QL671 .0783 ^^c\..v '■ y t^-%^ FORTHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ORNITHOLOaiSHE Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelpflege Herausgegeben und redigiert von CARL BAUT in BERN (Schweiz) IV. Jahrgang 1905 Mit 9 Abbildungen Druck und Administration : Neukomm & Zimmermann in Bern Inhaltsverzeichnis für den IV. Jahrgang 1905. Grössere und kleinere Abhandlungen. Seite Borchgrevink Carsten, Das \'ogelvolk (aus «Das Festlaml am Siidpul») 17 Burg Gustav von, üeber den Zug der Vögel dureli die Scliwc^iz (Seliluss) 1 Daut, Karl, Frühlingsstirumen 37 Gefiederte Räuber ........ 81 Die Hummel, ein Feind der Meisen ..... 104 EinPfingstmorgen beiden Naobtigalleu (mit 2 Abbildungen) 113 Der Graue Fliegenscbnäpijer als Bienenfeind . . . 120 Ueber Schwanzmeisennester ...... 180 Der Herbstzug in Bern im Jabre 1905 unter uauuntlicher Berücksicbtigung der Segler und Scbwalben . 161, 178 Gengier, J., Dr., Wie fischt Ardea cinerea (L) ? . . . . 66, 105 Gerber, Karl, Ornithologischer Bericht . 45 — Der Graue Fliegenschnäpper . . . . . .153 Hagendefeldt, M. B., Die Möven der deutschen Nordseeküste, besonders bei der Insel Sylt ...... 65 — Die Rottgaus ISO Hofer, J., Dr., Witteruugsnotizen vom letzten Quartal 1904 . . 11 Hofstetter Chr., Ueber den Frübliugszug der Krähen und Dohlen im bernischen Emmental 86 — Der Graue Fliegenschnäpper als Bienenfeind . . 133 Le Roi, Otto, Hat die Gebirgsbachstelze als richtiger Zugvogel zu gelten Y 35 Leos, Curt, Grosser Buntspecht beim Verscebreu einer Pflaume . . 154 Luglnbühi, J., Grün- und Grausprecht ....... 7 — Waghalsige Stücklein an der (Teissmnudfluii . . 33 Mühlemann, H., Eine Geduldprobe 129 Rauber, G., Der Grane Fliegenschnäpi)er als l>ienenfeinil . 133 Schuster, Ludwig, Hat die Gebirgsbachstelze als richtiger Zugvogel zu gelten ?........ 21 Schuster, Wilhelm, Ueber die ausgesprochene enge Verwandtschaft zwischen Wasseramsel und Zaunkönig . . 4 — Dezembersituationen im Vogelreiche ... 69 — Wie fischt Ardea cinerea ? . . . ^1, 122 — Doppelnester vom Gartenrotschwauz . . . 135 Schwendener, U., Ornithologisches aus der Ostschweiz Weber, S. A., Die Gebirgsbachstelze in der Umgebung von Bern — Der Graue Fliegenschnä,pper als Bienenfeind Volz, L., Noch etwas vom Grauen Fliegenschnäpper . Volz, Walter, Dr., Ueber die Ornithologie der Sandwicliinseln . 49 103 133 166 97 Volz, Walter, Dr.. Italieuer Brief l'cber Salangaue ...... Zschokke, Th., Ilcohachtuni^cn iil)er den (jraueii Flicf4'ensoliiiii|)]i Zwiesele, H., |)r. Prof., Zwei VVintergäste .... Kleinere Mitteilungen. Alitiniis ......... Ainselnesst auf dem Weihnachtsbaum, von Carl Dan Arrest, 181 Tage wegen Tötung eines Storches . Auf der Eisenbahn verunglückte Schleiereule .\uf der Elsternjagd verungliiekt .... Aufbäumende Rebhühner, von Curt Loos Birddav ......... Das i'leiscli verseJiiedener Wasservügel Edelfasan, Der Eichelhäher als Schädling unserer Kulturen, von (i. Kanbe Eingemauerter Spatz ....... Ein mit einem Kanarienhahn gepaartes Distelweibchen, von S.A. Weber Eine originelle Niststelle des Sperlings, von Carl üaut Federschmuck auf Damenhüten .... riamingo auf dem Rhein? von Wilh. Schuster (xefleckte Hühnereier, von Carl Daut . Graubündeu ........ Hälierziige, von Chr. Hofstetter .... Hornisse im Starenkasten, von Chr. Hofstetter Jugenderinnerungen eines Achtzigjährigen, von Imfanger Kohlmeisengelege durch Spatzen gestört, von Carl Daut Naturforschende Gesellschaft Bern .... Psychologisches aus der Vogelwelt, von Th. Zscliokke Rosegger über den Vogelmassenmord .... Schwalbengeschwindigkeit ...... -Seltene Vögel ........ Späte Mauserung, von Prof. Dr. Zwiesele Spechtmeisen sind gute Wespenvertilger, von Chr. Hofstetter Sperlingseule, Die, von Prof. Dr. Zwiesele . Stare, Die, von S. A. Weber . . . ' . Steinadler, von Prof. Dr. Zwiesele .... Tragisches P^nde eines Girlitzweibchens, von S. A. Weber lieber einen Kampf zwischen Steinadler und Gemse . lieber Meisenzüge, von Chr. Hofstetter Unsere Aprilgäste, von Wilh. Schuster Verein für Vogelfreunde, Bern Von der AVeltausstellung iu Lüttich .... Wasseramsel an der Angelrute gefangen, von Biehsel Zahme Vögel, von F. H. Kesselring .... Zum Südzug des Seidenschwanzes, von U. Schwendencr Seit<- 134 145 6« 184 Vogelschutz. Alis der Vollzichungsverorilnung des Bundesrates .zum Buudesgcsetz über Jagd und Vogelschutz 98 Ausstellungslotterien (Ein IMahnwort an die Ornithologisehen Vereine), von Carl Daut 91 Mitte an die Keisenden in Italien (Red.) 140 Bitte an die Reisenden in Italien, von Gecko .155 Das neue Biindesgesetz über Jagd und Vogelsehutz vom 24. Juni 1904, von Carl Daut .......... 27 Das Eichhörnchen als Nesterpliinderer, von S. A. Weber ... 46 Der Heiniatschutz und die Tierwelt ....... 172 Der Ornithologisch-Kynologische Verein Huttwil und Umgebung . 58 Vogelschutz in Japan .127 Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz über Jagd und Vogelschutz, von G. von Burg .......... 108 \'om ^lenschen und von den Tieren ....... 156 Welchen Rang nehmen die verschiedenen Schädlinge ein, die der Nütz- lichkeit der Vogelwelt Eintrag tun ? von (1. von Burg . . 141 Wenn die Schwalben heimwärts ziehn ! von (iecko .... 171 Der Massenmord unter den weissen Reihern und roten Ibissen auf dem .Amazonenstrom, von "Willi. Schuster . . . . .189 Ornithologische Beobachtungen: 8, 24, 39, 52. 71, 88. 106. 123. 136, 157, 167, 186 Vom Büchertisch 31. 62, 76. 94, 111. 143. 174. 192 Aufruf 16 Gedicht: Fi-übling im Lindental. von .1. L 80 Neltrolog i^uil Leverkübn f 177 Unsere Bilder. Das Vugelvolk kommt ..... Gefangene Kaiser-Pinguine auf der Rchiffseite Der kleine Pinguin ..... Aarekorrektion ...... Im Aaregrien bei Aarberg (Beilage), nach Meeruferläufer zu Neste gehend Grünfüssige Teichhiihner auf dem Kise Mantelmöve ....... .) untre "Waldohreub' ..... 18 20 21 118 116 163 168 170 174 [«4 Der OrnitDolOöiscDe Beobacbter m Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz HcrausgojilclK'ii von CARL DAUT, Bern (S( hwciz) Redaktion : ( .\RI> IIAl'T, Bern und tlSTAV von BCR(J. Ölten IV. Jahrgang Januar 1905 Heft 1 v-H w f. . — \ •i lieber den Zug der Vögel durch die Schweiz. Von Gustav von Burg. (Schhiss.) Wiesenpieper. — F. = aus Südwest und West, dem Jura entlang und auch denselben überfliegend, da auf den höchsten Weiden de>selben (1406 m) Brutvogel. Ankunft Anfang März bis Anfang April. Flüge von sechs bis mehrere Hundert. H. = aus Ost und über den Jura aus Nord und Nordost nach West, Südwest und Süd, grosse Scharen von Anfang Oktober an bis Mitte November, 6. — 25. Oktober Hauptzug, Ende November stets noch Gruppen von wenigen Exemplaren. Baumpieper. — F. = aus Süd üdwest; den Jura überflie- gend, Hauptziig Anfang b's Mitte April, jedes Jahr Anfang März einzelne alte cf, von Mitte März an ziemlich viele, hie und da schon Ende Februar Gesang. H. = wohl mehr nachts, da wenige Beobachtungen besitze: die paar Exemplare, welche ich von Mitte September ab bis nach Mitte Oktober beobachtete, schienen westwärts zu ziehen; in der Dämmerung aufgescheuchte flogen stets in dieser Richtung. Brachpieper. — F. = aus Westen, bei Ölten nach Schaf- matt abweichend, Trüpplein bis zu 20 Stück, etwa vom 6. April bis Anfang Mai. H. = keine ganz zuverlässigen Beobachtungen. Haidelerclie. — F. = wohl nur nachts, wenige, Ende März und Anfang April; da Nistvogel auf den höchsten Weidtn, wird er wohl den Jura übeiflieg n. H. = nach West und Südwest Ende September bis Anfang November, Hauptzug Mit e Oktober. FeldlerrJie. — F. = aus Sü ! Südwest und aus Süd, auch schon viele Züge aus Südost beobachtet (Safenwil -Wandten, Ruthrist-Boningen), in Scharen, oft abends in der Dämmerung und in der Nacht eintreff'end; Ende Febn ar bis Ende Mäiz; Hauptzug von Mitte März an. H. = aus Ost (Aarau-Olten) nach Süd (Wiggertal). nach Südsüdwest (01tcn-Hei-zog«nbuchsee) und kleiner Strom nach West, dem Jura entlang. Im Leberberg da- gegen Zug nach Südwest und West. Von Ende August an, Hauptzugzeit von Mitte Septtniber bis etwa 20. Oktober: Nach- züge bis Ende November ; die nach Mitte November passierenden wohl nur streichende, welche nicht weit nach Süden wandern. Grauammer. — F. = Durchzug Anfang März bis Anfang April ; überwinternde ziehen Ende Februar ab. H. = Ende Ok- tober. Ankunft der Wintergäste meist erst im Januar. Zug- richtung unbekannt; da den Vogel auch schon auf dem Hauen- stein getroffen habe, nehme ich an, er ziehe direkt südlich. Goldammer. — F. = aus Südsüdwest und aus Südost; im Leberberg aus West. Viele, fliegen gemeinsam mit Grauammern und Lerchen, vom 10. Februar an bis gegen Ende März. Zug nachts. H. = nach Südwest, Süd und West. Viele, von Ende August an bis nach Mitte November. Hauptzug Anfang bis Mitte Oktober, mit ßuchhnken, Hänflingen, Bergfinken, Stieglitzen etc. Zaioiammei: — F. = März, wenige. Scheint hauptsächlich im Herbst, doch auch dann nicht sehr häufig, durchzuziehen. H. = Von Mitte September bis Anfang Oktober, familienweise, ausnahmsweise in Truppen von 10—30 Exemplaren. Bohrammer. _ F. — abends und nachts, nach Ost und Nordost, von Anfang März an bis gegen Ende April. H. = von Mitte September an bis Ende November, aus Nord über den Jura und aus Nordost. Abends, Scharen von 20—100. Oktober und November. Gartenammer. — F. = erste Hälfte Mai (Dr. Greppin in Mitteilungen der naturf. Gesellschaft Solothurn I). H. — August und September. FdchperUng. — F. = nachts und abends, gegen Ende Februar bis nach Mitte März, mit Ammern, Hänflingen, Buch- finken, Grünlingen etc. nach Osten. H. = nach Westen und Südwest, abends und nachts, gegen Mitte September bis Mitte November, mit vorgenannten Vögeln und Bergfinken, Zeisigen. HaussperUng. — F. und H. = eine deutliche Verschiebung (ob eigentlicher Zug, bleibt fraglich) findet alljährlich von Ost nach West und umgekehrt statt. Buchfink. — F. =^ aus West und Südwest, auch über den Jura nach Nordost, nachts, viele, von Mitte Februar an, Ende Februar meist schon alte 9- H. = aus Ost nach West, nach Südwest und nach Süd; ferner Züge über den Jura, auch über die höchsten Berge, aus Nordost, am Tage und in der Dämme- rung, viele. Beginn des Zuges Ende August, Hauptzug vom 20. September an bis nach Anfang November, Nachzügler bis Ende November. Bis Anfang Oktober meist junge. Nach Anfang Ok- tober 9 und junge, auch alte c/. Bergfink. — F. = von Mitte Februar bis gegen Ende März, nachts und abends gegen die Dämmerung hin, aus West — 3 — nach Ost und nach Nord. H. = von Anfang Oktober an bis Ende November, Hauptzug Mitte Oktober bis Anfang November, viele, tagsüber. Kirsclikeriiheisser. — F. = Anfang bis Ende März, kleine Flüge bis 80. H. = von Anfang Oktober an bis Mitte No- vember; im Dezember erscheinen die überwinternden. Mit Berg- finken, Grünlingen, Buchfinken ziehend. Griüilbig. — F. =^ aus West und Südsüdwest, viele, vom 20. Februar an bis Ende März. H. = von Ende September an, zahlreich, bis Miite November, mit andern Arten. Girlitz. — F. = wohl nachts, viele, den ganzen April hin- durch, vereinzelt schon von Mitte März an. H. = von Ende August an bis nach 20. Oktober, mit andern Dickschnäblern. Zitronenzeisig. — F. = wohl nur nachts, kleine Scharen, meist erst nach Mitte April hier bleibend; durchziehende von Mitte März an. H. -= von Ende September an bis Mitte No- vember mit andern Körnerfressern. Erlenzeisig. — . F. = abends und nachts aus Südsüdwest; von Anfang März an, vereinzelt schon Ende Februar, bis Mitte April. H. = tagsüber, von Mitte September an bis Anfang No- vember, nach West, Süd und Südwest, auch über den höchsten Jura ziehend. Stieglitz. — F. = den ganzen April hindurch, Hauptzug Mitte April , viele , zuweilen mit andern Körnerfressern , doch häufig nur mit seinesgleichen, aus West. H, = nach West und Süd von Anfang September an bis Mitte November, Nachzügler bis Ende November mit seinesgleichen und mit andern. Blutlitoifiing. — F. = von Mitte März an, Hauptzug erste Hälfte April, aus West, nach Ost, kleine Scharen. H. ^ von Anfang Sept( mber an bis gegen Anfang November, mit andern Körnerfressern. Gintpel. — F. = von Mitfe Februar an bis Anfang April, wahrscheinlich nur nachts, viele. H. = von Mitte September an bis Ende November, viele, meist nachts wandernd, von Nord nach Süd und mit leichter Neigung nach West. Eingeltaube. — F. = von Ende Februar an bis Ende April, Vorläufer bald nach Mitte Februar. Bei Ölten aus Südsüdwest (Boningen-Olten) und aus Süd (Aarburg-Olten) ferner Boningen- Gretzenbach, dann über den Jura nach Nord, oder nach Nord- ost (Schaf matt), aber auch nach Ost (Aarau) in grossen Flügen. Bei Solothurn me st von West nach Ost. H, = bei Ölten meist von Ost, von Nordost und Nord nach Südsüdwest und Süd, im Gäu von Ost nach Südwest und West, bei Solothurn von Ost nath West. Flüge bis 500, von Anfang September bis nach Mitte Oktober, Nachzügler bis Mitte Novenfber. Hohltaube. — F. = aus West, Südsüdwest und Süd an - 4 - den Jura, von da nach Ost und Nordost, wenige, meist mit Kingeltauben, von Mitte März bis Ende April. H. = über den Jura aus Nordost und Nordnordost nach Süd und Südsüdwest, wenige bis 50 Exemplare , von Anfang September bis Mitte Oktober; bei Solothurn Zug aus Ost nach West. Turfdtoube. — F. = wenige aus Süd, Südwest und aus Südost (Kölliken- Ölten, Kreuzstrasse -Boningen) vom 20. April bis Mitte Mai. H. = wenige, meist vereinzelt, von Ost nach Westsüd und nach Süd, bei Soloturn von Ost nach West, von Mitte August an bis Ende September. Wachtel. — F. = von Anfang bis Mitte Mai, nachts, aus Südwest und aus Süd, viel kleinere Flüge als im Herbst, ferner aus Südost (Kölliken-Olten). H. == nachts, über den Jura aus Nord, aus Nordost und wenige aus Ost, von Aarau her; bei Solothurn aus Ost. Von Ölten aus meist nach Süd und nach Südsüdwest, bei Solothurn nach West und Westwestsüd. Von Ende August an bis Mitte Oktober , Nachzügler bis Anfang November. Damit schliessen wir vorläufig unsere Arbeit über den Vogel- zug im Kt. Solothurn, südlich des Jura und nehmen gern Zu- sätze und Berichtigungen entgegen. Es sei uns nochmals ge- stattet zu wiederholen, dass der ganze Aufsatz auf persönlichen Beobachtungen beruht, und dass daher allzu weitgehende Schlüsse nicht gezogen werden dürften, bevor nicht andere Beobachter ihr Material publiziert haben. Im Herbste werden wir unsere Wahrnehmungen bezw. des Zuges der Enten, Schnepfenartigen, Reihervögel, Wasserhühner und Möven veröffentlichen. lieber die ausgesprochen enge Verwandtschaft zwischen Wasseramsel und Zaunkönig (Cinclus aquaticus und Troglo- dytes parvulus). Von Wilhelm Sclmster, Pfr. Wie den meisten Lesern aus dem Prozess der polnischen Gräfin Kwilecki («Kindesunterschiebungsaffäre») noch erinnerlich sein wird, ist auf dem Gebiete der Antropologie die Körper- haltung, das Gebahren bfei Bewegungen, vor allem aber der Gang, fast der massgebenste Faktor bei der Bestimmung der Aehnlichkeit oder Verwandtschaft zweier Personwesen bezw. -Arten : das gilt, wie für die Menschen auch für die Tiere. Man wird finden, dass immer die Tierarten einer zusammengehörenden Familie dieselben Fortbewegungserscheinungen etc. zeigen \ Das gilt nun im wesentlichen auch für Wasseramsel und Zaunkönig. Die Parallelen, welche die Wasseramsel in Vergleich setzen mit der Schwarzamsel (wegen der schwarzen Farbe und aonähernden Grösse) oder mit dem Star (wegen der Munterkeit und Geschwätzigkeit) sind schlechthin oberflächliche Analogien. Und doch steht die Wasseramsel nicht so allein da mitten unter den deutschen Vögeln. Der Zaunkönig ist ihr nächster Ver- wandter. Mann kann folgende übereinstimmende Merkmale aufstellen : Beide, Wasseramsel und Zaunkönig, tragen den Schwanz meist aufrecht (Staturähnlichkeit) ; beide haben ein auffallend eng an- liegendes Gefieder : beide haben dieselbe Sitzstellung in jener anmutigen , lauernd geduckten , etwas nach vorn geneigten Po- situr [vergleiche dazu die wunderschöne von Adolf Müller ge- zeichnete Wasseramselfigur in « Tiere der Heimat » ; die Holz- und Steinzeichnungen der ersten Ausgabe (1883) sind teilweise fast schöner als die farbigen Aquarellillustrationen der dritten Auflage, 1897]; beide haben denselben Flug, ein reissend schnelles Schnurren in gerader Fortbewegungslinie ; beide haben dieselbe Munterkeit und Behendigkeit; beide singen im Winter allein von «Ihn einheimiscJten Vögeln dauernd und ständig; beide machen oft und wiederholt in auffallender Weise Bücklinge ; beiden ist das- selbe Umherklettern, Umherschlüpfen, Umherturnieren eigen und die Wasseramsel hiesse am besten Steinschlüpfer wie der Zaun- könig Zaunschlüpfer. Obwohl Wasseramsel und Zaunkönig die ausgesprochensten Insektenfresser sind, überwintern sie doch beide. Beide Vögel haben denselben Lock- und Warnruf, näm- lich ein schneidendes durchdringendes «zerr» oder «zerb». Auch der Zaunkönig ist ein Höhlenbrüter wie die Wasseramsel, frei- lich baut er sich sein Höhle selbst ; aber auch die Wasseramsel baut sich manchmal aus Moos ein Kugelnest (in meinem früheren Beobachtungsgebiet, dem Vogelsberg, war die Wasseramsel rela- tiv recht häufig, während sie z. B. der ostpreussische Ornitho- loge nicht zu sehen bekommt). Der Schwanz hat bei beiden Vögeln eine Stummelform und dient beiden in der gleichen leb- haften Weise als Kundgeber der sogenannten Seelenregungen. Schliesslich hat auch der Zaunkönig in gewisser Weise ganz entschieden Neigung und Talent zum Untertauchen, freilich taucht er nicht in das Wasser unter, sondern unter die Erde, ' Aus diesem Grunde ist es eben auch so ungemein wichtig, das "Wesen der lebenden Vögel genau zu beobachten. — 6 - indem er — garnicht so selten — in die Mauslöcher kriecht. — Die Gefiederfarbe ist ein ruheloses, veränderliches Suffix am Vogel, so dass ihre Verschiedenheit natürlich weniger in Betracht kommt (vergl. Grün- und Schwarzspecht!); selbst an demselben Individuum ändert ja die Farbe nach Klima und Himmelsstrich derart ab, dass z. B. alle in Deutschland mit scharlachrotem Gefieder, aus Südamerika eingeführten roten Ibisse (Plegadis rubra) bei der ersten Mauserung für jede auffallende dunkelrote Feder eine roseni-ote erhalten, sodass der Vogel zuerst scheckig aussieht und nach einem Jahre rosenrot, welche Farbe man in seinem Vaterlande an ihm gar nicht kennt; unsere relativ unfruchtbare Natur kann das charlachrote Pigment nicht mehr entwickeln ^ Auf die Stammverwandtschaft zwischen Wasseramsel und Zaunkönig haben bisher schon aufmerksam gemacht der alte Pfarier L. Brehm, neben Bechstein und den beiden Naumann, der tüchtigste deutsche Vogelkenner ^, wenngleich seine Zer- splitterungspolitik im System der Arten von einigen mittel- und norddeutschen Ornithologen besser nicht nachgeahmt würde — es war dies ein Fehler, von dem wir glücklicherweise wieder ganz abgekommen waren, der auch von V. Fatio in seiner « Histoire naturelle des Oiseaux» neuerdings getadelt werden wird. — Dann hat ferner auf die Verwandtschaft aufmerksam gemacht H Seidel (in «Natursänger», 1888, S. 126) und darnach mein lieber Freund und Kollege Pfarrer E. Christoleit. Auch im «neuen Naumann» sind daraufhin beide Vögel nebeneinander- gestellt worden (II, S. 195 ff) — unter der Unterfamilie «Busch- ^ Oder aber z. B. : Die Finken einer jeden nur einigermassen fremd- regionnlen Gegend haben einen anderen verschiedenen Farbenton ; oft ist die Näance nur gering. — Bekanntlich werden bei den Insekten die Hymenop- teren, Dipteren etc. nicht nach der Farbe bestimmt, weil sie ~u variabel ist, sondern nach Füssen, Fussklauen etc. ; es wäre vielleicht gut, wenn man dieses Schema auch auf die Ornithologie übertragen könnte, um viel- facher eü/enmiichfiger Willkür vorznheiKjen. ^ Dies bleibt er auch trotz der gehässigen Seitenblicke, die man da und dort an ornithologischen Vereinsabenden auch auf ihn manchmal zu werfen beliebt (vergl. die « ornitli. Briefe » 1850 und 1858, den « vollst. Vogelfang» 1855 etc.). Das grossartige Verdienst des jungen Dr. A. E Brehm, der ja in der Vogelkunde viel von seinem Vater abgeschrieben hat, bestand vor allem in der einheitlichen und geregelten Ziisninmenfassiing den gesamten Wis>ip>iti Heiner Zeit, dann aber aucli in dem klassisch dichterischen Schwung seiner Sprache, in der poetischen Darstellung etc. Dr. A. E. Brehm schreibt im «Leben der Vögel» 1867 (ein Buch, das zwar an einer ganz überschwäng- lichen (iefühlsseligkeit leidet, aber ebenso wie B. Altum's : «Der Vogel und sein Leben» im Besitze jedes, auch nur angehenden Vogelkenners sein miisste) : «Nur ein Vogel gibt es, mit welchem er (der Wasserstar) verglichen werden mag: Den Znnnkünig. Seine Gestalt trägt er, sein mutiges Herz besitzt er, sein lustiges, ewig zufriedenes, munteres Wesen ist ihm eigen. Jener ist König der Hecken, dieser König des Wassers», — i — Schlüpfer», doch ist diese zusammenfassende Bezeichnung falsch, die Wasseramsel ist absolut kein «Busch»-schliipfer — während noch z,,B. Ch. Darwin in der oberflächlichsten Weise eine intime Analogie zwischen Amsel und Wasserstar zur Stützung einer seiner Thesen («Uebergänge organischer Wesen mit eigenartigen Gewohnheiten und Strukturen» in «Entstehung der Arten», S. 236) herauszufinden sucht (worauf ja freilich auch die irrtüm- liche Namensanalogie führt). Von keinem der Genannten sind die gegenseitigen Paralellen so genau und ausführlich zusammen- gestellt worden, wie es hier geschehen ist. Die Wasseramsel gehört also am ehesten zu den Schlüpfern. Verwandte sind z. B. die Grasschlüpfer Cistensänger (Mittel- meergebiet), Schneidervogel (Indien), Emuschlüpfer (Australien), die Rallenschlüpfer, Türkenvogel (Chile), Gid-Gid (Chile), event. auch der Buschschlüpfer Bündelnister (Südamerika) und die Wollschlüpfer (Brasilien). Die Wasseramsel wäre der Stein- schlüpfer. Grün- und ßrauspecht. Wer im « Ornithologischen Beobachter» vom letzten Jahre die Beobachtungen obgenannter Spechtarten nachsieht , findet bald, dass ich dieselben nie erwähnt habe und könnte dadurch in die Meinung versetzt werden, diese Vögel wären hier höchst selten oder kämen gar nicht vor. Dies wäre aber sehr irrig und gerade das Gegenteil ist der Fall; denn wenn ich alles notieren wollte, gäbe es eben viel zu viel Stoff. Der Grünspecht ist sehr häufig im Lindental, wo man ihn sozusagen jeden Tag beobachten kann und zwar zu allen Jahres- zeiten. Dasselbe gilt auch von der Gegend um Vechigen: denn der Grünspecht liebt sehr die grossen Hofstetten mit vielen alten, teilweisen morschen Bäumen. Hier sah ich oft 5 — 6 Stück beisammen. Der Gvauspecld ist hier wie im Lindental auch keine Selten- heit, doch weniger häufig. Während des Winteis kann man hie und da beobachten, wie diese Spechte in moi'sche Aststümpfe Löcher bohren und es liegt daher die Annahme nahe, das^ sie beabsichtigen, dann im F'rühling diese selbstgemachten Höhlen als Niststätten zu benützen. Dies habe ich jedoch noch nie beobachtet; alle Brutstellen, die mir durch eine lange Reihe von Jahren bekannt waren, befanden sich ausschliesslich im Wa'de und immer in alten, morschen Buchen. Dies wird wohl_ seinen Hauptgrund darin haben, dass das Buchenholz, wenn einmal «erstickt», sehr rasch mürbe wird und den Spechten zur Aus- arbeitung ihrer Wohnung am wen gsten Widerstand entgegf^nsetzt. Die Nahrung dieses Spechtes ist im Winter oft auch knapp be- messen und kenne ich mehrere Fälle, wo solche ganz erschöpft oder tot aufgefunden wurden. Oft scheuchte ich schon Grünspechte auf, welche sich eine Röhre in den Haufen der grossen Waldameisen gegraben hatten und sich hier an den Larven gütlich taten. Dabei befindet sich aber der Grünspecht oft in einer gefährlichen Lage. Wenn ihn z ß. eine Katze hineinschlüpfen sieht oder wenn er von dem scharfen Auge des Sperbers erblickt wird, ist er gewöhnlich verloren. Ein arger Feind des Spechtes ist das Sp rberweibchen; ich habe schon oft beobachtet, wie Giün- oder Grauspechtc von einem solchen geraubt wurden. Die Spechte schreien gewöhn- lich noch lange und wahrhaft herzzerreissend in den Klauen des Räubers. Dank der Aufklärung des Volkes durch Wort und Schrift wird der Specht hier überall geschont; hie und da wird vielleicht einer zwecks des Ausstopfens erlegt, doch haben sich die Vögel in der letzten Jahren bedeutend vermehrt. J. Lnginbübl. ^•'S^'S;'S^^^^'e:'S:^tetter, Rahnflähberg-Bern. — H. M. = H. Mühleinann, Aarberg-Bern. — G. v. B. — Gust. von Burg, Ölten. — D. = Daut, Bern. — R. — Rauber, Bern. Steinadler (18.). In Birgisch (Wallis) wurde laut «Bund» am 18. .lanuar ein gewaltiger «Lämmergeier» von 2U5 cm Spannweite erlegt. (Jedenfalls wieder eine Verwechslung mit dem Steinadler. Ked.) Kornweihe (30.). Am 9. Januar wurde in Kappelen bei Aarberg ein prächtiges altes Männchen erlegt. Der V'ogel wurde den ganzen Winter über in der Gegend von Kappelen und auch in Täuffelen beobachtet (S. Käser, Diessbach b. Büren). Sclileiereule (39.). Auf der Petersinsel im Bielersee wurde am 24. Januar ein sehr schönes Ex. tot aufgefunden (W. Volz). Doiile (60.). Am 17. Januar zahlreich auf Bäumen der Oster- mundinger-Allee (D.). Schwarzspecht (70.). Im Ramisbergwalde bei Rahnflüh diesen Winter mehrmals ganz nahe gesehen (Chr. H.). Grosser Buntspecht (71.). Am 4. Januar an einer versteckten Waldstelle 6 Stück nebst 12 Tannenhähern überrascht (Chr. H.). Alpenmauerläufer (77.). Ziemlich häufig bei Eintritt der grossen Kälte, anfangs Januar in Oberscherli (Bern) (Präparator Grimm). — Merkwürdiger Weise diesen Winter am Bundes- hause noch nicht gesehen worden (D.) — Ein einzelnes Exemplar im Dezember an der Plattform (W.). Raub Würger (80.). Am 3. Januar mittags ein Exemplar am Aare- Bielerseekanal (H. M.). Alpenbraunelle (89). Anfangs Januar zahlreich bei Oberscherli (Präparator Grimm-Bern). Haubenmeise (95.). Am Futtertisch auf der Kleinen Schanze diesen Winter ein Stück anwesend (W.). Schwanzmeise (99.). Am 6. Januar nachmittags bei regnerischem Wetter an der Engehalde ca. 20 Exemplare mit einigen Kohl- und Sumpfmeisen und einem einzelnen Baumläufer (D.). Kohlamsel (12S.). 17. Januar morgens, lauter Gesang einer Amsel an der Lorrainestrasse (Imfanger Bern). Bergfink (178.). Am 15. Januar einige Weibchen auf der Kleinen Sei anze in Bern (W.). — Am gleichen Tage ein Männchen bei Grün- und Buchfinken am Parlamentsgebäude. — Am 27. Januar zahlreich am Futtertisch auf der Kleinen Schanze (D.) Kirschkernbeisser (179.). Am 15. Januar ein Exemplar auf der Kleinen Schanze. 10. Januar. Ein Kernbeisser frisst beim Bundeshaus Schnee in Ermangelung von Wasser (W.). Gimpel (190.). Am südlichen Abhänge des «Schänzli» am 25. Ja- nuar mehrere hochrote Männchen an schneefreien Stellen Futter suchend (D.). - 10 — Birkhuhn (199.). Bei der grossen Kälte zu Beginn dieses Jahres wurde ein Männchen bei Oberscherli gesehen (Grimm). Grünfüssiges Teichhuhn (240.). 3. Januar. In einem zum teil zugefroreneu Bächlein am Rand des «Dählhölzli) bei Bern ein Exemplar, das bei meiner Annäherung unter das über- hängende Waldbord schlüpfte. Trotzdem ich das Versteck mit dem Spazierstock absuchte, blieb der Vogel verschwunden. Nach einigen Minuten kam derselbe aus der Höhle heraus und spazierte ganz gemütlich auf dem Eise den Bach hin- unter (Aeschbacher). — Am 16. Januar lief ein Teichhuhn bei starkem Schneefall über die Strasse an der Aare bei der Marzilibrücke und setzte sich wenige Schritte vor mir am Wegrand in den Schnee. Als ich den Vogel ergreifen wollte, flüchtete er sich laufend und mit den Flügel schla- gend in einen nahen Holzschuppen, kam jedoch bald wieder zum Vorschein und machte auf einem Büschel dürren Grases am Schuppen sitzend sein Gefieder in Ordnung (D.). Waldschnepfe (248.) Am 11. Januar machte ich im Walde bei Diessbach im niedern Stangenholz eine Waldschnepfe hoch. Boden schneebedeckt und gefroren. Jedenfalls dieselbe Schnepfe habe schon Ende Dezember gesehen (S. Käser, Diessbach b. Büren). Grosser Säger (308.). 9. Januar. Abends ein Stück im Aarberg- Bielerseekanal unterhalb Aarberg (H. M.). ITachträge für dafs Jahr 1904. Turmfalke (7.). 21. Dez. Ein Stück zwischen Aarberg und Lyss (H. M.). Wanderfalke (12.). Am 28. Dezember interessanten Jagd eines Wanderfalken auf Kibitze am Aarberg-Bielerseekanal; da ich den Vogel längere Zeit ganz nahe beobachten konnte, ist eine Verwechslung ausgeschlossen (H. M.). — Am 14. August an der Geissmundfluh im Lindental 3 Exemplare, welche alle für Junge hielt; es war jedenfalls die daselbst aufgekommene Brut (J. L.). Wespenbussard (25.). Am 1. August 3 Stück über dem vordem Lindental kreisend; am 5. August sah Jäger Stämpfli im B'ill 2 über dem Hühnliwald und ich sah am 29. wieder einen über dem Mühlsteinwald (J. L.). Steinkauz (36.). Bei Vechigen war diesen Sommer eine Brut in einem hohlen Baume ; es flogen 4 Juuge aus, wovon eines später geschossen wurde. Die Käuze blieben bis Mitte Ok- tober, dann zogen sie weg (J. L.). — 11 — Eisvogel (53.). Am 31. Dezember wurde einer in Sinneringen erlegt (J. L.). Elster (65.). 21. Dezember. Bei einem Hause in Ly.ss 12 Stück, abseits noch 2X2 Stück (In Aarberg nur vereinzelt. Habe im Frühling 4 Nester zerstört, indem ich in das Sanddorn- dickicht eindrang und die betreffenden Stämmchen durch- sägte ) (H. M). Schwarzspecht (70 ). Am 2. und 23. Dezember wiederholtes Rufen im Lindental ; am 23. Dezember zählte ich einmnl 10 nacheinander folgende «Kliööh». Buntspechte (71 — 73.). Grosser B. Am 6. August ein Exemplar in Vechigen und am 23. ein solches im Lindental. — Mittlerer B. Am 26. Dezember ein Exemplar im Lindental. — Kleiner B. Am 26. Dezember ein Stück in Sinneringen (J. L.). Raubwürger (80.). 24. Dez. 4 Stück beobachtet beim Aarberg- Bielerseekanal (H. M.) Trauerfliegenschnäpper (86.). Am 19. und 23. August je ein Weibchen im Lindental (J. L.). Zaungrasmücke (121.). Am 10. August im Moos bei Stettlen 3 bis 4 Stück (J. L.). Weisse Bachstelze (148 ). 24. Dezember. 3 Stück bei Aarberg an der Aare (H. M.). Kibitz (219.). 24. Dezember. 13 Sti^ck auf offenem Felde, sind scheu (H. M.). Grosser Säger (308.). 24. Dezember. Bei Nebel flog ein Stück viermal vor mir auf, 2 andere einmal. 25. Dezember. Ein Exemplar flog mittags vor mir aareabwärts (H. M.). Witterungsnotizen vom letzten Quartal 1904. Auf den durchschnittlich kühlen und trüben September folgte ein sehr trüber Oktober, der aber im übrigen teilweise noch recht angenehme Witterung aufwies. Abgesehen hauptsächlich von einer vom 8. bis 12. daue»'nden Periode verhältnismässig kalten Wetters (am 7. über Mittag 16 " C. Wärme, im Schatten, am 8. nur noch 6, am 9. nur noch 5), war die Witterung mild zu nennen. Das Barometer stand meist über dem Durchschnitt des Oktobers, am höchsten, 731.4 mm (auf Null reduziert. Höhe der Station über Meer 470 ra), am Abend des 19., am tiefsten, 710,5 mm, am 7. Mittags. Die Grösse der Schwankung, rund 21 mm, kann als normal bezeichnet werden. - 12 — Die Bewölkung war eine grosse; der Sonnenscheinautograph registrierte an 24 Tagen eine Dauer des Sonnenscheins von insgesamt 62 Stunden. Recht helle, sonnige Tage notierten wir drei: 2. Oktober (Sonnenscheindauer 8,4 Stunden), 28. Oktober (6,2) und 31. Oktober (5,2). Niederschläge waren hauptsächlich vom 6. — 11. und 24. bis 26. aufzuzeichnen; sonst war der Monat sehr trocken; die Regenmenge beträgt rund 63 mm (63 Liter pro Quadratmeter). Die niedrigste Temperatur, nur noch 1 Grad über Null, war am frühen Morgen des 28. zu notieren; an diesem Morgen zeigte sich der erste stärkere Reif. — Nicht minder befriedigend waren die Witterungsverhältnisse des Novembers. Der 10. brachte Südweststurm und die grösste Wärme des ganzen Monats, fast 13 ^ Celsius, morgens. Die letzten vier Tage des Novembers überraschten uns dann durch ungewohnt niedere Temperaturen. Schon der 24. war ein Frosttag. der erste dieses Winters (unter «Frosttagen» Tage verstanden, an welchen auch über Mittag die Luftwärme nicht über Null steigt); die Kälte nahm dann rasch zu und der 21). war der durchschnitt- lich kälteste Tag des Monats, nicht nur bei uns, sondern weit herum, bis Mittelitalien und Nordspanien. In der Nacht vom 29. auf den 30. zeigte das »Minimumthermometer 7,7 Centigrad unter Null; mit dem 30. begann jedoch die Kälte zu brechen und wieder milderes Wetter herrschte bis gegen Weihnachten. Der Barometerstand war durchgehends hoch; sein Maximum traf auf deu 15.: 735,8 mm; das Minimum, 710,1 mm, fiel auf den 24.; die monatliche Schwankung 25,7 mm, ist etwas gross. Der November 1904 war weniger trübe als mancher seiner Vorgänger; an 16 Tagen schien die Sonne, total 33 Stunden. Der Monat biachte an 12 Tagen Niederschlug, im ganzen 73 mm, wovon etwa 40 % in Form von Schnee niedergingen. Tage mit ausgiebigem Schneefall waren der 23. und 24., ferner der 28. ; die erzeugte Schneedecke, deren Ditke zirka 20 cm betrug, war nicht von Dauer; bis zum 4. Dezember war sie fast vollständig verschwunden. — Der Dezembt r ist, wie schon erwähnt, kein strenger Win'ermonat gewesen. Frosttage zählten wir 5: 22. — 26., mit durchschni'tlich 2" Kälte. Die grösste Wärme, 10,2 *', war am 7. zu notieren. Niederschlag fiel wen g, hauptsächlich in der Zeit vom 6. bis 14., meist Regen. Vorübergehend breiteten dünne Schnee- decken auf den Fluren sich aus, am 9., dann wieder am 15., endlich am 31. — IH - Die Niederschlagssumme beträgt 62 mm ; die Hälfte hie von ging nieder in der Naclit vom 7. auf den 8. Dezember. Sonnenschein war an 8 Tagen zu registrieren, insgesamt rund 16 Stunden. Mit dem Neujahrstag ist es plötzlich Winter geworden. 9^ Kälte morgens, abends bereits 12; am 2. Januar — 14*^; dabei weht ein bissiger Nordost. Im Anscbluss geben wir noch einige Notizen über das ganze nun hinter uns liegende Jahr 1904. I. Temperaturen. Die höchste Lufttemperatur, 29,2 ''j war am 17. Juli, Va 2 Uhr mittags zu beobachten, die niedrigste, 9 ^ Celsius unter Null, am Morgen des 26. Januar. Frosttage fielen auf den Januar 20, auf den Februar 5, auf den März 1, auf den November 5, auf den Dezember 5; Summa 36 Frosttage. Tage mit sommerlicher Wärme, also mindestens 20 '^ im Schatten, über die Mittagsstunden, notierten wir im April 4: 13.-16.. im Mai 10, im Juni 19, im Juli 30. im August 23, iui September 2 (7. und 13); Summa 88. Recht heiase Tage mit über 25" Wärme brachte uns das Jahr 1904 30, nämlich der April 1 (15.), Mai 2, Juni 1, Juli 16, August 10 ; der letzte war der 17. August. Ein Gewitter mit schädigendem Hagelschlag zog am Nach- mittag des 24. Juli über hies ge Gegend. Der erste starke Reif auf den Wiesen war am Morgen des 28. Oktober wahrzunehmen. Zusammenhängende Schneedecken breiteten sich über Wiesen und Felder aus: vom 16. Januar bis zum 5. Februar, 19.— 23. Februar, 1. — 4. März, vom 23. November bis zum 4. Dezember. II. Sonnenschein. Tage mit Sonnenschein, das heisst mit wirksamem Sonnen- schein, an welchen die Sonne so leuchtete, dass sie am Sonnen- scheinmesser Spuren hinterliess, notierten wir 240, insgesamt 1270 Stunden; am sonnigsten waren Juli (265 Stunden, 28 Tage) und August (209 Stunden, 27 Tage). lil. Niederschläge. Wenn wir die ganz minimen Niederschläge unberücksichtigt lassen und nur die Tage zählen, an denen doch wenigstens im Verlauf der 24 Stunden aus den Wolken ein Quantum himm- - 14 - lisches Nass niederfiel von 0,3 mm (3 dl Wasser auf den Quadrat- meter Boden), so waren von den 366 Tagtn des Jahres 145 Niederschlagstage; die Niederschlagssumme beträgt 1246 mm, d. h. es sind im Laufe des vergangenen Jahres auf den Quadiat- meter Boden 1246 Liter Wasser niedergefallen und zwar meistens, resp. zirka ^Vi2 als Regen, an den 21 Tagen mit ausgiebigerem Schneefall (der letzte im Frühjahr war der 30. März, der erste im Herbst der 23. November) gingen nach unserer Schätzung etwa 100 mm nieder. Wir bemerken hiezu, dass wir uns hier in Wädenswil in einer der niederschlagsreichsten Gebiete des Kantons Zürich befinden. Die gTös?te tägliche Regenmenge des Jahres brachte der 25. Juni; es begann an diesem Tage nachmittags 3 Uhr zu regnen und regnete ohne Aulhören die Nacht hindurch bis am andern Nachmittag halb sechs Uhr. Das Wasserquanlum, 68 mm, erreicht beinahe die Niederschlagssumme des ganzen Monats November und ist mehr als doppelt so gross als die im Monat Juli niedergegangene Regenmenge. IV. Barometerstand. Das Barometer hatte den höchsten Stand, 735,8 mm, am 15. November; es stand am tiefsten, 703,6 mm, am 17. Februar. Die jährliche Schwankung beläufft sich somit auf 32,2 mm. Meteoroloo^isclie Station Wädenswil. Dr. J. Hofer. ^.^. -x." ■^. '^' ■^' ^. ■^. •^' •^' ^' •^. '^. '^' ■^' •^' ■^. ^. ■^. 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Auf Grund der Tatsache, dass in jedem Winter vereinzelte Individuen in unsern Gauen beobachtet werden, — in einer Zahl jedoch, die verschwindend klein ist gegen die Summe der im Sommer anwesenden Vögel — , darf unter keinen Umständen — 22 — behauptet werden, dass die graugelben Bachstelzen keine echten Zugvögel seien. Man müsste denn der Konsequenz halber einer ganzen Reihe von Vögeln, von denen sich in jedem Winter einige Exemplare bei uns beobachten lassen, die Eigenschaft, als volle Zugvögel zu gelten, streitig machen; so z. B. dem Schwarz- kehlchen (beobachtet in den letzten Jahren am Rhein und auf Juist, von mir im Winter bei München), dem Hausrotschwänz- chen (dessen Verweilen bei uns während der rauhen Jahreszeit öfters in der «Ornith. Monatsschrift und dem «Zool. Garten» registriert wird), dem Grauammer, der Ringeltaube, dem Kibitz (der auf Juist überwintert; ich traf ihn im Winter auf der bayrischen Hochebene), der Pfeifente etc.; niemand aber fällt es ein, die genannten Vögel aus der Liste der Zugvögel zu streichen. Und so häufig ist die Gebirgsbachstelze im Winter keineswegs bei uns zu finden, dass man sie unter die Strich- oder gar Standvögel zu stellen hätte. Zunächst einmal sind von all den Fällen, die uns überliefert sind, diejenigen Beobachtun- gen, die in die erste Hälfte des November oder den zweiten Teil des Februar fallen, als Ueberwinterungsdaten zu streichen; denn anfangs November beobachtete Vögel können auch noch Durch- zügler sein, oder sind es sogar sehr wahrscheinlich, und die Be- obachtungen, die in der zweiten Hälfte des Februar registriert wurden, können oder vielmehr müssen als Zugsbeobachtungen gelten; kehrt doch schon die grauweisse Bachstelze ausgangs Februar zurück (mein Bruder Wilhelm beobachtete sie einmal als Wintervogel in Greifswald), um wieviel mehr die graugelbe. Bei den in den eigentlichen Wintermonaten Dezember und Ja- nuar konstatierten Fällen aber haben wir durchaus keine Ge- währ dafür, dass der beobachtete Vogel ein Einheimischer sei; es ist vielmehr mit 99 % Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich um «nordische» Gäste handelt. Das eben ist der sprin- gende Punkt: die bei uns überwinternden Bachstel- zen sind sogen. Nordländer, also auch echte Zug- vögel. Darauf wird leider zu wenig geachtet und aus dieser M'issachtung entspringen dann die sehr fragwürdigen Aus- sprüche, wie etwa «nur die gelbe Bachstelze hat als richtiger Zugvogel zu gelten». Als Seitenstück zu dem : Ueberwintern» der Gebirgsbachstelze diene das Vorkommen von Wanderfalken in Deutschland während der rauhen Jahreszeit; anerkannter- massen sind alle im Winter bei uns verweilenden Individuen nordische Vögel, wie an der durchgängig verschiedenen Nuance des Farben tones des Gefieders deutlich erkannt werden kann. Die gemeinen Bekassinen, die im Winter nicht selten bei uns gefunden werden, sind die aus den nördlichen Regionen einge- wanderten, die die Stelle unserer heimischen, nach Süden ab- gezogenen Vögel eingenommen haben; also auch echte Wände- - 23 — rer! Und so ist es auch bei der graugelben Bachstelze. Es gibt zwar hin und wieder einen Ornitho logen, der den Beweis für seine Hypothese, dass die Gebirgsbachstelze kein echter Zug- vogel sei, erbringen zu können glaubt. Auf Grund der Tat- sache, dass er an ein und derselben kurzen Uferstrecke, Winter wie Sommer, Exemplare beobachtet hat, möchte er behaupten, dass die Ueberwinterer einheimische Vaterlandsbürger seien. Wie wenig richtig gedacht! Es gibt bekanntlich in jeder Ge- gend gewisse, den Vögeln besonders zusagende Lokalitäten, die von ihnen mit einer geradezu «boshaften Hartnäckigkeit / immer wiedei- besetzt werden. Die schroffe Felsenspitze ist der Wart- turm aller die Gegend durchwandernden Taubenfalken. Der Pfahl, der am Rand des Forellenteichs eingerammt ist oder der dürre Ast, der sich über den spiegelnden Bach beugt, ist der Lieblingssitz der Eisvögel, so viele ihrer auch im Laufe der Zeit den Teich oder Bach besuchen. Naumann berichtet, dass die dei- Nachtschwalbe zusagenden Plätzchen von diesen Vögeln in der Zugzeit immer wieder bezogen werden; so stand in Nau- manns Garten ein Apfelbaum, an dem durch Gabelung eines Zackens ein sehr bequemer Sitz geboten wurde, welcher s© viel Beifall zu finden schien, dass ich in der Zugzeit mehrere Jahre nacheinander beständig Tagschläfer darauf antreffen konnte; ja einstmals drei Tage nacheinander auch drei solcher Vögel, nämlich jeden Tag einen, davon herabschoss >/. Der Wald- kauz sucht sehr gern die alten Kopfbäume auf; «ja, einzelne derartige Bäume werden so sehr von ihm bevorzugt, dass, wenn der Insasse geschossen wird, sich nach einiger Zeit jedesmal wieder ein anderer Waldkauz dieses Versteck als Wohnung aus- ersehen hat» (Altum, Forstzoologie, II, 873). Wenn also an einer bestimmten Wasserstrecke jahraus, jahrein Gebirgsbach- stelzen beobachtet werden, so beweist das weiter nichts, als dass dieser Strich diesem Vogel ganz besonders zusagt. Aber auf Grund dieser Beobachtung folgern zu wollen, dass der kon- statierte Wintervogel mit dem Sommervogel identisch sei, das heisst, wie gesagt, nicht tief genug denken. Auch jene Hypothese muss ich entschieden verwerfen, nach der die graugelbe Bachstelze kein eigentlicher Zugvogel, son- dern mehr ein Strichvogel sei, der im Winter das Gebirg ver- lasse und sich, gleichwie der Wasserpieper, in tiefere Regionen zurückziehe, um hier die kalte Zeit zu verbringen. In diesem Falle müssten sich ganz bedeutend mehr Vögel im Dezember und Januar in den ebenen Geländen zeigen. Die graugelben Bachstelzen, die im Sommer die einsamen Gebirgsbäche des Vogelsberges bevölkern, verschwinden im Herbst (d. h. sie wer- den zum Bruchteil durch nördliche Einwanderer ersetzt). Die nächste Flussniederung und Ebene wäre das Rheintal und die — 24 — Wetterau, allwo sich, falls die genannte Hypothese zu Recht bestände, eine Ansammlung der Gebirgsbachstelze bemerklich machen müsste. In Wirklichkeit steht die Zahl der daselbst überwinternden Bachstelzen mit der Menge der im Sommer im Gebirg vorkommenden Individuen in gar keinem entsprechenden Verhältnis (etwa wie 1 : lOü). So dokumentiert sich die Hy- pothese vom «Niederstieg» der Gebirgsbachstelze als ein wohl mehr am Schreibtisch als in der Natur gefundenes Resultat. In summa : Die Gebirgsbachstelze hat als richtiger Zug- vogel zu gelten. Gegenteilige Behauptungen sind unrichtig. g Ornithologische Beobachtungen. Jjj Früliliiig;sl»oteii. Die Vorposten der Stare sind ange- langt, Buchfink und Amsel üben sich schon fleissig im Gesang ; letztere haben bereits mit dem Ne-itbau begonnen, ebenso die Kohlmeisen. Beobac'lituiig^bericlite im Februar 1905*. Wir bitten alle unsere Abonnenten und Freunde, uns jeweilen durch Post- karten ganz kurz ihre ornithologischen Beobachtungen mitzuteilen. Turmfalke (7.) hat die Ebene erst mit dem Schneefall im .Januar verlassen ; am 15. Februar wieder ein Stück gesehen (H. M.).** Mäusebussard (27.). Auf der Ebene ist nur ein Exemplar zu- rückgeblieben, das am 24, Januar bis an das Städtchen Aar- berg herankam; am 1. Februar war der Bussard auf der Ebene am Aarberg-Bielerseekanal. 12. Februar. Ein Paar kreist über dem Aarbergerwald. 17. Februar. Ein einzelner zieht hoch nordostwärts vorüber (H. M.). 19. Februar. Ein *Die eingeklammerten Zahlen hinter den deutschen Namen lie(leuten die Xummeru im «Katalog der selnveizerischen Vögel». '''*Be 0 b a e h t er. Dr. (t. = Greppin, Rusegg-Solothurn. — W. = Weher Bern . — J. L. = Luginbühl, Sinneringen-Bern. — Ch. H. = Chr. Hufstetter, Rahnflühberg-Bem. — H. M. = H. Miihlemann, Aarberg-Bern. — G. v. B. = Gnst. von Burg, Ölten. — D. = Dant, Bern. — R. = Rauber, Bern. — 25 — Exemplai' auf der Höhe von Muri an der Aai'e bei Bern in südöstlicher Richtung (D.). — 23. Januar. Ein grosses, dunkles Exemplar im vordem Lindental (J. L.), Star (57.). Am 5. Februar, 10 Uhr vormittags sah ich die ersten vier Stück. Sie kamen durch das Langentental heraufge- flogen und setzten sich auf den Wipfel einer Pappel \a0 sie sich längere Zeit schwatzend aufhielten und dann wieder davonflogen (Fr. Flückiger, Rohrbachgraben). — 8. Februar. Neun Stück bei zunehmendem Nordostwind mittags scharf nordostwärts hier vorüberfliegend. 12. Februar. Zirka zehn Stück abends tief am Lobsigensee vorbei, ebenfalls nordost- wärts ziehend. 14. Februar. Bei Aarberg morgens zwei Exemplare ostwärts. 17. Februar. Ein Stück zu der gleichen Zeit. 19. Februar. Keine mehr anwesend (H. M.). — 10. Februar. Auf einem Baum in der Lonaine-Bern ein Star (D.). — 19. Febrna*'. Die ersten zwei Stare im Lindental gesehen (J. L). — |In Bern sind die ersten Stare vom 10. — 14. Februar eingerückt. Nachher verschw^anden sie wieder infolge des eingetretenen Schneefalles (D.)]. — Am 17. Februar morgens 7 V'2 Uhr sangen sechs Stare am Steck- weg-Bern (R.). Rabenkrähe (62.). Vor Neujahr eines Abends über 700 Stück gezählt. 10. Februar. Auf dem Felde wieder ein Flug von 48. Stück. Vorher waren alle bis auf wenige vereinzelte Exemplare versc-hwunden (H. M.). Kleiner Buntspecht (73.). Am 5. Februar einen solchen bei Sinneringen gesehen (J. L.). Bachamsel (92.). Am 19. Februar längs der Aaie Bern-Muri neun Stück beobachtet (D.). Kohlmeise (96,). 24. Februar. Die Kohlmeisen beginnen mit dem Nestbau im gleichen Berlep'schen Spechtkasten, in welchem letztes Jahr ihre Brut durch einen Hummel gestört wurde (D.). Kohlamsel (128.). Bern, 29. Januar. Eine Amsel lässt sich kurz, aber ziemlich laut hören. 1. und 3. Februar. Amselgesang leise, aber deutlich. 8. Februar. Amselgesang bei — 2° (W.). - 9. Febr. Heute abends sechs Uhr hörte ich bei schönstem Wetter (prächtiger Sonnenuntergang), bei schwachem Ost- wind, -f- 5° R., in nächster Nähe in meinem Garten die erste Amsel singen. Der Gesang Avar perfekt, wenn auch nicht so volltönend wie im März und April. Die Modulation war vollkommen (E. Fenner- Matter, Basel). — 14. Februar. Bei starkem Schneegestöber trägt ein Paar Amseln Nist- stoffe in einen Tujabaum in einem Garten an der Breiten- rainstrasse-Bern (R.). — 26 — Misteldrossel (131.)- 13. Februar. Lockruf der Misteldrossel von einer hohen Tanne an der Vanezhalde in Bern (VV.). Haubenlerche (157.). 23. Februar. Auf einem Zaune auf dem Spitalacker fröhlich singend (D.). Daselbst am 26. Februar längere Zeit Gesang einer Haubenlerche, lässt sich durch zahlreiche Spaziergänger in nächster Nähe nicht stören (K.). Feldlerche (159.). 7. Februar. Ein Stück aufliegend, ostwärts sich entfernend. 10. Februar vier Exemplare auf dem Felde. Trotzdem ich an diesen Tagen das offene Feld während drei Stunden durchstöberte, konnte ich nur die erwähnten Lerchen antreffen (H. M.). Buchfink (177.) 4. Februar. ( — 4*^), sonnig, Finkenschlag laut und voll. 6. Februar (—4"). S.Februar ( — 2*^), Gesang des Buchfinken (W.). — 5. Februar. An der Tiefenaustrasse- Bern drei Buchfinken ziemlich laut schlagend. V^on da an bis zum Schneefall am 14. Februar täglich gehört, ebenso wieder nach dem starken Neuschnee vom 20. und 21. Fe- bruar (D.). — Am 6. Februar hörte ich den ersten voll- ständigen Gesang eines Buchfinken (Fr. Flückiger, Kohr- bachgraben). Bergfink (178.). 22. Februar. Auf der Bnndesterrasse und am Futtertisch auf der kleinen Schanze mehrere Bergfinken (D.). Kirschkernbelsser (179.). 19. Februar. In den englischen An- lagen auf dem Kirchenfeld-Bern mehrere in der Nähe des Futterkastens des Ornithol. Vereins von Bern und Umge- bung. 21. Februar. Starker Schneefall. Nachmittags 4 Uhr an obgenannter Stelle wieder einige ; ein offenbar kranker oder entkräfteter Kernbeisser sitzt mit gesträubtem Gefieder auf einem kleinen Ahornbaum und sucht dessen Frucht- flügel zu öfl'nen ; entfernt sich durch aus nächster Nähe ge- worfenen Schneeballen nicht. 22. Februar. Daselbst noch mehrere Exemplare (D.). Erlenzeisig (183.). Merkwürdigerweise waren diesen Winter bei Bei-n keine anwesend. Das erste Trüppchen von ca. 10 Stück sah ich in den Erlen am Abhänge gegen die Aare bei den eng- lischen Anlagen erst am 19. Februar. Jedenfalls war das Wetter bis dahin in den höhern Lagen relativ milde. Am genannten Tage muss dann ein Witterungsumschlag statt- gefunden haben, wofür auch der starke Schneefall, der in unserer Gegend am 20. und 21. Februar eintrat, spricht (D.). Stieglitz (184.). 19. Februar. An der Aare untenher Mui-i bei Bern 14 Stück, worunter prächtige Männchen. Fressen auf einer gefrorenen Sumpfwiese auf dem Schnee liegenden Erlensamen, ein Beweis, dass die Körnerfresser auch im Winter aufgeweichte Sämereien lieben (D.). — 27 — Leinfink (187.). 