Archiv für Anatomie und Physiologie. Archiv für Anatomie und Physiologie. In Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Johann Friedrich Meckel. Jahrgang 1829. Mit zehn Kupfertafeln. a Leipzig, U D. Verlag von Leopold Voss. = IV. vi Inhalt. Erstes und zweites Heft. Ueber Varietäten der Venen. Vom Professor Weber OR ee ET TEE BR tn) Beobachtungen über die Infusion verschiedener Sub- stanzen in Thiere. Vom Dr. J. F. Dieffenbach, prakt. Brzto n Bla. 7 Re "ne, leeren te Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe der Schlagadern der Fischotter (Lutra vulgaris). Vom Dr. Hans Carl Leopold Barkow, auss. Professor der Me- diein und Prosector zu Breslau . Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau der Augen bei den Insekten und Crustaceen. Vom Dr. Johannes Müller, Professor zu Bonn . Ueber die Wolflschen Körper bei den Embryonen der Frösche und Kröten, Vom Dr. Johannes Müller, Prof, zu Bonn . Ueber die Nasendrüse der Schlangen. Vom Dr. Jo- hannes Müller, Prof, zu Bonn . Seite 30 38 65 70 vI Inhalt. VII. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Von ©. BENESCHODBE > Eee ee re VII. Ueber die Augen des Maikäfers. Nachtrag zur frü- IX. 3. u II. IV. V. VI, heren Abhandlung über die Insekten, Vom Dr. Johan- nes Müller, Prof. zuBonn . . . 2... Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in der Le- ber der jungen Salamanderlarven,. Vom Dr. Johannes MulbenErof. zu Bonn .t. „6 2. 5, 0 Men Drittes Heft. Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. NVomsDErM. W. Blagge. .. ....... ' Macau - Seite 177 182 193 Beschreibung eines durch Vereinigung der Augenhöüh- len, Mangel der Nase, Verkürzung des Oberkiefers und Aufwärtskrümmung des Unterkiefers missgebilde- ‚ten Kopfs eines Lammes und einer Ziege. Vom Dr. GRICPEE RE le ats te... Ne Ueber den Bau .der Augen bei Murex tritonis Linn. Vom Dr. Johannes Müller, Professor zu Bonn . Bemerkungen über den Acholotl oder mexikanischen Proteus. Vom Prof. Dr. Heinrich Rathke in Dorpat. Nachträgliche Bemerkungen zu den frühern Beiträgen zur Geschichte des, Gefässsystems der Vögel. Von J. RE Meckeb 2; der werte a I ED Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Lungen. Von SC HUNMIECKELMN ee 2 ke Ka uch He un Ne ra VII. Beitrag zu der Geschichte ungewöhnlicher Knochen. Von: I...) Meckel DR, Aucl 5: Tan sAVace- Same 202 203 221 "230 233 Inhalt. VII. Ueber den ausdehnbaren Anhang auf dem Kopfe des IX, Klappmützen-Seehundes (Phoca cristata). Von Wilh. Fu ER BA RT Frage nach der Sphäre der Productionen, zunächst hier nach der sinnlich wahrnehmbaren Vorrichtung für Production der Säfte in höheren Organisationen vom Gas an bis zu den tropfbaren Flüssigkeiten, Oder: giebt es ein Saftparenchyma als einen besonderen vom Nerven- und Gefäss-Systeme sinnlich wahrnehm- baren: abgegränzten Apparat, nebst Reflexionen über vn Seite organische Nomologie und Pathonomie. Vom Dr. @. - ER Ofterdinger era ohala ae... Ne Aae oe el an 6 Ueber den Mangel der linken Niere bei einem Schweine und über das Vorkommen einer Wasserblase an de- ren Stelle. Von @. Busch, Apotheker in Bleckede . Ueber die Wirkung des Bisses der südamerikanischen Giftschlangen, und die von mir dagegen angewandte Heilmethode, Vom Dr. J. R. Rengger . .'. Viertes Heft. Anatomisch-physiologische Untersuchungen, vorzüg- lich über das Schlagadersystem der Vögel. Vom Dr. Hans Barkow, auss. Prof. der Medicin und Prosector EN ER ER le RER 241 264 271 805 Wi hg En mel a \ Em IR Hlzalnian \ ” di + _ a! ns Ant oh out 4 ein” notre ln roh ag beat a Mal R ‚ni Archiv für Anatomie und Physiologie. L Ueber Varietäten der Venen. Vom Professor WEBER in Bonn. (Hierzu Tafel I.) De um unsere Wissenschaft so sehr verdiente Fr. Meckel spricht. sich in dem deutschen Archive für Phy- siologie (Bd. I. Heft 2. Seite 285) über den Verlauf der Arterien und Venen auf folgende Weise aus: „Das Gesetz, dass die Venen einen weit unbe- ständigeren Verlauf haben, als die Arterien, ist so all- gemein angenommen, dass man kaum einen Einspruch dagegen erwarten und wagen kann; dennoch glaube ich, so alt es auch ist, und so sehr man sogar neuerlich die Nothwendigkeit desselben aus höherer Potenzirung u. s. w. der Arterien darthun zu können geglaubt hat, gerade den entgegengesetzten Satz aufstellen und er- weisen zu können. “ Die Hauptgründe für seine Meinung sind folgende: 1) Giebt man die Anordnung der Arterien als bei weitem zu beständig an. Dieses gilt für alle Theile des Arteriensystemes. Haller will unter 400 Körpern nicht einen einzigen gesehen haben, in welchem der Ursprung des Stammes des Aortenbogens vom Normal abwich. Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829. 1 2 Ueber Varietäten der Venen. Die meisten Anatomen halten die höher als gewöhnlich bestehende Theilung der Armpulsader für eine grosse Seltenheit. Dagegen spricht indessen nicht nur meine auf vielfache Untersuchung gegründete Erfahrung, son- dern die Auctoritäten von Sömmerring, Monro, Burns und Bareley. 2) Hält man die Vertheilung der Venen für viel zu unregelmässig. Man vergisst hier ganz besonders, dass, sowohl wegen der grösseren Zahl der Venen, als vor- züglich wegen ihrer grösseren Weite, die Gelegenheit zu Abweichungen bedeutend vermehrt und die vorkom- menden Abweichungen weit deutlicher sind, dieses um so mehr, weil die Venen meistens freier liegen, und nach dem Tode mit Blut angefüllt sind, so dass dess- halb im Leben und im Tode, auch ohne vorgängige Injection, ihr Verlauf weit deutlicher, als der Verlauf der Schlagadern ist. — Neunzehn Varietäten der Gefässe des Aortenbogens führt Mechel an und sagt dabei; „Mehrere dieser Abweichungen sind sehr häufig, die meisten habe ich selbst gefunden, und ich nehme kei- nen Anstand, zu behaupten, dass höchstens unter acht Leichen eine von ihnen vorkommt. Aehnliche sind da- gegen im Venensysteme sehr selten, und namentlich zei- gen in allen von mir gesehenen Fällen die Venen durch- aus keine Spur einer Abweichung vom Normal, unge- achtet ich sie in dieser Hinsicht untersuchte. Gerade dieser Umstand leitete mich auf die Vermuthung, dass die gewöhnliche Meinung nicht ganz richtig sey.“ So entscheidend nun auch diese Bestimmungen des Hrn. Prof. Meckel scheinen mögen, so glaube ich doch aus mehreren Gründen seinem Lehrsatze: „dass die Arterien nämlich einen unbeständigeren Verlauf als die Venen haben sollten“, nicht unbedingt beipflichten zu dürfen, und zwar aus folgenden Gründen: 1) Finde ich eine Vergleichung der Varietäten der Ueber Varietäten der Venen. 3 Venen und Arterien, wie sie Hr. Meckel angiebt, nach physiologischen Grundsätzen nicht ganz statthaft. Die Aufgabe beider Gefässsysteme ist eine ver- schiedene und entgegengesetzte, und darum auch ihre Entfaltung. Das arteriöse Gefässsystem entwickelt sich vom Herzen aus; die Stämme zerfallen in Aeste, die Aeste in Zweige, die Zweige in Reiser u. s. w., um das Blut an alle Theile des Körpers zu leiten, und so alle Theile zu bilden und zu ernähren. Das Streben des arteriösen Gefässsystemes geht von dem Centrum gegen die Peri- pherie des ganzen Körpers sowohl, als auch der ein- zelnen Organe. Sobald das arteriöse Gefässsystem sei- nem Boden entsprossen ist, so zerfällt es, und weder an seinem Anfange, noch an seinem Ende kann eine Einheit Statt finden. Das venöse Gefässsystem dagegen wurzelt an der , Peripherie des Körpers und seiner Organe. Die Reiser vereinigen sich zu Zweigen, die Zweige zu Aesten und die Aeste zu Stämmen; um eben das Blut von allen Theilen des Körpers zum Herzen zurückzuführen. Wenn wir daher auch häufig eine Vervielfältigung der Stämme des arcus aortae wahrnehmen, so darf uns - dieses nicht befremden. Man möchte fast sagen, das arteriöse System erfülle in solchen Fällen nur zu emsig seine Aufgabe. Aber wenn wir öfters eine Vermehrung der Venenstämme am Herzen finden würden, so müss- ten wir uns darüber sehr wundern; die Aufgabe des venösen Systemes würde zum Theil verfehlt und solche Varietäten, wovon bis jetzt nur ein Paar existiren , müs- sen als unvollkommene Entwickelungen des Venensyste- “ mes angesehen werden. Selbst in der Pfortader und der Lungenschlagader lässt sich derselbe Typus in der Vertheilung und Vereinigung ihrer Zweige und Venen nachweisen, 1 EZ 4 Ueber Varietäten der Venen. Darum ist es wohl nicht ganz richtig, wenn man die Varietäten des arcus aortae mit Varietäten der obe- ren Hohlvene vergleichen will. Denn wenn auch die Schlüsselbeinvenen sich. ein paarmal nicht vereinigten, sondern getrennt in den Vorhof einmündeten, so ist diese Varietät ja kein Zerfallen der Gefässe, wie bei den Arterien, sondern nur eine Nichtvereinigung oder unvollkommene Vereinigung dieser Gefässe; denn der Vorhof ist ja nichts anderes als ein erweiterter und letz- ter Venenstamın. 2) Wenn man über die Varietäten des Venensyste- mes, in Beziehung auf arteriöse Varietäten, urtheilen will, so muss man jenes selbst zuerst in seiner allseiti- gen Verbreitung, d. i. in anatomischer und physiologi- scher Hinsicht, richtig erkannt haben. Dieser wichtige Gegenstand ist aber ja nicht so aufgeklärt, wie es zu wünschen wäre! Nichts ist aber, glaube ich, für eine solche Beur- theilung nachtheiliger, als wenn man der allseitigen Verbreitung des arteriösen Gefässsystemes die schroff- ste Scheidung des Venensystemes in Hautvenen und Körpervenen entgegenstellt; wenn man ohne alle Be- schränkung behauptet, dass es mehr Venen als Arterien gebe; und wenn man Vereinzelung als Charakter der . Anordnung der Venen, und Concentration als den der Arterien bestimmt. Der Uebergang einer Arterie in eine Vene ist zwar nachgewiesen, aber noch wissen wir nicht, wenn sich das ganze Venensystem eines Or- ganes aus dessen Arteriensysteme entfaltet. ‚Wenn sich die Venen nur aus dem Arteriensysteme entwickeln, wie kann, man behaupten, dass es mehr Venen als Arterien gebe? Bei einigen Organen ist:be- kanntlich die Zahl der Venen wirklich geringer als die der Arterien. — Meine Ansicht darüber ist folgende: s Ueber Varietäten der Venen. E) , Die Venen entwickeln sich aus den unendlich fei- nen arteriösen Gefässnetzen in geringerer Zahl, aber von weit grösserem Umfange. So bilden sich aus den Haargefässen der Arterien der allgemeinen Bedeckungen die sogenannten Hautve- nen, die sich von den Hautarterien nur durch geringere Zahl, grösseren Umfang, und darum auch durch freie- ren oder oberflächlicheren Verlauf auszeichnen. — Vergleichen wir als näheren Beleg dieser Behaup- tung nur die Anordnung des Gefässsystemes der Gefäss- haut des Auges, das so klar vor unseren Augen liegt. - Am äusseren Umfange der Choroidea, oder an de- ren äusserem Blatte, welches der Bedeutung nach wohl nicht ganz unpassend mit dem inneren Umfange der Haut oder dem Fetthautzellgewebe (Fetthaut) verglichen werden kann, verlaufen die so grossen Wirbelvenen, venae vorticosae; am inneren Umfange, ‚oder am inne- zen Blatte der Choroidea, welches der eigentlichen Cu- tis vergleichbar ist, verlaufen die zartesten, feinsten und unzähligsten Arterien, die unendliche Gefässnetze bilden, aus denen die einfacheren, aber grösseren Ve- nenreiser, Zweige, Aeste und Stämme sich entwickeln. Sömmerring (über das feinste Gefässnetz der Aderhaut im Augapfel Seite 13) sagt: die Stämmchen der sogenannten kurzen Ciliararterien nämlich, welche, der Aderhaut des menschlichen Auges angehörend, sich, nachdem sie schräg durch die derbe Haut und zwischen den Aesten und Zweigen der Venen der Aderhaut in ‚die Aderhaut selbst gelangt sind, unter spitzen Winkeln in Aeste und Zweige zertheilen, endigen sich bald als fast gleich dicke, platteylindrische Reiser. Die platteylindrischen , arteriösen Reiser münden -theils häufigst unter einander ‘zusammen, theils gehen sie unmittelbar in gleichgeschaffene, platteylindrische, venöse Reiser oder Anfänge der Venen über, aus wel- 6 Ueber Varietäten der Venen. chen sonach, durch allmäliche Vereinigung zu Zweigen, Aesten und Stämmen, die sogenannten vier Wirbel, vasa vorticosa, entstehen. Schon die ersten, grösseren Venenreiser bilden ei- gentlich nur Inseln und keine Netze, aus denen dann bald sich grössere Zweige bilden, die wieder inselför- mig sich vereinigen, und Aeste und Stämme bilden, aber eben darum vermehrt erscheinen. Und so darf es uns nicht befremden, wenn an manchen Stellen, und namentlich an den Gliedmaassen , die Zahl der Venen- äste nicht mit der der Arterienäste übereinstimmt, son- ‚dern vermehrt ist, und wenn wir unter der Haut ein eigenes Venensystem wahrzunehmen glauben. Es herrscht somit bei den Venen nur eine schein- bare Vereinzelung oder Vermehrung ; in der That aber ist eben dadurch eine Verminderung oder höchstens eine Gleichheit gegeben. Diese Anordnung in der Vertheilung des Venen- systemes entspricht auch genau ihrer Funktion. Doch hiervon bei einer anderen Gelegenheit ausführlich. Hierin liegt vielleicht die Ursache, warum wir von den Arterien aus mit geringer Sorgfalt die Venen aus- spritzen können, nie aber, oder nur äusserst selten, die Arterien (da nämlich, wo es wegen Klappenmangel über- haupt anginge) durch die Venen zu injieiren vermögen. Da aber einerseits die Astbildung der Venen schein- bar vermehrt ist, indem ihnen, wie aus dem vorhin Gesagten erhellt, eigentlich nur die Dignität, d. i. die Grösse von Arterienzweigen zukommt, und sie darum auch meistens enger sind als die Arterienäste, denen sie sich doppelt anlegen, andererseits im Venensysteme das be- ständige Streben zur Einheit sich ausspricht, so ist klar, dass der Zusammenlauf ‘der Venen unzähligen Abwei- chungen unterworfen ist, ungeachtet die vorzüglichsten Stämme eine Richtung halten. Ueber Varietäten der Venen, 7 Doch man mag dieser meiner Ansieht von der Ver- breitung oder vielmehr von der Dignität der Venen- zweige und Arterienäste Beifall schenken oder nicht, so finden wir noch ausserdem 3) dass auch die vorzüglichsten Venenstämme häu- figer, als Hr. Prof. Meckel glaubt, Abweichungen un- terworfen sind. Die vielen Fälle, welche bisher von den Anatomen älterer und neuerer Zeit beobachtet und aufge- zeichnet wurden, und welche £. F. Gurlt in der Abhand- lung de venarum deformitatibus ete. Vratislaviae 1819. gut zusammenstellt, und selbst durch einen schönen Fall (die Vereinigung der beiden Hohlvenen), der zugleich wieder für unsere Ansicht MieichRs vermehrt hat, be- weisen dieses. Ich habe selbst mehrere von den angeführten Fäl- len öfters beobachtet, und zwar sowobl bei Erwachse- nen als auch bei Kindern und Missgeburten. Nur drei Fälle will ich gegenwärtig den bisher be- kannt gemachten Beobachtungen anreihen. Und zwar: I) Bei einem ungefähr 60jährigen Manne, der am cancer oesophagi starb, fand ich einen eigenen starken Venenstamm, welcher sich aus den Lungenlappen der linken Lunge entwickelte und in die vena subelavia si- nistra einmündete. Ich halte diesen abnorm verlaufen- den Stamm für die sehr entwickelte vena bronchialis si- nistra. (Man sehe die Abbildung.) 4) Larynx. 2) Arcus aortae. 3) Arteria pulmonalis. 4) Ventrieulus dexter. 5) Aurieula dextra. ‘ 6.6) Auricula et ventrienlus sinister, 7.6) Pulmones. a a Venae jugulares internae 8 Ueber Varietäten der Venen. Bd ce Vena subeclavia dextra. db. d Vena subelavia sinistra. e Vena cava superior. f. Truncus communis venae bronchialis sinistrae. g. Ramus inferior. h. Ramus superior venae bronchialis sinistrae. U. Bei einem Fetus mit einem Wasserkopfe beob- achtete ich die Einmündung der vena azyga in die vena subelavia sinistra. II. Bei einem Fetus mit Hasenscharte und Wolfs- rachen verlief die vena cava inferior wie die vena azyga, und mündete somit in die vena cava sup. ein. Die ve- nae hepaticae sammelten sich zu einem eigenen Stamme, welcher durch das ostium venae cavae inferioris des Zwerchfelles trat und in den rechten Vorhof Flündändeje, wie sonst die vena cava inferior. IV. Dann kann ich aber auch unmöglich Meckel bei- pflichten, wenn er behauptet, dass höchstens unter acht Leichen eine Varietät der Gefässe des arcus aortae vorkommt. Ich habe den Varietäten des arcus aortae seit zehn Jahren eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet; wie dieses insbesondere die Herren Prof. Mayer und Münz bezeugen könnten, die mich bei diesen Untersuchungen freundschaftlichst unterstützten. So untersuche ich jähr- lich 70 — 80mal den arcus aortae, und finde oft nur zwei- oder dreimal die gewöhnlichsten Fälle, nament- lich den Ursprung der art. vertebralis sinistra aus dem arcus aortae. Zweimal nur besitzt das anatomische Mu- seum den Ursprung der art. subel. dext. zur linken Sei- te, wo dann die Stämme hinter dem Oesophagus und der Luftröhre zur rechten Extremität verlaufen; einmal nur die Versetzung der arter. carotis sin. und subelavia si- nistra; und einmal nur den Ursprung der arter. carotis sinistra aus dem truncus anonymus. Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere, 9 Ich glaube daher, dass man nur dann, wenn Hr. Prof. Meckel seinen Satz in Beziehung auf die Arterien auf alle wesentliche Varietäten ausgedehnt haben würde, seiner Behauptung unbedingt beipflichten könnte. Vielleicht wird Hr. Geh. Rath Meckel, der unermü- dete Forscher, durch diesen kleinen Aufsatz, veranlasst, uns mit der Bekanntmachung seiner fortgesetzten Beob- achtungen über den in Rede stehenden Gegenstand zu erfreuen. I. Beobachtungen über die Infusion verschiedener Substanzen in Thiere. Vom Dr. J. F. DıerrrengachH, prakt. Arzte in Berlin. Erster Versuch. Infusion von Narcotin in einen Hund. Einem mittelmässig grossen, dreivierteljährigen, sehr munteren, männlichen Jagdhunde infundirte ich in die linke Jugularvene 1 Gran Narcotin, in sehr verdünnter Essigsäure aufgelöst, mit 2 Drachmen Wasser. Das Thier schrie laut auf, reckte Hals, Rumpf und hintere Extremitäten, indess die Vorderfüsse sich zitternd be- wegten. Puls und Athem waren sehr beschleunigt und das schäumende Maul weit geöffnet. Dann warf es sich auf die Seite. Die oberen Augenlieder bedeckten den Bulbus grösstentheils, hob man sie auf, so sah man die Pupille sehr stark erweitert, die Conjunctiva war, wie bei einer heftigen, rheumatischen Augenentzündung, 10 Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzenin Thiere. . geröthet. Nach 2+ Minuten erfolgte der Abgang eines klaren, wässerigen Urines und fester Excremente. Eine halbe Minute später liess der starrkrampfähnliche Zu- stand nach; der ganze Rumpf, sammt den Extremitä- ten, wurde allmälich welker, und ein tiefer Schlaf über- fiel das Thier. Die Empfindung dauerte fort, denn auf das Stechen mit der Nadel zuckte die Haut, auch war (der Hund durch Schütteln zu erwecken, doch schlief er sogleich wieder ein. Dieser Zustand hielt 3 Stunden lang an; vor grosser Erschöpfung konnte das Thier nicht auf den Beinen stehen. Auch in den folgenden Tagen dauerte‘ diese Schwäche fort, und erst nach drei Tagen war er vollkommen wieder hergestellt. Zweiter Versuch. Einspritzung von Narcotin in einen Hund. Einem kleinen, dreimonatlichen Pinscher injieirte ich$ Gran aufgelöster Narcotine. Augenblickliches, hef- tiges Geheul, starrkrampfige Zufälle, beschleunigtes Athmen, starkes Schäumen des Maules, dann heftige Zuckungen, und nach einer Minute Koth- und Urinab- gang. Dann kehrten die Zuckungen wieder, und alles deutete auf den augenblicklichen Tod des Thieres hin. Ich liess jetzt aus der Jugularvene, in die die Ein- spritzung geschehen war, eine Unze Blut abfliessen, und stürzte dem Thiere ein Gefäss mit eiskaltem Was- ser über den Kopf und Leib. Sogleich liessen die Con- vulsionen etwas nach, die stark erweiterte Pupille wur- "de etwas enger und es trat die grösste Schlafruhe ein. Dieser Schlummer dauerte bis gegen Abend, wo das Thier sich wieder erholt hatte, wiewohl es noch sehr matt war, und auch noch nach einigen Tagen an gros- ser Schwäche zu leiden schien. \ Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzenin Thiere. 11 Dritter Versuch. Infusion von Salzsäure in einen Hund. Um beurtheilen zu können, wie viel von diesen Er- scheinungen auf Rechnung der Säure zu schieben sey, so spritzte ich 2 Drachmen Wasser mit 3 Tropfen Salz- säure in die Vene eines dreimonatlichen Hundes. Das Thier drückte anfangs einige Unruhe aus, athmete schwer, war aber nach einigen Stunden wieder völlig „munter. Vierter Versuch. Infusion von Narcotin in eine Katze. Einer jungen, 4 Wochen alten Katze wurden + Gr. Narcotin in 1 Scrupel Wasser und einigen Tropfen Salz- säure in die v. j. infundirt. Sogleich erhob das Thier ein klägliches Geschrei, dann traten Zuckungen mit sehr starker Erweiterung der Pupille ein. Nach 5 Secunden leises Gestöhn, allmäliche Verengerung der Pupille und Bleichwerden der Schleimhaut des Mundes. Von der 4öten Secunde an schnell auf einander folgende Zuckun- gen der hinteren Extremitäten, Starrheit der vorderen. Nach 30 Secunden Schlaffwerden des Körpers, einzelne leise Zuckungen, Urinabgang, mehrmaliges Gestöhn, fast vermehrte Empfindlichkeit bei äusseren Reizen, Ab- gang eines wässerigen Urins und Tod in der fünften Minute. ‚Section. Das Thier wurde sogleich geöffnet. Beim Oeffnen des Schädels floss etwas blutiges Wasser aus. Sämmtliche Gefässe des Gehirnes waren mit dunkelem Blute angefüllt. Das Adergeflecht war sehr blutreich, die - Gehirnhöhlen enthielten keine Flüssigkeit. Auf der Ober- fläche des Cerebellum fand sich ein Blutextravasat von der Grösse eines Silbersechsers und der Dicke eines 12 Beobacht. überd. Infusion verschied. Substanzenin Thiere. starken Papieres, auf seinem Boden eine ziemliche Menge röthlichen Wassers. Im Ganzen war das kleine Gehirn bedeutend blutreicher als das grosse. Der Herzbeutel enthielt etwas Wasser, dagegen die Pleuren nicht. Das Herz war von bläulicher Farbe, sehr welk. Die Höhlen der rechten Hälfte ‘mit vielem dunkelen, sehr flüssigen Blute und einigen, kleinen Ge- rinnseln angefüllt, der linke Ventrikel dagegen völlig blutleer. Die Lungen sahen blassblau, an den Rändern weisslich aus, und enthielten ungewöhnlich viel Luft, Sämmtliche Gedärme hatten eine unnatürliche, bleich- gelbe Farbe, und alle durch das Mesenterium gehende Venen, so wie die Coeliaca, und selbst die vena cava, waren sehr blutleer. Fünfter Versuch. Infusion von Narcotin in eine Katze. Einen halben Gran Narcotin, in einer halben Drach- me Essigsäure und Wasser aufgelöst, spritzte ich in die linke Jugularvene einer 6 wöchentlichen Katze. So- | gleich fürchterliches Geschrei, Zuekungen des ganzen | Körpers, starke Erweiterung der Pupille in den ersten 5 Secunden. Etwas später abwechselnde Erweiterung | und Verengerung der Pupille. Nach einer Minute Bleich- werden der Lippen, leichte Zuckungen wie elektrische | Schläge der hinteren Gliedmaassen und Starrheit der vor- deren, dann höchste Erschlaffung des ganzen Körpers, leises Gestöhn und Tod in der fünften Minute. Section. Bei Oeffnung der Schädelhöhle floss bluti- ges Wasser aus. Sämmtliche Gefässe des Gehirnes waren stark mit Blut angefüllt. Auf dem kleinen Gehirne fand sich ebenfalls ein blutig wässeriges Extravasat, und seine Masse noch mehr mit Blut überfüllt als die des gros- sen. Der Herzbeutel enthielt etwas Wasser , das Herz war blaugefärbt, welk und mürbe, die rechte Kammer Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzenin Thiere,. 13 mit geronnenem und flüssigem Blute angefüllt, die linke vollkommen leer. Die Lungen sahen blassblau, an den Rändern weiss aus, und waren von Luft sehr aufgebla- sen. Die Unterleibsorgane erschienen natürlich, ausser dass der Darmkanal stark mit Luft angefüllt war, und eine sehr blasse Farbe hatte. Sechster Versuch. Infusion von Nareotin in ein Huhn. Einem jungen Hahne wurde # Gran Narcotin in 1 Scrupel Flüssigkeit in die rechte Jugularvene eingespritzt. Sogleich tiefes Einathmen, Geschrei, nach 8 Secunden Zuckungen der oberen und unteren Extremitäten, nach 12 Secunden immer stärkere Zuckungen, und Tod ei- nige Augenblicke später unter allgemeiner Streckung des Körpers. Bei der Section, die nach 5 Minuten angestellt wurde, schlug das Herz noch stark 180mal in der Mi- nute. Deutlich bemerkte man, nach Wegnahme des Brustbeines und Unterbindung der Armgefässe, den fortdauernden Blutumlauf, das Fortgetriebenwerden des Blutes durch den linken Ventrikel und die Rückkehr zum rechten. Sechs bis acht Minuten ergötzte ich mich an diesem Anblicke, dann wurden die Pulsationen des Herzens immer schwächer und verwandelten sich in ein leises Vibriren. Nach 15 Minuten hatte das ganze Schauspiel ein Ende. Die rechte Herzkammer war stark mit braunem, sehr flüssigem Blute angefüllt, die linke dagegen fast leer. Das Gehirn war gewöhnlich und nicht übermässig mit Blute angefüllt, dagegen die Un- terleibsorgane strotzend von dunklem Blute. Siebenter Versuch, Infusion von Narcotin in ein Huhn. Einem etwas älteren Hühnchen spritzte ich 24 Trop- 44 _Beobacht,über d. Infusionverschied, Substanzen in Thiere, fen der Nareotinauflösung (4 Gr. Narcotin enthaltend) bei anfänglich grosser Ruhe des Thieres in die rechte Jugularvene, doch erfolgte der Tod zwei Minuten nach dem Anfange der Operation, unter beschleunigtem Ath- men, :heftigem Schnappen nach Luft, _ Klagegeschrei, Schlägen mit den Flügeln und stetem Verschlossenseyn der Augen. Die Section, nach einigen Stunden unternommen, zeigte grosse Ueberfüllung des rechten Ventrikels; et- was Blut fand sich auch im linken. Alles Uebrige ver- hielt sich wie in dem vorigen Falle, Achter Versuch. Einspritzung von Narecotin in ein Huhn. Einem jungen, sehr munteren Huhne spritzte ich 2 Gran, Nareotin in + Drachme Wasser in die rechte Jugularvene. Während der Injection, 7 Secunden nach dem Anfange derselben, schnelles Athmen, Geschrei, sehr heftiges Herzklopfen, Erweiterung und Verenge- zung der Pupille abwechselnd, stärkeres, unterbroche- nes Geschrei, Verschliessen der Augen, Niedersenken des Kopfes, heftige, krampfhafte Bewegungen der Füsse. Nach 30 Secunden weites Aufsperren des Maules, Schla- -gen mit den Flügeln; Hintenüberbiegen des. Kopfes, krampfhafte Zuckungen der oberen und unteren Extre- mitäten, nach 50 Secunden allgemeine, sehr heftige An- strengung, einmaliges, starkes Geschrei und Tod, un- mittelbar nach Beendigung der Infusion, welche 1 Mi- nute und 2 Secunden gedauert hatte. Nach 3 Minuten machte ich die Sec/fon. Das Herz pulsirte noch, die rechten Cavitäten enthielten flüssiges, dunkeles, bläulichbraunes Blut. Die linke Kammer war fast leer, die Oberfläche hatte durchaus keinen bitteren Geschmack. Die Lungen waren stark geröthet,' und | Beobacht. über d. Infusion verschied. SubstanzeninThiere. 15 das in ihnen enthaltene Blut sehr flüssig und von bläu- Jlicher Farbe, der’ Geschmack kaum etwas bitter. Sorgfältig sammelte ich das Blut dieses Thieres zu einem anderen Versuche, um zu ermitteln, ob das Nar- cotin, in dieser Verbindung mit dem Blute, noch eine ‘ fortdauernde Wirkung auf ein anderes Thier äussere, oder ob die darnach eintretenden Erscheinungen sich nur auf die Heterogenität des Vogelblutes zu dem Säuge- thiere bezögen. Neunter Versuch. Einspritzung des Blutes eines durch Narcotin getödte- ten Huhnes in eine Katze. Zweihundert und fünf Tropfen des durchgeseihten Blutes des gedachten Hühnchens spritzte ich blutwarm, binnen einer Minute, in die rechte Jugularvene einer fünf Wochen alten Katze. In der ten Secunde wur- de Athem und Herzschlag beschleunigt. Nach 10 Se- eunden, nachdem also 40 Tropfen übergeflossen waren, stiess das Thier ein heftiges Geschrei aus, die Pupille erweiterte sich stark, verengerte sich aber abwechselnd wieder, welches bis an das Ende der Einspritzung fort- dauerte, Heftiges Geschrei, unruhiges Wenden und Drehen nach allen Seiten hin. - Nach’ Beendigung des Versuches lag die Katze in höchster Ermattung und Betäubung da, dann rollte sie sich rund zusammen, indem die Hinterfüsse eine Minute „lang zitterten. Die Empfindung schien zwar abgestumpft, aber nicht erloschen zu seyn, indem das Thier bei me- chanischen Reizen, wie z. B. Kneipen mit der Pincette, einigen Schmerz verrieth. Nach + Stunde hatte sich das Befinden so weit gebessert, dass die Katze, wiewohl sehr ermattet, un- ‚her kriechen konnte, Nach # Stunde sog sie schon wie- _ der an der Mutter. Mattigkeit, verminderte Wärme, 16 _Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere. dauerten in den folgenden Tagen fort, der Bauch war trommelförmig aufgetrieben, die Exeremente gingen sparsam ab und waren sehr hart. Am vierten Tage trat der Tod nach vorangegangener Zunahme von Er- schöpfung ein. Section. Sämmtliche äussere und innere Muskeln waren gelbbraun, missfarben und so mürbe , als wären sie macerirt worden. Aus der Bauchhöhle floss eine verhältnissmässig grosse Menge eines weissen, trüben Wassers. Der Magen war beinahe weiss von Farbe und voll Luft und geronnener Milch, der Darmkanal blassgelb und stark mit Luft, das Rectum mit hartem Kothe angefüllt: Die Gefässe des Mesenterium sehr blutleer., Die Nieren bräunlich missfarben. Die Milz schien natürlich zu seyn, die Leber aber war sehr dun- kelbraun. Der Herzbeutel sah schmuziggrau aus, und enthielt kein Wasser. Das Herz bräunlich und noch längere Zeit nach dem Tode, bei der Berührung, irti- tabel. Sowohl die rechte als die linke Herzkammer war mit coagulirtem und flüssigem Blute angefüllt, doch hatte das in der ersteren enthaltene Blut eine braune, letzteres eine mehr schwarzrothe Farbe. Die linke Lun- ge war schön roth und knisternd, die rechte von Pfir- sichblüthenfarbe. Bei Oeffnung der Hirnschale floss blu- tiges Wasser, das auf der dura mater angehäuft war, aus, man konnte dasselbe schon durch die dünne Hirn- schale, bereits vor der Wegnahme derselben, erkennen, Die oberflächlichen Gefässe des Gehirnes waren stark mit Blute angefüllt, das Innere der Gehirnsubstanz da- gegen weniger blutreich. In den Gehirnhöhlen fand sich kein Wasser. Aus der Rückenmarkshöhle floss trübes Wasser, die medulla oblongata und spinalis waren weich und blutleer. Die Erscheinungen während und nach der Opera- tion deuten auf eine gemischte Wirkung, nämlich der Ü | | | l } | | Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere, 17 des Narcotins und des Vogelblutes auf die Katze, hin. Aus der Section des Rumpfes habe ich nur auf die durch Vogelblut in Säugethieren hervorgebrachten, pathologi- schen Erscheinungen schliessen können; die Verände- zungen im Gehirne scheinen dagegen Folge des Narco- tins gewesen zu Seyn. Zehnter Vefauch; Einspritzung von dem Blute des durch 4 Gran Narco- lin vergifteten Küchleins in eine Katze. Durch das Halsabschneiden eines durch Narcotin- infusion (4 Gran) getödteten Küchleins erhielt ich etwas mehr als eine Drachme flüssigen, zum Theil geronnenen Blutes, welches durch Leinwand geseiht, nach allerlei Abzügen bis zu$ Drachme eingeschmolzen war. Dieses Blut spritzte ich, gelind erwärmt, in die rechte Jugular- vene eines jungen Kätzchens, einer Schwester der vo- rigen. Die Einspritzung geschah sehr langsam, so dass ich erst mit der 60sten Secunde die feine Spritze völlig entleerte. Die ganze Quantität Blut betrug, nach ge- nauer Prüfung, 205 Tropfen, also gelangten in jeder Secunde nur 5 Tropfen Blut in die rechte Herzkammer. Während der Operation (10 Secunden nach ihrem An- fange) schrie die Katze laut auf und drehte sich nach allen Seiten. Die Pupille wurde abwechselnd erweitert und verengert. Das Thier schrie immer stärker, ward aber nach 40 Secunden plötzlich still, kauerte sich zu- sammen und bekam dann ein leises Zittern der Hinter- füsse.. Die Empfindung für äussere Reize war ziemlich natürlich. Allmälich trat Besserung ein, das Kätzchen kroch noch 4 Stunde umher und sog nach } Stunde schon wieder. Eine ungewöhnliche Mattigkeit m Schläf- rigkeit blieb dem Thiere auch in den folgenden Tagen, oft lag es mehrere Stunden an der Zitze, ohne wirk- Meckels Archiv f, Anat, u. Phys. 1829. 2 48 _Beobacht.überd. Infusion verschied. Substanzen in Thiere. lich zu saugen. Es bekam einen geschwollenen Bauch und starb endlich am vierten Tage nach der Injection. Section. Sämmtliche Muskeln des Körpers waren bleich und mürbe, die Unterleibsorgane sämmtlich bleich, die Leber von widernatürlicher, . dunkler Farbe, Magen und Gedärme voll Luft. Sämmtliche Cavitäten des ! “Herzens waren zum Theil mit flüssigem Blute, zum Theil | mit kleinen Gerinnseln angefüllt, doch war die Farbe ' des Blutes im linken Ventrikel etwas heller als die des rechten. Die linke Lunge war schön roth, die rechte pfirsichblüthenfarben. Zwischen der Hirnschale und der dura mater hatten Blut- und Wasserergiessungen Statt gehabt. Die Ober- fläche des Gehirnes schien blutreicher als die innere Substanz desselben zu seyn. Auf der Basis des Schä- dels fand sich neben der medulla oblongata ein kleines, ' eoagulirtes Blutextravasat. | In diesem Falle schien ebenfalls, ausser der Wir- kung des fremden Blutes auf die Rumpfeingeweide, ein bedeutender Einfluss des Narcotins auf das Gehirn Statt gefunden zu haben. Elfter Versuch. Wirkung des Narcotins, in den Magen gebracht. Einem 2 Monate alten Kaninchen brachte ich 6 Gr. reines, ‚krystallisirtes Narcotin, mit Essig und Wasser | blos angefeuchtet, in den Magen. Als das Thier nach einer Stunde durchaus keine Veränderung zeigte, so bekam es abermals 2 Gr. Mehrere Stunden wurde die Beobachtung fortgesetzt, ohne dass sich auch nur die geringste Spur von Wirkung des Mittels gezeigt hätte. Das Thier behielt seine völlige Munterkeit,, die Pupille war unverändert, Respiration und 'Pulsschlag natürlich, und der Appetit nicht gestört. Mit Befremden sah ich Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere. 19 das Kaninchen noch in der Nacht um 12 Uhr, 8 Stun- den nach der Beibringung des Mittels, gesund. Am nächsten Morgen hatte sich der Zustand be- deutend verändert, die stärksten Convulsionen auf der ganzen linken Körperhälfte wechselten mit grösster Ruhe und Erschlaffung ab; die linke Seite, auf der das Kaninchen im ruhigen Zustande lag, war vollkommen gelähmt. Die Krampfanfälle schienen in regelmässigen Zwischenräumen von i Stunde zur anderen wiederzu- kehren. Das Gemeingefühl schien eher erhöht als ver- ringert zu seyn, bei Berührung, besonders des Schwan- zes, schrie und zuckte das Thier durch die Wirbelsäule. — Um nun zu ermitteln, ob das Narcotin in das Blut dieses Thieres übergegangen sey, so stellte ich folgen- den Versuch an. Ich setzte diesem Kaninchen 6 grosse Blutegel, worauf es unter den heftigsten Convulsionen starb. Von dem durch Ausstreifen dieser Thiere erhaltenen, gerei- nigten und erwärmten Blute spritzte ich einem anderen Kaninchen, von demselben Alter, nach vorangegan- gener Blutentleerung, eine Drachme ein. Athmen und Herzschlag wurden verändert, und das Thier schloss die Augen halb, streckte die Hinterfüsse lang von sich und schien sehr ermattet zu seyn. Futter nahm es nicht, regte sich auch den ganzen Tag nicht von der Stelle. Am folgenden Tage schien es, bis auf eine geringe Trägheit, wieder hergestellt zu seyn. * Aus diesen Versuchen scheint zu folgen, dass ein kleiner Theil des Narcotins wirklich in das Blut über- gegangen sey. Aus den sämmtlichen Versuchen, mit dieser Substanz , scheint aber hervorzugehen, dass die- selbe nicht bloss auf das grosse, sondern auch vorzüg- lich stark auf das kleine Gehirn und Rückenmark wirke, und sich in dieser Beziehung mehr den auf diese Weise wirkenden Mitteln als dem Opium nähere, wiewohl 2* 20 Beobacht, über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere, wieder manche seiner Wirkungen mit dem letzteren übereinkommen. Zwölfter Versuch. Infusion von Opium in eine Katze. Um die Wirkungen des Opium mit denen des Nar- cotins zu vergleichen, spritzte ich eine Mischung von 1% Gr: Opiumpulver, welches-mit Wasser gerieben und dann durchgeseiht war, in die Vene einer vierwöchent- lichen Katze von demselben Wurfe mit. der vorigen, die Menge der Flüssigkeit betrug 5 Dr., und die Infu- sion geschah binnen 30 Senndeaa um ‚keine gewaltsa- men Erscheinungen durch die plötzliche Ueberfüllung der rechten Herzkammer hervörzubringen. Es traten darnach keine anderen Zufälle, als be- schwertes Athmen und ein schneller Herzschlag ein. Nach 5 Minuten miaute das Thier und schnappte oft nach Luft, dann wurde.es matt und konnte kaum von der Stelle kriechen, die Pupille war sehr erweitert. Dieser Zustand von höchster Schwäche nahm immer mehr zu, und am Abende, 5 Stunden nach der Einspriz- zung fand ich das Thier todt. Bei der.Section am ‚nächsten Morgen fand sich et- was blutiges Serum in der Brusthöhle und im Herzbeu- tel. Alle Cavitäten des. Herzens enthielten dunkles, zum Theil flüssiges, zum Theil geronnenes Blut. In der Schädelhöhle war ebenfalls etwas wässerige Flüssigkeit enthalten, die Gefässe des Gehirnes von dunkelem Blute stark ausgedehnt, die Gehirnmasse, nicht bloss die des grossen, sondern auch des kleinen Ge- hirnes, durchgehends ungewöhnlich blutroth. l Dreizehnter Versuch. Infusion von Narcotin in einen Vogel. Einem 6 — Swöchentlichen Küchlein wurde + Gr. Nar- eotin’mit 1 Serupel Flüssigkeit langsam in die Jugularvene | | Beobacht. über .d. Infusion verschied. Substanzenin Thiere. 21 eingespritzt. Schon in den ersten Secunden während der Operation wurden Athmen und Herzschlag sehr be- schleunigt. Das Thier schrie fortwährend , verschloss die Augen und, machte die heftigsten Bewegungen mit den Füssen. Nach 30 Secunden sperrte es den Schna- bel ‘weit auf, bog den Kopf hintenüber bis auf den Rücken, bekam dann die heftigsten Convulsionen und starb unter einem lauten Schrei, unmittelbar nach Be- endigung der Operation, welche 1 Minute ‚und 2 Se- cunden gedauert hatte. Nach 3 Minuten wurde das Thier geöffnet. ' Die rechten Höhlen des Herzens enthielten sehr flüssiges, ins Bläuliche spielendes Blut, im linken ‚Ventrikel fan- den sich kaum einige Tropfen, die von derselben Farbe waren. Das Blut im Herzen hatte durchaus keinen bit- teren Narcotingeschmack; die Lungen waren etwas mehr als gewöhnlich geröthet, das flüssige’Blut, wel- ches beim Einschneiden aus ihnen hervorquoll, schmeckte nur sehr wenig bitter. Vierzehnter Versuch. Infusion von Opium in eine Katze. Anderthalb Gran reines Opium wurden mit 1! Dr. Wasser gerieben, durchgeseihet und die bräunliche Flüs- . sigkeit einer kleinen Katze in die rechte Jugularvene, binnen 2 Minuten langsam eingespritzt, ohne dass ich dabei eine Pause machte. Sogleich beschleunigte Respiration, Erweiterung der Popille, unruhiges Hin- und‘ Herbewegen bis zur fünf- ten Minute, dann schwächere 'Bewegungen, Unvermö- gen, von der Stelle zu kriechen, keine Krämpfe, dann tiefer Schlummer und später tiefer Schlaf: Bis» spät Abends, 8 Stunden nach der Operation y''ging. derselbe in einen todesähnlichen Zustand, verbünden'mit Eis- kälte, wobei kein anderes Lebenszeichen’ als ein leich- 22 Beobacht, überd. Infusion verschied. Substanzen in Thiere tes Vibriren des Herzens zugegen war, über. Am nächsten Morgen fand ich das Thier todt. Section. In der Brusthöhle fand sich etwas bluti- ges Serum. Der Herzbeutel enthielt eine reichliche, bräunliche Flüssigkeit, die sehr von der Absonderung der Pleura verschieden war. Die rechten Herzcavitäten enthielten einige kleine, dunkle Gerinnsel und etwas flüssiges Blut; der linke Ventrikel war fest zusammen- gezogen und mit grumösem und flüssigem, rötherem Blute angefüllt. Die Organe des Unterleibes waren von natürlicher Farbe. Die Gefässe an der Oberfläche des Gehirnes schienen mit einer dunkelbraunen Farbe inji- eirt zu seyn, auch die Substanz, sowohl. des grossen, als des kleinen Gehirnes, war sehr blutreich. Funfzehnter Versuch. Infusion von Brom in eine Katze. Einer jungen Katze wurden binnen # Minute 12 Tropfen einer Bromauflösung in die Jugularvene infun- dirt. Nach 6 Secunden Geschrei, heftige Bewegungen, dann noch heftigeres Geschrei, und am Ende der Ope- ration Nachlass aller Kraftäusserungen. Die Schleimhaut des Maules nahm eine bläuliche Färbung an, die Zunge wurde dagegen kreideweiss, der ganze: Körper befand sich: in höchster Erschlaffung. : Das: Thier- stiess jetzt einzelne Seufzer aus, bewegte den ‘Kopf matt hin und her und schien dann todt zu seyn. Alle 30 Seeunden folgte noch ein Seufzer; ein Druck auf den Thorax machte, dass sich das Athmen wieder hob, doch äus- serten sich keine anderen Lebenszeichen. Funfzehn Mi- nuten nach der Operation, ‘als das Thier vollkommen todt zu seyn schien, liess ich einen Fingerhut voll Blut aus der Jugularvene ‚ abfliessen. Das Blut hatte eine dunkelviolette Farbe. Hierauf stellte sich die Respira- tion etwas wieder her, die Schleimhäute des: Maules Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere, 23 und der Zunge rötheten sich wieder, und die Farbe des Blutes wurde heller. Athemzüge hatte das Thier jetzt 45 in der Minute, Klagegeschrei stiess. es nicht aus, wenn ich es nicht berührte, wohl aber bei leisem Zu- sammendrücken des Thorax. Allmälich ‚erholte sich das Kätzchen wieder und war nach, einigen Tagen völlig 'wieder hergestellt. — Sechzehnter Versuch. Einspritzung von Brom in eine Katze. ‚Einer jungen, 14 Tage alten, Katze wurden 12 Tropfen Bromauflösung mit 24 Tropfen Wasser in ‚die Jugularvene eingespritzt. . Sogleich schrie ‚das. Thier heftig. auf, bekam Schluchzen , liess, Urin, holte tief Athem, zuckte heftig mit den Gliedern und ‚sperrte das Maul, dessen Schleimhaut sehr blass. war, voll Angst weit auf. Dann trat Nachlass ein. Alle 5, Seeunden erfolgte nun ein tiefes Inspiriren, und nach eben so langer Zeit ein eben so langsames Ausathmen. . Noch länger als + Stunde lag das Thier da, indem keine anderen Elensseichen als ein langsamer Herzschlag wahrnehm- bar waren, ‘dann schien auch dieser allmälich zu erlö- schen und der: Tod eingetreten zu seyn. Nach 10 Minuten: wurde ‘das Thier.geöffnet, das Herz pulsirte noch, Berührung brachte aber sehr heftige Contractionen hervor.\;.Die Cavitäten. enthielten dunkles Blut. Die Lungen: hatten ein: blauröth: marmorirtes Aus- sehen. Die linke hatte an: ihren Rändern einen stroh- halmbreiten , weissgelben ‚Streifen, bei der rechten Lun- ge'war; dersoberste Lappen ‚von gleiehmässiger, dunkel: zother. Farbe‘, der niittlere an ‚den: Spitzen jedoch natür- lich gefärbt, det uüterste, aber. beider ‘am meistetlonor+ malen Kürbuhg an‘ den.Rändern am .dunkelsten. -Lnı . Vindoad un, dailıl 1073 Tau er i AOy, dr 24 Beobacht, über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere. Siebzehnter Versuch. Einspritzung von Brom in ein Kaninchen. Einem 2 Monate alten Kaninchen wurden 6 Tro- pfen der stärksten Bromauflösung mit 12 Tropfen, Was- ser in die Jugularvene eingespritzt, ohne dass sich et- was anderes als schneller werdende Respiration darnach einstellte. Nach 5 Minuten wurde eine eben so starke Injection wiederholt. Jetzt fing der Athem des Thieres an, stark nach dem Mittel zu riechen, und dasselbe einige angstvolle Bewegungen zu machen. An der Pu- pille war keine Veränderung zn bemerken. Nach aber- mals 5 Minuten spritzte ich wieder eine gleiche Quan- tität ein; gleich darauf erfolgten einzelne Zuckungen und convulsivische Bewegungen des ganzen Körpers, unter denen das Thier plötzlich seinen Geist aufgab. Bei der Section fand ich, ausser einer lebhaften Röthung der Lungen, und vielen kleinen, rostfarbenen Flecken, nichts Auffallendes. Das Blut hatte eine dun- kele Farbe. Achtzehnter Versuch. Einführung von Luft in die Venen. Einem sehr grossen, zweijährigen, starken Bauer- hahne, mit einem ungewöhnlich grossen, dicken Kam- me, bliess ich mit einem starken Stosse so viel Luft, als man mit einem‘ Male im Munde halten kann, durch die Jugularvene in das Herz.’ Mit einem lauten ‚Schrei stürzte das Thier , unter zweimaligen , starken Zuckun- gen der Flügel und der Schenkel, todt hin, Der grosse hochröthe Kamm nahm in derselben Secunde eine weiss- und blaugefleckte Farbe an. Der Herzschlag: hörte un- mittelbar mit dem Lufteinblasen auf. Die Pupille war sehr erweitert. Als ich jetzt einige Spitzchen von‘dem Kamme abschnitt, so quoll aus diesen kleinen Wund- | flächen eine Menge schaumigen Blutes hervor, blieb | Beobacht. über.d. Infusion verschied. Substanzenin Thiere, 25 hier, sich mehr und mehr aufblähend, hängen, so dass mehrere der Luftbläschen durch die aus den Gefässen nachströmende Luft die Grösse einer Linse erreichten. Wurde dieser Schaum entfernt, so quoll sogleich neuer hervor, eine Erscheinung, welche noch mehrere Stun- den nach dem Tode anhielt. — Bei der am:»folgenden Tage angestellten Section fand ich die linken Herzhöh- len fast blutleer, in der rechten dunkles, geronnenes Blut, die grossen Venen mit coagulirtem , die grossen Arterien mit flüssigem Blute angefüllt. Luft entdeckte ich nirgends, als hin und wieder zwischen den Blättern des Mesenterium, welches in Form kugeliger Blasen aufgehoben war. Die ganze Cutis hatte beim Anfühlen etwas Schwammiges, wahrscheinlich von der in ihren feineren Gefässen befindlichen Luft. Neunzehnter Versuch. Einblasung von Luft in die Venen eines Kalbes, in der Richtung nach dem Kopfe zu. Einem grossen, fetten, zweimonatlichen, männli- chen Kalbe öffnete ich die rechte Jugularvene in der Mitte des Halses, brachte 'einen Tubulus gegen den Kopf zu ein und befestigte die Röhre mit einer Li- gatur. _Sogleich stürzte das Blut in dickem Strome aus der Röhre hervor, die ich dann mit dem Finger ver- schloss. Hierauf bliess ich, mit grösster Anstrengung, so viel-Luft, wie man mit einem Stosse aus den Lun- gen heraustreiben kann’, in, der Bievang: auch dem Kopfe zu in das Gefäss. „Augenblicklich sank das Thier, in.:die.Kniee, ‚als wenn,es sich. in ‚höchster Erschöpfung. befände ‚und fiel auf die entgegengesetzte Seite,' die Pupillen waren stark erweitert, die Augen verdreht, und:.dex Tod erfolgte binnen 2 Minuten, unter schwachen ÄnFPEWERn der Extremitäten, 26 _Beobacht.über d. Infusion verschied. Substanzen in'Phiere. Zwei Minuten später wurde dem Kalbe die Luft- röhre, sammt den grossen Blutgefässen und Nerven am Halse durchschnitten, der Kopf des Thieres vom Rum- pfe getrennt und zu Hause von mir genau untersucht. Nach abgenommener Hirnschale hatte die ganze Ober- fläche des Gehirnes ein blaubräunliches Ansehen von der starken ‘Ueberfüllung und bräunlichen Färbung des darin enthaltenen Blutes. Hin und wieder sah man in den grösseren Gefässen ein Luftbläschen. "Beim Durch- schneiden der Gehirnmasse fand ich überall die ge- wöhnliche Beschaffenheit derselben, weder. Üeberfüllung noch Leere, nirgends aber Luft‘ Die Gehirnhöblen enthielten kaum einige Tropfen Wasser. ' An der Basis des Gehirnes, besonders an der medulla' oblongata ent- lang, fand sich ein 2Linien dickes Extravasat von coa-. gulirtem Blute. Zwanzigster Versuch. LIufusion ‚von selensaurem Natrun in ein Pferd. Einem 9 Jahre alten Hengste, der im ruhigen Zustan- de 16 Athemzüge und 40 bis45 Pulse in einer Minute wahrnehmen liess, wurden an 16ten Junius 1828,' Abends 5 Uhr,)24 Drachme selensäueres Natrun , aufgelöst in ZUnzen-destillittem Wasser in die Jugularvene derrechten Seite injieitt, worauf sich in’ der’ ersten" Stunde im Ath- men! und im’ Pulse nur wenig Veränderungen zeigten; jedoch’ 'bemerkte man’ bald’ nael'der Injeetiön'einen "ei genthümlichen Geruch (ähnlich dem des Phosphör-Was- Berstoff@Gases))’ in’ der’ Umgebung des Thieres, welcher, hächdem letzteres in seinen Standort zurückgeführt wor- den wär, tum so deutlicher 'hervortrat und‘ wu im ein: an Braller Ferbreitete, -’ | Nach 1+'Stunde fand Herr Stud. Dieröhai el cher die Beobachtung des Thieres übernoninieh' hätte, Beobacht, überd. Infusion verschied. Substanzenin Thiere,. 27 das Pferd mehr abgestumpft, starr vor sich hinblickend; es achtete nicht auf den Zuruf und nahm das ihm vor- gehaltene Futter nicht an, da es hingegen 1 Stunde frü- her noch das auf der Raufe liegende Futter verzehrte. Man zählte jetzt 28 Athemzüge und 56 Pulse in der Minute, welche letztere voll und weich waren. Das Pferd fing an zu schwitzen, stellte die Füsse weit aus einander, sah ängstlich umher, und trat, so weit es die Halfter zuliess, von der Krippe zurück. Diese Erscheinungen wurden fortwährend heftiger, ‘so dass es 2 Stunden nach dem Eingeben stark zu ’stöh- nen anfıng, die Stellung eines am Tetanus leidenden Pferdes annahm, über den ganzen Körper heftig schwitz- te und in seinem Benehmen viel Schmerz und Angst verrieth. Dabei floss demselben ein anfangs dünner, durch- sichtiger, später schäumender, mit etwas Blut ver- mischter Schleim aus der Nase, so wie auch zu wie- derholten Malen aus dem After eine übelriechende, grün- lichgefärbte Flüssigkeit abging. — Alle Muskeln zeigten sich beim Anfühlen straffer als früher; man nahm zu- ckende Bewegungen an ihnen wahr, ‘und das Maul schien krampfhaft verschlossen zu seyn, da man dasselbe, bei aller Anstrengung, nicht öffnen konnte, Da das Pferd sich sehr in die Halfter legte, die Füsse weit aus ein- ander stellte und sich nicht mehr aufrechterhalten zu können schien, so band man dasselbe los, worauf es die Füsse steif und ausgestreckt hielt: und’“mit' dem Rücken langsam an der Seitenwand seines Standes hin- ab zur Erde glitt, so dass es schien, 'als wenn ihm die Beugung der Gliedmaassen unmöglich gewesen ‘wäre. ' 2+ Stunde nach der Injection. Das Stöhnen des Thieres wurde nun immer heftiger, der Ausfluss eines“ schäumenden ‘Schleimes "aus der ‘Nase nabm zu‘, und man zählte jetzt über 50 Athemzüge in der Minute; 23 Beobacht. über d. Infusion verschied. Substanzen in Thiere. die Arterien zeigten sich voll und ausgedehnt, jedoch war der Puls nicht wahrzunehmen; die Herzschläge aber (deren man jetzt 80 in, der Minute wahrnehmen ' konnte), welche früher nur wenig fühlbar waren, tra- ten um so deutlicher hervor. 22 Stunde nach der Injection geschahen die Athem- züge langsamer, schwächer und in ungleichen Zwischen- räumen; die Herzschläge waren pochend und sehr ver- mehrt (c. 100 in einer Minute) und öfters aussetzend; die Oberfläche des Körpers wurde kalt; es ging noch einmal 'ein dünner Mist ab und das Thier starb. Dabei _ beobachtete Herr Dienemann, dass das Thier schon seit längerer Zeit nicht geathmet hatte, die Herzschläge sich aber dennoch einige Zeit hindurch deutlich 'wahr- nehmen liessen. # Bald nach dem Tode des Thieres wurde der Leib desselben sehr aufgetrieben; es floss noch fortwährend eine schäumende Flüssigkeit aus dem After und der Nase; die Schleimhaut der letzteren zeigte sich sehr blass und mit einzelnen rothen Flecken besetzt. Sectionsbefund. _A. In der Brusthöhle fanden sich, als Folge einer chronischen Pleuritis, Exsudate, die theils fest, theils flüssig waren und eine theilweise Verwachsung der Lungen mit den Rippenwandungen, dem Zwerchfelle, Herzbeutel u. s. w. vermittelt hatten. Die Lungen selbst hatten 'einen grösseren‘ Umfang, mehr ‚Consistenz, weniger Elastieität, als: die gesunder Pferde; ‚auf. ihrer Oberfläche waren: sie mit kleinen Koötehen, wie diese ‚bei der Rotzkrankheit ‚gewöhnlich vorkommen; besetzt.‘ Beim Einschneiden fanden ‚wir dieselben ‚theilweise hepatisirt, ‚so: wie auch, besonders an'.den «Bändern und. den vorderen Lappen, einzelne härtere Stellen (anfangende vomicae). Die Verzweigun-' gen: der: Lungenarterie waren: mit dem geronnenen: Fa- Beobacht, über d. Infusion verschied, Substanzenin Thiere, 29 serstoffe des Blutes angefüllt ; die Luftröhre, so wie die Bronchien enthielten vielen schäumenden Schleim. Der Herzbeutel war von Flüssigkeit ausgedehnt und an seiner äusseren Fläche mit den Umgebungen durch Fäden von plastischer Lymphe verbunden. Beide Kammern des Herzens waren mit dem Faser- stoffe des Blutes angefüllt, welcher sich auch als feste Masse in die Lungenarterie und die Aorta fortsetzte. An der Scheidewand, so wie an den warzenförmi- gen Muskeln der Seitenwand der linken Herzkammer, zeigte sich extravasirtes Blut zwischen der serösen Haut und der Muskelsubstanz. — In allen grossen Gefässen der Brusthöhle zeigte sich das Blut zersetzt. B. Bei der Eröffnung der Bauchhöhle trat sogleich der von Luft sehr ausgedehnte und entzündlich gerö- thete Leerdarm (intestinum jejunum) hervor. Der Blind- ‚darm (intest. coecum) war ebenfalls von Luft sehr aus- gedehnt und zeigte auf der Schleimhaut sowohl Extra- vasate, als auch entzündete Stellen. Der Grimmdarm war mit Futter angefüllt, an seiner inneren Fläche stel- lenweise geröthet und mit dunkelrothen Punkten besetzt. Der Mastdarm enthielt eine schmuzige, übelriechende Flüssigkeit; die Schleimhaut desselben war sehr aufge- lockert und mit einzelnen, dunkelrothen Flecken besetzt. Der Magen war mit einem dünnen Futterbreie an- gefüllt und zeigte in der Schleimhaut, an der grossen Krümmung, eine braunrothe Stelle von 24 Zoll im Durchmesser. Die Pfortader, sowie die Gefässe der Milz, enthiel- ten ein, dunkelrothes, zähflüssiges, nicht zersetztes Blut. Die Leber zeigte sich etwas mürbe, die Gallen- gänge angefülle. An den Urinwerkzeugen war keine Abnormität wahrznehmen. C. Eröffnung der Schädelhöhle. Die Seitenkam- 30 Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe mern des Gehirnes enthielten eine trübe, gelbliche Flüs- sigkeit; die Adergeflechte zeigten einige härtere Stellen und Knötchen. D. Die Scheidewand der Nasenhöhle an ihrer obe- ren Hälfte; so wie die Schleimhaut des Siebbeines und ' der Nasenmuscheln, war mit Blutextravasaten besetzt; an der unteren Hälfte der Nasenscheidewand befanden sich auf der linken Seite Geschwüre, welche man auch schon beim lebenden Thiere sehen konnte, “Die Stirn- und Kieferhöhlen enthielten etwas eiter- ähnliche Flüssigkeit (Product der Rotzkrankheit), und Extravasate in der Schleimhaut. - Den Schimmelhengst, der Herrn Dr. Eckard man- chen Tag gezogen, gab dieser zu dem Versuche her, das selensaure Natrun der Entdecker desselben, der Herr Professor Mitscherlich, und bei dem Experimente unterstützten mich Herr Oberthierarzt Fischer und meh- zere Studirende; die Beobachtung des Thieres stellte Herr Dienemann mit der grössten Gewissenhaftig- keit an.- : IN. Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe der Schlagadern der Fischotter (Lutra vulgaris). Von Dr. Hıns Cirı LeoroLn Birkow, auss. Professor der Medicin und Prosector zu Breslau, (Hierzu Kupfertafel II. ) Ian habe Gelegenheit gehabt, drei junge Fischottern, die erst vor Kurzem geboren seyn konnten, zu injici- ren, und theile die Resultate der Untersuchung, die ‚der Schlagadern der Fischottern. 31 zwar nicht ganz vollständig war, mit, weil’ sie mir, in mehr als einer Hinsicht, interessant zu seyn scheinen, — Aus dem. Bogen der Aorta entspringt die arteria anonyma, dann dicht neben dieser die arteria subelavia sinistra. Die anonyma giebt mehrere nicht unbedeutende arteriae thymicae, dann die carotis sinistra, und theilt sich zuletzt in die carotis und subelavia dextra. Die art. carotis communis giebt eine schwache thyreoidea inferior, unweit der viel stärkeren, am gewöhnlichen Orte entspringenden thyreoidea superior; nach letzterer eine starke Arterie für die Unterkieferdrüse, und in fol- gender Ordnung die carotis interna, lingualis, auricu- laris, posterior, temporalis, und setzt sich dann zwi- schen dem Kopfe und Winkel des Unterkiefers in die art. maxillaris interna fort.. Die art. carotis interna ist stark, erscheint aber doch nur als untergeordneter Ast der carotis communis, giebt einen starken ramus vecipitalis, der sich durch einen nicht unbedeutenden Zweig mit der vertebralis verbindet, ehe diese durch den Bogen des Atlas in den Kanal der Wirbelsäule tritt, gelangt darauf durch den canalis caroticus in die Schädelhöhle, wo sie zur Seite des Türkensattels einen Verbindungszweig aus der maxillaris interna aufnimmt, sodann die harte Hirnhaut durchbohrt und an die Grund- fläche des Gehirnes gelangt. Die art. auricularis poste- rior ist besonders für die Nackenmuskeln bestimmt; die temporalis spaltet sich bald in die eigentliche tem- poralis und in die transversa faciei , die beide ungefähr gleich stark sind, und von denen letztere bis zum Mund- winkel sich verfolgen liess. Die art. maxillaris interna giebt zuerst die alveolaris inferior, dann eine tempora- lis profanda, eine pterygoidea, eine art. meningo-cere- bralis, die art. ophthalmica, und setzt sich fort in die art, infraorbitalis. Die alveolaris inferior entsendet, ehe sie in ihren Kanal eintritt, einen Zweig, der zum un- 32 Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe teren Rande des Unterkiefers herabsteigt und sich um diesen am vorderen Rande des Masseter, als schwache Andeutung einer art. maxillaris externa, ans Gesicht begiebt. Der ramus meningo-cerebralis tritt durch die fissura orbitalis superior in die Schädelhöhle, giebt zu- erst die meningea anterior, läuft von vorne nach hinten, giebt‘ die meningea media und senkt sich neben dem Türkensattel in den Stamm der carotis cerebralis. Aus jeder art. subelavia entspringen zuerst gleich- zeitig die art. vertebralis und mammaria interna, nur an einem von den drei Thieren, die ich untersuchte, ent- sprang die mammaria interna an der linken Seite frü- her. Hierauf theilt sich die art. subelavia jeder Seite in einen oberen, schwächeren und wnteren, stärkeren Ast, der als Fortsetzung der subelavia in die axillaris übergeht. Der obere Ast der art. subelavia giebt zuerst eine nicht bedeutende cervicalis adscendens, dann viele Muskelzweige, geht als transversa colli et scapulae zur Rückenseite des Halses und vertheilt sich in die Rü- ckenmuskeln und in die Haut. Die art. vertebralis theilt sich an der Vereinigung des ersten und zweiten Hals- wirbels in zwei Zweige, von denen der eine zwischen den beiden ersten Halswirbeln in den Kanal der Wir- belsäule tritt, der zweite erst durch den Bogen des er- sten Halswirbels, nachdem er sich mit dem ramus:. oc- eipitalis der carotis interna verbunden hat. Die arter. axillaris giebt starke thoracicae externae, die subscapu- laris mehrere kleinere Muskeläste, und setzt sich fort in die art. brachialis, die am unteren Ende des Ober- armes eine starke collateralis radialis abgiebt, welche fast bis zur Handwurzel an der Radialseite des Vorder- armes herabsteigt, und geht, nachdem noch einige Zwei-- ge, die sich ans Ellenbogengelenk vertheilen, aus ihr hervorgekommen sind, durchs foramen supracondyloi- deum an den Vorderarm, in dess:n Mitte sie einen der Schlagadern der Fischotter. 33 starken ramus dorsalis zum Handrücken entsendet und in die Fläche der Hand hinabsteigt, wo sie, von der Radialseite zur Ulnarseite verlaufend, einen starken, oberflächlichen Gefässbogen bildet, aus dem die arteriae digitales volares in sehr variirender Ordnung hervorkom- men, doch so, dass die in die digitalis ulnaris der drit- ten und radialis der vierten Zehe sich spaltende als die stärkste, und somit als die Fortsetzung und das Ende der art. brachialis erscheint. Aus der aorta abdomina- lis entspringen in folgender Ordnung die art. coeliaca, mesenterica anterior, die suprarenales, die renales, oder vor diesen ‚die für die schiefen und queren Bauchmus- keln bestimmten, vorderen Arterien, die in zwei Fällen, ‚ungefähr zwei Linien vor der renalis, auf der linken Seite aus der Aorta kamen, auf der rechten Seite in dem einen Falle gleichzeitig mit der renalis, in dem an- deren aus der renalis selbst, gleich nach deren Ursprunge aus der Aorta, und im dritten Falle auf beiden Seiten aus der renalis. Nach den Nieren-Arterien entspringen aus der Aorta die art. spermaticae internae, dann die mesenterica posterior, und kurz vor ihrem hinteren Ende aus jeder Seite die für die schiefen und queren Bauch- mauskeln bestimmte, hintere Arterie; gleich nach dieser die beiden arteriae iliacae, worauf die Fortsetzung der Aorta sich sogleich in die art. sacra media und in die beiden arteriae sacrae laterales spaltet. Die arteria coe- liaca spaltet sich in den Dreifuss, die lienalis, ehe sie die Milz erreicht, in einen oberen kleineren und einen unteren stärkeren Ast. Die Arteria mesenterica ante- zior gab in zwei Fällen an der rechten. Seite vier, an der linken Seite (das Ende der Arterie mitgerechnet) zehn Aeste, im dritten Falle an der rechten Seite nur drei, an der linken Seite elf Aeste. Die hinteren, für die schiefen und queren Bauchmuskeln bestimmten Ar- terien entsprangen in zwei Fällen nicht ganz symme- Meckels Archiv f. Anat, u; Phys. 1829, 3 x 34 Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe trisch, die linke nämlich etwas höher als die rechte, diese mit einem kurzen sich gleich in die genannte Arterie und die iliaca spaltenden Stamm. Sie gehen über den Musculus psoas major 'nach aussen, geben zuerst,einen starken, in den genannten Bauchmuskeln nach vorn verlaufenden Ast, gehen dann zur spina an- terior ilei, und vertheilen sich bis zum Knie herabstei- gend in die Muskeln des Oberschenkels und wahr- scheinlich. auch in die Haut. Die art. iliaca setzt sich in die eruralis fort, giebt eine starke art. epigastrica, eine vesicalis, die spermatica externa, und spaltet sich ungefähr in der Mitte des Oberschenkels in die art. arti- cularis genu interna superior, die 'sehr schwach ist,, und in die fast gleich starke tibialis posterior und poplitea. Die arteria tibialis posterior geht oberflächlich an der inneren Seite des Kniees nieder, giebt die art, articula- zis genu interna inferior, darauf ungefähr in der Mitte des Unterschenkels oder etwas tiefer einen starken'Ast, der sich über die vordere Fläche der Tibia zum Rücken der Fusswurzel schlägt, und gelangt hinter dem inneren Knöchel in die Fusssohle, um einen starken arcus plan- taris zu bilden, aus dem die arteriae digitales plantares entspringen. Die arteria poplitea geht wie gewöhnlich in die Kniekehle, setzt sich dann, das ligamentum in- terosseum an seinem oberen Ende .durchbohrend, in die tibialis anterior fort, die wie gewöhnlich an der vorde- | ren Fläche des Unterschenkels verläuft. Die arteria sacra lateralis giebt die glutaea, umbilicalis, pudenda interna, und spaltet sich zuletzt in die ischiadiea oder glutaea inferior, und die eigentliche sacra lateralis, ‚die schwach ist, als art. caudae lateralis verläuft, aber in | allen Fällen nur an ihrem Anfange gefüllt war. Die arteria sacra media verläuft in der Mittellinie: bis 'zur Schwanzspitze, giebt auf der Mitte: der ersten sechs bis sieben Wirbelkörper (des Kreuzbeines und des Schwan- | der Schlagadern der Fischottern. - 85 zes) nach jeder Seite hin einen Zweig, der sich so- gleich wieder in drei kleinere spaltet, nämlich in einen zurücklaufenden, einen fortlaufenden, und einen queren., Die beiden ersten verlaufen dicht neben der sacra me- dia, von dieser zum Theil bedeckt, und anastomosiren mit den ihren entgegenstrebenden Zweigen, die auf den benachbarten Wirbeln auf gleiche Weise aus der sacra media entspringen; die querlaufenden gehen weiter nach aussen und theilen sich an der Seite jedes Wirbels auch in einen zurücklaufenden und einen fortlaufenden Ast, die wie die früheren mit den ihnen entgegenstrebenden, von den benachbarten Wirbeln kommenden, anastomo- siren und so Gefässkränze bilden. Auf den folgenden Wirbeln entspringt aus der oberen Flä@he der sacra media ein kurzer, sich. gleich in zwei Seitenäste thei- lender Stamm, die wie die Seitenäste, welche auf den ersten Wirbeln des Kreuzbeines und des Schwarizes un- mittelbar aus der sacra media entspringen, verlaufen. Von den beschriebenen Arterien sind besonders die in- neren Kopfschlagadern und das Bere Ende der Aorta merkwürdig. Die inneren‘ Kopfschlagadern eilei als unter- geordnete Zweige der Carotis communis durch den Ca- nalis carotieus, und treten neben dem Türkensattel an die Grundfläche des Gehirnes; ein Wundernetz findet sich hier nicht, aber als leiseste Andeutung desselben "kommt ein Zweig aus der maxillaris interna, geht durch die obere Augenhöhlenspalte in die Schädelhöhle und senkt sich an derselben Stelle in den Stamm der Ca- zotis cerebralis, wo sich der Stamm aus dem Wunder- netze beim Hunde in die carotis cerebralis einmündet. Das hintere Ende der Aorta spaltet sich eigentlich in drei Aeste, nämlich in die sacra media und die bei- den sacrae laterales, aber die beiden iliacae entspringen so kurz vor dieser Theilung und kurz vor den beiden 3 * 36 Ueber einige Eigenthümlichkeiten im Verlaufe zuletzt genannten Arterien die beiden hinteren für die schiefen und queren Bauchmuskeln’ bestimmten’ Arterien, dass es fast das Ansehen hat, als ob das hintere Ende der Aorta sich in sieben’ Aeste spalte. Die hintere, für die genannten Bauchmuskeln bestimmte Arterie ent- spricht ohne Zweifel der früher von mir !) beim Igel und Hasen beschriebenen Arteria musculo-cutanea, und der in die Haut sich vertheilende Zweig ist in den von mir untersuchten Fischottern wohl nur nicht mit der Injectionsmasse gefüllt gewesen, ‘Die auffallende Thei- lung am hinteren Ende der Aorta der Fischotter wird bedingt: 4) durch starke Entwickelung des Schwanzes: Da- durch theilt #ich die Fortsetzung der Aorta in die sacra media und die sacrae laterales, aus denen die Zweige entspringen, welche sonst die arteriae pH Asse entsenden; 2) durch die starke Entwickelung der Haut. Da- durch hat der Stamm, der den hinteren für die schiefen und den queren Bauchmuskel bestimmten Zweig ab- giebt, eine so bedeutende Stärke erreicht; 3) dadurch, dass die letztere Arterie nicht wie beim Igel und Hasen aus der arteria iliaca, sondern wie beim Hunde und der Katze (wo sie aber viel schwächer ist und nur zu den Bauchmuskeln geht) aus der Aorta selbst hervorkommt. