PETE IE 3 n 25 — 2 re 1 N 1 2 0 N hy 85 ei Ir =. re meh. 8 Di 7 D * — g ra Pr 4 5 * * 2. e SFF 25 — * * ge Ti Smithsonian Institution ıbrarıes Alexander Wetmore 1946 Sh Secretary 1 955 — ZN 0 il «ee 1 fon! zul 15 ii! | Le Srelude. SCY.aHEih WEL DIN | DAR IE BL BP NVA und EEE EN 7 F Di: ZSC a nr DR | 750 Baar e 8 In 28 a he des Surlobas. | e er e — r — TCC F CCC e a ö Des Herrn HERVIEUX Nachricht von den Canarien vögeln dieſelben zu 19 1 aufzuziehen / ab⸗ zurichten, und fuͤr Krankheiten zu bewahren ſind. Nebbſt einer Beſchreibung der Amſeln; Finken; Haͤnflinge, Lerchen, Nachtigallen, Staare, Stieglitzen und Wachteln, ihren ie Dee, OR nl | ze | 1 wie auch allerhand Na | Neue verbeſſerte Auflage. \ r.. ———. . — Nuͤrnberg, bey Gabriel Nicolgus Raſpe, 1771 Das erſte Capitel, Von dem Urſprunge der Cana⸗ (Man koͤnnte allhier weltlaͤuftig erzählen, was die Alten von dem erſten Urſprunge dieſes Vogels geſchrieben haben; weil aber ſolches aus lauter Fabeln beſtehet, wollen wir nur dieſes an⸗ fuͤhren: daß die erſten, ſo man in dieſen Laͤndern geſehen hat, aus denen "ang ieninſuln gefoi men find. Sie wurden eine ug durch Ti roliſche Vogelhaͤndler nach Paris, u gar Frankreich, wie auch nach Deurfihlai and und i u andere Laͤnder gebracht. Nun aber werden fie uͤberall gezogen; daß ſie alſo als einheimiſche Voͤgel anzuſehen ſind, und nur noch ihren ur⸗ ſpruͤnglichen Namen beybehalten. a | Das Das zweyte Capitel. Von den verſchiedenen Namen der Canarienvoͤgel, nach ihren unter ſchiedenen Farben. s wird nicht undienlich feyn, wenn wir von den Namen, welche man gemeiniglich den Canarienvoͤgeln nach ihren unterſchiedenen Far⸗ ben giebt, einige Meldung thun, damit ein jeder wiſſen möge, von was fir Gattung und Fuͤrtref⸗ lichkeit diejenigen ſind, die er entweder ſchon hat, oder ſich anſchaffen will. Zu welchem Ende wir der Ordnung nachgehen, und fie von den ſchlech ⸗ teſten an bis zu denen beſten herſetzen wollen; als da ſind: | Gemeine Canarienvoͤgel. Graue mit weiſſen Fuͤſſen und Pflaumfedern, die man Buntfedern nennet. Graue mit weiſſen Schwaͤnzen, eine Art von buntfedrigen. | Gemeine weißgelbe. Weißgelbe mit rothen Augen. Weiß und goldgelblichte. Weißgelblichte mit Pflaumfedern, eine Art von buntfaͤrbigen. Weißgelblichte mit weißen Schwaͤnzen, eine Art von buntfaͤrbigen. Gemeine gelbe. DSi Selbe S S= nes nee 3 Gelbe mit weiſſen Schwaͤnzen, eine Art von buntfaͤrbigen. Weiſſe mit gelben Schwaͤnzen, eine Art von buntfaͤrbigen. Von gemeiner Agtſteinfarbe. Von Agtſteinfarbe mit rothen Augen. Agtſteinfaͤrbige mit weißen Schwaͤnzen, eine Art von buntfärbigen. Gemeine Iſabelfarbige. Iſabelfarbige mit rothen Augen. Iſabel⸗ und Goldfarbige. Iſabelfarbige mit Pflaumfedern, eine Art von buntfaͤrbigen. . Iſabelfarbige mit weiſſen Schwaͤnzen, eine Art von buntfärbigen. a Weiſſe mit rothen Augen. Gemeine bunte. Bunte mit rothen Augen. Welißbunte. 15 Weißbunte mit rothen Augen. Schwarzbunte. 1 Bunt⸗ und Jonqulllenſchwarze mit rothen Augen. Ordentlich gezeichnete gelb» und ſchwarz⸗ bunte. 1 Dleſes find die gewoͤhnlichſten Namen, fo man den Canarienvoͤgeln nach ihren Farben zu geben pfleget. Hiezu kommen nun noch die Baſtarde, welche entſtehen, wenn man einen Hahn oder Weibchen von Cangrienvoͤgeln mit an andern ON | 4 | 4 ä gepaaret hat, als mit einem Goldammer, Fin ken, Stieglitze, Haͤnflinge und dergleichen. Als⸗ denn nennet man die Jungen, ſo davon kommen, Baſtarde, und zwar nach den Namen des Vo⸗ gels, damit der alte Canarienvogel gepaaret ges weſen. N 2 Das dritte Capitel. Von den Vogelbauern und Ka⸗ ſten fo eigentlich für die Canarien⸗ voͤgel gehoͤren. Mau machet die Kaͤſten für die Canarienvoͤ⸗ A gel von verſchiedener Gattung, indem fie ein jeder nach Gefallen und nach feinen Mitteln zurichten laͤſſet. Diejenigen, die fie von Tannen? holze verfertigen laſſen, haben ſie zwar am wohl⸗ feileſten, wenn aber die Voͤgel auf das hoͤchſte über ein Jahr darinnen gehecket haben, fo find dieſe Kaſten nichts mehr werth, und zu nichts beſſer nuͤtze, als daß man ſie in das Feuer werfe, theils, weil viele Wuͤrmer oder Motten darinnen wachſen, theils auch, weil das Holz zu weich iſt, und deshalben, wenn es lange an der Sonne ſtehet, aufberſtet, und aller Orten von einander falt- Diejenigen, fo ihre Kaſten von Buchenholze machen laſſen, thun etwas beſſer, denn das Holz iſt viel glaͤtter und nicht ſo weich, wie das Tannenholz. Die aber beydes ſaubere und | 5 und dauerhafte Kaften für ihre Canarlenvoͤgel haben wollen, muͤſſen ſolche ganz von Eichenholz verfertigen laſſen, welches nicht allein dauerhaft iſt, ſondern auch dabey wohl ins Auge faͤllt, und je aͤlter es wird, je ſchoͤner Anſehen bekommt es. Welche endlich vollkommen gute Kaſten haben wollen / die laſſen Nusbaumholz dazu nehmen, weil es ſowohl ein ſchoͤn Auſehen giebet, als auch trefliche Dienſte thut. Es muß aber der Boden und der Schiebeladen hieran aus einem Stuͤcke ſeyn, damit der Kaſten mit der Zeit nicht ausein⸗ ander falle. Bey ſo geſtalten Sachen kann man ſich verſichern, daß die Kaſten je aͤlter je ſchoͤner werden, und daß fie ſolche Zeit ihres Lebens ges brauchen koͤnnen. Fuͤr meine Perſon mag ich am liebſten, daß ſie ganz durchſichtig ſeyn; ich will ſo viel ſagen: daß die vier Seiten des Kaſtens von Drathe ſeyn, und das aus doppelten Urfas chen. 1) Mag man ſolche Vogelbauer in ſeinem Zimmer hinſtellen, wie und wo man will, ſo wird man doch allezeit, und aller Orten den Vo⸗ gel darinnen ganz frey ſehen koͤnnen. 2) Werden die Voͤgel, welche aller Orten Leute ſehen, der Menſchen fo gewohnt, daß ſte vor nichts ſchuͤch⸗ tern werden, und man folglich nicht beſorgen darf, daß fie im Bauer herum flattern, und ſich den Kopf zerſtoſſen, wenn man zu demſelben kommt und ſie pflegen will, welches ſich oͤfters bey den Voͤgeln zutraͤgt, die ſtets im dunkeln ſitzen. Von den koſtbaren und prächtigen Vogel⸗ bauern will ich alhier nicht gedenken; man kann ſolche machen laſſen, wie ſie einige Leute in Paris A 3 haben, 6 haben, daß der oberfte Theil und die beyden Sei⸗ ten von dem beſten venetianiſchen Glaſe, der Bo⸗ den aber und die vier Ecken mit Voͤgeln von ver⸗ ſchiedenen Farben von Mignaturarbeit bemahlet find, damit die Canarienvoͤgel, welche in dieſen ſchoͤnen Bauern ſitzen, ſolche Junge hecken möz gen, als ihnen fuͤrgemahlet ſind. Man koͤnnte aber auch ohne große Unkoſten dieſe praͤchtigen Vo⸗ gelbauer nachmachen laſſen, wenn man gemei⸗ nes weiſſes Glas anſtatt des obigen naͤhme, und einige Voͤgel von allerley Farben darauf mahlen lieſſe, damit ſolche den Canarienvoͤgeln ſtets vor Augen ſeyn, und fie durch die ſtarke Einbildung aͤhnliche Junge hecken mögen. Was die kleinen Vogelbauer anlanget, will ich nur etwas weniges davon erwähnen. Die runden find der Natur der Canarienvogel ganz zuwider, und ihnen ſehr verdruͤßlich, weil ſie darin⸗ nen nicht Platz genug zum herumſpazieren haben, und daher ganz tumm und ſchwindelicht werden. Die beſten ſind, welche etwas lang, dabey nicht zu breit, aber hoch ſind; denn ein Vogel, der in ſolchem Bauer ſitzet, wird nicht leicht dumm im Kopfe, weil er wegen der Hoͤhe des Bauers auf und nieder fliegen, und wegen der Laͤnge hin und her laufen, und alſo beſſer zunehmen kann, als andere Desgleichen faͤllt er auch, weil er mit ſeiner Gefangenſchaft wohl zufrieden, in keine Melancholie, welche Krankheit ihm ſonſt hoͤchſt ſchaͤdlich iſt. Ich habe eine neue Art von Bauern für die Canarienvoͤgel erfunden, wobey ich mich ſehr wohl befinde, und iſt ſolche auch ö von * 7 4 von andern verftändigen Leuten beliebet worden. Es iſt naͤmlich dieſer Bauer lang und breit von Proportion, und ziemlich hoch; an beyden Sei⸗ ten ſiehet man kein Gefäß, weder zum Freſſen noch zum Saufen, wie fie an allen andern Vo— gelbauern angehaͤnget ſind; damit man den Vo— gel, wenn man gleich noch weit vom Bauer ſte⸗ het, ganz frey ſehen koͤnne, die man ſonſt fuͤr den Freß und Sauftroͤglein, die man zu beyden Seiten an den gemeinen Vogelbauern ſiehet, den Vogel oft nicht ſehen kann, 1 er naͤmlich friffee, oder an dem Stock, wo fie hängen, ſtille ſitzet, ſonderlich wenn man ein wenig weit davon iſt. In dieſem neuerfundenen Vogelbauer ſind die beyden Troge unten hin verleget worden, und am Ende des Bauers an dem Auszuge ein⸗ gefaſſet und feſt gemacht, ſo daß, wenn man den Auszug heraus ziehet, welches hinten geſchehen muß, man zugleich die beyden Troͤglein mit her⸗ aus ziehet. Dieſe Troͤglein ſind von forne zu, inwendig im Bauer hier und dar mit Gittern verwahret, damit der Vogel, weil er nicht wei⸗ ter, als nur mit dem Kopfe dazu kommen kann, fein Futter nicht auswerfe, welches man an andern Bauern nicht verhuͤten kann. Der, Vortheil, den man von dieſer neuen Art hat, bes ſtehet darinnen: daß man erſtlich, wie ſchon oben erwehnet, den Vogel mit Vergnuͤgen allemal voͤl⸗ lig ſehen kann, wenn man auch noch fo weit da⸗ von iſt. Zweytens wird auch der Vogel, wenn er das Futter da er auf dem Stocke ſttzet, nicht ſtets vor Augen hat, nicht ſo EN freſſen, und A a ſo 8 en alſo nicht zu fett, bekommt ein beſſer Anſehen, ſinget oft, und wird nicht leicht melancholiſch, welches ſonſt eine Krankheit iſt, dle ihnen leicht zuſtoͤſſet, wenn fie zu viel freſſen, und davon fie ſelten, wenn ſie erſt einmal damit befallen, wie⸗ der zu genen pflegen. Ein ſolcher Bauer iſt ihnen auch ſehr bequem, wenn ſie krank ſind, oder wenn ſie Schaden an denen Fuͤſſen oder Klauen haben; denn ſie finden alsdenn ihr Futter auf ebenen Boden, ohne daß fie auf die Stöcke huͤpfen muͤſſen; welches bey andern Bauern aber nicht ſo iſt; in welchen man fie öfters in ſolchen Faͤllen auf dem Boden liegen findet, weil ſie nicht haben auf die Stoͤcke huͤpfen, und zum Futter kommen koͤnnen. Es hat auſſer jetzt gemeldten, dieſer Bauer noch viel andere Bequemlichkeiten, welche alle hier zu erzaͤh⸗ len, etwas zu lang fallen duͤrfte. Damit man ſich dieſen Vogelbauer deſto beſ⸗ ſer vorſtellen koͤnne, haben wir einen Abriß da⸗ von beygefuͤget, befiche das Kupferblat. A. iſt der vordere Theil von dem Vogelbauer B der hintere Theil, C. der Platz zwiſchen denen Freß⸗ und Sauftroͤgen, D. die Decke darüber, E. ein klein Bretchen, welches vor dem Platz und an den beyden Enden des Bauers feſte gemachet iſt, damit die Troͤge ſich nicht bewegen koͤnnen und daran das Gitterwerk befeſtiget, das an der Decke feſt gemacht iſt, F. der Schlebladen mit den Troͤgen. 5 Ich will mich nicht laͤnger aufhalten zu er⸗ erzählen ‚wie man die Vogelbauer, groſſen =: oder F 2 oder Vogelhaͤuſer, und die Kaſten auf verſchie⸗ dene Art heraus zu putzen pfleget, und wie eis nige Liebhaber allerley neue Moden ausſinnen, und für ihre Canarienvoͤgel verfertigen laſſen. Denn einige laſſen den Vogelbauer oder Kaſten von Buchsbaumholz machen, und nehmen anſtatt des eiſernen oder meßingen Drahts, filbernen oder wohl gar goldenen; einige laſſen fie mit fal— ſchen Diamanten verſetzen; bald laͤßt ſie einer mit gelben Agtſtein ausſtaffieren; bald laͤßt ſie ein anderer mit Elfenbein auslegen. In Sum⸗ ma, ein jeder laͤſſet fie machen, nachdem es ihm gefält, und es fein Vermoͤgen leiden will. nd Das vierte Capitel. Von der Zeit, da man die Cana⸗ rienvoͤgel einwerfen foll, und wie man die Kaͤſten am beſten ſtellen muß. le Zeit betreffend, da man die Canarienvoͤgel in die Hecke werfen muß, ſo kann man eben keine gewiſſe benennen; denn man muß hie⸗ bey auf die dazu geſchickte Jahrszeit ſehen, wel— che ein Jahr fruͤher das andere ſpaͤter einfaͤllt. Wenn man merket, daß die Sonne ein wenig warm zu ſcheinen anfaͤnget, und daß es nicht mehr reifet, auch nicht ſonderlich kalt iſt, wels ches gemeiniglich mit dem Ende des Marti auf „ zuhö⸗ o 4 30 = zuhören pfleget, alsdann 2 man ſeine Cana⸗ rienvoͤgel auf folgende Art einwerfen: Man muß entweder einen neuen, oder doch ſehr ſaubern Vogelbauer nehmen, damit keine Würmer darinnen wachſen, und darinnen einen Hahn und eine Sicke oder Weibchen von den Ca⸗ narienvoͤgeln, davon man Art haben will, zu⸗ ſammen ſetzen. Auf dieſe Weiſe werden fie eher bekannt und paaren fü ſich in ſolchen kleinen Vogel⸗ bauer eher, als in einen großen Kaſten, weil ſie enger eingeſchloſſen, und ſtets nahe bey einander ſind. Man hat ſich wohl vor zuſehen, daß man nicht zween Haͤhne oder zwo Weibchen zuſammen ſetzet, weil man die Haͤhne und Weibchen zu der Zeit, da man ſie in die Hecke werfen will, nicht fuͤreinander kennet, denn man hat Weibchen, die im Fruͤhlinge faſt trotz einem Hahn ſingen, hin⸗ gegen auch Haͤhne, die ſo leiſe ſingen, daß man meynen ſollte, es müßten Weibchen ſeyn. Wenn man ſich nun hierinnen vergangen hat, kann man ſich hernach nicht daruͤber zufrieden geben: denn wenn von den beyden Weibchen, die man aus Unwiſſenheit in den Kaſten eingeworfen, ins⸗ gemein eines zu legen pfleget, aber wie man leicht ermeſſen kann, nur klare Eyer, ſo klaget man, daß der Hahn nichts tauge; aber mit Un⸗ recht, weil kein Hahn dabey, ſondern beydes Weibchen ſind. Hingegen wenn man aus Un⸗ wiſſenheit zwey Haͤhne einwirft, kann man ſich oft nicht genug verwundern, daß die vermeynte Sicke nicht legen will; da denket man denn, die jetzt erwaͤhnte vermeynte Sicke ſey unfruchtbar, und 0 — 55 IE und gehet öfters das ganze Jahr darüber hin, ehe man merket, worinnen man es verfehen. Und was noch das ſchlimmſte iſt, fo ſtaͤrket einen dieſes in feinem Irrthum, daß der Hahn, den man für ein Weibchen hält, entweder gar nicht, oder doch ſehr wenig fiuget, woruͤber man ſich eben nicht wundern darf; denn es ſetze nur einer zween Hähne in einen Vogelbauer zuſammen, ſo wird er ſehen, daß insgemein einer von ihnen, entweder aus Furcht fuͤr den andern, oder aus einer andern Urſache nicht ſinge. Hat man nun feine Canarienvoͤgel acht oder zehn Tage in einen ſolchen kleinen Vogelbauer eingeſperret gehabt, und merket, daß fie ſich recht gepaaret haben, welches man leichtlich ſehen kann, wenn ſie ſich namlich nicht mehr zuſammen beiſſen, dag. fie insgemein die erſten ſechs Tage uͤber, da man ſie zuſammen geſetzet, zu thun pflegen, und daß ſie ſich einander liebkoſen und ſchnaͤbeln, alsdann ſetzet man fie in den großen Kaſten, da fie mehr Raum haben; der ſo verfertiget und zugerichtet iſt, wie im dritten Capitel angemerket worden, und giebet ihnen nachgehends alle Zubehr, die Neſter zu machen. Was den Ort betrift, da man den Kaſten hinſetzen ſoll, ſo kann ich zwar nicht laͤugnen, daß fie aller Orten hecken, es mag der Kaſten gegen Morgen oder Abend, Mitternacht oder Mittag, in der Stadt oder auf dem Lande, in der Stube oder drauſſen ſtehen; Es iſt aber auch gewiß, daß die jungen Canarſenvoͤgel an einem Orte nicht ſo gut als an dem andern zunehmen f | und * und gerathen. Wer Canorienvoͤgel, die wohl wachſen ſehen, haben will, kann nicht beſſer thun, als wenn er ſeinen Kaſten gegen Morgen ſtellet; alsdann ſind die Alten nicht ſo viel Krank⸗ heiten und Zufaͤllen unterworfen / die ihnen ſonſt, wenn ſie an keinem guten Orte eben, leichtlich zuſtoſſen, und die Jungen nehmen in einem Tage mehr zu als ſonſt in zween, weil die Sonne, wenn der Kaſten gegen Mittag oder Abend ſte— het, lane das Gehirn verbrennet, eine Menge Motten oder Würmer in dem Kaſten hervor brin⸗ get, und cfters verurſachet, daß die Weibchen ſo ſchwitzen, daß die Jungen davon ſterben und erſticken muͤſſen. Es wehet öfters, ob es gleich im Sommer iſt, ein kalter Nordwind, davon die erſt aus den Eyern gekrochene Junge, und bisweilen auch die Alten ſterben; anderer ver⸗ druͤßlichen Zufälle zu geſchweigen, als zum Exempel: daß ſie das ganze Jahr durch nichts ausbringen, oder daß fie keine Ener legen, wel⸗ ches alles daher kommt, daß ſte an einen ſol⸗ chen Ort geſtellet worden, da ſie die Luft nicht vertragen koͤnnen, oder daß fie zu dunkel ſtehen, davon ſie melancholiſch werden und Geſchwuͤre bekommen, ohne noch viel andere verdrußliche Zufaͤlle zu erzaͤhlen, welche den Canarienvoͤgeln in dem Kaſten zuzuſtoſſen pflegen und insge⸗ mein daher kommen, daß man den Heckekaſten an einen ſolchen Ort geſetzet, wo die Luft einem fo zarten Thierchen ganz zuwider iſt. Ich bin gewiß verſichert es werden diejenigen, fo mit Canarienvögeln zu thun haben, dasjenige, was jetzt crinnert wo an für gut halten. Das Das fünfte Capitel. Eine ſonderliche Manier, die Ca: narienvögel ſo zuſammen zu paaren, daß man Junge von ſchoͤnen Farben davon haben kann. We mehr die Canarienvogel gehecket haben, und ER folglich auch gemeiner worden ſind, je de⸗ licater iſt man darbey geworden, und hat ſolche haben 1 die vor andern mit ſchoͤnen Far⸗ ben prangen moͤchten, denn der vor einigen Jah⸗ ren gerne zwey Plſtolen für einen grauen Cana⸗ een hingab, will jetzo nicht einmal ſo viel mehr an etliche buntfarbige wenden. Die gemeine weißgelbichte, goldgelbichte, Iſa⸗ bell⸗ und agatfarbige, werden bey einem, der was huͤbſches haben will, fuͤr nichts mehr geach⸗ tet. Denn ſie wollen gerne, daß ihre Canarien⸗ voͤgel nicht nur wegen des angenehmen Geſan; ges gefallen ſollen, ſondern verlangen auch daß ſie wegen der vielfaͤrbigen Federn in die Augen fallen moͤgten. Und eben zu dem Ende will ich allhier einige Anleitung geben, was fuͤr Canarienvoͤ⸗ gel man zuſammen paaren muß, wenn man noch ſchoͤnere Junge davon haben will, als die Alten ſind, und will deshalben von den gemeinſten anfangen, bis zu den ſchoͤnſten ſo man nur haben mag. Wenn 14 Jr Wenn man einen grauen Hahn mit einem grauen Weiblein paaret, muͤſſen nothwendig raue Junge davon fallen. Eben alſo iſt es be⸗ ſchaffen mit denen weißlichten, Iſabel⸗Agatfar⸗ bigen und gelben Haͤhnen; wenn man Weibchen von eben derſelben gemeinen Farbe damit paatet) ſo kann man keine beſſere Junge, als die Alten felber find, davon gemwärtig feyn. Wenn man aber diejenigen, fo unterſchiedener Farben find, zuſammen bringet, fo hat man uualeich beffern Nutzen davon, und ſpielet die Natur oͤfters ſo, daß man ſchoͤnere und beſſere Junge davon be: kommt, als man ſich eingebildet hat. Man muß nicht meynen, als muͤßte man alle⸗ mal nothwendig buntfarbige Canarienvoͤgel haben, wenn man huͤbſche Junge erziehen will zes iſt ſchon genug, wenn ſie nur von verſchiedener Art ſind, weil die Jungenalsdenn oͤfters ſchoͤner fallen als wenn die Alten rechte buntfarbige geweſen waͤren. Zum Exempel: ein grauer Hahn mit einem weiſſen Schwanze, mit einem weiſſen Weibchen, das Pflaumfedern hat, gepaaret, kann außer denen Grauen mit Pflaumfedern und weiſſen Schwaͤn⸗ zen, die man gewaͤrtig ſeyn muß, auch etliche bunt⸗ farbige hecken, die oͤfters beſſer und artiger ausſe⸗ hen, als wenn fie von buntfarbigen gehecket waͤren. Eben ſo iſt es auch mit den weißlichten, gelben, iſabell⸗ und agatfarbigen Haͤhnen, die von bunter Art ſind; welches man daran merken kann, wenn ſie Pflaumfedern, oder einige weiſſe Federn im Schwanze haben. Wenn man diefe, ſage ich, mit Weibchen von anderer Art paaret, wird ge gar feine & Feine, und öfters buntfarbige davon bekommen. Die ſie aber noch ſchoͤner haben wollen, muͤſſen die Alten paaren, wie folget: Einen buntfarbigen meiſt weiſſen Hahn, mit einem gelben Weibchen, mit einem weiſſen Schwan ze, alsdenn wird die Zucht davon ſehr wohl gerathen. Alle buntfarbige Haͤhne mit Weibchen mit weiſſen Schwaͤnzen gepaaret, ausgenommen, mit einem grauen Weibchen mit einem weiſſen Schwanze, hecken ſchoͤne Junge. Wer buntfaͤrbige Haͤhne und Weibchen zu⸗ ſammen ſetzet, wird ganz buntfarbige davon be⸗ kommen, wiewohl es ſich bisweilen zutraͤget, daß auch graue davon fallen; welches daher kommt, daß entweder der alte Hahn, oder die Mutter von dieſen buntfarbigen, grau geweſen iſt. Kurz, wenn man von der ſchoͤnen Art, web che man haben will, die gelb- und ſchwarzbunt unter⸗ einander find, als worauf heut I Tage am mei⸗ ſten gehalten wird, ſo muß man einen gelben Hahn von bunter Art mit einem gelblichten Weibchen paaren. Will man Pe haben, daß ſie mehr bunt als gelb werden ſollen, ſo muß man einen ſchwarz⸗ bunten Hahn zu einer gelben Sicke mit einem weiſſen Schwanze ſetzen, alsdenn bekommt man treflich ſchoͤne Art. Wenn man hieben recht glücklich ſeyn will, muß man die gelbe Sicke mit dem weiſſen Schwanze, deren jetzo gedacht wor⸗ den, von einem huͤbſch gezeichneten gelblichen Hahn, und einem gelben Weibchen, mit 9 elle 156 ——— | weiſſen Schwanze find. Dieſes iſt alles, was man thun kann, wenn man vollkommen ſchoͤne Junge haben will; die Jungen aber, die von die⸗ ſer letzten Art kommen find viel muͤhſamer auf⸗ zuziehen, als alle die andern, weil ſie uͤberaus weichlicher Natur f nd. Das ſechſte Capitel. Von den Sachen, die zu den Ne— ſtern der Canarienvoͤgel noͤthig ſind. Mu hat ſieben bis achterley Sachen, die 4 man den Canarienvoͤgeln hin zu legen pfleget, wenn fie niſten ſollen, als; friſch oder gemein weich Hirſchhaar, Heu, Moß, gehackte Baumwolle, groben Hanf oder Flachs, Rech⸗ gras ꝛc. Von allen dieſen Materialien muß man nicht mehr als ein, oder zweyerley nehmen, weil die andern Stuͤcke den Canarienvoͤgeln ganz zus wider ſind. Zum Exempel: die gehackte Baumwolle ſo wohl als der Flachs, bleibt ihnen öfters an den Klauen haͤngen, daß auch das Weibchen, wenn es auf den Eyern ſitzet, und geſchwinde von dem Neſte will, mit den Klauen das Neſt her⸗ um reiſſet, und folglich die Eyer, ſo darinnen liegen, zerbricht. Dieſes traͤgt ſich oͤfters zu, ohne daß man weiß, woher es doch komme. Man mey⸗ —. 17 meyuet der Hahn oder das Weibchen waͤren ſo boßhaft, und thaͤten es mit Fleiß, aber wie man ſiehet, find fie ohne Schuld. Das friſche oder gemeine Hirſchhaar iſt ihnen auch nicht ſo gut, als man wohl meynet denn es erhitzet die Weib⸗ chen, welche ſitzen, ſo ſtark, daß ſie oͤfters da⸗ von ſchwitzen, und wenn die Jungen aus den Eyern kommen, find fie in wenig Tagen dadurch erſticket, über dem haͤnget ſich dieſes Haar, wenn es heiß geworden, den Jungen ſo ſtark an den ganzen Leib, daß fie dafür auch nicht einmal ſchmeiſſen koͤnnen, und alfo mit vollem Krol fe ſterben muͤſſen, ohne daß man weiß, woher es komme. Wenn ich ja Hirſchhaar brauchte, woll⸗ te ich kein anderes, als friſches nehmen und nur in der erſten Hecke, weil es alsdann noch nicht gar zu warm iſt; in der dritten und vierdten aber, muß man ihnen niemals davon vorlegen, damit man obgedachter Verdrießlich eiten uͤberhoben ſeyn moͤge. Von dem Mooß muß man ihnen entweder gar nichts, oder doch nur wenig geben; denn es traͤgt ſich bisweilen zu, daß ſie, wenn viel Mooß hingeleget iſt, ihre Eyer darinnen ver⸗ ſtecken, daß die Eyer unten im Neſte, und der Mooß daruͤber her lieget, und man meynet, das Weibchen habe nicht geleget, wenn gleich viele Eyer vorhanden find. Derowegen muß man ihnen zum rechten Bau des Neſtes, nur ganz klein gehacktes Heu geben. Dieſes muß einige Zeit vorher, ehe man es ihnen hinein leget, an der Sonne wohl ge— trocknet ſeyn, damit es recht duͤrre werde, und N B ſei⸗ 18 — „21 ſeinen ſtarken Geruch verliehre, welcher ſonſt den Vögeln den Kopf einnimmt. Wenn man nun fiehet daß das Neſt bald fertig iſt, kann man ih⸗ nen ein wenig ebenfalls an der Sonnen wohl aus⸗ gedorretes Mooß geben, ſo viel als man ohnge⸗ fehr mit zwey Fingern halten mag, und eben ſo viel Hirſchhaar, aber dieſes letztere, aus oben angeregten Urſachen nur zu den erſten und nicht zu den andern Neſtern. Man hat eine Art Rechgras, ſo man bey den Buͤrſtenbindern ha⸗ ben kann, welches ſehr gut fuͤr ſie iſt: Davon nimmt man das ſubtileſte, und klopfet es wohl, damit der Staub daraus gehe; man thut aber beſſer, wenn man es waͤſchet, und an der Son⸗ ne wieder trocknet, dadurch gehet aller Staub davon, ſowohl als der Geruch, den es an ſich hat. Darnach ſtreut man es in dem Kaſten umher, und wird alsdann mit Luſt ſehen, wie die Voͤgel ein überaus artig Neft bauen werden. Dieſes Rech⸗ graß iſt allein zu dem Neſtbau genug, ohne daß man andere Sachen darzu thue, und kann es, wenn man es vom neuen wieder waͤſchet, zu noch einem Neſte gebrauchet werden. Man kann ihnen dreyerley Gefaͤße geben, ihr Neſt darinne zu bauen; 1) kleine weidene Körbchen, 2) ein hoͤlzern Gefäß in Form eines Holzſchues, 3) ein irdenes. Die, ſo die irdene erfunden haben, und ſol⸗ che gebrauchen, geben zur Urſache an, daß das Weibchen, welches zum wenigſten vier und zwan⸗ zig Tage nicht vom Neſte kommet nicht ſchwi⸗ gen möge, wie öfters in andern Sale e, Si es — ſchiehet; meines Beduͤnkens aber, haben ſie nichts gutes erſonnen, denn da dieſes irdene Gefaͤß von ſich ſelbſten feuchte iſt, ſo muß es verdruͤßliche Zufaͤlle ſowohl dem bruͤtenden Weibchen und noch mehr den zarten jungen Vögeln verurfachen. Was das ſchlimſte Ift, wenn der Kaſten ein we⸗ nig in der Sonne ſtehet, ſo wird dieſe Art von irrdenen Gefäßen ſehr heiß, daß das Weibchen nothwendig davon ſterben, und die Jungen erſti⸗ cken muͤſſen. Die hoͤlzernen Gefäße betreffend, haben fie beſſern Rutzen, weil man darinnen die Neſter bisweilen wegnehmen, und wieder hinſetzen kann, desgleichen auch die Motten und Wuͤrmer, wel— che darinnen ſind, heraus ſchuͤtten kann; denn man kann ſolches Gefaͤße mit dem Neſte ganz wegnehmen, und ſo gut wieder hinſetzen, als man es gefunden, ohne daß die Alten merken koͤnnen, daß jemand dabey geweſen; es muͤſſen dieſe Gefaͤſſe aber nicht durchloͤchert ſeyn, ſonſt zerſtoͤhret man oft das ganze Neſt, und zerbricht die Eyer, wenn man den holundernen Stock, der mitten durchgehet, wegnehmen will; die Voͤ⸗ gel, wenn ſie das merken, werden verſcheucht, und verlaſſen gemeiniglich das Neſt. Ueber dem haben diejenigen, welche ſolche hoͤlzerne Gefäße gebrauchen, noch zweyerley Ver⸗ druͤßlichkeiten davon: Erſtlich, daß das Neſt, welches in ſolchem hoͤlzernen Gefaͤße ſtehet, weil es keine Luft hat, merklich heiß wird, und das hero das Weibchen oͤfters ſchwitzen muß; Zwey⸗ tens, daß das Neſt oft ſo loß darinnen ſtehet, N V 2 daß 20 . daß die Alten, wenn ſie dabey oder davon wol⸗ len, es mit ihren Klauen heraus reiſſen, und die Eyer zerbrechen, oder, wenn Junge darinnen ſind, ſelbige heraus werfen. | Man muß derowegen nicht gar zu klug ſeyn wollen, ſondern lieber bey der alten Gewohnheit bleiben, und ſich der kleinen weidenen Koͤrbchen bedienen, darinnen ſtehet das Meſt nicht fo dumpfig, und viel feſter als in allen andern Ge⸗ faͤßen iejenigen, welche die weidenen Koͤrb— chen viel weiter, als ſonſt gewoͤhnlich iſt; ma⸗ chen laſſen, thun gar nicht wohl daran. Denn die Canarienvogel bringen nicht allein viel länger Zeit darüber zu, che fie felbige ausfüllen koͤn⸗ nen, und matten ſich folglich mehr daben ab; ſondern es liegen auch die Eyer, wenn das Weib⸗ chen ſitzet, in einem groſſen Neſte oft weit von einander, und kommen alſo viele Eyer nicht aus, weil ſie nicht wohl gebruͤtet worden ſind. Vor allen Dingen muß man ihnen, wenn ſie in den Kaſten ſind, fein und wohl getrockne⸗ ten Flußſand geben, den man, damit er deſto feiner fen, durchſieben muß, auf daß wenn et— wa das Weibchen auf dieſen Sand ein Ey legen will, wie öfters geſchiehet, ſelbiges nicht zerbre⸗ che. Es tragt ſich auch bisweilen zu, daß die Alten, wenn fie vom Neſte gehen, die zarten Jungen mit aus dem Neſte zerren, welche alsdenn, wenn ſie auf zarten Sand fallen, ſich nicht zu tode fal⸗ len, wie ich ſolches aus eigener Erfahrung habe. Man muß ihnen auf einmal nicht mehr als ein Körbchen zum Neſt zu bauen geben; denn de — man — — man hat wahrgenommen, daß wenn man ihnen zwey giebet, fie bald in dieſes bald in jenes tra» gen, und gleichſam nur ſpielen. Hingegen, wenn man ihnen nur eines in den Kaſten ſetzet, bauen ſie ihr Neſt in Eil fertig, und gedenken an nichts anders, als an das Hecken. Zwoͤlf Tage her— nach, nachdem die Jungen ausgekrochen find, muß man ihnen noch ein Koͤrbchen in die andere Ecke des Kaſtens ſetzen, denn ſie bauen alſobald das zweite Neſt, ob ſie gleich dir erſten Jungen noch fuͤttern. Ich mache meinen Canarienvs⸗ geln das Neſt ſelbſt zurechte, ſonderlich das zweyte, dritte und vierte, und laſſe fie nur das erſte machen; denn ſo werden ſie nicht ſo matt, ſonderlich die buntfarbigen, und wenn es ihnen ja nicht recht gemacht iſt, duͤrfen ſie ſich doch nicht fo viel bemühen, als wenn Rees ganz bauen ſollten. Es ſind auch meine Voͤgel ganz wohl damit zufrieden und ſehen es gerne, daß man ih⸗ nen vorarbeitet und ſie der Muͤhe uͤberhebet. mn Das ſiebente Capitel. Von der Veraͤnderung des Fut⸗ ters, fuͤr die Canarienvoͤgel, wenn fie gepaaret ſind, wenn ſie Junge ha⸗ ben, und wenn ſie im Bauer ſitzen. Wos denen, die erſt anfangen Canarienvoͤ⸗ gel aufzuziehen, am meiſten mißfaͤllt, iſt dieſes, daß ihnen ſo viele ſterben. Solches koͤmmt 3 aber 22 g — ̃— aber daher, daß fie ihnen entweder zu vlel oder zu wenig Futter geben, ohne daß ſie darauf acht haben, daß dasjenige, was ihnen zu einer Zeit dienlich, zu einer andern wieder hoͤchſt ſchaͤdlich iſt. Man muß derowegen dieſes merken: Wenn die jungen Canarienvoͤgel ganz fluͤgge ſeyn, welches man dabey abnehmen kann, wenn ſie alleine freſſen, muß man ihnen zum gemeinen Futter geben, S teckruͤbſaamen Hirſe, Cana⸗ rien⸗ und Hanfſaamen Es muß aber alſo vers miſchet werden: naͤmlich eine halbe Kanne Hanf⸗ und eben fo viel Canarienſaamen, und eine Kan⸗ ne Hirſe; dieſes alles wird vermenget mit ſechs Kannen Steckruͤbſaamen, der vorher wohl aus⸗ geſchwenket iſt, damit gar kein Staub darinnen bleibe. Dieſe Compoſition verwahret man in eis ner feſt zugemachten Kanne „ Buͤchſe oder Schachtel, damit kein Unflath dazu kommen koͤn⸗ ne. Man giebet ihnen ſo viel auf einmal davon, daß ſie zum wenigſten auf zween Tage genug dar⸗ an haben, damit, wenn ſie den erſten Tag das Weiſſe ausgeſuchet, den andern das Schwarze nachholen moͤgen, und werden fie auf dieſe Wels ſe nicht zu fett, und ſingen beſſer. So kann man mit dieſem Futter Zeit ihres Lebens continuiren. Es ſind einige, die ihnen nur bloſſen Steck⸗ ruͤbenſaamen geben: nun leben zwar diejenige Ca⸗ narienvoͤgel, die ſich zu dieſem unverdaulichen Futter gewoͤhnen konnen, wie man ſaget, laͤn⸗ ger als andere; allein das ſchlimſte iſt, daß ſo viele in den Lehrjahren ſterben; denn ich habe befunden, daß die meiſten ſo mager und 1 o⸗ % —— 23 choliſch davon werden, ſonderlich die von der lez⸗ ten Hecke welche bey weitem nicht fo ſtark find, als die andern, daß fie an der erſten Krankheit, die ihnen zuſtoͤſſet / ſterben. 