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Der

Rcliquienkult im Altertum

von

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Friedrich Pfister

Zweiter Halbband

Die Reliquien als Kultobjekt Geschichte des Reliquienkultes

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Gießen 1912 Verlag von Alfred Töpelmann (vormals J. Ricker)

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DEM ANDENKEN

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Vorwort

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Der zweite Halbband erscheint später, als ursprünglich in Aussicht genommen war, da andere Arbeiten die Heraus- gabe des Schlußteiles verzögerten, der in kurzer Skizzierung schon seit Jahren vorlag. Obwohl dieser Zeitabstand und die dazwischen liegende Beschäftigung mit ganz anderen Problemen mich genötigt haben, das Material wieder von neuem durchzuarbeiten, konnte ich doch in der Hauptsache, sowohl hinsichtlich der Grundlage, auf der aufzubauen ich früher schon für lichtig hielt, als auch hinsichtlich der Ver- teilung des Stotfes, zu keiner anderen Auffassung kommen, als sie bereits im ersten Halbbande sich ausspricht. Auch das Material, bei dessen Sammlung ich von Anfang an auf möglichste Vollständigkeit sah, habe ich nicht mehr wesentlich bereichern können. Daß im zweiten Halbbande dem christ- lichen Reli(iuienknlt mehr Beachtung wie im ersten geschenkt wild. i.st in der Anlage der Arbeit begründet; vor allem das Wesen und die Entstehung des christlichen Keliquienkultes verlangten eine ausführliche Behandlung. Ich hoöe, daß dabei das Verhältnis zum antiken Relicjuienkulte mit der Vorsicht, die der Schwierigkeit des Problems entsi)richt, erörtert ist.

Nach Abschluß der Arbeit ist es mir ein Bedürfnis, Richard Wünsch für all seine fordernde Mühe herzlich zu danken, die er auf die Durchsicht des Manuskrijjts und der Korrekturbugen auch dieses zweiten Halbbandes verwandt hat. Bei der Anlage der Indices hatte ich mich der Hilfe meines Bruders zu erfreuen.

Inhaltsübersicht VII

liilialtsül)orsiclit

Seite

Vorwort V

Zweiter Teil: Die Reliquien als Kultobjekt .... 401

Kapitel VTI: Autbewahr«ni,'sort der Keliciuieu. He-

roou und Keliquiar 401

§ 28: Das Heroengrab 401

Bezeichnungen für Grab 4Ü1 ; Ausstattung der Heroeu- gräber: Pelopion404; literarische Zeugnisse 405; das uffene reiievoi ohne Kultgebäude 412; Heroon der hellenistischen Zeit 417; Entwicklung der Crrabstele 418; hellenistische und kleinasiatische Grabarchitektur 420.

i^ 29: Körperliche Reliquien außerhalb des

Grabes 423

Sichtbare Heroengebeine und Keliquienpartikei, Reliquiar 423 ; Asche der Heroen zerstreut 428.

§ 30: Heiligen^rab und Reliquiar bei den

Christen ,429

Reliquienkult ursiirünglich Grabkult 429; Keliquienteilung und Reliquiar, Einfluß des Orients 430.

§ 31: Translation und Reliiiuienhandel in

der antiken und christlichen Religion 433

Gebräuche bei der Translation 433; Translation zu einem bestimmten Zweck 438; Orakel und Traum 442; gewalt- same Translationen 442; christliche Translationen 443.

VIII Inhaltsübersicht

Seite

Kapitel VIII: Die Lage des Grabes 445

§ 32: Gräber auf dem Markte 445

Oikisten und historische Heroen 445 ; mythische Heroen 447 ; Gräber innerhalb nnd außerhalb der Stadt 448; Bestattung innerhalb Roms 448.

§ 33: Gräber in Heiligtümern . 450

Mythische (450) und historische (456) Heroen in Heilig- tümern bestattet 450; typische Züge 457; Reliquien in christlichen Kirchen 457; Erklärung 458.

§ 34: Gräber an sonst hervorragenden Stellen.

Geheimhaltung von Gräbern 459

Gräber im Buleuteriou. bei der Hestia, im Gymnasion, in Bibliotheken, an Toren 459 ; Geheimhaltung der Reliquien 462; Inhaber der Gäber unbestimmt 563.

Kapitel IX: Der den Gräbern gewidmete Kult . . 466

§ 35: Götter- und Heroen opf er 466

'Erayi^eit- und -d-veiv 466; Belegstellen für Evayi'C^Eiv 469; Bedeutung von kvayi^siv 473 ; Opfergrube und Opferherd 474 ; Etymologie von svayi^stv 476; d-vaiai für Heroen 478.

§ 36: Götterkult und Entrückungslegende . 480

Dem uranischen Opfer entspricht die Entrückungslegende 480; hellenistische, römische und christliche Himmelfahrts- legenden 487.

§ 37: Heroen feste und beson de reGebräuche 489

Zeit des Opfers 489; Heroenopfer im Zusammenhang mit einem Götterfest 492; Haaropfer 493; Wettkämpfe 495; musische Aufführungen 497 ; Heiligenpredigt 499 ; Spaifisva 499; Prozessionen 500; Heroen und Heilige auf Münzen und als Namenpatrone 500.

§ 38: Reliquien als Objekt des historischen

Interesses 501

Alte Schrift auf Reliquien 502; Material der Gerätschaften 505; sonstige Studien 506; Größe der Heroen 507; Größe der Heiligen 509.

Inhaltsübersicht IX

Seit«

Kapitel X: Die IJctiitiiniii^ tler Heroen iiml üiht

Reli(|iiieii 510

§ 39 : D i e B e t ä t i g u 11 g d e r R e 1 i q ui e n i in K r i e g

und als Schutz der Städte 510

Wertschätzuug der Reliquien 510; Krieg als Wirkungs- kreis der Heroen 512.

§ 40: Sonstige Wirksamkeit der Gräber und

Reliquien 514

Fruchtbarkeits- und Regenzauber 515; Pest und Hungers- not 516; Heilungen und Weissagungen 517; Wunder und Erscheinungen 518.

Dritter Teil: beschichte des lielitiuieukultes . . . 526

Einleituiii; 526

Kapitel XI : Wesen, Kntstehnnc: und älteste Geschichte

des Keliquieukultes 527

§41: Das Wesen des Reliquie nkultes . . . 527

Reliquicnkult als Grabkult 527; Wert der Legende 528; übermenschliche Kraft 529 ; tabu 531 ; Übertragbarkeit der Kraft 5H2 ; christliche Anschauung 533.

§ 42: He roenkult und homerisch es Epos . . 535.

Depotenzierung der Götter 535; die Heroennamen des Epos sind nicht erfunden 537; Bodenständigkeitsgesetz 539; Heroengräber im Epos erwähnt 541 ; Ilias, Odyssee, Nosten, Katalogpoesie 544.

§ 43 : E n t s t e h u 11 g u n d e r s t e E n t w i c k 1 u n g d e s

Heroenkultes 545

Doppelte Wurzel 545; sakrale Bedeutung des Wortes ',^ioi 547; Kult- und Sagenverschiebung 548.

Kapitel XII: Die Kntwickluug bis zum liegiun der

alexandrinischen Zeit 550

§ 44 : Lyrik, E p i t a p li i o s und J^hi k o m i o n . . . 550

Dithyrambos, Stesichoros, Archilochos, Simonides, Bakchy- lides 550; Threnos, Skolion, /.d/o« tTrnd^toi, Elegie, Grab- epigramm, Enkomion, Epinikiou 554.

X Inhaltsübersicht

Seite § 45: Tragödie 557

Entstehung der Tragödie 557; Aischylos öO^-i; Sophukles 560; Eiiripides 561; Ps.-Eur. Rhesos 570; Euripides und Lykophron 571; attische Sageustoffe 572.

§ 46: Reliquieiikult in Athen. Geoj^raphische

Ver breit II n^ des Reliq nie nkultes . . 573

Die attische Königsliste 573 ; sonstige Heroen in Athen 574 ; geographische Verbreitung des ßeliquienkultes 577.

Kapitel XIII: Die hellen istische und römische Zeit . 581

§ 47: Heroisierung und Apotheose 581

Euenierismus 581: Apotheose 582; göttliche Verehrung Lebender 585; Verallgemeinerung der Heroenwürde 588; orientalischer Einfluß 589.

§ 48: Die hellenistische Literatur .... 589

Lokalgeschichte, Mythographie , Universalgeschichte 590; Apollonios von Rhodos 591 ; Lykophron 592; Kallimachos 593.

§ 49: Der Reliquienkult in Rom 593

Die römische Urgeschichte 593 ; Geschichte der sieben Könige 598 ; Fehlen des Reliquienkultes und der Heroenlegende in Rom 608: römische Ahnenlieder 605.

Kapitel XIV: Der christliche Reliquienkult . ... 607

§ 50: Das Problem 607

Drei Hauptaufgaben 607.

§ 51: WesendeschristlichenReliquienkultes 609

Übermenschliche Kraft der Reliquien 609 ; Reliquienteilung 614; übermenschliche Kraft zu Lebzeiten des Heiligen 616.

§ 52: Entstehung- des christlichen Reliquien- kultes 618

Der gemeinsame Glaube 618; Pneumatologie des Neuen Testaments 620; die ersten Zeugnisse 621.

§ 53: Heroen und Heilige 622

Gesamtbilanz der antiken und christlichen Weltanschauung 622; Wandlung des Heroenideals 623; Wandlung der Welt- anschauung seit Piaton 625.

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Inllalt^iiber^«icbt XI

Seite

AiiliaiiiL;: Liste der HeroeiiirriilKT iiiul i^eo^mphisrhe

Vcrteiluiiji: 027

1. A 1 i>liabetische Liste 627

2. Geographische Verteilung (UO

Keijister: 1. Götter. Heroen. Epitheta . . . . ()44

2. L ü k a 1 n a ni e n (360

3. Namen und Sachen 670

4. Christliches 682

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Friedrich Pfister, Der Reliqaienkult im Altertum 401

ZWEITER TEIL

Die Reliquien als Kultobjekt

Kapitel VII

Aufbewahrungsort der Reliquien. Heroon und

Reliquiar

§ 28 Das Heroengrab

Schon oben (S. 322 f.) hatten wir Gelegenheit, darauf liiuzuweisen, daß in der Regel der Aufbewahrungsort der leib- lichen Reliquien eines Heros das Grab war. Sogar Reliquien- partikel, von denen man im Altertum, wie wir sahen, nicht allzu viele zu besitzen behauptete, ruhten im Grab, zum Unterschied von den christlichen Reliquien, bei denen die öffentliche Ausstellung und das Aufbewahren in einem Reliquiar nichts Ungewöhnliches, ja sogar fast das Übliche ist. Erhob man nun aber Anspruch darauf, im Besitze der Gebeine eines Heros zu sein, so war das Grab, in dem sie ruhten, natur- gemäß der wichtigste Teil des Heroenheiligtums, ja häufig sein einziger Bestandteil.

Zunächst seien die üblichsten Bezeichnungen für Grab, speziell Heroengrab besprochen ^ Homer gebraucht

* Hier kann ich mich kurz fassen, da eine von der Philosophischen Fakultät zu Heidelberg gestellte Preisarbeit eine genauere Behandlung dieses Themas erwarten läßt. Ich stelle hier nur die Ausdrücke für das Ktliginnggescbichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 26

402 Friedrich Pfister

für das Grab am häufigsten und zwar gleich oft die Worte af^^ia und rvfißog. Damit wird der über der Begräbnis- stätte aufgeschüttete Erdhügel bezeichnet; so stehen synonym die Ausdrücke rv/ußnv xtvavreg (IL VII 336; Od. IV 584; XII 14; XXIV 80) und oi^ua ywavreg {11 VU 86; 89; XXIII 45; 257; XXIV 799; 801; Od. I 291; 11 222; XI 75), und das des öftern erwähnte Grab des Ilos wird bald rv^ißog, (IL XI 371) bald a^/m (IL X 415; XI 166; XXIV 349) genannt. Der xv(.ißog ist mit einer ariqlr^ geschmückt. So heißt es- IL XVI 457 f.: evi}-a l raq^vGovoL v.aoiyviqxoL xe erat te | zvußo) re ari^h] TS- To yaq yeqaq katl ■&avövTO}v. Einmal begegnet uns auch der Ausdruck tjQiov, IL XXIII 126: hd-' aV 'y^y/üebg] (pQdoouTO UaTQÖ'/lcp (.liya tjqiov rjöh ol avTiJj. Dagegen bedeutet racpog bei Homer nicht das Grab selbst, sondern vielmehr den Akt des Bestattens, so IL XIII 29; 619; 680; XXIV 660; 804 u. ö.

Beide Ausdrücke, a^,«« und Tvi^ißog, werden dann in späterer Zeit häufig gebraucht. So stehen sie nebeneinander bei Herod. I 45: cpovevg öe rov -Aad^r^QavTog, STteizs fjovxlr] rCov av^qd}7t(x)v kyevsTO tcsql to ofjj.ia, . . . eTrtxaraocpdCei rw rvi-ißco iiovTÖv. Bei Herod. I 93 wird das Grab des Alyattes in einer Weise geschildert, wie sie überhaupt, wie wir gleich sehen werden, für das Heroengrab charakteristisch ist: eozi avzöS^t "ylkväTZEü} zov KqoLGov nazQog arii-ia, roD fj -/.Qr^fclg (.lev iozt IL^wv Luya/Mv, zb öh ällo ar^(.ia iCo^xa yr^g. Das Wort TVf.ißog ist dann vor allem bei den Tragikern und Pindar häufig. Auch zäcpog gewinnt nun die Bedeutung Grab, so bei Herod. I 187; II 136; IV 127; Aisch. Pers. 684; 687; Choeph. 108.

Als neue Bezeichnung tritt i.Lvfif.ia hinzu, ein Wort, das zwar bei Homer vorkommt (z. B. IL XXIII 619), jedoch nicht als Bezeichnung für Grab. In diesem Sinn findet es sich in

Grab selbst zusammen. Über die christlichen Bezeichnungen für MärtyrerkapeUen {/naQ-ivQiov, orjv.ös, vaSs, rifiEvos, olxos, 8ö/nos, memoria, martyrium, basilica, templum, domus, aedes, concilium) s. E. Lucius, Die Anfänge des Heiligenkults in der christlichen Kirche, herausgeg. von G. Anrieh, 1904 S. 272 f.

2 S. auch n. XVI 674 f. Od. XII 14 f.: rvfißov '/^vavrss y.al irrl orrjXrrv kovaavres \ 7ir]^afi£v ay.ooräTtp -cviißu) ivijpss £^et/u6v. S. weiter II. XI 371: XVII 434 f.

D.'.- R.'liquieukult im Altirtum 403

dem Giabepigramm des 8imoiiides bei Herod. VII 228: fnrua jöÖE xhivolo Mf/ioriu y.r'/.. Das davon abgeleitete uvi]uelov wii-d bei Sopb. EI. 1126 von der die Asche enthaltenden Urne gebraucht; bei Thukydides bedeutet es das Grab (I 138; V 11 ; vgl. aber auch II 41 ), wie auch Polhix IX 15 richtig bemerkt. Pausanias z. B. verwendet mit Vorliebe das ^\'ort uvt'ua zur Bezeichnung des Grabes; im Sinne von Denkmal schlechthin kommt es bei Pausanias nicht vor •'.

Der Ausdruck i^i]y.i, lür Grab findet sich bei Aisch. Pers. 405 {^iCbv :caiQÖ)iüv 'iöri \ O-i'/.ug rs ngoyoriov)-^ Aisch. Suppl, 26; Ag. 453. Häutig bei Herodot; so I 187: ov/. ttv vi/.gwv ^Kag äyef{)y(g, 167; II 67; 69; 148 u. ö.; Soph. El. 896 ; Öd. Col. 1763. Das Wort i,Qä)ov begegnet uns zuerst bei Herod. V 47, wo es den Grabbau bezeichnet: inl yaq toD Tdifov av- loC f;Q(üioy löüLoäutiot i}vaii,OL aiiov i'/.day.ovTai. S. auch Herod. V 67: i]qu)iüv yu(i i]v /.cd toxi Iv autfj rfj uyoQfj zCbv lixviüruov '.Idoioiov. \\'ährend die bisher besprochenen Aus- ililicke durchweg das Grab bezeichnen, das die Gebeine ent- hält, gibt loCüoy einen weiteren Begriit" wieder, indem damit jeder einem Heros geweihte Platz gemeint sein kann ; es ist das- selbe für den Heros, was das uoov für den Gott ist. So spricht Antonin. Lib. 33 vom )]Qt7)ov der Alkmene, obwohl er aus- drücklich gesagt hat, daß ihre Gebeine sich nicht dort be- finden. Daß mit f^owov überhaupt der dem Heros geweihte Platz, nicht aber unbedingt ein Gebäude bezeichnet wird, wie Deneken bei Röscher I 2496 gemeint hat, geht z. B. aus Konon's Erzählung (45) über Orpheus hervor, wo er über die Umwandlung des Heroenkultes in einen göttlichen Kult, des Iqwov in ein houv spricht: heb oijiart lusyd/.ot O^djTTOvoi (den Orpheus), rtutvog ahCo 7CtQiilQ^ccvitQ, o riwg ^liv )]q(7)OV f^v, l'aKoov ö' i^eii/.rotv ugov tivai. Das ri^itvog war früher ein f;Q<oov, später ein legov. Ähnlich Parthen. 26: ueyu yjoua f'xioof TOLTO ezL vvv i]q(oov TQa^^r^Xov y.it/.iiicd.

Das Wort r^glov fanden wir einmal bei Homer; es wird später meist poetisch und rhetorisch gebraucht; vgl. etwa Theokr. Id. I 126; XVI 75; Apoll. Bhod. I 1165; Lykophr.

' Hitzig-Blümner zn Paus. II 21, 4 p. 585.

or.*

404 Friedrich Pfister

444; 1048; 1208. Harpokration erklärt s.v. ijQia- ylvy.ovQyog ev T(J> xar' AvToXvy.ov. rjQia siolv ol racpoi, a>g xal avxog 6 qrfCiOQ öfjlov TCOlü. fpaal Ö€ tiveg •/.olvöteqov f.iev Ttävtag tovg rdcpovq ovTiog dvo{.iaC,eod^ai, v-m k^aiQExov dl rohg ui] Iv vif.isi ra oiy.odoi.n](.iaxa exoviag, aXX' otav rcc oihf-iaxa eig yfjv xara- rsd^fl' lüvoj-idod-aL de. Ttaga ttjv eqav. Vgl. auch Theopomp im Schol. II. I 38 (FHG I 331); Plut. Themist. 9; Plut. Camill. 31; Lukian. Char. 22; Ael. v. h. II 28.

Das äußere Aussehen der Heroengräber und -Heiligtümer ist uns durch die literarische Überlieferung, zum Teil auch durch die archäologische Forschung näher bekannt. Das Pelopion in Olympia, das Grab des Eponymos der Halbinsel, beschreibt uns Paus. V 13, Iff. ausführlich*. Es war von einer steinernen Einfassung (US-cov S^Qiyxög) umgeben, Bäume wuchsen in dem heiligen Bezirk und Bildsäulen waren darin aufgestellt; der Eingang lag gegen Westen. Auch die Opfergrube, ßöd-gog, wird von Pausanias erwähnt. Bei den deutschen Ausgrabungen in Olympia hat man im Jahre 1879 das Heroon des Pelops wieder aufgefunden. Es stellte sich dar als ein von Quadermauern aus Porös umgebener Bezirk, ein niedriger Hügel, im Grundriß annähernd von der Gestalt eines gleichseitigen Fünfecks, zwischen Zeustempel und Heraion gelegen. Der Eingang an der Südwestseite wurde durch ein großes dorisches, etwa neun Meter langes Propylaion mit drei Pforten gebildet, zu welchem ein ßampenweg emporführte. Die Front des Torbaues zeigte, wie Dörpfeld aus den geringen Besten erkannte, vier Säulen; das Innere des Torgebäudes enthielt wohl die eigentliche Torwand, die durch Türen ver- schlossen werden konnten. Dieser Bau stammt aus dem Ende des 5. oder Anfang des 4. Jahrhunderts; doch ließen sich noch Keste eines älteren Tores nachweisen. Im Innern des re^svog haben die Ausgrabungen nichts für uns Wesentliches zutage

* S. die weiteren antiken Zeugnisse oben S. 208 f.; 286 f. Über die neuen Ausgrabungen, die Dörpfeld am Pelopion veranstaltete, wo er die Spuren einer ärmlichen Ansiedelung aus dem 2. Jahrtausend fand, vgl. seine Berichte Ath. Mitt. XXXI (1906) 205 ff.; XXXII (1907) Iff.; XXXIII (1908) 18.) ff.; G. Karo, Arch. Anz. 1903, 127 ff.; 1909, 120 f.; 572; Fr. Weege, Ath. Mitt. XXXVI (1911) 163 ff.

Der Reliqiueukult im Altertam 405

gefördert, vor allem natürlich keine Spur von einem Kult- gebäude, von dem auch Pausanias nichts erwähnt.

Diese Anlage des Pelopions ist die typische für Heroen- heiligtümer, die als Grab galten. In den meisten Fällen be- stand das )]Q(])oy nur aus einem Erdhügel (Zf^/za yt'g), entsprechend dem homerischen Epos, das stets diesen zu nennen pflegt, und einem Steingehege {i^Qiyy.lx^^ /.i^oji) zur Abgrenzung vom profanen Gebiet. Innerhalb des Bezirks befand sich eine Opfergrube oder ein Altar. Öfters werden auch Bäume er- wähnt, gelegentlich auch irgendwelche LnO-iuaja. Ich stelle nun für derartige Heroenheiligtümer, welche ein Grab ent- hielten, folgendes Material zusammen:

Achilleus in der Troas. Grabhügel (zo/.wvoV Philostr. Ap. Tyan. p. 68 K) mit Stele; Plut. AI. 15.

Aiakos in Aigina. Paus. II 29, 6f: h L-TiffartoidTw 6( rf^g :c6).€iüg rb .-liüy.tLOV y.a/.ovutvov, TTiQißo/.og xtxquyiovog KtvKov ).i^ov. . . . TOü rreQißüXov öe Ivzog iXalai :it(fvv(.aoiv ex na/.atoü /.ccl ßiouög loiiv ov 7roXv ävi^ojv iyi ti]gyfjg' log ök /.ul uyf^iia nvTog u ßcoubg e'i'r^ .-lia-AOc, /.tyouevov laiiv Iv d7tOQQrro). Daher Pind. Ol. XIII 109: Aiay.idüv xUitQy.hg a/.oog. Von Pind. Xem. V 53 und dem Scholiasten z. d. St. werden ^rgü- ^iQu genannt, an denen die Sieger ihre Kränze aufhingen.

Aias auf dem Vorgebirge Rhoiteion. Strabo XIII 595: iiyTucc y.cu leguv .-lutvxog y.ai ävögiag.

Aipytos auf dem Berge Sepia in Arkadien. Paus. VIII 16, 2: xüv de xoD AiTtvxov xäcfor o:rovdrj ud/uaia el}(u- oänr^v, üxi iv xolg lg zovg \4Qy.döag e:ceaii' eoxtv "Our^gog (11. II 6<>3f) ).6yov xoü AiJivxov uvr^uaxog. eoxt fiev ovv yf^g yCü(.ia ov fieya, ).i9ov xQr^nlöi iv y.vydMi Txeqivj/t^ievov 'Ofir^QO) öe ov yixQ eidtv ä^ioloydnegov uvi'ua eiy.öxiog Tiage^eiv eueXke &ctCua.

Alkmaion in Psophis. Paus. VIII 24, 7: y.cd <n xo uvi'uü iativ ory.rua oi'xe ueyed-tL fuya oi'xe ciX/Ltog ycey.oo^tr^- utiov 7C€Qi dk aixü xv:cdQiOO0i 7ce(fvxaaiv ig xooovxov vifjog uri'y.ovaat, wäre xai xo ogog t6 Tiqbg xfj Twrpidi y.ctreaxtd^exo r/r' aixüjv. xavrag ovx i&O.ovaiv i/Moitreiv legctg xov \-i),y.uai- lovog vouiLovng' y.aXoCvxai öe hco xCov iyxioqiiov Tcaqd-iyoi.

» Vgl. Frazer zu Puus. X 38, 6 p. 465 (vol. V).

406 ' Friedrich Pfister

Amazonen. Über die verschiedenen Gräber s. o. S. 127. —• Athen, Ps.-Plat. Axioch. 365 A: ^tgog rf] "Af.iaQovLöi azijlr]. Megaris, Paus. I 41, 7 : zat ol rov i.ivi]f.iarog oxfjf^id eoriv "Jua- tovfüfi äöTtiÖL IfufSQig. Vgl, Plut. Thes. 27 über das Grab der Amazone Hippolj'te: oTtov xb 'Fotißoeiöeg. Über diese Form s. Wachsmuth, Stadt Athen I 417.

Amphion und Zethos in Theben. Paus. IX 17, 4 yfjg yiCüiid loviv ov (Aeya.

Androklos in Ephesos. Paus. VII 2, 9; e/tid^ijfia öe T(^ Livriuari dpr]Q eotlv w^rXiGf-Uvog.

Archemoros-Opheltes in Nemea. Paus. II 15, 3: ^0(p€?.TOv rdcpog, Ttegl öe avrov ^Qiyy.og lid^iov y.al ivrog rov TiBQLßöXov ßiüuoi- eoTL ÖS xCofia yf^g Avy.ovQyov (.ivfi(.i(x rov 'Ocfelrov naTQÖg.

Auge in Pergamon. Paus. VIII 4,9: Auyijg ^ivijiia . . . yf^g ywfia ILd-ov TteoiExöi-ievov '/.QrjTTiöi, eoti öh Iv zöj /tiv^f^azi iTtid'rii.ia yjxKy.ov TtSTtoirjuevov, yvvi] yvi^ivi].

Boreaden in Tenos. Ap. Ehod. 1 1305 ff. : y.ccl dur.oaro (Herakles) ycdav | af.iq)^ avtolg, GTi]lag re övio y.ad^v7teqd-EV STSv^sv, I u)V ereQrj, d-dußog TtequboLov dvögaoi ?.evaa£iv, \ Kivvtai rjyrfiVTog vrto Ttvotf] ßoQmo. Vgl. Schol. z. d. St.; Hyg. f. 14: quonim in tumulis siiperposifi lapides flatihiis paternis moventur.

Elatos in Elateia. Paus. X 34, 6: fj öe ayoQcc avTi] xi koTL ^eag a^ia v.ai 6 "'EXaxog eTteigyaouevog arrjlr] aacfibg öe ovy. oiöa ehe Tif-iCüweg ola oixiOTrjv (vgl. VIII 4, 4) eire xa< f.ivrif.ia%og e/tl&riua IjtoLTjöavxo Ti]v OTi]lr^v.

E 1 p e n 0 r am Vorgebirge Kirkaion. Theophr. bist, plant. V 8, 3: Tüv zov ^ElftijvoQog rdcpov, e^ ov cpvovrat f^ivQolvai -/.ad-- driEQ al GTecpavcüTiöeg tGjv älXwv bvrcov /nsydlcov ^ivqqlvcüv. Vgl. Od. XII lOff.; 14f. (oben S. 402 Anm. 2 zitiert).

Epigonen bei Glisas (s. o. S. 128). Paus. IX 19, 2: Xüi/iKx OV f.iiya vlj] %e ayqia ovgy.iov vm\ r^\.ieQOig öevöqoig.

Helena und Menelaos in Therapne. Paus. III 19,9: Meveldov vahg Y.a.1 Mevi'kaov y.al ^Elevrjv evtaü^cc tacpfjvai Xeyovoiv. Vgl. Annual of the Brit. School ai Athens XV (1908/9) 108 ff.

Finger des Herakles in Lakedaimon (s. o. S, 321). Ptol. Chenn. nov. bist. II bei Phot. bibl. ed. Bekker p. 147: Xeovra ö^eativ iöelv rcb rov öaY.xvXov tdcpo) ecpeGzCoTa Xid-ivov

Der Reliquieiikult im Altertum 407

€v ylaxiöuiunvi, ovußolov t^c: tov rgioo^; &).y(.y^g. i^ ixetvov de xal toig &)J.wv xd(poig ).ii}iYOvc, ifpiaiioai /.eovrag. ä).).oi d'ä).Xiog mgl Ti]g tov '/.iovxog äiaaTi^/.töaeujg (paoiv.

Hippodaraeia in Olympia. Paus. VI 20. 7: 'IrtTiodd^iiov xakoiuevov banv /r)JO-QOv x'^'^Q^ov 7t€Qiixofiiyf>v ^giyKip.

Hippel y tos in Troizen. Vgl. über dieses große Heilig- tum oben S. 63 f.

Hyakinthos in Amyklai. Paus. III 19, 3: tov ök Styälfiarog (des Apollon) xb ßdO-Qov 7iaQ€x^iccL /.tev ßiouov axrjicc, Tti}ü(fi>ai ök TOV 'la/.ii'&ov '/Jyovaiv Iv ai-Tö), y.al 'ra/.ivd^toig TiQO Tijg TOV *y//rdAAwvog &voiag ig tovtov 'ict/UvO-m tov ß(ouov öiä if-vgag jj«Ax»"t,* evayiCovaiv iv ägiartgä de ioziv /; Ü^vqü tov ßiüuov. Vgl. über den Bau die bei Frazer und Hitzig-Blümner z. d. 8t. genannte Literatur; Fr. Studniczka. Österr. Jahreshli. VI (1903j 123 rt".; VII (1904) 239 ff. Dazu über die neuesten Ausgrabungen G. Karo, Arch. Anz, 1908, 137 f.; dazu die Be- richte über Fiechters Vortrag: Berl. phil. A\'ochenschr. 1910, 796 ff.; Arch. Anz. 1910, 66 ff.

Hyperboreerinnen in Delos. Herod. IV 34: to öe ofjiä iaxL i'aiü ig to l^gzeutoiov iotövTi UQioitQi^g x^iQÖg, ini' 7ii(pv/.B de OL D.aiv.

Hyrnetho bei Epidauros. Paus. II 28, 3: x^Q^ov ioTc TCKpvY.viag äyQu'/.aiovg exov ^rgvi^d^iov de xaloCai to yt^Qtov. . . . /.ai ol :tOLr^aaYTeg ^qüjov Tiuag y.al ci)JMg öediü/.aai x«f €7il Tolg Tttrpv/.oOLv i).aioig, y.al ei öiq tl äX'/.o ÖevÖQOv e'aoj, y.a- iHox\\y.k vöuog Tce ^gavöueva j^r^öeva ig oinov (figtad^ai ur^öe XQüoi}cti Ofpioiv ig (.ir^öev, /mtu /oOpav d' avTov AeiTTOvoiv leget iivai Ti^g 'J'gvrjO-ovg.

Idmon in Herakleia in Bithynien. Ap. Rhod. II 841ff.: y.al dl] TOI /.iyvTOii ToCd' ävegog iv x^ovi xeivf] \ Tvitßog- atjua ö* eneoxL y.al d^nyövoioiv idead^ai, \ vi]iog i/. xoxivoio (pdXay^- &a'/.e0^fi de xe rpvX'/.oig \ir<grg xix&bv evegO^' \/xegovotdng. . . . xövde no'uoaovyov diertirpgude Bonoxoiaiv \ Niaaioioi xe <Polßog inig- gxidiiv lkdkai}ai, \ diupl dk Ti\vye (pdXayya naXaiyeveog /.otIvoio \ äarv ßaUlv. Schol. zu v. 843: t;ci r^ tov "Idfiovog Tdrpoj xaxä 7iagaiveaiv tov 'Ogfpetog uiav (sc. (fd'f.ayya) '/.aßovTeg 7rgooe7ti]^av, VjTig ßlaoxn'iaaoa exi y.al vvv dti/.vvrai. itegl Ta\ki]v dk ti]v

408 Friedrich Pfister

'HgdviXeiav exrioav. Zu V. 848 : Iv yccQ tfi ayogä xwv 'HgaxletoTüv VTKXQXU 6 zatfiog, lög cpr^oiv 'HQÖdcoQog, eq)' ob ionv ayqukaiog.

II OS in Ilion. Theophr. bist, plant. IV 13, 2: (prjyovg öe rag iv 'IU({) tag inl tov "Ilov /.ivi]uaTog. Plin. nat. bist. XVI 238 : quercus in Ili tumulo tunc satae dicimtur, cum coepit llium vocari. Vgl. IL XI 371 f.: ot^Xj] -Atvliuivog av5qo-/.(.iriTM Inl Tvfißto I "Ikov.

Ino in Megara. Paus. 1 42, 7: "^vovg ionv f^Qwov, Titql ök aixo d-QiyKog Kld^oiv 7iEcpvv.aOL de i7i avzip xal iXalai.

Kallisto in Arkadien bei Trikolonoi. Paus. VIII 35, 8: racpog ioii KalhoTovg, /'^."ct yf^g vipr^?.öv, öevöga tyov ito'Kkh f.isv xCüv cc/idQTiüJV, rco'k'ka, ö\, ■/.al tj(.t£Q<x. iitl de axgco tGj y^oj^xaTL UqÖv ioTiv yjQtefiiöog eni'/ki]GLV Kal'UoTr^g.

Kar in Megara. Paus. I 44, 6: Kagog . . . juvr^incc iori, 10 jucv 1^ ccQx^? x(Jüi.ia yf\g, voteqov öe xov d^eov XQV^^^^^Q ixoaf.ii]d^r^ Ud^ip •MyyLTj].

Kastor in Sparta. Paus. III 13, 1: Käoxoqog f-ivf^i-ia, iul öe avxil) y.al legov TceTCoirjxaL.

Kaukon in Lepreon in Tripbylien. Paus. V 5, 5: -ml ällov (xdcpov) Kav'Kiüvog' xovx(o öe Aal eTtidrina ävöga eTtelvai Xvqav exovxa.

Killas in Killa in der Troas. Strabo XIII 613: x^^/m /iieya. Aber Schol. II. I 38: tjqiov irc" avx(i} iyeiqag, was auf ein Gebäude schließen läßt.

Koroibos in Megara. Paus. I 43, 7f. : KoQoißo) öe iaxi Tcccpog iv xfi Meyaqeojv äyoqä' yeyqa.nxai öe i/.eyela xa eg Wa- (xd^v y.al xa ig avxov exovxa EoQOißov, /.ai örj xal eTti&r.f^id ioxL xä) xd(pt^ KÖQOLßog cpoveiiov xijV ITolv)]v. xavxa dydkt.iaxa TtaXaiöxaxa, bnooa Xid-ov TteTtoirjineva ioxlv '!EXlr^oiv, iötov oiöa. Vgl. Anth. Pal. VII 154: . . . eifil öe Ki^g xvf.ißoüxog, ö öe •Axelvag /.le Köqoißog- \ /.elxac ö' wo' vtv' ifiolg noaol öia xqi- Tioöa' I JeX(fig yäq ^di.ia xoS' id-eOTiiaev, ocpqa yevoLi.iav \ xäg ■/.elvov vv(.i(pag a»].aa -/.al loxoqLa. Zur Erklärung des Bildes der Ker s. Crusius bei Röscher II 1154.

Krathis am gleichnamigen Fluß in Achaia bei Aigeira. Paus. VII 25, 13 : /.al ävöqa evqrjoeig inl xG) fxvr^f.iaxi 'ltitiio TtaqeoxCjxa, dfxvöqav yqaiprjv.

Der Keliquienkult im Altertum 409

Lykiirgos in Nemea. S. oben S. 406 unter ArcLeraoros. Der Gesetzgeber Lykurgos besaß in Sparta einen Tempel; aber man zeigte dort kein Grab von ihm; s. o. S. 237; zu dem oben S. 94, 222, 237, 378 zusammengestellten Material s. neuerdings Anniial of the Brit. School at Athens XIV (für 1907/8) S. 107 Z. 11; S. 112tf.; V. Costanzi Biv. di filol. chss. XXXVIII (1910) 38flf.

ilachaon in Gerania. Paus. III 26, Bf.: Maxdovog fivf^uu xal UQ(jy laxiv Ir/iov . . . uyaf.ua öi lov Maxdovog xaK- y.ovv iaiLV oqO^öw

Menoikeus in Theben am Neistischen Tor. Paus. IX 25, 1: Tov dk MevoiAtiog trtirct(pv/.e (joici t(j} (.n'i'jiazL' loC y.uQ- rtov de oviog rterreigov öiaggrl^arzi aoi tb ixxbg Xoittov loiiv eigelv ro tvöov a'ifiazi fiifpegeg. avir^ fikv öij te&i^/.ög öevdqov laxiv i) ^oid.

Midas. Vgl. das von Plat, Phaidr. 264 D überlieferte Epigramm: x^^'^', ''^<^Q^^^'0S ^h^^y Mida ö' Ltl arifiaxi /.iluai xx).. Dazu Preger Inscr. metr. p. 188 sq., wo die weitere Literatur hierüber. Dazu Crusius bei Koscher II 1154 Anm. 2.

Minos in Heraklea Minoa; s, o. S. 25 f. Diod. IV 79: t6 oCof^ia TOV ßaoikeojg tO^aipav ^itya'/.OTCQiTtCbg, -/xtl ÖittXovv tdcfov oiy.odou\\aavx£g v.axu iiiv xov y.(,/.qvf.tuivov xönov td^eoav tu oOTÜ , y.axa 6e xov dvecoyfierov iTcoir^oav \-i(fQo6ixr^g vemv. ovxog. 6' tTil yevtug 7i).eiovg ixi^iüTO, d^vövzojv züjv lyxo3Quov wg \-i(fQOÖiTr^g bvrog zov veto' xatä dh xovg vewziQOvg xaigolg xxia- &tiar^g uev zf^g xCbv ^IxQayavziviov TioXeiog, yvioo&tior^g de xr^g Tü>v 6oxö)v d^eoiiog, ovvißr^ xbv (.uv zä(fov y.adaiot!}i~vai , xa ö'daxä xolg Kqr^olv djtoöo&^vai , ßr^gcjvog övvaozevovxog zwv l-lKQayavxivtov. Da also die Translation der Gebeine nach Kreta im ersten Drittel des 5. Jahrhunderts stattgefunden haben soll, so ist vermutlich der Bericht über die Existenz jenes Kultgebäudes rein legendarisch.

Neoptolemos in Delphi. Paus. X 24, 6 : jcegißoXög tau y.cci XeoTCzo/.tuov xov l-/x'AÄ<wg Iv aizip xdcpog. Vg. A. Fricken- haus, Ath. Mitt. XXXV (1910) 247ff.; Pomtow, B. ph. W. 1912, 190.

Oinomaos in Olympia. Paus. VI 21, 3: zdffog xs Oivo- ftdov yf^g x^H^^ mQUirKOÖofir/uevov ).ii}oig iaii y.ai i:niQ xov

410 Friedrich Pfister

{.ivrif-iarog koeirtia oiaodoi.ir]fidxwv, evd-a tq) Ohofido) tag %7tTiovg avU^€oOat '/Jyovaiv.

Orestes. An der Straße von Megalopolis nach Messene. Paus. VIII 34. If. : yfjg iCbiicc loiiv ov fieya, eTtid-r^iiia e^ov }.id-ov ftsjTOiTjuevov öaxzvlov, y.cd di] /.ai ovof.La ri^ xd)(.ia%L Iotl JaxrvXov fiviiiia' evtavd-a ixrpQOva 'Oq€Gti]v y€v6fievov leyovoiv eva T^g hegag rCbv yjioüjv änorpayelv ddy.TvXov. S. 0. S. 322.

Orpheus bei Dion. Paus. IX 30, 7: xiiov ts ianv h da^LÖ. y.al €7Ti0^i]^ia knl tw y.iovL vdoia '/ÜO-ov, ayet öh za offzä zov 'ÖQcpicog rj vöqia, v.ad^a ol Itilxwqlol kiyovoL. Vgl. über das frühere Grab des Orpheus ebenda 30, 9: dvargeTtovoi töv v-Lova v.(xl y.azsdyrj re a-rt' amov neoovGa fj d-i]}ir] yal aJöev rjliog o rt Tjv tCüv üoxCov tov "Ogcpecog Kolttöv.

Oxylos in Elis auf dem Markt. Paus. VI 24, 9: y.al älXo TOiövöe eidov, vaoü oyJ]i.ia. eoxi de ov% viprj?.öv, y.al zolyoi fihv ovy €iot, zbv oQorpov de öovbg ävexovoiv elgyaöf-Uvoi y.ioveg,

P a 1 a i m 0 n auf dem Isthmos. Paus. II 2, 1 : zoü ttsqi- ßoXov Ö€ eoTLV h'zbg Ilakaiiiovog er doiozegä vaög, dydl/.{aza de Iv avzM Unaeiöwv yal yievxod-ea yal abzog 6 Ilalalucüv. eozL ÖS y.al akkov "'Advzov ya?.ovu€vov, y.dd^oöog de eg avzb VTtöyecog, evd-a öi] zbv Ila'Aaiftova yeyQvcp^ai (paoiv. Vgl. IG IV 203; Monceaux Gazette archeol. IX (1884) 273 ff.; 354 ff.

Pelops: s. 0. S. 404.

Peueiope in Mantineia. Paus. VIII 12, 5: yi]g x^ß<^ viprjXov ITriveAÖrtrjg öe eivai zdcpov cpaoiv.

Pittheus in Troizen. Paus. II 31, 3: IJizd-icog iivr^i.id iori, ZQSlg de an' avzö) -d^govot '/.elvzai lid-ov levyoü' öixd^eiv öe Ilizd-ea y.al ärdgag ovo ovv avzöj leyovaiv Inl zCbv -d-govcov. S. 0. S. 61; 336; 339.

P ho kos in Aigin a. Paus. II 29, 9: ^djy.ov zd(fog ;(ä>,aa eozL Ttegieyöuevov y.vy.ho ygrjTTlöi, ertl/.SLzai öe ol Xld^ug zgayvg. Mit diesem Stein war Phokos beim Diskoswerfen getötet worden.

Phytalosan der heiligen Straße von Athen nach Eleusis. Paus. I 37, 2 teilt ein Epigramm mit, das auf dem Grab zu lesen war; s. o. S. 303 f.

Poiydoros bei Ainos. Der von Bäumen bewachsene Tumulus wird von Verg. Aen. III 22 ff. beschrieben.

Der Eeliqaienkult im Altertum 411

Protesilaos auf dem Chersonnes. Philostr. Her. p. 289, 29 K: /.iiiai //£»- orz Iv TQoict 6 lloioxiaü.tiog, d.).V Ir XtQQ0vi]Oio Tort'n;, xohovbg öe adiov trtexd /'^/'«s' ovtoal ör^rrov o Iv ioiaieoü, 7rti)Ja<^ de ravioQ cd vviKfcti fcegi rCo y.oAiovöj IffvrtLoav y.ai xniövöf t:ri toig ötvÖQtoi Tovroig ty^aipav nov avTCti vöunv rolg irgog ro^'D.iov rtTQauitiyovg twv o^wv ävO-itv fuv ngiüi, (pv'/.Xooooiiv öe (tvii/.a -/.ui frQoa;rü).).ro0^at li]';; ügag xoiTO d)^ 10 TOI- IIotüZ€oi).fO) TniO-og rw Sk irfQoi utgei Lr,v öei'ÖQce y.ai er rtgüritiv. y.ai b;i6ou de tihv öevÖQiov fiij rreg) ro ai]uc( eon/.ev, waneQ y.ai raiu tu Iv y.i]jT(o, Tcüatv egocoTur TOtg oCotg y.ai i^agael to 'iöiov. . . . to 8e Uqöv, iv lo y.ara %ovg TTttTe'Qag b Mr\dog ißgiCev, . . . toCzo ijov, ij) ^('ve, y.axa- XeiTteTai de cutoD bg^eg^ log oliya. TÖre öe, oiuai, xagiev xt \v y.ai nv tii/.oöv, wg e'oTi Toig O^eueUoig $v}ißu).f'o')^ai. to öe iiyaXuu jovxo ßeßrf/.e /.tev irtl vedjg, to yäg Tt]g ßdoeo)g ax>',iice TTQioQa, 'lÖQLTai ök vciiaQxog. rceqixoixfiag öe avib b XQovog y.ai vtj Ji' Ol &/.ti(fnvxig xe y.ai ni eiriarpQayiZöuevot r^g ev^ag e^t]).- Jd/aat Tov el'Öoig. Plin. bist. nat. XII 238: sunt hodie ex (idverso Iliensium nrhis inxta Jlcllesponium in ProtesiJai se- pulcliro arbores, quae omnibus ex eo aevis, cum in tantum ad- crevere, nt Ilium aspiciant, inarescunt rursusqne adoJescunt.

Sibylle im heiligen Hain des Apollon Smintheus bei Alexandreia in der Troas. Paus. X 12, 6: /.al e/.eytinv Irrl Tf^g airj.rg' 'aö' iyw a 'ßnißnio oacprjOQig elfii ZLßi')./.a | tCoÖ^ vitb '/.ah'fM odiiüTi yevO^oiieva, \ naoO^ivog avödeooa to 7TQiv, vir ö' aiev ävavöog, \ (.toioq vrcb OTißaoü Tdvöe lay^ovoa Tteöav. \ d'Ü.(t TieXag Xüurpcitai y.ai 'Eoiif] twö' vrcö/.eiuai^ \ pnlqav eyoioa y.drii) Tüg tot* dvay.TOoiag'. 6 ulv öij naga to firr^ia eOTVf/.ev 'Egt.i\g ).i9-0f tetodyiovov oy\iia' ti doiaiegäg öe vöwo xe y.aTeg- Xntievov lg y.g][vi]v y.ai tCuv Ni'iKpün» tan tu dydluaTa.

Sostratos bei Dvme in Acliaia. Paus. VII 17,8: IttI- O-r^ua öl y.ai lg Ipe eri oxr^Xr^ xe r^v Ircl tov xwuaTog y.a) 'Ifga- y.).i~g Irreigyaauevog. Denn Sostratos war ein Liebling des Herakles, der ihm auch das Grab zugerichtet hatte.

Thersandros in P^laia in der Aiolis. Paus. IX 5, 14: y.ui Ol ib ftv'iia . . . /(Ttiv Iv 'K).al(f Tto'/.et, ).id-og b Iv tCo v:raix}g(lt t»'," dyngäg.

412 Friedrich Pfister

Theseus in Athen. Es war ein großer Komplex am Marktplatz, in welchem mehrere oiy.i]!.iata standen (Aristot. UO-, Ttoh 15, 4), sowie das eigentliche Heiligtum, dessen Wände Mikon und Polygnot mit Gemälden geschmückt hatten; s. oben Anm. 746. Das Gebäude stand vermutlich schon längere Zeit, ehe die Translationslegende davon sprach, daß dort die Ge- beine des Heros bestattet seien; s, oben S. 198 iF. Dem Um- stand, daß Theseus ein hgov, kein »/(>ä>ov ursprünglich besitzt, entspricht es, daß ihm ioöd^eoc xmai (Diod. IV 62, 4; Schol. Aristoph. Plut. 627) und d^voka (Plut. Thes. 36) zukommen, d. h. göttliche, keine heroische Verehrung. Also auch dieser Kult deutet darauf hin, daß ursprünglich von einer Grab- legende des Theseus keine Rede war; s. auch unten S. 415.

Thyestes zwischen Argos und Mykenai. Paus. II 18, 1: ßviotov xdcpog . . . Xld-ov öe eneoviv amCo '/.Qiög, otl ttjv aqva 6 0veoTi]g eöyiE Tr]v xcfff»p', fior/svcfccg xov äöslcpov ttjv yvvo.lY.a. . . . uiio ÖS Töjv Kqiwv ovTO) yccQ ToC Ovearov ro j-ivfifia dvo[.idCovoL Tiqoeld-OLOiv xrA. Über Widderfiguren auf Gräbern vgl. Fr. Baumgarten, Ath. Mitt. VIII (1883) 141 ff.; A. Milch- höfer, Arch. Ztg XLI (1883) 263 f.

Toxaris in Athen. Luk. Skyth. 2: evQi&rj /.eld^i 6 Tö^UQig red^a{.Lf.iivog Tf] re eTtiyQacff] yvcood^tig, ei aal (.iiq ftaoa icfaivETO ETL, y.al f.ialiaia, otl knl rf] ori]h] E^-vdr^g ärrjQ eyxs- ■AÖXaTTTO, Tfi kaiä f.i€v zö^ov e/wv tvT€Tai.i€vov, ev öe^iä öh ßißliov, tog ldöv.Ei. exv y.a.1 vvv Xdoig av amov vtzIq ri[.iiov mi to rö^ov olov xal To ßißXiov Tcc de äro) rf^g OTi]lrjg xat tb TtgöoioTtov 6 XQOvog rjörj elvi.u]vaTÖ nov. . . . ov /.leya ro y,Cüi^icc '/.al fj GTrjlr]

Tydeus bei Theben. Paus. IX 18, 2: rgelg eioiv &Qyoi kid^OL. 6rjßaia)v öe ol tcc dgxala (.ivri^iovevovxeg Tvöea (paalv eivai Tov evtaCd-a y.eif.ievov.

Aus diesem Material geht das oben wiedergegebene typische Aussehen der Heroenheiligtümer, welche Gräber enthielten, klar hervor: ein offenes ref-ievog, vom angrenzenden Raum durch den Tieqlßolog geschieden; der Innenraum war wohl in der Regel erhöht ; meist war er auch mit Bäumen ** bestanden.

' Vgl. Lenz, Botanik der Griechen und Kömer 1859 S. 181 ff. ; s. z. B. Ael. V. h. V 17 und unten am Schluß von § 40.

Der Reliqaienkult im Altertum 413

Von ganz wenigen, gleich besprochenen Ausnahmen abgesehen, wird nirgends ein Gebäude erwähnt; und so wird man es als Regel aufstellen dürfen, daß, wenn man das Grab des Heros besaß, ein Kultgebäude niclit vorhanden war; zumal auf einem Grabhügel einen Tempel dem Heros zu errichten, war unge- bräuchlich. Meikwürdig ist daher Denekens Ansicht (bei Koscher I 2496, 18): „Oft wurde aber dem Heros nach Ana- logie des Götterkultes ein besonderes Gebäude, das Heroon, errichtet, und zwar wohl in der Hegel über dem Grabe." Der Irrtum Denekens rührt, wie aus den von ihm angeführten Beispielen hervorgeht, daher, daß er glaubte, mit )]q(oov werde eben das dem Heros geweihte Kultgebäude bezeichnet. Dies ist aber, wie wir sahen, falsch: j^ (»wo v heißt jeder einem Heros geweihte Bezirk. Dies ist auch der Sprachgebrauch der liellenistisch- römischen Zeit, wie aus den zahlreichen /pri)ov-Inschriften ' hervorgeht, wo t^Qöwv einfach das Grab des Verstorbenen bedeutet. Gewiß kann i^qöiov unter Um- ständen ein Gebäude sein; so wohl bei Herod. V 47: trti yag rov rdfpov avToü i]qiöiov lögvoäutvoi. Aber es ist falsch, als Regel aus diesem Ausdruck auf ein Gebäude zu schließen. Wenn daher Deneken weiter sagt: „Übrigens finden sich auch Beispiele dafür, daß f^groov nicht das Gebäude, sondern das Temenos bedeutet*', so müssen wir auf Grund des oben ge- gebenen Materials das Umgekehrte für richtig halten.

Denselben Typus zeigt uns auch das von Milchhöfer* ausführlich besprochene Heroon im Peiraieus, ein offenes Te- menos, dessen etwa quadratische Einfriedigung aus einer doppelten, an der Westseite vierfachen Reihe von einzelnen Steinpfeilern gebildet wird. Jede Seite des Bezirkes ist etwa 50—60 Meter lang; der Eingang liegt auf der Westseite. Auch die beiden ebenda (II 12 ff.) behandelten Heiligtümer im Korydallos-Gebirge haben dasselbe Aussehen. Weiterhin lehrt uns eine athenische Inschrift " ein solches Heroentemenos

' S. die kleine Auswahl von Deneken bei Röscher I 2547 Anm. 2, der nier völlig Recht hat. * Zu den Karten von Attika I 37 ff.

» Eph. arch. 1884, 161 ff.; Curtius. Sitz.-Ber. der Berl. Ak. 1885, 437 ff.; Dittenberger, Syll.* 550; Kekule, Echelos und BasUe, 65. Berliner Winckel- mannsprogr. 1905.

414 Friedrich Pfister

genauer kennen, das Heiligtum des Kodros, Neleus und der Basile. Die Inschrift, vom Jahre 418, handelt von der Ver- pachtung des Bezirkes zum Zweck seiner Wiederherstellung; vor allem die Umfriedigung soll erneuert und 200 Ölbäume angepflanzt werden.

Ausdrücklich eine Art von Gebäude wird jedoch erwähnt bei Alkmaion (s. o. S. 405). Sein Grab ist ein oUr^ua oms layed-sL (jieya) ovze ä)lcog xezoa/nr^^uevov, also ein recht be- scheidenes Bauwerk, das von Cypressen umstanden war. Noch dürftiger war vielleicht der Bau am Grabe des Oxylos (s. 0. S. 410), vaoü oyf^fia, ovy vil'r^/.op, ohne Wände; das Dach war von Säulen getragen; also eine baldachinförmige Aedi- cula, wie sie uns häufig etwa auf unteritalischen Vasen ab- gebildet entgegentritt ^'\ Eine ähnliche Art des Grabschmuckes beschreibt uns Pausanias (II 7, 2) als Sitte der Sikj^onier: TO /.UV oü),ua yfj ■A.QvjtrovoL, )dO-ov de e7tOLy.odot.ii]oavTEg xQr^Ttlda y.iovag ecpioräoi -/.al In" amolg eTtcd-t-ua tzolovol -/.axci zovg äsTohs /idlioza zovg kv zolg vaolg. Münzen aus Sikyou führen uns einen solchen Bau vor Augen ^\ Protesiiaos, so er- zählt der Landmann bei Philostratos (s. o. S. 411), habe zur Zeit der Perserkriege einen Tempel (Uqöv) besessen, von welchem man jetzt noch die Trümmer sehe. Jetzt hat er einen offenen, großen, von Bäumen bewachsenen heiligen Bezirk. Charakteristisch ist die Anlage des Heiligtums des Palaimon auf dem Isthmos (s. o. S. 410). Er besaß, der Wichtigkeit des Heiligtums entsprechend, einen Tempel. Doch befand sich sein Grab nicht im Tempel selbst, sondern in einem be- sonderen Adytou mit unterirdischem Eingang. Auf dem Grab der Kallisto (o. S. 408) stand ein Tempel, der aber nicht der Heroine, sondern der Artemis geweiht war; d. h. das Heroenheiligtum war mit einem Götterterapel verbunden, eine häufige Erscheinung, die unten zusammenhängend zu be- trachten ist. Ähnlich ist zu erklären das große Grabgebäude

10

Vgl. etwa die Sammlang bei C. Watzinger De vasculis inctis Tarentinis Bonner Diss. 1899; E. Pagenstecher, Unteritalische Grabdenkmäler 1812 S. 79 ff.

'1 Imhoof-Blumer Nnmism. comment. on Paus. Taf. H I; II; vgl. Stackeiberg, Grat er der Hellenen I 39 und Taf. IV.

Der Reliquienkult im Altertum 415

für Min OS, das der Aphrodite galt, Tvenn man hinter Diodors Bericht wirklich die Existenz eines solchen Kuligebäudes suchen will. Schließlich sei noch erwähnt, daß auf dem Grab des (Jinomaos die Überreste seiner Pferdeställe gezeigt wurden.

Ferner widersprechen auch die athenischen Heiligtümer des Erecht heus und des Theseus nicht meiner Ansicht, daß in der Regel mit dem Heroengrab kein Gebäude als Heiligtum des Heros verbunden war. Denn abgesehen davon, daß vom Grab des Erecht heus und Kekrops erst Zeugnisse aus später Zeit zu uns reden ^-, sind eben beide Heroen nicht in ihrem eigenen Tempel bestattet, sondern in dem der Athena. Und auch bei Theseus wurde das Gebäude nicht über dem (Trab des Heros errichtet, sondern es stand schon lange, ehe man sich im Besitze seiner Keliquien dachte und die Trans- lationslegende ersonnen hatte (s. oben S. 198 tf. und 412). Ebenso wie bei Theseus dem Kultgebäude die göttliche Verehrung entspricht (s. oben S. 412), so steht es auch mit Helena und Menelaos, denen in Therapne ein rceög ge- weiht war, welcher die Gräber umschloß: auch ihnen wurde nicht ojg fJQioaiy sondern log ^eolg geopfert (s. darüber unten § 36). Ähnlich wird das legöv auf dem Grab des Käst or zu erklären sein, vielleicht auch das uqov des Machaon; denn in der Tat heißt es bei Paus. IV 4,9: D.uC/.og . . . Muxäovi jü) ^A(r/.h]7Tiov 7T()Cnog td-voev iv Fegr^viu. Also ^coiai wurden ihm dargebracht, keine ivcr/ioiiata (s. unten § 36 1.

Doch kam zu dieser einfachen Einrichtung des das Grab umschließenden Heroenheiligtums noch je nach den Umständen verschiedener anderer Schmuck hinzu. So werden uns nicht selten irgendwelche t7ii^\]t.iaTa, die auf dem Grab standen, genannt; oft knüpften sich Legenden an solche Wahrzeichen

'* Apollod. III 14, 7: ^Eof/d'oviov Se a.Tiod'nvovtoi xui la^iyroe iv ri~t ai-ro) reuerti t>%- 'Axfr^väi. Clem. AI. Protr. ^ p. 34 St : t/ St lioi/_&6iio^ ; ov/l iv Ttö reoi tF;; IlohäSoi xey.tjdiuai ; Danach Amob. c. gent. VI 6 u. a. Clem. AI. Protr. 1. C. : 'A&riVT;at 8e iv nxnoTroXtt Kiy.gofoä irätpos iarh'), ios ^Tjaiv 'At-iioxoi iv rtö ii'nrfo joiv iaTOf)iwr. Vgl. Theodoret Gr. äff. cur. 8 p. 205 R: Eiis. praop. ev. II 6. 2; Amob. c. gent. VI 6 und unten Anui. 246. Über das Grab des Erechtheus s. auch oben S. 8 ff.

410 Friedrich P fister

an. Gelegentlich M'ar der Heros selbst dargestellt^', so Protesilaos und Machaon. Auf dem Grab des in der Schlacht gefallenen Androklos stand ein bewaifneter Mann. Auf dem Markt von Elateia war E 1 a t o s auf einer Stele ab- gebildet; doch weiß Pausanias nicht genau, ob dies als eTti- S-ijua des Grabes aufzufassen sei. Das Bild eines Mannes mit einer Lyra sollte wohl den Kaukon darstellen. Den Toxaris erkannte man als Skythen. Koroibos war auf seinem Grab zu sehen, wie er die Poine tötet. Wenn Crusius aaO. vermutungsweise die eherne Jungfrau auf dem Grabe des Midas gleichfalls als Kxiq Tt^u/Soü^og auffaßt, was jedoch nicht ganz sicher ist, so könnte man ähnlich auch bei dem Bilde einer nackten Frau auf dem Grabe der Auge denken, wenn man sie nicht lieber hierdurch als Geburtsgöttin be- zeichnet sein lassen will, als welche die Heroine, Avyl] iv yövaoi, in Tegea verehrt wurde ^*. Auf dem Grabe des So- s trat OS, des Lieblings des Herakles, war Herakles selbst auf der Stele zu sehen. Am Grab der Sibylle standen Bilder des Hermes und der Nymphen,

Auf anderen Gräbern waren Attribute angebracht, welche 75U dem Begrabenen in irgendwelcher Beziehung standen. So befanden sich auf dem Grab des Pittheus beim Heiligtum der Artemis Soteira in Troizen drei Throne, welche auf die Richtertätigkeit des Heros hinweisen sollten. Auf das Grab des Idmon stellten die Argonauten eine Schififswalze aus Ölbaumholz, welche später ausschlug und als Baum weiter- wuchs. Diesen Grabschmuck beschreibt Apollonios von Rhodos nach dem Vorgang des homerischen Epos. Denn so stellte auch Odysseus dem Elpenor ein Ruder aufs Grab. Ebenso wird bei der Bestattung des Argonauten Mop sos nach Ly- kophron 881 ff. gehandelt, wo das auf dem Grab stehende Ruder veQxeQcov y.£ii.ii]hov genannt wird. Vielleicht darf man hierher auch das Uqiov auf dem Kenotaph des Thukydides

" So vor allem, wenn er in einem Is^ov verehrt ward, wie Äias, Machaon, Palaimon.

" Paus. VIII 48, 7 ; vgl. aber auch J. Heckenbach De nuditate sacra sacHsque vinculis EGVV IX 3 (1911) 21 und A. Körte, Ath. Mitt. XXIV <1899) 10.

Der Reliquienkult im Altertum 417

(s. 0. S. 236, bes. Anni. 880) ziehen, zumal weun man Wünschs oben angegebene Erklärung beachtet.

Auf der Ruhestätte des Phokos lag ein rauher Stein, durch den er seinen Tod gefunden hatte; ein ähnlicher Stein bezeichnete die Stelle, wo nach einigen Tydeus ruhen sollte, ebenso das Grab des T h e r s a n d r o s. Das Grab des T h y e s t e s schmückte ein steinerner Widder, nach welchem die Gegend KqwL hieß. Er sollte auf den goldenen A\'idder deuten, den Thyestes .«meinem Bruder Atreus geraubt hatte; doch .^agt schon das Epos (II. II 106j: /toXiagvi HL-iari]. Ein steinerner Löwe^"* bezeichnete die Stelle, wo der vom Nemeischen Löwen abgebissene Finger des Herakles lag, ein steinerner Finger den Ort, wo der Finger begraben war, den der rasende Orestes sich abgebissen hatte. Auf dem Grab derBoreaden sah man zwei Steine, die sich beim Wehen des Boreas be- wegten. Ein Epigramm wies auf die Ruhestätte des Phy- talos hin. Ein Felsblock deckte die Stätte, w^o das un- sterbliche Haupt der lernäischen Hydra ruhte (s. o. S. 321).

Wenn sich also als Regel ergibt, daß das im Besitze der körperlichen Reliquien befindliche Heroenheiligtum kein Ge- bäude aufwies, sondern ein otfenes xe(.ievog war, so wird man, wenn man die Meinung derer für richtig hält, welche in den Heroen ursprüngliche Götter erblicken, und wenn man an- dererseits die Zähigkeit und die starre Dauer der äußeren sakralen Einrichtungen und Kulthandlungen berücksichtigt, eben in dieser primitiven Elinrichtung der Heroengräber die starre, entwicklungslose Tradition einer alten Zeit erblicken, in welcher der Gottheit noch keine Gebäude als Heiligtümer geweiht waren. Man wird dies um so eher zu tun geneigt sein, wenn man sich von den mythischen Heroen abwendet und die historischen Heroen der späteren Zeit und die Anlage ihrer Gräber betrachtet. Denn die Ausstattung der seit der hellenistischen Zeit eingerichteten Heroa für historische Per- sonen hat sich, dem Zuge der Zeit folgend, der allgemeinen Entwicklung des Grabschmuckes naturgemäß angeschlossen.

'• S. über diesen Grabschmuck Usener Dt Iliadis carmiue quodam Phocaico Bonn 1875 S. 14 f.; Rohde, Griech. Rom. 367.

ReliBionsgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 27

i

418 Friedrich Pfister

Die alten Gräber der mj'thischen Heroen aber bewahrten in der Regel ihr altertümliches Aussehen.

In der hellenistischen Zeit begegnet es uns nicht selten, daß über dem Grab ein vollständiges Gebäude sich erhebt; das Endresultat sind prunkvolle Bauten wie das Mausoleum für den hellenistischen Herrscher und die Tempel für die konsekrierten römischen Kaiser. Diese bilden den Schluß- punkt einei- großen Entwicklung, an deren Anfang die ein- fachen Stelen des mykenischen Gräberruudes stehen. Diese geschichtliche Reihenfolge geht parallel oder ist vielmehr eine Begleiterscheinung jener Entwicklung der Heroenverehrung und des Totenkultes, die, an Breite mehr und mehr zunehmend von den ältesten Zeiten des Heroenkultes bis zum römischen Kaiserkult führt. Sehen wir hier, daß von der hellenistischen Zeit ab mit der Heroisierung Verstorbener nicht gekargt wird, so daß an manchen Orten fast jeder Tote rJQwg, fast jedes Grab fjQ&ov genannt wird, so darf es uns nicht wunder- nehmen, daß diese Idee sich auch im Schmuck des Grabes verkörpert. Betrachten wir kurz diese Entwicklung.

Die sechs Schachtgräber von Mykenai gaben uns Grab- stelen mit menschlichen Figuren oder mit Ornamenten in ganz flachem Relief oder sie entbehrten jeglichen ügürlichea Schmuck ^^. Ebenso wurde auch in der Unterstadt eine Stele mit Zickzackornament gefunden ^l Eine Stele als yigag S^a- vövTCüv erwähnt auch das Epos ausdrücklich (II. XI 371; XVI 457; 675; XVII 434), und der Tumulus des Achilleus in Sigeion war mit einer solchen geschmückt (s. oben S. 405). Ärmlicher und aus späterer Zeit wie diese Königsgräber, deren Inhalt gleichfalls auf die Vornehmheit der Bestatteten hin- weist, sind die einfachen Steinplatten mit und ohne Inschrift, welche die Lage der Gräber auf Thera bezeichneten^^ Roh

18 S. die Abbildungen bei Schliemann, Mykenae 1878 S. 58; 91; 97 ff.; 140; 174; C. Schuchhardt, Sehliemanns Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä etc. 2. Aufl. 1891 S. 183 ff.; G. Perrot und Cb. Chipiez Eisioire de Vart VI (1894) 762 ff.

1' Abgebildet bei Perrot und Chipiez VI fig. 232; vgl. Epb. arch. 1883 S. 127.

18 IG XII 3, 762 ff.; Hiller von Gaertringen, Thera II 104 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 419

behauen lagen sie auf dem Grab, wie dies ähnlich auch für einige der eben besprochenen Heroengräber bezeugt ist. und dienten wohl zugleich als Opfertisch, wie die gleichfalls in Thera gefundenen rgÜTiitai ^* und die unten 35) besprochenen niederen Heroenaltäre, Daneben treffen wir auch aufrecht stehende Stelen ^^. Ähnliche Steine; fanden sich mit Inschriften auf Amorgos '". In Athen standen zur Zeit des geometrischen Stils auf den Gräbern die großen Dipylonvasen, daneben ge- legentlich auch eine einfache Stele '^

Diese einfachen roh behauenen Grabplatten bilden den Keim, aus dem sich die Stelen der späteren Zeit ^^ entwickelt haben. Die Weiterbildung liegt vor allem in dem immer weiter aus dem Hintergrund hervortretenden Relief. Die älteren Grabreliefs, etwa die Aristionstele und ihre Verwandten, sind noch so flach, daß erst die Bemalung der Dai-stellung Deutlichkeit verleihen muß. Springt aber das Relief in starkem Maße plastisch hervor, was sich seit den Perserkriegen mehr und mehr verfolgen läßt, so wird eine Umrahmung nötig, vor allem zunächst ein Dach mit oder ohne Akroterien und unten der Boden, die aus der hinteren Fläche hervorspringen. Dazu kommt dann weiterhin die seitliche Umrahmung, die oft Pilasterform annimmt. Aber immer bestehen diese Stelen noch aus einem Stück. Der letzte Schritt wurde schließlich dadurch gemacht, etwa von der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts ab, daß das Relief als Freiskulptur sich ganz vom Hinter- grund löste, so daß dieser zusammen mit der Bedachung und den Seitenwänden eine Aedicula bildete, in welche die plastische Darstellung als Skulptur für sich hineingestellt wurde. Der-

" Hiller von Gaertringen aaO. II 18; 107. Über den Ausdruck TOfi.Te^a für den christlichen Altar s. Audreas Schmid, Der christliche Altar und sein Schmuck 1871 S. 22 ff.

»<' HiUer von Gaertringen aaü. II 108 ff.; 295.

»» F. Diimmler, Ath. Mitt. XI (1886) 97 ff.

" A. Brückner und E. Pernice, Ath. Mitt. XVIII (1893) 73 ff.; Arch. Anz. 1892, 19 fi.; Fr. Poulsen, Die Dipylongräber und die Dipylonvasen 1905 S. 18. Eine ähnliche Stele z. B. aus Neandria bei R. Koldewey, Neandria, 51. Berl. Winckelinannsprogr. 1891 S. 17.

*' Vgl. zum folgenden das reiche Material bei A. Conze, Die attischen Grabreliefä (1893 ff.).

27*

420 Friedrich Pfister

artige Tempelchen mit figürlichem Schmuck sind uns viele erhalten; sie finden sich aber auch häufig abgebildet, etwa auf den unteritalischen Vasen, die Watzinger und Pagen- stecher in den oben S. 414 genannten Arbeiten behandelt haben. Eine Aedicula, ein baldacliinförmiges Gebäude, war als Grabschmuck nach den Angaben des Pausanias, wie wir sahen (o. S. 414), auch in Sikyon üblich.

Wie diese Grabstelen aufgestellt sich dem Augedarboten, wissen wir jetzt vor allem durch die Untersuchungen Brückners -* in Athen. Man betrachte etwa eine so große Anlage, wie es das Grab des Dexileos war, das zeitlich genau auf das Jahr 394 festzulegen ist und mit dessen Rekonstruktion Brückner sich eingehend beschäftigt hat.

Von solchen großen Grabbezirken, zumal wenn sie mit aedicula - förmigen Grabreliefs und Grabbauten geschmückt waren, bis zum eigentlichen Grabtempelchen ist es kein großer Schritt mehr. Solche Grabtempel sind z. B. auf Thera mehr- fach gefunden worden. Verhältnismäßig einfach ist das Heroon bei der Echendra auf Thera 2^ Über einem kellerartigen Raum erhob sich hier eine Cella von 5^40 X 3,25 m lichter Abmessung. Im Hintergrund stand auf einem Podium der Sarkophag. Etwas größer (5,60 X 4,50 m) war der Grabbau an der Südsellada in Thera ^^ der keinen unterirdischen Raum besaß. Bedeutend prächtiger ist das Heroon auf derselben Insel beim Evangelismos^', das aus späthellenistischer oder frührömischer Zeit stammt. Die Anlage besteht aus einem großen Unterbau, der mehrere keUerartige Räume umschließt, in die man durch Türen gelangte; es waren dies offenbar Grab- kammern. Auf diesem Unterbau erhob sich ein stattlicher Tempel. Auf fünf Stufen gelaugte man auf der Ostseite in eine von vier Säulen getragene Vorhalle, sodann in die in zwei Teile zerfallende Cella. Die Tiefe des Gebäudes beträgt

2* Ath. Mitt. XXXIII (1908) 193 ff.; XXXV (1910) 183 ff.; A. Brückner. Der Friedhof am Eridanos bei der Hagia Triada zu Athen, 1909; Verhh. der 50. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 1910 S. 67 f. = Neue Jahrbb. XXV (1910) 26 ff.

" Hiller v. Gaertringen aaO. II 251 ff.

Hiller v. Gaertringen II 254. " AaO. II 240 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 421

von der obersten Stufe bis zum Hintergrund etwas über 16 Meter, die Breite 8,5 Meter.

Einen trefflich erläuternden Text zu diesen Grabbauten von Thera gibt uns eine große tlieräische Inschrift (um 200 V. Chr.), das sog. Testament der Epikteta'^ Es wird darin unter anderem bestimmt daß ein großes Temenos der Heroen für die Familie errichtet werden soll; eine Genossenschaft für den Kult wird gegründet, über Priester und Opfer werden Bestimmungen getroffen. Aber nicht nur solche prunkvollen Grabanlagen werden tjqöjov und die darin Bestatteten '(goisg genannt, sondern diese Ausdrücke werden in der hellenistischen und römischen Zeit zumal in bestimmten Gegenden, wozu jedoch Attika nicht gehurt, fast allgemein den Toten und ihren Gräbern zuerteilt ■-". Vor allem in Kleinasien, so in Phrygien, ist dies in weitem Umfang der Fall. Besonders merkwürdig ist in dieser Beziehung Lj'kien, wo sich eine auffallende Grabarchitektur herausgebildet hatte, das Pfeiler- grab, in welchem die Grabkammer hoch über den Boden emporgehoben wurde. Man erinnere sich an das sog. Har- pyienmonument und an die Harpagidenstele in Xanthos^^. Es ist dies derselbe Typus offenbar orientalischen Ursprungs, den auch das literarisch bekannte Kyrosgrab zeigt ^' : ein viereckiger Turm, der im Obergeschoß das Gemach für die Leiche enthält. Ähnliche Bauten, welche dieselbe Idee zeigen, sind uns in Persien erhalten. Dieselbe lykische Sitte, die Leichen vom Boden in die Höhe zu heben, bewahrt das Ne- reidenmonument zu Xanthos aus dem Ende des 5. Jahrhunderts, an welches das dem Anfang des 4. Jahrhunderts angehörige Löwengrab zu Knidos und das Mausoleum zu Halikaruaß an- knüpft'^. Leider können wir die Einrichtung des letzteren

" IG Xir 3, 330; Michel Recueil no. 1001; Br. Keü, Hermes XXni (1888) 289 ff.; Deneken bei Röscher I 2530 ff.; E. Ziebarth, Das griechische Vereinswesen 1896 S. 6 ff.

" Vgl. vorerst die Liste bei Deneken aaO. 2647 ff.

*" Vgl. vor allem Benndorf-Niemann, Reisen im südwestlichen Klein- asien I 86 ff.; 107 ff.; Beuudorf, Österr. Jahreshh. 111 (UKXJj 98 ff.

*' Benndorf-Niemann I 109; Ad. Ausfeid, Der griechische Aieiander- romun 1907 S. 74 und 163 f.

" Vgl. Adler, Zeitscbr. flir Bauwesen L (1900) Iff.; Trendelenburg,

422 Friedrich Pfister

uns nicht mehr genauer rekonstruieren, zumal da die mittel- alterlichen Berichte nicht ganz deutlich erscheinen. Am ein- leuchtendsten ist mir die Ansicht Trendelenburgs, daß die Grabkammer in der über der Säulenhalle aufgebauten Pyra- mide sich befand; diese Annahme wird auch durch die Rück- sicht auf die Analogie der lykischen Pfeilergräber nahegelegt. An diesen durch den Orient beeinflußten Prachtbau des Mausolos schließen sich dann die Grabbauten Alexanders und der Ptole- mäer in Alexandreia und der römischen Kaiser an^^

Durch diese kleinasiatische Grabarchitektur mündet in die Entwicklung des griechichen Grabschmuckes, wie wir sie kurz skizziert haben, ein Nebenstrom ein, der sich in der hellenistischen und römischen Zeit wirksam zeigte. Die Gräber der alten mythischen Heroen, die man in histo- rischer Zeit zu besitzen glaubte, hatten eine einfache Ein- richtung, in der Regel ohne Kultgebäude. Als dann die Heroisierung historischer Personen größeren Umfang annahm, wurden ihre Gräber in einer Weise ausgestattet, welche natur- gemäß in der Richtungslinie der allgemeinen Entwicklung des Grabschmuckes lag. Bei dieser aber läßt sich verfolgen, wie die einfache Grabstele mehr und mehr größeren Umfang annahm, bis aus ihr heraus der eigentliche Grabtempel er- wuchs. In der Geschichte des letzteren ist dann yon Klein- asien her der Anstoß zur Weiterbildung erfolgt. An diesen hellenistischen und römischen Grabtempel, das Heroon, hat

Arch. Anz. 1890, 105; 1900, 22. S. auch Newton Eistory of discoveries ai Halicarnassus, Cnidus and Branchidae 1862—63, Taf. 61ff. ; Knowlton Preedy Journ. of hell stud. XXX (1910) 133 ff.

" Vgl. Adler aaO. 18 f.; H. Thiersch, Arch. Jahrb. XXV (1910) 55 ff. Man ist versucht, diese orientalische Sitte, die Leiche über die Erde zu erheben, in Zusammenhang zu bringen mit der im Orient üblichen Apotheo'se (s. darüber unten § 47). Denn wenn etwa die Leiche des Mausolos sieh in jener Pyramide befand, so lag sie über denen, welche das Totenopfer darbrachten. Das Opfer mußte sich also nach oben richten; es mußten O-voiai, keine svayiafiara sein. Aber ü-voiat galten dem Gott, nicht einem Heros ; also maßte der Verstorbene zum Gott, nicht zum Heros geworden sein. Dieser orientalische Brauch hat auch auf die christ- liche Sitte, die Reliquien sichtbar auszustellen, Einfluß gehabt; s. unten S. 432. Zu beachten ist auch, daß die Mumie Alexanders in der Gruft sichtbar war; vgl. Thiersch aaO.

Der Reliquieukult im Altertum 423

dann naturgemäß die Architektur der christlichen Grab- kapelle für die Heiligen angeknüpft, nicht aber an die Form des Heroenheiligtums, wie sie seit alters für die mythischen Heroen üblich war, das offene Temenos.

§ 29 Körperliche Reliquien außerhalb des Grabes

Wenn sich mit Sicherheit feststellen läßt, daß fast stets der Aufbewahrungsort der leiblichen Reliquien im Altertum das Grab war, daß also der Reliquienkult, soweit er sich auf die leiblichen Überreste der Heroen bezog, durchweg ein Grab- kult gewesen ist, so ist damit ein großer Unterschied vom christlichen Reliquienkult in der äußeren Erscheinung gegeben. Denn hier ist, wie wir noch genauer betrachteu werden, das Reliquiar und das Ausstellen der Reliquien die Regel, das Aufbewahren unter der P>de im Grabe fast die Ausnahme.

Doch wird uns auch, allerdings von ganz wenigen Heroen- gebeinen aus dem Altertum berichtet, daß sie nicht im Grabe ruhten, sondern eine Art von Reliquiar zum Behältnis hatten.

So wurde Europa auf Kreta als Hellotis verehrt; bei ihrem Fest wurde ein Myrtenkranz von zwanzig Ellen Um- fang in der Prozession getragen, in welchem sich ihre Gebeine befanden. Athen. XV 678 a: lihv/.og ö'iv ralg rliLoaaiq 'ED.airida ■/.a'/.tloO-ai (fr^oi xov Ik iivoQivr^g nKevjHUvov oxifpavov, ovra ri^y 7CtQi^ieTQ0v :tr-^G)v x', TTou.rsveiv xe Iv t/] twv 'E'/J.io- xiiov ioQZß. ff aal ö' iv auTw ict T/"g EigcuTir^g dotä y.ouLCtad-aL, f^v ly.ci/.OLV 'Ek).ojTiöa. äyto&ai de y.al iv KoQivi^oj xa '^E'fMoxia. Ob das von Seleukos geschilderte Fest auf diese Weise in Kreta (vgl. Hesych s. v. 'Ek'/.coxia) gefeiert wurde oder sonstwo, ist ungewiß. Europa Avurde auch in Korinth (Athen. 1. c; vgl. Et. M. s. V. 'E)j.iüxig\ ferner in Sidon i Luk. de Dea Syr. 4) und Tyros (Jo. Malal. Chron. I p. 31 Bonn.) verehrt. Auf jeden Fall aber scheint mir beachtenswert, daß Europa-Hellotis unzweifelhaft phoinikisch-semitischen Charakter zeigt '**.

»* Vgl. Wilisch bei Röscher I 2032; ACmann, Phüol. N. F. XXI (19081 171 ff. S. aber auch über 'EV.uiTii E. Maaß, Griechen nnd Semiten auf dem Isthmus von Korinth, 1903 S. 6 f.

424 Friedrich Pfister

In Andania (Oiclialia) in Messenien bewahrte man im karnasischen Cypressenhain , wo die großen Götter verehrt wurden, in einer eherneu Hydria die Gebeine des Euryt os auf (Paus. IV 33, 5 ; vgl. 2, 3). Dem Heros wurde tvqo rfjg TsleTfjg Tü)V MeydkcüV OeCbv ayo(.ievi]g hi tv "Jvöavia geopfert (IV 3, 10). Ob dabei die Reliquien eine Rolle spielten, wird nicht gesagt.

Des Tantalos Gebeine lagen nach einigen in einer ehernen Truhe {xctlutlov ov (.Uyd) in Argos unweit des Grabes des Pelasgos (Paus. II 22, 2). Auf dem Kasten standen alte Bilder des Zeus, der Artemis und der Athena. Pausauias fügt hinzu, wenn man hiermit den Tantalos, den Sohn des Thyestes oder des Broteas meine, so könne die Nachricht richtig sein ; behaupte man dies aber von dem Sohne des Zeus und der Pluto, so müsse er es bestreiten, da er dessen Grab am Sipylos gesehen habe.

In Olympia befand sich in einem kleinen Gebäude eine eherne Truhe {y-ißiorog xaly.% welche die Gebeine des P e 1 o p s enthalten sollte. In der Regel aber galt wohl das Pelopion selbst als Grab des Heros (s. o. S. 208 f. und 404 f.). Das Reliquiar mag wohl mit der oben S. 208 f. besprochenen Legende vom Schulterblatt des Pelops zusammenhängen; freilich versichert Pausanias (V 13, 4 ff.), daß man zu seiner Zeit diese Reliquie nicht mehr zeige, und auch Plinius (bist, nat. XXVIII 34) spricht davon im Präteritum {solehat ostendi).

Merkwürdig ist die Nachricht des Pausanias (X 12, 8) über die kumanische Sibylle: Ud^ov öevöqiav h "AnokkLovog IsQq) 6eLY.vvovGLV {pl Kvi-ialoL) ov ^lEydlrjv, zrjg Zißvllr]g evravS^a y.£löd^ai cpdi-iBvoi za öaiä. Ebenso sagt lustin Paraenet. 37: qiaxöv Tiva £jt /aA/oi; xareaKevaOf-ievov, ev ^ ra Isiipava avTfjg oihteod^at Ueyov. Darauf bezieht sich wohl auch Ampel. 8: Sed et Herculis aedes antiqua ; ihi e columna pendet cavea ferrea rotunda, in qua conclusa Sihijlla dicitur. Sonst hören wir von einem Grab der Sibylle in Kyme nichts; sie weissagte dort, vgl. Lykophr. 1278 ff. und Tzetzes z. d. St. ; Aristot. mir. ausc. 95 p. 838a6; Verg. Aen. VI 9 ff. und Nordens Kommentar z. d. St.; Agathias bist. I 10 p. 33 Bonn. Nach Solin II 17 und V 7 (danach Isid. Hisp, orig. VIII 8) lag die kumanische Sibylle in Sizilien begraben.

Der Reliquieukult im Altertum 425

Bei Dion in Makedonien sah man auf einer Säule eine steinerne H3'dria, welche die Gebeine des Orpheus enthielt; s. 0. S. 410.

Dies ist . soviel ich sehe, das gesamte hierhergehürige Material; Auch die Reliquien p artikel, von denen wir oben S. 321 tt". sprachen, ruhten zumeist im Grabe. Nur das Haar der Gorgo Medusa bewahrte man in Tegea in einer ehernen Hydria auf (o. 8. 321), die Haut des Marsyas zeigte man ohne Behälter in Kelainai (o. S, 322j.

Dazu kommen noch einige Fälle, in denen die Gebeine ganz oöen, ohne Grab und Reliquiar, zu sehen waren. Jedoch nur in einem einzigen P\all hören wir von einer Verehi'ung solcher Reliquien. Paasanias (III 22, 9) berichtet aus Asopos in Lakonien: tu öl uoiü iv jö» yLuvaaio) ra x if.ii'tt ueva ntyiO^ti //€»' v:itQßakkovxu, uvdQiojcov 6t Inuog loii. Von wem diese Reliquien stammen, wird uns nicht bei'ichtet.

Vor allem aber waren an verschiedenen Orten otten zu sehen die Gebeine der Giganten und ähnlicher Gestalten. Davon berichtet ausführlich der Winzer bei Phiiostratos (Her. 1». 289 Kj: uk/.a firiTtco, ^ive, TtLaxa i]yoO, ti ünov, tcqlv eg te ii^y vi'oov xr^v KG) 7t}.6vaf]g, Iv fj xibv yi]yevü)v öoiä Sci'd/.tixai, MtQÖTiiov, rpaat, xüjv TtQtoxtJV, Iv (Pqvyia de xd xe "i'XXo v xov 'llQayJJovg 'iöt/g, y.ai, vrj Ji', iv tfexTU/Ja xa xüjv W/.wadwv, wg IvvtÖQyiiOL äxexvüj^ lyivovxo y.al ortoloi udoviui. NiaitoLlxai 8k o\ 'JxaUav oi/.oüvxeg O^avua Tte/toirjvxai xov yllxvovtiog ooiü. /.eyoiai yao öi^ 7to)J.ovg xwv Fi y dvxiov ex.el ßsßh'iO&at y.al Btößiov oQog ht^ avxovg xvcfto^ui. xai /nr]v y.al h> lluüJ^vri, /]v (P'/Jyqav oi Ttoirjxul uvofidCovai, 7toXka {.tev atoitaxa f, yr^ xoiaüxu t'xn I'iydvxojv oxQaxo7C6Ö6vodvxo)v ly.ti, /roÄ/.a de vuß{}OL xt y.al auof.iol dvuy.akv/Txovoiv. O^agoel de ovöe Tioiuriv TttQi utorjißQiuv l/.tlvü xh xw^/f-'»' v7t07iaxayovvxiov eldu)'/.tüv. ä iv uvxvi uaivixai. xh öi &7tL0xtlv xotg xoiovxoig laiog tvov y.al inl xov 'IlQU/JJovg r^v, oO^tv xov rr^qvovv'V iv t/] ^EQvihtict dTioy.xüvag y.al f.uyiox(i) aixü) iviexv/^yKtvai keyöutvog dveO-t'f/ie xa üGxü ig 'OKvujtLav, Cog fii^ djTioroixo xov uO^/.ov.

Diese Liste des Phiiostratos können wir noch durch andere Zeugnisse eigänzen. Von dem lydischen HyHos. dem Sohne der Ge, berichtet Pausanias (I 35, 7], als einmal in Lydien

426 Friedrich Pfister

durch Regengüsse Gebeine von übermenschlicher Größe frei- gelegt worden seien, habe man sie zuerst für die Überreste des Geryones gehalten, bis ol twv Avöibv i^r^yrixaL die Wahrheit fanden: es seien die Gebeine des Hyllos, nach welchem der lydische Fluß genannt sei. "Weiter berichtet Lukian (adv. ind. 14) über Geryones: 0r]ßaloi tu dorä roü rr]Qv6vov (öeixvvovaiv). Was die Aloaden betrifft, so hören wir wenigstens von dem einen, Otos, durch Plinius (nat. bist. VII 73) : in Greta terrae motu rupto mojite inventum est corpus stans XLVI cuhitorum, quod alii Orionis aJii Oti esse arhitrahantur^^^. Etwas ähnliches erzählt aus Kreta Solin I 91 p. 22M: scripta quoque ex antiquitate memorias accersunt in fidem veri hello Cretico, cum elafa flumina plns quam vi amnica terras rupissent, posi discessum fluctuum inter plura Jmmi discidia humanum corpus repertum cuhitum trium atque triginta: cuius spectandi cupidine L. Flaccum legatum, MeteUum etiam ipsum inpeyidio captos mira- culo, quod auditu refutaverunt, ocidis potitos. Häufig sind auch die Nachrichten über die gleichfalls von Philostratos erwähnten Giganten. So sagt Solinus (IX 6 f. S. 63 M) über die phlegräischen Felder, den Hauptort des Gigantenkampfes: admonet Phlegra, tibi anfequam oppidum fieret rumor est militiam mundi dimicatam cum Gigantihus. . . . illic si quando, ut accidit, nimbis torrentes excitardur et aucta aquarum pondera riiptis obi- cibus Valentins se in campos ruunt, eluvione ossa etiam nunc ferunt detegi ad instar quae sunt e corporihus Jiumanis sed modo grandiora, quae ob enormem magnitudinem monstrosi exercitus iactant extitisse, idque adi'iivatt(r argumento saxorum inmanium quihis oppugnandum impeiitum caelum credideriint. Von den phlegräischen Feldern, die man auf der Halbinsel Pallene lokalisierte, holte auch Cheiron nach der oben S. 322 ge- nannten Sage den Knöchel des Giganten Daraysos, um ihn dem Achilleus einzusetzen.

^^ Vgl. Serv. Verg. Aen. III 578: nam cum in Phlegra, Thessalias loco, pugnasse dicantur, quemadmodum est in Sicilia Enceladus? Otue in Creta secundxim Sallnstium, unde Otii campi? TypJioeus in Carn- pania? Auch solche zufällig gefundenen Gebeine ließ man oft nicht offen liegen. So befahl der darüber befragte Heros Protesüaos, als man in Ikos Gebeine von übermenschlicher Größe fand: t6v ^evov avyxalv-jixcouev' viü.tiMv dr,7xov Im&äTiTEiy jov vsy.^xjv. Philostr. Her. p. 289 K,

Der Reliquicuknlt im Altertum 427

In Megalopolis in Arkadien sah Pausanias (VIII 32, 5) im Tempel des Asklepios llal^ Gebeine von übermensclilicher Grüße, die man dem Giganten Hoplodaraos zuschrieb. Frazer weist mit Recht in seinem Kommentar zu Paus. VIII 29, 1 darauf hin, daß auch heute noch in Arkadien, besonders in Megalopolis viele Mammutknochen gefunden werden, von denen einige im Museum in Dimitsana aufbewahrt werden. Auch bei Bathos in Arkadien wurde der Gigantenkampf lokalisiert (Paus. VIII 29, 1). Schon im Altertum scheint mau den Ursprung solcher Gigautenknochen erkannt zu haben; Sueton (Aug. 72) berichtet, Augustus habe allerlei Raritäten gesammelt, so auch quaha sunt Capreis immanium belluanim ferarumque memhra praer/ramlia, guae d i c u n tuvG ig a n t u m ossa, et arma heroum. Etwas Ähnliches von Tiberius lesen wir im Wunderbuch des Phlegon (mirab. 14 p. 137 ed. Wester- mann): am Pontos sei ein großes Gerippe gefunden worden, von dem man dem Kaiser einen Zahn zur Ansicht schickte. iTtiöei^ayreg öe Tißegü^ ol TTQeoßtig uqovio, ti ßoiUiai y.ouia- &fivaL tbv i[Qio TTQug avTÖv. Der Kaiser verzichtete darauf, To ivoaiov T)'g vey.QoovXiag TTugairr^odfierog , nnd ließ durch einen Künstler nach dem Maße des Zahns den Kopf und den Körper rekonstruieren ; den Zahn aber sandte erwieder zurück. Vorher erzählt Phlegon (mir. 12), daß man in Dalmatien in der sog. Artemisgrotte viele Körper sehen könne, u)v xa zr^g TtXtvQäg doxa vntQßälUi t/.y.aidt/.a 7ii]xtig. Von derartigem berichtet Phlegon (mir. 11—19) noch mehr; so, daß man solche Kiesengebeine auch in Ägypten und Rhodos zeige ^•'. Ähnliches erzählt Pausanias Damasc. (FHG IV 469) aus der Gegend von Antiocheia in Syrien". In Samos hielt man der-

•^' Phlegon, mir. 15: ov yo^ Si artiattlv rtö elpr^utKo, t.Tci xal t^s AiyvrcTov An^ai eiaiy TÖnos, iv nh Seixrvzai aaifiara oi'x kfAtrio joiTiov, ov xBypvftfiiva yf„ a/Ä' luifuvr; Atftiuira, ovxb avyxiy,inai oTt« avfinetföprjrai, oiU' iv Ta'l«« xelrai , uis yroj^iaat rrpooelO'öiTa toito ftiv /iijpaJv oar«, roito Se xvr^ucJv xal rd)y äUwv fttlüiv. . . . mir. 16: x«i rot tv t/J 'Poöot de TtnQtiXr^ij afxiv ooxä iTjhxcciTa ttiyid'oi , cüi rtaQußnXkouitovi toh vx~y ili'O'poJrrovi tioXv xmaSttozepovi tlvat.