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Die innere Schädelbasis einer jungen Fisch- otter in natürlicher Grösse. An der linken Seite ist die Fissura orbitalis superior aufgebrochen. a) Die arteria maxillaris externa an der Stelle, wo 1) Disquisitiones eirca originem et decursum arteriarum mammalium, Lipsiae 1829. 4, p. 30 u, p. 52. Tab, I. Fig. 8. der Schlagadern der Fischottern. 37 sie den ramus meningo-cerebralis abgiebt; 53 die ar- teriae meningeae anteriores; cc die arteriae meningeae mediae; dd die arteriae carotides cerebrales, die den Verbindungszweig aufnehmen. Fig. 2. Der Hinterleib nebst einem Theile des Schwanzes und den hinteren Extremitäten einer Jungen Fischotter in natürlicher Grösse. a die art. coeliaca; D die art. mesenterica anterior; cc die vorderen für die queren und’schiefen Bauchmuskeln bestimmten Arterien; dd die arteriae renales; ee die art: spermaticae internae; f die art. mesenterica posterior; gg die hinteren für die queren und schiefen Bauchmus- keln bestimmten Arterien; hıh die art. iliacae; @z die ab- geschnittenen art. epigastricae; IT die art, articulares enu internae 'superiores;' mmmm die art. {ibiales po- steriores; 2 die zum Fussrücken gehenden Zweige der tibiales posteriores; 0 die Theilung ‚des Aortenendes in die sacra media und die beiden ‚sacrae laterales; pp Zweige der sacrae laterales, ‘die zu den Eingeweiden des Beckens gingen; gg Fortsetzungen der sacrae'la- 'terales. ! Die art. sacra nähe und die Kränze, welche ihre queren Aeste bilden, “‘sind' nicht ‘besonders auf dieser Abbildung durch Buchstaben 'bezeichnet.: Die’ Kränze, welche ‘die zurücklaufenden- und fortlaufenden: Zweige bilden, sieht: man aber nicht weil sie Sir wen der sacra media bedeckt liegen. » ' -" ‘ "Fig. 3. Die ersten Schwanzwirbel mit der saera me- dia von der Seite dargestellt, nebst den Kränzen, wel- che die zurücklaufenden und fortlaufenden, so wie auch die BE zen he ran . Id 17 un fl i i 33 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau ' ’ IV. Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau der Augen bei den. Insekten und Crustaceen, Von Dr. Jonannes MuELLER, Professor zu: Bonn. (Mit Kupfertäfel U, Fig, 1-17.) Seitdem ich. meine Untersuchungen über den Bau der einfachen und’zusammengesetzten Augen bei den Cru- staceen, Spinnen und Insekten in der Schrift: zur ver- gleichenden Physiologie des Gesichtssinnes. Leipzig 1826. bekannt gemacht, habe ich nicht unter- lassen, diese Beobachtungen nach Gelegenheit und Musse fortzusetzen. Die Ergebnisse davon will ich nun, . mit Rücksicht auf meine frühere Arbeit und die seit dieser Zeit.auch von Anderen hin und wieder gemachten Beohach- tungen, mittheilen, I. Einfache Augen der Insecten. In meiner frühern Arbeit habe ich,ibereits den Bau der einfachen Augen 'bei (den Arachniden. und. Insecten erläutext;. ‚ich.'habe gezeigt, dassı.die' Augen der ‚Skor- pionen‘-und Solpugen unter einer convexen,; nach innen concaven Hornhaut nicht allein eine Linse, sondern auch.in einer becherförmigen, von, schwarzem Pigment umgebenen Netzhaut einen Glaskörper ‚besitzen. Das schwarze Pigment, welches (die beeherförmige Netzhaut umgiebt, bildet an der vorderen Fläche des Glaskörpers zugleich noch einen gürtelförmigen Saum, in dessen freie Mitte gleichsam wie in eine Pupille die hintere Convexität der Linse passt. Siehe die Abbildung die- ser Theile auf Taf. VII. Fig. 8. Im Herbste 1828 hatte der Augen bei den Insekten und Crustaceen, 39 ich zur Zeit der Versammlung der Naturforscher zu Ber- lin Gelegenheit, diese bei den Skorpionen sehr ansehn- lichen Theile, an kleinen Präparaten von mir, die sich im’ anatomischen Museum zu Berlin befinden, mehreren Freunden zu zeigen. Ich hatte auch beobachtet, dass die einfachen Augen der Insekten'einen ähnlichen Bau haben, obgleich sie sehr viel kleiner sind; Linsen hatte ich in denselben immer gesehen, diese blieben nach Wegnahme der Cornea in der inneren Aushöhlung derselben liegen; ich glaubte auch eine’ dritte Materie hinter der Linse ‘bemerkt zu haben, nach ‚Untersuchung der einfachen Augen des Grylius 'hieroglyphieus’ und der Mantis reli- giosa. Hiernach schienen die einfachen Augen der In- sekten mit denen der Spinnen ganz übereinzukommen. "Neuerlichst hat‘ @.. R. Treviranus in seinem sehr schätzbaren Werke: Beiträge zur Anatomie und Physio- logie der Sinneswerkzeuge des Menschen und der Thiere, Bremen 1823, die einfachen Augen von’ iiehreren In- sekten, nämlich von Tettigonia Tympanum, von Vespa Erabro, von Bombus terrestris und Libellula quadrima- eulata, beschrieben; ‘er hat ebenfalls: durchgängig eine: Linse, aber nicht mit Bestimmtheit eine dritte Materie oder einen Glaskörper in der becherförmigen Netzhaut bemerken können. | In neuerer Zeit’habe ich die einfachen Augen bei melireren Insekten abermals untersucht; bei der Larve von Dytisctis marginalis kommt ausser der Linse aller- dings’ eine dritte’ Materie oder ein Glaskörper vor, bei den’ Skolopendern liegt aber die becherförmige Netzhaut . #6 nahe an der hintein Convexität der Linse, dass eine dritte Materie nur in sehr PRBADEER he vorhan- den seyn’ kann. ° Dytiscns marginalis. "Die Larve des Dytiscus Anne hat bekanntlieh joderseie sechs einfache Augen , die fast im Kreise ste- 40 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau hen; 'die zwei, oberen dieses Kreises sind langgezogen, elliptisch, die übrigen sphärisch. Siehe Fig. 1. Diese. einfachen Augen haben’ sehr deutliche, kıy- stallhelle, ganz kleine Linsen , welche hinter der ent- sprechend gewölbten Hornhaut liegen. Sie sind an den sphärischen ‚Augen fast ganz kugelig, ‚an den elliptischen Augen sind sie ir nicht elliptisch, sondern walzenför- mig, an beiden Seiten der Achse abgerundet ; siehe Fig. 1. und.2. An jede der Linsen schliesst sich eine grössere ‚schwarze ‚Kugel an, die bei den elliptischen Augen seit- lich plattgedrückt ist. ‚Gegen die kleineren Linsen zu zei- gen diese schwarzen Kugeln Grübchen,, wo das. schwarze Pigment fehlt, und die Linse ganz‘ oberflächlich sich an- fügt. Da die Circumferenz der becherförmigen. äusse- ren Theile dieser Kugeln viel grösser als die Linsen sind, und die Linsen nur ganz oberflächlich in kleinen Grübchen dieser. Kugeln liegen, so ist allerdings zu ver- muthen, wenn auch nicht, wegen der Kleinheit der Theile, zu entscheiden, dass hinter der: Linse in der schwarzen Kugel noch eine dritte, Materie. oder. ein: Glaskörper in- nerhalb der becherförmigen Netzhaut vorhanden ist, ‚»Scolopendra morsitans, Von diesem. Thiere habe ‚ich neuerdings grosse Exemplare untersucht und werde ‚über. die Anatomie; der übrigen Theile an einem ‚anderen Orte berichten. Jederseits des Kopfes liegen. vier. einfache Augen, von denen drei rund, und ein grösseres elliptisch ist. Die Convexität. dieser Augen ist sehr stark ; nimmt man die Hornhaut mit der äusseren hornartigen Bedeckung des Kopfes ‚weg, so'bleiben die ansehnlichen Linsen in den inneren, Cavitäten der Hornhaut liegen.;, Diese Linsen sind ganz hart, durchsichtig, bexnsteinfarben und sehr stark, auf beiden Seiten convex, fast rund, kurz so, wie ich es bei ‘den Spinnen und ‚Skorpionen beschrie- ben; sie sind so gross, dass man sie mit blossen Augen | f der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 41 deutlichst erkennen kann, Die Linse des elliptischen - Auges ist noch stärker als die übrigen und elliptisch. Hinter den Linsen liegen schwarze, kaum grössere, der Form der Linsen entsprechende, äusserlich schwarze, innerlich weisse Becherchen, ; an: deren’ hinteren Theil für jedes Auge ein einfacher Sehnerve tritt. Diese Be- cherchen umfassen die ‘hintere Convexität der Linse, - ihr vorderer Saum ist, schwarz. und ganz schmal. |. Zwi- schen der Linse und der becherförmigen Netzhaut ist kein deutlicher Glaskörper, oder wenigstens ist die dritte Materie.'nur in ‘sehr. geringer: Quantität vorhan- den. Alle diese Theile sind sehr 'ansehnlich und deutlich. In Figur 3. sieht man. die. Linsen der Augen von Scolopendra morsitans,|. wie: sie, in den Vertiefungen der Hornhaut liegen, von.der inneren Seite vergrössert abgebildet. Figur 4. stellt die heskierförsiigem; inneren Theile der Augen mit ihren Sehnerven sehr vergrösseit.'dar.*). U. Aggregate, der einfachen Augen bei den „ Oniscoiden, Polypoden. Dass mehrere der Polypoden scheinbar 'zusammen- gesetzte Augen durch Aggregation der einfachen haben, wusste man schon längst, dass dieses auch'bei den Onis- coiden, die so viel Aehnliches mit den Tausendfüssen ha- ben, der Fall ist, wissen wir zuerst durch Treviranus ?), Kirby und Spence haben in ihrer Entomolögie B. 3. ebenfalls die oculi conglomerati von den‘oculi compositi unterschieden, und schreiben erstere dem Lepisma, den Juliden, dem Lithobius forficatus, der Glomeris zonata 1) Ueber die Zahl und Lage der einfachen Augen findet man einiges Neue in Kirby und Spence Entomologie B. 8: 2) Vermischte Schriften B. I, 8. 54. 42 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau und dem Craspedosoma Leach zu, wobei aber die Onis- coiden vergessen sind, die nach äusserer Untersuchung derselben sämmtlich ‚hierher gehören. Ausser Cavolins . hat aber: bisher Niemand eine. genauere anatomische Beobachtung über den'inneren Bau dieser Augen au: gestellt. ' " Aeusserlich unterscheiden sich diese Aggregate der einfachen: Augen‘ von den 'zusammengesetzten, dass eine gexingere’Anzahl, 20 bis 40, bei’ einander stehen, dass sie sich “nicht ‘gegenseitig begrenzen, dass sie keine sechseckige Facette, sondern wie gewöhnlich ‘nur cen- vexe Erhabenheiten bilden.‘ Doch wird der Unterschied nur bei vergrösserter Ansicht recht auffallend. In mei- ner: früheren Arbeit: über die Augen der: Insecten habe ich dieser Aggregate der einfachen Augen 8.'325 nur erwähnen: können , ohtie selbst Beobachtungen darüber mitzutheilen. Ich führte nur zur Bestätigung. von: Tre . viranus’s Bemerkung die Erfahrung von Cavolintan, dass nämlich’ bei 'Oniscus 'oceaniceus.L. auf der inneren Fläche der Hornhaut eine grosse Menge von festen, krystallar! ügen, kleinen Kugelfi liege, "wovon jede an einer klei- nen Facette der’Hornhatit befestigt ist. Nun werde ich diese. Augen‘ nach meineno.eigenen Untersuchungen an , einer Cymothoa und: einem: Julus beschreiben: “ Bei einer 'ansehnlichen .:Cymothoa fand ich die Zahl der aggregixten; einfachen :Augen gegen 40. Näch Weg- nahme der Hornhaut, welche ‚eben so viele convexe,Er- habenheiten bildet, bleiben: in den inneren Vertiefungen der -Hornhäutsganz deutliche Linsen oder krystallartige Kugeln liegen. Diese waren hart, durchsichtig, 'bern-: steinfarben: und’ fast rund.‘ Hinter‘ der Hornhaut: und, den Linsen lag eine oberflächlich grauliche, tiefer schwarze Masse, welche eben so, viele Grübchen zeigte, als Linsen" vorhanden waren, so.dass diese Grübehen den hintern Convexitäten der Linsen entsprachen. ' Diese uBEn der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 43 Grübehen führen aber nicht sogleich zu dem becherför- migen Netzhäutchen, wie bei den Skolopendern, son- dern zu noch grösseren, durchsichtigen, ziemlich har- ten, fast kugligen, ebenfalls bernsteinfarbenen Körpern, die vorn eine Grube oder Abplattung haben; wo sie der Linse entsprechen, ‘zu den Seiten und hinten-aber von Pigment bekleidet sind, und an ihrem hinteren Theile jeder eine Faser des Sehnerven erhalten, diesich wahr- scheinlich zwischen jedem Glaskörperchen und der Pigmentbekleidung becherförmig ausbreitet. Der gemein- schaftliche Sehnerve geht unter dem Auge hin und giebt die Fasern für die einzelnen Augen schweiflörmig nach - einander ab. | Siehe Figur 5, Die gemeinschaftliche Hornhaut mit den Linsen ‚von der inneren. Seite. j Figur 6. - Seitenansicht des Auges. a die Glaskör- perchen; & die Fasern des Sehnerven; c der Stamm des Sehnerven; d die Grübchen der; Oberfläche‘ für. die Auf- nahme der hinteren Fläche: der Linsen. "Bei einer ziemlich “grossen ‚Julusart‘ ‚zählte ich ebenfalls .'gegen 40 der aggregirten einfachen Augen auf jeder Seite. Auch. hier blieben: die. harten, durch- sichtigen , bernsteinfarbenen, fast runden Linsen in den inneren. «Aushöhlungen der : weggenommenen: Hornhaut liegen‘ und waren überaus: deutlich. - Die oherflächliche Ainsichit: der "Theile hinter’ der. Hornhaut und den Linsen war gerade so ‘wie bei :Cymiotboa;;' ‚genauer habe ich diese inneren Theile bei dem‘ Julus nicht untersucht. Das ‚Sehen dieser Thiere "kann unmöglich : scharf seyn und,über die, allernächste Umgebung hinausreichen, Denn von fernen: Gegenständen ‚müssen die verschieden«- sten Strahlen alle einfachen Augen zugleich beleuchten, wodurch alle 'Speeification des Bildes ‚aufgehoben: wird. Nur ‚Gegenstände, welche! ganz dicht vor’ den Augen sind, können bei diesem Baue ‘unterschieden ‚werden, 44 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau indem ’jedes einzelne Auge dann ' mehr von bestimmten entsprechenden Stellen des ganz nahen‘ Objectes be- leuchtet wird. Daher dieser Bau der Augen auch nur den Oniscoiden und Polypoden und. einigen anderen) Aptera ‘zukommt, Thiere, welche theils in der Erde, theils unter Steinen, theils-selbst als Schmarotzer" der Fische leben. 1u, Zusammengesetzte, facettirte Yin der geilügelten Insekten und vollkommenen i Krebse, Seit‘ Herausgabe meiner früheren Arbeit'über den Bau der Augen bei den gegliederten Thieren sind die zusammengesetzten Augen der'Insekten von einigen Ana- tomen hin und wieder untersucht worden.‘ Huschke hat-in seiner schätzbaren Schrift: De pectinisin oculo avium'potestate anatomica et physiologica, Jen. 1827, p. 10. 20.: Fig. 10. eine: Beschreibung’ und ‘Abbildung der Augen von Papilio cardui aus eigener Beobachtung gegeben, ‘die mit meinen Beobachtungen’ im Wesentli- chen ganz übereinstimmt. 'Straus-Dürckheim'hat in sei- ner prachtvollen‘ und classischen Anatomie des Maikä- fers ‘(Considerations ‘generales sur‘ Fanatomie. des ani- maux articales, auxquelles ‘on a joint l’anatomie de- scriptive du melolontha vulgaris. Paris 1828) die Augen des: Maikäfers ‘genau untersucht’ und vortrefilich abgebil- det und, ohne meine‘ Arbeiten: zu kennen ,' "dieselbe, ganz übereinstimmende, ‘Beobachtung gemacht. Ich hatte nämlich 'bei’wiederholter “Untersuchung der zusammen- gesetzten'Augen der Krebse und Insekten immer gefun- den, dass hinter ‘den Facetten der Hornhaut‘, ‘zwischen dieser und ‘den Fasern‘ des Sehnerven: durchsichtige, kegelförmige Krystallkörperchen liegen, _ die mit ihren Basen an'den‘ entsprechenden Fatetten “der Hornhaut anliegen, mit’ihren 'Spitzen aber in die Tiefe dringend, der Augen bei den Insekten und Crustaceen, 45 sich mit den Fasern des Sehnerven verbinden, ' deren Seitenwände allein mit Pigment bekleidet sind. Trevi- ranus hat in seinem angeführten ‚neueren Werke Beob- achtungen über die zusammengesetzten Augen von meh- reren Insekten, nämlich von der Hornisse, von Papilio 'rhamni und Libellula quadrimaculata mitgetheilt, und behauptet S. 86, dass der von mir beschriebene Bau der zusammengesetzten Augen einigen, wie Blatta orien- talis, aber nicht allen Insekten zukomme. Dass eine Bildung unter einer so ungeheueren Menge von Thie- ren, welche die Klasse der Insekten enthält, allgemein sey, wenn man sie bei Indiyiduen verschiedener Ord- nungen wiederholt gefunden hat, war zwar wohl wahr- 'scheinlich; aber die Allgemeinheit nicht erwiesen und ist auch auf. keine Art streng zu erweisen. In dieser Hinsicht habe ich allerdings zu viel gesagt, wenn ich behauptete, dass der von mir beschriebene Bau den zu- sammengesetzten Augen der Insekten und Krebse all- gemein zukomme. Indessen sind es gewiss nicht einige, sondern die meisten der vollkommenen Krebse und In- sekten, welche die beschriebenen Organe besitzen. Die Verschiedenheiten, die hierbei wie in anderen Dingen Statt finden, hatte ich von Krebsen sowohl als Insekten, so weit meine damaligen Beobachtungen reichten, an- zugeben gesucht; auch die Varietäten in der Gestalt der Facetten, welche Treviranus neuerdings angiebt, 8. 341 meiner Schrift, zum grösseren Theil bereits bemerkt. Ich habe nunmehr neuerdings meine Untersuchungen an den Insekten und Krebsen meiner Collection in 'noch grösserem Umfange wiederholt, und wenn ich auch einige Beobachtungen gemacht habe, welche sich an die von Treviranus beobachteten Ausnahmen anschliessen, so bin ich doch auch jetzt noch der Meinung, dass die von mir beschriebene Bildung, nämlich die in der Achse durchsichtigen Krystallkörperchen hinter den Facetten 46 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über'den Bau der Hornhaut den wahrhaft zusammengesetzten. Augen der geflügelten Insekten und vollkommenen Krebse mit wenigen Ausnahmen zukommen. Ich theile deswegen ein Verzeichniss aller Insekten und Krebse mit, bei denen die durchsichtigen, kegelfürmigen Krı yslallkörper- chen zwischen der Hornhaut und den Fasern des Seh- nerven von mir und Anderen beobachtet worden sind. Hierbei werde ich auch diejenigen meiner Beobachtun- gen anreihen, welche einen abweichenden Bau der Au- gen, wie ihn Treviranus bei mehreren Insekten neuer- lich beschrieben hat, in einigen Fällen bestätigen. Dass die Insekten und Krebse, um die durchsichtigen Kıy- stallkörperchen zu unterscheiden, lange Zeit in Wein: geist gelegen haben und dadurch erhärtet seyn müssen, habe ich schon früher bemerkt. Krebse. Beim Flusskrebse sind die kegelförmigen Kıystallkörperchen schon von Zeuwenhoek und Cavo- Zini und von mir ebenfalls beobachtet. Fig. 14. Taf. VII. meiner früheren Schrift. n Beim Pagurus Bernhardus sind die durchsichtigen Kegel schon von Swammerdam beobachtet und Fig.. 10. Taf. XI. der Biblia naturae abgebildet. Bei Palinurus hat Blainville ähnliche Organe beob- achtet; denn dass Blainville's Röhren zwischen der Hornhaut und den Fasern des Sehnerven die von mir beschriebenen durchsichtigen Kegel sind, erleidet wohl kaum einen Zweifel. Bei Limulus Polyphemus sind die durchsichtigen Kegel von Andre in den philosoph. transact. tom. 72. pag. 484 vortrefilich' beschrieben und abgebildet, Bei Penaeus suleätus (Palaemon sulcatus Oll.), den ich der Güte des Herrn Präsidenten Nees von Esen- deck verdanke, habe ich die durschsichtigen Kegel neuerdings beobachtet. Bei diesem Krebse sind die Augen sehr gross; hinter der sehr dünnen, viereckig dm Augen, bei den Insekten und Crustaceen. 47 facsttirten Hornhaut liegt eine hautartige Schicht, welche aus lauter ganz kurzen, parallel neben einan- der gestellten Krystallkörpern besteht, deren gerade Seitenwände mit einem weisslichen oder weissgrünli- chen, undurchsichtigen Pigmente bekleidet sind. In der Achse sind diese Körperchen aber ganz durch- siehtig; das Pigment liegt daher auch nicht zwischen der Hornhaut und-diesen Körperchen, sondern reicht: nur an den Seitenwänden der letzteren bis zu den Facetten. Hat man die Hornhaut weggenommen, so sehen die Basen jener neben einander stehenden Körperchen ganz frei und durchsichtig zwischen dem netzförmig verbreitefen Pigmente hervor; eben so an dem anderen Ende jener Körperchen, wo sie sich mit den Fasern des Sehnerven verbinden. Eigen- thümlich ist, dass die Krystallkörperchen bei diesem Krebse sehr kurz sind und kaum mehr als doppelt ‚so lang als breit scheinen, dass sie ferner nach un- ten sich nicht kegelförmig zuspitzen, und dass sie endlich wie beim Flusskrebse viereckig sind. Die Fasern des Sehnerven sind in ihrem ganzen Verlaufe bis zu jenen Krystallkörperchen mit schwarzem Pig- mente bekleidet. Siehe Fig. 7. Krabben habe ich nicht näher untersuchen können, doch weiss ich, dass die Facetten sechseckig sind. Viele krebsartige Thiere niederer Art haben keine facettirte, sondern eine glatte Hornhaut. Unter die- ser liegen kegelförmige, durchsichtige Krystallkörper- chen mit abgerundetem, äusserem Ende. Beim Mon- - oeulus apus sind diese Theile, schon von Schäffer beobachtet, neuerdings bei demselben Thiere von mir wiedergesehen. Siehe weiter unten. - Bei Gammarus pulex sind die Kiystallkörperchen unter ‚der glatten Hornhaut birnförmig nach meiner Beobachtung; eben so bei den Daphnien nach der 48 Kortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau Beobachtung von Siraus. Mem. du mus. d’hist, nat. tom. 5. Fig. 6 et 7. Siehe weiter unten. Käfer. Bei Dytiscus marginalis habe ich die durch- sichtigen Krystallkegel selbst beobachtet. Sie sind hier ausserordentlich deutlich, ganz kegelförmig, an ihrem unteren Ende zugespitzt und vollkommen durch- sichtig. Ihre Seitenwände sind von einem dunklen Pigmente bekleide®, das aber nicht bis zur Cornea reicht, wodurch die vorderen Theile der Krystallke- gel frei hervorstehen. Das dunkle Pigment reicht nach abwärts nicht über die Enden der Krystallkegel, die Fasern des Sehnerven, welche sich mit den Spit- zen der letzteren verbinden, sind daher in ihrem grössten und äusseren Theile ohne alle Pigmentbe- kleidung; nur gegen den Bulbus des Sehnerven kommt zwischen jenen Fasern wieder Pigment vor. Siehe Fig. 8. Ritzt man die Oberfläche der Theile unter der ziemlich dünnen Hornhaut auf, so lösen sich die Krystallkörperchen ab, und man kann sie frei von Pigment einzeln unter dem Mikroskope Betgächten, Siehe Fig. 9. Bei Melolontha vulgaris sind die Krystallkegel von Straus - Dürkheim in dem angeführten PEaukrupglke beschrieben und vortrefllich abgebildet. Bei Lucanus Cervus Fig. 10. ist die Hornhaut (a) ganz ausserordentlich dick, wodurch die Facetten sehr lang gezogen und prismatisch werden. Die durch- sichtigen Kegel sind vorhanden (2), ihr oberer Theil dicht unter der Hornhaut ist fast ohne Pigment, ihre Spitzen stecken in einem violetten Pigmente (c). Dar- auf folgt eine fast pigmentlose Schicht im Auge, die Fasern des Sehnerven (d). Bei Calosoma Sycophanta ist die Hornhaut eben- falls sehr dick, wodurch die Facetten in der Dicke derselben lang gezogen werden. Die durchsichtigen der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 49 Körperchen sind vorhanden, scheinen aber sehr kurz zu seyn. " Bei Meloe majalis mit dieker Hornhaut und we- ‘ nig zahlreichen grossen Facetten ist die cornea an ihrer hinteren Fläche mit sehr convexen, fast para- bolischen Erhabenheiten besetzt. ‘welche hier die Ke- gel zu ersetzen scheinen. Jene hängen fest an der Hornhaut an; an sie scheinen die Fasern des Seh- nerven zu treten, welche durch ein schwarzbraunes Pigment verbunden sind. Siehe Fig. 11. Orthoptera. Bei Gryllus hieroglyphieus sind die ‚durchsichtigen Kegel schon früher von mir beobach- tet, eben so bei Mantis religiosa, in Fig 6. Taf. VI. meiner früheren Schrift abgebildet. Bei Blatta orientalis hatte Treviranus. schon früher die durchsichtigen Kegel beschrieben. - Bei Locusta viridissima sind die kegelförmigen Kırystallkörper vorhanden; sie sind von einem gelben, undurchsichtigen Pigmente an ihren Seitenwänden be- kleidet. Ihre vordere gegen die Hornhaut gerichtete Fläche ist, wie immer, vom Pigmente frei; vorn sind sie abgerundet, hinten laufen sie sehr spitz zu. Sie- he Fig. 12. j Bei einer sehr grossen ausländischen Heuschrecke, Locusta myrtifolia? sind die kegelförmigen Kıystall- körper kurz, und enden unten gegen die Fasern des Sehnerven stumpf; ihre Wände sind mit einem weiss- gelben undurchsichtigen Pigmente bekleidet, in ihrer Achse sind sie vollkommen durchsichtig. Wo ..die_ Fasern des Sehnerven anfangen, beginnt 'ein dunkles Pigment. Siehe Fig. 13. Bei Phasma Gigas sind die durchsichtigen Kıystall- körper vorhanden, sie sind kurz, und ihre Seiten- wände von einem hellfarbigen, undurchsichtigen Pi- gmente bekleidet, das nicht über die Krystallkörper Meckels Archiv f. Anat. u. Phys. 1829. 4 . 50 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau reicht; zwischen den Fasern des Sehnerven liegt ein dunkles Pigment. Hemiptera. Bei einer sehr grossen Ranatra, die ich einigemal nur auf unseren Stehenden Wassern und einmal von einem kleinen, festansitzenden Parasiticum gelbrother Farbe (einem der Achlysia Dytisci Au- dowin ähnlichen Thiere) vielfach besetzt fand, war die Hornhaut sehr dick, die durchsichtigen Krystallkör- perchen vorhanden; sie waren kurz, bernsteinfarben und oben etwas abgerundet, von einem gelbbraunen Pigmente seitlich bekleidet, übrigens durchsichtig. Hinten war ein dunkles Pigment. Lepidoptera. Ich hatte schon früher die kegelförmi- gen Krystallkörperchen bei mehreren Nachtschmetter- lingen beobachtet, von einer Sphinx aber S. 348 der | früheren Schrift ausführlich beschrieben und Fig. 2., “3.5. Taf. VII. dieselben abgebildet. Sie sind Er ausserordentlich deutlich. Bei Papilio cardui sind die Kegel von Huschke erwähnt. Treviranus beobachtete bei Papilio rhamni hinter der Hornhaut ein gelbes Pigment, welches eben so viele Abtheilungen als diese Haut enthielt. Hymenoptera. Bei der Biene sind die kegelförmigen Kıystallkörperchen schon von Swammerdam beobach- tet, genau beschrieben und Tab. XX. der Biblia na- turae abgebildet. Bei Bombus muscorum sind diese Theile von mir neuerdings beobachtet. Die Wände der durchsichti- gen Kegel sind bis fast an ihr dickeres äusseres Ende mit dunklem Pigmente bekleidet, so dass die halb- durchsichtigen Körperchen, wie bei einigen Käfern, etwas über das Pigment hervorragen. Zerrt man mit einer Nadel an der Oberfläche, so lösen sich kegel- förmige Krystallkörperchen von dem Pigmente als x der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 5 vollkommen durchsichtige, farblose Stiftchen ab, die, im Wasser zerstreut liegend, sehr artig beobachtet werden können. Die Körperchen sind fast wie bei Dytiscus marginalis, nämlich ganz spitzig, nur etwas weniges kleiner als beim Wasserkäfer. Bei Vespa Crabro kommen nach Treviranus’s Beobachtung und Beschreibung unter der Hornhaut auch durchsichtige Theile, aber keine Krystallkegel vor, nämlich eine sehr dünne, durchsichtige Haut, mit eben so vielen, nach aussen convexen Abtheilungen, als die Hornhaut Facetten hatte. Diptera. Bei verschiedenen Fliegen (Musca domesti- ca, carnaria) habe-ich niemals durchsichtige Kegel hinter der Hornhaut gefunden, sondern hinter dieser eine ganz dünne Schicht braunen Pigmentes, 'wel- ches eben so viele Abtheilungen enthielt, als die Horn- haut Facetten hatte, Abtheilungen des Pigments, wel- ehe in der Mitte, den Facetten der Hornhaut ent- sprechend, auf ‚ine kurze Strecke durchsichtig, an den Rändern aber durch gehäuftes Pigment undurch- sichtig waren. Nimmt man die Hornhaut vorsichtig weg, so haben die unter der Hornhaut liegenden Theile ein reticulirtes Ansehen, und zeigen ein netz- förmig verbreitetes Pigment, dessen Maschen auf eine sehr kurze Strecke pigmentlos und durchsichtig sind. Die unmittelbar hier sich anschliessenden Fasern des Sehnerven sind durch ein hellviolettes Pigment ver- einigt. Bei der Nymphe einer Stratiomys glaube ich dagegen früher durchsichtige Kegel bemerkt zu haben. Neuroptera. Bei Libellula quadrimaculata fand sich nach Treviranus’s Beobachtung und Beschreibung unter den Rändern der Abtheilungen der Hornhaut ein orangegelber Firniss. Fast eben so fand ich esin der That auch bei wiederholter Untersuchung der Aeschna grandis. Hier fand ich auch niemals durchsichtige 4% 52 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau Kegel, sondern die Fasern des Sehnerven reichten wie bei den Fliegen fast bis zur hinteren Fläche der Hornhaut. Doch lag ein ganz dünnes Häutchen da- “zwischen, welches aus schmalen und dünnen, voll- kommen durchsichtigen Abtheilungen, den Facetten der Hornhaut entsprechend bestand; diese durchsichti- ‘ gen Theilchen ‘waren an den Rändern durch ein gelbes, undurchsichtiges Pigment netz - oder florför- mig zu einer sehr dünnen Haut verbunden. Die Hornhaut war mässig diek, und ihre Facetten daher in der Dicke derselben zu einer Rinde ganz kleiner Prismen ausgezogen. Siehe: Fig. 14. Dieses ist die Uebersicht aller bis jetzt angestellten Beobachtungen, aus denen ich wohl mit einigem Rechte schliesse, dass der von mir früher beschriebene Bau unter den geflügelten Insekten und vollkommenen Kreb- sen ziemlich allgemein ist, dass dagegen die Aus- nahmen davon viel seltener sind, und überhaupt nur bei mehreren Insekten, nicht aber bei Krebsen vorzukom- men scheinen. Sollen wir nun aus den mitgetheilten Beobachtungen einen Schluss auf das Gemeinsame und Verschiedene ziehen , so kann man sagen: Hinter der Hornhaut der zusammengesetzten Au- gen liegt fast durchgängig ein hautartiger Ueberzug, der aus lauter dicht nebeneinander gestellten, in der Achse durchsichtigen, länglichen, meist kegelförmigen oder cylinderförmigen Krystallkörperchen besteht, die das Licht nur in der Richtung ihrer‘ Achse aus den entspre- chenden Facetten der Hornhaut aufnehmen, das schief einfallende‘ Licht aber, da ihre Seitenwände mit Pi- gmente überkleidet sind, nicht einlassen. Diese Kırystall- körperchen sindverschieden lang; ich habe in meiner früheren Schrift sehon 'eine Variation des Längendurch- messers im Verhältnisse zum Breitendurchmesser von 5:1 bis 10:1 bemerkt; sie sind aber häufig noch kür- der Augen bei den Insekten und Crustaceen., 93 zer, und wenn sie am kürzesten sind, kaum mehr als doppelt so lang als breit; meist sind sie aber länger. Ihre Gestalt ist bald kegelförmig oder stiftförmig, bald walzig, was seltener ist; ihr vorderes Ende, welches an der Facette der Hornhaut anliegt, ist meist eben, zuweilen aber etwas abgerundet. Das Pigment, wel- ches ihre Seitenwände bekleidet, ist bald dunkel, wie bei Dytiscus, Calosoma. Bombus, Blatta, bei der Biene, bei den Nachtschmetterlingen, bald heller, weissgelb- lich, weissgrünlich u. s. w., aber auch dann undurchsich- tig, wie bei Penaeus, Locusta, Phasma, Grylbıs, Man- ‚ dis etc. , wie ich dieses in meiner früheren Schrift schon angegeben und durch Abbildung erläutert habe. In seltneren Fällen sind die durchsichtigen Theile hinter der Hornhaut so äusserst kurz, dass die Längen- dimension nicht mehr vorwaltet. Neuere Beobachtun- gen, die ich mitgetheilt habe, haben mich überzeugt, dass, wie Treviranus vorher von einigen Insekten an- gegeben hat, allerdings die durchsichtigen Kegel oder Cylinder zuweilen, wenn auch selten, hinter der Horn- haut fehlen; hier kommen auch durchsichtige Theilchen hinter der Hornhaut vor, aber nur ganz kleine, facet- tenartige, durch Pigment gebildete Abtheilungen einer dünnen, durchsichtigen Haut, wie nach Treviranus und meinen Beobachtungen bei Vespa Crabro, Papilio rham- ni?, Libellula quadrimaculata, Aeschna grandis, Musca. Oder die Hornhaut ist, wie in einem Falle, bei Meloe majalis, an der hinteren Fläche mit durchsichtigen, sehr convexen, fast parabolischen Erhabenheiten besetzt, an welche sich die Fasern des Sehnerven anschliessen. Dass die Facetten der Hornhaut selbst, ohne durchsichtige Abtheilungen, schlechthin mit einem Pigmente bekleidet seyen, habe ich niemals beobachtet; dieses hatte schon Marcel de Serres zu widerlegen gesucht, obgleich er die durchsichtigen Theile hinter der Hornhaut nicht kannte. 5% Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau Die Hornhaut ist bald dünn, und bildet dann bi- eonvexe Linsen, wie bei Sphinx, Musca u. s. w., bald äus- serlich convexe, innerlich ebene Linsen, bald äüsserlich convexe, innerlich concave Facetten, letzteres nach Treviranus’s Beobachtung; oder sie ist dick, und dann verlängern sich die Facetten durch die Dicke der Horn- haut zu neben einander gestellten Prismen, wie ich in meiner früheren Schrift S. 341 von Heuschrecken, Gryl- lus und Mantis schon angegeben, indem ich das Ver- hältniss der Länge zur Breite der Facetten bei G. hie- roglyphieus wie 7:1 bestimmte, worüber auch Trevira- nus neuere Beobachtungen mittheilt. Bei den meisten Insekten und bei den Krebsen überhaupt hat das Sehen gewiss in der Art Statt, wie ich es in meiner früheren Schrift auf den Grund der durchsichtigen Kıystallkörperchen hinter der Hornhaut ausführlich erklärt habe. Bei denjenigen Insekten, wel- che keinen durchsichtigen Kegel, sondern dünne durch- sichtige Pigmentabtheilungen, oder sehr verkürzte Kıy- - stallkörper besitzen, sind die Bedingungen für Sonde- sung des verschiedenartigen Lichtes und Speeification des Bildes durch die Kürze der durchsichtigen Abthei- lungen nur geringer. Die dunkelen Pigmente zwischen den Fasern des Sehnerven bewirken übrigens auch, dass jede Faser nur am stärksten von dem in ihren Radius einfallenden Lichte, und als ein halb durchsichtiges Ge- bilde bis auf eine gewisse Tiefe aflieirt werden kann. IV. Zusammengesetzte, nicht facettirte Au- gen der Monoeculiden u. s. w. Herr Professor @. R. Treviranus hat mich neuer- lichst in einer gütigen brieflichen Mittheilung auf den Bau der Augen bei Monoculus apus, als eine Abwei- chung von dem gewöhnlichen Baue, aufmerksam gemacht, der Augen bei den Insekten und Crustaceen. BB) und hierbei bemerkt, dass sie aus einem Aggregate von dicht an einander liegenden, regelmässig gestellten, ein- fachen Augen bestehen, die mit einer gemeinschaftlichen, glatten, nicht polyedrischen Hornhaut bedeckt sind. Glücklicherweise hatte ich kurz vorher durch die freund- liche Güte des Herrn Dr. Berthold zu Göttingen eine hinreichende Zahl von Exemplaren dieses Thieres er- halten, wofür ich meinen herzlichsten Dank auszuspre- chen habe. Hierdurch war ich in den Stand gesetzt, mich zu überzeugen, dass die Augen des Monoculus apus allerdings in Manchem von den zusammengesetzten Augen der Insekten sich unterscheiden, in Anderem, besonders durch das WVorhandenseyn durchsichtiger, keilförmiger Krystallkörperchen, mit ihnen übereinkom- men, dass sie aber von den Aggregaten der einfachen Augen, wie ich sie schon beschrieben habe, eben so sehr verschieden sind. Schon Schäffer hat den Bau der zusammengesetz- ten Augen von Monoeculus apus in seiner Naturgeschichte des krebsartigen Kiefenfusses, Regensburg 1756. S. 68, recht genau beschrieben; und ich hatte bereits in mei- ner früheren Schrift über den Bau der Augen bei den Insekten, Spinnen und Krebsen, S. 344, eine kurze No- tiz hierüber aus Schäffers Schrift mitgetheilt. Schäffer bemerkt ganz richtig, dass die Hornhaut, ein Theil des allgemeinen Schildes, ohne Facetten sey, daher auch bei der Häutung abgeworfen werde. Er hat auch den inneren Bau vollkommen richtig beschrieben. Das schwarze etwas ausgeschweifte Auge jeder Seite zeigt nämlich, nach Hinwegnahme der Hornhaut und eines zarten, mit der allgemeinen, weichen Hautdecke zusam- menhängenden, durchsichtigen Häutchens, auf seiner convexen Oberfläche ein sehr zahlreiches Aggregat sehr kleiner halbkugelförmiger Erhabenheiten, welche in die Tiefe kegelförmig spitzig sich fortsetzen und mit ihren 56 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen übei den Bau Spitzen in das schwarze Pigment gesenkt sind, um sich, wie Schäffer wohl bemerkt, mit den milchweissen Fa- sern des büschelförmig ausgebreiteten Sehnerven zu verbinden. Diese durchsichtigen Kegel oder Stiftchen sitzen aber nur mit ihrem unteren, spitzeren Theile in dem violetten schwarzen Pigmente; ihr oberer Theil ragt frei über das Pigment heraus; und so besteht dann die ganze Oberfläche des Auges aus einem Aggregate dicht an einander stehender, ganz kurzer, durchsichtiger, cy- lindrischer Fortsätze mit rundem, freiem Ende. Sieht man durch das Mikroskop auf die Oberfläche des Auges, so kann man nur die runden Oberflächen der Stiftehen neben einander erkennen; betrachtet man aber das Auge unter dem Mikroskope von der Seite, so sicht man, dass diese Organe keine Linsen, sondern längliche, mit ihren Spitzen in das Pigment dicht neben einander eingepflanzte und frei darüber hervorragende Stiftchen sind, wie denn bereits Schäffer Alles dieses richtig dar- gestellt hat. In Figur 15. sieht man ein Stückchen des Auges von Monoculus apus, so wie es unter dem Mikroskope bei einer Seitenansicht aussieht, abgebildet. a. Die freien, runden Enden der durchsichtigen Kegel, welche mit ihren Spitzen in das schwarze Pigment gesenkt sind. b. Die milchweisen Fasern des büschelförmigen “ Sehnerven, welche sich mit den Spitzen der Kegel ver- binden. Die freien, runden Enden der durchsichtigen Kegel und also die Oberfläche des Auges sind von einer feinen, durchsichtigen Haut, einer Fortsetzung der ‚allgemeinen Bedeckungen ganz lose überkleidet; auf letzterer liegt die Hornhaut, welche eine F ortsetzung des Körperschil- des und ehne Spur der Facetten ist, und mit dem der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 97 Schilde von jener feineren Haut bei der Häutung abge- sondert und reproducirt wird. Wahrscheinlich haben die Augen der übrigen Kie- fenfüsse und die ganze Abtheilung der Monoculiden denselben Bau der Augen. So scheint es nach den Be- ‘schreibungen und Abbildungen Schüffers von Apus pis- eiformis (Branchipus stagnalis), wo ebenfalls eine ge- meinschaftliche Hornhaut ohne Facetten vorhanden ist, und kugelförmige, durchsichtige Erhabenheiten über das schwarze Pigment hervorragen. Bei den Daphnien sind die vorn kugligen, hinten keilförmigen, im Ganzen birnförmigen Krystallkörper sehr kurz und wenig zahlreich, stecken mit dem spitzen Ende in dem schwarzen Pigmente und ragen mit dem convexen Ende darüber frei hervor. Die Hornhaut ist ohne Facetten und gemeinschaftlich. Siehe Siraus me- moire sur les Daphnia in Mem. du mus. d'hist. nat. T. V. Fig. 6 et 7. Dieselbe Bildung scheint ebenfalls der Gattung Limnadia Brogniart, Mem. du mus. d’hist. nat. T. VL, zuzukommen; nach Dalmans Abbildung der Oberfläche der Augen von Trilobiten vielleicht auch den Palaea- den, die ohnehin dem Monoculus apus so sehr_ver- wandt sind. Unter den übrigen krebsartigen Thieren niederer Art ist mir,jewe Bildung nur von Gammarus pulex und Cyamusc Ci behanne. Beide habe ich selbst untersucht. ei re on Pulex, welcher in einem stehenden fa seitlich der Allee von Poppelsdorf, an einer Zuflussstelle/anter Steinen vorkommt und im März sich begattet, /hat das Auge ganz dieselbe Bildung wie bei den Defhnien, mit dem Unterschiede, dass das Auge upbeweglich und ziemlich platt ist. Es besteht aus einer gemeinschaftlichen, facettenlosen Hornhaut und aus birn- förmigen, kurzen Krystallkörperchen, welche mit ihren 58 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau Spitzen in schwarzes Pigment nebeneinander eingesenkt sind, mit ihren Köpfen aber frei hervorragen, sich übri- gens sehr leicht ablösen. Siehe Fig. 16. das ganze Auge von der Seite. Fig. 17. einzelne Krystallkörper. Die Augen der Wallfischlaus, Cyamus ceti, schei- nen auf den ersten Blick wegen ihrer ausserordehtlichen Kleinheit einfach zu seyn; allein bei mikroskopischer Betrachtung sieht man ein Aggregat halbkugelförmiger, durchsichtiger Krystallkörperchen unter einer glatten Hornhaut über das schwarze Pigment hervorragen. Diese Körperchen waren gar nicht zahlreich; übrigens war das Auge zu klein, um es noch genauer zu un- tersuchen. Aus dieser Darstellung ist wohl ziemlich gewiss, dass die beschriebenen, bald kegelförmigen, bald birn- förmigen Kıystallkörperehen dieselben Organe sind, welche in den zusammengesetzten Augen der übrigen Krebse und Insekten in der Regel vorkommen, mitdem Unterschiede, dass hier die Cornea nicht facettirt ist, und das vordere Ende der durchsichtigen Körper immer abgerundet ist, wovon bei den Insekten nur zuweilen eine Annäherung vorkommt. Eigenthümlich ist es fer- ner, dass die runden Köpfe dieser Krystallkörperchen immer frei aus dem Pigmente hervorragen, wovon sich aber doch bei mehreren Insekten Annäherungen zeigen, wie aus dem Detail der mitgetheilten Beobachtungen erhellt. Andererseits nähern sich die mehr birnförmigen Krystallkörperchen in den Augen der’Daphnien und des Gammarus pulex schon sehr den Linsen der einfachen Augen und deuten eine Annäherung dieser Augen an die Aggregate der einfachen Augen an, wie sie bei den Asseln und Tausendfüssen vorkommen; von denen sie aber durch vieles Andere verschieden sind. Denn letz- tere besitzen immer über jeder Linse eine convexe Er- habenheit der Cornea, und ausser der runden Linse der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 59 auch einen runden Glaskörper, niemals aber durchsich- tige, kegelförmige Körper. Am meisten sind aber die Augen des Monoculus apus von jenen Aggregaten ent- fernt; denn hier sind die kegelförmigen Körperchen schon lang gezogen, schmäler und sehr zahlreich, was die Aggregate der einfachen Augen niemals sind. Es ist daher wohl am passendsten, die zusammengesetzten, nicht facettirten Augen der niederen, krebsartigen Thiere, wegen ihrer Eigenthümlichkeit, sowohl von den zusam- mengesetzten, facettirten Augen der Insekten und Krebse, als von ‚den Aggregaten der einfachen Augen bei den Polypoden und Oniscoiden abzusondern, um so mehr, da diese eigenthümliche Art der Augen ebenfalls sehr ausgebreitet scheint. Uebrigens sind auch diese Augen bald fest auf- sitzend, und in einer Ebene mit der Oberfläche des Thieres unbeweglich, wie bei Monoculus apus, Gam- marus Pulex, Cyamus ceti, wenn letzterer sicher hierher gehört, oder sie sind, wie die zusammengesetzten Au- gen der Krebse auf Stielen beweglich, wie bei Daphnia und Branchipus. Soll ich nun am Ende mit einer allgemeinen Ueber- sicht der Formen, welche sich unter den Augen der Gliederthiere vorfinden, schliessen, so stimme ich sehr gern mit Treviranus überein, dass es Abweichungen von den Haupttypen gehe. Indessen werden sich nun- mehr so ziemlich alle Krebse, Spinnen und Insekten einer der vier beschriebenen Hauptformen anreihen las- sen. Von diesen Hauptformen sind in meiner früheren Schrift nur die einfachen und facettirt zusammengesetz- ten ausführlicher beschrieben worden. Die Aggregate der einfachen Augen bei den Oniscoiden und Polypoden konnte ich damals, 8. 388 jener Schrift, nur kurz an- deuten, von dem Baue der Augen bei Monoculus apus hatte ich aus Schäfer S. 344 nur eine kurze Notiz ‘ 60 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau mittheilen können; die Annäherung der aggregirten, einfachen an die wahrhaft zusammengesetzten deutete ich S. 388 an. . N Wiederholte Beobachtungen und Prüfung bestimmen mich nunmehr, folgende Verschiedenheiten in dem ‚Baue der Sehewerkzeuge bei den Krebsen, Spinnen und Insekten anzunehmen : I. Einfache linsenhafte Augen enthalten eine Linse mit becherförmiger Ausbreitung der Retina, welche äusserlich von Pigment über- kleidet ist. Linse bald rund, bald elliptisch, bald walzig nach der Form des. Auges. a Linse und Glaskörper, mit einem Pigmentgürtel , zwischen beiden. Hierher gehören nach meinen Untersuchungen bestimmt die Scorpioniden und Arachniden, unter den Insekten die einfachen Augen - der Larven von Dytiscus marginalis. Auch bei Man- tis religiosa und Gryllus hieroglyphieus glaubte ich “früher eine dritte Materie in dem Becher der Netz- haut bemerkt zu haben; das wäre wiederholt zu untersuchen. d Linse ohne deutlichen Glaskörper. Nach Treviranus scheinen hierher zu gehören: die einfachen Augen von Tettigonia Tympanum, der Hummel, der Hornisse und Libellula quadrimaeulata. Nach meiner Untersuchung die Scolopendren. II. Aggregate der einfachen, linsenhaften Augen. Die einfachen, linsenhaften Augen gewöhnlichen Baues sind in der Zahl von 20 bis 40 zu einer Masse vereinigt. Jedem Auge entspricht eine Convexität der Hornhaut, ohne wahre Facetten. Hierher gehören unter den Polypoden die Juliden und die sämmtlichen Oniscoiden. Cymothoa hat der Augen bei den Insekten und Crustaceen, 61 Linse und Glaskörper, beide vollkommen deutlich an jedem der aggregirten Stemmata. III. Zusammengesetzte facellirie Augen. Diese enthalten hinter dünnen oder prismatischen Facetten durchsichtige Krystallkörperchen, an welche die Fasern- des Sehnerven treten und deren Seiten- ‘ wände mit helleren oder dunkleren, immer aber undurchsichtigen Pigmenten: bekleidet sind, Voll- " kommene Krebse und Insekten. Ve Bei den meisten Insekten und Krebsen sind die Krystallkörperchen länger als breit und bilden in ih- rer Achse durchsichtige Kegel oder Cylinder, bald kürzer , bald länger. Es giebt aber auch Ausnahmen, wo die durchsich- - tigen » Abtheilungen hinter der Hornhaut. äusserst dünn. und‘ nicht länger als, breit durch .netzförmig werbreitetes Pigment zu einer Haut verbunden sind; “so scheint es nach Beobachtungen von Treviranus bei Vespa Crabro, Libellula quadrimaeulata (Papilio hamni®), und nach neueren Beobachtungen von mir bei Aeschna grandis und verschiedenen Fliegen. IV. Zusammengesetzte,, nicht facettirte Augen. Hierher gehören ‚die Augen der Monoculiden und einiger anderer 'niederer ‚Urustaceen. Diese enthalten unter einer gemeinschaftlichen, nicht facettirten Hornhaut durchsichtige, oben abge- zundete, unten zugespitzte Krystallkörperchen, wel- ehe mit ihren Spitzen: in. .ein.schwarzes Pigment ein- gesenkt sind, mit ihren Köpfen aber darüber. her- vorragen; ihre Spitzen verbinden sich mit den Fa- sern des. Sehnerven. Diese Krystallkörperchen sind bald | stiftförmig‘ und. länglich, wie. bei Monoculus apus, oder kurz und ,‚birnförmig, wie bei Daphnia 62 Fortgesetzte anatomische Untersuchungen über den Bau und Gammarus Pulex; ihre Zahl ist bei Monoculus apus sehr bedeutend, ähnlich wie in den zusammen- | gesetzten Augen der Insekten, weniger bei Gamma- rus, noch weniger bei den übrigen Monoculiden und der Wallfischlaus. Schon in meiner früheren Arbeit habe ich die ganz blinden Insekten aufgeführt. Diesen kann ich nun noch ein Crustaceum beifügen. Das an den Kiemer von Orthragoriscus Mola vorkommende parasitische Crusta- ceum, ein der Gattung Dichelestium verwandtes Thier, das ich Rudolphis Güte verdanke, hat keine Spur ein- facher oder zusammengesetzter Augen; auch ist der ein- fache feine Nervenstrang ganz ohne alle Knoten. Schliesslich benutze ich diese Gelegenheit, um ei- nige sinnstörende Druckfehler der Abhandlung über die Augen der Gliederthiere in dem grösseren Werke: zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes, und in der Abhandlung zur Anatomie des Scorpions in diesem Archive für Anat. u. Phys. 1825. H. 1. zu verbessern. S. 316 der früheren Schrift Z. 31 1. eine kug- lige Linse statt: keine kugliche Linse. Dieses Archiv für Anat. u. Phys. 1828. S. 45 Z. 7 l. Augennerven und Augen statt: Lungennerven und Lungen. i S.59 Z.5 u. 6 I. den Männchen, so wie den Weibchen statt: den Männchen, nie den Weibchen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Einfache Augen der einen Seite von der Larve des Dytiscus marginalis. Fig. 2. Einzeln. Fig. 3. Einfache Augen der einen Seite von Scolopen- dra morsitans. Die Hornhaut mit den ihr innerlich angehefteten Linsen von der inneren Seite. der Augen bei den Insekten und Crustaceen. 63 Fig. 4 Die becherförmigen, hinter der Hornhaut und den Linsen liegenden Theile der drei runden Augen von Scolopendra morsitans. Fig. 5. Hornhaut mit den ihr angehefteten Linsen von einer Cymothoa, von der inneren Seite angesehen. Fig. 6. Die hinter der Hornhaut und den Linsen gele- genen Theile der aggregirten Augen der Cymothoa. a Glaskörperchen. & Fasern des Sehnerven. ec Stamm des Sehnerven. d Grübchen über den Glaskörperchen zur Aufnahme der Linsen. Fig. 7. Durchschnitt von dem zusammengesetzten Auge des Penaeus sulcatus. a Hornhaut. 5 Durchsichtige Krystallkörperchen , mit weissem, undurchsichtigem Pigmente seitlich umkleidet. ce Fasern des Sehnerven und dunkles Pigment. Fig. 8. Durchschnitt des zusammengesetzten Auges von Dytiscus marginalis. ‘a Hornhaut. b Durchsichtige, kegelförmige Krystallkörperchen, mit dunklem Pigmente bekleidet. c Fasern des Sehnerven fast pigmentlos. d Neue Schicht von dunklem Pigmente zwischen den Fasern des Sehnerven. Fig. 9. Einzelne vom Pigmente befreite durchsichtige Krystallkörperchen aus dem Auge von Dytiscus mar- ginalis. | Fig. 10. Durchschnitt des zusammengesetzten Auges von Lucanus Cervus. a Hornhaut. 6 Durchsichtige Krystallkörperchen. e Dunkles Pigment. d Fasern des Sehnerven. 64 Fortgesetzte anatom. Unters. über d. Bau d. Augenu.s. w. e Bulbus des Sehnerven. Fig. 11. Durchschnitt der Hornhaut von Meloe majalis. a Hornhaut. 5 Convexe Erhabenheiten an der hinteren Fläche der Hornhaut. Fig. 12. Durchsichtige Kegel aus dem Auge der Lo- custa viridissima. Fig. 13. Durchsichtige Krystallkörperchen und Fasern des Sehnerven von einer grossen Heuschrecke, Lo- custa myrtifolia ? a Kıystallkörperchen mit weissgelbem, undurch- sichtigem Pigmente bekleidet. 6 Fasern des Sehnerver mit dunklem Pigmente bekleidet. Fig. 14. Durchschnitt des Auges von erg grandis. a Hornhaut. & Durchsichtiger, ‘gelb reticulirter Ueberzug der Hornhaut. c Fasern des Sehnerven, mit dunklem Pigmente bekleidet. Fig. 15. Seitenansicht eines Stückchens aus dem Auge von Monoculus apus. a Durchsichtige Stiftchen. db Fasern des Sehnerven, Fig. 16. Seitenansicht des Auges von Gammarus Pulex, a Hornhaut. d Durchsichtige, birnförmige Körper, welche mit ' den: Spitzen im schwarzen Pigmente stecken. ec Pigment. Fig. 17. Durchsichtige; : birnförmige Körper aus dem Auge von Gammarus Pulex. Ueberd, Wolffschen Körper b.d. Embryonen d, Frösche ete, 65 V. Ueber die Wolffschen Körper bei den Embryo- nen der Frösche und Kröten. Vom Dr. Jonanses MUELLER, Prof. zu Bonn. (Mit Kupfertafel III. Fig. 18 bis 21.) Durch C. Fr. Wolff haben wir zuerst zwei höchst merkwürdige embryonische Gebilde bei dem Hühnchen kennen gelernt, welche schon am vierten Tage der Be- brütung als hauptsächlichste Eingeweide des Rumpfes innerhalb der Carina zu beiden Seiten’ der Aorta lie- gen, und nicht bloss den zwölften Theil des Unterlei- bes, sondern auch der Brust ausfüllen, welche sich jedoch später mehr nach dem Unterleibe zurückziehen. Diese Gebilde bestehen zuerst aus queren, blinddarm- förmigen, parallelen Röhren, an deren ‘äusseren und hinteren Seite ein ausführendes Gefäss herabgeht. Hein- rich Ratlike ‘) hat das schöne Verdienst, diese wich- tigen Organe zuerst sehr genau untersucht zu haben. Fast alles, was wir bis jetzt über diese Organe wuss- ten, verdanken wir diesem treuen Beobachter; ‘er hat sie die Wolffschen Körper genannt und erwiesen, dass sie nicht die Nieren sind, womit sie verwechselt wor- den und so leicht verwechselt werden können; dass viel- mehr die Nieren erst später an der Seite dieser Körper entstehen, dass aber die Wolffschen Körper im weiteren Verlaufe des Embryolebens immer kleiner werden und 1) Ueber die Entwickelung der Geschlechtstheile bei den Vögeln (in Rathkes Beiträgen zur Geschichte der Thierwelt 8. Abth., Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig IV. Heft, Halle 1825. S. 40). In Burdachs Physiologie II. Band findet man eine vollständige, Zusammenstellung der bisherigen Beobachtungen über die Wolflschen Körper $&. 449, Meckels Archiv Sf, Anat, u. Phys. 1829. > 66 Weber die Wolffschen Körper bei den Embryonen - zur Zeit des Auskriechens bis auf geringe Spuren ver- schwunden sind. Ratihke hielt diese Organe für den Boden, aus welchem die Nieren und Geschlechtstheile hervorsprossen, was seine Beobachtungen für- die Nie- ren wenigstens nicht erweisen, und was für diese nach meinen Beobachtungen, die anderwärts mitgetheilt wer- den, auch nicht der Fall ist. Raihke beobachtete aber, dass sie bei deny männlichen Geschlechte zum Nebenho- den werden. Bei den Säugthieren kommen dieselben Organe vor. Ihre erste Kenntniss verdanken wir Dzondi ')und Oken?). Dzondi hielt sie für Nieren, aber Rathke hat auch hier bewiesen, dass sie von diesen verschieden sind, dass sie früher grösser, später kleiner als die Nieren sind, Sie bestehen, auch hier aus queren parallelen Blinddärm- chen, welche sich zu einem. besondern Ausführungsgange | zu sammeln ‚scheinen. Raihke hat diese falschen Nieren bei den Batra- | chiern und Fischen nieht gefunden, wohl aber bei den ‚' Embryonen der Eidechsen, Schlangen und Schildkröten °). | Wegen der Aehnlichkeit der äusseren und inneren Bil- dung der, Wolffschen Körper mit den wahren Nieren der Batrachier und Fische hielt Ralkke beide für ana- log, nämlich die Wolffschen Körper für niedere Formen der Nieren, und vermuthete ein ähnliches Verhältniss der falschen Nieren zu den wahren, wie zwischen Kie- men und Lungen, die bei einem und demselben Thiere nach einander auftreten können. Rathke vermuthete auch eine gewisse Beziehung zwischen den falschen Nieren und der Allantois und ebenso auch dem Amnion, inso- | 1) Suppl. ad anat. et physiol. comparat. Lips. 1306. ] 2) Oken und: Kiesers Beiträge zur vergleichenden. Zoologie, | Anatomie und Physiologie. Bamberg und Würzburg, 1806. 3) A. a. 0. S. 136; a der Frösche und Kröten, 67 ‘ fern die falschen Nieren bei den Thhieren ohne Allan- tois und Amnion zu fehlen schienen. 'Indessen bin ich so glücklich gewesen, Re höchst merkwürdigen Organe, die ich schon lange Zeit bei den Embryonen der Vögel und Säugethiere in der Natur studire, auch bei den Batrachiern, nämlich bei Embryo- nen der Frösche und Kröten, denen sie abgesprochen ‚worden, zu entdecken, und ich zweifle nicht, dass: man sie bald auch von den Fischen kennen wird. Sonder- barer Weise liegen diese Organe bei den Batrachiern sehr hoch im obersten Theile der Rumpfhöhle, und dieses ist wohl auch der Grund, warum sie übersehen worden. Zur Zeit, wo die Embryonen der Frösche und Krö- ten das Ei verlassen, sind die Wolffschen Körper oder Jalschen Nieren sehr deutlich; ich habe selbst an in Weingeist aufbewahrten Embryonen ihre innere Bildung erkennen können. Lässt man diese Embryonen nur die kürzeste Zeit in einem Gefässe mit Wasser oder in schwa- chem Weingeiste liegen, so fällt die schwarze Haut als eine schleimige Masse von selbst ab, und der Embryo ist mit seinen inneren Theilen deutlichst erkennbar.. Der Darmkanal ist zu dieser Zeit bekanntlich noch ein ein- facher sackförmiger Schlauch, über den sich_das Rück- grath herüber wölbt. Unter den Kiemen ist dieser Schlauch beträchtlich eingeschnürt, von der Leber ist noch keine Spur zu sehen. - Zu den Seiten des Rückgrathes und des Darmschlau- ches, am obersten Theile desselben, unter den Kiemen sieht man immer eine ovale Erhabenheit, von der man sehon mit blossen Augen einen Faden an den Seiten des Rückgraths nach abwärts verfolgen kann. Bei mi- kroskopischer Untersuchung besteht jene Erhabenheit aus einer geringen Zahl kurzer röhriger Blinddärmchen, wel- che nach allen Richtungen auseinanderfahren, näch ab- rn“ J 68 Ueber die Wolffschen Körper-bei den Embryonen wärts aber sich zu einem kaum dickeren Ausführungs- gange verbinden, welcher sehr deutlich in etwas wellen- förmigem Verlaufe an dem Rückgrathe, herab, auf jeder Seite dis zur Aftergegend verläuft. Am deutlichsten sieht man diese Organe, wenn man den ganzen Darmsack von dem Rückgrathe vorsichtig ablöst, auch das frei lie- gende Herz entfernt, worauf dann die genannten Theile ohne‘ alle. Verletzung mit dem Rückgrathe verbunden bleiben. Fig. 1 stellt einen Frosch-Fetus dieser Zeit von vorn, Fig..2 von der Seite dar. a. Die falschen Nieren oder Wolffschen Körper. d. Der Ausführungsgang derselben. Fig. 3 ist eine Ansicht des Fetus von hinten, nach- dem der Darmsack weggenommen worden. Die Be- zeichnung ist dieselbe. Fig. 4 Derselbe Fetus von vorn. Es war mir zunächst daran gelegen, dass Herr Dr. Rathke (jetzt Prof. der Physiol. und Pathol. zu Dorpat) selbst diese Beobachtung wiederhole; ich schickte daher einen jener Embryonen meinem hochverehrten Freunde, der mir unterm 18. Febr. erwiederte, dass er die Wolff- schen Körper ganz deutlich und vollkommen, wie ich es beschrieben, an meinem Präparate erkannt habe. Bei der weiteren Entwickelung des Fetus behalten jene Körper und ihre Blinddärmchen ihre Gestalt und Lage, während der Darmsack sich‘ nur zu den ersten 'Schlingen des Darmes ausbildet. Zu dieser Zeit:ist der Ausführungsgang noch sehr deutlich zu erkennen, später werden die Ausführungsgänge undeutlicher, während die Körperchen und: ihre Blinddärmchen immer noch erkenn- bar sind, wenn‘ die Leber sich schon ausgebildet hat. Bei einer jungen Quappe mit vollkommenen Darmwin- - dungen konnte ich noch Spuren jener Körperchen, aber keine Ausführungsgänge mehr erkennen. | r der Frösche und Kröten. 69 Für die Deutung dieser Theile ist es von grosser Wichtigkeit, dass die eigentlichen Nieren der Batra- chier bei den Larven sich erst sehr spät ausbilden, wenn die Thiere schon lange Zeit ausser dem Eie gelebt haben. Die erste Spur der Nieren sieht’ man bei den Quappen der Frösche und Kröten an den Seiten des Rückgraths als einen feinen Saum von Substanz, der aus gestielten Bläschen besteht, zu einer Zeit, wo der Darmkanal seine vollkommenen Windungen bereits er- langt hat, wo sie durch eine seitliche Kiemenöffnung Wasser athmen, und die erste Spur der Lunge jeder- seits als ein ganz kleines längliches Luftbläschen er- kennbar ist. Noch viel später entwickeln sich bekamntlich erst die Genitalien der Batrachier. eber die Bedeutung dieser Organe behalte ich mir vor, in dem Werke über den inneren Bau der Drüsen, nach umfassender Darstellung dieser Organe bei allen Wirbelthieren, ausführlich zu handeln. Die Existenz dieser Organe bei den Batrachiern schliesst aber man- che Hypothese, welche auf die Nichtexistenz dersel- ben bei den Fröschen und Kröten gegründet war, vor der Hand aus. Ob nun die Wolffschen Körper bei den Batrachiern ebenso wie nach Rathkes Beobachtun- gen bei den Vögeln die keimbereitenden Geschlechts- theile aus sich entwickeln, kann ich jetzt noch nieht entscheiden. Ich bin geneigt es zu glauben. Vielleicht sind die gelappten Fettkörper, aus welchen sich nach Rathke die keimbereitenden Geschlechtstheile entwickeln, nur die letzten Rudimente dieser embryonischen Organe bei den erwachsenen Fröschen und Kröten. Die Wolflschen Körper der übrigen Amphibien, nämlich der Schlangen, Eidechsen, Crocodile und Sehild- kröten hat schon H. Rathke beobachtet, wo sie sich nicht, wie bei den Batrachiern, sondern wie bei den 70 Ueber die Nasendrüse der Schlangen. Vögeln verhalten. So fand ich es wenigstens bei Em- bryonen einer Boa, die ich durch die ausserordentliche Güte des Herrn Obermedieinalraths von Kroriep aus dessen Sammlung zur Untersuchung erhalten habe. Ueber die Existenz dieser Organe bei den Fischen habe ich jetzt noch keine vollständigen Beobachtungen, Bei sehr jungen Embryonen eines Zitterrochen,' von etwa 3 Zoll Länge bis zum Schwanzende, die noch faden- förmige äussere Kiemen haben, und im anatom. Museum zu Berlin aufbewahrt werden, sah ich an den Seiten des Rückgraths längliche platte Körperchen durch die ganze Rumpfhöhle verlaufen, die aus lauter Blinddärm- chen bestanden; auf dem unteren Theile dieser Körper lag jederseits noch ein schmalerer Körper auf, der aus noch viel kleineren und feinern Blinddärmehen bestand. v1. Ueber die Nasendrüse der Schlangen. Vom Dr. Jonannes MUELLER, Professor zu Bonn. Nach den letzten Untersuchungen über die Kopfdrü- sen der Schlangen von T. Fr. Meckel, im ersten Bande dieses Archivs, kommen am Kopfe der Schlangen 5 Paar Drüsen vor, die jedoch nicht bei jeder Gattung - und Art sich vereinigt finden. 