15 Zu dem, hat man noch eine andere Verdruͤß⸗ lichkeit von dieſem harten Futter; daß naͤmlich ſolche Canarienvoͤgel, wenn man fie in die Hecke wirft, da man ihnen nothwendig ſaftiger Futter, ſonderlich wenn fie Junge haben, geben muß, von dem neuen Futter ſo viel freſſen, daß ſie in wenig Tagen davon erſticken. Man muß dero⸗ wegen wohl Achtung darauf gehen, mit was fuͤr Futter die Canarienvogel aufgezogen worden, und was derjenige ihnen ſtets gegeben, von dem man ſie bekommt; denn einige geben ihnen, wie ſchon erwehnet , bloßen Ruͤbenſaamen, andere hingegen ſehr viel Hirſe, Cauarienſaamen und Hanfkoͤrner, nebſt den Ruͤbeſaamen. Wenn man nun nicht weiß, wozu die Canarienvoͤgel, welche man bekommt, vorhero gewoͤhnet wor⸗ den, ſo giebt man ihnen oͤfters ganz widrige Sachen, und verurſachet mit dieſer Veraͤnderung des Futters eine groſſe Unordnung in ihrem Fleis nen Leibe, und ſchadet ihrer Geſundheit ſo ſehr, daß ſie oͤfters davon ſterben, ohne daß man auf die Urſache gedenket. Daher iſt es viel beffer, wenn man Canarienvoͤgel aus der erſten Hand haben kann; ich will ſagen, von Leuten, die kei⸗ ne mehr haben wollen, weil ſie insgemein, wenn man ihnen welche abkauft, aufrichtig ſagen, wo⸗ mit ſie dieſelben groß gefuͤttert haben, damit man / wenn man bey dem Futter bleibet, keine B 4 Ge⸗ Gefahr hat, daß fie ſterben; da hingegen dies jenigen welche damit handeln, nicht fagen koͤn⸗ nen, mit was fuͤr Futter die Voͤgel aufgezogen worden, weil ſſe es ſelbſt nicht wiſſen, und ſich wegen der groſſen Menge kaum beſinnen koͤnnen, von wenn fie ſolche bekommen haben. Sie bekuͤm⸗ mern ſich auch nicht groß darum, weil fie ſolche in wenig Tagen wie der loß ſchlagen, und eben deßwe⸗ gen verderben ſie ſolche in der kurzen Zeit, da ſte ſolche haben, ſelber; denn fie geben ihnen drey⸗ mal mehr zu freſſen, als ihnen dienet Und ſs bringet man ihnen ihre Canarienvögel oft drey Tage hernach, da man fie gekauft hat, wieder todt ins Haus; bekommen aber, wenn man ſich daruͤber beklaget, zur Antwort: Es muß alles ſterben in der Welt, ſo wohl das Vieh, als die Menſchen. Wenn ſie nun gepaaret und in die Hecke ges worfen ſind, muß man ihnen auſſer ihren gemei— nen Futter, auch bisweilen einen guten Biſſen gönnen; Zum Exempel, ein Stuͤck Butterbre⸗ tzel, Eyerbrod, oder harten Zwieback, ſonderlich wenn man merket, daß das Weibchen bald legen will; noch muß man ihnen die erſten acht Tage uber, da fie eingeworfen find, viel Lactucenſaa⸗ men geben, ſelbiger purgieret ſie, und treibet die böfen Feuchtigkeiten ab, die ſich den Winter über geſammlet haben. | Wir kommen auf die fchlimmfte Zeit in welcher man die Canarienvoͤgel am forgfältigften in acht nehmen muß, naͤmlich, wenn ſie Junge haben. Da pfleget ſte ein jeder nach ſeinem Gefallen, es 25 es gelinget aber den wenigſten damit. Ich gehe auf folgende Weiſe mit ihnen um: Den Tag zuvor, da die Eyer auskommen ſollen, welches der dreyzehnte Tag iſt, da das Weibchen ſitzet, nehme ich den alten Sand heraus, und gebe ih⸗ nen friſchen, mache die Stöcke fein ſauber, neh⸗ me das Futter aus denen Gefaͤſſen, und gebe ih⸗ nen dagegen friſches, wie auch rein Waſſer, nachdem ich das Gefaͤße zuvor ganz rein gemacht, damit ich fie die erſten Tage uber, wenn die Jun⸗ gen ausgekommen find, nicht ſtöhren darf. Ueber dem gebe ich ihnen eine halbe Butterbretzel, ohne die oberſte Rinde, und einen kleinen ganz harten Zwieback, denn wenn was weiches daran waͤre, wuͤrden ſie zu viel davon freſſen, und wenn fie darauf trinken, würden fic nothwendig erſticken muͤſſen. So lange ſte noch etwas von der Butterbretzel und von dem Zwieback haben, muß man ihnen keinen friſchen geben; folgendes aber, muß man alle Tage, drey ober viermal veraͤndern, ſonderlich, wenn es ſehr heiß iſt. Naͤmlich ein Viertel von einem harten Ey, ſo wohl weiſſes als gelbes, ganz klein gehacket, ein Stuͤck Butterbretzel in Waſſer gewelcht und in der Hand ausgepreſſet; alles auf einer kleinen Schuͤſſel ihnen fuͤrgeſetzet, und in einer andern ihr gewoͤhnliches Futter, welches ohngefehr zwey Stunden vorher eingeweichet iſt, oder, um noch beſſer zu thun, kann man es einmal aufkochen laſ⸗ ſen, und hernach im friſchen Waſſer abwaſchen, ſolches benimmt dem Saamen die Schaͤrfe. Hie⸗ von moͤgen ſie nun freſſen, ſo viel ſte wollen, ſo B 7 darf 4 25 darf man doch nicht Bei daß es ihnen ſcha⸗ de, noch daß die Jungen, ob ſie die Alten gleich noch ſo oft fuͤttern, davon erſticken. Ueber dem muß man ihnen auch was gruͤnes, aber gar wenig geben; Zum Exempel: Vogel⸗ kraut, Johanneskraut, ꝛc. und wenn ſich nichts mehr auf der Erde findet, als wenn es in den Ju⸗ lium und Auguſtmonath hinkommt, kann man ih⸗ nen anſtatt deſſen das Inwendige vom Kopffalat, und ein wenig Wegewart oder Wegerich, ſo huͤbſch muͤrbe iſt, geben. Von einen jeden aber am Tage dreymal was friſches; das erſtemal des Morgens um fuͤnf oder ſechs Uhr, zu Mit⸗ tage zum andern, und um fuͤnf des Abends zum letztenmal. Man muß aber jedesmal, ſo oft man ihnen was friſches hinleget, das alte wie⸗ der wegnehmen, weil es in wenig Stunden ganz verdirbet, ſonderlich wenn es ſehr warm iſt, zum Exempel; der Ruͤbſamen wird ſauer und ſchlaͤget aus, die Bretzeln, wenn ſie naß gewor⸗ den, werden ebenfalls ſauer, das Vogelkraut, Johanneskraut und Lactucen werden welk und trocken. Wenn alſo die Alten denen Jungen von dieſem verdorbenen Futter bringen, koͤnnen ſie davon nicht zunehmen, ja ſterben oͤfters aus Mangel guter Wartung, und daß man ihnen kein gut und friſches Futter gegeben hat. Auſſer dieſem pflege ich ihnen dann und wann Nelken ⸗Lactucen- und Genſerichſaamen vermiſcht in einen kleinen Topfe zu geben, und beobachte fuͤr allen Dingen, was der Hahn unter allen Sachen die ich ihm a am liebſten friffer, und — und wenn ich ſolches gemerket, gebe Ich ihm fo viel davon als er immer will: denn wenn ſie Junge haben, habe ich nichts dabey zu bedenken, daß ich ihnen geben wolte, was ſte gerne freſſen mögen, auſſer das gruͤne Kraut, wovon ich ih⸗ nen nicht zu viel gebe, weil fie, wenn fie deſſen genug haben, ſolches allem andern Futter vor⸗ ziehen, und wenn ſie denn ihre Junge nur mit gruͤnen Kraut fuͤttern, verderbet ihnen ſolches den Magen, und ſie ſterben öfters davon. Noch lege ich bisweilen ein klein Stuͤck friſch Suͤßholz in das Waſſer, davon fie ſauffen, dieſes glebt dem Waſſer einen Geſchmack und erhitzet ſie nicht wle der Zucker thut. Auf ſolche Weiſe mache ich, daß andere Leute mir mein Gluͤck mißgoͤn⸗ nen, indem ich ungleich mehr junge Canarien⸗ voͤgel aufziehe als andere, die doch von vielen Jahren her, damit umgegangen, und ihrer Ein⸗ bilyung nach in dieſer Wiſſenſchaft laͤngſt aus⸗ gelernet haben Ich kenne Leute, welche funf⸗ zigerley andere Sachen ihren Voͤgeln geben, und doch verlieren fie mehr Junge als andere, die es ſo machen, wie ich es vorgeſchrieben has be. Wenn es heiß Wetter iſt, muß man ihnen unten auf den Boden im Kaſten eine Schale voll friſches Waͤſſer hinſetzen, daß ſich die Alten baden koͤnnen, desgleichen auch die Jungen, wenn fie allein freſſen koͤnnen. Man hat ſich aber vorzuſehen, daß das Gefaͤß nicht zu tief oder nicht zu viel Waſſer darinnen ſey, damit fie nicht erſaufen. Dieſes Waſſer ſo wohl, als dasjenige, was fie faufen follen, muß man alle Tage Tage ſonderlich bey beiſſem Wetter ausgieſſen und n friſches dafür geben. Das achte Kapitel, Von einigen Compoſttionen für die jungen Sanarienvögel, wenn man fie mit einem Federkiel oder Hoͤlzgen auffuͤttern will. iezu hat man unterſchiedene Compoſitionen; einige aber machen fie zu ſaftig, und vers brennen den Voͤgeln das Eingeweide damit, andere hingegen machen ſie nur auf gemeine Art und zu fluͤßig, daß die Jungen einen ſtarken Durchlauf davon bekommen, daß auch keine Huͤlfe wider den Tod iſt. Wenn man aber die jungen Vögel ſelber auffuͤttern will, ſo muß man erſt ſehen, ob ſie auch Kraͤfte genug dazu haben, daß man fie von den Alten wegnehmen kaun; denn wenn man ſie zu fruͤh wegnimmt, wird man gemeiniglich ſehen, daß ſie von Tage zu Tage abnehmen, da fie denn, wenn man fie gleich noch, fo wohl für: tert, doch in wenig Tagen ſterben werden. Hins gegen muß man ſie aber auch nicht zu lange im Neſte bey den Alten laſſen; denn wenn ſie nur fluͤgge find, kennen fie die Alten, und wollen den Schnabel nicht mehr aufthun, wenn man ſte fuͤttern —— EmsLE En" 29 es füttern will, ob man fie gleich zudecket und an einen dunkeln Ort ſetzet, in Meynung, daß fie die Alten vergeſſen ſollen; man muß bey ſo ge⸗ ſtalten Sachen ſie je eher, je lieber, wieder zu den Alten thun, wenn man anders will, daß fie beym Leben bleiben ſollen. Die Voͤgel, welche man ſo aufziehen will, wenn ſie grau oder weißlicht find, muͤſſen ſchon ziemlich Federn has ben, und kann man fie, weil fie von der ſtaͤrk⸗ ſten Art ſind, ſchon nach zehen oder eilf Tagen von denen Alten wegnehmen, die buntfaͤrbigen nach dreyzehn, und die gelblichten, als die zaͤr⸗ teſten, nach vierzehn Tagen. Es leidet aber dieſe Regul auch bisweilen ihren Abfall; denn es kommt bisweilen etwas dazwiſchen, daß man ſich nicht darnach richten darf. Zum Exempel: Ein Weibchen wird fuͤnf oder ſechs Tage, nachdem die Jungen ausgekommen, krank, ſo muß man kein Bedenken tragen die Jungen wegzunehmen, und ſelber aufzufuͤttern, wenn man eben kein ander Weibchen hat, dem man ſie unterlegen kann; denn ſolches iſt beſſer, als wenn man fie dem kranken Weibchen laſſen wollte, welches ſie nur mit anſtecken, auch in ſolchem Falle nicht genug fuͤttern wuͤrde, daß fie nothwendig ſterben muffen. Es kommt auch oft, daß ein Weibchen fo ſchlecht fuͤttert, daß die Jungen merklich ſchwach werden; alsdenn muß man fie eher wegnehmen, als wenn es gut fuͤtterte. Auch ſind die Hecke⸗ kaſten öfters fo dunkel und ſchattig, oder ſo übel geſtellet, daß die Jungen darinnen nicht 5 zu⸗ 39 — WN koͤnnen, ob ſie das Weibchen gleich noch ſo gut fuͤttern. Ich habe Canarienvogel geſehen, dle vierzehn Tage alt waren, und man haͤtte ſchwoͤren ſollen, ſie waͤren nicht aͤlter als acht Tage; es kam aber blos daher, daß der Kaſten an keinen guten Ort fand, weilen er ganz dumpfig war, und die Sonne, die doch dem Leibe den beſten Wachsthum geben muß, niemals hinkommen konnte. In dieſem Fall kann man ſie auch eher von denen Alten wegnehmen, als oben vorgeſchrieben worden. Bisweilen traͤgt ſichs zu, daß das Weibchen nach ſieben oder acht Tagen die Jungen verlaͤſſet, alsdenn nimmt zwar der Hahn ſich ſelbiger ar; aber ohngeachtet, daß man dem Weibchen allerley Sachen fürleget, ein ander Meft zu bauen reiſſet es doch auf eine ganz unbarmherzige Weiſe den Jungen die herkommenden Federn aus, davon fie in wenig Tagen ſterben muͤſſen. Diefes iſt alsdenn auch elne triftige Urſache, daß man ſie bey Zeiten weggnimmt, und felbften auffüttert. Es giebt auſſer dieſen jetzt angefuͤhrten Faͤllen noch viele andere, welche zu erzaͤhlen, viel zu weit⸗ laͤuftig fallen in welchen allen man ſich an die obangefuͤhrte Zeit des Wegnehmens nicht binden muß; wenn aber keine dringende Noth da iſt, halte ich allerdings fuͤr beſſer, daß man ſie bey den Alten fo lange, als vorhin erwaͤhnet worden, laſſe, well ſie das Futter, welches ihnen die Alten bringen, mehr ſtaͤrket, und ſich ungleich beffer für ſie ſchicket, als was ein Menſch ihnen zurecht machet, es mag auch ſo gut ſeyn als es 2 wolle, 31 wolle, wenn man ſie dann erſt wegnimmt, wenn ſie ein wenig zu Kraͤften gekommen, koͤnnen ſie auch viel beſſer die Veraͤnderung des Futters vertragen. | Zweyerley Compoſitiones deren man ſich bedienen kann, als: Eine Compoſition, welche ſich vierzehn Tage haͤlt. Ma ſtoͤſſet in einen groſſen Moͤrſel, oder machet mit einen hoͤlzern Rollholze auf elnen ebenen Tiſche auf zwey oder dreymal eine halbe Kanne Ruͤbſaamen ganz klein, alſo, daß man die Schale davon thun kann; dazu giebet man ohngefehr drey trockene Butterbretzeln, oder Eyringe, ganz klein und zu Pulver ge⸗ macht, und davon die oberſte Rinde vorhero ges nommen worden, item ohngefehr für ſechs Pfen⸗ ninge Zwieback, dieſes alles wohl vermiſchet und zu Pulver gemachet, ſiebet man in eine neue Sachtel, und ſetzet es an einen Ort, da keine Sonne hinkommen kann. Hievon nimmt man ein oder mehr Loͤffel voll, nachdem man viel noͤ⸗ thig hat, und feuchtet es mit ein wenig Eyer⸗ gelb und Waſſer an, fo iſt alfohald das Futter für die jungen Canarienvoͤgel fertig. Wenn es aber aufs hoͤchſte zwanzig Tage alt iſt, muß man nichts mehr davon nehmen, denn ich habe wahrgenommen, daß der klein gemachte Ruͤb⸗ ſagmen, ob er gleich trocken in die Buͤchſe kom⸗ | men, 32 De —_ | men iſt, dennoch ſauer worden, und wenn Waffee darzu kommt, wie Senf ſchmecket, welcher Geſchmack den jungen Canarienvoͤgeln ganz zuwider iſt. Man muß derhalben demjenigen keinen Beyfall geben, der geſchrieben hat: es koͤnne dieſe Compoſttion ſich lange Zeit halten, auch wenn man fie in einer tannenen Buͤchſe verwahrte, da doch dieſes Holz an ſich, weil es weich iſt, in kurzer Zeit Würmer zeuget, ſon⸗ derlich aber, wenn obgemeldtes Pulver darinnen befindlich. Wenn nun auf das allerlaͤngſte nach zwanzig Tagen von dieſer Compoſition noch was uͤbrig iſt , kann man es denen Alten welchen es nicht ſchaden kann, ſo trocken zu freſſen geben, und fuͤr die jungen Canarienvoͤgel was friſches machen. Ich nehme mir aber, die Wahrheit zu ſagen, lieber die Mühe, und mache alle Tas ge was friſches davon, denn ich glaube und viel⸗ leicht nicht ohne Urſache, daß die Jungen alsdenn. mehr Nutzen davon haben Und zwar mache ich meine Compoſition alſo: Die drey erſten Tage, da ich meine fungen Cauarienvoͤgel fuͤt⸗ tere, nehme ich ein Stuͤck Butterbretzel ohne Rinde, weil ſelbige etwas bitter iſt, gebe dazu ein weniges von ganz hartem Zwieback, und mar che dieſe beyde Stuͤcke ganz zu Pulver, folglich die Haͤlfte, oder nach Befinden noch mehr, Gel⸗ bes von einem harten Ey, welches ich mit ein wenig Waſſer anfeuchte , und alles wohl unter einander miſche, daß nichts hartes darunter Bleibe. Dieſe Compoſttion muß niemals zu fluͤßig ſiyn, denn ſonſt naͤhret fie nicht fo gut, und * — ͤ 32 len ſie alle Augenblicke freſſen, ja ſie bekommen bisweilen, wenn die Compoſition zu flüßig ges weſen, einen Durchfall davon, und hat man genug zu thun, daß man ſie davon bringt; Hingegen wenn fie ein wenig dicke iſt, bleibet fie langer im Kropfe, und naͤhret beſſer. Wenn das harte Ey friſch iſt, ſo kann man auch wohl das Weiſſe dazu nehmen, denn es erhitzet ſie nicht ſo viel, als wenn nur blos das Gelbe darzu koͤmmt. Wenn die drey Tage nun verſtrichen, und ich merke, daß meine Canarienvoͤgel mehr Kräfte bes kommen, gebe ich zur Compoſition noch ein we⸗ nig, ſo viel man ohngefehr zwiſchen zween Fin⸗ gern halten mag gekochten Ruͤbſaamen, der zus vor nicht geſtoſſen iſt, weil ſie nun ſtark genug ſind, ſolchen zu verdauen. Jetzt gemeldter Ruͤb⸗ ſaamen muß, nachdem man ihn zuvor ein oder zweymal aufkochen laſſen, im friſchem Waſſen abgewaſchen ſeyn. Dieſer Saamen naͤhret die jungen Canarienvoͤgel, ohne daß er ſie erhitzet, dann und wann miſche ich auch eine kleine geſtoſſene abgezogene ſuͤſſe Mandel dazu. Bisweilen auch, wenn ich merke, daß ſie erhitzet ſind, ein klein wenig von dem krauſeſten und beſten Vogelkraut, das ich haben kann. Es muß dieſe Compoſition aber in der groſſen Hitze alle Tage zweymal friſch ges macht werden, weil alles was dazu kommt, leicht⸗ lich ſauer wird. Dieſes iſt es, womit ich meine jungen Tas narienvögel auffuͤttere, und gehoͤret, wie man leichtlich ſiehet, nicht viel Zeit dazu. Wer ſich aber dieſer Methode bedienet, kann verſichert le⸗ ö C ben, 3% ben, daß ihm feine Eanarienvögel wohl gerathen, und von vierzig, die er ſo aufziehet, kaum einer ſterben wird. Wenn aber ſchon einer krank wer⸗ den ſollte, welches unter ſo vielen faſt nicht an⸗ ders ſeyn kann, fo muß man anſtatt des gemeinen Waſſers ihnen Waſſer oder Milch, aus Hanfſaa⸗ men gepreſſet geben, womit man alſo verfaͤh⸗ ret: Man nimmt eine Hand voll Hanfſaamen, ſolchen waͤſchet man in flieſſenden Waſſer wohl ab hernach ſtoͤſſet man ihn in andern Waſſer mit ei⸗ ner hoͤlzernen Keule ganz klein, preſſet es in eis nem weiſſen leinen Tuch wohl aus, und gebrau⸗ chet dieſes Waſſer, welches eine Hanfmilch genennet wird, bie Compoſition anzufeuchten: es naͤhrt und erhitzet die kranken jungen Canarienvoͤgel mehr, als das gemeine Waſſer, man ſonſten zu der Compoſition gebrauchet. Aber ohne Noth darf man nicht darzu greifen, weil es muͤhſam iſt , zweymal in einem Tage ſolches zu machen. Ueber dem darf man auch die Jungen, welche ſich wohl befinden, nicht mit auſſerordentlichen Sachen, wie die Hanfmilch iſt, erhitzen. Ich koͤnnte zwar allhier wohl noch eine Compoſition, die ich bey einem, der lange mit Canarienvoͤgeln umgegangen, geſehen, zeigen, weil ich aber weiß, daß ſie zu viel Arbeit erfordert, und nicht beſſer iſt, als die oben beſchriebene, will ich fie uͤberge⸗ hen, damit ich dem geneigten Leſer in dieſem Fleis nen Tractaͤtgen nicht zu weitlaͤuftig und beſchwer⸗ lich fallen moͤge. Betreffend nun die Zwieback, ſo es nicht noͤ⸗ cls daß man ſich damit auf den Vorrath verſor⸗ ge / * — — N ge, weil man fie zu allen Zeiten des Jahres has ben kann, man muß aber nur die haͤrteſte und ältefte nehmen, und denen Canarlienvoͤgeln davon geben. Was aber die Butterbretzeln anlanget, muß man (wenn man an einem Orte iſt, da man ſie nicht allemal haben kann) ſich damit verſor⸗ gen, zu der Zeit, da ſie gebacken werden. Zu dem Ende laͤſſet man ekliche Dutzend davon ba⸗ cken, darnach man nun viele Canarienvoͤgel hat, ziehet fie auf einen Faden und haͤnget fie an ei⸗ nen trucknen Ort, und giebet ihnen den Tag da⸗ von, da man ihnen keinen Saamen giebet, ſie ſind ſehr lecker hierinnen, und kann ihnen auch eben nicht ſchaden. Ehe man ihnen davon gie⸗ bet, ſchabet man das oberſte davon ab, wegen des Staubes ſo ſich moͤchte daran geſetzet haben. Die Bretzeln, fo ich machen laſſe, haben et⸗ was mehr Grumen oder Broſamen, und ſind nicht ſo blatt als andere, auch laſſe ich viel Butter und ein wenig mehr Salz als in an⸗ dere darein thun, und alſo halten fie ſich tref lich bis auf die Zeit, da man friſcche baͤcket. Man kann ihnen auch dann und wann ein wenig Grumen vom Brode in ihren Vogel— bauer werfen, es muß aber nicht weich ſeyn, weil ſie ſonſt davon erſticken koͤnnten. C 2 Das 36 — Das achte Capitel. Von der Zeit, da man die jungen Canarienvoͤgel, die man aufziehen will, fuͤttern muß. s iſt nun nicht genug, daß man wiſſe, wie man unterſchiedliche gute und ſaftige Com⸗ poſitionen fuͤr die jungen Canarienvoͤgel, die man auffuͤttern will, zurichten muß, ſondern man muß auch, wenn man auſſer aller Gefahr ſeyn will, ihnen zu rechter Zeit hiervon geben; denn wenn es auch bey den ſtaͤrkeſten Menſchen viel zur Erhaltung und Verlaͤngerung ihres Lebens bey⸗ traͤget, daß ſie eine rechte Ordnung in ihrem Eſſen und Trinken halten, wie vielmehr wird es denn bey Aufziehung ſolcher zarten Voͤgel noͤ— thig ſeyn, welche der geringſte Ueberfluß, ohne daß man ihnen helfen kann, erſticket. Es werden vielleicht hier einige einwenden und ſagen: Ich habe mit meinen Canarienvoͤgeln keine gewiſſe Zeit noch Ordnung gehalten, und habe doch welche aufgebracht. Wenn ich aber wieder fra⸗ gen ſollte: Ob ihnen denn in der Zeit, da ſie ſolche ſelber gefuͤttert, keine geſtorben ſeyn? werden fie gewiß geſtehen muͤſſen, daß viele dar⸗ auf gegangen, und noch mehr, wenn fie gefe⸗ dert oder ſich gemauſet haben. Da will ich ihnen nun leicht ſagen, woher es komme, naͤmllch da⸗ her: Diejenigen, welche geſtorben ſind, da man ſie noch gefuͤttert hat, haben es nicht ausdauren koͤn⸗ nen, well fie fo uͤbel find gewartet worden, 1 4 a > a Fr 8 — 37 bald hat man fie verhungern laſſen, weil man ihnen in langer Zeit nichts gegeben, bald hat man hingegen ihnen zu viel oder zu oft gegeben, daß ſie gar davon erſticket ſind. Daher kommt es auch, daß ſie mlt einer großen Schwachheit befallen werden. Da meynet man dann, man habe ihnen nicht genug zu freſſen gegeben, bricht ihnen mit Gewalt den Schnabel auf, und ſtopfet ihnen den ganzen Hals voll, daß fie es nicht verdauen koͤnnen, und nachdem ſie einige Tage krank geweſen, gar ſterben. Ich habe befunden, daß die Canarien⸗ voͤgel, welche man ſo auffuͤttert, ohne daß man einige Ordnung und gewiſſe Zeit dabey in acht nimmt / inogemein ſo klein und mager ſind, daß ſie kaum in der Haut haͤngen koͤnnen, und ſind fo ſchwacher Natur, daß fie die erſte Krankheit, welche ihnen zuſtoͤſſet; fo insgemein das Federn iſt, nicht aushalten koͤnnen, ſondern meiſtentheils daran ſterben. Man leget zwar alsdann die Schuld auf das Federn, und nicht auf die Un⸗ ordnung die man anfangs bey dem Füttern ger halten hat. Ich will aber auch dieſes ſagen: daß, wenn ſie gleich dieſe Krankheit uͤberſtehen, und man ſie nun will hecken laſſen, die Weibchen oft an den erſten Eyern, die ſie legen, ſterben, die Haͤh⸗ ne auch ſo wenig taugen, daß die Eyer insge— mein klar find. Aus dieſen bewegenden Urſa— chen, habe ich die Stunden ſo eingetheilet, daß man richtig wiſſen moͤge, wenn man ihnen zu freſſen geben ſoll, und ſie eben ſo ſtark werden, als wenn fie von den Alten felber wären ges fuͤttert worden. C 3 Muͤſſen 38 N Muͤſſen alſo die Herren Liebhaber der Cana⸗ rienvoͤgel folgende Stunden in acht nehmen, naͤmlich: Das erſtemal um halb ſieben Uhr des Mor⸗ gens aufs laͤngſte. Das 2. mal sum achte. „3. „ um halb Zehen, „ „% „ Ei a DE SL halb Eins. „ 6. „ „„ Zwey. 5 „ 70 0 halb Vier. „ 8. „„ Fuͤnf. „9. „„ „ halb Sieben. „ Io. „„ „Acht. 11. „um drey Viertel auf Neun zum leztenmal. Siehet man alſo, daß man in eilfmalen des Tages feine junge Canarieuvsgel „genug fuͤttern kann, indem man ſtets eine gewiſſe Z Zeit hat. Die⸗ ſes leztemal iſt aber nicht allemal noͤthig / denn zuweilen fchlafen fie ſchon um dieſe Zeit, und muß man ſie alsdann nicht beunruhigen, und wenn man es ihnen auch giebt, ſo muß man doch um ein gut Theil weniger geben, als ſonſt, denn es find, wie man ſiehet, zwiſchen dem zehenden und lezten male nicht mehr als drey Viertelſtunden. Man bedienet ſich dazu eines kleinen unten ſpitzig zugehenden Stuͤcklein Holzes, ohngefehr einen kleinen Finger breit. Diejenige, welche geſchnit⸗ tene Federkiel dazu gebrauchen, haben mehr Muͤhe, denn weil ihre Compoſition, wie im vo⸗ rigen Capitel erwaͤhnet/ nicht fluͤßig iſt, fo 1915 re, 39 ſich der Federkiel, und iſt nicht ſtark genug das Freſſen darauf zu faſſen. Man muß ihnen jedes⸗ mal ohngefehr viermal geben, damit der Krovf nicht zu ſtark aufgeblaſen werde; davon ſie ſonſt erſticken koͤnnten. Nun wollte ich faſt ſagen, daß man mehr Muͤhe haͤtte, wenn man ſich nicht nach dieſer Regul richtet, als wenn man ihr folget; denn zu geſchweigen, daß man nicht gluͤcklich iſt, ſo weiß man nicht allezeit, wenn man ihnen zum leztenmal gegeben, und in ſolchem Zweifel ſte⸗ het man bey den jungen Canarienvoͤgeln, welche alsdenn den Schnabel weit aufſperren, aber ohne Urſache, denn ſie moͤchten wohl alle halbe Stun⸗ den freſſen, wenn man es ihnen nur geben woll⸗ te; da fuͤttert man fie denn aus Barmherzigkeit, und ſterben gemeiniglich viele darüber. Solchen Leuten nun, die lieber ihrem eigenen Willen, als einer guten Ordnung folgen wollen, wollte ich wohlmeynend rathen, daß ſie lieber ihre jun⸗ gen Canarienvoͤgel bey den alten laſſen moͤch⸗ ten, bis fie ſelber freſſen koͤnnen, als daß fie ſols che ſterden laſſen. Diejenigen aber, die erwegen, daß keine Luſt ohne Muͤhe ſeyn koͤnne, und der vor⸗ geſchriebener Regul genau nachleben wollen, wer⸗ den merklich ſpuͤhren, wie die Canarienvoͤgel zu nehmen, und werden die Jungen folglich ſo ſtark werden, daß ihnen das Federn, welches fuͤr ſie ſonſt die gefaͤhrlichſte Krankheit iſt, nichts wird ſcha⸗ den koͤnnen. Nach drey oder vier und zwanzig Ta⸗ gen muß man ſie nicht mehr fuͤttern, ſonderlich wenn man ſiehet, daß ſie ſelbſt den Saamen ziem⸗ lich ausleſen; mit denen gelb⸗ und agatfaͤrbigen „ kann | 40 | kann man wohl bis auf dreyßig Tage continuiren, weil fie viel langſamer und ſchwerer von ſelbſten freſſen lernen, auch viel beſſer wollen gewartet ſeyn, als die andern. So hald ſie ſich von ſelbſten angefangen zu freſſen, ſetzet man ſie in einen Bauer ohne Stoͤcke, darinn unten auf dem Boden ein we⸗ nig ganz trocken Heu oder Mooß gelegt iſt. Den erſten Monat giebt man ihnen folgendes zu freſ⸗ fen: Zermalmeten Haufſaamen, das Gelbe von einem harten Ey, truckenen geraſpelten Zwie⸗ back, oder Butterbretzeln, Waſſer mit ein wenig friſchem Kraute: dieſes alles ſetzet man apart mit⸗ ten in den Vogelbauer hin, in ihre Krippe aber giebt man truckenen Ruͤbſaamen. Wenn man ſiehet, daß ſie nun ſtark genug ſind, entzlehet man ihnen nach und nach dieſe Sachen, und giebt ihs nen nichts mehr als ihr gemein Futter, wovon oben gemeldet worden. — — — Das zehnte Capitel. In welcher Zeit man die Haͤhne von den Weibchen, und die Jungen von den Alten unterſcheiden kann. Eine jede Art Voͤgel hat ihr ſonderlich Abzei— zeichen, dabey man den Hahn von dem Weibchen unrerfheiden, und einen fir dem an, dern kennen kann; einige find leicht, andere aber ſchwer zu kennen, zum Exempel unter den Haͤnf⸗ „ ———— 41 Haͤnflingen kann man den Hahn für dem Weib⸗ chen leicht daran kennen, daß er viel weiſſere Fluͤgel hat, auch ſonſten viel weißlicher iſt. Eben ſo kennet man unter den Stiegligen die Kähne leichtlich daran, daß er um den Schnabel und den Fluͤgeln ſchwaͤrzlich, das Weibchen aber braun iſt. Anderer Arten zu geſchweigen, komme ich wieder auf unſere Canarienvoͤgel, und ſage: daß ſelbige ſchwerer zu kennen, und von einander zu unterſcheiden ſind, als man ſich wohl einbilden möchte, ſonderlich diejenigen, welche etwas hoch von Farben ſind, als die Buntfaͤrbige, Gold» gelbe und Gelbliche. Das gemeine Kennzeichen des Hahnes iſt, daß er unter dem Schnabel eine Feder, wie eine Bohne geſtaltet, ſitzen hat, die bey den Haͤhnen viel tlefer herunter gehet, als bey dem Weibchen; über dem hat der Hahn einen etwas groͤſſern und laͤngern Kopf als das Weibchen, und iſt gemeinia⸗ lich etwas hoͤtzer, weil das Weibchen nur kurze Fuͤſſe hakt. Man kennet auch bey allen unterſchiedenen Arten der Voͤgel den Hahn daran, daß er viel leb⸗ hafter von Farbe iſt als das Weibchen. Ends lich find fie zulezt daran gewiß und ohnfehlbar zu kennen, daß der Hahn faſt ſo bald, als er allein freſſen kann, anfaͤnat zu zwitzern; wenn er aber erſt einmal gefedert hat, giebt er durch feinen Geſang, da er vorhin nur zwitzerte, bald zu erkennen, daß er gewiß ein Hahn ſey, und koͤmmt bein ange⸗ nehmer Ge ſſang, indem er von Tage zu Tage ſtaͤrker wird, auf den Fruͤhling zu ſeiner voͤlligen Vollkommenheit. Man kann zum Exempel ein C5 paar 42 | paar graue Canarienvoͤgel in einen Bauer zuſam⸗ men ſetzen, und ſehen, ob es nicht eintrift, was ich jetzt von den Kennzeichen erwehnt habe; man wird aber, ſo bald man ſie nur anſichtig wird, den Hahn ohnfehlbar erkennen; denn es fallt ei⸗ nem ſo fort dieſe gelbe Bohne in die Augen; man merket alſobald, daß der Kopf ein wenig langer und groͤſſer ſey; man befindet, daß der Hahn ge⸗ meiniglich ein wenig hoͤher iſt; einen hurtigern Gang als das Weibchen an ſich hat, und ſeine Farbe um ſo viel hoͤher iſt, daß er auch nicht grau, ſondern gelb gegen das Weibchen ſcheinet. Die weißlichen kann man faſt eben ſo leichte kennen, ſonderlich wenn ſie nicht ins Goldgelbe fallen. Auch kann man an der Farbe die buntfarbige unter⸗ ſcheiden / indem das Welbchen ganz weiß iſt, und der Hahn, wenn er bey den Weibchen fißet, gelb: licht ſcheinet. Die Haͤhne aber, welche hoch von Farben, find von ihren Weibchen ſehr ſchwer zu unterſcheiden, zum Exempel: Die Gelbliche und Goldgelbe, wie ſchon oben erwaͤhnet, denn weil dieſe Arten von lebhaften Farben ſeyn, kann man das Zeichen der gelben Bohne fuͤr der andern Far⸗ be nicht erkennen; und irren hierinnen taͤglich viele Perſonen, die doch lange damit umgegangen. (Be⸗ ſiehe hiervon das vierte Capitel) Hat man als ſo hier kein gewiſſer Merkmahl, als den Geſang, dabey man den Hahn gewiß erkennen kann Be⸗ treffend weiter diejenigen Kennzeichen, dabey man die alten Canarienvoͤgel von den Jungen unterſcheiden kann, ſolche ſind dreyerley, 1) die Farbe, 2) die Kraͤfte, ;) der Geſang des Er . at — reer. „ 1) Hat ein alter Canarienvogel eine tiefere und lebhaftere Farbe, als ein Junger; Deun jener hat viel haͤrtere und ſchwaͤrzlichere Pfoten, ſonderlſch die grauen, auch groͤſſere und laͤngere Spohren, als die Jungen, da dieſe hingegen ganz gleiche Pfoten und kurze Spohren haben. 2) Wenn die alten Canarienvogel zweymal das Federn uͤberſtanden, ſo ſind ſie viel beſſer bey Kraͤften und bey Fleiſche, als die Jungen, welche hingegen insgemein bis der Fruͤhling eintritt ſehr mager find. Y Kann man einen alten Kanarlenuogel, fons derlich wenn es ein Hahn iſt, bald an dem Gefun- ge kennen, indem er viel heller ſinget, und laͤnger aushaͤlt als ein Junger, der nicht eher recht finger, bis er ein Jahr alt iſt Mit den Weibchen iſt es eben ſo; die zwitzern viel ſtaͤrker als die Jungen, welche gemeiniglich wohl ein halb Jahr alt wer⸗ den / ehe fie ſich einmal hören laſſen. Das eilfte Capitel. In welcher Zeit und wie die jun⸗ gen Canarienvoͤgel einzuſetzen, wenn man ſie auf einer Floͤte abrichten will. g Mon kann wohl mit Wahrheit fagen , daß weh naͤchſt der Nachtigall ein Canarienvogel am beſten ſinget, und eine ſtaͤrkere Stimme hat, als alle andere kleine Voͤgel. Wenn er noch jung x 5 — — — 44 * | jung ft, lernet er gar bald, was man ihn auf einer kleinen Floͤte vorſpielet, als eine Arie oder ſonſt einen Geſang. Ja, ich halte einen Cana⸗ rienvogel noch beſſer als eine Nachtigall, weil eine Nachtigall bey weitem nicht ſo leichte aufzu⸗ ziehen iſt, als ein Canarienvogel z und wenn man nun endlich das Gluͤcke hat, daß mit groß fer Muͤhe unter fo vielen oft einer aufgebracht wird, ſo muß man doch allerley Compoſitionen für fe machen, (wovon im Capitel von den Nachti⸗ gallen) welches viel Wartung, Verdruß und Muͤ⸗ he erfordert; da hingegen ein Canarienvogel leicht zu erhalten iſt, ſonderlich wenn er erſt ſelber freſſen kann. Wollte man uͤber dem bey einer Nachtigall, um ihres ſchoͤnen Geſanges wil— len, gleich alle Muͤhe nicht achten, fo läͤſſet ſie ſich doch gemeiniglich nur eine kurze Zeit im Jahre hoͤren da hingegen unſere Canarienvoͤgel ſtets und das ganze Jahr hindurch die Kehle offen haben. Aus diefer Urfache wird hoffentlich ein Ca— narienvogel einer Nachtigall billig vorzuziehen ſeyn, ob ſich gleich bey dem Geſange der Nachtis gallen eine lieblichere Uebereinſtimmung findet. Anlangend die Zeit, da man einen Cauarien⸗ vogel allein in einen Bauer ſetzen muß, wenn man ihn abrichten will, ſo muß ſolches insgemein acht oder vierzehen Tage nachher geſchehen, da er allein freſſen kann; nicht aber wie es einige machen, die ihn gleich den erſten Tag wegneh— men, da ſie merken, daß er allein friſſet, und ihm nicht fo viel Zeit laſſen, daß er ein wer nig zu Kraͤften kommen kann; da ſperren ſie ihn ganz — 47 ganz unbarmherziger Weiſe in einen ganz hoͤlzer⸗ nen Bauer ein, da hin und wieder nur einige Loͤcher find, dadurch er kaum Luft ſchoͤpfen kann. Well nun dieſes arme kleine Thier mit genauer Noth Licht und faſt gar keine Luft haben kann, die doch dem Leibe faſt eben ſo viel Kraͤfte als das Futter ſelber, giebet, graͤmet es ſich, und nimmt ſo ſehr ab, daß es oft in wenig Tagen ſtirbet, und kann man oͤfters von vielen jungen Canarienvoͤgeln, die man in dieſe dunkele Ges faͤngniße einſperret, kaum einen einzigenſaufbrin⸗ gen. Wer aber beſſer Gluͤcke damit haben will, muß es alſo machen: Vierzehen Tage hernach, da der Vogel an⸗ gefangen, allein zu freſſen, oder vielmehr, wenn man merket, daß er anfaͤngt, zu zwitzern, wo⸗ bey man ſiehet, daß es ein Hahn, und daß er nicht krank ſey, muß man ihn von den andern abſondern, und die erſten vierzehn Tage in einen Bauer, mit ganz klarer Leinwand uͤberzo⸗ gen, ſetzen; man haͤnget ihn in eine Kammer, da er keinen andern Vogel hoͤren kann, und denn ſpielet man ihm auf einer kleinen Floͤte, die nicht gar zu hohen Thon hat, etwas vor; denn wenn der Thon zu hoch iſt, ſo ſinget der Cana⸗ rienvogel, da er ſein Stuͤck gelernet hat, in eben dem Thon, und wiederholet es öfters in einem Tage, dadurch ihm die Lunge vertrucknet, und er ganz mager wird, auch endlich ſtirbet. Wenn die vierzehn Tage vorbey, nimmt man das klare Leinentuch wieder weg, und beziehet an deſſen Stelle den Bauer mit einem gruͤnen oder 45 | — | oder rothen ziemlich dichten Tuche oder Serge, und laͤſſet ihn ſtets alſo, bis er vollkommen be⸗ griffen, was man ihm vorgeſpielt hat. Einigen Canarienvoͤgeln kann man viel eher was beybrin⸗ gen, als andern; denn manche laſſen ſich ſchon ins nerhalb zween Monathen, andere aber kaum in einem halben Jahre hoͤren; wenn man fi) aber einmal vorgenommen hat, einen Canarienvogel abzurichten, ſo muß man groſſe Gedult haben, ſonſt wird man nichts ausrichten. | Wenn man ihnen zu freſſen und zu faufen ges ben will, welches zum wenigſten auf zween Tas ge genug ſeyn muß, ſoll es des Abends beym Lichte geſchehen, und nicht bey Tage, damit er nicht ſchuͤchtern werde / und geſchwind lernen moͤ—⸗ ge, was man ihm vorpfeifet. Was die Arien anlanget, fo muß man ihm nur ein ſchön Praͤ⸗ ludinm und eine wohlgeſetzte Arie fürgeben, denn wenn man ihm mehr lernen wollte, ſo lernte er kein Stuͤck recht, ſein kleines Gedaͤchtniß wird ſo uͤberhaͤufet, daß er nicht weiß, was er ſinget; auſſer dem greift ihn die Krankheit wenn er fe⸗ dert, welches zum wenigſten alle Jahr einmal koͤmmt, ſo an, daß er in zween Monathen (denn ſo lange haͤlt die Krankheit an) nicht ſinget, und in der Zeit leichtlich vergiſſet, was man ihm mit ſo vieler Muͤhe beygebracht hat. Einige bilden ſich ein, je öfter fie ihm alle Tage vorpfeifen, je eher lernet er; aber ſolche Leute machen ſowohl ihnen ſelbſt, als ihren Voͤgeln groſſen Verdruß. Es iſt genug, wenn man ſeinen Canarienvoͤgeln den Tag fünf oder ſechs Lectiones giebet, wenn 5 er — 47 er nur ein wenig gelehrfam iſt. Denn wenn man alle Augenblicke dabey ſitzen ſollte, fo wuͤrde die Muͤ⸗ he weit groͤſſer ſeyn als die Luſt, ſo man ſich davon verſpricht. Es koͤnnen ihm alfo nur zwo Lectiones des Morgens beym Aufſtehen, ein paar zu Mir⸗ tage / und eben fo viel beym Schlafen gehen, gegeben werden. Die Lectiones, ſo man ihm des Morgens und des Abends glebet, ſind die beſten; denn weil zu ſolcher Zeit alles ſtille iſt, und der Wogel ſonſt nichts hoͤret noch ſiehet, behaͤlt er viel eher, als zu einer andern Zeit das Vorgeſpielte. Jedesmal muß man die Arie einmal oder zehen wiederholen, und ſie immer ganz vom Anfange bis zum Ende, nicht wie bey Concerten, die erſte und lezte Helfte zweymal ſpielen. Man kann dazu nehmen ein kurzes Praͤludium aus dem C. und einen Marſch aus eben dem Thon, weil ſich dleſer fuͤr die Voͤgel, wie man weis, am beſten ſchickktt. Wenn ein Canarienvogel dieſe beyden kleinen Stuͤcke recht weiß, fo kann man wohl zufrle⸗ den fen und darf ſich mit mehrern nicht bemuͤ⸗ hen. Will man aber hierinnen ſeinen Endzweck erreichen, ſo muͤſſen keine buntfaͤrbige oder gelb⸗ liche Voͤgel dazu genommen werden; denn dieſe koͤnnen nicht viel vertragen, fingen auch nicht fo hel⸗ le, als die grauen. Ein grauer Canarienvegel von guter Art, oder auch mit einem weiſſen Schwanz, wird viel eher begreifen und lernen, was man ihm vorpfelfet, als alle andere Sorten. Man muß ja nicht zween Canarienvoͤgel zugleich in ei⸗ ner Kammer, vielweniger in einem Bauer ſitzen haben, wenn man ſie abrichten will, wie ich 175 | 28 48 888 e ches aus der Erfahrung habe; will man es aber ja thun / ſo muß es nur auf einige Zeit ſeyn; ich will ſo viel ſagen: ſo bald man gewahr wird, daß der eine anfaͤngt, ſich hoͤren zu laſſen, ſo muß man ſie geſchwind ſo weit von einander ſetzen, daß kei⸗ ner den andern hoͤren kann; weil ſie ſonſt einan⸗ der nur ſtoͤhren und verwirren, auch Muͤhe und Zeit vergebens angewendet ſeyn wuͤrde. Der ges neigte Leſer findet ein Präludium und einen Marſch, welche die Vögel leicht lernen, auf dem beygefuͤgten Kupfer. EK — — — — Das zwoͤlfte Capitel. Von den verſchiedenen Tempera⸗ menten der Canarienvoͤgel. ae man wohl ſagen, daß die Canarien⸗ voͤgel faſt alle von unterſchiedener Humeur und Temperamenten ſind; weil es aber viel zu weitlaͤuftig fallen würde, wenn man fie alle ges gen einander vergleichen wollte, ſo will ich ſolche in vier Claſſen eintheilen Erſtlich findet mau Haͤhne, die allezeit traurig ſind, und ſo zu ſagen, ſtets ſitzen, als wenn ſie ſchllefen und traumten. Selbige fingen gar wenig und ſachte, und ſind faſt jederzeit aufge⸗ ſchwollen. Dieſe Art kann man zu nichts rech⸗ tes brauchen; denn wenn man ihnen * der loͤte Floͤte was fernen will, gehet gar zu viel Zeit dar’ über hin, ehe ſie es faſſen koͤnnen, fie lernen nie‘ mals ein Stuͤck recht, vergeſſen auch gar leichte, ſonderlich in der erſten Krankheit, die ihnen zu⸗ ſtoͤſſet, das wenige, was ſie wiſſen, und graͤmen ſich einige fo ſehr, wenn fie ſehen, wie fie ſtets ſollen ſo eingeſperret ſeyn, daß fie gar daruͤber ſterben. Ich glaube ſicherlich, es werde ein Ganarienvogel von ſolcher Art, ob er gleich ein Hahn iſt, niemals ſingen, wo man ihn nicht un⸗ ter andere alte Canarienvoͤgel ſetzet, die viel fingen, damit ſolche, wenn er ſie ſtets fingen bio ret, ſo zu ſagen, ſeine Praͤceptores ſeyn moͤgen. Eben dieſe Art iſt oft ſo unreinlich, daß der Schwanz und die Fuͤſſe ſtets garſtig find. Wenn man fie aber ſaͤubern und putzen will, muß es alfo geihehen: 5 i . Man nimmt den Canarienvogel in die Hand, und machet mit ein wenig Speichel den Unflath, der ſich an die Pfoten gehaͤnget hat, nach und nach ä ab, dafuͤr fie ſonſt nicht auf ihren Stocke ſitzen koͤn⸗ nen. Wenn man bisweilen dieſes verſaͤumet, und ſie nicht abputzet, werden die Pfoten rauch und hart davon, und fallen ihnen die Spohren ab. Wird an ſtatt des Speichels Waſſer genommen, ſo muß es nicht kalt ſeyn; es ſey denn, daß es ſehr heiß Wetter waͤre; denn zu geſchweigen, daß das kalte Waſſer den Unflath nicht ſo wöß abnimmt, fo iſt zu befahren, daß fie davon ſterben, wenn man ihnen das kalte Waſſer, ſonderlich in Win⸗ ter, an den Leib bringet. Es haben einige es mit kalten Waſſer verſuchen wollen, in Meynung, es D waͤre 50 5 waͤre zu der Zeit, daes eben nicht gar kalt, unnoͤthig⸗ daß man es laulicht warm macht; ihre Canarien— voͤgel aber ſind daruͤber drauf gegangen. Man muß auch warme Haͤnde haben, wenn der Cana⸗ rienvogel angegriffen wird. Alle dieſe und andere Umftände, fo in dieſen kleinen Tractat angemerket werden, find fo noth—⸗ wendig und haben fo viel auf ſich, daß diejenigen, welche ſie nicht in Acht nehmen, weil ſie entweder ſolche nicht wiſſen, noch beobachtet haben, oder auch in den Wind ſchlagen, viel Canarienvoͤgel verlie— ren werden; denn weil dieſes kleine Thier ſo zar⸗ ter Natur iſt, kann auch gar ein geringes ihm an ſeiner Geſundheit ſchaden. Will man hingegen dieſe Art zur Hecke ge⸗ brauchen, ſo muß man nicht allein gewaͤrtig ſeyn, daß die Jungen, die von ſolchen Hahn kommen, nicht beſſer ſeyn, ſondern wenn ihnen das gering» ſte zuſtoͤſſet, als zum Exempel: wenn etwa eis ner von ſeinen Jungen ſtirbet, oder wenn ſein Weibchen krank wird, und was dergleichen mehr ſeyn mag, ſo graͤmet er ſich daruͤber ſo ſehr, daß er davon ſtirbet, oder wenn er ja mit dem Leben noch davon kommt, iſt er doch die ganze Zeit, da er im Kaſten ſitzet, melancho⸗ liſch, und machet ſeinen Weibchen mit ſeinem Geſange gar keine Ergoͤtzung, ſonderlich wenn er ſiehet, daß die Jungen ausgekommen. Hat nun einer Voͤgel von dieſer Art, ſo kann er nichts beſſers thun, als daß er ſie