»' FHG IV 469: ixi}.tvae Se 6 «vtoS {6 leXtvxoi) xal lois fir^vae t»;« üipins xmd MaxtSotai xaXewD-nt, Stört erpet' ir rfj airf; xaioa yiyayrni oixrjamTaf nno ynn Si'o ntXicoy T^c TxöltfOi 'AvTioytiai iari Torros, tyioy

428 Friedrich Pfister

artige Knochen für die Reliquien der Amazonen (Plut. quaest. Gr. 56: ymI ta darä öeixvvraL avrwv), während andere^' sie richtig als die Überreste von Tieren der Urzeit bestimmten. Zu den Heroen, deren Reliquien nicht im Grabe ruhten, gehören schließlich auch einige, deren Asche zerstreut worden war. Dies hören wir von Phalantos in Tarent, dessen Asche über den Markt der Stadt zerstreut war, die er ge- gründet hatte (s. 0. S. 295), ferner von Neoptolemos in Ambrakia in Epirus (s. o. S. 296) und von Solon auf Salamis (s. 0. S. 237). Die Asche des Lykurgos soll bei Kreta ins Meer gestreut worden sei (s. o. S. 237). Der Grund dieser Legenden ist wohl darin zu erblicken, daß man das Fehlen der Reliquien und eines Grabes erklären wollte, das zumal bei einem Oikisten wie Phalantos auffallen mußte. Auch die Überlieferung über Dirke ist hier zu nennen, deren Asche man in eine thebanische Quelle schüttete, welche nach der Heroine ihren Namen erhielt. Darauf ^^ bezieht sich der Schluß der Euripideischen Antiope {The Flinders Petrie pap. I), wo Hermes spricht:

brav 6s d-dTtTi^g aXoxov eig Ttvgav xid-eig, oaQ'/.cjv äd-Qolaag rf^g xaKaiTttbqov cpvoiv borea TtvQwaag ^'^qeog dg •AQi]vr]v ßalelv, cjg av xb JiQxr^g bvou eTtwvvf^iov Idßr] ycQi]Vi]g äjtÖQqovg dg öleiaiv aoreog Tteöia Tcc 6t]ßr]g vdaoiv e^agöwr äei.

oiofiata avd'QcÖTicov d.TCoXid'cod'ivxatv xara dyavdxTTjaiv d'eov, ovaxivas sojs zfjs vvv y.aXoiai yiyavrag.

^* Eugaion bei Phot. S. V. rT]i£- . . . xal iv Id/Kp Si {faat) d-rj^ia yEvia&ai, wv cpdeyyouivcov oriyi'vnd'ai rfjv y~]V iy.aXovvro Se vr^TSeg^ cos Ev-

yaicor. Vgl. Herakleides Pont. FHG II 215. Euphorion bei Ael. bist. an. XVII 28 (FHG III 72) : . . . oarä Se er» y.al vvv avrcäv (dieser Urtiere)

Ssixvvad-at fieyäXa 6 avzos fr;at. Vgl. Ael. bist. an. XII 40: ri/ncöai . . . Sauiot Ttoößuxov. . . . J^afiioig de xal avrots roiovro ;^(?vO'/o*' xlanev tiqS- ßaxov dvevQe^ y.al ivrevd'ev MavSgoßovXos 6 Edfiios rf; "Hqu. TtQoßaxov dvd'

&T!fia dvfjxps. Danach Clem. AI. Protr. 2 p. 30 St. Vgl. Klügmann, Philol. XXX (1870) 542 f.

S. auch Apollod. III 5, 5; Nik. Damask. FHG III 366.

Der Reliquienknlt im Altertum 429

§ 30 Heiligengrab und Reliqiiiar bi'i den Christen

Weun wir, ausstellend von der Betrachtung des antiken Reliquienkultes, der sich durchweg als Grabkult uns darstellt, nun einen Blick auf den den Heiligengebeineu gewidmeten christlichen Kult der neueren Zeit werfen, so scheint die äußere Erscheinungsform jeden Gedanken an einen Zusammen- hang zu zerschneiden. Denn wenn man, mehr oder weniger zahlreiche Ausnahmen außer acht lassend, in beiden Religionen auf das in den meisten Fällen Übliche schaut, so ist für die antike Religion festzustellen, daß die Reliquien im Grabe ver- ehrt wurden, niciit im oifen sichtbaren Reliquiar und als Partikel, daß dagegen der moderne christliche Kult ganze Reliquien und Teile von Gebeinen in gleicher Weise verehrt (s. 0. S. 322 fif.), die sich in der Regel nicht im Grab unter der Erde befinden, sondern im Reliquienschrein aufbewahrt und häufig sichtbar sind. Doch werden wir den Zusammen- hang des christlichen Reliquienkultes mit dem antiken sofort erkennen, wenn wir uns den Anfängen des christlichen Kultes *" zuwenden.

Denn die ältesten Spuren des christlichen Reliquienkultes führen gleichfalls an das Grab des Verstorbenen, in dem der Leichnam ruhte. Die ^Märtyrer der ersten Jahrhunderte wurden , zumal im Abendland, wenn man die Gebeine den Gläubigen nicht vorenthielt, im Grab beigesetzt, und das Grab bildete den natürlichen Mittelpunkt der Verehrung des Heiligen. Daiier spottet Julian über die Christen, die sich an den Gräbern wälzen (tolg nsql xoiq rdfpovg -Avlivdov^üvoig yqaiöioiq Misopog. p. 344 A). Auch im äußern Schmuck knüpfte das Heiligengrab an das Heroengrab an, natürlich weit weniger an das Heroengrab der älteren Zeit, das otfen'e Tifievog, wie wir es oben kennen lernten, als vor allem, zumal

Vgl. zum folgenden vor allem das oben S. 402 Anm. 1 genannte Werk von Lucius; dazu E. A. Stückelberg, Reliquien und Reliquiare (Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich XXIV Heft 2, 1893)-

430 Friedrich Ptister

bei großen und berühmten Märtyrern, an die Heroa der späteren Zeit. In der Regel werden Gebäude *^ von der kleinen Kapelle bis zur prunkvollen Basilika, über dem Grab errichtet, bescheiden oder prächtig, wie es die Verehrer aus- führen konnten. Man darf als Vergleichsstück an das kleine Heroon in Thera denken und an den Prunkbau des Mausolos und Hadrian. So steht also am Anfang des christlichen Reliquienkultes analog der antiken Sitte als Behälter der Reliquien der Sarg. Er war entweder von der Erde bedekt und unsichtbar oder, und das Gegenstück hierzu findet sich gleichfalls bei den Heroa der hellenistischen Zeit er stand im Grabgewölbe, also immer oder bei bestimmten Ge- legenheiten sichtbar; darüber erhob sich der Altar; der Ver- ehrer konnte den Sarg sehen und berühren. Sobald man aber begann und das war schon frühe der Fall den Sarg aus der Gruft herauszuheben und auf gleicher flöhe mit dem Altar aufzustellen, war der erste Schritt für die Weiter- entwicklung gemacht. Auch hierin war der Brauch der hellenistischen Zeit schon vorausgegangen; man erinnere sich an das eine Heroon von Thera. Nun stand der Sarg offen vor eines jeden Augen. Die Reliquien erfüllten ihn mit wunderbarer Kraft und das Berühren des Sarges vermittelte sie wirkend weiter. Der nächste Schritt erfolgte mit unbe- dingter Notwendigkeit : die künstlerische mannigfaltige Aus- gestaltung des sichtbaren Reliquienbehälters, der so ver- schiedene Formen in der Folgezeit annahm, daß man oft die ursprüngliche Bedeutung, den Sarg, an ihnen nicht mehi' erkennt.

Zu dieser Entwicklung des abendländisch -christlichen Reliquienkultes kam nun aus dem Orient ein neuer Brauch, der anfangs vom Abendland zurückgewiesen wurde, dann aber auch hier allenthalben Eingang fand und von der allergrößten Bedeutung war: die Reliquienteilung.

Schon Theodoret, Graec. äff. cur. p. 199 R sagt: /ueQia- ■d-evTog ToO aco/iaTog auigiorog f; xdqig (.utAevr^-Ke- xa2 %o Oj-u-

*i Beispiele bei Lucius S. 272 ff.; dazu auch A. Schmid, Der christl. Altar S. 87 ff. und A. Heisenberg, Grabeskirche und Apostelkirche 1908.

Der Reliquienkult im Altertom 431

xQüV ly.tiro y.ai ßgay^ixaiov /.tiil'avov ri^v 't'ar^v f/tt övvuuiv r<p fii]dujufi urdauüj^ dcavsur^i>6vii uuqtiqi. ^Venn ein Kollier mit Übernatürlicher Kraft erfüllt ist, so ist es auch jeder Teil dieses Körpers, auch wenn man ihn vom Ganzen losgelöst hat. Die praktische Konsequenz haben zuerst die orienta- lischen Kirchen gezogen, indem sie neidlos Teile ihrer Re- liquienschätze an andere Kirchen abgaben. Ja, es genügte schon ein Schwamm, mit dem man das Blut des Märtyrers abgetrocknet hatte, ja sogar Tuchlappeu, welche mit Reliquien in Berührung gekommen waren^-: die heilige Kraft hatte sich durch die Berührung auch auf diese übertragen. Getreu jedoch festeingewurzeltem antiken Brauch und Glauben haben die abendländischen Kirchen dieser im Orient aufgekommenen Gei)flogenheit gegenüber, die leiblichen Überreste der Heiligen zu zerteilen, sich zunächst zurückhaltend gezeigt. Die Ver- teilung von Reliquienpartikeln, die Störung der Ruhe des Toten würde der antike Mensch als Sakrileg empfunden haben; dasselbe empfand naturgemäß zunächst auch der abendländische Christ. So bestimmt noch, ganz in antikem Sinn, der Codex Theodosianus (lib. IX tit. 17 Be sepHlchris violaiis) in dem Edikt 7) vom Jahre 386: Uumatum corpus nemo ad altenan locum transferaf; nemo Märtyrern distrahat^ nemo merceUir. Die Gräber gehörten nach römischem (antikem wie christlichem) Recht zu den res relUjiosae^'^, welche den du manes geweiht waren * '. Folgerichtig lehnt es daher Papst Gregor I in dem bekannten Brief*-'' an die Kaiserin Constantina ab, Reliquien der Apostel Petrus und Paulus nach Byzanz zu schicken: Qxds ergo, serenissima domina, tarn iemerarius possit existere, ut

** Lucius S. 194; 8. unten Anm. 167.

** D. h. sie waren tabu; denn dies bedeutet die an einem Ort haftende religio; vgl. W.F.Otto, Arch. für ßel.-Wis^. XII (1909) 533 ff.; XIV (1911) 406 ff.; M. Kobbert De vtrborum „religio'' atqne „religiosus" usu apud Ro- manos quaestiones scledae Dias. Königsberg 1910 p. 19.

** Vgl. P. F. Girard, Geschichte und System des römischen Rechts, übers, v. R. v. Mayr, 1908 S. 265 f.; Th. Mommsen, Ges. Abhh. III, Jurist. Schriften III (IIW) 198 ff.

*■'' Epist. IV 30 ed. Ewald (Mon. Germ. Epist. I 263 ff.). Vgl. dazu richtig gegen Lucius S. 188 ff. die Bemerkung von Fr. Skutsch, Neue Jahrbb. 1909 S. 27. 2.

1

432 Friedrich Pfister

haec sciens eorum corpom non dico tangere, secl vel aJiqnaienus praesumat inspicere? Doch hielt diese antike Anschauung auf die Dauer dem Andränge des Orients nicht stand, sondern die Reliquienverteilung und der Reliquienhandel wurde mehr und mehr auch im Abendlande heimisch.

Wenn wir diese so außerordentlich wichtige Erscheinung mit Recht als orientalisches Erbgut auffassen, so stimmt hiermit folgendes vortrefflich. Reliquienverteilung war im Altertum nicht üblich; das einzige Beispiel, das wir oben S. 324 aus vorchristlicher Zeit anführten, stammt aus Indien : der hellenistische Herrscher Menandros; dabei wiesen wir auf die Buddhareliquien hin. Das einzige Beispiel, das wir oben S. 423 f. für ein Umhertragen von Reliquien in der Pro- zession nachwiesen, Europa-Hellotis, zeigte deutlich orienta- lische Beeinflussung. Die Sitte endlich, die Leiche des Ver- storbenen aus der Erde heraus in die Luft zu erheben, trat uns in Kleinasien, so in Persien und Lykien entgegen und hat von hier aus die hellenistische und römische Grabarchitektur beeinflußt. In dieser Sitte werden wir mit den Ursprung der im christlichen Kult geübten Ausstellung der Reliquien zu suchen haben (s. oben S. 422 Anm. 33). Folgerichtig dürfen wir in diesem Zusammenhang auch den orientalischen Brauch der Reliquienverteilung einreihen.

Schon dadurch, daß der Sarg sichtbar gemacht wurde, war die Möglichkeit und Notwendigkeit gegeben, ihn künst- lerisch auszustatten. Ein unbeschränkter Formenreichtum aber wurde diesem Zweige der Kunst und des Kunsthand- werkes eigen, als es galt, auch für Reliquienpartikel Behälter zu schaffen. Für das Reliquiar konnte fast jeder Stoff in Betracht kommen; Ton, Bein, Elfenbein, Holz, Glas, Kristall, Metall findet sich wohl am häufigsten. Die äußere Gestalt kann natürlich die eines Sarkophages oder Kästchens sein. Doch liebte man es, dem Reliquiar entweder die Form einer Kirche zu geben, sowohl eines einfachen Langhauses mit Sattel- dach und Endgiebeln als auch eines mehrschiffigen Baues, oder es waren turmartige Gefäße mit rundem oder polygonalem Grundriß, oder Kreuze, Hänge-, Trag- und Stehkreuze, Scheiben- reliquiare, Statuetten, Figuren und Büsten, Medaillons, oder

Der Reliquienkalt im Altertum 433

das Reliquiar nahm die Gestalt des Inhaltes (Kopf, Fuß und dergl.) an. Auch gestickte Stoithüllen sind nicht selten *^

§ 31

Translation und Keliquienhandel in der antiken und

christlichen Religion

Doch hören wir auch aus dem Altertum gelegentlich, daß die Grabesruhe eines Heros gestört worden sei. Es wird uns von einer ganzen Anzahl von Reliquienüberführungen erzählt, selbstverständlich nur (mit einer Ausnahme, s. o. S, 208 f.) von der Überführung ganzer, ungeteilter Reliquien.

Das gesamte hierhergeht>rige Material haben wir bereits oben S. 188 211 besprochen. Als Resultat dieser Betrachtung ergibt sich uns, daß im großen und ganzen alle diese Be- richte, soweit es sich um mythische Heroen handelt, Legenden sind, welche das Dasein eines Heroengrabes an einem be- stimmten Orte erklären sollen. War z. B. ein Heros nach dem kanonisches Ansehen genießenden homerischen Kpos vor Troja gefallen und zeigte man trotzdem irgendwo im Mutter- lande sein Grab, so konnte diese Tatsache nur durch eine Translationslegende erklärt werden: entweder hatten die Griechen schon auf ihrer Heimfahrt die Asche des Verstorbenen mitgenommen, oder die Überführung hatte in späterer Zeit stattgefunden.

Einzelheiten über Gebräuche, welche bei diesen legen- darischen Translationen mythischer Heroen vorgenommen worden sein sollten, werden uns nur ganz wenige berichtet. Etwas ausgiebiger sind hierfür die Berichte über historische i J b e r f ü h r u n g e n , wie sie in der hellenistischen Zeit statt- fanden. Diese sollen daher zunächst betrachtet werden.

[)\e erste feierliche Translation, über die wir ausführlicher unterrichtet sind, ist die des P e 1 o p i d a s , von der uns Plutarch

*' Ans der nnendlichen Literatur nenne ich etwa das angeführte Werk von Stückelberg, Reliquien und Reliquiare; dazu treten eine Reihe von Aufsätzen in der Zeitschr. f. christl. Kunst und der Römischen (^uartal- achrift, die man leicht findet.

R«liKii>nsf;e8chicbtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 28

434 Friedrich Pfister

(Pelop. 33 f.) erzählt. Als er in der Schlacht von Kynos- kephalai gegen Alexander von Pherai gefallen war, war die Trauer im Heer der verbündeten Thebaner und Thessalier so groß, daß man den Sieg wegen des Todes des Feldherrn für eine Niederlage erklärte. 'E-k öh töjv TiöXeiov . . . TtaQfjaav ai te ägxal xal f.i£T^ amwv erprjßoL ^al Ttalöeg xal ugelg Ttqog Tr]V VTtodox'^v TOv Gu)f.iaTog, zQOJtaia xai are(pdvovg xat Ttavo- Ttliag xQvaäq eTticp^govreg. Die Thessalier baten, selbst die Bestattung ins Werk setzen zu dürfen, was auch die The- baner zuließen. Plutarch vergleicht hiermit die prunkvollen Leichenfeiern von Königen und Tyrannen und fährt fort, die allgemeine, freiwillige Trauer um Pelopidas hervorhebend: avrjQ ÖS ör]f.iOTiyibg £7rt ^evrjg TE^vrjxcog, ov yvvai'/.6g, oi TtaLöoJVy ov avyyev&v naqovtiov , ov deof.L£vov TLvog, ovv. ävayyid^ovTog, vTto dri(.co)v toaovTiovyiai 7t öXecJv au lXXco /.leviov tc qo- ne(X7tö(.L£vog xac ffi^vexxOjU^^d/uevog xai OT€g)avov- ^LEvog siyiÖTOjg edöx-eL tbv reXeiÖTaTOV UTiixuv evdai{.wvLaixöv.

Vor allem ist dann interessant die Behandlung der Ge- beine Alexanders des Großen. Schon daß man seine Leiche weder in Babylon, wo er gestorben war, noch im Heiligtum des Ammon in Libyen, wie Alexander es selbst gewünscht hatte, noch im Erbbegräbnis der makedonischen Könige in Aigai, wie Perdikkas wollte (s. o. Anm. 718), be- stattete, sondern daß um seine Reliquien ein Streit entstand, verdient Beachtung. Was im Alexanderroman (III 34) darüber steht, mag Legende sein, obwohl gerade im Schlußbericht zum Teil gute historische Überlieferung steckt. So berichtet etwa lulius Valerius (p. 164 ed. Kubier): Fersis tarnen multa con- tentio erat cupientibus regem in regno Per sie o sepelire proque deo Miihra religionihus consecrare. Enimvero Macedones ad Macedoniam corpus indidem ferri et solo patrio sepulchrisque maiorum inferendum putant. Tum Pfolomaeus, quod enim sciret apud Bahylona loins oraculum esse veridicum, in eins dei sen- tentiam differt, perinde uti iusserit, consuUurus. Deusque inter- rogaius sie ait:

Accipe, quae regis sedes cultusque dicetur. Urbs colitur Nili propter umbrosa ftiienta,

Der Keliquienkult im Altertum 435

Aequoris in gremio, cereali dives anona,

yomine Amazonidos quae dicitur inclyia Memphis.

Hie sibi templa dari satrata sede recepto

lussit corniijero ycnitus sab hunore Li/aci.

Solche Envägungen haben in der Tat stattgefunden; vor allem zwischen Aigai und der libyschen Oase schwankte man. Dem Wunsche Alexanders entsprechend ward die letztere als Begräbnisort bestimmt. Bezeichnend für den Wert, welchen man auf den Besitz dieser Reliiiuien legte, ist die Weissagung, die der Seher Aristandros aus Telmessos verkündete (Ael. v. h. Xir 64): /.(ytiv yccQ rolg ^eolg rtqog ultöv, oxl &Qa fj ino- di^aft(vrj PI xh oCouu, Iv lo ih 7iQüztQov or/iratv /; ixeivov ipvxi], Ttavtvduiuojv xt toiai /.al äjcoQO^ijog di' aiiuvog. Weiter er- zählt dann Aelian : Tcä-ia ua^ovieg nolVi.v tot(ftqovjo (pü.o- veixiav, tÄuOTog lg xi;v idiuv atzoD ßctoiXtiuv tb uyu)yif.iov rovzo iiyeiv IniO-iuwv, 'ivu y.tt^ii'kiov t'xf] ßaoiltiag doffaXoCg xal u/.hrovg öfir^Qov.

Fast zwei Jahre lang noch lag die Leiche in Babj'lon, bis zum Beginn des Jahres 321. Inzwischen wurden die Vorbereitungen für die Überführung nach Libyen getroffen. ]iesonders der Leichenwagen wird uns ausführlich von Diodor ('XVIir 26 f. nach Hieronymo.s) geschildert; über sein mut- maßliches Aussehen ist gerade in letzterer Zeit mehrfach ge- handelt worden*'. Der einbalsamierte Leichnam lag in einem anthropoiden Sarkophage aus getriebenem Gold, über dem eine golddurchwirkte Purpurdecke"* ausgebreitet war. Den

*' S. die oben in Aum. GGl zusammengestellte Literatur.

♦» Vgl. dazu Fr. v. Duhn, Arch. für Rel.-Wiss. IX (1906) 4, der die Nachricht (V^arro bei Serv. III 67; vgl. Diels, Sibyll. Blätter S. 72) bespricht: fffinyninei coloris coepta est vestia mortuis iyiici und dann fortfährt: „Ebenso wird uns für iSparta die rote Decke über dem Toten bezeugt (Plut. Lyk. 27). l'nd so heiüt es schon bei Homer, dalJ Hektors zu Asche verbrannte Ge- beine in ein rotes Linnentuch gewickelt seien (II. XXIV 796). So bringen die Athener in einem Purpurtuch die Gebeine des Rhesos zum Strymon, um durch sie das neu zu gründende Amphipulis zu sichern (Polyaen. VI ö'6). So hüllen die Kabiren das Haupt ihres verstorbenen Bruders in ein blutrotes Gewand und bestatten es so (Cleni. AI. p. 16 Pott.). So läßt Vergil (Aen. VI 221) die Trojaner den Leichtam des Misenus auf dem ifcheiterhaufen mit Purpurgewändern bedecken, so ruht die tote Priecilla

2b*

436 Friedrich Pfister

Sarg nahm der prunkvolle, von 64 Maultieren gezogene Wagen auf. Unter großem Geleite bewegte sich der Zug unter Fülirung des Arridaios durch die Länder bis Syrien, wohin Ptolemaios mit seinem Heere entgegenkam. Dieser setzte es durch, daß man von der libyschen Oase als Reiseziel abstand, und bestimmte Memphis als Ort des Begräbnisses. Hier er- folgte in der Tat die Beisetzung. Von hier wurden später die Gebeine höchst wahrscheinlich durch Ptolemaios II (s. 0. S. 178 Anm. 661) nach Alexandreia gebracht und dort dann im großen Ifii.ia beigesetzt *^^ Von einer wirklichen Schlacht, die zwischen Ptolemaios und Perdikkas um den Besitz der Reliquien stattfand, berichtet Aelian aaO. Ptolemaios habe eine Nachbildung der Leiche in prächtigem Schmuck seinem Gegner in die Hände fallen lassen, worauf dieser abzog; zu spät erst habe er dann den Betrug eingesehen. In ähnlich glänzender Weise wurde die Asche des De- metrios Poliorketes (s. o. S. 192f.) von seinem Sohne Antigonos eingeholt und in Demetrias in Thessalien, das De- metrios gegründet hatte, beigesetzt. Plutarch (Dem. 53), der uns dies ausführlich schildert, nennt diese Einholung der Ge- beine TQayLKriV riva y.al ^eaTQiy.r]v didd^eoiv *^. Antigonos fuhr mit der ganzen Flotte entgegen und brachte die in eine goldene Hydria eingeschlossene Asche auf das Admiralsschiff. Alle Städte, an denen man vorüberfuhr, brachten Kränze und

(Stat. silv. V 1, 215; 226) unter einer Purpurdecke". S. dazu noch E. Samter, Geburt, Hochzeit und Tod 1911 S. 190 ff. Ähnliches sehen wir auch bei dem gleich genannten Demetrios Poliorketes. Die Überreste des Aratos werden in weiße Gewänder gehüUt ; s. u. S. 437 ; vgl. Paus. IV 13, 3 : ot Meaajvioi tcöv ejiKfavcüv ras ey.(poons enoiovvro koTErpavcafievcov ■icaX i/tiätca

s7Tißeßlr,fiEi'cov Xevy.d. S. weiter Hermann-Blümner, Lehrbuch der griech. Privatalterthümer S. 363 ; Th. Wächter, Reinheitsvorschriften im griechischen Kult, EGVV IX 1, 1910, S. 16; 18; 44, 2.

**' S. darüber jetzt neuerdings A. M. de Zogheb Etudes sur Vancienne Alexandrie 1909 S. 139 ff.; H. Thiersch, Arch. Jahrb. XXV (1910) 55 ff.; Rubensohn Bull, de la Societi arcJieol. d' Alexandrie 1910 S. 83 ff.

** Vgl. den ähnlichen Ausdruck bei Plut. Pelop. 34 über die Leichen- feier für Dionysios d. Ä. von Syrakus: <PiUaroi (FHG I 189) vfti'cüv y.al ■d'avudCcor zriv ^lovvoiov Ta(fr]v o'iof r()aycoSias fieyälrjs rijs rvoavri&oi

k^ööior d-saxQiY.of yevo^Evr^v. Der Prunk dieser Leichenfeier war besonders berühmt; vgl. Timaios bei Athen. V 206 e.

Der ßeliquienkult im Altertum 437

schickten Abgesandte in Tiaueikleidung, die an der Leichen- feier und am Geleite teilnehmen sollten. Als die Flotte sich Korinth näherte, war auf dem Hinterteil des Schiffes die mit Kranz und Purpurgewand (s. S. 485 Anm. 48) geschmückte Urne sichtbar. Bewaffnete Jünglinge hielten Wache dabei und der berühmteste Flötenspieler damaliger Zeit lieli heilige Weisen ertönen. In Korinth fand eine Totenfeier statt, dann wurde die Asche nach Demetrias verbracht.

Auch die Gebeine des Aratos holten die Sikyonier im Zuge vTib Ttaidvtov Aal xoQiöv in ihre Stadt, nachdem sie die Leiche bekränzt und in weiße Gewänder gehüllt hatten (Plut. Arat. 53; s. o. S. 192). Ausführlich wird uns auch die Über- führung der Asche des Philopoimen (s. o. S. 193) von Plutarch (Philop. 21) beschrieben. Die Arkader verbrannten die Leiche und sammelten die Überreste in ein Hydria, die sie, knivUiüv 7Coii7ii\v rira ciuct raig rucpalg fii^avieg, in feier- lichem Zuge nach Megalopolis brachten. Der Sohn des Feld- herrn, der spätere Historiker Polybios, trug die unter Tänien und Kränzen verschwindende Urne und um ihn gingen die Ersten der Achäer; die Soldaten folgten nach. Die Bewohner der Städte und Dörfer kamen dem Zug entgegen, berührten die Urne und gaben dem Zuge das Geleite. Auch die gefangenen ^[essenier wurden mitgeführt und später am Grabe geschlachtet.

Ähnlich feierlich sind die Leichentransporte der römischen Kaiserzeit gewesen, wenn ein Kaiser oder ein hervorragendes Mitglied der kaiserlichen Familie im Ausland gestorben war. Freilich sind hierüber unsere Nachrichten nicht allzu reich- lich. Als Drusus im Jahre 9 v. Chr. im Linern Deutschlands gestorben war, sorgte Tiberius für die Verbringung der Leiche nach Rom, wo sie verbrannt werden sollte. Bis zum Winter- (luartier der Legionen trugen Offiziere den Sarg, von da an immer von Stadt zu Stadt die Vornehmsten der einzelnen Städte (Die Cass. LV 2, 1 ; vgl. Suet. Tib. 7, 3); bis zuin Ticinus ging ihm Augustus entgegen und geleitete von da ab selbst die Leiche nach Rom (Tac. ann. III 5). Ähnliches hören wir, als Augustus in Nola gestorben war, Dio Cass. LVI ,H1, 2: To d'oLv CiTuct io roC Ji-yovaiov h. uh rf^g NuArg OL rr(>ilr-i zai' c/uOii^»' 7i6Xiv tx öiaöop^g ißüoxacav, TVQog de

438 Friedrich Pfister

öi] rfj 'Fd)^r] ysvöuevov oi irtTtf^g Ttagalaßörreg vvy.ibg kg rb &OTV eaey.öiiuaav. Ebenso beim Tode des Germanicus, der bei Antiocheia gestorben und auf dem Marktplatz verbrannt worden war. Als Ehrung für den Verstorbenen erwähnt Tacitus (ann. II 83) unter anderem: sepnlchriim Antiochiae, ubi creynatus, tribimal E]ndapJmae, quo in loco vitam finierat. Über die Überführung der Leiche selbst berichtet Tacitus (ann. III 2): miserat duas praetorias cohortes Caesar, addito, ut ma- gistratus Calahriae Aptdique et Campani suprema erga memoriam filii sui munia fungerentur. igitur tribunorum centurmiumque iimeris cineres portabantur; praecedebant incompta signa, versi fasces; atqiie ubi cohnias transgrederentur , atrata plebes, trabeati equites pro opibus loci vestem odores aliaque funerum solemnia creniabant. etiam quorum diversa oppida, tarnen obvii et victimas atque aras dis Manibus statuentes Jacrimis et conclamationibus dolorem testabantur. Auch die Asche des Septimius Se- verus wurde von Britannien in einer Urne (lg vÖQiav nog- g)VQOv Ud-ov Dio Cass. LXXVI 15, 3; kg y.dl7tiv alaßdoxqov He- rodian.III 15, 7; vgl. IV 1, 3; urnulam auream Script, hist. Aug. Sev. 24, 2) nach Rom gebracht cum magna provincialium re- verentia (Script. 1. c). Die Leiche des Constantius wurde einbalsamiert auf einem Wagen cum regia pompa von Kilikien nach Konstantinopel gebracht (Amm. Marc. XXI 16, 20 f.). Auch die sonst erwähnten Überführungen römischer Kaiser geben nicht viel an Einzelheiten.

Von mythischen Translationen ist höchstens der allge- meine Bericht über Theseus erwähnenswert, den Plutarch (Thes. 36) gibt: -AOi^uad-evTiov öh zovtwv [rwv ogtüv) vno Ki- f^ojvog krtl rfjg tQiriqovg fjad^evTsg ol ^Ad^rivaloi Ttoj-iTtalg rs XttfXTtQalg köe^avTO xai d-vaiaig, SiOTtsQ avxov kTzaveq- XÖixsvov sig xo äarv. Vgl. Plut. Cim. 8.

Drückt sich in allen diesen legendarischen und wirklichen Überführungen eben die Anschauung aus, daß der Besitz der Reliquien wertvoll ist oder daß man aus Pietät den Toten an einer bestimmten Stelle, meist in der Heimat, bestatten müsse, so wird ausdrücklich in einer Reihe von Legenden darauf hingewiesen, daß die Translation zu einem be- stimmten Zweck erfolgte.

Der Reliqaienkult im Altertum 439

Das tritt uns frleich bei einer der ältesten und am ausfülir- lichsten berichteten Legende entgegen, bei der Translation der Gebeine des Orestes fs. die Zeugnisse oben S. 76 und 196 f.). Als in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, so berichtet uns Herodot (I 67), die Spartaner im Krieg mit den Tegeaten in Bedrängnis kamen, schickten sie Gesandte nach Delphi, sich Rat zu holen. Als sie auf die Antwort, die Ge- beine des Orestes sollten sie einholen, diese nicht zu finden vermochten, fragten sie wiederum an und wollten den Ort wissen, wo sie lägen. Das delphische Orakel antwortete :

"Eon Ti^ \/Qy.aöu^i^ Teyet] ).€lqö) Ivl xioqiij, "Eviy äviiioi Txvtiovai övio y.QuifQiig vjc' Sivdyy.i]g, Kai Tvrrog ävrhinog xai 7tf^^' i/tl ii^iazt y.enai. 'EyO^' \/yau€uvoviör^v xar^x^t. (fvai^oog ala' Tbv ah y.nuioaduevng Teyer^g InixdQQod-og i'aar].

Trotzdem fanden die Spartaner lange Zeit nicht die Gebeine, bis es durch Zufall gelang. Zu einer Zeit des Friedens kam ein Spartaner, Lichas, in eine Schmiede bei Tegea und wunderte sich dort über die Art des Schmiedens. Der Be- sitzer der Schmiede sagte ihm, er könne ihm noch über viel Wunderbareres berichten. Als er in seinem Hofe einen Brunnen habe graben wollen, habe er einen Sarg, sieben Ellen lang, gefunden, darinnen ein Toter lag von derselben Größe. Der Spartaner dachte sofort an die Gebeine des Orestes und an das delphische Orakel, das offenbar die beiden Blasebälge, Hammer und Ambos der Schmiede gemeint habe. Er ging wieder nach Sparta, erzählte dort alles, ließ sich dann zum Schein in die Verbannung schicken und überredete den Schmied, ihm den Hof zu vermieten. Dort grub er die Gebeine aus und brachte sie nach Sparta. Seit dieser Zeit bekamen die Spartaner die Oberhand.

Ähnlich half im Krieg das Schulterblatt des Pelops, von dem Helenos geweissagt hatte, man müsse es nach Troja kommen lassen, da ohne diese Reliquie die Stadt nicht ge- nommen werden könnte (s. o. S. 208 f). Als die Athener Amphipolis gründen wollten, hatten sie das Orakel empfangen:

440 Friedrich Piister

TiTite veiog xTiaaat TiokvTVOvv /.levealvere xGjqov,

ov yccQ ^socpazöv eoxi, ttqIv äv '/.of.iLorix' ctjto TQoirig ^P^aov dcvsvQÖvTSs Y.aM(xriv, ftargh] Ö4 t' ocqovqj] ■KQVipiqt' evayiioq- tots ö' äv töte Kvöog aqoioi^e.

Ihr Führer Hagnon schickte also Männer nach Troja, welclie nachts des Rhesos Grab öifneten und die Gebeine ihm entnahmen. In einem purpurnen Tuch (s. S. 435 Anm. 48) brachten sie die Reliquien an den Strymon. Da die Barbaren die Athener den Fluß nicht überschreiten ließen, schloß Hagnon einen dreitägigen Waffenstillstand, während dessen er nachts über den Strymon ging, die Reliquien vergrub und den Ort be- festigte. In drei Nächten war alles geschehen, und als die Barbaren zurückkehrten, fanden sie die Anlage der um die Reliquien herum gegründeten (s. o. Anm. 730) Stadt Amphi- polis bereits vor. So berichtet Polyaen (VI 53; s. o. S. 197 f.). Die Überführung der Gebeine des Theseus (s. o. S. 198 ff.) geschah nach Plutarch (Thes. 35 f.; vgl. Cim. 8) nicht aus irgendeinem besonderen Anlaß. Das Orakel in Delphi hatte ganz allgemein geheißen, seine Reliquien heimzuführen {tot Orjaetog ävakaßelv oaiä xat ■d-efievovg evTti-iajg Ttag^ amoig fpv- AÜTzeiv). Dies wurde ins Werk gesetzt, als Kimon die Insel Skyros, wo der Heros gestorben war, von den räuberischen Dolopern säuberte. Ein Adler zeigte den Athenern das Grab an^". In feierlichem Zuge wurden die Gebeine nach Athen gebracht. Der Scholiast zu Aristid. or. Plat. III p. 688 D aber gibt als Grund der Überführung eine Hungersnot an: ovx &v äkXiog Ttavoao&ai tov hf.i6v, ei /nrj ^^9^r]vr^oi /.itT6V€y/.euv xb. ßr]0€a)g data' ov yevofxivov b lifibg STtavoev. Ein Aristo- phanes-Scholiast (zu Plut. 627) und Aeneas von Gaza (Migne, Patr. Gr. LXXXV 985) wissen von einer Pest zu erzählen. Ebenso wird uns verschieden der Grund genannt, warum man die Gebeine des Hektor von Troja holte (s. o. S. 198 f.).

5" Nach Schol. Aristid. or. Plat. 11 p. 172 fragen die Athener in Delphi an, wo die Gebeine zu finden seien. Der Gott antwortete: syd ifiiv !)ye- fiöva neuno}. Dann zeigt ihnen ein Adler den Weg; ähnliches bei der Translation der Gebeine des Hesiod; s. o. S. 231 und das Material in Anm. 864.

Der Reliquieukult im Altertum 441

Ganz allgemein lautete das von Pausanias (IX 18, 5) wieder- gegebene Orakel :

SrßctloL Kdöftoio nö/.iv xaravaierdovrig,

ai // ii^ü.r^te Tiärgav o ixt er olv ä^iifiovi Ttf.ovTij) ,

"ExiOQog daieu llQiauLöov /.ofiioavTig lg or/ioig

i^ i^ait^g Jiog tvvtoir^o' '(Qioa oeßeai^ai.

Nach Lykophron (1204 tf.) wurden die Gebeine auf Geheiß des Orakels zur Abwehr einer Pest geholt, Aristodemos (im Schol. Yen. A II. XIII 1) berichtet unbestimmter: ol yctg Iv BouoiUt Hi^ßaioi TTittöuivoi Y.av.oig l^iavrtvovvo rciQi d:cci)j.ayiig.

Eine Pest als Grund wird auch in der auf Hesiod be- züglichen Übel führungsiegende (s. o. S. 230 ff.) angegeben. Die Orchomenier fragten in Delphi an, was sie zur Abwehr der Krankheit tun sollten, und erhielten die Antwort, die Gebeine des Hesiod aus Naupaktos herbeizuholen, ä'/j.o ök iival o(pioiv ovöiv 't'afia. Und als sie sich in Delphi genauer nach dem Ort, wo die Reliquien ruhten, erkundigten, weis- sagte die Pythia, eine Krähe würde ihnen den Weg weisen (s. 0. S. 440 Anm. 50). Und so geschah es auch, wie Pausanias (IX 38, 3) erzählt. In der übrigen Überlieferung über diese Legende wird lediglich das Orakel erwähnt, ohne daß ein «-irund angegeben wird. Eine Pestlegende ist es auch, die vom Schulterblatt des Pelops berichtet wird. Auf der Jiückfahrt von Troja war es ins Meer gefallen und seit dieser Zeit verschwunden. Lange nachher fand ein Fischer einen Knochen im Meer und fragte in Delphi an, wem er gehöre. Gerade damals suchten die Eleer Hilfe im Orakel gegen eine Pest, und der Gott weissagte, die Reliquie sei das Schulter- blatt des Pelops und solle an die Eleer abgetreten werden. So tat man, und der Fischer und seine Nachkommen wurden die Hüter der Reliquie (Paus. V 13, 5 f.).

Kein bestimmter Grund, sondern mehr die Pietät ver- anlaßte die Überführung der Gebeine des Arkas aus dem unwirtlichen Mainalos nach Mantineia auf Geheiß des Orakels:

"Eon de Muivu'/.iij öioxtifHQog, tvO^a re xurat l^QKÜc, dip' oh öij ndvitg inixAijOiv v.u/.iovjai.

442 Friedrich Pfister

ov TQioöog ytai rerQccoöog xat TtevtayJksv&og.

^AQY.äS' &eiQO!.ievovg ■A.a.täyuv €ig äoru egawöv. ev&a TS Öt] TSfievog ts ^vt]ldg t' '^qkccÖi tev^uv.

So berichtet Pausanias (VIII 9, 3; s. o. S. 204 ff.). Ebenso- wenig wird uns bei Aristomenes (s. o. S. 206 f.) ein be- stimmter Grund genannt; auch hier wird nur die Anregung seitens des Orakels erwähnt, den einheimischen Heros bei sich zu bestatten; ebenso verhält es sich auch mit Tisamenos (s. 0, S. 196 f.) und mit Minos (s. o. S. 409), dessen Gebeine die Bewohner von Akragas freiwillig den Kretern abgetreten haben sollen. Denn daß man die Reliquien der einheimischen Heroen, auch wenn sie in der Fremde gestorben waren, be- sitzen wollte, ist natürlich; daher wird bei diesen Legenden selten sonst ein äußerer xlnlaß für die Überführung der Ge- beine in die Heimat erwähnt. So wird es uns ausdrücklich als spartanische Sitte überliefert, daß, wenn ein König im Ausland gestorben war, man seine Gebeine nach Sparta zurück- brachte (s. 0. Anm. 1011).

Fast alle diese Translationen sind vom Orakel in Delphi angeregt. Es gibt das Mittel an, um ein Unglück abzuwehren oder sich des Glückes zu versichern und zeigt gelegentlich auch den Ort an, wo die Reliquien zu finden sind. Einmal wird uns auch von einem Traum berichtet. Die Gebeine des Linos habe König Philipp xara 6\] tiva bipiv dveiQazog nach Makedonien gebracht, sie dann aber aid-ig «^ kvvTtvliov älXcüv wieder zurückgeschickt (s. o. S. 194 f.).

Daß natürlich diejenigen, die früher im Besitz der Reliquien waren, oft nicht freiwillig auf ihr Recht ver- zichteten, und daß die Überführung häufig mit List oder Gewalt oder heimlich ins Werk gesetzt wurde, oder daß schließlich überhaupt die Tatsache einer Translation von der Gegenseite bestritten wurde, wodurch oft eine Doppelung von Heroenreliquien entstand, das kehrt in den hier und den oben S. 188 ff. und 218 ff. besprochenen Beispielen immer wieder, so daß ein kurzer Hinweis hierauf genügt ^^ Auch der Heros

51 Vgl. auch Ernst Schmidt, Kultübertragungen, RGW VIII 2, 1909. Schmidt gibt nicht eine Gesamtbehandlung der Kultübertragungen, sondern

Der Reliquienkalt im Altertum 443

selbst setzt sich gelegentlich einmal der Übertiihrang seiner Gebeine entgegen, wie wir dies häufig in christlichen Legenden lesen. Als Agesilaos die Reliquien der Alkmene (s. o. S. 195 f.) aus Theben nach Sparta entführt hatte, brach Unfruchtbarkeit und Überschwemmung über Theben herein, weil die Ruhe der Heroine gestört worden war. Auch den Spartanern erschienen schreckliche Zeichen, so daß sie die Reliquien wieder zurück- erstatteten (Plut. de genio Socr. 5). Als Aipytos auf dem Sepiaberge bei Pheneos durch Schlangenbiß gestorben war, begrub man ihn an Ort und Stelle; ov yag old te r,v orpioiv ig To TTQÜaiü (peoeiv töv vexqöv (Paus. VIII 16, 2).

Die Gesaratanschauung, die diesen Legenden und den historischen Reliquienüberführungen zugrunde liegt, finden wir naturgemäß auch beim christlichen Reliquie nkult wieder. Daß hier jedoch das hierhergehörige Material un- gleich reichlicher ist, daran ist nicht nur Gunst und Ungunst der Überlieferung schuld, sondern vor allem in hohem Maße die Leichtigkeit, mit der man solche Translationen anderen gestattete und selbst ins Werk setzte. Vor allem das frei- willige Abtreten von Reliquienpartikeln fehlt im Altertum völlig, ist aber, schon vom 4. Jahrhundert ab, in der christ- lichen Religion außerordentlich häufig'*-. Man schickte Ge- sandtschaften nacii den großen religiösen Zentren und bat um Reliquien, und andererseits schmeichelte es den Gemeinden, wenn sie von ihren Reliquien Teile abgeben durften, da hier-

er bespricht nur ausführlich die drei großen Kulttranslationen der Magna Mater nach Rom, des Asklepios nach Rom und des Serapis nach Alexandreia, die er in einem weiteren Kapitel durch eine Anzahl anderer Beispiele er- läutert, wobei er typische Erscheinungen der Legende heraushebt. Eine Bearbeitung des gesamten Materials wäre sehr dankenswert. Dabei wird vor allem neben der Feststellung einer Typologie auch auf den historischen Untergrund der Legenden zn achten sein, etwa darauf, in welchem MatJe Translationslegenden zur Erklärung von Kulttatsacheu, also vor allem zur Erklärung des Daseins eines Kultes an einem bestimmten Ort, hervor- gerufen wurden, wie wir dies bei ReliquienUberführungen so oft beobachten konnten; ferner auf die Wirkung der Koloniegründungen, bei denen die Kulte der Mutterstadt nach der Tochterstadt verptianzt wurden, auch auf die Anlegung von Filialheiligtüraem. wie wir sie von Epidauros her kennen. " Vgl. Lucius, Anfänge des Heiligenkults, bes. S. 182 ff.

444 Friedrich Pfister

durch der Verehrerkreis und die Bedeutung ihres Beschützers vergrößert wurde. Auch in kirchenpolitischer Beziehung war dies von Wichtigkeit: man ehrte eine Gemeinde, wenn man ihren Heiligen in den Festkalender aufnahm. Auch im Altertum war es des öftern vorgekommen, daß man aus Höf- lichkeit den Kult der Gottheit einer befreundeten Stadt an- nahm: instruktiv ist die Lektüre der Antwortschreiben ver- schiedener Städte auf die Einladung nach Magnesia, am Feste der Artemis Leukophryene teilzunehmen, wie wir sie aus den von Kern edierten Inschriften von Magnesia kennen. Aber Teile von Reliquien eines Heros würde man nicht hergegeben haben. Ebensowenig hört man aus dem Altertum etwas von einem Eeliquienhandel, der seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert in Blüte stand.

Der ßeliquienkult im Altertum 445

Kapitel VIII Die Lage des Grabes

§ 32 Oräber auf dem Markte

Der Wert, den man auf den Besitz der Heroengebeine legte, tritt liäufig auch darin zutage, daß man den Grcäbern einen hervorragenden Platz anwies. Denn von der allgemeinen Kegel, daß innerhalb der Städte nicht beerdigt werden durfte, war das Heroengrab ausgenommen. Nicht nur Gräber mythischer Heroen befanden sich innerhalb des bewohnten Gebietes, auch in späterer Zeit wurden gelegentlich hervorragende Männer mitten in der Stadt beigesetzt. Vor allem der Mittelpunkt der Stadt, der Markt, galt als ehrenvoller Platz des Be- gräbnisses. Kv war häufig dem Grab des Oikisten vorbe- halten. So bemerkt der Scholiast zu Pind. Ol. I 149: ol yäq oi/.ioiai Iv i-tioaig Talg Ttöleaiv lO-ccTtzovTO eO^ovg.

So lag Bat tos, der Gründer von Kyrene, auf dem Markte der Stadt begraben (Pind. Pyth. V 93). Als der Spartaner Brasidas bei der Verteidigung von Amphipolis gegen die Ansprüche der ^lutterstadt Athen gefallen war, wurde er gleichsam als zweiter Gründer der Stadt verehrt an Stelle des eigentliclien (athenischen) Oikisten Hagnon. Darüber be- lichtet Thukydides (V 11 j: utia de ravta rov Bquaidav ol ^vufiaxoi ndvteg ^iv o/tlotg tniaTTÖutvoL örjioaic^ eiiaipav er tf]

446 Friedrich Ptister

möXEi TtQo Tf^g vvv ScyoQög ovorjg' xa/ ro Xoinov oi ^Af-KpinoXiTat negulQ^avTig avrov rb (.ivrif.ulov log fjQii) ts IvzeiiivovOL -/.al TLf.iag öedu)y.(xoLv aywvag xat ezrjoiovg d-voLag, y.ul Trjv a.jiOL'/.Lav tog oiütOT^ TiQOoideoav -Aaraßakövreg xa l-^yvivveia oiMÖo^iri^ara ■/.al äcpavlaavveg e'i ri ^ivif]i.iÖGvvöv tzov e^uAAev aviov rfjg oimoeiog 7t£Qiio€a^at , vof.doavTeg rbv (.lev Bquolöav oioTf^Qo. xe acpcjv ysyevfjod-ai ytrl. In ähnlicher Weise wurde E u p h r o n in Sikyon gewissermaßen als zweiter Gründer der Stadt auf dem Markt- platz begraben (Xen. Hell. VII 3, 12: wg ugxrjeTrjv zfjg nöliuig öißovzaL). Von mythischen Oikisten ^^ besaßen ein Grab auf dem Marktplatz die Eponymoi E 1 a t o s in Elateia (s. o. S. 283), Patreus in Patrai (o. S. 286) und Tegeates in Tegea (o. S. 288), neben welchem seine Gemahlin Maira begraben war (Paus. VIII 48, 6; vgl. 12, 7). Die Asche desPhalantos sollte wenigstens über dem Marktplatz von Tarent, seiner Gründung, zerstreut worden sein (s. o. S. 295).

Aber auch anderen verdienten Männern stand man die Ehre eines Grabes auf dem Markte zu. So in Phigaleia den hundert Oresthasiern, die in der Mitte des 6. Jahrhunderts den Bewohnern der Stadt gegen die Lakedaimonier geholfen hatten ; jährlich brachte man ihnen Totenopfer dar (s. o. S. 318 f ). In Magnesia war Themistokles auf dem Markte bestattet (s. 0. Anra. 867), in Chalkis Kleomachos, der tapfer kämpfend in der Schlacht gegen die Eretrier gefallen war^"*. Als der Befreier Siziliens, Timoleon, im Jahre 337 gestorben war, wurde folgender Beschluß gefaßt, den uns Plut. Tim. 39 und Diod. XVI 90, 1 überliefern : o dfif.iog 6 Icga-novokov Tif-ioXeovia Ti^oöriiiov KoqIv3iov tövde ^dcTtzei (.lev diaxoaicjüv /.ivcov, hi- /.Lfjae ö^ eig ibv ärtavia xqövov äywoL f.wvoiyioig, iTiTtiyiOlg, yv^i- VLiiolg, oji Tovg rvqdvvovg y.araXvGag yial tovg ßaQßdgovg Ttara- 7toleiiii]aag y.al rag (.leyiotag tGjv draozdriov nokEtov olv-ioag a7ted(x)-/.e zovg v6[.iovg %olg ^ixsXidjxaig. Plutarch fährt dann

^^ In Gythion galten Herakles und Apollon als Gründer; >cal Iv rjj

dyo^ä ocpiaii' 'ÄTtök^coros >cal 'H^axXeovi ioxlv dyuk/taia, Paus. III 21, 8.

^* Plut. amat. 17. In Mantineia war auf dem Marktplatz das Heroon (wohl gleichfalls mit Grab) des Podares, der gegen Epameinondas gefallen war; Paus. VIII 9, 9; vgl. G. Fougeres Bull, de corr. hell. XIV (1890) 255 f.

Der Rcliquienkiüt im Altertum 447

forf"*: iTionloavTO öe tt,v xaipr^v xov awfiaiog tv 6yOQ(t xul aroäg vazeQov TrtQißcdövteg xai :ra).acoTQag hoiA()doi.njoavTtg yvuväaiov roig vioig ävr/.av v.ai Tt(.iü'/.tövTtiov jiQoai^yÖQtioav. Im zweiten Jahrh ändert wurde Pliilopoimen in seiner Vaterstadt ^legalopolis auf dem Marktplatz beerdigt (s. o. S. 193). Darüber ist uns nocli folgender Beschluß^" erhalten: \töo^€ T^< 7t\6lii Tiuäoai 0do7ro[i/u€va Kgavyiöog TJiuuig iao- d-ioig ägerüg [srfAiv y.ai tve]Qytoiai^- idQiaa[o0^c(i, de ilg ziuav aviov e\v t(f äyoQCf xo //[vö«a /.al /.xioat i-itxa xaijviag x[a] ö[a]x[£a . . .] xzA. Aus der Kaiserzeit endlich berichtet uns Philostratos (vit. soph. I 22 p. 225 K) über den Redner Dio- nysios: üvöqcüv ^ikv ovv iTtupavCbv 7Cäoa yt] xd(pog, Jiovvaii^ de (Tt]i.ia Iv xf] kTtKpaveoxdxi] 'Eq>iOO), xei^a^cxai. yccQ h xf, äyoQ^ Aüxu xo y.vQiihxaxov xi]g 'E(feoov, tv fj y.axißiu) :caideioug xov TiQüixav ßiov tv xf^ Aioßit).

Die übrigen mythischen Heroen, von denen man Gräber auf dem Markte zeigte, mögen hier in alphabetischer Reihen- folge genannt sein:

Arkas in Mantineia; Paus. VIII 9, 3; s. o. S. 204 f.

Danaos in Argos; Strabo VIII 371; vgl. Paus. II 20, 6.

Gorgo Medusa in Argos: Paus. II 21, 5; daneben das Grab der Perseustochter Gorgophone; Paus. II 21, 7.

Hellen in Meliteia; Strabo IX 432.

Kerdo in Argos; Paus, n 21, 1.

Koroibos in Megara; Paus. I 43, 7 f.; daneben das Grab des Orsippos, der zuerst in Olympia ganz nackt lief, wozu vgl. Boeckh, Kleine Schriften IV 173; Kaibel Epigr. 843; Preger Inscr. metr. 151; IG VII 52; Busolt, Griech. Gesch. P 221, 1 ; 470, 4.

Orestes in Sparta beim Moirenheiligtum ; Paus. III 11, 10.

Oxylos in Elis; Paus. VI 24, 9; s. o. S. 410.

" S. auch Com. Nep. Tim. 5: Aam proelia viaxima natali suo die fecit o»mia. Quo factum est, ut euvi diciti fefttum haberct itnivcrsa Sicilia. Cuvi diem supremtim ohisset, publice a Syracusanis in gymnasio, quod Timoleonteum appellatur , tota celebrante Sicilia sepultus est. S. dazu WUhelm Schmidt, Geburtstag im Altertum, RGW VII 1 (1908) S. 31.

" Dittenberj^er, Syll.* 289. Oben bezeichne ich nur die wichtigsten Ergänzungen.

448 Friedrich Pfister

Paris in Parion am Hellespont; s. o. S. 286. Talthybios in Aigion; s. o. S. 77. Thersandros in Elaia; Paus. IX 5, 14. These US in Athen; Judeich, Topogr. von Athen S. 313 f.; s. oben S. 202, Anm. 746.

Es war in der Regel nicht üblich, Tote in der Stadt zu begi'aben; ja man hütete sich im allgemeinen ängstlich davor, eine solche Verunreinigung denn als solche faßte man ein Zusammensein mit einer Leiche^" zuzulassen. Nach der allgemeinen Sitte wurden in der historischen Zeit die Toten vor den Toren begraben. Ein ausdrückliches, dies bestimmen- des Gesetz kennen wir z. B. für Athen ^^ und für Sikyon^^ Als Ausnahme galt es, wenn Lykurgos in Sparta die „aber- gläubische Sitte'', die Toten nicht innerhalb der Stadt zu beerdigen, abschaffte*'*^, und in Tarent wurde dieser ab- weichende Brauch durch einen Orakelspruch begründet *'^ In Eom war es schon durch das Zwölftafelgesetz verboten, inner- halb der Mauern zu bestatten ; später wurde dies Gesetz noch öfters erneuert **-.

Gleichwohl wurde gerade in Rom gelegentlich ein Be- gräbnis in der Stadt selbst zugelassen. Cicero (de legg. II 58), der über jene Bestimmung des Zwölftafelgesetzes spricht, fragt weiter : Quid, qui post XII in urbe sepulti sunt clari viri ? und gibt die Antwort: Credo, fuisse aut eos, quihus hoc ante hanc legem virtutis causa trihuinm est, ut Poplicolae, tit

^■^ Vgl. Th. Wächter, Reinheitsvorschriften im griechischen Knlt, EGVV IX 1, 1910 S. 43 ff.

58 Cic. ad fam. lY 12, 3; vgl. Judeich, Topogr. von Athen S. 59, 8; 118.

5^ Plut. Arat. 53. Gleichwohl gestattete beim Tod des Aratos das Orakel eine Ausnahme. Früher schon war Euphron in Sikyon auf dem Markt bestattet worden; s. oben S. 192.

ß» Plut. Lyk. 27; inst. Lac. 18.

"' Polyb. VIII 30, 6: 8iä. ro rois TekevzTjaavras ert xal vvv d'dnread'at TiaQ avxoTi rcavTcts evroi icöp Teixtüf xard ri Xöyiov aQ'/^alov. Das Orakel

lautete, die Tarentiner sollten «crä rüv tiIeiövojv wohnen; also ähnlich, wie das unten S. 459 f. genannte megarische Orakel.

«* Cic. de legg. II 58; Serv. Verg. Aen. XI 206 u. ö.; vgl. Mau bei Pauly - Wissowa III 354; Marquardt-Mommsen , Privatleben der Römer I (lt86) 360 ff.

I

^^^ Der Reliquienkult im Altertum 449

Tiderto, quod eonim posteri iure teuuernnf, mit eos, si qui hoc, ut C. Fabi'icitis, virtutis causa soIuH legibus cotisecuti sunt. Dies ehrenvolle Begnäbnis des Poplicola und seines Geschlechts, der ^'alerier, auf der Velia, ist uns aucii sonst noch bezeugt *'^. ebenso das des Fabricius ^*. Doch scheinen die Nachkommen in späterer Zeit von diesem Kecht keinen Gebrauch mehr gemacht zu haben, denn Plutarch (quaest. Rom. 79) überliefert: xai fpaoi tovtcov d/royövotg ä/ro&cnoüoi y.al /.ouiaO^tiaiv tlg dyooav iffitoO^ai däöa xaouivr^v, eh' evO-lg aigta^ai. xpw/'^''wv dv£TCifpd-6viijg T)j Tiuf, y.ai rb i^elvai ^lovov SKßeßaiovfievwv. Dagegen scheinen die Vestalinnen immer in der Stadt beerdigt worden zu sein "^ Ähnliches hören wir gelegentlich einmal später von römischen Kaisern. So wurde C a e s a r "" auf dem Forum wenigstens verbrannt. Trajan^' wurde auf seinem Forum im Sockel der Säule beigesetzt ''^

Wenn man also einerseits durch die Bestattung innerhalb der Stadt in der Regel eine Betieckung befürchtete, trotzdem aber andererseits hochverdienten Männern ein solches Be- giäbnis erlaubte, so muß dabei der Glaube zugrunde gelegen haben, daß eben von der Leiche solcher Männer keine Be- fleckung ausging, sondern vielmehr gute Kräfte von ihr aus- strahlten, deren sich die Stadt versichern mußte. Wir werden darauf in § 41 wieder zurückkommen.

«* Plnt. Poplic. 23: quaest. Rom. 79 u. ö.

"* Plut. quaest. Rom. 79.

*"* Serv. Verg. Aen. XI 206: natu ante etiam in civitatibns sepelic' bantur, quod postea Duellio consule senatus prohibuit et lege cavit, ne qnis in urbc sepeliretur; tinde imperafores et virgines Vestac, quin legibus non fenentur, in civitate habent sfpulchra.

"* Gardthausen, Augustus und seine Zeit I 40 f.

•' Eutrop. VIII 5 sagt ausdrücklich : sohis ouiniutn intra urbem «e- puUus est. Dio Cass. LXIX 2; Aur. Vict. Epit. 18. 11.

*"* Dies sind immerhin Ausnahmen; öfters wurde zur Ehrung ein Be- gräbnis auf dem Campus Martins zugelassen, von welchem Strabo Y.236 sag^ : St6:Tt^ le^oTzgertiararof vofiioat'reg iovtov t6v jönof xai tiDv i.ti- cpurenjnTi'ir uy^uma iyznrfhn ymcaxevaaai' avOfJüJv xoi yviaixiijp. Vgl.

Mixrquardt-Mommsen aaO. 360, 12.

Roliijionsgeschichtliche Versuchs u. Vorarbeiten V. 29

I

450 Friedrich Pfister

§38

Gräber in Heiligtümern

Noch weniger als innerhalb der Stadt sollte innerhalb eines HeiJigtumes ein Toter bestattet sein. Aber auch von dieser Bestimmung waren die Heroen ausgenommen. Ich gebe zunächst das Material für die mythischen Heroen.

Aigyptos in Patrai im Heiligtum des Serapis; Paus. VII 21, 13.

Akrisios in Larissa in Thessalien im Heiligtum der Athena; Clem. AI. Protr. 3 p. 34St; danach Arnob. c. gent. VI 6; Theodoret gr. äff. cur. 8 p. 205 K; vgl. Apollod. II 4, 4; Schol. Ap. Rhod. IV 1091; FHG I 77.

Alkis und Androkleia, die Töchter des Antipoinos, die sich in einem Kriege des Herakles und der Thebaner gegen Orchomenos getötet hatten, um, nach dem Geheiß des Orakels, durch dies Opfer den Thebanern zum Sieg zu verhelfen. Sie wurden im Heiligtum der Artemis Eukleia in Theben be- stattet; Paus. IX 17, 1. S. auch unten S. 456.

Archemoros-Opheltes und sein Vater Lykurgos lagen im Heiligtum des Nemeischen Zeus begraben; s. o. Anm. 1032.

Ariadne in Argos im Heiligtum des Dionysos Kresios. Paus. II 23, 8: Kqr^oioq dt voteqov wvo^da^r^ {Jiövvaog), Ölötl ^Aqiddvr^v aTVod-avovöav e-d-aipsv Ivrav&a. AvAsag de Keyu '/.ara- ax€va^oi.i€vov ösvtsqov tov vaov y.eqai.ieav evQed-fjVai oogöv, eivat de li^Qidövr^g avTi]V' y.cci avTÖg re zai äklovg i^gyakov tdetv ecprj rrjv aoQÖv. Ein zweites Grab der Ariadne zeigte man in Amathus auf Kypros; y.alelv öe aloog "Afxccd-ovöLovg, ev ü TOV %ä(pov deuvvovoiv, "ylqiddvr^g ^AcpQoöirrig. S. 0. S. 221 ; 225.

Astykrateia und Manto, die Töchter des Melam- podiden Polyeidos in Megara. Paus. I 43, 5: Ttaqa de ttjv eaodov trjv eg Jiovvaiov rdcpog iöxlv ^AöTVY.Qateiag xat Mav- Tovg. Das Dionysion hatte Polyeidos gegründet; s. o. S. 15.

Branchos im Apolloheiligtum inDidyma; s. o. S. 131 f. und 303.

Dlt Reliqiiientult im Altertum 451

Deukalion in Athen. Paus. I 18, 8: toC de ^OXv^inlov Jtoj: Juxa/.iioya oiAOÖuu\aai f.iyoiai tu diQxcilov Uqöv, ar^(.uiov ä:to(fuivovxfi iü^^ Jtv/M/.iiov \-ld-i]vt,aLV föv.i^oe. rdffov tov vaov toü »r»' od Tioll dccfearrf/MTa. Vgl, Strabo IX 425. In der Nähe war der Erdspalt, durch welchen die deukalionische Flut ab- gelaufen war; Paus. I 18, 7.

Ei)opeus in Sikyon. Der von Kpopeus gegründete Tempel der Athena war vom Blitz zerstört worden; nur der Altar war stehen geblieben; jTqo toü ßiouoü de aiiO) uvf^ua 'E;nü;r£l xixtooiai. Paus. II 11, 1; vgl. II 6, 3.

Erechtheus in Athen. S. oben S. 8ff. und S.415 Anm. 12; über die Gleichheit von Erechtheus-Erichthonios unten Anm. 245,

Eurypylos in Patrai, Paus, VII 19, 1: toii öe Iv zCo uera^i lov vaov re n]g (l^Qziuiöoi^) yluffgia^ /.cu toü ßioiioü ;t€nou]iiivov iiyi',ficx EiQvnvXov. 19, 10: xfa oi xat hayitoioiv uvlt nüv tiog Imidav röj Jicviao) i/v Ioqti^v äycooi. Denn Eurypylos hatte den Kult des Dionysos Aisymnetes eingeführt,

G a n y m e d e s, 8chol. Townl. II. XX 234 : Mrceoeag uf'r ffioiv vTio TcoTu/.ov ^Q.TÜoiyciL xat Iv Y-Wr^taicj sttoövTu TU(ff^rui iv zöj Mioiiü 'OXvuTrci) xara tu Uqov tov ^Okviutiov Jiog. Anders Suidas s. V. Miviog- . . . o de Miviug excov tov Ttulöa (Ganymedes) r]'k&ev lg KQi]Trp/. 6 de rcalg xca ei-TTereiuv vjto KvTir^g eairov fiepet öietQycxüuxo' /.ai avTov 6 Mivojg iv t^ va(j) eduiptv. i^ ov öij /.cd /Jyerai ravvf.i\i[di]v uezä Jibg iTidQxeLv.

Hippolytos in Athen. Paus, I 22, 1 : diuidog vaog eozi. y.eyojorai öe tzqo aviov ixvr^ua 'Irc.toXvTO). Mit diesem muß in Zusammenhang gestanden haben das Heiligtum der Aphrodite Lri 'Lt/co'/.vto), das inschriftlich bezeugt ist; vgl. Judeich, Topogr. von Athen S. 289, 15. Mit diesem Aphroditeheiligtum ist vermutlich (bestritten von Judeich aaO.i idfciitisch das von Paus, I 22, 3 genannte Heiligtum der Aphrodite Pandemos. Umgekehrt lagen im xtuevog des Hippolytos in Troizen (s. o, S. 63 f,) verschiedene Götterheiligtümer: ein vaög des Apollon Epibaterios, eine Kult.stätte der Damia und Auxesia, ein vaög der Aphrodite Kataskopia (Pau.*:. II 32, 1 ff.).

Hyakinthos in Amyklai im Apollolieiligtum; s.o. S. 407. In der Mitte des großen, dem Apollon geweihten Bauwerkes befand sich das Grab des Hyakintlios, ein einem Altar älin-

L'Ü*

452 Friedrich Püster

liclies ßdO-Qov, auf dem die Statue des ApoUon stand. Paus, m 19, 3; vgl. III 1, 3.

Hyperboreer innen Laodike und Hyperoche im Artemision in Delos. Herod. IV 34: to de aij^id eoxi eoto ig "jQxefxioiov eatövTL ccQiOTSQfjg xugög, lniTckpvY.ii ös ol D.alrj. Clem. AI. Protr. 3 p. 34 St: t/ ool ytataleyco rag 'TTtEQßoQÜov ■ywalnag; "TrcaQoy^ri y.al AaodiY.ri xmlrjo&ov, Iv zip ^yjQZEf.iioico ev Atjhij yce-üijösvod-ov, rb öe h rCo "AnöllMVog tov Jrjllov eativ tegCi). Danach Arnob. c. gent. VI 6. Von dem Grab der Hyper- boreerinnen Arge und Opis berichtet Herod. gleich darauf: y.al tCüv iixiQLoyv y.azayiCof.uviov htl töj ßof-iCo (der Artemis) ttjv ajtoöov avTJ]v trcl tijv S-r'fytrjv Tfjg "SiTtiög re xai "AQyrjg ävaiOL- f.wvod^ai iTtißalloi-iivrjV. fj öh S^-^nrj amewv eorl OTtia^s loü "ylQxemoLov, jtQog ijCo r£TQa{.i{.ievri, dyxozdxio tov Kr]lwv ioTirizoglov.

Iphigeneia lag im Heiligtum der Artemis in Brauron, das sie gegründet hatte, begraben; s. o. S. 133.

Kallisto ist hier insofern zu nennen, als auf der Höhe ihres Grabes (e/rt äxQq) %Co ywf.iaTi) ein Isqov UgzefiLdog etvi- 'aItjoiv Kalliairjg sich befand, Paus. VIII 35, 8.

Kekrops in Athen. Clem. AI. Protr. 1. c: Ad^i]vi]OL ös ev axQOTVÖlsi Ke-ngoTtog (xacpog eovlv), log g)rjaiv "Jvrioxog (FHG I 184; IV 300 f. und dazu unten Anm. 246) iv zq) hmuo tCov iGTOQtCbv. Theodoret gr. äff. cur. 8 p. 205 R: /«f yag 'Ad-nj- yjiGLV, öjg "Avzioyßg ev zf] Ivdzij yeyqatpev IoioqIcc, avco ys ev zf] dxooTtolsi Kexoo^ög eozi zdcpog jtaQct zip IIolLOvyov avzr]V. Eus. praep. ev. II 6, 2; Arnob. 1. c; vgl. IG I 322 a col. 1.

Töchter des Keleos im Demeterheiligtum inEleusis; Clem. AI. Protr. 1. c; Arnob. 1. c.

Killas in Killa in der Troas. Theopomp im Schol. Ven. A II. I 38 (FHG I 331) : Pelops eS-aipe zi]v zicpqav eTticf avwg zov KiXXov, riQiov ert" auzü eyeiQag, ymI JiQog zq> tjQlo) avzov eöei- f.iazo leQÖv, KLXlaiov ATtölXiovog rtQOOayoQevoag öia zo aicpvL- öicog zov KiXXov djTod^avelv. ov f.ii]v äXXcc y.al itöXiv y.zioag KiXXav lovö^iaaev. Strabo XIII 613: eazi öe ycal KiXXov (.ivr]iia TreQL zo uQov zov KiXXaiov AjtoXXcovog, y(b}.ia (.leya. Vgl. Eustath. zu IL I 38.

K in y ras in Paphos. Clem. AI. Protr. 1. c: IhoXe^ialog de 6 zov AyrjOdoxov ev lü) /tQüiZM zCbv Tteql zov (PiXoTtdTOQa iv UdcfO)

Der Reliqnienkult im Altertum 453

Xiyu iv T(p Tf^g i-/ff()odiTi^g a(>(i> KivvQav re -/xu mix Kivvqov ctrroyövovg xe/j^öeCo^ai. Arnob. c. gent. 1. c, Kinyras galt als Stifter des Aphroditekultes auf Kj'pros und Ahnherr des Priestergeschlechts der Kivigäöai, s. o. >S. 29ö und 808.

Kleochos, Großvater des Miletos, im Didymaion bei Milet; rieni. AI. Protr. 1. c. ; Tiieodoret 1. c. ; Eiis. praep. ev. II 6, 5; Arnob. 1. c.

Leukophryne in Magnesia. Cleni. AI. Protr. 1. c. : IvTavd^a rf^g AtrM(pqvvr^g zb fivr^(.i€iov or/. &^iov Tiagt^O^tiv t:io- iiivovg Zi\yu)YL xCo Miröio), i] iv tCo itQü) jf^g i/giiuidoi; Iv Mayvr^aia xt/.tlöiLTui. Theodoret 1. c; Arnob. 1. c.

Kinder der Medeia in Korinth im Heiligtum der Hera Akraia. Eur. Med. 1878 tf. und Schol.; Paus. II 8, 11; Schol. Eur. Med. 204; Schol. Pind. Ol. XIII 74; s. o. S. 313 f.

Min OS in Heraklea Minoa. Ein gemeinsames Gebäude umschloß im hinteren Raum die Gebeine des Heros, im vor- deren das Kultlokal der Aphrodite; s. o. S. 409.

Myrtilos in Pheneos. Paus. VIII 14, 10: oTviait^tv öe ton Tov vaov (des Hermes) ruffog MiQTiloc. tovxov 'EouoD Tiaiöu tivac xhv MvqxiXov Afyotoip "E'/J.r^veg.

Neoptolemos in Delphi im heiligen Bezirk des Apollon. Asklepiades im Schol. Pind. Nem. VII 62: xacpi'vaL de xb [.ihv TiQÜJXOv vTcb xöv oiduy xov reu), utxa öe xavxa iMevtXaov kX- i^övra &vkKüv xoi xbv xucpov jroiT^aat iv xip xeiievei. . . . rrgeTtov rjV xCbv y/ur/.iöiur xivu Aal ö(ptiX6(.itvov ovvoixov dvai xCo "AitöX- Xwvi' ixacpt] yccQ vitb xbv ovöbv xov uqoü. Eur. Androm. 1289 ff.: xbv lukv iyavövxa xövö' \tyXÜMog yovov \ ^dipov ^roQtvaag TIv- ^txrjv Ttgbg toyäouv, \ JtXcpolg bvetdog, ojg ä/iayytXXt] xd<pog | (füvov ßiaiov xi]g 'Oqtoxtiag ysQÖg. Paus. X 24, 6: i$tlOfhxi de xov vaov y.cu XQUTitvxt ig ugioiega TteqißnXög iaxi y.al Ntoiixo- Xeiiov xov i-ZxdXeiüg iv avxCo xurpog. Vgl. Paus. I 4, 4; X 28. 1 f.; dazu A. Frickenhaus, Ath. Mitt. XXXV (1910) 247 tt'.

Oidijais. 1. Grab im heiligen Bezirk der leurai in Athen; s. o. S. 107. 2. Grab in Kolonos beim Heiligtum der Eumeniden; s. be.s. Soph. Öd. Col. 39 ff. und oben S. 107 f. 3) Schol. Od. Col. 91 : etai ye oi cpaai xb ^iv^ua. xov Oidi:rodog iv if()fl) JrjnjQcg ilvai iv ^ExeiovCo /ntxayayorTiov arxov i/. Ktov

454 Friedrich Pfister

Tivog &or^f.iov -/mqLov /.ad^drcfQ lorogeiv (prjoiv i^oi^r^lov (FHG IV 340) Avoiuayog 6 'Jke^avÖQevg h xGi ly' zwv 0i^ßaiy.ü)v yQwpcov ovicog (FHG III 336)* Oidirtov öe telsvTtjaavTog ^al rCbv rpiXiov ev Grßaig -d-dirTeiv aurbv dLavoov(.iiv(üv eyiwlvov oi QrißalOL öia xag TiQoyeyEvr^pievag ovf.ifpoQcxg cog ovrog aoeßovg' oi öe y.oiii(javT€g avrov eXg riva rönov zfjg Bouoiiag 'Kalovfievov Kebv ed'aipav atToV* yivof.i€vu)v öe xolg ev rrj /a»/^_ij y.aTOiy.oOoiv aTv/^r.f.iäTiov rivüjv oh]d-evTeg ahlav sivai ti]V OlÖltcov tacprjv e^e?.evov Tobg (pü.ovg ävaioelv avrov Ix ^r^g ywoag- ot öe cctvo- QOL'fievoi Tolg Giftßaivoiaiv ävelövreg exöiiUGav eig ^Exeiovöv ßovX6(.ievoL öe Xdd'Qa triv rafpi]v Ttonjaaa&ai xaiaO-ccTtTOvai vvKXog ev leg^ JrjurjXQog äyvorjoavteg xov totiov v.aTa(pavovg öe yevo- fxivov Ttef-iipavTeg oi xov "Exeiovov y.axoixoüvieg xov d-eov eTt)]- Qcbxcov XL Ttoiüjoiv 6 ök üeog eljiev f.u] yuvelv xov ivJxrjv xfjg ■d-eov öiOTteq avxov xed^arcxai. xb öe legbv OiöiTtööeiov y.lrjdfivai. S. dazu oben S. 112 f.

Oionos in Sparta beim Heiligtum des Herakles, dessen Vetter er war und der seinen Tod an den Hippokoontiden rächte; Paus. III 15, 4f,

Orestes in Sparta. Paus. III 11, 10: y.al Molq&v Aa-Ae- öaif^iovioig eoiiv legov, 'Ogeoiov öe xov i^ya^€i.ivovog Ttqbg avxw xd(pog. Nach römischer Legende brachte Orestes das Ar- temisbild nach Aricia, wo er starb und begraben ward; vgl. Serv. Verg. Aen, II 116 (= Hygin. f. 261): Orestis vero ossa de Aricia ßomam transJata sunt et coMiia ante templum Satiirni, qicod est ante clivum Capitolinum iuxta Concordiae templum. Dazu Sery. Aen. VII 188, der die Asche des Orestes unter die sieben pignora, quae Imperium Romanum tenent, zählt.

Palaimon-Melikertes im heiligen Bezirk des Po- seidon auf dem Isthmos; Paus. II 2, 1; Schol. Pind. Isthm. Hypoth. p. 514 B.

Pandion. Paus. I 5, 3: xa/ ol Jtqbg daldaai] i.ivT](.iä eoTiv ev xfi MeyaQiöi ev ^A&}]väg Ai&viag •/.alovuevo) ay.OTrelo). Vgl. Paus'. I 39, 4; 41, 6; s. oben S. 17.

Pelasgos in Argos. Paus. II 22, 1: Ji]iLirixQÖg eaxiv leqbv iTtly.Xrjaiv IleKaayiöog aTtb xov iÖQvaaj.ievov Tlelaoyov xov Tgiö/ra, y,al ov Ttöqqco xov Ieqov xdq)og xov Ilelaayov.

Der Reliquieukult im Altertum 455

Phytalos an der heiligen Straße von Athen nach Eleusis; s. o. S. 30;U.

Preugenes in Patrai im Heiligtum der Athena Lim- natis, deren Bild Preugenes aus Sparta (s. o. Anm. 267) nach Patrai entfülirt hatte. Paus. VII 20, 9: ngb ök tf^g ^^di^väg %oü UQOv IlQiiyevov^ uvr^j.iä iaiiv ivayi^ovat de y.al T<p Ugev- yivBL xarä exog, woaiTwg ök xai UaTQei, rr/v tOQiijV xf] yliuväxidi äyovrsg. S. oben S. 78.

Saron im Heiligtum der Artemis Saronis in Troizen. Paus. II 30, 7: ix;teo6iia Ök lov vtY.Qov xuxb. li^y <I>oißaiav U^ivr^v ig zb ä).oog zf^g l^oTeiiiöog Iviog lov ieqov 7ttQiß6'/.ov ^ärcxovai, %al ki^yT]y d.;io tovxov laqioyida xrjv zavvfj &ü/.aaoav /.akovQiv dvxl ^oißaiag. S. oben S. 59 f.

Sarpedun in Seleukia in Kilikien im Heiligtum des Apollon Sarpedonios. Diod. XXXII 10, 2 bei Phot. ßibl. 377 B und Zosim. I 57 nennen ein Heiligtum des Apollon Sarpe- donios in Seleukia. Nach des Basilios Vita Theclae (bei Köhler, Rhein. Mus. XIV 1859, 471 ff.) wurde hier auch Sar- pedon verehrt; vgl. Rohde, Psyche I 187, 3; Lucius, Die An- fange des Heiligenkults S. 205 ff. S. auch Aesch. Suppl. 870: XuQ;xi]d6vL0v xt^."ß 7to).vipauuov.

Sibylle. Die hellespontische Sibylle Herophile in Alexandreia in der Troas. Paus. X 12, 6: xai ol zb (xvr^ua kv z(7) äkaei rov Iiiiv&itüg toxi y.ai D.eytlov Inl zfjg axi]lr]g. S. oben S. 411. Steph. Byz. s. v. Fegyig- ev ös z{{} legüt xov rtgyii^iov 'ArtäÜMVog Iißvllr^g qtaalv ehac xd(pov. Die Re- liquien der kumanischen Sibylle befanden sich, in eine Hydria eingeschlossen, gleichfalls im Apollotempel; s. o. S. 424.

Telmissos. Clem. AI. Protr. 3 p. 34 St: zbv kv Tel- fiiaoö) ßiijubv xov l^TtöXhüvog, ov //vjJho eivai y.ai xovxov Te/.- /.aoaecfjg xov fidvxeiug loxoQovaiv. p]benso Theodoret gr. äff. cur. 8 p. 205 R. 8. oben S. 288.

Trygon in Heraia in Arkadien. Paus. VIII 25, 11: l/(r/.).r^7Ccov Ilaiöbg uqov, ev&a Tqvyovog itvfijufi Ioxl xQOfpoi" ZQOfpbv dk \la/.h]7iiov zi^v TQvyöva elvai '/Jyovaiv.

In dem vorstehenden Verzeichnis sind auch einige Heroen aufgenommen, deren Gräber nicht geradezu im Heiligtum einer Gottheit lagen, aber in ganz enger lokaler und legen-

456 Friedrich Pfister

darischer Verbindung mit einem solchen standen, wie dies etwa bei Deukalion, Oionos und Pelasgos der Fall ist.

Wir geben nun noch einige historische Beispiele. Pausanias, der Sohn des Kleombrotos, der spartanische König, hatte sich seiner Festnahme durch die Ephoren da- durch entzogen, daß er sich in das Heiligtum der Athena Chalkioikos flüchtete. Als er hier eingemauert wurde und nahe dem Tode war, brachte man ihn aus dem Tempel heraus, so daß er außerhalb des Heiligturas starb. In der Nähe be- stattete man ihn. 6 öh Sebg 6 ev Jelcfolq rov te rdrpov voxsqov exQTiOE zolg .^axeöaiuovioig fxETevBy/.elv oIttsq aTted-avE. y.al vvv KElzai EV T(i} TtQOTE^iEviauaTi, o ygacpfj orf^lai ör^lovot. so Thuk. I 134; s. oben Anm. 1011. Nach der Schlacht bei Plataiai hatte die Pythia befohlen, man solle dem Zeus Eleutherios einen Altar errichten, aber ihm hier nicht eher opfern, als bis man heiliges Feuer von Delphi geholt hätte. In schnellem Lauf eilte E u c h i d a s nach Delphi und brachte noch an dem- selben Tag vor Sonnenuntergang das Feuer zur Opferstätte. Gleich darauf aber stürzte er tot nieder. ^-/dfiEvoi d' avxov OL nlataLElg E-d-aipav iv rCjj lEQq) rf^g EvxlEiag UqTE^iLÖog, etzl- yQÜipavTEg tööe to TETgafiErgov

Evxlöag üvS-CoÖe ^QE^ag fjl&s %äd' aidrif^iEQÖv. Denn der Eukleia war in Boiotien in jeder Stadt auf dem Markt ein Bild und ein Altar geweiht (Plut. Aristid. 20). Auch die Töchter des Antipoinos wurden, wie wir sahen (o. S. 450), im Heiligtum der Artemis Eukleia in Theben bestattet.

Der Historiker Xenophon wurde in Skillus beim Tempel der Artemis Ephesia, den er gegründet hatte, begraben (Paus. V 6, 6). Demosthenes hatte sich auf der Flucht im Po- seidontempel in Kalaureia vergiftet und wurde dann innerhalb des heiligen Bezirkes beigesetzt (s. o. S. 123). Als der Epeirote Pyrrhos in Argos im Kampf gefallen war, verbreitete sich die Sage, Demeter selbst habe ihn getötet. An dem Orte, wo er seinen Tod gefunden hatte, wurde auf Geheiß des Orakels der Demeter ein Heiligtum erbaut und Pyrrhos darin bestattet ^\

®^ Paus. I 13, 8; II 21, 4. Nach anderen wurde seine Asche nach Am- brakia gebracht und dort beigesetzt ; Plut. Pyrrh. 34 ; Polyb. XXI 27, 2 ; lustin, XXV 5, 2; vgl. B. Niese, Gesch. der griech. und makedon. Staaten II 60f.

Der Reliquienkult im Altertum 457

In diesen mythischen wie historisclieu Berichten treten uns eine Reihe \^n typischen Zügen entgegen, die zunächst

aufzuweisen sind.

Erstens: Der Begrabene gilt als Gründer oder Priester der Gottheit, in deren Heiligtum er bestattet ist ; so Branclios, Deukalion, Epopeus, Iphigeneia, Kinyras, Pelasgos, Preugenes, Telmissos, Xenophon. Auch Phytalos und die Töchter des Keleos sind hier zu nennen, welche die Demeter aufgenommen hatten, ferner die Hyperboreerinnen und die Sibylle im Apollo- tempel und die Tüciiter des Polyeidos, welche in dem \<m ihrem Vater gegründeten Tempel ruhten.

Zweitens: Der Begrabene ist Sohn, Schützling oder Geliebter der betreffenden Gottheit; so Ariadne (Dionysos), Erechtheus (Athena), Ganymedes (Zeus), Hippolytos (Aphro- dite), Hyakiuthos (Apullon), Kekrops (Athena), Myrtilos (Her- mes), Oionos (Herakles), Pandion (Athena), Trygon (Dionysos). Drittens: Der Begrabene wurde zur Sühne im Heilig- tume beigesetzt; so die Kinder der Medeia, Neoptolemos, Oidipus; ferner die historischen Personen Demosthenes, Pau-

sanias, Pyrrhos.

Viertens: Wegen besonderer Verdienste wird man im Götterheiligtura bestattet; so die Töchter des Antipoinos und Euchidas im Heiligtum der Artemis Eukleia.

Im allgemeinen also galt es als Ehrung für den Heros, wenn er im Heiligtume eines Gottes bestattet war. Nichts aber hören wir davon, daß das Heiligtum des Gottes selbst dadurch eine besondere Weihe erhielt, wenn man auch selbst- verständlich den Besitz eines solchen Heroengrabes, dessen In- haber der Ehre einer Bestattung im Götterheiligtum für würdig erachtet worden war, besonders hoch schätzen mochte. Dies ist ein Unterschied zum christlichen Reliquienkult der späteren Zeit, auf den wenigstens kurz hingewiesen werden soll. Anfangs freilich war die Sitte, Heilige und Märtyier in einer dem allgemeinen Gottesdienste geweihten Kirche zu bestatten, nicht üblich, ja noch im 5. Jahrhundert scheint man sich gelegentlich über diesen allmählich eingeführten Brauch aufgehalten zu haben "". Aber mit der Zeit ward die An- TÖ~g7das Zeui^nis für das 5. Jahrhundert bei Lucin?, Anfänge S. 276, 6:

458 Friedrich Pfister

schauuiig zu einem allgemein anerkannten Dogma, daß jede Kirche Gebeine eines Heiligen besitzen müsse. So wurde durch das zweite Konzil von Nicäa festgesetzt, daß unter jedem Altar sich Reliquien befinden sollten '\ eine Bestimmung, die jedoch auch in späterer Zeit noch nicht ganz allgemein eingehalten wurde.

In der Tat mußte es nach antiker Anschauung eine Ehre sein, im Heiligtume eines Gottes bestattet zu werden, da ja in der Regel Gräber von den Bezirken der Götter ausgeschlossen waren. Dem entspricht es auch, daß mit Vorliebe vornehme Ägypter sich in Abydos bestatten ließen, um b^öracpoL rov G(!)f.iaTog 'OaiQidog zu sein (Plut. de Is. et Os. 20 ; s. oben S. 306); und in Phrygien scheinen die Gräber häufig um die Tempel des Attis gruppiert gewesen zu sein '-. Und andererseits wurden alle Gräber aus Delos entfernt und die Gebeine hin- über nach Rheneia gebracht, da man die heilige Insel des Apollon für befleckt hielt 'l Als auffallend wird uns die Be- stimmung des Lykurgos genannt, der es in Sparta zuließ, die Toten innerhalB der Stadt und in der Nähe der Heiligtümer, zu begraben (Plut. inst. Lac. 18; ders. Lyk. 27). Denn sonst war es allgemeiner Glaube, daß durch die Nähe der Toten

in ecdesia, ubi omnino non moris esset martyres condere . . . i7i reliqua Äegypto, ttiam Constantinopoli et Ephesi ah ecclesiis separata esse loca apostolorum et martyrum.

'^ Vgl. Lucius aaO. 277f. ; F. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichen- den Confessionskunde I 467; A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter 1909 I 54 und bes. Andreas Schmid, Der christliche Altar und sein Schmuck 1871 S. 87 ff., 194 ff. u. ö. Dagegen bezieht sich die von Schmid S. 66 zitierte Bestimmung des Konzils von Karthago vom Jahre 401 {altaria, quae j)<^ssim per agros aut vias tamquam memoriae ynartyrum constituuntur, in quibus nulhim corpus aut reliquiae martyrum condita probantur, . . . evertantur) nicht auf die Weihung von Altären, sondern dient zur Verhütung eines Kultes an heidnischen Kultstätten.

'^ S. Fr. Cumont, Die orientalischen Religionen im römischen Heiden- tum (übers, von G. Gehrich) 1910 S. 261, 21.

'* Thuk. III 104: ^rj},ov ey.äd'rjoav 'Ad'rjiueoi y.arn '/Qrja/iidv Si] riva. , . . ■d'rjy.ai oaai i]aav rcür rsd'rioireov sv zZ/Aw, Ttdaas dvszXov, xal ro Xoinov Tiocttlnov uf,Te ei'uTiod'i'ray.Eiv er rf; vriaoj ui\ie svrixrsiv, iDX es rr;v Pqveiav

diaxofiii^sad-ai. Vgl. Diod. XII 58, 6 f. Th. Wächter, Keinheitsvorschriften im griechischen Kult, HGVV IX 1, 1910, S. 32 und 59.

Der Reliquieukult im Altertum 459

die Heilig-lümer der Götter befleckt würden, so daß überall strenge Vorschriften bestanden, welche eine Verunreinigung? der Heiligtümer durch eine Leiche verhüten sollten "*.

Demgegenüber ist es daher merkwürdig, daß wir so viele Zeugnisse über Heroengräber besitzen, die sich in Heiligtümern befanden; zwar und das scheint mir wichtig ganz wenige Von historischen Personen, um so mehr aber von mythischen Heroen. Dies zu erklären hat Usener ''^ bereits das Richtige gesehen, indem er auf den engen Zusammenhang zwischen dem Gott und dem Heri»s hinwies. Wir haben hierin einen deutlichen Beweis für das ursprüngliche We.sen vieler Heroen zu erblicken, die einst Götter waren. Nun wurde ihr Heiligtum als Grab aufgefaßt und als solches gleichwohl in der Nähe der Götter geduldet. Daß auch häufig kultische Beziehungen zwischen dem Gotte und dem in seinem Heiligtume begrabeneu Heros bestanden, werden wir unten (J^ 37) sehen.