1) Die Zungendrüse, welche Cxvier bei den Amphis- baenen, Meckel aber allgemein gefunden hat. 2) Die untere Kiefer- oder Lippendrüse, nach aussen neben den Unterkieferästen liegend, mit zahlreichen Ausführungsgängen, die sich nach aussen von den Unterkieferzähnen nebeneinander öflnen. Ueber die Nasendrüse der Schlangen. 1 3) Die obere Kiefer- oder Lippendrüse von ähnlicher Lage und Anordnung am Oberkiefer. 4) Die Giftdrüse, welche nach den Untersuchungen von Rudolphi und Meckel als ganz in ei an- erkannt werden muss. 5) Die Thränendrüse, innerhalb der Augenhöhle. Ausser diesen Drüsen kommen am Kopfe der Schlan- gen noch ein Paar Drüsen vor, welche von allen Beob- achtern übersehen worden sind: dieses sind die Nasen- drüsen, welche den Nasendrüsen der ee und Vögel analog sind. Diese Drüse füllt bei den Schlangen jederseits den Raum zwischen dem Oberkiefer und Thränenbeine und der Seitenwand der Nasenhöhle oder der Schleimhaut derselben aus, und grenzt oben an die Nasenbeine. Ich habe diese Drüse bei Co/uber capistratus, bei Trigo- nocephalus mutus, bei Vipera Redi und Naja Haje, Schlangen, die ich durch des Herrn Geheimenraths Ru- dolphi grosse Güte untersuchen konnte, gefunden; bei Vipera Redi war sie sehr klein, dagegen sie-bei den übrigen recht ansehnlich ist, und bei vorsichtiger Weg- nahme der Hautdecken an der bezeichneten Stelle nicht verfehlt werden kann. Bei anderen Schlangen, als den genannten, habe ich die Drüse nicht untersucht. So viel ist aber gewiss, dass sie giftigen, wie giftlosen Schlan- gen zukommt. Der Ausführungsgang der Drüse führt (bei Coluber capistratus) nach abwärts und etwas nach rückwärts, trifft mit dem Thränenkanale vor dem Thränenbeine zu- sammen, und geht mit demselben gemeinschaftlich durch eine ziemlich starke Oeflnung amı Gaumen aus. Ihrem inneren Baue nach stimmt diese Drüse ganz mit den ein- fachen Speicheldrüsen der Schlangen überein. Mehrere Freunde haben sich im Herbste 1828 in 72 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Berlin an jenen Schlangen von der Existenz und Eigen- thümlichkeit dieser Drüse überzeugt. Es darf kaum erwähnt werden, dass die Nasen- drüse der Schlangen mit der ganz ähnlichen Drüse über- einkomme, welche Jacobson !) bei den Säugethieren und Vögeln zuerst beschrieben hat, und über deren Vorkom- men bei den Vögeln wir von Nitzsch ?) eine sehr ge- naue und vortreffliche Abhandlung besitzen, vi. ' Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Von C. G. Scuorpss ?). (Nebst Kupfertafel IV u. V. Fig. 1 u. 2.) De Abschnitt aus der vergleichenden Anatomie, wel- chen ich mir zu genauerer Untersuchung erwählt habe, ist so wichtig und, in Vergleich mit den übrigen Abthei- lungen, so wenig bearbeitet, dass ich nicht sowohl dess- halb, dass diese Untersuchung unnütz sey, sondern viel- mehr wegen der Schwierigkeit der Ausführung meines Vorsatzes mich entschuldigen zu müssen glaube, 1) Nour. Bull. des sc. par la soc. philom. de Paris T. III, 6. an. p. 267. 2) In Meckels Archiv für Physiologie. B. 6. S. 234. 3) Der erste Theil dieser Beschreibung wurde vom Verfas- ser als Inauguraldissertation benutzt. Da der Druck der ganzen Abhandlung aber zu kostspielig war, so hatte der Hr. Geheimerath Meckel die Güte zu erlauben, dass dieselbe hier ungetheilt auf- genommen werden dürfe. Die Zeichnungen hatte Hr. Cand. med. Burmeister die Güte zu liefern. Da in der frühern Reihe dieses ‚ Journals die Beugeseite eines Raubvogels von Hrn. Prof. Heusin- ger abgebildet ist, so habe ich nur die Streckseite eines Vogels ‚aus derselben Ordnung zeichnen lassen, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 73 Diese Entschuldigung gewährt mir der verherrlichte Name Meckels, da dieser sowohl durch sein Werk über vergleichende Anatomie, als auch durch Exemplare der seltensten Vögel, an denen er mir die Untersuchung gü- tigst erlaubte, einen grossen Theil der Schwierigkeiten beseitigte. Was nun noch den Plan betrifft, den ich bei der Auswahl der zu untersuchenden Vögel befolgte, so habe ich, da mein verehrter Lehrer Nützsch nach der ganzen Körperbeschaffenheit, also auch nach dem verschiedenen Flugvermögen die Vögel eintheilt, aus seinen Abthei- lungen folgende Vögel zur Untersuchung ausgewählt; I. Aus den Luftvögeln (Aves aöreae), und zwar A) den Raubvögeln (Aceipitrinae): den Adler (Falco Albicilla), den Bussard (Falco Buteo), den Thurmfalken (Falco Tinnuneulus); aus B) den Singvögeln (Passerinae): den kleinen Raben (Corvus Corone), den Holzschreier (Coryus glandarius); aus C) den Klettervögeln (Picariae): den grauen Papagei (Psittacus erithacus). I. Aus den Erdvögeln (Aves terrestres), und zwar A) den Taubenvögeln (Columbinae): die Haustaube (Columba domestica); B) den Hühnervögeln (Gallinaceae); das Haushuhn (Gallus domesticus Temm. seu Phasianus Gallus domesticus L.) C) den Laufvögeln (Cursoriae): den zweizehigen Strauss (Struthio Camelus). Il. Aus den Wasservögeln (Aves aquaticae), und zwar A) den Ufervögeln (Grallae): die gemeine Trappe (Otis Tarda) und die schwarze Hurbel (Fulica atra); 74 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel: B) den Schwimmvögeln (Anserinae): den Pinguin (Aptenodytes demersus). Die Muskeln endlich, deren Ursprung, Lage, Ver- lauf, Gestalt und Wirkung ich bei den einzelnen Vö- geln zu beschreiben suchte, sind folgende: A) Hautmuskeln (Museuli cutem moventes). 1) Muskel der hinteren Flügelfalte (Musculus plicae ala- ris posterioris); 2) langer Muskel der vorderen Flügelfalte (M. plicae alaris anterioris longus); 3) kurzer Muskel der vorderen Flügelfalte (M. plicae alaris anterioris brevis); 4) Regierer der Armschwingen (M. rector remigum se- cundi ordinis); 5) Regierer der Handschwingen (M. rector primi or- dinis remigum). B) Schultermuskeln (Musculi ossa, quae humerum thoraci annectunt, moventes). a) Muskeln, welche das Schulterblatt gegen die Wirbelsäule ziehen: 6) der oberflächliche: Kappenmuskel (Cuculluris) Me- chels. 7) der tiefe: Rautenmuskel .(Rhomboideus) Meck: b) Muskelü, welche das Schulterblatt gegen das Brustbein ziehen: 8) der hintere derselben: der grosse Bär Sägemus- kel (Serratus antiecus major) Meck. 9) der vordere: der kleine vordere Sägemuskel (Ser- ratus anticus minor) Meck. ec) Vorwärtszieher des Schulterblatts: 10) die Schulterheber (Levatores scapulae) Mech. 1 d) Muskel des hinteren oder Hackenschlüsselbeins: | 11) Schlüsselbeinmuskel (Subelavius ‘Auct.) N Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 75 €) Oberarmmuskeln (Museuli humerum moventes). a) Muskeln, welche den Oberarm gegen das Schul- terblatt ziehen: 12) der oberflächliche: der breite Rückenmuskel (Latis- simus dorsi); 13) der hinter&tiefe: der Untergrätenmuskel (Infraspi- _ natus), oder der grosse runde Muskel (Teres major); 14) der vordere tiefe: der Obergrätenmuskel (Supraspi- natus), oder der kleine runde Muskel (Teres mi- nor). - b) Muskeln, welche den Oberarm gegen das Brust- bein ziehen: 15) der oberflächliche; der grosse Brustmuskel (Pecto- ralis major); 16) der mittlere: der kleinste Brustmuskel (Pectoralis tertius), oder der untere Hackenarmmuskel (Coraco- brachialis inferior) Mechels ; 17) der tiefe: der obere Hackenarmmuskel (Coracobra- chialis superior) Mech. c) Oberarmheber: 18) der obere: der obere Deltamuskel (Deltoides supe- rior); 19) der äussere: der mittlere Deltamuskel (Deltoides me» dius); 20) der untere: der untere Deltamuskel (Deltoides in- ferior); ° 21) der vordere: der zweite Brustmuskel (Pectoralis se- eundus). d) Der Muskel, welcher den Oberarm gerade an den Rumpf zieht: 22) der Unterschulterblattmuskel (Subscapularis). 76 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, S D) Vorderarmmuskeln (M. antibrachium moventes). a) Der Strecker: Ursprung. v. Schulterblatt u. hintern Fläche d. Oberarmes, 23) d. Vorderarmstrecker (Extensor antibrachii), oder der dreiköpfige Armmuskel (Teicepd; b) Die Beuger: y. Hackenschlüs- ;24) der lange Beuger des selbein und der Vorderarms (Flexor untern Oberarm- longus seu biceps); beinleiste, 25) der kurze Vorwärts- ; wender (Pronator bre- e vis); ag S erob 26) ei lange Vorwärts- arms, wender (Pronator lon- gus); 27) der Rückwärtswen- der (Supinator); vom äussern Ge- lenkknorren des Oberarms. v.d. vordern Flä- 28) derkurze Beuger (Fl. che d. Oberarms. brevis); v. äussern Knor- 29) der tiefe Beuger (Fl. ren d. Oberarms. profundus); . 30). der innere tiefe Beu- v.innern Knorren ger der Hühnervögel des Oberarms. (Fl. prof. interior Gal- linacearum); l Anheftung. an die Ellen- bogenröhre. ° 1 an Radius u. Ulna. an den Ra- dius. an die Ulna. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, 77 E) Muskeln der Handwurzel und Mittelhand. 31) der lange Speichen- v. äussern Ober- armknorren. v. der Speiche u. Ellenbogenröhre. v. äussern Ober- armknorren. v. der innern Flä- che der Ellenbo- genröhre, | strecker d. Mittelhand (Extensor metacarpi radialis longus); 32) der kurze Speichen- streckerd Mittelhand (Extensor metacarpi radialis brevis). 33) der Abzieher d. Mit- telhand (Abductor me- tacarpi); Ellenbogenstrecker d. Mittelhand Meckels (Extensor metacarpi ulnaris); Speichenbeuger der Mittelh. Tiedemanns (Flexor metacarpi ra- dialis). 34) Anzieher der Mittel- hand (Adducetor meta- earpi); Speichenbeuger der Mittelhand Meckels (Flexor metavarpi ra- dialis); Ellenbogenstrecker d. Mittelh. Tiedemanns (Extensor metacarpi ulnaris). ———:—:,,r an den Spei- chenrand d. Mittelhand- knochens. and. äussere Fläche der Mittelhand, —————_ z, Speichen- rande d. Mit- telhand. m — 78 35) der lange Beuger der Handwurzel (Flexor carpi longus); Ellenbogenbeuger d. Handwurzel Meckels u. Tiedemanns (Fle- xor carpi ulnaris); v. d. äussern Flä- (36) Kurzer Beuger “| vom innern Ober- armknorren. ’ che der Ellenbo- Mittelhand (Fl. meta- genröhre. carpi brevis). F) Muskeln der Finger. a) Lange Fingermuskeln: 37) der lange gemein- schaftl. Fingerstrecker (Extensor digitorum communis longus); ‘(38) der -lange eigne Strecker des 2 v. äussern Ober- armknorren. von lex Rp ee: gexs (Extensor indieis proprius longus); 39) der oberflächliche Fingerbeuger Meckels (El. digit. superficia- lis); 40) der tiefe F' or von der Fascia des Vorderarms. e d.innern Flä- Ba ra ger Meckels (Fl, di- git. prof.). b) Kurze Fingermuskeln. a) Des Daumens: | 41) Aeusserer. Strecker des Daumens Wiedemanns (Ex- tensor pollicis externus). Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. e andenEllen- bogenhand- wurzelkno- chen. z. Ulnarran- de der Mit- telhand. an den Dau- men und das ersteGlied d. Zeigefing. an das zwei- te Glied des Zeigefing. an das erste oder zweite Glied d. Zei- gefingers. an d. zweite Glied:d, Zeir ll gefingers. 42) Innerer Strecker des Daumens Wiedemanns (Ex- l tensor pollicis internus). | Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 79 43) Anzieher des Daumens Wiedemanns (Adductor pol- hieis). 44) Beuger des Daumens (Flexor pollicis). £) Des Zeigefingers: 45) Anzieher des ersten Gliedes des Zeigefingers (Ad- duetor phal. prim. indicis). 46) Abzieher des zweiten Gliedes des Zeigefingers (Ab- duetor phal. see. indicis). 47) Beuger des Zeigefingers (Flexor indicis). y) Des kleinen Fingers: 48) Beuger des kleinen Fingers (Flexor digiti minimi), Flügelmuskeln der Vögel. E . A) Hautmuskeln der Flügel. 4) Muskel der hinteren Flügelfalte !). Bei den Luftvögeln entspringt dieser Muskel mit ei- nem oder mehreren Köpfen von den mittleren Rippen, und zwar von der Stelle, wo die Nebenrippen auf ih- nen aufsitzen. Dann verläuft er parallel mit den Fasern des grossen Brustmuskels nach vorn und oben, kreuzt sich mit len Fasern des breiten Rückenmuskels, und bleibt fleischig bis zum oberen Drittel des Oberarms. Er 1) Fieg-d’Azyr, Premier Memoire pour servir ä l’anatomie des oiseaux; dans L’Histoire de l’Academie royäle des sciences, ännde 1772, Seconde Partie p. 632. nr. 5. Une portion du grand dorsal. N Wiedemann, Archiv für Zoologie und Zootomie. Zweiten Ban- zweites Stück. Braunschweig 1802. Von den Muskeln des chwans p. 85. Der Spanner der hinteren Flügelhaut ( Tensor membranae alae posterioris). - Tiedemann Zoologie. Zweiter Band: Anatomie und Naturge- schichte der Vögel, p. 316. $ 267. €. F. Heusinger Zootomische Analekten in Meckels Deutschem Archiv für die Physiologie. Bd, VII. Halle 1822. p. 186. nr. 20, 80 ‚ Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. verliert sich im dichteren Zellgewebe unter der Haut, in welchem die Schulterfedern wurzeln, Diese Haut scheint von ihm angespannt zu werden. Dieser Muskel ist bei Vögeln derselben Gattung ver- schieden. Bei Falco Albicilla entspringt er von der fünf- ten und sechsten Rippe und dem Anfange ihrer Neben- rippen mit zwei Köpfen, die sich aber nur etwa einen halben Zoll weit trennen lassen. Bei Falco Buteo hat er vier getrennte Köpfe, die von der dritten bis sechsten Rippe entspringen. Der letzte Kopf ist stärker als die übrigen. Bei Falco Tinnunculus entspringt er mit drei Köpfen, und zwar mit dem ersten von der vierten Rip- pe, mit dem zweiten von der fünften, mit dem dritten Kopfe von der’ sechsten und zugleich von der siebenten Rippe. Beim kleinen Raben (Corvus Corone) entspringt er mit zwei Köpfen von der vierten und fünften Rippe; beim Holzschreier (Corvus glandarius) nur mit Einem Kopfe von der vierten Rippe. Beim grauen Papagei (Psittacus erithacus) kommt er von der sechsten Rippe und dem Anfange ihrer Ne- benrippe. Unter den Erdyögeln ist die Anordnung dieses Mus- kels bei der RDaanS dieselbe als bei ae Luftvögeln, indem der Muskel mit drei Köpfen von den drei Rip- pen kommt, welche vor der letzten liegen. \... Beim Huhne fand ich eine von Her ‚oben beschrie- benen Anordnung bedeutende abweichende Bildung. ; Zu- nächst entspringen von demjenigen Rückendorne, wel- cher zwischen dem hinteren Endpunkte der Schulterblätter liegt, zwei Muskeln. Der Obere derselben geht, mit dem entsprechenden der anderen Seite parallel, dicht neben den Rückendornen zur Hautfalte auf dem Genicke und Nacken, lässt sich aber nur etwa.bis zur Mitte:des Hal- ses verfolgen. Der zweite untere Muskel geht über das . Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 8 hintere Sechstel des Schulterblattes in schreger Richtung zur Achselhöhle und verschmilzt hier mit dem gewöhn- lichen Muskel der hinteren Hautfalte. Dieser kommt seh- nig von der vorletzten, fleischig von der dritt- und viert- letzten Rippe und deren beiden Nebenrippen, ist etwa viermal stärker als der vom Rückendorne entspringende Theil, mit welchem er sich unterhalb der Achselhöhle vereinigt. Der gemeinschaftliche Muskelbauch bleibt nun noch fleischig und geht so an die Haut, in welcher die Schulterfedern wurzeln, und welche er nach'hinten und oben, also gegen die Wirbelsäule hin, anzuspannen scheint. Ausserdem findet sich hier ein anderer Mus- kel, dessen fleischiger dicker Theil auf der hinteren Flä- che des Ellenbogengelenkes liegt. Er wird bald sehnig. Seine dünne glänzende Sehne geht an der hinteren Flä- che des Oberarmes gerade nach der Achselhöhle, und setzt sich hier theils am den fleischigen Theil des infraspina- tus (13), theils an den des coracobrachialis superior (17). Beim zweizehigen Strausse ist nicht die geringste Spur dieses Muskels zu finden. Bei der gemeinen Trappe (Otis tarda) ist dieser Muskel im Verhältnisse zur Grösse des Vogels schwach, Köpfe lassen sich nicht trennen. Er entspringt mit deut- lichen Fasern von der vierten und fünften Rippe und von dem unteren Rande ihrer breiten Nebenrippen, we- niger deutlich auch von der sechsten Rippe und von der Nebenrippe der dritten Rippe. Die Sehne dieses Mus- kels geht in die Sehne des Muskels über, welcher von der hinteren Fläche des Ellenbogengelenks fleischig ent- ringt, allmälich schmäler wird, das untere Dritttheil es Oberarmes als pyramidenförmiger Muskel bedeckt, und dann sehnig an der hinteren Fläche des Oberarmes zur Achselhöhle geht. Bei Fulica atra entspringt der Muskel von der ach- ten Rippe. Der vom Ellenbogengelenke entgegen kom- Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829, 6 82 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. mende Kopf ist sehr schwach. Bei beiden Vögeln scheint er die hintere Flügelfalte anzuspannen. Beim Pinguin fehlt der Muskel. Muskeln der vorderen Flügelfalte. Es finden sich in dieser Falte zwei Muskeln, die einen _ gemeinschaftlichen Ursprung, aber verschiedenen Verlauf und Ansetzpunkte haben. Jeder dieser Muskeln entspringt bei den Luftvögeln mit zwei Köpfen, die, mit den lan gen Sehnen dieser Muskeln verglichen, sehr kurz sind. 2) Langer Muskel der vorderen Flügelfalte !). Dieser innere und vordere Muskel der vorderen und längsten Flügelfalte entspringt bei Falco Albicilla mit einem Kopfe, welcher mit dem entsprechenden Kopfe des folgenden Muskels (3) verbunden ist, vom oberen Rande des oberen Endes des Grätenschlüsselbeines (der Ga- bel), geht über den oberen inneren Vorsprung des Hacken- schlüsselbeines hinweg, trennt sich aber, einen Zoll von seinem Ursprunge entfernt, vom folgenden Muskel, bleibt fleischig bis an den erhabensten Theil der oberen crista humeri. — Der grössere Kopf, der als Theil des gros- 1) Nie. Stenonii historia musculorum aquilae. Thomae Bar- tholini acta medica et philosophica Hafniensia anni 1673. Vol, II. cap. CXXVII. p. 334. nr. 5. Vieqg-d’Azyr second Memoire: L’Histoire de l’Academie des sciences annee 1773. p. 563. nr. 3 u. 4. Blasius Merrem, Vermischte Abhandlungen aus der Thierge- schichte mit Kupfern, 1781. Flügelmuskeln des weissköpfigen Ad- lers. p. 156. nr. 1. Der langarmige Muskel. Wiedemann, a. a. O. 11.2. S. 85. Der Spanner der vorderen Flügelhaut (Tensor membranae alae anterioris). Tiedemann, a. a. O. II. S. 317. Heusinger, in Meckel Vll. S. 185. nr. 19. J. F, Meckel, System der vergleichenden Anatomie. Dritter Theil. Halle 1828. S. 337. $. 161. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vügel, {ep} sen Brustmuskels weiter nach innen als der vorige vom vorderen Rande des Grätenschlüsselbeines entspringt, ver- bindet sich sehnig mit dem unteren fleischigen Theile des ersten Kopfes. Die ungleich längere sehr elastische Sehne des ganzen Muskels läuft am äusseren Rande die- ser grössten Flügelfalte herab bis zum Handwurzelge- lenke, wo sie sich theils an den vorderen Rand des un- _ teren Gelenkkopfes der Speiche, theils an.das Sesambein, das ganz von der Sehne umgeben ist und auf jenem Rande aufsitzt, und endlich an den Vorsprung zu setzen scheint, der sich am oberen Ende des Speichenmittelhand= knochens nach vorn befindet, und von Mechel (System der vergleichenden Anatomie Il. 2. S. 100.) als Rudiment eines Daumenmittelhandknochens betrachtet wird. Jenes Knöchelchen, das auf dem unteren Theile der Speiche aufsitzt, ist bei Falco Buteo weit grösser, als bei Falco Albicilla, ebenso wie Heusinger (in Meckels Archiv. Bd. Vil. S. 179.) es bei Strix Scops und flam- mea fänd. Heusinger führt an derselben Stelle auch an, dass schon Schneider (Comm. in relig. libr. Frider. U. Tom. II. p. 45.) ein kleines rundes Beinchen auf dem Handgelenke des Adlers gefunden hat. ‚ Bei Corvus Corone und Corvus glandarius verhält sich dieser Muskel wie beim Adler. Beim Papagei geht der eine Kopf gleich sehnig vom grossen Brustmuskel ab und verbindet sich am unteren Ende der oberen Oberarmbeinleiste mit dem an- deren Kopfe, der wie beim Adler entspringt. Er setzt sich, nachdem er im freien Rande der Flügelfalte herab- gelaufen ist, theils an den unteren Gelenktheil der Spei- che, theils an den Speichenrand des Daumenmittelhand- knochens. Bei der Taube ist die Anordnung dieses Muskels von der eben beschriebenen bedeutend abweichend. Der Muskel hat nämlich hier drei Köpfe, 'von denen zwei 6* 84 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. sich wie bei den Vögeln der vorhergehenden Ordnung verhalten. Der dritte Kopf aber entspringt sehnig vom langen Beuger des Vorderärmes (24), etwa in der Mitte der ganzen Länge des Oberarmes. Dieser dritte Kopf geht bald in einen kurzen aber breiten und dicken Mus- kelbauch über, läuft dann in eine dünne und glänzende Sehne aus, die sich mit der gemeinschaftlichen Sehne der beiden ersten Köpfe kreuzt, so dass’ sie nach aus- sen von dieser liegt. Sie setzt sich an den Daumen- , vorsprung des Mittelhandknochens. Beim Huhne entspringt zunächst der erste, diesem und dem folgenden Muskel (3) gemeinschaftliche Kopf vom obersten Ende des Grätenschlüsselbeines, und von der vorderen Fläche des vorderen Vorsprunges am Hacken- schlüsselbeine. Dieser Kopf bildet einen breiten band- förmigen Muskel, der bis zur Mitte des Oberarmes flei- schig bleibt, hier aber theils die breite jedoch dünne und kurze Sehne für den folgenden Muskel (3) abgiebt, theils sich an die ebenfalls breite, aber zugleich starke und lange Sehne ansetzt, welche am äusseren Rande der vor- ‚deren Flügelfaälte verläuft. — Der zweite Kopf kommt gleich als dünne aber feste Sehne vom Oberarmtheile des grossen Brustmuskels und hilft ebenfalls beide Seh- nen, sowohl die dieses Muskels, als auch die des fol- genden, bilden. — Der dritte Kopf endlich entsteht flei- schig vom langen Kopfe des biceps (24), er bleibt flei- schig, bis er die Sehnen der beiden ersten Köpfe erreicht, die er beide verstärkt. Die Sehne dieses Muskels läuft an dem freien Rande der vorderen Flügelfalte herab und setzt sich theils an die Kapsel des Handgelenkes, theils an den auch hier deutlich vorhandenen kleinen Knochen, der auf dem freien Rande der Speiche aufsitzt und ganz in diese Sehne verwebt ist; endlich setzt sich die Sehne noch, über die nach unten gerichtete Spitze des Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 85 Knöchelchens hinweggehend, an ‚den Speichenrand des Mittelhandknochens. Beim zweizehigen Strausse entspringt dieser Muskel gleich sehnig von dem Theile des oberen Deltämuskels (18), der sich an die äussere Fläche des Oberarmes dicht unter dem Gelenkkopfe ansetzt. Der. hier ganz einfa- che Muskel endet theils am unteren Ende der Speiche, theils am Daumenmittelhandknochen. Bei der Trappe ist die Bildung dieses Muskels die- selbe als bei den Krähenarten. Bei Fulica atra ist sie der bei der Taube ähnlich; denn auch bei Fulica atra entspringt ein nicht unansehnlicher dritter Kopf vom langen Beuger des Vorderarmes (24). Der zweite Kopf geht auch hier gleich sehnig vom grossen Brustmus- kel (15) ab; der erste Kopf ist lang und bandartig, entspringt vom oberen Theile des vorderen Grätenschlüs- selbeinrandes, und lässt sich, so lange er fleischig bleibt, nicht theilen. Die Sehne sowohl dieses, -als auch die des folgenden Muskels wird von allen drei Köpfen ge- bildet, Die lange Sehne dieses Muskels setzt sich un- ten mit einem Zipfel an den vorderen oder freien Rand des unteten Gelenktheils der Speiche, und dieser Theil scheint vorzüglich der vom grossen Brustmuskel und vom Grätenschlüsselbein entspringende zu seyn. Ein schwächerer Zipfel, der aber vor seinem Ansatze an- schwillt, geht an den Daumenvorsprung des Mittelhand- knochens, und dieser scheint besonders vom biceps zu kommen, Beim Pinguin ist nur dieser Muskel in der vorderen Flügelfalte vorhanden. Er ist einfach, aber stark. Der obere Kopf entspringt vom oberen Theile des vorderen Grätenschlüsselbeinrandes und ist ein Theil des Delta- muskels. Der untere bei weitem stärkere Kopf ist ein Theil des grossen Brustmuskels. Die einfache Sehne dieses Muskels geht an den Speichenrand des Mittel- s6 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. handknochens. Dieser Muskel scheint vermöge seiner sehr elastischen Sehne das Zusammenlegen des Flügels zu unterstützen, und während der Ruhe den Flügel in dieser Lage zu erhalten. Nur während der Wirkiig des Vorderarmstreckers scheint er die vordere Flügel- falte anzuspannen, und dann zugleich die zu starke Streckung des Vorderarmes zu verhindern. 3) Kurzer Muskel der vorderen Flügelfalte *), Bei Falco Albicilla entspringt der erste Kopf dieses Muskels, der mit dem entsprechenden Kopfe des vori- gen Muskels (2) an seinem Ursprunge verbunden ist, und den er um das Doppelte an Grösse übertrifft, vom oberen Rande des Grätenschlüsselbeins.. Er liegt nach aussen und hinten vom entsprechenden Kopfe des vori- gen Muskels. — Der zweite Kopf ist ebenfalls ein nicht zu trennender Theil des grossen Brustmuskels, liegt un- ter dem entsprechenden zweiten Kopfe des vorigen Mus- kels, mit welchem er bei Falco Albicilla eng verbunden ist. Seine Sehne verbindet sich mit der Sehne des er- sten Kopfes unter einem sehr spitzen Winkel und geht, nur wenig vom Oberarme entfernt, etwa an das zweite Sechstheil der Speiche. Hier spaltet sich die Sehne, bevor sie zum Vorderarme gelangt in zwei Zipfel. Der vordere derselben vereinigt sich unter einem rechten Winkel mit der Ursprungssehne des äusseren Kopfes des langen oder ersten Speichenstreckers (31). Der hin- tere Zipfel läuft an der äusseren Seite der Muskeln, die den Vorderarm umgeben, herab und endigt sich in der Gegend des äusseren Randes der ulna in der vagina ceubiti. Bei Falco Buteo liegt der zweite, vom grossen Brustmuskel entspringende Kopf dieses Muskels nach aussen und hinten vom entsprechenden Kopfe des vor» 1) Steno, a. a. ©, S, 333. nr, 2 und 8. 334, nr, 4, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 87 kesifthiehden Muskels (2). Die Sehne spaltet sich unten in drei Zipfel, von denen der eine an der Ursprungs- sehne des Muskels nr. 31 rückwärts zum Ellenbogen- gelenke läuft; der zweite verhält sich ganz wie der zweite Zipfel bei Falco Albieilla; der dritte läuft über die innere Fläche der Speiche weg und verschmilzt auf der inneren Fläche der ulna mit der fascia eubiti. Bei Corvus Corone und C. glandarius läuft die ein- fache Sehne rückwärts zum Ellenbogengelenke, auf ähn- liche Weise wie der erste Zipfel bei Falco Buteo. Beim Papagei ist dieser Muskel ebenfalls zweikö- pfig, der eine Kopf wird von dem anderen ganz bedeckt. Dieser, der oberflächliche, hängt genau mit dem ersten Kopfe des vorhergehenden Muskels (2) zusammen, ist sehr breit, entspringt nicht nur vom oberen‘ Rande der Gabel, sondern auch vom Anfange des oberen Schul- terblattrandes, er bedeckt die obere Fläche des Oberar- mes, bleibt bis über dessen Mitte herab fleischig, und läuft nun mit seiner breiten bandartigen Sehne zum oberen Rande und zur äusseren Fläche des oberen Theils des Vorderarmes. — Der zweite Kopf ist hier kein Theil ‚des grossen Brustmuskels, sondern entspringt sehnig vom oberen Rande des Grätenschlüsselbeines, wird bald flei- schig und bleibt es bis fast zur Mitte des Oberarmes. Er wird von dem ersten, diesem und dem vorhergehen- den Muskeln gemeinschaftlichen Kopfe ganz bedeckt. Seine Sehne bildet den vorderen Rand der Sehne .des ‚ersten Kopfes, ist eng mit ihr verwebt und verstärkt sie. Bei der Taube besteht dieser Muskel aus zwei mehr als bei den übrigen Vögeln getrennten Köpfen, von de- nen der erste ungemein stark ist, ebenfalls vom oberen Ende der Gabel entspringt und bis zum letzten Acht- theil des Oberarmes fleischig bleibt. Er geht nun in eine breite Aponeurose über, zu deren Bildung die Sehne des zweiten Kopfes mit eingeht. Dieser zweite Kopf 88 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. geht gleich als Sehne vom grossen Brustmuskel ab und verläuft als solche an der inneren. Seite des ersten Ko- ‘pfes. Die gemeinschaftliche untere Sehne geht theils in die Ursprungssehne des Speichenmittelhandstreckers (31) über, theils verliert sie sich in der fascia eubiti. Beim Huhne wird die breite aber dünne Sekne die- ses Muskels von den drei Köpfen gebildet, die bei der Beschreibung des vorigen Muskels (2) dieses Vogels an- _ gegeben sind. Unten setzt sie sich: theils an die Ur- sprungssehne des Muskels nr. 31, theils läuft sie über ‘den oberen Theil der äusseren Fläche des Vorderarmes weg und trägt zur Bildung und Verstärkung der fascia eubiti bei. 1 Beim Strausse geht nur ein kleiner Theil der Seh- ‚ne des Muskels nr. 2 zum Muskel nr. 31. Bei Otis tarda weicht die Bildung dieses Muskels ‘von der bei Falco Albicilla nur darin ab, dass bei der Trappe die Sehne sehr breit ist. Bei Fulica atra wird dieser Muskel von jenen drei Köpfen gebildet, die bei der Beschreibung des Muskels nr. 2 dieses Vogels angegeben sind. Seine einfache Sehne geht an die Ursprungssehne des äusseren Kopfes des langen Speichenmittelhandstreckers (31). Beim Pinguin fehlt dieser Muskel. Die Wirkung dieses Muskels scheint theils darin zu bestehen, .dass er während der Ruhe des Vogels den Vorderarm in sei- ner Lage erhält, theils scheint er durch das Anspannen der Fascia cubiti die Wirkung der unter dieser gelege- nen Muskel kräftiger zu machen. 4) Regierer der Armschwingen !). (Muse. reotor re- migum secundi ordinis). ei Dieser Muskel wird durch eine doppelte, eine ober- 1) Merrem, a a 0. S. 155. nr. 7. Regierer der Armfedern, Heusinger in Meckel, Bd. VU. p. 189. nr. 26, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 89 flächliche und eine tiefere Schicht von Muskelfasern ge- bildet. Die oberflächliche Schicht entspringt vom hin- teren Theile der fascia, die das Ellenbogengelenk nach hinten bedeckt, und wird aus verworrenen, doch deut- lich zu unterscheidenden Muskelfasern gebildet. Diese Fasern gehen in eine schwache Sehne über, welche die Kiele der Armschwingen umfasst, so dass sie zwischen je zwei Kielen deutlicher zu sehen ist. Diese Sehne scheint sich erst an der Spitze des Zeigefingers zu en- digen. — Die tiefere Lage ist ein Theil des langen Beugers der Handwurzel (35); denn es geht ein starkes Faserbündel, mit jenem Beuger verbunden, vom inneren Oberarmknorren aus, dessen Sehne die Kiele der Arm- schwingen näher an ihrer Wurzel als die Sehne der oberflächlichen Schicht umfasst. Diese tiefe Schicht ist bei Falco Buteo und beim Strausse besonders stark, lässt sich aber überall leicht auffinden; nur beim Pinguin fand ich sie nicht. Er scheint die Armschwingen aufzurichten. 5) Regierer der Handschwingen '). (Rector remigum primi ordinis). Dieser Muskel entspringt vom unteren Gelenktheile der ulna, und zwar von der äusseren Fläche desselben, bildet besonders beim Strausse ein starkes Faserbündel, bedeckt den kurzen Beuger der Mittelhand (36), nimmt noch Fasern auf, die von der äusseren Leiste an der hinteren Fläche des Ulnarmittelhandknochens entsprin- gen. Seine Sehne umfasst die Kiele der Handschwingen. Nur beim Pinguin fand ich ihn nicht. Er scheint die Handschwingen aufzuriehten, und so den Flügel aus- zubreiten. 1) Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1773. S. 577. 6. Merrem, a. a. O. S. 157, nr. 6. Regierer der Handfedern, 90 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. B) Muskeln der Schulter. 6) Cucullaris, Kappenmuskel nach Meckel!). (Der oberflächliche Rückwärtszieher des Schulterblattes). Bei Falco Albicilla entspringt dieser Muskel vom letzten Hals- und den sieben ersten Rückendornen, zum Theil auch vom oberen Theile des vorderen Hüftbein- randes. An seinem Ursprunge ist der Muskel ungetheilt, es setzt sich aber ein vom übrigen getrennter Theil oben an den inneren Rand des Grätenschlüsselbeins, mit einem zweiten zu trennenden Zipfel an den inneren und oberen Forsatz des vorderen Endes des Schulterblattes. Der übrige Theil des Muskels setzt sich an den oberen Rand des Schulterblattes, doch so, dass er das Ende dieses Randes nicht ganz erreicht. Die Fasern dieses Muskels laufen oben etwas nach vorn und aussen, in der Mitte gerade nach aussen, unten stärker nach vorn und aussen. — Die Theilung des Muskels vor seiner Anheftung ist bei Falco Buteo deutlicher, bei F. Tin- nunculus weniger deutlich. Bei Corvus Corone entspringt derselbe Muskel von den 8 ersten, bei Corvus glandarius nur von den 6 er- sten Rückendornen und geht an den ganzen oberen Schulterblattrand. Auch hier lässt sich ein sehr klei- ner, vorderer Theil, der sich an das Grätenschlüsselbein 1) Ulyssis Aldrovandi philosophi. ac medici Bononiensis Or- nithologiae h. e. de avibus historiae Tom. IV. Francofurti 1610. De aquilae museulis alam moventibus agitur in Tom. I. lib. Il, musculus primus scapulae p. 66. Vieg-d’Azyr, a. a. O, 1772. II. p. 630, nr. 1. le Trapezoide, Merrem, a.a. 0,8. 154. nr. 9. Der Aufzieher des Schulterblattes, Wiedemann, a.a.0.11.2. S.84. Der Kappenmuskel (Trapezius), G.Cuvier, Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Ueber- setzt von Froriep u. Meckel. Erster Theil. Lpz. 1809. S. 256, Tiedemann, a. a. O. S. 802. Meckel, a. a. ©. S, 306, 4 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 9 setzt, nur an seinem Ansetzpunkte, nicht aber an sei- nem Ursprunge, vom grösseren hinteren Theile des Mus- kels trennen. Beim Papagei entspringt er vom ersten bis sieben- ten Rückendornen, und vom Anfange des hinteren Ran- des der siebenten Rippe. Seine vorderen Fasern laufen nach hinten und aussen, die hinteren nach vorn und aussen zum Schulterblatte, an dessen ganzen oberen Rand der Muskel sich ansetzt. Vorn geht noch ein kleiner Theil an das obere Ende der Gabel. Bei der Taube entspringt der Muskel ‘von allen Rückendornen. Beim Huhne von den drei letzten Halsdornen und den vier ersten Rückendornen. Die Theilung in eine vordere und hintere Hälfte ist nicht deutlich. Vorn geht er fast ganz quer von den Wirbeln zum oberen Rande des Grätenschlüsselbeines mit getrennten Faserbündeln, hinten steigt er mehr nach aussen und vorn herauf und setzt sich an die ersten fünf Sechstheile des. oberen Schulterblattrandes. Beim zweizehigen Strausse entspringt die hintere Portion von den zwei letzten Hals- und den beiden er- sten, Rückendornen. Dieser Theil geht mit leicht zu trennenden Faserbündeln an das erste Achttheil des obe- ren Schulterblattrandes und an die äussere Hälfte des oberen Grätenschlüsselbeinrandes. — Die vordere Por- tion setzt sich dicht nach innen von der hinteren an den oberen Rand des Grätenschlüsselbeines und ist hier ganz schmal; an der Seite des Halses wird sie aber bedeu- tend breit, bildet einzelne, getrennt von einander ver- laufende Faserbündel, die, je mehr sie sich ausbreiten, auch desto dünner werden, so dass ich ihren Ursprung nicht genau ausmitteln konnte; sie schienen sjch in der Haut zu verlieren am Anfange des letzten Viertels des Halses. Dieser Theil entspricht vielleicht mehr dem \ 92 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. latissimus colli"seu platysmamyodes als dem Kappen- muskel. ü Bei der Trappe verhält sich dieser Muskel ganz wie bei Corvus Corone. Bei Fulica atra entspringt der Kappenmuskel vom letzten Hals- und den fünf ersten Rückendornen, und setzt sich an den oberen Rand des Grätenschlüsselbeines, und an (die ‘ersten fünf Sechstel des oberen: Schulter- blattrandes ungetheilt. | Beim Pinguin entspringt die kintere Portion von. den vier ersten Rückendornen sehnig, wird gleich fleischig und setzt sich an die vordere Hälfte des oberen Schul- terblattrandes. — Der vordere Theil hängt innig mit dem hinteren Theile zusammen, setzt sich an die ganze obere Hälfte des vorderen Grätenschlüsselbeinrandes, ist dick und lässt sich bis an das Hinterhaupt verfolgen. Dieser Theil ist deutlich Hautmuskel. Der Kappenmuskel zieht das Schulterblatt gegen die Wirbelsäule. 7) Der Rautenmuskel (rhomboideus) '). (Der tiefe ' Rückwärtszieher des Schulterblattes). Dieser Muskel entspringt bei Falco Albieilla vom zweiten bis sechsten Rückendornen; seine Fasern stei- gen nach aussen und etwas nach hinten herab und setzen sich an die letzten zwei Drittel des inneren oder oberen Schulterblattrandes. 1 Bei Falco Buteo und Falco Tinnunculus entspringt er mit dem vorigen Muskel (6) in gleicher Höhe. 1) Aldrovandi, a a. O. I. 66. Musculus secundus scapulae, Vieg-d’Azyr, a. a. ©. 1772. Il. p. 630. 2. le rhomboide, Wiedemann, a. a. O. 8. 82, Die Rautenmuskel. " Cuvier, a. a. 0, S. 236, Tiedemann , a. a. O. $. 303. nr. 2 u. 3. Meckel, a. a. ©. S. 307, 2, « Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 93 Bei Corvus Corone entspringt er, wie bei Falco Al- bieilla, um zwei Wirbel tiefer, bei Corvus glandarius um drei Wirbel tiefer als der oberflächliche Rückwärtszie- her (6). Sein hinteres Ende fällt bei Corvus Corone mit dem des vorigen Muskels zusammen. Bei Corvus glandarius entspringt er aber hinten tie- fer, und zwar von allen, vom Hüftbeine nicht bedeck- ten Rückenwirbeln und vom oberen Theile des vorderen Bandes des Hüftbeines, so dass er hier vom oberfläch- lichen Rückwärtszieher des Schulterblattes nicht bedeckt wird. Beim Papagei entspringt er vom processus obliquus des ersten Rückenwirbels, und vom zweiten bis sieben- ten Rückendornen. Seine Fasern laufen nach hinten und aussen herab, und setzen sich an die hintere und grös- sere Hälfte des oberen Schulterblattrandes. * Bei der Taube ist dieser Muskel in zwei zerfallen, von denen der vordere von den beiden ersten Rücken- dornen entspringt, den vorderen Rand des hinteren Mus- kels an seinem Ursprunge bedeckt und sich an das zweite Zehntheil des oberen Schulterblattrandes ansetzt. Der hintere Muskel entspringt vom zweiten bis sechsten Rü- ckendornen und setzt sich an das vierte bis letzte Zehn- theil des oberen Schulterblattrandes. Beim Huhne entspringt der Muskel von den letzten zwei Halsdornen und den ersten vier Rückendornen. Seine Fasern gehen nach hinten und aussen herab an die hinteren zwei Dritttheile des oberen Schulterblattrandes. Beim Strausse entspringt er bloss vom breiten Dor- nen des dritten Rückenwirbels sehnig, wird in der Mitte "seines Verlaufes fleischig und setzt sich so an das vierte Fünftheil des oberen Schulterblattrandes. Bei der Trappe geht er vom zweiten bis sechsten Brustdornen bis zum hinteren Ende des Schulterblattes. 94 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Bei Fulica atra vom zweiten bis siebenten Rücken- dornen zu den letzten drei Viertheilen des oberen Schul- terblattrandes. Beim Pinguin vom ersten bis sechsten Rückendor- nen an die hinteren vier Fünftheile des oberen Schul- terblattrandes. - Dieser Muskel zieht das Schulterblatt etwas nach vorn und gegen die Wirbelsäule. 8) Der grosse vordere Sägemuskel '). (Serratus an« ticus major). Er entspringt bei Falco Albicilla mit drei getrennten Köpfen von der vierten, fünften und sechsten Rippe, und von dem Anfange der stark entwickelten Nebenrippen dieser drei Rippen. Seine Fasern steigen nach vorn und oben herauf und setzen sich mittelst einer breiten Sehne an die letzten beiden Fünftel des unteren Schulterblatt- rändes. Bei Falco Tinnunculus kommt noch ein kleiner vier- ter Kopf von der dritten Rippe. . Bei Falco Buteo findet sich die Abweichung von der gewöhnlichen Bildung dieses Muskels, dass er mit dem kleinen vorderen Sägemuskel (9) in Einen Muskel verschmolzen ist. Dieser gemeinschaftliche vordere Sä- gemuskel entspringt mit fünf gleich grossen Köpfen von der zweiten bis sechsten Rippe und setzt sich an den ganzen unteren Schulterblattrand. # 1) Aldrovandi, a. a. O. I. 66. Steno, a. a. ©. Il. S. 333. nr. 6. Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1772, I. p. 631. nr. 4. b. Merrem, a.a.0. 154. nr. 10. Der Rückwärtszieher des Schul- terblattes. Wiedemann, a. a. O. S. 87. Der Sägemuskel. Cuvier, a. a. O. 8. 235, Tiedemann, a. a. ©. 8. 304. nr. 5. Meckel, a. a. ©. S. 308. nr. 6. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 95 Bei Corvus Corone und C. glandarius, beim Papa- gei, der Taube und dem Huhne entspringt er mit drei Köpfen von den Nebenrippen der vierten,, fünften und sechsten Rippe. Bei Coryus Corone, C. glandarius und dem Huhne setzt er sich nur an das letzte Fünftel, bei dem Papagei und der Taube an die beiden letzten Fünf- tel des unteren Schulterblattrandes. Beim Strausse entspringt der Muskel mit drei Kö- 'pfen; mit dem ersten vom vorderen Rande der ersten wahren Rippe, mit dem zweiten Kopfe theils vom hin- teren Rande der ersten wahren, theils vom vorderen Rande der zweiten wahren Rippe. Der dritte Kopf be- steht aus weniger starken Fleischfasern. Er entspringt theils vom "hinteren Rande der zweiten wahren Rippe, theils vom vorderen der dritten. Die breite Sehne die- ses Muskels setzt sich an die letzien fünf Sechstel des unteren Schulterblattrandes. Bei der Trappe entspringt der grosse vordere Sä- gemuskel ebenfalls mit drei getrennten Köpfen besonders vom oberen Rande der Nebenrippen der vierten bis sechs- ten Rippe. doch der vordere Kopf auch von denı vor- deren Rande der vierten Rippe, und zwar oberhalb ih- rer Verbindung mit ihrer Nebenrippe. Er setzt sich an die letzten zwei Fünftel des unteren Schulterblattrandes, Zu seinem grössten hinteren Theile wird er vom Span- ner der hinteren Flügelfalte (1) bedeckt. Bei Fulica atra verhält er sich ähnlich wie bei der Trappe. h Beim-Pinguin entspringt er mit vier Köpfen von den vier Rippen, die vor den letzten drei wahren liegen und geht an die letzten zwei Fünftel des unteren Schulter- blattrandes. Dieser Muskel zieht das Schulterblatt nach unten gegen das Brustbein hin, und zugleich etwas nach hinten. 96 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 9) Der kleine vordere Sägemuskel '). (Serratus an- ticus minor). Er entspringt bei Falco Albicilla mit zwei getrenn- ten Köpfen, von denen der eine vom unteren Theile der hinteren falschen Rippe, der andere und grössere vom unteren Theile der ersten wahren Rippe (d.h. der drit- ten Rippe), und vom Anfange der Nebenrippe der drit- ten Rippe ausgeht. Seine Sehne durchdringt der Unter- schulterblattmuskel (22) und setzt sich an den Anfang des zweiten Fünftels des unteren Schulterblattrandes. Bei Falco Tinnunculus kommt ein dritter schwacher Kopf dieses Muskels von der ersten, d. i. der vorderen falschen Rippe, die hier fast ebenso lang als die zweite Rippe, d. i. die hintere falsche Rippe ist; der mittlere Kopf ist der stärkste; der hintere sehr schwach. Der ganze Muskel ist nicht stark. Bei Falco Buteo ist dieser Muskel, wie schon er- wähnt, mit dem vorigen (S) verschmolzen. Bei Corvus Corone, C. glandarius, dem Papagei und der Taube ist die Bildung dieselbe als beim Adler, aus- ser dass beim Papagei der vordere Kopf viel stärker als der hintere ist. Beim Huhne hat der Muskel zwei Köpfe; jeder ent- springt von einer der falschen Rippen, der hintere Kopf ‚auch von der Nebenrippe der hinteren falschen Rippe. Er setzt sich an das hintere Ende des ersten Fünftels des unteren Schulterblattrandes. 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 66. Musc. quartus scapulae, Steno, a. a. 0, S 334. nr. 1. u Vieqg-d’Azyr, a. a. 0.1772. Il. p. 629. 4 le costo-scapulaire. Wiedemann. a. a. ©. S. 87. Der. untere Rippenschulterblatt- muskel, Cuvier, a. a. O. S. 236. Tiedemann, a. a. ©. $. 304. nr. 6. Meckel, a. a. O. S, 308. nr. 7. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 97 Beim Strausse entspringt er nur von der hinteren falschen Rippe, und zwar von der unteren Hälfte der äusseren Fläche derselben, und setzt sich an das erste Sechstheil des unteren Schulterblattrandes, geht über den Unterschulterblattmuskel (22) weg, ohne ihn zu durchbohren. Bei der Trappe und der Hurbel verhält er sich wie beim Adler. Beim Pinguin entspringt der Muskel von der gan- zen äusseren Fläche der hinteren falschen Rippe und vom unteren Theile der ersten wahren Rippe und setzt sich an das zweite und dritte Fünftel des unteren Schul- terblattrandes. Er zieht das Schulterblatt nach hinten und zugleich etwas nach unten. 10) Die Schulterheber ') (Levatores scapulae). Unter diesem Namen werden drei einzelne Muskeln, von denen immer einer hinter dem anderen liegt, zu- sammengefasst. Bei Falco Albicilla entspringt der erste vom Quer- fortsatze des zweiten Brustwirbels und geht an das mittlere Fünftel des oberen Schulterblattrandes, zum Theil auch an den entsprechenden Theil der inneren Schul- terblattfläche. — Der zweite Muskel kommt vom Quer- fortsatze des dritten Rückenwirbels, zum Theil auch vom hinteren Rande und der oberen Fläche der dritten Rippe nahe bei ihrer Verbindung mit dem genannten Querfort- 1) Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1772. 11. S. 632. nr. 6. le sous sca- pulaire. Merrem, a. a. O S. 154. nr. 11. Der Anzieher des Schulter- blattes. Wiedemann, a. a. O. S. 87. Der obere Rippenschulterblatt- muskel. Tiedemann, a. a. O, 8. 308. nr. 4, Meckel, a. a. 0. 8. 807, ur. 8, Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829. 7 98 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. satze, Er setzt sich an den Anfang des vierten Fünf- tels der inneren Schulterblattfläche, mehr nach dem obe- ren Schulterblattrande zu. — Der dritte Muskel kommt bloss vom hinteren Rande der vierten Rippe, und zwar vom "oberen Viertel dieses Randes, und geht ebenfalls bandförmig an den Anfang des letzten Fünftels der in- neren Schulterblattfläche. Bei Falco Buteo und F. Tinnunculus entspringen alle drei Muskeln um einen Wirbel höher. Der erste Muskel komnit bei Falco Buteo vorzüglich vom Querfortsatze des “ersten Rückenwirbels, sehr wenig von der ersten Rippe; bei Falco Tinnunculus dagegen besonders vom hinteren Rande der ersten Rippe, sehr wenig vom @uerfortsatze des entsprechenden Wirbels. Bei beiden Vögeln setzt er sich nahe am oberen Rande an den Anfang des vierten Fünftels der inneren Schulterblattfläche. Der zweite Mus- kel entspringt bei beiden Vögeln von der zweiten Rip- pe, der dritte Muskel vom hinteren Rande der dritten Rippe. Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt der erste Muskel vom Querfortsatze des letzten Hals- und des ersten Rückenwirbels, und setzt sich an die Mitte des oberen Schulterblattrandes. Der zweite kommt vom hinteren Rande der zweiten Rippe, etwas nach unten von ihrer Verbindung mit der Wirbelsäule. Der dritte ent- springt vom ersten Viertel des hinteren Randes der drit- ten Rippe und lässt sich leicht in zwei Bäuche trennen. Beim Papagei entspringen die drei Schulterheber wie bei Falco Buteo, sie setzen sich alle an das vierte Fünf- tel der inneren Schulterblattfläche, doch so, dass der erste mehr dem oberen Rande, der letzte mehr dem un- | teren Rande des Schulterblattes sich nähert. Bei der Taube kommt der erste Muskel von der zweiten, der zweite von der dritten, der dritte kleinere von der vierten Rippe; sie setzen sich an das vierte | Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 99 Viertel der inneren Schulterblattfläche, der letzte mehr nach dem unteren Rande zu an. Beim Huhne sind ebenfalls drei Muskeln vorhanden. Sie entspringen von den ersten drei Rippen, der vor- - derste zugleich vom Querfortsatze des ersten Rücken- wirbels, der zweite ausser von der zweiten Rippe selbst auch noch von dem Bande, das von der Spitze ihrer Nebenrippen an sie zurückläuft; dem zweiten ähnlich verhält sich auch der dritte. Sie setzen sich an das hintere Drittel der inneren Schulterblattiläche. Beim Strausse entspringt der erste mit zwei Köpfen. Der grössere Kopf kommt fleischig vom oberen Viertel des hinteren Randes der zweiten Rippe; den zweiten Kopf bildet eine kleine Sehne, die vom Querfortsatze des zweiten Brustwirbels zum ersten Schulterheber geht. — Der zweite Muskel kommt vom zweiten Viertel des hinteren Randes derselben zweiten Rippe. Diese beiden Schulterheber gehen an die Mitte der inneren Schulter- blattläche. Der erstere stärkere setzt sich zugleich an den entsprechenden Theil des oberen Schulterblattran- des, der letztere heftet sich mehr gegen den unteren Rand des Schulterblattes an. — Der dritte Muskel ent- springt vom mittleren Fünftel des hinteren Randes der dritten Rippe und setzt sich an den Anfang des letz- ten Fünftels der inneren Schulterblattfläche. Bei der Trappe finden sich nur zwei Schulterheber. Der vordere entspringt vom hinteren Rande der zweiten Rippe unterhalb ihrer Verbindung mit dem Querfortsatze des entsprechenden Wirbels und geht an die Mitte des dritten Viertels der inneren Schulterblattfläche, mehr hach dem oberen Rande zu. Der hintere entspringt vorn hinteren Rande der dritten Rippe dieht unter ihrer Ver- bindung mit dem entsprechenden Wirbel und geht an den Anfang des letzten Viertels der inneren Schulter- blattfläche. Te 100 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Bei Fulica atra finden sich wieder drei Schulterhe- ber. Der erste entspringt von den Querfortsätzen des ersten und zweiten Rückenwirbels, und ein kleiner Theil auch von der zweiten Rippe, der zweite und dritte vom Anfange des hinteren Randes der dritten und vierten Rippe. Sie setzen sich an den Anfang, die Mitte und das Ende des dritten Viertels der unteren Schulterblatt- fläche. Beim Pinguin entspringt der erste Schulterheber von den Querfortsätzen des ersten und zweiten Rückenwir- bels und von der oberen Hälfte des hinteren Randes der zweiten Rippe. Der zweite vom Querfortsatze des dritten Rückenwirbels und von der oberen Hälfte des hinteren Randes der dritten Rippe. Der dritte vom obe- ren. Drittel des hinteren Randes der vierten Rippe. Sie setzen sich an Anfang, Mitte und Ende der hinteren Hälfte der inneren Schulterblattfläche, alle drei mehr am oberen Schulterblattrande an. Die Wirkung dieser Muskeln ist, das Schulterblatt nach vorngzu ziehen; und zwar scheint der erste es mehr nach vorn und oben, der zweite fast gerade nach vorn, der dritte nach vorn und unten zu ziehen, 11) Der Schlüsselbeinmuskel !) (Subelavius) entspringt beim Adler und Falco Buteo zunächst vom vorderen Rande und der unteren Fläche der vier ersten Brustbeinrippen. Dieser Theil geht an den äusseren Rand 1) Steno, a. a, O. S. 333. nr. 5. Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1772. 1. S. 629. nr. 3, le court clavi- eulaire. Merrem, a. a. O0, S. 153. nr. 4 Der Rückwärtszieher der Schlüsselbeine, Wiedemann, a. a.0. S. 838. Der äussere Schlüsselbeinmuskel. Tiedemann, a. a. O. S. 305. nr. 7, Meckel, a. a, O. S. 308. ar. 8, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, 101 des Hackenschlüsselbeines. Ein anderer Theil entspringt aus einer Vertiefung längs dem vorderen Theile des äusseren Brustbeinrandes auf der unteren Brustbeinfläche. Dieser Theil geht an die obere Fläche des Hackenschlüs- selbeines, und zwar an den hinteren Theil dieser Fläche, sowohl an den freien äusseren Forsatz, als auch an den mit dem Brustbeine articulirenden Theil. Dieser letz- tere Theil wird vom ligamentum coracosternale inferius bedeckt. Bei Falco Tinnunculus entspringt dieser Muskel von den fünf ersten Brustbeinrippen. Die Ursprungsfläche am vorderen äusseren Theile der unteren Brustbeinfläche ist hier sehr breit. Ausserdem entspringt er noch vom freien äusseren Theile des vorderen Brustbeinrandes. Er setzt sich wie beim Adler an. Bei Corvus glandarius ragt der äussere und vordere Theil des horizontalen Blattes des Brustbeines hacken- förmig nach aussen und vorn vor dem hinteren Rande des Hackenschlüsselbeines hervor. Theils von der un- teren Fläche dieses Vorsprungs, theils von seinem vor- deren Rande entspringt der Subelavius. Er setzt sich ‘an das hintere Drittel der oberen Fläche des Hacken- schlüsselbeines. Beim Papagei entspringt ein getrennter Kopf die- ses Muskels von der ersten Brustbeinrippe, der grösste aber ebenfalls aus der Vertiefung an der unteren Flä- che des Brustbeines längs des Anfangs des Seitenrandes. Er setzt sich an die obere Fläche des äusseren und hin- teren Forisatzes des Hackenschlüsselbeines. Bei der Taube entspringt der untere Theil dieses Muskels von der unteren Brustbeinfläche aus‘ dem Aus- schnitte längs der Ansatzpunkte der Brustbeinrippen und setzt sich an den äusseren freien Vorsprang des unteren oder hinteren Theils des Hackenschlüsselbeines. Der obere Theil entspringt in der-Brusthöhlenfläche vom 102 Beschreibung der KFlügelnuskeln der Vögel. vorderen Rande des Brustbeines und setzt sich an das letzte Drittel' des äusseren Randes und der oberen Flä- che des Haekenschlüsselbeines. a Beim Huhne entspringt er vom inneren Rande des weit hervorragenden vorderen und äusseren Fortsatzes des Brustbeines, und geht nach vorn und innen an die hintere Hälfte der oberen Hackenschlüsselheinfläche. Beim Strausse ist der Subelavius sehr kurz, aber ziemlich breit. Er entspringt vom inneren Rande des äusseren und vorderen Vorsprunges des Brustbeines, an welchen sich die erste Brustbeinrippe ansetzt. Der Muskel geht fast quer nach innen an den äus- seren und hinteren Theil der oberen Fläche des dem Hackenschlüsselbeine entsprechenden hinteren Theiles des Schlüsselbeines. \ Bei der Trappe entspringt er mit einem ganz ge- trennten Theile von dem vorderen Rande der zweiten und der äusseren Fläche der ersten Brustbeinrippe. Die- ser Theil setzt sich an den unteren äusseren Vorsprung des hinteren Theiles des Hackensehlüsselbeines. Ferner entspringt von der unteren Fläche des Brustbeines aus der Rinne längs des Anfanges des äusseren Randes des- selben ein zweiter Theil, der sich an die obere Fläche des hinteren Theiles des Hackenschlüsselbeines setzt. End- lich entspringt der grössere Theil mit zwei anfangs zu trennenden Köpfen vom vorderen Rande des Brustbeines; dieser setzt sich an die äussere Hälfte des hinteren Drit- tels der oberen Hackenschlüsselbeinfläche. Bei Fuliea atra entspringt er ebenfalls hauptsäch- lich vom vorderen und äusseren Vorsprunge des Brust- beines und geht zum hinteren äusseren Theile der obe- ren Fläche des Hackenschlüsselbeines. Ausserdem kommt von den drei ersten Brustbeinrippen ein kleiner, vom | vorigen zu trennender Muskel, der sich an den äusseren hinteren Vorsprung des Hackenschlüsselbeines setzt. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 103 Beim Pinguin ist der Muskel ähnlich wie beim Strausse. Dieser Muskel zieht das Hackenschlüsselbein nach aussen und etwas nach hinten. C) Muskeln des Oberarmes. 12) Der breite Rückenmuskel !) (Latissimus dorsi). Bei Falco Albieilla, F. Tinnunculus und F. Buteo werden unter jenem Namen zwei Muskeln zusammenge- fasst. Der vordere von ihnen entspringt fleischig vom zweiten, dritten und von der vorderen Hälfte des vier- ten Rückendornes. Er geht unter einem fast rechten "Winkel von der Wirbelsäule ab nach dem oberen und inneren Oberarmheinrande, und setzt sich an das zweite Fünftel der ganzen Länge des Oberarmes. — Der hin- tere Muskel entsteht sehnig vom sechsten und siebenten Rückendornen und vom oberen Theile des vorderen Hüft- beinrandes. Er wird bald fieischig, bedeckt den hinte- zen Theil des Schulterblattes, läuft dann unter dem vor- deren Muskel hinweg und setzt sich etwas höher als ieser mit seiner schmalen Sehne an den oberen Theil des oberen und inneren Oberarmbeinrandes, also mit- 1) Aldrovandi, a. a. ©, 8. 66, Muse. quartus alam movens. Vieg-dAzyr, a. a. 0. 1772... S. 631. 4. c. Merrem, a.a. ©. S. 153. nr. 7. Der hintere anziehende Arm- ‚muskel (pars anterior). s _Merrem, a.a.O. nr. 8. Der Rückwärtszieher des Armes (pars posterior). Wiedemann, a. a. O. S. 84. Der Rückgrathsoberarmmuskel (pars anterior). Wiedemann, a. a. O0. S. 35. Der breite Rückenmuskel (pars ‚posterior ), Cuvier, a. a. 0. S. 249 unten. Tiedemann, an. a. O. S 308. nr. 4. Heusinger a. a. ©. in Meckels Archiv B. VII. S. 183. nr. 4 Meckel, a. a. 0. 8. 813. nr. 7. 104 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. ten zwischen der oberen und unteren Oberarmbeinlei- ste an. Beim Holzschreier verhalten sich beide Muskeln ganz wie bei Falco Buteo. Bei Corvus Corone erreicht der untere oder hintere Muskel an seinem Ursprunge nicht nur den oberen, son- dern seine vorderen Fasern sind sogar von den hinte- ren des oberen Muskels etwas bedeckt. Hier entspringen beide Muskeln von sechs aufeinanderfolgenden Rücken- dornen. Beim Papagei entspringt der vordere vom zweiten bis vierten Rückendornen, der hintere sehnig vom sie- benten Rückendorne, dem oberen Theile des vorderen Hüftbeinrandes und vom Anfange des vorderen Randes der siebenten Rippe. Der Verlauf und Ansatz ist wie beim Adler. x Bei der Taube entspringt der vordere Muskel nur vom zweiten und dritten Rückenwirbel. Beim Huhne entspringt der vordere Muskel vom er- sten und zweiten Rückendornen, geht unter einem fast rechten Winkel von der Wirbelsäule ab, verschmälert sich etwas und setzt sich an das zweite Sechstel des oberen und hinteren Oberarmbeinrandes. Der hintere sehr dünne Muskel entspringt vom vierten und fünften Rücken- dorne und dem vorderen Rande des Hüftbeines und geht, von dem vorderen bedeckt, sehnig an denselben Rand. Beim Strausse ist der Latissimus dorsi ebenfalls in zwei ganz getrennte Muskeln zerfallen. Der obere, be- deutend stärkere und wohl der stärkste des ganzen Flü- gels entspringt vom dritten bis fünften Rückendorne sehnig, wird aber gleich fieischig und geht, das Schul- terblatt fast ganz bedeckend, an den inneren und oberen Rand des Oberarmes, an dessen obere zwei Drittel er sich ansetzt. Der hintere entspringt ebenfalls sehnig vom sechsten bis achten Rückendorne, und vom oberen Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 105 Theile des vorderen Hüftbeinrandes. Dieser hintere bleibt bedeutend länger sehnig als: der vordere; er wird erst auf der vierten Rippe fleischig und geht dann in eine runde Sehne über, die ‚sich an den Anfang desselben Oberarmbeinrandes setzt. - Bei der Trappe ist nur der vordere Muskel vorhan- den. Er entspringt vom zweiten bis vierten Rücken- dorne, verläuft und setzt sich an wie der vordere Mus- kel des Adlers. Bei Fulica atra finden sich wieder beide Muskeln. Der vordere entspringt vom zweiten bis vierten Rücken- dorne. Der hintere, hier stärkere kommt vom sieben- - ten und achten Rückendorne und vom vorderen Hüft- beinrande. Beide gehen an den oberen und inneren Rand des Oberarmes, der vordere fleischig, der hintere mit ei- ner kurzen Sehne sich ansetzend. Sie trennen den Schul- terblattkopf des Triceps (23) von seinem Oberarmkopfe. Beim Pingıin ist der Muskel an seinem Ursprunge ungetheilt. Er entspringt vom letzten Hals- und von den acht Brustdornen und vom oberen Theile des vor- “deren Hüftbeinrandes; wird bald fleischig, und bildet in der Achselhöhle zwei runde Sehnen, die beide durch die von Heckel (a. a.O. S. 315) beschriebene Schlinge gehen und sich an den Anfang des oberen Oberarmbeinrandes getrennt ansetzen. Dieser Muskel zieht den Oberarm gegen die Wir- - belsäule. 13) Untergrätenmuskel oder grosser runder Muskel ') (Infraspinatus aut teres major). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F, Tinnuneulus ist dieser Muskel sehr stark. Er entspringt von der 1) Aldrovandi, a, a. ©. 8. 66. Musc, sext; alam mov, Steno, a. a. O. 8. 333, nr. 7. Vieg- d’Azyr, a a,0. 1772. 11 8, 631. nr, 3, le sus- scapulaire. 106 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. ganzen oberen Fläche des grössten hinteren Schulter- blatttheiles, gebt, allmälich schmäler ‘werdend, in eine runde Sehne: über, die sich im unteren Theile des Sinus für die luftführenden Zellen, also: an die innere Fläche der unteren Oberarmbeinleiste ansetzt. Beim kleinen Räben, dem Holzschreier, dem Papa- gei und der Taube ist der’ Muskel ebenso ‚gebildet als bei den Falkenarten. u Beim Huhne ist er noch stärker als beim Adler. Er entspringt von den hinteren vier Fünftheilen der äus- seren Fläche und des unteren Randes des Schulterblattes und setzt sich im Kanal für die Luftzellen am unteren Rande an. Beim Strausse entspringt er von den ersten drei Vierteln des unteren Schulterblattrandes, zum Theil auch von der äusseren Schulterblattfläche Tr bedeckt den Pectoralis minor (8) unmittelbar, da dieser hier den Sub- 'seapularis (22) nicht durchbohrt, sondern über ihm liegt. Er setzt sich an die untere Oberarmbeinleiste, tiefer als der ‚Unterschulterblattmuskel , an. dieselbe als beim Adler. , ‚Bei Fulica atra ist, dieser Muskel ungemein stark. Er entspringt non den hinteren neun Zehnteln der äus- seren. Fläche und des unteren Randes ‚des Schulterblat- tes, und setzt sich an den unteren Rand des Kanals für die Iuftführenden Zellen an. Merrem, a, a. ©. S, 154. nr. 13. Der Schulterblattmuskel, Wiedemann, a. a. O. S. 87. Der Oberschulterblattmuskel (Suprascapularis). Cuvier, a. a. O0. S. 250. Tiedemann, a. a. ©. 8. 310. nr. 8. Heusinger, a. a. ©. S. 184. nr. 8. “ Meckel, a. a. O. 8. 312. nr. 5. Bei, der Trappe ist die Anordnung dieses Muskels Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 107 Beim Pinguin entspringt er von den hinteren drei Fünfteln der hier bedeutend breiten oberen Schulterblatt- fläche und setzt sich an die innere und untere Leiste des Oberarmes. Zwischen seiner Sehne und der des Latissimus dorsi liegt der obere Oberarmkopf des Stre- ekers des Vorderarmes (33). Er zieht den Oberarm nach oben und innen und rollt ihn zugleich etwas nach innen. 14) Obergrätenmuskel oder kleiner runder Muskel !) (Supraspinatus oder teres minor). _ Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt vom vordersten Theile des unteren. Schulter- blattrandes ein sehr kleiner länglicher Muskel, der sich an das erste Zehntel der hinteren Fläche des Oberarmes dicht über dem Kanale der Iufiführenden Zellen ansetzt. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist dieser Mus- kel etwas stärker als beim, Adler. Er entspringt vom zweiten Fünftel der äusseren Schulterblattfläche und geht als schwa.her Muskel, vor ‚dem Latissimus dorsi (12) liegend, an den Kanal der Luftzellen, an dessen hinte- ren Theil er sich ansetzt. Beim Papagei ist er wie beim Adler. Beim Huhne ist er zwar. schwach, doch absolut grösser als beim Adler. Er. entspringt. von der Mitte des ersten Fünftels des unteren Schulterblattrandes und geht nach dem Kanale der Luftzellen, an dessen obe- ren Rand er sich über dem Kopfe des Vorderarmstre- ckers (23) ansetzt, der aus diesem Kanale entspringt. 1) Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1773. 8. 569. ur.’6. L’humero - sca- pulaire. Wiedemann, a. a. ©. S. 86, Schulterarmmuskel. Tiedemann, a,a. 0. p. 310, nr. 9. Humero -scapularis parvus. Heusinger, a. a. O0, 8. 184. nr. 9. Meckel, a, a. 0. 8. 