michael Hertzog, von Anno 1671 Monat August bis gegen Ende 1673 sich ein Facit auf Summa 214 :^ 5 ß gefunden, und ich mich darüber nicht wenig entsetzet, und deswegen nicht unbillig vom ganzen Quanto den dritten Teil wie sonst bräuchlich hätte decurtieren können, daß also 142-/3 ^ oder 47 V2 Reichstaler ohngefähr ihm wären zu geben gewesen : so hat mich jedoch auch diese Summe zuviel bedünkt, indem ich gemeinet, die mir oder dem Garten geschehene Arbeit in gar viel kürzerer Zeit hätte 79 expediert werden können: und habe also noch tiefer herab zu dringen versuchend, mittler Zeit ihm 24 Reichstaler oder 72 ^ auf Rechnung gegeben mit Begehren, er sich wegen des Restes rotunde und uns beiden erträglich resolviercn möchte. Worauf er summa summarum mit 12 Rth. oder 36 ^ (falls die sofort baar dabei getan würden) sich contcntieren zu lassen erboten. Unter welche ferner noch was mehres abzudingen, aller Raison und christlichem Glimpf entgegenläuft, indem er von den zuerst prätendierten und zur Rechnung gebrachten 214 ^ nicht mehr denn summa 108 // und also die Hälfte bekomt, die er ehrlich und wohl verdienet an Acco- modierung eines Sciatherici, mit weiß und Gold staffiert; an 30 Blumenstöcke, weiß und rot angestrichen; an einem Blumentopf mit weiß und grün en carpis gemalt; an einem andern zierlichen Blumen- topf weiß und blau marmoriert; an einem vierkantigen Postement zum Sciatherico mit Ölfarb angestrichen und ausstaffiert; an 3 hohen Zierrattöpfen, über das Aloeportal encarpis gehörig; an 8 weiß- und mit grünen encarpis staffierten Blumentöpfen einerlei Art; an 12 Gottorfischen gemalten Brustbildern dieselbige mit Ölfarb wieder aufzufrischen und sonderlich deren Postemente, davon in eodem piano 3 latera quadrati corporis, wider alle optische Raison, gemalt zu sehen waren, juxta prospectivae regulas zu ändern; an zwei geschnitzten hölzernen Trauben zur Zierrat der Blumentöpfe über dem Aloeportal mit grün und Purpur staffieret; an dem Holstei- nischen, in hölzernem Schild geschnitzt- und mit Lackierfarbe aus- gemahltem Nesselblatt; an drei großen hölzernen Kugeln über der Pforte, marmoriert und mit dünn vergüldeten Reifen eingefaßt; an Ihrer Hochfürstl. Durchl. Namensbuchstaben, in einandergeschränkt, vergüldet, auf einer schwarzen Ovaltafel über derselben Pforte und mit einem rundum geschnitzten, versilbert- und lackierten Lorbeer- kranz geziert; an drei weißen Pötten mit hängenden Früchten gleich den vorigen an einer grob Leinendecke über dem Bogen der domun- cula hortensis, inwendig grün, auswendig schwarz angestrichen mit Ölfarbe; an der kleinen Pforte, zur Reitbahn gehend, in- und aus- wendig zierlich mit Ölfarbe gemalt, cum emblemato einer Schnecke et inscriptione Piano Piano; an zwei Handgriffen, die Treppe hinab von itzt gedachter Pforte; an zwei deroselben Untersätzen, in Form zwei Frucht tragender Kinder, auf zwei Seiten mit Ölfarbe gemalt; 80 an dem großen steinernen Tisch, mit Ölfarbe stark anzustreichen gegen injurias der Luft; an dem Fuß desselben, ringsum mit Ölfarb anzustreichen; an drei führenen Bänken um den Tisch, braunrot; an dem Bogen oder Lobe über dem