§ 34

üräber an sonst hervorragenden Stellen. Geheimhaltung

von Gräbern

Auch abgesehen von den Heiligtümern kam es sonst ge- legentlich noch vor, daß Heroen an hervorragender Stelle in irgendwelchen, sonst anderen Zwecken dienenden Gebäuden begraben waren. So berichtet uns Pausanias (1 42, 4j, daß das Buleuterion in Megara das Grab des Timalkos (s. oben S. 30) sei. ^^'eiterhin erzählt er von Megara (I 43, 3): ök .■/lOi'firiov YM/.otiitvov fivf^ua j]v y.ai xovio Igtoiov. Dies Aisymnion lag. wie aus dem folgenden hervorgeht, im Bu- leuteri(m. Daran knüpfte sich folgende Legende, die Pausanias mitteilt: als der megarische König Hyperion (s. o. S. 34) ge- stürzt war und man die Königsherrschaft abschaltte, schickte man den Ai.symnos nach Delphi, um dort einen Kat über die künftige Verfassung zu holen. Die Pythia antwortete, den

" Vj,'l. Wächter aaO. 4.Sff.

■» Siatfluth«iaj;eu, IH'J'J S. 66 fi.; vgl. auch Rohde, Psyche 1* 139, 2.

460 Friedrich Pfister

Megarern würde es gut gehen, ^v fisra rCov nXeiövojv ßovltv- aojviai (s. oben S. 448 Anm. 61). Die Megarer hielten die cT/Moveg für die Toten und erbauten so ihr Buleuterion, ha ocpiaiv 6 TÜrpog twv i]oib(.ov evrog tov ßovXevzr^Qiov yevrjTaL. Die megarischen Heroen Euippos und Ischepolis lagen ira Prytaneion bestattet (s. o. S. 30 und 32).

In Mantineia berichtet Pausanias (VIII 9. 5) von der •AOLVT] eoria folgendes : tov ^edtgov dh ov tzöqqio ixvri{.iata ttqoi]- y.ovrd eazcv kg öö^av, to (.ikv '^Eoxia •Aalovf.ievrj xoivr^, negicfsohg oyj^ua 'iyiovoa' i4vriv6Tjv öh avzöd-i lleyero y.tioS-ai rijv Kr^cpiiog. Ob man dieses Zeugnis verwenden darf, um den Zusammenhang des Herdkultes mit dem Ahnenkult zu betonen "'^^ scheint mir zweifelhaft. Freilich, daß man einst auch in Griechenland Tote im eigenen Hause bestattete, wie irgend woher auch der pseudoplatonische Minos (315 d) weiß, kann man nicht mehr bezweifeln. Ein ähnliches Zeugnis für Eom (Serv. Aen. V 64; VI 152) ist zwar nur ein Schluß, um den Larenkult im Haus, den Kult der Ahnen am Herd, zu erklären. Aber für Griechenland haben wir den Beweis durch die archäo- logischen Funde ". Trotzdem wird man das Grab der Antinoe nicht in diesen Zusammenhang rücken dürfen, da wir nichts Näheres, weder über dies „Grab", noch über die Heroine selbst wissen. Übrigens lagen vermutlich die Gräber der vorhin genannten megarischen Heroen Euippos und Ischepolis gleich- falls bei der Hestia, da diese sich ja eben im Prytaneion befand. Im Prytaneion wurde auch Melanippos verehrt, dessen Kult Kleisthenes aus Theben nach Sikyon einführte (Herod. \ 67: ETtayayö/nevog öe 6 Kleiod^evr^g tov MtläviTtnov reuevög ol ajteöe^E Iv avicp tm TtQvravr^'iu) -/.ai /.uv iögvoe h-

'^ Sehr vorsichtig Gruppe, Hdbch 1403, 7 ; vgl. Samter, Familienfeste der Griechen und Eömer, 1901 S. 10 ff.; auch Samter, Neue Jahrbb. XI (1908) 78 ff.

■■^ Vgl. H. Gropengießer, Die Gräber von Attika der vormy kenischen imd mykenischeu Zeit, Heidelberger Diss. 1907 S. 19 f., der verschiedene Parallelen beizieht. Dazu etwa Bulle, Abhh. der bayr. Akad. phil.-hist. Kl. XXIV (1907) 67 f.; Wächter aaO. 53, 6. Ähnliches ist jetzt auch z. B. für Assyrien festgestellt; vgl. Mitteilungen der Deutschen Orient- gesellschaft 1904 no. 22 S. 22; 1906 no. 31 S. 46. Für Palästina: Arch. Anz. 1909, 357 ff. Für Sizilien: Orsi Bull, di paletnol. 1907, 215 u. a. m.

Der Reliquienkalt im Altertum 461

raCi^a iv rät iayjQoxdxoj). Ob freilich die Uebeiue hier nieder- gelegt wurden, ist nicht mit Sicherheit zu sagen (s. oben S. 211). \m Gymnasion zu Asopos in Lakonien verelirte mau Ge- beiue von übermenschliclier Grüße (Paus. 111 22, 9). Ebenso hatte Ach i Ileus in Elis im Gymnasion wenigstens ein Kenotaph (Paus. VI 23, 3). Im Stadion in Theben lagen Amphitryon und lolaos bestattet (s. o. S. 307), ebenso wie man den sogenannten Taraxippos im Stadion in Olympia für ein Heroengrab ansah (s. u. S. 4l)4). Aus historischer Zeit ist Timoleon zu nennen, der im Gymnasion in Syrakus be- graben wurde (s. oben S. 446 f.). Vgl. auch die Ehreninschrift aus Aphrodisias in Karien iCIG 2796): avvtyfioqi^^i] ahq) /.al tric((fi]yai €v töj yviiraano.

Aus späterer Zeit stammen die beiden Bibliotheksbauten, einmal die Bibliothek des Celsus in Ephesos, in welcher der Stifter begraben wurde, wie man gleich bei der Her- stellung des Bauplanes ins Auge faßte'", dann die von Dio vun Prusa in seiner Vaterstadt erbaute Bibliothek, welche die Gebeine seines Sohnes und seiner Gemahlin umschloß'". In beiden Fällen stehen die Bibliotheken. wieHeberdey bemerkt, in derselben Beziehung zu den Gräbern wie sonst andere Bibliotheken, etwa in Pergamon und Kom, zu Göttertempelu. Auch die Tore'*" vertraute man gerne dem Schutze der Heroen an. Zwar wenn man im allgemeinen überhaupt die Gräber vor den Toren längs der Landstraßen anlegte, so hat dies einen anderen Sinn. Aber Aitolos war in Elis h air/; T,^ Ttvkf] begraben, oflfenbar, um das Tor zu schützen; das Orakel hatte angegeben: cög fxijte Urbg tilg rtöutog urjxt hrog yivoiTo n re/.QÖQ (Paus. V 4, 4). Vom Grab des Laomedon in Troja berichtet Servius (zu Verg. Aen. II 241): novimus vitegro sepultro Laonmlonfis, quod super portam Scaeam fnerat, iuta f Hisse faUi Troiana. In Olbia begrub man verdiente Bürger unter der Stadtmauer selbst (Arch. Anz. 1908, 186).

Wies man so im allgemeinen den Gebeinen der Heroen tineu hervorragenden Platz an oder zeigte man wenigstens

K. Heberdey, Österr. Juhreshh. VIII (lUOöj Beih. S. 61 ff.

" Plin. ep. ad Traian. 81, 7.

»" Vgl. S. Wide, Lakonische Kulte S. 279 f.

462 Friedrich Pfister

die Gräber stets öffentlich und mit einem gewissen Stolz, so kam demgegenüber eine Gelieimhaltungder Reliquien nur höchst selten vor, jedenfalls nicht so häufig, als wie man * glauben möchte, wenn man die bekannte Stelle in Lobecks Aglaophamus (S. 278 ff.) liest. Freilich die troischen Heiltümer in Lavinium wurden im verborgenen gehalten ^^ Wenn aber Plutarch (de Pyth. orac. 27) von fjQcütov ärtÖQQr^TOi ^fjyiai -Aal övos^evQeToi spricht, so sind damit ja nur verborgene Heroen- gräber gemeint, zu deren Auffindung das Orakel den Weg wies, wie etwa bei Theseus, Orestes und anderen. Doch ist der Bericht des Tansanias (II 29, 8) zu nennen, der vom Heiligtum des Aiakos in Aigina, welches sv iTTicpaveoTarcj rfig Ttölsiog lag, sagt: rov TiEQißölov öe hzbg . . . ßio[.iög loitv ov TtoXv ave%iov Ix rf\g yfjg- wg öh -/.cu fivr^f.ia obxog ö ßtoi.ibg e'irj Aiay.ov^ Xeyöf.ievöv Iotlv Iv ajioQQr^TM. Den Grund dieser Ge- heimsage kennen wir nicht. Vielleicht wurde der Besitz der Reliquien verheimlicht aus Furcht vor den Athenern, denen das Orakel während des Krieges mit Aigina befohlen hatte, dem Aiakos in Athen ein Heiligtum zu weihen (Herod. V 89). Ähnliches müssen wir jedenfalls annehmen als Grund dafüi*, daß Oidipus bei Sophokles (Öd. Col. 1518 ff.) den Ort seines Grabes geheim gehalten wissen will und ihn nur dem Theseus selbst mitteilt, der ihn wiederum bei seinem Tode nur einem angeben solle. Die Reliquien sollten nicht in den Besitz der Thebaner kommen, welche, nachdem das Orakel bekannt geworden war (s. oben S. 109), sich sehr darum bemühten. Darum verkündet Theseus am Schluß des Stückes (1760 ff.): Co Ttalösg, äjtslrcev £f.iol Kslvog \ (.itiTS TteXä^siv Ig tovgös rÖTtovg I f.iijT^ Ircupiovüv f4r]Ö€va ^vrjTcuv \ ^ijxrjv Isqccv , fjv 'iielvog exet. \ y.a.1 Tavrd /t^ erprj nQccoaovra aalwg \ xojqqv e^eiv aiev alvTtov. Ebenso verheimlichten die Lokrer das Grab des

*^ Dion. Hai. I 67: o^fj/^c-ros 8s yal /noQCfTjs ni^i Ti/uaios fiiv 6 avy- yQafpsvs cooe aTiocpaiverai ' "xrj^vzia aiBrjQä nal '/^aXtcü xul xe^a/uov T^ojiy.ov slvat ev Tols aSvrois rois ev Aaovivicp xsifieva Is^ä, rcvd'ia-d'ai Sh avros ravza Tra^ä riov sTtixM^icov. iyco 8s oaa fih' oQnv caiaaiv ov d'efiis ovte TtaQo. twv ooeof- Tutp nxovEiv OVIS nvayQacfBLv oXofiai SsZVj rsfisacö Ss ynl roig uXXois, oaot TzXsico rtöv avy%ioQovfisvMv vTto vo/nov t,r]rstv yivwoxsiv d^ioraiv. Vgl. V 12 ; VIII 49 ; Mommsen, Staatsrecht I 597 ; Marquardt, Staatsverwaltung III 252 ; 478; Wissowa bei Koscher III 1894 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 463

Hesiodos, damit die Bewohner von Orcliomenos nicht die Gebeine raubten, denen die Einholung der Reliquien durch das Orakel geboten war (s. oben S. 2H1). Merkwürdig ist die Nachricht des Plutarch (de Socr. gen. 5), daß nur die Reiterführer das Grab der Dirke in Theben wüßten: tTtav- t/.&wv d' txii^ev olog ton jov Jig^r^g dtvaCrjtiy rckfov, liyvioa- tov bvta roig Hr^ßctioig rrXi^v rCuv i/rrraQyj/AÖiiov. 6 yctg änaA- }xirt6iuvog töv naQa)MußdvovTa Ti]v &Qx\v ttorog üytov ^lövov eöei^e vvktwq, xai riraj; lii ctvii^ öoäoavTtg ä:ivQovg itQOvgyiac, wv Tct oi]iiilu avyxtovöi v.al cKfavi^oiaiv, irch axäioig Scja'g- xoviai xioQioi>fvjtg. \\"\% dies zu erklären ist, wissen wir nicht; jedenfalls war die allgemeine Legende, daß die Asche der Dirke in den gleichnamigen Bach bei Tlieben gestreut worden war (s. oben S. 428).

Von den Gräbern des Neleus und Sisyphos berichtet Pausanias (II 2, 2), daß, wer des Eumelos Epos gelesen habe, nach ihren Gräbern nicht suche. Neleus sei auf dem Isthmos bestattet, aber Sisyphos habe die Stelle niemandem gezeigt. Auch das Grab des Sisyphos hätten nui- wenige Zeitgenossen des Heros gekannt. Ist diese Legende ersonnen, um das Fehlen dieser Gräber zu erklären, so liegt es ähnlich bei der Sage von Linos, die wir oben (S. 194 f.) behandelten; aucii hier war das Grab nicht vorhanden. Wenn Pausanias (I 38, 2) nicht imstande ist, das Grab des Krokon zu finden, oder wenn die Bewohner von Phigaleia die Ruhestätte des bei ihnen begrabenen Lepr eos nicht zu zeigen vermögen (Paus. V 5, 4), so hören wir nicht, ob die Tatsache irgendwie erklärt wurde.

Es mag auch erwähnt werden, daß man bei manchen (jräbern unsicher war, wem sie gehörten. So sah Pausanias (VI 24, 9j auf dem ;Markt in Elis ein Gebäude von merk- würdiger Gestalt, von welchem die Einheimischen sagten, daß es ein Heroengrab sei; wer hier bestattet sei, konnten sie nicht angeben. Nur ein alter !Mann nannte Oxylos als In- haber. Bei Theben sah der Perieget (IX 18. 2) drei rohe Steine; oi ta dQxcda ^ivr^uoi'svovTeg sagten ihm, daß hier Tydeus begraben liege, von dem es schon im Epos (II. XIV 114) heiße: Tvdeog, ov tfYißt]ai x^^^h ^^o'« yctia v.aKvmti. Solche Anti([Uare stellten eine Reihe von Vermutungen auf, was der Tarax-

454 Friedrich Pfister

ippos in Olj'mpia sei, und rieten auf das Grab des Au- tochthonen Olenios, des Dameon aus Plilius, des Alkathoos, auf ein Kenotaph des Myrtilos (Paus. VI 20, 15 ff.) oder nahmen noch zu anderen Hypothesen ihre Zuflucht^-. Altäre {'HQcocav

*2 Nach dem Excerpt des Photios aus der xaivri laroola des Ptolemaios Chennos schrieb dieser im 4. Buch auch Ttsol lov si/ 'Olvurcm Taoa^iriTrov (p. 190 bei Westermann, Mythogr.). Die Hauptstelle ist Paus. VI 20, 15 ff. Eine Art runder Altar im Innern des Stadions war ro xüv limmv Beiua 6 Taoä^iTtTcoi , vor -welchem die Pferde zu scheuen pflegten, y.ul rovös

rjvioj(,oi svey.a d'vaia; d'vovoi y.al yEvea&ni acfiaiv llecov sv/fiviat. tov TuqÜ^'

iTtnov. Der Perieget gibt folgende sieben Erklärungen: 1. Grab des Olenios, der ein guter Eosselenker gewesen sei, eines Autochthonen , des Eponyraos der auch II. II 617; XI 757 genannten Tcer^a 'SiÄevia in Elis. 2. Grab des Dameon aus Phlius vmd seines Pferdes, der mit Herakles an dem Zug gegen Augeias teilnahm und von dem Aktorionen Kteatos ge- tötet wurde. 3. Kenotaph des Myrtilos, dessen Grab man in Pheneos zeigte ; s. oben S. 212. 4. Nach anderen war Oinomaos der Taraxippos, dessen Grab in Olympia jenseits des Kladeos lag; s. oben S. 409. 5. Alkathoos. Sohn des Porthaon, einer der Freier der Hippodameia, der von Oinomaos

getötet worden war, galt als ßäoy.ai'oi rols iTZJiavuvac y.al ovy. svusftjs Salfwjp.

Vgl. Crusius, ßhein. Mus. XLIII (1888) 628. 6. Ein Ägypter erzählte, Pelops habe dort auf Eat des Amphion etwas vergraben, wodurch des Oinomaos Pferde zum Scheuen gebracht wurden; seitdem scheuten auch alle anderen Pferde. 7. Die wahrscheinlichste Erklärung ist für Pausanias, Taraxippos sei ein Beiname des Poseidon Hippios. So auch Dio Chrys. 32 p, 289 Arn: Ta^alircnov IToffstöcöros ßcofiös. Sonst werden noch folgende Er- klärungen genannt: 8. Hesych s. v. TaQÜ^mnos- ovtojs vn iviiov Ueloxp laroosirai, ov räfoi ev 'Olvfiniq. Vielleicht bezieht sich hierauf Schol. Pind. Ol. I 146 ed. Drachmann: iv ya.Q xcö araSicp sarlv avriö (t<j5 JleloTii) o TÜaos. . . . OL öoouels eis rör rdcfOf tov ITeXoTTOs sxauTtTOi: 9. In der

ältesten Erwähnung (vgl. die Anspielung bei Aristoph. Equ. 247), bei Lykophr. 42 f., wird der Taraxippos als Grab des Giganten Ischenos er- klärt: iTiTtcov rapay.TJs sotcv 'la^trov rdtfos. Schol. Z. d. St.: li^iov be ye- yovÖTOS sSödT] yor,au'og (tri av äXlcog XvS-rjvat rov Xiaov, ei fit] rwv evysvcöv vd-f; TIS. rovrcoi' roirvv dTvaQVovfievojf ^9'iXr]aer ^la^tvos jvd'iivai, ov ^vtjfia ieivivvxai . . . Tzh^aiov tov y.a/.i'HTr^QOZ ttjs 'OlvfiTtias xal ztfials nXeiaxais avTov BTificov ^ xad"' rjv ^fts^av srv&rj , yal nyaJra avviazcov. y.alovai Ss avroi' TaoaiiTiTcor. 10. Der Scholiast aaO. erklärt weiter: n d^e^xM nvl

y.al dXäyqj Svyditei y oä(pi'r^5 eajcöarjs tcbqI tov idfor y.al asiofierrjs avrrjs

■zandaaeod-aL Tovi irr-Tovs Tf; ay.iä Tcör cfilXcov. Über ähnliche Erscheinungen in der isthmischen und nemeischen Rennbahn berichtet Paus. VI 20, 19 und X 37, 4. Vgl. über den Taraxippos E. Pollack Hippodromica Diss. Leipzig 1890 S. Soff.; E. Pernice, Festschrift für 0. Benndorf (1898) 78 f.; Hoscher, Abhh. der sächs. GeseUsch. der Wiss. XX (1900) 74.

T

Der Reliquienkult im Altertum 465

xaXovueviov ßiouoi) auf dem Markte in ("liaradra galten als den Dioskuren geweiht uder irgendwelchen epichurischen Heroen lieilig (Paus. X 3H, 6). D'm'l-ivay.itg ;caiöt^ in Am- phissa hielt man l'iii- die Dioskuren, die Kureten oder die Kabiren (Paus. X H8, 7). Von den Gebeinen, welche man im Gymnasion in Asopos verehrte (Paus. III 22, 9), scheint man überhaupt keinen Namen genannt zu haben. Von einem boio- tischen Heros Aleos sagt Plutarch (de gen. Socr. 5): xat vvv (.tkv ixjctiaiv tl^ \tUaQxov . . . xoa^ ;roir^aöusvog MAx//»^'v;j /.ai \^X€(o /Mja di tiva. /Qt^auör, äyvoGiV %ov ^'Akeov, öazig ^v. Da- mit sind wir zu Erscheinungen gekommen, die auch vom Götterkult her bekannt sind; man braucht nur an die ^eoi üyvujoxoi ^^ und ähnliche anonyme Gestalten zu erinnern.

»^ So in Athen, Phaleron, Olympia; Act. ap. 17, 23; Paus. 1 1, 4; V 14, 8; Vi. Lukiau, Philopatr. und 21»; Philostr. Ap. Tyan. VI 3 p. 107 K; Diog. Laert. I 110. Vgl. S. Wide, Lakon. Kulte 290 f.; Jessen bei Paulj- Wissowa Suppl. I 28 ff.; Encydop. Bihl. IV 5229 ff.; Hepding, Ath. Mitt. XXXV (1910) 455 ff.; A. Deißmann. Paulus 1911 S. 178 ff.

R«li^0D8ge8chicbtUche Versuche u. Vorarbeiten V. •>0

466 Friedrich Pfister

Kapitel IX Der den Gräbern gewidmete Kult

§ 35 Götter- und Heroenopfer

Nichts haftet so zäh und verändert sich so langsam und selten wie der Kult. Legenden bilden sich, wandeln sich um und wachsen weiter; der Kult bleibt derselbe: uralte, kaum noch verstandene und vielfach mißverstandene Gebräuche werden weitergegeben und stets ausgeübt.

Wenn wir daher sehen, daß es einerseits ein allgemein anerkanntes und festes Ritual für den Heroenkult gab der Hauptbegriff ist evaylteiv , das von den allgemeinen Vor- schriften für den Götterkult durchaus verschieden war, und daß andererseits doch diese Regel in unzähligen Fällen durch- brochen wurde, und wir im Heroenkult Formen finden, die eigentlich dem Götterkulte zukommen, so muß dies unsere besondere Aufmerksamkeit erregen. Selbst zugegeben, daß eine Anzahl solcher von der Regel abweichender Heroen- kulte erst in späterer Zeit eingeführt sein könnte ^^ so wird man dies doch von der Hauptmasse solcher Kulte nicht be-

** Daß sich gelegentlich mit der Sage auch der Kult änderte, kann nicht geleugnet werden. Als altes Beispiel für die Umwandlung einer chthonischen Gottheit zu einer uranischen erweist S. Wide, Arch. für Eel.- Wiss. X (1907) 257 ff. u. a. Hera; Hera gehört sprachlich zu r^cog.

Der Reliquienkult im Altertum 467

haupleii (liufen, sondern sich fragen müssen, woher diese Mannigfaltigkeit der Formen der Heroenkulte kommt.

Betrachten wir zunächst das Wichtigste dessen, was im allgfemeineu als für den Heroenkult charakteristisches Ritual angesehen wurde. Hier ist zunäciist auf den Unterschied von Ivctyitnv und O^vtiv zu achten: jenes bezeichnet den Heroenkult, dieses den Götterkult.

Diese strenge Unterscheidung finden wir zuerst bei He- rodot (II 44), wo er über die doppelte Person des Herakles (S. oben S. 223). den Heros und den Gott, spricht. Die Griechen täten recht daran, wenn sie dem einen Coi; DtCo. dem anderen wg i'^Qtüi opferten: xai doxiovai öe fioi ovroi o^i/ütara 'E/J.rjviüv Tioiiuv, o^i diS.a "IlQcv/J.tiu iÖQiadi.tfroc ^xir^vrai, nui tü) //tv a>g ui^uvccrq), ^Okvujcioj dk iniovv^iir^v if-vovoi, iCo öl it(Q(i) ujg iJQtüL Ivayi^ovai. Etwas weiter führt dies Diodor (IV 39) aus, sachlich ähnlich, aber ohne auf den strengen Sprach- jrebrauch zu achten. Er sagt gleich nach der Erzählung von der Vei-brennung des Herakles : di6;ceg lu g i'iqiol no li]ouvx eg üyiofiolg xai y^ibuaia •AaTUOAtidouvrtg u7tri'/.'KäyiiOcn' tlg Tqu- yh'u. (.lerä de louioig Mevoiriog o ^1/xTOQog v'iög, ipiKog &v 'flQax/.ei, xa7C(jov xai tuvqov y.cd xQibv ^vaag (man erwartet: tvuyiaag) wg fJQioi yxatdei^e /mi Iviairbv ev 'Otvoüvtl d-veiv (man erwartet: hayiCeiy) xat tuiüv wc: rJQioa rov 'HgaKktu. 10 naguTtlr^oiov de Ttoir^oävrujv vmI twv &rjßaicov, ^-JS-r^vuloi ngCüTOi tCüv uKKiov 10 g O^eoveTlurjoav -i^ioiuig tov '^IlQuy./Ja, ■/.al . . . TiQOiTQiipavTO . . . tag ^tbv %L(.iäv %ov ^Hqa/Ua. Marathon soll der Ort gewesen sein, wo zuerst Herakles wg x^tug ivoiiiod-r^ '*'\ Ein solches Doppelo[)fer für Hei'akles Cog 'i'oioi und oig {/ho ist uns in Sikyon bezeugt (Paus. II 10, 1), ebenso in Kos ^^

»» Paus. I 15,3; 32,4; vgl. ArLstid. HerakJ. p. Ö8 Ddf. Daher ueuut Piiidar (Nem. III 'M) den Herakles rjooji d^c6i, wozu der Scholiast bemerkt, (las Orakel habe befohlen, den Herakles riy uir wi i',oiou, t?, Üe inioiaij Uli d'Luy zu verehren.

** Patou und Ilicks Inscripiions of Cos 3W : 'JJ(jttxÄti it. Kvrioakor d^r;t/

xrtiTo's' uvtü auipa' 'Honxktl H Kurioa?.of fluTt!' joijvv d'in 6 laptt'^.

Vgl. Nilsson, Griechische Feste S. 452 f. Also zuerst ein holukaustisches Opfer {lüi f,()(oi), dann eine O-iotn; beides an demselben Tage, wie bei

3U*

463 Friedrich Pfister

Ein ähnlicher Doppelkultus wird uns für Acliilleus in der Troas von Philostratos (Her, p, 324 sqq. K) beschrieben. Jähr- lich kommt eine Festgesandtschaft aus Thessalien an das Grab des Achilleus. öe OeTialixa Irayio/uaTcc cpoiTcLvra töj \lXiXkel iy. Oezzaliag iyiqriod^r] OexTaXolg £>c Jcoöcüvrig' eyiekevoe yccQ dl] ro f-iavtelov Oerralohg ig Tqoictv Ttliovzag dveiv oaa hi] tä> ^AiCkkü y.ai ocfdrreiv Tct ^hv ojg -S^ecp , ra de wg Iv /.loiga Tü)v y.sLuevwv. Unter anderem bringen sie zwei Stiere, einen schwarzen und einen weißen, mit. Ttgooeld-övrcov de töj ori(.i<xti f.ieiä Tov vuvov äonig fxhv warceQ kv Ttole^iM eöovTteno, . . . aze- g)avcüoavTeg de ttjv y.oqvcprjv tov -/.oXwvov yal ßod-qovg Itt' avxfj öqv^avreg tov xavqov tov /.lelava wg TS-d-vewT i e o cp utt ov. exälow de yal tov IIccTqoy.lov enl tijv dalza, cog yal toüto eg Xccqiv Tö) ^J[Y.iXXei TtqaTTOVTeg, evT£f.ivovTeg dh yal eva- yiaavTeg y.UTeßaivov Itil ttiv vavv r^di] y.al &voavTsg kni TOV aiyialov tov eTeqov twv Tavqcov ^A%ikXel Tiaktv xavov xe evaqBäi-ievoi y.al OTtldyxvojv erc' ey.elvi] tj] d-voia. e-9-vov yccq TT.v d^voLav TavTTjv ü) g d-ew. Und nachher heißt es noch einmal : a fikv wg ^^(p evö(.ii^ov . . . eviqyiuov de wg T ed-v eCüTi y.ai evezei-ivov tcc eTtiTvxovxa.

Wir sehen also aus beiden Beispielen, daß das evayiteiv den Heroen, das d-veiv den Göttern gegenüber am Platze war, aber auch, daß beiden Heroen sowohl wg ilqcou als auch wg ^e^} geopfert wurde. Dieser strenge Sprachgebrauch läßt sich durch eine Reihe weiterer Stellen belegen. So Plut. de Herod. malign. 13: Tovxoig d' log cp&aqTolg ycxl ijqtoaLv eva- yi^eiv ouTui delv dlXä /u?) ^veiv wg d^eolg. Paus. II 11, 7: Tcb fjiev (dem Alexanor) wg f^qtoi (xeTcc i]liov dvravTa eva- y itovoiv , Evai-ieqLiJüVL de wg d-euj ^vovaiv. Scliol. Eur. Phoen, 274: eaxdqcc f.iev xvqkog 6 erti yf^g ßöd-qog, ev^a Iva- yi^ovai Tolg zktw eqxof^ievoig' ßtofxog de, ev olg d^vovai Tolg enovqavLOig ^eolg. Appian Lib. 89: wv T<x(poL (.lev eoTiov axt- rr]TOi, yal evayi^exe avxolg eTreqxof^evoi, y.al TOlg leqolg d-veiv ei d-iXeTe eitiovTeg, to. de Xotna ya^elw/iiev. ov yaq yal vetoqioig ■d-veTe, ouds evayi'Ceze Teix^oiv, Vgl. auch Arrian anab. IV 11.

Ptol. Heph. (bei Phot. cod. 190 p. 148 a 34 B): on TSnalos vl6s 'H^axkiovi riv^ US iv T]/.iE^q fiiä y.al cos fj^coi rqj Tzar^i svrjyiae yal cos d'ecö &vaeiev.

Der Reliqaieukult im Altertum 469

Dementsprechend finden wir für eine Reihe von Heroen ausdrücklich das Lvayittiv als Form des Opfers genannt. Ich stelle außer dem eben bereits Genannten noch folgendes zu- sammen:

Herod. II 167: in Agylla (Caere) für die gesteinigten Phokaier; /.cu yag Ivuyitoioi oifi fiiya/Aog x«i dywra yruvixbv Aui i:intyt.(jv iitioiäoi.

Kleitodemos bei Athen. IX 410 a: TTQod-üi; yog negi ha- yto^icüv yQCnfti lädt (FHG I 363) " ogi^ai ßöd^ivov nQog ia/tfQav TOv (Tr'ji/CfToc. €7T€na TXctQct xov ßöO-ii'Ov nqog tOTteqav ßAene, i'öiüQ xatüxti Xfyiov räöt iidv ä/cöviftua oJg xgi^ xal olg ^eutg. i'.'ceira av&ig uigoi- AOLxäy^iE. A. Dieterich, ^lithiaslit.- 236 f.

Isaios II 46: ^\t^^ \(.qa. xo. TtaxgCoa tvr«^) l/.iivov firöelg xiii^ f.n'y ivayitr^ aixio y.ad^ exaOTOv Iviuixoy. V51: iTti xa inruaxa Uvai x^^^'^^'O^' ><«' Ivayioürza. VI 65: oi rratöeg tncyuovai /.ai x^ovxai.

Aristot. '-:/.>. TtoX. 58, 1: 6 öt :ro'/JuaQXf>9 nou'ixui ^loiag xij xt i^QT€uidi Xf, \lyqoiiQii /.ai xoj 'I^nu'/Üo), öicnid-r^oi S' ayCüVU xov tTiixäifiov /XU {/.ai ist trotz der gleich genannten Pollux- Stelle nicht zu streichen; vgl. Wilamowitz, Aristot. und Athen 1 249) xoic xtxeAevxr^xöoiy Iv xGj 7CoXiu(o /cu \'/Quoöi(i) /.ui \4gioxoyHxoYL tvayiouaia tiouI. Dazu vgl. Pollux VIII 91 : o ök noXtuaQXog ^vti fitv \^qxüiiÖl 'Jy^oxiga /.ui xCt) "Ewaliw, diuTi&roi ök xov i7Tixä(piov uyCbva xGjv iv ;co'AiU(i> u.tod^arörxcov /Ml xoig 7ttQl './Qfwdtov ivayilti.

Klearchos bei Athen. VIII 344 c (FHG II 308): Tiynov u 7ca'/Mibg ui).rjj^g Xuq^wv xov ailrjiov xe'Uixr[aavxog r\v öl qi'/.tX^tg ^TiOTCLQiöag Inl xov ^ivi]uaxog ivi[yiC(v uixCii.

Pailhen. erot. 9, 8: /mI avxijv (Polykrite) ör^uooiu i)ä7i- xüvaiv {oi Nu^ioi) . . , tvaytouvxtg avxfj.

Apollod. II 5, 1 : (Herakles) ^»j . . . öv /utv «J/ro, xf,g &(Qag otüog eTtuvikd^r^, Jii oiuxTgi O-ieiv, iav ök üiro&ävr], x6x€ tog t',Q(joi tvuyi^ttv.

Ps.-Aristot. mirab. 106: Iv Täqavxi kvayiUiv /xnä xivag XQÖvovg (fctaiv '.hqtiöuig /.ai Tvötiöutg /.al Ala/iöcug /.ai Aa- t(jxidöaig' xai 'AyautuvnviÖaig öi X'^'^Q^i if-voiav Inixilüv tv ä/.kr^ fji€Q(t löicf, iv Ji rotituor (hat ralg yvvaiB} /n/ yei'oao.'^ai tiüv l/.tiroig i^ 10 u iv lo v.

470 Friedrich Pfister

Arrian anab. II 5, 9: Alexander Ig Mallbv ärpUero y.al \4ixffLX6yji) oaa r^QcoL ivrjiae. VII 14, 7: tvayl^€iv re ort äst öjg i\q(.i)l tY.iXevev 'Hcpaiatliovi, tovto /.ikv ngog tü)V Tt'Leioxcov avayiyqaTtxai' ol öe JJyovaiv, bri /.ai aig "^/nuwvog STts^xpev tor^oofievovg tov -d-tov, ei y.al wg d-ew d-vtLV ovyxwQel '^Hrpaiaruovi TÖv öe ov ^vyyioQT^Gai. Vgl. Plut. Alex. 72 : e^ "yi/^ii^ttüvog i)ki^e Liavteia riuäv "HfpciLOrtoyva Y.m d-veiv (so) tog fJQOJi Ttaoay.elevovoa. . . . TOVTO de '^HtfaLOTLOJVog evayiouog ey.aJ.elro.

Plut Thes. 4: dem Konuidas uexQi^ vvv Ud^rivaloL uiä TtQÖreoov fif.ieoa rwv 6rjaeicov y.Qibv evayLZovoi. Solon 21 : eva- yi^eiv de ßovv ovk eiaoev Solon in Athen für die Verstorbenen. Aristid. 21 : y.eL}.i€voig avrdd-i tCov "Elh^viov evayiteiv -/ai9-' e/.aoTOV IvLavrov für die in Plataiai Gefallenen. Cato mal. 15: xavxa XQ'i] tolg yoveCoiv evayiCeiv, ovy. äqvag ovö^ egicpoig, ä).V eyd-Qcov öd/.Qva y.al y.axadiy.ag. Pyrrh. 31: b 6e TLvqqog woTieQ evayiouöv xiva x(o Ticaöl xeleaag y.al J.auTCQOv e7TLxa(piov äyionoduevog. Brut. 45: ov yalCbg xed^vr^yöxi KaoöUo TtaiCovxeg y.al yehoxo- TiOLOvvieg lvayit,Of.iev. Galba 22: XL^iäv xed-v^y.öxa v-al yeoaioeiv dr^uooioLg evayiofiolg. Aet. Rom. 19: xotg cpd^Lfxevoig evayl^ovoi xov eviavxov xelevxCbvxog die Eömer im Februar; ebenso Numa 19. Aet. Rom. 34: Jlcc xi, xwv älXwv "PLouauov ev xCt) fpeßQOvaqLoj l.irjvl 7tOLOV(.i€Vcov y,oag v.al erayiof-iohg xolg xe^vr.y.öai, Jey.iog Bqoütoc, cog Kiy.eQwv laxögrf/.ev, ev xm /ley.ef.ißquo xovx^ eTtqaxxev ; . . . TTÖxegov, löoTceQ r^i.ieQag Xeyovor^g y.al furjvbg (pd^ivovxog elio- d-aoLv IvayiteLV ol ^rolloi, löyov eyei y.al xov evLavxov -/.axa- oiQ€(poi'xog ev xw xeXevxauo (xrtvl xif.iäv rovg xed-vr^y.öxag ; . . . xat yccQ xfi AaqevTiq rcoiovoi xov evayiOfxbv y.al yoag ejtKpeQOvaiv ETU tbv xdcpov xov /leyet-ißgiov i^rjvög. Aet. Eom. 25: xwv f-tx]- vCüv xbv f.iev tiqCüxov dXvfXTtioLg S^eolg legcoaav, xov dh öevxeqov yd-ovioLg, ev 4> y-Cil y.ai^aQfiovg xivag xekovGi xat xolg y.axoiyo- /.levoig evayiCovocv.

Strabo VI 284: evayiCovGt d' avxq) (Kalchas) uelava y.oibv ol uavxevö^ievoi, eyy.OLf.i(huevoi ev xG) öequaxi. XIII 596: eva- yiCovöiv ol "Ilielg jtäoi y.al xovxoig (Achilleus, Patroklos, Anti- lochos) y.al xm Alavxi. . . . oIxol ö' rjfpdviGav {xr]v Ttöliv) xeletog, olg evayl'Ceiv a^iovGi yal xifiäv (hg ^eovg.

Ael. V. h. V 21 : ^eyqi xov vvv evayi^ovGi xolg Ttaiol (der

Der Reliquienkult im Altertum 471

Medeia) Kogii^ioi, nlovel daouov tovtou^ ärcodiöövreg. Aber Paus. II 3, 7: O^iaiai t€ avini<i krceiftoi.

Außerordentlich häufig: begegnet das Wort bei dem Pe- riegeten Pausanias; ich führe folgende Stellen an: I 4, 4: ivayiZovai dk änu ravrr^g Je'/.<poi ti]g oiuuaytag IIvqqio. II 20, 3: ivayuovoi öe xai f^,* i^.uäc hi rio (l^oQiovti. III 1, 8: xa/ ol y.ai vCv e'ri ol Hr^oaioi xaia erog tvayi^ovoiv log nUiarf^ (Therabj.

III 19, 3: xal '}'a/.iv9ioig tzqu rr^g rov '.hrö/.kiovog d-valag lg Tovjov ^l'a/.ivi}<i) tov ßiotiov öia ^vQug x^^-'^^t'i svayi^oiaiv.

IV 3. 10: Ivßörag öe u Jcüidöct zco te TtorauCo /.artonr^oaro Tq> nau/o(i> Y.artt iiog eKaorov &v€iv rov ßaoü.evOYxa y.ai Ev- Qvrq) T(p Me/.aviiog iiayueiv tv Olyakin tzqu rf^g Telstf^g xG)v Mtyä}.Lov O-tüjv äyouivrjg ezi h ^Avdavia. IV 32, 3: taCgov hayiteLv dem Aristomenes. V 4, 2: Avyia %a ig tov hayLOuov eil xat fi,' ("5^ avT(o /.uO^eair^xöra (erpila^e). V 4, 4: Ivayi^ei Ö€ 6 yi'iivaaiaoyog exi v.al kg euk y.ad-' 'e/.aotov erog x(b Ahiohlt.

VI 21, 11 : TOV IIe).o:ca . . . (paolv tvayiLeiv avzolg (den Freiern der Hippodameia) dra 7Cüv hog. VII 17, 8: l'/.eytxo öe log oi kjiiX^üQiOL y.al Ivayi^ovot Tip Iioorgdio). VII 17, 14: öiauevei öe eg eue exi I-Zyaiöjv xolg dyiüvi'CeaO^ai ue)J.ovac xa ^OKvutcicc tvayiLeiv no Otßoixa (in Dyme). VII 19, 10: /.ai ol (Eurypylos) xal evayiLovaiv dvd Tiäv exog, eTteiöav r^ Jiovvoo) xrjv kogxriv äycooi. VII 20, 9: evayitovoi öe xal x^) IlQevyevei /.axa exog, waavTiog öe xal Ilavoei , xr:v eogir^v t/] AifivdTiöi ayovxeg.

VII 24, 1: y.eywoTaL öe xG) Tald-vßiio xal alXo ^ivf^f^u ev IrtdQtrj (wie in Aigion), xal avxqj al nökeig evayi'Covoiv d^tcpöxegat.

VIII 14, 9 : 'I(pt/lel uev övj xal eg xööe eii evayiCovaiv ojg i[Qioi. VIII 14, 11: xal vvxxioq xaxa exog evayuovoLv aviöj (Myrtilos).

VIII 23, 7: f] IhO-ia d^dif.>at xe xa naLÖia dvel/re xal evayil^eiv aiTOlg xuxd hog. VIII 41, 1: ujg i-giooiv avxolg evaylCocoiv dva Ttäv exog (den Oresthasiern in Phigaleia). IX 5, 14,: xa) evayi'Zeiv ol eTiixioQioi rpaaiv avxq) (dem Thersandros in Elaia).

IX 13, 6: 6 'Ena^ieiviüvöag Ixeödont xal xaig naiolv evijyi^e. IX 18. 3: (paol ydg xal ä?.).oig ol &r^ßaioi xibv xa'/.ov/iieviov i]o(i'jcüv xal xolg rtaialv evayiCeiv xolg Oiöi:ioöog' xovxoig öe ha- yiCövxiov avxCbv t»^v (p'i.öya, woavxojg öe xal xbv dn^ avrfjg xaytvov öixft öiioiaoit^ui. IX 18. 4: ueD.övxwv öe evayCeiv avxCo (Pionis) xanvbg acxöuaiog avtiaiv ex xov xdrpoi. IX 29, 6: xoCrip

472 Friedrich Pfister

(Linos) yf-ata ezog exaatov tvqo Tfjg ^volag iGjv MovoCbv ava- yitovOL. IX 38, 5: xai tö» ^A'/.taiojvi evayi^ovoLV ava nav etog. X 24, 6: xat oi (Neoptolemos) xara trog evayitovoiv ol JslcpoL

Lukian Catapl. 2: nag^ fj/^ilv (sagt Charon) i-uv yag äo~ cpödtXog ^lövov y.cü xoal xal nonava xat evayiofiara. Merc. cond. 28: to fAev yccQ 'kif.iG) ^vvövxa /.al vi] Jia ys öiipüvta f.ivQO) xqLeoS^aL y.ai OTeq)avovod^ui ttjv x€q>aki]v, ijQepa xaf yslolov €Oixag yccQ röte öxr^X-i] eo)kov Tivbg veyiQov äyovzog lvayiof.iata ' ■Kai yccQ txeivov JUxTax^ccvTsg /.ivqov xal tov OTeq)avov kTtt^evrtg avToi Ttivovoi koI evioxovvxai ta 7iaQeo/.evaoi.ieva. Philopseud. 21 : a^Lol yccQ aal 'l7t7to}iQaTr]g tjÖtj b iaxQog dveo&at avrq) xal ayavanTel, fjv i.irj xatct xai^bv Icp* ieowv xeksicov loTia&fj ; ov edei äyajtav, ei Tig hayioeiev avtq) fj f^isXr/.QaTOv emoTceloeiev t) ate(pavil)OUE xriv '/.efpahqv.

Philostr. Her. p. 308 K : hoyioi-idTiov %e amov (Aias der Lokrer) Tv%tlv, a /.iriTtco e^rrivex^r] ttqÖtsqov (.nqis ixTqv votegov äv^Qchrctp Tivl, (.irjöe ojtöoovg vavf^iayjai ä(pav£lg eo^ov ig yccQ ylo/iQlöa vavv, r] tov A'iavxa f^ye, ^v'ka vvioavxeg, waueQ lg Ttvqdv, eö(faS,av /.leXava navja xai oreilavreg avTrjV iazioig j^ielaOL xal Tolg aAloig, ojidaa kg to ttIeIv sv^rizai, ^vvelxov TTtiof-iaoiv eg xe Tivivoat TOV drco Tfjg yijg av€f.iov . . . nvg kg y.oiXiqv ttjv vavv kvfjxav. enXet te Öt) (.uTSOiqiCovoa kg to TtiXayog, y.al ovttid fjAiov avLaxovTog avti] re Y.aTEcp'kix^ xat OTCÖoa tö) A'iavTL icpegev.

Dio Cass. LXVII 9: 6 (xtv aiv Jo^iTiavbg Toiama vly.v^- Ti]Qia, fj iog ye b of-iiXog ekeys, Towvzovg kvayiOfAOvg kni te TOlg iv rfi z/ax/a xai etiI TOlg kv Tf) 'Fduf-ifj TE^vrjy.6otv ETtolrjaE. LXXVn 16 : Caracalla tov te ^Axikkea xat kvayio^iaoi Y.al tieql- ögof-ialg kvoTtkloig Y.al euvtov ymI tmv gtqütuütCijv kTif.n]0£,

Herodian IV 8, 7: Ixatöfxßag te ovv /.EkevEL (Caracalla) naQaG-/.Evaadi]vaL kvayia^wvg te navToöaTiovg (dem Alexander in Alexandreia; s. oben Anm. 687).

Scliol. Pind. Ol. I 146: Bouoiol yaq aiixaY.ovQtag ra xCov venQwv kvayiGpara ksyovaiv. . . . etiI öe tov TtagövTog b Ilekoip kvayiofxolg xal d^voiatg TEksvTijaag TifiäTai. . . . ali-iayiOVQLaig' Tolg fied^ alfxdriov yivof.iEVOig kvayiofxolg. xott^ evlüvtov öe kyt- vovTO tCo IJikoTti, wg Y.ai Tolg koinolg. Zu Nem. VII 62: km- OY.071EI (Neoptolemos) rag Tekoviuevac ■d-valag rolg fJQWGi. keyErai ydg, bzi UETcc To d^taai EvayiOf.iovg krcioTtEvdov.

Der Reliquienkult im Altertum 473

Schol. Aristoph. Ach. 961 : x^os ö( <^S itft(^i> tvayio^cna Inl viKQoig, /; OTrovöäg. tK^rimei öe XQK^f*^'» ^^'^ X^^^ ^oZ^ jtd^'süjotv Indyiiv ävu rräv tjog xal tO()jrv Xoag liytiv. kiyoviai, y.ai ^loiai vv/.qCuv. Equ. 84: {ol ^lO^rjyaioi) i,ni\oavTü Lii k' i]fUQag ivuyiaai jCo rÖKfot (des Tlieiuistükles).

Schol. Nik. Ther. 860: die (tüuvog nützt gegen qaviäo- (AUTU, u3-ev xai tiqu tGjv O^vqüiv Iv xoig ivayia/iiaat /.(jtfiCooiy arr?;'»'.

Zu Schol. Eur. Phoen. 274 (oben S. 468) : toyuQu /<«- y.iQttog u iTtl y\g ßüi^Qog, tvO^a IrayiCoioi xoig xdiiu tQxofUvotg' ßioftbg Ö€, iv olg ^voioi xoig tTtovQavioig ^toig vgl. Amnion. \). 34: idiüjg de Ntdrö-r^g 6 Ki'Cr/.r.vog iv xQh(<) xCbv y.uxu 7iö/uv ßiofioig &£(bv (fi]Oiv, layÜQag ö' i]q(üiüv.

Schol. Ap. Rhod. 1 587: xoig uev ovv y.uxoiyoiuvoig wg 7r€Q\ i\Xiov övofiag ivayiCoiai, xoig de ovQuviduig heb jijv eio, ävaxe'Aiovxog xov i]).iov tvxoua xa acpdyia, y.vQitog xa xoig vt- y.Qoig ivayiCoLttva, diu xo iv if^ yi] uvtüjv dTTOti^irto^ai xag y.Kfa'/.dg. nvtio yctQ 0-vocgl xoig %i}orioig, xoig öi ovQuvioig ävut avuotQ6ffovx£g xbv XQdxrj.ov orfd^ovoir. Zu I 1075: x^^^^-"" ■KiQiiog xa ue9^ vöaxog ekaia. /.aiuxQi]Oiiy.Cog öe xa ivaytatiuia yai al xoai.

Schol. Lukian Catapl. 3 p. 42 Rabe: ivayio\.iuxa- xa nqoo- (ffQoueva xoig vt/.qoig eig xijaIjV d-v^iaxa. Zu Tim. 43 p. 117 R: xoig xaxax^ovioig ivt^yi^ov. yJeBeig zu Herodot p. 465 Stein : ivayittiv yoag LiKftqeiv xoig y.axoixofievoig. Gregor. Corintli. de dial. Ion. 109 p. 515 Schäfer: ivayiteiv de xb xoctg ijiL- (ftQtiv i] O^ieiv xoig y.axoixo/iuroig. Suid. S. V. ivayiCeiv naget 'lJQod(ho) xag x^^'s (fegeiv }] d^itiv xoig /.aiOLXo^üvoig i] xb öia rrvQog öa/caiüv. s. v. ivayio^ior b).o/.avTiüiiaTa. Et. M. p. 337: ivayiCeiv xb ^oa^" ijCKftQtiv /] O^veiv xoig /.axotjoutvoig i) tfo- rfitir. dyog yuQ xb f^iluoi-ia. . . . }] ivayiCeiv xb xaxa/Mitir. U7tb xov äyiCtiv.

Au.s vorstehendem Material, in welchem wohl die wichtigsten Stellen enthalten sind, geht zunächst hervor, daß ivayittiv der weiteste Begriff für ,.den Heroen opfern" ist und daß es in dieser Beziehung dem O-vetv gegenübergestellt wird. Aus- führlich geschilderte Heroenopfer, Riten und sakrale Gebräuche im Heroenkult werden unter dit^s^'m Haiiptbegiitf zusammen- gefaßt, der in gleichei- \\'eLse auf den Totenkult (vgl. etwa CIG

474 Friedrich Pfister

1976; 3645) Anwendung findet. So treffen wir häufig den absoluten Ausdruck hayi'QsLv tivI. Aber oft tritt ein spezielles Objekt hinzu, das die dem Heros geopferte Gabe näher bezeichnet, so ßovv, ravQOV (vgl. IG VII 53), -hqlÖv, (.lekava zoiov, agvag, igicpovg, ä7t07cvQiöag huyi^eiv, also Tiere, die dem Heros dargebracht wurden. So werden gelegentlich speziell solche blutige Opfer unter dem Namen alaaycovQiai den ivayio/ncaa oder genauer, wie es der Pindar-Scholiast ausdrückt, tolg usd-' aii.idTiüv ytvoj-ievoig ha- yioj-iolg (also dem durch eine nähere Bestimmung eingeschränkten Begriff) gleichgesetzt. Solche ai/iiaxovQiat werden für Pelops in Olympia erwähnt (Find. Ol. I 94); nach Pausanias (V 13, 2) bestand dies Opfer in einem schwarzen Widder. Dem Xant- hippos, dem fJQiog "yiqxrjyixrig , gössen die Phoker das Blut ÖL ÖTrfjg ins Grab hinein (Paus. X 4, 10). Ähnlich ist es zu verstehen, wenn Pausanias (III 19, 3) vom Grab des Hyakinthos in Amyklai berichtet : eg tovxov 'Tay.ivd-o) xhv (Sio/nbv dia '9-vQag 'lahKiig hayi'QovoLv^'^, denn der Altar galt als Grab des Hya- kinthos.

Daher ist die Opfergrube, der ßöd-Qog, für das Grab und das Heroenheiligtum so charakteristisch ^^ wie der ßcoinög für das Heiligtum der Götter (Schol. Eur. Phoen. 274). Wir finden sie in der Nekyia der Odyssee (Od. XI 36) wie in der Totenbeschwörung bei Lukian (Nekyom. 9). Vom Heiligtum des Trophonios sagt Pausanias (IX 39, 6): -aqiov d-vovoiv ig ßod-Qov, ebenso vom Pelopion in Olympia (V 13, 2). Für die Opferung des schwarzen Stieres, der dem Achilleus üg fJQiüt dargebracht wird, graben die Thessalier gleichfalls eine Grube (Phil. Her. p. 325 K). Der Atthidograph Kleitodemos schreibt die Opfergrube an der oben S. 469 abgedruckten Stelle für unblutige

*' Vgl. dazu Fr. Studniczka, Altäre mit Grubenkammern (Österr. Jahreshh. VI 1803, 123 ff.; VEI 1904, 239 ff.).

** Vgl. die Materialsammlung von G. W. Nitzsch, Erklärende An- merkungen zu Homers Odyssee Bd. III (1810) 160ff.; Stephan! Compte reyidu de St. Petershourg 1866 S. 6 Anm. 5; dazu das archäologische Ma- terial bei H. Bulle, Orchomenos I (Abhh. der bayr. Ak. XXIV 1907) S. 25 ff.; Fr. Poulsen, Die Dipylongräber uud die Dipylonvasen S. 18 ff. Im rö- mischen Kult ist das dem ßoü-^os entsprechende der niundus, worüber Wissowa, Rel. uud Kultus der Römer ^ S. 234 und unten S. 476.

Der Reliquieukult im AJtertura 475

Spenden am Grabe vor. Bei Lukian (Cliaron 22) lesen wir: y.al ßod^QOv Tiva dgi^avtsg . . . Ig xa uQvyuata olvov y.al ueli- ■/.oavov, Litg ynvv ti/.daai, exxeovoiv. . . . 7re/ciottvxaatv yoiv Tttc i/u/av; . . . nivtiv &rcu rov fiöO-gov rb ^it'/.i/.Qaiov. Und allf^emein sagt Pliil( »Stratos (Ap. Tyan. VI 11 p. 115 K): O^tol fih yoQ x^f»'^ot ßöOQOvg dortdaoviai y.al la iv y.oD.i] xj] yi} ÖQCüiuya.

Im strengen Sprachgebrauch ist vom ßo^Qog verschieden die laxcxQu, der 0 p f e r h e r d. Freilich im genannten Euripides- Scholion (Phoen. 274) werden beide miteinander identiüziert. und Welcker**" z. B. ist dieser Ansicht beigetreten. In der Tat ist der Untei'schied zwischen ßuO-oog und loyÜQa nicht lest, Harpokration definiert nach Ammonios s. v. ioxccQu- . . . toxÜQCtv fpf,oi y.a'J.tia^ui t\v fii^ tyovauv vipog taiiav , u)X La zTg yi'g iöoruirrr /.oiXrv. Dieser Hohlraum ist das ^^'eseutliche für den ßöO^gog wie für die loydga, er wird in der Regel hier über die Erde sich eihebeu, dort in die Erde hineingegraben werden. Aber auch der ßöO-Qog wird häufig über der Erde erhöht, etwa durch Aufsetzen eines Gefäßes, wie bei den Dipylongräbern. Und ob man den hohlen Altar auf dem vierten Schachtgrab von Mykenai"" als ßöd-Qog oder als tayaoa bezeichnen soll, ist zweifelhaft; ebenso verhält es sich mit dem merkwürdigen altattischen Gefäß, das Furt- wängler"^ besprochen hat. Einzig und allein die Verwendung muß für den Namen bestimmend sein. Diente es zur Auf- nahme des Opferblutes oder der Spenden, so war es ein ßö- ^J-Qog, die loyaoa war für die Brandopfer bestimmt. Ja es ist höchst wahrscheinlich, daß loxdou, wie Deneken bei Röscher

I 2497 If. vermutet, ursprünglich das Feuerloch bezeichnet. Natürlich kann dann gelegentlich die eoydoa eine ausschließlich für Brandopfer bestimmte Form annehmen, so daß sogar die charakteristische Höhlung fortfällt, wie etwa bei dem He- roenaltar in Olympia"-. Dann ist es ein ßiofiog ou rcolv uvixMv t-A Tf;g yf^g, wie er im Aiakeion in Aigina stand (Paus.

II 29, 6) oder wie er manchmal auf Heroenreliefs abgebildet

Griechische Götterlehre III 248. »o Kohde, Psyche I 35.

0' Arch. für Rel.-Wiss. VIII (1Ü05) 191 ff. »- Ulynipia-Weik II 105 ff.; V uo. (JÜ2.

476 Friedrich Piister

ist *'. Zu Opferzwecken dienten wohl aiicli die liegenden Grabsteine und zgaTtetai, von welchen wir oben S. 419 sprachen.

Wie im minder strengen Sprachgebrauch ßo^Qog und loyoQa gelegentlich gleichgesetzt werden, so auch taxäga und ßiouög. Der Unterschied zwischen den beiden letzteren ward in ihrer Höhe gesehen, wie aus der angeführten Stelle des Harpokration hervorgeht; ähnlich sagt Eustathios zu Od. XXIII 71: die loxc(Qa sei ein ßo)f.iog iooniöog ovy. Ix U&ojv vilJovf.isvog , ähnlich drücken sich andere Grammatiker aus. Und dies meint auch Pausanias (V 13, 8), wenn er sagt, der Aschenaltar (ßio/Aog) der Hera auf Samos sei nicht hervor- ragender als die Altäre, welche die Athener airooxsölag io- xdQag nennen. Einen ähnlichen Unterschied macht etwa Vitruv (de arch. IV 9), wenn er sagt, den uranischen Göttern würden arae excelsissimae errichtet, den chthonischen humiles, und wenn Servius (Verg. eclog. V 66) jene aJtaria, diese orae nennt, oder wenn er an anderen Stellen nach Varro (ecl. V 66; Aen. III 134) zwischen altaria für die superi, arae für die terrestres, foci für die inferi, oder zwischen arae für die superi, foci für die marini, mundi für die inferi unterscheidet. In der Literatur werden diese Ausdrücke wie auch S^veiv und hayL'CeLv oft unterschiedslos gebraucht.

Aber nicht nur blutige Opfer werden gelegentlich im engeren Sinn als'tva/Zff/mTa bezeichnet, sondern auch die un- blutigen Spenden am Grabe, wie schon aus der genannten Stelle bei Kleitodemos hervorgeht. So umschreiben die Scho- liasten Irayl'Csiv mit x^^S e^icpegeiv.

Was ist nun der ursprüngliche Sinn des Wortes bayi^nv, wie er sich uns einmal in dem rituellen Brauch, dann durch die Etymologie enthüllt? Etymologisch gehört ayittLv zur Sippe atof-icti, äyiog ayog , ayvög usw. Das Gegenstück zu aytog im Lateinischen, sandus, bezeichnete zuerst den einer Gottheit geweihten Platz ^*. Dementsprechend tritt uns ayiteiv

»3 Mon. delV Inst. IV 22B; Löwy, Arch. Jahrb. II (1887) 109 ff.

"* W. Link De vocis sanctus usu pagano Diss. Königsberg 1910 S. 8ff. ; s. auch H. Delehaye Analecta Bollandiana XXVIII (1909) 145 ff. und für sacer W. Fowler Journ. of Born. stud. I (1911) 57 ff. Das lateinische Gegenstück zu häyia/ua ist sacrificium : sacer = aywi = tabu.

Der Reliquieukult im Altertum 477

zum erstenmal in der Verbindiin;^ eniofef,'en: ßiouCuv ayia^ivuov (Piud. Ol. III 35): die einer Gottheit geweihten Altäre. Die Altäre sind ialn\ denn das bedeutet ursprüng^lich ^'j70t;"^ '.lyi^tiv heilit also: etwas zu einem Talm machen d. i. saa-}- ficare (s. 8. 470 Anm. 94'. Dies o:es<;hieht dadurch, daü man es den l'nterirdischen weilit. Daher die Kumposita y.uO^ctyi^tty "'' und Irayutiv: durch y.cna und ir wird otlenbar räumlich auf die P^rde, das Grab, den ßoO^Qog hingewiesen. Ist aber das ()l)ter. das man den Heioen darbringt, dadurch taht geworden. -0 ergibt sich als nächste Folge, daß man von iiim nichts mehr genießen darf. Dies ist dabei" für das Toten- und Heroenoi)fer feststehende Regel. Deshalb erklären Hesych und Suidas irayiouara als (V/.n/.avrÖHiuxa und letzterer weiterhin iruyiCetv als rb diu nigog danuvüv, und das sog. Etym. !Magiium sagt: ivayuiiv rb y.ctTaxaiav. Dasselbe ersehen wir deutlich aus dem Doppelopfer, das die Sikyonier dem Herakles dar- bringen, indem sie ihm tog 0-t(o und o^^' Vc^' opfern; Pausanias {U 10, 1) sagt davon: •/.«/ vüv tri uQva oi Ii/.vi'ovloi affd^arieg ■/Ml roig fir^Qovg Inl xnC ßojuoü /. avoa vr t g rix fihv icO-iovoiv i'-tg &7Tb hgtior (d. i. Opfer für Götter), rot öe cug i'^gfoi twv y.gniiy truyi'Cn i ot. .Also das für den Hei'os Bestimmte ist fdfjN und wird verbrannt''', von dem, was dem Gott gebührt, darf man essen. Ebenso heißt es vom Opfer an Asklepios

"* W. Kroll, Festschr. zur Jahrhundertfeier der Universität zu Breslau, Breslau llUl S. 479 ff. Diese Eigenschaft des Altars tritt uns yanz be- sonders auffällii? beim christlichen Altar entgegen; vgl. das Material, das A. Schniid, l)ur christl. Altar 28 ff. zusammenstellt.

»« Für x«.'>rt>'/i:«*' 8. noch Herod. IV 35; VII 167; Eur. Ion 707 l'hiiostr. Ap. Tyan. IV 11 p. 68K; Lukian de dea Syr. (>; Paus. II 11. 7; IV .Sl, 9; VIII 2. 1.

"' Was im Heroeukult ifnyi^eit' ist, bedeutet in den Spuren des Toten- knltes im homerischen Epos xt/««« y.x tpti^en': das dem Toten ge- hörige ße.-<itztum verbrennen, wie man es erklärt. So steht es II. XXIV 38; Ud. I 2'.)1 ; II 222; III 2S;\ Abgeleitet ist d;irau>i die Formel y.itoei^ifir Tin. jemanden bestatten, die sich II. XI A')b\ XVlll 334; XXIV (i57 u. o. findet. Einmal werden die xr/^^t« verbrannt, weil sie, als Besitz eines Toten, tabu sind, dann werden ihin auch andere Gaben als xrtotn dar- gebracht, g.jwciht und so tabu gemacht, daher verbrannt. Daher findet si'li .später der .Ausdruck xiep,,i-itii,i in der Iledeutung von iinyiaintia für die Toten; so Sopb. El. 4:34; 931; Eur. Hei. 1391 [tvrihn xTeoiafiara); iroa.l. 1249.

478 Friedrich Pfister

in Titane (Paus. II 11, 7): oTtöoa de rCov ■&vof.iivojv -md^a- yitovöLV, ovde ä7toxQ(i orpioiv lüTe^ivtLV rovq f.iriQOvg (wie sonst bei dem einem Gott dargebrachten Opfertier)* ysaicd öe -/.aiovai, (Aveil es eben -/.aO^ayta&evTa sind) 7tXr]v rovg oQvid^ag, romovg ÖS irtl tov ßo}(.iov. Ebenso sind alle Opfertiere tahu, welche die Messenier im Megaron der Kureten opfern (Paus. IV 31, 9) : iv&a Cipa ta Ttärta uf.wiwg -Aad-ayi^ovoLV, daher: äQ'§duevoi arto ßocüV TS y^al alyCov yM'caßaLvovoiv lg rovg oqviS^ag acptevTig lg Ttjv (flöya. Von dem Opfer an Pelops in Olympia, das aus einem schwarzen Widder bestand, sagt Pausanias (V 13, 2), daß nur der Hals des Opfertieres dem berufsmäßigen Holz- verkäufer überlassen werde. Also ist nicht das ganze Tier tabu geworden. Daher spricht der Perieget auch nicht von Ivayi^siv, sondern von i^veiv und uqhov. Weiter berichtet er, AVer sonst von dem Fleisch des Tieres genieße, dürfe den Zeustempel nicht betreten. Denn dadurch ist er selbst ge- wissermaßen Ivayrjg geworden, oder, Avie es ßohde (Psyche I 242 Anm. 0) ausdrückt: wer von der Speise der Unter- irdischen genießt, ist ihnen verfallen. Eine Ausnahme, und daher von Pausanias (X 4, 10) als solche ausdrücklich be- zeichnet, ist es, wenn das Fleisch des täglich am Grab des Xanthippos von den Phokern geschlachteten Opfertieres be- nützt ^^ werden darf: de -/.Qsa lavTr] acpioiv ävaXovv ytade- arrjuet/. Und hier gebraucht Pausanias absichtlich den Aus- druck leqelov (wie oben II 10, 1 : tog ano leqeiov) und vermeidet d^s Wort evayiteiv. Nach Ps.-Aristot. mirab. 108 (s. oben S. 469) wird von dem Opfer an die Agamemnoniden in Tarent gegessen; nur die Frauen waren davon ausgeschlossen; doch sind dies ausdrücklich ^voiai, während den übrigen Heroen in Tarent Imyiofxara dargebracht werden. Ähnlich steht es mit dem Heroenopfer in Phigaleia, von dem gegessen wird : auch hier heißt es: rolg fJQioat S-vovai (Athen. IV 149c; s. unten Anm. 104).

Nun findet sich eine Anzahl von Fällen, in denen nicht Ivayli^eiv sondern S^vslv, d-voia vom Heroenkult gesagt wird: einmal Stellen, an denen diese Termini wirklich fälschlich

88

Vgl. L. Ziehen in Bursian-Krolls Jahresber. CXL (1908) 60.

Der Reliquienkult im Altertum 479

bei uaclilässigem Si)iaclif,^ebiaiuii vorkommen, dann aber Fälle, wo in der Tat ausdrücklich gesap:t wird, daß einem Heros ausnahmsweise w^ i^toi geoi)fert wurde. ^lanchmal jedoch ist fs schwer zu entscheiden, ob ein Schriftsteller mit Bewußtsein durch O^itiv ausdrücken wollte, daß einem Heros eben cug ^tü) "geopfert wurde, oder ob ihm der Ausdruck nicht vielmehr aus Nachlässigkeit entschlüpft ist.

Dies letztere ist zweifellos der Fall bei Plutarch AI. 72, wo das Orakel befiehlt, dem Hephaistion ^eiv wg iJQwi, wo es eben nach strengem Sprachgebiauch tvayi^eiv heißen mußte. Ebenso sagt Thukydides (V 11) von Brasidas: itfiug ötdwxaoiv uyCüvag /.cd Lii]oiovg d-voiag, obwohl es vorher heißt: (og i'^Qwt ivTiuvoioi. Und Diodor (IV 39) über Herakles: /a/rpov xa/ ravQov xai y.Qiov if-voag cog i'^gtoi y.caeöei^e ymi^ IriaiTov iv Vtioivtl d-Ltiv /.cd iiuäv cog i'^Qtocc zuv 'JI()a/.'/.eu. Ebenso Diodor IV 1: Toig uev iaod^f'oig, rovg 6' \Qioixoig O^voiuig lxii.n]oav. Bei Paus. VI 9, 8 verkündet das Orakel für Kleomedes, den „letzten der Heroen" : öv ii-voicug Tiuüiy aze ^ir^xeci d-vr^Tov töiTu. Seitdem geben sie ihm zi^iag wg i'^giot^^. Ähnlich lautet das Orakel bei Plut. Sol. 9: ccoxr^yoig yjögag -^ioicag l'^Qioag IvoUovg T/.aoo und ebenso sagt Herodot (V 47) von Pliilippos: tjil yctg Tov rücpov avTOv rjQö)ov iÖQvocxfUvoi d-caü]Oiv uvxüv Udo/.oviai, ebenso von dem Perser Artachaies in Akan- thos (VII 117): ^voioi wg iIqcol, von Miltiades (VI 38): /.ui Ol tü.tvir^auvxL d-vovoL cog vöfiog ni/.iorf], und von Onesilos in Amathus (V 114): i^vuv w^' iIqioi. Ähnlich Nymphodoi'os bei Athen. VI 266 e: O-öoipiv aiirrT) (Drimakos), obwohl von einem Heroon die Rede ist; Paus. V 13, 2: tihvotv lg zov ß6i)Quv zij) lliloTTi. Tzetz. Lykoi)hr. 132: d^vou h zolg zdrfoig des Chi- maireus und Lykos. Wenn schließlich Xikolaos von Damaskos (FHG III 390) vom Gesetzgeber Lykuigos berichtet: vaöv te

'" Möglicherweise ist aber hier der Ausdruck O-voiiu korrekt. Demi nach der Legende war Kleomedes im Tempel der Athena in Astypalaiii verschwanden, also entrückt worden. Da demnach seine Kultstätte nicht als Grab gelten konnte, konnten ihm wohl Opfer w O-etö dargebracht werden. Dann aber ist der folgende Ausdruck T/z/fu- o'/^- r,oon nicht ganz richtig; vgl. über die Entrückunt,'- des Kleomedes noch Plut. Romul. 28; Theodoret gr. äff. cur. 8 p. 204 R; Eus. pr. ev. V 34, 2.

480 Friedrich Pfii^ter

avtä) exe/^iivioav y.ac ßioi.iuv lögvodusvoL d-vovGiv wg i[qiül ava Ttäv fi'rog, so ist dies sprachlich nicht korrekt, aber auch sachlich falsch, da dem Gesetzgeber ausdrücklich wg d-sM ge- opfert wurde (Plut. Lyk. 31 : dvovai ojg d-sw).

Keine Entscheidung möchte ich treifen für folgende Stellen : Paus. I 41, 9 vom Grab des Tereus: d^vovoiv ava näv hog ipricpiatv h rf] &voLci avil ovXCbv yiqdöUEVot. I 42, 7 vom Grab der Ino-Leukothea: d-volav äysiv äva tcüv hog. Von den göttlichen Ehren der Leukothea weiß schon die Odyssee (V 335). Paus. VI 20, 7 vom Grab der Hippodameia : ^ovoi rj] ^iTtJtodaueLa xat aXXa Ig Tifii]v öqCoglv auzf^g. VI 20, 17 vom sog. Taraxippos: Xeyovot de y.al log MvqtIIoj v.evov evxav^a ijQiov 7toii]0€ie IJeloip xal d-voeU te avxG). Plut. Arat. 53 vom Grab des Aratos : -d-vovaiv avrcö d-voiav. . . . xal rrjv d^voiav ly.ehrjV EonriQLa jtQoaayoQavovoiv. Istros in der Sophokles-Vita von Sophokles: xar' hog amö) &veiv. Diod. V 79, 4 von Idomeneus und Meriones: tarpi]g inupavovg ä^uod-fivai -/.al ri- fiwv dd-avävcov. . . . xovTOvg fiev ovv tog i'^otoag inKpavelg ri- (.iwoiv Ol KgijTeg öiarfeQÖvTiog, d-hovieg. An diesen Stellen kann eine Nachlässigkeit des Schriftstellers vorliegen, oder aber er kann damit ausdrücklich sagen wollen, daß hier ausnahms- weise am Grab keine evaylouara sondern ^voLai dargebracht wurden, daß also der Verstorbene nicht wg r^Qiag sondern 6jg ■d-eog verehrt wurde.

Denn es kam bisweilen vor, daß einem Heros wie einem Gott geopfert wurde. Bei Achilleus und Herakles haben wir beide Riten vereint gesehen. Andere Fälle sind im folgenden genauer zu betrachten.

§ 36

Götterkult und Entrückungslegende

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal von dvaia und häyiOLia, in weiterem Sinne von uranischem und chthonischem Kult ist, daß jener sich hinauf zum Himmel, dieser sich hinab zur Erde richtet; dort wohnt im allgemeinen der Gott, dem die d-vaiai gelten, hier der Heros, welchem Bvayiof.iaTa dar-

Der Reliquienkult im Altertum 481

gebracht werden. So spricht sich also in diesem Unterschied des Ritus ein ganz natürlicher Gedanke aus: das Opfer sucht den direkten Weg zum Kultobjekt. Es wäre also im Grunde genommen ein ganz sinnlich faßbarer Widerspruch, wenn man dem im Grabe wohnenden Heros ein uranisches Opfer dar- bringen wollte.

An anderer Stelle*"" habe ich bereits an einer Anzahl Yon Beispielen gezeigt, daß man diesen Widerspruch, der in einem uranischen Opfer am Grabe besteht, durch einen be- sonderen Legendentypus zu beseitigen suchte: durch die Entr ückungslegeude; d. h. aus dem einem Heros dar- gebrachten uranischen Kulte entstand die Legende, daß der Ort, wo ihm geopfert wurde, das Heiligtum des Heros, nicht sein Grab sein könne, sondern daß der Heros entrückt sei, er also nicht unter der Erde sondern im Himmel lebe, wohin das Opfer sich lichtet. Der uranische, einem Heros gewidmete Kult ist das Primäre; aus ihm entstand die erklärende, das cchtov für die auffällige Erscheinung eines uranischen Opfers gebende Legende, daß man das Grab mit den Reliquien nicht besitze, sondern daß diese entrückt worden seien. Denn Grab und Entrückungslegende schließen sich aus. Erhob man An- spruch auf die Reliquien, so konnte von einer Entrückung des Heros, aber dann auch im allgemeinen von einem ura- nischen Kult keine Rede sein. Und andererseits hatte der uranische Kult die Entrückungslegende und die Ableugnung ^ines Grabes zur Folge.

Auf diese Weise erklärt sich die bereits oben S. 125 f. und 195 besprochene thebanische Legende von Alkmene, der infolge ihrer Entrück ung laöd-eai zti-iai (Diod. IV 58, 6) zukamen. Weil ihr keine hayia^ara dargebracht wurden, deshalb galt ihr Heiligtum nicht als Grab ; und weil man ihre Reliquien also nicht besitzen wollte, deshalb wurde das Fehlen der Reliquien durch die eben das Grab ausschließende P]nt- rückungslegende erklärt. Ähnlich verhält es sich mit der parallelen Legende von der Himmelfahrt der Maria, die wir

'«<• Zu den Himmelfahrtalegenden, Wochenschr. für klass. Philol. 191 L S. 81 ff.

ReliKionsgcichichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 31

482 Friedrich Pfister

oben (Anm. 443) behandelt haben. Ebenso waren für Hippo- 1 y 1 0 s in Troizen i>ioLai ensreioi bestimmt (Paus. II 32, 1 ; vgl. Diod. IV 62 : iood-eai Ti(.iai) ; dem entspricht, daß Pausanias weiter als Dogma der Troizenier berichtet: äno^^avtlv de avtbv ov'A. id-ekovoiv ovgevra vno rCbv 'inTtoJV ovöe tov xdcpov aTtocpalvovOLV elööxec,' tov öh Iv ovquvG) yiaXovf-ievov fjvloxov, ToüTOv eivai vof.itCovoLV ly.i.lvov "Innölvrov Tii.irjV naqh S-sCbv zamrjv e^ovra. Wenn gleichw^ohl im folgenden (auch I 22, 1) Pausanias vom Grab des Heros spricht, so gibt er damit zu erkennen, daß ei- der lokalen Sage der Troizenier keinen Glauben schenkt (s. auch oben S. 63 f.). Umgekehrt verhält es sich mit der arkadischen Kailist o. Die allgemeine Le- gende ließ sie als Bärin an den Himmel versetzt sein (Paus. VIII 3, 7). Wenn nun die Lokalsage von Trikolouoi ihr Grab besitzen wollte (Paus. VIII 35, 8), so nimmt Pausanias Anstoß an dem Widerspruch zwischen Grab und Verstirnung und sagt infolgedessen: e^oLtv d' av y.al alhog xo ovo^ia ol äaregsg iirtl x^ifi tf] KalliOTOvg, STtü xäcpov ye avxf^g airo-^ cpaivovoiv OL ^^Qy.ädeg.

In Therapne bei Sparta hatten Helena und Menelaos ein Heiligtum, das bereits Herodot (VI 61 : xo xf^g 'EUv^]g Iqöv) erwähnt. Durch Isokrates (Enc. Hei. 61) erfahren wir, daß ihnen hier ov% tog ijqwolv, all" wg d-eolg Verehrung zuteil wurde {d-vaiag avxolg aylag Kai TtaxqLag äitoxsloüOLv), und dem- entsprechend sagt Aineias von Gaza (p. 937 Migne, Gr. vol. LXXXV): xbv yovv Ileveleiov yiai vi] JLa xrjv ^Elsvrjv . . . ev ßegaTivaig xf^g Aay.iovL-x.i]g xolg ^eolg owaQid-uovvxag . . . aöovai, ov% fJQCuag, älla -d-eovg vof-iitovxeg, xal ola d^eolg xelovi.isvoL xat ■d-vovxeg. Diesem göttlichen Kulte entspricht die Entrückungs- legende. Schon in der Odyssee (IV 561 ff.) weissagt Proteus dem Menelaos:

ool ö' ov ^eacpaxöv sotl, dioxQScpeg co MevilaE, "Agyei kv LTZTioßöxw daviuv -/.al 7i6x(.iov IvLOTtelv, älld (feg "Hlvaiov TteöLov y.ai TteiQaxa yalrjg ä^dvaroi rcei-iipovaiv, od-i ^av-9-ög '"Fadä/.iav^vg, T^ fveQ QTqiGxri ßioxi] nelei avS-gdoTiOLOLV. Ebenso weiß Euripides (Orest. 1631 ff.; 1683 ff; Hei. 1676 ff.) und nach ihm andere von ihrer Entrückung zu erzählen.

Der Reliquienkult im Altertum 483

Audi hier also wird die Eutrückungslegeude aus dem gött- lichen Kulte entstanden sein, also hat auch jene Homer-Stelle diesen Kult zur Voraussetzung-. Wenn nun aber diesem gött- lichen Kult und der darauf beruhenden Entrückungslegende gegenüber Pausanias (III 19, 9) sagt, in dem rao^ in The- rapne seien (ktyovoiv) Menelaos und Helena begraben, so ist dieser Glaube, wenn er in Therapne wirklich bestand, gewiß nicht alt, noch war er allgemein anerkannt. Denn Herodot spricht von einem hgöy, und die obigen Ausführungen (S. 413 ff.) über die Anlage der Heioengräber haben uns gezeigt, daß fast nie ein Heroengrab mit einem dem Heros geweihten Gebäude Verbunden war; Pausanias aber nennt einen yaög. Dieser also widerspricht genau so wie der Kult und die Entrückungslegende der Tradition vom Grab.

Eben.so war in Therapne ein Tempel der Dioskuren'*'; daß ihre Gebeine dort ruhten, wird uns nicht gesagt. Leider wird uns über die Furm des Kultes nichts berichtet. Aber in der Odyssee (XI 302 ff.) lesen wii- über sie:

o'/ /.cd vtqi^tv yf^g tiui]v Tiqbq Z)]Vüg e'xo^'T^^i ä/j.ore fiev Lwolo' Irtgr^^itgoi, ä?.).OTe ö' ccize zei}vüOLV Tiuiiv de /.elöy^aoiv ioa d^toloi.

Und ebenso .sagt Pindar (Nem. X 55 ff.): (.uTU(.ui.;iuueyoL ()* tva).).u$ uf.iiqav tuv ulv Ttaga ttutqI (piho \ Jl vüiovrai, jctv ö' VTio /.ivi^EOL yuiag h yvaf.oig Seganvcig^ \ 7i6tuov äuTTiTtXdiTeg buolov. (Vgl. Pyth. XI 61 ff.; Lsthm. I 31.) Es ist also keine vollständige Entrückung, sondern jeden zweiten Tag ver- bringen sie in den uiiteriidischen Räumen ihres Tempels. Vielleicht kann man aus dieser Legende schließen, daß ihnen sowohl iog Yqiol als auch Cjg O^tu) geopfert wurde, wie wir dies ja auch von Herakles und A c h i 1 1 e u s (s. oben S. 467 f.) wissen. Für einen solchen Doppelkult spricht auch die Tat-

'<" Pau.s. III 20, 2; Schol. Eur. Troad. 210; Steph. Byz. e. v. t-Je- (iärryai. S. (lazu die oben angegebenen Pindarstellen und oben S. 310 f. Wenn mit Recht S. Wide, Arch. für Rel.-Wiss. X (1907) 265 ff. die Dios- kuren für ursprünglich chthonische Wesen hält, welche zu himmlischen umgewandelt worden seien, so verhält es sich ähnlich auch wohl mit Achilleus und Herakles.

31*

484 Friedrich Pfister

Sache, daß in Argos Kastor als im^aQyayerag am Grab ver- ehrt wurde, rbv de IIo).vdEvy(.r^v wg %va rCbv ^OXvf.i7tuov aeßovtai (Plut. quaest. Gr. 23). Auch der Umstand, daß bei dem f^ivfi/.ia des Kastor in Sparta ein hQÖi> erbaut war, weist auf einen göttlichen Kult hin, wie er auch dem uqöv des Machaon in Gerenia entsprach (s. o. S. 409 und 415); ebenso hatte The- seus in Athen ein Uqüv mit ^volai, s. o. S. 412. Dem merk- würdigen Doppelopfer der Thessalier an Achilleus (s. oben S. 468) entspricht genau das doppelte Dogma, einmal vom Grab in der Troas (s. oben S. 280), dann von der Entrückung auf die Insel Leuke, die schon die Aithiopis kennt ^^l Und bei der Himmelfahrt des Herakles ist gleichfalls der göttliche Kult der Grund nicht die Folge der Legende, wie diese will.

Für Diomedes haben wir die wertvollen Angaben des Pindar-Scholiasten (zu Nem. X 12) : di' aQSTviv artrjS^avaTlod-i]. ytal eoti tieqI top Iriöglav Jwf-a^öeia vrjoog hgä, Iv fj Tif.iäTai ojg d^eög. y.al "Ißoyiog (frg. 38 Bergk) oI'tcü- ttjv "Eqluövt^v yril-iag 6 JiDf-ir^dr^g aTnqd-avax ia&r^ avv rolg Jiooy.ovQOig' y.al yccQ avvöiaiTäzai aörolg, y.al Uolsf-imv (FHG III 122) IötoqsI- Iv i.i€v yaq ^AQyvQLTtTCOig äyiöv lonv avrov lsqov y.al ev Mtta- novtto) dh. öiä TTolXf^g avrov d'iQEod-aL rtf^ifig co g d-sov yal ev GovQioig ehövag avrov ya&idgvod^ai wg d-eov. Und kurz sagt Pindar (Nem. X 7) : Jiofiijdea ö' a^ißqorov ^avd-d Tiore rlavy.Cbnig €d-r]y.e d-eöv^^^. Auch Strabo (VI 283 f.) spricht von einem ärpaviafiög und einer aTtod^ecoaig. Dieser Entrückung halber wird nirgends ein Grab des Diomedes erwähnt und wird ihm tog ■^£0) geopfert.

Ahnlich sind auch die beiden Sagen, welche Antoninus Liberalis (1 und 25) von Ktesylla und den KoQwvlöeg erzählt. Bei der Bestattung der ersteren flog eine Taube aus ihrem Sarg vmI ro awua rf^g Kr)]Gv)J.ag acpaveg eyevero. Daher wurde ihr auf Geheiß des Orakels ein Tempel erbaut und Opfer eingerichtet {9-vovoii' äxQi vvv). Auch die Kogcuviöeg, welche während einer Pest auf Grund eines Orakels sich ge- opfert hatten, werden entrückt (ocbiiara rCbv TtaQd-eviov i)cpä-

'•>* Vgl. Rohde, Psyche 11 371 ff.

lOi Vgl. Horaz, carm. I 6, 15: ope Palladis \ Tyäklcn superis parem.

Der Reliqaienkult im Altertum 4g5

viaccv) und als Kometen an den Himmel versetzt. Auch ihnen wivd ein Heiligtum erbaut: /.al ahaig xai^' exaotov hng /.öqol n /Ml xogai ufi/.iyuura (piqovaiv.

Über die Legende vom Gesetzgeber Lykurgos haben wir bereits oben (S. 237) gesprochen. In Sparta hatte er ein Uqöv und genoß Ehren i»^ O-tö^. Wenn wir dort sahen, daß die Sage von der Zerstreuung seiner Asche daraus entstand, daß man in Sparta kein Grab von ihm besaß, eine Tatsache, die hierdurch erklärt werden .sollte, so werden wir jetzt weiterhin als Grund dafür, daß man keinen Anspruch auf seine Gebeine in Sparta erhob, die Tatsache des göttlichen Kultes erkennen: weil er (hg d-eög verehrt wurde, deshalb sprach man in Sparta nicht von seinem Grab, und das Fehlen seiner Keliquien wurde durch jene Tradition von der Zer- streuung seiner Asche erklärt. Demgegenüber aber berichtet Plutarch im Leben des Lykurgos (81): uqöv tb ydg iaxiv cdrov y.ai d^ünvoL x«^' i/.aoror Ivuivxuv log i)-Eü). )J'/€tai öh y.ai tCüV XEiil'dvtov ctixnv y.nitKTd-ertMV o'iyxcde y.fQarvov iig rov TÜcpnv y.aTaayu'il'ai . Nach dieser Form der Sage wurde also Lykurgos doch in Sparta bestattet. Diese Grablegende aber wurde mit dem güttlichen Kult, dem sie ja eigentlich widerspricht, da- durch in Einklang gebracht, daß man das Grab durch den Blitz getroffen werden ließ. "Was dies bedeutet, hat uns Rohde (Psj'che I 320 ff.) gelehrt, und wird von Minucius Felix (22, 7) richtig ausgedrückt, wenn er von Asklepios sagt: Aesculapius, tit in deum surgat, fnhninatur. Durch den Blitz- strahl ist also die Stätte, die das Grab des Lykurgos war, noch besonders geheiligt worden, so daß ein göttlicher Kult angebracht war (s. auch H. Usener, Rhein. Mus. LX 1905, 10); d. h. umgekehrt: dieser Kult wurde durch diese Sage mit der Annahme einer Bestattung in Sparta vereinigt.

Über den Olympioniken Kleomedes von Astypalaia haben wir bereits (S. 479 Anm. 99) gesprochen. Da er ent- rückt worden war, so ist vermutlich der Ausdruck des Tan- sanias {riuag wg i]q(di) nicht ganz korrekt, dagegen richtig die Weisung des Orakels: ^voiaig nuäre. Über die Re- liquienlegende de«: in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts lebenden berühmtnn Athleten Theagenes von Thasos sind

486 Friedrich Pfister

wir nicht unterriclitet. Jedenfalls hören wir nichts von seinem Grabe, sondern nur von der Verehrung, die man seinem wunder- baren und heilkräftigen Bilde (vgl. Lukian deor. conc. 12) darbrachte; es wurde ihm in Thasos aVe d-eGj geopfert (Paus. VI 11, 2if,). Ebenso wurden von Aristeas, dem sagen- haften Verfasser der Arimaspea, in Metapont keine Reliquien verehrt, sondern nur seine Statue, die neben dem Bilde des Apollon auf dem Marktplatz stand; dem entspricht, daß man von seiner Entrückiing erzählte (Herod. IV 15; vgl. Theopomp FHG I 308 f.). Für Tennes, den Oikisten von Tenedos (s. oben S. 288 f.), liegt die merkwürdige Nachricht von Diodor (V 83) vor: T€levTi]aag d' ad-avdrtov tii-iwv rj^idj^^-r] ' xal yao T€f.ievog avrov y.atsoy.evaoav ■/.al ^vaiaig log -d-ebv eTl(.iiov , ag ÖLSteXovv d-vorreg fieXQ^ '^^^ vetoxeQiov y^aiQwv, Ob und wie man in diesem Fall den Widerspruch zwischen Grab und göttlichem Kult erklärte, wissen wir nicht ^"*. Ebensowenig kennen wir den Grund, weshalb die Lampsakener den Heroen- kult der Lampsake in einen göttlichen umwandelten (Plut. de mul. virt. 18). Wenn es von Melampus in Aigosthena in der Megaris heißt: d-vovöi rtj) MeläiiTiodi y.al äva jtav €Tog ioQTTjv äyovai (Paus. I 44, 5), so wird eben sein Heiligtum ausdrücklich als uqöv, nicht als i.ivi]i.ia bezeichnet; ebenso liegt es bei dem Heiligtum des Achilleus in Sparta (Paus. III 20, 8: Uqöv . . . d-vEiv).

Wie Achilleus cog d-eög und cog fJQcog verehrt ward ent- sprechend einer doppelten Form der Legende, die von seinem

^"^ Wenn in den oben S. 479 f. angeführten Stellen, in denen d-vaiac an Gräbern bezeugt sind, kein nachlässiger Sprachgebrauch des Schrift- stellers vorliegt, so sind auch sie hier zu registrieren, da wir nicht sagen können, ob in jenen Fällen die göttlichen Opfer am Grab irgendwie be- gründet wurden. Möglich ist, daß eben die, welche die d-voiai darbrachten, von der Grablegende nichts wissen wollten, wie uns dies ausdrücklich für Hippolytos bestätigt wird, so daß also dort wie hier der lokalen Kult- tradition eine zweite, widersprechende Legende gegenübersteht. Ebenso- wenig wissen wir, mit welcher Legende das Heroenopfer in Fhigaleia zu- sammenhängt, von dem der Arkader Harmodios sv rtS ns^l tiöv üara <P<- ydleiar %'ofxi/.iü>v (bei Athen. IV 149c, FHG IV 411) berichtet: orav Se rois fiQOioi d'viüoi, ßovd'vaia fieyäXrj yiverat xai earicövTai Txävrss /uera Twv 8ovku)v' Ol 8s Tiaides ev rals eaxiäoEai fierd rcöv Ttare^cov btiI Xi&coif

■Kad'riixsvoi yvuvol awd eitiv ovo lv. Also d'veiv und Speiseopfer.

Der Reliquienkult im Altertum 487

Grab in der Troas und von seiner Entriickung nach Leuke erzählte, so auch Aias. Einmal zeigte man von ihm ein Grab am Hellespont (s. oben S. 281); doch wird dabei ausdrücklich (Strabo XIII 595) ein ho6r erwähnt, was auf uranischen Kult hinweist (s. o. S. 415 und 410 Anin. 13). Dann wußte man auch von seinem Aufenthalte auf Leuke zu erzählen (Paus. III 19, 13). Dieser letzteren Sage entspricht es, daß man seine Kultstätte in seiner Heimat Salamis nicht als Grab bezeichnete, sondern daß er wie ein Gott im raög mit Bild verehrt wurde (Paus. I 35, 3; Mommsen. Feste 462 f.). Ebenso besaß man von Autolykos, dem mythischen Oikisten von Sinope, kein Grab; er hatte einen Kult log ^tög, der seiner Statue dargebracht wurde (Strabo XII 546; Plut. LukuU. 23; Appian Mithr. 83). Aus allen diesen Beispielen geht hervor, daß man unter Entrückung natürlich eine körperliche Himmelfahrt, eine leibliche Versetzung unter die Götter verstand. Ausdrück- lich spricht hierüber Plutarch (Romul. 28), wo er von der Entrückung des Komulus, Aristeas, Kleomedes und der Alkmene erzählt. Er widerspricht dem Volksglauben von der leiblichen Einkehr der Toten zu den Göttern; nur die Seele gehe dorthin wieder zurück, woher sie stamme : oiöh oöv ötl ra owuara TW»' uyad-(j)v ovvavartif.i7teiv (mit der Seele) Ttagu cpCaiv etg ovoavöv, dX?.ä rag dgezag xal rag \pv%ag TtavxdTcaoiv nUod-ai yaia (fvoiv y.ai öi/.r]v dsLav ix ^ikv dv&QioTtiov eig i'^Qioag, «jc d' fQ(i)tüv etg daitiovag, Ik de dauioviov . . . elg 0-eovg &vaq)iQEod^ai.

