S Smithsonian Institution Libraries . W 0 e 5 8 e NER AL, Kuren — 8 — = = 8 — h 4 \ 1 an 5 N 1 Ku 0 u A 6055 5 Wi 5 N e N 1 e 160 0 N Wr: AR N ER: de . . i A 1 55 DENN: 1 7 0 0 6 Ka ER MALER an 00 85 an) Wc Koͤniglich nass Leibarztes ı % vol „ \ nach der | möfften lateiniſchen Ausgabe und nach Anleitung des Hollaͤndiſchen Houttuyniſchen Werks ö mit einer ausführlichen Erklärung ausgefertiget von Philipp Ludwig Statius Müller Prof. der Naturgeſchichte zu Erlang und Mitglied der Roͤm.Kalſ. Fe Akademie der Naturforſcher ıc. „ iter; hei. Von den, e Ir RT — eee AL N Reb zwoͤlf Kobfertafeln. Mit Cburfürſtlicher Saͤchſiſcher Freyheit. | = MM em ! — — — — > Nürnbere, , an Gabriel Siem le 1 7 7 4. Ne. A Des | Ritters Carl von Linne Vorbericht. Ves iſt bekannt, daß nicht jede Claſſe der Geſchoͤpfe gleich zahlreich iſt, | wie aus des Ritters von Linne lateiniſchen Naturſyſtem einem jeden ſo⸗ gleich in die Augen leuchten wird. Man hat ſich alſo nicht zu wundern, daß die⸗ ſer Theil die Staͤrke der vorigen Theile nicht erreichen koͤnnen, da wir uns zum Geſetze gemacht haben, alle Weitſchweif⸗ figkeiten in der Beſchreibung ſorgfaͤltig zu vermeiden. 42 Inzwi, Vorbericht. Inzwiſchen wird wohl niemand den Vorzug des gegenwärtigen Theils verken⸗ nen, der nur in Erwaͤgung ziehet , wie gluͤcklich der Ritter vor andern in dieſer Claſſe geweſen. Eine Art der Thiere, mit deren Unterſuchung ſich noch ſo weni⸗ ge Naturforſcher eingelaſſen haben / und dafür den meiſten Liebhabern grauet / in eine ſolche ſchoͤne Ordnung geſetzt zu ſehen, und dabey Beſchreibungen zu leſen / da⸗ von vieles ganz neu und unbekannt war, ſolches muß aller dings gefallen. Auch wird es den Leſern keineswegs gleichguͤltig ſeyn! wenn wir ihnen die Verſicherung geben, daß wir einen großen Vorrath von Originalien aus unſerer Sammlung dabey zu Rathe gezogen, hin und wieder verſchiedenes berichtiget, und den ohnehin ſchoͤnen und gruͤndlichen Nachrichten des Herrn Houttuins unſere eigene Beob⸗ achtungen N e Was den wider die Richtigkeit der Kupfer | von einigen ungegruͤndeter Weiſe erregten | Ders Vorbericht. Verdacht betrift; ſo koͤnnen wir ſolchen nicht beſſer ablehnen, als wenn wir verſichern, daß die meiſten Abbildungen nach wuͤrk⸗ lichen Originalien oder Originalzeichnun⸗ gen, die übrigen aber aus dem vortrefli⸗ chen Werke des Seba, mit Zuziehung des Gronovius, genommen find fo wie auch in den folgenden Theilen keine andere als zuverlaͤßige Figuren ſtatt haben ſollen / davon die meiſten neu / und erſt friſch nach ihren Originalien entworfen worden, | Ein ahnliches war ſchon in den vori⸗ gen Theilen beobachtet worden. Denn un⸗ ter den vierfuͤßigen Thieren ſowohl, als unter den Voͤgeln, kam eine große Men⸗ ge Originalien vor, wozu das praͤchtige Cabinet des Durchlauchtigen Prinzen von Oranien, dann die fehöne Thier⸗ gallerie der Univerſitaͤt Leiden, nicht minder die ausnehmende Sammlung des n van der Meulen, und ande⸗ a 3 rer Vorbericht. rer großen Liebhaber in Amſterdam, wie auch der ungemeine Foftoare Vorrath von Orig matzeichnungen des Herrn Pros feſſor Buͤrmanns in Am ſterdam, dem Herrn Houttuin, (der ohnehin in ſei⸗ ner Wahl ſehr accurat iſt,) den beſten Stof dazu hergaben. Wie denn auch ſelbſt der Ritter Linne, viele Be⸗ ſchreibungen aus dieſen Hhelen Kr i 1 | Um Hier nur einer einzigen Abbildung, die von vielen in Zweifel gezogen wird, zu gedenken nämlich der Abbildung des Nilpferds, im erſten Theile pag. 457. Tab. X XVIII. wovon etliche glauben, daß fie unmoͤglich Acht ſeyn koͤnne; fo verſichern wir, daß dieielbe, mit Vor⸗ beylaſſung aller bisherigen Abbildungen, deswegen gewählet worden, weil ſie die aͤchteſte und aus der oben erwähnten Sammlung des Herrn Profeſſor Buͤr⸗ mauns, von Hriginalzeichnungen Afri. 8 ener Vorbericht. caniſcher Thiere hergenommen iſt. Denn Geßners und Jonſtons Abbildun⸗ gen ſind, nach Briſſons Urtheil ſchlecht, die vom Aldrovand, Columna und Alpin ziemlich gut; wie auch diejenige / die in der Flora inica befindlich iſt; nur daß die Fuͤße daſelbſt unrichtig vorgeſtel⸗ let ſind. Man hat alſo den Liebhabern der Naturgeſchichte auch die Buͤrman⸗ niſche Zeichnung vor Augen legen, und ſich alſo befleißigen wollen; die Natur⸗ geſchichte fo viel moͤglich, in ein reines Licht zu ſetzen. Wie wir aber in der Be⸗ ſchreibung dieſes Thieres , pag. 460. eini⸗ ger Verſchiedenheiten gedacht haben, ſo iſt es ja wohl moͤglich, daß die Abbildun⸗ gen anderer Schriftſteller auf dieſe Ver⸗ ſchiedenheiten zielen, oder mit felbigen beſſer überein kommen, und daß folglich — — K 7 * x ; er 2 u X — * bey ihnen eine unſchuldige Verwechslung, der bisher noch nicht recht bekannten Ar⸗ ten ſtatt habe. 4 4 | Es Vorbericht. Es wuͤrde uns alſo ein leichtes ſeyn, mehrere in Zweifel gezogene Abbildungen zu rechtfertigen, wenn es unſere Abſicht ware, uns und unſere Leſer jetzo damit 1 . 1 ' Erlang, den 28. Ja, nuar, 17 7 4. P. L. St. Muͤleer. „ Verzeich⸗ „ . g 5 * i „ * 1 N 0 7 x 9 2 N N 0 * Verzeichniß der Kupfertafeln. Seite Tab. I. fig. I. 9 N Junge ec 75 "fie, 3. Mydas. 18 ho a Der oſtindiſche Drache. Draco Volans. 74 fi. 5. oe weſtindiſche Drache. Draco N 75 | Tab 1 fig, 1, Der Schleuderſchwanz. Lacer- ta Caudiverbera. = 83 fig. 2. Der Kammruͤcken. Lacerta Supercilioſa. 86 tg. 3. Der Sumpf⸗ Salamander, La- certa Paluſtris. — 114 | as | fig.4 — N 423 . 1 A u £ 2 M Ne 77 2 ur ’ B 2 N Verzeichniß | | Seite fig. 4. Der Stachelſchwanz. Lacerta Cordylus. N - 89 fig. J. Der Beuerfalamanber. Lacerta Salamandta - MM 117 fig.6. Der Gecko. Lacerta Gecko. 98 fig. 7. Der Kröten- Salamander. La- | certa Orbicularis. 100 fig. 8. Der Waſſerſalamander. Lacerta Aquatica. — 114 Tab. III. fig. 1. Der Baſiltsk. Lacerta Bafi- | llſeus. N 105 fig. 2. Der Leguan. Lacerta Iguana. 103 fig. 3. Der Kropfſalamander. Lacerta Strumoſa. 188 fig. 4. Die Goldeidechſe. Lacerta Aurata. 2 109 fig. J. Die punctirte Eidechfe. Lacerta Pundtata. N e fig. 6. Die lineirte Eidechfe. Lacerta Lenmiſc ata. ure, N fe. m Die geſtreifte Eldechſe. Lacer- a * ta Lineata. n „L „fig. 8. Die Aaleidechfe, Lacerta An- guina. 15 NEHM x 1 7 — der Kupfertafeln. Seite Tab IV. fig. 1. und 2. Die Begattung der Kroͤ— ten. Rana Bufo. lo fig. 3. Die Eingeweide. e e ft.. 4. bis 8. Die Zeugungsglieder. 4 5 N fig. 9. bis 16. Die Verwandlung der Jungen. . ie fg. 17 Die Eyer der Feuerkroͤte. Rana Ru. fig. 18, 19. Die Jungen der beta. 58 Feuerkroͤte. | fig. 20. Die Eingeweide. . Tab, W. Ike Die Ungeziefer⸗Klapperſchlange. Crotalus Dryinas, - 141 et. Die Koͤnigsſchlange. Boa oa ſtrictor. 5 458 Tab VI. fig. 1. Die europaͤiſche Natter. Co- luber Berus. - 161 fig. 2. Die japoneſiſche Natter. Colu- ber Ser, - 174 fig. 3. Die „Ainafhlange Coluber Natrii. = NINE fig. 4, Die Brillſchlange. e Naja. 5 184 fig. 5. Die Aesculapſchlange. Kſcula. 0 „ en auen, 177 fig. 6. Die geſtickte Aalſchlange. An- guis Meleagris. - 211 Tab. VII. 0 N \ 1 EN x + Zr 0 y 0 * 1 Tab. VII. fig. 1. Te Krampffiſch. a 8 u Berzeihniß | Seite | orpedo. . 237 fig. 2. Der Fafeich. Squalus Tıbur = 259 fig. 3. Der W Lophids Pif- Mea, N Se 279 | Tab, VIII. be. 1, Der rauhe Kornfſch Baliſtes Tomentoſus. - 297 e Der Altweib fiſch. Baliites ve | tula. 380% ’ fig. 3. Der Pflockſchwan. Oſtracion Bieaudalisı 2 202.307 fig. 4. a Seeguckguck. Oſtracion Quacdricornis. - 308 15 5. Der Haſenkopf. Tetrodon La- gocephalus. 313 lig. 6. und e Tetrodon ke N ‚318 | Tab. IX. fig. 1. Der Naſenruͤmpfer. Balıftes | Ringeus. g 30 fig. 2. Der Caapſche Blaſer. Tetro- don Lagocephalus. 114 Er 3. Der Stachelhaaſe. Cyclopterus Spinoſus. = 1332 Tab. X, | der Kupfertafeln. | | Seite Tab. X. fig. 1. Der Kugelfiſch. Diodon Men ee. em - 324 fig. 2. Die Seetaube. Diodon Reti- culatus. 1 fig. 3. Der große Stachelſiſch. Diodon Hiſtrix. - — 326 fig. 4. Der Meſſerfiſch. Centriſcus Scutatus. - - 336 fig. 5. Der Meernadelfiſch. Syngnathus Aquoreus. 5 343 fig. 6. Das Seepferdchen. Syngnathus Hippocampus. 344 fig. 7. Der Seedrache. Pegaſus Dra- conis. 4 348 Tab. XI. fig. 1. Der Lump. Cyclopterus Lumpus. 5 - 338 he 2. Der Saͤgefiſch. Squalus Pri- Wa i VV fig. 3. Der Pfeilſchwanz. 5 Paſti- naca. - 246 fig. 4. Der Meeradler. Base Aal. la. - - 245 | 15 5. Der Menſchenfreſſer. Squalus | Carcharias. - 266 Tab. XII. Verzeichniß der Kupfertafeln. | ih 05 Seite Tab. XII. fig. 1. Die geometriſche Schildkroͤte . Teſtudo Geometrica 47 fig. 2. Die ſurinamiſche Kroͤte. Rana | Fine, 0 48 fig. 3. Das Crocodill. Lacerta Croco- dilus. 5 78 fig. 4. Der Chameleon. Lacerta Cha- maeleon. N 9 fig. 5. Die Seenatter. Sygnathus Oplidion 3843 j AM un An Allgemeine ‚Ein! eitung von Da weren geben der Creaturen. a in dieſem Theile von Amphibien ge⸗ handelt wird, denen ſowohl die Luft als das Waſſer zum Leben dienlich iſt, bende Elemente aber weiter auf kein anderes als mechanisches Leben wuͤrken; auch das Leben dleſer Geſchoͤpfe auſſerodentlich zaͤhe iſt, und bey der gaͤnzlichen Zerſtuͤckung in vielen noch eine lange Zeit fortdauret: ſo wollen wir bey dieſer Ger N legenheit einige Gedanken von dem vielfachen Leben der Creatur überhaupt, zur fernern Prüfung mit⸗ heilen, ob wir etwa dadurch ein mehreres Sicht. uͤber dit Grenzen der drey Naturreiche ausbreiten, oder doch wenigſtens anderen dahu Gelegenheit ger ben moͤgten. | Wir Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. 16 Allgemeine Einleitung Wir hatten zwar ſchon im Jahre 1771. in einer, am 24. Junius zur feyerlichen Begehung des erfreu⸗ lichen Geburtsfeſtes unſerer durchlauchtigſten Landes⸗ mutter, gehaltenen akademiſchen Rede: de admi- randa rerum creatarum vita, ejusque vario inftinetu ac incomparabili pre Anlaß ge⸗ nommen, dieſe Materie nach Beſchaffenheit des dar maligen Zwecks und der damit verbundenen Kuͤrze der Zeit in etwas zu beruͤhren. (Siehe: Erlang ge⸗ lehrte Nachrichten des Jahrs 1771. N. XXXIX. pag. 353) da aber der Gegenſtand an und vor ſich einer ausfuͤhrlicheren Betrachtung wuͤrdig iſt, ſo wollen wir jetzo das Leben der Dinge nach ſeinem ganzen Umfange in Erwegung ziehen. \ So bald wir uns das Leben in dem weitlaͤuf⸗ tigſten Verſtande vorſtellen, denken wir uns nichts als eine Bewegung, ohne uns um die Beſchaffenheit des Koͤrpers, in welchem das Leben geſucht wird, zu bekuͤmmern. Wenn wir aber ſagen: die Pflanze lebt, oder das Thier lebt, (welches nichts an⸗ ders als eine diefen beyden Creaturen beſonders ei, genthuͤmliche Bewegung iſt,) ſo verbinden wir mit der Idee des Lebens ſchon auch den Gedanken von der Structur und dem Beſtandweſen des Koͤrpers, und dieſe Verbindung der Ideen macht bereits den Bi) vom Leben undeutlich, da derſelbe auf ge. wiſſen | | vom vielfachen Lehen der Creaturen. 17 wiſſen Vorurtheilen berußet, welche uns ſogleich das Allge⸗ erſte ls ein pe getabiliſches, und das andere als Eile ein aninzaliſches Leben, mithin das Leben ſchon tung. unter einer beſtimmten Geſtalt vormahlen, ohne zu bedenken, daß ein Leben auch ohne dieſe zweyerley Körper, ſtatt haben, ja daß das, was ein Thier iſt, ein vegetabiliſches, und was ein Vegetabile iſt, ein animaliſches Leben haben koͤnne. Um alſo den Begrif des Lebens ganz rein zu er⸗ halten, haben wir uns vorerſt um keinen beſtimmten Körper, es ſey eine Pflanze oder Thier, zu bekuͤm— mern. Es iſt unnoͤthig zu fragen, ob die lebendi⸗ ge Creatur angewachſen, oder frey, faſericht oder muskuloͤs iſt, ob fie im Waſſer oder in der Luft le⸗ be, ob fie einem Baum oder einem Menſchen aͤhn⸗ lich fen, oder welche Geſtalt fie befige ? Das Leben alſo, iſt ohne Ruckſicht auf vor⸗ Das erwehnte Beſtimmungen nichts anders, als die Lebeniſt Bewegung, oder die Verwechſelung des Orts, egi welchem die Buhe als ein Tod entgegen geſetzet iſt. Wir halten dieſen erſten Satz ſchon für ausge, macht, da uns duͤnkt, daß er nicht kann umgeſtoſ⸗ ſen werden, denn uns einen Gegenſtand zu benken, der ſich weder im Ganzen, nech in feinen kleinſten, und ſogar fuͤr uns unſichtbaren Theilen, gar nicht mehr bewegt, und doch leben ſoll, ſolches halten wir für einen offenbahren Widerſpruch. Linne III. Theil. B In Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. 18 Allgemeine Einleitung In ſo weit wir dann das Leben im allgemeinen Verſtande fuͤr die Bewegung uͤberhaupt annehmen, ohne jetzo noch die Art und die Regeln der Bewe⸗ gung zu beſtimmen, ſo ſehen wir freylich an allen erfchaffenen Dingen, daß fie leben, das iſt, ſich be wegen, und der Gedanke des Todes oder der Ru⸗ he, findet nur in einer gewiſſen Beſtimmung 0 den Creaturen ſtatt. Es beweget ſich naͤmlich unſer ganzes Planeten Geruͤſte, der Sternhimmel „unſer Erdball und alle elementariſche Theile, aus welchen derſelbe zu ſammen geſetzet iſt Es bewegen ſich die 9 theilchen von einem Orte zum andern, die Luft ver⸗ dickt ſich hier, und macht ſich dorten duͤnne, die Wolken ſchweben, die Dünfte ſteigen und fallen, die Waſſer⸗Verſammlungen rinnen, die Bergſchwaden zichen von einer Kluft zur andern, und wir treffen im genaueſten Verſtande die Natur nirgend in der Ruhe an. Sogar zeiget uns der feſte Erdkoͤrper allenthalben eine Bewegung ihrer Theile. — Hier vermindert ſich das Erdreich, dort wirft es neue Inſeln auf und legt friſche Landſchaften an, hier ſenkt und ſtuͤrzt ſich eine Gegend, dort wallet aus den erſchuͤtterten Tiefen eine neue Oberfläche hervor, hier verwittert das eine Geſtein, indem ſich dort ein neuer Felſen bildet, und in den tiefſten Kluͤften ſchmaucht ſich ein friſches Metall an, indem ein altes in anderen Gegenden zerſtoͤhrt wird. Was vom vielfachen Leben der Creaturen. 19 Was iſt das Wachſen einer Pflanze, von dem Nllge, erſten Keim an bis zur Bluͤthe und zur gaͤnzlichen Gulet, Reife, anders, als eine Bewegung aller ihrer tung. Theile; hier verdunſten etliche und verfliegen; dort legen ſich neue auf der Erde an. Ja ſogar ein Thier und ein Menſch beweget ſich in allen Theilen durch den Wachsthum, und wo ſich einige Theilchen verliehren, ſetzen fi) immer wieder andere in groͤſ— ſerer Anzahl feſte. Auch da, wo die Bewegung für unſern Au⸗ gen ſcheinet ſtille zu ſtehen, gehet doch die Natur, wo nſcht einen fo ſchnellen, dennoch einen langſamen Gang. Selbſt der Tod iſt im engen Verſtande = feine Ruhe, ſondern ein Stillſtand von einer ge wiſſen Art der Bewegung und des Lebens, und eine andere Art der Bewegung, die an die Stelle der erſten tritt. Dieſes beſtaͤttigen die Aufloͤſungen, die Gaͤhrungen, die Vermoderungen der Koͤrper, welche Theile ſich fertig machen, auf eine andere Art, den Geſetzen der ee a aa zu ſeyn. So bildet und knaͤtet gleichſam die Ne aus dem alten Stof neue Geſtalten, und gebraucht die naͤmlichen Ingredienzien, woraus ſchon hundert Koͤrper gebildet waren, um neue und andere Ge⸗ genſtaͤnde hervor zu bringen, die wegen den ver⸗ änderten Verhaͤltniſſen und Richtungen allen vori⸗ gen Bildungen nicht einmal gleichen, geſchweige N b 2 daß 20 Allge meine Einleitung Allge⸗ daß ſie einander aͤhnlich ſeyn ſollten, auſſer daß fie meine 10% 5 Einlei⸗ von einerley Urſtoffe gewuͤrket find. tung. \ x | Kraft dieſer Bewegung alfo, die wir bey Alles, | | | was ſich aller Materſe wahrnehmen, ſagen wir im erſten 0 0 allgemeinen Verſtande: daß alles lebe. Der nach ſei⸗Wurm lebt, weil er ſich bewegt, und wenn er ner Art. auch vor unſern Augen ſtille lieget, lebt er dennoch, ſo lange ſich ſeine Saͤfte in ihm nach ſeiner Be⸗ ſtimmung bewegen. Er wird nur kodt geſagt, wenn dieſe Art der Bewegung aufhoͤret, obgleich ſich feine Theile zur Verweſung auflöfen, und fid) nach einer andern Beſtimmung zu bewegen ange⸗ fangen haben. Die Thiere, die Voͤgel und die Menſchen leben, weil ſie ſich bewegen, und wenn fie auch aͤuſſerlich ſtille ruhen, ſo leben ſie doch, ſo lange ſich ihre Saͤfte, nach der ihnen eigenar⸗ tigen Beſtimmung bewegen. Man nennet aber dieſe Creaturen todt , fo bald dieſe Art der Be⸗ wegung aufhoͤret, und durch kein Mittel wieder in den naͤmlichen Gang gebracht werden kann. Alle dieſe Schluͤſſe haben auch bey dem ganzen Pflanzenreiche ſtatt. Aller Leben iſt alſo im allge⸗ meinen Verſtande die Bewegung, die Art der Bewegung aber macht auch eine beſondere Art des Lebens aus, die gewiß ſo verſchieden iſt, als es verſchiedene Creaturen giebet, daher auch jede Creatur auf eine eigene Weiſe ihr eigenes Le⸗ ben hat. EUR um 6 / vom vielfachen Leben der Greaturen. 21 Um aber nun richtige Saͤtze von dem verſchie⸗ Allge⸗ denen Leben zu machen, ſo muß man nothwendig Euler auf die Verſchiedenheit der Bewegung ſehen: wenn tung. wir aber auch hierauf Acht geben; ſo wuͤrde es Aus doch wenig zur Erläuterung des Lebens dienen, wenn wir nicht zugleich auch den Grund dieſer Bewegungen in Betrachtung ziehen wollten. Laſ⸗ ö ſet uns demnach e wie verſchieden die Bewe⸗ gungen ſind. Daß viele „ Milioneny ja ganz unzaͤhlige und man: Die Bes wegung nichfaltige Bewegungen in der Welt vorhanden ſind, Ie ee hat feine Richtigkeit, es find aber dieſe nicht alle in ihrer ley. Art verſchieden. Sie ſtimmen groͤſtentheils miteinander ‚überein, und würden im Grunde fuͤr einerley gehalten werden, wenn wir nicht wahrnaͤhmen, daß ſich nicht alle Bewegungen der Creaturen aus einerley Beweg⸗ ur ſache herleiten laſſen. Wir treffen nämlich er ſtlich ſolche Bewe gungen an, die ihren Grund in andern vor⸗ hergehenden körperlichen Bewegungen haben. Zwey⸗ tens andere, deren Grund in dem Koͤrper, welcher ſich beweget, ſelbſten beruhet, und endlich drittens ſolche, deren Grund weder in dem Koͤrper, noch in andern vorhergegangenen koͤrperlichen Bewegungen zu finden ift, ſondern nothwendig von einer ganz andern Urſa⸗ che herruͤhren muͤſſen. Dieſes ſind die e der Bewegung, „unter welchen ſich alle übrige Bewe⸗ gungen in der ganzen Welt bringen laſſen, und wenn Ba wir Allge⸗ meine Einlei⸗ kung. Erſte Haupt- art der Newe⸗ gung. 110905 ’ \ 100 22 Allgemeine Einleitung wir dieſe drey Arten der Bewegung kennen, fo wer⸗ den wir auf die Verſchiedenheit des Lebens aller Crea⸗ turen den richtigſten Schluß machen koͤnnen. Was alſo die erſte Art der Bewegung betrift, welche ihren Urſprung von andern vorhergehenden Bewegungen hat, fo beziehen wir dahin alle mech a⸗ niſche Bewegungen die in der ganzen Welt an⸗ getroffen werden. Jeder Stof, jeder Koͤrper, er ſey einfach oder zuſammengeſetzt, ja jeder elementari⸗ ſche Theil, hat von Natur die Eigenſchaft der Lin thaͤtigkeit an ſich. Es wuͤrde alfo jedes Element, jeder Theil eines größern Körpers, ja jedweder zu ſammengeſetzte große Korper in einer vollkommenen Ruhe liegen; wenn ihn nicht eine vorher wuͤrkende Kraft in Bewegung ſetzte. Wie wird ſich zum Bey⸗ ſpiele ein in der Ruhe liegender Ball in Bewegung ſe⸗ tzen, wenn man ihn nicht anſtoͤßt. Dieſe anſtoſſen⸗ de Kraft iſt die vorhergehende Bewegung, welcher nunmehr andere folgen, und worinnen jede Art der folgenden Bewegungen ihren erſten Grund hat. Da nun die Theilchen, die zuſammen einen größern Koͤr⸗ per ausmachen, einander beruͤhren, ſo iſt auch eine Kette von aufeinander folgenden Bewegungen moͤg⸗ lich, da immer eine aus der andern entſteht, und jede ihren hinlaͤnglichen Grund in der vorhergehenden hat. Wir moͤgen nun in der Welt hinſehen wohin wir wollen, ſo findet dieſe erſte Art allenthalben ſtatt. N Das Hin- und Herſchwanken der Luft; das Herumzie⸗ 1 hen vom vielfachen Leben der Creaturen. 23 hen der Duͤnſte; das Anlegen der mineraliſchen Allge⸗ Stoffe, das Steigen der Saͤfte durch die Haarroͤhr⸗ 1 chen in den Gewaͤchſen; das Einkriechen des Waf- tung. ſers in die Wurzeln; das Ablegen irrdifcher Theile in den Pflanzen; das Ausduͤnſten der uͤberfluͤßigen Feuchtigkeit durch die Blaͤtter; das Ein- und Aus ‚ athmen der Thiere; die wurmfoͤrmige Bewegung der Eingeweide; die unmerkliche Ausduͤnſtung aus den feinſten Gefaͤßen der Haut; der Kreißlauf der Säfte des Bluts; alles dleſes find Bewegungen, die ſich auf vorhergegangene Bewegungen gruͤnden, und entſtehen muͤſſen, ſo bald die vorhergehende Bewe— gung vorhanden iſt; aber unmoͤglich entſtehen koͤnn⸗ ten, wenn es an den noͤthigen vorhergehenden Be⸗ wegungen mangelte Alle dieſe Bewegungen aber richten ſich nach dem Verhaͤltniß ihrer Triebfedern, ſie ſind den Geſetzen der Mechanik auf das genaue⸗ ſte unterworfen, und wir koͤnnen ihre Grade der Geſchwindigkeit, ihre Directionslinie, in welche ihre bewegende Kraft eingeſchraͤnkt iſt, ihr Verhaͤltniß gegen andere, und ihre Wuͤrkungen auf andere Körs per, oder auf die Theile des e Koͤrpers, ganz gkeurat berechnen. Die zweyte Art der Bewegung iſt von jener Zweyte erſtaunlich verſchieden. Wir ſehen nämlich bey jeder 1 Bewegung der erſten Art niemals etwas mehr, als gung. daß ſie ſich geradlinig fortpflanze, und endlich auf⸗ hoͤre, woferne ſie nicht durch neue Triebfedern fort⸗ b 4 ge⸗ NZ 24 Allgemeine Einleitung Allge⸗ geſetzt, oder durch gegebene Beſtimmungen in einen meine Eiulei⸗ kung. Kreißlauf geführt werde. Das aber iſt gan was beſonderes, daß ſich ein Koͤrper von ſeinen erſten Moleculis an, durch die Bewegung zu einer beſtinum⸗ ten Structur, zur beſtimmten Große, und zu dem erforderlichen Beſtandweſen bilde. Dieſe Art der Bewegung nehmen wir bey allen Pflanzen und Thie⸗ ren wahr; fie muß ihren Grund in dem Körper, der ſich bildet, ſelbſten haben, denn woferne der Grund in einer vorhergehenden Bewegung laͤge, ſo wuͤrde dieſelbe einfoͤrmig und ſo lange fortdauern, als die Triebfeder oder ihre bewegende Kraft fort dauert. Nun bleibt zum Exempel die Triebfeder bey der mechaniſt hen Bewegung in einem Garten, wo viele Gewaͤchſe ſtehen, zu einer gewiſſen Zeit fuͤr alle Gewaͤchſe die naͤmliche, und dennoch hoͤrt eine Pflanze auf zu wachſen, da die andere noch erſt in ihren beſten Kraͤften ſteht, die eine Pflanze ſteigt zu einer beſtimmten Hoͤhe und kommt nicht weiter, da eine andere weit über alle hinaus ragt. Das naͤmliche findet auch in dem Thlerreiche ſtatt. Wa rum wird nun eine Roßmarinpflanze nicht ſo groß wie eine Eiche, oder eine Maus ſo groß wie ein Elephant? Warum ficht die Peterſilie ganz anders aus als eine Aloe, und ein Fiſch ganz anders, als eine Eidechſe? da die mechaniſche Bewegung bey allen dieſen verſchiedenen Koͤrpern doch nach einerley mechaniſchen Geſetzen von ſtatten gehet, und der Druck der Luft, das Einfuͤhren der Saͤfte, das Ablegen gewiſſer Theilchen, das Ausfuͤhren des Ueber, vom vielfachen Leben der Creaturen 25 Ueberflͤßigen, und dergleichen mehr, ſowohl bey dem einen als bey den andern ſtatt findet. Allge⸗ meine Einlei⸗ Gewißlich es lleget hier eine Bewegung, die von tung. der mechaniſchen weit unterſchieden iſt, und auch nicht einmal durch mechaniſche Triebfedern erre⸗ get werden kann, zum Grunde, und dieſer Grund iſt in ſolchen Koͤrper ſelbſt zu finden, an welchen wir dieſe bewundernswuͤrdige Erſcheinung wahrneh⸗ men. Denn ein ſolcher Koͤrper ſteiget gleichſam aus ſich ſelbſt empor, und bildet ſich, von der er⸗ ſten Molecula an, zu dem, was er werden ſoll, wozu denn die erſte Art der Bewegung nur als eine Dienerin hilft, daß dieſe zweyte Art der Bewegung von ſtatten gehen koͤnne. Allein ſind dieſe zweyerley verſchiedene Bewegungen nur die einzigen ‚die wir wahrnehmen? Keineswegs! Wir finden noch eine dritte Art, die weit merkwuͤr⸗ diger iſt. Es giebt naͤmlich in etlichen Koͤrpern eine Bewegung, wovon der Grund nicht nur in keiner mechaniſchen Triebfeder zu finden iſt, ſondern der— ſelben ſogar zu widerſprechen ſcheinet. Ja da nicht einmal eine förperliche Urſache kann angegeben wer⸗ den, und die dahero von ganz etwas andern her⸗ ruͤhren muß. Zum Exempel, nach den mechani⸗ Dritte Haupt⸗ art der Bewe⸗ gung. ſchen Geſetzen ſoll ein in Bewegung gebrachter Koͤrper bis zur Ermuͤdung geradlinig fortgehen, oder, wenn er durch keinen andern Koͤrper gehem⸗ f bs mel e Allgemeine Einleitung Allge- met wird, ſich doch durch koͤrperliche Einſchraͤn⸗ Einlei, kungen zu einer andern Richtung beſtimmen laſſen. tung. Allein der Hund gehet geradlinig fort, keine koͤr⸗ perliche Urſache ſetzt feinen Körver herum, und doch ſehen wir, daß er ſich ſchwenkt und wieder zuruͤckkommt, oder einen andern Weg lauft. Dieſe ganz unerwartete Bewegung ſtammt urſpruͤnglich gewiß von keiner mechaniſchen Triebfeder her, denn das wäre den Geſetzen der Mechanif zuwider; auch von keiner koͤrperlichen Urſache in feinem Koͤrper, ſonſt muͤßte er allezeit das naͤmliche thun. Mithin iſt dieſe Bewegung von einer ganz andern Urſache herzuleiten. Zu dieſer Art nun gehoͤren unzaͤhlige Handlungen der Thiere und der Menſchen, die wir mit einem Worte: freye Handlungen, oder freye Bewegungen zu nennen pflegen, und die ſchlechterdings aus keinem Mechanie mus, auch nicht aus einem Organismus, entſtehen koͤnnen, obgleich hier beyde vorige Arten der Br | wegung hinzu kommen, damit dieſe letztere von ſtatten gehe; denn dieſe dritte Art nimmt die zwey vorigen Arten eigenmaͤchtig zu Huͤlfe, wie f ich die zweyte der erſtern bedienet. Or ehe r⸗ Dieſes find die drey Hauptarten der Bewe⸗ 1:9 2er gung, und alle Bewegungen, die wir ſehen, laſſn ben ſich unter ſelbige einſchraͤnken, und aus ihren Gründen erklaͤren. Wenn nun die Bewegung, (wie wir oben geſaget haben,) das Leben der Creatur vom vielfachen Leben der Creaturen. 27 | Ereatur iſt, ſo iſt auch in der That nur dreyer⸗ ley Leben: als das mechaniſche, das orga⸗ niſche , und das beſeelte. Kaum werden einige Leſer dieſe drey Benen⸗ nungen wahrnehmen, ſo wird ihnen die bekannte Eintheilung der drey Reiche der Natur einfallen, und dieſes nicht ohne Grund. Vielleicht aber werden ſie das erſte Leben dem Mineralreiche, das zweyte, dem vegetabiliſchen Reiche, und das dritte, dem animaliſchen Reiche zuſchreiben, und nunmehr ro ſogleich (nach alten Vorurtheilen) alles, was ſie vorher vor einen Stein angeſehen haben, in die erſte, was bey ihnen eine Pflanze war, in die andere, und was fie ein Thier nannten, in die letzte Claſſe ſetzen. Allein dieſes waͤre wider un⸗ ſere Abſicht, denn es koͤnnen in jedem Koͤrper dieſe dreyerley Arten der Bewegung ſtatt haben, wenigſtens iſt die Moͤglichkeit da, und faſſet keinen Widerſpruch in ſich, auch finden wir bey der ſchoͤ— pfenden Allmacht keine Schranken, daß ſie nicht nach Willkuͤhr alle dieſe Arten des Lebens in jedem Koͤrper, (wir moͤgen ihn mineraliſch, vegetabiliſch, animaliſch, oder wie wir ſonſt wollen, nennen,) legen koͤnnte. Wem dieſes fremd vorkommt, dem halten wir das alte und neue Lehrgebaͤude von Stein⸗Pflanzen und Pflanzen⸗Thieren vor. N Es Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. meine Einlei⸗ tung. Inſtinet des Le⸗ bens. 28 Allgemeine Einleitung Allge⸗ Es iſt alſo noch kein zureichender Begrif. Es kommt hier zukoͤrderſt auf genauere Beſtimmun⸗ gen an, was wir einen Stein, oder Pflanze, oder Thier nennen wollen? und wenn dieſes feſt ge⸗ ſetzt ift, fo beruhet es auf einer Unterſuchung eines jeden Körpers, ob und welche Eigenſchaften er von denenjenigen an ſich habe, die man den dreyen Reichen beſtimmt hatte? Alsdann werden wir erſt die Grenzen der drey Reiche aus einander fe Ben, zugleich aber auch ſehen koͤnnen, wie e ſie in einer Kette in einander laufen. Soll aber diefeg geſchehen, fo iſt es nicht ge⸗ nug, den Unterſchied der Bewegungen, oder ihrer drey Hauptarten, zu kennen, ſondern wir müſſen \ auch von ihren Bewegurſachen und der Beſchaffen⸗ heit ihrer Triebfedern unterrichtet ſeyn. Denn da aus obigen erhellet, daß jede Art ihre beſondere Triebfeder habe, und daß die Bewegurſache der einen Art unmoͤglich auch die Triebfeder der air dern Art ſeyn koͤnne; ſo wird in dem Unterſchied der Bewegurſachen, auch der weſentliche Unter⸗ ſchied des Lebens liegen, und dieſer Unterſchied wird zuverläßig entſcheiden, welcher Koͤrper zu dieſem oder jenem Reiche gezaͤhlet werden muͤſſe. Wir wollen aber dieſe Beregurfachen den Inſtinct des Lebens nennen, und da wir alſo jedem Leben einen beſondern Inſtinct zuſchreiben, | ſo vom vielfachen Leben der Creaturen. 29 Mm wollen wir fie hier zum voraus, der. Dentlid;feit Hilger halber, namhaft ae Es ſind naͤmlich die⸗ Bi Ein lei⸗ ſe dre: 5 ö | N ung! Das Gewicht, als der Inſtinct des me⸗ chanſſchen Lebens. 0 Ein beſtimmtes reitzbares Organum, als der Inſtinct des Organiſchen, und Ein Geift, als der Inſtinct des beſeelten Lebens. Wir werden hier hoffentlich nicht noͤthig haben, zu erinnern, das dieſe dreyerley Inſtincte ſowohl, als die Körper, in welchen ſie wohnen, ihr Daſeyn und ihre Wirfung nur allein demjenigen Weſen zu danken haben, welches alles durch feine Allmacht her⸗ vorgebracht hat. Wir ſchreiten alſo gerade zur Sache ſelbſt, zumal da wir hernach von dem Uirſprun⸗ ge die ſer Inſtincte das nothwendigſte zu ſagen wil⸗ lens ſind. 18 — Der Inſtinct des mechaniſchen Lebens be Inſtinet alſo ſeyn: das Gewicht (Pondus). Wir verſte⸗ is nr hen aber unter dem Gewichte eine förperliche Kraft, ch ſchen ne die auf andere Körper wirket, um ihre Ruhe zu ſtoͤh⸗ bens. ren. Woferne dieſe Kraft in der Schwere beſteht, ſo iſt es ein eigentliches Gewicht, beſteht ſie aber im Druck, in der Schnellkraft, oder in der anziehenden 1 e 30 Allgemeine Einleitung Allge⸗ K Kraft, (Ponderis analogum) die alle nach Bes meine Einlei⸗ tung. ſchaffenheit der Umſtaͤnde das naͤmliche ausrichten, und die Stelle eines Gewichtes vertreten, fo wie ein angehaͤngtes Bley, oder eine Feder, oder ein Zug und Ausdehnung der Luft, eines ſowohl als das andere, ein Rad zu drehen im Stande iſt. Je⸗ doch duͤrfen wir einen bey dem Gewichte oder bey be⸗ ſagter Kraft erforderlichen Umſtand keineswegs aus der Acht laſſen, dieſen namlich, daß alle Kraft die Schwere des zu bewegenden Körpers, oder fein Ver⸗ mögen Widerſtand zu thun, oder den Grad der Traͤgheit und Unthaͤtigkeit verhaͤltnißmaͤßig über wiegen muͤſſen: denn dieſer Umſtand veraͤndert dle Geſtalt der mechaniſchen Bewegung nach der beſon⸗ dern Lage, nach dem Bau, und nach dem Endzweck einer jeden Maſchine. Ja hierinne ſteckt die einzige Urſache, warum weniger Gold als Kupfer in der Welt iſt, warum es nicht ſo viel Diamanten als Agate giebt, warum ein Fiſch nicht in der Luft, ein Menſch nicht im Waſſer, ein Vogel nicht in der Erde, ein Amphibium aber in der Luft und im Waſſer zus gleich leben koͤnnen, ja warum eine Aloe wohl in Oſt⸗ und Weſtindien, nicht aber in Norwegen in freyer Luft waͤchſt, oder warum die eine Pflanze im Waſſer , eine andere aber ganz trocken ſtehen muß. 5 . Vieleicht haben wir jetzo ſchon zuviel 1 5 da wir 10 Geſetze der Mechanik, und die koͤrperli⸗ e U 1 vom vielfachen Leben der Greaturen, 31 che Kraft des Gewichts noch nicht einmal auf die drey Reiche zugeeignet haben; allein die Sache wird uns gleich klar werden, wenn wir nur folgende Wuͤr⸗ kungen des Gewichts in Erwegung ziehen. Was vermag nicht die Schwere oder Leichtig⸗ keit der Luft auf die Creaturen, die den Erdboden be— wohnen? Wie große Veraͤnderungen bringt eine ſchnelle Abwechslung der Witterung zuwege? Was richtet nicht eine allzuſtrenge Kaͤlte, oder große Hitze bey Pflanzen und Thieren aus? Sind ſie nicht alle im Stande durch einen allzuſchweren Druck, oder allzu⸗ ſtarke Spannung einen Stillſtand oder unmaͤßigen Umlauf der Saͤfte, eine Gerinnung oder Entbin⸗ dung, ja den Tod ſelbſt nach ſich zu ziehen? Die Luft, gehoͤrig temperirt, mit maͤßigen Feuer und Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. Waſſertheilen angefuͤllt, nach Verhaͤltniß des me⸗ chaniſchen Baues der darinn lebenden Creaturen ge⸗ hoͤrig verdickt oder verduͤnnet, und uͤbrigens mit ihren fruchtbaren Theilen geſchwaͤngert, iſt ja das allge⸗ meine Druckwerk, welches die mineraliſchen Duͤn⸗ ſte zum anlegen, gar kochen und bilden der Metalle und ihrer Ingredienzen zwingt: den ohne dieſer wuͤr⸗ de kein Zug, kein Steigen und Fallen, keine Gaͤh⸗ rung ja keine Aufloͤſung mineraliſcher Stoffe und Schwaden ſtatt haben. Ja das unterirrdiſche Feuer ſcheint zu nichts andern zu dienen, als um das allgemeine Druckwerk der Luft in Abſicht auf die Schwere bald hie zu erleichtern, bald dort zu ver⸗ 32 Allgemeine Einleitung Allge- verdicken, und den Ruhepunct des Gewichts in ſel⸗ m eine g Einlei⸗ tung, nem Stande zu veraͤndern; denn die Luft verhaͤlt ſich in und bey dem ge Herumziehen mine⸗ raliſch geſchwaͤngerter Duͤnſte nicht anders, als das ö Gewicht, welches eine Maſchine nach ihren Geſe⸗ tzen und Einſchraͤnkungen bewegt. Sie fuͤhrt die Theilchen hin, die hier einen feſten Körper auflöfen, und ſich dort wiederum zur Bildung eines andern Steins oder Metalls anlegen muͤſſen. Sie iſt es, welche den Wachsthum der Pflanzen befoͤrdert oder hemmt, je nachdem ihre innere Beſchaffenheit oder das Clima der Structur, den Pflanzen angemeſſen iſt, oder je nachdem fie Gelegenheit hat den Eintrag fruchtbarer Theile zu befördern, die Saͤfte durch Haarroͤhrchen hinauf zu ziehen, und durch Schweiß⸗ loͤcher wieder heraus zu laſſen. Sie iſt es, welche dem Blute der Thiere durch die Lungen eine ab⸗ wechſelnde Bewegung geben, und dieſe hydrauliſche Maſchinen im Gange erhalten muß, wenigſtens wo die Luft, dieſes druckende Gewicht, diefer koͤrper⸗ liche Inſtinct des mechaniſchen Lebens mangelt, da muß in den Gebuͤrgen alles ſtill liegen und kein Me⸗ tall mehr wachſen, da muͤſſen alle Gewaͤchſe verge⸗ hen und alle Thiere erſticken. Ihre ſaͤmtliche Bes wegung hoͤrt auf, und der ruhende oder todte Körper bleibt am laͤngſten in feinem Zuſtande, wenn er in einem Orte aufgehoben wird, wo dle⸗ fer Inſtinct des Lebens mangelt. Dahingegen muß Metall, Pflanze und Thier kraͤnkeln, wenn N die vom vielfachen Leben der Creaturen. 33 die guft nicht nach ihrer Beſchaffenheit verhaͤltulß⸗ Allge⸗ mäßig eingerichtet, mit den noͤthigen und dienll⸗ ale, chen Ingredienzen geſchwaͤngert, und zu ſeiner ii tung. gehörig ae e wird. a N Aus dieſem Grunde ſehen wir Feuer und Waſſer als Mittel an, die Luft zu binden oder zu treiben, das iſt: der Triebfeder des mechaniſchen Lebens ein anderes Verhaͤltniß zu geben, damit die Bewegung, die ſie hervor bringen ſoll, mit der Structur eines gewiſſen Körpers uͤbereinſtim⸗ me. Alſo muß der Fiſch darum im Waffen ſeyn, well die freye Einathmung der Luft in ihm Wir kungen hervor bringen wurde, die mit feinem Vaue nicht harmonirte, und ſo weiter. Es iſt demnach ausgemacht, daß das Gewicht der Inſtinct des mechaniſchen Lebens ſey, daß alle Koͤrper, welche den Gegenſtand der Naturgeſchichte ausmachen, ein jeder nach feiner Art, dieſes mecha⸗ niſche Leben haben, und ohne dieſen nicht einmal gebildet, vielweniger unterhalten werden koͤnnen; ja daß, wenn dieſer Inſtinct mangelt, und wenn die einmal beſtimmte Bewegung ganz aufhört, der Tod unvermeidlich und augenblicklich da iſt, welcher natuͤrlicherweiſe nicht mehr zu heben iſt, es waͤre denn, daß die zum Leben gehörige Theile des Körpers noch in ſtatu quo wären, und die Linne III. Theil. 0 alte 34 Allgemeine Einleitung Allge⸗ alte ee wie man bey eankunkenen Perſo⸗ Elle in ficht, wieder in Gang gebracht werden koͤnnte. tung. f aan Wir haben oben geſagt, daß es auch ein gani⸗ organiſches Leben gebe, daß dieſes Leben 1 ſchen Le- dem Vermögen beſtehe, den Körper aus einem bens. in ihm ſelbſt befindlichen koͤrperlichen Bewegungs: grunde, von der erſten Molecula an, zu einer bes ſtimmten Structur zu bilden, und daß dieſe Be⸗ wegung nicht durch den Inſtinet des mechaniſchen Lebens hervorgebracht werden koͤnne, ſondern ſeinen eigenen und beſondern Inſtinet haben muͤſſe. Dieſer ſoll demnach, oben angezeigtermaſſen, in nichts andern, als in einem beſtimmten reizbaren Organum beſtehen, davon wir jetzt mit mehrern zu handeln haben. Daß wir uns des Ausdrucks eines Organı bedienen, geſchieht deswegen, weil wir ſchon mit dieſem Worte einen Gedanken verbinden, der un⸗ ſerer Abſicht mehr gemaͤß iſt, als wenn wir das deutſche Wort Werkzeug gebrauchen wollten. Es ſoll zwar hier auch nichts anders als ein Werk⸗ | zeug ſeyn, aber doch von einer beſtimmtern Art, und daß wir es kurz ſagen, ſo verſtehen wir dar⸗ unter die erſten und einzigen elementariſchen Stoffe oder Molecula, welche die erſte An⸗ lage * vom vielfachen Beben der Erenturen. 35 Lade eines jeden gebildeten oder noch su bil⸗ Allge⸗ N denden e Wu: | meine Einlei⸗ kung. Daß jede Pflanze und jedes Thier einen An⸗ fang, habe, und daß dieſer Anfang von einem un⸗ denklich kleinen Stoffe entſpringe, ſolches bedarf wohl keines Beweiſes. Man unterſuche nur ein Samenkorn und ein weibliches Ey und forſche nach, wie wenig aus beyden zur Bildung des kuͤnf⸗ tigen Koͤrpers gehoͤre, ſo wird man finden, daß das meiſte vom Samen und vom Ey nur die Ein⸗ hüͤllung (Involucrum und Vehiculum) aus⸗ mache „ Worin der kleine Punct oder die Molecu⸗ la bis zur Entwicklung verwahrt liegt. Don dies 12 Puncte hebt ſich die Bildung des ganzen Koͤr⸗ pers an, nicht durch eine bloße Aufhaͤufung der Maſſe, wie in dem Steinreiche, ſondern durch An, einanderſetzung anderer organiſchen Puncte, die in Gefaͤſſe eingehülee werden. Hier findet alſo of⸗ fenbar eine Bewegung ſtatt, welche dieſe Theil⸗ | chen erft zuſammen führt „und dieſe Bewegung iſt iſt allerdings mechaniſch: denn die Abſonderung des Samens und des Eyes, die Hinzufuͤhrung des Bluͤ⸗ tenſtaubes und des maͤnnlichen Samens, iſt aber⸗ mals mechaniſch. Aber woher kommt die Bildung zur beſtimmten Figur? dieſes kann keine bloß mechaniſche Wuͤrkung thun, es muß ein anderer Inſtinct ſolches verrichten, welchen wir ein beſtimmtes reizbares Oeganum nennen, | e Es 36 Allgemeine Einleitung A Allge⸗ Es heißt mit Recht ein Organum „ weil es ein meine Einlei⸗ tung. Werkzeug iſt, das eine gewiſſe Verrichtung zu einem beſondern Zwecke ausuͤbet. Es muß reizbar ſeyn, weil ſonſt aus ſelbigem orgeniſchen Puncte keine Wuͤrkung zur Bildung heraus kommen koͤnnte. Es muß endlich beſtimmt, das iſt, von beſtimm⸗ ter Geſtalt und Art ſeyn, weil ſonſt nicht ſo viele Geſchlechter und Arten der Thlere ſeyn, ſondern dieſelben vielmehr alle einander gleich ſehen 1 5 Nun koͤnnen wir zwar die Natur und Geſtelt 0 dieſes organiſchen Punects nicht beſtimmen, denn unſere Vergroͤßerungsglaͤſer reichen noch nicht ſo weit; daß aber koͤnnen wir richtig ſchlleſſen, daß derſelbe doch immer noch ein zuſammengeſetzter Körper ſeyn muͤſſe, welcher eine eigene Figur hat, ob es gleich nicht noͤthig iſt, daß fie alsdann ſchon der Pflanze oder dem Thiere, welches daraus wer⸗ ö den fol, ahnlich fer. Denn wir ſehen in einem Apfelkerne keinen Apfelbaum, und im unsusges bruͤteten Huͤhnereye keinen Hahn, auch in einem weiblichen Eye keinen Menſchen in Mignatur lie⸗ gen. Es iſt genug, wenn die Figur dieſes orgaui⸗ ſchen Puncts auch nur einen ſehr einfachen Zug hat, aber der Punct muß nothwendig reizbar ſeyn; und dieſes veranlaßt vorher eine genaue Unterſu⸗ chung der Reizbarkeit (Irritabilitas) anzuſtellen, ehe wir weitere Schluͤſſe machen koͤnnen. Die vom vielfachen Leben der Greaturen. 37 Die Reisbarkeit iſt ganz was anderes, als die Allge⸗ ö ng, (Senſibilitas) ob man gleich bey em, Eine pfindlichen Körpern eins fürs andere zu nehmen pflegt. kung. Denn die Empfindung erfordert ſchon ein Vermoͤgen, ſicch den Reiz vorzuſtellen; und dieſes Vermoͤgen muͤſſen wir bey einem bloſſen Koͤrper nicht ſuchen, denn das ware ein Widerſpruch. Die Reizbarkeit aber iſt eine Eigenſchaft gewiſſer Körper, auf eine Be⸗ ruͤhrung ſich zuſammen zu ziehen, und wiederum verhältnigmäßig zuruͤcke zu wuͤrken. Dieſe Eigen ſchaft aber fett zweyerley in dem Körper voraus, daß er ſich naͤmlich erſtlich zuſammen biegen und wieder dehnen laſſe, und zweytens, daß er vermoͤ⸗ ge feiner Structur, und vermoͤge dem Weſen ſei⸗ ner Beſtandtheilchen, eine eigene Schnellkraft habe, oder, mit einem Wort, daß er elaſtiſch ſey, und alſo dieſe Bewegung von ſelbſt, ohne weitere Trieb⸗ feder machen koͤnne. Wenn nun ein ſolcher organiſcher Punct in dem weiblichen Eye vorhanden iſt, ſo iſt es wohl hoͤchſt wahrſcheinlich, daß auch eine ähnliche elaſti⸗ ſche Molecula mit dem maͤnnlichen Saamen oder mit deſſen Hauche „oder in den Blumen mit dem andern Staube, zu dieſem Puncte, nach mechani⸗ ſchen Geſetzen, hingefuͤhrt werde, fo bald dieſe ſich | . kein entſteht der Reiz, und fo bald der | i ſelbe mei te Einlei⸗ fung, 38 Allgemeine Einleitung Allge⸗ felse da ME, ſo bald übst jedes Organnm aus eige⸗ nen Kraͤften feine Elaſticltaͤt oder Schnelkraft aus. Die mechaniſche Bewegung fü at Inh ſodann wiederum zuſammen, und fie würken ghenmals und vielmals aufeinander zuruͤcke. ih o dieſen wiederhohlten Würkungen huͤllen ſte ſch 0 elmeg in Gefaͤſſe oder Behälter ein, die fi ch durch die mechaniſche Bewegung des mütterlichen Gebluͤts, oder bey den Pflanzen des Nectars, aus den abge⸗ ſonderten Saͤften um ſie herum anlegen, und da dieſes geſchieht, treten immer neue Moleculaͤ oder elaſtiſche Körperchen hinzu, welche nach und nach eine Kette von organiſchen Puncten ausmachen, um die ſich jedesmal der aus den andern Saͤften angelegte Behaͤlter, darinn ſie gleichſam eingeker⸗ — kert ſind, vergroͤßert, verlaͤngert, und ſolche Rich⸗ tungen und Figuren bekommt, als die Schnellkraſt und der beſtimmte Lauf dieſer organiſirten Koͤrper⸗ chen erlaubt. Da nun die Richtung der Reizbar⸗ keit auf den eigenartigen Bau dieſer Hoͤrperchen beruht, fo entſteht ſchon eine Anlage zu einer Stru⸗ ctur, die kuͤnftig werden ſoll, und wann ſich dieſe Anlage aus einer unbegreiflichen Kleinigkeit zu ei⸗ ner, unter dem Vergrößerungsglaſe endlich ſicht⸗ bar gewordenen Größe geſchwungen hat, fo entde⸗ cken wir erſt den Ort der Bewegung, und nennen dieſes nunmehr ſchon in ſeiner Art groß gewordene Orga⸗ \ Organum, den erſten huͤpfenden Punct, (pun- &um ſoliens ). Wenigſtens fehen wir von der Zeit an, daß ſich nach und nach mehrere Maſſe vom vielfachen Leben der Ereaturen. 39 Alge, meine Einlei⸗ tung. und mit felbiger eine deutlichere Structur anſetze, bis dieſe ihre voͤllige Bildung erhalten hat. Und ſolches iſt, nach unſerm Beduͤnken, ein organlſches Leben, welches zwar durch das mechaniſche Leben veranlaßt, in den Gang gebracht und unterſtuͤtzt wird, ja ohne ſelbigen gar nicht ſeyn kann; aber keineswegs von dem mechanlſchen Inſtinete, ſon⸗ dern vielmehr von dem beſondern organiſchen Im ſtincte herſtammt. Eine ſolche Organiſation nun ſetzt ſich nach ahnlichen Geſetzen durch den ganzen Körper bis zur völligen Größe durch, und bleibt organiſch, ſo lange die Pflanze, oder das Thier, oder der Menſch, das mechaniſche Leben beybehaͤlt, denn ohne dieſe zweyerley Leben koͤnnen wir uns gar keinen Gegenſtand in dem begetabillſchen und animalifchen Reiche denken. Es iſt glſo wahrscheinlich, daß in den ſchwan⸗ kenden vaͤterlichen und muͤtterlichen Saͤften ihrer ganzen Koͤrper ſolche organiſche Koͤrperchen abgeſon⸗ dert werden, die vielleicht an der Zahl zu Millionen anwachſen, und in der Art, nach den verſchiedenen Abſonderunsgefaͤſſen verſchieden gebildet find, die für dann bey der Befruchtung in reicher Anzahl zu⸗ ſammen kommen, ſich daſelbſt in verſchiedenen Richtungen aneinander ſetzen und einander rei⸗ f 4 4 zen / 40 Allgemeine Einleitung Allge zen, ferner in dieſen verſchiedenen Richtungen meine Eimei tung. mit Gefäßen umhuͤllet werden, bis das Gehirn, das Mervenfoftem, das Herz und daun ferner durch immer neu hinzukommende organiſche Theil, chen, alles uͤbrige gebildet, abermals eingehuͤllet, und fo zur gehörigen Stärke und Wachsthum Bears beitet werde, zumal da ſich jeden Augenblick die Maſ⸗ ſe, und mit der Maſſe auch dle en und. Schnellkraft vermehrt. Eben dieſe Reizbarkeit vermehrt ſich hernach verhaͤltnißmaͤßig durch den ganzen Körper, je, nach⸗ dem ſich die kettenweiſe aufeinander gehaͤuften orga⸗ niſchen Koͤrperchen vermehrt haben, ſo daß zuletzt der ganze Koͤrper durch die Ausbreitung dieſer organi⸗ ſchen, und in ihren beſtimmten Bau der Nerven ein⸗ geſchloſſenen Theilchen reizbar, und ein großes zuſam⸗ mengeſetztes Organum wird, welche Eigenſchaft des organiſchen Lebens alsdann zugleich mit dem mechaniſchen Leben die Triebfeder wird, woraus ſich das Schlagen des Herzens und der Adern, das Ein⸗ und Ausathmen der Luft, die wurmfoͤrmige Bewegung der Eingeweide, der Trieb zum Eſſen und Trinken, das Eins» und Niederſchlucken und Verdauen der Sieifen, das Zucken der Glieder, das Dehnen und Einkraͤmfen, das Herumwerfen der Gelenke und des ganzen Koͤrpers, wie auch alle bey den Pflanzen bisher beobachtete Reizbarkeiten und Bewegungen erklaͤren laſſen. | Aus f vom vielfachen Leben der Creaturen. 4 Aus dieſem Grunde nennen wir dieſes Le- Allge⸗ ben welches ein Organum zum Juſtinct hat, meine 5 | infeis auch ein vegetabilifches Leben, und eignen ſol⸗ fue ches, mit dem mechaniſchen, nur dem Pflan⸗ zen und Thiereiche zu. (Doch um ein Thier zu ſeyn, wird noch ein drittes Leben erfordert, welches den Pflanzen nicht zugeeignet werden kann. Denn ſo lange ein Koͤrper, ob er gleich thieriſch ausſieht, kein anderes, als die zwey abgehandelten Arten des Lebens hat, ſo lange koͤnnen wir ihn nicht in die Claſſe der Thiere ſetzen, denn er iſt weiter nichts, als ein organiſirter Koͤrper ohne Seele, derglei⸗ chen auch alle Pflanzen, jede nach ihrer beſondern Art find, indem auch die Pflanzen auf ihre Weiſe eſſen und trinken, ſchlaffen und wachen, ſich unter⸗ einander begatten und gewiſſe Grade der Reizbarkeit zeigen. Laſſet uns daher jetzt auch das dritte oder beſeelte Leben genauer unterſuchen. Daß wuͤrkliche Thiere Handlungen vornehmen, und Bewegungen anſtellen, die ſich nicht aus dem Inſtincte des mechaniſchen und organiſchen Lebens er⸗ klaͤren laſſen, ift ſchon chen geſagt. Es müffen alſo dieſe Bewegungen eine andere Treibfeder, als Ge⸗ wicht und Elaſticitaͤt haben. Dieſe Triebfeder fol ein Geiſt ſeyn, und die Bewegung dle ein ſolcher e ö 6 5 Geiſt 42 Allgemeine Einleitung Allge⸗Geiſt in dem Körper hervor bringt, Di ein Feſeelkeß meine Einlei⸗ bung, Leben heiffen, Wenn nun dasjenige, was im erften Theis le in der allgemeinen Einleitung pag. 1. bis 6. und in der beſondern Einleitung des naͤmlichen Theils pag. 23. bis 28. ſodann auch von der Generation pag. 78. bis 82. gefagt worden, vorausgeſetzt, und nde her durchdacht iſt, ſo wird ſich dasjenige, was wir jetzt zu erörtern gedenken, beffer beurtheilen laſſen, Es wohnt namlich in einem wuͤrklich thieriſchen Körper, denn alle ſcheinbare Thiere, find eben nicht das, wofuͤr man fie anficht, ein Weſen, welches von dem Koͤrper verſchieden iſt, dennoch aber den groͤßten Theil des Koͤrpers in ſeiner Gewalt hat, und Dinge vornehmen kann, die kein Gewicht und kein Organum vor ſich allein anfangen koͤnnen; und dieſes Weſen iſt ein Geiſt, welcher unter dem Ma⸗ men Seele bekannt iſt, und das Vermoͤgen hat, dem Inſtincte der zwey andern Arten des Lebens, nam lich dem Gewichte und der Schnellkraft, gewiſſermaſ⸗ ſen nach eigener und unkoͤrperlicher Willkuͤhr, Einhalt zu thun, oder ihre Kraͤfte ungewoͤhnlich zu verdop⸗ peln, oder ihre Wuͤrkungen nach ſolchen Endzwecken zu lenken, die durch bloß mechaniſche und organiſche | 1 5 unmoͤglich zu e In 1.) Was vom vielfachen geben der Creaturen. 43 1.) Was iſt denn nun ein Geiſt? 2.) Welcher Allge⸗ Geiſt kommt in dieſen oder jenen Körper? 3.) Wie nl / und wann kommt er in denfelben? 4.) Wo hält er tung. ſich auf? F.) Wie wuͤrket er auf und durch den Koͤrper? 6.) Woran erkennt man das Daſeyn einer Seele? 7.) Wann und warum verlaͤßt er den Koͤr⸗ per? 8.) Wo kommt er endlich hin? Wenn wir auf alle dieſe Fragen allezeit antworten wollen: wir wiſſen es nicht; ſo kommen wir wohl, ſo lange die Welt ſteht, in unferer Erkenntniß ſchwerlich weiter. Es giebt aber doch ein Gedanke den andern, und wer einmal einen Gedanken aͤuſſert, findet leicht einen kluͤgern Naturforſcher, der ihn verbeſſert. Wir wollen alſo die Begriffe, die wir uns von dieſen dun⸗ keln Sachen machen, entwerfen, und die Verbeffes rung oder gaͤnzliche Verwerfung derſelben, denen uͤberlaſſen, die weiter ſehen koͤnnen, als wir, 1.0 Was iſt alſo ein Geiſt? Weit entfernt, um von denjenigen Saͤtzen abzugehen, welche die groͤßten Weltweiſen unſerer Zeiten in Abſicht auf die Geiſterwelt beſtimmt haben, pflichten wir vielmehr ſolchen bey, und bauen unſere Meinung auf dieſen Grund. Es iſt alſo der Geiſt ein einfaches, un⸗ koͤrperliches mit Verſtand nnd Willen begabtes We⸗ ſen, daß ſich ſeiner ſelbſt bewuſt, und durch den all⸗ maͤchtigen Willen des Schoͤpfers hervorgebracht iſt. Wie nun aber die e Ei genschaften des Geiſtes ihre 44 Allgemeine Einleitung Alge; ihre Einſchraͤnkungen in Abſicht auf die Grade des Meine Einlet kung. Verſtandes und des Willens leiden; ſo giebt es auch Geiſterarten, nach Maaßgabe des groͤßern oder klei⸗ nern Umfangs ihrer weſentlichen Eigenſchaften; und dieſes Verhaͤltniß halten wir für das richtige Kennzei⸗ chen ihrer Art, ob wir gleich nicht im Stande ſind, die Grade dieſes Verhaͤltnißes allezeit bey einem je⸗ den Geiſte zu wiſſen, vielmeniger zu beſtimmen. Denn ſollen Verſtand und Willen weſentliche Ei, genſchaften ſeyn, und ſind die Grade derſelben, welches niemand läugnen wird, verſchieden, fo find auch die Geiſter verſchieden. Und was iſt wohl aus der ganzen Haushaltung aller erſchaffe⸗ nen Dinge mit mehrerer Wahrſcheinlichkeit zu ſchlieſ⸗ fen, als dieſes, daß es, da es in der Koͤrperwelt fo ſehr viele Ordnungen, Geſchlechter und Arten giebt, je nachdem der Raum, welchen ſie bewohnen ſol⸗ len, groß iſt, denn der Schöpfer hat alles ver haͤltnißmaͤßig eingerichtet, daß es, fagen wir, als⸗ dann in der Geiſterwelt umzähliche Ordnung gen und Arten der Geiſter geben muͤſſe, weil der Um⸗ fang, den fie gegen unſern Erdball und allen Pla⸗ neten bewohnen koͤnnen, unermaͤßlich geraͤumig iſt, die Geiſter ſelbſt aber im eigentlichen Verſtande kei⸗ nen Platz nach Koͤrperart einnehmen, und auch derglei⸗ chen nicht noͤthig haben, um ihre Nahrungsmittel zu bauen, da die Grenzen ihres Verſtandes den einzigen Umfang ihres Nahrungsmagazins ausmachen, das das fie allenthalben mit ſich führen. f Ver⸗ vom vielfachen Leben der Creaturen. 8 Vermuthlich wird man uns hier einwenden: daß ein Geiſt, ein Geiſt, und der eine ſo gut, | Allge⸗ meine Einlei⸗ wie der andere ſey; daß man aber weniger Seelen tung. kraͤfte bey einem als bey den andern antreffe, komme daher, well des einen Gelſtes organiſcher Körper, durch welchen doch die Ideen in den Geiſt gebracht werden, nicht ſo gut als des andern organiſirt ſey. Hierauf muͤſſen wir zuerſt (äugnen, daß alle Gei⸗ ſter in Körpern wohnen; und zweptens koͤnnen wir nicht zugeben, daß ſich der Verſtand allein nach dem einſchraͤnken ſolle, was einem Geiſte, der in einem Koͤrper wohnet, durch die organiſchen Werkzeu⸗ ge der Sinne mitgetheilt wird; und endlich koͤn⸗ nen wir nicht glauben, daß der Geiſt, der in dem Menſchen wohnet, mit dem Geiſte eines an dern Thiers dem Weſen nach einerley Rang und ei, ner ley Faͤhigkeit, ohne Ruͤckſicht auf den Korper, beſitzen ſolle. Vermuthlich wird nun dle Frage an uns erge⸗ hen: Welchen Unterſchied wir uns denn zwiſchen den Geiſtern vorſtellen? und was wir unter ihren Ord⸗ nungen und Arten verſtehen? Wohlan! Wir wollen es hier entwerfen, nicht in der Abſicht, die Gei⸗ ſter zu claßificiren, diefes ware für einen Naturfor⸗ ſcher, der mit den Koͤrpern nicht einmal fertig werden kann, zu verwegen, ſondern nur um unſere, an ſich dunkle Meinung, ein wenig faßlich vorzuſtellen. I. Ord⸗ 46 Allgemeine Einleitung Allge⸗ 1. Ordnung. Geiſter, die gar keinen Koͤr⸗ N Bd al nörhig haben, um in der Reihe der tung. Creaturen den groͤßten Verſtand den ſie beſt ißen, auszuuͤben, jedoch fähig find, in beſtimmten Faͤllen zu beſondern Endzwecken einen Körper anzuneh⸗ men. Seraphim, Cherubim, En- gel, ꝛc. II. Oronung Geister „die in A fubel len Körper wohnen, die aber nicht mit demſelben eine Sache ausma⸗ chen, jedoch in einen organiſirten Koͤr⸗ per zur Uebung ihres Verſtandes an⸗ gewieſen ſind. Die Seelen der Menſchen. N | III. Ordnung. Geiſter, die allezeit in eis nem ſubtilen Koͤrper wohnen, und mit ſolchen verbunden ſind, deren Körper aber nicht fo vollkommen organiſirt ſind. Seelen der Thiere. Erſte Art, mit fünf Sinnen. Affen y vo IN gel, Siſche/ 20. b Iweyte Art, mit vier Sinnen. Die ohne Augen ſind. ö ö | Drit⸗ vom vielfachen Leben der Creaturen. 47 Dritte Art, mit drey Sinnen. Die ohne Allge⸗ Augen und Ohren ſind. f Eines tung. vierte Art, mit zwey Sinnen. Die ohne * Augen, Obren und Geruch ſind. Fuͤnfte Art mit einem Werkzeuge des Sin⸗ nes. e ic. e haben wir 100 ſchon zuviel ge⸗ e Wir überlaffen daher die Sache einem andern, der ſich beſſer auf die Geiſter verſteht, und wollen jetzo weiter nichts geſagt haben, als daß die Geiſter in ihren Vollkommenheiten verſchieden ſind; daß dieſe Ver⸗ ſchiedenheit auch eine Verſchiedenheit ihres We⸗ ſens ausmache, und daß endlich der geringe oder groͤßere Grad ihrer Vollkommenheiten mit den Vollkommenheiten ihres Koͤrpers, den ſie etwa bewohnen muͤſſen, in gleichem Verhaͤltniß ſte⸗ he. Hierdurch unten wir dann zur folgenden Frage: | 2.) Welcher Beift kommt in dieſen | oder jenen Koͤrper? Die Antwort wird kurz fen: Ein jeder Geiſt kommt in denjenigen Koͤr⸗ per, mit dem er, in Abſicht auf die Vollkommen⸗ heiten, in gleichem Verhaͤltniß ſtehet, Keine Af⸗ fen⸗ * 48 Allgemeine Einleitung Allge⸗ fenſeele kommt in einen Wurm, keine Vogel⸗ meine Einlei⸗ tung. ſeele in einen Fiſch, keine Menſchenſeele in ein Thier, kein engliſcher oder cherubiniſcher Geiſt in einen Menſchen, und ſo weiter. Denn ein gerin⸗ ger Geiſt würde in keinen edlen Körper, und kein edler Geiſt in einem geringen Körper zurechte kommen ; auch würde es wider das weiſe Ver⸗ fahren der allweiſen goͤttlicher Haushaltung ſtrei⸗ ten, ein edles Weſen in eine fie daſſelbe unſchickll⸗ che und viel zu niedrige Verfaſſung zu ſetzen, worinn ihm alle, ſeinem Weſen anerſchaffene Wollkommenheiten nicht im geringften müßten; und woferne ein niedriger unfaͤhlger Geiſt in dem be ſten organiſirten Körper wohnete, fo wäre es eine Verſchwendung einer koͤſtlichen Structur, die nies mals recht koͤnnte gebraucht werden; ſolches aber iſt ebenfalls wider alle Ordnung, die wir doch ſonſt in der ganzen Natur wahrnehmen, 3.) Aber, wie und wann kommt der Geiſt in ſeinen Koͤrper? Da wir hier nur von denjenigen Geiſtern reden, die Menſchen und Thiere beſeelen ſollen, ſo eignen wir beyden einen ſubtilen Körper zu, jedoch mit dem Unterſchlede, daß des Menſchen Seele den feinigen nur be, wohne, und eben nicht mit ihm zu einem Weſen ver⸗ vom vielfachen Leben der Creaturen. 49 N verbunden fey , die Seele eines Thieres hingegen Auge: mie ſeiner Molecula ein Weſen ausmache; ber: ns derley ſubtile Körper aber find unzerſtoͤhrliche tung. Moleculaͤ, die ſeit der Schoͤpfung in der Natur vorhanden ſind, und nach vielen Welzungen zu demjenigen organiſchen Koͤrper kommen „ in wel chem ſie, als in der Mutter, durch Beyhuͤlfe des mechaniſchen und organiſchen Inſtinets, (nicht oh⸗ ne die hierzu erforderliche, und vor uns unbegreif⸗ liche Allmacht des Schoͤpfers) ihr beſeeltes Le⸗ ben in der erſten Entwicklung anfangen, fortſe⸗ tzen, und endlich vollenden, um zu einer zweyten Entwicklung zubereitet zu werden. SL Wer dieſer Hypotheſe nicht beytreten kann, waͤhle ſich eine andere; wer ſie bewieſen haben will, fordert von uns zu viel; und wer mehr wiſſen will, denke der Sache ſelbſten nach. Wir befriedigen uns einſtweilen mit der Meynung, daß gleich bey der Befruchtung eine jede, vor jeden thieriſchen Koͤrper beſonders erſchaffene Seele, | mit ihrem ſubtilen Körper zugegen ſey, und augen blicklich die erſte Moleculam einnehme, nicht aber durch ſelbige eher wuͤrken koͤnne, als bis der gan⸗ ze organiſche und mechaniſche Bau gefertl⸗ get, beſonders aber das Nervenſyſtem gebildet Linne III. Theil. d iſt/ so Allgemeine Einleitung Allge⸗ iſt , und fo bald dann ihre Wuͤrkung angeht ſo meine Einlei⸗ bald iſt auch das animaliſche Leben da. 4.) Es iſt ganz natuͤrlich, daß wir jetzo die Frage thun: Wo ſich denn die Seele in dem Korper aufbalte? Soll die Seele den ganzen Körper regieren » fo muß ſie ſich daſelbſt aufhalten, wo fie im Stande iſt, mit ihrem ſubtilen Körper in die feinſten Organa zu wuͤrken, und dieſe Wirkung durch eine Kette von organt⸗ ſchen Koͤrperchen nach allen Theilen des Leibes fortzuſetzen. Wo laͤßet ſich aber dieſer Ort na⸗ tuͤrlicher denken, als in dem Sammelplatze aller Nerven, im Gehirne, den man das Commune fen- forium nennet? Das ſubtile koͤrperliche Weſen, durch welches die Seele wuͤrket, mag vielleicht ein der electriſchen oder auch magnetifchen Mater rie nicht ganz unaͤhnliches Weſen ſeyn, durch welches ſie ihre Handlungen mit einer ganz er⸗ ſtaunlichen Fertigkeit fortſetzet. Hieraus muͤſte alſo wohl folgen, das alle diejenige Koͤrper, die kein Commune ſenſorium haben, mithin kein Gehirn, keinen Kopf, oder etwas, das dem aͤhn⸗ lich iſt, beſitzen, daß, fagen wir, felbige auch kei⸗ ne Seele und kein animalifches heiteten eden har hen Kun | | s) Wie 1 vom vielfachen Leben der Creaturen. 51 5.) Wie würker denn die Seele in den Korper? Wir haben oben geſagt, daß die Seelen verſchieden ſind, ſowohl nach den Graden ihres Vermoͤgens als ihrer Seelenkraͤfte, und daß, da dieſe Verſchledenheit ihren weſentlichen Uaterſchied mache. Wir haben ferner geſagt, daß ſie in ei⸗ nem ſubtilen Koͤrper wohnen, der entweder nur ihr Haus iſt, wie bey Alain, oder ihr unzer⸗ trennlicher Leib. Dieſer ſubtile Koͤrper iſt ihnen alſo das naͤchſte. Alle ihre Faͤhigkeiten, anerſchaffene Ideen, und allgemeine Begriffe, ſie moͤgen nach der we⸗ ſentlichen Beſchaffenheit elner jeden Seele klar oder dunkel ſeyn, muͤſſen ſich wohl zunaͤchſt und am erſten in dieſen ihren ſubtilen Korper fpiegeln, und durch ihre Bewegung abdrucken, ſo wie (um ein ſehr grobes Gleichniß zu geben) ein Menſch der an allen Seiten Augen hätte, in einem Zim⸗ mer oder Amphitheatro, alle an deſſen Waͤnden befindliche Gemaͤhlde von allen möglichen Crea⸗ turen, Proſpecten, Thieren, einzelnen Hand⸗ lungen, großen zuſammen geſetzten Begebenhei⸗ ten, und dergleichen, auf einmal vor fich ſehen wuͤrde. 0 d 2 j Nun Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. ihre Kraͤfte zu ihrem Weſen mit gehoͤren, auch | Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. nun Allgemeine Einleitung Nun ſind zunaͤchſt an dieſem ſubtilen Koͤr⸗ per die Werkzeuge der Sinne, oder es ſchlleſ⸗ ſen allenthalben die organiſchen Moleculaͤ an, die ſich in einer Kette zu allen Werkzeugen und durch den ganzen Körper ausbreiten, bewegt ſich alſo die Seele mit ihrer Kraft auf eines dieſer in ih, ren ſubtilen Körper um ſich habenden Bilder, das iſt auf einen undenklich kleinen Punct, ſo erſchuͤt⸗ tert dieſer Theil die anſchlieſſende organiſche Mo⸗ leculam,, und vielleicht auch etliche benachbarte Bilder und Moleculas, welche ſodann weiter diejes nige Kette der Koͤrperchen, die ſich in den Nerven durch den thieriſchen Leib nach einem gewiſſen Gliede gusbreiten, in Bewegung ſetzen. Geſchlehet nun dieſes, fo iſt eine freye Hand⸗ lung der Seele da, die ihren Urſprung von in⸗ \ nen heraus nimmt. Falls aber eine aͤuſſerliche Sache durch die Sinne in den thieriſchen Körs per hinein fälle , fo wird auch eine Bewegung durch die naͤmliche Kette der organifchen Körper chen nach innen zu fortgeſetzt bis fie an den ſub⸗ tilen Koͤrper der Seele, das ift, an die Bilder⸗ wand koͤmmt, und daſelbſt eine Veraͤnderung hervor bringt, die ſogleich von der innwohnenden Seele wahrgenommen wird. Es iſt unmoͤglich, 0 daß vom vielfachen Leben der Creaturen. 53 daß die Seele dieſe Veraͤnderung wahrnehmen koͤn⸗ nalen ne, ohne nach ihrer Art hierüber in eine Berves Einlet gung zu gerathen, welche ſie beſtimmt, auf die, kung. ſe Bilder in der Maaſe zurück zu würken, als mit ihrem Willen oder Abſcheu überein koͤmmt. Zugleich aber erhellet auch hieraus, daß in der Seele nichts anders vorgehen kann, als wozu das Weſen der Seele fähig iſt. Eine gemeine ſttieriſche Seele kann alſo keine klaren und deutli⸗ chen Begriffe uͤber wichtige Sachen haben denn ihr denkendes Weſen iſt ſchon von eingeſchraͤnkter Art. Dem zufolge kann ſie auch durch ihre Be⸗ wegung in ihrem ſubtilen Koͤrper keine ſolche weit⸗ laͤuftige und erhabene Gemaͤhlde machen; und wenn dieſe mangeln, ſo iſt ſie auch nicht im Stande auf Handlungen zu wuͤrken, welche erha⸗ bene Gegenſtaͤnde erfordern: ja es koͤnnen erha⸗ bene Gegenſtaͤnde von auſſen keine Bilder in ih⸗ nen erregen oder erſchuͤttern, weil in ihren Spie, gel ſchon die Puncte der Ideen und Vorſtellungen mangeln, die erſchuͤttert werden muͤßten. Auch iſt es ſogar um deßwillen nicht moͤglich, weil ihr Roͤrper ſchlechterdings nicht darnach gebauet iſt, ſolche aͤuſſerliche Gegenſtaͤnde von auſſen einzulaſſen. Auch hat derſelbe nicht darnach gebauet werden koͤnnen, well zu jedem thieriſchen Koͤrper eine ei⸗ 3 5 | d 3 gene 34 Allaemeine Einleitung Allge gene Seele beſtimmt ſſt, die mit ſelbigem in glei⸗ meine Einlei⸗ tung. chem Verhaͤltniße ſteht. Daher verſteht der Hund nichts, wenn man ihm von gelehrten Sachen, oder von Krieg und Frieden, oder von Naruras lien vorredet, und er kann es niemalen lernen z s ver⸗ 5 6. ) Woran aber erkennet man das Daſeyn einer Seele, um zu beurtheilen, ob ein gewiſſer Koͤrper eine bloſſe Maſchme, oder vielmehr ein beſeelter Leib ſey:? Keine Seele iſt ohne dem Vermoͤgen, ſich ihrer bewuſt zu ſeyn. Die naͤchſte Eigenſchaft die an dleſer folget, iſt das Bewuſtſeyn anderer Dinge. Die dritte iſt der Trieb ſich zu erhalten Die vierte endlich, Maaß⸗ regeln zur Erhaltung fein ſelbſt, willkuͤhrlich zu ergreifen. Alle fernere edlere Eigenſchaften gehoͤ⸗ ren nicht fuͤr alle Seelen, ſondern kommen nur einigen Geiſterarten insbeſondere zu. Diejenigen aber, die bey allen Seelen gemeinſchaftlich ange- troffen werden, ſind doch nicht bey jedem Indivi- duo von gleicher Staͤrke. Denn es giebt Seelen die weder zum Zorn noch zum Vergnügen , weder zur Freude noch zur Traurigkeit, und alſo ledi⸗ glich nur zur Gleichguͤltigkeit aufgelegt find. Wer vom vielfachen Leben der Creaturen. S Wer alſo das Daſeyn einer Seele in einem Allge⸗ gewiſſen Coͤrper ſuchen will, muß freue Handluns a gen in demſelben erkennen, die nicht bloß mecha⸗ tung. niſch oder organiſch ſind, und dieſe Handlungen laſſen ſich am leichteſten aus dem Triebe, ll ſelbſt in erhalten, ſchleſſen | Nun ſollten wir zwar hier der Ordnung nach auf eine Unterſuchung kommen muͤſſen, welche Korper unter den ſogenannten Thieren Seelen haben oder nicht? Allein dieſes erfordert eine weit⸗ läuftige Abhandlung A die vorjetzo nicht zu un ferm Zwecke dienet, und welche wir daher bis zu einer andern Gelegenheit verſparen. Doch kon, nen wir nicht umhin „ auzumerken, daß uns von den Liebhabern der Vergroͤſſerungsglaͤſer viele klei⸗ ne Körper in das Thlerreich eingeſchoben worden die nicht einmal Seelen haben, und daher vor nichts anders, als organiſirte Koͤrperchen zu halten fi nd, welche uur allein ein mechaniſches und wenn es hoch kommt, auch ein organiſches Leben fuͤhren. 700 Wann und warum verläßt die Seele den Rötper: Es ſind Urſachen vorhanden, warum der Schöpfer die Seele in einen Koͤr⸗ d 4 per 6, Allge⸗ meine Einlei⸗ tung. 56 ne Einleitung AN per eingeſchloſſen hat. Dieſe Urſachen haben ihren Endzweck erreicht, wann der Schöpfer die Zerſtoͤh⸗ rung des Koͤrpers zulaͤſt. So bald aber der Koͤrper zerſtoͤhrt wird, hoͤret auch die Gemeinſchaft aufs denn die organiſchen Koͤrperchen löfen ſich von einam der ab, die mechanſſche Bewegung ändere ſich in andere Richtungen, und vielleicht verliehren die fein⸗ ſten Kuͤgelchen ihre Schnellkraft. Die Seele alſo wird entbunden, und dringet mit ihren ſubtilen Koͤr⸗ per durch die aufgeföften Theile hin, gleichwie eine mangneriſche Materie durch das Gehirn dringt, wo ſie denn nach vielen Welzungen ſich zu der Geiſter⸗ welt geſellet. So lange alſo die Kette nicht zerriſ⸗ fen, und die organiſchen Theilchen nicht getrennt ſind; obgleich eine Erſtickung oder Ohnmacht y oder ſonſtiger Zufall den aͤuſſerlichen Mechanigs mum, ja ſo gar auch den Organismum auf einige Zeit hemmet; ſo lange iſt die völlige, Scheidung nicht geſchehen, und wenn anders die Theilchen in ihren natürlichen und guten Zuſtande bleiben, hal⸗ ten wir die Widerßerſtellung des eh Lehen für möglich, Es iſt aber auch möglich, daß ein ai der allzugewohnten irrdiſchen Bilder und koͤrperlichen Empfindungen e wird „ und ſelbſt ein Ver⸗ \ 7 vom vielfachen Leben der Creaturen. 57 Verlangen zur Freyheit traͤgt; dieſe ihr aber ſelbſt Allge⸗ zu verſchaffen, und gleich einem Zuͤchtling, vor der Enel Zeit der ordentlichen Entlaſſung, aus dem Koͤr⸗ tung. per, durch welche gewaltſame Mittel es auch ſey, zu entflüchten , ſolches ift eine Empoͤrung wider den Hach und die Natur. 8.) wo kommt bie Seele endlich bin? Wir ſagten oben, fie gefelle ſich zur Geiſterwelt. Nun wiſſen wir zwar, daß die Zernichtung der Dinge eben ſo, als die Schoͤpfung und Hervor⸗ bringung derſelben, in der Hand eines allmaͤchtigen Weſens, und in der Macht eines unendlichen Gei⸗ ſtes fiche, Iſt es aber deswegen eine Folge, daß ſie würklich werden zernichtet werden? und ſtreitet es nicht wider die Uebereinſtimmung (ana- logia) der ganzen goͤttlichen Haußhaltung? Wg, rum ſi nd fie. denn in eine Probzeit gebracht? Wa⸗ rum haben ſie ſich in der Unvollkommenheit entwi⸗ ckelt? Zwar fi ſind wir von den edlen Seelen der Menſchen (don eines beſſern belehrt; aber follen wir denn allen Geiſtern, die niedriger fi ind, als unſer Geiſt, eine folgende nähere Entwicklung und Beſtimmung abſprechen? Und warum? Weil wir etwa neidiſch ſind, daß wir den Geiſtern der Thiere keine zweyte Entwicklung, die ihrer Art angemeſſen iſt, verſtatten wollen? Wird denn ei, ne e Allmacht bey der großen Veraͤnde⸗ d 5 rung 58 Allgemeine Einleitung Allge- rung, die der ganzen Welt bevorſteht, (denn dieſe meine Einlei⸗ kung. Welt iſt doch nur eine Entwicklung zu dem, was fie künftig werden fol; ) unſere Geiſter zu rathe zle⸗ hen, ob wir es erlauben, daß auch die Geiſter der Thiere zu etwas beſtimmt werden ſollen? Be⸗ weiſe doch jemand zuvor, ob wohl der ſubtile See⸗ lenkoͤrper, ja obwohl einmal die erſten organifchen Moleculaͤ der groͤbern Körper nach den Naturge⸗ b fegen Kl find. Dieſer Satz ift nicht einmal erweißlich, wie viel weniger der andere, der nothwendig darauf folgen muͤſte: daß nämlich Gott fie durch feine AN macht ewig zerſtoͤren werde. Man erlaube uns dann zu ſagen, daß alle Geiſter und alle Urſtoffe in der Hand der Allmacht bleiben, um nach ihrer er⸗ ſten Entwicklung dazu gebraucht zu werden, wozu ſie tuͤchtig erfunden ſind. Und was kann dann ge⸗ wiſſer ſeyn, als daß das kuͤnftige Schickſal der Crea⸗ tur, und beſonders des edlen Geiſtes, von demjeni⸗ gen Verhalten abhangen werde, welches ſie, nach Maaßgabe ihrer Kraͤfte und Verfaſſung in der a an gezeiget haben. Dieſes waͤre nun ein kurzer Begrif von dem Leben des Thierreichs; mehr wollen wir jetzo nicht von dem ö In⸗ — | 1155 5 vom vielfachen Leben der Creaturen. 59 | Inſtincte des befeelten Lebens ſagen, da wir ſchon Allge⸗ andere Gelegenheiten uͤberkommen werden, das Egli | was noch fehlt, hinlaͤnglich auszuführen. tung. 5 Aus allem was hier abgehandelt worden, wird nun fo viel erhellen, daß alles lebe. Das Mine⸗ ralreich hat nur ein einfaches und zwar mechani⸗ ſches Leben, obgleich der Ausdruck ungewoͤhnlich, und daher unelgentlich if. Das Pflanzenreich hat ein gedoppeltes Leben, namlich ein Mechani⸗ ſches und Organiſches, denn in ſoweit ihre Bewe⸗ gung aus dem Inſtincte des Gewichts (oder et⸗ was, das dem aͤhnlich iſt) entſteht, iſt jede Pflanze zugleich eine Maſchine. Das Thierreich hingegen hat ein dreyfaches Leben, naͤmlich ein Mechaniſches, Organiſches und Beſeeltes. In Abſicht auf das erſte iſt jedes Thier, auch der Menſch, eine Maſchine von auſſerordent⸗ lich kuͤnſtlichen und wunderbaren Bau. In Ab⸗ ſicht auf das zweyte hat ein Thier alles mit den Pflanzen gemein, und iſt wuͤrklich eine herumlau⸗ fende Maſchine und Pflanze. In Abſicht auf das dritte aber iſt es auch zugleich ein Thier, und es kann kein Thier ohne dreyerley Leben gedacht werden. Daß nun aber jedes Leben, und jeder In, 9 5 einen hoͤhern Urſprung al und der Grund ihres 60 Allgemeine Einleitung Allge⸗ ihres Daſeyns in dem Schöpfer ſelbſt liege, fol meine Einlei⸗ Lung. ches wird nunmehr keines weitlaͤuftigen Beweiſes beduͤrfen. Denn aus ſeiner Allmacht entſtand die erſte Bewegung, und dieſe wuͤrde ſchon zur Ruhe gekommen ſeyn, wenn er ſie nicht beſtaͤndig unterhalten haͤtte. Durch eben dieſe Allmacht find die organiſchen Körper entſtanden und die Bil⸗ dung entworfen worden, nach welcher fie ſich vereint, gen ſollten, denn er ſchuf jedes Ding nach ſeiner Art. Durch dieſe Allmacht endlich entſtunden auch alle Geiſter nach ihren Claſſen und Beſtimmungen, denn er legte einen lebendigen Athem in den Men⸗ ſchen, und beſeelte die Thiere nach ihrer Art, Nun liegt, wie wir zu Anfang geſagt ha⸗ ben, nichts daran, wie ein Koͤrper geſtaltet iſt; wir haben nur auf die Art des Lebens acht zu geben, um zu wiſſen, wohin wir eine Creatur zu ordnen haben: denn es iſt moͤglich, daß etwas ei⸗ nem Steine aͤhnlich ſiehet, und doch ein organiſches Leben hat, und dann iſt es eine Pflanze. Es iſt auch möglich, daß etwas einer Pflanze ahnlich fies het, und doch ein beſeeltes Leben hat, und dann iſt es ein Thier. Es iſt aber auch endlich mög» lich, daß eine Creatur vollkommen einem Thiere gleiche, und doch keine Seele hat, und alsdann gehoͤret es doch nur unter die Pflanzen ober unter die ala > Wie vom vielfachen Leben der Creaturen. 61 Wie weit es der Witz des Menſchen in den Allge⸗ mechaniſchen Kuͤnſten gebracht habe, davon ſind 5 viele bewundernswuͤrdige Beyſpiele bekannt und tung. zum Theil ganz neu. Man hat Statuen gefe hen, die durch eingemachtes Raͤderwerk, das Cla⸗ vier ſchlugen, Worte redeten, herumgiengen, ein⸗ fache Handlungen vornahmen, und dergleichen. Was rum ſollte es denn dem großen Werkmeiſter der Natur unmöglich geweſen ſeyn, Körper von einem thleri⸗ ſchen Anſehen zu erſchaffen, und verſchiedene Or⸗ ganiſationes in ſie zu legen, durch welche ſie ſich bewegen, hin und her kriechen, ja eſſen und trin⸗ ken koͤnnen, ohne daß ſie deswegen beſeelt ſind? Denn zum Eſſen und Trinken, zur mechanifchen Verwechslung des Orts, zur Verdauung der Speiſen, zur Fortpflanzung des Geſchlechts, iſt ge⸗ wiß keine Seele noͤthig; denn ſonſt muͤſten alle Pflanzen auch Seelen haben, und folglich ange⸗ wachſene Thiere ſeyn. Auch wiſſen wir, daß die Natur kelnen dreyfachen Inſtinct gebrauchen wer⸗ de, um ein Leben hervor zu bringen, das durch ei⸗ den Ben. Inſtinet kann bewerfftelliger werden. Wir haben daher nicht ohne Grund viele Koͤrper, welche von neuern Naturforſchern unter die Thiere geordnet ſind, im Verdachte, und ſehen viele nur vor organiſche Koͤrper an, wie ſehr wir auch die Wahrnehmungen eines Juſſieu, Baxter, Ellis, Donati, Pallas, und anderer gewiß großen und ver⸗ 62 Allgemeine Einleitung Allge⸗ verdienſtvollen Männer, hochſchaͤtzen, und ihre En⸗ meine Einlli⸗ tung. deckungen treflich nutzen koͤnnen Denn wir zwei⸗ feln nicht an der Deutlichkeit ihres Geſichts, und an der Richtigkeit ihrer Abbildungen, ſondern, an dem Schluße, den ſie machen, daß ihre entdeckte Körper Thiere find, ehe fie bey vielen noch recht bewieſen haben, daß in ſolchen Koͤr⸗ perchen wuͤrkliche Seelen vorhanden ſind. Inzwiſchen wollen wir uns gerne mit ihnen vergleichen, und dieſe Koͤrper alle unter die Thiere rechnen, weil ſie große Aehnlichkeit mit ihnen haben, wenn fie auch nicht beſeelet ſeyn ſollten. Wir ges denken darum keinen Krieg anzufangen, vielweniger die von dem Ritter von Linne nun eimnal gemach⸗ te Claßification zu verwerfen. Es iſt genug, wenn wir uns nur von dem vielfachen Leben der Creatur richtige Begriffe machen, und fie nach ſel⸗ bigen beurthellen koͤnnen. 1 In wie weit wir aber hierinnen den End⸗ zweck erreicht haben, oder nicht, ſolches uͤberlaſſen wir andern zur Beurtheilung, und merken nur noch an, daß die Betrachtung des dreyfachen Inſtincts des Lebens, uns gewiſſe Pflichten auflege, die wir den Naturkoͤrpern ſchuldig ſind. Es iſt naͤmlich für jeden Menſchen loͤblich, | die Hand der Allmacht in der Cregtur zu ee | und | vom vielfachen Leben der Creaturen. 63 und nach Maaßgabe ſeiner Verfaſſung, auf die Betrachtung und Unterſuchung der Natur begierig i zu ſeyn. Es iſt ferner für den, der die Werke Gottes in Ehren hat, nicht fein, vortrefliche und ſchoͤne Bildungen in der Natur, ohne Noth und aus Muth⸗ willen zu zerſtoͤhren. ! Es iſt endlich nicht erlaubt, eine beſeelte Crea⸗ kur aus Ueppigkeit zu plagen, zu martern, ihr ſeine Beduͤrfniſſe zu entziehen, und ſie zum Seufzen zu zwingen, oder ohne Noth und tyranniſch vom leben zu helfen: denn der thieriſche Geiſt empfin⸗ det daruͤber ſeine Aengſten, und der Gerechte erbarmet ſich auch feines Viehes. Ob nun gleich die angegebene drey Inſtincte der Bewegung, beſagte drey Hauptarten des Le⸗ bens veranlaſſen, ſo iſt doch wohl anzumerken, daß jede Lebensart noch ihre Unterarten habe, und die beſondere aͤuſſerliche Verfaſſung einer jeden Creatur genauer e Um dieſes zu beſtaͤttigen, dürfen wir nur das Gewicht, als den Inſtinet des mechaniſchen Lebens genauer betrachten; denn da wir die Laſt oder den Druck, dann die ausdehnende nnd anzie⸗ | hen⸗ 64 Allgemeine Einleitung ꝛc. Allge⸗ hende Kraft, alle unter die Claſſe des Bu meine Einlei⸗ tung. wichts ſetzen; da wir auch ferner- wiſſen daß die organiſchen Röperchen bey dem organiſchen Leben ſehr verſchieden in Abſicht auf ihre Geſtalt ſeyn koͤnnen; da wir endlich den verſchiedenen Seelen auch ganz verſchiedene Vollkommen⸗ heiten zuſchreiben; ſo moͤgen wir dieſes als beſon⸗ dere Urſachen anſehen, warum eine Creatur ſich weit weniger bewege und rege als die andere; wa⸗ rum dieſe Bewegungen fo ſehr unterfihleden in ihrer Art und Abſicht ſind; ja warum einige Koͤrper, wie die vierfüßigen Thiere, nur auf dem Lande; ei⸗ nige, wie die Vögel, nur in einer hohen und fei⸗ nen Luft; wieder andere, wie die Amphien, im Waſ⸗ ſer und in der Luft zugleich leben koͤnnen und muͤſ⸗ fen. Dieſe letztern find es, die den Ge genſtand des gegenwaͤrtigen dritten Theile aus⸗ machen ſollen. Ein, Einleitung Geſcichte der Amphibien. — — «as Wort Ampbibium bedeutet ein Thier, NP das auf zweyerley Art leben kann, naͤm⸗ lich im Waſſer und im Trockenen, und hierunter verſtunden die Alten alle ſol⸗ che Thiere, von welchen fie durch die Erfahrung ſa⸗ hen, daß fie einen Theil ihres debens im Waſſer und eis nen andern Theil auf dem Lande zubrachten, es ſey nun, daß ſie ſich in einem oder dem andern Elemente eine Einlei⸗ tung. laͤngere oder kuͤrzere Zeit aufhielten, oder in ihrer Le⸗ bensart ordentlich wechſelten. Ja man zog auch ſol⸗ che Thiere dahin, die ſich nur zuweilen in dem einen oder andern Elemente befanden, dahero denn auch Ottern, Biber und andere in dieſe Claſſe geordnet wurden. Um jedoch einigen Uuterſchied zu machen, ſo zaͤhl⸗ te man zwar alle vierfuͤßige Thiere zuſammen, wo⸗ durch denn der Elephant und das Crocodill in eine Claſſe kommen muſten; aber man theilte ſie in Le⸗ bendiggebaͤhrende und Eyerlegende ein, und hierdurch wurde ein großer Theil der Amphibien von den übrigen vierfüßigen Thieren abgeſondert. Es blieb aber doch eine große Menge Thiere uͤbrig, wel⸗ che ſich nicht unter die gemachte Beftimmung bringen ließen, als zum Exempel die Schlangen; und die⸗ ſes veranlaſſete eine neue Claſſe, welche man durch Linne III. Theil. A den Mey⸗ nungder 2 Einleitung, Einlei⸗ tung. Linnei⸗ ſche Am⸗ phibien. wir im erſten Theile pag. 45. mitgetheilet an den Namen kriechende Thiere beftimmte, wor rinnen jedoch abermals eine Menge Thiere von ganz verſchiedener Lebensart zuſammen kamen; die ſich gar nicht zuſammen ſchicken wollten, zum Exem⸗ pel Wuͤrmer und Schlangen. Das meiſte, was bey dieſen Eintheilungen die Ungewißheit vermehrte, war dieſes, daß die alten Schriftſteller vieler beſondern Thiere halben, unter ſich uneinig waren, wohin ſie ſelbige rechnen woll⸗ ten, und dieſes machte endlich, daß man ganz zweifelhaft wurde, was eigentlich ein Amphibium ſeyn oder nicht ſeyn ſollte? Denn wenn man ledi⸗ glich auf den Umſtand des beyderley Lebens ſehen will, ſo muß man auch ſolche Thiere hieher zählen, die wuͤrklich in die erſte Claſſe gehoͤren, welche ihre Jungen an Bruͤſten ſaͤugen, als das Nilpferd, die Seekuh und andere, oder man muß viele aus die⸗ ſer Claſſe weglaſſen, fuͤr welche man keinen ſchick⸗ lichen Ort finden wuͤrde, wohin ſie zu ordnen waͤren. | Es hat dahero der Ritter den aͤuſſerlichen Um» ſtand des beyderley Lebens gar nicht zum beſtimmten Kennzeichen dieſer Claſſe angenommen, ſondern ganz andere Merkmale zum Grunde geleget; da⸗ bey aber ſich der allgemeinen Benennung bedienet, und in Ruckſicht, daß doch der groͤßte Theil dieſer Thiere in und auſſer dem Waſſer leben koͤnne, den Namen Amphibien beybehalten. 