abſchaft, denn er mag damit anfangen und vornehmen was er will, ſo wird er ſeinen Endzweck doch nicht erreichen. Andre bi R = = 3 51 Andre Haͤhne ſind ſo boßhaftig, daß ſie das Weibchen, welches man ihnen zugeſellet, todt beiſſen. Es haben aber dieſe Art Haͤhne bis⸗ weilen andre Tugenden an ſich, die einigermaßen dieſen Fehler wieder gut machen, zum Exempel: Daß ſie wohl ausſehen, treflich ſingen und ſehr zahm find, weshalben man fie nicht gerne ab: ſchaffet. Wenn man ſie uͤberdem, in Ermanglung eines andern Hahns, durchaus muß hecken laſſen, kann es auf folgende Weiſe geſchehen: Man nimmt zwey Weibchen, die ziemlich ſtark, und wo es moͤglich, ein Jahr aͤlter ſeyn ſollen als der Hahn; dieſe beyde Weibchen ſetzet man ein paar Monath vorher zuſammen in einen Bauer, damit ſie wohl mit einander bekannt werden, und nachhero aus Eiferſucht, weil ſie nur einen Hahn haben, ſich nicht beiſſen. Einen Monath zuvor, ehe ſie in die Hecke geworfen werden, laͤſſet man alle beyde in einem Bauer, der ein wenig groͤſſer ift; ganz frey und loß laufen, und wenn die Zeit herbey kommet, da man ſie zu paaren pfleget, ſetzet man den Hahn zu ih⸗ nen hinein. Er wird feiner Gewohnheit nach „ ſonderlich die erſten Tage hindurch, die Weibchen beiſſen wollen; Dieſe aber ſetzen ſich zur Wehre, und zwar alle beyde zugleich, und werden endlich Herr uͤber ihn, daß er auch wenn er ſiehet, wie er ihnen mit Gewalt nichts anhaben kann, ſich in kurzer Zeit zu den Weibchen gewoͤhnen, und ſie mit Liebe zu gewinnen ſuchen wird. Auf dieſe Art gerathen ſolche zuweilen bei D 2 fer — — ſer als andere, wo man auf einen en Hahn groffe Hof⸗ nung geſetzet hat, und wo es ſich hernach zeigt, daß er wenig oder gar nichts tauget. Ich habe einigen guten Freunden dieſe Art die boßhaftigen Cana⸗ rienvoͤgel zu paaren, gelehret, welche ſie fuͤr gut befunden, und mir dafuͤr gedanket a Noch giebet es welche, die fo grauſam find, daß fie, ſo bald das Weibchen geleget hat, die Ener aufe freſſen, oder wo fie ſolche ja noch ausbruͤten laffen; nehmen ſie doch die Jungen, wenn ſie ausge⸗ kommen, und ſchleppen ſolche in den Kaſten hin und her, als wenn ſie mit ihnen ſpieleten, bis fie todt find. Dieſem Uebel nun vorzubeugen, wo ein ſolcher Hahn h hecken foll, muß man die N 1 zuvor, da die Jungen auskommen ſollen, Hahn in einen klein Bauer ſperren, ſolchen e in den Kaſten hinſetzen, und ihm zu freſſen und ſaufen darinne geben. Wenn er nun ſein Weib⸗ chen ſo hin und her gehen ſtehet, wird er nicht verdrießlich werden, und das Weibchen, wenn es gut iſt, die Jungen ohne des Hahn Huͤlfe ſchon allein fuͤttern. Sind aber die Jungen eilf bis zwoͤlf Tage alt, ſo kann man ſie wegnehmen und ſelber fuͤttern, damit das Weibchen ſich nicht zu ſehr abmatte. So bald die Jungen weggenom⸗ men, muß man den Hahn wieder loß laſſen, und bey jeder Hecke auf obige Weiſe wieder ſo verfahren. Wo er aber die Ener zerbricht oder frißt, hat es mehr Muͤhe, weil man den Hahn nicht einſperren kann, wenn das Weibchen noch leget, denn ſonſt wuͤrden die Eyer taub ſeyn. Man kann es aber alſo 5 en: ae 55 chen: So bald das Weibchen ein En gelegt hat, wird es augenblicklich ohne Zeitverluſt aus dem Neſte genommen, und in eine Schachtel mit Sand, wie die Glaſer zu gebrauchen pflegen, geleget; dieſer Sand iſt ſehr fein, und darf man ſich nicht befahren, daß es zerbrochen werde, bleibet auch allezeit friſch: man kann es, nach Belieben, mit etwas Mooß bedecken, und die feſt zugemachte Schachtel an einen Ort ſetzen, da nie mand dazu kommen kann. Dieſes, was hier erwaͤhnet worden, muß von allen Canarienvoͤ⸗ geln verſtanden werden die man hat. Es ſoll dieſe Schachtel, welche man zu dem Ende machen laͤſſet, in fo viel Faͤcher getheilet werden, als paar Canarienvoͤgel find. Um damit die Eyer nicht zu vertauſchen, ſchreibet man auf den Deckel der Schachtel den Namen des Paares, davon die Eyer ſind und macht daß dieſe Aufſchrift, wenn die Schachtel zugemacht, uͤber das Fach, darinnen die Eyer liegen, recht zu ſtehen komme. Auf dieſe leichte Manier iſt einem gleich wiſſend, wel⸗ chem Paar die Eyer gehoͤren, wenn man gleich noch ſo viel hat. Allein auf den boshaften Hahn wieder zu kommen, ſo nimmt man die erſten Eyer, welche das Weibchen geleget hat, weg, und leget an deſſen Stelle eines von Elfenbein hin, und centinuiret damit fo bald und fo lange, als das Weib hen leget, damit der Hahn keine Zelt habe, die Eyer zu zerbrechen. Wenn nun das Weibchen das lezte Ey geleget, und den Hahn nicht mehe noͤthig hat, ſperret man ihn, wie oben erwehnet, in einen Bauer, und leget dem D 3 Weib⸗ 4 54 e a Weibchen, die Eyer wieder unter; der Hahn aber bleibet die ganze Zeit hindurch, da das Weibchen ſitzet und fuͤttert, in dem kleinen Bauer mitten in dem Kaſten ſſtzen; fo bald aber als die Jun⸗ gen weggenommen, muß man den Gefangenen wieder loß laſſen, weil nun nichts mehr zu befah⸗ ren ift. Ich weis zwar wohl, daß bey jetzt erwehn⸗ ten Zufaͤllen viel mühſame Arbeit iſt; allein, ich rathe ſolches auch keinem, als der gute Gedult haben kann, und durchaus von fol einem boß⸗ haftigen Hahn Junge haben will. Wir kommen endlich zur vierten Claſſe: Hieher ſetzen wir diejenigen, welche allezeit munter und luſtig ſind, oft ſingen, und lange aushalten. Dieſe ſind ſo zahm, daß ſie auch alles, was man ihnen darreichet, aus der Hand freſſen. Selche Canarienvoͤgel mag man wohl fir die beſten und vollkommen guten halten, weil man fie gebrau— chen kaun, worzu man will; denn wirft man einen ſolchen Hahn in die Hecke, fo benimmt er mit ſei— nem angenehmen Geſange dem Weibchen, ſon— derlich wenn es ſitzet, allen Verdruß. Und find ſie oft von ſo einer guten Natur, daß ſie ſelber des Tages einige Stunden auf den Eyern ſitzen, damit es dem Weibchen nicht zu ſauer werde. Wenn man ihn hingegen nicht will hecken laſſen, ſondern auf der Floͤte einige Stuͤcke lehren, ſo wird er nicht allein gar bald lernen, ſondern auch in einem viel hoͤhern Thon, als andere ſingen. Hat nun einer fo einen wohl aufgemunterten Car narienvogel, ſo muß er ihn ja nicht vertauſchen, unter dem Vorwand, er koͤnne einen en bes om⸗ 55 kommen, der beſſer von Farben waͤre; denn wenn ein folder luſtiger Vogel gleich nur von gemeis ner grauen Farbe iſt, ſo iſt er doch ungleich beſ⸗ ſer als ein buntfaͤrbiger, den nur ſeine Federn zieren. Es finden ſich auch Liebhaber, die gerne buntfarbige für ſolche, obgleich nur ſchlechte graue, hingeben, weil ſie wohl wiſſen, daß ſie wegen der vielen Jungen, die ſie davon gewiß zu hoffen ha⸗ ben, ungleich beſſer als jene find, i Das dreyzehnte Capitel. Von den verdrießlichen Zufaͤllen welche den Canarienvogeln zuſtoſſen, wenn man ſie hecken laͤſſet. Hulk den im vorigen Capitel erwehnten Zu⸗ fallen die den Canarienvoͤgeln zuſtoſſen, wenn ſie im Kaſten ſind, ſind ſie noch vielen an⸗ dern unterworfen, ob ſie gleich von noch ſo guter Natur ſind, und man ſie aufs beſte wartet. Zum Exempel: Wenn ein Canarienvogel gleich von erwuͤnſchter Schoͤnheit und Guͤte iſt, ſo iſt er doch für einer Krankheit nicht verſichert, die ihm oͤfters alsdenn zuſtoͤſſet, wenn das Weibchen ſeiner eben am meiſten noͤthig hat, als wenn es legen will, oder wenn die Jungen ſchon ſieben oder acht Tage alt find, da ein guter Hahn ſei⸗ nen Weibchen die Laſt des Fuͤtterns muß tra⸗ gen helfen, damit daſſelbe ein wenig ausruhen D 4 und und auf ein friſches Neſt gedenken fine. Wenn nun zu ſolcher Zeit ein Hahn krank wird, iſt man uͤbel daran, und weis ſich weder zu rathen noch zu helfen, ſonderlich wenn man erſt anfangt, mit Canarienvoͤgeln umzugehen. Sleichwie aber für alles, auſſer für den Tod, Rath und Hulfe iſt, alſo kann man in dieſem Fall ſich auf folgende Weiſe helfen: | Man nimmt ohne Zeitverluft den kranken Hahn und ſetzet ihn in einen kleinen Bauer, un terſuchet, ſo gut man kann, was ihm fehle, und wenn man ſolches gemerket hat, brauchet man bald die dawider dienliche Mittel / wovon im Ca- pitel von unterſchiedlichen Krankheiten der Cana— rlenvoͤgel ſoll geſaget werden. Folglich ſetzet man den Patienten an die Sonne, ſpruͤtzet ihm ein wer nig weißen Wein auf den Leib, (welches in allen ihren Krankheiten ſehr gut iſt) und curiret ihn nachgehends nach Gutbefinden. Wenn man aber ſiehet, daß die Medicamenta allein nicht anſchla⸗ gen, ſondern der Vogel vielmehr ſchlimmer wird, und dag Wäbchen ſich anfaͤngt zu graͤmen, weil es keinen Mann hat, muß man bald darauf be⸗ dacht ſeyn, wie dem Weibchen ein andrer Hahn zu geben ſey: ſo man muß aber nicht, wie einige wollen, ſich einbilden, ob koͤnne man ein Welb— chen nicht etliche Tage ohne Hahn gehen laſſen, denn ich weis, daß Weibchen ihre Jungen wohl gefuͤttert haben, obgleich der Hahn geſtorben war. Es iſt zwar nicht ohne, daß einige es nicht thun; aber dennoch koͤnnen gemeiniglich acht bis ze⸗ hen Tage ohne Gefahr verſtreichen, daß das 5 Weib⸗ 7 17 Weibchen ſterben möchte, weil es keinen Hahn hat; ja man kann dem Weibchen bisweilen den kranken Hahn zeigen, und ihn auf einige Stun⸗ den in einen kleinen Bauer mitten in den Kaſten feßen; man muß es aber ſonſt nicht thun, als wenn man merket, daß das Weibchen wegen Vermiſſung des Hahns ſehr traurig und bekuͤm— mert iſt. ö Die Krankheit eines ſolchen Hahns kommt gemeiniglich daher, daß er ſich bey dem Weibchen entweder zu ſehr erhitzet, oder zuviel von den ſaftigen Speiſen zu ſich genommen hat, die man ihnen geben muß, wenn ſie die Jungen haben. Wider den erſten Anſtoß iſt dieſes ein untruͤglich Mittel, wenn man ihn acht oder zehen Tage Ruhe goͤnnet; wider den andern Zufall aber, wenn man ihm, damit er ein wenig abnehmen moͤ⸗ ge, einige Tage eine gute Dlaͤt halten laͤſſet, in⸗ dem man ihm nur bloſſen Ruͤbſaamen giebet, Wenn man dieſes ein paar Tage gebrauchet hat, wird der Hahn wieder zu ſeinem Weibchen hin⸗ ein geſetzet, da er denn feiner Gewohnheit nach wieder friſch und munter ſeyn wird. Wenn es ihn aber zum andernmal befaͤllt, ſo muß man ihn heraus nehmen, und nicht wieder hinein ſetzen, wenn er gleich beſſer wird: Denn dieſes iſt ein ges wiſſes Zeichen, daß er der Muͤhe und Sorgen, die er in der Hecke hat, nicht gewachſen fen, Was hier von den Haͤhnen geſaget worden, aͤſſet fih auch auf die Weibchen ziehen, jedoch mit der Ausnahme, daß man, wenn das Weib⸗ e chen f 58 chen krank wird, da es Eper unter ſich hat / und es aus dem Kaſten nimmt, auch zugleich die Eyer mit wegnehmen und ſolche anderen Weibchen un⸗ terlegen muß, die ohngefehr eben ſo lange geſeſſen haben. Wo es zu der Zeit krank wird, da die Jungen ſchon aus gekommen find, fo muß man ſe⸗ hen, ob ſie ſchon ſo viel Kraͤfte haben, daß man ſie ſelber fuͤttern kann, wo nicht, werden ſie einem andern Weibchen untergeleget, deſſen Junge ohu⸗ gefehr eben ſo alt ſind. Es kann ſich auch zutra⸗ gen, daß ein guter Hahn fie wohl ohne Huͤlfe des Weibchens fuͤttern mochte; aber dem ungeachtet muß man ſie ihm nicht laſſen, ſonderlich wenn ſie nicht aͤlter als fuͤnf oder ſechs Tage ſind, denn alsdenn muͤſſen die Jungen ſo wohl bedecket und beſeſſen, als gefuͤttert werden, weil ſie noch kei— ne Federn haben. Und wenn ſie nicht fuͤr Hun⸗ ger ſtuͤrben, da ſie der Hahn gut fuͤttert, wuͤr⸗ den fie doch für Kaͤlte ſterben, weil das Weib⸗ chen von ihnen iſt. Wan kann auch noch andre Verdruͤßlichkeiten haben, wenn man ſich nicht wohl vorſiehet, als die Eyer zerbrechen und der⸗ gleichen. Zum Exempel: ein Weibchen legt Morgens bey guter Zeit ein Ey in eine Ecke des des Kaſtens, man koͤmmt, und will den Kaſten rein machen, und wird zu ſpaͤte ge— wahr, daß ein Ey zerbrochen iſt, und ver liehret auf ſolche Weiſe das Ey, Daraus bismweis len ein junger Canarienvogel, der wohl zwo Pi⸗ ſtolen werth geweſen waͤre, haͤtte kommen koͤn⸗ nen. Wenn man nun des Morgens, da vers muthlich das Weibchen die vorige Nacht ur llegen . 59 legen muffen, kein Ey im Neſte gewahr wird, muß man mit den Haͤnden hin und her in allen Win: keln des Kaſtens ſuchen, ob keines vorhanden ſey. Ich habe biswellen ein Ey in dem Kraute ger funden, das man den Canarienvoͤgeln zu frefe ſen giebet. Hat man nun ſolches gefunden; ſo iſt es ganz leiſe und ſauber zwiſchen zween Fin— gern an den beyden aͤuſſerſten Spitzen anzufaſſen, denn ſo wird es nicht ſo leicht zerbrochen, als wenn man es in der Mitten angreifet, und muß es in die Schachtel legen, wovon oben Meldung geſchehen. Noch ſtoͤſſet denen Weibchen bisweilen eine Krankheit zu, einige Tage darauf, da man ſie in den Kaſten geſetzet hat; ſie geſchwellen auf ein⸗ mal, wollen nicht freſſen, und koͤnnen oͤfters fuͤr Mattiakeit nicht auf den Fuͤſſen ſtehen; fie blei⸗ ben auf dem Sande unten im Kaſten liegen, und wuͤrden gewiß, wenn man ihnen nicht bald zu Huͤlfe kaͤme, den Geiſt aufgeben: und zwar bes faͤllt ſie dieſe Krankheit gemeiniglich des Abends oder fruͤh Morgens. In ſolchem Fall muß man das kranke Weibchen in die Hand nehmen, und wenn man gewiß verſichert iſt, daß ihm nichts fehlet, als das es nicht legen kann, muß man die Eyergaͤnge mit ein wenig ſuͤſſen Mandelöl, auf einem groſſen Nadelknopf gefaſſet, aufeuch⸗ ten, fo werden die Luftlöcher ſich voneinander dehnen, und wird es leichter legen. Wenn man ſiehet, daß es nicht beſſer wird, ſo kann man ihm einige Tropfen von eben dem Mandeloͤl eingeben, davon wird das Schneiden im Leibe und die hef⸗ tigen 60 ’ tigen Schmerzen gelindert. Man muß es her⸗ nach in einem kleinen Bauer, darinnen hartes Heu auf dem Boden geleget, an die Sonne oder ans Feuer ſetzen, bis es wieder zu vorigen Kraͤf, ten kommt; ingleichen muß man ihm auch gut Futter geben, als da iſt, geſottener Saamen, truckener Zwieback und Butterbretzeln, Nelken⸗ ſaamen , ꝛc. c. Wenn es ſich aber darnach nicht beſſern will, ſo kann man es mit wenig weiſſen Wein anſpritzen, und ein wenig mit Candis oder andern Zucker laulicht warm gemachten Wein ein⸗ geben, darnach es ſich gewiß zur Beſſerung an⸗ laſſen wird. Dieſe Schwachheit pfleget ihnen gemeiniglich nur, wenn ſie das erſte oder andere Ey legen wollen, zuzuſteſſen. Noch hat man Weibchen die ihren. Jungen die herauskommenden Federn ausreiſſen, welches insgemein zu geſchehen pfleget, wenn ſie noch nicht zwoͤlf Tage alt ſind. Hier wlder find zwey unterfihiedene Mittel: Erſtlich daß man ihnen die Jungen wegnimmt, wenn ſie Kraͤfte genug dazu haben, daß man ſie ſelber fuͤttern kann: Zweytens, daß man die Jungen, wenn man ſie nicht fuͤglich wegnehmen kann, mit ihrem Neſte mitten in den Kaſten in einen kleinen Bauer hin⸗ ſetzet: Es muß aber das Gitter dieſes Bauers ziemlich weit ſeyn; ſo werden die Alten ſie durch das Gitter fuͤttern, und die Jungen ihre Federn behalten. Es begiebt ſich auch, daß das Weibchen uͤber den Jungen, wenn ſie nur zween oder drey Ta⸗ ge alt ſind, ſchwitzet, bisweilen auch ſo bald 1 au TEE TERN 5 1 auf die Welt kommen; dieſe Krankheit nimmt man dabey wahr, wenn dem Weibchen die Fe⸗ dern unter dem Leibe und Kopfe naß ſind, und wenn die Federn bey den Jungen nicht heraue wollen. Wenn die Jungen ſchon ſechs Tage ale ſind, und das Weibchen alsdann erſt anfaͤngt zu ſchwitzen, fo find fie auſſer Gefahr; es ſterben aber viele, die von dieſer Krankheit erſticken, ehe fie fo alt werden. Ich will zwar unten einige Mittel anfuͤhren, die man hlerwider gebrauchen kann; weil bey allen aber viel Muͤhe und Ver⸗ druͤßlichkeit iſt, zu geſchweigen, daß ſie nicht alle⸗ mal nach Wunſch anſchlagen, ſo iſt der ſicherſte Weg / daß man die Jungen je eher je lieber weg⸗ nimmt / und wo man ſelber keine Gelegenheit das zu hat, etwa einem guten Freunde ſolche giebet, der ſie ſeinem Weibchen, deſſen Junge ohngefehr eben ſo alt find, mit unterleget. Und dleſes thut ein Liebhaber dem andern ſchon zu Gefallen. Zuweilen legt ein Weibchen in der erſten Hecke drey oder vier Eher, und verlaͤſſet fie her⸗ nach. Wenn man dieſes merket, laͤſſet män die Ener noch zwey oder drey Tage im Meſte liegen, um zu ſehen, ob es ſich nicht anders beſinnen werde; ſcheinet es nun, daß es nicht auf die Ener gehet, hingegen das Neſt darinne die Eyer find, zerſtoͤhret, fo muß man fie wegnehmen, und andern unterlegen. Ich habe insgemeſn befunden, daß ſolche Eyer klar geweſen find, denn es gicbee Canarſenvoͤgel, die gleich willen und merken, wenn ihre eigene Eyer nichts taugen, alsdann wollen fie nicht darauf ſitzen, ja ich habe ihre Ever guss 62 8 ausgetauſchet und faule dafür hingeleget, e tie aifobald zerbrochen und aus dem Neſte ge worfen haben; darum habe ich ihnen falſche Eyer von Elfenbein gemacht, ſo lange unterlegen müß ſen, bis fie ausgeleget gehabt, da ich fie ihnen denn auf einmal wieder geben, damit ſie alle zu einer Zeit ausgeſeſſen werden. Jedennoch muß man den Muth nicht ſinken laſſen, wenn ein Weibchen in der erſten Hecke nicht ſitzen will, denn junge Weibchen die noch niemals geſeſſen haben, thun das insgemein. Hingegen fieher man in den andern Hecken mit Luſt und Verwunderung, wie fie fo emſig figen, und ihre Jungen verſorgen. Inzwiſchen giebet es doch welche, die entweder gar nicht, oder doch nur in der letzten Hecke ſitzen, es ſind deren aber wenig: wer ja eines von der Art hat, kann ſolches immer legen laſſen, und die Eyer andern unterlegen, wenn ſie ſie jedesmal zum wenigſten einen oder ein paar Tage im Nefte liegen gelaſſen, um zu ſehen, ob es wieder dar⸗ auf gehen werde. Man darf ſich nicht wundern, wenn zuweilen ein Ey im Neſte fehlet, ob ſie gleich ſchon einige Tage ſind beſeſſen worden; ſolches kommt daher, weil das Weibchen, da es gemerket, wie das Ey nichts taugete, ſolches gefreſſen hat, daß man auch oftermalen nicht einmal die Schaale mehr davon findet. Wer dieſes nicht weis, geraͤth auf den Verdacht, als waͤre es weggenommen wor— den. Noch findet man bisweilen, daß einem Ca⸗ narienvogel die Pfoten zerbrochen ſind; da weis man wieder nicht, woher es komme; gemeini⸗ glich glich aber iſt dieſes die Urſache, daß die Löcher in den Stoͤcken vom Hollunderholze zu groß ſind, ſo daß bisweilen der Vogel ſeine Klauen zu tief in ſolche Loͤcher einſchlaͤgt, daß er ſie nicht wieder loß machen kann; und wenn man nicht gleich dabey iſt , und ihm zu Huͤlfe koͤmmt, fo flattert er ſo lange herum, bis er endlich mit zer⸗ brochenen Pfoten davon kommt. Dieſe Ber: druͤßlichkeit zu vermeiden, hat man zweyer⸗ ley zu beobachten: Erſtlich, daß man keine groͤſ⸗ ſere Loͤcher in ſolche Stoͤcke mache, als ohngefehr einer Nadelſpitze groß. Zweytens, daß man nie⸗ mals einen Canarienvogel in einen Kaſten ſetzet, ehe man ihn beſchauet hat, ob etwan die Spoh⸗ ren zu groß find, wie gemeiniglich bey denen Al⸗ ten zu geſchehen pfleget. Wo ſich nun dieſes findet, muß man ohne Bedenken auf das Hoͤch⸗ ſte die Haͤlfte davon abſchneiden, denn wenn man fie zu kurz abſchnitte, wurden fie ſich nicht mehr auf den Stoͤcken halten koͤnnen. Es iſt viel daran gelegen, daß die Stoͤcke in dem Kaſten feſt angemachet ſind, damit ſie nicht herunter fallen koͤnnen, ſonderlich wenn der Hahn zu Neſte treibt, denn ſonſt wuͤrden viele Eyer klar ſeyn. Es giebet auch noch andere Zufaͤlle, die ich nicht vorbey gehen will, und welche man vermw then muß, wenn die Spohren zu groß find. Es verwickelt ſich naͤmlich das Weibchen mit den Spohren fo tief in dem Neſte, daß es ſolches, wenn es davon gehen will, umreiſet und die Eyer zer⸗ “ 64 zerbricht, oder die Jungen, wenn ſchon welche darinne find, mit heraus wirft und toͤdtet. Biswel⸗ len ſind auch die Spohren ſo ſpizig u und ſcharf, daß das Weibchen ein oder das ander Ey von denen, die es beſitzet, damit verletzet, welches alsdann, wenn es ein wenig Luft hat, niemals recht gera⸗ then kann. Auch ſticht es oͤfters die zarten Jungen damit auf den nacketen Leib, daß ſie davon ſterben. Ueberdem iſt noch dieſe Unluſt dabey, daß man bisweilen meynet, es werde ein Weibchen die Jungen wohl fuͤttern, da es doch nichts mehr thut, als daß es nur auf ihnen ſitzet. Wenn man nun ei⸗ nen halben Tag herdurch wohl Achtung gegeben, und gemerket hat, daß es den Jungen nichts bringet; ſo muß man ſelbige ohne Zeitverluſt wegnehmen, und ſie einen andern Weibchen un⸗ terlegen, das gut fuͤttert, und deſſen Junge ohngefaͤhr eben ſo groß, als dieſe ſind. Hat man in einer Hecke ein paar Junge, die nicht ſo ſtark ſind, als die andern, und in einer andern Hecke desgleichen, ſo muß man ſie umtauſchen, und die Schwachen ſowohl, als auch die, welche beſſer bey Kraͤften ſind, zuſammen ſetzen, auf das hoͤchſte aber einem Weibchen nicht uͤber fuͤnfe oder ſechs geben, zu dem muß man es auch wohl fuͤttern, wenn es viel aufbringen ſoll, ohne daß einer da⸗ von ſterbe. Hat man ein Weibchen, davon man vermu⸗ thet, daß es nicht wohl fuͤttern werde, wie denn insgemein die agatfaͤrbigen, die weiſſen mit rothen Augen, einige weiß + und gelbliche oder auch einige einige Buntfaͤrbige zu thun pflegen, und man aus der Erfahrung hat, daß ſie im Fuͤttern nicht gut ſind, ſo muß man ſie, ehe ſie aus den Eyern kom⸗ men, den grauen unterlegen, als welche man fuͤr die beiten Pflegemutter hält, und ihre Eyer wegneh—⸗ men, auch wo man keine andern hat, denen ſie konnen untergeleget werden, gar wegwerfen; fo koͤnnen auch einem Weibchen, wenn es nur vier oder fuͤnf Tage gefreſſen, Eyer untergeleget wer⸗ den, die bald auskommen wollen. i Die auf dem Lande wohnen, koͤnnen ſolche Syer in Stieglitzneſter legen, und alsdann gewiß verſichert ſeyn, daß ſie ohne Muͤhe werden Junge Daraus haben, wenn fie ſich nur vorſehen, daß fie ſolche nicht zu ungelegener Zeit hinlegen; ich will fo viel ſagen: daß fie nicht ſolche Eyer nehmen, darauf ein Canarienvogel noch nicht geſeſſen hat, hingegen die Eyer der Stieglitze bald auskommen wollen; denn wenn fie es fo oder umgekehrt mas chen, werden ſie keinen Vortheil davon haben. Hat man nun ein Stieglitzneſt gefunden, ſo kann erſt ein Ey zerbrochen und geſehen werden, wie lange es ohngefehr beſeſſen, damit man ſich mit den Eyern der Canarienvoͤgel darnach richten koͤnne | Wenn die jungen Canarſenvoͤgel nun zehen oder zwoͤlf Tage alt ſind, nimmt man ſie weg, und fuͤttert ſie vollends ſelber. Will man aber, daß ſie die alten & tieglitze noch länger fuͤttern ſollen; fo koͤnnen fie in einen niedrigen Vogelbauer, mit einem Netze bedecket, geſetzet werden, damit die Alten, wenn ſie es fuͤttern wollen, dazu kommen E koͤn⸗ 66 können. Wenn fie nun einige Tage hindurch noch fo gefüttert find, ſetzet man fie allmaͤhlig näher zu dem Haufe hin, ſtets aber an einem freyen Ort, und wenn die Jungen aus dem Neſte gehen, ſetzet man fie in einen groͤſſern Bauer, und laͤſſet fie auf eben der Stelle fo lange ſtehen, bis man mer⸗ ket, daß die Alten nicht mehr kommen. Waͤhren⸗ der ganzen Zeit aber kaun ihnen ſtets etwas zu freſſen in den Bauer gegeben werden, als das Gelbe von einem harten Ey, zermalmten Hanf⸗ ſaamen, ꝛc. damit ſie auch allein freſſen lernen. Alle andere Neſter taugen nicht dazu; es koͤnn⸗ te zwar auch wohl ein Haͤnflingsneſt darzu gebrau⸗ cher werden; fie verlaſſen aber insgemein das Meſt, wenn fie merken, daß jemand dabey geweſen. Der Goldammer ſchuͤttet zwar auch den Kropf aus, wenn er fuͤttert; friſſet aber einen gewiſſen Saamen, davon die Canarienvoͤgel ſter⸗ ben: Man darf es dahero nicht wagen, ihm jun⸗ ge Canarienvoͤgel in ſein Neſt zu legen, es ſey denn daß er mit einem Canarienvogel gepaaret und in einen Kaſten geworfen waͤre, um Baſtar⸗ de davon zu haben; denn alsdann muß ihnen das Futter, ſo die Canarienvoͤgel freſſen, gegeben werden. Wenn ein Weibchen von den Canarienvoͤgeln etliche Tage hernach, da die Jungen ausgekommen ſind, krank wird, oder dieſelben verlaͤſſet, wie man bisweilen wahrgenommen, fo muß man, fo eben feine andern vorhanden, denen fie koͤnnen untergeleget werden, geſchwind ein Neſt voll junge Sperlinge kauffen, die noch ganz “rn - ind, | Mn 57 ſind, und davon nach Nothdurft welche in das Neſt der armen Waiſen ſetzen, damit fie, wenn fie fo beyſammen ſitzen, die Jungen bey ihrer na— türlihen Wärme erhalten. Alsdann fuͤttert man fie ale Stunden, bis fie zwoͤlf Tage alt find, da man ſie hernach auf die im neunten Capitel vorgeſchriebene Art fortfuͤttern muß. Wenn es ein wenig kalt iſt, kann das Neſt mit einem wei⸗ chen Lammfelle bedecket werden. Die Sperlinge muß man aber mit einem gemeinern Futter, als die Canarienvoͤgel fuͤttern, damit fie nicht in Euro zer Zeit zu groß werden. Es waͤre auch wohl ein Neſt voll Haͤnflinge dazu zu gebrauchen, es haben aber ſolche nicht ſo viel Waͤrme bey ſich, als die jungen Sperlinge. Auf dieſe Weiſe har be ich viele davon gebracht, die gewißlich, wenn ſie ein anderer gehabt, und die Fuͤrſichtigkeit nicht gebraucht haͤtte, wuͤrden umkommen ſeyn. Das vierzehnte Capitel. Wie man etliche Weibchen fo wohl in einem Kaſten, als Vogelhauſe zuſammen ſetzen ſoll. | He ſemand mehr Weibchen als Haͤhne, und will doch keine darzu kaufen, ſo kann er ſie heecken laſſen, wie folget: Wann ein Hahn ſich munter und ſtets luſtig machet, welches an unterſchiedenen Merkmaalen E 2 ab⸗ . 68 2 5 — abzunehmen ift, als: wenn er den Tag hindurch oft, lange und in einem ziemlich hohen Thon ſinget, und ſo aufgeraͤumet iſt, daß er in ſeinem Bauer oder Kaſten nicht lange ſitzen kann, ſo kann er ohne einiges Bedenken zwey Weibchen haben Zu dem Ende müffen zween Kaſten dicht zuſammen geſetzet ſeyn, und muß in jedem eine Thuͤr ſeyn, dadurch der Hahn aus einem in den andern kommen kann; darauf kann in einem jeden von dieſen beyden Kaͤſten ein Weibchen geſetzet werden, der Hahn aber nur zu einem Weibchen kinein. Wenn nun dieſer Hahn von beyden Weibchen gelocket wird, fo gehet er bald zu dieſem bald zu jenem, und bedienet ſie alle beyde fü, daß man einen Hahn erſpahren kann. Oder noch auf eine andere Art: Iſt etwa nur ein Hahn vorhanden, der aber ſo, wie oben gemeldet, beſchaffen iſt, und auch nur ein Kaſten (feibiger muß aber ein wenig groß ſeyn,) fo koͤnnen auch die beyden Weibchen zu dem einen Hahn hinein geſetzet werden, wenn vermittelſt eis nes kleinen Brets eine Scheidung in den Kaſten gemacht iſt, damit die beyden Weibchen, wenn ſie in ihren Meſtern fißen, einander nicht ſehen koͤn⸗ nen. Dleſes kleine Bret muß ganz duͤnne ſeyn, und nicht weiter als ein Viertel von der Höhe des Kaſtens herunter gehen, weil es nur darzu dienen ſoll, daß die Weibchen einander nicht ſehen koͤnnen, wennſie auf den Eyern ſitzen; denn wenn das Beet nicht zu tief herunter gehet, fo wird der Hahn deſts leichter zu feinen Weibchen kommen konnen, wenn er ihm zu freſſen bringen 9 f U ns 69 Will man hierinne feinen Endzweck recht erreir, chen, ſo muͤſſen die Weibchen einige Zeit vorher, etwa ein paar Monathe, ſchon zuſammen geſetzet worden ſeyn, damit fie ſich wohl kennen, und ein» ander gewohnet werden. Wenn aber eines, nachdem es geleget hat, auf dem Ey nicht ſitzen wollte, weil es etwann merket, daß das andere Weibchen auch in den Kaſten, und ſie doch von ein⸗ ander abgeſondert ſind, ſo muß man die Eyer weg⸗ nehmen, und andern unterlegen; die Eyer aber ſo ſie legen „werden eben fo gut ſeyn, als wenn ein jedes einen eigenen Hahn gehabt hätte, und wird man doch auf dieſe lezte Manier ſo wohl einen Hahn als einen Kaſten erſpahren 1 Ä Es wird auch bie Erfahrung lehren, daß ſich nicht allein mit Vortheil, ſondern auch 1 leichter Muͤhe thun laſſe. Ja, es iſt bisweilen auch hoͤchſt noͤthig, wenn naͤmlich der Hahn zu flüchtig iſt, daß er ſich, wenn das Weibchen auf den Eyern ſitzet, und ihn allein laͤ aͤßt, bekuͤmmert und graͤmet. Hat er aber noch ein Weibchen, fo giebet er fi ch eher zufrieden, indem er bald zu einem, bald zu dem andern gehet; ; und gewoͤhnet ſich auch oͤfters daruͤber die boͤſe Gewohnheit ab, daß er die Eyer oder die Jungen friſſet, wenn ſie kaum ausgekommen ſind; welches er ſonſt aus Verdruß thut, weil er ſiehet, daß das Weib⸗ chen ſich an ihn nicht groß kehret, und mehr fuͤr die Eyer oder Jungen ſorget. Man hat auch noch eine andere Erfindung; nach welcher viele Weibchen mit etlichen Haͤhnen in ein klein ganz Ber und wenn es ſeyn kann, gegen Morgen E gele⸗ 70 gelegenes Stuͤbchen zu ſetzen find; aus ſolch el⸗ nem kleinen Zimmer nimmt man alles Geraͤthe (Mobilien) heraus, die vier Monathe über, da die Canarienvoͤgel hecken ſollen, und ſetzet lauter Canarienvoͤgel hinein, es duͤrfen aber zum wenig⸗ ſten nur halb fo viel Haͤhne als Weibchen darzu kom⸗ men. Wenn man z. E. zwölf Haͤhne nimmt, koͤnnen vier bis fuͤnf und zwanzig Weibchen darzu geſetzet werden. Hin und wieder haͤnget man fo viel Korbe chen auf, als Weibchen ſind, mitten in das Zim⸗ mer aber iſt das Zubehör zu den Neſtern hinzule⸗ gen, einen Tiſch hinzuſetzen, und auf denſelben drey oder vier große Gefaͤſſe mit Waſſer und ihrem ge⸗ meinen Futter. Denn ſo nur ein Gefaͤß hinge⸗ ſetzet waͤre, wuͤrden ſie nicht alle auf einmal darzu kommen konnen, und ſich darum beiſſen, wer zuerſt dabey ſollte. Desgleichen machet man auch hin und wieder lange Stangen feſte, daß ſie ſich darauf ſetzen koͤnnen; man muß aber auch ein Fenſter von Gitterwerk verfertigen Taf ſen, damit das rechte Fenſter bey gutem Wetter kann aufgemachet werden, daß ſie friſche Luft ſchoͤpfen und doch nicht davon fliegen. Alsdann wird ein jedes Weibchen ihr Neſt einnehmen, und ſich nicht verirren, daß es etwann auf ein anders gehen ſollte. Rund in dem Zimmer her— um ſind Kaſten mit kleinen Baͤumen, als Oran⸗ gebäumen und dergleichen zu ſetzen, daſelbſt wer— den fie ſich erluſtigen, und viele Weibchen ihr Neſt darinnen machen, wenn man zu ihnen ein Koͤrb— chen hinein haͤnget. Diejenigen, welche fö ein kleines Zimmer haben können, werden 7 mehr = 71 mehr Ergoͤtzlichkeit und nicht fo viel Muͤhe das von haben, als andere. Sie ſehen ihre Voͤgel von einem Orte zum andern huͤpfen und fliegen, als wenn ſie im freyen Felde waͤren, ja es koͤn⸗ nen die Eyer in jedem Neſte, ohne fie wegzu⸗ nehmen, wie vorhin erwaͤhnet, liegen bleiben; und iſt auf dieſe Weiſe fuͤr nichts mehr zu ſorgen, als daß man ihnen auf etliche Tage zu freſſen und zu ſaufen giebet, vor allen Dingen aber da⸗ hin ſiehet, daß keine Maͤuſe hinein kommen koͤnnen, welche ſonſt nicht allein die Jungen freß ſen, ſondern auch die Alten todt beiſſen wuͤrden. So jemand die Jungen ſelbſt fuͤttern will, kann er ſie aus dem Neſte nehmen, wenn ſie zehen bis zwoͤlf Tage alt find, wo nicht / fo ſaͤſſet er ſie von dem Hahn folgends fuͤttern, und giebt dem Weibchen ein ander Koͤrbchen zu einem neuen Neſte. Das funfzehnte Capitel. Wie viel Eyer ein Weibchen in ei⸗ nem Jahre leget, und woran ſie zu erkennen, ob fie gut find oder nicht. Zeh. iſt noͤthig zu wiſſen, daß faſt immer ein Weibchen im Legen beſſer iſt, als das andere. Etliche legen gar nicht, und ſolche wer— den Unfruchtbare genennet. Andere haben ſo wenig Eyer / daß ſie in einem E 4 Jahr 72 Jahr nicht mehr als ein oder 7 hoͤchſte zweymal legen, und wenn ſie ein Ey geleget haben, ruhen ſie oft einen Tag, und legen das andere nicht eher, als den andern oder dritten Tag darauf. Noch andere legen nicht mehr als dreymal: dieſe ſind ſo zu ſagen, vom rechten Schrot und Korn: fie haben jedesmal drey Eyer hinterein⸗ ander, das iſt, ohne daß ſie einen Tag dazwiſchen ruhen. Die von der vierten Art kann die gemeine Art genennet werden, weil es deren gar viel giebet. Sie legen vier mal und jedesmal vier bis fuͤnf Eyer; verhalten ſich aber bey dem Legen nicht allemal uͤberein. Es giebet auch Weibchen „die mehr Eher bey ſich haben, als alle die Vorerwehaten, dieſe le⸗ gen fünfmal und wuͤrden noch nicht aufhoͤren, wenn man ſie fortlegen lieſſe. Jedesmal legen fie ſechs bis ſieben Eyer. Wenn nun dieſe von der letzten Art wohl füttern , find fe vollkommen gut, und beſſer, als andere von der gemeinen Art. Wer nun überhaupt wiſſen will, wie viel Eyer ein Weibchen von Canarienvoͤgeln in einem Jahre legen kann, der kann ohnſchwehr die obge— meldte Zahl zuſammen rechnen, ſo wird er fin⸗ den, daß man die Eyer von der erſten Gattung nicht zahlen kann, weil fie gar keine leget. Von der andern Art find vier bis fuͤnf zu haben. Von der dritten neun bis zehen. Von der vierten ohngefehr achtzehen. ö Und en dlich von der fünften und lezten Art iſt, weil ſie, wie erwaͤhnet, keine gewiſſe dene alt, hält, auch nichts gewiſſes zu ſaagen. Wenn einem ſolchen Weibchen zugelaſſen wird, daß es ſtets fortleget, das iſt, ſo lange bis es federt, kann man wenigſtens in einem Jar fünf und dreißig Eyer davon haben. | Was nun ferner die Kunſt zu erkennen be trift, ob ein Ey gut ſey oder nicht, ſo hat ſolches keine groſſe Schwierigkeit. Es ruͤtmen ſich einige, fie koͤnnen, fo bald ein En nur geleget iſt, wiſſen, ob es gut ſey oder nicht; es iſt aber falſch Sie waͤgen es naͤmlich in der Hand, und meynen, es müͤſſe ein wenig ſchwerer ſeyn als ein anders, das klar iſt. Wer aber darauf wetten wollte, wuͤrde ſobald verliehren, als gewinnen koͤnnen, weil es ein bloſſes Wagen ſeyn würde, und koͤnnte man auf ſolche Weiſe ſtets wiſ⸗ fen, fo bald ein Ey nur von dem Weibchen Fame, ob es gut oder nicht. Hat jemand ein gewißes paar Canarienvögel, davon er verſtchert iſt, daß ihre Eyer ſtets gut geweſen, eines andern Paar hingegen niemals getauget haben, fo koͤnn⸗ te er faſt allezeit verſichert ſeyn, daß er gewinnen koͤnnte, und wuͤrben alsdenn diejenigen, welche dar gegen wetten wuͤrden, ſich ſtark einbllden, fie koͤnn⸗ ten es am Gewichte haben, ob ein Ey gut ſey oder nicht. Man ſiehet aber, daß fie ſich heßlich in it⸗ rer Meynung betruͤgen würden. Iſt derowegen nicht noͤthig, ſich von dieſer irrigen Meynung eins nehmen zu laſſen, ſonſt wuͤrde bisweilen ein gutes für ein boͤes Ey weggeworfen. Will man ſich in dieſem Stuͤcke nicht vergehen, ſo iſt der ge⸗ meinen Regel zu folgen, welche dieſe iſt: Daß | E man EEE 74 man die Ener beſchaue, wenn das Weibchen ſchon ſechs oder ſieben Tage darauf geſeſſen. Man nimmt ſie naͤmlich und haͤlt ſie gegen das Licht, oder gegen die Sonne; ſiehet man nun, daß ein Ey dunkel und ſchwer, ſo iſt es ein Zeichen, daß es gut iſt, und ſich ſchon ein junger Vogel darinn for⸗ miret. Findet ſichs hingegen, daß es noch eben ſo klar, als es geweſen, da es dem Weibchen unter⸗ geleget worden, fo iſt es ein gewißes Kennzeichen daß es nichts tauget, und kann ſolches als denn oh⸗ ne einiges Bedenken, ſonderlich da ſchon ſieben Tage verfloſſen, daß das Weibchen darüber ges ſeſſen, weggeworfen werden, weil ſich das Weib— chen nur umſonſt damit plaget. Hat einer etliche paar Canarienvoͤgel, da⸗ von die Weibchen ohngefehr auf eine Zeit geleget haben, ſo kann derſelbe aus jedem Neſte die untaug⸗ baren Eher wegnehmen, und von drey Hecken coder Metern voll) nur zwo machen, weil viel⸗ mals ein oder ander Junges in der Schale ſtir⸗ bet, und kann auf ſolche Weiſe das dritte Weib— chen, deſſen Eyer denen andern beyden untergele— get ſind, an einem friſchen Neſte arbeiten. Wenn ein Weibchen das erſte Ey geleget hat, muß es alſobald weggenommen und eines von Elfenbein an deſſen Stelle gethan werben, um es aufzuhalten. Man muß ihm aber kein faul Ey unterlegen, wie die meiften zu thun pflegen, denn ſolche