Tisch, gleichfalls braunrot; an 25 Stützen zu Blumentöpfen, braunrot anzustreichen; an Latten da- zwischen; an 20 kleineren Pfählen zu Beschirmung des Achtecks; an 12 kurzen, grad aufstehenden Latten, daß die längeren Quer- latten daran befestigt bleiben ; an diesen längeren Querlatten, die gleichfalls anzustreichen; an vier kurzen Stützen binnen dem Achteck, zu Blumentöpfen, anzustreichen als Quadersteine, an der starken basi, in Centro des Achtecks, es gleichfalls steinfarb zu malen, an den 8 lateribus mehrgedachten Achtecks, pro receptaculo aquarum, inwendig 56 Fuß in ambitu, braun geädert zu malen; an viel alt- und neue Pfähl und Latten hin und wieder, gleichfalls braunrot, daß sie sobald nicht rotten; an der großen Pforte, sie aus- und inwendig zierlich zu malen; an der domuncula hortensi, Mausolaeum curarum genant, dasselbe in- und auswendig bequem anzustreichen und zu staffieren: an drei kleineren Gallerieen daran, braun und steinfarb; an 32 schlechte Blumentöpfe, mit Ölfarb ausstaffieret; an drei mittelmäßigen Töpfen, mit Holzfarbe und gelbe Encarpos daran gemacht; an dem Aloebildnis etliche Flecken wieder aufgefrischt und zwei Columnen zur Seite gemalt, die den biosstehenden 6 Columnen des Portals correspondieren; an gedachten Columnen die selbigen vorne mit Capitellen und Postementen zu staffieren und hinten braunrot anzustreichen; an der Rückenwand der Aloe die eine Seite rot; und endlich an der obersten Gallerie über dem Portal ihr Gesims und Säulen zu staffieren. Restieren ihm also, dem Maler, über die schon dargezahlten 24 Reichsth. noch 12 Rth. zum wenigsten, oder 36 ^. Und von dem Aloebildniß werden bis dato aus Gottorf von mir gefodert 18 $. (8.) Sonst allerlei Arbeitslohn und Miscellan-Ausgaben. Anno 1669. 24. Juli. Einen alten Gärtner von Neumühlen aufs damals- künftige bestellt, um mit ihm zu contrahieren, quotannis über die Garten-Untertanen Inspection zu halten und selbst selectiores labores hortenses zu tun. Fährgeld derhalben, hin und her, ihm restituiert: kam bei stürmendem Wetter. 5 ß. 81 17. August. Unterschiedenen Gartenarbeitern, in alio loco so- lange etliche hortensia helfen zu disponieren, bei strenger Hitze dato und sonst Bier holen lassen 6 ß. 19. August. Gedachtem alten Gärtner von Neumühlen, zum Antritt, in antecessum, auf Rechnung für künftige Arbeit, Lohn 1 ^. Item eine Mahlzeit, dergleichen zu allen Tagesarbeiten mit ein- gedungen und berechnet zu 5 ß. Und weil es damals sehr heiß, das erste Mal auf sein Bitten zu Bier gegeben 2 /l 10. Oct. Den Hübnern, so in horto academico den neuen Zaun gesetzt, auf ihr inständiges Anmuten Trinkgeld gegeben 10 ß. 20. Nov. Bier den Arbeitern, bei schwerer Mitarbeit nebst mir, alte unnütze Baumwurzeln und versauerte Sträuche aus der Erde zu gewinnen 2^2 ß. Anno 1670. 17. Jan. Dem alten Gärtner von Neumühlen zum Umschlag verehret auf sein Bitten zu ein paar Händschuh zu Bindung der Stachelgehecke \ ^ 8 ß. 11. Mart. Junker Bened. Blohmens 8 oder 11 Untertanen Biergeld, daß sie mir den alten, verlegenen schweren steinernen Tisch mit dazugehörigen Säulen und Quaderstücken aus dem Ober- teil des fürstl. Gartens auf den akademischen itzigen Platz trans- portieret 12 ß. 20. Mart. Dem alten angenommenen Gärtner Arbeitlohn vor 3 Tage 3 ^. Soviel Mahlzeiten dazu 15 ß. 26. Mart. Den Arbeitern zu Bier, bei härtlicher frühzeitiger Hitze, im Umgraben 1 ß. Anno 1671. 