4 Die Kennzeichen alſo, welche er dieſer ganzen Claſſe zuſchreibet, ſind eine einzige Herzkammer, und ein einziges Herzohr, ein kaltes und rothes Blut, und dabey willkuͤhrliche Lungen zum Athem hohlen, auch eine doppelte Ruthe. Durch dieſe Merkma⸗ le unterſcheiden ſich alſo alle ſogenannte Amphi⸗ bien von den übrigen Claſſen gaͤnzlich, wie mit meh⸗ rerer Deutlichkeit aus der Tabelle zu erſehen iſt, die un ——.— —— — — — — — — — — — — —— — — — — —— —ę— ñ — — —— en — SOSE WERE 2 — — — — in die Geſchichte der Amphibien. 3 Nun kam es allerdings darauf an, was fuͤr Einlei⸗ Thiere man in der Welt antreffen wuͤrde, die dieſe Merk⸗ tung: male an ſich haͤtten, und da fanden ſich Thiere mit vier Fuͤßen, Thiere ohne Fuͤße, und auch ſchwim⸗ mende Thiere. Dieſes veranlaßte den Ritter drey auptordnungen zu machen, naͤmlich kriechende, ſchleichende und ſchwimmende Amphibien. So wenig ſich demnach der Ritter ehedem an die aͤuſſerliche Geſtalt der Wallfiſche und anderer Fiſche gebunden hat, daß er ſie nicht mit zur erſten Claſſe gezogen haͤtte, wenn ſie ihre Jungen ſaͤu⸗ gen: eben ſo wenig traͤgt derſelbe auch jetzo Beden⸗ ken, verſchiedene Fiſche mit in dieſe Claſſe zu brin⸗ gen; weil man obige Kennzeichen, naͤmlich kaltes und rothes Blut, eine einzige Herzkammer mit einem Ohr, willkuͤhrliche Lungen und eine doppelte Ruthe an ihnen fand; und wie immer einen Tag nach dem andern neue Entdeckungen in der Natur geſchehen, alſo hat man ſich auch nicht zu wundern, daß in der zwoͤlften Ausgabe eine weit groͤßere Anzahl Fiſche unter die Amphibien gebracht iſt, als in der zehnten. Denn in der zehnten Ausgabe waren nur noch die Chondropterygii, oder Fiſche mit knoͤrpelichten Floſſen, unter die Amphibien gezaͤhlet, jetzo aber ſtehen auch die Branchioſtegi, oder Fiſche mit Beinohren dabey. Ja es hat ſich ſogar ein neues Thier gefunden, welches gleichſam den Anfang zu einer vierten Ordnung unter dem Namen gehende Amphibien macht, und in des Ritters Amoe- nit. acad. VII. pag. 325. Tab. 25. beſchrieben und abgezeichnet iſt. Weil aber der Ritter ſolche in dieſer zwoͤlften Ausgabe nicht ordentlich in den Text einge⸗ ſchaltet, ſondern nur in den addendis angefuͤhret hat, fo wollen wir es auch einſtweilen weglaſſen, und es in dem letzten Theile, wo ſich der Anhang zu jeder Claſ⸗ ſe finden wird, umſtaͤndlich betrachten. A2 Kr Mas Einlei⸗ tung, Geſtalt. 4 Einleitung Was die allgemeinen Eigenſchaften der Amphibien betrift, ſo kommen ſie in verſchiedenen Umſtaͤnden ziemlich mit einander überein. Denn erſtlich iſt ihr aͤuſſerliches Anſehen unter allen Thies ren etwas unangenehm, ja zum Theil fuͤrchterlich und ſchaudernd. Man kann ſchwerlich glauben, daß Vorurtheile oder Auferziehung allein die Ur⸗ ſachen ſeyn, warum faſt die mehreſten Menſchen an dieſen Thieren nicht denjenigen Reiz finden, den ſie an den Voͤgeln oder andern Thieren entdecken, ja warum ſie vielmehr bey dem Anblick der Amphi⸗ bien erſchrecken; vermuthlich wolte der Schoͤpfer dieſen Eckel wider ſolche Thiere darum in uns legen, daß wir behuthſam ſeyn, und ihnen nicht gar zuviel zutrauen ſollten, weil viele den Menſchen ſchaͤd⸗ lich ſind. Gewiß iſt es wenigſtens, daß die meiſten ö Gift. Ver⸗ wand⸗ lungen, und Ver⸗ ſchieden⸗ heiten. heßlich ausſehen, eine garſtige, unangenehme Far⸗ be haben, und mit einem widerwaͤrtigen und oͤfters ſtinkenden Geruch begleitet werden. Ihre Haut iſt kahl, ſchleimig und kalt, die Stimme heiſcher, das Geſicht heimtuͤckiſch, der Gang oder die Bewe⸗ ung träge, das Gerippe knoͤrpelartig, das Leben zaͤhe, der Aufenthalt in garſtigen Oertern, und ein großer Theil unter ihnen hat ein ſtarkes Gift bey ſich, oder iſt fonft dem Menſchen gefaͤhrlich; fo daß ö es noͤthig iſt, ſie genau zu kennen, wenn man ſich keinen Schaden zuziehen will. 1% Etliche unter denſelben verwandeln ſich, ande re legen nur ihre Haut ab, einige legen Eyer, an⸗ dere bringen ihre Jungen nackend zur Welt. Ver⸗ ſchiedene leben entweder nur im Waſſer, oder auf der Erde, andere bringen ihre Zeit wechſelsweiſe in beyden Elementen zu, wieder andere ſind eine lange Zeit allein in einem, und hernach wieder in einem andern Elemente. Manche ſind aͤuſſerlich bewaf⸗ net, verſchiedene aber nicht. Auch iſt das Athem⸗ bohlen derſelben unterſchieden, denn bey einigen ge⸗ | ſchiehet in die Gefhichte der Amphibien. 5 ſchiehet es nur allein durch die Lungen, und bey Einlei) andern gehet es theils durch die Lungen, theils aber tung. auch zugleich durch aͤuſſerliche Werkzeuge vor ſich: wie wir hernach bey jeder Ordnung, Geſchlecht und Art umſtaͤndlicher anzeigen werden. Denn da die aͤuſſerliche Geſtalt und Lebensart dieſer Thiere fo ſehr verſchieden iſt, fo laͤſſet ſich im allgemeinen nicht viel von ſelbigen ſagen, ohne Verwirrung zu erregen, dahero wir bey jeder Art das merkwuͤrdige beſonders beyfuͤgen muͤſſen. Man hat es inzwiſchen den neuern Entdeckun⸗ gen, dem mehr und mehr anwachſenden Eifer und den genauen Beobachtungen der Naturforſcher zu danken, daß wir von dieſer Claſſe der Thiere jetzo ſo viele zuverlaͤßige und genaue Nachrichten haben, und weit mehr davon zu ſagen wiſſen, als vormals bekannt geweſen iſt. Denn die Alten haben nur unvollſtaͤndige und zum Theil fabelhafte Berichte von den mehreſten Amphibien gegeben. Wenige Schriftſteller gaben ſich mit ſelbigen anders, als etwa bloß zufaͤlliger Weiſe ab, und wußten oft von ihren beygefuͤgken Abbildungen wenig Gewiſſes zu ſagen. Ja man traf unter ſelbigen zuweilen praͤch⸗ tige Zeichnungen von Amphibien an, deren Da⸗ ſeyn man doch billig in Zweifel ziehet, oder die wenigſtens noch niemanden in Natur zu Geſicht gekommen ſind, wie ſolches zum Exempel die vie⸗ len fabelhaften Erzaͤhlungen, und erdichteten Ab⸗ bildungen der Drachen und Baſilisken beftättigen. Um nun die wahren Amphibien kennen zu ler⸗ nen, ſo ſchreiten wir jetzo zu einer naͤhern Beſtim⸗ mung ihrer Ordnungen und Geſchlechter, ſo wie fie von dem Kitter zuerſt überhaupt angefuͤhret, und hernach durch mehr entſchiedene Merkmale er⸗ klaͤret worden ſind. A 3 Ein⸗ 6 Eintheilung der dritten Claffe, gez aa I) (at nm ng, en Del ung der dritten Claſſe 1 von den Amphibien. — — Einthei⸗ $ ). Thiere diefer ganzen Claſſe werden alfo, ( or wie aus der Einleitung zu erſehen iſt, nur Claſſe. um deßwillen Amphibien genennet , weil die mei⸗ ſten derſelbigen ſowohl im Waſſer als auf der Erde leben koͤnnen, obgleich ſolches nicht ſchlechter⸗ dings bey allen ſtatt findet. Weil ſich das Wort Amphibium bereits in der deutſchen Sprache ein Recht erworben hat, ſo wollen wir auch bey dieſer Benennung bleiben. Die Kennzeichen aber ſind fol⸗ | gende: | | Dritte Claſſe. Amphibien. Amphibia. Kennzei Das Sers hat nur eine Kammer, ein Ohr und 1 1 rothes kaltes Blut. Claſſe. Das Blut hat einen langſamen Kreislauf und eine traͤge Bewegung. Die Lungen athmen willkuͤhrlich, und die Ein⸗ und Ausathmung iſt einander gleich. | Die Lungenbläsgen find groß, und werden bey etlichen in dem Geſchaͤfte der e dur 7 von den Amphibien. 7 durch die Bewegung aͤuſſerlicher Werkzeuge unterſtuͤtzet. Die Knochen find knoͤrpelartig. Die Ruthe iſt gedoppelt. Es iſt leicht einzuſehen, daß diefe Kennzeichen alſo beſchaffen ſind, daß weit mehr Thiere in dieſe Claſſe koͤnnen gebracht werden, als man ehedem uns ter Amphibien verſtund. Denn der Herr Klein theil⸗ te ſeine Amphibien nur in ſolche ein, die Schilde fuͤhren, als die Schildkroͤten; die ganz gepanzert ſind, als die Krokodille; und die eine nackte Haut haben, als Eidechſen, Froͤſche und dergleichen. Doch funden die Schlangen keinen ſchicklichen Platz; daher der Herr Briſſon eine Abtheilung von krie⸗ chenden (reptiles) macht, in welcher nur zwey lin⸗ neiſche Ordnungen Platz fanden. Weil ſich aber unter obige Kennzeichen auch gewiſſe Arten von Fi⸗ ſchen bringen laſſen, ſo erfordert die Natur der Sa⸗ che eine ganz andere Eintheilung. Es macht naͤm⸗ lich der Ritter in feiner zwölften Ausgabe zuerſt folgende drey Ordnungen: 1.) Kriechende. 2.) Schleichende, und 3.) Schwimmende, deren allge⸗ — meine Kennzeichen diefe find: A 3 Kenn⸗ Einthei⸗ lung der dritten 8 Eintheilung der dritten Claſſe; Einthei? Kennzeichen | Jung der | / | ein. der drey Ordnungen in der dritten Claſſe / | welche die Amphibien enthält. 1. Ordnung. Kriechende. Reptiles. 4. Geſchlechter. Annei⸗ Sie haben Lungen, und hohlen durch den Mund 15 | Athem. ‚ 0 ennzes ' | chen der Vier Suͤſſe, mit welchen fie einen kriechenden Ordn. Gang verrichten, weßwegen ſie von den Al⸗ ten unter die vierfuͤßigen Thiere geordnet wurden. Etliche derſelben ſind giftig. n. Ordnung. Schleichende. seentes- 6. Geſchlechter. | Sie haben Lungen, und athmen durch den Mund. | Sie find mit keinen Fuͤſſen verſehen. Es mangeln ihnen auch Sloſſen zum ſchwimmen. | Der Kopf hat gar keine Ohren. | Der zehnte Theil iſt giftig. von den Amphibien. 9 1. Ordnung. Schwimmende. Nantes einher 14. Geſchlechter. Cue Sie haben nicht nur Lungen, ſondern auch auf ſerliche Werkzeuge, mit welchen zuſammen ſie willkuͤhrlich Athem hohlen. Der Koͤrper iſt mit Stoffen beſetzt, welche Enörs pelichte Finnen haben, dahero ſie unter die Fiſche geordnet waren. Etliche derfelben find giftig. Es macht aber der Bitter in diefer letzten Ord⸗ nung zwey Abtheilungen. Zu der erften gehören nur vier Geſchlechter, welche verſchiedene, oder zuſam⸗ mengeſetzte Werkzeuge der Athemhohlung beſitzen ; und zu der andern werden zehn Geſchlechter ge⸗ zaͤhlet, deren Werkzeuge der Athemholung nur eine fach und einzeln ſind. Es ſind folglich uͤberhaupt vier und zwanzig Ge⸗ ſchlechter, deren allgemeine Kennzeichen von dem Rita ter einſtweilen folgender Geſtalt beſchrieben werden. Kennzeichen der 24. Geſchlechter, welche in vorbeſchriebenen III. Ordnungen | enthalten find. — — — — — 1. Ordnung. Kriechende. Reptiles, | | Linnei⸗ 119. Die Schildkroͤte. Teſtudo. Der Koͤr⸗ 1 per iſt mit einer harten Schaale bedecket. G 9 der 11, Arten. ſchlech; A 5 | 120, Der ter. 10 Eintheilung der dritten Elafle, Einthei⸗ 120. Der Froſch. Rana. Der Koͤrper iſt nackt, lung der hat keine Schaale, und auch keinen Schwanz. dritten 17. Arten. Claſſe. 4 121. Der Drache. Draco. Der Körper hat Fluͤgel zum fliegen. 2. Arten. 122. Die Eidechſe. Lacerta. Der Körper iſt nackt, hat weder Schaale noch Süͤgel, aber einen Schwanz. 48. Arten. 11. Ordnung. Schleichende. Serpentes. 6. Geſchl echter. 123. Die Klapperſchlange. Crotalus. Der Koͤrper und der Schwanz ſind beyde mit Schil⸗ den umgeben, und der Schwanz eh eine Klapper. FJ. Arten. 124. Der Serpent. Boa. Der Körper und der Schwanz ſind beyde gleichfalls mit Schil⸗ den umgeben, aber der Schwanz hat keine Klapper. 10. Arten. 125. Die Natter. Coluber. Der Bauch iſt mit Schilden, und der Schwanz mit Schup⸗ pen beſetzt. 97. Arten. 126. Die Schlange. Anguis. Der Bauch und der Schwanz ſind beyde mit Schuppen beſetzt. 16. Arten. 127. Die Ringelſchlange. Amphisbaena. Der Bauch und der Schwanz find beyde ge⸗ ringelt. 2. Arten. 128. Blindſchleiche. Coecilia. Die Seiten des Körpers haben nackte Runtzeln. 2. Arten. III. Ord⸗ von den Amphibien. wi ul. Ordnung. Schwimmende. Cine Nantes. N inte 14. Geſchlechter. N A. Mit zuſammengeſetzten oder vielen Luftwerkzeugen. ö | 129. Dricken. Petromyzon. Sieben Luftloͤ⸗ cher an den Seiten des Kopfs. 3. Arten. 130. Rochen. Raja. Fuͤnf Luftloͤcher unten 9. Arten. 131. Hayfiſche. Squalus. Fuͤnf Luftloͤcher an den Seiten. 15. Arten. 132. Seedrachen. Chimaera. Ein Luftloch, 5 das in vier Ritzen abgetheilet iſt. 2. Arten. 1 B. Mit einem einfachen Luftwerkzeug. 133. Seeteufel. Lophius. Zwey Bauchfloſ⸗ ſen und einen gezaͤhnelten Mund. 3. Arten. 134. Stoͤre. Acipenſes. Zwey Bauchfloſſen und einen ungezaͤhnelten Mund. 3. Arten. 135. Hornfifche. Baliſtes. Eine einzige Bauch⸗ floſſe, die wie ein Kiel anliegt. 8. Arten. 136. Beinfiſche. Oſtracion. Ohne Bauch⸗ floſſen, aber der Koͤrper iſt mit einem kno⸗ chichten Panzer bedeckt. 9. Arten. 137. Stachelbaͤuche. Tetrodon. Der Bauch iſt mit keinen Floſſen , aber wohl mit Stacheln beſetzt. 7. Arten. 138. Igelfiſche. Diodon. Der ganze Körper iſt mit Stacheln beſetzt, der Bauch ohne Floſ⸗ fen. 2. Arten, | 139, Meer⸗ 4 12 Eintheilung der dritten Claſſe. Einthei⸗ 139. Meerhaſen. Cyclopterus. Am Bauch 1 5 der ſind zwey Floſſen, die in einem Kreiße an eine Claſſe. ander gewachſen ſind. 3. Arten. 140. Schildfiſche. Centriſcus. Die Bauch⸗ floſſen ſind miteinander vereinigt, und der Körper mit einem ruͤckgradartigen Panzer ber deckt. 2. Arten. 141. Stadelfiſche. Syngnathus. Sie haben keine Bauchfloſſen, und der Koͤrper iſt aus Ge⸗ lenken zuſammen geſetzt. 7. Arten. | 142. Meerpferde. Pegaſus. Der Bauch hat zwey Bauchfloſſen, und der Körper iſt aus Gelenken zuſammen geſetzt. 3. Arten. Dieſe find nun dle ſaͤmtlichen Geſchlechter, welche miteinander 291. Arten enthalten / deren Be⸗ ſchreibung wir jetzo vor uns nehmen, ihre beſondern Kennzeichen nach dem Linne genauer beſtimmen, und alles Merkwuͤrdige aus ihrer Geſchichte anführen | werden. | 110 0 A ee N 4 N | | Dritte 14 0. br Die Amphibien. L Ordnung. Kriechende Amphibien. 0 | Reptiles, 0 eee W⸗ nennen die ganze Ordnung dieſer Thie⸗ J. Ord⸗ h re nicht gehende, ſondern kriechende Am⸗Benen⸗ phibien, welches auch wohl die eigentliche Abſicht nung⸗ des Bitters ſeyn moͤgte, denn der Gang dieſer Thiere iſt bey den meiſten ſchleichend, wie bey den Schildkroͤten und Froͤſchen, und obgleich dle Ey⸗ dechſen ziemlich geſchwinde fortkommen koͤnnen, ſo haͤngt ihr Koͤrper doch nahe bey der Erde, und ſchleicht, wegen der kurzen Fuͤße, nur uͤber der Er⸗ de weg, zu geſchweigen, daß die Eydechſen auch in dem ſtaͤrkſten Lauf den Menſchen nicht entfliehen koͤnnen. Einer neu entdeckten Ordnung, derer wir in der Eintheilung gedacht haben, mag man den Namen gehende Amphibien geben; ſo wie wir die Thiere der zweyten Ordnung, naͤmlich die Schlangen, Schleichende, und nicht kriechende genennet haben, weil man unter Kriechen allezeit eine kretſchende Bewegung verſtehet, die mit den Fuͤßen, oder mit den Knien, oder mit gleichſam ab⸗ gekuͤrzten Beinen geſchiehet, welcher Ausdruck ſich demnach zu der jetzigen Ordnung am beſten ſchickt. „ | Ob⸗ 15 14 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. Kennzei⸗ Obgleich nun die Thiere dieſer Ordnung in chen. hren Geſchlechtern gar ſehr von einander unterfchies den ſind, und keine Aehnlichkeit mit einander ha⸗ ben (denn eine Schildkröte und Eydechſe ſehen einander wenig gleich) ſo kommen ſie doch darinnen mit einander uͤberein, daß ſie vier Fuͤße haben, und mit einander durch den Mund Athem hohlen. Wie und worinnen ſie ſich aber von einander un⸗ terſcheiden, wird die Beſchreibung der Geſchlechter lehren, welche der Nummer nach, auf das letzte Geſchlecht der Voͤgel, in diefer Ordnung folgen: 119. Ge⸗ 15 m@ 119. Geſchlecht. Schildkroͤten. Reptiles: Teſtudo. „ Br | eftudo iſt von Teſta oder Schale abgelei⸗ Geſchl. tet, und dieſen Thieren als ein allgemeiner Benen⸗ Name beygelegt, weil. fie über dem Körper eine nung. harte Schale haben. Man nennet fie auch Do- miporta, weil ihnen die Schale gleichſam zu ei⸗ nem Hauſe dienet, das ſie uͤberall mit ſich fuͤhren; auch Tardigrada, weil ſie einen langſamen Gang haben. Griechiſch Chelöne; franzoͤſiſch Tor. tue; engliſch Tortoiſe; italiaͤniſch Teſtudine und Tartaruca; ſpaniſch Tartuga; hollaͤndiſch Schildpad, wie bey uns Schildkröte, weil fie das Anſehen einer Kroͤte haben. Die Kennzeichen dieſes Geſchlechts find ein vier⸗Geſchl. füßigee Körper, welcher, wie ſchon aus den Be, Kennzei⸗ nennungen erhellet, mit einer harten Schale bes chen. deckt iſt, und einen Schwanz hat. Die Kiefer des Mundes ſind nackigt und haben keine Zaͤhne. Was aber die beſagte harte Schale betrift, ſo be⸗ ſtehet fie aus zweyen harten knochichten Stücken, davon das eine den Ruͤcken, das andere aber den untern Koͤrper bedeckt. Dasjenige, das den Ruͤcken bedeckt, iſt gewoͤlbet, und faͤßt die Rippen in ſich, die auf einem ordentlichen Ruͤckgrade heraustret⸗ ten, und das untere Stuͤck iſt fuͤr nichts anders, als ein ausgebreitetes flaches Bruſtbein (Sternon) anzuſehen, an deſſen Rande das obere Stuͤck an⸗ gewachſen iſt, ſo daß das Schild den ganzen Koͤr⸗ 6 per umſchließe, und nur zwey Defnungen hat, Dir 5 | 16 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. | lich vornen, aus welcher der Kopf und die Voͤrder⸗ füße, und hinten, woraus der Schwanz und die Hinderfuͤße hervortreten, die fie aber auch alle ein⸗ ziehen, und unter der Schale verbergen koͤnnen. Dieſe knochichte Subſtanz iſt auf mancherley Art in Feldlein abgetheilet, und bey manchen, vorzuͤg⸗ lich den groͤßern Arten in Aſien und Africa, mit Blaͤttern belegt, welches das hornartige be⸗ kannte Schildkroͤt iſt. | Eigen: Etliche derfelben leben im Waſſer andere auf ſchaften, dem Lande, und haben ſaͤmtlich ein zaͤhes Leben, fo daß ſie ſich noch vierzehn Tage hernach bewegen, nachdem man ihnen ſchon den Kopf herunter geſchnit⸗ ten hat. Sie ſind ferner in der Begattung ſehr langſam, indem ſolche oͤfters einen Monat lang dauert. Sie legen alle miteinander Eyer, die mit einer haͤutigen Schale, wie die Windeyer der Huͤhner, umgeben find, und naͤhren ſich von fehr wenigen Feuchtigkeiten, ſo daß man ſie auf lange Zeit in einem feuchten Keller, ohne alle andere Nah⸗ rung friſch und lebendig erhalten kann. Ihre große Aehnlichkeit macht die Beſtimmung der Ver⸗ ſchiedenheit muͤhſam, davon der Bitter folgende funfzehn Arten angiebt. e 1. I. Das Lederſchild. Teſtudo Coriacea. Leder⸗ in Wir nennen diefe Schildkroͤte, nach dem Bey cea, ſpiel des Ritters, Lederſchild, indem die Schale nicht mit harten Schilden, ſondern nur mit einer leo derartigen Haut bedeckt iſt. Es iſt aber der Ruͤcken dieſer Schildkroͤte nicht, wie die andern, ors dentlich gewoͤlbet, ſondern es macht das Gewoͤlbe des Ruͤckens viele Ecken. Die Füße dieſes Thie⸗ res endigen ſich in Floſſen, (daher es zu den See, Schildkroͤten muß gerechnet werden,) und ge auch Ai 119 Geſchlecht. Schildkröten. 1 8 7 auch keine Naͤgel. Bey der Zergliederung ſolcher Floſſen findet man ordentliche Merkmahle der Fin⸗ zer oder Zaͤhen, mit ihren verſchiedenen Gelenken, die aber zwiſchen einer gedoppelten Schwimmhaut ganz verwachſen ſind. Der Schwanz beſtehet aus einem ſiebeneckigten runden Gliede, welches an den fiehen Ecken die Lange herab ſſeben Rippen oder Er⸗ hoͤhungen zeiget, und iſt kein fleiſchigter Klumpe, ſondern ein verlaͤngerter Fortſatz des Ruͤckgraͤds o aus verſchledenen, allmaͤhlig dünner und endlich ganz ſpitzig zugehenden Wirbelbeinen, beſtehet. Man ſindet dieſe Art im WMittellaͤndiſchen, ſelten aber im adriatiſchen Meer. | 2. Die Schuppenſchild. Teſtudo Im- | rt eta, Die jetzige Art mag den Namen Schuppenſchild _ 2: führen, denn das knechichte Schild iſt mit Schild» Schup⸗ kroͤtplatten belegt, die wie die Fiſchſchuppen, oder, ſchild⸗ | (nach der linneiſchen Benennung) wie die Dach⸗ imbri⸗ ziegel unter einander geſchoben find. Diefe Meer⸗ cata. ſchildkroͤte iſt in den Aſiatiſchen und Americant⸗ ſchen Meeren ſehr gemein, und liefert den Kuͤnſt⸗ lern das bekannte Schildkroͤt, welches ſie auf man⸗ cherley Art verarbelten, indem ſie es erweichen, nach Gefallen biegen, ſchneiden und formiren, und davon Tobacksdoſen, Kehrbuͤrſtenblaͤtter, Spiegel⸗ leiſten, Kaͤmme, und allerhand andere Sachen und Einfaſſungen verfertigen, wozu ſie lediglich die be⸗ ſagte Blaͤtter, die fie Carett nennen, gebrauchen. Das ganze Schild aber hat eine vollkommen herz⸗ foͤrmige Geſtalt, iſt oben ſehr hoch und etwas ſpi⸗ tzig gewoͤlbet, unten baͤuchicht, einigermaſſen kielfoͤr⸗ mig, und an dem Seitenrande ſaͤgefoͤrmig gegackt. Der Schwanz iſt ſchuppigt, und die Fuͤße endigen ſich in Schwimmfloſſen. An dieſer Art iſt der Kopf Linne III. Theil. B klein, 18 Dritte Cl, 1 Ord. Kriechende Amphib. klein, und hat einen ungezaͤhnelten Mund, der das Anſehen eines krummen, Vogel- oder Habichtsſchna⸗ bels hat, daher ſie auch von den Seefahrern oͤfters Papegaje Bekken, oder Papageyſchnaͤbel genen⸗ net werden. Das Schild hat vierzehn Schildkroͤt⸗ blaͤtter, ohne diejenigen zu rechnen, welche den brei⸗ ten Rand ausmachen, und jedes Blat iſt etwa eine Spanne und etwas daruͤber lang, denn man findet vor dieſer Art ſolche, die einen drey Schuh langen, und dritthalb Schuh breiten Körper haben. Diefa gefoͤrmigen Zacken des Randes, entſtehen nur von den Spitzen der uͤbereinander geſchobenen Blaͤtter, womit der breite Rand belegt und eingefaſſet iſt, und die Blaͤrter von dieſer Schildkroͤte geben das aller ſchoͤnſte Schildkroͤt, indem ſich helle- und dunkelka⸗ ſtanienbraune Flecken, in einen halb durchſichtigen hochgelben Grund, wie Wolken herumzichen | 3. 3. Die Rieſenſchildkroͤte. Teſtudo My- Rieſen⸗ das, 3 ſchild⸗ 10 70 IM, Mrdas; Man muß hier nicht Mydas und Midas vor Tab. I. einerley halten, denn der Name ſoll nicht Midas fig. 1. 2. ſeyn, der feiner Ohren wegen beruͤhmt iſt, ſondern > Mydas, und iſt eines griechiſchen Urſprungs; man mag ihn nun entweder von Mydazomai, ei⸗ nen Grauen vor etwas haben, oder von My- dao, in Feuchtigkeit und vielen Moraſt leben und damit ausgefuͤllet ſeyn, herleiten, fo kann es beydes auf dleſe Schildkroͤte ſehen, denn ſie ſie⸗ het ſcheuslich genug aus, und ihre Lebensart iſt im Waſſer. Wenigſtens wurde der Name Mydas den Meverſchildkroͤten überhaupt ſchoͤn vor Alters, und dieſer Art ins beſondere von dem Seba bengeleget. Wir aber wollen ſie, da ſie eben die groͤßte Art iſt, und wuͤrklich zu einer rieſenmaͤßigen Größe waͤchſt, Das die Kieſenſchildkroͤte nennen. EINER RATEN): 110. Geſchlecht. Schildkroͤten. 19 Das Kennzeichen dieſer Art, wodurch fie ſich Kennzel von der vorigen unterſcheidet, iſt erſtlich ihr Tanga chen. lichtes Schild, welches nicht herzfoͤrmig, ſondern ey⸗ foͤrmig iſt, ſodann dieſes, daß die Süße, die ſich gleichfalls in Floſſen endigen, mit Klauen oder Na geln verſehen find, fo daß die Voͤrder floſſen zwey Naͤ⸗ gel, und die hintern nur einen haben. Doch trift man auch ſolche an, die an jeder Floſſe nur einen ein⸗ zigen ſpitzigen Nagel beſitzen, es muͤßte denn dieſer Umſtand nur von dem Alter herrühren, daher wir auch in der Abbildung Tab. I. fig. 1. 2. 3. große und kleine mittheilen, und weil dieſe Art diejenige iſt, von welcher die Reiſenden das meiſte zu erzaͤhlen wiſſen, ſo wollen wir auch bey dieſer Gelegenheit eine etwas ausfuͤhrliche Nachricht davon geben, Es kommen naͤmlich dieſe Geſchoͤpfe am haͤufig⸗ Ser, ſten am Strande des großen Weltmeers zwiſchen den ſchieden⸗ beyden Wendezirkeln vor, abſonderlich halten fie ſich heit. an vielen nicht ſehr, oder gat nicht bewohnten In⸗ ſeln auf, und die Inſel 1 Aſcenſion iſt vorzuͤglich dieſer Thiere wegen beruͤhmt. Es haben aber die Meifenden ſowohl verſchiedene Arten, als auch ver⸗ ſchledene Groͤße an ihnen wahrgenommen. Was die Arten betrift, fo reden fie von Zabichtsſchnaͤbe⸗ lichten, von grünen und von dickköpfichten Schildkroͤten, die alle drey eßbar ſind. Die erſte Art haben wir ſchon oben N. 2. beſchrieben. Die zweyte iſt die groͤßte und unter allen die ſchmackhaf⸗ teſte, indem fie ein fo zartes und angenehmes Fleiſch hat, daß man es dem Huͤhnerfleiſch vorziehet, und da die Schale etwas gruͤnlicht ausſiehet, fo wird fie auch die grüne Schildkroͤte genennet; franzoͤſiſch, Tortue franche; engliſch, Turtle; und dieſe Art iſt dann die naͤmliche, welche der Kitter jetzt unter dem Namen Mydas vorſtellet. Aber die Dich. koͤpfigte iſt zum eßen die ale e dienet daher faſt | > 2 su Größe. Mufent⸗ halt. 20 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. zu nichts, als um den Tran oder ein Oel daraus 6 5e ſchmelzen. Die Engellaͤnder nennen dieſel Logger-Head, und die Franzoſen Caouanne. Sie iſt beſchwehrlich zu fangen, weil ſie gewaltig beißt und um ſich ſchlaͤgt. | In Anſehung der Große, fo zeigen ſchon die Deckel, die man in den Cabinetten aufbehaͤlt, daß ſie betraͤchtlich iſt, denn man hat Schilde wie die Stubenthuͤren, und die Indianer, beſonders die Megern, machen Kaͤhne, Dächer und Zelter davon, und in der Verarbeitung brauchen ſie ſelbige, um Schilde, Harniſche und auch Troͤge, Koffer und dergleichen daraus zu machen; wenigſtens koͤnnen ſechs, ſieben und mehrere Perſonen auf einem Schilde ſte⸗ hen, und das Thier hat nach Verhaͤltniß des Schil⸗ des eine große Kraft, indem es mit eben ſo vielen Menſchen weglaͤuft, als ſich darauf ſtellen koͤnnen. Jedoch ſcheinet es, daß man keine gefunden, die uͤber neun Schuhe lang waͤren. | Da es indeſſen lauter Meerſchildkroͤten ſind, ſo | trift man fie wenig auf dem Lande an, nur haben fie e ihren eigenen Sammelplatz auf einer Inſel, als zum Exempel auf der Inſel Caiman, in dem mericanifchen Meerbuſen, ſuͤdwaͤrts der Inſel Cu⸗ ba; ſodann auf der Inſel! Afcenfion im arlantie, ſchen Meere, und auf Rodriguez im indiani⸗ ſchen Meere. Wie ergiebig die Ufer der Reiche Peru und Chili ſind, kann man aus der Reiſe des Admirals Anſons, und aus ſeinem Aufenthalte bey Juan Fernandez ſehen, wo zugleich Nachricht zu finden, wie ſich das Schifsvolk durch das Eſſen die⸗ ſer Schildkroͤten erquickt, und ſich vom Scharbocke curiret habe, indem ſie die Zeit beobachteten, wann dieſe Thiere aus der See nach dem Strande zu ſchwam⸗ nen, da ſie denn bey der Gelegenheit eine große Menge derſelben fiengen. Auſſerdem aber trift 127 au | 119. Geſchlecht. Schildkroͤten. 21 auch mitten in der See ganze Haufen Schildkroͤten an, dle auf den Ruͤcken beyſammen ſchwimmen, und in der groͤßten Tageshitze auf der Oberflaͤche des Mee⸗ res ſchlafen. Vielleicht iſt dieſes die Urſache, daß zuweilen Schild ſolche Schildkröten, wenn fie durch einen Sturm kroͤten überfallen uns verſchlagen werden, ſich ſo gar bis in Sn die europaͤiſchen Gewaͤſſern verirren, denn am 2. Do and tober des Jahrs 707. wurde innerhalb Holland im A. 1707. Wykerſee eine Schildkroͤte gefangen, welche ſechs Schuh lang war, gegen fuͤnfhundert Pfund wog, und ſich von kleinen Fiſchen und Garnelen (einer Art kleiner Squillen oder Krebschen) naͤhrte. Der Fiſcher, der fie fand, verkaufte fie ſogleich vor zwoͤlf Gulden, worauf ſie oͤffentlich vor hundert und ſechs und vierzig Gulden verauctioniret, und nachhero von einem Liebhaber fuͤr dreyhundert Gulden erſtanden wurde. Allein fie ſtarb ſchon im folgenden Decem⸗ ber, vermuthlich, weil ihr das Clima zu kalt, und die Nahrung nicht zutraͤglich war. Im Jahr 179. fingen die Fiſcher an der An der franzoͤſiſchen Kuͤſte, an der Muͤndung der Loire, franzö⸗ etwa dreyzehn Meilen von Nantes, eine Schildkroͤte, AN die ſich in ihre Netze verwickelt hatte, welche ſieben W Schuh lang und drey breit war. Dieſes Thier konn te kaum von ihnen gebaͤndiget werden, denn es wehr⸗ te ſich, ſchrye und bieß auf eine erſtaunliche Art, bis ſie es mit einem eiſernen Hacken auf dem Kopf er⸗ ſchlugen. Das Schild, welches nicht mit harten Karet, ſondern gleichſam nur mit einer dicken Haut, wie Ochſenleder, beleget, und durch Naͤten aneinan⸗ der geſetzet war, wurde in Nantes auf dem Fiſch⸗ markt zum Andenken aufgehangen, und war daſelbſt vor wenig Jahren noch zu ſehen. Vorzüglich aber iſt diejenige merkwuͤrdig, wel ⸗Beygro⸗ che im Jahr 1754, vor Rochelle, in dem ſo genann⸗ chelle. et B 3 | ten A,175% Mit Kate HUREN. 22 Dritte Cl. J. Ord. Kriechende Amphib. ten Loch, oder Pertuis d' Antioche, auf der Höhe der Inſel Re gefangen, und in die Abtey LOuvaux, vier Meilen von Vannes im Bretagne gebracht wurde, Dieſelbe wurde auf ſieben bis achthundert Pfund geſchaͤtzt, wenigſtens wog der Kopf, welcher an dieſen Thieren ſehr klein iſt, neun und zwanzig Pfund, und jeder Fuß oder Schwimmfloſſe zwey und funfzig Pfund. Die Leber war zu vier Mahlzeiten der ganzen Geiſtlichkeit dieſer Abtey hinlaͤnglich, und dreyßig Mann der Arbeiter und Domeſtiquen hatten an dem Fleiſche uͤberfluͤßig zu eſſen, fo daß hundert Menſchen dabey hinlaͤngliche Nahrung fanden. Als man den Kopf herunter ſchnitte, kamen achtzehn Seidel oder Noͤſel Blut heraus. Das ganze Thier war von dem Maul bis zur Schwanzſpitze uͤber acht Schuh, und die Schaale, welche in der Abtey noch aufbewahret wird, war fuͤnf Schuh lang. Man bekam aus dieſer Schildkroͤte hundert Pfund Fett, welches geſchmolzen, und hernach fo feſte wie But⸗ ter wurde, und ſehr wohl ſchmeckte. Das Fleiſch war dem Kalbfleiſche ahnlich, hatte aber einen zm; lichen Biſamgeruch. 1 Wenn man am Strande iſt, wo ſich die Schild⸗ kroͤten hinbegeben, um ihre Eyer im Sande zu legen, fo koſtet es keine Mule fie zu fangen. Man nimmt nur die Zeit wahr, wenn ſie an das Land gekommen find, ſchneidet ihnen den Ruͤckweg nach dem Stran⸗ de zu ab, und kehret ſie mit der Hand oder mit einem Stecken um, daß fie auf den Ruͤcken oder auf ihr Schild zu liegen kommen, da fie ſich denn nicht wie der umwenden koͤnnen, und alſo ſchlept man fie weg, oder in das Boot, wozu, nach Beſchaffenheit ihrer Groͤße, ein, zwey, drey und mehr Matroſen behuͤlfs lich ſind. ö | | Was aber den Fang betrift, den man mit Schiffen mitten auf dem Meer anſtellt, fo iſt 1 5 | | 9% 119. Geſchlecht. Schildkroͤten. 23 bige ſchon beſchwehrlicher. Es wird naͤmlich eine Mannſchaft mit einem Boote abgeſchickt, um die ſchwimmenden oder ſchlaffenden Schildkroͤten, oder auch die ſich in dem Begattungsgeſchaͤfte aneinander befin⸗ den, (welches man Cavalage nennet) aufzuſuchen, wie man ſie denn gar bald an der Bewegung und des Nachts am leuchten des Waſſers wahrnimmt. Vor⸗ ne auf dem Boote ſtehet ein Harpunler, der mit el⸗ nem Stecken zeigt, wohin die Matroſen zu rudern haben. So bald ſie an eine Schildkroͤte gekommen ſind, wirft er ihr die Lanze mit Gewalt in den Schild, und da das beſchaͤdigte Thier ſogleich fortſchwimmt, ſo laͤßt man die Schnur ablauffen, wo es denn oͤfters die ganze Chaluppe ſehr heftig mit fortziehet, bis ſich endlich das Thier verbluthet hat, oder in der Tiefe er⸗ ſtickt iſt, da man denn die Schnur anziehet, und al⸗ ſo die gefangene Schildkroͤte in die Chaluppe hebt. Dieſe Art des Fangs kommt ſehr mit dem Wallfiſch⸗ fang überein, und wird Varrér genennet, weil fie mit einem Stecken verrichtet wird, der einem Maas⸗ ſtab gleich ſiehet, und von den Spaniern Varre genennet wird, und welcher oben mit einem Harpur⸗ nireiſen gewafnet iſt; doch haben die Harpunen keine Hacken oder Zacken, ſondern beſtehen nur mit beſag⸗ tem Varre gleichſam aus einer Helleparte, die ſieben bis acht Schuh lang, und an der Spitze mit einem ſpießfoͤrmigen, ſieben bis acht Zoll langen Eiſen ge⸗ wafnet iſt; denn ſo bald die Schildkroͤte ſich verle⸗ tzet findet, kneift ſie die Schaale ſo feſt zu, daß man Muͤhe hat, das Eiſen wieder heraus zu bringen, Es werden auch an den Geſtaden des Meeres Mit Na⸗ Schildkroͤtenfiſchereyen mit Netzen angeſtellet. Die gen. ſe Netze ſind achtzig bis hundert und zwanzig Faden oder Klafter lang, und etwa drey hoch, unten mit Bley zum Sinken und oben mit Korkholz zum Schwimmen verſehen, damit ſie, wie eine Wand im Waſſer, gegen das Geſtade ſtehen. Wenn nun die en Nr Schild⸗ 24 Dritte El. l. Ord Kriechende Amphib, Lebens⸗ NIE Schildkröten ſich des Nachts an das Land begeben wollen, verwickeln fie ſich in die Metze, und erſticken zuweilen darinnen, weil fie nicht in die Hohe kom⸗ men koͤnnen, um Luft zu ſchoͤpfen, da man ſie denn des andern Tages findet, und nach Belieben ums Leben bringt. Allein die Matroſen des Admirals Anſon brauchten alle dieſe Umſtaͤnde, an den Ufern von Chili, nicht. Sie ruderten nur auf die Höhe, und ſobald fie an eine Schildkröte kamen, ſprang ein Matroſe aus dem Boote ins Waſſer, und packte die Schildkroͤte beym Schwanze, wodurch fie im fort: ſchwimmen entweder gehemmet wurde, daß man ſie aus dem Boote mit Stricken umguͤrten, und ſie mit ſamt ihrem Anhange in das Boot win⸗ den konnte, oder fie ſuchte ſogleich ſich am Strande zu retten, und fihlepre den Matroſen mit auf das Land, der fie denn alſobald auf den Ruͤcken umkehr⸗ fe, daß fie nicht weiter konnte. Die Begattung dieſer Thiere, welche, wie oben geſagt iſt, Cavalage heißt, geſchiehet vom Anfan⸗ ge des Merz bis in die Mitte des Maymonats, und dauret bey ihnen oͤfters drey bis vier Wochen lang, während welcher Zeit fie nichts hören und ſehen, und Leicht konnen gefangen werden, indem man ihnen, da fie aufeinander ſitzen, nur einen Strick umwirft, und e alſo in das Boot oder in einen Kano, wie die Indianer haben, ſchleppet. Das Weibchen, wel⸗ ches Eyer legen ſoll, begibt ſich an den Strand, wo⸗ zu ſie eine voͤllige Stunde noͤthig hat, denn fie ruhet öfters aus, und der Gang iſt ſehr langſam. Sie ſuchet daſelbſt eine Höhe aus, welche uͤber Waſſer bleibt, graͤbt mit ihren Schwimmfuͤßen im Sande eine zwey bis drey Schuh tiefe Grube, legt ihre Eyer hinein, und ſcharret fie wieder mit Sande zu. Die Eyer find rund wie Bälle, mit einer pergament artigen Haut umgehen, etwa fo groß wie Huͤhner⸗ her, deren Anzahl fi) öfters auf eehühdee 19. Geflecht, Schüldkeöten. 25 ſtrecket, welche alle in ein Paar Stunden gelegt wer⸗ den. Nach ſechs Wochen kriechen ſchon alle Jungen, die durch die Sonnenhitze ausgebruͤthet ſind, aus dem Sande hervor, laufen ſehr ſchnell herum, und ſuchen gar bald das Waſſer auf. Viele aber erleben dieſes Vergnuͤgen nicht, indeme die Fregattvoͤgel, und andere indianiſche Vögel ſchon auf den Baus men nach ihnen lauren, und eine große Menge das ' von auffreſſen. Demohnerachtet aber bleibt die Vermehrung dieſer Thiere um deßwillen ſehr betraͤcht⸗ lich, weil eine einzige Schildkrͤte, wie der Pater Leguat berichtet, in einem Jahre wohl taufend bis zwoͤlfhundert Eyer legt. Indeſſen muͤſſen ſich dle Jungen allein fortbrin⸗ gen, indeme die Alten, wie es ſcheinet, ſich gar nichts um ſie bekuͤmmern, und auch nicht einmal an das Land kommen, es ſey denn um Eyer zu legen. Es bringen alſo dieſe Thiere ihre Lebenszeit in und auf dem Waſſer zu, wo ſie ſich von den gruͤnen Seemoo⸗ fen und andern Seegewaͤchſen ernähren, und ſowohl in die Tiefe tauchen, um ſie von dem Boden des Mee⸗ res hervor zu ſuchen, als auch auf der Oberfläche her⸗ um ſchwimmen, um die ſchwimmenden Mooſe errei⸗ chen zu koͤnnen. Zuweilen kommen fie an die Muͤn⸗ dung der Fluͤße, um ſuͤßes Waſſer zu ſuchen, und daſelbſt ein wenig friſche Luft zu ſchoͤpfen; wenn ih⸗ nen aber dieſes nicht gefaͤllt, kehren ſie ſich auf den Ruͤcken, ſchwimmen in ihrem Schilde wie in einem Kahne, und ſchlaffen. Um auch etwas von dem innern Bau dieſer Thie Anato⸗ re zu wißen, fo perlohnt es ſich der Muͤhe, einige miſche Hauptumſtaͤnde zu beruͤhren, welche der Pater 4 Feuille an einem Männchen wahrgenommen, wel⸗ ches ohngefaͤhr drey Schuhe lang war. Die Horn; umer⸗ ing. haut der Augen war etwa ſo dicke wie ein Groſchen, Augen, im Umfange gezaͤhnelt / inwendig ſchwarz, und mit F Zunge. Daͤrmer Herz. 8 26 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. einer feinen dunkelbraunen Haut bekleidet, die eine ſchleimige Materie enthielte, und in einem uͤberaus duͤnnen Haͤutchen ein ſehr klares Waſſer, als in eis nem Beutel, faßte, worinn ſich die Cryſtallfeuch⸗ tigkeit, als in einem eigenen Kaͤſtchen befand, doch war uͤbrigens das Aug faſt wie ein Menſchenaug beſchaffen. Die Zunge war kurz, ſtumpf und zimlich dicke, obenher ſehr runzlicht, und inwendig mit einem kleinen laͤnglichten knorpelichten Knochen verſehen, welcher an die ſogenannten Zungenbeine befeſtiget war. N f Die Daͤrmer waren vom Anfange bis zu En⸗ de fuͤnf und vierzig Schuhe lang, und verengerten ſich, wider die Gewohnheit der vierfuͤßigen Thiere, Die Kehle war ſehr weit, ſechzehn Zoll lang, und innwendig mit einer rauhen Haut von einem weißen wolligten Weſen gefuͤttert. Der Magen ſchien aus zweyen Hoͤhlen zu beſtehen, und war innwendig runz⸗ licht, wie bey den wiederkaͤuenden Thieren. Der rechte Magenmund ließ kaum den kleinen Finger durch. Die duͤnnen Daͤrmer hatten die Laͤnge von zwoͤlf Schuh, und waren vermittelſt einer ſtarken Schließ⸗ muskel von den dicken Daͤrmern unterſchieden. Es hatten aber dieſe dicken Daͤrmer drey Haͤute, davon die mittelſte ſehr dick, die aͤußere aber ſehr duͤnne war. Insbeſondere war letztere ganz mit Blutge⸗ faͤßen durchwebet, an welchen die Laͤnge hinunter ein Band von gelbem Fett lief. Vorzuͤglich aber iſt das Herz merkwuͤrdig, weil es von der Eigenſchaft, die man, nach des Ritters Beſchreibung, von den Amphibien erwartet, ſehr abweicht. Es lag naͤmlich unmittelbar auf der Le⸗ ber, die Leber hingegen auf den ungen. Die Gas ſtalt deffelben kam mit einer großen Bien, die gleich⸗ ſam etwas plattgedruckt iſt, uberein. Auswendig war es runzlicht, und hatte zwey Ohren, a N jedes 119, Geschlecht. Schildkröten. 27 jedes unmittelbar mit den Herzhoͤhlen Gemeinſchaft hatte, jedoch auf eine ganz beſondere Art. Denn anſtatt daß bey den Menſchen das Blut zuerſt in das eine Herzohr tritt, und alsdann in die Herzkammer kommt, ſo gieng es bey der Schildkroͤte zuerſt in die Herzkammer, und die Ohren ſchienen nur dazu zu dienen, um das überflüßige Blut zu empfangen. Es hatte aber das Herz drey Hoͤhlen. Die rechte em⸗ pfaͤngt das Blut aus der Hohlader, die linke aus der Lungenader, doch dieſe treibt das Blut nicht wieder durch den Koͤrper, ſondern laͤßt es groͤſtentheils wie⸗ der in die rechte Hoͤhle aus, da der Ueberreſt des Bluts in die dritte und kleinſte Hoͤhle dringt, und von da in die Lungenpulsader uͤbergehet, dahingegen das Blut aus der rechten Herzhoͤhle durch zwey ande⸗ re Pulsadern wieder in den Koͤrper herumgefuͤhret wird, Wie demnach das Blut ſeinen Kreislauf ver⸗ richte, ſolches hat der Herr du Verney an einer Landſchildkroͤte gezeiget, und weil dieſelbe N. 6. vor⸗ kommt, ſo wollen wir denn auch daſelbſt das weitere anführen. | Die Leber war bis an die Mitte ihrer Laͤnge Leber. geſpalten, fo daß ſie zwey Lappen machte, davon die eine größer als die andere war. Die zwey Lungen⸗ Lungen. lappen hingegen ſaßen, vermittelſt einer ſtarken Haut, aneinander, und waren roͤthlicht und ſchwam⸗ migt. Durch jede dieſer Lappen lief die Lange hin unter ein Aſt aus der Luftroͤhre, der ſich in viele klei⸗ ne Zweige ausbreitete, deßgleichen trat auch aus dem Herzen in jede Lunge ein großer Aſt, welcher uͤber die Aeſte der Luftroͤhre hinlief, ſich in dieſelbe ein⸗ ſenkte, und ſie alſo allenthalben begleitete. | Nach anderer Beobachtungen iſt zu merken, daß Ander⸗ dieſe Thiere kein Netz, und keinen blinden Darm ha⸗ weitige ben, auch werden die Daͤrmer immer dünner, je naͤ⸗ Beob⸗ her fie dem After findy davon ſonſt das Gegentheil bey gen n ji | andern 28 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. andern Thieren ſtatt hat. Der Hals der Harnblaſe laͤuft mit der Oefnung des Endel⸗ oder letzten Darms Ge⸗ brauch. gerade aus, ſo daß ſie den Urin zugleich mit dem Unrath laſſen, wie ſolches bey dem Federvieh ges ſchiehet. Das Milz iſt eyrund, und ſitzt am obern Darm feſte, die Nieren ſind platt, laͤnglicht, und gleichſam aus vielen kleinern zuſammengeſetzt; die Beſtandtheile des Herzens ſind ſehr weich, und ſtark mit den andern Gefaͤßen, die mit demſelben Ge⸗ meinſchaft haben, durchflochten. Die Herzohren — ſind groß herabhangend, mit einer duͤnnen Haut uͤberzogen, und von ſchwaͤrzlichter Farbe. Die Lun⸗ gen find ſehr weit, und hangen mit ihrem untern Theile weit niedriger, als das Herz. Wir haben oben ſchon erwehnet, wozu man die Schildkroͤtendeckel gebrauche, und daß man das Fleiſch derſelben, wenigſtens von den mehreſten Ar⸗ ten, eſſe; wir wollen alſo jetzo nur hinzufuͤgen, daß es eine vorzuͤgliche Nahrung nicht allein der In⸗ dianer, ſondern auch der Eurg peer ſey, die ſich in den Indien aufhalten. Ja die meiſten oſtin⸗ diſchen Schiffe, die von Europa nach den In⸗ dien fahren oder zuriick kommen, halten um deßwil⸗ len an der Inſel I’ Alcenfion an, daß fie ſich mit Schildkroͤten proviantiren koͤnnen. Eben fo wer: den jahrlich von der Inſel Mauritius oder Isle de France zwey bis drey Schiffe nach Rodriguez abgeſchickt, um einen Vorrath von Schildkröten zu hohlen, welche der Guarniſon und den Einwoh⸗ nern ordentlich, ſtatt des Fleiſches, dienen, indem ſich ihre Ladung durchgaͤngig auf fieben bis achttau⸗ ſend Land- und etwa fünf bis ſechshundert Seeſchild⸗ kroͤten erſtreckt, welche ſie abſchlachten und einſalzen, wiewohl fie friſch geeſſen am beſten ſchmecken / und auf allerhand Art wie Kalbfleiſch zugerichtet werden, ja wenn ſieſam Spieß gebraten worden, nicht einmal vom Kalbfleiſch zu unterſcheiden find, Es iſt an den N Schild⸗ =) 119. Geſchlecht. Schildkroͤten. 29 Schlldkroͤten alles eßbar, auch ſogar das Eingewei⸗ dez jedoch hat das Rippenſtuͤck, das vier Finger breit iſt, wenn es mit dem Fette gebraten, und mit Salz, Pfeffer und Citronen gewuͤrzt wird, den Vorzug. Das Fett iſt wie Rindsmark, aber gruͤn⸗ licht, und faͤrbt auch den Urin gruͤn. Die Eyer ſind gelb, werden wie Huͤhnereyer gekocht, und eben fo zu allerhand Speiſen gebraucht. Ueberhaupt aber dienen die Schildkroͤten wider den Schar bock, und werden auch zur Cur der Luſtſeuche mit großem Vortheil gebraucht, wiewohl die folgende Art, naͤm⸗ lich die Carretſchildkroͤte, im letztern Fall, ein kraͤfti⸗ gers Mittel abgiebt. Daß ſich auch dieſe Thiere uͤberfluͤßſg In Oſtin⸗ dien befinden, erhellet daraus „weil die fuͤnf Inſeln gegen der Kuͤſte Lochinchina uͤber, die Sch ildkroͤten⸗ Inſein genennet werden. Daſelbſt werden fie haufig uͤr vollſtaͤndig und auſehnlich gehalten wird, wenn keine Schildkroͤte dabey iſt. Die Cochinchi⸗ ner fuͤhren dieſer Thiere halben, beſtaͤndig mit den Tonkmeſern Krieg, weil ſie ihnen den Fang der Schildkroͤten nicht zugeſtehen wollen, indem derſelbe in daſigen Gegenden ſo wichtig iſt, als der Hering⸗ fang in Holland. | Wir wollen zum Beſchluß nur noch die Ber e einer ſolchen Meerſchildkroͤte folgen laſ⸗ en, welche der Koͤnig Adolph Friedrich vor etwa dreyßig Jahren der Academie zu Upſal ſchenkte. Der Kopf davon iſt mit einem ſpitzigen Schnabel verſehen, welcher gerade und nicht wie ein Habichts⸗ ſchnabel umgekruͤmmet iſt; die Kiefer haben einen ſcharfen Rand und keine Zaͤhne. In dem obern befinden ſich Naſenloͤcher; das untere Augenlied ha⸗ zwoͤlf tiefe Kerben, das obere aber iſt geſtreift; das Schild iſt eyfoͤrmig und mit einem Rande or | 190 fel und find ſo ſchmackhaft, daß kein Tractement Anders weitige Be⸗ ſchrei⸗ unge . 30 Dritte Cl I. Ord. Kriechende Amphib. fuͤnf und zwanzig Blättern verſehen, die hinten hervor ſtechen, und den Rand gezaͤhnelt machen; der Ruͤ⸗ cken iſt hoch gewoͤlbet, in der Mitte etwas ſcharf, und mit funfzehn Blaͤttern gedeckt, davon die mitt⸗ leren ſechseckigt, und die Seitenblaͤtter meiſtenthells viereckigt ſind. Das Bauchſchild hat dreyzehn Blaͤt⸗ ter, ohne diejenigen zu rechnen, welche zur Seite ſte⸗ hen. Der Schwanz iſt kurz und knochicht; die Fuͤße find laͤnglicht, haben hinten einen ſchar fen gen zaͤhnelten Rand, und vorne am dickern Rand in der 9 einen großen, nebſt einem ſehr kleinen Na⸗ gel. f ER 4. Karettſchildkroͤte. Teſtudo Ca- Caret IF dle franzoͤſtſche Benennung des Karat Schildes dieſer Thiere, und wird bey allen Sa⸗ ſchild⸗ chen gebraucht, die von Schildkrot gemacht finds Köte. Caretta fert, ſo hat der Kitter dieſelbe vorzuͤglich Caretta weil nun auch die jetzige Art den Stof dazu lie⸗ Per genennet, zumal ſie auch bey andern Schriftſtellern N dieſen Namen führe: Ob aber diefe Art von der Imbricata No. 2. hinlaͤnglich unterſchieden fen, daran zweifeln wir noch, und es iſt zu verwundern, daß der Ritter des Seba Tab. LXXX. fig. 9. ſowohl bey der vorigen Art No. z als bey der je⸗ tzigen angefuͤhret, als ob folglich dieſe wieder einer⸗ ley waͤren, da ſie doch verſchieden ſeyn ſollen. Je⸗ Kennzei⸗ doch wir wollen auf die von dem Ritter gegebene chen. Kennzeichen Achtung geben. Es werden naͤmlich von No. 2, keine Nägel angegeben; No. 3. hat an den Voͤrderfuͤßen zwey, und an den Hinterfloſſen nur einen Nagel; dieſe No. 4. aber hat ſowohl an den Hinter ⸗ als Voͤrderfloſſen zwey Nägel, und diejenis ge Art, welche an allen vier Floſſen überall nur einen Nagel hat, wird als eine Nebenart von 0 8 E. 119, Geſchlecht. Schildkroͤten. 31 betrachtet. Da nun die Arten bald nach kleinen und noch lange nicht ausgewachſenen Exemplarien beſtim⸗ met ſind, ſo laſſen wir es dahin geſtellet ſeyn, ob hier nicht eine Irrung vorgehen kann, da die Naͤ⸗ gel uͤberhaupt ein ſehr wankelbares Merkmal zu ſeyn ſcheinen. Inzwiſchen nimmt der Ritter noch zur Bey⸗ huͤlfe der Unterſcheidung dieſes wahr, daß die Schale eine eyfoͤrmige Geſtalt habe und am Rande ſcharf ge⸗ zackt 05 „welche Zacken von den hervortrettenden Blaͤtchen entſtehen, die den ganzen Rande bedecken. Nach den Beſchrelbungen iſt es diejenige Art, Eigen⸗ welche wegen ihres erhabenen Ruͤckens und ſcharfen ſchaften Schnabels, nicht leicht zu fangen iſt, denn wenn man fie auf den Ruͤcken legt, welzet fie ſich bald wieder um, und beiſt heftig. Ihr Fleiſch hat eine purgierende Kraft, und dienet um deß willen ſtatt eis ner Arzney, um verſchiedene Krankheiten damit zu heilen, und wer viel von ihrem Fleiſche iſſet, bekommt einen gefaͤrbten Schweiß und Urin. Die Schale dieſes Thiers hat in der Mitte fünf, mehrentheils ſechseckigte, und an den Seiten jedesmal vier, mehr rentheils ſchief viereckigte Blaͤtter, welche, vermit⸗ telſt des Feuers, von dem knochigten Schild abgezo⸗ gen werden Jedes diefer Blätter wieget drey, vier bis ſieben Pfund, und das Pfund gilt in Holland acht, neun bis zehn Gulden, je nachdem die Blaͤt⸗ ter groß und ſchoͤn gefleckt find, welche denn, wie oben ſchon geſagt iſt, verarbeitet werden; unter als len aber ſind die Blaͤtter von den oſtindianiſchen Karetſchildkroͤten rarer, ſchoͤner und theurer. Seit⸗ dem man aber gelernet hat, das gemeine Horn fleckigt wie Schildkrot zu faͤrben, wird manches unter dieſem Namen verkauft. Dle Eyer dieſer Art ſind die ſchmackhafteſten. en | Daß inzwiſchen die Blätter obige Größe und Größe Schwehre haben koͤnnen, iſt leicht aus der Beſchrei⸗ bung derjenigen Schildkroͤte zu ſchließen, wel Bu | | ahr 32 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. Jahr 1752. auf die koͤnigliche Tafel in Frank, reich kam, und in dem Haven Dieppe gefangen wurde. Dieſelbe hatte vom Nacken bis zum Koͤrper einen fleiſchigten und knochigten Hals in der Lange eines Schuhes, die voͤrdern Floſſen waren jede zwey und einen halben, die hintern aber nur einen Schuh lang; der Schwanz war einen, und die Laͤnge des Körpers ſechs Schuh lang; die Breite aber hatte vier Schuh, und das Gewicht belief ſich auf acht bis neunhundert Pfund. Es dauret aber ſehr lange, ehe ſie ſo groß werden, und vermuthlich bringen ſie ihr Alter ſehr hoch, denn einige ſchrei⸗ ben ihnen ein Alter von achtzig Jahren zu. 1 F. Die Flußſchildkröͤte. Teltudo Or- 1 bicularis. . „„ Bisher haben wir Schlldkroͤten betrachtet, die Fluß, faſt nur allein im Meer leben, und deren Fuͤße or⸗ 10 dentliche Schwimmfloſſen ſind, welche die erſte Ab⸗ Orbi- theilung ausmachen. Wir kommen alſo jetzt an eis cularis ne zwepte Abtheilung, welche ſich vielfältig in den ſuͤßen Waſſern aufhaͤlt, und deren Fuͤße Zaͤhen has ben, die aber mit einer Schwimmhaut aneinander gewachſen ſind, wozu dieſe und die zwey folgende Arten gehoͤren. Alsdann aber folget die dritte Abs theilung, welche aus Erdſchildkroͤten mit gefinger⸗ ten Fuͤſſen beſtehet, die ſich mehrentheils auf dem Lande aufhalten, und nicht ordentlich zu Waſſer ge⸗ hen, wohin faſt alle übrige Arten zu rechnen find, Wir nennen die gegenwaͤrtige eine Flußſchildkroͤe te, um fie von den Meer “und Landſchildkroͤten zu unterſcheiden da fie ſich auch mehr als die folgende Art in den ſuͤßen Waſſern aufhaͤlt. Sie fuͤhret aber den Zunamen Orbicularis, weil ihre Schale, die eine ſchwarze Farbe hat, im Umfang rund, und 15 He | en . öleht. Schiddkröten. 39 ben war fehr enge, daher die Schildkroͤten chnarchen (wie man denn ein aͤhnliches bey Seekaͤlbern, die auch ſtark ſchnarchen, wahr⸗ genommen.) Das uͤbrige der Luftroͤhre beſtand aus ganzen Ringen, zertheilte ſich bey dem Eingang in die Bruſt in zwey Aeſte, welche ihr knoͤrpelichtes Weſen bey dem Eintritte in die Lungen ablegten, und ſich in verſchiedene ungleiche haͤutige Canaͤle verwandelten, daher die Lungen auch ſehr weiß aus⸗ ſahen. Vermuthlich dienen ihnen dieſe Gefäße ftatt der Luftblaſen der Fiſche, damit ſie ſich indem Waſſer empor heben und auf der Oberflache deſſelben ſchwim⸗ men koͤnnen, wie die Meerſchildkroͤten thun; denn wir haben oben ſchon angemerkt, daß die Landſchild⸗ kroͤten eben ſowohl zu Waſſer gehen als die andern, ob ſie gleich nicht ordentlich darinnen wohnen. Um nun unſerm Endzwecke gemaͤß, auch den Kreißlauf des Bluts, und die Bildung ihres Her⸗ zens naͤher zu beleuchten, ſo nehmen wir des Herrn du Verney Wahrnehmung zu Huͤlfe, nach welcher das Herz einer weſtindiſchen Landſchildkroͤte, wie folget, befunden wurde: ! Es lag namlich mitten in der Bruſt, über der Das Leber ohne Zwergfell, jedoch in einem weiten Herz⸗ Herz. beutel, welcher ringsherum an dem innern Bauch⸗ felle befeſtiget war. Die Geſtalt kam einer halben Kugel ziemlich nahe, denn es war untenher erha⸗ benrund, und oben flach, in der Mitte etwas einge⸗ druckt, wo ſich naͤmlich die Ohren und Pulsadern einſenkten. Unter dem Herz befand ſich ein Sams mel platz oder laͤnglichter Sack, welcher einer ausge⸗ ſpannten Blaſe aͤhnlich war, und aus den Adern alles Blut, das aus der Lunge kam, empfieng. Dieſer Sack hatte inwendig fleiſchichte Faſern, wie man fie in den Herzohren der Menſchen antrift. N IN Ei | C4 Die \ 40 Dritte Cl. I. Ord. Kriechen Die zwey Lungenadern machen ſic)h linken Ohr einen Sammelplatz, wo ſie fi) gen; der große Sammeiplatz hingegen hat mit rechten Ohr Gemeinſchaft, und zwar vermittel! ner Oefnung, die ſich durch wey Klappen ſchließt. Die Ohren, davon das rechte das größte iſt, ma chen faſt ſoviel als das Herz ſelber aus, und ſind zweyen Beuteln aͤhulich, die mit ihrer Hefnung nach einander zugekehret ſind, nur daß noch eine duͤnne Haut zwiſchen beyden iſt, welche an den Klappen befeſtiget iſt, womit die Muͤndungen der Ohren geſchloſſen werden. Ihr inneres Beſtand⸗ weſen iſt nichts anders als ein Gewebe von Faſern, daher fie, wenn fie aufgeblaſen und getrocknet find, einigermaſſen mit dem Beſtandweſen der Lungen uͤbereinkommen. Die Klappenhaͤute geben ferner dem Blute einen Durchgang in das Herz, verhin⸗ dern aber zugleich, daß es nicht wieder in die Oh⸗ ren zuruͤck treten kann, denn bey der Einlaſſung des Bluts machen ſie eine hohle Rinne aus, und werden wieder platt oder flach, wenn fie ſich fliese ſen, welches mit der Beſchaffenheit der ovalen Oefnung in der menſchlichen Frucht vollkommen einſtimmig iſt. 0 00 Das Herz ſeſhſt hatte, wie bey den Meerſchild⸗ fröten, drey Höhlen, eine vorne nach den Ohren zu, und zwey nach dem Ruͤcken. Von dieſen zweyen empfieng die erſte das Blut aus dem rechten, und die andere aus dem linken Ohr, die voͤrderſte aber hat⸗ te mit der Lungen⸗Pulsader Gemeinſchaft, und kann die dritte Herzhoͤhle genennet werden. Da aber als | le drey Höhlen wiederum unter ſich ſelbſt und mit⸗ einander Gemeinſthaft haben, ſo kann man fie mit einander für eine Hoͤhle anſehen, um auf dieſe Wei⸗ ſe auch bey dieſen Amphibien das linneiſche Kenn zeichen gelten zu laſſen, daß das Herz nur eine Kam er habe. Nun iſt die Klappe des rechten Ohres 120. Geſchlecht. Froͤſche. 71 Voͤrderfuͤßen vierfingerig und hinten fuͤnfingerig, doch find fie alle mit einer Schwimmhaut verfehen, und überhaupt mit runden Nägeln beſetzt, die am En⸗ de breit find. Sonſt iſt der Bau und die Eigen⸗ ſchaftdie naͤmliche, welche man bey dem Laubfroſch wahrnimmt, ausgenommen daß der Koͤrper groͤßer und von weißer Farbe iſt, ja es ſind ſogar auch die Puncte milchichtweiß. Jedoch giebt es auch gelb⸗ lichte und blaͤulichte, und etliche haben roͤthlichte Flecken. Das Vaterland iſt America, beſonders ur — aber werden ſie von Suriname gebracht, { 164 E44 1121. Ge⸗ Geschl. I) 8 Benen⸗ € nung. 72 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. 1321. Geſchlecht. Drachen. | Reptilia: Draco. 10 dir kommen jetzt zu einem Geſchlecht, das mehr dem Namen, als der Sache nach beruͤch⸗ tigt und bekannt iſt. Man hat ſich naͤmlich eingebil⸗ det, daß es gewiſſe abſcheuliche Thiere mit zweyen Fuͤßen gebe, deren Geſtalt mit den Eidechſen, der Schwanz aber mit den Schlangen uͤbereinkomme, und die einen groſſen Kopf, weiten Rachen, und am Koͤrper Fluͤgel haͤtten, um damit nach Belieben in der Luft herum zu fliegen. Von dieſen eingebil⸗ deten Thieren iſt manches vor Alters in Buͤchern ge⸗ ſchrieben, und man hat ſich nicht geſcheuet, ihnen eine Laͤnge von zwanzig bis uͤber hundert Schuh zu⸗ zuſchreiben, auch ſonſt allerhand grauſame Mordge⸗ ſchichten von ihnen zu erzaͤhlen, und verſchiedene Ar⸗ ten, (worunter auch ſo gar eine mit ſieben langen Haͤlſen und Koͤpfen,) zu beſtimmen. Vermuthlich ſind alle dieſe Fabeln daher entſtanden, daß man Cro⸗ codille und große Schlangen, die zufällig von unwiſ⸗ ſenden Menſchen ſind geſehen worden, recht furcht⸗ bar und erſchrecklich hat abbilden wollen, wozu denn die zaghafte Einbildungskraft, und die Vorſtellung, die man ſich von dem Teufel in ſcheußlicher Drachen⸗ geſtalt gemacht, nicht wenig beygetragen hat; bis endlich ſo viele laͤcherliche Figuren zum Vorſchein ka⸗ men, als man hin und wieder noch in den Buͤchern findet. Seit dem man aber die Glaubwuͤrdigkeit der Nachrichten in der Naturgeſchichte genauer zu pruͤ⸗ fen angefangen, auch nicht gerne mehr etwas ans VIE B nimmt, \ 28 Pen * Mi, 8 ue * u u N F 121. Geschlecht. Drachen. 73 nimmt, das nicht von zuverlaͤßigen Perſonen ift, ge⸗ ſehen und unterſucht worden, ſo ſind alle Drachen der Alten auf einmal verſchwunden. 9 Dennoch hat man im kleinen eine Art geflü⸗ gelter Eidechſen entdeckt, die mit den eingebilde⸗ ten Drachen einige Aehnlichkeit haben, und dieſe Thies re ſind dann von dem Kitter mit dem Geſchlechts⸗ namen Draco, Drache; hollaͤndiſch, Draakz franzoͤſiſch, Dragon belegt; welches alles von dem Griechiſchen Dracon genommen iſt. Die Geſchlechts kennzeichen find alſo einvierfüß Geſchl. ger Körper mit einem Schwanze, und abgeſonderten Kennzei⸗ Fluͤgeln, die nämlich vor ſich, gleich den Floßen der chen. Fiſche, aus dem Leibe gewachſen find, und nicht et, wan nur in einer Verwachſung der Arme und Fuße, vermittelſt einer Haut, beſtehen, dergleichen bey den Fledermaͤuſen und fliegenden Eichhoͤrnern ſtatt hat. Von dergleichen Drachen werden nun die zwey fol⸗ gende Arten angegeben. en 1. Die Fliegende Eidechſe. Draco Volans- 135 Das vornehmſte Merkmal an dieſer Art it, Aka daß die Fluͤgel nicht an die Voͤrderfuͤße angewachſen de Ey⸗ find, ſondern von ſelbigen frey abſtehen. Die GE dechſe. ſtalt und Größe, dieſer Thiere kommt mit unſern g& Volans, wöhnlichen Eidechſen uͤberein, und wenn fie ihre . 1. Fluͤgel zuſammen gelegt haben, ſo kan man faſt nicht "34 5° ſehen, daß ſie gefluͤgelt ſind. Der Kopf, ſamt dem Koͤrper, hat etwa die Laͤnge eines Fingers, der Schwanz hingegen iſt wohl zweymal ſo lang als der Koͤrper, ja bey etlichen noch laͤnger, wie aus der Indianiſchen Tab. I. fig. a. zu ſehen, denn dieſel⸗ Oſtin⸗ be iſt von dem Munde bis zur Schwanzſpitze acht und diant⸗ e e Zoll lang, der Koͤrper aber mit dem 555 1 Kopf nur zwey und einen W Zoll. Die 1 100 N Kopfe zeigen ſich wohl Hoͤcker, doch Feine Hörner. noch Kaͤmme. Der untere Kiefer iſt mit ungleichen Zaͤh⸗ nen beſetzt, der obere aber ungezaͤhnelt. Die Zunge it. dick und fleiſchigt, und am Ende rund. Die Haut Fluͤgel. daß ſie zwar etwas an die Hinterfuͤße angewachſen find, vermuthlich um ſie deſto ſtaͤrker auszuſpannen, aber nicht an die Voͤrderfuͤße, als mit welchen fie ganr keine Gemeinſchaft haben. Sie ſpannen ſich durch funf duͤnne aus dem Körper tretende Rippen, dle ſich als Strahlen ausbreiten, und wovon die hinterſte ſtark nach hinten zu gebogen ſind. An dem Umfan⸗ ge zeigen ſich die Fluͤgel durch die hervorragende Strahlen einigermaſſen eckigt, beſtehen aber ſonſt in elner ſehr duͤnnen, durchſichtigen, und gleich dem Hoͤrper mit ſehr feinen Schuppen beſetzten Haut. 5 1 e Farbe ift am Hinterkopfe, Ruͤcken und Fuͤßen e nelblau, fonft aber bläulicheſchwarz und wei 74 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. iſt vorne bey der Bruſt nur einen halben Zoll, und lauft nach hinten zu je laͤnger je ſchmaͤler aus. Der Schwanz hat einige Reihen Schuppen, welche mit den Spitzen nach unten zu gekehrt ſind, wodurch der Schwanz lange Furchen zu haben, und an der Spi⸗ tze eckigt zu ſeyn ſcheint. Die Hinterfuͤße ſind mit dem mittelſten Finger ein und einen halben Zoll lang, die Voͤrderfuͤße aber find etwas kuͤrzer, aber alle fuͤnffingerig. Der Kopf iſt oben breit und nicht merklich ſpitzig. Die Augen haben ſchwarze Ringe und ſind mit weißen. Schuppen umgeben. Auf dem an der Kehle iſt geraumicht und runzlicht, und läuft in einem ſpitzigen Sacke aus, der mit einem Gruͤbchen in dem untern Kiefer Gemeinſchaft hat, und ſich zur Seiten in zwey Blaͤßchen erweitert. Dleſer Sack reicht mit ſeiner Spitze bis unten an die Bruſt. Die Fluͤgel ſchlagen zwey und einen halben Zoll breit aus, und laufen an den Seiten des Koͤrpers zwis ſchen den Voͤrder⸗ und Hinterfuͤßen hinunter, ſo flag gorirt , unten an Kopf aber weiß erg le N an —“ — — — — — — — —— — — — —n — —— —b— — —-—¼̃4 — — —e 121. Geſchlecht. Drachen. 75 dem Schwanze und an den Fuͤßen accurat bandirt. eber die Fluͤgel laufen braun und weiß gezeichnete Striche, und zwiſthen ſelbigen ſind die Felder aſch⸗ grau. Sie fliegen von einen Baum auf den andern und naͤhren ſich von Fliegen und Inſecten. Das Bas terland iſt Oſtindien und Africa. Es giebt aber auch in America eine Art, die Ameri⸗ noch hieher gehoͤrt, indem die Fluͤgel gleichfalls nicht u an die Vorderfüße angewachſen find, und deren Ads 8. 10 bildung wir Tab. I. fig. J. mittheilen, weil ſich doch ein Unterſchled zeigt. Es find nämlich die Flügel nicht ſo rund, aber im Umfange gerader, und mit einem Saum eingefaßt. Der Sack an der Kehle, der dieſen Thieren vermuthlich ſtatt eines Kropfs dient, iſt bey etlichen dreyviertel Zoll lang, und hat zur Seiten an der Kehle deutliche Anhaͤnge. Die Farbe iſt aſchgrau mit weiſſen Sprenkeln, bey andern ſchwarzbraun gefleckt, und an den Fluͤgelnn fahl roſtfaͤrbig; etliche find auch braun am Koͤrpes und an den Fluͤgeln weißlicht. Der Schwanz hat verſchiedene fange, woraus zu ſchlieſſen ift, daß es auch unter dieſen Thieren manche Verſchiedenheſ⸗ ten giebt. e me en 71381 2. Der Americaniſche Drache. Draco Praepos. 1: Das Kennzeichen dieſer Art iſt, daß die The „2. gel an den Voͤrderfuͤßen angewachſen find, aber von N Ameris den Hinterfüßen abftehen, wie Seba berichtet, Drache Herr Souttuin beſchuldigt das Exemplar, daß Praepos es zu ſehr eingeſchrumpft geweſen. Es ſtehet alſo dahin, ob Seba auch geirrt habe, daß vielleicht die Fluͤgel nur durch Zufall an die Voͤrderfuͤße angewach⸗ ſen geweſen. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſpielt doch die Einneiſche Benennung auf dieſen Umſtand u, ang 76 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Ampyh an, denn Praepes oder Praepos, das aus dem Grie ſchen genommen iſt, bedeutet einen Vorflieger, und koͤnnte auch dieſe Art heiſſen, weil die Fluͤgel nach vorne zu die meiſte Spannung und Staͤrke haben; wir aber nennen fie nach dem Vaterlande den Ame⸗ ricaniſchen Drachen, weil uns der vorige Um⸗ ſtand ſelbſt zweifelhaft vorkommt. So viel iſt indeßen 9020 g richtig daß dieſe Art roͤthlich iſt, und einen fehr lan⸗ gen, am dickſten Ende ſcharf gedornten Schwanz hat. Die Fluͤgel ſind nach Art der Floßen mit Rippen Anmer kung. durchzogen, die vermittelſt einer zaͤhen durchſichti⸗ gen Haut aneinander verbunden find. Sie iſt klei⸗ ner als die vorige Art, die aus Oſtindien und AP rica kommt, auch nicht ſo groß, als Wie ne americanifebe fliegende Eidechſen. 0 ** e e Auſſer dieſen Arten ſind bisher noch Feind „ ere Drachen bekannt, denn das hamburgiſche x benkoͤpſichte Monſtrum, welches bey dem Seba abgebildet iſt, und dazumal vor zehntauſend Gulden feil gebotten wurde, iſt von Kennern für ein Arte- factum erkannt, welches ſehr kuͤnſtlich gemacht war. Wie denn auch aus den getrockneten Rochfiſchen kuͤnſt⸗ liche Drachen mit Fluͤgeln verfertiget worden, um ſie denen, die keine Kenner ſind, als eine groſſe Seltenheit anzuhaͤngen. Auch muß man hieher den Seedrachen, welcher ein Fiſch iſt, oder den Baum⸗ drachen, welcher eine Eidechſe Mr und a | SEN wird, 705 rechnen. —— 1 8 a . + 2 5 EN „ 122. Ge⸗ #7 122. Geſchlecht. Eidechſen. Reptilia: Lacerta. O. die lateiniſche Benennung Lacertus oder Geſchl. Lacerta auf die gedehnte Geſtalt dieſer Thies Benens re ziele, iſt undeutlich, ſo wie es ungewiß iſt, wa⸗ nung. rum die Griechen dieſelbe Sauros, Koliſaura und Smulla genennt haben. Die deutſche Benennung Eidechſe moͤgte etwa auf das Eyerlegen dieſer Thie⸗ re ſehen, fo wie vielleicht das hollaͤndiſche Haage dis auf den gewoͤhnlichen Aufenthalt dieſer Thiere in den Hecken und Geſtreichen zielt. Der fran zoͤſi⸗ ſche Name iſt Lezard. | Man verſteht darunter folche nackigte lang ger ſtreckte Thiere, die eine Aehnlichkeit mit demjenigen bekannten Thiere haben, welches bey uns allenthal⸗ ben den Namen Eidechſe führt, deren allgemeine Eigenſchaft iſt, daß ſie ſich eine zeitlang im Waſſer aufhalten koͤnnen, jedoch mehrentheils auf dem Lan⸗ de leben, haͤutigte Eyer nach Beſchaffenheit ih⸗ rer Groͤße, wie die Windeyer der Huͤhner, in großer Anzahl legen, und von Inſecten, ja auch groͤßern Thieren leben. Sie ſind mit einer nackigten, jedoch bey den mei⸗ ſten etwas ſchuppigten Haut, (wie die Fiſchhaͤute ſind,) bekleidet, laufen ſchnell, und leiden mehrentheils ei⸗ ne gewiſſe, doch noch nicht hinlaͤnglich bekannte Ver⸗ wandlung; der Schwanz iſt bruͤchich und waͤchſt wie⸗ der nach. G e RT Die von dem Kitter angegebene Kennzeichen Geſchl. des ganzen Geſchlechts find nur allein ein vierfuͤßi⸗ e A Bet De 78 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amp ger, geſchwaͤnzter, nackigter Koͤrper; well aber fe Kennzeichen ſehr allgemein find, fo hilft er fic, dieſem weitläufigen Geſchlechte mit Abtheilung; Davon enthaͤlt die erſte ſolche, deren Schwanz zu Seiten platt gepreßt, und der Koͤrper mit Schuppen bekleidet iſt, als der Crocodill c. Die zweyte hat lauter Wirbelſchwaͤnze, als die gemeine Eidech⸗ ſe c. Die dritte enthaͤlt ſolche, deren Schwanz laͤnglichtrund, mit untereinander geſchobenen Schup⸗ pen beſetzt, und kuͤrzer als der Körper iſt, als das Chameleon. Die vierte beſtehet in langgeſchwaͤnz⸗ ten, deren Schwanz zwar wie an den vorigen be⸗ ſchaffen, jedoch laͤnger als der Koͤrper iſt, als der Leguan. Die fünfte, deren Voͤrderfuͤſſe vierfin⸗ gerig, und der Koͤrper nackigt, auch ganz ohne Schuppen ſind, als der Salamander; worauf denn endlich noch eine ſechſte Abtheilung folgt, die aber nur eine einzige wurmfoͤrmige Art enthaͤlt. Ueber haupt aber finden wir nachfolgende acht und vierzig Arten zu beſchreiben. | | A Plat: A. Plattfhmänge, deren Schwanz zur 4 Seiten platt gedruckt, der Köͤr⸗ N per aber einigermaſſen mit Schup⸗ pen gepanzert iſt oder Crocodill⸗ artige. 0 1. Der Crocodill. Lacerta Crocodilus, 1. Der alte bekannte griechiſche Name Kroko- a dielos, der fo viel als einen der das Ufer ſcheuet, 6900 bedeutet, und dieſer erſten Art beygelegt iſt, (weil dilus, man wohl Urſache hat, dieſes Thlers halben das Ufer, F. XII. wo es ſich aufhält, zu ſcheuen,) wird faſt in den fg 3. meiſten europaͤiſchen Sprachen beybehalten. In andern ! 1432. Geſchlecht. Eidechſen. 79 andern Laͤndern aber giebt man dieſem Thier einen A Platt⸗ andern Namen; unter andern heißt es bey den Egyp ſchwan⸗ tiern, Champſe; bey den Indianern, Cayman de. bey den Cingaleſen, Kimbula; türkiſch / Kim- Denen ſak z arabiſch, Corbi; braſilianiſch , ſacove; ung. africaniſch, Bombos; americaniſch , Picha- rouki; und in der heiligen Schrift, Leviathan, Hiob Cap. XI., 20. und Cap. XLI, bis zu Ende. Es iſt die allergroͤßte Eidechſe, da man fie zu Größe, achtzehn, zwanzig und vier und zwanzig Schuh lang findet, bey dem Anblicke ſehr fuͤrchterlich, und von einer raͤuberiſchen und verſchlingenden Art. Die Abbildung, die wir Tab. XII. fig. 3. beyfuͤgen, ſtel⸗ let einen kleinen jungen Crocodill vor, und iſt hin⸗ laͤnglich, ſich von der Geſtalt einen Begrif zu machen. Der Kopf iſt nach Verhaͤltniß ſehr lang, hinten Geſtalt. breit, vorne ſpitzig die Oefnung des Mundes un⸗ gemein weit, und jeder Kiefer in unſerm Exemplar mit einer Reihe von funfzig langen, ſehr ſpitzigen Zaͤhnen gewafnet. Die Augenlleder find ſehr groß, runz⸗ licht und hoch hervorragend. Der Kopf iſt mit großen viereckigten Schuppen, als mit einem harten Schild bedeckt; der ganze Koͤrper mit zwanzig bis vier und zwanzig Querreihen laͤnglicht viereckigter harten Schuppen, durch welche kein Flintenſchuß gehet, gepanzert; der Schwanz laͤnger als der Koͤrper, an beyden Seiten platt gedruckt, und oben mit einer gedoppelten Reihe ſchuppigter Zacken beſetzt; die Voͤr⸗ derfüſſe find fuͤnffingerſg , die Hinterfuͤße vier fingerig, und mit einer Schwimmhaut verſehen; an jedem Fuße aber ſind nur drey Finger, mit langen ſpitzigen etwas krummen Naͤgeln gewaffnet. Die Farbe iſt oben ſchwarzgrau gefleckt, auch braun, oder ganz ſchwarz, und unten gelblicht weiß. Der Gang iſt geſchwinde, und der Ton, den der Crocodill von ſich giebt, iſt weinend und klaͤglich. Den untern Kiefer fol 5 99 g 5 2 aut 2 I l N 7 K. Platt ſchwaͤn⸗ ze. Lebens⸗ art. einen Raub packt, und verſchluckt ihn unter demWaſſer. 80 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. nicht bewegen koͤnnen, und daher wider die Art aller anderer Thiere den Oberkiefer mit ſamt dem Ober⸗ theile des Kopfs aufheben, um ſo ſeinen Raub zu verſchlingen. | Ä Dieſes Thier lebt in füffen und ſalzigten Waſ⸗ ſern, und auch auf dem Lande. Im Waſſer ſchwim⸗ met es ſo, daß Kopf und Ruͤcken etwas uͤber dem Waſſer hervorragen, taucht aber unter, wenn es Es lebt von Fiſchen und Landthieren. Um die Fiſche zu fangen, ſchwimmen etliche hintereinander, und ſe⸗ tzen alles in Unruhe, da ſie denn ſehr große Fiſche anpacken und zerfetzen. Die Landthiere hingegen werden nur von ihnen an den Ufern erſchlichen, wo ſie ſelbige im Schilfe erlauſchen, und wenn ſich Land⸗ thiere an das Waſſer zur Traͤnke machen, ſo erwiſchen ſie ſelbige in der groͤßten Geſchwindigkeit, zerren und erſticken fie ſogleich unter dem Waſſer, und freſſen fie. Dieſem Schickſale find Schafe, Kühe und ans dere Thierarten unterworfen, ja mancher Menſch hat auf dieſe Weiſe fein Leben verlohren, und iſt durch die Crocodille verſchluckt worden, denn fie find frech genug einen Menſchen, der in einem Kahn faͤhrt, heraus zu zer⸗ ren, oder den Kahn mit dem Schwanze umzuſchla⸗ gen, und ſo die Menſchen zu packen und zu verſchlin⸗ gen. Auch die Weiber, welche in Egypten an den Fluß kommen und daſelbſt waſchen, find haufig von dieſen Ungeheuren aufgefreſſen worden. Man kann ih⸗ nen aber zu Lande durch Seitenſpruͤnge und haͤuffige Wendungen entgehen, indem ſie ihres gepanzerten Körpers halben ſich nicht ſchnell genug wenden koͤn⸗ nen, ihrem Raube nachzuſetzen oder ihn einzuhohlen; ja man hat verwegene Africaner, die ihnen auf den Ruͤcken ſpringen, und ſich alfo retten, inzwiſchen aber das Thier auf die beſte Art mit Meſſern toͤden oder | ihm das Maul mit einem Stricke zuſchnuͤren. In⸗ zwiſchen mag man mit Recht das Ufer ihrenthalben ſcheuen, | 122. Geſchlecht. Eidechſen. 8t ſcheuen, und fie in dieſem Verſtande Crocodille A. nennen. a Sie legen, und verſcharren bey hundert Eyer a » im Sande, welche fo groß wie Gaͤnſeeyer find, und durch die Sonne ausgebruͤtet werden, wenn nicht ber Ichneumon (eine Ratzenant. Siehe L. Theil p. 244.) und die Voͤgel, ſolche aufſcharren und verzehren. Die Eyer ſelbſt ſind weiß, eßbar, und haben eine harte häutige Schale Wenn die Jun; gen außggekrochen ſind, traͤgt fie das Weibchen auf dem Ruͤcken zu Waſſer, die aber herunter fallen, werden von den Alten gleich aufgefreſſen. Man glaubt, daß ſie ſechzig, ja vielleicht hundert Jahre alt werden. Das elgentliche Vaterland derſelben iſt Egyp⸗ Pater ken) wo fie zuerſt im Nilſtrom find gefunden wor? Laub: den, und daſeloſt ſind die groͤßten; nach ſelbigen folgen die Oſtindianiſchen im Gangesfluß, und an den bengaliſchen Kuͤſten, deßgleichen um Java, Coromandel und adagaſcar. Eine nicht fo grauſame Art haͤlt ſich in Guinea und ei⸗ nie andeke am Senegal auf; die kleinſten aber ſind hin und wieder in America, fo daß maneinen wuͤrk⸗ lichen Unterſchied zwiſchen Egypriſchen, Oſtindig⸗ niſchen und Americaniſchen macht, wenig ſtens unterſchelden fie ſich in der Größe und Farbe. Die Crocodille haben keine Zunge, an deren . ftatt aber einen Fortſatz (Velum palatinum) wel⸗ 10 cher von der ſtarken gelblichten Haut, womit der Anmek⸗ ganze Gaumen bekleidet iſt, abſtammet, und die kung⸗ Kehle oͤfnet und verſchließt. Die Ohren beſtehen in laͤnglichten Strichen, und verſchlieſſen ſich oben mit einer Klappe. Die Lungen und das Herz ſind klein, das Zwergfell iſt ſehr duͤnne, hingegen iſt der Magen ſamt der Speiſeroͤhre mit dicken 155 Linne III. Theil, 8 en Nutzen. 82 Dritte El.]. Ord. Kriechende Amphib⸗ ken Waͤnden bekleidet, deßgleichen auch die Daͤr⸗ | mer, welche eine Spanne weit vom Magen faft zwey Zoll, hernach aber nur einen Zoll, und am Ende gar nur einen Federkiel weit ſind. Doch das letzte Stuͤck, welches man für den geraden Darm halten kann, und etwa die Laͤnge einer halben Span⸗ ne hat, iſt etwas weiter. Die Gallenblaſe, zwiſchen dem Magen und einem Leberlappen, iſt ſo groß, wie ein Huͤhnerey, und haͤlt eine halbe Taſſe voller dicken ſehr bittern, dunkelgruͤnen Galle. Die Nies ren ſind mittelmaͤßig groß, und ſehen wie gewoͤhn⸗ lich aus. Das Netz der Daͤrmer, und eine dicke Haut, die den Bauch inwendig bekleiden, ſind beyde voller Fett. Die Menge des Bluts, die fie haben iſt ſehr gering, gegen andere Thiere gerechnet, dagegen befitzen fie weit mehr Galle und Ruͤckdruͤſenſaft, und dieſes iſt ihnen noͤthig, weil fie nichts kauen, ſondern alles ganz hinunter ſchlucken. Auſſerdem iſt der Magen, wie bey den Huͤhnern, mit vielen Stein⸗ chen zur Befoͤrderung der Verdauung angefuͤllet. Das merkwuͤrdigſte aber iſt, daß dieſe Thiere ihren Unrath nicht von hinten abgeben, ſondern wiederum durch den Mund ausſpeyen, welches durch die Be⸗ ſchaffenheit ihrer engen Daͤrmer beſtaͤttiget wird. Zu geſchweigen, daß man fie taͤglich in Egypten aus dem Nil an das Land kommen ſiehet, um ihren Unrath auszuſpeyen. Sie paaren ‚io von vorne, indem ſich das Weibchen auf den Ruͤcken legt. Al⸗ le dieſe Wahrnehmungen ſind von dem Herrn Saſ⸗ ſelquiſt gemacht worden. | Die Indianer und Mohren ſchlachten und eſſen die Erocodille, ja in Bantam werden fie zahm gemacht, gemaͤſtet und geſchlachte. Das Fleiſch aber riecht nach Biſam, denn fie haben un- ter den Achſeln in den Weichen und am Unterleibe gewiſſe Blaͤßchen in der Groͤße einer Haſelnuß, wo⸗ rinnen ſich dieſe Feuchtigkeit abſondert. Ihr Blut wird 122. Geſchlecht. Eidechſen. 83 bis: in dafigen $ändern wider Augenkrankheiten, das A. Fett wider Fieber und Gicht, die Galle aber wider 0 | Unfruchtbarkeit gebraucht. a 5 waͤn⸗ 2. Der Schleuderſchwanz. on Caudiverbera, Die Benennung, (davon man eine ahnliche g bey den Alten im griechiſchen unter dem Na⸗ Kale, men Uromaſtix findet ) iſt von der Eigenſchaft ee ſchwanz⸗ dieſes Thiers hergenommen, weil es mit dem Caudi- Schwanze ſchleudert, und die Gegenſtaͤnde damit ver- gleichſam geiſſelt. Die zwey Exemplare aber, die bera. der Ritter aus dem Seba und Seuille hieher bes he ab. ziehet, find ſowohl in Abſicht auf die Geſtalt als is. Vaterland ſo verſchleden, daß wir ſie beyde be⸗ ſchreiben muͤſſen: Das erſte Exemplar, welches von Seba ein Waſſer⸗ Salamander genennet wird, und hier Tab. II. fig. 1: abgebildet iſt, kommt aus Arabien und Egypten, und iſt folgender Ge⸗ ſtalt beſchaffen. Der Kopf iſt laͤnglicht, und ei⸗ nem Crocodillenkopfe aͤhnlich; die Nafenlöcher find lang, die Augen groß und rund, die Ohren tief im Kopfe hinter dem Rachen im Nacken. Der Hals iſt kurz und dick, der Rachen mit kleinen Zähne chen beſetzt, der Ruͤcken it nicht mit Schuppen ges deckt, ſondern ſammetartig weich, der Farbe nach dunkelgelb, und hin und wieder mit einem kleinen Bluͤmchen oder Sternchen beſetzt; der Schwanz nie dergedruckt, und an den Seiten mit runden Hori⸗ zontalfloſſen beſetzt, welche wie am Berſching / korallenroth ſind, und nach der Schwanzſpitze zu je laͤnger, je breiter werden, ſo daß der Schwanz am Ende ganz buͤſchicht iſt. Die Füße find fuͤnf⸗ fingerig, mit einer Schwimmhaut und mit Naͤgeln verſehen, wie die Figur zeiget. Die Araber nennen 105 Thier Samabras, die Egyptier aber Cordy- hi F 2 jus 84 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. Ver⸗ ſchieden⸗ heit. lus , und zwar nach einem Fiſche, den fie auch Cor- dylus nennen, der aber ſonſt den Namen Thy- nus; oder Thunfiſch fuͤhret, und die Eigenſchaft hat, daß er, wenn es donnert, erſchrickt, und wie todt mit dem Bauche in die Höhe ſchwimmt; denn dieſe Eidechſe verlaͤßt auch, ſobald es donnert, das Waſſer, und verkriecht ſich auf dem Lande. Die Farbe derſelben iſt dunkelblau. | | Das andere Exemplar, deſſen der Pater Feu⸗ ille Erwehnung thut, iſt hingegen ſchwarz und wird in Peru und Chili gefunden. Dieſer Pater fieng einen ſolchen Schleuderſchwanz in einem Bache bey la Conception in Chili. Er war nur vierzehn und einen halben Zoll lang. Die Haut hatte keine Schuppen, war ſchwarz und ſanft anzufuͤhlen. Der Kopf war mit einem ausgeſchweiften Kamm verſe⸗ hen; die Naſenloͤcher waren groß mit einem fleiſch⸗ ichten Rande; die Augen ſafrangelb mit einem blauen Augenringe; der Rachen war weit, und mit ſcharfen etwas krummen Zaͤhnen beſetzt, die Zunge dick, breit, und roſenfaͤrbig, mit dem untern Theile ganz an der Kehle befeſtigt, und ſo beſchaffen, daß es ſich wie ein Kropf auftreiben ließ. Die Voͤrder⸗ Füße waren kuͤrzer als die hintern, die Finger durch Knorpel verbunden und am Ende mit einem run⸗ den platten Knorpel verſehen, über welchem ſtatt der Naͤgel ein Kamm lauft. Der Schwanz iſt am Körper lang, ſchmal und rund, wird weiter hinunter je laͤnger je breiter, und am Ende auf zwey Zoll breit, mithin ſpadelfoͤrmig, ſo daß das äußere Ende platt und rund iſt, jedoch iſt der⸗ ſelbe zur Seiten wie eine Saͤge eingekerbet, und in der Mitte lauft ein wellenfoͤrmiger Ruͤcken die Laͤnge des Schwanzes herab, 3. Der | . 