koͤnnen leichtlich im Neſte zerbrochen mer» den, und das Meſt anſtecken; ja, es kann der Ge⸗ ſtank davon denen Alten ſelber ſchaͤdlich ſeyn. Desgleichen iſt auch das andere, dritte und vierd⸗ f te 75 te Ey wegzunehmen, und Elfenbeinerne dafür in die Stelle zu legen, ſo lange als es noch leget. Wenn man aber ſiehet, daß es nicht mehr legen werde, muͤſſen ihm fruͤh morgens die rechten Eyer wieder untergeleget, und die falſchen weggenom⸗ men werden. Dieſes kann bey jeder Hecke geſche⸗ ben, denn wo die rechten Eyer liegen blieben, wuͤr⸗ de eines fruͤh, das andere ſpaͤte angefangen beſeſ⸗ fen zu werden, und weil alſo die Canarienvo— gel, welche zuerſt auskommen, eher groß wuͤrden, als die, welche zwey Tage nach ihnen auskaͤmen, ſo wuͤrden ſie auch folglich alles Futter, ſo die Mut⸗ ter nur geben koͤnnte, zu ſich nehmen, und denen Juͤngern mit ihren Klauen beſchwerlich ſeyn, oder ſie gar erſticken. Ein Weibchen muß des mor⸗ gens um fieben oder zum hoͤchſten um acht Uhr das Ey geleget haben: wenn es laͤnger waͤhret, iſt es ein Zeichen, daß es krank iſt, und muß man es alsdann, fo bald es gemerket wird, auf vorge⸗ meldte Weiſe curiren. Es iſt bisweilen zu bewundern, wenn von drey i oder vier Eyern, die den ſtebenden Tag beſchauet worden, nur zwey ausgebruͤtet werden / es kann aber ſolches aus verſchiedenen Urſachen kommen. Erſtlich, weil man die Eyer ſo oft in der Hand hat, und ſie fo erkaͤltet, daß die Jungen, die darin⸗ nen ſind, keine Nahrung haben koͤnnen / oder daß auch das Ey, fo es oft betaſtet wird, eine kleine Ritze die man nicht merket, bekommen hat; wenn aber ein Ey nur ein klein wenig Luft kriegt, ſo muß das Junge ſo fort darinnen ſterben. Und dieſes haben insgemein diejenigen an ſich, die 175 nicht L S 76 — nicht lange mit Tanarienvsgeln umgegangen ſind denn es kommt ihnen alles ſo wunderlich fuͤr, daß ſie auch ſo viel mit den Haͤnden, als mit den Au⸗ gen bey dem Neſte ſind. Will man aber dieſes verhuͤten, fo muͤſſen nicht mehr als einmal die Ever betafter werden, naͤmlich wenn zugefehen- wird, welche gut ſeyn oder nicht, hernach aber ſo wohl das Weibchen als die Eyer zufrieden laſſen. Es kann auch daher kommen, daß das Weib⸗ chen zuviel unter hat, und deshalben ein oder anderes zuweilen zu weit wegzuliegen kommt, und zu lange bloß liegen bleidet, ehe es gemerket wird, daß der junge Vogel weder Nahrung in der Scha⸗ le haben noch gerathen kann. In ſolchem Falle ſind nur die Eyer anzuruͤhren, und das kalt ge⸗ wordene mitten hinein zu legen. | Auch kann der Donner den Eyern groſſen Scha⸗ den thun: Denn wenn es den achten Tag, da die Ener ſchon beſeſſen find, ſtark donnert, ſterben die Jungen bisweilen, weil ſie noch nicht auf die Haͤlfte gekommen und formiret ſind, und meynet man oft, daß die Eyer, weil fie ein wenig ſchwer und fein ſchwarz, gut find; da fie doch vom Donner verdorben. Wenn nun ein Donner⸗ wetter an obbemeldten Tagen aufſteiget, und zwar zur ſelben Zeit, da das Weibchen nicht auf den Eyern, weil es ſich ein wenig erfriſchen oder freſſen will, fo kann es gar leicht kommen, daß die Ener Schaden leiden; derohalben iſt auf alle Weiſe dahin zu ſehen, daß das Weibchen auf das Neſt komme, denn wenn es auf den Eyern fo fo at REN 77 hat es gemeiniglich nicht ſo viel zu bedeuten; es iſt auch aus eben der Ueſache des Nachts der Don⸗ ner nicht ſo gefaͤhrlich, weil es alsdenn im Ne⸗ ſte iſt. Einige legen ein Stuͤck Eiſen wider den Donner in das Meſt; ich weis aber nicht, ob es allemal hilft. Wenn es den eilften oder zwoͤlften Tag, nachdem die Eyer beſeſſen worden, donnert, fo hat es nicht fo groſſe Gefahr, denn ob gleich die Jungen noch in den Schalen find,fo haben ſie doch ſchon mehr Kraͤfte, und hat der Donner bey ihnen keine andere Wuͤrkung, als daß fie et⸗ wan vier und zwanzig Stunden cher als fonften auskommen Es iſt aber auch bisweilen der Donner ſo ſtark, daß ſowohl Alte als Junge davon ſterben, ſonderlich wenn ihnen ſonſt etwas gefeß⸗ let hat. 8 | Gemeiniglich liegen die Eyer dreyzehenmal vier und zwanzig Stunden unter dem Weibchen, ehe fie auskommen; Zum Exempel: Man les get des Sonnabends um ſieben Uhr fuͤnf oder ſechs Eyer unter, fo hat man den nachfolgenden Freytag uͤber acht Tage fruͤh Morgens die Jun⸗ gen; ſelten aber kommen ſie einen Tag vor der Zeit aus, es ſey denn daß es, wie geſagt, donne⸗ re, oder auſſerordentlich heiß ſey, wie im Julio oder Auguſto. Hingegen kommen ſie auch wohl ohn⸗ gefehr vier und zwanzig Stunden ſpaͤter aus, wenn es noch kalt iſt, wie es in der erſten Hecke im April noch zu ſeyn pfleget, oder auch, wenn man die Eyer zuviel in der Hand gehabt, und endlich auch, weil das Weibchen krank geworden, oder nicht ſo wohl als andere bey Kraͤften e 1 1 5 Well 78 Wenn man ſich fuͤrchtet, es moͤchte ein Ey zer⸗ brochen werden, es mit Zittern angreift, fo ſo zerbricht man ſie in der That, well man ſie entweder zu hart oder zu leiſe anfaͤſſet und fallen laͤſſet. Wer nun dafür will ſicher ſeyn, muß die Eyer nur, wenn es hoͤchſt nothwendig / in die Hand nehmen, und ſie ohne Furcht und Zittern angreifen, denn ſolches iſt oͤfters eine gefaͤhrliche Fuͤrſichtigkeit. Zu dem Ende iſt ein En mit zween Fingern, an beyden Spitzen, niemals aber in der Mitten anzufaſſen, ſo wird keines zerbrochen werden. Wer ſich aber dennoch da— fuͤr fuͤrchtet, kann ſich eines kleinen ſubtilen ſilber⸗ nen Caffeeloͤffels bedienen, alsdenn wird er aus aller Gefahr ſeyn. Das ſechzehnte Capitel. Zu welcher Zeit ein Weibchen mehr abgemattet werde / wenn es leget, bruͤtet oder fuͤttert. iner urtheilet hlevon ſo, der andere ſo. Die da ſagen, daß ein Weibchen, indem eg le⸗ get, mehr als ſonſt jemals ausſtehen muͤſſe, fuͤh⸗ ren dieſe Urſache an: Daß die Natur ſich auſſer⸗ ordentlich dabey angreifen muß dahers auch vers ſchiedene Weibchen, welche die Schmerzen, ſo ſie dabey haben, nicht ausſtehen koͤnnen, ohner⸗ achtet aller angewandten Mittel daben herzen n⸗ EEE NIE EI) Andere wollen hingegen behaupten, daß ein Weib» chen, indem es vier und zwanzig bis fünf und zwanzig Tage, theils auf den Eyern ſitzen, theils ſich mit den Jungen plagen muß, mehr ausſte⸗ hen muͤſſe, als eines das da legte. Ein Weib⸗ chen, ſprechen ſie, das ſo lange und ganze Tage nicht vom Neſte kommt, als nur dann und wann auf eine kurze Zelt, da es ſich verſorget, ſonder⸗ lich, wenn der Hahn ihm kein Futter bringet, muß zur ſelbigen Zeit ja mehr ausſtehen, als wenn es nur eine boͤſe Stunde, und bisweilen nicht einmal eine Stunde, zu uͤberſtehen hat. Da hingegen dieſes Tag und Nacht auf einer Stelle ſitzen muß, und davon oͤfters ſo matt wird, daß man bisweilen ſiehet, wie es in dem Neſte ſitzet, den Kopf unter dle Fluͤgel geſtecket hat, und fuͤr Mattigkeit gleich ſterben moͤchte; es wuͤrde auch gewiß drauf gehen, wofern es nicht von den Eyern weggenommen wuͤrde, damit es ein wenig ausruhen, und ſolche Eyer oder Junge einem an⸗ dern Weibchen untergeleget werden koͤnnen / das mehr Kräfte, als dieſes hat. Meines Theils halte ich dafuͤr, daß ein Welbchen die Zeit hindurch, da es fuͤttert, mehr auszuſtehen hat, als wenn es leget und ſitzet; weil es, wenn es leget, wie geſagt, nur eine boͤſe Stunde hat, wenn es aber ſitzet, iſt es oft ſelber vergnuͤgt, daß es ſo ruhig ſitzen kann, wird der geruhigen Zeit ganz gewohnet, weil ihm der Hahn, indem er gemeiniglich dem Weib⸗ chen zu freſſen bringet, die Laſt um ein ziemliches tragen hilft. Ja, es wird ein Weibchen bisweilen | in in ſolcher Zeit fo fett, daß man hernach zu thun hat, ehe es wieder zum Abnehmen zu bringen iſt. In Summa, es gefaͤllt ihm das Leben ſel⸗ ber fo wohl, daß es, wenn mans zum Meſte has ben will, um ſich beiſſet, und dadurch zu erken⸗ nen giebet, daß ihm ganz wohl bey dem Stande fen. Es giebt aber auch faule Haͤhne, die ihre Weibchen nicht verſorgen, ſondern ihnen alle Laſt auf dem Halſe laſſen. Ein ſolches Weibchen bemüher ſich gar zu viel mit dem Fuͤttern, es hat zu ſolcher Zeit zu viel Ver⸗ drießlichkeiten auf einmal: es muß naͤmlich ſich und die zarten Jungen zugleich bedecken und naͤhren. Daher ſiehet man auch, daß es bald uͤber den Hahn ſchreyet, daß er ihm zu freſſen bringen ſoll, bald aber, daß es ganz erzuͤrnet vom Neſte auffaͤhret, und den Hahn beiffen will, oder / weil es ſolches ſelber fuͤr die Jungen holen muß. Es kömmt mir in dieſem Stuͤck das Weibchen fuͤr wie eine Imme, denn gleichwie ſelbige auf einem ſchoͤnen Blumenbeete den Saft aus den Blumen ſammlet, und ſolchen in den Bienenſtock traͤget; eben alſo ſiehet man auch, wie dies Weibchen in dem ganzen Kaſten uͤberall die ſaftigſten Speiſen ausſuchet, und ſelbige mit Fleiß denen Jungen zubringet. Es vergiſſet ſich, ſo zu ſagen, ſelber dabey, es thut alles, was er fuͤrnimmt, denen Jungen zum Beſten, es lebet noch dabey in ſteten Sorgen, ob koͤnne es ihnen nicht genug geben, und erſchoͤpfet ſich daher ſo ſehr, daß es auch ganz davon austrock⸗ net, und man oft genug zu thun hat, * a | nicht 81 nicht gar davon ſtirbet. Nun will ich hoffen, es werde der geneigte Leſer, nachdem ich ihm die Muͤhe und Arbeit, fo ein Weibchen in dieſer lez— ten Zeit ausſtehen muß, in der Kürze vorgeftels let habe, mit mir darinn einig ſeyn, daß ſolche viel groͤſſer als alle andere ſind. Die nun ein Weibchen nicht fo ſtark angreif⸗ fen wollen, weil es entweder zu zart, oder koſtba— rer als andere iſt, muͤſſen es alſo machen: Wenn es in die Hecke geworfen iſt, muß man ihm das Neſt ganz fertig machen, und nebſt einigem Zu⸗ gehoͤr hinein ſetzen, damit es, was ihm nicht da⸗ von anſtehet, andern koͤnne. Wenn es zum er» ſtenmal geleget hat, muͤſſen ihm die Eyer fieben Tage gelaſſen, und hernach bey dem Lichte beſe⸗ hen werden: Sind ſie nun klar, ſo wirft man ſie weg, ſind ſie aber gut, ſo leget man ſie einem andern Weibchen unter, damit ſelbiges ſie vol⸗ lends ausbruͤte. Darauf kann es zween Tage ausruhen, hernach giebet man ihm ein friſches und ganz fertiges Neſt, wie das erſte war, und wenn es wieder fuͤnf oder ſechs Tage geſeſſen, nimmt man die Eyer weg und leget andere dakuͤr hin, die bald auskommen wollen, und laͤſſet es, wo es ſonſt gut fuͤttert, ohngefehr zwoͤlf Tage fuͤttern; ſo einem aber bewuſt iſt, daß es im Fuͤttern nicht tauget, muß man den Tag zuvor, da die Jungen auskommen ſollen, ſelbige weg⸗ nehmen. Wenn nun die Jungen weggenommen, um fie vollends felbee zu fuͤttern, laͤſſet man es wieder zween Tage ruhen, und giebet ihm darz auf das fertige dritte Neſt; 55 leget man ein e f ein ” 82 klein Heu in den Kaſten, damit es das Reſt nach ſeinem Gefallen ausbeſſern koͤnne. Wenn es nun wieder zwoͤlf Tage geſeſſen, nimmt man auch dieſe Eyer weg und leget ſie einem andern unter, daß fie vollends ausgebruͤtet werben; das paar Alte aber nimmt man aus dem Kaſten, und ſetzet ſie beyde in einen Vogelbauer, bis ſie anfangen zu federn, alsdann kann man ſieohne einige Gefahr von einander ſetzen. Auf dieſe Art wird das Weibchen nicht zu viel mitgenommen, Wa es daran ſterben muͤßte. Das ſiebenzehnte Capitel. Von den Krankheiten der Ca: narienvoͤgel. So lange die Canarienvoͤgel leben, ſind ſie verſchiedenen Krankheiten unterworfen. Jedennoch weiß ich, daß einige von ſo gutem Temperamente find, daß ihnen, wenn ſie gleich noch ſo alt werden, auſſer wenn ſie federn, nichts fehlet; ja, ſie ſingen bisweilen auch alsdenn eben ſo anmuthig und ſo lange, als ſonſten. Weil man deren aber wenig findet, ſo wird allerdings noͤthig ſeyn, daß allhier etwas gemeldet werde von den Krankheiten, die allen Canarienvoͤgeln insge⸗ mein zuſtoſſen. Ich will von den gemeine ſten anfangen, und bey denen die nicht ſo bekannt find, aufhören. Es Es hat aber eine jede Krankheit der Canariens voͤgel ihr ſonderliches Kennzeichen: wenn ſich fol: ches nun nicht findet, ſo weiß man auch nicht, woher die Krankheit komme, und kann gemei— niglich nichts dawider gebrauchen, weil man nicht weiß, was ihnen dienet oder nicht. Es ſind dero— wegen die aͤußerlichen Zeichen hoͤchſtnoͤthig, wenn man von den Innerlichen urtheilen will. In dieſem Capitel will ich davon handeln, woran man die ſchweren K Krankheiten der Cana⸗ rienvoͤgel kennen ſoll; im folgenden aber, was dawider zu gebrauchen ſey. Die erſte Krankheit iſt der Bruch, welcher um ſo gefaͤhrlicher bey den Canuarienvoͤgeln iſt, weil alles, was man dagegen gebrauchet, das Übel nicht aus dem Grunde hebet, ſondern ihn nur noch ein wenig aufhält. Hiemit pflegen fie öf ters befallen 1 werden, wenn fie nur vier oder ſechs Wochen alt fi ind, und dienet zum aͤuſſerlichen Zeichen, daran man die Krankheit abnehmen kann, wenn der Canarienvogel ganz mager, der Leib ganz durchſichtig, aufgeblaſen, ſehr hart und voller kleinen rothen Adern iſt, weil ſich ge⸗ meiniglich alle zarte Gedaͤeme in den Un⸗ terleib herunter geyogen haben. Dem ohn⸗ geachtet freſſen einige ziemlich, wenn man aber nicht eilends etwas dawider brauchet, fo muͤſſen ſie nothwendig daran ſterben. Es kann dieſe Krankheit aus verſchiedenen Urſachen entſtehen, ſonderlich aber aus dieſen beyden: erſtlich daß ihnen der Leib inwendig verbrannt iſt, weil man ihnen zu viel ſaftiges Falte c gegeben, Wa b N 94 — RG Zelt, da fie find 1 15 gefüttert worden, als wenn wan zum Exempel viel Zucker oder Zwiback dar⸗ unter gemiſchet, wie heut zu Tage verſchiedene Perſonen zu thun pflegen, die ihre Canarienvoͤ⸗ gel aus gar zu groſſer Liebe ſterben laſſen. Die andere Urſache iſt dieſe: daß ihnen, wenn ſie anfangen von ſelbſten zu freſſen, alles was man ihnen vorgie bet, fo wohl ſchmecket, daß fie ohne Unterſchied und in groſſer Menge von allem, was ſie finden, ſo viel zu ſich nehmen, daß auch die meiſten den Bruch davon bekommen. Wer nun ſiehet, daß feine jungen Canarienvoͤgel ſtets bey dem Freſſen ſind, der muß dasjenige, wovon ſie am meiſten freſſen, wegnehmen, und es ihnen nur dann und wann wieder hinſetzen. Wo ſie aber, dem ohngeachtet, dieſe Krank heit befaͤllet, fo muß man unterſchledene Mittel nacheinander dawider gebrauchen, davon hernach ſoll geſaget werden. Desgleichen iſt auch dieſes eine gefaͤhrliche Krankheit fuͤr die Canarlenvögel, wenn ſie ſich mauſſen. Es wuͤrden ſicherlich ungleich mehr Leute Canarienvsgel ſich zulegen, wo fie nicht ſo verdruͤßlich und ungeduldig daruͤber wuͤrden, wenn ſie oft ſehen muͤſſen, daß faſt in Monats Friſt alle die ſchoͤnen Voͤgel wegſterben, die fie mit ſo groſſer Muͤhe und in ſo langer Zeit aufge⸗ zogen haben. Es friſſet dieſe Krankheit unter den Canarienvoͤgeln eben ſo um ſich, als unter ben Kindern die Blattern, davon taͤglich viele ſter⸗ den, weil ſie die großen Schmerzen nicht ausſte⸗ hen koͤnnen. Weil aber alle Jahre nicht gleich gefahr * — —— 8 gefaͤhrlich, und bisweilen Jahre find, da faſt kein Canarienvogel in der Zeit, da ſie federn, ſtirbet, zum Exempel: wenn ein guter und nicht ſo kalter Herbſt einfaͤllt, ſo koͤnnen ſich die Lieb⸗ haber von den Canarienvoͤgeln damit noch einiger maſſen troͤſten: daß wenn hieran keine Canarien⸗ voͤgel ſtuͤrben, fie in kurzen viel gemeiner, als die Haͤnflinge, und wegen der großen Menge 10 nichts geachtet wur den. 5 Sm übrigen weiß ich kein Kunſtſtuͤck, womit ich ſie alle davon bringen koͤnnte; denn wenn ich hierlnnen etwas ſonderliches wußte, ſo wuͤrde ſol⸗ ches nicht nur ein guͤldener Fund für mich ſeyn, ſondern ich wollte auch dabey vergnuͤgt leben und Geld genug damit verdienen. In der Zeit, da fie federn, welches Pöniime, wenn fie fünf bis ſechs Wochen alt ſind, und uͤber zween Monate anhaͤlt, ſiehet man, daß ſie ganz aufgeſchwollen und melancholiſch ſind, und des Tages über den Kopf unter die Fluͤgel ſtecken und ſchlafen. Man finder auch im Bauer oder Kaſten viele Pflaumfedern, denn die Jungen werfen das erſte Jahr nur die Pfiaumfedern ad, das andere aber die groſſen Federn aus dem Schwanze und Fluͤgeln. Zu ſolcher Zeit ſind ſie ſehr eckelhäftig, freſſen wenig und riechen oft nicht einmal an, was ſie ſonſt ſo gerne freſſen. Überhaupt iſt dieſes die traurigſte Zeit für den Canarienvogel; er verlieret alle feine Federn zu iner en Zeit, da es oͤfters kalt iſt, ſonderlich die, welche von der letzten Hecke ſind, als welche nicht eher, als mitten im Herbſte, bisweilen F 3 auch gar erſt im Winter federn. Von den dawider dienenden Mitteln ſoll unten geſaget werden. Noch iſt eine Krankheit, da ſich bisweilen binten auf dem Burzel ein klein Geſchwuͤr ſetzet. In ſolchem Falle muß man die Natur answuͤr⸗ ken, das iſt, von ſich ſelbſten aufkommen laſſen; wenn man aber fichet, daß der Vogel ſehr aufs geſchwollen iſt, und doch nicht federt, ſo iſt es nor thig, auf den Burzel zu ſehen, und ihm geſchwinde Huͤlfe zu leiſten, fo bald dieſes Geſchwuͤr gemer⸗ ket wird, wie unten ſoll geſaget werden. Einige greifet es fo ſtark an, daß fie nicht Kräfte genug haben, es felber aufzumachen; z wenn man ihnen nun nicht bald zu Huͤlfe kommt, ſo ſterben ſie daran. Sie bekommen es entweder aus Melancholie, weil ſie an einem dunkeln Orte ſitzen, oder daß man ſie nicht oft genug purgieret. Bisweilen bekommen ſie an dem Kopfe und um die Augen herum eine gelbe Kraͤtze. Wenn man nun ſolches merket, muß man ihnen nur erfriſchendes Futter geben, ſo wird mit der Zeit alles wieder vergehen. Auch werden fie von den vielen kleinen Unges ziefer, fo in ihren Federn waͤchſet, ganz krank und mager. Solches iſt daran zu merken, wenn ſie ſich den ganzen Tag hindurch ſtets lauſen; dawider ſind unterſchiedene Mittel, wovon im folgenden Capitel. 5 Alle Canarienvoͤgel werden in einem a Kaſten krank, und ſterben oͤfters, wenn ſie ein paar Tage darinnen geweſen; man u ohl 3 wohl hunderterley, um fie wieder zurechte zu bringen, aber alles vergebens. Es wird die Krank⸗ heit innerlich verurſachet, daher auch viele, wel— che lange Jahre mit Canarienvoͤgeln umgegangen, nicht hinter die rechte Urſache gekommen find. In der That kommt es von dem Kaſten, welcher erſt von alten Tonnenbrettern gemachet worden, darinnen einige Jahre hindurch ſtarker Wein ge⸗ weſen, daher das Holz den ſtarken Geruch be⸗ haͤlt, ob es gleich ein wenig behobelt iſt, und ob man gleich nichts mehr daran riechen kann, ſo iſt es dennoch die einzige Urſache, daß die jungen Ca⸗ nartenvoͤgel krank, 1 tumm, und von dieſem Weingeruche, ſo zu ſagen, trunken werden, daß ſie auch einige Tage darauf ſterben. Wenn nun guch die Alten eines ſolchen Kaſtens mit Noth gewohnet werden, fo koͤnnen es doch die Jungen; weil ſie viel zaͤrter ſind, nicht lange aushalten. Da giebet man denn der Mutter, wiewohl ohne Urſache, Schuld, daß ſie die Jungen fuͤr Hun⸗ ger habe ſterben laſſen. ö Das beſte Mittel dawider iſt, daß man von ſolchen Leuten keine Kaſten kaufet, welche ſolches unbrauchbares Holz, um ihres Gewinſts willen, dazunehmen, und ſich wenig darum bekuͤmmern, ob derjenige, welcher ſie kaufet; Nutzen oder Schaden davon habe. Ich weiß gar wohl, daß die Handwerkslente großen Nutzen davon 1 denn aus einem alten Faſſe, dafuͤr ſie aufs hoͤchſte ſechs bis fieben Groſchen ges. ben, koͤnnen fie ganz gemaͤchlich einen Kaſten mar chen, dafuͤr fie mehr denn zwey Thaler bekom⸗ | F 4 men, 4 ä 88 gs N men. Es kann aber gleich gemerfer werden, ob ein Kaſten von ſolchen Brettern gemacht iſt, wenn man namlich ſtehet, daß er von zwanzig bis vier und zwanzig Stücken zuſammen geſetzet iſt; indem das obere Theil, die beyden Sei⸗ ten und die Schſebladen, ein jedes von drey bis vier Stuͤcken zuſammen geſticket ſind, ſo, daß wenn die Seiten, das Gitter, die Rahmen und Freßkaͤſten darzu genommen wer⸗ den, über. vier und zwanzig Stuͤcke heraus kom⸗ men koͤnnen. Weil nun dieſes Gebäude ds lenthalden mit kleinen Naͤgeln zuſammen geheftet iſt, ſo faͤllt es auch leichtlich, wenn es ein weng gebraucht wird, wieder von einander, eben wie die Haͤuſer, welche die Kinder von Charten zu bauen pflegen, denn ſo bald da nur eine Charte umfaͤllt, liegt das ganze Haus, welches fie mit vieler Muͤhe aufgerichtet hatten, auf einmal uͤber den Haufen. Hingegen ſind diejenige Hand— werksleute zu loben, die gute Waare zu ihrer Ar⸗ beit nehmen, und oft nicht theurer damit ſind, als andere, welche die Leute fo (handlich ut und ſchaͤdlich hintergehen. Will man aber, dem ohngeachtet ſich eines ſolchen Kaſtens bedienen, ſo muß man den Mei⸗ ſter, der ihn verfertiget, fragen, ob der Kaſten erſt gemacht ſey? welches er denn, wo er ſonſt ein wenig von ehrlichem Gebluͤte bey ſich hat, ſagen muß. Iſt er nun noch neu, ſo ſtellet man ihn an einen ſolchen Ort, da dle Luft fein durch⸗ ſtreichen kann, und nachgehends doͤrfen die Ca- narienvsgel darein geſetzet werden. 300 | | e Ich kenne einen guten Freund, der neulich einen ſolchen Handwerksmann verklagen wollte, in Meynung es waͤre der Kaſten, den er von ihm bekommen, vergiftet geweſen, indem in Zeit zween Tage alle ſeine junge Cararienvoͤgel darinne geſtorben, nachdem ich ihn aber bedeutet hatte, daß es von obgemeldten natürlichen Urſachen herkaͤme, iſt es dabey geblieben. Dennoch wollte er verſu⸗ chen ob deme alſo waͤre, und ſetzte zu dem Ende zween geſunde graue Canarlenvsgel in den Ka⸗ ſten, die aber in ein paar Tage darauf ganz aufgeſchwollen waren, und ohnfehlbar wuͤrden geſtorben ſeyn, wenn ſie nicht waͤren wieder her⸗ ausgenommen worden. Wer ſolcher Verdruͤß⸗ lichkeiten will üͤberhoben ſeyn, muß einen Ka⸗ ſten haben, wie ſie oben im dritten Capitel be⸗ ſchrieben worden. Das achtzehnte Capitel. Von einigen ſonderbaren Mitteln wider die Krankheiten der Cana⸗ rienvoͤgel. Es würde gewiß ſehr wenig nutzen, wenn man die Krankheiten der Canarienvogel haͤtte kennen lernen, und nicht dabey wuͤſte, womit ſelbige koͤnnten curiret werden. Derowegen has be ich etwas von den gemeinen Mitteln dawider erwähnen wollen, damit fie, wo nicht gar zu eu: f F 7 riren 8 30 — kiren, doch noch zu erhalten find, ſonderlch in den beyden erſten Krankheiten, davon im vorigen Capitel Meldung geſchehen, als welche ſie ſehr einnehmen, und dadurch die Natur dieſer armen Thierchen ſchon ſo verdorben iſt, daß die Me⸗ dicamenta offers nicht nach Wunſch anſchlagen, und man der Natur, alles angewendeten Fleiſſes und Fuͤrſorge ohngeachtet, ihren Lauf laſſen muß. Wider die erſte Krankheit, naͤmlich den Bruch, kann man verſchiedene Sachen gebrauchen. Hat jemand namlich einen Canarienvog zel, der den Bruch hat, 9 8 dabey zu wiſſen iſt: daß wenn man ihm⸗die Federn an dem Bang von nander bläſet und ſiehet, daß die Gedaͤrme ſchwarz und ve bien find, nebſt den andern Zeichen, wovon im vorige n Capltel gemeldet worden, ſo kann man eine Erbſe groß Alaun neh⸗ men, und in dem Waſſer, wovon der Canarien⸗ vogel trinket, zergehen laſſen, und ihm drey bis vier Tage hernach allemal wieder etwas friſches von ſelchem Waſſer geben. Dieſes geringe Mittel haben verſchiedene verſuchet und fuͤr ſehr gut befunden. f a So kann man auch ein Stuͤcklein Eifen, zum Exempel einen Nagel in das Waſſer legen, und zweymal in der Woche friſch Waſſer daraufſchuͤt⸗ ten, das Eiſen aber ſtets liegen laſſen. ; Einige nehmen des Abends dem kranken Vol⸗ gel das Saufen weg, und ſetzen ihm des andern Morgens wieder ein Waſſer fir, mit Salz ange⸗ machet, da er d e einige Tropfen ſaͤuft. Wenn * 9% Wenn ſie nun geſehen haben, daß er etlichemal davon getrunken, ſo nehmen ſie es wieder weg, und geben ihm ſein gemein Waſſer wieder. Hier⸗ mit muß man fuͤnf bis ſechs Tage continuiren, und ſo alsdenn keine Beſſerung zu ſpuͤhren, fol⸗ gende Compoſttion, fuͤr ihn machen: Man giebet ihm aufgekochte Milch mit Broſamen „ beydes gleich viel, nimmt das gewoͤhnliche Futter weg, und ſetzet ihm an deſſen Stelle mitten in den Vogelbauer in einem kleinen Topfe Canarlen⸗ ſaamen der ebenfalls gekocht, für, und continuiret hiermit vier oder fünf Tage des Morgens; des Nachmittags aber giebet man ihm ſein gewoͤhn⸗ lich Futter wieder. Wenn die fünf Tage ver⸗ floſſen, wirft man des Morgens um ſechs Uhr eine halbe Linſe groß Theriac in ſein Waſſer, und laͤſſet ihm ein oder zweymal davon trinken. Mit dieſem Getraͤnke kann zum wenigſten drey Tage continuicet werden, hernach aber giebt man ihm folgendes zu freſſen: Hirſe, ſo viel man ohngefehr zwiſchen zween Fingern halten mag, etwas Ruͤb⸗ ſaamen, und ein wenig Hanfſaamen, alles wohl vermiſchet. Dieſe Saamen laͤſſet man ein oder zweymal aufkochen, gieſſet das erſte Waſſer weg, und waͤſchet fe im friſchen Waſſer wieder ab. Weiter kann ein Viertheil von einem harten Ey genommen, das Weiſſe ſo wohl als das Gelbe klein gemacht und unter einander geruͤhret wer⸗ den, item ein Stuͤck harter Zwieback, eine Nuß⸗ ſchale voll Lactuken⸗ und eben fo viel Melkenſaa⸗ men, von dieſen allen macht man eine Compo⸗ ſitſon, und giebet fie dem kranken Vogel nebſt 1 etli⸗ — 92 — etlichen Blättern Wegwart, der fein gelb iſt, und continuiret mit dieſer vortreflichen Compoſitlon, ſo lange der Vogel krank iſt. Ich kann zwar nicht in Abrede ſeyn, daß es ziemlich muͤhſam iſt, wenn dieſes alle Tage für den Vogel ſollte zurechte gemacht werden. Wenn er aber koſtbar iſt, oder man ihn ſonſt lieb hat, achtet man der Muͤhe nicht, ſonderlich wenn zu ſpuͤhren, daß die Mühe nicht umſonſt angewen⸗ det, oder daß der Vogel gar dadurch wieder beſſer wird. | Wenn ein Canarienvogel den Bruch hat, und man fichet, daß der lange Darm uͤberzwerch uͤber den Leib gehet, muͤſſen ihm gequetſche Nuͤſſe mit gekochten Canarienſaamen gegeben werden, und ein Blat von weiſſen Kohl und Selerie. Ein Vogel der federt, iſt an die Sonne zu ſetzen; wenn aber die Sonne nicht ſcheinet, ſe⸗ tzet man ihn an einen warmen Ort, da kein Wind hinkommen kann; denn zu ſolcher Zeit iſt ihm die geringſte Kalte hoͤchſt ſchaͤdlich. Man gie⸗ bet ihm die ganze Zeit hindurch da er federt, nachfolgendes: Naͤmlich einmal Silberkraut, oder Genſrichſaamen, mit ein wenig Nelken⸗ ſaamen vermiſchet, in einem kleinen Topfe, mit⸗ ten in den Vogelbauer geſetzet; ein andermal giebt man ihm ein wenig trockenen Zwieback oder Butterbrezeln; item, eben davon ein wenig in weiſſen Wein geweichet: Wenn er nun davon. friſt, wird er ſich ſehr wohl darnach befinden. Dreymal in der Wochen, das iſt, einen Tag um den andern, kann er mit ein wenig weiſſen ER: Wein Bi 1 / FVV 93 Wein beſpruͤtzet und fo fort darauf an die Som ne oder an das Feuer geſetzet werden. Merket man, daß er ſehr matt iſt, fo giebet man ihm alle Tage drey oder vier Tropfen von dem weiſ⸗ fen Wein, darinnen ein Stuͤckchen Zucker zer⸗ laſſen iſt; in das Trinkgefaͤß leget man ein wenig friſches klein geſchabtes Suͤßholz, ſolches giebet dem Waſſer einen guten Geſchmack, ohne daß es zu ſehr erhitzet. Spuͤhret man aber keine Beſ⸗ ſerung an dem Vogel, ſo giebt man ihm alles was vorhin erwaͤhnet worden, als harte Eyer, das Weiſſe ſo wohl als das Gelbe, Butterbretzeln, ein wenig Lactukenſaamen, Canarienſaamen, et- was von dem gekochten und andern Saamen, und laͤſſet im uͤbrigen der Natur ihren Lauf. Hat ein Canarienvogel ein Geſchwuͤr auf dem Burzel, wie oben erwaͤhnet worden, fo nimmt man ihn in die Hand, ſchneidet mit einer ganz ſpitzigen Scheere das Geſchwuͤr mitten von von elnander, druͤcket mit dem Daumen den Ei⸗ ter gemaͤchlich aus, und thut auf die Wunde ei⸗ nen Tropfen Salz, fo vorher im Munde zerlaß ſen worden, wovon ſie gewiß trocken und heil wird. Merket man, daß der Vogel einige Schmerzen davon empfindet, weil das Salz ſcharf' beiſt, fo kann etwa eine Stunde darauf einn wenig Zucker, im Speichel geſchmolzen, drauf geſtrichen werden, ſolches wird dem Sal⸗ ze die Schaͤrfe benehmen, und die Wunde vol⸗ lends austrocknen Für das Ungeziefer oder Motten, damit die Canarlenvoͤgel geplaget ſeyn, find verſchiedene | Mit⸗ % 7 en | BE 94 N f Mittel: Erſtlich, daß man fie ſtets ſauber haͤlt/ indem ihnen oͤfters friſcher Sand gegeben und der Kaſten oder der Bauer, worinn ſie ſitzen, die Woche zwey oder dreymal ausgeputzet wird; item, muß man ihnen auch das ganze Jahr hin⸗ durch die Stoͤcke von Hollunder oder Feigenholz laſſen, ſolche hin und wieder mit einer groſſen Nehnadel durchſtechen, das Mark oder den Kern heraus nehmen, und von einem jeden Stocke die aͤuſſerſte Rinde abſchaben, damit ſie ein fei⸗ nes Anſehen bekommen. Zum wenigſten muͤſſen die Stoͤcke in der Woche zweymal abgeputzet und ausgeklopfet werden, damit die Motten, fo et: wan darinnen ſind, herauskommen moͤgen. Über dem kann man auch des Abends ein weißgelblich— tes Leinentuch in den Kaſten legen; wenn nun Motten darinnen ſind, wird man ſie des andern Morgens alle auf dem Tuche finden; die meiſten Canarienvoͤgel aber werden ſchuͤchtern daruͤber, wenn ſie des Morgens ein ſolches Tuch in ihren Kaſten ſehen, weil ihnen das Weiſſe gleich in die Augen faͤllt, weshalben man dieſes letzte Mittel nicht allemal ſicher gebrauchen kann. Werden die Canarienvoͤgel in einen Kaſten geſetzet, ſo muß man denſelben, ſonderlich wenn er alt iſt, vorher mit heiſſem Waſſer ganz rein auswaſchen: davon wird dieſes Ungezieſer alles ſterben, und viele von ihren Eyern verderben, welche in einem alten Kaſten gemeiniglich in allen Ecken verborgen liegen. Mit alten Vo⸗ gelbauern iſt eben ſo zu verfahren. Ein — ren 75 Ein jeder, der viel Canarienssge hat, muß, ſo zu ſagen, auch ein Krankenhauß fuͤr ſie haben; 3 denn es trift ſelten ein, daß nicht bisweilen eb ner oder der andere ſollte krank ſeyn, welcher, wenn er von den andern nicht weggenommen wuͤrde, nicht wieder geneſen koͤnnte. Er wuͤrde nicht allein keine Ruhe haben konnen, fondern es wuͤrde auch das verſchledene Futter, ſo man ihm zu ſeiner Erquickung geben muß, von den andern Vögeln im Kaſten, die es nicht noͤthig habe a, in kurzem verzehret werden. Es iſt derowegen noͤthig, einen Kranken allein zu chen. Dieſes Krankenhauß der Canarienvoͤgel iſt nichts anders, als ein Vogelbauer von ziem⸗ licher Groͤſſe, oben, unten und an beyden Sei⸗ ten mit einem feſten gruͤnen oder rothen Tuche bezogen / daß kein Licht als nur von forne hinein fallen kann. Das Gitterwerk an einem ſolchen Bauer muß nicht vom Drath, ſondern von kleinen weidenen Stoͤcken demarbe ſeyn, weil jenes ſtets ein wenig feuchte und kalt If. Im Sommer kann er an die Sonne, im Winter aher wo es warm genug ft, geſtellet werden: man hat ſich aber wohl fuͤrzuſehen, daß es an dem Orte, da er ſtehet, nicht rauchen moͤge, weil ihnen der Rauch hoͤchſt ſchaͤdlich, ſo gar auch, daß ein Canarienvogel, wenn er gleich friſch und geſund iſt, davon 1 kann. Die Freß⸗ und Trinkgefaͤße muͤſſen in dieſem Bauer unten auf dem Boden ſtehen, eben wie im Cap. von den Mauern und Kaſten fuͤr die Canarien⸗ voͤgel erwetznet worden, und hier giebt e, 8 „„ Sch les, was wider ihre Krankheit dienlich zu ſeyn erachtet wird, wovon hin und wieder Erwaͤh⸗ nung geſchehen. Sollte aber, aller dieſer Vor⸗ ſorge ohngeachtet, ein oder anderer Canarienvo⸗ gel ſeine natuͤrliche Hitze verliehren; (welches da⸗ bey abzr nehmen, wenn er ſtets traurig iſt, we nig friſſet, immer ſchlaͤft und den Kopf unter den Fluͤgel verbirget,) fo giebet man ihm zween oder drey e guten weiſſen Wein ein, wel⸗ ches man wohl ein Emeticum nennen mag; denn es muß ihm kein Wein, als in der hoͤchſten Noth, gegeben werden; folglich ſetzet man ihn in einem kleinen Bauer, welcher ſo wohl unten, als an den Seiten herum mit einem jungen Lammfelle bedecket iſt, ſetzet ihn die folgende Nacht an einen warmen Ort, zum Exempel: Zum Haupte ins Bettkuͤſſen, und laͤſſet ihn alſo ruhen. Den andern Morgen nimmt man ihn wieder hervor, und ſetzet ihn ganz allein in ein wohl bedeckt klein Vogelbaͤuerchen darinne kein Stock iſt. Auf ſolche Weiſe habe ich, viele wieder lebendig gemacht und iſt wenig Muͤhe dabey, ſonderlich fuͤr einen, der viel von einem Canarienvogel haͤlt, und ſiehet, daß ſei⸗ ne Arbeit nicht uͤbel angewendet iſt, und daß der Vogel, der alſo wieder zurechte gebracht worden, noch etliche Jahre beym Leben bleibet, da hingegen ein anderer, der hievon nichts ge⸗ wuſt, ihm bald wuͤrde das Leben abgeſprochen haben. Eher muß er aber nicht zu denen an⸗ dern wieder geſetzet werden, als bis er voͤllig geneſen. Weil N 7 Weil auch ein jedes Thier auf gewiſſe Art purgieret , als kann nicht undienlich ſeyn, hier auch etwas davon zu gedenken. Die Canarien⸗ voͤgel zu purgieren; iſt nichts anders, als ihnen auf ein oder zwey Tage ihr gemein Futter, als da iſt Ruͤbſaamen, Hirſe, Canarſenhanfſaamen, ꝛc. zu verändern und an deſſen ſtatt nur bloſſen Ruͤb⸗ ſaamen zu geben, item, Lactuken, Salat, Vogel⸗ und Johanneskraut. Man kann ihnen auch wohl ein paar kleine Ruͤb⸗ und Mangoltblaͤtter geben; ſo aber dergleichen erfriſchende Kraͤuter nicht mehr zu haben ſind, giebet man ihnen an deren ſtatt guten auserleſenen Meleonen- und Lactukenſaamen. Zwey Dinge hat man, dabey zu wiſſen, wenn es Zeit, einen Canarienvogel zu purgieren. Erſt⸗ lich, wenn er nicht wohl ſchmeiſſen kann, welches ein gewiſſes Zeichen, daß er ſehr erhiger ift. Zweytens, wenn man ſiehet, daß er ſtets mit dem Schnabel den Saamen der ihm fuͤrgeſetzet worden, herum wirft, und dabey merket, daß er ſehr wenig davon friſſet. Dieſe beyden Kenn⸗ zeichen find, anderer zu geſchwelgen, ſchon ge⸗ nug zu urtheilen, daß ein Canarienvogel noth⸗ wendig muͤſſe purgieret werden. Die benden Tage herdurch, da man ihm obgemeldte pure glerende Sachen giebet, muß ein wenig Zucker in ſein Waſſer geleget, und die Purganz zwey⸗ mal im Monate gebraucht werden, alsdann wer— den die Canarienvogel, bey welchem fo gute Vor— ſorge gebrauchet wird, fuͤr allen uͤberfluͤßigen x & Seuch⸗ Feuchtigkelten befreyet ſeyn, ſtets luſtig fingen, und guten Appetit haben. Das neunzehnte Kapitel. Von andern Schwachheiten der Canarienvoͤgel, nebſt denen darwider dienlichen Mitteln. Moch ſind die Canarienvoͤgel unkerſchiedlichen 4 Krankheiten unterworfen, welche aber gar leicht koͤnnen gehoben werden. Zum Exem— pel: wenn ſie von groſſer Fettigkeit unpaß werden, weil ſie zu ſtark gefüttert worden , fo muß man ihnen alles ſaftige Futter, welches man ihnen zu geben pfleget, entziehen, als da iſt der Ca— narienſaamen, Hirſe, Haufſaamen, Zwieback, Butterbretzeln, ꝛc. und an deſſen ſtatt nur bloſ⸗ fen Ruͤbſaamen geben. Siehet man nun, daß ſie nicht gerne davon freſſen wollen, ſo muß es ihnen ein paar Stunden in Waſſer eingeweichet, nachgehends das Waſſer davon abgegoſſen, und ihnen gegeben werden, da ſie denn, weil die Schaale weich worden, gar gerne davon freſſen werden. Man continuiret damit ſo lange, bis einige Erleichterung zu ſpuͤhren. Dann und wann bekommen ſie auch die gel⸗ be Kraͤtze an dem Kopfe; wenn ſolche nicht übers — hand nimmt, und nicht groͤſſer als ein Hanf⸗ korn iſt, kann man mit einer ſpitzigen Scheere das 99 das Geſchwuͤr aufſchneiden, damit der Eyter heraus komme, und es gleich darauf mit ermeis chenden Sachen, als Schweinſchmalz, ſuͤß Man⸗ deloͤhl, Capaunenfett, friſche Butter, ꝛc. bes ſchmieren. Wenn ſich aber das Übel uͤber den ganzen Leib ausgebreitet hat, verfaͤhret man, wie im ſiebenzehnten Capitel angemerket worden. Verſiehet man bey der Wartung eines Ca⸗ narlenvogels nur ein geringes, fo koͤnnen große Verdruͤßlichkeiten daraus entſpringen, als zum Exempel: a 5 Er