17. Februar. Auf jungen Birken untenher der Bundesterrasse 11 Birkenzeisige aus nächster Nähe beob- achtet (var holboelli od borealis prächtig karmoisinroter Scheitel, Brust und Bürzel weisslich, ohne rot, oberseits bräunlich-grau, einfache helle Binde, Schnabel gelb, Spitze schwarz) (W.). — Am 15. Februar eine Gesellschaft auf Birken am Birkenweg-Bern (Amstein). Steinhuhn (202.). Am 5. Februar erhielt ich ein lebendes Stein- huhn, welches Mitte Januar in einer Scheune in Küblis (Kt. Graubünden gefangen wurde (D.). Grosser Säger (308.). Am 1. Febr. sah ich am Aarberg-Bielersee- kanal zwei einzelne Paare, sie flogen paarweise ab (H. M.). Zwergsteissfuss (318.). Am 19. Februar in der Marzilibucht und längs der Aare neun Exemplare (D.j. — 26. Februar. In der Marzilibucht zahlreich anwesend, mindestens zwölf Stück (R.). Lachmöve (346.). Am 5. Februar (— 4", sonnig) an der Aare bei der Felsenau zwei Exemplare gesehen (W,). ^ i Vogelschutz. \ Das neue Bundesgesetz über Jagd und Vogelschutz vom 24. Juni 1904. Aus dem neuen, mit dem 1. Januar 1905 in Kraft getre- tenen Bundesgesetz über Jagd und Vogelschutz bringen wir nach- stehende für die Ornithologie wichtigen Bestimmungen im Auszug : Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossen- schaft, in Ausführung des Art. 25 der Bundesverfassung vom 29. Mai 1874; nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 17. April 1902 beschliesst: I. Allgemeine Bestimmungen betreffend das Jagdwesen. Art. 5. Zu jeder Zeit sind verboten : 1)) (las Feilbieten, der Kauf und Verkauf von Steinwild, Geniskitzou, Hirschkälbern, Rehkitzen, SOw'ie VOn Aller- imd Bivkltenuen. e) die Ein- und Durchfuhr, das Feilbieten, der Kauf und und Verkauf von lebenden Wachten, sowie von denjenigen toten — 28 — Vögeln, welche gemäss Art. 17 geschützt sind, und von Eiern geschützter Vögel. Art. 6. Es sind verboten: c) das Jagen, Erlegen oder Einfangeu von Steiiiwild, von gc^clüitztem Hirschwild, von (iemskitzen und den sie begleitenden .Muttertieren (säugende Gemsgeissen), von Rehkitzen, sowie von Auer- und Birkheni/en. f) das Tragen von Stock- und zusammengeschraubten Flinten. g) die böswillige Zerstörinig von Nestern und Brüten ; das Ausnehmen der Eier oder der Jungen des Jagdgeflügels II. Die niedere Jagd. Art. 9. Die Eröffnung der Flugjayd beginnt mit dem Sep- tember, diejenige der allgemeinen Jagd mit dem 1. Oktober. Der Schluss für beide findet (vorbehalten Art. 10) am 15. De- zember statt Die Frühlingsjagd jeder Art zu Lande ist im ganzen Um- fange der Schweiz untersagt. Ausnahmsweise können die Revier- kantone die Frühlingsjagd auf Ziujschnepfeii gestatten. . . . Art. lU. Die Jagd auf Sclnviitimvögel auf Seen ist von den betreffenden Kantonen zu regeln, wobei bezüglich der internatio- nalen Grenzgewässer die Abkommnisse mit den Grenzstaaten vorbehalten bleiben. IM. Die Hochwildjagd. Art. 11. Die Hochwildjagd bezieht sich auf die jagdbaren Tiere des Hochgebirges, zunächst auf (jemsen, Murmeltiere, ver- änderliche Hasen (Alpen-, Schneehasen), Gebinjshühner , Auer-, Birk- oder Schildhnhrier, Hasel- oder Waldlinhner, Schnee- oder Weiss- hühner U7id Steinhühner oder Pernisen). sowie auf die Raubtiere des Hochgebirges. IV. Bestimmungen über den Vogelschutz. Art. 17. Nachfolgend bezeichnete Vogelarten sind unter den Schutz des Bundes gestellt: Sämtliche iNsekteitfresser, also alle Grasmücken- (Sjdvien-) Arten, alle Schmätzer-, Meisen-, Braunelien-, Pieper-, Schwalben-, Fliegenfänger- und Bachstelzen- Arten : von Sj)erliii'* Die Spechtmeisen sind gute Wespenvertilger. Letzten Herbst gTub ich eiue Wespenbrut aus dem Boden. Li kurzer Zeit waren alle Wespen von den Kleibern weggeholt, sogar Wabenstücke trugen sie fort. Das Gleiche habe ich mehrmals beobachtet, in 2 — 3 Tagen war eine Wespenkolonie vernichtet. Hofstetter. Albinos. Herr Fürsprecher Teuscher in Bern teilt mir mit, dass er bei den abziehenden Sch/ralben diesen Herbst eine ga9iz weisse gesehen habe. A. Sutter. — 31 — Herr, Stämpfli, Jäyer im Boll bei Bern beobachtete am 9. Ok- tober bei Deisswyl unter einer Schar einen vollständig' iveisscn Bergfink. J. Lut^änbühl. Ein Flaiiiin;2:o auf dem Rhein? Zu dem aus einer Tageszeitung ausgezogenen Bericht in Heft 4 de^- «0. B. » 1904 bemerke ich, dass es sich, worauf mich zuerst der Frankfurter Ornithologe Paul Cahn aufmerksam machte, hier ganz wahrscheinlich — auf Grund meiner Nachforschungen — um einen Vogel handelt, welcher einem der grossen Flamingotransporte entflogen ist, welche im Sommer 19Ü4 nach Deutschland (Hamburg, Berlin etc.) gebracht worden sind. Der )iächst(' umfangreiche Import war stationiert in Ulm, bei Julius Mohr jgr. Wilhelm Schuster. Graiibünden. Laut der Jagdstatistik wurden im Jahre 1904 an Raubwild im Kanton geschossen: 1 Bär, 4 Adler, 7 Fischotter, 12 Uhu, 180 Marder, 110 Habichte, 145 Sperber, 1071 Füchse, 17 Iltisse, 282 Wiesel, 184 Elstern; total 2013 Stück Raubwild. Das Jahr 1903 hatte einen Schussprämienbetrag von Fr. 4387 (im Budget standen nur Fr. 3000)* derjenige von 1904 ist noch höher, trotz dem vor- jährigen grossen Abschuss. Pro 1905 sind Fr. 5000 ins Budget ein- gesetzt. $ ^ VOM BÜCHERTISCH, di^ g Ornithologische Literatur. H. Freiherr Geyr von Schweppeuburg. Geicölliuitei:sucht(it(jen (in «Ornithologische Monatsschrift» 1904, Nr. 6). Sehr interessante Resultate über den Inhalt von Gewöllen verschiedener Eulenarten (etwa 860 der Schleiereule, HO vom Steinkauz, 50 vom Waldkauz und 1250 der Waldohreule). In diesen Gewöllen weist der Verfasser mit Sicherheit bestimmbare Ueberreste nach von: Wasserratte, Feld- maus, Wühlmaus, Wanderratte, Waldmaus, Spitzmausarten, Maulwurf, Fledermaus und Hase. Dazu kommen verschiedene Vögel, Frösche und Insekten. Obgenannte Untersuchungen ergaben, dass sich die Schleiereule als Hauptnahrung Mäuse — meistens Feld- und Wald- mäuse — wählt; der Prozentsatz der vertilgten Vögel stellt sich be- — 32 — deutexiil geringer als gewöhnlich angenommen wird und besteht zum grössten Teil aus Sperlingen. Der SteUtkanz scheint neben den Mäusen die Ohrwürmer als Leckerbissen zu betrachten; Ueberreste von Vö- geln wurden in den Gewöllen nicht nachgewiesen. Der Waldkauz liebt schon mehr Abwechslung auf dem Speisezettel, junge Hasen, Drosseln, Finken und Grasmücken verschmäht er durchaus nicht. In den Ge- wöllen der WahloJireiile fanden sich neben Ueberresten von Maus, Hase, Maulwurf, Fröschen und Käfern auch solche von mehreren Vogelarten als: Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Bergfink, Zei- sig, Bluthänfling, Lerche, Drosselart, Rothkelchen, Goldammer. Gleich- wohl ist Verfasser der Ansicht, dass die Waldohreule zweifellos eine der nützlichsten unserer Eulen sei. Er bemerkt ferner, dass die meisten erbeuteten Vögel Sperlinge sind und dass der wirtschaftliche Wert der übrigen verzehrten Vögel nicht so gar gross ist; zugunsten unserer Eule spricht noch der Umstand, dass sie, wie es scheint, die M'aulwürfe nur ungern frisst. Auf Grund der Ergebnisse seiner Unter- suchungen glaubt der Verfasser annehmen zu dürfen, dass der Wald- kauz diejenige unserer kleinen Eulen sei, der man am meisten «auf die Finger sehen müsse». — Die Erfahrungen, die wir an längere Zeit in der Gefangenschaft gehaltenen Waldohreulen gemacht haben, sprechen eher zugunsten des Waldkauzes. Daher freut uns die Ehren- rettung der Waldohreule, der schönsten unserer kleinen Eulen. D. Dr. O. Koepert. Farhenvarietät von Turdus niernia (in «Ornith. Monatsschrift» 1904, Nr. 6). Beschreibung eines Amselmännchens mit grau-hellbrauner Gefiederfärbung und gelbem Schnabel (mit Buntbild). E. Leoiihai'dt. Der Korniora)! und seine Dressur zu)ii Fiselifaiig in China (in «Nerthus», Altona/Kiel 19Ü4, Nr. 13) mit einer Abbil- dung aus dem Werk des Jesuiten-Missionars J. B. du Halde, Descrip- tion de Fempire de la Chine. Haye 1736. Mitteilungen über Abrich- tung und Verwendung zum Fischfang des chinesischen Kormorans (Phalacrocorax sinensis), im Volksmunde Yü-ping (Fischfalke) oder Yü-ya (Fischkrähe) genannt. Erstaunlich ist der hohe Preis für den abgerichteten Vogel — ein Paar kostet 150 — 200 Mark — im Ver- gleich zu seiner Leistungsfähigkeit, 20 — 25 Kormorane fangen täg- lich für 5 — 6 Mark Fische! Dabei kommt allerdings die grossartigie Genügsamkeit des Chinesen in Betracht. D. Nachdruck von Origiual-Arbeiten nur mit genauer Quellenaugahe und Ein- Avilligung des Verfassers gestattet. Für den Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser in erster Linie selbst verantwortlich. Druck lind Administration: Neukonim & Zininieruiann, ?>ern. m Der OrnitbolofliscDe BeobacDter m Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz HerausgegrelK'ii von CARL DAL'T, Bern (Schweiz) Redaktion : CARL DAUT, Bern und GUSTAV von BCRG. Ölten IV. Jahrgang März 1905 Heft 3 Waghalsig:e Stücklein an der Geissmundfluh. Von J. Lnginbühl. An dieser im Lindental sich erhebenden, ca. 200 m langen -und 150 m hohen Felswand (s. «0. B.» 1904, Heft 4, S. 53) ist schon manches kühne Stücklein ausgeführt worden, in den mei- sten Fällen wegen Ausnahme eines Wanderfalkenhorstes. Nachdem durch Ludwig Wälti, Sohn des Bannwarts daselbst, schon einige Jahre vorher zwei halberwachsene junge Wander- falken ausgenommen worden waren, hiess es an einem schönen Julisonntag des Jahres 1901: es werden heute Nachmittag wie- der junge Wanderfalken von der Geissmundfluh heruntergeholt. Die Sache interessierte mich und ich verfügte mich deshalb nach Mittag per Velo nach dem Lindental. Als ich ankam, wur- den gerade die Vorbereitungen getroffen. Auf ein «Räf»i wurden eine sog. genannte Erdscheibe (grosse, eingekehlte Holzrolle zwischen zwei Rahmen) und ein ca. 30 m langes, starkes Seil aufgeschnallt; ein Träger hing sich die ziemlich schwere Last an den Rücken und aufwärts ging's nun durch den steilen Wald, dann ob der Fluh entlang bis an ihr nörd- liches Ende, wo bei einer, zur Befestigung des Seiles dienenden jungen Eiche Halt gemacht wurde. Ich wartete nebst anderen Zuschauern unten auf der Strasse und es ging noch ziemlich lange bis oben alles im Reinen war. Endlich erscholl der laute Ruf: '< Jetzt, Achtung!» Nun begann es sich zu regen oben im überhängenden Gebüsch, zwei Beine erschienen und bald sah man auch den ganzen Mann am straffen Seil, wie er, bald rut- schend, bald frei hängend sich langsam tiefer und tiefer senkte. Jetzt hatte er das schmale, nur hie und da durch ein Gesträuch oder einen Grasbüschel bewachsene Felsband erreicht, nur we- nige Meter neben dem Horst. Noch einige Schritte weiter und ' Mit Trao^ri einen verselienes Hdlzgestell, das an den Kücken g'eliäng't, namentlich in Berggegenden zur Beförderung von oft Ixträclitlidien Lasten benutzt wird. (Red.) — -.u — rasch wurden die kleinen, auf sonniger Sandbank lagernden Wanderfalken eingepackt. Bis dahin hatte man keinen der alten Falken bemerkt. So- bald aber Wälti sich dem Horste genähert hatte, erschienen plötzlich beide, niemand konnte sagen woher, und in wildem blitzschnellen Fluge, laut rufend und zeternd flogen sie hin und her, oft' so nahe an dem Räuber ihrer Jungen vorbei, dass er sie fast mit der Hand erreichen konnte. Jetzt erscholl aber der Ruf: «Zieht!» und langsam, aber stetig wurde Wälti mit seiner Beute wieder hinaufgezogen. Er brachte bald nachher die jungen Flaumballen zu uns herunter und zwei Stunden später langte ich schon in Bern beim Naturhistorischen Museum an, woselbst sie, fein präpariert, nun ausgestellt sind. Noch verwegener wurden schon in den Vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an der Geissmundfluh junge Wanderfalken ausgenommen. Noch lebt einer, der das Wagnis mitgemacht hat ; es ist der über achtzigjährige Jakob Wälti, Vater des vorge- nannten Ludwig. Ich Hess mir erst noch vor Kurzem von dem- selben alle Einzelheiten erzählen. Einmal, sagte er, war der Horst der «grossen Wänner», wie die Lindentaler die Wanderfalken nennen, an der höchsten Stelle der Fluh. Es musste verschiedener Umstände halber ein Mann von unten an einem Seil von ca. 70 m Länge heraufgezo- gen werden. Die Sache wurde in Szene gesetzt und gelang so weit, dass der Mann auf der Höhe des Horstes anlangte; in- folge der oben weiter vorspringenden Fluh hing er jedoch noch in einigem. Abstand vom Horst in freier Luft und konnte die schon halbflüggen Jungen nicht erreichen. Es war nichts ande- res zu machen als den Mann wieder hinabzulassen. Dieser wollte jedoch eine zweite Seilfahrt nicht mehr machen und nun war es «Wältikobi», der sich erbot, die schwierige Mission zu unternehmen. Es gelang ihm auch glücklich, mittelst einer mit einem Haken versehenen Stange, die Vögel herauszuzerren. Halb fallend, halb fliegend sollen sie noch lebend unten ange- kommen sein. Ein noch kühneres Unternehmen wurde ein anderes Mal fol- gendermassen ausgeführt. Der Horst der Wanderfalken lag diesmal auf dem langen Felsband ungefähr in der Mitte und in halber Höhe der Fluh. Diese ist aber daselbst oben so über- hängend, dass von vorneherein eingesehen werden musste, dass hier mittelst eines Seiles nichts auszurichten sei. Man kam daher auf einen andern Plan. Ungefähr 10 Meter vor der Fluh gegenüber dem Horst stand eine riesige Tanne, und diese wurde nun zur Erreichung des Zwecks benutzt. Unter gewaltiger, mühseliger Arbeit wurde eine ungefähr 10 m lange Leiter durch das Geäste der Tanne hinaufgezogen und zwar so hoch, — So- dass das obere Ende der Leiter die Tanne noch überragte. Jetzt wurde die Leiter mit ihrem untern Ende über einer Ast- gabel an den Stamm gestemmt und festgebunden und dann lang- sam, an Seilen gehalten, auf das Felsband hinübergelassen. Damit wäre die Brücke erstellt gewesen, aber eine höchst primi- tive und fast HO Meter über dem Abgrund. Kriechend ver- suchte nun ein Mann die grausige Partie zu machen; jetzt aber sah man mit Entsetzen, dass die Leiter sich unter der Last be- denklich zu senken begann und dadurch auch der Gipfel der Tanne sich zurückbewegte, was leicht ein Abschlipfen der Leiter vom Felsband zur Folge haben konnte. Die Waghälse schraken aber noch nicht zurück. Der Mann auf der Leiter w^agte sich dennoch vorsichtig bis fast auf die Mitte derselben und be- festigte hier zwei Seile. Diese wurden dann mit ihren andern Enden höher oben am Gipfel der Tanne angebunden, so dass auf diese Weise die Leiter auch von der Mitte aus durch zwei Träger festgehalten wurde. So gelangten 3—4 Männer, natürlich nur einer nach dem andern, hinüber zum Horste, wo die Jungen der Wanderfalken bald erbeutet waren. Für die Zuschauer, unten auf der Strasse, soll es ein interessanter Anblick gewesen sein, die Männer hoch oben an der Fluh hin- und herlaufen zu sehen; zum Zeichen, dass schon eines Menschen Fuss diese Stelle betreten, wurde an einem Busch ein rotes Fähnchen befestigt, welches noch mehrere Jahre sichtbar war. Dieses gefahrvolle Kunststück erforderte wirklich helle Köpfe und starke Nerven, und man dürfte heute Mühe haben, 8- -4 Männer zu finden, w'elche sich an ein solches Unternehmen heranwagen würden. Hat die Gebirgsb achstelze (Mot. boarula) als richtiger Zugvogel zu gelten? \'(iu Otto Le K(ji, Bonu a., Rhein. Den unter diesem Titel im «Ornitli. Beobachter» 1905, p. 21 ausgesprochenen Anschauungen Ludwäg Schusters kann ich nicht unbedingt beipflichten. Ich stimme zwar mit dem Autor in der Ansicht überein, dass eine ganze Anzahl von Norden her zugewanderter Gebirgsbachstelzen in unseren Breiten an den von den Brut vögeln verlassenen Orten überwintert. Jedoch muss ich dem von ihm aufgestellten Satze entschieden wieder- sprechen, dass alle bei uns im Winter vorkommenden graugelben Stelzen nordische Gäste sind. Zur Stütze meiner gegenteiligen — 36 — Meinung bin ich in der Lage, einen Beweis für die (Hypothese, dass die Gebirgsbachstelze kein echter Zugvogel sei» (L. Schu- ster, p. 23) beizubringen, wodurch der Ausdruck «Hypothese» hinfällig wird. Mein Wohnsitz, Bonn a/Rhein, liegt am nordöstlichen Aus- läufer der Eifel, jedoch bereits vollkommen in der Ebene. Den- noch hat sich ein Paar der gebirgsliebenden Mot. boarula ver- anlasst gesehen, inmitten der Stadt Bonn, genauer dem ihr ein- gemeindeten und mit Bonn einen Häuserkomplex bildenden Pop- pelsdorf sich häuslich niederzulassen. Zuerst beobachtete ich dieses Paar den ganzen Winter 1902/03 hindurch an oder bei dem sich um das Poppelsdorfer Schloss und den anstossenden botanischen Garten teilweise herumziehenden Schlossweiher, der nur sehr geringen Abfluss hat und auf die Bezeichnung «f Messendes Gewässer» kaum Anspruch erheben kann. Beim Herannahen des Frühlings blieb das Paar hier und erbaute sich mehrere hundert Meter vom Schlossweiher entfernt in der recht belebten Schlossrotunde, dem recht engen inneren Schlosshof, in der Blecheinfassung eines Abflussrohres sein Nest. Gewiss ein eigentümlicher Standort! Es zeitigte zwei Brüten an dieser Stelle und blieb im folgenden Winter 1903/04 gleichfalls zu- rück. Auch 1904 brachte es an seinem merkwürdigen Nistplatz zwei Brüten hoch und ist im letzten Winter, 1904/05, wieder- um hier geblieben. In allen diesen drei Wintern habe ich das Paar, welches durch den lebhaften Menschenverkehr im Schlosse sehr zutraulich geworden ist — noch heute kam ich ihm auf 3 bis 4 Schritte nahe — fast täglich, auch im Dezember und -Ja- nuar, gesehen. Es ist hier vollkommen ausgeschlossen, dass an diesem so absonderlichen Aufenthaltsorte etwa ein nordisches Paar das nach Süden abgezogene Brutpaar ersetzt und sich ohne weiteres an all den ungewöhnlichen Sitzplätzen des Som- merpaares, z. B. auf dem Eisengitter der Galerie im obern Stock- werk, im sehr engen Kaninchenhof des im Schloss befindlichen Zoologischen Instituts etc., mit gleicher Vertrautheit vor den Passanten wie dieses gezeigt habe. Ich bin unbedingt davon über- zeugt, dass dieses seit 2V2 Jahren fast täglich von mir bemerkte Bachstelzenpaar im Sommer und Winter stets das gleiche ge- wesen ist. Und wenn in diesem einen Fall das Zurückbleiben von M. boarula erwiesen ist, kann man getrost annehmen, dass auch noch eine ganze Reihe anderer, nicht so gut kontrollierbarer Vögel an ihren Brutplätzen überwintert. Jedenfalls werden die im Gebirge zurückgebliebenen Exemplare durch strengen Frost mit seinen Folgen auch wohl in das Flachland getrieben, wenn auch die meisten Wintervögel der Tiefebene — und des Ge- birgslandes — nördlichen Gegenden angehören mögen. — 37 — Es gibt also unter den Gebirgsbachstelzen sowohl Zug- wie Standvögel (wohl auch Strichvögel), jedoch dürften die meisten Individuen der ersten Kategorie angehören. Der Schlusssatz L. Schusters ist dementsprechend abzuändern. Einige Bemerkungen über die Verbreitung von M. boarula im Rheinlande seh Hesse ich hier an. Die Art kommt in der Rheinprovinz als Brutvogel nicht allein im ganzen gebirgigen Teile ziemlich häufig vor, sondern in einzelnen Paaren auch hie und da in der Tiefebene. Abgesehen von dem oben erwähnten Fall aus Bonn ist das Nisten des Vogels im Flachlande von H. Freiherr Geyr von Schweppenburg bei Bedburg 1903 sicher- gestellt, bei Müddersheim im Kreise Düren wahrscheinlich ge- macht. Im Winter wurde er in der Tiefebene des Niederrheins von diesem Ornithologen und mir für Aachen, Jülich, Müdders- heim, Bedburg, Bonn, Odenkirchen, Viersen und Kaen im Kreise Geldern nachgewiesen. In dieser Jahreszeit trifft man Hie Ge- birgsstelze, wie L. Schuster richtig bemerkt hat, weit seltener wie im Sommer in den rheinischen Gebirgen, doch immerhin in den meisten Gegenden. Frühlingsstimmen. Der Frühlin.ir kdiiimt. Auf Wiesen und auf Feldern Streut die Xiitur den bunten Tejipieh bin ScliiUer. Unfreundlich, frostig ist der März ins Land gezogen. Regen und Schnee lösten einander stetig ab und verdrängten die hin- wieder schüchtern sich hervorwagende Sonne. Ein trübes, me- lancholisches Wetter I Heute endlich hat sich die Sonne siegend Bahn gebrochen. Schon am frühen Morgen weckte mich das Lied der Amsel in meinem Garten aus dem Schlafe, mit schmetterndem Sang be- grüsst der Buchfink den jungen Tag. Das Meisenvolk tummelt sich geschäftig in den Bäumen und Sträuchern. Kecke Kohl- meisen sind es und zierliche Sumpf- und Blaumeisen, die am Frühkonzert mithelfen zum Danke dafür, dass sie sich während des langen Winters an meinen Futtertischen gütlich tun konnten. In dem kleinen Gehölze beim botanischen Garten geht es leb- haft zu. Buchfink, Amsel und Meisen geben auch hier den Ton an. Auf den Wipfeln der Tannen singen die Rotkehlchen ihr hei- meliges Liedchen; von der Eisenbahnbrücke lassen sich leicht vier dieser lieben Sänger beobachten. Am Hange, der sich von der — 88 — Aare zur Tiefenaustrasse hinaufzieht, durchsucht eine Gesell- schaft von einigen zwanzig Staren den schneefreien Grasboden. Sie scheinen sich noch nicht ganz heimisch zu fühlen und sind ziemlich scheu; vorsichtig haben sie auf dem Dach des nahen Schlachthauses zwei Wachtposten aufgestellt, die bei meinem Nahen sofort abfliegen, worauf auch der ganze Schwärm das Weite sucht. Aus den Bäumen an der Tiefenaustrasse ertönt mannigfaltiger Vogelsang. Baumläufer und Blaumeisen klettern im Geäste herum und wetteifern mit ihren feinen Stimmchen, der Gimpel lockt mit klagendem Ruf seine Gefährtin. Der Klei- ber ist heute besonders geschäftig, er muss sich tummeln, wenn er bis zuni Abend jedes Mööschen an den Stämmen und Aesten untersuchen will. Weithin hörbar tönt sein fröhlicher Ruf; unten auf der Strasse studiert sein Weibchen das zum Vermau- ern seiner Nisthöhle notwendige Material. Drüben im Hirschen- park befehden sich zwei Buchfinkmännchen so heftig, dass die Federn stieben, ein anderes singt auf dem Ahornbaum zu Ehren seiner neu erworbenen Finkin die schönsten Melodien. Der alte Edelhirsch schaut diesem sonderbaren Treiben, behaglich sein Heu kauend, teilnahmslos zu — denn, was kümmert ihn jetzt die Liebe! In dem Nistkasten im Parke bei den Dammhirschen hat sich ein Paar Stare bereits häuslich niedergelassen; oben auf dem Baum hält Papa Star Gesangprobe, mit den Flügeln den Takt schlagend. Frau Stärin als sorgsame Hausfrau räumt unterdessen die Wohnstube sorgfältig aus. Auf einmal klingt ein lang vermisstes Liedchen an mein Ohr. Dort unten auf dem Baume am Aarebord sitzt er, der kleine Dilpdalp, unser Früh- lingsverkünder, der muntere Weidenlaubsänger. «Grüss dich Gott, du liebes Bürschchen, in deiner alten Heimat. " Dich habe ich heute bestimmt erwartet, denn um die gleiche Zeit habe ich auch letztes Jahr zum ersten Mal dich begrüsst! In den Büschen an dem felsigen Abhänge der Engehalde und gegenüber in den Tannen des Waldes am steilen Aarufer halten die Rotkehlchen grosses Waldkonzert, zahlreich sind sie heute angelangt. Der Weg führt mich hinauf auf die Höhe der Reichenbach- strasse. Auch dort oben sind die gefiederten Sänger versam- melt. Grünfink und Goldammer singen im Verein mit Amseln, Buchfinken und Meisen, überall auf den Bäumen debütiert der unermüdliche Star. Zu der alten Kiesgrube, wo alljährlich der rotrückige Würger in der Dornhecke seine Brut grosszog, wo ich letztes Jahr am 1(). März den ersten Weidenlaubsänger hörte und die Heckenbraunelle aus nächster Nähe beobachten konnte, sind es nur ein paar Schritte. Heute erhebt sich an diesem El- dorado unserer Kleinvögel eine vornehme Villa im sog. Ober- länderchäletstil, umgeben von modernen Gartenanlagen! Wieder ist ein Stück Vogelidyll aus unserer Gegend verschwunden! Mein — 39 — Rückweg geht durch die Allee mit den grossen Bäumen zwischen der Aeussern und Innern Enge ^ . Auf dem ersten Baum sitzt ein Dompfaff mit seinem Weibchen, er hat heute seine schönste hochrote Weste angezogen. — «Glügg, glügg, glügg — glügg>' ruft mir der Grünspecht zu, der seit Jahren in dieser Gegend zu Hause ist. Zwei Amselmännchen haben noch einen harten Strauss um ihre Zukünftige auszufechten, während nebenan ein Paar bereits sein neues Heim einrichtet. Auch die Krähen haben sich schon gefunden, von den Wipfeln der Bäume tönt ihr heiserer Liebesgesang. Vor mir öffnet sich in blendendem Weiss die ganze Kette der Berner Alpen in ihrer erhabenen Pracht von der Blümlisalp bis zum Finsteraarhorn. Die Bergriesen treten so nahe an mich heran, dass ich sie fast mit den Händen fassen kann. Da gibt es sicher noch schlechtes Wetter! — Schneeflocken fallen, erst wenige, dann immer mehr. «Tschirp, tschirp» ruft das Spatzenmännchen von der Dach- rinne meines Hauses herunter — «tschirp, tschirp »", das macht nichts, er kommt doch — der Frühling kommt! Bern, den 15. März 1905. Carl ]);iut. Jg Ornithologische Beobachtungen. g Beobac'litiiiigsbcriclite im ^^läry. 1905.* Wir bitten alle unsere Abonnenten und Freunde, uns Je weilen durch Post- karten ganz kurz ihre ornithologischen Beobachtungen mitzuteilen.'* Turmfalke (7.). Bei Egerkingen mehrere überwintert. Am 27. Febr. am Born, Engelberg, Säli-Geissfluh mehrere zurück- gekehrt. Am 28. auch Männchen. (G. v. B.). — Erstes Ex. am 1. März in der Thurebene bei Weinfelden. (F. H. Kessel- ring.). *Die cingeklanuiii'rtcn Zalilen hinter den denfj-chcn Namen liedeutcn die Xnmniern im «Katalog der scjiweijcerisclien Vögel». **Beo ba (■ li te r. Dr. (i. -= Grei)i)in, Kosegg-Solotliurn. — W. = Weber Bern. — J. L. = Luginbülil, Sinneringen-Bern. — ("h. H. ^ Chr. Hofstetter, Rahnfliihberg-Iiern. — H. M. = H. Mülileniann, Aarberg-Bern. — G. v. B. = (hist. von Burg, Ölten. — 1). ^ Daut, Bern. — K. = Kauber, r>ern. — 40 — Lerchenfalke (11.). 2 Ex. bei Vechigen am 7. März. (J. L.). Wanderfalke (12.). 1 Männchen überwinterte an der Geissfluh. Am 8. Febr. 1 Ex. bei Ölten, am 10. Febr. 2 bei der Geiss- fluh. (G. V. B.). — Am 22. März 1 Stück über dem Brem- gartenwald in nördlicher Richtung (wahrscheinlich gegen das Lindental. (D.). Habicht (15.). Bei Trimbach, Mahren-Lostorf überwinternde Ex. (G. V. B.). — Am 28. Febr. 1 Ex. Männchen bei Vechigen. (J. L,). — Am 22. März 1 Paar beim alten Horst im Bären- riedwald. (D.). Sperber (!(>.). Mehrere überwinternde Weibchen bei Ölten. 21. März erster Ruf bei Rickenbach. (G. v. B.). Wespenbussard (2ö.). Am 11. März 1 Ex. bei Aarberg (H. M.). Rauhfussbussard (2().). 1 Exemplar überwinterte bei Boningen. (G. V.B.). Mäusebussard (27.). 4 Ex. überwinterten bei Ölten. Am 3. Febr. erster Flug, 8 Stück. Am 20., 21., 22., 28. mehrere zwi- schen Olten-Solothurn. Am 2. März starker Schwärm ost- wärts dem Jura entlang. Am i). März wieder starker Zug. (G. V. B.). — 9. März vereinzelte bis 3 Stück nordostwärts. (H. M.). — Am 1. März zwei überm Lindental. (J. L.). — Am 22. je 1 Paar beim Löhrmoos bei Kirchlindach und im Bärenriedwald bei Münchenbuchsee. (D.). Steinkauz (86.). In Trimbach 1 Ex., Wintergast, gefangen wor- den. (G. V. B.). — 27. Febr. erster Ruf bei Vechigen. (J. L.). Waldkauz (88.). In Lostorf 1 Ex. beobachtet im Jan. (G. v. B.). — In der alten Nisthöhle bei Bern waren am 2(5. März zwei Eier, das Weibchen flog ab. (D.). Waldohreule (42.). Einige Ex. am 28. Febr. bei Ölten. Am 17. Febr. im Born grosser Schlafplatz. (G. v. B.). Alpensegler (45.). 27. März 1 Ex. auf dem Wyler bei Bern in nördlicher Richtung. (Messerli). — 80. März 8 Ex. über der Rappenfluh | Aarberg | (Frühlingsstation für Schwalben). Föhn, warm, abends Wetterleuchten. (H. M.). Rauchschwalbe (47.). 2(i. März 2 Stück über der alten Aare bei Aarberg. (H. M.). Eisvogel (o8.). Am 12. März ist die alte Nisthöhle bei Bern aus- geräumt und ausgebessert. (W.). Star (57.). Im Wasseramt haben viele Stare überwintert. Am 8. Febr. erste Stare bei Ölten. Am 1(5. Febr. viele bei Wangen. Am 20. — 28. Febr. kamen viele an. Am 27. Febr. kommen sie in die Obstgärten und besetzen zu zweien die Bäume mit Nistkästen. Am 9. März auch in der Stadt bei den Nist- kästen, von da an regelmässig hier. (G. v. B.). — 22. Febr. 4 Stück, 28. Febr. 12 Stück, abends, nordostwärts. (H.M.). — 20. Febr. G Ex. bei Weinfelden. (F. H. Kesselring). — — 41 — Am ;}(). Jan. am Brunnadernweg in Bern einige. (Frau C. Müller). — Mitte Febr. in Buchs (St. Gallen) eingetroffen. (U. Schwendener). — Am 23. Febr. 7 Stück; am 2(J. Febr. kommen sie zu den Nistkästen; am 12. März viele auf den Feldern. (W.). Dohle ((iO.). In Ölten wenige überwinternde. Am 12. Febr. meh- rere angekommen mit Saatkrähen. (G. v. B.). — 9. März nach Nordost grosser Schwärm. (H. M.). — In Bern den ganzen Winter hindurch einzelne beobachtet. (D.). Rabenkrähe (H2.). 20. Febr. bessern den alten Horst aus. (H. M.). Nebelkrähe ((Jo.). Einige überwinternde hier. (G. v. B.). Saatkrähe ((U.). Eine überwinternde kommt seit Dez. jeden Tag in den Garten. Am 12. Febr. mehrere mit Dohlen angekom- men. (G. V.B.). — 9. März Zug. (H. M.). — 11. März gegen 1000 über Bern ostwärts. (Messerli). — Am 11. März ca. 40 Stück hoch über Sinneringen von N. nach 0. ziehend. (J. L.). Elster (Gö.). 1. März macht Anstalten zum Nisten auf einer Pappel. (H. M.). Nusshäher ((i7.). Rufen häufig am Dottenberg vom 10. Febr. bis 20. März. (G. v. B.). Grünspecht (GH.). Ersten Ruf sehr spät, am 11. März gehört. (G.v. B.). — la. März erster Ruf. (W.). Grauspecht (G9.). Erster Ruf 16. März bei Fulenbach. (G. v.B.). Grosser Buntspecht (71.). Erster Ruf am 21. März (G. v.B.). Kleiner Buntspecht (73.). Am 19. März 1 Ex. im Garten des Hrn. von Arx. (C.Steiner). — Erster Ruf am 18. März. (W.). Spechtmeise (7(i.). Erster Ruf am 13. März. (W.). — 216. März. In einem Baume bei der Innern Enge eine fertige Höhle, Weibchen schlüpft hinein. (D.). Alpenmauerläufer (77.). Den ganzen Winter mehrere bei Ölten an Flühen und Gebäuden. Am Frohheimschulhaus letzte Be- obachtung 18. März. (G. V. B.). Zaunkönig (91.). Vom o. März an täglich Gesang. 12. März fri- sches Nest. (W.). Bachamsel (92.). Zwei sich verfolgende Männchen singen am 5. März. (W.). Meisen. Den ganzen Winter am Futterbrett einige Sumpfmeisen, 2 Tannen-, 3 Kohl-, 4 Blaumeisen; zweimal eine Hauben- meise und mehrere Mal im Garten Schwanzmeisen. (G. v. B.). Schwanzmeise (99.). Am 7. März ein starker Zug durch das Tannholz bei Vechigen. (J. L.). Gelbköpfiges Goldhähnchen (102.). Von Anfang bis Mitte Januar sind mehrere beobachtet worden. (G. v. B.). Feuerköpf iges Goldhähnchen (103.). Im Garten 3 St. am 1. Jan. (G. V. B.). — 42 — Weidenfaubvogel (10(5.). lö. März erster Ruf an der Tiefenaustr. in Bern. 20. März: 1 Ex. im Wylerwäldchen lockt und singt. 22. März Bern, Kirchlindach, Schüpberg-Münchenbuchsee überall hörbar. (D.). — 17. März Rainmatthalde Lockruf; \8. März bei der Elfenau singend. (W.). — 20. März zahl- reich im Thurtal bei Weinfelden. (F. H. Kesselring). Amsel (12».• ■^* ■^* '«*.• ■^•'^* ■X.« >*.•'«*.• ■X.« VW Das Eichhörnchen als Nesterplünderer. In Heft r) des «Ornithol. Beobachter» vom letzten Jahr be- richtet G. Rauber über das Eichhörnchen als Nesträuber, Die am Schlüsse aufgestellte Frage: «Darf man das Eichhörnchen überhaupt als ein dem Vogelstand schädliches Tier ansehen?» kann ich nach meinen gemachten Beobachtungen nur in beja- hendem Sinne beantworten. Zum Nachteil des allezeit muntern und anmutigen Eichhörn- chens — der Zierde unserer Wälder — ist es leider eine nicht zu leugnende Tatsache, dass es mit zu dem Raubzeug gezählt werden muss, das unsere Vogelwelt in nicht unerheblicher Weise schädigt. Es sind meistens unsere nützlichen Kleinvögel, die ihre offenen Nester teils hart am Stamme, teils nahe am — 47 — Boden oder auch auf schwankendem Aste gebaut haben, die von dem flinken, klettergewandten Räuber heimgesucht werden; selbst in Starhöhlen, deren Eingänge durch Nagen erweitert werden, holt das Eichkätzchen sich die Eier, die im ein Lecker- bissen sind. Schon Naumann machte darauf aufmerksam, dass das Eich- hörnchen ein nicht zu unterschätzender Nesterplünderer sei, indem ihm von diesem einmal ein Buchfinkennest in das Buch, in welchem er las, geworfen wurde. Gar manches Vogelnestchen, das man zerstört am Boden findet, sei es im Walde oder in einer Allee, die nach dem Wald ausläuft, oder in einer Hofstatt, ist der Zerstörungssucht des Eichhörnchens zum Opfer gefallen. Gewöhnlich wird der Uebel- täter nicht auf frischer Tat ertappt, und obwohl man ihn in der Nähe sieht, so mutet man es dem niedlichen Tierchen nicht zu; es erobert sich gleich unsere Sympathie durch sein an- mutiges Wesen und den Schein des Unschuldigen. Wenn wir es aber zu Zeiten, wo es im Walde Futter in Hülle und Fülle findet, in Alleen und Obstgärten bis in die Nähe menschlicher Wohnungen kommen sehen, so ist es ziemlich sicher, dass es auf Raub ausgeht. Schreiber dies hat schon manche Spur, die unzweideutig auf das Treiben dieses kühnen Kletterers hingewiesen, aufgefunden; so in letzter Zeit ganz gravierende. Täglich beging ich auf dem Dienstwege eine lange, nach mehreren Seiten mit dem Wald in Verbindung stehende Allee, die von zahlreichen Finken, Fliegenschnäppern und Gartenrot- schwänzchen etc. besiedelt ist. Da treibt auch ein Eichhorn — ich glaube gar, es sei immer dasselbe — sein Unwesen, Kam ich da eines Tages daher und sah, wie etwa 10 Schritte vor mir etwas zu Boden fiel; ich hob ein kaum beschädigtes, frisches, aber leeres Buchfinkennestchen auf; unwillkürlich sah ich mich nach dem Uebeltäter um, — nichts Verdächtiges — doch jetzt erscheint auf einem der untern Aeste, nahe am Stamm, ein schwarzbraunes Eichhorn und glotzt mich verwun- dert an; sofort schöpfte ich Verdacht. Später fand ich wieder ein in gleicher Weise behandeltes Goldhähnchennestchen unter einer Gruppe Tannenbäumchen; der Verdacht verstärkte sich. Ein drittes Mal sah ich das rämllche braune Eichhorn aus einer köpf grossen Baumhöhle schlüpfen, eifrig von einem Pärchen Gartenrotschwänzchen unter beständigen Flügelschlägen und Schnabelklappern verfolgt, sein Heil in der Flucht suchend. Das Pärchen hatte ich seither dort nisten sehen und seither aber nicht mehr dort beobachtet. Später wieder wurde ich durch das bekannte Schnabelklappern eines Paares grauer Flie- genschnäpper aufmerksam. Mit wütendem Geflatter und Ge- — 48 — schrei stürmten sie auf ein am Stamm emporkletterndes Eich- hörnchen — immer das bratme — ein. Ein Nest sah ich nicht; doch vermutete ich eines in der Nähe. Das Eicherli wich den Angriffen geschickt aus; nun gelangte es in eine Höhlung, in welche]- das Nest sich befinden musste, steckte den Kopf hinein und entnahm ihm ein Ei oder vielleicht gleich zwei; durch mein sofortiges in die Händeklatschen wurde es für so lange vom Nest ferngehalten, als es meine Zeit erlaubte; später wird es den Rest wohl geholt haben. Erst jetzt bemerkte ich einige Halme oben aufliegen, die auf das Vorhandensein eines Nestes deuteten. Jetzt sieht man das aufgerissene Nest aus der Höh- lung ragen, so dass ein nochmaliger Besuch seitens des Eich- horns sehr wahrscheinlich ist. Gewiss hat schon mancher Na- turfreund auf seinen Wanderungen durch den Wald, Allee und Parkanlagen heruntergeworfene oder an ihrem niedrigen Stand- ort zerrissene Nester gefunden und wohl auch gar nicht selten ein Eichhörnchen in der Nähe bemerkt, ohne eine Ahnung zu haben, dass gerade dieses in den meisten Fällen der Urheber war. Wer könnte einem so hübschen, zierlichen Geschöpf so etwas zumuten und doch ist es leider Tatsache. Ob es bereits geschlüpfte Junge auch auffrisst, wage ich nicht zu behaupten, bezweifle es eher, zumal wenn sie schon etwas grösser sind; es ist mehr ein Leckermaul als ein Raubtier. An Gefangenen habe ich die Vorliebe für Eier bestätigt gefunden; tote junge Vögel und Mäuse wurden aber verschmäht. An die Nester grösserer Vögel darf es sich nur dann wagen, wenn die Besitzer abwesend sind, sonst würde es ihm schlecht bekommen, denn einer Krähe, Elster oder einem Eichelhäher ist es nicht gewachsen; dank seiner Behendigkeit und seiner tollkühnen Sprünge gelingt es ihm, den wuchtigen Schnabel- und Flügelhieben auszuweichen, selbst die kleinern Vögel sind manchmal imstande, es aus dem Bereich ihrer Nester zu ver- jagen, da es in Wirklichkeit recht feig ist. Der Umstand, dass ich immer ein gleichfarbiges Exemplar in dem Beobachtungsgebiet sein Unwesen treiben sah, lässt der Annahme Raum, dass es immer dasselbe Tier gewesen sei und die Unart sich somit nicht ausnahmslos auf die ganze Sippe er- strecken dürfte. Solchen Auswüchsen sollte man aber ener- gisch auf den Leib rücken. S. A. Weber. Nachdruck von Original-Arbeiten nur mit genauer Quellenangabe und Ein- willigung des Verfassers gestattet. Für den Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser in erster Linie selbst verantwortlich. Druck und Administration : Neukomm & Zimmermann, Bern. #, Der OrnitboloaiscDe BeobacDter m Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Horausg-egeben v(mi CARL DAUT, Bern (Schweiz) Redaktion : (' AlU. DAUT. Bern und (JÜNTAV von BlIR«. Ölten IV. Jahrgang April 1905 Heft 4 Ornithologisches aus der Ostschweiz. Von U. Schweudeiier. Mein Beobachtungsgebiet ist die Umgebung von Buchs im st. gallischen Rheintal. Die Ortschaft liegt 456 m über Meer in dem hier ungefähr drei Kilometer breiten, von zahlreichen Gewässern durchflossenen Tale. Früher ergoss sich der Rhein in vielen Wasserarmen durch die ganze Gegend, bis er unter grossem Kostenaufwand mit Unterstützung von Gemeinden, Kanton und Eidgenossenschaft in sein neues Bett geleitet wurde. Dem Rheine entlang ziehen sich langgestreckte Erlenwälder, mit denen die Ufer nach und nach bepflanzt worden sind. Diese Erlenbestände werden vielfach unterbrochen durch Teiche von oft ansehnlicher Grösse. An diesen Wassern und in diesen Wäl- dern bietet sich ausgezeichnete Gelegenheit zur Beobachtung zahlreicher Vogelarten. Auf dem Rhein traf ich schon zu etlichen Malen 50 — 100 und mehr wn 1 d e Enten; einzelne Exemplare sind fast zu jeder Zeit anzutreffen. Die Wasseramsel ist hier häufig und das Grünfüssige Teichhuhn hält sich gern in den nach Rheingrössen zurückgebliebenen Tümpeln auf. Für die Was- ser r a 1 1 e , den Goldregenpfeifer und den Zw^ergsteiss- f uss ist die Gegend wie geschaffen. Am 4. Januar fand ich in unserm Keller eine lebende Wasserralle, die anscheinend ganz munter war; am Abend jedoch, jedenfalls infolge Entkräf- tung, starb. Der farbenprächtige Eisvogel gehört nicht zu den Seltenheiten. Ende November letzten Jahres wurden 20 Stück auf dem Rhein gesehen, welche südwärts zogen. Natür- lich fehlt auch der Fischreiher nicht. Ausser dem Schilf- und Teichrohrsänger trifft man auch den Drosselrohr- sänger an. Weisse Bachstelze und verschiedene Meisen- arten (Kohl-, Blau-, Tannen-, Sumpf-, Hauben- und Schwanz- meisen), Spechtmeise und Baumläufer sind gewöhnliche Erscheinungen. Ferner sind zu nennen Schw^arzdrossel (Am- sel), Gimpel, Goldammer, Feldsper ling, Laubsän- — 50 — ger, Rotkehlchen, Zaunkönig, Feld 1er che und ver- schiedene Grasmückenarten. Häufig sind Eichelhäher, Elster und Rabenkrähe, letztere oft in Scharen bis zu 150 Stück; als Wintergast erscheint ferner die Nebel krähe. Auch Wachtel und Rebhuhn sind in unserer Gegend nicht fremd. Am 26. März flogen bei einem «Treberhaufen > (Rückstände von gepresstem Obst) zwei Rebhühner direkt vor meinen Füssen auf. Von den Spechtarten habe ich beobachtet die drei Bunt- spechte und den Schwarzspecht. Weniger häufig, aber immer- hin in einzelnen Exemplaren ist der Pirol vertreten. Der Kuckuck gehört ebenfalls in das Beobachtungsgebiet, ebenso der Raubwürger, der Rotrückige und der Rotköpfige Würger. Recht erfreulich ist es, dass die Fasanen, welche vor mehreren Jahren von einigen Jagdfreunden eingesetzt wur- den, ausgezeichnet gedeihen. Raubvögel haben wir in unserer Gegend mehr als genug. Hühnerhabicht und Sperber sind leider nur zu häufig. Im Laufe des letzten Winters wurden in unsern Lagerhäusern 7 Sperber teils geschossen, teils mit Besen herumgetrieben, bis sie endlich ermüdet heruntergeschla- gen werden konnten. Diese gefährlichen Burschen machten un- sern Futtertischen öfters unwillkommene Besuche, namentlich zeichnete sich ein altes Männchen durch seine Frechheit und Raublust aus. Mäusebussard und Turmfalke gehören ebenfalls in unser Gebiet. Im September vorigen Jahres wurde mir ein noch junger Wespenbussard überbracht, welchen ich etwa einen Monat hindui'ch fütterte und dann dem Zoologi- schen Garten in Basel zum Geschenk machte. Ende November gelangte ein in hiesiger Gegend erlegter Schwarzer Milan in meinen Besitz. Von unsern Eulen sind zu erwähnen der Waldkauz, die Waldohreule, der Steinkauz, die Sumpfohreule und namentlich die Schleiereule; letztere hält sich gerne in den Lagerhäusern auf, vor etwa 8 Wochen wurde dort eine ge- sehen, ebenso am 31. Dezember 1904. Distelfinken sah ich noch nie in so grossen Scharen wie im verflossenen Jahre; auf einem Acker beobachtete ich einmal eine Gesellschaft von über 100 Stück. Im Januar hielten sich an einem Bache bei Alten- dorf während einigen Tagen zwei Wildgänse auf. Als eigentlicher Dorfbewohner ist zu betrachten der Haus- sperling, der infolge seiner übermässig starken Vermehr ang andern Vögeln das Dasein recht sauer macht. Wie in Bern, gibt es auch bei uns sogenannte « Bahnhofspatzen », die sich während der Nacht in den Kaminen der Maschinenhäuser aufhalten und dann am Tage ganz schwarz aussehen. Zu unsern Dorfgenossen gehören ferner die beiden Rotschwänzchen und der Buch- — 51 — f i n k. Auf den Hausdächern hält sich die WeisseBachstelze gerne auf, während am Dorfbach (allerdings auch am Rhein) die Gebirgsstelze zu Hause ist. Den Grauen Fliegen- schnäpper sah ich im Sommer täglich in meinem Garten, auch der Trauerfliegenschnäpper ist hier heimisch. Steigen wir etwas hinauf, unserm Walde und den Bergen zu, so haben wir Gelegenheit folgende Vogelarten zu sehen oder zu hören: Tannen m eise, Feuerköpfiges u. Gelbköpfi- ges Goldhähnchen, Weiden- und Waldlaubsänger, Berghänfling, Tannenhäher, Grünspecht, zeitweise auch Kreuzschnäbel. Der Rotrückige Würger, Wald- kauz und Waldohreule haben hier ihre Jagdgründe. Da hausen auch Habicht und Mäusebussard mit ihren Fa- milien. In den höhern Regionen begegnen wii* manchmal gros- sen Scharen von Alpendohlen; auch die Alpen krähe ist dort nicht gerade selten. Dank den unermüdlichen Nimroden hat sich das Auerwild seit einigen Jahren vermindert, dage- gen ist das Birkhuhn noch ziemlich häufig. Steinhühner sind auf unsern Alpen in grossen Familien anzutreffen, Schnee- hühner weniger zahlreich. Hier oben finden wir auch den Al- penflüehvogel (Alpenbraunelle), die Ringdrossel, den Alpenmauerläufer und einen lieben Bekannten aus dem Tale, den Hausrotschwanz. In der Alp Sisiz sollen sich, wie mir Sennen erklärten, alljährlich Steinadler aufhalten, die ihren Horst wahrscheinlich an einem unzugänglichen Felsen am Sichelkamm haben. Wir hatten diesen Winter ausserordentlich viel Nieder- schläge (Schnee, auch einige Male Regen). Niedrigste Tempe- ratur am 1., 2. und 3. Januar: 15°, 16" und 18° R. Dann trat plötzlich ein Witterungsumschlag ein (0°, reichlich Schnee). Bergfinken hatten wir diesen Winter wieder sehr viele zu füttern. Besonders von Mitte Dezember an bis nach Neujahr kamen diese zänkischen und fresssüchtigen Gesellen zu Hun- derten an die Futterstellen und hatten gut besetzte Tische in kurzer Zeit leer gefressen. Die Stare erscheinen alljährlich zum Teil schon anfangs Februar. Trotzdem ihnen viel Nistgele- genheit geboten wird, ist zu konstatieren, dass sich dieselben nicht mehr so zahlreich wie früher einfinden. Auch die Alpen- und Mauersegler vermindern sich von Jahr zu Jahr. Der April hat uns ordentlich zum Narren gehalten. Während der ersten Tage war wunderschönes Wetter, hierauf wieder tüch- tiger Schneefall bis zu 30 cm Tiefe. Der 7. April war so ein richtiger Wintertag mit viel Schnee. Man meldete mir, es seien Vögel in mein Schlafzimmer eingedrungen. Zu meiner Verwun- derung waren es (i Rauchschwalben. Gleichzeitig verflo- gen sich 7 weitere Stück in ein Bureau im hiesigen Lagerhaus; — 52 — sie blieben dann dort über Nacht eingesperrt und wurden am andern Tage, nachdem sie sich erholt hatten, wieder fliegen gelassen. Die ersten Rauchschwalben wurden hier am H. April gesehen. Auch die Mehlschwalben sind trotz der kühlen Witterung angelangt. Gestern und heute beobachtete ich un- gefähr 40 Exemplare, die in einem ganz kleinen Luftraum bei einander herumflogen. Buchs (St. Gallen), den 18. April 1905. fe ^\ Jj^ Ornithologische Beobachtungen. Sj *V\ /'^ Beobaclituugsberiehte im April 1905. (Nebst Ergänzungen für März.) Schwarzbrauner Milan (6.). Am 5. April ein Stück über Leimis- wil in westlicher Richtung (Fritz Mathys). — Am 27. u. 29. März je ein Ex. bei Aarberg kreisend. Am 11. April ein- zelne und einmal 5 Stück hoch über Hagneck, nachher nach verschiedenen Richtungen einzeln und paarweise nieder zum Wald (H. M.). Lerchenfalke (11.). 26. März 1 Ex. bei Aarberg (H. M.). Alpensegler (45.). 1. April 1 Stück bei der franz. Kirche in Bern (Baur). — Am 6. April bei Wind und Schneegestöber die zwei ersten Alpensegler bei Freiburg. Heute (9. April) abends 51/2 Uhr ein ganzer Schwärm angekommen (Dr. Cuony). — 7. April 3 Stück über der Aare bei der Eisen- bahnbrücke in Bern (Amstein). — 9. April 1 Ex. über Aar- berg (H. M.). — 10. April abends 4> ,> Uhr die ersten 5 Al- pensegler gesehen, über Rathaus kurze Zeit kreisend. Am 18. April waren an der alten Brutstelle unter dem Dach des Hauses neben der altkatholischen Kirche 3 Paare (neben Spatzen) angesiedelt (D.). Mauersegler (4ß.). Am 27. April abends um den Kirchturm von Aarberg fliegend; am 29. April ein Stück am Westabhang des Frienisberg entlang nordwärts (H. M.). Rauchschwalbe (47.). Am 2. April die erste über der Aare bei der Hunzikenbrücke. 14. April bei Ittigen etwa 12 teils flie- gen, teils auf Drahtleitung, bei Papiermühle starker Zug. 16. April Lochbach bei Burgdorf über der Emme mindestens — 53 — 20 Ex. In Bern langte der Hauptzug am Iß, April bei Ge- witter an (D.). — Am 4. April nachmittags tummelte sich ein einzelnes Exemplar hoch in den Lüften über Vogelbuch bei Gümmenen (Dr. R. Buri, Laupen). — H. April die ersten ersten Rauchschwalben, 2 Stück, über Rosegg von SW nach NO (Dr. G.). — 0. April mehrere bei Aarberg. 18. April die erste b. Rumendingen und am 14. April 2 Stück in Lei- miswil (Fritz Mathys). — In Sinneringen die ersten am 20. April (J. L.). — L April erste Rauchschwalbe im Marzili- Bern; 4. April 7 Stück am Mühlebach, worunter einige mit auffallend gelber Unterseite. 6. April bei Schneegestöber 9 Ex. (W.). — Am 1. April die erste in Rahnflühberg; 10. April mehrere, auch Stadtschwalben (Chr. H.). Stadtschwalbe (48.). Am IG. April bei Aarberg die ersten; flo- gen nachher bei Schneegestöber mit den Rauchschwalben in südlicher Richtung ab (H. M.). 19. April nachmittags 4 V2 Uhr mehrere bei Rauchschwalben über der Kirchenfeldbrücke. 28. April (Ostern) bei Papiermühle viele tief mit 2 Rauch- schwalben, jedenfalls erst angelangt (am Morgen Schnee- gestöber, 4' C). Nachmittags abwechselnd sonnig, regne- risch und kalt (D.). — 17. April mehrere bei Bern (W.). Uferschwalbe (49.). 11. April zahlreich bei Hagneck (H. M.). — lo. April Aare-Bellach, Aareebene-Grenchen mit je einem Fluge von Rauchschwalben (30 — 40 Stück), einige Ufer- schwalben von W nach 0 (Dr. G.). — Am 23. April an den Nistplätzen bei Pulverfabrik und Papiermühle noch keine anwesend (D.). Kuckuck (51.). Am 11. April in Aarberg gehört (Dr. W. Volz). — Am 14. April nachmittags 4 Uhr vom Bargenwald bei Aarberg den ersten Ruf gehört, einige Minuten später vom Frienisberg her (aus entgegengesetzter Richtung) wieder Ruf, weiter hinten vom Bargenwald rief noch einer. Abends 6 Uhr rief einer fortwährend im Aaregrien bei Aarberg, am 15. ebenfalls. Trotz eifriger Nachforschung vom 9. April an noch keinen gehört. Letztes Jahr ebenfalls erstmals am 14. April gehört (H. M.). — 23. April Kuckuckruf ö Mal am Ostabhang des Gurten, 24. April im Elfenauschachen 7 Mal rufend (W.). — Erster Ruf im Lindental am 14. April, 19. April am Dentenberg (J. L.). — Erster Ruf am 15. April nachmittags bei trübem Wetter (14./15. in der Nacht star- ker Gewitterregen). (Chr. H.). — Am 12. April bei Laupen den ersten Kuckuck gehört (Dr. R, Buri). Eisvogel (53.). Am 14. Oktober vorigen Jahres fing Herr Acci- sor Schilling in den wasserreichen Anlagen des Emilienbades bei Grenzach nahe der Schweizergrenze einen ermatteten Eisvogel mit den Händen. Das Tierchen lebte blos einen — 54 — Tag in der Gefangenschaft, wo es Schnecken und Würmer, vorwiegend aber nur Wasser zu sich nahm. Die Sektion er- gab, dass es sich um ein Männchen mit vorwiegend leerem Magen und Darm gehandelt hatte (Dr. R. Buri). — IG. April Eisvogel sitzt auf Eiern (W.). Star (07.). Am 11. März morgens auf einer Wiese oO Stare, am Vormittag nach Osten weitei- fliegend. Beginn des Nistens Ende März (Chr. H.). — 8. April 1 Ex. von einem Sperber gekröpft (W.). Saatkrähe ((54. ). Am 1. April grosser Zug über Boll ostwärts (J. L.). Schwarzspecht (^0.). Sonnenberg (Weissenstein), 20. April 1 Stück, ruft (Dr. G.). Wendehals (75.). 30. März Aareebene-Grenchen, den ersten; 9. April in der Rosegg den ersten gesehen und gehört (Dr. G.). Am 10, April südlich der Stadt Solothurn, am 12. April im Aaregrien bei Aarberg (H. M.). — 12. April ein Männ- chen bei Ursenbach, am 14. April erster Ruf in Leimiswil (Fritz Mathys). — 25. April erster Ruf bei Bern (W.). — Den ersten am 10. April in Sinneringen, seither sehr zahl- reich (J. L.). — Am 15. April 1 Ex. bei Bösingen (Kanton Freiburg). (Dr. R. Buri). Baumläufer (78.) var. Costae. Sonnenberg (Weissenstein), 20. April ein Paar (Dr. G.). — 2. April am Bremgartenwald Niststoffe hinter ein Brett, mit welchem eine Baumhöhle vernagelt war, tragend (D.). Wiedehopf (79.). 6. April an der Aare; 11. April ein Paar bei Walperswil (H. M.). — 7. April 2 Stück Aareebene-Bellach (Dr. G.). — Am 10. April zwischen Marin und Gampelen ein Paar (Dr. W. Volz), — 9. April 1 Wiedehopf auf dem Ereitenrain-Bern (Messer li). Grauer Fliegenschnäpper (81.). Am 27. April die ersten bei Rahnilühberg mit Trauerflitgenschnäpper (Chr. H.). Schwarzrückiger Fliegenfänger (8(5.). Am 24. April im Elfenau- schachen (W.). Bachamsel (92.). Am 3. April bei leicht windigem, sonst aber schönem Wetter verflog sich in Laupen ein Stück in das Innere einer an der Sense gelegenen Villa, wo es gefangen und alsbald wieder in Freiheit gesetzt wurde (Dr. R. Buri). Feuerköpf iges Goldhähnchen (103.). 23. März die ersten Paar- vögel in der Rosegg (Dr. G.). Waldlaubvoge! (104.). 23. April bei der Elfenau (W.). Fitisiaubvogel (105.). 30. März den ersten im Marzilimoos-Bern (W.). — 10. April Aareebene, dicht unter Solothurn, einige gesehen und gehört (Dr. G.). — 2. April die ersten gese- hen und gehört, von da an häufig; 25. April, in meinem Garten singend (D.). — Seit 8. April immer Gesang (H. M.). Weidenlaubvogel (lOü.). 1(). März Aareebene-Selzach, die ersten (Dr. G.). — 20. März öfters gehört bei Aarberg (H. M.). Berglaubvogel (107.). 24. April Elfenauschachen (W.). Zaungrasmücke (121.). Aareebene dicht oberhalb Solothurn 2 Stück (Dr. G.). Dorngrasmücke (12H.). 14. April bei der Schermenmühle im Ciebüsch am Bache 1 Ex. (D.). — 16. April Gesang der Dorngrasmücke '(W.). — 25. April. Die erste zurückgekehrt (Chr. H.). Schwarzköpf ige Grasmücke (12().). Bei der Schermenmühle am 14, April ein Schwarzkopf im Ufergebüsch (D.). — Am 3. April erster Gesang bei Bern (W.). — 5. April den ersten in Sinneringen; erster Gesang am 10. April (J, L.). — 10. April Breitenrain-Bern erstmals gehört (Rauber). Kohlamsel (128.). 2(). April. In meinem Garten sitzt ein Weib- chen auf 4 Eiern. Das Gelege befindet sich in einem alten, etwas ausgebesserten Neste, das ich vor 4 Jahren auf ein Brettchen unter dem Dache des Holzhauses legte. Dieser nicht gerade gewöhnliche Nestbau ist jedenfalls eine Folge der vielen Niederschläge der letzten Woche (D.). — 2(5. April. Letzte Tage flogen in einem Garten bei Bern junge Amseln aus, die alle von Katzen gefressen wurden (Am- stein). — 22. April. An der Vanazhalde-Bern flügge Am- seln, wovon eine kaum befiederte der kalten Witterung zum Opfer gefallen ^W.). Ringamsel (129.). 20. April Röthifluhweide (Weissenstein) 3 Stück, ziehen aufgescheucht von W nach 0 weiter (Dr. G.). Wachholderdrossel (130.). 7. April Aareebene-Bellach noch 4 Stück (Dr. G.). Misteldrossel (131.). Am Nachmittag des 4. April sass eine lange Zeit lockend auf den obersten Zweigen eines Obst- baumes in Vogelbuch bei Gümmenen (Dr. R. Buri). Singdrossel (133.). 2. März Rosegg, die erste (Dr. G.). Hausrotsciiwanz (137.). Am 18. März morgens das erste Männ- chen in Rahnflühberg gesehen, am 29, März bei schönem Wetter das erste Weibchen (Chr. H.). — 18. März erster Gesang bei Aarberg (H. M.). Gartenrotschwanz (138.). 30, März. Ein Männchen bei Bern (W.). — Seit 3). April beobachtet (H. M.). — 8. April in der Rosegg einige (Dr. G.), — 14. April. Das erste Mann- — 56 — chen bei Sinneringen (J. L.). — 14. April. Bei Ittigen b. Bern das erste Männchen. 28. April im Worblaufentälchen 1 Paar (D.). — 1. April. Die ersten in Rahnflühberg (Chr. H.). Nachtigall (131).). Singt seit 26. April bei Aarberg, nachts und am Tage (H. M.). Blaukehlchen (141.). 30. März Aareebene-Bettlach das erste (Dr. G.). — 7. April 1 Ex. bei Bern, Varietät nicht ermit- telt (W.). Rotkehlchen (142.). Seit anfangs März in der Rosegg einige; 23. März Aareebene-Bellach, Selzach, 30. März Aareebene- Bettlach, Grenchen, überall vereinzelte; häufig ist der Ge- sang hörbar (Dr. G.). — ■ 1. März. Die ersten Rotkehlchen bei Rahnflühberg, letzten Winter keine gesehen (Chr. H.), Dieses Frühjahr bei Bern überall in Wäldern und Anlagen auffallend häufig (D.). Grauer Steinschmätzer (143.). 31. März. 1 Stück im Gürbetal (Messerli). — 13. April Aareebene-Grenchen zwei kleine Gesellschaften von 4 und 10 Stück. Es sind mehr Männ- chen als Weibchen dabei (2/3 und ^/g). (Dr. G.). Braunkehliger Wiesenschmätzer (14H.). 13. April Aareebene- Bellach und Grenchen je 1 Stück (Dr. G.). — 27. April meh- rere zwischen Laupen und Bösingen (Dr. R. Buri). Weisse Bachstelze (148.). 10. März. Die ersten in Rahnflühberg (Chr. H.). — 20. März. Zahlreich bei Aarberg (H. M.). — (3. April. Zahlreich im Marzilimoos (W.). Gebirgsbachstelze (149.). 24. März. Ankunft der Weibchen; Kehle der Männchen noch gefleckt (W.). — Den ganzen Winter gesehen, am 13. April 1 Ex. am Brüte unter einer Brücke nahe beim Bahnhof. 30. April. Die ausgeflogenen Jungen werden gefüttert. Das Paar ist Sommer und Winter anwesend (H. M.). — 23. April. Ein Weibchen in der Kies- grube bei Papiermühle (D.). Gelbe Schaf stelze (150.). 4. April Rosegghof auf einem frisch- gepflügten und gesäten Haferacker 4 Stück (Dr. G.). Wasserpieper (152.). 6. März. Aareebene-Bellach noch 1 Stück; 20. April Röthifluhweide (Weissenstein) 4 Stück, Männ- chen singt (Dr. G.). — (>. März. Im Marzilimoos noch an- wesend (W.). Wiesenpieper (153.). 1(5. März. Aareebene-Selzach, der erste (Dr. G.). Baumpieper (154.). Am 11. April öfters längs des Aarberg- Bielerseekanals (H. M.). — 13. April. Aareebene-Grenchen, einige Männchen gesehen und gehört (Dr. G.). — 57 — Brachpieper (155.). 13. April Aareebene-Grenchen, auf den frisch angelegten neuen Zuckerrübenäckern eine Gesell- schaft von 11 St.; die Vögel sind auffallend wenig scheu (Dr. G.). Haidelerche (lö.s.). 20. April Röthifluhweide (Weissenstein) ein Paar; Männchen singt (Dr. G.). Feldlerche, ^). Febr. die ersten 6 St. in einem Acker der Aare- ebene dicht oberhalb Solothurn. Seit Mitte März ist der Zug in der Aareebene-So lothurn stark ausgeprägt (Dr. G.). Rohrammer (IBS.). Vereinzelte im Marzilimoos (W.). — Am 2. April ein Männchen an der Aare im Allmendingenscha- chen (D.). Kirschkernbeisser (179.). 24. Jan. und 81. März Rosegg je ein Stück; 8. April noch 1 St. in der Rosegg (Dr. G.). Grünling (180.). 25. März. Die ersten Paarvögel in der Rosegg (Dr. G.). Girlitz (181.). 80. März. Den ersten in Bern (W.). — 2. April in der Allee beim Bremgartenwald-Bern 5 St. (D.). — 4. April Rüsegggarten die ersten 0 St. (Dr. G.). Stieglitz. 4. April. Etwa ein halbes Dutzend Distelfinken teils singend bei Gümmenen (Dr. R. Buri). — 4. April Rosegg- garten die ersten (1 St.). 20. April. Auf der Röthifluh- weite treibt sich eine Schar von etwa 40 St. herum (Dr. G.). — Am 1(3. April die ersten (Chr. H.). Bluthänflig (185.). 9. April. Eir» prächtiges Männchen bei der Tiefenaubrücke (W). — 13. April Aareebene-Grenchen, einige kleinere Gesellschaften von W nach 0 (Dr. G.). Ringeltaube (194.). Am 12., 24., 26., 30. März Flüge von 10 bis über 50 St. bei Aarberg; auch vereinzelte Paare am Nistort (H. M.). — Am 25. März die ersten, ein Flug von 12 Stück in Rahnflühberg (Chr. H.). Hohltaube (195.). Am 11. März abends bei schönem Wetter sind die ersten 4 Lochtauben zu den Nistkasten zurückgekehrt (Chr. H.). — Am 19. März die ersten gesehen. 