22. Geſchlecht. Eidechſen⸗ 85 3. Der Drachenkopf. Lacerta Dracaena. „A, Auch dieſes Thier wird, wie das vorige, bey lee wan den Alten Cordylus, und Caudiverbera, oder ““ Uromaftix genannt. Die letztere Benennung führ Ora ret es wegen ſeines vorzuͤglichlangen Schwanzes, den chen⸗ es beſtaͤndig hin und her drehet, und in einander win kopf. det. Weil es aber bey dem Anblick eine Drachen, Drac®e geſtalt hat, fo wie ſonſt die Mahler einen eingebil⸗ a. deten Drachen zu mahlen pflegen, ſo hat es der Ritter zum Unterſchied Dracaena genennet. Dieſes Thier iſt unter den Americaniſchen die groͤßte Eidechſenart, hat einen ſehr langen im Anfange ungemein dicken, aber weiter hin nach und nach ſpitzig auslaufenden Schwanz / der oben die ganze Laͤnge herab mit einem gezaͤhnelten Kamm be⸗ ſetzet iſt. Der Koͤrper hingegen iſt glatt, und die Zaͤhen find einander in der Länge ziemlich gleich. Wir wollen hier zur Ergaͤnzung dasjenige mit an⸗ führen, was uns Seba von dieſer Art berich⸗ tet. Der Kopf iſt mehr einem Schlangen als Ei⸗ bechfenkopf ahnlich, klein, duͤnn, laͤnglichtrund, ſpitzig und mit einer tief hintergehenden Maulſpalte, die mit einem blauen Saum umgeben iſt, verſe⸗ hen. Die Ohren haben gleichfalls zinen duͤnnen Saum, die Augen ſind ſehr groß und glaͤnzend. Die Zunge iſt / wie bey den Schlangen, geſpalten. Der Hals iſt dicker als der Kopf. Der Koͤrper, die Schenkel und Fuͤße haben die gemeine Eydechſengeſtalt. Als le vier Fuͤße ſind mit fuͤnf Fingern mit langen krummen Naͤgeln verſehen. Der Korper iſt laͤnglichtrund, dicke und mit kleinen dunkelbraunen Schuppen be⸗ ſetzt. Die Huͤften, Fuͤße und Finger ſind ſafran⸗ gelb gefleckt; der Schwanz iſt, wie oben geſagt, dicke, die Laͤnge herab mit einem gezackten Saum auf deſſel⸗ ben Rüden beſetzt, und bey zwey Elen lang. Das Fleiſch N F 3 wird 86 Dritte Cl. I. Ord Kriechende Amphib. A. wird von den Americanern geeffen, und dei en Hühnerfleiſche vorgezogen. 5 ih . 0 es \ 4. Der Kammruͤcken. Lacorta Super cilioſa. ei Die Benennung Superciliofa iſt von dem Enden. Umſtande hergenommen, daß die Augenlieder erha⸗ Super- ben und mit ſtumpfen in die Höhe ſtehenden Schup⸗ eiliofa. pen beſetzt find, welche uͤber dem Kopfe hervorragen. Wir ſetzen dafuͤr Kammruͤcken, weil der Mücken oben von dem Nacken an bis zur Schwanz; ſpitze hinaus, mit einem gezackten Kamm beſetzet iſt. Sonſt hat der Kopf, den dieſes Thier zuruͤckgebo⸗ gen traͤgt, gerade ſtehende Schuppen, der Hals iſt kurz, der S man; auf der obern Seite mit einem kielfoͤrmigen Ruͤcken geſchaͤrft. Die Farbe iſt fuchs⸗ roth oder roſtfaͤrbig; der Koͤrper ziemlich ſchuppigt, die Z Zunge dick und kurz. Da die Huͤften, Schenkel, Fuß fe und Finger duͤnn und lang find, fo hat diefe Art die Geſtalt der Eidechſen, weicht aber darinnen von den gewoͤhnlichen, Eidechſen ab, daß fie die ewohnheit haben, einander durch einen Laut zuzuſchreyen und ſich zu locken. Das Vaterland iſt Indien, befonderg Amboing. 1 5. Der Perlentraͤger. Lacerta Seu. tata. perlen Da dieſe Edechſe auf dem Kopfe ein S Schl | räger. traͤgt, ſo wird fie Scutata genennet, und wir wuͤr⸗ Seutata den dieſen Namen beybehalten haben, wenn nicht die vorige Art gleichfalls ein Schild fuͤhrte. Wir ‚wählen demnach den Namen Perlenträger, weil | der blaue Körper ſowohl oben als an den Seitenhin und wieder mit vielen großen hellen Flecken, die voll, font | 122. Geſchlecht. Eidechſen. 87 kommen wie erhabene Buckel oder Perlen ausſehen, beſetzt iſt. Das Schild des Kopfs endiget ſich am Hinterkopf in zweyen Spitzen. Die Ruͤckennath iſt gezaͤhnelt, und der Schwanz, der ein wenig ge⸗ druckt iſt, hat eine maͤßige Laͤnge. Die Fuͤße ha⸗ ben fuͤnf Finger ohne der geringſten Schwimmhaut. Das Vaterland iſt Aſien. 6. Der Wachhalter. Lacerta Monitor. Dieſe Eidechſe liebt das Waſſer, und begiebt Wach, ſich zuweilen, jedoch nicht weit vom Strande. Wenn halter. nun von ohngefehr ein Crocodill in der Nähe iſt, Moni⸗ fo fängt fie an, aus Furcht verſchlungen zu werden, or. heftig zu ſchreyÿen. Dieſes Geſchrey iſt denen | ſich vielleicht in der Nähe aufhaltenden, oder auch im Waſſer badenden Indianern ein Merkmahl, daß es der Crocodille wegen daſelbſt nicht ſicher ſey; wor⸗ guf der Ritter durch den Namen Monitor zielet, und eben dieſer Urſache halben wird dieſe Art uͤberall mit dem franzoͤſtſchen Namen Sauvegarde bele⸗ get, wofuͤr wir Wachhalter ſetzen wollen. Der Kit⸗ ter führt hier wohl zehn Verſchiedenhelten aus dem Seba an, welche aber in dem Hauptumſtande mit einander uͤbereinſtimmen, daß der blaͤulichtſchwarze Ruͤcken mit Reihenweiſe geſetzten weißen Augen gezie⸗ ret, der Bauch aber mit weißen, durch ſchwarze Flecken unterbrochenen Linien bandirt iſt. Die Geſtalt iſt ſchoͤn geſchmeidig, die Schilde oder Schup⸗ pen, die den Koͤrper bedecken, ſind klein und laͤng⸗ licht viereckigt, der Schwanz iſt dick und an den Seiten platt gedruckt, die Fuͤße ſind wie Eidechſen⸗ fuͤße, fuͤnfzaͤhig, und alle mit niedlichen rothen Naͤ⸗ geln gewafnet. Der Kopf iſt wie ein Schlangen⸗ kopf gebildet, ſonſt aber hat weder der Kopf noch der Rücken einiges Schild oder gezaͤhnelten Kamm, ſondern iſt uͤberall glatt. Das Vaterland iſt Indien. 8 4 Da⸗ 88 Dritte Cl. J. Ord. Kriechende Amphib. ö A. Das Exemplar, welches wir beſſtzen, iſt aus e Weſtindien, und etwa zwey und einen halben 1 Schuh lang, doch ſoll es in den ſurinamiſchen Ge⸗ a buͤſchen manchmal ſolche geben, die mit dem Schwanze fuaſt zwanzig Schuß lang find, aber doch niemanden Schaden thun, weil ſie lediglich von Voͤgeleyern und allerhand Thlergas leben. 7. Der Buͤrgermeiſter. Lacerta Prin- u | cıpalis, 1 75 Hat man doch wohl Vögel Burgermeiſten Bürger, genennet, (ſiehe den zweyten Theil, pag. 347. ) ware meifter, um dann dieſe Eidechſen nicht? die Namen Princi- find wilkuͤhrlich. Der Bitter will durch die Bes palis. nennung Principalis die gegenwartige Art vorzüg⸗ lich herauszeichnen, und merkwürdig machen, und dazu iſt eben auch der Name, den wir wählen, ge⸗ ſchickt. Der Kopf iſt etwas ſpitzig, oben breit, an den Seiten etwas gedruckt, und durch verſchiedeng feine Naͤthen abgetheilt. Die Naſen⸗ und Ohrenlo⸗ cher ſind ſehr klein. An der Kehle befindet ſich ein runder ungezaͤhnelter Kamm. Der Korper iſt mit ſehr kleinen Schuppen bedeckt, und die Haut ſehr duͤnne. Der Schwanz iſt gllederweiſe abgetheilt, dapon jedes Glied Fünf, Ringe von feinen Schuppen hat, übrigens ſehr ſpitzig und duͤnn, und noch eins mal fo lang als der Körper, auch obenher etwas kielfoͤrmig. Die Süße haben fünf Finger, und ſchar⸗ fe Naͤgel von ungleicher Laͤnge, die Farbe iſt über. dem Körper blaͤulicht, am Schwanze aber blaß und braungeſtreift. Das Vaterland iſt das mite | tägige America. 1 Horpeb 8. Der Doppelkiel. Lacerta Bicarinata. mit ea. Dieſe kleine graue indianiſche Eidechſe, wird gata. deßwegen Doppelkiel geneunt, weil der Ruͤcken 5 122. Geſchlecht, Eidechſen. 89 mit zwey erhabenen Naͤthen die Laͤnge herab beſetzt iſt. Die Seiten des Ruͤckens ſind gleichfalls mit kielfoͤrmigen Reihen oder Schuppen geſtreift , indem die Schuppen erhaben⸗ hoͤckerigt find; der Bauch wird mit vier und zwanzig Querreihen die jede gus ſechs Schuppen beſtehen, bedeckt. Der Schwanz iſt kaum anderthalbmal fo lang als der Körper, an den Seiten gedruckt und glatt, unten geſtreift, und von oben, 1 0 dem Koͤrper, mit einem doppelten Kiel verſehen. Dieſe Art führee weder auf dem Kopf oder an der Kehle, noch auch auf dem Ruͤcken einen Kamm. B. Wirbelſchwaͤnze, (Cauda era. lata,) deren Schwänze in Gelen⸗ ke oder runzlichte Ringe abgetheilt zu ſeyn ſcheinen oder kigemche Eidechſen. 9. Der Stachelſchwanz. Lacetta Cordylus. 0 | Von der Benennung Cordylus ift oben No. 2, ſchon gemeldet worden. Weil nun aber an dieſer Art die Gelenke, oder die runzlichten Ringe, die den Schwanz gleichſam in Gelenke abtheilen, ſtachlicht find, wegen der hervorſtehenden Spitzen der Schwanzſchuppen, die jeden Ring ausmachen, ſo nennen wir ſie Stachelſchwanz, und es iſt die⸗ ſes der vornehmſte Umſtand, welcher dieſe Art merk, wuͤrdig macht. Zwar iſt der Körper auch etwas durch die Reihe der e gerunzelt, doch ſind die Schuppen daſelbſt ſtumpf. Der Schwanz hingegen, 05 er gleich an N ich KR . iſt hat doch I de B. irbel⸗ 19 5 de S 10 chel⸗ ſchwanz Cordyr lus. Tab. I, lig · 4 * 90 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. zwanzig Wirbel oder Abtheilungen, welche aus Rin⸗ gen von zugeſpitzten Schuppen beſtehen. Der Kopf iſt durch die Groͤße der Schuppen etwas ungleich und hat verfihiedene Naͤthe, welche die Schuppen verbinden. Die Schuppen der Fuͤße aber liegen wie Dachziegel über einander. Die Geſtalt des Körpers iſt nicht recht rund, ſondern viereckigt, oben naͤmlich, und an den Seiten platt, Die Fuͤße find fuͤuffingerich und haben Nägel. Das Vaterland iſt Aſta und Africa. In erſterer Ge⸗ en findet man blaß bleyfaͤrbige, (ſiehe Tab. g. 4.) und in letzterer ſchwarzbraune. Auch traf der Herr Saſſelquiſt eine groſſe braune Art in Alt Cairo bey den beruͤhmten egyptiſchen Pyra⸗ miden an. | Horne 10. Die Dorneidechſe. Lacerta Stellio. dechſe. Es follte einem faſt duͤnken, daß man das Stellio. Wort Stellio durch Sterneidechſe verdeutſchen muͤſ⸗ ſe, allein der Kitter und andere Schriftſteller ver⸗ ſtehen hier unter dieſer Art keineswegs die ſo ge⸗ nannte geſtirnte Eidechſe, welche eigentlich ein Waſſerſalamander iſt, ſondern eine rauhe ſtachlichte Art, deren Schuppen ſich jede in der Mitte in eine dreyeckigte Spitze erheben, ſo daß man ſie nicht angreifen kann, und darum nennen wir ſie Dorneidechſe. Der Schwanz iſt mittel⸗ mäßig lang, wirbelicht, mit gezaͤhnelten Schuppen beſetzt, und der ganze Koͤrper nebſt dem Kopfe, aus vorgemeldter Urſache gleichſam ſtachelicht oder dornicht. Sie halten ſich im Schutt und in den Ritzen alter Gebaͤude auf, thun niemand Schaden, und wohnen in Indien, Africa, Egypten und Griechenland. Die Farbe iſt braun, zuweilen etwas geſprenkelt. Die Groͤße iſt ohne Schwanz eine Spanne lang. Man fammlet ihren Unrath an 122. Geſchlecht. Eidechfen. gi an den egyptiſchen Pyramiden und braucht fer B. bigen zur Schmincke. Die Tuͤrken nennen fie Har- Wirbel dun, und find ihnen feind, | 1 I. Der Barbar. Lacerta Mauri. e tanica. | Was kann wohl natuͤrlicher ſeyn, als daß man 11. einen Einwohner von der Barbarey auch einen 1 Barbaren nennet? der Koͤrper iſt, wie der Gecko 14010 No. 21. geſtaltet, jedoch der Farbe nach braun, 105 übrigens aber zur Seite des Kopfs, im Nacken, und am Halſe, wie auch am Ruͤcken und an den Schenkeln, mit warzenartigen ſchapfen Spitzen bes dest. Der Schwanz iſt kuͤrzer als der Körper, bis an die Mitte mit ſechsfachen Reihen Stacheln bes ſetzt, von da an aber bis zur Spitze glatt. Die Finger ber Süße find wie am Gecko No. 21. uns tenher mit flachen Blaͤttern belegt. Die Naͤgel ſind klein, wie denn auch die Schuppen des Unter⸗ leibes klein und glatt find. . Mn 2, Die blaue Eidechſe. Lacerta AZurea, Dieſe Art, und der Stachelſchwanz No. 9, Blaue ſcheinen faſt von einerley Beſchaffenheit zu ſeyn, Eidech⸗ indem der Schwanz wirblicht, kurz, und mit ſpi⸗ ſe. tigen Schuppen beſetzt iſt. Doch iſt die Farbe Azurea ſchoͤn himmelblau, der Ruͤcken mit ſchwarzen Baͤndern geziert, fein geſchupt, und mit erhabenen weißen Sprenkeln beſetzt. Der Kopf und die Fuße haben ſchwarze Ringe. Das Vaterland iſt VVV N 80 / 13. Dez 92 Dritte Cl. J. Ord. Kriechende Amphib. 13. Der Turk. Lacerta Turcica. 15 al Der Schwanz hat ehngefehr die Größe des Körpers, und iſt nur etwas gerunzelt. Der Körs 1 per iſt klein, aſchgrau, mit braunen Puncten als ga, font ſchoͤn gefleckt. Das Vaterland iſt Worgen⸗ 14. Die Marmeleidechſe. Lacerta Amelva. 14. Die Eidechſen dieſer Art ſind auf einem blauen mee Grunde ungemein fihön mit ſchwarzen rothen und dechſe. weißen Flecken marmorirt, oder auch geſtreift und Ameiva bandirt. Wegen dieſer Schönheit werden ſie von den Braſilianern, woſelbſt fie zu Haufe find, Amei⸗ ra genennet, und daher ließt man bey dem Linne Ameiva. Mir koͤnnen fie daher fuͤglich die Mar⸗ meleidechſe nennen. Es glebt davon viele Der ſchiedenheiten, die alle nur etwas größer als unſere gewöhnliche Eidechſen find, doch aber einen laͤngern Schwanz haben, als der Körper iſt; denn etliche führen einen Schwanz anderthalb⸗ zwey⸗ und drey⸗ mal ſo lang als der Koͤrper: bey allen aber iſt der Schwanz wirblicht, der Bauch hat dreyßig Schil⸗ de, der Hals iſt mit einer doppelten Runzel oder mit einem ſchuppigten Kragen umgeben. An den Schenkeln befudet ſich eine Reihe Warzen und die Fuͤße haben fuͤnf Finger. Das Fleiſch iſt eßbar. N 15. Der Springer. Lacerta Agilis. IS, 2 N Ei Unter dieſer Art wird unfere gemeine Euro⸗ gen päifche Eidechſe verſtanden, die ſich aber auch in else Indien aufhält, wo fie jedoch ſchoͤner gefärbt und | ge⸗ 122. Geſchlecht. Eidechſen. 93 gefleckt if. Die unſrige iſt auf dem Ruͤcken fan metgruͤn, an den Seiten braungrau mit ſchwaͤrz⸗ lichten Flecken, Augen oder Vierecken, und am Bauche weißlichtgelb, etwa eine gute Spanne lang. Ihr gemeinſchaftliches Merkmal iſt, daß der Hals fragen aus etlichen gröſſern Schuppen beſtehet, der Schwanz geringelt und mit ſcharfen Schup⸗ pen reihenweiſe beſetzt iſt, und die fuͤnf Finger der Fuͤße ſcharfe Nägel haben. Man kann fie Jahr und Tag in einer Flaſche mit feuchtem Moos und etwas Erde lebendig erhalten, wenn man ihnen zuweilen Inſecten verſchaft. Der Schwanz iſt, weil er geringelt iſt, ſehr bruͤchig, waͤchſt aber bald wieder nach. Weng man fie ertapt, fo ſchauen ſie den Menſchen an, und ſperren das Maul auf; will man ſie aber greifen, ſo thun ſie einen Sprung, daher wir fie Springer heißen. Bey den Grie⸗ chen wurden fie der gruͤnen Farbe wegen, Chloro- daura, aber ihres Muths halben, daß fie mit Schlangen fechten, Ophiomachos genennet. Sie wurden zur Arzney gebraucht, und es war beſon⸗ ders das infundirte oder gekochte Eidechſenoͤl be⸗ kannt, wie man ſich denn auch des Bluts bediente, um Warzen damit zu vertreiben. 16. Der Algierer. Lacerta Algira. Dieſe Art hat einen ziemlich langen Schwanz. 16. Der Körper iſt kaum einen Finger lang, oben braun Algirer⸗ unten gelb. Die Schuppen auf dem Rücken find AStA etwas fpißig , und machen einen Kiel. An den Geis ten des Körpers befindet ſich ein gelber Strich, der den Ruͤcken gleichſam einfaſſet, dahingegen ein tiefer liegender Strich den Bauch von den Seiten unterſcheidet. Brander fand dieſe Eidechſe in der Barbarey. Rn | | 17, Die 94 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphid, B. 17. Die Schlangeneidechſe. Lacerta Wirbel⸗ | | ſchwaͤn⸗ | Seps. 1 genei⸗ vermuthlich deßwegen beygelegt zu ſeyn, weil der lange dechſe. geſtreckte Körper, der platte Bauch, und die kurzen deb. Fuße ihr eine ſchlangenartige Geſtalt geben. Der Kopf wenigſtens iſt ſehr klein, der Bauch aber iſt zu beyden Seiten durch eine umgebogene Nath von den Seiten abgeſondert, die Schuppen ſind al- le ſtumpf viereckigt und machen, daß der Koͤrper ge⸗ ringelt und geſtreift erſcheint. Der Schwanz hat funfzig Wirbel, und iſt anderthalbmahl fe lang als der Körper, Die Farbe iſt blaͤulichtgrau, und auf dem Ruͤcken braun. Es haͤlt ſt j ch dieſe Art in den warmen Rändern auf; Sechs, 18. Die ferhefachgeftreifte Eidechſe. 10 ge Lacerta 6. Lineata, 1 41 10 Der Ruͤcken dieſer Eidechſe hat zu beyden Sei⸗ neata, ten drey weiſe enge Linien, die mit eben ſoviel ſchwar⸗ zen Linien abwechſeln. Die Schärfe des Ruͤckens iſt grau, und liegt zwiſchen den weißen Linien. Unter dem Halſe befinden ſich zwey ſchuppigte Rin⸗ ge. Die Schenkel haben Reihen Warzen, wie die Marmeleidechſe No. 14. Der Schwanz iſt lang, doch iſt die Art ſelbſt nicht ſehr groß. Man hat ſie in Carolina, 1 fie von dem D. Gar⸗ den entdeckt wurde. N Vieleck. 19. Der Vieleck. Lacerta Anigulata Angula- Man mag die jekige mit Recht Vieleck nen ta. nen, denn ale Schuppen haben einen erhabe⸗ nen Seps war ſonſt die Benennung getoiffer 10 | Elan ner giftiger Schlangen, und ſcheinet dieſer Art 123. Geſchlecht. Eidechſen. 95 nen ſcharfen Ruͤcken, der in eine Spitze auslauft; B. da nun die Schuppen reihenweiſe ſtehen, ſo macht Wirbel die es ſolche Erhöhungen, und zwiſchen den Rei⸗ ſchwaͤn⸗ hen wiederum ſolche Furchen, daß ſich der Koͤrper I im ganzen Umfange, (ausgenommen am Unterlei⸗ be) vleleckigt oder vielſeitig zeigt. Ja der Schwanz ſelbſt behaͤlt eine ſechseckigte Geſtalt, und iſt an⸗ derthalbmal ſo lang als der Koͤrper. Der Kopf iſt kahl, und hat nur etliche erhabene Runzeln. Im Nacken aber, wo die Schuppen ihren Anfang nehmen, ſcheint der Hals knotig abgeſtutzt zu ſeyn. Unter der Kehle befinden ſich zwey große runde Schuppen, gleich einem Halskragen. Diefe Art iſt klein, und von brauner Farbe. Das Water land iſt America. C. Kurzgeſchwaͤnzte Eidechſen , deren gude Schwanz laͤnglichtrund, und Fürs ſchwan zer als der Körper, auch mit “ Schuppen beſetzt iſt, die wie die Dachziegel untereinander geſcho⸗ ben find; oder / Chameleonartige Eidechſen. 20. Der Chamäleon. Lacerta Cha. | meleon, Die griechifche Benennung Chameleon 20. heißt eigentlich fo viel als ein kleiner Löwe, viel, Chamaͤ⸗ leicht weil dieſes Thier den Fliegen ein reiſſender 5 5 5 Lowe if, wie der ſogenannte Ameiſenloͤbe den Amel, jeon. fen. Inzwiſchen ift die Benennung ſchon fo all- Tab. gemein in allen Sprachen angenommen, daß wir XII ig. uns um keine andere, noch weniger um Ihre Be, 4 11 deu⸗ C. Kurzge⸗ ſchwaͤnz⸗ te. Geſtalt. 96 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. deutung zu bekuͤmmern haben, denn ein jeder weiß, was ein Chamaeleon iſt. Man verſtehet naͤmlich darunter eine kurze aber dicke Eidechſenart die ihre Farbe aͤndert, und welche wir jetzo naͤher beſchrei⸗ ben wollen. 15 1 Der Körper iſt bey den Groͤßten etwa eine Spanne lang, untenher dick und nach dem Nik cken zu duͤnne, mithin einigermaſſen dreyeckigt, Ins dem der Rücken einen hohen ſcharfen Kiel hat. Der Kopf iſt bey einigen mit einem flachen, bey andern aber kamm⸗ und kielfoͤrmigen Schilde be⸗ deckt, welches aus der, in einem Dreyeck ausge, breiteten, und mit einem ſcharfen uͤberſpeingenden Rande verſehenen Haut beſtehet. Der Kopf iſt breit, der Hals dick, die Augen haben einen golb⸗ gelben Ring, der bey dem Anblick ſehr feurig aus, ſiehet, und mit dicken Augenliedern gedeckt iſt, und das Thier kann zu gleicher Zeit mit dem einen Au⸗ | ge wohin ſehen, und das andere auf einen andern Gegenſtand richten, welches wunderlich anzuſeßhen iſt. Vor allen aber iſt der Umſtand merkwürdig daß keine Ohren vorhanden ſind. Die Haut iſt glatt und glaͤnzendgrau⸗ bleyfaͤrbig, und es Ik moͤg⸗ lich, daß, wenn fie naß gemacht iſt, die Farbe der Gegenſtaͤnde ſich darinnen ſpiegle, und alſo ei nige Veraͤnderung der Farbe darauf hervor; bringe; doch das eigentliche Annehmen ande⸗ rer Farben beſtehet nur in dem Umlauf galligter Saͤfte, welcher ſich bey einiger Gemuͤthsaͤnderung dieſes Thiers, es ſey Freude oder Zorn, in ges wißen Graden zeiget, da es ſich denn von Bleyfarbe in blaßgelb, hochgelb und dunkelgelb veraͤndert, auch in das aſchgraue und weißlichte uͤbergeht, zuweilen auch, wenn die Saͤfte unordentlich unter der Haut anlaufen, bunt wird, und dieſe Veraͤnderungen nimmt man wahr, wenn es einen angenehmen Raub er⸗ blickt, freundlich angeredet wird, ein e | na 122. Geſchlecht. Eidechen. 97 nach etwas hat, oder auch wenn man es mit den Fin⸗C. Kurz⸗ gern reißt oder erzuͤrnt, wozu denn noch kommt, daß ſchwaͤn⸗ fie ſich aufblaͤhen oder dick machen, hernach aber ze wieder geſchmeidig zuſammen fallen kann. Die Fuͤße haben fünf Finger, davon je zwey und drey aneinander verwachſen find, doch an den hintern Fuͤſ⸗ fen auf eine andere Art als an den Vorderfuͤßen, weil jene zwey auswaͤrts und drey innwaͤrts, dieſe aber drey auswaͤrts und zwey innwaͤrts haben. Der Schwanz iſt laͤnglicht rund, kurz und in die Hoͤhe umgeſchlungen. Die Zunge iſt rund und ſehr lang, und kann von dem Thiere wohl zur Laͤnge des N Koͤrpers ausgereckt werden. Dieſes Thier halt ſich auf den Baͤumen auf, gebens⸗ kann gut klettern, und ſich mit dem krummen art. Schwanze überall anhalten, der Gang aber auf der Ebene iſt ungeſchickt und ſehr langſam. Es iſt ſehr zahm, ſchadet Niemanden, und haͤlt ſich bey dem Menſchen geſellig, daher man es im Käfig und im freyen Zimmer halten kaun, welches man in Indien gern thut, weil es das Zimmer von Inſec⸗ ten rein haͤlt, denn es lebt von nichts, als von Fliegen und dergleichen, wozu die lange Zunge ins⸗ beſondere behuͤlflich iſt. Da es nun oft mit offenem Maul ſitzt, um die kleinen Fliegen und Inſecten zu erſchnappen, fo iſt dadurch die faſſche Meinung ent⸗ ſtanden, als ob dieſes Thier von der Luft lebe, und nach derſelben ſchnappe. | Das Vaterland iſt Oſtindien, beſonders Pater⸗ Bengalen, Ceilon und Amboina. In Weſt⸗ land. indien die mexicaniſche Gegend. In Africa das Vorgebuͤrge der guten Zofnung und Egyp⸗ ten, woſelbſt die groͤßten ſind, und in Europa, Spanien; und uͤberall nimmt man einige Verſchie⸗ denheit wahr. Tab. XII. fig. 4. Linne III. Theil. G Die 98 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. C. Kurz ⸗ Die Leber iſt geſpalten, und gibt aus dem er⸗ ſchwaͤn- habenen Theil ihr Blut an das Herz, ohne daß 05 „, man einen ſteigenden oder fallenden Aderaſt wahr miſche nimmt. Die Lunge, welche nur in einem einzelnen Wahr⸗ Lappen beſteht, laͤßt ſich ſo aufblaſen, daß ſie die neh Größe und Geſtalt des Körpers bekommt, denn fie mung. hat viele Luftblaſen, und wenig Blutgefäße. Im Unterleibe iſt kein Darmfell vorhanden, ſondern nur eine dünne Haur, welche die linken Theile von den rechten abſondern. Eine Blaſe wird nicht gefun⸗ den, wohl aber eine gewiſſe Druͤſe, die vielleicht zum Zeugungsgeſchaͤfte gehoͤrt. Die Augen laſſen ſich nicht zuſammen bewegen, ſondern jedes beſon⸗ ders nach ihrer eigenen Richtung. Das Herz iſt klein und dreyeckigt. Die Gallenblaſe ſo groß wie eine Erbſe, mit hellgruͤner Galle angefuͤllt. Es iſt nur ein einziger Darm vorhanden, der dreyfach gebogen iſt. Die Nieren liegen neben dem Ruͤck⸗ grad bey dem After, und fuͤhren mit einem Gange bis zum After. Die Eyerſtoͤcke find dreyeckigt, etwa einen halben Zoll lang. Die Milz liegt bey den Nieren, iſt ſchwaͤrzlicht und ſehr klein. Die Rip⸗ pen biegen ſich in den Seiten mit einer ſcharfen Ecke, und ſind daſelbſt beweglich. Die Muskeln zwiſchen denſelben find fein und fleiſchicht Die Zunge iſt lang und rund, aber an der Spitze dreyeckigt, und an der Wurzel mit einem pfeiffenartigen Knochen verſehen, welcher von dem Zungenbeine herſtammt. Der Magen iſt ein anderthalb Zoll langer Cylinder, mit engen Oefnungen, dicken Waͤnden, und in der Rundung wie ein kleiner Finger ſtark. W | 21. Der Gecko. Lacerta Geko. 210 Gecko. | Dieſes Thler, welches fonft unter die Salaman⸗ | en er gezaͤhlet wurde, ift felbft an diefer Benennung fg. G Urſache, denn es hat die Gewohnheit, wenn es rege f | nen 122. Geſchlecht. Eidechſen. 09 nen will, etlichemal hintereinander Gecko! Gecko! C. Kurze zu ruffen. Der größte iſt, ſamt dem Schwanze, ſchwaͤn⸗ kaum einen Schuh lang. Der Koͤrper iſt dick und 5% unförmlich, der Schwanz kurz und dicke, als ob et geſtumpft waͤre. Der Kopf iſt ſehr lang und breit. Die Ohren liegen hohl. Der Körper iſt mit Wars zen beſetzt und perlenfoͤrmig, oder auch graͤulichtgelb, und roͤthlichtaſchgrau. Die Fuͤße ſind fuͤnffingerig, aber an den Sohlen der breiten Finger mit haͤutichen Schuppen oder Fellchen beſetzt, zwiſchen welchen eine Feuchtigkeit durchdringt, die vielleicht ſtatt des Urins abgeht; dieſe Feuchtigkeit aber iſt giftig, deßgleichen auch der Speichel, den ſie aus dem Maule laſſen, denn damit vergiften die Japaner ihre Pfeile. Das Eſſen, über welches dieſe Thiere laufen, wird ſchaͤdlich. Der Rirter behauptet zwar, daß ſie kei⸗ ne Naͤgel haben, allein unſere beyden Exemploria, davon doch eines zehn Zoll lang iſt, hat deutliche, jedoch kleine Nägel, wie etwa die Bienenangel. Am Bauche befinden ſich kleine Oefnungen, deren etli⸗ che mit breiten Schuppen bedeckt find. Man findet fie in den gebuͤſchigten Gegenden von Indien, ſonderlich in Java, Leilon und Macaſſar find fie häufig, deßgleichen auch in Egypten, woſelbſt ſie aber viel kleiner, perlenblaufaͤrbig und braun gefleckt find. Sie ſind zahm, und ſuchen in Gefahr bey den Men⸗ (hen Huͤlfe, daher man fie wider Willen ſehr oft in den Haͤuſern antrift. Tab. II. fig. 6. 22. Der Stink. Lacerta Stincus. Wir bleiben bey dem Namen Stink, weil 22. die Franzoſen Stinc marin und die Engellaͤnder Stink⸗ Scimc; die Holländer aber Schink gebrauchen; un wie denn auch Stincus ſtatt der Alten Scincus an⸗ genommen iſt. Es iſt aber der Stink eine in Ly⸗ bien, Egypten und Arabien befindliche Croco⸗ j G 2 dillen 100 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. C. Kurz dillen⸗ und zugleich Salamander aͤhnliche Eidechſe ſchwaͤn⸗ ze. 23. Kroͤten Salam. Orbi- cularis. Tab. II. fig. 7. auch ſolche gebe, deren Wirbel in drey ſpitzigen Er⸗ wovon auch der Kopf und Schwanz nicht ausgenom⸗ mit einem laͤnglichtrunden kurzen, und an der Spi⸗ tze gedruckten Schwanze, deren Finger umſaͤumt, aber (ſo viel wir wiſſen) mit keinen Naͤgeln verſehen ſind, und deren verbrannter und gepuͤlverter Koͤrper zur Verfertigung des Mithridats, (und in den Morgen⸗ laͤndern zum Dia-Satyrion, zur Befoͤrderung der Geilheit) gebraucht wird. Die Groͤße erſtreckt ſich etwa auf einen halben Schuß. Der Schwanz ift kürzer als an den übrigen. Der Körper iſt in der Mitte faſt zwey Zoll dick, und allenthalben mit glatten Schuppen, die wie Dachzie⸗ gel übereinander hinſchieſſen, gedeckt. Die Farbe iſt am Kopfe ſeegruͤn, der voͤrdere Körper über den Ruͤ⸗ cken bis zum Bauche hellgrau und ſchwaͤrzlicht bandirt. Die Fuͤße ſind weißlicht. Der Hals iſt vom Koͤrper | kaum zu unterfcheiden, und fo dick wie der Kopf. Die Augen ſind klein, die „ groß und der | Mund iſt etwas ſpitzig. 23. Der Kroͤten Salamander. Lacerta Orbicularis, Obgleich alle Eidechſen einen langen geſtreckten Koͤrper haben, ſo findet man doch in Mexico eine Art, deren Koͤrper ſehr kurz, dick aufgeblaſen rund und der Geſtalt nach einer geſchwollenen Kroͤte fehr gleich ſieht, auch mit ſalamanderartigen Flecken be⸗ fact iſt, woraus ſich obige Benennungen erklaͤren laſſen. Der Kopf iſt ſpitzig erhabenrund, und es ſcheint aus der Linneiſchen Beſchreibung, daß es hoͤhungen beſteht. Der Koͤrper iſt allenthalben mit weißen ſpitzigen Stacheln als mit Nadelſpitzen beſetzt, men find. Die Füße find gleichfals fo gewafnet, kan 122, Geſchlecht. Eidechſen. 101 ' 0 über das ſcharfe krumme ſchwarze Nägel, C. Kurz, ab. II. fig. 7. „ ae 24. Die funffachgeſtreifte Eidechſe. Lacerta 5. Lineata. Oben wurde No. 18. eine ſechsfach geſtreifte Eidechſe beſchrieben, welche D. Garden in Caroli⸗ 24. na antraf. Eben demſelben haben wir auch die Ent, Füͤnf⸗ deckung dieſer fuͤnffachgeſtreiften Eidechſe zu dan⸗ fta ken, die er gleichfalls in Carolina gefunden. Man 5, Li. ſollte alfo faſt auf die Meinung gerathen, als ob dies neata. fe eine bloße Verſchiedenheit von jener wäre; allein es zeiget ſich am Schwanze, daß dieſe eine ganz ande⸗ re Art iſt; denn jener ihr Schwanz war wirblicht, daher ſie auch unter derſelben Abtheilung ſtehet. Dieſe aber hat keinen wirblichten Schwanz, ohnerachtet derfelbe anderthalbmal fo lang als der Körper iſt. Was nun aber beſagte Striche betrift, ſo gehen von dem Nacken bis etwa zur Haͤlfte des Schwanzes auf einem ſchwaͤrzlichten Grunde fuͤnf weißlichtgelbe zierli⸗ che Linien uͤber den Ruͤcken hin, der Kopf aber iſt mit ſechs andern kurzen gelben Knien ſchoͤn gezeichnet, indem man zwey zwiſchen den Augen, hernach uͤber jedem Auge eine, und unter ſelbigen abermals ei⸗ ne Linie ſiehet. Die Bauchſchuppen liegen reihen⸗ weiſe unterelnander, und machen alſo den Unterleib geſtreift. | | G 3 D. Lang⸗ 102 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. 1 D. Langſchwaͤnze, deren Schwanz länge ge. licht rund, mit uͤbereinander lie⸗ genden Schupyen bedeckt / und laͤn⸗ ger als der Koͤrper iſt; oder le⸗ guanartige Eidechſen. 25. Der Baſiliske. Lacerta Baſſ ſiſeus. 25. Die Fabel, daß aus Hahneneyern wunderliche Baſi⸗ Baſilisken ausgebrüthet werden, iſt ſchon laͤngſt aus liske. dem Reiche der Wahrheit verdraͤnget, doch iſt der a Name uͤbrig geblieben, und einer ganz beſondern Art von Tab. III ſchoͤnen Eidechſen zugeeignetworden. Bekanntermaſſen gg. 1. iſt die Benennung eines griechiſchen Urſprungs, und bedeutet ein koͤnigliches Thier: denn man 1 HEeIE, | a: und verfertigte in alten Zeiten Bafılisfen mit einer Krone auf dem Kopfe, und ſchrieb ihnen ſolche | erſchreckliche Eigenſchaften, und ein ſo ſtarkes Gift zu, daß fie leicht Könige unter den Teufeln ſeyn konnten. Dem ſey nun, wie ihm wolle, ſo koͤnnte der Name Baſtliske keinem Thiere Ich! licher beygelegt werben / als dieſer beſondern Eidechſe. c Die ganze Groͤße dieſes Thieres betraͤgt einen und einen halben Schuh. Der Kopf iſt mittelmaͤf⸗ ſig lang, am Hinterkopfe mit einem hohlen Kamme geziert, welchen das Thier aufblähen kann, ſo daß es dem aͤußerlichen Anſehen nach die Geſtalt eines runden krummen Rhinoceroshorns bekommt. An der Kehle zeigen ſich kammartige Lappen, wie an der Dracheneidechſe. Der Koͤrper iſt dick und lang, obenher vom Nacken bis zur Haͤlfte des Schwanzes mit einem hohen, und durch verſchiedene herausſte⸗ chende Finnen unter ſtuͤtzten Kamme, (gleich den Ruͤ⸗ ckenfloſſen des Be erſchingfiſches /) beſetzt, der Schwanz iſt faſt noch einmal fo lang, als der Körper, Die Fuͤſe ul inb ig Hl mit en krummen Naͤgeln ge⸗ waf⸗ 122. Geſchlecht. Eidechſen. 103 wafnet. Die Haut iſt fein ſchuppigt. Die Zunge D.Lang- dick und kurz. Die Farbe blaͤulicht⸗aſchgrau mit ſchwaͤn⸗ weißlichten Flecken, untenher aber etwas blaſſer, 3% Tab. III. fig. 1. M Dieſe rare und ſeltne Art wird in dem ſuͤd⸗ lichen America, zuweilen aber auch in Egyp⸗ ten und in dem gelobten Lande in Gebuͤſchen und ſteinigten, auch verwuͤſteten Oertern gefunden. Ihre Lebensart iſt auf den Baͤumen, da ſie von einem Aſte auf den andern zu ſpringen und zu flie⸗ gen wiſſen. Sie gehen auch zu Waſſer, und in beyden Faͤllen dienet ihnen der Kamm auf dem Kopf und auf dem Ruͤcken zu Flügeln und zu Floſ⸗ ſen, und es ſcheinet, daß ſie deßwegen den Kamm auf dem Kopfe aufblaͤhen koͤnnen, damit er im Fliegen leichter, und im Schwimmen beſſer über Waſſer zu halten ſey. Wenn ſie aber ſtille ſitzen, ſo haͤngt der Ruͤckenkamm ſchlaff herunter. 26. Der Kammleguan. Lacerta Iguana. Die indianiſche Benennung Iguana und „ 27. Jana iſt von den Europaͤern, Mein Indien an wohnen, ſchon laͤngſt zur Gemaͤchlichkeit der Aus⸗ Iguana. ſprache mit Leguan vertauſcht, welches wir beybe- Tab. III halten, wiewohl dieſe Eidechſe auch ſonſt Senem- fig. 2. bi genennet wird. Die benygefuͤgte Abbildung Tab. III. fig. 2. iſt nach einer mittelmaͤßigen et⸗ wa ein und einen halben Schuh langen Art von der Inſel Formoſa gemacht; die Beſchreibung aber wollen wir nach unſerm Exemplar, welches drey Schuh lang, und von der Inſel Curacao gebuͤr⸗ tig iſt, mittheilen, da es mit jenem einerley Art ausmacht. Der Kopf iſt klein, oben flach, mit runden Geſtalt. perlenartigen Schuppen 9 5 die Augen groß, a 8 4 bey 10 D. Lang- ſchwaͤn⸗ er 100 104 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. bey dem lebendigen Thiere mit einem rothen Ring umgeben, und ſehen feurig aus. Der Mund ſteht voller kleinen und niedlichen Zaͤhne, die Hunds⸗ zaͤhne ſind ein wenig groͤßer als die andern, und ſtehen einzeln. Die Ohren liegen tief. Der Hals iſt lang, und die Haut an ſelbigem mit vielen groͤſ⸗ ſern und kleinern glaͤnzenden Perlen beſetzt. Unter der untern Kinnlade befinden ſich etliche große Schup⸗ pen und Perlen, und am Ende der Mundſpalte be⸗ finder. ſich an jeder Seite eine ſehr große in die Augen fallende blafenartige Perle. Unten am Hal⸗ ſe haͤngt ein großer breiter Lappen oder Kamm her⸗ unter. Der Koͤrper iſt dick, mit einer feinſchup⸗ pigten Haut uͤberzogen, welche vom Nacken bis zur Haͤlfte des Schwanzes auf der Ruͤckennath eine Menge langer, ſſchelfoͤrmig hinterwaͤrts gebogenen pergamentartigen Zacken abgiebt, (wie die Zaͤhne eines Kammes, deren man über achtzig zaͤhlt, Die Laͤnge des Koͤrpers iſt über einen Schuh; der Schwanz aber faſt zwey Schuh. Die Schenkel und Fuͤße ſind mit groͤßern Schuppen bedeckt. Die fuͤnf Finger haben allenthalben ſcharfe krumme Naͤ⸗ gel. Jeder Finger hat eine größere oder kleinere kaͤnge, und die an den Hinterfuͤßen find auſſeror dentlich lang, indem der zweyte nach auſſen zu, wohl zwey Zoll hält, und ſechs Gelenke hat. Die Farbe des Körpers iſt blaͤulicht filberfarb, und der Schwanz hat ſchwaͤrzlichte Binden. Dieſes Thier haͤlt ſich auf dem Lande und auf den Baͤumen auf, gehet aber, wenn es fluͤchtig wird, auch zu Waller, und hält ſich lange darinn auf. Es laͤuft ungemein geſchwinde, und iſt nicht einzuhohlen, die Indianer aber erwiſchen es auf den Baͤumen und werfen ihm behende eine Schlinge um den Hals, doch iſt es eine gefaͤhrliche Jagd, denn Ge fallen den Menſchen an, beißen, ſchlagen mit dem Schwanze, kratzen mit den Naͤgeln, und haͤckeln ſich 122. Geſchlecht. Eidechſen. 105 ſich gleich an die Kleider an, wozu noch ihre Boß⸗ D.Pangı heit und feurige Augen kommen, die den Jaͤger bald ſchwaͤn⸗ verlegen machen, wenn er nicht beherzt, geſchwind 5% und geſetzt iſt, zuma wenn er einen alten Le⸗ guan von fünf bis ſechs Schuh lang vor ſich hat. Indeſſen wird die Muͤhe wohl bezahlt, denn da ihr Fleiſch ein ſehr niedliches und delicates Eſ⸗ fen iſt, welches das Huͤhnerfleiſch uͤbertrift , ſo wird auch fuͤr einen maͤßigen Leguan gerne ſechs Gulden bezahlt. Bey denenjenigen Perſonen, die mit der Luſtſeuche behaftet ſind, hat das Fleiſch eine ſchaͤdliche Wuͤrkung, und dienet ihnen nicht, wie das Fleiſch der Schildkroͤten. Man ſchaͤlt ihnen die Haut ab, und richtet ſie alsdann auf allerhand Art zu. Sie legen auf einmal ein paar Dutzend Eyer am Strande, wie die Crocodille und Schild⸗ kroͤten in den Sand, und laſſen ſelbige von der Son⸗ ne ausbruͤten. Die Eyer ſind ſo groß, wie Tau⸗ beneyer, haben eine weiche Schale, wie naß ge⸗ machtes Pergament, und ſchmecken vortreflich; laſ⸗ ſen ſich aber nicht hart kochen, und haben auch kein Eygelb, man gebraucht fie dahero nur um Bruͤhen davon zu machen. Die Weibchen ſind fetter, weicher und ſchmackhafter, als die Maͤnn⸗ chen. Man hat etliche Verſchied enheiten ſowohl in Abſicht auf die Groͤße, als Zeichnung und Vaterland. Die Dftindifchen find nicht fo groß, als die Weſtindiſchen, doch erreichen ſie auf Amboina auch drey bis vier Schuh. a * Der Fechter. Lacerta Colotes, Dier griechiſche Name Colotes, oder As. „27° kalobotes wurde einer Eidechſe beygelegt, die fich el mit den Schlangen herum biſſe, und dahero uch wohl Ephiomachus heißt. Sie hat am Hinter⸗ Ffopf und vorne am Rüden ende Sacel, die fie 975 im 106 Dritte Cl. J. Ord. Kriechende Amphib. D. Lang- im Zorn in die Höhe richtet, und 9 0 wird ſie ſchwaͤn⸗ bey den Ruropaͤern Streithahn, Sollaͤndiſch ze. Kemphaan genennet, und aus der Urſache geben wir ihr den Namen Fechter; doch die Einwohner der Inſel Ceilon, wo fie eigentlich gefunden wird, heißen fie Soa ajer, das iſt Waſſer Leguan. Der Schwanz iſt laͤnglichtrund, und ſehr lang, der Hin⸗ tertheil des Kopfs und Voͤrdertheil des Ruͤckens iſt kammartig gehaͤhnelt, der Körper iſt oben blau und mit ſcharfen Schuppen beſetzt, unten geſtreift, auch wohl weißlicht, und oben bandirt. Sie ge⸗ het zu Waſſer, wenn ſie flüchten will. 28. Der Stachel Leguan. Lacerta Agama. 285 Warum fie Agama heißt, welches, wenn es aa Griechiſch ſeyn fol ſoviel als unbegattet, oder un⸗ Agama, beweibt bedeutet, iſt uns unbekannt. Wir nennen ſie Stachel⸗ Leguan, denn der Hinterko fund der Hals ſind ſtachlicht, die Schuppen am Hinterkopfe ſind zuruͤckgebogen und machen denſelben gleichfals ſtachlicht, auch alle uͤbrige Schuppen ſind wie Stacheln zugeſpitzt. Am Kopf it fie wie ein Cha⸗ maͤleon, an Koͤrper wie ein Salamander, und am Schwanz wie eine Eidechſe gebildet. Die Farbe iſt blaß blaͤulicht. Das Vaterland iſt America. 29. Der Wolkenſchatten. Lacerta Umbra. 29. Da die Farbe dieſer Eidechſen dunkel und wol⸗ Wolken⸗ kigt oder neblicht iſt, fo führenfie den Namen Um- Late bra. Der Schwanz iſt laͤnglichtrund und lang. inbra. Im Nacken erhebt ſich ein kleiner Kamm, oder nackte Schwiele. Der Kopf iſt ſtumpf und runder als an den uͤbrigen, unter der Kehle befindet ſich eine tiefe Falte. Die Schuppen ſind HANSI zu⸗ | | ; geſpitzt; 122. Geſchlecht. Eidechſen. 107 geſpitzt; daher der Ruͤcken geſtreift zu ſeyn ſchei⸗ D Lang; net, welche Striche, fo wie die Richtung der Schup⸗ ſchwaͤn⸗ pen ift, in einen ſcharfen Winkel zuſammen laufen. de. Man findet dieſe Eidechſe in den warmen Laͤndern. 30. Der Faltentraͤger. Lacerta Plica. Die Benennung kommt von einer doppelten _ 30% Falte her, welche dieſes Thierchen unter der Keh⸗ Falten⸗ le hat. Der Körper deſſelben iſt nur einen Zoll Plcz. lang, und der Schwanz noch einmal fo lang als der Körper. Die Haut iſt allenthalben mit kegel⸗ artigen Schuppen wie Chagrin beſetzt. Der Hin⸗ terkopf iſt mit einer harten ſchwielichten Haut be⸗ ſetzt; die Augenlieder find einſgermaſſen gekerbt, oben kahl ohne Fell, und haben eine duͤnnhaͤutige Nar⸗ be, die in die Quere durch eine Grube in drey Theile abgetheilet iſt. Hinter den Ohren, an den Selten des Kopfs und des Halſes ſind zwey mit Dornen beſetzte Warzen. Das Ruͤckgrad hat größere Schup⸗ pen, und iſt vorneher gleichſam gekerbt. Von dem Halſe lauft zu beyden Seiten eine erhabene Run⸗ zel uͤber die Voͤrderfuͤße hin, und ſenket ſich nach der Mitte des Leibes, der Schwanz iſt laͤnglicht⸗ rund, und mit ſehr kleinen Schuppen bedeckt, aber kaum geringelt. Die Finger ſind lang, untenher mit ſcharfen Schuppen beſetzt, und rauh, die Ni gel hingegen ſind an den Seiten flach gedruckt. Das Vaterland iſt Indien. | 31. Der bunte Leguan. Lacerta 1 U ang | Marmota, f 375 Dieſe Eldechſe hat einen glatten Ruͤcken ohne Bunter Kamm, dahingegen an der Kehle einen kleinen 0 Kamm, der vorneher gezaͤhnelt iſt. Der Körper mots. N 5; 1 Wege 5 108 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. D. Lang iſt gedruckt, und der Schwanz geſtreift. Die Far⸗ ſchwaͤn⸗ ze. 32. Blaſen⸗ traͤger. Bulla- xis. be iſt gleichſam marmorirt, daher die Benennung genommen iſt, denn es hat der Ruͤcken ſchoͤne bunte Flecken von roͤthlichter, ſchwarzer, weißer und gruͤ⸗ ner Farbe, zwiſchen welchen ſich noch hin und wies der einige Sprenkel befinden. Die Schuppen ſind oben klein, unten etwas größer, alle viereckigt, und am Schwanze reihenweiſe geſetzt, fo daß derſelbe einigermaſſen eckigt erſcheinet. Das Vaterland iſt America und Spanien, woſelbſt man ſie in Gal⸗ licien antrift. | 0 32. Der Blaſentrager. Lacerta Bullaris, Es hat dieſe Eidechſe an der Kehle eine rothe Carbunkelblaſe, die ſie einziehen, und wenn ſie er⸗ ſchrickt, aufblaͤhen kann, daher die Benennung ent⸗ ſtanden. Sonſt iſt die Farbe gruͤn, und das Thier uberhaupt nur klein. Das Vaterland iſt Jamaica. 33. Der Kropfſalamander. Lacerta Strumoſa. N Mit der jetzigen verhält es ſich, wie mit der vorigen, denn an der Kehle ſitzt eine ähnliche rothe aber etwas groͤßere Blaſe, die aber beſtaͤndig voll ſtehet, indem fie nicht hohl, ſondern wie ein Mens ſchenkropf mit einem koͤrnigten Weſen ausgefuͤllet ‚il. Ferner zeiget ſich auch noch darinn ein Untere ſchied, daß der Körper aſchgrau und ſchwarz gefleckt, der Schwanz aber mit gruͤnen Ringen bezeichnet iſt. Die Bruft, oder das Bruſtbein, ſticht vorne in eis ner ſtumpfen Spitze hervor. Das Vaterland dieſer Art iſt Sid» America. Tab. III. fig. 3. 34. Dit 122. Geſchlecht. Eidechſen. 109 34. Die Natheidechſe. Lacerta Te- | guixin. Teguixin, Tecuixin und Tejuguacu find indianiſche Benennungen, welche dieſer Art von den Landes ⸗ Einwohnern gegeben werden; man kann ihr aber fuͤglich den Namen WNacheidechſe geben, denn ſie hat zur Seiten des Bauchs vom Kopfe bis an die Hinterfuͤße eine Nath von einigen ſtumpfen Falten. Unter der Kehle befindet ſich gleichfalls eine dreyfache Falte, der Ruͤcken aber und der Schwanz ſind durch die Lage der Schuppen dicht geringelt. Uebrigens iſt die Farbe dunkelblau, und mit hellblauen und weißen Flecken geziert. Sie iſt klein, denn die große Teguguacu - Eidechſen were den Sauvegardes genennt. Man findet ſie in den beyden Indien. 35. Die Goldeidechſe. Lacerta Au- rata. Dieſe Eidechſe hat, fo lange fie lebt, einen ſehr ſchoͤnen Goldglanz, und darum führt fie dieſen Namen. Der Schwanz iſt wie an den vorigen be⸗ ſchaffen. Sie unterſcheidet ſich aber durch große runde, glatte und glaͤnzende Schuppen. Die Seiten ſind braͤunlicht, der Koͤrper iſt vollſtaͤndig, fett, und gleichſam ausgeſtopft, die Ohren liegen hohl. Man findet dieſe Art auf der Inſel Cy⸗ prus und auf der engliſchen Inſel Jerſey. Die⸗ jenige aber, davon wir hier Tab. III. fig. 4. die Abbildung geben, und die an den Seiten breis te blaue Striche hat, iſt aus America. 36. Die D. ang⸗ ſchwaͤn 5 34. Nathei⸗ dechſe. Te- guixin. 35» Goldel⸗ dechſe. Aurata. Tab. III fig. 4. ich waͤn⸗ ze. Drey⸗ fingeri— Chaici- Cr 110 Dritte Cl. l. Ord.KriechendeAmphib. 36. Die dreyfingerige Eidechſe. Lacerta Chalcidica. | Dieſe No. fehlt in der zwoͤlften Auflage des linneiſchen Naturſyſtems In den addendis aber will der Ritter, daß man auf eben dieſer Seite die Lacertam chalcidicam einſchalten ſolle, welche drey Finger und nicht fünf Finger hat. Wir thun es alſo, um dieſe No. hier nicht leer zu laſ⸗ fen. Allein auf der naͤmlichen Seite hat der Ritter ſchon eine andere Eidechſe No. 41. unter dem Na⸗ men Chalcides geſetzt, welcher er fuͤnf Finger zu eignet. Es iſt alſo zweifelhaft, ob in den adden- dis dieſe mangelnde No. 36. durch die dreyfingeri⸗ ge Eidechſe ergaͤnzet, oder vielmehr No. 41. ver beſſert wird. Iſt das letzte, ſo gibt es keine Fuͤnf⸗ fingerige Chalcides, und die folgende No. 4 1. iſt über 37a Nilei⸗ dechſe. iloti⸗ ca. am Ende dreyeckigt iſt. Der Ruͤcken iſt mit laͤng⸗ fluͤßig; dieſes aber zu entſcheiden, iſt uns jetzo un⸗ moͤglich, weil ſowohl Linneus (in feinen verſchle⸗ denen Auflagen,) als andere Schriftſteller, fich ſelbſt widerſprechen, daher wir beydes jetzo ſtehen laſſen. Die Alten naͤmlich nannten eine gewiſſe Ei⸗ dechſe mit gelben Strichen wegen ihres Kupferglan⸗ zes Chalcides, und dieſen Namen findet man auch beym Aldrovand und Seba. Allein ob ſie die naͤmliche fen, auf welche der Ritter hier zielet, iſt zweifelhaft; ſie iſt aber gewiß die NO. 41. welche in der zehnten Auflage auch dreyfingerig genennet wird: wir wollen alſo daſelbſt das weitere von ihr reden, und begnuͤgen uns hier den Platz der gegen⸗ waͤrtigen No. nicht leer gelaſſen zu haben, bis je⸗ mand eine andere Art einſchaltet. 37. Die Nileidechſe. Lacerta Ni- | lotica. ua Diefe Eidechſe hat einen langen Schwanz, der licht⸗ een r Punkte erfcheinen. Sie legt Eyer, die nicht größ f 122. Geſchlecht. Eidechſen. 111 lichtrunden Schuppen bedeckt. Jede Schuppe hat D. Lang, in der Mitte einen erhabenen Hoͤcker, der hinten ſchwaͤn⸗ höher, erhaben rund und dick iſt, vorne aber in eis de. ne duͤnne Spitze auslauft. Der Rand jeder Schup⸗ pe iſt mit weißlichten Sprenkeln umgeben. Die Bauchſchuppen hingegen ſind dreyeckigt erhaben, der Höcker iſt laͤnglicht und der Rand hat aͤhnliche weiſſe Sprenkel. Der Wirbel iſt in Vierecke aßgetheilt, und hat zwey dreyeckigte Gruͤbchen. Zur Seiten des Kopfs befinden ſich gleichfalls zwey aber tiefere Gruͤbchen. Die Farbe uͤber den ganzen Koͤrper iſt ellbraun mit glaͤnzenden weißen Koͤrnern. Der auch iſt weiß. Das Thier iſt eine Spanne breit und mit dem Schwanze drey Schuh lang. Das Vaterland iſt Egypten, wo es in den mo⸗ raſtigen Gegenden am Nilſtrom angetroffen wird, und die Einwohner meynen, wie hier Saſ⸗ ſelquiſt berichtet, daß fie aus den Eyern der Cro⸗ codillen hervorkemmen. 38. Die punctirte Eidechſe. Lacerta Punctata. A Obgleich dieſe Art eine geſtreifte oder bandir 8. te Eidechſe koͤnnte genennt werden, fo iſt fie doch Punctir⸗ um deßwillen als eine punctirte anzuſehen, weil te. die kleinen glaͤnzenden Schuppen in den weißlichten Pun- Strichen oder Baͤndern wie lauter dunkelbraune Tab. Ill fer als Erbſen find. Das Vaterland iſt Aſten, g. 4. beſonders aber die Inſel Ceilon. Tab. III. fig. 5. 39. Die lineirte Eidechſe. Lacerta Lemniicata, . ke. Die Benennung iſt von der Zeichnung des Ruͤ⸗ Lem⸗ 397 Lineir⸗ ckens genommen, denn derſelbe iſt mit acht breiten nifcata. ißen Tab. III weiß fig. 6. 112 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. D gang, weißen Linien, die in gleicher Entfernung von ein⸗ ſchwan, ander abſtehen, und von dem Nacken bis zum ze. Schwanze gehen, ſchoͤn geziert. Es giebt aber unter dieſen Lineirten ſowohl in Abſicht auf die Groͤße als Zeichnung einige Verſchiedenheiten. Etliche naͤmlich haben an den Schenkeln weiße Puncte und Spren⸗ kel, andere haben weniger Linien, wieder andere haben ſtatt der weißen Linien gelblichte Striche, und der uͤbrige Bau kommt ſehr viel mit der Mar⸗ meleidechſe No. 14. uͤberein. Das Vaterland iſt die Kuͤſte vou Guinea. Tab. III. fig. 6. 40. Die bandirte Eideche. Lacerta Faſciata. AN Die jetzige Art hat einen laͤngern Schwanz Bandir⸗ als die vorige, der durch ſeine hochblaue Farbe ge⸗ te. Fa- gen den Körper ſehr abſticht, der Ruͤcken aber iſt ſeiata. mit fünf gelben Binden belegt, doch iſt dieſe Art nur klein. Das Vaterland iſt Carolina. 41. Die Gifteidechſe. Lacerta Chal- cides. ar. Ob dieſe Lacerta Chalcides, mit der L. Chal- Giftei⸗ ciclica, die wir oben in der mangelnden No. 36. ein⸗ dechſe. geſchaltet haben, einerley iſt, mögen andere urthei⸗ 985 len. Hier wenigſtens ſind ihr fuͤnf Finger zuge⸗ re ſich auch daſelbſt wegen der linneiſchen Benen⸗ nung. Daß wir aber dieſe die Gifteidechſe nen⸗ nen, iſt aus dem Grunde geſchehen, weil die Al⸗ ten ſolche 6 nannten, und ſie wegen ihres lan⸗ gen runden Ko oͤrpers und Schwanzes als eine Ai | eb ſchrieben, da fie in der zehnten Edition nur drey Finger hatte. Man vergleiche daher zuvoͤrderſt das⸗ jenige, was wir No. 36. geſagt haben, und beleh⸗ 15222. Geſchlecht. Eidechſen. 113 telgattung zwiſchen den Schlangen und Eidechſen an⸗ P. Lang: ſahen. Denn die Fuͤße find ſeht kurz, und fie koͤnnte ſchwaͤn, fiir eine Schlange mit Süßen gehalten werde, wenn 5% fie keine Ohren haͤtte; wie fie denn auch eee wuͤrklich eine Blindſchleiche neunt. Man trift ſie wohl daun und wann in den ſuͤdlichen Gegenden von Europa an, doch iſt fie mehrentheils in Africa zu Haufe Die ganze Größe ſamt dem langen Schwanze iſt eine Spanne lang, und die Farbe grau. Man will, daß dle Jungen ſchon innerhalb dem Koͤrper aus den Ehern kriechen, mithin dieſe Art gleichſam eine lebendig gebaͤhkende ſey. ar, Eidechſen; die an den Voͤrderfuͤßen E. Vier⸗ vierfingerig find, und keine Schup⸗ 113° pen haben, oder eigentliche Salg⸗ mander. 42. Der Erdſalamander. Lacerta vulgaris. Der Schwanz iſt laͤnglich rund, von mäßiger Laͤnge. Der Ruͤcken iſt mit zweyen braunen Stri⸗ chen beſetzt, doch übrigens iſt der Koͤrper blau. Die Voͤrderfuͤße ſind vierfingerig, und die Hinterfuͤße fuͤuffingerig. Dieſe Eidechſe entwickelt ſich unter dem Waſſer aus ihrer Puppe oder Ey, und gebraucht einige Zeit zu ihrer voͤlllgen Bildung. Der Bitter nennt dieſes Thier Vulgaris; oder den gemeinen Salamander, weil es bey uns in Europa ge⸗ funden wird. Wir koͤnnen es aber Erdſalaman— der neunen, da es ſich nach der Entwickelung alle⸗ zeit auf dem Lande aufhaͤlt, und zu Vertilgung vieler Buſtcten ſehr nützlich iſt. Zuweilen trift man fie mit einem zweyſpitzigen Schwanze an, welches ge⸗ ſchieht, wenn die Schwanzſpitze 600 abgerißen iſt, ee de Linne III. Theil. RI, Erdſala⸗ man Vulga⸗ is. 114 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib, P. Bier, da denn aus der Nike ein neuer Schwanz auwaͤchſt finger und das alte Stück dennoch wieder anheilt. tig. 43. Der Waflerfalamander. Lacerta aquatica. 5 Von der vorigen Art haben wir erinnert, daß Waſſer⸗ ſie ſich unter dem Waſſer entwickele. Nun zweifelt ſala⸗ der Ritter, ob nicht die jetzige etwa die Larve der an vorigen Art ſeyn koͤnnte, weil fie wie jene gebildet ca Tab, iſt, und eben in den euvopdifcben füßen Waſſern II. fig. 8. gefunden wird, jedoch keine Naͤgel hat, welches das 9 ruͤhren koͤnnte, daß ſie noch nicht ausgewachſen iſt. Indeßen fuͤgen wir Tab. II. fig. 8. aus dem Se⸗ ba die Abbildung eines kleinen Waſſerſalaman⸗ ders bey, welchen der Bitter auch hieher rechnet, und deßen Schwanz etwas platt und breit iſt. Der⸗ ſelbige iſt ohne Schuppen (alepidota), an den Seiten roth und ſchwarz gezeichnet, uͤber den Koͤr⸗ per aber gelb und weiß mit ſchwarzen Flecken. Das Vaterland iſt Ceylon. | | 44. Der Sumpfſalamander. Lacerta paluſtris. 5 44. Weil man dieſe Art ſowohl in America als 1 bey uns in Europa in ſtillſtehenden ſuͤßen Waſſern ander, antrift, fo wird fie auch wohl gemeiniglich Waſſer⸗ Palu- ſalamander genennt. Doch um fie von jener zu une ſtris. terſcheiden, bleiben wir bey der linneiſchen Benen⸗ ab. II. nung. Sie iſt auch bey uns unter dem Namen Waſ⸗ 5:3. ſermolch bekannt, und heißt in Engelland Wa. ter-Eſt; in Frankreich That, oder Taſſot, und Salamandre d Eau; in Schweden Skrot aborra. | | Der Schwanz iſt ſpießfoͤrmig und mittelmäßig groß, die Voͤrderfuͤße haben nur vier Finger, und an — 122. Geſchlecht. Eidechſen. 115 an den Fingern find keine Nägel. Dieſer letztere E. Vier⸗ Umſtand aber koͤnnte zu einer Larve Vermuthung ges finge, ben. Es führer, wenn es noch jung iſt, nach Der: big. hams Bericht, vier Schwimmfloſſen, naͤmlich an jeder Seite des Koͤrpers etwas oberhalb den Voͤrder⸗ fuͤßen zwey, legt aber ſolche hernach ab, wird nicht über ſieben Zoll lang, und halt ſich durchgängig une ter Waſſer in einem weißlichten Schlamme unter ei⸗ nem Stein auf, bekommt im Sommer alle fuͤnf Tage, und im Winter alle funfzehn Tage eine neue Haut, da man denn die alte Haut zuweilen im Waſ⸗ ſer ſchwimmen findet. | Sie legen Eyer, die in zwey Schnuͤren aneinan⸗ der hangen, und es ſcheinet, daß das Maͤnnchen zu gewiſſen Zeiten im Fruͤhjahre den Saamen ins Waſ⸗ ſer bey dem Weibchen ausſpruͤtze, wodurch das Waſ⸗ ſer weißlicht, und der Eyerſtock vermuthlich befruch⸗ tet wird; doch andere behaupten, daß ſie ſich wuͤrk⸗ lich decken, und daß das Maͤnnchen mit einer Ruthe verſehen ſey, die zwar verborgen liegt, doch zu der Zeit hervor tritt: und was das Weibchen betrift, ſo wollen etliche, daß es die Jungen lebendig gebaͤre, und keine Eyer lege. Wir muͤßen hiebey geſtehen, daß ſowohl das Entwickelungs⸗ als Begattungsge⸗ ſchaͤfte der Eidechſen noch eine ſehr dunkele, und bis, her noch nicht hinlaͤnglich beobachtete Sache ſey. Ihr Leben iſt ſehr zaͤhe, fie kommen aber ſogleich um daſſelbe, wenn man ſie mit Salz beſtreuet. Da⸗ her man fie auch durch Salz aus den Fiſchweihern treibt, weil ſie der jungen Fiſchbruth ſehr ſchaͤdlich find. Man hat oͤfters dieſe Thiere im dicken Eis eins gefroren gefunden, nachdem man aber das Eis zer⸗ brochen hatte, und den Salamander heraus nahm, und ihn ſodann in friſches Waſſer ſetzte, wurde er wieder lebendig, oder erhohlte fidy, und ſchwamm hernach friſch und munter herum. 9 i H 2 Sie 116 Dritte Cl. l. Ord. Kriechende Amphib. E. Vier- Sie leben von Inſecten, jungen Fiſchlein / finge⸗ Froſcheyern und Waſſerlinſen, doch koͤnnen fie auch rig. eine lange Zeit ohne alle Nahrung dauren. Zuwei⸗ len begeben ſie ſich auch auf das Land, aber ihr Gang iſt ſehr langſam und kriechend. | Sg Anato⸗ Der Koͤrper ift braͤunlich, und allenthalben mit miſche hervorragenden Warzen beſetzt, welche an den Sei⸗ Wahr⸗ ten weißlich ſind. Der Kopf iſt ſo breit wie der 11 Hals, rund und oben platt, die Kiefer find breit und 8. mit kleinen Zaͤhnchen beſetzt. Das Maul iſt ſtumpf und am Ende rund, der Ruͤcken breit, und vom Kopfe bis zum Schwanze mit einer Grube verſehen. Der Bauch ſafrangelb und braun gefleckt, der Schwanz ſo lang wie der Koͤrper, an den Seiten platt und oben mit einem ſcharfen Ruͤcken verſehen. Die Fin⸗ ger ſind ungleich, und die mittelſten am laͤngſten. Eine Querſpalte hinter den Hinterfuͤßen macht den After aus, unterhalb derſelben aber befindet ſich noch eine in die Laͤnge klaffende Spalte. Die Gehoͤrwerk⸗ zeuge find auswendig kaum ſichtbar, und die Gehoͤr⸗ knochen mangeln, da doch die Eidechſen ſonſt das Trummelfell aͤußerlich ſichtbar, und alle Gehoͤrkno⸗ chen haben. Doch iſt ein halbzirklichter Canal vor⸗ handen, nebſt einem Labyrinthgange, wie bey den Rochfiſchen. Ferner treten die zwey Lungenadern nahe bey dem Herz in die unterſte Hohlader, daher es vermuthlich kommt, daß ſie ſo lange unter dem Waſſer, ja mitten in dem zugefrornen Eis aushal⸗ ten koͤnnen. Wenigſtens treten beſagte Adern bey den Schildkroͤten und Schlangen unmittelbar in das Herz / und bey den Froͤſchen in das Herzohr. | Vormals wurden auch dieſe Salamander in den Apothecken gebraucht, doch jetzo nicht mehr, und was die Alten von ihrem Gift vorgaben, iſt unrichtig, denn fie find unſchaͤdlich. Tab, II. fig: 3. 45. Der / 122. Geſchlecht. Eidechſen. 117 45. Der Argus. Lacerta punctata. r | nge; Wir nennen dieſe Art Argus, weil fie auf dem rig. Ruͤcken zwey Reihen, und über dem Schwanze eine 45. Reihe weißer Punkte auf einem braunen Grunde hat, D f d unetg. und aus dieſer Urſache wurde fie auch von andern ta Stellio oder Sternſalamander genennt, weil die⸗ ſe Punkte vielleicht bey einigen etwas eckigt find, Die Fuͤße haben keine Naͤgel, und die Voͤrderfuͤße ‚find, wie bey allen Salamandern, vierfingerig. Das Vaterland iſt Caroling. ee 46. Der vierfach geſtreifte Salamander. Lacerta 4. lineata, f Wir koͤnnen von dieſer Art nichts anders ſagen, 46. als daß der Ruͤcken die Laͤnge herab vier gelbe Stri⸗ 00 8 che hat. An den Fingern zeigen ſich ganz kleine Naͤ⸗ ſtreifte. gel. Die Voͤrderfuͤße haben auch nur vier, und die 4. Li- Hinterfuͤße fünf Finger. Das Vaterland iſt Nord⸗ neata. america. Tab. III. fig. 7. | 1 47. Der Feuerſalamander. Lacerta 0 Salamandıa, | Wir kommen nunmehr endlich auch zu derjeni⸗ 47, gen von je her bekannten Art, welche ehedem allein Feuer⸗ den Namen Salamander oder Landſalamander, ſala, oder auch Sternſalamander fuͤhrte, und fuͤr gif⸗ S4 tig gehalten wurde. Es iſt namlich diejenige Art, man- davon man von uralten Zeiten her die irrige und fa⸗ dra. belhafte Meinung hegte, daß ſie im Feuer lebten, Tab. II. oder wenigſtens darinn leben konnten, wovon wir fi f. hernach das eigentliche berichten werden; indeſſen ha⸗ ben wir ſie aus dieſer Urſache Feuerſalamander genennt, um fie deſto deutlicher von allen andern zu j H 3 unter⸗ 118 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. E. Bier, unterſcheiden: denn der Name Salamander iſt ab finge⸗ rig. Geſtalt. lenthalben angenommen, wiewohl es auch nicht an andern Benennungen fehlt, als zum Exempel in den verſchiedenen Provinzen Frankreichs: Pluvi- ne, Mirtil, Blande, Alebrenne, Araſſade, Laverne, Sourd, Mouron, bey den Deurſchen: Molch, Ulm, und dergleichen. | Der Salamander iſt uͤberhaupt etwan ſechs Zoll lang, und einen Zoll breit. Der Kopf iſt dick, breit, platt und ſtumpf, der Hals kurz und etwas runzlich, der Koͤrper dick, feiſt und breiter als bey den andern Eidechſen, der Schwanz dick, fo lang als der Ruͤ⸗ cken und am Ende ſtumpf. Die Voͤrderfuͤße find vier⸗ fingerig. Alle Finger find dick, ſtumpf und ohne Naͤ⸗ gel. Die Haut iſt glatt und ohne Schuppen, an den Sei⸗ ten und nach dem Bauche zu etwas runzlich, an dem Muͤckgrade hinunter mit zweyen Reihen Warzen be⸗ ſetzt, aus welchen eine milchichte Feuchtigkeit gepreß ſet werden kann, auch ſonſten ſehr poroͤs, und zum Ausſchwitzen der Feuchtigkeiten geneigt, obgleich ſonſt die Haut glaͤnzend trocken iſt. Was aber die Farbe betrift, ſo iſt ſelbige ſowohl als die Zeichnung, nach den verſchiedenen Landesarten verſchieden. Mehren⸗ theils iſt die Farbe der obern Theile glaͤnzend ſchwarz, und unten gelblich, faͤllt aber bey einigen oben in das blaſſe oder graulſchte, und unten in das weiſſe oder blaulichte, oder auch wohl in das braune. Die Zeichnung hingegen wechſelt ſehr. Die Flecken naͤm⸗ lich ſind bey den Schwarzen ſchwefelgelb, bey andern blaſſer, und beſtehen bald in zweyen Linien auf dem Mücken, bald in einem breiten geſchlaͤngelten Bande mit rund abgeſtumpften hin und wieder heraustreten⸗ den Enden, bald in einem unterbrochenen Bande, bald aber in ungleich geſetzten Flecken und Spren⸗ keln von verſchiedener Groͤße, in welchem letztern Fall man fie Sternſalamander nennt. i 4 ©&ie 122, Gefhlecht. Eidechſen. 119 Sie leben mehrentheils auf der Erde, koͤnnen E. Vier⸗ jedoch auch im Waſſer ſeyn, naͤhren ſich von Fliegen finge⸗ und Inſecten, leben aber auch oft ſehr lange faſt oh⸗ ig. ne alle Nahrung, wenn fie nur in einem Topfe mit eepens⸗ feuchtem Moos gehalten werden, wie uns denn ein art. Benſpiel bekannt iſt, daß ein wuͤrdiger Freund und groſſer Liebhaber der Naturgeſchichte einen ſehr ſchoͤ⸗ nen ſchwarzen ſchwefelgelb gezeichneten Salamander in feinem Gewaͤchshauſe in einem mit feuchtem Moos angefuͤllten Blumenſcherben ſchon lange uͤber Jahr und Tage erhält, ö Bey der Eroͤfnung der Weibchenſalamander hat Anato⸗ man ſowohl Eyer als vollſtaͤndige Junge zugleich miſche gefunden, und man hält dafür, daß fie wohl vierzig Wahr lebendige Junge gebaͤhren. Der Eyerſtock macht, uns wie bey den Vögeln, zwey Eyerbuͤſche aus. Das Maͤnnchen fol eine gezaͤhnelte Ruͤckennath haben. Merkwuͤrdig aber iſt es, daß man an jungen Sala⸗ mandern, gleichwie bey den Fiſchen, eine Art der Fiſchohren, oder Waſſerluftwerkzeuge zur Seiten des Kopfs entdeckt hat, woſelbſt gewiſſe Buͤſchlein her⸗ aushangen, die bis zu einen Zoll lang werden, her⸗ nach aber ſich verlieren, an deren Statt die Oefnung mit einer duͤnnen Haut geſchloſſen wird. Faſt ſollte man hieraus vermuthen, daß ſie erſt Waſſer⸗ und dann Landſalamander werden, oder ſich wie die Froͤſche verwandeln, und in beyden Elementen le⸗ ben koͤnnen. Unter der Haut liegt eine ſcharfe agen» de und uͤbelriechende Feuchtigkeit, die aus den War⸗ zen und kleinern Luftloͤchern gleich einem milchigten Weſen herausſpritzen kann, wenn man die Haut druckt, und hierinn liegt das Nagel von dem Leben des Salamanders im Feuer verborgen. Denn wenn man einen Salamander in ein kleines Feuer wirft, ſo ſpritzt er dieſe Feuchtigkeit von ſich, und uͤberzieht ſich gleichſam damit, als mit einem Fuͤrniß, wo⸗ n I” r durch 120 Dritte Cl. I. Ord. Kriechende Amphib. Das Vaterland iſt die temperirte und warme Gegend Europens In den Indien find fie et⸗ was groͤßer und ſchoͤner. Man bereltet ein Sala⸗ manderoͤl, welches die Haare ausfallend macht. Tab. „Fr Eidechſen, deren Füße keine Finger ha: förmige. ben und der Bau wurmfoͤrmig 48. Die Aaleidechſe. Lacerta anguina, 49. Dieſe ganz beſondere Art wird in Africg am 1 Vorgebürge der guten Hofnung ohnweit der N RN licht. Man kaun dieſe Art als eine Mittelgattung 122, Geſchlecht. Eidechſen. 121 zwiſchen den Eidechſen und Schlangen halten, et⸗ F. liche halten fie auch für eine Schlange mit Füßen, „Burns die, weil fie im Schlamm lebt, von den Griechen foͤrmige. Achelos und Elyos genennet wurden. Wenig⸗ ſtens finden wir hier einen geſchickten Uebergang zu der II. Ordnung, welche uns nun dle Schlangen zei⸗ gen wird, | Benen⸗ nungen der Ord⸗ nung. 122 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. 25 hen => 11. Ordnung. Schleichende Amphibien. e Serpentes. 8 HEN EN u — — ͤ ꝓjL’— — — — nn dem Namen Serpens verſtehet der Kir ter überhaupt alle Thiere, die von je her Schlangen genennet wurden. Die lateiniſche Benennung hat den Urſprung von lerpere oder fehl: ıcheni, welches etwas anders als repere oder kriechen, und eigentlich nur von dem ſchleichenden Fortratſchen der Schlangen zu verſtehen it. Da her wir auch den Schlangen keinen kriechenden Gang beylegen, ſondern das Wort kriechen der bereits abgehandelten erſten Ordnung zugeeignet haben, ob man es gleich in den gemeinen Reden von krie⸗ chenden Schlangen zu ſagen pflegt. Die deutſche Benennung aber iſt wohl vom ſchlingen herge⸗ nommen, weil dieſe Thiere ſich durch ihren langen und geſchmeidigen Koͤrper auf vielerley Art, ſowohl in ſich ſelbſt, als um andere Gegenſtaͤnde, herum⸗ ſchli ngen koͤnnen, und von dieſen beyden Benennun⸗ gen Serpens und Schlange haben andere europaͤi— ſche Sprachen die ihrigen gemacht. Was die grie⸗ chiſchen und hebraͤiſchen Benennungen betrift, als Ophis und Nachaſch, fo ſcheinen ſelbige nur auf beſondere Arten anzuſpielen, ſo daß ſie ſich nicht zu Benennungen der ganzen Ordnung gebrau⸗ chen laſſen, daher wir eins und das 90 an an ſeing Due anfuͤhren werden. 0 Es Von den Schlangen überhaupt. 123 Es bezeichnet alſo der Ritter unter diefer Kenn⸗ Ordnung alle ſolche Thiere, welche nur allein mit der el 6 den Lungen athmen, deren Körper weder Fuͤße noch Schwimmfloſſen haben, und die auch am Kopfe kei⸗ ne Ohren beſitzen; macht aber ſechs Geſchlechter, welche, wie wir hernach ſehen werden, ihre beſon⸗ dern Kennzeichen führen. Weil indeſſen alle Ge ſchlechter und Arten vieles Merkwuͤrdige an ſich ha⸗ ben, das ihnen groͤßtentheils ſaͤmtlich gemein iſt, ſo wollen wir doch vorher das Vornehmſte davon an⸗ fuͤhren, damit wir uns bey der Erklaͤrung der Ar⸗ ten gur allein mit den beſondern Umſtaͤnden bes ſchaͤftigen dürfen, x „ ana nung. Daß ſie lang, rund und wurmfoͤrmig ſind, iſt Der überhaupt bekannt; wie viel Unterſchied aber bey Schlan⸗ dieſem Bau obwalte, wiſſen nur diejenige, die viele Arten der Schlangen geſehen haben; denn etliche ſind von einem Ende zum andern gleich dicke, ande⸗ re haben einen deutlich unterſchiedenen breiten oder dicken Kopf, etwas duͤnnern Hals, dickern Mittel⸗ koͤrper und laͤnglichen ſpitzigen Schwanz; wieder andere find duͤnne, ſehr lang und ſpitzig, daß fie wie ordentliche Peitſchen ausſehen; doch meiſtens kom⸗ men ſie darinnen mit einander uͤberein, daß ſie mit Schuppen und Schild, oder auch mit Ringen und Runzeln bedeckt find, welche ein knoͤrpeliches ‘Be: ſtandweſen haben, und diejenigen, welche davon ih⸗ ren Bauch bekleiden, muͤſſen ihnen ſtatt der Fuͤſſe dienen. Man nimmt nicht an allen aͤuſſerliche Naſenloͤcher oder Augen wahr, und keine hat aͤuſſer⸗ liche Ohren; ob aber deswegen nicht innwendige Gehoͤr⸗Werkzeuge vorhanden ſeyn moͤgen, ſtehet noch er zu unterfuchen, RN | 5 Ihre N a ö L gen ſtalt. Ge⸗ Innerer Bau. 124 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amphib. Ihre Kiefer koͤnnen ſich ſehr aus einander ge⸗ ben, und alle ihre innern Theile laſſen ſich gewaltig dehnen, daher es zu begreifen, wie eine Schlan⸗ ge einen Korper verſchlucken kann, der weit dicker als ſie ſelbſten iſt. Das Ruͤckgrad und die uͤbrigen knochichen Theile find von knoͤrpelſcher Beſchaf⸗ fenheit. Das Maͤnnchen hat eine beſondere ges doppelte, und gleichſam mit dornichten Spitzen ver⸗ ſehene Ruthe, und ſie begatten ſich durch Zuſam⸗ menkunft. Der Magen iſt bey vlelen cylindriſch, und nicht weiter als der Gang der Daͤrmer, die am Ende enge werden, und die Harngaͤnge empfangen, ſo daß ſie, wie die Voͤgel, beyderley Unrath in einer Maſſe abgeben. Die Nieren ſind laͤnglich. Die Fort⸗ pflan⸗ zung. Leber iſt an den Lungen befeſtiget, und dieſe fuͤllen faſt den ganzen Körper bis an die Nieren aus, wie bey den Froͤſchen und Kroͤten. Die Zunge iſt fleiſchich, hat zwey Spitzen, und ſteckt an der Wur⸗ zel in einer Scheide. Die Jungen wachſen alle in Eyern, einige Schlangen aber legen die beſchloſſene Eyer ab, an⸗ dere hingegen gebaͤhren ihre Jungen lebendig. Dieſe Eyer find wie Schildkroͤteneyer graulicht weiß, haben aber eine laͤngliche Geſtalt wie die Bohnen, und eine pergamentartige Schale von verſchiedener Groͤße. Jedes Ey enthaͤlt viele Jungen in ſich, denn man trift oft zehn bis zwoͤlf lebendige Junge in einem Ey an, die wie ein Zwirnklumpen in eins ander geflochten ſind, ſo daß bey einer Bruth von etlichen Eyern eine große Anzahl junger Schlangen geworfen wird, und es wuͤrden ſich dieſe Thiere dergeſtalt vermehren, daß fie den Menſchen zur Pla; ge gereichten, wenn nicht die Vorſehung geſorget hätte, daß die meiſten durch andere Thiere verzehret wurden, denn die indianiſchen Ameiſen verzehren nicht nur viele Schlangen, ſondern es ſtellen ihnen auch die Stoͤrche, Reiher und andere Vögel, hr. Von den Schlangen überhaupt. 128 auch die Hirſche und Schweine, ſehr nach, und da ſie ſich verwegener Weiſe an manche Thiere machen, denen ſie nicht gewachſen ſind, ſo kommen eben auch dadurch ihrer viele um das Leben; ja eine Schlange frißt die andere, und ſie reiben ſich alſo N unter einander ſelber auf. Es iſt bekannt, daß die meiſten Schlangen ſchoͤn gefaͤrbt und gezeichnet find, allein da fie jahr: lich ihre Haut ablegen, fo iſt die Farbe veraͤnder⸗ lich, und es trift ſogar die Jeichnung nicht allezeit mit der vorigen uͤberein, daher man aus den Farben kein richtiges und beſtimmtes Merkmahl nehmen kann; ob es gleich gut iſt, fie mit in Betrachtung zu ziehen, weil doch immer einige Aehnlichkeit uͤber⸗ bleibt. | Wes den ſchleichenden Gang der Schlangen ber krift, ſo iſt zu merken, daß die vorerwehnte Schil⸗ de, Schuppen oder Ringe auf eine ſehr duͤnne durch⸗ fichtige und pergamentartige Haut befeſtiget find, jedoch alſo, daß dieſe Schilde und Schuppen, vermittelſt dieſer Haut, von einander geraͤumlich abweichen, und ſich wiederum aneinander, ja uͤbereinander, wie die Dachziegel, ziehen koͤnnen. Wenn ſich alſo die Schlange bewegen will, ſo dehnet ſich der musculoͤſe Koͤrper, und mit demſelben beſagte Haut, daß die Bauchſchilde ganz von einander weichen. Da nun dieſe Schilde einen ſcharfen Rand haben, der ſich durch die Dehnung und Spannung nach der Erde zu biegt, und daſelbſt die rauhe Oberflaͤche angreift und feſt halt, ſo ziehet ſich die Schlange durch die Vorderſchilde fort, indeme fie mit dem hintern Körper nachſchiebt. Man kann alſo dieſe halb zirkelfoͤrmi⸗ gen Schilde mit ihrem Rande fuͤr ſo viele Fuͤße an⸗ ſehen, wodurch das Thier auf eine auſſerordentliche Art geſchwinde fortkommen kann, zumal auf rauhen und graſigten Boden; und eben dieſe Werkzeuge AN | helfen Farbe, Schlei⸗ chender Gang⸗ Sprün ge. — Ton. 126 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. helfen ihnen auch zugleich mit dem Schwanze, um im Waſſer fortzukommen; denn es iſt bekannt, daß die meiſten ſich auch darein begeben, und eine gerau⸗ me Zeit darinne zubringen. Vorzüglich aber iſt ihre Schnellkraft merkwuͤr⸗ dig, da fie das Vermögen haben, ſich zuſammen zu ziehen, zu winden, veſte an einen Körper anzuhale ten und auf einmal wieder loß zu ſchnellen, ja durch einen Schneller wie ein Pfeil aus dem Bogen fort⸗ zuſchieſſen. Vermuthlich liegt dieſes Vermoͤgen nicht allein in der Beſchaffenheit ihrer dicken und langen, gedrehten, oder ſich kreutzenden Muskeln, ſondern auch in dem beſondern Bau des Ruͤckgrads, denn zwiſchen den Wirbeln deſſelben befinden ſich doppelte duͤnne Haͤute, die in ihrem Zwiſchenraume gleichſam einen Beutel machen, und ſich durch die Luftwerk? zeuge, welche den ganzen Koͤrper durchgehen, voll Luft anfuͤllen koͤnnen, ſo daß ſich die Wirbel alle aus⸗ einander begeben, und in einem Augenblicke auch wie⸗ der zuſammen ziehen, und dieſer Umſtand macht zu⸗ gleich deutlich, wie es den Schlangen bey ihrem kno⸗ chichten Ruͤckgrade dennoch moͤglich ſey, ſich um die Helfte zu verkuͤrzen und zu verdicken. Was den Ton anbetrift, den ſie von ſich geben, ſo hoͤrt man von einigen wenigen einen ſingenden Ton, von den andern aber weiter keinen, als ein Schma⸗ tzen und Ziſchen, welches letztere ſehr laut und ſtark mit Auslaſſung vieles Windes und einen ſtinkenden ja oͤfters giftigen Athem geſchiehet, daher auch etli⸗ che im Stande ſind, durch ein bloßes Blaſen ihren Raub zu toͤdten, wiewohl diejenigen, welche für gif⸗ tig gehalten werden, (denn der groͤßte Theil der Schlangen iſt unſchaͤdlich, ja ſo gar fuͤr die Neger und Indianer eßbar) ein beſonders Giftwerkzeug haben, wodurch ſie ihren Raub durch einen Biß Es loͤdten koͤnnen. Von den Schlangen überhaupt, 127 | Es befindet ſich naͤmlich in ihrem obern Kiefer Gift⸗ hinter der Wurzel zweyer Zaͤhne, in dem Vorder⸗ Werk theile des Mundes ein Blaͤßchen, in welchem ſich zeuge. eine Feuchtigkeit von unterſchiedener Schaͤrfe und | Schaͤdlichkeit abſondert. Dieſes Blaͤßchen laͤſſet, wenn es gedruckt wird, ſeinen Gift in die hohlen Zaͤhne aus, welcher ſodann durch eine feine Oef— nung, fo in die Spitze des Jahns ausgehet, dringet, und alſo der Wunde, die von der Schlange gebiſſen iſt, mitgetheilet wird. Dieſes Gift iſt bey ei⸗ nigen Schlangen ſchwach und thut nicht viel Scha⸗ den; bey andern wuͤrket es in den gebiſſenen Thie⸗ ren oder Menſchen eine Entzuͤndung, Krampf, Zu⸗ ckungen, Fieber, auch wohl Faͤulniß des Fleiſches, den kalten Brand, ja gar den Tod, und zwar mit dem Unterſchiede, daß der Biß mancher Schlangen durch Gegengifte, Eßig, Reinigung der Wunde und dergleichen, kann geheilet werden; von manchen aber in zwoͤlf Stunden, ja von der Cobra de Ca- belo oder Brillenſchlange, in einer Stunde, den Tod unvermeidlich, und ohne Moͤglichkeit der Huͤlfe, nach ſich ziehet. | Man hat ſo gar Beyſpiele, daß ein alter ſke⸗ letirter Kopf noch das Gift in den Zaͤhnen hatte, und demjenigen, welcher ſich unvorſichtig daran verletzte, eine ſtarke Entzuͤndung zuzog. Hingegen aber ſind auch Exempel bekannt, daß die Negern ſolche Schlangen geſpießt, und ihnen in ihrem heftigſten Zorn, (da ſie vermuthlich allen Gift in beſagte Blaͤßchen gezogen hatten,) den Kopf herunter ge⸗ hauen, und hernach das Fleiſch ohne Schaden geeſ⸗ een. | Was die Größe der Schlangen betrift, fo ger Größe. het es damit, wie bey andern Thieren. Etliche | Arten bleiben klein, andere werden ſehr groß, und da fie ſehr lange leben, etliche unter ihnen auch im⸗ mer 128 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. mer noch fortwachſen, zugleich aber, wie wir oben erinnert haben, ihre Farbe veraͤndern, ſo iſt leicht nigfaltige, und eine alte Schlange von größerem Bau und andern Farben fuͤr eine ganz andere Art halte, als eine kleine und anders gefaͤrbte, die doch lediglich nur das Junge von der naͤmlichen Art iſt. Wenigſtens trift man dieſen Irrthum beym Se⸗ ba an, der die naͤmliche Schlange, fo wie ſie von verſchiedener Groͤße und Zeichnung gefun⸗ | den wird, vielfach abbildet, und lauter Arten daraus macht. Wire wiſſen aus den Zeugniſſen der Alten und einiger Neuern, daß es Schlangen von betraͤcht? licher Groͤße gebe. Doch ſiehet man auch, daß nicht nur einige Vergroͤßerung, die aus der Furcht und den ſchreckhaften Vorſtellungen entſtanden, ſondern auch einige Verwechſelung ſtatt habe, da man vers muthlich gewiſſe ſehr große ſpringende Schlangen, die durch vorerwehnte Schnellkraft gleichſam zu fliegen ſcheinen, fir fliegende Drachen angeſehen hat, wohin etwan zu rechnen waͤren: des Warcus Paulus Aſiatiſcher Drache von zehn Ellen; des Aelianus Aethiopiſcher von vierzehn Ellen, und ein anderer von funfzig Ellen, der dem Kaiſer Augu⸗ ſtus gehoͤrte; des Alexanders Indianiſcher von ſiebenzig Ellen; des Strabo Africaniſcher von hundert Ellen; wie auch des Poſſidonius Das maſceniſcher von hundert und vierzig Ellen, ohne jetzo zu beſtimmen, wie lang die Ellen beſagter Schriftſteller moͤgten geweſen ſeyn. Um uns aber mit den Alten jetzo nicht aufzuhalten, ſo wollen wir nur etwas von denjenigen nordiſchen Seeſchlangen anführen, davon Pondoppidan aus den Zeugniſſen anderer Perſonen Nachricht giebt, denn eine der⸗ gleichen ſoll im Jahre 1746, von dem un HR Ra eee da 1 daß man aus Irrthum ihre Arten verman⸗ Vron den Schlangen uͤberhaupt. 