kann davon krank werden) daß man ihm mit Ungeſtuͤmm hat angreifen wollen. Wenn man ihn darauf in der Hand hat, hoͤret man ein Geraͤuſche, als wenn es tic ſagte, eben wie es klinget, wenn einer einen Finger in die Laͤnge zie⸗ het, auf dieſes tic folgen bey dem Canarienvogel bisweilen einige Tropfen Blut, die ihm durch den Schnabel kommen, worauf der Vogel gleich⸗ ſam ohnmaͤchtig wird und die Fluͤgel nicht mehr regen kann; da muß er alsdenn in ſeinem Bauer und an einen Ort, wo niemand hinkommt, geſe⸗ tzet werden, man kann den Bauer mit zarter Lein⸗ wand bedecken, und unten darein etwas gutes von Freſſen und Saufen ſetzen, zuvor aber die Stoͤcke heraus nehmen. üÜberlebet er noch vier und zwanzig Stunden, oo ſſt ſicher zu hoffen, daß er nicht davon ſterben und ihm ſonſt nichts ſcha⸗ den werde, als daß er ein wenig hinken wird. Dieſes traͤgt ſich insgemein nur bey ſolchen Cas narienvoͤgeln zu, die ſehr wild ſind. Dieſem Übel aber vorzukommen, muß man vorher gleich— G 2 ſam 100 nn: ſam mit ihnen ſpielen, das iſt, ſich nach und nach zu dem Bauer, darinn fie find, nahen, und von weitem dem Vogel ein Zeichen geben, weil er ſonſt, wo ihn nicht jetzt erwähnte gefährliche Krankheit befaͤllt, hin und wieder in feinem Bauer herum flattert, und wo man fehl greifet, den Kopf zerſtoͤßt oder einen Fluͤgel zerbricht. Hat jemand in einem großen Vogelhauſe Canarien⸗ voͤgel, und will einen davon fangen, ſo kann er ſich eines Netzes, wie ein Fiſchhamen gemacht, dazu bedienen, welches er eigentlich dazu kann verfertigen laſſen. Andere laſſen eine kleine Falls bruͤcke machen, die ſie mitten in dem Vogelhauſe aufſtellen, und ihnen allerley Lockſpeiſen darauf legen, als Butterbrezeln, Zwieback, ice. In kur⸗ zer Zeit faͤnget ſich alſo ein Vogel nach dem ans dern, bisweilen auch etliche zugleich darinnen; die ſich nun gefangen haben, nimmt man heraus, ſetzet die Falle wieder in den Bauer, bis endlich der hinein kommt, welchen man haben will, und darauf koͤnnen die andern, welche man nicht nö» thig hat, alle wieder in das Vogelhauß geſetzet werden. Noch iſt eine andere Krankheit, die wohl die Schwermuͤthigkeit zu nennen iſt. Wenn ein Canarienvogel damit befallen wird, geſchwillt ihm der Leib und wird voller rothen Adern, der Magen trocknet aus, er friſſet den Tag uͤber gar wenig, und hat zu nichts Luſt, als daß er mit dem Schnabel das Freſſen umher wirft. Dieſes kann entweder daher kommen, daß er an einem dunkeln traurigen Ort fitzet, oder daß viele ar 4 — mens teren ne 151 in einem Bauer beyſammen find, daher fle einen groſſen Abſcheu fuͤr einander haben, und in ſolche Schwermuͤthigkeit verfallen. Das Mittel hier⸗ wider iſt, daß ſie von einander geſetzet werden, wenn man meynet, daß es daher komme. Iſt aber die Beſchaffenheit des Orts Schuld daran, fo muß man fie an einen luſtigen und geſunden Ort ſetzen, ſo lange bis ſie wieder geneſen, auch mehr als gewöhnlich fuͤttern, ihnen einige Lerferbiß fen geben, und ein wenig Suͤßholz in ihr Waſ⸗ ſer legen. | Man irret ſich gar nicht, wenn man meynet, daß ein Canarienvogel auch den Pips bekomme. Es iſt aber der Pips eine Art von Krebſe, der den) Vögeln in den Schnabel kommt, und ent ſpringet von einer uͤbermachten Hitze in den Ge⸗ daͤrmen. Hiervon konnen fie in wenig Tagen curiret werden. Man giebet ihnen naͤmlich al⸗ lerley Erfriſchungen, als Lactukenſaamen ꝛc. und in das Getraͤnke wirft man drey oder vier Tage lang ſo viel Melonenſaamen, als man ohngefehr zwiſchen zween Fingern halten kann. Spuͤhret man darauf einige Beſſerung, ſo gieſſet man das Waſſer weg, und giebet ihnen friſches mit ein wenig Candiszucker und continuiret mit dieſem Getraͤnke fuͤnf bis ſechs Tage. Üderdem bekom— men die Canarienvoͤgel bisweilen auch den Durch⸗ lauf, welches leichtlich dabey abzunehmen, wenn der Miſt fluͤßiger als gewoͤhnlich iſt. Zu ſolcher Zeit ſehen ſie ganz zerriſſen aus, und wedeln ſtets mit dem Schwanze. Wenn es nun nicht bald wieder aufhoͤret, muß man ihnen die | G 3 Schwanz⸗ 102 — Schwanzfedern ausreißen, wie auch die, welche um den Ausgang ſitzen, ſelbigen mit ſuͤſſen Man⸗ deloͤhl oder friſcher Butter ſchmieren, und ihnen darauf vier bis fuͤnf Tage Lactuken und auserle⸗ ſenen Melonenſaamen geben, wie auch das Gelbe von einem harten Ey, und laͤſſet ihnen im uͤb⸗ rigen wenig von ihrem gemeinen Futter, ſonder⸗ lich die drey erſten Tage hindurch. Weil es ſich oft zutraͤgt, daß ein Canarien⸗ vogel lahm wird, daß er entweder einen Flügel oder Fuß zerbricht, ſo iſt noͤthig anzumerken, was vor Mittel zu gebrauchen find. Man ſetzet ihn naͤmlich in einen Vogelbauer, der mit zarten Heu oder Moos ausgeſtopfet, nimmt die Stoͤcke, darauf er ſonſt ſitzet, hinweg, und ſetzet das Futter unten auf den Boden in eine Ecke. Dieſes, daß er keinen Stock im Bauer hat, dienet dazu, daß er nicht auffliegen und ſich verletzen kann. Wenn die Pfoten gleich zer⸗ brochen ſind, muͤſſen ſie doch nicht verbunden werden, weil ſie ſonſten an dem Orte da ſie ver⸗ bunden, ſich entzuͤnden wuͤrden „ fondern man muß ihn an einen Ort ſetzen, da niemand hin⸗ koͤmmt, weil er fie ſonſten, wenn jemand zu dem Bauer kaͤme, vollends zerbrechen moͤchte. Wer⸗ den ſie aber frey und unverbunden gelaſſen, ſo wird die Natur als der beſte Arzt in kurzer Zeit die zerbrochenen Pfoten wieder zurechte bringen. Die ſchwere Noth, davon die Canarienvoͤgel auch einigen Anſtoß haben, iſt ihnen hoͤchſt ge⸗ faͤhrlich; unter allen Voͤgeln aber ſind die Stieg⸗ litze am meiſten damit geplager. Wenn ein Ca⸗ narien⸗ Br — 22 —— en 102 narlenvogel das erſtemal davon kommt, ſo muß man ihm die Klauen beſchneiden, und ihm zum wenigſten zweymal in der Woche mit laulicht⸗ warm gemachten rothen Wein beſpruͤtzen, ſonſt aber den Vogel nicht mehr hecken, auch keine Arien fingen laſſen, hingegen öfters an die Sonne ſetzen, daß er ein wenig luſtig werde. Noch wird ein Canarienvogel krank, wenn er zu ſehr erhitzet iſt, da muß man ihm den weiſſen Saa⸗ men, als den Canarienſaamen, Hirſe, auch ſo gar den Hanfſaamen wegnehmen, und vierzehn Tage hindurch nur bloſſen Ruͤb⸗ und Lactuken⸗ ſaamen geben, wie auch Vogel- und Johannis⸗ kraut, wenn es naͤmlich in der Zeit, als im May ift, da es fein muͤrbe wird, zudem koͤnnen ihm auch etliche Ruͤbenblaͤtter nebſt andern erfriſchen⸗ den Kraͤutern gegeben werden. überhaupt aber iſt zu merken, daß das, was ihnen zu einer Zeit gut und eine Medicin iſt, ihnen zu einer andern zu einem Gifte und hoͤchſtſchaͤdlicher Nah⸗ rung wird. Einige Leute geben ihren Canarien⸗ voͤgeln gleich Johannis- oder Vogelkraut, fo bald ſie nur in ihrem Garten etwas davon finden, aber es iſt noch nicht von der Sonne gezeitiget, und verurſacht ihnen den Tod. Es muß alſo anfangs ſparſam und mit Vorſicht gegeben werden. | Einen Canarienvogel, der einen ſchweren Athem hat, muß man Wegerichſaamen und har⸗ ten Zwieback in guten weißen Wein geweichet, geben. Man merket dieſes daran, wenn man den Tag über wohl hundertmal ein Cri hoͤret, G 4 welches — — — — 164 welches Geſchrey aus ihrem Magen RR Auch iſt ein Canarienvogel damit beſchweret, daß er ſeine Stimme bisweilen verliehret; dieſes kommt gemelniglich, wenn er gefedert hat, weil er alsdenn in einem Vierteljahre nicht geſungen. Bisweilen vergehet ihm die Stimme ſo gar, daß er nur ſachte oder gar nicht mehr ſinget; da muß man denn gute Sachen gebrauchen, welche ihm die Bruſt leichter machen. Zum Exempel: das Gelbe von einem harten Ey mit Broſamen ver⸗ miſcht, in das Waſſer, davon er teinket, leget man ein Stuck zeſchabtes friſches Suͤßholz, ſol⸗ ches giebet dem Waller einen Seſchmack, und erhält die Kähle feuchte. Wenn ein Weibchen, das Junge hat, anfaͤngt zu ſchwitzen, welches man daran erkennet, wenn die Federn unter dem Leibe und Kopfe ganz naß ſind, ſo werfen einige eine kleine handvoll Salz in ein Glas voll friſches Waſſer, wenn ſolches ganz zergangen, nehmen fie das Weibchen vom Neſte, und waſchen ihm den ganzen Leib mit dieſem Salzwaſſer. Wenn fie nun eine halbe Viertel ſtunde alſo gewaſchen haben, ſpuͤhlen ſie es wie⸗ der mit friſchem Waſſer ab, damit das Salz wie⸗ der abgehen moͤge; darauf ſetzen ſie es in einen kleinen Bauer an die Sonne oder aus Feuer, da es denn ſogleich wieder trocknet, und hernach in den Kaſten geworfen wird. Ich gebrauche die Graͤten von einem Fiſche, Meerſpinne genannt, deren ſich die Jubilirer zu bedienen pflegen, ſtoſſe ſolche zu Pulver, und reibe dem ſchwitzenden Vogel den Kopf damit, we 1075 ich für gut befunden, weil ſolches gut abtrocknet und den groͤbſten Schweiß abnimmt. Man muß es aber alle drey Stunden wiederhohlen, fo lange bis die Jungen fünf oder ſechs Tage alt find, Will ſich aber einer nicht gerne ſo viel Muͤhe neh⸗ men, ſo mag er gebrauchen, was im dreyzehn⸗ ten Capitel angemerket worden. Dieſes find die Krankheiten, welche den Ca⸗ narienvoͤgeln am meiſten zuſtoßen. Es find zwar noch einige andere, die ich abe uͤbergehe, weil man ſie gar ſelten davon curiren kann; wenn fle na nlich für Alter blind werden oder das Podagra bekommen. Hierwider iſt keine andere Huͤlfe, als daß man fie warm haͤlt, bis ihre Zeit um, und ihr Ende vorhanden iſt. Das zwanzigſte Capitel. Von den Voͤgeln, die ſich mit den Canarienvoͤgeln paaren laſſen; und von den Baſtarden, die davon fallen. Wel ein Menſch von Natur niemals mit dem was er hat zufrieden iſt, ſo trachtet er gemeiniglich, wie er noch ein mehrers und beſ⸗ ſers bekommen moͤge. Eben ſo gehets auch mit den Liebhabern der Canarienvoͤgel, ſie ſind nicht vergnügt, wenn fie deren gleich eine ziemliche Anzahl von verſchledenen ſchoͤnen Gattungen ber ſitzen, ſondern wollen eine Veränderung haben, G 5 und 106 —ññ— und bemuͤhen ſich die meiſten dahin, wie fie die Canarienvoͤgel mit allerley andern Vögeln zu⸗ ſammen paaren moͤgen, davon die Jungen Ba⸗ ſtarde genennet werden. Wenn dieſes aber ei⸗ nem gluͤcket, ſo ſind hergegen viele, die nichts kuͤchtiges bekommen, weil fie nicht damit umzu⸗ gehen wiſſen. Derowegen will ich hier mit we⸗ nigen berühren: Was für Dögel man mit den Canarienvoͤgeln paaren muͤſſe. Die meiſten Boͤgel, welche, wenn fie ihre: Jungen fuͤttern wollen, das Futter wieder von ſich geben, ſind die Goldfinken, Goldammer, Finken, Haͤnflinge, Stieglitze und viele andere, die aber alle herzuſetzen viel zu weitlaͤuftig fallen wuͤrde, welche alle mit den Canarienvoͤgeln koͤn⸗ nen gepaaret werden. Man hat aber verſchiede⸗ nes daben zu beobachten, wenn man gluͤcklich hie⸗ bey ſeyn will. Zufoͤrderſt muß es ein Vogel ſeyn, den man ſelber aufgefuͤttert hat, und der zu fols chem Futter. gewoͤhnet iſt, wie man den Canas rienvoͤgeln gemeiniglich zu geben pfleget, damit man nicht gezwungen werde, ihnen zweyerley Futter zu geben. Überdem muß ein ſolcher Vo⸗ gel zum wenigſten zwey Jahre alt ſeyn, fon« derlich ein Weibchen, welches faſt niemals in feinem erften Jahre leget, daher auch viele, die ſolches nicht wiſſen, ſehr verdruͤßlich daruber wer⸗ den, daß ſie ein Jahr nach dem andern allerley Vögel mit ihren Canarienvoͤgeln gepaaret, und doch keine Baſtarde davon bekommen haben. Man muß ſie nothwendig einige Monate zu⸗ vor mit den Canarienvoͤgeln zuſammen in ein Vogel⸗ —— 107 Vogelhaus ſetzen, damit ſie einander nach und nach gewohnet werden, wenn ſie zuvor eine Zeit⸗ lang beyſammen ſind. Um nun ſolche ſo zahm wie die Canarienvoͤgel zu machen, muß man ſie an einen niedrigen und freyen Ort ſetzen, wo ſtets Leute ſind, damit ſie nicht ſo wild wer⸗ den, wenn man nothwendig zum Bauer gehen muß | Man nlmmt zwar gemeiniglich ein Weibchen von den Canarienvoͤgeln, und einen Hahn von Stieglitzen, Haͤnflingen ꝛc. ich halte aber dafur, daß es beſſer ſey, wenn man es umkehret, naͤm⸗ lich, daß der Hahn ein Canarienvogel und das Welbchen ein Stieglitz und Haͤnfling ꝛc. ſey, weil die Jungen insgemein mehr nach dem Hahn als dem Weibchen arten, und werden alsdann die Jungen viel ſchoͤner, fingen auch beſſer, als wenn das Weibchen ein Canarienvogel geweſen. Die Baſtarde find nicht alle gleich ſchoͤn, ja es giebt welche, die nur von gemeiner Farbe und Geſan⸗ ge find, zum Exempel: die Baſtarde vom Gold⸗ ammer find ein wenig blaulicht und ein junger Hahn, der davon kommt, ſinget gar unannehm⸗ lich, ſonderlich wenn der Vater ein Goldammer und die Mutter ein Canarienvogel geweſen. Die Haͤhne unter den Baſtarden von Haͤnf⸗ lingen ſingen ungleich anmuthiger, als alle an⸗ dere, die Farbe aber iſt ganz gemein. Obgleich ein Goldfinke auch aus dem Kropfe fuͤttert, ſo kann man doch gar ſelten Baſtarde davon haben, denn das Weibchen fuͤrchtet ſich fuͤr ſeinem Ge⸗ ſchrey, und fllehet für ihm, fo weit es kun ann, Jes oe kann, well er den großen Schnabel zu weit auf⸗ thut, wenn er verliebt iſt; daher paaret man auch ſelten einen Goldſinken mit einem Canarien⸗ vogel. Es waͤre denn, daß der Canarienvogel alt und ſehr munter, auch mit ſolchen Voͤgeln auferzogen worden. Wer ſchoͤne und annehmlichſingende Baſtarde haben will, muß ſie von Stieglitzen ziehen, als welcher der ſchoͤnſte Vogel von Federn iſt. Es kann von ihm mit Recht geſaget werden, daß er eben ſo anmuthig zu hoͤren, als zu ſehen ſey. Daß ſie aber ſo wenig geachtet werden, kommt von der großen Menge her, die man allenthalben davon findet. Diejenigen werden fuͤr die Beſten gehalten, welche in Dornen und Diſteln hecken, weil ſie viel ſtaͤrker und munterer, auch zum Sin⸗ gen beſſer geſchickt ſind, als die andern. Sie find von den andern darinnen unterſchieden, daß ihre Federn ein wenig tieffaͤrbiger ſind, als die, welche an andern Orten gehecket werden. Will man nun mit dieſer ſchoͤnen Art Baſtarde glücklich feyn, fo muͤſſen fie alſo gepaaret werden: Man nimmt einen weiſſen zweyjaͤhrigen Hahn von Canarlenvoͤgeln der noch nicht gepaaret wor⸗ den, denn ſie lieben keine Veraͤnderung. Das Weibchen vom Stieglitz muß durch Menſchen⸗ haͤnde aufgefuͤttert, oder ſchon vor langer Zeit gefangen und des Canarienfutters gewohnt ſeyn; doch kann auch ein wenig Diſtelſaamen in den Ras ſten, da die Stieglitze hecken, gegeben werden, denn fie halten ſehr viel davon, weil ſelbiger Saamen ſo zu ſagen ihre erſte Nahrung or en. | 109 en. Ferner ſetzet man ein ſolches ungleiches Paar Voͤgel einen Monat eher als andere zuſammen in einen kleinen Vogelbauer, damit fie Zeit ge⸗ nug haben, zuvor mit einander bekannt zu wer⸗ den, bis ſie einander erkennen. Auf ſolche Art hat man ſchoͤne Boftarde zu hoffen, denn die Jungen werden von dem Hahn, welcher ein Ca⸗ narienvogel iſt, viel Weiſſes an ſich haben, und das Weibchen, welches ein Stieglitz it, wird ihnen von ſeinen bunten Farben verſchiedenes mittheilen, daher ſie auch von ſonderbaren Werth ſeyn werden. Die Jungen hecken oͤfters bas fol⸗ gende Jahr ſchon wieder, und ſind die letztern von ungemeiner Schoͤnheit. Alle die jungen Haͤhne, die von ſolchen Ba⸗ ſtarden kommen, muͤſſen unter alte Canarien⸗ vögeln geſetzet werden, damit ſie von ſolchen im Singen unterrichtet werden, und dieſes muß bey allen jungen Canarlenvoͤgeln in acht genommen werden, weswegen man in ſeinem Vogelhauſe drey oder vier alte Canarienvoͤgel haben muß, welche anmuthig fingen, und die Jungen ins formiren koͤnnen. N Will jemand junge Haͤnflinge, die in Wein⸗ bergen geniſtet haben, aufziehen, und ſie, wenn ſie allein freſſen koͤnnen, unter obbemeldte gute Canarienvoͤgel ſetzen, ſo werden fie in einer hale ben Jahresfriſt eben fo ſtark und in eben dem Thon, wie die Canarienvsgel ingen, daß fie auch einer, der fie nicht ſietzet, für Canarien⸗ vogel halten wurde, Das Da 110 Das ein und zwanzigſte Capitel. Woher es komme, daß die Cana⸗ rienvoͤgel ; welche die Schweizer herum. tragen gemeiniglich einige Tage her⸗ nach da man ſie gekaufet/ ſterben. E⸗ kommen zweymal im Jahre einige Schwei⸗ zer, welche viele Canarienvogel auf ihren Ruͤcken geſchleppet bringen, und ſolche aus der Grafſchaft Tyrol hohlen. So bald fie wo anger kommen, fo bald hat man fie aller Orten aufge- ſuchet und abgekauft. Einige kaufen deswegen von den Schweizern, weil fie ihre Canarlenvoͤgel um etwas wohlfeiler geben, als die Handelsleute in der Stadt. Andere aber, weil fie ſich eins bilden, es muͤſſe etwas ſonderbares an ihrem Ges ſange und Federn ſeyn, weil ſie ſo weit herge— bracht werben. Aus dieſen Urſachen kaufen ſie viele von ihnen, aber wenn ſie ein Duzend gekauft haben, fo koͤnnen ſie nach einem halben Jahre nicht zween mehr davon aufweiſen. Die Urſachen hievon ſind dieſe: Erſtlich, daß die Canarienvoͤgel, welche die Schweizer her— bringen, kurz darauf, da ſie hergekommen, krankt werden, und nicht zu curiren ſind, weil ſie in eine ganz andere Luft kommen, und auf der lan⸗ en Reiſe ſehr abgemattet ſind, indem ſie in großer Anzahl in kleine Bauer eingepreſſet wor⸗ den. Die andere Urſache iſt: daß dieſe 85 1 rien 111 rienvoͤgel zu einen ganz andern Futter gewoͤhnet ſind, als ſie bey uns bekommen, denn wenn man nicht weiß, was ihnen vorher fuͤr Futter gegeben worden, und ihnen nun ein anderes gie⸗ bet, fo koͤnnen fie ſich nicht dazu gewoͤhnen, und muͤſſen daruͤber ſterben. Die Schweizer aber werden niemals die rechte Wahrheit ſagen, wo⸗ mit ſie vorher gefuͤttert worden, weil ihnen die Aufrichtigkeit theuer zu ſtehen kommen wuͤrde, indem ſie die kuͤnftigen Jahre wenig von ihrer Waare loß werden wuͤrden, weil man viele da⸗ von bringen, und hernach ſo viel aufziehen koͤnn⸗ te, daß man ſich um ihre Canarlenvoͤgel nicht mehr bekuͤmmern wuͤrde. Sie haben aber nicht klug gehandelt, daß ſie gleich in den erſten Jah⸗ ren fo viele Weibchen mitgebracht, und weil ſie aus groſſen Geldhunger im Anfange faſt alle ihre Hahne und Weibchen verkauft, bringen ſie itzo wenig mehr auf, indem viele ihre Voͤgel in die Hecke geworfen, und ſo viel Junge davon bekommen haben, daß ſie auch andern welche überlaffen koͤnnen. Daher iſt es auch gekommen, daß man in wenig Jahren To viel von den ſchoͤn⸗ ſten Canarienvoͤgeln gezogen und eben fo wohl— feil haben kann, daß man ſich nicht groß mehr nach ihrer Ankunft ſehnet. Will man aber ja welche von ihnen kaufen, ſo muß man dieſes dabey in Acht nehmen: Erſtlich muß man ſie im Herbſte kaufen. Ich welß zwar wohl, daß ſich viele daran ſtoßen wer⸗ den, indem ſie ſich zur ſelbigen Zeit federn. Es ame auch die Voͤgel, welche dieſe Krankheit uͤber 112 m \ uͤberſtehen, viel mehr Kräfte zum Hecken haben, als die, welche man im Fruͤhlinge kaufen wird. Haben ſie nun den Winter uͤberſtanden, ſo wer⸗ den fie der Luft völlig gewohnet ſeyn, und wird man ſich von ihnen eher eine gluͤckliche Hecke vers ſprechen koͤnnen, als von denen, die man im Fruͤhjahre bekommt, weil man ſelbige ſchon ein⸗ werfen muß, wenn fie kaum angekommen find. Zweyteus muß der Bauer, darinne man die von den Schweizern erkauften Canarienvoͤgel ſe⸗ get, zum wenigſten vierzehn Tage bedecket wer⸗ den. Man ſetzet fie in einen ganz ſchattig⸗ ten Ort, wie man mit den Vögeln, die mit ei⸗— nem Netze gefangen werden, zu thun pfleget, weil ſie die Zeit der ganzen Reiſe bedeckt gewe⸗ ſen. Setzet man ſie aber auf einmal an das Licht, fo koͤnnen ihnen vielerley Zufaͤlle davon zuſtoßen, die ich beliebter Kuͤrze halben, uͤbergehe, zum Exempel: daß fie fich, weil fie zu wild find, den Kopf zerſtoßen ꝛc. überdem muß ihnen auch einige Tage lang ſaftiges und erhitzendes Futter gegeben werden; als da iſt der Hanfſaamen, Canarienſaamen, ein gehacktes hartes Ey, mit Broſamen vermi⸗ ſchet ꝛc. auch muß man ein wenig Zucker in ihr Waſſer werfen, denn die Schweizer geben ihnen Zeit der ganzen Reiſe allerley hitzig Futter, dar mit fie deſto eher das Ungemach der Reiſe aufs ſtehen moͤgen, und bekuͤmmern ſich nicht darum, es moͤge der meiſte Theil davon, da ſie ihnen, ſo zu ſagen, das Elngeweyde verbrannt, kurz nach⸗ dem ſie verkauft worden, ſterben oder nicht. 15 Man 113 Man ſſehet alſo, daß die meiften von der Unord⸗ nung, ſo von der Veraͤnderung des Futters im Lelbe entſtehet, ſterben. Giebet man aber dieſen Canarienvoͤgeln, wie einige thun, nur bloßen Ruͤbſaamen, ſo werden fie nach und nach in eine Melancholie verfallen und ſterben, ohne daß man weiß, wovon. Dahero muͤſſen ſie nur nach und nach zu dem Futter / das man den andern Canarien⸗ voͤgeln giebt, gewoͤhnet werden. | — — — — —.— — Das zwey und zwanzigſte Capitel. Von den Vortheilen, die man hat, wenn die jungen Canarienvoͤgel mit ei⸗ nem Federkiel aufgefüttert werden, und warum die Jungen von der erſten und andern Hecke beſſer, als von den letzten. | E⸗ moͤgen einige von den Canarienvoͤgeln, die von den Alten aufgefuͤttert werden, ſo viel halten, als ſie immer wollen, ſo bleibe ich doch nebſt andern feſt dabey, daß diejenigen, welche mit einem Federkiel aufgefuͤttert werden, beſſer und von mehrern Kräften find, ſonderlich wenn recht damit verfahren wird, wie im achten und neunten Capitel angemerket worden: Denn Erſtlich kommts bisweilen, daß die Jungen, die von den Alten gefuͤttert worden, ganz traurig werden, weil entweder der alte Hahn oder das Weibchen krank iſt, und die Jungen nicht noth⸗ > H duͤrftig — 114 „ duͤrftig asg kann, oder auch, weil ſie ihnen wegen der Menge, da ſie oft fuͤnf bis ſechs auf ein⸗ mal haben, nicht genug geben koͤnnen. Dahero ſie in den großen Sn oft einen oder den ans dern liegen laſſen, der aus Mangel ſattſamen Futters in Traurigkeit verfaͤllt, und in kurzer Zeit ſtirbet. An der andern Seite iſt es auch den Alten eine große Erleichterung; denn ſie „dürfen ſich nicht ſo ſehr abmatten, wenn die Juugen den zehnten oder zwoͤlften Tag, nachdem ſie ausgekom⸗ men, weguimmt, und leben daher laͤnger, als an⸗ dere, welche man ihre Jungen in der Hecke voͤllig fuͤttern laͤßt. überhaupt ſind die Jungen, die man auf obbemeldte Art ſelber aufgefuͤttert, beſ⸗ fer als alle andere. Man hat auch aus der Er: fahrung, daß von denen, die man ſelber aufge fuͤttert, nicht ſo viel ſterben, wenn ſie federn, als von andern, ja, man hat auch von jedem Paare eine Hecke mehr zu gewarten, denn man kann ſie in denen vier Monaten, da ſie in der Hecke ſind, viermal hecken laſſen, e daß fie ſich zu viel angreifen. Denn vierzehn Tage ſitzen fie, dieſe nun zu den zwölf Tagen gerechnet, da man ihnen die Jungen laͤßt, machen ſechs und zwanzig Ta⸗ ge ſolche ſechs und zwanzig Tage wieder zu vier Tagen gerechnet, die ſie Zeit haben muͤſſen, ehe ſie wieder legen, machen eben dreyßig Tage. Sollte es auch gleich bis fuͤnf und dreyßig Tage ſteigen, fo koͤnnen fie doch gar wohl in bier und einem halben Monate viermal hecken, und find dem ohngeachtet das nachfolgende Seht in en ie eben fo gutem Stande. Da man fie hingegen, wenn man fie ſtets ganz hinaus fuͤttern laͤßt, weil fie anfangen zu federn, bey der dritten Hecke ſchon aus dem Kaften nehmen muß, wo ſie dazu ſo ſehr mitgenommen ſind, daß ſie im folgenden Jahre, ſonderlich das Weibchen, nichts fur ſich bringen. Hiebey muß ich erinnern, daß es viel beſſer⸗ wenn man feine Canarienvoͤgel bey Zeiten paaret, als wenn man lange damit wartet, ſonderlich wenn man gegen Morgen und in einer reinen Luft wohnet; denn wenn man zu lange wartet, ſo hat man zwo Verbruͤßlichkeiten davon. Erſt⸗ lich: daß wenn zu der Zeit, da ein Welbchen bald legen will, eine Kälte einfaͤllt, die Schweißloͤcher des Weibchens ſo verſtopft werden, daß es oft nicht legen kann / und wo nicht bald dazu gethan wird ſterben muß. Zweytens, daß die Jun⸗ gen; wenn fie zu einer kalten Zeit auskommen, ſehr ſelten wohl gerathen. Faͤllt aber ſchlimmes Wetter ein, fo muͤſſen alle Fenſter wohl zugehalten , und der Ort, da fie ſind, warm gemacht werden, ſo lange das ſchlim⸗ me Wetter anhält Man kann auch die Voͤgel auf einige T Tage wieder aus dem Kaſten nehmen, und im Vogelbauer von einander ſetzen. Har aber ein Weibchen ſchon geleget fo giebt man ihm die Eyer nicht eher auszubruͤten, als bis das Wetter ſich geaͤndert. Man ſaget mit Recht, die erſte und andere Hecke waͤren aus zwo Urſachen die beſten. Die erſte iſt: weil die Jungen in den beyden Alen ken jederzeit H 2 beſſer, 116 — — beſſer, als in den letzten gefuͤttert werden, denn weil die Alten noch nicht P ſehr abgemattet find; laſſen ſie es an nichts fehlen, ihre Jungen wohl zu fuͤttern, da ſie hingegen in der dritten und vierten Hecke fuͤr Muͤdigkeit und Verdruß, ſo zu ſagen, ganz erſchoͤpfet find, und ſich öfters ihrer Jungen ſo wenig annehmen und fuͤttern, daß ſie davon krank werden und ſterben, ehe ſie pfluͤgge werden. Die zwote Urſache, warum die Vögel aus der erſten Hecke beſſer ſind, iſt, daß ſolche, weil fie bey Zeiten auf die Welt kommen, name lich im April » oder Maymonat, und im Julio oder Auguſt ſchon federn, welche Zeit ſich für dieſe gefaͤhrliche Krankheit am beſten ſchicket, denn zu ſolcher Zeit werden von der Waͤrme die Schweißlocher der kleinen Thiere offen gehalten, und koͤnnen alſo ihre Federn eher ausfallen und wieder wachſen, als zu einer andern Zeit. Die Canarienvoͤgel hingegen, von der dritten und vierten Hecke, welche im Julio und Auguſto fallen, muͤſſen mitten im Herbſte, ja bisweilen zu Anfange des Winters federn, da ſie, weil die Schweißloͤcher verſtopft ſind, viel ausſtehen müſſen, und oft alle angewendete Mittel ver⸗ gebens ſind. Das 117 Das drey und zwanzigſte Capitel. Von dem jetzigen gemeinen Preiſe der Canarienvoͤgel. Wel der Autor dieſes Capitel nur denen zur Nachricht geſchrieben, die in Paris ſind, und die Preiſe hieſiger Orten ſehr unterſchieden, ſo hat man ſolchen Juhalt ganz zu uͤberſetzen, für unnoͤthig erachtet. Jedennoch hat man, was einiger Maſſen dienlich ſeyn kann, nicht uͤberge⸗ hen wollen. Naͤmlich alle weiſſe Canarienvoͤgel mit rothen Augen werden itzo nicht ſonderlich mehr geachtet, wegen der Menge von andern, die ſie an Schoͤnheit weit uͤbertreffen. Es kann aber der Preiß der Canarienvoͤgel in zween Faͤllen ſteigen oder fallen. Erſtlich: wenn man welche kaufet, einige Tage darauf, da ſie jung worden, wie viele zu thun pflegen, die ſie ſelber auffuͤttern wollen, da gilt zum mes nigſten ein jeder Vogel ein Drittheil wenlger, als ſonſten. Desgleichen koſtet auch ein jeder Canariens vogel ein Drittheil mehr, wenn man ihn kaufet, da er ſchon einmal gefedert, und alſo eine große Gefahr uͤberſtanden hat, als im Martio, da er ſchon eingeworfen werden kann. Einige Voͤgel werden um einer oder ein paar ſchwarzer d Federn willen, die ein buntfaͤrbic ger Hahn im Schwanze hat, oder was ſonſt fuͤr eine feine Zach 3 11 3 Zeichnung an einem Vogel ſeyn mag, zum Fr empel: die Figur eines Stern auf dem Rüden, viel höher geſchaͤtzt, fo, daß er noch einmal fo theuer zu ſtehen kommt, als andere. Die Baſtarte find oft nicht einmal ſo gut, als gemeine Canarienvoͤgel, hingegen find auch wels ne ſo ſchoͤn, als wenn ſie mit einem Pinſel ge⸗ mahlet waͤren. Weil nun dieſe ſehr rar ſind, fin⸗ den ſich auch Liebhaber dazu, welche dafür hints geben, was ihnen nur abgefordert wird. Junge Canarienvögel muß man nicht kaufen, wenn fie hecken ſollen, ich rede aber nur mit des nen, die erſt anfangen damit umzugehen,) denn wenn die Voͤgel zu jung ſind, und der Herr dazu nicht damit umzugehen weiß, bringen ſie das erſte Jahr oft nichts fuͤr ſich. Ich halte dafuͤr, daß ein dreyjaͤhriger Hahn und ein gutes zweyjaͤhriges Weibchen beſſern Vortheil bringen, als die jähe rigen Voͤgel, weil dieſe allerley Zufaͤllen unters worfen ſind, welche alle zu erzaͤhlen, zu welt⸗ laͤuftig fallen wuͤrde. Auch iſt noͤthig zu wiſſen, wenn man einen buntfaͤrbigen Canarienvogel kaufen will, daß ſel⸗ biger, ob er gleich noch fo ſchoͤn gezeichnet wäre, alle Jahre, wenn er federt, ſeine Zeichnung ver⸗ liehret, bis er endlich ganz weis und ohne einie ges Zeichen bleibet. Dahere hat man ſich wohl vor⸗ zuſehen hat, daß man nicht fo viel Geld für einen, obgleich wohlgezeichneten buntfarbigen Canarien⸗ vogel giebet, weil er von ſeiner Schoͤnheit jedes⸗ mal, da er federt, viel verliehret, und folglich nicht fo viel mehr werth iſt. Doch 9 ich gr: —— 2 5 . 119 daß einige ihre Farben lange behalten, ja ſchoͤner werden; es ſind aber deren ſehr wenige. Was nun endlich die Koſten anlanget, ſo zur Erhaltung eines Canarienvogels erfordert werden, ſo koſtet er weniger, wenn das Futter auf einmal gekaufet wird, als wenn man immer nur ein we⸗ niges hohlen laͤßt. Man muß aber haushalte⸗ riſch mit dem Futter umzugehen wiſſen, ſonſt werden die Voͤgel mehr davon vergeuden als ih⸗ nen zum Nutzen kommen wird, und kann alsdenn ein ſchoͤner Canarienvogel mit wenigern Koſten gehalten werden, als ein heßlicher Finke. | Das vier und zwanzigſte Capitel. Von den Namen, Eigenſchaften und Preiſen verſchiedener Saamen, da⸗ mit man gemeiniglich die jungen Cana⸗ rienoögel fuͤttert. es wird nicht undienlich ſeyn, wenn ich hier mit wenigem von den Saamen rede, damit man die Canarienvoͤgel zu fuͤttern pfleget; um beſſerer Ordnung willen will ich aber von den nothwendigſten anfangen, und mit denen aufhoͤ⸗ ren, derer fie gaͤnzlich koͤnnen entuͤbriget ſeyn. Die Namen der Saamen fir Canarien⸗ N voͤgel ſind folgende: Ruͤbſaamen. ER Hirſe. f ü H 4 Hanf⸗ 120 Hanfſaamen. Canarienſaamen. Nelkenſaamen. Lactukenſaamen. Silberkraut oder Genſerichſaamen. Wegerichſaamen. Der Ruͤbſaamen iſt das beſte und nothwen⸗ digſte Futter fuͤr unſere Voͤgel. Seine Tugend iſt, daß er zugleich naͤhret und erfriſchet, und daß ein Vogel, der nur blos von dieſem Saamen le— bet, nicht ſo fett wird, als andere, die viel von andern Saamen freſſen. Er ſoll ein halb Jahr auf das wenigſte alt ſeyn. Wenn er gar zu alt iſt, riechet er uͤbel und giebt wenig Nahrung. Wenn er aber hingegen zu friſch iſt, verurſacht er Durchlauf. Man kann neun bis zehn Kannen fir jeden Canarienvogel eins kaufen, ſo wird man das ganze Jahr hindurch genug haben. Der Hirſe iſt die zwote Art des Futters, der weiſſeſte iſt hievon der beſte. Er iſt ſuͤſſer und ſaftreicher als der Ruͤbſaamen. Seine Tugend iſt / daß er naͤhret, erhitzet und treflich fett mas chet, dahero man den Canarienvoͤgeln nicht viel davon geben muß. Des Hanfſaamens Eigenſchaft iſt, daß er un⸗ gleich mehr naͤhret, erhitzet und fetter machet, als der Hirſe, daher man den Canarienvoͤgeln ſehr we⸗ nig davon geben muß: es fen denn ein kalter Wine ter, da er ſehr que für ſie iſt. Wo aber die Vor gel davon gewoͤhnet ſind, gibt man ihn ohne Scha⸗ den zum beſtaͤndigen Futter. Der ale ara 121 Der Canarienſaamen ift ein goldgelbiger Saamen, nicht ſo groß als der Hirſe, und an beyden Seiten ſpitzig; deſſen Eigenſchaft iſt, daß er erhitzet und fett machet. Er ſchmecket faſt wie Hirſe. Einige geben ihren Vögeln nicht davon, weil fie meynen, er verbrenne ihnen das Einge⸗ weyde. Er kann ihnen aber in der That nichts ſchaden, wenn ihnen nur nicht zu oft davon ge⸗ geben wird; man nimmt jedesmal nur ſo viel, als man ohngefaͤhr zwiſchen zween Fingern hal⸗ ten kann. Der Nelkenſaamen iſt grau von Farbe und ſehr klein. Seine Eigenſchaft iſt daß er Verſto⸗ pfung machet. Daher man den Canarlenvoͤgeln 0 giebt, wenn fie den en haben. Der Lactukenſaamen iſt glatt, lang und 1 0 faͤrbig. Seine Eigenſchaft iſt, daß er erfrifhen daher giebt man den Voͤgeln zu Zeiten davon, um ſie zu purgieren. Der friſche iſt der beſte. Der Silberkraut oder Genſerichſaamen kommt von einer Pflanze, deren Blaͤtter dem Coriander gleich ſehen, wiewohl ſie etwas groͤßer ſind, und dichte am Stengel ſitzen, wie bey der Raute. Dieſe Blätter find weiß, der Saame aber roth. und ſehr fein. Seine Eigenſchaft iſt, daß die Voͤgel, die davon freſſen, verſtopfet werden, die wenigſten aber wollen ihn freſſen Endlich kommt der Wegerichſaamen. Dieſes Kraut waͤchſet in Geſtalt einer Kornaͤhre, iſt ſehr duͤnne und fälle ine Schwarze; feine Tugend iſt daß er naͤhret und erhitzet, man giebet den Car narienvsgeln aber gar ſelten davon. 