Nicht alle, aber eine Reihe von Entrückungslegenden haben also ihre Wurzeln im göttlichen Kulte, aus dem sie herauswuchsen. In späterer Zeit konnte dann natürlich, als einmal die Kntrückung als höchste Ehre tür den Sterblichen feststand, eine solche Legende auch unabhängig vom Kult sich entwickeln und nun umgekehrt der göttliche Kult eine Forderung und F'olge der Entrückungslegende sein. So mag €s vielfach mit den hellenistischen und römischen Himmelfahrtslegenden '"-^ gewesen sein: sie sind nach Analogie der älteren Tradition gebildet. Vor allem die römische Kaiser-

'°* Vgl. einstweilen C. Hönn, Studien zur Geschichte der Himmelfahrt im klassischen Altertum, Progr. Mannheim 1910, iler aber leider auf den Kult nicht eint^^eht.

488 Friedrich Pfister

zeit hatte wohl ihre Vorbilder in den in die römische Ur- und Königsgeschichte verlegten, aber erst in späterer Zeit unter griechischem Einfluß entstandenen Apotheosen des Aineias^ Latinus, Romulus und der Hersilia, welche als Jupiter Indiges, Jupiter Latiaris, Quirinus und Hora Quirini verehrt wurden. Ihre Legenden, welche unten 49) im Zusammenhange be- sprochen sind, haben ähnlichen Ursprung wie die eben be> handelten älteren griechischen Sagen, nur daß bei den römischen noch ein neues Moment hinzukommt. f Jenen griechischen Heroen war ein Götterkult gewidmet. Mit dieser Form der Verehrung hing zusammen, daß man kein Grab zeigte. Beides mußte begründet werden; dies geschah durch die Entrtickungslegende. In ihr war gezeigt, daß der Kult sich nach oben richten mußte und daß man keine Reliquien besitzen konnte. Anders bei jenen vier römischen Gestalten: ihnen war ursprünglich in Latium keine Kultstätte geweiht. Erst als man, unter griechischem Einfluß und nach Analogie des griechischen Heroenkultes, den Helden der Vorzeit Ver- ehrung darzubringen das Bedürfnis hatte, da entstanden die Legenden, welche das Fehlen der Reliquien erklärten und zugleich einen jenen Heroen angemessenen Kult als alt sanktionierten. Die Heroen waren entrückt und ihnen unter den (in der Tat seit alters verehrten) Namen jener Gottheiten Kulte errichtet worden.

Es liegt nahe, im Zusammenhang mit diesen antiken Himmelfahrtslegenden auch die christliche Tradition von der Himmelfahrt Christi zu behandeln. Für den, welcher überhaupt die Berechtigung der historischeu Betrachtungs- weise diesen im Neuen Testament vorliegenden Berichten gegenüber anerkennt und sie nicht in ihrer Isolierung be- trachtet wissen will, wird sich nach dem Vorangegangenen die Fragestellung zunächst so gestalten : ist die Tradition von der Himmelfahrt Christi spontan genau so entstanden wie eine Entrückungslegende eines der eben besprochenen älteren grie- chischen Heroen, oder ist die christliche Tradition eine Ana- logiebildung, geschaffen nach dem Vorbilde hellenistisch- römischer Apotheosen? In ersterem Fall wäre sie gewisser- maßen eine aitiologisclie Legende: sie würde das Fehlen der

Der Keliquienkult im Ahertam 4g9

Gebeine Christi erklären. In letzterem Fall hätte sie ihren Grund in der antiken Anschaiuinf,', die eben in der Entrückung die höchste Ehrung eines Verstorbenen sah. Man wird wohl hier keine scharfe Scheidung treffen wollen. Gewiß wird die Tat- saciie, daß man keine Gebeine von Christus besaß, die Gemüter der Gläubigen beschäftigt haben. In den evangelischen Er- zählungen leuchtet dies ja noch durch, wenn am leeren Grab die Himmelfahrt zur Erklärung verkündet wird. Aber immer- hin wären auch andere Mögliciikeiten vorhanden gewesen, die Leere des Grabes zu begründen. Hier setzte eben dann der herrschende Glaube von der Entrückung ein, welclur große Menschen teilhaftig geworden waren.

§ 37 Heroenfeste und besondere Gebräuche

Im folgenden liegt uns die Aufgabe ob, die einzelnen Ge- bräuche zu behandeln, die uns im Grabkult, soweit er Heroen- kult ist, entgegentreten. Zunächst: wie oft wurde der Kult am Heroengrab ausgeübt?

Es ist festzustellen, daß diese Kulte fast durchweg jähr- lich stattfanden. Ausdrücklich ist uns diese Zeit bei folgenden Heroengräbern bezeugt :

Achilleus in der Troas: Philostr. Her. p. 324 K. Aineias in Aineia: Liv. XL 4, 9. Aitolos in Elis: Paus. V 4, 4. Aktaion in Orchomenos: Paus. IX 38, 5. Anchises am Ida: s. oben Anm. 496. Brasidas in Am- phipolis: Thuk. V IL Diokles in Megara: Tlieokr. XII 30 [uuQL 7iQU)T0)). Eurypylos in Patrai: Paus. VII 19, 10. H i I) p u d a m e i a in Olympia: Paus. VI 20, 7. H i p p o 1 y t o s in Troizen: Paus. II 32, 1. Ino in Megara: Paus. I 42, 7. Kinder des Herakles (Alkaidai) in Theben: Pind. Isthm. III ü5ff. mit Schol. Kinder in Kaphyai: s. oben S, 314. Kinder der Medeia in Korinth: Paus. II 3,6; Schol. Eur. Med. 264. KoQwviöeg in Orchomenos: Anton. Lib. 25. Kyzikos in Kyzikos: Ap. Rhod. I 1075. Leonidas in Sparta: Paus. III 14, 1. Linos am Helikon: Paus. IX 29,6.—

490 Friedrich Pfister

L y k u r g 0 s in Sparta: Pliit. Lyk. 31. M y r t i 1 o s in Pheneos : Paus. VIII 14, 11. N e 0 p 1 0 1 e m 0 s in Delphi : Paus. X 14, 6. Onesilos in Amathus: Herod. V 114. Hundert Ores- t h a s i 6 r in Phigaleia : s. oben S. 318 f. P a r t h e n o p e in Neapel: Lykoplir. 721 und Tzetzes z. d. St. Patreus in Patrai : Paus. VII 20, 9. P r e u g e n e s in Patrai : Paus. VII 20, 9. Sophokles in Athen : Istros in der Sophokles- Vita p. 131 W. Tereus in Megara: Paus. I 41, 9. Theras in Thera: Paus. III 2, 8. Theseus in Athen: Plut. Thes. 36.

Hinzu können wir noch fügen ^°*' die Opfer am Grabe der in der Schlacht bei Plataiai Gefallenen, die gleichfalls jährlich dargebracht wurden (Plut. Aristid. 21), ferner dem entsprechend die jährlich begangenen Epitaphien in Athen, welche den Gefallenen galten ^*^'. Aber es ist auch an das allgemein jährlich gefeierte Totenfest, die Feveoia, zu er- innern ^"^ Auch sonst hören wir bei Heroenfesten, die nicht am Grab des Heros sondern in seinem Heiligtum abgehalten wurden, daß sie jährlich stattfanden, so für Achilleus in Prasiai (Paus. III 24, 4), für Herakles in Opus (Diod. IV 39, 1), für Melampus in Aigosthena (Paus. I 44, 5); Salmoneus richtet seiner verstorbenen Tochter eine jährliche TtavijyvQig ein (Nie. Damasc. FHG III 372).

Merkwürdigerweise hören wir kaum etwas von monat- lichen Feiern an Gräbern mythischer Heroen, was deshalb verwunderlich ist, weil die Feier zu Ehren Lebender, die Ge- burtstagsfeier, ursprünglich eine monatliche war, und wir dasselbe auch für die Götterfeste voraussetzen dürfen^''®.

^"^ Vgl. auch Paus. VI 21, 11, wonach Pelops den Freiern der Hippodameia jährliche evayiauara am Grabe darbrachte. In einer Inschrift vom Hellespont (Ath. Mitt. IX 1884, 33) heißt es: ai' rois xut evtavröv rtö'e/uivois ei'/^notorrj^iois dycüaiv 'U^cöois. Vgl. auch Dlod. IV 24, 4 f. für lolaos.

1°' Vgl. A. Mommsen, Heortologie S. 278 ff.: Kohde, Psyche I 237 f.

*°'^ Herod. IV 26 über die Gebräuche der Issedonen beim Tode des

Vaters: 9'voias iieydXas etistsIovs eTttXBXiovrei. nais 8e Ttarqi lovxo Ttoiisi,

y.azd Tieo "ED.rji'es tu ysviaca. Vgl. Isaios II 46, wonach der Sohn dem

verstorbenen Vater tvayl^ei y.a^ 'iy.aaToy IviavTÖr. Dazu Rohde, Psyche

I 235 f.; Wilh. Schmidt, Geburtstag im Altertum, EGVV VII 1 (1908) 37 ff.

109 Vgl. A. Mommsen, Feste der Stadt Athen 1 ff. ; W. Schmidt aaO. 12 ff.

Der ßeliquieukult im Altertum 491

Danach müssen sich die Kulte, von denen wir hören, in einer Zeit konsolidiert haben, die jene ursprüngliche Sitte bereits aufgegeben hatte. Nur wenige Zeugnisse berichten von monat- lichen Totenfeiern. So sagt allgemein Plutarch (quaest. Rom. 25), am Neumond habe man die Götter, am Tage nachher die Heroen und Dämonen verehrt (xa/ -/aq "E'/.).r^i>eg Iv tT, voifiTjri^c Tol\; ^ioi<^ Ofßoutvoi, t/^v öeitfoar ilgioot v.cxi daifioair Sctto- dtdtü'/.aoi). Den Verstorbenen brachte man am 30. Tage ein Opfermahl dar, das wohl auch gelegentlich monatlich wieder- holt wurde '^**. Solches ersehen wir ausdi-ücklich aus dem Testament desEpikur^'* und aus Bestimmungen, die für ver- götterte Ptolemäer getrotten wurden ^'^, ferner aus dem Kult, den eine gnostische Sekte in Kephallenia dem Epiphaues widmete"». Anderes führt W.Schmidt aaO. 13 ff. an. Doch sind diese späteren monatlichen Feiern für historische Personen eben als Geburtstagsfeiern aufzufassen, die auch nach dem Tode als yevioiu noch gelegentlich monatlich wiederholt wurden. Täglich opferten die Phoker ihrem /;(>wg äQxv/trr^g Xanthippos oder Phokos an seinem Gi-abe (Paus. X 4, 10) und ebenso brachten die Bewohner von Chaironeia dem Szepter Agamemnons täglich Gaben dar, einen Tisch mit Speisen (s. oben S. 336).

Was die Tageszeil"* der Heroenfeiern betrifft, so sagt ganz allgemein der Scholiast zu Ap. Rhod. 1 587: roli uh> ovv YMTOLXouevoig wg rteql i) ). i o v ovo {.tag ivayl^ovai, zoig de oigaviöaig vtio ti]v uo, ävuri'Akovzog tov i]Xiov. Ebenso ist zeitlich, niclit räumlich aufzufassen die Bemerkung des Scholiasten zu Pindar, Isthm. 111 110: e^og rtgog övaaag ifoovgyüv zolg ')[q(i)öi, /.utu rag üvaio/.ag TOig Oeotg, zumal es an dieser Stelle bei Pindar (von den Alkaidai, den Kindern

"•' Rohde, Psyche I 233.

>" Diog. Laert. X 18; Pün. bist. nat. XXXV 5.

'•* CIG 4ß97, 48; Strack, Dynastie der Ptolemäer 1897 S. 240 ff.; Kornemann, Kilo I flftOl) 75 f.

"* Clem. AI. strüm. III 2 p. 197 St: xutü loruriiur yni&hoy drco- 9iuiaiv d'ioioii'.

"* V>,'1. Deneken bei Roacher 1 2512 f.; Rohde, Psyche 1 149; Stengel, Opferbräuche der Griechen 133 f.

492 Friedrich Pfister

des Herakles) heißt: xoloiv Iv övd^(.ialOLv avyäv (p).b^ äva- xEllo(.iiva ovvexkg 7tavvv%ttEi. Dementsprechend sagt Pau- sanias (II 11, 7) von der Feier in Titane: tCo iliev ('Ju^üvoql) wg r^QOii (.Lsrct ij'kiov dvvavra EvayiCovaiv, Evcci.i€QiwvL öh cog &eö> ■d-uovaiv. Derselbe (VIII 14, 11) vom Grabe des Myrtilos in Pheneos: '/mI vvxtcoq Kaza hog Ivayitovoiv avzio. Abends opfern die Argonauten dem Dolops (Ap. Rhod. 1587). Ebenso fährt Solon Nachts nach Salamis, um demPeriphemos und Kychreus Opfer dar- zubringen (Plut. Sol. 9). Wenn Pausanias (VI 23, 3) von der Feier am Keuotaph des Achilleus in Elis sagt: Tr^g Ttavr^yvQewg de aoyo- uevrjg ev fjinEQa Qrjrf] tvsqI a7tov.kLvovra lg ovo (.tag rov f}XLov TÖv ÖQ6f.iov al yvva.ly.eg al ^JSXelai äXXa xe xov 'Ay/ÜJojg ÖQwGtv eg xif.iriv, so stimmt damit die weiter gefaßte Vorschrift bei Diog. Laert. VIII 33: r^/mg d-eolg deiv vof.dteiv '/.al 7JQtpoi, /.irj Tag ^loag, allcc ■d'eolg ael (.lex^ ev(prjf.iLag Xevyei}.iovovvrag '/.al ay- vevovxag, i[qo)öi S" aTCo f.iioov i)i.i€Qag und im Schol. Townl. IL VIII 66 : xo TiQO xfjg ^eor^i.ißQLag öia xb ev xovxo) xolg d-eolg ■d-veo&ai xb yccQ f.ieorit.ißQivbv xolg xaxoiyoi.ievoig ve^iexai. (Ahnlich Schol. Townl. IL XI 84; Proklos zu Hes. opp. 763 ; Et. M. 468, 34.) Einer Anzahl von Heroen wurde im Zusammenhangs miteinem Götter fest an ihren Gräbern Opfer dargebracht. Wir haben oben schon eine ganze Reibe von Heroengräbern aufgezählt 33, S. 450 flf.), welche in Götterheiligtümeru sich befanden. Diesem lokalen Zusammenhang entsprach, wie wir sahen, in der Regel auch irgendeine legendarische Beziehung. Daß auch eine kultische Verbindung bestand, ist von vorn- herein wahrscheinlich und wird bei einzelnen der Heroen aus- drücklich erwähnt. So ward dem Preugenes und Patreus vor dem Fest der Athena Limnatis geopfert, dem Hyakinthos vor dem Apollon, dem Eurypylos vor Dionysos, dessen Kult er eingeführt hatte. Die Opferasche von dem Altar der Artemis in Delos wurde auf das Grab der im Artemision begrabenen Hyperboreerinnen gestreut. Dem Eurytos, dessen Reliquien in einer ehernen Hydria man im Heiligtum der großen Göttinnen in Andania aufbewahrte, spendete man vor dem großen Feste dieser Göttinnen (s. oben S. 450 ff.). Die Aigineten schickten jährlich ihre Festgesandtschaft der Polias und zugleich dem Erechtheus nach Athen (Herod. V 82). Aber auch sonst

Der Reliqaienkult im Altertum 493

Standen gelegentlich die Heroenfeste mit Götterfesten in enger zeillicher Bezieliung, auch wenn man nicht das Grab des Heros besitzen wollte, oder das Heroon in lokaler Verbindung mit dem Heiligt ume stand ''■\ In der Tatsache, daß eine große Anzahl von Heroen in Götterheiligtümern bestattet waren, sahen wir oben (S. 459) mit Usener einen Hinweis auf die einstige Göttlichkeit dieser Heroen. Auch Kohde hat. ab- weichend von seiner sonstigen Gewohnheit, aus den Zeugnissen, daß mehrfach einem Heros bei Festen vor einem Gotte ge- opfert wurde, den Schluß gezogen, „daß der Cult des „Heros" (oder heroisierten Gottes) an jener Stelle älter war als der des erst später ebendort in den Cult aufgenommenen Gottes". Und speziell von Hyakinthos sagt er, „daß dies die Benennung eines uralten Gottes schon einer vorgriechischen Bevölkerung des Peloponnes sei"' (Psj'che I 139, 2).

Unter den Gebräuchen der Heroenfeste herrscht die größte Mannigfaltigkeit. Ihre erschöpfende Behandlung muß noch eine Aufgabe der Zukunft bleiben, da diese aus unserm Thema herausfällt. Wir begnügen uns damit, die wichtigsten Punkte, soweit sie die Heroengräber selbst betreft'en, hervorzuheben ^^".

Über die Art des Opfers selbst, über ivayi'ZtLv und d-vei%', haben wir bereits gesprochen. Unter den weiteren Spenden und Gaben ist vor allem das Haaropfer zu nennen, das schon in homerischen Zeiten im Totenkult üblich und auch sonst allgemein als Weihung für die Toten verbreitet war*^'. Da es sich jedoch auch häufig in Götterkulten findet, so ist es nicht unbedingt nötig, diesen Brauch in allen Fällen, wo er uns im Heroenkult begegnet, aus dem Toteukult herzu- leiten. Ich steile folgende Fälle zusammen.

Hippolytos in Troizen (s. oben S. 63 If.). Eur. Hipp. 14251.: y.ÜQUL yuQ ä'Zvytg yduwv ttct^Oc; | ytöua^ ycegoCrTut ooi.

'•* Vgl. besonders J. Waßner De hcroum apud GraecoB cultu Dias. Kiel 1883 S. 48 ff.; Deneken aaO. 2.jl3f.

"" Vgl. Tor allem M. P. Nilsson, Griechische Feste von religiöser Bedeutung lüCMJ S. 453 4C3, eine sehr willkommene Vorarbeit, die ich im folgenden nach der einen Seite hin zu ergänzen suche. Über einzelne Opfergebräuche s. Deneken aaO. 2501 ff.

"^ Wieseler, Philol. IX (1854) 711 ff.; Gruppe, Hdbch 913f.; E. Samter, Geburt, Hochzeit und Tod, 1911 S. 179 ff.

494 Friedrich Pfister

Paus. II 32, 2 : i-Auorri Ttaqd-evog 7z).öyMf.iov aitOAi.iqaTai ol ttqo ydfiov, y.eiq(x^ivi] öh äve^rfAsv ig rov vahv cpegovoa. Luk. de Dea Syr. 60: Tqüilt^viol Tf]Oi Tcaq&evoiOL auI rolaiv rjid-eoLOi, v6(xov STtoiTjOavTO /.i^ Gffiv akltog yduov tivai, tiqIv '^IjtTCoiojzu) 'KÖf-iag yiSiQaod-ai' y.al wöe TtoUovoi.

Hyperboreer in Delos (s. oben S. 132). Herod. IV 34: TfiOL öe TtaQ&evoiOL ramr^at Tf^Oi iS, "^TneqßoQhov TslsvrriGaarjOi av JrjXip y.eiQOvtai xal al y.ovQaL xal ol Ttalöeg ol Jr.lliov, cd aev TtQO yaf.iov Tcl6/.ai.iov ciTtotauvoaevai ymI Tragt dzquYaov aDJ^aoat artl rb oT](.ia ri&atoi . . . ol öe Ttatöag töjv Jr^kkov Ttaql xlor^v tlvo. elXi^aviag tCov rqixCov ri^elai /.al ovtol anl to ofjfia. Vgl. Paus. 143, 4; Kallim. in Del. (IV) 296 ff.

Iphinoe in Megara. Paus. I 43, 4: yad^aoirf/.€ öa zalg zöqaig %oag rcqog to r^g ^Iq)iv6r^g i.ivfjf.ia Tcqoocpäqaiv Ttqo ydf.iOü y.al ccTtdqxeod-ai zwv TqL%Cüv, y.a&a /.al %]] '^E/aiqyji y.al ^'Sinidt al -d-vyaxiqag rcoxa dTtayalqovio al JriXlcuv.

Kinder der Medeia in Korinth (s. oben S. 313 f.). Paus. II 3, 7 : Koqlvd-ov de dvaoTdzov yarof-ievr^g vtto "Plüuuuov '/.al Koqivd-icüv xCbv dqxakov aTtoloueviov ov-zhi a/alvai y.a&eatr^- ■/aoLv avTOlg al d^voiai Ttaqd rwv aTtor/tov ovöa d/royaiqovTai orpioiv ol Ttalöag ovöa /.laXairav rpoqovoiv aod-rfva. Vgl. auch die Aufforderung des Herakles an die Thebaner, seine Kinder, die "Ah/M'iöai, zu verehren (s. oben S. 315) ; Eur. Her. 1390 ff. : /aiqaod-e, avun:avd-i]GaT\ eXd^ar^ ag xdcpov \ Ttaiötov. Dies wurde vielleicht auch später noch wiederholt wie in dem ähnlichen Falle bei

Sostratos in Dyme. Paus. VII 17, 8: ovxcog ol xov '^Hqu/Xea rd xa i.ivfj[.ia avxbv alvai xbv TCoir:Gavxa /al dnaq^dg U7tb xwv av T^ -/acpalf] xqL%(Jüv öovvai. Vgl. auch das Haar- opfer, das Herakles für lolaos in Agyrion in Sizilien ein- richtet, Diod. IV 24, 4.

Gerade in den drei ersten der hier genannten Fälle hat das Haaropfer ganz gewiß nichts mit dem Totenkult zu tun. Vor der Hochzeit weihen die Jungfrauen ihr Haar dem Hippolytos, den Hyperboreerinnen und der Iphinoe. Es sind dies Einweihungszeremonien, wie sie sonst zu Ehren von Göttern gefeiert wurden ^^^, also in unsern drei Fällen gleich-

''^ Vgl. Gruppe aaO. 914; Samter, FamilieDfeste der Griechen und

Der Reliqnieukult im Altertum 495

falls Hinweise auf die ursprüiigliclie Göttlichkeit der Träo'er dieses Kultes ; darauf deutete bei Hipi)olytos, wie wir sahen (S. 482), nocli anderes im Kult und der Legende hin.

Anschließend daran sei der Brauch genannt, die Kleider der verstorbenen Wöchnerinnen der Iphigeneia in Brauron an ihrem Grabe zu weihen (Eur. Iph. Taur. 1464 tf.). Der Grund dieser Sitte war ursprünglich der, das auf diesen Kleidern lastende Tabu unschädlich zu machen'^".

Häufig wurden, homerischer Sitte gemäß, Wett kämpfe zu Ehren der Heroen veranstaltet. Als erster, dem solche Leichenspiele gefeiert worden sein sollten, galt Azan, der Sohn des Arkas'-°. Ob von ihm wirklich schon das Epos (lies berichtete, wissen wir nicht. Aber von den Spielen zu Ehren des Achilleus, Amarynkeus, Oidipus, Patroklos und Pelias hören wir hier'-^ In Hesiods Erga (654tt".) stehen Verse, die freilich schon Plutarch für unecht hielt (s. aber unten Anm. 203), welche von den Leichenspielen für Amphi- damas erzählen. Vgl. auch die Ausführungen von Dion.Hal. V 17.

Von solchen in späterer Zeit periodisch gefeierten Leichen- spielen gibt Clemens von Alexandria (Protr.2p. 25 St) eine kleine Zusammenstellung: 'lO^i öi; /.al rovg aytovag ev ßga/el tiiqio- ötioioLitv AOL xag eTrizvußioig Tavtaal TtavrjvQiig TiaraÄCocü^ier, 'Ia&i.ucc re y.ai Nnieu /.al IJC&ia xca ircl tovroig VkvfiTiiu. Die pythischen Spiele würden zu Ehren des getöteten Drachen gefeiert, die isthmischen für Melikertes-Palainion, die neme- ischen für Archemoros- Opheltes, die olympische Feier für Pelops habe Zeus sich angeeignet. In ähnlicher Weise nennt Jam- blichos (vit. Pyth. 52) die pythischen, nenieischen und isth- mischen Spiele. Vgl. A. Körte, Hermes XXXIX 1904, 226 ff.

Wir geben nun das Material, indem wir nui' diejenigen Spiele berücksichtigen, die an den Gräbern der Heroen gefeiert wurden. Vgl. auch W. Christ Pimlari Carmina 1896 p. LXXXVsqq.

Römer S. 22; .58 f.; 92. Über die christliche Haarweihe s. A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter 1909 II 245 ff. "• Vgl. Gruppe aaO. 1272, 7.

Paus. VIII 4, 5: i:il de 'A^äti W^xnSoi Tekci'irjani^i afUri iridi] rxpwxof ei u'tv xn'i n/J.u^ oi'x olön^ inrxoöuouim li'i liedr;. PaOP.

V 1, 8; Schol. Find. Ol. III 19.

'" II. XXIII 257 ff.; 630ff.; 677 ff,; Od. XI 541 ff.; XXIV 85 ff.

493 Friedrich Pfister

Abderos in Abdera. Agon, von Herakles eingesetzt; nur Pferderennen waren ausgeschlossen, weil Abderos von den Rossen des Diomedes zerrissen worden war; s. oben S. 279.

Aiakos in Aigina. Agon Aiä/.sLa, Scliol. Pind. OL Vir 156; XIII 109; Nem. V 78. Grab: s. oben S. 462.

Alkaidai in Theben. Jährliche a/wvfg kTtadcpiot, Pind. Isthm. III 67 f. mit Schollen. Grab : s. oben S. 315.

Archemoros-Opheltes in Nemea. Die Nemeischen Spiele: Apollod. III 6, 4; Hypothesis Pind. Nem. p. 424 B: 6 de ctycov e7tLT(X(piog. . . . ol ös . . . dywva ljtLTä(piov iöräOL tqis- zr^QL-/.6v. . . . Tct NeuEd cpaoiv uysöd-ai IttI 'Ocpelrj}. Schol. Pind. Nem. VIII 85; vgl. Maaß, Orpheus 149, 40. Grab: s. oben S. 310 Anm. 1032.

Areithoos bei Mantineia. An seinem Grabe feierte man wohl das Fest Mwleia, worüber oben S. 93 f.

Brasidas in Amphipolis. Thuk. V 11: Tif.iäg dtöd)-/.aaiv aywvag.

D i 0 k 1 e s in Megara. Agon Diokleia ; s. oben S. 19 Anm. 44.

H a r p a 1 y k e in Thrakien. Scheinkampf an ihrem Grabe ; Serv. Verg. Aen. I 317: posiea consuetudo servata est, ut ad tunmJum virginis populi convenirent et propter expiationem per imaginem piignae concurrerent. Vgl. Crusius bei Koscher 1 1835 ff.

lolaos und Amphitryon in Theben. Schol. Pind. Nem. IV 32 f.; Ol. Vn 155; IX 147. Grab: s. oben S. 307.

Leonidas in Sparta. Jährlich AeiovideLu am Grab; s. oben S. 207 f.

M i n y a s in Orchomeuos. Mivvtia Schol. Pind. Isthm. 1 11 ; IG VII 3218. Grab: s. oben S. 285.

Miltiades auf dem thrakischen Chersonnes. Herod. VI 38: xa/ oi TeXtvTrjaavTi XeQGovrjolTaL S-vovGi wg v6f.iog oi- v-LOif^, -/.al äyöjva l7t7tL/.6v xe y.a.1 yvuvLyCov irciöTäai, ev rw yla(.iip(X'/.rivCüv ovösvl kyyivexai äycoviteod^aL.

Palaimon-Melikertes auf dem Isthmos. Die isth- mischen Spiele sollten ihm zu Ehren von Sisyphos eingesetzt sein; Paus. 11 1, 3. Hypothesis Pind. Isthm. p. 514 B: xov iGiv "iG^uiojv äyCüva . . . oi öe Ircl MelixiQTTj (öiadelvai cpaoi), öze TU) ^lad-f^wj axacpog Ttoooeneldod-r^, vml n&ta^v Ili-Wv rijv KoQiv^iiov TiöLiv y.azaGxövTog, tov d-eov d/töviog ovy, ällrjv eos-

Der Reliquienkult im Altertum 497

o&ai tCjv '/.a'/.Cbv Xiaiv /) ri]v exeirov v.i\diiav y.al Jiufjv öi^ äycbvog hitiacpiov ravxa de txqO'^ 6).iyov rtou^aüvTiov zcbv Kooivi^iiov J.iuog 7tä).iv tTte&eTO, xal exQt^OEv n 0-eog aliuviov t\v elg rbv ygioct riuijv VTvdQXtiv y.al ot€(pavov oü.ivov öia lo y.araxd^önov i'ivca t6 (fVTÖv. S. oben S. 214; E. Maaß, Griechen und Se- miten S. 92 ff.

Seirene Parthenope in Neapel. Strabo V246: äytuv oivxiUltaL yvtivixbg xara uavreiav. Lykophr. 717 ff. mit Schol. : Tiuaiog 6 Ziy.€).cxög (pr^ai Jiotiuov, rCJv l^&r^valiov vavaQyor, 7fUQay€vöuevov eig Nedrcokiv, xaccz ygra^iov &vaai xf] Ilagi^EVÖTCj] y.al ögöftov Tioif^aai /.aunaöixöv, üviteg ).a(.ina6ixov äywva xai öqöuov ol NeaTToUrai krrioiiog ezelovv. Grab: s. oben S. 212.

Pelops in Olj'mpia. Vgl. A. Körte, Herrn. XXXIX (1904) 226 ff.

Python in Delphi. S. oben S. 287 und 328 f.

T h e s e u s in Athen. Vgl. Mommsen, Heortologie S. 269 ff. Grab: s. oben S. 198 ff.

Timoleon in Syrakus. S. oben S. 446 f.

Dazu sei noch der iywv yvunxbg xal iTinixog erwähnt, den die Bewohner von Agylla zur Sühne für die gesteinigten Phokäer einrichteten (Herod. I 167); dann aber auch die Feier, welche man den in den Perserkriegen Gefallenen einsetzte (s. oben S. 319).

Auch von musischen Aufführungen, von Hymnen und Gesängen zu Ehren der Heroen hören wir des öftern. So feierten die Sikyonier den Adrastos r^ayixolai xoqoIol (Herod, V 67). Von den Arkadern überliefert uns Polybios (IV 20): ol Ttalösg ix vr^Ttitov ^cöeiv Id^i^onai xara vouovg rovg i'^ivovg xal rtaiüvag, olg exaatoi xaxä xa Ttdxgia xovg knL^wQlovg y^ioag xal O^eohg iinovai (vgl. Athen. XIV 626b). Dem- tntsprechend sangen jährlich in Megalopolis die Jünglinge am Grabe des Philopoimen Enkomien und Hymnen ^'^ Über Gesänge zu Ehren des Melikertes und der Kinder der Medeia berichtet Philostratos (Her. p. 325 K): xa ukv öi] Koqiv&uov irrl Mt'UxiQXt], . . . xal bnöaa ol aixol ÖqCüolv Ini xo'ig xf^g Miqdeiag nataiv, . . . &qiv<i) e'ixaoiai xeXeorixq) xe xal hd^i(t),

'»« Diod. XXIX 18; Dittenberger, SyU.» 289. ReligioDigAscbichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 83

498 Friedrich Pfister

Tovg |U«v yag luBikiaaovtai, töv de vixvovaiv. Eine Totenklage finden wir bezeugt für Achilleus in Elis (Paus. VI 23, 3) und Kroton (Lykophr. 859) und für Ino-Leukothea in Theben (Plut. apophth. Lac. p. 228 E). Hymnen wurden dem Achilleus von den Thessaliern in der Troas gesungen (Philostr. 1. c). Im Heiligtum des Neoptolemos sang bei der alle vier Jahre statt- findenden Theorie der Ainianen ein Chor thessalischer Jung- frauen Hymnen (Heliod. Aethiop. 3, 2). Chöre von fünfzig Jünglingen und Jungfrauen sollen in alter Zeit die Megarer jährlich nach Korinth geschickt haben, um die Toten aus dem Geschlecht der Bakchiaden zu beklagen ^^^ Die Leiche des Aratos wurde vTtb Tiaiavwv ■Kai %oqCüv nach Sikyon übergeführt und von der jährlichen Gedächtnisfeier heißt es : ^ilri öh fjöexo TtQog "KL^dgav vtto twv Tteql rbv Jl6vx)öov tixvLTGjv, xat awt- TtöuTtevev 6 yvfxvaaioQXOS fjyovf-ievog twv re Ttalöiov xal rCov i(prißii)v, eItu hcpslTtBTO f] ßovXrj aT6rpavr](poQOvaa Kai tüjv äklwv TtoUtöjv b ßovl6(.iEvog (Plut. Arat. 53). Auch die gnostische Sekte in KephaUenia sang im Heiligtum des konsekrierten Epiphanes Hymnen (Clem. AI. ström. III 2 p. 197 St). So schreibt auch Piaton (Legg. 947 E) einen jährlichen musischen Agon zur Feier eines verstorbenen ccQiGTevg vor und bestimmt für die Leichenfeier selbst: xoqwv de %oqov 7ievteyf.aLdey.a y.al aqqivoiv ersQOV TtEQUO'taf.iivovg rrj kXIvjj ey.aT€Qovg oiov v^ivov 7tE7toir]^ivov BTiaivov eig %ovg leqiag ev (ÄEQei eaazeQOvg aöeiv, evöai^ioviCovzag ctjöi] öia näarig ifjg rjfieQag. . . . Ttaldag de Tteql avrip ttjv yiXivr]V eiXTtqood^ev to ticctqiov fxeXog eq)Vf.Lvelv.

Denn nicht nur beim jährlichen Erinnerungsfest, sondern auch bei der Bestattung selbst kamen musische Veranstaltungen vor. Schon beim Begräbnis des Hektor am Schlüsse der Ilias (XXIV 720 ff.) hören wir hiervon: naqa ö' eloav äoiöohg \ d-Qrjvcov l^ccQXOvg, Ol Te azovöeoGav aoidrjv | ol f.iev di] d-qi^veov, kjtl de OTevaxovto ywalKeg. Dies wird in den folgenden Versen weiter ausgeführt. Von den d-Qf^voi der späteren Zeit werden wir unten 44) noch kurz sprechen, ebenso von den eTtirarpioL Xöyoi, welche sich aus jenen lyrischen Gesängen entwickelten

1" Bekker Anecd. Gr. 281, 26 ff.; Schol. Find. Nem. VII 155; vgl. W. Schmid, Zur Geschichte des griechischen Dithyrambus, Tübinger Uni- versitäts-Progr. 1901 S. 18.

Der Keliquienkult im Altertum 499

und welche ebenfalls sowohl beim Begräbnis selbst wie bei der jährlichen Gedächtnisfeier gehalten wurden.

Als Gegenstück zu diesen Hymnen und prosaischen Reden zu Ehren der Heroen kennt auch der christliche Heiligen- kult Gesänge und Predigten, in welchen die Märtyrer und Heiligen gefeiert wurden. So berichtet Theodoretos (bist. eccl. IV 29) von den Hymnen des Syrers Ephraem: xaCia xat vüv rct (tauara (faiÖQoifQag rwv ftagrigiov rag navryvQeig noui, und an anderer Stelle (graec. cur. äff. 8 p. 219 R) nennt er i'^vovg diiovg y.al UgCuv /.nyiiov ci/.Qoaoiv bei den Märtyrerfesten. P>rner wurden die Akten der Märtyrer selbst an ihren P'esten gelegentlich verlesen; so bestimmte die Synode von Hippo im Jahre 393: lAccat etiam legi passiones marii/runi, cum anni- versarii dies eorum cdebrantur^'-*. Fast immer aber war seit dem vierten Jahrhundert die Heiligenpredigt ein Bestandteil des Festes, eine Lobrede rhetorischen Charakters, in der die Tugenden und die Wirksamkeit des Heiligen geschildert wurden (s. unten Anra. 209).

Um zum antiken Reliquienkult wieder zurückzukehren, so werden uns gelegentlich noch irgendwelche dgcouera ge- nannt, von deren Inhalt wir kaum etwas erfahren. Dies Wort bedeutet an den gleich angeführten Stellen lediglich Kult- oder Opferhandlung. So sagt Philostratos (Ap. Tyan. VI 11, 18) allgemein: ^tol fiev yaQ xd-üvioi ßöd-qovg ionätovrai, /xu ruv y.otlrj Tfi yfj ögibueva. Derselbe berichtet an anderer Stelle (Her, p. 325 K) vom Grab der Kinder der Medeia in Korinth: (t.TÖoa OL avtoi öqojoiv Iril tolg zf^g Mrjötiag ttuloIv, . . . O-qjIi'o) H/.aarai TtleaiL/M) re /.al Ivd^io). Von dem Kult der Ariadne auf Xaxos erzählt Plutarch (Thes. 20) : rag öh ravvi] öqiouivctg ^loiag tivuc Tcivi^et rivl /.al orvyyÖTiji uefir/ufvag. Beim Kenotaph des Achilleus in P^lis al yvyal/.eg al W.tlai ullu re xov \ixi)J.iu}g Öqwoiv ig jiiii^v y.aX Y.üTrreoO^uL voi.ii'C.ovoiv avvov (Paus. VI 23, 3j. In Olympia ^voiol rf^ 'Innodautia -/.al u/la lg xtuiiv ÖQö)oiv aiTi'g. Plutarch (de Socr. gen. 5) sagt ferner: y.ai Tivag «tt' avrö) (Grab der Alkmene) ögäoavteg d;TvQorg UqoiQyia^, uiv xu ar^iutu aryyjorai /.al &(faviC(jiaLV, v:ro a/.öinvg

'** Lucius, Anfange des Heiligenkults 314.

22*

500 Friedrich Pfister

aniQXOVTtti yMQLod-evxeg. Pausanias (IX 18, 3) vom Grab der Söhne des Oidipns: y.(xl tcc irt' avrolg dgcbi-ieva ov ^eaadf^evog TtLora ofxiog vTtsLhjfpa elvai. Darauf erzählt der Perieget, daß beim Opfer für diese Heroen die Flamme und der Rauch des Opferfeuers in zwei Teile auseinandertrete; was offenbar auf die Feindschaft der beiden Brüder Eteokles und Polyneikes gedeutet wurde. Vom Heroenfest {'HQcolg) in Delphi spricht Plutarch (quaest. gr. 12) vermutungsweise: rfjg ö"HQiolöog ra ^rtXelora [xvaiiyibv ey^SL Xöyov, ov lloaoiv al dviddeg, Iz öe rcov ÖQioj^isviov cpavegCbg Zsi-ielr^g äv rig äyü)yi]V eixdaeie. Einen ähnlichen Brauch, ausgeübt in der Argolis bei der 'JlKvovia lif-iVTi, öl' fjg (paaiv ylqyeloi Jiövvaov kg rov "^iör]v kXd-elv Ze- fislrjv avd^ovTa, hat wohl Pausanias im Auge, wenn er ebenso geheimnisvoll sagt (II 37, 6) : ra de ig avTijv Jiovvoo) ÖQuiixBva kv vv'Atl AaTCt €Tog eyiaoTOV ov% oaiov kg aTtavtag i]v iäol yqdipai.

Ferner begegnen uns mehrfach Prozessionen, fjQcbiaL Ttof-iTtaL, wie sie Pindar (Nem. VII 46) nennt, bei Heroenfesten. Eine solche wird uns ausführlich von Heliodor (Aeth. II 35 f.) geschildert, die von den Ainianen zu Ehren des Neoptolemos in Delphi abgehalten wurde ; doch scheint diese Schilderung etwas phantasievoll zu sein, da, worauf Frickenhaus (Ath. Mitt. XXXV 1910, 249) hinwies, der Platz beim Heiligtum zur Entfaltung solchen Prunkes nicht ausreichte. Von der jährlichen Prozession bei der Feier für Aratos in Sikyon, an welcher unter anderem der Gymnasiarch mit den Knaben und Jünglingen sowie die Eatsherren teilnahmen, hören wir durch Plutarch (s. o. S. 498). Über die feierlichen Prozessionen bei der Einholung der Gebeine haben wir bereits oben S. 483 ff. gesprochen.

Zum Schluß sei endlich noch auf zwei Erscheinungen der Heroenverehrung hingewiesen, deren Behandlung jedoch Gegen- stand künftiger Untersuchungen noch sein muß : einmal auf die Tatsache, daß die Heroen und ihre Sagen auf den Münzen der Städte, wo sie einen Kult genossen, häufig abgebildet waren, dann, daß die Wahl des Namens für Menschen oft durch einen Heroenkult bestimmt wurde. Auf beides haben wir in der vorangegangenen Darstellung des öftern hingewiesen; denn beides dient oft im Verein mit einem literarischen oder

Der Reliquienkult im Altertum 501

inschriftliclien Zeugnis bestätigend für unsere Kenntnis der Heroenkultf?eograi)liie. Für beide Erscheinungen wäre eine erschöpfende Materialsammlung äußerst wünschenswert: sie ist die unbedingt nötige Voraussetzung für eine antike Kult- geographie (s. unten Anm. 266). In vielen Fällen werden Münzbilder und lokal festgelegte heroophore Personennamen eine Bestätigung sonstwie überlieferter lokaler Heroenkulte geben; in anderen Fällen aber wird man aus ihnen heraus, zumal wenn eine Lokalsage hinzutritt, auf einen Kult schließen dürfen, wobei freilich gewisse Vorsicht anzuwenden ist. In- sonderheit bei den Münzen ist auch auf den Kult historischer Personen zu achten, soweit er sich in ihnen widerspiegelt, vor allem auch auf den Kult Lebender (s. unten § 47), was zumal für den römischen Kaiserkult von Wichtigkeit ist. Auch die Heiligen wurden nicht selten im Mittelalter auf Münzen dargestellt ^-•\ Was die heroophoren Personennamen betrifft, so hat ihre Untersuchung, wie ich bereits an anderer Stelle ausführte (s. auch unten Anm. 266), Hand in Hand zu gehen mit der Untersuchung der lokalen Kulte, damit nicht nur die absolut, sondern auch die relativ theophoren und heroophoren Namen Berücksichtigung linden. Auch auf die christlichen Heiligen ist hinzuweisen, nach welchen die Gläubigen, zumal vom Ende des dritten Jahrhunderts ab, sich häufig zu nennen liebten^-".

§ 38

ReHquieu als Objekt des historischen Interesses

Auch zum Gegenstand von historischen und antiquarischen Studien wurden die Keliquien als Zeugen einer uralten Ver- gangenheit gelegentlich gemacht. Besonders diejenigen Re- liquien, welche nicht Objekt des Kultes waren, wie vor allem im allgemeinen die nichtleibliche Hinterlassenschaft der Heroen,

'** Vgl. z. B. StUckelberg, Reliquien und Reliquiare S. 9.

•»« Vgl. Fr. X. Kraus, Real-Encyklopädie II 474 fl.; llarnack, Mission und Ausbreitung des Cliristentums P 354 ff. ; Ptister, Wochenschr. für klass. Phü. 1911 Sp. 1108 ff.

502 Friedrich Pfiater

also ihre Waffen und sonstigen Gerätschaften, wurden in erster Linie um ihres historischen Interesses willen aufbewahrt und von den Reisenden besichtigt. Waren doch die Griechen, wie Tacitus (hist. II 4) sagt, ein laetum antiquitatibiis genus. Eine Liste ^^' dieser Reliquien haben wir oben S. 331 ff. ge- geben. Nachzutragen wären vielleicht noch folgende:

Waffen aus der Zeit des trojanischen Krieges im Tempel der Athena in Ilion, von denen Alexander d. Gr. einige Stücke mit sich nahm; Arr. anab. I 11, 7; Diod. XVII 18.

Leyer des Paris in Ilion, die jedoch Alexander zu be- sichtigen ablehnte; Plut. AI. 15.

Der eherne Dolch des Helikaon in Delphi mit Inschrift; Phainias bei Athen. VI 232 c; FHG II 297.

Ein eherner Dreifuß, aus den Preisen bei den Leichen- spielen des Patroklos stammend, in Delphi; Athen. 1. c.

Die erste solcher historischen Studien liegt uns bei Herodot (V 58 61) vor. Er spricht hier von der alten phoinikischen Schrift, welche durch Kadmos nach Griechenland gekommen war. Solche Kadi^tr^ia ygäuf-iata sah er selbst im Heiligtum des Ismenischen Apollon in Theben auf drei Drei- füßen, welche Amphitryon, Skaios und Laodamas geweiht hatten. Auf dem ersten stand der Vers:

i^ficpLTQvcüv (x^ aved^r^EV iiov ano Ti]XeßodoJV.

Auf dem zweiten:

Ixalog TCvyuayJcüv fxe exr^ßökqj \4n6KUovi KiY-r-oag aved-r^Y.e rtiv TttQL/.aÜ.hg äyakfia.

Auf dem dritten:

Aaodduag toIttoö' avTog uo'/.oitfa 'Artöllcovi Mowagyeiov aved-r]y.e tuv TtEQi/.aXlkq äyalua.

127 Ygi ^ig antike Liste über die miracula, quae in terris sunt bei Ampel. 8. Die Stelle ist schlecht überliefert und scheint auch sonst nicht in Ordnung zu sein. Denn daß die vielen dort erwähnten Gegenstände sich im Apollotempel in Sikyon befanden, ist kaum glaublich. Dazu werden die Reliquien, die Pausanias (II 7, 9) hier nennt, die Lanze des Meleagros und die Flöten des Marsvas, bei Ampelius nicht aufgezählt. Ferner sagt Pausanias ausdrücklich, daß diese Reliquien bei einem Brand des Tempels zugrunde geganoen seien.

Der Reliquienkalt im Altertum 503

Diese Buchstaben waren den ionischen ähnlich. Denn zuerst hatten die lonier das phoinikische Alphabet übernommen und die Form der Buchstaben etwas umgestaltet.

Gleichfalls aus Boiotien, aus Haliartos, wird uns von solchen alten Schriftzeichen erzählt, die man im Grab der Alkraene gefunden habe, als Agesilaos die Gebeine der Heroine nach Sparta brachte. Unter anderen Gerätschaften sei eine eherne Tafel zutage getreten, die mit ganz alten Buchstaben beschrieben war (ygaunaza noXla. O^aifiaora ujg 7iaf.i7tafMia): yvCbrai yctQ t^ amibv ovdev rtagiixe xaiTtSQ ex- (pavivxu rov -f^o-hnov y.uxarc'hviyivxoi^, d)j.' }'(J/oc ti^ 6 tVTTog y.rti ßctQßaQixbg rCbv xotQuyTr\Q(.üv liKfeQfoxaTnc. y^lyvTixioig. Deshalb schickte Agesilaos eine Abschrift nach Ägypten, damit die Priester die Schrift entzifterten. Das Urteil der Priester in Memphis über dieses und andere Schriftstücke, welche Agesi- laos hingesandt hatte, lautete: xovg öe rvTiovg üvai xf^g irxl Ilounü ßaaü.U'Ovxi yqa^iuaxiKf^g, i]v ^HQa/J.ia rov l-ZuffixgCiovog i/.uaO^eh'. Der Inhalt aber war, die Griechen sollten die Waffen niederlegen, im Frieden leben und sich der Philosophie und den Musen widmen.

Diese Art der Offenbarung auf Grund alter, in Gräbern gefundener Schriften, wie sie uns hier entgegentritt, finden wir noch öfters. Weniger ist dies vielleicht der Fall bei den Schriften des Numa Pompilius, welche man im Jahre 181 V. Chr. in Rom in seinem Grabe aufgefunden haben wollte. Sie enthielten Aufzeiclmungen über das Priesterrecht und die pythagoreische Philosophie, wurden jedoch, da ihr Inhalt ge- fährlich schien, auf dem Comitium öffentlich verbrannt (s. unten § 49). Aber die Ephemeris belli Troiani des Diktys gibt sich als solche Offenbarung. Diktys, so lesen wir in der Einleitung '^\ ein Teilnehmer des trojanischen Krieges und Gefährte des Kreters Idomeneus, habe die Geschichte dieses Krieges in sechs Bänden in phoinikischen Buchstaben ge- schrieben. Dieses Werk sei ihm auf seinen Wunsch mit ins Grab gegeben worden. Unter der Regierung des Nero sei das Grab in Knossos infolge eines Erdbebens zerstört worden,

'" Vgl. auch Said, b v. Jixrn.

504 Friedrich Pfister

wodurch die Bleikapsel mit den Schriften zum Vorschein kam. Auf des Kaisers Befehl seien sie zunächst ins Griechische übertragen worden, und auf diesem Text beruhe die lateinische Übersetzung, die sich somit als Schilderung eines Zeitgenossen und Teilnehmers am trojanischen Kriege gibt. Eine ähnliche Einleitung gab Antonius Diogenes *^^ seinem Roman, in welchem er von den Wunderdingen jenseits Thules erzählte. Danach hatte Deinias, der Hauptheld des Romans, seine Reiseerlebnisse auf zwei Cypressenholztafeln geschrieben und mit sich ins Grab genommen. Dort waren sie zur Zeit Alexanders des Großen wieder ans Tageslicht getreten. Auf diese Weise wurde solchen Wundererzählungen der Schein der Glaubwürdigkeit verliehen. Bei der Besprechung dieses Romans in seiner griechischen Literaturgeschichte (3. Aufl. S. 816, 7) verweist Christ auf den Traktat des Flaccius Africus von den sieben Planetenpflanzen, in welchem gesagt wird: Inveni in civitate Troiana in monumento reclusum praesentem libellum cum ossibus primi ragis Kiranidis. Hier müßte auch nach der bisherigen Deutung der Worte ^^° eine Plinius-Stelle (XXX 9) über den phoinikischen Zauberer Dardanos ge- nannt werden: Democritus Apollobechen Coptiten et Dardamim e Phoenice inlustravit voluminibus Dardani in sepulehrum eins petitis. Die bisherige Erklärung läuft dahin hinaus, als ob die letzten Worte etwa hießen: in sepulchro eins repertis. So schlägt vermutungsweise etwa Diels vor(Vorsokratiker, 1. Aufl. S. 463, 42). Dann gehörte also diese Notiz in unsere Reihe. Doch hat kürzlich Wünsch (Arch. für Rel.-Wiss. XIV 1911,319 f.), an der Überlieferung des Textes festhaltend, die plausible Erklärung gegeben: Demokrit sammelte die Schriften des Dardanos, nahm sie mit sich in das Grabmal ihres Autors und kommentierte sie dort. „Was er damit bezweckt, ist klar: der Geist des Magus lebt in seinem Heroon weiter und vermag dort am besten dem Adepten den geheimen Sinn der eigenen Bücher zu offenbaren. Das ist derselbe Glaube,

129 Bei Hercher Erotici Graeci I 233 f.

130 Ygi -Wellmann bei Pauly-Wissowa IV 2180; A. Dieterich, Kleine Schriften S. 3.

Der Keliquienkalt im Altertum 505

der auch meint, daß die Heroen aus ihren Gräbern heraus prophezeien."

Doch auf jeden Fall nahm das pseudo-demokritische Werk eine Otlenbarung aus alter Zeit für sich in Anspruch. Ebenso steht es mit dem eschatolof^ischen Bericht, den der persische Magier Gubryas in Delos erhielt. Er fand dort in den ehernen .Schreibtafeln, welche Opis und Hekaerge aus dem Lande der Hyperboreer mitgebracht hatten, eine ausführliche Lehre über das Jenseits vor, die uns der pseudo-platonische Axiochos (371 A— 372 A) mitteilt: utia li^v roO aiöfiuTog J.voiv tiiv ipi'yJ,^ dg Tov ädi]hjv ywQSlv xönov y.azä Tr,y vTiöyeiov or/.raiv y.il. Schließlich kann man aus älterer Zeit noch die Genealogien des Akusilaos anführen, von denen Suidas (s. v. l-I/.oioi'/Mog) berichtet: eyQuipe de rtyea/.oyiag U öi'/.iiov yu'/./.Coy, tlg löyog UQeiv rhv -jtaxiqa. avioC; uQi'iiavici xiva roVrov xf^g ol/.iag aiioC. Auf ähnliche alte Aufzeichnungen aus der Urzeit führte Euemeros seine heilige Geschichte zurück (s. oben S. 381). Bleiben wir weiterhin noch bei alten Schriftzeichen, so erwähnt Dionysios von Halikarnaß (Ant. rom. 1 51, 1) eherne Mischkrüge, welche die Trojaner in Dodona geweiht hatten, wv Tiveg hl neqUioiv Iniygafpalg Ttdvv ägyalaig ör^XoCvreg robg dvai^eirag, und gleich darauf (51, 3) eine eherne Schale im Tempel der Hera Lakinia, yQccfpij dr^'/.oCoav aoyula %ov öuiQr,- oauivov rfj i>t(ü Jivdoc xoi-voua. Ebenso spricht Diodor (IV 56) von einem ehernen Dreifuß, der an die Argonauten in Berenike in der Kyrenaika erinnerte: yuly.oüv tqLtioöu xbv agyaloig fikv y.f-yaQciy(.iivov ygciiuiaoi, t-uyQc ök tCjv vuottQiov ygorcw dia- fuiyuvxa rxuQcc xoig Eit07ttQLxuig. Aus etwas jüngerer Zeit stammte der Diskos des Iphitos, der als Zeitgenosse des Ge- setzgebers Lykurgos galt; auf ihm waren die Bestimmungen über die Ekecheiria aufgeschrieben. Pausanias (V 20, 1) b,e- richtet darüber: b de xoü 'Irpixov dia-z.og tj)v Utyuqiuv, )]v tnl xolg 'OXvfiTxioig IrcayyfÜ.oraiv 'iD.tloi, ramr^v oi/. e.g evO-v tyu yeyQaufidr^v, äü.u lg y.v/lov o%i,uct 7CtQieioiv ht\ xö) öia/.io yqüitiiuxu.

Auch aus dem Material der Gerätschaften wurden historische vSchlüsse auf die Heroenzeit gezogen. So weiß Pausanias illl 3, Si aus der llias (XIII (512 und 050), daß

506 Friedrich Pfister

die Waffen in der homerischen Zeit aus P>z bestanden. Er findet dies bestätigt durch die Lanze des Achilleus in Phaseiis und das Schwert des Memnon in Nikomedeia: tov juev 1/ aix^ir] xai 6 G(XVQCori]q, ^ /ndxaiQa Ö€ v.al dicc Ttäorjg yp.ht.ov TCBTtotYitai, Arrian (peripl. 11) berichtet von zwei Ankern der Argonauten, die man in Kolchis zeige ; der eine, aus Eisen, scheint ihm jedoch nicht alt zu sein, wenn er auch durch seine Größe und seine Form von den zu seiner Zeit üblichen abweiche. Bei dem anderen aber, der aus Stein bestand, will Arrian die Berechtigung der Tradition anerkennen. Eine längere Auseinandersetzung dieser Art findet sich bei Athe- naios (VI 231 ff.). In der älteren Zeit war Gold und Silber sehr selten gewesen; daher war das goldene Halsband der Eriphyle und ein silberner Becher, wie ihn etwa Nestor besaß (vgl. Athen. XI 466 e ; 489 b), vielbewundert und berühmt. So waren auch die alten Weihgeschenke in Delphi meist aus Erz ; erst Gyges, dann Kroisos, nach ihnen Gelon und Hieron brachten dem Gott goldene und silberne Gaben dar. So sah man aus der Heroenzeit einen ehernen Dolch des Helikaon und einen ehernen Dreifuß aus den Kampfpreisen für die Leichenfeier des Patroklos; beide legitimierten sich durch Aufschriften. Weiterhin verweist Athenaios, wo er über die verschiedenen Arten der Trinkgefäße spricht, auf den bereits genannten Becher des Nestor, den man in Capua zeige, und (XI 474 f; 475 c) auf den Becher, den Zeus der Alkmene geschenkt habe. Plinius (bist. nat. XIII 88) spricht sein Bedenken über das Material eines Briefes des Sarpedon aus, den man in Lykien zeige, indem er an den homerischen Brauch erinnert. Ähnlich übt Pausanias (IX 41) Kritik an den Gegenständen, die man als Werke des Hephaistos zeigte, so am Mischkrug des Telephos in Patara, an der Truhe, die Eurypylos von Troja nach Patrai brachte, und am Schmuck der Eriphyle in Amathus. Nur das Szepter des Agamemnon in Chaironeia läßt er als echt gelten. Ebenso nennt Prokop (bell. Goth. IV 22 p. 573 B) das Schiff des Aineias, das man in Rom zeigte, navrelüjQ aniorov. Er beschreibt das merkwürdige Aussehen genau und gibt die Länge auf 120 Fuß, die Breite auf 25 Fuß an; die Höhe aber sei so, doov avrfjv eQsootad^ai /iirj advvata elvai. Das Schiff

Der Reliquienkult im Altertam 507

des Tlieseus wurde bis ins vierte Jahrhundert benützt, indem man die schadhaften Teile stets erneuerte (s. oben S. 335), so daß die Philosophen daran die Lehre vom av^avofievog }.6yog demonstrieren konnten (Plut. Thes, 23).

Die Naturforscher, so Theophrast und Plinius. wiesen auf die aus der HeroenzeJt stammenden Bäume hin, um die Lebens- fähigkeit der Bäume zu erweisen (s. oben S. 362), die Kunst- historiker machten Studien an den alten Bildern und Bau- werken, die als Überreste jener Epoche galten (s. oben S. 345 tt'.).

t^berhaupt wurden die meisten der nichtleiblichen Re- liquien der Heroen, wie wir sahen, nicht zu kultischen Zwecken aufbewahrt; sie wurden zum großen Teil nur als Sehens- würdigkeiten und Kuriositäten, meist in den Tempeln, die ja die Stelle von Museen vertraten, gezeigt und von den Reisenden. vor allem auch in römischer Zeit, mit Vorliebe aufgesucht ^^^

An den leiblichen Reliquien, soweit solche gelegentlich zu sehen waren, bewunderte man vor allem die Größe der Heroen, welche die der Menschen historischer Zeit bei weitem übertraf. Philostratos si»riclit zu Beginn seines Heroikos (p. 287 sqq. K) ausführlich hiervon, da der ungläubige phoi- nikische Seefahrer dem frommen Winzer gegenüber seinen Zweifel an derartigen Märchen ausspricht und vor allem j.fyöueva ^rtgl rov ^leyti^oug tüjv fiQWiüv, w^ öe/.a/tijx^iS foav, nicht glauben will. Der Winzer sucht ihn zu bekehren: sein Großvater habe ihm erzählt, einst sei das Grab des Aias drüben in der Troas durch die Wellen des Meeres zerstört worden und da seien Gebeine eines Menschen von elf Ellen zum Vorschein gekommen. Die Gebeine des Orestes, welche die Lakedaimonier in Tegea fanden, seien sieben Pillen lang gewesen und die Leiche, welche von Gyges in dem ehernen Pferd verborgen in Lydien unter der Erde entdeckt wurde (vgl. Plat. Rep. 11 359 D) habe die Größe eines Menschen übertrotfen. Vor noch nicht allzu langer Zeit habe man die dreißig Ellen langen Gebeine des Aithiopiers oder Inders Aryades am Orontes sehen können und am Vorgebirge Sigeion den Körper eines Giganten, den Apollon getötet habe; von

'" Vgl. die Bemerkung über die Perihegeteii Luk. Philops. 4; Fried- liinder, Sittengeschichte II' 172ff. ; 8. auch o. S. 325.

508 Friedrich Pfister

der Größe dieser Gebeine habe er sich selbst überzeugen können ; er maß zweiundzwanzig Ellen. Ebenso sei zu seiner Zeit auf der Insel Ikos bei Peparethos^^- ein Leichnam von zwölf Ellen Länge gefunden worden; ähnliches sei jetzt in Lemnos und Imbros zu sehen. Darauf erzählt der Winzer von den Gigantengebeinen, wovon wir oben (S. 425 f.) schon sprachen. Dort haben wir auch bereits auf solche Reliquien hingewiesen, welche offen sichtbar waren, so daß man ihre Größe bewundern konnte, so bei den Gebeinen des Hyllos, Otos und der Giganten.

Ähnlich ausführlich wie Philostratos spocht auch Pau- sanias (I 35, 4 ff.) von der Größe der Heroenreliquien. Auch er erwähnt die Gebeine des Aias, dessen Kniescheibe so groß wie ein Diskos erschien. Dann nennt er den Olympioniken Protophanes, den erdgeborenen Asterios auf der gleichnamigen Insel bei Milet und die Gebeine, welche man in Lydien fand und die für die Reliquien des Hyllos galten, Die Gebeine des Antaios, welche man in Libyen fand (s. unten Anm. 145), waren sechzig Ellen lang.

Anläßlich der Translation wurde die Größe des Orestes auf sieben Ellen festgestellt (Herod. I 68), die des Theseus (Plut. Thes. 36) und Pelops (Paus. V 18, 5) allgemein als übermenschlich bewundert. Ähnliches wußte man von der Größe der Überreste des kalydonischen Ebers (s. oben S. 324 f.) und des Seeungeheuers, das Perseus erlegt hatte (s. oben S. 325), zu erzählen.

Denn überhaupt dachte man sich die Menschen der Vor- zeit größer als die der Gegenwart ^^^. So erscheinen in Delphi die helfenden Heroen Autonoos und Phylakos (.litovsg ?) y.aTct av&Qd)7i(jüv (pvoiv (Herod. VIII 38), bei Lykophron (860) ist Achilleus dvdnrjxvg, wie er auch bei Homer (IL XXI 527) ähnlich wie andere Heroen TtelwQLoc, genannt wird, und der athenische r'iQwg lazQÖg Aristomachos hieß yJQtog öia rb ^uyeO-og tov ocbfiarog (Schol. Demosth. p. 437 Ddf). Folgerichtig sagt daher Vergil

*'^ Ikos statt des überlieferten Kos verrnntet r. Wilamowitz, Hermes XLIV (1909) 475.

1" Vgl. Tylor, Anfänge der Kultur 1381 f.; M. Mayer, Giganten und Titanen 3ff. ; L. Deubner De incubatione p. 12.

Der Reliquieukult im Altertum 509

(Georg. I 497) mit Hinblick auf die Zukunft, in welcher einmal ein Landmann beim PÜügen auf die Gebeine seiner, des Dichters, Zeitgenossen stoßen werde: grandiaquc effossis mirabitur ossa sepuhhris. Für diese Anschauung gibt Deuticke in seiner Ausgabe des Vergil weitere Parallelen aus römischen Dichtern. Auch bei christlichen Reliquien ward gelegentlich ihre Größe hervorgehoben. So sagt der Mailänder Bischof Ambrosius von den Gebeinen der Mailänder Heiligen Gervasius und Protasius, an deren wunderbarer Auffindung er selbst mit- gewirkt hatte (Epist. 22, 2): invenimus mirae magnitudinis viros duos, ui pHsca aetas ferebat. Der heilige Savinianus in Troyes maß zwölf Ellen (AASS 29. Jan. II p. 939). Besonders von der Größe des heiligen Christophorus wußte man zu er- zählen ; vgl. Collin de Plancy Didionnaire des reUquesl^^l 1 142 ff., der noch mehr derartiges (I 349 f.; II 140; III 59 f.; 90) an- führt. Auch die Länge Christi ward gelegentlich auf 189 cm, die der Maria auf 186 cm angegeben (vgl. Zeitschr. für österr. Volkskunde IV 1898, 152 f.).

510 Friedrich Pfister

Kapitel X Die Betätigung der Heroen und ihrer Reliquien

§ 39

Die Betätigung der Keliquien im Krieg und als Schutz

der Städte

Wenn man auf den Besitz der Heroengräber großen Wert legte ^^* und die Heroen selbst durch Opfer und Feste erfreute,

^^* Diese Wertschätzung der Gräber spricht sich auch in den häufig formelhaft wiederkehrenden Wendungen aus, für welche bereits Lobeck, Aglaoph. 276 eine Anzahl Ton Stellen gesammelt hat. So schon Aesch.

Pers. 402 ff. : m ttuiSes 'EXXjvcof ire, | iXsvdeoovre TTar^id'j EXtv&sQovTS §e | TiaZäas, ywalaas, ü'ecöi' re TiaTQcäoiv eSrj^ | ü'rj-Aas TS TiQoyovcov' vvv vticq Tiävrcov dyclir. Aeschin. de falsa leg. 152: n^dg rf] Tza-z^lSi xal r7j T(öv (fiXcov avvrjd'eia y.al Isqcöv aal tätpcov TtazQOJcov fisrovaiq. ebenda 23 : fifisls de^ ois ts^d aal rä^poi 7iQoy6vu»v vnaQ%ovaiv sv rrj naTQiSi. ebenda 74 : dno- ßlsTtEiv §s eis rcQonvXaia Trjs dx^OTtoXecos sytsXevov v/uäs , xal t//s if 2^aXa/u,ivi Ti^os rov JJioarjv vavfia^ias fx.sj.it'rjad'a.i xal xcöv tdifcov tcüv tt^o- yot'cov xal zaJv TQOTtaicov. Aeschin. in Ctesiph. 156: mv leod xal rixva xal rdtpovs dncöXeaev fj ztrj/j.oad'evovs Sco^oSoxla xal to ßaauXixov %Qvaior'. ebenda 259 : QsfiiaxoxXea. Se xal rovs SV Ma^ad'tUvi TsXsvTiqaavras xal rovs SV liXaraials xal avrovs rovs zdcpovs rovs rcöv Ttqoyovoiv ovx oXtad's arsva^siv, el 6 fierd rcöv ßa^ßä^cov ofioXoycöv roTs''EXXr]aiv avTiTi^arrsiv orscpavtod'rjaETai ^ Dem. de cor. 90 : xal aTtoxarsaraos rdv Ttdr^iov TCoXirsiav xal rcos vö/ticos xal rcos rdcpcos. de symmor. 32: t/s ovv ovzojs 8varvx7]S, öans eavrov^ yovsas, rdfovs, Ttar^iSa s'ivsxa xeqSovs ßpa^eos Tt^osa&ai ßovXrjasrat; Vgl. Dem. in Eubul. 28; 70. Lykurg, in Leoer. 8: ri yup yigi) TTad'slv rbv sxXtnövra fiiv rr^v Ttaroida^ fj.fi ßor,d'r]aavra 3e rols 7iarQ(öots IsqoTs, syxaraXmövra Sk ras rcäv

Der Eeliquienkult im Altertum 511

SO waren es natürlich nicht bloß Gründe der Pietät, die solches hervorriefen, sondern das Grab ^alt als schützendes Besitztum, durch das man sich am besten der Hilfe des Heros versicherte. Zwar ist überall zu beobachten, daß der Heros durchaus nicht an das Grab gebunden ist. Er kann allenthalben sich frei bewegen und seine Tätigkeit kann auch fern vom Grab sich bemerkbar machen ^'*. So antwortet der Weinbauer im Phi- lostrateischen Heroikos (p. 291 K) auf die Frage : nov dtanütat (6 (Pi).oATT;ii]g) ; folgendermaßen: rcork uiv Iv "Jidov, noxi öh h <I>i>iq. :rori ö' av tv Tgoia, ov oi txa'iqoi, y.clI rrgog ^i'^Qo: avüjv re /.al lldcptov yevoftevog äcpr/.vüTai /.ata ueorjifiQlav -/mi y.a^tiöei ly.iaOdg. Und demgemäß ist in den weitaus meisten Berichten vom helfenden Eingreifen der Heroen nirgends vom Grabe oder irgendwelchen Reliquien der Heroen, die hierbei eine Rolle spielten, die Rede. Der Heros konnte vielmehr überall, wo er bittende und opfernde Verehrer fand, sich tätig erweisen. Demgemäß gab es auch unzählige Heroenheiligtümer, bei denen nie etwas von Reliquien berichtet wird.

n^oyötiof &r,xai; Lesbcnax, Protr. 10 p. 30 Kiehr: SUaiov uiv ya^ zrj rrarp/^t dftireiv, iv /; taioätfrje, Siy.aiov ba IbqoH TtaruMots xal uf7]uaai xwv rt^oyörcüv. Dion. Hai. ant. VIII 7: najoiSoi re xai oiy.ov xal <fi).ü>v v.ai d'twv TiaToqJoJv xa'i TÜrpcov Ttooyoi'ixcöv y.al Tiavjoi aXlov aniXaad-eU dya&ov. ebenda VIII 35: dU.ä y.al &eovs aißcDV lois TiaTocöovi xal rä- fove aiSoifitvoi Ttpoyöreov x«i yrjv, i| T;i ifvv. Plut. Themist. 9: dScöv je hpa y.a'i rxaii^cov r;^ia npoteuevtov. Plut. Camill. 31 : EniScixvvuivT] fikv rioia xai rdfois naTfoojr, t:ztui^vr\ay.ovaa S's /(oq'kdv ieoüv y.at löntov dyicov. Dio Chry3. XII 10, I p. 167 Arn : oh idv vfiets id-ilrje ^welvai jaXXa kdaavres, xaiyoveli xai TiaToiÖai xai d-edii- le^d xai nooyövtov räfovs. XXV 4, II p. 279 Arn : xnl zf;v yiÖQav xai ir]v rtoLv TT^oeftfVOvi roli ßa^ßdooii xai detür ieoa xai rdtfovi Txooyörov iv rali vavol 7toir]auad-ai. Tidvja rd aifCTeoa TtQdyfiara. Lukian. Eun. 3: ft)e vTieg nmoiSos xtvSwevoiarji xai Itoüv -naTotöoJv xai jdffiov TtQoyovixüiv dycovi^ead-ai. Ael. V. h. II 28: dXX' oiTOt ii'ev oitb t-Tfo TiaroiSo: ovie vrxio rtaroiöojv 0-ecöv oxJie ui]v v.tfo nooyoviy.dJv r,nuov xaxo- na»or6tv. Es ist also ein rlietorischer Topos: unter den hüchsten Gütern werden neben Vaterland, Eltern, Frauen, Kindern, den Heilijjtümern der heimischen Götter auch die Gräber der Vorfahren genannt.

'" Genau ebenso nngebnnden ist auch der christliche Heilige; ja in der Hciltätigkeit scheint er noch freier zu sein. Denn im allgemeinen nahmen die Heroen nur im Tempelschlaf Heilungen vor (vgl. Deubner De incubatione 74, 86). während die Heiligen sich auch iu Privathäusern ein- stellten, um Kranke zu heilen; vgl. A. Franz. Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter l'J09 11 444.

512 Friedrich Pflster

^Ya^ der vorzüglichste Wirkungskreis der Heroen zu ihren Lebzeiten Krieg und Kampf gewesen ^^^, so war dies auch das Feld, auf dem man nach ihrem Tode vor allem ihre Hilfe erhoffte. Über ihr Erscheinen bei den Kämpfen der Perserkriege erzählten viele Legenden, die bereits Eohde (Psyche I 195 f.) gesammelt hat. Aber auch ihrer Hilfe in späterer Zeit wird des öftern Erwähnung getan. So erschienen die Dioskuren in der Schlacht an der Sagra den Lokrern gegen die Krotoniaten ^^^, am See Regillus halfen sie den Römern ^^^, ebenso im Krieg gegen Perseus ^■^^. Vor der Schlacht bei Plataiai befiehlt das Orakel, den sieben flgcoeg agxrjy^raL der Platäer zu opfern ^*°. Die flQcoeg sTtr/woioi Autonoos und Phylakos schützten Delphi vor den Persern ^*^, Hyperochos, Laodokos und Neoptolemos vor den Galliern ^*^; vor dem Angriff der letzteren bewahrte auch Marsyas das phrygische Kelainai ^*^. Die Lokrer ließen in der Schlachtreihe immer dem Aias einen Platz frei, und von seiner Tätigkeit in der Schlacht an der Sagra wird uns die bekannte Legende von Autoleon-Leonymos berichtet ^**. Von Idomeneus und Meriones sagt Diodor (V 79, 4) allgemein: xovrovg {.dv ovv wg fJQCoag irurpavelg riinwaiv ol KQfjTeg ÖLüifSQÖVTtog, ■dvovxeg Y.a.1 -/.ata rovg ev rolg Ttoleßoig y.Lydvvovg l7nK.a).ovf.i£voL ßo^jd-ovg.

In allen diesen und den von Rohde angeführten Beispielen ist von den Reliquien der Heroen keine Rede. Von der helfenden Wirkung dieser wird dagegen vielfach anläßlich ihrer Translation, wie wir bereits (S. 438 ff.) sahen, gesprochen. So überführte man die Gebeine des Orestes, des Pelops, des

1'* So heißt vQ^s in der Ilias stets Kriegsheld ; s. unten § 43. Daher wird der kriegerische Lamachos von Aristophanes (Ean. 1039) r.Qcos genannt. Vgl. das Schol. Z. Aristoph. Vesp. 823: tlyov Ss xal ol tj^casg navonliav.

"' Strabo VI 261; Cic. de nat. deor. III 11.

lä» Cic. de nat. deor. II 6; III 11; Dion. Hai. VI 13; Plut. Aem. Paul. 25. 13» Cic. de nat. deor. II 6; III 11.

'*" Daneben noch verschiedenen anderen Gottheiten ; Plut.Aristid.il.

1*1 Herod. VIII 37 f.; Paus. X 8, 7.

1*' Manche nannten dazu noch den Phylakos; Paus. X 23, 2.

1^' Paus. X 30, 9 : rov Ma^avov Ofiaiv inl tovs ßaoßaQove vSari re tjt rov TTOTauov y.a'i ftiXei rüjv avlcöv duvvavroi.

1'* Paus. III 19, 12 f.; Konon 18; Schol. Plat. Phaidr. 243 A.

Der Keliquienkalt im Altertum 513

Rhesos und des Theseus. um sich ihrer Hilfe im Kriege zu versichern; vgl. auch die oben in Anm. 968 besprochene Le- gende von Phalantos. Auch von den Watfen der Heroen werden bisweilen solche Wunder berichtet, worüber wir bereits oben S. 338 sprachen, so vom Schild des Abas und Aristo- menes, von den Waffen des Herakles und Philoktetes. Auch das Haar der Gorgo Medusa is. oben S. 321), welches den Schutz Tegeas sicherte, ist zu nennen, ebenso die Leuktrides, die Töchter des Skedasos (s. oben S. 308 f.), welche in der Schlacht bei Leuktra den Spartanern zum Verderben ge- reichten.

So wie ganz allgemein das Haar der Gorgo eg ffi).a/.iv Ti^c Tcokeiog diente (Paus. VIII 47, 5), so ward von den Gebeinen des Laomedon behauptet: novimus integro sepidcro Laomedontis, qnod super portam Scaeam fuerat, futa fuisse fata Troiana (Serv. Verg. Aen. II 241). Derselbe Servius (Verg. Aen. VII 188) berichtet uns von dem römischen Glauben: Septem fuerunt piguora, quae imperium Romanum tenent: lapis (iiberl. aii(s) matris deum, quadriga fictiUs Veieutanoruni, cineres Orestis, sreptrum Priami, velum Ilionae, paUadium, ancilia. Derselbe allgemeine Gedanke spricht sich in der Legende von Pha- lantos aus. wie sie Justinus (III 4) erzählt: er ward aus der von ihm gegründeten Stadt Tarent vertrieben und starb in Brundisium. His (den Bewohnern von Brundisium) moriens persuadet, ut ossa sua postremasque reliquias conterant et incite fipargi in foro Tarentiyionim curent. Hoc enim modo reciperare illoü patriam stuxm posse ApoUhieni Delphis cecinisae. Uli ar- bitrantes tum in nltionem sui civium fata prodidisse, praeceptis paruere. Sed oraculi diversa sententia fuerat. Perpetuitatem enim urbis, non amissionem hoc facto promiserat. Ita ducis exidis consilio et hosfium ministerio possessio Tarentina Par'theniis in aeternnm fundaia ; ob cidus beneficii memoriam Phalanto di- vinos honores decrevere. An anderer Stelle sagt Justinus (VII 2) vom Erbbegräbnis der makedonischen Könige (s. oben S. 305): ibiqiie non sh<i tantutn, sed et succedentium sibi regum ossa poni iussit (Perdiccas) praefatus^ quoad ibi conditae posterorum reli' quiae forent, regnum in familia mansurum; creduntque hac superstitione exstinctam in Alexandro stirpem, qui locum sepulturae Kflligionsgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 83

514 Friedrich Pfister

mufaverit. Ähnliches wird uns dann von Alexander und seinem Verhältnis zu Alexandreia berichtet (s. o. S. 434 f.).

Noch ein Beispiel aus ganz anderer Sphäre, in welchem derselbe allgemeine Gedanke zutage tritt. Nach der Oster- chronik (p. 67 B) sagt der sterbende Zoroaster zu den Persern : eäv xavGf] fxe %o tcvq, «t Tä>y xaioi^€vu)v /.lov doTecov eTtdqaxs xai (pvXd^arE, xat oüx k^iXelipet rb ßaoiXeiov kx Tfjg viiiwv y,öiQctg boov xqovov cpvXdTtBre ta efxa darea. . . . v.a.1 knoir^oav ol IJegaai Tia^tog siTtev avzoig' xat €%ovot, (pvXdrtovTeg zb Xelipavov amoü T€(pQü}&€v etog vvv. So vergleicht der Rhetor Aristeides (or. Plat. p. 229 sq. Dindorf) die in den Perserkriegen Ge- fallenen, von denen er sagt: [.ivrjf^üov T^g ägetfig rbv rdcpov xex,Tr]^i€voi xat VTtb yfjg ovrsg ttjv yfjV cpvXdTtovrsg avtijv, mit den Dämonen, von denen Hesiod (opp. 122) spricht: lod^loU ttke^i-Kay.0L, (pvlaxeg d-vrjrivv dv&QWTrtov, und sagt weiter von ihnen: xai qveod^al ye rriv yiotqav ov y^elQov 7) rbv Iv KoXiovi^ K€lfi€vov OlöiTtow, fj ei Tig äXXo&l Ttov ^f^g /af(>ag h xatgqy tolg ^üai xeZa&ai TtsTtiarevTai. Mit diesem Vergleich war Piaton an der oben S. 320 ausgeschriebenen Stelle der Re- publik vorausgegangen; ihm folgten außer Aristeides auch die Kirchenväter, so Clemens von Alexandreia, Eusebios und Theodoretos an den bereits (S. 320) genannten Stellen, indem sie diese Anschauung auf die Gräber der Märtyrer und Heiligen übertrugen. Und an anderer Stelle sagt Theodoretos (Gr. äff. cur. 8 p. 199 R), die Christen verehrten die Märtyrer dig 7iolLov%ovg %aX q)vlay.ag. In der Tat hören wir auch ge- legentlich von kriegerischen Heiligen, worüber wir unten noch zu sprechen haben werden.

§40

Sonstige Wirksamkeit der Gräber und Beliquien

Wie die Opfer, die man den Heroen darbrachte, und die Feste, die man ihnen feierte, die größte Mannigfaltigkeit zeigten, so ist auch die Tätigkeit der Heroen, die man hierfür erwartete, eine äußerst vielfältige. Sie beschränkte sich nicht auf kriegerische Taten und den Schutz der Städte, worüber

Der Reliquienkult im Altertum 515

wir soeben sprachen, sondern fast jedes Gebiet des mensch- lichen Lebens konnte von ihnen wirksam betreten werden. Ihre Tätigkeit ist ebenso vielseitig, wie die der christlichen Heiligen, von denen Theodoretos (Gr. cur. atF. 8 p. 217 R) sagt: ■/.ULI. Ol uiv vyiuivorrtg ahoCac Tr]c; vyeiag ri^v (fi).u/.^v, ol Ö€ tivi v6o(i) jra)Miovi€g xrjv xCbv iiad-i^udxiov ünu)j.ay^v ahovoi ök YMi äyovoi Tiaiöug, /.ai aztQKpai jiaQaAuKovoi yevioi/ui f.u]tiQtg, ■/.ul Ol Ti]odt Jt'g öiogeäg dito/Mvoaiteg ä^ioCoiv &Qxia 0(fioi (fi'/MX^^r^vcti tu düjQa. Andere bitten um die Hilfe der Heiligen, wenn sie eine Keise antreten; und wenn sie Heilung erreicht haben, geben sie ihnen ^^'eihgeschenke, o'i aty off^ak/^iöjv, oi de Tioöiov, a)J.üL de %eiqCov exti/iiouara.

Auch hierbei war die Tätigkeit der Heroen durchaus nicht au die Reliquien gebunden. Das Material, in denen dieser ausdrücklich Erwähnung geschieht, ist daher nicht so groß, daß es ein völliges Bild von der Wirksamkeit der Heroen geben könnte.

Ein merkwürdiges Beispiel von Fruchtbarkeitszauber überliefert uns Pausanias (IX 17, 4 ff.). Danach versuchten die Bewohner von Tithorea in Phokis jährlich, wenn die Sonne durch das Zeichen des Stieres (im April) ging, von dem ge- meinsamen Grabe der thebanischen Dioskuren Amphion und Zethos (s. oben S. 807), der Söhne der Antiope, in Theben Erde zu holen und auf das Grab der Antiope (und des Phokos, s. oben S. 310) zu werfen. Gelang ihnen dies, so trug ihr Land Frucht, das der Thebaner aber nicht. Daher stellten die Thebaner immer eine Wache aus. Dieser Brauch stützte sich auf folgendes Orakel des Bakis:

&XX' o/roxav Tid-OQelg \ln(fLovi re Zr]d-(o re yvxXa -mt tvxcjKag i-ietkly^iai' hl x^ovi xemj i}e).yof.Uyov xavQOio xXvxov fxivti r^e'/Joio, ■/.al x6x£ öij ite(pvla£,o tcoIu xa/.ov ov/. d'/.a.radvöv Ifj^öuerov xaQjcoi yciQ änofpO^ivv^ovoiv tv avxfj yaii g öaaoaiuviov, 'Pc!)-/.ov d' enl ai]fia (ptQÖvTOJV.

Einen Regenzauber übte man bei Tingis oder Lixos in Mauretanien am Grabe des Antaios^*'* aus. Darüber

"6 Nach Strabo XVII 829 liegt das Grab des Antaios bei Lixos, nach

33*

51(3 Friedrich Pfister

berichtet Pomponius Mela (III 106): tmde (vom Grab) uln aliqna 2)«r5 eruta est, solent imbres spargi, et donec effossa re- l^kixntur, evenhmt. In Chemmis in Ägypten war ein Heilig- tum des Perseus,"in welchem der Heros öfters erschien. Ließ er dort seine Sandale, von zwei Ellen Länge, zurück, so bedeutete dies ein gutes Jahr für ganz Ägypten ^^^y;^^ Um- gekehrt, als die Grabesruhe der Alkmene gestört wurde (s. oben S. 195), war Überschwemmung und Unfruchtbarkeit die Folge (Plut. de Socr. gen, 5).

Nach gelegentlichen Berichten sollen die Reliquien gegen Pest oder Hungersnot geholfen haben. Solches wird uns bisweilen bei Translationslegenden, wie wir bereits (S. 440 f.) sahen, berichtet, so bei Hektor, Hesiod, beim Schulter- blatt des Pelops und bei Theseus. Als kurz vor dem trojanischen Krieg in Lakedaimon eine Pest wütete, befahl das Orakel, ein Adeliger von den Lakedaimoniern solle nach Troja fahren und dort an den Gräbern des Chimaireus und Lykos opfern. Auf Grund dieses Spruches fuhr Menelaos selbst in die Troas^*'. Ebenso schlachteten auf Geheiß des Orakels, als Athen durch Minos belagert wurde und Hungersnot und Pest ausgebrochen war, die Athener am Grab des Ge- rais tos die Töchter des Hyakinthos ^*^ Als die Leiche des Palaimon während einer Hungersnot am Isthmos angespült worden war (s. oben S. 214), weissagte der Gott: ovy. allr^v i'ato^ai Tü)V ytay.Cüv Xvaiv i) zrjv ev.uvov y.r]Ö€iav xal Tiurjv öi' aycüvog kTtitacpiov. ravta de Ttqog oliyov TtoirjGavToiv rwv Koqlv- d^uov Xij.ibg TtakLV iTted^exo, xai exQtjaev 6 ^eog aiwvLOv Tr]v eig

Plut. Sertor. 9 bei Tiiigis; letztere Stadt ist nach Plin. hist. nat. V 2 von Antaios gegründet.

**§. Herod. II 91; vgl. Wiedemann in seinem Kommentar z. d. St. S. 369- ders. Philol. N. F. IV (1891) 179 f. Nach der Sohle {rdpaos) des Perseus sollte auch Tarsos seinen Namen haben, Jo. Ant. FHG IV 544.

1*' Lykophr. 132 f. und Tzetz. z. d. St. ; vgl. Schol. II. Ven. A B Townl. V 64 und Eustath. z. d. St. p. 521, 26.

^** ApoUod. III 15, 8. Die Töchter werden Antheis, Aigleis, Lytaia und Orthaia genannt. Nach der Atthis des Phanodemos (FHG I 366) hießen auch die Töchter des Erechtheus, von deren Opfertod man gleichfalls er- zählte, Hyakinthides ; diesen wurden nach Philochoros (FHG I 389) vrjfäXva dargebracht; s. auch Diod. XVII 15. Über eine ähnliche Sage von den Töchtern des Leos s. Eoscher II 1946 f.

Der Reliquieukult im Altertum 517

Tor i'^Qioa jifii^v vnuQXiiv /xu oiüpaiov at'/Ävov öia ib x«ra- Xi}övLov livai Tu (fvTÜv. So die Hypotliesis zu Piiulars Isthmischen Oden (p. 514 B). Ebenso erhielten die Bewohner von Smyrna während einer Pest vom Orakel den Befehl, das durch die Fluten angespülte Haupt des Orpheus zu bestatten (s. oben S. 213 f.). Bei einem ähnlichen Anlaß {loif.iog y.ai ä(poQia •yT^g) befahl das Orakel dem Grab des Kimon in Kittion einen Kult einzurichten (Flut. Kim. 19). Den Palinuros verehrten die Lukanier prodijiis acii caelestibus (Verg. Aen. VI o79), was Servius z. d. St. erklärt: Litcanis enim pcstilentia laborantibus respomlit oracidnm }uaiies Fuliymri esse ijlacandos. Auch galten manche Gräber dauernd als Stätten von Heilungen und Weissagungen ^^''. So sagt Pausauias (111 26, 9) vom Grab des Machaon in Gerenia an der lakonisch-messe- nischen Grenze : y.ul uvd^Qibrtoig vooiov iauata tiuqu töj Mayäovt eoTiv dqioi><JH. Ob die Heil- und Orakelstätteu des Kalchas und Podaleirios am Mons Garganus in Apulien als Gräber dieser Heroen galten, ward bestritten. Von ersterem zeigte man sonst noch Gräber in Klaros bei Kolophon ^^^, in Siris in Lukanien (s. oben 8.229) und vielleicht''^' auch in ".-/Qyog 'iTiTTiov (Arpi). Doch ist auf jeden Fall des Tzetzes Notiz (zu Lykopin-. 1050) erwähnenswert: tuui/aoiv oi Juvvlol i\roL OL Ka)MßQ(n Iv j.ir^/.ojToig -/.aO-evösiv iv zib rdtfqj tov [lodaXuqiov y.al y.a.iy VTivovg )Mf.ißdvtiv xQ)^ouovg l^ amov. slibO-aoc öe xal ev tCji TtXr^oiov rtoxa^iG) '^Jkü^cävof diTtoXovEoO-at äul civtol aol %a &Qi^iuaxa uvxCov /ml hciy.aXtlai}ctL thv Uoöa/.eiQLOv xai lüaO-ai. Auch das Grab des Sarpedon im Orakelheiligtum des ApoUon Sarpedonios (s. o. S. 455) ist in diesem Zusammenhang zu nennen, ebenso vielleicht (s. oben S. 338) die Lanze des Achill eus iin Athenatempel in Phaseiis. In Lesbos weis- sagte das Haupt des Orplieus'".

HO Vgl. vor allem hierzu L. Ueubuer De incubatione capita qnattuor Teubner 1900.

•»0 Apollod. Ep. Vat. (j, 2 f.; Strabo XIV 642; Tzetz. zu Lykophr. 427 ff.; 978«.; UU7.

"*' Tzetz. Lykophr. 1047: jix^nnTut ftiv 6 Kt')./,us iv^A^yei. Jmnnsch, Klaros S. löi) denkt hier vermutung.sweise an Arpi.

'" Philostr. Her. V 3 p. 306K; s. oben .S. 213 und 322; auch Philns'r. Ap. Tyan. IV 14 p. 70 K.

518 Friedrich Pfister

Daran schließen wir endlich eine Reihe von Nachrichten an, welche von irgendwelchen Wundern und Erscheinungen an Heroengräbern sprechen oder von Wundern erzählen, welche von sonstigen Reliquien ^^^ verursacht wurden.

Daß Achill eus an seinem Grab dem Homer erschienen sei, hören wir aus der Homer-Biographie (p. 31 Westermann) und aus dem Scholion zu Plat. Phaidr. 243 A: {Tbv "Ofir^gov) Ttouiaivovta Ttaga tu) TÜffO) tov "AiüXivjo, nolXäo, rivag yf.axa- ßalsad^aL sig tov ijgcoa xoctg y.al oiecpdvovg -mi itaQav.aKüv avxov o(fd-f-va.L avTto' 6 de f^QOjg wcfdr^ (.lexä r^g TtavoTiUag käf.i7twv y.al "Oui]Qog {.li] iveyy.cüv ti]v d-iav xal ttjv lafXTtrjööva rwv oTtXwv krv(pliüd-r^. Daß mit der Erscheinung ein unerträg- licher Glanz verbunden ist, ist ein üblicher Topos ^^* in solchen Epiphanielegenden; am bekanntesten ist seine Ver- wendung in der Erscheinung von Damaskos, act. ap. 9, 3 ff.: . . . e^auprrjg ze aviov 7t€Qii]aTQCnp£v (pwg e/. tov ovoa- vov . . . j]y€Qih] öe Havlog äno xijg yf^g^ rjvoiyi-ieviov öe rwv bcpd-aXuöjv avTOv ovökv ßXsTtev.

Aus dem Grab des hundertarmigen Riesen Aigaion- B r i a r e 0 s am Rhyndakos entspringen, der Zahl seiner Arme entsprechend, hundert Quellen; Eustath. zu II. 1402 f. p. 123.