129 Schiff Commandoͤr Laurenz von Jerrey geſehen worden ſeyn, welche mit dem Kopfe, der einem Pferdekopfe gleich ſahe, eine Elle hoch uber das Waſſer hervorragte, und mit dem Koͤrper acht Bo⸗ gen, jeden zur Laͤnge eines Fadens machte. Eine andere iſt im Jahre 1734. von dem Superintenden⸗ ten Egede,, geſehen worden, welche ſich in die Hoͤhe richtete, und mit dem Kopfe aus dem Waſ⸗ ‚fer bis zur Halfte des großen Maſtes eines Groͤn⸗ laͤndiſchen Schiffs reichte, und noch einmal ſo lang als ein Dreymaſtſchiff war. Sollten nun dieſe Berichte in der Hauptſache richtig, und in den beſondern Umſtaͤnden nicht vergroͤßert ſeyn, ſo kann man des Dlaus Magnus Schlange, die er in den nordiſchen Klippen ſoll geſehen haben, und die über zwen⸗ hundert Schuh lang, und zwanzig Schuh dick fol ges weſen ſeyn, nicht ganz und gar fuͤr eine Fabel halten. Ja man koͤnnte zur Beſtaͤrkung auch anfuͤhren, daß die heilige Schrift Jeſaia XXVII. v. 1. keine Vergleichung von ſolchen Schlangen wuͤrde herge⸗ nommen haben, wenn ſie ganz und gar erdichtet, und in der Natur nicht einmal vorhanden waͤren. Wie viel nun aber von allen dieſen Nachrichten anzunehmen iſt, laſſen wir hier ganz unbeſtimmt, und beruffen uns nur auf die abgezogenen Haͤute von auſſerordentlich großen Schlangen, die hin und wieder in den Cabinetten vorgezeiget werden; der⸗ gleichen ſich unter andern auch eine in dem Cabi⸗ net des ſeligen Geheimen Raths Trew, zu Alce dorf, befindet. N n 17 496 Daß inzwiſchen die Schlangen nicht mit Uns Lift und recht fuͤr liſtige Thiere gehalten werden, ſolches Raub⸗ zeigen einige Beyſpiele, wiewohl die Beweiſe nur ſucht. mehrentheils von den Maaßregeln genommen ſind, deren ſie ſich bedienen, ihrem Raube nachzuſtellen, und ſich ſeiner zu bemaͤchtigen. Hieher gehoͤret Linne III. Theil. J ohn⸗ er Nah⸗ rung. 130 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. ohnſtreitig die merkwuͤrdige Geſchichte, deren Doctor Menzel in einem Schreiben aus Indien, und auch Doctor Lleyer in den Ephemeriden der Academie der Waturforſcher Erwaͤhnung thut, davon der erſte das Gefecht zwiſchen einer groſſen Schlange und einem Buͤffel erzaͤhlet, wie ſich naͤmlich dergleichen Schlange hinter einen Baum ſchlich, den Schwanz, um ſich recht feſte zu hal- ten, um den Baum ſchlang, und in dieſer Stel⸗ lung den Raub abwartete, hernach aber dem Bi fel wie ein Pfeil auf den Leib flog, ihn ein paarmal umſchlung, und dergeſtalt zuſammen dre⸗ hete, daß ihme die Rippen im Leibe krachten, waͤh⸗ rend welcher Zeit ſie ihm mit dem Maule die Na⸗ ſenlöcher zuhlelt, daß er fallen und erſticken mußte, endlich aber den todten Buͤffel begeiferteß um ihn ſchluͤpfrig zu machen, und nach und nach einſchluckte, bis die Jaͤger kamen, und die Schlan⸗ ge, die fi) wegen des verſchluckten Buͤffels nicht mehr ruͤhren konnte, todtſchlugen. Doctor Cleyer hingegen hat ſelbſt drey Schlangen geoͤfnet, in deren einer er ein Reh von mittlerer Groͤße, in der Ihre liebſte Nahrung iſt Gras, welches ſie ſamt der Wurzel und Erde ausziehen, und alſo wuͤrklich Klumpen Erde eſſen, laut den Fluche, der über fie 1. Buch Moſe III. v. 14. ergieng. Sodann iſt es zuverlaͤßig, daß ſie an die Baͤume hinanſchleichen, und Obſt freſſen, doch leben ſie auch von Kroͤten, Eidechſen, Wuͤrmern, Voͤgeln und vierfüßigen Thieren, die Federn aber und die Knochen geben ſie durch Erbrechen wieder von ſich. Sie koͤnnen inzwiſchen auch ſehr lange ohne alle Nahrung aushalten, benn die gefangenen Schlan- andern einen wilden Bock, und in der dritten ein Stachelſchwein, alle noch faſt unverſehret, fand. 15 1 Veon den Schlangen überhaupt. 131 gen bleiben in friſchem Graſe und in ein wenig Kleyen wohl ein halbes Jahr lebendig. | Ein mehreres von Schlangen zu reden, nam» lich von der Schlange im Paradieſe, von den fer rigen Schlangen in der Wuͤſte, und der zur Gene⸗ ſung aufgerichteten ehernen Schlange, von der Abgoͤtterey, welche die Orientaliſchen Voͤlker mit den Schlangen und ihren Bildniſſen treiben, endlich von dem Wappen der Heilkunſt, welches eine um einen Stab gewickelte Schlange fuͤhret, und den mancherley Sinnbildern, die von Schlangen ge⸗ nommen werden: ſolches alles gehoͤret nicht zur Naturgeſchichte; nur muͤſſen wir etwas weniges von ihrem Gebrauch anführen Viele Schlangen werden von den Indianern Ges als ein ſchmackhafter Biſſen geeſſen; andere wer- brauch. den in Stuben gehalten, die Luft, wie man vor; giebt, zu ſaͤubern, wenigſtens Ungeziefer, Maͤuſe und dergleichen wegzufangen. Die Haͤute dienen ihnen, wenn ſie ſchoͤn gezeichnet ſind, zu Überzuͤgen uber Kiſten und Kaͤſten, Gurten, Kleidungsſtuͤ— cken, Muͤtzen und dergleichen, ſind ſie aber weiß und durchſichtig, wie die Aalhaͤute, ſo geben ſie Scheiden zu Dolchen, desgleichen auch, ſtatt des Glaſes, Fenſterſcheiben ab. Zur Arzney aber wird der Geiſt oder das fluͤchtige Salz von etlichen Arten, ſodann auch das Fett und Oel aͤußerlich gebraucht. Vor unſerm Ritter hat Niemand an eine Eintheilung der Schlangen gedacht, ſondern ſie ſind vom Seba und andern alle untereinander ge: worfen werden. Nunmehro aber erſcheinen ſechs Ge⸗ ſchlechter, und obgleich der Herr Gronovius in Leiden ein Geſchlecht (Boa) weggelaſſen, und drey andere Geſchlechter, als Scytala, Vipera e eee J 2 und Fintheie lung. 132 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. | und Cenchris hinzugefuͤget hat; fo ift doch da⸗ durch keine weſentliche Verbeſſerung der Einthei⸗ lung geſchehen, denn der Kitter hat die Vipera bey den Colubres gelaſſen, und die Cenchris und Scytale iſt unter das Geſchlecht Boa, ge⸗ kommen, welches wir Serpenten genennet ha⸗ ben, weil es Muͤhe koſtet, in der deutſchen Spra⸗ che, welche fuͤr die Naturgeſchichte in der That nicht reich genug iſt, ſo viele ſchickliche Namen zu finden, als noͤthig ſind, die Geſchlechter und Arten von einander zu unterſcheiden, wiewohl der Kitter ſelbſt zu ſeinem Namenregiſter wohl fuͤnf Sprachen gebraucht hat. | | Wir wollen zur nähern Veſchreibung der Ge ſchlechter ſchreiten, und diejenigen Schlangen, von welchen man weiß, daß fie giftig find, am Ran⸗ de mit einem Sternchen (*) bezeichnen. 133 123. Geſchlecht. Klapperſchlangen. Serpens; Crotalus, ( ‚roratos ift eine Verkuͤrzung von Crotalopho- Geſchl. rus, und dieſes aus dem Lateiniſchen und Benens Griechiſchen zuſammengeſetzte Wort ſoll einen nung. Klapperfuͤhrer bedeuten, welche Benennung den Schlangen dieſes Geſchlechts wegen der am Ende ih⸗ res Schwanzes fuͤhrenden Klapper gegeben iſt, daher fie auch Klapper ſchlangen, Hollaͤndiſch, Ratel- slangen, oder Bellslang; Engliſch, Rattle Sna- Kk; Sranzoͤſiſch, Serpent a ſonnettes heiſſen. Die Indianiſchen Namen find in Braſilien Boi. cininga und Boiconininga; bey den Iroqoiſen, Oneganſi; in Mexico Ecacoatl, das iſt Wind⸗ ſchlange, woſelbſt die Spanier und Portugieſen ihnen den Namen Cafca vela geben. Sonſt heißen ſie in Oſt⸗ und Weſtindien Teuthlacoth-Zau- phin; und bey Jonſton führen fie den Ehrenti⸗ tel Domina ſerpentum. | Die Kennzeichen nun, wodurch man dieſe Geſchl, Schlangen von andern zu unterſcheiden hat, find fol⸗Kennzei⸗ gende: daß ſie Schilde am Bauch, Schilde und chen. Schuppen unter dem Schwanze, und endlich eine Klap⸗ per au der Spitze des Schwanzes haben. Wir muͤſ⸗ ſen aber alle dieſe Kennzeichen noch etwas genauer er⸗ klaͤren. | Es haben naͤmlich alle Schlangen Schuppen Schup⸗ und Schilde zugleich, ausgenommen das 126. Ge⸗ pen und ſchlecht Anguis, dieſes hat nur Schuppen und keine Schild: Schilde, und das 127, Geſchlecht Amphisbaena, 1 J 3 die⸗ 134 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. dieſes hat weder Schuppen noch Schllde, ſondern nur Ringe, und endlich das 123. Geſchlecht, welches kei⸗ nes von allen, ſondern allein Runzeln hat. Es kommt alſo erſt darauf an, zu verſtehen, was die Schuppen und Schilde ſind. Unter Schuppen wer⸗ den ordentliche laͤnglichte, theils ſpitzige, theils ab⸗ gerundete kleine Blaͤttchen verſtanden, die wie Dachziegel übereinander liegen, und mehrentheils den ganzen Mücken vom Kopfe an bis zur Schwanzſpitze bedecken. Schilde aber ſind breite halbmondfoͤrmige Ringe, die den untern Theil der Schlange nur wie ein halber Cirkel umgeben. Mit dem Unterſchiede jedoch, daß bey einigen nur der Bauch, ben andern aber auch zugleich der Schwanz mit einigen Schilden beſetzt iſt, und dieſer verſchiedene Umſtand macht auch den Unterſchied der drey erſten Geſchlechter aus, denn an dieſem Geſchlechte iſt der ganze Bauch mit Schilden, der Schwanz aber halb mit Schilden und halb mit Schuppen bedeckt. An dem 124. Geſchlecht iſt der Bauch ſamt dem Schwanze mit lauter Schil⸗ den bedeckt. An dem 125. Geſchlecht aber iſt der Bauch allein mit Schilden, und der Schwanz ab lein mit Schuppen beſetzt. Will man nun in jedem Geſchlechte die Arten beſtimmen, ſo zaͤhlet man die Schilde beſonders, und die Schuppen des Schwan⸗ zes auch wieder beſonders, denn da iſt in beyder Ans zahl ein großer Unterſchied: weil aber die Schilde in der That nur verlängerte Schuppen find, die bey dem Schwanze ſo klein werden, daß man ſie nicht leicht von den Schuppen unterſcheiden, und daher leicht ei⸗ ne ganz irrige Anzahl von jeden heraus bringen kann; ſo iſt nicht anders zu helfen, als daß man die Schup⸗ pen und Schilde zuſammen in einer Zahl zaͤhle, ſo wird doch die addirte Zahl mehrentheils eintreffen, denn wo einer ein paar Schilde zu viel zaͤhlet, da muß er ein vaar Schuppen zu wenig bekommen, und alfo doch in der Hauptſumma einſtimmig werden, und dann „ — 123. Geſchlecht. Klapperſchlangen. 135 dann bringt er die Art, welche er nach dem lin⸗ neiſchen Syſtem beſtimmen will, heraus. Aus dieſem Grunde hat der Ritter nicht nur überall die Zahl der Bauchſchilde, nebſt der Zahl der Schwanz⸗ ſchilde oder Schuppen oder Ringe angegeben, ſon⸗ dern auch jeder Art die ganze Summa vorgeſetzt, wel⸗ che etwa uͤberhaupt an ſelbiger moͤgte gezaͤhlt werden. Endlich was die Schwanzklapper betrift, die an dieſem Geſchlechte ein beſonderes Merkmal ab⸗ giebt, ſo beſteht ſolche in etlichen durchſichtigen Per⸗ gament⸗ oder hornartigen Blaſen, die kurz und breit find, gliederweiſe an der Schwanzſpitze aneinander hangen, und je laͤnger je ſpitziger oder ſchmaͤler zu⸗ ſammen laufen. Mit dieſen Blaſen geben ſie ein Geraͤuſche von ſich gleich einer Klapper oder Rattel, indem ſie ſelbige durch den Schwanz ſchuͤtteln und rütteln, welches einen etwas feinern Ton giebt, als ob man eine Blaſe mit Erbfen fihleuderte. Klapper Die Anzahl der Glieder dieſer Klapper iſt unbe⸗ ſtimmt, und nach den Berichten der Indianer fols len dieſe Schlangen alle Jahr ein neues Glied en der Klapper anſetzen. Da man nun in vorigen Zeiten Klappern mit zwanzig, dreyßig, ja vierzig Gelenken gefunden, ſo waͤre daraus zu ſchließen, daß die Schlangen auch ſo viel Jahre alt waͤren geweſen; allein man finder auch groſſe Rattelſchlangen mit wer nig Gelenken an der Mattel, und uͤberhaupt trift man heut zu Tage kaum eine mit zwanzig Gelenken an. Dieſes nun waͤre genug von den Kennzeichen des ganzen Geſchlechts, und wir koͤnnten jetzo zur Be⸗ ſchreibung der Arten übergehen, wenn wir nicht noch eins und anders von ihrer gemeinſchaftlichen Lebens⸗ art anzuführen haͤtten. * N * ** X * J 4 Es Der 136 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. Es halten ſich naͤmlich die Klapperſchlangen in Klapper den beyden Indien auf. Die größten befinden ſich an Lebensz⸗ Sie ſchleichen gar nicht geſchwinde, und man Ark. in Oſtindien, und fuͤrnemlich auf der Inſel Cei⸗ 15 lon, die meiſten aber in Südamerica bis ganz nach Canada hinauf. Sie wohnen daſelbſt mehren⸗ theils in den Waͤldern und Gebuͤſchen, jedoch hat man ſie ziemlich ausgerottet, zumal da die euro⸗ paͤiſchen Colonien viele Waͤlder umgehauen haben. Gegen den Herbſt ſuchen ſie unterirrdiſche Hoͤhlen und Loͤcher oder Ritzen der Felſen zur Winterwoh⸗ nung auf, und kommen nur im Fruͤhjahre, wenn es warm wird, erſt wieder zum Morfchein, da fie den Tag über in der Sonne liegen, und ſich des Machts für der Kalte in ihren Schlupfwinkeln ſchuͤtzen. Wo fie niften, find fie zu funfzig bis hundert Stuͤcke bey ſammen, und lieben eine Gegend, wo Kalchſtei⸗ ne ſind. Trift man ſie daſelbſt im Winter an, ſo kann man fie leicht mit einem Stecken todtſchlagen, aber ſie geben, wenn ſie zornig gemacht werden, einen Ge⸗ ſtank von ſich, durch welchen man in Ohnmacht fällt, Im Sommer machen ſie ſich auf das Feld heraus, und lauren am Rande der Fluͤße oder Baͤche unter Laub oder Schatten auf Froͤſche und Waſſerinſecten, oft legen ſie ſich der Laͤnge nach an einen umgefalle⸗ nen Baum hin, daß man ſie gar nicht ſiehet. kann ihnen wohl entlaufen, aber ſie fluͤchten auch vor niemand, ſondern ſtellen ſich zur Wehr, jedoch nicht ſo, daß ſie ſich wie andere Schlangen aufrichten, und auf einen loß ſpringen. Sie fangen an zu rat⸗ teln, fo bald fie einen Raub oder ſonſt jemand ſehen, und einen Kampf vermuthen, und man hoͤret diefed | Ratteln ziemlich weit, es waͤre denn daß die Blaſen der Nattel naß waren, da fie denn keinen klingenden Tod von ſich geben. Dieſes Ratteln wiederhohlen fie, jo oft man Mine macht, fie anzufallen, doch Falten die alten und beherzten Rattelſchlangen ſich ganz gi | ö 123 Geſchlecht. Klapperſchlangen. 137 ſtille, biß fie beiſſen können, da denn ihr Biß ſehr ſcharf und aͤußerſt gefährlich iſt, fo daß er auch zu⸗ weilen durch die Stiefel geht. Doch beiſſen ſie nicht, wenn fie ſatt find, oder wenn man fie nicht beleidigt, Sie leben von Haaſen, Kaninchen, Vögeln, Nah⸗ Matten, Maͤuſen, und verſchiedenen Waſſerthleren, rung, denn fie koͤnnen gut ſchwimmen 5 was ihnen zum Verſchlucken zu groß iſt, behalten fie fo lange im Machen und Halſe, bis das hintere verzehret iſt, da da ſie denn das uͤbrige nach Bequemlichkeit nachſchlu⸗ cken. Kuͤhe, Pferde und dergleichen Vieh kommt durch den Biß einer ſolchen Schlange ſogleich um das Leben. Menſchen, die von dieſen Thieren gebißen ſind, empfinden erſt einen Stich als von einem Dorn, ſie Giftige werden darauf aͤngſtlich, der angebißene Ort, wo Biße. man nichts als zwey feine Loͤchlein ſieht, faͤngt an zu ſchwellen, die Geſchwulſt greift um ſich, nimmt das ganze Glied, und endlich den ganzen Koͤrper ein. Es kommt ein unleidlicher Durſt und heftiger Schmerz um das Herz dazu, und trinkt der Kranke, ſo wird fein Tod nur befördert, die Zunge ſchwillt auf, und wird fo dicke, daß fie den ganzen Mund ausfuͤllt, und den Hals verſtopft, wobey fie fo ſchwarz wird wie eis ne Kohle, zuletzt wird der ganze Körper ſchwarzfle⸗ ckigt, und der Menſch ſtirbt eines jaͤmmerlichen Tods. Wird ihm aber noch zeitig durch Mittel geholfen, daß er das Leben erhaͤlt, ſo behaͤlt er doch Zeit lebens eine haͤßliche Farbe, und jedesmal, wenn ſich der Biß verjaͤhret, Schmerzen und Geſchwulſt des Leibs, wel⸗ ches auch den gebißenen Hunden begegnet, daferne ſie nicht daran ſterben. 0 Es iſt leicht zu erachten, daß man in daſigen Mittel Gegenden allerhand dawider gebraucht, davon aber dawides, vieles von keiner ſonderlichen Wirkung iſt. Das vor⸗ gehmſte aber ift eine Wurzel ( Radıx Senega) in der Landſchaft Sene ga in e dieſe wird 0 gr 138 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. | gekauet und auf den Biß gelegt, wozu auch die vir⸗ giniſche Schlangenwurz (Radix Serpentaria) gebraucht wird. Es ſcheinet ſich das Gift dahinein zu ziehen, wenn es noch nicht in das Gebluͤte getre⸗ ken iſt. Auch hat man wohl durch Eingrabung des gebiſſenen Gliedes in die Erde, Huͤlfe gefunden. Ja ein gewißer Mann ſetzte eine Henne, die hinten kahl ge⸗ zupft war, ſogleich mit dem Steiße auf den Biß, und wiederholte ſolches mit friſchen Huͤhnern, ſo daß fuͤnf Huͤhner ſtarben, das ſechſte aber lebendig blieb, und er ſelbſt genaß. Das ſicherſte Mittel aber iſt | der aͤußerliche und innerliche Gebrauch von vielen Fett, Butter, Oel, Schmalz und Speck, wodurch das Gift betaͤubt wird. Denn es hat die Natur felbft dieſen Weg gezeigt, indem die Schweine dieſe Schlan⸗ gen nicht nur unbeſchadet freßen, ſondern ihnen auch heftig nachſtellen, und ſie wegen ihres unleidlichen Geſtanks bald auszuſpuͤhren wiſſen. Ja es find die Klapperſchlangen, fo bald fie ein Schwein anfihilg werden, ſogleich erſchrocken und versagt, und laſſen in großer Aengſtlichkeit allen Muth fahren. Man kann ſie auch durch einen Schlag mit einer Ruthe auf den Mücken, oder mit einem Stecken auf den Kopf for gleich ohne alle Regung machen, und ſie denn ferner toͤden, und wenn einer ein Schwein bey ſich hat, iſt er fir dieſen Schlangen ſicher. Uebrigens aber hauen die Indianer ihnen den Kopf ſchnell ab, und eſſen ihr Fleiſch, machen Guͤrtel von der Haut, an welcher ſie die Klapper zur Zierde laſſen, gebrauchen die Wirbelbeine zu Angehaͤngen und bereiten ſich von den übrigen Theilen allerhand Arzneyen. Jedoch wir wollen nunmehr die Arten betrachten. 123. Geſchlecht. Klapperſchlangen. 139 1. Der Schleuderſchwanz. Crotalus Miliarius. Sie hat unter dem Bauche hundert und drey⸗ 1.“ zehn Schilde, und unter dem Schwanze ein und dreyſ⸗ Schleu⸗ ſig. Man zaͤhlt auch wohl uͤberhaupt hundert und ran drey und ſechzig Stuͤcke von dem Kopfe bis zur Milia- Schwanzſpitze ſamt den Schuppen, und haͤlt ſie rius. fuͤr ſehr giftig. Die Haut iſt aſchgrau, und hat drey Reihen ſchwarzer Flecken, welche die Laͤnge hin⸗ unter uͤber den ganzen Koͤrper gehen, weswegen ſie auch Miliarius genennt wird. Zwiſchen den ſchwar⸗ zen Flecken aber, die den Ruͤcken beſetzen, ſteht allent⸗ halben noch ein rother Flecken. Das Vaterland iſt Carolina. Wir nennen ſie Schleuderſchwanz, weil ſie zur Bewegung der Klapper den Schwanz ſchleudern muß. 2. Die Schauerſchlange. Crotalus Hor- ridus. Diefe iſt die allergiftigſte unter allen Klapper⸗ 2.“ ſchlangen, und wird darum Horridus genennt, weil Schau— fie einen jeden mit Recht einen Schauer erregt. Die ae 1 0 Anzahl der Bauchſchilde iſt hundert und ſieben und t ſechzig. Unter dem Schwanze befinden ſich drey und zwanzig, etwa in allen mit den Schuppen hundert und zwey und neunzig. Die Farbe iſt gelb, weiß, und braunbunt mit ſchwarzen Flecken, die Kettenwei⸗ fe uͤber den Ruͤcken gehen. Etliche Flecken find drey⸗ eckigt zugeſpitzt, andere machen geſchlaͤngelte Wuͤr⸗ fel mit ſchwarzen Randen, deren Felder braun ſind. Der Kopf iſt laͤnglich rund, an dem Maule ſtumpf und von oben gleichſam platt gedruckt. Die Augen und Naſenloͤcher ſtehen dicht am Maule. Der Ra⸗ chen ſperret ſich weit auf, aber es ſind weiter 840 10 26 * \ 149 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. Zaͤhne, als die zwey obern Hunds⸗ oder Giftzaͤhne, vor⸗ handen, welche ſehr ſcharf zugeſpitzt, etwas krumm, und im Zahnfleiſche verborgen ſind. Die Zunge en⸗ diget ſich in zwey ſehr feinen Spitzen. Der Koͤrper iſt bey deſſen Anfang duͤnner als der Kopf, wird aber weiter hinunter ſo breit als derſelbe. Die Schup⸗ pen des obern Koͤrpers ſind klein, oval und glaͤnzend glatt. Der Schwanz iſt ſehr kurz, und hat etwa noch ſiebenzehn kleine Schilde, und uͤhrigens Schup⸗ pen. Wir beſttzen eine, die dreyviertel Zoll dick und einen und einen halben Schuh lang iſt, aber an der Klapper nur vier Gelenke oder Blaſen hat. Wir fanden aber in St Petersburg eine, welche einen halben Schuh dick war und uͤber zwanzig Blaſen an der Klapper hatte. Die Laͤnge aber konnten wir nicht meſſen, da ſie gebogen in einem Glaſe mit Spi⸗ ritus ſtand, doch deuchte fie uns gegen fünf Schuh zu ſeyn. Aus dieſem Verhaͤltniß mit unſern kleinem Exemplar ſollte man faſt glauben, daß die Anzahl der Gelenke in der Klapper von dem Alter abhange. Wie denn auch Seba ein Exemplar mit einem einzigen Gelenke in der Klapper hatte, welches nur einen Schuh lang war, woraus ſich zu⸗ gleich ſchließen laͤßt, wie viel Jahre eine ſolche Schlange braucht, um ein, zwey, drey oder mehre- re Ellen lang zu werden. Das Vaterland ift Ame⸗ rica, und man bringt ſie oͤfters von da lebendig nach Europa, wenigſtens hat man fie aus Caro⸗ ling nach Londen gebracht, und daſelbſt bey neun Monate im Leben erhalten, ohne daß man wahrge⸗ nommen haͤtte, was in der Zeit ihre Nahrung moͤg⸗ te geweſen ſeyn. Es iſt eine allgemeine Rede, daß | dieſe Schlangen die Vögel, Eichhörnchen und ande⸗ re Thiere mit ihren Augen dergeſtalt bezaubern, daß ſie ihnen felbft in das Maul fallen und zum Raube wer⸗ den; allein es iſt zu vermuthen, daß beſagte Thies ve, fo bald fie dieſe Schlange anſichtig werden, ent⸗ weder #- 123. Geſchlecht. Klapperſchlangen 141 weder vor Angſt und Schrecken herab taumeln, oder durch den giftigen Athem und Geſtank der Rattel⸗ ſchlangen ohnmaͤchtig werden, und herunter fallen, oder auch etwa aus Verzweiflung auf fie loßgehen. Die Schweine hingegen ſind große Liebhaber von die⸗ ſer Art. Sie pflanzt ſich nicht ſehr ſtark fort, da das Weibchen nicht ſo viel Eyer als die andern Schlangen hat. Es ſcheinet alſo die Vorſehung ge⸗ ſorgt zu haben, daß dieſe Geſchoͤpfe wegen ihres ſtarken Gifts, durch ihre Menge nicht gar zu vielen Schaden thun moͤchten. 3. Das Ungeziefer. Crotalus Dryinas. Dryinas ift fonft die Benennung des Ungezie⸗ fers, das ſich an den Wurzeln der Baͤume aufhaͤlt, und da dieſe Schlange vielleicht an den Wurzeln der ar Ungezie⸗ fer. R Baͤume auf die Vögel und andere Thlere lauret, ſo Dryi- mag daher die Benennung entftanden ſeyn. Wir nas. wollen fie alſo Ungeziefer nennen. Das Exem⸗ plar, worauf der Bitter zielet, iſt zwey Schuh lang und Fingers dick, hat am Bauche hundert und fuͤnf und ſechzig und am Schwanze dreyßig Schll⸗ Tab. V. fig. 1. de und gar keine Schuppen von unten, worinnen es ſich alſo von den andern unterſcheidet, und folg⸗ lich hundert und fuͤnf und neunzig Schilde uͤber⸗ haupt hat. Die Farbe deſſelben iſt ziemlich weiß, und der Koͤrper mit gelben Flecken beſetzt. Das Vaterland iſt America; jedoch wird von dem Ritter auch die Ceilonneſiſche Art hieher ges zogen, deren Abbildung wir Tab. V. fig. 1. mit⸗ thellen, dieſelbe iſt aus der Sammlung des Se⸗ ba. Sie war drey Ellen lang und ſo dicke, wle eines Mannes Bein. Am Schwanze fuͤhret ſie eine Klapper von vierzig Gelenken. Sie hatte mehr als zwey Zaͤhne im obern Kiefer, und we⸗ nigſtens an jeder Seite noch vier, die alle ſehr 8 ſpitzig 142 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. ſpitzig ſind, und tlef im Zahnfleiſche ſtecken. Die Zunge gieng in zwey Spitzen heraus. Der Kopf war mit breiten Schuppen bedeckt, worinne die Au⸗ gen und Naſenloͤcher ſtunden. Die Schuppen des Hinterkopfs waren klein, auf dem Ruͤcken aber eb was groͤßer und laͤnglich rund, auch nicht ſo ſehr uͤbereinander geſchoben, ſondern beßer reihenweiſe nebeneinander gelegt. Die Klapper war ſechs Joll lang und zwey drittel Zoll breit. Die Augen hat ten ſowohl als die groͤßten Schuppen die Breite ei⸗ nes viertel Zolls. Die Farbe war aſchgelb, wie Torfaſche, auf dem Ruͤcken dunkel, zur Seiten mit braunen Flecken marmorirt und am Bauche hell aſchgrau. | Es giebt aber auch einfaͤrbig⸗ roͤthliche Klap⸗ perſchlangen in Ceilon; und Seba hatte eine der⸗ gleichen von zwey Schuh lang mit zehn Gelenken in der Klapper. 0 ie 4* Der Klapperer. Crotalus Duriſſus. | Man zähle an diefer am Bauche hundert und zwey und fiebenzig Schilde und am Schwanze ein und zwanzig. Durchgaͤngig aber auch zuſammen⸗ genommen hundert und ſechs und neunzig mit den Schuppen. Die Laͤnge iſt vier Schuh, die Dicke wie ein Mannsarm, und die Klapper mit neun Ge⸗ lenken verſehen. Dieſes iſt durchgängig die ge, woͤhnliche Groͤße derjenigen Klapperſchlagen, wel⸗ che man in America, wo auch dieſe her ift, fin det. Sie iſt weiß und gelbbunt, und mit ſchiefen vlereckigten Flecken gezeichnet, deren inneres Feld weiß iſt. 1630 NN | 5.“ Der 123. Geſchlecht. Klapperſchlangen. 143 5. Der Stumpfſchwanz. Crotalus | Mutus. ter Schuppen. Das Vaterland iſt Suriname. Sonſt berichtet Herr Kalm, daß die Rattelſchlan⸗ gen ihre Zaͤhne aus und einziehen koͤnnen, wie die Katzen ihre Naͤgel, auch ſogar ſelbige in der Schei⸗ de gleichſam zuruͤcke legen, und daß aus den Hunds⸗ zaͤhnen, wenn man ſie druͤcke, eine gruͤnliche Feuch⸗ tigkeit laufe. A 124. Ge⸗ 144 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. 124. Geſchecht Serpenten. Serpens: Boa. Geſchl. Benen⸗ nung. ie Alten verſtunden unter Boa eine ſehr groß , fe Waſſerſchlange, und das Wort Serpent, lt v von je her gebraucht, um eine vorzüglich fuͤrchter⸗ liche Schlange, welche die Menſchen mit Liſt anfällt, zu bezeichnen: da nun in dieſem Geſchlecht eben die größten Arten der Schlangen vorkommen, die ſich mit Menſchen und Thieren einlaſſen, ſo koͤnnen auch obige Benennungen fuͤr daſſelbe ſchicklich ges braucht werden. Wie ‚fürchterlich inzwiſchen dieſe Schlangen auch ſeyn 11 ſo ſind ſie doch nicht giftig, und obgleich einige ein Giftblaͤßgen im Mun⸗ de fuͤhren, ſo mangeln ihnen doch ſolche Zaͤhne, durch welche ſie eine ſchaͤdliche Feuchtigkeit mittheilen koͤn⸗ | nen. Sie werden ihrer Größe halber auch wohl Rieſenſchlangen genennt. | Geſchl. Ihre Kennzeichen beſtehen darinn, daß ſie un⸗ Kennzei- ter dem Bauche und Schwanze allenthalben Schilde wu haben, jedoch keine Klapper führen. Uebrigens aber kann man wohl behaupten, daß in dieſem Ge | ſchlecht die ſchoͤnſten Schlangen vorkommen, die ſo zi rlich gezeichnet ſind, daß oft kein Mahler die Na⸗ tur treffen kann. Es 00 der Ritter folgende zehn Arten. 1. I. Der Kneiffer. Boa Contortrix. EN 1 Diefe Schlange führe obigen Namen, weil ſie tortrix. e anfaͤllt, ſich um die Beine wickelt, 115 . ole 124. Geſchlecht. Serpenten. 145 ſolche mit ziemlicher Gewalt zuſammen kneift, ob fie wohl ſonſt nicht den geringſten Schaden erregt. Sie hat am Bauche hundert und funfzig, am Schwan⸗ ze vierzig, und alſo zuſammen hundert und neunzig Schilde. Der Kopf iſt breit, läuft aber , wie ein Affenkopf, ſpitzig zu. Die Hirnſchale ſteht ſehr er⸗ haben. Im Kiefer befinden ſich Giftſaͤcklein, oder Blaſen, jedoch keine Zähne, die den Gift auspreſſen, wenigſtens hat der Kitter keine angetroffen. Der Ruͤcken ift hoch und ſcharf, der Farbe nach aſchgrau und mit braunen Feldern gezeichnet. An den Sei⸗ ten ſtehen andere Felder oder Flecken, die einiger⸗ maſſen kund ſind. Der Schwanz macht den dritten Theil der Laͤnge aus. Das Vaterland iſt Carolina. Dieſe mar von dem Bitter in der vorigen Ausgabe unter die Nattern gezaͤhlt ; und vermehrt jetzt die Anzahl der Serpenten. | 2. Der Hundskopf. Boa Canina. 145 | ’ 270 M Wir nennen dieſe Schlange Hundskopf, nicht 2. nur wegen des langen und großen Kopfs, der dem Hunds— Kopfe eines großen Moloſſus aͤhnlich ſtehet, ſondern Ion, 2 auch wegen der langen Hundszaͤhne, die in den Kie⸗- fern ſtecken, und nach des Seba Bericht, im Kiefer ſelbſt in gewißen Scheiden, wie etwa bey einem Hecht, und nicht im Zahnfleiſche feſte ſitzen. Der Bauch hat zweyhundert und drey, und der Schwanz ficben und ſiebenzig Schilde, ſo daß ſich die Anzahl zuſam⸗ men auf zweyhundert und achtzig belaͤuft. Der Rand der Lippen iſt ſehr dicke, und mit roͤthlichen Schilden beſetzt. Die Farbe iſt an den Oſtindiani⸗ ſchen, die von der Inſel Ceilon gebracht werden, pomeranzengelb gefleckt, die Flecken haben eine röche liche Einfaßung, und ſtehen in einer geſchlaͤngelten Reihe uͤber den ganzen Ruͤcken hin. Die Americani⸗ ſche hingegen ſind gruͤnlich und haben unterbrochene Linne III. Theil, K weiße 3. Horn⸗ ſchnabel. Hypna« le. 1 BVoͤnigs⸗ ſchlange. 146 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. weiße Binden. Die Augen ſtehen in beyden feurig, und die letzte Art iſt ſehe groß. Sie halten ſich meh⸗ rentheils an den Baͤumen auf, wo fie ſich um die Ae, ſte ſchlingen, und auf den Raub lauren, den ſie, nach Art der Raubthiere, mit den Zähnen anpacken. Die Ceyloner nennen die ihrige Bojobi, und die Me⸗ ricaner Depone. Doch die Portugieſen haben N nur den Namen Cobra verde; oder grüne chlaͤnge gegeben, weil fie hell ſeegruͤn if. Sie ſchleicht ſich zuweilen in die Haͤuſer, thut aber nie⸗ manden etwas, wenn man fie nicht zum Zorn reitzet, da ſie denn wegen ihrer Groͤße, des weiten Rachens und der langen ſpitzigen Zähne, ſehr gefährlich wird: 3. Der Hornſchnabel. Boa Hypnale, Die griechiſche EN ein traͤg Die deutſche Bes nennung aber ift von dem gelben gekraͤuſelten, und einem gelblichen Horn, ſowohl der Farbe als Härte und ſchlaͤfrigmachen anzudeuten. nach, aͤhnlichen Saum hergenommen, welcher den ganzen Umfang des Mundes umgiebt. Am Bauche find hundert und neun und fiebenzig, am Schwanze hundert und zwanzig, folglich in allem zweyhundert und neun und neunzig Schilde. Die Grundfarbe iſt grau, und der Ruͤcken mit gelben Flecken marmo⸗ rirt. Sie hat gar keine Zaͤhne im Maul, iſt auch nicht boͤßartig, lebt von Raupen und Inſecten, und gehoͤrt unter die kleinen unſchaͤdlichen Schlangen. Das Vaterland ift Aſten, beſonders Siam. Der Kopf iſt viel groͤßer und breiter, als die Dicke des nen Schuppen beſetzt. Koͤrpers, und ſowohl diefer als jener mit ſehr klei, 4. Die Koͤnigsſchlange. Boa Conſtrictor. | Der Name Conſtricor hat mit No. 1. Con- tortrix oder Kneiper einerley Bedeutung, und iſt von h 124. Geſchlecht. Serpenten. 147 von dem Vermoͤgen dieſer Schlange hergenommen, Con- ſich alſo um den Koͤrper anderer Thiere herum zu ſtrictor. winden und ſich zuſammen zu drehen, daß ihr Raub Lab. V. ganzlich erdruͤckt wird. Wir aber nennen dieſe 8. 2. Schlange Rönigsſchlange, well fie den Namen Konings Slang in Holland führt, auch von ans dern Domina Serpentum genennt wird, wozu noch ihre betraͤchtliche Groͤße, und die Ehrerbietung kommt, welche ihr von den Indianern bezeiget wird. Sie hat naͤmlich am Bauche zweyhundert und vierzig, und am Schwanze ſechzig, in allem alſo dreyhundert Schilde, und iſt die naͤmliche, davon wir in der Ein⸗ leitung zu dieſer zweyten Ordnung erwaͤhnet haben, daß ſie auch junge indianiſche Hüffelochſen und Hirſche oder Rebe aufalle, ſolche erdroßle und eins ſchlucke. So unglaublich dieſes auch jemanden vor— kommen moͤgte, ſo wird es doch durch manche Ber richte beſtaͤttigt, und die Moͤglichkeit laͤßt ſich auch aus der Groͤße dieſer Schlange ſchließen, denn es ſind in den Cabinetten genug Haͤute vorhanden, die uͤber zwanzig und dreyßig Schuh lang ſind. Sie iſt außerdem unvergleichlich ſchoͤn gezeichnet, und ſteht dieſer beyden Urſachen halben bey den Indianern in großer Achtung, daher ſie auch bey den Japanern, Schlangenkönig; in Senegall, Kieſenſchlan⸗ gez in Mexico, das Oberhaupt von Guadalajara; von andern Indianern, Boiguacu; von den Por⸗ tugieſen, Cobra de Veado; in Ceylon, Ana- candia; in Weſtindien, Giboya oder Jaboya; und bey den Schriftſtellern, Büffelſchlange ge nennt wird. So viel iſt richtig, daß die Neger ihr als einem Abgott goͤttliche Ehre erweiſen, und ſie ger⸗ ne bey, um, und in ihren Haͤuſern haben, denn ſie beſchaͤdigt nicht nur keinen Menſchen, wenn man fie nicht zornig macht, ſondern reinigt auch die Haͤuſer vom Ungeziefer, und wie ſie gaͤnzlich ohne Gift iſt, ſo kann auch ihr Biß an und RN ſich nicht toͤdlich ſeyn / an) 55 2 0 148 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. ob fie gleich große Wunden beißt. In den Ge genden, wo man ſie nicht goͤttlich verehrt, werden ſie von den Indianern geſchlachtet und geeſſen. Mit der Haut aber, die zu allerhand zu gebrauchen iſt, wird von ihnen Handlung getrieben. Was nun ihre Geſtalt betrift, ſo iſt der Kopf laͤnglich wie der Kopf eines Jagdhundes, und hat das Anſehen eines Crocodillenkopfs. Der Rachen ſteht oben und unten voller langen ſpitzigen Zähne, welche etwas krumm gebogen ſind, um damit gut anzufaſſen. In der Farbe aber und Zeichnung iſt eine große Verfchiedens heit, wie aus den ſebaiſchen Abbildungen und Be⸗ ſchreibungen mit mehrern zu erſehen. Denn die Ja⸗ vaiſchen find am Kopfe gelb mit einem roͤthlichen Kreutze bezeichnet, der, Ruͤcken hingegen iſt gleich⸗ fon mit Wappenſchilden und Kronenzeichnungen ges ziert, der Bauch iſt gelblich, und der Schwanz po⸗ meranzenfaͤrbig. Die Americaniſche iſt uͤber und uͤber gelblich mit dunkelbraunen Flecken. Die Afri⸗ caniſche, welche von den Wegern angebetet wird, iſt gelblich braun und mit weißen Flecken geziert. Um eine dieſer Arten vorzuzeigen, fo haben wir Tab. V. fig. 2. eine Weſtindſche abgebildet, wel⸗ che die groͤßte und praͤchtigſte iſt. Dieſe Schlangen leben von Voͤgeln, Eidechſen, Armadillen, tetua⸗ niſchen Teufeln, groͤßern vierfuͤßigen Thieren, Schlangen und kleinern Inſecten. Sie beſchleis chen die Bäume, und legen ſich auch am Waſſer ordentlich in einen Kreiß mit drey bis vier Windungen uͤbereinander gebogen zuſammen, ſo daß ſie auf den bloßen Erde vom weiten wie ein runder aufgemauer⸗ ter Brunnen ausſehen. Daſelbſt lauren ſie auf das Vieh, welches zur Traͤnke kommt, und beſpringen es Unerwartet. | 124. Geſchlecht. Serpenten. 149 5. Der Maͤuſefaͤnger, Boa Murina. Es iſt leicht zu errathen, warum man dieſer . Schlange obige Namen beygelegt hat. Sie wuͤrde Maͤuſe⸗ wenigſtens dieſen Namen nicht verdienen, wenn fie fänger. nicht vorzüglich ihr Geſchaͤfte davon machte, dieſem unk Ungeziefer nachzuſtellen. Der Bauch hat zweyhun⸗ dert vier und funfzig, und der Schwanz fuͤnf und ſechzig Schilde, ſo daß in allem dreyhundert und neunzehn vorhanden ſind. Der Koͤrper iſt blaulich, von oben mit ſchwarzen runden Flecken geziert, die bey einigen ordentliche Augen wegen ihrer weißen Felder vorſtellen, welche denn auch beſonders Ars gusſchlangen heißen, oder auch der ſchwarzen Fle⸗ cken halben Schildkroͤtenſchlangen genennt wer⸗ den. Das Vaterland iſt America. 6. Die Frieſelſchlange. Boa Cenchris. Cenchris war vorher der Geſchlechtsname der 6. Rönigsſchlangen, doch ſchickt ſich dieſe Benen⸗ Frieſel⸗ nung, welche eine punctirte Schlange andeutet, beſ⸗ Cause fer zu dieſer Art, indem fie voller Hirſenkoͤrnern aͤhn chris lichen weißen Flecken ſitzt, daher wir fie auch Frie⸗ ſelſchlange nennen. Sie hat am Bauche zweyhun⸗ dert fuͤnf und ſechzig, am Schwanze ſieben und funf⸗ zig, uͤberhaupt aber dreyhundert und zwey und zwan⸗ zig Schilde. Die Haut iſt gelblich, voller weißen Perlchen, die in einem grauen Ringe ſtehen. Das Va⸗ kerland iſt Suriname. | 7. Die Stockſchlange. Boa Scytale. Seytala oder Scytale waren die Stäbeder La⸗ 7. eedemonier, vermittelſt welcher fie durch Umwick, Stock⸗ lung langer Zettel geheime Correſpondenz fuͤhrten; 1 0 weil nun dieſe Schlange faſt e gleich dicke je. 5 | 8 if, 4 150 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. iſt, und der Kopf auch nicht zur Seiten viel breiter austritt als der Körper, mithin, wenn fie gerade aus⸗ geſtreckt liegt, einem Stabe aͤhnlich iſt, ſo wurde ſie ſchon von den Alten Scytale und von uns wird ſie Stockſchlange genennt. Sie hat unter dem Bauche zweyhundert und funfzig große, und unter dem Schwan⸗ ze ſiebenzig kleine Schilde, oder auch in allen etwa dreyhundert und drey und zwanzig. Denn in der Zaͤhlung der Schilde ſtimmen die Schriftſteller nicht überein, da es vermuthlich auch Verſchiedenheiten giebt. Der Körper iſt bläulich aſchgrau, auf den Rücken mit runden ſchwarzen Flecken bezeichnet. un den Seiten ſtehen runde ſchwarze Ringlein mit weißen Feldern, und die Flecken am Bauche ſind laͤnglich, und gleichſam aus ſchwarzen Puncten zuſammen ge⸗ ſetzt. Sie iſt groß und verſchluckt Ziegen und Schaafe, um welche ſie ſich ſchlinget, daß dieſen Thieren die Rippen zuſammen krachen. Das Vater⸗ land iſt America. f 8. Die Bergſchlange. Boa Ophrias. 8 Ophrias oder Orophias ſoll eine Bergſchlan⸗ ge bedeuten; vielleicht iſt fie einmal in einer bergige | Oph- ten Gegend gefunden worden, wiewohl das Vater⸗ riss. land nicht genennt wird. Sie hat zweyhundert und ein und achtzig, und vier und ſechzig, mithin in al⸗ len dreyhundert und fuͤnf und vierzig Schilde, und ſtehet der Koͤnigsſchlange No. 4. ſehr gleich, nur daß ſie ganz braun iſt. } 9. Die Waſſerſchlange. Boa Enydris. 95 Daß die Schlangen ſich auch im Waſſer aufhal⸗ Waller; ten konnen, iſt ſchon oben in der Einleitung geſagt, lange ob aber dieſe Art es vorzuͤglich thue, iſt uns unbe⸗ dris, kannt; jedoch ſtehet uns frey, fie nach dem u, | )en 124. Geſchlecht. Serpenten. 151 ſchen Enydris auch Waſſerſchlange zu nennen. Sie hat am Bauche zweyhundert und ſiebenzig, am Schwanze hundert und fünf, überhaupt dreyhundert und fuͤnf und ſiebenzig Schilde. Der Farbe nach iſt fie grau bunt, und hat im untern Kiefer ſehr lange Zähne. Das Vaterland iſt America. 10. Die Feuerſchlange. Boa Hortulana. Der Ritter nennet dieſe Schlange Hortula- 0. na, weil der Kopf eine Zeichnung hat, wie die Gar⸗ e tenbeete in den Blumengaͤrten; wir aber wollen ſie er nach dem indianiſchen Namen Tlehua, Feuer- lana. ſchlange nennen, weil ſie uͤber und uͤber gleichſam mit Brandflecken gezeichnet, und auf einem blaß⸗ blauen Grunde ſchoͤn marmorirt iſt. Sie hat am Bauche zweyhundert und neunzig, und am Schwan⸗ ze hundert und acht und zwanzig, mithin in allen vierhundert und achtzehn Schilde. Ihre Flecken auf dem Ruͤcken find alle Keilfoͤrmig, der uͤbrigen Dils dung nach koͤmmt fie den Koͤnigsſchlangen nahe, und ihr Vaterland iſt America beſonders Neuſpanien. In der Anzahl ihrer Schilde übertrift fie alle andere Schlangenarten. | RA 1325. Ge⸗ | 352 Dritte Cl Ul. Oord. became 125. Geſch cht Natter, 3 Coluber, 2727 Geschl. J M. verſtand ehedem unter Colubri die Benen⸗ Landſchlangen, um ſie von den Waſſer⸗ nung. e zu unterſcheiden; ohne Ruͤckſt cht aber auf dieſen Umftand,. bedienet ſich der Kitter dieſes Nas mens für gegenwaͤrtiges Geſchlecht, vermuthlich ans keinem andern Grunde, als um einem andern Geſchlechte auch einen Namen geben zu koͤnnen, der von den uͤbrigen unterſchieden iſt. Wir müſſen es alſo im Deutſchen auch ſo machen, und wir haben den Namen Natter gewaͤhlet, denn Schlangen find ſie alle: Viper aber iſt nur eine Art aus dieſem Geſchlechte; die Otter hingegen iſt ſowohl ein vier⸗ fuͤßiges Thier, als eine Schlange, jedoch belegen die Holländer dieſes Geſchlecht mit dem Namen Adder, welches Otter heißt, und die Franzo⸗ | fen mit den Namen Couleuvre. | KR NLA Geſchl. Es kommt aber vorzüglich auf die Merkmale Bene an, wodurch diefes Geſchlecht beſtimmt wird 8 und chen. ſolche beſtehen kurzlich darinnen, daß der Bauch nur alleine Schilde, und der Schwanz, welcher durchgängig klein iſt, von unten nichts anders als Schuppen hat, es werden aber allezeit ein Paar Schuppen für eine gezaͤhlet, weil zwey eins ums andre neben einander liegende Schuppen allezeit gr gen ein Schild gerechnet werden. Nach dieſen Kennzeichen fuͤhret der Ritter fi eben und neunzig Arten an, davon wenigftens achtzehn giftige n | un | 125. Geſchlecht. Natter. 153 unter welchen eine die Allergiftigſte von allen Schlangen in der Welt iſt. Wir wollen demnach dieſe Geſchoͤpfe genauer betrachten, ö 1.“ Die Biver. Coluber Vipera Die Sebraͤer haben freylich mehrere Benen⸗ nungen, als Epheh, Achfchubh, Pethen, Si- phiphon, Sarapt, und andere mehr, aber es laßt ſich nicht genau beſtimmen, ob fie eben diefe Art darunter verſtanden haben, welches eine ge⸗ nauere Unterſuchung verdienet; fo wie überhaupt die hebraͤiſchen Benennungen vieler andern Thiere ſo dunkel ſind, daß man nicht weiß, auf welche Arten ſie damit zielten. So viel iſt indeſſen wahr⸗ ſcheinlich, daß fie doch allezeit unter obigen Namen eine giftige Schlange aus dem gegenwaͤrtigen Geſchlechte verſtunden, und vermuthlich auch nur ſolche, die ſich in dem Lande aufhielten, wo die 5 Juden lebten. 3 hi De Seftalt, 154 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph, Die Franzoſen nennen dieſe Art auch Vipes, re, und ſpaniſch heißt fie Bivora, engliſch Viper, baniſch Snoge, holländiſch Adder, ſchwediſch Husg-Orm, das iſt Hecken⸗Mat⸗ 1 weil ſie an den Hecken und in Geſtraͤuchen liegt, N | N Sie hat hundert und achtzehn Bauchſchilde, und zwey und zwanzig Schuppen unter dem Schwanze, und obgleich andere vierzig Bauchſchuppen zaͤhlen, fo treffen doch ſolche mit der Linneiſchen Rech⸗ nung überein, weil der Ritter nur die Reihen zaͤh⸗ Ende des Schwanzes neben einander befinden, die zwey auch nur für eine annimmt, weil fie eben fo, wie die einzeln Schuppen an der Schwanzspitze, nur eine Reihe machen, 10 Da Mac Der Kopf iſt vor und zwiſchen den Augen platt, hinter denſelben aber erhaben gewoͤlbt, ra⸗ get uͤber dem Ruͤcken hervor, und ſtehet auch am Hintertheile der Kiefer weit zur Seiten aus. Das Maul iſt ſtumpf und kurz. Die Naſenloͤcher ſte⸗ hen dichte am Rande des Mundes in die Quere, und uͤber ſelbigen befinden ſich gleich die Augen. Der Augapfel iſt ſchwarz, laͤnglich, gerade in die Hoͤhe gerichtet, und mit einem gelben Ringe einge⸗ faſſet. Das Maul befindet ſich voller kleinen rauhen Zaͤhne, doch ſtecken im Oberkiefer, gerade unter den Augen, noch zwey laͤngere krumme Hunds⸗ oder Giftzaͤhne in gewiſſen Scheiden. Die Zungenſpitze iſt gedoppelt; der Hals vollkommen rund; der mitt, lere Theil des Koͤrpers viel dicker und faſt viereckigt; der Schwanz rund und duͤnn, etwas gekruͤmmt, und an der Spitze mit einem ſcharfen Dorn verſe⸗ hen; die Bauchſchilde ſind laͤnglich, an den En⸗ den rund, laſſen ſich in Blätter abtheilen und haben in der Mitte über die ganze Laͤnge des Bauchs eine Math, um 125. Geſchlecht. Natter. 155 um ſich zuſammen ſchieben zu koͤnnen. Die Kehle hat in der Laͤnge eine tiefe Grube. Die Farbe iſt blaßblau oder eiſengrau mit braunen Flecken, unten blaß und an der Schwanzſpitze mit dreyen ſchwar⸗ zen Ringen gezeichnet. Die Dicke des mittlern Koͤrpers iſt zwey Zoll, am Halſe nur einen halben Zoll, und am Schwanze wie ein Federkiel. Die Laͤnge ift von zwey Spann bis dry Schuh. Ob⸗ gleich dieſes Thier giftig iſt, ſo ſahe doch Herr Hap ſelquiſt in Kairo zu verſchiedenenmalen, daß die Schlangenfaͤnger ſolche mit der bloßen Hand aus ihren Saͤcken nahmen, und ohne Scheu und ohne Ge⸗ fahr mit ihnen umgiengen, welches um ſo mehr zu verwundern iſt, da ſonſt alle Thiere ihren gifti⸗ gen Biß ſehr fuͤrchten. | Dieſe Viper, die fih in Egypten aufhält, Nutzen, iſt die eigentliche, welche das fluͤchtige Uipern⸗Salz zur Arzeney, und das Fleiſch als eine Ingredienz zum Theriak in den Apothecken abgiebt; denn von der europaͤiſchen Natter (Berus) No. 15. ſoll es eigentlich nicht genommen werden, obgleich beſagte Art auch zu verſchiedenen Curen gebraucht wird, welche durchgaͤngig die Vipern⸗Cur genennet wird, wie wir ſolches unten an feinem Orte ans zeigen werden. 2. Die Giftſchlange. Coluber Atropos, Der griechiſche Name ſcheinet auf die Schaͤd⸗ Gitt, cchkeit dieſer Schlange zu deuten, daher wir fie Pa . auch Giftſchlange nennen. Sie hat unter dem gtros“ Bauche hundert und ein und dreyßig Schilde, und pos, unter dem Schwanze zwey und zwanzig Schuppen, mithin in allen hundert und drey und funfzig. Der Mund iſt mit den Giftzaͤhnen verſehen, und die Farbe der Haut iſt grau / und mit braunen Augen | € 156 Dritte Cl. U. Ord. Schleichende Amph. die in weiflen Ringen ſtehen, gezieret. Das Vater⸗ land iſt Americg. 3. Der Schlangenbalg. Coluber Leberis. 3.5 Leberis heißt ein Schlangenbalg; und Schlan⸗ darum nennen wir fie auch alſo. Der Bauch hat genbalg, hundert und zehn Schilde und der Schwanz von a unten funfzig Schuppen, welche zufammen genoms men, hundert und ſechzig ausmachen, Der Balg iſt ſtreifenweiſe ſchwarz bandirt. Sie wohnet in Canada, wo ſie Herr Kalm entdeckte, und iſt giftig. | 4. Der Gelbruͤcken. Coluber Lutrix. Wir nennen diefe Art Gelbruͤcken, weil dee Gelbruͤ Ruͤcken fo gelb wie der Bauch iſt, es mag nun cken. die Linneiſche Benennung Lutrix darauf anſpie⸗ Lutrix. len oder nicht. Sie hat hundert und vier und dreißig Schilde am Bauche, und ſieben und zwanzig Schup⸗ pen am Schwanze, folglich in allen hundert und ein und ſechzig Reihen. Die ſchoͤne gelbe Farbe des Bauchs und des Ruͤckens erhebt ſich dadurch deſto mehr, daß die Seiten des Koͤrpers blaulicht ſind. Das Vaterland iſt Indien. F. Der Federkiel. Coluber Calamarius. „ Der duͤnne geſchmeidige Körper dieſer Schlange Feder⸗ hat vielleicht zu obiger Benennung Gelegenheit ge: fiel. Ca- geben. Sie hat hundert und vierzig Bauchſchilde, und zwey und zwanzig Schwanzſchuppen, welche Pius. ö ˖ küis, zuſammen gezaͤhlet, eine Zahl von hundert und zwey 1 und ſechzig ausmachen. Die Farbe iſt blau mit braunen Puncten und geſtreiften Baͤndern, unten aber iſt fie gleichſam mit braunen Wuͤrfeln gefleckt. Das Vaterland iſt America. BR a | © Die 0 125. Geſchlecht. Natter. 157 6. Die Affenna e. Coluber Simus. Dieer hintere Kopf iſt hochgewoͤlbt, daher die Affen Naſe oder die voͤrdere Halfte des Kopfs eingedruckt naſe. erſcheinet, wie wir ſolches gemeiniglich an den Affen Simus, ſehen, und um deßwillen iſt obige Benennung ge⸗ waͤhlet. Es ſind am Bauche hundert und vier und zwanzig Schilde und am Schwanze ſechs und vier⸗ zig Schuppen vorhanden, ſo daß durchaus hundert und ſiebenzig gezaͤhlet werden. Zwiſchen den Au⸗ gen zeiget ſich eine krumme Binde, die ſchwarz iſt. Der Wirbel hat ein weiſſes Kreuz, in deſſen Mitte ein ſchwarzer Punct ſtehet. Der uͤbrige Koͤrper iſt obenher weiß und ſchwarz marmorirt, ſo daß ſich gleichſam weiſſe Binden zeigen; unten aber iſt ſie weiß. Das Vaterland iſt Carolina. 7. Der Bandruͤcken. Coluber Striatulus. Weil der Ruͤcken glatt ift, und einem braun⸗ Band geſtreiften Bande ahnlich ſiehet, fo nennen wir fie en Bandruͤcken. Sie hat hundert und ſechs und Striatus zwanzig Bauchſchilde, und am Schwanze fünf und lus. vierzig Schuppen, folglich in allen hundert und drey und ſiebenzig. Jedoch zaͤhlet man auch an einigen hundert und dreyßig Schilde unb fuͤnf und zwanzig Schuppen. Sie iſt klein und am Bauche blaßfaͤr⸗ big. Das Vaterland iſt Carolina. 8. Der Sandkriecher. Coluber Am- modytes. | Weil ſich dieſe Schlange in den Sandwuſten 8.“ von Lybien aufhaͤlt, ſo iſt ſie ſchon von den Alten bil Ammodytes genennet, und darum geben wir iht Maar obigen Namen. Sie iſt etwa eine Elle lang, und dytes, en 9. 158 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. ſehr giftig. Die Zahl der Bauchſchilde belaͤuft ſich auf hundert und zwey und vierzig und der Schwanz⸗ ſchuppen auf zwey und dreyßig, in allen auf hun⸗ dert und vier und ſiebenzig. Der merkwuͤrdigſte Umſtand dieſes Thieres iſt der fleiſchichte Auswuchs, den es gleich einem Horn an der Spitze des Mauls auf der Naſe fuͤhret. Daher es auch Aſpide del Corno genennet wird. Der Bitter giebt Wor⸗ genland zum Vaterlande an, und diejenigen, die daſelbſt gefunden werden, find ſand⸗ oder erdfaͤrbig und mit ſchwarzen Flecken gezeichnet. Allein es giebt auch dergleichen in Guinea, die, wie Boß⸗ man berichtet, ſchwarz weiß und gelb gefleckt ſind. Adanſon fuͤhret auch dergleichen von der Kuͤſte von Africa und Capo verde an, und der ſchwedi⸗ ſche Geſandte Carleſon fand eine dergleichen bey Conſtantinopel, welche nur einen halben Schuh lang war, und ſich beſchaͤftigte, eine Eidechſe von faſt gleicher Größe einzuſchlucken. Auf der Inſel Cyprus werden ſie Aſpic genennet. Ihr Biß iſt fo gefaͤhrlich, daß derſelbe in wenig Stunden toͤdet, denn der Menſch ſchwillt auf, faͤllt in Ohnmacht, und ſeine Saͤfte gehen gleich in die ſtaͤrkſte Faͤulniß. 9. Die Hornſchlange. Coluber Ceraftes. Die Alten gaben ſchon den Namen Ceraſtes Horn⸗ einer Art Schlangen, welche auf dem Kopfe ſchlan⸗ e. Körner hatten. Allein dieſe Schlangen waren nur „ gleichſam erdichtet, denn die Araber hatten den Handgriff, den Schlangen auf dem Wirbel ein Paar Vogelklauen unter der Haut einzuſtecken, dle dann darinnen feſt wuchſen, und den Schlangen ordent⸗ lich das Anſehen gaben, als ob ſie natuͤrliche Hoͤrner truͤgen; ſeitdeme aber diefer Betrug entdeckt 00 5 ö zaͤhlet 195, Geſchlecht. Natter. 159 „rn ausſiehet. 10. Der Wickeler. Coluber Plicatilis. b N 10. Dieſe Schlange wird vielleicht ſo genennet, weil Wicke⸗ fie ſich mehr als die andern Nattern zuſammen zu ler. Pli- wickeln pflegt, denn fonft find die Nattern überhaupt catilis traͤger, als die andern Schlangen, ſpringen und wickeln ſich auch nicht ſo. Sie hat hundert und ein und dreyßig Bauchſchilde und ſechs und vierzig Schwanzſchuppen, in allen aber hundert und ſieben und ſiebenzig. Der Ruͤcken iſt bleyfaͤrbig; die Seiten ſind braun, und der untere Theil iſt in vier Reihen braun geſprenkelt. Sie kommt von Ternate, und iſt nicht giftig , ob fie gleich Valentin alſo beſchrei⸗ bet, als ob ſie faſt die giftigſte unter allen Schlan⸗ gen ware, und den Menſchen töde, der fie nur an⸗ ruͤhre. Wenigſtens miſſet Seba, der dieſe Schlan⸗ ge abbildet, dieſer Valentiniſchen Nachricht kei⸗ nen Glauben ber. | | 11. Die 160 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amphib. 11. Die Schoosſchlange. Coluber Domicella, | PN Die gegentwaͤrtige Schlange ift fo außerordent⸗ f chlang e. lich ſchoͤn, unſchaͤblich, einer fo zahmen und gelinden Domi. Art, dabey fo klein und niedlich, daß das Oſtin⸗ eella. öditaniſche Frauenzimmer ſich nicht ſcheuet, ſolche in ihren Schoos zu nehmen, und zur Abkuhlung zwiſchen die Bruͤſte zu ſtecken, daher denn obige Benennun⸗ gen entſtanden find. Sie hat hundert und achtzehn Bauchſchilde und ſechzig Schwanzſchuppen, in allen alſo hundert und acht und ſiebenzig. Die Schuppen auf dem Kopfe find ſehr zierlich. Die Farbe iſt ſchnee⸗ weiß, in die Quere mit ſchwarzen Banden geringelt, welche uͤber den Ruͤcken breit, und am Bauche ſchmal ſind, doch nicht allezeit unten zuſammen laufen. Aſien iſt das Vaterland. Die Sollaͤnder nennen fie Juffer Slang, das iſt Jungfernſchlauge. 12. Der Weißling. Coluber Alidras. 12. Wir nennen ſie Weißling, weil ſie ganz und 19 gar ſchneeweiß iſt, und nicht den geringſten Flecken Alidras, hat. Der Bauch iſt mit hundert ein und zwanzig Schilden, und der Schwanz mit acht und funfiig Schuppen beſetzt, beyde aber zuſammen genommen, machen hundert und neun und ſiebenzig aus. Das Vaterland iſt Indien: 13. Die punefirte Natter. Coluber | Punctatus. | 13 8 Nat⸗ dreyßig Schilde und am Schwanze drey und vierzig ter. oder vier und vierzig Schuppen, zuſammen genommen Pun- aber hundert und achtzig. Die Farbe iſt von oben aſch⸗ Katus,. 1 Ni grau, | | eier Sie hat am Bauche hundert und ſechs und 125. Geſchlecht. Natter. 161 grau, untenher aber gelb, und mit drey Reihen ſchwar⸗ zer Puncte beſetzt, fo daß jede Reihe drey Puncte hat Der Schwanz iſt gleichfalls von unten gelb; Das Vaterland iſt Carolina. | 14. Der Breitbacken. Coluber Buccatus. Wir uͤberſetzen Buüccatus durch Zhreirbar „ta. cken, weil die Backen dieſer Schlange weit e ausſtehen und aufgetrieben find, welches zu dieſer Zaccg. Benennung Anlaß gegeben hat. Der Bauch iſt mit tus. hundert und ſieben Schilden und der Schwanz mit zwey und ſſebenzig Schuppen, zuſammen an der Zahl hundert und ein und achtzig beſetzt. Sie iſt braun und hat weiße Binden, der Kopf iſt weiß, hat aber auf dem Wirbel zwey braune Puncte und einen der gleichen dreyeckigten Flecken auf der Naſe. 15. Europaͤiſche Natter. Coluber Berus. Wir kommen jetzo zu derjenigen Watter, die 1°”. bey uns durch ganz Europa unter dem Namen aich Viper bekannt iſt, und die ſich vorzuͤglich in Spar Natter. nien Pörtugall, Frankreich, Italien und Becus. Griechenland), nicht minder aber auch in Deutſch⸗ ab I land, Engelland, Schweden und an andern Na 1. noͤrdlichen Gegenden aufhaͤlt, ſehr giftig iſt, und doch zur Cur gebraucht wird. | Sie hat hundert und ſechs und vierzig Bauch⸗ Geſtlt ſchilde, und neun und dreyßig Schwanzſchuppen, zu⸗ ſammen aber hundert und drey und achtzig. Sie it nicht lang, dabey dünne und geſchmeidig, von Farbe braungrau mit einem ſchwarzen Striche über den Rü, gebens⸗ cken, lebt von Eidechſen, Scorpionen, Kroͤten, Froͤ⸗ art. ſchen, Maulwuͤrfen, Maͤuſen, auch Kaͤfern und an⸗ dern kleinen Inſecten, wozu ihnen ihre lange Zun⸗ Linne III. Theil. e ge 162 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. ge, die ſchmal, rund, gedoppelt und mit ſehr ſcharfen und feinen Spitzen verſehen iſt, vorzuͤglich dienet, welche ſie ſehr ſchnell und weit ausſchießen, zugleich aber auch damit die Inſeeten, nach Art der Spechte, Gift: geſchwinde auffangen koͤnnen, daher man auch ein ges wiſſes Kraut mit dem Namen Ophiogloſſum oder Matterzunge belegt hat. Sie leben auch ſehr lan⸗ ge, ja einige Monate ohne alle Speiſe, und gleich⸗ ſam von der Luft. Ihr Leben iſt ſehr zaͤhe, denn wenn man ihnen den Kopf herunter haut, ſo behaͤlt derſelbe doch noch die beißende Bewegung, wenn man ihn beruͤhrt:. Sie halten ſich auf ſteinigten und ber wachſenen Boden auf, kriechen aber nicht wie ande: re Schlangen in die Erde, und lieben das Ei⸗ ſen ſehr. Sie paaren ſich zweymal im Jahre, ſind vier bis fünf Monathe trächtig, und legen im Fruh⸗ jahre ihre Haut ab, welches etliche auch wohl im Herbſte zum zweytenmal thun. Das Gift dieſer Thiere beſtehet gleichfalls in el⸗ ner gelben Feuchtigkeit, welches im obern Kiefer in gewiße Blaͤßgen geſammlet wird, die hinter den lan⸗ gen und krummen Hundszaͤhnen befindlich ſind; und da dieſe Hundszaͤhne, deren man an jeder Seite einen, zwey oder auch wohl drey zaͤhlt, innwendig hohl ſind, ſo fließt das Gift, wenn die Blaͤßgen durch die Wur⸗ zel der Zaͤhne gedruckt werden, in ſelbige hinein, und theilt ſich der durch den Biß gemachten Wunde mit. Wenn nun dieſe Blaͤßgen keinen Giftvorrath haben, ſo iſt der Biß, auſſer einer etwa verurſachten kleinen Entzuͤndung, unſchaͤdlich, ſonſt aber toͤdlich. Es ſcheint inzwiſchen, daß dieſe Schlangen ihr eigen Gift ſelbſt zur Verdauung der verſchluckten Speiſen loͤſung derſelben unentbehrlich ſey. Man hat ſich dle Muͤhe gegeben, dieſes Gift genauer zu unterſuchen, und gefunden, 50 5 ) Feuch⸗ noͤthig haben, und daß dieſer giftige Geifer zur Auf⸗ 11325. Geſchlecht. Natter. 163 Feuchtigkeit einige Saljztheile enthalte, die in der⸗ Beſchaf⸗ ſelben fluͤchtig herumſchwimmen, und nach einer kur⸗ enheit zen Zeit in ſehr ſpitzige Cryſtallen auſchießen, welche deſſel⸗ ſehr hart ſiud, und einige Monate unverändert auf al: dem Vergroͤßerungsglaß liegen bleiben. Die ganze Configuration aber zeigt ſich wie ein überaus feines Spinnengewebe, dergleichen ſich im Sublimate zu äußern pflegt. Es muß alſo wohl eine erſtaunliche Saͤure das weſentliche des Gifts ausmachen, da die alkalischen Salze der Thiere dieſem Gifte am meiſten ſteuren. Man bedient ſich wider den Matter biß des ſogennten Eau de Luce, und des fluͤchtigen Matterſalzes innwendig eingenommen, außwendig aber laͤßt man die Wunde ſchröpfen „und legt The⸗ tiaf, oder Zwiebel mit Salmiak, oder auch geſalze⸗ nen Wein auf, wodurch man mehrentheils die Verwundeten wieder zurechte bringt, und ſie wenig⸗ ſtens von der Lebensgefahr errettet. Ja man kann ſogar mit dem Fett, Oel und Fleiſch der Nattern helfen. Aus dieſer Urſache iſt es auch nicht zu ver, Nattein: wundern daß die ſogenannte Viperncur ſchon von oder Bir alten Zeiten her fo fehr beruͤhmt geweſen, denn man berncur⸗ bediente ſich dieſer Thiere bey dem Ausſatze und andern Krankheiten der Haut. Man zog fie naͤmlich in Wein ab, man machte ihr Fleiſch wie Fiſche zur Speiſe zu⸗ rechte; wie die Neger in Africa noch thun, ja die CTonquineſer laßen ihren Arac (eine Art Brand» vein) auf Nattern abziehen, damit er recht herz⸗ ſtaͤrkend und wider den Ausſatz gut ſeyn fol. | Wenigſtens wird noch hin und wieder in Eu⸗ topa bey Krankheiten, wo eine ſchnelle Wiederher⸗ ſtellung der Kräfte, oder irgend ein ſchweißtreibend Mittel noͤthig iſt, die Brühe von gedaͤmpften Sat tern, und die Natterngallerte verordnet. Man faͤngt ſie zu dem Ende mit hölzernen Beißzangen, und verſchickt fie in Doſen oder e die mit Mooß 7 2 oder Anato⸗ miſche Wahr⸗ neh⸗ mung. 164 Dritte Cl. H. Ord. Schleichende Amph. oder Klejen angefuͤllt find, da fie ſich ſehr lange int Leben erhalten. Nur muß man fie für Toback und Tobacksrauch bewahren, denn dadurch kommen fie, wie andere Schlangen, gleich ums Leben. Das Herz und die Leber gepulvert machen ein Bezoardicum animale aus, und das Oel iſt ein ſehr beſaͤnftigendes Mittel. Man muß aber die Arz⸗ neyen, die von dieſer Matter kommen, mit denen jenigen, die von der egyptiſchen Viper No. 1. kom⸗ men, keineswegs verwechſeln, denn ihr Geruch und ihre Wirkung iſt verſchieden. Es iſt noch uͤbrig, daß wir eines und das ande⸗ re von den innern Theilen erwähnen. Die Maͤnn⸗ chen nämlich, dergleichen wir eines Tab. VI. fig. 1. vorzeigen, und deſſen Abbildung nach einer oſtindia⸗ niſchen Natter aus dem Seba genommen iſt, das ben aͤuſſerliche Hoden, und dieſe ſind dornich, oder gleichſam ſtachlich, durchgaͤngig laͤnglich rund, weiß und von einer druͤſigten Beſchaffenheit. Die rechte Hode ift über einen Zoll lang, die linke aber etwas kuͤrzer und duͤnner. Die Ruthe iſt gedoppelt, und beſteht aus zweyen ſchwammigen Koͤrpern, die unter dem Schwanze nebeneinander liegen, ſich hinaufwaͤrts zuſammen fuͤgen, und mit ſcharfen Stacheln be⸗ ſetzt ſind. Was das Weibchen betrift, fo hat daſſelbige auch zwey Hoden oder Eyerbehaͤlter, wie das Maͤnn⸗ chen, aber ſelbige liegen innwendig und verborgen, an dem Boden der zwey Fortſaͤtze der Mutter, welche mit einer weiten Oefnung verſehen iſt, um die dop⸗ pelte Ruthe des Maͤnnchens zu empfangen. Beſag⸗ te Mutter beſteht aus verſchiedenen ſanften, duͤnnen und durchſichtigen Haͤuten, und iſt ſehr zur Ausdeh⸗ nung geſchickt, damit die Anzahl der zuletzt aus ih⸗ ren Eyern in der Mutter hervorkommenden Jungen hinlaͤnglichen Platz finde; denn im Anfange ſteckt je⸗ des 125. Geſchlecht. Matter. 165 des Junge zuſammengewickelt in Men beſondern Blaͤßgen oder Ey, es kriecht aber noch in der Mutter aus, und wird alſo lebendig gebohren. Ja man nimmt auch bey jedem Jungen einen beſondern Mut⸗ terkuchen (Placenta) wahr, und die Vertheilung der Mutter in zwey Theile hat vlele Aehnlichkeit mit den Mutterhoͤrnern anderer Thiere. Die Anzahl der Eyer aber in dieſer Matter jſt zehn, zwoͤlf bis zwan⸗ zig oder fuͤnf und zwanzig, und in der rechten Seite der Mutter liegen deren mehrere als in der linken. Die übrigen Theile ſtimmen mehr mit den inn⸗ wendigen Theilen anderer Schlangen uͤberein. Die Lunge iſt ein netzfoͤrmiges Gewebe, hat keine Lappen, iſt aber etwas gerunzelt, duͤnne, durchſichtig und hochreth. Ein Zwergfell zur Abſonderung der Bruſt vom Bauche iſt bey ihr eben ſo wenig, als in den Kroͤ⸗ ten vorhanden. Herz und Leber liegen an der rech⸗ ten Seite unter der Lunge. Das Herz hat drey Hoͤh⸗ len und kommt ziemlich mit dem Herze der Schild⸗ kroͤten überein. Die Leber iſt braunroth, und hat zwey große Lappen. Die Gallenblaſe zeigt ſich einen Fingerbreit unter der Leber in der Geſtalt und Groͤße einer Bohne, und die Galle ſelbſt iſt ſehr gruͤn und bitter, und ohne alles Gift Gleich an der Kehle folgt der erſte Magen oder Kropf, welcher aus ſehr duͤnnen Haͤuten beſteht, an demſelben aber ſchließt der eigentliche oder zweyte Magen an, der eine ge⸗ doppelte Haut hat, und unmittelbar in die Daͤrmer ausgeht. Der erſte Magen oder Kropf iſt einen Schuh lang, der zweyte aber hoͤchſtens vier Joll. Die Nieren find nichts auders als eine Sammlung von blaßrothen Druͤſen, die rechte Niere aber liegt höher als die linke. Alle Daͤrmer, Nieren und Ho⸗ den ſind mit einem weißen und weichen Fette beklei⸗ det, welches, ſo bald es geſchmolzen wird, wie Oel fluͤßig bleibt. Die Knochen ſind nichts anders als knorplichte Rippen und Mice wel die, ie | 93 be 16. Schwe⸗ diſche, Cher- fe3, 166 Dritte Cl. Ul. Ord. Schleichende mph. bey den andern Schlangen, mit Muskeln bedeckt find, doch hat dieſe Natter das Vermoͤgen nicht, ſich ſo wie andere Schlangen zu winden, denn wenn man ſie mit der Hand beym Schwanze anfaͤßt und hangen laßt, fo kann fie den Kopf nicht herauf beingen / um in die Hand zu beißen, 36. % Di ſchwediſche Natter. Coluber Che ſca. 100 an TA Man koͤnnte die jetzige vielleicht Erdnatter nennen, wir wollen fie aber die Schwedische heiſ ‚fen, weil fie daſelbſt beſonders in Aofiaten und nie⸗ drigen Gegenden i in den Weiben⸗ und Erlengebuͤſchen von Smaland zu Haufe iſt, und auch daſelbſt am giftigſten zu ſeyn ſcheint „ weil fie oͤfters tödliche Biſ⸗ fe gegeben hat. Der Bitter zweifelt, ob fie wohl von der Otter No. 21, hinlaͤnglich verſchieden ſey, ohnerachtet fie merklich Heiner iſt. Sie hat hundert und fünfzig Bauchſchllde und vier und dreyßig Schwanz⸗ ſchuppen „in allen alſo hundert und vier und achtzig. Sie iſt kaum eine Spanne lang, und nicht dicker als ein Ganſeſpul, dunkelroͤthlich, auf dem Mücken mit einer gesahnelten ſchwarzen Schnur gezeichnet, die gleichſam aus lauter kettenweiſe aneinander hangenden Mierecken beſteht⸗ der Korper iſt von oben mit ein und zwanzig Neihen kleiner Schuppen gedeckt, und jede Schuppe hat eine erhabene Rückennath. Der Kopf HF platt, und haf einen roſtfaͤrbigen herzfoͤrmi⸗ gen Flecken Bey der Maſe befinden ſich einige weiß⸗ lichte Flecken. Die Oberlefzen ſind weiß, und gleich⸗ A ſam ſägheförmg Die Augen ſind klein, und über felbigen liegen zwey große Schuppen, die Stirn aber iſt mit einer Menge ſehr kleiner Schuppen beſetzt. Die Giftzaͤhne find wie Sa beſchaffen, das Gift aber iſt heftiger als dasjenige, welches die vorher⸗ gehende enropsiicht Natter von ſich giebt, u 5 auch 125, Geſchlecht. Natter. 167 auch die ſchwediſchen Bauern, wenn ſie in die Zaͤhen gebiſſen ſind, lieber ſogleich die Zaͤhe her⸗ unter hauen, als ſich in Todesgefahr begeben, denn die aͤuſſerlichen Mittel haben oft nichts geholfen, ſondern ſie ſind in einer erſchrecklichen Beaͤngſtigung in wenig Stunden geſtorben. Sind ſie aber in den ganzen Fuß gebiſſen, ſo legen ſie die naͤmliche Schlange zerquetſcht auf den Fuß, und graben den Fuß in die Erde ein, wodurch noch das Gift am beſten herausgezogen wird. Aldrovandus hat vermuthlich dieſe Schlange ſchon gekannt, wenig⸗ ſtens rechnet der Ritter deſſen eiſengraue und roſt⸗ faͤrbige Natter (Aſpis) hieher. ! 17." Die Vippernatter. Coluber Preſter. Wir ſchmelzen hier zwey Wörter, naͤmlich Binde a Viper und Natter zufanimen, um eine ſehr giftl⸗ „ ae ge Schlange, die wegen ihrer ſchwarzen Farbe dop⸗ Prefter. pelt ſcheußlich iſt, anzudeuten. Sie hat hundert und zwey und funfzig Schilde am Bauche, und zwey und dreyßig Schuppen unter dem Schwanze, und iſt uͤber und uͤber ſchwarz. Das Vaterland iſt der noͤrdliche Theil von Europa, beſonders Engelland. | 18. Die eckigte Natter. Coluber Angulatus, Sie hat hundert und ſiebenzehn Bauchſchilde 18. und ſiebenzig Schwanzſchuppen, uͤberhaupt alſo hun Eckigte dert und ſieben und achtzig. Sie iſt braungrau, auf 9 5 dem Ruͤcken mit ſchwarzen Baͤndern gezeichnet, und latus. kommt aus Aſien. Der Ritter giebt in ſeinen Amoenit. auch eine Art mit hundert und zwanzig Vauchſchilden und ſechzig Schwanzſchuppen an. Es wird hieher auch des en: braunlinierte Schlange | 4 von 168 Dritte El. U. Ord. Schleichende Amph. von Ceilon mit weißem Bauche und ia vier⸗ eckigten Schuppen, desgleichen noch eine braune ae americ ant che Schlange gerechnet. i 19, Die blaue Natter. Coluber Ce uscus, 9510 10 Der Bauch iſt mit hundert und fünf und ſech⸗ Sr 2 zig Schilden und der Schwanz mit vier und zwan⸗ r dig Schuppen beſetzt mithin zuſammen hundert und leus. neun und achtzig. Der Rücken iſt blau, der Bauch weiß, der Schwanz hochblau und ohne Flecken, und ſehr duͤnn an der Spitze. Der Kopf itt lang: lichtrund, und die Schuppen haben an der eine Seite einen weißen Flecken. Das Vaterland iſt America, jedoch hat Seba auch eine ahne aus Africa angeführet. un 20, Die weiße Natter. Coluber albus. Weiße Sie hat hundert und ſi ebenzig Bauchſchilde Natter. und zwanzig € chwanzſchuppen, mithin in allen hun Albus. dert und neunzig. Sonſt laͤßt ſich von ihr nicht pbpiel ſagen, als daß ſie ſchneeweiß und ohne Flecken if. Man findet fie in den Ade Die Otter. Coluber Aſpis. 21. oh und Natter waren ſonſt gleichlau⸗ 0 Otter. tende Worte, wir haben demnach die erſte Benen⸗ nung für obige Art gewaͤhlet, und werden nicht nd thig haben, zu erinnern, daß es auch unter den vierfuͤßigen Geſchoͤpfen ein Thier gebe, das gleich⸗ falls Otter, und weil es den Fiſchen nachſtellet, su ſchotter genennet wird. Dieſe Otter aber iſt falt Natter elnerley. Was nun die Vea {pis 125. Geſchlecht. Natter. 169 Aſpis betrift, fo iſt es uns einerlen, ob man fie von afpicere, weil ſie einem ſcharf anſchaut, oder bon adlpergere, weil ſie ihren Gift ausbrei⸗ tet, oder von dem griechſſchen, Speirein, das iſt wie eine Schlange ziſchen, herleiten will. Me nigſtens behalten die Franzoſen und Holländer das Wort Afpic, und es ſcheinet, daß die Heb⸗ raͤer dieſe Art durch Pethen verſtanden haben, da⸗ pon auch der Schlangen: Name Python gekommen iſt. Es ſcheint dieſelbe die Art zu ſeyn, mit welcher fo viele Zauberhaͤndel und vorgebliche Schlan⸗ gen; namen vorgenommen wurden, davon pi alm LVIII. 4. 1. Died. Sal. X. 11. und Jerem. VIII. 17. Ehen gethan wird, wo 0 0 uͤberall nur der allgemeine Name Nachaſch der Schlange vorkommt. Genug „ diefe Ark ſoll Recheis giftig ſeyn, und die Cleopatra hat ſie durch ihren Tod beruͤhmt gemacht. Der Herr Dau⸗ benton aber ſpricht ihr das Gift ab, wie denn auch die Egyptier ihre Kinder damit ſpielen laſſen. Vielleicht iſt fie nur zu gewiſſen Zeiten giftig, wenn fie namlich viele giftige Materie geſammlet hat, und vielleicht ſind diejenigen „die in Frankreich und um Paris gefunden werden, welche Art der Ritter allhier meynet/ von gelinderer Beſchaffenheit. 10 Dem ſey nun wle ihm wolle, ſo hat gegen⸗ waͤrtige Otter hundert und ſechs und vierzig Bauch⸗ ſchilde und ſechs und vierzig Schwanzſchuppen, zu⸗ ſammen gezaͤhlt alſo hundert und zwey und neunzig. Die Farbe iſt roͤthlich, und der Ruͤcken iſt mit brau⸗ nen Flecken beſetzt, davon die obern in einen langen Strich zuſammen laufen. Uebrigens iſt ſie der ſchwediſchen Natter No. 16. gemlich ahnlich, au daß fie e größer ik 1105 L 22. O5 170 Dritte Cl. Ul. Ord. Schleichende Amph. 22. Das Kleinauge. Coluber Typhlus, | 22. Typhlos heißt im griechiſchen ein Blinder, 1 und da dieſe Natter ſehr kleine Augen hat, daß ſie Typh- faſt fiir blind angeſehen werden kann, fo nennen wir ſie jus. Kleinauge. Sie hat hundert und vierzig Bauch⸗ ſchilde und drey und funfzig Schwanzſchuppen, zu, ſammen an der Zahl hundert und drey und neunzig. Die Farbe iſt blaͤulich und ungefleckt. Das Va⸗ terland iſt Indien. Doch werden auch aͤhnliche dann und wann in Deutſchland gefunden, und wir trafen ſelbſt einmal eine dergleichen todt an, welche Ameiſen ausgefreſſen hatten, ſo daß der Balg nur noch uͤbrig war. Sle iſt nicht giftig. 23. Die bandirte Natter. Coluber Faſciatus, | 23. Es find an ſelbiger hundert und acht und zwan⸗ nie zig Bauchſchilde und ſieben und ſechzig Schwanz⸗ ter. Faf- ſchuppen oder in allen etwa hundert und vier und giatus, neunzig vorhanden. Die Schuppen find in der Mitte erhoͤhet und ſchwaͤrzlich, doch ſiehet man verloſchene weiße Binden, die ſich in den Seiten ſpalten. Der Bauch aber hat eben ſoviel verloſchene braune Bin⸗ den, als die Zahl der Schuppen ausmacht, und der Schwanz haͤlt alleine ein Viertel von der ganzen Laͤnge. Das Vaterland iſt Carolina. | 24. Die Kupfernatter. Coluber Lebetinus. 24. Lebetinus wird alles Geſchirr genennet, was Fuer, von Kupfer iſt, und weil dieſe Natter etwa eine eben. ſolche Farbe hat, oder einen kupferichten ſpieglenden Rus. Glanz von ſich wirft, fo wird fie alfo genennet. Der Bauchſchilde ſind hundert und fünf und funf⸗ | dig / 125. Geſchlecht. Natter. 171 zig, der Schwanzſchuppen ſechs und vierzig, und dieſe machen eine Anzahl von zweyhundert und eins, Der Ruͤcken iſt wolkigt, und der Bauch braun ge⸗ ſporenkelt. Der Herr Souttuin hingegen beſttzt eine Kupferfaͤrbige, die hundert und zwey und ſech⸗ zig Bauchſchilde, aber nur vierzig Schwanzſchuppen hat, deren Kopf ſo duͤnne iſt, daß man ihn kaum pom Koͤrper unterſcheiden kann. Dieſelbe iſt ein und einen halben Schuh lang. Sie kommt aus Olient, 2. Der Schwarzkopf, Coluber Me. lanocephalus. 25, Man zaͤhlet an der gegenwärtigen Art hundert Schwarz. und vierzig Bauchſchilde, und zwey und ſechzig kopf. Schwanzſchuppen, folglich mit einander zweyhun⸗Mela- dert und zwey. Sie iſt braun, hat aber einen ſchwar⸗ noce- zen Kopf, und iſt dabey fehr glatt. Man bringt Phalus, fie aus America, 26. Die geſchlaͤngelte Natter, Coluber Cobella, Cobella iſt eigentlich die mdteniſche s Se. = nennung einer Schlange. Vermuthlich wird dieſe Natter alſo genennet, weil ſie auf dem aſchgrauen N Ruͤcken lauter ſchiefe weiße Linien hat, als ob ſie Ki mit kleinen Schlangen bezeichnet wäre, und darum Cobella nennen wir ſie geſchlaͤngelte Natter. Sie hat hun⸗ dert und funfzig Bauchſchilde und vier und funfzig Schwanzſchuppen, zuſammen zweyhundert und vier, 10 6 den Augen befindet ſich noch ein ſchiefer bleyfaͤrbiger Flecken. Der Bauch und die Kehle ſind weiß, aber zugleich weiß bandirt. Etliche ſind oben braun und mit großen weißen Schlaͤngelchen ge 90 172 0 Dritte Cl. 1.900. Schleichende Amph. ee Sie find nicht groß, und in America fehr häufig. Das Maͤnnchen hat einen hochgewoͤlb⸗ ten Kopf. Ob nnn eben alle Schlaugen einer Art auch in der Anzahl ihrer Schilde und > Schuppen ı überall bereinflimmen, iſt eine andere Frage. Der Herr anttuin findet dieſen Umſtand bedenklich, und wir pil chten feinem Zweifel ben Denn es iſt bekannt, def 5 der Herr Gronovius verſchiedene Cobellen auküßret, davon eine hundert und drey und ſechzig Schilde, fünf und funfzig Schuppen, alſo zuſammen Nenhundert un id achtzehn; eine andere hundert und fünf und funfzig Schilde, vier und funfzig Schup⸗ pen, alſo zuſammen zweyhundert. und neune; eine dritte hundert und ein und funfzig Schilde, ein und funf zig Schuppen „alſo zuſammen zweyhundert und zwey IK Einige Sa giebt der Ritter hin und wieder ſelbſt zu. Wie leicht wird aber ein Fehler im Zaͤßlen moͤglich ſeyn? Wie leicht er⸗ wiſcht auch ein Sctzer eine andere Ziffer, die in der Torrectur ſtehen bleibt? Wie leicht irret ſich die Matur, da die Schlangen jaͤhrlich eine neue Haut bekon emen? Und iſt es denn auch ſchon ausgemacht, Kön ginnen⸗ Matter IE ne daß, wenn die Schlangen groͤßer werden und wach⸗ fen ihre Lange ſich nicht auch mit einer meh⸗ rern Anzahl der Schilde und Schuppen vermehren könne; ſo wie man glaubt, daß ſich die Gelenke in der Klapper der Klapperſchlange mit der Anzahl der Jahre vermannigfaltigen? Vielleicht verdienen dieſe e Merkmale der Arten noch eine ge⸗ nauere Unterſuchuug und Beſtimmung. 27. Die Königinnen Natter. Coluber Reginæ. Wir haben Koͤnigsſchlangen, fi iche No. 4. des 124. Heſchlechte, ) warum ſollten wir denn den Roͤni⸗ 125. Geſchlecht. Natter. 173 Königinnen nicht auch eine zueignen? Die jetzige mag es alſo ſeyn. Sie hat hundert und ſieben und dreyßig Bauchſchilde und f jebenzig Schwanz ſchuppen, in allen zweyhundert und ſieben. Der Rücken iſt braun, und der Bauch weiß und ſchwarz marmo⸗ iet, Sie kommt aus den Indien. 28. Die Reifnatter. Coluber Doliatus. Sie hat hundert und vier und ſechzig Bauch⸗ ſchilde und drey und vierzig ee, in allen aber zweyhundert und acht; iſt ſehr klein; und von Farbe weiß, jedoch mit ſchwarzen Schilden, wovon allezeit zwey und zwey dichter beyſammen ſtehen, auch nicht einmal den Bauch ganz umge⸗ ben, ſondern in den Seiten, vermittelſt eines 99 zen Strichs, mit dem welter abgelegenen ver⸗ unden werden, fü, daß fie dadurch auch uber dem Rücken geringelt erſcheinet, und dieſes gibt ihr dag Anfehen, als ob fie mit Reifen gleich einem Faße umgeben waͤre; daher denn obige Benennung 05 nommen iſt. Dieſe ſeltene Natter koͤmmt aus Ca⸗ tolina. 29. Die Punctlinie. Coluber Ordinatus, Dieſe Natter fuͤhret an den Seiten eine or⸗ dentliche Reihe ſchwarzer Puncte, daher heißt ſie bey dem Bitter Ordinatus, welches wir durch Punctlinie ausdruͤcken. Am Bauche ſind hundert und acht und dreyßig Schilde, und am Schwanze zwey und ſiebenzig Schuppen, folglich in allen zwey⸗ hundert und zehn. Sie iſt klein, blaͤulich und mit ſchwarzen wolkigten Flecken beſetzt. Das Vater⸗ land iſt Caroling. 29. Reif⸗ Matter. Dolia- tus. 20. Punct⸗ linie. Ordi- natus, 30. Die 174 Dritte Cl. II. Ord. Schl 0 Sende mh, | 30. Die mexicaniſche Natter. Coluber Mexicanus. 3 Deer Ritter giebt von dieſer Schlange gar nichts 1 an, als daß fie hundert und vier und dreyßig Bauch⸗ Me xi. ſchilde und ſieben und ſiebenzig Schwanzſchuppen, canus, mithin in allen zweyhundert und eilf Schilde und Schuppen habe. Sie wird in America gefunden. 31.“ Die japaniſche Natter. Coluber Severus. 31.) Die Benennung Severus iſt wohl von den Japani- Giftzaͤhnen dieſer Natter hergenommen, wir aber 90 15 e geben ihr den Namen nach ihrem Vaterlande. Sie Tab. VI hat hundert und ſiebenzig Bauchſchilde und zwey und fig. 2. vierzig Schwanzſchuppen, uͤberhaupt aber zweyhun⸗ dert und zwoͤlf. Der Farbe nach iſt fie aſchgrau mit weiſſen Binden, zwiſchen den Augen aber und hinter der Naſe befindet ſich eine aſchgraue Binde, doch hatte Seba eine, deren Farbe blaßroͤthlich, und der Ruͤcken mit gelben, brauneingefaßten Zeichnun⸗ gen, die den hebraͤiſchen Buchſtaben ahnlich ſahen, beſetzt war. Es iſt aber oben ſchon erinnert worden, daß die Farben kein beſtaͤndiges Merkmal der Arten ausmachen. Tab. VI. fig. 20 32. Die Schießſchlange. Coluber Aurora. a 15 Weil dieſe Natter, deren Farbe ſonſt blaͤu⸗ ſchlange lich iſt, einen gelben Rücken hat, davon ſich der Aurora, mittlere Strich auf das pomeranzenfaͤrbige ziehet, ſo hat fie der Ritter mit der Morgenroͤthe verglichen, und ſie Aurora genennt. Wir aber nehmen unſere Benennung von der Eigenſchaft, die ſie hat, wie ein Pfeil mit groſſer Geſchwindigkeit 5 aus 125. Geſchlecht. Natter. 175 aus den Baͤumen heraus zu ſchießen, und nennen ſie Schießſchlange, denn eben dieſer Umſtand war auch die Urſache, warum fie von den Griechen Kippos und Acontias genennt wurde. Sie hat hundert und neun und ſiebenzig Bauchſchilde und ſie⸗ ben und dreyßig Schwanzſchuppen, mithin zuſammen zweyhundert und ſechzehn. Das Vaterland iſt Ame⸗ rica, beſonders aber Neuſpanien. Die Schup⸗ pen find viereckigt, und ſehen wie das Geſtricke eines Mietzes aus. IHN | 33. Die braune Natter. Coluber ö Sipedon. Wir muͤßen dießmal bey der Farbe bleiben, und 33. fie braune Natter nennen, weil fie ganz braun Braune iſt, und uns fuͤr Sipedon eine andere Benennung 8105 855 mangelt. Sie hat hundert und vier und vierzig Jon. Bauchſchilde, und drey und ſiebenzig Schwanzſchup⸗ pen, in allen aber zweyhundert und ſiebenzehn. Der Herr Kalm hat fie in Nordamerica gefunden. 34. Die barbariſche. Coluber Maurus. Weil der Herr Brander dieſe Natter in der 34 Gegend Algier in der Harbarey entdeckte, fo ha- 10 ben beyde obige Benennungen ſogleich ihre Erklaͤrung. Maus Es find hundert und zwey und funfzig Bauchſchilde zus, und ſechs und ſechzig Schwanzſchuppen, in allen zwey⸗ hundert und achtzehn vorhanden. Der Koͤrper iſt von oben braun, und der Ruͤcken mit zweyen Stri⸗ chen gezeichnet. Der Bauch hingegen iſt ſchwarz. Von den beſagten Strichen, die den Ruͤcken belegen, gehen ſeitwaͤrts verſchiedene ſchwarze Striche nach dem Bauche zu hinunter. Ne oe Schlep⸗ pennat⸗ er. Stola- Tus. 28. Schley⸗ ernatte,. Vitta- Tus, 196 Dritte Cl. U. Ord. Sdleichende Anh. 35. Die Schleppennatter. Coluber Stolacüs: Es hat diefe Natter auf einem grauen Grunde zwey ſchneeweiße Baͤnder, die ſich die Laͤnge hinunter von dem Nacken uͤber den Ruͤcken bis zue Schwanz⸗ ſpitze hinziehen, und dieſes veranlaßt den Ritter fie Stolatus zu nennen, welches wir mit einer Schlep⸗ pe vergleichen. Sie hat hundert und drey und vier⸗ zig Bauchſchilde, und ſechs und ſiebenzig Schwanz⸗ ſchuppen, folglich in allen zweyhundert und neunzehn. Das Vaterland ſt Aſten, und die Portugisten daſelbſt nennen dieſelbe Chayquarona. Die Schil⸗ de haben auf beyden Seiten einen ſchwarzen Punt, und der Rachen iſt mit den bekannten Giftzaͤhnen verſehen. 36 Die Schleyernatter. Coluber N | Vittatus. u Dieſe außerordentlich ſchoͤne Schlange hat hun⸗ dert zwey und vierzig Bauchſchilde und acht und ſie⸗ benzig Schwanzſchuppen, folglich in allen zweyhun⸗ dert und zwanzig. Doch diejenige, welche der Herr Gronovius anfuͤhret, hat uͤberhaupt nur zweyhun⸗ dert und ſiebenzehn Schilde und Schuppen. Ste iſt caſtanienbraun, und hat unter dem Schwanze ein ge⸗ zaͤhneltes Band von weißer Farbe, deſſen Faden wie die Schleyer geſchlungen find. Daher obige Be | nennungen genommen worden. Das Vaterland iſt America, jedoch war diejenige, die Seba hatte, aus Ceilon. Die Schilde haben an der America⸗ niſchen einen braunen Rand. Es giebt aber noch mehrere ſchoͤne Verſchiedenheiten, welche hieher koͤn⸗ nen gerechnet werden, insbeſondere diejenige, welche einen ziſchend⸗ pfeifenden Ton von ſich giebt. | | 37. Die 125. Geſchlecht. Natter. 