95 Die ir ei) > 122 — Die drey zuerſt gemeldten Saamen, naͤmlich der Ruͤbſaamen, Hirſe und Hanfſaamen, muͤſſen zuvor, ehe man den Voͤgeln davon giebet, wohl ausgeſchwenget und geſaͤubert werden, weil ſie gemeiniglich voller Unflath find Dieſe drey Ar⸗ ten von Saamen ſind die nöthigſten, der andern aber kann man entuͤbriget ſeyn, weil man ihnen ſolche nur giebet, wenn man ihnen einen Appetit machen will, wenn ſie wund ſind, oder um ih⸗ nen in verſchiedenen Krankheiten eine Ergöͤtzlich keit zu machen, wovon vorhero erwaͤhnet wor⸗ den. Es thun alſo dieſe drey Saamen bey ums ſern Voͤgeln eben das, was bey den Menſchen das Brodt, Fleiſch und Wein oder Bier thun muß. Das fuͤnf und zwanzigſte Capitel. Wie man die Canarienvoͤgel nutzen ſolle / und wie lange fie leben koͤnnen, wenn fie wohl gewartet werden. je Luſt Canarienvoͤgel zu halten, iſt vielen vergangen, wenn ſie ſie nur ein Jahr ge⸗ habt haben, weil der Verkaͤufer, von dem ſie ſelbige bekommen, ihnen Hofnung gemacht, ſie koͤnnten von jedem Paar in einem Jahre funfzehn bis ſechzehn Junge haben. Wenn ſie ſich aber in ihrer Rechnung betrogen gefunden, ſind ſie ih⸗ rer uͤberdruͤßig worden, indem ſie oft nicht den dritten Theil von der vechoften Anzahl bene 5 Wer 123 Wer aber zufrieden ſeyn kann, wenn er nur el⸗ nige bekommt / freuet ſich hernach um deſto mehr, wenn er über Vermuthen mehr, als er gehoffet, aufgezogen, und hingegen will der, welcher lange fo viel nicht bekommt / als er vermuthet, ſich faſt gar nicht teöften laſſen. Man kann zwar wohl funfzehn bis ſechzehn Eyer, und bisweilen noch mehr, von jedem Paare Canarlenvoͤgel erwar⸗ ten, wer ſich aber in der Rechnung nicht betruͤ⸗ gen will, muß ſo rechnen, daß gemeiniglich der dritte Theil nur gut ſeyn werde, theils weil viel klare Eyer darunter find, theils auch weil viele Junge nicht gerathen. Wenn man Eyer von ſeinen Voͤgeln hat, das iſt etwas; wenn ſie gut find, kann man ſich Hof⸗ nung machen; wenn fie auskommen, if es eine Luſt; wenn fie aber das Federn über ſtehen, dann iſt erſt die Freude vollkommen. Ich weiß gar wohl, daß Fa von guter Art viel aufbringen, wer aber in ſeiner Rechnung nicht fehlen will, muß zufrieden ſeyn, und eines gegen das andere rechnen, wenn er von jedem Paar, nachdem ſie einmal gefedert haben, ſechs uͤbrig hat; ich ſage aber mit Bedacht, eines gegen das andere gerechnet, weil ein Paar mehr aufbringet als das andere, und alſo erſetzen muß, was den andern abgehet, die oft wenig oder nichts im ganzen Jahre fuͤr ſich bringen. | Wenn man feine Canarienvoͤgel will hecken laſſen, ſo muß man mehr als ein Paar haben; denn wenn der Hahn oder das Weibchen von eis nem Paar krank wird, ſo weiß man nicht, was auzu⸗ 124 | — anzufangen ſey, ſonderlich wenn ſie Eyer oder Jun⸗ ge haben. Hat man aber etliche Paar, ſo hat man auch gemeiniglich noch ein Weibchen, das eben ſo lange geſeſſen oder gefuͤttert hat, dem leget man alsdenn die Jungen oder Eyer von dem kran⸗ ken Paar unter, und bringet ſie auf ſolche Weiſe davon, da fie hingegen, wenn man nur ein Paar gehabt haͤtte, gewiß darauf gegangen war ren; hat man aber einen Hahn oder Weibchen, das nicht hecken ſoll, ſo muß ſelbiges in ein an⸗ ders Zimmer gebracht werden, da ſie einander nicht koͤnnen ſingen hoͤren, denn ſonſt muß man ſich befahren, daß der Canarienvogel, der nicht gepaaret iſt, verliebt werde, weil er die, welche in den Kaſten ſind, hoͤren kann, und in wenig Tagen davon ſterben moͤgte. Will man eine gute Ordnung halten, und ſein Gedaͤchtniß nicht unnsthig beſchweren, ſo muß man fleißig den Tag aufzeichnen, da man dem Weibchen die Eyer auszubruͤten untergeleget hat, und den Tag, da die guten Eyer auskommen müſſen; man wird auf dieſe leichte Weiſe nie⸗— mals im Zweifel ſtehen koͤnnen, wenn die Jun⸗ gen auskommen werden; man wird auch mit Luſt Rechnung daruͤber halten und oͤfters nachleſen, wie oft und wie viele das Paar gehecket hat, was für Eyer gut oder nicht gut geweſen, und was fuͤr welche ausgebracht worden, wie viel und wann fie geftorben, und endlich / wie alt ein je⸗ der Vogel fen, den man noch hat. Man laͤſſet immer ein oder ein Paar Blaͤtter Raum, damit man hernach die Anmerkungen, ſo man etwan noch — — en : F 125 noch machen moͤchte, dazu tragen koͤnne, welches um ſo viel mehr ergoͤtzet, da man keine andere Mühe dabey gehabt, als daß man die Zeit ein: mal in Acht genommen, und die Sache, ſo bald ſie geſchehen, angemerket hat. Es iſt auch dieſe Verfaſſung darum hoͤchſt nothwendig, damit man den rechten Tag wiſſen moͤge, an welchem die Jungen auskommen muͤſſen, weil oft der Ver— luſt einer ganzen Hecke daran gelegen iſt, wenn man den rechten Tag nicht gemerket, und ihnen folglich nicht zur sechten Zeit die Sachen giebt, welche man ihnen den Tag zuvor geben muß, da die Jungen auskommen ſollen, wovon im ſieben⸗ den Capitel mit mehrern gehandelt worden. Die Zeit, wie lange ein Canarienvogel leben koͤnne, kann man eigentlich nicht ſagen, denn weil die Canarienvoͤgel nicht alle von einem Tempera» mente ſind, kann leicht daraus geſchloſſen werden, daß ſie lange oder kurze Zeit leben, darnach ſie von ſtarker oder ſchwacher Natur ſind. Ein Hahn, denn man alle Jahr in die Hecke wirft, lebet nicht wohl uͤber zehen Jahre, ja er tauget ſchon das ſiebende Jahr nicht mehr in die Hecke und leget fein Weibchen nur klare Eyer. Ein Weibchen, daß alle Jahre hecken muß, bringer es nicht uͤber ſechs bis ſieben Jahre, wenn es aber alter wird, fo muß es entweder wohl in Acht ger nommen, oder wie geſagt, von harter Natur ſeyn. Unter allen Voͤgeln aber leben die grauen am laͤngſten, weil fie viel mehr ver⸗ tragen koͤnnen, als die e Gelbli⸗ 2 ꝛc. f Ein 126 79 | Ein Eanarienvogel von guter Natur, den man nicht hecken laſſen will, kann zwanzig Jahre alt werden, alsdenn aber bekommt er den Durch⸗ lauf, wird blind, verlieret die Klauen, bekommt eine zerriſſene Haut, verliert die Stimme und kriegt wohl gar das Podagra ıc. alsdenn iſt ihm mit nichts beſſers, als mit einem ſanften Tod geholfen. a Nn Das ſechs und zwanzigſte Capitel. Unterricht eines Anonymi von den Cangrienvoͤgeln. = Canarienvogel hat man von fuͤnfferley Farben / ob fie ſchon einerley Species und Art ſind: denn es gibt dunkelgelbe, ſchwarze weiſſe und gelbe, womit die Vogelverſtaͤndige ei⸗ ne Farbe andeuten, die faſt ſemmelfarb ausſie⸗ het. Was die meiſten andern Voͤgel nur ſtuͤck⸗ weiſe haben, das hat dieſer Vogel zu des Mens ſchen Ergoͤtzlichkeit faſt alles zugleich. Denn wenn man ihm pfeifen lehren will, ſo giebt er an Ge⸗ ſchicklichkeit dem Stahren nicht viel nach, und iſt nicht fo unbeſtaͤndig, als derſelbe, obſchon auch nicht fo beftändig, als die Gimpel oder die Amſel. Will man ihm zu den Aus- und Einfliegen ge⸗ woͤhnen, fo iſt er hiezu gleichfalls willig, es ſey gleich daß man ihn aus dem Neſte von ſeinen Al⸗ ten wegnimmt und zahm machet, oder daß 5 0 ihn * 22 ihn wild laſſe, in welchem letzten Falle man die Brutzeit erwartet, un» das Paar, fo man aus⸗ laſſen will, den Winter über in der Stube ges woͤhnen muß, daß ſie aus dem Vogelbauer oder Käfig erſtlich aus und einfliegen, welcher Kafıg ein Thuͤrlein haben muß, welches fie hinein waͤrts ſelbſt aufſtoßen koͤnnen, damit es hinter ihnen zufalle, ſie ſich alſo ſelbſt zu fangen ange⸗ wohnen, und man fie, wenn man will, wieder haben koͤnne. Iſt nun der Fruͤhling vorhanden, und die Vögel gepaaret, fo laͤßt man erſtlich das Männchen in die freye Luft fliegen, und haͤnget das Weiblein vor das Fenſter, welchem das Maͤnnlein bals zufliegen, und ſich wieder fangen wird Man continuirt vier, fünf oder ſechs Tage und laͤßt es, wenn es ſich faͤngt, doch ohne es in die Hand zu nehmen, damit es nicht ſcheu wird, immer wieder fliegen; endlich aber, nach erſt ge- meldter Zeit, laͤßt man das Weibchen auch hin⸗ aus und alsdann das Thuͤrlein offen ſtehen, daß ſie beſtaͤndig aus dem Vogelhauſe, auch wann man will, aus dem Zimmer aus und einfliegen, bis man in dem Herbſt ſie auf ofterwehnte Art wieder faͤnget; jedoch muß man trachten, die Jungen, die fie drauſſen auf den Bäumen bruͤ— ten, eher zu bekommen, weil diefelben fonften ſich verſtreichen und verlohren werden. Oder will man ihn mit andern Voͤgeln vers miſchen, ſo kann man allerley Baſtarde von ihm bekommen. | | Er bruͤtet den Sommer über dreymal, und legt zwey, drey, auch zuweilen vier bis fünf u | | / an 128 . Man ſagt, daß ſie aus den Canarieninſeln ſind zu uns gebracht worden, dann in dieſen Lan⸗ den ſind ſie nicht anzutreffen, und die man auf vorangezeigte Weiſe fliegen laͤßt, verliehren ſich im Herbſte, wann der Vogelſtrich iſt, daß man ſie nicht mehr ſiehet, wofern man ſie nicht bald nach der Brutzeit, im Auguſt, wieder einfaͤngt, weil es kein Vogel iſt, der in dem Lande bleibet. In Italien iſt ein Vogel, den man fuͤglich zu ihnen zaͤhlen kann, weil er eine natuͤrliche Art von Canartenvsgeln iſt. Derſelbe wird auf deutſch Hirngrill genennet, und iſt weder an Farbe noch an etwas andern von den Canarienvoͤgeln unters ſchieden, auſſer daß er nicht ſo hell und ſchoͤn ſin⸗ get, auch ein wenig kleiner iſt. Obgleich die Farbe und Geſtalt des Canarien— vogels ſchon fo bekannt, und dahero zu beſchrei⸗ ben unnoͤthig iſt, fo find doch bis dieſe Stunde viele von feinen edelſten Eigenſchaften noch vers borgen, und iſt viel mehr Ergoͤtzlichkeit mit ihm zu haben, als man bishero gewohnt war. Sein Freſſen zerknirſcht er, und nimmt allerhand Koͤr⸗ ner zur Speiſe an, will aber, wann er recht friſch bleiben ſoll, beſtaͤndig etwas Gruͤnes haben, welches im Winter nur weiſſes Kraut ſeyn kann. Von ſeinem Auffenthalte iſt nichts zu erzaͤhlen, weil er in unſern Landen nicht iſt; jedoch beob⸗ achtet man an denen, die man in den Gaͤrten brüten läßt, wie auch an den vorbemeldten Hirn» grillen in Italien, daß ſie auf die hoͤchſten Gipfel der Baͤume und Haͤuſer anfallen. Aus gleicher Ur⸗ ſache kann ich auch von dem Strich nichts mee 5 ie — — 129 Die Brut aber thut er, wo man ihn fliegen laͤſ⸗ ſet, in dicken Baͤumen ziemlich hoch. Daß es ein Vogel ſey der haufenweiß fliege, kann jeder Verſtaͤndiger leicht bemerken. Daher er auch uberaus begierig locket, und auf die Lock zueilet. Keine Faͤrbung iſt an ihm zu ſpuͤren. Seine Singzeit dauert, ſo lange er nicht mauſſet, das ganze Jahr. Zu baden pflegt er ſich im Waſſer, ſelten im Sand, und aͤtzet feine Junge aus dem Kropfe. Was ſeine Speiſe ſey, iſt jeder⸗ mann bekannt, doch koͤnnen die, ſo ihre Voͤgel gernelange behalten, hierbey erinnert ſeyn, daß ſie ihnen nicht viel Haberfern, oder gar keinen geben, Hingegen lieber todten unter den Hanf miſchen. Auch iſt zu erinnern, daß das weiße Kraut, ſo ſie im Winter bekommen, durch das beſtaͤndige Nagen welches ſie ſich angewoͤhnen, ob es ihnen gleich gar geſund iſt, ſie leichtlich dahin bringet, daß ſie im Fruͤhling, wenn ſie Eyer legen, ihre eigene Eyer freſſen lernen, welches zu vermei- den, man ſolche an das Kraut gewoͤhnte Voͤgel nicht eher zuſammen thun muß, bis man ihnen genug Huͤnerſalbe und anderes Gruͤnes geben kann. Man kann auch zur Vorſorge, wenn man ſie im Fruͤhling einlaͤſſet, kleine ſchneewelße wie die Eyer geformte Kieſelſteine ihnen vorlegen, welche fie anfaͤnglich für Kraut anſehen, und hinein beiſſen, ſich aber betrogen finden, und daruͤber nichts ſolches rundes mehr anzubeißen begeh— ren. Mit Haͤuflingen fie zu gatten iſt um des willen etwas gar ſchoͤnes, weil man dadurch er— langen kann, daß die Jungen, wenn ſie nur die 3 Strich⸗ — 5.2.2 ** 130 | 5 | Strichzeit, den September und halben October uͤber innen behalten werden, hernach den ganzen Winter uͤber aus und einfliegen. Es muß aber ein ſolcher Haͤnfling, der mit dem Canarienweib⸗ fein braten ſoll, mit lauter Ruͤbſaat, daraus man Oel ſchlaͤget, geſpeiſet werden, bis er zu dem Weibchen geworfen wird, da alsdenn freylich nicht zu vermeiden iſt, daß er nicht auch Hanf bekomme. Will man im Ausfliegen anfaͤnglich ſeine alten Voͤgel nicht wagen, ſo nehme man die Jungen einen Tag hernach, wenn fie abgeflogen ſind, und laſſe fie kuͤhnlich in einen Garten flies gen, haͤnge aber alſobald einen oder beyde Al⸗ ten, jeden in einem beſondern Käfige oder Vogels hauſe, mitten in einen Baum, decke oben Breter daruͤber, daß es nicht darauf regnen kann, und gebe ſolchen alten Voͤgeln, nebſt ih⸗ ren gewöhnlichen Futter, Ameiscyer und Huͤner— ſalbe, weswegen das Vogelhaus ziemlich groß ſeyn muß, ſo wird man bald ſehen, wie die Alten die Jungen zu ſich rufen, und aus dem Vogelhauſe ägen Alſo laſſe man Junge und Alte drey Tage lang Tag und Nacht drauſſen, hernach aber ſtelle man die Alten unter das Fenſter, wo man haben will, daß die Jungen kuͤnftig ein und ausfliegen ſollen, ſetze darneben einen Meiſenſchlag, jedoch alſo zugerichtet , daß er nicht zufallen koͤnne, in denſelben ſtreue man Dotter, dann die jungen Voͤgel haben keines Hanfs nöthig, und würden bey dem Hanf von den Sperlingen zu ſehr gepla⸗ get werden, ſo werden ſie allgemach anfangen, aus dem Meiſenſchlage ſelbſt zu freſſen. mi dieſes nn dieſes geſchehen, kann man die Alten wieder Hin weg thun, wohin man will, die Jungen aber vier bis fünf Wochen lang, beſtaͤndig Tag und Nacht, von der Zeit ihres Ausflugs angerechnet, alfo fliegen la en, hernach aber den Meiſenſchlag fielen, daß er einfalle und fie fange, da man ſie dann bis auf bas andere Jahr zur Brutzeit innen behalten muß. So bald aber das Jahr darauf die Baͤume wieder ausſchlagen, kann man ſolche Voͤgel kuͤhnlich wieder in den Garten aus⸗ laſſen, da ſie dann in demſelben bruͤten, und ſich beſtaͤndig an dem Fenſter, wohin ſie gewoͤhnt ſind, einfinden werden. Waͤren die Jungen Ba⸗ ſtarde von einem Haͤnfling und Canarienvogel, fo muͤſſen fie zwar , wann fie das erſtemal vier Wochen geflogen, eingefangen werden, man kann aber dieſe ſogleich nach Michaelis wieder fliegen, und den ganzen Winter dräuffen laſſen, doch muͤſſen ſie noch an keine warme Stube gewoͤhnet ſeyn; und profitirt man dabey dieſes, daß fie viel ſchoͤner und mit den rothen Federn an der Bruſt und auf dem Kopfe von der Natur gezieret werden, welche fie, wann fie in den Vo⸗ gelhaͤuſern eingeſperret find; weder bekommen noch lange behalten. Sonſten iſt noch zu erin⸗ nern, daß ein junger Canarienvogel, den man feines gleichen nicht hoͤren laßt, unvergleichlich wohl der Nachtigal nachſingen lernet, wenn man ihn, fo, bald dieſe nach Weynachten in den Zimmer zu ſingen anfaͤngt, ohne einen andern Vogel darzu zu thun, neben derſelben, ſo lauge die Nachtigall ſchlaͤget, bis hinaus in den Maß 2 2 haͤls 132 —— hängen läßt. Die Canarienvoͤgel geder pfeifen, zu lernen iſt etwas gemeines, und lange nicht fo angenehm, als dieſes, dahero ich davon nichts melde, hingegen fie zahm zu machen, daß fie auf die Hand fliegen, ii etwas angenehmes hale te. Dleſes zuwege zu bringen, muß man fie alfo tractiren, wie bey den Sperlingen gemeldet wird, und ſie den neunten Tag aus dem Neſte neh⸗ men, da ſie denn mit friſchen Ameiſeneyern, auch wohl Milch und Semmel aufgeaͤtzet werden: je⸗ doch wenn fie zur aͤußerſten Jahmigkeit gebracht werden ſollen, muß man fie nicht, wie die Sper⸗ linge, hinaus auf die Baͤume laſſen, ſondern nur in dem Vogelhauſe behalten, und fo oft fie hun⸗ grig, etwan alle zwey Stunden auf die Hand fliegen laſſen, womit, wenn der junge Vogel im Stande iſt aus dem Vogelhauſe ſelbſt zu freſſen, doch vier bis fuͤnf Wochen fortgefahren werden muß, fo wird die Luſt, die man mit ei⸗ nen ſolchen abgerichteten Vogel haben kann, die Mühe ſchon belohnet. Noch beſſer aber gehet es mit einem jungen Stieglitz an, weil derſelde durch das Zer— zauſen der Diſtelknoͤpfe die man ihm auf der Hand vorhaͤlt, ſich noch angenehmer erweiſet. Endlich iſt von dem Canarienvogel noch dle⸗ ſes zu melden, daß, wenn man einen jungen Vogel, der in der beſten Sanghegierde iſt, ohngefehr iu Ende des Januarii, bey Tage an einen Ort Reit, wo es ftocffinfter iſt, und die⸗ ſes etliche Tage uach einander continu'ret, bey der Nacht aber allezeit eine Lampe oder eo icht / N 133 Licht an fein Vogelhaus hängt, er in wenig Tagen manchesmal auch gleich den erſten Tag bey Nacht zu ſingen anfaͤngt, und dabey bleibt er alsdann, fo lange man ihn bey Tage ins Fin⸗ ſtere zu ſtellen fh die Mühe nimmt. Es thun war dieſes auch andere Vögel; als eine junge Nach⸗ eigal im Februario, und im Martio ein junger Finke. Den Handgrif wird ſich in allem dieſen ein Liebhaber leichtlich ſelbſt geben, und iſt daher mehrere Erinnerung uͤberflußig. Jedoch damit alles deutlich gemacht werde, will ich hiebey nach erinnern, daß wenn man ein Canarienw iblein mit einem Haͤnſtinge auch in der Wildniß bruͤten laſſen will, alsd inn noͤthig fen, daß man fie vora her in einem Zimmer zuſammen gatte, und ehe nicht hinaus laſſe, bis man merket, daß fir einan⸗ der angenommen haben, auch verſteht ſich ohnedem, daß das Weibchen das Jahr vorher an den Ort, wo fie fliegen ſollen, gewöhnt ſeyn muß, bey dem Haͤnfling iſt dieſes eben nicht noͤthig. Das ſieben und zwanzisſte Capitel. Von der Amſel. Jie Amſel hat fo wohl der Geſtalt, als dem — Namen nach unterſchiedliche Geſchlechter, denn etliche ind ſchwarz, haben einen goldgelben Schnabel und gleiſſende Farbe, und ſehen faſt dem Wach oldervogel gleich. Andere find braun⸗ licht, und haben einen gan; ſchwarzen Schnabel, | 33 fingen 134 — fingen aber nicht fo ſchoͤn, als die vorigen. In⸗ gleichen gibt es auch weiſſe , in der Groͤſſe und Stimme gleich den vorigen, diefe Art aber wird nicht in Deutſchland gefunden. Wie auch, wei⸗ ſe mit gelben Schnaͤbeln, giebt es in der Schweiz. Ferner braune Amſeln, an dem Bauche ſchler aſchenfarb, das Maͤnnlein etwas ſchwaͤrzer und röther an der Bruſt, und mehr geſprengt als das Weibchen, haben aber gleiche Schnaͤbel. Dem Namen nach find fie gleichfalls unterſchie⸗ den, denn da giebt es Brachamſeln, Wald⸗ amſeln, Waſſer- und Bachamſeln, Meer⸗ amſeln, und ſchwarze Amſeln. Ueber dieſe jetzterzaͤhlten iſt auch noch ein ander Geſchlecht, ſo man See- und Ringamfeln, merulam torquatam nennet, weil ſelbige einen le Ring unter dem Halſe gegen die Bruſt aben. Die Natur dieſes Vogels betreffend, ſo hat derſelbige fein Neſt und Wohnung gerne an die cken Orten, gepfropften Baͤumen und Doͤrnern, auch in geſpaltenen Felſen und Steinen Denn dieſer Vogel iſt nur ein Heckenkriecher, ſo auf den alten Lagerhoͤlzen in den Graͤben der Waͤlder mit. Huͤpfen ſich erluſtiget, von dannen er alsdenn nach dem Geaͤß trachtet. Er haͤlt ſich lieber in Birken und Erlenvorgehoͤlzen auf, hergegen lieber die Dei: mehr dichte Buchen, und Heimbuͤchen⸗ uͤſche. | © Die Amſel finger den ganzen Sommer durch, im Winter aber ſchweiget fie. Sie iſt ein geleh ziger Vogel, daß man ſelbigen zum Singen pfl | ei⸗ * Sa * > ee 137 Pfeifen gleich einen Menſchen abrichten kann, und pfleget ſie ſowohl gelſtliche als weltliche Lieder 66570 zuſingen. Sie werden aber 905 unterſchiedliche Weiſe ge⸗ fangen: Denn erſtlich werden fie mit Habichten und Sperbern gebeitzet; Darnach wird ihnen mit Netzen, Garnen und Stricken, auch mit Spren⸗ keln, Hütten, Kloben und Leimrurhen nachge⸗ ſtellet So faͤnget man fie auch | in Graͤben, wo man Meifenfchläge ſetzet, und in dieſelbe einen todten Vogel oder Fliegen leget. Die Seeamſel, welche einen Ring um den Hals hat, ſoll auch mit dem Crammetsvogel uͤber das Meer kommen, wird leichtlich in Dohnen und Waͤnden auf den Crammetsvoͤgelheerden gefan⸗ gen, iſt ein heißhungriger und gefraͤßiger Vogel, der von dem Orte wo er Aas ſindet, nicht leicht⸗ lich weichet, ob ſchon zwey, drey und mehrmal mit den Waͤnden geſchnappet wird, vergiſ⸗ ſet er es doch leichtlich, und die Vogelſteller ſes hen ihn gar gerne mit den Crammetsvoͤgeln zie⸗ hen, denn er ſetzet ſich nicht fo bald auf die Fall⸗ baͤume der Heerde. Er lieget auch öfters in den Veerbuͤſchen und Pfoſchen, und locket und reizet die mitgebrachten Crammetsvoͤgel zum Einfall, dahero auch die Vogelſteller, welche des Nach⸗ mittags ſtellen, nicht leichtlich nach etlichen, die des Abends ankommen und in dig Heerde fallen, ziehen, ſondern ſie bis folgenden Morgen auf eine froͤliche Wiederkunft verbleiben laſſen, da ſie denn andere ankommende fremde Geſellſchaft deſto eher zum Einfall bewegen. Es waͤhret a aber 135 aber ihr ſtaͤrkſter Strich nicht über drey oder vier Tage. | Die Meeramſel iſt ein ſchwarzgrauer Vogel mit weiß eingeſprenget, jedoch um ein gut Theil gröffer als die ſchwarze, und hat, wie die Waſſer⸗ ainſel, eine ganz weiſſe Kehle. Seiner Comple⸗ xion nach iſt er ſehr tumm und laͤſſet ſich gerne beruͤcken, ja wenn er aus Verſehen des Weid⸗ manns aus dem Garn entwiſchet, ſo ſetzet er ſich auf den naͤchſten Zweig, und wartet ſo lange, bis das Garn wieder gerichtet, alsdenn laͤſt er ſich zum andernmal wieder beruͤcken. Das Geſchlecht der ſchwarzen Amſel verhaͤlt ſich in allen wie Fipdroſſel, doch haben fie dies ſes nicht mit ihnen gemein, daß fie fo häufig fortziehen, ſondern ſie bleiben im Winter auch an ihren alten Orten, Waſſern und Quellen Das Maͤnnlein kann an den beerſchwarzen Federn, wachsgelben Schnabel, und gelben Augen— ringlein erkannt werden. Sonſten giebt dieſer Vogel dem Weidmann oͤfters gute Nachricht, vom Wildpret; Denn wenn er des Abends Res he, Haaſen, Füchfe, Hirſche oder Wölfe vers merket ſo pflegt er ohne Unterlaß zu ſchnuͤppen und zu klaͤtſchen, welches dem Jaͤger oder Weid⸗ mann oft die beſte Spur machet. Die Nutzbarkeit der Amſel betreffend, fo ges ben beyde, die weiſſe und ſchwarze eine voͤllige Nahrung, dafern dieſelbe jung und feiſt find, und werden derowegen denen Ziemern vorgezo— gen; Denn obwohl die Ziemer einen lieblichern Geſchmack als die Amſeln haben, fo find 2 die⸗ dieſelbigen nicht jedermann angenehm, weil fie ſich mehrentheils von Wuͤrmern und Heuſchre— cken ernaͤhren. Was aber die Amſel anbelanget, fo iſt zu wiſſen, daß fie ein hartes Fleiſch haben, und deßwegen übel zu verdauen find. Und weil der Amſel Fleiſch warm und trocken, im Ende des erſten Grades bis zum Anfange des andern Grades, auch an ſich ſelber haͤrteres Fleiſch iſt, als der Rebhuͤner und der Tauben, ſo verſtopfet es gern den Stuhlgang und machet ein ſchwarz Gebluͤt, es ſollen daherd diejenige, ſo mit dem Blutfluß behaftet, nichts von der Amſel eſſen. Zur Speiſe aber iſt ſie denen gut, die das Grimmen haben. So ſind auch die Amſeln mit Myrrthenbeeren gebraten, gut fuͤr die rothe Ruhr: Item: Amſeln in alten Oel gekocht, ſo lange bis ſie zerfahren, benimmt das Huͤftweh und hinter ſich ſtarrenden Halfes. Ar Das acht und zwanzigſte Capitel. Von den Finken. enn man im Frühling an einem Ort gute Lockfinken hoͤret, welche Reuter zu Blo⸗ weida (alſo wird ihr Singen genennt) oder ans dern guten Geſang haben, darf man nur an den⸗ ſelben Ort einen andern Lockfinken in ei⸗ nem Vogelbauer hinſetzen, und das Vo⸗ gelhaͤußlein mit Leimruthen belegen, da will als» denn der wilde Finke dieſem im Bauer in ſeinem Revier nicht leiden, ſondern denſelben beſtreſten „ J 5 die und abweiſen, koͤmmt herbey und begiebt ſich an die Leimruͤthlein und bleibet druͤber kleben, wie⸗ wohl ſonſt die Finken in denen Vorhoͤlzern nicht allzugerne auf die Leimruthen fallen wollen. So muß auch ein Vogelſteller, welcher Voͤ⸗ gel in einen Keſig und Vogelbauer ſetzet, ch nem jeden groſſen Vogel ſeine beyden Fluͤgel mit ‚einem Zwirnfaden oder Schnuͤrlein zuſammen binden, damit er ſeines Gefallens nicht flattern kann, wodurch er denn auch eher zahm wird als ſonſten; den kleinen Sangvögeln, aber ſonderlich den Finken, wird der rechte Fluͤgel und Schwanz beſchnitten, damit ſie die Federn an den Fluͤgeln und Schweiffen nicht zerſtoſſen, und ungeſtalt zu Lockvoͤgeln werden. Unter den Lockvoͤgeln werden etliche geblen⸗ det, daß fie nicht ſehen koͤnnen , ſonderlich geſchie⸗ het es an den Finken, wegen ihres groſ—⸗ fen Flatterns und Wildigkeit, fo fie in den Keſichten treiben. Bißweilen werden auch wohl andere kleine Voͤalein, als Haͤuflinge, Goldam⸗ mern und dergleichen, geblendet, jedoch ſehr ſelten. Hiezu werden ſolche vorher drey bis vier Wochen in einem Vogelbauer erhalten, damit ſie des Sprungs und der Oerter, wo fie Effen und Trinken finden ſollen, wohl inne werden. Dar⸗ nach macht man einen eiſernen Drath gluͤend, und haͤlt ihnen denſelben in oder aufs Auge, bis es wäffert, fo waͤchſet mit der Zeit ein dickes Haͤutlein druͤber. Etliche ſollen ein groſſes gluͤen⸗ des Eiſen ihnen vor die Augen halten, daß ſie ih⸗ gen davon erſtarren. Allein das erſte iſt Flu a j I —— —— 139 Nach dem Brennen kann das Auge mit kuͤhlen und heilenden Sachen geſchmieret werden. Die geblendeten Finken gerathen nicht alle, ſondern ſterben oft davon. Die beſte Blendzelt iſt zwiſchen Michaelis und Martini, und hierzu laͤſt man die Finken, welche im Sommer gefans gen werden, in einem Gemach lauffen und wohl zahm werden, ſetzet ſolche hernach in einen Ke⸗ fig, damit fie des Eſſens und Trinkens, wo ſie“ es finden ſollen, gar wohl gewohnen. Wann ſie ſolches inne haben, macht man einen eiſernen Drath oder Pfrieme, daran kein Stahl ift, gluͤend, und brennet ihnen damit das eine Auge, daß es waͤſſert, hierauf läßt manfie 14. Tage oder 3. Dos chen ſitzen, alsdann brennet man das andere Auge gleichfalls alſo aus. Nehmen ſie ſich ſolches gar zu nahe, und werden etwa das Eſſen und Trin⸗ ken zu finden irre, oder wollen vor Traurigkeit und groſſen Schmerzen weder eſſen noch trinken, ſo erquicket man ſie des Tages oft mit einer ge⸗ netzten Feder in rein Waſſer getaucht, und vor das Schnaͤblein gehalten, bis der groͤſte brennende Schmerz fuͤruͤber, und ſie das Fut⸗ ter wieder ſelbſt ſuchen. Solche geblendete Fin⸗ ken koͤnnen hernach vlele Jahre dauren, ja ſo lange, daß ſie wegen Alters ganz Federloß wer⸗ den und keine Feder mehr ſchieben können, und muͤſſen fie alsdenn vor der Morgen ⸗ und Nacht⸗ kaͤlte wohl verwahret werden. f Die Finken ſind den Lerchen, was das Fan⸗ gen anbetrift, ganz contrair, denn gleichwie die Lerchen ſchoͤnes Wetter und Reife leben, fo ! 10 er N 140 fen hergegen die Finken ſolches Wetter, ſs gar, daß man ſelten in Reifzeit was fruchtbarliches aus⸗ richten wird; ſo werden ſolche auch gar ſel⸗ ten auf Leimruthen, Kloben, Schleifen oder Sprenkeln gefangen, weil ſie darauf nicht fallen, daher ihnen auf andere Weiſe nachgeſtellet wer⸗ den muß. Sanderlich pflegen diejenigen, welche ein rech⸗ tes Gelocke hierzu haben, auf denen Leinlanden, wo naͤmlich Lein geſaͤet oder ausgerupfet worden, oder aber hart vor den Vorwaͤlden, wo groſſe Raſenplaͤtze und Holzhecken oder ſonſt helle Ders ter find, wornach ſich der Strich leuket, den Fin ken nachzuſtellen, und werden ſolche daſelbſt haͤu⸗ ſig gefangen. Das neun und zwanzigſte Capitel. Von dem Finkenheerde. FTeeſe Heerde machen etliche verſchlagene Bo» N gelſteller alſs in die Raſen, daß fie namlich die Hafen von den Graben, darein das Metz geleget wird, nur vier Schuh lang und breit, nach der Quer abarbeiten, darauf ſie denn das Geſaͤme, ohne einigen Buſch werfen, denn dadurch wers den die wilden Finken gezwungen hart zuſammen zu fallen. Es muß aber vor dem Graͤblein drey Quer- finger oder einer guten Hand breit der Raſen auch ſtehen 141 ſtehen bleiben, wie auch auf beeden Seiten des Staͤbleins nach dem Heerde oder Geſaͤme zu da⸗ ſelbſt muß der Raſen auch ſtehen bleiben, damit, wenn die Waͤnde daſelbſt uͤberſchlagen, ſo fallen fie die Halfte über den Heerd auf den Raſen, und machet der Raſen, daß ſie ſich ducken, und deſto weniger ausreiſſen konnen. Auf ſolche Art kann man ſich ſonderlich in die Baumgaͤrten, daruͤber dieſe Voͤgel gerne fliegen, verbergen, und die Huͤtten von Eſpenlaub machen. Auf freyen Feldern aber, und in lichten Wäls dern, ſoll die Huͤtte billig mannstief in die Erde gemacht werden, allo daß die Huͤtte dem andern Raſenplatz des Herdes ganz gleich werde. Man legt allerhand druͤber her, und pflaſtert es alsdenn mit Raſen, damit die Voͤgel deſto eher zu betruͤgen find, Dagegen wollen etliche dieſer Huͤts⸗ ten Unkoſten vor ganz unnsthig achten, und hale ten es für genugſam zu ſeyn / daß fie zu rechter Zeit mit friſchen Buͤſchen beſtecket werden Buſch oder Ploͤſchheerde ſollen dießfale, wenn es moͤglich ſeyn will, hart bey einander ſeyn, und alle beyde, ſorderlich um des Windes willen, kurz vor Bartholomaͤi gehalten werden Denn wenn der Wind zu ſtark, wird auf dem Buſch nicht viel ausgerichtet, weil in ſolcher Zeit die Finken nie⸗ driger und um die kurzen Baͤume herſtreichen, und alsdenn zur Noth noch auf die Pfoͤſchbeerde koͤnnen gebraucht werden Nuͤtzlich und aut iſt es, wenn man um die Pfoͤſchheerde kleine ſelbſtwach⸗ ſende Baͤumlein, fo nicht hoch wachſen, herum pflanzet, damit ſolche Sommerszeit fein grun und anmu⸗ / 142 —— anmufhig ſeyn. Denn um und nach Jacobi gel. lern die jungen Finken gerne von einem Ort zum andern, liegen auch im heiſſen Sonnenſchein fein kuͤhl in folder Baͤumlein Schatten, und hören dem Ge far z zu. Auf die Buſchheerde aber gehoͤren keine Salbäume, | Andere ruͤhmen folgende Art die Finken zu fangen: Sie ſtecken an einen Ort, wo gewoͤhn⸗ lich viel Finken ab» und zufliegen, drei Baͤume / deren Aeſtlein wohl beſchnitten, etwann einen Baum drey Schuh weit von den andern, und umgeben ſolche oben mit den Aeſten als ein Huͤtt⸗ lein. Mitten durch ziehen ſie ein Seil oder Saͤum⸗ lein, ſo an einem Orte an einen Stecken gebun⸗ den, und am andern Orte von einer Gabel getraz gen, auch von weitem hingeſtecket wird, das ran ſtecken die Lockvogel, welche lo locken. (Dieſes ſcheinet ein Rudel zu ſeyn, alſo, daß man etliche an das Rudel ſpannet und ſolche daran angereget werden.) Auf dleſe ausgeſchnittene Baͤumlein werden Leimruthen geſteckt und auf die Erde zwey bis drey Lockfinken in Kaͤfichen oder Vo⸗ gelhaͤuſern geſetzet. Wann die Bucheckern gerathen, fo wiſſen die Finken gar artig die Oerter, wo die Schweine ſich gefuͤttert haben, auszufinden, und von den Stuͤckgen Eckern und Wurzeln, und aus dem Gewuͤhl der Schweine ſich zu nehren und ih⸗ re Speiſe von dem Geſaͤme, Wuͤrmergen und andern dergleichen zu finden, welches auch die Dickmaͤuler und Kirſchenknepper thun; Der beſte Finkenſtrich hebt ſich etwan "= = a hen Tage nach Bartholomaͤi über den Buſch an, und waͤhret ſechs Wochen am ſtaͤrkeſten, ſo lange es nicht hart reiffet, darnach iſt nichts mehr beym Buſch zu thun, daher ſodann die Miſt⸗ und Pfoͤſch⸗ heerde gebraucht, und auf denenſelben Finken, Goldammern, und andere kleine Voͤgel bis in den Winter gefangen werden. Wenn es aber; wie es oft geſchiehet, fruͤhe vor Michaelis reiffet, und zu beſorgen, daß der Finkenfang nicht pro⸗ fitabel ſeyn möchte, fo läßt man die Finken mit ihrem Geſang daheim, und behuͤlft ſich mit an⸗ dern kleinen Sangvoͤgeln, als Stieglitzen, Haͤnf⸗ lingen, Goldammern und dergleichen, ſo auf den Buſch fallen und gefangen werden. Zu Lockfinken werden meiſtentheils alte Maͤnn⸗ lein oder Haͤhnchen erwaͤhlet und eingeſtellet, wel⸗ che recht dunkelbraune Bruͤſte haben; Die mit den bleichen Bruͤſten ſind Weiblein und dieſe ſin⸗ gen nicht, wie denn uͤberhaupt zu merken, daß man zu allerhand Lockvoͤgeln, ſie ſeyen groß oder klein, Maͤnnlein und keine Weiblein erwaͤhlen muß. So nehmen auch wieder andere die Fin⸗ ken gern, welche nach den Laͤufern und Ruhr fin⸗ ken ſtehen. Derſelben hat manoft viel, und laͤſ⸗ ſet etliche davon zu Hauſe, bis etwa die erſten nicht gern mehr fingen wollen, alsdenn wechſelt man um. 13 Wenn ein Vogelſteller geblendete oder andere Lockfinken, ſo er, wle gebraͤuchlich, im Finſtern eine Zeitlang ſitzend gehabt, hervor thun und ans Tageslicht bringen will, ſo iſt noͤthig daß ſolche einen Tag um den andern ins Gruͤne und Kr die ufk ——ů— 144 | ! Luft getragen werden, damit ſie der Sonne, der Luft und des Orts der Stellſtaͤtte gewohnen, und nicht nur allein in der Stube fingen, darinnen fie he- cken, und hernach auf dem Heerde das Maul nicht aufthun, wie ſolches oͤfters geſchicht. Man hat auch gewiſſe Gemerke, daran man ſehen kann, ob die eingeſetzten und geblendeten Finken ſingen werden oder nicht, denn wenn die Schnaͤbel roͤthlicht oder bleich bleiben, fo iſt an vielen keine Hofnung zum Singen: Wann aber die Schnaͤbel blaulicht werden, ſo fingen ſie noch gewiß; Immaſſen der Finke mit ſeinen Dichten nicht aufhoͤret, bis ihme der Schnabel blaulicht wird, alsdenn hebet er an recht laut zu fingen, und wird demnach in Finſtern verhalten. Der Finken giebt es gar vielerley Art, wel che an nichts als am Geſange zu unter ſcheiden, und nicht fuͤglich kann beſchrieben werden. Sonſten haben manche Vogelſteller nachfolgende Worte im Gebrauch, darauf der meiſten Finkengeſang hinaus laufe, als: Reiter zu Blowelde, Boitz⸗ diebier, zum Bier gehe Fritz, Heintzerwehr und Zwatzrion. Wann die Finken krank werden, ſoll ihnen elne Spinne, und fo fie Mangel am Geſichte be» kommen, der Saft von Mangold oder Beißkohl zu eſſen und zu trinken gegeben werden. Auf ſol⸗ che Weiſe kann ein gut geblendeter Finke acht bis zehen Jahre dauren. Wenn ſie aber nur in den Stuben und nicht zum Gelocke und in die Luft gebracht worden, dauren ſie nicht ſo lange. Die⸗ N 147 Diejenigen, ſo ihre Finken nicht gerne blen⸗ den wollen, machen es fo: Wenn fie ihre Finken, ſo ſie einſetzen wollen, um Michaelis gefangen ha⸗ ben, laſſen ſie dieſelben in einem Gemach oder Stube bis faſt in den Fruͤhling herum laufen und fliegen, alsdenn ſetzen fie ſolche in einen Kafig, und laſſen fie einen Monath des Eſſens und Trins kens gewohnen, hernach machen ſie vor die Fen⸗ ſter im Gemach Tuͤcher oder Breter, damit es finfter darinnen wird; Wenn nun Johannis Bap⸗ tiſtaͤ herben ruͤcket, machen fü ſie alsdenn von Tag zu Tage ein wenig mehr vom Tuche auf, bis ſie ihnen das volle Licht wieder oͤfnen. Nach die⸗ ſem verfertigen ſie ihre verdeckte Heerde, und wenn ſie ſonſten keine Weiden und Reiſer zu den Huͤtten finden, hauen ſie darzu feine gruͤne bir⸗ kene Buͤſche. Wann nun zur Herbſtzeit der rech⸗ te Strich angehet, und ſie befuͤrchten, es möchte das birkene Laub nicht fo lange grün bleis ben, und alſo kuͤnftig Mangel daran ſeyn, ſo laſſen ſich nach Gutduͤnken ſo viel fie etwa brau⸗ chen moͤchten, gruͤne und laubichte Buͤſchlein abhauen und ſpitzen, und in einem feuchten Kel⸗ ler ins Erdreich ſtecken, damit es die Feuchtig⸗ keiten und das Laub behalten moͤge. Die geblendeten Finken ſind aber doch allezeit beſſer als die ungeblendeten, weil ſolche von Natur ſehr wild ſind und ſtets flattern, und mag man die ſcheuen Lockvoͤgel ſo wohl verwahren als man nur wolle, wenn ſie die Netze hoͤren oder ſehen überziehen und rauſchen, oder unges fehr den Vogelſteller W ehe oder ſonſt was 148 ——— was merken, halten fie vielmals ihren Geſang auf, und paßiret alſo manches kleine Strich⸗ lein vorben. Sonſt hat man obſervirt, daß manche Finken, wenn ſie auf den Heerden klei⸗ ne Raubvoͤgel uͤber ſich ſchwebend wahrgenom⸗ men, fie ſich alsdenn gar artig mit dem Kopfe zur Erden buͤcken, und den Schwanz in die Hoͤhe kehren, daß es laſſen ſoll, als wenn es eine Diſtel oder ſonſt ein anderes Gewaͤchs waͤre. Uebrigens pflegen die Finken, wenn es etliche Tage huͤbſch Wetter geweſen, und es ſich zu ei» nem Regen ſchicken will, vor ſolchen Regen tref⸗ lich ſtark auf die fruͤhen Pfoͤſchheerden zu fallen. Das dreyßigſte Capitel. Von dem Haͤnfling. 6% find der Hänflinge unterſchiedliche Ge— ſchlechte, ſie ſingen alle miteinander ſehr wohl, ſonderlich die rechten Hänflinge , welche wie Rothbruͤſtlein rothe Kehlgen haben. Sie konnen hauptſaͤchlich auf den abgeſchnit⸗ tenen Ruͤbeſaataͤckern, darauf fie ſich treflich gerne aufhalten, in groſſer Menge mit und ohne Buſchheerd gefangen werden. Sie fallen aber nicht allezeit gerne und zugleich ein, wollen auch nicht gern in einen Haufen in den Buſch fallen, bis die Reife und Froͤſte fie zwingen, wie denn — 55 147 denn alle Vogel, nachdem es wittert, einzufallen pflegen. Um Pfingſten haben fie gemeiniglih Junge, und hecken in die Rebhaufen, denn wo ſie ein Jahr zu ſeyn gewohnt, daſelbſt ſollen ſie etliche Jahr nach einander hecken, und wo ſie ſingen und ſich aufhalten, daſelbſt ſind auch ihre Neſter, und muͤſſen allda geſuchet werden. Die Jungen nimmt man auch blos aus den Neſtern zum Aufziehen, quetſchet und ſtoͤſſet de⸗ nenſelben ein wenig Ruͤbſaamen, mit Waſſer zu einem Brey gemiſcht, davon giebt man ihnen des Tages ſehr oft zu freſſen, und mit einem al⸗ ten Luͤmpchen von Tuch an ein Hoͤlzlein gebunden, und ins Waſſer getaucht zu trinken, ſo lange bis fie fluͤcke werden und allein freſſen. Noch ande⸗ re wollen ihnen auch geruͤhrte Eyer zur Speiſe ordnen. an Es muͤſſen aber hernach die Maͤnnlein und nicht die Weiblein zum Singen erwaͤhlet und behalten werden, weil die Weiblein nicht ſon⸗ derlich ſingen. Die Maͤnnlein oder Haͤhngen haben allezeit feine rothe und braͤunlichte dicke ſprenglichte Flecken auf den Bruͤſten, und un⸗ ter dem Halſe, daher ſie von denen Welblein gar leicht zu unterſcheiden ſind, und hat man überhaupt ſich darnach zu richten, daß eines jeden Vogels Maͤnnlein ſich auf dunkelſchwarzlichte und ſaatbraunlichte Flecken mehr als die Weib⸗ lein ihres Geſchlechtes ziehet. Kurz vor oder nach Johannistag, wenn die jungen Haͤnflinge fluͤcke ſind, fangen die Vogel⸗ Ei ſteller — 148 — ſteller dieſelbigen zum lebendigen Gelocke auf des ſondern Pfoͤſchheerden, damit fie rechte gute os cker uͤberkommen moͤgen. g 9 Wenn nun die wilden neugefangenen Voͤge— lein zum Gelocke eingeſezt werden, muͤſſen ihnen jederzeit die Maſtfederlein ausgerauft, und die Darrblatter geoͤfnet werden. Sonſten halten ſich die Haͤnflinge gern zu den Stieglitzen, derowegen ſie auch auf den Buſchheerden vielmal mit einander gefangen wer— den. So fallen auch bisweilen die Quaͤcker oder Graßmuͤcken, welche etliche unerfahrne gruͤne Haͤnflinge nennen wollen, unter denen Haͤnf— lingen, und zwar noch eher und lieber mit ein, als welche gleichfalls gerne bey ihnen ſich auf⸗ halten. rap N Daß aber etliche ſolche kleine Voͤgelein, gleich den Finken, auch blenden wollen, ſolches iſt ganz unnoͤthig, denn das Blenden iſt wegen des unge— woͤhnlichen Flatterns und der Voͤgel Wildigkeit erfunden worden, und es iſt bekannt, daß die Haͤnflinge zum Einſetzen ſich nicht wild erzeigen. Das ein und dreyßigſte Capitel. Vom Garn beym Lerchenfang. E⸗ iſt bekannt, daß die Lerchen mehrentheils des Nachts gefangen werden, auf nachfol⸗ gende Weiſe: Man nimmt zwo Sn ſo ang 5 149 lang und leicht fie zu bekommen find, eine jede ohngefehr zwanzig Werkſchuh lang, und machet ſolche an die beſondern Garne, welche folgender⸗ geftalt geſtricket und bereitet werden: Die Laͤnge von dieſem Garne ſtehet in eines jeden Gefallen, jedoch kann man es enger nicht als von ſechzig, ſiebenzig oder achtzig Schuh lang entrathen, und auf die Zwerch oder breite Seiten, daran die Stangen gehoͤren, muß es ſo breit oder lang ſeyn, als die Stange zu bekommen ſind, nemlich achtzehen, zwanzig bis vier und zwanzig Schuh lang. „„ Ba: Das Netz felbften wird mit einer Maſche zu ſtricken angefangen, und wird ſo lange geſtrickt, und von beyden Seiten zuge geben, bis es die begehrte Breite erreichet; Darnach ferner von beyden Theilen abgenommen, daß es den Trian⸗ gel von 24. Schuhen, welchen er im Anfang gehabt, wiederum zu Ende bringet, und auf eine Maſche, wie es angefangen worden, aus⸗ läuft, und wird ſodann gezogen, daß es feine rechte vier Ecken erreichet. Es wird dieſes nicht anders geſtricket, als wie die Weiber oder Peru⸗ quenmacher die Hauben ſtricken. So darf auch an dieſes Garn uͤberall kein Zipfel, wie etliche vorwenden wollen, geſtrickt werden, ſondern nur recht in der Mitten ein Schnuͤrlein, ſo ein wenig länger als eine Klafter gemacht, daran derjenige ſo hinten gehet, das Garn gleich ziehe, wann etwan die an denen Stangen ungleich gehen. Die Lerchen werden auch mit flachen doch ziemlich hohen Machtneze Atjangen, welche von 3 rohen 40 rohen Garne geſtricket, daran beinerne oder hoͤl⸗ zerne Ringe einer Spanne lang von dem andern, gemachet werden. Die Netze haben oben ein Saͤumlein darinn die Ringe laufen, und beduͤrf⸗ fen ſonſt keiner weitern Seimen und werden von etlichen eigentlich Klebgarn genennet. Dieſer Netze werden etliche nach einander geſtellet, und mit etlichen Staͤben wie ein Haaſengarn fein ſteif aufgerichtet, nach der Laͤnge und Zwerch, daß es faſt einen halben Quabrangel giebt, und were den Abends und Morgens vor der Daͤmmerung, ehe ſich Tag und Nacht ſcheidet, aufgerichtet, gleichſam als die hohen Metze zu Rebhuͤnern und andern groſſen Federwildpret. Wann die Stel lung fertig, alsdann gehen zwey mit einem lan⸗ gen Seil, daran ſie Federn gebunden (doch thut es auch nichts, wenn eben keine Federn daran find,) und ziehen daſſelbige Seil über das Land nach den geſtellten Garne zu, wodurch fie die Vor gel nach dem Netze treiben, da dann wegen der Daͤmmerung die Voͤgel das Garn, ſo nach dem Winde geſtellet, nicht wahrnehmen koͤnnen, und alſo darinnen hangen bleiben. In Gegenden, wo der Fang von Wichtigkeit iſt, und die Felder groß ſind, werden die Seile durch Pferde um den Acker herum gezogen. Iſt auf einer Seite das Trel⸗ ben geſchehen, und es vor dem Winde thunlich, ſo wird es auf der andern Seite gleicherſtalt verrichtet, und endlich auch weiter fortge— ſtellet. 