15* Im folgenden sind natürlich nur, wie auch vorher, die Legenden berücksichtigt, welche mit Eeliquien unmittelbar oder mittelbar zusammen- hängen. Da der Heros jederzeit auch fern von seinen Reliquien wirken kann, wäre eine Untersuchung dieser gesamten Legenden von Interesse.

1^* Eine Reihe von Beispielen führt Deubner aaO. 10 f. an; vgl. dazu etwa Lactant. div. inst. II 7, 19, der vom Demeterbild in Milet erzählt, die Soldaten Alexanders seien, als sie es berauben wollten, durch Glanz ge- blendet worden. Soph. Öd. Col. 1647 ff.: als Oidipus verschwindet, hält sich Theseus die Hand vor die Augen: ojg Senoü nvoi \ (fößov (favkvioi ovS" dvaay^erov ßUnEiv. Ähnlich Herakleides Pont, bei Diog. Laert. VIII 68 bei der Entrückung des Empedokles: sItu s^avnarda (der Erzähler) scooa-

y.evai ycög ovoäviov y.al XauTXaScov (fiyyo?, liV.o Ös fir^Sii'. Der Athener

Epizelos erblindet in der Schlacht bei Marathon durch den Anblick einer Erscheinung (Herod. VI 117), ebenso wie der Chersonite Xeinis, als er den Protesilaos sah (Philostr. Her. p. 285 K). Häutig bei Heiligen : Acta ap. apocr. II 1, 67: II 2, 9; Tischendorf Apocahjpses apocryphae 1866 p. 125, 126, 128. Vgl. auch E. Dobschütz, Christusbilder, im Index s. v. Glanz.

Der Reliquienkalt im Altertum 519

Die an das Grab des Aipytos gehendeu Tiere werden unfruchtbar; Schol. zu Theukr. Id. I 125 f.

Am Grab des Aristomenes erhalten die Messenier durch folgenden Brauch Weissagungen: sie binden den zum Opfer bestimmten Stier an der auf dem Grabe stehenden Säule fest; bewegt sich die Säule, wenn der Stier wild wird, so gilt dies als günstiges Vorzeichen; Paus, IV 32, 3.

Der Stein in Kyzikos, den die Argonauten als Anker benützten (s. oben S. 335), mußte mit Blei befestigt werden, da er sich früher oft von seinem Platz entfernt hatte; man nannte ihn lapis fu(jitivus\ Plin. bist. nat. XXXVI 99.

Die auf den Gräbern der Boreaden Kaiais und Zetes stehenden Stelen bewegen sich beim Wehen des Boreas; Ap. Rhod. I 1304 tf. und Schol.; Hyg. f. 14.

Der Knöchel des Giganten Damysos wird von Cheiron aus dem Grab geholt und dem Achilleus eingesetzt; Ptol. nov. bist. p. 195, 15 Westermann.

Das Halsband und der Peplos, den Harmonia bei ihrer Hochzeit mit Kadmos von den Göttern zum Geschenk erhielt, brachte jedem Besitzer Unheil; vgl. die betr. Artikel (Alk- maion, Amphiaraos, Amphoteros, Eriphyle, Harmonia) bei Koscher. Schließlich wird beides nach Delphi geweiht; s. oben S. 334. Von hier raubten es die Führer des heiligen Krieges und schenkten es ihren Frauen, denen es aber wiederum Un- glück brachte: Ephoros bei Athen. VI 232, FHG 1275; Diod. XVI 64; Parthen. 25.

Von den Thebanern, welche im Besitze der Reliquien des Hektor (s. o. S. 193 f.) waren, sagt das Scholion Ven. AB zu II. XIII 1 : xara rohg intiyovtag y.aiQoig ejci/.aXovyTai tt^v Lil- (fdniav avxov. Von der Rache des beleidigten Heros in der Troas, die jedoch mit seinen Reliquien nicht in Zusammen- hang steht, weiß Philostratos, Her. p. 295 sq. K zu erzählen.

In Therapne befand sich ein Heiligtum des Menelaos mit den Gräbern des .Menelaos und der Helena (Paus. III 19, 9 f.). Von diesem Heiligtum berichtet Herodot (VI 61) die Legende von einem häßlichen Mädchen, das täglich, damit es hübsch würde, von seiner Amme zu der heiligen Stätte getragen wurde. Eines Tages sah die Amme die P^rscheinung einer Frau, welche

520 Friedrich Pfister

sie nach ihrem Wunsche fragte, den Kopf des Kindes be- rührte und weissagte, daß es das schönste Mädchen in Sparta werden würde. Dies geschah auch.

Nach alter Sage wanderten Kadmos und Harmonia von Theben nach Illyrien aus. Bei Dyrrhachion befand sich ihr Grab; Phylarch bei Athen. XI 462b (FHG I 345); Ap. Rhod. IV 507 ff.; Kallim. bei Strabo I 46; Eratosth. b. Steph. Byz. s. V. JvQQdxtov; Ps.-Skylax 24 f. (Geogr. Gr. min. I 31). Dabei standen, wie Dion. perieg. 394 ff. (vgl. Eustath. dazu) berichtet, zwei Felsen ; wenn diese sich bewegten und einander näherten, so bedeutete dies Unglück.

Von dem Stein der Kassandra berichtet Ampelius 8: llio lapis quadrata, uhi Cassandra fuü allig ata; quam si a)tfe tangas aut fricueris, lac deniiUit; ex altera autem parte simüiter si frices, quasi sanguinem remittit.

In Kelainai in Phrygien bewahrte man die Haut des von ApoUon geschundenen Marsyas auf; s. oben S. 322. Von ihr erzählt Aelian (v. h. XIII 21), daß sie sich bewege, wenn jemand die phrygische Weise spiele, daß sie aber ruhig bleibe, wenn jemand apollinische Musik mache.

Vor dem Proitidischen Tor in Theben zeigte man die Gräber der Söhne des Oidipus, Eteokles und Polyneikes, die im Zweikampf sich getötet hatten. Wenn die Thebaner ihnen Opfer darbringen, so teilt sich die Flamme und der Eauch in zwei Teile, die voneinander abstehen; Paus. IX 18, 3 f. Dazu fügt Pausanias den Bericht über das Grab des Pionis in Pioniai am Kaikos: fiellövTtov öe Ivayiteiv auttp -/.anvog avTÖ/iiaTog äveiatv Ix zov rdcpov.

In den See Bolbe auf der Chalkidike münden zwei Flüsse, Ammites und Olynthiakos. An letzterem liegt das Grab des Olynthos, eines Sohnes des Herakles und der Bolbe. In den Monaten Anthesterion und Elaphebolion steigt eine Menge von Fischen den Olynthiakos hinauf zum Grabe des Olynthos, von seiner Mutter Bolbe gesendet. Und es ist wunderbar, daß sie nie über die Stelle des Grabes hinausgehen. Früher brachten die Bewohner im Elaphebolion Totenopfer dar, später im Anthesterion. Deswegen steigen nur in diesen beiden

Der ßeliquienkiüt im Altertum 521

Monaten die Fisclie den Fluß hinauf; Hegesander bei Athen. VIII 334 e, FHG IV 420 f.

Bei Libetlira in Pierien war frülier ein Grab des Orpheus: auf einer Säule stand der Behälter mit den Gebeinen des Heros. Die Bewohner der Stadt hatten das Orakel erhalten: intiöav liöi] rot ootü xov 'Ogcfiiog i'^hog, Ti]viy.avxu vno avbg &7C0- ulad^ctL yJißr^&Qloig x\v nöXiv. Dies hielt man für unmöglich und war sorglos. Eines Tages um die Mittagszeit lehnte sich ein Hirte an das Grab und schlief ein. Und im Schlaf saug er laut und schön Lieder des Orpheus. Da liefen alle Leute von der Feldarbeit zusammen, um den Gesang zu hören. Dabei stießen sie sich, um möglichst nahe dem Sänger zu sein und plötzlich fiel bei dem Gedräng der Behälter mit den Gebeineu des Orpheus heiab und zerbrach; so sah die Sonne seine Überreste. In der folgenden Nacht trat der Bach, ICg ge- nannt, über seine Ufer, vom Kegen angeschwemmt, und zer- störte Libethra. Später wurden die Gebeine des Orpheus nach Dion überführt. So Paus. IX 30, 9tf.; vgl. 30, 7.

Das Haupt des Orpheus wollte man in Lesbos und am MelesÜuß bei Smyrna besitzen. An beiden Orten sollte es durch die j\Ieeres Wogen angespült worden sein (s. oben S. 213 und 322). Singend war es durch das ^leer geschwommen und völlig un verwest und unentstellt wurde es aufgefunden "^^. Dichter wie Phanokles (bei Stob. LXIV 14) und Ovid (met. XI 50 if.) haben diese wunderbare Reise besungen. Auch von dem Tönen der Leyer, welche mitschwamm, wußte man zu erzählen. Hygin (astr. II 7) sagt von den Lesbiern: pro quo beneficio (Bestattung der Reliquien) ad muskam artem ingenio- sissimi exisiimantur esse. Von der Leyer, die man im Tempel

'** Konon 45: xaliöxt äSovaay xn't ftrjökv nadovaay v:id rPfi^u^äoarje, fir,Si uf.Xo rtöf Sau y.rjpes uvdniöm.fnt vey.piöy ai'aj^rj tfiijovaif, d/j.' irrnx- uä^oram- avii]i' x«i ^oiiy.ot y.ni löiE niiiaji nein no/.vr /pöroj' i'nnv't'ovauf.

Sonst wird in den antiken Sapeu vom Typus der Skyllalegende (s. oben S. 211 ff.) in der Kegel nicht die wunderbare Kraft der Keliquie betunt, die etwa der Fahrt eine bestimmte Richtung verleiht. Nur von den Waffen des Achilleus wird berichtet, dati sie beim Schiffbruch des Odyaseus ins Meer gefallen seien und, gewiß nicht zufällig, am Grube des Aias an- gespült worden seien; Paus. I 35, 4 ; Ptol. Ueph. nov. bist. p. 192 W; Anth. Pal. IX 115 f.

522 Friedrich Pfister

des Apollon in Lesbos aufgehängt habe, erzählt Lukian (adv. ind. 11) folgende Geschichte: als Neanthos, der Sohn des Pittakos, hörte, daß die Leyer des Orpheus noch nach dessen Tode töne, ohne daß jemand sie berühre, wollte er sie be- sitzen und bestach den Wächter, sie mit einer anderen Leyer zu vertauschen. Nachts versuchte er vor der Stadt seine Künste (ärex^ov y.al ä/^iovoov vsavioxor, kXjiitovxa (.lekrj riva ^eorreota v/rrjxijoaiv trjv Xvgav, vcp' wv ndvrag 'Katad^fK^ELV ycal yii]li]Otiv xal f.iay.6Qiov eaea&at ylr]Qovoi.ir]aavTa TTjg ^OQCpewg uovoiz^g), aber da liefen die Hunde zusammen und zerrissen ihn.

Der Winzer im Philostrateischen Heroikos wird oft der Erscheinung des Protesilaos gewürdigt, so daß er eine genaue Beschreibung des Heros geben kann; s. p. 290 K.

Den Argonauten erscheint Sthenelos, der Sohn des Aktor, an seinem Grab bei Herakleia; vgl. Ap. Rhod. II 911 ff.:

fjKS yaQ avTVj (Deqatcpovri \pvx^]v TtolvddxQVOv yJy.TOQldao }.ioooii€vr]v Tvr^öv ntq 6^ii]d-£ag ävögag iöeod-ai. Tvußov ÖS Gxecpdvi^g ertißag a/.OTtidusTO vfja Tolog Icüv, oiog rtöXsfxövö' Hsv d[.irpi öe xaXi] TSTQdcpaXog cpoLviAi Xörpro i7teXd(.i7tET0 TtrjXrj^. xal Q ' o i-ikv aöd^ig i'övve /.leyav töcpov. oi ö' tOLÖävieg d^dußr^oav.

Der Scholiast bemerkt hierzu: de ttsqI rov siödüXov avzhg (Apollonios) EnXaaev. Vgl. auch die unten S. 524 besprochene Erscheinung des Polydoros bei Vergil.

In Sparta besaß man die Gebeine des Talthybios, des Herolds Agamemnons, des Gentilheros der spartanischen Herolde (s. oben 8. 304). Als Dareios Gesandte nach Griechen- land schickte, um von den Hellenen Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung zu fordern, warfen die Spartaner die persischen Gesandten in einen Brunnen. Seit der Zeit zürnte Talthybios, bis sich zwei Spartaner erboten, freiwillig zur Sühne zum Perserkönig zu gehen. Xerxes aber rächte den Tod jener Gesandten nicht, sondern entließ sie unbestraft. Darauf hörte der Zorn des Heros auf. Herod. VII 133 ff.; vgl. Paus. III 12, 7.

Der Reliquienkult im AJtertuui 523

Vielleicht kann auch hier rb xüiv ucttiov delua in Olympia, der Taraxippos erwähnt werden: eine Erdaufschüttung innerhalb des Stadions, die von manchen als Grab eines Heros anjresehen ward. Pausanias (VI 20, 15 f.) sagt darüber: (7x»>a /<fj' Siüuov 7C(QiffeQoC\; ioxi, jcagad^tovrag öh y.ata xomo toig 'tTtrrovg fpoßog xc avrlxa laxigog &7t' ovöeuiäg jcgorpäotiog (favegäg ■/.cu ä'to Tov fpößov )M{.iß(xvEi tttQaxT^, zd te öi] liguaja Kaxa- yvvoiaiv log eTtiitav y.ai ol i]vioxoi tu Qi'oa/.owai' xa/ jovöe ijioyoi tve-/.a O^vaiug 0-vnvai xai '/eviad^ai otfioiv 'ü.tiov (ixoiTUi tov TuQd^irtTtov. Pausanias gibt sieben verschiedene Erklärungen über dieses Schreckensgespenst ab (s. oben S. 464, Anm. 82j und erwähnt dann ähnliche Erscheinungen im isthmischen und neraeischen Stadion: eori de /.al h 'lo&uq) TcxQÜ^iTtnog r'/.ar/.og 6 Iioccpov yereod^ai öh aviG) ri^v reXevTTjv '/Jyoioiv vno rä)v htTiiüv, öre ^'Amarog rot &d-la ed-r^/xv krtl jq) ttuiqi. Iv Ntuia öe t/; U^yeiiov i'^oiog usv r^v ovdelg, Hang eß)M7ixe Tolg 'iTCTtovg, sondern hier seien es glänzende rote Felsen, welche die Pferde schreckten.

Reihen wir hieran noch eine Anzahl von merkwürdigen Erscheinungen von Blumen und Pflanzen, welche auf Hei-oengräbern wuchsen (s. auch oben S. 412 f.).

Auf dem Grabe des Aias in der Troas soll zuerst die rote Hyakinthosblume geblüht haben, auf deren Blütenblättern die Schriftzeichen .-11 AI stehen; Euphorion frg. 36 Mein. (38 Scheidweiler); Ovid, met. XIII 394 f. Pausanias (I 35,4) berichtet ähnliches vom Heiligtum des Aias auf Salamis: J.e'yovOL öh nl rtegi ri^v Icxlaulvct oiyioüvteg aTiod^avovxog Äiuvzog To ävO-og Offiaiv tv rj] yfj tött cpavf^vaL ttoCötov Uv/mv eotiv, iTifOL&Qov. y.oivov /.al avto e/.aooov /.ui ra (fvl/M- yQauuata de erceoTiv ola zolg lavüv&oig xai tovtok Vgl. auch Greve bei Röscher I 2764.

Auf dem Grab des Bebrykerkönigs A mykos am Bosporos (s. oben S. 282j wuchs der Wahnsinnslorbeer; wer von ihm einen Zweig mitnahm, wurde wahnsinnig. Schol. Ap. Khod. II 1 59. Plin. bist. nat. XVI 239 : cius fumulus a supremo die lauro tefiitnr. quam insanam vocaxt, quoniaw, si quid ex ea decerpfiim i)if(mtur tiavihus. iurgia fiunt, donec abiciatur. Vgl. Dion. Byz. 95 p. 30 \\'ei>cher; Ptol. Heph. p. 187, 23 Westermann.

524 Friedrich Pfister

Von dem Granatapfelbaum auf dem Grabe des Menoi- keus am Neistischen Tore von Theben berichtet Pausanias (IX 25, 1): %ov -/MQTtov dh öviog TienilQov öiuQQr^^avTc aot to inTÖg XoiTtöv kotiv evqilv to evöov aiaatL e^upegeg.

Polydoros, der Sohn des Priamos und der Hekabe, war nach einer Version bei Ainos an der Hebrosmündung bestattet. Nach Vergil kommt Aineias an den Grabhügel, ohne zu wissen, wem er gehört. Aen. III 22 ff.:

Forte fuit iuxta tumulus, quo Cornea summo virgulta et densis hastilibus horrida myrtus. accessi viridemque ab humo convellere silvam conatus, ramis tegerem ut frondentibus aras, horrendum et dictu video mirabile moustrum : nam quae prima solo rupta radicibus arbos vellitur, huic atro linquuntur sanguine guttae et terram tabo maculant. Mihi frigidus horror membra quatit, gelidusque coit formidine sanguis.

Aineias hört darauf eine Stimme aus dem Grab ertönen, welche sagt, daß dies das Grab des Polydoros sei. Sodann richtet Aineias den Tumulus wieder her und opfert dem Verstorbenen. Vgl. auch Servius z. d. St., der auf Ovid, met. VIII 761 ff. verweist, Weniger gut ging es dem Athener, der den Hain des Heros Anagyros verletzte und deshalb von dem Geschädigten schwer bestraft wurde ^^^ Als im Jahre 491 der spartanische König Kleomenes sich im Wahnsinn tötete, wurde dies von den Argivern als Strafe aufgefaßt, weil er den zwischen Argos und Sepeia liegenden Hain des Argos, in den sich die Argiver geflüchtet hatten, verbrannt hatte ^^^ Über die Bäume am Grab des Protesilaos haben wir oben S. 411 bereits das Material zusammengestellt.

Schließlich seien einige Gräber genannt, die bei be- stimmten Anlässen und zu bestimmten Zwecken auf- gesucht zu werden pflegten. Der Iphigeneia in Brauron

156 Hieronymos iv tm nsol Toa/coSionoicöt^' bei Apostol. IX 79; Zenob.

III 55; Suid. S. V. 'xifayvQäatos.

=" Herod. VI 75; 78 f.: Paus. III 4, 1; vgl. Apostol. IV 27; Diogen. III 10.

Der Reliquienkult im Altertum 525

wurden die Kleider der verstorbenen Wöchnerinnen geweiht (s. oben S. 495). Das geraeinsam bestattete Liebespaar Leontichos und Rhadine in Samos wurde von Liebenden besucht (s. oben S. 308). Ebenso pflegte man am Grab des lolaos in Theben Liebesschwüre abzugeben (Plut. amat. 17; Aristot. bei Plut. Pelop. 18). In Chics wandten sich die entlaufenen Sklaven an Drimakos, den i'^gtog Eiuevr^g, der einst selbst ein Sklave gewesen war. und brachten ihm SciraQxai dar; doch teilte dieser Heros auch den Herrn ge- legentlich im Traum die Anschläge der Sklaven mit (Nym- phodoros bei Athen. VI 265c). Ebenso galt das Theseion in Athen als Asj'l für Flüchtige (s. oben Anm. 746). Die Leistung eines Schwures am Grab des Palaimon war be- sonders bindend; dg d'äv kiTaCOu i] Kogir^itor r, ^€vog irriooxa ofioaij, ovöeuia totiv ol «/;x«J''/ öiacfvyeiv tov ugy.ov (Paus. II 2, 1).

526 Friedrich Pfister

DRITTEE TEIL

Geschichte des Reliquienkultes

Einleitung

Wenden wir uns nun der Geschichte des Reliquienkultes zu, so treten uns hier vor allem zwei Aufgaben entgegen, denen wir uns nicht entziehen dürfen. Einra alistdieEntwicklung des innern Gehaltes und der allgemeinen äußeren Form zu behandeln. Hierbei ist zunächst das ursprüngliche Wesen und die Entstehung des Reliquienkultes ins Auge zu fassen und fernerhin seine Geschichte zu verfolgen von der Entwicklung aus dem Grabkulte bis zur Partikelverehrung der christlichen Zeit, Dabei ist auch zu achten auf die Ver- allgemeinerung der Heroisierung und den Herrscherkult in späterer Zeit und auf die geographische Verbreitung des Heroenkultes, ferner auf die allmähliche Umwandlung des antiken Heroenideals zum Ideal des christlichen Heiligen.

Neben dieser religionsgeschichtlichen Seite aber darf eine mehr literargeschichtliche nicht übersehen werden, da sie die notwendige Ergänzung zu einem Gesamtbild liefern muß: eine Untersuchung der wichtigsten Literaturgattungen und ihres Verhältnisses zum Reliquienkult, vor allem des homerischen Epos, einiger Formen der Lyrik, der griechischen Tragödie, der hellenistischen Geschichtsschreibung und der hellenistischen Epik.

Es war bei der Art des von mir behandelten Themas unausbleiblich, daß ich gelegentlich das eigentliche Gebiet

Der fieliqaienkult im Altertum 527

verließ und Untersuchungen anstellte, die unter den weiteren Begriff „Heruenkult"' gehörten. Dies war in der Natur der Sache begründet, da der Reliquienkult eben ein Teil des Heroenkultes ist, und die Betrachtung des Teils uft nur bei Beleuchtung des Ganzen fruchtbringend erfolgen konnte. Einmal aus Pietät gegen das nicht von mir selbst gestellte Thema, dann aus dem Grunde, weil ich nicht weniger geben wollte, als was der Titel versprach, wählte ich nicht die Aufschrift „Heroenkulf. Manche meiner Kritiker haben mich in liebens- würdiger Form hierauf aufmerksam gemacht, Sam Wide auch in etwas schärferer Weise. Gleichwohl halte ich das Ver- brechen des Mehrgebens für geringer als das des Weniger- gebens oder gar der Unvollständigkeit. Doch mag man hierüber anderer Meinung sein, und ich darf meinen Kritikern meine Ansicht nicht aufzwingen.

Kapitel XI

Wesen, Entstehung und älteste Geschichte des

Reliquienkultes

§41

Das Wesen des Keliquienkultes

Im allgemeinen tritt uns der Reliquienkult im klassischen Altertum als Grabkult entgegen: die Gebeine des Heros ruhen im Grabe. Die Tätigkeit des Heros ist dadurch zwar nicht ausschließlich an das Grab selbst gebunden, aber wer im Besitze des Grabes ist, hat am ehesten die Möglichkeit, der Hilfe des Heros teilhaftig zu werden. Doch nimmt der Begriff „Keliquienkult" nur einen Teil des weiteren Ober-

528 Friedrich Pfister

begriffs ..Grabkult" ein. Denn der Grabkult, soweit er ledig- lich Totenkult ist, ist noch kein Reliquienkult: das Objekt des Reliquienkultes ist kein gewöhnlicher Toter, es ist ein Heros. Also ist Reliquienkult im antiken Sinn im allgemeinen, soweit er sich auf die leiblichen Reliquien bezieht, der einem Heros gewidmete Grabkult. Nur ganz wenige Spuren antiken Reliquienkultes fallen nicht unter den so definierten Begrilf: dahin gehören zum Teil die wenigen Nachrichten über Reliquienpartikel und Reliquiare, ferner die gleichfalls nicht häufige kultische Verehrung, die man den Gerätschaften aus der Heroenzeit, so dem Szepter Agaraemnons, zu teil werden ließ.

Daher ist der Unterschied zwischen Toten- und Heroen- kult oder zwischen Grabkult und Reliquienkult (Begrilfe, von denen immer der zweite ein Teil des allgemeineren ersten ist), nur in dem Maße und in der Stärke zu suchen, mit welcher das Objekt des Kultes nach dem Glauben der Verehrer zu wirken vermag. Mit der Größe der Wirkung aber nimmt der Kreis der Verehrung zu. Daher tritt als weiterer sekundärer Unterschied zwischen Grab- und Reliquienkult oder zwischen Toten- und Heroenkult der Umfang des Verehrungs- kreises, der in geradem Verhältnis zur Wirksamkeit des Verehrten steht.

» Wenn uns gelegentlich aus christlicher Zeit Fälle ge- meldet werden, in denen an irgendeinem bisher unbekannten oder kaum beachteten Grabe, von dessen Inhaber man oft nicht einmal den Namen wußte, plötzlich wunderbare Zeichen und Wirkungen geschahen, so daß dies den Anlaß zur Ver- ehrung des Grabes bot ^^^, so sind dies natürlich Ausnahmen. In der Regel wird man von den zu Lebzeiten des Verehrten vollbrachten Taten manches zu erzählen wissen, und auch in jenen Fällen trat bald die Legende hinzu, die auch von dem Leben des hier Bestatteten, der so plötzlich die Auf- merksamkeit erregt hatte, berichtete. Denn gerade die zu Lebzeiten verrichteten Werke gewährleisteten es, daß auch der Tote noch in besonderer Weise zu wirken vermöchte. Daher

*•" Vgl. Lucius, Die Anfänge des Heiligenkults 146 S.

Der Reliquienkult im Altertum 529

geliüien weitprhin zu den Voraussetzungen des Heroenkultes die Ada Herouni . Legenden, wenn es sich um mythische Heroen handelte, mehr oder minder ausgeschmückte historische Berichte, wenn historische Personen in Betracht kamen. Wir ki'nnen uns daher niciit wundern, wenn wir sehen (unten § 49), daß es in Rom keinen Heroenkult gab, wo man von volkstüm- lichen Heroenlegenden nichts wußte, sondern wo man höchstens aus späterer Zeit stammende, künstlich zurecht gemachte Berichte besaß, die zum Teil nur in der gelehrten Sphäre zu Hause waren.

Denn da nur dasjenige zum Objekt des Kultes werden kann, das die Fähigkeit, sich irgendwie zu betätigen, nach dem Glauben seiner Verehrer besitzt, so ist aus der Tatsache des Reliquienkultes zunächst der Glaube zu erschließen, daß die zu Heroen gewordenen Verstorbenen noch wirksam, helfend oder schädigend, sich zeigen können. Dies ist der Glaube, der allgemein die Grundlage des Heroenkultes ist, wie er es auch des Totenkultes überhaupt ist. Deutlich spricht Piaton (Legg. XI 927 A) dies aus: al tüjv TelevTt^adi- tojv xpvyal övvaiiiv €XOvoL ziva zelevzr^aaoai, J] tGjv y.ar' äii^QcjTioig 7iQayuäTcov iTiifieXovyTai.

Weiterhin ist also eine Voraussetzung des Heroenkultes der Glaube, daß Menschen, welche zu ihren Lebzeiten Über- menschliches geleistet haben, auch noch nach dem Tode mehr als andere Verstorbene zu wirken vermögen, d. h. daß in ge- wissen Lebenden übermenschliche Kräfte tätig sind, die auch über das Grab hinaus sich noch betätigen können. Solche Menschen sind nun in erster Linie die mythischen Heroen gewesen, die großen Helden der sagenhaften Vorzeit. Aber auch in jeder Gegenwart gibt es solche, die nach dem Tode der Heroisierung würdig erscheinen.

Daher ist eine weitere Voraussetzung des Reliquienkultes ganz allgemein der Glaube, daß es Menschen gibt, denen übernatürliche Kraft, d. h. etwas Dämoni.sches an- haftet, vermöge dessen sie Wunderbares zu tun imstande sind, ein Glaube, der sich auf jeder Kulturstufe findet, mag man nun annehmen, daß solche Menschen von einem Dämon besessen, Öaiuövioi sind, oder vom heiligen Geist erfüllt oder

ReUgionsgeschichtliche VeruucUe u. Voi arbeiten V. 34

530 Friedrich Pfister

sonst irgendwie mit übernatürlicher zum Nutzen oder Schaden bereiter Gewalt begabt sind. Aber nicht nur dies ist ur- sprünglicher Glaube, sondern in jedem Menschen wohnt nach antiker Vorstellung ein öaifiwv. Aus dieser Anschauung heraus ist die Geburtstagsfeier entstanden: sie gilt der Verehrung des im Menschen wirkenden öai^iwv. Daher ist es nur folge- richtig, wenn man den Dämon besonders hervorragender Menschen öffentlich zu ihren Lebzeiten verehrt, entweder in öffentlichen Geburtstagsfeiern oder gar in richtigen Götter- kulten, wie wir sie gelegentlich seit dem Ausgange des 5. Jahr- hunderts in Griechenland zu Ehren Lebender eingerichtet sehen (s. unten § 47). Hier wird die vTteqßdllovaa -aoI d^üa övvafiig verehrt, der zuliebe auch nach der Theorie des Euemeros (bei Sext. Emp. adv. math. IX 17) einstens schon Menschen zum Range der olympischen Götter emporgestiegen waren. Dies ist qualitativ dieselbe, nur quantitativ eine ver- schiedene övvanig, von welcher Piaton an der oben ausge- schriebenen Stelle spricht. Aus diesem Glauben heraus sind auch die Feiern und Kulte zu begreifen, welche in hellenistischer und besonders römischer Zeit an die naqovoia, den adventus der Könige und Kaiser sich ansclilossen (s. o. S. 186 und u. Anra. 279). Von derselben dvva/nig spricht auch der Evangelist (Luk. 6, 9), wenn er von Christus erzählt: alles Volk suchte ihn zu berühren, weil eine Kraft (övva/iug) von ihm ausging und alle heilte. Dies ist ganz sinnlich gedacht: durch die Be- rührung kann diese Kraft übergeleitet werden und so Wunder wirken. Am einfachsten geschieht dies durch die Hand- auflegung ^^^. Umgekehrt wünscht das blutflüssige Weib, Christi Kleid zu berühren, um geheilt zu werden (Mark. 5, 25 ff. und Parallelen). Und ebenso wirkt Paulus nicht nur durch Handauflegung, sondern auch durch seine Kleidungsstücke, die man über die Kranken hielt (act. ap. 19, 11 f.), ja Petrus sogar durch seinen Schatten, der auf die Kranken fiel (act. 5, 15). Diese magische Kraft wohnt also auch Gegenständen

Vgl. 0. Weinreich, Antike Heilungswunder, RGW VIII 1 (1909) S. 1 ff. ; J. Behm, Die Handauflegung im Urchristentum nach Verwendung^ Herkunft und Bedeutung in religionsgeschichtlichem Zusammenhang unter- sucht, 1911.

Der Roliqnienkult im Altertum 531

inne, welche mit dem öaif-iövioi in Berülirunis: gekommen sind. Dies ist antiker wie christlicher Glaube; daher verehrte man auch die Gegenstände, die von den Heroen gebraucht worden waren (s. oben S. 331 ff.) und hielt die Häuser*"*' und Ört- lichkeiten (S. 357 ff.) für heilig, wo sie sich aufgehalten hatten. In erster Linie aber mußten die leiblichen Keli(iuien selbst, die Gebeine, zur Verehrung herausfordern "".

Alle.«!, was mit solcher Kraft begabt ist, so daß es nützende oder schädigende Wirkung ausüben kann, ist tabu, ein Begriff, der aus der Religion der Naturvölker stammt. Diese Kraft kommt dem heiligen Bild oder Amulett zu, das man anrührt, wenn man Hilfe und Heilung suciit. ebenso den Altären (s. oben S. 476 f.), die man berührt, wenn man betet. Wir wissen, daß der antike Begriff hierfür liyiog, äyvög, sancius, mcer ist (s. oben S. 476 f.). Dieser Begriff eignet allen Personen und Gegenständen, die mit jener Kraft begabt sind. Es ist also religionsgeschichtlich höchst interessant, daß die christlichen Heroen äyioi, sandi, Heilige genannt werden. Ebenso ist Oidipus, dessen Reliquien für die Athener von .solchem Werte sind, tegog (Soph. Öd. Col. 287; 1763; s. oben S. 107 ff. und unten § 45j; er ist ein O-elog ävilo wie Aischylos und der Kirchenvater Theodoretos sagen würden (s. unten Anm. 224).

Diese Kraft ist übertragbar. Sind schon die Häuser, in denen die Heroen und Heiligen wohnten, tabu (s. oben S. 353), so ist dies natürlich noch viel mehr bei ihrem Grab der Fall,

'•" S. oben S. 347—356; dazu Radennacher , Arcli. für Kel.-Wise. XIV (19in 314f.

'*' Weil eben ein übermächtiger Saificov im Heros zu seinen Lebzeiten wirkte, eine vntfißdXXovaa Svraftie, deshalb werden seine Reliquien verehrt. Auf dieselbe Weise etwa begründete im 15. Jahrliundert d»^r Nürnberger Dominikaner Johannes Herolt den christlichen Reliquienkult: tatuqnnm memhrn Christi et dei fdios et atnicos in vcntratione debemiis habere Sanctos, intercessores nostros, et ideo reliquias et corpora eorum, qnae fuerunt templa et Organa Spiritus Sanofi in eis hnbitav t is et operantis, deus honorat in eorum preaentia miracula facicndo. Hier ist an Stelle des Saifiuy das äyiov nrtruu getreten. Ich entnehme die Stelle H. Siebert, Beiträge zur vorreformatorischen Heiligen- und Reliquieu- verehrung 1907 S. 52. Diese Begründung geht auf Thomas von Aqiiino zurück; .s. u. Anm. 34.'3.

34*

532 Friedrich Pfister

das Ständig mit den Reliquien in Berührung ist; aber diese Eigenschaft kommt auch den Gräbern gewöhnlicher Toter zu, da ja jeder Tote noch zu wirken vermag. Daher gehören, wie wir sahen, die Gräber nach römischem Recht zu den res religiosae (s. oben S. 431).

Jene Kraft, welche in den Gegenständen oder Personen, welche tabu sind, wirkt, kann gute oder böse Eigenschaften haben; die dauiöviot können evdcduoves oder y.ay.odaiuoveg sein. So wird im allgemeinen von der Berührung mit einem Leichnam etwas Schlechtes, eine Befleckung, befürchtet ; daher bestattete man den Toten außerhalb der Stadt (s. oben S. 448 f.). Doch gab es hiervon Ausnahmen: manche Gräber befanden sich innerhalb der Mauern, ja in den Heiligtümern der Götter. Theodoretos (Gr. äff. cur. 8 p. 205 R) drückt dies richtig aus im Hinblick auf die in Götterheiligtümern bestatteten Heroen : ouTB OL rrjVLy.äde ■9-ccipavTeg (.iLaLveiv vnilaßov %ovg ßco/u-oag, ovts OL vGTsqov d-vovTeg ayovg k/.ei&ev f.i£rc(Xayxccv6tv IvoulCov. Von den Reliquien dieser Heroen gingen eben gute Kräfte aus. Doch konnten auch sie unter Umständen schädigende Wirkung ausüben. So war Oidipus für die Athener ein guter öaljuiov, für die Thebaner war er ein aldoiwQ (s. unten § 45).

Von der Übertragung magischer K r a ft auf andere Gegenstände, die dann selbst mit ihr erfüllt wurden, hören wir aus der klassischen Zeit seltener etwas wie aus der christlichen ^^^; doch fehlen die Zeugnisse hierfür nicht gänz- lich. Eines der ältesten und wichtigsten Beispiele ist die Sage von der durch das Fell des Nemeischen Löwen hervor- gerufenen Unverwundbarkeit des Aias. Die Sage ist kürzlich von 0. Berthold ^^'^ ausführlich behandelt worden; doch vermag ich ihm in der Wertung der Zeugnisse nicht zu folgen. Nach Lykophron (455 ff.) und anderen wickelt Herakles

^®^ Im altchristlichen Eeliquienkult finden wir diesen Glauben auf Schritt und Tritt; auf ihm beruht der gleich besprochene Glaube an die Kraft der künstlichen Reliquien.

^*3 Die Unverwundbarkeit in Sage und Aberglauben der Griechen, EGVV XI 1 (1911) S. 6 ff. Meine oben gegebene abweichende Ansicht habe ich in der demnächst erscheinenden Besprechung des Buches in der Berl. philol. Wochenschr. begründet.

Der Reliquienknlt im Altertum 5.^3

den kleinen Aias in das Fell des unverwundbaren Löwen und betet zu Zeus, der Knabe möge dieselbe Eif,^enschaft wie das Fell erhalten; d. b. durch die enge Berührung soll die Kraft des Felles auf Aias übergehen. "Weniger sinnlich ist diese Zauberhandlung bei Pindar (Isthni. VI 36 ft") gedacht. Hier betet Herakles zu Zeus, er möge seinem Gastfreund Telamon einen Sohn schenken, der die Eigenschaft habe: rov ftev aoQty.zov (pvdv, wöTieo joöt öf'Q(.ia fi€ vCv niqiTt'Kaväxai S-r^gog:. Bei Pindar wird also die Eigenschaft des zu erwartenden Sohnes in mehr ideelle parallele Beziehung zu dem Lüwenfell gesetzt, bei Lykophron wird die Kiaft direkt durch die Be- rührung übertragen.

¥An ähnlicher Glaube von der Übertragung der Eigen- schaften scheint mir auch dem Brauche zugrunde zu liegen, den z. B. Strabo (VI 284) für die Orakelstätte des Kalchas bezeugt: wer zur Inkubation kommt, opfert (ivayiCei) einen schwarzen Widder und schläft in dessen Fell. Ähnliches hören wir auch von anderen Heiligtümern. J. Pley ^"^ hat jüngst diesen Brauch im Zusammenhang bespiochen. Er erkennt, W. Kroll *"^ folgend, als Grund dieser Sitte den Wunsch, mit dem Gott in eine Gemeinschaft mystisch-ritueller Natur zu treten. Dies ist wohl richtig; aber dabei spielt eben der Glaube mit, daß durch das IrayiUiv das Fell dem Kalchas geweiht, also tabu. d. h. mit übernatürlicher Kraft erfüllt ist, welche auf den einen Traum Suchenden durch die innige Be- rührung einwirken soll.

Denn wie das frühere Eigentum der Heroen tabu ge- worden ist, so wird auch alles, was man ihnen nach ihrem Tode zu eigen weiht und was man ihnen opfert, tabu. In erster Linie also ihr Grab; dann aber auch die Opfergaben selb.st. Daher heißt „einem Heros opfern" tvayiCtiv, d. h.' /abii machen ; daher darf von Heroeuopfern nichts gegessen werden ; sie sind holokaustisch ; daher werden die /.r^Qm für den Toten verbrannt (s. oben S. 476 tf.).

Dies ist im allgemeinen das Wesen des antiken Reliquien- kultes; nicht anders steht es mit dem christlichen, worauf

"* De lanae in andquorum ritibus usu RGW XI 2 (1911) S. 3 ff. '" Arch. für Rel.-Wiss. VIII (1905) Beiheft S. 3üf.

534 Friedrich Pfister

wir schon hinwiesen. Die allgemeine Anschauung und Grund- lage ist hier wie dort dieselbe. Der Heiligenkult ist wäe der Heroenkult ein Totenkult. Ihm liegt der Glaube zu- grunde, daß mit besonderen Kräften zu Lebzeiten Begabte auch nach dem Tode noch zu wirken imstande sind. Von Wundern, welche die Heiligen, als sie noch lebten, ausführten, hören wir viel. Denn auch im christlichen Kult ist der historische Bericht oder die Legende Voraussetzung des Kultes. Auch rechtlich ist ja die Beatilikation und die Kanonisation von einem Bericht über das Leben des Heiligen abhängig ^^^ Aber auch der Begriff tahu drängt sich hier wie dort auf; im christlichen Kult vielleicht noch sinuenfälliger. Denn die Übertragbarkeit der heiligen Kraft tritt hier in viel stärkerem Maße zutage, im Glauben sowohl wde im Brauch. Schon die Teilbarkeit der Reliquien und die ihr zugrunde liegende Annahme, daß Teilen von Körpern auch losgelöst vom Ganzen noch wunderbare Eigenschaften innewohnen, fanden wir in der antiken Welt kaum; in der christlichen Religion treffen wir überall darauf. Ferner ist der antiken Religion völlig fremd die Erzeugung künstlicher Reliquien, die nur eine folgerichtige Praxis ist, entsprungen der Anschauung, daß die wunderbare Kraft übertragbar sei: so waren vor allem Öl und Tuchlappen geeignet, durch innige Berührung mit echten Reliquien solche Kräfte in sich aufzunehmen und zu bewahren^"'. Dieser gewissermaßen verstärkte Glaube an die Wirkung der Reliquien tritt auch bei einem Vergleich der antiken und christlichen Fälle zutage, in denen sich Re- liquien in Götterheiligtümern und Kirchen befanden (s. oben S. 457 f.). Es ist weniger antike Ansicht gewesen, daß einem Heiligtum eine viel größere Weihe zuteil wurde dadurch, daß im heiligen Bezirk ein Heroengrab lag; vielmehr galt der Heros hierdurch besonders geehrt. Anders im christlichen Kult, wo man schon frühe glaubte, daß eine Kirche dadurch ganz be- sonders geweiht werde, wenn sie die Gebeine eines Heiligen

106 Ygi_ y_ ;^oy |)ei Wetzer und Weite, Kathol. Kirchenlexikon II 140 ff. ^" Vgl. Lucius aaO. I94f.; A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter 1909 II 452 ff.; auch 468 ff.

Der Reliquienkult im AJtertum 535

umschließe. Dieser Glaube ward immer allgemeiner, so daß das zweite Konzil von Nicäa (i. J. 787) bestimmte, unter jedem geweihten Altar müßten sich Reliquien befinden (s. oben S. 457 f. und u. Anm. 343). Also erst durch die Aufnahme von Reli- quien wird der Altar zu einer res sacni, wird er tabu.

§ 42 Heroenkult und homerisches Epos

Mit dieser Charakteristik des Wesens des Reliquienkultes ist zugleich bereits Licht auf seine Entstehung geworfen. Die Hauptbedingung für diese war bei dem lebhaften Toten- kult der sogenannten mykenischen Zeit gegeben. Daß gegen- über den greifbaren Zeugen dieser Epoche die dürftigen rudimentären Nachrichten des homerischen Epos uns nicht zu anderei- Ansicht bringen dürfen, wissen wir ja.

Sind wir also, dank vor allem der Arbeit Erwin R o h d e s . auch über die Entwicklung des Heroenkultes aus dem Toten- kult unterrichtet, so ist dadurch, daß wir die Entstehung des Heroen k u 1 1 e s kennen, doch über die Entstehung der Heroen selbst noch nichts ausgesagt. Wir sahen oben schon, daß Rohde absichtlich hierauf nicht eingegangen ist, da er lediglich den Glauben der Griechen darstellen wollte. Eduard Meyer hat in diesem Punkte mit seiner Kritik eingesetzt und Hermann Usener vor allem hat die P>gänzung hierzu geliefert (s. oben S. 377 ff.).

Gleich im ersten uns erhaltenen Literaturwerk der Griechen, im homerischen Epos, werden diese Heroen be- sungen. Hier treten sie uns entgegen, wie sie im Glauben der Griechen lebten. Aber entspricht dieser Glaube der historischen A\'ahrheit ?

Da erhebt sich zunächst die wichtige Frage, welcher wir in der vorausgegangenen Darstellung schon des öftern begegnet sind und die wir zum Teil auch schon behandelt haben ^*'*: in welchem Verhältnis steht das homerische Epos, das die Heroen

'•« S. oben besonders S. 47-50; 80—105; 133ff.; 228; 240ff.; 377 ff.; 3Ü6f.; Anm. 461.

536 Friedrich Pfister

besingt und eben für die Griechen die wichtigsten Acta Heroum enthielt, zu dem Kult, den man ebendenselben Heroen darbrachte ? Schärfer gefaßt : wurden die Heroen in diesen Epen besungen, weil sie Objekt des Kultes waren, oder wurden sie erst Objekt des Kultes, weil sie Gegenstand der Dichtung waren? Ist der Kult das Primäre und das Epos das Sekundäre, oder umgekehrt, wurde der Kult auf Grund des Epos eingeführt? Betrachten wir zunächst ein paar Einzelfälle, in denen die Helden des Epos zugleich Objekt des Kultes waren ! Hier sind vor allem die Haupthelden der Hias zu nennen, Aga- memnon, Achilleus, Aias, ferner Menelaos und Helena. Daß man in Mykenai und Amyklai Gräber des Agamemnon zeigte (s. oben S. 219), mag nicht auffallend sein, vielleicht auch nicht, daß man in Chaironeia das Szepter des Völker- fürsten durch tägliche Opfer verehrte (s. o. S. 336 f.), eher schon, daß man ihm in Klazomenai bei den Bädern einen Kult entgegenbrachte (Paus. VII 5, 11) und daß man Brunnen unter dem Namen 'Jyaf.ie^vövia cpQiaxa auf ihn zurückführte ^^^ Daß aber in Sparta ein Zeus Agamemnon verehrt wurde ^'", spricht dagegen, daß dieser Kult jünger als das Epos ist und etwa erst auf Grund des Epos zu Ehren des darin gefeierten Helden eingeführt wurde. Dann hätte man sich mit einem Grab oder Heroon begnügt. Ebenso wurden Menelaos und Helena in Lakedaimon als Götter, nicht als Heroen verehrt (s. oben S. 482 f.) und in Rhodos existierte ein Heiligtum der Helena JevögUig'^'''^. Achilleus ward, wie die Odyssee (XXIV 36flf.) erzählt, in der Troas begraben, wo man auch in späterer Zeit ihm opferte (s. oben S. 280). Daneben aber hatte er noch eine ganze Reihe von Kultstätten ^'^; so ward er besonders im Schwarzen Meer als IJovrdQxrjg verehrt; in Olbia, Elis, Prasiai, Sparta, Kroton und anderen Orten hatte er Heiligtümer; eine Anzahl von Örtlichkeiten, Städten, Quellen, Häfen trugen seinen Namen. Ganz besonders auffallend ist

i«9 Kleitodemos bei Hesych s. v.; FHG I 361.

1"° Lykophr. 335; 1123 ff.; 1369 f. mit Schol.; Clem. AI. Protr. 2 p. 28 St; Eust. zu 11. II 25 p. 168, 11.

1'^ Paus. III 19, 10; Tgl. Polyaen I 13; Gruppe, Hdbch 163 und 781. ^'^ Vgl. die Aufzählung der Kultorte bei Eoscher und Pauly-Wissowa.

Der RcliqaienkiUt im Altertum 537

sein Kult als norräQ/r^g, bei dem das Ansehen des Epos gewiß nicht mitgewirkt hat.

Daher ist mit Recht das Resultat der Forscher, die in jenen Haupthelden des Epos alte Götter erblicken, ziemlich allgemein anerkannt. Man wird ihnen um so mehr zustimmen müssen, wenn man sieht, daß einer großen Anzahl dieser Heroen nicht wg iJQtoi, sondern ojg ^eö) geopfert wurde und daß aus dieser Art des Opfers vielfach dann eineEntrückungslegende, eine Apotheose entstand (s. o. S. 480 If.). Dadurch wurden jene Heroen also wieder gewissermaßen zu Göttern, was sie ur- sprünglich waren, so daß die Legende sich zweimal geändert hat, während der Kult, als der ruhende Pol, derselbe blieb. Man wird also von diesen Haupthelden unbedingt annehmen müssen, daß ihr Kult schon vor dem Entstehen des Epos bestand.

Nur die Frage, in welchem Umfange die Namen dem Kulte entnommen oder freie Erfindung des Dichters sind, ist noch umstritten. In dieser Beziehung unbeschränkte Willkür ^'* des Dichters anzunehmen, hat schon Otfried Müller^'* zurückzuweisen versucht. Gerade neuerdings hat man diesem Problem wieder besonderes Interesse zugewandt, vor allem, als Erich Bethe in zwei Aufsätzen ^^^ ihm scharf zu Leibe ging und dann u. a. Otto Crusius^'", Paul Cauer^" und kürzlich Wilhelm KrolP"' in die Diskussion eingriffen.

Im großen und ganzen scheinen mir die Grundlagen der Aasführuneren Bethes gesichert zu sein. Zunächst wird wohl

*"* So betrachtete ohne Rücksicht auf die Volkstradilion alles im Epos als Erfindung einzelner Dichter B. Niese, Die Entwicklung der homerischen Poesie, 1882. In der Odyssee ist die Erfindung grüCer wie in der Dias.

"* Prolegomena zn einer wissenschaftlichen Mythologie. 1825.

»" Homer und die Heldensage (Neue Jahrbb. VII 1901, 657 ff.); Die tro- janischen Ausgrabungen und die Houierkritik (Nene Jahrbb. XIII in04, l'ff.); vgl. auch den methodisch vorbildlichen Art. Helene bei Pauly-Wissowa.

•'« Sitz.-Ber. der bayr. Akad. 1905 S. 752 ff. Über Hektor vgl. schon oben Anm. 723; dazu jetzt auch Heckenbach bei Pauly-Wissowa VII 2800 ff. Trusius spricht von Sagenverschiebungen; das Primäre sind aber die Knlt- verschiebunpen ; s. oben S. 104 f.

"' Neue Jahrbb. IX (1902) 97 ff.; Grundfragen der Homerkritik. 2. AuH. 1909, bes. S. 191 ff. und 540 ff. Vgl. jetzt dazu auch Finsler, Gott. gel. Anz. 1912. 79 ff.

«''• Sage und Dichtung (Neue Jahrbb. XXIX 1912 S. 161 ff.).

538 Friedrich Pfister

kaum jemand bestreiten, daß die Heldensage, wie sie im Epos vorliegt, „aus Göttlichem, Gescliichtlichem und Dichterischem zusammengewoben" ist. Unter den ersten Punkt ist die Tat- sache zu rechnen, daß viele der homerischen Heroen alte, im Kult verehrte Gottheiten waren. Für den zweiten Punkt haben uns die Ausgrabungen gerade der letzten drei Jahr- zehnte vieles gelehrt. Das letzte Element tritt uns fast auf Schritt und Tritt entgegen, wird aber häufig, besonders der Namengebung gegenüber, allzu sehr betont.

Alle diese drei Punkte sind in gleicher Weise zu be- rücksichtigen. Damit ist m. E. auch die Stellung gegeben, die man gegenüber Dörpfelds ^''^ Hypothesen ich meine hiermit weniger die Leukas - Ithaka - Frage als vielmehr die dieser Theorie zugrunde liegende allgemeine Anschauung vom Wesen der Heroen und des homerischen Epos einnehmen muß. Dörpfeld läßt einzig und allein das zweite Moment gelten und wird vor allem dem ersten Punkt nicht gerecht. Auf der einen Seite eine genaue Beachtung der Kulte und Mythen, vor allem auch der Art des Kultes, wie man ihn diesen Heroen darbrachte, sowie der religionsgeschichtlichen Untersuchungen über die Namen der Heroen und den Stoff des Epos, wie sie etwa durch U s e n e r gegeben wurden, und ferner das betrifft den oben genannten dritten Punkt eine Berücksichtigung der Forschungen über die Arbeitsweise der Dichter müßte das unbedingt nötige Korrektiv seiner Anschauungen liefern. Nur wer sich dazu versteht, Kon- zessionen auch nach jenen beiden Seiten hin zu machen, wird die homerische Frage zu fördern vermögen.

Bethe stellt nun als erste Forderung auf, die einzelnen im Epos genannten Heroen zu lokalisieren, d. h. ihre Heimat festzustellen. Daß wir dies noch in weitem Umfange durch die Kulte, Gräber und Ortsnamen zu tun vermögen, ist gewiß. Auf einen viel weniger sicheren Boden treten wir, wenn wir diese lokale Fixierung durch eine Untersuchung der Namen der Feinde, Frauen, Genossen, Eltern und Nachkommen der Heroen vornehmen wollen, welche Bethe in zweiter Linie

1'« Vgl. Dörpfeld, Melanges Perrot 1902, 79 ff.; Arch. Anz. 1904, 65 ff.; dazu die sechs Briefe Dörpfelds üher Leukas-Ithaka.

Der Reliquieukult im Altertum 539

empfielilt. Krull (S. 170, 1) weist mit Recht darauf hin. daß eben hier die dicliterisciie Willkür beginnt. Freilich ist auch dabei nicht alles freie Erfindung; aber das Fundament ist liier bei weitem nicht so fest.

Eine weitere Gefahr ist, und dies betont vor allem jetzt Kroll daß. wenn man einen epischen Heros als Gott erkannt hat, man im ganzen Epos alle Einzelheiten auf mythologische Vorgänge, mögen diese sich nun am Himmel oder im Wasser oder auf der Erde abspielen, zurückführen will'*". Man kann aber weder alle im Ejjos erzählten Erlebnisse des Heros aus seiner Urbedeutung heraus erklären noch umgekehrt auf Grund des Epos das ursprüngliche Wesen des Heros völlig entwickeln. Ist es schon ziemlich unmöglich, die Grund- bedeutung eines der olympischen Götter aus der Fülle der Tradition heraus festzustellen, obwohl diese Kultwesen immer Götter geblieben sind, so ist dies bei jenen Gestalten, die in die Heroenlegende verstrickt wurden, meist ebenso aussichtslos.

Wir begannen daher oben unsere Untersuchung mit einer Behandlung der mythischen Königslisten und ihres Verhältnisses z u m K u 1 1 und z u r t o p o g r a p h i s c h c u Bezeichnung. Das Resultat war, daß in diesen lokalen Genealogien kaum ein Name frei erfunden ist: entweder sind es Kultobjekte oder eponyme Bildungen oder beides zu- sammen. Auch die genealogische Zusammensetzung ist zum Teil recht alt; ja aus dem Epos selbst läßt sich eine Genealogie durch acht Geschlechter gewinnen (s. oben S. 80 ft".). Gerade diese thessalisch-pylische Genealogie ist für uns von besonderer Wichtigkeit. Was unser Epos über sie erzählt, ist nur an- deutend gehalten, und wir würden ohne Hilfe der späteren Überlieferung manches nicht verstehen. Das zeigt uns aber, daß das li^pos bei seinen Zuliörern auf Bekanntschaft mit diesem Sageustotf rechnen durfte, d. h. daß eben die Sagen

"'^ Diese Tendenz tritt besonders scharf hervor in den Publikationen der Gesellschaft für vergleichende Mythenforschung, etwa bei E. Siecke, Drachenkämpfe 1907, Hermes der Mondgott li;08. Vgl. K. Helm, Hess. Blätter filr VoIkHkuude VI (l'J07j 138ft.; Pfister, Deutsche Lit.-Ztg lOlü, örjff,; K. Wünsch, Arch. fUr Kel.-Wiss. XIV (1911; ölUlI; zuletzt liethe im Memnou VI (1912) Tft'.: Siecke ebenda 13 ff.

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dieser Geschlechter gleichfalls umliefen, also doch wohl in epischen Gedichten besungen wurden. Daß aber ein solches Epos, das die thessalisch-p3iische Genealogie feierte, kaum einen dieser Namen frei erfunden hat, glauben wir oben ge- zeigt zu haben.

Die Gültigkeit dieses, wie wir es nannten, „Bodenständig- keitsgesetzes" auch dem homerischen Epos gegenüber zu er- weisen, mögen noch einige wenige Beispiele angeführt werden.

In der Odyssee (IV 216 f.) lesen wir: "AocpaliLov ö'czq' vöcoQ ETii xelQCxg ey^evev, \ OTQrjQog ^egaTtiov Meve'/.dov y.vöukif.ioio. Sonst wird dieser Diener des Menelaos in Sparta in unserem Epos nicht mehr genannt. Man könnte also billig annehmen, daß der Dichter diesen Namen völlig frei erfunden hat, zumal der Name in der Odj'Ssee, nicht in der Ilias steht. Nun hören wir aber, daß in Sparta auf dem Marktplatz und ebenso in Tainaron Poseidon Asphaiion verehrt wurde ^'^ Wenn man nicht von einem zufälligen Zusammentreffen reden will, kann man nur annehmen, daß der Spartaner Asphaiion eben nach dem spartanischen Gotte genannt ist. Wenn in der Ilias (V 49) von Skamandrios, dem Sohne des Strophios, gesagt wird, er sei ein trefflicher Jäger, und Artemis selbst habe ihn diese Kunst gelehrt, so wird man sich daran er- innern, daß etwa im ionischen Erj^thrai Artemis Strophaia verehrt wurde ^^2; also sehen wir hier im Kult dieselbe Ver- bindung der Namen wie dort in jener kleinen Episode des Epos. Jene Szene (II. VI 119 ff.), in welcher Diomedes mit Glaukos zusammengeführt wird, beruht auf den kultischen Beziehungen Anthedons zu Troizen, welche sich in ihr spiegeln, wie wir oben S. 56 bereits sahen, und wenn in der Ilias XI 19 ff. Agamemnon mit dem kyprischen König K i n y r a s freundschaftlich verkehrt, so kannte offenbar der Dichter dieser Verse die Beziehungen von Argos zu Kypros, von denen wir oben S. 225 sprachen. Ebenso fußt auf pelo-

1^1 Paus. III 11, 9; Suid. s. v. Taivaoov. Vgl. E. Sittig De Grat- corum nominibus theophoris, Diss. philol. Balens. XX 1 (1911) S. 77 f.; dazu und zum folgenden Pfister. Wochenschr. für klass. Philol. 1911 Sp. 1108 ff.

1*2 Hippias bei Athen. VI 259 B ; FHG IV 431 : toorrj y.al Tiav-fiyvQis

ayo/tiifri AozeuiSi Sr^o^aia.

Der Keliquieukult im Alieitum 541

poiinesischeii Kulten die gelej^entlich ril. IV 318 f.; VII 132 ff.) einf,'eschubeiie Krzähluiiir von Nestors Kamiif mit Ereii- thalion (s. oben S. l'Hff.i.

Von besonderer Wichtigkeit sind naturg-emäß für unser Thema die Heroengräber, welche im Epos gelegentlich erwähnt werden. Es sind dies folgende:

Achilleus, Patroklos, Autilochos: Von dem ge- meinsamen Begräbnis erzählt die Odyssee (XXIV 73 0".). In späterer Zeit zeigte man getrennte Gräber; s. oben S. 306f.; auch S. 280. Man beachte besonders v. 93 f.:

(hg oi uev ovde O^uvcov ovou' li)).tacic, &'Ü.d xoi ctht rrcivTag kn dir9-Q(ü7rovg y.liog eoatrai tait'/.öv, llxi)./.t0.

Agamemnon: Menelaos. auf der Rückkehr von Troja nach Ägypten verschlagen, erfährt dort von dem Ende Aga- memnons und errichtet ihm ein Kenotaph; Od. IV 584: x^^"' '.■/yuuiuvot'i ivfißov, 'iv' äoßtoiov yO.tnq sir^.

A i a s : Die Nekyia weist kurz auf den Tod des Aias hin, der im Kyklos behandelt war. Wichtig aber ist die Prophe- zeiung des Hektor über das Grab des Aias am Hellespont in il. VII 84 ff. und die richtige Bemerkung des Eustathios z. d. St., von der wir oben (S. 128 f. Anm. 461) gesprochen haben; s. auch oben S. 281.

Aipytos: König von Arkadien, der auf dem Berge Sepia bei Pheneos in Arkadien begraben war; vgl. Paus. VIII 16, 2; s. auch Theokr. I 125 f, mit Schol. und oben S. 405. II. II 603 ff:

Ol d"iyov 'jQAUöir^v vno Ki)J.i]vr;g uQog aircv, AItivxiov 7t(tQa. xvußov, iV ävtQeg uyyjuax>,TCti,

OV fptVlÖv t' IvfUOVTO zt/.

Aisyetes: Trojaner, Schwiegersohn des Anchises, 11. Ji 792 f, von Polites:

og Tqüjojv (r/.onhg l^t, Ttoöio/.iii^üi TTsnoiO^ujg, Tvui(i) hr^ ä/.Q(n(.a(<j ./ton'tcto yiqnvtog.

l)arauf bezieht sich Strabo XIII 597: /.cd rovg uvo{uu\^oiuvoi g TUAOig tvjaCi^a ött/.vvtuvovg uQwitti', lov tQivtöv, ihv lov .//- avrxov xiufov, xi^v Bcaiiiav, xo xov "D.oi at]ua. Vgl. 599.

542 Friedrich Pfister

Dioskuren: In der Teichoskopie wundert sich Helena, daß sie ihre Brüder, Kastor und Polydeukes, nicht erblickt. Denn von ihrem Tod weiß sie noch nichts; II. III 243 f.:

log (fdro, rovg ö' flör] xarexev q)voi^oog aia Iv Aay.Edui{.iovL av&i, cpO-j] ev TtarqLÖL yaLjj.

Von dem ihnen gewidmeten Kult spricht die Nekyia (Od. XI 301 ff.):

xovg ä(.upio Ccoovg xare'xfii (pvoLtoog aia' Oi y.al V€Q^€v yfjg ri/iirjv Ttqbg Zrjvbg eyiovreg äXloTS (.lev ^(jüova^ irsQi^usQOL, ä'A'AoTS ö' avrs TEd^vaoiv TiuTjv öe Islöyxaoiv loa 9-eolGLv.

Mit diesen Worten wird auf den göttlichen Kult angespielt, den die Dioskuren in Lakedaimon genossen (s. oben S. 310 f. und 483 f.).

Eetion: König der Kiliker in Theben. Achilleus tötet ihn im Kampf und schüttet ihm ein Grabmal auf; II. VI 415 ff.

Elpenor: Das Begräbnis auf der Insel der Kirke wird Od. XII 10 ff. erzählt. Als man später an der Westküste Italiens die Insel der Kirke lokalisierte, zeigte man dort auch das Grab des Elpenor; s. oben Anm. 780 und S. 406.

Hektor: Mit seinem Begräbnis schließt die Ilias. Das Verbrennen wird geschildert, das Sammeln der Gebeine in eine goldene Truhe und das Aufschütten des Grabes: cbg oi y afXfpUTCov täcpov "E-KToqog iTtTtoöd/^oio, II. XXIV 804. Über seinen Kult in Ilion s. oben S. 193 f.

Ilos: Das "llov ar]f.ia wird in der Ilias des öftern als Lokalmarke erwähnt und auch in späterer Zeit gezeigt; s. oben S. 283.

Myrine: II. II 811ff.:

eoTi 6e Tig nqoTidQOLd-e nöliog ainela y.o?Mvr^, ev TtEÖici) andvEvd^E, 7iEQidQOf.iog Ev&a y.al Evd-a, TrjV fj TOL avdqeg BaTisiav nixlr^oxocoiv, a&dvaxoL de te arji.ia Ttolvo/MQd'fioio MvQivTqg.

Sie ist eine Amazone, Eponyme der Stadt Myrine in der Troas, wo man später ihr Grab zeigte; s. oben S. 281 no 8.

Der Reliquieukult im Altertum 543

Oidipus: Von seinem Begräbnis in Theben redet die Ilias (XXIII 677 ff.; s. oben S. 112). Auf Grund dieser Stelle entstand, wie wir sahen, die von Tansanias erzählte Trans- lationslegende, welcher die im Sophokleischen Stück gegebene attische Version gegenübersteht (s. oben S. 107 ff.). In Kteonos bei Theben lag Oidipus nach boiotischer Sage im Demeter- heiligtum bestattet (s. oben S. 453 f.).

Phrontis: Steuermann des Menelaos, der bei Sunion stirbt und begraben wird. Od. III 278 ff. Vgl. Paus. X 25, 2. Ob ein Grab des Phrontis gezeigt wurde, wissen wir nicht. S. auch oben S. 135 und Anm, 780.

Tydeus: II. XIV 114: Ttdi'ot;, ov Sr^ßr^oi x^A >««^« >'«'« y.a'/.LTttu. Grab in Theben : Paus. IX 18, 2, der diese Worte des Epos zitiert.

Die einzelnen Namen dieser Liste sind gewiß nicht gleich- wertig zu beurteilen. Man wird einräumen müssen, daß etwa die Gräber von Aisyetes, Elpenor, Phrontis und der Myrine erst auf Grund der Angaben des Epos in späterer Zeit ge- zeigt wurden ***•■*. Anders aber wird es sich mit Achilleus, Aias, den Dioskuren, Hektor und Oidipus verhalten. Daß ihr Kult schon zur Zeit der Entstehung des Epos blühte, wird man ebenso zugeben, wie dies von Agamemnon, Menelaos und Helena sicher ist, wovon wir schon sprachen. Auf den gijtt- lichen Kult der Dioskuren, der Helena und des Menelaos weist ja das Epos fast direkt hin. Ebenso ist die Stelle über Erechtheus (H. II 447 ff.) zu verstehen. Über Herakles heißt es in der Nekyia (Od. XI 601 ff.), in der Unterwelt wohne nur sein e'i'dcükor. ceirbg öh /.ler' d&avdTOioc O-eoloiv \ r^Qrrtiai er i/ccUt-g y.ca f'/ti y.cdUofpvQov "Hßqv. Und von des Kadmos Tochter Ino-Leukothea (s. oben S. 14 f.) lesen wir (Od. V 835):

"" Diesen EinriuU des Epos habe ich nicht verkannt, wie S. Wide, Berl. phil. W.x-henschr. 1911 Sp. 1539 meint; s. z. B. oben S. 49 .\nm. 130 und S. 228. Vielmehr bin ich völlig seiner Ansicht, da» etwa folgendes gelegentlich vorkam: „Man sah ein altes verlass^enes Grab, z. B. einen Grabtumulus aus uralten Zeiten, dessen Inhaber man nicht mehr kannte. Wie leicht war es dann für die griechische Phantasie, das betreffende <irab einem epischen Heros beizulegen".

544 Friedrich Pfister

Im allgemeinen scheint, wie bereits betont, das Gesetz der Bodenstäudigkeit in der Ilias mehr Geltung zu haben als in der freier dichtenden Odyssee. Dies liegt in der Natur beider Epen begründet. Deutlich tritt uns dies vor Augen, wenn wir die Odyssee mit den Nosten vergleichen. Denn gleich nach der ersten Station, zu welcher Odysseus auf seiner Heimfahrt gelangt, hört der Keiseweg auf, durch reale Gegenden zu führen. Freilich fixierten auch hier die späteren Homerforscher in verschiedener Weise die einzelnen Stationen (s. oben S. 134 und Anm. 842). Die Nosten aber nahmen oifenbar auf die lokale Tradition mehr Rücksicht (s. oben S. 135 f.).

Wie es sonst mit den verlorenen Epen stand, soll hier nicht weiter untersucht werden. Manches haben wir bereits im Vorausgegangenen berührt. So ließ sich vor allem nach- weisen, daß die Anspielungen, aus denen sich die thessalisch- pjiische Genealogie zusammensetzen läßt und die auf eine ver- lorene vollständigere Darstellung hinweisen, auf lokal ge- bundener Grundlage beruhen. Ähnliches müssen wir für den Schiffskatalog annehmen (s. oben S. 49 f.; 104 f.; 228; 243), der ja zum Teil als Quelle unsere Hias benützt hat, zum Teil aber auch Epen, die uns verloren gegangen sind^^^ Durch Vermittlung seiner Quellen ruht auch er zum großen Teil auf kultgeographischer Grundlage, so daß die Boiwria gewisser- maßen eine Liste der Heroen bildete mit Angabe ihrer Heimat, d. h. ihrer Kultorte. Ähnliche lokale Interessen müssen wir für die hesiodeischen Katalogoi^^^ voraussetzen, die sich vor allem mit den Abstammungslegenden der Adelsgeschlechter befaßten.

^** Für falsch halte ich die Ansicht von B. Niese, Der Schiffskatalog als historische Quelle, 1873, der als Quelle ein geographisches Handbuch annahm. Oder es wäre wieder nach den Quellen dieses Handbuches zu fragen, welche wir dann wohl doch in den alten Epen erblicken müßten.

^^^ Vgl. die Diskussion von Gruppe in Bursian-Krolls Jahresbericht OXXXVII (1903) 141 ff.

Der Reliquienkult im Aitertum 545

§ 43 Kntsteliuiiü: und erste Entwicklimi: des Heroenkultes

Wir salieii also einmal, daß der Heroenkult aus dem Totenkult entstanden ist. dann, daß ein großer Teil der in historischer Zeit verehrten Heroen einst in der vorepischeu Zfit Götter waren. Ks ist also eine doi)|)elte Wuizel für die Entstehung des Heroenkultes und der Heroen selbst anzu- nehmen, die eine, welche im Totenkult fußt und den Menschen zum Heros sich entwickeln läßt, und die andere, welche im Götterkult ihren Ursprung hat und die Götter zu Menschen umbildet. Die Entdeckung jener ersten A\'urzel otfenbart uns den Glauben der Griechen, welche in den Heroen Menschen der Vorzeit , in den Epen geschichtliche t'berlieferuntr er- Llirkten. Die Auffindung der zweiten \\'urzel wirft auf die Entstehung und das Wesen vieler Heroen selbst Licht und lehrt uns zugleich das Verhältnis der Epen zum Kult richtig Avürdigen.

Demnach hat also die Gesamtheit der vorepischen reli- giösen Vorstellungen und sakralen Begehungen im Heroenkult der historischen Zeit ihre Spuren hinterlassen: einmal der Tutenkult, dann der Götterkult. Jener zeigt sich vor allem in dem gesamten Wesen des Heroenkultes und in der An- schauung, welche die Griechen der historischen Zeit von ihren Heroen hatten, dieser offenbart sich dem Forscher bei der [^nteisuchung eines großen Teiles der Heroen selbst, in ■welchen er alte Götter erblickt.

Nun wäre es gewiß höchst merkwürdig, wenn nur solche <jötter, die einst chthunischen Chaiakter hatten, zu Heroen geworden wären. Dies ist auch in der Tat nicht der Kall, wie wir noch aus dem Kult erweisen können. Denn nur so erklärt sich die Tatsache des uranischen Kultes, der einzelnen Heroen gewidmet wurde (s. oben S. 480 ff.), und aus dem dann ofi, wie wir sahen, eine Entrückun^i^slegende, welclie das Dasein ■des Grabes hnifriiete, entstand: tlies waren eben ursjjrünglich keine chthonisclien (-Jötter, sondern sie hatten von jeher uranischen Kult, der auch beibehalten wurde denn der

llL-ligioDscust^liicLilicbe Verauclie u. Vorarbeiten V.

546 Friedrich Pfister

Kult ist ja immer zäher wie die Legende , als er nicht mehr dem Gott, sondern dem Heros galt. So löst sich der Wider- spruch, der eigentlich in der Tatsache des uranischen, Heroen gewidmeten Kultes steckt.

Am Schlüsse des ersten Halbbandes habe ich diese De- potenzierung der alten vorepischen Götter in Parallele gesetzt zu der Vermenschlichung der Olympier durch Euemeros und seine Nachfolger in der hellenistischen Zeit. Dies war etwas mißverständlich ausgedrückt, wie v. Dobschütz^^^ mit Recht bemerkt hat. Die Parallele trifft insofern zu, als hier wie dort, im homerischen Epos wie in der legä dvayQacpi], einstige Götter als Menschen erscheinen. Dort aber sind die Zuhörer schon die Träger dieses Gedankens gewesen und haben die religionsgeschichtliche Entwicklung dieser Depoten- zierung selbst mit durchzuführen geholfen, woran dann freilich auch das Epos tätigen Anteil nahm. Bei Euemeros aber ging der Gedanke der Depotenzierung von dem Literaturprodukt aus, freilich nicht ohne Anknüpfung an volkstümliche Vor- stellungen, und dann hat die Theorie ihrerseits wieder, aller- dings schwächer und langsamer, auf die religionsgeschichtliche Entwicklung eingewirkt.

Soweit also die im Kult verehrten mythischen Heroen einst Götter waren, müssen wir das Vorhandensein ihres Kultes bereits in der vorepischen Zeit voraussetzen. An ihrer Depotenzierung hat zweifellos das Epos und vor allem die Tatsache, daß manche Geschlechter ihren Stammbaum auf sie zurückführten, mitgewirkt. Durch das Epos wurde ihre Eigen- schaft als Menschen der Vorzeit gewissermaßen kanonisiert und ihr Recht auf kultische Verehrung begründet und ge- festigt. Diese kultische Unterlage des Epos, auf welche wir im Verlauf der Untersuchung des öfteren hingewiesen haben, kann m. E. nicht genug betont werden und ist mit in Rechnung zu setzen, wenn man nach der Entstehung des Epos fragt.

So beruht also einerseits das Epos zum Teil auf dem Kult, andererseits hat es aber selbst großen Einfluß auf den Kult ausgeübt. Hierbei ist auch die Frage nach der Ent-

1«« Theo]. Lit-Ztg 1910 Sp. 614.

Der Reliquienkult im Altertum 547

Stellung der sakralen Bedeutung des Wortes i',Qo>ig autzuwerfen. Wir können diese Frage so formulieren: ist das Wort '(giog deshalb Kultname geworden und hat sakrale Bedeutung erlangt, weil im Epos die Helden y,Qto(g genannt werden, oder heißen umgekehrt deshalb im Kpos die Helden '(gioeg, weil dies die sakrale Bezeichnung dieser Klasse von Kultobjekten war? Zunächst ist festzustellen, daß alle die späteren Kultheroen, welche ursprünglich Götter waren, also etwa Agamemnon, Menelaos, Helena, Achilleus u. a. einstmals unter den allgemeinen Begriff, der die göttlichen Wesen be- zeichnete, O-eoi oder öaiuoveg fielen, Worte, die im Epos ziemlich gleichbedeutend gebraucht werden. Dann wurden sie in der Sage zu Helden der Vorzeit, überhaupt zu Menschen und Helden. Diesen kommt im Epos das Prädikat ygcoeg zu im Sinne eines ehrenden Titels. So ward der O-tog \Iyaueuviüv zum yqiog \'lyuiüuvwv. Die ursprüngliche sakrale Bezeichnung dieser Kultobjekte, ^t6g oder daiuiov, wurde erst geändert, als ihr Wesen sich vom Gott zum Menschen der Vorzeit ge- wandelt hatte. Dies ist schon völlig im Epos der Fall. Würde man nun annehmen, daß schon das Epos die sakrale Bezeichnung r^Qiog vorfand und sie aus dem Kult übernaiim, so müßte man jene Wandlung gleiciifalls so früh ansetzen und sie als durch das Epos unbeeinflußt annehmen. Dann wäre aber auch im Epos mit dem Worte y^oK der Begriff der Vorzeit unlöslich verbunden. Eine Anrede ei\y?i oj ff O.oi y^gioeg Jaraot., d^sga- TTovTEg "--/grog wäre undenkbar; der Kultname, welcher die Vorzeitlichkeit ausdrückt, hätte nicht zur Anrede in der Gleichzeitigkeit benützt werden können. Dies entspricht auch der tatsächlichen Überlieferung. Denn in der Hias heißt y^Qiog durchweg der Ki-iegsheld, in der Odj'ssee wird das Wort in einer etwas allgemeineren Bedeutung zu einem ehrenden Titel Als Held der Vorzeit tritt uns y^giog erst später entgegen ^"^^

Dies ist zum erstenmal ganz deutlich ausgesprochen bei Hesiod (opp. 156 ff.), wo es in der Erzählung von den fünf Menschengeschlechtern von den Angehörigen des vierten Ge- schlechts heißt: ävögiüv t]Q(!)iov O^elov yivog, o'i /xöJovicii \ lui-

"' Vgl. Deneken bei Röscher I 2442 f.

548 Friedrich Pfister

S-€OL. Es sind diejenigen, welche vor Theben und Troja ge- käjnpft haben ^^\ Hier wird in historischem Sinn von Menschen der Vorzeit geredet und ihnen insgesamt die Bezeichnung beigelegt, die sie als Ehrentitel im Epos führten. So gewann allmählich auf Grund des Epos das Wort fJQwg seine sakrale Bedeutung.

Das Epos beantwortet aber auch zum Teil, wie wir sahen, die Frage, w o diese Heroen verehrt wurden : im griechischen Mutterland, im allgemeinen an den Orten, wo sie als heimat- berechtigt galten. Denn das Epos nennt im allgemeinen die Heroen da heimisch, wo sie Objekt des Kultes waren.

Nun finden wir aber in der historischen Zeit die Heroen nicht nur im griechischen Mutterland, sondern auch in Unter- italien und Sizilien und in Kleinasien als Gegenstand des lokalen Kultes. Diese Erscheinung führten wii' anläßlich der Untersuchung der lokalen Königslisteu 1—4) auf zwei Haupt- faktoren zurück; einmal auf die Wanderung der Stämme, wodurch z. B. sich die Ähnlichkeit thessalischer mit pelo- ponnesischen oder peloponnesischer mit ionischen und thessa- lischen Kulten erklärt ; dann auf die Kolonisation, vermöge welcher die Kulte und Sagen von der Mutterstadt nach der Tochterstadt übertragen wurden. Im Gefolge dieser Kult- verschiebung und Kultübertragung entstand die Sagenver- Schiebung und eine geographische Ausdehnung besonders der Wanderungslegenden nach Westen und Osten. Denn dieser Typus der Wanderungslegende ist es vor allem, der hierdurch neue Nahrung empfing. Die Heroen mußten dahin gekommen sein, wo man ihnen Verehruug darbrachte. Und die Legende lautete dann: weil der Heros an einen bestimmten Ort ge- kommen war, deshalb wurde ihm dort ein Kult eingerichtet. Kein Wunder daher, daß man bald mehrfache Gräber eines einzigen Heros zeigen konnte (s. S. 2180".). Wir konnten die Tatsache der Verehrung homonymer Kultobjekte an ver- schiedenen Orten auf eine vierfache \\^urzel zurückführen, von denen uns aber die Wanderung und Kolonisation als weitaus die wichtigste erschien (S. 224 ff.).

188

S. dazu Rohde, Psyche I 103 ff.

Der Reliqnienkult im Altertom 549

In der griechischen Lehrende selbst trat uns die Be- ofriindiino: dafür, daß das Grab eines Heros sich nicht in seiner Heimat befand, sundern daß er in der Fi-enide verehrt wurde, in dreifacher Gestalt entgegen. Diese Tatsache wurde einmal durch die Wanderungslegende erklärt, von welcher wir in § 5 8 die vier wichtigsten Tj-pen an vielen Beispielen be- sprachen; dann durch die Translationslegende, welche uns wiederum in doppelter Form entgegentrat, je nachdem die Reliquien des Heros gleicli nach seinem Tode oder erst in späterer Zeit bei bestimmter Veranlassung transferiert wurden (s. S. 188—211); und drittens durch Legenden vom Typus der Skyllasage, wonach die Leiche des Heros durch das Meer ans Land gespült wurde fs. S. 211—218). Die kultische Unter- lage und Voraussetzung für diese Legenden wurde also durch die Wanderung und Kolonisation ge.schaifen. Natürlich ist der Typus der Wanderungslegende selbst nicht erst hierdurch entstanden; denn die Wanderungen der Od\'ssee entbehren durchaus, wie wir saiien, dieses sakralen Hintergrundes,

550 Friedrich Pfister

Kapitel XII

Die Entwicklung bis zum Beginn der alexandrinischen Zeit

§ 44 Lyrik, Epitaphios und Eukomiou

Wir wenden uns zunächst der Lyrik zu. Freilich ist gerade hier unsere Überlieferung recht lückenhaft.

Wir haben oben (S. 497 ff.) bereits die Zeugnisse zusammen- gestellt, welche von musischen Aufführungen an Heroengräbern, von Hymnen und Threnoi zu uns reden. Leider besitzen wir von dieser Poesie so gut wie nichts, und von dem wenigen, was auf uns gekommen ist, ist es unsicher, in welcher Art es zur Aufführung kam und für welche Art von Festen es bestimmt war. Vor allem vermissen wir hier eine genauere Kenntnis des Dithyrambos und seiner Entstehung. So sehr auch der Ursprung dieser Dichtung und die Etymologie des Wortes selbst für uns noch im Dunkeln liegen, zweierlei steht doch fest: einmal, daß der Dithyrambos mit dem Kult des Dionysos in innigster Verbindung stand, dann, daß der Inhalt des schon etwas weiter entwickelten Dithyi-ambos vorzüglich der Heroensage entnommen war^^*.

189 Ygj a^g ^gj. neueren Literatur vor allem Wilhelm Schmid, Zur Geschichte des griechischen Dithyrambus, Univ.-Progr. Tübingen 1901; 0. Crusius bei Pauly-Wissowa V 1203 ff.

Der Reliquienkalt im Altertum 551

Zunächst *"'' müssen wir zwar einige Dichtungen des Stesichorüs nennen, die wir nicht direkt als Dithyramben bezeichnen dürfen. Aber es ist wenigstens kurz in diesem Zusammenhang auf sie hinzuweisen, wenn sie auch für uns zum größten Teil kaum mehr faßbar sind ^". Von seiner YUov 7reQais haben wir bereits bei Behandlung der Aineias- sage (S. 140 f.) gesprochen. Sie war uns wichtig als erstes Zeugnis für die Erweiterung der Fahrten des Aineias bis nach Italien hinüber ^"-. Wieweit er die lokale Tradition benützte, wissen wir natürlich nicht; daß er aber von ihr Anregungen empfing, ist viel wahrscheinlicher, als daß sie umgekehrt erst durch die dichterische Darstellung hervor- gerufen wurde (s. oben S. 141 ft.). Auch über die übrigen Dichtungen haben wir oft kaum mehr als die Angabe des Themas. So kennen wir ^A&'/.a knl TleXlcf, in welchen, getreu homerischem Brauch und Vorbild (s. oben S. 495), die Leichen- spiele zu Ehren des Pelias besungen waren; durch die Vase von Caere ^*^ vermögen wir uns noch eine Vorstellung hiervon zu machen. Berühmt war vor allem seine Helena und die Palinodie, welche der in Lakonien verehrten Heroine gewidmet war ^"^ Genannt kann noch werden sein Lied auf die in

•"^ Auch Alk man kann hier erwähnt werden, von dem wir ein Parthenion durch den Papyrusfund Mariettes genauer kennen. Für einen Chor in Sparta bestimmt behandelt es im ersten Teil die Sage von den Hippokoontiden. deren Gräber man in Sparta zeigte. Die Gräber des AlkimoB, Dorkeus, Enaraiphoros und Sebros lagen hinter der Stoa beim Platanista (Paus. III 15, 1 f.), das des Alkon beim Dromos (Paus. III 14, 7), das des Eumedes zwischen Dromos und Agiadengrab (Paus. III 14, 6). Also behandelte der Dichter hier eine lokale Sage. Vgl. besonders Diels, Hermes XXXI (1896) 368 f.; Kukula, Philol. LXVI (1907) 202 ff.

"" Mit Recht sagt Quintilian (Inst. or. X 1, 62) von ihm: epici cur- viinis onera lyra sustinuit.

*•* Dies muLten wir gegen Seeliger (s. oben S. 140, Anm. 505) aufrecht erhalten ; s. auch M. Paulcke De tabula lliaca quaestionen Stesichoreae Diss. Königsberg 1897.

'*" Monum. deW List. X tav. 4, 5; vgl. Paus. V 17, 10 über die Darstellung auf der Kypseloslade.

'•* Vgl. M. Mayer De Euripidis mythopoeia capifa dno Diss. Berlin 1883; R. Hirzel, Berichte der sächs. Gesellsch. der Wissensch. XL VIII (1896) 290: A. v. Premerstein, Philol. LV (1896) 634 ff.

552 Friedrich Pfister

Samos begrabenen (s. oben S. 308) b^iötacpoi Leontichos und Rhadine, dessen Anfang uns Strabon (VIII 347) aufbewahrt hat (Hiller-Crusius frgm. 16) :

'^y£ Movoa Uysi', ccq^ov äoiöäg lQatiovvf.iov Iaf.iio)v TtSQi Ttaiöiov iqatä cpd^tyyof^eva Xvga.

Auch Archilochos mag erwähnt werden, der aus der Urgeschichte seiner Heimat Faros die Sage von der wunder- baren Errettung des Koiranos durch einen Delphin erzälilte, wie wir jetzt durch eine parische Inschrift wissen. Eine Höhle Koiraneion erinnerte an das Geschehnis ^^^ Auch Herakles und lolaos wurden von dem Dichter in einem Hymnos besungen ^^^

Um nun zum Dithyrambos zu kommen, so besitzen wir von den Dithyramben des Simouides von Keos nur wenige Fragmente, von denen vor allem seine Danae namhaft zu machen ist^^'. Doch ist sein Lied auf die bei Thermop3iai Gefallenen (s. oben S. 319) uns besonders wichtig. Wenn es auch von Diodor (XI 11) als iyy.d)f.uov bezeichnet wird, so werden wir in ihm doch viel eher einen d-qf^vog sehen dürfen ^^^

Besser steht es seit dem Papyrusfund mit unserer Kenntnis der Dithyramben des Bakchylides, die als solche in dem Papyrus ausdrücklich bezeichnet werden. Daß wir dieses

19» Hiller von Gaenringen, Ath. Mitt. XXV (1900) Iff.; E. Diehl, Supplementum Lyricum (Kleine Texte herausgeg. von H. Lietzmann H. 33/34) S. 4ff. ; daselbst weitere Nachweise. Dazu Svoronos Journ. Internat, d'arch. numism. TU (1900) 59 ff. Über die Sage von Koiranos s. auch Phylarch. bei Athen. XIII 606 D; Plut. de sol. anim. 36; Ael. hist. an. VIII 3; s. auch oben Anm. 788.

iȧ Bergk Poet. lyr. Gr. II* 418 ff.

197 y Wilamowitz, Isyllos von Epidanros S. 144ff. ; Blaß, Hermes XXX (1895) 314 ff.

198 Yg]_ Q j'raustadt Encomiorum in litteris Graecis it^que ad Ro' manani aetatem historia Diss. Leipzig 1909 S. 35. '£yx(Ofiiov ist meist das Lob Lebender; doch wird es auch in späterer Zeit auf das Lob Toter angewandt; vgl. Diod. I 72: xal xov fiev d'ofvov iv ov&fiM fiei" cpSijs noiovfiEvni Bis Trjs rjfispns ixifiiav kyy.touiois (den Toten). Ebenso an der genannten Stelle, wo sich das „Enkomion" des Simonides findet. S. auch gleich unten die Enkomien auf Heroen und Verstorbene.

Der Reliquieiikult im Altertum 553

Zeugnis nicht verwerfen dürfen, legt ein Zitat, des Servins nalie^'-"*. Das Wesentliche dieser Dithyramben ist die f,Qiof/.ij hr6^€oi<:, vun welcher Plutarch (de nuis. 10) anläßlich des lokrischen Musikers Xenokritos spricht: duffiaßijtirai d Tiaiäviov 7toirji]g yiyovev t^giüixiov yctQ vTroiteaeiov ngayuara tXoioCov 7ton]tr^v ysyovivaL cpualv aitöv öto xai rivag diO^vQdfiliuvg nuktiv avToC Tag vnoi^tatig. Wenn wir nun sehen, daß zwei der bakchylideischen Dithyramben für ApoUon bestimmt sind, so erinnern wir uns an die Definition des Grammatikers in Cramers Oxforder Anecdota (IV 314): ötO-vQau^iog ton jiouuu TXQog Jiövvoov (icdüutvov f] Ttgog '.■/ n (j ). '/. co v a , TiegiTi/.oy.cu lOxoQiwv oixeiiov-^^. ]\rit den letzten Worten wird ausdrück- lich auf die einheimische lokale Legende hingewiesen. Daß das oiöei' ngbg rov Jiovvaov sich auch auf die Lieder auf Apollon anwenden läßt, ist natürlich. Das 15. Gedicht, das dem pythischen Gotte gilt, beschäftigt sich mit der Herakles- sage, das 16., dem delischen gewidmet, mit Theseus, Aber das für die Lakedaimonier gedichtete 19. Gedicht wurde ver- mutlich zu Ehren des Heros selbst gesungen, dessen Grab man in Sparta zeigte (s. oben S. 308 und 311 f.), Idas, ganz gewiß aber der Theseusdithyrambos fcarm. 17) für den athe- nischen Heros "^ Wahrscheinlich kam er an den Theseen selbst zur Aufführung. Er ist für uns deshalb von besonderer Wichtigkeit, da er uns das längst vermißte Mittelglied zwischen Lyrik und Drama bietet.

Bei diesen Dichtungen mit einer Igiuixi] vnöOtGig lassen .«ich also einmal solche unterscheiden, welche zur Feier des Heros

"" Serv. Aen. VI 21 : BacrhyJides i>i dithyratnbiK, womit auf carm. XVI ed. Blali verwiesen wird; dazu Comparetti, Melange3 Henri Weil (1898) S. 25 ff.; Crnsius, Philo). LVII (1898) 17.=iff. Vgl. aber v. Wilamowitz, TextgeBchichte der griech. Lyriker S. 43 f.: durch die Bezeichnung als Dithyrambos i.st ausschließlich der Inhalt als mythische Erzühlnug bestimmt.

***° So möchte ich lesen; überliefert ist »ixtuoi. A. Hilgard, Scholia in Dion. Thr. (1901) p. 451 gibt im Text: 7i(tf)U7iXoy.(ii- ioropuöi' oi-xtimy (jitpii/oi'^; danach ist .Tupa.-r/.oxtu überliefert; :rt()i7iÄoxat Konjektur Cramers.

*"' Natürlich kann die angebliche Translation der Gebeine des Theseus (s. oben S. 198ff.i keinen terminus post quem für das (iedicht abgeben, wie man geglaubt hat. Vgl. über diesen Dithyrambo.s A. Egen, Die beiden Theseusiieder des Bakchylides, Progr. Warendorf 1909 S. 12 ff.

554 Friedrich Pfister

gesungen wurden, dessen Sage sie behandelten, dann die- jenigen, welche einer anderen Gottheit zu Ehren vorgetragen wurden. Zu ersteren gehörten die Chöre, w-elche nach dem Zeugnis Herodots (V 67) in Sikyon den Adrastos feierten, sowie Ähnliches, was wir oben S. 497 f. anführten.

Daneben sind einmal die eigentlichen Lieder, welche zu Ehren Verstorbener gesungen wurden, die ^Qr]voi zu nennen. Den ^Qf^vog des Simonides auf die bei Thermopylai Gefallenen haben wir bereits erwähnt; von den ^gfivoi des Pindar^"^ besitzen wir einige größere Fragmente. Solche ^Qi]voi kennt schon das letzte Buch der Ilias (XXIV 720 ff.) und Aischylos (Ag. 1548) spricht vom £7riTvi.ißtog alvog iTt* avögl ■d-Eiw. Ein v/iiros ist es, den Hesiodos bei der Leichenfeier des Amphi- daraas vorträgt ^^". Auch bei den jährlichen Heroenfesten wurden gelegentlich ^Qfjvoc vorgetragen (s. oben S. 497 f.). Dann ist auf die beim Mahle zum Preis der Toten vorgetragenen Gesänge hinzuweisen. So wurde die Tat der Tyrannenmörder in den bekannten S k o 1 i e n ^°* gefeiert ; beim Leichenmahle selbst wurde des Verstorbenen gedacht (vgl. Rohde, Psyche I 231 f.).