177 37. Die Grießnatter. Coluber Miliaris. Wir nennen dieſe die Grießnatter, weil fie 37% von oben auf einem braunen Grund eine Menge klei- Griecz⸗ ner weißen Flecken hat, als ob ſie mit Grieß beſtreuet Natter. wäre, Sie hat hundert zwey und ſechzig Bauchſchil⸗ 1 de und neun und funfzig Schwanzſchuppen, in allen aber zweyhundert und ein und zwanzig. Was die be⸗ ſagte Grießflecken betrift, ſo beſtehen ſie in weißen Pun⸗ cten, davon jede Schuppe allemal eine in der Mitte ſtehen hat. Von unten aber iſt fie ganz weiß. Das Vaterland iſt Indien. 38. Die Aeſculapſchlange. Coluber | Aetculapıl. Es wurde diefe Natter ehedem dem Aeſculap geweihet und hat daher den Namen Aeſculapſchlan⸗ ge erhalten. Nach dem Alelian heißt fie im Grie— chiſchen Pareas, es ſey wegen der dickgeſchwollenen 36. Aeſcu⸗ ap⸗ L ſchlange⸗ Aelcu- Backen, oder von ihrer gelinden und unſchaͤdlichen Art, lapüi oder auch von ihrer gruͤnlichen Farbe. Sie hat hun- Lab. VI dert und achtzig Schilde und drey und vierzig Schuppen, in allen zweyhundert und drey und zwanzig. Doch zaͤhlt man auch an einem ſchwediſchen Exemplar hundert und vier und ſiebenzig Schilde und ſieben und vierzig Schuppen, welches alſo nur zweyhundert und ein und zwanzig macht. Genug es giebt etliche Verſchiedenhei⸗ ten, die auch der Farbe und Zeichnung nach unterſchieden ſind. Die Beſchreibung, welche der Ritter giebt, lauft darauf hinaus, daß fie mit weißen und ſchwar⸗ zen Banden beſetzt iſt, welche durch eine Linie und einen weißen Ring gleichſam in zwey Theile abge— theilt ſind. Seba hingegen giebt eine Aeſculap⸗ ſchlange von Panama in America an, die oben dunkel, unten aber blaßblau und bandirt iſt. Sie he Tab. VI. fig. . Sie hat krumme zurüͤckgebo⸗ gene Zaͤhne, ſo daß ſie ihren Raub recht gut faßen Linne III. Theil. M kann. fig, 8. 39 Blau⸗ wuͤrfel. Rhom- beatus. 40. Him⸗ mel⸗ blaue. Cya- neus. 4% Ringel⸗ Natrix. Tab. VI fig. 3. 178 Dritte Cl. Il. Ord. Schleichende Amph. kann. Die Braſtlianiſche wahre Aeſculapſchlan⸗ ge iſt weißlich und wuͤrfelweiſe mit Schuppen beſetzt, und auf dem Ruͤcken braun gefleckt. Ueberhaupt find dieſe Schlangen bandirt, und haben einen langen ſpi⸗ tzigen Schwanz. 39, Der Blauwuͤrfel. Coluber Rhom- beatus. Dieſe Natter iſt blaͤulich, hat laͤnglich viereckig⸗ te ſchwarze Flecken, die aber in der Mitte blaß find, daher obige Benennung genommen iſt. Es ſind hundert und ſieben und funfzig Bauchſchilde und ſie⸗ benzig Schwanzſchuppen, in allen aber zweyhundert und ſieben und zwanzig vorhanden. Das Vaterland iſt gleichfalls Indien. 40. Die himmelblaue Natter. Coluber Cyaneus. Dieſe unvergleichliche Schlange iſt von oben praͤchtig ſammetartig himmelblau. Sie hat hundert und neunzehn Bauchſchilde und hundert und zehn Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und neun und zwanzig. Die Geſtalt iſt uͤbrigens einer langen dünnen Peitſche ſehr aͤhnlich, wie diejenige Schlan⸗ ge, welche unten No. 83. vorkommen wird. Sie iſt deſto ſchoͤner, weil ſie an den Seiten nach unten zu graßgruͤn iſt, und kommt aus America. 41. Die Ringelnatter. Coluber Natrix. Von dieſer Art, welche eine Europaͤiſche iſt, ſtammt die ganze Benennung der Natter her, und weil ſie zu beyden Seiten des Halſes einen weißen Flecken hat, der ihr das Anſehen gibt, als ob ſie ein Halsband umhaͤtte, ſo wird ſie Kingelnatter genennt, wie denn auch die Franzoſen ihr den Namen Co- leuvre 195, Geſchlecht. Natter. 179 leuvre a Collier geben. Daß aber die Alten ihr den Namen Natrix gaben, kommt daher, weil ſie im Waſſer geſchwinde ſchwimmen kann, und darum heißt ſie auch bey etlichen Hydrus oder Waſſerſchlan⸗ ge. Sie iſt ganz unſchaͤdlich und beißt nicht, ſon⸗ dern ziſcht und blaͤßt nur. Doch ſind etliche Verſchie⸗ denheiten davon vorhanden. Die Schwediſche Snoke oder Ring- Orm, zeigt ſich in den Staͤllen und Haͤuſern, die Franzoͤſiſche halt ſich in Moraͤ⸗ ſten und an den Hecken auf, und diejenige, welche man in Geldern antrift, find gerne auf den Aeckern und in den Viehſtaͤllen, daher man ſie beſchuldigt, daß ſie der Milch nachſtellen, wiewohl ihre Nahrung ſonſt in Gras, Kraut und allerhand Inſecten, ja Ra⸗ tzen und Maͤuſen beſteht. Sie hat hundert und ſiebenzig Bauchſchilde und ſechzig Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und dreyßig; iſt auf dem Ruͤcken ſchwarz und am Bau⸗ che weiß, übrigens aber verſchieden gefleckt oder auch wohl geſtreift, das Halsband iſt bey einigen gelb, bey andern weiß, geht an etlichen um den ganzen Hals, oder ziert auch nur die beyde Seiten des Halſes. In der Provinz Holland und Weſtfrießland trift man manche Verſchiedenheiten an, da ſie in den Moraͤſten, Torflaͤndern und Heiden gefunden wer den. Etliche ſind braunroth, andere marmorirt oder zierlich gefleckt, wiederum andere braun mit gelben Flecken am Halſe. Unter andern wird hier eine ſolche Ringelnatter oder Waſſerſchlange mitgetheilt, welche in dem for genannten Diemermeere, (ein ausgeteichter und mit lauter Luſthaͤuſern und Landguͤthern angebauter See, ohnweit Amſterdam) gefunden worden. Siehe Tab. VI. fig. 3. Dieſelbe hatte hundert und ſechs und achozig Bauchſchilde, und ſechzig Schwanzſchuppen, war auf dem Ruͤcken blaͤulich, wie n M2 auch 180 Dritte Cl. II Ord. Schleichende Amph. auch am Kopfe, Halſe und an der Kehle; am Bau⸗ che aber und am Schwanze untenher kohlſchwarz, und die Laͤnge erreichte zwey und einen halben Schuh. Dieſe Schlangen werden auch Anguille de Haye genennt, und von einigen unter dem Namen der Aa⸗ le geeſſen. | Sie bringen ihre Jungen nicht lebendig zur | Welt, ſondern legen ihre Eyer in Löcher, deren Oefnun⸗ gen nach Suͤden gerichtet ſind, und zwar an den Ufern der Gewaͤſſer, oder in Miſthaufen. Dieſe Eyer find in einen laͤnglichen Buſch, vermittelſt einer zaͤhen Feuchtigkeit aneinander gekittet. Ihre Pergament⸗ ſchale iſt aͤußerlich weiß, etwa ſo groß wie ein Tau⸗ beney. Wenn dieſe Eyer im Waſſer ſinken, ſo fin⸗ det man ſchon eine ordentlich aufgewickelte junge Schlange darinnen, welche in einer weißlichen Feuch⸗ tigkeit liegt, und am Bauche vermittelſt einer Schnur an einem einen Zoll breiten Mutterkuchen befeſtigt iſt. Oefnet man ein ſolches Ey, ſo kann man dieſe aufgewickelte Schlange heraus nehmen, ohne daß man einiges Leben entdeckt, aber nach und nach entwickelt ſie ſich von ſelbſten und ſchleicht davon. Die Eingeweide ſind bey dieſer Art wie an den übrigen Nattern beſchaffen. Sie hat keine Gifts zaͤhne, wohl aber eine Reihe feiner Zaͤhnchen, welche den Kiefern das Anſehen einer zarten Saͤge geben. Ihre Bewegung iſt nur ein ſchlaͤngelndes Schleichen, keineswegs aber ein Schieſſen oder Sprin⸗ gen, wie ſonſt wohl andere Nattern zu thun pflegen. In Daͤnnemark werden ſchwarze, blaue, graue und auch ſchneeweiſſe Ringelnattern gefunden. Man giebt ſie dem Viehe in Krankheiten ein, bedient ſich der Haut in ſchweren Geburten der Weiber ſtatt eines Gurts, hält fie in Italien für eine Arzney und ſtaͤr⸗ kende Speiſe, ja man maͤſtete an andern Oertern die Huͤhner damit, indem man ſie kochte, und zu an | rey | Il | 125. Geſchlecht. Natter. 181 Brey knetete, um hernach durch das Fleiſch dieſer Hühner, die alſo gemaͤſtet waren, Perſonen zu hei⸗ len, die an einem Verfall der Kraͤfte oder ſonſt ier gend an einem Unvermoͤgen laborirten. 42. Der Schleuderer. Coluber 10 Dieſe Natter iſt in ihrer Bewegung ſehr ger 42. ſchwinde, und darum nennen wir ſie Schleude⸗ a rer. Sie hat hundert und vier und achtzig Schil⸗ e A lis de und funfzig Schuppen in allen zweyhundert und an vier und dreyßig. Der Körper ift braun und weiß bandirt, doch ſind die weiſſen Baͤnder eines ums an⸗ dere die Haͤlfte ſchmaͤler, und wiederum noch einmal ſo breit, denn auf ein ſchmales weißes Band folgt hernach wieder ein breites, ſodenn wieder ein ſchma⸗ les, und fo weiter. Das Vaterland iſt Indien. 43. Der Milcher. Coluber Lacteus. | Die weiſſe Milchfarbe giebt ihr dieſen Namen. 43. Sie hat zweyhundert und drey Schilde, und zwey⸗ Milde. und dreyßig Schwanzſchuppen, folglich in allen zwey⸗ Lacteus hundert und fünf und dreyßig, und iſt giftig. Ueb⸗ rigens iſt fie auf einem milchweiſſen Grunde mit ſchwar⸗ zen Flecken, die paarweiſe ſtehen, gezeichnet. 10 0 Kopf oder Wirbel iſt gleichfalls ſchwarz, doch aber die Laͤnge herab mit einem weiſſen Striche geziert. Das Vaterland iſt Indien. 44. Der Pfeülſchok. Coluber Jacu- lato. Man kann leicht erachten, daß die Benennung a. von ihrer Bewegung hergenommen iſt, da fie wie „Pfeil | Ai Pfeil fortſchießt. Es ſind hundert und drey und feat. | M z ſech⸗ 4 182 Dritte Cl. I. Ord. Schleichende Amph. ſechzig Schilde und ſieben und ſiebenzig Schuppen, in allen aber zweyhundert und vierzig vorhanden. Sie ſieht aber übrigens, wie die linierte Natter No. 49. aus, und kommt aus Suriname. | . 45. Der Hoffunker. Coluber Aulicus. 4. Die Livree und bunte Zeichnung mag wohl zu Hofjuns der Benennung Gelegenheit gegeben haben. Es be⸗ ker. Au- finden ſich an dieſer Art hundert und vier und achtzig lieus. Hauchſchilde und ſechzig Schwanzſchuppen, zuſam⸗ men zweyhundert und vier und vierzig. Der Koͤrper iſt grau, und von oben weiß bandirt, doch geht jede Binde zur Seiten gabelfoͤrmig aus. Der Wirbel iſt gleichfalls weiß. Sie kommt aus America. Diejenige, welche der Ritter aus dem Seba hieher rechnet, hat kleine roſtfaͤrbige Schuppen und aſchgelbe Baͤndchen, iſt aber uͤbrigens über dem Koͤr⸗ per wuͤrfelartig marmorirt, am Kopfe ſchoͤn gezeich⸗ net, am Bauche blaßgelb, und kommt aus Braſi⸗ lien, woſelbſt fie Raphiati genennt wird, 46. Der Juwelierer. Coluber Monilis. 8.46. Monile iſt eine mit Buckeln oder Perlen oder Juwe⸗— ; e RL ſierer auch mit andern Juwelen beſetzte Halszierde, auch Moni wird ein mit ſchoͤnen Buckeln beſetztes Pferdgeſchir⸗ lis. re Monile genennt; weil nun dieſe Natter auf dem Ruͤcken eine Binde mit den obigen weiſſen Pun⸗ eten oder Perlen führt, fo hat fie obigen Namen erhalten, den wir mit Juwelierer vertauſchen. Sie hat hundert und vier und ſechzig Bauchſchilde, und zwey und achtzig Schwanzſchuppen, in allen aber zweyhundert und ſechs und vierzig. Sonſt iſt der Koͤrper mit Ringen beſetzt. Das Vaterland iſt America. 5 | 47. Gelb» 125. Geſchlecht. Natter. 183 47. Der Gelbringel. Coluber Fulvius. Sie hat zweyhundert und achtzehn Bauch⸗ Gad ſchilde, und da der Schwanz nur einen zwölften yinael. Theil der Laͤnge ausmacht, auch nur ein und dreyßig Fulvius- Schwanzſchuppen, folglich in allen zweyhundert und neun und vierzig. Der Koͤrper hat zwey und zwan⸗ zig ſchwarze und eben ſo viel gelbe Ringe, die mit den ſchwarzen abwechſeln, aber auch braun ges fleckt, und hinten und vorne weiß eingefaſſet find. Das Vaterland iſt Carolina. 48. Die Blaßnaſe, Coluber Pallidus. Die blaſſe Farbe gibt ihr das Anſehen, als ob Baatz ſie abgeſtanden waͤre, und die Farbe verlohren naſe. Hatte. Es find hundert und ſechs und funfzig Palli- Bauchſchilde, und ſechs und neunzig Schwanzſchup⸗ dus. pen vorhanden, die zuſammen genommen eine Zahl von zweyhundert und zwey und funfzig ausmachen. Der Körper hat hin und wieder einige graue Fle⸗ cken mit braunen Puncten, und in den Seiten nimmt man eine gedoppelte ſchwarze unterbrochene Linie wahr. Das Vaterland iſt Indien. 49. Die linierte Natter. Coluber Lineatus. Die Anzahl der Bauchſchilde iſt hundert und Ae neun und ſechzig, und der Schwanzſchuppen vier Natter, und achtzig, welche miteinander zweyhundert und J inea⸗ drey und funfzig ausmachen. Die Farbe iſt blaͤu⸗ tus. lich, doch iſt die Laͤnge des Ruͤckens mit vier braunen Knien beſetzt. Das Vaterland iſt Aften. Seba gibt ihr das Zeugniß, daß ſie außerordentlich ſchoͤn ſey, und aus ſeiner Beſchreibung erhellet, daß die Bauchſchilde mehr laͤnglich als viereckigte Schup⸗ pen ſind, die an den Seiten einen kleinen Fortſatz ö M 4 haben. 184 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. haben. Auch giebt ſeine Abbildung Muthmaſſung, daß die Anzahl der Linien nicht bey allen einerley iſt. Die ſeinige war aus Ceylon. 50.“ Die Brillenſchlange. Coluber Naja. 502 Wir haben dieſe Matter nicht ohne Urſache mit Brillen zwey S ternchen bezeichnet, denn fie iſt unter allen 1 Schlangen die gifeigſte, fü daß ihr Biß in wenig 1 5 6. VI Stunden unvermeidlich toͤbek. Sie wird von 88. 4. den Portugicſen Cobras de Capello, gemei⸗ 90 niglich aber Cobra Cabelo genennet. Die Leye lonneſer geben ihr den Namen Noya. Ob nun das von die Linneiſche Benennung Naja genommen its oder ob dieſelbe von den Majaden oder Waſſer⸗ nymppben herſtamme, wollen wir nicht unterſchei⸗ den. Genug, ſie iſt unter dem Namen Brillen⸗ ſchlange bekannt, und zwar weil ſie im Nacken eine vollſtaͤndige braune Zeichnung einer Brille hat, wenigſtens find die Oſtindiſchen dickhaͤlſigen achten Brillenſchlangen alſo gezeſchnet; doch die Fee ſchen Duͤnhaͤlſigen, und andere Verſchiedenheiten dies fer Art haben keine orden tliche Brillenzeichnung, ſondern vielmehr einen geſchlaͤngelten Zug, in Geſtalt der meſ⸗ ſingnen Schlingen oder Schleifen an den Weibsoklei⸗ dern, worein ſie die Haͤcklein ſchlagen, oder es kommt auch eine Zeichnung wie ein Angeſicht heraus, daher ſie von den Indianern fuͤr die Schlange ausgege⸗ ben wird, welche die Eva im Paradieſe verfuͤh⸗ rete, zumal fie ſich ſtark aufrichten kann, und darum vom Kämpfer Tripudia Serpentum genennet wird, denn die Indianer treiben mit ihr allerhand Gauckeleyen, und laſſen dieſe Schlange aufrich⸗ ten und herumtanzen, welches poßirlich ausficher, Mey einigen Schlangen dieſer Art ſpannet ſich die Seltenhaut des Halſes aus und um giebt den 010 9 gleich 125. Geſchlecht. Natter. 185 gleich einer Kappe, und in dieſem Falle werden ſie Kappenſchlangen genennet, und haben die bes ſagte Zeichnung hinten auf der Kappe. Man zaͤhlet an ihr hundert und drey und neun⸗ zig Bauchſchilde und ſechzig Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und drey und funfzig. Die Far⸗ be iſt durchgaͤngig roͤthlich, grau oder gelblich, und im Cabinete zu Petersburg trafen wir blaſſe und weißliche an, ſo dick wie eines Mannes Arm, und vethaͤltnißmaͤßig lang, die alle aus dem Sebai⸗ ſchen Cabinete, welches der Czar Peter I. von ihm gekauft hatte, dahin gekommen waren, woſelbſt uns auch die Verſchiedenheit dieſer Art deutlich in die Augen leuchtete. Übrigens aber theilen wir Tab. VI. fig. 4. die Abbildung einer ſolchen Schlange mit, deren Brillenzeichnung mehr herz⸗ foͤrmig iſt. N | Man glebt auch vor, daß aus dem Kopfe di fer Schlange der fo genannte Schlangenſtein komme, welcher eine giftwiderſtehende Kraft ha⸗ ben fol. Allein es find dieſe Steine nur ein Der trug der Indianer, welche ſolche aus Aſche von gebrannten Knochen der Buͤffel, (ſiehe I. Theil, pag. 442. feg.) und Wurzeln, benebſt einer tho⸗ nigten Erde, backen; oder es iſt auch eine Compo⸗ ſitlon aus Natternpulver, Froͤſchen und Krebspul⸗ ver, gegrabenen Einhorn, lemniſchen Bolus und Vi⸗ perngallerte, welche hart gemacht wird, und einige Wirkung wider den giftigen Biß zu thun ſcheinet, wiswohl niemand noch dadurch vom Tode iſt erret⸗ tet worden. Das beſte Mittel iſt ein indianiſches Kraut, deſſen ſich die Innlaͤnder bedienen, und wel⸗ ches auch derowegen Ophiorhiza genennet wird. Inzwiſchen hat die Vorſehung ſchon geſorget, daß ſich dieſes Ungeheuer nicht zu ſtark vermehret, denn es hat einen Feind an der ſogenannten Pharao: 9 0 | Mi Bası 186 Dritte Cl. l. Ord. Schleichende Amph. Katze, Viverra Ichneumon, (ſiehe den erſten Theil pag. 244.) welche dieſelbe oder, 51. Die gefleckte Natter. Coluber padera. Sie hat hundert und acht und neunzig Bauch, Sec ſchilde und ſechs und funfzig Schwanzſchuppen, in 5 an allen zweyhundert und vier und funfzig. Die u. a“ Grundfarbe iſt weiß, doch liegen über den Ruͤcken viele Paare brauner Flecken, davon ein jedes Paar mit einer Linie an einander haͤngt, an! den Seiten aber ſtehen eben ſo viel einzelne Flecken. Das Va⸗ kerland iſt Indien. 52. Die graue Natter. Coluber Canus. | | nen Man zahle hundert und acht und achtzig Natter, Bauchſchilde und ſiebenzig Schwanzſchuppen, in Canus. allen aber zweyhundert und acht und funfzig. Sie iſt weißlichgrau und hat braͤunliche Bande. An den Seiten ſtehen zwey ſchneeweiße Puncte. Das Vaterland iſt Indien. 53. Der Auslaͤnder. Coluber Getulus. Getulien war eine Landſchaft in Africa, und Aus, die Einwohner daſelbſt wurden Getuli genennet; länder. jedoch ſchreibet der Ritter dieſer Natter das Land Getu- Carolina in Weſtindien zum Vaterlande zu. jus. Da wir uns nun hier im Gedraͤnge befinden, fo wollen wir ſie Auslaͤnder nennen. Sie hat zwen⸗ hundert und funfzehn Bauchſchilde und vier und vierzig Schwanzſchuppen, zuſammen alſo zweyhun⸗ dert und neun und funfzig. Der Koͤrper iſt blaͤu⸗ lich ſchwarz, von oben mit ſchmalen gelben Baͤn⸗ dern beſetzt, die an den Seiten gabelfoͤrmig wer⸗ den, — 125, Geſchlecht. Natter. ö 187 den, und alſo gedoppelt den Bauch umgeben. Der Schwanz iſt einen fuͤnften Theil ſo lang als der Koͤrper. Sie wird vom Catesby als eine Ame⸗ ricaniſche Schlange aus Carolina angegeben. 54. Der Ziſcher. Coluber Sibilans. ba fuͤhret einen ſchoͤn gezeichneten Ziſcher aus Cey⸗ lon an, welcher daſelbſt Malpolon genennet wird, derſelbe hatte verſchiedene ſchoͤne Schnuͤre auf einem hellblauen Grunde, und ſo war auch der Africa⸗ niſche beſchaffen, welcher von den Einwohnern Hippo genennet wird. Der Amerlcaniſche Zi ſcher aber hat breitere Schnuͤre von rother und weißer Farbe. | 55. Der Breitſchwanz. Coluber La- Ä ticaudatus. Da der Schwanz an dieſer Art wider die Ge⸗ wohnheit der Schlangen horizontal platt, und am Ende ſtumpf iſt, ſo verdient ſie obige Benennung wohl. Sie hat zweyhundert und zwanzig Vauch⸗ 57 Breit⸗ ſchwanz, Lati- cauda» ſchilde und zwey und vierzig Schwanzſchuppen, in tus. allen zweyhundert ein oder zwey und ſechzig. Sie iſt aſchgrau und hat braune Vaͤnder. Das Vater⸗ land iſt Indien. 56. Die 188 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. 56. Die Papageyen⸗Natter. Coluber Sirtalis. Papa⸗ Es ſtehet zwar Sirtalis da, ſollte es aber nie genen, auch Sittalis heißen koͤnnen? und dann müßte es Matter. ſoviel als Papageyenartig heißen. Wir tra⸗ Sirtalis, gen gar kein Bedenken, dieſe Art Papageyven⸗ Matter zu nennen, denn ie ganze Farbe ift voll⸗ kommen papageyen artig. Sie hat naͤmlich eine braune, fein geſtreifte Grundfarbe und uͤber der⸗ ſelbigen gehen die Länge hinunter drey grün ichblaue Binder, welches ja die Leibfarbe der Papageyen iſt. Sie hat hundert und funfſig Bauchſchilde und hun; dert und vierzehn Schwanzſch huppen, in allen zwey⸗ hundert wen oder vier und ſechzig. Das Vater⸗ land iſt Canada. 5 57. Der Tyrann. Coluber Atrox. 77. Die Giftzaͤhne im obern Kiefer ſind ziemlich Tyrann groß, daher ſiehet dieſe Schlange vorzüglich grau⸗ Atxox. fan und tyranniſch aus. Es find hundert und ſechs und neunzig Bauchſchilde, und neun und ſechzig Schwanzſchuppen vorhanden, welche zuſammen zwey⸗ hundert und fuͤnf und ſechzig ausmachen. Die Farbe iſt aſchgrau, und die Schuppen haben in der Mitte einen erhabenen Ruͤcken. Der Kopf iſt oben und an den Seiten platt, eckigt und mit ſehr kleinen Schuppen gedeckt. Das Vaterland iſt Aſten. Hie⸗ her rechnet der Herr Houttuin auch eine Natter, die ſich in ſeiner Sammlung befindet, welche ſehr lange Giftzaͤhue und hundert und drey und neunzie Bauchſchilde hat, deren Schwanzſchuppen aber kaum gezaͤhlet werden koͤnnen, weil ſie ſo klein ſind. Dieſe iſt oben grau, unten braun gefleckt, hat einen ſehr 1 1 Kopf, und 0 zwey und zwanzig Boll le se Der 125. Geſchlecht. Natter. 189 58. Der Rundkopf. Coluber Sibon. Sibon iſt eine hottentottiſche Benennung, Rund⸗ denn die Hottentotten nennen diejenigen Schlan⸗ kopf. gen, die einen weißen runden Kopf haben, Sibon, Sibon. daher geben wir dieſer Alt den Namen Bundkopf. Es find an ſolcher hundert und achtzig Bauchſchelde und fünf und achtzig Schwanzſchuppen, in allen hundert und vier und ſechzig, vorhanden. Die Farbe iſt oben braͤunlich roſtfaͤrbig mit weißen Spren⸗ keln, unten weiß mit braunen Flecken. Das Vater⸗ land iſt Africa, wo man auch ſolche antrift, die oben gelblich und mit hellrothen Flecken beſetzt, unten aber weißlich grau und braunroth gefleckt ſind. | „ 50. Die Wolkenſchlange. Coluber Ne. bulatus, Dieſe Benennung iſt von der wolkigten Zeich⸗ 50. nung hergenommen. Man trift hundert und fünf Wolken und achtzig Bauchſchilde und ein und achtzig We Schwanzſchuppen an, die zuſammen etwa zweyhun⸗ Jatue. dert fuͤnf oder ſechs und ſechzig ausmachen. Der Ruͤcken iſt braͤunlich aſchgrau gewoͤlkt, der Bauch aber weiß und braun melirt. Das Vaterland iſt America. Sie hat die Gewohnheit, ſich den Fuß⸗ gaͤngern um die Beine zu wickeln, und feſt anzu⸗ halten. | 60. Die Brunette. Coluber Fuſcus. Os Dieſe Natter iſt braͤunlich einfaͤrbig, doch mit Bru⸗ dem Unterſchiede, daß das braune bey der einen et, alen, was aufs aſchgraue, bey der andern auf das him: Tab. VI melblaue ziehet. Sie wird ſehr groß oder vielmehr fig. 5. lang, denn der Geſtalt nach kommt ſie mit der Peitſch⸗ Ver⸗ ſchieden⸗ heiten. 190 Drittel. II. Ord. Schleichende Amphib. Peiſchſchlange No. 83. ziemlich uͤberein. Der Schwanz iſt auch ungemein lang, daher man an ſelbigen hundert und ſiebenzehn Schuppen, und nur hundert und neun und vierzig Bauchſchilde zaͤhlet, folglich zuſammen zweyhundert und ſechs und ſechzig. Seba will ſie den Aesculapſchlangen No. 38. beygezaͤhlet wiſſen, und gibt etliche Verſchiedenhei⸗ ten an. \ | Diejenige, die wir hier Tab. VI. fig. 5. mis theilen, iſt aus Panama im mittaͤgigen America, und hatte auf dem Ruͤcken eine dunkelblaue Indi⸗ gofarbe, am Bauche aber war ſie blaſſer. Der Bitter hingegen beſchreibt die Seinige aſchgrau⸗ braun, mit laͤnglichen braunen Flecken hinter den Augen. Die Sraſtlianer nennen dieſe Schlange wegen ihrer Groͤße Boigiacu, und haben eine Art, der fie den Namen Ibiboboea oder Cobra de Lebens⸗ art. Corais geben. Selbige iſt auf dem Ruͤcken braunroth, und am Bauche weiß. Die Amboiniſche Bru⸗ nettnatter iſt auf dem Ruͤcken zwar auch braun, aber an den Seiten des Bauchs gruͤnlich. Dieſelbe wird Sprüsfchlange genennet, weil ſie ſchießt wie das Waſſer ſpruͤtzet. Eine andere Braſtlia⸗ niſche iſt olivenfaͤrbig und rauh, dieſelbe wird Boitiapo genennet. Diejenige, die in Ceylon un⸗ ter dem Namen Pimberah bekannt iſt, hat eine roͤthliche Farbe mit braunen Flecken; und in der Sammlung des Herrn Souttuins befindet ſich eine, die oben blau und unten ſeegruͤn iſt, jedoch eine ans dere Anzahl von Schilden und Schuppen hat. Es ſcheinet alſo, daß die Einfaͤrbigkeit und die vier⸗ eckigten Schuppen oder netzartige Bekleidung des Koͤrpers, nebſt den großen Augen, das vorzuͤglich⸗ ſte Merkmal ausmachen. | 2 Sie haben krumme zuruͤckgebogene Zaͤhne pa⸗ cken gut an, und was ſie anfaſſen, muß Auch ee | | die 125. Geſchlecht. Natter. 191 die Kehle; jedoch riechen und ſpuͤhren ſie den Ge⸗ genſtand zuvoͤrderſt wohl aus, und betrachten ihn mit mit ihren großen Augen genau, ob er ihnen zur Speiſe tauglich iſt und behagt. Gemeiniglich ſtellen ſie den Ratzen, Maͤuſen und Voͤgeln nach. Den Men⸗ ſchen thun ſie nichts, und ſind ganz unſchaͤdlich, ja die Indianer eſſen ſelbige, und halten ſo viel auf ſie, als auf eine große Delicateße, indem ihr Fleiſch a weiſſer und ſchmackhafter als Huͤhnerfleiſch eyn ſoll. 61. Die Bleynatter. Coluber Saturninus. Sie hat hundert und ſieben und vierzig Bauch⸗ Beh ſchilde und hundert und zwanzig Schwanzſchuppen, natter. in allen aber zweyhundert und ſieben und ſechzig. Satur- Der Ruͤcken iſt bleyfaͤrbig und dabey aſchgrau ge, MINUS. woͤlbt. Die Augen find an dieſer, wie an der vo⸗ rigen, ſehr groß. Das Vaterland iſt gleichfalls Indien. | | 10 62. Der Weißkopf. Coluber Candidus. Die Anzahl der Schilde belauft ſich auf zwey⸗ Weiß hundert und zwanzig, und der Schwenzſchuppen auf kopf. funfzig, welche zuſammen zweyhundert und ſiebenzig Candi- ausmachen. Der Kopf iſt ganz weiß, der uͤbrige dus. Koͤrper aber weiß mit braunen Banden. Dieſe Art kommt gleichfalls von Indien. Der Herr Sout⸗ tuin hatte eine, welche drey Schuh lang und drey⸗ viertel Zoll dicke war. Sie hatte auf der weiſſen Haut hin und wieder breite unordentlichgeſetzte caſta⸗ nienbraune Bande. 63. Schneeſchlange. Coluber Niveus. 63 „Weil ſie ſchneeweiß iſt, nennen wir ſie die e ſchlan⸗ Schneeſchlange, ob fie gleich in einem heiſſen Lande, ge. Ni- . namlich veus. * 192 Dritte Cl. l. Ord. Schleichende Amyh. naͤmlich in Africa zu Hauſe iſt. Die zweyhundert 64. Sta⸗ chelnat⸗ ter. Sca- ber. 65. Kielruͤ⸗ cken. Carina - tus. und neun Bauchſchilde, und zwey und ſechzig Schwanz⸗ ſchuppen machen bey ihr eine Anzahl von zweyhundert und ein und ſiebenzig aus. Sie gehoͤrt ihrer Gift⸗ zaͤhne halben unter die ſchaͤdlichen Schlangen. Hie⸗ her gehoͤrt auch des Seba lybiſche Schlange, wel⸗ che auf der weiſſen Haut ſchwaͤrzliche Flecken hat, und deren Schuppen uͤber den Ruͤcken reihenweiſe gleich einer Kette liegen. 64. Die Stachelnatter. Coluber Scaber. Weil die Schuppen dieſer Schlange in der Mit⸗ te erhoͤht und zugeſpitzt ſind, ſo machen ſie eine rau⸗ he Oberflaͤche, daher ſich obige Benennungen recht⸗ fertigen laſſen. Es ſind zweyhundert und acht und zwanzig Bauchſchilde und vier und vierzig Schwanz⸗ ſchuppen vorhanden, mithin zuſammen zweyhundert und zwey und ſtebenzig. Die Farbe iſt braun und ſchwarz gewoͤlkt. Auf dem Wirbel zeigt ſich ein ſchwarzer Flecken, welcher nach hinten zu gabelfoͤrs mig auslaͤuft. Das Vaterland iſt Indien. 7 65. Der Kielruͤcken. Coluber Carinatus, Da an dieſer Art der Ruͤcken ſcharf, erhaben und klelfoͤrmig iſt, ſo laſſen ſich obige Benennungen leicht erklaͤren. Man zaͤhlt hundert und ſieben und funfzig Bauchſchilde, und hundert und funfzehn Schwanz⸗ ſchuppen, alſo zuſammen zweyhundert und zwey und ſiebenzig. Sie iſt bleyfaͤrbig, doch haben die Schup⸗ pen einen blaſſen Rand, und der Bauch iſt ganz weiß. Sie wohnt in Indien. | 66. Die 125. Geſchlecht. Natter. 193 66. Die Corallennatter. Coluber Coralliaus. N Sie führt dieſen Namen, weil vom Kopfe an die fange uͤber den Ruͤcken ſechzehn Schnüre: hinlau⸗ fen, die wie Corallenſchnuͤre ausſehen, und ſich zur Half te des Koͤrpers in Schuppen verwandeln. So iſt wenigstens die Amboimiſche des Zeba beſchaffen. Ihre Laͤnge iſt am Bauche mit hundert und drey und 66. Coral⸗ lennat⸗ ker.“ Coral- Iinus. neunzig Schilden und am Schwanze mit zwey und achtzig Schuppen beſetzt, welche zuſammen genommen zweyhundert und funf und ſiebenzig Reihen ausma⸗ chen. Sie iſt ſchimmelfaͤrbig und hat drey braune, die Laͤnge hinunter ſtreichende Baͤnder, die Schuppen liegen weitſchichtig, und unten iſt die Farbe blaß mit grauen Puncten. Sie wohnt in Aſten, hat Gift⸗ zaͤhne, und kann Eidechſe n verſchlucken, die ſo groß find wie fie ſelbſt. e 67. Der Eyerfreſſer. Coluber Ovivorus. Der Herr Kalm fand dieſe in Lrordameri⸗ ca, doch haͤlt ſich in Hraſtlien eine aͤhnliche auf, welche Nat Guinpuaguara genennt wird. Es ſind zweyhundert und drey Bauchſchilde und drey und ſiebenzig Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und ſechs und fiebenzig vorhanden; doch der Herr Hout⸗ 450 Eyer⸗ freſſer. Ovivos rus. tuin beſitzt eine, welche hundert und neun und neun⸗ chuppen hat, alſo zuſammen zweyhundert und drey und ſiebenzig. Dabey dieſer Umſtand merkwuͤrdig iſt, daß in Abſicht auf den Schwanz ſich erſt vier paar Schuppen, dann ſechs Schilde, und hernach noch vier und ſechzig paar Schuppen zeigen, welches eini⸗ germaſſen mit der Bauart der Klapperſchlangen uͤber⸗ ein kommt. Uebrigens war dieſe S lange weiß, ſehr dicke, und wurde Ljerri-Tjerri-S hlange genennt. Linne III. Theil. N 68. Eis 10 Bauchſchilde und vier und ſiebenzig Schwanz⸗ 194 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. 68. Die Eidechſennatter. Coluber Saurita, | 68. Saura iſt die Benennung, womit Plinius uns Eidech⸗ fere gemeine Eidechſen belegt. Weil nun dieſe ſennat⸗ Schlange gruͤnlich iſt, und auf dem Ruͤcken in einem ter. braunen Grunde drey grüne Linien hat, mithin faſt Saugt ſo wie die gemeine Eidechſe gezeichnet iſt, ſo kann ſie obige Benennungen mit Recht fuͤhren. Sie hat hundert und ſechs und funfſig Bauchſchilde, und hun dert und ein und zwanzig Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und fieben und ſiebenzig, und kommt aus Carolina. 69. Der Wuͤrger. Coluber Conftridor. 505 Dieſe Natter, die man in NWordamerica fir | MWürger, det, Falle die Menſchen an, wickelt ſich um die Fuſ⸗ Con- fe, und wuͤrget ſie mit Gewalt, daher wir fie den ſtrictor. Würger nennen. Es ſind hundert und ſechs und achtzig Bauchſchilde und zwey und neunzig Schwanz⸗ ſchuppen, in allen zweyhundert und acht und ſiebenzig vorhanden. Sie iſt ſchwarz, ſchmal, ſehr glatt, un ten blaßblau, hat eine weiſſe Kehle, läuft ſehr ge ſchwinde, und beißt heftig, jedoch ohne Gift, well ihr die Giftzaͤhne mangeln. 70. Die Fahlnatter. Coluber Exoletus. 70. Die Benennung Exoletus zielt vermuthlich auf Fahl⸗ die blaſſe oder fahlblaue Farbe, daher wir fie auch after. Fahlnatter nennen. Sie hat hundert und ſieben tus. Und vierzig Bauchſchilde, und hundert und zwey und dreyßig Schwanzſchuppen, mithin zuſammen zwey⸗ hundert und neun und fſebenzig. Sonſt iſt die Ge ſtalt des Körpers den Peitſchſchlangen aͤhnlich. Das Vaterland iſt Indien, 1 | | 71. Waſ⸗ 125. Geſchlecht. Natter. 195 71. Die Waſſernatter. Coluber Situla, Situla bedeutet eigentlich ein Geſchirr, damit 71. man W ſeer ſchoͤpft, und darum nennen wir fie Waſ⸗ Waller ſernatter, zumal fie in einer waͤſſerichten Gegend, in naͤmlich in Egyoten gefunden wird, woſelbſt fie a Herr Haſſelquiſt angetroffen hat. Sie hat zwey⸗ hundert und ſechs und dreyßig Bauchſchilde, und fünf und vierzig Schwanzſchuppen, zuſammen zwey⸗ hundert und ein und achtzig. Die Farbe iſt grau, und uͤber den Ruͤcken laͤuft die Laͤnge herab ein Band, welches zu beyden Seiten mit einem ſchwarzen Nano de eingefaßt iſt. a 72. Der Dreyſtrich. Coluber Trifcalis, Wir nennen dieſe auf gerathewohl Dreyſtrich, ren weil der Rücken mit drey braunen Strichen beſetzt ſtrich⸗ ift , die im Nacken miteinander verbunden find, und Trilcas davon der mittlere über dem After aufhoͤret, die zwey lis. andern aber, nebſt den zweyen braunen Seitenli⸗ nien bls zur Schwanzſpitze auflaufen. Es find hun⸗ dert und fuͤnf und neunzig Bauchſchilde, und ſechs und achtzig Schwanzſchuppen, in allen zweyhundert und zwey und achtzig vorhanden Uebrigens iſt die Farbe ſeladongruͤn, und der Schwanz macht ein drittel der Laͤn⸗ ge aus. Man findet ſie in Indien. Herr Houttuin traf in einer ſolchen Schlange eine junge Ratze an. Sie war braun bandirt, und hatte hundert und ein und neunzig Bauchſchilde, und neunzig Schwanzſchuppen, folglich in allen zweyhundert und achtzig. 03. Die Blatternatter. Coluber Guttatus. Mir nennen fie Blatternatter, well fie auf „7° einem blauen Grunde rothe und ſchwarze Flecken hat, F die wie Waſſertropfen oder Blatterflecken ausſehen. Gutta. N 2 Man tus. 196 Dritte Cl. II. Ord Schleichende Amph. Man zaͤhlt an ihr zweyhundert und drey und zwan⸗ zig zwey hundert und fieben und zwanzig, oder auch zweyhundert und dreyßig Bauchſchilde und ſechzig Schwanzſchuppen, ſo daß die ſaͤmtliche Anzahl etwa zweyhundert und vier und achtzig mehr oder weniger ausmachen moͤgte. Die Seiten ſind ſchwarz, wo die Schilde mit den Schuppen vereiniget ſind. Der Bauch hingegen hat viereckigte, eins ums andere ſte⸗ hende, ſchwarze Flecken. Der Schwanz iſt ein Sechstel lang, und das Vaterland iſt Karolina. 74. Die Bandnatter. Coluber ö Leihnifcatüs, ; 0 00 74. Sie hat zweyhundert und funfzig Bauchſchilde Band⸗ und fieben und dreyßig Schwanzſchuppen / in allen aber 1 zweyhundert und ſieben und achtzig. Doch beſaß Herr niſcatus Houttuin auch eine Ceiloniſche von zweyhundert | und acht und funfzig Bauchſchilden und vier und vier⸗ zig paar Schwanzſchuppen, die alſo dreyhundert und zwey ausmachten. Diejenige, die der Ritter an⸗ fuͤhrt, iſt nicht dicker als ein Schwanenkiel, ein und einen halben Schuh lang mit weiſſen und ſchwarzen unterbrochenen und abwechſelnden Ringen beſetzt. Die Ceiloniſche hingegen iſt gelb⸗ oder roͤthlich, for dann ſchwarz und braun geringelt, bey allen aber iſt der Körper glatt. Das Houttuiniſche Exemplar war ſo dick als ein kleiner Finger und drey Schuy lang. Sie kommen alle aus Aſien, und man nennt ſie Bandnatter, weil ſie wie ein dicker Bindfaden oder duͤnner Strick ausſehen. | 75. Das Ringauge. Coluber Annulatus. 75» | | u 100 Dieſe Benennung iſt der jetzigen Art gegeben, Anmdla weil der Körper mit runden braunen Flecken, die aber tus. öfters ineinander fließen, gezeichnet iſt. Wee 125. Geschlecht. Natter. 197 hundert und neunzig Bauchſchilde und ſechs und neunzig Schwanzſchuppen vorhanden, folglich in allen zweyhundert und ſechs und achtzig. Die Se⸗ baiſche war braun mit weißen, weit auseinander ſtehenden Ringen. eee 76. Die Durſtnatter. Coluber Dipfas. Es pflegten die Alten alle Nattern, deren Biß eine erſtaunliche Hitze, die mit einem heftigen Durſt begleitet war, erregte, mit dem griechiſchen Na⸗ men Dipfas zu belegen, um dadurch die Wirkung ihrer Biſſe auszudruͤcken. Wir nennen dahero auch dieſe giftige Art Durſtnatter. Sie hat hundert und zwey und funfzig Bauchſchilde und hundert und fünf und dreyßig Schwanzſchuppen, mithin zuſam⸗ men zweyhundert und ſieben und achtzig. Die Far⸗ be iſt blaͤulicht, die Schuppen haben einen weißen Rand, und unter dem Schwanze zeigt fi) auch noch eine blaue Nath. Das Vaterland iſt Ame— rica, doch werden ſie auch in Oſtindien gefunden, und Seba hatte aus beyden Gegenden Dipfas- Schlangen, welche auf dem Ruͤcken mit einem ge⸗ doppelten rothen Flecken auf einen braͤunlichten Grund gezeichnet waren; wiewohl diejenige, welche der Bitter aus dem Seba anfuͤhret, eine ſehr ſchoͤne kleine blaue Schlange aus Suriname iſt, die aber keine Dipſas Schlange zu ſeyn ſcheinet, 77. Die Spießnatter, Coluber pelias. Pelias war des Achilles Spies, wir wollen 76. Durſt⸗ natter. Dipfas. 77. Spieß⸗ dahero die jetzige Art in dieſem Verſtande Spießr natter. natter nennen, wie man andere Schlangen mit dem Pelias. Namen Stockſchlangen zu belegen pfleget. Sie hat hundert und fieben und achtzig Bauchſchilde und . | N 3 hun⸗ 198 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. hundert und drey Schwarzſchuppen ‚ in allen zwey⸗ hundert und neunzig. Hinter den Augen und dem Wirbel zeigt ſich ein brauner Flecken; der uͤbrige Theil des Körpers iſt gedoppelt ſchwarz gefleckt; der Bauch iſt gruͤn, und hat auf beyden l | eine gelbe Einfaſſung. Das Vaterland iſt J dien. 78. Die Purpurnatter. Coluber Tyria. 7 Obſchon dieſe Natter eine Egvyptiſche iſt, Pert ur; o ſo koͤnnte Tyria hier auch wohl eine Natter aus der naler. Gegend Tyrus bedeuten; allein da auch die Pur⸗ Tyria. purfarbe Tyrius genennet wird, ſo wollen wir ſie Purpurnatter nennen, und dieſes koͤnnen wir mit mehrerm Rechte thun, weil ſie die Laͤnge hinunter auf einem weißen Grunde drey Reihen brauner und auf Purpur ziehender laͤnglich viereckigter Flecke hat. Die Anzahl der Bauchſchilde iſt zweyhundert und zehn, der Schwanzſchuppen aber ſind drey und acht⸗ zig, und dieſe machen zuſammen zweyhundert und drey und neunzig aus. 79. Die Blutkehle. Coluber Jugularis. Es ſind hundert und fuͤnf und neunzig Bauch⸗ 810 A ſchilde und hundert und zwen S Schwanzſchur pen, zu⸗ Jugula- ſammen zweyhundert und fieben und neunzig Reihen is. vorhanden. Sie iſt ganz ſchwarz, und hat an der Kehle einen rothen und gleichſam blutigen Flecken. 80. Der Bandſchecke. Coluber Pethola. Pethola iſt ein Maleiſch Wort, womit die Ra. ge Maleier in Indien gewiſſe bunte bandirte Schlan⸗ etho- genhäute von großen Schlangen belegen, und darum n, uch eine gewiſſe Art bunter cs, Ai f Selen — T... nn nn 125. Geſchlecht. Natter. 190 dieſer Schlangenhaut ähnlich ſehen, Pethola-Schne cken nennen; weil nun aber dieſe Schlangen in der Zeichnung ſehr abweichen, und immer eine anders gefaͤrbet und gezeichnet iſt, als die andere, welche Bewandniß es mit beſagten Pethola⸗Schnecken auch hat, ſo ſcheint das Waleiſche Wort eine unbe⸗ ſtimmte Mixtur von allerhand Farbe und Baͤnder⸗ zeichnung zu bedeuten. Aus dieſem Grunde nun wird wohl gegenwärtige Natterart Pethola genen⸗ net, denn fie iſt gewaltig verſchieden, in Abſicht auf die Zeichnung der Bänder. Wir koͤnnen fie alfo Sandſchecke nennen. In wie weit fie aber unter einander abweichen, laͤſſet ſich aus folgenden fliegen. Das Exemplar naͤmlich, welches von dem Bitter beſchrieben wird, war bleyfaͤrbig mit braunrothen Banden aus Africa. Seba hatte eine Amboiniſche, die auf dem Ruͤcken hellroth, und am Bauche dunkelroth war. Eine Guineiſche war dunkelbraun mit gelben Ringen und einem ſaf⸗ rangelben Bauche. Herr Gronoviuvs hatte eine ſchwarze mit einem blauen Glanze, weißen Baͤndern auf dem Ruͤcken und in den Seiten, und einem gelblichtweißen Bauche. | Eben fo nimmt man nun auch in der Anzahl der Schilde und Schuppen einige Verſchiedenheit war. Die Linneiſche hatte zweyhundert und neun Schilde und neunzig Schuppen, in allen zweyhun⸗ dert und neun und neunzig. Eine andere zweyhun⸗ dert und ſieben Schilde und fuͤnf und achtzig Schup⸗ pen, in allen zweyhundert und zwey und neunzig. Eine dritte zweyhundert und acht Schilde und hun⸗ dert Schuppen, in allen dreyhundert und acht. Eine vierte zweyhundert und ſieben Schilde und hundert und drey Schuppen, in allen dreyhundert und zehn. Eine fuͤnfte zweyhundert und fuͤnf Schilde und hun⸗ dert und ſechs Schuppen, in allen dreyhundert und N 4 eilf. 200 Dritte Cl. U. Ord. Schleichende Amph. eilf. Jedoch haben wir oben ſchon einmal ange⸗ merkt, daß in ſehr vielen Schlangenarten ein Unter⸗ ſchied bey der Zählung der Schilde und Schuppen obwalte, und daß es in der Hauptſumma auf zehn mehr oder weniger nicht ankomme. | 81. Die Sommernatter. Coluber Aſtivus. gt. Sie hat hundert und fuͤnf und funfzig Bauch⸗ Som, ſchilde und hundert und fünf und vierzig Schwanz⸗ mernat⸗ ſchuppen, in allen dreyhundert, und kommt mit der 1 Peitſchſchlauge No. 83., deren Anzahl dreyhundert vus. und dreyzehn betraͤgt, ſo ziemlich uͤberein. Die Farbe iſt oben ganz blau, unten blaßgruͤn, und dabey ſehr glatt. Aus der Anzahl der Schwanzſchuppen iſt zu erſehen, daß der Schwanz faſt ſo lang, als der uͤb⸗ rige Koͤrper iſt. Unſer Exemplar iſt uͤber drey Schuh lang, und fo dick wie eines Kindes Finger. Das Va⸗ terland it Caroling. 1 82. Die Serpentnatter. Coluber Molurus, Sn Die Benennung Molurus ſcheinet auf den kur⸗ penenat, zen Schwanz zu zielen, denn fie hat gegen zweyhun, ter. Mo- dert und acht und vierzig Bauchſchilde, nur neun und lurus. funfzig Schwanzſchuppen, folglich in allen dreyhun⸗ dert und ſieben. Wir aber nennen ſie Serpent⸗ matter, weil fie den Serpenten (Boa) ungemein aͤhnlich ſiehet, jedoch ſind die Kopfſchilde und Schup⸗ pen nach Art der Nattern groͤßer. Das Vater⸗ land iſt Indien. 83. Die Peitſchſchlange. Coluber Ahætulla. 11 Abebetulla oder Schlange mit ſchaͤdlichen Au⸗ Ake. gen iſt der Singaleſiſche Name, welchen die tull. Einwohner von Geilon dieſer Art beylegen. a 125, Geſchlecht. Natter. 201 bey ben Amboineſern wird ſie Boiguathara oder die gemahlte Schlange genennet. Die Sollaͤnder aber haben ihr den Namen Zweepflang, das iſt Peitſchſchlange gegeben, weil fie bey einer Länge von ſechs Schuh oͤfters nicht dicker als der kleine Finger iſt, und ſehr ſpitzig ausgehet, daher ſie die Geſtalt einer Peitſche hat, welche Benennung wir alſo beybehalten wollen. Sie fuͤhret hundert und drey und ſechzig Bauchſchilde und hundert und funf⸗ zig Schwanzſchuppen, in allen dreyhundert und drey⸗ zehn. Sie iſt goldgruͤn, die Schuppen aber haben ſchwarze Spitzen und durch die Augen ziehet ſich ein ſchwarzes Band. Andere haben eine ſchoͤne Melirung von dunkelgruͤn, ſeegruͤn und himmelblau mit einem Goldglanze. Dieſe Art hat keine Zaͤhne, ſondern ſauget nur ihren Raub, als Maͤuſe, Voͤ⸗ gelchen und dergleichen aus, daher ſie ſich auch ger⸗ ne in den Waͤldern und auf den Baͤumen aufhal⸗ ten, und wie man ſagt, einen pfeiffenden und los ckenden Ton von ſich geben. Scheuchzer fuͤhret eine Schlange unter dem Namen Acontia an, welche ſehr lang, duͤnn, am Kopfe gelb, auf den Ruͤcken gelblich gruͤn, am Bauche weiß, uud mit einem rothen Striche bezeichnet iſt; dieſe gehoͤret auch wohl hieher. Diejenigen Americaniſchen, wel⸗ che ſich durch die Stiftung des Herrn Grills in Upſal befinden, haben hundert und zwey und fechs zig, und hundert und acht und ſechzig Bauchſchilde. Herr Gronovius hatte eine von hundert und fuͤnf und ſechzig Bauchſchilden und hundert und zwey und funfzig Schwanzſchuppen; dieſelbe war drey und einen halben Schuh lang und ein drittel Zoll dick. Der Herr Souttuin beſitzt eine mit hundert und vier und ſechzig Bauchſchilden, und hundert uud drey und ſiebenzig Schwanzſchuppen. Sie iſt vier Schuh und einen Zoll lang. Deßgleichen eine Apfelbluͤ⸗ ehenfärbige mit braunen Flecken, die drey Schuh | | Rs lang * 202 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. lang iſt. Der Hals dieſer Schlangen iſt ſehr duͤnne, und darum zu verwundern, daß Herr Houttuin eine Eidechſe in dem Bauche einer ſolchen Schlange fand, deren Kopf ſo dick als die Schlange war. Dieſe Schlange hatte hundert und ein und ſiebenzig Bauchſchilde und hundert und fünf und ſechzig Schwanzſchuppen. Sie kommen ſowohl aus Afien als America. 8 | 84. Die bunte Natter. Coluber Petalarius. 1 Was Pethola bedeute, ift No. 80, erklaͤret Natter. worden, dieſe Schlange ſoll alſo jenen Bandſche⸗ Hetala- cken aͤhnlich ſeyn, und darum nennen wir fie die rius. bunte Natter. Es find zweyhundert und zwoͤlf Bauchſchilde und hundert und zwey Schwanzſchup⸗ pen vorhanden, welche zuſammen genommen drey⸗ hundert und vierzehn ausmachen. Die Farbe iſt braun mit weiſen Banden, untenher aber blaßfaͤr⸗ big. Das Vaterlaud iſt Indien. 85. Die Kronfnatter, Coluber Ha je. 955 Haje iſt die arabiſche Benennung diefer Kropf⸗ Schlange, welche tief in Egypten wohne. Wir natter aber nennen ſie Kropfnatter, weil ſie, wenn ſie Haje, gereizt und in Zorn gebracht wird, ihren Hals der⸗ geſtalt aufblaͤhet, daß derſelbe wohl viermal ſo dick als der Koͤrper wird. Sie hat nach dem Linne zweyhundert und ſieben Bauchſchilde und hundert und neun Schwanzſchuppen, alſo zuſammen dreyhundert und ſechzehn. Der Herr Saſſelquiſt aber gibt von einer ſolchen Schlange Nachricht, die zweyhundert und ſechs Bauchſchilde und nur ſechzig Schwanz⸗ ſchuppen hat. Dieſem ſey nun wie ihm wolle, ſo iſt die eine der größten Nattern, ſechs Schuh lang und prey Zoll dick; von Farbe ſchwarz und in die 155 \ e ' 125. Geſchlecht. Natter. 203 ſchief bandirt. Die Schuppen find zur Hälfte weiß. Bey dem großen Unterſchiede aber in der Zahl der Schwanzſchuppen, zwiſchen dem Ritter und Herrn Haſſelquiſt, muͤſſen wir noch erwaͤhnen, daß die Schlangen öfters einen Theil ihres Schwanzes durch Nachſtellungen verlieren, und im Stiche laſ⸗ fen muͤſſen, der alsdenn nur zuheilt uud nicht voll⸗ kommen wieder nachwaͤchſt; wer nun ein ſolches Exemplar zufaͤlliger Weiſe bekommt, muß freylich weniger Schwanzſchuppen zaͤhlen, als ein anderer, der ein ganzes Exemplar unterſucht, und daher kommt, wie wir glauben, ſehr oft ein Unterſchied in der Zaͤhlung zwiſchen Linne, Gronov und am dern vor. 86. Die Fadenſchlange. Coluber Filiformis. Ä ß Weil diefe Natter fo gar fehr dünne und ges 1 0 ſchmeidig iſt, ob fie gleich einen dicken und breiten ſchlange. Kopf hat, der breiter, als der Körper iſt, fo wird Filikor⸗ fie Fadenſchlange genennet. Sie hat hundert mis. und fünf und ſechzig Bauchſchilde und hundert und acht und funfzig Schwanzſchuppen, in allen dreh⸗ hundert und drey und zwanzig. Der Ruͤcken iſt ſchwarz, der Bauch aber weiß. Sie haͤlt ſich in den Indien auf. | 87. Die Trauernatter. Coluber Pullatus. Pullatus zeigt einen Trauerhabit an, und Pl weil dieſe Schlange über dem Ruͤcken gleichſam en. ſchwarze Schleyer oder Bande hat, die ſich durch Pulla- die darinnen befindlichen weißen Flecken und Mars tus: moritungen noch mehr erheben, fo hat fie der Rit⸗ ter mit ſolchem Namen belegt, daher wir ſie auch die Trauernatter nennen. Sie hat zweyhundert und ſiebzehn Schilde und hundert und acht Schup⸗ Pesch 204 Dritte El; II. Ord. Schleichende Amph. pen, in allen dreyhundert und fünf und zwanzig. Sie verdient obigen Namen um fo mehr, da fie auch an den Seiten des Kopfs ſchwarze Flecken in 8. Moß⸗ master, Hippo. Erepis, einem weißen Felde fuͤhret. Aſien iſt zwar das angegebene Vaterland, jedoch findet man ſie auch in Mexico, wo ſie Apachycoatl genennet wird. Dieſelbe iſt namlich weiß und ſchwarz marmorirt, hat glaͤnzende Schuppen, und von der Haͤlfte des Ruͤckens an; weiß marmorjirte und ſchwarze abs wechſelnde Bande, die bis zur Schwanzſpitze eins ums andere gehen, ja ſogar iſt auch der weiße Bauch mit ſchwarzen Strichen, die uͤber die Schilde gehen, beſetzt. Allerdings gibt es noch mehrere Arten, die, wie auch der Herr Grono— pius thut, hieher koͤnnten gezogen werden: denn auch des Scheuchzers dicke Aeſculapſchlange iſt weiß und ſchwarz bandiret, und eben dieſes Schriftſtellers Schlange mit ſchwarzem Kopfe, mars morirten Rücken, ſchwarzen Schwanz und ſchwarz⸗ geſtreiften Bauche, ſcheinet gleichfalls ihren Platz allhier zu behaupten. Es find dieſe Nattern ſehr zahm, thun den Menſchen nichts, und leben von Nasen, Maͤuſen und Vögeln. 88. Die Roßnatter. Coluber Hip- poctepis. Sie hat zweyhundert und zwey und dreyßig Bauch⸗ ſchüde und vier und neunzig Schwanzſchuppen, in allen dreyhundert und ſechs und zwanzig. Die Far⸗ be iſt dunkelblau mit braunen Flecken. Zwiſchen den Augen gehet ein gerader, und am Hinterkopfe ein krummer brauner Strich. Das Vaterland iſt America. 89. Die 125. Geſchlecht. Natter. 205 89. Die Drathnatter. Coluber | Minervae, Minerva war auch die Erfinderin des Spin⸗ gg. nens und dieſe Schlange ſchreibt ſich von ihr her, weil Drath⸗ fie gleichſam durch ihre Duͤnne, nur ein geſponnener Nie. Drath zu ſeyn ſcheint, wie etwa oben die Faden⸗ vae ſchlange No. 86. Sie hat zweyhundert und acht und dreyßig Bauchſchilde, und neunzig Schwanz⸗ ſchuppen, in allen dreyhundert und acht und zwanzig. Die Farbe iſt ſeegruͤn, der Kopf hat drey braune Bin⸗ den, und uͤber den Ruͤcken geht eine breite braue Schnur. Das Vaterland iſt Indien. 0 90. Die Aſchgraue. Coluber Cinereus. Sn Man zähle an dieſer zweyhundert Bauchſchilde 9. und hundert und ſieben und dreyßig Schwanzſchup⸗ Aſch⸗ pen, zuſammen dreyhundert und ſieben und dreyßig. Cine Die Farbe auf dem Ruͤcken iſt über und über aſchgrau, reus. allein der Bauch iſt weiß, und dabey etwas cckigt. Die Schwanzſchuppen aber haben einen roſtfaͤrbigen Rand. Das Vaterland iſt Indien. \ 91. Die Gruͤne Natter. Coluber ; Viridiſſimus. die Bauchſchilde find in der Mitte ſehr breit. Man I 92 Die 206 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amp 92. Die Schleimnatter. Coluber Mucoſus. 92. Es hat die gegenwaͤrtige zweyhundert Bauch⸗ Schleim ſchilde und hundert und vierzig Schwanzſchuppen, zus natter. ſammen dreyhundert und vierzig. Der Kopf iſt Muco- blaͤulich, und der Körper ſchluͤpferig, daher fe Mu⸗ coſus genennt wird. Indien iſt das Vaterland. 93. Die Hausſchlange. Coluber Domeſticus. | Man kann dieſe Schlange mit Recht eine Haus, 93. 17 ſchlange nennen, da man fie in der Barbarey in Dome. den Haͤuſern findet. Sie hat zweyhundert und fuͤnf ſticus, und vierzig Bauchſchilde und vier und neunzig Schwanzſchuppen, in allen dreyhundert und neun und dreyßig. Die Geſtalt kommt einigermaffen mit der Noßnatter No. 88. überein, Jedoch befindet ſich zwiſchen den Augen, ſtatt des einzigen geraden Strichs, ein gedoppelter ſchwarzer Flecken. 94. Ameiſennatter. Coluber Cenchoa, 64. Dieſe Natter, welche bey den Braſilianern Amei⸗ Coyuta und Cencoatl (woher der linneiſche Na— ſennat⸗ me Cenchoa kommt) heißt, wird von uns darum 4 Ameiſennatter genennt, weil fie mehrentheils von enn; Ameiſen lebt. Sie hat zweyhundert und zwanzig vierzig. Sie iſt lang, wie eine Peitſchſchlange, und viel duͤnner, denn ſie uͤbertrift bey einer Laͤnge von vier Schuh kaum die Dicke eines Federkiels. Der Muͤcken iſt mit caſtanienbraunen Flecken zierlich ge⸗ zeichnet, doch das Exemplar des Ritters war braun | mit Bauchſchilde, und hundert und vier und zwanzig Schwanzſchuppen, in allen dreyhundert und vier und 125. Geſchlecht. Natter. 207 mit blaſſen Flecken und weiſſen Banden. Der kleine Kopf iſt faſt kugelrund, die Augen ſind verhaͤltniß⸗ maͤßig ſehr groß, und ſtehen dicht am Ende des Mauls. Sie halten ſich in den ſpaniſchen Weſtindien auf. 95. Die Rumpfnaſe. Coluber Mycterizans. Die aus dem Griechiſchen genommene Bes 970 nennung bedeutet ein ſpoͤttiſches Nafenziehen, oder Rumpf⸗ wenn jemand, einen Geruch zu verfolgen, mit auf- nafe. geworfener Maſe herum geht, und da dleſe Schlange Ny te- eben ein ſolches aufgeworfenes Maul hat, fo koͤnnen ns wir fie auch nicht beſſer als Kumpfnaſe nennen. Die Anzahl der Bauchſchilde iſt hundert und zwey und neunzig und der Schwanzſchuppen hundert und ſieben und ſechzig, welche zuſammen drey hundert und neun und funzig ausmachen. Sie iſt laͤnger, und dennoch viel duͤnner als die vorige, ja als alle Peitſch⸗ ſchlangen. Die Farbe iſt gruͤn, doch gehet zur Geis ten eine blaſſe Schnur die Laͤnge hinunter. Das Maul iſt vorne dreyeckigt, ſpitzig aufgeworfen, und mit Giftzaͤhnen beſetzt. Sie haͤlt ſich in Ame⸗ rica auf, und lebt daſelbſt von Maͤuſen und Holz⸗ wuͤrmern. | 1 nd e 96. Die blaue Matter. Coluber Caeruleſcens. Sie hat zweyhundert und funfzehn Bauchſchil⸗ 06. de und hundert und ſiebenzig Schwanzſchuppen, zu⸗ Blaue ſammen dreyhundert und fuͤnf und achtzig, welches Natter. alfo die größte Anzahl unter allen vorigen ausmacht. lelcens. Sie kommt aus Indien und iſt blaͤulich. 97. Der 97» Argus. Argus. 203 Dritte Cl. U. Ord. Schleichende Amph. 97. Der Argus. Coluber Argus. Endlich bringt auch der Ritter eine Natter hie f her, welche wegen der vielen Augen auf dem Ruͤcken, Argus genennt wird, obgleich die Anzahl der Bauch⸗ ſchilde und Schwanzſchuppen an dem jetzigen Exem⸗ plar noch nicht wahrgenommen iſt, denn die aͤußerli⸗ che Geſtalt rechtfertigt ſie ſchon, um auch hier ihren Platz zu finden. Sie kommt aus Africa, und wird beſonders in Arabien gefunden, jedoch muͤſſen ſie auch in America ſeyn, weil Seba berichtet, daß die Braſilianer ſelbige Ibiboboca und Boiguacu, die Portugieſen aber Cobra de korais und Co- bra de verdo nennen, wiewohl dieſe naͤmliche Nas men auch ganz andern Schlangen gegeben werden. Sie iſt groß, hat einen erhabenen Kopf, und der hintere Kopf theilt ſich in zwey erhabne Fortſaͤtze ab; uͤber den Ruͤcken liegen verſchiedene Querreihen von großen Augen, welches der Schlange ein ſchoͤ s nes Anſehen giebt, das Maul ſteht voller feſten Zaͤh⸗ ne. Sie packen große Thiere an, ringeln ſich um ſelbige herum, und wuͤrgen ſie Das ſonderbarſte aber, welches von dieſer Schlange erzaͤhlt wird, iſt, daß fie mit dem Maule Leimen zufammen tragen, und davon gewiße Gehaͤuſe in Geſtalt eines Ofens kneten ſollen, in welchen ſie liegen. Auch ſollen ſie ihr Lager von vielen ſolchen Gehaͤuſe beyſammen, und ihren Kos nig in der Mitte haben. Dieſes waͤre nun an ſich nicht unmoͤglich, wenn man bedenkt, wie vielerley Thiere es giebt, die aͤhnliche Wirthſchaft und Haus⸗ haltung fuͤhren, wie unter andern an den Bibern I. Theil pag. 328. zu ſehen iſt. | en 126, Ge⸗ 126. Geſchlecht. Aalſchlangen. Serpentes: Anguis —— ö N. dieſes Geſchlecht hatten wir die Benennung Ge Benen⸗ ſchl⸗ Schlange im eigentlichen Verſtande beſtimmt, nung. da inan aber gar zu ſehr gewohnt iſt, alle ſchlei⸗ chende Amphibien Schlangen zu nennen, fo wol⸗ len wir daſſelbe mit einem Beynamen erlaͤu⸗ tern, und es, zur Verhuͤtung aller Verwirrung, Aalſchlangen nennen, weil auch die Aale Angues genennt werden, denn das Wort Anguis ſelbſt wur⸗ de von den Alten ſowohl fuͤr die Schlangen der vori⸗ gen Geſchlechter, als des jetzigen Geſchlechts ange⸗ nommen, weil man bey ihnen wirklich keine rechte und beſtimmte Unterſcheidung einiger Geſchlechter harte. Inzwiſchen iſt der Unterſchied der jetzigen groß genug, um zu ſehen, wie ſie von allen vorigen Ge⸗ ſchlechtern verſchieden find, denn fie haben gar kei⸗ ne Schilde weder am Bauche noch unter dem Schwan⸗ ze, ſondern uͤberall Schuppen. Ihr Schwanz iſt auch ſo duͤnne und ſo ſpitzig nicht, als an andern Schlangen, ſondern mehrentheils dick und abgerun⸗ det ſtumpf. Sie ſind auch alle unſchaͤdlich, und ha⸗ ben keine Giftzaͤhne. Der Bitter giebt folgende ſechzehn Arten an. 1 I. Der Vierfuß. Anguis Quadrupes, Ein vierfuͤßiges Thier unter den Schlangen zu Geſchl⸗ Kennzei⸗ chen. Te Vier⸗ finden, möchte manchem fremd vorkommen, Allein fuß. Linne III. Theil. O die al 2 210 Dritte El. I. Ord. Schleichende Amph. die Natur ſcheint gar keine Schritte zu überhüpfen. Wir ſahen naͤmlich No. 48. des 122. Geſchlechs eine Aale eidechſe, welche wegen ihres langen Koͤrpers ſowohl, als der kurzen Fuͤße halben, die Benennung verdiente; dieſelbige mußte der Ohren halben zu den Eidechſen gerechnet werden; aber dieſe gegenwärtige Eidechſen⸗ artige Aalſchlange kann ſchon nicht mehr unter den Eidechſen ſtehen, ob ſie gleich Fuͤße hat, denn es man⸗ geln ihr die Ohren, und alſo ſehen wir gleichſam in dieſen zweyen Arten den Uebergang aus einem Ga ſchlechte ins andere, oder vielmehr aus einer Ord⸗ nung in die andere. Wie gluͤcklich wuͤrden wir in der ſyſtematiſchen Eintheilung ſeyn, wenn uns alle Kir: per und Geſchoͤpfe bekannt waͤren, wodurch die ger heimmißvolle Natur alle die Luͤcken ausfuͤllt, die ſich noch in unſern Kabinetten und Syſtemen befinden? Es gehoͤrt aber dieſes zu denjenigen Wuͤnſchen, deren Erfüllung wir nicht erleben werden. Um indeſſen zur Beſchreibung unſerer vierfuͤßlgen Aalſchlange zu ſchreiten, ſo hat ſie einen langen Aalfoͤrmigen Koͤr⸗ per, iſt aſchgrau, und etwa mit vierzehn oder funf zehn braunen Strichen die Laͤnge hinunter uͤber dem Ruͤcken bezeichnet. Untenher iſt fie aſchgrau, und mit lauter Schuppen beſetzt, deren Anzahl aber von dem Ritter nicht angegeben wird. In den Kie, fern befindet ſich eine Reihe ſehr feiner und kleiner Zaͤhnchen. Was aber die vier Fuͤße betrift, ſo ſind ſelbige ſehr weit voneinander entfernt, zwey naͤmlich dicht am Kopfe, und die zwey andern am Hintertheile des Körpers. Sie find ſehr kurz, fuͤnf⸗ zaͤhig, und die Zaͤhen find mit Nägeln beſetzt, je⸗ doch ſind die Fingerchen ſo klein, daß man ſie kaum ſehen und unterſcheiden kann. Das Vaterland die⸗ ſer Schlange iſt Java, und wir beſaſſen einmal ein Exemplar, das einen Schuh lang, und ſo dicke nie ein Federkiel war. 2. Die — — 126. Geſchlecht. Aalſchlangen. 211 2. Die Zweyfuͤßige. Anguis Bipes. Es hat die jetzige nur zwey Fuͤße dichte am Af⸗ 2. ter, welche noch kleiner als an der vorigen find, da⸗ Zwey⸗ her Seba dieſe Füße für Werkzeuge der Zeugungs; fuͤßige glieder oder deren Anhaͤnge und Fortſaͤtze gehalten hat; i jedoch merkt der Kitter an, daß dieſe Fuͤßgen zwey⸗ zaͤhig ſind, wiewohl alles ſehr klein beſchaffen iſt. Am Bauche befinden ſich hundert, und unter dem Schwagze ſechzig Schuppen, alfo zuſammen hundert und ſechhig. Das eine Sebaiſche Exemplar war aus Nauritanien, von Farbe gruͤn mit roth, das andere aus Ditindien oben braun, und unten gelb, mit ſchwarzen Flecken geſprenkelt, das Linnelſche Exemplar aber, aus Indien, hatte eine blaſſe Farbe, und auf jeder Schuppe war ein brauner Punct be⸗ findlich. N | 3. Die geſtickte Aalſchlange. Anguis Meleagris. Wir haben unter den Voͤgeln ein Geſchlecht, 3. welches unter dem Namen Meleagris, oder Trut⸗ Geſtick⸗ hühner bekannt iſt, (ſiehe ꝛten Theil pag. 461.) te. Me- Dieſe haben eine bunte Zeichnung von Federn, wel⸗ 1800 che gleichſam wie geſtickte Arbeit ausſieht. Da nun 7770 N die jetzige Art der Schlangen faſt eine aͤhnliche Zeich? nung auf dem Ruͤcken hat, ſo iſt ſie von Linne Meleagris, und von uns geſtickte Aalſchlange genennt worden. Man zaͤhlt an ihr hundert und ſieben und neun⸗ zig Schuppen, naͤmlich hundert und fuͤnf und ſech⸗ zig am Bauche, und zwey und dreyßig unter dem Schwanze. Die Farbe iſt ſeegruͤn, mit etlichen Reihen ſchwarzer Puncte, welche die Laͤnge hinunter gehen; uͤbrigens iſt die Geſtalt faſt wie an der vo⸗ | O 2 rigen 212 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. rigen zweyfuͤßigen Art beſchaffen. Seba rechnet dieſe Art, die ſowohl aus Oſt⸗ als Weſtindien kommen, zu den Stockſchlangen. Die Oſtin⸗ dianiſchen find braunroth, und die Flecken, oder ges ſtickten Linien haben eine lebhafte Farbe. Siehe Tab. VI. fig. 6. Ihre Zaͤhnchen ſind ſehr klein, und man nimmt keine Naſenloͤcher wahr. 4. Der Natter ⸗Aal. Anguis Colubrina. 4 Die Anzahl der Schuppen helaͤuft ſich am Baus Natter⸗ che auf hundert und fünf und ſechzig, und unter dem 601005 Schwanze auf achtzehn, ſo daß man hundert und rina. drey und achtzig zaͤhlt. Die Farbe iſt zierlich blaß und braunbunt. Der Schwanz kurz und etwas ſpi⸗ tzig. Die ganze Laͤnge belaͤuft ſich auf fuͤnf Spannen, und die Dicke macht einen Zoll. Sie hat aͤuſſerlich viel aͤhnliches mit den Nattern, doch iſt der Kopf, wie bey allen Schlangen dieſes Geſchlechts, klein, und die Zunge an der Spitze abgeſtumpft. Das Va⸗ terland iſt Egypten. 0 Il 5. Die Wurfſchlange. Anguis Jaculus. 95 Durch die Benennung Wurfſchlange unters chi ſcheiden wir dieſe Art von der Schießſchlange No. 32, ge. Ja- und vom Pfeilſchoß No. 44. die beyde in dem vor | eulus, rigen Geſchlechte befindlich find, denn fie haben alle die Eigenſchaft mit einer Heftigkeit zu ſchnellen und hervorzuſchieſſen. Sie hat am Bauche hundert und ſechs und achtzig, am Schwanze drey und zwanzig, und zuſammen gezaͤhlt zweyhundert und neun Schup⸗ pen, nur ſind die Bauchſchuppen etwas breiter als die andern, denn der Schwanz iſt nur einen Zoll lang, etwas dicke, und dabey ſtumpf. Das Vaterland iſt Egypten. 19 | 6. Der 126. Geſchlecht. Aalſchlangen. 213 6. Der Fleckentraͤger. Anguis Maculata, Da der Bauch an dieſer Art zweyhundert der Schwanz aber nur zwoͤlf Schuppen hat, welches zu⸗ ſammen genommen zweyhundert und zwölf ausmacht, 6. Flecken⸗ trager. 2 fo laͤßt ſich wohl ſchlieſſen, daß der Schwanz keinen jata, Zoll lang ſeyn koͤnne. Da nun derſelbe uͤber das eben ſo dicke, ja noch dicker als der Kopf ſelbſten iſt, und ſtumpf ablaͤuft, ſo hat man ſchon laͤngſt dieſe Art Biceps oder Iweykoͤpfig genennt, weil man nicht ſehen kann, an welchem Ende der Kopf iſt, ſo daß es faſt ſcheint, als ob ſie an jedem Ende einen Kopf haͤtten. Weil aber mehrere Arten in dieſem Ge⸗ ſchlechte vorkommen, die einen eben ſo ſtumpfen Schwanz haben, und alle Zweykoͤpfe heißen koͤnnten, ſo nennen wir dieſe, um dem Kitter zu folgen, Fle⸗ ckentraͤger. Sie iſt naͤmlich auf dem Ruͤcken gelb, und hat eine braune Schnur uͤber den ganzen Ruͤ⸗ cken hin, welche ſeitwaͤrts braune Querbaͤnder abgiebt. Maa findet ſie in Oſt⸗ und Weſtindien. Seba bekam eine aus Paraguay in Suͤdamerica, über Spanien heraus, welche Miguel de Tueuman genennt wurde, und der Herr Bronov führt eine weiſſe mit leberfaͤrbigen Baͤndern an, die gegen zehen Zoll lang war, aber nur hundert und fünf und neun zig Schuppen am Bauche, und ſieben am Schwan⸗ ze hatte, 7. Die Netzſchlange. Anguis Reticulata. Sie hat braune Schuppen, und jede Schuppe hat einen weiſſen Flecken. Da nun die Schuppen lau⸗ 0 ter Vierecke ſind, und durch ihre weiſſen Flecken durch⸗ brochen zu ſeyn ſcheinen, fo giebt dieſes der Schlan⸗ ge ein Anſehen, als ob fie mit einem Netze gedeckt waͤre. Uebrigens befinden ſich am Bauche hundert und ſieben und ſiebenzig, und unter dem Schwanze . 93 fieben \ 214 Dritte Cl. II. Ord. Schleichend eAmph. | | | ſieben und dreyßig, in allen zweyhundert und vier 1 Horn⸗ traͤger. Cera- ſtes. Geſtalt. Hoͤrner. zehn Schuppen. Das Vaterland iſt America. 8. Der Horntraͤger. Anguis Ceraſtes. Durch den Namen Sorntraͤger unterſchelden wir dieſe Art von der Hornſchlange No. 9. des vo rigen Geſchlechts, welche von dem Ritter auch Ce: raſtes genennt wurde. Es iſt daſelbſt von den ge⸗ kuͤnſtelten Hornſchlangen der Araber geredet, und zugleich gezeigt worden, in wie ferne jene Art den Namen Sornſchlange verdiene. Mit dem jetzigen Horntraͤger aber verhält es ſich ganz anders, wie ſich hernach aus der Beſchreibung ergeben wird. Die Araber nennen dieſe Schlange faba Sie hat am Bauche zweyhundert, unter dem Schwanze funf⸗ zehn, und alſo zuſammen zweyhundert und funfzehn Schuppen. Der Kopf iſt, der Haſſelquiſtiſchen Beſchreibung zufolge, einigermaſſen dreyeckigt, klein, von oben ein wenig platt, das Maul ſtumpf, die Augen ſind klein, rund, braun, und ſtehen mitten am Kopfe. Die Seiten des Kopfs laufen unterhalb den Augen ſchief ab, und ragen hinterwaͤrts hervor. Die Naſenloͤcher find ſchief, liegen über dem Maule ge rade unter den Augen. Der obere Kiefer iſt etwas laͤnger als der untere, und auch ſpitziger, untenher etwas geraͤndelt. Die Mundſpalte iſt mittelmaͤßig groß. Die Zunge an der Wurzel iſt muskuloͤs, dicke und kurz, an der Spitze abgeſtumpft, Förherförmig hohl, und daſelſt mit einem ſchwarzen Punct bezeich- net. Unter der Zunge zeigen ſich zwey lange, biegſa⸗ me, ſcharfe Borften. un Was nun aber die ſogenannten Hörner betrift, ſo entſtehen dieſe von zweyen Backenzaͤhnen an der Wurzel des obern Kiefers. Dieſe Zaͤhne ſind ſehr lang, und durchbohren den obern Kiefer. Die 1 0 Grund 126. Geſchlecht. Aalſclangen. 215 Grundflaͤchen dieſer Backenzaͤhne dienen ſtatt ordentli⸗ cher Zaͤhne, indem ſie daſelbſt im Kiefer rauh und hoͤckerich find, aber die Spitze, welche oben auſſer⸗ halb den Kiefern und dem Kopfe hervorragt, iſt bey jedem dieſer beyden Zaͤhne erhaben rund, und etwas vorwaͤrts gekruͤmmt, rinnenweiſe ausgehoͤhlt und ſpi⸗ sig, fo daß fie den Vogelklauen ziemlich aͤhnlich fes hen, und man koͤnnte dieſe Schlange wohl die ſchlei⸗ chende Babyruſſa nennen, wenn man fie, in Abſicht auf dieſen Bau der Zaͤhne, mit der Babyrufla (fie he I. Theil pag. 467.) vergleichen wollte. Die⸗ ſe lange, aus dem obern Kiefer hervorſpringende Hauerzaͤhne ſtehen in ihren Koͤchern ſehr locker, und laſſen ſich leicht heraus nehmen, jedoch hat dieſe Schlange ſonſt noch andere kleine und feſte Zaͤhne in den Kiefern, W Uebrigens ſind die Schuppen an der Kehle und am Kopfe etwas rund, die Bauch⸗ und Schwanz⸗ ſchuppen aber ſind laͤnglich, ſechseckigt, und ſtehen in die Quere. Dahingegen ſind alle uͤbrige Schuppen auf dem Ruͤcken laͤnglich rund, an den Seiten aber viereckigt. Die Farbe betreffend, ſo iſt der Kopf weiß und ſchwarz marmorirt, der Ruͤcken ſchwaͤrzlich mit großen weiſſen Flecken, die ohne Ordnung ſtehen, an den Seiten weiß geſprenkelt und unten ganz weiß. Der Schwanz iſt zwey Zoll, die ganze Schlange aber drey Spannen lang, wovon der Kopf nur einen hal⸗ ben Zoll wegnimmt. Das Vaterland iſt Egypten. 9. Der Wurm. Anguis Lumbricalis. Ihre Geſtalt hat ihr den Namen Wurm erwor⸗ 9. ben, denn ſie iſt vorwaͤrts duͤnne, und hinten nach Wurm. dem Schwanze zu am dickſten, wie man ſolches an 1-UM- den Spuhlwürmern wahrnimmt, wenn fie fortkrie⸗ nu chen. Die Anzahl der Schuppen iſt am Bauche zwey⸗ ö 1 O 4 hun⸗ * kann Kopf und Schwanz kaum von einander une 10. Dick⸗ bauch Ven- tralis, 11. Platt⸗ chwanz. latu- 1% * 216 Dritte Cl. Il. Ord. Schleichende Amph. hundert und dreyßig, am Schwanze ſieben, in ab len zweyhundert und fieben und dreyßig. Sie iſt gelblichweiß und kommt aus America. Das Exemplar des Gronov war zehn und einen halben Zoll lang, ſteben Linſen dick, nach hin tenzu am breiteſten, und hatte eine geſpaltene Zun⸗ ge. Hieher wird auch der Silberfaͤrbige Biceps von Jamaica, und des Seba Blindſchlange aus Mohrenland gerechnet; denn die Augen dieſer Schlange ſind ſo klein, und noch dazu mit Schup⸗ pen bedeckt, daß man ſie faſt nicht ſtehet, ſo daß man fie wohl eine Blindſchlange nennen konnte, auch terſchieden werden. 10. Der Dickbauch. Anguis Ventralis. Warum wir dieſe Schlange Dickbauch nem nen, laͤſſet ſich aus dem Verhaͤltniß der Bauchſchup⸗ pen gegen die Schwanzſchuppen leicht ſchließen, denn jener iſt nur mit hundert und ſieben und zwanzig dieſer aber mit zweyhundert und zwey und zwanzig, beſetzt, ſo daß die ganze Anzahl zuſammen genommen dreyhundert und neun und vierzig beträgt. Das Va⸗ terland iſt Carolina, woher wir No, 16. noch eine Schlange unter dem Namen Rursbauch zu be⸗ ſchreiben finden. e 11. Der Plattſchwanz. Anguis Platura, Der Schwanz dieſer Schlange iſt ſtumpf, fee platt gedruckt, ſchwar; und weißbunt, und hat, ges gen dem uͤbrigen Theil des Koͤrpers, den neunten Theil der Laͤnge. Die Schuppen find alle faſt rund, ſehr klein nicht uͤbereinander geſchoben, und koͤnnen, weil ſie ſo klein ſind, nicht fuͤglich gezaͤhlet werden. Sonſt 000126, Geſchlecht. Aalchlangen. Ba, Sconſt ift der Kopf dieſer Schlange laͤnglicht, glatt, und ohne Zähne, der Körper iſt ein und einen halben Schuh lang, obenher ſchwarz, unten weiß. Der Ruͤcken gehet etwas ſcharf und kielfoͤrmig in die Hoͤhe. Das Vaterland iſt vermuthlich Indien. 12. Der Breitſchwanz. Anguis Lati- Da der Schwanz an den Seiten zuſammen ge 12. druckt iſt, fo erſcheint er breiter als an den andern, Breit⸗ und führt daher obigen Namen. Man zaͤhlet zwey⸗ Doro hundert Schuppen am Bauche und funfzig unter dem cauda, Schwanze, welche zuſammen zweyhundert und funf⸗ zig ausmachen. Die Farbe dieſer Schlange iſt blaß mit braunen Banden. Das Vaterland iſt Su⸗ riname. 13. Der Zweykopf. Auguis Scytale. Wir haben ſchon oben in den 124. Geſchlecht 150 Boa eine Scytale No. 7. betrachtet, welche den er Namen Stockſchlange führer, wegen ihrer Ges Seytale · ſtalt. Da nun die jetzige Art, des ſtumpfen und dicken Schwanzes halben, wenn ſie gerade liegt, auch einem Stocke aͤhnlich ſiehet, ſo hat man ſie auch Stockſchlange genennet, daher ſie auch Scytale heiſ⸗ ſet; allein eben der Umſtand des dicken Schwanzes war auch die Urſache, daß man ihr den Namen Biceps, oder Zweykopf gab; aus dieſer Urſache wollen wir die jetzige mit letztern Namen belegen, um fie von jener Stock ſchlange zu unterſcheiden. Sie hat zweyhundert und vierzig Schuppen am Bauche und dreyzehn unter dem Schwanz, folglich uͤber⸗ haupt zweyhundert und drey und funfzig. Sie iſt weißlich, hat hin und wieder einen roſtfaͤrbigen Rand an den Schuppen, 9 braune Baͤnder uͤber . >) den 218 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. | 14. Lang⸗ ſchwanz. Ery x. den Leib. Die Schlangen dieſer Art kommen aus beyden Indien, und ſind ſowohl in der Zahl der Schuppen, als Farbe und Zeichnung etwas von einander unterſchieden, denn etliche haben auch blaue und ſchwarze Ringe. In der Laͤnge halten fie ins⸗ gemein einen und ein halben Schuh, und ſind etwa einen halben Zoll dick. | | 14. Der Langſchwanz. Anguis Eryx. Ohne uns jetzt um Eryx zu bekuͤmmern, nen. nen wir dieſe Art Langſchwanz, weil der Schwanz laͤnger als der Koͤrper, und von unten mit hun⸗ dert und ſechs und dreyßig Schuppen beſetzt ift, wo⸗ gegen der Bauch nur hundert und ſechs und zwan⸗ zig hat, welche zuſammen zweyhundert und zwey und ſechzig ausmachen. Sie iſt oben aſchgrau mit drey in die Laͤnge geſtreckten ſchwarzen Linien beſetzt, und und unten blaͤulich; die Augen ſind klein, und die Naſenloͤcher ſehr groß. Das Vaterland iſt Ame⸗ rica / auch finder man fie in Engelland. \ 15. Die Bruchſchlange. Anguis Fragilis. ſchlange. Fragilis, Weil man ſie mit einem duͤnnen Reißig ohne viele Gewalt gleich mitten von einander hauen kann, ſo wird ſie Fragilis, oder Bruchſchlange genen⸗ net. Sie hat hundert und fuͤnf und dreyßig Schup⸗ pen am Bauche, und eben ſoviel unter dem Schwanze, daher der Körper und der Schwanz einerley Länge, und mit einander zweyhundert und ſiebenzig Schup⸗ pen haben. Sie wurde von andern Schriftſtellern, wegen ihrer ſehr kleinen Augen, auch Blindſchlei⸗ che genennet, und iſt in Europa ſehr gemein. Bey den Schweden wird fie Ormflao und Kop- per- Orm; bey den Engellaͤndern Blindworm, und bey den Franzoſen Avoyne und Orvert, genennet. Der 125, Geſchlecht. Aalſchlangen. 219 Der Herr Gronov gibt folgende Beſchreibung Be von einer ſolchen Schlange: Der Kopf iſt klein, ſchreib. vorneher ſchmahl, ſtumpf zugeſpitzt, und oben platt, deßgleichen auch an den Seiten, aber untenher rund. Der Kopf iſt oben mit ungleichen Schuppen gedeckt, doch in der Mitte ſiehet man eine große herzfoͤrmi⸗ ge. Die Augen ſind ſehr klein, ſchwaͤrzlich, und haben ihre Augenlieder. Die Naſenloͤcher ſtehen ganz vorne, und ſind offen. Der obere Kiefer ſpringet etwas uͤber den untern hervor, die Zaͤhne der beyden Kiefer ſind ziemlich groß und von gleicher Laͤnge et⸗ was einwerts gebogen, und ſehr ſpitzig. Die Zunge iſt breit, und an der Spitze geſpalten, der Koͤrper iſt rund, und wird nach dem After zu immer dicker. Der Schwanz iſt hernach etwas duͤn⸗ ner, und laͤuft ſtumpf ab, und da des Gronovs Exemplar nur drey und vierzig Reihen Schup⸗ pen unter dem Schwanze hatte, ſo war derſelbe auch nur halb ſo lang als der Koͤrper. Die Far⸗ be war aſchgrau braun, Das Vaterland iſt Eu⸗ Von dieſer Art giebt es in Italien ſolche, die zwey bis drey Ellen lang ſind, und wenn man ſie unverſehens tritt, ſo beißen ſie einen gleich in die Schuhe, und geiſſeln ihren Beleidiger mit ihrem langen Schwanze, jedoch iſt ihr Biß weiter nicht ſchaͤdlich. Sie bringen, gleich den Nattern, le⸗ bendige Jungen zur Welt, und werden auch in Arzneyen gebraucht. 16. Der Kurzbauch. Anguis Ventralis. Wir hatten oben No. 10, auch ſchon eine Schlan⸗ 16, ge unter dem Namen Ventralis, welche wir Dich, Kurz bauch nannten; dieſe alſo ſoll Kurzbauch heiſſen, bauch. denn wenn man bedenkt, daß der Schwanz zweyhun⸗ Sn dert und drey und zwanzig, der Bauch aber nur hun- "NT | | dert — 220 Dritte Cl. II. Ord. Kriechende Amph. dert und ſieben und zwanzig Schuppen hat, die zu⸗ ſammen dreyhundert und funfzig ausmachen, ſo muß der Bauch freylich nach Verhaͤltniß der Laͤnge ſehr kurz gerathen ſeyn, dahingegen der Schwanz drey⸗ mal laͤnger als der Koͤrper iſt, ſo daß man ſie auch wol wie No. 14. Langſchwanz haͤtte nennen koͤnnen. Sie iſt aſchgrau gruͤn, erhaben geſtreift, in den Seiten aber mit einer ſchwarzen Schnur gezieret. Der Bauch ſcheinet mit einer hohlen Nach ange⸗ wachſen zu ſeyn, und der Schwanz iſt wirbelicht. Das Vaterland iſt Carolina, und Catesby nen⸗ net fie die gefleckte Blindſchleiche. 127. Se | Ä 221 .. . nn en, 127. Geſchlecht. Ringelſchlangen. Serpens: Amphisbæna. $ er griechiſche Name Amphisbaena zeigt Geſchl. D 10 Thier an, welches ſowohl ute I 1 25 als vor ſich kriecht, dergleichen die Schlangen die⸗ nung. ſes Geſchlechts zu thun pflegen, und dieſe Mei⸗ nung iſt auch dadurch beſtaͤrket worden, weil ſie am Schwanze ſo dick ſind, als am Kopfe. Da⸗ her man kaum erkennen kann, an welchem Ende der Kopf iſt; und dieſes gab auch Anlaß, dieſe Schlangen Zweykoͤpfige oder Biceps zu nennen, gleichwie wir dergleichen ſchon in dem vorigen Ge⸗ ſchlechte verſchiedene betrachtet haben. Aus dieſem Grunde nennen die Franzoſen dieſe Schlangen Double marcheur, und die Engellaͤnder Double Headet Serpent; holländiſch heißen fie Tweekoppen. Es iſt aber dieſe Benennung fuͤr gegenwaͤrtiges Geſchlecht nicht hinlaͤnglich, daher wir einen Namen von ihren Unterſcheidungsmerk⸗ malen genommen, und fie Ringelſchlangen genen» net haben, denn der Biceps oder Fweykopf iſt oh⸗ nehin uneigentlich; wiewohl wir nicht laͤugnen, daß man wuͤrkliche Mißgeburten der Schlangen gefun⸗ den habe, welche zwey Koͤpfe mit langen Haͤlſen neben einander hatten, denn wir haben einmal ei⸗ ne ſolche Mißgeburt in dem Cabinete des Herrn Boͤdeckers in Amſterdam geſehen, welche, der zwey neben einander ſtehenden und mit langen Haͤl⸗ ſen verſehenen Koͤpfe wegen, vorneher gabelfoͤrmig ausſahe, hinten aber mit einem ſpitzigen Schwanze, nach Art der Nattern, auslief. 15 N | 48 222 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. Was die Kennzeichen dieſes Geſchlechts be⸗ trift , fo werden fie von dem Ritter darinnen feſt⸗ geſetzt, daß der ganze Koͤrper, nebſt dem Schwanze mit Ringen umgeben iſt, folglich weder Schilde noch Schuppen vorhanden ſind. Dieſe Ringe ha⸗ ben die Eigenſchaft einer dicken feſten Haut, und ſind keineswegs knoͤrpelicht oder hart, wie etwa die Schilde oder Schuppen anderer Schlangen, jedoch unterſcheiden fie ſich hinlaͤnglich als eigentliche Rin ? ge. Man krift nur, und zwar in Indien, die zwey folgenden Arten an. 1. Der Rußringel. Amphisbæna Fu- liginoſa. Man zaͤhlt an dieſer Art am Koͤrper zweyhun⸗ dert und am Schwanze dreyßig, zuſammen zwey⸗ hundert und dreyßig Ringel. Sie iſt wuͤrklich ruß⸗ faͤrbig oder ſchwarzbunt, und verdient obigen Na⸗ men. Sie kommen nicht allein aus America, wo zwar die groͤßten ſind, ſondern auch aus Oſtindien, vorzuͤglich aus Ceilon, deßgleichen aus Syrien, und leben theils von Ameiſen, theils aber von Erd⸗ ſchnecken und Wuͤrmern. - »Der Hopf iſt klein, glatt, ſtumpf, oben die Laͤnge herab geſtreift, und an den Seiten gerunzelt. Zwiſchen den Naſenloͤchern zelget ſich eine dreyeckig⸗ te Linie, Die Nafenlöcher find gleichfalls ſehr klein, und von den Augen ſiehet man nichts anders, als zwey ſchwarze Puncte. Das Maul iſt voller klei⸗ ner Zaͤhnchen. Die Laͤnge des Koͤrpers, welcher vollkommen rund iſt, belauft ſich auf einen Schuh. Durch etwa zweyhundert Ringe ſiehet das Thier ei⸗ nem Wurm aͤhnlich, aber dieſe Ringe ſind durch etwa vierzig Striche durch die Laͤnge des ganzen Koͤrpers in kleine Theilchen abgetheilt. Der zwoͤlf⸗ . fe 127. Geſchlecht. Ringelſchlangen. 222 te Strich der, von der Ruͤckennath abgerechnet, die Rin⸗ ge uͤber den ganzen Koͤrper einkerbet, iſt mit Kreuzen wie ein X gezeichnet, und ſcheidet den Bauch von dem Ruͤcken ab, gehet aber nicht weiter als bis an den After. Vor dem After zeigen ſich acht Waͤrzchen, welche in einer Reihe in die Quere ſtehen. Der Schwanz iſt kurz und am Ende ftumpf, und hat, wie oben geſagt iſt, dreyßig Ringe. Sie iſt zwar über und über ſchwarz⸗ und weißbunt, iedoch auf dem Ruͤcken mehr ſchwarz, und am Bauche mehr weiß. Herr Gronov hatte eine ſolche Schlange mit zweyhundert und neun Ringen, am Körper, und fünf und zwanzig am Schwanze. Herrn ZouttuinsExem⸗ plar hatte nur hundert und ſieben Ringe am Bauche, und vier und zwanzig am Schwanze, und war einen Schuh lang. Ein anderes Exemplar, welches dun⸗ kelbraun von Farbe und eilf Zoll lang iſt, hat nur hundert und acht und neunzig Ringe am Koͤrper und acht und zwanzig am Schwanze. Dieſer klei⸗ ne Unterſchied zeiget doch an, daß die verſchiedenen Arten die angegebene Zahl ohngefehr erreichen. 