3 Das zwey und dreyßigſte Capitel. Von der Lerche. er Lerchenfang iſt ein luſtiges und artiges Weide, wenn man recht damit umzu⸗ gehen weiß. Wie die Lerchen ausſehen, ſolches weiß jedermann, weil ſolche ſehr haͤufig gefangen und um ein billiges Geld, wenn eben die Strich⸗ zeit iſt, verkaufet werden. Gleichwie nun andere Voͤgel, und mehren⸗ theils alles Gefieder, fo mit Schlagwaͤnden und groſſen verdeckten Netzen gefangen wird, dunkel Wetter erfordern; Alſo wollen hingegen die Ler⸗ chen ſchoͤn helles und ſtilles Wetter haben; Je⸗ doch wenn es zur Herbſtzeit gar zu warm, ſo liegen fie ſtille, reifet es aber, fo ziehen fie ge⸗ waltig fort. Derowegen wenn es windigt und regneriſch iſt, darf man nur zu Hauſe bleiben. In naſſen und feuchten Herbſten ſind die Voͤgel, weil fie ruhen, und nicht viel fortziehen, viel fet⸗ ter und beſſer, als in trockenen Herbſtzeiten. Wenn man recht ſtellen will, werden darzu ganze offenbare Schlagwaͤnde, von achtzig und mehr Schuhen gebrauchet, wiewol auch etliche nur kleine Wände haben; Es find zwar die groſ⸗ ſen beſſer als die kleinen, hingegen laſſen ſich die groſſen nicht ſo leicht uͤberziehen, ſonderlich bey ſtarken Winden. Dieſer Wände brauchen etli⸗ che zwey Paar, nemlich ein Paar forne, und das andere Paar, oder nur ein einzelnes hinter K 4 den 152 | j den Ruͤcken, ohne alles Gerege, und dieſes auf die Striche, ſo ſich hinterruͤcks entziehen wollen und auf der Erde wegſtreichen, dazu ſich dann der Lerchenfaͤnger fein bequem hinter und vor ſich zu ziehen wiſſen muß. Die Farbe dieſer Feld⸗ neze wird am beſten mit Nußfchaalen, Erlen oder Eichenſchaalen und Kreuzbeerlein in Waſſer geſot⸗ ten, gemacht; der Kreuzbeere muͤſſen ein gut Theil und wohl gequetſchet ſeyn. g Der Lerchenſtrich oder Zug geſchiehet von Auf: gang gegen Niedergang der Sonne, mehrentheils gegen den Wind, und wann der Wind vom Dies dergang wehet, ziehen ſie gewaltig und niedrig von der Erde, ſa ſie ſollen auch wohl acht Tage ſtille liegen, und auf ſolchen Wind warten. Als lein der Wind wehet nicht alle Jahre ſo im Stri⸗ che. Man muß Achtung geben, mit was fuͤr einem Winde ſie das erſtemal ziehen, dem folgen fie meiſtentheils daſſelbe Jahr. Haben fie aber fein gutes Wetter, worauf fie eine Zeitlang warten, fo ziehen die meiften bey hellem Mons denſchein hinweg. a Es iſt auch fonderlich dieſes bey dem Striche zu merken, daß derſelbige gemeiniglich einen Tag um den andern waͤhret. Darum, wenn ſie heute geſtrichen, ſo hat man folgenden Tages nicht wieder auf einen Strich zu hoffen, denn es muß ſich aus andern Feldern erſt wieder ein ans derer Haufe oder mehrere dahin lagern. So ſtreichen die Lerchen auch in einem Lande viel haͤu⸗ ſiger als im andern, nachdem naͤmlich die Land⸗ ſchaft eben und bergicht iſt. An manchen Or⸗ gen, \ | J ten, jedoch nachdem die Jahre find, dauert der Strich bis nach Martini , ſonderlich in warmen Laͤndern, an manchen aber hörer er ſchon drey Wochen vorher auf. Je eher die Froͤſte und Reife kommen, je eher laͤßt der Strich nach, indem die harten Froͤſte dieſelben viel ſchneller forttreiben als anderes Wetter. Das drey und dreyßigſte Capitel. Von den Stellſtaͤtten der Lerchen. u den Stellſtaͤtten iſt am beſten ein kleiner Grund in offenen Feldern zwiſchen den Ber⸗ gen, zu erwaͤhlen, wenn man es anders ſo fin⸗ den kann, denn durch denſelben ſtreichen fie ges waltig, und iſt die Stellſtaͤtte, ausbuͤndig gut; we ſich aber ein Berg oder ein Huͤgel im flachen Felde ereignet, ſo ſtutzt die Lerche davor. Wo abes dieſes nicht zu haben, ſo ſiehet man ſich im Felde um, wo der Strich hergehet, und erwaͤhlt ſolche Felder wo weder tiefe Furchen noch erhoͤ— hete Beeten ſind, auch fein gleich ſind und keine Gruben haben, denn dieſe ſind mit groſſen Waͤn⸗ den deſto eher und leichter zu uͤberziehen, und wird der Platz ſo weit die Waͤnde, weun ſie von einander und nicht zuſammen gezogen liegen, kahl gemacht und gerupfet, daß die Garne fein flach auf der Erden liegen koͤnnen, wenn fie zus ſammen geſchlagen werden. Der rechte Heerd⸗ platz aber, nach welchem der Vogel faͤllet, 9 K 5 wird —— — 174 Tr wird nicht gerupfet, noch von den Stoppeln kahl gemacht. Bey dem Stellen oder dem Treiben mit dem Seile, muß man, wo moͤglich, ſuchen es fo ein⸗ zurichten, daß der Zug nicht nach der Länge, ſondern nach der Quere oder Breite des Ackers geſchehe, damit die Voͤgel nicht in den Furchen liegen bleiben. | Diejenigen, fo diefe jetzt erzählten Stellſtaͤtte nicht haben koͤnnen, ſuchen einen Ort in der Heyde, oder ſonſt zwiſchen den Feldern, dadurch die Lerchen ziehen muͤſſen, da machen ſie von ei⸗ nem geraumen Platze die Heyde ab, und pfle⸗ gen darauf ihre Heerde oder Stellſtaͤtten zu machen. Auf dieſe Plaͤtze werden nun geſtellet, erſtlich die Vorderſtaͤbe mit ihren zwey Pfahl⸗ ſeilen und Haupt- und Pfahlpflocken eingeſchla⸗ gen und angemacht, wie ſichs gebuͤhret, die Metze daran geheftet, ausgelaufen und die Seime ge⸗ ſtrecket, die Hinterſtaͤbe angepſloͤcket, die Garne ſteif gezogen, die Hinterſtaͤbe eingeſpannet, den Zug mit feiner Scheere, (welche bisweilen eins fach mit einem Knebel, bisweilen doppelt, und wird an dieſelbige ein feiner gerader glatter eiſer⸗ ner Ring, damit man ſolche Scheere ſo ſteif als man will ſpannen koͤnne,) an die Staͤbe ge⸗ macht, hinten mit feinem Pflocke nach dem Wins de geſteifet, und ſo der Zug oder die Netze ſchlaff werden, und nicht mehr uͤber zu bringen, ſo wird ein jedes Netz und Zug vor ſich ſelbſt wiederum ſteif gemacht. 5 Vor 157 Vor die Vorderſtäbe daran der Zug kommt, wird forne einen Schuh weit hinein auf den Heerd die Erde etwas erhoͤhet, und auf jegliche Wand ein Zincken oder Rudel, alſo 1 0 die Ruhr⸗ vögel, ſo daran gemacht, nicht weiter als auf das Unterſeimlein reichen koͤnnen, angemacht, ent⸗ weder auf die Manier der gemeinen Buſchheer⸗ de, oder auf nachfolgende Weiſe: daß man die Regeruthen an ein einzeln Pfloͤckchen anbindet, doch ſo daß es ſich noch regen kann, oder man gebrauchet zwey durchloͤcherte Höͤlzchen, daran eine kleine Walze ſo in der Mitten ein Loch hat, in welche die e geſtecket werden. Dar⸗ an wird ohngefaͤhr einen Schuh lang noch ein Schnuͤrchen mit zwey Pfloͤcken, ein wenig lan ger als eine Hand angemacht, und die dren Pfloͤcke in die Erde geichlagen, damit das Gerege, wenn es gezogen wird, nicht zu hoch in die Höhe fah⸗ ren kann, alsdenn wird das Zuͤglein oder Schnuͤrlein an die oberhalb der zwegen Pfloͤck⸗ chen angemachte Schnur angeheftet. Dieſer Rudel gehoͤren ſich in rechter Strichzeit drey, naͤmlich zwey bey beyden Fluͤgeln in den Heerd, und das dritte auswendig vor die Garne und den Heerd. | Diele Rudel werden nicht hart bey die Win de, ſondern etliche ganze Furchen breit, und wei ter von den Heerden abwaͤrts nach der Seite, 105 zweyen Ruhrlerchen angemacht, auf welche der Vogel hernach deſto lieber ſtreichet. Dieſes Aus del oder Gerege wird gezogen, wenn der Vogel noch von ferne iſt, und wenn fh die Lerche auf daſſelbe daſſelbe nähert, fo läßt man es liefen, und zichee ſodann die Ruhrvoͤgel, fo auf dem Heerde ange⸗ macht ſind. Wenn die wilden Lerchen den Waͤn⸗ den nahe kommen, ſo muß man das Gerege ganz liegen laſſen, auch wenig pfeifen, ſonſt verſchlaͤgt man ſie. Es iſt wohl zu merken, daß das Gerege auſſer dem Garne die Lerchen viel beſſer auf den Heerd bringe, als diejenigen, ſo zwiſchen den Waͤnden liegen. Daferne einer zweymal nach einer Lerche ru⸗ delt, und dieſelbe will nicht nach dem Gerege oder Waͤnden, ſo laͤßt man ſie fahren „weil ſon⸗ ſten die Ruhrlerchen gar zu muͤde gemacht wers den, und kaum einen halben Tag dauren, und alſo ganz ermattet ſterben wuͤrde. So werden auch die Ruhrvoͤgel billig deswegen geſchonet, weil nicht eine jede Lerche ſich dazu ſchicket, und die wilden angemachten Ruhrvoͤgel gar zu ſehr flattern, und damit viel Voͤgel verſchlagen; denn vom Flattern ziehen fie zuruͤcke, und wollen nicht über die Waͤnde, und ob ſchon dieſes Flattern mit den Blenden koͤnnte verwehret werden, ſo iſt doch zu wiſſen, daß man keine Ruhrvoͤgel we⸗ niger als eben die Lerchen zu blenden pflege. Das Das vier und dreyßigſte Capitel. Von den Ruhrlerchen. Jie Nuhrlerchen werden angeſchleift, und | angebunden, erſtlich mit einem Schleiflein an das linke Bein; darnach wird daſſelbe Schleif— lein oder Schnuͤrlein zwiſchen zweyen Fingern ge halten und gemeſſen, daß das Beinlein nicht zu weit zuruͤck gezogen, und gleichwohl die Lerche auf ihren Fuͤſſen recht ſtehen kann. Hernach wird daſſelbige zwey oder dreymal fein ſteif um den Schwanz gewickelt, des Schwanzes Federn mer den gebeuget und doppelt gemacht, hernach nody» mals feſte angebunden und geſchleifet; dieſes iſt aber von den Lerchen zu verſtehen, ſo eine Nacht geſeſſen; wenn aber wilde Lerchen, die man erſt gefangen, angemachet werden, fo muͤſſen fie ge⸗ ſterzt werden. Dieſes geſchiehet folgender maſſen: das man mit dem Daumen und Zeigefinger den Sterz faſſet, und eine jegliche Feder des Schwan⸗ zes beſonders vornimmt, und tief in das Fleiſch drüͤcket, jedoch gemaͤglich, daß in dem Druͤcken die Federlein nur geknicket werden und nicht eingehen, davon ſchwellet ihnen der Sterz und ſtehen die Fe⸗ dern ſo ſteif, daß ſie ſolche nicht ausziehen, noch die geſterzten Lerchen entfliehen koͤnnen. Nach die⸗ ſem werden fie obbeſchriebener maſſen angefeſſelt. | Auch werden in Ermangelung der Lerchen graue Goldammerweiblein zum Gerege gebrau— chet, an die Ruhrſchnur angemacht, und 15 158 ſich in den Sitzplatz gebunden. Der Sitz muß wo moͤglich nach der Sonne und nach dem Win⸗ de gerichtet werden; nach der Sonne, damit ſie einem nicht gerade in das Geſichte ſcheinet, denn ſonſten kann man die Lerchen nicht recht ſehen; nach dem Winde aber deswegen, weil, wenn der Wind einem in das Geſichte gehet, dieſelbe gerne bey den Vorderſtellen einzufallen pflegen, oder auch hinter die Scheere, oder wohl gar kin ter den Weidmann. Wehet aber der Wind vom Ruͤcken her, welches auch nicht gut, ſo fallen fie mehrentheils hinten ein, oder halten einem wohl gar eine Weile uͤber dem Kopfe, wenn zu viel gepfiffen wird. So ſind auch die Netze im Winde uͤbel uͤberzuziehen, und iſt beſ⸗ fer der Wind wehet zur Seite der Waͤnde hin⸗ ein, darnach man ſich mit dem Zug und Pi cken einigermaſſen richten kann. Das fuͤnf und dreyßigſte Capitel. Von dem Lerchenſtrich. Eye terhenfeid und Tagefang mit den Mezen wahret den ganzen Tag über, denn obwohl die Lerche von eilf zwoͤlf bis auf ein oder zwey Uhr manchmal ruhet, ſo faͤnget ſie doch wieder an bis auf den Abend zu ſtreichen. Fuͤr die Lerchen ſo auf die Seiten und nicht zu dem Heerde fliegen, hat man ein gut Mittel ers funden: naͤmlich, ſie N eine, zwey oder mehr gute 159 gute Relſigwellen, jede etwa einen oder zwey Schuh, nach Gelegenheit, von der andern feſt, damit ſie der Wind nicht umwehet, und dieſes ruͤckwaͤrts vom Sitze an einen guten Weg. Wenn die Lerchen daran kommen, ſo ziehen ſie den geſteckten Reiſern nach, bis zu dem geſtell⸗ ten Garne, und werden mit dieſen Reiſern oder Wellen oft große Haufen Lerchen herzugebracht. Des Nachts werden die Lerchen mit einem befondern darzu geſtrickten Netze gefangen, fo an zwey Stangen gemacht, wie ſolches Netz forne ordentlich beſchrieben iſt. An ein alſo verfertigtes Netz werden zwo Stangen, und zwar auf jegliche Seite eine angebunden, über dieſes an das uns tere Ende Lappenfedern, wle ſolche zum Jagen vierfuͤßiger Thiere gebrauchet werden, ſo auf der Erde herfahren, angemacht, darnach das Garn zuſammen gewickelt und hinaus getragen. Dies Abends, wenn es finſter wird, und der Mond nicht ſcheinet, breitet man das Netz aus, und wenn das Garn nicht zu lang iſt, ſo faflen es zwey an deſſen Stangen, und hinten eis ner, welcher den Schwanz fein niedrig auf der Erde traͤget, und alſo gehen ſie von Furchen zu Furchen im Felde, iſt alsdann etwas unter dem Garne, ſo hoͤret man es flattern, da pfleget denn einer dem andern zu pfeifen, daß er ſtille ſtehet, legen alſo das Garn nieder, wuͤrgen die Lerchen, und ziehen ſolche durch das Garn. Daferne aber das Netz zu enge geſtricket waͤre, daß ſie nicht durchzuziehen waͤren, ſo kann man auch die er⸗ wuͤrgten Lerchen auf den Ruͤcken legen, a olche 160 — ſolche zur Noth an dem weiſſen Bauche koͤnnen geſehen und wieder gefunden werden. Wenn das Wetter helle iſt, fo thut man beſ⸗ ſer, man bleibet zu Hauſe; wollte aber ja je, mand bey lichtem Wetter auf einzelne Ruhrler⸗ chen hinaus gehen, fo muß man viel gerader und geſchwinder fortgehen, als im dunkeln Wetter, wenn es aber mit Nutzen geſchehen ſoll, fo iſt es rathſamer, von einer Höhe, wo ſich die Ler— chen des Abends hinſetzen, hinab in das flache Feld zu jagen, oder man muß ſonſten den Ort im Fel⸗ de oder die Aecker eigentlich in acht nehmen, mo» hin fie ſich zu ihrem Nachtlager ſetzen. Es halten etliche für ſehr gut; wenn man des Nachts bisweilen dazu pfeife, weil ſich die Ler⸗ chen vor den Nachtvoͤgeln ſehr fuͤrchten ſollen. Reden aber darf man des Nachts nicht, und wenn einer dem andern etwas zu verfichen geben will, ſo muß er ſolches mit pfeifen verrichten. Es wird oft darüber geſtritten, welche Ler⸗ chen wohl am beſten zu ſpeiſen waͤren, ob naͤm⸗ lich die, fo des Tages gefangen, oder die, fo man des Nachts faͤnget, am niedlichſten? Die Thuͤ⸗ ringer und Meißner, welche auf den Lerchenfang am beſten abgerichtet ſind, halten mehr von denen, ſo des Nachts gefangen werden, und daher werden auch dieſelben meiſtentheils daſelbſt des Nachts gefangen. b Bey Fruͤhlingszeiten, wenn der Vogel wie⸗ der zurück ziehet, fangen ſich die Lerchen gewal⸗ tig, allein, weil meiſtentheils zu derſelben Zeit naßes 161 naßes und kothiges Wetter iſt, fo wird das Z Zeug oder die Garne gewaltig verderbt, und dadurch verurſachet, daß es bald faulet. Wenn ſolche Lerchen aber wieder zuruͤck und bey uns ankommen, ſo muß man merken, daß wenn es ſchoͤn Wetter iſt, fie eilig fort⸗ ziehen; ſchneyet es aber und wird wieder kalt, ſo ziehen ſie wleder hinter ſich nach den Bergen, an ſommerhafte Orte; fo bald ſich aber — das Wetter wieder aͤndert und gelinder wird, ſo ziehen ſie wieder ſort. Zu ſelbiger Zeit werden ſie auch mit hohen Nachtnezen gefangen, welche oben befchrieben find. Dieſe Art die Lerchen zu fangen, ſoll ſehr angenehm ſeyn. Dabey ei⸗ nige beobachtet haben wollen, daß es viel beſſer fey, wenn die Garne nicht gar zu hoch, hinge⸗ gen aber uͤber achtzig bis hundert Schuhe laug waͤren, und an vier oder fuͤnf Staͤben aufge⸗ richtet wuͤrden. Wann damit Abends geſtellet wird, ſo gehet einer zuvor hinaus, und ſiehet zu, wie viel ohngefehr Lerchen fliegen, derſelbige gibt hernach Bericht davon, und haͤlt gleichſam die Wache, damit ſte nicht wieder aufſtehen; als⸗ dann gehen vier bis fuͤnf Perſonen hinaus) und richten die Garne, bis es recht finſter wird, Darauf gehet einer mit einem Ruͤthlein herum und klopfet „wann denn die andern merken, daß viel Lerchen in den Netzen find, fo laufen fie ges ſchwind zu, ziehen fie von den Staͤben, wuͤrgen ſolche, und gehen hernach weiter fort. Dieſer Ringnetze haben große Herren eine gute Anzahl, ſtellen dieſelben doppelt und dreyfach . hinter hinter einander, die erften hoch, die andern aber niedriger, wie die Lerche bisweilen zu ſtreichen pfleget, die hinterſten aber am allerhoͤchſten. In groſſen Reichs- und andern vornehmen Staͤdten, beſchlagen die Lerchenfaͤnger ihre Stell⸗ ſtaͤtten mit eingeſteckten Staͤben, damit niemand anders darauf ſtellen kann. Wieder andere, fo den Lerchen nachſtellen, ſuchen ſich in dem Holze oder Buſche eine Gele⸗ genheit aus, dadurch die Lerche haufenweiſe ſtrel⸗ chet oder ziehet. Daſelbſt ſtellen fie ihre Wände hin, wobey man aber im Ziehen der Wände den groͤßten Haufen wohl in Acht nehmen, und nicht fo bald nach demerſten, welcher etwa vor⸗ bey flreichet, ziehen, ſondern erſt recht den hel⸗ len Haufen erwarten muß, damit man eine gute Anzahl auf einmal bekommen moͤge. Was ſonſt ihren Nutzen in der Kuͤche und ſonderlich in der Arzneykunſt betrift, ſo iſt bekannt, daß das Lerchenfleiſch dem Temperament nach fuͤr warm und trocken gehalten wird, und dan⸗ nenherd den Leib etwas verſtopfet, die Bruͤhe hingegen laxiret ein wenig. Sie geben, wie ſchon oben erwehnet, eine delicate und niedliche Speiſe, welche ſich auch auf vornehmen Gaſtereyen und großer Herren Tafeln ſehen laſſen darf. Denen, die mit der Colik und mit dem Stein beſchweret ſind, ſind ſie allerdings nicht undienlich. Ja man pfleget fo gar eine ganze Lerche mit Federn und allen Eingeweiden in ei⸗ nen Topfe zu Aſche zu brennen, hernach zu Pul⸗ ver zu ſtoßen, und von dieſem Pulver ein oder | zwey 163 zwey Löffel voll mit warmen Waſſer einzugeben, gleichfalls wider allerhand Arten des Bauch- grimmens, ja wider die Darmgicht ſelbſten, ins dem ein recht bewaͤhrtes Mittel wider dieſe jetzt genannte Beſchwerungen ſeyn ſoll, zumahl wenn man etliche Tage damit anhaͤlt. Andere wol⸗ len, man ſoll das Herz von einer Lerche auf des Patienten Hüfte binden, oder ihn daflelbige noch ganz warm und friſch eſſen laſſen, welches wider die vorhin bemeldten Zuſtaͤnde gleichfalls dienlich ſeyn ſoll. So wird auch der Lerchen friſches Blut mit ſcharfen Eßig oder warmen Wein getrunken vor ein kraͤftig Geneßmittel wider den Stein, von einigen aus der Erfahrung ungemein geruͤh⸗ met. Das ſechs und dreißigſte Capitel. Von der Nachtigall. ie Nachtigallen ſind ſehr anmuthige Voͤgel, welche meiſtentheils um ihres lieblichen Geſanges willen gefangen und eingeſetzet wers den. Sie iſt ein wenig groͤßer als eine Graß⸗ muͤcke, im uͤbrigen aber derſelben ſo wohl an Fe⸗ dern, welche graulicht, als auch am Leibe und Gliedern ziemlich gleich, wiewohl dieſer Vogel ſeine Farbe zum oͤftern zu veraͤndern pflegt; wo⸗ bey als etwas merkwuͤrdiges zu gedenken iſt, daß die Nachtigallen keine ſo ſpitzigen Zungen als faſt alle andere Vögel haben. 2 Ihr Ben sum Ihr. Unterſchied beſtehet darinnen, daß einige groͤſſer, einige kleiner find, und endlich auch zwiſchen den Männchen und Weibchen. Das Maͤnnchen wird einiger maſſen daran erkannt, weil ihm das rechte Auge ein wenig groͤßer iſt, als dem Weibchen, und die Maͤnnchen koͤnnen viel laͤnger auf einem Fuße unbeweglich ſtehen, welches die Weibchen nicht ſo wohl zu thun vermoͤgen. 8 | Sie halten ſich aber nicht alle an einerley Or⸗ ten auf; einige Nachtigallen halten ſich lieber in Waͤldern auf, abſonderlich die groͤßern, weil fie allda für den Schlangen ficher find. Andere unter dornigten Zaͤunen, andere auf Bergen, andere auf der Ebene und im freyen Felde, und endlich wieder andere an ſumpfichten Orten. Ihre Natur und Eigenſchaft beſtehet nur in den hoͤchſt anmuthigen Geſang, und auch in der Gelehrigkeit. Wegen ihres annehmlichen Ge« ſanges haben ſie von den Griechen den Namen Philomela bekommen. Im Fruͤhlinge fangen fie an zu fingen, und kuͤndigen mit ihren erfreu⸗ lichen Stimmen nicht allein dieſe Jahreszeit, ſondern auch den anbrechenden Tag und den Aufgang der Sonne an, welches ſie bis nach Johannis fortſetzen, dergeſtalt, daß fie ſich Sf ters funfzehn ganzer Tage und Naͤchte an ein⸗ ander unablaͤßig hören laſſen ; dabey fie vielmals fuͤr ſingen ſo gar das Freſſen vergeſſen, und darinnen unter und mit einander fo heftig und m ——— 165 und ernſtlich cextiren, daß die überwundenen vielmals für Betruͤbnis ihr Leben laſſen. Ihre Eyer verwahren ſie gar ſorgfaͤltig; Für den Geyern fuͤrchten ſie ſich ſehr, als welche ihnen heftig zuſetzen und vlel Leids an⸗ thun, und endlich fo iſt ihre eigene Fettigkeit ihnen fo ſchaͤdlich, daß fie zum oͤftern davon er⸗ ſticken und ſterben. Dieſe Boͤgel kann man im Frühling am als lerbeſten in einer laͤnglichten oder viereck'gten Grube fangen darauf ein Bret geleget, und wie ein Meiſenſchlag geſtellet wird, darein wer⸗ den lebendige Wuͤrmlein gelegt „und wenn fie nach denenſelben ſpringen, ſo faͤllt es zu. Da⸗ ferne man auch eine Nachtigall auf einem Bau⸗ me ſitzen fieher, und in derer Augeſicht allge⸗ mach ſich nahe hinzu machet, und ein ſolches Gruͤblein grabet und ſtellet, daß fie zuſiehet, i ſo ſoll dieſen Vogel feine angebohrne Curtoſi⸗ tät, oder vielmehr die Hofnung Wuͤrmer zu finden, reitzen, daß er, ſo bald man weg iſt, herunter koͤmmt, in das Grüblein huͤpfet, und gefangen wird. Sonſten iſt er gar ein weichli⸗ cher Vogel, deſſen ausgehobene Jungen ſchwer aufzubringen, und will gar eigentlich gewartet ſeyn. Zu den Nachtigallen gehoͤret ein laͤnglichter Käfig mit dreyen Spruͤngen, und oben mit Tuch uͤberzogen. Wenn ſie gefangen werden, ſollen ſie mit Ochſen und anderer Thiere Herz, mit | L 3 Mohn 166 Mohn beſtreuet, 1 1 und dazu gewoͤhnet werden. Andere wollen, man ſolle ihnen ihr Futter oder Fleiſchwerk erſtlich im Waſſer etwas abwaſchen, ehe es ihnen vorgegeben wuͤrde, ſonſt wuͤrden ſie zu fett, und ſtuͤrben, welches das Waſſer verhindern ſoll, weil es die Guͤtig⸗ keit und Nahrung vom Fleiſch etwas entziehe. Ameiſencyer purgieren fie, und ſolche freſſen fie gerne, man kann deren doͤrren, und den Winter über aufheben. Huͤnereyer hart geſot⸗ ten, und klein geſchnitten ohne Salz, ſind ihnen ſehr nuͤtzlich zur Speiſe. Vor ein ſtetiges Ge⸗ menge der Speiſe iſt das beſte, Ochſenherz, hart geſottene Eyer und Mohn, untereinander klein gehackt. Etliche geben den Voͤgeln den Mohn niemals ganz, ſondern reiben ihn auf einem Stein, oder ſtoſſen ihn in einem Moͤrſer, und gleſſen alsdann ein wenig Waſſer daran, daß es wie eine Milch wird. Etliche gieſſen gar ein wenig Mllch dar⸗ unter, und geben ihnen allemal ein paar lebendi⸗ ge Mehlwuͤrmer auf das Freſſen, nach denen ſie ſehr begierig ſind. Wo man die Ameiſeneyer genugſam haben kann, find ſie das beſte und bequemſte Futter. * Das i 167 Das ſieben und dreyßigſte Capitel. Von dem Staarnetze. le Garne betreffend, damit man den Staa⸗ ren nachzuſtellen pfleget, ſind unterſchied⸗ lich, ſonderlich aber ſollen hier diejenigen beſchrie⸗ ben werden, mit welchem man die Staaren ge⸗ woͤhnlicher Weiſe des Nachts faͤnget; welches gemeiniglich anf Teichen geſchiehet. Wer Gelegenheit hiezu ſiehet, und doch eben nicht gar zu groſſe Garne machen zu laſſen im Vermögen hat, oder auch ſonſt nicht will, der» ſelbige ſtricket Waͤnde, enge Tyraſſe und andere dergleichen, ſo viel zuſammen als er vonnoͤthen hat, daß es achtzig bis hundert Schuhe lang, und etwa ſechzig oder ſiebenzig Schuh breit wird. Man muß aber zuvor die Unter- und Oberſei⸗ men aus den Waͤnden thun, damit ſichs geſchmei⸗ dig zuſammen ſtricket, und daran ſtricket man hernach noch zwey hohe Seitenwaͤnde, naͤmlich auf jegliche laͤngſte Seite eine. Dieſe Himmel duͤrfen auch zehen Schuhe hoch, das Erdreich oder Waſſer in den geſchnittenen Schluͤften nicht erreichen, weil das Garn hinten feſt gemacht and angepfloͤcket wird. Solch Hintertheil an den Enden der Seitenwaͤnde wird auch zuſammen geſtricket, daß es an den Enden beyder Seiten zwey recht wohl zuſammen gefuͤgte Zipfel giebt. Darnach uͤberſtrickt man ee die Lange 4. det Bi; 668 der Seltenwaͤnde mit Haaſenzwirn, wann zuvor ein geringer Selmen durchgezogen worden. Auf ſolche Seimen werden die Ringe geſetzt, naͤm⸗ lich einer einen Schuh oder anderthalb von den andern, und ganz feſt angemacht. Auſſerhalb oben auf den Ringen wird abermals eine feine ſtarke Schnur angefaßt, und die Ringe gleich⸗ falls daran geheftet, damit die Ringe ſich nicht ziehen oder weichen koͤnnen, welche Schnur zwey⸗ mal ſo lang als die Garne und noch laͤnger ſeyn muß, denn dieſes giebet das Zug oder Ruͤckſeil, damit dieſes große Garn überzogen wird. Dar⸗ nach nimmt man zwey feine ſtarke gerade Seile ohne Knoten, ſchmieret diefelbigen wohl mit Seife, daß fie glatt, ſchluͤpfrig und gerade wers den, und zieht dieſe geſchmierten Seile ein jeg⸗ liches auf einer Seite durch die angebundenen Ringe, und ziehet forn zwerch in den Himmel auch einen feinen geraden Seimen ohne Knoten, damit das Garn im uͤberzichen nicht zerriſſen werde. Und alsdenn iſt dieſes große Netz fer— tig und bereit zur Stellung. Darauf wird daſſelbige zuſammen geleget, daß das hinterſte vor dem vorderſten Theile zu er⸗ kennen, ſtecket ſolches in einen weiten und ge⸗ raumen Sack, und bringet es zu dem beſtimm⸗ ten Stellort, welcher zuvor abgemeſſen, vom Schilfe gereiniget, und darinnen die Schluͤfte, da die Seitenwaͤnde hinkommen, vom Rohre und Schilfe ausgeputzet ſeyn muͤſſen. Alsdenn werden nach dieſer abgemeſſenen Laͤnge und Breis te des Garns mit einem Hopfen » oder andern Pfahle erregen 1869 Pfahle in die vier Ecken des Garns Locher ges macht, darinnen vier ſtarke hohe Stangen ein⸗ geſteckt und befeſtiget werden. Will ſich dieſes wegen der Tiefe des Waſſers nicht ſchicken, ſo werden beſondere Pfaͤhle in den Schlamm ein⸗ gerammelt, dawider die Stangen geſetzet, und mit Ringen oder gedrehten Weiden angemacht und verwahret werden, alſo daß die Stangen ein oder zwey Schuh zum laͤngſten nur vor dem Schilfe in die Hoͤhe reichen. Es lehret freylich die Stellung am beſten der Augenſchein; dahero fo es etwa nicht halten wollte, wird es auf den Seiten mit Seilen an unterſchiedenen Orten angeſpannet, wie ein Maſt⸗ baum am Schif und alſo damit ſteif gemacht. Vornaͤmlich müſſen die zwey hintern Stangen nach den Reuſſen, allwo nämlich das Garn iſt, ders geſtalt befeſtiget werden, daß fie von den ſtarken überziehen nicht weichen oder umfallen. Alsdenn werden die geſchmierten Hintertheile von beyden Seiten der Ringe, ein jegliches mit dem Ende beſonders an ſeinen Pfahl oder Stange feſt ge⸗ macht. Das andere oberhalb den Ringen, wel⸗ ches der Zug iſt, wird ingleichen feſt und wohl an⸗ gebunden; ſodann werden dieſelben Seimen um die Voͤrderſtangen feſte angezogen, und nur das Vordertheil mit dem mit Seife geſchmierten ſtar⸗ ken Seile, welches ſo ſteif als eine Saite auf einer Laute gezogen ſeyn und ſtehen muß, feſt ange⸗ bunden. Iſt es nicht ſteif genug, ſo kann man hinken an den Reuſſen ſolches ſteifer ſpannen, der Zug aber muß frey unangebunden bleiben. REN 8 5 Endlich 170 | — Endlich wird das Garn, welches nun vor ſich ſelbſten mit feinen Ringen in den geſchmierten Sei⸗ len zurück und vor ſich, wie ein Vorhang an einem Bette, hin und wieder gehet, zuſammen, und. uͤber einen Haufen geleget, und alſo das Garn einmal oder zweymal uͤberzogen, daß man in dem Schilf die Gaſſen, darinnen die Seitenwaͤnde ge⸗ hen muͤſſen, mit einer Sichel oder Heppe wo ge⸗ fehlet iſt, deſto beſſer ausſchneiden kann, darnach pfleget man das Hintertheil am ganzen Garne feſte mit Haͤcklein an die Erde zu machen, da⸗ mit daſelbſt nichts durchkomme, und etwa das Garn, von der Menge der Staaren aufgehoben werde. Wenn nun dieſes große Netz und Garn alſo zugerichtet, wird daſſelbe wiederum zuruck und von beyden Seiten geſchicklich über einen Haus fen nach den Hinterſtangen gezogen, jedoch daß kein Ring den andern aufhalte, die vler Stangen werden mit Rohr, Schilf oder Weiden gezieret, und daferne es noͤthig, auch das Garn, jedoch gar dünne, damit es nicht hemmen koͤnne. Das acht und dreyfigfie Capitel. Von den Staaren. De Staar iſt ein wunderlicher und kurzweili⸗ ger Vogel, wenn derſelbe recht gewoͤhnet wird, und jemand damit umzugehen weiß. f 122 er 171 ihrer Jugend ſind ſie faͤhig allerhand zu lernen, und ſehr kurzweilig in den Stuben, allein ſie ſind ſehr ſchwer aufzubringen. | | | Der Staarenfang gehet an um Pfingſten oder kurz hernach, und waͤhret bis um Michaelis oder kurz vor Martini, nachdem es namlich bald oder langſam wintert, denn kurz vor dem Schnee verliehren ſie ſich, und ob ſchon in der Herbſtzeit etliche bald hinweg ziehen und die Haufen kleiner werden, ſo bleiben doch etliche eben ſo lange bey uns als die Kybitze. Doch iſt es auch Schade zu fruͤh ihnen nachzuſtellen, weil ſie zum Theil erſt um Pfingſten die lezte Heckzeit anfangen. Wo ſich die Staaren des Tages hin gewoͤh⸗ nen, und zu freſſen finden, da halten ſie ſich wohl drey, vier bis ſieben Wochen auf, ſonder⸗ lich auf denen Huthen und Wieſen um das Vieh, allwo fie leichtlich zu ſpuͤren ſind, und zwar an dem friſchen Koth oder Miſt des Rindviehes, worein fie mit den Schnaͤbeln Locher machen, um die Wuͤrmlein oder ander Ungeziefer ſo ſich darein leget, heraus zu ſuchen, welches fie treflich ger⸗ ne freſſen, ſo ſpringen ſie auch gerne nach den Fliegen, und bisweilen dem Vieh um die Augen herum. | Wenn ſie nicht verſtoͤhret werden, fegen fie ſich des Nachts haufenweiſe in die Teiche, oder in die rohrichten und ſchilfichten Ufer der Fluͤſſe, theils um vor den Raubvoͤgeln und andern ſchaͤd⸗ lichen Thieren, fo ihnen nachftellen, ſicher zu ſeyn, theils auch darum, weil fie auf dem Waſſer fein ö kuͤhle 772 — —— fühle ſitzen, indem der Staar ein Sißiger und des Tages uͤber recht unruhiger Vogel iſt. Wer gleich Anfangs um Pfingſten Staaren fangen will, derſelbe muß an die Teiche und Waſſer gehen, wo fie ihr Nachtlager haͤufig ha⸗ ben, und waͤhret das Geſtelle ſo lange bis die Wieſen abgemaͤhet find. Man braucht gewoͤhn⸗ lich gruͤne Wände, andere aber wollen lieber die gelbgefaͤrbeten haben; Item, die verdeckten oder offenbaren Schlaͤgwaͤnde, die dreyßig, ſechzig, ſiebenzig bis achtzig Weckſchuh lang ſind, und dazu werden junge ausgeſtopfte Balge, die ſich noch nicht gemauſt haben, aufgeſteckt. Wenn dieſe Zeit voruͤber iſt, und ſie ſich zu dieſen jun⸗ Baͤlgen nicht mehr begeben wollen, ſo muͤſſen andere Bälge nach ihrer Geſtalt und Veraͤnde⸗ rung zugerichtet, und die erſten abgeſchaffet werden. Nach der Heuerndte fallen ſie gerne auf die Huthen und Wieſenplaͤtze, dabey noch dieſes zu erinnern, daß uͤber zwey Tage an einem Orte zu ftellen, nicht rathſam iſt, weil ſie nicht allein das Zeug kennen lernen, ſondern auch nicht mehr fo bald unvorſichtig niederfallen wollen. Wenn die Kirſchenzeit vorbey, und ſie ale» denn nicht gerne mehr ins Zeug fallen wollen, fo wiſſen manche keine Staaren mehr zu fangen, da doch um ſolche Zeit der beſte Fang erſt recht angehet, indem fie ſich hin und wieder auf die Huthwenden und friſch geackerten Brach- oder Ruhraͤcker ſetzen, da werden fie mit grauen und lohefarbenen Waͤnden, ſo nach der Erde gefaͤr⸗ bet ſind, gefangen, und darbey jederzeit ſolche auss Fi nn a se warn nr e 173 ausgefuͤllte Baͤlge und Aufſtecker gebrauchet, welche ſich mauſen und die Federn veraͤndern, welches des Jahrs zwey bis dreymal geſchiehet. Wenn ſie nach dieſen Baͤlgen nicht mehr zu trei⸗ ben, befleilßiget ſich der Vogelſteller auf ausge ſtopfte Kraͤhen⸗Dohlen⸗ und Kybitzbaͤlge, darum ter fallen ſie abermals gerne; Und daferne ſie eine Gattung von dieſen Baͤlgen zuviel kennen ler⸗ nen, werden die andern gebrauchet, und wech⸗ ſelt man alſo damit um. Wer zu dieſer Zeit le⸗ bendige Kraͤhen, Dohlen und Ku bitze hat, und damit umwechſeln kann, der bringet ſie treflich an, ins Zeug zu fallen. Man fange ſie aber auf welcherley Art man will, ſo gehoͤret ein lebendiger Ruhrvogel und ein paar lebendige Laufer dazu, jedoch iſt es anfangs auf die jungen Staaren eben nicht ſo noͤthig; denn ſonſt werden ſie damit verwoͤhnet. So bald ſie aber das Zeug kennen lernen, werden Ruhr ⸗ und andere lebendige Voͤgel gebrauchet, jedoch auch nicht uͤber einen oder zwey, bis nach Jacobi oder zu Anfang des Auguſtmonats. Im September und October braucht man eitel lebendige, gleichwohl über vier und fuͤnfe nicht, zumal wenn fie nicht zahm find und allzuſehr flattern. Daferne den Staaren vor der Brache nicht viel Abbruch geſchehen kann, ſo giebt man Achtung, wo ſie Abends und Morgens von und zum Lager niederfallen, da pfleget man ihnen mit verdeckten Waͤnden nachzuſtellen, welche Netze wohl verdecket werden muͤſſen. Etliche brauchen nur eine Wand allein, und darzu haben ſie keis 8 nen 174 — 5 nen Aufſtecker noch Laͤufer. Sie verſammlen ſich aber nicht allezeit an gewiſſen Dertern, wenn ſie verſchlagen werden, ſondern wohl erſt auf den dritten, vierten oder fuͤnften Abend einmal wieder auf die Brache, von dannen heben ſie ſich nach ihrem beſtaͤndigen Nachtlager. Wenn es duͤrr und trocken Wetter iſt, ſo iſt es nicht gut nach ihnen zu ſtellen, denn