812. or. 6. Supraspinatus seu teres minor. 108 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vügel. Beim Strausse und der Trappe fand ich keine Spur von diesem Muskel. Bei Fulica atra ist der Muskel deutlich vorhanden. Er entspringt vom ersten Zehntel des unteren Schulter- blattrandes und geht an den Anfang des oberen und in- neren Oberarmbeinrandes, wo er sich dicht über dem Latissimus dorsi (12) ansetzt. Beim Pinguin ist dieser Muskel ungemein stark. Er entspringt vom zweiten Fünftel: der oberen Schulterblatt- fläche und setzt sich an die untere Fläche des Gelenk- theils des Oberarmes und zwar an die hintere Leiste der Rolle auf demselben. " Er hilft den Arm an den Rumpf ziehen. 15) Der grosse Brustmuskel ') (Pectoralis major ). Dieser stärkste Muskel des ganzen Körpers ent- springt bei Falco Albicilla zunächst in der Breite eines Zolles vom vierten Fünftel der unteren Fläche des Brust- beines, etwa anderthalb Zoll vom hinteren Rande des Brustbeines entfernt. So weit nach hinten als die Ur- sprungsfläche dieses Muskels erstreckt sich auch nur die Crista sterni. Ein grösserer Theil des Muskels entspringt vom unteren Rande und der Seitenfläche der Crista ster- ni, und zwar hinten von der ganzen Seitenfläche der Crista, vorn nur von der unteren Hälfte derselben. Aus-, serdem entspringt der Muskel von dem äusseren Rande 1) Aldrovandi, a. a. O. I. S. 65. Musc. primus alam movens. Steno, a. a. ©. S. 332, i. Vieg-d’Axyr, a. a. 0. 1772. 11. S. 623. nr. 1. Merrem, a. a, ©. 8. 152. nr. I. Wiedemann, a. a. 0, $S. 82. Der grosse Brustmuskel. Cuvier, a. a. ©, 8. 249. nr. 1. Tiedemann, a. a. 0. S. 305. 1. Heusinger, a. a. O, 8. 183. nr. 1. Meckel, a. a. 0, $. 315. nr. 8. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 109 einer dreieckigen starksehnigen Membran, deren beide Schenkel etwa einen Zoll von der Mitte der Gabel zwi- schen sich haben, an dem vorderen Rande der Crista sterni aber zusammenstossen. Noch stärker ist endlich der Theil, der von der hinteren Fläche des Grätenschlüs- selbeines entspringt: Der Muskel bedeckt die vorderen vier Fünftel der unteren Brustbeinfläche und das ganze Hackenschlüsselbein, geht, allmälich schmäler werdend, an die äussere Fläche des Oberarmes, setzt sich hier theils an die äussere Fläche der oberen Spina humeri, theils an eine schiefe Linie an, die vom Anfange der unteren Spina humeri nach dem Ende der oberen Spina, also von unten und vorn nach oben und hinten verläuft. Bei Falco Buteo erreicht die Ursprungsfläche dieses Muskels zwar den hinteren Rand des Brustbeines, aber nur nach aussen zu, während in der Mitte des hinteren Theiles der unteren Brustbeinfläche ein von hinten nach vorn sich verschmälernder dreieckiger Raum von diesem Muskel unbedeckt bleibt, indem die Brustbeinleiste hier nach hinten in zwei Schenkel ausläuft, von denen jeder in der Mitte des entsprechenden Seitentheiles des hinte- ren Brustbeinrandes allmälich. sich verliert. Der fernere Ursprung und die Art des Ansetzens an den Oberarm ist ganz wie beim Adler. Bei Falco Tinnunculus entspringt er von der ganzen hinteren Hälfte der unteren Brustbeinfläche, von der ganzen Seitenfläche der Crista sterni, vom Bande zwi- schen dem vorderen Brustbeinrande und dem Gräten- schlüsselbeine, und von letzterem selbst. Er setzt sich ganz wie beim Adler an den Oberarm. Bei Corvus glandarius entspringt er nur vom hin- teren Drittel der unteren Brustbeinfläche, und zwar nahe an der Crista sterni viel schmäler als gegen den äusse- zen Rand des Brustbeines hin. Ferner entspringt er von der ganzen Seitenfläche der Crista sterni, der hin- 110 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. teren Fläche der Gabel, und zum Theil auch vom Bande zwischen der Gabel und dem vorderen Brustbeinrande. Er setzt sich hier nur an die fussere Fläche der Leiste des oberen Oberarmbeinhöckers. ‘Bei Corvus Corone entspringt der Muskel von der unteren Brustbeinfläche so, dass zwei Drittel des äus- seren Brustbeinrandes ihm zum Ursprunge dienen; nach innen zu verschmälert sich die Ursprungstläche allmä- lich so sehr, dass sie nahe an der Crista sterni kaum den vierten Theil der unteren Brustbeinfläche beträgt. In Uebrigen verhält er sich ganz wie beim Holzschreier. Beim Papagei entspringt er nur sehr wenig von der unteren Fläche des horizontalen Theiles des Brust- ‘beines und zwar längs des hinteren Randes desselben; grösstentheils entspringt er von der Crista sterni und der hinteren Fläche des Grätenschlüsselbeines. Er setzt sich nur an die äussere Fläche der oberen Oberarmbeinleiste. Bei der Taube entspringt er von der Gabel, der Crista sterni, der äusseren Hälfte der unteren Brustbein- fläche und von der Haut, die beide Ausschnitte des Brust- beines ausfüllt. Er setzt sich an die äussere Fläche der oberen Spina humeri Beim Huhne entspringt er ebenfalls von der hinte- ren Fläche des ganzen Grätenschlüsselbeines, von der Seitenfläche des Bandes zwischen Gabel und Brustbein- kamme, und von der Seitenfläche der Crista sterni längs ihres unteren Randes, und von der äusseren Hälfte der | unteren tief durchbrochenen Brustbeinfläche: "ausserdem noch von der Membran, die den äusseren Brustbeinaus- schnitt ausfüllt und die hinteren Brustbeinrippen bedeckt: und endlich noch von einer Membran, die vor dem äus- | seren Brustbeinausschnitte liegt und die drei vorderen Brustbeinrippen bedeckt. Mit dem Theile des zweiten | Brustmuskels, der den inneren Ausschnitt des Brustbei- | nes bedeckt, ist er so verwachsen, dass bei seiner Tren- | | | | | | | l I | Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 111 nung von jenem zwar die Fasern des zweiten Brust- muskels unverletzt bleiben, aber nicht die des grossen Brustmuskels. Er scheint also vom zweiten Brustimuskel mit zu entspringen. Er setzt sich wie bei der Taube an den Oberarm. Beim Strausse ist der grosse Brustmuskel sehr, ver- kümmert, er entspringt nur längs des Seitenrandes des Brustbeines überall sehnig. Hinten fängt er da an, wo der hintere Seitenfortsatz vom Brustbeinkörper abgeht, dann entspringt er von der unteren Brustbeinfläche längs des Seitenrandes bis dahin,- wo der vordere oder der dem Grätenschlüsselbeine entsprechende Theil des Schlüs- selbeines sich mit dem Brustbeine verbindet. Er bedeckt die Brustbeintheile aller fünf Brustbeinrippen und den dem Hackenschlüsselbeine entsprechenden hinteren Theil des Schlüsselbeines. Die dem Brustbeine zugewandte obere Fläche des Muskels bleibt im ganzen Verlaufe sehnig; die untere oder äussere Fläche bildet nur eine dünne Muskelschicht. So geht der Muskel, sich schnell verschmälernd, an die vordere Fläche des Oberarmes und setzt sich an die nur angedeutete obere Leiste des- selben. Bei der Trappe entspringt der Muskel von der gan- zen hinteren Hälfte der unteren Brustbeinfläche und zu- gleich auch von den sehnigen Häuten, die die beiden hinteren Brustbeinausschnitte ausfüllen. Der vom Brust- beinkamme entspringende Theil ist hier aber schwächer, seine Ursprungsfläche nur etwas über einen halben Zoll breit, da der zweite Brustmuskel (22) mehr als die obere Hälfte der Seitenfläche des Brustbeinkanımes bedeckt. Auch der von der Gabel entspringende Theil ist hier weit geringer als beim Adler. Am Oberarme befestigt sich der Muskel an der äusseren Fläche der hier stark entwickelten Leiste des oberen Höckers. 112 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Bei Fulica atra ist das horizontale Blatt des Brust- beines nur schmal und weit durchbrochen. Der grosse Brustmuskel entspringt hauptsächlich vom durchbroche- nen, also dem äusseren und hinteren Theile der unte- ren Brustbeinfläche; ausserdem vom unteren Rande des Brustbeinkammes und von der hinteren Fläche des Grä- tenschlüsselbeines. Er setzt sich an die äussere Fläche der oberen Armbeinleiste und auch an die äussere Flä- che des Oberarmes selbst, zwischen seiner oberen und unteren Leiste. Am Schultergelenke nimmt seine Sehne einen breiten, aber nicht starken Muskel auf, der von der Haut an der Seite der Brust entspringt. Beim Pinguin ist der grosse Brustmuskel trotz der ungeheueren Entwickelung des darunter liegenden zwei- ten Brustmuskels dennoch sehr stark. Er entspringt von dem durchbrochenen hinteren Theile der unteren Brustbeinfläche und von einer sehnigen Membran, die zwischen ihm und dem zweiten Brustmuskel (22) liegt. Ausserdem entspringt er vom ganzen unteren Rande der Brustbeinleiste. Noch stärker ist der Theil, der von der ganzen hinteren Fläche des Grätenschlüsselbeines und der Membran zwischen diesem und dem vorderen Brustbeinrande entsteht. Er giebt einen beträchtlichen Theil zum langen Spanner der vorderen Flughaut ab und setzt sich an die innere Fläche des plattgedrück- ten Oberarmes. — Ein sehr breiter, längs der ganzen Seite der Brust von der Haut entspringender Muskel setzt sich fleischig an die Sehne des grossen Brust- muskels, da wo sie das Schultergelenk von vorn be- deckt. Der grosse Brustmuskel zieht den Oberarm und somit den Flügel mit grösster Kraft gegen das Brust- bein, _ Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 113 16) Der dritte Brustmuskel oder der, untere Hacken- armmuskel Meckels ') (Pectoralis tertius Auct. Coracobrachialis inferior Mecä.). Bei Falco Albieilla und F. Buteo entspringt dieser Muskel vom äusseren Rande und der unteren Fläche des hinteren und äusseren Vorsprunges des Hackenschlüssel- beines, der nicht mit dem Brustbeine eingelenkt ist, zu- gleich auch von einem Bande, das von diesem Fortsatze über den Anfang der Vertiefung längs des äusseren Ran- des auf der unteren Brustbeinfläche, in welcher Vertie- fung der Subelavius (11) entspringt, hingeht und' Ha- ekenbrustbeinband (ligamentum coraco-sternale) genannt werden kann. Der Muskel geht fleischig an den hinte- ren Gelenkfortsatz des Oberarmes, um dessen unteren Theil sich seine schmale Sehne herumschlägt, und setzt sich an den unteren Rand des Kanals für die Luftzellen. Bei Falco Tinnunculus entspringt er vorzüglich vom hinteren Theile der unteren Hackenschlüsselbeinfläche; nur ein sehr kleiner Theil kommt von dem Brustbeine, und zwar vom äussersten Theile seines vorderen Bandes. Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt er von der hinteren Hälfte der äusseren Hackenschlüssel- beinfläche und nach aussen auch von der sehnigen Mem- bran, die den Sublavius bedeckt am äusseren Theile des vorderen Brustbeinrandes. 1) Aldrovandi, a. a. O. 8. 66. Muse; tert. alam movens, Steno, a. a. 0. 8. 833, nr. 4. Vieqg-d@Azyr, 1772. Il. S: 625. 3. Merrem, a. a. O. 8. 152, nr. 3. Wiedemann, a. a, O. S. 83. Der kleinste Brustmuskel. Cuvier, a, a. O0. 8. 249. nr. 38. Tiedemann, a. a. O. 8. 307, 8, Heusinger, a.a. O0. S 188.8. ı Meckel, a. a. 0, 8, 819. nr, 12, Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829. 8 114 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Beim Papagei entspringt er von der hinteren Hälfte des äusseren Randes, und von der unteren Fläche des äusseren hinteren Vorsprunges des Hackenschlüsselbei- nes: zum kleinen. Theil auch von der unteren Brustbein- fläche, dicht nach innen vom Ursprunge des Schlüssel- ‚beinmuskels (11). 1, Bei der Taube entspringt er vom. grösseren hinteren Theile des äusseren Hackenschlüsselbeinrandes und geht .an den Anfang des unteren Oberarmhöckers. Beim Huhne: entspringt. er; nicht; nur. von den hin- teren drei Vierteln der äusseren Hackenschlüsselbeinflä- che, sondern auch von der unteren Brustbeinfläche. und zwar vom vorderen und äusseren Theile derselben, — ‚Einzelne Fleischfasern dieses Muskels sind bei diesem ‘Vogel auf gleiche Weise wie einzelne Fasern des gros- ‚sen Brustmuskels bei demselben Vogel mit denen, des _ zweiten Brustmuskels (21) verbunden, so dass sie näm- lich sich ohne Verletzung des zweiten Brustinuskels, nicht ‚aber ohne Verletzung un Muskels trennen lassen, Der vordere Theil des Muskels geht unter einem fast rech- ten Winkel vom Hackenschlüsselbeine ab und umfasst ‚gleichsam den oberen Hackenarmmuskel (17). Er setzt ‚sich an den hinteren Rand des luftführenden Kanals am _Oberarme. Beim Strausse entspringt der Muskel von der Ber beinhälfte des Hackenschlüsselbeines, zum Theil vom unteren oder hinteren Rande, zum grössten Theile aber von. der hinteren : oder ’Brusthöhlenfläche des dem Ha- ckenschlüsselbeine entsprechenden hinteren Theiles des Schlüsselbeines. Er geht als kurzer, aber dicker Muskel an den unteren Höcker des Oberarmes. Bei der Trappe entspringt er von der hinteren Hälfte der unteren Hackenschlüsselbeinfläche, die ‚von der- vor- deren Hälfte hier durch eine.schwache Leiste getrennt ist, gar nieht vom Brustbeine. Er setzt sich wie beim Adler an. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 115 Bei Fulica atra entspringt er ebenfalls nur vom Ha- ckenschlüsselbeine, und zwar von der hinteren Hälfte seines äusseren Randes und vom äusseren und hinteren Theile seiner unteren: Fläche. Beim Pinguin ist dieser Muskel ansehnlich. Er ent- springt besonders vom äusseren Rande, zum Theil auch von der unteren Fläche des Hackenschlüsselbeines, nur sehr wenig vom vorderen Rande des Brustbeines an der Stelle, wo es sich mit dem Hackenschlüsselbeine ver- bindet. Er setzt sich an die innere und obere Leiste des Oberarmes ganz hoch oben, höher als der Latissi- mus dorsi, an. Er zieht den Oberarm gegen die Brust. 17) Der obere Hackenarmmuskel !) (Coracobrachia- lis superior MecA.). Bei Falco Tinnunculus entspringt ein schlanker dün- ner Muskel von: unteren Theile des Bandes, das zwi- schen dem Grätenschlüsselbeine und dem vorderen Brust- beinrande ausgespannt ist und den hinteren Theil der oberen Hackenschlüsselbeinfläche bedeckt. Er geht nach dem Oberarme hin, bevor er ihn aber erreicht, verschmilzt er mit dem Unterschulterblattmuskel (22). Bei Falco Albicilla und F, Buteo fand ich den Mas- kel nicht. Bei Coryus Corone und C. glandarius finden sich zwei obere Hackenarmmuskeln. Der hintere ist ziem- lich dick, entspringt vom hinteren Theile der oberen Hackenschlüsselbeinfläche, wird nach unten vom dritten Brustmuskel (16) bedeckt und geht an den unteren Rand des Gelenkkopfes des Oberarmes. — Der vordere etwas 1) rieg-d’Azyr, 1772. 11. S. 628. nr, 1, Le souclavier interne, Merrem, a,a.0 8.153. nr. 6. Der vordere anziehende Armmuskel. Meckel, a.a. O. S. 820, or. 18, 116 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. kürzere Muskel entspringt bei Corvus Corone vom vor- deren Theile der oberen Hackenschlüsselbeinfläche, ‘da wo sich das Grätenschlüsselbein ansetzt. Bei C. glan- darius entspringt er deutlich vom unteren Rande des obe- ren Endes des Grätenschlüsselbeines. Bei beiden ist er vom Unterschulterblattmuskel getrennt. Er schlägt sich nach aussen um das Hackenschlüsselbein herum und setzt sich dicht vor dem hinteren dieser beiden Muskeln an das untere Ende des Oberarmkopfes. Beim Papagei ist wieder nur ein oberer Hacken- armmuskel vorhanden. Er entspringt vom vorderen Theile der oberen Hackenschlüsselbeinfläche und vom äusseren Bande des Bandes, das vom äusseren Theile des vorde- zen Brustbeinrandes zur vorderen Fläche des oberen und inneren Hackenschlüsselbeinhöckers herübergeht, Er hat mit dem Unterschulterblattmuskel (22) eine, gemeinschaft- liche Sehne, die sich an die vordere Fläche des unte- ren Oberarmbeinhöckers setzt. Bei der Taube sind zwei Muskeln vorhanden. Der hintere verhält sich ähnlich wie der Muskel bei Falco Tinnunculus. , Der vordere entspringt von der inneren Fläche des Grätenschlüsselbeines (der Gabel) und zwar nahe an ihrer Verbindung mit dem Hackenschlüsselbeine. Er geht über die obere Fläche des Hackenschlüsselbei- nes, ‚schlägt sich dann. nach aussen herum und setzt sich ‚an :den unteren Höcker des Oberarmes. Beim Huhne findet sich nur ein Muskel. ‚Dieser ist aber ungemein stark. Er entspringt hier nicht vom Hackenschlüsselbeine, sondern von dem vordersten Theile der inneren Fläche des Brustbeines, bedeckt den hinte- ren und inneren Theil der oberen Hackenschlüsselbein- fläche und vereinigt sich ‚ieigehle mit dem Subseapula- vis: (22). baor ad Gr Yan Beim Siranieb fehlt er - gänzlich. nam Bei Fulica atra entspringt er wie bei Falco Tin- Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 417 nunculus, nicht unmittelbar ‘vom Hackenschlüsselbeine, sondern von der, die obere Fläche desselben noch be- deckenden, Membran zwischen dem Grätenschlüsselbeine (nach. innen und vorn) und dem Brustbeine und Hacken- schlüsselbeine (nach hinten und aussen). Er setzt sich mit dem Subscapularis zusammen an. Beim Pinguin ist dieser Muskel sehr stark, er ent- springt vom ‚hinteren Theile der oberen Hackenschlüs- selbeinfläche, besonders gegen den: inneren Rand hin und von dem beschriebenen Bande. Seine Sehne ver- bindet sich mit der des Subscapularis und der des Su- praspinatus (14), Dieser Muskel zieht den Oberarm gegen die Brust. 158) Der obere Oberarmheber oder Deltamuskel ') (Deltoides superior‘). "Bei Falco Albicilla ist der Muskel stark und zwei- köpfig. Der eine Kopf entspringt von der oberen Flä- che des vorderen inneren Vorsprunges des Schulterblattes, der andere vom Gelenkbeine des Schultergelenkes, einem kleinen pyramidenförmigen Knochen, dessen Grundfläche auf der Gelenkkapsel aufsitzt, dessen Körper und Spitze aber zum Ursprunge dieses Deltamuskels dient. Er geht, allmälich breiter werdend, zur oberen Fläche des Ober- armes, und setzt sich theils an die innere Fläche der 1) Aldrovandi, a. a. ©. 8. 66. Muse. quintus alam movens. Steno, a.a. ©. 8. 334. nr, 10. Vieg- d’Azyr, 1773. S, 568. nr. 2, Le grand relereur de I'hu- merus. Merremn, a. a. ©, S. 154. nr, 14. Der Achselheber. Wiedemann, a. a, O. 8. 86, Der äussere Oberarmstrecker Cuvier, a, a. O. S. 250. Tiedemann, a. a, O. 8. 308. 5, Heusinger, a, a. O, 8, 183. 5. Meckel, a, a. O, 8, 310. nr. 1, 118 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. oberen Spina, theils an die obere Fläche des Oberar- mes, fast bis zur Mitte der ganzen Länge des Oberar- mes herab. Bei Falco Buteo und F.’Tinnunculus reicht er bis über die Mitte des Oberarmes herab. Der Ursprung ist derselbe als beim Adler. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist dieser Mus- kel ausserordentlich stark. Er entspringt mit zwei Kö- pfen, die bis zum Anfänge des letzten Viertels des Ober- armes getrennt sind. Der eine Kopf entspringt vom obe- ren und inneren Theile des Schultergelenkes, also vom oberen Ende des Grätenschlüsselbeines, vom inneren Vor- sprunge des Hackenschlüsselbeines, und vom Anfange der äusseren Fläche und des oberen Randes des Schul- terblattes. Dieser Theil setzt sich an den äusseren Knor- ren des unteren Gelenktheiles des Oberarmes. Der noch stärkere zweite Kopf entsteht vom Gelenkbeine des Schul- tergelenkes und setzt sich an die ganze obere Fläche des Oberarmes fleischig an; unten geht noch ein klei- ner sehniger Theil, der sich auf dem letzten Viertel des Oberarmes mit dem unteren Ende des ersten Kopfes verbindet, an den äusseren Höcker des unteren Gelenk- theiles des Oberarmes. , Beim Papagei fehlt das Gelenkbein. Der Muskel ist deshalb einfach und nicht stark entwickelt. Er ent- springt hier vom ersten Drittel des oberen Schulter- blattrandes und zum Theil auch von dem Bande zwi- schen dem inneren Vorsprunge des Schulterblattes und dem vorderen und oberen Vorsprunge des Hackenschlüs- selbeines. Er setzt sich an die obere Fläche des Ober- armes, von da an, wo die obere Oberarmbeinleiste auf- hört, bis fast zur Mitte des Oberarmes herab. Bei der Taube entspringt der Muskel wie beim Pa- pagei und setzt sich an das ganze dritte Viertel der ‘oberen Oberarmbeinfläche. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 119 Beim Huhne entspringt er ‚hauptsächlich von dem Bande zwischen dem inneren und ‚vorderen. Vorsprunge des Hackenschlüsselbeines und dem Anfange des oberen Schulterblattrandes, zum Theil entspringt er auch von diesen beiden eben genannten Knochen selbst. Er setzt sich an die vordere Hälfte der oberen Fläche des Ober- armes. Dieser obere Deltamuskel ist auch beim Strausse der grösste, obgleich das Gelenkbein fehlt. Er entspringt hauptsächlich von der festen Membran, die in der Nähe des Schultergelenkes vom vorderen Theile des Schlüssel- beines zum hinteren geht, und unter welcher der zweite Brustmuskel (21) verläuft. Ausserdem entspringt er noch nach unten und innen vom Hackenschlüsselbeine, nach oben und aussen auch vom äusseren Rande des Gräten- schlüsselbeines. Er setzt sich theils an die äussere, theils an die obere Oberarmbeinfläche, und zwar an die oberen zwei Drittel der letzteren und an’ das erste Viertel der äusseren Fläche. Dieser Deltamuskel scheint beim Straus- se dem Spanner der grossen Flügelfalte (2) zum Ur- sprunge zu dienen. . Bei der Trappe entspringt der Muskel wie beim Papagei und setzt sich an die vordere Hälfte der obe- ren Oberarmbeinfläche. Bei Fulica atra ist er sehr stark, obgleich auch hier das Gelenkbein, und somit der zweite Kopf des Muskels fehlt. Er entspringt vom vorderen Sechstel der oberen Schulterblattfläche und setzt sich an das zweite Viertel der oberen Oberarmbeinfläche. Beim Pinguin ist das eigenthümlich, dass dieser obere Deltamuskel kaum halb so gross ist als der untere Del- tamuskel desselben Vogels. Er entspringt von der obe- ren Fläche des vordersten Theiles des Schulterblattes und setzt sich über dem Latissimns dorsi (12) und un- 120 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. ter dem zweiten Brustmuskel (21) an den Anlini des hinteren Oberarmbeinrandes. Dieser Muskel zieht den Arm nach oben und vorn, entfernt ihn also von der Brust. 19) Der äussere Oberarmheber oder Deltamuskel ') (Deltoides externus) Dieser Deltamuskel ist von den beiden anderen ganz getrennt und deshalb als eigener Muskel zu. betrachten, Er entspringt bei Falco Albicilla und F. Buteo von dem Bande, welche das obere Ende des Grätenschlüsselbeines und den äusseren und vorderen Höcker des Hackenschlüs- selbeines mit dem inneren Gelenkfortsatze des Schulter- blattes verbindet, und von der äusseren und vorderen Fläche dieses Schulterblattfortsatzes selbst; also von der inneren Fläche des kurzen Kanales, der durch den obe- ren Fortsatz des Hackenschlüsselbeines nach vorn und aussen, nach hinten durch das vordere Ende des Schul- terblattes, nach innen durch das Grätenschlüsselbein ge- bildet wird. Der Muskel ist schmal, aber ziemlich lang, und könnte leicht für einen Theil des zweiten Brust- muskels (21) angesehen werden, da er den Endtheil desselben bedeckt; er hängt aber in der That gar nicht mit ihm zusammen, und geht weiter als dessen Sehne herab, um sich an das erste Viertel der oberen Spina humeri zu setzen. Bei Falco Tinnunculus ist er sehr schmal, doch auch hier deutlich sowohl vom zweiten Brustmuskel, als von den beiden anderen Deltamuskeln getrennt. 1) Aldrovandi, a. a, ©, S. 66. Musc. octavus alam movens. Vieg-d’Azyr, 1773. S. 567. 1. Le petit releveur de Phumerus. Wiedemann, a, a. ©. S. 90. oben (zu Anfange). Tiedemann, a. a, ©. S, 309. 7. Levator humeri. Heusinger, a. a. O. 8. 183. 7. Beschreibung der Flügelmuskeln der‘ Vögel. 121 Aeusserst schmal ist er bei Corvus in wohl achtmal stärker bei €. Corone. Beim Papagei ist er wohl verhältnidsmässig am stärk- sten entwickelt. Er entspringt nicht nur von dem be- schriebenen Bande, sondern auch von der ganzen oberen Fläche des äusseren und vorderen Höckers des Hacken- schlüsselbeines. Er setzt sich an den vorderen Rand der oberen Oberarmbeinleiste. Bei der Taube ist er sehr stark und setzt sich ebenfalls an die obere Spina humeri. j Beim Huhne entspringt er wie beim Papagei. Es findet sich aber bei diesem Vogel das Eigenthümliche, dass der zweite Brustmuskel (21) in zwei Muskeln zer- fallen ist. Dieser äussere Deltamuskel bedeckt nur die Sehne des kleineren zweiten Brustmuskels, und setzt sich vor der Sehne des grösseren zweiten Brustmuskels und höher als diese an den Anfang der oberen Ober- armbeinleiste. Dieser Deltamuskel entspringt beim Strausse vom äusseren Rande des dem Hackenschlüsselbeine entspre- chenden vorderen Theiles des Schlüsselbeines. Er be- deckt auch hier die Sehne des zweiten Brustmuskels und geht etwas weiter herab als diese an die innere Fläche der äusseren Oberarmbeinleiste. An seinem Ur- sprunge ist er*durch die lange Sehne des Biceps (24) vom oberen Deltamuskel getrennt; unten scheint er sich ‚ mit letzterem zu verbinden, lässt sich aber doch ohne Verletzung der Fasern von ihm trennen. Bei der: 'Trappe verhält er sich wie beim Adler. Bei Fulica atra ist er bandförmig und liegt, die Sehne des zweiten Brustmuskels nur zum Theil bede- ckend, mehr am unteren Rande derselben, und setzt sich an den vorderen Rand der oberen Oberarmbeinleiste. Beim Pinguin entspringt er ebenfalls von den Bande zwischen dem oberen Höcker des Hackenschlüsselbeines 122 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel! _ und dem vorderen Theile des Schulterblattes: Er bedeckt nur den oberen Rand der Sehne des zweiten Brüstmus- kels und: setzt’ sich an‘ den ‘vorderen Rand. des Ober- armes. rn vo Bri hebt‘ en Oberarm, nahe ihn also vom Rümpfe: 20), Der, untere Oberarmheber oder Deltamuskel S| (Deltoides inferior). Bei Falco ‚Albicilla und F. Buteo ist; dieser Muskel wohl achtmal grösser als der äussere, Deltamuskel (19) desselben Vogels. Er, entspringt vom vorderen Rande des äusseren und vorderen Vorsprunges des Hackenschlüs- ‘selbeines und geht ‚ganz fleischig bei F. Buteo bis zur Mitte. ‚der..äusseren Fläche. der oberen Oberarmbeinlei- ste, die, hier stark entwickelt ist. Er wird ganz vom grossen Brustmuskel (15) bedeckt, setzt sich aber hö- her als. dieser an. _ Bei F. Albicilla setzt er sich an die vordere Fläche des Oberarmes zwischen der oberen und unteren Oberarmbeinleiste, da wo sie am stärksten her- vorragen.. ‚Seine Ansatzfläche wird von den beiden An- satzflächen- des grossen ‚Brustmuskels eingeschlossen. Stark ist der, Muskel auch bei Falco Tinnunculus und verhält, sich ganz wie bei F. Buteo. Bei. Corvus Corone und C. glaudarius ist der Mus- kel schwach. ‚Er. entspringt wie beim#Adler und setzt sich etwas höher als der grosse Brustmuskel an die äus- sere Fläche der oberen Oberarmbeinleiste. 1) Aldrovandi, a. a.O. S. 66. Muse. nonus alam movens (?). Steno, a a ©. S. 334, nr. 11. Tieg-@Azyr, a a, 0.1773. 8, 568. nr. 5. (2). Le muscle qui repond au coraco-brachial. Wiedenann, a.a. 0. 8.88. Der kleine Oberarmstrecker. Tiedemann, a.a.0. S. 309. 6, Heusinger, a. a. O. S. 183. 6, Meckel, a. a. ©. S. 11, 2, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, 123 Beim Papagei ist der Muskel stark, doch kaum halb so gross als der sehr entwickelte obere Deltamuskel (18) desselben Vogels Er entspringt auch hier ‘vom inneren vorderen Vorsprunge des Hackenschlüsselbeines und setzt sich an die äussere Fläche: des Oberarmes. bis zur Mitte der oberen Leiste herab. r Bei.der Taube ist der Muskel schwach, sogar schwä- cher als der äussere Deltamuskel (19), er. läuft längs der langen Sehne des Biceps an die äussere Fläche des Oberarmes und setzt sich nahe an der oberen Oberarm- beinleiste an. Beim Huhne ist er ebenfalls schwach, wenig. stär- ker als der äussere Deltamuskel; er entspringt. von der vorderen Fläche des inneren und vorderen Hackenschlüs- selbeinfortsatzes und setzt sich höher als der. grosse Brustmuskel an die äussere Fläche des Oberarmes. . Beim Strausse entspringt dieser Deltamuskel vom hinteren oder unteren Rande des Hackenschlüsselbeines und geht an das ganze erste Drittel der unteren Fläche des Oberarmes. Bei der Trappe ist der Muskel stark, er entspringt wie beim Adler, setzt sich zwischen der oberen und unteren Oberarmbeinleiste an die äussere Fläche des Ober- armes, geht aber nicht so weit als beim Adler herab. Bei Fulica atra ist dieser untere Deltamuskel sehr schwach und beträgt kaum den achten Theil des obe- ren Deltamuskels (18) desselben Vogels. Er entspringt vom vorderen und inneren Fortsatze des Hackenschlüs- selbeines, bedeckt das Ligamentum coracobrachiale su- perius (Meckel a.a.©. II. 2. S. 92) und setzt sich hö- her als der grosse Brustmuskel an die äussere Fläche des Oberarmes, Beim Pinguin entspringt er auffallender Weise vom oberen Drittelı des vorderen Grätenschlüsselbeinrändes. Er ist stark, giebt einen Theil an den langen Spanner 124 Beschreibung ‚der,Flügelmuskeln der Vögel, der. vorderen ‚Flügelfalte, (2) ab, und setzt sich, dann an die ‚innere ‚Fläche. des. vorderen Oberarmbeinrandes. „‚Er entfernt den Oberarm. vom: Rumpfe, Wa Der grösste Oberarmheber,, der zweite Brustmus- "'kel der Schriftsteller *) (Deltoides maximus. Pe- etoralis secundus Auct.). "Bei Falco Albieilla besteht der Muskel aus vier Thei- len, die anfangs, wenn auch nur wenig, getrennt sind. Der äusserste dieser Theile entspringt nur von der vor- deren Fläche des Hackenschlüsselbeines. Der zweite kommt von dem vorderen kleinsten Theile der unteren Brust- beinfläche, und zum Theil auch von der oberen Hälfte der Crista sterni, und zwar vom zweiten Fünftel dersel- ben, ‘welches in einem der beiden untersuchten Exem- plare durch ein Loch vom ersten Fünftel des Brustbein- kammes getrennt war. Der dritte Theil entspringt von der oberen Hälfte des ersten Fünftels des Brustbein- kainmes und vom hinteren Theile des Bandes zwischen dem Grätenschlüsselbeine und dem vorderen Rande des Brustbeinkammes. Der vierte Theil entsteht vom hin- teren oder oberen Theile des hier sehr breiten Bandes zwischen dem Grätenschlüsselbeine und dem vorderen Rande des horizontalen Blattes des Brustbeines. Alle Theile vereinigen sich bald, doch so, dass der erste Theil am weitesten von den übrigen zu trennen ist. Der 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 65. Musc. secund. alam movens. Steno, a. a. ©. $. 333. nr. 3. Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1772. U. S. 624. Merrem, a. a. ©. 8. 152. nr. 2. Wiedemann, a. a. ©. $S. 85. Der kleine Brustmuskel. Cuvier, a. a. O. 8. 249, 2, Tiedemann, a. a. ©. S. 806.2. Heusinger,, a. a. ©. 8. 183. 2. Meckel, a. a. O. $, 317. nr. 11. Ein getrennter Theil des Oberarmhebers. : Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 125 Muskel läuft nun fleischig und sich allmälich verschmä- lernd zum kurzen Kanale, der durch den obersten Theil des Grätenschlüsselbeines, den vorderen Theil des Schul- terblattes und durch den vorderen und inneren Fortsatz des Hackenschlüsselbeines gebildet wird. Durch diesen Kanal geht er sehnig bis zu seinem Ansatzpunkte an den Anfang der oberen Oberarmbeinleiste. ‘Der Muskel ist im Ganzen schwach. Bei Falco Buteo ist er wie beim Adler, nur sind die Theile, aus welchen er gebildet wird, noch weni- ger getrennt, als beim Adler, Bei Falco Tinnunculus besteht er nur aus zwei Thei- len. Der schmälere äussere entspringt zu einem gerin- gen Theile von der unteren Fläche des Hackenschlüs- selbeines, ferner von dem vorderen Theile der unteren Brustbeinfläche, ‘und zum Theil ’auch von dem oberen Theile des zweiten Fünftels der Crista sterni. Der in- nere weit stärkere Theil entspringt theils von der obe- ren Hälfte des ersten Fünftels des Brustbeinkammes; theils vom Bande zwischen der Crista sterni und der Mitte der Gabel, theils von der grösseren oberen Hälfte des@®Bandes, welches das Grätenschlüsselbein‘ mit "dem Hackensehlüsselbeine und dem Brustbeine verbindet; zum Theil auch vom vorderen Rande des Hackenschlüssel- beines selbst. Im Uebrigen verhält er sich ganz ‘wie bei Falco Albieilla und F. Buteo. Bei Coryus Corone und €. glandarius entspringt die- ser Muskel nur vorn vom: ersten Viertel der unteren Brustbeinfläche, sehr wenig vom oberen Theile der Cri- sta serni, und ausserdem vom inneren Rande 'des Ha- ekenschlüsselbeines. Beim Papagei ist er sehr stark. 'Er(entspringt vom bei weitem grössten Theile der ‘unteren Brustbeinfläche, so dass er nahe an der Crista sterni den hinteren Rand des Brustbeines erreicht. Seine Ursprungsfläche von der 126 Beschreiliung der‘ Flügelmuskeln der Vögel. Crista sterni ist. doppelt 'so: breit als ‘die des’ grossen Brustmuskels. ‚Seine ‚Sehne: läuft am Oberarme. hinter dem oberen Rande des Gelenkkopfes weg und: setzt sich an den Anfang: der oberen Fläche des Oberarmes. Bei der Taube entspringt er von der oberen Hälfte der ‘ganzen’ Seitenfläche des Brustbeinkammes, wo: sie in die untere Brustbeinfläche übergeht, und zugleich von der inneren Hälfte der unteren Brustbeinfläche. Er: ver- läuft wie beim Adler, setzt sich aber nicht,an die obere Oberarmbeinleiste, sondern an eine erhabene Linie, 'wel- che die obere Fläche des Oberarmes von. der hinteren trennt. Beim Huhne: ist die Anordnung ganz eigenthümlich. Der: Muskel ist. in zwei zerfallen. Der ‘grössere untere entspringt zum Theil vom inneren Ausschnitte des Brust- beines, hauptsächlich‘ vom Brustbeinkamme und: von dem Bande zwischen ihm und der Mitte des Grätenschlüssel- beines. Er ‘verläuft, den kleineren Muskel 'bedeckend, zwischen dem Hacken - und Grätenschlüsselbeine, geht durch den beschriebenen Kanal, dann unter.dem oberen Deltamuskel (18) längs des Oberarmkopfes zum Anfange der oberen Fläche des Oberarmes, wo er sich anse# — Der zweite kleinere Muskel entspringt blos vom Bande zwischen dem Gräten- und Hackenschlüsselbeine, läuft durch den Kanal und unter dem äusseren Deltamuskel (19) zum vorderen Rande der äusseren: Oberarmbeinleiste. ', Beim Strausse liegt der zweite Brustmuskel ganz frei vor dem grossen (15) im Ausschnitte zwischen bei- den Schlüsselbeinen. Er entspringt vom ganzen hinte- ren oder unteren Rande: des Grätenschlüsselbeines: und vom Anfange des oberen Randes des Hackenschlüssel- beines. Er geht unter der Membran weg, welche nahe am ‚Schultergelenke vom Grätenschlüsselbeine zum: Ha- ekenschlüsselbeine herübergeht, ‘und setzt sich an den Anfang; der oberen Oberarmbeinleiste. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 127 Bei der Trappe entspringt er grösstentheils von der oberen Hälfte‘der Seitenfläche des Brustbeinkammes und vom Bande zwischen dem vorderen Rande des; Brust- beinkammes und der Mitte des Grätenschlüsselbeines; zum Theil auch von: der Mitte der unteren. Brustbein- fläche der entsprechenden Seite, vor ‚einer schräg nach aussen und vorn über die Mitte der unteren Brustbein- fläche verlaufenden erhabenen Linie. Ein vom vorigen getrennter Theil entspringt von dem vorderen Rande des Hackenschlüsselbeines und zum Theil auch von des- sen innerer Fläche. Eine Trennung des von dem Brust- beinkamme entspringenden Theiles von. deın von der un- teren Fläche des Brustbeines entstehenden war angedeu- tet. Der Muskel läuft nun sich verschmälernd durch den kurzen Kanal. Von nun an wird er bis zu seinem An- satzpunkte vom äusseren Deltamuskel (19) zun Theil bedeckt. Er endigt sich mit einer starken Sehne am Anfange der oberen Oberarmbeinleiste. Bei Fulica atra ist der Muskel sehr stark; er ent- springt vom ganzen undurchbrochenen, jedoch hier kur- zen und schmalen Theile der unteren Brustbeinfläche, ausserdem vom grössten Theile der Seitenfläche des Brustbeinkammes und vom Bande zwischen dem Brust- beine und Grätenschlüsselbeine. Er setzt sich nicht an die obere Leiste, sondern an den Anfang der oberen Fläche des Oberarmes. I Ur In Bein Pinguin ist er unter allen untersuchten Vö- geln am stärksten. Er entspringt von der ginzen un- durchbrochenen unteren Brustbeinfläche und auch von der vorderen Hälfte des durchbrochenen‘ -Theiles,ı und von ‚der ganzen Seitenfläche und dem vorderen Rande des Brustbeinkammes. Ein bis an das Schultergelenke ganz getrennter Kopf entspringt vom äusseren Theile des Bandes zwischen dem Brustbeine und Grätenschlüs- selbeine, Er geht, die untere Fläche des Hackenschlüs- 128 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. selbeines bedeckend, in den kurzen Kanal über dem Schultergelenke, dann unter dem äusseren Deltamuskel weg, und setzt sich an die äussere Fläche des platten Oberarmbeines. Dieser Muskel hebt den Oberarm mit aller Kraft. 22) Unterschulterblattmuskel ') (Subscapularis). Bei Falco Albicilla ist er stark und kegelförmig und wird durch den vorderen kleinen Sägemuskel (9) in zwei Theile getheilt. Der obere und kleinere Theil entspringt vom zweiten Fünftel des äusseren Schulterblattrandes; der untere grössere entspringt vom ersten und zweiten Fünftel der unteren Schulterblattfläche und vom inneren Rande des Hackenschlüsselbeines, welcher vom inneren Höcker ausläuft. Die aus beiden gebildete Sehne setzt sich an das untere Ende des Oberarmkopfes. Bei Falco Buteo entspringt der obere Theil vom ersten Drittel des äusseren Randes und der oberen Flä- che des Schulterblattes, der untere von den ersten zwei Dritteln der unteren Schulterblattfläche und vom vorde- ren Theile der oberen Hackenschlüsselbeinfläche. Er spitzt sich auch hier kegelförmig zu und setzt sich wie beim Adler an, Bei Falco Tinnunculus entspringt der obere Theil von der vorderen Hälfte des äusseren Schulterblattran- des und wird auch hier durch die Sehne des Serratus anticus minor (9) vom unteren getrennt. Dieser untere entspringt zu seinem grösseren Theile von der unteren 1) Aldrovandi, a. a. O. $.:66. :Musc. decimus alam movens. Steno, a. a,,0, S 333, 8. Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1772. Il. p. 628. 2, (2), Le souclavier externe. Wiedemann. a. a. O. S. 89. Subscapularis, Cuvier, a. a. O. S. 249, nach nr. 3. Meckel,' a. a. O. 8. 321. 7] Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 129 Fläche des Schulterblattes bis über deren Mitte herab, und von der oberen Fläche des vorderen Endes des Ha- ekenschlüsselbeines. Bei Corvus Corone und C. glandarius wird er eben- falls durch den Muskel nr. 9 in zwei Köpfe getheilt, von denen der obere vom zweiten Fünftel des unteren Schulterblattrandes, zum geringen Theil auch von der äusseren Schulterblattfläche entsteht. Der untere Kopf kommt von der vorderen Hälfte der inneren Schulter- blattfläche und zum Theil auch vom vorderen Theile der oberen Hackenschlüsselbeinfläche. Beim Papagei entspringt der obere Kopf von der vorderen Hälfte des unteren Schulterblattrandes, der un- tere nur von der vorderen Hälfte der inneren Schulter- blattfläche, indem hier der obere Hackenarmmuskel (17) auch vom vorderen Theile der oberen Hackenschlüssel- beinfläche entsteht. Die Sehne beider Köpfe verbindet sich mit der Sehne des oberen Hackenarmmuskels und setzt sich dann an die vordere Fläche des unteren Ober- armhöckers. Bei der Taube ist der Muskel wie beim kleinen Raben. Beim Huhne entspringt der Subscapularis vom er- sten Viertel der inneren Schulterblattfläche und vom er- sten Drittel der oberen Hackenschlüsselbeinfläche Er setzt sich gemeinschaftlich mit nr. 17 an die Leiste, die die Luftzellen umgiebt, und zwar gerade nach innen von ihnen an. . Beim Strausse ist der Muskel ungetheilt. Er ent- springt von der vorderen Hälfte der inneren Schulter- blattfläche und ausserdem vom Schlüsselbeine, Aber merkwürdig ist es, dass er nicht von dem hinteren Theile entspringt, der dem Hackenschlüsselbeine entspricht, son- dern von dem vorderen oder dem Grätenschlüsselbeine und zwar von den äusseren drei Vierteln der Brusthöh- Meckels Archiv f, Anat, u, Phys. 1829, 9 130 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. lenfläche desselben. Er geht an den Anfang des unte- ren Höckers des Oberarmes. Bei der Trappe verhält er sich wie beim Adler, ausser dass er noch weiter herab vom inneren Rande des Hackenschlüsselbeines und zwar von den ersten drei Vierteln desselben entspringt. Bei Fulica atra entspringt der obere, durch den Pe- ctoralis minor (9) vom unteren getrennte Kopf vom er- sten Viertel des unteren Schulterblattrandes; der untere vom ersten Drittel der inneren Schulterblattfläche und von .der oberen Fläche des vorderen Gelenktheiles des Hackenschlüsselbeines. Er setzt sich an den gewölbten Theil der unteren Oberarmbeinleiste, - Beim Pinguin entspringt er blos vom ersten und schmalen Fünftel der inneren Fläche und des unteren Bandes des Schulterblattes, ferner vom ersten Viertel der oberen Hackenschlüsselbeinfläche. Er wird von nr. 9 nicht durekbohrt. Er vereinigt sich der Sehne des drit- ten Brustmuskels (16) und des Obergrätenmuskels (14), so dass er zwischen beiden liegt, und setzt sich mit ih- nen zusammen an. Er zieht den Arm gegen den Rumpf. D) Muskeln, welche den Vorderarm be- wegen. 23) Der Strecker des Vorderarmes !) (M. extensor antibrachii seu triceps). j Bei Falco Albieilla und F. Tinnunculus besteht die- ser Muskel aus drei weit getrennten Theilen, von denen 1) Aldrovandi, a a.0. S.66. Musculus primus ulnam n movens. Steno, a. a. ©. S. 334. 2 und 3. Fieg-d’Azyr, 1773. 571.1. Le grand extenseur du coude. Merrem, a. a.0, S. 155. 1 und 2, PEN Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 131 der erste und längste vom ersten Zehntel des unteren Schulterblattrandes bei Falco Albicilla, bei F. Tinnun- enlas aber mehr vom entsprechenden Theile der äusse- ren Schulterblattfläche mit einer schmalen Sehne ent- springt, dann bald fleischig wird, am Ende des ersten Drittels des Oberarmes am breitesten und stärksten ist, und erst am Ende des zweiten Drittels des Oberarmes in eine Sehne übergeht, die sich an den äusseren Ge- lenkknorren der Ellenbogenröhre setzt. Der zweite, noch stärkere Theil dieses Muskels entspringt von der hinte- ren Fläche der unteren Oberarmbeinleiste, aus dem Ka- nale der luftführenden Zellen und von der ganzen hin- teren Oberarmbeinfläche (welche von der oberen durch den inneren und oberen Rand getrennt ist), bis zur Mitte des Oberarmes herab. Dieser Theil bleibt bis zum Ende des vierten Fünftels der ganzen Länge des Oberarmes fleischig und setzt sich theils an das Olecranon (an den inneren Gelenkknorren der Ellenbogenröhre), theils an die Kapsel des Ellenbogengelenkes. Der dritte unterste und Kleinste Theil wird aus einzelnen Muskelfasern ge- bildet, welche vom untersten Theile der hinteren Fläche des Oberarmes entstehen. Die sehnige Haut, welche diese Fasern bedeckt, verbindet die Sehnen der beiden ersteren Theile. Es setzt sich dieser kleinste Theil an die Kapsel des Ellenbogengelenkes. Bei Falco Buteo kommt noch eine schwache Sehne vom oberen und hinteren Rande des Oberarmes, die an- Wiedemann, a. a. O. 8. 86. Der lange äussere Ellenbogen- muskel, und Seite 89 der lange innere Ellenbogenstrecker. Cuvier, a. a, O0. 8. 266. Tiedemann, a. a, O0, S. 314. nr. 7, und 8. 314. nr. 8 (nicht 6), und 8. 815. nr. 9 (nicht 4). Heusinger, a. a. ©. 8. 185. nr. 16. 17 u, 18. * Meckel, a. a. 0. 8, 531. 9. 9% 132 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. fangs mit dem tieferen Theile des Latissimus dorsi ver- bunden ist, und tritt unter einem fast rechten Winkel an den ersten oder Schulterblatttheil des Muskels, wel- cher ebenso wie der zweite Theil hier wie beim Adler entspringt. Der unterste Theil ist hier zu einem klei- nen länglichen Muskel entwickelt, der nur die Gelenk- kapsel anzuspannen scheint. Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt der erste Theil dieses Muskels gleich fleischig vom ersten Zehntel der äusseren Fläche und des unteren Randes des Schulterblattes, und ist oben mit dem oberen Ober- armheber (18) verbunden. Am hinteren Rande dieses Muskels läuft er herab zur hinteren Fläche des Ober- armes. Die Sehne dieses Theiles enthält auf dem El- lenbogengelenke einen kleinen Knochen und setzt sich auch hier an den äusseren Vorsprung der Ellenbogen- röhre. Der vom Oberarme entspringende Theil hat zwei Köpfe, die durch die Ansatzfläche des Obergrätenmus- kels (14) getrennt sind. Beide entspringen fleischig von der hinteren Fläche des Oberarmes; der untere aus dem Kanale der luftführenden Zellen und von der unteren ' Oberarmbeinleiste; der obere von dem Rande, welcher die obere Fläche des Oberarmes ‚von der hinteren oder inneren trennt. Beide Köpfe vereinigen sich bald und gehen an das hier stark entwickelte Olecranon. Vom unteren Theile der hinteren Oberarmbeinfläche entsprin- gen auch hier Muskelfasern, durch welche theils die Ge- lenkkapsel angespannt wird, theils die Sehnen beider Strecker verbunden werden. Beim Papagei ist der Muskel im Uebrigen ganz wie beim Adler, nur sind die Muskelfasern des unteren Thei- les sehr stark entwickelt. Bei der Taube ist der Ursprung und Verlauf der beiden langen Theile wie beim Adler, aber beide blei- ben bis an ihren unteren Ansatzpunkt fleischig, und die 4 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 133 Muskelfasern, welche jene beiden Theile unten verbin- den, sind hier weit stärker entwickelt. Beim Huhne entspringt der längste Kopf von der Mitte des ersten Fünftels der äusseren Schulterblattflä- che. Der Oberarmtheil entsteht mit zwei Köpfen, die bald zusammenfliessen, mit dem einen von den ersten drei Vierten der inneren Oberarmbeinfläche, mit dem anderen aus dem Kanal der Luftzellen und den ersten drei Vierteln der unteren Oberarmbeinfläche. Beide Kö- pfe bilden eine runde Sehne, die sich an das Olecranon setzt; die breite Sehne des langen oder Schulterblatt- kopfes setzt sich mehr an den äusseren Knorren der El- lenbogenröhre. Der kurze, von dem letzten Viertel der hinteren Oberarmbeinfläche entstehende Kopf breitet sich allmälich aus und setzt sich zwischen dem Olecranon und dem äusseren Knorren an die Ellenbogenröhre. Beim Strausse besteht der Strecker des Vorderar- mes ebenfalls aus drei Theilen, die sich erst ganz un- ten vereinigen. Der längste entspringt vom zweiten Zehn- tel des unteren Schulterblattrandes, zum Theil auch von dem entsprechenden Theile der äusseren Schulterblatt- fläche, Er wird schon am Ende des ersten Drittels des Oberarmes sehnig und setzt sich hier besonders an das Olecranon. Der zweite Theil entspringt von der gan- zen Länge der inneren Fläche des Oberarmes, ist vom vorigen durch den Oberarmtheil des Latissimus dorsi (12) getrennt und setzt sich ebenfalls an das Olecranon. Un- ten bekommt dieser Theil auch Fasern von der vorde- ren Fläche des Oberarmes. — Der dritte kleinste Theil des Muskels besteht nur aus schwachen Fasern, die vom äusseren und unteren Theile der hinteren Oberarmbein- fläche entspringen und die Gelenkkapsel anspannen. Bei der Trappe kommt vom Schulterblatte noch eine zweite Ursprungssehne und zwar von einer erhabenen Linie, die sich auf dem dritten Zehntel der äusseren 134 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, Schulterblattfläche findet. Diese Sehne vereinigt sich bald mit der grösseren, die vom ersten Zehntel ‚des un- teren Schulterblattrandes entsteht. Sonst ist der Muskel ganz wie beim Adler. Bi Bei Fulica atra entspringt der stärkste Kopf vom vordersten Theile des unteren Schulterblattrandes. : Am ersten Viertel des Oberarmes tritt theils eine schmale Sehne von der oberen Fläche des Oberarmes an diesen Kopf, theils wird er hier durch die beiden Portionen des Latissimus dorsi (12)'ıom folgenden oder von dem vom Oberarme entspringenden Theile getrennt. Dieser Theil kommt mit zwei Köpfen von der unteren Fläche des Oberarmes, mit dem einen vom inneren Rande des un- teren Höckers, mit dem anderen’Kopfe aus dem Kanale der luftführenden Zellen. Beide Köpfe vereinigen sich. schnell. Ausserdem entspringt dieser Theil noch von den oberen zwei Dritteln der inneren Oberarmbeinfläche, Dieser Theil setzt sich vorzüglich an das Olecranon, der vom Schulterblatte entspringende an den äusseren Ge- lenkknorren der ulna. Vom letzten Drittel der hinteren - Oberarmbeinfläche „entspringt der zu einem besonderen Muskel deutlich entwickelte Anconaeus quartus und setzt sich an die Sehne des Schulterblattkopfes. e Beim Pinguin entspringt er zunächst mit dem stärk- sten Kopfe vom oberen Theile des vorderen Grätenschlüs- selbeinrandes, mit einem zweiten vom Anfange des obe- ren Schulterblattrandes, mit einem dritten ebenfalls star- ken Kopfe aus der Höhle zwischen dem inneren oberen und inneren unteren Rande des Oberarmbeines. Dieser letztere setzt sich besonders an den inneren Ellenbogen- gelenkknochen ( MHeckel a.a. 0.11. 2. 8. 89), jene an den äusseren. Ausserdem entspringen von der ganzen un- teren Hälfte des hinteren Oberarmbeinrandes getrennte Muskelfasern, die sich blos an die Gelenkkapsel zu se- tzen scheinen. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 135 Die Wirkung dieses Muskels ist,' den Vorderarm kräftig zu strecken. »Beuger des Vorderarmes. 24) Der lange Beuger des Vorderarmes oder der zwei- köpfige Armmuskel'!) (Flexor antibrachii longus s. biceps brachii ). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt der lange Kopf dieses Muskels sehnig vom äusseren Rande des vorderen und inneren Vorsprunges des Hackenschlüsselbeines. Er geht unter der Sehne des grossen Brustmuskels (15) weg, die an der äusseren Fläche des Oberarmes vom Anfange der unteren Ober- armbeinleiste schief nach hinten und oben bis zum Ende der oberen Leiste sich ansetzt. Er geht noch sehnig in den zweiten Kopf über. Dieser zweite Kopf entspringt fleischig von der vorderen oder äusseren Fläche des un- teren Oberarmbeinhöckers, geht an der äusseren Fläche des Oberarmes herab nach der Ellenbuge. Hier theilt sich seine Sehne in zwei, die beide nach aussen vom kurzen Beuger (28) zum Ende des ersten Zehntels der Vorderarmknochen gehen. Die eine setzt sich hier an die Ulnarseite des Radius, die andere an die Radialseite der Ulna. Der Muskel bleibt bis zum letzten Viertel des Oberarmes fleischig. 1) Aldrovandi, a. a. ©. S. 66. Musculus secundus et tertius ulnam cubitumve moventes, Steno, a.a.0. 8. 334. 1. 3 Vieg-d’Azyr, 1773. 8. 570. le biceps. Merrem, a.a. ©. S. 155. nr. 8, Der Zusammenleger der Flü- gel, und nr. 5 der Anzieher des Armes. - Wiedemann, a. a. O. S. 88, Der zweiköpfige Arınmuskel. Curier, a. a, 0, S. 263. e Tiedemann, a. a. 0. S. 811, 1. Heusinger, a. a. O. 8. 184. nr. 10. Meckel, 2.2.0, S. 322. 1. 136 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, Bei Corvus Corone und €. glandarius entspringt der lange Kopf sehnig von der unteren Fläche des oberen inneren Hackenschlüsselbeinhöckers, der kurze eben- falls sehnig von der vorderen Fläche des unteren Ober- armbeinhöckers. Nachdem der Muskel unter dem Ober- armtheile des grossen Brustmuskels weggegangen ist, wird er fleischig und setzt sich mit seinen beiden Seh- nen wie beim Adler an. Beim Papagei entspringt die Sehne von der äusse- ren Fläche des inneren vorderen Hackenschlüsselbein- fortsatzes und breitet sich zwischen beiden Höckern des Oberarmes so aus, dass sie die ganze vordere Oberarm- beinfläche hier bedeckt. Der untere Theil dieser gröss- ten sehnigen Ausbreitung ist nun noch an den unteren Oberarmbeinhöcker befestigt; dieser würde also den kur- zen Kopf bilden. Nachdeni die Sehne unter dem Ober- armbeintheile des grossen Brustmuskels weggegangen ist, wird der Muskel fleischig und bleibt es bis zum Ellen- bogengelenk. Er setzt sich auch hier an beide Knochen des Vorderarmes. Bei der Taube entspringt der lange Kopf wie beim Adler; ausserdem entspringt der Muskel auch noch seh- nig vom unteren Oberarmbeinhöcker. Dieser Theil ist aber so innig mit der Sehne des langen Kopfes veı- webt, dass es schwer hält, ihn für einen besonderen Kopf anzusehen. b Beim Huhne ist der Muskel wie bei Corvus glan- darius. Beim Strausse ist nur der lange Kopf vorhanden. Er entspringt vom hinteren Rande des vorderen und äus- seren Theiles des Hackenschlüsselbeines, läuft zwischen dem äusseren (19) und dem unteren Oberarmheber (20) zur vorderen Fläche des Oberarmes, und setzt sich blos an den Radius. Bei der Trappe ist ebenfalls’ nur der lange Kopf Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 137 vorhanden. Er entspringt wie beim Adler, läuft noch sehnig unter dem Oberarmtheile des grossen Brustmus- kels (15) weg, wird dann fleischig und bleibt es bis zum Ellenbogengelenk. Er setzt sich wie beim Adler an beide Vorderarmknochen. Bei Fulica atra ist er stark. Der lange Kopf ent- springt vom äusseren Rande des vorderen inneren Hö- ckers des Hackenschlüsselbeines, geht noch sehnig un- ter dem Ansatze ‘des grossen Brustmuskels weg. Der kurze Kopf entspringt fleischig von der äusseren Fläche des unteren Höckers, giebt den Muskelbauch für die, Spanner der vorderen Flügelfalte (2 und 3) ab und ver- einigt sich mit dem langen Kopfe. Der Muskel bleibt bis zum Ellenbogengelenke fleischig und setzt sich an Radius und Ulna. Beim Pinguin fehlt der Muskel gänzlich. Dieser Muskel beugt den Vorderarm gegen den Oberarm. 25) Der kurze Vorwärtswender ') (Pronator brevis). Bei Falco Albicilla entspringt er mit einer schma- len Sehne von der inneren Fläche des inneren Gelenk- knorrens des Oberarmes, und zwar unter allen von hier entstehenden Muskeln am meisten nach oben. Er wird bald fleischig und bleibt es bis zu seinem Ansatzpunkte an das zweite Achtel des vorderen Speichenrandes. Bei Falco Buteo und F. Tinnunculus geht er etwas weiter D 1) Steno, a. a, O. S. 855. 9, Vieg-d’Azyr, 1773. 8. 572. 2. Le muscle qui tient lieu du prunateur rond, Wiedemann, a. a. O. S. 89. Der kleine Speichenbeuger. Cuvier, a. a. 0. S. 268. Tiedemann, a. a. 0. S. 312, 8. Heusinger a. a. O. 8. 184. 12, Meckel, a. a. O. 8, 826, 8. 138 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, herab, bis zum Ende des ersten Drittels desselben Ran- des der Speiche, Bei Corvus Corone und C. glandarius geht er kp etwas über die Mitte der Speiche herab. Beim Papagei ist er stark und setzt sich an das zweite und dritte Fünftel des freien oder vorderen Spei- chenrandes. i Bei der Taube setzt er sich an das zweite bis fünfte Sechstel der Speiche. Beim Huhne, wo er ebenfalls stark ist, geht er an das zweite und dritte Viertel der inneren Speichenfläche. Beim Strausse ist er mit dem langen \ orwärtswen- der (26)- vereinigt. Bei der Tann und Fulica atra setzt er sich an das zweite Viertel der Speiche. Beim Pinguin ist er durch eine schwache Sehne an- gedeutet, die von der inneren Fläche des Oberarmthei- les, der mit der ulna articulirt, schräg über das Ellen- bogengelenk nach unten und vorn herabsteigt und sich an den oberen Theil des Ulnarrandes der Speiche setzt. Der kurze Vorwärtswender ist wegen der Anord- nung des Ellenbogengelenkes und der Art der Verbin- dung beider Vorderarmknochen unter einander nur Beu- ger des Vorderarmes. En 26) Der lange Vorwärtswender !) (Pronator longus). Er entspringt bei Falco Albicilla unterhalb des kur- zen Vorwärtswenders von der vorderen Fläche des inne- 1) Steno, a. a. ©. S. 335. 10 Vieg-d’Azyr, 1773. S. 572. 1. Le radial interne. Wiedemann, a. a, O. 8.92. Der lange Speichenbeuger. Cuvier, a. a. 0. S. 268. Tiedemann, a. a. ‘0. 8, 312. 4. Heusinger, a. a. O. S. 185. ur. 13, Meckel, a. a. 0, S.,326. nr. 4, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 139 ren Gelenkknorrens des Oberarmes, geht unter dem kur- zen, den er bei diesem Vogel etwa um das Dreifache an Grösse übertrifft, an die vordere Fläche der Speiche, bis zur Mitte ihrer ganzen Länge herab, jedoch so, dass er sich unten immer mehr dem inneren oder Ulnarran- de der Speiche nähert. Bei Falco Tinnunculus entspringt er mehr vom in- neren Rande des inneren Oberarmknorrens. Er setzt sich wie beim Adler an. h Bei Falco Buteo entspringt er wie beim Adler, geht aber nicht ganz bis zur Mitte der Speiche herab. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist der lange Vorwärtswender auffallender Weise kürzer als der kurze Vorwärtswender, indem er sich etwas höher als dieser ansetzt, und kaum die Mitte der Speiche erreicht. An Grösse sind beide sich ziemlich gleich. Beim Papagei entspringt er von der inneren Fläche des inneren Oberarmknorrens, setzt sich an die innere Fläche der Speiche und reicht etwas weiter als der kurze herab, bis zu Anfange des letzten Viertels der Speiche. Bei der Taube setzt er sich an die der Ulna zuge- kehrte Fläche der Speiche und erreicht ganz das untere Ende der Speiche. Beim Huhne entspringt er tiefer als der kurze, setzt sich aber ebenfalls an das zweite und dritte Viertel der inneren Fläche der Speiche. Beim Strausse entspringt der gemeinschaftliche Pro- nator von der vorderen Fläche des inneren Oberarm- knorrens und setzt sich an die unteren zwei Drittel der inneren Fläche der Speiche. Bei der Trappe geht er etwas weiter als zur Mitte der Speiche herab, sonst verhält er sich ganz wie beim Adler. Bei Fulica atra ist der lange Pronator viel stärker als der kurze. Er setzt sich an das zweite und dritte Viertel der Speiche. 140 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Beim Pinguin ist auch dieser Pronator blos sehnig; er verläuft mit dem vorigen parallel, nach unten von ihm, und geht etwas tiefer als der kurze ebenfalls an den Ulnarrand der Speiche. Auch dieser Muskel trägt nur zur Beugung des Vorderarmes bei. 27) Der Rückwärtswender) (Musculus supinator). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt er vom äusseren Rande des äusseren Ober- armknorrens, verbunden mit dem langen gemeinschattli- chen Fingerstrecker (37), geht nach unten und etwas nach innen herab an den äusseren oder freien Rand der Speiche, an dessen oberem Drittel er sich ansetzt. 3 Bei Corvus Corone ist der Muskel sehr schwach, besteht nur aus wenigen Fasern, die sich an das obere Drittel des freien Randes der Speiche setzen. Noch schwächer ist er bei Corvus, glandarius, und nur ange- deutet. Er setzt sich nur an das erste Fünftel der Speiche, Beim Papagei ist er stark und setzt sich an das erste und zweite Drittel des freien Speichenrandes. Auch bei der Taube geht er bis über die Mitte der Speiche herab. Beim Huhne ist er wie beim Papagei. 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 66. Musculus quartus ulnam cu- bitumve movens. Vieg- d’Azyr, 1773. S. 573. nr. 7. Le muscle qui repond au court supinateur. Merrem, a. a.0. $S. 155. 4 (2). Der Anleger des Vorder- armes, Wiedemann, a..a. O. S. 90. Der äussere Speichenbeuger. Cuvier, a. a. O. 267: „Bei den Vögeln fehlen die Rück- wärtswender gänzlich.“ Aber — — S. 263: „Auch findet sich an der Stelle, wo der kurze Rückwärtswender liegt, ein kleiner Muskel, der auch den Vorderarm zu beugen scheint.“ Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 141 Beim Strausse ist er sehr stark und setzt sich an das erste und zweite Drittel der oberen oder‘ vorderen Speichenfläche. Bei der Trappe und Fulica atra verhält er sich ganz wie beim Adler. 3 Beim Pinguin findet sich ein Muskel, der diesem entspricht. Er setzt sich fleischig an das dritte Sechstel der äusseren Fläche der Speiche. Seinen Ursprung konnte ich nicht ausmitteln, da sein unterer und hinterer sehni- ger Theil bei dem untersuchten Exemplare auf beiden Seiten schon abgeschnitten war. Dieser Muskel ist ebenfalls bei den Vögeln nur Vorderarmbeuger. 28) Der kurze Beuger des Vorderarmes !) (Flexor brevis antibrachii). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. nk entspringt dieser Muskel am unteren Theile der vorde- ren Oberarmbeinfläche von einer achiefen Linie, die vom äusseren Rande des Oberarmes, etwa einen Zoll über dem äusseren Gelenkknorren nach innen und unten nach dem unteren Theile der vorderen Fläche des inneren Ge- lenkknorrens herabgeht. Der Muskel bedeckt bandartig die Beugeseite des Ellenbogengelenkes und geht an den hinteren oder freien Rand der Ellenbogenröhre, an des- sen oberes Viertel er sich anheftet. Er 1) Aldrovandi, a. a.0. S.66. Musc, sextus cubitum movens. Steno, a. a. 0. 8. 355. 11. Vieg-d’Axyr, 1773. 8. 572. 3. Wiedemann, a. a. O. S, 89. Der Ellenbogenbeuger (Flexor parvus ulnae). Curvier, a, a. 0. S. 263. Tiedemann, a. a, O. 8. 312, 2. Brachialis internus, Heusinger, a. a. O, 8. 184. nr. 11. Meckel, a. a. 0, 8, 825, 2. 142 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Bei Corvus Corone und €. glandarius entspringt er vom untersten Theile des inneren Oberarmbeinrandes und geht vor dem inneren oder unteren Gelenkknorren des Oberarmes an das erste Zehntel des freien Randes der Ulna. Beim Papagei und der Taube ist er etwas schwä- cher als beim Adler und geht nur an das obere Fünf- tel der Ulna. Beim Huhne entspringt er von der schwachen Lei- ste, die von der vorderen Fläche des Oberarmes zum inneren Gelenkknorren geht, und setzt sich, das Ellen- ° bogengelenk an der Beugeseite bedeckend, an den An- fang der inneren Fläche und des hinteren oder freien Randes der Ulnä gleich unter der Gelenkkapsel des EI- lenbogengelenkes an. Er ist in seinem ganzen Verlaufe bandförmig. Beim Strausse entspringt er wie beim Adler, setzt sich aber an den Anfang des Speichenrandes der Ellen- bogenröhre. Bei der Trappe ist er wie bei der Taube. Bei Fulica atra ist er sehr lang und bandartig und geht an das zweite Sechstel des freien Randes der Ulna. Beim Pinguin entspringt er vom unteren Drittel des vorderen Oberarmbeinrandes, ist stark fleischig und setzt sich an den oberen Rand der platt über das Ellenbo- gengelenk hervorragenden Speiche. Er hilft den Vorderarm beugen. ” 29) Der tiefe Beuger des Vorderarmes ') (Flexor profundus Vieg-d’Azyr). Er entspringt beim Adler, mit dem Abzieher der Mittelhand (33) verbund®n, vom äusseren Rande des 1) Steno, a a. ©. S. 335. 8. u. 3. Vieg-d'Azyr, 1773. 8. 573, nr, 8. Le flechisseur profond de _ lavant- bras. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel: 143 äusseren Oberarmknorrens sehnig, wird bald fleischig und setzt sich so an die äussere oder vordere Fläche der Ellenbogenröhre, bis zur Mitte der ganzen Länge des Knochens herab. Bei Falco Buteo und F. Tinnunculus ist der Mus- kel sehr stark und geht noch über die Mitte der Ulna herab. x Bei Corvus Corone und C. glandarius erreicht er die Mitte der Ellenbogenröhre nicht. Er entspringt unter allen vom äusseren Oberarmknorren entstehenden Mus- keln am meisten nach unten. e - Beim Papagei ist er stark und geht bis zum An- fange des letzten Viertels des vorderen und äusseren Randes der Ulna. Bei der Taube geht auch dieser Muskel weiter als zur Mitte der Ulna herab. Beim Huhne ist er ungemein stark, entspringt von der äusseren Fläche des äusseren Oberarmknorrens, am meisten nach unten und geht an die ganze obere Flä- che ‘der Ulna bis zu ihrem unteren Ende herab. Beim Strausse entspringt er ebenfalls vom äusseren Oberarmknorren, ist bis zur Mitte seines Verlaufes mit nr. 33 verwachsen und setzt sich an die ersten zwei Fünftel der Ulna. — Ausserdem bildet beim Strausse der Muskel nr. 33 gleichsam einen zweiten. tiefen Beuger, indem von diesem starke Fleischfasern, die von der un- teren Hälfte seiner Ursprungssehne kommen, dieht nach innen vom eigentlichen tiefen Beuger an den Speichen- rand der Ulna, und zwar an die unteren drei Viertel Merrem, Fig 3. v. Wiedemann, a. a. O. S. 91. Der kurze Ellenbogenstrecker. Cuvier, a a0. S, 268, Tiedemann, a. a. O. 8. 