Diese lyrischen Dichtungen auf die Toten sind aber nichts anderes als die Vorgänger der prosaischen löyoi Itzl- rdfpcoi, wie sie uns seit der Ausbildung der Rhetorik ent- gegentreten ; hierauf weist W. Schmid aaO. mit Recht hin. In Athen wurden diese Epitaphien jährlich, im Zusammenhang mit den Theseen, gehalten ^^^ Über die Form der griechischen

-°^ A. Dieterich, Nekyia S. 108 ff.; Kohde, Psyche II 204 ff.

203 Hes. opp. 654 ff. Diese Verse wurden schon im Altertum wie auch in der neueren Zeit vielfach für interpoliert gehalten. Für ihre Echtheit traten v. Wilamowitz, Eur. Her. I^ 66 und Kirchhoff, Sitz.-Ber. der Berl. Akad. 1892 S. 865 ff. ein; ebenso Nilsson, Neue Jahrbb. XXVII (1911) S. 621, 2. S. die ausführliche Stellensammlung über Totenklage bei 0. Benndorf , Griechische und sicilische Vasenbilder S. 5 f . ; dazu Nilsson aaO. 618 ff.

■•^*'* Bergk Poetae lyHci Graeci III* p. 646; Reitzenstein, Epigramm und Skolion (1893) S. 13 ff.; s. auch unten Anm. 264.

205 Mommsen, Heortologie S. 2 15 ff.; 279 ff.; dazu Elsa Goßmann Quaestiones ad Graecorum orationum funebriiim formam pertinentes Diss. Jena 1908 S. 20 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 555

Epitaphien hat jetzt E. Goßmann in ihrer angefülirten Disser- tation ausführlich gehandelt. Oben (S. 189 t'.) wiesen wir bereits darauf hin, wie diese Leichenreden in den Hiketiden des Euripides, einem l)'y.(i\utov 'J&r^vCov, das denselben Stoff be- handelt wie die verlorenen 'Ehvaivint des Aischylos, sich widerspiegelten : die vor Theben Gefallenen werden in attischer Erde bestattet und Adrastos hält ihnen die Grabrede -"^

Als ursprünglich ziemlich gleichbedeutend mit dem Threnos galt den alexandrinischen Philologen die Elegie. Ob jedoch die Erklärungen des sog. Et. M. 326, 49: e/.eyog- ^Qr,vog 6 roU re^vtöjoiv tni'uyöutvog, des Aristophanes-Scholiasten zu Av. 217: tXeyoL ol rrgög avXbv aööuevoL 0-Qf;i'oi, des Hesych s. V. iuye'ia- ra (TTtraq^ia 7ton]uata und ähnliche Definitionen richtig das ursprüngliche Wesen der Elegie bezeichnen, ist sehr zweifelhaft. Die Entstehung des Elegeions, zum mindesten der Ursprung des Namens, ist vielmehr wohl mit Sicherheit im thessalischen Demeterkult zu suchen (s. oben S. 95 ff.). Doch gab es natürlich später Elegien, die Verstorbenen ge- widmet waren, wie ja überhaupt diese Dichtungsform zu den verschiedensten Zwecken benützt wurde. Aus dieser Gattung der Elegie, welche den Toten galt, hat sich dann das kurze Grabepigramm entwickelt. Unter des Simonides von Keos Namen sind uns eine ganze Reihe von Grabepigrammen über- liefert, die aber zum großen Teil unecht sind -°'. Nach Herodot (VII 228) rührte von ihm das Grabepigramm auf den Seher Megi.stias vom Jahre 480 her^°^

Alle diese literarischen Formen beschäftigen sich mit Verstorbenen oder Heroen ; insofern waren sie für unser Thema von Interesse. Doch muß wenigstens ein kurzer Blick noch auf das Enkomion geworfen werden, daß dem Preise Lebender gilt. Denn im Enkomion, soweit es kein Heroeh- enkomion '^^^ ist wie des Gorgias oder des Isokrates Helena oder

100 Vgl. dazu noch Hauvette, Melanies Henri WeU 1898 S. löSJff.

»07 Ygj 2uletzt M.Boas De epigrammatisSimon'ulciH Diss.Groningen 11305.

*°'' Vgl. Boas aaO. S. 3ff. ; 80 f. Auch die beiden auderen von Herodot 1. c. überlieferten Epigramme stammen nach Boas von .Simonides.

-"" Die nächste christliche Tarallele zum Heroeuenkomion ist die Heiligenpredigt. Aus dem vierten Jahrhundert sind etwa die Predigten

556 Friedrich Pfister

ein Preis verstorbener Zeitgenossen wie des Isokrates Eede auf Euagoras, werden ja die über andere Menschen heraus- ragenden Eigenschaften gefeiert, wegen deren auch der Tote gepriesen und verelirt, ja heroisiert wird. Diese Kraft, ver- möge deren der im Kult gefeierte Verstorbene und Heros auf das Diesseits noch zu wirken vermag, ist es, welche sich s('lion zu seinen Lebzeiten offenbart und zur Ehrung, zum Enkomion, herausfordert. In erster Linie sind es die Sieger in den großen Wettkämpfen, welche im Epinikion besungen werden. Die Siegeslieder des Pindar und Bakchylides sind unsere ersten Zeugen dieser Literaturgattung ^^^. Es ist kein Zweifel, daß wir in dieser Feier der Lebenden mit die Anfänge zu sehen haben, welche zur Verehrung der römischen Kaiser schon zu ihren Lebzeiten führt ^^^ Der letzte Schritt zur Erweiterung dieser poetischen Verherrlichung, zu einer kul- tischen Verehrung wurde bereits in einem Falle um die Wende des 5. zum 4. Jahrhunderts gemacht, als man dem spartanischen Feldherrn Lysandros wie einem Gotte opferte und ihm zu Ehren Paiane sang, von denen einer begann: tov "Elläöog äyad-iag \ atQa.raybv aTt' tvqvjßqov \ I^Ttagrag v(.in]oo(.uv, Co, \ ir] Uacccv (Plut. Lys. 18). Choirilos, Antilochos, Antimachos und Nikeratos besangen seine Taten ^^^ Ebenso werden im vierten Jahrhundert ausdrücklich ETiaivoL erwähnt, die dem schon zu Lebzeiten heroisierten Dion in Syrakus galten (Diod. XVI 20). Beides, die poetische Verherrlichung in Hymnen und epischen Enkomien verbunden mit der kultischen Verehrung Lebender, finden wir dann auch in der hellenistischen Zeit; ich erinnere nur an den Epiker Choirilos aus lasos, der Alexander den Großen besang -^^, an Kastorion (oder Seiron) aus Soloi, der ein Preislied auf Demetrios Poliorketes dichtete, das man bei

des Basileios und des Gregor von Nyssa zu nennen; vgl. Lucius, Anfänge des Heiligenkults S. 315 ff. und oben S. 499. Über mittelalterliche Heiligen- predigten s. H. Siebert, Beiträge zur vorreformatorischen Heiligen- und Eeliquienvcrehrung 1907 S. 2 ff.

210 Yg], Fraustadt aaO. S. 21 ff.

2'^ S. oben S. 186, Anm. 701 und unten Text zu Anm. 278 ff.

2'2 Plut. Lys. 18; Athen. XV 696 e; FHG II 485. Derartige Enkomien und diese Entwicklung hätte Fraustadt vielleicht noch berücksichtigen können.

21» Vgl. bes. Horaz Ep. II 1, 233 ff.

Der ßeliquieükult im Altertum 557

dessen Aufenthalt in Atlieu sani?-'*, an Hermokles (oder Hennipiios) aus Kyzikos. der durch seine Lieder auf Demetrios uiiil Antiofonos bekannt ist ■''. Auf diese Verehrung Lebender werden wir unten 47) noch zurückkommen.

§ 45 Trai^ödie

Die i\g<üiy.i] rrtöd-iai; des Dithyrambos liegt auch der Tragödie zugrunde. Daher definiert das sog. Et. M. 703.58: rQcr/(i)dic( lori ßiiov le /.eil '/.öyiuv ioi'Jlyj'üv uiur^aig und Isokrates (II 49) gibt als Unterschied der Tragödie von Homer an: /; iitv yctQ Tovg äyCovac v.ai rolg noltunig xovg riuv f^uiO-iiuv fuiO-n'/.ü'/iaev, ol dt roig uv^ovg tig aywrag y.ai jTQCc^eig y.at^- air^oav, weis uij uövnv uAOvoioig ijiiv (V/J.a y.ai ötcaoig ytv€Ot/ai.

In der Tragödie werden nicht weniger wie im Dithy- rambos und im Threnos, wovon wir vorhin sprachen, die Toten und Heroen gefeiert und besungen, ja mit Recht ist gerade in neuerer Zeit von verschiedenen Gelehrten der Ursprung der Tragödie aus dem Toten- und Heroenkult behauptet worden -'". Wie in der Beziehung zum Totenkult jene lyrischen Dichtungen Vorgänger der ETTixdcfioi löyoi sind, so sind sie andererseits hierin auch die Vorgänger der Tragödie, deren Ui Sprung Aiistoteles (Poet. 4, 1449 a 30) ja &:ih rCov l^ao- yövtiov Tov öii^voaaßov herleitet. Daher tritt auch die Toten- klage geradein den ältesten Tragödien so sehr hervor-*', so daü wohl mit Hinblick auf Derartiges der Scholiast zu Dio-

»" Athen. XII 542e. *'* Athen. XV 697a; VI 2538q.

*'* Zuerst Vor allem hat 0. Crusius dies betont: v^\. die Ziiaammen- stellunj^; seiner hierauf bezüglichen Bemerkungen durcli M. Maas, Wochenschr. für klass. Philyl. 1904, 779 ff. S. dann weiter den Vortrag von "W. Ridgeway nach dem Excerpt in der W. f. kl. Ph. \\m, 693 und bei S. Mekler in Bursian-Krollä .lahre><bericht CXLVII (1910) 136; W. Ridgeway The oriqin of traijedy with special re/'erence to Greek tragcduins, 1910; A. Dieterich, Arch. für Rel.-Wiss. XI (190S) 163 (Kleine Schriften 414) ff. Dann besonders M. P. Nilsson, Neue .Tahrbb. XXVIl (1911) 609ff.; 673ff.; vgl. das Referat über einen älteren Aufsatz desselben Gelehrten im Arch. für Rel.-Wiss. IX 1^1906) 266 f. ^'' Dieterich aaÜ. 174 (422iff.; Nilsson aaO. 624 ff.

558 Friedrich Püster

nysius Thrax (p. 172, 20 und 306, 30 ed. Hilgard) von der Tragödie als einem noLr^ixa kruTäcpLov spricht.

Im folgenden sind nun diejenigen Tragödien zu nennen, welche direkten Bezug auf den Kult der Heroenreliquien nehmen, d. h. deren vjiöd^eoig in irgendeinem in der Tragödie hervortretenden Zusammenhang mit einem lokalen Heroen- kulte steht oder ihn berücksichtigt. Zum Teil haben wir diese Dramen in der vorausgegangenen Darstellung bereits bei Gelegenheit besprochen; jetzt soll eine kurze Zusammen- fassung gegeben werden.

Als charakteristisches Merkmal, worauf wir zu achten haben, tritt uns ganz allgemein ein fester, meist kultischer, aber auf jeden Fall durch lokale Tradition gestützter Unter- grund entgegen, sei es nun ein Götter- oder Heroenkult, oder sei es sonst eine sakrale oder profane Einrichtung, für welche die Tragödie ein ahiov gibt, oder sei es ein Heroengrab, dessen Vorhandensein erklärt werden solP^^. Solche Legenden hat der Dichter nicht selbst geschaffen; er fand diesen Typus, meistens auch den speziellen Stoff schon vor und benützte ihn.

So haben wir oben S. 107 ff. einen bestimmten Sagentypus ausführlich behandelt, welcher das Dasein der Eeliquien eines fremden Heros durch die auf der Flucht ihm gewordene gast- liche Aufnahme an dem Orte begründete, an dem man sein Grab zeigte. Der Oidipus auf Kolonos des Sophokles und die Herakliden des Euripides hatten, weil sie in Attika lokalisierte Sagen gaben, direkte Beziehung zur lokal gebundenen Tra- dition. Von demselben Typus sind auch die Hiketiden des Aischylos (s. oben S. 116 ff.). Weil diesem Stück aber eine argivische Sage zugrunde lag, so tritt dieser Zusammenhang von Kult und Legende nicht sehr hervor. Daß er gleichwohl vorhanden war, haben wir gesehen; das Epos Javatg, in welchem dasselbe Thema behandelt war, fußte darauf. Ai- schylos konnte ihn ohne Schaden beiseite lassen, da er bei dem attischen Publikum an dem argivischen Lokalkult kein Interesse voraussetzen durfte. Anders steht es mit der 0 r e s t i e , in welcher wir gleichfalls eine argivische Sage finden. Aber

2^® Dieterich aaO. 189 (433) f. : E. Müller De Graecorum deorum parHius tragicis RGYY VIII 3 (1910).

Der Reliquienkult im Altertum 559

hier waren Bezieliunj^en zu Attika gegeben, und der Dichter versäumte nicht, nachdrücklich darauf hinzuweisen. Daher sehen wir im Schluüstück die feierliche P^insetznng des Areiopages -*". Aber auch die Worte, die Orestes selbst gegen Ende dieses Dramas (762 tt") spricht und in denen er sein Wohlwollen für Athen auch über das Grab hinaus verkündet, erhalten noch, scheint es, besondere Betonung, wenn man sich daran erinnert, daß Orestes als Ahnherr der athenischen Eu- patriden galt (s. oben Anm. 612 und 728), und daß eben Aischylos selbst Eupatride war. Dies wird man berück- sichtigen müssen, wenn man erklären will, warum Orestes so warm seine Hilfe für immer den Athenern zusichern kann (s. unten Anra. 227).

Direkt eine Krioig lieferte ihm den Stoff zu den .-llxvai, in welchen die durch Hieron neu gegründete Stadt gefeiert wurde. Durch die 'E'/.evoiviot ehrte der Dichter seine engere Heimat Eleusis. in welcher die vor Theben Gefallenen ihr Grab gefunden hatten (s. oben S. 189 f.). Der Untergang der Sieben selbst ist in dem letzten Stück einer Trilogie be- handelt, dessen Schluß man lange allgemein für unecht hielt ''^-°; doch ist daran zu erinnern, daß das Bestattungsverbot für Polyneikes altem griechischen Brauch entspricht, demzufolge die Leiche eines Landesverräters ein äyog ist'^-^ und daß das Verbot in der thebanischen Lokalsage "'-' wurzelt, also von

*'" Vgl. W. Ridgeway The Class. Reo. XXI (1907) 163 ff. Über die Beziehung des Schlusses der Eumeuiden zu Kultushandluugen der pan- athenäischen Paunychis s. Mommsen, Heort. S. 171 und W. Headlam Journ. of hell. 8tnd. XXVI (1906) 2ß8ff.

"" Älit Recht wendet sich neuerdings dagegen M. Wuudt, Philul. LXV (1906) 357 ff.; vgl. auch Nilsson aaU. 624 f.

■"' W. Vischer. Rhein. Mus. XX (1865) 444 ff.; Rohde, Psyche I 217; Wundt auO. 373 ff. ; Dieterich, Mutter Erde 52.

''■^'' Darauf, besunders auf die Örtlichkeit 'Aiiiyoir^e inp/un (Paus. IX 25, 2), weist mit Recht Christ-Schmid, Gesch. der griech. Lit. S. 327,5 hin, wo die attische von der thebani.schen Version geschieden wird. Die letztere, vertreten durch Thebais und Pindar, läßt die Gefallenen vor Theben bestattet werden; dem cnlsprecheM die 'AVti« nv(>iii, die Gräber des Am- phiaraos, Tydeus, Eteokles uud PulyueüieB; b. oben S. 128 (dazu S. 398) nnd 189. Die attische Version, deren Entwicklung und Ik'gründung wir oben S. 189 f. betrachtet haben, tritt uns in den Eleusinioi des Aischylos,

560 Friedrich Pfister

Aischj''los nicht erfunden, sondern übernommen ist. Das Stück endet mit der Totenklage auf die Gefallenen. Im Prome- theus IvöuEvog nahm Aischylos auf das athenische Prometheus- fest Rücksicht, dessen Stiftung am Schluß des Stückes ver- kündet wurde '■^"-^

Von Sophokles ist uns besonders wichtig- der Oidipus auf Kolonos^^'^^ Über sein Verhältnis zum Kult haben wir bereits oben S. 107 ff. gesprochen und gesehen, wie sich der Dichter zu Kult und Legende stellte. Das Stück ist ein Festspiel zur Feier des im attischen Kult verehrten Heros. Das Thema wird gleich zu Beginn des Dramas gegeben; es behandelt die Aufnahme des Heros auf der Flucht, des nla- vrjTTjg OlöiTTov^. Was er als Gegengeschenk bringen will, ist die übernatürliche Kraft, die in ihm und in seinen Reliquien wohnt; seinen Körper bietet er als Gabe dar (576 tf.). Er ist kein axgelog ohrirtoq (627) des Ortes, w'O er begraben liegt, sondern das Land wird glücklich sein, das seine d-rf/.r] isqä besitzt (1760 ff.). Denn wie er selbst ieoög ist (287 f.; s. dazu oben S. 531), so ist es auch sein Grab (1545, 1763). Aber auch die Thebauer wollen auf Grund eines Orakels diese Kraft in ihre Gewalt bekommen (389 ff.) und suchen sich des Oidipus zu bemächtigen; denn wer ihn besitzt, hat auch diese Kraft gew^ounen (1332). Doch kann er nur einer Partei oiorr^Q sein (4590".), den anderen ist er uläoKdQ (s. oben Anm. 397); für sie ist die in ihm wohnende Kraft "Equvvg (1299, 1434). Daher müssen die Athener seine Reliquien geheim halten, damit die Thebaner sie nicht rauben (s. oben S. 462).

Wir besitzen nicht viele antike Zeugnisse, in welchen der Glaube an die wirkende Kraft der Reliquien sich so klar

in den Hiketiden des Euripides und bei Philochoros entgegen. Ein be- sonderes Stück der Sage, das Bestattungsverbot, finden wir in den Septem des Aischylos und in der Antigene des Sophokles; beide Dichter knüpfen hier an thebauische Tradition an.

■"* Preller-Eobert, Griech. Mythol. I 102; H. Weil Etudes sur le drame antijue 1897 S. 76ff. ; 91 f.; s. auch C. B. Gulick Harvard studies in dass. Fhiiol. X aS99j 103 ff.

233a Ygi über den Schauplatz des Stückes jetzt Svoronos, Das Athener Nationalmuseum (deutsche Ausg.) S. 379 ff. ; K. Büttner, Neue Jahrbb. XXVII (1911) 241 ff.; 0. Gruppe, Aren, für Eel.-Wiss. XV (1912) 359 ff".

Der ßeliquienkuJt im Altertum 561

und sinnlich darstellt, wie in diesem sophokleischen Stück. Was in Oidipus und seinen Gebeinen wirkt, ist ein daiuöviov, die übernatürliche Kraft, die sich als oioii[{) oder als ^iIüoxojq, als ttöctiiuov oder als xaxodamwv betätigen kann; Oidipus ist uQÖg, er ist ein ^tlog ävi]^-'-^, wie Aischylos (Ag. 1548) von Agamemnon sagt. Auf der einen Seite macht diese dämonische Kraft ihn zu einem äyog, weshalb seine Bestattung in boio- tischer Erde zuerst verhindert werden sollte (s. oben S. 112). Als ä'/MOTioQ wirkte diese Ivraft in seinem Geschlecht, als ein dai/uiov. Es ist eine Art von dämonischer Besessenheit. Daher werden seine Söhne öaifiovüjvTsg h äxcf (Aisch. Sept. 1001) genannt; die utt] schickt er denen, die ihn vertrieben (Soph. Öd. Col. 93). Gerade bei den Tragikern finden wir diesen Gedanken von dem Jamcuj- häufig --•\ So ist es auch zu ver- stehen, wenn das aus Theben stammende spartanische Ge- schlecht der Aigeiden ein Heiligtum der Erinyen des Laios und Oidipus zur Abwehr der Kindersterblichkeit in ihrer Familie errichtet (Herod. IV 149).

Oben (S. 110) sprachen wir bereits davon, daß das Thema des Oidipus schon vor Aufführung dieses Stückes kurz an- gegeben war in den Phoinissen des Euripides. Am Schluß dieses Dramas verkündet Kreon das Verbot, Polyneikes zu bestatten, und zugleich den Befehl an Oidipus, das Land zu verlassen. Oidipus kennt bereits das Orakel Apollons: h talg l/d^tlvaig xar^-avtly ^' ukcuutvov {llOö); und zwar wird genauer als Ort des Todes angegeben : hgog KoXwröc, ö(bi.iay iTiTtiov 0-60Ü (llOl). Mit Unrecht hat man gegen diese Verse Bedenken erhoben oder sie erst nach dem sophokleischen Stück gedichtet sein lassen. Vielmehr stützen sie sieb, un- abhängig von Sophokles, wie dieser auf die lokale Tradition --°.

*'* Ebenso werden die Märtyrer ausdrücklich als 0-eiot ätSpee be- zeichnet, 80 von Theodoret Gr. äff. cur. 8 p. 207 R. Vgl. auch über äv- d'fiujnoi leooi Trencb, Synonyma des Neuen Testaments 1907 S. 207.

*** Vgl. meine Nachträge zu Tumbornino De antiquoy-mn daemonhvio RGW VII 3 (1909) in der Deutschen Literaturzeitnng 1910, 403 ff.

*" S. oben Anm. 398; dazu v. Wilamowitz, Sitz.-Ber. der Berliner Akad. 1903, 592 f. In den Phoinissen (159 f.) nimmt der Dichter auch Bezug auf das Grab der Niobiden; s. dazu oben S. 310.

Religionsgescbicbtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 36

562 Friedrich Püster

Denn hiervon macht Euripides in weit größerem Maße wie die beiden anderen g-roßen Tragiker Gebrauch, indem, meist am Schlüsse der Tragödie, Bezug genommen wird auf irgendeinen Kult oder eine sonstige Einrichtung. Wie in den Phoinissen, so berührt er die Ansprüche der Athener auf die Reliquien fremder Heroen in den H i k e t i d e n , auf die Gräber der vor Theben Gefallenen, welche man in Eleutherai und Eleusis zeigte (s. oben S. 190). Über das Verhältnis des Stückes zu den Eleusinioi des Aischylos haben wir schon S. 189 f. ge- sprochen. Und wie Aischylos in den Eumeniden (762 iF.; s. oben S. 559) den Orestes, der in Athen Zuflucht gefunden hat; von Dankbarkeit gegen diese Stadt erfüllt schwören läßt, daß niemals die Argiver gegen Athen zu Felde ziehen werden, so läßt Euripides in offenbarer Nachahmung dieser Stelle^-' Athena dem Theseus den Rat erteilen, einen ähnlichen Schwur von den Argivern als Dank für die Einholung der Leichen zu nehmen.

Ähnlich ist der Grundgedanke der H e r a k 1 i d e n (s. oben S. 114 ff.), in welchen gleichfalls Athen den Flüchtlingen Auf- nahme gewährt. Nur wird hier nicht am Schluß, sondern in der Mitte des Stückes der lokale Kult berücksichtigt. Aber am Schluß findet dieses Motiv zum zweiten Mal Verwendung, wenn auf das Grab des Eurystheus in Attika hingewiesen wird und auf den Schutz, den es den Athenern bringen werde. So heißt es v. 1030 ff.:

&av6vta yccQ /.le d-capud-^ ov rb i^iöooiuov, diag TtdqoLS^e Ttaqdevov Uallrjviöog. 'Acd Gol /.16V evvovg -/.aX nölti oojTi]Qiog fieTOixog asl v.£LO0i.iaL y.axa yßovög.

^^' Hier schwört Orestes, dort Adrastos für die Argiver. Euin.: o^xcofioTij o ag . . . fAryioi ilv avS^u SevQO TtQVfivrjrrjv ■/^d'ovos \ eX&Övt ETioiaeiv sv y.ey.ao/uevov 86qv. Hik. 1190: OQy.co fior eZv . . . firinoT Idoyeiovg X&ova I eis rrjvSi' Inoia eiv noXeuiov TxaviEvyiar'. Aber auch die, welche

gegen Athen ziehen wollen, soUen gehindert werden; Eum.: avTol yaQ

tjueTs ovres sv rucfois tote | xoZs rd./.ia. TcaQßaivovai vvv OQv.cofiaxu \ dfirjxävovs Trape^oftsv dvoTCQa^iai | oSovs d&v/iovs xal TxaooQVid'as Ttöoovs \ rid'h'TSS, cos aznolai fiEiau.ü.r^ ttovos. Hik. : äk^cov r iovrcov ifinodojv &r}aEiv Soov. \ fjv S' oQnov ay.UTtövTES skd'ajoiv Tiohv, | y.ay.cös oXiad'ai TtQooxQETi lApyeieov y.d-öva. S. auch Hik. 1205 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 563

toig Ttütöe d' h.yövoiai Tto'LtuidjTaTog, oictv uöf.oJGi öevQO avv no'fj.f, xio\ XÖQiv rcQOÖövTeg rrvös.

Von den Beziehungen des Orestes zu Athen berichtet der Schluß des Orestes und der Elektra. Orestes soll nach Athen gehen, wo er entsühnt wird. Dort ist es die Auf- forderung des ApoUon, hier die der Dioskuren. Bei den Eu- meniden des Aischylos haben wir sciion auf Orestes als Ahn- herrn der attischen Eupatriden aufmerksam gemacht. Ebenso beschäftigt sich das im Jahre 408 aufgeführte euripideisciie Stück mit diesem Heros, zu einer Zeit, wo der Eupatride '^'^*' Alkibiades in Athen in höchstem Ansehen stand (s. oben Anm. 612j, auf welchen vermutlich auch Aristophanes mit dem r^Qux; 'Ogiatr^g an den bekannten Stellen hinweist (s. oben Anm. 728). Fernerhin deutet in beiden Stücken Euripides auch die arkadisciie Lokaltradition (s. oben Anm. 728) von Orestes an. Or. 1646 ff.: y.e/.'/.r^asTai dk of^g (fvyf^g Itto}- vvuov I ^AZüoiy 'Jq/.üolv t' '0(>6'aT«ov = El. 1273 ff.: ae d'l^g- xäöiov xQij 7toLiv k.Tx' ^ALcfUoi Qoatg \ oixeiv ylv/.aiov TT/.r^oiov ar/Mtiiaxog ' | lTC(l)vvf.togökaov7i6Xig/.ty.Xi[a£t(xi. Beides findet sich gleichfalls in den Weissagungen der Gottheiten. Im dritten Punkt besteht ein Unterschied in beiden Schluß- szenen. Im Orest wird Helena von Zeus entrückt und Apollon verkündet ihre Vergötterung (1636 f.):

Küoinqi xe noKvöev/.ti, t' h aiO^tqog rtrvyaig ovv^ci/.og taiui, vauTi'/.oig oioir^giog.

In der Elektra (1280 ff.) befindet sich Helena noch in Ägypten, wohin sie durch Zeus entrückt wurde, während Paris nur ein €'idnikov der Helena nach Troja entführte. Von Ägypten wird sie wieder zu Menelaos zurückkehren.

Diese letztere Sage--'" hat P^uripides ausführlich in der Helena bearbeitet. Wie im Orest Apollon, so verkünden hier am Schluß die Dioskuren ihre Entrückung, wodurch sie nach ihrem Tode vergöttert werden soll (1666 ff.):

'** S. auch Eur. Or. 1676 f.: ii/ei'r;i Ö' drt' tiytyoii I yjiK'i uyaio xal

oi- y^ui diüoii iyt'j. **" An Stesichoros sich anlehnend; s. oben S. 551.

36»

564 Friedrich Pfister

örav 6k xäfxipr^g xal TeXevTrjorjg ßlov, &sbg nexÄriOiL y.ai Jiooy.ÖQUJV (.Uta OTtovöcjv fu^^€^€ig ^€vid t' ävd^QWTiwv nÜQa e^eig fte-3-' Tjfiwv Zeig yaq Sjöb ßovlerai.

Zugleich berührt der Dichter aber auch die attische Tra- dition von der Insel Helena ^''^j wohin Hermes zuerst die Heroine führte, um sie vor Paris in Sicherheit zu bringen, und weiterhin das Ende des Menelaos, dem es bestimmt sei, auf den Inseln der Seligen zu wohnen.

Mit der Helena hat im Grundgedanken große Ähnlichkeit die Taurische Iphigeneia. Hier wird Iphigeneia von Artemis, ihrer Schützerin, zur Rettung in das Barbarenland entrückt, dort Helena auf Befehl des Zeus, um sie vor Paris in Sicherheit zu bringen, nach Ägypten entführt, wo gleich- falls ßdgßaQOL (Hei. 1604) wohnen. Beide Male ist der Ort der Zuflucht durch den Kult bestimmt : das Land der Taurier durch die Gleichsetzung der Artemis Tauropolos oder der Iphigeneia selbst mit der Ttaqd-hog TavQiyii]^^\ Ägypten durch Identifizierung der ^elvt] Aphrodite mit Helena 2^-. Wider Willen der Barbaren wird Helena und Iphigeneia nach Griechenland zurückgeholt. Zum Schluß treten hier Athena, dort die Dioskuren auf. Diese verkünden die Vergötterung der Helena, jene weist auf den attischen Kult hin. Besonders wichtig für uns sind die Schlußworte der Athena (1449 ff.), in welchen der Kult der Tauropolos in Attika und das Grab der Iphigeneia in Brauron gefeiert werden (s. oben S. 133). Wie weit der Dichter diese Legende selbständig gebildet hat, wissen wir nicht genau. Er fand schon vor die Sage von dem Aufenthalt der Iphigeneia bei den Tauriern, die Identi-

2^° S. oben S. 155 und dazu A. W. Verralls Essays on four plays of Euripides Cambridge 1905 (mir unzugänglich), der offenbar auf diese Be- ziehung besonderen Wert legt; vgl. das Eeferat im Jo^trn. of hell. stud. XXVI (1906) 290.

2J1 Ygi Herod. IV 103: ^vovai (die Taurier) f^ev r^ na^d-ivca tovs

vavrjyovs . . . rrjv Ss Saiuova tavzriv rfj dvovai Xeyovai avrol Tav^oi 'I(fi- ysvsiav Trjv "Äyafxifivovos slvai. Dazu Eur. Iph. Taur. 1453 ff.

"2 Herod. II 112 ff.; Plut. de Herod. malign. 12; Widemann zu Herod. II 112.

Der Reliquienkult im Altertum 565

fizierung der Taigr/.r mit der Heroine und vermutlich auch mit der attischen Tauropolos, da ja diese mit der Iphigeneia durch das Grab eng verbunden war. Für die Sage von der Herkunft des attischen Artemisbildes ist Euripides unser erster Zeuge. Da diese Sage aber so volkstümlich war, daß sich viele Städte um die Ehre, dieses Bild zu besitzen, stritten (s. oben S. 344), so ist schwerlich anzunehmen, daß Euripides sie ersonnen habe. Vielmehr wird eben das Grab der Heroine mit der Stiftung des Kultes in Zusammenhang schon von der lokalen Legende gebracht worden sein, ein Sagentypus, den wir oben S. 130 fF. (vgl. S. 457) genauer behandelt haben. Es könnte also höchstens die Beziehung des Orestes zu den Tauriern eine Erfindung des Euripides um natürlich nur von den Haupttatsachen zu sprechen sein; doch haben hiei-gegen schon 0. Müller -'^ und Th. Zielinski '^* mit triftigen Gründen gesprochen.

Eine gleichfalls attische Sage -^^ bildet das Thema des Ion. In diesem Stück wird die attische Autochthonensage verherrlicht. Ion, der Enkel des Erechtheus, Sohn der Kreusa und des ApoUon, wird in Delphi erzogen. Gegen Ende des Stückes verkündet Athena seine Sendung nach Athen, wo er hen-schen solle:

earai ö' &v' 'E).).dd' €Lx).€i]g' ol roCöe yctQ Traideg yeröuevoi Ttaoaqe'i ^'T'/S i"t5g, (rrcüvi-jicoi yr^g y.äriKfvXiov x^ovbg )müj}' iOovTcu, oy.ÖTceXov o'i vaioia' if.i6v.

Damit wird auf die alte attische Yierphylenordnung hinge- wiesen und auf die vier Eponymoi, des Ion Söhne. Geleon, Hoples, Argades und Aigikores, welche in den folgenden Versen (157911.) ausdrücklich genannt werden. In Herodots Bericht über die Neuordnung des Kleisthenes (V 66) lesen wir dasselbe. Aber auch, so fährt Athena bei Euiipides (1581 ff.) fort, die Kykladen und das asiatische Festland (vgl.

**' Kommentar zu deu Eameniden S. 150. *»* Neue Jahrbb. II (18991 lÜ4f.

*" S. oben S. 72ff. ; dazu E. Ermutinger. Die attische Autochthonensage bis auf Euripides, Züricher Diss. Berlin 1897; Stais, Eph. arch. 1909, 251 ff.

566 Friedrich Pfister

V. 74: 'tiova d' aizöv, -ATiozog' 'y/oiaöog x^ovög) solleo die Nach- kommen besiedeln, und des Ion und der Kreusa künftige Söhne Doros und Achaios sollen ebenfalls eponyme Ahnherren werden, in Doris und Achaia. Also die attische lonertradition und der Heros eponymos, dessen Grab man im attischen Demos Potamoi zeigte (s. oben S. 73), werden gefeiert.

Haben wir in Orestes den Ahnherrn der attischen Eupa- triden, in Ion den Stammvater der loner kennen gelernt, so sehen wir jetzt in der neugefundenen Hypsipyle einen weiteren athenischen Gentilheros geehrt, Euneos, den Ahnen der Euneiden. Über dieses Stück sowie über die mutmaß- lichen Beziehungen des Dichters zu den Euneiden ist bereits oben (S. 161 ff.) gehandelt wordenes«.

Der Hippolytos beruht zwar auf troizenischer Sage und troizenischem Kult, jedoch nicht ohne auf religiöses Inter- esse auch in Athen rechnen zu können. Denn einmal ist der Held des Stückes ein Sohn des Theseus, der gleichfalls auf der Bühne erscheint, dann zeigte man in Athen das Grab des Hippolytos und ein Heiligtum der Aphrodite ecp' 'iTtTtoküio), welches als Gründung der Phaidra galt (s. oben S. 61 ; 227) ; hierauf wird in v. 30 ff. hingewiesen. Seinen Hauptkult aber hatte Hippolytos im benachbarten Troizen, wo ihm ein großes Heiligtum geweiht war, und wo er wg d-eög verehrt wurde (s. 0. S. 63 ff.). Die Einsetzung dieses Kultes wird am Schluß des Stückes dem noch Lebenden durch Artemis verkündet (1423 ff.):

ool ö\ u) TakaiJttoQ^, ävTt tCovde zCov ACcviCbv TLfiag f.ieyLoTag ev Ttölti TgoiCr^via dcüGco' '/.öqai yuQ äCvyeg yaiuov Träqog 'AÖfxag -/.SQOvvTaL aoi, öt^ aicovog fia/.QOv Ttevdrj fieyiora öaxQitov y.aQTtoiiiivo). äel öe /.iovoon:oibg eig ae TiaqS-inov iarai /.legi/uva, v.ov-a. ävcbwi-wg ttloIov €Qiog 6 0ai6qag eig os oiyr^&i]G6Tai.

^^^ Die oben Aum. 612 nach A. Dieterich gegebene Ausetzung der Hypsipyle auf das Jahr 408 läßt sich wohl nicht aufrecht halten. C. Eobert, Hermes XLIV (1909) 401 Anm. nimmt das Jahr 409 an; vgl. auch Fr. Scholl, Sitz.-Ber. der Heidelb. Akad. 1910, Abh. 15 S. 22. Dies ändert jedoch an den dort gegebenen historischen Beziehungen nichts.

Der Keliquienkalt im Altertum 567

In diesen Versen wird zugleich auf das auch sonst bezeugte (s. oben S. 493 f.) Haaropfer der troizenischen Jungfrauen für Hippol3'tos hingewiesen.

Am :Sehluß des Herakles und der Medeia werden in ganz iUinliclier ^^'eise, ohne Zuhilfenahme des Dens ex machina, zwei nichtattische Kulte berücksichtigt, welche von den Trägern der Titelrolle den von ihnen gemordeten Kindern eingesetzt werden, hier der Kult der \J)./.ai'öcu in Theben, dort der Kinder der Medeia in Korinth (s. oben S. 313 ff.). In der Medeia folgte Kuripides nicht völlig der korinthischen Kult- legende; denn nach dieser waren die Kinder von den Korinthern getötet und der Kult zur Sühne eingesetzt worden, während in der Tragödie die Heroine ihre Kinder selbst ums Leben bringt. Ob der Dichter diese Wendung selbst erfunden iiat - ■', läßt sich nicht ausmachen (s. aaO.). In v. 1378 ff. verkündet Medeia die Bestattung der Kinder und den korinthischen Kult, und prophezeit den Tod des Jason, der durch ein Stück der Argo, (das in Korinth als Weihgeschenk aufgestellt war, s. oben Anm. 597,) getroffen sterben werde. Im zweiten Stück, Herakles, sorgt der Held für das Begräbnis der Kinder und der Megara (1358«:) und fordert am Schluß (1389 fi^) die Thebaner zum Kult auf:

o) yala Käöf.tov nüg rs 6rßaioc; ).eü)g, y.tiuuai/e avunevOr^aaT', eX&ei' tig TÜffov 7iaiöioY, liTtavTag ö' ivl käyo) Tttvd-r^oaxe vf/.Qovg TS y.äue' Tiüvreg L^olih'Uiuiv "llQCtQ iit^c Tikr^yivieg äO^Xiot tvyjj.

Aber auch dem athenischen Lokalinteresse trägt der Dichter Rechnung, indem er durch Theseus den Herakles nach Athen einladen läßt. Theseus wolle ihm die xt^Uvi], die er überall besitze, überlassen und nach seinem Tode solle er in Athen verehrt werden (1328 ff.). Dies bezieht sich auf die Lokal- tradition, welche wir aus Philochoros kennen (s. oben Anm. 746), wonach Theseus dem Herakles alle seine Heiligtümer mit Ausnahme von vier abgetreten habe -^^

"' 8. auch Fr. Weege, Berl. phil. Wochenschr. 1907, 513 ff.

*** Auf Beutestücke aus dem Amnzouenkampf. die man wohl wirklich

568 Friedrich Pfister

Ausschließlich außerattische lokale Überlieferung be- handelt die AVeissagung der Thetis am Schluß der Andro- niache. Neoptolemos ist in Delphi ermordet worden; dort soll ihn Peleus bestatten lTvd-ixj]v TtQog loxäqav (s. oben S. 453). Andromache selbst solle zu den Molossern gehen, wo ihr Sohn eponymer Gentilheros des Königsgeschlechtes sein werde (s. oben Anm. 655 und S. 304). Den Peleus aber werde sie nach seinem Tode zu einem unsterblichen Gott machen; dann werde er auch seinen Sohn Achilleus unsterblich in Lenke erblicken.

Das ahiov für einen alten Ortsnamen am thrakischen Chersonnes gibt uns der Schluß der Hekabe. Nachdem Hekabe sich an Polymestor gerächt hat, weissagt ihr dieser ihr eigenes Ende: sie wird in einen Hund verwandelt und ihr Grab -/.wog oiiua genannt werden, ein Wahrzeichen für die Schilfer (1259 ff.; s. oben S. 326 f.). Diese lokale Be- zeichnung ist alt; woher Euripides die Verwandlungssage kennt, wissen wir nicht; in der 'iXiov nigoig des Stesi- choros wurde Hekabe von Apollon nach Lykien entrückt.

Von den achtzehn erhaltenen Stücken ^^^ des Euripides fehlen uns nun noch fünf, in welchen wir diese typische Be- rücksichtigung der lokalen Tradition am Schlüsse des Dramas nicht antreffen. Von diesen fünf sind aber zunächst der Kyklops als Satyrspiel und die Alke st is als oarvQmo)- rsQov naturgemäß in Abzug zu bringen. Es bleiben also noch übrig die Troerinnen, die Aulische Iphigeneia und die Bakchen.

zeigte, weist der Dichter iu v. 407 ff. hin wie auf Ähnliches in Delphi im Ion 1141 ff.; s. oben S. 335.

^'" Yon den fragmentarisch erhaltenen Stücken nennen wir außer der bereits besprochenen Hypsipyle noch die Antiope, an deren Schluß Hermes den Kult der levy.o) Tzu/loi (vgl. Pfister, Wcchenschr. für klass. Phil. 1911, 241 f.; Th. Macridy, Arch. Jahrb. XXVII 1912, 8 f.) Amphiou und Zethos in Theben verkündet; s. oben S. 307 und Anm. 1015. Auf den Schluß einer Tragödie (vielleicht der Ino des Euripides) beziehen sich auch die Worte

bei Athenag. de legat. 29: 'Ivoj iierä ttiv fiaviav xal ra enl t7]S fiavias ndd'r} S'eov So^d^ovai ysyoysrai ^tiovtov TiXavrjTSS Aevy.od'iav sTrcävvfiov''^ xal rov TZacSa avT^s ^aefivds Ila/.ai/icov vavTikois y.sy.Xi^aerai^. Vgl. Hyg. fab. 4.

Der Reliquienkult im Altertum 569

Das erste Draraa. die Troe rinnen, im Jabre 415 auf- geführt, ist überhaupt mehr eine Reihe dramatischer Bilder aus der Zerstörung Trojas, ein dramatisiertes Epos, in welchem die Schrecknisse des Krieges den Athenern vor Augen ge- führt wurden, voll von allgemeinen Betrachtungen. Von der Aulischen Iphigeneia, die der Dichter unvollendet hinterließ, und welche erst nach seinem Tod aufgeführt wurde, besitzen wir keinen von Euripides herrührenden Schluß. Doch haben wir außer dem heutigen Schluß noch von einer Parallel- überlieferuug Nachricht (Ael. nat. an. VII 39), nach welcher Artemis als deus ex machlna erschien und das stellvertretende Opfer für Iphigeneia verkündete. "Was jedoch weiter in der Schlußrede der Göttin gesagt wai-, wissen wir nicht -*''.

Ganz für sich aberstehen die Bakchen da. Wenn wir oben den Oidipus des Sophokles als Festspiel zur Feier des auf dem Kolonos verehrten Heros bezeichneten, und uns durch das ganze Stück hindurch, nicht nur etwa am Schluß, der feste Glaube an die Kraft der heiligen Überreste entgegentrat, und immer wieder hieiauf von dem Dichter hingewiesen wurde, so sind die auch nach dem Tode des Dichters auf- geführten Bakchen ebenfalls ein Festspiel, das sich nicht damit begnügt, bloß am Schluß kurz auf einen lokalen Kult iri schematischer Weise anzuspielen, sondern es ist ganz der Ehre, nicht eines Heros, sondern des Gottes gewidmet. Zwar wird auch hier eine lokal gebundene Tradition kurz berührt, gleich zu Anfang, wo Dionysos das Grab der Semele und die Trümmer ihres Hauses in Theben erwähnt und von letzteren sagt, sie seien unzugänglich {äßcaov, tahii), weil durch das Feuer des Zeus geweiht, eine Sage, die uns auch in der sonstigen Überlieferung bekannt ist (s. oben S. 348). Dann aber sehen wir gleich die ^lüO^r und nqu^eig des Gottes, das Schicksal des ^toucr/og'-^^ und den Triumph des Gottes. In keiner der erhaltenen griechischen Tragödien wird so durch das ganze Stück hindurch eine im Kult verelirte Gestalt ge-

**° Vgl. A. Swoboda, Beiträge zur Beurteilung des unechteu Schlusses von Euripides" Iidiigenie in .\ulis, Progr. Karlsbad 1893; Fr. Härder, Wochenschr. für klass. Philol. 1910, 1349 ff.

"' Vgl. W. Nestle, Philol. LIX (1900) 48 f.

570 Friedrich Pfister

feiert, daß der Zuschauer ganz in die sakrale Sphäre, nicht nur in die Sphäre der Sage versetzt wird, wie in den Bakchen und im Oidipus auf Kolonos. Da es sich aber hier um den lokal gebundenen Heros, dort um den allgemein verehrten Gott handelt, so wird in den Bakchen im Gegensatz zu dem Heroendrama keine Rücksicht auf einen lokalen Kult ge- nommen, sondern es wird allgemein die Macht des Gott und sein Siegeszug in der Ausbreitung seines Kultes besungen.

Kurz sei noch ein Blick auf den pseudo-euripideischen R h e s 0 s geworfen. Die sakrale Unterlage, auf welche am Schluß des Stückes hingewiesen wird, ist der Kult des Rhesos am Pangaion und in Amphipolis. Von der Entstehung dieses Kultes haben wir eine doppelte Überlieferung. Nach der einen Version war Rhesos vor Troja bestattet und im Jahre 437 bei der Gründung der Stadt Amphipolis von den Athenern hierher gebracht worden. Wann diese Legende entstanden ist, wissen wir nicht; sie wird uns erst von Polyaen erzählt. Dagegen erfahren wir schon durch Marsyas, daß Rhesos in Amphipolis begraben liege, ohne daß wir hören, auf welche Weise dies Grab erklärt wurde (s. o. S. 197 f.). Von Polyaen abweichend ist natürlich die Fabel in unserer Tragödie. Hier wird die Leiche des vor Troja Getöteten gleich' nach seinem Tode von seiner Mutter, einer Muse, die als deus ex machina erscheint, nach dem Pangaion gebracht (970 ff.):

y.QVTCTog 6' Iv ccvtqois Tr^S vrtaqyvqov '/d-ovbg avd-Q(x)7todaii.nov -/.tiatzat ß'/J^tiov cfdog, Bcc/.xov 7tQ0(pr^rr^g woxe ITayyaiov rtetquv i[)/.}]GE G6uvbg xolöLv tiöÖGiv d^eög.

Dort also wird er als ein Entrückter denn das heißt /.ovTtTÖg; s. oben Anm. 1020 weiterleben. Über den Verfasser und die Abfassungszeit des Stückes ist bis jetzt noch bei weitem keine Einigung erzielt-*-. Schon im Altertum wurde Euri- pides als Dichter bezweifelt, wie wir aus der Hypothesis und den Schollen ersehen. Eben diese Hypothesis lehrt uns aber auch, daß Euripides einen Rhesos geschrieben hat, und gibt

"2 Vgl. J. C. Rolfe Harvard studies in philol. IV (1893) 61 fi. Zum Rhesoskolt s. P. Perdrizet Ciiltes etmythes du Fanget, Paris-Nancy 1910 S. 13 ff.

Der Reliquieukult im Altertum 571

uns Nachricht von zwei weitereu Prologeu entweder zu unserem Khesos oder zu einem anderen Stück mit gleichem Titel. Daß in Athen au der Sage von Amphipolis Interesse vorhanden war, ist einleuchtend, wenn man an die Gründung dieser Stadt durch die Athener im Jahre 437 denkt. Mit dieser Gründung bringt Polyaen die Translation der Gebeine des Khesos in Zusammenhang; wie diese Legende zu erklären ist, sahen ^vir bereits (S. 197 f.). Bekanntlich hatten die Athener kein Glück mit dieser Kolonisation. Schon im Jahre 424 üünete die Stadt dem Spartaner Brasidas ihre Tore und beim F'rieden des Nikias weigerte sie sich, der Mutterstadt sich zu unterwerfen. Daß man bald nach 437, aber noch vor dem Abfall im Jahre 424 in Athen den Heros von Amphipolis nicht ohne Interesse auf der Bühne sah, wird man wohl glauben dürfen. Für ein euripideisches Stück mit typischem Schluß war in dieser Zeit schon ein Platz.

Bei einem Vergleich der erhaltenen Tragödien der drei großen Trairiker sehen wir also, daß von dem Mutiv, auf lokale Tradition direkt Bezug zu nehmen, Euripides am häufigsten, ja fast regelmäßig in typischer Weise Gebrauch macht. Er tut dies nicht nur bei attischen, .sondern auch bei außerattischen Sagen, während Aischylos z. B. in den Hike- tiden sehr zurückhaltend ist und nur, wo attische Ein- richtungen in Betracht kommen, so in den Eleusinioi, im Prometheus hoi-arog, in den Eumeniden, dieses Motiv an- wendet. Auch Sophokles feiert nur in dem einen Stück einen attischen Heros und seinen Kult. Dazu kommt bei Euripides manchmal sogar eine Pläufung solcher Ansiiielungen in einem einzigen Stück in der Form, daß sich die Prophezeiung nicht etwa nur auf eine sakrale P^inrichtung bezieht, sonder;i mehrere derartige Hinweise umfaßt. Gerade diese Häufung bei Euripides scheint mir literargeschichtlich nicht ohne Be- deutung zu sein; bereitet sich doch hierdurch eine Art von Poesie vor, welche schließlich in nichts anderem als in Prophe- zeiungen mit besonderer Berücksichtigung lokaler Überlieferung schwelgt, wie wir es in am meisten au.'^gebildetem iMaße in Lykophrons Alexandra sehen. Die Weissagungen etwa der Atiiena im Ion über die Zukunft des ionischen Stammes

572 Friedrich Pfister

oder die Reihe am Schluß der Andromache bilden den bei den älteren beiden Tragikern schon geborenen Keim, aus welchem jene auf umfangreichen Lokalstudien fußende helle- nistische Dichtung erwuchs. Wir werden hierüber unten (in § 48) noch genauer sprechen.

Erkennen wir also diese Vorliebe des attischen Dichters für die Anwendung des behandelten Motivs, so nimmt es uns auf den ersten Blick wunder, daß er nicht regelmäßig und in erster Linie da anknüpft, wo er am meisten verständnis- volles und interessiertes Entgegenkommen bei seinem Publikum finden mußte, in der attischen Lokaltradition. Aischylos und Sophokles wandten dieses Schema lediglich bei attischen Sagen an, Euripides aber, dem dieser Typus am geläufigsten war, gebraucht ihn ohne Wahl, auch da, wo außerattische Stoffe in Betracht kamen. Warum er dies tat, vermögen wir wohl noch zu sagen. Athen war nicht so reich an lokalen Sagen und vor allem an Heroenkulten, mit welchen irgendwelche Legenden verknüpft waren. Daher war es für den Dichter unmöglich, immer aus attischem Gut die Rechnung zu be- streiten -*^, und er mußte notgedrungen anderer Städte Kulten nnd Mythen sich zuwenden, welche hiermit reicher als seine eigene Heimat gesegnet waren. Und dann v>'andte er auch hier das einmal als brauchbar überkommene Schlußmotiv ohne weiteres an. Doch ist zu beobachten, daß Euripides viel mehr auf die attische Sage Rücksicht nimmt als die beiden anderen großen Tragiker 2**.

Dieser Mangel Athens an fleroenkulten und -mythen führt uns auf einen Punkt, der zunächst noch kurz ins Auge zu fassen ist.

^^^' Au3 der älteren Zeit sind uns folgende Tragödien lokalmythischen Inhalts bekannt (vgl. Ermatinger aaO. S. 17 ff.): die Alope des Choirilos; Ton Aischylos: Eleusinioi, Oreithyia, Prometheus, Eumeniden, Salami- nierinnen, vielleicht die Herakliden; von Sophokles: Prokris, Ion, Aigeus, Theseus, Phaidra, Oidipus auf Kolonos, Triptolemos, Daidalos, Tereus; schließlich auch Aias und Teukros. Über Euripides s. die folgende Anm.

'** Vgl. ß. Bartels, Bezieh, zu Athen und seiner Gesch. in den Dramen <les Eur., Progr. Joach. Gymn. Berlin 1889; Ermatinger aaO. 21 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 57iJ

§ 46

Reliquienkiilt in Athen. (ileoü;rapliische Verbreit uni; des

Keliquienkultes

Auf den soeben berührten Punkt, daß der Heroenkult in Athen bei weitem einen geringeren Raum in den reli- giösen Begehungen einnahm als in vielen anderen Städten, haben wir auch sonst schon gelegentlich hingewiesen (oben S. 238 und 306j. Der Mangel an Heroen kulten in Athen geht mit der Armut an Heroen legen den Hand in Hand.

Zwar wenn wir das aus der Untersuchung der lokalen Königslisten von Megara, Troizen und Achaia und der thessa- lisch-pylischen Genealogie gewonnene ßodenständigkeitsgesetz, wonach die Namen in der Hauptsache dem Kult und der topographischen Bezeichnung entnommen sind, auch auf die attische Königsliste anwenden, so stimmt es auch hier ziem- lich. Doch fällt eben die geringe Anzahl von Namen auf^ wenn wir sie vergleichen mit der Fülle von Namen in an- deren Genealogien.

In der attischen Königsliste finden wir folgende Namen: Aktaios, Kekrops, Erysichthon, Kranaos, Amphiktyon, Erichthonios, Erechtheus, Pandion, Aigeus, Theseus, Menes- theus, Demophon. Da diese wenigen Namen aber nicht aus- reichten, um den Stammbaum so weit in die Urzeit vorzu- schieben, wie attischer Stolz es wollte, und ihn trotzdem bis an den troianischen Krieg heranreichen zu lassen, so griö' man zum Mittel der Spaltung: so entstand ein Kekrops II und Pandion IL Auch die Namen Erechtheus und Erich- thonios gehen wohl auf eine einzige Kultgestalt zurück ^^l

Von diesen Heroen sind zunächst Aktaios und Am- phiktyon farblose Gestalten, denen durch keinen Kult Leben verliehen wird. Kekrops, p]rechtheus, Pandion und Aigeus sind einmal Eponymoi von Phylen, dann auch im Kult bodenständig. Kekrops hatte an der Südwestecke des

*" S. oben S. 8 ff. und 451. Gegen die Gleichheit spricht sich aus 0. Gruppe, Berl. phil. Wochenschr. Um, 15% ff.

574 Friedrich Pfister

Ereclitheions auf der Akropolis ein Heiligtum, das von den Kirchenvätern als Grab bezeichnet wird^*^ Erechtheus ist eine alte phallische Kultgestalt in Athen (s. oben S. 8 ff.), dessen Heiligtum in späten Zeugnissen Grab genannt wird 2*'. Pandion hatte gleichfalls auf der Akropolis einen heiligen Bezirk; das Fest JTdvöia wurde ihm zu Ehren gefeiert-***. Dem Aigeus war ein Heroon geweiht -^^. Von E r y s i c h t h 0 n zeigte man ein Grab in Prasiai an der Ostküste Attikas^^", von Kranaos ein Grab im Demos Lamptrai südlich von Athen -'^ These us genoß in Athen an mehreren Stellen einen Kult; doch ist zu beachten, daß die Translationslegende, in welcher sein Hauptheiligtum zum Grab gemacht wird, gewiß nicht vor dem Ende des 5. Jahrhunderts entstanden ist (s. oben S. 198 ff. und besonders Anm. 742). Ein dem Sohne des Theseus gleichnamiger Heros Demophon wurde in Eleusis verehrt ^°-, der Theseussohn selbst hatte vermutlich in Athen ein Heiligtum -''''^. Der dem Theseus feindlich ge-

2*6 IG I 322 a col. 1. Die Kirchenväterstellen s. oben S. 452; ihr Gewährsmann ist gewiß nicht Antiochos von Syrakus, wie Eoüde, Psyche I 137, 1 annahm; vgl. FHG IV 300 f. Vielmehr ist an eine euhemeristisch- rationalistische Quelle zu denken, auf welche diese ganze Gräberreihe an jenen Steilen zurückgeht, wie etwa Zenon von Myndos für das Grab der Leukophryne. Im 5. Jahrhundert dachte in Athen noch niemand an ein Grab des Kekrops oder Erechtheus. Über den Kult des Kekrops s. auch Immisch bei Eoscher I 1020, der mit Recht den Antiochos von Syrakus mit einem Fragezeichen versieht.

"' S. oben S. 451 und besonders ßohde I 135 ff.

*" IG II 2, 553 p. 332; 554 b add. p. 421. Töpffer, Attische Genealogie 162, 2; Mommsen, Heort. 60, 1; 396; Usener, Götternamen 61 ff.; Höfer bei Eoscher III 1518; s. auch oben S. 17'f.

**^ Deinarchos bei Harpokr. s. v. Aiysiov, Paus. I 22, 5; vgl. Mommsen aaO. S. 280; auch C. Schuchhardt, Neue Jahrbb. für das klass. Altert. XXI (1908) 317 und oben S. 347.

»50 Paus. I 31, 2; s. oben S. 126; Crusius bei Eoscher I 1383; 0. Schröder, Arch. für Eel.-Wiss. VIII (1905) 72.

^5' Paus. I 31, 3. Sein Priester wurde in Athen dem Geschlecht der Xapidai entnommen; vgl. Hesych s. v., Gruppe, Hdbch 1195, 8.

^'2 Hom. hym. in Cer. 264 ff.; dazu Mommsen, Heortol. S. 265; Crusius, Beiträge zur griech. Mythologie, Progr. Leipzig S. 20 f.

25ä Mommsen aaO. 432.

Der Reliquienkult im Altertuuj 575

sinnte Menestheus hatte in Athen keinen Kult, doch ist ein solcher für Gadeira bezeugt -'••■'.

Was die weiblichen Namen der Genealogie betrifft, so sind Aglauros, Herse, Pandrosos dem Kult ent- nommen'^"; Atthis ist lediglich Eponyme, Kreasa eine kultlose Gestalt.

Überblicken wir dies, so ist festzustellen . daß, obwohl doch gerade für Athen unsere Nachrichten besonders reichlich fließen, wir von Gräbern, also von Keliquienkult, ganz wenig hören. Die Heiligtümer des Kekrops und Krechtheus werden erst in dei- ganz späten Literatur als Gräber bezeichnet, eine Überlieferung, die wohl schwerlich volkstümlich war. Von den Gebeinen des Theseus wird man frühestens am Ende des 5. Jahrhunderts gesprochen haben. Auf dem attischen Lande zeigte man von Erysichthon und Kranaos Grabstätten. Sonst hören wir nur von Heiligtümern, nie etwas von Reliquien. Auch sonstige Heroengräber sind in Athen nur spärlich vor- handen gewesen. Von einheimischen Heroen sind noch Deukahon zu nennen denn als solcher galt dieser Heros in Athen , der beim Ol3Tnpieion bestattet war (s. oben S. 451), ferner Musaios, von welchem man ein Grab auf dem Musen- hiigel in Athen 2*«, ein zweites in Phaleron zeigte 2-, und Hippolytos, der Sohn des Theseus. dessen Grab in \then aber nach U. Kühlers"« Vermutung erst mit der Einführunc^ des epidaurischen Asklepioskultes, also gegen Ende des 5. Jahi- hunderts. entstand. Was die Reliquien fremder Heroen betrifft, so sind uns für Athen die Gräber der Amazonen (s. oben Anm. 452), des Eumolpos (s. oben S. 132), des

"* Strabo III 140: 6 Mer,a»eco; y.alovuBvos h,cr,y . . . to fim-TBlor '

TOI Mirtax'yico:. Philostr. Ap. Tyan. V 4 p. 86 K.

*" Herod. VIII 53; Istros im Schol. Aristoph. Lys. 642- Paus I 18 2- 27, 2 u. ö. Mommsen, Heortol. 432 ff.; H. Lewy bei'Rosche'r III 1531 ' '

»«Paus. I 25. 8; Schol. Aristoph. Ran. 1033, der hinzufügt: hmv&a

Oe xat ütgatetae roar^urlrwr y.nra^tliut HysTni.

A.K "c ^on!: ^"''^ ^ ^' ^"^^- ^'''- ^'" ^'^•^- J»'!^'^''- Topographie von Atnen o. 377 f.

SIS

Ath. Mitt. II (1877j 176 f.; vgl. Körte ebenda XVIII (1893) 246- Mommsen, Feste der Stadt Athen 276; s. ol)en .'5. 64 und 227.

576 Friedrich Pfister

Kalos"», des Oidipus (s. oben S. 107 ff.), scUießlich des Toxaris^**" bezeugt.

Alles in allem ist also festzustelleu, daß die Zahl der Heroen, deren Eeliquien man besitzen wollte, in Athen im Vergleich mit anderen Städten, eine recht geringe ist, und daß ferner überhaupt der Kult mythischer Heroen '-^^ hier sehr zurücktritt. Dem entspricht denn oben S. 528 f. haben wir schon darauf hingewiesen, daß Kult und Legende der Ausdehnung nach in geradem Verhältnis stehen daß Athen nicht sehr reich an eigenen Sagen und Mythen ist^^-.

Aber auch geschichtlichen Persönlichkeiten gegen- über war man mit heroischer Verehrung nach ihrem Tode sehr sparsam. Über die Grablegenden von Solon, Themistokles, Thukydides, Euripides haben wir bereits oben S. 233 tf. ge- sprochen und wahrscheinlich gemacht, daß diese Legenden erst im 4. Jahrhundert oder noch später entstanden sind; kurz vorher mag die Translationslegende von Theseus auf- gekommen sein. Um dieselbe Zeit begann man auch die Marathonkämpfer ^**^ und die Tyraunenmörder "''^ heroisch zu

^

"9 Paus. I 21, 4; vgl. ApoUod. III 15, 9; Diod. IV 76; Lukian, pisc. 42 mit Schol. ; Judeich, Topogr. 282.

2«o Luk. Skyth. If.; v. Sybel, Hermes XX (1885) 41 ff.

*^^ An Kultheroen können für Athen außer den bereits genannten etwa noch namhaft werden Aias, Akamas, Alkon, Butes, Eurysakes, die Hyakinthiden, Konnidas, Nausithoos und Phaiax, Prometheus. Über die Gentilheroen s. auch oben S. 306.

^^■^ Bei Homer begegnen uns nur ganz wenige attische Sagengestalten, an Stellen, welche schon die antike Homerkritik verdächtigt hat; so Erechtheus, Prokris, Phaidra, Theseus, Peirithoos, Aithra, Menestheus. Im Kyklos werden attische Sagen öfters berührt; vgl. Ermatinger aaO. S. 2 ff.

^^' S. oben S. 319. Nach Sauppe, Nachrichten der Gott. Gesellsch. der Wissensch. 1864, 216 wurden die Epitaphien regelmäßig frühestens Ende des 4. Jahrhunderts gefeiert. Älter ist der außerattische Kult der Toten von Plataiai und Thermopylai; s. oben S. 319.

*®* Aristot. 'Äd. TtoL 58, 1: 6 Se noXifiaQ^os noielxai d'vaias ir^v te xfi A^ZEfiiSt rfi 'Aypori^q nal reo 'EvvaXiqt, diuTid'riai S' dycöva rov eTtizacpiov xal TOli TETslevxrixöaiv ev reo TioXe/uco xal AofioSiat xal 'AoiOToysirovi eva- yiaiiaxa TtoisT. Danach Pollux VIII 91. Demosth. XIX 280 p. 431: dy ÄQuooiov y.al rcöv ra fieyiax' dyad'a [vfiäs] eioyaofievcov, ovs vofico Sid xds Bve^yeaias, äs vTifj^^av eis vftäs, iv dnaat xoU lepois i-Tt xais &vaiais otiov- Swv xal XQaxri^oiv xoirwvois TtsnoirjaS'e, y.al udexs xal xtfiär' l| laov xois

Der Reiiquienkult im Altertnm 577

verehren, und auch in der hellenistischen Zeit ist man mit der Heroisierung, die in anderen Gegenden immer häufiger wird, in Athen außerordentlich zurückhaltend '•^

Ein ganz anderes Bild tritt uns entgegen, wenn wir den attischen Boden verlassen. Freilich harrt die Frage, die ich jetzt berühren muß, noch der endgültigen Lösung; ihre Be- antwortung fällt aus dem Rahmen unseres Themas heraus: die Frage nach der geographischen Verbreitung des H e r 0 e n k u 1 1 e s.

Dies Problem kann erst dann befriedigend behandelt werden, wenn eine vollständige Liste sämtlicher Heroen mit Angabe ihrer Kultstätten vorliegt-^**. Ferner müßten alle Inschriften genau durchforscht und festgestellt werden, wo und wann die Verallgemeinerung des Herostitels auf Grab-

f^coaip xa'i Tou d-eoTi. Grab am äußern Kerameikos: Paus. I 29, 15. Vgl. dazu die Skolien bei Bergk Foetac lyr. Gr. III ^ p. 646, welche nach Wilamowitz, Aristoteles und Athen II 319 f. (vgl. auch ebenda I 249) schwerlich lange nach der Tat gediclitet sind; Aristophanes (Ach. 977, 1092 mit Schol.; vesp. 1225; Lys. 634; hg. 430 Kock) spielt bereits darauf an. Doch bezeugen die Skolien nicht direkt einen Heroenkult; s. auch oben S. 554. Über die Statuen der Tvrannenmürder vgl. die umfangreiche Literatur bei v. Duhn, Verzeichnis der Abgüsse nach antiken Bildwerken im archäol. Institut der Universität Heidelberg, 5. Auö. 19Ü7 no 47 ; Deneken bei Koscher I 2523 ff.; J. Miller bei Pauly-Wissowa II 930f.; VII 2378.— Die Tyrannenmörder auf athenischen Münzen: L. Bürchner, Zeitschr. für Numism. IX (1882) 130 f.

*<"> Vgl. Deneken bei Röscher I 2534; 2548; 2549, 56; 2552, 14 ff.

*"* Daü eine solche auch in anderer Beziehung außerordentlich nütz- lich wäre, braucht nicht besonders betont zu werden. Noch besser, wenn sie zu einer allgemeinen Kultgeographie erweitert würde! Für diese aber ist eine Sammlung und Untersuchung der allgemeinen und relativ theo- phoren Eigennamen (vgl. Plistcr, Wochenschr. für klass. Philol. 1911 Sp. 1 108 ff.) unbedingte Voraussetzung. Für erstere Gruppe der theophoren Eigennamen liegt bereits die gute Dissertation von E. Sittig De Graecorum nortmtibtia theophoris Diss. philol. Halens. XX 1, 1911 vor. Wie nützlich eine Unter- suchung der Kulte nach Landschaften ist, zeigen die Arbeiten S. Wides und seiner Schüler. E. Ciaceri CulÜ e mili nella storia dcW antica Sicilia 1911 beabsichtigte leider keine Vollständigkeit, so verdienstlich auch sonst sein Buch ist. Aber neben den Personennamen sind auch die Münzen reichlicher zu verwerten (s. oben S. 500 f.). Ebenso wie eine Heroen- geographie vermißt man eine Heiligen geographie, wufür Stückelberg, Arch. für Kulturgesch. VIll (1910) S. 42 ff. treffliche Anregungen gegeben hat. ReligioEBgeschichllicho VersucLe u. Vorarbeiten V. 37

578 Friedrich Püster

malern beginnt, wo und wann sie besonders gebräuchlich war. Außerdem müßten die übrigen Zeugnisse für den Heroen- und Totenkult nachgeographischenGesichtspunkten geordnet werden. Den Anfang einer geographischen Untersuchung hat bereits Deneken (Art. Heros bei Röscher) mit gutem Erfolg gemacht. Zunächst stellt er fest, und zu dem gleichen Resultat ist auch Erwin Rohde gelangt daß wie im homerischen Epos so auch in lonien der Totenkult sehr zurücktrat, ja Deneken möchte für die lonier der älteren Zeit überhaupt das Vorhandensein von Toten- und Ahnenkult entschieden in Abrede stellen. Dies ist jedoch in dieser scharfen Form nicht richtig, wie schon Furtwängler^**" und später Dragendorff ^*^^ gezeigt haben. Nur im Epos steht der Totenkult völlig im Hintergrund, so daß er für die homerische Zeit von Rohde nur aus Rudimenten erschlossen werden konnte. Aber be- standen hat er in lonien so gut wie im übrigen Griechenland.

Dagegen hat Deneken völlig Recht in seinem Nachweis, daß Boiotien und das dorische Gebiet die Hauptträger des Heroenkultes sind. Dem entspricht auch eine Statistik, die man etwa für die Heroengräber dieser Landschaften geben könnte. (Vgl. zum folgenden die Liste der Heroengräber im Anhang dieses Halbbandes.) Bei einer solchen Statistik ist jedoch manches zu berücksichtigen. Wenn wir z. B. für Messenien nur wenige Nachrichten über Heroengräber be- sitzen 2*^* etwa das Grab des Aristomenes in Messene (s. oben S. 206 f.), des Eurytos in Andania (S. 424), des Machaon in Gerenia (o. S. 517) so ist die traurige Geschichte dieses Landes zu beachten und der Umstand, daß es auch nach 369 nur dürftig bevölkert war. Dagegen ist die Zahl der Heroen- gräber in Megara, Argos, Sparta und Theben sehr groß, in dem nichtdorischen Arkadien, Elis und Achaia geringer, in Attika ganz klein, wozu noch die bei weitem reichere Überlieferung für Attika in Rechnung zu ziehen ist.

'«' Sammlung Sabouroff, Textband S. 10 ff. 288 Bei Hiller von Gaertringen, Thera II 87 f.

*89 Von späteren historischen Heroen ist etwa Aithidas zu nennen, von dem Paus. IV 32, 2 berichtet: rijual naoa Meaarjvicov vTtäpxovaiv ärs

fiQfoi. S. auch über den Oikisten Epimelides oben Anm. 971.

Der Reliquienkalt im Altertum 579

Für die übrige antike Welt gibt eine Statistik der Heroengräber wegen der Zufälligkeit und Dürftigkeit der Zeugnisse nichts aus. Höchstens verdient die Beobachtung Erwähnung, daß die in den griechischen Kolonien Italiens verehrten Heroen fast alle unter den Typus des „fremden Heros" (s. oben S. 106 tf.) fallen, naturgemäß, da ihr Kult ja aus dem ilutterland mit hinübergenommen wurde, worauf dann die Sage von ihrer Wanderung sich einstellte. So finden wir in Italien und Sizilien die Gräber von folgenden Heroen, welche der Sage nach gewandert sind: Absyrtos, Aineias, Anchises, ßaios, Bianor, Elpenor, Hj^akinthos, Kalchas, Minos, Misenos, Odysseus, Orestes, Phalantos u. a. Ähnlich steht es mit den Heroengräbern in Kleinasien, doch sind hier die ,. einheimischen Heroen" etwas iiäufiger wie in Italien.

Bei Sizilien und Unteritalien ist aber auch auf eine ganze Eeihe von historischen Personen aufmerksam zu machen, welche heroischer Verehrung teilhaftig wurden. So hören wir von dem Begräbnis des Aischylos in Gela durch die Vita des Dichters: arcod-avövca ök reXöjoi nolirüwg kv rolg di^uooioig i.ivi]uaoi ^dipavtsg hit.ir^aav u£'/a),07tQ€7ttbg . . . eig TU (.ivf^ua dk (fniTüvxig üooig h TQayiodiaig i]v 6 ßiog evi'^yii^öv tt y.ai xa dgceiiaxa vner/.Qivovxo. Von der heroischen Verehrung der sizilischen Tyrannen wii'd uns des öftern berichtet, so aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts von Gelon in Syrakus (Diod. XI 38), von Hieron in Katana, wo er als y.xiair^g verehrt ward (Diod. XI 66), von Theron in Akragas (Diod. XI 53; vgl. XIII 86). Ebenso heißt es von dem syrakusanischen Volksführer Diokles zur Zeit des pelo- ponnesischen Krieges (Diod. XIII 35): ov ^lövov öh xov ävöga xovxov ^ütvxa l^avi-iaoav ol IvQaxöatoi, StXXa y.al xeXevxijOavxu xiualg i]QCüi/.aig hiur^oav y.al vtcov oty.oöofirjoav örjiooia. Schon gegen Ende des sechsten Jahrhunderts war der Olympionike Philipp OS in Egesta durch Opfer {0-voiai) verehrt und ein Heroon über seinem Grabe errichtet worden (Herod. V 47). Aus dem vierten Jahrhundert sind die hervorragenden Ehren zu uennen, die man dem Timoleon zuteil werden ließ (s. oben S. 446 f.). Ja aus der Mitte dieses Jahrhunderts ist ein Fall heroischer Verehrung nachweisbar, die man einem

37*

580 Friedrich Pfister

Lebenden ^'° darbrachte, dem Syrakusaner Dion, als er in seine befreite Vaterstadt einzog (Diod. XVI 20; Plut. Dion 46). Diese Art des Kultes, die bald nicht mehr ver- einzelt sein sollte, führt uns schon an den Hellenismus heran.

Daß Empedokles in Selinus zu seinen Lebzeiten göttlich verehrt wurde, läßt sich wolil nicht mit Sicherheit behaupten auf Grund der An- gabe des Diog. Laert. VIII 70 ; Empedokles habe die Stadt von einer Seuche

befreit; ovrat Srj Xrj^avroe rov Xoifiov xal räv SeXivovvricuv tvo}%ovfievcav TioxE TiaQu, riv 7t0Tafi<Sj STCi^avJjvat rov 'Efine§oxXea ' tovs S' e^avaordvras TiQoanvvElv aal 7iQoatv%£ad'ai xad'aTte^Ei d'ecö. ravTT]v ovv d'ü^avxa ßeßaicöaat xrjv StdXTjxptv elg ro nv^ evaXead'ai.

Der Reliquienkalt im Altertani 581

Kapitel XIII Die hellerdstische und römische Zeit

§47 Heroisieruug und Apotheose

Wenden wir uns der hellenistischen Zeit zu, für welche ich natürlich in diesem Rahmen nur eine kurze Skizzierung der besonders hervortretenden Erscheinungen in der Heroi- sierung geben kann, so scheinen mir vor allem vier Punkte als vorzüglich charakteristisch in die Augen zu springen: der Euemerismus, die oft an die Stelle der Heroisierung tretende Apotheose, die göttliche Verehrung Le- bender und die Verallgemeinerung der Heroen- würde. Bei allen diesen vier Punkten ist der Frage nach dem Zusammenhang mit der älteren Zeit, also mit der älteren original-griechischen Anschauung besondere Auf- merksamkeit zuzuwenden, da es scheint, daß man den Ein- fluß des Orients in dieser Entwicklung gelegentlich allzu sehr betont hat.

i'ber Euemeros und seine Anknüpfung an den Volks- glauben und die ältere Heroenlegende haben wir bereits oben (S. 122 f.; 16411.; HbOÖ'.; 546) gesi)rochen und gesehen, wie er die Form der alten Heroensage auf die Göttergeschichte aus- dehnte und, an Volkstümliches anknüpfend, die Geschichte der Götter als prähistorischer Menschen in rationalistischer

582 Friedrich Pfister

Weise erzählte. Die Götter waren ihm Menschen 7i€Qiytv6- ^avoL Tü)v äXXwv ioxvi re -jial avveaai, welche vTtsQßüU.ovodv TLva Aal &Biav dvvai.uv besaßen (Sext. Emp. adv, math. IX 17) und deshalb nach ihrem Tode vergöttert worden waren. Einmal war es Voraussetzung für das Entstehen dieser Theorie, daß die Apotheose in der Tat ausgeübt wurde oder worden war, dann aber hat wiederum diese Hypothese, die besonders von den Historikern freudig aufgegriffen und verbreitet wurde, dazu beigetragen, dem Brauch der Apotheose ein festes, geradezu wissenschaftlich begründetes Fundament zu schaffen. Denn wenn es feststand, daß die Götter einst öwaTol äv- d-qoiTtoL (Sext. Emp. IX 51 nach Euemeros) waren, welche gerade deshalb die Apotheose erlangt hatten, warum sollte man diesen Brauch in der Gegenwart aufgeben, die doch jene Götter immer noch verehrte?

Schon vor Euemeros war die Apotheose gelegentlich geübt worden. Auch sie steht nicht anfangslos da, sondern hat im alten Heroenkult ihre Wurzel. Daß mythische Heroen bisweilen wg d-EoL verehrt wurden, sahen wir bereits (S. 480 ff.) : in der Regel wurde dieser Kult durch die Entrückungslegende erklärt. Entrückung und Vergötterung galten als besondere Ehrung. Ja schon der ganz alten Zeit waren Herakles, Dio- nysos und Asklepios Menschen, welche der Apotheose teil- haftig geworden waren. Es war nui- folgerichtig, wenn man auch Menschen historischer Zeit, in welchen jene ^da övvafiig zu Lebzeiten durch ihre Taten sich in besonderem Maße ge- zeigt hatte, nach ihrem Tode als Götter, nicht nur als Heroen verehrte.

Wenden wir uns der Apotheose historischer Personen zu, so werden wir aus der älteren Zeit die fraglichen Ver- götterungen des Epimenides^'i in Kreta und des Thea- genes^" in Thasos beiseite lassen dürfen, ebenso die des

DlOg. Laert. I 114: Xeyovoc Si Tipes, ort KorJTss d'vovaiv avTcö vis

&t(ö. Dieser göttliche Kult hängt wohl damit zusammen [S. oben S. 480 ff.), daß man seine ßeliquien nicht besaß, sein Heiligtum also nicht als Grab galt. Denn sein Grab zeigte man nach dem Lakedaimonier Sosibios (FHG II 628) in Sparta; ebenso Paus. II 21, 3; III 11, 11.

"'^ Paus. VI 11, 2 ff.; Lnkian deor. conc. 12; Athenag. leg. 14.

Der Reliquienkult im Altertum 583

Lj'kurgos in Sparta (s. oben S. 485). Um so wichtiger sind die mit Alexander dem Großen zusammenhängenden Apotheosen. Sein Vater Philippos wurde schon zu Lebzeiten als Gott gefeiert (s. unten Anm. 283). Aus späterer Zeit, nacli Alexanders Tod, hören wir, daß Peukestes. der Freund Alexanders, der Satrap von Persien, im Jahre 317 ein Fest zu Ehren der Götter, des Philippos und des Alexander gab: Oioiav Lctiü.eot fttyu/.OTTQtufj tüI^ O^eolg /mI \l/.tiävÖQO} aul 0iki;c;ti^. Es werden ßtouol O^tCbv xat \-l).(:^(xvdQov ymI <[>ü.i7iitov genannt (Diod. XIX 22). Als Hephaistion gestorben war, bereitete ihm Alexander ein großes Leichenbegängnis. Über die dem Freunde zugedachten Ehren liegt eine doppelte Überlieferung vor. Nach der einen (Arrian auab. VII 14,7; 23, 6; vgl. Plut. AI. 72) antwortete Ammon auf Alexanders Anfrage, man solle den Verstorbenen als Heros, nicht als Gott verehren. Dem widerspricht aber, was wir bei Diodor (XVII 115, 6), der freilich in der Regel gegen Arrians Auto- rität nicht aufkommen kann, lesen: riQüoi-ia^tv Q-Hi^avögoi) ÜTiaac ifveiv 'llffaioriojyL i>(.Co ;taQidQ(^' y.a.1 yccQ y.aia ti:%r^v }{Kiv elg tCbv (fikiüv (pi'/.LTiTiüg^ XQ^,^h^^ (fiQüJV jIUq' "^-/f.i/.uovug O^vuv 'Ihfcaaxiojvi O^eCo. ölöjuq ytvö^uvog TitQiXdQ^ig tTil tö) /.cd xhv d-thv /.ty.vQio/.tvaL ii^v uvzoü yvwfirjv, TtqCüXog rr^v &voiav Ircerihoe, y.al xu nh]i)i\ laungCog intöi^axo, uvQia xhv (xQiO^ubv ^Loag hgtla 7tavxodu7tct. Hier wird also gerade das Gegenteil behauptet. Zu dem Bericht Diodors tritt bestätigend eine Stelle aus Lukian (de cal. non cred. 17): UU^avdqog lßoiXr,0-r] . . . &eov x€iQoxovt]oac xbv xsreXevxrixöxa. edd-lg oiv vewg xe uvioxi^oav ai Tiö'Uig /.al Tmivrj xa&iÖQvexo xal ßiof-ioi /.ai d-ioiac y.ui loQxal xCo /.aivö) xovxio i^eu) ijitxeKovvxo, /.ul o fieyioiug bg-Aog r^v linaou' 'FJcfuiaxiwv. Weiterhin berichtet Lukian von dnigaxa, l/ii(favtlui, luuaxa, (.lu^-xüai, die von dem neuen Gotte herrührten. Erwägt man einmal die überaus prunk- volle Leichenfeier, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte, dann daß einfache Heroisierung in dieser Zeit, wo man mit der Vergötterung Lebender bereits begonnen hatte, nicht mehr allzu schwer wog, ferner daß der Kult des He- pliaistion offenbar größere Ausdehnung annahm, so wird man vielleicht die Apotheose auf Alexander selbst zurückführen

584 Friedrich Pfister

dürfen, wie Diodor und Lukian überliefern; sicher aber wurde Hephaistion später an manchen Orten wg ^eög verehrt. Be- achtenswert ist weiterhin die Bestimmung, welche Arrian (VII 23, 7) gibt: ÖTtcog STtixQaT^or] ■KaleloO-ai &no ^HcpaLorLuvog. Damit trat Hephaistion in die Reihe der Kultwesen, nach denen man sich theophore und heroophore Namen beilegen konnte ^^'l

In einer Beziehung ähnlich dem Hephaistionkult würde es sich mit der posthumen Verehrung Alexanders des Großen selbst verhalten, wenn es feststünde, daß der vom König für Hephaistion angeordnete Kult ein Heroen- kult, kein Götterkult war. Dann hätten sich beide Kulte vom ursprünglichen Heroenkult zum Götterkult erweitert-^*. Denn ein Heroenkult war wohl der Alexanderkult anfänglich unter Ptolemaios I, nachdem seine Reliquien in feierlichem Zug von Babylon nach Ägypten gebracht und in Memphis beigesetzt worden waren "^ In Alexandreia war der König epouymer xt/ott^s (s. oben S. 296). Doch bewirkte die Ver- ehrung, die er zu Lebzeiten genossen hatte (s. unten S. 587 f.), ferner die Legende von seiner göttlichen Abstammung, der Vergleich mit Herakles und Dionysos, der in dem König eine Inkarnation dieser Götter erblickte (s. oben S. 169 ff.), bald eine Änderung des Kultes. So ward er gewiß schon gleich nach seiner Beisetzung in Alexandreia durch Ptole- maios II als Gott verehrt "6. In dem genannten Feste, das Peukestes im Jahre 317 feierte, ward er gleichfalls als Gott

^'^ S. über Derartiges oben S. 500 f. Vielleicht sind einige der bei Sittig in der dort angegebenen Dissertation S. 96 ff. aufgezählten nach Hephaistos gebildeten Namen auf das Konto des Hephaistion zu setzen.

^^* Dies nimmt vor allem Kornemann, Ellio I (1902) 59 ff. an; doch kann ich mich seiner Ansicht nicht im ganzen anschließen. Vgl. besonders die Diskussion bei W. Otto, Priester und Tempel im hellenistischen Ägypten I (1905) 138ff.

'^" S. oben S. 178, wozu noch W. Otto aaO. I 138 ff. nachzutragen ist.

-'« Vgl. U. Wücken, Gott. gel. Anz. 1895 S. 141, 1: „Daß Alexander in den Protokollen nicht als Gott bezeichnet wird, erklärt sich einfach daraus, daß Alexander Gottesname ist, v/'ühxe.nA'ASElcpol, EvEoyerai usw. Kultbeinamen sind, die erst durch ein vorhergehendes d-eös in ihrer wahren Bedeutung verständlich werden".

Der Keliquienkult im Altertum 585

betrachtet. Daß diese Anscbauuncc dann in der Diadoclienzeit durchweg in Geltung war. ist nicht zu bezweifeln; berichtet duch auch Suidas s. v. UvxinaTQog- . . . uoi'og ök xGjv öia- dnywv &eov y.a'/.foai UU^avdoov oi% eihro, Scaeßkg tovto y.Qivag. Man muß an der Apotheosierung Alexanders um so mehr festhalten, als schon die ersten Diadochen, so Ptolemaios 1 und Seleukos I vergüttert worden sind'-". Denn für die hellenistischen Herrscher ist allgemein die Apotheose an die Stelle der Heroisierung getreten. Die Heroenwiirde hat an Glanz eingebüßt, da sie, wie wir gleich noch sehen werden, viel allgemeineren Umfang als in früherer Zeit annahm.

Aber bei der Apotheose V^erstorbener blieb man nicht stehen ; auch die göttliche Verehrung Lebender ward allmählich üblich. Sogar sie knüpft an altgriechisciie Sitte und Anschauung an, wenn auch hier ein starker von außen kommender Einfluß gleich noch zu konstatieren sein wird (s. unten S. 589). Denn ihre Wurzeln ruhen, wollen wir zu- nächst auf griechischem Boden bleiben, einmal in der Ge- burtstagsfeier, welche mau Lebenden widmete, und dem dieser Feier zugrunde liegenden Glauben, dann in der Sitte, zum Preise hervorragender Männer ein Enkomion zu singen, Paiane, Hymnen und Epiuikien. Die Geburtstagsfeier ent- sprang dem Wunsche, den im Menschen wohnenden öaiuwv zu ehren -'^ Mit anderen Worten: es soll schon zu Lebzeiten des Menschen die Kraft verehrt werden, die man nach seinem Tode noch als wirksam dachte. Und wenn je nach der Grüße der Wirkung, welche von diesem öaiuwv ausgegangen war, die Kultgenossenschaft nach dem Tode grüßer oder kleiner war und der Kult je nachdem ein gewöhnlicher Totenkult oder ein Heroenkult oder gar ein Gütterkult war, so mußte auch mit der Bedeutung des Lebenden der Kreis derer wachsen, die den Geburtstag feierten, und die Feier selbst grüßeren Umfang annehmen. So mußte das öi-uooia nuäv auch an die Geburtstagsfeier herantreten. Das erste Beispiel einer solchen ütientlichen Feier stammt aus dem vierten Jahr-

*" Hierauf weist mit Recht Otto I 142. 1 bin.

«" Vgl. W. :»chmidt, Geburtstag im Altertum, RGW Vll 1, 1908; ders. bei Paulv-Wissowa VII 1135 ff.; s. auch oben S. 529 f.

58(5 Friedrich Pfister

hundert: sie galt dem Timoleoii, dem Befreier von SjTakus. Cornelius Nepos (Tim. 5) berichtet hierüber: Nam proelia mazima natali suo die fecit omnia (weil dann sein öaiiuov am wirksamsten w^ar). Quo factum est, ut eum diem festum haberet iinwersa Sicllia^'^^. Nach seinem Tode ward er besonderer heroischer Ehren teilhaftig (s. oben S. 446 f.). Es ist beachtens- wert, daß uns diese Feier gerade auf sizilischem Boden zum erstenmal entgegentritt (s. oben S. 579 f.). In späterer Zeit finden wir Ähnliches häufiger ^^°.

Für den zweiten Punkt, der mir hier wichtig erscheint,^ das Enkomion, müssen wir in noch ältere Zeit hinaufsteigen. Wir haben bereits oben (S. 555 f.) hierauf hingewiesen. Es ist kein zufälliges Zusammentreifen, daß wir einmal so oft von der Heroisierung der Sieger in den großen Wettkämpfen hören ^^^ und daß auf der anderen Seite diesen Siegern schon zu ihren Lebzeiten Hymnen, Epinikien, gesungen wurden.

^•^ Über die Ehren, die man Timoleon zu Lebzeiten erwies, vgl. Plut.

Timol. 38f.; Diod. XVI 90: ol Se ^^vpaxöocot /j-eyäkcüs aTioS ey fievot rof av§Qa Sid ie rrjv a^ETriv }<ai 16 fiiyedos TWf evspysaicäVj fisya/.orzpeTTrös

s&axpav avTÖv. Mit jenem ^^«/a^ws uTToSf^aad-ai sind die Ehren zu Leb- zelten bezeichnet. Ähnlich Diod. XI 53 von Theron: y.al ^<äv /ueynkij^

anoSox^S etvy^ave Tiagd lols Ttolirais aal zelevriiaas qoonxöJv eTvy^erificöp.

Über Dion in Syrakus Diod. XVI 20: xifius dnivEi^itv T.pcoty.dg (zu seinen

Lebzeiten) . , . ol Sk —vQuxoawi TiuvSrjfiois iTcnivoi^ y.ui uTioS OY,als (JS- ydXais ixif.iu)v tov EvepyeTrjv, cos fiövov ocoTTJpa yeyovora xfjs TtaroiSos. über Osiris I 18: axe Tiarzos sd'vovs US ü'eov UTC eyo fi £v ov Sid ras

evsoysoiai. Vgl. weiter II 20; 46; III 59; IV 51; 59; 81. Über MeteUns.

Plut. Sertor. 22: wote avxoy.odTWo dvayo^Evd'rjvixt , O'vaiais S' avTov al

ttSXeis ETiifoiTcövra ycal ßiofioJs iSexovro. Dittenberger, Syll.* 371, 17 ff.

(Magnesia a. M.) : i) ßovXrj xal 6 Sofias dTtoSs/^ö fisvoi top dvSoa Ti^oafjy.op ?jyr]vrat rtur^oai airoy. SsS6y,d'ni rfj ßovXTj xal Stj/ucp, rETifif;a&ai Tt- ßi^iov Khavoiov I^ißaarov djiEXEv-d'CQov Ti'Qavvov y.al Eivai iv uTtoSox!! IM SrjfiO). 366, 29 (Kyzikos): i^S Tia^d Srjficp iv^eIv dTioSoxrj?^ 656, 21 (Ephesos) : dvSpos Soxi/uordrov xal Tidorjs TEifirjs xal dnoS oxv^ ä^iov. Ebenso Diog. Laert. V 37; 64. Vgl. Paulus 1 Tim. 1, 15. Ähnlich über den vom überstandenen Martyrium zurückkehrenden Confessor Cypriau de laps. 2: Quam vos laeto sinu excipit mater ecclesia de proelio rever- tentes! quam beata, quam gaudens portas suas aperit, ut adunatis ag- minibus intretis de hoste prosirato tropaea referentes! cum triumphantibn» viris et feminae veniunt. ««o y^} Schmidt aaO. S. 31 ff.