ſie lernen das Zeug zu ſchnell und eigentlich kennen, darum iſt es viel beſſer, im trüben dunklen Regen- und nebelich— ten Wetter. Ordentlicher Weiſe muß man ſich mit den ausgefuͤllten Baͤlgen alſo verhalten: Im Anfange des Jahrs, ſtecket man allein die jun⸗ gen Baͤlge auf, welche noch keine bunten oder ſprenklichten Federn an der Bruſt bekommen, mit oder auch ohne Ruhrvoͤgel. Hernach nimmt man Baͤlge von der andern Mauſe; Wollen ſie darauf nicht mehr fallen, ſo nimmt man die dritten Maͤuſer, und dabey die lebendigen Ruhrvoͤgel, und letzlich die Kybitz⸗Kraͤhen⸗ und Dohlenbälge, jedoch dieſe nicht zugleich, ſondern eine Sorte alleine, und wenn ſie nach derſelbigen nicht mehr fallen, alsdenn eine andere, und aufs letzte eitel lebendige Staaren, Kraͤhen, Dohlen und Kybitze unter einander. Wenn es ganz ſtille und kein Wind gehet, werden die Baͤlge geſtecket, daß fie die Köpfe nach den Oberſaimen kehren, damit man den Baͤl⸗ gen die Köpfe nicht abreiſſe, wenn die Waͤnde uberſchlagen. So es aber windig iſt, werden ſie gegen den Wind geſetzet, daß der Wind ihnen gleich auf die Bruſt ſtoͤſſet, und die a raͤu⸗ a 178 ſtraͤubig werden. Kybitzbaͤlge werden zwiſchen und auſſerhalb den Waͤnden geſetzet, desgleichen auch die Dohlenbaͤlge, aber die Kraͤhenbaͤlge nur auſſerhalb den Waͤnden, einen oder zwey Schritte davon. Denn ob fie ſchon gerne bey ihnen ſeyn, ſo trauen ſie ihnen doch nicht, weil ſie dieſelben manchmal zu freſſen pflegen. N Kann man bey jeder Sorte der Bälge ein oder zwey lebendige Dohlen, Kybitze oder Kraͤ⸗ hen haben, fo ift vortreflich gut, wenn die Baͤlge nach dem Winde geſtecket werden, alſo werden auch die lebendigen geſetzet, wie ſie denn ohne das ſich ſelbſten gerne alſo ſetzen. | Wenn junge Staaren follen zahm gemacht werden, ſo giebt man ihnen, nach der Zeit des Jahres, darinnen ſie gefangen werden, Heidel⸗ beere, Erdbeere, Himbeere, Kieſchen und ders gleichen, allerley rothe Beere, ſo an den Hecken wachſen, bis ſie allerhand Koſt freſſen lernen, doch muͤſſen fie nicht immer eineflen bekommen, ſonſt werden fie es überdrüßig, darneben gehoͤret ihnen auch lebendig Gewuͤrme, gekocht Fleiſch, ſo nicht zu ſehr geſaltzen, und dergleichen mehr. Des Nachts werden die Staaren auch gefan⸗ gen, und zwar, wer Gelegenheit hierzu hat, mit groſſen Netzen auf den Teichen, und ſo einer ſo große Garne ſich nicht anſchaffen kann, derſelbe ſtricket Wände, enge Tyraſſe und was er bekommt, zuſammen, wie oben gemeldet. Wenn nun das oben beſchriebene Netz mit genugſamer Probe zugerichtet und geſtellet, und vor dieſer Stellung der Staaren Lager wohl 1 | | geſe⸗ 176 Eil zu finden und von einer Vorderſtange zur andern noch ein Seimlein oder Haaſenzwirn un⸗ ten aufs Waſſer fein ſchlaf angemacht / damit geben die Ztchunbeh einander die Loſung, damit ſie alle beyde gefaßt ſeyn, zu ziehen. Wenn die Staaren des Abends einfallen, werden ſie ein wenig aufgehalten, bis es dem⸗ merig wird, und ſich Tag und Nacht ſcheiden wollen, damit fie des Lagers deſts begieriger, und in der Demmerung des Zuges ſich deſtowe⸗ niger vermuthen. Es muͤſſen vier zu dieſem Weidwerk gehoͤrige Perſonen, ehe es recht fin⸗ ſter und die Sie ruhig werden, fo viel ihnen immer moͤglich und thunlich iſt, die zer⸗ ſtreueten auftreiben, und zu den vollen Haufen klopfen und treiben, und alſo der finſtern Nacht erwarten. Sodann verfuͤget ſich ein jeder von dieſen vieren an ſeine verordnete Stange, ſo ſtill er immer vermag, und geben die beyden vor denen Dorftangen einander mit der Loſungsſchnur die Loſung und ziehen dann aufs allerſtaͤrkeſte und geradeſte als immer moͤglich, bis ſie das Garn uͤberhaben, und wieder die Stangen damit er⸗ reichen, fie geben alsdenn den zweyen hinterſten mit pfeifen oder rufen die Loſung, und ziehen alſo alle viere die angeknuͤpften und mit Seife geſehen worden, bo u. werden alsdann die zwwo lan, gen Zugſeimen fein angepfloͤcket „ damit fie in gefthmierten Seile, binden diefelben mit dem ganzen groſſen Netze geſchwind los, daß es aufs Waſſer und über den DR falle, und laue, een 177 die vom Hintertheil geſchwind nach denen Sei⸗ tenwaͤnden, druͤcken dieſelben allenthalben nieder; die vorderſten druͤcken auch das Vordertheil am Himmel nieder, kommen jenen auch zu Huͤlfe und ſehen insgeſammt fleißig zu, wo die Staaren durchbrechen wollen, daß daſelbſt gewehret wird. Darauf koͤnnen die uͤberzogenen Gaͤſte gewuͤrget werden, oder man laͤßt ſie bis gegen Morgen darunter liegen. Es iſt aber beſſer ſie werden alſobald gewuͤrget, weil ſie allenthalben Aus⸗ flucht ſuchen und durch die Garne bohren. Wenn fie gewuͤrget find, kriechen ihrer zwey unter das Garn, und leſen und tragen die gefangenen und gewuͤrgten Voͤgel zuſammen. Etliche pfles gen den gefangenen Voͤgeln die Bruſt einzudru⸗ cken, weil aber ſolchen Voͤgeln der Schweiß auf der Bruſt zuſammen rinnet, davon ſie ſich nicht halten und gut bleiben koͤnnen, ſo iſt es eben fo ſchlimm als wenn man ihnen die Köpfe eindruͤcket. Am beſten iſt es, wenn man ihnen vorne an der Gurgel die Aederlein entzwey druckt und zerknirſchet, fo koͤnnen ſie den Schweiß oder das Blut durch den Mund von ſich geben. Am folgenden Morgen werden die erwuͤrgten Staa⸗ ren auf einen Raſen geleget, getrocknet, ausge⸗ weidet und zu Kluppen gemacht, darauf die naſ⸗ fen Garne ausgebreitet, vom Koth und Schilf⸗ ſtoppeln gereiniget, getrocknet und wiederum auseinander geſondert. Man hat Exempel, daß auf dieſe Art wohl zwey tauſend Staaren, auf einmal uͤberzogen und gefangen worden, wel— ches ſonderlich darzu bienet daß man in großer M Her⸗ ne 178 en Herren Küchen geſchwinde viel Voͤgelwerk le fern koͤnne. Etliche ſtellen auch wohl das Netz in eine Scke des Teichs, vor der Staaren Lager auf ſechs oder acht Stangen, und verwahren daſſel⸗ bige um und um an den Himmel und Seiten⸗ waͤnden; Wann nun die Staaren des Nachts in ihr Lager gefallen und es finſter worden, und die Voͤgel im erſten Schlaf ſind, ziehen ſie hin⸗ ter ihnen eine Schnur mit Schellen her, damit ſie alſo die Staaren mit Gewalt unter die Garne treiben, werfen ſodann die V Vorderſtangen ge⸗ ſchwind nieder, und hernach auch die andern, daß das Garn auf ſie faͤllet, wie ſolches die Braunſchweigiſchen Bauren ſonderlich wohl zu practiciren wiſſen, und ganze Karren voll Staa⸗ ren zu Markte bringen. In Weſtphalen ſollen ſie auch mit Reuſſen oder Haamen gefangen werden. Die Reuſſe wird naͤmlich in oder an das Waſſer geleget, und auf beyden Seiten Fluͤgel geſtecket, wie mit dem freis ben der Rebhuͤner geſchiehet. Hinter dem Haamen, wird auf einen eingeſetzten Pfahl oder Stock eine Leuchte, oder Laterne mit einem Lichte geſetzet, und hernach wenn es recht dunkel worden, wer⸗ den die Staaren oberzehlter maſſen mit der Schnur und Schellen getrieben, ſo gehen ſie nach dem Licht, und kommen in die Reuſſen. Es wird aber die Reuße und Haamen an eine lange ſchwache Schnur gemacht, damit wann ſie in dieſelbe kommen, ſie ſich wegen der Menge nicht erdruͤcken oder ſelbſt erſaͤufen. 4 as N 4 179 Das neun und dreyßigſte Capitel. Von dem Stieglitz. Der Stieglitz oder Diſtelfinke iſt einer der lieblichften Singvoͤglein, welcher nicht allein ſeinen Geſang zeitlich anfaͤnget, ſondern auch vielmal gar lange hinaus behält, ja in den Stuben Winter- und Sommerszeit fort und fort inget. 9 5 „ | g Zu der Herbſtzeit ſind ſie oftmals in groſſen Haufen beyſammen, dergeſtalt / daß ein Vogel ſteller je zu Zeiten eine gute Anzahl zur Ausbeu⸗ te auf einen Zug davon uͤberkommt. Und fallen dieſe Voͤgel ſonderlich gerne an ſolche Oerter, wo Diſteln, Kletten, Lattig und anderes der⸗ gleichen Geſaͤmig ſtehet. Bisweilen wird er ein⸗ zig und allein nur mit den Lattig ohne einziges Gelocke auf den Heerden gefangen, und unter das Netz gebracht. Es iſt auch nichts fremdes und ungewoͤhnliches, daß man junge Stieglitze in den Vorhoͤlzern und Vorhecken auf den fos genannten Aufſchlaͤgen faͤnget, zumal bekannt, daß dieſelben gar gerne ſowohl auf Leimruthen und Aufſchlaͤge, als auch auf die Sprenkel fallen, mit welchen dieſe Voͤgel eben fo wohl, als auf den Heerden mit Netzen zu bekommen ſind. Sie werden ſelten gegeſſen, ſondern als artige Singvoͤgeln lebendig verkauft. M2 | Se 180 F 7 b Gemeiniglich werden die eingeſetzten Stieg? litze mit Mohnſaamen erhalten, wie auch von etlichen mit Hanfkoͤrnern, Hirſe und Ruͤbſaa⸗ men. VEN Das vierzigſte Capitel. Von der Wachtel. Die Wachtel iſt ein bekannter Vogel, der Farbe nach den Feld- und Rebhuͤnern aͤhnlich, naͤmlich braͤunlicht, wie faſt alle die Vogel haben, die auf den Staube der Erde liegen. Sie hat vor andern Vögeln einen groß fen Kropf und Kehle, nahe bey dem Magen; Die Galle iſt ihnen an einem Theile an die Nies ren und am andern Theile am Eingeweide an— gewachſen, wie bey den Faſanen. So hat auch das Maͤnnlein von den Wachteln, nach der Groͤſſe feines Leibes ungemein große Teft'culos, daher ſie auch ſolche Geilheit haben, als kein anderer Vogel, wie dann vlele wollen wahrge⸗ nommen haben, daß dieſe Voͤgel Kroͤten bes treten haben ſollen. Dieſes iſt gewiß, daß ſie ſich vielmal auf einen Erdenkloß ſetzen, und, als wenn es das Weiblein waͤre, zu handeln pflegen. Viele wollen ſie deswegen nicht eſſen. Wer aber ſich hieran nicht kehren will, der kann ſolche gar wohl eſſen, zumal fie eine liebliche, koͤſtliche Speiſe abgeben. | | Das Das ein und vierzigſt Capitel. Von dem Wachtelkoͤnig und Fang. ie haben auch einen Koͤnig unter ſich, welcher Ortysometra genannt wird, und daher den Namen Roͤnig erhalten, weil derſelbe, wenn die Wachteln im Herbſt fortziehen, den ganzen Haufen fuͤhret, und ihnen den Weg zei⸗ get. Der Kopf des Wachtelkoͤnigs hat zwey ſchwarze breite Linien, auch hat er lange Beine, daher er, wenn er nicht wohl fliegen kann, im Laufen deſto ſchneller iſt. Er wird von etlichen ein Schrecke genannt, vermuthlich von feinem Geſchrey, erex, erex, fo dem Froſchgeſchrey ganz gleich kommt. Vor der Wachteln Ankunft wird man ihn nicht hören , und wenn feine Stimme nicht mehr gehöret wird, fo kann man auch keine Wachteln mehr finden. Der Wachtelfang faͤngt um Philippi Jacobi an, und waͤhret ſo lange bis die Frucht einge⸗ fuͤhret iſt. Es geſchiehet aber der Fang faſt wie bey den Feld⸗ und Rebhuͤnern, mit denen darzu beſonders gemachten Steckgarnen, entweder daß fie mit dem Dfeiflein gelocket, gepochet oder mit dem . Hamen, hohen Metzen oder Schleif⸗ lein gefangen werden. Etliche faͤrben ihre Steckgaͤrnlein gruͤn, das Geleiter aber blau, als wenn blaue Kornblumen in der Frucht ſtuͤnden; etliche aber haben fie von M 3 man⸗ 182 a mancherley Farbe gar bund, etliche auch ganz gruͤn, die meiſten verwerfen die gruͤnen und bunten, und halten mehr von den Erdfarbenen oder von den gel lichten, die wie Stoppeln ges färbet find. In der erſten Kornſchoſſe fi ſind die gruͤnen gut; wann das Gebluͤme darinnen waͤch⸗ ſet, ſind die bunten beſſer ; und endlich wenn ſich das Setraide faͤrbet, alsdenn die Erdfarbenen und gelben, jedoch ſind die gelben allezeit gut. Vor den Erdfärbrnen ſollen die verſchlagenen Wachteln ſich gerne niederlegen, und kann man. vor ſolche verſchlagene Wachtel ganz ungefaͤrbte weiße Gaͤrnlein brauchen. Das zwey und vierzigſte Capitel. Vom Wachtelſchlage. Wenn die Wachteln ſchlagen, ſoll man ihnen ſo lange nachfolgen, bis man nahe an ſie kommt, damit ſie das Wachtelpfeiflein hoͤren. Sodann ſtellet man das Steckgaͤrnlein gerade auf, ducket ſich fein nieder in das Getraide, ge⸗ het auch einen Schritt oder etliche zuruͤck, und ſchlaͤget zweymal wie das Weiblein, und nicht dreymal wie die Maͤnnlein, fo werden die Wachs teln herbey kommen. Wenn aber unrecht ge— ſchlagen wird, ſo merket es das Maͤnnlein, und thut ſo dann kein gut, ſondern wird Junker (wie es die Vogelſteller zu nennen pflegen) 2 g gie⸗ giebet nichts mehr 10 50 Soden und Pfeifen. Des, wegen rathen etliche, man ſollte über Winter ein paar Weiblein ernaͤhren, daß ſie an ſtatt des Pfeifleins hinter die Garn geleget wuͤrden. Man kann ſolchen verſchlagenen Wachteln nicht beſſer Abbeuch thun, als wo nur einzelne Frucht ſtehet, da ſtecket man die Steckgaͤrnlein, ſo viel man deren hat, macht eine Schnur mit Lappfedern, und bindet unter dieſelbigen Schels len, dieſe ziehen dann zwey Perſonen allgemaͤh⸗ lich nach den gerichteten Gaͤrnlein; Dem Schel⸗ lengeraͤuſche wollen ſie entfliehen, und werden dadurch in die Garne getrieben. So faſſen auch etliche feinen trockenen Sand oder Staub in ein Tuch, und ſaͤen oder werfen denſelbigen uͤber die noch ſtehende Frucht, dieſes giebt ſodann in der Frucht ein groß Geraͤuſch, nach ſollen ſie auch ſehr laufen. Wollten ſie och nicht fort, ſo muß der Tyraß auf den Frucht⸗ be fo niedergeſchnitten / das beſte thun. Man faͤhet die Wachteln auch mit einem grünen Metzlein, wenn man das Getraide abmaͤ⸗ het, denn man hoͤret ſie darinnen anſchlagen, und wann man maͤhet, ſo laufen ſie immer vor denen Maͤhern fort, da ſtellet man dann ein gruͤn Netzlein vor, das feine Spillen hat, daß man ſie nur in die Erde mit dem Netze ſtecket, darein laufen fie und werden alſo gefangen. Wenn man Wintergerſten maͤhet, ſo kann man ble Wachteln über den Epern ergreifen „doch fol man ſolches nicht thun, weil es im Geſetz vers boten iſt. M 4 Das 184 — — 2 —— —— De a ͤ—— . —— ͤ(—é——— . ͤ EEE ä —— — — FR — — Br 7 zn Fe 2 — 2 „. — EEE ET FE IT LEITETE Das drey und vierzigſte Kapitel. Vom Wachtelpfeiflein. De Pfeiflein zu dieſem Wachtelfang, werden von Haaſenmarkbeinen gemacht, wenn fie erſt in Aſche und Kalkwaſſer ausgeſotten. Man nimmt aber auch die Deine von Gaͤnſefluͤgeln. In ſolche Beine wird in der Mitten ein Loch ges macht, mit ein wenig Wachs verſtopfet, mit einem dünnen Hoͤlzlein zur Pfeife gemacht, und nach rechter Art geſtimmet. Dieſe Pfeife bins det man feſt an einen Beutel oder Saͤcklein; Es werden dieſe Saͤcklein aus Corduan oder an⸗ gefeuchtetem Leder gemacht, geſchnitten und ges nehet, etwan doppelt zwey Finger breit, darzu wird ein rundes Hoͤlzlein etwa Fingers dicke ges ſchnitzt. Oben fo weit das Koͤpflein werden ſoll, wird das Holz bis auf ein klein Bißlein um und um abgeloͤſet, und dann mit einem Faden ger bunden. Hernach wird ein breit Hoͤlzlein wie ein Schaͤuffelgen geſchnitzet, und zwiſchen den Beutel oder Saͤcklein und runden Holz angebuns den, und damit die Wachtelſtimme geſtoſſen. Man macht im Zubinden fo viel Falten, als der Beutel oder Saͤcklein vertragen mag, von fechs bis zwoͤlf, bindet es feſt, und laͤſſet es trocken werden, ſchlaͤget und polieret es aus, wie die Meſſerſchmiede die Meſſerſcheiden, dann bindet man das gebundene auf, drehet und wuͤrget das runde eee ene 6 185 runde Holz alſo ab, daß das obere Theil am Koͤpflein am Leder bleibet, ſtreicht ein wenig Baumoͤhl oder Fett mit einem Finger inwendig hinein, damit es fein geſchmeidig werde, und das Pfeiflein bindet man mit einem Faden fein dicht daran, damit keine Luft heraus gehet; Hin⸗ ten an den Kopf des Beutels wird ein gedoppelter Zwirnsfaden gedrehet, wenn man ſchlaͤgt, daß daran gezogen wird. Wenn man des Nehens am Beutelgen entuͤbriget ſeyn moͤchte, ſo laſſe man ſich von einem Kalbs oder ſtarken Ham⸗ melſchwanz, die Haut ganz rund abſchneiden, und durch die Gerber zubereiten, und machet an demſelben die Wachtelpfeiflein, dieſes gibt beſtaͤndige Saͤcklein, daraus keine Luft fahren kann. Man kann aber in den Staͤdten auch ſchon fertige Wachtelpfeiflein zu kaufen bekom⸗ men Wenn man mit dieſen Pfeiflein und Steck⸗ garne verfehen , und willens iſt ſich mit dem Wachtelfang die Zeit zu verkuͤrzen, fo muß man fruͤh Morgens mit Aufgang der Sonne, ferner um neun Uhr, und endlich bey untergehender Sonne, um das Getraide herum ſpatzieren, die Pfeife in der Hand halten, und ſo man eine Wachtel ſchlagen hoͤret, mit der Pfeife zweymal dargegen ſchlagen; Iſt es nun ein Maͤnnlein, fo wird es bey zwanzig Schritte zu dem, der es locket auf einen Flug hinzu fliegen, abſonderlich wenn es fruͤh Morgens, oder ſpaͤt Abends iſt. Dafern es aber zu einer andern Zeit iſt, ſo wird es nur auf den der da locket, zulaufen, und das ie 1 durch durch kann man alſobald wiſſen, ob das Maͤnnlein allein iſt. Denn ſo es ein Weiblein bey ſich hat, wird es, ohngeachtet dieſes ſelbſten ſchlaͤget, und auch die Pfeife locken hoͤret, doch nicht naͤher herbey kommen: Merket man aber, daß ein Maͤnnlein allein, ſo muß man bey zwanzig Schrit⸗ te gegen denſelbigen hinzu nahen, und das Steck⸗ garn alſo ſtecken: > W | Man richtet das Garn oben auf die Straͤn⸗ ge an das ſtehende Getraide hin, und ſtecket dafs ſelbige alſo ein, daß der Vogel, der queer durch die Frucht lauft, unvermerkt drein komme. Hier⸗ auf begiebt man ſich in die dritte oder vierte Furche zuruͤcke, verbirget ſich daſelbſt gerade gegen die Mitte des Steckgarns über, und laͤſſet ſich, fo bald die Wachtel anfaͤnget zu ſchlagen, aber ja nicht eher, mit der Pfeife oder Ruf hoͤren, auch wenn fie aufhoͤret zu ſchlagen, laͤſſet man ſich gleich falls nichts mehr vernehmen. Wenn man nun die⸗ ſes alſo beobachtet, fo laͤuft die Wachtel gerade auf denjenigen zu, der da locket, und meynet es ſey die Stimme eines Weibleins und faͤnget ſich mithin ſelbſten im Garn. Man muß aber in dieſem lezten Falle nicht alſobald hinzu gehen, denn es giebt manchmal in einem Kornſtuͤck zwey oder drey Maͤnnlein, die keine Weiblein haben, und wenn ſie gleich das Maͤnnlein, welches der Wachtelpfeife wieder antwortet, locken hoͤren, ſo pflegen ſie dennoch das Weiblein an dem Orte aufzuſuchen, wo ſie es haben ſchlagen hoͤren. Wenn ſie nun hierdurch nahe an das Sarn kommen, und eben darein gerathen ſollen, da en 187 da man die bereits gefangene Wachtel heraus nehmen wollte, ſo wuͤrden ſolche Maͤnnlein, ſo bald ſie jemand anſichtig wuͤrden, durchgehen. Fruͤhe vor Aufgang der Sonne, oder Abends nach Untergang der Sonne, wenn etwa ein Thau gefallen, oder es ſonſt den Tag uͤber geregnet hat, pflegen die Wachteln nicht zu laufen, weil ſie ſich nicht gerne naß machen, ſondern ſchieſſen in einem Flug bis zu den Fuͤſſen deſſen, der da Io cket. Solchemfalls muß man ſich in die allernaͤ⸗ heſte Furche an den Garn hinlegen, damit die erſte Wachtel, ſo allernaͤchſt hinzu fleugt, nicht noͤthig habe wieder aufzuſtehen, denn wenn man ſie nahe ſchlagen hoͤret, wird ſie lieber laufen, als noch einmal fliegen wollen. Es werden aber die gefangenen Wachteln in Kaͤfigten oder Vogelbauern, welche oben mit Leinwand überzogen, aufbehalten, weil fie ſonſten leichtlich den Kopf aufſtoſſen, und werden fie mit Waitzen, geſchaͤlten Hirſen, Hanfkoͤrnern und Mohn geſpeiſet. Viele wollen nicht viel von dieſer Federjagd halten, weil fie langſam von ſtatten gehet, und nicht viel in die Kuͤche bringet, zumalen da auch die Medici ungleich von den Wachteln jubiei⸗ ren, und aus ſchon oben angeführten Urſachen, ſie zu eſſen nicht viel rathen wollen. Unterdeſſen haben ſolche doch ſonſten in der Mediein ihren Nutzen. Denn wenn man mlt dem Wachtelfette die Felle und Flecke in den Augen ſchmieret, % fol es dieſelben verzehren und wegbringen. So ſollen auch die Weiber welche viele eee eſſen, 188 —— eſſen, ſehr fruchtbar werden und viel Milch 56 kommen. Item, Wachtelſchmalz, mit ein we⸗ nig weiſſer Nießwurz an die Schaam geſtrichen, reitzet zur ehlichen Luſt. Die Wachtelgalle mit gleich viel Honig ver miſchet, ſchaͤrfet das Geſicht und heilet die ver lezten Augen; Nicht weniger iſt auch das Wach telblut denen verwundeten Augen ſehr koͤſtlich. Letztlich iſt zu merken, daß die Wachteln nach vieler Mediciner Zeugniß die fallende Sucht has ben ſollen, daher fie denen, fo mit dergleichen Krankheit behaftet, wie auch denen, ſo mit der Gicht geplaget find, vor ſchaͤdlich gehalten wer: den. - = 2 Das vier und vierzigſte Kapitel, Vom Vogelbauer. „Darglechen ſind zwar mehr als zubekannt; jedennoch kann manchem eine kleine Nach⸗ richt nicht ſchaden, zumal wer vorher nicht viel bey ſolchen Weidwerk geweſen iſt. Es werden freylich die Vogelbauer, Vogelhaͤuſer und Kaͤſige auf mancherley Weiſe gemacht, etliche rund wie eine Kugel von Drath, dieſe haben oben einen eiſernen Ring, wie man zu den Papageyen, Kroͤnitzen, Zeißlein hat ꝛc. Etliche find halbrund bogenweiſe, etliche laͤnglicht von drey oder vier Sprüngen, wie man ſolche zu den Be at. 5 * 4 oder kleines Tellerlein mit doppelten Tuch über zogen, zu Lerchen, daß ſich der Vogel darauf ſchwingen und ſetzen kann; Etliche ſind ganz en⸗ ge, etliche allenthalben offen und nur mit Sproͤß⸗ lein verwahret. Etliche haben nur auf den Seiten Sproͤßlein; Wiederum ſind etliche in Form eines Himmelbettes mit vier Saͤulen um und um, oben und unten haben ſie ein ein paar Querfinger breites Bretlein, und die Decke oben auch von einem ganzen Bretlein, ſolche hat man gerne für die Lockvogel und geblendeten Finken, daß ſie im Regen am Singen nicht gehindert werden. Der Boden iſt unten abgetheilet, an ſtatt des Troͤgleins wird unten an den Boden ein Stuͤck Bretlein und dann auf der Seite ein ſchreges Bretlein daran geleimt oder gena⸗ gelt, dieſes giebt das Eßtroͤglein. An das uͤber⸗ gebliebene Theil des Bodens wird ein Bretlein hinten mit zwey Zapfen, daß es im Gewerbe ge⸗ het, und auf⸗ und zugemacht werden kann, berei⸗ tet. Bey dem Troͤglein auf der Seite, werden auf beyden Balken Loͤcher gebohret, darein wird ein kleiner hoͤlzerner Nagel geſtecket, daß damit das Bodenbret, wenn man den Miſt aus⸗ feget, kann auf- und zugemacht werden. Und dieſes iſt auch der Eingang des Vogels ins Haͤuß⸗ lein; das Trinkgeſchirr koͤmmt forne hin. Etliche halten viel von Draͤternen, etliche von Hoͤlzernen, etliche, die oben rund wie ein Bogen; andere die oben platt und viageefer find, und dieſes an x 190 N nach eines jeden Meynung. Diejenigen fo fleiß fig auf den Buſch ſtellen, und nicht gerne die Vogelhaͤußlein mit ſich ſchleppen wollen, laſſen ſich ein Vogelhauß auf eine runde Scheibe ma⸗ chen, in ſechs, acht, oder zwoͤlf Theile, darnach ſie dieſelbe groß haben, oder viel Lockvoͤgel darein thun wollen, doch ſind die von ſechs oder acht Fachen die beſten. So manches Fach nun, ſo manche Saͤule, und in der Mitten eine große Saͤule. Um dieſe große Saͤule werden kleine Bretlein um und um geleimet, oder genagelt, und dieſes giebt in alle Faͤcher die Eßtroͤglein. Oben hat die Saͤule ein Loch, und iſt gekerbt wie eine Stollen am Himmelbette, daß denen Voͤgeln darinn das Eſſen hinab geſchuͤttet wird, und auſſerhalb wird einem jeden hernach fein Trinkgeſchirr angehaͤnget. Bey Einſetzung eines Vogels werden etwa ein oder zwey Sproͤßlein geoͤf⸗ net, und wiederum vorgemacht, wann ſich die Thuͤrlein nicht ſchicken wollen. Die Vogelbauer und Kefige, welche oben rund ſind, haben ſonſten die Vogelſteller lieber in den Heerden, als die viereckigten, weil die Netze und Garne nicht leicht darinnen han⸗ gen bleiben. Die Kaͤfige mit zwey, drey oder mehr Fachen über einander, und andere Arten gehoͤren zu den Stubengeſangvoͤgeln, und koͤn⸗ nen zum Voͤgelfang nicht gar zu wohl gebrauchet werden. Das 191 Das fünf und vierzigſte Capitel. Vom Vogelheerde, wie und wo derſelbe anzulegen und zu beſtecken. Die Vogaeerde ſind breite und zubereitete Plaͤtze, darauf die Wände und Netze ge⸗ geſtellet und aufgeſpannet werden, nach Gele⸗ genheit der Zeit, des Jahres und des Ortes ange⸗ ordnet. Es werden aber ſolche Heerde gar artig nach den Winden gerichtet, und zwar in weitlaͤufti⸗ gen Gaͤrten und Grablande mit kleinen verdeck⸗ ten Netzen, in kleinen Feldern aber und engen Huten, fo zwiſchen Gaͤrten liegen, auch mit hal⸗ ben und kleinen Netzen; Im offenbaren und wei⸗ ken Felde, in geraͤumigen Huten und Wieſen, auch mit halben oder ganz offenbaren Schlagwanden. Die Finken⸗ und andere Heerde auf ebenen Hoͤhen, Aeckern, oder gleichen Gruͤnden, ſo ſich etwa nach einer Höhe geben, darnach die Voͤgel den Anfall haben, und man entweder Feld⸗Waſſer⸗ oder andere Waldvoͤgel fangen will. Wenn man ſich nun eine gute Gelegenheit ausge⸗ ſehen, oder wenn auch in vorigen Zeiten derglel— chen Heerde an einem ſolchen Orte geweſen, fo werden alsdann nach der Groͤße der Netze und des Heerdes Stoppeln, Graß, Unflath, Heyde, oder was ſonſt hinderlich, ausgerupft, und die Pläne, darauf die Garne offenbar liegen, 5 rein 192 — rein gemacht, blos auf den Lerchenheerden blei⸗ ben die Stoppeln auf dem mittlern Platze, dar⸗ auf die Waͤnde zuſammen ſchlagen, ſtehen. Zu den Waſſervoͤgeln werden die Heerde auf die Klenge und Kieſe an den Waſſern angeleget, daß etwa eine Wand an dem Waſſer, die andere am Ufer, oder beyde Waͤnde halb auf dem Ufer liegen. | er den Waldvogeln macht man die Heerde auch gerne an ſolche Orte, da ſich ſelbige gern aufzuhalten pflegen, und wo deren Strich hingehet. Sangheerde und andere ſollen im nachfolgen— den, bey jeder Art ausfuͤhrlicher beſchrieben werden. Von dem Beſtecken der Vogelheerde kann folgendes gemerket werden, daß es nemllch etli— che Vogelſteller giebt, die das Beſtecken gar fuͤr unnöthig achten, und meynen durch ihre Lock⸗ pfeife die Vögel wohl herbey zu ziehen. Yes mehr nun der Vogel dem Heerd ſich naͤhert, je beſſer der Vogelfaͤnger pfeifet, oder gar ſtill ſchweiget, damit die fremden Voͤgel ſolches nicht merken, und beſſer einfallen. Das ſechs und vierzigſte Capitel. Von Buſch- oder Strauch ⸗ und kleinen Pfoͤſchheerden. Buſchbeerde werden diejenigen genannt, wo allerley Art der kleinen Voͤgel, Finken, Haͤnflinge, Zeißlein, Stieglitze und dergleichen | kleine | 5 193 kleine Voͤgel uber den Buſch mit Waͤnden, wel che 30. bis 40. Schuh lang, um Bartholomaͤi gefan⸗ gen werden, und muß an ſolchen Wänden die Buſch⸗ wand faſt noch einmal ober doch zum wenigſten noch halb ſo breit, als eine gemeine Wand ſeyn. Zu dergleichen Buſchwaͤnden haben etliche auch ein fon» derliches Compendium mit Stricken zu beyden Seiten, auf jede ein Stuͤcklein vier Schuh breit, und fo lang als es vonnoͤthen, ziehen, alsdenn daſſelbige in einem gleichen Unterſeimen, und dies ſes darum, damit fie den Buſchheerd in eine hal be Zirkulrunde bringen koͤnnen: Dieſes ſoll den Platz des Heerdes um einen dritten Theil groͤſſer als ſonſten machen, dabey der Vogel deſto weniger Gefahr beſorget und folglich deſto lieber in den Buſch faͤllt. Zwiſchen dem Buſch und der Wand oder dem Vorderſtabe, muß ein zlemli⸗ cher Raum bleiben, ſo weit, daß nach dem Vo⸗ gel nicht fehl gezogen wird, denn unten und oben ereeichet die Wand nicht allezeit jeden Vogel. Es wird aber dieſer Buſch von Reiſern gemacht, welcherley Gattung nur darzu zu erlangen, doch ſind die Weiden meiſtentheils die beſten. Etliche brauchen hierzu Diſteln, kleine und groſſe Klet⸗ ten, und andere lange Saamenkraͤuter, doch iſt faſt mehr von den bloſen Reiſern zu halten, ſin⸗ temal der Vogel allhier keinesweges nach dem Geſaͤme oder Geaͤß einfaͤllt, ſondern nur blos den Geſang zu vernehmen. So hat es auch nicht ein. jeder gerne, daß auf feinen Acker Unkraut getra⸗ gen, und damit beſteckt wird, weil ſolches auch ohne Pflanzung mehr 9 5 wohl waͤchſet⸗ N 2 Den Den Buſch hat man vor dieſem von dey und mehr Schritten lang gemacht. Vorjetzo machen ſolchen die Vogelſteller ſchlecht und duͤnne, und zwar nicht uͤber zwey Schuh lang. Dieſer Buſch wird alle Morgen verneuert und friſch gemacht/ daran werden etliche Sangvoͤgelein geſetzet, und auf die andere platte Wand ein doppelt Creuzge⸗ rege geleget die Voͤgel von ferne herben zu flickern. Die Lockvoͤgel ſetzen etliche nicht zwiſchen ; fondern vielmehr auſſerhalb der Garne in tiefe Gruͤb⸗ lein, damit ſolche von oͤftern uͤberziehen nicht ſcheu gemacht, und am Geſaͤnge gehin⸗ dert werden moͤchten. So wird auch mit der Buſchwand umgewechſelt, wie ſich naͤmlich der Wind wendet und drehet. Es iſt dieſes zur Herbſtzeit ein ganz gewiſſer Vogelfang „und auch ganz luſtig, zumal wenn die Lockvoͤgel im Fruͤhling zu rechter Zeit eingeſe⸗ tzet, und bis um Johannistag ordentlich gehalten werden. Wenn alsdenn die Lockvoͤgel luſtig ſin⸗ gen, ſo beſorget der Wlldfangvogel nichts, faͤllet aus der Luft nach dem Gerege und Ge— fange auf den Buſch, und wird jalfo unverſe⸗ hens gefangen. Es koͤnnen in guten Strichzeiten, wenn die Heerde wohl angeleget ſind, hundert und mehr ja bisweilen etliche hundert allerley Gattung Voͤgelein alſo uber den Buſch gefangen werden. Dieſer Buſchfang hebet ſich um Bartholomaͤi an, und waͤhret von Morgens bis ohngefaͤhr um neun oder zehn Uhr, oder bis auf den Mittag. Nach Michaelis, und wenn es bald reiffet, und der Vogel auf den Buſch nicht gerne 125 a fallen will, laſſen etliche Vogelſteller ein oder etliche Fuder langen Miſt auf einen hierzu beque⸗ men Acker fuͤhren, denſelbigen ziehen ſie fein nach der Laͤnge der Waͤnde, wie ſonſt der Buſch zu ſeyn pfleget, ſtecken auch wohl einzele Relſer oder Kletten darauf, da faͤllt dann der kleine Vo⸗ gel eine Zeitlang auch wieder auf, und werden alſo damit noch viele Voͤgel gefangen. Der kleinen Pföſchheerde iſt billig hier zu gedenken, weil ſolche vor und nach den Buſch⸗ heerden, ja den ganzen Winter durch gebrauchet werden, uud weil dergleichen ſonderlich bey den Dinken gebraͤuchlich. Wer kein rechtes Gelocke hat, derſelbe muß die Voͤgel ſuchen, wo ſie etwa ihr Geaͤß haben, und ſich gerne aufhalten; daſelbſt muß er fo lange nach ihnen lauren, bis er etliche zuwege bringet, ſonderlich nach Haͤnflingen. Etliche ſuchen fie auf den weiſſen Ruͤbenaͤckern, allwo der kleine Flatterſaame ſehr waͤchſet, denſelben tragen fie zuſammen, und zetteln ein wenig Lein darunter. Wer aber die fruͤhen Pfoͤſchheerde haben will, naͤmlich um Johannis, derſelbe muß ſie in den Baumgarten oder an andern Orten auf Raſen machen, wo niedrige Baͤume und Laub iſt, und ſolches vor die Waͤnde ſtecken. Diefel Pföſchheerde beduͤrfen, ſonderlich auf die Finken, nichts als eines Laͤufers, ſonſten wird zu den Pfoͤſchheerden gar kein Gerege gemacht noch gebrauchet. Sie werden, wie ſchon oben er⸗ waͤhnet / nicht allein zu 7705 des Sommers, fon | dern 196 „5 dern auch zur Herbſtzeit, wenn es ſehr gereifet, und darauf lange nicht geregnet / weil zu ſolcher Zeit etlis che kleine Voͤgelein nicht gerne mehr auf dem Buſch⸗ heerde fallen wollen, mit guten Nutzen gebraus chet; weil dieſelben die gedeckten Garne nicht leicht ſcheuen. Es iſt ferner bey dieſen Heerden zu merken, daß man alle Morgen von dem Geſaͤme, wel— ches auch ohnedem die Gang und Lockvoͤgel auszuwerfen pflegen, ein wenig auf den Heerd ſtreue. Sonderlich muß man auch im ruͤcken oder überziehen wohl in acht nehmen, ob noch mehr wilde Voͤgelein auf Baͤumen oder ſonſt vorhanden, damit dieſelben nicht verſcheu⸗ chet werden. Doch liegt auch nicht allezeit viel daran; indem der Geſang fie doch endlich wieder um herbey bringet. Im Strich nimmt man aber einzeln mit, was da koͤmmt, zwey, drey, und wie es ſich fuͤget. Nach dem Ziehen muß man ſo geſchwinde als man immer kann, die Netze oder Garne wieder legen und decken. Re⸗ Regiſter. Das I. Capitel. Vom erſten Urſprunge der Canarienvoͤgel pag. 1 Das II. Capitel. Von den verfchiedenen Namen der Canarienvoͤgel nach ihren unterſchiedenen Karben. 2 Das III. Capitel. Von den Vogelbauern und Kaſten ſo eigentlich fuͤr die Canarienvögll gehören. 4 Das IV. Capitel. | Von der Zeit, da man die Canarienvoͤgel einwerfen ſoll, und wie man die Kaſten am beſten beſtellen muß. | 10 9 Das V. Capitel. Eine ſonderliche Manier, die Canarienvoͤgel zu paa⸗ ren, daß man Junge von ſchoͤnen Farben davon haben kann. 13 N 3 Das Das VI. Kapitel: | Von den S achen ſo zu den Neſtern der Canarien⸗ vögel noͤthig find. pag. 16 Das VII. Capitel. Br Bon der W derung des Futters fuͤr die Cana⸗ rienvögel, wenn fie gepaaret ſind, Junge haben, und im Bauer ſitzen 21 Das VIII. Capitel. | Von einigen Compoſitionen für die jungen Canarien⸗ vögel, die man ſelber auffuͤttern will 28 Eine Co mpoſition, welche ſich vierzehn Tage häit, N 3 Das IX. Kapitel. Von der Zeit, die man bey den Jungen, ſo man auffuͤttern will, ſorgfaͤltig in Acht nehmen muß. 36 Das X. Capitel. Zu welcher Zeit man die Hahne von dem Weibchen, und die Jungen von den Alten unterſcheiden kann 40 Das XI. Eapitel. Zu welcher Zeit und wie die jungen Canarlenvoͤ⸗ gel einzuſetzen ſind, wenn man ſie auf ei⸗ ner Floͤthe abrichten will. 43 Das XII. Capitel. Von den verſchiedenen Temperamenten der Cana⸗ rienooͤgel 48 Das Das XIII. Capitel. Von den verdrießlichen Zufaͤllen der Canarienvögel, wenn fie in der Hecke find. 71 55 Das XIV. Capitel. Wie man etliche Weibchen mit einem Hahne paa⸗ ren kann. 695 Das XV. Cape. Wie viel Eher ein Weibchen in einem Jahre legen kann, und wie man fie kennet, ob fie gut ſind, oder nicht. EN DE Das XVI. Capitel. | Zu welcher Zeit ein Weibchen mehr abgemattet werde, wenn es leget, ſitzet oder fuͤttert. 73 Das XVII. Captitel. Von den Krankheiten der Canarienvoͤgel. 82 Das XVIII. Kapitel. Von einigen ſonderbaren Mitteln wider die Krank⸗ heiten der Canarienvoͤgel. 80 Das XIX. Capitel. Von den übrigen Beſchwerden der Canarienbögel, nebſt denen darwider dienlichen Mitteln. 99 Das XX. Capitel. Von den Voͤgeln, die ſich mit den Canarienvoͤgeln paaren laſſen, und von den Baſtarden, die davon fallen. b e 4 Das Das XXI. Capitel. Warum die Canarienvoͤgel, ſo die Schweizer herum tragen, faſt alle kurz darnach, da ſie gekaufet worden, ſterben? 110 Das XXII. Capitel. Von dem Vortheil, den man hat, wenn man die jungen Canarienvoͤgel ven den Alten wegnimmt und ſelber auffuͤttert, und warum die Jungen aus der erſten und andern Hecke beſſer, als aus der letzten ſind. 113 Das XXIII. Capitel. Von dem jetzigen gemeinen Preiſe der Canarien⸗ voͤgel. 117 Das XXIV. Capitel. Von den Namen, Eigenſchaften und Preiſe der Saamen, damit man gemeiniglich die Cana⸗ rienvoͤgel zu fuͤttern pfleget. 119 Das XXV. Capitel. Wie man die Canarienvoͤgel nutzen ſolle, und wie lange ſie leben koͤnnen, wenn ſie wohl ge⸗ wartet werden. 122 Das XXVI. Capttel Unterricht eines Anonymi von den Canarienvoͤ⸗ geln. 126 Das XXVII. Capitel. Von der an 133 Das Das XXVII. Capitel. Von dem Finken. Das XXIX. Capitel. Von dem Finkenheerde. Das XXX. Capitel. Von dem Haͤnfling. Das XXXI. Capitel. Von dem Garne beym Lerchenfang. Das XXXII. Capitel. Von der Lerche. ö Das XXXIII. Capitel. Von den Stellſtaͤtten der Lerchen. Das XXXIV. Capltel. Von den Nuhrlerchen. Das XXXV. Capitel. Von dem Lerchenſtrich. Das XXXVI. Capitel. Von der Nachtigall. Das XXXVII. Capitel. Von dem Staarneke. Das XXXVIII. Capitel. Von den Staaren. Das XXXIX. Capitel. Von dem Stieglitz. Pag. 137 140 146 148 151 153 177 158 163 167 170 179 Das Das XXXX „ Siitel 5 Von Der ih ee Pag. 1% i Das XXXXI. Capitel. Von dem Wachtelkoͤnig und Fang. 2 e 5 Das XXXXII. Capitel. 8 Vom Wachtelſchlage, und wie A e zum Fange zu locken. 182 Das XXXXIII. Capie. 0 Vom Wachtelpfeiflein. | 184 Das XXXXIV. Capitel. 5 Vom Vogelbauer. 188 Das XXXXV. Capitel. 1 Von Vogelheerden, wie und wo dieſelben anzu- legen und zu beſtecken. 192 Das XX XXVI, Capitel. Von den Bus» oder Srauch⸗ und kleinen Pfoͤſchheerden. 192 2 2 8 TE — 8 e. A „ Mk n >