313. 6, Heusinger, a. a. O0. 8. 185. nr, 15, Meckel, u. a, O, 8, 329. nr. 6. 144 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. desselben, gehen. Die Sehne des eigentlichen tiefen Beugers lässt sich von der Ursprungssehne des Muskels nr. 35 trennen, Bei Fulica atra ist er sehr stark und setzt sich an die oberen drei Viertel der vorderen Fläche der Ulna. Beim Pinguin ist er sehr schwach, entspringt vom unteren Theile des vorderen Randes des plattgedrück- ten Oberarmes, läuft anfangs mit dem kurzen Beuger parallel und liegt am hinteren Rande desselben, dann geht er über die Melenkvarbiüdeng der Speiche mit dem Oberarme an der inneren Seite des Ellenbogengelenkes herab und setzt sich dicht unter der Gelenkkapsel an den Speichenrand der Ulna. £ Er beugt ebenfalls den Vorderarm. 30) Innerer tiefer Beuger der Hühnervögel ') (Fle- xor profundus interior gallinaceorum ).- Dieser Muskel findet sich nach Mecke/s Untersuchun- gen (a. a. O.) nur bei den Hühnervögeln. Uebereinstim- mend damit fehlte er bei allen von mir untersuchten Vögeln, ausser beim Huhne. Hier entspringt er, ver- bunden mit, dem langen Pronator (26), von der Beuge- seite des inneren Oberarmknorrens, bedeckt den unte- ren Theil des kurzen Beugers (28), und setzt sich an das zweite und dritte Sechstel der inneren Fläche und des hinteren oder freien Randes der Ulna., Auffallend ist, dass ihn Wiedemann (a. a. O0.) beim Schwane gefunden haben will. Er beugt ebenfalls den Vorderarm. 1) Wiedemann, a. a. O. S.93. Der kurze Beuger des Ellen- bogenbeines. Meckel, a, a. 0, $. 328, nr. 5. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 145 E) Muskeln, welche die Handwurzel und Mittelhand bewegen. 31) Der lange Speichenstrecker der Mittelhand ') (Extensor metacarpi radialis longus). Bei Falco Albieilla und F. Buteo entspringt er al- lein von der vorderen Fläche des äusseren Gelenkknor- rens des Oberarmes mit zwei Köpfen. Der innere Kopf entspringt fleischig und bleibt es bis zum Anfange des zweiten Drittels der ganzen Länge der Speiche. Vom äusseren Kopfe glaubt Heusinger (a.a.O. nr. 21), dass er dem langen Rückwärtswender entspreche. Dieser äus- sere Kopf entspringt sehnig und bleibt es etwa zwei Zoll lang. Von der oberen Hälfte dieser seiner Ursprungs- sehne entspringt zugleich der innere Kopf mit. Die un- tere Hälfte der Ursprungssehne des äusseren Kopfes ist ganz vom inneren Kopfe getrennt. — Ueber die Mitte dieser Ursprungssehne läuft die äus- sere Sehne des kurzen Spanners der vorderen Flügelfalte (nr. 3) weg, sich unter einem fast rechten Winkel mit ihr kreuzend, zur äusseren Fläche der Ulna. Die innere Sehne des kurzen Spanners der vorderen Hautfalte ver- einigt sich mit der Ursprungssehne des äusseren Kopfes des langen Speichenstreckers, und nun wird dieser äus- sere Kopf bald fleischig und bleibt es bis zur Mitte der 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 66. Musc. primus carpi (?) aut musculus quintus ulnam movens. Vieg-d’Azyr, 1773. S. 575. 6. (?). Le cubital externe, Merrem, a a. O. 8. 156. 2, Der hintere äussere Hand- spanner. Wiedemann, a. a. O. S. 90. Der Mittelhandstrecker. Cuvier, a. a. O0, S. 287. Tiedemann, a. a. O. 8. 317. 1. Heusinger, a. a. O. 8. 187. nr. 21 u, 22, Meckel, a.a O0. 8. 338. ar. 1. Meckels Archiv f. Anat. u. Phys. 1829. 10 146 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, ganzen Länge des Radius, an dessen äusserem Rande der Muskel verläuft. Die Sehne des äusseren Muskel- bauches umgiebt nun scheidenartig die des inneren Bau- ches bis zur Mitte des letzten Drittels der Speiche, an welcher Stelle sie beide zu verschmelzen scheinen. Die gemeinschaftliche Sehne geht nun an der äusseren Flä- che des unteren Gelenkkopfes der Speiche in einer ei- genen Rinne herab und setzt sich an den vorderen oder Speichenvorsprung des Mittelhandknochens, der den Dau- men trägt und nach Meckel Rudiment eines Mittelhand- knochens für den Daumen ist. Bei Falco Tinnunculus ist dieser Muskel bis zur Mitte des Radius fleischig. Dann bilden beide Köpfe eine gemeinschaftliche Sehne, die sich nicht trennen lässt. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist der Mus- kel ebenfalls zweiköpfig. Der innere, zum grösseren Theile fleischige Kopf entspringt von der vorderen Flä- che des Oberarmes. Der äussere kommt vom äusseren Oberarmknorren und zwar unter allen von hier entste- henden Muskeln am meisten nach oben. An diesem läuft die Sehne des kürzeren der Muskeln in der vor- deren Flügelfalte (nr. 3) rückwärts zum äusseren Hö- cker des Oberarmes. Beide Köpfe vereinigen sich bald, der gemeinschaftliche Bauch bleibt bis zur Mitte des vorderen oder freien Randes der Speiche fleischig. Sei- ne Sehne geht über die äussere Fläche des unteren Ge- lenkkopfes der Speiche weg und setzt sich an den vor- deren Vorsprung am Daumenfortsatze des Mittelhand- knochens. Beim Papagei entspringen beide Köpfe dicht neben einander und lassen sich nur mit Mühe trennen. Der Muskel bleibt bis unter die Mitte der Speiche fleischig, verhält sich übrigens ganz wie bei Corvus Corone. Bei der Taube entspringt er vom fünften Sechstel des äusseren Oberarmbeinrändes mit zwei getrennten Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 147 Köpfen. Sie vereinigen sich erst unter der Mitte des freien Randes der Speiche, wo sie in eine gemeinschaft- liche Sehne übergehen, die sich ebenfalls an das Rudi- ment des Mittelhandknochens für den Daumen ansetzt. Beim Huhne ist die Trennung in zwei Köpfe an seinem Ursprunge nur wenig angedeutet. Es findet sich bei diesem Vogel aber das Eigenthümliche, dass seine untere Sehne sich untrennbar mit der des zweiten oder kurzen Speichenstreckers (32) vereinigt. Beim Strausse entspringt der lange oder erste Spei- ehenstrecker vom letzten Sechstel des äusseren Ober- armbeinrandes mit einem Kopfe, mit dem andern schwä- cherern vom äusseren Oberarmknorren. Beide haben eine gemeinschaftliche Sehne, die an der Mitte der Speiche anfängt und sich am Daumenmittelhandknochen endigt. Bei der Trappe ist der Muskel wie beim Adler. Bei Fulica atra ist die Anordnung der beim Adler ähnlich. Es ist hier aber die Sehne des Muskels nr. 3 (des kurzen Spanners der vorderen Flügelfalte) nur ein- fach; diese setzt sich unter einem fast rechten Winkel an den sehnig entsprungenen äusseren Kopf des langen Speichenstreckers. Dieser äussere Kopf bleibt hier, eben- so wie der gleich fleischig entsprungene innere Kopf, bis zur Mitte der Speiche fleischig. Die Sehnen beider lassen sich noch am ganzen dritten Viertel der Speiche trennen, dann vereinigen sie sich inniger und setzen sich an den vorderen oder Speichenrand des Daumen- mittelhandknochens. Beim Pinguin entspringt er ebenfalls mit zwei Kö- pfen, die beide über einander vom unteren Theile des vorderen Oberarmbeinrandes kommen, nach aussen vom kurzen Beuger (28) herabgehen und dann gleich zu ei- ner gemeinschaftlichen Sehne zusammenfliessen. Diese geht an der äusseren Fläche der Speiche dicht an ih- 10* 148 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, rem vorderen Rande an den Anfang des Speichenran- des des Mittelhandknochens. Dieser Muskel streckt die Mittelhand. 32) Der kurze oder zweite Speichenstrecker der Mit- telhand!) (Extensor metacarpi radialis brevis). Bei Falco Albieilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt er mit zwei ganz getrennten Köpfen; mit dem inneren oder hinteren, bedeutend grösseren und etwas längeren entspringt er von der Ulna, und zwar oben von der vorderen Fläche des äusseren der beiden obe- ren Gelenktheile, welcher mit dem Radius zusammen den äusseren Knorren des Oberarmes aufnimmt; ausserdem entspringt dieser erste Kopf noch vom ersten Drittel des vorderen oder inneren Randes der Ellenbogenröhre, geht dann zum Ulnarrande des Radius herüber und vereinigt sich:mit dem zweiten Kopfe. Dieser zweite Kopf ent- springt vom Ulnarrande des Radius, erreicht jedoch nicht den oberen Gelenkfortsatz, etwa vom zweiten bis vier- . ten Zehntel der ganzen Länge der Speiche, und ver- schmilzt etwa gegen die Mitte seiner Ursprungsfläche mit dem ersten oder Ulnarkopfe. Die gemeinschaftliche Sehne geht an der hinteren Fläche der Speiche herab, erreicht etwa in der Mitte der ganzen Länge des Ra- dius dessen äussere Fläche, verläuft dann an der äus- 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 66. Musc. tertius carpi. Steno, a. a. ©. S. 335. nr. 4. Merrem, a. a, ©. S. 157. nr. 4 (%). Der vordere Handan- leger. Wiedemann, a. a. ©. S. 92, Der Hülfsmuskel des Mittel- handstreckers. Cuvier, a. a. O0. S. 237. Tiedemann, a. a. ©. S. 318. 2. Heusinger, a. a. O. S. 187. nr, 23, Meckel, a. a. O. S. 334. ar. 2, I Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 149 seren Fläche des unteren Gelenktheiles der Speiche in einer eigenen Rinne, nach aussen von der des vorigen Muskels (31), und setzt sich an denselben vorderen Vor- sprung des Mittelhandknochens. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist dieser Mus- kel sehr verkümmert und nur schwach angedeutet. Der Ursprung ist dem beim Adler ähnlich, bis an seinen Ansatzpunkt konnte ich ihn nicht verfolgen. Heusinger (a. a. ©. VII. S.184) spricht ihn dem Raben ganz ab. Beim Papagei entspringt er nur vom ersten Fünftel des vorderen und inneren Randes der Ulna, aber vom zweiten und dritten Sechstel der äusseren Fläche der Speiche. Er setzt sich nach aussen vom vorigen an den Daumenvorsprung der Mittelhand. Bei der Taube ist er wie beim Adler. Beim Huhne entspringt der eine Kopf vom ersten Drittel des Speichenrandes der Ulna, der andere vom mittleren Drittel der äusseren Fläche der Speiche. Seine Sehne verschmilzt im Handgelenke innig mit der des ersten Speichenstreckers (31) und setzt sich an den Dau- menmittelhandknochen. Beim Strausse ist er wie beim Adler, ebenfalls zweiköpfig. Bei der Trappe verhält er sich ganz wie beim Adler. Bei Fulica atra entspringt der Ulnarkopf blos von der vorderen Fläche des Gelenktheiles und dem ersten Sechstel des Speichenrandes der Ellenbogenröhre. Der Speichentheil entspringt vom zweiten bis vierten Sechstel der Speiche. Beide vereinigen sich, werden am letzten Sechstel des Ulnarrandes der Speiche sehnig und setzen sich so dicht nach aussen vom vorigen an den vorde- ren Rand des Daumenmittelhandknochens. Beim Pinguin ist er im Vergleiche zu den übrigen Muskeln des Vorderarmes und der Mittelhand stark, eben- falls zweiköpfig, Der untere grössere Kopf entspringt 1 150 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. vom Anfange des Speichenrandes der Ulna, dicht unter dem Ende der Gelenkkapsel, geht zwischen Ulna und Radius herab und vereinigt sich unter der Mitte des Ulnarrandes der Speiche mit dem anderen Kopfe. Die- ser zweite Kopf kommt vom zweiten Viertel des Ulnar- randes der Speiche, zum Theil auch von ihrer äusseren Fläche. Der Muskel wird nun sehnig, verläuft am un- teren Viertel der äusseren Speichenfläche mehr nach dem unteren Rande hin, geht dann dicht unter dem vorigen in einer Rinne auf der äusseren Fläche des unteren Ge- lenktheiles der Speiche zum Speichenrande des Mittel- handknochens, an den er sich setzt. Dieser Muskel bewirkt wie der vorige das Strecken (eigentlich die Adduction) der Mittelhand. 33) Abzieher der Mittelhand !) (Abductor metacarpi). Ellenbogenstrecker der Hand nach Meckel (Ex- tensor metacarpi ulnaris MHeckelüi). Speichenbeuger der Hand nach Tiedemann (Fle- xor metacarpi radialis Tied.). Bei Falco Albieilla, F. Tinnuneulus und F. Buteo entspringt dieser Muskel dicht nach aussen vom langen gemeinschaftlichen Fingerstrecker (37) vom äusseren Ran- de des äusseren Gelenkknorrens des Oberarmes, verbun- 1) Aldrovandi, a. a. O. S. 66. Musculus secundus carpi. Steno, a. a. 0. S. 335. 2 (?). Vieg-d’Azyr, a. a. O. 1773. S. 575. nr. 5. Le long flechis- seur du metacarpe. Merrem, a.a. 0. S. 156. nr. 3, Der hintere innere Handspanner. Wiedemann, a. a. O. S. 91. Der obere oder lange Mittel- handbeuger. Cwier, a.a 0 S. 387. Tiedemann, a. a. 0. S. 319. 4. Heusinger, a. a. ©. S. 188. nr. 25. Meckel, a. a. ©. S. 355. nr. 3. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 151 den mit dem unteren kurzen Ellenbogenbeuger (29); er bleibt drei Viertel der Länge der Ulna fleischig und ver- läuft an deren vorderen Fläche. An der äusseren Flä- che des unteren Gelenkfortsatzes der Ulna verläuft er in einer Rinne, nach aussen von der des gemeinschaft- lichen langen Fingerstreckers (37), und setzt sich an den Rand des grösseren Mittelhandknochens, der dem klei- neren Mittelhandknochen zugewandt ist. Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt er sehnig dicht über dem tiefen Ellenbogenbeuger (29), dicht unter dem langen gemeinschaftlichen Fingerstrecker (37), dicht nach aussen vom Supinator (27) vom äusseren Ge- lenkknorren des Oberarmes. Er wird bald fleischig und bleibt es bis zum Ende des dritten Viertels der Länge des Vorderarmes. An der vorderen Fläche des unteren Gelenkkopfes der Ulna verläuft er dicht nach aussen von nr. 37. Er setzt sich an den äusseren Rand des oberen Theiles des kleineren oder Ulnarmittelhandknochens. Beim Papagei bleibt er fast bis zum unteren Ende der Ulna fleischig und setzt sich an den Anfang des Ulnarrandes des Speichenmittelhandknochens. Bei der Taube ist er in Ursprung und Anheftung ganz wie beim Adler, nur bleibt er bis zum unteren Ende der vorderen Fläche der Ulna fleischig. Beim Huhne bleibt er fast bis zum Handgelenke Nleischig und setzt sich an die äussere Fläche der Mit- telhand, und zwar an den oberen hinteren Vorsprung des Mittelhandknochens für den Zeigefinger. Beim Strausse ist er an seiner ganzen oberen Hälfte mit dem tiefen Beuger (29) verwachsen, doch so, dass die Sehne des tiefen Beugers von seiner Ursprungs- sehne zu trennen ist. Er schickt an die unteren drei Viertel des Speichenrandes der Ulna stärke Fleischfa- sern, die von der unteren Hälfte seiner Ursprungssehne kommen (vergl. Muskel 29), und setzt sich an den 152 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, Anfang des Ausschnittes zwischen beiden Mittelhand- kuochen. Bei Fulica atra ist die Sehne vom äusseren Ober- armknorren schwach; er entspringt hier aber zugleich auch vom ersten Drittel des äusseren Randes der Ulna, bleibt an deren ganzen Länge fleischig und setzt sich an den Anfang des Ulnarrandes des Speichenmittelhand- knochens. Beim Pinguin ist er blos sehnig, entspringt gemein- schaftlich mit dem langen Fingerstrecker (37) vom un- teren Theile der äusseren Oberarinbeinfläche, geht diesen Muskel zum Theil bedeckend zwischen Ulna und Radius herab, und setzt sich mit zwei Zipfeln an die äussere Fläche beider Mittelhandknochen. Seine von Meckel (a. a. O.) zuerst richtig angege- bene Wirkung ist: „Er hebt die Hand etwas, zieht sie aber vorzüglich gegen den Ellenbogenrand des Vorder- armes, beugt sie daher in diesem Sinne.“ 34) Anzieher der Mittelhand ') (Adductor metacarpi). Speichenbeuger der Mittelhand Meckels (Flexor metacarpi radialis Heck.). Ellenbogenstrecker der Mittelhand Tiedemanns (Extensor metacarpi ulnaris Tied.). Bei den drei untersuchten Falkenarten entspringt dieser Muskel fleischig von der inneren Fläche der EI- lenbogenröhre und zwar etwa vom dritten und vierten Fünftel ihrer ganzen Länge; er ist nur am letzten Fünf- tel der Ulna sehnig. Im Handgelenke schlägt sich die 1) Aldrovandi, a a. ©. S. 66. Musculus quintus carpi. Steno, a. a. 0. 8. 336. nr. 2. Wiedemann, a. a.0. S. 93. Der kleine Mittelhandstrecker, Tiedemann, a. a. O. 8. 319. nr. 5. Heusinger, a. a. ©. 8. 188. nr. 24, Meckel, a. a. ©. 8. 337. nr. 7, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, 153 Sehne von der inneren Fläche nach aussen um und en- digt sich am oberen Vorsprunge hinter dem Eindrucke des Mittelhandknochens, der das Rudiment des Daumen- mittelhandknochens vom übrigen Theile des Mittelhand- knochens trennt. ; Bei Corvus Corone und €. glandarius ist er stark entwickelt, entspringt vom zweiten und dritten Fünftel der inneren Fläche der Ulna und verläuft übrigens wie beim Adler. Beim Papagei entspringt er von der unteren Hälfte der inneren Ellenbogenröhrenfläche; übrigens verhält er sich ganz wie beim Adler. Bei der Taube entspringt der Muskel nur vom vier- ten und fünften Fünftel der inneren Ellenbogenfläche. Sei- ne starke Sehne setzt sich an den äusseren Vorsprung des oberen Gelenktheiles des grossen Mittelhandknochens. Beim Huhne entspringt er wie beim Adler; er setzt sich an den äusseren Rand des Zeigefingermittelhand- knochens, der dem Radius zunächst liegt. Beim Strausse ist der Muskel ansehnlich und ent- springt vom unteren Drittel der inneren Fläche der Ulna. Bei der Trappe ist er wie bei der Taube. Bei Fulica atra ist dieser Muskel sehr verkümmert, er entspringt nur vom letzten Fünftel der inneren Flä- che der Ulna, schlägt sich im Handgelenke nach aussen um, und setzt sich an den vorderen äusseren Höcker des Zeigefingermittelhandknochens an, also hinter dem Einschnitte, der diesen vom Daumenmittelhandknochen trennt. Beim Pinguin ist er blos sehnig. Er entspringt vom unteren Theile der inneren Fläche der Ulna, dicht über der Gelenkkapsel des Handgelenkes, verläuft an der in- neren Fläche des Speichenmittelhandknochens,, setzt sich hier aber nicht an diesen Knochen, sondern an den obe- ren und inneren Theil der ersten Zeigefingergliedes. 154 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Dieser Muskel streckt die Mittelhand, scheint sie aber zugleich nach innen oder unten zu ziehen, und in dieser Hinsicht Antagonist des vorigen zu seyn. 35) Langer Beuger der Handwurzel ') (Flexor carpi longus). Innerer Ellenbogenmuskel, Ellenbogenbeuger (Fle- xor carpi ulnaris Mech. et Tied.). Beim Adler, Falco Buteo und F. Tinnunculus ent- springt er vom inneren Rande des inneren Gelenkknor- rens des Oberarmes, unter allen von hier entspringen- den Muskeln am meisten nach unten. Er geht an der inneren Fläche der Ulna herab, bleibt seinem grössten Theile nach längs der oberen drei Viertel der Ulna fleischig. Seine starke Sehne setzt sich an den hinte- ren Theil des inneren Vorsprunges des Handwurzelkno- chens, der mit der Ulna articulirt. Etwa vom Anfange seines unteren Drittels trennt sich von ihm eine schmale Sehne, die am unteren Rande der. grösseren verläuft und sich an dieselbe Stelle ansetzt. Ueber den Ulnar- handwurzelknochen setzt sich die Sehne noch fort bis an den inneren Rand des kleinen oder Ulnarmittelhand- knochens. Von seinem fleischigen Theile trennt sie ein, namentlich bei Falco Buteo starker, Muskelbauch, der den Regierer der Armschwingen (4) bildet. Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt er von der hinteren Fläche des inneren Gelenkknorrens des 1) Steno, a. a. ©. S. 337. nr. 4. Vieg-d‘Azyr, 1773 S 573, nr. 6. Le cubital interne. Merrem, a. a. ©. S. 155. 6 (2). Der Ausdehner des Armes (nach der Zeichnung). Wiedemann, a. a. ©. S. 92. Der lange Ellenbogenbeuger, Cuvier, a a 0. S. 287. Tiedemann, a. a. 0. 8. 320. 5. Flexor carpi ulnaris. Heusinger, a. a. O 8. 189. nr. 26. Meckel, 8. 356. nr. 6. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 155 Oberarmes sehnig, wird dann unter dem Ellenbogenge- lenke fleischig, und bleibt es bis unter die Mitte der Ulna. Die kleine äussere Portion trennt sich schon da, wo der Muskel anfängt fleischig zu werden. Seine Sehne theilt sich im Handwurzelgelenke in zwei Zipfel, von denen der äussere sich an den äusseren kleineren, der innere Zipfel sich an den äusseren Rand des grösseren inne- ren Handwurzelknochens setzt. Beim Papagei bleibt er fast bis zum unteren Ende der Ulna fleischig. Bei der Taube bleibt er bis zu seinem Ansatzpunkte fleischig, und es sondert sich hier keine kleinere Seh- ne ab. Auch beim Huhne bleibt er bis zu seinem Ansatze fleischig. Er giebt auch hier den Regierer der Arm- schwingen (#4) ab und setzt sich an den vorderen Rand des inneren freien Vorsprunges des Ulnarhandwurzel- knochens. Beim Strausse setzt er sich an den Handwurzel- knochen, der vor der Ulna liegt. Bei der Trappe ist der Muskel wie beim Adler. Bei Fulica atra ist der Muskel schwach. Es ist hier aber der ihn bedeckende Theil der Fascia des Vor- derarmes, von welcher der Muskel nr. 39 entspringt, stark sehnenartig verdickt. Es entspringt dieser verdickte Theil der Fascia vom inneren Oberarmknorren, und er setzt sich theils an den Ulnarhandwurzelknochen, theils über diesen hinausgehend an den Ulnarmittelhand- knochen. Beim Pingnin ist er blos sehnig, er entspringt am meisten nach unten von der inneren Fläche des Ober- armes, geht am hinteren Rande der Ulna herab und setzt sich an den oberen Rand des platten Ulnarhand- wurzelknochens. Er beugt die Hand. 156 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 36) Kurzer Beuger der Mittelhand!) (Flexor meta- carpi brevis). Bei Falco Buteo und F. Tinnunculus entspringt er von der äusseren Fläche des untersten Theiles der Ulna, ist innig mit dem Beuger des kleinen Fingers (48) ver- webt, doch so, dass die Sehnen beider Muskeln von einander getrennt sind. Die Sehne unseres Muskels setzt sich an die äussere Fläche des Ulnarmittelhandknochens fast bis zum unteren Ende desselben herab. Aehnlich verhält er sich beim Adler. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist der Mus- kel nur schwach angedeutet, indem bei beiden Vögeln vom äusseren kleineren Handwurzelknochen schwache Muskelfasern zum inneren Vorsprunge am hinteren äus- seren Rande des Ulnarmittelhandknochens herübergehen. Sehr deutlich ist er bei Psittacus erithacus, ent- springt vom unteren Theile der äusseren Fläche der Ulna dicht über dem Beuger des kleinen Fingers (48), geht schräg hinten über das Handwurzelgelenk und setzt sich an die hintere und innere Leiste am oberen Ende des Ulnarmittelhandknochens. Bei der Taube ist er ungemein stark und geht an den ganzen freien Rand des Ulnarmittelhandknochens und zugleich an den Ulnarrand des kleinen Fingers. Beim Huhne ist er ebenfalls deutlich, er giebt den Regierer der Handschwingen (5) ab und setzt sich be- 1) Aldrovandi, a. a. ©. S.66. Musc. postremus carpi. \ Steno, a. a. 0. S. 337, nr. 1 (). | Vieg-d’Azyr, a. a. O0. 1773. S. 577. 3 (?). Le court flechis- seur de l’os du metacarpe. | Tiedemann, a. a. O. S. 320. nr. 6, Heusinger, a. a. ©. S. 190. nr. 27, 4 Meckel, a. a, ©. S, 335. nr, 4, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 157 sonders an die äussere Leiste des hinteren oder freien Randes des Ulnarmittelhandknochens. Beim Strausse entspringt er ebenfalls von der äus- seren Fläche des unteren Gelenktheiles der Ulna und setzt sich fleischig theils an den Ulnarhandwurzelkno- chen, theils an die innere Leiste an der hinteren Fläche des Ulnarmittelhandknochens. Er schickt an seinem un- teren Theile Sehnen zu den Handschwingen ab. Bei der Trappe und Fulica atra entspringt der Mus- kel ebenfalls von der äusseren Fläche des unteren Ge- lenktheiles der Ulna, geht an das erste Viertel des hin- teren oder freien Bandes des Ulnarmittelhandknochens. Beim Pinguin entspringt ein verhältnissmässig sehr starker Muskel sehnig von der äusseren Fläche des un- teren Gelenktheiles der Ulna, wird dann fleischig, be- deutend breit und setzt sich so an den Ulnarrand des Mittelhandknochens. Er beugt die Hand kräftig. F) Fingermuskeln. a) Lange Fingermuskeln. 37) Der lange gemeinschaftliche Fingerstrecker!) (Ex- tensor digitorum communis longus). Bei Falco Albicilla und F. Buteo entspringt er von der äusseren Fläche des äusseren Gelenkknorrens des Oberarmes; verbunden mit dem Supinator (27); er wird bald fleischig und bleibt es bis zum Anfange des zwei- ‚ ten Drittels der ganzen Länge der Speiche. Der schlanke Muskel geht in eine dünne Sehne über, die anfangs zwi- 1) Vieg-d’Azyr, a. a. 0. 1773. 8. 574. nr. 1. Le long radial ei — — — nr. 4. Le flechisseur de lappendix. Merrem, a a. 0. 8. 157. nr. 10. Der grosse Daumenanleger, Wiedemann, a.a, 0, S. 91. Der zweischwänzige Daumen- beuger, 158 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. schen Speiche und Ellenbogenröhre verläuft, dann über die äussere Fläche des unteren Gelenktheiles der Ulna in einer eigenen Rinne, wie die übrigen hier verlaufen- den Muskeln von einer Scheide umgeben, hinweggeht. Am ersten Fünftel des äusseren Randes des grösseren Mittelhandknochens giebt sie eine dünne Sehne nach vorn und innen ab, die sich an den äusseren hinteren Rand des ersten Daumengliedes setzt. Der stärkere Theil der Sehne verläuft längs des äusseren Randes des grös- seren Mittelhandknochens, kreuzt sich auf der Mitte die- ses Randes mit der Sehne des langen Streckers des Zei- gefingers (38), so dass er unter dieser hinweggeht; endlich am Fingergelenke schlägt er sich nach innen um und endigt sich am vorderen oder oberen Vorsprun- ge des ersten Gliedes des Zeigefingers. Bei Falco Tin- nunculus bleibt er bis unter die Mitte der Speiche flei- schig, sonst verhält er sich ganz wie beim Adler: Bei Corvus Corone und C. glandarius entspringt er dicht über dem Supinator (27) und etwas nach aussen | von ihm. Seine Sehne geht über die vordere Fläche des unteren Gelenkfortsatzes der Ulna, und setzt sich | ebenfalls an Daumen und Zeigefinger. | Beim Papagei bleibt er bis unter die Mitte der Spei- che fleischig, sonst bietet er keine Verschiedenheiten dar. Bei der Taube ist der Muskel sehr klein und schwach, Beim Huhne bleibt er bis zum unteren Ende des zweiten Drittels der Speiche fleischig. Seine kurze Sehne setzt sich an die hintere äussere Leiste des Daumens, ! Cuvier, a. a. O0. S. 292. Der gemeinschaftliche Abzieher. Tiedemann, a. a. ©. S. 323. nr. 6. Flexor communis polli- eis et digiti secundi. Heusinger, a. a. O. $. 196, nr. 37. Meckel, a. a. O, S. 343. nr. 1. Daumen - und Zeigefinger- | strecker. | Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 159 die lange und weit stärkere mitten an den oberen Theil des vorderen Randes des ersten Zeigefingergliedes. Bei dem von mir untersuchten Exemplare des zwei- zehigen Strausses fehlte die kurze Sehne für den Dau- men gänzlich. Es geht hier aber an den hinteren in- neren Vorsprung des Daumens eine Sehne vom langen Fingerbeuger (40). Die starke Sehne des Muskels ging blos an den Zeigefinger. Bei der Trappe und Fulica atra ist er wie beim Adler. Beim Pinguin entspringt der Muskel von der äus- seren Fläche des Gelenktheiles des Oberarmes, und zwar vom unteren Theile desselben, jedoch unter den von diesem Theile entspringenden Muskeln am meisten nach oben; er geht sehnig zwischen Radius und Ulna herab, theilt sich auf der Mitte der äusseren Fläche der Mit- telhandknochen in zwei Sehnen, von denen die untere schon auf der Mittelhand mit der Sehne des folgenden Muskels oder des eigenen langen Streckers des Zeigefin- gers verschmilzt; die obere Sehne geht nach dem Spei- chenrande des ersten Zeigefingergliedes und setzt sich hier an. Er streckt den Daumen und Zeigefinger und zieht ersteren zugleich gegen den letzteren. 38) Der eigene lange Strecker des Zeigefingers ') (Extensor indieis proprius longus). Bei Falco Albieilla, F. Buteo und F. Tinnuneculus entspringt er vom zweiten bis vierten Fünftel des Ul- narrandes der Speiche und ist halb gefiedert. Seine 1) Steno, a a. 0. S. 336. nr. 5. Vieq-d’Azyr, 1778, S. 574. nr, 2, Le radial grele, Cuvier, a. a. O. 8, 292. Der äussere Anzieher des zweiten Fingers (?). ' 160 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, Sehne geht über die vordere Fläche des unteren Gelenk- theiles der Ulna, dann auf der Mitte des äusseren Ran- des des Speichenmittelhandknochens über die Sehne des vorigen Muskels hinweg, nimmt hier die Sehne eines kleinen Muskels auf, der vom äusseren Rande des un- teren Gelenktheiles der Speiche entspringt und von Heu- singer (a.a. ©. S. 193. nr. 36) „Hülfsmuskel des äusse- ren Streckers des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers“ genannt wird. Im ersten Gelenke des Zeige- fingers geht nun die Sehne schräg nach der Mitte der vorderen Fläche des ersten Zeigefingergliedes und an dieser herab zum Anfange des zweiten Gliedes, an des- sen vorderen Rand sie sich ansetzt. Bei Falco Buteo enthält die Sehne auf dem ersten Fingergelenke ein klei- nes Sesambein. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist Ursprung | und Ansatz wie beim Adler, nur findet sich der Hülfs- muskel nicht. Beim Papagei ist er stark, entspringt zwar nicht ganz so hoch oben als beim Adler, aber dagegen auch | tiefer fast bis zum unteren Ende der Speiche herab. Bei der Taube verhält er sich wie beim Adler. Beim Huhne entspringt er vom dritten und vierten | Fünftel des Ulnarrandes der Speiche; der Hülfsmuskel von der äusseren Fläche des Anfanges des Zeigefinger- mittelhandknochens. Er setzt sich auch hier an das zweite, Glied des Zeigefingers. | Beim zweizehigen Strausse entspringt der eigene) Strecker des Zeigefingers von den unteren zwei Dritteln Tiedemann, a a. O. S. 322. 5, Der Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers. Heusinger, a. a. ©. S. 193. nr. 35. Der äussere oder hin- tere Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fin- gers; und nr. 36. Der Hülfsmuskel des äusseren Streckers. | Meckel, a. a. O, S. 344. nr. 2. | Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 161 des Ulnarrandes der Speiche, schlägt sich am Handge- lenke nach aussen, nimmt hier Muskelfasern auf zunächst von der äusseren Fläche des oberen Gelenktheiles des Speichenmittelhandknochens, dann von dessen vorderem Rande, tiefer unten noch vom mittleren Drittel der äus- seren Fläche des Speichenmittelhandknochens. Er setzt sich auch hier an den vorderen Rand des zweiten Glie- des des Zeigefingers. Bei der Trappe und Fulica atra ist der Muskel sonst ganz wie beim Adler, nur konnte ich bei letzterer den kleinen Hülfsmuskel nicht finden. Beim Pinguin entspringt er fleischig vom dritten Viertel des Ulnarrandes der Speiche, die Fleischfasern setzen sich aber gleich an eine Sehne an, die an der äusseren Fläche des Handgelenkes sich mit der des Mus- kels nr. 33 kreuzt, indem sie unter dieser hinweggeht. Auf der Mitte der äusseren Fläche der Mittelhand nimmt sie den unteren Zipfel der Sehne des vorigen Muskels auf, geht an der äusseren Fläche des ersten Zeigefinger- gliedes dicht unter seinem Speichenrande an den Spei- chenrand des zweiten Gliedes, an das sie sich ansetzt. Dieser Muskel streckt das zweite Glied des Zeige- fingers. 39) Der oberflächliche lange Fingerbeuger Meckels !) (Flexor digitorum superfieialis Mech.). Bei Falco Albieilla und F. Buteo entspringt er vom mittleren Drittel der inneren Fläche einer Faserhaut, welche vom inneren Gelenkknorren des Oberarmes ent- 1) Aldrovandi, a. a. O. 8.66. Musc. secund. carpi (?). Steno, a. a. 0. 8. 836, 3 (®), Vieg-dAzyr, 1773. S. 572. 5. L’extenseur grele de la par- tie qui tient lieu de doigt. Merrem, a. a. 0, S. 157. 8 (??). Der Fingerspanner. Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829, 11 f 162 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. springt, längs der inneren Fläche der Ulna zur Hand- wurzel herabgeht, sich aber kurz vorher in zwei Zipfel spaltet, von denen der kürzeste sich an den oberen Rand des Ulnarhandwurzelknochens, nach innen von sei- ner Gelenkverbindung mit der Ulna, ansetzt; der län- gere zweite aber über den Handwurzelknochen hinweg zum. unteren Rande des Ulnarmittelhandknochens geht, an dessen Mitte er sich anzusetzen scheint. _ Diese Fa- serhaut ist wohl am richtigsten für die hier verdickte Fascia zu halten, da sie unmittelbar in diese übergeht. Bei F. Tinnunculus entspringt dieser Muskel von den unteren zwei Dritteln der verdickten Fascia, welche den Muskel ganz verdeckt. Bei allen drei Falkenarten geht die Sehne des Muskels in einer eigenen Rinne über den Vorsprung. des Ulnarhandwurzelknochens, dann geht sie herüber zum oberen und inneren Rande des Mittelhand- knochens für den Zeigefinger, schlägt sich dann im er- sten Gelenke des Zeigefingers nach innen und vorn um und setzt sich mitten zwischen beiden oberen seitlichen Gelenkvorsprüngen an die vordere Seite des ersten Glie- des des Zeigefingers. Bei F. Tinnuneulus setzt er sich an das untere Ende des inneren und vorderen Randes | des ersten Zeigefingergliedes. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist er wie | beim Adler und setzt sich an die stark entwickelte Lei- ste am Anfange der vorderen Fläche des ersten Zeige- fingergliedes. Beim Papagei und der Taube setzt sich seine Sehne bis zum zweiten Gliede des Zeigefingers fort. Wiedemann, a. a. O. S. 91. Der obere oder lange Mittel- ' handbeuger. Cuvier, a,a. O. S. 291. Der Anzieher des ersten Fingergliedes Heusinger, a. a. O. S. 191. nr. 32. Der vordere Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers. Meckel, a, a, ©, S. 346. 3. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 163 Beim Huhne wird die Sehne unten wieder fleischig und vereinigt sich mit der Sehne des kurzen Streckers des Zeigefingers (46). Bein Strausse ist nur ein langer Fingerbeuger vor- handen (vgl. nr. 40). Bei der Trappe und Fulica atra entspringt der Mus- kel wie beim Adler, bei ersterer setzt er sich aber an den Anfang, bei letzterer dagegen an das untere Ende des ersten Zeigefingergliedes. Beim Pinguin entspringt er von der inneren Fläche des Oberarmes dicht über dem Handwurzelbeuger (35), läuft mit «diesem parallel dicht über ihm und ihn zum Theil bedeckend an der inneren Fläche der Ulna, dicht über dem hinteren Rande derselben, geht dann über den Ulnarhandwurzelknochen an seiner inneren Fläche dicht unter seinen vorderen Rande, dann schräg vom oberen Theile des Ulnarmittelhandknochens zum unteren des Speichenmittelhandknochens, kreuzt sich hier mit der Sehne des folgenden Muskels (40) unter ihr weggehend, läuft dann in geringer Entfernung vom vorderen Rande des ersten Zeigefingergliedes an dessen inneren Fläche herab und setzt sich an den Anfang des zweiten Gliedes. Er beugt den Zeigefinger und zieht ihn zugleich nach innen. 40) Der tiefe lange Fingerbeuger ') (Flexor digito- rum profundus Meck.). Bei Falco Albieilla und F. Buteo entspringt er etwa vom zweiten bis vierten Achtel der inneren Fläche der 1) Aldrovandi, a. a. 0. 8. 66. Musculus quartus carpi, Steno, a. a. 0. 8, 836. 1. Vieq-d’Azyr, 1778. S. 572. 4 (9). Wiedemann, a. a. ©, 8. 92, Der Strecker des zweiten Fin- gergliedes. 117 £ 4 164 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Ulna und wird bald sehnig. An der inneren Fläche des unteren Gelenkkopfes der Ulna liegt seine Sehne zwi- schen der des vorhergehenden Muskels (39) und der des Anziehers der Mittelhand (nr. 34). Sie schlägt sich dann über den inneren Vorsprung des Mittelhandknochens weg, verläuft am inneren und oberen Rande des grösseren Mittelhandknochens und des ersten Gliedes des Zeige- fingers und setzt sich innen und oben an das zweite Glied des Zeigefingers. Bei Falco Tinnunculus entspringt er wie beim Ad- ler, ausserdem aber auch noch vom ersten Viertel des unteren Randes der Ulna. Hier wird der Muskel erst am Anfange des letzten Viertels der Ulna sehnig. Bei Corvus Corone und C. glandarius ist der Mus- kel stark, er entspringt mit zwei Köpfen, die durch die Ansatzfläche des kurzen Beugers des Vorderarmes (28) getrennt sind, mit dem einen Kopfe vom ersten Viertel der inneren Fläche der Ulna, mit dem andern vom An- fange des hinteren oder freien Randes der Ulna. Beide Köpfe vereinigen sich bald, der Muskel bleibt bis unter die Mitte der Ulna fleischig und verhält sich in Ver- lauf und Ansatz der Sehne wie beim Adler. Beim Papagei ist er ebenfalls stark und entspringt wie bei Corvus Corone mit zwei Köpfen, die durch den kurzen Vorderarmbeuger (28) getrennt sind, aber hier von der ganzen oberen Hälfte der inneren Fläche der Ulna. : Bei der Taube ist er wie beim Adler. Cuvier, a. a. O0. S. 292. Der innere Anzieher des zweiten Fingers. Tiedemann, a. a. O. S. 322. nr. 3. Der Strecker des zwei- ten und dritten Gliedes des zweiten Fingers. Heusinger, a. a. ©. S. 192. nr. 53, .Der vordere Strecker des Daumens und zweiten Gliedes des zweiten Fingers. Meckel, a. a. ©. S. 347. nr. 4. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 165 Beim Huhne entspringt er vom zweiten bis sechs- ten Achtel der inneren Fläche und des Speichenrandes der Ulna. Die sehr dicke Sehne ist längs der inneren Fläche des Zeigefingermittelhandknochens verknöchert. Er setzt sich ebenfalls an den Anfang des zweiten Glie- des des Zeigefingers vorn und innen an. Beim Strausse entspringt der alleinige lange’ Fin- gerbeuger von der ganzen inneren Fläche der Ulna, ist halbgefiedert, stark, giebt an der inneren Seite des Handgelenkes eine Sehne an den hinteren inneren Vor- sprung des Daumens ab (was um so interessanter ist, da der gemeinschaftliche lange Fingerstrecker (37) beim Strausse keine Sehne für den Daumen abgiebt). Die stärkere Sehne geht an der inneren Fläche des Spei- chenmittelhandknochens und des ersten Zeigefingerglie- des herab und setzt sich mit dem grössten Theile sei- ner Sehne an den inneren vorderen Vorsprung des zwei- ten Gliedes; ein schwacher Theil derselben geht an das dritte oder Nagelglied. Bei der Trappe, wo sich der Muskel im Uebrigen wie beim Adler verhält, enthält die Sehne längs dem grossen Mittelhandknochen einen länglichen dünnen Knochen. Bei Fulica atra ist der Muskel sehr stark, er ent- springt vom zweiten bis sechsten Achtel der inneren Fläche der Ulna; im Uebrigen ist er wie beim Adler. Beim Pinguin entspringt er von den beiden einan- der zugekehrten Rändern der Vorderarmknochen sehnig, doch scheinen unter der Sehne auch schwache Muskel- fasern an ihn zu treten. Er geht an der inneren Fläche des Speichenmittelhandknochens in einer flachen Furche herab, ebenso über das erste und zweite Zeigefingerglied und setzt sich an dem unteren Ende des letzteren an. Er zieht das zweite Glied nach innen und beugt es etwas; denn in bedeutendem Grade scheint die Beu- gung der Finger nicht Statt zu finden. 166 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 6) Kurze Muskeln der Finger. «) Des Daumens. 41) Der äussere Daumenstrecker Wiedemanns!) (Ex- tensor pollicis externus Wied.). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt er von der äusseren Fläche des Fortsatzes für den Daumen vom Mittelhandknochen. Er geht sich schnell verschmälernd an den vorderen oder Speichen- rand des Daumens und setzt sich an die daselbst be- findliche Leiste. Bei Corvus glandarius fand ich ihn nicht. Beim Papagei, der Taube und dem Hubne ist er sehr schön. Beim Strausse entspringen zwei kurze Muskeln des Daumens von der äusseren Fläche, die beide dicht ne- ben einander verlaufen und sich an das zweite Glied des Daumens setzen. Der vordere entspringt höher, und zwar vom Speichenhandwurzelknochen, der hintere von der äusseren Fläche des Daumenmittelhandknochens. Bei der Trappe und Fulica atra ist er wie beim Adler. Beim Pinguin fehlt er natürlich, da der Daumen fehlt. Er streckt den Daumen und zieht ihn nach aussen. 1) Vieg-d’Azyr, 1773. S. 576. 1 (2). L’extenseur de lap- pendix. Merrem, a. a. O0. S. 157. nr. 9. Der kleine Daumenaus- strecker. Wiedemann, a. a. 0, S. 93. Der äussere Daumenstrecker. Tiedemann, a. a, ©. $. 321. nr. 2, Der kurze Daumen- ' strecker. Heusinger, a. a. 0. S. 190. nr. 29. Meckel, a. a. ©. S. 348. nr. 1. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 167 42) Der innere Daumenstrecker Wiedemanns !) (Ex- tensor pollicis internus Wied.). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt der Muskel von der Sehne des ersten Spei- chenstreckers (31) etwa einen halben Zoll über ihrem Ansatze an den Daumenvorsprung des Mittelhandkno- chens. Der Muskel ist doppelt. Der eine entspringt flei- schig von der Sehne an der angegebenen Stelle, der andere sehnig gleich unter dem ersten. Beide gehen an der inneren Seite des Daumenmittelhandknochens weg. Der fleischig entsprungene erste Muskel läuft unten in eine Sehne aus, der zweite sehnig entsprungene bleibt bis an seinen Ansatzpunkt fleischig und umgiebt die Seh- ne des ersteren. Beide setzen sich an die innere Seite der Leiste am oberen oder Speichenrande des Daumens. Bei Corvus glandarius ist nur ein einfacher Muskel vorhanden, der fleischig vom der Sehne des ersten Spei- chenstreckers entspringt und sich an den inneren obe- ren Vorsprung des Daumens setzt. Beim Papagei und der Taube ist er ganz wie beim Adler. Beim Huhne ist die Anordnung ähnlich wie beim Adler, nur ist der Muskel mehr langgestreckt, indem er sich an die ganze innere Fläche des ersten Daumen- gliedes fleischig ansetzi und auch noch Sehnenfasern zum Nagelgliede zu schicken scheint. Beim Strausse fehlt der Muskel. Bei der Trappe geht der eine Muskel vom vorde- ren Rande des ersten Daumengliedes noch bis zum zwei- ten Gliede. 1) Wiedemann. a. a. O. 8.93. Der innere Daumenstrecker. Tiedemann, a.a O. S. 321. nr. 1. Der lange Daumenstrecker. Heusinger, a. a. ©. 8. 190. nr. 28. Meckel, a. a. O0, 8. 349. nr. 3 168 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Bei Fulica atra ist der Muskel einfach, bleibt bis an die Mitte des ersten Daumengliedes fleischig und setzt sich an den Speichenrand des Nagelgliedes. Er fehlt beim Pinguin. Dieser Muskel streckt den Daumen und zieht ihn zugleich nach innen. 43) Der Anzieher des Daumens Wiedemanns') (Ad- duetor pollicis Wied.). Beim Adler entspringt der Muskel mit zwei Köpfen; mit dem einen von der inneren Fläche des Daumenvor- sprunges, mit dem andern von dem inneren Vorsprunge des Mittelhandknochens. Er setzt sich an den inneren und hinteren Vorsprung am oberen Gelenktheile des Daumens. Bei Falco Buteo und F. Tinnunculus ist der Muskel nur einfach und entspringt von der inneren Fläche des Mittelhandknochens zwischen dem inneren Vorsprunge und dem Daumenvorsprunge. Bei Corvus glandarius fand ich ihn nicht. Beim Papagei entspringt er theils vom inneren Vor- sprunge des Mittelhandknochens, theils von der Sehnen- scheide des über diesen Vorsprung hinweggehenden lan- gen tiefen Fingerbeugers (40), zum kleinen Theil auch von der inneren Fläche des Daumenvorsprunges der Mit- telhand, doch sind diese Ursprünge nicht so gesondert, dass sie als besondere Köpfe betrachtet werden könn- ten. Er setzt sich auch hier an den inneren hinteren Vorsprung des Daumens. 1) Wiedemann, a. a.0. 8.94. Der Anzieher des Daumens. Tiedemann, a. a. O. S. 325. nr. 9. Der Anzieher oder Ein- wärtszieher des Daumens Heusinger, a. a. O. 8. 191. nr. 31. Meckel, a. a. 0. S 349. nr. 4, Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 169 Bei der Taube und dem Hahne entspringt der Mus- kel wie beim Adler, nur sind die Köpfe nicht getrennt. Beim Strausse entspringt der Anzieher des Dau- mens von der inneren Fläche des Speichenhandwurzel- “ knochens. Er setzt sich hier an den vorderen inneren Vorsprung des ersten Daumengliedes. Bei der Trappe ist er wie bei der Taube. Bei Fulica atra ist nur der Theil fleischig, der von der inneren Fläche des Daumenmittelhandknochens kommt; dieser setzt sich an den inneren und vorderen Höcker des Daumens Ausserdem findet sich bei diesem Vogel eine Sehne, die theils Fortsetzung des Ulnarhandwur- zelbeugers ist, theils von dem Ulnarmittelhandknochen kommt. Diese setzt sich an den inneren hinteren Hö- cker des ersten Daumengliedes und scheint die zu starke Bewegung nach aussen zu beschränken. Beim Pinguin fehlt er. Er zieht den Daumen nach innen und scheint ihn etwas zu beugen. 44) Beuger des Daumens !) (Flexor pollieis). Bei Falco Albicilla und F. Buteo entspringt vom vorderen Rande des Mittelhandknochens für den Zeige- finger ein ziemlich starker Muskel, der gerade nach vorn an den hinteren Rand des Daumens geht. Bei F. Tinnuneulus ist er schwächer. Auch bei Corvus Corone und C. glandarius ist er schwach, entspringt nur vom Anfange des vorderen Ran- 1) Vieg-d’Azyr, 1773. S. 577. nr. 2, Le court flechisseur de Vappendix. Merrem, a a. 0, 8.158. nr. 11. Der kleine Daumenanleger. Wiedemann, a. a. 0. 8. 94. Der Daumenbeuger. Tiedemann, a. a. O0. S. 324. nr. 8. Heusinger, a. a. 0. 8, 191. ‚nr. 80. Meckel, a. a. 0. S. 349, nr. 5. 170 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. des des Zeigefingermittelhandknochens, steigt aber nach vorn und unten weiter herab. Beim Papagei ist er stark und setzt sich an die ganze Länge des hinteren Daumenrandes. Bei der Taube entspringt er, ähnlich wie bei Cor- vus Corone, höher als beim Adler vom vorderen Rande des Mittelhandknochens für den Zeigefinger, geht aber weiter nach vorn und unten herab, so das er auch hier das untere Ende des hinteren Daumenrandes erreicht. Beim Huhne setzt er sich an den ganzen hinteren Rand des ersten Daumengliedes fleischig an, und scheint auch Sehnenfasern zum Nagelgliede abzugeben. Beim Strausse entspringt der Beuger des Daumens vom ‚ersten Viertel des vorderen oder Speichenrandes des Mittelhandknochens für den Zeigefinger und setzt sich an die obere Hälfte des hinteren oder Ulnarrandes des ersten Daumengliedes. Bei der Trappe und Fulica atra ist er wie bei Falco Tinnuneulus. Beim Pinguin fehlt er. Er beugt den Daumen kräftig, das heisst, er zieht ihn gegen den Mittelhandknochen. #) Kurze Muskeln des Zeigefingers. 45) Der Anzieher des Zeigefingers ') (Adductor pha- langis primae indicis). Bei: Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnuneulus entspringt vom inneren Vorsprunge des Mittelhandkno- 1) Steno, a. a. 0, S 337.3 (9). Wiedemann, a. a. O. S. 94, Der Strecker des ersten Fin- gergliedes. Tiedemann, a. a. 0. S. 322. nr. 4. Strecker des ersten Glie- des des zweiten Fingers, Heusinger, a. a. ©. S. 193. nr. 34. Merkel, a. a. O. S. 350. nr. 8. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 171 chens bis zum Ende des ersten Drittels der inneren Flä- che des grösseren Mittelhandknochens ein Muskel, des- sen Sehne am oberen und inneren Rande des grossen oder des Mittelhandknochens für den Zeigefinger ver- läuft und sich an den inneren oberen Vorsprung des ersten Gliedes des Zeigefingers setzt. Bei Corvus Corone setzt er sich an das zweite Glied des Zeigefingers. Beim Papagei entspringt er vom inneren Vorsprunge am oberen Theile des Mittelhandknochens und von dem ganzen inneren und vorderen Rande des Mittelhandkno- chens für den Zeigefinger als ein halbgefiederter Mus- kel. Am ersten Gelenke des Zeigefingers schlägt sich die Sehne nach aussen um und setzt sich an den An- fang der hier schwach entwickelten Leiste auf der vor- deren Fläche des ersten Zeigefingergliedes. Bei der Taube entspringt er von den oberen drei Vierteln der inneren Fläche des Mittelhandknochens für den Zeigefinger und bleibt fleischig bis zu seinem An- satze an den inneren und hinteren Vorsprung des er- sten Zeigefingergliedes. Beim Huhne ist er stark, entspringt und verläuft ganz wie beim Adler. Beim Strausse entspringt der Anzieher des Zeige- fingers ebenfalls von dem schwach angedeuteten Vor- sprunge an der inneren Fläche des Mittelhandknochens; ein zweiter kleinerer Kopf kommt etwa von der Mitte des vorderen Randes des Speichenmittelhandknochens. Er setzt sich an den vorderen inneren Vorsprung des oberen Gelenktheiles des ersten Zeigefingergliedes. Bei der Trappe ist er ganz wie beim Adler. Bei Fulica atra entspringt er ebenfalls vom inne- ren Höcker des Mittelhandknochens und vom vorderen Rande des Speichenmittelhandknochens. Er bleibt bis zu seinem Änsatze fleischig; er endigt sich am ersten 172 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Gliede des Zeigefingers und zwar am vorderen inneren Höcker des oberen Gelenktheiles. Beim Pinguin fehlt er. Er zieht den Zeigefinger nach innen und streckt ihn zugleich etwas. 46) Der Abzieher des Zeigefingers') (Abductor pha- langis secundae indicis). Beim Adler und Falco Buteo entspringt er an der äusseren Fläche der Mittelhand von der oberen Hälfte der einander zugekehrten Ränder der beiden Mittelhand- knochen, jedoch weiter herab von dem des Ulnarmittel- handknochens. Seine Sehne verläuft längs des unteren Theiles des hinteren Randes des Speichenmittelhandkno- chens und von da anfangs an der hinteren Fläche des ersten Zeigefingergliedes, weiter unten am äusseren Ran- de desselben, und setzt sich an den äusseren und obe- ren Rand des zweiten Gliedes des Zeigefingers. Bei Falco Tinnunculus enthält seine Sehne unten einen kleinen runden Knochen. Bei Corvus Corone ist er ganz wie beim Adler. Beim Papagei ist er ziemlich stark entwickelt und entspringt von den oberen drei Vierteln der Mittelhand- knochen. Bei der Taube entspringt und verläuft er wie beim Adler. Beim Huhne setzt sich seine Sehne zum Theil an den Anfang des zweiten Gliedes, theils geht sie an sei- 1) Steno, a. a. 0. S. 337. 4 (?). Vieq -d’Azyr, 1773. S. 577. 5 (2). Liinterosseux anterior. Tiedemann, a. a. O. S. 325. nr. 10. Der äussere Mittel- handmuskel. Heusinger, a. a. O. S. 197. nr. 39, Meckel, a. a. O, S. 350. nr. 6. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 173 nem äusseren Rande bis zur Spitze desselben Gliedes des Zeigefingers. Beim Strausse entspringt er an der äusseren Flä- che der Mittelhand vom oberen Drittel des Ulnarrandes des Speichenmittelhandknochens und von den oberen drei Vierteln des Speichenrandes des Ulnarmittelhandknochens. Er setzt sich hier an den vorderen Rand des dritten Gliedes des Zeigefingers. Bei der Trappe und Fulica atra ist er wie beim Adler. Beim Pinguin fand ich ihn nicht. Er zieht das zweite Glied des Zeigefingers nach aussen, 47) Der Beuger des Zeigefingers !) (Flexor indicis). Beim Adler und Falco Buteo entspringt von der in- neren Fläche der Mittelhand oben, wo beide Mittelhand- knochen verwachsen sind, weiter unten vom vorderen Rande des kleineren und von der inneren Fläche des grösseren Mittelhandknochens ein Muskel, dessen dünne Sehne anfangs am vorderen Rande des kleineren oder Ulnarmittelhandknochens herabläuft, dann sich nach aus- sen wendet, am hinteren Rande des ersten Zeigefinger- gliedes herabläaft und sich am hinteren Vorsprunge des oberen Gelenktheiles des zweiten Gliedes des Zeigefin- gers endigt. Bei Falco Tinnuneulus geht die Sehne an das un- tere Ende des hinteren Randes des zweiten Zeigefin- gergliedes. 1) Steno, a,a. 0, S. 338, nr. 5 [OR Tiedemann, a,a, 0. 8.825. nr. 11. Der innere Mittelhand- muskel, Heusinger, a. a, O0. S. 197. nr, 40. Meckel, a. a. 0, S. 350. nr. 7. 174 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, Auch bei Corvus Corone geht die Sehne bis an. die äusserste Spitze des zweiten Fingergliedes und setzt sich hier am Ulnarrande an, Dasselbe findet beim Papagei Statt. Der Muskel ist bei ihm stark und entspringt an der inneren Flä- che der Mittelhand von der ganzen Länge der einan- der zugekehrten Ränder beider Mittelhandknochen. Bei der Taube ist er wie beim Adler, beim Huhne wie beim Papagei. Beim Strausse entspringt der Beuger des Zeigefin- gers von den oberen drei Vierteln der einander zuge- kehrten Ränder der Mittelhandknochen, an der inneren Fläche der Mittelhand und geht zwischen beiden be- weglich mit einander verbundenen unteren Gelenkthei- len der Mittelhandknochen durch, und am hinteren Rande des ersten Zeigefingergliedes herab zu demselben Rande des zweiten Gliedes. Bei der Trappe ist er wie beim Adler, Bei Fulica atra entspringt er von der ganzen Län- ge der einander zugekehrten Ränder der Mittelhandkno- chen, läuft anfangs am hinteren Rande, dann an der äusseren Fläche des ersten Zeigefingergliedes herab und setzt sich an den Ulnarrand des zweiten Gliedes. Beim Pinguin entspringt der Muskel an der inne- ‘ren Fläche der Mittelhand von den beiden einander zu- gekehrten Rändern der Mittelhandknochen, geht schon in der Mitte der Mittelhand nach aussen, dann an der äusseren Fläche zwischen Zeigefinger und kleinem Fin- ger bis zur Spitze des zweiten Gliedes des Zeigefingers. Er wird gleich am Ursprunge sehnig. Er beugt den Zeigefinger, das heisst, er zieht ihn gegen den kleinen Finger. Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. 175 y) Kurzer Muskel des kleinen Fingers. 45) Der Beuger des kleinen Fingers‘) (Flexor di- giti minimi). Bei Falco Albicilla, F. Buteo und F. Tinnunculus entspringt er vom äusseren Rande des unteren Gelenk- theiles der Ulna sehnig, trennt sich aber bald in zwei fleischige Bäuche. Der äussere Bauch nimmt Muskel- fasern von dem äusseren freien Rande des Ulnarmittel- handknochens auf, der innere bekommt Fasern von der hinteren Fläche und dem hinteren Rande desselben Mit- telhandknochens. Beide Bäuche vereinigen sich und ge- hen mit ihrer gemeinschaftlichen Sehne an den hinteren und unteren Vorsprung des kleinen Fingers. Bei Corvus Corone und C. glandarius konnte ich ihn nicht finden. Beim Papagei ist er sehr deutlich. Er entspringt von der äusseren Fläche des unteren Gelenktheiles der Ulna, geht an die äussere und stärkere der hinteren Leisten am oberen Theile des Ulnarmittelhandknochens und nimmt von hier noch Fasern auf. Er setzt sich an den Anfang des Ulnarrandes des kleinen Fingers. Bei der Taube ist dieser Muskel innig mit dem kurzen Beuger der Mittelhand (36) verwebt. — Ausser ihm findet sich ein zweiter kleinerer, der vom unteren Rande des Ulnarmittelhandknochens entspringt und sich ebenfalls an den Ulnarrand des kleinen Fingers setzt. 1) Steno, a. a. ©. S. 337. nr. 2 (9). Vieg-d’Azyr, a, a, O. 1773. S. 577. 4 (2). Le eourt flechis- seur du doigt, Merrem, a. a. O, S. 157. nr. 7. Der Anzieher des Fingers. Tiedemann, a. a. O. 8, 324. nr. 7. Der Beugemuskel des dritten Fingers, Heusinger, a. a. O. S. 196. nr. 88, Meckel, a. a. O. 8. 351. nr, 9, 176 Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel. Beim Huhne entspringt er vorzüglich von der gan- zer inneren Leiste des hinteren Randes des Ulnarmit- telhandknochens, doch nimmt er auch Fleischfasern auf, die von der äusseren Fläche des unteren Theiles der Ulna kommen. Er setzt sich auch hier an den Ulnar- rand des kleinen Fingers. Beim Strausse ist er sehr stark. Er entspringt hier vom ganzen Speichenrande des Ulnarmittelhandknochens und setzt sich an den Ulnarrand des kleinen Fingers. Ausser diesem Muskel erhält beim Strausse der kleine Finger noch einen besonderen Strecker oder An- zieher (49). Er entspringt sehnig von der inneren Fläche des Ligamentum carpi volare und scheint auch vom Ul- narhandwurzelknochen Sehnenfasern zu bekommen. Der Muskel ist klein und schwach. Er setzt sich an den vorderen und inneren Vorsprung des ersten Gliedes des kleinen Fingers, den er nach innen und zugleich gegen den Zeigefinger zu ziehen, also zu strecken scheint. Bei der Trappe ist der Muskel wie beim Adler; bei Fulica atra wie beim Papagei. Beim Pinguin entspringt von der inneren Fläche des Ulnarmittelhandknochens, und zwar vom ersten Drit- tel derselben fleischig ein verhältnissmässig starker Mus- kel, der zu dem Anfange des Ulnarrandes des kleinen Fingers geht. Er wird in der Mitte seines Verlaufes sehnig. Die Sehne ist rund und stark. Ausserdem geht beim Pinguin eine Sehne längs des hinteren Ran- des des Ulnarhandwurzelknochens zum Anfange des hin- teren Randes des kleinen Fingers. Dieser Muskel beugt den kleinen Finger, das heisst, er entfernt ihn vom Zeigefinger und zieht ihn zugleich etwas nach aussen. Ueber die Augen des Maikäfers. 177 VI. Ueber die Augen des Maikäfers. Nachtrag zur früheren Abhandlung über die Augen der Insekten. Vom Dr. Jouannes MUELLER, Professor zu Bonn. (Nebst Kupfertafel V. Fig. 3.) Straus Dürckheim hat in seiner prachtvollen Anatomie des Maikäfers ( Considerations generales sur ’anatomie comparee des animaux articules, auxquelles on a joint Danatomie descriptive du Melolontha vulgaris. Paris 1828. 4.) auch einige anatomische Bemerkungen über den Bau der Augen bei den Insekten mitgetheilt, wel- che freilich sehr unvollständig sind und mit der Ge- nauigkeit und Ausführlichkeit, womit die übrigen Gegen- stände in diesem classischen Werke behandelt werden, nicht übereinstimmen. Der Verfasser theilt zuerst seine Beobachtungen über die Augen der Daphnien mit, die er bereits in seiner Monographie dieser Gattung (Me- moires du muste d’histoire naturelle T. 5) bekannt ge- macht hat. Das Auge besteht, wie nach meinen Beob- achtungen an Monoculus apus, Gammarus pulex und der Wallfischlaus, aus einem Haufen von kegelförmigen Krystallkörpern, welche mit ihren Spitzen in dunkles Pigment eingesenkt sind, mit ihren runden Köpfen aber neben einander frei hervorragen, und von einer gemein- schaftlichen nicht facettirten Hornhaut überwölbt sind. Von den Insekten giebt der Verfasser nur die Zer- gliederung des Auges vom Maikäfer. Er beschreibt hier ähnliche Krystallkörper (Cristallins), die aber in unge- heurer Anzahl zu einer zusammenhängenden Schichte ver- bunden seyen; er betrachtet diese Organe nur für eine weitere Entwickelung und Vervielfachung einer einfa- cheren Bildung, wie sie den Daphnien zukommt. Hier- Meckels Archiv f. Anat. u. Phys. 1829, 12 178 Ueber die Augen des Maikäfers. nach sollte man die von Straus Dürckheim beim Mai- käfer beschriebenen Krystallkörperchen für dieselben Theile halten, welche ich früher und neulichst wieder an den zusammengesetzten Augen der Krebse und In- sekten beschrieben, durchsichtige Kegel, welche hinter den Facetten der Hornhaut liegen, in ihrer Achse ganz durchsichtig, aber an ihren Wänden von Pigment be- kleidet sind. Dafür hielt sie auch nach Siraus Dürck- 'heims Beschreibung F. van der Hoeven in seiner an anatomischem Detail sehr reichen Zoologie: Handboek der Dierkunde of Grondbeginsels der natuurlijke geschie- denis van het dierenrik. Te Rotierdam 1828. 8. 187. Auch ich glaubte dieses, als ich im Herbst 1828 zu Ber- lin das eben erschienene Werk von Siraus, besonders die Kupfertafeln ansichtig wurde. Nachdem ich aber später dieses Werk hier am Ort verglichen und die Darstellung vom Auge näher untersuchen konnte, be- merkte ich erst, dass diese Darstellung sehr unbestimmt ist, dass Siraus mit Unrecht die prismatischen Facet- ten der Hornhaut Krystallkörper nennt und den Kıy- stallkörpern der Daphnien vergleicht, und dass er wahr- scheinlich die eigentlichen kegelförmigen Kıystallkör- perchen, welche beim Maikäfer wie gewöhnlich hinter den Facetten der Hornhaut liegen, nicht gekannt hat. Er beschreibt seine Cristallins als sechsseitige Prismen oder Abtheilungen der-Cornea von 0,00003 m. Dicke | und 0,00007 m. Länge und convexer vorderer wie hin- | terer Fläche. Dieses sind in der That nichts anderes als | was man gewöhnlich Facetten der Hornhaut nennt. Den- noch könnte die folgende Stelle glauben machen, dass Straus die durchsichtigen kegelförmigen Körperchen hinter den Facetten der Hornhaut wenigstens als eine Schichte der Hornhaut vorgekommen seyen. „Les Cris- tallins sont formes d’une substance moins dure que le reste des legumens, surtout vers l’interieur de T’orbite Ueber die Augen des Maikäfers. 179 ls sont composes de plusieurs lames non fibreuses, pa- ralleles aux buses; j’en ai compte de cing a six que jai pu detacher; mais il serait possible, qwil y en eüt un plus grand nombre. Si a Pinstar de la conjonc- tive des animauw superieurs, les tegumens passent sur ces crislallins, en se moulant sur eux, la couche exie- rieure doit Elre regardee comme appartenant propre- ment au tet.