12. April bei den Nistkasten erschienen. (Es empfiehlt sich, Kasten für Hohltauben anzuhängen!). (W.). Auerhuhn (198.). 20. April Sonnenberg (Weissenstein), nicht weit vom Waldsaum zur Rölhifluhweide (1340 m), ein Männ- chen und zwei Weibchen (Dr. G.). Kibitz (219.). 22. März. Bei Aarberg 20 Stück vorüberfliegend (H. M.). Grauer Reiher (227.). 23. April 1 St. über Marzilimoos (W.). Getüpfeltes Sumpfhuhn (289.). Am 24. April erhielt ich 1 Ex., welches tags zuvor in Kriechen wil noch lebend einer Katze abgejagt worden war (Dr. R. Buri). Grünfüssiges Teichhuhn (240.). 28. April. Elfenau 1 St., ver- folgt von Zwergsteissfuss (W.). Schwarzes Wasserhuhn (241.). 2. April 1 Ex. in der Allmen- dingen-Au (D,). Grosser Brachvogel (242.). 30. März. Aareebene-Grenchen, von der Strasse Grenchen-Staad bis obere Kantonsgrenze drei Paare in verschiedenen Bezirken hörbar und sichtbar. 18. Ap;il Aareebene-Grenchen bis Längmoos (Kt. Bern) drei Paare häufig zu sehen und zu hören. Hoffentlich wird die auf der «Grenchner Witi» neu angelegte, sehr ausgedehnte Zuckerrübenkultur diesen bis jetzt konstanten Nistort des interessanten Vogels nicht zugrunde richten! Am 18. April übrigens auch ein viertes Paar auf der Aareebene-Selzach gesehen und gehört (Dr. G.). Becassine (249.). Aareebene-Bellach, am 18. April noch 1 St., Aareebene-Grenchen noch 4 St. aufgestöbert (Dr. G.). Punktierter Wasserläufer (256.). Am 11. April 1 Ex. bei Leimis- wil (Fritz Mathys). Flussuferläufer (258.). Am ti. u. 7. April an der Aare bei Aar- berg (H. M.). — 24. April 1 Paar längs der Aare bei der Elfenau (W.). Spiessente (288.). Aareebene-Bellach, von der Aare herkom- mend fallen 6 St. in die offene Wasserfläche eines dortigen kleinen Sumpfes ein; es handelt sich um drei Paare (Dr. G.). Knäckente (290.). 80. März Aareebene-Grenchen, etwa 10 St. Ein Männchen in prachtvollen Hochzeitskleide für das Mu- seum Solothurn erlegt (Dr. G.). Krickente (291.). Am 2. April in der Allmendingen-Au minde- stens ein Dutzend (D.). Sf Vogelschutz. \ Aus den Vereinen. Der Ornithologisch-kynologische Verein Huttwil und Um- gebung entwickelt auch auf dem Gebiet des Vogelschutzes eine rege Tätigkeit, welche hauptsächlich der Initiative des Mit- gliedes F. Christen zu verdanken ist. Zur Winterfütterung der — 59 — Vögel wurden zwei von diesem Herrn 'konstruierte Futterfinden benutzt. Es sind dies ein drehbarer Futtertisch mit Fülltrichter, gläserner Rückwand und horizontalen Windflügeln, ähnlich dem Schwarz'schen Futtertisch, sow^e eine Futterflasche mit Blech- schirm (verbesserte Oltener- und vereinfachte v. Berlep'sche Futterflasche). Diese beiden Futterapparate, von denen uns je ein Exemplar zur Probe überlassen wurde, haben sich in dem strengen Winter in unserm Hausgarten recht gut bewährt. Wäh- rend verschiedene andere Futterfinden vorwiegend von Spatzen in Beschlag genommen wurden, holten sich an den erstgenann- ten ausschliesslich Kohl-, Sumpf- und Blaumeisen, sowie eine Tannenmeise und ein Kleiber ihre Nahrung. An dem drehbaren Tische war eine Zeitlang ein Rotkehlchen täglicher Gast, Sper- ling habe ich keinen einzigen bemerkt. Vor den Katzen waren beide Apparate vollkommen sicher. (Anmerk. der Red. D.). In Nachstehendem geben wir unserm Berichterstatter das Wort. Winterfütterung. Im Laufe des letzten Jahres wurden durch unsern Verein 7 drehbare Futtertische aufgestellt, zu welchen im Winter noch 3 weitere hinzukamen. Dieselben kosteten, elegant und doch solid aus Blech hergestellt. Fr. 18 das Stück. Während dieses Winters haben wir verfüttert 150 Kilo Hanfsamen und 4 Kilo Futtersteine. Letztere sind herge- stellt aus Rinderfett, gequetschtem Hanf, Nusskernen unter Zugabe von mehlhaltigen Körnern. Diese, ähnlich wie der Glar- ner Schabzieger (Grünkäse) geformte Masse wurde von den Vö- geln sehr gerne genommen, ohne dass etwas zurückblieb. Auf den fünf in Huttwil selbst aufgestellten Tischen war Meister Spatz der Hauptabnehmer. Wir verbrauchten hier 20 — 24 Kilo Hanf auf jedem Tisch; bei starkem Besuch waren innerhalb 3 Tagen 2 Kilo weg. Die (auswärtigen , d. h. in der Umgebung der Ortschaft verteilten Tische wurden ausnahmslos von den verschiedenen Meisenarten besucht, in erster Linie von der Kohl- und Sumpf meise; weniger häufig zeigte sich die Blau- meise und ganz selten die Tannenmeise. Der Kleiber fand sich Ende November und anfangs Dezember während ungefähr 14 Tagen auf allen Tischen sehr häufig ein; seit Mitte Dezember zeigte er sich nicht mehr. Für diese Futterstellen, an denen hin und wieder auch der Dompfaff und der Bergfink zu sehen waren, genügten -1 — 10 Kilo Hanfsamen pro Tisch. Nistkastenangelegenheit. Auf Antrag des Bericht- erstatters wurde beschlossen, die Ortschaft mit Umgebung in sechs Bezirke einzuteilen und dann jedes Jahr einen dieser Ab- schnitte mit ungefähr 30 Nistkasten zu besetzen. Auf diese Weise w^rd es unserm Verein möglich sein, mit der Zeit an 180 - 60 — Kasten auszuhängen • — gewiss eine sehr schöne Anzahl! Diese Einteilung hat zugleich den Vorteil, dass das Anbringen der Nisthöhlen unter genauer Kontrolle und möglichst wenig Zeit- aufwand (ca. • L> Tag) vorgenommen werden kann. Wir berech- neten die Dauerhaftigkeit der v. Berlepsch'schen Nisthöhle auf (•> Jahre und es sollen dann nachher alle Kasten durch neue er- setzt werden. Im vorigen Herbst haben wir 80 Kasten für Stare und () für Meisen angebracht. A b s c h u s s schädlicher Vögel. Im Jahre 1904 wurden ausbezahlt für: Habichte, 21 Stück ä Fr. 1.— Fr. 21.— Eichelhäher, 310 Stück ä 20 Cts » 62.— Krähen, 103 Stück ä 10 Cts » 10.30 Sperlinge, 7 Dutzend a 40 Cts » 2.80 Total-Schussgelder Frr9(ri() Nach Beschluss der letzten Vorstandssitzung werden dieses Jahr für Eichelhäher keine Abschussprämien mehr bezahlt, da- gegen für Sperlinge der doppelte Betrag. Die Gemeinde Huttwil leistet an die Schussgelder und für den Vogelschutz pro 1905 einen Jahresbeitrag von Fr. 80, wel- cher später noch erhöht wird, dazu kommen noch die Beiträge der Passivmitglieder mit Fr. 35. Bisher bezahlte die Gemeinde nur einen Teil der Schussgelder und zwar für Habichte 50 Cts., für Häher 20 Cts. und für Krähen 10 Cts., während der Ornith. Verein ebenfalls 50 Cts. für Habichte und für Spatzen den ganzen Betrag aus seiner Kasse bestritt. F. Christen. g Kleinere Mitteilungen. gj Ueber Meiseiiziige. Am 6. November sah ich hier die ersten Sehwanzmeisen, ein Zeichen, dass die Meisenzüge beginnen. Von Mitte November bis Mitte Dezember waren letztere am stärksten. In einem Walde mit dichtem Unterholz und grossen Laub- und Nadel- holzbeständen traf ich oft Züge von 40 bis 60 Stück, an dem ver- schiedene Meisen, Kleiber und Baumläufer teilnahmen. Es war eine Freude das bewegliche Treiben dieser Vögelchen anzuschauen. Jede — 61 — Art war an dem ihr von der Natur zugewiesenem Ort. Spechtmeisen und Baumläufer kletterten behende an den Stämmen herum. Die Tannen- und Haubenmeisen liielten sich meist in den Nadelästen auf, während die Schwanzmeisen mit Vorliebe das Laubholz aufsuchten. Die Kohl-, Sumpf- und Blaumeisen suchten sowohl in den Tannen als in den Buchen jedes Zweiglein ab. Die Zahl der Insekten und Larven, welche von diesen Vögeln in einem einzigen Tage vertilgt wurde, muss jedenfalls sehr gross sein. Chr. Hofstetter, Rahnflühberg. Jugenderinnerung^en eines Achtzigjährigen. Bei Herrn Re- daktor Daut sah ich kürzlich in dessen Zimmervoliere unter andern Bewohnern auch ein Steinhuhn, das sich der besten Gesundheit er- freute. Wie mir Herr Daut mitteilte , wurde dieser gewiss nicht häufige Kätigvogel Mitte Januar im Bündnerland in einer Scheune gefangen, wohin er sich während eines starken Schneesturmes geflüchtet hatte, (s. «O. B.» 1905, Heft 2, Seite 27. Red.) Dieser Anblick rief mir eine Erinnerung aus meiner Jugendzeit ins Gedächtnis zurü(ik. Meine Mutter erzählte mir öfters von den jungen Pernisen (so werden die Steinhühner im Kt. Uri genannt), welche von einem Haushuhn ausgebrütet wurden. Im «Franzosen- jahr» 1798 war meine Mutter Haushälterin bei ihrem Bruder, dem damaligen Pfarrer von Unterschächen im Kanton Uri. Eines Tages brachte ihr ein Jäger aus den Bergen mehrere Eier eines Stein- huhns, welche einer Haushenne unterlegt und von dieser glücklich erbrütet wurde. Alles hatte seine Freude an den hübschen Tierchen. Leider brachte dann das Jahr 1798 den unglückseligen Krieg gegen die französischen Invasionsarmeen, so dass über das Schicksal der jungen Steinhühner nichts mehr bekannt ist. Iiufanger. Die Stare scheinen eine andere Gewohnheit angenommen zu haben, wahrscheinlich infolge der schlechten Erfahrungen, die sie vor einigen Jahren bei ihrer frühen Ankunft (1. — 3. Februar) machten. Seit etwa zwei bis drei Jahren sehe ich sie nicht mehr so zahl- reich schon anfangs Februar einrücken und auf bereit gehaltene Futterplätze einfallen. Die ersten Ankömmlinge scheinen in unserer Gegend fremd zu sein ; sie fliegen vorüber und bäumen hoch. Erst später, wenn sie zahlreicher werden, gehen sie auf die schneefreien Wiesen. Mi>glicherweise hat der Schneefall im südlichen Europa und die dort herrschende ungewohnte Kälte diese veränderte Lebensweise bewirkt. Es wäre ganz gut möglich, dass die Stare infolgedessen in immer grösserer Anzahl während des Winters bei uns bleiben, eine Eventualität, durch w^elche das Budget für die Winterfütterung unserer ornithologischeu Vereine um ein Erhebliches belastet würde. S. A. WebiT, Bern. J- — 62 — |f (3? VOM BÜCHERTISCH. ^57 % '■^■^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^•^^•^'^'^••^••^•■^••^■•^••^••^••^•■^•^■^•^•'^••^•^■^■^•■^•^•■^' Der Zoologische Garten (Zoologischer Beobachter), redigiert von Prof. Dr. U. Boettger (Verlag von Mahlau & Waldschmidt, Frankfurt a./M.). Heft 1 des 46. Jahrgangs 1905 zeiclmet sich wie gewohnt durch seinen gediegenen, abwechslungsreichen Inhalt aus. In der kleinen Abhandlung „Die Erhaltung der Art" kommt Prof. Dr. P. Altmann zu der Schlussfolgerung: ,,So soi'gt die Natur mit Aufbietung aller ihr zuletzt zu Gebote stehenden Kraft zur Erhaltung der Art, noch im Sterben für die Nachkommenschaft ! " — Ueber den eigentümlichen Geschmack einer Kohlmeise berichtet Karl Softel. Diese Meise , welche mit andern Vögeln eine Vogelstube bewohnt , zeigt eine besondere Vorliebe für Resorcinkristalle, einer aus verschiedenen Gummiharzen, wie Galbanum und Asa foetida (,, Teufelsdreck'") her- gestellten chemischen Verbindung. Ein Häufchen dieser widerlich süsslichen, kratzenden Substanz, welche zufällig im Zimmer ausge- schüttet worden war, wurde von der Kohlmeise ohne die geringsten nacliteiligeu Folgen verzehrt. Auch späterhin stürzte sich die Meise auf hingeworfene Resorcinkristalle. Das Resorcin verdankt seine An- wendung in der Medizin hauptsächlich seiner antiseptischen Eigenschaft : hin und wieder wird es auch innerlich gebraucht gegen Kinderdiarrhoe. In der Technik dient es zur Herstellung von Farbstoffen. Der gleiche Autor macht Mitteilungen über einen kämpfe slu st igen Kernheisser. Dieser Raufbold hat sich in kurzer Zeit zum Tyrannen des Vogel- zimmers aufgeworfen. Auch mit seinem Herrn und Pfleger lebt er in steter Feindschaft und fliegt ihm, wenn er den Raum betritt, so- fort entgegen, und sucht ihn zu beissen. Ohne zu fliehen lässt sich der händelsüchtige Bursche regelrecht beohrfeigen, wobei er wütend um sich beisst. — Dr. V. Hornung beschreibt ein junges Entchen, das mit vier Beinen und ohne Oberschnabel geboren wurde, sowie die Schlaf Stätte eines Buntspechtes in einem Starenkasten. — In dem Aufsatze „Zur Frage über die Abnahme der Schwalben" erörtert Direktor A. Seitz dieses noch nicht ganz abgeklärte Thema. Verfasser ist der Ansicht, dass es nicht ein Aussterben der Tiere ist, nicht eine Abnahme ihrer Zahl , sondern ein Wegbleiben , weshalb wir sie hier vermissen. Von einem Schutzgesetz erwartet der Verfasser in Deutschland keine Besserung. Die Resultate der letzten Jahre zeigten, dass mit dem gesetzlichen Schutz nichts erreicht worden ist: ,,Der nicht geschützte Sperling nimmt zu, und die geschützte Schwalbe nimmt ab ; der Schwarzspecht, dem die rationelle Forstwirtschaft überall die Brutbäume entzieht, nimmt trotzdem zu, und der überall fast für heilig gehaltene Storch nimmt ab. Die seit dem Würzburger Amselprozess vogelfreie Schwarzamsel nimmt zu, und die kleinen, — 63 — durch das Gesetz geschützten Sinjivöp-el nehmen ab." (restützt auf seine in Nordafrilldt. An der deutschen Nordseeküste wurden 22 Mövenarten ^ beobachtet, auf Helgoland von Gätke sogar 26 Arten.- Von diesen Arten wurden auf und bei der Insel Sylt, als meinem nä- heren Beobachtungspunkt, 21 Arten gesehen.-' Als neue Art kommt hier noch hinzu die Hutmöve (L. ichthyaetus). Die gemeinste und bekannteste Art ist die Silbermöve (Larus argentatus). Sie ist Brutvogel auf fast allen friesischen Inseln. Am bedeutendsten sind wohl die Brutkolonien auf Hör- num und List, und der ostfriesischen Insel Rottum. Der Vogt gab im Jahre 18()7 die Brutpaare auf 5000 an.^ Auch die Kolo- nien in den List er und Hörnumer Dünen waren früher sehr zahl- reich. Auf List sammelte man damals in der Eierzeit ca. :^)O.0O0 Eier,'' was etwa 5000 — HOOO Brutpaaren gleichkommt. Heute schätze ich nicht über 2000 Brutpaare auf der ganzen Insel. Da seit einigen Jahren eine Bahn von der Hörnumer Anlegestelle nach Westerland die Dünen durchschneidet in ihrer ganzen Länge, so wird wohl die Vogelkolonie hier noch bedeutender ins Abnehmen kommen. Ausser der Silbermöve brütet in den Sylter Dünen auch die Sturmmöve (Larus canus). Früher in der Blidsumbucht eine grössere Kolonie bildend, sind heute nur hier und dort einzelne Brutpaare in den Dünen anzutreffen. Es wird zuweilen auch behauptet, die Mantelmöve (Larus marinus) brüte vereinzelt in unsern Dünen ; jedoch ist dem nicht so, wenigstens ist es mir nie gelungen ein Gelege zu fin- den oder aufzutreiben, trotz der grössten Bemühungen. Die * Rohweder : Die Vögel Schleswio-Holsteins. * Gätke: Vogelwarte auf Helgoland. " Hagendefeldt : Vogelwelt der Insel Sylt. * Droste : N'ogelwelt der Insel Borkuni. ^ Naumann : l'eber den Haushalt der nordischen Seevögel. — (36 — Silber- uud Sturmmöven halten das ganze Jahr an unserer Küste aus, nur auf kurze Zeit, wenn sehr starkes und anhaltendes Frostwetter eintritt, verlassen uns die ersteren, um bei milder Witterung gleich wieder zurückzukehren. Die übrigen Mövenarten wie L. marinus, L. fuscus, L. glaucus, L. leucopterus \ Rissa tridactyla, Pagophila alba, Ghema Sabinei, L. minutus, L. ridibundus u. s. w. sind nur Gäste an unserer Küste und kommen meistens einzeln und selten vor. Häufig ist nur L. ridibundus zur Herbstzeit und Rissa tridactyla im Winter. Die Familie der Seeschwalben ist in 7 Arten vertreten. Die gemeinste Art ist Sterna macrura, die Küstenseeschwalbe, welche auf dem Ellenbogen zu hunderten brütet. Hier befindet sich auch die einzige kleine Brutkolonie der Kaspischen See- schwalbe (Sterna caspia) in Westeuropa, die zu Naumanns Zeiten noch nach Hunderten zählend^ heute jedoch nur von 10—11 Erutpaaren besetzt ist. Wie fischt Ardea cinerea (L.)? Von Dr. J. Gi-ii,i;']er. Dass ich den Ornithologen in den folgenden Zeilen nicht das geringste Neue bringe, des bin ich mir wohl bewusst, doch kann ich nicht umhin, einige meiner Beobachtungen denen der in den letzten Monaten von den Gebrüdern Schuster veröffentlichten gegenüberzustellen. In der «Ornithologischen Monatsschrift» 1905, p. 90, An- merkung, ist zu lesen: «Bei dem Fischen am Tag besitzen die Reiher, sobald sie ruhig im Wasser stehend auf Fische lauern, tatsächlich einen kleinen Talisman zur Anziehung der Fische: sie lassen recht oft ihren halbflüssigen Unrat ins Wasser plumb- sen (so schon Oken und Lenz; es ist auch meine Erfahrung). Ludwig Schuster modifiziert seine Ansicht dahin («Zool. Gar- ' Hagendefeldt: Oniitliol. 31onatssclirift l'JOl, S. 382. ^ Derselbe: Mitteil. d. Oesterr. Reicbsl). für V'og'elschiitz und Vogelkunde in Wien 1904, S. 165. — Neuer Niunnaun, Bd. XI, S. 173. — Okens Isis 1819, pag. 1845—1861. — 67 — ten» 1904), dass der Reiher meist nur im langsamen Vorwärts- schreiten fische, dass dabei auch durch das leise Geräusch, wel- ches seine Füsse im Wasser verursachen, die Fische angezogen werden.» Darauf sei Folgendes gesagt: Seit mehr denn 20 Jahren kenne ich den Reiher und sein Tun, denn an den Weihern, die sich westlich von Erlangen bis Neuhaus hinüber ausdehnen, kann man fast das ganze Jahr hindurch 5 — (J, oft noch mehr Fischreiher finden, ohne dass die Vögel in der Gegend selbst Brutvögel wären. Wer den Reiher beim Fischen beobachten will, muss allerdings schon vor Tagesanbruch in einem gut ge- wählten Versteck sein und darf sich dort bei Ankunft der Vö- gel nicht rühren; auch ist ein guter Feldstecher dabei uner- lässlich. Der Reiher steigt, am Fischplatz angekommen, behutsam in das Wasser und wandert nun in ziemlicher Nähe des Ufers mit ausserordentlicher Vorsicht einen Fuss vor den andern fc-etzend um den W^eiher herum. Er vermeidet dabei jedes un- nötige Geräusch und nur durch eine blitzartige Bewegung des Halses und Kopfes wird man erinnert, dass der Vogel einen Plsch gefangen. Herr L. Schuster ist also im Recht, wenn er behauptet, dass der Reiher im langsamen Vorwärtsschreiten tische, was, nebenbei bemerkt, seit ui'denklicher Zeit bekannt ist. Wo und wann hat nun aber Herr L. Schuster das leise Ge- räusch des schreitenden Reihers gehört und zugleich gesehen, wie dadurch die Fische herangezogen werden? Da müsste der betreffende Beobachter schon mit einer Tarnkappe bewaffnet neben dem Vogel hergeschritten sein. Goldfische und auch in kleinen Zierweihern gehaltene Karpfen kommen wohl auf ein Geräusch ans Ufer heran, weil die Erfahrung sie gelehrt hat, dass sie etwas Fressbares bekommen, aber die, wenn ich so sagen darf, wilden Fische in den Weihern fliehen bei Bewe- gungen des Wassers rasch von solchen Stellen fort, ja fliehen auch vor auf das Wasser fallenden, beweglichen Schatten. Wer zum Reiherbeobachten erst nach Tagesanbruch und nachdem die Vögel bereits zu fischen begonnen haben, aus- zieht, wird ein ganz anderes Bild bekommen. Erscheint ein solcher Beobachter in der Nähe des Wassers und wird von den arbeitenden Reihern gesehen, so bleiben diese wie auf Kom- mando ruhig stehen, oft in ganz drolligen Stellungen, und lassen den Störenfried nicht aus den Augen; kommt er ihnen zu nahe, so fliegen sie auf und davon. Solche Herren sprechen dann da- von (conf. W. Schuster), dass der Reiher ruhig im Wasser ste- hend auf seine Beute laure, und dass er, um Fische anzulocken, seinen Kot in das Wasser spritze. Wer aber genau zusieht, wird bemerken, dass der fischende Reiher nur in ausserordentlich — 68 — seltenen Fällen seinen dünnflüssigen, äusserst scharfen Kot während des Fischens von sich gibt. Die Regel ist, dass er dies erst nach erfolgter Sättigung und Verdauung, welche er meist ganz in der Nähe des Fangplatzes auf Holzpfosten, Ein- zäunungen oder Bäumen abwartet, in reichlichem Masse tut. Es ist dies auch ganz weise von ihm, denn der Reiherkot würde das Wasser nur trübe und undurchsichtig machen und die Fische tausendmal eher vertreiben als anziehen. Der Reiher hat eben keine Anziehungsmittel für die Fische bei sich, sondern er hat sehr scharfe Augen, eine bewunderungs- würdige Ruhe beim Suchen nach der Beute und eine ausser- ordentliche Treffsicherheit mit dem Schnabel. Wozu also nach allen möglichen geheimen und wunderbaren Kräften suchen, wo doch alles ganz natürlich zugeht?! Ueber das nächtliche Fischen der Reiher habe ich Beob- achtungen bis jetzt nicht gemacht. Mögen doch alle, die sich mit Naturbeobachtungen beschäf- tigen, das bedenken, dass man nicht sofort jede gemachte Be- obachtung der staunenden Mit\\elt verkünden muss, sondern dass es auch Tagebücher gibt, in denen diese Sachen sehr gut aufbewahrt, verglichen und nach dem Streichen von unterlau- fenen Irrtümern (errare humanum) zusammengestellt werden können, um später zu rechlor Zeit veröffentlicht zu werden. Beobachtungen über den Grauen Fliegenschnäpper. (Aus den Tagebuchnotizen. Von T li. Zschokke, Wädenswil.) Am 23. Juni 1908 sind die Jungen der ersten Brut flügge. Am 29. Juni beginnt das gleiche Paar Grauer Fliegenschnäpper mit dem Bau eines zweiten Nestes im Futterhäuschen, di- rekt vor meinem Fenster. Am 30. Juni ist das Nest fertig erstellt. Am 6. Juli morgens 8^-'' hat das Weibchen das vierte Ei gelegt. Am 7. Juli beobachte ich, dass das Weibchen pro Stunde sechs- mal wegfliegt auf eine bis höchstens fünf Minuten, um Nah- rung zu holen und das Gefieder zu ordnen. Das Wegfliegen geschieht mit besonderer Sorgfalt. Flü- gel und Schwanz werden hochgehoben und die Füsse sorg- fältig angezogen. Beim Zufliegen suchen die Füsschen Platz — 69 — zwischen den Eiern, der Körper wird hin und her bewegt und die Eier allmählich bedeckt. Bei jedem Zufliegen ändert der Vogel seine Stellung, d, h. bald sieht der Kopf nach Osten, oder nach Norden, Süden etc. Am 10. Juli. Das Abfliegen geschieht in unregelmässigen In- tervallen von 5 — 80 Minuten. Das Drehen der Eier erfolgt mit geschlossenem Schnabel und zwar wird immer nur das unter der Brust liegende Ei gedreht, weil sich das Weibchen aber stets wieder in veränderter Lage auf die Eier setzt, werden nach und nach alle Eier gedreht. Das Männchen füttert hie und da, doch nicht öfters. Habe sechsmal be- obachtet an einem Tag. Am 18. Juli morgens 8 Uhr erstes Junge aus dem Ei geschlüpft; nachmittags 2 Uhr zweites Junge. Am 19, Juli am 7 Uhr morgens strecken 8 Junge ihre Köpf- chen mit geöffnetem Schnabel aus dem Neste; am 5 Uhr nachmittags ist auch das vierte ausgeschlüpft. Das Männchen beginnt erst am 21. Juli mit dem Füttern. Am 25. Juli. Die Jungen sehen noch nicht. Am 27. Juli sieht ein Junges, Am 29. Juli sehen alle und sitzen aufrecht im Neste. Die Mutter deckt sie während der Nacht. Am 1. August nachmittags 2 Uhr fliegt erstes Junge aus dem Neste auf die nahe Tanne. Am 2. August morgens 8 Uhr fliegt das zweite Junge ab. Um 11 Uhr folgen das dritte and vierte Junge. Dezembersituationen im Vogelreiche. \on Wilhelm Srhuster, Pfr. Die Buchfinken der nächsten Umgebung, ein halbes Dutzend Grünlinge und an den kälteren Tagen auch etliche nordische Bergfinken stellen sich auf dem Futterplatz ein ; sie kommen zahlreicher, wenn Hübsamen ausgestreut wird. Spendet man auch noch ein wenig Hanfsamen, so kommt öfters ein buntes Kleibf^rloin angeflogen. Der gedrungen gebaute, kurzgeschwänzte Vogel mit dem schwach aufwärts gebogenen Schnabel nimmt sich auf dem Erdhoden untoi- den andei'en Vogclgestalten rocht plump ans. Der Kleiber greift das auserwähte delikate Hanf- korn mit dem Schnabel auf und entfernt sich in der Regel so- gleich wieder ; er steckt es in eine Baumritze, bearbeitet und ver- — 70 — zehrt es dort. Unsere Haubenlerche bringt manchmal eine nor- dische Lokalrasse bezw. Varietät (Nebenart) auf den Futterplatz mit; man achte darauf! Schneetinken, Schneespornammern und Ringelspatzen sind seltene Gäste. Als ungewöhnlicher Besucher des Futterplatzes hat sich mitunter schon der Eisvogel bei Knochen und Fleischstückchen eingestellt.^ Nicht selten zeigt sich ein Häher auf dem Futterplatz , um Hafer und andere Frucktkörner aufzunehmen. Die Elster überschaut schäkernd die Dorfreviere von der Spitze der benachbarten Gartenbäume aus, ohne sich doch — denn sie sind allewege sehr vorsichtig — einer Gefahr, die ihr von Menschen drohen könnte, auszusetzen : Auch sie weiss ebensogut wie der Sperber, dass es hier jetzt Beute zu erhaschen, aber auch mehr Fährnisse als draussen im freien Buschwald zu bestehen gibt. Der Sperber wagt es in seiner Dreistigkeit, Spatzen und Finken im Haushofe, wo er sie oft dicht vor den Fenstern der menschenbelebten Stuben schlägt, abzuschlachten und zu rupfen, auch unter Umständen, wenn alles still bleibt, in grösster Gemütlichkeit aufzuzehren. Freilich ist es immer noch besser, wenn er sich einen Sperling aus der Masse der vorhandenen fängt, anstatt einen Singvogel, einen Fink oder Ammer, eine Lerche oder Amsel. Wie verständnisvoll ordnend doch auch hier die Natur wiederum vorgeht: Gerade den Spatzen, den sonst kaum von einem nennenswerten Gegner befehdeten, durch die gegebenen Kulturverhältnisse ins U n g e- messene sich vermehrenden Grauröcken, gewinnt unser Sperber ganz besonderen Geschmack ab : er verschmäht Finken, Drosseln, Meisen u. s. w., wenn er Sperlinge haben kann.^ — Bei sehr grosser Kälte übernachten manche Vögel mit aufgeplustertem Gefieder in den Bäumen direkt beim Futter- platz ; ich beobachtete es bei Zaunkönigen, Goldammern, Drosseln, Raben und Dohlen. ^ Ein Beweis für die Anpassungsfilhijifkeit des Wasserspeehts, der ter- tiären Vogelgestalt, ist die Tatsache, dass im Laufe des AVinter 1900/01 ein Eisvogel auf einem Futterplatz in der Nähe des Burggrabens in Detmold erschien und ausgelegte Fleischstüokchen verzehrtr, sogar Fleisch von den Knochen zu lösen versuchte. " Es zeigt sich hier übrigens deutlich , wie instinktmässige Artge- wohnheiten aus Gründen der Zweckmässigkeit sich abändern bezw. neu auftreten. Die Vorliebe des Sperlters für Sperlinge erweist sich als ein weiser Plan der Natur, der ungezügelten ziellosen Vermehrung der Sperlinge Ein- halt zu tun. Nun ist aber unser Hausspatz (Passer domesticus) in seiner jetzigen (jestaltung und Art — lediglich ein Vogelprodukt einer intensiven Kultur ; zum wenigsten aber ist seine überraschende Massenvermehrung nur erst bedingt und ermöglicht durch die gegebenen Verhältnisse einer hoch- entwickelten Kultur. Demnach ist die Vorliebe des Sperbers für Sperlinge durchaus erst berechtigt und als ihm mit Fug zu eigen geworden erklärlich seit jener Zeit, wo die höher entwickelte Kultur dem Sperling eine unge- hemmte Vermehrung gestattete ; es hat sich jene Vorliebe mit der Zeit erst herausgebildet. — 71 — Die Wald- und Gartenamseln treiben sich in den Hausge- büschen herum, um die letzten Mehlfässchen, Schnee- und Faul- baumbeeren, Attichfrüchte oder auch ausgehängte Hollunder- beeren und ausgestreute Apfelschalstückchen aufzustöbern. Sie machen sich in der Hegel nicht weiter bemerkbar als durch das allbekannte zischende, durchdringende Alarmgeschrei des Morgens und Abends und das sanfte, unruhige, ewig wiederholte «tix, tix, tix ...» (das sich schliesslich zu einem schwachen leisen «ix» erweicht) vor dem Schlafengehen ^ Bei starker Kälte blasen sie sich über Nacht dick auf übernachten dann auch meist in den Gartengebüschen oder Fichtenbäumchen, die nahe beim Haus stehen, während sie bei gemässigter und milder Witterung die verstecktesten Plätzchen in Feldhecken und dichtem Gebüsch am Waldrand oder auch in undurchdringlichen Fichtendickungen aufsuchen. Die wenigen Singdrosseln, die hie und da überwintern, l)leiben in Gesellschaft der Schwarzdrosseln, Auf den Wach- holderbüschen im Feld, den Zierbüschen auf Friedhöfen, den Vogelbeerbäumen an den Landstrassen suchen die Wachholder- und die weniger zahlreichen Mistel- und Weindrosseln ihre Nah- rung. An den deutschen Küsten des baltis('hen Meei-es, insbe- sondere in Pommein, finden sich die letztgenannten häufiger und man sieht öfters ebensoviele rotgehüftete Weindrosseln wie ge- sprenkelt braunkröpfige Krammetsvögel. Gar hübsch nimmt sich am blauen Winterhimmel ein vollbehangener Vogelbeerbaum aus, der von Drosseln, etlichen Blutfinken, die ab und zu ihren me- lancholischen Ruf hören lassen, besetzt ist. ^ Sj( Ornithologische Beobachtungen. ^t Kcoba<*litiiiig!sberi«Iite im ]flai 1005. (Nebst Ergänzungen für April.) Schwarzbrauner Milan (G.) 18. Mai. Auf dem Wege nach dem Dentenberg beobachtete ich bei den «Neuhäusern» zuerst ' Dieses letztere Rufen ist deutlieh das Zeichen einer instinktiven Aiif- retrung Beiinnihio-uu«,', wenn niclit gar Fureht (vor der Naelit), welelie frei- lieh insofern berechtigt ist, als die Drussein in dem kahlen, lauhentlilösstcn (iezweig der Husche (wo sie in manchen Winternücliten zii verlileilien ge- zwungen sind) nächtlicherweile leicjit einer beutchungrigen Knie zum Opfer fallen können. — 72 — einen von Südwest nach Nordost ziehenden Schwarzen Milan : nach ca. 5 Minuten kam dann ein Zug von 23 und später noch einer von 7 Stück, im ganzen also 31. Der eine kam auf Schussnähe heran, so dass ich ganz deutlich die Art feststellen konnte (J. L.). Habicht (15.) 4. Mai. Im Martinsfluhwalde ein bewohnter Horst, 9 brütet (Dr. G.) Zwergohreule (41.). Am 4. Mai wurde im Breitenrain-Bern ein prächtiges Männchen einer Krähe abgejagt , welche dem Tierchen hart zusetzte. Der Vogel lebte noch, war jedoch so stark verletzt, dass er bald starb. Die Eule wurde mir am 5. Mai vorgewiesen (D.). Mauersegler (46.). 26. April. Etwa acht Stück von Norden nach Osten über Rosegg; am 1. Mai sind Nistvögel (Rosegg) noch nicht angelangt. 7. Mai. Rosegg, Mittelgebäude zwei Stück angelangt (Dr. G.). — 29. April. Ueber der Bundesgasse ein Exemplar (W.). 4. Mai. Die ersten zwei vormittags über Lorraine- Bern. 12. Mai. Daselbst acht Stück (D.) — 4. Mai. Die ersten drei Stück in Vechigen (J. L.). — 18. Mai. Bei Weinfelden (F. H. Kesselring). Rauchschwalbe (47.). 14. April. Thurtal bei Weinfelden (F. H. Kesselring). Stadtschwalbe (48.). 26. April. Die ersten mit etwa 50— 60 Stück Rauchschwalben von Norden nach Osten über Rosegghof (Dr. G.). — Die ersten am 26. April bei Sinneringen (J. L.). Uferschwalbe (49.). 19. Mai. In der kleinen Kiesgrube bei Papiermühle einige besetzte Löcher, höchstens drei Paar; Kolonie im Worblaufentälchen ziemlich stark bevölkert, lebhaftes Ab- und Zufliegen: daselbst haben Spatzen einige Höhlen in Besitz genommen (D.). Kukuk (51.). 1. Mai. Lewald, am Fuss des Weissenstein, den Ruf zum ersten Mal gehört (Dr. G.). — 7. April. Thurthal bei Weinfelden (F. H. Kesselring). Mandelkrähe (54.). 18. Mai. Ein Stück treibt sich auf den hohen Pappeln der Bellacher-Allmend (Aareebene Bellach) heium, mit aller Bestimmtheit beobachtet (Dr. G.). Goldamsel (55.). 20. Mai. Hat diese Woche hindurch ein Nest fertig erstellt, ist ziemlich zahlreich vertreten (H. M.). Schwarzspecht (70.). 1. Mai. Ein Paar brütet in einer hohlen Buche des Sonnenberg (Weissenstein) (Dr. G.). Kleiner Buntspecht (73.). Am 26. April ein Stück in Sinne- ringen (J. L.). Wendehals (75.). 7. April. Thurtal bei Weinfelden (F. H. Kessel- ring). — 16. April. Bei Wädenswil beobachtet (Zschokke). — 73 — Wiedehopf (79.). 14. Mai. Ein Exemplar an der alten Gürbc im Selhofennioos (W.). — 6. Mai. Thuital bei Weinfelden (F. H. Kesselring). Raubwürger, Kleiner Grauwürger, Roti<öpfiger Würger, Rot- rücl.). 27. A{)ril. Ein lJotkr)pfiger Würger im Marzilinioos (VV.). — 6. Mai. Ein Kotriickiger Würger bei Weinfelden beobachtet (F. H. Kesselring). — 8. Mai. Hotrückiger Würger bei Wädensvvil (Zschokke). — Den ersten Rotköpfigen Würger, prächtiges J' am 10. Mai in Sinneringen: am 11. Mai die ersten zwei Rotrückigen Würger, beides J', in Sinneringen und Vechigen (J. L.). — 14. Mai. Ein J Rotrückiger Würger bei Bern (D.). — 18. Mai. Aareebene Bellach, auf einer Fläche von etwa 3 km^, sah ich ein Paar Ranbwürger, zwei Paare kleine Grauwürger, einige Paare Rotrückige Würger und ein Paar Rotköpfige Würger (Dr. G.). — 20. Mai. Der Rotköphge Würger wollte sich bei Aarberg ansiedeln, ist aber wieder fort. Hier in der Gegend nur einmal eine Familie auf Zug gesehen (H. M.). Grauer Fliegenschnäpper (84.). 30. April. Zwei Stück vor Rosegg, nach etwa 10 Minuten wieder verschwunden, von Norden nach Osten weiter (Dr. G.). — 2. Mai. In Wädenswil an- gelangt (Zschokke). — 19. Mai. Ziemlich zahlreich in der Papiermühleallee (D.). — 21. Mai. Thurtal bei Weinfelden (F. II. Kesselring). Schwarzrückiger Fliegenfänger (86.). 16. April. Bei Wädenswil (Zschokke). — 3. Mai. Rosegg, fünf Stück, zwei Paare und ein einzelnes cT (Dr. G.). — 17. Mai. Ein Paar in der Pa- piermühleallee (D.). Heckenbraunelle (90). Hat auch diesen AVinter in Wädenswil überwintert und Futtertisch angenommen (Zschokke). Waldlaubvogel (104.). 1. Mai. Risi, am Fusse des Weissenstein, einige gehört und gesehen (Dr. G.). — Erster Gesang am 6. Mai im Lindental (.1. L.). Fitislaubvogel (105.). Das erste «Düüten» am 6. Mai im Diessen- berg bei Bell (J. L.). Berglaubvogel (107.). 1." Mai. Risi, am Fusse des Weissenstein. ein Stück gehört (Dr. G.). Gartenspötter (108.). 2. Mai. Am Gurten beobachtet (W.). — 6. Mai. Rosegg, ein Paar angekonnnen (Dr. G.). — 18. Mai. Thurtal bei Weinfelden (F. H. Kesselring). Sumpfrohrsänger (111.). 14. Mai. An der alten Güi-be im Sei- hofenmoos gegen Abend singend (D. u. W.). — 74: — Teichrohrsänger (112.). 14. Mai. Gegen Abend an der alten (TÜrbe im Selliofenmoos bis Seihofen überall singend in den dürren Rohrbeständen (D. u. W.), Schwarzköpfige Grasmücke (126.). 22. März. Das erste Scliwarz- köpfcheii bei Wädenswil (Zschokke). — 7. April. Thurtal bei Weinfelden (F. H. Kesselriug). — 26. April. Unsere Brutpaare machen sich erst heute in der Kosegg bemerkbar. 8. Mai. Lewald am Fusse des Weissenstein, ein Paar, welches mich ängstlich verfolgt, das 9 trägt eine Kaupe im Schnabel (Dr. G.). Gartengrasmücke (127.). 7. April. Thurtal bei Weinfelden (F. li. Kesselring). — 30. April. Ein Exemplar im Marzili (W.). — 5. Mai. Kosegghof vier Stück, wohl zwei Paare (Dr. G.). Kohlamsel (128.). 28. April. Koseag, die ersten flüggen Jungen (Dr. G.). Ringamsel (129.). 1. Mai. Nord- und Ostabhang der «Höthi» (Weissenstein) zwei Paare hör- und sichtbar. 8. Mai. Weis- senstein (Küthifluhweide , Weg zum oberen Balmberg) im ganzen etwa 8 Stück gesehen; offenbar sind die Kingamseln noch auf dem Zuge begriffen (Dr. G.). Hausrotschwanz (137.). Am 13. März die ersten bei Wädenswil (Zschokke). Nachtigall (13<.>.). 27. April. Nachtigallenweibchen bei Wädens- wil auf dem Zuge (Zschokke). Gelbe Schafstelze (150.). Am 3. Mai im Sinneringenmoos zwölf Stück auf frisch gepflügtem Acker, darunter mehrere prächtig hochgelbe J" (J.^L.) Wasserpieper (152.). 1. Mai. Köthigipfel (1399 m) ein Paar (Dr. G.). Feldlerche (159.). 8. Mai. Auf der Köthifluhweide, ganz nahe beim Gipfel (1399 m), eine Feldlerche, die herrlich singend sich in die Luft erhebt, und die ich nachher längere Zeit ganz vertraut auf dem Boden herumtrippeln sah; das Q erblickte ich nicht: nach dem Benehmen des r^ zu urteilen, handelt es sich aber sicher um Nistvögel. Auf dieser ein- samen Höhe macht der Gesaug einer Feldlerche, vermischt mit demjenigen der Haidelerche, auf unser Gemüt einen ganz ausserordentlich erhebenden Eindruck (Dr. G.). Gartenammer (167.). 5. Mai. Kosegghof, auf einem frisch ge- säten Haferacker ein Paar (Dr. G.). Turteltaube (197.). 3. Mai. Rosegghof, auf einem frisch gesäten Haferacker ein Stück (Dr. G.). Auerhuhn (199.). 1. Mai. Sonnenberg (Weissenstein) wieder zwei - 75 - vereinzelte Stück, ein / nnd ein 9 aufgestöbert. Ferner sah ich ein Stück, wahrscheinlich ein .J', hoch über mir (wenigstens 150 bis 200 m) von den Waldungen südlich Kurhaus Weissenstein über die dortige Schlucht nach dem Sonnenberg ziehen. Dort beschäftigte Holzarbeiter erzählten mir am 20. April, dass die am Sonnenberg aufgestöberten Auerhähne hoch über dem Nesselboden nach dem gegenüber- liegenden Schattenberg und umgekehrt ziehen. Ich hielt die?e Angaben für Jägerlatein; gestützt auf meine heutige Beobachtung erachte ich sie doch für richtig (Dr. G.). Wachtel (205.). Erster Ruf am 5. Mai im Stettlenmoos gehört (.]. L.). — 14. Mai. Wachtelruf in einem Acker im Selhofen- moos (D.). Haubentaucher (314.). Jäger Stämptii erhielt am 3. Mai ein prächtiges Exemplar lebend; dasselbe wurde, wie schon mehrere andere, von einem Fischer aus Montilier im Murt^'u- see gefangen (J. L.). Polarseetaucher (319.). Letzten Winter sah ich in einer Come- stibleshandlung in Genf einen Polarseetaucher, welcher auf dem Genfersee geschossen worden war. Der Vogel war für Fr. 1 erhältlich, jedoch zum Präparieren ungeeignet (E. Zinj iggj Anmerkung. Der regnerische Mai mit oft niedrigen Temperaturen (am lO./ll. Mai nachts nur noch ein Grad über dem Gefrierpunkt, am 23. vormittags 10 Uhr in Bern + 4^^, in der Nacht vom 22. /23, fiel in liöhern Lagen, z. B. in La Chaux-de-Fonds Neu- schnee bei Temperatur unter 0") war für die Beobachtungen ungünstig. Die seit dem 2. Mai gemeldeten Brüten von Amsel. Buchfink, Star, Rotkelchen, Zaunkönig, Dompfaff, Baumläufer, Spechtmeise, Blau-, Kohl- und Sumpfmeise u. s. w. haben jedenfalls gelitten. Die Segler und Schwalben hatten bis zum 25. Mai. wo schönes Wetter eintrat, schwere Tage. Um Raum zu gewinnen, werden wir in Zukunft für die Be- zeichnung des Geschlechtes die wissenschaftlichen Zeichen an- wenden: Männchen o", Weibchen =- y. D. - 76 - g Kleinere Mitteilungen. g Zum Südzug des Seideuscliwauzes. Unter Bezu^nalnne auf die Mitteilungen in Heft 3 des «0. B.» 1904, erlaube ich mir nach- träglich ergänzend beizufügen, dass ich während eines eintägigen Auf- enthaltes in Davüs am 24. Februar 1904 in unmittelbarer Nähe »Seiden- schwänze beobachten konnte. Dieselben — eine Schar von weit über 100 Stück — hielten sicli auf den Ebereschen beim Hotel d'Angleterre auf, an deren Beeren sie sich gütlich taten. Hie und da h(3rte ich einen Schuss in der Nähe fallen, worauf sich die Vögel entfernten, um nach einigen Augenblicken wieder zurückzukehren. U. Schwendfiier. Birdday. Um dem unsinnigen Entwaldungen, die auf die kli- matischen Verhältnisse des Landes so nachteilig einwirken, entgegen- zutreten, besclilossen die Nordamerikaner, den Scliulen der \'ereinigten Staaten jährlich einen bestimmten Tag — arbour day, Tag der Bäume — freizugeben. An diesem Tage muss jedes Kind einen Baum pflanzen. Um auch der heute überall ins Masslose sich steigernden Ver- nichtung der Vögel zu steuern, haben sie nun in den Schulkalender auch einen «Tag der Vögel» (Birdday) eingefügt. An diesem Tage werden in allen Schulen Vorträge über die Nützlichkeit der Vögel gehalten. Ferner werden Spaziergänge und Ausstellungen organisiert, um in dieser Hinsicht belehrend zu wirken. Sterling Marton, der Minister der Landwirtschaft, hat an die verschiedenen Staaten ein Kreisschreiben gerichtet, das dem Birday die ofrizielle Anerkennung gibt. (ydiweiz. Haiishaltung-s-Blatt) Psychologisches aus der Vog^elwelt. Im Jahre 1902 schlugen graue Fliegenschnäpper ihr Heim beim Eingang zum Bureau auf. Schon seit zwei Tagen hatten die flüggen Jungen das Nest verlassen. Ein Junges blieb aber im Neste und wurde von den Alten getreulich gefüttert. Am dritten Tage seines Alleinseins sehe ich auf dem Nest- rande ein Spatzenmännchen sitzen. Der junge Fliegenschnäpper schien oft'enbar den Herrn zu kennen und machte heftige Fluchtversuche, ohne indessen, trotz guter Entwicklung, vom Neste weg zu kommen. Unverzüglich sprang der Spatz auf das Junge und betrat dasselbe unaufhörlich. Weggejagt, kelirte er nach kurzer Zeit wieder, um sein Spiel von neuem zu beginnen, bis schliesslich das arme Tierchen dieser Misshandlung erlag. Nacidier konstatierte ich, dass Rosshaar, das zum Nestbau Verw^endung fand, sich um einen Fuss geschlungen hatte, infolgedessen das Junge festgebunden war und so dem Spatz zum Opfer flel. Th. Zschokke. Unsere Aprilgil.ste ziehen nachts — auch in ganz dunklen Nächten — durcliaus mehr als am Tage; an diesem ruhen sie. wes- - 77 - halb es auch unrichtiii' ist zu sagen, die ziehenden Vögel «orientierten» sicli an der Erde; eine Ansicht, welche meines Erachtens als ledii:lich ornitholojjische Theorie ganz aufzugeben ist. Eolirammer, deren Weib- chen den Wiesenpiepern recht ähnlich sehen, an Grösse auch gleich- kommen, aber nicht kurz abgebrochen «ist, ist!» rufen, sondern lang gedehnt «zieh», ziehen immer in kleinerer Zahl mit den Piepera. ^ Jlit diesen sind eines Morgens alle die graugelben Bachstelzen eingetroffen ; dann bleiben sie (oder über Nacht neu eingetroffene Durchzügler) noch einige Tage oder gar etliche Wochen in der Tal- weite und dann sind sie alle plötzlich wieder verschwunden. Die graugelbe, diese gleichmütige schöne Bachstelze sitzt oder trippelt den ganzen Tag über auf dem ebenen Sand herum, hart am Wasser des Rheins; wenn schwacher oder massiger Wellengang ist (wie an den Ostertagen 1903), lässt sie sich von der herankommenden Flut nicht behindern, sondern diese unter sich durchgehen, soweit es eben möglich. Kommt es einmal wider Erwarten etwas stärker, so trippelt sie mit ihrem schnellen Gang — sie hat Lauffüsschen, so recht an- angepasst den SandV)änken am Wasserrand — vor dem leicht auf- gebauschten Wellenkamm her nach der Trockenlage des Sandes zu. Dabei pickt sie fortwährend mikroskopisch kleine Lebewesen auf, Käferchen, Sapolegnien und anderes. Wenn sie sich putzt oder nicht nach Nahrung sucht, fusst sie auch auf den Steinen. Selbst grosse brachliegende Muschelgehäuse, Unionen (Flussmuscheln : U. tumidus, pictorum und batavusj und Anodonten (Teichmuscheln: A. cygnea, piscinalis und cellensis), dienen ihr als willkommene Sitzwarten, einerlei, ob die Gehäuse mit der im vorigen Jahrhundert znerst im Rhein aufgetretenen, jetzt aber hier bei uns (Budenheim a./Rh.) sehr häu- tigen Eckwandmuschel (Dreissena polymorpha) dicht besetzt sind oder nicht- Die graugelbe Bachstelze und der Wiesenpieper sind im April für die Rheinstrecke des Mainzer Tertiärbeckens eben solche Cha- raktervögel wie die Hausrotschwänzchen in den Sommermonaten für das Nahetal von Bingen bis Münster am Stein und das Rheintal von Bingen bis Koblenz. Wilhelm Schuster, * Auch im Maintal waren, wie in unserem Mainzer Tei'tiiirl)ecken, im Herbst sehr vidi' Wiesenpieper. Zwischen Offenhach und Miihllieini trieb ich iin Oktober 1902 ganze Scharen aus den Sumpfbrüchen, Wiesen und vor allem den Kraut- und Stopi>eläckern auf; diese sind ihnen das liebste Absteige- quartier. Auf dem \'(igelsl)erg und bei Giessen (17. April 1903) traf ich sie immer nur s])iirlicli. in kleinen Scharen. Ab und zu, aber ganz selten, über- wintern einnnil einige Wiesenpieper bei uns. * Diese letztern im Aquarium zu halten, hat uns bisher reiclilii li Freude {gemacht. — 78 — t( er? VOM BÜCHERTISCH, ii:; )jä Biograpliisclics über die drei Naumsiiins und Bibliogra- pliisclies nebst den Vorreden zur zweiten Auflage der Naturgescliiclite der Vögel Deutschlands. Bearbeitet von Fatd Leverkühn, mit acht nur für diesen Sonderabdruck hergestellten Tafeln. Sonderabdruck aus Naumanns Naturgescliichte der Vögel Mitteleuropas , Band I , Gera Untermhaus. Druck und Verlag von Fr. Köhler, 1904. Inlialt : Vorbemerkung. — Die Vorreden der zweiten Auflage. — Beiträge zur Lebensgeschichte der Naumanns (I Johann Andreas Naumann. II Johann Friedricli Naumann. Einige Briefe Joh. Friedr. Naumanns. III Carl Andreas Naumann. IV Gottfried Leberecht und andere Mitglieder der Familie Naumann). — Zur Bibliographie des Naumann'schen Hauptwerkes. Tabelle der in der ersten Auflage dar- gestellten Vogelarten nebst Deutungen. — Postkriptum. Die vorliegende, von Hofrat Dr. Paul Leverkühn in Soüa sehr sorgfältig ausgeführte Arbeit, welche als Sonderabdruck in einer Auf- lage von 310 Exemplaren erschienen ist, hat namentlich für die hi- storische Ornithologie grossen Wert. Sehr wertvoll sind aucli die acht eigens für diesen Sonderab- druck genau nach den Originalen hergestellten Tafeln. Tafel I und II zeigen uns je drei Brustbilder des Vaters Johann Andreas und des Sohnes Johann Friedrich Naumann aus den Jahren 1705 — 1823. Tafel III stellt in zwei Vollbildern — beide von ihrem altern Bruder entworfen und gestochen — die Jüngern Brüder Carl Andreas und Gottfried Leberecht in noch jugendlicliem Alter auf der Vogeljagd dar. Letzterer steht da, in der rechten Hand das Gewehr bei Fuss, während die linke einen erlegten grösseren Raubvogel am Kopfe hält. Carl Andreas, der nachmalige herzogliche Förster und Jagdbe- amte, ein ausgezeichneter Schütze, daneben aber, wie Baldamus sagt «vielleicht der grösste aller Vogelbeobachter» steht, die Feuerstein- schlossflinte schussbereit in den Händen, an einem kleinen See auf dem Anstand; zu seinen Füssen liegen eine erlegte Ente und ein Brachvogel. Sein älterer Bruder schätzte ihn als Mitai'beiter an seinem Werke sehr. Seiner nie fehlenden Flinte entging nicht leicht ein sel- tener Vogel, der sich in seinem Revier niederliess. «Sein täglich geübtes Falkenauge unterschied schon in weiter Ferne seinen Gegenstand, der leiseste Ton einer ihm nicht bekannten Vogelstimme spannt seine Auf- merksamkeit, die geringste Abweichung in den Bewegungen eines fliegen- den Vogels fesselte seine Neugierde,» schreibt Johann Friedrich Naumann im Vorwort zum 8. Bande von seinem Bruder Carl Andreas. Tafel IV «Die drei Naumanns» versetzt uns in das Arbeitszimmer Johann Friedrich Naumanns. Derselbe sitzt am Tische, einen ausgestopften Uhu ab- - 79 - zeichnend, während sein Bruder Carl Andreas im Jagdanzng', mit Wasserstiefeln, die üoiipelhüchse umgehängt, ihm einen jedenfalls eben erbeuteten Silberreilier zeigt ; an der Wand liängt das Portrait des Vaters Naumann. Neben dem Uhu sind auf dem Arbeitstische aufgestellt ein Adler, eine Ente und ein Haubentaucher, am Boden neben dem Tische liegen eine Rolirdommel, eine Wildgans und eine Weihe. Dieses Bild, wel- ches die Brüder Naumann als ältere Herren darstellt, erscliien im «Daheim» 1866 als B)eigabe zu einem Aufsatz von E. Baldanms «Die drei Naumanns». Auf Tafel V linden wir das Portrait des Zo- ologieprofessors C. L. Nietsch (1782 — 1837). Dieser berülimte Tier- anatom, welcher zuletzt an der T'niversität Halle wirkte, verfasste den ersten Teil der zweiten Autlage des Naumaunschen AVerkes («Die Anatomie des Vogels nach seinen Innern und äussern Teilen»). Auf der gleichen Tafel ist das Naumann-Denkmal in Cöthen abgebildet. Tafel VI enthält die Medaillons von Johann Andreas und Carl Andreas Naumann auf "obgenanntem Denkmal (die Büste Johann Friedrich steht oben auf dem Denkstein). Tafel VII stellt die Titelbilder zu den ersten Werken Joliann Andreas Naumaiin"s : «Der A'ogelsteller» (1789) und «Der Philosophische Bauer» (1791) dar. Tafel ATII endlich die Titelblätter der ersten Auflage der Naumann" sehen Naturgeschichte der Vögel (1797 und 1804). Die drei Naumanns waren keine Freunde von Büchergelehrtheit ; ihr ganzes Schatfeu hat sich auf gründliche Beobachtung in der Natur aufgebaut. In seiner Selbstbiographie sagt der Vater Johann Andreas Naumann, dass er im Vogelstellen mehr geübt sei als im Schrift- stellen und dass er «von jeher lieber ein Naturforscher als ein Bücher- forscher war». Auch die Söhne sind den Grundsätzen ihres Vaters treu geblieben «Man gelie liinaus in die freie Natur, man selie die Tiere in ilirem Leben und Wirken ; wie ganz anders wird man dann urteilen, wenn man so manches anders als im Kabinette ge- funden haben wird . . . .» sclireibt Johann Friedrich. «Gegen das viele Lesen und Schreiben, besonders aber gegen das Schreibervolk, hatte Carl Andreas eine unverhohlene Abneigung . . . .» berichtet Baldamus Die Lebensgeschichten der drei Naumanns zeigen uns, welch hohe Ziele durch eigene Kraft, Ausdauer und richtige Zeiteinteilung er- reicht werden können. Aus der ausfülirliclien ßihJio;/nij>hie der Naumann"schen Natur- geschiclite möclite ich eine Stelle herausgreifen. Es betrifft dies die Abbildung des jungen Steinadlers mit dem Hasen in der neuen Aus- gabe (III. Auflage, Band V, Taf. 39). Dieses Bild ist vielfach un- günstig beurteilt worden. Ich kenne einen Besitzer des «Neuen Nau- mann», welcher sich darüber so geärgert hat, dass er diese Tafel gar niclit einl)inden Hess und mir diesell)e zum Geschenke machte. Dennoch hat diese Al)bildung bedeutenden historlsclien Wert; sie ist eine Wieder- gabe (allerdings mit neuem Hintergrund) der letzten Tafel der ersten — 80 — Auflage, welche Pastor Kleinschmidt für die beste Leistung- des da- maligen Werkes hält — also eine der besten Leistungen Johann Friedrich Naumanns ! In Anbetraclit der grossen Dienste, welche die drei Naumanns der Ornithologie geleistet hal)en und als Beitrag zu der am 14. Mai in Cötlien stattgefiindenen Naumann-Feier liabe ich mir erlaubt, den zur Besprechung üblichen Raum etwas auszudehnen. D. Der gesamte Vogelschutz, von H. Freiherrn von Berlepsch. Etwas Gutes kann man nicht oft genug sagen — nicht oft genug kann man das vorzügliche Werk des unermüdlich im Dienste der Vogelwelt tätigen Verfassers rühmen und empfehlen ; gleichviel wer es zur Hand nimmt, der Ornithologe oder der Laie, jeder wird bei der Lektüre neue Anregung und neue Freude und eine Menge neuer Winke linden, deren Befolgung unsern Schützlingen nützt. Die zuständigen Leser unseres «Beobachters» mikliten wir bitten, dafür zu sorgen, dass im Jahre 1906 das herrliche Büclilein wieder auf die Liste der vom Landwirtschaftsdeparteuient subventionierten Bücher kommt, damit wieder eine Massenverbreitung zum Preise von 50 Cts. das Exemplar vorgenommen werden kann. G. v. B. Frühling im Lindental. Grün ist's wolil überall, Grün auch im Lindental. Der Waldlaubvogel musiziert. Dazu der Schwarzkopf sekundiert ; Und hoch in heller, blauer Luft Der Mausbussard dem Weibchen ruft. Ja, lierrlich lolmt ein Morgengang' Dies traute, schöne Tal entlang. J. L. Nachdruck von Original-Arbeiten nur mit genauer (Quellenangabe und Ein- willigung des Verfassers gestattet. Für den Inlialt der Aufsätze sind die Verfasser in erster Linie selbst verantwortlich. Druck und Administration: Neukonim & Zimmermann, Bern. #. Der OrnitbologiscDe BeobacDicr Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz H('r:msg('s;<'l)('ii von CARL DAL'T, IJerii (Scliwciz) lltMiaktioii : KWW I) AlT. Bern und (iliSTAV von BUIU;. Ölten IV. Jahrgang Juni 1905 Heft 6 Gefiederte Räuber. \"ou Carl Daut. «Raubvögel! — es gibt ja im Kulturlande beinahe keine mehr. Der herrliche Wanderfalke ist so gut wie ausgerottet; Habicht, Sperber, Weihen sind selten geworden. In den Fasa- nenrevieren ist der Jäger hinter ihnen her wie der Teufel hin- ter der armen Seele...», so heisst es in einer Abhandlung: «Die Bedeutung des Raubzeuges für Wildgehege» von Ober- länder im «Weidmann». Ich beabsichtige hier nicht, den Nutzen oder Schaden einer Vogelart zu untersuchen und lasse auch die zu Anfang der ob- genannten Veröffentlichung erwähnten Sätze «Eine der bedeu- tendsten naturwissenschaftlichen Errungenschaften, welche wir der Darwin'schen Theorie verdanken, ist die Erkenntnis, dass jeder Eingriff in die Naturordnung bestimmte Folgen nach sich zieht», und «Es ist zv/eife!los nachgewiesen, dass die Aus- rottung einer einzelnen Tierart sehr häufig ausserordentliche Veränderungen nicht nur in der Tier-, sondern auch in der Pflan- zenwelt hervorruft» — zu Recht bestehen. Ich beschränke mich im Nachstehenden nur auf eine Zusammenstellung von Beobachtungen über einige gefiederte Räuber. Der Sperber. Sehr treffend schildert Gustav v. Burg diesen Räuber in seiner Abhandlung «Unsere Raubvögel» im «0. B. », Jahrg. I, Heft 14. «...Die Schandtaten des Sperbers aufzuzählen fehlt mir die Geduld. Bekanntlich ist er eine wahre Geissei für alle Vögel vom Zaunkönig bis zur Drossel. Vor alten, starken Sper- berweibchen sind selbst Tauben, Häher und freche Krähen nicht sicher, geschweige der Kanarienvogel im Bauer vor dem Fen- ster!. . . » Zur Entschuldigung des modernen Raubritters unserer Vo- gelwelt können wii- allenfalls gelten lassen, dass derselbe we- — 82 — nigstens mit offenem Visier auf seinen Beutezug ausgeht, oft ohne sich vor seinem gewaltigsten Feinde, dem Menschen, zu füi'chten. Diese Eigenschaft überhebt ihn über seine Kollegen, die feigen, mordgierigen Buschkriecher und Nesterplünderer, Eichelhäher und Elster. Am 10. Dezember letzten Jahres traf H. Mühlemann am Aare-Bielerseekanal bei Aarberg eine Gesellschaft von über 100 Piepern (die Art konnte wegen des trüben Wetters nicht genau festgestellt werden), welche von der Böschung aufflog. Einem Sperber, welcher schon längere Zeit die Gegend abge- sucht hatte, gelang es, einen einzelnen Pieper von dem Schwärm loszutrennen, worauf er ihn bald hoch hinauf in die Luft, bald wieder nach dem Boden zu verfolgte. Der Verfolgte wich den Angriffen seines Feindes immer sehr geschickt aus, bis beide den Blicken des Beobachters entschwanden. Einen weiteren Beitrag zum Sündenregister des Sperbers gibt uns S. A. Weber in Bern, welcher berichtet: «12, Febr. 1905. Ein Sperber fliegt fast alle Tage die Südfront der Bundes- häuser ab, um die kleinen Vögel, von den Fenstergesimsen, wo ihnen täglich Futter hingestreut wird, wegzufangen. Wieder- holt sah ich den Sperber dort nach den Vögeln stossen, ob mit Erfolg konnte nicht ermitteln. Am 13. Februar verfolgte er einen Buchfinken, welcher sich in einen Tujabaum flüchtete. Obschon der Raubvogel sein Opfer nicht erwischen konnte, fiel der Fink doch tot zu Boden, jedenfalls infolge des Schreckens.» Ich habe dieses Sperberweibchen beim Parlamentsgebäude von der Bundesterrasse aus öfters beobachtet, so z. B. am ver- flossenen 15. Januar. Von dem zahlreichen Publikum, welches dort, durch das prächtige Wetter angelockt, spazierte, schien der Vogel wenig Notiz zu nehmen, er suchte in langsamem Fluge die Bäume untenher der Stützmauer der Terrasse ab, wo- rin sich zahlreiche Grünlinge und Buchfinken und einzelne Bergfinken versteckt hielten, bis ihr Todfeind durch eine Krähe verjagt wurde. Von der gleichen Stelle aus sah ich vor etwa zwei Jahren dem Angriffe von zwei Krähen auf einen Sperber (wohl den nämlichen) zu. Die Krähe, welche zuletzt allein mit ihrem Gegner den Strauss ausfocht, blieb auch damals Sieger, Bemerkenswert waren die eleganten Schwenkungen und schnei- digen Stösse der Krähe, die sonst nicht zu den Gewohnheiten dieses Schwarzrockes gehören. Da der Alpenmauerläufer, wel- cher sonst regelmässig bei Eintritt der kalten Jahreszeit die gewaltigen Steinquadern der Bundeshäuser von den Spinngewe- ben reinigte, diesen Winter nicht gesehen wurde, so ist es möglich, dass derselbe durch den Sperber verscheucht oder gar getötet worden ist. — 83 — Vor einigen Wochen stiess ein grosses Sperberweibchen, das sich seit längerer Zeit die nördlichen Quartiere der Bun- desstadt als Arbeitsfeld erkoren hat, auf eine Taube dicht bei einem Bahnwärterhäuschen an belebter Strasse. Durch den Bahnwärter verscheucht, Hess es sein Opfer tot am Boden liegen. Chr. Hofstetter in Rahnflühberg schreibt am 28. Februar, dass, als er zum Fenster hinausschaute, ein Sperber plötzlich hart an seinem Kopfe vorbeiflog, so dass er ihn beinahe streifte; derselbe Beobachter sah auch einen Sperber, welcher bei einer hartnäckigen Verfolgung seines Opfers mehrere Meter weit «auf dem Rücken ^ flog. Bei den hiesigen Taubenzüchtern ist das Sperberweibchen unter dem Namen «Mauersperber» oder «Kleiner Stechvogel» sehr übel angeschrieben. Der Habicht. Dieser Sperber in vergrössertem Massstabe steht seinem kleinen Vetter in jeder Beziehung würdig zur Seite. Doch ist er, da er sich nicht so häufig in stark bevölkerten Gegenden zeigt, den kleinen Vögeln in unsern Gärten und Anlagen weniger gefährlich. Als äusserst kräftiger und mutiger Raubvogel lässt er sich von den Krähen nicht so leicht einschüchtern wie der Sperber. J. Luginbühl sah am 3. Dezember 1904 bei Vechigen einen starken Hühnerhabicht, der eine Krähe abfing und mit derselben, ungeachtet der heftigen Angriffe von 5 — 6 zu Hülfe eilenden Genossinnen seines Opfers, in einem nahen Walde ver- schwand. Bei unserer Landbevölkerung heisst der gefürchtete Tauben- und Hühnerdieb einfach «der Vogel». So hört man im Kanton Bern öfters den Ausspruch: «Dr Vogel het mr hüt wieder e Tube greicht» (Der Vogel hat mir heute wieder eine Taube geholt). Der Lerchen- oder Baumfalke. Nur ungern bringe ich dieses hübsche Fälklein in die Ge- sellschaft der obgenannten Sippe. Aber die Tatsache, dass der Baumfalke, trotz seiner zierlichen Gestalt und seines gefälligen Kleides, ein arger Feind unserer Kleinvögel ist, lässt sich leider nicht leugnen. Namentlich unsere lieben Frühlingsboten, die Lerchen und die Schwalben sind es, die unter den Gewalttätig- keiten des kleinen Bösewichtes, der an Flugschnelligkeit alle unsere Vögel übertrifft, viel zu leiden haben. Mit den Schwal- ben erscheint er im PYühling, mit den letzten Schwalben reist er im Herbste ab. Ueber den Angriff eines Baumfalken auf Schwalben hat H. Mühlemann in Heft 5 des letzten Jahrganges des «Ornitholog. Beobachters» eingehende Mitteilungen ge- macht. Letzten Herbst (am 1. September) beobachtete dann — 84 — Mühlemann wieder einen Lerchenfalken, welcher ganz in seiner Nähe in einen grossen Schwärm Feldsperlinge stiess, der bei der Zuckerfabrik Aarberg felderte. Der Spatz, auf welchen es der Räuber abgesehen hatte, wurde von letzterem einige Zeit nahe über dem Boden hin verfolgt und konnte sich im letzten Augenblick dadurch retten, dass er sich platt in ein Zucker- rübenfeld hinunterfallen Hess. Der Falke setzte sich hierauf nachdem er noch einen Baum durchstöbert hatte, ungefähr zwei Meter vom Beobachter entfernt in ein Kleefeld und flog dann mit einer anderen Beute dem Walde zu. Am Auffahrts- tag strich aus den grossen Bäumen an der Grabenpromenade bei der Kornhausbrücke in Bern ein Baumfalke in langsamem Fluge ab; derselbe hatte es jedenfalls auf die dort kreisenden Mauersegler abgesehen. Auch grössere Vögel sind vor den Krallen des Baumfälkleins nicht sicher. So sah G. Rauber einmal bei Münchenbuchsee einen Lerchenstösser, welcher einen eben von einer Pappel abgeflogenen Grünspecht über einem Weizenfelde abfing. Ein anderes Mal begeg- nete Alfred Aeschbacher bei Bern einem Spechte, welcher dicht vor ihm jämmerlich schreiend, über den Weg flog und sich vor einem Baumfalken schleunigst in einen Baum rettete. Der Wanderfalke. Auch «der grosse Baumfalk» kann das Räuberhandwerk nicht lassen. Taubenfleisch geht ihm über alles. Ueber den Angriff eines Wanderfalken auf wilde Tauben gebe ich H. Mühlemann das Wort: «14. Oktober 1905. 