2. Der Weißringel. Amphisbena Alba. Da die gegenwaͤrtige Art ganz weiß iſt, fo kann ſte Weißringel genennet werden. Jedoch giebt e es auch ſolche, die obenher ins rothe, gelblichte, vio⸗ Al letfaͤrbige, oder apfelbluͤthenfaͤrbige ziehen, wenn gleich die Hauptfarbe, beſonders am Bauche, weiß iſt. Sie hat zweyhundert und drey und zwanzig Ringe am Koͤrper, und ſechzehn am Schwanze, folglich zuſam⸗ men zweyhundert und neun und dreyßig. Man fin⸗ det ſolche / die ein und einen halben Zoll dick, und zwey und einen halben Schuh lang find, Der | Weiß inge l» ba. 2: 3 224 Dritte Cl. II. Ord. Schleichende Amph. Der Kopf iſt klein, vorneher ſpitzig abgerundet, uͤberall mit fleckigten Schuppen gedeckt, der obere Kiefer raget uͤber den untern hervor, und hat an der Spitze kleine Naſenloͤcher, oben aber ſehr kleine Aus gen, welche rund und weißlich ſind. Die Mund⸗ ſpalte iſt ziemlich groß, der Koͤrper etwas rund, und bis zum Ende des Schwanzes gleich dick, indem auch ſelbiger ganz ſtumpf abbricht. Das Exemplar des Herrn Souttuins hatte nur einen zwey Zoll langen Schwanz, der etwas duͤnner als der Koͤrper iſt, und es waren nicht etwa nur die Seiten, ſondern auch der ganze Ruͤcken mit lauter Strichen beſetzt, die aus Kreutzen oder X beſtunden, ſo wie wir von der vorigen Art erwaͤhnet haben. Sceba fuͤhrt auch eine dergleichen roͤthliche Schlange von der Inſel Amboina an, und eine ganz rothe Americaniſche, an welcher letztern er weder Augen noch Naſenloͤcher entdecken konnte, und im Maule keine Zunge oder Zaͤhne fand. Die Am⸗ boiniſche hingegen hatte den After nicht unter dem Schwanze, ſondern in der ſtumpfen Schwanzſpitze ſelbſt, ſo daß man ſelbige, wegen dieſem großen Unter⸗ ſchiede, wohl fuͤr eine ganz andere Art halten mag. Uebrigens giebt der Ritter die Nachricht, daß ſich dieſe Schlangen in den Ameiſenhaufen aufhalten, woraus zu ſchließen iſt, daß fie auch mehrentheils von Ameiſen leben werden, welche in America betraͤcht⸗ lich groß ſind. 128. Ge⸗ | 25 128. Geſchlecht. Blindſchleichen. Serpens: Caecilia. | $ ): der Name Caecilia oder Blindſchlange, Geſchl. Griechiſch, Typhlos, auch verſchiedenen Venen⸗ Schlangen des vorigen 126. Geſchlechts gegeben nung: wird, wie wir daſelbſt unter andern bey No. 15. ge⸗ zeiget haben, fo muß man hier vorzüglich auf die Merkmale Acht geben, welche der Ritter von dies ſem Geſchlechte beſtimmt. Sie haben naͤmlich weder Geſchl. Schilde noch Schuppen, und auch keine foͤrmlich zus Kennzei⸗ ſammen laufende Ringe, ſondern nur Runzeln, fo, chen. wohl am Koͤrper als am Schwanze, welche aber an den Seiten am beſten ſichtbar ſind. Da nun ihre Au⸗ gen nur ganz kleine Puncte ſind, die unter der Haut liegen, ſo hat die Natur ihnen zur Beyhuͤlfe an der obern Lippe zwey, wiewohl ſehr kleine Fuͤhlhoͤrner ges ſchenkt, welche folglich auch mit zum Merkmal dieſes Geſchlechts dienen. Jedoch werden nur folgende zwey Arten von dem Ritter angegeben. 1. Die Fuͤhlſchlange. Caecilia Tenta- culata. Die kleinen an der obern Lippe befindlichen Fuͤhl, . hoͤrner find die Urſache obiger Benennung. Sie hat Fuͤhl⸗ an dem Körper hundert und fünf und dreyßig Run⸗ 1 0 zeln. Am Schwanze aber keine, weil derſelbe fo klein dul iſt, daß er kaum den aͤuſſerſten Rumpf des Körpers ta; ausmacht, denn der After befindet ſich faſt am Ende, Linne III. Theil. . in 226 Dritte Cl. Il. Ord. Schleichende Amph. in einer gedoppelten Ritze. Der Koͤrper iſt rund, ei⸗ nen Schuh lang, und einen Zoll dicke, faſt wie der Körver eines Aals. Der Ruͤcken hat einige erhabes | ne Waͤrzgen, iſt aber ſonſten glatt. Die Naſenloͤe cher find nicht größer als Stecknadelloͤcher. Die Au⸗ gen ſind kaum unter der Haut zu erkennen. Es ſind nur ganz kleine Zaͤhnchen vorhanden, und Seba nahm in einer Ceiloniſchen keine Zunge wahr. | Herr Gronov beſaß eine Surinamiſche, web | che braͤunlich himmelblau war, und rechnet eine Bra⸗ ſilianiſche Art 1 welche Ibijaram genennt wird. Doch hier verlaͤßt uns die beſtimmte Art der Runzeln, indem ſich ein großer Unterſchied in derſelben Anzahl befindet. i 2. Die Schleimſchlange. Caccilia | Glutinoſa. 851 Unter obiger Benennung verſteht der Ritter eis ſchange. ne Art, welche von brauner Farbe, und an den Sei⸗ Gluti- ten mit einer weiſſen Linie bezeichnet iſt. Sie kommt noſa. aus Indien, und iſt, wie die vorige, unſchaͤdlich. III. Ord⸗ | u. Ordnung. Schwimmende Amphibien. Amphibia: Nantes. Nie Amphibien dieſer dritten Ordnung find Benen⸗ von jeher unter die Fiſche gezaͤhlt wor⸗ nung den, teil fie aͤußerlich den Fiſchen voll der Orde kommen aͤhnlich find, und im Waſſer le⸗ nung. ben. Da aber der Ritter bey der allgemeinen Eins theilung der Thiere ihren innern Bau mit zum Grun⸗ de legte, und unter den Amphibien ſolche Thiere ver⸗ ſtand, welche, nebſt andern Merkmalen, willkuͤhr⸗ liche Lungen haben, (ſiehe I. Theil pag. 45. und 47.) ſo muſten nothwendig eine Menge Fiſche ausgemu⸗ ſtert, und unter die Amphibien gebracht werden. Um nun dieſelben hinlaͤnglich von den uͤbrigen und vor⸗ her ſchon betrachteten kriechenden und ſchleichenden zu unterſcheiden, fo nennet er fie Nantes, oder ſchwimmende Amphibien. Nun lieſſe ſich, in ſoweit ſie Fiſche ſind, verſchiedenes von ihnen ſagen, allein da wir ohnehin in dem folgenden vierten Theile eine Einleitung in die Geſchichte der Fiſche mittheilen werden, ſo wuͤrde es uͤberfluͤßig ſeyn, uns anjetzo da⸗ bey aufzuhalten. | Sie beſitzen, wie wir ſchon pag. 9. angemerkt Kenn⸗ haben, nicht nur willkuͤhrlich athemhohlende Lungen, zeichen ſondern auch, (nach Art der Fiſche) aͤußerliche Werk- der Ord⸗ zeuge, welche die Athemhohlung befördern. Jedoch nung, unterſcheiden ſie ſich hernach in Anſehung der Beſchaf⸗ \ fenheit dieſer Werkzeuge, 90 dieſelbe bey den erſten 5 2 vier 228 Dritte Cl. III. Ord, Schwimm. Amph. vier Geſchlechtern zuſammen geſetzt, und bey den her⸗ nach folgenden zehn Geſchlechtern nur einfach ſind. Beſagte vier erſte Geſchlechter , und dann die zwey erſten, von den darauf folgenden zehn Geſchlech⸗ gern , waren ſchon in der zehenten Auflage un⸗ ter die Amphibien geordnet, aber die acht uͤbrigen ſind erſt in dieſer letzten Ausgabe dazu gekommen. Uebrigens gehört auch noch zu den allgemeinen Kenn? zeichen jetziger Ordnung dieſes, daß die Floßen knoͤr⸗ pelichte Finnen haben, daher fie ſonſt Piſces carti- laginei, auch Chondrakanthoi, und von dem Ritter „ genennt wurden, wo⸗ zu denn noch die Branchioſtegi (mit Beinohren kamen. Al 129. Ge⸗ 1 | | 229 129. Geſchlecht. Pricken. Nantes: Petromyzon. i M. Recht laͤſſet der Ritter zunächſt auf Geſchl. die Schlangen ein ſolches Geſchleche von Benen⸗ ſchwimmenden Amphibien folgen, welches die mei, nung. ſte Aehnlichkeit mit den Schlangen hat, ſowohl in Abſicht auf die aͤuſſerliche Geſtalt, als auch in Abs ſicht auf die Lungen, welche in dieſem Geſchlechte vollſtaͤndiger als in den übrigen ſind, weil eine or⸗ dentliche Luftroͤhre in die Lungen tritt. Sie ſind durchgängig bey uns unter dem Namen Pricken be kannt. Der hollaͤndiſche und niederſaͤchſiſche Name Prik iſt der Urſprung der Benennung, und bedeutet ein ſpitziges Staͤbchen, wodurch man etwa auf die Figur dleſer Fiſche gezielet hat, es wäre denn, daß man es von dem Worte Prikken, das iſt: mit einem ſpitzigen Staͤbchen Loͤcher bohren, her⸗ leiten, und dadurch auf dle Luftloͤcher, die diefe Ft; ſche zur Seite am Halſe haben, zielen wollte. Petromyzon aber war die Benennung, womit Artedi dieſes Geſchlecht belegte, und bedeutet nach dem Griechſſchen fo viel als Steinſauger, weil ſi ch dieſe Fiſche an die Felſen mit ihrem koͤcher foͤr⸗ migen dicklippigen Maule feſtſaugen, und es ſtehet dahin, ob nicht die Alten dieſe Fiſche unter dem Namen Remora oder Saugerfiſch verſtanden ha⸗ ben, wiewohl ſelbige bey uns nunmehro eine ganz andere Art in dem hundert und ſieben und funfzig⸗ ſten Geſchlechte unter den ordentlichen Jiſchen aus machen. i P 3 De * Geſchl. Kennzei⸗ chen. 72 Lampre⸗ ke. 230 Dritte Cl. II Ord. Schwimmende Amp. Die Kennzeichen dieſes Geſchlechts ſind nach dem Linne folgende: An den Seiten des Halſes befin⸗ den ſich ſieben Luftloͤcher, die in einer Reihe nach der Sange ſtehen, und es find gar keine fo genannte Fiſchohren vorhanden. Oben auf dem Wirbel bes | finder ſich eine kleine Spruͤtzroͤhre oder Spruͤtzloch, und unten am Körper find weder Bruſt⸗ noch | Bauchfloſſen vorhanden. Zu dieſen Merkmahken kann man aus dem Gronov noch hinzufuͤgen, daß der Koͤrper keine Schuppen hat. Der Kopf iſt laͤnglichrund, ſo dick Ä als der Körper, das Maul zirkelrund, und die Lip⸗ | pen wie Klappen zum Anſaugen gebildet. Inn⸗ wendig haben die Kiefer eine unzaͤhlbare Menge klei⸗ ner Zaͤhnchen. Der Ruͤcken hat zwey Floſſen, da⸗ von die hinderſte den Schwanz umgiebet. Nach dem Linne giebt es hievon folgende drey Arten: 1. Die Lamprete. Petromyzon Marinus. Lampreda und Lampreka kommt wohl von Lampetra her, welches ſo viel als Steinlecken andeuten ſoll, daher man auch dieſe Fiſche in den nordiſchen Gegenden Steen Sue oder Steinſau⸗ ger nennet, weil ſie ſich, wie oben ſchon geſaget Geſtalt. iſt, an die Steine feſtſaugen. Inzwiſchen iſt doch bey den Engellaͤndern Lamprey und Lamprey- Eel oder Aal; bey den Franzoſeu Lamproye; bey den Italienern Lampreda; bey den Sollaͤn⸗ dern Zee. Lamprey, (weil Linneus dieſe Art Marinus nennet,) und bey uns Lamprete uͤb⸗ lich. Die Alten zwar gaben ihr auch den Namen Muftela, allein unter dieſer Benennung verſtehet man einen ganz andern Fiſch. ER Die Geſtalt iſt faſt aalfoͤrmig, und die Länge durchgängig ein, bis ein und einen halben e un 129. Geſchlecht. Pricken. 231 und einen Zoll dick; doch findet man auch in NWor⸗ wegen ſolche, die Arms dicke und eine Elle lang ſind, in der Elbe aber manchmal einige, welche drey bis vier Pfund wiegen, Der Körper iſt laͤnglichrund, die Haut oben ſchwaͤrzlich, mit einigen blaſſen eckig⸗ ten Flecken, innwendig befindet ſich, ſtatt eines knochichten Ruͤckgrads, ein knorpelichtes Weſen, welches mit Mark angefuͤllet iſt, und von dem Mau⸗ le bis zum After gehet ein gerader Canal. Das Maul iſt innwendig warzigt, und die letzte Ruͤcken⸗ floſſe iſt vom Schwanze unterſchieden. Sie halten ſich eigentlich im Meer auf, doch ziehen ſie gegen der Zeit der Begattung die Fluͤße hinan. Man macht aus ſelbigen, ohnerachtet ſie ſchwer zu verdauen ſind, ein ſchmackhaftes Eſſen, und ge⸗ nießet ſie entweder friſch gekocht, geroͤſtet, ge⸗ dämpft oder gebraten, wie die Aale, oder auch ge ſalzen, geraͤuchert, ja auch gedoͤrret. Die gemein⸗ ſte Art der Zubereitung aber iſt marinirt, oder ge⸗ roͤſtet und mit Gewuͤrz in Wein oder Eßig gelegt, da ſie alsdenn in Toͤnnchen wohl gepackt weit ver⸗ ſchickt werden. Die Erfindung dieſer Speiſe wird einer armen Frau zugeſchrieben, welche aus Hunger es wagte, eine Lamprete, die jedermann fuͤr ein ſchaͤdliches Thier hielte, zu eſſen, und als ihr nichts Ge⸗ brauch. widriges wiederfuhr, ließen ſich mehrere derſelben geluͤſten; jedoch wollen ſie den Podagriſten, und denen, die Steinſchmerzen haben, auch ſchwachen Perſonen, nicht gar wohl bekommen, denn es ge⸗ hoͤrt ein nordiſcher Magen dazu. 2. Die Neunange. Petromyzon Flu- viatilis. 2. Neun⸗ Der Name WTeunauge ſollte eigentlich Sie⸗ auge. benauge ſeyn, weil u Benennung von den Fluvia- 4 fieben tilis. 232 Dritte Cl. Il. Ord. Schwimm. Amp, ſieben Luftloͤchern an den Seiten des Halſes herge⸗ nommen iſt; weil man uns aber nicht verſtehen wur de, wenn wir Siebenauge ſagten, ſo wollen wir es bey dem alten bewenden laſſen. Indeſſen iſt dieſes eine kleinere Art, welche ſich in den Fluͤſſen aufhält, und von den Fiſchern zum Lokaas bey dem Cabeljaufang gebraucht wird. Sie unterſcheidet ſich auch darinnen von der erſten, daß die hinterſte Ruͤckenfloſſe eckigt iſt. Sie werden in norwegiſchen und maͤrkiſchen Fluͤſe fen, desgleichen in Holland und auf der Themſe in SEngelland, nicht weniger in den franzoͤſiſchen Fluͤſſen, wo fie Lampreyon und Lamprillon heißen, gefangen, und zwar in Aalreiſen, oder auch mit holen Kegeln, an welche ſie ſich feſte ſaugen. Geſtalt. Ste ſind übrigens faſt fo wie die See⸗Lam⸗ preten geſtaltet, werden aber ſelten über einen Schuh lang und haben zuweilen ſchwaͤrzliche Striche über den Ruͤcken, ja etliche find faſt ganz ſchwaͤrz⸗ lich, und werden Moorneunaugen genennet, weil fie ſich im Moraſt waͤlzen. Die ſilberfaͤrbigen aber find die beſten und ſchmackhafteſten. Um den Rand des Mauls haben fie eine große Menge klei⸗ ner Zaͤhnchen, weiter hinunter aber zeigen ſich groͤßere. Auf dem Kopfe fuͤhren ſie auch, nach Art der Wallfiſche ein Spruͤtzloch oder eine Roͤhre, durch welche ſie Waſſer einſaugen und ſeitwaͤrts aus den Luftloͤchern wieder ausſpruͤtzen, oder vielleicht auch umgekehrt. Die letzte Ruͤckenfloſſe lauft um den Schwanz hin, und iſt mit der Afterfloſſe verbunden. Unten am Koͤrper zeigen ſich zwey Oefnungen; die eine hat mit den Daͤrmern, die andere aber mit der Harnblaſe Gemeinſchaft. Mit dem Maule ſaugen ſie ſich allezeit feſt, und genießen nicht viel Nah⸗ rung. Man will angemerket haben, daß ihr Leben nur ein Paar Jahre daure, und wenn fie ihre Jun⸗ gen zur Welt gebracht haben, nehmen fie benen | | | ad, 129 Geſchlecht. Pricken. 233 ab und ſterben. Von dieſer Art werden die mei⸗ ſten nach Deutſchland verſchickt. Die gelblichte Haut ziehet ſich oben etwas b ins gruͤne, und iſt hin und wieder mit kleinen; ſchwaͤrzlichten Flecken geſprengt. Der Bauch iſt weiß. Statt der Schuppen iſt die Haut mit einem ſchleimigten Weſen bekleidet. Durch die Haut ſchei⸗ nen wohl dreyßig Abtheilungen der Muskeln durch. Vom Schwanze bis an die Augen und Naſenloͤcher iſt ein Lymphatiſches oder Waſſergefaͤß zu ſehen, welches ſeitwaͤrts nach unten zu Aeſte abgiebt. Dieſes Waſſergefaͤß hat Klappen, entſpringt im Kopfe und führer durch den ganzen Körper eine reine Feuchtigkeit, welche zur Glattmachung der Haut dienet. Ohnweit dem Nabel ſiehet man eine Blut⸗ ader, welche ihre Aeſte zwiſchen den Muskeln ein⸗ ſenkt. Die Laͤnge der Daͤrmer, ſamt dem Ma⸗ mung. gen und der Speiſeroͤhre, iſt eine halbe Elle. An dem Ausgange des Magens befinden ſich ſechs wurm⸗ foͤrmige Anhaͤnge, in welchen ſich die Speiſen zur Verdauung aufhalten. Die Milz ſiehet einem ro⸗ then Klumpen Fleiſch aͤhnlich, und befindet ſich dicht an der Gallenblaſe, die eine ſehr bittere Galle ent⸗ halt. Die Leber iſt weiß, hat nur einen Lappen, und ſitzt oben am Zwergfelle, unten aber am Ma⸗ gen und deſſen Angehaͤnge feſte. An den Ruͤcken⸗ wirbeln befindet ſich ein Luftblaͤßchen. Die Bruſt iſt nicht, wie bey den Schlangen, nach dem Bauche zu offen, ſondern hat ihr Zwergfell. Das Herz hat nur ein Ohr, worein ſich die Hohlader ergießt. Oberhalb demſelben entſpringet die große Pulsader aus einem Puncte, welches durch eine weiße Wur⸗ zel, gleich einer Zwiebelſchale unterſtuͤtzet wird. Ueber dem Herze zeigen ſich, wie bey den Fiſchen, die Werkzeuge, in welche das Blut durch die große Pulsader geführeg wird; gleich darauf folget das e P 7 Zungen 3 Kiefer⸗ wurm. Bran- ehialis. 234 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. Zungenbein mit der Zunge, und das Grundſtuͤck ders ſelben iſt, wie bey den Hechten, gezaͤhnelt. Zur Seiten des Gehirns 1 ſich kleine durchſi chtige * Steinchen. Die Geruchsnerven ſind ſehr lang; die Geſichtsnerven dicke; das Gehirn groß, und mit einer kleinen Zirbeldruͤſe verſehen. Dieſe Weunaugen werden oft durch gewiſſe Inſecten, die ſich in ihre Augen ſetzen, blind, und ihre Leber iſt oft geſchwollen, und ſteckt ſo voller Wuͤrmer, daß ſie haͤufig daran ſterben, woruͤber ſich die Fiſcher beſchweren, welche die Meun⸗ augen zum Lockaas bey dem Cabeljau⸗ Fang ge⸗ brauchen. 3. Der Kieferwurm. pettompꝛon Branchialis. Die Benennung Rieferwurm ift aus zweyer⸗ ley Grund zu rechtfertigen, denn die Groͤße und Dicke kommt mit einem ſogenannten großen Spule wurm oder Regenwurm uͤberein, und man findet ihn ſehr oft an den Kiefern und Luftwerkzeugen der Cabeljaufiſche haͤngen, woſelbſt er ſich anzuſau⸗ geu pflegt. Der Körper iſt eine Spanne lang, rund und mit Querringen, deren man uͤber achtzig zaͤhlet, nach Art der Wuͤrmer eingekerbet. Das Maul un⸗ ten am Kopfe i 5 rund und ſtehet allezeit offen. Zaͤhne ſind nicht vorhanden, deßgleichen auch keine Junge, aber mitten im Kopfe ein Spruͤtzloch wie bey den vorigen Arten, und zur Seiten ſieben Luft⸗ loͤcher. Auſſerdem aber befinden ſich am Hinter, theile der Lefzen gewiſſe Fortſatze oder Anhänge, Nach dem Schwanze zu zeiget ſich eine runde Floſſe, welche am Ende den Schwanz umgiebt. Die Muͤckenfloſſe iſt gerade und einem Striche „ 129. Geſchlecht. Pricken. 235 Man findet fie in den nordiſchen Slüßen ohn⸗ welt ihren Ausgang in das Meer, mo fie Fiſche aufſuchen, um ſich an ihre Kiefer anzuhaͤngen, und da ſie oft gerne in die Hanf⸗ und Flachsbuͤſchel, welche zur Faͤulung in das Waſſer geleget wer den, zu niſten pflegen, ſo daß man beym Heraus⸗ ziehung ſolcher Buͤſchel zuweilen eine Menge bey⸗ ſammen antrift, welches eine Eigenſchaft iſt, ſo die Aale auch haben, ſo werden ſie deswegen in Schwe⸗ den, und beſonders in Dalekarlien, Lin - Ahl ge⸗ nennet. Man findet auch aͤhnliche Kleferwuͤrmer landwerts in ein und andern europaͤlſchen Fluͤſſen und ſuͤſſen Gewaͤſſern, die aber ſo groß nicht find, und deswegen von vielen zu den Wuͤrmern gerechnet oder dafuͤr angeſehen werden. 130. Ge⸗ 236 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. 130. Geſchlecht. Rochen. Nantes: Raja. Geſchl 5 has Geſchlecht ſchwimmender Amphibien, wel⸗ Benen⸗ ches wir jetzo zu beſchreiben vor uns nehmen, gung, iſt eine Gattung breiter und platter Fiſche, welche, ſo wie das vorhergehende und folgende Geſchlecht, vormals Piſces Chondropterygii, oder Fiſche mit knorpelichten Floſſen genennet worden, und da eben die meiſten Arten dieſes Geſchlechts, eine ſta⸗ chelichte Haut haben, ſo wurden ſie im Griechi⸗ ſchen Batos und Batis, lateiniſch Raja, und franzoͤſiſch Raje oder Raye genennet, um da» durch ein ſchaben oder kratzen auszudrucken, welches durch ihre ſtachelichte Haut verurſacht wird. Die Hollaͤnder und nordiſchen Voͤlker haben ſie Roch genennet, und ſolches iſt bey den Deut⸗ ſchen beybehalten worden. | Geſchl. Die Kennzeichen find diefe, daß fie unten am Kennzei⸗ Halſe fünf Luftloͤcher haben, um durch ſolche die chen. Athemhohlung zu befoͤrdern. Der Koͤrper iſt platt | gedruckt und breit, und der Mund ſtehet an der untern Seite unter dem Kopfe. Es werden aber die Arten dieſes Geſchlechts von den Schriftſtellern noch in gewiſſe Gattungen eingethellet; und Herr Gronovius hatte Rochen mit einer, mit zweyen und auch mit gar keiner Ruͤckenfloſſe. Jedoch he⸗ bet der Bitter dieſen Unterſchied auf, und macht nur zwey Gattungen. Einige naͤmlich haben ſcharfe ahne, andere hingegen ſtumpfe. Überhaupt aber | giebt es hievon folgende neun Arten: | A. Mit | 130. Geſchlecht. Rochen. 237 A. Mit ſcharfen Zaͤhnen. en I. Der Krampffich. Raja Torpedo. fe. Dieſer berühmte Fiſch hat feinen Namen von der „, wunderbaren Eigenſchaft erhalten, demjenigen, der Krampf; ihn berüͤhret, einen electriſchen Schlag beyzubringen, fiſch daß dadurch eine gewiße Fuͤhlloſigkeit, Krampf oder Torpe- zitternde Erſchuͤtterung entſteht. Wenigſtens fol Te vn, der Name Torpedo, den die Alten ſchon gebraucht fig. 1. haben, dieſes ausdruͤcken, und darum haben wir ihn ü Krampfiſch genennt, denn er führt im Engli⸗ feben und Hollaͤndiſchen den naͤmlichen Namen, zuweilen aber heißt er auch Stompvifch, und Sid- derviſch, deßgleichen Trillroch, das iſt Fitter⸗ roch, und eben dergleichen Eigenſchaft wird auch durch den perſtanſſchen Namen Lerzmachi, und den arabiſchen Riaad ausgedruckt. Es iſt dieſer Fiſch ganz glatt, ohne Stacheln, Geſtalt, worinne er alſo von den rauhen Rochen abweicht. e Von oben iſt der Körper mit fünf kreißfoͤrmigen ſchwar⸗ en Flecken beſetzt, und darum wird er vielleicht in Ita⸗ fin Ochiatella genannt, Ferner fieht man hin und wieder auf dem Ruͤcken durchbrochene Puncte, welche ſich nach dem Rande zu in weitſchichtigen Reihen zei⸗ gen. Der Schwanz iſt an beyden Seiten kielfoͤrmig. Die Schwanzfloße lauft ſtumpf aus. Die Haut iſt ſehr glatt und fleckigt, bey etlichen auf den Ruͤcken braun und weiß, und nach dem Schwanze zu dunkel gefleckt, unten am Bauche aber weiß. Der Kopf ſteckt zugleich in dem tellerfoͤrmigen Umkreiße des ganzen Koͤrpers. Die Augen ſind klein und ſtehen oben nach dem Ruͤcken zu etwa einen Zoll voneinander. Gleich hinter ſelbigen ſind noch ein paar Oefnungen, die ſich im Waſſer mit einer Haut ſchließen, und faſt wie ein zweytes Paar Augen ausſehen. Das Maul an der untern Seite iſt klein, ſpaltet ſich aber ſehr weit, 15 i A. 238 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. iſt mit einer Reihe kleinen Zaͤhnchen beſetzt. An den Scharfe Selten des Koͤrpers befindet ſich eine Reihe, jede von Sahne, Große, Vater⸗ land. Eigen⸗ ſchaft. fünf Luftloͤchern, die alle mit einer ſtarken Haut ge. deckt ſind. Der After zeigt ſich am Ende des Schwan⸗ zes, und ober halb dem Schwanze zeigen ſich noch ein paar Anhaͤnge oder Fortſaͤtze wie Floßen. In dem Maͤnnchen zeigt ſich bey dem Anfange des Schwan⸗ zes untenher eine fleiſchigte Floße, welche in eine ein und einen halben Zoll lange kroplichte Ruthe aus⸗ eht, die an der Spitze mit zweyen Oefnungen ver⸗ ſehen iſt, woraus ſich mit leichter Muͤhe eine fette, zaͤhe Materie drucken laͤßt. Die Abbildung ſiehe Tab. ViLihe tn. In Abſicht auf die Größe find fie gar ſehr vers ſchieden, denn man trift einige an, welche nur feche Uns zen, und andere, die achtzehn bis zwanzig Pfund wiegen. Sie ſind alsdann wohl zwey Spannen breit, etwa mit dem Schwanze drey Spannen lang, in der Mitte des Koͤrpers zwey Zoll dicke, und nach dem Rande zu je länger je duͤnner. Nach der Anzeige des Ritters iſt ihr Vaterland im mittellaͤndiſchen Meer, und in dem perfionis ſchen Meerbuſen. Inzwiſchen fand doch Kaͤm⸗ pfer ſelbige auch in Oſtindien, welche von den Europaͤiſchen wenig oder nichts verſchieden waren. Kolbe merkt an, daß fie auch am Vorgebuͤrge der guten Hofnung gefangen werden, und des Admirals Anſons Reiſebeſchreibung zeigt, daß ſie ſich auch an der Kuͤſte des Suͤdmeers aufhalten, ſo wie ſie auch zuweilen an andern Kuͤſten gefunden werden. | Sie nähren ſich von andern Fiſchen, und viel | leicht haben fie durch ihre krampferweckende Kraft ein Vermoͤgen ihren Raub zu betaͤuben, und zu fan⸗ gen, denn es iſt gewiß, daß wer ſie beruͤhrt, auch von einem electriſchen Schlage getroffen wee, 1 | cher 130. Geſchlecht. Rochen. 239 cher nach der verſchiedenen Empfindlichkeit der Perſo⸗ nen, auch minder oder mehr empfindlich, ja ſo gar ſchmerzhaft und anhaltend iſt, und es ver ſichern viele Perſonen, daß dieſe Wirkung nicht nur bey einer unmittelbaren, ſondern auch mittelbaren Berührung folge, wenn man ſie zum Exempel mit einem Stocke anruͤhrt, oder dem Gefäße, ww. rinnen fie aufbehalten werden, zu nahe kommt; we igſtens ſcheuen ſich die Fiſcher ſehr und trauen faſt nicht ihre Netze anzufaſſen, wenn fie einen Zicterfiſch ſpuͤhren, oder laſſen lies ber ihre ganze Beute im Stiche. Inzmwiſchen hat diefe electriſche Eigenſchaft mans che Naturforſcher rege gemacht, und ſie zur Unter⸗ ſuchung der Urſachen dieſer beſondern Erſcheinung ge⸗ trieben. Da denn aus allen Umſtaͤnden erhellet, daß es eine gewiſſe Schnellkraft ſey, welche dieſer Fiſch auf eine erſtaunlich geſchwinde und zugleich heftige Art jedem Gegenſtande, der ihn berührt, giebt, das von der gegebene Stoß durch ſeine Durchdringlichkeit eine Betaͤubung oder ſtarke Empfindung erregt. Es beſteht namlich, nach den Anmerkungen des Florentiners Lorenzini 1678. das Werkzeug die⸗ fer electriſchen Kraft in ein paar ſichelfoͤrmigen und zugleich faßrigten Körpern (Fibrae motrices) wel⸗ che ſich zuſammen ziehen und augenblicklich wieder loß ſchnellen. Dieſe Körper fehen in ihrer Oberfläche einem netzartigen Gewebe gleich, innwendig aber be⸗ ſtehen ſie aus lauter Koͤchern in der Dicke einer Schreib⸗ feder, die von dem Ruͤcken nach dem Bauche zu ſenk⸗ recht und dichte aneinander ſtehen. Jeder Koͤcher haͤlt nach feiner Lange etwa fünf und zwanzig bis dreyſ⸗ ſig Zellen, in welchen ſich eine weiſſe und weiche Ma⸗ terie befindet. Wenn ſich nun der Fiſch platt macht, ſo zieht er alle dieſe Faſern zuſammen, daß die Koͤcher kuͤrzer werden, und laͤßt ſie auf einmal wieder fahren. Durch dieſes Schnellen wird der Stoß erregt, ob⸗ gleich der Fiſch ſeinen Ort nicht veraͤndert. na; ebbl⸗ A. Scharfe zahnt, Anato⸗ miſche nmer⸗ kung. 240 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Uebrigens iſt, wie Kaͤmpfer berichtet, ihre edge, Scharfe Haut dicke, das Fleiſch weißlich blau, das Ruͤckgrad Zaͤhne. knörpelich, ohne Fortſaͤtze, ausgenommen, daß ſich von demſelben gewiße Sennen nach dem Umfange zu ausbreiten. Das Gehirn hat fuͤnf paar Nerven, das erſte Paar ſenkt ſich in die Augen, und das letzte Paar laͤuft nach der Leber. Das Herz liegt in der klein⸗ ſten Bruſthoͤhle und iſt feigenfoͤrmig. Der Magen iſt groß und muskuloͤs, voller ſtinkenden Unraths. Die Leber hat zwey Lappen iſt dicke, blaßroth und voller Druͤſen. Gegen dem Ruͤcken liegt ein durch⸗ ſichtiger Sack, welcher der Eyerſtock des Weibchens iſt, worinn ſich verſchiedene Eyer, in der Geſtalt derjenigen, die man in dem Eyerſtocke der Huͤhner findet, zeigen, und auf dem linken Lappen der Leber ruhen. Alle dieſe Eyer ſchwimmen in einer durchſich⸗ tigen Feuchtigkeit, das uͤbrige aber ſtimmt mit dem Baue anderer Rochen uͤberein, davon wir das noͤ⸗ thige bey den folgenden Arten anfuͤhren werden. 2. Die Stachelroche. Raja Batis, Wir haben oben bey der Einleitung dleſes Ges ſchlechts ſchon geſehen, daß Batos oder Batis die griechiſche Benennung der Roche ſey, welche ihr wegen ihrer rauhen Oberflaͤche oder wegen der Sta⸗ cheln gegeben iſt, und da wir von der vorigen Art an gemerkt haben, daß ſie glatt ſey, ſo nennen wir die je⸗ tzige die Stachelroche wegen ihrer Stacheln, welche ſie, wie aus der fernern Beſchreibung erhellen wird, beſitzen. Die Engellaͤnder nennen ſie Skat, Skait oder Flair; die Franzoſen, Requin; die Hol laͤnder aber Veet, und fie iſt die eigentliche Raja oder Roche, von welcher durch Kunſt die vermeinten Drachen gemacht werden. Ki Dieſer Fiſch iſt in den Nordiſchen Meeren ſehr gemein, und eine allgemeine Speiſe in den Oer⸗ kern, 130. Geſchlecht. Rochen. 241 kern, die an der See gelegen find. Ihre Farbe it oben weißlich und dunkelaſchgrau untereinander ge & fleckt, unten aber ganz weiß. Der Ruͤcken iſt in der Mitte glatt, und am Schwanze befindet ſich eine ein⸗ zige Reihe mit Stacheln. Der Korper iſt nicht ſo tellerfoͤrmig oder ſo vollkommen ſcheibenrund als an der vorigen Art, ſondern ein wenig laͤnglich, hinten etwas zugeſpitzt und mit einem ſehr langen beweglichen Schwanze verſehen. Zuweilen iſt die Zeichnung des Ruͤckens wellen⸗ foͤrmig. Vor den Augen befindet ſich ein Flecken, wie ein Woͤlkchen, der auch daher Nebula genennt wird, dichte bey ſelbigem ſind zwey groſſe Loͤcher, und vor dem Maule ſtatt der Naſenloͤcher noch einige an dere. Einige haben ordentliche Zähne, andere aber nur einen hoͤckerigten Kiefer, und unten zeig gen ich die gewoͤhnlichen Luftloͤcher. Die gemeinſten ſind zwey bis zwey und einen halben Schuh breit, und handdick, wiewohl man auch etliche von ein bis zweyhundert Pfund fange Ihr Fleiſch iſt hart und etwas ſchwer zu verdauen. Sie leben von andern Fiſchen, die ſich in ihren Maͤgen in einen aſchgrauen Schleim aufloͤſen, welcher nach Salmiak ſchmeckt. Der Magen beſteht aus vier Haͤuten. Die erſte Haut iſt duͤnne, und mit feinen Blutgefaͤßen durch⸗ webt; die zweyte iſt dicker, roͤthlich und fleiſchicht; die dritte ſehr dicke und voller Druͤſen; die vierte weiß, ſehr duͤnne und mit vielen Loͤchern durchbohrt. Der Ausgang des Magens iſt ein dickes drüͤſigtes Des ſtandweſen, welches durch eine Schliefmuskel verſchloſ⸗ ſen wird. Die Leber iſt bey einigen roth, bey andern gelblich, und iſt ein vorzuͤglich gutes Eſſen. Die Gallenblaſe befindet ſich an der Leber, die Milz liegt | in der Krümmung des Magens, die Daͤrmer find ans faͤnglich weit, aber am Ende enge. Der Eyerſtock Linne III. Theil. Q hat A. Scharfe Zahne. Anato⸗ miſche Anmer⸗ ung. HA. Scharfe Zaͤhne. rin- cus. 242 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. hat eine große Menge Eyer, welche laͤnglich rund find, und wie bey den Hühnern traubenfoͤrmig anein⸗ änder ſitzen. Doch legen fie nur zwey bis drey, das her ſie ſich nicht ſtarck vermehren. Dieſe Eyer ſte⸗ cken in einer Huͤlſe oder Schale, welche fie ft be kommen, wann ſie ſich ſchon von dem Eyerſtocke ab⸗ geſondert und in die Mutter eingeſenkt haben. Was aber dieſe Schale betrift, darinn das befruch⸗ tete Rocheney ſteckt, ſo beſteht es in einer braunen pergamentartigen, laͤnglich viereckigten Taͤſche / die an ihren vier Ecken vier laͤngliche Zacken oder Hoͤrner hat, und mit der Zeit ſchwarz und hart wird. Mer gen beſagter vier Zacken oder Fuͤße, wie auch wegen der Schwaͤrze dieſer Taͤſchlein pflegte man fie, ehe man ihren Urſprung wuſte, Seemäufe zu nennen, und unter dieſem Namen findet man ſie in verſchiedenen Kabinetten. Dieſe Taͤſchlein werden von den Rochen zur Welt gebracht, und aus ſelbigen kommt hernach der junge Roche im Meer zum Vorſchein. | Unter diefer Art Rochen zeigt ſich einige Verſchie⸗ denheit, denn es haben einige Maͤnnchen am Rande krumme Hacken oder Stacheln, welche andern mangeln, daher dieſe Gattung Cardaire genennt wird, nach denen ſtachlichten Karden, womit die wollenen Tuͤcher gekardt oder gekratzt werden; denn es iſt die naͤmliche Gattung auch fo gar am Kopfe und vor den Augen mit Stacheln beſetzt, dennoch aber iſt fie nicht mit der folgenden No. F. zu verwechſeln. Man findet dieſe und alle Stachelrochen allenthalben in den Europaͤiſchen Meeren. 3. Das Spitzmaul. Raja Oxyrir chus, Die obige Benennung iſt von der Geſtalt des Kopfs genommen, weil derſelbige laͤnger als bey den vorigen Arten auslaͤuft, und ſich in ein ſpitziges Maul endigt. Weil auch dieſer Fiſch ziemlich ſchleimig iſt, ſo 590 „% nen 130. Geſchlecht. Rochen. 243 nennet man ihn in Italien Raja Mucoſa und Ba- A. vofa, oder auch Leiobatos und Laevi- Raja. Scharfe Ben den Alten wurde er der Stachel halben Bos und Sahne. Bus- Thalattios, das iſt Serftier genennt, auch pflegte man ihn den großen R chen zu nennen, um ihn von der kleinern Art zu unterſcheiden. In War⸗ ſeille giebt man ihm den Namen Floffade, und in Engell and White-Cunt Dieſer Fiſch iſt obenher bunt gefleckt, und hat mitten auf dem Ruͤcken zehn ſtachlichte Hoͤcker, der Bauch iſt weiß, an dem After beſiuden ſich zwey Ans haͤnge, vor jedem Auge ſtehet ein großer Stachel. Sie werden im mittellaͤndiſchen Meere, ſelten aber in der Nordſee gefangen. Ihr Gewicht wird nur auf zehn Pfund angegeben. Das Fleiſch iſt ſchmackhaft und leichter zu verzehren als von den vo⸗ rigen Arten. Sie werden in der Sonne gedoͤrrt oder auch gerauchert. | | Was die Schleimigkeit ihrer Haut betrift, fo Anato⸗ iſt der Bauch mit ſchwarzen glaͤnzenden Puncten be- miſche ſetzt, weswegen fie von den Fiſchern Lentillade ge- Aumer⸗ nennt werden. Dieſe Puncte aber find lauter Min, "9° dungen hohler Cylinder, in welche man ein Borſten⸗ haar bringen kann; durch felbige dringt eine helle lei⸗ migte Feuchtigkeit hervor, welche die Haut glatt und ſchluͤpferig macht. . 4. Die Spiegelroche. Naja Miraletus. Weil man eben in Marſeille dieſe Art Miral- 4. let nennt, fo hat der Ritter Miraletus daraus ge Spie⸗ macht. Es ſoll aber einigermaſſen ſo viel bedeuten, che Ii. als ein Spiegelroche, und dieſe Benennung iſt raletus. eben nicht unſchicklich, weil nicht nur der Ruͤcken nebſt dem Bauche glatt iſt, ſondern auch oben nach den Seiten zu zwey große 1 0 und ſchwarz | 2 eins 244 Dritte Cl. Il. Ord. Schwimm. Amph. A. Scharfe aͤhne. eingefaßte Flecken befindlich ſind, die eine Aehnlichkeit mit den Spiegeln oder den Augen der Papillons ha⸗ ben. In Venedig aber heiſſen fie Barracol, und in Rom Arzıla. | Sie werden haufig im mittellaͤndiſchen Mee⸗ re, noch häufiger aber in der Mordſee gefunden. An den Augen befinden ſich Stacheln, und der Schwanz iſt mit drey Reihen derſelben beſetzt, jedoch zeigt ſich in Abſicht auf die Stacheln nicht nur zwiſchen den Maͤnn⸗ chen und Weibchen einer Gattung, ſondern auch zwi⸗ ſchen den Gattungen ſelbſt einiger Unterſcheid, in⸗ dem man unter hundert kaum zwey findet, die in der Zeichnung oder in der Zahl und Richtung der Sta⸗ cheln einander vollkommen gleich ſind. So findet man unter andern auch eine Gattung, die vom Kopfe bis zum Schwanze zu, eine einzige Reihe Stacheln hat, und auf dem Ruͤcken mit verſchiedenen zierlichen Sternchen bezeichnet iſt, daher auch ſelbige Stern⸗ roche genennt wird. Der Schwanz deßelben iſt kuͤrzer und dünner, der Kopf hingegen dicker als an den uͤbrigen. - An der Kuͤſte von Engelland fieng man ein mal einen Spiegelrochen, der aber nur zwiſchen ſechs und ſieben Zoll breit, und ſechs Zoll lang war, deßen Schwanz aber hatte die Laͤnge von vier und einem hal⸗ ben Zoll. Derſelbe war oben auf roͤthlich wie Meerſand, und hatte roͤthlich violette Flecken auf den Seiten, welche ein und einen halben Zoll vonein⸗ ander ſtunden. Daß es inzwiſchen in Weſtin⸗ dien auch Rochen von ganz ungeheurer Groͤße, und betraͤchtlich langen Schwaͤnzen gebe, ſolches werden wir hernach ſehen, wiewohl noch nicht recht ausge⸗ macht iſt, zu welcher Art ſie etwa gehoͤren. 5. Die 130. Geſchlecht. Rochen. 245 5. Die Walkerroche. Raja Fullonica. Gg. Scharfe Der Name Fullonica oder Walkerroche iſt Zaͤhne. lediglich von den Stacheln dieſes Thiers hergenom⸗ F. men, die eine Aehnlichkeit mit den Kardenſtacheln 1 haben, womit die Walker ihre Tuͤcher zubereiten; doch Pullo⸗ in Engelland nennet man dieſe Fiſche White-Hor- nica. fe, weil fie, wie die Schimmelpferde, gelblich weiß, und auf dem Ruͤcken geſprenkelt find. Sie haben den Ruͤcken ganz mit Dornen beſetzt, unter den Augen befindet ſich nur eine einzelne, auf dem Schwanze aber eine doppelte Reihe Stacheln, welche letztere ziemlich lang ſind. Man faͤngt ſie hin und wieder in den Europaͤiſchen Meeren. B. Roche mit ſtumpfen Zaͤhnen. Sam 6. Der Meeradler. Ra ja Aquila. Unter denjenigen, welche ſtumpfe runde Zaͤh⸗ 6. ne haben, macht der jetzige Aquila, oder wie er ge- dl meiniglich genennt wird, Meeradler die erſte Art Aga aus. Die Benennung hat von den Italiaͤnern ih⸗ Tab XI ren Urſprung, denn in Neapel und Rom wird die: fig. 4. ſer Fiſch unter dem Namen Aquilone zu Markte gebracht. Die Genueſer aber nennen ihn Rospo oder Krötenfiſch, weil der Kopf einem Kroͤtenkopfe gleich ſieht. Zuweilen aber muß er auch wohl wegen ſeines langen Schwanzes Peſco-Ratto oder Ratzen⸗ fifch heißen. Der Franzoͤſiſche Name ift Tare- Franc; der Sollaͤndiſche, Zee-Arend. Der Koͤrper iſt glatt und hat einen langen ge⸗ e che am Schwanze, mit welchem er an⸗ ere Fiſche toͤdet und fie zur Speiſe nutzet. Der Kopf ſtreckt ſich etwas mehr hervor als an den andern Ar⸗ ten, die Schnautze geht rund ab, und iſt nicht ſo ee 23 eckigt B. Stun pfe Zaͤh⸗ ne. wozu man dieſe eben oft gebraucht, um die Scla⸗ Anato⸗ miſche Aumer⸗ kung. Pfeil bein 00 302. fg. 3. Tab. XI Nach dieſem e hat man den gg | 246 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph eckigt als an der vorigen. Die Seiten find wie Fluͤ gel ausgebreitet, und dieſes hat zu der Benennung WMeeradler Anlaß gegeben. Der Schwanz iſt wie am folgenden Pfeilſchwanz beſchaffen, und einer Spie Bu uthe gleich, hornartig und von ſchwarzer Gars be wie Fiſchbein, am Koͤrper einen Zoll dick, und am Ende wie ein Ratzenſchwanz etwa zwey Ellen lang. Wir beſitzen einen ſolchen Schwanz von einem ame⸗ ricaniſchen Meradler, welcher zwey und eine halbe Elle lang und ſehr ſchlank iſt. Wenn man jemand miteinem fol ch n Schwanze auf die bloße Haut peitſcht, ven zu paaren zu treiben, ſo ſoll er, wie man uns aus Curacao berichtete, ſchwerlich geneſen welches alſo ein Gift zum Grunde haben moͤgte. Hinten auf dem Schwanze befindet ſich ein ſcharfer Pfeil mit ei⸗ nem Wioerhacken oder fageförmig gezaͤhnelt. Die Haut iſt ſanft, oben bleyfaͤrbig, unten weiß. Das Fleiſch aber hat einen widrigen Geruch, ſo daß er auf vornehme Tafeln niemalen, und bey dem gemeinen Mann nur ſelten kommt. Im mittellandiſchen Meere find fie gemein und nicht ſehr groß, in Woſt⸗ indien aber hat man ſie zu einer ſehr betraͤchtlichen Groͤße, ja wohl zwey bis dreyhundert fh ſchwer. Tab. XI. fig. 4. | Salvianus berichtet, daß der Magen klein, die Daͤrmer groß, die Leber gelblich, und die Milz ſchwarz ſeye. Wenn man beym Aldrovand und andern Schriftſtellern die Beſchreibung der Meer⸗ adler einigermaſſen verändert findet, fo find es Ver ſchiedenheiten dieſer Art. | 7. Der Pfeilſchwanz. Ra ja Paflinaca. Paſtinum iſt eigentlich eine zweyzaͤhnichte Ha⸗ cke, womit man das Erdreich und die Felder umhackt. "2.0130, Geſchlecht. Rochen. 247 Fiſch Paſtinaca genennt, weil er einen Stachel auf B. dem Schwanze führt, womit er, gleich mit einer Ha⸗Stum⸗ cke in den Meeresboden wuͤhlt. Wollte einer lieber pfe Zaͤh⸗ die Benennung Paftinaca von der Paſtinacwurzel 5 herleiten, weil der Schwanz dieſes Fiſches einer lan⸗ lan ſchmalen Paſtinacrube aͤhnlich ſieht, ſo koͤnnen wir ihm zur Erkenntlichkeit fuͤr dieſe Erfindung das Vergnuͤgen laſſen. Die Griechen aber nahmen, wie aus dem Ariſtoteles erhellet, ein ander Gleich⸗ niß, und nannten dieſen Fiſch Trygon oder Tur⸗ teltanbe: In Rom heißt er Brucho oder Bruc- co; in Genua, Ferraza; in Sicilien, Baſtona- ga; in Provence, Vaſtrango oder Baſtango; in Bourdeaur, Tare ronde; in Engelland, Fire oder Fire-Flaire und Fierèe-Flair, weil er ſo ſchaͤdlich und fo giftig ſticht. Die Holländer aber nennen ihn ſeines pfeilfoͤrmigen Stachels halben, den er auf dem Schwanze fuͤhrt, Pylſtaart, und dieſes gefaͤllt uns am beſten, daher wir ihn auch Pfeilſchwanz nennen. Der Rücken iſt glatt, daher er beym Klein Leiobatus heißt. Auf dem Schwanze befindet ſich ein langer Stachel, der nach vorne zu gezaͤhnelt iſt. Der Körper iſt in der Mitte dick, nach den Seiten zu duͤnne. Das Maul iſt klein, die Kiefer find gekerbet, der Schwanz iſt rund, lang und fo ſcharf zugeſpitzt wie eine Borſte. Der Pfeil auf dem Schwanze wird jährlich, wie Herr Baſter wahrnimmt, abgewor⸗ fen und erneuert, daher es ſich denn oͤfters ergiebt, daß der neue ſchon da iſt, ehe der alte abgefallen, und dieſes war Urſache, daß man vorher eine beſon⸗ dere Art von denen machte, die zwey Pfeile auf dem Schwanze fuͤhrten. Ein ſolcher Pfeil, der auch der Speer genennt wird, iſt zuweilen vier bis fuͤnf Zoll lang, und manchmal zu beyden Seiten mit mehr als achtzig krummen Zaͤhnchen bewafnet. Die Verletzung, N, i hi 24 wel⸗ B. Stum⸗ pfe Za ne. Ner⸗ RR £ ſchieden⸗ heit. . N Agele koche. Clava- W. 248 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. welche durch den Stich dieſer Pfeile verurſacht wird, t ſchaͤdlſch, entzuͤndend und kaum zu heilen, doch wird der Fiſch, wenn dieſe Waffen weggeſchnitten ſind, geeſſen. Inzwiſchen toͤdet doch derſelbe andere Fiſche durch dieſen Pfeil, und die Indianer gebrau⸗ chen die abgeſchnittenen Pfeile 95 der Giftpfeile zu ih en Bogen. Die Große dieſes Fiſches beläuft ſich im miiiellandifiben Meere nur auf etwa zehn Pfund. Wer die Geſchichte des Ulyſſes geleſen hat, wird dieſen Fiſch ſchon kennen. Aus dem, was oben von dem Abwerfen der Stacheln aefagt worden, laßt ſich ſchlieſſen, daß der zweypfeilige Fiſch des Columna, welcher in Meapel Altavela genennt wird, aufs hoͤchſte nur eine Verſchiedenheit dieſer Art ſeyn muͤße. Und ob⸗ gleich derſelbe vor andern als ein ſchmakhafter Fiſch, der ein zartes Fleiſch hat, geruͤhmt wird, fo kann doch dieſes vielleicht daher kommen, daß der eine Fiſch etliche Jahre juͤnger als der andere iſt, welehes denn auch den Unterſchied der Größe veranlaſſen kann; denn in den Meeren, wie in Weſtindien, wo ih⸗ nen nicht von ſo vielen Fiſchern nachgeſtellt wird, ha⸗ ben fie Zeit und Ruhe, alt und groß zu werden. Die Abbildung eines Pfeilſchwanzes theilen wir Tab. XI. fig. 3. mit. Uebrigens kann es den neuern Aerzten gleichguͤl⸗ tig ſeyn, daß man in alten Zeiten von den gedoͤrrten Pfeilen dieſer Roche Jahnpulver und von dem Oel der Leber eine Wundſalbe, deßgleichen eine Sals be wider den Grind und die Kraͤtze ſowohl für Menſchen als Thiere gemacht habe. 8. Die Nagelroche. Raja Clavata. Man hat obige Benennung zu jetziger Art ge⸗ wählen, weil die Dorne oder Stacheln auf dem Ruͤcken lang 130. Geflecht. Nochen 249 lang und groß, faſt wie die Nägel find. In Mar⸗ B. feille heißt er Clavade; ſonſt iſt der Franzoͤſiſche Stum Name Boutlier; Engliſch, Thorn-back, oder pfe Zaͤh⸗ Stachelruͤcken; Schwediſch, Raocka; Hol- e laͤndiſch, der gemeine Koch. Der Herr Klein aber nennet ihn Dafybatus. Dieſer Fiſch, der in dem ganzen Weltmeere aber Größe, von verſchiedener Größe angetroffen wird, hat auf dem Ruͤcken vom Nacken bis zum Schwanze wohl dreyßig große Stacheln, davon diejenigen, die am Na cken ſtehen, die groͤßten ſind, auch ſind am Maule, bey den Augen, zur Seiten und am Schwanze hin und wleder verſchiedene Stacheln. Der Schwanz hat zwey Floßen, unter dem After zeigen ſich noch ein paar Oefnungen. Die Kiefer haben hoͤckerichte Zaͤhnchen und find wie eine Feile beſchaffen, und der ganze Ruͤcken iſt auf einem blauen Grunde weiß und grau gefleckt. Dieſe Flecken find laͤnglich rund und von verſchiedener Größe. In der Wordſee find fie nicht groß. Sie hal⸗ ten ſich im Meere bey einem ſchlammichten Boden auf, und werden in Norwegen der Leber halben, welche einen guten Thran giebt, haͤufig gefangen, uͤbrigens gedoͤrrt und verſchickt. In Holland wer⸗ den ſie als eine delicate Speiſe gekocht, und mit Senfſauce geeſſen. Die Eſtindiſchen find gleich falls klein, aber ſo zierlich gefleckt, daß die India⸗ nerinnen ſich von der abgezogenen Haut Schuͤrze machen. Hingegen findet man in den Americas niſchen Gewaͤßern ſo große Nagelrochen, daß man daruͤber erſtaunt, wie unter andern aus folgenden Beyſpielen erhellet. Man erblickte naͤmlich im Jahr 1634. an der Inſel St. Chriſtophel einen Rochen, der etwa nur einen Flintenſchuß vom Ufer entfernet war. Man ſandte ſogleich zwey Chaluppen, jede mit funfzehn bis | 2 5 zwan⸗ B. Stum⸗ pfe Zah⸗ Ne. 250 Dritte l. Ul. Ord. Schwimm. Amyh. zwanzig Mann ab , welche die aͤuſſerſte Mühe hats ten, ſich ſeiner zu bemaͤchtigen. Es wurden ihm eine Menge Harpunen oder Fangeiſen in den Leib geworfen, aber er empfand dieſes ſo uͤbel, daß er > beyde Chaluppen eine weite Strecke ins Meer hin⸗ batos. ein ſchleppte, bis er endlich ermuͤdet von den Matro⸗ fen an das Land gebracht wurde. Die Laͤnge war zwölf Schuh vom Kopfe bis zum Anfange des Schwanzes; die Breite aber zehn Schuh. Das Fleiſch war ſo hart, daß es nicht zum eſſen taugte, die Leber aber wurde von zehn Matroſen muͤhſam fortgeſchleppt, bis man ſie an dem Orte hatte, wo ſie zerhauen werden konnte. RL Der P. Labat erzaͤhlet, daß die Negern in Guadalonpe einmahl einen Rochen mit Har⸗ punen fiengen, welcher in die Breite zwölf Schuh und acht Zoll, in der Laͤnge aber nur neun und einen halben Schuh hielte, der Schwanz allein war fuͤnf Schuh lang, wurde aſlmaͤhlig duͤnner, und war an der Spitze noch Daumens dick. Der Körper hatte in der Mitte die Dicke von zwey Schuh. Die Haut übertraf in der Dicke eine Ochſenhaut. Dieſe Negern machten aus der Leber Oehl oder Thran, und die beſten Stuͤcken Fleiſch, die nicht gar zu hart ſchienen, wurden von ihnen eingeſalzen. 9. Haayroche. Raja Rhinobatos. Dieſe Art iſt gleichſam eine Mittelgattung zwiſchen einem Bochen, und demjenigen Haav- o fiſch, welcher gewöhnlich Meerengel oder Dach haap genennet wird, und darum nennen wir fie auch Haayroche, gleichwie Ariſtoteles und Pli⸗ nius ihr den Namen Rhinobate gab, Man glaubte naͤmlich, daß dieſe Art durch Vermiſchung eines Haayfiſches mit einem Rochen entſtanden 110 5 | | | lein | 130, Geſchlecht. Rochen. 251 Allein dieſes widerſpricht den Geſetzen der Natur, vielmehr lernen wir hier abermals, wie die Natur in der Bildung ſchrittweiſe von dem einen Ge— ſchlechte zu dem andern uͤbergehe, und keine Li cken laſſe. | Da naͤmlich die Koche breit und platt, die Haayen hingegen lang und dicke find, fo hat dieſe Art die Geſtalt von beyden, iſt laͤnglich und auf dem Ruͤcken mit einer einzigen Reihe Stacheln be⸗ ſetzt. Der Schwanz iſt breit und hat Floſſen, aber keine Stacheln. Die Schnauze gehet, wie am Oxyrincho No. 3. ſpitzig und dreyeckigt hervor. Das Maul iſt, wie bey den Haayen, unter der Schnauze befindlich; der Bauch aber iſt platter als am Haayfiſch. Statt der Zaͤhne hat der Kiefer runde Hoͤcker. Die Haut iſt, wie am Haayfiſch, rauh, oben braun, unten weiß. Das Va⸗ terland iſt das mittellaͤndiſche Meer und fie kom⸗ men öfters bey Genug und Vleapolis vor, wo man ſie durchgaͤngig etwa vier Schuh lang, und zwoͤlf Pfund ſchwer findet. Die Maͤnnchen ha⸗ ben am Bauche lange Floſſen, daher man gemeinet hat, fie hätten Fuͤße wie die Seekaͤlber oder eh gentliche Seehunde. _ 331. Ge⸗ B. Stum⸗ pfe Zaͤh⸗ Le — 252 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. 131. Geſchlecht. Haayfſche Nantes: Squalus, Geſchl. Benen⸗ D er Name Squalus, welchen Plinius dieſen Fiſchen gegeben, iſt wohl von Squalor ab⸗ nung. zuleiten, und er hat vermuthlich mit ſelbigem auf die grau ſchwarze und ſchmutzige Haut dieſer Fiſche gezielet, welche, da fie rauh iſt, ohnehin gerne den Unrath aus dem Boden des Meers an ſich kleben laͤſſet, denn es mangelt dieſen Fiſchen das ſchlei⸗ migte Weſen der Haut, wodurch dieſelbe ſonſt glatt und ſchluͤpferig if. Sonſt aber werden dieſe Fi⸗ ſche auch gemeiniglich Seehunde genennet, wegen ihrer großen Gefraͤßigkeit, denn da ſie die Schiffe manchmal auf etliche hundert Meilen Wegs beglei⸗ ten, um nur zu erſchnappen, was ausgeworfen wird, fo nehmen fie auch mit dem Unrath, und was nur über Bord fälle, vorlieb, ja fie verſchlucken Lum⸗ pen von Segeltuͤchern und machen ſich nichts daraus, wenn auch gleich manchmal eine Matroſenmuͤtze oder ein Huch mit dabey if. Man muß aber dieſe Seehunde von den Meerkaͤlbern, die auch Sees hunde heißen, (ſiehe den erſten Theil p. 198.) wohl unterſcheiden, denn ſelbige werden, wegen der Aehn⸗ lichkeit ihres Kopfs mit einem Hundskopf, See⸗ hunde genennet. Doch die allergemeinſte Bene» nung, welche der jetzigen Art von den hollaͤndi⸗ ſchen Seefahrern gegeben worden, iſt Haay, nnd darum nennen wir fie auch Haayfiſche. Eng⸗ liſch heißt fie Houndfiſch, und franzoͤſiſch Re- quin und Requien, | 190 1 0 Die x — D. Sg Pau eee en n . 131. Geſchlecht. Haayſiſche. 283 Die Kennzeichen des ganzen Geſchlechts find, Geſchl. daß ſie an den Seiten des Halſes fuͤnf Luftloͤcher Kennzei⸗ haben. Der Körper iſt laͤnglich und einigermaffen ' die rund. Das Maul ift in dem Vordertheile des Kopfs befindlich. Es macht aber der litter unter den funfzehn Arten, welche in dieſem Geſchlechte befindlich ſind, noch drey Abtheilungen. Die vier erſten nämlich haben einen ſtachlichten Ruͤcken und keine Afterfloſſen: an den acht folgenden iſt der Nuͤcken glatt, die Zähne find ſtumpf, und der Af⸗ ter hat Floſſen; die drey letztern haben koͤrnigte Zaͤhne. Wir wollen alſo die Arten vor uns neh⸗ men, und jeder ihre Geſchichte beyfuͤgen. A. Haaye mit ſtachlichten Rüden ohne Slache⸗ Afterfloſſen. g 1. Der Dornhaay. Squalus Acanthias. Die griechiſche Benennung Acanthias, wer . che ſchon von den Alten dieſem Fiſche gegeben wur⸗ 9 8 de, bedeutet nichts anders als Dornhaay, und iſt Meat. von den Stacheln, welche dieſer Fiſch auf dem Ruͤ⸗ thias. cken hat, hergenommen, dahero nennen ihn auch die Holländer Doornhaay oder Speerhaay, die SEngellaänder Prickly Dog und Dornhundt, die Franzoſen Requien, in Venedig Azio, in Rom aber Scazone. | N Die Geſtalt iſt folgende: der Koͤrper iſt geſtreckt und rund, jedoch etwas hoͤher als die Breite aus⸗ traͤgt. Die Haut iſt rauh, von aſchgrauer Farbe, und am Bauche weißlich. Der Kopf iſt ziemlich lang, fo dicke als der Körper, und lauft in eine ke⸗ gelfoͤrmige Schnauze aus, die Naſenloͤcher aber ſtehen vorne am untern Theile. Das Maul befin⸗ det ſich gleichfalls unten, und iſt mit breiten Zaͤhnen | ge⸗ 254 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. gewafnet, die in verſchiedenen Reihen in beyden Kie, fern ſtehen. Die Augen, die ebenfalls an der un⸗ tern Seite liegen, ſind nahe am Maule, und nicht am Ende der Schnauze befindlich, deßgleichen ſind auch unten zu beyden Seiten vor den Bruſtfloſſen die fünf Luftloͤcher zu ſehen. Die Anzahl der Floſ⸗ ſen belauft ſich auf ſieben, naͤmlich zwey an der Bruſt, zwey am Bauche, zwey auf dem Ruͤcken, und eine an dem Schwanze, welche mehrentheils knoͤrpelichte Finnen oder Strahlen haben, nur ſind die zwey erſten Strahlen beyder Ruͤckenfloſſen ſcharf, und machen Dorne oder Stacheln. Der After iſt in der Mitte zwiſchen den Bruſtfloſſen und dem Schwanze. a Anato⸗ Das Herz dieſer Dornhaaye iſt wie eine miſche Hirtentaſche gebildet. Die Daͤrmer ſind zwe mal Anmer⸗ gewunden. Die Milz lieget am Boden des Ma⸗ kung. gens, und hat einen Fortſatz, der die Daͤrmer et⸗ was begleitet. Die Ruͤckdruͤſe iſt gedoppelt, und liegt in der Ecke der Windung des Darms. Die Weibchen bringen ihre Jungen lebendig zur Welt, und man findet unter dem Zwergfelle zwey Enerftds cke, aus welchen zwey Ener zugleich in die Muttern fallen, welche rund und kleiner als Huͤhnereyer ſind, aber keinen Unterſchied zwiſchen Dotter und Weiß, vielweniger eine harte Schale haben. Das Be⸗ ſtandweſen der Eyer iſt gelblich weiß. Aus dleſen Eyern wird das Junge, innerhalb der Mutter, aus⸗ gebruͤthet, und es naͤhret ſich von der Feuchtigkeit des Eyes, daher man an dem Nabel der jungen Haaye noch ein Blaͤßchen mit ſolcher gelblichen Feuchtigkeit antrift. | | Lebens⸗ Sie naͤhren ſich von andern Fiſchen, Dintenfir art. ſchen, Seeſternen und dergleichen Meergeſchoͤpfen, und ſtellen oft eine große Jagd an, indem fie zw weilen ganze Zuge von viel tauſend e ) | or⸗ 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 28 5 Norden gegen die engellaͤndiſchen und hollaͤn⸗ diſchen Kuͤſten herunterjagen. Wie viel nuͤtz⸗ liches aber fie auch in dieſem Falle zur Beförderung der Heringfiſcherey ſtiften, ſo ſind ſie dennoch dem Cabeljau⸗ und Schelfiſchfange hinderlich. Sie ha ben ein weißes musknloͤſes aber dabey trocknes und ſchwer zu verdauendes Fleiſch. Die Leber giebt gu⸗ ten Thran, von der Haut wird der feinkoͤrnigte Chagrin bereitet, ſo wie der grobkoͤrnigte von den Fellen der Seehunde, zum Überzuge der Futterale. Sie werden etwa ein und eine halbe Elle lang, und gegen zwanzig Pfund ſchwer. Man trift ſie ſowohl im mittellaͤndiſchen als andern europaͤi⸗ ſchen Meeren an, und die jungen Haaye, die man zuweilen in den Cabinetten findet, ſind durchgaͤngig einen Schuh lang. 5 2. Der Sauhund. Squalus Centrina, Die Benennung Sauhund iſt theils von dem dicken faſt dreyeckigten ausgemaͤſteten Koͤrper, den dieſer Fiſch gegen die uͤbrigen hat, hergenommen; theils aber von der Art, ſich in dem dickſten Meer⸗ ſchlamm herumzuwelzen, und darum wird er auch in Rom Peſco Porco genennet. Die zwey Ruͤ⸗ ckenfloſſen haben jede einen ſcharfen Stachel unter den Strahlen, welcher die uͤbrigen Finnen oder Strahlen kreuzet. Im obern Kiefer befinden ſich drey Reihen Zaͤhne, im untern aber nur eine. Das Fleiſch iſt ſo zaͤhe, daß auch die gemeinen Leute ihn nicht achten, doch giebt die Leber vieles Oel oder Thran, dem man eine heilende und nervenſtaͤrken⸗ A. Stachel, ruͤcken. 2 Sau⸗ hund. Centri- na. | de Kraft beylegt. Man fange diefe Art im mit⸗ U tellaͤndiſchen Meere. 3. Der 256 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. A. Stachel: rücken. 1 Sporn⸗ haay. Spinax. 3. Der Spornhaay. Squalus Spinax. Er wird alſo wegen der Stacheln genennet, die er, gleich der vorigen Art, vor den Ruͤckenfloſſen fuͤhret, doch giebt man ihm in Genua den Namen Sagree. Holländiſeh heißt er Speerhaay. Der After hat keine Floſſen. Die Naſenſoͤcher ſtehen am Ende oder in der Spitze des Kopfs. Vor den Au⸗ gen befindet ſich eine Oefnung. Das Maul iſt ſtumpf; der Ruͤcken breit; der Bauch ſchwarz, und die Oberflaͤche der Ruthe iſt, wie bey den Rochen, ruͤckwaͤrts uͤber einander geſchoben. Dieſe Art kreuzet allenthalben in den europaͤiſchen Meeren herum. | Sonſt ift noch zu merken, daß die Spornhaaye ſowohl, als alle übrige Haayfiſche, lebendige uns gen zur Welt bringen; daß ferner die Haut des Nachts wie Phoſphorus glaͤnze, welches zwar den meiſten Seefiſchen eigen iſt; und daß diejenigen, de⸗ ren Maul, wie an dieſer Art, unten iſt, allezeit den Unterleib uͤber ſich wenden muͤſſen, wenn ſie einen Raub verſchlingen wollen; und ob ſie dieſes gleich ziemlich behende zu thun im Stande ſind, ſo hat doch die Natur hierdurch ihrer Gefraͤßigkeit ziemlich Einhalt gethan: denn ehe ſie ſich umwenden, ent⸗ wiſcht ihnen doch mancher Fiſch, der ſonſt ohnfehl⸗ bar ihre Beute wuͤrde geworden ſeyn. Die Groͤße der gegenwaͤrtigen Art iſt durch⸗ gaͤngig in der Laͤnge zwey Ellen, und da der Koͤrper faſt rund it, fo iſt ſowohl die Breite als Dicke etwa zwey Schuh. Meer⸗ 4. Der Meerengel. Squalus Squatina. engel. Squati⸗ na. Plinius pflegte die groͤßern Arten der Haaye, wegen der ſchmutzigen Farbe der Haut, Squatina 0 zu 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 257 zu nennen; im Griechiſchen aber führen fie den A, Namen Rinée von der Rauhigkeit ihrer Haut: doch Stachel⸗ weil dieſe Fiſche ſich manchmal im Waſſer in die Höhe ruͤcken. begeben, fo werden fie auch wohl, wie in Engelland, Mermaid oder Seemenſch genennt. Der be kannte Name Meerengel aber ſcheint daher ſeinen Urſprung zu haben, daß ihre Seitenfloſſen nach Art der Roche ganz breit, und gleichſam wie Fluͤgel aus⸗ laufen, welches, wenn ſich der Fiſch erhebt, leicht den Gedanken eines Seeengels hat erregen koͤnnen. In Genua heiſſen ſie daher Peſce Angelo oder Engelfiſeh; in Frankreich, Ange; in Engels land, Angelfish oder auch the Monk oder Meer⸗ moͤnch; wegen der Rauhigkeit der Haut aber, File- Fish oder Feilfiſch. Jedoch giebt man ihnen in Venedig noch den Namen Squaqua und Squaiaz und in Dourdeaur Creac da Buſe; in Holland aber Schoerhaay oder Pakhaay, welches vielleicht Padde Haay oder Kroͤtenhaay ſeyn fol. Die Geſtalt hält das Mittel zwiſchen einem Geſtalt. Haay und Rochen, denn der Koͤrper iſt platt und breit. N Der After hat keine Floßen, der Schwanz aber zwey. Das Maul ſteht nicht unten, ſondern vorne im Kopfe, und die Naſenloͤcher haben zur Seiten ſtachlichte Erhoͤhungen. Im Maule befinden ſich ſo⸗ wohl unten als oben drey Reihen Zaͤhne, deren Ans zahl ſich zuſammen über hundert beläuft. Die Sei— tenfloßen treten, wie am Rochen, weit heraus, und ſtellen gleichſam Fluͤgel vor. Die Ruͤckenfloßen ſind klein, der Schwanz iſt unten kuͤrzer als oben, und ihre beyden Floßen ſtellen einen halbmondfoͤrmigen irkel vor. An dem Rande der Bruft: und Bauch⸗ floßen ſitzen kurze Stacheln. Die rauhe Haut des Ruͤ⸗ ckens iſt aſchgrau gefleckt, aber am Bauche iſt die Haut nicht nur weiß ſondern auch glatt. | Der Meerengel bringt dreyzehn und mehr Jun⸗ ge auf einmal zur Welt, kriecht wie der Roche im Linne III. Theil. R Schlam⸗ 258 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm Amph. A. Schlamme, und hat ein zaͤhes uͤbelriechendes Fleiſch. Stachel Der ſchoͤnſte Chagrin wird bey den Tuͤrken aus der ruͤcken. Haut dieſes Fiſches gemacht, und die gedoͤrrten Eher deſſelben find eine Arzeney wider den Bauchfluß, des | ren ſich die Fiſcher allezeit bedienen. Diejenigen, wel⸗ che ſechs Schuh lang ſind, wiegen uͤber hundert und funfzig Pfund. Man findet fie nicht nur im Mirtel⸗ laͤndiſchen, ſondern auch im Wordiſchen Meere, an den Kuͤſten von Engelland, Frankreich und Holland. Gan. B. Haaye mit glatten Rücken, fharfen 1 Zähnen und Floßen am After. 5. Der Hammerſiſch. Squalus Zygaena. es Dieſer befondere Fiſch hat am Rumpfe einen lan⸗ 1 erfſſch gen, aber in die Quere gedehnten Kopf, ſo daß die Zygae- ganze Geſtalt vollkommen einen Schmidhammer na. vorſtellt, daher wir ihn am ſchicklichſten HFammer⸗ fiſch nennen koͤnnen. Allein eben dieſe wunderbare Geſtalt des Kopfs hat zu vielen andern, Vergleichun⸗ gen Anlaß gegeben. So vergleicht man naͤmlich den Kopf mit einer Wage, oder einem Wagbaum, und nennt den Fiſch aus dieſer Urſache Wage oder Da: lanzfiſch; Engliſch, the Balance-Fish; und aus eben dieſem Grunde wurde er Griechiſch, Zy gaina; Lateiniſch, Libella; Italianiſch, Ciambetta genennt. Unſere Benennung aber kommt mit dem Franzoͤſiſchen Marteau oder Schlegel⸗ fifch überein. Doch die Franzoſen in Ame ica heißen ihn Pantouflier. Sonſt giebt man ihm in Rom den Namen Jambetta, und in andern Ita⸗ liaͤniſchen Oertern Martello und Peſce Baleſtra; in Warſeille heißt er ſogar Judenfiſeh, weil der Kopf auch einem Schabbasdeckel gleicht, den die Ju | ; den 131. Geſchlecht Haayfiſche. 259 den daſelbſt zu führen pflegen. Die Sollaͤnder ver B. gleichen die Geſtalt mit einem Creutz, und nennen Glatt⸗ ihn darum Kruishaay. rücken, Der Körper iſt lang und rund mit großen ſtar⸗ ken Floßen gewafnet. Der Kopf iſt ein Querſtuͤck am Koͤrper, in demſelben befindet ſich an der untern Seite das Maul, welches voller ſcharfen Zaͤhne ſteht. An den Enden dieſes Kopfs ſtehen große Au- gen, und ſehen zur Seiten aus, das iſt, wenn der Kopf einen Hammer vorſtellt, ſo ſtehen die Augen an den Endflaͤchen, mit welchen man mit einem Hammer ſchlaͤgt. Die Haut iſt aſchgrau, nnd nicht fo rauh, als an den andern Haayfiſchen. Er iſt haͤufig im Mittellandiſchen Meere, noch häufiger in dem Americaniſchen Ocean, aber in der Wordſee findet man ihn ſeltner. Er wird größer als die vos rigen Arten, iſt ungemein ſtark, und ein Erzraͤuber, ſo daß ſich die Europaͤiſchen Fiſcher vor ihm fuͤrch⸗ ten, doch die Neger an der Africaniſchen Kuͤſte wiſſen ihn ſchon zu baͤndigen. 6. Der Schaufelſiſch. Squalus Tiburo. Eine andere Art, die man in den Americani⸗ 6. fehen Gewaͤſſern findet, und für eine Mebenart des Shaw Hammerfiſches gehalten hat, wird von dem Birrer Tibuz Tiburo genennt, obgleich ſonſt dieſer Name der fol, o genden Art, vermuthlich nach der alten Italiani, T. ll. ſchen Stadt Libur, gegeben wurde; daß aber dieje⸗ lig. 2. Bige Art doch ſehr vom Hammerfiſch unterſchieden fen, zeigt die Geſtalt des Kopfes, welcher einer Schau⸗ fel gleich ſieht, daher wir ihn Schaufelßtſch nen⸗ nen, wie er denn auch bey den Hollaͤndern in Suriname Schop-Haay heißt. Wir geben hier eine Abbildung Tab. VII. fig. 2. welche nach einem jungen Exemplar von neun Zoll | „ lang 260 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm Amph. B. lang genommen iſt. An demſelbigen war der Kopf Glatt platt und duͤnn, zwey Zoll und drey Linien breit. ruͤcken. Ein viertel Zoll breit von den Seitenenden des Kopfs waren die Naſenloͤcher befindlich, und die Augen ſtunden, wie am Schlaͤgelfiſche an der Fläche der Sei⸗ tenenden. Das Maul war einen halben Zoll breit, voller Zaͤhne, und hatte eine dicke unge. Die Die cke des Koͤrpers war etwa ein Zoll, mehr hoch als breit. Auf dem Ruͤcken befanden ſich zwey, und am Bauche fuͤnf Floßen. Der Schwanz hatte eine Floſ⸗ ſe von drey Zoll lang, welche anders als bey den Schlaͤgel⸗ oder Hammerfiſchen gebildet iſt. Der Ritter beſchreibt den Kopf, daß er ſehr breit und herzfoͤrmig ſey. 5 7. Die Meerſau. Squalus Galeus. 7. Galeus ift von dem Griechiſchen Galee oder 1 9 8 Wieſel, wegen der Aehnlichkeit des Kopfs mit ei⸗ leus. nem Wieſelkopfe genommen, wozu man aber die Ein⸗ bildung ein wenig mit zu Huͤlfe nehmen muß, und darum hieß dieſer Fiſch auch bey den Alten Muftelus ; doch verſtand man unter dieſem Namen verſchiedene Arten, und machte nur einen Unterſchied zwiſchen glatten, ſtachelichten und geſtirnten. Die Engellaͤn⸗ der nennen ihn mit den allgemeinen Namen Shark, oder Sea Hound, und insbeſondere Tope; die Franzoſen, Requin, doch in Warſeille Pal; die Italiaͤner, Lamiola oder Canoſa; die Hol⸗ laͤnder, Zee-Hond oder rauher Haay; wir aber geben ihm zur Veraͤnderung den Namen Meerſau; weil wir ihn bey den Deuſchen fn genannt finden. Er iſt der gemeinſte und der gefaͤhrlichſte unter den Haajen, der am meiſten vorkommt, und die Schiffe am weiteſten begleitet. Er unterſcheidet ſich von den andern vorzuͤglich darinn, daß die e er 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 261 cher vorne dicht am Maule ſtehen, und ſich bey den B. Augen gewiſſe Loͤcher befinden. Der Körper iſt lang Glatt⸗ und rund, das Maul hat drey Reihen ſcharfer Zaͤh⸗ ruͤcken. ne, der Ruͤcken iſt braun, der Bauch ſilberfaͤrbig. Man trift oft einige an, die uͤber hundert Pfund ſchwer ſind. Ihr Aufenthalt iſt in den Europaͤl⸗ ſchen Meeren, deßgleichen im Ocean zwiſchen Af⸗ rica und America. Sie lieben das Menſchen⸗ fleiſch, und fälle jemand über Bord, ſo iſt gleich ein ſolcher Haay zugegen, der ihm einen Arm oder Fuß abbeißt. Er ſtellet großen Fiſchen nach, und wo er hinfaͤhrt, begleiten ihn eine Menge kleiner Fiſche, wie Sardellen, die, wie es ſcheint, fuͤr ihm ſicher ſind, und ſich vermuthlich mit dem zu ſaͤtti⸗ gen ſuchen, was dieſer Haay von feinem Raube übrig laͤßt. | Die Seefahrer haben manchmal das Vergnuͤ⸗ gen, einen oder mehrere auf der Reiſe zu fangen. Sie werfen eine Kette mit einem ſcharfen Hacken, daran ein Stuͤck Speck oder Fleiſch ſitzt, uͤber Bord und laſſen ſelbige nachſchleppen. Die Haaye beißen ſich dann darinn feſt, und werden alſo abgemattet, bis man ſie in der Gewalt hat und abſchlachtet. Die Meger ſpringen ſogar ins Waſſer, tauchen ihnen, wie Labat erzaͤhlet, unter den Bauch, und ſchnei⸗ den denſelben mit einem Meßer auf. In Norden ſtellet man ihnen mit Harpunen nach, um die Leber zu erhalten. Sie haben ein zaͤhes Leben, und be⸗ wegen ſich noch, wenn ſie ſchon zerſtuͤckt ſind. Art zu fangen. a Hieher mögen noch wohl verſchiedene andere Ver⸗ Fiſche gehören, welche unter dem Namen Meer, ſchieden⸗ fuchs, Meeraffe, und dergleichen, bekannt find, obgleich dieſelbigen mit einem ſpitzigern Kopfe und di⸗ ckern Ruͤcken oder kuͤrzern Koͤrper beſchrieben wer⸗ den, deren Schwanz auch viel laͤnger, und mit ei⸗ ner ſichelfoͤrmigen Floße verſehen iſt. So viel iſt 10 Na rich⸗ eit. B. Biete rücken. 262 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amp, richtig, daß man in einem ſogenannten Meer ſuchs einen beſondern Bau der Daͤrmer wahrnahmz denn die Mitglieder der franzsſtſchen Aeademie fanden an dem Magen eine Art des Jwoͤlſingerdarms, welcher funf Zoll lang, und nur ein drittel Zoll weit war. Hierauf wurde der Darm breiter, biß er drey Zoll im Durchmeßer hielte, und ſtreckte ſich alſo achtzehn Zoll weit hin⸗ unter, worauf denn endlich ein ſieben Zoll langer und glatter End⸗ oder Maſtdarm folgte Mithin haay. Canieu- 1a. hatte keine Umwicklung der Daͤrmer ſtatt; damit doch aber die Speiſen ſich lange genug in den Daͤr⸗ mern aufhalten moͤgten, fo hatte die Natur auf eine andere Art geſorgt. Es befand ſich naͤmlich an dem obern Ende des weiten Darms, in dem Darme ſelbſt, ein Zwergfell, welches zur Laͤnge von dreyzehn Zoll in einer Schlangenlinie an der innern Wand des Darms in die Hohe ſtieg, und gleichſam eine Wen⸗ deltreppe vorſtellte, deren Stuffen einen Zoll weit voneinander ſind. Uebrigens war dieſes naͤmliche Exem lar ſehr fleiſchig, und hatte an etlichen Or⸗ ten mehr als einen Zoll dick Speck, daher auch die Syracuſaner den Meerſuchs, Cyna Piona, oder fetten Hund nennen. Nach etlicher Berichte wer⸗ den auch dieſe Fiſche wohl hundert Pfund ſchwer. 8. Der Hundshaay. Squalus Canicula, Dieſer iſt der Catulus oder Seewolf der Al⸗ ten. Ariſtoteles ſahe ihn für ein junges der vori⸗ gen Art an, und nannte ihn Canicula; Griechiſch, Skullia. Beym Ray heißt er Catfüſch; in Frank⸗ reich, wegen feiner roͤthlichen Haut, Roulette; in Rom Scorzone; in Venedig, Peſce Gatto; Er in Engelland, Bounce; in Zolland, Bonte Haay. e i 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 263 Er iſt buntfaͤrbig roͤthlich und ſchwarz gefleckt, B. hat keine Stacheln, wohl aber Floßen, zwiſchen dem Glatt⸗ Schwanz und After und an der Schwanzſpitze. Der ruͤcken. Ruͤcken iſt breiter als an den gewöhnlichen Haayfi⸗ ſchen, die Schnautze aber kuͤrzer und ſtumpfer, und ſticht nicht weit uͤber das Maul hervor. Die Haut iſt ungemein rauh. Man findet ihn nicht nur im Mittellaͤndiſchen Meer, ſondern auch in der Mordſee, und er bekommt zuweilen die Laͤnge von anderthalb Ellen. | 0 Unter andern anatomiſchen Anmerkungen, Anato⸗ welche bey der Zergliederung dieſes Fiſches find ge- miſche macht worden, iſt beſonders diejenige merkwuͤrdig, ü welche den Lauf der großen Pulsader in die Seiten, luft werkzeuge anzeigt. Es ſteigt namlich die große Pulsader erſt in die Höhe, und theilt ſich ſodann in vier Hefte ab, welche jede nachteinem beſondern Luft⸗ werkzeuge zur Seiten gehen. Der obere aber von die⸗ ſen Aeſten zertheilt ſich wiederum in zwey andere, die ſich in die zwey obern Luftloͤcher ſenken, ſo daß je⸗ des Luftloch einen Aſt von der Pulsader empfaͤngt. Alle dieſe Aeſte laufen der Laͤnge nach an den knoͤrn— lichen Rippen der innern Luftwerkzeuge hinuntegn, und theilen ihre feinen Strahlen den an dieſen Nie pen befindlichen Kaͤmmen oder Faſern mit, wodurch ſich denn die Pulsader in unzählige feine Fortſaͤtze verliehret, das Blut aber wird hernach durch andere und von dieſen pulsaderigen Fortſaͤtzen deutlich un⸗ terſchiedene Aederchen wieder aufgenommen, und zuruͤck gefuͤhret. Alle dieſe letzten Aederchen laufen an dem andern Rande der beſagten knoͤrplichen Rip⸗ pen und deren Kaͤmmen, wieder in gewiſſe Haupt⸗ Aeſte zuſammen, und ſtuͤrzen ihr Blut in eine große Blutader, welche am Ruͤckgrade liegt, und ſo⸗ wohl nach dem Kopfe hinauf, als bis in den Schwanz herab ſteigt. Es erhellet alſo aus dieſer Aehnlich⸗ keit des Kreißlaufs mit demjenigen, was in andern A 4 Thle⸗ 264 Dritte Cl. Ill. Ord. Schwimm. Anıph. B. Thieren wahrgenommen wird, daß die Natur allent⸗ ae halben nach gewißen Hauptgeſetzen arbeite. 9. Der Sternhaay. Squalus Stellaris. Ster 1. Die Benennung iſt von den großen und kleinen haay. Flecken entſtanden, welche dieſer Fiſch auf einem Stella- roͤthlichen oder braͤunlichen Grunde hat, ſonſt aber is. unterſcheidet er ſich von jenen dadurch, daß die Bauch⸗ floßen voneinander abgeſondert ſtehen, und die Ruͤ⸗ ckenfloße ſich dicht am Schwanze befindet. Uebrigens aber iſt er buntfaͤrbig und unbewafnet, wie die vori⸗ ge Art, nur daß ſich an dieſem ſolche Flecken zeigen, die einigermaſſen ſternartig ſind. Es nennen zwar die alten Schriftſteller dieſen Fiſch den größten Haay, allein es fehlet noch viel daran, denn derſelbe wird nicht viel über zwey Ellen lang. Man findet ihn in den Europaͤiſchen Meeren, und fängt ihn vor zuͤglich häufig an der Kuͤſte der Normandie. | 10. Das Seehündgen. Squalus Catulus. . Er iſt klein, duͤnn und zwey Schuh lang, und er» zd, leicht niemalen zwey Pfund am Gewichte, daher gen Ca- man ihn wohl das Seehuͤndchen nennen kann. tulus. Bey den Engellaͤndern wird er Morgay, oder den kleine junge Hund; in Italien aber Peſce gatto | oder Kattfiſch geheiffen. Der Rüden iſt rund gefleckt oder geſprenkelt. Die Bauchfloßen ſind aneinander verwachſen, und die Ruͤckenfloßen ſtehen dicht am Schwanze. Der ganze Kopf iſt geſprenkelt, indem ſich weiſſe und braune Fleckgen auf einem blaßrothen Grunde zeigen. Die Haut ift nicht ſehr rauh, und der Bauch faſt ganz glatt. Es zeigen ſich hin und wieder einige Ver⸗ ſchledenheiten, deren Sprenkel in ordentlichen hen 5 ö en 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 265 hen ſtehen, andere, deren Haut großkoͤrnicht iſt, und B. abgeſchliffen wird, um fie zum Ueberziehen der To⸗ Glatt; backsdoſen, Meſſerhefte und dergleichen zu verwenden. ruͤcken. Vielleicht haben dieſe Haͤute eine Aehnlichkeit mit den⸗ jenigen, deren wir im I. Theil pag. 205. Erwähnung gethan haben. | Inzwiſchen iſt diefer Fiſch ſehr ſchmackhaft und wird in Italien, wo er wegen ſeines beſondern Ge⸗ ruchs auch Guatto Muſcaralo genennt wird, fleiſ⸗ ſig geeſſen. Man faͤngt ihn aber nicht allein im Mittellaͤndiſchen Meer, ſondern auch an den Engliſchen und Franzoͤſiſchen Kuͤſten, an wel⸗ chen letztern man ihn nur mit dem allgemeinen Na⸗ men Rouſſette belegt, welches der Name iſt, den man mehrern Arten, wegen ihrer roͤthlichen Haut, giebt. Siehe oben No. 8. 11. Der Pferdhaay. Squalus Maximus. Es wird dieſer Fiſch, nach Pontoppidans 11. Bericht, Haae-Maeren genannt, und darum haben Pferd⸗ wir den Namen Pferdhaay gewaͤhlet. Daß ihn haay. aber der Ritter Maximus nennet, iſt nicht ohne Maxi- Grund, indem er mit den Wallfiſchen, deren Geſell er in den Nordiſchen Meeren iſt, in Anſehung der Groͤße gleichſam um die Wette ſtreitet. 70 Die Zaͤhne dieſes Fiſches ſind kegelfoͤrmig, und die erſte Ruͤckenfloße iſt die groͤßte. Dit Geſtalt kommt zwar mit der folgenden Art No. 12. ziemlich uͤberein, er hat aber weder vor oder hinter den Au⸗ gen einige Oefnung. Die Afterfloße iſt klein, und be⸗ findet ſich in der Gegend, wo oben auf dem Ruͤcken die hintere Floße ſteht. Die Haut iſt blau und gruͤn melirt, Wenn, wie man berichtet, die Laͤnge ſich auf zehn Klafter erſtreckt, und der Schwanz ſchon zwey Klafter breit iſt, ſo kann man die Urſache einſehen, warum ihn die Wormaͤnner und Straſſe Davis⸗ { a R fah⸗ 266 Dritte El. I. Od. Schwimm. Amph. B. fahrer für eine Art eines Wallſiſches und Nordkapers 6 N halten. Wenigſtens kommt er den Iſſchern zuweilen unter die Harpune, und! liefert vielen Thran, wozu vor⸗ zuͤglich die Leber dienlich it. Er lebt von Seeſternen und Meduſenkoͤpfen, dergleſche Geſchoͤpfe nach dem Noropole zu haufig in dem Meere Wi 12. Der Menſchenfreſſer. Pan dels Ga harias; 2 10 Der Name Canis Carcharias 1 von dem 15 Griechiſchen Kyon karcharos und bedeutet einen freſſer. Seehund, der wegen feiner vielen Zaͤhne ein fachlich, Car, kes Maul hat, und hievon ſcheinet die TEL eharias I Benennung Hase- kiaringt herzüſtammen. Man pfles Aab & get aber auch dieſen Fiſch Lamia; Fran: Iſiſch, Da 55. mie zu nennen, doch geben ihm die, Engellaͤnder den Namen White Shark oder weiſſer Haay. In Sol⸗ land iſt er unter dem Nanjen ſonas-Haay bekannt, weil mau ihn für denjenſgen Fi 00 hielte, welcher den ser as verfchluckte, denn daft es kein Wallſiſch geweſen, ließe ſich leicht aus der engen Kehle, welche die Mallfiſche haben, ſchließen, indem kaum ein Arm durch ſelbige ge⸗ het Allein, ſeit dem man Rachelorre gefunden, deren Kehle eine Oefnu ng von ſechs Schuh hoch hatte, ver⸗ aͤnderte man die Meiaung, und wollte einen Kachelot beſchuldigen, den Jonas verſchluckt zu haben. (Siehe J. Theil pag. 503.) Wir koͤnnen aber nicht bergen, daß wir doch lieber dieſen Carcharias dafür halten, und zwar aus dem Grunde, weil derfelbeim Mittellaͤndi⸗ ſcher Meere, wo ſich die Begebenheit zugetragen, ge⸗ mein iſt, dahingegen die Kacheſotte vielmehr Einwoh⸗ ner des Oceans und der Nordiſchen Meere ſind. Hierzu kommt dann auch noch, daß man von eit zu Zeit beſtaͤndig Beyſpiele hat, wie Menſchen von diefer jetzi⸗ gen Art Seehunde ſind verschlun 605 worden, und darum nennen wir ihn den Menſchenfreſſer. Er — 10 131. Geſchlecht. Haayſiſche. 267 Er unterſcheidet ſich von andern Arten durch den flachen Rüden, und hat im Maule viele Zah: Glatt⸗ ne, die an den Seiten geraͤndelt oder gezaͤhnelt, und den. gleichſam ſaͤgefoͤrmig ſind. Die Ruͤckenfloſſen find gleichſam ſpießfoͤrmig, aber unbewafnet, und die 0 voͤrderſten ſind faſt mitten auf dem Ruͤcken. An der Bruſt ſitzen die groͤſten Floſſen, hingegen hat der After keine, und die Schwanzfloſſe endigt ſich in zwey Lappen. Der Augapfel iſt laͤnglicht und enge. Die Zaͤhne ſtehen in ſechs Reihen hinter⸗ einander, und der Fiſch kann ſo viel Reihen in die Hoͤhe richten, als ihm gefaͤllt, oder als er zum Anpacken feines Raubes nöthig hat, da inzwiſchen die übrigen mit der Spitze nach dem Rachen zugekeh⸗ ret flach liegen. Jeder Zahn iſt faſt ein gleichſeiti⸗ ges Dreyeck, an der innern Seite flach, an der aͤuſſern etwas gewoͤlbt, am Rande, wie geſagt, gezaͤhnelt; und dieſe Zaͤhne find es dann, welche auf der Inſel Welche und ſonſt hin und wieder gegraben, und in den Cabinetten, bey den Verſtei— nerungen, unter dem Namen Gloflopetr&, be⸗ wahret werden. INN Die Haut dieſes Fiſches giebt den gemeinften Chagrin, doch ſchneidet man auch aus der Laͤnge ganze Riemen, welche gewunden und zu Wagenſeilen gebraucht werden; ſonſt dienet der Fiſch, um aus den fetteſten Theilen einen Thran zu kochen, und die Leber alleine giebt zuweilen zwey bis zwey und eine halbe Tonne von dem beſten Thran; auch iſt das Fleiſch eßbar. Ke e 0 unzei⸗ üs Die größten, welche man noch geſehen, find Größe, neun bis zehn Ellen lang, und konnen durch zwey Pferde nicht fortgeſchleppt werden. Einen ſolchen ſieng man einmal bey der Juſel Sr Margaretha, der ſich in die Netze, womit man die Seemakrelen faͤngt, verwickelt hatte, und mit einer ſegelnden Fe⸗ 1 Ioufe 268 Dritte El. II. Ord. Schwimm. Amph, louke nach Cannes geſchleppt wurde, woſelbſt man ihn auf hundert Quintalen, das iſt (jeden Quintal zu hundert und funfzig Pfund gerechnet,) auf etwa funfzehntauſend Pfund ſchaͤtzte. In dem Magen dieſes Fiſches fand man ein ganzes ver⸗ recktes Pferd, welches vermuthlich aus einem Schiffe uͤber Bord war geworfen worden, und um dieſer Urſache willen wollten die Einwohner von Cannes das Fleiſch dieſes Fiſches nicht eſſen, ſondern ver⸗ kauften es an Fremde, die von dem Pferde nichts wußten. Ob nun wohl Haayfiſche von ſolcher betraͤchtli⸗ chen Groͤße nicht ſehr gemein ſeyn moͤgen; ſo giebt es doch andere kleinere, die allezeit im Stande ſind, einen Menſchen zu freſſen, und zum Beweiße theilen wir hier die Abbildung von einem ſolchen Fiſche mit, den wir ſelber geſehen haben, und der, als man ihn durch Franken fuͤhrte, ſowohl hier in Erlang im grünen Baume, als in Nuͤrn⸗ berg und andern Orten oͤffentlich zu ſehen war. Siehe Tab. XI. fig. F. f ch zi ſeß Die Geſchichte dieſes Fiſches iſt kuͤrzlich fol⸗ gende: Es fiel namlich im Jahre 175 8. ein Matros bey ſtuͤrmiſchem Wetter ungluͤcklicher Weiſe von ei⸗ ner Fregatte im mittellaͤndiſchen Meere über Bord in die See. Alsbald aber war dieſer Fiſch bey der Hand, der den ſchwimmenden und um Huͤlfe ſchreyenden Kerl in feinen weiten Rachen nahm, fo, daß der Matroſe gleich verſchwand. Wie nun bereits andere Matroſen in die Chaluppe geſprungen waren, ihrem annoch ſchwimmenden Kammeraden zu helfen, und der Schiffscapitain inzwiſchen den Vorfall mit dieſem Seehunde ſahe, ſo hatte derſelbe ſo viel Gegenwart des Geiſtes, daß er ein auf dem Ver⸗ decke ſtehendes Geſchuͤtze auf den Fiſch richten und losbrennen ließ, wodurch derſelbe auch e | eife 131, Geſchlecht. Haayfſche. 