14. April Arbeitern (Zimmerleuten) zu Brantewein 2 ß. 27. April. Den Bauren, so das rohe Bauholz zu den Pforten aus dem Amte gebracht und abgeladen, auf ihr wiederholtes An- suchen Trg. 6 ß. Anno 1672. 6. Mart. Dem Zimmermann, der mir das Aloöportal und andre Dinge gemacht, zuerst 2^4 ß. 14. Mart. Des Drehers Mädgen, die die drei großen schweren Pfortenkugeln in zwei Gängen in Garten hinausgebracht, Trkg. 2 ß. 6 82 6. April Einem Fuhrmann aus Brunschwieg für 3 Zu- und Abfuhren in Gartenangelegenheiten 13 ß. 20. April. Zu Bier, mir selbsten und andern, bei härtlicher Arbeit IV2 ß. 17. Jul. Dem Zimmermann Claß Johnsen seine völlige Rechnung bezahlt laut seiner Quittung 15 |^. Anno 1673. 4. Jun. Fährgeld, daß ich die Gartenuntertanen eine Abend- stunde länger als sonst behalten müssen, nachdem sie bei strenger Mittagshitze wenig arbeiten können und des Abends hernach das Neumühler Boot versäumet 3 ß. Einer Tagelöhnerin, daß sie 2 oder 2V2 Tag mit wieden helfen, 10 ß. Und ihr Essen und Trinken gegeben 8 ß. (Es folgt nunmehr die Summierung der sämtlichen Ausgaben und ergibt 591 |/ und 15 ß.) NB. Also hat mir nämlich der Geldbeutel allemal offen stehen müssen, es mochte auch kommen, woher es wollte. Und viel ist mir aus der Acht kommen, daß ich nicht aufnotieret, oder so ichs notieret, so ists per varias animi ac corporis distractionenes verloren und in Schreib- und Schiefertafeln verwischt. Ich geschweige so manchen Hausgerätes exempli gr. Baijen, Eimer, Mulden, Spaden, Schaufeln, Beile, Sägen, Furken etc., die ich der Oeconomie ent- zogen und in Notdurft des Gartens verbraucht; der Kleider, die ich zerrissen, allerhand utensilium, die ich sonsten zwar da und dort verehrt bekommen, aber hingegen mit manchem Recept mir es längst vorher oder hernach ohne Privatentgelt verdient; ich ge- schweige meiner zerstört- und versäumten Praxeos; ja der ge- schwächten Gesundheit selbst; daß ich mit gutem ehrlichen Gewissen vor Gott und meiner höchsten Obrigkeit wohl zu verantworten getraute, falls ich ein weit höheres, als gegenwärtige Specification sich beträgt, zu desiderieren mich irgend vernehmen ließe. Ich bin in meinem Gewissen gesichert, daß ich nach meiner Wenigkeit die Ehre Gottes, nach meiner Untertänigkeit Ihrer Hochfürstl. Durchl. einiges gnädigstes Gefallen, nach meiner gehorsamsten Pflicht der hochlöblichsten Re- gierung beharrliche Approbation, nach meiner gewöhnlichen Treu der Academie Aufnahm und summa summarum nach meinem mensch- möglichsten Ersinnen auch mit meiner Ruin nicht mein Interesse, 83 sondern unsrer Facultät einiges Ornamentum zu erwecken gesucht. Gott gebe, daß mein großgeneigt- und liebwerter Herr Collega in diesem negocio beständig- und bessere Progressen spüre! Denselben nochmals der göttlichen Obhut befehlend verbleibe Sein stets dienstwilligster J. D. M., qui supra, mp. Kiel, 24. April 1674. XII. Letzte Schicksale von Majors