23 Stück Hohltauben fliegen über mich hin, als ich mich auf einer Schanze am Aare-Bielerseekanal neben der alten Römerstrasse nieder- lege, um etwas auszuruhen. Sie lassen sich hinter der Schanze auf einem Acker nieder und feldern ruhig. Ich kann dieselbe hinter dem Walde mit dem Feldstecher genau beobachten. Wie ich aufstehe, fliegen die Tauben etwas weiter und bald darauf stürzt ein Wanderfalk neben mir vorbei, den Wall in dem wei- ten Feld als Deckung benützend. Eine Taube treibt er vom Fluge ab und stösst oft nach ihr; die Verfolgte rettet sich schliesslich in einen Baum, der ziemlich weit abseits war; der Falke zieht weiter südwestlich. An diesem Tage war Falken- zug, ich sah noch andere Falken in hoher Luft vorüberziehen. » Einige Zeit nachher hatte unser Gewährsmann wieder Gelegen- heit, ebenfalls am Aare-Bielerseekanal, den Ueberfall einer Vogelgesellschaft durch einen Wanderfalken zu beobachten, dieses Mal waren es Kibitze, denen er zusetzte. Hier der Be- richt: «Am 28. Dezember habe ich einer interessanten Jagd eines Wanderfalken auf Kibitze zugesehen. Dank meiner Da- — 85 — zwischenkunft konnte der Kibitz wieder frei werden und sich an der Kanalböschung verstecken. Der Räuber aber kreiste kühn mehrmals über mir und kam mir bis auf 15 — 20 Meter nahe. Es war das erste Mal, dass ich den Vogel so lange und so nahe beobachten konnte, eine Verwechslung ist ausgeschlossen. Die Kibitze zeigten heute ein sonderbares Verhalten und ich schloss daraus, dass schon früher einer geschlagen worden ist.» Bemerkenswert ist das Erscheinen des Wanderfalken im Dezember, da derselbe schon Ende September oder anfangs Ok- tober wegzieht. Der Raubwürger. Als Fünfter im Bunde erscheint heute auf der Anklagebank der grosse Grauwürger. Obwohl kein Raubvogel im entern Sinne des Wortes, hat er doch viele Mordtaten auf dem Ge- wissen. Nach den Ergebnissen der Magenuntersuchungen von Regierungsrat Dr. Rörig konnte zwar nicht mit Sicherheit fest- gestellt werden, ob die dem Raabwürger zur Last gelegte Plün- derung von Vogelnestern begründet ist, da der Inhalt der Ma- gen vorwiegend aus Ueberresten von Mäusen und Käfern be- stand. Verschiedene Mitteilungen, die mir zugekommen sind, sprechen jedoch dafür, dass der grosse Würger namentlich zur Zugzeit im Herbste den kleinen Vögeln sehr gefährlich wird. Das Gleiche betrifft auch diejenigen Raubwürger, welche sich im Winter in unserer Gegend aufhalten. Auf dem Turnplatz zu Aarberg verfolgte ein grosser Wür- ger am 12. Oktober H)()4 einen entsetzlich schreienden Haus- sperling, ohne denselben zu erwischen (Mühlemann). Mitte De- zember des gleichen Jahres stiess beim Bahnhof Cheyres (im freiburgischen Broye-Bezirk) ein Raubwürger auf einen Dom- pfaffen, welcher in einem vor dem Fenster befindlichen Käfig untergebracht war. Der Missetäter konnte dann später in einer Falle gefangen werden. Ungefähr um die nämliche Zeit wurde bei einem Hause in Busswil (im bernischen Bezirke Aarwangen) eine Kohlmeise von einem Würger abgefangen (E. Zingg). Dieses sind nur einige Beweise, dass der Raubwürger — wir wollen annehmen, nur durch die Not getrieben — seine Opfer auch unter den kleinen Vögeln aussucht. — 86 — lieber den Frühjahrszug der Krähen und Dohlen im bernischen Emmental. Von Chr. Hofstettcr. Am 28. Februar felderten bei Rahnflühberg 2 3 Raben- krähen, denen sich 2 Nebelkrähen beigesellt hatten; sie zogen nachher bei starkem Winde in zügellosem Fluge nach Süd-Osten, Am 7. März vormittags kamen dann von Süd- Westen her 35 Dohlen, welche einige Zeit unter beständigem Ge- schrei umherflogen und hernach, einen rechten Winkel bil- dend, in östlicher Richtung verschv^anden. Am gleichen Tage geseilter, sich neun von Norden herkommende Krähen zu einer hier rastenden Schar. Bald erhoben sich etwa 40 Stück und flogen über den Benzenberg ^ nach Süd-Osten. Am Morgen zogen vereinzelte Krähen von West nach Ost. Am Nachmittag beobachtete ich im Tale auf einer Wiese wieder mindestens 50 Exemplare. An der Halde bei Grünenmatt zählte ich am 10. März bei starkem Schneefall auf einem Felde 32 Krähen, welche dort Nahrung suchten. Am 11. März vormittags traf ich im Tale wieder eine Schar Rabenkrähen, deren Zahl ich auf 40 Stück schätzte und nach- mittags auf Ramisberg - wieder einen annähernd gleichen Schwärm, ungefähr 20 davon erhoben sich hoch in die Luft und kreisten etwa 2 Minuten lang langsam durcheinander, dann zogen sie in schnellem Fluge nach Osten. Der übrige Teil des Fluges entfernte sich nach einer Stunde in südöstlicher Richtung. Vereinzelte und Trüppchen von 3 — 8 Stück kamen später noch von Westen her und Hessen sich hier nieder. Am 12. März bemerkte ich nur wenige Durchzügler und am 14. erschienen abermals 14 Stück. An schattigen Stellen und in höheren Lagen lag der Schnee noch 50 — 100 cm. hoch; durch starken Regen schmolz er am 16. März ein wenig. Am 17. März zeigte sich wieder eine Ge- sellschaft von 90 — 100 Rabenkrähen, darunter auch einige Ne- belkrähen. Sie zogen ins Tal hinab, wo sie sich den ganzen Vormittag herumtrieben, oft grossen Lärm verführend. Am Mittag kamen sie langsam den Berg hinauf und zogen dann nach Südosten. Die letzten Zugkrähen beobachtete ich am 20. März (9 Exemplare von West nach Süd-Ost), dann vom 21. — 24. März nur noch einzelne und 2 — 5 Stück beisammen. Am 27. * Höchster Punkt 816 ni. , durchschnittliche Höhe des Bergrückens 760 m. Red. D. ' Höchster Punkt 733 m., mittlere Höhe des Bergrückens 720 m. Red. D. - 87 — kam dann ein langer Flug Dohlen von West nach Ost. Sie Hessen sich alle auf Ramisberg nieder und zogen zu Fuss weiter. Alle diese Flüge langten jedenfalls jeweilen während der Nacht an, ich konnte nie genau ermitteln, aus welcher Richtung sie herkamen; ich vermute, es seien einige das Tal hinauf ge- zogen und wegen der starken Schneefälle so langsam vorge- rückt. Da hier der Ramisberg auf eine kurze Strecke unbewal- det ist und sich gegenüber ein langes, sich nach Osten hin- ziehendes Tal öffnet, war diese Stelle für den Durchzug der Krähen jedenfalls sehr günstig. Wie fischt Ardea cinerea? Von Wilhelm Schuster, Pfarrer. Ich kann nichts anderes tun als wieder nur versichern, dass ich den Reiher auch im ruhigen Stehen habe Fische fangen sehen (von weiter Entfernung aus: von einer der drei Rheinbrücken bei Mainz, wo mich der Reiher sicher seiner- seits nicht sehen konnte). Die Autorität von drei Beobachtern: Lenz, Oken und meiner Wenigkeit gilt ja wohl eventuell auch mehr als die eines einzigen. Uebrigens wird Herr Dr. Gengier überzeugt sein, dass die von ihm — als durchaus nichts Neues — aus ornithologischen Büchern exzerpierten Notizen wirklich jedem Fachornithologen längstens bekannt sind; aber gerade weil ich anders beobachtete als es in den Büchern steht und weil ich fand, dass A. cinerea doch auch zeitweise im Stillstehen fischt, habe ich meine Beobachtung bekannt gegeben; nur die leider etwas wenig beachteten Lenz und Oken haben diese Tat- sache schon früher bezeugt. Die von dem Reiher in kurzen Zwischenräumen abgegebenen Exkremente sind so wenig um- fangreich, dass sie das Wasser kaum trüben können; die Fische aber werden sicher davon angelockt. — Die Geräusch-Hypo- these (Anlocken der Fische durch leises Geräusch) ist nur eine Ansicht und auch nur als solche ausgesprochen worden, nicht als feststehende Beobachtung («Zool. Garten» 1904, S. 340), was Gengier übersehen hat. ||( Ornithologische Beobachtungen. %. Beobsiclituugi^bei'ielite im Juni 1905. (Nebst Ergänzungen für Mai.) Schwarzbrauner Milan (6.). In Neuenburg am 12. Juni längere Zeit 8 Stück über dem See (D.). Wanderfalke (12.). Brütete dieses Jahr schon früh an der Geiss- mundfluh; am 7. Mai wurde ein halbgewachsenes Junge tot unter der Fluh gefunden J. L.). Nachtschwalbe (44.). Am 23. Mai bei kühler Witterung drei einzelne Exemplare im Aaregrien aufgescheucht ; eines wurde von einem Pirolpaare angegriffen und ergriff mit eleganter Schwenkung die Flucht (H. M.). Mauersegler (46.). Am 6. Mai die ersten 15- Stück über Rahn- fluhberg kreisend (Chr. H.). Stadtschwalbe (48.). Am 24. Mai Abends gegen 5 Uhr erschien über dem Aaretal bei Bern plötzlich ein Schwärm von min- destens 100 Mehlschwalben (J. Leuenberger). — (Die Schwalben sind dieses Jahr bei Bern wenig zahlreich, dieser Schwann wurde jedenfalls durch den in höheren Lagen eintretenden Schneefall vom 22./23. Mai in unsere Gegend verschlagen, Red.) — Am 23. Mai fiel in Rahnflüh eine Stadtschwalbe aus dem Neste, wahrscheinlich infolge nasskalter Witterung ver- hungert (Chr. H.). Kuckuck (51.). 18. Juni in einem Rohrsängernest ein Kuckucksei vorgefunden. In der Nähe des Nestes flog ein Kuckuck- weibchen aus einem Weidenbusch (H. M.). Am 19. Juni schickte mir Herr Dr. R. Buri in Laupen einen jungen Kuckuck, der jedenfalls zu früh aus dem Neste geflogen war und noch nicht selbständig fressen konnte (D.). Am 12. Juni erhielt ich aus Cheyres einen schönen Kuckuck, altes 9- Derselbe wurde gleichen Tages von einem Bahnwärter tot auf der Eisen- bahnlinie gefunden und ist wohl an einer Drahtleitung ver- unglückt. Sein vollgepfropfter Magen enthielt die Ueber- reste von einer ganzen Menge behaarter Raupen, wovon teilweise nur noch die schwarzen Köpfe erkennbar waren. Ich schätzte deren Zahl auf wenigstens 25 Stück (E. Zingg). Goldamsel (55.). 21. Mai. In den Gebüschen längs der Aare bei Aarberg ist der Pirol geradezu häutig ; man kann ihn durch Nachahmung seines schönen Rufes sehr leicht herbeilocken, wenn man durch Gebüsch etwas gedeckt ist (Dr. W. Volz). — _ 89 — Am 1. Mai erstmals gehört, wie letztes Jahr. 31. Mai. Das im letzten Heft gemeldete Nest ist verlassen worden. In geringer Entfernung ein gut gearbeitetes nenes Nest ent- deckt. 9 verfolgte Krähen die in die Nähe kamen (H. M.). Am 4. und 11. Juni im Aaregrien von Lyss bis Aarberg mehrere gesehen und gehört (D.). Star (57.). Am 6. Mai in Rahnflühberg die ersten jungen Stare gehört. Am 24. ausgeflogen (Chr. H.). — Die ersten flüggen Jungen am 27. Mai im Lindental (J. L.). — Schon am 27. Mai grosse Schaaren Junge gesehen (H. M.). Nebelkrähe (63.). Herr Stämpfli und ich beobachteten am 16. Juni ein auftallend hellgraues Exem|3lar bei Sinneringen ; um diese Jahreszeit sonst nie gesehen (J. L.). Kleiner Buntspecht (73.). Herr Stämpfli in Boll beobachtete in seiner Hofstatt am 11. Juni mehrere Junge, welche aus einem Nest in einen Apfelbaum kamen und einige Zeit kleine Flug- und Kletterübungen machten und dann wieder ein- schlüpften (J. L.). — Am 11. Juni ein Exemplar im Aare- grien bei Aarberg (D.). Railbwürger (80.). Am 18. Juni in der Gümmenenau ein Exem- plar (Aeschbacher). Rotrücklger Würger (83.). Zwischen Aarberg und Lyss am Eisen- bahndamm und an der alten Aare mehrere. Ein Männchen jagte eine Dorngrasmücke und ein anderes erbeutete eine Maulwurfsgrille (D.). — Am 18. Juni bei der Trüblern ob Gümmenen ein Nest mit 6 eben aus dem Ei geschlüpften Jungen (Aeschbacher). Kohlmeise (96.). Die ersten flüggen Jungen am 9. Juni in Sin- neringen (J. L.). Blaumeise (97.). Am Pfingstsonntag (11. Juni) flogen 9 junge Blaumeisen aus einem Kasten an meinem Hause. Das Weib- chen war einer Katze zum Opfer gefallen. Ich brachte die Kleinen, die noch ganz unselbständig waren, in einen pas- senden Käfig, wo dieselben vom d' fleissig gefüttert wurden ; dasselbe war aber nicht im Stande die Nahnnigsbedürfnisse der hungrigen Gesellschaft allein zu befriedigen, so dass sieben der jungen Blaumeisen elendiglich zu Grunde gehen mussten. Die Raubkatze hatte also* einen achtfachen Mord auf dem Gewissen (J, Messerli). Gartenspötter (108.). Am 4. und 11. Juni besonders häufig im Aaregrien zwischen Lyss und Aarberg, viel Gesang! (D.) Drosselrohrsänger (113.). Am 4. Juni in einem kleinen Schilf- bestande bei Lyss ein Exemplar sicher erkannt und gehört (H. M. und D.). — 90 — Kohlamsel (128.). Ein Amselweibchen sass so fest auf seinen Jungen, dass ich dasselbe mit der Hand auf die Seite schieben musste und in das Nest sehen konnte, ohne dass die Amsel abflog (Chr. H.). Ringamsel (129.). 15. Juni. Auf der Weide westlich vom oberen Grenchenberg (1362 m. ü. M.) in einer Gruppe von Zwerg- taunen eine Familie von Ringamseln, die beiden alten Vögel und wenigstens 4 flügge Junge. Ein Stück von den letzteren für das Museum Solothurn erlegt (Dr. L. G.). Misteldrossel (131.). 4. Juni. Im Aaregrien zwischen Lyss-Kap- pelen 2 Stück, ebenso am 11. Juni (D.). Am 24. Mai brütete bei Rahnflühberg eine Misteldrossel auf 5 Eiern (Chr. H.). Nachtigall (139.). Sonntag den 21. Mai hatte ich vom Pfarrhaus in Aarberg aus in der kurzen Zeit einer halben Stunde Ge- legenheit, 21 verschiedene Vogelarten zu beobachten. Beson- ders erwähnenswert erscheinen mir die Naclitlgallen, die in unmittelbarer Nähe des Hauses in zwei Paaren vorhanden sind. Tagsüber kann man sie gelegentlich hören, aber ihr Gesang ist besonders während der Nacht und zwar fast zu allen Stunden ein anhaltender. Weiter aareabwärts sollen noch mehrere Paare vorkommen (Dr. W. Volz). — Am 4. und 11. Juni im Aaregrien Lyss-Kappelen-Aarberg merk- würdig zahlreich, darunter einzelne flotte Tagessänger (D.). Weisse Bachstelze (148.). 6. Mai. In Rahnflühberg hat ein Bach- stelzenpaar sein Nest in einem Kamin gebaut und futtert jetzt seine Jungen ; das Weibchen ist ziemlich geschwärzt (Chr. H.). Haldelerche (158.). Am 16. Juni ein Paar auf dem Dentenberg, j' sang auf der Spitze eines Baumes (J. L.). Turteltaube (197.). Am 4. Juni ein Exemplar auf dem Gipfel einer mittelgrossen Tanne im Aaregrien bei Lyss (D.). Wachtelkönig (236.). Erster Ruf in Vechigen am 27. Mai, auch am 13. und 15. Juni je abends daselbst gehört (J. L.). Ueber Schwanzmeisennester sind uns verschiedene Berichte zugegangen, die wir in einem spätem Artikel veröffentlichen werden. Für weitere Mitteilungen sind wir sehr dankbar. Redaktion. 91 — l Vogelschutz. % Ausstellungs-Lotterien. Ein Mahnwort an die ornithologischen Vereine. Wohl die meisten ornithologischen Vereine veranstalten von Zeit zu Zeit Ausstellungen, die, wenn sie richtig und ge- wissenhaft durchgeführt sind, ihre vollkommene Berechtigung haben. Diese Ausstellungen sollen in erster Linie bezwecken, die Vereinsmitglieder zu neuem Schaffen anzuspornen, ander- seits aber auch der Ornithologie neue Freunde zuzuführen. Neben diesen idealen Seiten kommen naturgemäss auch die materiellen Interessen der Vereine zur Geltung. Viele unserer ornithologischen Vereine leiden an chronischer Kassenleere und da soll dann eine Ausstellung diesem Uebel wieder eine Zeitlang abhelfen. Da die Stand- und Eintrittsgelder in der Regel — namentlich wenn der Wettergott noch einen Strich durch die Rechnung macht — nicht ausreichen, so muss eine Verlosung oder der in neuerer Zeit beliebtere « Glückshafen » als rettender Engel dienen und hier zeigt sich nun die Schatten- seite unserer Ausstellungen. Diese Lotterien waren mir von jeher ein Dorn im Auge; doch sie sind nun einmal notwendige Uebel und lassen sich, zumal sie von den Kantonsregierungen fast ausnahmlos bewilligt werden, in absehbarer Zeit nicht aus der Welt schaffen. Es ist daher Pflicht der verantwortlichen Kommissionsmit- glieder, bei der Durchführung der Verlosung mit der grössten Gewissenhaftigkeit vorzugehen. Sehr wächtig ist die Auswahl des sogenannten «lebenden Materials», bei der man nicht vor- sichtig genug sein kann. Hier werden viel und oft grosse Feh- ler begangen, wodurch nicht nur der «glückliche» Gewinner, sondern, was noch viel schlimmer ist, auch das zur Verlosung gelangende Tier zu Schaden kommt. Mit der allzu weitgehenden Berücksichtigung einzelner Vereinsangehöriger ward zur För- derung der Ornithologie herzlich wenig beigetragen. Selbstredend gehören bei einer Ornithologischen Ausstel- lung auch ornithologische Gegenstände in die Verlosung und es sollen hierbei vorerst die Aussteller, die zum allgemeinen Ge- lingen der Ausstellung beigetragen haben, soweit tunlich be- rücksichtigt werden. Der Käufer eines Loses wird wohl kaum einen Blumentopf oder einen billigen Bazarartikel zu gewinnen hoffen! Mit dem «toten Material» allein, wie Futtergeschirren, — 92 — Transportkäfigen, Broschüren u. s. w. würden weder Aussteller noch Ge'W' inner sich zufrieden geben; es müssen daher auch lebende Tiere, in unserm Falle auch Vögel in die Verlosung an- gekauft werden. Da nun aber nicht alle, welche ein «gutes» Los gezogen haben, erfahrene Vogelkenner sind, so kommen viele Vögel in unrichtige Hände und sehen dann, trotz des guten Willens ihres neuen Besitzers einem traurigen Schicksal ent- gegen. Ich will im Nachstehenden nur einige solche Fälle, die mir bekannt geworden sind, mitteilen. 1. Fall. Eine Dame bringt mir ein Zebrafink männ- chen, welches kaum mehr stehen kann, mit dem Bemerken, sie habe zwei solche Vögelchen an der Ausstellung in B. ge- wonnen; das andere sei aber bald gestorben, obschon die Tier- chen die beste Pflege gehabt hätten. Als Futter erhielten die Zebrafinken Hanfsamen, dazu Salat, täglich frisches Wasser und ein Stückchen Zucker! 2. Fall. Eine Dame schreibt mir, sie habe an einer Aus- stellung zwei Vögel gewonnen; sie wollten jedoch nicht recht fressen und seien jedenfalls krank. Am andern Tag erhielt ich die beiden Vögel durch die Post. Es waren zwei weibliche Indigofinken, von denen der eine bald starb. Der andere konnte am Leben erhalten werden. Auch sie waren mit Hanf- samen gefüttert worden. 3. Fall. Ich erhalte eine Anfrage, ob ich eine Nachti- gall zum Ausstopfen kaufen wolle. Der Besitzer, welcher den Vogel ebenfalls an einer Ausstellungslotterie gewonnen hatte, fütterte denselben ausschliesslich mit Hanfsamen, bis das arme Tier starb. Es war ein Sonnen vogel (chinesische Nachtigall), ein weiteres Opfer von unrichtiger Pflege! Diese Beispiele mögen genügen, um den Beweis zu liefern, dass alljährlich Dutzende von hülflosen Vögeln der Unkenntnis zum Opfer fallen. Die Verantwortung für diesen Uebelstand fällt zum grössten Teil auf diejenigen, durch deren Veranlas- sung die Vögel in die Hände ungenügend Eingeweihter gelangt sind — auf die Veranstalter der Ausstellungslotterien. Um diese für die «Beschützer der Vogelwelt» wenig schmeichel- haften Vorkommnisse aus den Annalen der ornitho logischen Ausstellungen verschwinden zu lassen, möchte ich die Einfüh- f ührung von Futtertäfelchen bef ürw orten. Diese Täf ei- chen, deren Anschaffung mit wenig Kosten verbunden ist, wer- den vor der Eröffnung der Ausstellung an den betreffenden Käfigen angebracht und dienen sowohl dem Wärter als dem Be- sucher als Wegweiser. Sie sollen neben dem Namen in Kürze die notwendigsten Angaben über die Fütterung des Vogels — 93 — enthalter und werden dann den Kauf- oder Gewinnobjekten beigelegt, so dass der neue Besitzer, auch wenn er nicht ge- rade Vogelkenner ist, sofort weiss, wie er seine Pfleglinge für den Anfang behandeln soll. Sehr empfehlenswert wäre auch eine Notiz über ein gutes Vogelhandbuch. Die Mitglieder der leitenden Ausschüsse sollten sich diese kleine Mühe nicht verdriessen lassen und daran denken, dass die ornithologischen Vereine auch im Dienste des Vogelschutzes stehen. Der Vorwurf, dass die Ausstellungslotterien der Tier- quälerei Vorschub leisteten, würde dann dahinfallen. D. Aus der Vollziehungsverordnung des Bundesrates zum Bundes- gesetz über Jagd und Vogelschutz. (Vom 18. April 1905.) Art. B. Die ausnahmsweise Frühlingsjagd auf Zugschnepfen in Jagdrevieren darf nicht länger als für 30 Tage bewilligt und muss spätestens mit 10. April geschlossen werden. Art. 16. Die Ein- und Durchfuhr von erlegtem Wild (Wild- bret) ist während geschlossener Jagd (15. Dezember bis 1. Sep- tember) gestattet, beschränkt sich jedoch beim Federwild auf folgendes Wildbret: Auer- und Birkhähne, Reb-, Hasel- und Schnee- oder Weiss- hühner, Steinhühner oder Pernisen, Schnepfen, Wachteln, Wach- holder-, Rot- und Misteldrosseln, ferner Fasanen und Wild- enten. . . Art. 17. Die Ein- und Durchfuhr, sowie der Transport von lebenden und toten Exemplaren der nach Ai't. 17 des Bundes- gesetzes geschützten Vögel ist verboten. Ausnahmsweise kann eine solche im einzelnen F'all für eine beschränkte Zahl leben- der Exemplare, zum Halten in Käfigen, durch das eidgenössi- sche Departement des Innern bewilligt werden. Art. 18. Das Feilbieten, der Verkauf und Kauf von Staren, Drosseln und Amseln, welche mit Ermächtigung der Kantone wegen Schaden in Weinbergen und Obstgärten im Herbst bis nach beendeter Weinlese und Obsternte abgeschossen worden sind (Art. 17 des Bundesgesetzes, letztes Alinea), ist untersagt. Art. 20. Vorstehende Verordnung tritt mit dem 1. Mai 1905 in Kraft. 94 — W. Kleinere Mitteilungen. jK Hornisse im Starenkasten. Nicht nur die Hummel, sondern auch die Hornisse muss zu den Feinden unserer Höhlenbrüter gerechnet werden. In einem neuen Starenkasten fand ich letztes Jahr eine Hornissenbrut, welche die Nisthöhle vollständig ausfüllte. Chr. Hofstetter. Tragisches Ende eines Girlitzweibcliens. Im Dalmazi wurde ein Girlitzweibchen an einem feinen Pferdehaare, das es zu seinem Nestbau verwendet hatte, vor seinem Neste erhängt aufgefunden. Das Gelege war offenbar noch nicht vollständig ; es tielen drei Eier heraus und zerbrachen. (Das Belegexemplar wurde uns zugesandt. Red.) Bern, den 26. Mai 1905. S. A. Weber. Zahme Vög^el. Eine Kohlmeise fliegt tagtäglich in das Zimmer meines Töchterchens, setzt sich auf den Kopf einer grossen Puppe und hat derselben bald alle Haare ausgerissen. — Ein Buchfinken- männchen kommt alle Tage vor die Haustüre und nimmt der Magd das Futter aus der Hand ; letzthin Hess sich dieser Vogel von meinem Knaben in einem Wägelchen im Hof herumzielien. F. H. Kesselring. Kohlineisengelege durch Spatzen gestört. In einem Meisen- kasten befand sich am 1. Mai neben einem Ei der Kohlmeise auch ein solches vom Haussperling. D. > «f ^ VOM BÜCHERTISCH. ^£7 | Jahresbericht der Ornithologischen (xesellschaft, Basel 1904. Mit Anhang: Der Lämmergeier in der Schiveiz, Vortrag con Prof. Dr. F. Zschokke. Der 34. Jahresbericht ist vom Präsidenten F. Hübsch mit ge- wohnter Sorgfalt abgefasst. Der Verein widmete seine Arbeit im Be- richtsjahr hauptsächlich dem Vogelschutz und verwandten Aufgaben. Die Winterfütterung der freilebenden Vögel wurde wie früher unter der Leitung des Stadtgärtners Herrn Schill besorgt, wobei an den kältesten Tagen auch die Möven auf dem Rhein ihren Anteil er- hielten. Die Kosten hierfür trugen zu gleichen Teilen die Gesell- — 95 — Schaft und der Tierscliutzverein. Der Vertrieb von Nisthöhlen (System Freiherr von Berlepsch) hat in erfreuliclier Weise zugenommen. Für den Abscliuss von Rauhvögeln wurden wiederum Prämien verabfolgt. In seinem Berichte über Tätigkeit der Gesellschaft auf dem Gebiete des Vogelschutzes ruft der Präsident den Mitgliedern einen bösen Feind unserer Vögel in Erinnerung — die Katze. — Ich habe bereits früher im «Ornithologischen Beobachter» meine Ansicht über dieses ver- hätschelte Tier veröffentlicht. («0. B.» II. 1903, S. 245 u. f.) und will daher aucli die erneuerte Malinung des Berichterstatters der Ornitho- logischen Gesellschaft Basel nicht vorenthalten; er schreibt: «Ehe wir die Bericliterstattung über das Kapitel Vogelschutz verlassen, möchten wir unsere Mitglieder noch einmal auf die gefährlichsten Feinde unserer Vogelwelt aufmerksam machen, deren Plage leider von Jahr zu Jahr zunimmt — es sind die Katzen, namentlich die herrenlosen, herumlungernden ; in der Tat, was nützen uns alle Be- mühungen, unsern Sängern durch Anbringen von Nistgelegenheiten u. s. w. die Fortpflanzung zu erleichtern, wenn jene gierigen Räuber Tag und Nacht auf den Moment lauern, wo die junge Brut, im Fluge noch unerfahren, das Nest verlässt, um sie zu vertilgen ? Es entgeht keinem aufmerksamen Beobachter, dass in unsern Gärten und Anlagen die Katzen immer mehr zunehmen, in gleichem oder noch stärkeren Verhältnis aber die Vögel sich dezimieren. Dieser Zustand ruft immer dringender der Abhülfe; über das «Wie» der letztern Hessen sich ganze Kapitel schreiben ; erwähnen möchten wir nur, dass bereits einige deutsche Städte, in richtiger Erkenntnis der Gefahr, sich zur Ein- führung einer Katzensteuer entschlossen haben und zwar einer pro- gressiven, welche namentlich ihre Wirkung bei denen nicht verfehlen dürfte, w'elche sich den Luxus melirer «Buseli» glauben erlauben zu dürfen ! » Zur Beobachtung der gefiederten Bewohner im Freien wurden vier Exkursionen veranstaltet, deren Ziel, wie gewohnt, die vogel- reichste Gegend der Umgebung von Basel, die Strecke Leopoldshöhe- Märkt-Eimeldingen war; am frühen Morgen des 15. Mai wurden an- lässlich eines solchen ornithologischen Streifzuges 35 verschiedene Vogelarten beobachtet. Allen ornitliologischen Vereinen, welche bis jetzt auf diese Morgenspaziergäuge wenig Wert legten, möchte ich bei dieser Gelegenheit ans Herz legen, solche in Zukunft auf ihr Arbeitsprogramm zu setzeu. Sie werden dadurch der Ornithologie bessere Dienste leisten als mit den bis Mitternacht dauernden Sitzungen am Biertische. Der vom Präsidenten der Brieftauhensektion, Ad. Käslin, verfasste ausführliche Bericht gibt uns Aufschluss über deren Tätig- keit auf diesem interessanten Gebiete. Das im Herbst abgehaltene Jungfliegen (Wettflug AVyl (Kt. St. Gallen), 110 km. Luftlinie) hatte einen sehr befriedigenden Erfolg; über die Hälfte von 50 Preistauben im Alter von 3 bis 5 Monaten flogen mehr als 1000 m. per Minute, die letzte Taube langte nur 29 Minuten später am Ziele an als die erste. — 96 — Dem .Taliresbericlite ist als Anhang- beifj^egeben : Der Läminer- g-eier in «1er Schweiz. Vortrag, g-elialten in der Ornithologiselien Gesellschaft Basel im April 1904, von Prof. Dr. Fr. Zschokke. Diese 16 Druckseiten starke, vom Vortragenden sehr eingehend beliandelte, gediegene Arbeit verdiente auch weiteren Kreisen zugäng- licli gemacht zu werden. «Ein Nekrolog auf einen Grossen, der lange Zeit in mächtigem Fluge die Hochalpen beherrschte, langsam der in die Berge steigenden Kultur wich und endlich vor kurzer Frist be- siegt zu Grabe stieg » nennt der Verfasser seinen Vortrag. Von der ersten sicheren Kunde vom Lämmergeier in unserem Lande, welche im Jalire 1551 Konrad Gesner in seinem «Vogelbuch» in Wort und Bild brachte, bis zum Verschwinden desselben in der zweiten Hälfte des 19. Jahiimnderts entrollt sich uns ein getreues Lebensbild dieses leider zu früh ausgerotteten mächtigsten Eaubvogels der Schweiz. Ab- gesehen davon, dass die Natur durch die geringe FortpÜanzungsfähig- keit — das Gelege besteht aus einem oder höchstens zwei Eiern — von vorneherein den Untergang des Lämmergeiers vorbereitete, liefert die Geschichte des gefiederten Bergesfürsten in der Schweiz den Be- weis, wie rasch — um mit dem Verfasser zu sprechen — eine Tier- art in einem Gebiet der Vernichtung anheimfällt, wenn einmal die ihr zusagenden Lebensbedingungen gestört werden, und welcher ver- hängnisvolle Eintiuss zugleich der Eingriff des Menschen auf die um- gebenden, faunistischen Verhältnisse ausübt. « Die veränderte Zeit, der Wechsel der Lebensbedingungen brachten ihm (dem Lämmergeier) den Untergang. Sie bereiteten ihm das Schick- sal, das mit ihm den blutdürstigen Luchs und den stolzen Steinbock traf. » Leider nur zu wahr ist der Vorwurf, welchen der Verfasser der modernen Sammelwut entgegenwirft : « Den Todesstoss versetzte der Existenz des Hochalpengeiers aber der Umstand, dass der Aus- sterbende Sammelobjekt wurde, dass sein Körper und seine Eier sich mit schwerem Geld bezahlten. Damit war die Gier der Händler und Käufer geweckt; die Verfolgung des Gehetzten vervielfachte sich. Den Untergang des Bartgeiers unserer Alpen verschuldete nicht nur das mörderische Blei, sondern vor allem das schnöde Gold » Ich lese die Jahresberichte der Ornithologischen Gesellschaft Basel immer mit besonderem Vergnügen und möclite solche periodische Veröffentlicliungen auch andern Fachvereinen empfehlen. 1). m Der OrnitDolOöiscbc BeobacDter m ' MoDatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Hcrauss'OjüiclM'ii von CAKL DAl'T, Bern (Schweiz) lledaktiori: CARL DAl'T. Bern und (iCSTAV von BÜIKi, Ölten IV. Jahrgang Juli 1905 Heft 7 !• m Mrj;- vi äM/'"' il lieber die Ornithologie der Sandwich-Inseln. Von Dr. Walter Volz, P. Ü. (Bern). Während eines Auf enthaltes auf den Sandtrich- oder Jlaicful- Inseht im Oktober 1902i hatte ich auch Gelegenheit, mit der dortigen Avifauna Bekanntschaft zu machen, z. T. mit den leben- den Vertretern derselben auf den Inseln Oahu und Hawaii, z. T. aber mit einer sehr schönen Kollektion, die im Bernice Fauahi BisJwp Museum in Honolulu aufgestellt ist, welche, ausser den noch jetzt lebenden Ai'ten, auch die in historischer Zeit ausgestorbenen Hawaii-Vögel enthält und zwar fast voll- zählig. Seit Wallace sein berühmtes Werk- schrieb, ist eine grosse Menge von Arbeiten erschienen, die sich mit der Fauna der Sandwich-Inseln beschäftigen, und darunter ragen diejeni- gen über die Ornithologie dieses Archipels, was ihre Zahl an- belangt, besonders hervor. In den siebziger Jahren kannte man nur 11 Gattungen und 18 Ai'ten einheimischer Landvögel, wäh- rend man gegenwärtig im ganzen 68 verschiedene Gattungen und 125 verschiedene Ai"ten zählt, worunter allerdings einige wandern oder eingeführt sind, während eine Anzahl ausgestor- ben ist. Die zwei neuesten und besten Werke über die Ornithologie der Hawaii-Inselgruppe, die die sämtlichen bis jetzt bekannten Arten behandeln, sind: W. A. Br//a)t, A Key to the Birds of the Hawaiian Group — Honolulu, Bishop Museum Press, 1901, und H.W. Heushaiv, Birds of the Hawaiian Islands, being a com- plete list of the Birds of the Hawaiian Possessions — Honolulu, G. Thrum, 1002. Im Nachfolgenden will ich versuchen, hauptsächlich an Hand der zitierten Werke eine kui'ze Uebersicht über die Vogelfauna der Sandwich-Inseln zu geben. Wenn wir eine Liste der Hawaii-Vögel durchgehen, so finden wir die interessante Tatsache, dass einzelne Gattungen * Vgl. ir. Volz, FAnc Reise auf den Sandwich-Inseln, in: .Tahresbericlit der geographischen Gesellschaft von Bern, Bd. XIX, 1903 04, ]>. 79 — 99. ' A. IL Wallace, Die geograjjhische Verhreitung der Tiere, deutsch von A. B. Meijer, Dresden, 1876. — 98 — durch mehrere Arten vertreten sind, von denen jede auf einer andern Insel lebt. Diese verschiedenen Species differieren aber nur äusserlich, in ihrem Federkleide, von einander, während ihr Flug, ihre Lebensweise und ihr Gesang fast vollkommen gleich sind. Aehnliche Verhältnisse finden sich bei den übri- gen Tiergruppen. Wir sehen, dass die Zahl der einheimischen, nur auf ehier Insel vertretenen, Tierarten eine sehr grosse ist, namentlich bei schwer beweglichen Geschöpfen, wie Schnecken etc. Um so bemerkenswerter ist der oben angeführte Umstand für Tiere, wie die leichtbeschwingten Vögel. Wenn schon von jeder der bewohnten Inseln des Ai'chipels ein anderes Eiland sichtbar ist, so findet doch, was die Landvögel anbe- langt, gegenwärtig kein Verkehr von einem Landkomplex zum andern statt. Mit andern Worten: Die Verhältnisse der Fauna dieser Inseln sind geradezu klassische Beispiele dafür, dass Iso- lation in. stände ist, neue Varietäten und neue Arten bilden zu helfen. Als einziges Beispiel will ich die zu der Familie der Drepaindidae^ oder Honigsauger gehörige Gattung Oreomyza anführen: Wir finden auf der grössten Insel Hawaii zwei ver- schiedene Arten, Oreomyza manu (Wilson) und 0. perlinsi BothscliUd. auf der Insel Kauai kommt 0. hairdi Stejneger vor, 0. flammea Wilson bewohnt Molokai, 0. neivloni (Rothschild} lebt auf Maui, die Insel Oahu, auf der Honolulu liegt, beher- bergt 0. Dtaculüta (Cabanis), 0. mouUiua (Wilson) wurde auf den Bergen der Insel Lanai getroffen. Einzig das am meisten nach Nordwesten zu gelegene Niihau ist von der Gattung Oreo- myza nicht bewohnt. Aehnliche Beispiele Hessen sich noch meh- rere anführen. — Das Studium der Biologie unserer Vögel wird auf mannig- fache Weise erschwert. Besonders sind es die ungemein dichten Urwälder, welche stellenweise noch verhältnismässig grosse Partien des Landes bedecken, welche dem Forscher da und dort Halt gebieten. Dazu kommt, dass die Vögel sehr scheu sind, was schon daraus hervorgeht, dass keine einzige der ein- heimischen Arten sich in der Nähe menschlicher Wohnungen dauernd angesiedelt hat. So ist es erklärlich, warum wir z. B. über die Nester und Eier nahezu nichts wissen. Anderseits bieten die dichten Wälder und die Scheu vor dem Menschen unsern Tieren den Vorteil, dass sich viele Arten noch erhalten haben. Wir haben schon erwähnt, dass eine Anzahl von Vogelarten in historischer Zeit ausgestorben ist, andere sind auf den Aus- sterbeetat gesetzt, da sie nur selten gefunden werden. Die • Die Drepanididae bilden eine für die. Hawaii-Gruppe eigentümliche Taniilie, die sonst nirgends auf der Erde vertreten ist. - 99 — dichten und ausgedehnten Wälder nehmen von Jahr zu Jahr ab, sie müssen der vordringenden Kultur, namentlich dem Zucker- bau, weichen; damit werden die Nistgelegenheiten vermindert, aber auch die zur Nahrung verwendeten Futtertiere und -pflanzen nehmen ab. Wahrscheinlich macht sich auch die In- zucht fühlbar, veranlasst durch den oft nur zu beschränkten Verbreitungskreis und die geringe Anzahl von Individuen. Ein weiterei Umstand, der einzelne Arten aussterben Hess, war die Sitte der Eingeborenen, die Federn mehrerer Vogelarten zur Anfertigung der bekannten Königsmäntel und -helme zu verwenden. Wir werden auf diesen Punkt später noch kurz zurückkommen. Weiter war der Import fremder Tiere der Er- haltung mancher Art schädlich. Während bei der Entdeckung der Sandwich-Inseln kein einziges wildes Säugetier vorhanden war, streift nun überall eine kleine Zibethkatze umher, die man vor einigen Jahren zur Bekämpfung der Rattenplage eingeführt hat. Die Hawaii-Vögel, an vierbeinige Feinde nicht gewöhnt, fielen ihnen massenhaft zum Opfer, und auch mehrere impor- tierte Vogelarten, wie der Reisfink Hinterindiens, der Haus- sperling und namentlich der Mynah-Star (Ärrldofheres fristis L.) Indiens, trugen dazu bei, die einheimische Avifauna zu de- zimieren. Endlich scheint es, dass auch viele Krankheiten die Abnahme der Vögel befördern. Man findet sehr oft solche mit allerlei Geschwüren, namentlich an den Füssen, die den Tod zu verursachen scheinen. Nach der Flora kann man auf den Inseln vier verschiedene Zonen unterscheiden, in deren jeder einzelne, für dieselben typische, Vögel vorkommen: 1. Die unterste, waldlose Zone ist bedeckt mit Gras, da- zwischen verstreut hie und da eine Baumgruppe. Dieser Bezirk erhebt sich verschieden hoch, doch nirgends bedeutend, über dem Meeresspiegel. In dieser Zone haben sich keine einheimi- schen kleinen Vögel dauernd angesiedelt. Hier leben hauptsäch- lich die importierten Reisfinken und Mynah-Staare, dann die gelegentlich hier auftretenden Wandervögel aus Amerika, die auf dem Boden im Grase brüten. Von einheimischen Arten ist zu erwähnen der kurzohrige Kauz (Äsio accipHriini.s .sdudirlchen- sis Bloxam). Alle diese Tiere haben mehr oder minder durch die Zibethkatzen zu leiden. 2. Die untere Wald-Zone erhebt sich von etwa 150 — 500 m. über die See. Sie ist namentlich durch Pandanus-Bäume charak- terisiert. Obschon hier schon eine Anzahl von einheimischen Vögeln vorkommen, namentlich gegen den obern Rand dieser Zon(3 zu, fehlen ihr eigentliche charakteristische Arten. Na- mentlich am untern Rande macht die baumlose Zone, infolge — 100 — des Abholzens und indirekt durch das Abweiden des Viehes, Fortscliritte. 3. Die mittlere Wald-Zone, mit der grössten Regenmenge, dehnt sich von 500 — 2000 m. ü. M. aus. Die vorwiegenden Bäume sind Akazien und Baumfarne, ferner der sog. Ohiabaum (Mcirosideros pohjntoyphd). Der erstere und der letztere sind für die Vögel sehr wichtig, indem sie ihnen Nahrung, Schutz- und Nistgelegenheit bieten. Hier kommen die meisten kleineren Vögel der Sandwich-Inseln vor; hier lebte der ausgestorbene Mamo (Drepanis pacifka GmeJin), dessen Federn zur Anfer- tigung von Mänteln besonders geschätzt waren, hier treiben sich die verschiedenen Angehörigen der Gattung MoJio, der merk- würdige Hoitigiiathus und Heterorhi/uchns umher, hier die frü- her erwähnte Gattung Oreovn/zo und viele andere. 4. Die obere Wald-Zone dehnt sich von 2000—3000 m. ü. M. aus. Von uns bekannten Pflanzen werden hier getroffen: AIijo- porum, Arfemis/a, Yacchiiu)}). In diesen Wäldern wachsen Erd- beeren und massenhaft Himbeeren, die zwar weniger schmack- haft sind, als unsere europäischen, jedoch vielen Vögeln eine willkommene Nahrung bieten. Der interessanteste hier vorkommende Vogel ist die Hawaii- Gans (Beruida saudn-icliensis Yigors), die zur Brutzeit hinunter- zieht ins Flachland. Die eigentlichen Waldvögel fehlen hier, weil die Bäume dieser Zone an Grösse rasch abnehmen. lieber diesem obersten Waldgebiet dehnt sich die Flora noch bis etwa 3600 m. ü. M. aus; dann folgen bis über 4000 m. nur noch kahle Lavafelder und -blocke und sie lassen das Vo- gelleben hinter sich zurück. Die Vögel dieser Inseln kann man ebenfalls in vier verschie- dene Gruppen einteilen: 1. in solche, welche nur die Sandwich-Inseln bewohnen; sie sind die Mehrzahl; 2. in solche, welche in historischer Zeit ausgestorben sind, von denen man aber noch die Bälge besitzt; es sind im ganzen 10 Arten; 3. in solche, die auch in andern Ländern vorkommen, oder nur hie und da die Sandwich-Inseln besuchen; ihrer sind 35 Arten; 4. endlich in solche, welche künstlich eingeführt worden sind; hier sind ebenfalls 10 Ai'ten zu erwähnen. Wenn wir uns nach dem Ursprung der hawaiiensischen Vo- gelfauna umsehen, so ist da in erster Linie zu erwähnen, dasis unsere Inselgruppe einer der isoliertesten Punkte der ganzen Erde ist. Die Distanz von Honolulu nach San Franzisko beträgt rund 4000 km., und nach Yokohama etwa 6000 km., ebenso gross ist der Abstand zwischen Honolulu und Sidney. Die ersten An- — 101 — Siedler hatten also ungeheure Distanzen zu durchfliegen. Dass dies nicht unmöglich ist, beweisen die alljährlich vom Festlande Amerikas hier anlangenden grossen Scharen der Zugvögel, die z. T. hier brüten. Die ersten Vertreter der Vögel auf den Sand- wich-Inseln waren zweifelsohne die Angehörigen der Familie der Dn'iianididae oder Honigsauger. Es ist dies eine hoch- spezialisierte und gut umschriebene Gruppe, die nach Gadow am meisten Verwandtschaft zeigt zu den Coerehidae von Ame- rika. Später fanden dann weitere Einwanderungen von Neu- seeland aus statt. Diese Resultate, gewonnen aus vergleichend- anatomischen Untersuchungen, stimmen nun überein mit den Ergebnissen, die man aus der Vergleichung der Verwandt- schaftsbeziehungen der niedern Tiere erhielt. Es würde viel zu weit führen, wenn ich versuchen wollte, die einzelnen Gattungen oder Arten zu besprechen und ich ver- weise die Interessenten nochmals auf die schon zitierten Ar- beiten von Br/j((n und Henshdir. Ich will mich begnügen, zum Schlüsse noch einiges zu be- richten über jene Vögel, welche ihre Federn zur Herstellung der Königsmäntel und der Helme liefern mussten. In früheren Zeiten mussten die Eingeborenen ihren Häuptlingen allerlei Tribute leisten, u. a. auch rote und gelbe Federn. Dieselben wurden gesammelt hauptsächlich von vier Arten: Drepanls pdfifica ((riHcIui), Tcstiaria cocciiiea (Förster), Hhuatione san- (juinca (G med in) und Moho nohilis (Merreni). Drepanis pacifiea, der Mamo, ist wahrscheinlich ausge- storben. Henshaic sah zwar im Jahre 1898 noch ein Paar davon auf Hawaii. Sein Verschwinden ist jedenfalls zu erklären durch die Verfolgungen, denen er von selten der Eingebornen ausge- setzt war. Seine Federn stand(3n höher im Preise, als die irgend eines andern Vogels und durften nur von den angesehenen Häuptlingen verwendet werden. Wahrscheinlich war der Vogel nie sehr häufig und die Federmäntel wurden jedenfalls nur z. T. aus seinen Federn hergestellt Die Herstellung eines einzigen Mantels konnte mehrere Generationen von Menschen beschäf- tigen, und ihr Wert war ein ungeheurer. Es wird behauptet, dass zur Zeit der Regierung der Dynastie Kamehnmeha die Vo- gelfänger angewiesen waren, die königlichen Vögel nicht zu töten, sondern, nachdem sie ihnen die wertvollen Federn der Unterseite des Körpers und des Schwanzes ausgerissen hat- ten, wieder fliegen zu lassen. Das Fangen dieser Tiere mit Leimruten hätte also ihren Untergang kaum heraufbeschw'ören können. Als aber die Feuerwaffen auf den Inseln eingeführt wurden, nahm ihre Zahl rapid ab. D. pacifiea kam nur auf Hawaii vor. Die Totallänge des Vogels beträgt ungefähr 24 cm. Vcstiaria coccinca, der Jiwi, ist einer der wenigen Vögel, — 102. — der über alle Inseln gleichmässig verbreitet und überall ziem- lich häufig ist. Es ist der am intensivsten gefärbte Vogel des Archipels, von scharlachroter Farbe. Er nährt sich hauptsäch- lich vom Nektar des Ohiabaumes und anderer Blüten. Da er trotz seines langen Schnabels nicht im stände ist, den Honig durch die Oeffnung der Blüte aufzunehmen, öffnet er den Blü- tenkelch durch Aufpicken und seine pinselförmige Zunge setzt ihn in den Stand, die süssen Tropfen bis auf die Neige zu schlürfen. Daneben jagt der Jiwi freilich auch Insekten, wenn der Nektar selten ist, und ist deshalb zu den nützlichen Vögeln zu rechnen. Seine roten Federn wurden hauptsächlich zur An- fertigung der Mäntel und Hehne für Unterhäuptlinge verwen- det und sein Fang geschah, gleich wie bei den übrigen, durch; die Leimrute. Seine totale Länge misst etwa 16 cm. Himatione sanguinea, der Akakani oder Apapani, ist eben- falls auf allen Inseln ziemlich häufig. In seinen Gewohnheiten ähnelt er dem Jiwi. Seine roten Federn wurden zu Kleidern der Priester und niedrigen Häuptlinge gebraucht. Totallänge ca. 15 cm. Moho nohilis, der 0-0, bewohnt oder bewohnte die Insel Hawaii. Heute ist er wahrscheinlich ausgerottet. Der Vogel war heilig und seine wenigen gelben Federn waren sehr ge- schätzt. Ein Individuum lieferte nur etwas über 50 Federchen und das Töten eines Gefangenen soll arge Bestrafungen zur Folge gehabt haben. Doch ist wahrscheinlich, dass die in den einsamen Bergwäldern jagenden Federsammler manchen ver- speist haben mögen, da das Fleisch in Hawaii in früheren Zei- ten infolge der Abwesenheit von Schlachtvieh sehr geschätzt war. Doch änderten die Gesetze beim Eindringen der Feuer- waffen auf den Inseln und sie haben den Vogel dem Aussterben nahe gebracht. Im Jahre 1898 wurden z. B. mehr als tausend Mohos in einem einzigen Distrikt Hawaiis erlegt. Nachdem eine Schonzeit eingeführt wurde, vermehrten sich die Vögel wieder rapid, nahmen aber bald wieder ab. Der Moho war ein eifriger Insektenvertilger. Totallänge ca. 86 cm. Zum Schlüsse möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass im Naturhistorischen Museum von Bern eine kleine Samm- lung seltener Hawaii-Vögel aufgestellt ist und dass das Ethno- graphische Museum einen prachtvollen Federmantel und Feder- helm besitzt, die von dem Berner Maler und Kupferstecher Jo- hann Wäber (engl. John Webber), welcher Cook 1776 — 1780 auf seiner dritten "Weltumsegelung begleitete, von den Sandwich- Inseln mitgebracht und im Jahre 17V) 1 der Stadt Bern geschenkt wurden. > — 103 -- Die Gebirgsbachstelze in der Umgebung von Bern. Von S. A. Wil.er. Die bei uns überwinternden Gebirgsstelzen (Motacilla sul- phurea Bechst.) sind meiner unmassgeblichen Meinung nach offenbar ältere Männchen. Die Weibchen und Jungen ziehen jedenfalls weg, wären also Zugvögel, sonst müssten sie weit zahlreicher sein, auch schon aus dem Grunde, weil sie von Norden her Zuzug erhalten sollen. Soviel indessen bekannt ist, ziehen die im Norden nistenden Stelzen (Trauerbachstelze und gelbe Stelze mit schwarzer Kopfplatte) direkt südlich. Die erstere habe ich einige Male auf dem Frühlingszug beobachtet. Die Gebirgsstelze kommt zur Winterszeit gar nicht so vereinzelt vor, wenigstens in hiesiger Gegend nicht; sie ist, die Weibchen abgerechnet (die Jungen verschwinden schon, sobald sie selb- ständig geworden sind), gerade so häufig wie im Sommer. Allerdings sieht man sie immer nur einzeln, in Abständen von 20 bis 100 Schritten; doch kann man jeden Tag, den ganzen Winter hindurch, mehrere Exemplare beobachten. Die Berg- bachstelze führt ein Einsiedlerleben gleich wie Wasserstar und Zaunkönig. Ich glaube auch annehmen zu dürfen, dass wir im Winter die nämlichen Individuen haben, die in der Gegend an- sässig waren. Von meiner Wohnung aus habe ich einen Ueber- blick über eine von Wassergräben durchzogene Wiese (das Wasser darin gefriert nie) ; nächst dem Hause befindet sich eine Düngerstätte. Dort kann ich, wenn ich will, fast zu jeder Stunde im Tag eine Gebirgsstelze sehen. Wenn sie beunruhigt wird, so fliegt sie in weitem Bogen nach einem der Gräben, um nach einer Weile auf das Dach oder auf den Komposthaufen zurück- zukehren. Kommt ausnahmsweise eine zweite Stelze, so gibt es Streit und Wettgesang. Vor Jahren "kam immer eine Gebirgs- stelze mit einseitig zerstossenem Schwänze ; ich sah sie fast alle Tage und streute ihr zuweilen Mehlwürmer, Im März begann sie sich zu verfärben, die Kehle erhielt schwarze Punkte, später erschien ein Weibchen und im Mai holte das Pärchen Nist- material auf dem Düngerhaufen. Das Nest, das ich erst später, nachdem die Jungen eben ausgeflogen waren, entdeckte, befand sich in einer ausgefaulten Höhlung auf einem Kastanienbaum an der Strasse. Als ich eines Tages dort vorbeiging, hörte ich das Angstgeschrei eines Vogels. Es war die Gebirgsstelze mit dem abgestossenen Schwanz. Auf dem Nistbaum lauerte eine Krähe, Avelche eben das Nest ausräumen wollte. Nach dem Gebaren der alten Stelzen zu schliessen, war dieses nicht der erste Versuch des Nesträubers ; indess drei Junge flogen schon munter umher. Im gleichen Jahre fand ich vier Brüten der Gebirgsstelze, — 104 — in Abständen von ungefähr 300 bis 500 Metern; alle befanden sich in demselben Gebiet, welches sie auch im Winter bewohnt. Die Annahme liegt daher nahe, dass es dieselben Vögel sind. Warum sollten sie wegziehen und andern den Platz räumen, da doch die Bedingungen zu ihrem Unterhalt für beide Teile die gleichen sind. Eigentlich sollte, beiläufig bemerkt, die Schaf- stelze (Budytes llavus L.) Gebirgsstelze benannt sem ; denn sie ist zur Sommerszeit weit häufiger auf den Vorbergen und Vieh- weiden der Alpen anzutreffen, als die schwarzkehlige. Im Früh- ling und Herbst trifft man auch die Schafstelze oft in kleinen Flügen im Tale an. Diese Stelze bleibt jedoch im Winter nicht in unserer Gegend ; die Schafstelze unterscheidet sich von der Gebirgsstelze deutlich durch den kürzern Schwanz, die grün- liche Färbung der Oberseite und die hochgelbe Brust. Die Hummel, ein Feind der Meisen. Von Carl Daut. Das Sprichwort: «Durch Schaden wird man klug^> scheint sich nicht immer zu bewähren. In Heft G des «0. B. » 1904 habe ich auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche den Brüten der Meisen in den Nistkästen droht/. Unter anderem habe ich be- richtet, dass ein Kohlmeisenpaar, welches in einer grossen V. Berlepsch'schen Nisthöhle brütete, durch das Eindringen einer Hummel gezwungen wurde, sein bereits stark bebrütetes Gelege von 11 Eiern zu verlassen. Am 24. Februar dieses Jahres bemerkte ich wieder, dass Kohlmeisen Niststoffe in den nämlichen Kasten trugen. Trotz des während der ersten Tage des März eingetretenen Neu- schnees bauten die Meisen wieder an ihrem Nest. Bald sang auch wieder das Männchen auf dem Birnbaum, genau wie vori- ges Jahr — ein Zeichen, dass das Weibchen brütete. Da der Nistkasten an der gleichen Stelle hing und überdies im näm- lichen Raum 43 weitere, zur Abgabe an Vogelfreunde bestimmte Kasten angebracht waren, so ist mit ziemlicher Sicherheit an- zunehmen, dass es sich um das alte Meisenpaar vom letzten Jahr handelte. Am 17. April erschien nun neuerdings eine Hummel, welche, nachdem sie die ganze Nistkastenreihe abge- flogen hatte und öfters in ein Flugloch geschlüpft war, auch der von den Meisen bewohnten Nisthöhle einen Besuch abstat- tete. Als ich hierauf die Kohlmeisen längere Zeit nicht mehr sah und hörte, öffnete ich am 30. April ihre Nisthöhle. Der Inhalt bestand aus dem bekannten Kohlmeisennest mit Moos- - 105 — unterläge und Wollhaaraufsatz nebst einem Ei. Ein Teil dieser Haare war von der Hummel zu ihrem rundlichen Nestbau um- geformt worden und enthielt bereits den Brutsack. Interessant war das Gebahren der Hummel, welche, während ich den Kasten- inhalt untersuchte, eben von einer Exkursion zurückkehrte. Eine Zeitlang flog das Insekt hartnäckig an der Stelle herum, wo der Nistkasten gehangen hatte. Hierauf suchte es die übrigen Kasten der Reihe nach ab, dann und wann in ein Flug- loch fliegend. Die Annahme lag nun nahe, dass sich die Hummel einen an- dern Nistort suchen, möglicherweise sogar neuerdnigs eine Meisenbrut zerstören werde. Ich legte daher den Nestinhalt in einen ausser Gebrauch gesetzten viereckigen Meisenkasten von Tannenholz und schickte mich an, denselben an Stelle der frü- heren Meisenwohnung aufzuhängen. Während ich diesen, in Form und Beschaffenheit des Herstellungsmaterials vollständig verschiedenen Kasten noch in den Händen hielt, schlüpfte die Hummel wieder zu ihrem Nest hinein. Wie fischt Ardea cinerea? Letztes Wort in dieser Frage von Dr. J. Gengier. Zuerst möchte ich den Herrn W. Schuster darauf aufmerk- sam machen, dass ich, wenn ich bei meinen Arbeiten exzerpierte Notizen benütze, die Fundorte derselben auch gewissenhaft und genau angebe, denn mit fremden Federn sich zu schmücken, überlasse ich andern. In den letzten 30 Jahren habe ich sowohl in meiner frän- kischen Heimat als auch auf den Inseln des Altrheins bei Ger- mersheim am Rhein viele Reiher gesehen, aber so unvorsich- tige wie die, die sich von einer der drei Rheinbrücken bei Mainz aus lange fischend beobachten Hessen, sind mir niemals vorge- kommen. Ob's wohl Reiher waren? Das, was Herr Schuster über das Abgeben der Exkremente des Fischreihers sagt, beweist zur Genüge, dass der Herr niemals einen Reiher in der Freiheit hat seinen Kot abgeben sehen. Ei widerspricht sich darin auch selbst, denn einmal lässt er den Kot in das Wasser ^ mildert Herr Schuster übrigens die Kraft des Rei- hertalismans schon etwas ab, indem er dort sagt, (was z. T. die Fische anzieht ;. Das Merkwürdigste bei der ganzen Be- obachtung» ist mir aber, dass Herr Schuster «von weiter Ent- — 106 — fernung aus» deutlich gesehen hat, dass die Fische durch die in kurzen Zwischenräumen abgegebenen Exkremente sicher angelockt werden. Ausserdem ist es mir auch nicht gut erklär- lich, wie ein Reiher, der mit leerem Magen zum Fischplatz kommt, fortwährend Exkremente abgeben soll. Dass das Anlocken der Fische durch leises Geräusch eine Ansicht des Herrn L. Schuster ist, habe ich durchaus nicht übersehen, aber ich glaubte, die Herren Schuster bildeten sich ihre Ansichten durch genaue und eingehende Beobachtungen in der freien Natur; dass dem nicht so ist, darüber bin ich jetzt belehrt. % Ornithologische Beobachtungen. g Beobaclitiiugsbericlite im Juli 1905. (Nebst Ergänzungen für Juni.) Turmfalke (7). 