"^ Deneken bei Eoscher I 2526 ff.; Rohde, Psyche I 177 ff.; 192 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 587

Es ist dies gewissermaßen ein ideeller Kult, welchen man dem Gefeierten darbrachte, und es ist kein allzu f?roßer Schritt^ wenn sich bald ein realer Kult des Lebenden hinzugesellte. Daher können wir wiederum keinen Zufall darin erblicken, daß der Ei)inikiendichter Pindar aus Boiotien stammte und au den Höfen des Theron und Hierou in Sizilien besonders heimisch Avar, wenn wir wissen, daß in beiden Ländern ein fruchtbarer Boden für den Kult der Persönlichkeit und die Heroisierung war.

Nur ein Auswachsen älterer Keime, freilich unter dem Einfluß orientalischer Sitte, wie wir gleich sehen werden, ist es also, wenn ein realer Kult einem Lebenden gewidmet wurde. Auch hier werden wir für die Anfänge wieder nach Sizilien gerufen, wo wir in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts die fw/d'/ML urcoöoyuL finden, die Theron zu Lebzeiten erlangte (s. S. 586 Anm. 279). Diese sowohl wie die ähnlichen Ehren des Diokles -^-, Dion und Timoleon in Sizilien (Anm. 279) sind die Vorstufen für volle göttliche Verehrung eines Le- benden, wie sie uns zuerst am Ende des fünften Jahrhunderts entgegentritt, bei Lysandros, zu dessen Ehren nicht nur En- komien gesungen, sondern auch Altäre errichtet wurden (s. oben S. 556). Einige Jahre später wollten die Thasier den Agesilaos vaolg y.al ä;cod-€u)oei. tl(.iüv, doch leimte der Feldherr diese Ehre ab (Plut. apophth. Lac. Ages. 25). In der Mitte des vierten Jahrhunderts werden dem Dion in Syrakus zu Lebzeiten \QWLTnal Tifuä zuerkannt (s. oben S. 580). Dann liören wir Ähnliches von Philippos von Makedonien -^•'', Alexander

*"* Diod. XIII 35: ou fiorov Si t6i> ävS(>a toviof ^löi'Ta l&avfiaaay ol ^voayöoiot, dX).a y.u'i re^.eirrrjtJurrn ri/iat» f]ocoixnli Irifir^aav X«»- vt(öv

oixoööur^aav Örjftoaiu. Vgl. die gauz parallele Stelle über Theron S. 586 Aum. 279.

*" Diod. XVI 92, 5: aua d' fif-i^<i t^c Tioft^ifji yivoftii'Tje avv miti aki,ate Tali /j.eyah>noE::xioi xaiaaxtvati itöiuXu luiv öiöÖey.a &tiüi> irtountve . . . avv 5k jovxoti avxov loü <I'i)un:rov roioxatSixatof inöuntve 0to7i(>t7iii tiSiüXov^ avrO'povov i avT 6v an oS e txvvvr oe t ov ßaaiXicoe 7 o f i So'tSexa &eoii. Vgl. Stüb. flor. 96 p. 534. Dies war kurz vor seinem Tode. Über den posthumen Kult s. oben S. 583. Man beachte auch dag Philippeion in Olympia, das schon zu Lebzeiten des Philippos erbaut wurde Paus. V 20. 9 f.

588 Friedrich Pfister

dem Großen-^*, dem weißen Kleitos ^^-'^j Demetrios Polior- ketes-^^ dann von den Diadochen, die im Kult wie in der Poesie als Götter gefeiert wurden 2". und von den römischen Kaisern -^l

Ganz schwache Spuren einer solchen Verehrung Lebender zeigen sich auch im altchristlichen Kult, wo die Be- kenner, confessores, als juaQzvQsg ^cövreg in der Gemeinde be- sonderes Ausehen genossen (s. auch S. 586 Anm. 279), wenn sie das Martyrium überstanden hatten und mit dem Leben davon gekommen waren -^^. Besonders stark aber ist die Verehrung der Mönche und Asketen gewesen. Wir werden unten noch davon sprechen (s. § 51).

Als viertes wesentliches Merkmal für die von uns be- trachtete Entwicklung nennen wir die V e r a 1 1 g e m e i n e r u n g der Heroen war de. In diesem ßahmen muß ein kurzer Hinweis hierauf genügen, zumal das umfangreiche, besonders in schriftliche Material hierfür noch nicht gesammelt und ver- arbeitet ist (s. oben S. 577 f.). Es ist besonders reichlich für die Inseln, Kleinasien, Nordgriechenland, einschließlich Thrakien, Makedonien und Thessalien, besonders Boiotien, spärlich für Attika und den Peloponnes. War früher die Heroisierung den hervorragendsten Personen vorbehalten, so war es jetzt die Apotheosierung. Dadurch sank jene an Wert um einen Grad herunter, gewöhnliche Sterbliche wurden zu Heroen, ihr Grab zum Heroon. Und entsprechend der göttlichen Ver-

2*' Aus der unendlichen Literatur s. das Ältere bei Eoscher II 902; dazu das oben S. 169 ff. bereits Erwähnte.

^^^ Plut. de fort. Alex. II 5: KXsnos ev 'A/uo^ycö t^sZs rj rerrapas ^ElXrjviy.ds avaxQexpas loi/j^sig IJoaeiSaJp dvrjooevd'r] aal XQiaivav ifOQEi.

286 Athen. VI 253 c; Plut. Demetr. 10. Nach Plut. de fort. Alex. II 5 wurde er KaraißÜTris genannt, wie Kleitos (s. vorige Anm.) Poseidon; s. auch Clem. AI. Protr. 4, 54 p. 42 St. Vielleicht hat die oben S. 297 genannte Verehrung des Demetrios als xriarrjg von Sikjon gleichfalls schon zu Lebzeiten stattgefunden.

*®' Vgl. außer der bereits genannten Literatur vor allem W. Otto, Priester und Tempel an verschiedenen Stellen ; ders. Hermes XLV (1910) 632 ff.

-«^ Vgl. das ältere hei Koscher II 901 ff. Genannte. Zuletzt H. Keinen, Zur Begründung des römischen Kaiserkultes (Klio XI 1911, 129 ff.); W. Otto, Hermes XLV (1910) 448 ff. ^so g Lucius, Anfänge S. 61 ff.

Der Reliquienkalt im Altertum 589

ehrung Lebender ward gelegentlich auch der Herostitel an Lebende verliehen •^'^.

Wir haben bisher in dieser Entwicklung noch nicht auf die Beeinflussung seitens der außergriechischen, speziell der orientalischen Religionen hingewiesen, da es vor allem darauf ankam, die Anknüpfung an die ältere griechische Zeit aufzuweisen. Dies konnte, soweit es bei der gegebenen Kürze möglich war, in der Hauptsache durchaus geschehen. Gleich- wohl ist, vor allem in einem Punkt, eine Strömung, die von außen her kam, nicht zu verkennen. Denn bei der gött- lichen Verehrung Lebender konnten wir nur schwache Keime in der älteren griechischen Religion feststellen. Hier ist ohne Zweifel der orientalisch-ägyptische Glaube vom Gott- königtum maßgebend gewesen '^"^ nach welchem die lebenden Herrscher, die Pharaonen und Achämeniden, als Götter auf- gefaßt wurden. Kein Wunder daher, daß gerade der Ptole- mäerkult, wo diese Wirkung am leichtesten aufzuweisen ist, in der Geschichte des Herrscherkultes die wichtigste Stelle einnimmt. Daher dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn wir unten (Schluß von § 51.) sehen werden, daß gerade im Orient die christlichen Mönche und Asketen zu iliren Lebzeiten besondere Verehrung empfingen.

§ 48 Die heUenistische Literatur

Wenden wir uns der hellenistischen Literatur zu, so lenkt vor allem unser Interesse auf sich einmal die Ge- schichtsschreibung, soweit sie sich mit der Urgeschichte beschäftigt, dann die Epik, schließlich auch die geringen Trümmer der Lyrik, zumal wo sie aitiologische Dichtung ist.

Beim ersten Punkt, der Geschichtsschreibung, ist vor allem die Historisierung des Mythos von Wichtigkeit, die zwar nicht spezifisch hellenistisch ist, die uns aber in

■*° Rohde, Psyche II 356 f. Dazu Diod. XVI 20 über Dion; s. o. S. 587. "' Vgl. besonders Fr. Cumont Momimoits relatiß aux tnystcres de Mithra I 279 ff.: Komemann aaO. S. 71 ff.

5üO Friedrich Pfister

dieser Form hier zum erstenmal in größerem Umfang ent- gegentritt. An dem historischen Inhalte der epischen Tra- dition zweifelte im allgemeinen kaum jemand in vorhelle- nistischer Zeit; im Gegenteil, bei Homer und im Kyklos war eine Darstellung der griechischen Urgeschichte gegeben. In unserer Epoche wird jene Urzeit auf Grund des Epos und der lokalen Tradition, die jenes zu ergänzen hat, in geschicht- lichen Werken behandelt. Und zwar sind es dreierlei Arten der „historischen" Literatur, die sich hauptsächlich damit be- fassen: die Lokalgeschichte, die Mythographie und die Uni- versalgeschichte.

Von der ersten Klasse, der Lokalgeschichte, sind uns nur fragmentarische Stückchen erhalten. Aber die vielen Autorennamen, von denen wir Kenntnis haben, zeigen uns die rührige Tätigkeit, die auf diesem Gebiete herrschte, auf welchem in älterer Zeit bereits Hellanikos u. a. vorausgegangen waren. Hier wurden auf Grund der Mythen und Kulte und der lokalen Überlieferung die Vorgeschichte der einzelnen Städte und Stämme geschildert und die epichorischen Königs- listen gegeben, wie wir dies z. B. oben 1) von Dieuchidas in Megara gesehen haben. Daß, wo dies möglich war, Stellen aus Ilias und Odyssee oder des Kyklos Verwendung fanden und als besonders vornehme Zeugen verwertet wurden, ist selbstverständlich. In der megarischen Lokalhistorie haben wir oben (S. 33) einen derartigen Fall kennen gelernt. In an- deren Ländern, so in Boiotien, war man mit solchen alten und berühmten Zeugnissen noch besser daran, wenn bekannte Epen in größerem Umfang sich mit der einheimischen Sage befaßt Iiatten. Aber auch sonst gab es epichorische Epen, die be- nützt werden konnten, wenn wir auch kaum noch Spuren von ihnen besitzen, so von den Korinthiaka des Eumelos, der Atthis des Hegesinos, den Epen des Asios u. a. m.

Beruht so die Lokalgeschichte naturgemäß mehr auf der Einzeltradition der Staaten und auf lokalen Dichtungen und kann sie nur gelegentlich das große Epos als Quelle ver- wenden, so steht es umgekehrt mit der Mythographie, soweit sie Mythenerzählung ist: sie beruht in erster Linie direkt oder indirekt auf dem großen Epos. Als Ersatz für

Der Reliquienknlt im Altertum 591

die Arbeiten der Dionysioi niüsseD uns neben anderem vor allem Diodor und die pseudo-apollodorische Bibliothek dienen. Wenn Diodor (III 66) von seinem Gewähismann für die Heroenzeit, Dionysios Skytobrachion, sagt, er habe als Quellen rot Tioir^f-iaTa tGjv äoycdiov, rCov re uv&oXöyuiv y.ai xCbv iTO^/jrcI»»' benützt, so haben wir hierin in erster Linie das Epos, dann Mythographen wie Plierek3'des und Akusilaos zu erblicken. Dementsprechend werden auch in dem uns erhaltenen Handbuch neben diesen beiden Logographen die Epiker am häutigsten zitiert; vor allem aber auch, schon um der Genealogie willen, Hesiodos; wie ja von jenem Akusilaos auch Clemens von Alexandreia (ström. VI 2, 7 p. 443 St) sagt: za 'Ilaiodov fter- il'/j.aifv elg ntCbv ).6yov y.al cug Yöia l^ilvsy/.ev.

Die Universalgeschichte schließlich schob immer mehr die historisch darstellbaren Anfänge in die weite Ferne hinaus; durch Euemeros wurde auch die Göttergeschichte in ihren Rahmen bezogen: es ist dies nur die hellenistische Fort- setzung der älteren Fersaloyiai, etwa des Pherekydes, die, Hesiodos folgend, mit der Theogonie ihre Darstellung be- gannen. Hierüber haben wir bereits oben (S. 880 tf.) gesprochen.

Auf solches Studium der lokalen wie der allgemeinen Mythen war auch die hellenistische Poesie gegründet. Dies spricht sich vor allem in ihren uns hier interessierenden aitiologischen Bestandteilen aus. Zahlreich sind diese z. B. eingestreut in des A p o 1 1 o n i o s v o n Rhodos Argonautika ^*-. Auf seine Studien weisen uns die Schollen gelegentlich in nützlicher Weise hin. Der Stoif eignete sich ganz besonders gut zur Berücksichtigung lokaler Traditionen, da seine Helden zu den „Wanderheroen" gehören, von denen man allenthalben erzählte (s. oben S. 133 tf.). Die wichtigsten Typen der lokalen Sagen haben wir oben (S. 156 ff.) namhaft gemacht; sie schlössen sich an Kultstätten des führenden Heros oder seiner Gefährten, an Kultgründungen, Weihgeschenke, Städtegründungen und Gentiltraditionen an. In reichem Maße führt .A.pollonios der- artiges an. So nennt er die Gräber der Gefährten Idmon

*•* Vgl. R. Walther De ApoUonii Rhodü Argonanticoruni rebus geo- graphicis {Dias, philol. Halcna. XII 1, 18Ü4); E. Knorr De Apollonii Rhodii Arfjonauticoruvi fontibxis quaeationea aelectae Diss. Leipzig 11)02.

592 Friedrich Pfister

(s. oben S. 35) und Tiphys (oben S. 45) in Herakleia, des Kantlios und Mopsos in Libyen (oben S. 158) und weist auf die Lokalsagen über Hylas und Polypliemos (oben S. 158) hin. In Kyzikos kennt er (I 960) das Heiligtum der Athena 'Irjaovirj, die 'IrjGovir] yiQT]vrj (I 1148) und die 'IrjOovirj oöög (I 988), auf der Insel Thynias das Heiligtum des Apollon 'Eüjwg (II 686 ff.). Aber so wenig Apollonios den Typus solcher Sagen geschaffen hat, so wenig hat er zum erstenmal solche Traditionen in größerem Umfang in ein Epos eingestreut. Hierin waren ihm bereits die kyklischen Nosten vorangegangen (s. o. S. 135 f. und 544). Er ist auch hier nur ein Nachahmer, der freilich, soweit wir bei unserer ungenauen Kenntnis jenes älteren Epos zu urteilen vermögen, durch eingehenderes Studium der lokalen Tradition und darum durch Häufung solcher Züge sich von ihm unterschied.

Dadurch steht Apollonios in ähnlichem Verhältnis zu seinen Vorgängern, dem Epos, wie L y k o p h r o n ^^^, zu dem wir uns nun wenden, wenn auch die Alexandra nicht eigentlich als Epos zu bezeichnen ist, zu den seinigen, den Tragikern. Es ist kein Zweifel, daß der Keim dieses monströsen Gedichtes eine Aneinander- reihung von Weissagungen zum Teil mit Beziehung auf lokal gebundene Traditionen zu suchen ist in den Schlüssen der Tragödien des Euripides. Wie hier, wovon wir oben (S. 561 ff.) sprachen, der Dichter am Schluß das ahiov eines Kultes oder sonstigen Brauches, ja gelegentlich eine Reihe solcher akia zu geben pflegt, so ist das Gedicht des Lykophron nichts anderes als eine maßlose Übertreibung dieses Motivs: Kassandra spricht durch den Mund des Wächters ihre Weis- sagungen^^* aus.

Treten uns hier die aitiologischen Bestandteile in großer Menge in einem einzigen Werke entgegen, so bildeten solche Sagen auch für sich selbst in der hellenistischen Zeit den

893 Ygi g (jjasse De Lycoplirone mythographo Diss. Leipzig 1910. Über die neue zeitliche Ansetzung der Alexandra (um 190) s. J. Beloch, Griech. Gesch. III 2 S. 478 ff.; Fr. Skutsch bei Pauly-Wissowa VI 1184 ff.; S. Sudhaus, Ehein. Mus. LXIII (1908) 481 ff.; dagegen L. Hensel in der gleich genannten Dissertation S. 48.

^^*' Vgl. L. Hensel, Die Weissagungen in der alexandrinischen Poesie , Diss. Gießen 1908 S. 40 ff.

Der Reliqaienkult im Altertum 593

Gegenstand besonderer Dichtungen, so schon in einzelnen Elegien der "Egioieg des Phanokles, vor allem aber in den ^hta des Kall imachos-"*, in welchen er über einzelne Gebräuche bei Agonen und Festen, über merkwürdige Epitheta deorum, Ortsnamen u. dgl. sprach. Es ist charakteristisch, daß gerade diesen Dichtungen Kallimachos in erster Linie seinen Ruhm verdankt.

§ 49 Der Reliquienkalt in Korn

Mehr anhangsweise soll hier die sagenhafte römische Urgeschichte behandelt werden, vrit sie uns, von den Historikern aus mannigfachen Quellen und auf Grund der verschiedenartigsten Anknüpfungspunkte zu einem Ganzen rekonstruiert, in der griechischen und römischen Überlieferung der späteren Zeit entgegentritt. Dabei soll der Reihe nach alles untersucht werden, was irgendwie auf kultische Be- ziehungen hinweist oder mit solchen in Zusammenhang ge- bracht wurde, und nach Möglichkeit die Entstehung der An- knüpfung dieser Pseudo-Historie an feststehende Punkte auf- gedeckt werden.

Als die vier ersten Namen der Herrscherliste werden uns Jan US, Kronos-Saturnus, Zeus-Picus und Faunus ge- nannt. Ihre Aufnahme in die Liste wird den auf eueme- ristischer Grundlage arbeitenden griechischen Universal- historikern verdankt, über welche wir bereits oben S. 380 ff. gesprochen haben. Janus, Saturnus, Picus und Faunus sind dem römischen Kult entnommen. Diodor hat in dem verlorenen sechsten Buch über diese vermenschlichten und heroisierten Götter gehandelt, wie aus den Fragmenten zu ersehen ist. Ihre Einreihung in die Herrscherliste ist jung, ihre Namen selbst dagegen alt und im einheimischen Kulte wurzelnd. Ein etwas anderer Fall liegt bei des Faunus Sohn und Nach- folger Latinus vor, den als Sohn des Odysseus und der

Vgl. bes. E. ßohde, Griech. Rom.» S. 89 ff.; E. Dittrich, Nene Jahrbb. Suppl. XXJII (1897) 167 ff.

RoligionsgeschichtUcLe Yersucha u. Vorarbeitun V. 38

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Kirke bereits das 6. Jahrhundert kennt (s. oben Anm. 508 und 523). Er ist zweifellos ursprünglich nichts Anderes als eine leb- und farblose eponyme Bildung, von den Griechen aus dem Volksnamen der Latiner gewonnen. Dazu aber kommt die merkwürdige Notiz bei Festus p. 194 M: Oscillantes: . . . La- tinus rex, qui proelio . . . nusquam apparuif, iudicatusque est luppiter factus Latiaris-^^. Also: die Leiche des gefallenen Königs Latinus fand man nicht mehr; er war entrückt worden und wurde seitdem als Jupiter Latiaris verehrt. Die Sacha ist durchsichtig genug: aus dem Stammesnamen bildeten grie- chische Genealogen den Heros Latinus. Da dieser bei den Kömern keinen Kult genoß, sondern nur eine leere, gelehrte Bildung war, man aber, gleichfalls unter griechischem Einfluß und nach der Analogie griechischen Brauches, den Heros als Objekt des Kultes sehen wollte, so blieb, da es keinen Ort gab, an den eine Grablegende hätte angeknüpft werden können,. nur ein Weg übrig, den wir noch öfters in der römischen Legendenbildung eingeschlagen sehen werden : der Heros ward an einen bestehenden Götterkult angeschlossen; der ver- götterte, entrückte Latinus ward mit Jupiter Latiaris identi- fiziert. Weil man kein Grab von ihm aufweisen konnte, deshalb mußte er entrückt sein.

Unter Latinus kam der Überlieferung zufolge Aineias- nach Latium. Über sein Verhältnis zu Italien und Rom haben wir bereits (oben S. 137 ff.) gesprochen. Auch die italische Aineiastradition ist rein griechisches Produkt, das natürlich mit dem römischen Kult nicht das geringste zu tun hatte. Aber auch hier sehen wir dieselbe Erscheinung wie bei La- tinus: man wollte künstlich den Heros in die Sphäre des Kultes drängen ; der Ahnherr mußte sakraler Verehrung teil- haftig sein. Seine Reliquien besaß man nicht und ein ihm gewidmeter Kult war nicht vorhanden. So griff man zur Entrückungslegende und zur Verbindung mit einem seit alters bestehenden Kult: Aineias war in der Schlacht gegen die ßutuler im Numicus ertrunken, entrückt worden, und wurde seitdem als Jupiter Indiges verehrt (s. oben S. 143). Auch

"^^^ Vgl. Schol. Bob. zu Cic. pro Plane, p. 256 ed. O.-B.: post obitum Latini regia et Äeneae, quod ii nusquam comparuerunt.

Der Keliquieukult im Altertum 595

sonst wollte man in Latium noch Erinnerungen an ihn be- sitzen. So wurde vor allem der trojanische Ursprung der römischen Penaten behauptet. Aineias sollte die troischen Bilder nach Laviuium gebracht und so ihren Kult eingeführt haben, wie schon Timaios behauptete-**'. Auch das römische Palladion wollte man, wie Varro und andere übei-lielern (s. oben S. 342 f.), dem Aineias verdanken. Ferner zeigte man in Lavinium die Überreste des ^Mutterschweines, welches dem Aineias den Ort für die Gründung der Stadt angegeben hatte -'"*; ebenso in Rom sein Schiff, welches uns Prokop -"* beschreibt. In diese Urzeit verlegten die Historiker auch die Ein- wanderung des Euander aus Arkadien nach Rom. Euander und sein Sohn Pallas genossen nach Pausanias (VIII 44, b) in Pallantion in Arkadien kultische Verehrung (vaog re y.cd dyu/.itcaa). Aber auch in Rom hatte Euander einen Altar, an dem man ihm opferte; Dion. Hai. I 32: /.al yuQ Etdvöqo) O-colccg euad^ov i'/rd 'Pcouahuv l7Cirt).ov(.iivag, ooiri] d)]iioai(f . . . xat ßiotioig tO-eaadur^y iögiuevotg . . . Eidrögo) öe rrgog higi^) tGjv ).ö(fwv .-IvsvtLvio 'uyouiv(i) tf^g Tgtövuov nvkr^g (Porta Trige- mina; vgl. Gilbert, Topogr. II 158) ov rtQÖoio. Hier scheint der Kult das Sekundäre, die Legende das Primäre gewesen zu sein, wie dies bei vielen dieser römischen Sagen in gleicher

"' Bei Dion. Hai. I 67; vgl. weiter Dion. Hai. V 12; VIII 49. Mommsen, Staatsrecht I 597 ; Marquardt-Wissowa, Staatsverwaltung III * 252 ; Wissowa, Rel. und Kultus der Römer* S. 164 f.; ders. bei Röscher III 1895 ff.

2»8 Yarro, de re rnst. II 4, 18: huins suis ac porcorum etiam 7iuiic vtstigia adparenl . . . corpus matris ah sacerdotibus , quod in snlsxira fuerit, demonsfrntur. Vgl. Dion. Hai. I 56 f.; Varro, de 1. 1. V 144.

"* Bell. Goth. IV 22 p. 573 B: rj vavs Aiveiov tov rijs Ttöhtoi oIxiotov xdl is roöe xtlrat , d'eafia naxTikuis umaroy . . . finto ortoin Trote iariv aiTÖi &eaadfityoi iotöv t(>yofiai. fiorrj^r^i Öe ij rurs rjSe xai neuifir,xt;i (lyav Tvy/äy£i oia«, fxfjxoi fdy TiobcJüv tt/eoat xai ixuröy, svooi Sk rrivre xai ti'xoat. ro 8e ye vipos ToaatTr] iativ oaoy aiTt;v ipiaaead'ai ftrj dSvvaxa thnt. ixhtoy äe x6).Xr^un ovSe 'iv ro naotirtay Ivrnvd'd Lonv ovSe aiiir;Q(ov akkrj jty'i fir;//tvfj rd ^i).a tov Tthoiov ele u)./.T,Xä nt] i^tQEiTnat, u}.Xu fioinetdfj |v,M,-ravT« t<7T< h'iyoi' Tf xai dxorji xoeiaaot xni /töv(p yeyovörn^ öan y$ f;i4ns

tlSiviti, ly TojSe rot rxloito. Über die wunderbare Erbauung und Kraft des Schiffes vgl. Vcrg. .ien. IX «Off.; X 2H0ff.: Klausen, .\enea3 und die Penaten I 'M^ ff. .Man muü wohl zweifeln, daU Vergil die Reliquien des Schifies in Rom Hchon kannte.

38*

596 Friedrich Pfister

Weise der Fall ist. Weil der Arkader nach Rom gekommen war und sich Verdienste erworben hatte, deshalb verehrte man ihn; so die Legende, und so ist auch in der Tat der Kult erst auf Grund der Legende ins Leben gerufen worden. Möglich ist dabei, daß der Kult des Euander an die Stelle eines dem Faunus gewidmeten Kultes trat^**^. Auf dem Gipfel des Palatin, also nicht allzu weit von der Porta Trigemina sollte Euander begraben worden sein (Eustath. zu Dion. Perieg. 347).

Als Mutter des Euander galt Carmenta, die man in- folgedessen zu einer arkadischen Nymphe machte. Nichts- destoweniger ist sie eine echt einheimische Göttin. In die Genealogie eingereiht ward sie zur Arkaderin und Heroine, von deren Grab dann schließlich Servius (zu Aen. Vni 337) sprechen kann.

Ein Sohn und Enkel des Euander hieß Pallas, der Epo- nymos des arkadischen Pallantion (s. S. 595). In Rom betrachtete man ihn als eponymen Heros des Palatin, der zugleich als sein Grab galt. Von ihm berichtet Dionysios von Hali- karnaß (I 32) : %o}öav%a d' amij) rbv i.ir]%Q07tät0Qa (Euander) Tcccpov €7x1 rip Xöcpoj UaXXavTiov €7tl rov lueioaxiov top xÖtiov 6vof.idöai. eyto f.i€VTOi ovre rdcpov id-Eaod(.a]V Iv 'Fcof^r] IldlXavrog ovTB xoctg e^ia&ov e7ri.Telovi.i£vag ovze äkXo tG)v TOiovjOTQOTtcov ovÖ€v fiövvi^d-rjv iöelv, •/.aiioi ye ovk auvi]aiov T»]g oixlag ravtrig ccffiifievr^g ovo' äfwiQov tiuCüv^ alg rb öaifwviov yivog vre' dv- ■d-QWTtcüv ysQaiQETai ^°^ Diese Bemerkung ist zugleich charak- teristisch für den über ihm innerlich doch fremde römische Verhältnisse schreibenden Griechen. Bei den Griechen hätte Pallas gewiß eine Kultstätte gehabt; naturgemäß, da sich erst aus dieser heraus die autochthone Sage entwickelt hätte. Bei den Römern war die Sage fremder Import, eingeführt durch die Spekulation der Historiker.

Eine ähnliche rein gelehrte etymologische Legende war es, die im Argiletum das Grab des Argus ^''-, eines Gast-

2<» Vgl. Schwegler, Eöm. Gesch. I 354 ff. ; Weizsäcker bei Eoscher 1 1395. »0» S. auch Serv. zu Verg. Aeu. VIII 51.

^°^ Varro, de 1. 1. V 157: Argiletum sunt qui scripscrunt ab Argola seii qicod is Imc venerit ibique sit sepiiltus, alii ab argilla, quod ibi id

Der Reliquienkalt in» Altertum 597

freundes des Euander, erblickte, die in der Kemuria das Grab des Hemus"^' und im Aventin das Grab des Aventinus (s. gleich unten) sah.

Bei diesen drei Namen wurde eine Anknüpfung an einen Kult nicht versucht; nur die topographische Bezeichnung ward zu Hilfe genommen. Dagegen schließt sich die Tradition von den Argeern an einen alten einheimischen Kult an. Wegen der Namensähnlichkeit brachte man sie mit den Argivern zu- sammen und erzählte, es seien die Begleiter des Herakles gewesen, als dieser nach Latium kam. So kann Paulus Dia- conus (p. 19) .sogar von den Argeerheiligtümern als Argiver- gräbern sprechen: Aryea loca Romae appellantiir^ quod i)i Lis sepulti essent quidam Argiiorum illustres liri.

In der Tat scheint volkstümlich gewesen oder wenigstens geworden zu sein die Sage von der Acca Larentia, welcher der Flamen Quirinalis zusammen mit den Pontifices jährlich ein Totenopfer darbrachte. An dieses Totenopfer konnte sich eben leicht die Legende anschließen, welche in dem Heiligtum der chthonischen Göttin das Grab der Heroine sah "°*.

Von den albanischen Königen seien noch Tiberinus, der Kponymos des P'lus.ses, und Aventinus, der Eponymos des Berges genannt. Von Aventinus wollte die etymologische Legende, daß er in dem gleichnamigen I^erge begraben sei ■■"^ also eine ähnliche Spekulation wie bei Pallas, nur daß bei

genus terrae sit. Serv. Verg. Aen. VIII 345: Euander Aryum quendam SHScepit hoapitio. qni aivi de eins cogitaret interitu, ut ipsc regnarct, Euandro hoc non scntiente socü intellexennit et Argum necarunt. eni Euander et sepulchrum fecit et locinn sacravit, 7ion quod ille merelatur, sed hoapitalitdlis causa. . . . ergo Argileluni ab Argo illic sacrato et sepulto,

"" Dion. Hai. I 87; Plut. Rom. 11; Momrascn. Hermes XVI (1881)'S.8;^ 17 f.; (iilbort, Toi)0<?r. 11 '201 ff., der den Namen Remus von dem der Re- muria abgeleitet sein lülJt, während Mommsen eine unabhängige Entstehung beider Namen und eine sekundäre, dunli die Älmlichkeit hervorgerufene VerknUpfiing annimmt.

'"* Varro, de 1. 1. VI 23f.: Cic. ad lirut. 1 10,8; l'lut. quaest. Rom. 34 f.; Macrob. I 10, 1 1 ff. Nach Plut. Rom. 5 war sie nicht begraben, sondern entrilckt worden : <')tinfi).Fj fouit,oiti%'T^ (i'farfj yerta9iti ,T«(>i tovtov t'ov to.to*'.

'«■• Varro, de 1. 1. V 43; Liv. 1 3, 9: Ovid. met. XIV 020 f.: fast. IV 61 f.; Dion. Hai. I 71; b'erv. Verg. Aen. VII 657; .\ugU3tin de civ. d. XVIII 21.

598 Friedrich Pfister

Aventinus der Heros sein Dasein erst dem Namen des Hügels verdankt. Dazu gab es bei Aventinus, ebenso wie bei der eben genannten Acca Larentia, eine Entrückungslegende, von der uns Augustin de civ. d. XVIII 21 berichtet: alii sane noluerimt eum in proelio scribere occisum, sed non conparuisse dixerunt.

Nun treten wir an die Geschichte der sieben Könige Roms heran. Bei Romulus^"^ sehen wir dieselbe künstliche Legendenbildung am Werke wie bei Latinus und Aineias. Alle drei hatten ursprünglich mit dem Kult nichts zu tun. Erst später, vermutlich durch griechischen Einfluß, als man das Bedürfnis hatte, eine Verbindung mit dem Kulte herzu- stellen, griff man zu dem Mittel der Gleichsetzung. Wie Latinus zum Jupiter Latiaris, Aineias zum Jupiter Indiges wurde, so erzählte man auch von Romulus eine Entrückungs- legende: 'Fojfivlov öh acpvio (.lera/jM^aPTOS ovve fiiQog w(fd-i] ocöuarog ovte Aft'i/'avov laO^rjtog. . , . a)J.a Tif-iäv Ttagayalsveo- ■d^ai näoL y.ai oißeöO^ai '^FojuvXov, tt>g dvr^Qrraa^ievov eig d'eovg y.ai &s.bv evjuevfi yerrjodi-ievor aviolg Iv. y^qr^xov ßaoi'/Jiog (Plut. Rom. 27). Romulus war zum Quirinus geworden, d. h. man identifizierte den verstorbenen König mit einem seit alter Zeit verehrten einheimischen Gott^*^'. Auf Grund dieser Sage kann Horaz (epod. XVI 13) sogar von den ossa Quirini sprechen : Barharus . . . solihus ossa Quirini \ Kefas videre! dissi- pabit insolens. Freilich wollte Varro auf dem Forum bei der Rednerbühne ein Grab des Romulus nachweisen "'^^ Mag

soc Yqjj neueren Untersuchuugen s. vor allem P. Kretsehmer, Glotta I (1907) 288 ff.; W. Soltau, Arch. für Eel.-Wiss. XII (1909j 101 ff.; ders., Die Anfänge der römischen Geschichtsschreibung 1909 S. 21 ff.

3»' Cic. de rep. 1 16; Dion. Hai. II 56; Plut. Rom. 27 f.; Plut. Num. 2; Acro, Porphyr., Comment. Cruq. zu Hör. ep. XVI 13. Vgl. dazu Fr. Skutsch, Neue Jahrbb. XXIII (1909) 23 ff.

'°* Varro bei Pori)hyr. 1. c. ; Comment. Cruq. 1. c. : nani et Varro pro rostris sepulcrum Romuli dixit, ubi etiam in huius rei memoriam duos leones erectos fuisse constat, unde factum est, ut pro rostris mortui lau- darentur. Vgl. dazu Fr. v. Dnhn, N. Heidelb. Jahrbb. IX (1899) 107 ff.; Fr. Studniczka, Österr. Jahreshh. VI (1903) 129 ff.; VII (1904) 241 ff.; L. Holzapfel in Bursian-KroUs Jahresber. CXXVII (1906) 257 ff. ; Chr. Hülsen, Forum Eomanum' S. 96 ff. und Nachtrag dazu 1910 S. 8 ff. Nach anderen

Der Reliqiiienkalt im Altertum 599

dies nun volkstümliche Traditiun oder nur antiquarische Ge- lehrsamkeit gewesen sein, auf jeden Fall, wenn überhaupt hier ein Kult bestand, war er zu gering, als daß er des Epon3'mos von Rom würdig gewesen wäre. Daher verfiel man auf die Verbindung mit Quirinus. Dementsprechend wurde Hersilia, nach einigen die Gemahlin des Komulus, mit Hora Quirini, der neben Quirinus verehrten Göttin, identifiziert '°''.

An Roraulus erinnerte ferner vor allem das Lupe real am Abhänge des Cermalus, wo die beiden Brüder von der ^^'ölfin gesäugt worden waren "''^'', Dabei sollte ursprünglich der ruminalische Feigenbaum gestanden haben, den man jedoch am Comitium beim Puteal des Navius zeigte: Navius soll ihn durch ein Wunder dorthin versetzt haben ^*^ Auf dem Cermalus zeigte man die Kornelkirsche, welche der Lanze des Romulus entsprossen war^^^ In der Nähe befand sich die Casa Romuli, in der Romulus gewohnt haben sollte^". Eine zweite Casa Romuli wurde auf dem Kapitol gezeigt ^^*. Beide Häuser gehören in die Reihe der üben S. 3-47 fi'. besprochenen Bauwerke aus der Heroenzeit.

Als Grab des Hirten Faustulus, der die Brüder Ro- mulus und Remus aufgezogen hatte, galt bei einigen der Platz auf dem Forum bei der Rednerbühue, den Varro, wie wir sahen, als Grab des Romulus bezeichnete •'^•\ In die Zeit des

(8. gleich unten) galt dieser Platz als Grab des Faustulus. Dabei muß auch das Grab des Hostius, eines Freundes des Romulus, gewesen sein; Dioü. Hai. 111 1.

««>« Ovid, met. XIV 829 ff.; vgl. Wissowa bei Röscher I 2591; 2712.

»'» Vgl. zuletzt L. Deubner, Arch. für Rel.-Wiss. XIII (1910) 481 ff.; "\V. W. Fowler The religious experiencc of the Roman people 1911 S. 478 ff.

»" Vgl. Schwegler, Rom. Gesch. I 390 ff.; Richter, Topogr. S. 133.

"* Plut. Rom. 20; Schwegler aaO. 395.

»'» Dien. Hai. I 79, 11; Plut. Rom. 20; Dio Cass. XLVIII 43; damit identisch ist wohl die im .^rgeerfrairmeut bei Varro, de 1. 1. V .54 genannte acdfs Roniidi auf dem Cermalus und das von Varro bei Solin I 18 er- wähnte tugurium Faustnli , wo Romulus gewohnt haben sollte. Vgl. Schwegler aaO. I 293 f.; Richter, Topogr. 133 f.; Gilbert, Topogr. I 47 f.; 59; dazu Bulle, Orchomenos I 1907 S. 51 Anm. 2.

"* Vitruv U 1, 5; Seneca, controv. II 1, 5; Konon 48. Vgl. Schwegler aaO. I 386: 893 f.; Richter, Topogr. 12(5 f.; 134; Gilbert, Topogr. 111 398.

"* Dion. Hai. I 87, 2: i<»<,- 8e xal roy ?Jotra röf Xid^tior, ui ixtno

600 Friedrich Pfister

Romulus verlegt die römische Chronologie auch die Erzählung von der Tarpeia^^*. Die Entstehung ihrer Grablegende ist ähnlich zu erklären, wie wir es bei Acca Larentia sahen. Auch sie ist eine chthonische Gottheit gewesen, aus deren Heiligtum ein Grab wurde; die ihr dargebrachten Opfer galten als Totenspenden. So berichtet Dionysios von Halikarnaß (II 40, 3 nach Piso) von ihr: lacpov re yag evd^a eTtsosv rj^icoTaL Tov leQibratov rfjg TtöXewg Y.a%iyiovaa X6<pov, xai xoag avT'^ 'Fco- (xalot ^ad^ exuarov hiavrbv STtirsXovoi^^'^. Auch von dem Sabinerkönig Titus Tatius wird ein Grab erwähnt '^^ und Dionysios von Halikarnaß (II 52) fügt hinzu: xat xoccg avrib xa^' maoTOv Iviavzbv fj TtöXig STtireXel ör]fioola. Auch hatte er eine eigene Priesterschaft ^^^

Der Nachfolger des Romulus in der Herrschaft war Num a Pompilius. Sein Grab wollte man im Jahre 181 v. Chr. in Rom auf dem Janiculus aufgefunden haben. Als Gewährs- männer hierfür werden uns die dem zweiten Jahrhundert noch angehörigen Annalisten Cassius Hemina, Calpurnius Piso und Sempronius Tuditanus genannt. Auch Valerius Antias, Cicero und Varro sprachen davon. Es seien zwei steinerne Särge gefunden worden, von denen der eine, welcher einst die Ge- beine des Numa enthielt, leer gewesen sei, der andere mit Büchern gefüllt war. Letztere wurden dann auf Beschluß des Senats auf dem Comitium verbrannt ^2°. Wenn also, woran

T^S dyoQÖis z~]S UMv '^Patfiaicov iv riö x^arioTCp ycoQuo Tta^a roZs IfißöXoie^ sTii o(6/j,art rov 0aiaTvXov re&fjvai yaatv, ev-d'a STteaev vno rcäv ev^oi'' tcov racpsvxos. Festus p. 177 M : Niger lapis in Comitio locum funestum significat, ut ali, Romuli morti destinatiitn, sed non usu ob^venit, ut ibi sepeliretur, sed Fauystulum nutri^cium eins ibi sepultum fuissey.

''® Vgl. über sie zuletzt S. Reinach Revue archeol. 1908, 43 {CiiUes, Mythes et Religmis III 223) ff.; W. F. Otto, Rhein. Mus. LXIV (1909) 465 ff.

"' S. weiter Varro, de 1. 1. V 41; Festus p. 343.

=»^8 Varro, de 1. 1. V 152; Dion. HaL II 52; Festus p. 360. Vgl. Mommsen, Hermes XXI (1886) 570 ff.

*^^ Tac. hist. II 95: facem Augustales subdidere, quod sacerdotium^ ut Romulus Tatio regi, ita Caesar Tiberius hdiae genti sacravit. Mög- licherweise sind diese Priester mit den Sodales Titii identisch ; vgl. Wissowa, Rel. und Kultus '^ S. 564.

»20 Cic. de legg. II 22, 56; Liv. XL 29; Plin. hist. nat. XIII 84 ff.;

Der Reliquicnkult im Altcrtnm 601

man vielleicht nicht zu zweifeln braucht, ein derartiger Grab- fund gemacht und mit dem König Xuma in Zusammenhang gebracht worden ist, so hört man doch jedenfalls in späterer Zeit nichts von seinen Reliquien oder einem Grabe des Königs, und der Bericht fügt selbst hinzu, daß von seinen Gebeinen nichts mehr übrig gewesen sei. Mit der P>innerung an diesen König war die Regia, das Amtshaus des Priesterkollegiums der Pontifices, beim Tempel der Vesta an der heiligen Straße verknüpft. Sie galt als Haus des Numa, der hier gewohnt habe ^'2 ^

Von Tullus Ho Stil ins konnte man kein Grab nach- weisen. Die Historiker erzählten, er sei von Jupiter Elicius durch den Blitz getötet worden und sei mit seinem ganzen Hause verbrannt (Liv. I 31, 8). Von der Beerdigung und dem Grab des Ancus Marcius und Tarquinius Priscus wußten die Historiker überhaupt nichts zu melden. Das Fehlen eines Grabes des Servius Tullius jedoch, der beim Volke so beliebt gewesen war, mußte besonders erklärt werden. Man ließ ihn durch seine Frau und seine Freunde heimlich vor seinen Feinden bestattet werden : rafff^g fth oiv Saoür/.i'g y.al im]uaToq t7tiq)avovg dia zaviag rag ahictg otz i^eyemo xij) Tv'kXLov oiü^ari, uvr;ur,g d' auoviov toig egyotg avtov naou Ttdvra xhv ygörov i/rdgxei zvyyävuv (Dion. Hai. IV 40). Vom letzten König schließlich, Tarquinius Superbus, konnte man deshalb kein Grab in Rom besitzen, weil er vertrieben worden und in Cumae gestorben war (Liv. 11 21; Dion. Hai. VI 21). Doch erinnerte an den Vertrag, den er mit den Be- wohnern von Gabii abgeschlossen hatte, ein hölzerner Schild, der mit alten Buchstaben beschrieben war und der im Heilig- tum des Jupiter Fidius in Rom aufbewahrt wurde =^'-. Ferner wurde die Legende von dem wunderbaren thönernen Vier-

Plüt. Noma 22; Val. Max. I 1, 12; Festus p. 173; vgl. auch Aar. Vict. de vir. ill. 3; Aug. de civ. d. VII 34; Lact. inst. I 22, 5 ff.: s. auch o. S. 503.

"• Ovid, fast. VI 263 ff.; trist. III l,28ff.; Plut. Numa 14 u.U.; vgl. Wissowa, Rel. und Kultus* S. 502.

'** Dion. Hai. IV 58: ncrri» ^vkitTj ßt'pOT] ßotin Titpiroroe Tov arfa- yi.aad'ivjoi Itt'i rcöy opxicüi- tot« ßouf, YQdfifinai,v np/ai^oU iTri,yiypanfitrri Tai ytvofiivai axTOXi oftoloyiai. FestOB p. 56.

602 Friedrich Pfister

gespann, das unter die sieben pignom, quae imperium Romanum ienent, gezälilt wurde (Serv. Verg. Aen. VII 188), in seine Eegierungszeit verlegt ^-^

Zu diesen überaus dürftigen Eeliquien und Erinnerungen an die Urzeit der Stadt treten noch einige wenige weitere. 80 die Spindel und die Sandalen der Tanaquil (Gaia Caecilia), der Gemahlin des Tarquinius Priscus, welche man im Tempel des Jupiter Fidius zeigte als Andenken an das Muster der treuen Hausfrau ^-*. Ferner ist das P u t e a 1 auf dem Forum zu nennen, unter welchem das Scheermesser und der Schleifstein des Attus Navius vergraben sein sollte, eines unter Tarquinius Priscus lebenden angesehenen Augurn; vermutlich rührte jedoch das Puteal von einer Blitzeinfassung her2-^ Aus der Zeit des Tullus Hostilius wies man ver- schiedene Erinnerungen an den Kampf der Horatier und Curiatier auf, so die Pila Horatia, das Siegesdenkmal, am Forum, ein Eckpfeiler mit den Rüstungen der drei besiegten Albaner =^-^; das Tigillum Sororium, das als errichtet zur Sühne des Mordes galt, den der aus dem Kampf zurückkehrende Horatier an seiner Schwester begangen hatte, wohl in Wirklich- keit nichts anderes als ein alter ianus^'^'; ferner das Grab der Horatia au der Stelle, wo sie ermordet worden war, vor der Porta Capena=^", und die Gräber der Horatier und Cu- riatier an der Stelle, wo jeder gefallen war ^2^. Nennen wir schließlich noch die Scalae Caci am Palatin, welche an das Haus des Cacus erinnerten ^^^'^j und die Spolia opima

'" Vgl. Schwegler aaO. I 772 f.

^2* Varro bei Plin. bist. nat. VIII 194; Plut. quaest. Kom. 30; Festus p. 238; vgl. Wissowa bei Koscher I 1190.

"" Cic. de div. I 17, 33; Dion. Hai. III 71; Plin. bist. nat. XV 77; vgl. Schwegler aaO. I 672 f.; 701 f. »" Liv. I 26; Dion. Hai. III 22.

"' Liv. I 26; Dion. Hai. III 22; Festus p. 297 M; vgl. Wissowa, Eel. und Kultus" S. 104; Koscher in seiuem Lex. II 21 f.; 598; aber auch W. F. Otto, Khein. Mus. LXIV (1909) 466 ff.

"«Liv. I 26; Dion. Hai. III 21.

'^* Liv. I 25; vgl. dazu den Bericht über das Heiligtum des r^pcm VQiiTws bei Dion. Hai. V 14—16; Liv. II 7, 2; Steuding bei Koscher II 2741.

"0 Diod. IV 21, 2; Soün I 18 u. ö.; s. Peter bei Koscher I 2275; Fr. Münzer, Cacus der Kinderdieb. Basel 1911 bes. S. 114 ff.

Der Reliqaienkult im Altertum 603

welche Komulus dem Jupiter Feretrius auf dem Kapitul weihte ^^S so dürfte wohl nichts \\'esentliches ausgelassen sein. Von einem Reliquieukult in Rom kann also keine Rede sein. "Was uns etwa als solcher hier entgegentritt, meist in den Berichten der Historiker, das ist fast durchweg auf griechischen Einfluß zurückzuführen. Ln den römischen „Re- liquienlegenden" lassen sich ein paar feststehende Typen unterscheiden, deren Entstehung ziemlich dui-chsichtig ist. So einmal die Identittzierung der Heroen mit einheimischen Göttern, denen von jeher ein Kult gewidmet war: der Heros war entrückt worden und wurde nun als Gott verehrt ; so Aineias als Jupiter Indiges, Latinus als Jupiter Latiaris, Roniulus als Quirinus, Hersilia als Hora Quirini. Ferner sind ursprüngliche einheimisclie Gottheiten vermenschlicht und in die Königsgeschichte eingereiht worden; so unter eueme- ristischem Einfluß durch die späteren Historiker Jauus, Sa- turnus, Picus und Faunus; aber hierhin sind auch zu zählen ^'^- Carmenta, die Argeer, Acca Larentia und Tarpeia. Zum wenigsten von den beiden letzteren scheint die Grablegende nicht nur in der Geschichtsschreibung ein kümmerliches Leben gefristet zu haben, sondern scheint wirklich populär gewesen zu sein, da ihr in der Tat ein Totenkult entgegenkam. Wieder andere Heroen sind lediglich künstliche epouyme Bildungen, su Tiberinus, Latinus und Aventinus. Wenn von Pallas, Remus und Argus eine Grabtradition an Palatin, Remuria und Argiletum ankiiüi)fte, wie gelehrte Forschung sagte, so kann auch hier möglicherweise der Epouymos aus dem Ortsnamen erschlossen seiu"='; doch liegt es nahe, anzunehmen, daß zwei

"' Liv. I 10; DioD. lial. 11 34; Plut. Rom. 16; Fe3tu3 p. 1895 Aust bd Rc'scher 11 670 f.

*'^ Hierher gehört auch, wenn Prudentius (c. Symm. I 190) die Heilig- tümer der Lares cotnpilaUs uls sejmlcra heroum bezeichnet; vgl. Wissowa bei Röscher 11 1869. Schon vorher wurden vielfach von den Griechen die Lates den t^oion gleichgesetzt; vgl. Wissowa auO. und Rel. und Kultus- S. 174.

*" Hier ist auch die etymologische Tradition über das Kapitol zu nennt-n; Varro, de 1. 1. V 41 : Capitolinum dictum, qnod hie, cum fumla- 7ii:nta fodcrentur aedis Iuris, caput humamim dicitur j<i(e?i.'Mm. In späteren Berichten geht das Etymologisieren noch weiter, indem man aU

604 Friedrich Pfister

unabhängig voneinander entstandene Namen später zueinander in Beziehung gesetzt wurden, wie dies wohl bei Pallas- Palatin ziemlich sicher ist. Ahnliches haben wir auch oben S. 290 ff. (besonders Anm. 947) für die griechischen Epo- nymielegenden feststellen können. Für die übrigen sechs Könige Roms außer Eomulus bestand überhaupt kein Kult. Das Fehlen der Gräber von TuUus Hostilius, Servius Tullius und Tarquinius Superbus wurde ausdrücklich durch die Über- lieferung erklärt; von Ancus Marcius und Tarquinius Priscus wußte man in dieser Beziehung überhaupt nichts zu berichten. Den leeren Sarg des Numa Pompilius wollte man zwar einmal aufgefunden haben, aber von ii'gendwelcher Verehrung hören wir nichts.

Wenn wir also kaum etwas von einem Eeliquienkult in ßom finden, so ist dies zunächst sehr verwunderlich, da die notwendige Voraussetzung für einen solchen, ein Toten- und Ahnenkult, in Rom wohl vorhanden waren.

Den Grund für diese Erscheinung muß ein Vergleich mit dem griechischen Reliquienkult uns lehren. Wir können die Frage erweitern zu der Form: Warum gab es keinen römischen Heroenkult, so wie es einen griechischen Heroenkult gab?

Die griechischen Heroen hatten zur Lebensbedingung einmal den Kult, dann die Sage und Legende. Beides ist fest miteinander verbunden: Sage und Legende ist gewisser- maßen ein „ideeller Kult". Ohne diesen ideellen Kult ist eine sakrale Verehrung der Heroen in größerem Umfang nicht denkbar, wenn auch einmal einen Kult ein fJQcog äyvioaiog irgendwo genoß, von welchem man nichts zu berichten wußte. Ein Heros empfängt nur dadurch Leben, daß man von ihm und seinem Wirken etwas zu erzählen weiß; sonst ist eine Verehrung nach seinem Tode ausgeschlossen. Denn nur solche werden ja der Heroisierung teilhaftig, welche zu ihren Leb- zeiten Besonderes geleistet haben. Davon aber erzählte bei den mythischen Heroen Sage und Legende. Also ohne Sage

Namen des Verstorbenen einen Olus nannte: so Serv. Verg. Aen. VIII 345: Arnob. c. gent. VI 7; s. Drexler bei Koscher III 835.

Der Reliquienkult im Altertum 605

und Legende kein Heioenkult (s. o. S. 528 f.). Die Hauptmasse der griecliisclien Heroensagen war in den alten Epen nieder- gelegt. Wie der Heüigenkult ohne die Ada Sanctorum, ohne Heiligenviten und Märtyrerakten undenkbar ist, so der Heroen- kult ohne jene Acta Heroum, ohne das Epos (s. auch oben S. 240 tf.). So tritt die Legendenbildung und damit zusammenhängend die epische Dichtung als Hauptfaktor für einen Heroenkult neben den Toteukult, aus dem jener sich heraus entwickelt hat. Einen Totenkult gab es zwar in Rom, aber die Tra- dition fehlte, die epische Dichtung. So konnte sich wohl ein Ahnenkult in der Familie entwickeln. Aber ein Ahnenkult ist noch kein Heroenkult. Für diesen ist ein größerer, nicht auf die Familie beschränkter Verehrerkreis notwendig. Dieser aber verehrt einen Heros nur dann , wenn Legenden von seinem Wirken erzählen und ihn sakraler Verehrung würdig erscheinen lassen. Das Fehlen einer epischen Überlieferung also muß uns das Fehlen eines Heroen- und Reliquienkultes in Rom erklären.

Aber fehlte wirklich eine einheimische epische Dichtung in Rom? Niebuhr^" hat ja die Hypothese aufgestellt, daß in den altrümischen Ahnenliedern, über welche alte Zeugnisse von Cato und Varro vorliegen, nicht nur innerhalb der Familien die Ahnen gefeiert worden seien, sondern daß in ihnen die gesarate Tradition über die römischen Könige ent- halten gewesen sei. Aus ihnen hätten dann die späteren Annalisten geschöpft. Damit wären auch für Rom epische Heroenlieder gegeben, und in der Tat hat ja Macaulay-'^^ solche kurzen Lieder zu rekonstruieren versucht. Man möchte ausrufen: atque utinam exstarent illa carmina, quac multis saeculis ante suam aetatem in epulis esse cantitata a sin(julis convims de clarortim virorum laudibiis in Originibus scriptum reliquit Cato\ (Cic. Brut. 19, 75). Aber wir besitzen nicht nur keine solchen Lieder, und nicht nur sind die Zeugnisse über sie außerordentlich dürftig, sondern wir können uns auch nicht einmal von ihrem Inhalt eine Vorstellung machen,

»" Römische Geschichte I 268 ff.

"* Lays fif ancient Rome h. AuH. 1844; vgl. auch \V. W. Fowler The das«, rcv. XXVI (l<Jl2j 48 f.

606 Friedrich Pfister

nachdem erwiesen ist, daß eben die, wie wir sie nennen können, pseudo-heroische Tradition der Römer ganz jungen, zum großen Teil nicht einmal einheimischen Ursprungs ist, sondern im engen Anschluß an die griechische Überlieferung, zum Teil auch von Griechen selbst geschaffen wurde. Dies haben die Untersuchungen von Seh wegler, Soltau u. a. entgegen der Niebuhrschen Hypothese gezeigt. So stützt sich in Rom das Fehlen einer heroischen Tradition und eines Heroenkultes gegenseitig.

Der Reliquienkult im Altertum 607

Kapitel XIV

Der christliche Reliqiüenkult

§ oO

Das Problem

In der vorausgegangenen Darstellung haben wir auf Schritt und Tritt einen Blick liiniiber auf den christlichen Kult geworfen, sei es, daß wir Ähnlichkeiten in der Art des Kultes oder in der Typologie der Legende oder in der ge- samten Anschauung, die sich im Reliquienkult dem Historiker offenbart, glaubten feststellen zu können, sei es, daß wir auf Unterschiede in beiden Erscheinungen der Religion hinwiesen. Die dort nur bei Gelegenheit gegebenen Ansätze sollen jetzt zu einer systematischen Untersuchung erweitert und der christ- liche Reliquienkiilt als Erscheinungsform für sich betrachtet werden. Dabei bin ich mir der Schwierigkeit der Aufgabe wohl bewußt; auch ist mir nicht unbekannt, mit welcher Vorsicht gerade solche Probleme anzufassen sind, die eine dreifache Aufgabe in sich vereinigen: einmal ein Stück der antiken Religionsgeschichte zu erforschen, dann eine ähnliche Erscheinung der christlichen Religion ins Auge zu fassen, schließlich an die Frage heranzutreten, ob und in welcliem Maße ein Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen besteht, und, wenn er besteht, zu untersuchen, wo die Anknüpfungs- punkte liegen.

608 Friedrich Pfister

Unser Problem wird dadurch noch erschwert, daß die Vorarbeiten für jeden dieser drei Teile recht verschieden ver- teilt sind. Denn so wenig wie das ganze Problem bisher eine umfassende Bearbeitung gefunden hat, gibt es eine Darstellung des antiken Reliquienkultes. Für die christliche Heiligen- verehrung ist die Spezialliteratur auch für den Fachmann, wie ich wohl mit Recht glaube, unübersehbar ; man betrachte nur die Angaben des hagiographischen Jahresberichtes. Der dritte Punkt schließlich ist bisher weder mit der nötigen Vorsicht noch mit der nötigen Umsicht in Angriff genommen worden. Wenn ich im folgenden gerade auf ihn besonders achten möchte, so hoffe ich, daß man wenigstens die Vorsicht nicht vermissen wird, wenn man mangelnde Umsicht und etwa lückenhaften Überblick über das riesige Material des christ- lichen Reliquienkultes feststellen wird.

Wäre es unsere Aufgabe, eine Darstellung des christ- lichen Reliquienkultes überhaupt oder wenigstens für die ersten Jahrhunderte zu geben, so schien mir auch hier wie in der vorausgegangenen Arbeit am zweckdienlichsten eine Gliederung des Stoffes in drei Teile, in deren ersten das Objekt des Reliquienkultes, die verschiedenen Arten der Reliquien und die einzelnen Gruppen der Heiligen zur Darstellung käme, in deren zweiten die Reliquien als Kultobjekt, die Art des Kultes und die äußere Form betrachtet würde, und in deren dritten Teil schließlich seine geschichtliche Entwicklung untersucht werden müßte. Doch haben wir es hier nicht mit dieser ab- soluten Aufgabe zu tun, sondern vielmehr mit dem relativen Problem der Beziehungen des christlichen zum antiken Re- liquienkulte.

Doch auch hier treten uns, entsprechend jenen drei Teilen, drei Hauptfragen entgegen, deren Beantwortung gewisser- maßen als das allgemeine Endergebnis jener absolut gefaßten Aufgabe sich darstellt. Erstens müssen wir das Wesen der Heiligen selbst untersuchen und das allgemeine christliche Heiligen-Ideal mit dem antiken Heroen-Ideal vergleichen. -Zweitens ist das allgemeine Wesen des christlichen Reli- quienkultes zu erforschen und auf Ähnlichkeiten und Ver- schiedenheiten gegenüber dem antiken Gegenstück zu prüfen.

Der Reliquienkult im Altertum 609

Drittens ist zu versuchen, Licht fallen zu lassen auf die Entstehung des christlichen Kultes.

Wenn man mit Recht eine analoge Erscheinung der an- tiken und der christlichen Religion mit demselben Worte, Reliquienkult, bezeichnet, so muß es nicht nur eine Definition dieses Begriffes geben, die für beide Religionen zutrifft, sondern der Definition entsprechend muß das Wesen dieser beiden Erscheinungsformen einige charakteristische Merkmale ge- meinsam haben. Über das Wesen des antiken Reliquienkultes haben wir oben S. 527 ff. gesprochen. Lassen wir beiseite, was uns als spezifisch antik erschien, so bleiben einige all- gemeine Züge, die uns den Oberbegritt' für beide Formen wiedergeben: ganz allgemein die Verehrung, die man der Hinterlassenschaft irgendwie hervorragender Verstorbener ent- gegenbringt; ihr liegt der Glaube an die Wirksamkeit dieser Hinterlassenschaft zugrunde, sei es, daß sie irgendwie die Wirksamkeit der Verstorbenen verbürgt, sei es, daß sie selbst durch ihr innewohnende Kräfte tätig sein kann.

Dieses im Begriff selbst liegende Wesen des Reliquienkultes ist naturgemäß hier wie dort in dieser allgemein gegebenen Fassung dasselbe. Doch können im einzelnen Unterschiede Vorhandensein, sowohl im Charakter der verehrten Verstorbenen selbst als auch in der Art der Verehrung und im Glauben an die Wirksamkeit.

Wir fragen daher weiter: Welches ist der Charakter der christlichen Heiligen im Vergleich zu den antiken Heroen? Wie zeigt sich das Wesen des Reliquienkultes im Kult und im Glauben beider Religionen, d. h. nach der äußeren Form und dem inneren Gehalt? Wie entstand diese Erscheinung der christlichen Religion?

Dies die drei Hauptaufgaben. Doch scheint es besser, das an erster Stelle genannte Problem erst am Schluß in Angriff zu nehmen.

§ 51 Wesen des christlicheu Reliqnienkultes

Die Unterlage des christlichen Reliquienkultes ist wie beim antiken der Glaube, einmal daß die Menschen, deren

Religionsgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten V.

610 Friedrich Pfister

Hinterlassenschaft nach ihrem Tode verehrt wird, zu Lebzeiten mit besonderer Kraft erfüllt waren, vermöge deren sie Außer- gewöhnliches zu wirken imstande waren, dann, daß diese Kraft auch noch ihre Hinterlassenschaft erfüllt, in erster Linie natürlich die leiblichen Reliquien, dann aber auch Alles^ was mit den Verstorbenen in Berührung gekommen war.

In der christlichen Religion pflegt das Dasein dieser über- natürlichen, gewissermaßen magischen Kraft noch mehr her- vorgehoben zu werden als in der antiken. Denn während nach griechischem Glauben viel mehr die Gräber den Schutz der Heroen gewährleisteten, ohne daß die Gebeine selbst Wunder zu verüben imstande sind denn sie ruhen ja im Grabe; das Wunder, die Hilfe kommt im allgemeinen vom Heros selbst ^^^, nicht von einer anonymen, unpersönlichen magischen Kraft, die in den Reliquien steckt, können nach christlichem Glauben die Reliquien selbst Wunder ausführen ; die in ihnen steckende Kraft kann durch Berühren direkt übergeleitet werden und Taten verrichten. So können durch Berührung mit echten Reliquien künstliche Reliquien erzeugt werden. Damit hängt auch der Brauch der Reliquienteilung zusammen: ein Teil dieser von magischer Gewalt erfüllten Objekte vermag gleichfalls sich zu betätigen wie das Ganze. Damit geht weiterhin Hand in Hand die Übung, daß man die Reliquien in möglichste Nähe rückt, wo sie wirken sollen : sie werden nicht unter der Erde im Grab eingeschlossen, sondern befinden sich über der Erde im Reliquiar, oft sogar sichtbar und berührbar.

Klar wird das Verhältnis der zu Lebzeiten des Heiligen in ihm wirkenden Kraft zu der später seinen Reliquien inne- wohnenden in einer (um 347 gehaltenen) Katechese des Kyrillos*^^^ von Jerusalem ausgedrückt: Der gerechten Seele

ssa Durch diese Tatsache bin ich des öftern notgedruBgen veranlaßt worden, das gestellte Thema etwas zu überschreiten; s. auch oben S. 526f.

*3' Catech. XVIII 16 (Migne, Patrol. Gr. XXXni p. 1037) : y.al y-'vy/js ftr] na^ovarjs eyxEirai rig övva/iig r^ rajv ay'uov awixari, Sid trjv ev roaovrois sreaiv ivoiy.rjaaaar Iv uvrcö Siy.aiav tpvyriV^ r/S v7zr;oerr]/ua ytyove. . . . et yd^ oovoäoia y.al arj/niy.ivd'i.aj zd e^coO'ev ovra, riöv oco/udrcov uTiröfiEva icöv voaovvtcov, TjyEi^E Tovs dad'evEis^ nöoca /u.ä).).ov avTo to atüfia zov iiQO^rftov

Der ßeliquieukult im Altertum 611

des Heiligen ist es zu verdanken, daß auch nach dem Tode, wenn die Seele den Körper verlassen hat, noch eine Kraft {dvvauig rig) dem Körper eigen ist, da in ihm ja die Seele so viele Jahre gewohnt hat. Um wieviel mehr, fährt Kyrillos fort, als nach der Apostelgeschichte (19, 12) die Kleider des Apostels, von wunderbarer Kraft erfüllt, Wunder verüben, muß dies bei dem Leib des Heiligen der Fall sein? Die Heiligen sind Tempel Gottes, des Sohnes und des heiligen Geistes: in ihnen wohnt die Gottheit, sagtBasileios der Große '■'''*^, der kappadokische Bischof. Wer die Gebeine eines Märtyrers berührt, so führt er an anderer Stelle aus ^^*, empfängt durch die in ihnen wohnende Kraft (x^'Qtb) Anteil an der Heiligung {üyiaouo^). Mit dieser xägi^^*"^ ist eben die dvraiug gemeint,

!',yet^e röy ytxoör. Dieselbe Begründong etwa bei Jos. Schwane, Pognien- geschichte der voniicänischen Zeit 18ö2 S. 542: „Sehr innig ist das Ver- hältnis der leiblichen Überreste der Heiligen zu ihrer Person und zwar so innig, daß auf sie in gewisser Weise etwas von den Gnaden und Vorzügen der Person realiter hinübergegangen ist".

*" Adv. Eunom. V (Migne 1. c. XXIX p. 761): -auI i)ui tovto vaoi &eov xa'i vlov xai ni'eiuaTOi dyiov elol Tiävree ol dyioi, if oh olxtl rj fiia d'söxr^i y.ai. uia xrpioT;;» xa't ayi6rT}S fiia rtaTQoq xal vlov x«i dyiov Tcvti-

fiaxoi Sid -TÖv ifu rov ßartzioiiaios äyiuofioy. Es handelt sich hier uui den Streit gegen die Anomoier.

*»» Hom. in Psalm. 115 (Migne 1. c. XXX p. 112): 6 d\pdft£vos oaxiwv fid^ivooi htfißäiti Ttrd fuiovaiav dyiaauov ex zrs roj aajfiari 7ra^e3p£voiar]g /^dpnoc.

""' Ähnlich sagt Iren. II 31, 4 (p. 402 ed. Stieren), die Jünger Christi übten Wunder .t«o' uvtov InßSvrts xä^ir. Es ist dies dieselbe Kraft, von welcher im ersten Timotheusbrief (4, 14) gesprochen wird : durch die Hand- auflegung bei der Ordination empfängt man dies /äoioua. Ebenso 2 Tim. 1,6:

T(» //totiutii luv Otot, u iajtp if aol Öiü rf^i tTtid-ioEWi rcöy yeiodjy iiov.

Vgl. den klaren Ausdruck des Syrers Ephraem in seiner Erklärung zu dieser Stelle (ich entnehme diese Stelle J. Behm, Die Handauflegüng im Urchristentum, dessen Ausführungen überhaupt hier zu vergleichen sind) : ijratiam Dei, quam susrepinti ab impositionc viunuum mcanon ; spiritmn scDutuDi srilicet, qutm aca-jAiili iüa manuttm mcarum ab impositione. Ähnlich sagt Theodoret Gr. äff. cur. 8 p. 19'JR, wo er von der Teilbarkeit der Reliquien spricht: fteotoOivroi rov ouiftarot äu^otaioi ') yd^ti ftffif.vr,xef. Ein Teil hat dieselbe Svraun wie das (Janze. Hierher gehört auch, daß die / »'f'^«^'. als ;c"('<",«" gefaßt wird; vgl. die überaus instruktiven Darlegungen von R. Reitzeustein, Die hellenistischen Mystcrienreligionen 1910 S. 112ff.; so S 38: „Die ytüott ... ist eine Gnadengabe Gottes {ydoioiia) . . . Wer die

39*

612 Friedrich Pfiater

von welcher wir oben (S. 529 ff.) sprachen. Sie wird auch von Johannes Chrysostomos ^*^ genannt, wenn er sagt, nicht nur die Körper der Heiligen sondern auch ihre Gräber seien mit dieser pneumatischen Kraft {xagi^ 7tvevi.iarixrj) erfüllt. An anderer Stelle seiner Märtyrerpredigten -^^^ spricht er von der ev€Qyeia. Diese pneumatische Gewalt der christlichen Heiligen ist es, welche die dämonischen Mächte der heidnischen Religion in die Flucht schlägt. Einem heiligen Manne, sagt Isidoros von Pelusion^*^ zu Beginn des 5. Jahrhunderts, kann ein Dämon nicht standhalten; vermöge dieser Kraft vertrieben die Apostel die Dämonen und halten die Märtyrergräber sie fern. Gerade durch solche Wunder aber erscheint der Kult der Reliquien genügend begründet. Einen Zweifler, der daran Anstoß nahm, verwies Isidoros ^** eben auf solche wunderbare Heilungen.

Dies ist, wenn man aus der Fülle der Belege einige charakteristische herausgreifen darf, das allgemeine Wesen

yvcöatg hat oder in der yvwais ist, ist schon als Mensch d-ezos". S. 113: „In ihr (in der hermetischen Literatur) ist die yvcHais &sov eine sogar fast persönlich gedachte Svvafus'^.

**^ In S. Ignatium Mart. (Migne 1. c. L p. 595): oiSk yäg la au»fiaxa

fiöt'ov, dXXa nai avTal ai ü'rjxai rcäv dyicov TtvtviiarixrjS Etat TieTcXrjQcofievai }(aoiros.

*** De S. Bahyla (Migne 1. c. p. 551): xal ei nov ng smoTfi S-rixn

TOtavTT]^ xal rijs sve^yeias evdecos ravrrjg oarpri Xnfißävst rriv aiad'rjatv.

»" Epist. II 85 (Migne 1. c. LXXVIII p. 528) : iiyoifiat, ort od§' dv-

^QüJTiqj dyiü) Salficof dt'ziarrjvai övviqoeTcu. xal drjXov fih'^ d(p cov ol aTi '- avoloi Saifiovag ijXawov. . . . xdv lotg fiaQTVQioig Sk rj e^e§Qevovaa rois aeöjuaai icöv dyicov xd(>ig tovxovs ßaoavi^ti. Der Gedanke, daß die Dämonen von den Heiligengräbern vertrieben werden, kehrt häufig in den Predigten des Johannes Chrysostomos wieder, so Migne Gr. L p. 669 f.; 686. Daher wurden Keüquien beim Exorcismus verwandt; vgl. Lucius, Anfänge S. 133 und 298. Denselben Zweck hat das Mitführen von Reliquien bei Flur- umgängen; Beispiele bei Franz, Die kirchlichen Benediktionen II 8f. ; 68. Auch der Umstand, daß in den Altären der Kirchen Reliquien niedergelegt wurden (s. oben S. 457 f. und 534 f.), weist auf die dämonenvertreibende Kraft der Reliquien hin.

*** Epist. I 55 (Migne 1. C. p. 217): s^ajrrjaov roiig el avräjv ras idaetg Xa/ußdvorrag xal /uä&e Ttoaoig rcdd'Eai ■d'eoaneias xa^i^ovrai. Vgl. auch die langen Ausführungen bei August, de civ. dei XXII 8 und dazu Earnack, Sitz.-Ber. der Berl. Ak. 1910 S. 106 ff.

Der Reliquienkult im Altertum 613

des christlichen Reli<iuienkiiltes. Die Zeugnisse stammen alle aus dem vierten oder dem Anfange des fünften Jahrhunderts. Sie geben uns zugleich auch die Gründe an, mit welchen die Kirchenväter den Kult rechtfertigten und verteidigten. Auch das spätere Mittelalter ist über diese Gründe kaum hinaus- gekommen. Sie kehren wieder in der klaren scholastischen Ausführung des Thomas von Aquino^^^ ebenso wie in der

*^* Die Darlegung des Thomas von Aquino in seiner Summa theoloffiae (part. III quaest. art. <>) ist folgende: Zunächst nennt er die drei Gründe der Gegner. 1) Adorare tnorti(orum reUquias videtur ad errorem geiitiUutn pei-tinere, qtii mortnis hommibus honorificentiam im- pendebant. 2) Stulhcm videtur rem msensihilem venerari; 8cd Sa7ictorui>i reliqniae sunt iusenaibilia corpora. 3) Corpus mortuum non est eiusdem speciei cum corpore vivo; et per comequens non videtur esse nwnero idem. Diesen Gegnern steht das christliche Dogma gegenüber : Sandorum corpora et praecipue heatorum martyrum reliquias ac si Christi mcmbra sincerrime honoranda credimus. Denn: .Si quis contra hanc sententiam venerif, non Christianus, sed Eunomianus et Vigilantianus creditur, d. h. ein Anhänger des Eunomins und Vigilantius, die im vierten und Anfang des fünften Jahr- hunderts Reliqnienkult und Heiligenverehrung bekämpften. Zur Stütze des Dogmas führt Thomas nun folgende Gründe an: Augustin habe gesagt (de civ. d. 1 13): Si patcrna vcstis et anulus ac si quid huiusmodi tanto carius est posteris, quanto erga parentes est maior affectus, 7iullo modo ipsa spernenda sunt corpora, qtiae utiqiie multo familiarius atque con- iunctius, quam quacUbet indumenta, gcstamus. Haec enim ad ipsam na- turam hominis pertinent. Wer also zu einer Person einen Affekt hat, verehrt auch das, was nach ihrem Tod übrig bleibt: non solum corpus aut partes corporis eins, sed etiavi aliqua exteriora, puta vestes et similia. Wir müssen aber die Heiligen verehren tanquam membra Christi, Dei filios et amicos et nostros iniercesso7-es; aber ebenso auch ihre Hinter- lassenschaft, jn-aecipue corum corpora, qtiae fuerunt templa et Organa Spiritus sancti in eis habitantis et operantis, et sunt corpori Christi con- figuranda per gloriosam rcsurrectionem. Daher ipse Dens huiusmodi re- liquias convcnientcr honorat in earum pracsentia miracula facicndo. Die beiden Hauptgründe (organa Spiritus sancti und miracula), die am Schlüsse genannt sind, begegneten uns schon bei den Patres und sind von diesen durch Thomas übernommen. Von den beiden ersten Gründen nahm Thomas den einen ((///ec/«.sj aus Augustiu : er schlieüt ex yiutura ho)ninis allgemein. Der zweite Grund ist eine allgemeine Rechtfertigung der Verehrung der Heiligen, welche Dei filii et amici et nostri intercessores seien. Zum Schluß geht dann Thomas auf die drei Gründe der Gegner ein. Der erste sei der Grund dt-s Vigilantius. den llieronymus (.Migne, Patrol. Lat. XXlll 342 ff.) schon widerlegt habe. Ad secundum dice7idum, quod corpus illud in-

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abschließenden Bestimmung des Tridentinums ^^^, welches von den Körpern der Heiligen als von viva membra Christi et tem- plum Spiritus Sancti spricht. Ähnlich etwa ist auch die auf Thomas beruhende Begründung des Dominikaners Johannes Herolt, die wir oben bereits (S. 531 Anm. 161) kennen gelernt haben, und auch die neuere Dogmatik hat zur thomistischen Beweisführung nichts mehr hinzugefügt.

Nun sagten wir bereits (oben S. 429 ff.), daß diese unter- scheidenden Merkmale des christlichen Reliquienkultes, wie sie uns hier im vierten Jahrhundert entgegentreten, ihm nicht von Anfang an anhafteten, daß vielmehr manches davon un- zweifelhaft orientalischen Einfluß verrät: vor allem der Brauch der Reliquienteilung und die Verehrung der Reliquienpartikel, dann das Ausstellen der Reliquien^*'. Scheiden wir diese

sensibile non adoranms propter se ipsum sed propter animam, quae fuit ei unita, quae nunc fruitur Deo, et propter Deum, ciiius fuerimt ministri. Man vergleiche etwa dazu, was Kyrillos von Jerusalem an der oben (Anm. 337) gegebenen Stelle über die Wirkung der dixala yjvzn der Heiligen sagt. Ad tertium dicendum, quod corpus mortuum alicuius Sancti non est idem nutnero, quod prinio fuit, dum viveret, propter diversitatem formae, quae est anima; est tarnen idem identitate materiae, quae est iterum suae formae tmienda: d. h. die leiblichen Reliqiiien sind materiell nach dem Ausscheiden der Seele noch dieselben wie zu Lebzeiten des Heiligen und werden später wiederum mit der Seele vereinigt werden, nämlich per glo- riosarn resurrectionem , wie Thomas sich vorher ausdrückte. Auf den Schluß ex natura hominis möchte ich besonderen Wert legen. Denn hier wird eben der allgemeine, den Heiden wie Christen eigene Glaube betont, der die Grundlage des Reliquienkultes hier wie dort ist, und von welchem wir oben im Text sprechen. Er war in der antiken Welt so lebendig, daß das Christentum ihn nicht zerstören konnte. Vgl. die richtigen Bemerkungen von H. Delehaye, Die hagiographischen Legenden, übers, von E. A. Stückel- berg 1907 S. 167.

^^^ Sess. XXV, De invocatione, veneratione et reliquiis Sanctorum et sacris imaginibus. Text bei A. L. Richter Canones et decreta concilii Tridentini 1853 p. 392.

3*7 Daß man sich im Abendland anfangs gegen diesen Brauch wehrte, sahen wir bereits (oben S. 431). Noch um 1100 vertrat Guibert, Abt von Nogent, die Ansicht, daß die Heiligengebeine unter die Erde gehörten und nicht in Gold und Silber eingefaßt werden sollten. Denn Gott habe doch gesagt: Terra es, et in terram ibis, nicht aber: Auruni vel argentum es, in aurum vel argentum ibis. Ferner führt er aus: Et quae dignitas, ut

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sekundären Eigenschaften, deren Herkunft wir kennen gelernt haben, aus, so bleibt als letztes Unterscheidungsmerkmal, das den christlichen Reli(iuienkult seinem Wesen nach vom antiken trennt, und dessen Ursprung wir noch nicht ermittelt haben, die, wie wir es kurz nennen wollen der Ausdruck kann nach dem Vorausgegangenen nicht mißverstanden werden , die Betonung der pneumatischen Kraft, d. h. der in den Re- liquien selbst intensiv wirkenden unpersönlichen und über- natürlichen övvaiiiig. Es ist dies, wie man leicht merken wird, das Analogon zu dem, was wir oben schon unter dem Begritf Tabu besprochen haben. Sie wird, wie wir sahen, als dcvauig, iviqyeia, auch als xccoig bezeichnet; wer mit den Reliquien in Berührung kommt, hat teil an dem ayiao^i6<i^*'^. Es spricht

quin auro argentove claudatur, cum Dei Filuis saxo lilis^imo obstruatur? Auch im heidnischen Altertum sei dies nicht üblich gewesen: 7umquam legisse me memini, quod loculis aureis seil argenteis marmora piira mu- tarent. Dann führt er ein Beispiel an: apud sjAendidissimum papam Gregonum hi, qui corpora Patdi apostoli Laurentiique martyris inscii conspcjcere, gravisswie sunt puniti. Dies Beispiel entnimmt Guibert dem oben S. 431 angeführten Brief des Papstes Gregor an die byzantinische Kaiserin Constantina, der sich ja gleichfalls gegen den beginnenden Brauch der Reliquienteilung ausgesprochen hatte. Text des Guibert bei Migue. Patrol. Lat. CLVI p. 626 sq. Noch eine Stelle aus dem Brief des Papstes möge hier stehen, da hier deutlich die abendländische Sitte der morgen- ländischen gegenübergestellt wird: Coqnoscat autem iranqiiillissima domina, quid Romanis consuetiido non est, quando Sanctorum 7-eUquias dant, vt qnicquam tangere praesumant de corpore. Sed tantinnmodo in huxide hrandeum (vgl. über das Brandeum Wetzer und Weltes's Kirchen- lexikon II* 1199) mittitur , atque ad sacratissima corpora Sanctorum ponitur. Quod levatum in ecclesia, quae est dcdicanda, dehita cum vene- ratiotie reconditur, et tantae per hoc ibidem virtutes fiunt, ac si illic spe- cialiter eoruni corpora deferantur. . . . Pro qua re de Graecorum con- auctudine, qui ossa levare Sanctorum se asserunt, vehementer miramur et rix crcdimus.

'*'' Genau ebenso ist ja auch der Altar mit heiliger Kraft erfüllt (s. o. S. 531); daher kommen ihm die Prädikate zu leoöi^ ayio», deio», TxvEvuartxöi, vgl. A. Schmid, Der christliche Altar S. 28 ff. Ebenso verhält es sich aber auch mit den heiligen wunderbaren Bildern, die in gleicher Weise tabu sind. Vgl. E. v. Dobschütz, Christusbilder S. 163: „Wichtig aber ist der Grundzug geheimnisvoller Unnahbarkeit, mit der das h. Bild umgeben wird. . . . Wenig führt darauf hin, daß wir es hier überhaupt mit einem Bilde und nicht mit einer beliebigen anderen Reliquie zu thun haben. . . . Das

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sich hierin mehr ein quantitativer Unterschied (besonders hinsichtlich der Häufigkeit der Betonung dieser intensiv in den Reliquien selbst wohnenden Kraft) als ein qualitativer Unterschied vom antiken Eeliquienkult aus.

Diese Kraft offenbart sich in besonders begnadeten Menschen schon zu ihren Lebzeiten nach christlichem Glauben wie nach antikem. Dort ist es das äywv 7tvtv{.ia, das sich betätigt, hier die dämonische Kraft. In beiden Ausdrucks- weisen zeigt sich dieselbe Anschauung ^^^, -w^elche einen Menschen als ^elog, IsQÖg, ayiog, öaif^öviog, Ttvsvfianxög bezeichnet. Wenn Christus vermöge der pneumatischen Gewalt Dämonen aus- treibt und Kranke heilt, so werfen ihm die Pharisäer vor, dies sei die Kraft des Teufels und der Dämonen, welche in ihm wirke (Matth. 9, 34; 12, 24). So spricht Justinus der Märtyrer ^^^ von einer xQv<pict dvvafiig rov d-eov, welche in Christus lebte, den daher die Dämonen und alle Gewalten und Mächte der Erde fürchteten. Der Heilige ist von dieser Kraft erfüllt, gewissermaßen besessen, wie die ■d^elot avdqeg der antiken Welt vom öaißövwv. Und wie dieser Dämon hier, besonders in der hellenistischen Zeit, schon zu Lebzeiten des Menschen Verehrung und Kult empfing, so kommt solches, freilich nicht in dem stark ausgeprägten Maße göttlichen Kultes zu Lebzeiten, auch in der frühchristlichen Zeit vor. Es ist durchaus antikes Empfinden, das den Cor- nelius in der Apostelgeschichte (10, 25) treibt, dem Petrus zu

Bild ist nicht dazu da angeschaut, sondern angebetet zu werden. . . . Seine Bedeutung liegt nicht in der Darstellung, sondern in den realen Wirkungen der Heilung und des Schutzes, die davon ausgehen: Wasser, das damit in Berührung gebracht ist, heiligt". Vgl. vor allem die Legende von der wunderbaren Entstehung des Christusbildes von Edessa bei v. Dobschütz, S. 131 ff. Das Bild erhielt seine wunderbare Kraft direkt durch die Be- rührung mit dem Gesicht Christi. S. auch Ad. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte II* (1909) 478 ff.

^*® Vgl. über die Parallelität von pneumatisch und dämonisch Gunkel, Die Wirkungen des Geistes 1888 S. 38 ff. und über TivevfiaTixög jetzt be- sonders R. Eeitzenstein, Die hellenistischen Mysterienreligionen 1910 S. 42 ff. ; dazu Joh. Weiß, Prot. Eeal.-Enc. IV ^ 408 ff.; 410 ff. Über avd-^wTioL le^oi s. auch oben S. 561.

3*0 Dial. c. Tryph. 49 (Migne, Patrol. Gr. VI p. 585).

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Füßen zu fallen und ihn zu verehren. Wegen dieser Kraft wurden auch die udgrigeg CiävTeg gefeiert (s. oben S. 588).

In ganz besonderem Maße wirkte sie auch zu Lebzeiten der Mönche und Asketen. Unzählige Wunder*" aller Art wurden von ilmen erzählt. Am sinnfälligsten tritt uns der Glaube an ihre Kraft in denjenigen Wundern entgegen, bei denen von einer Übertragung dieser Eigenschaft die Rede ist. Dies ist etwa bei der Handauflegung der Fall, die wir ja auch im Neuen Testament antretfen; oder die Kraft ist auf ihre Kleider übergegangen, eine Erscheinung, die gleichfalls den neutestanientlichen Schriften nicht fremd ist. Aber auch das Wasser, in dem der Mönch sich gewaschen, hat diese Kraft in sich aufgenommen und heilt Kranke, das Öl, das er durch Handauflegen segnet, wird wundertätig, die Wand, an die er sich anlehnt, hat Kräfte in sich aufgesogen, so daß durch die von ihr abgekratzten Teile, welche ein Blinder mit Wasser mischte und auf seine Augen legte, dieser wieder sein Augenlicht erhielt. Es ist dies dieselbe Erscheinung, die wir auch beim Reliquienkult treöen: durch Berühren werden künstliche Reliquien erzeugt; aber man taucht sie auch in Wasser, welches man Kranken zu trinken gibt; mau genießt den Staub vom Grabe der Heiligen ■'•^-.

Es ist daher nicht erstaunlich, daß man den Asketen und Mönchen schon zu ihren Lebzeiten Verehrung darbrachte. Die ersten Anfänge davon liegen in der Bewunderung, die man ihnen zollte -^^^ Ganz ebenso heißt es von Diokles, den wir oben (S. 587) bei der Betrachtung der Anfänge der Verehrung Lebender in der antiken Welt nannten: ov ^övov de ibv uvÖQa rovxov tCbvta k&aöuaaav oi :^voay.6oioi, ä)lce y.ai te).tvxi]aavta Ttucäg i]owi/.c(ig tTt/nr^oav (s. oben Anm. 282). Aber es wurde jenen Heiligen auch ein förmlicher Kult gewidmet ^'^V Man unternahm Wallfahrten zu seinem Aufenthaltsort und

"' S. die Belege zu den folgenden Wundern bei Lucius aaO. 387 f., der noch mehr derartiges anführt; dazu K. Holl, Enthusiasmus und BuL- gewalt beim griechischen Münchtum 1H98, besonders S. 181 ff.

''•* Beispiele bei Franz, Die kirchlichen Benediktionen II 453 f.

»" Lucius aaO. 8. 3'jyf.

"• S. zum folgenden Lucius aaO. S. 400 ff.

618 Friedrich Pfister

suchte durch Berühren des Heiligen der Gnade teilhaftig zu werden. Man warf sich vor ihm zu Boden und brachte ihm Geschenke dar. Ja Bilder des Symeon Stylites stellte man zu seinen Lebzeiten auf^'^^ und manchem Mönch sind sogar Kirchen errichtet worden ^^". Man wird nicht mit Unrecht an die Verehrung Lebender in der hellenistischen Zeit er- innern dürfen, die wir oben (S. 585 ff.) betrachtet haben, vor allem aber auch an das, was wir von Kult und Legende antiker Philosophen und Weisen der späteren Zeit wissen ^^'. Und wenn wir oben (S. 589) in der Verehrung Lebender orientalischen Einfluß feststellten, so stimmt damit aufs beste überein, daß uns die Verehrung der lebenden Asketen besonders stark im Orient entgegentritt.

§ 52 Entstehung des christlichen Reliquienkultes

Im vorausgehenden hoffe ich klar gemacht zu haben, daß das allgemeine Wesen des christlichen und des antiken Re- liquienkultes das gleiche ist; nur in sekundären Eigenschaften war ein Unterschied festzustellen: einmal in der vom Orient stammenden Reliquienteilung und was damit zusammenhängt, dann in der, wie man es nennen möchte, Versinnlichung, Ver- gröberung in der Auffassung der den Reliquien innewohnenden Kraft.

Damit ist aber zugleich auch schon einiges Licht auf die Entstehung des christlichen Reliquienkultes selbst gefallen. Denn wenn wir bei Heiden wie bei Christen derselben Zeit und desselben Ortes in gleicher Weise denselben Glauben an eine in manchen Menschen besonders wirkende Kraft, die auch nach seinem Tode sich noch weiter betätigen kann,

'^^ Theodoret bist, relig. 23; vgl. H. Lietzmann, Das Leben de» Heiligen Symeon Stylites (Texte und Untersuchungen zur altchristl. Lit.

3. Reihe 11 4, 1908) p. 253; K. Hol! in Philotesia P. Kleinert zum 70. Ge- burtstag dargebracht, 1907 S. 51 ff. '^s Theodoret 1. c. 21.

35' S. darüber Lucius aaO. 507 ff.; Zeller, Phil, der Griechen III 2,

4. Aufl. S. 736 ff.; 789 f.; 843 ff.

Der Reliquienkiüt im Altertum 619

lebendig sehen, und fernerhin eine auf diesem Glauben be- ruliende Verelirun^ jener i\Iensclien ^'""^ zu ihren Lebzeiten und nach ihrem Tode kennen lernen, so kann eine Kontinuität in der geschichtlichen Entwicklung nicht bezweifelt werden. Jener Glaube war im Lauf der Jahrhunderte, durch welche wir ihn. in vorhomerischer Zeit beginnend, verfolgt haben, in der Anschauung der antiken Menschheit so festgewurzelt, daß er nicht mit einem Male ausgerottet werden konnte. Er bildete von jeher einen festen Bestandteil des antiken Denkens und war um die Wende unserer Zeitrechnung man denke nur an den Kaiserkult nicht schwächer geworden. Er konnte unmöglich bei denen, welche dem neuen Glauben sich zuwandten, plötzlich verschwinden. Und in der Tat ist er auch nicht erloschen, wie eben der christliche Heiligenkult beweist. Wenn wir diesen Glauben im vierten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung als Teil der christlichen Religion in voller Blüte sehen und auf der anderen Seite beobachten, daß er, etwa noch im ersten und zweiten Jahrhundert in der antiken Welt völlig lebendig ist, so kann wohl niemand leugnen, daß eine fortlaufende Tradition besteht: der Glaube, dessen Wesen im christlichen wie im antiken Gewände als gleiches sich uns offenbarte, war nie untergegangen und zeugte aus sich heraus dort den Heroenkult, hier die Heiligen- verehrung.

"" Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht verfehlen, dem Vor- wurf zu begegnen, alg sei mir das katholische Dogma von der Ver- ehrung der Heiligen unbekannt. Diese fällt unter den Begriff Öov/.tin, während die Anbetung Gottes lar^eia ist. Den Heiligen kommt nur relative Verehrung zu, d. h. eine solche, welche, wenn auch indirekt, auf Gott zurückfließen muß. Dies war sclion die Darlegung des Augustinus, -ebenso wie sie es die der modernen Dogmatik ist; vgl, etwa Schwane, Dogmen- geschichte S. 537 ff. Aber wie überhaupt der objektive Beobachter ge- legentlich in der praktischen Ausübung der Religion durch das Volk eine Abweichung vom strengen Dogma feststellen kann, und wie gerade die realiter sich zeigende religiöse Betätigung oft für den Religionshistoriker interessanter ist und ihm bessere Aufschlüsse zu geben vermag wie die in Buchform niedergelegte Dogmatik, so wird auch in der Praxis der Heiligen- verehrung jener dogmatische Gedanke zurücktreten; daß dies schon in der altchristlichen Zeit der Fall war, dafür geben uns ja die Patres, mögen sie Anhänger oder Gegner des Heiligenkultcs sein, Beispiele genug.