“ Die Fasern des Sehnerven endigen sich nach Siraus hinter jenen Abtheilungen jede an einer birnförmigen Anschwellung, welche vorn so breit als die entspre- chende Facette ist. Diese birnförmigen Anschwellungen sind an ihren Wänden mit Pigment bekleidet. Siraus gesteht, sie nicht näher untersucht zu haben, und es bleibt daher zweifelhaft, ob er in ihnen die durchsich- tigen Körperchen übersehen hat. Wie dem aber sey, Straus ist das Wichtigste bei seiner Untersuchung ent- gangen; in der That hätte er mit einem Mikroskop von nur acht Durchmesser Vergrösserung, die durchsichtigen kegelförmigen Körperchen im Auge des Maikäfers ent- decken können. Ich werde diese Theile nun beschrei- ben, wie ich sie ganz kürzlich wiederholt bei Unter- suchung des Auges von Melolontha vulgaris gesehen habe. Nimmt man bei einem Maikäfer, welcher einige Zeit in Weingeist gelegen hat, die Hornhaut vom Auge weg, so bleibt an ihrer hinteren Fläche ein Ueberzug sitzen, welcher an den den Facetten entsprechenden Stellen durchsichtig, in den netzförmigen Zwischenstel- len aber undurchsichtig ist. Dieser Ueberzug lässt in Wasser sich leicht mit einer Nadel von der vollkom- men harten hinteren Fläche der Hornhaut abkratzen, oder (80 wenig sitzt er fest) mit der Rückseite einer Messerspitze abwischen. Das Abgewischte besteht aus zerbröckelten Aggregaten der durchsichtigen Kegel, wel- Ir 180 Ueber die Augen des Maikäfers. che als eine Schichte die hintere Fläche der Hornhaut überziehen, die um etwas dicker ist als die Hornhaut selbst; denn ihre Dicke verhält sich zur Breite der Fa- cetten an der hinteren Fläche der Hornhaut fast wie 3:1, die Dicke oder Höhe der prismatischen Facetten in der Dieke der Hornhaut verhält sich aber zur Breite der Facetten wie 7:3. Zerbröckelt man diese Aggregate in dem Schälchen oder Uhrglas des Mikroskops noch weiter, so lösen sich eine Menge der durchsichtigen Kegel ab, und man kann sie, wie bei den übrigen Insekten, einzeln un- ter dem Mikroskop betrachten. Sie sind vollkommen durchsichtig, und daher unter dem Mikroskop nur durch ihre scharfen Ränder oder Umrisse erkennbar; sie sind ferner vollkommen kegelförmig, an dem einen Ende: platt, an dem andern spitz, und fast dreimal so lang als an der vorderen Fläche oder Basis breit. Diese ist gerade so gross als die Breite der entsprechenden Facetten. Ob ihre Seitenwände wie die Wände der prismatischen Facetten sechseckig sind, habe ich nicht unterscheiden können. Das Mikroskop zeigt nichts von Ecken. Bei ihrer Aggregation zu einem Ueberzug der Cornea sind sie an ihren Seitenwänden von demselben violettbraunen Pigment bekleidet, welches zwischen den Fasern des Sehnerven herabsteigt. Die letzteren treten an die Spitzen jener durchsichtigen Kegel ohne alle Anschwellung. Also zwischen den prismatischen Facet- ten der Hornhaut und den Enden der Fasern des Seh- nerven liegt eine Schichte vollkommen durchsichtiger kegelförmiger Krystallkörperchen. Ich habe diese Theil- chen an einem Frauenhofer - Utschneiderschen Mikroskop, welches das naturhistorische Seminar zu Bonn als ein höchst kostbares Geschenk höheren Ortes erhalten ‚hat, mikrometrisch gemessen. Das Mittel mehrerer Messungen ergab für die Breite Ueber die Augen des Maikäfers, 181 der kegelförmigen Krystallkörperchen, an ihrer Basis, wo sie an der hinteren Fläche der prismatischen Horn- hautabtheilungen ansitzen, — 0,00095, ihre Länge = 0,00273 eines Pariser Zolles. Man sollte sich bei mikroskopischen Gegenständen immer der mikrometrischen Messungen bedienen und sich nicht bei der höchst unzuverlässigen Angabe der Vergrösserungen durch das Mikroskop in den Abbildun- gen begnügen. Denn man musste sich doch überzeu- gen, dass die Angaben von dem Vergrösserungsvermö- gen der Linsen in den Mikroskopen auf keiner erfah- rungsmässigen Basis beruhen und die übertriebensten Bestimmungen enthalten. Es begegnet Einem bei den vortrefflichsten Instrumenten, dass Linsen, welche der Angabe des Optikers nach etwa 16mal im Durchmes- ser vergrössern sollen, dem Augenscheine nach in der That kaum 5mal vergrössern. In Fig. A habe ich die durchsichtigen Theile des Auges vom Maikäfer mit Rücksicht auf ihre gegenseiti- gen Grössenverhältnisse abgebildet. a. Prismatische Abtheilungen oder Facetten der Horn- - haut. Verhältniss der Länge zur Breite = 7:3. b. Durchsichtigekegelförmige Krystallkörperchen. Ver- hältniss der Länge zur Breite = 3:1. Längen- durchmesser —= 0,00273, Breitendurchmesser der Basis — 0,00095. ce, Fasern des Sehnerven. Fig. B einzelne durchsichtige Kegel. Man sieht aus allem Vorhergehenden, dass das Auge des Maikäfers sich durch nichts von dem allgemeinen von mir beschriebenen Bau der zusammengesetzten fa- cettirten Augen der Insekten und Krebse unterscheidet, 182 Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes*in IX. Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in der Leber der jungen Salamanderlarven. Vom Dr. Jouannes MUELLER, Prof. zu Bonn. In undurchsichtigen Theilen hat man noch fast niemals den Kreislauf des Blutes beobachten können; am aller- wenigsten in einem parenchymatösen drüsigen Einge- weide. Wie höchst wichtig könnte eine solche Beob- achtung an der Leber werden, wo ausser einem System von absondernden Kanälen oder ausser der eigentlichen Drüsensubstanz noch eine dreifache Ordnung der Blut- gefässe herrscht. Diese Beobachtung habe ich für un- möglich gehalten; aber ein glücklicher Zufall hat mir Gelegenheit gegeben, an einem Thiere in allen undurch- sichtigen Theilen mit einer zusammengesetzten Loupe den Kreislauf so schön und deutlich beobachten zu kön- nen, wie es sonst mit dem zusammengesetzten Mikro- skop an durchsichtigen Theilen immer möglich ist. Die durchsichtigen Theile, welche bei Anwendung des zu- sammengesetzten Mikroskopes hierzu dienen konnten und noch dienen können, sind die Schwimmhaut der Frö- sche, der Schwanz der Froschlarven, die Lungen der Frösche, Salamander und Eidechsen, die Fledermaus- flügel, das Mesenterium der Säugethiere, die Harnblase des Frosches, das bebrütete Hühnchen, die ganz jungen Fischehen, die Kiemen des Proteus, der Salamanderlar- ven und der ganz jungen Krötenlarven, endlich einige durchsichtige Wirbellose, wie Naiden, Hirudo vulgaris, Crustaceen und Insekten. Bei allen diesen Thieren lehrt die Beobachtung, dass es vielerlei Dinge, wovon die Pathologen so lange Zeit einen hypothetischen Gebrauch gemacht haben, nicht giebt, z. B. freie Endigungen der Blutgefässe, aushauchende resorbirende Enden und man- der Leber der jungen Salamanderlarven. 183 cherlei andere Arten der Kapillargefässe, vasa Iympba- tico-arteriosa, lymphatico-venosa, Iymphatico - serosa und was sich sonst noch ohne Beobachtung und ohne den so wohlfeilen Augenschein des Mikroskopes meinen lässt. Die Beobachtung lehrt an allen jenen Theilen, dass Blutgefässe niemals frei endigen, sondern dass alle fei- nen Zweige der Arterien durch netzförmige Verbindun- gen unmittelbar in feine Venen übergehen. Sieht man nun diese Netze und keine freien Enden der Blutgefässe zwischen den beiden Blättern des Mesenteriums als ei- ner serösen Haut, so weiss man allerdings, dass der seröse Dunst ohne freie und offene Gefässenden abge- sondert wird, wenn man nicht die Verkehrtheiten der Meinungen der Erfahrung des Augenscheins vorzieht. Aber damit jene wichtige Erfahrung ‚allgemein geltend würde, wäre nöthig, dass der Kreislauf auch auf. un- durchsichtigen Theilen, auf parenchymatösen Organen beobachtet werden könnte. Dieses ist bei den Larven der Wassersalamander 8. e.vigua Laur. et S, platicauda d. Aub. vollkommen möglich, und zwar bei den. Thier- chen, wie sie im Monat Mai vorkommen, wo; sie etwa 15 Linien Länge messen. Man kann sich hier bei al- len Organen überzeugen, dass es von den fünf Arten von Endigungen einer Arterie, die Haller ') den Meinungen seiner Zeit gemäss annahm, keine einzige giebt, ausser dem Uebergange einer Arterie in eine Vene, dass in jedem Organe nur netzförmige Uebergänge der Arterien in Venen beobachtet werden und zwar solche Verbin- dungen, welche wirklich Blutmolecule, ‚deutlich sicht- bare und einzeln unterscheidbare Blutkügelchen führen. Am herrlichsten und wichtigsten ist aber das Schauspiel, welches der Lauf des Blutes in der Leber bei den jun- 1) Element. physiol, libr. I. & 28. cet 154 Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in gen Wassersalamandern gewährt. Dieses will ich nun beschreiben. Im Mai dieses Jahres, als ich junge Salamander- larven während des Lebens untersuchte, ward ich beim Oeffnen der Unterleibshöhle sehr überrascht, da ich über die ganz dünne und abgeplattete Leber ein starkes Ge- fäss hingehen sah, in dem ich mit blossen Augen eine wellenförmige Bewegung des Blutes bemerkte. Ich sah diese Bewegung auch in den venösen Aesten, welche dieses Gefäss auf der Oberfläche der Leber aufnahm. Wie ward ich aber erst überrascht, als ich diese Theile bei auffallendem Sonnenschein mit einer dreifachen Lou- pe betrachtete; ich sah hier die Bewegung des Blutes in den feinsten Gefässrinnen auf der Oberfläche der Le- ber, in Rinnen, welche nur ein Blutkügelchen fassten, ich sah alle einzelnen Blutkügelchen deutlich und geson- dert durch die feinsten Rinnen vorüberströmen; kurzum der Kreislauf des Blutes war hier so deutlich, ja noch deutlicher mit einer dreifach zusammengesetzten Loupe sichtbar, als er sonst bei ansehnlicher Vergrösserung in durchsichtigen Theilen erkennbar ist. "Das auf der rechten Seite über die Oberfläche der Leber verlaufende starke Gefäss ist die untere Hohlve- ne; von der Wirbelsäule wendet sie sich gegen einen Zipfel der Leber, erreicht an diesem die Oberfläche der Leber und ist in derselben ganz seicht eingegraben. Später bei dem erwachsenen Salamander ist es nicht mehr so; dann ist die Hohlvene von der Lebersubstanz überwölbt, und sie ist beim erwachsenen Salamander nicht mehr auf der Oberfläche der Leber sichtbar. Wäh- rend des Verlaufs in der Oberfläche der Leber nimmt die Hohlvene sichtbar das Blut der Lebervenen auf, wel- che unter spitzen Winkeln von beiden Seiten in der ganzen Länge des Gefässes, so weit es in der Leber- substanz liegt, einmünden. der Leber der jungen Salamanderlarven. 185 An die untere Fläche der ganz platten dünnen Le- ber tritt ein anderer Gefässstamm aufsteigend, dieser verzweigt sich in entgegengesetzter Richtung vollstän- dig an der unteren Fläche; er ist die Pfortader. Auch an der unteren Fläche ist die umgekehrte Bewegung von den Stämmen bis in die feinsten Rinnen sichtbar. Die Substanz der Leber ist sehr zart und ganz hellgelb, wie Dottersubstanz, sie besteht"aus langgezo- genen cylinderförmigen und stumpfgeendigten Theilchen oder Acini, welche in vielfacher Richtung durcheinan- derliegen; diese langgezogenen Acini haben einige ent- fernte Aehnlichkeit mit den Blinddärmchen ähnlichen Elementartheilen an der Leber des bebrüteten Hühn- chens, sind aber viel weniger deutlich’ als diese und ragen nicht frei empor. Die Bewegung des Blutes ist nun folgende. Allent- halben befinden sich zwischen den Häutchen der läng- lichen Aecini feine Strömchen, in denen einzelne Blut- molecule vorüberrinnen; diese Strömchen sammeln sich zu grösseren, diese wieder in stärkere, und endlich tritt das venöse Stämmehen unter spitzem Winkel aufwärts von der Seite in die Hohlvene. Solche Stämmchen der Lebervenen ergiessen ihr Blut zahlreich von beiden Sei- ten in den mittleren über die Leber weggehenden Ve- nenstamm. Das Merkwürdigste und Ueberraschendste ist, dass die Molecule oder Blutkügelchen, einzeln deutlich sicht- bar, ohne sichtbare Gefässe zwischen den Häufchen der länglichen Aecini und zwischen den Acini selbst hinströ- men, indem sie von dem Rande der Leber und: aus der Tiefe von den Pfortaderzweigen allenthalben hervorkom- men, während die Pfortaderzweige in entgegengesetzter Richtung an der unteren Fläche der ganz dünnen und platten Leber ihr Blut in gleiche Rinnen ergiessen. Je- der, welcher dieses seltene Schauspiel in einem drüsi- 186 Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes: in gen Organe zuerst sieht, sollte glauben, die Molecule strömen ohne Gefässwände nur in Rinnen oder in den Zwischenräumen der langgezogenen Aecini. Doch ist die- ses nicht meine Meinung, denn viele andere Untersuchun- gen, besonders an feinen Injeetionspräparaten haben mich gelehrt, dass die feinsten Strömchen des Blutes auch in drüsigen Organen, wenn nicht eine häutige Wand, doch verdichteten Bildungsstoff zur Grenze haben. So werden in den Nieren die stärkeren gewundenen Harn- kanäle der Rindensubstanz von einem Netze der feinsten Blutgefässchen allenthalben umspongen. Aber so viel ist gewiss, und davon kann sich jeder an der Salaman- derlarve überzeugen, die Blutkügelchen eirculiren zawx- schen den Acini und kommen überall aus ihren Zwi- schenräumen hervor. Am interessantesten sind die Strömchen dicht am Rande; denn hier sind sie am kleinsten und kommen unmittelbar von der unteren Fläche aus den ähnlichen Rinnen der Pfortader her. In: den kleinsten Strömchen fliessen die Molecule einzeln hinter einander und zwar in Zwischenräumen, nicht dicht. Da es nun keine fei- nere Blutgefässe giebt als solche, in welchen Blutkügel- chen einzeln fliessen, wie die Beobachtung in allen an- dern Theilen des Salamanders lehrt, so hat man hier die vollkommenste Anschauung von dem Kreislauf des Blutes in der Leber. Als interessante Punkte der Beobachtung hebe ich noch folgende hervor: 1) Das Blut fliesst in der Hohlvene wie in allen Rin- nen der Lebervenen stossweise und zwar isochro- nisch mit der Contraetion des Ventrikels. 2) Die Hohlvene verändert bei der stossweisen Be- wegung des Blutes ihren Durchmesser so wenig als die Pfortader. 3) Ein Unterschied der Farbe des Blutes in der Hohl- der Leber der jungen Salamanderlarven, 187 vene und in der Pfortader ist nicht zu bemerken, weder im Stamm noch in den Aesten der Leber- venen und Pfortaderzweige. Nachdem ich diese herrliche Erscheinung zum ersten Mal gesehen, wiederholte ich die Beobachtung öfter in Gegenwart von Zeugen. Herr Professor Kilian, Herr Dr. Kaufmann und mein Freund Herr Prof. Pugg& ha- ben die Bewegung des Blutes in der Leber der jungen Salamanderlarve so gesehen, wie ich es eben beschrie- ben habe. Die Larven, welche ich am geeignetsten fand, mas- sen vom Kopf bis zum After 7+ Lin., vom. Kopf bis zum Schwanzende 15 Lin. Rh., ich hatte sie in der Hälfte - des Mai eingefangen; sie dürfen eher noch etwas stär- ker als jünger und zarter seyn. Uebrigens sind nicht alle gleich geeignet. An jeder wird man sich durch die Beobachtung belohnt finden, aber nur die recht lebens- kräftige gewährt die deutlichste Einsicht; unter #4 bis 5 frischen Larven wird sich immer eine solche finden. Um die Thierchen ruhig zu erhalten, schnitt ich Schwanz und Beine mit der Scheere ab, wobei kein Blutverlust Statt fand; dennoch konnte ich einige Mal den Kreis- lauf sehr lange und einmal fast eine ganze Stunde lang beobachten. So wie in der Leber, so ist bei den jungen Sala- manderlarven fast in allen Theilen mit der zusammen- gesetzten Loupe der Kreislauf des Blutes zu beobach- ten, wie z. B. auf dem Darmkanale, in allen Theilen des Unterleibs, vorzüglich schön auf der Gallenblase, welche unter der Leber hervorragt. In allen Theilen sieht man die Blutkügelchen in den feinsten Gefässen, welche blos ein Kügelchen fassen, einzeln deutlich aus den Arterien durch netzförmige Anastomosen unmittel- bar in feine Venen übergehen. Die feinsten Strömehen auf der Gallenblase sind gerade so gross, wie die fein- 188 Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in sten Rinnen auf der Oberfläche der Leber. Durchgän- gig bewegte sich das Blut in den übrigen Theilen et- was rascher als in der Leber, auch in der Pfortader um ein weniges rascher als in den Lebervenen, daher denn auch der Lauf des Blutes in der Leber am ehe- sten aufhört. Am interessantesten ist die Vergleichung der Gallenblase mit der Leber selbst; denn hier kann man die arteriösen Zweige der Gallenblase mit den zu- führenden Zweigen der Pfortader vergleichen, wobei we- nig Unterschied in der Blutbewegung bemerkbar ist. Man sieht auch arteriöse Zweige gegen die Leber ge- hen, aber die meisten gehören eben nur der Gallen- blase an. Zur Untersuchung bedient man sich einer zusam- mengesetzten Loupe aus drei Linsen, womit man die Theile von der Sonne beleuchtet untersucht. Die zu- sammengesetzten Mikroskope gewöhnlicher Art, auch die besten, taugen hierzu nicht, weil sie keine hinrei- chende Beleuchtung von oben zulassen. Nur für Unter- suchung durchsichtiger Theile sind diese Instrumente recht geeignet. Ein dem naturhistorischen Seminar zu Bonn gehöriges kostbares Mikroskop von Frauenhofer, das ich oft für andere Zwecke, besonders zu mikrome- trischen Messungen benutzt habe, leistet für unsern ge- genwärtigen Zweck fast gar nichts. Indessen giebt es kleine Mikroskope, wobei die Linsen dicht hinter ein- ander stehen, die eine mässige Vergrösserung haben und wobei gerade nur undurchsichtige Gegenstände vor- trefflich auf der Oberfläche untersucht werden können. Ausser einem zusammengesetzten grösseren Instrument besitze ich ein kleines Mikroskop letzterer Art von Bau- mann in Stuttgart, das mir die vortrefflichsten Dienste geleistet hat und das auch den Kreislauf des Blutes beim Salamander herrlich beobachten lässt. Doch reicht, wie gesagt, eine Loupe mit drei Linsen vollkommen aus. der Leber der jungen Salamanderlarven. 189 Nur müssen die Theile immer gehörig befeuchtet seyn; ich legte den verstümmelten Rumpf nach weggeschnit- tenen Bauchdecken in ein Uhrglas mit Wasser. So'be- darf es bei der Salamanderlarve gar keiner durchsich- tiger Theile, sondern man kann durch blosse Beleuch- tung von oben in jedem Theile den Uebergang der Arterien in Venen durch netzförmige Verbindungen so deutlich sehen, dass sich jedes Blutkügelchen deutlich bis in die Stämme verfolgen lässt. Diess rührt gröss- tentheils daher, weil die Blutkügelchen des Salamanders absolut so ausserordentlich gross sind, indem man' sie 12mal grösser als die des Menschen schätzt; es rührt aber auch daher, dass die Theile bei der jungen Sala- manderlarve noch so äusserst ‘zart und auf der Ober- fläche durchscheinend sind; denn bei dem erwachsenen Salamander lässt sich weder in der Leber noch in ei- nem andern undurchsichtigen Eingeweide etwas der Art beobachten. Die Leber selbst ist daher nicht mehr hell- gelb, sondern schwarzbräunlich gefärbt, und es ist kei- ne Spur eines Strömchens mehr an ihr zu bemerken. Da die Leberlappen der Frösche und Kröten sehr platt sind und einen dünnen Rand haben, so hatte ich schon früher sehr oft versucht, ob sich bei jüngeren und äl- teren Fröschen und Kröten der Kreislauf des Blutes am Rande der Leber beobachten lasse. Ich habe diese Beob- achtungen bei auffallendem und durchscheinendem Ta- geslicht und Sonnenschein wiederholt, bin äber hierbei zu gar keinem Resultat gekommen, denn ich habe durch- aus nichts Bestimmtes unterscheiden können. Ich kann mich daher nicht genug über das glückliche Resultat, welches Gruithuisen') aus einer ähnlichen mikroskopi- schen Untersuchung erhalten haben will, und über seine 1) Beiträge zur Physiognosie und Bautognosie München 1812, 8. 159, 190 Ueber den sichtbaren Kreislauf des Blutes in so überaus: deutliche Abbildung wundern. Gruithuisen erzählt: „Da sah ich dann, dass die Leberdrüschen (Acini) in Träubchen sehr nett beisammen und so ge- formt und gelagert waren, um gänzlich im Pfortader- blute zu schwimmen, dass sich die Capillargefässe, wel- che es den Drüschen zuführen, in den Drüschen nicht eigentlich vertheilen, sondern nur in die Zwischenräume dieser Körperchen übergehen und so das Blut wie zwi- schen einen Haufen Erbsen ergiessen. Nur wenn das Blut seinen Lauf zwischen diesen Drüsen vollbracht hat, geht es in den Capillarvenen dieser Träubehen in die zurückführenden Venen der Leber über, um zur Hohl- vene zu gelangen. Immer sah ich hinter diesen Träub- chen Streifen von lichten ins Gelbliche fallenden Säften, welche ich ihrer Lage‘ wegen sogleich für Gallengefässe hielt, die ich auch zufolge sorgfältiger Prüfung für diesel- ben anerkennen musste, da ich sie in gemeinschaftliche Stämmehen zusammenmünden sah. Dicht hinter den Träubchen des Randes lagen ihrer mehrere über und ne- ben einander, wie es das Dickerwerden der Leber mit sich bringt, weshalb es nichts Leichtes war, durch Be- leuchtungsvortheile jene Capillargefässe des Blutes und der Galle bestimmt zu sehen.“ In der Abbildung von Gruithuisen scheint mehr das Resultat der Untersuchung als die Natur selbst dar- gestellt. Dieses kann ich durchaus nicht billigen; denn es ist unerlässlich,. dass der Naturforscher das, was er sieht, auch ganz getreu so deutlich oder so undeutlich, wie er es sieht, abbilde. Dennoch bezweiflele ich nicht, dass Gruithuisen mehr an dem Rande der Froschleber als ich und, Kaltendbrunner !) sehen konnten, wirklich gesehen hat. Denn seine Beobachtung ist unbefangen 1) Experimenta circa statum sanguinis et vasorum in inflam- matione, Monachii 1826, 4, Ze = der Leber der jungen Salamanderlarven. 191 und ohne vorgefasste Meinung oder Zweck ganz isolirt mitgetheilt. Aber man wird sie nicht wiederholen kön- nen, denn zu’oft habe ich dasselbe mit verschiedenen Instrumenten vergeblich. versucht. Ich habe zwar wie Kaltenbrunner netzförmige Blutgefässe, niemals aber auch nur die geringste Spur von Blutbewegung oder von Blutkügelchen bemerken können. Dass die Communi- cationen der Blußgefässe in der Froschleber sehr stark sind, geht daraus hervor, dass man die Lebersubstanz ausserordentlich lächt durch die Pfortader aufblasen kann, wobei die Luft m die Hohlvene und selbst ins Herz tritt, aber keine Br in die Gallengänge übergeht. er KR /ubT/ ABRSehröher se, A passe. FR chwer we. Lfhsine, #720. Ei9.27. in | DNEMier ae mar ie MER dee Ser u | \ | R 5 —{,_—,——————m——— sypmski mn Za6. LT fig. 2 eZ N N Arte Camelaıs, | | Ei Archiv für Anatomie und Physiologie. Tex 1 Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. Vom Dr. Med. M. W. Pıaccr, Leibarzte Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten zu Bentheim . und Steinfurth und Badearzte zu Bentheim, r (Hierzu Kupfertafel VL Fig. 1. u. 2.) Osne mich auf eine vollständige historische Erörterung der verschiedenen Zeugungstheorien einzulassen, darf ich dennoch zur besseren Würdigung der nachherigen Untersuchungen die Hauptansichten nicht übergehen, welche über den ursprünglichen Antheil des Säugethier- weibchens an der Zeugung eines neuen Individaum zu den verschiedenen Zeiten von den Physiologen aufge- stellt worden sind. Die ältesten Physiologen nahmen bekanntlich an: das weibliche Süugethier habe Samen, gleich dem nlichen, und das Säugethierei bilde sich erst nach Befruchtung aus der Vermischung des männlichen und weiblichen Samens hervor *). Allein bereits Fal- lopia *) leugnete die Existenz eines weiblichen Sa- bei den Säugethieren und dem Menschen. Doch 1) 8. Halleri Elem, phys. Tom. VIII. p. 24. 25. 2) Obs, anatom, In oper, omn. Tom. J. p, 106. Meckels Archiv f, Anat. u. Phys. 1829. 13 194 Weber das Ei der Säugethiere vor der@Befruchtung. war es der grosse Harvey, welcher zuerst mit Kühn- heit und Erfolg den Ansichten der älteren Physiologen widersprach und den Satz aufstellte: „omne vivum ex ovo“, Bei den Säugethieren jedoch’ nahm er noch an, dass sich das Ei erst in der Gebärmutter bilde; die Eierstöcke selbst hielt er blos für Organe, deren ’Be- stimmung sey, eine schlüpfrige Feuchtigkeit abzuson- dern und den Gefässen Befestigung zu geben. Obgleich die Bläschen in den’ Eierstöcken der Säu- gethiere und der Menschen schon dem Vesal. und Fal- Zopia nicht unbekannt waren, so waren es doch vor- züglich die drei niederländischen Anatomen:: Jan van Hoorn, Regnier de Graaf und Jan Swammerdam , wel- che’ fast ' gleichzeitig ihre‘ Aufmerksamkeit auf. diese Bläschen richteten und ihre Bedeutung hinsichtlich des Zeugungsgeschäftes näher zu entwickeln suchten. Vor- züglich suchte Regnier de Graaf durch anatomische Untersuchungen und bei Schafen und Kaninchen /an- gestellte Vivisectionen darzuthun , dass in den Eierstö- cken der Süugethiere eben rer als bei den Vögeln Bier enthalten seien. Doch scheint man ihn späterhin nicht recht verstanden zu haben, indem man behau- ptete, er habe die nachher sogenannten ovula Graafiana für die eigentlichen Eier gehalten, da’er doch ausdrück- lich sagt, dass diejenigen Körper, aus welchen sich das Jünge bildet, nicht immer in den Eierstöcken vorhan- den seien, sondern dass dieselben sich erst nach der Befruchtung bilden und ihre Anzahl der Anzahl''der Jungen entspreche, die das Thier jedesmal gebärt, da doch im Gegentheile die sogenannten ovula Graafiana bereits lange vor der Begattung sichtbar und in weit grösserer Anzahl vorhanden sind, als jedesmal Junge geboren werden, Er sagt nämlich '): „In der Sub- 1) Nach der von‘ Palfyn in seinem Traite des monstres mit- Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. 195 stanz der weiblichen Hoden finden sich mehrere Körper, wovon einige denselben natürlich, andere dagegen wider- natürlich sind. — Diejenigen Körper, welche ihnen natür- lich sind, welche sich aber zur zuweilen in den weiblichen Hoden finden, sind Kügelchen oder kleine Blasen, welche nach Art der conglomerirten Drüsen zusammengesetzt sind ans mehreren Theilchen, welche sich vom Centrum bei- nahe in gerader Linie bis zur Peripherie erstrecken, und welche in eine eigenthümliche Membran eingeschlossen sind. Ich sage, dass sie nieht immer in den weiblichen Ho- den vorhanden sind, weil man sie nämlich daselbst nur nach der Begattung findet, zu welcher Zeit man da- selbst einen oder mehrere dergleichen Körper findet, “ jenachdem das Thier jedesmal ein oder mehrere Junge wirft. Auch sind sie nicht immer auf gleiche Weise beschaffen bei den Thieren derselben Gattung, denn bei den Kühen sind sie gelb, bei den Schafen rot, und in den anderen aschfarbig. Werner enthalten sie änie Te nach der Begattung eine zarte Substanz, welche in ihrer Mitte eine durchsichtige, in eine feine Membran eingeschlossene, Feuchtigkeit enthält, welche dann, zusammen mit der ‚sie umschliessenden Membran, atsgestossen wird. Nachdem dieses geschehen, bilden sie nur eine leere Höhle, welche allmälich ‚verschwin- det, so dass in den letzten Monaten der Schwanger- schaft ‚sie nur aus einer soliden Masse zu bestehen scheinen, und unmittelbar nach der ‚Geburt des Fetus verkleinern sich diese Bläschen oder Kügelchen aufs neue und verschwinden endlich ganz “. Man sieht aus dieser ‚Beschreibung deutlich, dass de Graaf bier nicht die gewöhnlichen Eierstockbläschen u getheilten Uebersetzung aus Regnier de Graaf ‘de mulier. organ. Cap. XII, da ich des Originals, bei meiner literarisch so sehr beschränkten Lage, nicht habhaft werden konnte. 13 * 496 Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. (nachher ovula Graafiana genamnt) beschreibt, sondern dass er von den sogenannten gelben Körpern spricht, in deren Mitte sich das wahre weibliche Ei bildet, wel- ches er als eine, in eine feine Membran eingeschlos- sene, Feuchtigkeit beschreibt, welche nach der Begat- tung ausgestossen wird, und in dem Eierstocke "eine „Höhle zurücklässt, welche sich allmälich verkleinert und endlich ganz schliesst." Da die meisten Anatomen aber "späterhin irrigerweise annahmen, dass de Grauf bei 'seiner Beschreibung des währen Säugethiereies die Ei- 'erstockbläschen selbst im Auge gehabt habe, so konnte man leicht veranlasst werden, die ganze Entdeckung de Graafs in Zweifel zu ziehen, und die sogenannten ovula Graafiana für Hydatiden ausgeben. Zu diesem Irrthume trug jedoch de Graaf selbst viel bei, indem er das eigentliche, in dem gelben Körper enthaltene Ei übersah oder wenigstens nicht als solches deut! genug bezeichnete, und wahrscheinlich den ganzen 3 ben Körper für das eigentliche Ei hielt, weshalb & auch an einer änderen Stelle *) gesteht, dass die Pier in den Eierstöcken wohl 10mal grösser seien als die- jenigen, die man nachher in den Fallopischen Röhren antreffe. Dazu kam nun noch, dass etwas später An- ton van Leeuwenhoek die Samenthierchen entdeckte, und gestützt auf diese Entdeckung eine ganz neue Theo- rie der Zeugung aufstellte, nach welcher die Samen- thierchen des männlichen Samens das Rudiment zur Bildung des Embryo hergeben sollten. . Die vorzüglichste Schwierigkeit, welche die Theo- rie der Eier bei den Säugethieren darbot, war die feste Verbindung, welche zwischen den, fälschlich für die wahren Eier gehaltenen, Eierstockbläschen und. dem Eierstocke Statt findet, so wie ihr.zur Weite der Fal- —[ [0000 2 he n „ E 1) A. a, 0. p. 15. - Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. 197 lopischen Röhre verhältnissmässig zu grosser Umfang. Allein wenn man de Graaf xichtig verstanden und da- bei die Beobachtungen Malpizhis *), Morgugnis ?) und Anderer gehörig gewürdigt hätte, so würde man bald alle diese Schwierigkeiten gehoben, und. bereits damals ‚die richtige Ansicht erfasst haben, die uns erst in der neuesten Zeit zu Theil geworden ist. Denn Haller sagt schon. ’), „dass am Ende des 17ten Jahr- hunderts die gangbarste Meinung über das weibliche Ei diese gewesen sei: die erste Wohnung des Menschen sei ein Bläschen, dieses’ werde im gelben Körper er- nährt und, wenn es vollkommen ausgebildet sei,, durch ‚die. Maskelfasern des Eierstockes und durch die Kraft der eigenen Anschwellung aus dem Eierstocke_ heraus- gedrückt, von der das Oyarium umfassenden Tuba auf- genommen, von wo es dann weiter in die Gebärmutter we 2a man später i in dem Irrthume befangen war, als hätten de Graaf, Malpighi u..A. die Eierstockbläschen für die wahren Eier der Säugethiere und des Menschen gehalten, so verlor ‚sich.die oben dargestellte richtigere Ansicht wieder, zumal da der berühmte und zu seiner Zeit so einflussreiche Haller in seiner Physiologie *) den Satz aufstellte: „vesiculae ovarii non sunt ova, neque primordia novi animalis“. Es ist allerdings richtig, dass die Eierstoekbläschen keine eigentlichen Eier sind, wenn sie gleich nach meiner Entdeckung die Bildungsstätte derselben sind, allein daraus folgt noch keinesweges, dass den Säugethieren überhaupt keine 1) Dissertatio epistolica ad Sponium, In opp: omn. ed. L. B. p. 222. seq. 2) Advers, anatom. IV. Nr. 29, p, 62, 3) Elem, Phys. Tom. VII. $. XVIIL p. 42. 4) Elem, Phys. Tom. VII &. XIX, p. 45. 198 Weber das Ri der Säugethiere vor der Befruchtung. Eier zukommen, welche Meinung sich späterhin allge- mein unter den Physiologen verbreitet hat. Man nahm nämlich seit Hallers Zeiten an, dass durch die Be- fruchtung ein Eierstockbläschen berste, die in demselben enthaltene Flüssigkeit ausgeleert‘, in die Fallopische Röhre aufgenommen, in den Uterus geführt und erst da in ein Ei umgewandelt werde, ‘während das gebor- stene Eierstoekbläschen‘ in einen sogenannten gelben Körper umgewandelt werde. Diese Ansicht hat sich so lange unter allen Physiologen erhalten, bis Everard Home zufällig bei der Sektion einer wahrscheinlich erst kurz zuvor geschwängerten Person ein Eichen in dem Eierstocke fand !) und dadurch veranlasst wurde, den wahren Eiern der Säugethiere nachzuspüren, und da- bei mit Bauer fand, dass sich das wahre weibliche Ei der Säugethiere bereits vor der Befruchtung in dem gelben Körper bilde ?). Den gelben Körper selbst aber sahen sie. als einen eigenen, neuen, von den Ei- erstockbläschen völlig verschiedenen Körper an. "Bald darauf machte auch ich meine bereits früher, ehe jene Beobachtungen Homes und Bauers zu meiner Kenntniss kamen, gemachte Entdeckung des Eies in dem Bier- ' stocke der Kühe im 7ten Bande des Meckelschen Ar- chivs bekannt, da ich an der früheren Bekanntmachung derselben durch die Veränderung meines früheren Wir- kungskreises, Wohnorts und häuslichen Verhältnisses gehindert worden war. Ich will hierdurch keinesweges die Priorität der Entdeckung des SNäugethiereies den verdienten Physiologen Englands, Home und Bauer, entreissen und mir zueignen, sondern ich glaube dieses 1) Philos. Transact. for 1817. p. 255. Uebers. in Meckels deutschem Archiv f. d. Phys. Bd. IV. Stück 3. S. 277. 2) Philos. Transact. for 1819. p. 59. Webers. ebendaselbst Bad. V. Stück 3.. 8. 415. | Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. 199 hier ganz der Wahrheit gemäss mittheilen zu ‚müssen, um zu beweisen, dass ich die kleinen Säugethiereier- chen nicht erst den Herren Home und Baxer nachge- sehen, sondern dieselben, ohne Auctoritätsglauben, auf- gefunden habe. A Meine Beobachtungen stimmten nun zwar hinsicht- lich der Existenz der Eierchen in den Eierstöcken der Säugethierweibehen vor der Befruchtung ganz mit den Beobachtungen Homes und Bauers überein, allein, da ich das Glück hatte, der allmälichen Entstehung des Ei- chens in. dem Eierstockbläschen auf die Spur zu kom- men, zeigte ich, dass sich das Säugethierei ursprüng- lieh ineinem Eierstoekbläschen (oder sogenanntem ovu- lo Graafiano) bilde, und nicht, wie Home und Bauer ‚gelehrt hatten, in einem eigenen neuen, im Parenchy- ma des Eierstockes sich bildenden Körper, corpus Iu- teum genannt, sondern dass dieses Eierstockbläschen selbst, während sich in demselben das Ei ausbildet, in einen sogenannten gelben Körper verwandelt werde. Ich verweise hier auf die damals von mir gegebene Ent- wiekelungsgeschichte des Eies im Eiersiocke der Kühe und füge hier nur noch, zur besseren Verständigung der damals mitgetheilten Beobachtung, die von mir verfer- tigten Zeichnungen des Kuheichens in seinem allerer- ‚sten (Figur I.) und in seinem weitergeförderten, der Reife genäherten Stadio (Figur II.) der Entwickelung bei. In dem Jahre 1827 bestätigte der Herr Prof. von Baer die Anwesenheit der Säugethiereichen in den Ei- ‚erstockbläschen ‘). Er glaubt zwar dieselben zuerst ‚entdeckt zu haben, allein von diesem Wahne wird er gewiss zurückgekommen sein, nachdem er das Buch ’ 1) De ovi mammalium et hominig genesi epistolam ad Acad. imp. sc, Petropolitanam dedit €. E. a Baer €. tab. aenea. Lips. 1827, 200 Ueber’ das Ei der Säugethlere vor der Befruchtung. der Geschichte aufgeschlagen und die Beobachtungen de Graafs, Homes, Bauers und meine in diesem Ar- chive mitgetheilten Wahrnehmungen wird näher in Er- wägung gezogen haben. —ı.Damit will ich aber durch- aus nicht den hohen Werth seiner sorgfältigen und ge- nauen Forschungen verkleinern, sondern bedauere nur, dass ‚meine gegenwärtige Lage es mir nicht. erlaubt, meine früheren Forschungen in diesem Gebiete fortsetzen zu können, und mache hier vorzüglich auf einen Um- stand aufmerksam, der noch einer näheren Bestätigung bedarf. Das ist ‚nämlich die Behauptung von Baers, dass das Eichen, wenigstens bei der Hündin, frei’im Eierstockbläschen flottire, da meine früheren Beobach- tungen mir das Eichen in den'Eierstockbläschen der Kühe, wenigstens in den ersteren Perioden der Bildung, an der Wand des Eierstockbläschens befestigt, und aus derselben gleichsam hervorgebildet, finden liessen. Bei em Schweine fand Hr. Prof. von Baer hingegen das Eichen unbeweglich. im. Eierstockbläschen !), weshalb ich diesen Punkt einer nochmaligen genauen Prüfung unterwerfen werde, sobald ich. .dazu im Stande sein werde, indem es.mir: der Analogie ‚nach wahrscheinli- cher ist, dass sich das Eichen aus den Wänden ‘des Eierstockbläschens 'hervorbildet, als dass es sich aus der eiweissähnlichen Flüssigkeit des, Eierstockbläschens frei hervorbilden sollte. . „.. Wir haben, ‚nun ‚noch‘. die Aufgabe, das von de Graaf schon gekannte, von Home, Bauer, mir und von Baer wieder aufgefundene Säugethiereichen mit den Eiern ‚der niederen Thierklassen zu, vergleichen. Ich will indessen hier blos ‚eine Vergleichung mit dem Vo- geleie anstellen, woraus sich denn die Vergleichung, mit ‚den übrigen leicht ergiebt., Das völlig ne ge- 2.4.2.0:8. 17. - ab oo a5“ Ueber das Ei der Säugethiere vor der Befruchtung. 201 legte Vogelei entspricht dem reifen ovulo Graafiano, welches ein Eichen beherbergt. Was die Schale des Vogeleies ist, ist’ die gefässreiche Umgebung der Eier- stockbläschen, was die’ Eischalenhaut ist, ist die feste tunica propria des 'Eierstockbläschens, dem Eiweisse entspricht vollkommen die Flüssigkeit der Eierstockbläs- chen, und die Dotterkugel nebst der Cicatricula des Vogeleies stellt das eigentliche Süugethiereichen dar. So sehr also die einzelnen Theile einander auch ent- sprechen, so verschieden sind sie aber auch auf der anderen Seite. Während das Vogelei sich ganz von dem Eierstocke ablöst, birst das reife Säugethierei nach der Befruchtung und lässt allein das innere Ei (der Dotterkugel des Vogeleies entsprechend) hervortreten; während ferner das äussere oder umschliessende Ei des Vogeleies das Junge bis zu seiner völligen Ausbildung beherbergt, wird das innere Säugethiereichen schon im Eierstocke von dem äusseren Eie ausgestossen; während das äussere Vogelei im Eierstocke wenig oder gar keine Flüssigkeit enthält, sondern dasselbe erst bei dem Durch- gange durch den eierleitenden Kanal erhält, enthält das äussere Säugethierei anfänglich die grösste Menge einer eiweissähnlichen Flüssigkeit, welche bereits im Eier- stocke zur Ernährung des inneren Eichens zum gröss- ten Theile verwandt wird; während das innere Vogelei eine für die Ernährung des Embryo hinreichende Nah- rungsflüssigkeit enthält, erhält das Säugethiereichen diese „erst, nachdem es sich von dem umschliessenden Eie und ‚dem Eierstocke getrennt hat; das innere oder eigentli- ‚che Vogelei (Dotterkugel) ernährt sich unmittelbar aus der im äusseren Bie aufgeschlossenen Flüssigkeit, Eiweiss genannt, während das Säugethiereichen, nachdem es das äussere Ei verlassen hat, mit einer neuen zellig- membranösen Masse (membrana decidua) urngeben wird, aus deren Iymphatisch - eiweissstoffigen Flüssigkeit sich 202 Beschreib. eines durch Vereinigung der Augenhöhlen etc. das Säugethierei und der in ihr sich entwickelnde: Em- bryo ernährt; während die äussere Hülle des äusseren oder umschliessenden Eies nach vollendeter Brütung. aber stirbt und von dem jungen »Küchelchen durchbrochen. wird, fährt die äussere. Hülle des umschliessenden Säu- gethiereies im Eierstocke fort zu» vegetiren, ‚nachdem das innere..oder eigentliche. Eichen das umschliessende Ei verlassen hat, und bildet denjenigen Körper im Eier- stocke, we man im einen corpus luteum ge- nannt hat. = 3 ar D j N Beschreibung eines durch Vereinigung der Au- genhöhlen, Mangel der Nase, Verkürzung "des Öberkiefers und Aufwärtskrümmung des Unter- kiefers missgebildeten Kopfes eines Lam- mes und einer Ziege. Vom Dr G. JıecerR (Hierzu Kupfertafel v1. Fig. 3.) 1) An dem ausgestopften Exemplare eines einige Tage alten Lammes, das sich auf dem königl. Natura- lienkabinet zu Stuttgart 'befindet,, lassen sich folgende Abweichungen erkennen. Die äusseren Ohren scheinen etwas mehr nach:'vorn: gerückt, sie sind nur $ “von dem Winlxel der einfachen Augenhöhle entfernt. Zu- , gleich scheint der Zwischenraum zwischen beiden. klei- “ner, indem die Wölbung des Schädels selbst schmäler ist, und dieser sich ‘nach vorn mit einer nach allen Seiten, jedoch gegen das Auge mehr abhängigen Wöl- bung endigt. Die Gränze derselben bildet ‚die Spalte missgebildeten Kopfes eines Lammes und einer Ziege. 203 für den einfachen nur etwas breiteren Augapfel. Zu- nächst unter dieser findet sich als Andentung der Na- senspalte eine beinahe nackte dunkler gefärbte Linie, in deren Mitte eine kleine Oeffnung vorhanden zu sein scheint. Die Haare sind von: dieser Linie an abwärts gekehrt ‘nach der etwa 9 ” tieferen und kaum 1” .brei- ten Mundspalte, über welche dann die gewölbte Spitze des aufwärts gebogenen Unterkiefers hervorragt. " 2) Fast dieselbe Bildung zeigt der Kopf der Ziege. Die Ohren sind jedoch etwas weiter von einander und von dem Winkel der Augenliederspalte entfernt. Die Wandung des Schädels ist aufwärts gerichtet und endigt sich mit einer fast kugelförmig gewölbten Stirne. Diese fällt beinahe senkrecht gegen die einfache Augenlieder- spalte ab, welche etwas über 1” von einem Winkel zum anderen. misst. In sie,sind 2 runde Augäpfel ein- gesetzt, so dass wahrscheinlich die Iris der vereinigten Augäpfel ziemlich vollständig vorhanden war. Unter der Augenliederspalte ist die Haut nackter, aber keine Nasenspalte zwischen ihr und der Mundspalte erkennbar. Diese setzt sich zu beiden Seiten etwas rückwärts fort, ist jedoch im Ganzen ziemlich kurz. Ueber sie ragt aber der Stark gewölbte Unterkiefer nach oben hervor. Von diesem‘ Kopfe fand sich nur noch der " ollkommen erhaltene Schä- del vor, dessen Beschreibung ich daher mittheile. Denkt man sich den Schädel ohne Unterkiefer, so stellt sein Umwiss im Ganzen ein beinahe gleichseitiges Dreieck dar, dessen eine Seite als Grundlinie von der Hinter- hauptsöffnung bis zu der Vereinigung der Oberkiefer- knochen, die eine Seitenlinie von da bis zur Vereini- gung der Stirnknochen und die 2te Seitenlinie von hier an zu der Hinterhauptsöffnung gezogen werden könnte. Die Abweichung von den normalen Verhältnissen be- steht darin, dass die Grundlinie des Dreieckes in Ver- gleich mit dem normal gebildeten Schädel verkürzt, die 204 Beschreib. eines durch Vereinigung der Augenhöhlen etc. eine Seitenlinie von der Vereinigung. der Oberkiefer- -knochen bis zur, Vereinigung der Stirnknochen erhöht und die 2te.-Seitenlinie von, da bis zur Hinterhauptsöff- nung bedeutend verlängert ist, so dass die Seitentheile der Stirnknochen noch einen Vorsprung über die vor- dere Seitenlinie. des Dreiecks bildeten. Man könnte auch die ‚Basis der. Schädelhöhle bis zur Mitte des Or- bitaltheiles der Stirnhöhle ‚als 2te Seitenlinie annehmen, über, welche. dann die Schädeldecke sich wölbte und zwar ‚ohne sich nach 'vorn zu schliessen. Die Stirn- knochen bildeten‘ nämlich eine weite ausgeschweifte Oeffnung, welche, blos durch.die in dem ausgestopften Exemplare in eine runde Wulst erhobene Haut geschlos- sen war. Das ganze grosse Gehirn: hatte also ohne Zweifel eine, den Knochen entsprechende fast cylindri- sche Form, welche auch zum Theil das kleine Gehirn angenommen ‚haben musste. „Letzterer war durch 2 Schädelwirbel. bedeckt, von welchen. der ‚eine aus der pars. condyloidea und dem hinteren Theile der pars ba- silaris des Hinterhauptbeines, bestand. Der 2te Wirbel bildete die Schuppe des Hinterhauptbeines, welche sich auf die Felsentheile der beiden Schläfenbeine als auf ih- ren Körper stützte, Die Sella turcica mit.den grossen Flügeln des Keilbeines und den Seitenwandbeinen stellen den Sten, Wirbel dar, Der 4te bestände sodann aus dem Körper und den Flügeln des vorderen Theiles des Keil- beines mit der einfachen. Oeffnung für den gemeinschaft- lichen. Sehnerven, neben welcher zu jeder ‚Seite eine weite fissura sphenoidalis inferior und hinter dieser im grossen Keilbeinflügel das eirunde Loch sich befand. Der Bogen dieses Wirbels, nämlich das Stirnbein, zeigte an seinem Orbitaltheile keine Spur einer Trennung, und sogar die Schuppen .des Stirnbeines. waren an ihrem vor- deren. Rande völlig verschmolzen und. nur rückwärts waren die beiden: Hälften des Stirnbeines noch durch e | missgebildeten Kopfes eines Lammes und einer Ziege. 205 eine feine Spalte getrennt. An der‘ der grossen Fonta- nelle entsprechenden Stelle fand sich ein’kleines vierecki- ges Zwickelbein. Die beiden verschmolzenen Augen lagen in der von dem kleinen Flügel des Keilbeines, dem Orbitaltheile des Stirnbeines, den Jochbeinen und ‚den Oberkieferknochen gebildeten Höhle. Die Ober- kieferknochen sind damit an ihrer inneren Seite mitein- ander zu einer flach gewölbten Fläche verbunden, wel- che den unteren Boden’ der Augenhöhle bildet, und sie sind nur noch durch eine schmale‘ Spalte von einander geschieden. An dem vorderen Ende dieser, zunächst dem Rände der Augenhöhle, findet sich die ‘ovale Mün- dung eines rückwärts gehenden etwa 2” tiefen stumpf sich endigenden Kanales, der ‘wohl als Ueberrest der Oefinung der Nase angesehen werden muss, von wel- cher übrigens sonst keine Spur vorhanden ist. In der Mitte des vorderen Randes der angeführten ovalen Oeft- nung findet sich zwar eine kleine hervorragende Spitze, welche aber an der vorderen Vereinigung der Oberkie- ferknochen nicht selten vorkommt, und die man schon ihrer Lage wegen nicht als Rest der Nasenknochen, eher etwa als eine Spur der Zwischenkieferknochen an- sehen konnte, die ausserdem gänzlich fehlt. ‘Den vor- deren Rand der Augenhöhle bilden die in eine feine Spitze sich endigenden Jochbeine. Der Körper des Joch- beines selbst ist höher und schmäler und damit dem auf- steigenden Aste des Unterkiefers ähnlicher geworden. Der eine freistehende Ast desselben, der dem Stirnfort- satze beim Menschen entspricht, verbindet sich mit dem gleichfalls freistehenden Thränenbeine, das eine Fort- setzung dieses Fortsatzes des Jochbeines bildet und durch eine etwas vorstehende Schuppe mit dem Stirnbeine ver- _ schmolzen ist. — In jedem Oberkieferknochen sind 3 Backzähne, von welchen jedoch wahrscheinlich nur der mittlere im frischen Zustande des Kopfes hervorragte, 206 Beschreib. eines durch Vereinigung der Augenhöhlen etc. der vordere noch ganz im Zahnfleische verborgen und der hintere nur wenig sichtbar gewesen sein möchte, dessen Wurzel durch einige zufällige Oeffnungen im Boden der Orbita erkannt‘ werden konnte. Auf der Gaumenfläche war an der Stelle der Naht eine erha- bene Kante, welche sich rückwärts in die Kante des Gaumenbeines fortsetzte, das sich dann mit den flügel- förmigen Fortsätzen des Keilbeines verband. “An dem Unterkiefer waren zu jeder Seite 3 Backzähne, von wel- chen nur der mittlere im frischen Zustande etwas sicht- bar gewesen sein mochte und 4 Schneidezähne vorhan- den. Der innerste Schneidezahn jeder Kieferhälfte war schief gegen den der anderen gekehrt, die 3 äusseren standen allmälich tiefer und waren etwas übereinander geschoben. Die Grösse des Unterkiefers entsprach wohl im Ganzen der Grösse des Thieres, allein von seinen Backzähnen kam nur der hinterste unter den mittleren Backzahn des Oberkiefers zu stehen; Die Krümmung, welche der ganze Unterkiefer angenommen hatte, führte ihn nämlich in einem Bogen so weit aufwärts, dass die Schneide der Schneidezähne gegen den Oberkiefer ge- kehrt war, und dass die Spitze der innersten Schnei- dezähne 'in einer Ebene mit dem durch das Stirmbein gebildeten oberen Rande der Augenhöhle lag. Diese Krümmung des Unterkiefers “erinnert zunächst an das Fortwachsen der Schneidezähne von Nagethieren, wenn der entgegengesetzte Schneidezahn des anderen Kiefers fehlt und also das gegenseitige Abreiben wegfällt ?). 1) An einigen Schädeln von Haasen sah ich die Schneide- zähne des Oberkiefers nicht blos gegen den Gaumen, sondern auch wieder etwas vorwärts gekrümmt; an einem Schädel von Mus deeumanus bildete der obere Schneidezahn sogar beinahe einen Kreis, indem seine Spitze wieder die Wurzel berührte, und er würde vielleicht bei weiterem Fortwachsen über (diese hinweg einen 2ten kleineren Kreis gebildet haben. Für die Kreis- oder m missgebildeten Kopfes eines Lammes und einer Ziege. 207 { Wenn ‚gleich der Gebrauch des Unterkiefers vor der Geburt noch sehr beschränkt sein möchte, so wird doch bei der einmal entstandenen: Verkürzung des Oberkie- fers die Richtung des Unterkiefers durch‘ jenen nicht mehr bestimmt, und das Wachsthum des letzteren da- durch vielleicht selbst dynamisch befördert... «Bei den Ziegen erscheint nun schon normal der Oberkiefer ver- hältnissweise etwas höher als bei anderen Wiederkäu- ern und verkürzt im Verhältnisse des Unterkiefers zu sein; insbesondere ist dieses bei der aegyptischen Ziege (Capra mambrica). der Fall.” An’ dem Schädel eines durch seine Rammsnase besonders ausgezeichneten aegyp- tischen Ziegenhockes ragt der vordere Rand des Ober- kiefers kaum über den vordersten Backzahn des Unter- kiefers hinaus, und den Vorsprung. über diesen bildeten blos die Zwischenkieferknochen, welche an dem miss- gebildeten Schädel fehlten. Denkt man sich an dem Schädel des Elephanten die besonders stark entwickelten Zwischenkieferknochen weg, so ergiebt sich zwischen ihm und dem missgebildeten Schädel eine Aehnlichkeit, welche nur bei verwandten Missbildungen mit rüsselar- tiger Production an ‚der Stirne auffallender ist. Letz- tere sah ich besonders häufig an Fetus von Schweinen; sodann bei Hunden, Katzen, Haasen, aber auch an ei- ner Ente (in Blumenbachs Kab.). Gewöhnlich war diese Missbildung mit mehr oder weniger vollständiger Ver- schmelzung beider Augen verbunden. Diese rüsselartige Produetion fehlt, wie es scheint, bei einem im Pariser Kabinet befindlichen Schädel eines menschlichen Fetus, Spiralform, welche diese fortwachsenden Zähne annehmen, ist allerdings die erste Richtung in der Richtung der Zahnhöhle ge- geben. Diese fällt dagegen bei den gewundenen Hörnern der Widder u. s. w. weg; inzwischen sind die verschiedenen For- men von Hörnern und Geweihen an und für sich, so viel mir bekannt, noch keiner Vergleichung unterworfen worden 208 Ueber den Bau der Augen bei Murex tritonis Linn, an welchem, wie bei dem hier beschriebenen Schädel der Ziege die gemeinschaftliche Orbita zunächst. über dem Rande des Oberkiefers steht, vor welchen dann der, wie es scheint, normal gebaute Unterkiefer merklich hervorsagt, ohne jedoch nach oben gekrümmt zu sein. Uebrigens gehört die Production eines rüsselartigen Organes an der Stelle der Nase oder über den Augen zu den auffallendsten Tbierähnlichkeiten, welche durch Missbildung hervorgebracht werden. Es ist hierbei zu bemerken, dass diese Missbildung am häufigsten bei Schweinen beobachtet wird, dass sie dagegen. verhält- nissweise sehr selten bei Kälbern und vielleicht bei den Wiederkäuern überhaupt vorzukommen scheint, bei wel- chen dagegen andere Missbildungen viel häufiger vorkom- men, z. B. die Vereinigung zweier mehr oder weniger voll- ständigen Individuen, welche dagegen bei Schweinen selten beobachtet wird. Eine ‚Vergleichung. der ver- schiedenen Missbildungen in Absicht auf die Häufigkeit des Vorkommens bei den verschiedenen Thiergattungen wäre noch zu wünschen, die wenigstens als eine auf Thatsachen gegründete Vorarbeit oder Probe für die Ab- leitung der Missbildungen aus den normalen Bildungen dienen könnte. II. Ueber den Bau der Augen bei Murex tritonis Linn. Vom Dr. Jon. MuELLER, Prof. zu Bonn. (Hierzu Kupfertafel VI. Fig. 4. bis 8.) Unser einer Sendung von Thieren des mittelländischen Meeres, die ich’ neulich aus Marseille erhielt, befanden sich 2 sehr grosse Exemplare von Stachelschnecken, Ueber den Bau der Augen bei Murex tritonis Linn. 209 nämlich von Murex tritonis Linn., die mir die lange erwünschte Gelegenheit boten, die immer noch räthsel- haften Augen bei einem grösseren Thiere aus der Ord- nung der Gasteropoden anatomisch und mikroskopisch zu untersuchen. Bekamntlich hat schon Soammerdam!) die Augen an der Spitze des einen Paars der Fühlhör- ner von Helix pomatia untersucht und durchsichtige Theile, nämlich eine wässerige, eine consistentere Flüs- sigkeit und eine Linse beschrieben. In der neueren. Zeit ‚ hat nur Stiebel diese Untersuchung wieder aufgenommen und im fünften Bde. v. Meckels Archiv f. Physiologie die Augen von Helix pomatia und‘ Cyclostomum vivi- paruni beschrieben, in denen er eine Chorioidea, eine Iris und eine Krystalllinse fand. Manchem waren. diese - Beobachtungen noch zweifelhaft, und Rudolphi ?) erin- nert dagegen, dass diese Thiere fast gar nicht zu se- hen oder wenigstens zu unterscheiden scheinen. Dar- über konnte ich nun ‚bei meinen grossen Seeschnecken Gewissheit verschaffen. “ Die Augen liegen bekamntlich bei den Stachelschnek- ken an der Seite der Fühlhörner gegen aussen, auf ei- nem kleinen Absatze derselben, so dass ihre Achse fast dieselbe Richtung wie die ausgestreckten Fühlhörner selbst hat. Die Oberfläche des schwarzen Auges ist convex, diese Convexität wird aber von einem kleinen aufgeworfenen Saume umgeben, der von der Substanz der Fühlhörner gebildet wird. Es ist nicht sehr schwie- rig, mit einer schneidenden Nadel das Auge aus der Substanz herauszuschneiden; man erhält dann eine kleine graulich-schwärzliche, vorn aber mit einem schwarzen Ringe bezeichnete Kugel, deren Längendurchmesser in der Achse des Auges um etwas Weniges grösser ist 1) Bibl. nat, T, IV. Fig. 5 — 8. 2) Physiologie T. 2. p. 156, Meckels Archiy f. Anat, u. Phys. 1829. 14 210 Ueber den Bau der Augen bei Murex'tritonis Linn, als der Breitendurchmesser. Die Substanz der Fühl- hörner giebt, von dem ringförmigen äusseren Saume aus, eine ganz dünne Lamelle über die Oberfläche der kleinen Kugel her, die man als Hornhaut betrachten kann. Diese Hornhaut ist deutlich von der Oberfläche der dahinter liegenden kleinen Kugel getrennt, und man kann letztere sehr leicht vor der Seite herauslösen, ohne die hornhautähnliche Lamelle zu verletzen. Ich habe mich überzeugt, dass zwischen dieser Hornhaut und dem übrigen Auge ein kleiner Zwischenraum befindlich ist, der über das vordere Dritttheil des Auges sich aus- dehnt. Weiter nach hinten liegt das Auge dicht in der Substanz des Fühlhornes. Ich vermuthe, dass im leben- den Zustande in diesem engen Zwischenraume eine Flüs- sigkeit sich befindet. Das unter jenem Häutchen liegende Auge besteht äusserlich aus einer graulich-schwärzlichen Haut, die an der vorderen, der Hornhaut zugewendeten Fläche in einen vollkommen schwarzen jrisartigen Ring über- geht und in der Mitte durch eine sehr deutliche Pupille durchbrochen ist. Jener schwarze Ring liegt in einer Continuität mit der übrigen äusseren Membran des Au- ges und ist nur ein dunklerer vorderer Saum um die Pupille, daher auch das Auge von aussen schwärzlich erscheint. Die hornhautähnliche Oberhaut reicht et- was weiter als die äussere Circumferenz des dunkleren Saumes. ‚ Die Pupille ist ganz rund and entsteht also da- durch, dass die äussere Haut des Auges unter der Ober- | haut ein vorn offenes Becherchen mit vorderem schwar- zem Saume bilde. An die hintere Fläche dieses Be- cherchens tritt der Sehnerve, welcher ein Ast der in der Achse des Fühlhornes verlaufenden Nerven ist. Nachdem ich das becherförmige Auge unter dem Mikroskope mit einer Nadel aufgeritzt hatte, sah ich, Te On eo pn MEEEREEBEEEEEEGE Ueber den Bau der Augen bei Murex tritonis Linn. 211 dass die innere Fläche der genannten äusseren ‘Haut fast vollkommen schwarz war, und dass das ausge- höhlte Becherchen einen harten runden Körper enthielt, welcher ‘das Becherchen fast vollkommen ausfüllte, so dass ich mich überzeugen konnte, wie keine andere Substanz im Inneren des Auges, ausser jenem runden Körper, enthalten ist. " Der Kern des Auges war etwas unregelmässig rund, vollkommen hart und von der Farbe des Bern- steins; auf seiner Oberfläche ’haftete hier und dort ein weisslicher dünner Ueberzug, wahrscheinlich Reste der Netzhaut, die ich sonst im Inneren des Auges nicht gesondert darstellen konnte. Nachdem der runde Kör- per etwas gereinigt war, zeigte er sich noch halbdurch- sichtig, er glich überhaupt vollkommen den harten bern- steinfarbigen Linsen, wie ich sie aus den Augen der Spinnen, welche in Weingeist gelegen hatten, früher beschrieben habe. Ob ‘man ihn nun Linse oder Glas- körper nenne, das will ich gern Jedem überlassen. Da die Augen, wie man sieht, so ziemlich die we- sentlichen Theile eines Sehorgans besitzen und an Grösse selbst mit denen des afrikanischen Skorpions überein- kommen, so sollte man glauben, dass das Sehen dieser Thiere nicht so sehr unvollkommen seyn dürfte. Indes- sen gehen uns Beobachtungen über das Gesicht der Stachelschnecken ab. , Kupfertafel VI Fig.4. Stellung des Auges an der Seite des Fühlhornes in natürlicher Grösse, “ a Der Rüssel. db Der vordere tastende Theil des Fühlhornes. e Das Auge auf einem Absatze desselben. Fig. 5. Ansicht von der Lage:des Auges in der Sub- stanz des Fühlhornes unter der feinen Oberhaut, ver- grössert. 147 242 Bemerk. über: d.,Acholotl oder’ mexikanischen Proteus. a Aufgeworfener Saum um die Kürdenn Convexitäs des Auges. x d. Oberhaut oder Hornhaut. e Becherförmige äussere Haut des Auges grau- lich-schwätzlich von. aussen. d Ihr vorderer irisförmiger schwarzer Saum. Fig. 6. Das Becherchen des Auges aufgeritzt, so dass man die innere schwarze Fläche desselben sieht, Die Krystallkugel ist herausgenommen. Fig. 7. Die Kıystallkugel allein. Fig. 8. Die Kıystallkugel, in dem Becherchen ent- halten. IV. Bemerkungen über den Acholotl oder :mexika- nischen Proteus. r Vom Prof. Dr. Heısrıca Rıruge in Dorpat. KEverard Home hat in den Philos. Transactions vom Jahre 1824. Bd. I. eine anatomische Beschreibung vom mexikanischen Proteus oder dem Acholotl gegeben, aber auf eine Weise, durch welche die Wissbegierde der Naturforscher, die eine nähere Einsicht in.den Bau dieses merkwürdigen Thieres wünschten , mehr gespannt, als. befriedigt werden musste. Insbesondere sind die Geschlechtswerkzeuge von ihm höchst unvollständig ‚ge- schildert worden, und wenn man gleich aus den Abbil- dungen, die er seiner Beschreibung. zugesellt hat, er- sehen kann, dass die von ihm untersuchten Individuen nicht Larven, sondern ‚schon völlig ausgebildete Thiere waren, so erfährt man.doch nicht, in.wie weit,sich der Acholotl, auch hinsichtlich der Geschlechts- und. Harn- Bemerk. über d. Acholotl oder mexikanischen Proteus. 213 werkzeuge den europäischen geschwänzten Batrachiern annähert. - . +) ‘Um nun über diese'Frage, die mich wegen meiner vor 11 Jahren an den Molchen und dem Salamander angestellten Untersuchungen besonders 'interessirte, ei- ‚nen! Aufschluss zu’ erhalten, benutzte ich meine: vorjäh- rige Anwesenheit'in Berlin ‚und untersuchte hier. einen männlichen und einen weiblichen Acholotl, ‚welche! mir die Herren’Rudolphi und Liehtenstein. gefälligst darbo- ten. Prof. Johannes. Müller aus’ Bonn nahm©behuis seines Werkes über (die Drüsen, dem man mit'gespann- ter ‚Erwartung‘ 'entgegensehen darf, an der‘ Untersu! chung Antheil. Was wir-Beide über die Geschlechts - und Harnwerkzeuge: fanden, war im’ Wesentlichsten Folgendes. Jı97 Die Nieren: hatten eine ähnliche Lage, Verbindung und Form, wie bei den inländischen Tritonen und: dem Salamander, ‘waren aber verhältnissmässig ‘sehr viel kleiner und 'hatten“auch überhaupt nur eine unbedeu- tende Grösse. Diegoldgelben Körper, welche man beini Landsalamander' an der Niere bemerkt , wo sie in einer Reihe hinter einander als: mässig grosse und in»die Niere eingespregte Theile’ erscheinen, und welche' nach meinem Dafürhalten 'eineonoch nicht zur Selbstständig- keit) gelangte und zerfallene Nebenniere bezeichnen, fehlten, wie'ies: auch‘ bei ‘den Molchen,; ‚dem europiis schen 'Proteus, und den jüngeren Larven, des Landsala« manders der Fall ist, ganz und gar. Die>Harngefässe waren’ ungemein zart, liessen sich deutlich ‘nur: durch Vergrösserungsgläser wahrnehmen, waren stark geschlän- gele md "hatten allenthalben: bis an ihr ‚stumpfes Ende eine gleiche‘ Weite, ‘ihre Enden: lagen. (theils‘ am! äus« seren Rande der Niere, theils in der Nähe. dieses Ran» des; und von:bier' liefen sie dann, stark ıgeschlängelt, neben einander’ zum inneren Rande der Niete 'hins'Den 214 Bemerk. über d. Achelotl oder mexikanischen Proteus, Harnleiter konnten wir weder bei dem männlichen, noch bei dem weiblichen Individuum auffinden, wahrschein- lich, weil er äusserst zart, von vielen Venen umgeben und in dem Zellgewebe, das die Niere an den Rücken anheftete, tief verborgen war. Die Harnblase war klein, ungetheilt, beinahe birn- förmig: und demnach der des europäischen Proteus am ähnlichsten. { Die Hoden lagen und‘ waren befestigt wie bei den Molchen und dem Salamander, hatten eine strohgelbe Farbe und liessen einem: ähnlichen ‘inneren Bau, ‚wie bei:diesen Amphibien, wahrnehmen. Ihre Gestalt! aber (Philos. Transact.: vom:Jahre :1824.: Band I. Taf. XXIL) war.anders. Ein jeder stellte nämlich einen ‚einfachen, verhältnissmässig beträchtlich langen, mässig breiten und etwas weniger. dicken Körper ‘dar, der vorn und hinten stumpf abgerundet erschien, übrigens aber'al- lenthalben fast gleichmässig "breit und dick warı und ungefähr von seiner Mitte äus)weil er‘'eine grössere Länge, als sein. Haltungsband), erlangt hatte, sich «nach innen und hinten sehr stark ausgebogen hatte. Er un+ terschied sich «demnach ‘von, dem Hoden des Salaman- ders: und des Tritommiger wesentlich dadurchy''dass. er nirgends Einschnitte'»üund eine»Zerfällung in mehrere Stücke‘ wahrnehmen 'liess, von ‚dem einfachen» Hoden des, Triton taeniatus und igneus aber; dadurch, dasser nicht) eiförmig ‚sondern: ‚platt‘ und langgestreekt «war: Aucho»hatte ier'verhältnissmässig sehr viel mehr-Masse und Umfang, als;ich'an denıHoden aller jener Amphi- bien "bemerkt habe.'' Dagegenvaber hatte er,' abgesehen von der relativen’ Grösse und von‘der oben augegebe- nen Krümmung ‚die meiste Aehnlichkeit mit ‘dem Ho- den des europäischen Proteus. - . sh irsi9e DielsS$amenleiter hatten einejähnliche Lage; A, bindung ‘und Form wie: bei ‚den übrigen; bekannteren Bemerk. über d. Acholotl oder mexikanischen Proteus,. 