269 Weiſe ſo getroffen wurde, daß er den ſo eben in B. den Rachen aufgefangenen Matroſen, gleich wie, Glatt⸗ der von ſich ſpiee, der denn in die unterdeſſen ſchon ruͤcken. angekommene Chaluppe lebendig, und nur wenig verletzet, aufgefiſcht; der Seehund aber von den andern Matroſen durch Harpunen und Stricke ſo be⸗ meiſtert wurde, daß ſie ihn an die Fregatte ſchlepp⸗ ten, und daſelbſt in die Quere aufhiengen, um ihn in der Luft zu trocknen. Hierauf beſchenkte der Schiffs⸗ capitain den durch Gottes Vorſehung ſo wunderbar er⸗ haltenen Matroſen, mit dieſem Fiſche, welcher ſodann mit ſelbigem in Europa zur Schau herumzog. Die Abbildung dieſes getrockneten Fiſches, welcher zwanzig Schuh lang, mit gedehnten Floſſen neun Schuh breit, und am Gewichte dreytauſend zwey⸗ hundert und vier und zwanzig Pfund ſchwer war, iſt nach Tab. XI. fig. 5. folgender Geſtalt zu erklaͤren: | | No. 1. Die Naſe. 2. Der Rachen mit ohngefehr funfhundert dreyeckigten ſaͤgefoͤrmigen Zaͤhnen, in ſechs hintereinander, theils ſtehenden, ftheils liegenden Reihen. 3. Die fuͤnffachen Seiten ⸗Spiracula oder Luftwerkzeuge. A 4. Die zwey langen Seitenfloſſen. 5. Die obere große Floſſe. 6. Die gedoppelte maͤnnliche Ruthe, mit zwey beyhangenden Lappen. 7. Zwey kleine obere und untere Floſſen. 8. Der Schwanz. Aus allen dieſen laͤſſet ſich wohl wahrſcheinlich ſchließen, daß dieſe Art der wahre Tonasfifch fen, C. „Mit kornich⸗ ten Zah⸗ nen. 13% Glatte Haay. Muſte- lus. Anato⸗ miſche Anumer⸗ kung im Maͤnn⸗ chen. 27 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. ſey, und wir gehen nunmehro zur dritten Abthei, lung dieſes Geſchlechts uͤber. C. Haayfiſche mit koͤrnichten Zaͤh⸗ „ 9 3. Der glatte Haay. Squalus Muſtelus. Die Engellaͤnder haben dieſe Art den glat⸗ ten Haay genennet, weil er in der That keine rauhe Haut hat, und dieſes gab die Gelegenheit, ihn auch, wegen des glatten Ruͤckens, mit den Aal⸗ ruppen zu vergleichen und Muſtelus zu neunen. Bey den Franzoſen aber heißt er Emifole, und in Rom Pefce Colombo. Die Zähne find ſtumpf; die Schnauze ſpſtzigz der Körper fait rund; der Ruͤcken braun, und die Floſſen am Bauche ſehr kurz. Er iſt nicht groß, etwa fünf Schuh lang, und zwanzig Pfund ſchwer. und haͤlt ſich ſowohl in der Viordfee als im mit⸗ tellaͤndiſchen Meer, ohnweit den europdifchen Kuͤſten, einſam auf, indem er nicht in Geſellſchaft herumziehet. Diejenigen, dle ihn zergliedert hatten, fanden, daß die Augen mit einer deutlichen Schließhaut ge⸗ waffnet waren. Die Leber, Galle und der Ruͤckendruͤ⸗ ſenſaft waren zuſammen in einen gewiſſen Beutel gefaſſet, der ſich zwiſchen dem erſten und zweyten Darm befindet, und mit einer engen Klappe dichte geſchloſſen iſt. Unter dem Nabel befindet ſich eine Warze, aus welcher Saame und Urin kommt, die alſo ſtatt der Ruthe dienet. Ohngefehr drey Quer⸗ finger breit vom Zwergfelle entdecket man die libers hoden, welche in beſondern Windungen, endlich in einen weiten Koͤcher ausgehen, der ſich in die Saa⸗ menblaͤßchen ergleßt. Die Hoden ſelbſt find klein, | und 131 Geſchlecht. Haayſiche. 271 und liegen auf deu Nieren, welche laͤnglicht, oben C. ſchmal und blaß, unten aber breit, fleiſchicht und Mit köͤr⸗ roth ſind. Zwiſchen den zwey Saamenbehaͤltern 0 lieget eine weite Hohlader. Das Herz hat die Ge, hen. ſtalt einer Jaͤgertaſche. Bi | Was das Weibchen betritt, fo ſcheinet die A ato⸗ Mutter nicht ſowohl einfach, und in zwey Horner miſche abgetheilet, als vielmehr gedoppelt zu ſeyn, und b 0 ſtirecket ſich vom After an, bis zum Zwergfelle hin 1 auf. Zwiſchen beyden liegt der Eyerſtock in einer chen. duͤnnen Haut am Ruͤckgrade befeſtiget. Die Eyer find daſelbſt von unterſchiedener Große nach Maaß⸗ gabe ihrer Zeitigkeit, von einem Stecknadelknopfe an bis zur Groͤſe eines Kaͤſes, von Farbe weißlich und rid. Man hat aber zugleich angemerfer, daß dieſe Fine eben ſowohl lebendige Jungen gebaͤhren, als Eyer werfen, denn man hat wohl ſechs leben? dige Jungen von einem Schuh lang, zugleich mit großen Eyern in der linken Mutter gefunden, da in der rechten hingegen, ganz kleine Junge be⸗ findlich waren, woraus erhellet, daß ſte ſo oft ge⸗ bahren, fo oft nur eines oder mehrere Jungen gebildet ſind. Die unbefruchteten Eyer ſind bey ſechs Zoll lang, und gegen vier Zoll breit, wenn man fie auf eine Flaͤche hinlegt. Iny wendig iſt in der Mitte eine gelblichte Feuchtigkeit in einer beſon⸗ dern duͤnnen Haut, welche eine weiße Feuch⸗ tigkeit in einer ſtaͤrkern Haut umgiebt. In die⸗ ſer letztern Feuchtigkeit ſchwimmet das Junge, und die Haut, mit der gelben Feuchtigkeit, haͤnget dem Jungen mit einer Schnur am Nahel feſte; iſt aber das Junge ſchon gebildet, ſo ergieſt ſich die uͤbrige Feuchtigkeit des Eyes aus der Mutter durch zwey Oefnungen, die ſich neben der Mutterſpalte befin⸗ den, ins Meer; damit aber das Seewaſſer nicht in dieſe Oefnungen eindringe, ſo ſind ſie mit guten Klappen verſehen. ö Wi Merk⸗ 272 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. O. Merkwuͤrdig iſt aber der Umſtand, welchen tire Augenzeugen von dieſer Art Fiſchen behaupten, daß nad namlich die Jungen allezeit ihre Mutter begleiten, nen. und ſo bald ſie irgendwo Gefahr vermuthen, ſogleich wieder in die Mutter hinein ſchliefen ſollen. Iſt dieſem wuͤrklich alſo, ſo ſind diejenigen ſechs Junge, die D. Tyſon bey der Zergliederung einmal in der linken Mutter fand, vermuthlich nichts anders als eingeſchloffene Junge geweſen, und die Natur haͤtte hier alfosbey einem Fiſche den nothwendigen Vor⸗ theil angebracht, deſſen ſich die Beutelratzen zu er⸗ freuen haben. 14. Der blaue Haay. Squalus Glaucus. 1 Obgleich der Herr Gronov dieſe Art mit der Blaue vorigen für einerley halt, fo fest fie doch der Rit⸗ Haay. ter hier beſonders. Die Engellaͤnder nennen fie Glau- Blew-Shark. Sie hat am Hintertheile des Ruͤ⸗ eus. ckens eine dreyeckigte Grube, und bey den Augen keine Loͤcher. | | Es wird diefer Fiſch bey ſechs oder ſieben Ellen lang, iſt ſehr gefraͤßig, kommt dichte an die Ufer, ſchleßt aus dem Waſſer hervor, und ſchnappt, wie Rondelet erzaͤhlet, nach dem etwa am Ufer ſtehen⸗ den Menſchen, der alsdenn vermuthlich mit den jungen Tobias ſchreyen möchte: O! Herr! er will mich freſſen! Der Ruͤcken iſt blau, der Bauch ſilberfaͤrbig, die Haut iſt nicht ſehr rauh, die Zaͤhne find ſcharf, das Fleiſch iſt zaͤhe, aber nahrhaft, und hat einen ſtarken Geruch. Man trift ihn in allen Meeren um Kuropa herum, an. 15. Der rn Geſchlecht. Hagyfiſche. 273 I. Der Saͤgeſiſch. Squalus Priſtis. Die letzte Art der Zaaye iſt ein Fiſch mit einer langen beinichten, und an beyden Seiten ges zaͤhnelten Schnauze, welche hin und wieder in den Cabinetten als das Schwerdt eines Schwerdtfiſches vorgezeiget wird. Allein es giebt unter den eis gentlichen Fiſchen, wie wir in dem folgenden Theis le ſehen werden, eine andere Art, deſſen beinich⸗ te Schnauze einem Schwerdte oder Degen beſſer aͤhnlich iſt, daher man billig den Namen der je⸗ igen Art verändert, und ihn der gezackten Schnau⸗ ze halben mit ZSagefiſch verwechſelt hat. Griechiſch heißt er Priſtis; Lateiniſch, Serra; Schwe⸗ diſch, Saeg Fisk; Norwegisch, Saug- Fiskz Engliſch, Saw-Fish. Obgleich dieſer Fiſch an der langen beinichten Saͤge hinlaͤnglich zu kennen iſt, fo thut der Ritter doch auch dieſes C. Mit koͤr⸗ nichten Zaͤhnen. aͤge⸗ fiſch Priſtis. aD, fig, 2, Merkmal noch hinzu, daß er am After gar kei⸗ ne Floßen hat. . | Uebrigens hat er vollkommen die Geſtalt der Haaye. Die Haut naͤmlich iſt gleichfalls rauh und chagrinartig, auf dem Ruͤcken befinden ſich zwey Bauche zwey, und die ſiebende macht den Schwanz aus, deſſen oberer Theil ſehr lang iſt. Der Kopf iſt dreyeckigt und glatt. Die Schnautze verlans gert ſich in ein breites ungemein langes, und vor⸗ ne abgeſtutztes glattes Bein, aus deſſen beyden zur Seiten befindlichen Schaͤrfen eine unbeſtimmte Ans zahl langer ſcharfer und ſpitziger Zähne heraus tres ten, und dieſes gewafnete Bein heißt die Saͤge, oder das Schwerdt, deſſen oberer Theil blau- grau iſt, wie der Ruͤcken, und der untere gelblich Linne III. Theil. S weiß, Floßen hintereinander, an der Kehle zwey, am 274 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. C., weiß, wie der Bauch des Fisches. Siehe Tab. Dan 116 2 1 55 N) es Fiſches S ehe Ta nichten | Zaͤhnen. Die Größe dieſes Fiſches laͤßt ſich nicht voll- kommen beſtimmen, man hat kleine und große, vielleicht nach Beſchaffenheit ihres Alters, und aus der Groͤße der Saͤgen laͤßt ſich auch nicht allezeit auf die Länge der Fiſche ſchließen. Marggraf beſchreibt einen von neunzehn Zoll, deſſen Schwerdt neun Zoll lang war. Ein Materialiſt in Am⸗ ſterdam beſitzt einen, der acht Schuh lang iſt, und auſſerdem noch eine drey und einen halben Schuh lange Saͤge hat. Die Dicke dieſes Fiſches iſt ein und einen halben Schuh. Die obere Schwanzfloße iſt faſt zwey Schuh lang, die uͤbri⸗ ge Floßen ſind jede einen Schuh lang. Ja man findet Saͤgefiſche, die funfzehn Schuh in die Laͤn⸗ ge haben, und uͤberdas noch eine Saͤge von andert halb Ellen fuͤhren. Ob nun aber die Groͤße der Saͤgen, und die Anzahl der Zaͤhne in ſelbigen will⸗ kuͤhrlich ſey, oder ob ſich hieraus auf gewiſſe Um terarten ſchließen laſſe, ſolches koͤnnen wir nicht genau beſtimmen; ſo viel iſt richtig, daß wir da ei⸗ nen wichtigen Unterſchied vermuthen. Denn wir beſitzen ganz kleine mit acht und zwanzig Zaͤhnen an jeder Seite, (wie wir ſolche in dem Knorriſchen Werke Tab. H. IV. fig. 4. abgebildet und beſchrie⸗ ben haben,) deßgleichen große uͤber einen halben Schuh breit und zwey und einen halben Schuh lang, mit zwanzig Zaͤhnen an jeder Seite, davon jeder Zahn faſt einen und einen halben Zoll lang iſt, ſodann auch ſchmaͤlere, die aber uͤber drey Schuh in der Laͤnge haben, an denen nur ſechs und zwanzig Zaͤhne ſind. a 8 Der eigentliche Aufenthalt dieſer Fiſche iſt im Nordiſchen Meere, wo fie bey Ißland, bes g er⸗ 131. Geſchlecht. Haayfiſche. 275 bergen und Groͤnland, die Wallfiſche herum ja⸗ C. gen, ihnen öfters mit der Säge den Bauch auf, Mit koͤr⸗ reißen, und fie bis in den Mexicaniſchen Meer, meßten buſen, ja bis an die Kuͤſte von Guinea herunter Fühler verfolgen. Man ſagt indeſſen, daß ſie von den Seepflanzen leben, und daß ihnen die Saͤge dien⸗ lich ſeyn ſoll, ſolche abzunehmen und loßzureißen. Daß ſie aber auch wohl ſelbſt miteinander fechten, kommt uns nicht unwahrſcheinlich vor, indem wir eine ſolche Säge beſitzen, woran der Zahn von eis nem andern Saͤgeſiſche ſteckt, und abgebrochen iſt. S 2 132. Ge⸗ 276 Dritte Cl. II Ord. Schwimmendeelmp. = 132. Geſchlecht. Seedrachen. 10 Nantes: Chimaera. Benen⸗ Drachen wohnten. Geſchl. Die Kennzeichen, wodurch dieſe Art von den Kennzei⸗ Haayen unterſchieden wird, find folgende: Einzel- chen. ne Luftloͤcher, die aber vier Abthellungen haben, und nicht an den Seiten, ſondern unter dem Halſe ſte⸗ hen. Die obere Lippe iſt in fuͤnf Theile abgetheilt, und in den Kiefern ſtehen unten und oben vorne zwey Schneidezaͤhne. Es kommen aber in dieſem Geſchlecht nur die zwey folgenden Arten vor. 1. Der Pfeildrache. Chimaera | Monſtroſa. | 10 Die wunderbare Geſtalt dieſes Fiſches gab dem | Pfeil⸗ Ritter Anlaß zu obigem Namen; inzwiſchen wollen wir drache. ihn Pfeildrache nennen, weil er auf dem Ruͤcken eis 1 nen ſechs Zoll langen Stachel fuͤhrt. 9 I), Die Geſchl. 5 046 es keine wuͤrkliche Drachen gebe, iſt ſchon vorne bey den fliegenden Eidechſen pag. nung. 52. angezeiget worden. Wenn wir alſo dieſe Art Fiſche Seedrachen nennen, ſo geſchieht es nur, um dadurch eine monſtroͤſe Geſtalt auszudrucken, wel⸗ ches auch die Urſache der Linneiſchen Benennung iſt. Denn Chimaera war bey dem Heſtodus ein mon⸗ ſtroͤſes Thier mit einem Drachenſchwanze, und beym Virgil ein feuerſpeyender Berg in Lycien, wo 132. Geſchlecht. Seedrachen. 277 Die Geſtalt des Koͤrpers iſt laͤnglich, wie an den Haayfiſchen, in der Mitte etwa zwoͤlf Zoll im Umfange, und ſilberfaͤrbig oder gelblich. Die Haut iſt glatt, das Maul breit, und hat unten durchbro⸗ chene Falten. Die Schnautze iſt ſtumpf. Der Sta⸗ chel auf dem Ruͤcken iſt innwendig hohl, und an dem Ende ſehr ſcharf und ſpitzig. Die Bauchfloßen ſind viel laͤnger, als an den gewoͤhnlichen Haayfiſchen. Die erſte Ruͤckenfloße iſt dreyeckigt, die andere ſehr niedrig, und endigt ſich, wo der Schwanz anfaͤngt duͤnne zu werden, denn derſelbe iſt ſehr lang, und faſt einem Natzenſchwanz ahnlich, hat aber an der untern Seite Floßen. Daher nennen ihn auch die Norweger Seeratze. Die Maͤnnchen haben eine gedoppelte Ruthe, und die Weibchen el» ne gedoppelte Mutter. Die Leber iſt ſo fett, daß, wenn ſie an einem warmen Orte ſteht, ſie von ſelbſt in ein Oel zergeht, welches die Fiſcher als einen Wundbalſam gebrauchen. Dieſer Fiſch haͤlt ſich im atlantiſchen Meere auf, lebt von Conchylien, die er in den Tiefen des Meers findet, und ſchwimmt zur Machtzeit herum. | 2. Der Seehahn. Chimaera Calloryn- l | chus. Der griechiſche Name Callorynchos bedeu- 2. tet ſo viel, als eine Haut oder Fell, ſo den Trut⸗ See⸗ haͤhnen bey dem Schnabel herunter haͤngt, und iſt 115 dieſem Fiſche wegen feines ſeltſamen Kopfs gegeben, „ 11955 daher wir ihn auch Seehahn nennen, zumal er chus, bey den Indianern in America auch Pejegallo, das iſt, Poiſſon Cocq, oder Hahnfiſch heißt, wiewohl ihn die Franzoſen Demoifelle nennen. Man trift dieſen Fiſch im aͤthio piſchen Mee⸗ re, und an der Kuͤſte von Chili an, wo er gedoͤrrt und alſo verſchickt wird. Der Mücken iſt mit einem Fr S 3 ſtar⸗ 278 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph Eelt⸗ ſame Schnau⸗ te. ſcharfen Stachel bewafnet, deſſen man ſich bedienen kann, um Leder durchzubohren; die ganze Geſtalt des Körpers iſt laͤnglich, mehr hoch als breit, ohne Schup⸗ pen, glatt und ſilberfaͤrbig mit einem Goldglanz auf dem Ruͤcken, deßgleichen befinden ſich zu beyden Seiten der Ruͤckenfloße kleine Stacheln. Die Ruͤckenfloße iſt groß, die Bauchfſoßen find klein. Am After iſt gar keine Floße, der Schwanz aber hat unten und oben Floßen, und lauft ſpitzig aus. Wir haben oben geſagt, daß dieſem Fiſche, feineg ſeltſamen Kopfs halben, der Name Callorynchusge | geben worden. Es iſt alſo billig, daß wir den Bau deſ⸗ ſelben oder vielmehr der Schnautze an ſelbigem etwas naͤher beſchreiben. Es verlaͤngert ſich naͤmlich vorne an der Schnautze, die mit ſehr vielen Naͤthen geſtreif⸗ te Haut des Kopfs, etwa einen halben Zoll lang, und dehnet ſich alsdann in die Breite, ſo daß ſie am Ende zuſammen gedruckt, und von unten, als mit vielen Loͤ⸗ chern, zwiſchen den aͤußern Haͤutlein, durchbohrt zu ſeyn ſcheint. An dieſer Haut haͤnget ſich in die Auere wiederum ein anderes Stuͤck, welches oben ſchmal, un⸗ ten breit ausgeſchnitten, und von haͤutiger Beſchaffen? heit iſt. Das Maul iſt gleich unter dieſer Schnautze befindlich, und hat fleiſchige Appen, davon die unter re laͤnger und breiter iſt, und wenn der Fiſch das Maul ſchließt, von unten auf über die obere tippe hin - ſchlaͤgt. Uebrigens iſt unten an jeder Seite des Kopfs, dichte vor den Bruſtfloßen, nur ein einziges, und zwar ſehr enges Luftloch befindlich. Beyde Kiefer find mit rauhen Hoͤckern ſtatt der Zaͤhne beſetzt. Vorne am Kopfe zeigen ſich unterhalb der Schnautze, breite Na⸗ ſenloͤcher, die Augen hingegen, die eine ziemliche Große haben, find die Länge hinunter oval. ...... — — — 133. Ge⸗ 279 133. Geſchlecht. Seeteufel. Nantes: Lophius. SEE | [ori bedeutet im Briechifchen eine kammar⸗ Geſchl. tige Erhoͤhung in dem Nacken der Thiere, und Benen⸗ weil dieſes Geſchlecht zum Theil oben dergleichen Er⸗ nung. hoͤhungen, als auch an den Seiten gewiſſe Hervor⸗ ragungen und Fortſaͤtze hat, fo iſt ihm gegenwaͤrti⸗ ger Geſchlechtsname zuerkannt. Nun geben aber eben dieſe Erhoͤhungen und Hervorragungen ein wun⸗ derliches und zugleich fuͤrchterliches Anſehen, daher hat man die Fiſche dieſes Geſchlechts mit dem Namen Seeteufel beleget. Die Kennzeichen aber, wodurch der Ritter Geſchl. dieſes Geſchlecht von andern unterſcheidet, find fol, Kennzei⸗ gende. Hinter den Seitenfortſaͤtzen oder ſogenannten Armen, ſind einzelne Luftloͤcher. Das Maul iſt vol⸗ ler ſehr kleinen Zaͤhnchen. Die Bruſtfloßen ſitzen an den Seitenfortſaͤtzen, und nach dem Artedi ſind nur drey innere Luftwerkzeuge vorhanden. Man hat nur eine europaͤiſche, dann zwey indianiſche Ar⸗ ten, welche wir nun naͤher beſchreiben wollen. 1, Der Meerfroſch. Lophius Piſcatorius. Der Beyname Piſcatorius iſt dieſem Fiſche ge⸗ geben, weil er durch gewiſſe ausgebreitete Werkzeu⸗ ge oder Fortſaͤtze am Maule, die Fiſche, die ihm zum Raube dienen, gleichſam auffiſcht, und fie alfo fängt. Der Name Meerfroſch kommt von der Geſtalt her, da er einige Aehnlichkeit mit einem Fiſchartigen⸗ oder | S 4 Ba⸗ en. Is Meer⸗ froſch. Piſcato- rius. Geſtalt. 1 280 Dritte Cl. IN, Ord. Schwimm. Amph. Baſtardfroſch hat, der zuweilen mit dieſem Fiſche verwechſelt wurde, wie wir ſolches oben pag 64. und 65. angezeiget haben. Daß aber beyderley Benen⸗ nungen fuͤr dieſe Art ſchicklich ſind, wird ſich leicht aus dem Namen ſchließen laſſen, welche derſelben ſonſt gegeben werden; denn fie iſt der Alten Rana piſcatrix oder Rana marina; dahingegen vorbeſag⸗ te Froſchart nur Rana piſcis genennet wird. Ueb⸗ gens wurde dieſe Art vom Ariſtoteles Batrachos Halios; und vom Rondetet Galanga genennet Die übrigen Benennungen ſind in Venedig, Rofpus- Fifch, das iſt, Froſchfiſch; in der Lombardie, Zatto; in Engelland, Toad- oder Frog fiſch, oder Sea Divel; in Frankreich, Diable de Mer, und Grenouille de Mer; in Mavſeille, Baudroi; in Montpellier, eſcheteau; in Italien, Dia- volo di Mare, und Marino Peſcatore; in Nor- wegen, Steen-Ulk; in Holland, Zeeduivel, oder auch Hoofenbek, das ift, Waſſerſchaufel⸗ maul, weil ſie das Maul abſcheulich weit aufſper⸗ ren koͤnnen. | | Es iſt diefer Fiſch an feinem abgerundeten Maus le, großem Kopfe und flachgedrucktem Körper, wohl zu kennen, jedoch verdient er eine genauere Be⸗ ſchreibung. 5 Der Ruͤcken iſt dunkelgrau, der Bauch weiß, die Haut glatt. Der Kopf allein macht mehr als die Helfte des Fiſches aus, und der hintere Koͤrper laͤuft ſchnell und ſpitzig zu, woran eine mittelmaͤßige Schwanzfloße befindlich iſt. Unter dem Kopfe ſitzen ein paar aͤhnliche Floßen. Oberhalb dem Naſenbein ſtehet ein langes ſchmales Knoͤrpelbein in die Höhe, Die Augen ſind ſehr groß, das Maul iſt weit, und beyde Kiefer find mit gedopelten Reihen oder haufen weiſe geſetzten langen und etwas einwaͤrts gekruͤmm⸗ ten Zaͤhnen bewafnet. Der untere Kiefer iſt länger | als 133. Geſchech. Seeteufel. 281 als der obere; der obere hingegen richtet ſich bey Oefnung des Mundes faſt ganz in die Hoͤhe, da man eine dicke und faſt ſtachlichte, oder mit vielen ſcharfen Hacken verſehene Zunge wahrnimmt. An dem untern Kiefer befinden ſich etliche lan⸗ ge knoͤrpelichte Faſern, die bey ihrer Länge ſehr bieg⸗ ſam und am Ende etwas zotig ſind. Dieſe Zoten ſind weiß, hingegen haben die Faſern eine braune Farbe, und dieſe Werkzeuge dienen ihm zur Fiſche⸗ rey, welche alſo von ſtatten gehet. Es ſtehet naͤmlich der Fiſch im Waſſer unbe⸗ Fiche weglich ſtille, wodurch andere Fiſche ſicher gemacht rey. werden, daß ſie ganz nahe an ihn hinſchwimmen, fo: dann laͤßt er ſeine knoͤrplichte Faſern herabhangen und lauret mit den großen Augen wie ein grimmiger Teufel. Wenn nun die weiſſen Zoten an dieſen Fa⸗ fern ſich im Waſſer bewegen, fo halten die benach⸗ barten Fiſche dieſelbigen vor ſchwimmende Victualien, die mit dieſem Seeteufel wenigſtens keine Gemein⸗ 0 ſchaft haben, und ſchnappen darnach; in dem naͤm⸗ lichen Augenblick aber ſchnappt dann auch der See⸗ teufel zu, und faͤngt ſeinen Raub ganz gemaͤchlich in ſeinen weiten Rachen auf. Sollte ihm aber dieſer erſchreckende Kunſtgrif fehl ſchlagen, oder ſein Geg⸗ ner ihm zum Verſchlucken zu groß ſeyn, ſo ſtoͤßt er zu, und durchbohret ihn mit oben erwaͤhnten langen und auf der Naſe befindlichen Knoͤrpelbeine, als mit. einer Harpune, biß er ſich ſeines Raubes ganz be⸗ maͤchtiget hat. | Die Abbildung, die hier Tab. VII. fig. 3. mit Größe. getheilet wird, iſt nach einem Exemplar gemacht, welches nur einen Schuh lang war, jedoch giebt es groͤßere, deren Laͤnge auf ſechs bis acht Schuh ge⸗ rechnet wird, denn der Biſchof Pontoppidan beſaß einen, der vierthalb Ellen lang war. Diejenigen, de⸗ ven ange N ſich auf ein und einen halben Schuh er⸗ Ss firedit, 282 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm Amph. ſtreckt, haben am untern Kiefer vier Zoll lange Knor⸗ pelfaſern zum Fiſchen, woraus denn zu ſchlieſſen iſt, daß die Faſern der Großen wohl bis ein und einen halben Schuh lang ſeyn muͤſſe. \ Der Herr Darfons in Engelland beſchreibt einen ſolchen Seeteufel, der vier Schuh drey Zoll lang, und neunzehn Zoll uͤber den breiteſten Theil des Kopfes breit war, welcher gegen zwey Schuh lan⸗ ge Baartfaſern hatte. Die fünffingerigen Floßen, die ſie unter dem Kopfe haben, dienen ihnen gleichſam ſtatt der Fuͤſſe, um damit über die Sandbaͤnke fort, zukommen. Ihr Aufenthalt iſt 1 um Europa herum in dem groſſen Ocean, doch halten ſie ſich am mei⸗ ſten in den nordiſchen Meeren auf, woſelbſt auch die groͤßten f ind. Anato⸗ An jeder Seite des Kopfes, wo gleichſam die mie Armfloßen hervorſtechen, befindet ſich ein großer weiter Sack, welcher in einem vierſchuhigten Exem⸗ plar uͤber zwey Schuh lang und ſechs Zoll weit iſt, in welchem ſich die drey innern Luftlöcher tief im Maule öfnen. Das Herz iſt nicht fegelförmig , ſondern faſt cylindriſch, unten breit, und mit einem Ohre verſehen, welches faſt dreymal ſo groß, als das Herz ſelbſt, und im Umfange wie ein Hahnen⸗ kamm eingekerbt iſt. Die Gall⸗ und Lebergaͤnge ergieſſen fi) in einen Koͤcher, ehe die Galle noch in die Daͤrmer kommt. Mitten an den Magen⸗ waͤnden nimmt man einige knoͤrplichte Körner wahr, die innwendig offen ſind, und von auſſen Blutge⸗ faͤße erhalten. Es iſt kein blinder Darm vor⸗ handen, und der Enddarm hat viele fleiſchichte Rip⸗ pen. Die Nieren find groß und roth, die Harn blafe iſt in einem vierſchuhigten Exemplare ſchon groͤſ⸗ 0 als eines Menſchen Blaſe. 5 n 133. Geſchlecht. Seeteufel. 282 An jeder Seite des Kopfs befindet ſich auch ein kleines duͤnnes Blaͤßgen, worinne man ein Gehoͤr⸗ beinchen antrift, welches mit jenen, die bey den Schellfiſchen gefunden werden, uͤberein kommt. Das Fleiſch dieſer Fiſche ſchmeckt nach Froͤſchen, denen ſie aͤußerlich ſehr aͤhnlich ſehen, wiewohl ſie ordentli⸗ cherweiſe nicht zur Speiſe gebraucht werden, denn ſie gehoͤren nur fuͤr die Liebhaber. 2. Der Einhornteufel. Lophius Vefper- 7 tilio. 1 Mit der Benennung Veſpertilio folgt den 2. Ritter dem Naf, welcher der jetzigen Art darum _ Eins dieſen Namen beylegte, well ſie an den Seiten gleich⸗ a ſam Flügel zu haben ſcheint. Wir aber geben ihr mer. den Namen Pinhornfiſch, weil vor der Stirn jio, ein zugeſpitzter langer Fortſatz heraus tritt, der gleich⸗ ſam ein Horn vorſtellt, wiewohl Seba den Namen Seefroſch; Bollaͤndiſch, Zee-kikvorfch ges braucht, und Curacao als das Vaterland angiebt. Bey den Braſtlianern hingegen iſt der Name Gua- cu-cuja uͤblich. | | Der Körper iſt, wenigſtens vorneher, von oben etwas platt, die Schnautze tritt laͤnglich hervor. Die Augen ſtehen hoch in der Stirn an beyden Sei⸗ ten des Horns. Das Horn iſt an der Wurzel dick, lauft ſpitzig zu, hat an einem Exemplare, das einen Schuh lang iſt, die Laͤnge eines Zolls, und kann fuͤr einen Fortſatz der harten Haut angeſehen werden. Die Bauart kommt mit dem vorigen gänzlich uͤberein, nur daß die Haut uͤber und uͤber mit großen und kleinen Sta⸗ cheln beſetzt iſt. Dieſe Stacheln ſind kleine ſcharfe Spitzen, die ſich aus der Haut erheben, die Haut aber bildet an der Wurzel jeder Stachel einen viels ſtrahligen Stern. Der Ruͤcken iſt gelblich braun, der De , Ser kroͤte. Hiſtrio. Anmer⸗ kung. 284 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. der Bauch roͤthlich weiß. Es wird dieſer Fiſch nicht geeſſen, da auſſer der beinigten Haut, dem knorp⸗ lichen Gerippe und dem ug ac Kopfe nicht viel beſonders an ihm iſt, ja wir halten ihn einiger⸗ maſſen in Verdacht, daß er ſehr ſchaͤdlich iſt, da wir uns durch Beruͤhrung dieſes Fiſches und ſeiner Stacheln, allezeit eine ſehr brennende Entzuͤndung zugezogen haben. Man findet ihn uͤberall in den amerticaniſchen Meeren. Unſer Exemplar erhiel⸗ ten wir aus Curacao... 3. Die Seekroͤte. Lophius Hiftrio, Ea iſt dieſer Fiſch auf einem weiſſen Grunde zierlich braun gefleckt. Vermuthlich fiel dem Bitter bey dieſer fleckigten Zeichnung der Hanswurſt ein, weil er ihn Hiſtrio nennt; wir aber geben ihm der breiten platten Geſtalt halben, mit den Engellaͤn⸗ dern den Namen Seekröte; doch die Hollaͤnder heiſſen ihn Kroos vifchje, oder Mooßfiſch, weil er ſich zwiſchen Africa und America in der ſoge⸗ nannten Kroos-Zee, das iſt, in derjenigen Mee⸗ resgegend auſhaͤlt, wo ſo viel ſchwimmendes See⸗ mooß oder Horncorallenmooß angetroffen wird. Va⸗ lentin nennt ihn Sambiafiſch; Klein, Batra- chus; Gronovius, Baliſtes; die Braſilianer, Guaperua. u . Die Größe iſt ſelten über vier Zoll. Das Maul hat einen Bart und iſt voller Zaͤhne. Der Ruͤcken hat zwey Stacheln. Die Bauchfloßen ſtehen voneinander abgeſondert. | | 1 „ N K * 1 Da der Bitter gewohnt iſt, an den Fiſchen die Strahlen oder Finnen in den Floßen ala | en 133. Geſchlecht. Seeteufel. 285 ben zu zählen, um dadurch die Arten etwas genauer zu beſtimmen, ſo hat er die Anzahl der Finnen in den Floßen (denn unter Finnen verſtehen wir hin⸗ fuͤhro allezeit beiniche oder knoͤrpliche Strahlen, welche die Fiſche in ihren Floßen haben,) bey den vorigen drey Arten der Seeteufel folgender Geſtalt gefunden: No. 1. Hat in den Ruͤckenfloßen 1o. In den Bruſtfloßen 24. In den Bauchfloßen s. In den Afterfloßen 9. und in den Schwe floßen 8. Finnen. No. 2. In den Ruͤckenfloßen J. In den Bruſt⸗ floßen 10. In den Bauchfloßen 6. In den Afterfloßen keine, und in den Schwanz | floßen 15. Finnen. No. 3. In dieſer Art beſitzt die ee 1. . 12. Die ie 10. Die Bauch⸗ floße J. Die Afterfloße 7. und bie Schwanzfloße 10, Finnen. 134, Ge⸗ 286 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. mem ARME) (erdlehn an nn 134. Geſchlecht. Störe. Nantes: Acipenſer. 7 0 — —— — — — Geſchl. 2 1 Linneiſche Benennung Acipenſer, Benen⸗ kommt wohl wie Accipiter von accipio nung. her, weil es gewaltige Raubfiſche find, die anpa⸗ cken koͤnnen, und iſt die naͤmliche, womit die Alten ſchon dieſes Geſchlecht der Fiſche belegten, wel⸗ che aber mit der andern mehr gewoͤhnlichen Benen⸗ nung Sturio verwechſelt wurde; daher denn auch dieſe Fiſche franzoͤſiſch Eſturgeon, engliſch Sturgeon, italieniſch Storione und Sturione, deutſch Store heißen. Es fol aber die deutſche Benennung nicht vom Lateiniſchen Sturio her⸗ kommen, ſondern ein niederſaͤchſiſches oder alt deut⸗ ſches Wort ſeyn, welches von ſtoͤren (herumwuͤhlen) abgeleitet iſt, weil dieſe Fiſche die Gewohnheit ha⸗ ben, in den Meeresboden mit der Naſe den Mo⸗ raſt herum zu wuͤhlen, wie ſolches auf dem Lande von den Schweinen geſchiehet, wie denn auch die Schnauze dieſer Fiſche recht gut dazu gebauet iſt. Geſchl. Sie haben zur Seiten einzelne Luftloͤcher, Kennzei⸗ welche einer Spalte ähnlich ſehen. Das Maul bes chen. findet ſich unter dem Kopfe, hat keine Zaͤhne, und ziehet ſich hinterwerts zuruͤck. Unter der Schnauze befinden ſich vor dem Maule einige Bartfafern, und man zaͤhlt folgende drey Arten. 1. Der 134. Geſchlecht. Störe. 287 1. Der gemeine Stoͤr. Acipenfer | N euro... Dieſe Art iſt bey den Schriftſtellern unter 1. allerhand Namen bekannt, als Silurus, Galeus Gemei⸗ Rhodius, Oniskus und Oxyrynchus, oder 840110 Spitzſchnauze; ja der oberwehnte Umſtand des 5 Wuͤhlens in den Meeresgrunde veranlaſſete den Op⸗ pian ſogar, dieſen Fiſch Sus oder das Schwein zu nennen. Der Name Scoͤr aber iſt oben ſchon er⸗ klaͤret worden. Er hat in den Ruͤckenfloſſen ein und dreyßig Finnen; in den Bruſtfloſſen dreyßig, in den Bauch⸗ floſſen neunzehn, in den Afterfloſſen vier und zwan⸗ zig, und in den Schwanzfloſſen auch vier und zwanzig Finnen. Dann unter der Schnauze vier Bartfaſern, welche an der Spitze des Unterkiefers herabhangen, und eilf Ruͤckenſchuppen oder Schilde. Der Bauch iſt platt; die Haut etwas rauh; und die Augenringe glänzen wie Silber. Der Ruͤcken hat fuͤnf Reihen von unbeſtimmter Anzahl ſtachelichter Buckeln, als eine, die mitten uͤber den Nuͤcken gehet, und zu jeder Seite befinden ſich noch zwey Reihen. Mitten am Bauche unter dem Na⸗ bel ſind gleichfalls ſolche Hoͤcker. Das Maul iſt lang, platt und gehet ſpitzig zu. Die Naſenloͤcher ſind zu beyden Seiten doppelt. Die Bruſtfloſſen ſind nach vorne zu mit einem ſcharfen Beine ge⸗ wafnet. Die Bauchfloſſen ſtehen kurz am Nabel. Die Schwanzfloſſe iſt geſpalten, und der obere Theil iſt länger als der untere. Obgleich dieſer Fiſch ein Seefiſch, und in den Tiefen des Meeres zu Hauſe iſt, ſo wird er doch | nicht 288 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. nicht ſehr haͤufig auf offenem Meere gefangen, ſon⸗ dern in den Muͤndungen großer Fluͤße, denn er hat die Gewohnheit, ſich in die ſuͤſſen Waſſer zu bege⸗ ben, und in große Fluͤße weit hinauf zu ſchwimmen, wo er ſich denn ſo zahlreich verſammlet, daß an manchen Oertern der Stoͤrfang ſehr betraͤchtlich iſt. Es iſt aber doch ein Unterſchied in der Groͤße. Man findet namlich ſogenannte Lachsſtoͤre, die nur ein bis ein und eine halbe Elle lang werden, dann aher auch ſolche, die zwanzig Schuh lang ſind und uͤber tauſend Pfund wiegen. Die erſte Art iſt ſchmack⸗ haft und fett, die andere aber zaͤhe, faſericht wie Kalbfleiſch und ſchwer zu verdauen. In Morwegen theilet man fie ſogar in vier Gattungen ein, als Lachsſtoͤre, Makreelſtoͤre, Heringſtoͤre unb Schelfiſchſtoͤre, welche Be⸗ nennung ſie von derjenigen Art Fiſche erhalten, die ſie am liebſten freſſen; denn ſie richten als Raub⸗ fiſche unter dieſen Arten große Verwuͤſtungen an, und daß ſie nicht etwa mit wenigen vorlieb neh⸗ men, laͤſſet ſich aus ihrer Groͤße ſchließen, die oft auf ſechs bis zehn Ellen anwaͤchſt. Sie ſind gefaͤhrlich zu fangen, weil ſie durch ihre Laͤnge und Staͤrke grau⸗ ſame Schlaͤge geben, die Stangen zerbrechen, und mit dem Schwanze Maulſchellen austheilen, daß die Fiſcher, welche ſie an der Harpune auf den Strand ziehen, rechts und links umtaumeln. Sobald man ſie aber in der Gewalt hat, werden ihnen Kopf und Schwanz zuſammen gebunden, daß ſie in einen halben Mond gekruͤmmet ſind, wodurch ihre Wider⸗ ſpenſtigkeit bald vergehet, worauf ſie ſodann auf Karren zur Schlachtbank abgefuͤhret werden. Es iſt merkwuͤrdig, daß fie alle, wie dle Gänfe, hintereinander ſchwimmen, und ſich oft mit dem Maule an die Schwaͤnze der andern anhalten, wodurch ſie oͤf⸗ ters 134. Geſchlecht. Stoͤre. 289 ters eine ſehr lange Kette ausmachen, und dann wohl von den Seefahrern leicht für die nordiſche Waſſerſchlange (ſiehe oben pag. 128. und 129.) ‚ Könnten angeſehen werden. | Harpunen und Fiſchhacken, die an Schnuͤ⸗ Vor Zeiten machte man aus dem Stör ein großes Weſen, ja er wurde ſo gar zu Severi Zeit durch gekraͤnzte Diener, mit vorangehender Muſik, bey großen Gaſtmahlen zur Tafel getra⸗ gen; allein jetzt macht man ſich bey der großen Menge anderer niedlichen Fiſche nicht viel dar⸗ aus, ausgenommen, wenn fie ſtuͤckweiſe in Salz gelegt, oder ſonſt marinirt ſind; die kleinen Lachsſtoͤre bleiben indeſſen mit einer Senftbruͤhe ein gutes Eſſen. Bey Gertrudenberg in Holland wurden in vormaligen Zeiten oft in einem Jahre an die neun— tauſend Stoͤre gefangen, und es ernaͤhret ſich dieſer Ort noch mehrentheils davon. Bey Bergen in Morwegen iſt der Fang der Seeſtoͤre noch ſehr betraͤchtlich, wie auch an den preußifchen Kuͤ⸗ ſten, wo ſie eingeſalzen und von dem Landmanne verzehret, auch an entfernte Orte verſchickt wer⸗ den. In Frankreich und Italien ſind ſie zur Faſtenzeit eine beliebte Abwechslung. Linne III. Theil. T F 290 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. 2. Sterlet. Ruthe- nus. Cavear. 2. Der Sterlet. Acipenſer Ru- thenus, Es iſt dieſer Fiſch in der That wenig von dem vorigen unterſchieden, daher er auch von vielen Stoͤr genennet wird. Der Bitter giebt ihm den Namen Ruthenus, weil er eigentlich von Ruf land herſtammt, und daſelbſt heißt er Sterler. Es ſind an demſelben gleichfalls vier Bartfaſern, dahingegen wohl funfzehn Ruͤckenſchuppen vorhan⸗ den, welche laͤnglich eckig, und von beinigter Be⸗ ſchaffenheit ſind. Der Kopf ſiehet einem Hecht ziemlich aͤhnlich. Die Haut iſt gleichfalls mit fünf Reihen Buckeln beſetzt, worauf die Schuppen wie ein Sattel ſitzen. Ihre Größe iſt oft uͤber vier Ellen, und ſie werden im rußiſchen Reiche, im Wolgaſtrohm und am Caſpiſchen Meere haͤu⸗ ſig gefangen. Wir ſahen ſelbſt einige, aus de⸗ ren Koͤrper man ſechzehn Hand hohe Scheiben hackte, deren jede eine der größten Schüßeln bee legte, und alleine hinlaͤnglich war, fuͤr vier und zwanzig Perſonen aufgeſetzt zu werden. Das Fleiſch iſt etwas hart und ſchwer, jedoch von ei⸗ nem guten Geſchmack. | Die Rogen dieſes Fiſches geben den ber kannten Cavear oder das Garum der Roͤmer ab. Sie ſind graßgruͤn und ſchleimig, wie eine koͤrnigte gruͤne Seife anzuſehen, daher fuͤr einem, der ſie zum erſtenmal eſſen ſoll, eckelhaft; geben jedoch hernach eine Delicateſſe ab, welche die Eß⸗ luſt vermehret, und ſtatt der Butter auf Brod zu einer Vorſpeiſe dienet. Dieſe Dellcateſſe aber kann man nur in Rußland, wo die Rogen friſch find, genießen, denn der eingeſalzene und gepreß⸗ | te 134. Geſchlecht. Stoͤre. 291 te Cavear hat bey weiten das angenehme und er⸗ friſchende nicht. | | Man hat in Italien in dem Pofluß eine Moron⸗ Art, welche Attilus oder Adella genennet wird, 1% deßgleichen findet man in dem mittellaͤndiſchen und ſchwarzen Meere Stoͤre, die eine genaue Verwandſchaft mit dem Sterlet haben. Es wird das Ruͤckgrad ſolcher Fiſche eingelegt, und als eine Delikateſſe, unter dem Namen Moronua, verſchickt. Wenigſtens iſt bekannt, daß ſich die Sterlette auch auſſer dem Rußiſchen Reiche ers halten, indem der ſchwediſche Koͤnig Friedrich der Erſte den MWaͤlerſee bey Stockholm da⸗ mit beſetzen laſſen, wo fie geheget werden. 3. Der Hauſen. Acipenſer Hufo, Hufo iſt vielleicht erſt von Haufen gemacht, 3, und die Benennung Saufen mag wohl von der Haufen, Groͤße dieſes Fiſches hergenommen ſeyn. Wie und Hula, warum aber? Damit laſſen wir uns fuͤr diesmal nicht ein, denn der Fiſch iſt ohnedem bekannt ge⸗ nug. Er hat gleichfalls vier Bartfaſern, aber der Ruͤcken iſt mit dreyzehn, und der Schwanz mit drey und vierzig Hoͤckern beſetzt, jedoch ver⸗ ſchwinden dieſe Hoͤcker bey den alten Fiſchen, und ſind nur bey den juͤngern ſichtbar. | Die Donau und der Wolgaſtrom find der rechte Aufenthalt, ob er gleich auch in der Elbe und im Meere ſelbſt gefunden wird. Im Jahre 1732, fieng man in der Donau einen Hauſenfiſch, 0 T 2 welcher Haufen, blaſe. 202 Dritte El. III. Ord. Schwimm. Amph. welcher fuͤnf und eine halbe Elle lang, und faſt drey Ellen dicke war, und im Wolgaſtrom ſind ſie noch groͤßer, und muͤſſen gleichſam fuͤr Flußwallfiſche gehalten werden. Man faͤngt ſie mit Harpunen, die an Ketten befeſtigt ſind, und hernach durch ein Paar Ochſen an das Land gezo⸗ gen werden. Die italienifchen Fiſcher locken fie mit Schalmeyen oder andern muſikaliſchen Inſtru⸗ menten am Ufer des Pofluſſes. Unter allen den Gattungen, die hieher gehoͤren, iſt der rußiſche Melmo der ſchmackhafteſte. Man macht ſowohl daſelbſt, als auch anderwaͤrts, einen Cavear aus dem Rogen dieſes Fiſches, der aber nicht ſo gut als der Sterlet⸗Cavear iſt. | Das vornehmſte Product dieſes Fiſches iſt die ſogenannte Hauſenblaſe, welche ſehr haͤufig aus Rußland in alle Welt verſchickt wird. Man ſchneidet naͤmlich die Haut, die Eingeweide, die Floſſen, den Schwanz, und vorzuͤglich die Luftblaſe, in kleine Stuͤcken, laͤſſet ſie in warmem Waſſer er⸗ weichen oder maceriren, kocht dieſe Maſſe uͤber einem gelinden Feuer, bis alles aufgeloͤſet und in einen Brey verwandelt iſt, ſodann ſtreicht man dieſen Brey auf Ramen ganz duͤnne aus, und laͤſſet ihn faſt trocken werden, daß er wie Per⸗ gament wird, rollet darauf die Blaͤtter zuſammen, und laͤſſet ſolche zum Verſchicken ganz trocken wer⸗ den. Da nun die Ruffen ihn am duͤnnſten, weiß ſeſten, und faſt durchſichtig verfertigen, ſo iſt der⸗ ſelbe vor allen andern beruͤhmt. | | Der Gebrauch diefer Hauſenblaſe als eis nes Leims, iſt durch ganz Europa unbeſchreiblich groß. Ohne aber zu rechnen, wie viel damit uͤberall geleimt und gekittet wird; ſo werden auch die fal⸗ ſchen 134. Geſchlecht. Stoͤre. 293 ſchen Perlen daraus gemacht, man giebt ſeidenen Zeugen einen Glanz damit; und die Weinhaͤndler nehmen ihre Zuflucht fleißig dazu, um unreine Weine klar zu machen, indem ſie etwas davon in Wein aufloͤſen, und ſolches in das Faß ſchuͤtten, da denn die Hauſenblaſe eine duͤnne Haut im Faße macht, endlich durch die getraͤnkte Schwere zu Boden ſinkt, und auf dieſe Art alles Unreine auf einmal niederdruckt. Ja es haben auch die Apothecker denſelben noͤthig, um ein Diachylon magnum oder andere Heftpflaſter, wie auch die Gelatinam Ichthyocollæ davon zubereiten zu koͤnnen, und zuweilen vertritt es ſogar die Stelle des arabiſchen Gummi. 2 3 135, Ge 294 Dritte Cl. ul. Ord aer Amph. ee ee — 0 f 135. Geſchlecht. Hocnfhe Nantes: Baliftes, | Geſchl. Benen⸗ NUNG: Pie Griechiſche Benennung Baliftes beden⸗ tet eigentlich ein Kriegswerkzeug der Alten, um die Mauern damit zu zerbrechen. Vielleicht ber kommen dieſe Fiſche wegen ihrer harten und ſchild⸗ artigen Haut dieſen Namen, noch wahrſcheinlicher aber daher, weil fie Horner haben, denn die Mauer: brecher der Alten waren Stangen mit Widderkoͤpfen, womit man in die dickſten Mauern Löcher ſtieß; wenigſtens nennen wir dieſes Geſchlecht in Ruͤckſicht auf die Hörner Hornfiſche, und kehren uns nicht daran, daß fie vom Aelian, Seemaͤuſe genennet werden. N Geſchl. Dieſe Fiſche haben einen plattgedruckten Kopf: Kennzei⸗ In jedem Kiefer acht Zähne, davon die zwey voͤrde⸗ chen. ken langer find, auf beyden Seiten aber drey innere an eben ſo viel aͤuſſere angedruckt liegen. Oberhalb den Bruſtfloßen befinden ſich die Luftloͤcher, ſo in ei⸗ ner unbedeckten Ritze beſtehen. Der Koͤrper iſt gleichfalls gedruckt, und die Schuppen ſind mit ei⸗ ner harten pergamentartigen Haut verbunden. Der Bauch geht die Laͤnge herab in der Mitte kielfoͤr⸗ mig herunter, Man 135. Geſchlecht. Hornſiſche. 295 Man krift folgende acht Arten an, 1. Das Einhorn. Baliſtes Monoceros. Dieſer bahamiſche Fiſch hat hinter den Au⸗ 1. gen ein langes beinigtes Horn, welches er niederle⸗ Einhorn gen und aufrichten, auch vor- und hinterwaͤrts Mono- beugen kann, daher ihm obige Benennung gegeben eros. worden. f Der Ruͤcken hat, auſſer den fo eben erwaͤhnten im Nacken ſtehenden Beine, (oder einfachen Finne,) eine Floße mit ſechs und vierzig oder ſieben und vier⸗ zig Finnen. Die Vruſtfloße beſteht aus dreyzehn oder vierzehn Finnen. Am Bauche iſt eine kleine Floße vorhanden. Die Afterfloße hat funfzig, und die Schwanzfloße zwoͤlf Finnen, welche letztere gleich⸗ ſam kielfoͤrmig ſind. Man findet dieſe Fiſche ſowohl in den aſtati⸗ ſchen als americaniſchen Meeren, wo fie zuwei⸗ len an die vier Schuh lang werden, und einer Spin⸗ del aͤhnlich ſehen, denn ſie haben einen langen run⸗ den Koͤrper, der ſowohl am Kopfe als Schwanze zugeſpitzt iſt. Die Schwanzfloße iſt nicht geſpalten, aber am Ende gleichſam gezackt, Was das Bein im Nacken betrift, ſo erreicht es, wenn es ſich uͤber den Ruͤcken hin biegt, ohn⸗ gefaͤhr die Ruͤckenfloße, es iſt aber ſehr muͤrbe und zerbrechlich, ſo daß es nicht ſcheint, als ob der Fiſch ſolches gebrauchen koͤnne, um ſich damit gegen ſeine Feinde zu wehren. Die Haut ıft braͤunlich oliven⸗ faͤrbig, mit blaͤulich wurmartigen Flecken gezeichnet, zwiſchen welchen ſchwarze Puncte ſtehen, und ohne T 4 Schup⸗ 2: Sam buͤrſte. Hifpi- dus, 296 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Schuppen. Da man in den Daͤrmen dieſer Fiſche klein zermalmte Steincorallen gefunden, fo ſcheint dieſes feine Nahrung zu ſenn, jedoch hält man ihn für giftig, oder wenigſtens im ſchaͤdlich. g 2. Die Saubuͤrſte. Baliſtes Hifpidus. | | Da der Korper rauh, und nach dem Schwan \ ze zu gleichſam mit Borſten beſetzt ift, fo nennt der Ritter ihn des erſten Umſtands halben n Hifpidus, | und wir des andern Umſtands wegen Saubürſte. Es hat dieſer Fiſch in den Ruͤckenfloßen dreyßig; in den Bruſtfloßen vierzehn; in den Bauchfloßen nur eine; in den Afterfloßen neun und zwanzig Hund in den Schwanzfloßen zwolf Finnen; auſſer⸗ dem aber zwiſchen den Augen. am Kopfe ein etwas niederhangendes Horn oder Finne. Merkwürdig aber iſt es, daß die Floßen uberall zwiſchen ihren Rippen oder Finnen an der Wurzel durchloͤchert find. Die Schnautze geht ziemlich ſpitzig zu, und die einzige Finne, welche die Bauchfloße ausmacht iſt ſehr ſpitzig, und dabey an einer Seite gezaͤhnelt. Auf der Schwanzfloße befindet ſich ein runder ſchwar⸗ zer Flecken, Das Vaterland iſt Carolina. 3 Der 135. Geſchlecht. Hornfiſche. 297 3. Der Zotenfiſch. Baliſtes Tomentoſus, Es iſt die Haut des gegenwärtigen Fiſches ſtatt z. der Schuppen mit kleinen kurzen, nach dem Schwan⸗ Zoten⸗ ze zu gekehrten Stacheln beſetzt, zwiſchen welchen fiſch. ſich kurze biegſame Hervorragungen befinden, die ihn Jo. gleichſam rauh und wolligt machen. Darum iſt er 19 0 Tomentoſus genennt, ſtatt deſſen wir Joren⸗ T. VIII. fiſch ſetzen. Bey den Braſilianern heißt er Pi- fig. 1. Es ſchreibt ihm der Ritter zwey Hoͤrner zu, und da er das Horn allezeit fuͤr die erſte Ruͤcken⸗ floße haͤlt, ſo iſt zu merken, daß es eine ſchmale Floße auf dem Kopfe iſt, die nur eine lange und harte Finne hat, woran bey dieſer Art noch eine zweyte ganz kurze Finne ſteht, die von andern Schriftſtellern uͤberſehen iſt, ſo daß ihn andere Maturforſcher dennoch auch Einhornfiſch nennen. Da wir aber hier Tab. VIII. fig. 1. die Ab: bildung aus dem Seba nach einem drey Zoll lan⸗ gen Exemplar beyfuͤgen, ſo wollen wir auch des naͤmlichen Verfaſſers Beſchreibung hinzuſetzen, um fi von diefer Art Fiſche einen deſto deutlichern Bee grif zu machen. . Der Koͤrper naͤmlich iſt an den Seiten ſehr platt, in der Gegend der Afterfloſſe am breiteſten, und nach dem Maule zu ſchmal. Das Maul ra⸗ get wie eine Schnautze hervor, und iſt mit ziemlich großen Zähnen verſehen, die von den Lippen nicht bedeckt werden. Die Augenringe find goldfaͤrbig, der Augapfel aber ſchwarz. Der Ruͤcken iſt ſcharf. 8 T 7 Ueber 298 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Ueber den Augen raget ein langer ſpitziger Stachel hervor, hinter welchem ſich eine Grube zeigt (ver⸗ muthlich zur Scheide, oder um dieſe Finne darinnen niederzulegen und zu verbergen.) Am Bauche be⸗ finden ſich kurze dicke Dornen. Zwiſchen den Au⸗ gen und Bruſtfloßen find die Luftlöcher wie offene ſchmale Ritzen anzuſehen. Beſagtes Horn oder Sta⸗ chel iſt nach hinten zu gezaͤhnelt. Die zweyte, oder eigentliche Ruͤckenfloße hat neun und zwanzig; die Bruſtfloße zehn; die Afterfloße ſieben und zwan⸗ zig Finnen, und der Schwanz iſt abgerundet. Das Vaterland iſt America. | Wir beſitzen ein Exemplar, das vier Zoll lang und drey Zoll in der Seitenflaͤche breit iſt, von braͤun⸗ licher Farbe, welches uns unter dem Namen Schweinfiſch aus Curacao zugeſchickt wurde, wie ‚fie denn auch von den Portugiefen Peixe Pereo genennet werden. | 1 4. Der Pockenruͤcken. Baliſtes Papilloſus. 5. Der 135. Geſchlecht. Hornſiſche. 299 gr Der Warzenſchwanz. Baliſtes Verrucofus. Die erſte Ruͤckenfloße, oder das ſogenannte >, Horn hat an dieſer Art drey Finnen. Die zweyte, Warzen⸗ oder eigentliche Nückenfloße beſteht aus vier und ſchwanz. zwanzig; die Bruſtfloße aus dreyzehn; die Af⸗ us terfloße aus ein und zwanzig, und die Schwanzflo⸗ ſe aus zwoͤlf Finnen; aber ſtatt der Bauchfloße iſt ein einziger, großer, dicker, warzigter Strahl vor⸗ handen; doch dieſes iſt die Urſache nicht, warum er Verrucoſus heißt, ſondern der Schwanz hat zur Seiten eine dreyfache Reihe Warzen, nebſt dem aber auch vier Reihen kurzer zuruͤckgebogener Stacheln, deren Anzahl ſich etwa auf fuͤnf und zwanzig belau⸗ fen mag, und dieſer letztere Umſtand iſt Urſache, daß er von andern als eine Nebenart der folgenden Art gehalten wird. Uebrigens ſind die indiani⸗ ſchen Meere der Ort ſeines Aufenthalts. 6. Der Stachelſchwanz. Baliftes Aculeatus. Obgleich dieſe Art der vorigen vollkommen gleich 6. ſieht, fo iſt fie doch wirklich von jener unterſchie⸗ Stachel; den, weil ſie zwar an den Seiten vier Reihen zu⸗ Reales ruͤckgebogener, jedoch größerer Stacheln führt, aber tus, keine Warzen hat. Die Anzahl der Finnen iſt in der erſten Ruͤckenfloße acht; in der zweyten vier und zwanzig; in der Bruſtfloße drenzehn; in dee Afterfloße ein und zwanzig in der Schwanzfloße zwoͤlf, und was die Bauchfloße betrift; ſo iſt fie wie an der vorigen Art beſchaffen nur nicht fü De Aber 300 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. aber glatt, da hingegen das ſogenannte Horn vor⸗ waͤrts gezaͤhnelt iſt. Die Farbe betreffend, ſo find dieſe Fiſche gelblich braun, und haben blaß⸗ſchwar⸗ ze Baͤnder, welche uͤber die Seitenflaͤchen von dem Ruͤcken nach dem Bauche zu herunter laufen. Sie kommen aus den indianiſchen Meeren, und haben große ſichtbare Zaͤhne, indem ſelbige nicht mit Lippen — bedeckt find. 7. Das alte Weib. Baliſtes | Vetula. 2 Die alten Weiber muͤſſen in der Naturgeſchich⸗ Das al- te ſehr recht oft herhalten, und allerhand Thiere 50 mit fi) vergleichen laſſen, obgleich immer noch ein T. VIII, großer Unterſchied übrig bleibt. Die Vergleichung fg. 2. iſt inzwiſchen bey gegenwaͤrtiger Art von dem ein⸗ ſchlagenden untern Kiefer hergenommen, ſo daß das Maul gleichſam einen alten Weibermund vorſtellt, darum auch die Engellaͤnder dieſe Fiſche Old Wi- fe, und die Holländer Oud Wyf nennen, wel ches der Ritter mit der Benennung Vetula ge nehmigt hat, wiewohl fie auch Papageyenſchnaͤs⸗ bel, oder auch Droſſel, Sollaͤndiſch Lyſter ge nennt werden. Bey den Braſilianern heiſſen fie ' Guaperua. | Das Horn oder die erſte Ruͤckenfloße hat gleichfalls drey Finnen, davon die erſte lang, die zwey andern jede wieder kleiner ſind. Die zweyte Ruͤckenfloße hat dreyßig; die Bruſtfloße vierzehn bis ſechzehn (denn es giebt Abweichungen) die Bauchfloße, welche in dieſer Art allezeit laͤnglich, und gleichſam kielfoͤrmig iſt, hat zwoͤlf bis ſiebzehn und N die 135. Geſchlecht. Hornfiſche. 301 die Schwanzfloße zwoͤlf Finnen. Wobey noch zu merken, daß die mittlern Schwanzfinnen ſehr kurz, die aͤuſſern aber ſehr lang find, fo daß die ganze Schwanzfloße einen halben Mond vorſtellt. Die Augen ſind ſtrahlich mit einem großen Ringe. Ueber die Backen laufen roͤthliche oder blaue Baͤnder. Die Haut iſt grau mit ſchiefen Vierecken geſchuppt. Es giebt derſelben einige, die ein bis zwey Schuh groß ſind; und die Verſchiedenheiten, welche zu dieſer Art gehoͤren, werden bey der Inſel Aſcenſion; in Carolina; in Suͤdamerica; und ſonſt hin und wieder in dem großen Weltmeere gefunden. Siehe Tab. VIII. fig. 2. Au: 3. Der Naſenruͤmpfer. Baliſtes | Ringens. Die Benennung iſt von dem Zuruͤckziehen der 8. obern Lefze und der Naſe hergenommen, wodurch die Naſen⸗ Zaͤhne des obern Kiefers ſehr weit blos ſtehen, wel⸗ Nane ches an dieſem Fiſch mehr als an allen andern gens. ſtatt hat, daher er auch von den Sollaͤndern lab IX Grynzert genennt wird. In der erſten Ruͤcken⸗ fig. 1. floße, die das Horn vorſtellt, ſind drey Finnen; in der zweyten neun und zwanzig bis vier und dreyßig; In den Bruſtfloßen zehn bis ſechzehn; in der Af terfloße fuͤnf und zwanzig bis ein und dreyßig; in der Schwanzfloße zehn bis dreyzehn Finnen, nach Beſchaffenheit einer jeden Verſchiedenheit. VBauch⸗ floßen find nicht vorhanden, wiewohl Herr Gronov ein Exemplar mit einer einſtrahlichen Bauchfloße angiebt. | Tab. IX. fig. 1. iſt ein hierzu gehoͤriger Fiſch zu ſehen. Die Zaͤhne ſtehen bloß, die Haut an den RE LE 0 | Sc, 302 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Seiten des Kopfs iſt einigermaßen gefalten, und über dem Koͤrper braͤunlich. Die ' Laͤnge deſſelben iſt etwas über ſechs Zoll. Die erſte Ruͤckenfloße iſt aber nur einſtrahlich, und dieſer Strahl iſt dicke, fuͤnfvier⸗ tel Zoll lang, hinter ſich gebogen, und ungezaͤhnelt. Die zweyte Ruͤckenfloße hat an dieſem Exemplar fuͤnf und dreyßig; die Bruſtfloßen jede vierzehn; die Afterfloße dreyßig, und die Schwanzfloße zwoͤlf Fin⸗ nen, wobey noch zu merken, daß die Finnen der Schwanzfloße breit und zackigt ſind, ſo daß der Schwanz einigermaſſen wie ein ausgeſchlagener Faͤ⸗ cher ausſieht. Unten am Bauche befindet ſich unter der Haut ein dickes langes Bein, welches wohl drey Zoll lang iſt, und vom Maule bis nahe am Nabel auslaͤuft. Uebrigens iſt aus der Abbildung auch zu ſehen, wie platt der Koͤrper an den Seiten iſt, wel⸗ che Eigenſchaft alle Fiſche dieſes Geſchlechts ha⸗ ben. Das Vaterland iſt die Gegend um die Inſel Aſcenſion. | n ele 136. Ge⸗ e 30 Ge —r . . BB 136. Geſchlecht. Beinfiſche. Nantes: Oftracion. — ftracion iſt der Geſchlechtsnamne, welchen Geſchl. Artedi gewiſſen Fiſchen von ganz be⸗Benen⸗ ſonderer Bauart gab, die, ob fie gleich ſehr ver; nung. ſchieden, und bald glatt, bald ſtachelicht ſind, dennoch darinnen mit einander uͤberein kommen, daß ihre Haut ſehr hart, lederartig, und faſt bei⸗ nigt iſt, derowegen dieſer Geſchlechtsname fo viel bedeuten ſoll, als Fiſche mit einer beinigten oder ſtachelichten Haut. Allein, da auf dieſe Weiſe verſchiedene Fiſche in eine Claſſe geworfen werden, welche doch gar ſehr von einander abs weichen, fo hat der Kitter fie in drey Geſchlech⸗ ter eingetheilet: namlich erſtlich in ſolche, deren Haut hart und glatt iſt, denen er dieſen allgemei⸗ nen Namen Oftracion mittheilet; dann in fols che, die nur von unten Stacheln haben, welche das folgende Geſchlecht ausmachen; und endlich in ſolche, die um den ganzen Koͤrper herum ſta⸗ chelicht ſind, welche wir auch gleich nach dem fol⸗ genden Geſchlechte zu betrachten finden werden. So viel iſt richtig, daß dieſe Fiſche eine leder⸗ artige Haut haben, die, wenn ſie getrocknet iſt, panzerartig, oder gleichſam beinhart wird, und darum nennen wir ſie Beinfiſche, wie ſie denn auch bey den Sollaͤndern Beenvisſchen heißen. & 22 - 304 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Geſchl. Es ſind alſo die Kennzeichen dieſes Geſchlechts Lennzei⸗ folgende: der Körper iſt panzerartig, mit einer chen. gleichſam knochichten Haut bedeckt. Im Maule befinden ſich in jedem Kiefer zehn runde, etwas ſtumpfe hervorragende Zaͤhne. Die Luftloͤcher bes ſtehen in einzelnen unbedeckten Ritzen, und am Bauche find keine Floſſen vorhanden. Nun zaͤh⸗ let der Ritter zwar neun Arten ſolcher Fiſche, zweifelt aber, ob er nicht die Zahl der Arten ohne Noth vermehret habe, weil eben einige derſelben noch nicht hinlaͤnglich ſind unterſuchet worden. Wir wollen ſie indeſſen alle beſchreiben. 1. Das Biegeleiſen. Oſtracion Triqueter. 15 Dieſer Fiſch iſt gaͤnzlich dreyeckigt, darum Biegel⸗ heißt er Triqueter. Nun giebt es aber in ol⸗ eiſen. land gewiſſe Biegeleiſen, womit man die Waͤſche ueter, biegelt, welche innwendig hohl find, und mit Torf. qustere fohlen angefuͤllet werden, und weil der Körper dieſes Fiſches, des platten Bauchs und des ſpitzi⸗ gen Mauls halben, das mit dem Bauche faſt in einer Flaͤche ſtehet, viele Aehnlichkeit mit ſolchem Biegeleiſen hat, ſo wird derſelbige, nebſt den zwey folgenden Arten, von den Zollaͤndern Stry- kyzer - Vifch, das iſt Biegeleiſen genennet. Wir geben aber der ietzigen Art dieſen Namen nur allein, weil ſie unten her am Rande des Bauchs keine Stacheln hat, denn ſelbige ſchicken ſich zum Begriff des Biegeleiſens nicht. Der Körper dieſes Fiſches iſt dreyſeitig, naͤmlich der platte Bauch und die zwey Fi \ | chen, 136. Geſchlecht. Beinfiſche. 305 chen, welche oben in einen ſcharfen Winkel zuſam⸗ men ſtoßen, und den ſchneidenden Ruͤcken bilden, ſo wie auch der Bauch mit den Seitenflaͤchen zwey ſcharfe Winkel macht, denn der in die Quere durch⸗ geſchnittene Fiſch wuͤrde faſt ein vollkommenes Drey⸗ eck mit drey gleichen Seiten vorſtellen. Das Maul dieſes Fiſches ſtehet mit dem Bauche faſt in gerader Linie, denn der Ruͤcken ſenkt ſich mit dem Nacken herunter nach der Schnauze zu. Die Schnauze ſtehet ſpitzig voraus, und von ſelbiger erweitert ſich der Koͤrper ſogleich, ſo wie ein Biegeleiſen ſich gleich hinter der Spitze erweitert, verengert ſich aber wieder allmaͤhlig nach dem Schwanze zu, der ſich nur wenig uͤber der Grundlinie erhebt, in⸗ dem der Ruͤcken ſich hinten gleichfalls herunter ſenkt. Der Rand des Bauchs iſt ringsherum glatt, und hat keine Stacheln, wie die folgenden Arten. Die Haut iſt ſchwaͤrzlich blau mit unzähligen Waͤrz⸗ chen, wie Chagrin, beſetzt, hart und gleichſam beinigt, jedoch ſiehet man Spuren von ſchiefen quer durchſchnittenen Vierecken, oder zuſammen geſtoſſenen ſchiefen Dreyecken, welche gleichſam die Schilde ſind, aus denen die Panzerhaut zuſam⸗ men geſetzt zu ſeyn ſcheint. Die Ruͤcken⸗Af⸗ ter > und Schwanzfloſſen haben jede zehn Fin nen, aber die Bruſtfloſſen beſtehen aus zwoͤlf Strahlen. | | Man bringt diefe Fiſche aus den Indien, und man ſiehet in den Cabinetten ſolche, welche von vier Sol bis ein und einen halben Schuh groß ſind; deßgleichen roͤthliche, deren Waͤrzchen weiß ſind, und die in dem Meere zwiſchen Africa und America vorkommen. 0 . | 2. Der Linne III. Theil. e u Orey⸗ eck b Trigo- nus. 306 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. 2. Das Dreyeck. Oſtracion Trigonus. Obgleich die vorhergehende und folgende Art eben ſowohl den Namen Trigon und Dreyeck verdient, als die jetzige, ſo wollen wir doch dieſe Art allein ſo nennen, weil ſie nicht nur von den Engellaͤndern Triangular - Fish, ſondern auch von etlichen Schriftſtellern Piſcis Triangularis genennet wird. Sie unterſcheidet ſich aber von der vorigen Art darinnen, daß am Rande des Bauchs, wo der Schwanz angehet, zwey ſtarke Stacheln nach hinten zu hervorragen. Die Schilde der Haut ſind ſechseckigt, und nehmen ſich gut her⸗ aus, da der Rand derſelben uͤber die innere Flaͤ⸗ che etwas hervorragt. Die Ruͤckenfloſſe hat vier⸗ zehn, die Bruſtfloſſen zehn, die Afterfloſſe neun, und die Schwanzfloſſe ſieben Finnen. Die uͤbrige Bauart ſtimmt mit den vorigen uͤberein, denn es find keine Bauchfloſſen vorhanden; weil aber die Schnauze etwas beſſer hervorſticht, ſo wird ſie von den Franzoſen Cochon de Mer, oder See⸗ ſchwein genennet. Artedi hat im untern Kie⸗ fer acht, und im obern zwoͤlf Zaͤhne gezaͤhlet. Die indianiſchen Meere ſind der Ort ihres Aufenthalts. Sie leben von Corallen, wozu ſie ihre Zaͤhne brauchen koͤnnen, übrigens aber iſt ihre Mundſpalte ſehr klein, und zum Verſchlucken ans derer Fiſche untauglich. e Me 3. Der | 3. Der Pflockſchwanz. Oftracion Bicaudalis. Es wird dieſe Art zwar vom Herrn Gronov für eine Verſchiedenheit der vorigen gehalten, je, 6 doch findet der Riccer den Unterſcheid der Ruͤcken⸗ ſtrahlen zu groß, um fie dahin zu rechnen, ande⸗ rer Abweichungen jetzt nicht zu gedenken. Der Name Bicaudalis iſt von den zweyen, am Ende des Bauchs, unter dem Schwanze hervorſtechenden langen Stacheln hergenommen, und um deßwillen haben wir auch den Namen Pflockſchwanz ger waͤhlet, welcher mit der hollaͤndiſchen Benen⸗ nung Prikſtaart vollkommen uͤbereinkommt. Die Ruͤcke floſſe hat zehn, die Bruftfloffe zwoͤlf, die Afterfloſſe zehn, und die Schwanzfloſſe auch zehn Finnen, doch in dem Tab. VIII. fig. 3. abgebildeten Exemplar hat die Afterfloſſe nur acht Finnen. Der Ruͤcken iſt ſcharf und erhnben; die Augen ſtehen nicht ſo hoch, als in der vorigen Art, und obgleich die Schilde der Haut auch ſechs⸗ eckigt ſind, ſo haben doch die Felder eine Menge kleiner Erhoͤhungen; und der ganze Koͤrper iſt nebſt 136. Geſchlecht. Beinfiſche. 307 dem Schwanze gefleckt, die Grundfarbe aber iſt gelblicht braun. Ein Exemplar des Artedi hat⸗ te nur eilf Finnen in den Bruſtfloſſen, woraus denn abermals erhellet, daß man hier auf eine Finne mehr oder weniger nicht zu ſehen habe. Die Laͤnge dieſer Fiſche läuft etwas über einen Schuh hinaus, und ihr Aufenthalt iſt in den india⸗ niſchen Meeren. | 12 4. Das 308 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. 4. Das Dreyhorn. Oſtracion Tricornis. Dre rey Dieſer dreyeckigte Fiſch hat eine breite Sti, | horn. woran zwey Stacheln find, welche wie Hörner hervor» Tricor- ſtechen. Ein ähnlicher langer Stachel aber tritt nis. aus der Haut des Schwanzes gerade in die ‚Höher und dieſes find denn gleichſam die drey Hörner, woher obige Namen entſtanden ſind. Die Anzahl der Finnen in den Floſſen wird nicht beſtimmt. Wollte man aber dieſe Art zu einer der vorigen ſchlagen, fo müßte fie unter die Biegeleiſen ⸗Fi⸗ ſche kommen, obwohl die Sollaͤnder ſolche Koekkoekviſchen, das iſt Guckguckfiſche nennen. Die Art, welche der Ritter aus dem Seba hieher rechnet, ſcheinet mehr zur folgenden zu gehören. Die indianifchen Meere find der Ort des Aufenthalts. 5. Der Steguckguck Oltacion Quadricornis. nis. Seeguckguck heißen. Me Die Stirn iſt vorne breit und mit zwey Sta, 8. 4 cheln beſetzt, zwey ahnliche Stacheln aber ſitzen auch unten am Ende des Bauchs unter dem Schwanze, und dieſes giebt zur Linneiſchen Benennung An⸗ laß. Vorne her ſcheint der Fiſch N zu eyn/ ö Die Holländer ſagen, daß fie diefe Fiſche Ser der Hoͤrner wegen Kockock nennen, und bey dieſer Erklaͤrung bleibt man eben ſo klug, als man ua. vorher war. Weil aber der Name allgemein iſt, dricor- ſo wollen wir ihn doch hehalen, und dieſen Fiſch 136. Geſchlecht. Beinfiſche. 309 ſeyn, doch hinten iſt er dreyeckigt. Die Ruͤcken⸗ floſſe hat zehn, die Bruſtfloſſe eilf, die After⸗ floſſe zehn, und die Schwanzfloſſe gleichfalls zehn Finnen. Das Exemplar aber, das hier Tab. VIII. fig. 4. abgebildet iſt, hat in der Ruͤcken⸗ floſſe eilf, und in der Schwanzfloſſe neun Finnen. Die Engellaͤnder nennen dieſen Fiſch ſogar Hor- ned Coney Fish, oder das gehoͤrnte Caninn⸗ chen. Das Vaterland iſt Indien, und beſon⸗ ders die Kuͤſte von Guineg. 6, Das Seekaͤtzchen. Oſtracion Cornutus. | Der Linneiſche Name ſcheint dem india» niſchen Namen Ikang Setang, das iſt Horn⸗ fiſch, nachzuahmen, wiewohl er in Indien auch Ca- catocha Capitano genennet wird. Die Sol⸗ länder inzwiſchen haben ihn Zeekatje genennet, welches wir durch Seekaͤtzchen ausdrücken, Es hat dieſer Fiſch ebenfalls ſolche vier Hoͤr⸗ ner als der vorige; da aber jener einen hohen ſpi⸗ tzigen Ruͤcken hat, welcher ihn hinten dreyeckigt macht, ſo iſt dieſer vielmehr viereckigt, weil der Ruͤcken platt iſt, und ſolche Fiſche wurden auch wohl Cofferfiſche genennet, weil die ausgetrock⸗ nete Haut ein viereckigtes Cofferchen vorſtellet, In Anſehung der Finnen zeigen ſich Verſchiedenhei⸗ ten. Es hat naͤmlich die Ruͤckenfloſſe neun bis eilf, die Bruſtfloſſe neun bis zehn, die Afterfloffe neun, und die Schwanzfloſſe fuͤnf bis zehn Finnen. Wie es aber mit der Zaͤhlung dieſer Finnen bey den verſchiedenen Se ausſiehet, willen | | 3 6 wir 6. Ge kaͤtzchen. Cornu- tus. 310 Deitte Cl. l Ord. Schwimm Amph. wir nicht; denn es iſt uns bekannt, daß der ſcharf⸗ ſichtige LEinneus auch die kleinſten Finnen zaͤhlet, die von andern wohl uͤberhuͤpft werden. Der Aufenthalt dieſer Fiſche iſt in den Tiefen des in⸗ dianiſchen Meeres. Wozu ſie aber ihre harte Haut und Hörner noͤthig haben, iſt noch nicht recht deutlich, eben ſo wenig, als warum andere keine Hoͤrner haben. 1 | | 7. Der Cofferfich. "Ofracidn Tuberculatus. | | Coffer⸗ Da dieſer Fiſch gar keine Hörner hat, uͤbri⸗ i gens aber viereckigt iſt, ſo ſchickt ſich der Name Tuber- Cofferfiſch beſſer zur dieſer, als der vorigen Art. eulatus. Der Ritter aber nennet ihn Tuberculatus, weil der Ruͤcken vier große Hocker hat. Die Alten nannten ihn Holoſteon, welches ſo viel bedeuten 1 loticus ſeyn. 8. Der Schachtelfiſch. Oſttacion | Gibboſus. 5 0 Er iſt gleichfalls viereckigt und ohne Stachel, Schach hat aber einen Hoͤcker auf dem Ruͤcken, welches Eihbo. den Herrn Gronov bewog, ihn für eine Verſchie⸗ ſus. denheit des Biegeleiſen⸗Fiſches No. 1. zu halten; weil aber die Holländer ihn Doosvifch nennen, ſo haben wir Schachtelfiſch daraus gemacht. Das Vaterland iſt Indien. 0 0 5 9. Die 139. Geſchlecht. Beinſiſche. 311 9, Die Todtentruhe. Oftracion | Cubitus, Cubitus fol hier vermuthlich Cubicus ſeyn, _ % weil dieſer Fiſch unter allen am beſten viereckigt et iſt. In Weſtindien werden fie von den Hol⸗ Cubi- laͤndern Doodkiſt, das iſt Todtenſarg genen⸗ tus. net, wofuͤr wir den Provincialnamen Todten⸗ truhe gebrauchen, weil wir ihn in unſern Gegen⸗ den von den Liebhabern alſo haben nennen hoͤren. Er hat keine Stacheln oder Hoͤrner. Die Schilde find gleichſam geſtirnt und ſechseckigt, fal⸗ len auf einem erdfaͤrbigen Grunde ins weißlichte, und ſind zuweilen mit hirſenartigen Koͤrnern gleichſam beſprengt; auch iſt der Schwanz etwas gefleckt. Nach Beſchaffenheit der Verſchiedenheiten haben die Ruͤckenfloſſen neun bis zehn, die Bruſtfloſſe acht bis zehn, die Afterfloſſen auch acht bis zehn, und die Schwanzfloſſen zehn Strahlen oder Finnen. Sie ſind gleichfalls in den indianiſchen Meeren zu Hauſe. : Bu 137. Ge⸗ 312 Dritte Cl. Hl. ar. Schwimm Amph. 137 Ge Stute, | Nantes; Tettodan,. 119 u BoD en De TESTER TEN TRETEN CH De Geſchl. DI Per Name et oder a 20 le heißt Denen: E fü viel, als vierzaͤhnig, und iſt dieſem Ge⸗ nung. felechte gegeben, weil die meiſten Fiſche in feld gem vier Zaͤhne haben; doch die Holländer nen nen ſolche Stekelbuiken, da die meiſten am Bauche Stacheln haben, welcher Umſtand denn auch unſere Benennung rechtfertigen mag. Weil ſie ſich aber ſehr ſtark aufblaſen und faſt rund machen können, ſo haͤben fie auch von den hollaͤndi⸗ ſchen Klebhabern den Namen Opblaazer, oder Blaſer, bekommen, welches franzoͤſiſch Bour⸗ ſouflu gegeben wird, ö Geſchl Die Kiefer ſind in dieſem Geſchlechte knochicht, Kennzei⸗ hervorragend, und an der Spitze getheilt. Das chen. Luftloch beſtehet in einer einfachen Ritze an den Seiten. Der Bauch iſt nur allein ſtachelicht, da das vorige Geſchlecht an der ganzen Haut glatt, und das folgende ringsherum ſtachelicht iſt, wel⸗ ches denn dieſes Geſchlecht am beiten von dem vos rigen und folgenden unterſcheidet. Es find aber bey dem jetzigen Geſchlechte fo wenig als bey dem vorigen einige Bauchfloſſen vorhanden. Wir finden davon folgende ſieben Arten zu befchreiben, 1. Der 97% Geſchlecht. Stachelbaͤuche. 313 J. Der Schildkroͤtenfiſch. Tetrodon 10 Teſtudineus, Die Geſtalt dieſes Fiſches, fo der Geſtalt der 1. Schildkroͤten einigermaffen gleicht, iſt an der obi⸗ Schild: gen Benennung Urſache. Es laͤuft naͤmlich der kröten⸗ Kopf jahe herunter, und recket ſich laͤnglich aus; Peſtu. der Ruͤcken iſt mit krummen weiſſen Naͤthen bezeich⸗ dineus, net, und der Bauch iſt platt. In jedem Kiefer ſind zwey breite Zaͤhne, die aufeinander ſchlagen, wie etwa das ratzenartige Gebiß. Nun ſollte es zwar ſcheinen, als ob dieſer Fiſch am Bauche keine Sta ⸗ cheln ‚hätte, weil man aͤuſſerlich keine wahrnimmt; allein die Haut iſt an ſelbigem fein durchloͤchert, und in dieſen Söchern verbergen fi) die Stacheln. Die Naſenloͤcher ragen hervor, der Hals iſt dick, die Luft⸗ ritzen ſtehen vor den Bruſtfloßen. Der Ruͤcken iſt erhaben rund, und nach hinten zu etwas rauh, ſonſt aber mit einigen Strichen, gleichſam wie ein Netz uͤberwebt. An den Seiten iſt der Körper braun ge: ſprenkelt. Der Nabel befindet ſich nach dem Schwanze zu vor der Afterfloße. Die Ruͤckenfloſ⸗ ſe hat ſechs, die Bruſtfloße vierzehn, die Afterfloße ſechs, und die Schwanzfloße neun Finnen. Der Schwanz iſt nicht getheilt, Das Vaterland iff, Indien. | 2. Der Haſenkopf, Tetrodon Lagocephalus. 2. 0 | | Hafen: Es wurde dieſer Fiſch ſonſt Orbis oder Ku⸗ fopf. gelfiſch genennt, welcher Name aber für andere Lo. Arten beſtimmt iſt; ſonſt heiſſen fie auch Blaſer; lun allein der Ritter vergleicht ihre Schnautze mit einem T. VII. 9 5 Ha⸗ ſig. p. 314 Dritte Cl. Ill. Ord. Schwimm. Amyh. Haſenkopfe, und nennet darum dieſe Art Lagoce- phalus; Indianiſch, Ikan kaskaſſe; Hollaͤn⸗ diſch, Opblaazer. Der Bauch iſt mit Stacheln beſetzt, der Ruͤcken aber glatt, und die Schultern ſtechen hervor. Siehe Tab. VIII. fig, 5. Man zahle in den Ruͤckenfloßen neun bis zehn, in den Bruſtfloßen funfzehn bis achtzehn, in den Afterfloß fen acht bis dreyjehn, und in den Schwanzfloßen | 1 0 bis zwoͤlf Finnen. Das Vaterland iſt In⸗ dien. Cap Tab. IX. fig. 2. wird ein capſcher Blaſer 8 vorgeſtellt, deſſen Original ſieben Zoll lang, und in Tab. Ix der Mitte zwey Zoll breit iſt, derſelbe hatte nur fig, 2. vierzehn Bruſtfinnen, und ſechs Schwanzfinnen, die Farbe iſt ſchwaͤrzlich mit weiſſen Flecken, am Bau⸗ che ſchmutzig weiß, mit kleinen Stacheln beſetzt, die man erſt gewahr wird, wenn man mit dem Finger vom Schwanze nach dem Kopfe zu ſtreicht. Aehn⸗ liche Blaſerfiſche kommen auch aus Weſtindien, doch wir fanden eine groſſe Verſchiedenheit in der verhaͤltnißmaͤſtgen Größe der Blaſe gegen den Koͤr⸗ per. Wir bekamen naͤmlich aus Curacao lange Fiſche, mit einer kurzen runden Blaſe, und auch kurze, deren Blaſe faſt den ganzen Koͤrper ausmach⸗ Ke. Es iſt aber dieſe Blaſe nichts anders, als die abgeſonderte und erweiterte Haut des Bauchs, wel⸗ che vom Kiefer an bis zum After, ſo dann auch in den Seiten, bis faſt oben an den Ruͤcken von dem innern Koͤrper abgeſondert iſt, und viele Luft in die⸗ ſen Zwiſchenraum faſſen kann, da ſich denn dieſer Sack wie eine runde Kugel, die von innen ſtachlich iſt, auftreiben, und in plattgedruckten Exempla⸗ rien mit leichter Muͤhe in ſeiner natuͤrlichen Geſtalt herſtellen laͤßt, vorzuͤglich wenn man die Haut vor⸗ her ein wenig naß macht. u 3 Der 137. Geſchlecht. Stachelbauche. 315 3. Der geſtreifte Stachelbauch. Tetrodon Lineatus, Di.ieſer Fiſch wurde vom Herrn Haffelquifi im 3. Nilſtrome gefunden, und fein Exemplar war eine „ Ge⸗ Spanne lang, jedoch ſoll dieſe Art, wie ihm die lt Einwohner verſicherten, zu einer betraͤchtlichen Gröſ⸗ bauch. fe anwachſen. Die Araber nennen denſelben Jaha- Linea- ka, und die Geſtalt iſt folgende: ie mak tus. Der Kopf iſt groß, etwas platt, und ſowohl wie der Koͤrper mit Dornen beſetzt; die Schnautze kurz, dick, ſtumpf und glatt, das Maul aber klein, mit dicken Lippen und vier ſtarken Zaͤhnen verſehen. Die Luftloͤcher ſind weit, daß man mit einem Finger hinein kann; der Koͤrper rund mit den Seiten aus⸗ gedehnt und fleiſchich; der Bauch beſteht in einem großen weiten Sack von haͤutiger Beſchaffenheit; die Muͤckenfloße hat zwoͤlf, in einer andern Art aber eilf, die Bruſtfloße ein und zwanzig, in einer andern Art nur achtzehn, die Afterfloße neun, und die Schwanz⸗ floße eilf Finnen. Die Farbe iſt ſchwaͤrzlich braun, und an den Seiten mit weißlichen Strichen, wel⸗ che die Länge hinunter laufen, geziert. Alle Floſ⸗ fen find weißlich, den Schwanz ausgenommen. Die Egyptier halten ihn vor giftig, wenigſtens erregen die Stacheln eine Entzuͤndung, wenn man die⸗ ſen Fiſch in die Hand nimmt, als ob man Bren⸗ neſſeln angefaßt haͤtte. Den Wahrnehmungen des Herrn Saſſelquiſt zus Anato⸗ folge ſitzt die Zunge mit erhabenen Ecken an der Wurzel, miſche wo fie, wie bey den Vögeln, gleichſam ausge, Anmer⸗ ſchweift iſt. Der Gaumen iſt glatt, die Leber ſehr kung. groß, von unfoͤrmlicher Geſtalt, und mit zwey klei⸗ 1200 nen 316 Dritte EL II. Ord. Schwimm. Amph. nen Lappen, die unter einem groͤßern hangen, ver⸗ ſehen, und gefaͤrbt wie irdenes Geſchirr. Die Gal⸗ lenblaſe iſt eyerfoͤrmig, und ſo groß, wie eine klei⸗ ne Olive. Das Bauchfell iſt haͤutig und ſtark; das Herz klein, beinfoͤrmig, und mit einem einzigen Ohr, das größer iſt, als das Herz ſelber, verſe⸗ hen. Bey dem Nabel befinden ſich zu beyden Sei⸗ ten die Nieren, und haben eine laͤnglich eyrunde Geſtalt. Die Harnblaſe liegt zur Seiten der lin⸗ ken Niere, iſt eyrund und ziemlich groß. Der aufgeblaſene Magen iſt haͤutig, nach einer Seite hingebogen und groß Die Mil; iſt klein, eyerfoͤr⸗ mig, zuſammengedruckt und etwas platt; der Darm mittelmaͤßig lang, uͤberall faſt gleich weit, und dreymal gewunden. Was aber den Eyerſtock, oder auch die Luftblaſe 0 . wurden ane nicht gefunden. 4. Der gelte en | A Hekllstuse Dieſer Fiſch Mi ein egen Blaſer, da⸗ Gehe, rinn aber von andern unterſchieden „daß er an ter Sta den Schultern oder Seiten runde Flecken, wie Hauch. Augen hat. Nach dem Linne ſoll ſich derſelbe Ocella- in den ſuͤſſen Waſſern Aſtens und Egyptens tus. aufhalten und giftig ſeyn; doch wir haben die naͤmliche Art, deßgleichen auch eine andere, die über und uͤber gefleckt iſt, aus Curacao erhal⸗ ten. Sie find, wenn ſie aufgeblaſen ſind, fa kugelrund, und haben in den Ruͤckenfloßen zwoͤlf bis funfzehn, in den Bruſtfloßen achtzehn bis wan zig, in den Afterfloßen eilf bis zwölf, und in den | Schwanzfloßen ſieben bis acht Finnen. Die 925 n 137. Geſchlecht. Stachelbaͤuche. 317 cheln ſind klein und kurz, aber am Boden breit. Wir haben zwar niemal groͤßere, als von vier bis fünf Zoll bekommen / doch ſollen fie über einen Schuh groß wachſen. N | 8. Der Windbeutel. Tetrodon 1 | Laevigatus. 0 Dieieſer iſt nur von vorneher am Bauche ſtach⸗ F. lich, und wird darum Laevigatus genennt. Er 0 9 . in der Ruͤckenfloße dreyzehn, in der Bruſtfloſ⸗ ae. e achtzehn, in der Afterfloße zwoͤlf, und in der gatus, Schwanzfloße eilf Finnen. Der Koͤrper iſt groß und ſtark aufgetrieben, daher wir ihm den Namen Windbeutel geben, ohnerachtet es in der Natur⸗ geſchichte daran nicht mangelt. Der Ruͤcken iſt blaͤulich, an jeder Seite befinden ſich zwey Linien. Der Bauch iſt weiß, aber nur bis zu Ende der e ſtachlich. Das Vaterland iſt Ca⸗ sound. 6. Die 6. Seefla⸗ ſch e. Hiſpi. dus. 318 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. 6. Die Seeflaſche. Tetrodon Hiſpidus. Dieſer Fiſch iſt ganz rauh, und allenthalben mit borſtenartigen Waͤrzgen beſetzt, daher ihn der Ritter Hifpidus nennt. Bey uns fuͤhrt er ges woͤhnlich den Namen Seeflaſche, wegen ſeiner laͤnglich aufgetriebenen Geſtalt. In der Ruͤcken⸗ floße ſind neun, in der Bruſtfloße ſiebenzehn, in der Afterfloße zehn, und in der Schwanzfloße gleichfalls zehn Finnen vorhanden. Die Zaͤhne ſind mit dicken Lippen bedeckt. Der Aufenthalt iſt in den indianiſchen Meeren. 1 . | 7. Der Muͤhlenſteinfiſch. Tetrodon Mola. Wir kommen endlich an eine Art, die we⸗ gen ihrer ſehr großen Abweichung wohl verdient haͤtte, ein beſonderes Geſchlecht auszumachen, zu⸗ mal man Verſchiedenheiten bemerkt, die als Arten 1. eines ſolchen neuen Geſchlechts haͤtten koͤnnen ange⸗ 7. ſehen werden. Es iſt naͤmlich der wegen feiner runden und zugleich platten Geſtalt ſogenannte Muͤhlenſteinfiſch. Der lateiniſche Name ſoll zwar hier auf die Unfoͤrmlichkeit dieſes Fiſches zie⸗ len, doch wird er bey den Sollaͤndern auch Mo- lenſteenviſch genannt, und eben dieſe platte ſcheibenfoͤrmige Geſtalt hat noch zu mehrern Be⸗ nennungen Anlaß gegeben; denn er heißt bey den Italiaͤnern, Peſce Tamburo, das iſt, Troms melfiſch; bey den Engellaͤndern, Sunfifch, ö das 137. Geſchlecht. Stachelbaͤuche. 319 das iſt, Sonnenfiſch, oder auch Molebute; bey den Franzoſen, Lune, das iſt, Wondfiſch; und bey einigen andern auch Spiegelfiſch. Es iſt ein platt gedruckter, faſt runder und ſcheibenfoͤrmiger Koͤrper, an dem der Schwanz abge⸗ ſtutzt zu ſeyn ſcheint, oder der vielmehr das Anſehen hat, als ob es nur ein abgehauener Kopf eines groſ⸗ ſen Fiſches waͤre, deſſen kurze Ruͤcken⸗ und After⸗ floßen zugleich mit der Schwanzfloße in eins verbun⸗ den ſind. Der Bitter giebt zwar nur das mittellaͤndi⸗ ſche Meer als den Ort des Aufenthalts an, jedoch findet man fie auch in der Wordſee an der engli⸗ ſchen und fran zoͤſiſchen Kuͤſte, desgleichen am Vorgebuͤrge der guten Hofnung, und an der africaniſchen Kuͤſte, und dann endlich auch im caſpiſchen Meere. Die Groͤße iſt verſchieden. Im Londner Cabinette befindet ſich einer, der zwey Schuh lang iſt, und im Jahr 1674. ſchenkte der Großherzog von Toſcana einen an Redi, wel⸗ cher über einen Centner wog, und von dieſem Ja turforſcher alſo beſchrieben wird: | Die Haut war ungleich und rauh, wie Cha grin. Es waren nur vier Floßen mit aͤhnlicher Haut überzogen vorhanden. Die zwey kleinsten derſelben ſaſſen an den Luftloͤchern, eine von den großen bes fande ſich mitten auf dem Ruͤcken, und die andere ſaß unten am Bauche hey dem Nabel; an dem hintern abge⸗ ſtutzten Theile des Koͤrpers, der die ganze Breite des Bauchs harte, war weder Schwanz noch Floße vor⸗ handen inter den Luftlͤchern beyderſeits waren vier große Oefnungen, und eine kleinere, die aber ver⸗ borgen ſaß. Das Maul war ungemein klein. Im obern Kiefer fand man ein krummes ſchneidendes 0 nich⸗ 320 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph⸗ nichtes Stuͤck, deßgleichen auch im untern Kiefer, welches ſtatt der Zaͤhne dienet. Der Eingang der Kehle war mit langen, krummen und ſcharfen Sta⸗ cheln oder Borſten beſetzt. Der Magen war nicht groͤßer als die Daͤrmer, und letztere hatten dicke Waͤn⸗ de, liefen in verſchiedenen Windungen um, hatten die Laͤnge von acht Faden, und ſaſſen gleichſam in einem Sack oder einer Scheide. Man ſieht hieraus leicht, wie verſchieden der Bau dieſes Fiſches mit der vom Ritter angeführten Art ſey, und um die Verſchiedenheit dieſer wunder⸗ baren Creaturen noch mehr zu beſtaͤttigen, fo wer⸗ den hier ein paar Abbildungen mitgetheilt, welche der Herr Profeſſor Buͤrmann in Amſterdam nach ein Paar vom Cap erhaltenen Originalen verferti⸗ gen laſſen, und die hier Tab. VIII. fig. 6. und 7. vorkommen. g T. VIII. Fig. 6. naͤmlich iſt auf dem Ruͤcken und an den fig. 6. großen Floßen rußfaͤrbig ſchwarz, dahingegen iſt der Bauch ſchmutzig blau, und ein aͤhnlich gefaͤrbter Ring zieht ſich um die Augen herum, da das uͤbrige weiß iſt. Die beſagten Floſſen ſind gleichſam mit der Schwanzfloße verbunden, aber die vier Loͤcher im Kopfe, welche Artedi entdeckt hatte, wurden hier nicht gefunden, ſo wie auch der Herr Gronov ſolche in ſeinem drey Zoll langen Exemplar nicht an⸗ getroffen hat. Am Koͤrper kommen aus der Haut hin und wieder einige gelbliche Faſern hervor. Die Spitzen der Ruͤcken und Afterfloßen ſind einen Schuh weit voneinander entfernt. | Ein aͤhnliches Exemplar des mittellaͤndiſchen Meers wird von der bononiſchen Geſellſchaft bes ſchrieben, und der Herr Plancus von Rimini brach⸗ a | te | 137. Geschlecht. Stachelbaͤuche. 321 ke im Jahre 1731. eine ſolche Mola, die vierzehn Pfund ſchwer war, kaͤuflich an ſich; dieſelbe aber war noch einmal ſo lang als breit, und hatte eine ſanfte ſilber⸗ faͤrbige Haut. Im Maule waren keine Zaͤhne, ſon⸗ dern nur beinichte Kiefer, man fand keine Ohren noch Naſenloͤcher, die Augen waren groß und das Gehirn klein, in dem letzteres kaum ein viertel Loth wog. Das Fleiſch war weiß und muskuloͤs, die Muskeln lagen vom Kopfe bis nach hinten zu in der Laͤnge, uͤber faͤcherfoͤrmigen Graͤten, das Fleiſch war ſchmackhaft und nicht giftig, hatte aber ſehr wenig Fett, daher es im Kochen ſehr wenig Thran gab. Das andere Buͤr manniſche Exemplar, welches T. VIII. in der Fig. 7. vorgeſtellt wird, hat lanzettenfoͤrmige fig. 7. Ruͤcken⸗ und Afterfloſſen, die aber nicht mit dem Schwanze vereinigt ſind. Es mangeln auch die Fa⸗ ſern der obigen Art, iſt auch etwas mehr laͤnglich, und von Farbe ſchwaͤrzlich violet gewoͤlkt, im Maule aber gelblich. Vorbemeldter Italiaͤner, Plancus, beſchreibt eine aͤhnliche Creatur, welche im Jahre 1753. ges fangen und als ein Monſtrum auf dem Fiſchmarkte vorgezeiget wurde, indem ſelbiges uͤber vierhundert Pfund wog. Nachdem er nun dieſes Exemplar kaͤuflich an ſich gebracht hatte, fand er folgende Um⸗ ſtaͤnde: die groſſen Floſſen waren vom Schwanze ab» geſondert, es waren keine Faſern vorhanden, und ſtatt derſelben ſchien der Umfang des Fiſches am Rande Falten zu haben. Die Floſſen aber mas ren nicht lanzettenfoͤrmig, ſondern rund und mit einer harten Haut uͤberkleidet. Die Kiefer hatten ſtatt der Zähne ein beiniches Weſen, welches in zweyen getheilet war, und ſcharfe Beinchen beſetzten auch Linne III. Theil. * inn⸗ 322 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. innwendig die Kehle. Die Augen waren ſehr groß, und hinter denſelben befand ſich bey der Floſſe ein rundes Luftloch. Die Haut war ſilberfaͤrbig; Der Magen laͤnglich, in der Mitte deſſelben trat die Galle durch einen Canal aus der Gallenblaſe herein, welcher innwendig ſieben wie Wendeltreppen gebildete Klappen hatte. Die Leber wog uͤber zehen Pfund. Die Graͤten waren knoͤrpelich, und mit duͤnnem Fleiſch bedeckt, welches, da es gekocht war, nicht unan⸗ genehm ſchmeckte. 