23. Juli Auf einer Kahnfahrt auf der Aare von Bern nach Aarberg, an der Stürlerenfluh (Hinterkappelen und an der Katzenstegfliih (Oberruntigen) viele (Aesch- bacher). — Den ganzen Frühling ein Paar öfters über dem Dentenberg beobachtet, horstete wahrscheinlich auf einer hohen Tanne (J. L.). Lerchenfalke (11). 13. Juni. Junger Vogel in der Nähe des Horstes (H. M.). — Stämpfli und ich beobachteten am 16. Juli ein Paar über dem Tannholz bei Vechigen; da solche schon im Frühling daselbst sah, ist es möglich, dass sie dort horsteten (J. L.). Wanderfalke (12). 1. Juli. Stösst in meiner Nähe nach einem Star; Leuenberger hat ihn auch bei Kappeln beobachtet (H. M.). Mauersegler (46). 6. Juli. Ein flügellahmes, junges Exemplar erhalten. 23. Juli. Bei dei^ Kaserne in Bern starker Schwärm, sammeln sich bereits. Seit dem 26. Juli keine mehr gesehen (D). Bei Bern zahlreich noch am 23. Juli, am 24. und 25. keine beobachtet, am 26. morgens wieder eine grössere Anzahl nebst Alpensegler; seither keine mehr bemerkt (W.). Uferschwalbe (49). 9. Juli. Bei Ins stark bevölkerte Kolonie in einer Kieselsteingrube (D.). Kukuk (51). Am 30. Juni riefen noch zwei anhaltend im Linden- tal, am 1. Juli daselbst noch einer (J. L.). — Letzter Ruf bei Aarberg, wie letztes Jahr am 5. Juli (H. M.). Goldamsel (55). 28. Juni. Junge erheben die Köpfe über den Nestrand (11. M.). — 107 — Dohle (<)•»)• Brütete in mehreren Paaren bei Sinneringen: im Juli beständig ca. 40 Stück im Gelände (J. L.). Star (57). .lunge der zweiten Brut in der ersten Juliwoche in Hahntiühberg ausgeflogen (Chr. H.). = Am 6. Juli beob- achtete bei Sinneringen ein junges, ganz hellgraues Exem- ])lar, erschien beim Fliegen fast weiss (J. L.). Rotköpfiger Würger (82). Brütete in drei Paaren bei Sinne- ringen; am 19. Juli flügge Junge beobachtet (J. L). — Am 23. Juli an der Aare bei der Runtigenau drei Stück (A. Aeschbacher). Rotrückiger Würger (83). 9. Juli. Zahlreich zwischen Ins und Erlach (1).). Den ganzen Sommer ein Paar in einem Feld- gehölz bei Rahnflühberg, am 18. Juli daselbst zwei aus- geflogene Junge (Chr. H.). Grauer Fliegenschnäpper (84). 4. Juli. Bei Rahnflühberg frisch ausgeflogene Junge (Chr. H.). 7. Juli. In einem Garten den ersten jungen Fliegenschnäpper (D.). Schwarzrücklger Fliegenschnäpper (86). Am 15. Juni junge Trauerfliegenschnäpper ausgeflogen (Chr. H.). Bachamsel (92). 23. Juli. Dem ganzen Aarlauf entlang zwischen Bern und Aarberg viele (A. Aeschbacher). Sumpfrohrsänger (111). 1. Juli. Lässt sich immer noch hören (ca. 5 Paar). (H. M.). Teichrohrsänger (112). Am 6. Juni sechs Nester an einem Teiche mit angefangenen Gelegen. — 15. Juni ein Nest mit vier Eiern, in der Nähe ein Kukukweibchen. 18. Juni. Zwei Eier und ein Kukukei (H. M.). Heuschreckenrohrsänger (114). 1. Juli. Die Buschrohrsänger höre ich bei Aarberg jeden Abend ihr « Sirrrrrrr » vor- tragen (H. M.). Nachtigall (139). 24. und Juni. Ein Paar füttert die aus- geflogenen Jungen in meiner Nähe. 28. Juni ein J ge- sehen. 1, Juli. Singt heute Morgen ausnahmsweise fleissig und in längeren Touren, sonst nur kurz und selten (H. M.). Rotkelchen (142). Am 28. Juni Nest mit vollständigem Gelege in einem Strauch ziemlich hoch vom Boden entfernt. Das- selbe wurde durch den gewaltigen Sturm vom 4. Juli zer- stört (H. M.). Braunkehliger Wiesenschmätzer (L.). Im Juni beim Mähen im Siimeringen-Moos bloss 50 Meter auseinander zwei Nester mit vier und sechs Jungen gefunden. Trotzdem ich sie durch Grashaufen zu schützen suchte, wurden sie in kurzer Zeit ein Haub der Ki'ähen (J, L.). Gebirgsbachstelze (149) füttert am 10. Juni ausgeflogene Junge der zweiten Brut an der alten Aare (H. M.). 23. Juli. An der Aare zwischen Bern und Aarberg viele (A. Aeschbacher). — 108 — Feldlerche (159). Zahlreich auf dem Sinneringen-Moos ; vom 1. bis lU. Juli öfters Junge beobachtet (J. L.). Am 9. Juli über den Kornfeldern zwischen Ins und Erlach recht häufig, viel Gesang (D.). Grauammer (163). 24. Juli. Auf der Aareebene Grenchen (Gren- chener Witi) eine Familie ; da die alten Vögel immer wieder an die gleiche Stelle zurückkehrten, wo die Jungen riefen, neige ich der Ansicht, dass es sich vielleicht um Nistvögel handelt (Dr. G.). Girlitz (181). 7. Juli. Ein junges Exemplar wurde auf der Strasse tot gefunden und mir überbracht (D.). Hohltaube (195). 14. Juni. Die Jungen sind aus einem Kasten geflogen. 10. Juli. In zwei Hohltaubenkasten befinden sich je zwei halbgrosse Junge, aus einem andern sprang ein Siebenschläfer heraus (Ohr. H.). Am 23. Juli im Bargen- holz bei Aarberg ca. 10 Stück (A. Aeschbacher). Turteltaube (197). Am 23. Juli im Drackau an der Aare bei Bern ein Stück (A. Aeschbacher). Haselhuhn (200). H. Juli. Eine Familie (8 Stück) in der Schlucht vom Schiligmätteli beim Hinter -Weissenstein, 1230 Meter hoch, aufgestöbert; davon ein junges Exemplar für das Museum Solothurn erlegt: Gewicht des Belegstückes 170,0 (Dr. G.). Wachtel (205). 23. Juni. , Bei Rahnflühberg wurden fünf junge Wachteln durch eine Mähmaschine getötet (Chr. H.). Am 9. Juli riefen in einem Kornfelde zwischen Ins und Erlach zwei Wachteln in geringem Abstände (D.). Waldschnepfe (248). Am 6. Juli, 10 Uhr abends, im Ramisberg- walde eine Schnepfe gesehen (Ch. H.). Flussuferläufer (258). Am 23. Juli viele (ca. 80 Stück) an der Aare von Bern bis Aarberg (A. Aeschbacher). Krickente (291). Am 23. Juli. Vier Stück an der Aare bei Oltigen (A. Aeschbacher). I Vogelschutz. I Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz über Jagd und Vogelschutz. Alle Freunde der Vogelwelt sahen mit grossen Hoffnungen den Wirkungen des neuen Bundesgesetzes über den Vogelschutz entgegen. Haben sich diese Hoffnungen erfüllt? Man kann die Frage nicht schlechtweg bejahen. — 109 — Art. 17 der Verordnung hat folgenden Wortlaut: « Die Ein- und Durchfuhr, wie der Transport von lebenden und toten Exem- plaren der nach Art. 17 des Bundesgesetzes geschützten Vögel ist verboten. Ausnahmsweise kann eine solche im einzelnen Fall für eine beschränkte Zahl lebender Exemplare, zum Halten in Käfigen, durch das eidgenössische Departement des Innern be- willigt werden. » Diese Bestimmung verfehlt vollständig ihren Zweck. Der Gesetzgeber will dem Vogelschutz dienen und sorgt dafür, dass die Beschützer der Vögel erlahmen. Wer übt in der Schweiz den Vogelschutz aus? Es ist ausnahmslos derjenige, welcher sich für die Vögel interessiert ; die Grundbedingung alles Vogelschutzes ist das Interesse an der Vogelwelt. Durch den rigorosen Artikel der neuen Verordnung aber wird das Halten von einheimischen Stubenvögeln geradezu verunmöglicht, und eben diese Vogelhalter sind die Freunde der heimischen Vogelwelt und sind auch deren eifrigste Beschützer. Ich rede aus der Praxis ; ich habe vor drei Jahren davor gewarnt, die Einfuhr der Vögel über Lustenau, Buchs etc. zu erschweren ; man tat es aber gleichwohl, und ich bin heute im Falle, einzig aus der 80 Mann zählenden Sektion Ölten der schweizerischen ornithologischen Gesellschaft ein halbes Dutzend Leute nennen zu können, die sich sagen müssen : « Ja, seitdem man so Mühe und Kosten hat, ein Käfigvögelchen zu erhalten, interessiere ich mich nicht mehr für unsere Vögel und überlasse den Vogelschutz andern. » Ist wirklich die Befürchtung- stichhaltig, dass durch den Handel mit lebenden Singvögeln den letztern Abbruch geschehe? Ist je, vor Inkrafttreten der Ver- fügung von 1902, ein grosser Missstand beobachtet worden? Hat das Halten von Singvögeln nennenswerte TJebelstände ge- zeitigt? Keine dieser Fragen kann zugunsten des Art. 17 be- antwortet werden. Der Vogelhändler fängt oder verkauft die Vögel ausserhallj der Schweiz: er kann sie nur während der Zugzeit fangen, hauptsächlich oder fast ausnahmslos im Herbst; unsere Vögel sind das also nicht. Der Händler verkauft jedes Jahr ein paar Hundert Körnerfresser und eine viel geringere Zahl Insektenvögel ausschliesslich an Liebhaber; das sind aber die Leute, die sich für den Vogelschutz interessieren und die bei ihren Käfigvögeln ihre Kenntnis der heimischen Vögel er- Averben. Grundbedingung jedes richtigen Vogelschutzes aber ist die Kenntnis des Lebens der Vögel. Gegen das Halten der Vögel in Käfigen lässt sich vielleicht einwenden, dass sei Tier- quälerei. Es kommt vor, dass Vögel auf eine Art und Weise gehalten werden, die jenen Namen verdient, doch ist das eine grosse Seltenheit; wer einheimische Vögel hält, ist ein Freund derselben, nicht ein Profitjäger, wie mancher Kanarienzüchter. Zudem weiss jeder Besitzer von Käfigvögeln, dass viele ent- — 110 — flogene einbeimische Vogelarten freudig und freiwillig wieder in ihre Gefangenschaft zurückkehren; das Freiheitsgefühl erstirht also sehr rasch, und an seine Stelle tritt bald Unselbständigkeit und Abhängigkeit. Eine schöne Zahl mehr oder weniger guter Gedichte, die den im Käfig schmachtenden, in herzzerreissenden Liedern nach Waldesgrün und Himmelsblau sich sehnenden Vogel bejammern, hätte also ungedichtet bleiben dürfen ! Der Art. 17 der Verordnung vom 18. April a, c. wird also — das ist meine feste Ueberzeugung — einen weitern Rück- schlag zu Ungunsten des Vogelschutzes bringen. Er ist geeignet, die letzte Phalanx des Vogelschutzes zu erschüttern, gerade jene Kerntruppe zu entmutigen, welche seit Jahren aus Freude am Vogel, also aus rein ästhetischen Motiven, den Vogelschutz ausübte ! Ich halte demnach dafür, dass Art. 17 der Vollziehungs- verordnung zum Bundesgesetz über Jagd- und Vogelschutz sobald als möglich, je eher, desto besser, zu streichen sei, weil er den Absichten des Gesetzgebers direkt zuwiderläuft. G. v. Bm-g. # Kleinere Mitteilungen. % \K ^ «# Eine originelle Niststelle des Sperlings kann man am « Hotel de la Gare » an der Neuengasse in Bern sehen. An diesem Gasthaus betindet sich ein Erker, der von einem aus Stein gehauenen Gnomen auf den Schultern getragen wird. Zwischen dem auf die Hüfte gestützten linken Arm des Zwerges hat ein Spatzenpaar ein grosses Nest gebaut und haust dort ungestört durch das zaldreich dort verkehrende Publikum. !>■ Rosegger über den Vogelmassenniord. « Mein Hausvater ist gestern mitten im Hofe gestanden, hat zu dem Giebel aufgeschaut uud den Kopf geschüttelt. Was denn das ist, dass sie heuer noch nicht da sind ? Heisst es doch : « Zu Jlaria Verkündigung kommen die Schwalben wiederum». Das ist kein gutes Zeichen, wenn dieser Glücksvogel ausbleibt. Um den Stoisendorfer Kirchturm hat der Adam ihrer schon gesellen tanzen. Und zum Adamshaus wollen sie nicht mehr kommen? Was soll das bedeuten? « Vater, » rede ich ihn an, « wenn Ihr nach Schwalben aus- seht, so kann ich Euch schon aus dem Traum helfen. Die Schwalben werden immer seltener erscheinen und endlich gar nicht mehr. » « So war" der jüngste Tag nicht weit ? » fragte er. « Der jüngste Tag wird kaum daran schuld sein, wenn unsere lieben Zugvögel aus- bleiben, wohl aber die Vogelmassenmörder. » Und habe ich ihm dann erzählt, wie man in Dalmatien, in Südtirol, in Italien die durch- ziehenden Vogelscharen fängt und vernichtet. Ganz spraclilos hat er — 111 — mir zugeliürt: die Hände ineinandergesclilungen, so stand er da und sagte schliesslich-: « Imniev einmal koramfs einem wahrhaftig vor, unser Herrgott schläft. » (Aus « Erdsegen » von P. Eüsegger.) Hälierzüge. Schon seit mehreren Jahren habe ich im Früli- ling immer zu der gleichen Zeit einen mehr oder weniger starken Zug der Eichelhäher bemerkt. In diesem Jahre sah ich den ersten Zug, eine Ciesellschaft von 16 Stück, am 28. April, dann am 29. April eine solche von 15 Stück und am 30. April 8 Stück. Am 1. und 2. Mai folgten hierauf noch einige Nachzügler (2 und 5 Exemplare). Alle zogen in südöstlicher Richtung, auf dem Durch- zug Baumgärten und Feldgehölze ausplündei-nd. Chr. Hofstettpr, Ralmflühberg. t V 0 M B Ü C H E R T I S C H. \ Ornithologische Monatsschrift. Herausgegeben vom Deutschen Verein zum Schutze der Vogelwelt. Redigiert von Dr. Carl R. Hennicke und Prof. Dr. 0. Taschenberg. Kommissionsverlag von Hans Schultze, Dresden-A. I 30. Jahrgang 1905, Nr. 7. Aus dem Inhalt dieser gediegenen Monatssclirift, deren Wert von vielen ornithologischen Vereinen in der Schweiz viel zu wenig gewürdigt wird, erwähne ich : « Zur Creschichte des ethischen Vogel- schutzes», von Kaii Berger. In «Grauspechtbeobachtungen aus der Umgebung von Liboch a. E. » gibt uns Forstmeister Kurt Loos, der bekannte Beobachter aus dem Böhmerland, genaue Angaben über das Treiben dieses interessanten Speclites. Zur Nachahmung empfehlen möchte ich den Beobaclitungsdienst, den Loos eingeführt hat. In der Nähe des Nistbaumes wurde eine Reisighütte errichtet, in welcher einige für diesen Dienst bestimmte Herren an verscliiedenen Tagen abwechslungsweise während mehreren Stunden auf Posten standen, z. B. von 4 bis 6**^ Uhr nachmittags, mit Ablösung von 6^" bis 8^® Uhr. Nur auf diese Weise ist es möglich mit Vogelart genau zu beobachten, während die tagelangen Herumstreifereien in Wald und Feld für die biologischen Beobachtungen nur untergeordneten Wert haben. « Aus der Sächsischen Schweiz » von Ernst Wünsche. Von den in diesem Aufsatze mitgeteilten Beobachtungen scheinen wir beson- ders erwähnenswert diejenige über einen im Jahre 1896 tot auf- gefundenen Eisvogel, der an einer 9 cm langen Forelle erstickte, und über einen abnormen Nistplatz des Waldkauzes. Dieses Nest, welches mit trockenem Laub ausgefüttert war, wurde im Jahre 1894 unter einem hohlen Stein am Fusse einer Tanne aufgefunden. Eine Bunttafel veranschaulicht uns sehr hübsch zwei in der Höhle — 112 — sitzende junge Eulclien und den auf einem Aste in der Nähe bäumenden alten Waldkauz. — Der sich in den Postelwitzer Steinbrüchen auf- haltende Alpenmauerläufer scheint seit dem Jahre 1901 durch un- befugte Jäger vertrieben worden zu sein. D. (). Leege bericlitet über ein auf Juist erlegtes Exemplar von Larus leucopterus Fabr. Die Polarmöve gehört zu den seltensten Möven, welche gelegentlich die Nordsee einmal aufsuchen. — Johannes Schürer beginnt mit einer Arbeit : « Einzelfragen des Vogelzuges. 1. Die Entwicklung des Wanderfluges und des Zug- instinkts» . Dr. Parrot antwortet auf einige Bemerkungen von Ludwig Schuster in Heft 5 der «Monatsschrift». Er ist unter anderm der Ansicht, derselbe habe den Nachweis dafür, dass die Gebirgsstelze ein ''' exquisiter Zugvogel » sei, in seinem diesbezüglichen Artikel im « Ornithol. Beobachter» 1905, Heft 2, durchaus nicht erbracht. — « Zur Frage, ob die Turmschwalben tags oder nachts ziehen ». unter diesem Titel veröffentlicht L. Freiherr von Besserer eine Arbeit, worin er an Hand eigener Beobachtungen zu der Ueberzeugung kommt, dass der Mauersegler (Apus apus L.) zu denjenigen Vögeln gehört, die ihren Zug sowohl bei Tag als auch bei Nacht ausführen. Hrvatska Oriiitoloska Ceutrala. Ohmdio Dr. E. Rüsder, Zagreb (^= Agrani) 1905, Bericht über die Tätigkeit der Kroa- tischen Ornithologischen Centrede im Jahre 1904. Auch in diesem Berichtsjahre hat die Zahl der Beobachter und der beobachteten Vogelarten zugenommen. Im Frühjahr waren 384 Beobachter, welche an 341 Orten ihre Notizen sammelten und der Centrale übermittelten, tätig. Der Leiter der Centrale Dr. E. Rössler berichtet über den Frühjahrs- und den Herbstzug der Vögel in Kroatien und Slavonien im Jahre 1904. Neu ist hierbei die oro- graphische Einteilung des Beobachtungsgebietes in das westliche Hochland, das mittlere Hügelland und das östliche Tiefland. Auch dem Einfluss der meteorologischen Verhältnisse auf den Zug der Vögel wurde grössere Aufmerksamkeit gewidmet. Zahlreiche Tabellen geben uns über die Zugsdaten Auskunft. An Hand der verschiedenen Tabellen ist der Verfasser zu mehreren für den Vogelzug wichtigen Schlüssen gekommen, z. B., dass die Zugvögel das Beobachtungs- gebiet im Frühjahr schneller besiedeln, als sie es im Herbst ver- lassen, und dass der Zeitraum des Aufenthaltes der Zugvögel bei jenen Arten, welche früher ankommen, länger ist, als bei jenen, welche später ankommen. D. Nachdruck von Original-Arbeiten nur mit genauer Quellenangabe und Ein- willigung des Verfassers gestattet. Für den Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser in erster Linie selbst verantwortlich. Druck und Administration : Neukomm & Zimmermann, Bern. m Der OrnitboloaiscDe BeobacDler m ' Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Hcrausg'eg'eben von CARL DAUT, Bern (Schweiz) Redaktion : CARL DAÜT, Bern nnd (il'STAV von BÜRG. Ölten IV. Jahrgang August 1905 Heft 8 Ein Pfingstmorgen bei den Nachtigallen. Nun Carl Daut. Zu den interessantesten ornithologischen Beobachtungs- gebieten der Schweiz gehört entschieden das Gelände an der alten Aare zwischen Aarberg und Lyss, das sogenaunte Aare- grien. Während langen Jahren floss die Aare von Aarberg, wo sie in die ausgedehnte Niederung des Seelandes hinaustritt, mit geringem Gefälle, in viele Arme sich teilend und zahlreiche Schlingen bildend, dem Ostrande des grossen Mooses entlang, langsam hinunter gegen Büren hin, um dort die ebenfalls träge dahinschleichende alte Zihl, den Ausfiuss des Bielersees, auf- zunehmen. Im flachen Gelände und dem breiten Bette verloren die Fluten der Aare ihre Stosskraft, grosse Kiesbänke entstunden im Flussbette und zwangen das Wasser, sich in dem weiten Gebüsche zu verbreiten oder sich in verschiedene Arme zu teilen. So waren bei längeren Regenperioden Ueberschwem- mungen und Ver- wandlungen der ganzen Senke an den drei Seen (Murten-, Neuen- burger- und Bie- lersee) in eine ein- zige grosse Was- serfläche keine Seltenheit. Diese Überschwemmun- gen der Aare führ- ten in derMitte des vorigen -Jahrhun- derts und schon früher, nach der grossen Ueberschwemmung im .Tahre 1816, zu Versuchen, durch Korrektionsarbeiten dem Uobel zu steuern. Aber erst im Jahre 1889 konnte die Juragewässei'korrektion, nebst der Rheinkorrek- tion wohl das einzige Werk von ähnlicher Bedeutung in der Aarekorroktion. - 114 — ScliAveiz, nach 20jäliriger Arbeit zu Ende geführt werden. Diesem Riesenwerk war die Idee zu Grunde gelegt, den Bielersee als Regulator zu benutzen, in der Weise, dass die Aare bei Aarberg durch einen Kanal, den Hagnekkanal, in den Bielersee geleitet und am Ende des Sees, von Nidau aus, durch einen Parallel- kanal, den Nidaukanal, bei Büren wieder in ihren alten Lauf zurückgeführt wurde. Die Kosten beliefen sich, nebenbei bemerkt, auf 17,400,000 Franken. Wie wir aus dem Vorausgeschickten ersehen, ist das « Aaregrien » zwischen Lyss und Aarberg nichts anderes als das alte, nun der Kultur erschlossene Aarebett. Bei dem malerischen Städtchen Aarberg, der ehemaligen Residenz des Grafen gleichen Namens, welches im Jahre 1351 von einem dieser Grafen an die Stadt Bern überging, gab die Aare früher zwei Wasserläufe ab, die kleine und die heutige alte Aare. Erstere ist durch Auifüllung beim Städtchen ganz trocken gelegt worden, während letztere im obern Teile (bei Aarberg) vom Frühling bis in den Herbst hinein den Namen Fluss verdient, den Winter hindurch vermag sie jedoch die Ver- bindung mit dem bei Lyss einmündenden Lyssbach nur bei Wassergrösse herzustellen; in der übrigen Zeit bestehen nur da und dort die sog. «Giessen» (tiefe Löcher), die bis zum Frühling meistens auch noch austrocknen, so dass die Millionen kleinen Fischchen, die sich den Sommer hindurch in flachen, breiten Flussstellen tiunmelten, hier elendiglich zu Grunde gehen. Bei Wassergrössen vergrössert sich die Wassermenge im Unter- lauf durch das zurückstauende Wasser des etwas zu klein an- gelegten Nidau-Bürenkanals. Diese Niederung in und längs des alten Aarebettes ist für den Aufenthalt der verschiedensten Vogelarten wie geschaffen. An beiden Ufern ziehen sich grosse Schilfbestände, dichtes Weidengebüsch und undurchdringliches Dorndickicht, oft durch hohe Erlen-, Eichen- und Tanuengruppen unterbrochen, entlang. Der Versuch, in das Gewirr von Weiss-, Schwarz-, Sauer- und Sanddornsträuchern einzudringen, ist ein kleines Wagnis, und namentlich der in hiesiger Gegend besonders häufige Sanddorn (Hippophae rhamnoides L.) macht sich dem Eindringling durch seine langen Dornen in höchst unangenehmer Weise bemerkbar. In diesem mit üppigem Gras, wilden Hosen und blauen Brom- beeren (Rubus caesius L.) unterwachsenen Dornbusch werk finden zahlreiche Vögel willkommene Schlupfwinkel und Brutplätze, die ihnen gegen Nesterplünderer und auch gegen die im « Aare- grien » hausenden Füchse genügend Sicherheit bieten. Der Reichtum an jungen Fischen und Wassertierchen, an kriechenden und fliegenden Insekten aller Art, an verschiedenen Beeren und Samen, an Brutorten und Schlupfwinkeln, das gefahr- — 115 - los zu erreichende Trink- und Badewasser sind Bedingungen, die eine an Zahl und Arten reiche Vogel weit für den Sommer zu fesseln vermögen. In gleicher Weise dient im Winter der Hagnekkanal zwischen Aarberg und dem Bielersee den Durch- zügern und Wintergästen als Aufenthalt. Er durchschneidet eine 4 bis 5 Kilometer breite Ebene und damit die Zugstrasse für viele Vögel. Durch Bepflanzung seiner meist kahlen Ufer mit Gebüsch und Bäumen könnte zur Förderung des Vogelschutzes sehr viel geleistet werden. Auf den Vogelreichtum dieser Gegend wurde ich zuerst durch Heirn Lehrer Mühlemann in Aarberg aufmerksam gemacht. Hier haben zwei für dieses Gebiet charakteristische Vogelarten ihre Sommerquartiere, die Königin unserer gefiederten Sänger, die NaclitigaU und der farbenprächtige Pirol, die Goldamsel; erstere hat ihr bescheidenes Heim im Busch gebaut, letztere seine kunstvolle Wohnung oben auf der schlanken Erle. Die erste Exkursion in das « Aaregrien » unternahmen wir am 12. .Juli 1903; unser Besuch galt damals vorzugsweise den Goldamseln und hatten wir auch wirklieh das Glück, mehrere derselben zu hören und zu sehen, sowie unter der kundigen Führung Mühlemanns ein Nest zu finden. ^ Im Frühling dieses Jahres erhielt ich durch Mülilemann und Dr. Walter Volz Bericht, dass die Nachtigallen (Luscinia minor [Br. |) sich ausnahmsweise häufig längs der alten Aare bei Aarberg und hinunter bis Lyss angesiedelt hätten. Da mir bis jetzt noch nie die Gelegenheit geboten war, dem Gesang der Nachtigallen im Freien zu lauschen, so begab ich mich am 4. Juni mit dem ersten Zug nach Lyss, wo ich um 5 Va Uhr mit Mühlemann zusammentraf, um das « Aaregrien » zwischen Lyss und Aarberg abzusuchen. Das Ergebnis dieses Ausfluges war so günstig, dass wir beschlossen, am darauffolgenden Pfingst- sonntag (11. Juni) den Nachtigallen einen zweiten Besuch abzu- statten. Ausser uns beiden nahmen an dieser Exkursion noch teil der Oologe Aeschbacher und der Ornithologe Weber. Trotz des regendrohenden Wetters waren die Nachtigallen besonders sangeslustig. Von überallher erklangen aus den Büschen ihre mannigfaltigen Weisen. Namentlich zwei taten sich durch ihre prächtigen Leistungen besonders hervor. Während ich am vorigen Sonntag, als ich den vielgerühmten Gesang der Nachtigall zum ersten Mal hörte, etwas enttäuscht war — ich sagte damals zu meinem Begleiter, das Lied des Schivarzkopfes sei viel klang- voller — , so waren heute die Vorträge dieses Komponisten der Vogel weit für mich ein Hochgenuss. Der Gesang der Nachtigall ' Vgl. «Oniith. Bcol).», 1903, S. 228: Alfred Aeschbacher, « Eiu Sonnlagmorgen im alten Aaregrien zwisdien Lyss und Aarberg». — 116 — ist eine wirkliche Tondichtung, keine ermüdende Wiederholung der gleichen Strophe I Nach der Annahme, dass die Nachtsänger unverheiratete Männchen sind, hatten sich bereits mehrere Rrut- paare in diesem Revier niedergelassen. Diese Annahme wurde dann auch später durch Mühlemann bestätigt, indem derselbe am 24. und 25. Juni ausgeflogene junge Nachtigallen beobachtete, welche von den Alten gefüttert wurden. Die Nachtigall hat sich nach den Beobachtungen Mühle- manns erst seit drei Jahren wieder in grösserer Anzahl im « Aaregrien » angesiedelt. Während vorher höchstens zwei Pärchen konstatiert werden konnten, zeigten sie sich von Jahr zu Jahr zahlreicher und können heuer zu den häufigsten Vögeln des Gebietes gezählt werden. Es ist schwierig, eine Nachtigall zu Gesicht zu bekommen, trotzdem man den Gesang aus nächster Nähe hören kann; dazu braucht es ziemlich viel Zeit und Geduld. Die Leute, denen es vergönnt ist, dem von vielen so heiss ersehnten Nachtigallen- sang fast jede Nacht zu lauschen, sind von demselben nicht gerade erbaut; denn während der Dichter singt: « . . . . Und wer's hört dös G'sang wie's hellt, moant voll Freuden is die Welt», behaupten die Anwohner der alten Aare bei Aarberg, derselbe sei langweilig und störe sie in ihrer Nachtruhe. — Poesie und Prosa ! Nachdem wir nun einige Zeit bei den Nachtigallen ver- weilt haben, wollen wir auch den übrigen gefiederten Bewohnern des « Aaregriens » einen kurzen Besuch abstatten. Auf unserer Pfingstwanderung notierten wir die gewöhnlichen Erscheinungen wie Sperling, Buchfink, Krähe mitgezählt, innerhalb drei Stunden 41 verschiedene Vogelarten. Als zweiter typischer Vogel kommt in unserm Beobachtungsgebiet, wie bereits früher erwähnt, in Betracht die Goldamsel oder der Pirol (Üriolus galbula L.). Da dieser herrliche, in Farbenpracht mit den Tropenvögeln wett- eifernde Vogel ein weites Revier beansprucht, so ist er weniger zahlreich als die Nachtigall ; immerhin ist er im « Aaregrien » in mehreren Paaren vertreten. Auch dieses Mal sahen und hörten wir ihn an verschiedenen Stellen. Der Pirol ist sehr scheu und vorsichtig und lässt die Beoba,chter selten in seine Nähe kommen, in reissendem Fluge entzieht er sich den Blicken des Herannahenden. Um so merkwürdiger ist es, dass man ihn durch geschickte Nachahmung seines Rufes leicht heranlocken kann. Zur Brutzeit ist die Goldamsel sehr kampfeslustig und greift selbst grössere Vögel, wie Krähe und Baumfalke, mutig an. Ein hübsches Schauspiel bot uns der Angriff eines Pirols auf eine Rabenkrähe, die sich in sein Brutrevier gewagt hatte; furchtlos stürzte er sich auf den Schwarzrock, der schleunigst 5 - 117 — das Weite suchte. Mühlemann führte uns dann auf verborgenen Pfaden, durch welche wir oft mit dem Messer uns Bahn brechen mussten, zu einem bewohnten Goldamsehiest, das auf einer kleinen, über einem sumpfigen Wassergraben hängenden Erle an schwer zugänglicher Stelle angebracht war; in der Nähe befand sich ein anderes, noch nicht fertiges Nest ; dasselbe wurde jedenfalls infolge Störung verlassen. — Am 23. Mai sah Mühle- mann ein Pirolpaar, welches eine Nachtschwalbe (Caprimulgus europseus L.) verfolgte. Im Röhricht war grosses Frühkonzert der Hohrsiüif/cr und Frösche. Zahllose Tekhrolirsihtyer (Acrocephalus arundinacea Naum.) waren hier versammelt ; rastlos kletterten die niedlichen Vögelchen in den Schilfstengeln herum. Auch einige Suinpfrolir- sänr/er (A. palustris Bechst.) befanden sich in ihrer Gesellschaft. Aus den Büschen ertönte der Gesang des Garfetispötters (Hypo- lais salicaria Bp.). Vom Lyssbach bis hinauf nach Aarberg war dieses lustige Spottvögelchen unser steter Begleiter; ich habe dasselbe noch nie in so grosser Anzahl beobachtet. Eine seiner mannigfaltigen, abwechslungsreichen Strophen lässt sich am besten vergleichen mit dem Geräusch, das entsteht, wenn man einen Korkzapfen langsam aus einer Weinflasche dreht. Gleich bei unserer Ankunft im Beobachtungsgebiet hörten wir von drei verschiedenen Stellen her viel Kuckuckruf. Wer rasch reich werden will, der wandere im Frühjahr mit gefülltem Geldbeutel ins « Aaregrien » ! Hier ist der Kuckuck (Cuculus canorus L.) während der wärmeren Jahreszeit stets in mehreren Paaren anzutreffen: hier findet er stets gedeckten Tisch und reiche Auswahl an Rohrsängernestern, die zur Aufnahme seiner Eier bereitstehen. Wir sahen ein Kuckuck weibchen aus dem Schilfrohr abstreichen. Am 18. Juni fand dann Mühlemann in einemRohrsängernest ein Kuckuckei. Auch junge Kuckucke wurden mehrmals im « Aaregrien » gefunden. Der Kuckuck erscheint in dieser Gegend gewöhnlich am 14. April; seinen Ruf hört man bis zum 5. Juli. Leider nur zu zahlreich sind die Elsfoii (Pica caudata Boie) längs der alten Aare heimisch: trotzdem mehrere Brüten dieser eleganten Buschbriganten zerstört wurden, trafen wir noch Gesellschaften von 4 bis 5 Stück an. Auf einem Acker fütterte eine Krähe (Corvus corone L.) ein bereits erwachsenes Junges und hin und wieder durchquerte ein Eiclielhäher (Garrulus glandarius L.) das Gelände. In einem kleinen Wäldchen ver- nahmen wir den schnarrenden Lockruf der Misiehlrossel (Turdus viscivorus L.) und bald strichen zwei dieser Vögel von den Tannengipfeln ab. Die Anwesenheit dieser Drosselart in der Ebene um diese Jahreszeit ist bemerkenswert; da wir ungefähr an der gleichen Stelle schon am 4. Juni zwei Exemplare beob- - 118 — achteten, dürfte es sich vielleicht um ein Brutpaar handeln. Von Spechtarten notierten wir den G)-iuispe('hf (Gecinus viridis L.), dessen Ruf wir öfters hörten und den kleinen Buntspecht (Picus minor L.). Ziemlich zahlreich trafen wir die drei bekanntesten Laubsänger (Fitis, Wald- und Weidenlaubvogel, Phyllopneuste trochilus L., Ph. sibilatrix Bebst, und Ph. rufa Lath.). Von den Meisen sind zu nennen die Kohl-, Blau-, Tannen- und Sunipf- meise (Parus major L.), P. coeruleus L., P. ater L. und Poecile palustris L.) ; auf einem Waldpfade lagen die Ueberreste eines zerstörten Nestes der Schwanzmeise (Acredula caudata L.). An den Gehölzrändern gab der Bavnipiepcr (Antbus arboreus Bechst.) se.ne mit Gesang begleiteten Flugkünste zum Besten, während von den anstossenden Getreidefeldern die Lerchen (Alauda ar- vensis li.) trillernd emporstiegen ; trotz des trüben Wetters wetteiferten sie mit jubelndem Sang mit den Glocken der um- liegenden Dörfer zur Ehre des allmächtigen Schöpfers. Rot- kelchen (Dandalus rubecula L.), Schivarzköpfchen (Sylvia atri- capilla L.), Dorngrasmücke (S. cinerea Lath.) und Zaunkönig (Troglodythes parvulus L.) vervollständigten mit den Nachti- gallen das hehre Pfingstkonzert, begleitet von dem wehmütigen Liedchen der Goldammer (Emberiza citrinella L.) und dem Girren der Uingeltauhe (Columba palimibus L.) ; aus den Tannen tönten die zarten Stimmchen der GuldhähncJien (Regulus spec. ?), — Plötzlich verstummte die sangeslustige Vogelschar ; durch krei- schendes Krähengeschrei wurden wir auf einen heransegelnden Banmfalken (Falco subbuteo L.) aufmerksam gemacht, der, ohne sich um die lärmende Gesellschaft zu bekümmern, bald unsern Blicken entschwand. Auf einer Gruppe grosser Eschen waren zahllose Staren (Sturnus vulgaris L.) versammelt, die unter ohrenbetäubendem Gezetter die von Raupen arg verwüsteten Baun)e reinigten. Je mehr wir uns dem Städtchen Aarberg näherten, desto häufiger erschienen die Vögel, welche sich in der Nähe der menschlichen Wohnungen aufhalten. Buch,- und Grünfinken (Fringilla coelebs L. und Ligurinus chloris L.), Haus- und Fehl- sperlinge (Passer domesticus und montanus L.) zeigten sich in grössern und kleinern Gesellschaften, Garten- und Hausrot- schivänzchen (Ruticilla phoenicurus und R. tithys L.) und Weisse Bachstelzen (Motacilla alba L.) und Amseln (Morula vulgaris Leach) begleiteten uns auf uuserm Wege; emsige Baumläufer und Kleiber (Certhia familiaris Scop und Sitta caesia Mey. W.) kletterten in den Obstbäumen herum und der Graue Fliegen- schnäpper (Muscicapa grisola L.) lag eifrig der Insektenjagd ob. Auf der Rückkehr benutzten wir die Landstrasse zwischen dem rechten Ufer der alten Aare und der Eisenbahnlinie. Am Bahn- damm erwischte eben ein Botrückiger Würger (Lanius collurio L.) — 119 — eine Maulwurfsgrille, hierzulande « Wärre » genannt; einige Schritte weiter im Gebü.sche an der Aaie verfolgte ein anderer eine Dorngrasmücke. In der Nähe von Lyss, dem Ziele unserer Fusswanderung, riefen aus einem Kornacker zwei Wachtehi (Coturnix dactylisonans Mey.) und auf verschiedenen Heuschobern übten sich die Brautikehlit/eti Wiesenschtnätzer (Pratincola ru- betra L.) fieissig im Gesang. Mit knapper Not erreichten wir schweisstriefend in Lyss das Dampfross, welches uns zur Mittagszeit wieder zurück in die Bundesstadt führte. Dieser Pfingstmorgen bei den Nachti- gallen im « Aaregrien » wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Als Ergänzung füge ich noch zwei interessante Beobach- tungen bei, welche wir am Sonntag vorher, am 4. Juni, im « Aare- grien » machten. In einem kleinen Schilfbestande mitten zwischen Getreideäckern sahen wir längere Zeit einen Drosselrohrsänger (Acro- ceplialus turtoides Meyer) und auf der Spitze einer mittelgrossen Tanne eine Turteltaube (Turtus auritus Key). Diese beiden Vögel dürfen zu den Ausnahmeerscheinungen im Beobachtungsgebiet gezählt werden. Ausserdem beobachteten wir an der alten Aare einen Eisvogel (Alceda ispida L.) bei seiner Höhle, sowie ein Grünflissiges Teichhuhn (Gallinula chloropus L ). Die Sumpf- und Wasservögel, welche früher in der Gegend ziemlich häufig vertreten waren, sind selten geworden. NacJtf- reiher und Grosse liohrdominel (Nycticorax griseus Strickl.) und Botaurus stellaris L.) gehörten nicht zu den Seltenheiten. Er- wähnen möchte ich zum Schlüsse noch einige seltene Vogel- arten, die in früheren Jahren in dieser Gegend, sowie in den anstossenden Gebieten erlegt wurden: Podiceps nigricoUis (Saud.), der Scliwarzhalslge Lappe)it<(uc}ier oder Ohrensteissfuss von einer « Aaregiesse » (alter Wasserlauf) bei Lyss, Lestris para?itica L., die Schma7~otzerraubmöve, 15. September 1901, Bittwil bei Rap- perswil und Somateria mollissima L., die Eiderente, 12. De- zember 1902, Nidau. Die Belegstücke befinden sich in der Sammlung des Herrn Präparator Stämpfii in Münchenl)uchsee. (Vgl. «Ornith. Beob. , 1903, Heft 1, Seite 7). In neuerer Zeit hat die Gemeinde Kappelen angefangen, den ihr zukommenden, ungefähr in der Mitte zwischen Lyss und Aarberg gelegenen Teil des «Aaregrien» zu parzellieren und an die Gemeindebürger zu verkaufen oder zu verpachten. An mehreren Stellen sind bereits grosse Strecken am Ufer der alten Aare ausgereutet und mit Nadelholz, verschiedenen Gemüsearten und Zuckerrüben bepflanzt worden. So geht wiederum ein für die Ornithologie so interessantes Gebiet lang- sam aber sicher dem Untergange entgegen, wiederum nmss ein Stück Vogelidyll der stetig fortschreitenden Kultur weichen! — 120 — Der graue Fliegenschnäpper als Bienenfeind. In der letzten Nummer der « Schweizerischen Landwirt- schaftlichen Zeitschrift» wird ein mit A. S. unterzeichneter Artikel veröffentlicht, der so schwere Anklagen gegen den Fliegenschnäpper enthält, dass wir denselben unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Der Wortlaut ist folgender: « Der Fliegenschnäpper, auch « Bienenwürger » oder < Bienen- klöpfer » genannt, ist ein häufig vorkommender Vogel. Wer kennt ihn nicht, den dunkelbraunen Gesellen, der ausser der Farbe grosse Aehnlichkeit mit dem Hausrotschwänzchen hat? Der Fliegenschnäpper ist einer der ärgsten Bienenfeiude ; einmal an die Bienen gewöhnt, lebt er ausschliesslich von ihnen. Vielerorts, wo sich die Leute wenig darum kümmern, ob die Vögel nützen oder schaden, kann er sein Treiben in ungestörter Ruhe fortsetzen. Wo aber die Leute wissen, welchen Schaden er anstiftet, werden sie ihn auszurotten suchen. Bei der Lauer auf die Bienen setzt der Bienenwürger sich in der Nähe der Bienenstände auf freie Pfähle oder auf hervor- ragende Aeste. Im geeigneten Moment fliegt er ab und erhascht die Bienen von den Blüten. Sein Nest baut er an den Häusern auf vorspringenden Balkenendcn oder in Spalieren. Der Schäd- lichkeit wegen sollte man ihn so viel als möglich vernichten. Dies geschieht durch Schiessen und Ausnehmen der Brüten. Die Bienen weiss er geschickt zu fassen, so dass sie ihm mit ihrem Stachel nichts anhaben können. Auch die Jungen füttert er mit Bienen, wobei er deren Hinterteil verschmäht. Da er besonders zu dieser Jahreszeit viel schadet, so soll man seine Nester aufsuchen. » Der Einsender sieht entschieden zu schwarz und urteilt zu einseitig, indem er den enormen Nutzen, welchen die Fliegen- fänger durch das Vernichten zahlloser schädlicher Insekten stiftet, nicht in Betracht zieht; auch scheint er den Vogel, mit dem er so streng zu Gerichte geht, nicht genau zu kennen, sonst würde er nicht von einem « dunkelbraunen Gesellen » und dessen grosser Aehnlichkeit mit dem Hausrotschwänzchen sprechen. Dass der graue Fliegenfänger sich gelegentlich an den Bienen vergre.ift, darf nicht in Abrede gestellt werden, doch braucht man dem zutraulichen Vögelchen deswegen nicht den Vernichtungskrieg zu erklären. (Den Herren Bienenfreunden, welche allenfalls ge- neigt wären, die Ratschläge des Herrn A. S. zu befolgen, möchten wir den ersten Absatz des Art. 17 des eidg. Vogelschutzgesetzos in Erinnerung bringen, wonach alle Insektenfresser, also auch die Fliegenfängerarten, unter den Schutz des Bundes gestellt sind). Im neuen « Naumann » steht . nachstehendes über den Schaden des grauen Fliegenschnäppers; — 121 — «Man beschuldigt ihn, dass er Bienen fange; allein nach meinen Beobachtuiigen sind dies meistenteils Drohnen, welche keinen Stachel haben; doch habe ich ihn zuweilen auch Arbeits- bienen fangen sehen, ihn sogar öfters mit toten Bienen in die Falle gelockt und dabei gefangen. » « Nach Mohr stellt er in der Breslauer Gegend den Bienen ungemein nach. Hauptvogel erzählt im V. Oesterreichischen Jahresberichte pro 1886, S. 148, dass er in Aussig (Böhmen), namentlich bei regnerischem Wetter, die Bienenstöcke belagert und die Bienen abfängt. « Der vortreffliche Naturbeobachter Liebe ist anderer An- sicht. So schreibt er in der « Ornith. Monatsschrift » 1880, S. 80: «Allerdings mag ab und zu einmal eine Biene zum Opfer fallen, aber einerseits habe ich gerade in einer solchen nass- kalten Zeit gesehen, dass sie ihre Jungen, deren Nest in der Nähe eines Bienenstockes versteckt war, schlechterdings nicht mit Bienen fütterten, und andererseits habe ich an gefangenen Fliegenfängern beobachtet, dass sie Bienen gar nicht gern mögen und die obgenannten Insekten w^eit vorziehen. Auch nehmen sie eher Drohnen auf als Arbeitsbienen. Hummeln verschmähen sie vollständig, auch die kleinen Arten und die Männchen, und ich glaube daher, dass sie wegen des haarigen Kleides die Bienen nicht gerne fressen. Wespen fangen sie lieber weg als Bienen, namentlich die kleinen Arten. Ich behaupte nach allem dem, dass der Schaden, den sie dem Bienenstand zufügen, vollkommen unerheblich ist. » Aus unserem Leserkreis ist uns bereits eine Mitteilung über den angeblichen Schaden des grauen Fliegenfängers als Bienenfeind zugegangen. S. A. Weber schreibt uns: « Den grauen Fliegenschnäpper halte ich keineswegs als gefährlichen Bieneufänger, sonst würde er sich wohl häufiger bei Bienenständen ansiedeln. Er wird ebenso verdächtigt wie der Gartenrotschwanz und der Mauersegler. Bei meiner früher inne- gehabten Wohnung hatten sich Fliegenschnäpper und Mauer- seglei-, erstere auf einem unter die Dachrafen genagelten Brett- chen, letztere zwischen Rafen und Dachziegel, angesiedelt. Kot und Gewölle fielen auf die Laubenlehne und mussten öfters weg- geräumt werden und da fand ich nie eine Spur von Bienen, sondern nur allerhand Ueberreste von verschiedenen Fliegen und Käferchen. Wählend die Fliegenschnäpper die junge Brut emsig zu füttern hatten, stellte ich abgeschmolzenes Waben- wachs, an welchem noch Honig haftete, auf das Fenstergesimse, um es von der Biene reinigen zu lassen. Da hätten die Fliegen- schnäpper Gelegenheit gehabt, sich Bienen zu fangen: aber nur ein einziges Mal sah ich einen danach fliegen, was er offenbar aus Irrtum getan zu haben schien, denn er Hess die Biene sofort — 122 wieder fallen ; ich finid das Insekt augenscheinlich unveisehrt am Boden. » Die Diskussion über dieses Thema ist somit eröft'net und gewärtigen wir auch gerne weitere sachliche, ohne Schönfärberei gehaltene Berichte aus unserm Leserkreise. D. Wie fischt Ardea cinerea? Letztes Wort iu dieser Frage von Pfarrer Wilhelm Schuster, Herausgeber der « Ornithologisclien Ruiidseliau ». Es stimmt sehr gut zusammen, dass etwas ins Wasser « plumbsen » und doch von geringem Umfang sein kann ; auch jeder kleinere Gegenstand erregt eine Wasserbewegung (auf- fällig, dass diese einfache Tatsache Gengier nicht bekannt, ist er kurzsichtig?), Und welche Massen von Exkrementen wären nötig, um das Wasser zu trüben (dieser Einwand ist wohl nur als Humoreske zu fassen) ! Ich habe ferner nie dahin geurteilt, dass die Kraft des Reihertalismans dem Reiher (dlein seine Nahrung verschaffe; teils werden die Fischlein von den ins Wasser fallenden Kotbröckchen angezogen, teils verschafft sie sich der Reiher selbst durch seine eigene Umsicht und Körper- geschicklichkeit. Man kann ferner mit einem Fernrohr auch von weitem etwas deutlich sehen, was man sonst nur aus der Nähe sieht. Dass die Keihervögel auffallend häufig exkrcmen- tieren, können jedem, der es in der Freiheit noch nicht hat beobachten können, die Handbücher sagen (die ja auch so oft in andern Dingen Weisheit spenden!). Im übrigen verletzt Herr J. Gengier in Erlangen so sehr den per.^ÖHlirhe/i Takt, dass ich nicht weiter auf seine Erörterungen eingehen kann: um nicht unhöflich zu sein, gebe ich ihm nicht zurück, was er -mir gegeben; empfehlenswert ist aber z. B. das Studium der 3000 Regeln des Anstandes bei Confucius und die sittliche h'egel der Reziprozität («was du nicht willst. . . . »). In meinem « Vogelhandbuch » heisst es S. 87 vom Fisch- reiher: «Schleicht langsam und vorsichtig im seichten Wasser umher, auf Fische lauernd, oder stallt sich ruhig hin, häufig exkrementierend, was z. T. die Fische anzieht ». -Und dabei bleibt es vorerst nach meinen Forschungen!^ ' Hiermit betrachten wir dieses Thema in unserm Blatte als erledigt, ßed. ~ 123 — Uf Ornithologische Beobachtungen. ^jj BeobacIituiBgsbcriclite iiu Aiigu»»!; 1905. (Nebst Ergänzungen.) Sperber (16.). Am 11. August erhielt ich ein Q, welches an einer Scheune in Eofwil das Genick eingerannt hatte (N. Stämpfli, Münchenbuchsee). Wespenbussard (25.). Am 20. August rief einer lange über dem Laui'k'iholz im Lindental (.1. L.). Mäusebussard (27.). Am 9. August ein prächtiges, ganz hell- farbiges Exemplar über dem Sinneringen-Moos kreisend. Am 3. und 6. August je einer im Lindental (J. L.). — Am 13. August 4 Stück bei Rahnflühberg kreisend (Chr. H.). — 20. August ein Paar bei Kallnach, 22. August ein Stück bei Leissigen am Thunersee (Dr. W. Volz). Nachtschwalbe (44.). Am 11. August ein Exemplar erhalten, welches in Bangerten an einer Drahtleitung verunglückt ist (N. Stämpfli, Münchenbuchsee). Alpensegler (45.). Am 16. August kreisten um den Wasserturm in Luzern bei Beginn eines Gewitters 14 Alpensegler (D.). Mauersegler (46). Am 31. Juli ein einzelner und am 1. August zwei über der alten Aare bei Aarberg; 30. Juli in Burg- dorf abends 8^^ Uhr noch gesehen und gehört (H. M.). — Am 20. August sah ich noch einen einzelnen Mauersegler (VV.). — Am 28. Aug. einen Mauersegler lebend erhalten (I).). Rauchschwalbe (47.) und Stadtschwalbe (48.). An der Bundes- gasse in Bern haben sich die Mehlschwalben dieses Jahr wieder angesiedelt, an mehreren Häusern sieht man ihre kunstvollen Nester in den Steinnischen (W.). — 16. Aug. Sammlung der Schwalben (meistens Stadtschwalben) in Sachsein (Obwalden), bis 26. August jeden Tag in grösserer Zahl am Sarnersee, in der Nacht vom 25-/26. August fast alle abgereist (D.). — 22. Aug. Zahlreiche Rauchschw^alben längs den Ufern des Thunersees, dagegen Stadtschwalben seltener (Dr. W. Volz). Kuckuck (51.). 25. Juli. Am Südabhang des Ulmizberges (Bern) flog in jungem Stangenholz ein flügger Kuckuck umher und Hess sich ab und zu von einem Hotkelchen füttern. Ich hatte mich nach einer längern Tour, müde und durstig am Hände einer kleinen Lichtung auf einen Baunistrunk gesetzt, als eben ein grösseier grauer Vogel durch die Lichtung nach einem Dickicht flog, wobei er piepende Töne hören liess. Kurz darauf erschien ein Rotkelchen und nahm unweit — 124 — jenes Dickichts ein Insekt vom Boden auf. Fast zur gleichen Zeit huschte der graue Vogel aus dem Busch und setzte sich in der Nähe des ruhig auf dem Boden mit dem Insekt sich beschäftigenden Botkelchens nieder und bettelte es an. Mit weit geöffnetem Schnabel, leise vvinmiernd und mit den Flügeln zitternd, blieb er auf etwa V* Meter Entfernung in geduckter Stellung sitzen, bis er die Aetzung erhalten hatte, dann huschte er wieder wimmernd weg (W.). Nusshäher (67.). 24. August. Eine Stunde oberhalb Leissigen gegen Morgenberghorn etwa 20 Stück (Dr. W. Volz). Wiedehopf (79.). Am 28. Juli ein Exemplar im Sinneringen- Moos beobachtet. Am Utzigenrain soll ein Paar gebrütet haben (J. L.). Rotrückiger Würger (83.). 3. August. Altes rj am Nord- abhang der Hasenmatt (1340 m) für das Museum Solothurn erlegt (Dr. L. Gr.). — 11. Aug. Am kleinen Saleve bei Genf beobachtet (Dr. W. Volz). — 22. bis 24. August. Bei Dorn- hecken an der Brünigstrasee in Sachsein (Obwalden) min- destens drei Familien (D.). — Am 27. August hielten sich noch einige im Marzilimoos auf (W.). Schwarzrückiger Fliegenfänger (86.). 28. August. Ein junges Exemplar tot auf der Strasse gefunden (D.). — Am 17. Aug. ein 9 auf dem Dentenberg (J. L.). — Am 27. Mai ver- liessen Junge ihr Nest in einer alten Kleinspechthöhle (W.) Alpenbraunelle (89.). 20. Aug. Auf der Jochpasshöhe (2215 m) ein Exemplar (D.). — 24. Aug. Einzelne Exemplare ober- halb Leissigen gegen das Morgenberghorn (Dr. W. Volz). Feiierköpfiges Goldhähnchen (103.). Am 16. Juli begegnete ich einer Familie, wobei ich das prächtige (f ganz nahe beob- achten konnte, was sonst nicht so leicht ist bei diesen flüchtigen, winzigen Vögelchen (W.). Fitislaubvogel (105.). Am 27. August wurde ein altes Exemplar tot auf der Eisenbahnlinie aufgefunden (D.). Weidenlaubvogel (106.). Vom 10. bis 20. August ziemlich zahl- reich in den Baumgärten in Sinneringen und Boll ; naschen sehr gerne an zarten Frühbirnen (J. L.). Gartengrasmücke (127.). Am 17. August ein junges Exemplar bei Vechigen (J. L.). Kohlamsel (128.). Ein AmseJpaar bezog im Juni zur dritten Brut das gleiche Nest, in welchem die zweite Brut gross- gezogen wurde, ohne weitern Ausbau (W.). Rotkelchen (142.). Am Gurten fand ich am 13. Juni ein Nest, das sich ausnahmsweise etwa l'/2 Meter hoch in einem buschigen Weisstännchen befand; es enthielt fünf Junge (W.). (Vgl. auch Heft 7, S. 107. Ked.). - Am 13. August eine Brut Junge in Bahnflühberg (Chr. H.). — 125 — Grauer Steinschmätzer (143.). Am 25. Juni ein Pärchen bei Burgisti'iii (W •)■ Braunkehliger Wiesenschmätzer (146.). Am 25. Juni bei Burgi- stein häufig uiit Üüggen Jungen (W.). Gebirgsbachstelze (14U.j. Am 27. Mai trieben sich die flüggen -lungen der zweiten Brut am Mühlebach herum (W.). Wasserpieper (152.). In der Nähe der Seelibühlhütte (beim Giurnigel 1752 m) am Boden ein Nest mit bald flüggen Jungen. Der Färbung der Alten nach zu schliessen, können es auch Felsenpieper gewesen sein: der rötliche Anflug des Gefieders fehlte beim d (W.). — 19. und 20. Aug. Zahl- reich zwischen Fruit (1880 m) und Jochpass (2215 m). (D.) Feidlerche (159.). Am 25. eJuni auf den Höhen beim Gurnigel angetroft'en (W.). Grauammer (l(j3.). 8. August. Gestern waren auf der Grenchener- VViti die Grauammer, über die ich am 24, Juli berichtete, vollständig verscluvunden. Deshalb bleibt die Frage, ob es sich um Nistvögel oder um eine schon auf dem Zuge be- griffene Familie handelt, meiner Ansicht nach wenigstens, off"en. Nach Mitteilung des Präparators waren die drei er- legten Belegstücke ein altes und zwei junge :J (Dr. G.). Zippammer (166.). 28. August. Auf der Weide zwischen Vorder- und Hinter -Weissenstein (1230 m) eine kleine Gesellschaft von fünf Stück, von denen ich einen jungen, diesjährigen, noch nicht ganz ausgefärbten V^ogel für das Museum Solo- thurn erlegen konnte (Dr. G.). Citronenzeisig (182.). 25. Juni. In den Dachbalken der Seeli- bühlhütte beim Gurnigel befand sich ein Nest, welches ott'enbar Junge enthielt, die Alten flogen beständig ab und zu und suchten kaum zwei Meter von mir entfernt Futter (W.). — 3. August. Endlich habe ich auch diese Species persönlich kennen gelernt, drei Stück, ein altes .J und zwei junge Exemplare am Nordabhang der Hasenmatt (Dr. G.). Stieglitz (184.). 23. August. Bei Rahnflühberg ein Nest mit vier Flaumjungen (Chr. H.). — 16. bis 26. August. Sehr häufig. Junge und Alte, auf Kratzdisteln (Cirsiumoleräceum L.), bei Sachsein (Obwalden) (D.). — 23. August. Alte und Junge zahlreich in Leissigen (Dr. W. Volz). Hänfling (spec. ?). 25. Juni. Recht zahlreich beim Gurnigel, jedenfalls keine Berghänflinge (W.). Wachtel (205). Am 31. Juli ein Nest mit 11 Eiern übermäht, die Alte brütete einige Zeit weiter, verliess dann aber das Gelege (J. L.). Grünfüssiges Teichhuhn (240.). 18. August. Unter einer elek- trischen Kraftleitung im vordem Lindental ein grosses, wahrscheinlich männliches Exemplar, tot gefunden (J. L.). - 126 — Wildgans (spec. ?). Am 15. August zogen über Rahnflüliberg vier Stück «Schneegänse» von Ost nach West (Chi. H.). Lachmöve (346.). 12. August vereinzelte Exemplare am Genfersee (Dr. W. V.). j(<; Kleinere Mitteilungen. ;>){ 81 Tage Arrest wegen Tötung eines Storches. Das Polizei- gericlit von Vevey hat zwei Bursclieu, die Jagd auf einen Storch machten und denselben töteten, zu 40 Tagen Gefängnis verurteilt. Die 41 Tage, welche sie in Untersuchungshaft gesessen liaben, wurden ihnen nicht abgerechnet. A^on der Weltausstellung in Lüttieh schreibt der O.