215 geschwänzten Betrachiern.. Am meisten kamen 'sie je- doch hinsichtlich der Form mit denen des Erdsalaman- ders überein und. waren’ auch, wie bei diesem, dunkel- schwarz, gefärbt. Ein, jeder bestand aus einer hinteren grösseren und einer kleineren vorderen und, wie beim Salamander, wahrscheinlich erst im späteren Alter ver- kümmerten Hälfte... ‚Jene war vielfach: geschlängelt und gewunden, beträchtlich dick. (‚verhältnissmässig , weit dicker, als ich sie selbst beim Salamander je ‚gesehen habe), deutlich hohl und ‚durch ein schmales. Band .hin- ten.an den äusseren Rand der Niere ihrer ‚Seite, vorn aber an ‚das Rückgrath „angeheftet. . Etwas vor! dem zweiten Drittel von der Länge.der Bauchhöhle verjüngte sie sich, plötzlich. und ging in gerader Richtung indie vordere Hälfte über, welche sich ‚als ein gerade ausge- streckter, haarförmig. dünner, ‚der. Rückenwand » dicht anliegender und sich. nach. vorn. in ‚einer mässig, gros- sen Strecke von dem vorderen Grunde der Bauchhöhle verlierender Faden darstellte, . Aus dem vorderen Ende der ersteren. Hälfte, oder des eigentlichen. .Samenlei- ters, ging seitwärts, und zwar ‚nach‘ innen, ein Gefäss hervor, das ziemlich (diek anfing und.nur als eine Um- biegung des. Samenleiters sich darstellte, sehr. bald aber haarförmig dünne ward, in diesem,dünneren Theile schneeweiss gefärbt war, nach oben und innen aufstieg, und deutlich ‘in den. Hoden, und zwar eine mässige Strecke hinter dein; vorderen Ende desselben, überging. Drei oder vier andere Gefässe dieser Art gingen in.ei- niger Entfernung hinter ‚dem beschriebenen, ‚und, auch in mässigen Entfernungen hinter einander, ebenfalls aus dem Samenleiter beryor und nahmen einen ähnlichen Verlauf wie das vorderste, liessen. sich aber nicht ganz deutlich bis zu dem Hoden verfolgen, hauptsächlich weil zwischen den Haltungsbändern des Hoden und ‚des Samenleiters ein Geflecht von Blutgefässen lag, das 216 Bemerk, über d, Acholotl oder mexikanischen Proteus. seine Zweige vielfach sowohl nach jenen als nach die- sem Organe aussendete. ) Mit dem hinteren Ende eines jeden Samenleiters ‚verband sich, ähnlich wie bei den Molchen und dem Salamander, ein Pack eigenthümlicher, mässig dicker und ziemlich langerıGefässe (der Anhang des Samen- leiters), die alle in einer Reihe hinter einander aus der Niere hervorzukommen schienen und einen ähnlichen bogenförmigen Verlauf, wie bei den oben genannten Thieren, nahmen. Ihre Zahl schien mir grösser zu seyn, als ich sie selbst beim Salamander gefunden habe. Sie hatten nur mässig dicke Wände und enthielten stellweise ein dichtes Secret, welches das Aussehen einer eingedickten Gallerte hatte. Ihre vorderen Enden ‚waren innigst mit den Harngefässen der Niere verwebt, und es hielt schwer, diese Enden herauszupräpariren., Deutlich aber zeigten sie sich dann stumpf abgerundet und blind. Nach hinten flossen alle diese Gefässe unter einander und mit des Samenleiters Ende zu einem klei- nen Knoten zusammien, — Homes Abbildungen stellen diesen Theil so roh dar, dass sich der eigenthümliche Bau desselben daraus nicht einmal errathen lässt. Beckendrüsen, die ich. unter den Batrachiern nur bei ‚den Molchen gefunden habe, fehlten auch dem Acholotl. » Dagegen war die Aflerdrüse ungemein gross, ins- besondere weit grösser, als ich sie beim Salamander je bemerkt habe. Ihre Form, ihre Verbindung und ihre Muskel - und Hautbedeckung waren ganz so wie bei - diesem. Ich verweise deshalb auch den Leser, der die Afterdrüse des Acholotl näher kennen lernen will, auf die Beschreibung, welche ich im ersten Hefte meiner Beiträge von der Afterdrüse des Salamanders gegeben habe. ‘Auch ihr innerer Bau war ganz so beschaffen wie bei dem Salamander, aber sehr viel deutlicher, als Bemerk. über d. Acholotl oder mexikanischen Proteus, 217 bei diesem, erkennbar,- weshalb es denn wohl nicht überflüssig seyn dürfte, ihn hier noch näher zu beschrei- ben. — Der innere Bau der Afterdriise des Acholotl ist zweifach. Die Scheibe nämlich, welche den unteren und die Afterspalte ‚umgebenden Theil der Drüse bildet, besteht aus einer sehr beträchtlichen Anzahl ziemlich grosser und keulenförmiger Röhrchen, die nach ihrer Länge dicht bei einander und gerade ausgestreckt lie- gen, strahlenformig von der Afterspalte nach aussen auslaufen und durch ein lockeres Zellgewebe, das 'nur in geringem Maasse vorhanden ist, zusammengehalten werden. Diejenigen von ihnen, welche dem After zu- nächst stehen, sind nur kurz; je weiter sie aber vom After entfernt sind, erscheinen sie-um so länger. Die Wände eines jeden dieser Röhrchen sind nur mässig dick und etwas durchscheinend; die Höhle ist mit ei- nem röthlichgelben, schleimigen und dicklichen Secrete angefüll. — Der übrige Theil der Drüse dagegen, wel- cher Theil übrigens für die Wände der Kloake als Be- legungsmasse dient, besteht aus einer Anhäufung von eylindrischen, und (das Thier auf dem Bauche liegend gedacht) im Allgemeinen von unten nach oben aufstei- genden Röhrchen, deren Querdurchmesser sich allent- halben gleich bleiben , und die im Ganzen weit dünner sind als die oben angegebenen keulenförmigen Röhr- chen. Dagegen sind ihre Wände verhältnissmässig zur Höhle viel dicker und überdies auch fester und ganz undurchsichtig. Ferner sind diese Röhren mehr oder weniger geschlängelt, hier'und da gabelförmig unter einander verbunden und durch ein ziemlich festes, je- doch ebenfalls nur in geringer 'Quäntität vorhandenes Zellgewebe zusammengehalten. — Auf und in der gan- zen Drüse befindet sich eine grosse Menge von zum Theil recht sehr weiten Blutgefüssen. — Schneidet man den After nach vorn weiter auf''und legt dadurch das 218 Bemerk. über d. Acholotl oder mexikanischen Proteus. Innere der Kloake bloss, so bemerkt man in dieser, ähnlich wie bei den Salamandern, 1) eine wie ein go- thischer Bogen nach vorn spitz zulaufende Erhöhung, die eigentlich aus zwei Hälften besteht, von denen je- de einer der beiden Seitenwände ıder Kloake angehört, und die beide in der Mittellinie des Körpers ineinander übergehen. Nach hinten, wo diese Hervorragung am breitesten ist, reicht sie ‚bis.an das, Ende der Kloake, nach vorn. beinahe bis zu den Mündungen der Sa- menleiter. . Ihre beiden. seitlichen oder ‘vielmehr (Alles in natürlicher Lage gedacht) unteren Ränder ragen..am stärksten heryor, und springen gegen die‘ Oberfläche des Leibes, wie etwa die Nymphen des weiblichen Men- - schen, klappenartig, und zwar bis in'die Afterspalte, vor. Die Oberfläche des beschriebenen Theiles endlich lässt eine grosse Menge‘, sehr kleiner und durchlöcher- ter Wärzchen wahrnehmen, und. durch‘.diese münden sich die cylinderförmigen.. Röhrchen der _Afterdrüse. (In den von Home mitgetheilten Abbildungen ist die be- schriebene Hervorragung viel zu.roh und zu unbestimmt dargestellt worden). 2), Der übrige und, grössere Theil von der inneren Fläche der Kloake lässt eine beträcht- liche Anzahl, kammförmiger: Leisten wahrnehmen, die alle von innen nach: aussen. divergirend vexlaufen, ‚und von denen die hintersten jeder, Seitenhälfte‘ am klein- sten, ‘die mittleren aber. am grössten sind., Ein jeder dieser Kämme bildet eine‘ aus Zellstoff bestehende Her- vorragung, deren Oberfläche ‚mit, einer. ziemlich. gsossen Anzahl mässig langer, dünner und gegen ihr Ende spitz, auslaufender Zotten besetzt ist. Jede Zotte ist das.her- vorspringende Ende eines der,.oben beschriebenen keu- lenförmigen Röhrchen,‘ welche die Scheibe der, After- drüse zusammensetzen. -helfen , ‚denn ich ‚habe deutlich jene Röhrchen bis ‚an das Ende der Zotten verfolgen können. Offene Mündungen jedoch liessen sich aller z Bemerk, über d. Acholotl oder mexikanischen Proteus, 219 Bemühungen ungeachtet nicht auffinden, wahrscheinlich aber wohl nur, weil sie durch die lange Einwirkung des Weingeistes zu sehr zusammengezogen worden wa- ren. (Auch diese Hervorragungen sind in den von Home gegebenen Abbildungen zu roh und Xihandien: in zu ge- ringer Zahl’ dargestellt worden), Beisdem;«Weibehen waren.die Zierstöcke werhält- nissmässig grösser -als!bei den Erdsalamandern, hatten aber ‘eine ähnliche Lage, ‚Befestigung und Form. Hin- sichtlich der letzteren (der!'Form),; so stellte ein-jeder einen einfachen 'Schlauch dar, in dessen im Ganzen nur dünnen . Wänden: die Eidotter ‚eingewurzelt ‚waren und nach: innen ‚indie ‚Höhle des Eierstockes hineinragten. Ob äber ‚in, dem vorderen Ende,.des-Eierstockes;für den Durchgang der Eier eine ‚besondere Oefinung -vorhan- den war, habe ich zu untersuchen vernachlässigt. Die Eidotter übrigens waren, nicht durchweg, wie 'bei den Erdsalamandern, gelb gefärbt, ‚sondern, ähnlich wie bei den Fröschen, in der seinen ‚Hälfte gelb, in der an- deren, und zwar grösseren, schwarz): Die Eierleiter waren. ebenfalls) so beschaffen; wie bei den erwachsenen Salamandern, erschienen‘ nämlich als zwei lange, sehr 'gewundene, eylinderförmig ‘runde und ziemlich dicke Röhren, deren jede; zwischen dem Herzbeutel und der Leber. mit einem hautartigen Trighter begann !) und sich'in den Anfang der Kloake ausmündete. Der einzige: Unterschied. zwisehen dem; Bienleiter' des Acholotls: und dem des Salamanders war der, dass bei dem ersteren Thiere dieses Organ in seinem 'hintersten Theile nicht uterusartig angeschwollenbund: Auch nicht diekwandiger als in: seinem»übrigen (Verlaufe. war. 1) Beim europ. Proteus beginnen die Eierleiter, ähnlich wie bei den Schlangen, in einer ziemlichen Entfernung hinter dem Herzen. Siehe meine Beiträge z. Gesch. d. Thierw. Hft. I, S. 63. 220 Bemerk. über d. Acholotl’ oder mexikanischen Proteus,. Von einer Afterdrüse fehlte bei dem weiblichen Acho- lotl, wie beiden weiblichen Salamandern und’Molchen, eine jede Spur, eben so auch von den kammartigen Leisten im Inneren der Kloake und von den Anhängen der ausführenden Geschlechtswerkzeuge. Ein dünner, bandartig geformter und''ziemlich lan- ger Fettkörper war durch ’eine schmale Hautfalte'an die innere Seite''eines jeden Eierstockbandes befestigt; ein’ ähnlicher ‘Körper auch und auf dieselbe Weise an die innere Seite eines jeden 'Hodenbandes. Noch bemerke ich, dass die Abbildungen; wöchie Home: über die ‘weiblichen 'Geschlechtstheile des Acho- lotls gegeben hat,’ 'im Ganzen sehr wohl 'gerathen' er-' schienen, und dass nur die theils nach ‘vorn, theils nach hinten gehende Verlängerung der 'Hautfalte, an welcher der Fettkörper hängt, zu unförmlich dargestellt worden ist, so. dass es fast scheint, als seyen jene Ver-: längerungen besondere von dem Fettkörper nach‘ vorn und nach hinten auslaufende Kanäle. ei Ks Aus dem allen, was: ich ‘nunmehr über ‘die Ge- schlechtswerkzeuge des Acholotl angegeben BR ziehe ich den‘ Schluss ; 1) dass die von mir’ untersuchten Tndietddiiitechl kommen reife und zeugungsfähige Thiere gewesen sind; 2) dass der Acholotl hinsichtlich des Baues' seiner Harn- und’ Geschlechtswerkzeuge weder mit dem Sala- mander, noch den Molchen;; noch auch dem europäischen! Proteus oder Hypochton ‘ganz “übereinstimmt, "wohl aber‘ das Vermittelungsglied zwischen diesen’ verschie- denen 'Thieren’ darstellt; E toi sliond 3) dass'er schon dieser Rücksicht halber im’Sy- steme als ein besonderes Genus aus der Familie der Batrachier aufgestellt werden darf, * Nachträgl, Bemerkungem,zu den frühern Beiträgen ete. 221 V; Nachträgliche Bemerkungen zu den frühern Bei- wägen 2 zur Geschichte des Gefässsystems der Vögel. Von J. F. Meckeı. Vor einigen Jahren machte ich auf einige merkwür- dige Abweichungen von der Regel aufmerksam, welche das Gefässsystem einiger Vögel, namentlich die Anord- nung ihrer gemeinschaftlichen Kopfpulsader darbietet, und bemerkte namentlich, 1) dass beim Nandu und ‚Fla- mingo sich nur eine finde, die beim Nandu aus der linken, beim Flamingo aus der rechten Schlüsselpuls- ader entspringe *); 2) bei der Rohrdommel zwar auf jeder Seite eine Karotis vorhanden sey, die sich aber ‚ bald’ zu einer vereinigen, welche den grössten Theil des Halses durchläuft ?). . Zufällig hatte ich das Vergnügen, Herrn Binloiin Schlemm aus Berlin bald nach dem Abdrucke der vor- stehenden Beobachtungen bei mir zu sehen, und erfuhr von ibm bei dieser Gelegenheit, dass auch er dieselbe Bemerkung, vorzüglich aber bei kleineren Vögeln, ge- macht und auch in einer mir ‚bis dahin unbekannten Dissertation, die er mir bald darauf gefälligst zusandte, bekannt ‚gemacht habe °). Das speciellere Resultat von seinen ‚Untersuchungen ist, dass Sitta europaea, Corvus cornix, Picus glanda- rius, Oriolus galbula, Alauda arvensis, Turdus viscivo- 1) Beitrag zur Geschichte des Gefässsystems der Vögel. Dieses Archiv. Bd, 1. 1826. S. 20, N. IN, 2) Zusatz zu N. II. u, s. w. Ebend. 157. 8) F, Bauer, Disquisitiones circa nonnullarum avium systema arteriosum, Berol, 1825, 222 Nachträgl. Bemerkungen zu den frühern Beiträgen rus, Logia, Emberiza citrinella und miliaria, Fringilla caelebs und linaria, Motaeilla ruticilla, Parus major, Hirundo urbica, Cypselus apus und Podiceps eristatus nur eine, und immer die linke, Karotis haben. Hätte ich nicht, wegen der durchaus bestimmten Angabe der bewährtesten Zootomen, die Anwesenheit blos einer linken Karotis, welche ich beim dreizehigen Strausse fand, für eine ausserordentliche Seltenheit ge- halten, da sie doch fast so häufig als die Anwesenheit von zwei ganz getrennten Karotiden ist, welche als al- lein vorhandene Anordnung angegeben wird, so wäre ich theils nicht in den Irrthum verfallen, sie mit der Länge des Halses in Verbindüng zu setzen, theils hätte ich ‚ unstreiig mehrere hieländische Vögel in dieser Hin- sicht untersucht, und an en die erwähnte Anordnung gefunden. i Bei weiterer Verfolgung des Gegenstandes fand ich mehrere: nicht unwichtige Beiträge zu dem schon früher Bekannten, die ich hier‘ mit beständiger Berücksichti- gung eines vortrefflichen, im Sommer dieses Jahres er- schietienen Programms!) unsers berühmten Nitzsch, desto lieber mittheile, da Herrn Schlemms und meine älteren, sowolil als neueren Beobachtungen durch seine Förschun- gen atffallend bestätigt werden, ungeachtet wir älle völ- lig unabhängig von einander untersuchten. Zu meiner grossen Freude bestätigte Herr Profes- sor Nitzsch 1) die Anwesenheit einer einzigen rechten Kopfpulsader beim F/amingo, was ich in’ der That bis dahin für eine individuelle Ausnahme gehalten hatte, weil ich nach meinen ersten Angaben, wie sich nach- her finden wird, mit Herrn Professor Schlemm. überein- stimmend, bei sehr vielen Vögeln immer die linke Kopf: pulsader des Nandu gefunden hatte. 1) Observationes de avium arteria carotidecommuni, Halae 1829. zur Geschichte des Gefässsysteins der Vögel. 223 2) Fand er dreimal die von mir für die Rohrdom- mel angegebene Bildung, die ich auch nachher roch _ zweimal zu bestätigen Gelegenheit hatte. Nach seinen und meinen frühern Untersuchungen war die Anordnung der Kopfpulsader beim zweizehisen Strausse ungewiss, seitdem aber habe ich zwei schöne Exemplare, ein männliches und ‚ein weibliches, zu un- tersuchen Gelegenheit gehabt, und in beiden ganz ge- gen meine Erwartung eine doppelte, in ihrem ganzen Verlaufe von der der andern Seite getrennte gemein- schaftliche Kopfpulsader gefunden. Leider haben Du- verney und Perrault weder beim Strausse, noch beim Kasuar auf diesen Gegenstand Rücksicht genommen !). Bauers Untersuchungen konnte ich ferner durchaus bestätigen, und mit Vergnügen bemerke ich bei dieser Gelegenheit, dass mein sehr fleissiger Assistent, Herr Minter, ohne mit den Bauerschen Untersuchungen be- kannt zu seyn, durch meine Bemerkungen aufmerksam gemacht, beim Skeletiren eines Podiceps cristatus gleich- falls blos die linke Karotis fand. Ausserdem sahe er späterhin in meinem Äuftrage mehrere der nachher zu erwähnenden Vögel nach, und ich fand seine Befunde bei wiederholter Untersuchung fast ohne Ausnahme bestätigt. Eine eigenthümliche Anordnung zeigten mir ferner viele Papageien. Statt dass nämlich bei den Vögeln sehr allgemein sich die einfache oder doppelte Karotis schnell gegen die Mittellinie hin wendet und hier tief zwischen den vordern Halsmuskeln, oft selbst in einer längern oder kürzern Strecke in einer durch die vor- dern Dornfortsätze gebildeten Rinne verläuft, liegt sie hier in mehrern Arten weit oBerflächlicher. Schon die rechte tritt erst ungefähr in der Mitte des Halses zwi- schen die Muskeln und ganz in die Mittellinie, bleibt 1) Mem, p. s. a l'hist. nat, des animaux, 1676. Fol. 165. 185. 4 224 Nachträgl. Bemerkungen zu den frühern Beiträgen hier nur in.einer kurzen Strecke und wendet sich bald mach, aussen und gegen die Oberfläche hin, so dass sie im obern Viertel des Halses ganz frei liegt. Noch weit auffallender weicht die linke vom'gewöhnlichen Typus ab, indem sie dicht unter der Haut neben der Halsvene ganz frei am ganzen Halse verläuft. Diese Anordnung fand ich bei Psittacus ochrocepha- lus, leucocephalus, erithacus, mitratus, pulverulentus, vi- rescens, rufirostris, dem blauen und rothen Ara, und in zwei andern,i wegen unvollkommnen Gefieders nicht wohl zu bestimmenden Arten. Herr Prof. Nitzsch sahe dieselbe Anordnung ausser bei Ps. ochrocephalus, leucocephalus und erithacus, auch bei Ps. canicularis und Macauanna. Sehr auffallend war es mir daher, bei mehreren Ar- ten ganz verschiedene Anordnungen zu finden. Namentlich zeigten mir Psittacus passerinus, pulla- rius, scapulatus, grandis, barbatulus, und zwei, gleich- falls aus dem obigen Grunde nicht-mit Sicherheit zu bestimmende Arten, die gewöhnlichere Anordnung, wo- bei die zwei Karotiden sich stets zwischen die Hals- muskeln begeben und dicht neben einander bis zum Kopfe heraufgehen. x Herr Prof. Nitzsch fand diese zweite Anordnung auch bei Ps. haematodus !). r Bei Psittacus galeritus fand ich dagegen nur eine, namentlich die linke, die sich auf die gewöhnliche Weise sehr früh zwischen die Halsmuskeln begiebt und erst dicht unter dem Kopfe spaltet. Eben so sahe diess bei derselben Art Herr Prof. Nüzsch ?). Nicht uninteressant ist es endlich, zu bemerken, 1) A. a 0.21. 2) A. a. 0.26. d zur Geschichte des Gefässsystems der Vögel, : 225 dass Ps. sulphüreus einen 'noch nicht’ bekannten Ueber- gang von der gewöhnlichen zu dieser ‚Bildung macht. Hier nämlich fand ich zwar auch eine sehr grosse linke Karotis, die sich auch bald an die Wirbelsäule begab, ausserdem aber eine sehr kleine’»rechte, die unten am Halse mit ihr zusammenfloss. Hiernach finden sich also zwei Hauptarten (des Ver- laufes der Kopfpulsader bei den Vögeln. Entweder näm- lich sind zwei, eine rechte und eine linke, vorhanden, oder es findet sich nur eine. Die erste Art zerfällt in zwei Unterabtheilungen, indem die beiden Karotiden, bei der: gewöhnlichen An- ordnung, ‚entweder dicht neben einander verlaufen, oder, viel seltner, weit von einander 'getrennt' und, besonders die linke, sehr oberflächlich liegen. Die zweite Art besteht aus den Bildungen ‚wo die Karotis einfach ist. Sie zeigt zunächst wieder zwei Ab- theilungen. Entweder nämlich "entspringt die 'Karotis zwar auf beiden Seiten, beide aber vereinigen sich zu einer, oder es findet sich durchaus blos eine. Beide Abtheilungen zerfallen wieder in zwei Un- terarten. Bisweilen nämlich sind beide Karotiden gleich gross, und die Anordnung ist daher symmetrisch. So verhält es sich bei der Rohrdommel; bisweilen dagegen ist die eine, namentlich die rechte, sehr klein und vereinigt sich stets mit der viel grössern linken. Diese Anord- nung zeigt Ps. sulphureus. Wo sich nur eine Kopfpulsader findet, ist diess entweder die /inke oder die rechte. Die erste Bildung ist die bei weitem häufigere, wenn man nur auf die Arten Rücksicht nimmt, fast so häufig als die Anwe- senheit von zwei gleich grossen; die letztere dagegen höchst selten und kommt, so weit bis jetzt bekannt, nur beim Flamingo vor. Meckels Archiv f, Anat. u. Phys. 1829, 15 4 226 Nachträgl.-Bemerkungen‘ zu den frühein ‚Beiträgen \Man ‚sieht, leicht, dass ‚dinse ‚Bildungen ‚verschie- ‚dene. ‚Stufen darstellen. ı.; lodöw Bei Psittacus ochrocephalus: u. s. w. sind beide: Ka- zotiden-am weitesten von einander getsennt, und sie nä- hern: sich offenbar ‚den: Säugthieren ammeisten durch die Lage der Karotis. ‘ Hieran schliesst sich zunächst die Bildung, wo beide Karotiden dicht neben einander, aber 'getrennt,-bis'zum Kopfe;; verlaufen, Auf diese folgt die Anordnung von Ardea stellaris, wo. beide getrennt entspringen, aber verschmelzen. Ihr zunächst: steht die von Ps; sülphüreus, und end- lich folgt die, wo: sich. blos eine Kopfpulsader findet. Fände sich. 1).noch:, ein Beispiel von Anwesenheit einer grossen, eigentlichen, rechten, und einer sehr klei- nen, rudimentären , linken Kopfpulsader, und 2) einer ‘oberflächlichen rechten, tiefer liegenden linken, so. wür- den, dem Anscheine nach, alle möglichen Varietäten, wel- che. sich, nach dem.bisher Bekannten, aus dem Vogel- iypus entwickeln können, gegeben seyn. Das häufige Vorkommen: blos. einer linken Kopf- pulsader scheint auf den ersten Anblick mit dem sehr gewöhnlichen Uebergewichte der rechten über die linke Hälfte im Widerspruche zu stehen; indessen’ haltelich diesen Widerspruch nur für scheinbar. Sehr‘ deutlich spricht sich. nämlich hierdurch das Vorherrschen des Ar- teriensystems auf der linken Seite aus, das. durch eine hinlängliche Menge von Thatsachen eben so allgemein erwiesen ist als die vorzugsweise Neigung des Venen- systems, sich auf der rechten Seite anzulagern Ausser diesen ‚allgemeineren Bedingungen füge ich sowohl nach des Herrn Prof. Nitzsch, als meinen eigenen Beobachtungen folgende. specielle Thatsachen ‚bei, da- mit der Gegenstand hier, wo, er zuerst zur Sprache ge- bracht wurde, auch möglichst vollständig verfolgt werde. zur Geschichte des Gefässsystems der Vögel. 2237 Eine gewöhnliche doppelte Karotis fand ich, ausser bei den früher und im Vorstehenden erwähnten Vögeln, 1) bei allen Tag- und Nachtraubvögeln, die ich untersuchte; dasselbe Nitzsch bei einer grossen Anzahl, namentlich Faleo albieilla, fulvus; lagopus, buteo, pa- lumbarius, nisus, aeruginosus, pygargus, einereus, api- vorus, haliaetos, peregrinus, subbuteo, aesalon, tinnun- eulus, Sirix bubo, otus, brachyotos, aluco, risoria, pas: serina, flammea; 2) bei einigen Sperlingsvögeln; namentlich Capri- mulgus enropaeus, Alcedo ispida, Ampelis garrulus; das- selbe sah ‚hier auch Nitzsch; 3) unter den Klettervögeln, ausser den angeführten Papageien, bei Cuculus eanorus und Musophaga persa; dies bestätigt auch die Angabe von Niüzsch für Cucu- lus canorus; 4) bei allen Hühnervögeln, namentlich auch nach Nitzsch bei Columba, Tetrao tetrix, Perdix einerea, Gal- lus, Phasianus colchieus, Meleagris gallopavo, Numida meleagris, Crypturus variegatus; wozu ich noch Tetrao urogallus setzen kann. 5) unter den Straussartigen fanden Nitzsch und ich bei der Trappe, ich, wie schon oben bemerkt, beim zweizehigen Strauss zwei Karotiden; 6) dasselbe gilt fast für alle U/ervögel, namentlich, mit der schon angeführten Ausnahme von Ardea stella- vis, für Ardea cinerea, Grus communis, Ciconia alba und nigra, Gallinula, Fulica, Crex, Rallus, Parra, Nu- menius, Limosa, Tringa, Phalaropus, Charadrius, To- tanus, Scolopax, Glareola. Nitzsch hat mehrere Arten dieser Gattungen angeführt, und ich bemerke nur, dass ich ausserdem auch bei Platalea leucorrodia und Hae- matopus ostralegus dieselbe Bildung fand. Da sich bei Ardea stellaris eine bisher anderswo nicht gefundene Anordnung zeigte, während Arden einerea die gewöhn- 15° 228 Nachträgl. Bemerkungen zu den frühern Beiträgen liche hat, so wäre die Untersuchung anderer Arten in- teressant. Ich konnte so wenig als Nilzsch Ardea mi- nuta erhalten, und Perrault’s Angabe von zwei Ka- rotiden bei Ardea virgo ist unvollständig, da er blos von ihrem Ursprunge, nicht von ihrem fernern Verlaufe redet !). 7) Auch die meisten, wahrscheinlich alle, Schwimm- vögel zeigen sie. Nitzsch und ich fanden sie wenig- stens bei Lestris parasitica, Larus, Sterna, Carbo, An- ser, Anas, Mergus, Uria, Colymbus, Alca. Zu diesen kann ich noch die von Nitzsch nicht angegebenen Cygnus, Sula, Procellaria und Aptenodytes, setzen, so dass also den Schwimmvögeln ohne Ausnah- me diese Bildung zuzukommen scheint. Die Anordnung, wo sich nur eine, namentlich die linke, Kopfpulsader findet, kommt den bei weitem mei- sten Sperlingsvögeln, besonders allen denen, die nach Nitzsch ächte sind, zu. 'Er fand sie namentlich bei al- len, von ihm untersuchten Arten der Gattungen Corvus, Lanius, Bombycophora, Museicapa, Turdus, Sylvia, Mo- tacilla, Accentor, Spheniscus, Troglodotes, Regulus, Pa- rus, Certhia, Nectarinia, Coereba, Sitta, Oriolus, Icterus, Alauda, Emberiza, Fringilla, Pyrrhula, Hirundo, Cypse- lus, Trochilus, Merops, Upupa, was sich für Upupa, Merops, Trochilus, Cypselus, Hirundo, Fringilla, Alauda, Oriolus, Sitta, Nectarinia, Certhia, Parus, Regulus, Mo- tacilla, Sylvia, Turdus, Muscicapa, Lanius und Corvus, ungeachtet es dessen freilich nicht bedarf, auch durch meine Untersuchungen bestätigt. Noch kann ich dazu Pipra aureola und Tanagra violacea setzen. Ausserdem fand er sie unter den Klettervögeln bei Pteroglossus, Picus, Jynx, und, wie schon oben bemerkt, bei Ps. galeritus, bei den drei letzten auch ich. In die- 1) Mem. p. s. & Ihist. des animaux. 1676. Fol. 161. zur Geschichte des Gefässsystems der Vögel. 229 ser Ordnung fand ich es ausserdem noch bei Bucco leucops und Ramphastos. Endlich sah Nitzsch dieselbe Anordnung auch, wie schon Bauer, noch bei Podiceps ceristatus, ausserdem noch bei P. rubricollis und minor. Zum Schlusse bemerke ich noch, dass ich, wie auch schon von Nitzsch für seine Untersuchungen be- merkt wurde, in derselben Art nie Abweichungen fand, ungeachtet ich oft 10 bis 12 Exemplare untersuchte. Na- mentlich geschah diess, ausser den gewöhnlichen Vö- geln, schon sehr früh auch bei Psittacus erithacus, leu- cocephalus und ochrocephalus, weil mir die Abweichung von der gewöhnlichen Bildung, bei welcher die beiden Karotiden dicht neben einander unter der Mittellinie ver- laufen, desto mehr auffiel, da'sie sich mit so hohen Autoritäten als die von Cuvier und Tiedemann im ge- radesten Widerspruche befand. Dass der letztere. die verschiednen, jetzt bekannten Bildungen nicht fand, ist bei seiner Genauigkeit auffallend, da er zwar!) „nur die mit Wachsmasse ausgespritzten Arterien eines Mäuse- habichts, eines Huhns, eines Schwans und einer Gans untersuchte und verfolgte,“ doch aber „die meisten deutschen und mehrere ausländische Vögel zergliedert hatte‘ ?). Blumenbach, Carus, Albers, Kuhl haben gleichfalls entweder nichts oder nur das Gewöhnliche, mit Cuviers und Tiedemanns Angaben übereinstimmend, so dass also, zumal da ich auch bei den ältern Ana- tomen nichts darüber finde, die vorstehenden Entdeckun- gen allerdings der neuesten Zeit anzugehören scheinen. Dass die so sehr häufige Anwesenheit einer einzi- gen linken Kopfpulsader erst so spät gefunden wurde, ist übrigens wohl dem Umstande zuzuschreiben, dass 1) Zoologie, II. 581, 2) Ebend, Vorrede VI. 230 Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Lungen, gewöhnlich nur: Raxbvögel, Günse - und Hühnervögel, welche die im Allgemeinen beschriebene Anordnung mei- stentheils haben, dem anatomischen Messer, als die grös- sern oder häufigern, vorzugsweise unterworfen werden. Tiedemann untersuchte‘ auch nur Vögel aus diesen Ord- nungen. Man sieht aber 'auch hieraus, dass man nicht zu schnell allgemeine Regeln festsetzen darf. v1. Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Lungen. Von J. F. Meckerı. Wei entfernt, mir fremde Entdeckungen, wie über- haupt fremdes Eigenthum zueignen, ‚oder auf Irrthümern beharren, ‚oder begangene abläugnen zu wollen, halte ich mich doch für berechtigt, die Beschuldigung von Irrthümern, die ich nieht begangen habe,‘ von mir 'ab- zuwehren.. Herr Prof. Rathke, den ich ebenso sehr wegen seiner Gelehrsamkeit, seiner Geschicklichkeit und seines Fleisses, als mehrerer Beweise von Wohlwollen gegen mich ‚achte und liebe, wird es mir: daher nicht verübeln, wenn ich mich gegen eine’ Aeusserung: von ihm verwahre, die unstreitig nur durch ein Versehen entstanden: ist, und die er bei Gelegenheit wahrscheinlich selbst zurückgenommen 'haben würde. Ich finde‘ mich hierzu desto mehr veranlasst, da: mancher würdige:Mann, auch wenn er: besser unterrichtet wäre, sehr leicht durch jene Stelle zu der Versuchung geführt werden könnte, mir, wenn auch nicht vor dem gelehrten, Publieum, doch vor aus Unwissenheit gläubigen Jünger», fröhlich einen Beitrag‘ zur Entwickelungsgeschichte' dei"Lungen. 3 Irrthum ee ‚Ich‘ ui hier aus vielfähiger perrecne isadaaat ht ia .(H erstlnasjl neaisınaa ' Herr“ Prof. Ralın ‘sagt in seiner’ vorfrefflichen Abs naihalabg „über die Entwickelung FT bei Vögeln’ und-Säugthiereng#it) 35a doilbno u au yIn“den kurzen Angaben welche J F> "Metkel:t in seinen Beiträgen zur Entwiekelungsgeschichte des Her- 'zens und der Lungen’ der Säugthiere (Archiv II. 46%. ff.) . über die Entstehung der Lürigen initgetheilt hat) scheint "derselbe behaupten zu wollen, dass ‚die Lungen in doppelter. Zahl zum Vorschein kommen: Meine Beob- ‚achtungen erlauben’ mir'nicht, dem Beizupflichten - Ohne: für’ jetzt entscheiden zu wollen, wiel'eg sich mit (den Thatsache|verkält, dass die Lungen 'derBäug! tbiere sich wirklich nur aus einer Masse’bilden;, 'die’sich allmälich 'der' Länge’nach! theilt, ‘glaube ichiidie Aeusse- rung: „dass ich die ursprüngliche‘ Duplicität' derselben behauptet hätte,“ berichtigen zu können und zu müssen j Ich habe nämlich »1) weder an der''vom' Hrn.’Prof! Rathke angeführten Stelle, 'noch überhaupt irgendwo de- hauptei, dass die:Lungen"von Anfang" an» doppelt’ seyenz ja ich "habe diese Ansicht’ nicht einmal’ angedeutet, so häufig sich‘ auchrinmeinen Abhandlungen,’ Beiträgen, dem Handbuche der’ put/ıologischen „so wie dem "der menschlichen und dem Systeme der vergiotöhönden Anus tomiie die) Gelegenheit gefunden hätteg'o.\" io! ” 2) aber haber'ich rufällig gerade das Gögeneheit davon; namentlich in: dem vom Herrn Prof. Raıhke än- geführten Aufsatze beiläufig bemerkt,; uw won Ich spreche nur, namentlich bei der Beschreibung eines sieben Linien langen menschlichen Fötus, yon einer Lunge?), während ich ausserdem von den Lungewxede. 1) Bonner Abhandlungen. 1828. Vi. 205, 2) Archiv 11, 8. 407, 232 _ Beitrag'zur Entwickelungsgeschiehte der Lungen; ı» ;; Ferner gebe ich sowohl in,der Darstellung der all- gemeinen Resultate !), als bei Jder Beschreibung; ‚eines neun ‚Linien „langen»-menschlichen Embryo. ausdrücklich an #4. dassıdie' Lungen sehr dieht neben. einander'\lie- gen; und endlich sage 'ich,,von.|den: Lungen eines 74 Linie.(langen Schafsembryo,. dass sie. an ihrem \obern Ende wereinigt scheinen °). "Da ich‘.nun nirgends ;die Behauptung aufgestellt habey,. dass die';Lungen. ursprünglich! getrennt) seyen, vielmehr., gerade das Gegentheil mehrmals‘ angedeutet habe‘ ‚sehe ich.‚in, der! That nicht ‚wohl ‚ein,:-wie Herr Prof,Bathke mich ganz unschuldigerweise eines Irrthums geziehen. hat. , „Schlimm genugy,,wenn.man: diesen‘wirk- lich begeht und.,später durch sich. selbst oder den Kri- tikus „darüber! belehrt /wird! + Die ‚Thatsache, übrigens ist. ‚wenn. sie rich, ist, in vietayher, ‚Hinsicht ‚interessant: s\\, 2) wegen, ‚der ‚Uebereinkunft,;der Lungen, Nieren und‘Nebennieren-, in ihrer |Entwickelüng.: Noch näher liegt. wohl-, die; mit,.der Thymusyı dem: ‚durch ‚Nachbar- schaft. und, Function.den Lungen, nah verwandten Organ; ‚2) weil-mehrere 'Thiere,: namentlich-unter den Wir- belthieren.besonders die Ophidier;unter:den. Wirbellosen viele ‚Gasteropoden das. ganze Leben; hindurch nur eine Lunge.besitzen; 3) in pathologisch'- anatomischer Hinsichty, ind sich vielleicht ausi.dieser ursprünglichen Einfachheit der Lungen‘der ursprüngliche Mangel: derselben in manchen Fällen erklären lässt, Y z z il | 1) 8. ast. 2) S. 410. 8) S. 421. Beitrag zu der Geschichte ungewöhnlicher Knochen. 233 \ . VI. ‚ Beitrag zu der. tee a halichog Knochen. Von Ka here Im Sommer 1828 fand: ich: zufällig bei der- Untersu- chung: der Verdauungswerkzeuge des ‘gewöhnlichen: Igels zwei ansehnliche Knochen'»im' Zwerchfelle' desselben. Schon damals erschien diese Bildung‘ al/regelmässig, indem ich sie theils allein‘, theils mit«Hülfemeines’ ge- lehrten: Freundes, Herrn: Prof.\.Eschericht zu: Kopenha- gen, in 6 bis 8 Exemplaren ‘fand, und jetzt, wo ich bei näherer Untersuchung des Gefässsystems wieder auf die- sen Gegenstand zurückkam, sah ich’dasselbe in 15 Exem- plaren’ wieder, so dass:über die Beständigkeit der Bir dung wohl kein Zweifel Statt finden kann. Diese Knöochenliegen da, wo der von’ den Lendenwir-: beln sehnig aufsteigende Theil des Zwerchfelles fleischig. wird, ungefähr der Mitte: des zweiten: Lendenwirbels gegenüber, sind «genau mit der Substanz. des Zwerch- felles verwebt, locker mit’ dem Zwischenwirbelbande ver- bunden. Sie sind platt, von oben nach unteny d.h. vom dem, Rücken zur Bauchseite am längsten, ungefähr 3 Linien lang, von vorn nach hinten höchstens 14” hoch, von innen nach aussen sehr dünn, Ihre Spitze zuht auf diesen, ihr breiteres vorderes Ende ‚läuft in zwei kurze Zacken, eine obere und‘eine untere, aus. Sie liegen gerade am obern Ende des Aortenschlitzes und schliessen die Aorte ziemlich eng ein,, Sie ‚finden sich bei männlichen und weiblichen Thieren, noch nicht aber beim reifen Fötus. Mit dem, von trefllichen: Beobachtern, namentlich 236 Ueber den ausdehnbaren Anhang auf dem Kopfe für den vollkommenen Zustand. Bei jungen Thieren ist der Knochen weit kleiner, selbst blos knorpelig. Ganz vermisst habe ich ihn, ganz junge Thiere ausgenommen, nur einmal bei einem erwachsenen, 11 Zoll langen weib- lichen. Igel. Allerdings scheint also individuelle Ver- schiedenheit, wenn gleich:selten, Statt zu finden, Se- xuelle glaube’ ich kaum ‚anzunehmen zu haben, da ich den’ Knochen bei Männchen und Weibchen auf dieselbe Weise variirend,'und das Maximum seiner Entwickelung in.beiden Geschlechtern gleich fand. Eine individuelle Verschiedenheit bemerkte ich übri- gens zweimal. Die beiden Knochen waren in der Mit- tellinie, unterhalb der Aorta, zu einem Halbringe 'zu- sammengeflossen. Diese Bildung ist übrigens nicht etwa als Alter- oder Geschlechtsverschiedenheit anzusehen, 'da beide Thiere 1) jung, 2) von verschiedenem Geschlecht waren. . Die Häufigkeit des Schweinigels in der hiesigen Ge- gend verstatiete mir zu meiner grossen Freude die genaue Verfolgung meines Fundes, die mich von der grossen Allgemeinheit der erwähnten Bildung überzeugte. Zu wünschen wäre noch die Bestimmung der Lebensperiode, in der sie gewöhnlich anfängt, diese aber war mir aus Mangel an passenden Gegenständen nicht möglich. VII. Ueber den ausdehnbaren Anhang auf dem Kopfe des Klappmützen - Seehundes (Phoca cristata), Von Wırn. Rarr, Prof. der Anatomie zu Tübingen. (Mit Kupfertafel VI.) Im hohen. Norden findet sich ein durch die sonderbare Gestalt seines Kopfes höchst ausgezeichnetes Thier aus des Klappmützen-Seehundes, 237 der Familie der Robben. Die Wallfischfänger bezeich- nen es wegen eines besonderen, grossen, häutigen An- hanges auf dem Kopfe mit dem Namen Klappmütze !). Da dieser Anhang seinem Baue und seiner Verrichtung nach noch wenig bekannt ist, so will ich in Kürze an- geben, was die anatomische Untersuchung mich über dieses Organ gelehrt hat, und was ich über die Function desselben denke. Die äussere Nase dieses Seehundes hat eine aus- serordentliche Entwickelung erreicht; aber nicht in Ge- stalt eines Rüssels, sondern dieser Theil erscheint als eine grosse, membranös-muskulöse Blase. Der Raum zwischen der äusseren Oeffnung der knöchernen Nasen- höhle und zwischen den Nasenlöchern erweitert sich zu einem Beutel, der, wenn 'er von Luft ausgedehnt ist, Raum genug hat, um den Kopf eines Menschen aufzu- nehmen. Dieser Sack erhebt sich unmittelbar vor dem Auge und erstreckt sich bis zu dem vorderen Rande des Zwischenkieferknochens. Durch diese Eigenthünlichkeit der Organisation erhält das Thier ein fremdartiges An- sehen, und die Gestalt des Kopfes unterscheidet sich auffallend von der aller übrigen Säugethiere, Durch eine senkrechte Scheidewand, eine Fortse- tzung der Scheidewand der knöchernen Nasenhöhle wird dieser Beutel in zwei seitliche Abtheilungen getheilt. Auf der inneren Oberfläche findet sich eine weiche, glatte 1) Synonyma. Phoca cucullata Bodd. El. p. 170, Phoca leonina Oth. Fabric. Fauna Groenland. Phoca eristata Gm. Oth. Fabrie. Schriften der naturforschenden Gesellschaft von Kopenhagen 1r Theil. J. E. Dekay, Annals of the Lyceum of Natural History of New-York Vol. I. 1824. Stemmatopus eristatus Fr. Cuvier, Dict, des sciences naturelles. Vol. 89, p. 551. Cystophora borealis Nilson, Skandinavisk Fauna I, 582. 238 Ueber den ausdehnbaren Anhang auf dem Kopfe Schleimhaut, ‘eine Fortsetzung der Schleimhaut der Na- senhöhle. ''Zwischen ‘dieser inneren Membran ‘und den allgemeinen Bedeckungen ist eine Lage von Muskelfa- sern angebracht, "die von einer Seite zur andern sich erstrecken, ‘und manche Bündel befestigen sich an die allgemeinen Bedeckungen der Blase. Auch in der Schei- dewand sind deutlich Muskelfasern zu erkennen; über- dies ist der Theil der Scheidewand, welcher an die knöcherne Nasenhöhle gränzt, mit einem senkrechten Knorpel verstärkt. Andere Knorpel der äusseren Nase finden sich nicht. Die allgemeinen Bedeckungen haben, wo sie. diesen Beutel überziehen, an Dicke abgenom- men, sind aber sehr ausdehnbar, und die Haare sind kürzer und weniger dicht stehend als auf der übrigen Oberfläche der Haut. Die dicke Fettlage, welche aın übrigen Körper unter den allgemeinen Bedeckungen liegt, fehlt an dem Beutel und wird durch eine Schicht von sehr elastischem Zellgewebe vertreten. Um die äusseren Nasenlöcher herum sind die Mus- kelfasern angehäuft, und bilden einen ringförmigen Schliessmuskel. Es ist auch von den anderen Robben- arten bekannt, dass sie ihre Nasenlöcher vollkommen verschliessen können. Nachdem die äusseren Nasenlöcher durch den Schliess« muskel verschlossen sind, kann von den Lungen aus durch die‘ knöcherne Nasenhöhle der membranös-mus- kulöse Sack, unter welcher Form die äussere Nase bei diesem Thiere erscheint, fast kugelförmig sich aufbla- sen, wobei er dann beträchtlich über den Unterkiefer hervorragt. Die Blutgefässe, besonders aber die Ner- ven dieses Beutels zeichnen sich durch ihren gewun- denen Verlauf aus, damit sie nachgeben können, wenu dieser Theil von Luft ausgedehnt wird. Wir finden auch sonst bei anderen Organen, welche einer beträchtlichen Verlängerung oder Ausdehnung fähig sind, eine ähn- des Klappmützen-Seehundes. )ı ı 239 liche Anordnung; der Gefässe,..s0. bei den Schlagadern der Gebärmutter, den Kränzschlagadern der Lippen, der Zungenschlagader. Durch.die Zusammenziehung’der an- gegebenen Muskelhaut kann! die Luft aus dieser Höhle ausgestossen und dieselbe sehr ‚beträchtlich verengert werden. Wenn dieser Seehund auf den Klippen.’ oder auf dem Eise liegt und gereizt: wird, so bläst er seine Nase auf, so dass sein Kopf dadurch auch 'vor den ‚Streichen der- Wallfischfänger geschützt wird. Bei dem ziesen- mässigen Rüsselseehunde (Phoca' proboseidea ),.' der die entgegengesetzte Halbkugel der Erde bewohnt, ist auch eine ausserordentliche Ausbildung. der äusseren Nase beim männlichen Geschlechte eingetreten, ‚sie erscheint aber unter der Gestalt eines Rüssels. Ohne Zweifel dient beim Klappmützen-Seehunde die- ser geräumige Behälter dazu, einen Vorrath von Luft aufzunehmen, wodurch diese Thiere, die ihre Nahrung unter dem Wasser zu suchen haben, fähig gemacht wer- den, längere Zeit unter der Oberfläche des Wassers zu verweilen, Otho: Fabricius erzählt von dem Klappmü- tzen-Seehunde, dass er sich dadurch auszeichne, dass er im Stande sey, besonders lange unter dem Wasser sich aufzuhalten, ohne zu athmen!). Nach dem allge- meinen Gesetze, dass bei dem männlichen Geschlechte die Athmungswerkzeuge eine vollständigere Entwickelung er- reichen als bei dem weiblichen, kommt bei dieser Klapp- mützen-Robbe der beschriebene Anhang der Respira- tionsorgane nur dem männlichen Geschlechte zu. Bei den weiblichen Thieren und bei den jungen männlichen ist diese membranöse Blase nur einem Rudimente nach 1) Otho Fabrieius, ausführliche Beschreibung der grönländi- schen Seehunde. Im ersten Bande der Schriften der ‚naturfor- schenden Gesellschaft zu Kopenhagen. 240 Ueber den ausdehnbaren ‘Anhang äuf dem Kopfe etc. vorhanden. : In der Klassesder Reptilien bietet uns nach den Beobachtungen von ‘Geoffroy Saint-Hilaire*) das grosse'Gangeskrokodil, das in seiner Lebensart mit den Phoken in mancher Hinsicht Aehnlichkeit hat, eine ana- loge Erscheinung dar, 'wie die Klappmütze. ‘Den er- wachsenen männlichen Individuen dieses Krokodils ist. es eigenthümlich, dass nicht 'nur die äussere Nase zu einer geräumigen hervorragenden Höhle ausgedehnt ist, sondern auch der Knochen, welcher dem inneren Flügel- fortsatze des Keilbeines entspricht, erscheint unter der Form einer Blase, ‘welche in die Nasenhöhle sich ein- mündet. Die Krokodile können auch, wie die Robben, willkührlich ihre Nasenlöcher verschliessen. Es ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass diese Räume dazu bestimmt sind, einen Luftvorrath aufzunehmen, der die- sen Reptilien beim langen Aufenthalte unter der Ober- fläche‘ des Wassers nützlich ist. Mit den Säcken, welche auf dem Kopfe der eigent- lichen Cetaceen, zwischen der äusseren Oeffnung der knöchernen Nasenhöhle und dem einfachen oder doppel- ten Nasenloche (Spritzloche) angetroffen werden, scheint der membranös-muskulöse Beutel des Klappmützen-See- hundes eine entfernte Aehnlichkeit zu besitzen. Bei den Cetaceen dienen diese Säcke zum Ausspritzen des Was- sers und scheinen, da sie von Zweigen des fünften Nervenpaares mit Nerven versorgt werden, während das erste Hirnnervenpaar fehlt, und da die eigentliche Na- senhöhle nur als ein enger, glatter Kanal ohne Neben- höhlen und ohne Muscheln erscheint, vielleicht zugleich’ ‘als Geruchswerkzeuge zu dienen. An ein Ausstossen von Wasser durch die Nasenlöcher ist bei diesem See- hunde wegen des Baues der Nasenhöhle nicht zu denken. 1) Memoires du Museum d'histoire naturelle. Tom. XI. Re- cherches sur l’organisation des Gavials. Frage nach der Sphäre der Productionen u. s. w. 241 Von dem, diesem Seehunde verwandten, Wallross (Tri- chechus rosmarus) ist zwar öfters behauptet worden, es stosse gleich den Cetaceen Wasser aus durch die Nase; ich habe aber den Ungrund dieser Angabe hinlänglich dargethan in meiner Abhandlung über das Zahnsystem des. Wallrosses !). IX. Frage nach der Sphäre der Productionen, zu- “nächst hier nach der sinnlich wahrnehmbaren Vorrichtung für Production der Säfte in höheren Organisationen vom Gas an bis zu den tropfba- ren Flüssigkeiten. Oder: Giebt es ein Saftparen- chyma als einen besonderen vom Nerven- und Gefäss - Systeme sinnlich wahrnehmbaren abge+ gränzten Apparat, nebst Reflexionen über orga- nische Nomologie und Pathonomie, Vom Dr. 6. L. OFteEervdınGeER. Di. stark in die Augen *springenden Gegensätze der organischen Thätigkeiten im kranken Zustande erweck- ten in mir gleichzeitig den Gedanken an Pathonomie, und die Frage, ob es eine ‚besondere Vorrichtung für die Productionen gäbe. Ich neigte mich bald auf die Seite derjenigen, welche Zweifel erhoben gegen die Mei- nung, als ob die Productionen durch das Nerven- und Gefässsystem vollführt werden. Ich wurde nicht wenig beunruhigt durch diese Betrachtungen. Denn was wäre 1) 8. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, herausgegebeu von einer Gesellschaft in Würtemberg. Zweiter Band. S, 107, Meckels Archiv f. Anat. u. Phys, 1829. 16 242 Frage nach der Sphäfe der Productionen u =. w. die Lehre vom Fieber, von ddr Entzündung, ‘wie man- gelhaft die ganze Pathologie, wenn diese Vorrichtung als ein Besonderes existirte? Eine richtige Schätzung der vorhandenen Thatsachen könnte ünnföglich Statt haben, und jede wiederholte Prüfung derselben müsste neue Lücken und "Widersprüche entdecken. In Betreff der organischen Nomologie' und der Pathonomie würde man nicht weit voranschreiten, welche Weise man bei der Bearbeitung auch wählen wollte. Ohne zu besorgen,'für einen Liebhaber der Dinge, die nicht sind, für einen warmen Verfechter des Unbe- greiflichen, des Uebernatürlichen angesehen zu werden, ist es bei der Wichtigkeit der Sache erlaubt, die Frage noch einmal aufzuwerfen: Giebt es eine Sphäre, eine sinnlich ‘währnehmbare Vorrichtung für die Productio- nen, was und wo ist sie? Ich begann meine Forschun- gen, und setzte sie nach allen Richtungen fort, einge- denk der Maxime, dass es fehlerhaft sey: irgend ein Factum der Naturforschung isolirt zu betrachten, und, dass der Werth jeder einzelnen Thatsache nur durch Zusammenstellung mit allen bekännten zu bestimmen sey. Ich schmeichle mir, dadurch ein Recht erworben zu haben, über die Möglichkeit der Entdeckung der Sphäre der Productionen zu sprechen, und lege das Re- sultat meiner Untersuchungen vor. j Das, auch in höheren Organisationen, so durchgän- gig verbreitete Cäpillarsystem musste meine Aufmerk- samkeit Auf sich ziehen. Einige Bekanntschaft mit die- sem Systeme lehrt, mit welcher Vorsicht man die Re- ‚sultate der Injectionen änseheh müsse. Alles Uebrige abgerechnet, so Setzt der Umstand Hindernisse, dass man die Injection nicht in entleerte Partieen ÖEHeR. und nichts anderes injieiren kann, als Theile, die nicht leer an Contentum sind, im lebenden Zustande, wie im todten, denn das Flüssige "erstarrt im Gewebe mit dem | nebst Reflexionen üb. organ Nomologie u. Pathonomie. 243 Tode. Ich dachte daran, den zu untersuchenden Theil seines Inhaltes zu berauben und dann der Betrachtung zu unterwerfen. Mit Uebergehung der in dieser Ab- sicht gemachten verschiedenen vergeblichen Versuche erzähle ich nur die gelungene Manier. * Höchst eoncentrirte wässerige Blausäure wollte ich einem alten Kaninchen durch die aspera arteria in die Eunge injieiren, als durch die Unmöglichkeit, das Thier in der gehörigen Lage -zu halten, die Canule in den Oesophagus gerieth, und so die Blausäure in den Ma- gen. Ungeachtet ich meinen Zweck verfehlt ‚glaubte, öffnete ich das Thier noch warm, wie bei den früheren Versuchen, und fand mich angenehm überrascht, meiner - Absicht näher gekommen zu seyn, als durch die frühe- ren Injectionen in die Lunge, wo immer die Lungen hepatisirt angetroffen, und durch Maceriren und Auswa- schen keine Entleerung bewirkt, worden. Aus den Ge- fässstämmen floss bei allen Versuchen dünnes 'schwar- zes Blut. Ich hatte jedesmal dieselbe zinnerne Spritze angewendet, die genau eine Unze Wasser fasst, und die ganze Ladung eingespritzt, wobei immer Blausäure zurückgedrängt worden und ausgelaufen war, wenn die Canule in die aspera arteria gebracht worden, Durch den Oesophagus eingespritzt, ging wenig Blausäure ver- loren Die Versuche wurden bei geöffneten Fenstern und Thüren gemacht, und ich entfernte mich‘ alsbald nach geendigter Einspritzung. Bei vom Magen. aus so getödteten Thieren aber erblickt man die Lungen von der Farbe des Zellstoffes, leer von Blut, und wenig Luft enthaltend, auf sich selbst zurückgezogen, und zwar beobachtet man dieses Zurückziehen noch bei dem ‚Oeff- nen des Thorax. Die Arterien und Venen zwischen den Lungen und dem Herzen strotzen von!Blut. Solche Lun- gen saugen leicht tropfbare Flüssigkeit in sich, und man muss durch alle Sorgfalt dieselbe von ihnen abhalten. 16* 244 Frage nach der Sphäre der Productionen u. 5. w. | Aufgeblasen sind diese Lungen bei der Präparation von durchgängig.gleicher poroser Substanz; die ganze Masse besteht, die Verästelungen der Bronchien, die ihnen paral- lel laufenden Gefässverästelungen abgerechnet, aus lau-- ter Löcherchen, man unterscheidet keine vascula, vesi- culae, cellulae. Gefässstructur konnte ich in der Sub- stanz selbst nirgends entdecken. Ich möchte nicht sagen, hier seyen zu sehen: „höchst kurze, viel und mannig- faltig anastomosirende, farblose Kanälchen von höchst engem Durchmesser, Haargefässe.‘ Ich konnte nichts se- hen, als durch und durch Millionen’ der feinsten, dicht nebeneinander stehenden Löcherchen. Dem unbe wafine- ten Auge ist es unmöglich, Wandungen zu unterschei- den. Solche parose, Structur enthält die Bedingung der offensten Communication, der feinsten Zertheilung und der multiplicirtesten Frietion des Contentum, gleichge- eignet, als mächtigstes Resorptionswerkzeug, Saugwerk, wie, wegen der:nicht unbeträchtlichen Elastieität, als kräftiges Expulsionsinstrument zu dienen, aber sie ent- "hält auch die Bedingung, dass darin die Flüssigkeit nach allen möglichen Richtungen sich bewegen könne. Ich liess mir einen Apparat verfertigen, wodurch solche Lun- gen (früber hatte ich sie vorsichtig aufgeblasen) so viel als möglich von Luft ausgedehnt und verschlossen wer- den könnten, um dann getrocknet zu werden. Das Letz- tere gelang mir aber nicht. Bei erforderlicher Geschick- lichkeit, die mir abgeht, wird dieser Versuch doch zu bewerkstelligen seyn. Die Lungen sind ein dem Capil- larsystem angehöriges Organ, worin Umwandlung pur- purrothen Blutes in hellrothes vorgeht, Arterienblutma- chen, also Production. Die Gefässwirkung ist an eine besondere eigenthüm- liche, sinnlich wahrnehmbare und durch die Sinne zu bestimmende Stxuctur gebunden, vermittelst welcher sie solche vollführt. Sollte es nun nicht, erlaubt seyn, zu nebst Reflexionen üb, organ. Nomologie u. Pathonomie. 245 sagen: wo keine Gefässstructur, da keine Gefässwirkung. Ich bin weit entfernt, den Schluss von dem Baue der Lungen auf andere Gebilde und Organe des Capillarsy- stemes zu wagen. Wo es ungewiss ist, von welcher Structur der Theil’ ist, oder wo seine Structur nicht deutlich und nicht distinet den Sinnen nachgewiesen werden kann, wo die Meinung: es‘bestehe''ein Paren- ‚hyma, und die Meinung: das ganze’ Capillarsystem sey lauter Gefässverzweigung in sinnlich wahrnehmbaren, un- bestreitbaren Merkmalen, durch eine der bisher gebräuch- lichen Präparationsmethoden noch, nicht hat begründet werden können, ist man genöthigt, sich'nach neuen 'gül- digen Bestimmungsgründen umzusehen.' Ein solcher sey die Bewegung, ein sinnliches:Merknal und ein —. von jedem organischen Acte — unzertrennliches Merkmal. “ Die mikroskopischen Untersuchungen haben: die Be- wegung 'des; Flüssigen gezeigt,’ das. im Capillarsystem enthalten ist. ' Ueber die Art dieser Bewegung hat man sich nicht vereinigen können, und. sie wurde’ verschie- den von Verschiedenen angegeben. Müsste ich ein Ur- theil fällen nach den verschieden hierüber gemachten ‘Angaben, nach dem, was ich gesehen, und wie ich es nach den oft wiederholten Betrachtungen gefunden habe, so würde ich sagen: die Bewegung der Blutkügelchen (ich bediene mich dieses Ausdruckes,. nicht ‘weil ich glaube, dass es Kügelchen sind, sondern weil er der allgemeiner angenommene ist, und im .Gegensatze zu dem Blut in den Gefässen) ist eine wälzende, und zu: gleich verfolgen sie die Richtung in der Bogenlinie, so, dass sich dabei unzählige kleine‘Bögen schneiden. Nie- mand wird sie eine Gefässbewegung nennen, denn diese ist eine Propulsionsbewegung , wahl die Richtung durch das Gefäss bestimmt ist. ») Die Blutkigelchenbewegung im Chpillargeivebh, soy ihre Art die ebengenannte, oder eine der andern ver- 246 Frage nach der Sphäre der Prodactionen u. s. w. schieden angegebenen, ist eine eigenthümliche, von der Propulsions - oder Gefässbewegung ganz verschiedene, die Geschwindigkeit dieser übertreffende. Jeder Blutpar- tikel vollführt seine Bewegung aus sich, durch sich und für sich; sie ist nicht geleitet von einem Kanälchen, noch von irgend woher mitgetheilt. Jedes Bluttheilchen ist so sein eigener Rector. So länge diese Blutbewe- gung dauert, ist Blutumwandlung oder virtualischer Akt, selbst ausserhalb des Körpers, und mit dem Aufhören dieser Bewegung hören diese Acte auf. Mit Stossbe- wegüng ‘und mit nicht ‚geringer Gewalt geht ‘das Blut vom:linken Ventrikel in die Arterienstämme, und aus dem äussersten Capillargefässe, das angeschnitten ‚wor- den springt 'es in Sätzen heraus, wie bei Wurfbewe- gung. In der Vene ist gleichfalls Propulsionsbewegung. Aus.der angeschnittenen: Vene fliesst das Blut im. Stro- me, aus dem angeschnittenen Gewebe sickert ‚es aus. Die Propulsionsbewegung des Gefässsystemes geschieht aber auch mit solcher : Schnelligkeit,‘ ‚dass: im ‚Gefässe keine andere Art’ der Bewegung, als|die in gerader Li- nie mit gerader oder schiefer Richtung bestehen kann. Der Abweichungen von ‚der geraden Linie, die der Bau des Gefässsystemes darbietet, sind zu wenige, als dass sie nicht wohl durch die Propulsionsbewegung_ 'ausge- glichen würden, .wie leicht zugegeben wird. Die Blutkügelchenbewegung aber, eine andere Art der Bewegung, sey sie angegeben; wie man sonst will, kann 'nicht zugleich die Richtung in gerader Linie neh- men., also nicht in seinem ‚Gefässe, Statt finden, wegen der allgemein ihr beigelegten eigenthümlichen Art, we- gen derGeschwindigkeit, womit beide verschiedene ‚Ar- ten'won Beiwegingen |vollführt werden und wegen ihres verschiedenen Grades: von Geschwindigkeit. Kann aber zugeständen ‘werden, dass Blutkügelchenbewegung die angegebene ist, so ist sie im Gefässe wieder nicht mög- nebst Reflexionen- üb: organ..Nomologie u Pathonomie. 247 lich. Ein Körper kann. sich ‘wälzen, ‘und zugleich die Bogenlinie verfolgen, „aber er kann ‚nicht zu gleicher Zeit und an demselben Oct. die.Bewegung nach der 'ge- raden Linie machen, so,.kurz auch die Bogenlinie ‚wäre, . Sobald es ausgemacht ist, dass Blutkügelchenbewe- gung; und, Propulsionsbewegung nicht, zu gleicher Zeit an demselben Orte Statt finden könne,..yenn erstere nur in einem Gewebe sich exseriren kann,, das keine Ge- fässstructur und keine Propulsionsbewegung hat,, so‘ ist man. berechtigt, die Art der Bewegung zum Bestimmungs- grunde ‚der Besonderheit der Theile za erheben, und zu sagen, wo Blutkigelchenbewegung, da ist kein Ge- fäss, und wo Blutkügelchenbewegung,: da ist ein .be- sonderes ‚Gewebe, :ein besonderes Gebiet, ’ Bekanntlich dauert Blutkügelchenbewegung noch. ei- nige Zeitmomente fort, nachdem mit dem Tode die Pro- pulsionsbewegung, in. ‚dem Gefässsysteme aufgehört hat, und sie, wird gesehen. in — vom Körper. — getrennten Theilen , wo also von,mitgetheilter Bewegung keine Rede mehr seyn kann. Dies ist einer der Beweise dafür, dass erstere Art der Bewegung aus sich, für sich und durch sich, nicht mitgetheilt ist, In dieser Thatsache liegt auch ein Unterschied zwischen dem Blut-in den Gefässen und . zwischen dem — im Gewebe.‘ Im Gefässe muss sich das Blut, passive ‚verhalten, so lange die mitgetheilte Pro- pulsionslsewegung dauert; ins Gewebe gekommen, tritt es in Activität, Es wäre. Unrecht, dem! Gewebe Acti- yität absprechen zu wollen. Nächgewieseu ‚aber, hat se noch, Niemand.: Das Gewebe ‚und das,-Contentum -ma- ‚hen ‚vereint. nur ‚eine, besondere ‚Vorrichtung, aus; | im Leben ‚wie. im Tode sind sie nicht geschieden. ‚Weil Jie Activität leider von den andern organischen Thädg- keiten sich unterscheidet, so schlage ich: vor, sie, mt „dein Namen — Beschaflenheiten (indoles).— zu belegen, insbesondere aber die des ‚Blutes — ıVistualität —! zu 248 Frage nach der Sphäre der Productiönen u. #. w. nennen. Virtualität des Blutes ist, was man sinnlich bemerkt, und den Sinnen ‘wieder nachweisen kann. So viel auch von der organischen Mischung seit dem ge- nialen Reil' gesprochen worden, so hat solche bisher Niemand nachgewiesen. Was in unaufhaltsamer Um- wandlung begriffen ist, lässt sich durch die chemischen Processe nicht analysiren. Die Säftmasse ist das farbige und farblose Blut im. Gefässsysteme und im Gewebe. Die anderen flüssigen Produkte alle hat man nicht in die Saftmasse begriffen angenommen. Sie sind humores contigui. Virtualität der Saftmasse sey für jetzt Gerinnbarkeit, Scheidbarkeit des Blutes, beides in vielen Gradationen. So giebt es nor- male Virtualität, bei Entzündung die phlogistische, in der reinen Synocha ist plus gerinnbareg, Blut ohne Schei- ‚dung u. s. w.. Von der Mischung aber wissen wir in die- sen Fällen nichts, so wenig als von der recipirten’ ver- schiedenen Mischung des — den verschiedenen Organen — zugeführten' Blutes. Eben so wenig wissen‘ wir von ‚der Mischung des Blutes im heftigen Scharlach, in der Waäasserscheu vom Biss eines wuthkranken Thieres, in (der Pest, im gelben Fieber. Sehen wir aber das Blut solcher Kranken an, wie abweichend ist nicht seine Virtualität von der normalen? Ich halte in diesen Fäl- len allen die Virtualität des Blutes für ein höchst wich. tiges Moment, was vielleicht, genau untersucht, die Dun- kelheit aufhellt, welche über der Natur dieser Krank- heiten schwebt. Beobachtungen, dem kranken Zustande entnommen, beweisen, dass das Blut in den Gefässen und in dem Gewebe nicht Eine Continuität ausmache, auf der sich immer dieselbe Virtualität zu gleicher Zeit exponire. Die Virtualität des Venenblutes ist eine an- dere, und die des Blutes durch Schröpfköpfe und Blut- egel gewonnen, eine andere. Phlogistische Scheidung habe ieh am Blute, auf letztere Art gewonnen, noch, nie- nebst Reflexionen üb. organ. Nomologie u.'Pathonomie. 249 mals beobachten können. ' Irgendwo im Gewebe kann eine Stelle längere Zeit als begränzte Giftstelle beste- hen, ohne dass Krankheit besteht. Ueberhaupt zeigen viele pathologische Thatsachen, dass eine krankhaft vir- tualisirte Stelle im Gewebe bestehen kann, und nur suc- cessive und gradualiter das Gefässblut infieirt wird. Auch scheint ‘es mir wahrscheinlich zu seyn, dass öfters der Entzündung Gerinnung an einer Stelle des Gewebes vor- hergehe. Fälle von plötzlichem Befallenwerden von ei- nem Allgemeinleiden, oder von plötzlichem Tode sind gewiss nicht, weil plötzlich die Blutvirtualität auf beiden Continuitäten und im Gewebe zu gleicher Zeit krank- haft verändert worden. ' Wenn die Saftmasse im Gewebe und in den Ge- fässen Eine Continuität ausmachte, könnten diese Er- scheinungen nicht Statt finden. Ich theile mit Andern die Vermuthung, dass dem Blute Polarität: inwohne, nur ist.die Sache in sinnlich 'wahrnehmbaren Erscheinungen noch eben so wenig klar dargethan, als wenig man auf diese Vermuthung hin berechtigt ist, Eine Continuität des Blutes in den Gefässen und im Gewebe anzuneh- men. Virtualität äussert sich durch Gerinnung, Schei- dung in den Gefässen, im Gewebe und "ausserhalb des Körpers. Beispiele von erfolgter Gerinnung im Gewebe sind: die Hepatisation, Carnification, Granulation, Tu- berkulmaterie, d. i. geronnene Lymphe, oder geronnener Dunst, die falschen Membranen aus geronnenem Dunste auf den serosen und mucosen Membranenflächen, die rothen Punkte auf den chronisch entzündet gewesenen Serosen, und wahrscheinlich dürfte noch hierher gezählt werden jene tiefe Röthe der Mucosa des Darmkanales, welche Einige allein für Folge und Zeichen im lebendi- gen Zustande Statt gehabter Entzündung gehalten wis- sen wollen. Beispiele von erfolgter Scheidung ausserhalb des 250 Frage nach der Sphäre der Productionen u. #.w. “ Körpers giebt das gelassene Blut, nämlich die-Schei- dung in Crusta, in Cruor,.in Serum. In den Lungen die matiere noire neben, Tuberkel. In den Gefässstämmen findet man geschiedenes Blut. Scheidung und Gerinnung im Gefässsysteme ist immer da, wo die Energie der Gefässwirkung in hohem Grade vermindert, oder an Stellen annullirt worden. Farblo- ‘ser. Saft. gerinnt, aber. scheidet sich nicht. Wenigstens ist mir von ‚Scheidung nichts Deutliches' ‚bekannt, Netzwerkbildung kommt von Blutvirtualität. Fär- bung, Entfärbung des Blutes geht im Gewebe vor, auch ausserhalb des Körpers. bei frischgelassenem Blute.; Mit Carbonisation und Decarbonisation sind unerwiesene Er- klärungsarten gegeben. Erstere, inwiefern sie durch Ver- lust des Oxygen geschehen soll, ist durch kein einziges Factum ‚nachgewiesen worden, ‚und warum wird abge- storbenes Blut, der atmosphärischen Luft ausgesetzt, nicht hellroth, und: warum nur ‚virtnalisches. Blut? Haben. die Iymphatischen ‚Gefässe, die im Gewebe wurzeln, eine andere Wirkung da, als :Gefässwirkung, und was für,eine? Gelungene. Injectionen ‚oder Infiltra- tionen durch einen lymphatischen Gefässstamm zeigen, dass 'alles aus lymphatischen ‚Gefässen besteht. Man müsste daran. glauben, wenn, nıan auf, eben die Art nicht auch ‚alles zur ‚Arterie und Vene machen ‚könnte. Einmal — aus, einem Gewebe, wie ‚die Lungen. sind, kann’man machen, was man',will, — vermittelst der Injection. ’ Wenn ‚die bis bierher aufgeführten Thatsachen als Gründe ‚gelten können für die Meinung, dass das Ca- pillarsystem nicht ganz dem. Gefässsystem augehöre, und dass neben diesem ein besonderes Gebiet, eine eigen- thümliche Vorrichtung sey, wenn die Thatsache wahr- haftig ist, dass in dieser Vorrichtung Blutumwandlung von hellrothem zu purpurrothem Blute, und umgekehrt, nebst Reflexionen üb. organ. Nomologie u. Pathonomie. 251 und Blutumwandlung, in die anderen Flüssigkeiten alle vorgehe, so sind diese Thatsachen als Fäden zu be- trachten, welche zu der Entdeckung des Saftparenchy- ma leiten. Eben aber, weil es nicht von, dem Gefäss- systeme getrennt angebracht ist, weil es mit den ‚Cha- rakteren der Besonderheit in das Nerven- und Gefäss- system hinein versenkt ist, oder diese in jenes, findet ein inniger reciproker Einfluss aller auf einander Statt. Die Erscheinungen alle, die vielen merkwürdigen Versuche und Experimente ‚hierüber lehren, dass die Yirkungen des Nerven - Gefässsystemes und des Saft- parenchyma auf und zu einander Keine andere ‚physio- logische und pathologische‘ Beziehung als die,des Ein- flusses haben. Der Einfluss aber ändert nicht das Wesen der andern Wirkungen, jede bleibt, was sie ist, Nerven- wirkung, Gefässwirkung,, Safiparenchymawirkung. Der Einfluss ist ein directer, oder indireeter und nach Pro- portion, Z. B. nach den bisher "bekannten Versuchen ist der Einfluss der Nervenwirkung auf Secretion ein direeter in der Proportion wie plus, und somit ein mo- difieirtes Product bedingend, oder dessen Modification ‘bedingend. Ohne den Nebenwirkungseinfluss entsteht aber doch ein Product, nur ein anderen, nicht als Se- eretum modificirtes. Beginnt mit diesen Daten eine, reelle Aussicht auf die Möglichkeit der vollständigen Entdeckung des Saft- parenchyma, so ist der erste Schritt zur Entdeckung der Sphäre der Productionen gethan, und ‚die Basis ge- geben, von der aus weiter vorangeschritten ‘werden kann. Ist es auch ausgemacht, dass eine Sphäre der Produ- etionen existirt, so sind immer noch die Fragen unbeant- wortet gelassen: auf welche Art und Weise und durch welche Bedingungen geschehen die Productionen? ‚Diese Frügen gehen das Saftparenchyma an, die Ernährung, das Wachsthum, die Verdauung und Zeugung. Um sich 252 Frage nach der Sphäre der Productionen u. 8, w. der Erscheinung hier zu nähern, müssen ohne Zweifel andere Wege eingeschlagen werden, als die bis jetzt betretenen gewesen sind. — Eine andere Richtung, diese Frage zu verfügen; bietet der kranke Zustand dar. Bei allen Krankheiten, oder sehr deutlich durch den ganzen Verlauf der Krankheit hindurch beim Fieber und der Entzündung haben die Aerzte längst einen Gegen- satz (man erlaube mir für jetzt diesen Ausdruck) zwi- schen den. Thätigkeiten des Nerven - und Gefässsyste- mes und zwischen jenen der parenchymatosen Organe und solchen Ausbreitungen (Membranen) beobachtet. Ei- nerseits der schwankende Begriff von Parenchyma und die Unmöglichkeit dieses vom Gefässsystem zu unter- scheiden, auf der andern Seite pathologische Theorieen, geboren von dunklen Vorstellungen und einer aus sinn- lich wahrnehmbaren Thatsachen fehlerhaft geübten Ab- straction, haben gewisse Aerzte abgelenkt von dem’ Wege der ealeulirten Empirie, und sie bewogen, die Verfol- gung dieser Thatsache aufzugeben. Man hätte diese Gegensätze, vom Parenchyma entnommen, in Gruppen gefasst, und sie Status genannt. So hatte män den sta- tus gastrieus, status biliosus, status pituitosus und sta- tus putridus (Putridität begründet in krankhafter Blut- virtualität) aufgestellt. Diese Status machen oft das Charakteristische epidemischer Krankheiten aus, und es findet sich, dass das sie begleitende Fieber bald ein symptomatisches, bald idiaetata, ist. Durchliest man die Berichte der Aerzte über weitverbreitete Epidemieen, oder hat man selbst mehrere Epidemieen behandelt,’ so entgeht es nicht, ‘dass in einer und derselben Epidemie da’der Status vorzugsweise von febris idiaetata begleitet ist, dort von febris symptomatica, und die Krankheit sonst dieselbe ist. So besteht Modificatio einer und derselben Krankheitsform, und es ist nicht febris intereurrens. Es nebst Reflexionen üb, organ. Nomologie u, Pathonomie, 253 giebt aber, und gab Zeiten und Gegenden, wo diese Status selten oder gar nicht beobachtet werden, und wo Fieber eine Reihe von Jahren hindurch herrschen, die rein von diesen Status, und die nach allen Beziehungen als febris idiaetata bezeichnet sind; so in der Form von Synocha, Synochus. Man betrachtete mit Recht die Wärme als etwas, was man nicht zu den Producten organischer Thätigkeit rechnen dürfe, aber man hatte Unrecht, dieser Erscheinung die Aufmerksamkeit nicht in dem Maasse zuzuwenden, um ausser Acht zu lassen, dass solche Pluswärmeentbindung immer mit Plusgas- entwickelung auf der Oberhaut und durch die Lungen verbunden 'sey. ’ Gasentwickelung in Quantität geschieht ausschliess- lich durch parenchymatose Organe, und hier im Fieber namentlich durch die Lungen und Oberhaut, und ist Pro- duct so gut, als irgend eine tropfbare Flüssigkeit im Saft- parenchyma erzeugt. Daneben beobachtet man in die- sen reinen Fiebern eine Turgescenz der sichtbaren Mem- branen (im Verlaufe des Synochus, wo er in Typhus übergegangen, ist freilich die Turgescenz der sichtba- ren Membranen verschwunden), und eine eigenthümli- che Beschaffenheit der Mucosa der oberen Zungenfläche und der Mundhöhle, die aber so wenig, als in anderen Fiebern durch alle Stadien der Krankheit durch die- selbe bleibt, und in verschiedenen Stadien, bei höhe- rem oder niederem Krankheitsstande, eine verschiedene wird. Diese reine Synocha ist auf plusgerinnbare Blut- virtualität basirt, der reine Synochus auf minusgerinn- bare Blutvirtualität, beides sicher und leicht aus dem Pulse zu dignosciren. Die genannten Erscheinungen, Pluswärmeentbindung, Plusgasentwickelung und Plusfülle der sichtbaren Membranen ‚wären, in einen Status zu- sammengefasst, mit dem Worte — status turgor — zu belegen, Sie bildet in diesen Fiebern, als in einer Par- 254 Frage nach der Sphäre der Produetionen u. ». w., tie parenchymatoser Organe begründet, den Gegensatz von dem modus febrilis, wie die andern genannten Sta- tus in andern Fiebern. Der status turgor endigt sich entweder in Krise, d.i. in kritische Ausleerungen paren-., chymatöser Organe oder in Colliquation durch solche, Die Gruppen der reinen Synocha oder des reinen Syn- ochus wären: giyos, modus febrilis, status turgor, Col- liquation, oder nicht und Krise, und sind febres idiae- « tatae oder das fievre essentielle der Franzosen. Eine der andern Status oder Entzündung mit solcher febris idiaetata ist febris complicata. Diese alle halten den hippokratischen Cyclus. Die reine febris idiaetata durch- läuft diesen Cyelus in 24 Stunden, in 7—14— 21 Tagen. Die febris complicata endigt in Genesung oder Tod niemals vor dem 14ten Tage, wenn nicht Fehler oder die Heftigkeit der Krankheit den Tod früher herbeige- führt. Bei einer Dauer über den 2i1sten Tag ist die idiaetata und complicata in symptomatisches Fieber ver- wandelt worden. , Status turgor und modus febrilis in den symptoma- tischen Fiebern sind in keinen bestimmten: Zeitraum ein- geschlossen: ‘'man kann kaum ein ungefähres Minimum | oder Maximum der Zeit festsetzen, die sie dauern. Sie | sind anomale Fieber, inwiefern sie den hippokratischen Cyelus nicht halten, nicht einmal immer per nychtheme- rum, sie sind ohne regelmässige Remission und Exäcer- ation, sie können sogar bisweilen auf einen oder einige > 8 Tage intermittiren, und erscheinen dann mit mehr. oder | weniger Heftigkeit wieder. Die symptomatischen Fieber sind basirt auf irgend einen Status (den status turgor ausgenommen, der hier nur symptomatisch ist) oder auf‘ chronische Entzündung. Die genannten Status alle, so sehr sie unter sich und vom status turgor differiren, haben das mit einan- | der und mit letzterem gemein, ‘dass ihr Sitz'in paren- nebst Reflexionen üb. organ. Nomologie u. Pathonomie. 