10 0 . Aus allen dieſen Umſtaͤnden erhellet dann, daß dieſe Fiſche wohl ein beſonderes Geſchlecht ausma⸗ 1 und ſich nicht wohl zu dem jetzigen ſchicken wollen, 323 138. Geſchlecht Igelfiſche. Nantes: Diodon. as griechiſche Wort Diodon, welches ein Geſchl. hier mit zwey Zaͤhnen bedeutet, iſt dieſem Benen⸗ Geſchlecht deswegen zur Benennung gegeben wor; nung. den, weil dieſe Geſchoͤpfe zwey unzertheilte beinichte Kiefer ſtatt der Zaͤhne haben. Nun findet man zwar bey andern Schriftſtellern auch einige Fiſche aus dem vorigen Geſchlechte, die doch vier Zaͤhne has ben, Diodon genennt; allein dieſes kommt daher, weil ſelbige nur die zwey Zaͤhne des einen Kiefers rechnen / da hingegen der Ritter alle Zaͤhne zuſam⸗ men zaͤhlte. Inzwiſchen haben wir den Namen Igelfiſch gewaͤhlt, weil dieſe Fiſche ringsherum mit langen Stacheln beſetzt ſind: denn ſie werden auch aus der naͤmlichen Urſache von etlichen Natur⸗ forſchern Hyſtrix; Sollaͤndiſch Egelviſch ge nannt, und da dieſe Stacheln wie Federkiele ausſehen, wie am Stachelſchweine, fo heiſſen fie auch Feder⸗ kielfiſche; Holländifch, Penne viſchen. m alſo dieſes Geſchlecht von den zwey vorigen Geschl. zu unterſcheiden, ſo hat man auf folgende Merk⸗ Kennzei⸗ male acht zu geben: Die Kiefer find knochich, her⸗ chen vorragend, und unzertheilt, die Luftloͤcher wie bey den vorigen Geſchlechtern laͤnglich, der Koͤrper iſt von allen Seiten mit ſcharfen beweglichen Stacheln \ X 2 beſetzt, 324 Dritte Cl. II Ord. Schwimmende Amp. beſetzt, am Bauche aber befinden ſich keine Floſſen. Wir finden nur die zwey N Arten N ihren Unterarten zu betrachten. | 1. Der Kugelſiſch. Diodon Atringa. Atringa oder vielmehr Atinga, iſt der india⸗ Kugel, niſche Name, den die Braſilianer dieſen Fiſchen Herinea geben. Wir nennen fie aber Rugelfifche wegen Tab &. 11 0 runden kugelfoͤrmigen Geſtalt. Sie kommen fig. 1. alle miteinander, darinn uͤberein, daß fie dreyeckſgte Stacheln haben, doch nimmt man drey Verſchieden⸗ heiten wahr, davon wir die erſte Kugelfiſch; die andere Seetaube; und die dritte Stacheltaube nennen, welche wir nun alle genauer beſchreiben wollen. | A. Der Kugelfiſch. Atinga, Es iſt diefer unter allen am meiften beaeland, | gel und nach der Abbildung, welche hier Tab. X. fig. 1. ng. 1. aus dem Seba gegeben wird, erhellet, daß die Ka | cheln aus einem dreyeckigten Fuß oder Boden, jedes ⸗ mal in drey Spitzen aufſteigen. Der Schwanz, wie auch der Kopf und das Maul ſind klein und kurz, und der ganze Fiſch etwa ſo groß, wie ein großer le⸗ derner Spielball. Die indianiſchen Meere, be⸗ ſonders aber die Gegend, welche das ch. | der guten Hofnung ungeben fi ind der ze | rt ihres . Die | - — — — 138. Geschlecht. Igelfſche. 325 B. Die Seetaube. Reticulatus. Die andere Verſchiedenheit wird Reticulatus B. genennt, weil die dreyeckigten Wurzeln der Stacheln Seetau⸗ ineinander laufen, und alfo eine Art eines netzfoͤrmi⸗ be. fiß. 2. gen Gewebes uͤber die Haut machen. Der Name Zeetaube aber iſt von dem taubenartigen Schna⸗ bel oder Maul hergenommen. Auſſer der Groͤße, welche ſich an dieſer Art uͤber einen Schuh in der Laͤnge erſtreckt, unterſcheidet ſie ſich noch von der vorigen durch die Sparſamkeit der Stacheln, mel che ziemlich weit voneinander ſtehen, und daher an den ineinander laufenden Wurzeln zu einem netzartigen Gewebe mehrern Platz uͤbrig laſſen. Auch iſt ſte nicht ſo vollkommen roth, wie obige Art, welches aus der Abbildung Tab. X. fig. 2. hinlaͤnglich wird zu ſehen ſeyn. f | C. Die Stacheltaube. Echinatus. Die dritte Art endlich hat groͤßere und dickere C. Stacheln, deren dreyeckige Wurzeln ſich erheben, Stachel⸗ ſo daß die drey Spitzen derſelben auf der Haut zu ruhen ſcheinen, ſo wie etwa die Fang⸗ oder Fuß⸗ eiſen oder Fußangeln ſind. Dieſe werden noch groͤſ— ſer als die vorige Verſchiedenheit, und halten ſich in den indianiſchen Meeren auf. Der Herr Bronov hält alle dieſe Verſchledenheiten fur eins, und vielleicht haͤngt auch nur die unterſchiedliche Groͤße von dem Alter ab. Wir aber ſtehen in Zweifel, ob nicht dieſe letzte Art zu der fol⸗ genden zu rechnen ſey, und daß mehr oder we⸗ niger rund zu ſeyn, nur eine zufaͤllige Sache iſt, gleichwie man ja auch andere Thiere einerley Art fin⸗ & 3 Det, 2. Große 326 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. det, davon das eine baͤuchiger, und das andere mehrt geſtreckt if 5 2. Der große Stachelſiſch. Diodon Hyſtrix. / Die vorzuͤgliche Länge dieſer Stacheln, welche gleichſam wie Federkiele hervor ſtechen, haben zu Stachel obiger Benennung Anlaß gegeben. Denn die Hol⸗ fiſch. ſtrix Tab. & ſteht darinn, daß der Korper nicht kugelfoͤrmig, ſig 3 laͤnder nennen ihn Penne-Vifch, das iſt, Feder⸗ kielfiſch. Das vornehmſte Merkmal dieſer Art be⸗ ſondern laͤnglich iſt, und daß die Stacheln rund find, Die Ruͤckenfloße hat nach dem Linne vierzehn, die Bruſtfloſſe zwey und zwanzig, die Afterfloſſe vier⸗ zehn, und die Schwanzfloſſe neun Finnen, denn Bauchfloſſen ſind nicht vorhanden. Wir beſitzen ein aus Curacao erhaltenes, zwey Schuh langes Exemplar, welches von oben ſchwaͤrzlich blau, uns ten weiß und auf dem ganzen Ruͤcken mit kleinen dunkeln runden Flecken, als mit Augen bezeichnet iſt, dergleichen Flecken auch die Floſſen und den Schwanz beſetzen. Die Geſtait des Körpers iſt ke gelfoͤrmig. Die Figur, welche Tab, X. fig. 3, zu ſehen iſt, ſchickt ſich eben ſo wohl zu der dritten Verſchiedenheit der vorigen Art, als zu dieſer, und betätigt nicht nur unſere oben angeführte Meis nung, ſondern ſcheint auch von dem Herrn Hout⸗ ruin fuͤr einerley gehalten zu werden, welcher von der beygebrachten Figur folgende Erklaͤrung giebt; das Exemplar iſt über einen Schuh lang, faft voll, kommen kegelrund, die Stacheln auf dem Ruͤcken And wie am vorigen Exemplare beſchaffen, kaum einen 138 Geſchlecht. Igelfiſche. 327 einen Zoll lang, doch in den Seiten haben ſie eine $änge über zwey Zoll, und geben dem Fiſche das Ans ſehen eines Stachelſchweins (Hyſtrix). Die Dis cke des Fiſches iſt an der Bruſt über vier Zoll. Die Bruſtfloſſen find drey Zoll breit, die Ruͤckenfloſſe iſt zwey Zoll, und die Schwanzfloſſe uͤber drey Zoll lang. Die Anzahl der Finnen iſt in der Ruͤckenfloſ⸗ fe wenigſtens zwoͤlf, und in der Bruſtfloſſe vier und zwanzig. Es iſt alſo dieſer der naͤmliche Fiſch, der von den Schriftſtellern Orbis maximus ſpinoſus genennt wurde, und aus beyden Indien kommt. Ob nun gleich alle Fiſche dieſer zweyten Art fuͤr einerley koͤnnten gehalten werden, ſo erwaͤhnet der Kitter doch folgende Verſchiedenheit. B. Der Stgchelkragen. Holocanthus. Sie weicht von obiger Art darinn ab, daß der Ver⸗ Kopf und der Hals etwas länger ift, beſonders aber, ſchieden⸗ daß die Stacheln am Kopfe und am Halſe vorzuͤg⸗ heiten. lich lang ſind, und gleichſam einen Kragen machen, Stachel dahingegen die Ruͤckenſtacheln viel kleiner, und die lagen g Stacheln am Bauche am allerkuͤrzeſten ind. bbb nun dieſe Veraͤnderung von der Begattung der vers ſchiedenen Arten untereinander entſtehe? und ob nicht vielleicht ein jedes Individuum ſeinen beſondern Wuchs und eigene Ausmeſſung der Stacheln habe, die folglich zur Vermannigfaltigung der Verſchie⸗ denheiten keinen hinlaͤnglichen Grund giebt? (indem ſonſt zu viele Unterarten gemacht wuͤrden,) fol ches laſſen wir jetzo beruhen, und merken nur die ſes an, daß die Federkiele oder Stacheln pon die⸗ ſen Fiſchen nach Belieben koͤnnen aufgerichtet oder nie⸗ dergelegt werden, wodurch ſie, wie es ſcheint, von | a4 allen 328 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. allen Nachſtellungen befreyet ſind; denn welcher Naubfiſch moͤgte ſich wohl gelüften laſſen, in dieſe Igel einzubeiſſen? Die Stacheln indeßen ſind nichts anders, als harte Foctſatze der Haut, die in ſpitzige Dornen auswachſen, da ſie hingegen bey andern Fiſchen breite Schuppen werden, 10 139. Ge⸗ 8 139, Geſchlecht. Meerhaſen. Nantes: Cyelopterus, $ ): Benennung Cyclopterus, welche fo viel Geſchl, als einen im Kreiße ſitzenden Fluͤgel bedeu⸗ Benen⸗ tet, iſt den Fiſchen dieſes Geſchlechts darum gege⸗ ben, weil die Floſſen, welche gleichſam die Stelle der Flügel vertreten, in einem runden Kreiße ſitzen. Die Holländer nennen ſolche Fiſche Snottolf; die Franzoſen, Lievre; wir Deutſche aber Meerhaſen. Jedoch konnen wir eben fo wenig als die Hollaͤnder von dieſen Benennungen Re⸗ chenſchaft geben, auſſer daß ſie eine ganz unge⸗ woͤhnliche und unfoͤrmliche Geſtalt, die man unter den Fiſchen nicht erwartet, andeuten ſollen. | Die Kennzeichen find ein ſtumpfer Kopf, Geſchl. Kiefer, die ſtatt der Zaͤhne dienen, oder gezähnelt Lennzei⸗ find. Die Haut der Luftloͤcher iſt vierſtrahlich, die “en Bauchfloſſen aber find in einen Kreiß gewachſen. Wir finden hier drey Arten nebſt einigen Unterar⸗ ken zu betrachten, wie folget, | K 5 1. Der 330 Dritte Cl. II. Ord. Schwimm. Amph. I, Der Lump, Cyclopterus 5 Lumpus, IJ. Wir folgen dieſesmal mit dem Ritter den Tann Engellaͤndern, welche ihn Lumpfiſch, oder auch pus. Sea - Owl, das iſt, See Eule nennen; die Schweden geben ihm den Namen Spuryggfisk ; die Schottlaͤnder, Cock Paddle; die Seelaͤn⸗ der, Klieft; die Fiſcher auf Heiligland, Haff. podde; die Sollaͤnder, Snottolf und Lump; und die Einwohner der deutſchen Seeſtaͤdte, Seebafen. Es giebt aber dreyerley Verſchie⸗ denheiten, A, Der eigentliche Lump, A. Der Koͤrper dieſes Fiſches iſt mit beinichten Lump, Schuppen eckigt gedeckt. Die erſte Ruͤckenfloſſe 17 XI iſt ein Fettklumpe, die zweyte hat ein und zwanzig, 8. 4% die Bruſtfloſſe zwanzig, die Bauchfloſſe ſechs / nach dem Gronov aber funfzehn, die Afterfloſſe zehn, die Schwanzfloſſe aber neun, und nach dem Gronov zwoͤlf Finnen. Die Schwanzfloſſe iſt von den Ruͤ⸗ cken⸗ und Afterfloſſen abgeſondert. Was aber die im Kreiße ſtehende Bauchfloſſe, die einer hohlen Schuͤſſel aͤhnlich ſieht, betrift, ſo dient ihnen dieſe um ſich damit an den Steinen anzuhalten. Der Koͤrper iſt am Bauche breit und platt, der Ruͤcken hoch und ſcharf, der Kopf ſtumpf, die Naſen⸗ loͤcher ſtehen einzeln, und ragen hervor. Das all⸗ hier Tab. XI. fig. 1. abgebildete Exemplar war ein und einen halben Schuh lang, und hatte im Leben in der runden ſchuͤſſelfoͤrmigen Bauchfloffe fo viel - wf, 139, Geſchlecht. Meerhaſen. 331 Kraft, daß er ſich an einem Steine von zehn Pfund feſt ſaugen, und wenn man ihn aufhob, denſelben ſo feſt halten konnte, daß man ihn mit Gewalt von den Steinen herunter reiſſen mußte. Die Nor⸗ männer machen einen Unterſchied zwiſchen dem Männchen und Weibchen, deren erſtes Rogn- Kal, nnd das andere Rogn-Kex genennt wird, weil ſie (und zwar um Pfingſten herum) einen großen Ueberfluß von Rogen ſchieſſen. Beyde ha ben eine ſehr unfoͤrmliche Geſtalt, eine beiniche Haut, und eine roͤthliche, ins gruͤne fallende Far⸗ be, Die Fiſcher bedienen ſich derſelben, um die großen Rochen, welche ihnen ſtark nachſtellen, da⸗ mit zu fangen, | | Der Magen iſt weit, und hat an der Muͤn⸗ Anato⸗ dung viele Angehaͤnge, die ſich in verſchiedene Ae Aue n ſte ausbreiten; der Canal der Daͤrmer macht, wie fung. in den vierfuͤßigen Thieren, verſchiedene Windun⸗ gen, der Enddarm iſt einen Zoll weit, und uͤber fünf Zoll lang, Die Leber iſt dreyeckig, und halt an jeder Seite etwa drey Zoll, von Farbe blaß ci⸗ tronengelb. Man hat keine Gallenblaſe angerrof: fen, wohl aber einen weiten Gallengang, der ſich unmittelbar unter oberwaͤhnten Angehaͤngen in den Magenmund ergießt. Rum Die Nieren find, nach D. Tyſons Bericht, merkwuͤrdig. Sie liegen nahe am Zwergfelle, ſind im Anfange zwey Zoll breit, werden aber bis auf einen Zoll ſchmaͤler, und laufen endlich bey einer Laͤnge von zwey und einen halben Zoll, in einen Koͤr⸗ per zuſammen, wo fie zwey Harngaͤnge, die zur Harnblaſe führen, abgeben. Die Harnblaſe hat ih⸗ ren Ausgang bey dem Nabel in ein Gefaͤß, welches vielleicht zur Auslaſſung des Samens dient, 19 5 | | dleſer 5 B Sta haſe. Rs, 3. 332 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. dieſer Fiſch innwendlg ziemlich große Behälter hat. 9 7 europaͤiſchen Meere find der Aufenthalt die: B. Der Stachelhaſe. Cyclopterus Spinoſus. Die zweyte Verfchiedenheit war von dem Rits chel⸗ ter ehedem unter die Igelfiſche, Diodon, geſetzt, und bekommt jetzt hier ihren Platz. Es hat naͤmlich die⸗ fer Fiſch platte Stacheln, wie Degenſpitzen, und el⸗ nen glatten Bauch, auch iſt der Fiſch mehr breit als hoch. Das Exemplar, wornach die Zeichnung Tab. IX. fig. 3. gemacht worden, war aus Oſtindien, ſchoͤn caffeebraun, mit weiſſen feinen Strichen ge⸗ ziert, und hinter den Bruſtfloſſen mit runden brau⸗ nen Flecken gezeichnet. u | | C. Die Langfloſſe. Cyclopterus Rarior. Auch dieſer Fiſch kommt aus Indien, weil er aber ſeltner als jener iſt, mag ihn der Ritter Ra- ſſe. xior genennt haben. Er unterſcheidet ſich von jenen durch eine ungemeln lange Ruͤckenfloſſe, daher wir ihn Langfloſſe nennen, die Seiten ſind mit Hoͤckern beſetzt. Man trift ſie in dem Indiani⸗ ſchen Meere an, wo ſie ſo groß wie ein Eimerfaß ſind, und will ſie auch, wiewohl nicht ſo groß, an den daͤniſchen und ſchwediſchen Stranden gefunden haben. Wenigſtens werden die Mann: chen bey den Dänen Steenbid, und das Weib⸗ chen Quapſoe, in Ißland aber Romaffve genannt. Das Maͤnnchen hat rothe Buckel und ein rothes Band unter dem Kinne, deßgleichen eine rothe Leber, iſt auch beſſer und ſchmackhafter als das Weibchen. 2. Der 139. Geſchlecht. Meerhaſen. 333 2. Der Schnottolf. Cyclopterus Nudus, Dieſer Fiſch iſt kahl oder nackt und hat hinter 2. dem Kopfe zu beyden Seiten eine einzige Stachel oder Schot⸗ Finne an den Bruſtloͤchern, die Ruͤckenfloſſe aber kolf. ber ſechs, die Bruſtfloſſe ein und zwanzig, die Nudus, Bauchfloſſe fünf und zwanzig, und die Schwanz floſſe zehn Finnen. Der Aufenthalt deſſelben iſt in den indianiſchen Meeren. Und damit der Na⸗ me Schnottolf nicht ganz von uns überhüpfe werde; ſo wollen wir dieſe Art mit demſelben belegen, zumal man fie in Indien und Holland auch fo nennet. 3. Der Ringbauch. Cyclopterus Liparis. Liparis iſt eine Benennung, die man ſchon bey 3. dem Plinius findet; doch andere Schriftſteller haben, Ring⸗ den Namen Cyclogaſter gebraucht, welches wir 170 durch Ring bauch uͤberſetzen, und damit auf die ra ringelfoͤrmigen Bauchfloſſen, womit dieſe Fiſche an den Steinen feſt kleben, zielen. In Engelland wird dieſer Fiſch deßwegen auch Sea-Snail, oder See⸗ ſchnecke genennt, weil er wie eine Schnecke mit dem Bauche anklebt. Es ſind an demſelben die Rücken » und Afterfloffen mit den Schwanzfloſſen verbunden. Man rechnet aber zu dieſen verbun⸗ denen Floſſen etwa zwey und vierzig Finnen, die ſogenannten Fiſchohrfloſſen aber haben ſieben, und die Bruſtfloſſe neun und zwanzig Finnen. Der Kopf iſt dick und rund, die Kiefer ſind etwas rauh, | die 334 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. die Luftloͤcher fo groß, daß eine Erbſe durchgeht. An der Kehle zeigt ſich ein blaulich weiſſer runder Flecken, der mit zwoͤlf andern braunen Fleckgen umgeben iſt. Etwa einen Zoll weiter iſt der Mabel, und dann folgt die Afterfloſſe, welche mit der Schwanzfloſſe und Ruͤckenfloſſe alſo zuſammen hängt, daß der hintere Koͤrper einem Aalſchwanze aͤhnlich ſiehet. Der ganze Fiſch iſt wie die Schnecken ſchlei⸗ mig, und vermuthlich zielt der Name Liparis auf dieſen Umſtand, da Lippus ein triefend Auge bes deutet. Er haͤlt ſich in den nordiſchen Mee⸗ ren auf, wird aber in den Meerbuſen und tief hinauf in den Fluͤſſen gefangen, daher er auch in den hollaͤndiſchen Meerbufen, und im J Fluſſe vor Amſterdam zu finden iſt. Die Laͤnge iſt fuͤnf Zoll, und die Farbe von oben braun, dt 140, Ge⸗ 335 140. Geſchlecht. Schüldfiſche. Nantes: Centriſcus. — (Cenigeve ſollte nach ſeinem griechiſchen Ur⸗ Geſchl. ſprunge eigentlich einen ſtachlichten Fiſch bes Benen⸗ deuten. Vielleicht iſt dieſer Name von dem Ritter nung. dem jetzigen Geſchlechte zugeeignet, weil der Panzer des Ruͤckens hinten in eine lange dorn⸗ oder ſta⸗ chelartige Spitze auslauft; doch weil eben der Koͤrper, wenigſtens bey der erſten Art, mit dieſem Schilde oder Panzer bedeckt iſt, ſo wollen wir ſie mit den Hollaͤndern, Schildfiſche nennen. Da dieſelben von einer ganz beſondern Bauart ſind, ſo hat man auf folgende Merkmale acht zu geben. Der Kopf gehet in eine lange enge Schnautze Gera; aus, die Luftloͤcher ſtehen weit offen, und der Kennzei⸗ Bauch iſt kielfoͤrmig mit aneinander ſitzenden Fin⸗ den nen beſetzt. Es ſind folgende zwey Arten zu be⸗ ſeiben e | | I I. Der 336 Dritte El. Ul. Ord. Schwimm Amyh. I. Der Meſſerfiſch. Centriſcus . Scutatus. Well der Nuͤcken dieſes Fiſches mit einem Schil⸗ de gedeckt iſt, fo heiſt er Scutatus. Er wird aber ſonſt auch Meſſerfiſch genennt, weil der Körper wie ein baͤuchiches Brodmeſſer geſtaltet iſt, davon die Spitze den ſpitzigen Ruͤſſel vorſtellt. Auch nem nen ihn die Indianer, Ikan Piſau, welches Meſſer⸗ fiſeh heißt; Bollaͤndiſch heißt er Mes Viſch. Doch beym Klein findet man die Benennung Amphi- Silen, weil naͤmlich Kopf und Schwanz, welcher gerade iſt, auf gleiche Art ſpitzig auslaufen. Dieſer ganz beſondere Fiſch iſt von oben mit ei⸗ nem knochichen Panzer bedeckt, welcher ſich hinten in einen Stachel endigt, unter welchem der Schwanz liegt, ſo daß doch zwiſchen beyden ſich noch Ruͤcken⸗ floſſen befinden. Was die Finnen betrift, ſo hat die erſte Ruͤckenfloſſe drey, die andere neun, die Bruſt⸗ floſſe zehn, die Bauchfloſſe ſechs, die Afterfloſſe eilf, und die Schwanzfloſſe neun Finnen oder Strah⸗ len. Die Schnautze, welche faſt keine Kiefer hat, und nicht klaffen kann, ſcheint die Nahrung lediglich durch ſaugen an ſich zu ziehen. Unten an der Schnauze hangen zwey duͤnne Haͤutchen, welche bis zum Bauche hinunter laufen, und wie Gold glaͤnzen, von da aber erhebt ſich die Bauchfloſſe, und laͤuft bis zum Schüwanze. Es iſt der Fiſch nur klein, und kommt aus Oſtindien. Siehe Tab. X. fig. 4. 2. Der 149. Geſchlecht. Schildfiſche. 337 2. Der Schneppenfiſch. Centriſcus | "a ‚Scolopax. | Es ‚At bekannt, daß man unter einer S Schneppe 2. eine ſpitzige e an einer Kanne verſteht, das Schnep⸗ her auch einige langſchnaͤbliche Vögel Schnepfen ger peufiſch. nennt werden. Weil nun dieſer Fiſch ein lang⸗ Scolo- ſchnaͤblichtes Maul hat, fo hat er obigen Namen bes Pas kommen, und um der naͤmlichen Urſache willen nennt man ihn in Genua, Trombetta; in Rom, Sof⸗ fietta; und in Holland zuweilen auch Tr ompeten⸗ fiſch, weil der Schnabel gleichſam einen hohlen Srömperstenlinndt macht; doch wird dieſer Nas me eigentlich einer andern Art der folgenden Claſ⸗ ſe beygelegt, daher man ſie nicht mit jener 96750 ſeln muß. Der Koͤrper iſt ſchuppicht und rauh, der Schwanz gerade und gedehnt. Die Floſſen an den ſogenannten Fiſchohren haben drey, die erſte Nik ckenfloſſe vier, die andere zwoͤlf, die Bruf tfloffe fies benzehn, die Bauchfloſſe fünf, und die Afterfloffe fünf und zwanzig Finnen. Man beſchreibt ihn als einen vier Zoll langen und uͤber ein und einen hal⸗ ben Zoll breiten Fiſch, deſſen Schnautze einen drits ten Theil der Laͤnge ausmacht, davon die Oefnung mit einem Deckel, der am Unterkiefer ſitzt, geſchloſ⸗ ſen wird, und dieſes letztern Umſtandes halben, ſollte er wohl unter das folgende Geſchlecht gehören koͤn⸗ nen. Hinten auf dem Ruͤcken fuͤhrt er einen langen gezaͤhnelten Stachel, der zwar nach dem Schwanze zu gerichtet iſt, ſich aber auf und nieder biegen laͤßt. Vor diefem langen Stachel ſitzt noch ein kleiner, und hinter demſelben ſind zwey andere kleine Sta⸗ 2 welche zuſammen die verfchledene Zahlung der „Linne III. Theil. 9 Fin⸗ 338 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. Finnen in den Ruͤckenfloſſen veranlaffen. Denn, anderer Wahrnehmung zufolge, hat die voͤrderſte Nuͤckenfloſſe fünf, die hinterſte zwoͤlf, die Bruſtfloſ⸗ ſe vierzehn, und die Afterfloſſe achtzehn Finnen. Nach dem Linne ſind die Bauchfinnen in dem Kie⸗ le des Bauchs verborgen; die Bedeckungen der Luft- loͤcher ſind einblaͤtterig und im Maul trift man kei⸗ ne Zaͤhne an. 6 Vorher hatte der Kitter dieſen Fiſch in das Ge⸗ ſchlecht der Hornfiſche geordnet, jetzo aber folgt er dem Beyſpiele des Herrn Gronovs, der ihn in dieſes Geſchlecht brachte. Der Aufenthalt dieſer Art iſt nicht nur im mittellaͤndiſchen Meere, ſondern ſie kommen auch aus Oſtindien, und die Finnen oder Stacheln am Bauche werden fuͤr giftig, oder wenig⸗ ſtens entzuͤndend gehalten. 141. Ge⸗ 141. Geſchlecht Nadelſiſche. . Nantes: Syngnathus. A # 42 1 3 1 . 0 J ei a 5 } 1 oe 8 4 — 29442 2 Ie — — f g ai TR \ j rer S ).: aus Syn- und Gnathos zuſammengeſetz, Geſchl. te Name bedeutet hier eine Zuſammenwach⸗Benen⸗ ſung der Backen oder Kiefer, und iſt dieſem Ge, nung. ſchlechte deswegen beygelegt, weil ihre Kiefer auf⸗ einander feſtſitzen, und ſo eine lange und enge Roͤh⸗ re machen. Weil aber dieſe Fiſche uͤberhaupt duͤnn und lang find, fo werden fie Nadelfiſche genannt, muͤſſen aber nicht mit der Meernadel, welche un⸗ ter die Hechte in der Claſſe der eigentlichen Fiſche gehoͤren, verwechſelt werden. | | Die Kennzeichen find, daß das Maul in ei⸗ Geſchl. nen cylinderartigen Ruͤßel auslauft, deſſen Oefnung Kennzei⸗ mit einem am untern Kiefer befeſtigten Deckel ge, chen. ſchloſſen wird. Ferner ſind die Luftwege mit einem Deckel belegt, und in dem Nacken befindet ſich das Luftloch zur Athemholung. Der Koͤrper beſteht aus Gelenken, und am Bauche ſind gar keine Floſ⸗ ſen befindlich, auch werfen die meiſten lebendige Jungen. Wir finden folgende ſieben Arten zu be⸗ ſchreiben n udo Je bu sed eee, tete deen l „nis | 2 1. Der * 4 — ö 9 340 Dritte Cl. 1, Ord. Schwimm. Amph. 1. Der Blindfiſch. Syngnathus Typhle. 10 Unter den Natterſchlangen kam No. 22. ein Blind: Typhlus, welchen wir Kleinauge nannten, vor; wir fiſch. wollen daher gegenwaͤrtigen Fiſch auch Blindfiſch Typh- nennen, ob ihn gleich die Franzoſen Aiguille de le. Mer und Trompette, oder auch in Marſeille Ga- ‚gnola; die Engelländer hingegen Needle-Fifch, Hornfiſch, und Garvish nennen. Die Sollaͤn⸗ der nehmen ihre Benennung von der Anzahl der ſechs Ecken, welche der Koͤrper hat, und heiſſen ihn Zeskantige Naaldviſcc g. en Es hat dieſer Fiſch eine harte Haut, die aus vielen, im Umfange herumgehenden, und mit ei⸗ ner erhabenen Nath gleichſam aneinander gekitte⸗ ten, ſechseckigt gebogenen Flaͤchen oder Blaͤttern beſteht, ſo daß der Fiſch am obern Koͤrper einen ſechseckigten, am untern einen viereckigten und end⸗ lich am ſpitzigen Schwanze einen runden Umfang hat. Die Anzahl dieſer Blaͤtter oder Gelenkenaͤhn⸗ lichen Abtheilungen iſt am Koͤrper achtzehn, und am Schwanze ſechs und dreyßig; die Bruſt⸗Af⸗ ter⸗ und Schwanzfloſſen ſind ſtrahlich aber klein, und nicht anders, als wenn ſie im Waſſer ſchwim⸗ men, zu erkennen. Man entdeckt auf dieſe Art in den Ruͤckenfloſſen ſechs und dreyßig, in den Bruſt⸗ floſſen vierzehn, in den Afterfloſſen drey, und in der Schwanzfloſſe zehn Strahlen. Der Herr Gro⸗ nov aber hatte ein Exemplar mit ſteben Finnen in der Ruͤckenfloſſe, neun in der Bruſtfloſſe, am After gar keine, und zwölf in der Schwanzflofle , welche Art denn auch hieher gerechnet wird. Bey der Laͤnge von einem Schuh iſt der dickſte Theil des Koͤrpers nicht uͤber einen Schwanenkiel N e N dicke, ö 141. Geſchlecht. Nadelfiſche. 341 dicke, und dieſe ſind wohl die groͤßten, die gemeini⸗ glich gefangen werden; jedoch wird auch bey den Schriftſtellern von ſolchen Erwaͤhnung gethan, die eine Elle lang und Fingers dick waren, ſo daß ſie dann wohl einer Waſſernatter aͤhnlich zu ſeyn ſcheinen koͤnnen, und den Namen Typhle marina verdienen. Ihr Aufenthalt iſt in der Oſt⸗ und Nordſee. 2. Spitznadel. Syngnathus Acus. Dieſer hat mit dem vorhergehenden, in Ab⸗ ſicht auf den Bau des Koͤrpers und der Haut einer⸗ 2. Spitz⸗ ley Beſchaffenheit, nur iſt er laͤnger: der obere Kie⸗ nadel. fer iſt ſtebeneckig; der untere fuͤnfeckig; und endlich der Schwanz viereckig. Die Anzahl der Blatter oder Gelenke belaͤuft ſich am Koͤrper auf zwanzig, und am Schwanze auf drey und vierzig. Die An⸗ zahl der Finnen iſt in der Ruͤckenfloſſe fieben und dreyßig bis acht und dreyßig, in der Bruſtfloſſe zwölf, in der Afterfloffe fünf, und in der Schwanzfloſſe zehn. Die Weibchen haben hinter dem Nabel auswen⸗ dig einen langen Sack oder Blaſe, der mit Rogen wie Ruͤbſamen angefuͤllt iſt, und in welchem ſich die Jungen ſchon entwickeln und Leben bekommen. Der Aufenthalt dieſer Fiſche iſt gleichfalls in der Nord⸗ fee und im mittellaͤndiſchen Meere. Sie kriechen gerne in den naſſen und weichen Sand an den Stran⸗ den, wo man ſie oͤfters ſtecken findet, wenn man mit einem Spadel eingraͤbt. Die Fiſcher bedienen ſich derſelben zur Lockſpeiſe. Auch werden ſie eingeſalzen und als eine Dellcateſſe verſpeißt. Ihre Größe iſt 1 Y 3 gene EUS Ir Coral⸗ lenſau⸗ ger. Pe · lagicus. 342 Dritte Cl. IL Od, Schwimm. Amph. gemeiniglich ein bis zwen Schuh. Wir bekamen einmal ein Weibchen mit oberwaͤhntem Sack aus Curacao, welches ein und einen halben Schuh lang war. 10 | ; 3. Der Corallenſauger. Syngnathus Pelagicus. Es befindet ſich ohnweit dem Vorgebuͤrge der guten Hofnung eine Meeresgegend, welche reich an Corallenmooß und feinen Horncorallen iſt, daher auch die Gegend von den Hollaͤndern Kroos-Zee genennt wird. In ſelbiger Gegend haͤlt ſich dieſer Fiſch auf, und iſt wenigſtens daſelbſt von Osbeck gefunden worden, wo er vermuthlich von den Corallen⸗ polypen feine Nahrung erhält. Der Ritter nennt ihn deßwegen Pelagicus, und wir Corallenſauger. Die Bruſt und Schwanzfloſſen ſtehen mit ih⸗ ren Strahlen ausgebreitet, der After hat gar keine Floſſe, und der Koͤrper iſt ſtebeneckig. Man zaͤhlt in der Rückenfloße ein und dreyßig, in der Bruſt⸗ floſſe vierzehn, und in der Schwanzfloſſe zehn Fin nen. Die Gelenke des Koͤrpers ſind ſiebeneckig und an der Zahl achtzehn, die am Schwanze aber vier⸗ eckig und an der Zahl zwey und dreyßig. Obgleich dieſer Fiſch aus obenerwaͤhnter Mee⸗ resgegend kommt, ſo bekam doch der Ritter einmal eine aͤhnliche Art von D. Garden aus Carolina, die oben am Körper fünf und zwanzig Gelenke, in der Ruͤckenfloſſe drey und dreyßig Finnen, und an dem viereckigen Schwanze auch zwey und dreyßig Fin⸗ nen hatte. e ö | 141. Geſchlecht. Nadelſiſche. 343 4. Die Meernadel. Syngnathus Aequoreus, Dieſer Art mangeln die Bruſt⸗ und Afterfloſ. 4: fen, die Ruͤckenfloſſe hat dreyßig Finnen. Die adel. Schwanzfloſſe iſt faͤcherfoͤrmig geſtrahlt, und führe Aequo⸗ fünf Finnen. Um eine Abbildung von diefen Fi⸗ reus. ſchen zu geben, fo wird Tab. X. fig. s, eine am» Lab. X. boiniſche Meernadel vorgeſtellt, die aber Bruſt⸗ fig 5. floſſen, und auſſer ſelbigen noch eine andere Art der Dorne oder Stacheln am Koͤrper hat. 5. Die Seenatter. Syngnathus Ophidion. Die runde Geſtalt des Körpers, und der Man⸗ 56. gel an Bruſt⸗ Bauch: After; und Schwanzfloſſen, Seenat⸗ wodurch diefer Fiſch eine Schlangengeſtalt bekommt, Go ni⸗ hat zu obigen Benennungen Anlaß gegeben. Jedoch gion. ſind in der Ruͤckenfloſſe vier und dreyßig, und in einem T. XII. Exemplare des Gronovs zwey und vierzig Finnen fig. 5. vorhanden. In Schweden nennt man dieſe Art Hafs- Nahl; an der Kuͤſte von Kornwall Sea-Adder. Der Körper hat keine Schuppen, ſondern iſt wie die Spuhlwuͤrmer gleichſam geringelt, gegen ſechs Zoll lang und nicht dicker als eine Schreibfeder, der Ruͤßel iſt kuͤrzer als an andern Nadelfiſchen, und ihr Aufenthalt iſt in der Oſt⸗ und Wordſee. Ein ander Exemplar, welches auch den Namen Seenatter führe, iſt Tab. XII. fig. 5. zu ſehen. 94 6. Der 344 Dritte El. l. Ord. Schwimm. Amph. 6. Der Kahlſchwanz. Syngnathus | Barbarus, | Ei Der Name Barbarus iſt vermuthlich von dem ſchw an Ort des Aufenthalts an der Kuͤſte der Barbarey Barba- hergenommen. Unſere Benennung aber zielt auf den rus, ſuitzigen Schwanz, welcher, fo wie der Bauch und After, ohne Floſſen iſt. Der Koͤrper iſt ſechseckig und die Ruͤckenfloſſe hat drey und vierzig, die Bruſt⸗ floffe aber zwey und zwanzig Finnen. | 7. Seepferdchen. Syngnathus Hippocampus. 105 Unter allen vorbeſchriebenen Arten iſt das See⸗ pferd pferdchen eines der bekannteſten, denn es iſt nicht Be leicht ein Cabinet, wo nicht wenigſtens eins oder Hippo- mehrere Exemplaria aufgehoben werden. Die Ur⸗ campus ſache dieſer Benennung iſt keine andere, als weil der Tab. &. Kopf, zugleich mit dem umgebogenen Halſe, einiger fig. 6. maſſen die Geſtalt eines Pferdekopfs vorſtellet. Man muß aber nicht denken, daß fie in dieſer Ge⸗ ſtalt im Meere herum ſchwimmen, denn daſelbſt ſind ſie gerade geſtreckt; wenn ſie aber ſterben; ſo ziehen ſie den Nacken krumm, und rollen den Schwanz um, und in dieſer Geſtalt werden ſie trocken. Inzwiſchen werden fie auch eben wegen dieſer Geſtalt, grie⸗ chiſch, Hippocampos; lateiniſch, Equus marinus; franzöſiſch, Cheval marin und Hippocampe; italieniſch, Cavallo marino; hollaͤndiſch, Zeepaardje genennet. i Haut iſt pergamentartig hart, in Gelen⸗ cke abgetheilt am Körper ſiebeneckig, am Schwan⸗ | \ he 141. Geſchlecht. Nadelfiſche. 245 ze viereckig, auf den Ecken allenthalben bey jedem Gelencke mit einer ſcharfen hervorragenden Spttze oder Buckel verſehen; von Farbe im Leben gelb⸗ lich oder blaulich; getrocknet aber braͤunlich oder ſchwarzbraun. Der breite Theil des Kopfs iſt gleich⸗ falls hoͤckericht; der Ruͤßel vollkommen cylindriſch. Am Koͤrper iſt er mit einigen Stacheln, und hin und wieder mit eintzelnen Haaren beſetzt, oder ganz ohne felbigen, | on Die Anzahl der Gelenke ſoll nach dem Linne Ver⸗ am Körper (der breit und baͤuchich iſt) ſiebzehn und ſchieden⸗ am Schwanze fünf und vierzig ſeyn. Allein wir eit muͤſſen hier anmerken, daß uns die Zaͤhlung dieſer Blaͤtter verdaͤchtig vorkommt, um daraus auf dieſe oder jene Art zu ſchlieſſen; denn bey den vielen Seepferdchen, die wir unterſuchten, hat die An⸗ zahl niemals eingetroffen. Wir haben große mit wenigen, und kleine mit vielen Gelenken gefunden, und auch umgekehrt. Eines von unſern Exempla⸗ rien hat am Koͤrper hoͤchſtens nur zwoͤlf, und am Schwanze vier und dreyſig Gelenke; und da wir kleine Exemplaria mit breiten, und große mit ſchma⸗ len Gelenken fanden, ſo glauben wir faſt, daß die Natur hier nur willkuͤhrliche Verſchiedenheiten bil⸗ de, oder daß ſich auch vielleicht die Anzahl der Ge⸗ lenke am Schwanze mit dem Wachsthum vermehre, und wer weiß, ob nicht die Zaͤhlung der Finnen in den Floſſen eben ſo wankelbar iſt? denn der Ritter giebt in der Ruͤckenfloſſe zwanzig, in der Bruſtfloſſe achtzehn, in der Afterfloſſe aber vier Finnen an, denn Bauch⸗ und Schwanzfloſſe ſind nicht vorhanden. Artedi hingegen zähle in der Ruͤckenfloſſe fünf und dreyßig Finnen und ferner gar keine. Unſer Exem⸗ plar hat nicht halb ſoviel Finnen in der Ruͤckenfloſſe, und von Bruſt⸗ Bauch⸗ 0 oder TERN 75 346 Dritte Cl. IH. Ord. Schwimm. Amph. iſt gar keine Spur zu finden. Aehnliche Abwei⸗ chungen giebt auch der Herr Houttuin aus den Bey⸗ fpielen, die Kay und Willoughby hatten, an, und das Exemplar, welches Tab. X. fig. 6. mitge⸗ theilt wird, hat gleichfalls keine Bruſtfloſſen, Wir erhielten auch aus Curacao ein Weibchen, welches unten am Bauche einen weiten Sack hatte, der uͤber einen halben Zoll lang ſich beym Schwanze hinunter ſenkte, und uns die Vermuthung gab, daß fie auf ähnliche Weiſe, wie die übrigen Meernadeln, eine belebte Bruth zur Welt bringen, ob dieſes gleich von etlichen widerſprochen wird. „ Was den Gebrauch dieſer Fiſche anbetrift, ſo ſind ſie wuͤrcklich eßbar, und werden zum Theil auch als Arzneymittel betrachtet. Man will naͤmlich an⸗ gemerket haben, daß ſie den ſaͤugenden Weibern die Milch vermehre, zu Liebeshandlungen reitzen, ausge⸗ fallene Haare herſtellen, den tollen Hundsbiß heilen, und was dergleichen mehr, deren Unterſuchung aber nicht in unſer Fach gehoͤrt. | Man findet inzwiſchen dieſe Creatur häufig im mittellaͤndiſchen Meere, beſonders am Srande bey Pozzuoli und Neapolis, in der Nordſee, und auch in Indien bey der Straſſe Sunda, deß⸗ gleichen an den americaniſchen Inſeln und Stran⸗ den, ja vielleicht wohl allenthalben in dem Ocean. EEE 8 25 2 | 142. Ge⸗ 142. Geſchlecht. Meerpferde. Nantes: Pegaſus. P»* ift das fliegende Dichterpferd des Par- Geſchl. 1 nallus. Da nun die vorige Art von uns See⸗Benen⸗ pferdchen genennt wurde, ſo wollen wir die Fiſche die⸗ nung. ſes Geſchlechts Meerpferde nennen; daß aber der Ritter den Namen Pegaſus, oder des gefluͤgelten Pferdes gebraucht hat, ſolches zielt auf die langen, weit ausſtehenden Bruſtfloſſen, welche die Fiſche die⸗ ſes Geſchlechts haben, und die ihnen gleichſam wie Fluͤ⸗ gel dienen: und weil ihr Kopf uͤbrigens mit dem Kopfe des vorbeſchriebenen Seepferdchens uͤberein⸗ ſtimmt, ſo hat der Bitter dieſe beyde verſchiedene Umſtaͤnde durch den einzigen Namen Pegaſus aus⸗ drucken wollen, der Herr Gronov hingegen nennt fie Cataphractus, oder Panzerfifche. | Es haben dieſe Fiſche einen ruͤßelfoͤrmigen, Geſchl. langen, und vorne in die Hoͤhe gebogenen Mund. Kennzei⸗ Der obere Kiefer iſt gezaͤhnelt, der untere hingegen chen. iſt gerade, degenfoͤrmig, und ſchließt in jenen ein. Die Oefnung der Luftwege befindet ſich vor den Bruſtfloſſen, der Körper iſt gepanzert, und mit kno⸗ chichen Gelenken gleichſam gekerbt, die Bauchfloſſen ſtehen tief am Unterleibe. Es find überhaupt kleine Fiſche, die etwa die Laͤnge eines Fingers oder us mehr 348 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. 8 Seedra⸗ che. Draco- nis. Tab.X. fig. 7. mehr halten, und man zaͤhlt in dem ganzen Geſchlech⸗ te nur die drey folgenden Arten: 1. Der Seedrache. Pegaſus Draconis. Es werden uns die Drachen von den Mah⸗ lern mit Fluͤgeln abgebildet, welche in verſchiedenen Strahlen beſtehen, die vermittelſt einer Schwimm⸗ haut aneinander verbunden ſind, und deren Spitzen fuͤrchterlich und ſcheußlich uͤber die Schwimmhaut hinaus ſtechen; weil nun die Bruſtfloſſen dieſes Fi⸗ ſches eben ſo beſchaffen und dazu, gleich den gemahl⸗ ten Drachenfluͤgeln, lang ſind, fo hat der Ritter demſelben den Beynamen Draconis gegeben. In Betracht aber, daß es doch ein im Waſſer lebendes Thier iſt, wollen wir ihn Seedrache nennen, um ihn von dem Drachen unter den Eidechſen, oder von der kleinen fliegenden Eidechſe zu unterſcheiden, nn er denn auch bey den Hollaͤndern Zeedraakje eißt. | Nach der Abildung, die hier Tab. X. fig. 7. mitgetheilt wird, und nach einem drey Zoll langen Exemplare gemacht iſt, ſind die Bruſtfloſſen ſehr lang, und beſtehen aus zehn krummen Finnen, deren Spitzen über die Floſſenhaut herausragen; die Bauch⸗ floſſen ſind duͤnne und faßrich, und haben nur eine Finne, die Schwanzfloſſe hat ſieben Finnen. Nach dem Linne hingegen, find in der Ruͤ⸗ ckenfloſſe vier, in der Bruſtfloſſe zehn, in der Bauchfloſſe eine, in der Afterfloſſe fuͤnf, und in der Schwanzfloſſe dreyzehn Strahlen. Der Ruͤßel iſt kegelfoͤrmig, der Koͤrper aber viereckig, kurz und mit Schilden gedeckt. | | Nach 142. Geſchlecht. Meerpferde. 349 Nach dem Seba hangen unten am Kiefer ſechs paar ſchwaͤrzliche Haare, und über dem letzten Paar fiehen die Augen ; der Körper iſt breit und eckig, und aus dem Nacken kommt die vierſtrahliche Ruͤckenfloſſe, die ſehr lang iſt; die Bruſtfloſſen ha⸗ ben nur ſieben Strahlen. Dicht am Schwanze be⸗ findet ſich oben und unten eine Erhoͤhung. Die Farbe iſt gelblich, und mit dunckelbraunen Flecken ſchoͤn geſprenkelt. Der Herr Klein nannte dieſen Fiſch Solenoſtomus; Herr Gronov hingegen Cataphractus. Der Aufenthalt derſelben iſt im indianiſchen Meere, beſonders in der Gegend von Amboina. 2. Die Flieger. Pegaſus Nan er Volans, Die vorige Art hatte einen kegelfoͤrmigen Schna⸗ Flieg bel, dieſer aber einen degenfoͤrmigen, der auch gezaͤh⸗ 0 nelt iſt, und dieſer Umſtand ſcheint den ganzen Un⸗ f terſchied zu machen, oder vielleicht ſind auch die Fluͤgel etwas laͤnger, weil fie Volans genennt ben: Man findet ſie gleichfalls im aſiatiſchen ere. 5 3. Der Schwimmer. Pegaſus | Natans, Der Schnabel des jetzigen iſt ſpadelfoͤrmig und 3. ungezaͤhnelt, auch etwas abgeſtutzt, der Koͤrper iſt e geſtreckt, und gleichfalls die Laͤnge herab mit vier 15 ; Ecken verſehen, der Kopf iſt glatt, da er an jener 1 Art etwas hoͤckerich iſt. Der Körper iſt mehr 1 e als 350 Dritte Cl. III. Ord. Schwimm. Amph. als hoch, und ganz und gar mit beinichen Schilden gedeckt. Die Bruſtfloſſen haben neun, die Bauch⸗ floffe nur eine, die Afterfloſſe fünf, und die Ruͤcken⸗ floſſe ebenfalls fuͤnf Strahlen. Der Ort des Auf enthalts iſt gleichfalls im indianiſchen Meere. Wir finden keine Nachricht, ob dieſe Fiſche eßbar ſind; ſo viel aber iſt wohl richtig, daß wenigſtens der groͤßte Theil der ſchwimmenden Amphibien zur Speiſe gebraucht wird, dahingegen von den krie⸗ chenden und ſchleichenden der kleinſte 2 zur kin rung für die Menſchen dienlich iſt. | S 3. B. Moſe XI. 12. 29. 30. Alles, was nicht Floßfedern und Schuppen hat in Waſſern / ſollt ihr ſcheuen — die Kroͤte — der Igel der Molch, die Eidechſe die Blindſchleiche — die ſind euch unrein unter alen, das da kreucht. I Regi⸗ Regiſter | u 10 A der | Ordnungen, Geſchlechter und Arten. Dritte Claſſe, von den Amphibien > Seite. 92 Ordnung. Reptiles Kriechende. 13 19. ee Teſtudo. Schildkroͤ⸗ 1 ten 15 1. „ Lederſchild 16 | bach Imbricata, Schuppenſchild 17 | . Fg 1.2, 5 er Mydas. ; Rieſenſchildkroͤte 18 | | 4. Caretta. Karetſchildkröte 30 5. Orbieularis, Flußſchildkroͤte 32 6. Scabra, . g Landſchildkröͤte 34 7. Lutaria. Schlamſchildkröͤte 41 f 8. Scor- Regiſter der Ordnungen, Seite. 8. Scorpioides, Scorpionſchild⸗ kroͤte — 42 9. Denticulata. Gezähnelte 43 10. Graeca. Moſaiſche Schild⸗ kroͤſfe — 44 11. Carolina. 12. Carinata. Caroliniſche — 44 Kielſchild — 45 Tab. XII. fig. 1. — 13. Geometrica. Geometriſche — 45 14. Puſilla. Zwergſchildkroͤte 46 15. Serpentina, Schlangenſchild⸗ 120. Geſchlecht. Rana. Tab. XII. fig. 2. = 1. Pipa, 2 Mufica, Tab. IV. fig. 1.—ı6.3. Bufo. Tab ‚IV.fg. 7.20. 4 Rubeta. 5. Gibboſa. 6. Bombing 7. Ventricoſa. 8. Marina. 9. Typhonia. 10. Ocellata. 11. Cornüta. kroͤre— 47 Froͤſche 48 Surinamiſche Kroͤ⸗ te — 4 Quackkroͤte = 50 Gemeine Kroͤte = so Feuerkroͤte — 58 Buckliche Kreutzkroͤ⸗ te — 60 Der Toͤſen = 61 Dickbauch — 61 Seeftoſch - 61 Nachtſchreyer = 52 Ohrauge — 62 Horntraͤger — 63 12. Marginata. Randfröſch = 64 13. Paradoxa. Der Baſtard — 64 14. Temporia. Brauner Landfroſch 63 15. Eſculenta. Grüner Waſſerfroſch 68 16. Ar- Geſchlechter und Arten. vn | | Seite. 16. Arborea, Laubfroſch — 69 17, Boans. Windbeutel — 70 121. Geſchlecht. Draco. Drachen 907 Tah. I. fig, 4 5 — 1. Volans. Fliegende Eidechſe 73 2. Praepos. Americaniſcher Dras | che 70 75 122. Geſchlecht. Lacerta. Eidechſen 77 A. di arten Schwan Crocodil⸗ artige 78 Tab. 1 fig. 3. — 1. Crocoditus, Crocodill - 78 Tab. II. fer 1. — 2. Caudiverbera, Schleuder⸗ ſchwanz — 83 3. Dracaena. Drachenkopf 85 Tab. II. fig, 2. — 4. Supereilioſa. Kammruͤcken 86 5. Scutata. Perlentraͤger = 86 6. Monitor. Wachhalter — 87 7. Principalis. Buͤrgermeiſter 88 S. Bicarinata. Doppelkiel — 38 B. Mit witbichem Schwank. Eidechſen 89 Tab. II. is: 4. = 9 Cordylus. Stachelſchwanz 89 10. Stellio. Dorneidechſe — yo ‚A i1. Mauritanica. Barbar 9 or hi 12. Azurea Blaue Eidechſe 9 Linne III. Theil. 3 13. Tur- V Regiſter der Ordnungen, | Seite 13. Tureic. Tuͤrk — 92 14. Ameiva. Marmeleidechſe 92 15. Agilis. Springer — 92 16. Algira. Algierer— 93 17. Seps. Schlangeneidechſe 94 18. Sex lineata. Sechsfachgeſtreif⸗ | te Eidechſe — 94 19. Angulata. Vieleck - 94 c Kurzgeſchwaͤnzte. Chamaͤleonartige ss Tab. XII. fig. 4. — 20. Chamaeleon: Chamäleon = 95 Tab. II. fig. 6. — 21. Gecko. Gecko - 98 22. Stincus, Stufe, . 69) Tab. II. fig. 7. 23, Orbicularis; Krötenfalamans del! - 100 24. Quinque lineata. Fuͤnffachge⸗ ſtreifte 11 D. Langgeſchwaͤnzte. Leguanartige 102 Tab. III. fig. 1. — 25. Bafiliseus, Baſilisk — 102 Tab. III. fig. 2.— 26. Iguana. Kammleguan = 103 27. Calotes. Der Fechter — 105 28. Agama. Stachelleguan 106 29. Umbra. Wolkenſchatten 106 30. Plica. Faltentraͤger = 107 | 31. Marmorata, Bunter Leguan 107 | 32. Bullaris, Blaſentraͤger — 108 Tab. III. fig, 3: — 33. Strumoſa. Kropfſalamander 18 34. Teguixin. Natheidechſe — 109 | Tab. | | | | | | N! | Geſchlechter n Arten. 5 Seite, 1 = III. fig. 4. — 35. A Goldeidechſe = :09 36. Chaleidica. Dreyfingerige 110 | 37. Nilotiea. Nileidechſe — 110 Tab. III. fig. 5. — 38. Punctata. PunctirteEidechſe 111 Tab. III. fig. 6. — 39. Lemnifecata. Lineirte Eidechſe 111 | 40. Faſeiata. Bandirte — 112 41. Chaleides. Gifteidechſe — 112 E. Vierfingerige, ungeſchuppte. Sala⸗ mande ⸗ „113 | 42. Vulgaris. Erdſalamander 113 Tab. IL fig. 8. — 43. Aquatica. Waſſerſalaman⸗ | der — - 114 Tab. II. fig. 3. — 44. Paluſtris. Sumpfſalaman⸗ der 114 45. Punctata. Argusſalaman⸗ der — 117 Tab. III. fig. 7. — 46. Quatuor lineata. Vier fachge ſtreifte Eidechſe 117 Tab. II. fig, 5. — are Salamandra, Feuerſalamander 117 F. Ohne Singer Wurmfoͤrmige » 120 Tab. III. fig. 8. 48. Anguina. Aaleidechſe — 120 3 II. Ord⸗ Regiſter der Ordnungen, | 0 Seite 1. Ordnung. Serpentes. Schlei⸗ chende⸗ =: 122 Worunter diejenigen, denen ein“ beygeſetzt iſt, giftig find, 123. Geſchlecht. Crotalus. Klapperſchlan⸗ gen» „133 b 1. Miliarius. Schleuder⸗ ſchwanz — 139 ci 2.* Horridus. Schauerſchlange 139 Tab. V. fig. 1. — 3.* Dryinas. Ungeziefer — 141 | 4. Duriſſus. Klapperer — 142 5. Mutus, Stumpfſchwanz 143 124. Geſchlecht. Boa Serpenten + 144 1. Contortrix. Kneiffer— — 144 2. Canina. Hundskopf — 145 3. Hipnale. Hornſchnabel 146 Tab. V. fig. 2. — 4. Conſtrictor. Koͤnigsſchlange 146 5. Murina. Mauſefaͤnger 149 6. Cenchria. Frieſelſchlange 149 7. Seytale. Stockſchlange 149 8. Ophrias. Bergſchlange 150 9. Enydris, Waſſerſchlange 150 10. Hortulana. Gärtner — 151 125. Ge⸗ / Gefäjlechter und Arten. N 125. Geſchlecht. 1.“ Vipera. 2.“ Atropos, 3.5 Leberis, 4. Lutrix. 5. Calamarius. 6. Fimus. 75 Striatulus. 8.* Ammody tes, 9. Ceraſtes. 10. Plicatilis. Tab. VI. fig, 15 — 11. Domicella, 12. Alidras. 13. Pundtatus, 14. Buccatus, 15.“ Berus, 16.“ Cherſea. 17. Preſter. 18. Angulatus. 19. Caeruleus. 20. Albus. 21.* Afpis. 22. Typhlus. 23. Faſciatus. 24 Lebe tinus I» Coluber. Seite Natter ⸗ 152 Viper — = 153 Giftſchlange — 155 Schlangenbalg 156 Gelbruͤcken — 156 Federkiel — 136 Affennaſe — 157 Bandruͤcken — 157 Sandkriecher 157 Hornſchlange — 158 Wickeler — 159 Schooßſchlange 160 Weißling — 160 Punctirte Natter 160 Breitbacken — 161 Europaͤiſche Nat⸗ ter — - 161 Schwedische Natı tt — — 166 Vippernatter — 167 Eckigte Natter 167 Blaue — 168 Weiſſe — 168 Otter = — 168 Kleinauge — 170 Bandirte = 170 Kupfernatter = 170 2=, Melanocephalus. Sch warzeopf IM 26. Cobella, (2,0) * schl 51 ſchlangelte Na lte pP e 122° &e so Regiſter der Ordnungen, 27. Reginae. 28. Doliatus, 29. * Tab, VI. 8.6. — 30" Sererus 32. Aurora. 33 Sipedon. 34 Maurus, 35. Stolatus, 36, Vittatus, 37. Miliaris, Seite, f Königinnen Nat⸗ Reifnatter — ee — N RA Ae Natter — Schieß ſchlange Braune Suter S nalen Schleyernatter Grießnatter — 172 173 173 oh: 174 174 177 176 176 177 Tab, VI. fig, 7, — 38, Aeleulapü, Aeſculapſchlange 177 39. Rhombeatus, Blauwuͤrfel — 178 40. Cyaneus, Tab, VI, fig, 3. — 41. Natrix. 42, Asilis, - 43.* Latteus, 44. Jaculatrix, 45; Aulicus, 46. Monilis. 97: Fulvius, 48, Pallidus, 49. Lineatus, Tab, VI. fig, 4. 30.“ Naja 51. Padera, 52: Canus, Himmelblaue Ringelnatter Schleuderer — Milcher — Pfeilſchoß — Hofjunker — Jubelierer — Gelbringel — Blaßnaſe — Lineirte Natter Brillenſchlange „Gefleckte Natter Graue Natter 178 178 181 181 184 186 186 73. Cg Geſchlechter und Arten. | Seite. 63. Getulus. Auslaͤnder = 186 54. Sibilanes, Ziſcher — — 187 55. Laticaudatus; Breitſchwanz = 187 56. Sirtalis. Papageyennatter 188 N 97 Atrox. Tyraun — 188 58. Sibon, Rundkopf = 189 b 1 59. Nebulatus, Wolkſchlange 189 Tab. VI. fig 5. — 50. Fuſcus, Brunette — 189 61. Saturninus. Bleynatter — 191 62. Candidus. Weißkopf = 191 63. Niveus, Schneeſchlange 191 64. Scaber. Stachelnatter 192 69. Carinatus. Kielruͤcken — 192 66.“ Corallinus. Corallennatter 193 67. Ovivorus, Eyerfreſſer — 193 68, Saurita, Eidechſennatter 194 69. Conſtrictor. Wuͤrger = 104 70. Exoletus. Fahlnatter — 194 71. Situla. Waſſernatter = 195 72, Triſcalis. Dreyſtrich — 195 73. Guttatus. Blatternatter 195 74. Lemniſcatus. Bandnatter = 196 75. Annulatus. Ringauge — 196 76. Dipſas. Durſtnatter — 197 77. Pelias, Spießnatter = 197 478. Tr Purpurnatte“ — 198 79. Jugularis. Blutkehle — 198 | 34 80. Pe- Regiſter der Ordnungen, Seite. 80. Pethola. Bandſcheck - 198 81. Aeſtivus. Sommernatter 200 82. Molurus. Serpentnatter 200 83. Ahaetulla, Peitſchſchlange 200 84. Petalarius, Bunte Natter = 202 85. Haje. Kropfnatter — 202 86. Filiformis. Fadenſchlange 203 87. Pullatus. Trauernatter — 203 88. Hippocrepis Roßnatter — 204 89. Minervae. Drathnatter = 205 90. Cinereus. Aſchgraue = 205 91. Viridiſſimus. Gruͤne — = 205 92. Mucoſus. Schleimnatter 206 93. Domeſticus. Hausſchlange 206 f 94. Cenchoa. Ameiſennatter 206 95. Mycterizans Rumpfnaſe — 207 96. Caeruleſcens. Blaue Natter 207 97. Argus, Argus — = 208 126. Geſchlecht. Anguis. Aalſchlan⸗ gen 209 1. Quadrupes. Vierfuf — 209 2. Bipes. Doppelfuß = 2 118 Tab. VI. fig. 6. — 3. Meleagris. Geſtickte Aal⸗ | ſchlange — 211 „ ee Geſchlechter und Arten. a Colubrina. g. Jaculus. 6. Maculata. 7. Reticulata, 8. Ceraftes. 9. Lumbricalis. 10, Ventralis. 11. Platura. 12. Laticauda. 13. Scytale. 14. Eryx. 15. Fragilis, 16. Ventralis. Seite. Nattergal — 212 Wurfſchlange 212 Fleckentrager 213 Netzſchlange — 213 Horntraͤger = 214 Wurm — = 215 Dickbauch — 216 Plattſchwanz = 216 Breitſchwanz — 217 Zweykopf = 217 Langſchwanz — 218 Bruchſchlange = 218 Kurzbauch — 219 127. e Aha Ringel⸗ 1. Fuliginoſa. 2: Alba. 128. Geſchlecht. Caecilia, 1. Tentaculata, 2, Glutinoſa. ’ 55 ſchlangen 221 Rußringel = 222 Weißringel = 223 Blindſchlei⸗ chen ⸗ 225 Fuͤhlſchlange = 225 Schleimſchlange 226 III. Ord⸗ Regiſter der Ordnungen, | ! Seite, I, Ordnung. Nantes. Schwim⸗ | mende 227 129. Gefihledht, Petromyzon, Pricken 229 1, Marinus. Lamprete = 230 2. Fluviatilis. Neunauge 231 3. Branchialis. Kieferwurm — 234 130, Geſchlecht. Raja. Roche „ 236 A. Mit ſcharfen Zaͤhnen ⸗ 2237 Tab. VII. fig. 1. — 1. Torpedo, Krampffiſch - 237 | 2. Batis, Stachelroche — 240 3. Oxyrinchus,. Spitzmaul = 242 4. Miraletus. Spiegelroche — 243 57. Fullonica, Walkerroche — 245 B. Mit ſtumpfen Zaͤhnen⸗ „ 247 Tab XI. fig. 4. — 6. Aquila, Meeradler — 245 Tab. XI. fig. 3. — 7. Paſtinaca. Pfeilſchwanz — 246 8. Clavata. Nagelroche = 248 9, Rhinobatos, Haayroche — 250 131. Geſchlecht, Squalus. Haayfiſche 252 A. Mit ſtachlchten Rückes - 273 1. Acanthias, Dornhaay = 253 2, Centrin. Sauhund — 278 f 3: Spi- 11 Geſchlechter und Arten. 1 Seite, 3, Spinax, Spornhaay = 256 4, Squatina,. Meerengel — 256 B. Mit glatten Rücken , 298 5. Zygaena, Hammerfiſch = 258 T ab, VII, fig. 2, — 6. Tiburo, Schaufelfiſch — 259 7, Galeus. Meerſau = 260 8. Canicula, Hundhaay = 262 9, Stellaris. Sternhaay 264 10. Catulus. Seehuͤndchen — 264 II. Maximus. Pferdhaay — 265 Tab XI. fig. 5. 12. Earchariası Menſchenfreſſer 266 C. Mit koͤrnichen Zaͤhnen⸗ 270 13. Muftelus, Glatte Haay 271 14. Glaucus, Blaue Haay = 272 Tab. XI. fig. 2, — 15. Priſtis, Saͤgefiſch — 273 132. Geſchlecht. Chimaera. Seedra⸗ chen 276 1. Monftrofa, Pfeildrache = 276 2, Callorynchus, Seehahn — 277 133. Geschlecht, Lophius. Seeteufel 279 Tab. VII. fig. 3. — 1. Piſeatorius. Meerfroſch — 279 2. Velſpertilio, Einhornteufel 283 3, Hiftrio, Seekroͤte = 284 134, Ge, Regiſter der Ordnungen, Seite. 134. Geſchlecht. Acipenſer. Stoͤre 286 1. Sturio. Gemeine Stoͤr 287 a. Ruthenus. Sterlet — — 290 3. Huſo. Haufen = = 291 135. Geſchlecht. Baliſtes. Hornfiſche 294 1. Monoceros, Einhorn = — 295 2. Hiſpidus, Scubuͤrſte — 296 Tab. VIII. fig. 1. — 3. Tomentoſus. Zotenfiſch = 297 4. Papilloſus. Pockenruͤcken — 298 5. Verrucoſus. Warzenſchwanz 299 6. Aculeatus. Stachelſchwanz 299 Tab. VIII. fig. 2. — 7. Vetula. Alt Weib — 300 Tab. IX. fig. 1. — 8. Ringeus. Naſenruͤmpfer 301 136. Geſchlecht. Oſtracion. Beinfiſche 303 N 1. Triqueter. Biegeleiſen = 304 2. Trigonus. Dreyeck — 306 Tab. VIII. fig. 3. — 3. Bicaudalis. Pflockſchwanz 307 4. Tricornis. Dreyhorn = 308 Tab. VIII. fig. 4. — 5. Quadricornis. Seeguguck — 308 5 6. Cornutus. Seekaͤtzgen — 309 7. Tuberculatus. Cofferfiſch — 310 S8. Gibbofus. Schachtelfiſch 310 9 Cubitus. Todtentruhe — 311 137. Ge⸗ Geschlechter und Arten. 1 , 100 Seite. 137. Geſchlecht. Tetrodon. Stachel⸗ f | baͤuche 312 | | 1. Teſtudineus. Schildkroͤtenfiſch 313 Tab. VIII. fig. 5. — 2.2. Lagocephalus Haſenkopf = 313 Tab. IX. fig. 2. — 2. b. — — CaapſcherBlaſer 314 3. Lineatus. Geſtreifter Sta⸗ chelbauch — 315 ig, DEALS) Gefleckter Sta⸗ | chelbauch — 3165 5. Laevigatus. Windbeutel — 317 6. Hiſpidus. Seeflaſche — 318 Tab. va fig.6.7.—7. Mola. Mühlſteinfiſch 318 138. Geſchlecht Diodon. Igelfiſche 323 Tab. X. ſig. 1. — 1. Atringa. Kugelfiſch — 324 Tab. X. fig, 2. — b. Reticulatus. Seetaube — 325 e. Echinatus. Stacheltaube — 325 Tab, X. fig. 3. — 2. Hyſtrix. Großer Stachel: Ws fiſch = — 326 b. Holocanthus. Stachelkragen 327 139. Oefhteht Cyclopterus. Meerha⸗ en +» 329 Tab. XI. fig. 1, — 1. Lumpus, Lump — - 330 Tab. IX. fig. 3, — b. Spinoſus. Stachelhaſe = 332 f c. Rarior, Langfloſſe — 332 2. Nudus. Schnottolf — 333 3. Liparis. Ringbauch — 333 | 140, Ge⸗ Regiſter der Ordnungen, Geſchlechter sc. | Seite. 140. Geſchlecht. Centriscus. Schildfi⸗ fche + 335 Tabu fig. 4 — 1. Seutatus, Meſſerfiſch — 336 2. Scolopax. Schneppenfiſch 337 141. Geſchlecht. Syngnathus. Nadel⸗ fiſche 339 1. Typhle. Blindfiſch — 340 2. Acus. Spitznadel = 341 f 3. Pelagicus. Corallenſauger 342 Tab. X. fig. 3, — 4. HAequoreus. Meernadel — 343 Tab. XII. fig. 5. 5. Ophidion. Seenatter = 343 - 6. Barbarus. Kahlſchwanz — 344 Tab. X. fig. & — 7. Hippocampus. Seepferdchen 344 142. Geſchlecht. Pegaſus. Meerpferde 347 Tab. X. fig. 7. — 1. Draconis. Seedrache — 348 2. Volans. Fliegen = 349 3. Natans. | Schwimmer = 349 SE — * 1 5 Y 1901 106 Kult 5 5 2 er = \ 4 * - 1 u 2 I zu 3 2 N Pe & z E Ir ER 3 8 u u r N + > 3 = i j Au * $ - . = N | % — Der E = 7 = 4 u iu * 5 2 > f as < nr in =. ’ - j =; a = . 8 — = fr + ı — ? eG H 1 1 4 5 Ba * > Eu * 8 Ed ee = = 5 — — — r — — —— — — — 2 — — — 3 — 2 — F — — — — NE: 7 25 e . 7 nr 65 N 7 SS 1 1 8 SS / { } RR . 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Frösche e Amphibia: Rana. 18. Der Lachfroſch. Rana ridibunda, Jieſer Froſch iſt einer der größten, und wie⸗ 9 J) get nicht ſelten ein halb Pfund. Er giebt frosch. Abends einen Laut von ſich, als ob man Ridi- go weitem einen Menſchen ſtark lachen hoͤrte, und bunda. wird ziemlich haufig in der Wolga und im Jak angetroffen, kommt aber niemahlen auf das Tro⸗ (elle. Desgleichen hält er ſich im caſpiſchen Meere auf. In der Geſtalt kommt er dem brau⸗ nen Landfroſche No, 14. nahe, iſt aber etwas brei⸗ er und kurzer, beſonders iſt der Kopf ſehr breit. Das obere Augenlied iſt erhabenrund und mit Po⸗ „is beſetzt, ſtatt des untern Augenliedes befindet ich ein breites eingedrucktes Feld, welches das Auge umgiebt. Die Trommelhaͤute liegen flach, der Ruͤcken iſt mit Poris, und die Seiten find mit verloſchenen Warzen beſetzt, untenher aber iſt die Haut glatt. Die Voͤrderfuͤße haben vier Fin⸗ ger und der Daumen iſt an der Wurzel dicke und — 19. Abend⸗ froſch. Veſper tina. 184 Dritte Cl. I. Ordn. Kriechende Amph- abgeſondert, der naͤchſte Finger aber iſt kuͤtzer als die uͤbrigen. Die Hinterfuͤße haben zwiſchen den Zaͤhen Lappen, und weil ſich inwendig eine Haut oder Schwiele zwiſchen den Fingern legt, ſcheinen einigermaſſen ſechs Zaͤhen vorhanden zu ſeyn. Alle Finger ſind an den Spitzen etwas rund aufgetrie⸗ ben, und haben keine Naͤgel, ſind aber unten an den Gelenken mit Warzen verſehen. Oben iſt die Farbe aſchgrau, und mit vielen großen braunen Flecken beſetzt, zwiſchen welchen wieder kleinere ſtehen. Die Ruckgradlinje iſt öfters gelb oder grünlich. Die hintern Gliedmaſſen ſind einiger⸗ maſſen bandirt. Unten iſt der Koͤrper weißlich, und hin und wieder mit braunen Striemen bezeich⸗ 4 net. Die Afterbacken ſind braun, und haben Kleine N milchige Flecken. Pallas Reifen. 719. Der Abendfroſch. Rana velpertina | * Er hat die Größe einer. Kröte aber die Ge 1 ſtalt eines Froſches; jedoch ſind die Hinterfäße kurz, daher er beſchwerlich huͤpfen kann. De Kopf ift kurz, der Körper von oben mit Warzen beſetzt, aſchgrau, und mit laͤnglichen, zuweilen 10 einander flieſſenden Flecken von grüner Farbe Dez zeichnet. Unten iſt der Körper weißlich, oder ſchmutzig⸗aſchgrau. Zwiſchen den Augen befindet, ö ſich allezeit ein zweyſchenkeliger Querſlecken, der mit der Breite zwiſchen den Augen, und init del Schenkeln nach den Naſenloͤchern zu ſehet, Die Voͤrderfuͤße ſind vierfingerig. Au den Hinker füſ⸗ ſen ſind funf mit einer Haut verwochſene Jaben, wozu noch eine dicke & chwiele kommt, welche bei. Laͤnge nach gerichtet iſt, und den Daumen Sattel, let. Der Ae if in BAR Bar las 9 en w 1 20 9. Die N > IA 1 * 120 Geſchlecht. Froͤſche. 185 ++ 20. Die Durſtkroͤte. Rana fitibunda. Sie hat die Geſtalt einer Kroͤte, iſt aber Duck ‚größer. Der Kopf iſt kurz, zuruͤckgebogen, und kröte. hinter den Augenkreiſen gleichſam mit einer Schnur Siti- zuſammen gezogen. Die Augenlieder find einiger; bunda. maſſen fleiſchig. Die obern ſind breit, und nickend, die untern eng, und mit einer Nickhaut verſehen. Der Koͤrper iſt kurz, aufgetrieben, und mit brau⸗ nen erhabenen Buneten, fo wie der Ruͤcken in den Seiten mit etwas groͤßeren Waͤrzchen beſetzt, wel: che in den Weichen am haͤufigſten vorhanden ſind. Die Fußſohlen find untenher warzig. Die Voͤr⸗ derfuͤße haben vier Finger mit einen getrenneten Daumen. Die Hinterfuͤße ſind halb geſpalten, und einigermaſſen ſiebenfingerig, indem an beyden Seiten der Fußwurzel eine. Schwiele hervorraget. Die Farbe iſt untenher ſchmutzig⸗weiß, oben blaͤu⸗ lich aſchgrau, mit vielen theils runden, theils un⸗ förmlichen ſchwaͤrzlich⸗gruͤnen Flecken haufig beſetzt. Man trift dieſe Art in duͤrren Wuͤſten am Jaik ziemlich haͤufig an, und zuweilen erſcheinet fie bey leinen Städten und Schanzen, liegt bey Tage i allerhand Höhlen, und ſpringt Abends herum. Pallas Keiſen. N tee, e | } 8 873 { e PER g ee 3 95 ER N M5 122. Ge⸗ 9, 4. 168 Dritte Cl. J. un Wee Amph. 122. Geſchlecht. Eidechsen. u Sept es; Lacerta, m ne non ur nd m Der eh Lacerta heliofcopa. Fricke Eydechſe. hat die Geſtalt der Barbar⸗ denten 5 eydechſe No, 11. iſt einen Finger lang, 1900 ö und hat die Gewohnheit, mit aufgerichtetem Kopfe, und eingezogenem Nacken, das Geſicht mehreneheils der Sonne zuzuwenden. Der Kopf iſt ganz mit ſchwieligen Warzen beſetzt, hat kaum hervorragen⸗ de Lippen, und die Maſenloͤcher an der Stirn, Die Augenlieder ſchuppig granuliret, der Hals gleichſam enge zugeſchnürt, unten mit einer Quer⸗ ru zel verſehen. Der Nacken hat zwiſchen den Schultern eine rauhe ſchiefe Erhohung, und ein daran ſtoſſendes oft ſcharlachrothes! Feld. Der Korper iſt kurz, in den Seiten aufgerieben, Un ten mit ſcharfen kleinen Schuppen beſetzt, welche gleiche Größe haben, oben aber noch kleiner nd und hervorragen, wo fi noch beſonders in Seiten häufige Warzen zeigen. Der S chwan allenthalben gleich ſchuppig, an der Wurzel eke und lauft fadenfoͤrmig aus. Die Farbe oben it aſchgrau⸗weiß, und oft mit blauen und braunen Tropfen beſprenget, unten mennig⸗ und ſcharlach roth, ſelten blapfärbig, Sie haͤlt ſich in den ſuͤb⸗ lichen duͤrreſten Sandhuͤgeln Rußlands auf, lauft ſehr geſchwind, aber nicht fo ſchlangenartig, wie der Springer No. 15. Pallas Aeifen. B, Wir⸗ 5. Wirbelſchwaͤnze. Wirbel, ſchwaͤn⸗ 197 a. Die Pfeileidechſe. Lacerta velox. ze. Sie iſt viel kleiner und ſchmaͤchtiger als un⸗ ein ſere gemeine Eidechſe, ſiehet ihr aber ſonſt ſehr eidechſe ahnlich. Der Kopf, das ſchuppige Halsband, die Velox. Ningel um die Schenkel, und der wirbelige Schwanz kommen mit jener vollkommen uͤberein, aher fie denn auch zur zweyten Abtheilung, nam. lich der Wirbelſchwaͤnze gehoͤret. Die Farbe iſt oben aſchgrau mit fünf, der Laͤnge nach geſtreckten Strichen, die etwas blaſſer ſind, und von einer Menge feiner brauner Dupfen begleitet werden. Die Seiten ſind mit langen ſchwarzen Flecken be⸗ fest; zwiſchen welchen glaͤnzende blaue Puncte ſte⸗ hen, Der Aufenthalt iſt in den duͤrren Wuͤſten Hußlands, wo fie herum ſtreift, und ſchneller als ein Pfeil fortſcheuſt. Pallas Reifen. 19. h. Der Blutſchwanz. Lacerta eruenta. een 19. b. ie hat die Geſtalt der vorigen Art, iſt aber Blut, wohl dueymal kleiner, und hat einen ſpitzigen Kopf. ſchwanz an ben Hals iſt keine Binde, ausgenommen eine f üunzel, und fo mangelt auch die Schenkelſchnur. Der Körper iſt oben braun, unten weiß, über den Nacken gehen ſieben weiſſe Striche, davon vier über den Ruͤcken bis zum Schwanze fortgehen. Die Glieder haben runde Milchflecken. Der Schwanz iſt oben aſchgrau, unten ſcharlachroth, wird aber nach der Spitze zu weiß. Sie gehoͤret in die zweyte Abtheilung unter die Wirbelſchwaͤnze, und halt fi in den rußiſchen Salzſteppen auf, ta. u it aber ſelten. Pallas Keifen. ne P. Lang 188 Dritte Cl. I. Ordn. Kriechende Amph. en D. Langſchwaͤnze. Leguanartige. Rae + 41. a. Die Kehlfalte. Lacerta argura, Sie iſt kuͤrzer und baͤuchiger als die gemeine ee Eidechſe, und hat eine ſpitzigere Schnautze. Un⸗ Arguta, fer dem Halſe befindet ſich eine große doppelte Falte. Die Schenkel ſind ſparſam mit verloſche⸗ nen ſchwieligen Puncten beſetzt. Der Schwanz iſt an der Wurzel dick, und lauft ſchnell fehr Dunn und fadenfoͤrmig aus. Die Farbe iſt oben blau und mit vielen ſchwarzen Querbaͤndern beſetzt, wel che oft zuſammen fließen, unten weiß. Querbande find an der Wurzel des Schwanzes u nau abgeſondert, und jedes ift mit vier oder fünf augigen Puncten beſetzt. Der Aufenthalt iſt in den füdlichen fandigen Gegenden am Irtis, (es ner abet am 1 J ee ee Du en, ren, { u 1 1 61 PN 4 ur 15 Zweyte Ordnung. Schechen Amphibien. 5030 ee : Serpentes. Sa ML 1 125. Geſhierht Natter. hi Serpentes: Coluber. ———: fruranr su nme ce 98. Die Mlsinennarki Coluber crotalinus. Gen dem königlichen ſchwediſchen Kabinet Kla IK “ befindet jich eine große Natter, welche das Stopp ! Aufehen einer Klapperſchlange, hervorſte⸗Crota. eo Augenlieder, und einen herzfoͤrmigen Kopf linus. 5 Der Koͤ sörper iſt groß, aſchgrau, und mit groß en blaſſen, eins ums andere geordneten, warden Flecken beſetzt. Unten iſt der Koͤrper gelblich und braun uͤberloffen. Man zaͤhlet 154 en und 43 Schuppen, denn der Schwanz ift kalt = fo lang als der Körper, und hat keine ide, ſondern lauter Schuppen. Eine aͤhnli⸗ he bekamen wir aus Suriname. Bey dem ſihwehiſchen Exemplar iſt von dem Ritter das Doterland nicht angemerkt. Linneus. 199 Die (BIER Schild⸗ ftatter, Scuta- Us. 190 Dritte EI II. Ordn. Schleichende Ami, 499. Die Schildnatter. Coluber feutätus, Sie iſt oft vier Schuh lang, und ſiehet wie die Ringelnatter NO. 41. aus. Sie hat im Maule | feine giftige Werkzeuge, aber in beyden Kiefern, auf 1 0 Seiten, eine Reihe ſpitziger auswerts⸗ ſtehender ziemlich großer Zaͤhne, und am Gaumen; der Länge nach, einen gedoppelten Kamm. Die Augenringe ſind braun. Obenher ift der Koͤrper ſchwarz, ohne Glanz, unten ſind die Schilde glatt, und glaͤnzend ſchwarz, und die Paare ſtehen eins ums andere, ſind an den Enden gelblich⸗weiß, und machen, daß der Bauch gewuͤrfelt erſcheinet.. Der Schwanz hat kaum ein und andere weiſſe Schup⸗ pen. Die Bauchſchilde decken den Bauch ſehr breit, und faſt bis zu zwey Drittel des ganzen Umfangs, ſo daß ſie in den Seiten eine lange Falte machen. Die Anzahl der Schilde beläuft ſich auf 190, ohne das große gedoppelte Sin zu rechnen, welches den After deckt. Der Schwan; iſt leicht dreyeckig gedruckt, und fuͤhret N H funfzig paar Schuppen. Der Aufenthalt if im Jaik, denn es iſt eine Waſſerſchlange, dec ect g re heraus aufs Land. 5 Pallas Reifen: 100, Fluß⸗ natter. Hy- drus. 15 100. Die Flußnattet, elbe kh dag Sie iſt galfoͤrmig gestaltet. „ etwa. den & lang, und hat auch keine giftigen, Werkzeuge, übe 4 ret aber im Gaumen einen J Kakın mir zurückgebogenen ſcharfen Zaͤhnchen. Die Aunge, iſt lang und ſchwarz. Der Kopf klein, 75 and ohne, aufgetriebene Backen. Die Augen, IR klein, und mit einem gelben K reiß umgeben. Oben iſt die Farbe olivenfaͤrbig aſchgrau. Im Nacken iſt auf beyden Seiten eine ſchwarze Binde, die arı 3 din⸗ tm 5 laufen, und zwey dan gli 15 | ſchwarz 1 125. Geſchlecht. Pattern. 1gr ſchwarze Flecken einfaſſen. Ferner ift der Körper in vier Reihen mit runden ſchwarzen Flecken beſetzt. Die Schilde ſind gelblich ſchwarz gewuͤrfelt, nach hintenzu am ſchwaͤrzeſten. Am Bauche befinden ih 180 Schilde, ohne das einfache Afterſchild zu rechnen. Die Schuppenpaare unter dem Schwan⸗ ze belaufen ſich auf 66, und die Schwanzſpitze iſt geboppelt. Man trift dieſe Art in den rußiſchen Flüſſen, (oder im Wolga) bis zum caſpiſchen Meere an, niemahls aber auf dem Lande. Pal⸗ las Aeifen, | 101. Die Teufelsſchlange. Coluber 0 Melanis. | Sie iſt wie die europaͤiſche Natter No. 15. Leuſel 0 geſtaltet, und auch fo groß, im Maule mit Gift: lan 95 mwertjeugeit verſehen, hat braune Augenringe, und Mela“ 8 ſnkrecht ſpießfoͤrmige Augaͤpfel mit einem ſilber⸗ nis, ſlobigen Rande. Der Korper iſt dunkel ſchwarz, ohne Glanz, am Bauche etwas blaſſer mit dunklen Jletken und glaͤnzend. Die Seiten nach der Kehle ind blaͤulich gewoͤlkt. Man zaͤhlet 148 Bauch⸗ chli und 27 Paar Schwanzſchuppen. Der Schwanz iſt kegelfoͤrmig und kurz. Sie wird in tgruben und in verſchuͤtteten und bewachſenen Agenden am Wolga und Samara angetroffen. Sallas Reifen, 2 Dee | 102. Die Waldſchlange. Coluber Scytha, | Sie iſt anderthalbe Schuh und dariiber lang, 4,102, and der Schwanz hat nur den zehnten Theil der ſchlange ange, Der Kopf iſt etwas herzfoͤrmig, und mit Seytha, einfachen Werkzeugen verſehen. Die Augenringe ehen ius Goldgelbe, Der Koͤrper iſt ſo dick wie e | ein / 192 Dritte Cl. . Ordn. Schleichende Amph. 5 ein Finger, oben dunkel ſchwarz ohne Glanz, und milchig⸗weiß und glänzend. Man zaͤhlet 153 Bauch⸗ ſchilde, und 31 Paar Schwanzſchuppen. Der Aufenthalt iſt den bergigen Waͤldern Sibiriens, auch ſogar ziemlich weit nach Norden, jedoch iſt dieſe Art nicht fo ſehr giftig wie andere. Pallas Keiſen. e e + 103. Die Salzchlunge. Coluber Dione, Salz Der Körper iſt ſchmaͤchtig, drey Schuh lang, ſchlange wovon der Schwanz ohngefehr den ſechſten Theil Dione, einnimmt. Im Gaumen iſt ein vierfacher Kamm vorhanden, aber weiter keine Giftwerkzeuge. Der Kopf iſt klein, viereckig und mehrentheils mit brau⸗ nen Naͤthen gewuͤrfelt. Die Farbe iſt oben Icon aſchgrau, oder weißlich, und mit drey weiſſeren Strichen der Laͤnge nach gezieret, zwiſchen welchen eins ums andere braune Striemen oder Würfel; die oft zuſammenlaufen, ſtehen. Unten iſt die Farbe weiß, und mit ganz kleinen blaͤulichbraunen Striemen beſetzt, zwiſchen welche ſich zuweilen ganz feine rothe Puncte miſchen, man zaͤhlet 190 bis 206 Bauchſchilde, und 58 bis 66 Paar Schwan; ſchuppen. Dieſes zierliche Thierchen iſt ganz an, ſchaͤdlich, und haͤlt ſich in den Salzſteppen au caſpiſchen Meere, und in duͤrren Salzfeldern ag Irtis auf. Pallas Reifen. . — r — ra aan y 1 DE wg 3 NN 126. Geſchlecht. Aalſchlangen. Serpentes: Anguis. 417. Die taſpiſche Aalſchlange. Anguis miar „ie R Dritte 194 Dritte Cl. III. Ord. S Schwimmende Amp. und der Umfang des Körpers iſt vollkommen f | 1% E ———— Dritte Ordnung. Schwimmende Amphibien, e Nantes . 39/2 ——. —X— See NEE ESPRIT ͤ—.. BR RENT 2 2 134. Geſchlecht. Store. Nantes: Accipenfer. 5 — 44 Der Sternſtör. Accept Bellen E. hat die gewöhnliche Groͤße 10 5 vier Schuh, wiegt etwa dreiſig Pfund, iſt etwas mad: tiger als der gemeine Stoͤr und Sterlet No. 2. eckig. Der Kopf iſt ſcharf mit ſpitzigen Hoͤcker und gezaͤhnelten en beſetzt. Die Schnauze gehet in ſpannenlange, knochige, gedruckte, faſt dreyeckige Kiefer aus, iſt unten ſchleimig⸗glatt, am obern Theile aber durch viele agen Striche rauh. Vor dem Maule ſitzen vier Bart; floſſen wie bey allen Stoͤren. Das Maul iſt roͤh⸗ renfoͤrmig, und laͤſſet ſich weiter als an andern Arten hervorſtoſſen. Die Gehoͤrloͤcher find ſehr groß, und halbmondfoͤrmig. Von den Schultern an verduͤnnet ſich der Körper allmaͤhlig in eine fuͤnfeckige Laͤnge. Der Schwanz iſt rund, und e ee die Knoͤchelchen Si dem uͤcken⸗ | 134 Gch. Stbre. 19 ue find 1255 mitten auf dem Rücken beſetzen dreyzehn dergleichen Knoͤchelchen den Kiel) an den eckigen Seitenreißen aher zaͤhlet man der⸗ ſelben jedesmal fünf und dreyſig kleinere auf jedem Klele, die zwey Bauchkiele aber haben bis zum After jedesmal nur zwölf Knoͤchelchen. Hinter dem After ſtehen noch drey Knoͤchel. Ueberdies iſt der Ruͤcken hin und her noch mit weiſſen ſtern⸗ foͤrmigen Schwielen von unterſchiedener Groͤße beſetzt, und der ganze Koͤrper durch unordentlich⸗ ſtehende Schuppentruͤmmer rauh. Die Floſſen ſind langer als an andern Arten, beſonders iſt der Schwanz am Ende halbmondförmig, und mit den obern Floſſenlappen lang hervorſtechend. Die Farbe iſt obenher ſchwaͤrzlich, unterhalb den San e tropfenweiſe bunt, unten weiß. Dieſe Art ſteiget zu Anfang des Meymonats in umzaͤh⸗ licher Menge aus dem caſpiſchen Meere die Fluͤſſe Anän. Die Weibchen ſind in allen Stuͤcken größer alls die Männchen, aber nicht länger, Der Eyer⸗ a wiegt etwa zehen Pfund, und enthält bey⸗ . ng. e We . 0 mer 5 fen. 555 8 „7 Ps: 155 1 Date er AN, . Ornn. er Aud Duarte £ Be 21. Kriechende. Keptiles. 770574 II. Schleichende. 9 15975 III Schimmende. Nantes. u wie ſich auch hievor die Zuſaͤtze dazu befinden ; 10 oe e lebte, Neat neh f 2 m wir die Amphibien h im 1 h Abel 160 i RP’ 1 fchrieben „.fo haben wir nach der Linnei⸗ | 0 us ſchen Kaleitung nur dreh becken, ub l | 9 07 15 F In m 3617 allein in der Zugabe hat der Ritter noch eine neue Ordnung, welche D. Garden entdeckte, einge, ſchaltet, wovon wir auch in beſagtem dritten Theile N pag. 3. Erwähnung gethan haben. Diefe Ordnung führer nun bey om m den Namen Meantes ns ſollte feiner Anweiſung nach, zwiſchen den Sch lan chenden und Schwimmenden ſtehen. Wie nennen alſo ſelbige auch gehende Amphibien, und ſtellen es uͤbrigens frey, dieſe Ordnung den ſchwimmenden nach Gefallen vor, oder nach u ſetzen. Kenn zeichen nung find, daß fie nicht nur aͤuſſerliche Luftwerk der Ord, zeuge, ſondern auch Lungen (Branchiae et Pul- nung. mones fimul) haben, ſodann aber auch mit Fuͤſſen als mit Armen verſehen ſind, an welchen Nagel ſitzen. Es iſt bisher nur folgendes einziges e ſchlech, entdeckt ie , Die Kennzeichen dieſer neuen und vierten Orb⸗ 142. W6% 142. a. Geſchlecht. Die Sirene. Meantes! Siren. | — ——— 1 | Iiren oder Sirene foll, nach der Meynung der Geſchl. Alten, ein Wunderthier des Meeres ſeyn, Benen⸗ welches halb Fiſch und halb Menſch iſt, davon es nung. mancherley Fabeln giebt. Inzwiſchen hat man doch auf dem anatomiſchen Theater in Leyden ein ſol⸗ ches Geſchoͤpfe aus Braſtlien einmal gehabt, welches aber von dem Ritter nicht fuͤr aͤcht erkannt bwerden wollen, weil es Ohren und einen engen Hals hatte, und man weiter von den Reiſenden keine naͤhere Beſtaͤttigung ſolcher Geſchoͤpfe vers nommen. Wovon wir im erſten Theile pag. 203. ſchon Erwehnung gethan haben, und hier aus ben Bartholin Tab. III. fig. 4. einen Umriß mit⸗ T. III. theilen. MN un iſt es zwar hier unſere Abſicht nicht, un unterſuchen, ob die Syrenen bloße Fabel⸗ gehe, oder wirkliche Creaturen find, das aber meilen wir doch berichten, daß man ſich nicht nur in Holland damit trage, wie im Jahre 1403. bey bam ein ſolcher Fiſch gefangen und nach Zar⸗ deu gebracht worden ſey, ſondern daß auch wirk⸗ ich jetzo im September 1775 zu Amſterdam im @sojthofe Nieuu Maltha, oder la Ville de Paris, in de Neil; ein ſolches Geſchoͤpfe vorgezeiget wor⸗ den, welches oben eine Weibsperſon, und unten einen Fiſch vorſtellet, und über drey Schuh lang iſt. Dieſes Geſchoͤpf iſt im Archipelago gefangen warden) und da einige es für ein Artefactum halten wollen, fo hat der Beſitzer öffentlich zwa NE TEN N 3 hun⸗ | ., % fig. 4. a Bu Eidech⸗ 198 Dritte El. IW. Ordn. Gehende Amph. hundert Ducaten demjenigen geborhen, der dusch Kunſt ein ſolches Geſchoͤpfe herſtellen konnte. Inzwiſchen hat der Ritter dieſen bekannten Namen nicht ohne Grund dem gegenwaͤrtigen Ge⸗ ſchlecht beygelegt, weil die Merkmale desselben in folgenden beſtehen. Geſchl. Der Körper iſt zweyfuͤßig, geſchwaͤnzt und Kenn nackt. Die Süße dienen ſtatt der Arme, und Ba: e ben Nägel, Wären nun auch Bruͤſte vorhanden, fo müßte es, gleich den Sirenen der Alten, uns ter die Saͤugthiere, und vielleicht bey den Seekaͤl⸗ bern ſtehen, allein da dieſes nicht iſt, da es auſſer⸗ dem einen nackten Koͤrper und einen Schwanz hat, auch in Suͤmpfen wohnet, ſo macht die Claſſe der Amphibien wohl den naͤchſten Anſpruch darauf. Man hat jedoch bis dahin nur folgende u Are entdeckt; | | EN Ä £ 70 I. Die Eidechſenſirene. Siren lacert ins. a fenfirene Gegenden von Carolina zu Hsuſe iſt, wurde e von Lacer- D. Barden entdeckt, und von dem Ritter © tina. lange in Zweifel gezogen, ob es nicht vielme eine Larve von einer Eidechſe ſeyn möchte, ba 0 fo een ſiehet. Allein die e u 97 65 ſich nun aber einen n Begrif von 990 wah ren u Beſchaffenbei 055 Fee zu ache r 10 ' kbit 190 — IN | 160 S — ä — Dieſes Geſchöpfe „welches in den fun‘ igen 1342. a. Geſchlecht. Sirene. 199 wird ſolches Tab. III. fig. 5. in natürlicher Größe vorgeſtellet. Der Körper iſt aalfürmig ohne T. III. Schuppen, und über eine Spanne, jedoch kaum lis. 5- einen Schuh lang. An den Seiten zaͤhlet man zwiſchen dem Kopfe und After auf jeder Seite vier⸗ zig Runzeln. Der Kopf ficher einem Eidechſen⸗ kopfe gleich, iſt oval, nicht dicker als der Koͤrper, und nur mit einer nackten Haut bedeckt. Die zwey Augen ſind ſehr klein, und wie an den Aalen, mit der gemeinſchaftlichen Haut gedeckt. An den Sei: ten der Schnautze befinden ſich zwey Naſenloͤcher. Die Oberlippen ſind duͤnn und klein, die Kiefer, Draft hinein. Die Zunge iſt rund und 1 5 agten om Kopfe an, zeiget ſich der After. Der Schwanz ber iſt faſt ſo hoch als der Koͤrper, doch an den Seiten gedruckt, unten und oben mit einer kiel⸗ foͤrmigen gekerbten Schneide verſehen, und gehet hinten nicht recht ſpitzig, ſondern abgerundet aus, „ ; re Ma. MAR = 200 Dritte El. IV. Ordn. Gehende Amph. , Die Farbe iſt bräunlich⸗blan, das Anſehen heßlich, der gedruckte Schlangenkopf gefleckt, das Maul weit, die obere Sippe ſchlaͤgt über die untere hin. Die Naſenloͤcher find weit, die Augen blaͤu⸗ lich, die dren Angehaͤnge der Luftwerkzeuge ſehen einigermaſſen wie rauhe Hundsohren aus, und das Thier haͤlt ſich in Suͤmpfen auf. Man kann alſo dieſem Geſchoͤpfe mit Recht einen eigenen 9 latz einräumen, bis ſich mehrere finden, die ihm 5 im Naturſyſtem Geſellſchaft leiſten koͤnnen. 1 CA Vierte der fünf Claſſen des Thierkeichs. Dritte Claſſe, Amphibien. J. 119. Teſtudo. Schildkröten. 4. Caretta, Knorr; Delic. Tab. LI. 6. Scabra, Knorr. Delic. Tab, L. I. 4. I: 10. Graeca, 11. Carolina, 12. Carinata, Knorr. Delic, Tab. L. II. f. 1-5. 13 Geometrica 14. Puſilla, I. 120, Rana. Froͤſche. 2. Bufo ace rt . N Röſel Froͤſche Nuͤrnb. 1758. fol. 15. Eſeuleuta, Roͤſel Froͤſche Tab. 13. g J. 122. Lacerta. Eydechſen. i 1. Crocodilus, Knorr. Delic. Tab. L. IV. Wagner Mul. Baruth. T. V. VI. 6. Monitor, Knorr. Delic. Tab. L. VII. 20. Chamaeleon, Knorr. Delic. Tab. L. V. f. 2. | Wagner Mut. Baruth. Tab. XII. 21. Gecko, Knorr. Delic. Tab. L. VI. f. 3. 26. Iguana, Knorr. Delic. Tab. L. III. 47. Salamandra, Knorr. Delic. Tab. L. V, f. 1. Bas : II. 123. Crotalus. Klapperſchlangen. 3. Duriſſus, Knorr. Delic. Tab, L. IX. f. 1. II. 124. Boa. Serpenten. 4. Conttritior, Knorr. Delle. Tab. L. VIII. f. 1-5. II. 125. Coluber. Nattern. 9. Mydterizans, Knorr. Delic. Tab. L. XI. f. 1. I II. 126. Anguis, Aalſchlangen. 13, Seytale, Fnorx, Delic, Tab. L. X. f. Ir Verzeichnis illuminirter Figuren III. 131. Squalus. Haayfiſche. 12. Carcharias, Knorr. Delic. Tab. H. IV. f. 1. III. 136. Oſtracion. Beinfiſche. 1. Triqueter, Knorr Delic. Tab. HI. I. f. 1. 6. Cornutus, Knorr. Delice. Tab. H. III. f. 3. 8, Gibboſus, Knorr. Delic. Tab. H. I. f. 2. 9. Cubitus, Knorr. Delic. Tab. H. I. 5 3. III. 137. Tetrodon. Stachelbaͤuche⸗ 2. a. Lagocephalus, Knorr. Delic. H. V. f. 6. b. Capſcher Blaſer, Knorr. Delic. 1 III. f. 7. 2. III. 138. Diodon. Igelfiſche. 2. Hyftrix, Knorr. Delic. H. f. 1. III. 141. Syngnathus, Nadelfiſche. 4. Aequoreus, Knorr. Delic. Tab. H. V. 5. Ophidion. Knorr. Delic. Tab. H. V. 7. Hippocampus, Knorr. Delic. H. VI. f. 5. Vierte Claſſe, Fiſche. I. 143. Muraena. Aale. 1. Murena, Knorr. Delic. Tab. H. VII. f. 4. III. 157. Echeneis. Sauger. I. Remora, Knorr, Delic. Tab. H. VI. f 2. III. 162. Pleuronectes. Seitenſchwimmer. 7, Fleſus, Knorr. Delic. Tab. H. II. f. 1. 2. 12. Rhombus, Knorr. Delic. Tab. H. II. f. 3. 4. III. 164. Chaetodon. Klippfiſche. | 18. Capiftratus, Knorr. Delic. Tab. H. V. f. 5. 19, Vagabundus, Knorr. Delic, Tab. H. V. f. 4. IV. 179. f. 3. f. Bi Aa, 0 uk RN eee an 1 05 Wa N An IT N vi [7 100 4 N 0 BER 10 ee e N 05 Kun \ 0 7 N A WM N 1 Mace 4 Ar, u I h 0 0 N i 1 5 y 1 1 e * ** 5 Nn Weh 55 | f 7 Di 15 N FEN, N N al VAR KR IR . NR 7 AR PER n 1 2 \ TEN 5 Ir hi 5 . NA 8 ae ve