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Und wie der Glaube derselbe war, der innere Gehalt, die erzeugende Idee, so objektivierte er sich auch ursprünglich in derselben Erscheinung, der äußeren Form: denn diese ist auch in der christlichen Eeligion ursprünglich Grabkult ge- wesen, bis jene vom Orient ausgehende Strömung eine Änderung hervorrief. Freilich haben wir Zeugnisse in größerer Fülle für den christlichen Reliquienkult erst aus dem vierten Jahr- hundert. Aber eine Musterung des älteren Materials gibt uns doch noch nähere Aufschlüsse auch über die ersten drei Jahrhunderte.

Daß wir zunächst im Neuen Testament keine direkten Zeugnisse für den Reliquienkult antreffen, ist erklärlich. Die Menschen, die den Christen als verehrenswert erscheinen mußten, treten hier als Lebende handelnd auf. Von ihrer posthumen Verehrung wird hier so wenig gesprochen wie bei Homer, wo die Heroen gleichfalls die lebenden Träger der Handlung sind, vom Heroenkult. Aber wie wir im Epos gleichwohl einige Spuren fanden, so weist auch im Neuen Testament manches darauf hin, daß jener antike Glaube an die übernatürliche Kraft, die im einzelnen Menschen besonders wirken kann, den Christen nicht fremd war oder gar von ihnen abgelehnt und ausgerottet wurde.

Zunächst ist natürlich auf die, wie man sie nennt, Pneu- matologie des Neuen Testaments hinzuweisen, auf die Wirkungen des Geistes in den Menschen, auf die Übertrag- barkeit dieser Kraft und auf die Wunder, die durch sie aus- geübt wurden. Hierüber sprachen war bereits kurz. Auch die Stellen haben wir bereits angeführt, wo wir lesen, daß Cornelius vor Petrus niederfällt (Ap.-Gesch. 10, 25), daß die Kleider des Paulus mit heilender Kraft erfüllt sind (ebda 19, 12), ja daß der Schatten des Petrus heilt (ebda 5, 15), genau so wie die Kraft, die Christus selbst durch Handauflegung über- mittelt, und wie die Kleidung Christi, die das blutflüssige AVeib berührt (Matth. 9, 20 ff.).

Dies ist der erste Punkt, der mir beachtenswert erscheint, wenn man nach den ersten Anfängen des christlichen Reli- quieukultes fragt. Über den zweiten Punkt hat bereits Lucius aaO. S. 25 ff. ausführlich gesprochen: über den altchristlichen

Der Reliquienkult im Altertum 621

Totenkult, der gleiclifalls auf der Gruudla^e antiker An- schauung erwachsen ist. Die Form dieses Toteukultes, welcher Sor{?falt für die leiblichen Überreste der Verstorbenen ver- langte, war durchweg, antiker Anschauung gemäß, ein Grab- kult, kein Kult sichtbar aufbewahrter Gebeine oder gar Re- liquienpartikel. Diese Form wurde erst später, wie wir sahen, geändert.

Beide Erscheinungen waren in den ersten Zeiten der christlichen Keligion schon lebendig; ohne trennende Kluft grenzen sie an die entsi)rechenden Erscheinungen der antiken Welt an und greifen in sie hinein. Denn der ihnen zugrunde liegende Glaube war gleichzeitig nebeneinander Heiden wie Christen geläuttg.

Daß der Kultkreis besonders hervorragender Verstorbener ein größerer war als der gewöhnlicher Toten, ist natürlich; dies war in der antiken Welt genau so der Fall. Das erste Beispiel solcher erweiterten posthumen Verehrung stammt schon aus dem zweiten Jahrhundert: die Verehrung des Märtyrers Polykarp. Nachdem dieser Märtyrer, unter Kaiser ;Markus, hingerichtet worden war, wurde der Leichnam den Christen vorenthalten v-aiiHQ tto/J.wv ejiLO-vtxovvtojv xovro Ttoif^aai (nämlich /.aßeiv zb Uiipavov) xat xoivojvi]oai rCo uyao aixov ouQ/.to). Die Leiche wurde verbrannt. 'Hiutlg voxeqov, so fährt der Text des Martyrium S. Poli/carpi 18 (etwa ed.* Hefele p. 290 sqq.) fort, dvtXouevoi xa rifutüreQa Xid^iov Tto'kvreXwv xat do/.i(.ni)XEQa vtieq xqvoIov doxa aixov, UTteO^efie^a ottov y.al dxökov&ov ^v. "Ev&a wg divaxbv fjilv ovvayouevoig Iv iyak'/uäaei xal X^Q^fi Ttage^ei u y.vQiog tTCixeXelv xijV xov fiaQXvgiov avxov f;f.t€Qav yEvii>).iov, elg xe xi;v xwv i)d^lrf/.6riijv ^ivrif^irjv xal xCbv (.lüJ.ovxtüv äo/cr^olv xe xat kxoiuaaiav. In diesem ersten Märtyrer- bericht also treffen wir bereits die große Wertschätzung der Keliquien und die Feier des Märtyrertages an. Diese Akten des Polykarp gehören zu unserer ältesten hagiographischen Überlieferung.

\\'ollen wir nun weiterhin die älteren Zeugen des Heiligen- kultes durchmustern, so ist freilich zu berücksichtigen, daß die große Masse der Märtyrerakten zeitlich nicht genau fixiert werden kann; zumal darüber, welche von diesen Akten dem

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älteren Bestände noch zuzurechnen sind, herrscht unter den Forschern keine Einigkeit. Nennen darf man hier vielleicht noch das Martyrium S. Ignatii, in welchem (cap. 6 ed. ^ Hefele p. 190) von der Überführung der Reliquien (d-rioavQog äri- f.iT]Tog, VTtb rfjg iv rq) ixdqrvQL xccQirog rfj ayia ixKlijOia y.aTaleKpd-evra) von Rom, WO die Hinrichtung unter Trajan stattfand, nach Antiocheia die Rede ist; oder einige Stellen in den Schriften des Cyprianus, deren Echtheit freilich auch nicht über allem Zweifel erhaben ist. So spricht er davon (Epist. 12, 2 p. 503 ed. Hartel), daß mau die Tage der Märtyrer aufzeichnen solle, ut commemorationes eorum inter memorias (d. h. Gräber) martyrum celebrare possimus. Und an anderer Stelle sagt er (Epist. 39, 3 p. 583 H) : sacrißcia pro eis semper, ut meministis, offerimus, quotiens martyrum passiones et dies anniversaria commemoratione celebramus.

Doch es ist kaum nötig, weitere Zeugnisse ^^^ aus der älteren Zeit anzuführen. Es genügt, festgestellt zu haben: einmal, daß der dem Reliquienkult zugrunde liegende Glaube, wie wir ihn in der antiken Welt fanden, nicht erloschen ist und auch von den Christen, auf ihre Heroen angewandt, nicht zurückgewiesen wurde; dann, daß dieser Glaube uns für die Christen schon für die älteste Zeit bezeugt ist; schließ- lich, daß im vierten Jahrhundert der Heiligenkult in voller Blüte stand. Hält man hierfür den Beweis für erbracht, dann darf man an einer ununterbrochenen Folge nicht mehr zweifeln.

§ 53

Heroeu und Heilige

Die Grundlage und die Entstehung des christlichen Reliquienkultes haben wir jetzt im Zusammenhang betrachtet und früher schon auch auf die äußere Form des Kultes und die Typologie der Legende gelegentlich hingewiesen und Ähn- lichkeiten und Verschiedenheiten beim Vergleich mit dem

359 Ygi 2. B. H. Kellner, Heortologie oder die geschichtliche Ent- wicklung des Kirchenjahres und der Heiügenfeste, 2. Aufl. 1906 S. 151 ff.

Der ßeliquienkult im Altertum 623

antiken Gegenstück aufgezeigt. Zum Schluß aber muß die Persönlichkeit und der Charakter der Verehrten selbst, der Heroen und Heiligen, noch einem kurzen Vergleich unter- zogen werden, weil erst hierdurch, glaube ich, völlig das Wesen beider Erscheinungen sich uns erschließt. Denn wenn es richtig ist, daß der Mensch seine Götter nach seinem Eben- bilde sich schafft, so muß sich uns in dem Bild der Verehrten das Ideal derer enthüllen, welche sie zum Gegenstand der Verehrung machten; in dem Charakter der Kultobjekte muß sich das Wesen der Gläubigen spiegeln.

Dabei kommt es nicht auf Einzelheiten, nur auf das All- gemeine an , auf die Gesamtbilanz der antiken und christlichen Weltanschauung. Sie muß sich als die gleiche in den beiden Produkten des metaithysischen Be- dürfnisses zeigen, einmal in der Religion und vor allem in dem Teile der Religion, bei dessen Gestaltung die große Masse am wirksamsten tätig sein konnte, in der Neuschaffung von Kultobjekten, also in der Heroisierung, Apotheose, Kanoni- sierung ; dann in der P h i 1 o s o p h i e , die dem metaphysischen Bedürfnis der höchsten Schicht entsprungen ist. Bei einer einheitlichen Kultur wird die Gesamtbilanz beider Kultur- faktoren sich ziemlich entsprechen. Das allgemeine Wesen der Heroen und Heiligen wird also gewisse Beziehungen zur gleichzeitigen philosophischen Weltanschauung aufweisen.

^\'er sind also die Menschen, die hier wie dort der Heroi- sierung für würdig gehalten wurden?

"Hqwq ist bei Homer Ehrentitel der Kriegshelden. Die Helden des Epos, der uralten Vorzeit, von deren Taten und Kämpfen man überall sang, waren in erster Linie Gegen- stand der Verehrung. Krieg und Kampf war ihre Frfeude, starke Bejahung des Willens zum Leben der Zweck ihres Daseins. Getreu ihrem Wirken, dem sie zu Lebzeiten sich gewidmet, halfen sie auch dem Menschen nach ihrem Tode. In Kauipf und Krieg wurden sie angerufen , sie erschienen in den Schlachten und schützten die Städte. Dann waren es die Oikisten, die neue \\'ohnsitze geschaffen hatten, und die Sieger in den Wettkämpfen, die durch köriterliche Schönheit und Tüchtigkeit sich auszeichneten: sie wurden nach ihrem

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Tode als Heroen verehrt. Ferner die in den Schlachten Ge- fallenen, die ihre Heimat vor dem Feinde g-eschützt, die Fürsten und Könige, welche schon zu Lebzeiten auf den Höhen der Menschheit gewandelt waren. Andere Heroen kannte das alte Griechentum kaum, als solche, deren Leben völlig dem Diesseits und der kraftvollen Tat geweiht war.

Ganz anders die christlichen Heiligen. An die Stelle der Tat tritt das Leiden, an die Stelle des Diesseits das Jenseits. Die Heroen kämpften für die Erde, die Heiligen litten für den Himmel. Nicht mehr die Hohen und die Fürsten wurden gefeiert, sondern Angehörige zum Teil des unteren Volkes. Ihr Verdienst bestand in dem Leiden, das sie, nicht für ein weltliches Gut, sondern für eine extra- mundane Idee erduldet. Nicht dem Diesseits galt ihr Streben; es war völlig auf das Jenseits und auf das Leben im Jenseits gerichtet. Ja, was die irdische Welt bot, ward abgelehnt, Mönche und Asketen zogen sich von ihr zurück. Und nach ihrem Tode mußten sie in erster Linie Helfer für das himmlische Heil der Menschheit sein.

Auch die christliche Religion hat den Gefallenen der Perserkriege, die man in der antiken Welt als Heroen ver- ehrte, Gräber ganzer Kohorten gegenübergestellt; diese aber waren nicht im Kampf gegen irdische Feinde gefallen, sondern sie waren hingerichtet worden, weil sie das heidnische Opfer verweigert hatten und ihrem Glauben nicht abschwören wollten. Auch die christliche Kirche besitzt in ihrem Reliquienschatz unzählige Waffenstücke ; aber diese rührten nicht vom tätigen Gebrauch der Heiligen her, sondern es war die Lanze, mit der Christi Seite geöffnet worden war, oder Gerätschaften, unter denen die Märtyrer gelitten hatten. Auch die Heiligen wurden als Streiter, als Kriegsheer Gottes bezeichnet. Der Christ ist ein guter Soldat seines Herrn (2 Tim. 2, 3), er zieht die Rüstung Gottes an (Eph. 6, 11), er kämpft gegen den Herrn dieser Welt und ist bewaffnet mit dem Schild des Glaubens, dem Helm des Heils und dem Schwert des Geistes (Eph. 6, 12 ff.). Aber er ist der Streiter für eine Idee, nicht für ein irdisches Gut; er kämpft weniger handelnd als leidend. Denn nicht die Erde ist seine Heimat: fragt man ihn nach

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Name, Geschlecht und Vaterland, so antwortet er: XQiariav^g tun (Eus. hist. ecd. V 1, :^0).

Schauen wir also auf den allgemeinen Charakter der Heroen und Heiligen natürlich gibt es hier wie dort Aus- nahmen — so treten uns Aktivität und Passivität, Bejahung und Verneinung des Willens zum Leben, Diesseitsfreude und Jenseitshoftnung als die Pole entgegen. Wir erblicken hierin das Ideal derer, die jene Kultobjekte sich schufen.

Aber hat sich dies Ideal mit einem Male so geändert, daß ohne Übergang sogleich der christliche Heilige dem antiken Heros sich anschließt? Oder ist nicht auch hier ein langsamer Entwicklungsprozeß zu erkennen, eine stetige, un- unterbrochene Folge?

Gewiß ist kein plötzliches Abreißen des historisch Ge- wordenen zu bemerken. Wir können einmal darauf hinweisen, daß schon gegen Ende der antiken Welt das Heroenideal sich zu wandeln begonnen hatte. Der Dichter Sophokles war heroisiert worden und der Philosoph Piaton, dann weitere Häupter von Philosophenschulen, Theophrast und Epikur; und auf der anderen Seite gab es noch manchen Heiligen, dem antike Wesenszüge eigen waren. Doch noch deutlicher tritt uns diese allmähliche Wandlung entgegen, wenn wir diese Frage zu einer allgemeineren nach der Gesamtbilanz der Weltanschauung erweitern. Denn auch sie hat sich be- reits in vorchristlicher Zeit stark nach jener Richtung hin umgebildet, wo vor allem die Weltanschauung des Christen- tums einsetzte.

Zum erstenmal hatte Pia ton mit vollster Deutlichkeit den Menschen von der sinnlichen Welt zur Welt der Ideen hingeführt. Er war es, an dessen Himmel der edelste Teil der menschlichen Seele, der intelligible Charakter, als Dämon das ungleiche Zweigespann lenkt, bis die Seele, von Sünde befleckt und beschwert und durch das nach dem Sinnlichen und Irdischen strebende Pferd zum Sturze gebracht, aus ihrer ewigen Heimat, der jenseitigen Welt, herab zur irdischen gerissen wird. Und hier auf der Erde beseelt den Menschen, in welchem noch die Erinnerung an das im Jenseits Ge- schaute wach ist, jener Eros, der ihn zur Welt der Ideen

ReligioDiReschichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 40

626 Friedrich Plister

zurückzuführen bestrebt ist. Gleichwohl ist für Platoii noch die Welt selbst gut; ja er erschrickt, wenn er einmal die Frage aufwirft: Kann diese Welt schlecht sein? o [.irjd' elneiv tivt d-€(.ug. Denn der Schöpfer hat ja bei der Er- schaffung der Welt die Ideen als Urbilder vor Augen gehabt: o f.iev yccQ zöoi-iog xäX'Uoxog tCuv yeyovöicov , ö öh ör]juiouQybg äQiaiog %wv ahicov (Tim. 29 A). Das jiayza xaAa Xlav des Alten Testaments, weshalb Piaton ja von den Kirchenvätern als attischer Moses aufgefaßt Avurde, ist nicht weit davon entfernt.

Und doch entspricht dem alttestameutlichen Tidvia -Accla Uav die Lehre vom Süudenfall so gut wie der universellen Schönheit der Welt das von Piaton gelehrte Streben, von der Erde weg zur Welt der Ideen zu gelangen, wie dem kos- mischen Optimismus der den Menschen selbst betreffende Pessimismus.

Dieses ist es in erster Linie, was die Entwicklung der Folgezeit begierig aufgreift und w^eiterbildet, und dieser Zug tritt mehr und mehr in den Vordergrund : Streben nach dem Jenseits und Jenseitshoffnuug. Dies ist dann auch der all- gemeine Gedanke, den wir bei einem Vergleich des Heroen- ideals mit dem Ideal des christlichen Heiligen erkennen. „Niemals" sagt Erwin Rohde in seiner Psyche (II 398j, „ist während des Verlaufs der alten Geschichte und Cultur der Glaube an unsterbliches Leben der Seele nach dem Tode so inbrünstig und ängstlich umklammert worden wie in diesen letzten Zeiten, da die antike Culturwelt selbst sich anschickte, ihren letzten Seufzer zu verhauchen." Aber auch noch nie war vorher der Mensch so sehr, von der Außenwelt sich ab- wendend, in sein eigenes Innere eingekehrt und hatte von hier aus seinen Blick nach dem Jenseits gerichtet, als zu jener Zeit, wo zum erstenmal das Gebet gesprochen wurde, das nicht nach irdischen Gütern oder nach Schönheit des Körpers verlangt, sondern um Schönheit der Seele fleht: ^i2 cpL'kE ndv ze xai äXloi oooi Tf]de ^toi , öoir^ti (.lot y.a'Aö) ytväadai vävöoO-ev.

Der Reliquienivnlt im Altertum 627

Anhang

Liste der Heroengräher und geographische Verteilung

Vor allem zur p:rgänzung der oben S. 573 ff. gegebenen Ausführungen folge hier eine Liste der Gräber der mythischen Heroen, einmal in alphabetische!- Reihenfolge, dann in lokaler Ordnung. Dabei wurden nur die Gräber, nicht aber die sonstigen Kultstätten und Heroenheiligtümer {fiQ('pct) berück- sichtigt. Da für die meisten Gräber in der vorausgegangenen Darstellung das Material bereits zusammengestellt ist, genügt die Angabe der Seitenzahlen oder Anmerkungsziffern (letztere als solche durch Voraussetzung von I oder II zur Angabe des Halbbandes bezeichnet); für diejenigen Gräber, welche bisher noch nioht genannt .sind, sind die Belegstellen beigefügt. Zweifelhafte Heroengräber sind eingeklammert.

1 . A 1 }) h a b e t i s c h e Liste

Abderos: Abdera 129 f. 151. 279. 49«.

Absyrtos: Toraoi 130. 279 f. I 590. Absoris 130. 279 f. 1 590. Apsaros 279 f. I 472. 590.

A Chi Ileus: Troas 23. 128. 280. 30Hf. 405. 468. 489. 498. 518. 536. 541.

Ad rastos: Megara 16. 126. 219. Sikyon 211. 219. 497.

.\gamemnon: Amyklai Mykenai 76 f. 219. 227. 536.

Aiakos: Aigina 405. 462. 496.

Aianes: Opu.><. Strabo IX 425; vgl. o. S. 361.

Aias Sohn des Oileus: Mykonos 135. 214. 222.

40*

528 Friedrich Pfister

Aias Sohn des Telamon: Troas 128. 222. 281. 331. 405. 487. 523. 541. II 155.

Aigaion-Briareos: Am Rbyndakos in Phrygien 518.

Aigialeus: Pagai in der Megaris 16. 128. 190.

Aigisthos: Mykenai, Paus. II 16, 6; vgl. Eur. El. 1276 f.

Aigyptos: Patrai 119. 450.

Aigyptiaden: Argos Lerna 118. 318. 321.

Aineias: Aineia 139. 281. 489. Berekynthia 138. Über rjQfpa in anderen Städten s. auch 142 f.

Ainos: Ainos 147. 159. 281.

Aipytos: Am Sepiaberg in Arkadien 405. 443. 519. 541.

Aisyetes: Troas 541.

Aitolos: Elis 461. 489.

Akrisios: Larissa in Thessalien 120, 450.

Aktaion: Bei Orchomenos in Boiotien 489.

Aktor ionen Eurytos und Kteatos (Molioniden) : Kleonai 129. 152. 308. 312.

Aleos: Haliartos 465.

Alexandra: s. Kassandra.

Alkaidai (Kinder des Herakles): Theben 315. 489. 491 f. 494. 496. 567. I 80.

Alkis: s. Antipoinos.

Alkmaion: Psophis 102. 129. 405. 414.

Alkmene: Megara 124. 219. 180. 85. Haliartos 126, 195 f. 219. 443. 503.516. I 80. Theben (Entrückung) 124 f. 195. 219. 481. I 80. 429.

A 1 0 a d a i Otos und Ephialtes : Anthedou, Paus. IX 22, 6. Naxos, Diod. V 51; IG XII 5, 1 no 56: oQog xmevovg tov 'äTov xal 'EcpidXtov. Vgl. Pind. Pyth. IV 88. Kreta s. Otos.

Alope: Eleusis 361. I 27.

Alykos: Megaris 25. 281.

Amazonen: Anaia: Anaia 281. Antiope: Athen 63. I 452. Batieia-Myrina: Myrina 281. 542. Hippo- lyte: Megaris 406. Molpadia: Athen 1452. Sonstige Amazonengräber: Athen 127. 406. 575. Megaris 406. Boiotien 127. 282. Chalkis 127. 282. Skotussa und Kynos- kephalai 127. Samos 127. 428. Troas 458. Libyen, Diod. III 55. '

Der Reliquienkult im Altertum 629

Amphiaraos: An verschiedenen Orten Boiotiens (von der Erde verschlungen) 98 f. 128. 189.

A m p h i 0 n und Z e t h 0 s : Theben 295. 307. 406. 515. II 239.

Amphi.ssa: Aniphissa 282.

Amphitryon und lolaos: Theben 120. 307. 461.496. 525. lolaos in Sardinien: 283.

Amyke: Amyke bei Antiocheia am Orontes 282.

A mykos: Amykos am Bosporos (asiat. Seite) 282. 523.

Anaia: s. Amazonen.

Anchises: Am Ida 138. 158. 489. Berg Kalauros bei Aineia 139. 158. Bei Orchomenos in Arkadien 139 f. 158. 229. Bei Onchesnius in Epeiros 158. 229. Am Eryx in Sizilien 158.

Andraimon Sohn des Kodros: Bei Kolophon 295.

Andraimon und Gorge: Amphissa 295. 307.

Androkleia: s. Antipoinos.

Androklos: Ephesos 406.

Anonyme Heroen: Megara 318. 459 f. Asopos 425. 461. 465. S. auch 463 ff.

Antaios: Bei Tingis oder Lixos in Mauretanien 152.

515 f. I 551.

Antilochos: Troas 306 f. 541.

Antinoe Tochter des Kepheus: Mantineia 460. I 319. S. auch Peliaden.

Antiope und P ho kos: Tithorea 310. 515. I 56. S. auch Amazonen.

Töchter des Antipoinos, Alkis und Androkleia:

Theben 450.

Aoris: Phlius 1 17.

Aphareus: Sparta (nach älterer Sage in Messenien be- graben) 308.

Aras: Keleai 295. I 17.

Araithyrea: Phlius I 17.

Archemoros-Opheltes: Nemea 406.450.496. I 1032.

Areithoos: Bei Mantineia 93 f. 496.

Arete: Bei Krotou, Philostephanos im sog. Et. M. p. 138, 24, FHG III 32.

(Argeios: .Argos 151. 192.)

630 Friedrich Plister

Ai'giver gefallen im Kampf zwischen Akrisios und Proitos: Zwischen Argos und Epidauros 318.

Argos: Argos 282.

Ariadne: Argos 126. 221. 225. 450. Amathus 221. 225. 450. Naxos 221.

Aristomachos: iJQcog iazQÖg, ug krwpi] h Maqad-Cbv t Ttaqct ro Jiovvaiov zal xmäxai vno tCbv eyxiOQicov Bekker, Anecd. 262. Athen: fjqCpov, Apollon. vit. Aeschin. (West. Biogr. 265); Schol. Demosth. p. 437 Ddf; IG H 1, 403; 404.

Aristomenes: Messene 121. 206 f. 442.519. lalysos auf Khodos 121. 206 f.

Arkas: Mantineia 204 if. 282. 441 f. 447.

Arkesilaos: Lebadeia 191.

(Askalaphos: Samaria I 946. S. auch über das Grab des Askalaphos und lalmenos in Boiotien Ps.-Aristot. Pepl. 19.)

(Askos: Damaskos I 946; dazu Damasc. vita Isid. 200 in Cobets Diog. Laert. p. 137.)

Asphodikos: Theben, Paus. IX 18, 6.

Asterios: Insel Asterios bei Milet 282.

Asteropeia: s. Peliaden.

AstykrateiaundManto:Megaral5.132.307f. 450.180.

Atreus: Mykenai, Paus. 11 16, 6.

Auge: Pergamon 119. 215. 406.

Augeias: Elis, Paus. V 3, 3; 4, 2.

Autonoe: Ereneia in der Megaris 120. I 80.

Baios: Baiae 147. 159. 283. Baische Inseln bei Sizilien Tzetz. Lyk. 694: 6 Balog ovxog xv^eQvrjrrjg f^v 'Oövoaiiog, dg TsXsvT^aag hdcprj Tteql IiKekiav d(p' ov cpaoi 'AXr^&fjvaL Baiag zag vriaovg.

Batieia: s. Amazonen.

Bianor: Mantua 102 f. 295.

Boreaden Kaiais und Zetes: Tenos 129. 406. 519.

Branchos: Didyma 131 f. 303. 450.

B r i a r e 0 s : s. Aigaion.

Caieta:Caietal58. 283.

Chalkodon: Euboia bei Chalkis 221. 225. I 114. Bei Pheneos 127 f. 221. 225. I 114.

Chimaireus und Lykos: Troas 516.

Der Keliquieukult im Altertum 631

Clioreia: Arg:os Tiü.

Chryses: ('hiysopolis gegenüber Byzaiiz I 30. (Daeira: Im Eleusinion in Athen nach der späten (iräber- liste bei Cleni. AI. Protr. p. 34 St; danach Arnob. c. gent. VI ü.) Dameon: s. Taraxippos. (Dam y SOS: Bei Pallene 322. 519.) Danaos: Argos HO. 447. Daidanos: Troas, Tzetz. Lyk. 72.

De'ianeira: Nach argivischer Lokalsage lag ihr Grab an der Ostseite der Agora in Argos; dies wird von Pausanias bestritten, der ilir Orab bei Herakleia am Oitagebirge kennt; Paus. II 23, ö.

Deukalion: Athen 451. 575. Diokles: Megara 120. 489. 49(). I 44. Diomedes: Unteritalien (Rntrückung) 154. 229 f. 484. Dioskuren: Therapne 219. 310 f. 301. 483. 542. Kastor: Sparta 219. 408. 415.484. Argos 219. 484.

Dirke: Theben 403; vgl. 360. 428. Dolops: Bei Magnesia in Thessalien, Aj). Eliod. I585tf. mit Schol.; s. o. S. 492.

Dorkeus: s, Hippokoontiden. Drakon: Lukanien 159. I 1072. Drimakos: Chios 525. Dysaules: Keleai 132. I 17.

Echemos: Tegea, Paus. VIII 53, 10. Kin Grab in Megara, wie Schultz bei Röscher I 1211 und Gruppe, Hdbch 718 c zu 195, 10 annehmen, läßt sich aus Paus. I 41, 2 nicht erschließen.

(Eetion: s. o. S. 542.) Eidothea: Pharos 155. Elatos: Elateia 283. 400. 440.

Elpenor: Proniunturium Circaeum 228. 400.542. I 780. Knaraiphoros: s. Hippokoontiden. Endymion: Herakleia am Latmos 224. I 38. Olym- pia: ebda.

Epeiros: Bei Kichyros in Epeiros, Parthen. 32. E p h i a 1 1 e s : s. A loadai.

632 Friedrich Pfister

Epigonen: Grab der beim Epigonenzug Gefallenen bei Glisas 128. 190 f. 318. 406.

Epimenides: Argos, Paus. II 21,3. Sparta s. oben II 271. Kreta (Vergötterung) 582.

Epistrophos: s. Schedios. Epopeus: Sikyon 451. Erechtheus: Athen 415. 451. 574. I 949. Eriphyle: Argos 225. I 356. Ery sichthon: Prasiai (x\ttika) 126. 574. Eryx: Eryxberg 152.

Eteokles und Polyneikes: Theben 189. 500. 520. Euippos: Megara 30. 460. I 80. Eukosraos: Sparta, Paus. III 16, 6. Euraedes: s. Hippokoontiden.

Eumolpos: Eleusis 132. 303. Athen 132. 303. 575. Europa: s. o. S. 42.3. (Euryalos: Argos I 418.) Eurymedon: Mykenai, Paus. II 16, 6. Eurypylos: Patrai 132. 451. 489. Eurystheus: An der Grenze zwischen Megara und Korinth 129. 219. Attika 114. 219. 321. 562 f. Eurytos: Andania 424. s. auch Aktorionen. Ganymedes: Olympos (Mysien) 451. (Geraistos: Athen 516.) Geryoneus: Olympia 152. 425. I 551. Theben 152.

Giganten: Gigantengebeine an verschiedenen Orten, s. 425 tf. 507 ff. S. auch Damysos. Geryoneus, Hoplodamos, Hyllos, Otos.

Gorge: s. Andraimon.

Gorgo Medusa: Argos 191. 321. 447. I 417. 418. 713.

Gorgophone: Argos 447. I 417. 418. 713.

Haliai: Argos 57 f. 126. 318.

Harmonia: s. Kadmos.

Harpalyke: Thrakien 496.

Hekabe: Kynossema in der Troas 326 f. 568.

Hekaerge: s. Hyperboreerinnen.

Hektor: Troas 193. 542. Theben 194. 228. 440 f. 519.

Der Reliquienkult im Altertum 633

Helena und Menelaos: Therapne 219. 220. 406. 415. 482 f. 519 f. 536.

Helenos: Arglos 155.

Helle: Am thrakisclien Cheisonnes, Herod. VI! 58.

Hellen: Meliteia 447.

Finger des Herakles: Lakedaimon 321. 400 f.

Hippodameia: Olympia 210. 407. 480. 489. 499.

Freier der Hippodameia: Bei Harpina in Elis 318. II 106.

Hippokoontiden Alkon. Eumedes, Dorkeus, Enarai- phoros, Sebros, Alkimos: Sparta 152. II 190.

Hipi)olyte: s. Amazonen.

Hippolytos: Troizen 03 f. 219. 227. 407. 451. 482. 489. 493 f. 566. Athen 64. 219. 227. 451. 560. 575.

Hipposthenes: Byzanz 36.

Hoplodamos: Megalopolis 427.

Hyakinthos: Amyklai 226. 407. 451 f. Tarent 226.

Hydra: Zwischen Lerna und Elaius 321.

Hyllos: Megara 30. I 85. (Lydien 425 f.)

Hyperboreerinnen (Laodike und Hyperoche, ferner Arge, Hekaerge, Opis): Delos 132. 407. 452. 494.

Hypermestra und Lynkeus: Argos 116 f. 222. 309.

Hypermestra Tochter des Thespios: Argos 222. 1415.

Hyperoche: s. Hyperboreerinnen.

Hyrnetho: Argos 219. Bei Epidauros 219. 407.

(lalmenos: s. Askalaphos.)

lamidai: Sparta 304 f.

lardanos: Triphylien, Strabo VIII 347 f.

Idas und Lynkeus: Sparta 222. 308. 311 f. 553.

Idmon: Herakleia (Bithynien) 35. 150. 158. 407 f. I 80.

Idomeneus und Meriones: Knossos 154. 308. 480. Idomeneus in Klaros 154.

Ikaros: Ikaria 214. 283.

Ilos: Troas 283. 402. 408. 542.

(Immarados: Im Eleusinion in Athen, nach der späten Gräberliste bei Clem. AI. Protr. p. 34 St; Arnob. c. gent. VI 6.)

Ino-Leukothea: Megara 2. 14. 214. 408. 480. 489. 1 80.

lolaos: s. Ami)hitry()n.

034 Friedrich Pfister

Ion: Potamoi (Attika) 73. 283. 565 f.

Iphigeneia: Brauron 133. 219. 452. 495. 564 f. Me- gara 2. 14. 34. 219.

Iphikles: Pheneos 128. 151.

Iphinoe: Megara 29 f. 32. 494.

Ischenos; s. Taraxippo.s.

Ischepolis: Megara 32. 460.

Kaanthos: Theben, Paus. IX 10, 5 f.

Kadmos und Harmonia: Dyrrhachion .520.

Kaiais: s. Boreaden.

Kalchas: Klaros 136. Bei Siris 229. Argos (Arpi), Tzetz. Lyk. 1047; Immisch, Klaros 159.

Kallipolis: Megara 32.

Kallisto: Trikolonoi (Arkadien) 408. 414. 452. 482.

Kalos: Athen 576.

Kanopos: Kanopos 155. 283 f.

Kant hos: Libyen 158.

Kar: Bei Megara 8. 284. 408. Suangela (Karien) 284.

Kassandra: Mykenai 219. 227. Amyklai ebda.

Kaukon: Lepreon 284. 408.

Kekrops: Athen 415. 452. 573 f. I 949.

Töchter des Keleos: Eleusis 452.

Kerdo: Argos 447.

Kichyros: Kichyros in Epeiros 284.

Killas: Killa (Troas) 284. 408. 452. I 595.

Kinaithos: Vorgebirge in Lakedaimon 158. 284.

Kindergrab in Kaphyai 314 f. In Chalkis ebda. In Korinth s. Medeia.

Kinyras: Paphos 295. 303. 452 f.

Kirke: Pharmakusai (Inseln bei Attika), Strabo IX 395.

Kleochos: Didj-raa 453.

Kleometra: s. Melanchros.

Klytaimestra: Mykenai, Paus. II 16, 6.

Korkyne: Naxos, Plut. Thes. 20.

Koroibos: Megara 408. 447.

Koronides: OrchomenosinBoiotien(Entrückung)484f.489.

Korybant: Olympos (Makedonien) 321.

Kranaos: Lamptrai 574.

Der Rcliquicukult im Altertum ß35

Kiatliis: Aigeiia 408.

(Krokon: s. 304. 4H8.)

K 10 ton: Krotoii 151 f. 284,

Krotopos: Argo.*^, Paus. II 23, 7.

Kteatos: s, Aktorioiien.

Kynortas: Sparta, Paus. III 13, 1.

Kyzikos: Kyzikos 284 f. 489.

Laios: Zwischen Daulis und Delphi, Paus. X 5, 4. Am Laphystion bei Orchomenos, Nik. Damasc. FHG III 367.

Lampsake: Lampsakos 486. Dazu Polyaen VIII 37; FHG I 33 (Charon von Lampsakos).

Laodike: s. Hyperboreerinnen.

Laomedon: Ilion 461. 513.

Lei tos: Plataiai I 714.

Lei ex: Nisaia (Megaris) 13. 285.

Leontichos und Rh ad ine: Insel Saraos oder Samikon in Elis 308. 525. 552.

Lepreos: Phigaleia 463.

Leukon e: Bei Tegea 361.

Leukophryne: Magnesia a. ^I. 285. 453. II 246.

Leukosia: s. Seirenen.

Leukothea: s. Ino.

Leuktrides: Leuktra 44. 308f.

Ligeia: s. Seirenen.

Likymnios: Argos, Paus. II 22, 8; Plut. Pyrrh. 34.

Linos: Argos 219 f. Euboia 219 f. Theben 194 f. 219 f. 442. 463.

Lokros: Lokroi (Unteritalien) 285.

Lykos: s. Chimaireus.

Lykurgos: Lepreon 93 f. 222. Nemea 222. 409. 450. Sparta 94. 222. 237. 296. 409. 490. Kreta 237. 428. 485.

Lynkeus: s. Hypermestra und Idas.

Machaon: Gerenia (Lakedaimon) 191. 409. 415. 484. 517.

Maira: Tegea 222. 446. Bei Mantineia 222. 285.

Makaria: Bei Trikorynthos (Attikaj 114 ff.

Manto: s. Astykrateia.

Marsyas: Kelainai, Plin. liist. nat. V 106; Solin 40, 7. Pessinus, Steph. Byz. s. v. ntooivod^.

636 Friedrich Ptister

Medeia: Buthroton in Epeiros 156.

Kinder der Medeia: Korintli 156. 313 f. 453. 494. 497 f. 499. 567.

Medusa: s. Gorgo.

Meg-areus: Megara 28. 285.

Melancliros und Kleometra: Argos 309 f.

Melanippos: Theben 211. 460 f.

Melikertes-Palaimon: Istlimos bei Korintli 214. 410. 414. 454. 496 f. 516 f. 525. I 1032.

Memnon: Paltos in Syrien, Strabo XV 728. Bei Ptole- mais in SjTien, Joseph, bell. lud. II 10, 2. Am Aisepos in Mysien, Strabo XIII 587; Quint. Smyrn. II 642 ff. Bei Ilion, Solin 40, 19.

Menelaos: s. Helena.

Menoikeus: Theben 409. 524.

Meriones: s. Idomeneus.

M i n 0 s : Herakl eia Minoa 26. 45. 126 f. 285. 409. 415. 442. 453.

Minyas: Orchomenos in Boiotien 285. 496.

Misenos: Cap Misennm 147. 158. 285.

Molioniden: s. Aktoriouen.

Mol pädia: s. Amazonen.

M 0 p s 0 s : Magarsa bei Mallos 222. Libyen 158. 222. 1 366.

Musaios: Athen 575. Phaleron 575.

M y g d 0 n : Bei Stektorion in Phrygien, Paus. X 27, 1 ; s. o. 1 497.

Myrina: s. Amazonen.

My r t i 1 0 s : Pheneos 212 f. 453. 490. 492. s. Taraxippos.

Narkissos: Bei Oropos, Strabo IX 404; vgl. Eust. Od. p. 1967, 36.

Neleus: Zwischen Milet und Didyma 74. (Isthmos bei Korinth 92 f. 463.)

Neoptolemos: Delphi 129. 409. 453. 490. 498. 500. 568. Ambrakia 296. 304. 428.

Nessos: Aitolien 152.

Nestor: Pylos 93.

Niobiden: Theben 310. II 226.

Nisos: Athen 25.

Odysseus: Cortona in Etrurien 148. 229. Entrückung 148.

Ogygos: Theben, Schol. Eur. Phoin. 1113.

Der Reliquienkult im -\Jtertnm 637

Oidipus: Athen 107fi". 453. 462. 560 f. Eteonos 112 f. 453 f. 543.

Oikles: Megalopolis 98. I 808. Oineus: Oinoe 120. 285 f. Oinomaos: Olympia 409 f. 415. Oinone: s. Paris. Oinopion: Chio?, Paus. VIT 5, 13. Oionos: Sparta 129. 151. 454. Olenios: s. Taraxippos. Olynthos: Chalkidike 286. 520 f. Oneiros: Bei Dauli.s in Pliokis, Kust. Od. p. 1696, 41; Ptol. Heph. p. 187, 21 W.

Opheltes: s. Arcliemoros. Opis: s. Hypeiboreerinnen.

Orestes: Sparta 76. 196 f. 439. 447. 454. Aricia454.— Bei Megalopolis Finger des Orestes 322. 410.

Orion: Tanagra, Paus. IX 20, 3. (Kreta 426.) Orpheus: Leibethra 210. 521. Dion 210.410.425.521.— Lesbos 213. 322. 333. 517. 521. Sniyrna 213 f. 322. 517. 521. Orsippos: Megara 447. Otos: s. Aloadai. (Kreta 426.)

Oxylos: Elis 410. 414. 447. 463.

Palaimon: s. Melikertes.

Palamedes: Lesbos, Philostr. Ap. Tyan. p. 69 K; ders. Her. p. 312 K; Tzetz. Lyk. 386; 1093.

Palinuros: Bei Elea 158. 213. 286. 517.

Pandion: Megaris 17. 454.

Paris: Parion 286. 448. Paris und Oinone: Kebrcne (Troas) 310.

Parthenope: s. Seirenen.

Patreus: Patrai 78. 286. 446. 490.

Patroklos: Troas 306 f. 541.

Peirinthos: Peirinthos 130. 151. 286.

P e i s a n d r 0 s : Bei Termessos in Pisidien, Strabo XIII 630.

Pelasgos: Argos 28(5. 454.

P e 1 i a d e n Antinoe und Asteropeia: Mantineia91. 1 19. 1 319.

Pelops: Olympia 208 f. 286 f. 404 f. 424. 439. 441. 497.

Peloros: Bei Messina 287.

638 Friedrich Pfister

Peneleos: Am Kephissos in Boiotien I 714.

Penelope: Mantineia 119. 410.

Phaidra: Troizen 64.

Phalantos: Tarent 295 f. 428. 446. 513. Brimdisium 120. I 968.

Pharos: Pharos 154 f. 287.

Philoktetes: Sybaris-Tlmrioi 220. Makalla-Kroton 220.

P ho in ix: Eion 136. Thermopylai I 491.

Pliokos: Aigina 24. 410. Phokos-Xanthippos: Tronis in Phokis 287. 478. 491. I 56. S. auch Antiope.

Phoroneus: Argos, Paus. 11 20, 3.

Plirontis: Cap Simion 135. 154. 543.

Phryger, Begleiter des Pelops: Lakedaimon und sonst im Peloponnes 129. 318.

Phytalos: Lakiadai (Attika) 303 f. 410. 455.

Pionis: Piouiai (Mysien) 287.

Pittheus: Troizen 60 f. 410.

Podaleirios: Mons Garganus 517.

Polydoros: Ainos 147. 185. 410. 524.

Polyneikes: s. Eteokles.

Polyphemos: Bei den Chalybern 158.

Polystratos-Sostratos: Dj^me 151. 411. 494.

Preu genes: Patrai 78. 455. 490.

Prochyte: Prochyte 158.

Promachos: Glisas 128. 191.

Prometheus: Argos, Paus. II 19, 8. Opus, ebda.

Promethos: Kolophon 192.

Protesilaos: Chersonnes 411. 414. 522. 524.

Proteus: Pharos 155.

Pyrgo: Megara 31.

Pyrrha: Kynos (Lokris), Strabo IX 425.

Pyrrhos: s. Neoptolemos.

Python: Delphi 287. 328 f. 497.

Rhadamanthys: Haliartos 120, 195.

Rhadine: s. Leontichos.

Rhesos: Amphipolis 197 f. 440. 570 f.

Salganeus: Salganeus bei Anthedon 287 f.

Saron: Troizen 41. 60. 215. 455.

Der Keliquieakiilt im Altertum 639

Sarpedon: Seleukt'ia (Kilikien) 455. 517.

Schedios: Daplmiis 1 715. Antikyra 191t' Dabei das Grab des Epistiophos, des zweiten Fülneis der Plioker vor Troja, Paus. X 3(5, 10.

Sebros: s. Hippokouiitiden.

Seirenen: Partlienope, Neapel 212. 490. 497. Leukosia, Leukosia bei Paestiim 147. 158. 212. 285. Li- geia, Terina 212.

Seniele: Prasiai 120. 215. Theben 569.

Sibj'lle: Heropliile, Alexandreia (Troas) 411. 455. Ciunae 424. 455. 8izilien 424.

Sieben gegen Theben: Eleusis und Eleutlierai 189 Ö". 318. 555. 559 f. 5Ü2. 1 460.

(Sisyphos: Isthmos bei Korinth 463.)

Skiros: Bei Eleusis 20. 288.

Skylla: Bei Hermione 27. 211 f. 288.

Sostratos: s. Polystratos.

Sphairos: Sphairia bei Troizen 288. I 595.

Sthenelos: Argos I 418. Bei Herakleia in Bithynien ebda. Klaros ebda.

Tainaros: Sparta, Paus. III 14, 2.

Talaos: Argos, Paus. II 21, 2.

Talthybios: Aigion 77 f. 220.226.304. 448. Sparta 77 f. 220. 226. 304. 522.

Tantalos: Argos 222. 424. Am Sipylos ebda.

T a r a X i p p 0 s : Olympia (galt als Grab des Olenios, Dameon, Ischenos; Keuotaph des ^lyrtilos) 461. 464. 523. I 778. II 82.

Tegeates: Tegea 288. 446.

Teiresias: Bei Haliartos, Paus. IX 33, 1; cf. VII 3, 1; Strabo IX 411; 413. Theben. Paus. IX 18, 4.

Telamon: Pheneos 127 f. 221.

Telmissos: Telmissos 131. 288. 304. 455.

Temenos: Temenion (.\rgolis) 288.

Tennes: Tenedos 215. 288 f. 486.

Tereus: Megara 480. 490.

Theras: Thera 289. 490.

Thersandros: Elaia 411. 418.

640 Friedrich Pfister

Theseus: Athen 198 fF. 412. 415. 440. 448. 484. 497. 553. 574.

Thrasymedes: Bei Pj^los, Paus. IV 36, 2. Thyestes: Zwischen Argos und Mykenai 412. Tim al kos: Megara 30. 459. Tiphys: Herakleia am Pontos 150. I 80. 120. Tisamenos: Sparta 75. 196 f. 442. Tityos: Bei Panopeus, Paus. X 4, 5. Toxaris: Athen 412. 576.

Tr ambelos: Milet, Parthen. 26; Tzetz. Lyk. 467. Trygon: Heraia (Arkadien) 455. Tydeus: Theben 128. 189. 412. 463. 543. Xanthippos: s. Phokos.

2. Geographische Verteilung

Peloponnes

Argolis. Argos: Aigyptiaden. (Argeios.) Argos. Ari- adne. Choreia. Danaos. Deianeira. Epimenides. Eriphyle. (Euryalos.) Gorgo Medusa. Gorgophone. Haliai. Helenos. Hypermestra und Lynkeus. Hypermestra. Hyrnetho. Kastor. Kerdo. Kleometra. Krotopos. Likymnios. Linos. Melanchros. Pelasgos. Pboroneus. Prometheus. Sthenelos. Talaos. Tantalos. Troizen: Hippolytos. Phaidra. Pittheus. Saron. Sphairos. Mykenai: Agamemnon. Aigisthos. Atreus. Eurymedon. Kassandra. Klytaimestra. Thyestes. Nemea: Archemoros. Lykurgos. Kleonai: Aktorionen. Sonst: Aigyptiaden. Argiver. Hj^dra. Hyrnetho. Oineus. Skylla. Temenos.

Korinth: Kinder der Medeia. Sikyon: Adrastos. Epopeus. Phlius: Aoris. Araithyrea. Keleai: Aras. Dysaules. Isthmos: Melikertes. (Neleus. Sisyphos.)

Lakedaimon. Sparta: Aphareus. Epimenides. Eu- kosmos. Hippokoontiden. lamidai. Idas. Kastor. Kynortas. Lynkeus. Lykurgos. Oionos. Orestes. Tainaros. Talthybios. Tisamenos. Therapne: Dioskuren. Helena. Menelaos. Amyklai: Agamemnon. Hyakinthos. Kassandra. Sonst: Anonymos. Finger des Herakles. Kinaithos. Phryger. Semele.

Messeuien.. Messen e: Aristomenes. Andania: Eurytos. Gerenia: Machaon.

Der Beliqaienkult im Altertam 641

Arkadieu. Megalopolis: Hoplodaraos. Oikles. Finger des Orestes. Mantineia: Antinoü. Arkas. Maira. Pe- liaden, Penelope. Tegea: Echemos. Leiikone. Maira. Tegeates. Pheneos: Chalkodon. Ipliikles. Myrtilos. Te- lamon. Psophis: Alkmaion. Sonst: Aipytos. Anchises. Areithoos. Kallisto. Kindergrab. Lepreos. Lykurgos. Trygon.

Elis. Olympia: Endymion. Geryoneus. Hippodameia. Oinomaos. Pelops. Taraxippos. Harpine: Freier der Hippodameia. Elis: Aitolos. Augeias. Oxylos. Tri- phylien: lardanos. Kaukon. Lykurgos. Nestor. Tlira- symedes. (Leontichos und Rhadiue.)

Acliaia. Patrai: Aigyptos. Eurypylos. Patreus. Preu- genes. Aigeira: Krathis. Aigion: Talthybios. D y ni e : Polystratos-Sostratos.

Mittelgriechenland

Megaris. Megara: Adrastos. Alkmene. Anonymoi. Astykrateia. Diokles. Euippos. Hyllos. Ino. Ipliigeneia. Iphinoe. Ischepolis. Kallipolis. Koroibos. Manto. ]\Iegareus. Orsippos. Pyrgo. Tereus. Timalkos. Sonstige Megaris: Aigialeus. Alykos. Amazonen. Autonoe. Eurystlieus. Hippo- lyte. Kar. Lelex. Pandion.

Attika. (S. 0. S, 573 tl".) Athen: Amazonen. (Daeira.) Deukalion. Ereclitheus. Eumolpos. (Geraistos.) Hippolytos. (Iramarados.) Kalos. Kekrops. Musaios. Nisos. Oidipus. Theseus. Toxaris. Eleusis: Alope. Eumolpos. Töchter des Keleos. Sieben gegen Theben. Skiros. Sonstiges Attika: Aristomachos. Erysichthon. Eurystheus. Ion. Iphi- geneia. Kirke. Kranaos. Makaria. Phrontis. Phytalos. Sieben gegen Theben.

Hoiotieu. Theben: Alkaidai. Alkis. Alkmene. Am- phion. Amphitryon. Andrukleia. Asphodikos. Dirke. Eteokles. Geryoneus. Hektor. lolaos. Kaanthos. Linos. Melanippos. Menoikeus. Niobiden. Ogygos. Polyneikes. Seraele. Teiresias. Tydeus. Zethos. Haliartos: Aleos. Alkmene. Rhada- manth.ys. Teiresias. Orchomenos: Aktaion. Koronides. Minyas, Glisas: Epigonen. Promachos. Sonst: Alo- adai. Amazonen. Amphiaraos. Arkesilaos. (Askalaphos.

ReUgionsgeschichtliche Versuche u. Vorarbeiten V. 41

642 Friedrich Pfister

lalmenos.) Laios. Leitos. Leuktrides. Narkissos. Oidipus. Orion. Peneleos. Salganeus.

Phokis: Antiope. Elatos. Epistrophos, Laios. Neopto- lemos. Oneiros. Pliokos. Python. Schedios. Tityos. Xanthippos.

Lokris. Opuntia: Aianes. Prometheus. PjTrha. E p i k n e m i d i a : Phoinix. 0 z o 1 i s : Amphissa. Andraimon. Gorge.

Aitolien: Nessos.

Nordgriecheniand

Epeiros : Anchises. Epeiros. Kichyros. Medeia. Neoptolemos.

Ulyrien: Harmonia. Kadmos.

Thessalien. Südthessalien: Deianeira. Hellen. Nordthessalien: Akrisios. Amazonen. Dolops.

Makedonien: Korybaut. Orpheus. Chalkidike: Aineias. Anchises. (Damysos.) Olynthos.

Thrakien: Abderos. x4.bsyrtos. Aiuos. Harpalyke. Helle. Hipposthenes. Peirinthos. Phoinix. Polydoros. Protesilaos. Rhesos.

Inseln

Aigina: Aiakos. Phokos. Chios: Drimakos. Oino- pion. Delos: Hyperboreerimien. Euboia: Amazonen. Chalkodon. Kindergrab. Linos. Ikaria: Ikaros. Kreta: Epimenides. Idomeneus. Lykurgos. Merioues. (Orion, Otos.) Kypros: Ariadne. KinjTas. Lesbos: Orpheus. Pala- medes. Mykonos: Aias. Naxos: Aloadai. Ariadne. Korkyne. Rhodos: Aristomenes. Samos: Amazonen. (Leontichos. Ehadine.) Tenedos: Tennes. Tenos: Boreaden. Thera: Theras.

Kieinasien

Mysien. Troas: Achilleus. Aias. Aisyetes. Amazonen. Anchises. Antilochos. (Chimaireus.) Dardanos. Hekabe. Hektor. Hos, Killas. Lampsake. Laomedon. (Lykos.) Memnon. Myrina. Oinone. Paris. Patroklos. Pionis. Sibylle. K y z i k 0 s : Kyzikos. P e r g a m o n : Auge. E 1 a i a : Ther- sandros. Sonst: Ganjinedes. Memnon. Polyphemos.

Bithynieii: Amykos. Chryses. Idmon. Sthenelos. Tiphys.

Der Reliquienkult im Altertum

Suangela;

Marsj'as. Mygdon.

Lydieu. Klaios-Kolophon: Andraimoii. Idomeneus. Kalchas. Piomethos. iSthenelos. Ephesos: Aiidioklos. Smyriia: Orpheus. Sonst: (Hyllos.) Tantalus.

Karlen. Milet-Didyma: Asterios. Branchos. Kleochos. Neleus. Trambelos. Magnesia a. M.: Leukoplu-yne. La t mos: Eudymion. Anaia: Anaia. Kar. Telmissos: Telmissos.

Phrygien: Aigaion. Aineias.

lialatieu: Marsyas.

Pisidieu : Peisandros.

Kilikieu: Mopso.s. Sarpedon.

Syrien: Amyke. (Askalaphos.

Afrika

Ägypten: Eidothea. Kanopos.

Libyen: Amazonen. Antaios.

Italien

Norditalien: Absyrtos. Bianor. Odysseus.

Lnteritalieu: Arete. Baios. Caieta. Diomedes. Drakon. Elpenor. Hyakinthos. Kalchas. Kroton. Lokros. Misenos. Orestes. Palinuros. Phalantos. Philoktetes. Podaleirios. Prochyte. Seirenen. Sibylle.

Sizilien: Anchises. Erj'x. Minos. Peloros. Sibylle. Baios.

Sardinien: lolaos.

Askos.) Memnou.

Pharos. Kanthos.

Proteus. Mopsos.

41*

644

Friedrich Pfister

Register

(Die römischen Zahlen I und II bezeichnen den Halbbaud, die dahinter- stehenden arabischen Zahlen die Anmerkungsziffer. Gleichgültige Stellen

sind nicht aufgenommen.)

1. Götter, Heroen, Epitheta

Abas 332. 337. 338. 513

Abderos 129 f. 151. 279. 286. 289. 496.

Absyrtos 130. 158 f. 229. 279 f. 289.

579. I 947 Acca Larentia 597. 603 Achaios 66. 565 Acheloos I 86 Achilleus 22 f. 128. 176. 204. 220. 229.

280. 292. 306 f. 312. 322. 331. 338.

359. 360. 368. 405. 418. 461. 468.

470. 472. 474. 483 f. 486. 489. 490.

492. 495. 498. 499. 506. 508. 517.

518. 519. 536. 541. 543. 547. I 33.

II 101. 155 Admetos 81 ff. 90 f. Adonis 216 f. Adranos 292 Adastreia 292 Adrastos 16. 107. 126. 189 f. 211. 219.

347. 351. 358. 497. 554. 555. 1 954.

n 227 Aeria 225 Aerias 225 Aetios 60. I 141 Agamedes 347

Agamemnon 34. 76 f. 135 f. 154. 219.

225. 227. 334. 335. 336 f. 351. 358.

363. 397. 491. 506. 536. 540. 541,

543. 547. I 7. 30 s. Zeus Agamemnoniden 469. 478 Agamestor 35 Agapenor I 833. 966 Hyad-os dalfimv 329. 352 Aglauros 575 Agraios s. Apollon Agrotera s. Artemis Agyieus s. ApoUon Aiakiden 469

Aiakos 22 f. 405. 462. 475. 496. I 6 Aianes 361. 627 Aiantis s. Athena Aias S. des Oileus 135 f. 214. 217.

222. 223. 472. 512 Aias S. des Telamon 3. 24. 33 f. 40. 87.

128. 185. 220. 222. 223. 227. 281.

292. 331. 345. 405. 470. 487. 508.

523. 532 f. 536. 541. 543. I 27.

II 13. 155. 261 Aidoneus 204 Aigaion 518

Der Reliquienkult im Altertum

645

Aigestea I 571

Aigeus 62 f. 157. 347. 351. 368. 573. I 138

Aigialeia 153

Aigialeus 16. 128. 190

Aigikores 565

Aiginetes 23. I 272

Aiginuia I 71

Aigina 23

Aigisthos 628

Aigleis II 148

Aigyptiaden 118. 309. 318. 321

Aigyptos 116. 119. 225

Aineias 43. 137 ff. 147 f. 156 ff. 185. 186. 187. 221. 281. 289. 292. 332. 333. 335. 340 ff. 488. 489. 505. 506. 524. 551. 579. 594 f. 603 s. Aphro- dite

Ainos 147. 159. 281

Aiolo.s 66. 81 ff. 1 38

Aipytüs 405. 443. 450. 519. 541

Aison 81 ff. 92. I 610 a

Aisyetes 541. 543

Ai.^ymnetes s. Dionysos

Aisymnos 459 f.

Aithon I 41

Aithra 52. 61 f. 157. 365. 398

Aithyia I 41 s. Athena

Aitolos 461. 471. 489.

Akaraas II 261

Akaraan 102

Aka.stos 56

Akraia s. Hera

Akrisios 119 f. 318. 347. 450

Aktaion 472. 489

Aktaios 573

Aktios 8. Apollon

Aktorionen a. MoliuniJeu

Alaios s. Apollon

Alalkomeneis s. Athena

Alalkomeneus I 955

Alea 8. Athena

Aleos 119. ;-i47. 465

Alexandroa s. Hera

Alexanor 492

Alexida 1 bOi

Alkaidai 315. 317. 489. 491 f. 494.

496. 567 Alkaios 317

Alkathoos 29. 31 ff. 464. U 82 Alkestis 81 ff. 91 Alkimedon 365 Alkimos s. Hippokoontiden Alkinoos I 673 Alkis 309. 450 Alkmaion 82. 98. 101. 102. 129. 405.

414 Alkmene 115f. 120. 124 ff. 195 f. 219.

332. 347. 366. 403. 448. 465. 481.

487. 499 f. 503. 506. 516. 1 80. 85 Alkon S. des Atreus I 806

Heilheros I 434. II 261

s. Hippokoontiden Alkyone 55. 58 Alkyoueus 58. 359. 425. I 159 Aloaden 425 f. 628

Alon I 434

Alope 361. I 27

Althepos 52. 54. 59

Alykos 3. 25. 30. 281

Amarynkeus 83. 495

Amathos 225

Amazonen 63. 127. 173. 281 f. 289.

318. 335. 361.406. 428. 575. 1 497.

II 238 Ammon 176. 178. 179. 300 f. Amphiaraos 36 f. 43. 82. 86. 98 f. 128. 189. 347. 361. 362.394. 1 610 a. II 222 Amphidamas 495. 554 Amphiktyon 168. 573 Amphiktyonis s. Demeter Amphilochos 82. 99 ff. 102. 131. 470 Amphion S. des lasos 81

S. des Zeus 295. 307. 310 f. 364. 406. Ö15. II 82. 239

Amphissa 282

Amphitryon 120. 307. 312. 333. Mb.

347. 461. 496. 502 Amyke 282

AmyküS 282. 523. I 115 Amymone 117 Amynos I 434

646

Friedrich Pfister

Amythaon 81. 82 ff. 97

Amythaoniden 97 ff.

Anacharsis I 918

Anagyros 524

Anaia 281. 289

'Ayaxrss TtalSts 465

Anaphlystos 60

Anchises 43. 138. 139. 158. 227. 229.

489. 579. I 503. I 514 Ancus Marcius 601. 604 Andraimon 295. 307. 312 Androkleia 309. 450 Androklos 406. 416 Andromache 156. 325. 333. 568

'AviyoiSes vvfifcu 98. I 249

Antaios 152. 508. 515 f.

Antenor 155 f.

Anthas 52. 54 ff. 58 f. I 141

Anthe 58. I 159

Antheas 57

Antheia s. Hera

Antheias 57. 66 ff. 79. I 269

Antheis II 148

Anthee 55

Antheus 55. 57

s. Dionysos AntMos 8. Dionysos Antias 147 f. Antigone II 222

Antüochos 82 f. 306 f. 312. 470. 541

Antinoe 43. 460

Antiope Amazone 63. I 452

M. des Amphion 310. 312. 364. 515 Antiphates 82

Antipoinos 309

, seine Töchter 450. 456. 457 Anubis s. Mercnrins ^AcooL I 33 Aoris I 17 Apaturia s. Athena Apharens 308 Aphesios s. Zeus

Aphrodite 160. 223. 362. 368. 381 f. 390 ff. 457. I 966

Aineias 142. 143 f. 292

Apostrophia 335

Aphrodite Erykiue I 503. 553 s. Venus

ey' ^iTtTtoXvria 64. 566

Kataskopia 64. 451

Migonitis 157. 366. 367. I 569

Neleia 92

Nikephoros 118

Pandemos 335. 451

Paphia I 833. 966

Urania 335

^Bivrj 564

= Isis 230

= Turan I 288 Apis (argiv.) 229 Apis (ägypt.) 229

ApoUon 31. 36. 41. 223. 288. 299. 325. 328. 363. 388. 391 ff. 407. 457. 492. 553. I 89. 102. 133. 446. 1032. 1081. II 53

Agraios 32

Agyieus I 102

Aktios 161

Alaios I 805

Archegetes 32. 299

Argeotas 160

Dekatephorios I 102

Delphinios 218. 351

Domatites 349

Ekbasios 160

Epibaterios 63. 451

Halios I 805

'Eiows 160. 592

Horeinomos I 148

Horesidotes I 148

Horites 54

Horomedon 54

lasonios 149. 160

Ismenios 102. 339. I 350. 430

Karinos 41. I 15. 22

Kameios 90 f. 96. 351. I 21

Killaios 284. I 595

Lariseuos 79

Latoios I 102

Lykios I 102

Nomios 160

Oiketas 91. 348 f.

Pythios 46. I 611. 613

Der Reliquieukiilt im Altertum

H47

Apollun SaJganens 288

Sarpedonios 517

Seliüuntios 69

Smintheus 411. I 10

Thearios (!!

Tjrinimiios I 288

Zosterios I 613

= Horos 230

Apostrophia s. Aphrodite Araithyrea I 17 Aras 9. 68. 295. 351. 367 Archandros 66 "exi/irtti fi^coes 512 Archegetes g. Apollon Archemoros-Opheltes 162 f. 406. 450. 495 f. I 1032

Archias I 547 Architeles 66 Ardeas 147 f. Areithoos 93 ft. 496 Ares 63. 390 ff. I 946 Arete 629 Aretos 82 Arevanias I 141 Argades 565 Argalos I 367 Arge 452 Argeer 597. m^ ArgeioB 151. 192 Argeotas s. Apollon Argoa 9. Hera

Argonauten 44 f. 148 ff. 289. 333. 334. 335. 336. 338. 416. 492. 505. 506. 519. 522. 1 774

Arges 222. 282. 289. 524 Argus 596 f. 603 Argyrippos 230

Ariadno 57. 126. 168. 221. 225. 450. 467. 499

Arion 217. I 788

Aristeas 486. 487. I 824

Ariitomachos 308. 630

Arkas 204 ff. 282. 283. 289. 441 f. 447

Arkesilaos 191. I 714

Aroens 8. Dionysos

Artemis 34. 133. 223. 299. 344 f. 363. 414. 492. I 220. 625. 1015

Agrotera 32

Diktynua 59

Eukleia 456. 457

Hemera 97

Hemeresia 97

Heurippe 161

Horaia 54

Issoria I 267

Leukophryne 285. 444

Limnaia I 267

Limnatis 78

Orthia I 267

! Ortbosia 41. I 30

Patriotis 79

Peitho 118

Pheraia 89

Saronis 41. 59 f.

Skedasios 43

Sotcira 61. 416

Strophaia 540

Tanropolos 14. 564 Aryades 507

Asia 8. Athena Askalaphos 630. I 946 Askaiiios 1 497. 515 s. lulos Askenos I 497 Asklepiaden 16. I 711 Asklepios 64. 121. 223. 227. 299. 388 ff. 391 ff. 477 f. 4aö. 582. I 315. 717

1/afi 427. I 1032 Askos 630. I 946 Asphaiion 540

s. Poseidon Asphodikos 630 Asterios 282. 289. 508 Asteropeia I 319

Astykrateia 15. 132. 307. 450. I 80 Atabyrios 166

8. Zeus

Atalante 36 f. 327. 358. 368 Athena 8ff. 50ff. 78. 154. 161. 176.

179. 223. 293. 351. 361. 364. 367.

395. 415. 457. 1 133. 197. 259 780

Aiantis 2. 33

648

Friedrich Pfister

Athena Aithyia 17

Alalkomeneis I 955

Alea 98. 324

Apaturia 62. 365

Asia 160

Chalkioikos 456. I 1011

Gephyritis 342

Hippia 108

lasonia 149. 160. 592

Ilias I 514

Keleutheia 161

Larisaia 79

Limnatis 79. 492

Lindia 118. I 422

Oxyderkes I 556

PaUenis I 408

Parthenos I 20

PoUas 51. 492. I 133. 1098

Salmonia 87

Skiras 20 f.

Sthenias 51. I 209. 418

Tauropolos I 29 Atherion 78 Atreus 347. 350. 630 Atriden 469. I 29 Atthis 575

Attis 458

Auge 43. 119. 215. 292. 408. 416

Avyi] SV yövaai 416

Augeias 471. 630

Autesion 90

Autoleon 512

Autolykos 23. 487

Autonoe 120. I 80

Autonoos 508. 512

Auxesia 63. 451

Aventinus 291. 597 f. 603

Azan 42 f.

Azanios s. Zeus

Baal 166

Baios 159. 283. 289. 579. 630

Basile 92. 414

Basileus s. Poseidon

Baton 37. I 356

Battos 445

Baubo 96 Belos 166 s. Zeus Bellerophon 347 Bendis 89

Bianor 102 ff. 295. 679 Bias 16. 82. 86. 103 f. 131. 14 Boia 147. 158

Boreaden 129. 316. 406. 417, 519 Branchos 131 f. 303. 450. 457 Briareos 518 Brimo 89 Britomartis I 71 Broteas 346 Buphonas I 555 Bura 66. 72 Bntes 306. II 261 Butos I 555 Buzyges 341 f. Byblis 359 Bytaias I 555 Bytos I 555 Byzantia I 642 Byzas 42. I 642

Cacus 602

Caieta 158. 283. 289

Carmenta 596. 603

Ceres 1 21

Cerus I 21

Chalkioikos s. Athena

Chalkedon 35

Chalkodon 127 f. 221. 225. I 114

Chalkon 359

Cheiron 22 f. 24. 149. 322. 364. 426.

519. I 435 Cherias I 547 Chimaireus 479. 516 Chloris 81 Choreia 126 Chromios 81 f. Chryses I 30 Chthonia 12. 167 Curiatier 602

Daeira 631

Daidalos 26. 334. 386. 346. 349

Der Reliqaieukult im Altertum

Ü49

Dameon 4G4. II 82

Damia (53. 451

Daniitbales 167

Damysos 822. 426. 519

Danae 347. 350. 366. 552

Dauaideii 116 S. 3üy. 345

Danaos 16. 116. 118. 335. 337. 345. 447

Dardanos 504 f. 631. I 514

Deianeira 631. I 86. 634

Dekatephorios s. Apollon

Delphinios s. Apollon

Demeter 3. 8 ff. 12. C8. 96. 121. 166 f.

294. 351. 352. 361. 364. 367. 395.

655. 1 15. 17. 133. 197. 918.

1U15. II 154

Amphiktyonis I 383

Eleutho I 950

Eleuthyia I 950

Horephoros I 146

Horia 54

Malophoros 8

Mysia 167

Pelasgis 167. 286

Poteriophoros I 213

Pylaia I 383

Thesmophoros 8. 54. I 197

= Isla 230 Demophon 341 f. 573. 574 Deudritis s. Helena Deukalion 451. 456. 457. 575 Dexamenos I 435

Dexion 121

Dikaios I 555

Diktynna I 71 s. Artemis

Dindymeue 160

Diokles 3. 88 f. 120. 489. 496. I 44

Diomedea S. des Ares 279. 347

S. des Tydens 56. 63. 65. 135 f. 153. 156. 225. 229 f. 332. 334. 335. 337. 340 ff. 484. 540

Dioiiysiaden 132

Dionysos 57. 126. 131. 162 ff. 167 f.

169 ff. 179 ff. 215. 223. 261. 299.

308. 358. 363. 364. 365. 387 f.

391 ff. 395. 457. 492. 500. 55(1

569 f. 582. 584. I 686. 792. 809. 918. 1015 Dionysos, Aisymnetes 132. 451

Antheas 57. 68

Anthios 57

Aroeus 68

Euanthes 57

Kresios 126

Melpomeuos 163. 352. I 612

= Men. Osiris, 8abazios 230 Dioskuren 61. 219. 220. 310 ff 316. 348.

I 362 f. 465. 483. 512. 542. 543.

I 924. 1015 Dirke 360. 428. 463 Dolops 492. 631 Domatites s. Apollon, Poseidon Dorkeus 8. Hippokoontiden Doros 66. 566 Drakon 159. 327. I 1072 Drimakos 479. 525 Dysaules 132. 1 17

Echemos 631 Echephron 82 Eetion 542 Egeria 359 Egesta I 571 Eidothea 155 Eileithyia I 446 Ekbasios s. Apollon Elara 364

Elatos 283. 289. 406. 416. 446 Elegeis 95 £. Elektra 563 Eleusia I 950

Eleutho, Eleuthyia s. Demeter \ Eipenor 228. 398. 40C). 41(). 542. 543. 579. I 780 Elymos 156

Euaraiphoros s. Hippokoontiden Endeis 24

Endymiou 224. 1 38. 249 Enipeus 74. 80 f. 84 f. 87 f. 8. Poseidon Epaphos 364 Epeio.^ 155. 333

650

Friedrich Pfister

Epeiros 681

Ephialtes 628

Epibaterios s. ApoUon

Epigonen 128. 190 f. 318. 406

Epistrophos 639

Epopens 450. 457

Erechtheus 8 ff. 66. 348. 351. 367.

415. 451. 457. 492. 543. 573. 574.

575. I 197. 949. II 148 Ereuthalion 83. 93 ff. 540 Erichthonios 573 Erinys 560

Eriphyle 82. 86. 225. 338 f. 506 Eros 223

Erykine s. Aphrodite Erysichthon 126. 345. 573. 574. 575 Eryx 152

Eteokles 500. 520. II 222 Euaichme 30 Euamerion 492 Euander 595 Euautheia I 163 Enanthes 57 s. Dionysos

Enchenor 15

Euchidas 456. 457

Euenos I 1167

Euippos 30. 460. I 80

Enkleia s. Artemis

Eumedes s. Hippokooutiden

Eukosmos 632

Eumelos 66 ff. 79. 81 ff. 91 f. I 289

Enmeuiden 108

Eumolpos 132. 226 f. 303. 575

Euneos 162 ff. 560. I 275

Eiinomos I 547

Euphemos 58

Euphorbos 332

Europa 362. 423. 432

Euryale I 418

Enryalos 65. I 418

Eurydike 82. 162

Eurykyde I 249. 824

Eurymedon 632

Eurypyle I 249

Eurypylos 79. 132. 155. 167. 451. 471.

489. 492. 506. I 59 Eurysakes II 261 Eurysthenes 305

Eurystheus 114. 129. 219. 321. 562 Eurytos 424. 471. 492. 578 s. Molioniden Euxippe 309

Faunus 593. 596. 603 Faustulus 599 f. II 308 Fortuna in Praeneste 363 Frigg = Hekabe 146

Gaditanus s. Hercules

Gaia Caecilia 602

Gaieochos I 19

Galeos 131

Ganymedes 451. 457

Gargettos 73

Ge 68

Geleon 565

Genethlios s. Poseidon

Gephyritis s. Athena

Geraistios s. Poseidon

Geraistos 516

Gerenios I 37. 79

Geryoneus 152. 327. 368. 425 f. I 551

Giganten 425 ff. 507 f.

Glauke 360

Glaukos 55. 56. 523. 540. I 182

Glychatas I 555 .

Göttermutter I 918

Gordios 293. 334. 1 477

Gorgasos 89

Gorge 29. 117. 307. 312. I 86

Gorgo Medusa 191. 321. 322. 425.

447. 513. I 417 Gorgonen I 418

Gorgophone 117. 447. I 418. 713 Guneus I 591

Hades 46. 61. 90. 390 ff. I 435 Haimon 80

Haliai 57 f. 126. 318. I 434 Halios s. Apollon

Der Reliquieiiliult im Altertum

651

Halon I 4U

Hals I 434

Hapi = Nilus I G72

Hapsasios s. Zeus

Harmonia 157. 334. 338 f. 348. 366 f.

Ö19. 520 Harpalykc 4'J(i Hekabe 146. 161. 326 f. 568 Hekaerge 505 Hekate 89. 160. 315 Hektor 193 f. 220. 227. 228. 440 f.

498. 516. 519. 542. 543. I 514.

II 48 Helena 155. 157. 219. 226. 326. 332.

333. 334. 365 f. 367. 376. 406.

415. 482 f. 519 f. 536. 543. 547.

551. 555. 563 f.

Dendritis 536 Helen 08 155. 340 Helikaon 502. 506 Helike 66. 70 ff. 73. 79 Helikonios s. Poseidon Helios 223. 390 ff. Helle 633

Hellen 66. 447

Hellotis 423. 432

Hemera, Hemeresia s. Artemis

'Eiutoi 8. Apollon

Hephaistos 223. 336 f. 506. II 273

Hera 160. 351. 362. 367 f. 476. II 84

Akraia 313 f.

Aleiandros I 772

Antheia 55. 57 - Argoa 1(50

Horolytos 54

Lakinia 152. 159. 160. 505 Herakles 46. 72. 114. 129 f. 150 ff.

157 ff. 161. 170ff. 176. 179ff. 192. a09. 214. 223. 261. 279. 289. 299. 312. 321. 326. 332. 338. 351. 358. 362. 363. 364. 406. 411. 416. 417. 457. 467. 469. 477. 479. 4^3 f. 490. 513. 543. 552. 553. 567. 582. 584. 597. 1 80. 85. 444. 6K6. 791. 805. 1085. II 53. 101

Promachoa I 710

Kinder des Herakles s. AlkaiJai

Herakliden 114 ff.

Herchids 167

Hercults fonditor 299

Hercules Guditanus I 686

Hermes 10. 223. 359. 390 ff. 416. 457

Promachos 363. I 710 Hermione 212. Hermos 348

Herophile 455 s. Sibylle Herse 575

Hersilia 488. 599. 603 Hestia 39 f. 299. 382 Heurippe s. Artemis Hippuiraon 327 Hippia s. Athena Hippios s. Poseidon Hippo 309 Hippodameia 210.336.407. 480.^489

499. II 106 , ihre Freier 318. 471 Hippokoontiden 151 f. 316. II 190 Hippolyte 406 Hippolytos 63 f. 219. 227. 229. 348.

407. 451. 457. 482. 489. 493 f.

566 f. 575. 1 157. 161. II 104 if' 'iTCTiolinio 8. Aphrodite Hippomedon 348 Hipponienes 36 f. Hipposthenes 36 f. 40 Homeros 88. 280. 365. 518. I 212 Homonoia 160 Hopludamos 427 Bora Quirini 488. 699. 603 Horaia s. Artemis Horatia 602 lloratier 602 Horeinomos 8. Apollon Heren 54. 1 148 Horephoros s. Demeter Horesidotes s. Apollon Horia s. Demeter Horios s. Zeus Hurites s. .■Vpollon llorolytus 8. Hera, Zeus Horomedou s. Apollon

652

Friedrich Pfister

Horos 52. 53 f. 59

aegypt. 329 s. Apollon Hostius II 308 Hyakinthiden II 261 Hyakinthos 226. 407. 451. 457. 471.

474. 479. 492. 493. 516 Hydra 321. 326. 363. 417 Hylas 158. 592

Hyllos 30. 425 f. 508. I 86. 634 Hyperboreer 132. 333. 407. 452. 457.

492. 494. 505 Hyperes 52. 58 f. 79. I 164 Hyperion 34. 459 Hypermestra T. des Danaos 116 ff.

222. 309. 312. 345.

T. des Thespios 222. I 415. Hyperoche 452

Hyperochos 512 Hypsipyle 161 ff. I 275 Hyriens 55 Hyrnetho 219. 407.

lalmenos 630

lambe 96

lanus 593. 603

lasen 44 f. 148 ff. 156 ff. 162 ff. 280.

283. 304. 365. 592. I 275 lasonia s. Athena lasonios s. Apollon lardanos 633 7«Toos 508. 630 Idas 308. 311 f. 553 Idmon 35 f. 46. 150. 158. 407. 416.

I 80 Idomeneus 135 f. 154. 308. 312. 480.

512. I 76 Ikarios 81. 168 Ikaros 214. 283. 289 Ilias s. Athena Hos 283. 289. 293. 402. 408. 542.

I 514 Immarados 633 Indiges s. lupiter Ino-Leukothea 2. 14. 214. 365. 408.

480. 489, 498. 543. I 50. 80.

II 239

lo 42. 363. 364

= Isis 230

lolaos 116. 283. 307. 312. 348. 350.

461. 494. 496. 525. 552. I 410.

II 106 Ion 66. 72 ff. 79. 283. 289. 565 f. IcofiäSee vvfKpai 73 lonios 151 Iphigeneia 2. 14. 34. 133. 219. 344.

452. 457. 495. 524 f. 564 f. 569.

I 625 Iphikles 128. 151. 471. Iphiklos 81. 93. I 277 Iphinoe 29 f. 32. 494 Iphitos 334. 505 Iphthime 81 Ischenos II 82 IschepoUs 32. 460

Isis s. Aphrodite, Demeter, lo, Seleue Ismenios s. Apollon Issoria s. Artemis Ithomatas s. Zeus lulos I 496. 514 s. Askanios lupiter conditor mundi 300

Indiges 143. 488. 594. 603.

Latiaris 488. 594. 603

Kaanthos 6.34

Kabarnos 167

Kabeira I 33

Kabiren 465. II 48

Kadmos 8 ff. 157 335. 348. 351. 360.

366 f. 502. 519. 520. I 242 Kaineus I 1082 Kaiais s. Boreaden Kalchas 34 ff. 46. 100. 136. 155. 22t.

470. 517. 533. 579. 634 KaUipoUs 32

Kallisto 408. 414. -452. 482. I 752 Kalos 576

Kanopos 155. 159. 283 Kanthos 158. 592. Kapheira s. Kabeira Kapys 140

Kar 8 ff. 284. 289. 351. 367. 408. I 947 Karanos I 367

Der Rtliquienkult im Altertum

65:^

Karinos s. Apollon ■Karneios I 21 9. Apollon Kassandra 219. 227. 364. 520. 592 Kastor 408. 415 s. Dioskureii Kataibates II 286 Kataskopia s. Aphrodite Kaukon 284. 289. 408. 416 Kekrops 345. 415. 452. 457. 573 f.

575. I 949 Keleos 309. I 17 , seine Töchter 452. 457 Kelentheia s. Atheua Kepheus I 319 Ker 408. 416 Kerdo 447 Kerkyon 368 Keyx I 163 Kichyros 284 Killaios s. Apollon Killas 284. 289. 408. 452 I 595 Kinados 284. I 581 Kinaithos 158. 284. 289 Kiuyras 225. 295. 303. 452 f. 457. 540 Kio8 158

Kirke 542. 634. I 780 Kleio 197 Kleite 359 Eleitos 82 Rleochos 453 Kleometra m9. 312 Kleso 14 Kleson 13 f. 24 Klesonymos I 27 Klonios I 714

/menos 12. 82. I 620 .«ytaimcstra 634 Klytia 167 Knopos 215 Kodros 92. 414 Koiranos 217. 552. I 788 Koionos Heros 1C8. 294 Kolontas 167 konnidas 470. II 261 Köre 204. I 15. 21. 1015 Korinthos 29 Korkyne 634

Koroibos 408. 416

Koronides 4^ f. 489

Korybanten 321

Kotys 293

Kranaos 573. 574. 575

Krathis 408

Kreon 314

Kresios s. Dionysos

Kretheis 88

Krelheus 81 ff. 88 f.

Krethon 88

Kreusa 66. 575

Krios 91. 348 f. 351

Kritheis 88

Kritheus 88

Krokon 304. 463

Kronos 376. 382. 390 ff. I 21

Kroton 151. 284

Krotopos 635. I 418

Kteatos s. Molioniden

KtesyUa 484

Kureten 465. 478

Kyathos 151. I 547

Kychreus 18 f. 492. I 19

Kyklopen 349. 350

Kyknos 152

Kynortas 635

Kyzikos 284 f. 289. 489. I 163

Labrandeus 166 s. Zeus Laertiaden 469 Laios 360. 561. 635. I 402 Lakinia s. Hera Lakinios 152 Lamia 58

Lampsake 486. 635 Laodanias 333. 502 Laodike 334. 452. I 833 Laodokos 512 Laomedon 461. 513 Laren 460

Lares = fjocoeg II 332 Lares compifalcH II 332 Larisaia s. Athena Larisenos b. Apollon Lasthenes 43

654

Friedrich Päster

Latiaris s. lupiter Latinos 147. 488. 593 f. 603. I 508 Latoios s. Apollon Leda 325. 336 Leis 52. 53 f. 59 Leitos I 714 Lelex 13. 222. 285. 289 Leontichos 308. 312. 525. 552 Leon^mos s. Aiitoleou Leos II 148 Lepreos 463 Lethos 103 Leto 362 Leukaspis I 555

Leukippiden 132. 316. 325. I 1015 Leukippoi I 1015 Leukone 361

Leukophryne 285. 453. II 246 s. Ar- temis Leukosia 147. 158. 212. 285. 289 Leukothea s. Ino

Leuktrides 44. 294. 308 f. 316. 513 Lexiktros 309 Liehas 364 Ligeia 212 Likymnios 635 Limnaia s. Artemis Limnatis s. Artemis, Athena Xindia s. Athena Linos 194 f. 220. 442. 463. 489 Lokros 285. 289 Lunus 391 Lykaios 3. Zeus Lykaou 94 Lykios s. Apollon Lykos S. des Pandiou I 66

S. des Hyriens 349

S. des Prometheus 479. 516 Lykurgos S. des Aleos 93 ff. 222. 1 319

V. des Opheltes 162. 222. 406. 409. 450

Thraker 168

Gesetzgeber 94. 222. 237. 296. 378. 409. 428. 458. 479 f. 485. 490. 583

Lynkeuä S. des Aigyptos 117. 118. 222. 309. 312

S. des Aphareus 222. 308. 310 f. Lytaia II 148

Machaireus 132

Machaneus s. Zeus

Machaon 191. 409. 415. 416. 484. 517.

578. II 13 Maira 222 f. 285. 368. 446 Makaria 114. 116. 361 Makedon I 41 Malophoros 41. 47. I 10

Maviai 322

Mantios 82. 102 f.

Manto 15. 102 ff. 131. 132. 307. 339.

359. 450. I 80. 350. 366 Marduk 330 Marmax 326 Maron 57 Mars = Ziu 230

s. Moles

Marsyas 322. 334. 338. 359. 425. 512.

520. 635. II 127 Medeia 44 f. 148 ff. 156 f. 279 f. 349.

365. 567 ^

Kinder der Medeia 156. 313 f. 453.

457. 471. 489. 494. 497. 499.

567. I 81 Megara I 80. 85 Megareus 2. 27 f. 285. 294 Megaros 28. 285. 294. I 3 Melampodiden -:-:-f. 36. 82 ff. 130 f.

I 918 Melampus S. des Amythaon 16. *""

97 f. 131. 364 f. 486. 490. 1477.'

S. des Atreus I 806 Melanchros 309. 312 Melanippos 211. 460f. Melas I 141 Meleagros 331. II 127 Meles 88 Melikertes-Palaimon 14 f. 214. 2F.

362. 410. 414. 454. 495. 496. 497. 516 f. 525. I 1032. II 13. 239 Melpomenos s. Dionysos

Der Reliquieukult im Altertum

ÜÖ5

»lemuüu XU. 3:)9. oO(i. 63t> Nlu 1 497 s. Dionysos Menelaus IHÖf. 154 f. lliü. 332. 333. 349. 3(J2. SGÜ. 40.'). 4ir>. 482 f. r)19. 53«. 543. 547. r)G4 Mtue.-itheus 104. 573. 575 Menoikeus 409. 52 i Mercurius = Auubis. Totli, Wuotau

230 Merioues 154. 308. 312. 480. 512. 1 76 Metaneira 121. KMi Miclas 293. 3;-55. :)3<!. 3til. 409. 416 Mifjouitis s. Aiihroditf Miletiii :-i09 Minerva 342 f.

Minos 2. 3. 25 f. 15. 126. 212. 221. 285. 349. 35'. 409. 415. 442. 453. 579 Minyaden 168

Minyas 2a'). 289. ;i49. a'jO. 496 Miaenoß 140. 147. 15S. 285. 289. 579.

II 48 Wüle« Marti.s 94

Moliouiden 129. 152. 308. 310 if. 316 Molus 94 Molossos 1 655 Molpadia I 452 Moljiia 309

Mopsos S. des Ampyx 158. 222. 4 1 6. 592 S. derMuuto lOü. 131. 222.361 Masaius 575

Myjjdon 289. 636. 1 497 Myriua 281 f. 285. 289. 542. 543 »• tüos 212 f. 453. 457. 464. 471. "^ 492. II 82 Demeter 167

Sau-' 22y. i :)08 »Narkia8oS G'M'i Vausitbooä 11 261 Naates 348. I 1103 NaviiiH BÖil. Wlü NeileoiJ 74 Nelcia 9. Aphrodite

Neleus 74. 81fl. 88. 92 t. 9.-). 414.

m\. I 38. 2;i4 Nemeios s. Zeus Nemesis 1 954 Neoptolemos-ryrrbos 129. 132. 135 f.

Um. 156. 280. 296. 304. 409. 428.

453. 457. 471. 472. 490. 498. 500.

512. 568. I 655 Nereiden DJÜ Nessos 152 Nestor 81 ff. 93 ff. 135 f. 332. 349.

-A)G. 541. I 37. -iS. 79. 27S Nikaiüs I 65 Nikomaclios 89 Niobe 359. 364. I 1122 Niobiden 310. 316. II 226 Nisos 2. 25. I 80 Nomios 8. Apollou

Numa Pompilius 503. 601 f. 604. I 686 Nymphen 160. 416

Ocnus 102

Odiu =^ P;-irtmos 146

Odysseus 57. 140. 146 ff. 156 ff. 161.

212. 229. 289. 3^31. 333. 335.

340 ff. 416. 579. I 780 Ogygos ()36 Oibotas 471 Oidipus 76. 107 ff. 188 f. 193. 218 f.

220. 264. 360. 453 f. 457. 462.

495. 531 f. 543. 560 f. 576. I 879.

II 154 , seine Sühne s. Eteokles, Polj-

neikes Oiketas s. Apollon Oikles 82. 98. I 808 Oineus 29. 120. 168. 28.'). I 8(i Oinochoos I 547 Oim»maos 349 f. 409. 41.5. II 82 Üinone 310. 312 Oinopion 637. I 168 Oiouos 129. 151. 4.54. 456. 157 Olenios 464. II 82 Ohis II :J33 Ulympiüs s. Zeus Olyutbos 286. .520 t.

656

Friedrich Pfister

Onchestos I 77

Oneiros 637

Opheltes s. Archemoros

Opis 452. 505

Orestes 76 f. 133. 196 f. 198. 322. 344 f.

350. 363. 410. 417. 439. 447. 454.

462. 507. 508. 512 f. 562. 563.

565. 579. I 192. 267. 470 Orion 426. 637 Orpheus 210. 213 f. 217. 322. 323.

333. 338. 403. 410. 425. 517. 521 Orthaia II 148 Orthia, Orthosia s. Artemis Osiris 217. 306. 458. I 41. II 279

». Dionysos ütos 508 s. Aloaden Otreus I 497 Otrus I 497 Oxyderkes s. Athena Oxylos 410. 414. 447. 463

IJals ^fcos I 1032 s. Asklepios Palaimon s. Melikertes Palamaon I 435 Palamedes 333. 364. 637 Paünuros 158. 213. 217. 286. 289. 517 PaUas 291. 595. 596. 603 Pallenis s. Athena Pandaia I 638 Pandemos s. Aphrodite Pandion 17 f. 454. 457. 573. 574 Pandrosos 575 PanheUenios s. Zeus Paphia s. Aphrodite Paris 155. 157. 286. 310. 312. 365 f.

376. 448. 502 Parthenope 67. 212. 490. 497 Parthenos s. Athena Patreub Jj. 78 f. 286. 446. 471. 490. 492 Patriotis' s. Artemis Patroklos 306 f. 312. 468. 470. 495.

502. 506. 541 »^^

Pediakrates I 555 Pegasos 359 Peirasos 346

Peirene 359

Peirinthos 130. 151. 286. 289

Peirithoos 107. 201 £ I 61

Peisandros 637

Peisistrataos 82 f.

Peitho s. Artemis

Pelasgis s. Demeter

Pelasgos 167. 222. 286. 289. 454. 456.

457 Peleus 22. 368. 568 PeUaden 91. 119. 316 PeUas 81 ff. 91. 495. 551. I 272 Pelops 129. 208 f. 227. 286 f. 289.

318. 322. 332. 334. 389. 344. 345.

404 f. 410. 424. 439. 441. 472. 474.

478. 479. 495. 497. 508. 512 f.

516. I 595. II 82 Pelorios s. Poseidon, Zeus Peloros 287. 289. I 579 Penaten 140. 160. 595 Peneleos I 714 Penelope 81. 119. 368. 410 Pentheus 168. 191. 363 Perdikkas I 367 Pergamos 156 Periboia 32. I 86 Periklymenos 81 f. Periphemos 492 ' Pero 81 f. 95 ff. I 300 Persephone 89. 95. 204 Perseus 82. 126. 168. 334. 360. 361.

516. I 1079 Petraios s. Poseiaon Phaiaken 335. 364 Phaiax II 261

Phaidra 84. 345. 362. 566 "^ ' Phalantos 120. 295 f. 428. 4^

579 Pharos 154 f. 287. 289 Pheraia 89 s. Artemis Pheraimon 90

Pheres 81 ff. 89 f. 90 f. I 610 a Phersephone 89 Philoktetes 135. 155. 220. 332. 338.

513 Phineus 227. I 503

I

7

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338.

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