-Korre- spendent im „Bund" unterm 24. Juli: „ . . . . Die Hut- und FedeniatissteUKug steht der Eobesausstel- lung nicht nach. Es ist unglaublich, wie liier die Meisterin Natur korrigiert wird. Um für den Hutputz stimmungsvolles Federngetier zu bekommen, werden von verschiedenen Vogelarten Köpfe, Rumpf und Füsse genommen und zusammengestoppelt. Es entstehen da ganz neue Vogelklassen, die dem Ornithologen die Haare zu Berge stehen lassen. Tiefbetrübend ist die Tatsache der Verwendung von Singvögel- bälgen. Wo bleibt da der Vogelschutz V Der Edelfasan (Phasianus colchicus) hat sich in dem ca. 700 ha. haltenden Jagdrevier der Gemeinde Aristau bei Muri im Kanton Aargau gut eingebürgert. In der Ausschreibung der Jagdpachtsteige- rung vom 7. August steht folgende Bemerkung des Gemeinderates: „Grossartiger Fasanen- und Wasseririldbestand. Fasanen schon vor 14 Jahren eingesetzt und vorzüglich akklimatisiert". Eichelhäher als Schädling unserer Kulturen. Der Eichel- häher frisst im Herbst mit Vorliebe Dinkel (Triticum Spelta L.), hier im Kanton Bern gemeinhin Korn genannt. Zu dem Zwecke be- sucht er die mit dieser Getreideart frisch besäeten Aecker, die er selbst auf einige hundert Meter vom Walde weg zu tinden weiss. Merkwürdigerweise lässt er andere Saaten viUlig unbehelligt, während er sich von Dinkeläckern bis der Same lange Keime hat, schwer verscheuchen lässt. Selbst nachdem er wiederholt beschossen worden, kehrt er immer zu dem Acker zurück. G. liauhor. — 127 % Vogelschutz. % Vogelschutz in Japan/ Japan, welches in der (:jegenwart die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zieht, besitzt für den Vogelschützer inso- fern ein besonderes Interesse, als es in den letzten Jahren be- ti'äcbtliche Mengen von Vögeln für Putz- und Modezwecke aus- führte. Das Reich des Mikado umfasst nahezu 4000 Inseln, welche zwischen dem 22. und 50. Grad nördlicher Breite gelegen sind. Von dem erst kürzlich erworbenen Formosa abgesehen, sind die vier grössten Inseln Kiushu, Shikoku, Hondo und Yesso, und haben diese ihre Lage zwischen dem 31. und 40. Grad. Ihre topographische Beschaffenheit ist sehr verschiedenartig: es wechseln Erhebungen bis zu 12,000 Fuss mit nur in Meereshöhe gelegenen Ebenen ab, und entspricht diesen Verschiedenheiten auch die Vogelwelt. Im allgemeinen sind jedoch die einheimi- schen Vögel nur unvollkommen erforscht, insbesondere bleibt die geographische Verbreitung vieler Arten noch festzustellen. Das in Japan gültige Jagdgesetz unterscheidet zwei Haupt- gruppen von Vögeln, solche, welche ausserhalb einer bestimmten Schonzeit gejagt werden dürfen, und solche welche das ganze Jahr geschützt sind. Es gibt zwei verschiedene Schonzeiten. Für die Fasanen im allgemeinen (Kiji) und den Kupferfasan (Yamadori) dauert sie von Anfang März bis Ende Oktober, für die übrigen von Mitte April bis Mitte Oktober, nur in Yesso endet sie bereits Mitte September. Zu den jagdbaren Vögeln gehören folgende Arten : Sonnen- vögel (Hiyo), Stare (Mukadori), Lerchen (Hibari), Würger (Mozu), Schneehühner (Raicho), Wachteln (Uzura), Haselhühner (Ezo- yamadori), Tauben (Hato), Schnepfen und Rebhühner (Shigi). Einen völligen Schutz geniessen nachstehende Spezies: Kra- niche (Tsuru), Schwalben (Tsubame), Sumpfmeisen (Kogara), Kohl- meisen (Higara), Spechtmeisen (Shijukara), Schwanzmeisen (Enaga), Kernbeisser (Gojukara), Goldhähnchen (Kikuitadaki), Fächer- scjnvanzgrasinücke (Sekka), Weidegrasmücke (Mushikui). blauer Fliegenschnäpper (Ruri), gewöhnlicher Fliegenschnäpper (Hitaki), Paradiesfliegenschnäpper (Sankocho), Bachstelzen (Sekirei), Zaun- * Dem .Talirlmcli des «Internationalen Krauenbnndes für V»is;'olsclmtz » in Berlin entnommen. Diese zeit<,^emässe Aliliniidlnn<^- ersehieu zuerst im « Hird-Lore », dem offiziellen Orc^an der nordamerikaniselien Audubun Society. Dieser Verein, welcher sich auf fast alle Territorien der Vereinigten Staaten erstreckt, hat auf dem Gebiete der Bekämpfung des Vogelhutes grosse, prak- tische Kifoloc zu Verzeichnen. (Red.) — 128 — könige (Misosazai), kleine Kuckucke (Hototogisu), gewöhnliche Kuckucke (Kakko), Ziegenmelker (Yotaka), Ohreulen (Mimizuku), Uraleulen (Fukwo), sibirische schwarze Geier (Tobi), und Bus- sarde (Kusotobi). Auch ist gesetzlich verboten, Eier oder Junge dieser Arten auszunehmen, zu kaufen oder zu verkaufen. Bei der Ausübung der Jagd ist verboten der Gebranch von Sprenggeschossen, Selbstschüssen, Gift, Fallgruben und sonstigen Fallen. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang darf die Jagd nicht ausgeübt werden, ferner nicht in den Domänen, auf öffentlichen Wegen, in öffentlichen Parkanlagen, in Friedhöfen und in der Umgebung öffentlicher Altäre und Tempel. Die Bezirksvorsteher sind weiterhin befugt, das Jagen innerhalb gewisser Gebiete zu untersagen. Zur Ausübung der Jagd sind ausser der Erlaubnis des Grundeigentümers Jagdscheine erforderlich. Diese Jagdscheine müssen von den Inhabern während der Jagd mitgeführt und innerhalb 30 Tagen nach Ablauf ihrer Gültigkeit den Behörden wieder abgeliefert werden; auf Verlangen sind sie den Polizei- und Forstbeamten, Gendarmen und Büigermeistern vorzuzeigen. Es gibt zwei Arten von Jagdscheinen ; einen für den Fang- lebender Vögel mittels Netzen, Leimruten und Leimseilen, und einen für die Schiessjagd. Jede Art wird in drei Klassen aus- gefertigt, je nach der Höhe der Steuer, zu welcher der Inhaber veranlagt ist. Die erste Klasse auf gelbem Papier kostet 20 Yen (1 Yen = ca. 2 Mk.) und wird solchen Personen ausgestellt, welche mehr als 100 Yen Einkommensteuer oder 150 Yen Ge- werbesteuer oder 500 Yen Grundsteuer entrichten. Die zweite Klasse, grüne Scheine, kostet 10 Yen und wird Personen aus- gestellt, bei denen die genannten Sätze wenigstens 3,20 bezw. 30 Yen betragen. Die übrigen Personen erhalten rote Scheine. Die Familienmitglieder erhalten dieselbe Klasse wie das Ober- haupt der Familie. Bemerkenswert ist noch, dass das Gesetz, obgleich es eine grosse Zahl von Vögeln und darunter mehrere Falken und Eulen schützt, keinen Schutz den Silbertauchern, Möven, Seeschwalben, Enten, Gänsen und anderen Wasser- und Landvögeln gewährt. Insbesondere ist zu bedauern, dass die hauptsächlich in der Mode verwendeten Arten wie die weisse Seeschwalbe und der japanische Seidenschwanz keinen Schutz geniessen. W^enn die Liste der geschützten Arten auf die eben genannten und einige andere ausgedehnt und Massnahmen getroffen würden, um die Ausfuhr und den Handel mit Vögeln und Federn zu verbieten, dann wäre das japanische Gesetz geeignet, einen wirksamen Schutz sowohl für die jagdbaren wie für andere Vögel auszuüben. Druck und Administration: Neukomm & Zimmermann, Bern. m Der OrnitDolofliscDc BeobacDter " Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Hcraiisi^Tiichcn \(u\ CARL DAUT, Hern fSthwciz) Redaktion : (' AKI. HALT. Bern und (ilSTAV von WWl Ölten IV. Jahrgang September 1905 Heft 9 i m. i^im ^' ■ ll Eine Geduldprobe. Vor zwei Jahren vernahm ich auf einem Spaziergang durchs « Aaregrien », aus einer Baumkrone heraus, ein eigenartiges Schwirren, ähnlich demjenigen der grossen Heuschrecke. Bald entdeckte ich den Urheber desselben, ein kleines Vögelein, das kurz darauf über die Aare davonflog und jenseits sein Geleier wieder fortsetzte. Dies war meine erste Begegnung mit einem Scitir'ni (Locustella), der wahrscheinlich schon auf der Abreise begriffen war. Im Fiühling 1904 konnte ich wenigstens den Aufenthalt eines solchen Vogels im « Aaregrien » konstatieren. Dieses Jahr nun waren sicher ihrer zwei im obern « Aaregrien » anwesend. An einer Stelle leierte einer bis Ende Juni fast jeden Abend. Sein Standort war nahe am Flusse in einem Weidengebüsch, in welchen fusshoch das Gras emporwuchs, weil es zweitweise von der Aare bewässert wird. Ich machte mir zur Aufgabe, den Vogel näher kennen zu lernen, und wirklich konnte ich ihn einmal für einige Augenblicke von einem Damme herab beob- achten. Schon glaubte ich, dass ich mich für dieses Jahr damit werde begnügen müssen. Am 25. Juli machte ich einen Spaziergang durch das Ge- lände; es war ein wunderschöner Sommerabend; die Dämme- rung war hereingebrochen. Im Felde schlug ab und zu eine Wachtel, sonst war keine Vogelstinnne zu hören. Plötzüch ver- nahm ich aus dem « Aaregrien » herüber das monotone Geleier eines Schwirls, und da dasselbe tatsächlich kein Ende nehmen wollte, lenkte ich meine Schritte nach der Stelle hin. Mehr als zwei Minuten lang schwirrte der Vogel, dann unterbrach er seinen Voitrag für fünf bis zehn Sekunden. Ich sah ihn in ganz lichtem Gebüsch ruhig auf einem Zweige sitzen. Am folgenden Abend konnte ich mich mit dem Feldstecher bis auf drei Meter an ihn heranschleichen. Inzwischen suchte ich mich an Hand von « Naumann » mit unterscheidenden Merkmalen zwischen Busch- und Flussrohr- sänger (Locustella naevia und Locustella tiu\iatilis) vertraut zu machen. Am 27. Juli begab ich mich noch tags auf den Platz. — 130 — Etwa 20 Minuten nach Sonnenuntergang zitterte plötzlich ein einzehier, hoher Grashalm, dann ein naher Zweig, ein ganz kurzes Schwirren und der Vogel kam aus dem fusshohen Grase herauf zum Vorschein. Er sass nun in einem lichten Strauche, schwirrte und unterbrach, als ob er sich nicht weiter getraute. Jetzt putzte und ordnete er einlässlich sein Gefieder und schwirrte nun nach und nach länger und eifriger. Unterdessen hatte ich mich ihm bis auf fünf Meter genähert und sah, wie er den Schnabel für sein Geleier weit aufsperrte. Kam ich ihm aber bis auf drei Meter nahe, so wich er jedesmal aus, doch nicht weit, sich immer an niedriges Gebüsch einer kleinen Umgebung haltend. Nun war die Nacht da. Am folgenden Morgen schwirrte der Vogel vor 8 Uhr noch, verstummte aber vor meiner An- kunft; um 10 Uhr war während einer halben Stunde nichts von ihm zu beobachten; um 12 Uhr schwankte plötzlich neben dem oben gemeldeten Grashalm ein Zweig; allein der Vogel kam nie aus dem Grase herauf. Einen Lockton oder einen Warnungsruf hörte ich nie und dies bestärkte mich fast in der Annahme, dass ich es hier eher mit einem P'lussrohrsänger zu tun habe. Da ich im Frühling einmal daselbst einen unbekannten Vogel angetroffen hatte, welcher Niststoffe im Schnabel trug und plötzlich von dem Aste herab zur Erde schoss, wo er in dem Teppich aus dürrem Grase verschwand, ohne bei meiner Annäherung zum Vorschein zu kommen, so untersuchte ich nun die Stelle. Zwischen den grünen Grasblättern und Halmen führten über das letztjährige Gras hinweg Gänge, die jedenfalls vom Vogel benutzt worden waren (an Mäuse war hier kaum zu denken); ein Nest fand ich nicht. An den folgenden Tagen machte sich der Vogel noch unter zwei verschiedenen Malen etwa 50 Meter abseits an der alten Aare durch kurzes Schwirren bemerkbar. Sein eintöniges Geleier wirkte nachhaltiger auf mein Gehör, als die reizenden Potpourris des Sumpfrohrsängers (Acro- cephalus palustris), obschon mir diese viel lieber waren, als der Gesang der Nachtigallen, ■ — Der Schwirl jedoch bleibt mir ein Dorn im Auge! H. Mühlcmann. lieber Schwanzmeisennester. Von Carl Daut. Der verflossene Frühling war für die Beobachtung des kunstvollen Nestbaues der Schwanzmeise (Acredula caudata L.) ausnahmsweise günstig. Während man sonst das aus Moos, Flechten und Spinngeweben verfertigte, von seiner Umgebung - 131 — schwer zu unterscheidende Nest dieser zierlichen Meise nur selten entdeckt, so wurden in diesem Jahre, infolge der durch die ungünstige Witterung veizögerten Entwicklung der Blätter der Bäume und Sträucher, eine ganze Anzahl solcher Kunst- bauten gefunden. Im Jahre 1902 konnten im « 0. B. » nur zwei Berichte über Schwanzmeisennester veröffentlicht werden. Hier- über meldete Weber aus der Umgebung von Bern erstmals folgendes: «27. März .... In einer hohen Eiche konnte ich den Nestbau eines Schwanzmeisenpaares beobachten ; das Nest kommt in eine aufwärtsstrebende Astgabel in einer Höhe von reichlich 15 Metern zu liegen. Beide Gatten brachten zu gleicher Zeit Niststoffe und entfernten sich auch wieder miteinander. Der Versuch, zum Neste zu gelangen, wäre ein halsbrecherisches Wagnis, während anderseits die Befürchtung nahe liegt, die Brut könnte durch Krähen zerstört werden ! » — Diese Eiche be- findet sich unweit Bern, hart am Aareufer, so dass ihre Aeste zum Teil über dem Fluss hängen. Ueber das zweite Nest habe ich im «0. B. », I.Jahrgang, S. 125, berichtet. Am Aaredamm, in der Nähe des Bodenackers (zwischen Bern und Muri), fand ich am 2. April ein Nest der Schwanzmeise. Dasselbe war in einer Astgabel auf einem kleinen Ahornbaum, kaum drei Meter vom Boden entfernt, angebracht und enthielt bereits Eier; das Gelege war jedoch noch nicht vollständig. Die Schwanzmeisen waren nicht in der Nähe. Das birnförmige Nest war ungefähr 15 cm hoch und hatte am untern Ende einen Umfang von zirka 25 cm, das Flugloch befand sich ziemlich weit oben. Am 6. April fand Weber das Nest noch unversehrt, im Flugloch war das Köpfchen des Weibchens sichtbar. Am 9. April hing das Nest zerstört herunter; auf der Erde lagen einige Eischalen und viele Federn, gut zwei Hände voll. Die meisten Federn stammten vom Waldkauz; da mehrere derselben noch durch Hautstücke zusammenhingen, so war die Eule wahrscheinlich irgend einem Raubzeug zum Opfer gefallen. Daneben befanden sich Federn vom Grün- und Buntspecht, Dompfaff, Fischreiher, Haselhuhn und Haushuhn, von der Blaumeise, Wildtaube, Wildente und verschiedene andere. Da in einem nahen Acker zwei Elstern herumstrolchten, so hielt ich diese für die mutmasslichen Nester- plünderer, möglicherweise konnte ein Eichhörnchen dort sein Unwesen getrieben haben. Es gelang dann Weber das Nest zu restaurieren ; dasselbe befindet sich in meiner Sammlung. In diesem Jahre (1905) fand ich das erste Schwanzmeisen- nest wiederum am 2. April zwischen einer Astgabel an einer grossen Saarweide dicht am rechten Aareufer unterhalb der Höhe von Muri, also nicht allzuweit von der Fundstelle des letzten Jahres. Ungefähr eine Stunde später entdeckte ich ein zweites Nest auf dem gleichen Ufer, einige Meter vom Aare- — 132 — bord entfernt, in der Allmendingenau ca. 150 cni hoch in einer kleinen Pappel. — Am 16. April machte ich im «Lochbach» bei Burgdorf (ca. vier Wegstunden von Bern) in einer Hofstatt auf einem alten Birnbaum wieder ein Schwanzmeisennest aus- findig. Der Standort dieser Nester wurde mir jeweilen durch die Schwanzmeisen, welche Niststoffe herbeitrugen, verraten, alle waren ziemlich vollendet; Männchen und Weibchen Hessen sich aus nächster Nähe beobachten und bauten ruhig weiter. Beim zweiten Nest konnte mein Begleiter, während die Vögelchen in das Flugloch schlüpften, zwei photographische Aufnahmen machen. Etwas sonderbar ist der Standort des dritten Nestes. Die Baumwiese ist nahe an der Emme an einer namentlich an Sonntagen viel begangenen Landstrasse gelegen, welche vom Flussbett nur durch einen mit Pappeln, Birken und verschiedenem Unterholz bewachsenen Damm getrennt ist, so dass es dort an günstigen Nistplätzen nicht gefehlt hätte. Am 4. Juni fand im dann im «Aaregrien», zwischen Kappelen und Aarbeig, die Ueberresten eines Schwanzmeisennestes auf einem FussM^ege. Mülilemann erhielt ein halbfertiges Nest mit noch offener Mulde ebenfalls aus dem «Aaregrien». Im Beichen- bachwalde bei Bern fanden Schulknaben ein Schwanzmeisennest, welches an einer Epheuranke befestigt war. Ferner berichtet mir Dr. IL Buri in Laupen: «Am 14. April überraschte ich zwischen Laupen und Kriechenwil ein Päjrchen der schurirzbraiiigen Schtvanzmeise (Aegithalus caudatus vagans Latham.) beim Nesthau; die Nestmulde war gerade in Arbeit; vier Tage später schien der Aussenbau fertig zu sein, die Tierchen waren noch mit der Austapezierung beschäftigt. Am 28. April konstatierte ich das Vorhandensein von Eiern, diese waren aber kalt und die k\ie\\ niigends zu sehen ; das Nest war jedoch unversehrt. Es steht nicht sonderlich gut versteckt und ohne jegliche Farbenanpassung an die grüne Umgebung in den obern Astquirlen eines jungen, unmittelbar neben einer viel- begangenen Strasse befindlichen Bottännchens in zirka 1,50 m Stfimmhöhe und annähernd 2,30 m über dem Strassenniveau ». — Chr. Hofstetter in Rahnflühberg beobachtete am 25. März ein Pärchen Schwanzmeisen, welches Nistmaterial sammelte. Zum Schlüsse füge ich einen Bericht von F. Christen in Huttvvil bei, der ohne Zweifel auch ein Schwanzmeisennest be- trift't: «An einer Halde bei Madiswil fand ein Bahnwärter auf einem Hagenbuchenast, zwei Meter über dem Boden, ein Beutel- meisennest von ovaler Form, 22 bis 23 cm hoch und 13 bis 14 cm im Durchmesser ». — 133 — Der graue Fliegenschnäpper als Bienenfeind. Zur Diskussion über diese Frage sind uns folgende Ein- sendungen eingegangen: I. Dass der graue Fliegenschnäpper bei den Bienenzüchtern sehr verhasst ist, war mir längst bekannt. In den Handbüchern über Bienenzucht wii-d er als Bienenräuber und IMenentöter ver- rufen und leider mit ihm viele andere nützliche Insektenfresser. Nachstehende Zeilen mögen zur Ehrenrettung des verkannten Vogels beitragen. Im verflossenen Sommer hatte ein Paar graue Fliegen- schnäpper auf einem vorspringenden Balken unseres Bienen- häuschens seinen Brutplatz, Während der Brutzeit sah ich die Alten häufig vor dem Bienenstande herumfliegen. Sobald aber die Jungen ausgeflogen waren, zogen sie mit denselben in Feldgehölze und Waldränder und seither habe ich sie nie wieder in der Nähe des Bienenhauses gesehen. D'.e Fliegenschnäpper hielten sich also nur während der Zeit, wo am meisten Drohnen vorhanden sind, in der Nähe der ßienenkolonie auf. Diese Tat- sache kann doch unmöglich mit der Behauptung übereinstimmen, dass Bienen die Lieblingsnahrung des Fliegenschnäppers seien, denn sonst würden sie nicht so ohne weiteres auf einmal die ergiebige Futterstelle gemieden haben. Chr. Hufstetter, Rahnflüliherg. II. Wie aus dem Artikel contra grauen Fliegenschnäpper in der « Schweiz. Landwirtsch. Zeitschrift » ersichtlich ist, scheint der Schreiber den Vogel nicht genau zu kennen und lässt seine Beschreibung vermuten, dass er einen andern Vogel im Auge hat, für den der Name « Bienenwürger » und auch das braun- graue Gefieder (des Weibchens) eher passt, ebenso seine Ge- schicklichkeit im Wegfangen von allerlei fliegendem Getier. Es ist dies der rofrücku/e Würger. Dieser Vogel verschmäht weder Biene noch Wespe, sogar an die Hornisse wagt er sich; den Stachel weiss er geschickt zu entfernen, indem er den Hinter- teil des Insektes solange mit dem Schnabel bearbeitet, bis der Stachel austtitt. dann streicht er ihn auf einem Ast ab. Auch ist die Beschaffenheit dieser Insekten in Betracht zu ziehen, welche wohl geeignet ist, abgesehen vom Stachel resp. Stich, einem zarten Schnabel, wie ihn die Schnäpper besitzen, Schwierig- keiten zu machen, wogegen der starke Schnabel des Würgers daran kein Hindernis findet. S. A. Weher, Bern. III. Der graue Fliegenschnäpper hat mit der Kohlmeise etc. bei den meisten Bienenzüchtern den Ruf eines Bienentöters. Au - 134 — meinem frühern Wohnort hatte ich Gelegenheit dem Treiben des Vogels zuzusehen. Im anstossenden Garten, wo auch ein ziem- licher Bienenstand war, brütete alljährlich ein Paar Fliegen- schnäpper. Da konnte ich feststellen, dass dieselben an regne- rischen Tagen den Stand umflogen und mit einer Biene im Schnabel sich entfernten. Bei schöner Witterung habe ich dieses nie beobachtet. Ich glaube diese Bienenjagd also mehr auf Nahrungsmangel zurückführen zu müssen und wage zu behaupten, dass die Beute nur aus Drohnen bestand, da ich niemals sah, dass die Vögel irgend was am Insekt entfernten (wie es Würger u. a. tun, die stechende Insekten jagen). Nehme man dazu noch die kurze Aufenthaltszeit der Fliegenschnäpper bei uns, die gerade in die Monate fällt, wo sich die Bienen ins hundertfache vermehren, so kann kaum von Schädlichkeit gesprochen werden. Ebensowenig ist ihre geringe Zahl geeignet, der Bienenzucht Abbruch zu tun. G. Rauber. Italiener Brief. Sorrent, den 29. September 1905. Eine Reise in Italien hat für einen Ornithologen viel Be- mühendes: Auf der einen Seite eine ausserordentliche Armut an Vögeln, auf der andern eine grosse Zahl von Leuten, mit Ge- wehren bewaffnet, die es sich nicht verdriessen lassen, in diesen öden Gegenden noch zu «jagen». Hier in Süditalien habe ich bisher folgende Vögel beobachtet: Während acht Tagen in Neapel drei Sperlinge. In dem weinreichen Sorrent hörte ich bis heute zwei Amseln, einen Buchfink und drei oder vier Meisen ; am Meer unten sah ich eine Bachstelze. Auf dem Meere gibt es ziemlich viele Möven und, wenn dieselben an einer Stelle hin- und herschiessen, so deuten sie dort auf die Anwesenheit von Delphinen hin. Wir konnten öfters sehen, wie jene Säugetiere in bogenförmigen Sprüngen aus dem Wasser emportauchten. Der hauptsächlichste Vogel hier herum ist zweifellos die Wachtel; man hört sie bei Tag und bei Nacht, aber es sind geblendete Lockwachteln, die ihre vorbeiziehenden Brüder in die Netze locken sollen! 1)1-, W. Volz. — 185 — Doppelnester vom Gartenrotschwanz (Erythacus phoenicurus). Zur Erklärung der kleinen Mitteilung «Ein Doppelnest» in Nr. 22, S. 846 (1905) der « Naturwissensch. Wochenschrift». — Zu dem von Plerrn Prof. Dr. Killermann in Kegensburg in dieser Zeitschrift Nr. 22 (19U5) gegebenen hübschen Bericht über ein Doppelnest von Erythacus phoenicurus vermag ich zwei gleiche oder ähnliche Fälle in Parallele zu stellen. In den Obstplantagen der Gonsenheimer Gemarkung bei Mainz nistet ein Teil der Haus- und Gartenrotschwänzchen — in diesem Sommer revidierte ich daselbst ca. drei Dutzend belegte Nester von E. phoenicurus und thitys — in den in jedem Obststück zwischen Baumästen auf- gehangenen Giesskannen. In einer von diesen Giesskannen hatte ein Gartenrotschwanz dicht neben ein vorjähriges, noch gut er- haltenes Nest vom Garten- oder Hausrotschwanz (beide bauen ziemlich gleich gute Nester) gestellt; das vorjährige Nest war deshalb so gut erhalten geblieben, weil es in der alten, nicht mehr gebrauchsfähigen Giesskanne von oben sowie überhaupt von allen Seiten gut geschützt war. — Der andere Fall nahm folgenden Verlauf: In einer Giesskanne hatte ein Waldrötel- pärchen sein Heim hergerichtet ; als zwei Eier im Nest lagen, wurde es entdeckt und leider, da man in dem stachlichton Ge- strüpp des Zwetschgenbaumes nur mit Mühe zu dem Nest hin- langen konnte, beim Nachsehen ein Ei zerbrochen ; daraufhin wurde, da der Inhalt des zerbrochenen Eies in die Nestmulde flüss, sogleich das andere Eichen mitgenommen, da ich durch die Erfahrung einer an Beispielen reichen Praxis weiss, dass nie — in keinem Fall — Vogeleier weiterhin bebrütet werden, wenn sich eine Portion Eiweissstoff in die Nestmulde ergossen hat oder zwischen die andern Eier geflossen ist, so dass diese feucht sind und aneinanderkleben (die Brütung ist in diesem Falle nicht mehi' weiter möglich, weil einmal die Federn des brütenden Vogels feucht werden und aneinanderkleben würden, andererseits die Eier, deren Poren verstopft sind, der Luft nicht mehr genügenden Zutritt zum Eiinnern lassen). ^ Nun gibt es in der Obstplantage, da sie die einzige in dem weiten ebenen Sandgelände (Spargelfelder) ist, eimnal ungemein viele Waldi-ötelpärchen ; infolgedessen ist die Wohnungsnot da- selbst sehr gross, d. h jedes passende Eckchen wird sofort mit Beschlag belegt (in derselben handbreiten Höhle in einem Kirsch- baumstumpf fanden wir in kurzer Zeit nacheinander drei Rot- * Auders liegt die Sache -/.. B., wenn man ein Hi ganz fein mit einem Eihohrer anbohrt. Versiiehsweise liabe ieh dies mit einem Lanius eolIiirio-Ei in diesem Sommer getan. Der Vogel hat den Schaden niclit gemerkt (das Ei war natürlich verloren), sondern es mit den andern Eiern weiterbebrütet. Im glfi(dien Fall («I. f. 0. » 1896, S. 445) warf eine Singdrossel das an- c^ebohrte Ei aus dem Nest. — 136 — sctiwanznester — die beiden ersten wurden herausgerissen — , in einer andern Kirschbaumliöhle nistete zuerst ein Kohhneisen- pärchen, alsdann ein Gartenrotschwanz-, danach noch einmal ein Gartenrotschwanzpaar). Andererseits werden in der Obstplantage sehr viele — besser gesagt : geradezu auffallend viele — Nester zerstört, teils von Vögeln (Hähern), teils von den Bauern selbst, deren Zerstörungsmotive ich bis jetzt im Grunde immer noch nicht kenne. Die Folge ist eben die, dass stets nesterlose Vögel vorhanden sind und an jedem Tag neue Nester in der Plantage angelegt werden (da jedes nestlose Pärchen sofort wieder — und sei es zehnmal im Laufe des Sommers — ein neues Nest anlegt, freilich an einem andern Ort, und von neuem mit Eiern belegt; die Produzierungskraft eines Vogelweibchens ist erstaun- lich gross). So kam es denn, dass in der bewussten, oben näher bezeichneten Giesskanne nach noch nicht 14 Tagen ein neues Kotschwanznest neben dem alten, auch noch frischen, tadellos erhaltenen Rotschwanznest angelegt wurde; vielleicht wiederum von demselben Pärchen, viel wahrscheinlicher aber von einem andern. Dass das alte Nest nicht wieder benutzt wurde, war darin begründet, dass noch ein Residuum von Klebstoff in ihm vorhanden war und dass überhaupt Rotschwänze für gewöhnlich nie alte Nester wieder mit Beschlag belegen; der Kaum aljer musste ausgenutzt werden, und so entstand dann in dem weiten Spielraum, wie ihn die Breitseite einer schräghängenden Giess- kanne bietet, neben dem alten Nest ein neues. Dieser Vorgang gibt sicher auch die von dem Berichterstatter des ersten Falles für diesen gewünschte Erklärung. — Als typisch darf es be- zeichnet werden — ein Schluss meinerseits aus den gemachten Beobachtungen — , dass E. phcenicurus nicht etwa mit der Energie einer Kohlmeise ein neues Nest auf das alte setzt, sondern immer neben es baut. Wilhelm Schuster, Pfarrer. § Ornithologische Beobachtungen. g Beobaelituiigsberielite im f^epteniber 1905. (Nebst Ergäuzungen.) Lerchenfalke (11.). 31. August. Bei Aarberg (H. M.). Wanderfalke (12.). 31. August. Bei Aarberg (H, M.). Wespenbussard (25.). Am "31. August zwei Stück bei Hagnek, ein Stück bei Aarberg; 1. September sieben Stück daselbst westwärts (H. M.). Alpensegler (45.). 29. August. Ein Alpensegler suchte bei niedriger Temperatur und regnerischem Wetter, offenbar — 137 — hungrig und ermattet, Unterschlupf in einem der runden Oberlichter am Pailamentsgebäude in Bern, bei meinem Er- scheinen strich er indess schleunigst ab (W.). — Am 5. September auf dem Beundenfeld ein Trüppchen hoch über Bern. Am 19. September bei drohendem Gewitter zwei Stück, jedenfalls fremd in der Gegend, tief über den Häusern fliegend, in östlicher Richtung verschwindend (D.j. Mauersegler (4().). Am 2. August 10 Stück, 6. und 7. August abends, IG. August je ein Stück, am 24. August drei Stück über Aarberg; am 27. August nachmittags drei Stück bei Lyss vorbei, abends nach Sonnenuntergang ein Stück über Aarberg, südlich ab. Am 18. September zog vor einbrechendem Gewitter wohl der letzte Mauersegler durch das Städtchen (H. M.). — 9. September. Einige über Bern (Messerli). — 16. Sept., abends 5^/4 Uhr, bei kühlem, regnerischem Wetter erschien plötzlich ein Schwärm von mindestens 80 Stück über dem Aaretal bei der Eisenbahnbrücke in Bern, bald wieder verschwindend (D.). Rauchschwalbe (47.). 17. September, morgens 10 Uhr, ein-ge mit einzelnen Mehlschwalben tief über Spitalacker in Bern; 19. September vor drohendem Gewitter ca. 15 Stück über das Schänzli bei Bern in westlicher Richtung (D.). Stadtschwalbe (48.). 31. Aug. Grösserier Schwärm vormittags über Hagnek (H. M.). 21. September. Ein starker Zug von einigen hundert Mehl- und Rauchschwalben. Morgens 7^2 Uhr durch das Aaretal Marzili-Dalmazi von Südost nach Süd- west (W.). Uferschwalbe (49.). Am 29. und 30. August fortwährend 20 und mehr Stück über der mit Wasser angefüllten Kiesgrube, sonst in letzter Zeit zahlreicher an der Aare als die andern Schwalbenarten (H. M.). Kuckuck (51.). Am 31. August vormittags drei Stück am Hagnekkanal, eines davon fliegt wohl einen Kilometer weit vor mir her von Baum zu Baum, ein viertes Exemplar im Hagnekmoos, Schwanzfedern nicht alle gleich lang. Alles junge Vögel, nur einer etwas rostig auf dem Rücken (H. M.). Star (57.). 19. September. Den ersten aus den Ferien zurück- gekehrten Star bei Bern beobachtet (W.).' — 21. Sept. Nach langer Abwesenheit erschienen auf dem Spitalacker bei ]}ern vier Stare (Ü.). Nusshäher (67.). Ein schlankschnäbeiiges Exemplar erhalten, das am 28. August im Kanton Graubünden erlegt und vom Präparator als rf bestimmt wurde. I(di halte den Vogel für die Brehm'sche sibii'ische Form (D.). Raubwürger (80.). Am 20. August zahlreich auf der ganzen — 138 — Ebene bei Aarberg, einzeln und familienweise, seither nur einzelne wenige (H. M.). Rotriickiger Würger (83.). 3. Sept. Noch einige im Marzili- moos (VV.), Grauer Fliegenschnäpper (84.). 17. September. Je drei Stück im Marzilimoüs und bei der Badanstalt Marzili (W.). Schwarzriickiger Fliegenfänger (86.). 17. Sept. Zwei junge, mit weissen Flügelbinden, auf dem Spitalacker, 20. und 22. Sept. je ein junger in meinem Garton (D.). — 19. Sept. Im « Aaregrien » überall häufig vereinzelte (FI. M ). — 17. Sept. Zwischen Elfenau-Muii sind einige Exemplare im Herbst- kleid anwesend, ebenso bei der Badanstalt Marzili (W.). Haubenmeise (95.). 3. Sept. In einem jungen Lerchenbestand bei Hindelbauk begegnete mir ein Meisenzug, der haupt- sächlich aus Schwanz- und Tannenmeisen bestand, denen sich einige Kohl- und Blaumeisen und mehreie Hauben- meisen angeschlossen hatten. Scilwanzmeise (99.). 18. Sept. Eine Familie durchsucht mit einigen Blau- und einer Spiegelmeise die Bäume eines Obst- gartens im Marzili (W.). Fitislaubvogel (105.). 31. August. Beim Hirschenpark leise sin- gend (I).). Weitlenlaubvogel (106.). 17. Sept. Bei der Elfenau lässt einer schüchtern sein « Dilpdalp » hören, noch zahlreich an- wesend (W.). Sperbergrasmücke ^ (124.). Am 19., 20., 26. und 31. August je ein Stück bei Aarberg (H. M.). Schwarzköpfige Grasmücke (126.). 3. Sept. Täglich mehrere an der Vanazhalde in Bern, naschen schwarze Hollunder- beeren. — 19. Sept. Noch ein Exemplar schlagend (VV.). — 18. Sept. Acht bis zehn Stück in einer Hecke im « Aare- grien » beisammen (H. M.). Gartengrasmücke (127.) Am 3. und 18. September mehrere an Hollimdorl)eeren (W.), Hausrotschwanz (137.). 17. Sept. Zahlreiche Junge auf dem Spitalacker (D.). Braunkehliger Wiesenschmätzer (146). Am 20. Aug. überall auf der Ebene, nebst Würger am zahlreichsten (H. M.). Girlitz (181),, 17. Sept. Bei der Gasanstalt Bern einige auf Un- kräutern (W.). Stieglitz (184.). 18. Aug. Im Seihofenmoos zahlreiche Flüge zu 20 bis 30 Stück Distelfinken, Alte mit Jungen auf « Matt- scbarten » (Kratzdistel. Red.) (W.). — Eine Brut junger Stieglitze wurde bei regnerischem Wetter Ende August von den Alten verlassen und ging zu Grunde (Chr. H.), ' Ausnalimeei'scilciuuliff. — 139 — Ringeltaube (194.). Am 31. August zirka 50 Stück am Rande des Hagnekmooses (H. M.). Rebhuhn (204.). Am 30. August Alte und Junge beobachtet, letztere noch nicht recht flügge (H. M.). Wachtel (205). Seit dem 26. August nicht mehr gehört (Chr. H.), Sandregenpfeifer (217.). Auf frischgepflüglen, nassen Aeckern, in der Aareebene Selzach zwei Stück; in der Aareebene Bellach ein Stück. Ein Exemplar erlegt (Dr. G.). Klbitz (21!».). Am 31. August zwei Stück im Moos am Hagnek- kanal (H. M.). Weisser Storch (223.). 21. Sept. Ende letzter Woche ein Zug von sechs Stück über Wyler-Bern von Norden nach Osten (Messerli). Zwergreiher (232.). Am 20. August ein 9 ^^^ der Aare bei Aarberg (H. M.). — 16. Sept. Letzter Tage erhielt ich ein lebendes Exemplar mit einem gebrochenen Bein von der Elfenau bei Bern (Bichsel). Wachtelkönig (236.). 20. August. Eine Wiesenralle verschwindet plötzlich bei meinem Erscheinen im Köhricht (W.). Kampfschnepfe (259.). 4. Sept. Am Rande eines kleinen Sumpfes südlich der Bahnlinie Bellach-Selzach ein junges Exemplar erlegt (Dr. G.). Alpenstrandläufer (262), Aareebene Bellach, auf einem frisch- gepflügten, sehr feuchten Acker drei Stück, wovon ein Exomplar für das Museum Solothurn erlegt (Dr. G.). )K Kleinere Mitteilungen. ^j Ein mit einem Kanarienhnlin gepaartes Distehveibchen leg-te zur ersten Brut 4 Eier, zur zweiten 9, zur dritten wieder 4 und zur vierten wieder 9. Yon den ersten Eiern war nur eines be- fruchtet, von der zweiten 7, von der dritten 2. Die Bastarde leben indes nicht alle. S. A. Weber. Eingemauerter Spatz. Ein Spatz hatte am Hause des Herrn A. Schaltenbrand in Laufen (Kt. Bern) die Wohnung- eines Schwalben- paares expropriiert. Darob grosse Aufregung in der ganzen Schwalben- kolonie. Es gab eine kurze Beratung-, dann ging's an die Arbeit und in kurzem war der Eindringling lebendig eingemauert. (« Liizerncr Tagbhitt ».) Eine Wasseramsel an der Angelrute gefangen. Ich erhielt kürzlich eine Wasseramsel, welche von einem Eischer in der Nähe von Bern mit einer sog. „künstlichen Mücke" an der Angel gefangen wuide. Der arme Vogel lebte noch, musste aber bald seinen verhängnis- vollen Irrtum mit dem Leben büssen. Bichsel. — 140 — Federsclimuck auf Damenhiiteu. Nach den neuesten Pariser Moileberichten spielen auch für die Wintersaison Vogelfedern und Bälge zum Aufputz von Frauenhüten eine liervorrag-eiide Rolle. Neben Straussenfedern und Paradiesvögeln sollen namentlich Möven, haupt- sächlich, solche mit ausgespannten Flügeln sehr beliebt sein. Seltene ViJg-el. Im Jaiire 1413 kamen rieh fremde Vöijel ins Land und es flogen so grosse Scharen daher, dass man, soweit sie reichten, den Himmel kaum sehen konnte. Die Vögel hatten nur die Grösse von Bucliflnken. Man schätzte den Schwärm auf eine Meile Länge und eine Viertelmeile Breite. Sie flogen von Bahn her- aus nach Bremgarten in den Forst. Daselbst setzten sie sich nieder und „es sassen alle Bäume voll". (Nach Diebold Schilling.) % Vogelschutz. ^j^ Bitte an die Reisenden in Italien. Unter diesem Titel richten die italienischen Tierschutz- vereine, in der Ueberzeugung, dass die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen über die Handhabung des Tierschutzes in Italien nur tote Buchstaben sind, an die fremden Besucher einen Auf- ruf mit der Bitte um Unterstützung ihrer Bestrebungen. Dem Inhalt dieser in deutscher, englischer, französischer, h(3lländischer und schwedischer Sprache ausgegebenen Fkusschrift, welclie die Verhältnisse in Italien in wenig schmeichelhafter Weise schildert, entnehmen wir folgendes: « Nicht etwa, dass in andern Staaten die Tierquälerei ganz verschwunden w^äre, oder dass die Italiener an sich beson- ders zur Roheit neigten. Jedoch in diesem mit Gaben über- schütteten Zauberlande fällt angesichts der grossen körperlichen und geistigen Vorzüge seiner Bewohner die unwürdige Behand- lung der Tiere doppelt auf. Es herrschen unleugbar in dieser Bezieh mg, namentlich in Mittel- und Süditalien, noch Zustände, welche an die Zeiten der Bai-barei erinnern und den aus andern Staaten kommenden Fremden unerhörte Greuel sind. Längst haben die führenden Männer Italiens das Missver- hältnis erkannt und zu beseitigen gesucht. Beweis dafür ist der durch Zanardelli im Jahre 1888 eingebrachte § 491 des italieni- schen Strafgesetzbuches, welcher lautet: Wer Tiere grausam oder ohne Noiive)idi(jl,-eit scldeckt be- huiidelf, oder iver sie zu offenbar über ihre Kräfte hinaus- (jehen(k'n Anstrengungen zwingt, tvird mit Geld.^trafe bis zu 100 Lire bestraft. Aber dieser Paragraph steht nur auf dem Papier; denn in Italien — 141 — tritt ausser den Mitgliedern und Beamten der wenigen Tier- schutzvereine fast noch niemand für die Tiere ein, weil das Ver- ständnis gän lieh fehlt, dass die Tiere leiden, und dass Tier- quälerei ein Unrecht, eine Sünde sei. « Es ist ja kein Mensch, nur ein Tier», — dies wird immer entgegengehalten. Fremde I Es ist nicht nur eine Pflicht gegen euer Gewissen, sondern eine Pflicht der Dankbarkeit gegen das schöne Italien und seine Bewohner, dass ihr nicht zaghaft schweigt, wo ihr nach den Gefühlen eures Herzens laut verdammen müsstet. Mit eui-em Einiluss seid ihr imstande, eine grosse, fruchtbringende Anregung zu geben, die Italien von einem finstern Schatten be- freit, hl eurer Hand liegt der Aiistoss zur Bettung vo)i vielen Taiisoiden aiiner, gequälter Tiere für die ganze Zulinift. Höret auf unsere Worte! In Italien ist der Massenfang und Massenmoid der Sing- vögel üblich, und jene Fremden begünstigen ihn, welche in den Hotels, Pensionen und Gasthäusern die kleinen Vögel essen. Bestellt sie daher nicht und lehnt sie, falls sie euch vorgesetzt werden, mit Entrüstung ab. Sagt aber auch, dass der Vogel- massenmord ein Unglück für Italien selbst sei, weil man die fleissigen Insektenfresser veitilgt, welche die Obstei'ute sichern. Gebt Kindern, welche euch mit gefesselten oder an einem Faden ängstlich flatternden Vögeln entgegentreten und um ein Geldstück deren Freilassung anbieten, nie Geld ; denn ihr würdet damit nur einen tierquälei'ischen Erwerbszweig unterstülzen, da die Kinder das erschöpfte Tier bald wieder einfangen und von neuem feilbieten. Befreit die Vögel, ohne Lösegeld zu geben . . . . » D. Welchen Rang nehmen die verschiedenen Schädling ein, die der nützlichen Vogelwelt Eintrag tun? In die vorderste Reihe stelle ich den Menschen, resp. die moderne Forstwirtschaft, die keine dürren Bäume, ja nicht ein- mal dürre Aeste duldet, die kein unverwertbares Unterholz stehen lässt, die den Tannenjungwuchs, die Brutstätte zahlreicher Vögel, schon vom zehnten .lahr an auslichtet und ihn von da an wie eine Stube so sauber hält und die, was auch forstwirtschaftlich anfechtbar ist, im April, Mai, Juni, sogar bis in den Juli diese Auslichtungen vornimmt. Im Kanton Solothurn ist der Staat ein schlinnner Feind der Vogelschutzbestrebungen, indem er die sog. Schächen und die Aareinsc^ln, wahres Dorado der verschiedensten Vögel, alle sechs Jahre niederhauen und das miserable Holz zu - 142 — Wellen verarbeiten lässt. Diese « Samiclilausarbeit >' trägt dem Staat keinen roten Kappen ein, da für Löhne etc. mehr drauf- geht als für die Reiswellen eingenommen wird. Wäre dieser sechsjährige Abtiieb der Aareschächen und Inseln nicht, so dürfte sich die Umgebung Oltens alljährlich am Gesang der Nachti- gallen freuen, und ein Dutzend Arten seltener und interessanter Vögel würde unsere Fauna bereichern. Dann schädigen diejenigen Landwirte, die die Feldhecken ausroden, sehr schwer den Bestand unserer Vogelwelt. Wenn die Feldhecken gerodet werden, damit neues Kulturland gewonnen werde, so kann der Freund der Natur dieses höchstens bedauern ; anders aber, wenn der Landwirt die Gebüsche niederschlägt, welche an Wegen gelegen, sein Ackerland weder beschatten, noch sonst schädigen und in denen «Steimeten». grosse Stein- haufen liegen, die ohnehin die Nutzbarmachung des betreffenden Bodens verunmöglichen. Da muss man wünschen, der Bauer möchte einsichtiger werden und einsehen, dass er durchaus auf die Mitwirkung der Vögel bei der Bebauung der Felder an- gewiesen ist und dass gerade diese in den Hecken nistenden Feldvögel sich von den Ackerschädlingen nähren. Keine hundert Meter von mir entfernt befindet sich ein Feld, das von jeher seinem Besitzer grosse Freude gemacht hat durch den schönen Ertrag, den es alljährlich abwarf. Vor vier Jahren wollte der Bauer seinen Ertrag steigern, indem er die am Wege befindliche über anderhalb Meter hohe Dornhecke, Nistplatz vieler Vögel, niederlegte, obwohl sie eine « Steimete » verbarg. Letztes Jahr und dieses war der Ertrag ein ganz geringer, das Feld voller Engerlinge. Der Bauer wunderte sich darüber, um so mehr, als er, seit 30 Jahren im Besitz des Ackeis, früher gerade in diesem Stück keine Engerlinge hatte. Zu verwundern gibts aber da nichts. Die in der Hecke heimischen Vögel hatten jeweilen die Maikäfer, welche Eier ablegen wollten, aufgelesen, ein Geschäft, dem sie im April und Mai, da sie Junge zu versorgen haben, mit Eifer obhegen. Nun die Hecke weg ist, sind auch die Vögel weg und die Maikäfer hatten gewonnenes Sp'el. Ein weiterer Feind der Vögel ist die Bundesbahnvervvaltung, indem sie vielerorts die lebenden Dornhecken längs den Bahn- linien eingehen oder aber allzuschmal halten lässt, obwohl sie dadurch keinen Nutzen hat. Es wäre im Interesse des Vogel- schutzes zu wünschen, dass überall den Bahnen entlang Dorn- hecken angelegt würden, welche aber unter keinen Umständen alljährtich geschnitten werden dürften. In einigen Gegenden L^eutschlands, wo einzelne Bahnverwaltungen Interesse für die Vogelschutzbestrebungen zeigen, hat man alle 2,5 Meter ein Singvogelnest gezählt! In unseren jedes Jahr beschnittenen Bahn- hecken kann man auf Kilometerweite kaum eines entdecken. — 143 — Nach dem Menschen in seiner ol)en geschilderten Tätigkeit ist die Katze der sehlimniste Feind unserer Vögel, dann der Sperling, dann der Südländer, die Elster, die Krähe, der Häher, der Würger, der Sperber, der Habicht, das Eichhörnchen, das Wiesel. Lieber den Schaden, den die Katze anrichtet, ein Wort zu verlieren, ist unnütz. Jeder Gartenbesitzer weiss ein Lied davon zu singen. Doch auch in Feld und Wald ist kein Nest vor diesem schlimmsten aller Räuber sicher. Der Sperling vertreibt un- erbittlich alle in der Nähe der Häuser nistenden Höhlenbrüter, also gerade diejenigen Vögel, welche wir hegen und pflegen möchten und stört auch andere, z. B. Grasmücken, beim Brüten, indem er ihnen den Niststoft' stiehlt, ihre Nester zerzaust, Elster, Häher und Würger suchen zur Brutzeit eifrig das Unterholz nach Vogelnestern ab. Der schlimmste Strauchdieb ist die Elster, die lautlos durch die Feldgehäge und Hecken streicht. Die Würger, wenigstens der rotrückige oder der rotköpfige schaden mehr durch ihre Unduldsamkeit; auf weite Strecken in der Runde dulden sie gewöhnlich kein anderes Nest, einzelne sind zwar friedfertiger. Die in Baumgärten und Gärten nistende Krähe ist sehr schädlich, sie ergibt sich alsbald dem Strauch- räubertum und raubt am frühesten Morgen die von ihr bald entdeckten Nester der Stare, Rotschwänze, Grasmücken etc. aus. Sperber und Habicht, denen die Natur das Ausmerzen der zur Erhaltung der Gattungen ungeeigneten Vögel, der Schwäch- linge, Bresthaften, Ungeschickten, Krankhaften (Albinos ! ') über- tragen hat, rauben selbstverständlich auch manchen gesunden Vogel, doch schätze ich ihren Schaden geringer als den vor- genannten. Eichhörnchen und Wiesel zerstören viele Nester und rauben Eier und sogar Junge, was dem Nager Eichhörnchen gar nicht gut ansteht! G. v. B. i V 0 M B Ü C H E R T I S C H. \ Oruithologisches Taschenbuch für Jäger und Jagdfreunde von Dr. Ernst Schaff'. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Verlag von J. Neumann in NeudcDum. Die vorliegende, in mehrfacher Beziehung abgeänderte zweite Auflage enthält Tabellen zur Bestimmimg, sowie Beschreibungen aller Arten der in Deutscliland vorkommenden Raubvögel, Hühner, Tauben, Stelz- und Schwinnnvögel, sowie einen Anhang über Kabenvögel und Drosseln. Dem Werke sind ß7 vom Verfasser, dem Direktor des ' Albinos, wei.sse Vögel, also solclu^n, denen die Pigmentierung der Federn fehlt, fallen meist in den ersten })aar Tagen naeh dem Ausfliegen Raubvögeln oder Katzen und Wieseln zum Opfer. - 144 — Zoologischen Gartens zu Hannover, gezeiclinete Abbildung-en bei- gegeben. Das „Ornithologisclie Tasclienl)uch" hat den Zweck, dem Jäger und Jagdfreund ein rasches und sicheres Bestimmen der er- legten Flugwildes zu ermöglichen. Unter „Flugwild" ist hier im weitesten Sinne die Gesamtheit aller derjenigen Yögel verstanden, welche entweder Gegenstand des regelmässigen Jagdbetriebes sind, oder aber, sei es aus Wissbegierde odei- aus andern Gründen, gelegent- lich erbeutet werden. Ferner soll das Büchlein die Kenntnis des ein- heimischen Vogelwelt unter denjenigen fördern, welche in der freien Natur am meisten und am nächsten mit den Vögeln in Berührung kommen; es soll die Jäger veranlassen, sich ihre Beute näher an- zusehen, sie richtig anzusprechen und bei seltenen Arten Mitteilungen über das Vorkommen, sowie sonstige Beobaclitungen bekannt zu machen. Neben dem Zweck, die bereits vorliandenen Kenntnisse weiter zu verbreiten, verfolgt das Buch also auch denjenigen, der Wissen- schaft durch Beobachtungen noch ungenügend bekannter Arten zu nützen. Besonderer Wert ist auf die Angaben über Färbung der Iris und der nackten Teile des Schnabels und der Füsse gelegt, damit bei etwaiger Konservierung durch Ausstoi^fen, die nach dem Tode des Tieres sich oft ändernde Farbe riclitig wiedergegeben werden kann. Auch über den Nestbau und die Eier sind dem Um- fange des Werkes entsprechende, knappe, orientierende Bemerkungen angebracht. Dass diese Angaben zum Bestimmen von Vogeleiern aus schwierigeren Gruppen a?t%reichen, wird niemand erwarten, denn dazu gehören grössere Spezialwerke mit farbigen Abbildungen, sowie sicher bestimmtes Vergleichsmaterial. Sehr lobenswert sind die Erklä- rungen über den Nutzen und Schaden einzelner Vogelarten, nament- lich solcher, die von den Jägern unwissentlich als Schädlinge be- trachtet werden. Hervorheben möchte icli hier die einsclilägigen Anmerkungen über den Mäusebussard: „Die Nahrung besteht aus Mäusen, Fröschen, Eidechsen, grösseren Insekten, gelegentlich auch Vögeln oder krankem, kleinerem Wilde. Gesunde Hasen, Rebhühner, Fasanen u. s. w^ kann der Mäusebussard niclit erbeuten, da er viel zu scliwerfällig ist. In der Nähe von Fasanerien kann er lästig werden; im allgemeinen sollte man ihn schonen". Von den Abbildungen sind zur Erkennung der Vögel sehr nütz- lich die Darstellungen verschiedener charakteristischer Körperteile, wie Kopf, Schnabel, Füsse, Schwanz (Schwanz der Birklienne von unten, Schwanz der Rackelhenne von unten); dann einzelne Federn z. B. Schwanzfeder des Wespenbussards, Brustfeder der Sumpfohreule, Brustfeder der W^aldohreule etc. Der Zweck, ein kurzes Werk über die einheimischen Jagdvögel zu schaffen, das auch dem nicht ornithologisch geschulten Laien ein möglichst sicherer und zuverlässiger Führer sein soll, hat der Ver- fasser vollständig erreicht. D. Druck und Administration : Neukouim & Zimmermann, Bern. m. Der OrnitboloalscDc BeobacDtcr m Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Herausgegeben und redigiert von CAKL DAL'T, IJeru (Schweiz) ]V. Jahrgang Oktober 1905 HefTlÖ Ueber die Salangane (Collocalia fuciphaga Thunb.). Von Dr. Walter Volz, P. D. (Bern). In den Nummern 45, 46 und 47 vom «Sonntagsblatt des Bund», Bern, 1904, habe ich ausführlich meine Heise in Mitten- Java und meinen « Besuch bei den Salanganen Javas » beschrieben und will im folgenden nur dasjenige wiederholen, was speziell den Ornithologen interessiert. Fast in der Mitte der langgestreckten Insel Java springt als kurze aber breite Halbinsel das Karang Bolonggebirge nach Süden in den indischen Ozean vor. Es besteht aus nagelfluh- ähnlichen Konglomeraten von miocaenem Alter, die in schwach- geneigten Schichten gegen das Meer hin abfallen. Grosse Berge gibt es keine; das Gebirge besteht eigentlich nur aus kuppen- tormigen Hügeln und steilwandigen Tälern. Eigentliche pittoreske Partien finden sich nur an der Küste. Leider sind die Wälder beinahe überall den Reispflanzungen gewichen : da und dort aber dehnen sich künstliche Anpflanzungen von Djati- (Teak) Holz aus. Im Juni des Jahres 1902 besuchte ich dieses Gebirge von der Stadt Gombong aus, indem ich in einem Wagen bis an den Westabhang, in das Dorf Ajah fuhr. Von dort benutzte ich zum weiteren Vordringen ein javanisches Reitpferd, das mich am zweiten Tag nach dem Dorfe Nagasari, mitten im Gebirge, nahe der Südküste, brachte. In der Nähe dieser Ortschaft befindet sich der gx'össte der sog. Vogelfelsen, die ausgedehnteste An- siedlung der Salangdne, welche die essbaren Nester baut. Ausser dieser Schwalbenkolonie sind im Karang Bolonggebirge noch sieben weitere Kolonien bekannt, ferner einige in Westjava, in den sog. Preanger-Regentschaften. Der Hauptzweck meiner da- maligen Reise galt dem Studium der Fauna von Javas Südküste, speziell wollte ich etwas Näheres über den Bau der essbaren Vogelnester vernehmen. Seit wieviel hundert Jahren die Vogelnester gesammelt werden ist unbekannt. Jedenfalls dauert die Ausbeute schon seit langen Zeiten. In dem zweibändigen, bedeutenden hollän- dischen Werke von Prof. J. Veth ^ finde ich da und dort einige ' «Java, o;i,'0<^raj)liiscli, ctlinologiseli, historiscli ». — Haarleiii. — 1896. — 146 — Angaben über die «Vogelnesterklippen». So ordnete der Gou- verneur-General van Outhorn im Jahre 1698 an, dass die Häupt- linge der Preanger-Regentschaften (West- Java) an die Nieder- ländisch-ostindische Kompagnie folgende inländische Produkte zu liefern haben: Garne, Pfeffer, Indigo, Wachs, Vogchu'ster und Perlmuscheln. Im Jahre 1743 trat der Susuhunan (Kaiser) von Surakarta (Mitten- Java) an die Kompagnie ab: alle Einkünfte der Zoll- häuser; die Beträge, welche er von Waren beziehen konnte, die auf öffentlichen Wegen oder befahrbaren Flüssen transpor- tiert wurden; die Pacht der Vogebiestkli/tpen und die Tabakpacht der Landschaft Kedu. Hiefür bekam er eine jährliche Bezahlung von 9000 spanischen Matten^ für sich, 2000 für den Thronfolger, wenn derselbe das Alter von 14 Jahren erreicht hatte, und 1000 für das übrige Hofpersonal. Vom 1. September 1746 an wurden die Vogel iiesfkUppen und das Tabakmonopol von Kedu auf Rechnung der Kompagnie verpachtet. Zu jener Zeit war Java in zwei Verwaltungsbezirke geteilt, die unter dem Gouverneur-General standen, von denen aber ein jeder wieder einen eigenen « Gouverneur und Direkteur », hatte, nämlich die westlichen Gebiete mit der Hauptstadt Ba- tavia und die Nordküste mit dem Ostende der Insel, wovon Samarang der Hauptort war. An den beiden Fürstenhöfen des letztern Teiles, Djokjakarta und Surakarta, wurde als oberster europäischer Beamter je ein Resident ernannt. Da die Kom- pagnie ihre Beamten sehr schlecht bezahlte, so räumte sie ihnen gewisse andere Rechte ein. So hatten z. B. die beiden erwähnten Residenten während einiger Zeit das Anrecht auf die Einkünfte, welche aus dem Verkauf der Salanganenester erwuchsen, mussten aber den Gewinn mit dem Gouverneur von Samarang teilen. Welch enorme Summen dabei eingingen, geht daraus hervor, dass des Letztern Anteil per Jahr auf ungefähr 100,000 Gulden (1 fl. = zirka Fr. 2) zu stehen kam. Von der Kompagnie erhielt er monatlich nur 200 Gulden Bezahlung. In der Regentschaft Bondowoso siedelte sich im Jahre 1789 ein mandaresischer Häuptling an, der den Holländern bei der Bekämpfung von Seeräubern vorzügliche Dienste geleistet hatte. Ihm wurde die Aufsicht über die Vogolklippen übertragen und da es ihm glückte, in diesem Jahre 250 Pfund Nester zu sammeln, so war die Regierung mit dieser Leistung so zufrieden, dass sie ihm den dritten Teil davon schenkte. Die Pächter der Vogelnestklippen hatten gewisse, alther- gebrachte Formalitäten gegen die eigentlichen Besitzer, die Sultane, zu erfüllen, denen sich auch die an ihren Höfen sta- ö ^ Eine damals gebräuchliche Münze. ~ 147 - tionierten Residenten unterziehen mussten. Diese Gebräuche, welche sie im Rang tief unter die eingebornen Fürsten stellten, wurden von dem ebenso energischen, als gewalttätigen Gou- verneur-General Daendels durch eine Instruktion vom 25. Feb- ruar 1808 abgeschafft. Es war z. B. üblich gewesen, dass die Pächter der Schwalbenfelsen bei gewissen Gelegenheiten ohne Kopfbedeckung und ohne Sonnenschirm (sonst das Abzeichen des Ranges) sich in ehrerbietigem Abstand vor dem Fürsten dreimal verneigen mussten, dass sie ihnen den Wein zu kredenzen, die Sirih-Büchse und selbst das Waschwasser zu überreichen hatten. Daendels erliess ein neues Hofzeremoniell, wobei unter andern! festgesetzt wurde, dass sich die europäischen Minister, resp. Residenten, bei all diesen Gelegenheiten einen vergoldeten Sonnenschirm, mit blauem Mittelteil und dem königlich-hollän- dischen Wappen verziert, sollten nachtragen lassen. Als im zweiten Dezennium des 19. Jahrhunderts die Eng- länder Java beherrschten, wurde John Crawfurd Resident in Djokjakarta (Mitten-Java). Er verbot das Verpachten der Zölle und der Vogelnestklippen an Private, versuchte aber später, die daraus erwachsenden Einkünfte für die englische Regierung zu bekommen, was aber, einmal wieder in den Händen des Sultans, äusserst schwierig schien. Da sich jedoch dieser später un- gebärdig zeigte und sich gegen Raffles erheben wollte, so wurden ihm diese Vorteile wieder weggenommen und er erhielt, an Stelle der Zölle und der Einkünfte aus dem Verkauf der ess- baren Nester, jährlich um 80,000 spanische Matten. Dem Kaiser von Surakarta erging es etwas besser. Der Resident Adams schloss mit ihm einen Vertrag, worin er sich verpflichtete, dem Fürsten, gegen Abtretung der Zoll- und Nester- einnahmen ans englische Gouvernement, einen jährlichen Gehalt von 120,000 Dollars zu bezahlen. Die Salangane [CollocaUa fuclphaga Thunberg) gehört in die Familie der Segler (Cypselkkie), ist also verwandt mit unsern Alpen- und Mauerseglern, den «Spyri». Sie hat etwa die Grösse