Garten. Nach der Übergabe des Gartens an Pechlin schweigt die Geschichte von der Fortentwicklung desselben. Es scheint, daß Pechlin sich um die Weiterführung der Anlagen wenig Mühe ge- geben hat, und darauf ist vielleicht das gespannte Verhältnis zwischen ihm und Major zurückzuführen, da dieser für seine Schöpfung ein warmes Interesse bewahrt haben dürfte. Es kann nicht bezweifelt werden, daß der Garten bald in Verfall geriet und als Universitäts- garten aufgegeben wurde. Ich finde weiter keine Notiz darüber, als daß Majors Nachfolger und Schwiegersohn Waldtschmiedt in seinem 1705 gedruckten „Memoria Majoriana seu Panegyricus in laudem et memoriam Johannis Danielis Majoris" S. 17 erzählt, 1669 sei ein hortus academicus unter der Leitung Majors nach dem Willen des Herzogs gegründet worden, der zur Belehrung nach dem Beispiele anderer Akademien habe dienen sollen, und dann fortfährt: „Sed nescio quo Fato, quave temporum injuria hortus iste, tanta industria a Majore extructus, in prima si ita loqui liceat, herba, fuerit extinctus non sine insigni Medicinae litantium damno et detrimento. — dementia et munificentia Serenissimi Nostri Principis nobis aliquando redditum iri nullus dubito." Wahr- scheinlich ist der Garten schon bei Lebzeiten Majors wieder ver- schwunden, ohne daß Waldtschmiedt eine Angabe über seine Vernichtung zu machen wußte. Suchen wir nach den Gründen der Wiederzerstörung dieses ersten botanischen Gartens der Kieler Universität, so finde ich nur zwei Tatsachen, die damit in Zusammenhang stehen könnten. In den „Kieler Schloßrechnungen des 17. Jahrhunderts", heraus- gegeben von J. Biernatzki (Kiel 1906), liest man S. 60: „1684 Schloß- 84 brunnen gegraben. Weil der Springbrunnen auf dem Schlosse in den letzten Kriegstroubeln ganz ruinieret und höchst nötig befunden, daß wegen Mangel des Wassers ein Brunnen auf dem Schlosse gegraben würde, sind die gesamten Untertanen des Amts zum Graben angewiesen, die den andern Tag auf 5 Klafter tief ein gutes Wasser gefunden und deswegen zum promettierten Trinkgelde emp- fangen einen Taler". Was für „Kriegstroubel" gemeint waren, durch welche die Wasserleitung zum Schlosse zerstört wurde, vermag ich nicht fest- zustellen. Doch liegt die Annahme nahe, daß in diesen Wirren der ganze Schloßgarten und mit ihm der botanische Garten ver- wüstet worden sind, daß also Majors Schöpfung das Jahr 1684 nicht überdauert habe. Sodann steht fest, daß nach dem am 27. Dezember 1694 er- folgten Tode des Herzogs Christian Albrecht seine Witwe Friederike Amalie ihren Wohnsitz auf dem Schlosse zu Kiel nahm (Eckardt, Alt-Kiel, S. 89). Die hohe Frau, welche ihren Gatten um zehn Jahre überlebte, zeigte ein lebhaftes Interesse für die Neugestaltung des Schloßgartens. Ihr hat Kiel die Anlage der noch heute stehenden großen Alleen und des Weges nach Düsternbrook zu danken. Da- mit war der Gedanke an ein Wiederaufleben von Majors botanischem Garten an der alten Stelle endgültig beseitigt. Erst viel später ist zum zweiten Male ein Universitätsgarten in der Nähe des Kleinen Kiels und der jetzigen Falckstraße eingerichtet worden. }Fmm ^^m #. ' - - *v#_fjtjt»T*iÄ