unserer Uferschwalbe, ist oben schwarz-, unten graubraun ge- färbt. Ihr Verbreitungsgebiet ist ziemlich ausgedehnt, beschränkt sich jedoch auf Südost-Asien, hauptsächlich Ceylon, Hinter- Indien uud die Sunda-Inseln. Die Art des Nestbaues und die Fortpflanzung ist ziemlich gut bekannt. Im Gegensatz zu früher, wo man annahm, dass die Stoffe zu den essbaren Nestern hauptsächlich dem Meere entnommen würden, gilt nun als aus- gemacht, dass der Vogel dazu das Material selbst erzeugt. Zur Brutzeit schwollen nämlich die Speicheldrüsen stark an und liefern ein dickes, zähes Sekret, das mit der Zunge an die Felsen geklebt wird, worauf die darin enthaltene Flüssigkeit bald verdunstet. — 148 — Während die Salangane das ganze Nest aus diesem Speichel aufbaut, kleben ihr nahe verwandte Arten damit allerlei Fremd- körper, wie Grashalme u. dgl. zusammen. Eine Beschreibung der Brutplätze und des Lebens unseres Vogels verdanken wir dem berühmten Javaforscher Junghuhn. Seine Angaben stimmen im allgemeinen überein mit dem, was ich selbst beobachtete und was mir die Javanen erzählten. Ich traf nämlich am Abend meines damaligen Ausfluges im Dorfe Karang Bolong einen javanischen Mantri (Oberaufseher der Salanganenklippen), der fliessend malajisch sprach und mir in freundlicher Weise jede gewünschte Auskunft erteilte. Die Salanganen (javanisch Burung Lawet) legen per Jahr viermal Eier. Hiezu bauen sie jedesmal ein neues Nest. Im Gegensatz zu den Angaben in Brehms « Tierleben » (2. Auflage), wo steht, dass beim Beginne des Einsammelns der Nester die Jungen erst aus der Hälfte derselben ausgeflogen seien und man in der andern Hälfte teils noch unflügge Junge, teils noch Eier finde, sagte mir mein Gewährsmann, dass man dreimal des Jahres die Nester dann hole, wenn in den meisten derselben Eier liegen. Die letztern werden gegessen oder weggeworfen. Einmal per Jahr lässt man die Jungen flügge werden und nimmt die Nester erst nachträglich. Gewöhnlich werden ein bis zwei Eier gelegt. Die ganze Brutzeit soll etwa 50 Tage dauern. Wie viel Zeit dabei auf den Nestbau und die Bebrütung fällt und wie lange die Jungen im Neste bleiben, konnte ich nicht er- fahren. — Auch ausserhalb der Brutzeit verbringen die Vögel die Nacht regelmässig in den Höhlen. Tagsüber fliegen sie in der Umgebung umher und fangen, gleich unsern Schwalben, in der Luft Insekten. Die Sitte der Chinesen, Vogelnester zu essen, gibt Anlass, dass in den Gegenden, wo die Salangane vorkommt, eine eigent- liche Industrie betrieben wird. Ich will hier einschalten, dass uns einmal auf einem amerikanischen Dampfer an der chine- sischen Küste ein Gericht mit < birds nest sauce » vorgesetzt wurde. Letztere hatte das Aussehen und den Geschmack einer etwas faden Blumkohlsauce. Nachdem ich mich in Nagasari mit den Eingebornen, denen die Bewachung der < Vogelklippen » anvertraut ist, bekannt gemacht hatte, begab ich mich unter Führung ihres Vorgesetzten nach der Meeresküste. Etwa 20 Meter über der Flutgrenze, auf einem kleinen Felsvorsprung, steht eine einfache Hütte und bei derselben sassen zwei Javanen. Von dort führt ein schmaler, gefährlicher Pfad dicht dem Absturz entlang bis an eine Bambus- leiter, welche den Weg zu der Höhle bildet, in der sich die Salanganen seit unendlich langer Zeit angesiedelt haben. Die Leiter steht unten auf mächtigen Felsblöcken, die aber bei — 149 — unserer Ankunft noch vom Wasser bedeckt waren. Von der Hütte aus geniesst man einen wundervollen Ausblick auf die See, die sich von hier aus, durch kein Land mehr unterbrochen, bis in die Nähe dos Südpols ausdehnt. Ich musste hier, der Flut wegen, noch längere Zeit verweilen. Nachdem ich etwa zwei Stunden gewartet und mir der Diener etwas Essen gebracht hatte, war das Wasser so weit gesunken, dass wir es wagen konnte q, auf der Leiter zum Meere hinunter zu steigen. Sie steht fast senkrecht und ist oben durch einen Rotanstrang am Felsen befestigt. Der Abstieg ist nicht ungefährlich, namentlich für einen beschuhten Fuss; ein falscher Tritt auf dem schmalen Pfade bringt unwiderruflich den Tod auf dem Fels oder im kochenden Meere. Wenn aber die Javanen im stillen gehofft hatten, ich würde nicht hinuntersteigen, so sahen sie sich getäuscht. Auf dem Blocke, der das Fundament für die Leiter bildet, angelangt, musste ich mich auf ihre Zu- rufe eiligst hinter einen Felsen flüchten, denn eben kam wieder eine mächtige Woge an, die alles überschüttete, uns aber nur die Füsse nässte. In die geheimnisvolle Vogelhöhle zu gelangen, war einstweilen noch unmöglich wegen des zu hohen Wasser- standes und wenn ich heute noch nach dem Dorfe Karang Bolong kommen wollte, so durfte ich nicht mehr allzulange zaudern. So musste ich mich denn begnügen, von meinem un- sichern Standpunkte aus über ein nur wenige Schritte breites, kochendes Meer einen Blick auf den Höhleneingang zu werfen. Derselbe ist etwa drei Meter breit. Die Höhle selbst soll sehr geräumig sein und der Boden wird vorn auch bei Ebbe zum Teil mit Wasser bespühlt. Weiter nach innen ist er von einer hohen Schicht Mist bedeckt, in die man bis an die Knie einsinkt. Die Temperatur dieser Partie ist, wohl infolge des gärenden Mistes, eine sehr hohe. Nur an einer Stelle ist es zur Erntezeit nötig, mit künstlichem Licht zu arbeiten. Von zwei andern Höhlen des Karang Bolonggebirges be- richtet Brehms « Tierleben » folgendes : « Bei der Gedahöhle liegt der Rand der Küstenmauer 25 Meter über dem Spiegel des Meeres zur Ebbezeit und die Mauer biegt sich eingebuchtet nach innen, bildet jedoch in einer Höhe von acht Metern über dem Meere einen Vorsprung, bis wohin die aus Rotan gefertigte Leiter senkrecht vom Rande herabhängt. Diese Leiter besteht aus zwei seitlichen Rotansträngen, welche im Abstände von 50 Zentimetern durch Querhölzer miteinander verbunden sind. Die Decke des Einganges der Höhle liegt dort nur drei Meter über dem Spiegel des Meeres, welches den Boden des Innen- raumes auch zur Ebbezeit in seiner ganzen Ausdehnung bedeckt, während zur Flutzeit die Oeff"nung von jeder herbeirollenden Woge gänzlich geschlossen wird. Die Sammler der Vogelnester — 150 — können daher nur zur Ebbezeit und bei selir stillem, niedrigem Wasser in das Innere des Raumes gelangen. Aber auch dann noch würde dies unmöglich sein, wäre der Felsen am Gewölbe der Höhle nicht von einer Menge von Löchern durchbohrt, zer- nagt und zerfressen. In diesen Löchern und an den hervor- ragenden Zacken hält sich der stärkste und kühnste der Nester- sammler, oder, wie man auf Java sagt, der Nesterpfiücker, welcher zuerst hineinklettert, fest und bindet Rotanstränge an ihnen an, so dass sie von der Decke anderthalb bis zwei Meter herabhängen. An ihrem Ende werden andere, lange Rotanstränge festgeknüpft, welche in einer mehr wagrechten Richtung unter der Decke hinlaufen, deren Unebenheiten auf- und absteigend folgen, sich wie eine hängende Brücke durch die ganze, über 50 Meter breite Höhle hinziehen und im Innern mit der auf- steigenden Decke bis zu acht Metern über den Spiegel des Meeres sich erheben. — Die Daharhöhle ist bei 15 Meter Breite 150 Meter lang. Ihr Eingang liegt nur vier Meter über dem Spiegel des Meeres, welches auch ihren Boden bedeckt, und steigt im Innern bis zu 20 Metern an. » Nachdem ich die Führer beschenkt hatte, verliess ich diesen eigenartig schönen Platz und ging zurück nach Nagasari, be- stieg mein Pferd und ritt nach Karang Bolong. Der Häuptling von Ajah und der Träger verabschiedeten sich hier von mir und brachten das Pferd noch in der gleichen Nacht in ihr heimat- liches Dorf zurück. Der Mantri (Oberaufseher) der Vogelklippen in Karang Bolong empfing mich sehr freundlich und da ich nur malajisch redete, welche Sprache von den Eingebornen nicht so viel Unter- würfigkeit verlangt, wie das Sundanesische oder Javanische, so setzte er sich zu mir auf die Veranda seines Hauses und be- wirtete mich mit Tee. Mein Wagen war noch nicht angekommen, ich hätte deshalb meine Kleider nicht wechseln können ,* der Mantri bot mir zum Gebrauch einen prachtvollen, golddurch- wirkten Sarong und eine feine Kabaja (weite Jacke) und so sassen wir bis spät in die Nacht, zwei inländischen Fürsten gleich. Währenddem erzählte er mir alles, was ich über die Salangane und den ganzen Betrieb wissen wollte. Im Dorfe Karang Bolong steht ein grosses Gebäude, das dem jeweiligen Pächter der Schwalbenklippen als Wohnort dient. Der gegenwärtige Inhaber, ein chinesischer Grosskanfmann von Samarang, kommt allerdings nur während der Ernte der Nester hierher, zur übrigen Zeit stehen die guteingerichteten Wohnhäuser leer und nur die hintern Teile des Hauses sind von dem Mantri und seiner Familie bewohnt. Neben dem Wohn- haus liegt ein langgestrecktes, luftiges Gebäude, die Gudang — 151 — oder das Vorratshaus, in welchem die Nester präpariert und bis zum Versand aufbewahrt werden. Per Monat belaufen sich die Ausgaben für Gehalt der Auf- seher und Kulis auf fl. 331. 50. Bei jedem Nistplatz sind das ganze Jahr hindurch Tag und Nacht zwei Wächter aufgestellt und beim Versandhaus in Ka]-ang Bolong arbeiten oft 15 Tage- löhner. Dem Mantri werden zudem für die Besuche, die er gelegentlich den Felsen abstatten muss, die Reisespesen ver- gütet. Sein Gehalt beträgt monatlich 40 Gulden, ein für Mitten- Java recht hoher Lohn, nebst freier Wohnung. Vor Beginn jeder Nesternte (javanisch Pongot) muss sich der Mantri von dem Zustande der Nester überzeugen und findet er, dass dieselben weit genug fortgeschritten sind, so wird ein Fest veranstaltet, dessen Kosten durchschnittlich fl. 185 be- tragen. Alle Angestellten der Unternehmung, die unter sich eine Art Kaste bilden, mit ihren Angehörigen, sowie die Dörfler von Karang Bolong nehmen daran teil. Der Beginn der Fest- lichkeit fällt stets auf einen Freitag, den mohammedanischen Feiertag. Erst ziehen alle in eine beim Dorfe Karang Bolong gelegene Höhle, die jedoch von den Salanganen nicht bewohnt ist, wo ein Wajangspiel stattfindet. Der Wajang ist eine Theater- vorstellung, ähnlich unsern Kasperletheatern, nur sind die Fi- guren flach, aus Leder geschnitten und die Stücke tragen fast immer einen ernsten Charakter, indem sie Szenen aus der reichen javanischen Mythologie darstellen. Die erste Vorstellung findet mittags statt und am Abend wird nochmals in der Nähe des Vorratshauses «gewajangt». Jedenfalls werden bei einem solchen Feste ein bis di'ei grosse Wasserbüffel, sog. Karbaus, geschlachtet. Das Festleben dauert bis tief in die Nacht hinein; Verkäufer von allerlei Schleckereien haben ihre Stände aufgeschlagen und das Gamelang lässt seine einfachen, harmonischen Weisen er- tönen, w^obei die harmlosen Javanen ihrer Fröhlichkeit nie in ausgelassener Weise Ausdruck geben. Am nächsten Sonntag mittags findet wieder eine Wajang- Vorstellung statt, aber nur mit hölzernen, weniger hübschen Figuren (warum weiss ich nicht), oder es treten Schauspieler mit Masken auf. Abends darf wieder mit den ledernen Wajang- Figuren gespielt werden. Jährlich einmal treten auch Tandak- Mädchen auf. Das Tandak geschieht in der Weise, ^ dass junge Mädchen, von Beruf Tänzerinnen, auftreten und zum Klange der einheimischen Musikinstrumente langsame Drehungen ausführen, wobei sie die Arme, Hände und den Körper anmutig bewegen. Die Männer dürfen nun gegen Bezahlung einiger Cents um das Mädchen herumtanzen. Wahrscheinlich wird ihnen aber dieses ' Vgl. W. Volz, Malayischc Tänze luii Ruwas. — llhistr. Zeitschrift «Die Schweiz», 1903. - 152 — beliebte Vergnügen der verhältnismässig hohen Kosten wegen nicht öfter geboten. Eine Tandakgesellschaft kostet nämlich den Chinesen jedesmal fl. 100. Die Ernte der Nester dauert zirka 14 Tage, da an einigen Plätzen nur zur Ebbezeit gearbeitet werden kann. Die Nester hängen an den senkrechten oder selbst überhängenden Wänden der Höhlen. Mit den Händen werden die untersten, mittelst eiserner Haken die obern abgerissen. Beim Verlassen der Arbeits- plätze werden jedem Kuli die Kleider untersucht. Auch während der Ernte fliegen die Vögel aus und ein. Der Aufseher in Karang Bolong teilte im Jahre 1874 Junghuhn über Einnahmen und Ausgaben folgendes mit : « Die Anzahl der Nester, welche man zu Karang Bolong erntet, beläuft sich auf 500,000 und wenn man diese auf drei Ernten verteilt, so ergibt sich, dass mehr als 30,000 Salanganen in der Höhle von Karang Bolong wohnen müssen. 100 Nester liefern durchschnittlich einen Kati und 100 Katis liefern einen Pikul oder 500 Kilogramm. Solcher Pikuls erntet man jährlich 49 bis 50. Die Chinesen bezahlen für den Pikul Nester 4 — 5000 Gulden oder einen Gulden für 2 bis 2^2 Nester, so dass die jährlichen Einkünfte, abgerechnet 10,000 Gulden Unkosten, un- gefähr 24,000 Gulden betragen». Wenn ich aber die Zahlen nachrechne, so finde ich, dass sich die jährlichen Einkünfte auf 200—250,000 Gulden belaufen und diese Zahlen stimmen auch mit den Angaben, die mir der Aufseher im Jahre 1902 machte, überein. Ein Pikul ist übrigens lange nicht 500 Kilogramm, sondern nur deren 62. Bei Nagasari, dem besten Platze, werden bei jeder Ernte zirka 100,000 Nester gesammelt. Dieselben werden jedesmal durch fünf Männer genau gezählt. Die übrigen 100,000 (um zu der Junghuhnschen Zahl von 500,000 zu kommen) werden wohl in den vier jährlichen Ernten aus den übrigen Höhlen zusammen- gebracht. Wie es sich gegenwärtig mit dem Preis verhält, ist mir nicht bekannt. Früher galten die Nester auf der Reede von Samarang fl. 2. 50 pro Stück. Mit den 24,000 Gulden jährlicher Einkünfte, die Junghuhn angibt, könnte man schon deshalb nicht auskommen, weil die Pachtsun)me ans Gouvernement liöher ist als das. Der Vorgänger des jetzigen Pächters, ein Europäer, bezahlte jährlich 25,000 Gulden Pachtzins und von dem Chinesen sagte man mir, er zahle noch mehr. Brehm (1. Aufl.) erwähnt: «Die Einkünfte von diesen Höhlen betragen im Durchschnitt jährlich 480,000 Gulden». Nachdem die Nester nach Karang Bolong gebr-acht worden sind, reinigt man sie dort; hierauf werden sie am Schatten ge- trocknet, einzelne Stücke zusammengebunden, in Kasten gepackt und unter dem Namen « Sarong Burung » nach Samarang ge- — 153 — sandt. Sind alle Nester zum Versand gepackt, so wird dem ganzen Personal noch ein Selaniataa (Freudenfest) geboten. Ueber die Verwendung der Nester erzählte mir der Mantri noch folgendes: Die meisten werden na^h China versandt und gelten dort als eine grosse Delikatesse. Doch halten sie die Chinesen auch für eine Arznei. Durch ihren Genuss sollen un- fruchtbare Frauen fruchtbar werden; die Schwangern essen sie, um hübsche d. h. möglichst weisse Kinder zu bekommen. Beim Manne sollen sie als Aphrodisiakum wirken. Den Wächtern der Vogelfelsen ist der Verkehr mit 'solchen Personen, welche nicht ihrer Gilde angehören, verboten, d. h. sie dürfen dieselben nicht in das Innere der Höhlen führen. Erst spät in der Nacht trennte ich mich von dem freund- lichen Javanen und va-brachte die Nacht in dem Zimmer des chinesischen Vogelnestpächters. > Der Graue Fliegenschnäpper. Von Karl Gerber, Herzogenbuchsee. Der Graue Fliegenschnäpper kommt als Brutvogel in der Schweiz überall ziemlich häufig vor, in Lagen unter 750 m ü. M. Dieses Jahr 1905 hörte ich die ersten am 2. Mai morgens b^j., Uhr in Herzogenbuchsee; die Männchen machten den Weibchen schon den Hof. Während der Nacht oder am Morgen sind sie angekommen. Am 20. Mai sah ich sie im Spalierbaum am Hause nisten ; sie bauten ein neues Nest und benutz- ten das alte nicht, wie es letztes Jahr geschah. Die Eiab- lage erfolgte jeweilen zwischen 10 und 11 morgens, und zwarj am 31. Mai das erste Ei, am I.Juni das zweite, am 2, Juni das dritte, am 3. Juni das vierte und am 4. Juni das fünfte Ei. Am 16. Juni nachmittags IV2 Uhr waren im Nest 3 Junge und 2 Eier; abends (5 Uhr enthielt das Nest 4 Junge und 1 Ei, ebenso abends 7 Uhr. Am 17. Juni vormittags 8 Uhr war das fünfte Ei noch nicht ausgegangen; mittags 12 Uhr waren 5 Junge im Nest. Am 30. Juni zwischen 8 — 11 Uhr vormittags flogen die Jungen eines nach dem andern weg auf die nächsten Bäume, wo die Alten sie hinlockten. Die Jungen bemerkte ich noch bis zum 3. Juli, nachher sah ich sie einige Tage nicht mehr. Am 13. Juli war die Familie wieder da und die Alten bauten etwa' 2 m vom alten Nest ent- fernt ein neues im Spalierbaum am Hause. Am 26. Juli konnte ich bemerken, dass die Jungen der ersten Brut, obschon sie ein ausgewachsenes Gefieder hatten, von den Alten noch gefüttert — 154 — wurden, trotzdem dieselben für eine zweite Brut in Anspruch genommen waren. Am 29. Juli waren im zweiten Nest wieder 4 Eier; am 30. Juli waren die Eier fort, das Nest aber nicht zerstört; ein Raubtier muss sie in letzter Nacht genommen haben. Die Flie- genschnäpper verschwanden nun, ich sah sie nicht wieder. Am 31. August waren die meisten aus unserer Gegend ab- gereist. Ich sah noch einige bis zum 19. September und die zwei letzten am 7. Oktober, einen bei Hermiswil und einen bei Bollo- dingen. Vom 19. September bis 7. Oktober habe ich keine ge- sehen und auch andere Jahre habe ich nach dem 19, September, keine mehr bemerkt. Bienen werden hie und da von den Fliegenschnäppern weg- geschnappt, doch nicht in dem Masse, dass man die Vögel als schädlich bezeichnen könnte Solange die Schnäpper da waren, hatten wir von den Stechmücken nicht zu leiden; nachher aber erschienen dieselben in grosser Zahl und lechzten begierig nach unserm Blut, bei Tag und bei Nacht; ich wünschte mir die Schnäpper sehnlichst zurück, doch umsonst. Grosser Buntspecht beim Verzehren einer Pflaume. Der Grosse Buntspecht ist von dem Gefertigten vor Jahren bei dem Verzehren von Hirschholunderbeeren auf dem Schlucken- auer Domänengebiete beobachtet worden, und es ist das Ver- zehren von Früchten seitens dieses Vogels nichts neues. Immerhin sind die Fälle, wo solches durch direkte Beob- achtung bestätigt wird, nicht gerade häufig, weshalb ich auch die nachfolgende Beobachtung hier zur Mitteilung bringen möchte. Als der Gefertigte sich heute, am 19. Oktober 1905 mit- tags 12 Uhr in den Hausgarten begeben wollte, hörte er von \\ eitem schon den Ruf des Grossen Buntspechtes, welcher sich in diesem Garten befand. Beim Eintritt in den Garten flog von einem Pflaumenbaume ein Grosser Buntspecht ab und begab sich an einen benachbarten Pflaumenbaum, kletterte bis in die Krone desselben und begann nach einer Pflaume des mit Früch- ten zahlreich beladenen Baumes zu hacken. Ich konnte genau die Schnabeibewegungen des Vogels sehen und ebenso hatte ich die vom Spechte auserkorene, sich fortwährend bewegende Pflaume im Anblicke. Nach längerer Zeit flog der Specht ab, — 155 — nachdem derselbe etwa 80 — 10 Mal nach dieser Frucht ge- hackt hatte. Nun Hess ich mir eine Leiter bringen, um die be- treffende Frucht herabzunehmen, allein beim Anlehnen der Lei- ter fiel mit einigen andern Pflaumen auch die angehackte Pflaume herab. Dieselbe zeigte seitlich eine gi'osse Wunde, ein Teil der Pflaume war so abgehackt, dass er sich aber noch mit der Frucht in Zusammenhang befand. Das teilweise abgetrennte Stück war fast gänzlich des Fleisches beraubt. Von der Schale fehlte gar nichts. Die Schnabelhiebe dieses Spechtes mussten ausserordent- lich zart sein, denn infolge kräftiger Hiebe wäre die überreife Pflaume zu Boden gefallen, noch ehe der Specht sich an deren, Inhalt zu delektieren vermochte. Jedenfalls hatte der Specht in der Behandlung dieser delikaten, teilweise aber überreifen, Pflaumen schon Erfahrungen gesammelt. Liboch (Böhmen), 19. Oktober 1905. Curt Loos. er 'äV JK Vogelschutz. ti Bitte an die Reisenden in Italien. In Heft 9 dieses Jahrganges wird berichtet, dass die iia- Vtem.^che}) Tierschutzvereine in grösstem Umfange eine Flug- schrift gegen die Tierquälerei verbreiten. In Wirklichkeit sind es jedoch die den f sehen Tierschutzvereine, welche durch ihre Beitiäge und geistige Mitarbeit das Hauptverdienst an dieser Tätigkeit tragen. Das Vorgehen hat bereits gute Früchte ge- zeitigt; wenig erfreut sind natürlich die Hotelbesitzer. Ein Schreiben des Vereins der Neapeler Hotelbesitzer schloss neu- lich: «...Indem ich also ein Geschenk von 100 Franken bei- lege, vereinige ich die Wünsche aller Mitglieder dieses Vereins, dass die den Interessen dieser Stadt schädliche Verbreitung, der erwähnten Abbildungen * endgiltig ein Ende nehmen möge. > Allerdings sind es gerade wirtschaftliche Nachteile, durch die man einen Druck auf die italienischen Tierquäler auszuüben sucht. Uebrigens sind die Kosten so erhebliche, dass sie die Kraft eines einzelnen Vereins weit übersteigen. Nur durch den Zu- sammenschluss sehr vieler Tier- und Vogelschutzvereine wurde dieses Vorgehen ermöglicht, seine Leitung ist dem Berliner Tier- schutzverein übertragen worden. Der ,Bund für Vogelschutz' in * Beschlagnahmte Marterwerkzeuge. Zu sehen nebst noch 10,U0U anderen im Tierschutzverein zu Neapel, 2 Via Vittoria. (D. Red.) — 156 — Stuttgart z. B. hat 1905 200 Mark beigesteuert. Es wäre sehr zu wünschen, dass sich auch die sc/urcizeiischev ornithologischen Gesellschaften und Tierschutzvereine an dieser guten Sache be- teiligen Vv'ürden, ihre Vorstände haben sich doch gewiss auch einen weiteren Blick gewahrt. Noch etwas anderes möchte ich den erwähnten schweize- rischen Vereinen ans Herz legen. Die Missstände, welche im Kanton Tessin herrschen, haben von der ganzen Schweizer Presse eine Verurteilung erfahren. Es ist jetzt in Lugano ein neuer Tierschutzverein gegründet worden, der diesen Miss- ständen tatkräftig zu Leibe geht. Da seine Mittel natürlich vorläufig noch sehr gering sind, sollte er von andern ähnlichen Vereinen in der ersten Zeit unterstützt werden durch kleine Beiträge. Bis jetzt geschieht dies jedoch nur von Deutschen. Gecko. Vom Menschen und von den Tieren. * Es fehlte nicht viel und die Vögel würden in meinem Bart nisten wie in den Hüten der Heiligen an Kirchenportalen. Im Grunde genommen ist das der natürliche Zustand und das rechte Verhältnis zwischen dem Menschen und niedrigeren Lebewesen. Wenn der Mensch seinem Ideal entspräche, so würde er von den Tieren freiwillig angebetet werden, heute aber ist er ihr lau- nischer und blutdürstiger Tyrann. Die Legende des heiligen Franz von Assisi ist nicht gar so legendarisch wie man denkt, und es ist nicht ausgemacht, dass die wilden Tiere den Men- schen zuerst angegriffen haben. Aber ich möchte nicht über- treiben und absehen von Raubtieren, Fleischfressern und Raub- vögeln. Es gibt tausende und abertausende von Gattungen, die Frieden halten möchten und mit denen wir Krieg führen bis aufs Messer. Unter allen Tiergattungen der Erde hat unsere Rasse den stärksten Zerstörungstrieb, sie ist die bösartigste und gefährlichste. Zu ihrem Nutzen hat sie sogar das Recht * In Nr. 36 vom Sünntaojs])lcitt des « Bund » hat iJr. Rusa Scha])ire eine Lebensskizze des Genfer Sclirit'tstellers Henri Fröderic Amiel (Professor der Aesthetik nnd Philosophie, gestorben 1881 in Genf) veröffentlieht. Im Anschluss daran bringt Dr. .7. V. Widmann einige Stellen aus Amieis Tage- biiehern, von denen die Verfasserin obgenannter Lebensskizze vor knrzem eine Auswahl im Verlag von R. Piper & Co. in Münehen hat erscheinen lassen. Der Abschnitt aus Amieis Tagebuch «Vom Menschen und von den Tieren » darf auch von den Freunden des Vogelschutzes gelesen werden. (D. Red.) - 157 - des Stärkeren aufgebracht, ein von Gott verliehenes Recht, das ihr Gewissen beruhigt angesichts der Besiegten und Zermalm- ten; alles Lebendige steht ihr ausserhalb des Gesetzes, nur sie selbst nicht. Das ist nichts anderes als ein offensichtlicher, empörender Irrtum, ein heuchlerisches und böswilliges Vor- gehen, das jeder glückliche Usurpator im beschränkten Masse erneuert! Man macht Gott zum Mitschuldigen, um seine eigenen Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen. Jedes geglückte Gemetzel empfängt seine Taufe durch das Te Deum, und die Geistlich- keit hat für jeden siegreichen Skandal Segenssprüche gehabt. Das gilt von Volk zu Volk, von Mensch zu Mensch, weil es be- gonnen hat von Mensch zu Tier. Darin liegt eine heimliche, gerechte Busse. Man zahlt für jedes Verbrechen, und die Sklaverei erneuert die Leiden unter den Menschen, die der Mensch brutal anderen Lebewesen auf- gezwungen hat. Die Theorie trägt Früchte. — Das Recht des Menschen auf das Tier ist zu Ende im Augenblick, wo Gefahr und Nahrungssorgen ausser Spiel sind. Infolgedessen sind Tod- schlag und unnötige Qual Feigheit, ja Verbrechen. Die dem Tiere auferlegte Pflicht, zu dienen, schreibt dem Menschen die Pflicht vor, es zu beschützen und zu pflegen. Mit einem Wort, das Tier hat Rechte auf den Menschen und der Mensch hat Pflichten gegen das Tier. Ohne Frage übertreibt der Buddhis- mus diese Wahrheit, aber das Abendland verkennt sie ganz. Und der Tag wird kommen, wo die Humanität anspruchsvoller, sein wird als heute. Homo homini lupus hat Hobbes gesagt. Eines Tages wird der Mensch menschlich sein gegen den Wolf: homo lupo homo. 55^ Ornithologische Beobachtungen. g ISeobaclituiigsbericlite im September 1905. (Nebst Ergänzungen.) Lerchenfalke (IL). Am 29. August beobachtete ich, wie ein Paar mit zwei Jungen am Dentenberg- Nordabhang Flugspiele aus- übte (J. L.). Am 15. Oktober am Thunersee ein Stück im Jugendkleide tot aufgefunden (D.). 13. Oktober. Im Dalmazi bei Bern einen Baumfalken beobachtet (Pauli). Wanderfalke (12.). In Albligen (Bern) wurde am 2. Juni ein 9 erlegt. Der Hoist desselben befand sich in der Nähe der Grasburg (Bichsel). — Wie mir Ludw. Wälti im Lindental versicherte, soll dieses Jahr an der Geismundfluh wieder ein Junges ausgeflogen sein. Wälti sali am 21. August beim — 158 — Horst noch eines der Alten. — Ich beobachtete am 6. Sep- tember zwei alte und einen jungen Wanderfalken im Dachs- hölzli bei Vechigen, wahrscheinlich beide aus dem Linden- tal (J. L.). Fischadler (17.). Am 6. September beobachtete gegen Abend einen über Sinneringen westwärts ziehenden grossen Raub- vogel (mit ganz weisser Brust, sehr langen, spitz auslau- fenden Flügeln und ganz auffallend kurzem Schwanz), den ich wohl als einen Fischadler ansehen durfte (J. L.). Wespenbussard (25.). Im sogenannten Sägetwalde südöstlich von Gümmenen traf man am 20. August ein Paar Wespenbussarde, deren Horst sich ca. 10 Meter hoch auf einer Tanne befand; die zwei im Neste befindlichen Jungen waren noch lange nicht flügge (verspätete Brut (Bichsel). Uhu (40.) Wie ich erst Ende August hörte, soll im letzten Früh- ling im sogen. Rymisbuchwald zwischen dem Lindental und Lauterbach an mehreren Abenden deutlich der Ruf eines Uhu vernommen worden sein (J. L.). Nachtschwalbe (44.) Am 30. Oktober wurde im Belpmoos ein Ziegenmelker gefunden (Bichsel). Segler und Schwalben (45—49.). Die durch die ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse bedingten z. T. sehr interessanten Be- obachtungsberichte werden wir in einem Spezialartikel zu- sammenfassen (D. Red.). Kukuk (51.). Vor dem obern Hotel auf der Axalp (1500 m) wurde Mitte Juli ein junger Kukuk von Rotkelchen ge- füttert ; nach Aussage des Wirtes wurden dort seit drei Jahren Kukuke von Rotkelchen aufgezogen (Schmid). Star (57.). Dieses Jahr keine aus den Ferien zurückgekehrt — Ausnahmeerscheinung — (Rahnflühberg, 21. Oktober 1905 Chr. H.). Am 15. Oktober noch grössere Gesellschaften am Thunersee, fröhlicher Gesang! (D.) Schwarzspecht (70.). Den Ruf am 28. August im Lindental ge- hört, ebenso am 26. und 28. September im Aeschiholz bei Sinneringen, sowie am 1. Oktober im « Sängeli » (Bantiger- gebiet) und am 11. Oktober auf dem Dentenberg (J. L.). — Am 19. Oktober den ersten gesehen und gehört, bis jetzt nur Wintergast (Chr. H.). Raubwürger (80.). 22. Oktober. Ein Exemplar, öfters rüttelnd wie ein Turmfalk, bei Ortschwaben beobachtet (Aeschbacher). Rotrückiger Würger (83.). Am 15. Oktober am Thunersee bei Gwatt ein junges Exemplar (D.). Grauer Fliegenschnäpper (84.). Seit dem 14. September nicht mehr gesehen (Chr. H.). Schwarzrückiger Fliegenfänger (86). Vom 16. — 23. September ziemlich zahlreich in Vechigen, Sinneringen und Dentenberg — 159 — beobaclitet, alle in der Färbung der Weibchen (J. L.). Am 25. September die letzten gesehen, kurz vor ihrer Abreise bei schönem Wetter noch lebliafter Gesang (Chr. H.). Am 15. Oktober noch einige Junge am Thunersee (D.). Weidenlaubvogel (106.). Bei Bern noch am 22. Oktober bei — ö'* l)o()baclitet (W.). Schwarzköpfige Grasmücke (126.). Am 14. September noch bei Bein anwesend (W,). Singdrossel (132.). Am 7. Oktober auf der Station Klein-Dietwil in der Nälie der Telegraphenleitungen ein Exemplar tot aufge- funden, wahrscheinlich dort verunglückt (F. Christen, Huttwil). Hausrotschwanz (137.). Am 5. September wurde ein cf von einem Knaben einer Katze abgejagt; dasselbe erholte sich nach eintägiger Pflege wieder vollständig (W.). Grauer Steinschmätzer (143.). Am 28. September ein Exemplar bei Sinneringen und am 29. eines bei Ostermuudigen (J. L.). Schwarzkehliger Wiesenschmätzer (147.). Am 15. Oktober noch zwei Stück in einem Gemüseacker am Thunersee (D.). Weisse Bachstelze (148.). Am 1. Oktober abends in Rahnflüh eine Gesellschaft, noch Zugstelzen; seither verschwunden (Ch. Hofstetter). — Sehr zahlreich am 15. Oktober in den Anlagen des Schlosses Schadau am Thunseree (D.). Gebirgsbachstelze (149.). Am 22. Oktober (—6") bei Bern (W). Gelbe Schafstelze (150.). Am 25. und 27. September je 15—20 Stück im Sinneringen-Moos, alles junge (J. L.). Feldlerche (159.). 15. Oktober. Eine Gesellschaft auf einem Stop- ])elfelde bei Dürrenast am Thunersee (D.). Rohrammer (168.). 15. Oktober. Einzelne am Thunersee (D.). Bergfink (178). Am 17. Oktober bei 200 Stück, -meist Junge, auf einem Zug bei Vechigen beobachtet (J. L.). Girlitz (181.). 22. Oktober. Bei — 6° Kälte bei Bern noch an- wesend (W,). Zitronenzeisig (182.). Am gleichen Tage wie 181 beobachtet (W.). Erlenzeisig (183.). Seitdem 23. September haben wir in der Rosegg ununterbrochen kleine Gesellschaften von 6—15 Stück, die sich mit grosser Begierde von den reifen Samen der Thuja occidentalis, welche in unsern Anlagen zahlreich vertreten ist, ernähren. Es handelt sich fast ausschliesslich um junge Exemplare (Dr. G.). Stieglitz (184.). Am 15. Oktober sah ich bei Wangen a. Aare nu'ndestens 200 Distelfinken (Schläfli). Getüpfeltes Sumpfhuhn (239.). Am 15. Oktober im Schlossteiche der Schadau am Thunersee ein Exemplar (W.). Grünfüssiges Teichhuhn (240.) 22. Oktober. In einem kleinen, mit wenig Schilf besetzten Tümpel ein grünfüssiges Teich- huhn, welches bei meiner Ankunft untertaucht und nach — 160 — einer Weile nur den Kopf ganz behutsam ans dem Wasser hervorstreckt; es taucht bei der geringsten Annäherung meinerseits sofort wieder unter und kommt erst ganz an die Oberfläche als es sich nicht mehr beobachtet glaubt (W.). Grosser Brachvogel (242.). Am 20. September wurde ein Exem- plar am Moosseedorfsee erlegt (Bichsel). Waldschnepfe (248). Jäger Stämpfli erlegte am 17. Oktober ein grosses, eulenköpfiges Exemplar im Bantigergebiet (J. L.). Flussuferläufer (258.). 28. August. An der Aare beim Wyler- wäldchen ein Stück (Bichsel). 15. Oktober. 1 Exemplar am Thunersee (D.). Wildgans (spec?). Am 10. Oktober zogen fünf «Schneegänse» in hoher Luft von Ost nach West vom Ostwind begünstigt über Rahnflühberg (Chr. H.). Stockente (287.). 4. Oktober. Im Schwanenteich auf der kleinen Schanze in Bern etwa 100 anwesend (Aeschbacher). Am 9. Oktober die ersten bei Rahnflühberg bemerkt (Chr. H.). Knack- und Krickente (290—291.). Jäger Stämpfli beobachtete am 1. und 2. September beide Arten in der Klein-Höch- stettenau (J. L.). Grosser Säger (308.). 23. September. In der Saane zwischen Laupen und Gümmenen wurde ein junger Gänsesäger 9 er- legt. Da man sonst der Meinung war, dass dieser sonst nördliche Vogel nur in ganz kalten Wintern uns besucht und im Frühling wieder wegzieht, so ist demgemäss anzu- nehmen, dass es mitunter ein Paar gibt, das auch den Sommer bei uns zubringt und zur Brut schreitet (Bichsel.). Lachmöve (346.). Am 15. Okt. drei Exemplare am Thunersee (D.). ^(f Kleinere Mitteilungen. % Auf der Elsternjagd verunglückt. Auf traurige Art verun- glückte am 23. September eiu Knecht in Zweisiunnen. Derselbe wollte mit einer Flinte Elstern schiessen ; durch unglückliches Handhaben der Schusswaife erhielt er die ganze Schrotladung in den Kopf, so dass sein Gesicht schrecklich zugerichtet wurde und der Schwerver- wundete in das Inselspital nach Bern gebracht werden musste. Späte Mauserung. Merkwürdig spät findet heuer vielfach die Mauserung der Vr3gel statt, wie wir z. B. bei Fasauen, Bussarden etc. zu beobachten Gelegenheit hatten. Prof. Dr. Zwiesele. Unnolonhnt? I ^^® geeignete Zeit zum Anbringen VUyuluulllllCi von Nistkasten ist der November. Druck und Administration: Neukomm & Zimmermann, Bern. m Der OrnitDoloaiscDe Beobacbter m T Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Hcrausgegeboii und rcdigriert von CARL DAUT, IJerii (Schweiz) IV. Jahrgang November 1905 Heft 11 Der Herbstzug in Bern im Jahre 1905 unter namentlicher Berücksichtigung der Segler und Schwalben. Von Carl Daut. Die ungewöhnliche Witterung, mit welcher uns dieser Herbst über- raschte, hat auch die Zugverhältnisse merkw^ürdig gestaltet. Ganz be- sonders hat sich dieser Einfluss bei dem Abzüge der Schwalben und Segler bemerkbar gemacht. In der zweiten Hälfte des Septembers waren grössere und kleinere Niederschläge an der Tagesordnung. Der Oktober war meist kühl und überraschte uns noch mit Spätgewittern. Bereits am 20. Oktober trat bis in die Täler des oberen Emmenthals und der Voralpen hinunter Schneefall ein. Für den 1./3. Ok- tober zeigte der Thermometrograph auf der Sternwarte in Bern ein Maximum von -\- 9,6° C und ein Minimum von -|" 5" C. Während der Nacht vom 4./5. Oktober herrschte in Bern ein orkanartiger Sturmwind. Am 5. Oktober schlug der Bitz in das uralte Kirchlein zu Würzbrunnen im bernischen Amtsbezirk Signau und richtete am Turm und am Kirchlein bedeutenden Schaden an. An höher gelegenen Orten z. B. in Appenzell, St. Gallen und Sumiswald trat dann am 9. Oktober Schneefall ein. An dem bekannten Kurort Lenk im bernischen Oberland schneite es während 24 Stunden ununterbrochen, wodurch nament- lich die Obst- und Laubbäume arg beschädigt wurden. Lawinen donnerten zu Tale und Strassen und Wegewaren fast unpassierbar. In Bern fiel der erste Schnee in der Nacht vom 19./2U. Oktober. Als erste Vorposten des beginnenden Herbstzuges zeigten sich am 24. September bei regnerischem Wetter auf dem Spital- acker drei Graue !Steinschniätzer. Am nächsten Tage trieb sich auf einem frisehgepflügten Acker am Viktoriarain eine zahlreiche Gesellschaft dieser hübschen Vögelchen herum. Dieser Acker bot nun während mehreren Wochen ein interessantes Beobachtungs- -- 162 — feld. Neben den Steinschmäl zern, welche ausser einzelnen alten Männchen alles junge Exem])lare waren, und sich dort bis zum 6. Oktober aufhielten, konnte man täglich verschiedene andere Vögel beobachten. Nachstehende Notizen mögen ein ungefähres Bild davon geben. 25. September. Vormittags 11^2 Uhr, starker W.-S.-VV.- Wind: Viele Steinschmätzer bei Hausrotschwämchen und Weissen Bachstelzen, fortwährend zankend, wobei die erstgenannten stets die Angreifer waren. 26. September: Viele Garten- und Hausrotschwänzchen, da- runter schöne cT, mehrere Weisse Bachstelzen und Trauerfliegen- schnäpper, letztere alle junge Vögel, viele Steinschmätzer. Merk- würdigerweise befand sich in ihrer Gesellschaft ein prächtig ge- färbter Wendeltals im Jugendkleide. Derselbe zeigte wenig Scheu, so dass ich deutlich sehen konnte, wie er mit der Zunge Nah- rung (wahrscheinlich Ameisen von der Ackererde aufnahm. 1 . ( )ktober. Steinschmätzer immer noch anwesend, Rotscliwänze ebenfalls, dazu viele lUichfii/ken, meist cJ". 6. Oktober. Noch mehrere Steinschmätzer, sonst nur noch RotscJnvänzchen, worunter zwei alte Haiisrutschaanz-Wüxmchen und ein altes Gartenrotsclnvanz-MÄrmchan. Vom 8. Oktober ab keine Steinschmätzer mehr beobachtet. Am 10. Oktober hielten sich dort viele Buchfinken auf (der Acker war inzwischen angesät worden), dagegen nur noch ver- einzelte liotscliiränzrhen und Bachstelzen. Nach den Steinschmätzern erschien dann der Eotrückige Würger auf dem Zuge. Am 27. September traf ich ein Trüpp- chen von fünf Stück auf dem Spitalacker, welche von drei Stein- schmätzen verfolgt wurden; es waren alles junge Exemplare. In ihrer Nähe befand sich auch eine Dorngrasmücke. Der Wachtelzug begann am 25./26. September. Am 26. und am 27. September erhielt ich je eine lebende Wachtel; dieselben waren während zwei Nächten in ein Schlafzimmer an der Herren- gasse geflogen. Weber berichtet, dass am 28. /29, September starker Wachtelzug war. Elektrisches Licht und Regengüsse bewirkten eine Störung im Zuge, so dass viele Wachtehi zu Fall kamen und gefangen wurden. Weber erhielt drei Stück, wovon emes am gleichen Abend den Zug fortsetzen konnte. Den Beweis, dass auch der heurige Wachtelzug aussergewöhnliche Verspätung hatte, lieferte eine Wachtel, die am 2. Noceniber auf dem Breitenrain tot aufgefunden wurde. Von Mitte Sep- tember an wurden bereits kleinere und grössere Gesellschaften von Distelfinken beobachtet. Weber sah vom 19. bis 23. Sep- tember 5 — 7 Stück, welche sich in seinem Garten an Salatsamen gütlich taten. Am 6. Oktober waren sie in einem Stoppelfelde auf dem Spiialacker in grösserer Anzahl anwesend, ebenso am — 163 — 22. Oktober auf einem Acker beim Bremgaitenwalde bei Bach- stelzen und Grünfinken. Am 20. September zeigten sich auf Erlen im Marzili-Bern kleine Flüge von Eiienzeislgen. In der Nacht vom 27., 28. Sep- tember zogen FeUUevchen über Bern, ebenso L'otkelc/ien. Weber sah, wie letztere durch das elektrische Licht angelockt in die Schattenbäume an der Bundesgasse einfielen und auf Nachtfalter Jagd machten: ein Stück fand er tot am Boden. Eine einzelne Feldlerche bemerkte ich noch am 22. Oktober bei der Papier- mühle. Am 8. Oktober nachmittags 3 Uhr zogen in hoher Luft über den Spitalacker 18 Mäusebussarde. Dieselben kamen von S.-O. her, kreisten einige Zeit fast senkrecht über mir, bunt durcheinander und flo- gen dann, einer nach dem andern in west- nordwest- licher Richtung ab, so dass ich ihre Anzahl mit Leich- tigkeit feststellen konnte. Die ersten Stare kehrten am 19. September aus den Ferien zurück; einen star- ken Schwärm sah ich am 18. Oktober bei der Oster- mundigenallee und am 22. November flog eine grössere Gesellschaft bei nebeligem Wetter über den Breitenrain von N.-W. nach N.-O. Die Seh irarzköpfif/e Gras in ürke beobachtete Weber noch am 14. Oktober, dann am 16. Oktober 6 Kreuzschnäbel, welche über die Stadt flogen. Am 22. Oktober bei — 6° notierte Weber folgende Vögel : Schwalben, Weidenlaub- sänger, Weisse Bachstelze, Gebirgsstelze, Wasserpieper, Hauben- lerche, Wasseramsel, Zaunkönig, Girlitz, Erlen- und Zitronenzeisig, Distelfink Grünspecht. — Am gleichen Tage waren auf dem Viererfeld beim Bremgartenwald noch einige Hausrötel anw^esend. Den ersten Pieper beobachtete ich am 3. Oktober auf dem Spitalacker; ich konnte jedoch die Art nicht feststellen; eben- falls auf dem Spitalacker fand ich am 1. November einen toten Baumpieper, der jedenfalls schon mehrere Tage dort gelegen hattet Der diesjährige Herbstzug der Segler und Schwalben, ergab, wie schon anfangs bemerkt, sehr interessante Resultate. Meeruferläufer, zu Neste gehend. Aus Kcarton, «Tierleben in freier Natur». ' Die Art wurde vini Herrn Prof. Dr. Stiider mit Sielierlieit festgestellt. — 164 — Der Abzug der Mauersegler vollzog sich in den letzten fünf Jahren mit ziemlich genauer Regelmässigkeit innerhalb fünf Tagen und zwar: 1901 am 27. Juli 1902 » 27. » 1903 » 29. > 1904 » 29.— 80. Juli 1905 » 26.-29. » Einzelne verspätete Nachzügler wurden jew^eilen noch bis in den August hinein beobachtet. In diesem Jahre nun scheinen noch grössere Gesellschaften zurückgeblieben oder zugewandert zu sein. Am 28. August wurde mir ein junges Exemplar lebend übergeben und am 9. September flogen über Bern noch einige «Spyri». Dann erschien am 16. September abends gegen 6 Uhr, bei regnerischem Wetter plötzlich wieder ein Schwärm von mindestens 30 Mauerseglern über dem Aaretal, zwischen Kornhaus- und Eisenbahnbrücke. Bis zum 3. Oktober wurden keine Mauersegler mehr gemeldet. An diesem Tage sah Aeschbacher ein einzelnes Exemplar bei einer Schar Mehlschwalben über dem Hirschenpaik und am 9. Oktober traf Weber 15 — 20 Mauersegler auf der Höhe der Reichenbachstrasse bei Bern\ Für die Alpensefßer konnten ebenfalls späte Beobachtungs- daten festgestellt werden. Während der Herbstzug gewöhnlich in den letzten Septembertagen vorbei ist, zeigten sich heuer bis am 19. Oktober immer noch Alpensegler. Am 27. September, vormittags 10^/4 Uhr zogen über den Spitalacker mindestens 30 Stück von S.-W. herkommend in östlicher Richtung; am 3. Oktober sah ich dort 5 Alpensegler und am 8. Oktober bei der Kaserne 6 Exemplare, welche tief über den Häusern kreis- ten. Aeschbacher sah am 2. und 3. Oktober einzelne Alpensegler über der Kornhausbrücke und über der Länggasse, Weber noch am 9. Oktober deren zwei von der Tiefenaustrasse aus. Die letzten Alpensegler wurden beobachtet von mir am 10. Oktober (2 Stück) und von Messerli am 19. Oktober, beide Mal auf dem Spitalacker. Die UferscJnvalbeii wurden von Weber noch am 8. Oktober am Mühlebach im Marzili gesehen. An den Uferschwalben- kolonien bei der Papiermühle und im Worblaufentälchen sollen nach den kalten Tagen zahlreiche tote Schwalben aufgefunden worden sein. Für die Rauch- und Mehlschwalben war der Herbstzug dieses ' Ein mir zugegang-eiier Bericht, dass am 2. November noch mehrere «Mauerschwalben» bei Bern auf einem über die Aare führenden Telephon- draht gesehen worden seien, hat wohl auf die Mehlsehwalben Bezug, da der Mauersegler sich meines Wissens nicht auf Drahtleitungen niederlässt. — 165 — Jahr ein Unglückszug. Der «Katalog der Schweiz. Vögel» gibt für den Abzug dieser beiden Arten folgende Angaben: Rauch- schwalbe « verlässt uns erst mit Eintritt des Spätherbstes, in der zweiten Hälfte September bis Oktober, noch bis im An- fang November werden zuv/eilen Durchzügler beobachtet ...... Sfadtschiralbe : « reist früher ab ». In diesem Jahre zogen bei Bern im September öfters kleinere Flüge von Schwalben vorbei, jedoch nie grössere Schwärme. Den ganzen Oktober hindurch, bis an den letzten Tagen waren sie immer noch zahlreich zu sehen. Während den kritischen Tagen zu Anfang Oktober, litten die Schwalben bittere Not. Vom 1 — 3 Oktober sah Weber hunderte von Schwalben auf Starkstrom- und Telephon-Leitungen, die von Zeit zu Zeit auf Insekten Jagd machten und am Abend abzogen. Am Morgen des 3. Oktober konnte man an Hausgesimsen, Hausdächern, auf Drahtleitungen etc., tausende von Schwalben beobachten, welche dort Schutz suchten oder sich ermattet niederliessen, so z. B. im Mattenhof, an der Nydecklaube, im Altenberg und in der Lorraine. Am Dammweg war ein Haus durch Schwalben buch- stäblich besetzt. Am Dache, an den Fenstern, an jedem kleinsten Vorsprunge hatten sich die Vögel, oft schichtenweise auf ein- ander angeklammert. Auch in offenstehende Zimmer flüchteten sich die durch die Kälte überraschten Tierchen ; ich habe mehrere diesbezügliche Berichte erhalten. Viele starben in Folge von Entkräftung ; aus verschiedenen Stadtteilen wurden mir tote Exemplare überbracht, das Letzte am 27. Oktober. Alle diese waren junge Mehlschwalben. Die letzten Oktobertage schienen endlich das Martins- sömmerchen vorbereiten zu wollen. Am 28. Oktober wölbte sich ein prächtig blauer Himmel über die Bundesstadt. Nach- dem während der vorhergehenden Nacht reichlicher Reif ge- fallen war, zeigte das Thermometer morgens 8 Uhr — 1° C. Der warme Sonnenschein bewirkte im Laufe des Tages eine be- deutende Temperaturerhöhung, so dass man noch abends 5 LThr an der Wettersäule an der Bundesgasse -|- 10° C ablesen konnte. Um diese Zeit kreiste über dem Aaretal bei der Kirchenfeld- brücke und um die Kuppel des Parlamentsgebäudes ein grosser Schwärm von Rauch- und Mehlschicalben. Am 5. November teilte mir eine Dame mit, dass sich am Parlamentsgebäude immer noch Schwalben aufliielten. Aeschbachcr sah an diesem Tage dort wieder ein Stück, ebenso am 11. November. Ferner meldeten: E. Baur, am 15. NovemberV ein Stück über der Kornhausbrücke, E. Hug, am 16. November, 3 Stück auf einem * Am 16. November trat iu Bern wiederum Schneefall ein. - 166 — Fenstergesims an der Brunngasse. Am 21. November Avurden wieder 5 Schwalben über der Kirchenfeldbrücke gesehen. li;iuber sah am 24. November noch 3 Stück über der alten Hochschule. (Scliluss folgt.) Noch etwas vom Grauen Fliegenschnäpper. Von L. Volz, Münsingen. Im Sommer 1905 hatte ein Fliegenschnäpperpärchen sich das niedliche Futterhäuschen, welches ich durch Vermittlung der Redaktion des «0. B.» erhielt,^ als Nistplatz ausersehen. Es baute sein Nestchen jedoch nicht im dazu bestimmten « Hinter- stübchen», zu welchem auf der Seite des Häuschens ein Ein- gang ist, sondern unter dem vorspringenden Dach, auf dem eigentlichen Futterplatz, welcher im Sommer ja nicht benutzt Avird, richtete es sich häuslich ein. Ein schönes, sonniges, un- gefährdetes Plätzchen war's! Eines Abends flog ein Spatz her- bei ; ob er ins Nest wollte, odei ins leere Hintergemach, konnte ich nicht sehen. Es gab gewaltigen Lärm. Die Fliegenschnäpper verfolgten kreischend den Eindringling. Den folgenden Abend versuchte er nochmals sein Glück, aber die mutigen Vögelchen schlugen ihn für immer aus dem Felde! * In einer leeren Blumenlampe, welche von einer Laube herab freischwebend über einer Terrasse hing, hatte ein Fliegenschnäpper- pärchen genistet. Vier bis fünf Meter von dieser Stelle weg be- findet sich der Hühnerhof, umgeben mit Drahtgeflecht, welches von leichten Balken getragen und oben von Querbalken zusammen- gehalten wird. Auf einem dieser Querbalken lag einst ein junges Kätzchen behaglich in der Sonne. Diese Nachbarschaft war dem Vogelpärchen unlieb und es fürchtete wohl einen Ueberfall. Ein solcher wäre aber ni(jht möglich gewesen, denn einen Sprung von solcher Weite auf einen schwebenden Gegenstand hätte auch eine ausgewachsene Katze nicht gewagt. Was tat nun der Fliegenschnäpper? Er flog auf das Kätzchen los und — pick! pick! — versetzte er ihm eins mit seinem spitzen Schnäbelchen. Die kleine Katze zuckte erschreckt zusammen, blieb aber gleich- wohl liegen ; erst nach wiederholten Angriffen des unerschrockenen Vögelchens verliess sie ihr sonniges Plätzchen. ' Selbsttätiges Vogelfutterhäuschen von J. C. Heineinann in Erfurt (s. Abbildung im 0. B. 1903, Heft 50). Aehnliche Futterhäuschen lässt auch der «Bund für Vogelschutz in Stuttgart» herstellen. Sehr pi-aktische Futtertische mit automatisclier Futterablage liefert ferner die Firma Frank Bertschinger in Lenzburg. (Red.) — 167 — g Ornithologische Beobachtungen. g BeobaelituiigsberUrhte im I^^oveiiibea* 11)05. (Nebst Ergänzungen.) Lerchenfalke (11.). Am 18. November einen Baumfalken am Eicliihadi ; wohl den gleichen wiederum am 19. Oktober nach Piepern jagend (S. Käser, Diessbach b. B.). Habicht (15.). Am 26. und 28. Oktober je ein Exemplar bei Vechigen und Bell ; am 6. November ein altes, sehr starkes im Lindental (J. L.). Sperber (16.). Am 25. Oktober verflog sich in Nesselbank ein 9, Spatzen verfolgend, in ein Ofenhaus und konnte dort gefangen und getötet werden (.J. L.). Ein cf fing sich am 14. November im Drahtgeflecht unseres Hühnerhofes, konnte nicht mehr zurück und ist elendiglich umgekommen (A. Moser, Burgdorf). Mäusebussard (27.). Am 17. Oktober mittags fünf Stück mit zwei Baumfalken vorüberziehend ; am 18. Oktober um die gleiche Zeit kreisten 20 Stück hoch über Aarberg (H. M.). Alpensegler (45.) Einen Alpensegler sah ich am 27. Oktober bei Wattenwil kreisen (K. Gerber, Geometer, Herzogenbuchsee). Rauchschwalbe (47.). Drei Stück am 31. Oktober abends um das Städtchen herumfliegend, am 1. November abgezogen (H.M.). Mehlschwalbe (48.). Lange auf dem Zug hier stationierend (ein- zeln in Ställen) (H. M.). Am 25, Oktober noch einige bei Wattenwil; am 2. November tauchte wieder ein Schwärm von 50 Stück ebendaselbst auf, vereint mit Rauchschwalben (Karl Gerber, Geometer, Herzogenbuchsee). Kukuk (51.). Am 15. Oktober ein Stück am Hagneckkanal, wahr- scheinlich identisch mit dem früher gemeldeten (H. M.). Star (57.). Am 81. Oktober morgens grosser Schwärm vom Bieler- see her ostwärts über das Städtchen fliegend (H. M.). Nebelkrähe (63.). Am 20., 25. und 26. Oktober je eine in Sinne- riiigen, Vechigen und im Lindental (wohl die nämliche. Hed.) (J. L.). — Am 26. November zwei Stück in Gesellschaft mit Krähen auf einem Felde am Bremgartenwald bei Bern (D.), Saatkrähe (64.) Am 31. Oktober grosser Schwärm bei Aarberg (H. M.). Elster (65.). Am 4. Oktober zahlreich bei Lyss (H. M.). Schwarzspecht (70.). Am 27. Oktober auf etwa 50 m. mehrere Minuten lang ein starkes J' im vorderen Lindental beobachtet (.J. L.). — Ein einzelner, sehr schöner Schwarzspecht be- wohnt seit zwei Jahren unausgesetzt den bewaldeten Hügel — 168 — zwischen Büren und Dotzigen nebst den umliegenden Wäl- dern (S. Käser). Grosser Buntspecht (71.)- Am 4. November ein prächtiges Exem- plai- auf dem Dentenberg (J, L.). Kleiner Buntspecht (73). Jäger Stämpfli beobachtete am 22. Ok- tober einen Zug von ca. 12 Stück im Bantigergebiet süd- wärts ziehend (J. L.). Raubwürger (80). Vom 24. Oktober bis 4. November hielt sich beständig einer bei Sinneringen auf (J. L.). Grünfüssige Teichhiihner (Gallinulei chloropus, Liun.), auf dem Eise. Aus Kcarion, «Tierleben in freier Natur». Bachamsel (92.). 12. Oktober ein Stück an der Aare bei Aar- berg (H. M.) — Diesen früher bei Huttwil seltenen Vogel sehe ich nun fast alle Tage (F. Christen). — Am 26. Nov. zwei Exemplare beisammen auf einem Stein im Aarebett untenher der Neubrücke (D.). Schwanzmeise (99.). Am 26. Oktober bei Boll 10 Stück auf dem Zug beobachtet (J. L.). — Am 25. November zwei starke Meisenzüge mit vielen Schwanzmeisen beim Studerstein und im Bremgartenwald unterhalb des Glasbrunnens (D.). Schwarzköpf ige Grasmücke (126.). Viele Schwarzköpfe noch nach Mitte Oktober bei Ölten (G.v.B.). Wachholderdrossel (130.). Mit dem ersten Schnee am 18. Nov. sind die ersten Wachholderdrosseln eingerürkt. Ein Flug von 15—20 Stück hielt sich auf einer nahen Wässermatte auf; am 19. früh befand sich die ganze Gesellschaft in meiner Hofstatt (S. Kä«er, Diessbach b. B.). — 169 — Misteldrossel (131.). Am 10. Oktober ein Stück im Aaregrien singend (H. M.). Wiesenpieper (153.). Am 20. Oktober bei 30 Stück im Sinne- ringenmoos (J. L.). Haubenlerche (157.). Auf der Strasse von Huttwil nacli Kohr- bacli eine futtersuchende Haubenlerche, jedenfalls auf der Durchreise. In hiesiger Gegend sehr selten (Fr. Christen). Feldlerche (159.). Am 30. Oktober und noch einige Tage nach- her sehr zahlreich auf dem Sinneringenmoos (J. L.) Erlenzeisig (183). 8. Nov. Diesen Morgen überbrachte mir ein Weichenwärter einen Zeisig, den er unter einer Telegraphen- leitung am Boden herumflatternd gefunden hatte. Der Vogel war an einem Flügel und einem Bein verletzt. Ich übergab das arme Tierchen, das an der Stirn noch eine alte Wunde hatte, einem bewährten Vogelfreunde ; trotz sorgfältigster Pflege starb es am dritten Tage (Fr. Christen). Auerhahn (198.). Jäger Stämpfli beobachtete am 15. November am Bantiger einen starken Hahn, welcher von einer Tanne abflog; auch vernahm ich, dass im Wuhlwald bei Utzigen Hühner gesehen wurden (J. L.). Klbitz (219.). Am 18. November hielten sich zwei Stück nahe bei meinem Hause auf (S. Käser, Diessbach b. B.). Zwergreiher (232.). Am 21. Oktober ein junges Exemplar an der alten Aare (H. M.). Grosser Brachvogel (242.). Am 24. Oktober erhielt ich zwei Brachvögel aus der Gegend von Witzwil (S. Käser.). Waldschnepfe (248.). Am 18. November wurde im Bürenberg und am 22. im«Eichi» eine etwas verspätete Waldschnepfe hochgemacht (S. Käser). Wildgans. Am 18. November, abends gegen 5 Uhr, flogen 53 «Schneegänse» über das Kirchenfeld-Bern von W. nach 0. Sie bildeten zu 50 einen grossen Kreisbogen, drei flogen in der Mitte voran (Arnold Friederich). Tafelente (296.). Jäger Stämpfli erlegte am 20. Oktober ein junges J im Vechigenmoos (J. L.). Grosssr Säger (308.). Am 12. Oktober sieben Stück an der alten Aare (hier erbrütet ?) (H. M.). Rothalsiger Steissfuss (315.). Jäger Stämpfli erhielt am 6. Nov. einen noch jungen giaukehligen Lappentaucher lebend, der im Mnrtensee gefangen wurde (J. L.). Zwergsteissfuss (318.). Am 19. November auf der Aare im Mar- zili zwei Exemplare (D.). Lachmöve (347.). Am 15. November hielten sich auf der Aare im Rabbentha] zwischen Kornhaus- und Eisenbahnbrücke in Bern einige Zeit ca. 20 Lachmöven auf (Poyet). — 170 - Kleinere Mitteilungen. ■— '•*'•^•^■^•^•^•^•^■<^•^•^■^■^•^■^•^•^•^•<»■'l»■v.•■v■^•■^•■vT~^•^^^^•^^^^^^^^■»•• Naturfo^schen(Ie Gesellseliaft Bern. In der Sitzung vom 4. November 1905 liielt Herr Dr. Heller P. D. einen lehrreichen Vor- trag über die neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Hundswut. Diese Krankheit zeigt sich in etv^as veränderter Form auch bei den Vögeln. Merkwürdigerweise tritt hier in den meisten Fällen Heilung ein, während die Tollwut bei den Hunden stets tötlichen Ausgang hat ; auch bei den Menschen ist die Mortalität sehr gross, nnmlich 90 '^/o. Herr Apotheker Daut machte einige Mitteilungen über den dies- jährigen Herbstzug der Vögel, E. MautfliHÜve i,ijaruö aiaiiiius Liiiiii.i Aus Kearton, ^ Tierlcben in freier Natur Schwalbeng'eschwiiidig'keit. Ein interessanter Versuch ist kürzlich von einem Antwerpener gemacht worden. Er ling eine Schwalbe, die unter dem Dacli seines Hauses nistete, malte ihr mit - 171 — Farbe ein Zeichen auf die Flü{?el und übergab sie dem Manne, der 25() Körbe Brieftauben der ,,Federation Colombopliile" nach Coin- piegne beg'leitete. In Comiiirii-ue wurde die Schwalbe am nächsten Morgen um 7 Uhr 15 Minuten, genau zu derselben Zeit wie die Tauben, freigelassen und nahm, geschwind wie der Blitz, die Ricli- tung nacli Norden, während die Tauben zuerst planlos umherirrten und die Richtung' nur schwer finden konnten. Um 8 Ulir 23 Minuten traf die Scliwalbe in Antwerpen ein und suchte sofort ihr Nest auf. Die ersten Tauben dagegen erreichten ihren Sclilaji; erst ge^^en 11 Uhr 30 Minuten. Die Schwalbe hatte die 235 Kilometer in 1 Stunde 8 Minuten zurückgelegt, also mit der kolossalen Geschwindigkeit von 3456 Meter in der Minute. Die Tauben brachten es nur auf eine Geschwindigkeit von 922 Meter in der Minute. Steinadler (Aquila chrysaetus L ). Am 29. September 1905 schoss der Sohn von Oberförster Maisch in Besigheim (Württemberg) ein altes Steinadlerweibchen. Der fast durchaus dunkelbraun gefärbte Vogel hat eine hellbraune Haube und einen halbweissen Stoss. Seine Spannweite beträgt 2,25 m, der Körperumfang hinter den Flügel- armen 64 cm. Vom Schnabel bis zur Sehwanzspitze hat das Tier eine Länge von 1,05 m ; die längste Handschwinge ist 92 cm, die längste Stossfeder 43 cm lang. Der Oberschnabel misst von der Nase bis zur Spitze 7 cm, die Hinterkralle der Fänge ebenfalls 7 cm, die innere Vorderkralle 6 cm, die äussere 5 cm. Im Magen des Vogels fand sich ein Fasan und ein Hase vor. Prof. Dr. Zwiesele. "1 "VogelsGib-iatz. f* Wenn die Schwalben heimwärts ziehn ! Der Mensch gieiCt heutzutage mit Erfolg zu Gunsten der Vogelwelt ein und zwar mit Mitteln, die früher als der Gipfel einer sentimentalen Verschrobenheit gegolten hätten. Oder hätte man den nicht für verrückt erklärt, der z. B. den Schwalben in der Weise «unter die Flügel greift», dass er die unfähigen Flieger mit dem Schnellzug nach Italien befördert II Und doch ist dies — und zwar in gro.ssem Ma.^sstabe — versucht worden. Durch den heissen Sommer und den darauf folgenden plötz- lichen Umschlag sind ja heuer die Schwalben in empfindlichster — 172 — Weise betroffen worden. Das andauernd nasse Wetter hat ihnen ihre Nahrung entzogen, und sie konnten eine zweite Brut nur ganz ungenügend auffüttern. Merkwürdigerweise sind diese Er- scheinungen weit weniger von ornithologischen oder etwa Tier- schutz-Zeitschriften besprochen worden, als von der Tagespresse. Insbesondere war es die «Frankfurter Zeitung», in der die Natur- freunde von Anfang an diese schlimme Entwicklung der Dinge mit Anteilnahme verfolgten. Der Mangel an Nahrung war nun dieses Jahr so stark, dass einer Menge Schwalben die Kraft fehlte, den sonnigen Süden zu erreichen; zu Tausenden fielen die ermatteten Tiere in den Alpen nieder. Der Ornithologischen Ge-^ellschaft in Luzern gebührt offenbar das Verdienst, zuerst in grösserem Massstabe die Rettung versucht zu haben. Dieselbe Hess mehrere hundert Schwalben sammeln und schickte sie mit dem Nachtschnellzuge nach Italien, wo die Bedingungen für ihr Fortkommen wieder ungemein erleichtert waren. Dieser Versuch glückte sehr gut und fand auch in Deutschland grosse Beachtung. Denn dort hatte ein ausserordentlich grosser Rest Schwalben überhaupt auf den Versuch verzichten müssen, nach dem Süden zu ziehen, und war so dem langsamen Hungertode geweiht. Der Gedanke, einen Ausweg durch einen Versandt mit der Bahn zu versuchen, wurde daher mit Freude aufgegriffen. Wie erschöpft die Schwalben zum Teil bereits waren, zeigte sich z. B. darin, dass eine der beim «Bund für Vogelschutz in Stuttgart» abge- lieferten nachts beim Aufdecken des Bettes in diesem vorge- funden worden war ! Man wird nun wohl den Einwand hören müssen, dass das moderne Verkehrsmittel wohl eine grössere Anzahl von Individuen gerettet haben möge, dass diese Mass- regel jedoch für die Erhaltung der Schwalben als Ganzes keinen nennenswerten Nutzen gebracht habe. L h glaube jedoch, dass dem nicht so ist, denn die Gelegenheit di s Bahnversandts wurde von sehr vielen Seiten benützt; in Luxembuig hat sogar die Bahn allen Stationsverwaltungen vorgeschrieben, Sendungen von Schwalben frachtfrei nach Italien zu befördern. Ganz besondere Verdienste hat sich Kunstgärtner Veiten in Speyer erworben, der allein über tausendfünfhundert Schwalben auf diese Art ge- rettet hat. So ist doch wohl die Ansicht berechtigt, dass es gelungen ist, einen nicht unbeträchtlichen Prozentsatz von den dem Tode Geweihten dem unerbittlichen Schicksal noch abzujagen, und da ohnehin überall die Abnahme der Schwalben beklagt wird, so verdient dieses merkwürdige Vorgehen grosse Anerkennung vom Standpunkt des Vogelschutzes aus. Gecko. — 173 — Der Heimatschutz und die Tierwelt. In einer Versammlung zu Hannover hielt der Schriftsteller Hermann Jöm^ einen bedeutsamen Vortrag über Heimatschutz und Tierwelt, der auch für schweizerische Verhältnisse Interesse hat. Her Jons führte aus: Die Heimatschutzbewegung hat nicht nur Einzelheiten der heimatlichen Landschaft, sondern die ge- samte Heimatslandschaft, das ganze heimatliche Milieu zu schützen. Dazu gehört auch die Tierwelt, die mit dem Gemütsleben des Volkes durch viele feine Fäden verknüpft ist. Eine Verarmung der Tierwelt zieht eine Verarmung der Volksseele nach sich. Sodann ist der wissenschaftliche Wert der Tierwelt so bedeu- tend, dass schon aus diesem Grunde die völlige Ausrottung selbst schädlicher Arten vermieden werden muss. Schliesslich ist kein Tier absolut nützlich oder schädlich, sondern jedes Tier hat eine für den Mensehen nicht immer klar erkennbare wichtige Stelle im Haushalte der Natur. Die Säugetiere kommen bei den Heimat- schutzbestrebungen nicht sehr viel in Betracht, da sie einmal meist sehr versteckt leben, also von geringem dekorativ-ästhe- tischem Werte für die Allgemeinheit sind, dann aber auch trotz aller Nachstellungen sich leichter erhalten können, als die weniger versteckt lebenden Vögel. Immerhin ist die einseitige Raubzeug- ausrottung, im Interesse der Jagd, eine Versündigung gegenüber den wichtigeren Interessen der Land- und Forstwirtschaft. Von grösserem Wert für die Allgemeinheit ist die Erhaltung der Vof/elwdf. Es sind nicht nur die nützlichen Vögel und die Sänger, sondern alle hübschen und interessanten Arten zu schützen, selbst solche, die hier und da einmal, wie Storch und Würger, sich an Wild oder Ivleinvögeln vergreifen, denn ihr Nutzen überwiegt ihren Schaden. Unbedingt geschützt müssen die Bussarde werden, die fast nur von Mäusen leben; ein bedingter Schutz ist auch den Gabelweihen, Schreiadlern, Schwarzstörchen trotz ihrer Räu- bereien zuzubilligen. Ein Verbot der Pfahleisen, in denen un- zählige Eulen, Turmfalken und Bussarde in barbarischer Weise getötet würden, sei notwendig, ebenso gesetzlicher Schutz für die schon fast ganz ausgerottete Mandelkrähe und den Kranich, zwei völlig harmlose und sehr dekorative Vögel. Selbst schlimme Räuber, wie Wanderfalk und Hühnerhabicht, sind nicht ganz zu vertilgen, weil sie im Stande sind, der zu grossen \'erbreitung gewisser Tiere, die viel Schaden bringen können, wie Krähe, Häher und Eichkatze, zu verhindern. Sehr viel zur Verarmung unserer Vogelvvelt tragen manche Jäger bei, die jeden soge- nannten liaubvogel herunterschiessen. Nichts ist so gering, als dass es iiicht auf das Volksgemüt wirkt. Völker mit zerstörtem Naturempfinden, wie die Italiener und Spanier, gehen zu Grunde; Völker mit starkem Natur- — 174 — empfinden, wie die Germanen, Slaven und Japaner, sind von unbegrenzter Regenerationskraft. Eine Vei'ödung der Natur bringt eine Verödung der Volksseele, eine Schwäcliung der Volkskraft mit sich. Darum muss jeder, der seinem Volke ein langes Leben wünscht, darauf hinarbeiten, dass die Landschaft in allen ihren grossen und kleinen Reizen, wozu nicht zum geringsten Teil die Tierwelt, besonders die Vogelwelt gehört, erhalten bleibt, (Bund.) O? VOM BÜCHERTISCH, i^ Tierleben in freier Natur. Photographisclie Auf- ualiiuen frei lebender Tiere, von Cherry nnd Richard Keartoti. Text von Eichard Kearton. Uebersetzt von Hugo Müller. Halle a. 8. IdOb. Druck und Verlag' von Willlehn Knapp. J uiiKO Waldohreule (Asio otns, Liiin.) Aus Kearton, «Tierleben in freier Natura. «Das Keartonsche Werk zog mich zunächst durch seine grossartigenphotographischen Aufnahmen an. Die Abbil- dungen an sich, sowie die Art ilirer Herstellung und die Schilderung der mannigfachen Hindernisse, welche beim Auf- nehmen höchst beweglicher, frei lebender Tiere zu überwinden waren, schienen mir so interessant, dass ich bescliloss, das Werk ins Deutsche zu übertragen.» — 175 - Mit diesen Worten beginnt der üebersetzer die Vorrede zu ob- genanntem Werke und unsere Ornithologen dürfen ihm wirklicii Dank wissen, dass er sicli dieser Mühe unterzogen hat. Das Keartonsche Werk dürfte dazu bestimmt sein, auf dem Gebiete der Tierillustration eine epochemachende Aendei-uns: hervor- zurufen. Wenn wir die der Einleitung; beigegebenen Abbildungen vom Rotkehlchen betrachten, so wird uns klar, welche Fortschritte in Bezug auf Naturwahrheit der Yogelbilder wir den neuesten Errungen- schaften der Photographie zu verdanken haben. Der Verfasser hat sicli zwei Lebensaufgaben gestellt: erstlich seine Mitmenschen „auf neuen und unblutigen Wegen für das Studium des Lebens der freien Tiere der Heimat zu erwärmen » und zweitens die frei lebenden Tiere, und zwar vorab die Vögel, in ihren intimsten Lebensgewolmheiten zu belausclien. «Besonders — sagt der Verfasser — erfreute mich die Versicherung, dass Knaben ihr Blasrohr und ihre Sammelbüclise beiseite stellten, um zum Feldstecher und zur Camera zu greifen, kurz, die blosse Räuberei aufgaben und zu beobachten und zu denken anfingen. » Da es dem Verfasser daran gelegen war, die Vögel aus nächster Nähe zu beobachten und auf die Platte zu fixieren, so mussten sämt- liche Aufnahmen ohne Zuhilfenahme von Teleansätzen gemacht werden. Mit wie grossen Schwierigkelten diese Arbeit verbunden war, sagt uns der Verfasser selbst : « 1. Nimm die Camera und gebrauche sie, während du vollständig frei auf einem Felsenriff stehst, welches nicht breiter als der Sitz eines gewöhnlichen Stuhles ist, einen Abgrund von 200 m. Tiefe direkt zu deinen Füssen. 2. Knie in ein und derselben Stellung eine halbe Stunde und blicke durch das Schlüsselloch einer Tür, vervielfältige die Zeit und die Mühe mit elf und denke dir vollständige Enttäu- schung hinzu, so wirst du eine Vorstellung davon bekommen, wie es meinem Bruder und mir sehr oft während der letzten Jahre ergangen ist. » Um äusserst scheue Vögel, wie z. B. den grossen Brachvogel, zu photographieren, verwendete der Verfasser nebst einer Unmasse von Geduld auch Täuschungsmittel. Ein künstlich präparierter Ochse, ein Schaf, nachgemachte Felsstücke, durch Schilfrohrhüllen unsichtbar gemachte Kähne u. dgl., fanden je nach der Gegend, in welcher die Vögel angeschlichen werden sollten, Verwendung. « Ueberzeugt, dass das Gesicht eines Menschen fast ebenso Furcht und Abscheu erregend wirkt, wenn es in die Nähe eines wilden X'ogels kommt, wie das einer Katze», verfertigte sich der Verfasser eine Maske aus einem alten Eschenstrunk. Auf diese Weise gelang es den Brüdern Kearton, viele höchst interessante Beobachtungen festzustellen. Hievou eines der vielen Beispiele : Ein Rotkehlchen, das sein Nest in der Nähe des Brutplatzes einer Drossel hatte, fütterte in Abwesenheit der Drosselmutter die — 176 — jungen Drosseln, nachdem sein übersättigtes brütendes Weibchen das Futter nicht mehr annehmen wollte. An Stelle der Eier wurden den Eotkehlchen die jungen Drosseln ins Nest gelegt. Als die Köpfe der Wechselbälge mit weit aufgesperrten Mäulern aus dem Neste hervor- schossen, kriegte das ahnungslose Rotkehlchen einen gewaltigen Schreck, setzte sich aber später, als die Drosseln ruhig im Neste lagen, auf dieselben, als ob dies ganz selbstverständlich wäre. Nachdem dann die Drosseln ihre Jungen und die Eotkehlchen ihre Eier wieder ein- halten hatten, gewöhnten sie sich schnell wieder an die alte Ordnung. Diese und älmliche Versuche zeigten, dass die Schmarotzerpraxis unseres Kukuks ausserordentlich leicht ausführbar ist. Brütende Austerntischer, Kibitze, Sandregenpfeifer, Sturmmöven konnte der Verfasser unter Anwendung aller möglichen Täuschungs- mittel in die Camera hineinzaubern. Viel zu schaffen machten ihm ein Kibitz und ein Merlinfalk. Bei diesen konnte der Zweck erst erreicht werden mit Hülfe eines Begleiters, welcher dann von dem Verstecke wegging. Durch diese List wurden die Vögel getäuscht und setzten sich wieder auf ihre Eier. Durch bilderreiche, lebenswahre Schilderungen mit entsprechenden Abbildungen weiss der Verfasser den Leser von Anfang bis zu Ende zu fesseln; jede Zeile verrät den begeisterten Naturfi-eund. Es ist uns oft, als ob wir seine Wanderungen selbst mitgemacht hätten. Ein eigenes Kapitel ist dem Vogelleben im Winter gewidmet. «Winters- nöte. Wie das getiederte Volk während der rauhen Jahreszeit lebt», ist dasselbe betitelt. « Um vollständig die Schwierigkeiten zu be- greifen, die den Vögeln das Herbeischaffen der Nahrung im Dezem- ber, Januar und Februar macht, habe ich mich soweit als möglich körperlich und geistig in die Lage eines ausgehungerten Vogels ver- setzt und bin an einem frostigen Wintertage in die Wälder gegangen, um Futter zu suchen », schreibt der Verfasser. Auf Händen und Füssen durch gemischtes Unterholz kriechend, kehrte er jedes Blättchen, eines nach dem andern, um und fand bei dieser Nachforschung auf einer Fläche von 2 qm. einen kleinen Wurm, eine Eichel, eine gesunde Haselnuss und eine kleine Schnecke. — Als ausserordentliches Glück erachtet es der Verfasser, dass die Menschen nicht den gleichen Appetit wie die Eotkehlchen entwickeln, sonst müsste ein gesunder, mit einem Eotkehlchenappetit ausgerüsteter Mann jeden Tag einen Schubkarren voll Würste verzehren ! Wir können natürlich nicht alle in dem Buche enthaltenen Ge- heimnisse unserer Vögel verraten und empfehlen das Keartonsche Werk allen Naturfreunden zum Studium aufs wärmste ! (D.) Nachdruck von Original-Arbeiten nur mit genauer Quellenangabe und Ein- willigung des Verfassers gestattet. Für den Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser in erster Linie selbst verantwortlich. Druck und Administration: Neukomm & Zimmermann, Bern. •s?. Der OrnitboloaiscDe BcobacDler " Monatsberichte für Vogelkunde und Vogelschutz Herausgregeben und redig'icrt von CARL DAÜT, Bern (Schweiz) IV. Jahrgang Dezember 1905 Heft 12 Paul Leverkühn -^ Am 11. Dezember erhielten wir aus Sophia die Nachricht, dass Hofrat Dr. Paul Leverkühn, der Privatsekretär des Fürsten von Bulgarien, welcher seinem Landesherrn namentlich als Organisator der zoologischen Sammlungen vortreffliche Dienste leistete, gestorben ist. Der Verstorbene, von Geburt Hannoveraner, studierte zuerst Medizin und war auch eine Zeit lang als praktischer Arzt tätig; in seinen Mussestunden widmete er sich mit Eifer der Ornithologie. Im schönsten Mannesalter von 39 Jahren hat eine Lungenentzündung den schaffensfreudigen Ornitho- logen am 5. Dezember dahingerafft. Von seinen verschiedenen ornithologischen Schriften er- wähnen wir hier seine letzte uns bekannte grössere Arbeit: Biographie über die drei Naumanns-, die wir seinerzeit im < Ornithologischen Beobachter» eingehend besprochen haben. Auf dem Gebiete der historischen Ornithologie hat Leverkühn ganz Hervorragendes geleistet. Durch eine wenig schmeichelhafte Kritik der ornitho- logischen Sammlung des Berner naturhistorischen Museums, welche er in seiner kleinen Broschüre: ' Ein Flug durch die Schweiz» im Jahre 1899 veröffentlichte, hatte der Verstorbene den schweizerischen Ornithologen keine grosse Freude be- reitet. In späteren Jahren jedoch hat er durch sein Wohlwollen und Interesse, das er namentlich unserer vaterländischen orni- thologischen Literatur entgegenbrachte, den kleinen, wohl im Uebereifer der Jugend begangenen Fehler mehr als wieder gut gemacht. Sein Name wird in der Schweiz stets in gutem Andenken bleiben ! (D.) — 178 — Der Herbstzug in Bern im Jahre 1905 unter namentlicher Berücksichtigung der Segler und Schwalben. Von Carl Daut. (Schliiss.) Aus der Umgegend von Bern beobachtete J. Luginbülil in Sinneringen über 200 Stadtsc/uralben auf Drähten, am 3. Okt. waren in Stettlen noch ganz junge Exemplare anwesend. Bis zum 12. Oktober zeigten sich noch zahlreiche Mehlschwalben in der Gegend; die letzte sah Luginbühl am 16. Oktober, In München- buchsee bei Bern flogen zahlreiche Schwalben in einen Kuhstall,^ wo sie auf Insekten Jagd machten und die Nacht zubrachten. Auch aus der übrigen Schweiz und aus dem Ausland ver- nahm man interessante Berichte über den verspäteten Herbst- zug der Schwalben, leider aber auch Nachrichten von massen- haftem Hinsterben der armen Tierchen, Um ein möglichst über- sichtliches Bild zu erhalten, will ich auch diese Gebiete mit in Betracht ziehen. Vom 9. bis 12. Oktober war die Temperatur in ganz Mittel- europa sehr niedrig und es schien, als ob an diesen Tagen der Rest der zurückgebliebenen Schwalben vernichtet werden sollte. Ueber einen zum Sterben gekommenen Schwalbenschwarm brachte der « Tagesanzeiger für Stadt und Kanton Zürich » einen Bericht, dem ich folgendes entnehme: « Hunderte von Schwalben, wahrscheinlich vom hohen Nor- den kommend, fielen am 9. Okt. in Zürich, insbesondere an den Seequais und an der Limmat ermattet nieder, um hier ihren Tod zu finden. Viele mögen auch im Wasser selbst geendet haben, wenigstens wurde eine ganze Anzahl der kleinen niedlichen Tier- chen, welche nahe am Ufer um ihr Leben kämpften, von Pas- santen dem nassen Element entrissen. Allerdings blieben die Geretteten dadurch auch nicht dem Leben erhalten; sie starben zum grössten Teil schon nach wenigen Minuten. Zum Ueberfluss fiel ein starker Kiesel auf die armen Geschöpf chen nieder und brachte unsagbare Verwirrung unter sie. Flatternd bis in die Nacht hinein, suchten die lieben Gäste einen Schlupfwinkel zu erreichen, doch fast umsonst. Die sonst so praktischen Dach- balken waren verschalt und boten keinen Platz. Wir öffneten die Fenster und brauchten nur die Hand hinauszuhalten, so stürzten sich die kleinen Gäste heran. So retteten wir so viel wir konnten. Leider reichte diese Hülfe lange nicht aus, ganze Zapfen bildeten sich an den Fenster- und Mauergesimsen und viele stürzten er- müdet kopfüber tot zu Boden, ein trauriger Anblick. Am andern Morgen bedeckte im Freien eine Menge dieser netten Geschöpf- chen den Boden und das Dach, Unsere Geretteten blieben — 179 — jedoch erhalten. Auf den Finger gesetzt und ans Fenster ge- halten, flogen sie fort. Eine jedoch, die ich vom Sturze auf- gehoben, entschloss sich nicht zum Fliegen, wir gestatteten dem Vögelchen gerne noch weitere Herberge, bis es nach 2 Stunden sich zum Fluge erhob. Noch den ganzen Tag suchten und er- hielten solche Tierchen Unterkunft, im Freien dagegen starben sie massenhaft. Nahrungsmangel und Obdachlosigkeit durch die modern verkleideten Dächer haben die Tierchen umgebracht. » In Luzern fand man am 12. Oktober ebenfalls grosse Mengen toter Schwalben; in Schüpfheim wurden von Schul- mädchen ganze Schürzen voll verhungerter Schwalben ge- sammelt. In Bayern und Württemberg sind viele Schwalben der vor- zeitigen Kälte erlegen. Apotheker Volz aus Bern, der sich am 12. Oktober in Nürnberg aufhielt, schrieb mir unter diesem Datum : « Verspätete Zugvögel, Staare und Schwalben fielen mir auf auf der Strecke Ingolstadt-Nürnberg, die ersten in grösserer Anzahl, die andern vereinzelt. Eine Ergänzung dieser Beobach- tung lese heute zufällig in der «Nürnberger Stadtzeitung», wo nach einer gerechtfertigten Jeremiade über das traurige Herbst- wetter dieses Jahres geschrieben steht: « Auffallend viel Schwalben sieht man heuer noch jetzt über unsere Stadt dahinstreichen, es scheint verspätete Brut zu sein, die den Anschluss an die grosse Reise nach einem schönern Süden verfehlt hat. Dass sie über die Stadt dahinstreichen, kann man eigentlich nicht sagen, denn sie flattern ängstlich in den Strassen und auf den Plätzen dicht an den Häusern herum, möglichst an offene Fenster und Blumentöpfe heran, um dort vielleicht noch ein Insekt, eine verspätete Stubenfliege zu er- wischen. Diese armen Schwälbchen sind samt und sonders dem Untergange geweiht. Vergeblich kämpfen sie gegen ihr Schicksal an, jeder Tag rückt ihnen den Tod näher, den Tod durch Hunger und Kälte. » Aus Stuttgart berichtet mir Prof. Dr. Zwiesele : « In letzter Zeit wurden eine Menge Schwalben an die verschiedenen Prä- paratoren abgeliefert und zwar Hausschwalben, Rauchschwalben und Uferschwalben. Die Tiere waren, wie die vorgenommene Untersuchung zeigte, Hungers gestorben. Noch am 15. Oktober sahen wir über der Donau (zwischen Riedlingen und Ulm) grosse Mengen von Schwalben fliegen. » Auch in der Vorderpfalz sind Massen junger Schwalben zurückgeblieben und zu Dutzenden tot aufgefunden worden. In Oesterreich wurden ähnliche Beobachtungen gemacht. Welches sind nun die Ursachen des diesjährigen verspäteten Herbstzuges der Schwalben ? Die Hauptmasse der in Bern zu- — 180 — rückgebliebenen Schwalben bestand aus jungen Vögeln. Am 26. Oktober erhielt ich 10 lebende Rauchschwalben und eine Mehlschwalbe, alle im Jugendkleid. Bei einigen dieser Rauch- schwalben war das Gefieder noch mit Flaumfedern durchsetzt, so dass die Vögel wie gescheckt aussahen. Ausserdem wurde mir eine ganze Anzahl toter Schwalben überbracht und zwar ausnahms- los junge Mehlschwalben. Es scheint demnach, dass der Herbst- zug der alten Schwalben und der jungen der ersten Brut ohne wesentliche Störung stattgefunden hat und dass namentlich die jungen, infolge Nahrungsmangel schlecht entwickelten MeJiJ- schwaJhen der zweiten Brut von der Katastrophe betroffen wur- den. Hieraus lässt sich der Schluss ziehen, dass in diesem Jahre viele Spätbruten stattgefunden haben, welche auf einen durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse im Mai bedingten, späten Beginn der ersten Brüten zurückzuführen sind.' Ob es sich ausschliesslich nur um in unserer Gegend erbrütete Schwalben handelt, oder ob diese zum Teil von Norden zuge- wanderte, durch die Kälte zurückgehaltene Vögel waren, ist eine Frage, die noch der Beantwortung bedarf. Das massen- hafte Erscheinen der Schwalben an einzelnen Tagen dürfte für letztere Annahme sprechen. Die Rottgans (Branta bernicla L.). (Fries.: Kaddeguus). Von M. Hagendefeldt in Westeiiand-Sylt. Unter den Wintervögeln des Wattenmeers sind die Rott- oder Ringelgänse die häufigsten. Drei Arten sind besonders häufig, nämlich die schon genannte Ringelgans, die Graugans (Anser anser L.) und die Saatgans (Anser fabalis Lath.). Mehr oder minder seltene Gäste und Durchzügler sind: Nonnengans (Branta leucopsis Bebst.), Blässgans (Anser albifrons Scop.), * In der « Wiener Abendj^ost » schreibt der ausgezeichnete Vogelkenuer Dr. F. Knauer: « Im Oktober Schwalben im Freien zu sehen, ist niclits Seltenes. Bekommt man ja Schwalben noch im November, ja selbst im Dezember zu sehen. Es sind das Nachzügler aus dem Norden, die durch verspätetes Brutgeschäft oder andere Ursachen zurückgehalten, nun in kurzen Etappen dem Süden zufliegen ...... Ferner bringt das « Illustr. Wiener Extrablatt» vom 16. Oktober einen Bericht aus Luzern, dem ich nachstehenden Passus entnehme: «Die Schwalbenscharen, die jetzt nach dem Süden ziehen, sind in der Schweiz von dem frühzeitig eingetretenen Schnee- wetter grausam überrascht worden ». (Vgl. «Mitteilungen über die Vogelwelt», 1905, Nr. 21, Wien III, Höruesgasse 5: « Der heurige Schwalben- abzug »). — 181 — Rothalsgans (Branta ruficollis Pall.) und kiirzschnäblige Gans (Anser brachyrhynclnis Baill.). Die Ringelgänse sind hübsche Vögel von der Grösse einer Märzente; nur Füsse und Hals sind etwas länger und geben der Gans ein etwas grösseres Aussehen. Das dichte Federkleid ist von aschgrauer Farbe. Kopf, Hals und Schwanz sind schwarz. Die weissen oberen und unteren Schwanzdeckfedern sind sehr lang. Den Hals ziert zu beiden Seiten ein w^eissgeschuppter Haislieck. Dieser fehlt dem .Jugendkleid. Der kleine Schnabel und die stämmigen Füsse sind schwarz. Das Gewicht beträgt 2-3 Pfund. Die Länder um den Nordpol bis herab zum 60. Grad n. Br. sind ihre Heimat. Häufig brüten sie auf Grönland, Franz-.Josephs- land, Spitzbergen und Novja Semlia. Lange Zeit waren ihre Brutstätten unbekannt. Kapt. Fielden fand zuerst ihre Nester unter dem 82. Grad 32 Minuten , am Hügelabsatz zwischen Schneelinie und Eisfuss. Die Nester waren aus welken Gräsern, Moos und Wurzeln zusammengetragen und mit Daunen ausge- füttert. Sie enthielten am 21. Juni 4 gelblich weisse Eier von flachem Korn mit zahlreichen Poren. Am 17. Juli sah er auf einem andern Ausflug ein Paar Alte auf dem Eise mit drei Daunenjungen. Wenn die Jungen flügge und ausgewachsen sind, begeben sich die Ringelgänse auf die Reise gen Süden. Im September erscheinen schon die ersten kleinen Scharen bei uns. Ende Ok- tober aber sind sie in solchen Massen da, dass ihre Myriaden stellenweise das Wattenmeer bedecken. Werden sie aufgescheucht, so verdunkeln sie die Luft. Aus der Ferne gesehen, gleichen diese Schwärme dein Rauch eines Dampfers. Die Rottgänse sind sehr scheu. Sie halten sich immer so weit vom Lande, dass sie mit einem Schrotschuss nicht zu erreichen sind. Zur Zeit der Flut schaukeln sie in stillen Buchten gemüt- lich hin und her, längs der Küste grosse schwarze Streifen bil- dend. Dabei lassen sie fortwährend ihren Ruf: « Rott, rott, rott» mit « knang, knang » untermischt, hören. Der Lärm übertönt das Brausen von Wind und Meer. Man hört eine Stunde weit dieses fürchterliche Geschnatter. Erschallt es mitten im Winter auffallend stark, so rechnen die Insulaner bestimmt auf Tauwetter. Während der Ebbe beweiden die Gänse die Tangwiesen (Zostera marina). Es ist dies ihre Hauptnahrung; doch nehmen sie auch Würmer und kleine Conchilien auf. Wenn das AVatten- meer ganz zufriert, so ziehen die Gänse weiter südwärts oder auf die See hinaus. Dann sannneln sich wohl auch grosse Scharen bei Helgoland. Sind aber die Tangwiesen wieder eisfrei, so stellen sich die Gänse auch wieder ein. Im Frühjahr gehen sie auf die — 182 — Aussenweiden zum Aesen und verursachen dadurch den Land- besitzern erheblichen Schaden. Ende März, Anfang April ziehen sie in die nördliche Hei- mat. Der Zug geht jetzt eilig von statten und fällt daher durch Massen nicht auf. Einzelne aber treiben noch bis zum Sommer im Wattenmeer umher und ziehen dann nordwärts, obgleich sie zum Brüten wohl nicht mehr kommen werden. Der Ringelgans ist als furchtsamem und vorsichtigem Vogel für den Jäger schwer beizukommen. Am leichtesten erlegt man sie bei regnerischem Sturm wetter oder im Nebel. Sie fliegt dann dicht gedrängt und niedrig. Gelingt es, einen solchen Schwärm anzukommen, so ist man immer einer kleinen Anzahl sicher. Die Insulaner jagen sie auch abends zur Ebbezeit bei der Laterne. Durch das Licht geblendet, bleiben die Gänse starr sitzen oder fliegen dem Jäger gerade entgegen, so dass er sie mit einem Knüppel totschlagen kann. Diese Abendjagd ist wegen der vielen weichen Stellen im Schlick, wo der Jäger einsinkt, nicht ungefährlich. Noch gefährlicher aber wird solche Jagd, wenn Nebel auftritt und der Jäger den Weg nach der Küste zurück nicht finden kann. Ueberrascht ihn die Flut, ehe er das rettende Ufer erreicht, so muss er in den Fluten sein Grab finden. Im «Hubertus» No. 49, Jahrg. 1898, wird eine solche Jagd von einem Jäger beschrieben. Derselbe rettete nur mit genauer Not sein Leben. Eine andere Fangart besteht darin, dass der Insulaner grosse Gänsenetze im Wattenmeer aussetzt, welche zwischen langen Stangen ausgespannt sind. Vor Jahren fing man bei Braderup auf diese Weise 80 — 100 Stück in einer Nacht. Die schlauen Vögel hatten aber bald die unheilvolle Einrichtung entdeckt und nach einigen Jahren musste dieselbe, weil nicht mehr lohnend, aufgegeben werden. In neuerer Zeit ist der Gänsefang mit Netzen wieder in Aufnahme gekommen. Besonders lohnend war der Fang im Norderhalf (Bucht zwischen List und Morsum). Es sind zirka 80 Netze von 30—32 Meter Länge und reichlich 2 Meter Höhe aufgestellt gewesen. Der Fang mag in den besten Wintern ca. 2000 Stück betragen haben. Diese Gänse werden hier mit 1,20 bis 1,50 Mark per Stück in den Handel gebracht, obgleich das AVildpret etwas tranig schmeckt. Auf diese Weise findet mancher Arbeiter eine lohnende Winterbeschäftigung. Leider ist aber der Fang schon wieder stark in der Abnahme begrift'en, wie mir die Gänsefänser mitteilten. 183 Weiteres zum diesjährigan Herbstzug der Schwalben. Vuu G. V. Burg. Welches die Ursachen des Wegzuges der Wandervögel und welches die Ursachen der heurigen Verzögerung seien, das her- auszufinden hat schon zahllosen Ornithologen und Naturforschern Kopfzerbrechen verursacht. Die Theorien darüber sind unzählbar. Einige geben als Ursache die Verminderung der Belichtung an, andere die beginnende Kälte, andere wieder bestimmte, aus süd- lichen oder westlichen Gegenden stammende Luftströmungen, vierte suchen den Grund im Atavismus:^ « Vor Millionen Jahren gab es nur Flugvögel, d. h. alle Vögel waren mit ungeheurem Flug vermögen ausgerüstet, mussten es sein, da während der Eiszeit oder noch früher den Vögeln zum JJrüten nur kleine, kurze Zeit eisfreie Flächen blieben und sie diese deshalb so rasch wie möglich auffinden, so rasch wie möglich verlassen mussten.» (Grase}-.) Eine fernere Theoiie sieht den Grund in einer Veränderung des Blutes (Greppin) ; eine weitere spricht von Mangel an bestimmten Insekten; eine andere, gegenwärtig am wenigsten angefochtene stützt sich auf die Ergebnisse der Geologie, die nachweist, dass das Flugvermögen früherer Vogel- arten im allgemeinen gering , wir also verhältnismässig weit mehr Standvögel als Zugvögel hatten, dass mit Beginn der Eis- zeit ein Zurückweichen in mildere Breiten nötig war und dieses Zurückweichen, Jahrtausende lang von der Natur erzwungen, schliesslich zum Instinkt geworden sei. Doch wird auch diese Auslegung des Grundes zum Südzuge der Vögel bestritten, so dass die Frage noch heute eine mir teilweise gelöste ist. Was leitet die Vögel auf ihrer Wanderung ? Zahllos sind auch hier die Versuche, eine Lösung zu finden. Statt deren Auf- zählung stelle ich selbst einige Fragen: Wie kommt es, dass ein Teil der schweizerischen Zugvögel, z. B. Schwalben, die Gott- hardstrasse (Basel-Olten-Wiggerthal-Gotthard-Tessin) wählt, dass aber fast gleich viele der wichtigen Zugstrasse längs des Jura (Bodensee-Genfersee) folgen? Warum vermischen sich an den Kreuzungspunkten (Ölten, Aarau z. B.) diese Flüge nicht? Warum treffen viele Arten längs des Jura bis Aarau-Olten ein oder kommen über die Schafmatt nach Ölten und ändern hier die Richtung, indem sie den ost-westlichen Kurs (oder nordost- westsüd) in einen südlichen verändern? Warum sieht man häufig ^enug Züge ziehender Vögel sich kreuzen, ohne dass sich die einen um die andern kümmern? Warum ziehen einzelne Arten einzeln, kehren aber in Scharen zurück, andere ziehen mit Ver- * Atavismus = ViM'erbuiig gewisser Eigentümliolikciten auf Nach- koiniiu'ii. (D. Ifeil.) — 184 — wandten? Warum ziehen die Zugvögel eine begrenzte Strasse- vor?, z. B. ziehen in Ölten die Schwalben stets über das Fro- heim, einen kleinen Hügel, an andern Orten der Stadt sieht man Tage lang keine, etc. etc. So viele Fragen, so viele Probleme ! Nun die Ursachen des heurigen späten Schicalbenzuges ! Ich nehme an, dass die zahlreichen Spätbruten daran schuld sind;, denn die im Oktober noch ziehenden Vögel, die aus nordöst- lichen Gegenden stammen, waren zu 7(3 ^o junge. Die Spätbruten erklären sich aus dem späten Beginn der ersten Brut, wegen schlechten Maiwetters. Da viele Schwalben den Trieb zu zwei, viele sogar zu drei Brüten haben, und dieser Trieb offenbar un- widerstehlich ist, wurden diese zweiten und dritten Brüten weit hinausgezogen, daher diese noch nie beobachteten Schwalbenflüge den ganzen Oktober hindurch, trotz Nächten von 3, 4, 5 und 7 " Kälte. Bis zum 3. November waren bei Ölten Tag für Tag seit Ende Juli Flüge von Schwalben zu beobachten. Der letzte Flug, etwa 50 Stück, ist am 8. Dezember über Ölten südsüdwest- wärts geflogen und erregte selbstverständlich grosses Aufsehen. Der Schwalbenzug hat somit dieses Jahr 4V2 Monate gedauert; er begann wie alljährlich bald nach Mitte Juli. Ich habe diesen Herbst eine Menge Vögel untersucht und bin der Ansicht, dass neben den niedergelegten Gründen die ver- spätete Mauser schuld ist an dem verspäteten Abzug der Schwal- ben und vieler anderer Vögel. Was aber ist schuld an der ver- späteten Mauser? Der Mangel genügender Sonnenwärme im Sep- tember? Der im allgemeinen sonnenarme Vorsommer und Herbst? Zwei Wintergäste. Von Prof. Dr. Zwiesele, 1. Jeden Winter stellt sich in Württemberg der Bergßnk (Fringilla montifringilla L.) ein. Besonders zahlreich erscheint er in unsern Laubwaldgegenden, so z. B. auf der Alb und am Fusse derselben. Bei Reutlingen habe ich ihn früher jeden Winter beobachtet. Gewöhnlich trat er in kleineren Flügen von einigen Dutzenden, manchmal aber auch in recht ansehnlichen Scharen auf. Die dortigen Vogelfänger brachten mir regelmässig einige Frischgefangene für mein Vogelhaus. Sie gewöhnten sich jedoch nie recht an und blieben ungemütliche, zänkische und scheue Kameraden, während sie sich in der Freiheit untereinander recht gut vertragen. Der Bergfink wird bei uns gewöhnlich «Böhmerle»» — 185 — auch Däfink (Tannfink) und Schneefink genannt. Das Volk be- hauptet nämlich, das Eintreffen dieses Finken künde baldigen und reichlichen Schneefall an. liii neuen «Naumann» findet sich eine Notiz Weinlands, nach welcher der Bergfink auf der Alb «nur nach längerem Schneefall und (abgesehen vom Winter 1898) stets einzeln oder in kleinerer Anzahl» auftrete. Diese Mitteilung steht im Gegen- satz zu meinen eigenen Beobachtungen. Ich habe den Bergfinken fast alljährlich in grösseren Flügen beobachtet. Besonders zahl- reich erschien er 1887, 1888, 1892, 1896, 1898 und 1908. Am 22. Dezember 1905 habe ich von diesem Wintergast einen grossen Flug von vielen Hunderten von Exemplaren in einem schneefreien Bergwald bei Pinache unweit Mühlacker recht eingehend beobachtet. Längere Zeit folgte ich der durchaus nicht scheuen Schar. Zumeist liefen resp. trippelten die Vögel mit raschen Schritten durchs niedrige Buschwerk, dabei eifrig den Boden absuchend und Buchkerne knuspernd. Nur wenn sie auf- geschreckt wurden oder wenn ein breiterer Weg zu passieren war, flogen sie auf. Begleitet waren sie von Buchfinken und Meisen, mit denen sie sich allem nach aufs beste vertrugen. Ein durch mein Näherkommen aufgejagtes Eichhörnchen rief unter der Schar eine bald wieder verschwundene Bestürzung hervor. Am Waldrand angelangt, erhob sich der ganze Zug und flog, eine mächtige Wolke bildend , quer übers Ackerfeld der nächsten Wal decke zu, wo der Streifzug seinen Fortgang nahm. * * 2. Den Tag zuvor (21. XII. 05) bin ich einem andern Winter- gast längere Zeit nachgeschlichen, der WacMohlerdrossel (Turdus pilaris L.). Auch dieser Vogel, bekannt als Krammetsvogel, kommt jeden Winter regelmässig in grösserer Zahl zu uns. Im Dezember 1903 fand ich in Langenbrand bei Neuenbürg ein Exemplar schwer verwundet am Boden liegen. Es war an einen Telegraphendraht gestossen und hatte sich an den Füssen wie am rechten Flügel Verletzungen zugezogen. Nach Verlassen des Dorfes stiess ich auf einen starken Flug in den nahen Wiesen. Heuer kam ich fast um dieselbe Zeit in die gleiche Gegend und hatte bei Feldremach Gelegenheit, einer grössern Schar AVach- holderdrosseln längere Zeit zu folgen. Lange ehe ich die «Kram- metsvögel» sah, hatte ich ihr mir wohlbekanntes Geschwätze (dem Lockruf anderer Drosseln ähnlich) gehört. Dann erst bemerkte ich, wie die grossen Vögel mit dem hellgrauen Kopf und Bücken und dunklen Schwanz rasch und in grossen Sprüngen im Wiesen- grunde hüpfend eifrig den Boden nach Nahrung absuchten. Bei meiner Annäherung stiessen sie Schreckrufe aus und flogen einer entfernt liegenden übstbaumpflanzung zu. Im Fluge sah man ihre weissen Unterflügel recht deutlich. Auf den untersten Aesten — 186 — sitzend, lugten die scheuen Vögel nach dem Feinde aus. Nur mit der grössten Vorsicht gelang es mir, mich allmählich näher heranzupirschen. Stattlich sassen die schlanken Gestalten zu Hunderten auf wenigen hohen Bäumen; mit ihren steifgestellten Schwänzen wippten sie ähnlich wie Elstern. Plötzlich schnellten sie alle in die Höhe und flogen wieder ein hübsches Stück feldein. In gleicher Weise ging das Spiel fort, bis ich. desselben müde geworden, den RückAveg einschlug. Noch lange sah ich einen Teil der Schar von einem einzelstehenden Baum im freien Feld nach allen Seiten Auslug halten. Vor 18 Jahren habe ich im Aichtal zwischen Neuenhaus und Grötzingen zum erstenmal den «Ziemetz» oder «Ziemer», wie die Leute dort dem Krammetsvogel sagen, eingehender stu- dieren können. Die vielen Wachholdersträucher jener Gegend übten eine mächtige Anziehungskraft auf den Vogel aus und jedermann kannte ihn dort. Er kam im Vorwinter und blieb zumeist bis Anfang April. ^1 Ornithologische Beobachtungen. % lScobac'litEsiig.«iberielate iiit I>eze8iiber 1905. (Nebst Ergänzungen.) Turmfalke (7). Ein Stück am 17. Dezember am Lobsigensee (H.M.) Sperber (1(3). Am 3. Dezember stiess ein Sperber auf einen Feld- sperling. Durch meine Dazwischenkunft wurde der Räuber verscheucht und flog dicht an mir vorüber ab; der Sper- ling rettete sich ängstlich schreiend in das nahe Feld (D.). Mäusebussard (27). Am 23. November mittags flog ein Exem- plar hoch nordwärts vorüber. Auf der Ebene nicht zahlreich anwesend. (Nachts heftige Südweststürme und Hegen.) Beob- achtete am 15. Dezember ein Stück im Lindental (J. L.) (H. M.). 20. Dezember. Am Hagneckkanal beobachtet. Uhu (40). Mitte November wurde ein schönes, altes c? bei Mar- tignv (Wallis) geschossen ; es hatte eine Spannweite von 150 "cm. (E. Zingg). Rauchschwalbe (47). Am 4. November 6 Stück am Hagneck- kanal bei Aarberg, abends 3 Stück im Städtchen; 5. Nov. 2 Stück über der Aare unterhalb Wangen a. A. (H. M.). — 187 — Wlehlschwalbe (48). Am 8. November morgens 7 Stück bei Aar- borg ( H. M.). Kuckuck (51). Am 21. November ein 9 i™ Gebüsclie und an den Böschungen des Hagneckkanals (vielleicht ein früher gemeldetes Exemplar (H. M.). Star (57). Am 14. November 10 Stück auf dem Felde am Hag- neckkanal (H. M.). Die Krähen (Wintergäste) zählten seit Mitte bis Ende November zii'ka 200 Stück, gegen 600—700 im letzten Jahre. Die Gegend ist aussergewöhnlich leer (H. M.). Nebelkrähe (63). 20. Dez. Am Hagneckkanal 1 Stück (H.M.). Grauspecht (69). 26. November. Ein Exemplar sitzt im Gipfel eines Obstbaumes und schäkeit eigentümlich ; der Flug ist nicht spechtartig in Bogenlinien mit angezogenen Flügeln, sondern geradlinig, schnellflatternd. Er wechselte zweimal seinen Standort, wobei er den Baum unten anflog und bis in den Gipfel kletterte, wo er auf den kleinen Acsten sass vmd Umschau hielt (W.). Grosser Buntspecht (71). Am 26. November sah ich in Vechigen auf nur etwa 15 m. Entfernung ein grosses, prachtvolles cf (.1. L.). Alpenmaueriäufer (77). 21. November. Ein Exemplar am Parla- mentsgebäude in Bern (Poyet). 26. November 1 Stück über Stuckishaus an der Aare bei Bern (W.). Raubwürger (80). Am 17. und 20. Dezember je einen Grossen Würger am Lobsigensee und am Hagneckkanal (H. M.). Alpenbraunelle (89). November 15. Ein Flüevogel hüpft leise singend von Gesims zu Gesims am Parlamentsgebäude in Bern (W.). Bachamsel (92). Den ganzen Dezember hindurch ziemlich zahl- reich an der Aare in Bern und Umgegend (D.). Haubenmeise (95). Am 13. November auf dem Dentenberg be- obachtet (.1. L.). Gelbköpfiges Goldhähnchen (102). Am 19. Dezember drei Stück im Dachshölzli beobachtet. Zwei kamen auf beinahe 1 m. an mich heran (J. L.). Weidenlaubvogel (106). Am 31. Oktober noch im Marzili-Bern ainvesond (W.). Wachholderdrossel (130). Am 11. Dezember sah ich in Vechigen zwei Stück ab einer Wässermatte fliegen (J. L.). Misteldrossel (131). Vom 12.— 16. Dezember einzelne Exemplare in Vechigen und im Lindental (J. L.). Hausrotschwanz (137). Am 2. Nov. noch ein J bei Bern (W.). Weisse Bachstelze (148). 2. November. Ein Exemplar im Mar- zilinioos (W.). — Am 29. November beobachtete mein Sohn nahe beim Hause eine Weisse Bachstelze. Verwechslung mit - 188 — der grauen Stelze ist ausgeschlossen. (Letztere ist täglich unmittelbar vor der Haustüre am Dorfbächlein zu sehen.) (S. Käser, Diessbach b. B.). — 25. Dezember. An der Aare oberhalb Aarberg beobachtet (H. M.). Bergfink (178). Am 28. November am Dentenberg Nordabhang zirka 50 Stück und am 14. Dezember im vordem Lindental bei 30 Stück beobachtet (J. L.). Kirschkernbeisser (279). Am 9. Dezember ein einzelnes Exem- plar bei Sinneringen (J. L.). Feldlerche (159). Am 14. November zirka 20 Stück auf dem Felde am Hagneckkanal. Ein Falke stösst nach ihnen, treibt 2 Exemplare vom Fluge ab und verfolgt eines nach dem andern lange, bis eine Rabenkrähe eingreift und den Falken weithin verfolgt (H. M.). — Bei Herrenschwand (Bern) sah ich am 26. November noch ein Trüppchen Feldlerchen (W.). Erlenzeisig (183). Am 14. November ein Schwärm mit Distel- finken auf Erlen am Hagneckkanal (H. M.). — Am 3. De- zember in einer Thuyahecke an der Aare bei der Neubrücke mehrere (D.). Ringeltaube (194). Am 1. Dezember zeigte sich in der Feltschen bei Vechigen bei einem Hause noch ein altes Exemplar. Vom 10. bis 19. kam dann wiederholt eine noch ganz junge dahin und frass oft mit den Haustauben ; am 13. sah ich sie selbst ganz in der Nähe des Hauses auf einem Bäumchen sitzen (J. L.). Haselhuhn (200). Um den 15. November wurde im Kohlgraben- Lindental ein Exemplar aufgescheucht (J. L.). Kibitz (219). Am 14. November zirka 20 Stück auf dem Bargen- feld bei Aarberg (an der gleichen Stelle wie letztes Jahr); am 26. November fand ich am Hagneckkanal Federn von einem geschlagenen Exemplar (H. M.). Grünfüssiges Teichhuhn (240). Am 26. November in einem sumpfigen Bruch an der Aare bei Bern 2 Exemplare (W.). Waldschnepfe (248). Am 29. November habe im «Eichi» wieder eine Waldschnepfe hochgemacht und zwar unbedingt nicht dieselbe wie früher gemeldet (S. Käser, Diessbach b. Büren). Alpenstrandläufer (263). Am 18. September erlegte ich im VVau- wylermoos (Kanton Luzern) ein Exemplar der Schinz'schen Varietät (E. Fischer). Schellente (300). Jäger Stämptii beobachtete am 22. November 2 Stück in der Kleinhöchstetten-Au und erlegte davon ein junges d' (J. L.). Sammetente (303). Am 22. November erwarb ich ein frisch er- legtes 9 von einem Wildbrethändler in Genf, welches am Genfersee geschossen wurde (E. Zingg). — 189 — Grosser Säger (308). 20. Dezember. Auf einem Rimdgange um den ilagneckkanal zwei Stück beobachtet (H. M.). Zwergsteissfuss (318). Am 28. November abends noch ein Stück auf der alten Aare bei Aarberg (H. M.). — 2. November fünf Stück bei der Marzilibrücke Bern (W.). Polarseetaucher (319). Am 18. Dezember wurde mir ein Exem- plar im Jugendkieide vorgewiesen, das dieser Tage auf der Aare bei Ölten erlegt wurde. Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 70 cm.. Flügelspannweite 100 cm. (D.). Meisenzug. Am 1. Dezember traf ich eine Gesellschaft von Kohl-, Blau-. Sumpf- und Schwanzmeisen (weissköpfige und schwarzbrauige), welche mit Bluthänflingen und Goldhähnchen durch das Aare- gebüsch bei Aarberg aufwärts zog (H. M.). T r^ VogelsotiTJitz JJ. Der Massenmord unter den weissen Reihern und roten Ibissen auf dem Amazonenstrom. E. A. Goeldi hat einen offenen Briefe an den Gouverneur von Parä wegen des Skandals auf dem Eiland Marajo in der Amazonenstrommündung gerichtet. «Kann es eine schönere Kreatur geben als die alten Reiher mit dem hochzeitlichen Schleier von blendendem Weiss?» Die Wasserufer sind von einem in weiter Ferne sich verlierenden Faden dieser weissen Formen eingereiht; Massenmord! Die Feder sträubt sich fast vor der ungeheuerlichen Anklage. Aber sie ist wahr : Heka- tomben werden hingeschlachtet, jährlich, ohne l'uterschied des Alters und Geschlechts. Jeder der stolzen Kreaturen werden einige armselige Federn ausgerissen; tausende geben ein einziges Kilo. Die Leichname bleiben am Platz. Der Massenmord findet zur Brutzeit statt: alles jimge Leben ist verloren. Wilde Zer- störung, Gipfel des Vandalismus ! Von der Regierung aus ist bis jetzt nichts geschehen ; nur der Staat Bio de Janeiro hat ent- ' Against tlic (Icstniclioii oF wliito licnms and red ibises, von Prof. ])r. (TOt'ldi. — 190 — sprechende Vogelschutzhestimmungen getroffen. Die Insel Marajo ist seit alter Zeit der Lieblingsbrutort für die white herons weiter Strecken des Amazonenstroms ; hier sammeln sich Gene- rationen und immer wieder Generationen; «die Erinnerung an Island of Marajo ist für diese Vögel ein intellektueller Besitz geworden». Als Massnahmen, dem Massenmord zu steuern, wird vorgeschlagen, die Jagd auf Reiher und Ibisse vom letzten Juni bis zum 1. Januar vollständig zu verbieten, die Nistplätze auf privatem Besitztum dem besonderen Schutz der Besitzer zu empfehlen und schliesslich Besteuerung der Federn. Aber der- artiges einzuführen hält sehr schwer. Der Egoismus der Sammler und die Unkultur der Landeseinwohner ist zu gross. Obwohl monatlich 70 «Kontos of reis» {% 14,000) und jährlich deren 1000 (8 200,000) Federn ausgeführt werden (hauptsächlich nach Nord- amerika, dann auch nach England, Frankreich, Deutschland, der Schweiz — wo man in den grossen Städten auch auf jedem fünften oder sechsten Damenhut die sparsam fedrigen weissen Fahnen der Reiherfedern sieht I — u.s. w.), wird kein Pfennig Steuer bezahlt. Jede ehrliche Arbeit zahlt einen Zoll; nur die «schändliche Ware» (abominable merchandise) geht frei durch. Man ist wohl der Ansicht, dass mit Unterbindung der Reiher- jagd dem Lande eine wertvolle Einnahmequelle verschlossen werde. Aber Hesse sich denn nicht zum Ersatz die weit ergiebi- gere Straussenzucht z. B. auf Marajo oder bei Parä einführen wie in Südafrika, da die Bedingungen im südamerikanischen Gebiet gleich günstig liegen, wie in Südafrika?! Am Kap der guten Hoffnung betrug z. B. die Ausfuhr im Jahre 1895 rund 500,000 Kilogramm an Straussenfedern, welche nicht weniger als 400 Millionen Mark einbrachten. Wilh. Schuster. Anmerkung der Redaktion. — Die Publikation unseres verehrten Land- mannes Prüf. Dr. E. A. Goekli, des Direktors des «Museu Goeldi » in Parä (Brasilien) ist bereits in Heft 3 des «Ornithol. Beob. » 1904 kurz besprochen worden. Leider müssen wir konstatieren, dass die Reiherfedern, bei nns kurz «Reiher» genannt, als Schmuck auf Frauenhüten, namentlich bei älteren Damen, immer noch sehr beliebt sind. Es scheint demnach, dass in Brasilien der Reihermord weiter geduldet wird und dass es nicht in der Macht der Behörden steht, diesem barbarischen Erwerbszweige Einhalt zu gebieten. Warum können oder wollen aber die der internationalen Vogelschutzkonven- tion beigetretenen Staaten die Einfuhr der Reiherfedern nicht verbieten? % Kleinere Mitteilungen. ))( \^^ J.i Aufbäumende Rebhühner. i\.uf den Maierlioffeldeni von Riraai, welche zum Teil von tief einschneidenden, mit Kiefern und Fichten bestockten Schluchten begrenzt sind, wurde im Sonuner 1904 eine - 191 — Eebhülmersuche abgehalten. Bei dieser Gelegenlieit nun kommt es öfter vor, dass die Hühner — um sich der Verfolgung zu entziehen — auf der jenseits der Felder gelegenen Kulturfläche Schutz suchend, die tiefe Schlucht überfliegen. In dem einen Falle aber suchten einige der ermüdeten Rebliühner einen nälier gelegenen, sichern Schutz zu gewinnen, indem sie sich auf den direkt an dem Feldrande stehenden Kiefern mit abgeflachter Krone niederliessen. Bei der Annäherung der Schützenlinie strichen nach und nach drei Rebhühner aus den Kronen der alten und verhältnismässig niedrigen Kiefern ab. In dem mitgeteilten Falle glaube ich nicht an ein Aufbäumen, wie dies unsere Waldhühner zu tun pflegen, vielmehr an ein Einfallen auf den mit dichtem Reisig und abgeflachten Gipfeln versehenen Kiefern, ganz so, wie es die Hühner auf dem Erdboden zu tun gewöhnt sind. Liboch a. E. Curt Loos. Das Fleisch verschiedener Wasservögol, deren Hauptnahrung aus Fischen besteht, wird viel und oft als unschmackhaft oder un- geniessbar erklärt. So heisst es z. B. vom Grossen Lappentaucher oder Haubensteissfuss : « Das Wildbret schmeckt stark tranig, ist kaum zu essen. » Dass es aber auch hier keine Regel ohne Ausnahme gibt, beweist nachstehende Mitteilung. Herr Prof. Dr. Zwiesele schreibt mir: «Am 15. November erhielt ich in Neuenstadt an der Linde ein im «Kocher» geschossenes Weibchen von einem Grossen Lappen- taucher (Colj'mbus cristatus L.) für meine Sammlung. Nachdem das Tier abgebalgt war, liess ich den Fleischkörper von allem Fett rei- nigen und mit Speckstreifen umbunden braten. Der fertig gemachte Vogel schmeckte ganz gut. Das langfaserige Fleisch wäre wohl noch etwas zarter und weicher geworden, wenn man es zuvor in Essig gebeizt liätte. Von einem tranigen Geschmack war absolut nichts zu verspüren. » Als Gegenstück mag ein Bericht des Herrn Zingg dienen, welcher mir erklärte, dass das Fleisch eines Sammetentenweibchens (Oidemia fusca L.), welches am 21. November auf dem Genfersee erlegt wurde, tranig schmeckte und kaum geniessbar war. Das Gleiche kann ich aus eigener Erfahrung vom Fleische einer Reiherente (Fuligula cris- tata (Leach), welclies ich vor einigen Jahren vom Bodenses erhielt, behaupten. Trotz küchengemässer Zubereitung war der Braten unge- niessbar und musste weggeworfen werden. (D.) Die Sperliiigseule (Glaucidium passerinum L.) ist in Württem- berg ziemlich selten. In den letzten Jaliren bekam ich zwei Exem- plare von Freudenstadt, eines von Weinheim i. B. und im Oktober dieses Jahres eines von Leutkirch teils bei Präparatoren, teils in Privatsammlungen zu Gesicht. Das zuletzt angeführte Exemplar von Leutkirch ist jetzt in meiner Eulen-Sammlung. Prof. Dr. Zwüesele. Auf der Eisenbahn verunglückte Schleiereule. Anfangs November, zirka 1 V2 Uhr, flog eine Schleiereule kurz nach der Station Morges an die erste Lokomotive des vorbeisansenden Naclitschnell- 192 zuges ; sie wurde auf den KohlenbeluUter der zireiten Lokomotive geschleudert, wo sie tot liegen blieb. E. Zingg. Verein für Vogelt'reuiide, Bern. Auf Veranlassung dieser ornithologischen Vereinigung hielt Herr Privatdozent Dr. Walter Volz am 19. Dezember in Bern einen Vortrag über seine ornithologischen Beobachtungen auf seiner Reise um die Welt. Während zwei Stunden wusste der Vortragende die zahlreiche Zuhörerschaft durch seine interessanten Schilderungen aus dem Vogelleben vom Suezkanal bis zu den ostindischen Inselreichen zu fesseln. Wir hoffen, später noch einmal auf diesen Vortrag zurückkommen zu können. (D.) VOM BÜCHERTISCH. «Zum Schutze der Vögel und der Pflanzen» ist der Titel einer Broschüre, welche von der Fabrik von Berlepsch'scher Nist- höhlen (Frank Bertschinger in Lenzburg) herausgegeben wird. Diese Fabrik ist die einzige in der Schweiz, welche ihre Produkte unter bestandiger Kontrolle des Freiherrn von Berlepsch herstellen lässt. Die V. Berlepsch'schen Nisthöhlen sind weltbekannt, so dass eine besondere Empfehlung derselben überflüssig ist. Wir empfehlen den Lesern das Studium obgenannter Broschüre, die der heutigen Nummer des « Ornithol. Beobachters » beigegeben ist, aufs beste. €in herzliches- prosH ßeujahr! entbieten wir allen unsern Xesern und jYtitarbeitern mit der ^itte, auch ferner- hin für das Gedeihen des ,, Ornitholo- gischen Beobachters" ihr ^cherffein bei- zutragen. J)ie /Redaktion. "A^ "if '>!/' '^!(^ 'Jh "^ 'iS<^ "if "ii^ 'J/' '^ '^ '^ '^ '^^^ 'ic' "^ "^ Druck und Administration : Neukonim & Zimmermann, Bern. AMNH LIBRARY 00103861 \.'^ r^< o;*^ .Silo-*-'' fH:-Jw '■• .Ki- >^:vi ^"i^ C— 'V. >.>. A. '