255 ehymatosen Ausbreitungen oder in solchen Organen ist, und sie machen besondere Partieen derselben aus, die was ganz anderes sind, als. Entzündung. Die Aerzte wissen aber schon lange, dass in Verbindung mit dem ‘ genannten Status, selbst in einer Periode des status pu- tridus eine entzündliche Affection oder wirkliche Entzün- dung, in dieser oder jener parenchymatosen Stelle zu- _ gleich bestehen kann. “Man hat einen status nervosus aufgestellt, aber so "viele sich widersprechende Symptome in diese Gruppe aufgenommen, dass der Begriff davon eben so unbestimmt ist, wie von Malignität. Wie diese scharfbegränzten be- sonderen Status, so’ giebt es noch mehrere andere, und überhaupt bestimmte mannichfaltige Gruppen und Krank- heitsformen. Welche Breite man der Gesundheit auch geben mag, so ist sie in der Erscheinung immer ein verschieden modificirter Zustand von vielen Graden, und somit stellt sie sich in verschiedenen Formen im Indi- viduum dar. ‘ Die Natur, die überall in unendlich mannichfaltigen besonderen Formen sich wiederholt, ist in Betreff der kranken Formen nicht erschöpft geblieben. Die sinn- lichen Merkmale ‘der aufgezählten Status machen diese zu mehreren besonderer, als solche für jeden wahrnehm- bar, und wiederholen sich als besondere seit Jahrtau- senden unendliche Male. Somit giebt es eine Pathologie, eine Döectrin von mannichfaltigen besondern krankhaf- ten Zuständen, und von noch mannichfaltigerfn Krank- heitsformen nach Genus und Species. Die besondern Formen erscheinen nur individuell modifieirt und in un- endlichen Grädationen. Der Sinn und der Verstand aber unterscheidet die besondere Form, die Modifitation und | die Gradation. Wäre es nicht so, so Wäre e& ein ewi- ges Suchen in eimmerischer Dunkelheit; es könnte kei- ne Beobachtung, keine Erfahrung geben, keitie Patho- 256 Frage nach der Sphäre der Productionen u. 8. w. logie und keine Pathonomie. : Ist die complete Kenntniss des Organismus errungen, so fallen die Vorwürfe weg, welche in Betreff der Abweichungen der Pathologieen, Nosographieen und Therapieen und der 150 Fieberdefi- nitionen der Mediein, der Erfahrung und des Verstan- des gemacht werden. - Der Begriff von Fieber konnte nicht aufgestellt wer- den, weil man den modus febrilis nicht aufgestellt hat. Durch ihn wird Fieber möglich, wirklich‘und nothwen- dig. Ein organisches Wesen, was kein Nerven- und kein Gefässsystem hat, kann niemals an Fieber leiden. Das Wesen des Fiebers drückt sich allein in den Erschei- nungen, Symptomen aus, welche an dem Nerven- und Gefässsystem beobachtet werden. Von ihnen allein ent- nimmt der Arzt Bestimmungen über das Daseyn des Fie- bers. Nur von Erscheinungen, aus den beiden Systemen zusammengefasst, ist das Daseyn von Fieber mit Sicher- heit und Bestimmtheit nachzuweisen, und so mussten die Erscheinungen, die' beide ein Fieber darbieten, in Eine Gruppe gefasst werden. Eben darum kann der modus febrilis nur Faciesverschiedenheit haben, keine Grade. Das quantitative Verhältniss der Nerven- und der Gefässthätigkeit ist in fieberhaften Krankheiten oft ein verschiedenes, und muss als solches für sich und besonders beachtet und gemessen werden. Die Facies selbst ist wichtig dem Pathologen, dem Nosographen, dem Therapeuten und dem Pathonomen. Die Facies je- der Fieberspecies ist eine gesetzlich verschiedene. Ich habe diese Andeutungen zu machen mir erlaubt, nicht im Wahne, damit etwas Neues gesagt zu haben, sondern um die alte Thatsache des Gegensatzes der Thä- tigkeiten der parenchymatosen Organe und ‘Gebiete zu den Systemen in Erinnerung zu bringen, und um bei folgender Sätzeaufstellung, wovon gleich Anfangs Erwäh- nung geschehen, nicht missverstanden zu werden. | | f | \ l | | || | | | nebst Röflexionen üb. organ, Nomologie u. Pathonomie, 257 Um einen deutlichen Begriff‘ von der Entzündung zu haben, werden die: Erscheinungen gesondert. Man trifft auf welche, die ihr eigenthümlich sind, und auf solche, die sie,'mit andern Krankheiten gemein hat. Nimmt man den status turgor, den modus febrilis weg, so bleibt, was der Entzündung eigenthümlich ist, und was ihre Basis ausmacht. “In Maihefte vom vorigen Jahre des Journales für praktische Heilkunde p, 113 redet Harr Staatsrath Hu- Feland von dem: Kerne: der Entzündung, ohne‘ den Be- griff. davon näher: zwbestimmen. ‘Aus diesem Grunde halte ich ‚es für unbescheiden, ‘wenn ich’ mich dieses Wortes bedienen. wollte, und lasse es noch ‘bei dem Worte, — Basis. lan sam ‚as Inflammatio vera: Diese Bänis ist, was'sie ist, "ohne "stätus. turgor «und ohne modus febrilis, ‘auch giebt es keinen modus 'inflammatorius. : Die Basis ist allein duich und für ‚sich selbst ,''so in niederen Organi: sationen. In :dermenschlichen' Organisation‘ ist sie „-immer\ mit ‚dem'imodus febrilis;''oder'ohne' diesen nur «in Fällen, »wo derieintretende: Tod diesen, oder: ihre Erhebung zu Entzündung verhindert hat.) Die'Basis +. der. Entzündüng «entsteht und 'karin nur ‚dann entste- «hen, »wenhodäs Barenchyma. ausser Stand gesetzt ist, die offenste Communication, ‚die feinste Zertheilung änddie 'miultiplicirtestenFriction zu‘ gebei. Durch diese Bedingung ist absolut gesetzt; 'Minusbewegung, ein Minimum von Bewegung Stillstand. Dieses Ta- „etum halte ich für verifieirt'»Ich' bin aber: durchaus „nicht der Meinung, als obdie Lehre vonder Ent- zündung durch mikroskopische Untersuchungen! zu „mergtündentsey; und will blos beinerklichmachen, dass die Basis der Entzündung im Parenchymä residire, .\An'.der entzündlichen ‘Basis wird ferner beobachtet! örtliche Pluswärmeentbindung, Meckels Archiv f, Anat. u. Phys, 1829. 17 258 Frage nach der Sphäre der Productionen u. 8. wi Febris idiaetatax Zu den bekannten sinnlichen‘ Merk- malen, die am Parenchyma beobachtet werden, ge- hört im 620g — Nichtfülle, Minuswärmeentbindung; Minusgasentwickelung. Im statısiturgor — Plusfülle; Pluswärmeentbindung ‚ Plusgasentwickelung. Inflammatio vera: Die entzündliche (phlogistische) Basis macht eine Stelle aus. Da.die Distinction zwischen entzündlicher Basis, Entzündung und zwischensjener und. den Folgen der Entzündung, blutiger, 'seroser, Iymphatischer ‚Ueberschüttung» bisher‘ nicht“ gemacht worden, so konnte: dieser Satz: ai m ker „wiesen: aufgestellt ‚werden. | Febris, idiaetata Der:gıyog und der: status ndeen el men immer mehrere parenchymatose Gebiete ein. Inflammatio vera: Bald mit der Entwickelung»der 'ent- zündlichen ‚Bäsis wird: entzündliche ; (phlogistische ) Virtualitätauf'der Venencontinuität exponirt.) Febris «diaetata: «Fieber. ist beirjeder Blutvirtualität, Inflammatio vera: In der Entzündung ist das‘Product, die Menge des'.durch die Vorgänge ‚gelieferten sey ‚gross oder klein, immer ang ver mit conden- „‚sirtem gemischt. NER Febris idiaetata:: :Im:Fieber ist ande zrübsie Mängel des — durch die Vorgänge: gelieferten Productes.=—- das 2@as. wre) ‚98 Inflammatio vera: Eihebiing: der ohlegistiseiben) ‚Basis zu Entzündung‘ geschieht «durch die Wirkung der . ‚Systeme (der‘Nervenund ‚Gefässe) (modus febrilis). Hebsis idiaetala:' Eıhebung des’ g4/og''zum Fieber 'ge- ‚schiehet sa die WVärkug der‘ er SR fe- brilis). 1 Inflanmatio: wera: Es biebt drei Arten der Erhebung ‘der phlogistischen Basis'zur Entzündung. Febris idiaetata:' Im Fieber ist nur ‘eine’ Art der Er- hebung. \ nebst Reflexionen üb. organ. Nomologie u. Pathonomie. 259 Inflammagio vera: In der Entzündung ist zuerst das Gefässsystem influirt von der Parenchymawirkung. dphrie, idiaetuta:. Im Fieber ist zuerst das Nervensy- ‚stem influirt von. der Parenchymawirkung. Inflammatio vera: In der Entzündung ist der Einflusg der Parenchymawirkung auf das Gefässsystem — noch durch Blutvirtualität. Keira idiaetata:. Im Fieber: ist der Einfluss der Paren- ‚chymawirkung auf das Gefässsystem — durch die’ „Quantität des. Blutes. '. 9 Ilammaiin vera: ‚In. der ahronischän. ‚Entzündung ist Pluswärmeentbindung. an die phlogisticizte Stelle oder ‚an. deren nahe ‚Nachbarschaft. gebunden, a Febris. üdiaetatax Im Fieber ist erhöhte, Wärmesempe- ratur über Gebiete verbreitet. ; ‚Das Genus der, Entzündung, und ‚das ‘Genus 2 Fie- bers sind, anders ‚bedingt. Juflammatio vera: Der &ıyos bei der Entzündung gehört ‚dem Fieber an, sey es; idiaetata| oder symptomatiea. KFebris idiaetata: Dex: gro. ist’dem Fieber eigenthün- Resolutio ist nicht Krise, beide sind was von einander ganz Verschiedenes. Harmonie und Vollständigkeit in. Br Pathologie, das Fiebers ‚wird ‚erst seyi; wenn .die-Entdeckung ‚des Saft- ‚gewebes und seiner Thäugkeit gemacht ists und /in;der Lehre von der Entzündung erst, nachdem. ‚liese ‚Ent- deckung und die Bestimmung der Virtualität und ‚der damit zusammenhängenden Beziehungen‘ vollendet sind. Dann ist man im Stande, eine factische Basis’ beider Lehren aufzustellen, proportional ‚den erzungenen That- sachen. Nur wenige Reflexionen über organische Nomobgie und über Pathonomie mögen den Schluss machen; Der als das Gelungenste allgemein anerkannte Ver- ö 17* 260 Frage nach der Sphäre der Productionen u, s. w. such über organische Nomologie vom Hrn. ‚Staatsrath v. Kielmeyer geht nicht über die Wirkung hinaus. Man fühlt schon da, dass der Grössenmäassstab nicht zureicht, und siebt sich ängstlich um nach mehreren’ Gesetzen in dem grossen Gebiete der organischen Thätigkeiten, wo (der gesetzlichen Verhalten mehrere bestehen müssen als im unorganischen Reiche, wegen der 'vervielfältigten be- sonderen Zwecke, die in der organischen Natur etreicht werden sollen, obgleich 'alle Zwecke ‘von 'einem ‘und demselben allgemeinen oder dem’ obersten 'Gesetze um- fasst seyn möchten. Wenn man} ' was thunlich“ ist, bei den Nerven und Gefässen eben so, wie'beim Bufypdren- chyma, die Wirkungen in’ ihre Vorgänge auflöst,' so'ent- stehen weitere gesetzliche‘ Verhalten, Gesetze der Vor- gänge jeder einzelnen Wirkung unter sich, und daneben erblickt man die Vorgänge der Wirkungen zu einander noch in mehreren Beziehungen 'als vorher. Die Gesetze der Function ‘zu Function, ‘diese zu Wirkung konnten’ bestimmt werden. - Da aber Function nichts anderes ist als ‚Coaction, mehrerer Wirkungen zu einem besonderen Zwecke, so fehlte die weitere Einsicht, weil’ die Vorgänge keiner Wirkung geschieden sind, in das Verhalten der Vorgänge der in der Function wal- re Wirkungen. Hau i 4 +0 Gesetze’ der Tendenzen’ bleiben immer igndoachel, walk der materiale Apparat für ‘die Productionen als ein ‘Besonderes nicht existirte; es war Gefäss oder Nerve; (diese zerstörten sich selbst und’ ‚anderes, und schafften -sich selbst und©anderes, Dexr‘schaffenden Tendenz 'war "alles Materiale geraubti Das Blut komte: wohl, iniGe- fässen' eingeschlossen, der immerwährenden:Propulsions- bewegung ausgesetzt seyn, der Carbonique, dasoAzot sund das Oxygen; welches letztere noch ‚dazu, das Wort — Plastieität —lentbehrlich’ machte ,,:odiese* glichen !alle -Einwürfe aus; die davon.her ‘gemacht worden, dass das nebst Reflexionen üb, organ. Nomologie u. Pathonomie. 261 so gebannte Blut, aus dem Alles im Körper und na- mentlich alle Flüssigkeiten entstehen, und Bestand neh- men, dass überhaupt Blutumwandlung in und zu allen | a bei der eminentesten Passivität, die ihm mit r Propulsionsbewegung des Gefässsystemes aufgedrun- gen ist, nicht — eine „Quelle organischer Thätigkeit‘ (Hufeland) seyn, noch active Tendenz haben könne. Die Beschaffenheiten als solche waren nicht da, und namentlich war die Virtualität der Säftemasse aus ih- ren Rechten verdrängt durch die Nerven und Gefässe, deren Dignität man alles aufgeladen. Der Gesetze des reciproken Einflusses konnten aus den nämlichen Ursachen nur wenige seyn. Man ver- suche es, es wird sich hier die Verwirrung am meisten zeigen. Kaum glaubt man ein Gesetz erhascht zu ha- ben, als es schon wieder modifieirt werden muss, und am Ende ist es so verclausulirt, dass es so gut als kei- nes mehr ist. Daher der schwankende Zustand der or- ganologischen Doctrinen überhaupt. Als Momente für organische Nomologie bestünden nun: die Tendenzen, die Beschaffenheiten, die Wirkun- gen, Vorgänge, Functionen, der reciproke Einfluss, an welchen sich die Gesetze der Ausgleichungen anschlies- sen lassen, und das Verhalten zur Aussenwelt. \ Dieses ist bei der Entwerfung der Pathonomie das Nämliche; aber es schien mir, dass, nach dem Stande der Dinge, ein Unterschied für jetzt zw machen sey, zwischen der Pathonomie als der organischen Nomologie im engern Sinne angehörend, und zwischen der prakti- schen Pathonomie. Die praktische Medicin, von dem Zufalle und der Empirie geboren, und in ihrer Entwicke- lung oft gesondert von. den naturwissenschaftlichen Do- etrinen einherschreitend, hat von ihrem Entstehen an ei- nen eigenthümlichen Charakter bekommen, der sie vor andern Theilen der Naturwissenschaft auszeichnet. For- 262 Frage nach der Sphäre der Productionen u. 8. w. men, von ihren Stiftern gesetzt, und Jahrhunderte lang fortgeführt, dürfen vielleicht niemals verwischt wer- den, wegen der Kunstübung selbst. Es sind deshalb für die praktische Pathonomie noch andere particulare Momente gegeben, die sehr zu beherzigen sind. Sie soll allerdings das natürliche System (das Einzige, das es geben kann) ebensowohl der pathischen Zustände (Pathologie) als der Thatsachen der Therapie, mit ei- nem Worte, das System der medicinischen Erfahrungen seyn; aber es schien mir darauf anzukommen, vorerst 1) die kostbaren Arbeiten derer zu benutzen, die uns vorangegangen sind; 2) der praktischen Pathonomie eine solche Stellung zu geben, dass neben den errungenen Schätzen jede Entdeckung einer neuen Thatsäche aufgenommen wer- den könne, ohne dass das eine das andere hindere, oder ihm entgegenstehe, und 3) dass sie die factischen Grundlagen der medici nischen Indicationen enthalte. Aus den hier Gesägten erhellet, dass ich nicht der Meinung seyn kann, als sey die pathonomia practica nach Einfall und Willkühr zu entwerfen. Aber ich halte ihre Schöpfung nicht sowohl und allein für ein opus ‚ arduum, multa scientiarum et varia amplectens, als ih- rer Natur nach geeignet, von Mehreren im Vereine bear- beitet zu werden. Anders bleibt Alles Fragment, was es bisher gewesen. Hierbei kann ich abermals eine Be: aierkung nicht unterdrücken. Wer eine Reihe von Jah- ten als Arzt gehandelt hat, wem es in solchem Zeit- raume ernstlich darum zu thun gewesen, sich in der Kunst, Krankheiten zu heilen, und die Kunst selbst zu vervollkommninen, der überzeugt sich, dass, so sehr man auch für die gauz neue Zeit eingenommen seyn mag, ihre Entdeckungen in der Therapie weder so wichtig, noch so vielfältig gewesen, dass die anderen Heilarten, nebst Reflexionen üb. organ. Nomologie u Pathonomie. 263 alte Heilmittel darüber vergessen werden könnten, und doch geschieht dieses zum grossen Schaden der Kunst und der Kranken. Das eben Gesagte gilt doppelt für diejenigen Therapieen, die von einer theoretischen An- sicht, oder von einem einzelnen generalisirten therapeu- tischen Satze ausgegangen. Der Schaden wird nicht gerade im Augenblicke immer so deutlich bemerkt, vie- ler Zufälligkeiten wegen, die hier anzuführen nicht am Ort ist. Aber jeder beobachtende Arztxerfährt, welche Unbilden das kranke Publicum ganze Generationen hin- durch davon zu leiden hat; nicht der Opfer zu erwäh- nen, welche solchen theoretischen Ansichten und jenen generalisirten Sätzen bei weitgreifenden heftigen Epide- mieen ‘oder in weitläufigen Hospitalanstalten gebracht werden. Diesem Uebelstande kann nach meiner Ansicht allein die Pathonomie abhelfen. Hier-stehen die Facta, die viele Jahrhunderte hindurch immer dieselben gewe- sen, unter allen möglichen Umständen immer dieselben geblieben sind, und trotz aller Theorieen und Hypothe- sen, und sie stehen hier in einem so imposanten Lichte, dass sie vor dem neuen Guten und vor allen nur er- sinnlichen Theorieen nicht übersehen werden können. Denn die pathonomia praetica enthält nur solehe That- sachen, deren factische Beziehungen alle gekannt, die zu allen Zeiten die gleichen sind, und welche als sol- che wieder nachgewiesen werden können. ‘An dieses unvergängliche Werk lassen sich neue Thatsachen an- reihen, sobald sie zu demselben Grade von Zuverläs- sigkeit, von historischer Gewissheit gelangt sind, und nur auf diesem Wege werden der'Menschheit bleibende und reelle Vortheile von den Aerzten gesichert, und da keinerlei neue Entdeckung, Verbesserung ausgeschlos- sen ist, solche Vortheile geschaffen und vervielfältigt. Die Geschichte der Mediein lehrt, dass jede andere Basis, als die in sinnlich wahrnehmbaren Thatsachen 264 Ueber d. Mangel d. linken Niere bei einem Schweine, bestehende, keine Basis der Mediein ist. Ich unterwerfe es nun: dem Urtheile der gelehrtesten und einsichtsvoll- sten Richter, in wieweit die vorgebrachten Thatsachen hierzu brauchbar sind, Ueber den Mangel der linken Niere bei einem Schweine, und über das Vorkommen einer Was- . serblase an deren Stelle. Von 6. Buscn, Apotheker in Bleckede. Mitgetheilt durch den Medicinalrath Fischer in Lüneburg, Da Schwein, wobei sich diese abnorme Bildung vor- fand, war zweijährig und nicht natürlichen Todes- ge- storben, sondern gemästet geschlachtet worden. Nach der Angabe des ‚Besitzers war es immer gesund gewe- sen und hatte niemals geferkelt. Die, die Stelle der einen Niere vertretende, Blase fand sich aus; mehreren kleineren aneinander hängenden Häuten zusammenge- setzt, wovon jede einzelne eine nierenförmige Gestalt besass, und nach Innen mit einer Oeffnung versehen war, so dass die darin befindliche Flüssigkeit mit einan- der communieirte. Das absolute Gewicht der Flüssig- keit betrug 6 Civilpfunde, sie besass eine schwach weingelbe Farbe. bei vollkommener Durchsichtigkeit, war geruchlos und hatte einen ‚milden alkalisch - salzigen Geschmack, indessen bekam ein Theil derselben, wel- cher an einem warmen Orte aufbewahrt war, bald ei- nen hervorstechenden ammoniakalischen Geruch wie fau- lender Urin. Ihre specifische Schwere betrug 1,007: u, üb, d. Vorkommen einer Wasserblase an deren Stelle, 265 Verhalten der Flüssigkeit gegen Reagentien: a) Im frischen Zustande reagirte sie weder auf Lak- mus noch Curcumäpapier, erlangte aber die Eigen- "schaft das letztere zu bräunen, sowohl durch frei- willige Zersetzung, als auch durch einmaliges 'Auf- kochen. Da die aufgekochte Flüssigkeit ‚keinen: be- merkbaren Ammoniakgeruch entwickelte, und die Farbe des dadurch gebräunten Curcumäpapieres durch Erwärmen nicht wiederkehrte, so war hieraus die Anwesenheit von Kali oder Natron ersichtlieh, und zwar mussten solche als neutrale kohlensaure Salze darin vorkommen, da die Flüssigkeit erst im gekoch- ten Zustande alkalisch reagirte; dass solches wirklich der Fall war, bestätigte sich noch dadurch, indem ‚ein Theil der Flüssigkeit, in Verbindung mit einem pneumatischen Rohre, welches man in Kalkwasser tauchte, gesetzt, letzteres während des Kocheng schwach trübte. Uebrigens behielt dieselbe durch das Kochen ihre natürliche Klarheit bei, und nur durch fortgesetztes Verdunsten sonderte sich eine geringe Menge eines flockigen Rudimentes daraus ab. Die nur einmal aufgekochte Flüssigkeit lieferte nach Verlauf von mehreren Stunden kleine farbenlose Krystalle, welche sich als phosphorsaure Ammoniak -Bittererde zu erkennen gaben. (Dieselbe Verbindung sah ich oftmals aus frischem menschlichen Harne krystalli- siren ). 5) Säuren trübten dieselbe nur sehr unbedeutend, der Zusatz derselben verursachte aber an den Wänden der Gläser, worin der Versuch vorgenommen wur- de, durch die entweichende Kohlensäure häufige Gas- blasen. Salzsaurer Baryt erzeugte einen weissen Präcipitat darin, welcher grösstentheils in Salpetersäure unauf- löslich war, — 256 Ueber d, Mangel d, linken Niere bei einem Schweine, d) Salpetersaures und essigsaures Bleioxyd verhielten sich eben so, ‘mit dem Unterschiede, dass die Nieder- / schläge in Salpetersäure gänzlich auflöslich waren. e) Salpetersaures Silberoxyd und salpetersaures Queck- silberoxydul bewirkten weisse, nur wenig in Salpe- tersäure lösliche Präcipitate. F) Aetzsublimat brachte eine sehr unbedeutende Trü- bung darin hervor. g) Durch schwefelsaures Kupferoxyd entstand ein hell- grüner Präcipitat. h) Galläpfeltinetur trübte dieselbe. ©) Weingeist verminderte die Klarheit derselben nicht. k) Aetzkali, kohlensaures Natron, Aetzammoniak und kohlensaures Ammoniak erregten permanente Trübun- gen darin, die beiden ersteren unter Entwickelung eines schwachen Ammoniakgeruches. 2) Phosphorsaures Ammoniak reagirte ähnlich, aber stärker. m) Kleesaures Ammoniak zeigte sich ohne Wirkung. . Diese angeführten Reactionen erweisen in der Flüs- sigkeit, ausser thierischer extractiver Materie und etwas Eiweissstoff, die Gegenwart kohlensaurer, schwefelsau- rer und salzsaurer Alkalien, so wie auch einen Gehalt an phosphorsaurer Ammoniak -Bittererde. Um zur näheren Kenntniss derselben zu gelangen, ""yurde ein Theil der Flüssigkeit bei mässiger Wärme bis zur Syrupsdicke verdunstet. , Die so weit eingeengte Flüssigkeit besass eine bräunliche Farbe; durch wieder- holte Behandlung derselben mit Alkohol löste sich ein bedeutender Theil davon unter Hinterlassung einer braun- gefärbten Salzmasse auf, und die alkoholische Auflösung lieferte vorsichtig verdunstet ein gelbbraunes Extract, das sich in Wasser unter Absetzen kleiner warziger Punkte auflöste, welche als eine harzige Materie er- kannt wurden. Zur Erforschung eines muthmaasslichen u, üb d. Vorkommen einer Wasserblase an deren Stelle. 267 Harnstoffgehaltes versetzte ich die syrupförmige Flüs- sigkeit mit Salpetersäure, wodurch sich sofort eine Men- ge kleiner Krystalle absonderten, welche, nachdem sie - mittelst Ausbreiten auf Druckpapier von anhängender Feuchtigkeit befreit worden waren, durch Sättigung mit kohlensaurem Natron und Extraction mit Weingeist pris- matische Krystalle dureh freiwilliges Verdunsten lieferten, _ die sich durch ihren eigenthümlichen nussartigen Ge- schmack, indifferentes Verhalten gegen Lakmus und Curcumäpapier, vollkommene Zersetzung in Ammoniak bei der Hitze, ohne Rückstand zu hinterlassen, als Harn- stoff charakterisirten. ’ Der vom Alkohol nicht aufgenommene Theil löste sich grösstentheils im Wasser; die Auflösung war bräun- lich gefärbt von einem Gehalte an thierischem Extra- etivstoff, sie lieferte durch Verdunsten theils hexaedri- sche, theils kubische Krystalle, eine Mutterlauge, wel- che nur schwierig krystallisirte und eine starke Neigung, die atmosphärische Feuchtigkeit zu absorbiren, äusserte, Die Krystalle wurden nun ferner durch Prüfen mit salz- saurem Baryt, salpetersaurem Silberoxyd, Weinstein- sägre und Platinsolution als schwefelsaures und ‚salzsau- res Kali erkannt, und der Gehalt der Mutterlauge an kohlensaurem Kali ebenfalls durch die beiden letzten Reagentien nachgewiesen. Der von der Behandlung mit Wasser zurückgebliebene Theil obiger Salzmasse wur- de von verdünnter Salpetersäure unter Hinterlassung eines geringen flockigen Rückstandes, welcher sich als Eiweissstoff verhielt, ohne Effervescenz aufgenommen. Die Auflösung gab, nachdem sie durch Ammoniak ihres Säureüberschusses beraubt worden war, mit Sil- bersolution einen eigelben, mit Blei, Kalk und Barytauf- lösung ein weisses in Salpetersäure vollkommen auflös- liches Präcipitat; Kali, Natron und Ammoniak sowohl im kaustischen als kohlensauren Zustande zersetzten sie 268 Ueber d. Mangel d. linken Niere bei einem Schweine, unter Absonderung weisser Niederschläge, nach Art der phosphorsauren erdigen Salze; kleesaure Alkalien rea- girten wie vorhin nicht darauf, woraus die gänzliche Abwesenheit von phosphorsaurem Kalk hervorgeht, wel- ches mir um so merkwürdiger' scheint, indem’ ich frü- her ein Blasenconcrement eines Schweines zu untersu- - chen Gelegenheit hatte, das ebenfalls nur aus phosphor- saurer Ammoniak -Bittererde zusammengesetzt War. Es scheint dieses zu der sehr wahrscheinlichen Ver-- muthung zu berechtigen, dass der phosphorsaure Kalk nicht zu den gewöhnlicheren Bentandiheilen des Harns' dieser Thiere gehöre. ı Quantitative ETERF. 1. Sechzehn Unzen der Flüssigkeit hinterliessen durch vorsichtiges Verdunsten bis zur Syrupsdicke einen 124 | Gran wiegenden Rückstand; derselbe verlor durch wie- derholte Behandlung mit absolutem Alkohol 64 Gran am Gewicht, und stellte nun eine braune krumliche Salz- masse dar, woraus zu schliessen ist, dass der Wein- geist den darin befindlichen Wassergehalt hinweg ge- nommen hatte. Die alkoholische Auflösung wurde hei sehr gelinder Wärme bis zur Syrupsform verdunstet, um so viel als möglich die Zersetzung des darin be- findlichen Harnstoffes zu verhüten, und darauf mit Sal- petersäure versetzt. Die hierdurch gebildete krystalli- nische Verbindung lieferte, nachdem die Salpetersäure durch Sättigen mit kohlensaurem Natron davon getrennt, und das salpetersaure Natron durch Kıystallisation ge- schieden, durch Ausziehen mit absolutem Alkohol 12,5 Gr. kıystallisirten Harnstoff, welcher noch Spuren der früher erwähnten harzigen Materie enthielt, und durch nochmaliges Umkrystallisiren rein erhalten wurde. Die fehlenden 51,5 Gr. sind als eine wasserhaltige, in Wein- u. üb, d, Vorkommen einer Wasserbläse an deren Stelle. 269 geist auflösliche thierische Substanz anzunehmen, wel- che ‘wegen ihrer starken Fällbarkeit durch Galläpfelaus- zug und Zerfliessen an der Luft als eine osmazomartige Materie angesehen werden kann. ji Di Der in, (1) hinterbliebene, mit Alkohol erschöpfte ‘Rückstand wog 60 Gran, ' Er wurde mit Wasser über- gossen und durch Filtration von dem gebildeten Boden- satze getrennt, dessen Gewicht 8,5. Gr. betrug.‘ Die al- ikalische Auflösung 'neutralisirte ich genau mit einer Sal- petersäure von bekannter’ Sättigungscapacität, wodurch ein Kaligehalt von 8,5 Gr." als basisch -kohlensaures Salz angenommen gefunden wurde, welche —= 9,8991 Gr. des neutralen Salzes sind. ' RP p \ Die teutralisirte Flüssigkeit vom vorigen Versuche wurde zur Bestimmung des schwefelsauren und salzsau- zen Kali in zwei gleiche Theile gebracht, ‘und in der Absicht die" eine Hälfte mit salzsaurem Baryt zerlegt. Das Gewicht des gebildeten schwefelsauren Baryts war 10,5 Gr., also für das ganze Pfund 21.Gr. Nimmt man nun an, dass 100 Theile. schwefelsaurer Baryt 74,831 Theile schwefelsaures Kalı anzeigen, so sind für die er- haltenen 21 Gr. schwefelsauren Barytes.15,71451 Gr. schwefelsaures Kali zu berechnen. Die andere Hälfte gab ‚durch Zersetzung mit Sil- bersolution 10 Gr. Chlorsilber, das Pfund demnach 20 Gr., welche, wenn 100 Theile Chlöisilber — 51,9787 salzsaurem Kali sind, 13,9574 Gr. dieses Salzes nach- weisen. 4. Die in (2) vom Wasser nicht angegriflenen 8,5 Gr. ' 270 Ueber den Mangel der linken: Niere bei einem ju. 3 em wurden: ‚von: Salpetersäure bis. auf 2,5. Gr. aufgelöst, welche schon. früherhin ‚als-Eiweissstoff bemerklich .ge- macht sind, die. salpetersaure Auflösung lieferte,, durch Präcipitation mit Ammoniak, 6,5 Gr. phosphorsaure Am- , moniak-Bittererde. Vergleicht man die Zahlenwerthe von den. Versu- chen '2,.3 und 4, so.ergiebt sich an den im; Arbeit ge- nommenen. 60 Gr; ein. Verlust von 12,42899 Gr., welche als ein in Wasser: auflöslicher ıthierischer ee betrachtet werden: müssen, Vorstehenden Resultaten zufolge sind in 16 Make - der untersuchten Flüssigkeit. enthalten: Harnstoff nebst Spuren von «Harz — .12,50000. Osmazomartige Materie . — :51,50000 Neutral. kohlensaures Kali =. 9,89910 Schwefelsaures Kali — 15,71451 Salzsaures Kali — 13,95740 Phosphorsatire, Ammoniak -Bittererde = 6,50000 Eiweissstofl | 0 1350000 UEMgPeUher Extractivstoff —: 12,42899 124.00000 Gr. Die aufgefändenen Bestandtheile der Flüs igkeit sprechen im. Allgemeinen für ihre Identität ‘nit dem thierischen Harne, und es scheint mir diese Missbildung in mehrfacher Hinsicht Interesse zu ‚gewähren und der öffentlichen Mittheilung Wer zu seyn. Ueb, d, Wirk. d. Bisses d. südamer. Giftschlangen-u.s,w. 271 XI. Ueber die Wirkung des Bisses der südamerika- nischen Giftschlangen, und ‚die von mir dagegen angewandte Heilmethode !). von I. R. Rexesen, Dr.‘ Fir alle Röisebeschröiber; die das östliche Südame- rika besucht’häben, erwähnen der Wirkung, welche der Biss der Giftschlangen: jenes Landes auf den’ Menschen bervorbringt, und führen Heilmittel an, die in einigen Theilen desselben dagegen angewandt werden. Ihre An- a TER TE 1) Für diejenigen meiner Leser, welche den Zahnbau der Giftschlangen‘, ihre Giftdrüsen, und: die Art, wie das ‚Gift von diesen in die Wunde übergeht: nicht kennen, mögen folgende kurze Angaben‘ dienen. Die amierikanischen Giftschlangen haben in. jedem Oberkie- ferknochen gewöhnlich nur einen Zahn, hingegen: finden sich bei ihnen, wie bei den nicht giftigen Schlangen, eine Reihe von Zähnen auf jedem Gaumenbeine und eine auf jedem, Aste der Unterkinnlade vor. Alle diese Zähne sind kegelförmig, sehr spitz zulaufend und in @twas rückwärts gebogen. Die Gaumen- und Unterkieferzähne erreichen eine Länge von einer bis anderthalb, diejenigen der Oberkiefer hingegen von vier. bis sechs, Linien, Diese letzteren sitzen am vorderen Ende der Oberkinnlade, sind hohl und auf ihrer vorderen Seite an der Spitze und an der Wurzel mit einer Spalte versehen, durch die sich die-Höhle nach aussen bffnet.’ Sie sind ‚die sogenannten Giftzähne. Gleich den anderen: Zähnen werden diese ‚Giftzähne perio- disch durch neue ersetzt, Dieser Wechsel geht auf-folgende,Art von Statten, Am vorderen Ende des Oberkiefers finden sich neben einander zwei Erhabenheiten, von denen aber gewöhnlich ‚nur eine mit einem Zuhne versehen ist. Hat nun dieser ein gewisses Alter erreicht, so wird er vom Knochen abgestossen, und es setzt sich, während diese Abstossung vor sich geht, ein’ neuer Zahn an die daneben stehende Erhabenheit, ‚Diese neuen Zähne; bilden ‚sich in einem kleinen Beutel aus, welcher nahe am vorderen ‚Ehde ei- \ 272 Ueber d. Wirkung d. Bisses d. siidamer, Giftschlangen, gaben über diesen Gegenstand stimmen jedoch nur selten mit einander überein; zuweilen stehen sie sogar im offen- barsten 'Widerspruche. So ist, z. B., nach dem Einen der Biss der stidamerikanischen Klapperschlange für Men- schen und Thiere absolut tödtlich, während er von Ande- xen blos als gefährlich, und, Sri von Anderen beinahe für unschädlich erklärt wird; Einige halten demnach auch - die kräftigsten Heilmittel gegen diesen Biss inallen Fällen für unzureichend, Andere ‚haben zuweilen./eine günstige Wirkung von denselben. gesehen, und noch Andere. ‚ge: ben‘ das;unschuldigste Kraut als, ein bewährtes Mittel dagegen an. 00. porn ab noliad'T' Die Ursache dieser ridsepialenden Meinungen liegt nes jelen Ohenlitefsrknocherk unter dem Zahnflöische diegs Der Wechsel muss 'sehr häufig Statt ‚finden, indem der Beutel immer vier bis sechs Zähne enthält, von denen die einen«mehr, die an+ deren weniger. ausgebildet sind. Züweilen! geschiehtıesy wenn der junge Zahn’ sich schneller ansetzty''alsıder alte abgestossen wird, dass die Schlangen an 'einem.der Oberkieferknochen zwei neben "einander stehende'Giftzähne 'haben;'von denen aber der eine nach wenigen Tagen'abfällt. Hl Ini'Buhezustande sehenndie: Giftzähne mit Armin ‚nach hinten, wenn sich’ aber die Schlange ihrer bedienen will, sö richs tet sie! dieselben/auf, so'dass ihre ‘Spitze nach unten sieht. Die Oberkieferknochen sind nämlichbeweglich ‚und das‘ 'Thier kann ie näch 'Willkühr ein kleines’ Kreissegment von 'vöme und oben nach hinten und unten: beschreiben lassen. dis Yu 1a Das Gift wird durch’zwei'Drüsen abgesondert, welche, blos vonder Haut bedeckt, gleich unter 'den’Augen: liegen. ‚Ihr Aus- führungsgäng' endet siehlunterdemi Zahnfleischey: welches! die obere Spalte des Giftzahnes bedekti "Wenn 'nun das Thier beis- sen will, und die Giftzähneaufrichtet; so, üben: die Muskeln, wel- che diese Bewegung hervorbringen, zu gleicher Zeit.einen Druck auf die Giftdrüsen. aus und treiben das Gift in den Ausführungs- gang, von wo'es'dureh. die obere‘ Spalte‘ in; den Giftzahn,, und von 'da' durch‘ die untere PL indie; igeschlagene: Wunde We rabn nn 1 ish ART said A und eine dagegen angewandte Heilmethode. 273 grösstentheils darin, dass die Reisenden während ihres kurzen Aufenthaltes in einer und derselben Gegend nur wenige Beobachtungen über die Wirkung des Schlangen- giftes auf den Menschen und der gegen dasselbe ange- wandten Heilmittel machen konnten, dass sie.daher blos ‘nach einzelnen Fällen urtheilten, und so, wie man wei- ter unten sehen wird, die Wirkung des Giftes und der Heilmittel bald zu hoch, bald zu niedrig -anschlagen mussten. Hierzu kommt noch, dass sie, bei dem Man- gel eigener Erfahrung, gewöhnlich den Erzählungen der Ländeseinwohner unbedingten Glauben beimaassen ‘und dieselben, wie dies z. B. Herr -Spizx that !), unter ihre naturhistorischen Beobachtungen aufnahmen. Die Süd- amerikaner aber, zu dem, dass sie oft eine besondere Freude daran finden, dem leichtgläubigen Fremden: die unsinnigsten Mährchen aufzubürden, - unterscheiden kei- neswegs die giftigen Schlangen ihres Landes genau von den unschädlichen. Sie kennen gewöhnlich blos die gros- sen Gattungen beider Abtheilungen und von diesen nur die ausgewachsenen Individuen, verwechseln aber täg- lich die kleineren Gattungen und die jungen Individuen der grösseren, weswegen man auch ihren Angaben über die Wirkung des Bisses einer Schlange, so wie über diejenige eines Heilmittels, niemals trauen kann, “ Mein sechsjähriger Aufenthalt in Paraguay gestattete mir, ‘eine Reihe von Beobachtungen über die Folgen, welche der Biss der Giftschlangen bei dem Menschen und bei verschiedenen Thieren nach sich zieht, anzu- stellen, und einige Versuche zu machen, diesen Folgen vorzubeugen, oder sie zu heben. Die Resultate meiner Forschungen über die Behandlungsart dieser Vergiftung sind jedoch noch sehr geringfügig, können aber späteren Reisenden, welche Paraguay oder Brasilien besuchen, für 1) Serpentum brasiliensium species novae, p. 62 et seq. Meckels Archiv f, Anat. u. Phys. 1829, 18 274 Ueber d. Wirkung .d. Bisses d. südamer, Giftsschlangen ihre Untersuchungen über das Schlangengift ‘oder in ei- nem durch dieses verursachten Unglücksfalle vielleicht von einigem Nutzen seyn. Paraguay beherbergt mehrere Gattungen von Gift- schlangen, welche zu den Geschlechtern Crotalus, Bo- throps, Laehesis, Cophias, Elaps u.s. w. gehören. Der Biss einer jeden von diesen Schlangenarten kann in dem Körper des Menschen und der warmblütigen Thiere eine Krankheit hervorbringen, die häufig mit dem Tode endet, und die in ihreni Verlaufe immer die gleichen Erscheinungen darbietet, ob sie nun durch das Gift der einen oder der anderen Gattung der genannten Geschlech- ter entstanden sey. Jedoch hat nicht jeder Biss, selbst von der nämlichen Gattung und von dem nämlichen In- dividuum, immer die gleiche Wirksamkeit. Diese, hängt vielmehr von, verschiedenen Umständen ab, die bis jetzt ' bei der Bestimmung der Gefährlichkeit einer Giftschlange nicht genug sind berücksichtigt worden. Im Allgemeinen ist in Paraguay der Biss der gros- ‚sen und der ausgewachsenen Giftschlangen gefährlicher als derjenige der kleinen und der unausgewachsenen. Der Grund dieser Erscheinung liegt aber keineswegs in ei- ner verschiedenen Wirksamkeit des Giftes, sondern blos darin, dass die ersteren mehr Gift absondern, und dass ihre Zähne bei der Verwundung tiefer eindringen, als dies bei den letzteren der Fall ist. Wird das Gift auch des kleinsten Individuums in hinreichender Menge in den Körper gebracht, so bringt es die nämlichen Er- scheinungen hervor, ‘wie dasjenige des grössten. So starb eine junge Katze, die ich von sechs etwa drei Tage alten Klapperschlangen beissen liess, nach weni- gen Stunden, während zwei andere Katzen von einem | einzigen Bisse dieser kleinen Thiere keinen nachtheili- gen Einfluss zu verspüren schienen. Ferner hängt die Gefährlichkeit des Bisses von dem "und eine dagegen angewandte Heilmethode, 275 Zustande ab, in welchem sich die Schlange im Augen- blicke des Beissens befindet. Sa ist dessen Wirkung schneller und heftiger, wenn das Thier vorher gereizt worden ist, sey es, dass im Zorne die Ausscheidung des Giftes überhand nimmt, und sich somit mehr. Gift als gewöhnlich in die Wunde ergiesst, oder dass die Schlange mit mehr Gewalt einbeisst ‘und eine tiefere Wunde beibringt, wo sich dann das Gift weiter ver- breitet, als es bei nicht gereiztem Zustande der Fall wäre. Daher werden Menschen, welche von einer Sehlan- ge verletzt werden, die sie zu tödten versuchten, ge- wöhnlich heftiger angegriffen, als wenn sie nur zufälli- ger Weise einen Biss erhalten. Katzen, Hunde und Hühner, die ich von gereizten Klapperschlangen beissen liess, starben schneller, als wenn diese letzteren vor dem Bisse nicht aufgebracht waren. | Hat eine Giftschlange so eben einen Fang gemacht, oder lässt man sie wiederholt in einen weichen Gegen- stand, wie in ein Stück Fleisch, beissen, so bringt gleich nachher ihr Biss.nur selten eine heftige, zuweilen auch gar keine Wirkung hervor, indem das vorhandene Gift durch das wiederholte Beissen grösstentheils oder ganz ist ausgeführt worden, und hiermit die Wunden nur we- nig oder gar nicht vergiftet werden. Bekanntlich hat die Temperatur einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensthätigkeit der Schlangen, und wiewohl in Paraguay das Thermometer nie bis auf Null fällt, so äussern doch die Giftschlängen während der kühlen Wintertage weit weniger Lebenskraft als im Som- mer. Sie sind alsdann halb erstarrt, bewegen sich nur selten und sehr langsam, fressen gar nicht, oder doch nur wenig und haben Mühe zu verdauen. Auch die Giftabsonderung scheint dann in geringerem Grade Statt zu finden als bei warmer Witterung; wenigstens ist der 18* 276 Ueber d. Wirkung d. Bisses d. südamer. Giftschlangen Biss’ der Giftschlangen während ‘der kalten Jahreszeit nicht so gefährlich wie im Sommer, wozu: übrigens auch der ‘Umstand beitragen mag, dass ihnen im, Winter die Kraft fehlt, tiefe Wunden. zu. versetzen.. Liegen ‚sie je- doch mehrere Wochen 'oder Monate hindurch in Erstar- rung, so sammelt.sich am Ende das Gift an, und ihr erster Biss nach dem Erwachen haf eine.'schnell zer- störende Wirkung. Eben so furchtbar ist derselbe, nach- dem sie ihre Haut abgestreift haben. Die, ‘Schlangen wechseln nämlich, wie bekannt, mit ihrer Haut auch die Verbindungshaut des Auges, die Conjunctiva; -wäh- rend diese abstirbt und. sich von der neuen unter ihr befindlichen Conjunetiva, trennt, sind sie. des Gesichtes - ° beraubt, können ihrer Nahrung. nicht nachgehen und bleiben gewöhnlich still in irgend einem Schlupfwinkel liegen. Unterdessen geht aber die Absonderung des Gif- tes fortwährend vor sich, so dass beim ersten Bisse nach dem Abstreifen der Haut eine grosse Menge des- selben sich in die Wunde ergiesst, Für die Wirksamkeit des Bisses einer Giftschlange ist auch nicht gleichgültig, welcher Theil des Körpers verletzt sey. Verwundungen’ gefässreicher Theile, oder solcher, wo die Gefässe: obeiflächlich liegen, sind'weit gefährlicher als Verletzungen von Theilen, die nur we- nige oder nur tief liegende Gefässe darbieten. Aeusserst bösartig ist ein Biss, wenn er in,ein grösseres Blutge- fäss eindringt. Hingegen wirkt das Gift nur sehr lang- sam, wenn es, wie,,ich dieses-an mehreren Säugethieren versucht habe, auf, einen blossgelegien Nerven oder auf eine'Sehne ‚gebracht wird; und ‚wahrscheinlich: würde ‚es; gar; keine, Wirkung hervorbringen, ‚wenn es nicht all-, mälig durch das hinzutretende Blut, das aus ‚den Bän-, . dern der Wunde dringt, an Theile gespült, würde, wo, sich verletzte Blutgefässe finden. In Theilen endlich, wo) gar keine, Gefässe* vorhanden,sind, wie in den, hornar-, | En TEE BET ES DENE vr DIE "und eine (dagegen angewandte Heilmetlode, 1. 1277 tigen Schwielen der‘Hände und der Füsse, bringt «das Gift gar keine krankhaften Erscheinungen hervor. . - Endlich hängt der Grad der Wirksamkeit des Schlan- gehgiftes auch von der Constitution und dem Tempera- ‚mente der gebissenen Person, so wie von dem: Zustande ‘ab, in welchem sich dieselbe in dem: Augenblicke, wo sie gebissen wird, ‘befindet: ‚Kachektische und schwäch- ‚liche Personen werden von dem Gifte heftigerlangegrif- fen als gesunde: und starke; phlegmatische: oder mu- thige Menschen ertragen dasselbe. besser ‚als sanguini- sche oder furchtsame; nach starker Bewegung'und bei beschleunigtem Kreislaufe: des Blutes wirkt es B. als bei ruhigem'Pulsschlage., . ».0. “Die Behauptung einiger Reisenden, dass dd Schlan- (gengift bei den Indianern: weniger Wirkung hervorbringe als bei den Weissen, bei den weissen Creolen’ weniger als bei den Europäern u. sw. ist ganz: irxig. Indianer, ‚Neger; Europäer,i Creoleri,.Mulatten ‚und Metis werden alle,‘ ‚wenn die Umstände, welche, den Biss begleiten, die‘ närnlichen sind,’ gleich heftig, und: auf. die gleiche ‚Weise von dem’Gifte angegriffen, iind ich sah den ‚wildlebenden Indianer eben so schnell demselben 'unter+ liegen;vals ‚den' Spanier und’ deh‘ Engländer. 10000 oo Die Eischeinüngen ‚welche‘ der, Biss: der Giftschlan- ‚gen in dem: Körper; des Menschen «und. einiger Gattun- gen'von-Thieren hervorbringt, ‚sind folgende: 1... - Wird ein Mensch unter den ungünstigsten-Umstän- «ledn won einer. Giftschlangel gebissen, sso,.kann das: Gift in wenigen Minuten seinem Leben ein. Knde) machen: Diesen Fall sah ich jedoch nur zweimal, und dies bei ‚Kindern. Das eine derselben, eine Indianerin, etwa zwei and vor "zarlem | Körperbiney" ‘erhiele/! indem vor dar "Ride seiner Acltefi" im Gil Köorum! E77] ’ seinen Bin; #s ‚von einer "grossen, Klapperschlange in die linke Wange gleich, unter dem, I Nach Eu) 78 Ueber d. Wirkung d. Bisses d. südamer. Giftschlangen ) Miruten fand ich das Kind schon in den letzten Zü- gen, wiewohl unterdessen die Mutter unaufhörlich ge- sucht hatte, das Gift durch Saugen mit dem Munde aus der Wunde herauszuziehen. Mit todtblassem Gesichte, | gebrochenen und halb geschlossenen Augen und halb | geöffnetem Munde lag das Kind unbeweglich auf dem Bette; seine Extremitäten waren kalt und ohne Empfin- dung, aber nicht steif, sondern ganz schlaff und blie- ben in der Lage, welche man ihnen gab, liegen. Der Herzschlag ‘war kaum mehr fühlbar, unregelmässig, Zit- ternd: ‘Das Atheniholen ging nur\schr längsam und mit Anstrengung von: Statten. Im Munde zeigte sich etwas Schaum. Das Auge und das Ohr schienen 'keine' Eim- pfänglichkeit mehr für äussere Eindrücke zu besitzen. Ein kalter ‘und ziemlich reichlicher' Schweiss war: über. den ganzen Körper verbreitet.‘ Nach drei bis vier: Minuten erschienen einige, 'kauln bemerkbare Zuckungen im Ge- sichte; das Kind’ athmete noch drei bis’vier Mal mit tie- | fem Röcheln ünd verschied. ‚Die'Stelle der Verwundung zöigte bei meiner Ankunft etwas Röthe und eine öde- matöse Anschwällung; welche‘ beide aber wahrscheinlich blos dureh das 'heftige''Saugen 'der ‘Mutter waren her- vorgebracht worden. "Die Wunde selbst bestand aus zwei kleinen Oeffnungen ‚' wie durch den‘'Stich 'einer groben Nähnadel gemacht,’ aus denen etwas’blutiges Serumi her- vordrang. > Einige Stunden nach dem Tode 'des’Kindes sehritt ich zur ‘Section ’). Bei'Untersuchung der’ gebis- senen‘ Stelle bemerkte’ ich, ‚dass einer der Giftzähnenbis in. das foraniiem' re en - Mrhu i sloob ’“ mise & | ) v sul oni (Te Ai Pr Da in einem. so Mmarmen) ee ‚wie, Paraguayı, ie ei chen, schnell in. Fäulniss übergehen, weswegen. sie auch 'gewöhn- | lich innerhalb 24 Stunden begraben werden, ‚so mu der Arzt bald nach dem Tode zur Section schreiten, wenn er aus der- selben einige Belehrung ziehen will.” ihn I A | | | ünd eine dagegen angewandte Heilmetlode, 279 aber‘ da’’einen Nerven oder ein Gefäss verletzt hatte, _ konnte ieh nicht. ausmitteln. Inder Schädelhöhle er- schienen die: venosen sinus der dura. mater ziemlich stark mit Blute angefüllt, auch die pia mater war. etwas mehr als gewöhnlich eingespritzt; in dem: Gehirne selbst hingegen konnte; ich ‘keine Veränderung wahrnehmen: Weder zwischen den Hirnhäuten noch in. den Ventri- kein ‚fand sich eine ausgeschwitzte Flüssigkeit. ‚Die Lun- gen waren mit Blute angefüllt, ‚eben so die beiden Hohl- adern, das rechte Herzohr, die rechte Herzkammer und die arteria pulmonalis; in der Luftröhre zeigte: sich et: was Schaum, welcher in den kleineren:-Verzweigungen derselben durch Beimischung ‚von Blat röfhlich gefärbt war. Die Eingeweide des Bauches waren! in ihrem \na- türlichen Zustande. Das Rückenmark ‘konnte ich nicht untersuchen. . Das Blut‘ zeigte ‚keine: Zersetzung. ‘ Noch soll ich..hier.:benierken, dass: sich bei dem Kinde, nach: der Aussage seines ‘Vaters, vor meiner Ankunft einige‚cönvülsivische Bewegungen, wie ein: Zit- tern der Extremitäten und ein Rückwärtsbiegen des Ram: pfes, gezeigt hatten. husicz Das zweite«Kind, der Sohn eines weissen Creolen, war ‚ungefähr drei‘Jahre ‚alt und von gesundem Kör- perbaue. « Als ‚ich eine halbe Stunde ‚nachdem ‘es von ‚einer‘ Giftschlaiige ;..Lachesis rhombeatay in den linken Vorderarm war gebissen worden; zwihm kam; fand ich es: schomtodt. Von: den Umstehenden: erfuhr ich, der Kranke shabe bald nach dem: Bisse grosse Mattigkeit, Angst und Durst gezeigt und sich 'äuch'zwei oder drei Male erbrochen; dann seyen Zuekungen! der Extremitä- tem eirigetreten ;: "woratif: er ungefähr“ unter .den nämli- ‚chen E innngen, wie sie ben’ sind beschrieben wor- dei, den Geist soll aufgegeben haben: Die trostlosen Aelterm erlaubten mirınicht ihr einziges Kind zu öft- neh so dass ich nur die Wunde untersuchen konnte. 280 Ueber d. Wirkuig d. Bisses d. südamer. Giftschlangen Anidieser nahm'ich, da man: kein anderes Mittel »als das Auflegen "gekauter Tabaksblätter angewandt “hatte, ausser \einer‘kaum merklichen Anschwellung keine‘ Ver- änderung ' wahr; und 'nur ‘zwei kleine blutigePunkte zeigten''an, dass zwei Zähne der Schlange in: den Arm eingedrungen waren.“ Nach sorgfältiger Aufhebung der Haut fand'ich, dass ıbeide Zähne‘ die“ vena' cephalica oder vena radialis' externa ‘ungefähr in: der: Mitte des Vorderarmes getrofien hatten; ulih. Hit re »“ Beiveinigen Säugethieren und Vögeln bringt das ‘ Sehlangengift‘ zuweilen nochiischneller‘ eine tödtliche Wirkung\hervor. So sah ich Jagdhunde,. welehe‘ beim _ Aufspüren «des Wildes ‘von einer Giftschlange‘ indie Schnautze gebissen wurden, nach’ vier bis fünf Minuten sterben.‘ Eine Katze;..die ich durch eine gereizte'Klap- - perschlange 'invden»Hals :beissenliess, ‘ war nach’ meun Minuten todt ; ein junger Gebüs:Azarae, der einen Biss vonder. nämlichen Schlange »ins'@esicht erhielt," starb nach‘ vier‘ Minuten ;:eben' so ‚schnell: gingen 'einige-Hüh- ner und Enten:\zu' Grunde; diesich dem Bisse' von La- chesis rhombeata und Cophias jararaeaaussetzte. .»Bei allen.diesen Thieren gingen dem Todes keine »anderen Eıscheinungen: voran 'als Zuckungeniund :Lähmung ider Extremitäteny«der ‘Sinnorgane und endlich der Lungen. Sie sanken » nämlich‘ »kurz »nach dem »Bisse‘ zusammen, suchten! ‚sich: wieder: zu 'erheben»und»fielen vonıneuerm zu, Bodlenz-sie machten: iconvulsivische' Bewegungen: mit den Extremitäten: und:dem-Rückgrathe, schienen das:Ge- hön und, das’ Gesicht :zu- verlieren und athnleten: mit im- mer: zunehmender »Schwierigkeit: nun :amılnondıa alal/ iIinsAnuderıStelle; «wo die Thieke-waren verwundet wor- ‚den; sahman weder Geschwulstinoch Entzündung, son- dern ‚nun weniges;win das Zellgewebenansgetretenes Blut, zum Zeichen ‚ dass ein:/oder mehrere Blutgefässe: ver- letzt waren. .Beisder Section fand.ich.die-inneren ‚Or- und) eine, dagegen angewandte Heilmethode; 231 gane; immer in» ibrem-natinlichen Zustande, äusser ‚dass die‘ Lungen, ‚das rechte,Herzohr und die rechte Herz- käitmer, \.die' Hohladern--und die Arteria pulmonälis stark (mit Be «bla dies ohne Zersetzung, angefüllt rende x " Göwöbnlich ‚aber wirkt es Schlangengift nicht ‚so schnell \äerstörend; wie! in» den angeführten Fällen, 'son- dern «es zeigt''sich'eine:Reaction, ein Bestreben des Or- gänisimus; um theils den fremdartigen Stoff aus dem Kör- per auszustossen, oder ‘ihn zu assimiliren, theils die her- vorgebrachten Störungen zuwheben, welches Bestreben jedoch für. sich allein nur selten im Stande. ist,.das Le- ben zu erhalten. Im, Falle des Unterliegens Match ehet anan «folgende Erscheinungen: u) on hun ı 5) Baldıinach: dem-Bissevergreift.den Maßzandenn, ‚gTOS- se Mattigkeit «in den :Gliedern; »er » wird»niedergeschla- ‚gem: und. ängstlich... Das Gesicht ‚ist: -abwechselad bald roth, bald blass;' der Herzschlag wird unregelmässig und krampfhäft; zugleich "tritt einige Uebelkeit \ein, (Die Wunde ;schwillt'an, ohne sich eigentlich‘ zu entzünden, und ihr Umfang erhält‘ eine ‘blaue Farbe, .die.mit von äufgelöstemisund durehgeschwitztem Cruok herzurühren ‚schien. »u Einige Personen beklagen: sich, ‚über «heftige Schmerzen inder "Wunde; ‘andere. hingegen: nicht. « Der Polsschlag wird beschleunigt; wobei eh voll;;abert weich äst) Es» stellen 'sich‘ Schwindel, ‘Kopfschmerzen; ‚Erbre-. «cheny zuweilen auch Durehfalll-ein. "Durch ‚das --Eibre- ‚chem wird gewöhnlich viehGalle ausgeworfen; auch die Stüuhlgänge sind -gallicht»+»Der! Harn, welchen anfangs fast wasserhell:war,)/mimnit nun ‚eine trübey:'bräunlich gelbe ‚Farbe ‘an. Es kommen ‚bald nur-örtliche, bald allgemeine; immer-aher sehit;xeichliche und meistentheils kalte Sehweisse, zum» Voreheine.. Die: Angst, nimmt im- ‚mer miehr überhand; ‚der-Kafankeı klagt über'brennenden Durst unduzeigssgrosses Verlatigen nach; frischem Was- 282 Ueber d, Wirkung d. Bisses d. südamer. Giftschlangen ser und frischer Luft. Die Zunge belegt sich gelb und zittert, wenn sie der Kranke zum Munde herausstrecken will. ı Unterdessen "schwillt das 'gebissene Glied allmälich an, und der blaue Ring um die Wunde dehnt sich aus; das Gesicht erhält eine erdfahle-Farbe, der Blick wird _ matt und gebrochen, es stellt sich ein Zittern der Ex- tremitäten ein, welches zuweilen in Zuckungen übergeht; und das Bewusstseyn fängt an zu‘ schwinden.'-Nun 'sin- ken die Kräfte gänzlich zusammen, der immer‘schnelle Puls wird kaum mehr gefühlt, die Zunge wird'schwarz, und es zeigen sich Symptome von Zersetzung (der Säfte; zuweilen erscheinen blos einzelne Petechien ‚zuweilen aber quillt venoses Blut aus der geschwollenen und ber- stenden Wunde, aus der Nase, auch wohl aus den ‚Au- ‚ gen und den Ohren hervor, ‘oder geht mit dem Stuhl- ' gange und dem Harne 'ab. Das Bewusstseyn‘ist nun ganz verschwunden, der Körper macht keine Bewegun- gen mehr, der Puls ist nicht mehr fühlbar, das Athem- holen wird immer schwächer, "zuweilen röchelnd, und das Leben erlöscht. Nicht selten schwillt bei anfangen- der Zersetzung der Blutmasse) der ganze Körper, 'be- sonders’der Bauch, stark auf; und in zwei Fällen sah ich die Hautvenen des gebissenen und stark riigenkiek lenen Gliedes an mehrerem Stellen bersten. | +» Die Dauer dieser Krankheit ist sehr‘ veniekee. Sie kann schon in‘ 12 ‚Stunden (dem Leben ein Ende machen, und: wieder‘sich über: 14 Tage verlängern: ‘Im ersteren Falle folgen die’ angegebenen Erscheinungen rasch aufoeinander, im letzteren hingegen hält jede Pe- ziode einige Zeit lang am, Besonders langsam aber geht die'Zerseizung der Säfte vor ‘sich, so dass der Kranke mehrere Tage mit nur 'halbem Bewusstseyn.'da liegt, bevor einige Symptome (derselben erscheinen, nnd dann noch’ einige Tage ganz 'ohnerBewusstseyn 'zuhringen kann , "bis: dureh die vollständige Zersestzungder Säfte und eine dagegen angewandte Heilmethode, 283 sein Leben erlöscht. : Bei zwei Individuen, welche inner- halb 24 Stunden, nachdem sie von einer Giftschlange wa- ren gebissen worden, den ‘Geist aufgaben, bemerkte ich, während sie noch lebten, keine Zeichen von Auflösung des Blutes; gleich nach ihrem Tode aber, ‚als man den Körper umkleiden wollte, floss das Blut ee aus Mund und Nase. ‘Bei Katzen, Hunden, Pferden und Bine bringt der Biss giftiger Schlangen ungefähr die nämlichen Er- scheinungen hervor, wie beim Menschen; nur sind bei “ihnen die Symptome von Zersetzung des Blutes; wenig- stens vor dem Tode, nicht''so auffallend: als bei diesem. Gewöhnlich: zeigt’ sich‘ bei‘ denselben 'blos einige Blu- tung aus’der Wunde und aus der Nase Die Geschwulst, nieht nur des gebissenen:‘Theiles, sondern des ganzen Körpers, erhält hingegen |bei/Ochsen: und: bei «Pferden meistentheils einen: sehr "beträchtlichen. Umfang. »' Die Krankheit ist auch’ bei diesen Thieren von: ET eurer ba michre engl. his » Hühner und Enten, die ich‘ ones er sen 1 Aha; starben alle schon durehi/die»erste'Einwirkung des Giftes, so dass ich »beir ihnen keine Reaction 'wahr- nehmen konüte; ‚Frösche und'Kröten. ‚hingegen, 'wel- ehen mein College, Dri'Parlet, ziemlich »viellGift von Lachesis rhombeata unter: die Haut brachte; endeten ihr leben erst nach''vier bis‘fünf Tagen: »Merkwürlig end» lich ist die! Beobachtung ‚dassdie 'Giftschlangen: selbst nicht allein‘ von’ dem Gifte der anderen ‚Gattungen oder der Individuen der nämlichen Gattung ‚i'sondern. sogar von ihrem eigenen ' sterbenl»i-Ich. riss einem Crotalus enseabella ‚den; ich‘ ‘mit zwei starken Zangen halten liess, dievGiftzähne aus! und steckte dieselben:in eine kleine Wunde, welche iehrihm»in der Mitte des Kör- pers nahe a Rückgratlie gemacht hatte. »Näch drei bis vier Stunden zeigte die Schlinge starke canvulsivische 234 Ueber-4. Wirkung d. Bisses d. südamier. Giftschlangen Bewegungen, und’ am anderen’ Morgen fand ich sie todt in ihrem Käfich. "Weder »die' Ausreissung der "Zähne noch die Wunde konnten ihr‘ ‘den Tod zugezogen ha« ben, indem bekanntlich Schlangen mit weit'grösseren Verletzungen ‚oft noch mehrere Wochen’ fortleben. Beir'der Section der Menschen und der ‘grösseren Säugethiere, welche erst einige Zeit nach der''Verwun‘ dung gestorben waren, fand ich immer das:Rückenmark und stellenweise auch die Hirnsubstanz ee ich möchte: sagen, 'breiartig aufrelöst: Inder Schädel-, der Brnstersndi/äknBanchhöhlerarseine Menge wässerig- blutiger Flüssigkeit vorhanden.‘ Die blaue, ‘von ausgetre- tenem Blute strotzende Lunge, so‘ wie'die angeschwol- lene,':dunkelbräune Leber: zeigten: einzelne »brandartige Stellen. Aehnliche Flecken fanden’ sich an dem Magen und‘«dem'-Darmkanale‘, 'welche beide beinahe durchge: hends eine schwärzlichblaue Farbe hatten. Ih den stark geschwollenen Umgebungen‘der Wunde: war 'das' Zelk gewebe brandig abgestorben, und bei jedem Einschnitte drang ‘aus’ denselben: aufgelöstes wer 'zuweilen'alich eine a hervor. 0. ler aa. Begleiten hingegen günstige Umstände, den» Biss ei- vier Gifischlangb , «oder'wird, ‘auch ohne diese, zweck= mässige) Hülfe 'geleistet,. so gelingt. es oft dem Organis- mus;odäsı-Gift lentweder | auszustossen oderozu assimilif ren; undıdesseri/störende Einwirkung‘ zu'heben:» Inıden schwererem Fällen: dieser- Art. finden: im /Allgemeinen! die oben angegebenen Erscheinängen mit: 'mehr'oder: we niger Hefügkeit. Statty'nur sinken die Kräfte, nieht so tiefj)das Fieber vermag: sich! aufreinem gewissen ‚Grade von„Sthenjevzü erhalten ‚ises: zeigen 'sich»nur. schwache Symptome: om Auflösung des: Blutes," und\idies Wunde, statt blos ödematos anzuschwellen; entzündet sich zoth- laufartigs'»beicht: auf und“ fängt!an eine blutige Jauche abzusonderm> Hiermit scheint‘ die Krankheit‘ mehr eine und’ eine dagegen angewändte ‘Heilmethode, 285 örtliche zu werden, Die Bangigkeit, der Schwindel, das Erbrechen, der Durchfall, das‘ Zittern der: Glieder u.'s. w. verschwinden allmälich, ‚das Fieber nimmt 'in etwas ab, und es erscheinen: nach drei bis sieben Tagen allge- _ meine, sehr wohlthätige Schweisse, zuweilen auch einige gallichte. Ausleerungen durch den Stuhlgang und- dem Ziegelstaub ähnliche Niederschläge im Harne. Unter sol- chen Lysen verliert sich nach drei bis acht:Wochen die allgemeine Krankheit; jedoch bleibt der Kranke immer ‚noch einige Zeit lang sehr schwach, behält ein fahles, kachektisches Aussehen und verliert nicht selten die Haare, die. aber später, wenigstens zum Theile, wieder nachwachsen. Zuweilen erholt er sich gar nicht mehr yon diesem Zustande von Schwäche, führt noch einige Jahre hindurch ein sieches Leben und stirbt endlich an einer schnell, verlaufenden, allgemeinen Wassersucht. Was die Wunde betrifft, so geht diese nur sehr lang- sam zur Besserung über. Die Haut und besonders das Zellgewebe sterben ziemlich weit in’ihrem Umkreise ab;, sie blutet auf die. leiseste Berührung und sondert blos eine wässerige Jauche ab, die mit zersetztem Blute ge- mischt ist... Ihre Ränder sind dunkelblau gefärbt. Erst mit dem Schwinden der allgemeinen Krankheit hebt sich in etwas, die örtliche Entzündung, die abgestorbenen Theile werden ausgestossen, und es tritt allmälich einige Eiterung ein. Der abgesonderte Eiter ist’ 'aber fortwäh- rend ziemlich ‚wässerig, und die Wunde .behält ein schwammiges' Aussehen, indem: die. Entzündung; immer unyollkommen ‚bleibt und sichnie zu dem: Grade er- hebt, ‚welcher zur Erzeugung eines dieken Eiters und einer. ‚gesunden Grannlation. inothwendig : ist. Hat die Verwundung an einem Fusse.oder an einer Hand Statt gefunden ‚‚‚go, werden nicht. selten die Kniochen von ih- rem Periosteum entblösst, verfallen in Nekrose und ei- tern heraus. Die Vernarbung der Wunde endlich dauert 286 Ueber d. Wirkung d. Bisses d. südamer. 'Giftschlangen immer Monate, selbst Jahre lang; die Narbe bleibt dünn- häutig; in etwas aufgeschwollen und von blauer Farbe, entzündet sich bei der geringsten, sowohl äusseren als inneren, Veranlassung von neuem und bricht'wieder auf. In ganz leichten Fällen von Vergiftung zeigen sich blos einige unbedeutende Affectionen des Nervensystems, wie etwas Missbehagen, Schwere der Glieder, geringe Kopfschmerzen, etwas Uebelkeit; dann aber tritt ein ziemlich starkes: Fieber ein, und der Umfang der Wun- de entzündet sich schmerzhaft. Von da an findet in der Heilung der nämliche Gang Statt, wie in den vor- hergehenden Fällen, nur dass die F ortschritte in etwas - rascher sind: Bei grossen Säugethieren, wie bei Pferden und Och- sen, sollen sich nach Dr. Parlet, wenn die Natur kräf- tig genug ist, der Wirkung des Giftes zu widerstehen, ähnliche Erscheinungen darbieten wie bei dem Menschen. Nach vorangegangener Niedergeschlagenheit und Mattig- keit, die zuweilen von einigen leichten Zuckungen be- gleitet sind, entsteht ein heftiges, allgemeines Fieber, die gebissene Stelle schwillt an, entzündet sich und wird schmerzhaft; nach einigen Tagen bricht sie auf, und blutige Jauche quillt aus ihr hervor; die Haut und das Zellgewebe sterben weit herum ab. Nun vermindert sich das Fieber, die Entzündung der Wunde hingegen nimmt zu; die abgestorbene Haut und das todte Zell- gewebe werden ausgestossen, und. es tritt eine starke, jedoch etwas wässerige Eiterung ein, welche nach sechs bis acht Wochen die Wunde zur Vernarbung führt. Auf der Narbe selbst sollen keine Haare mehr wachsen. Aus Allem, was ich bis jetzt über die Wirkung des Bisses der südamerikanischen Giftschlangen auf den Men- schen und einige Thiere gesagt habe, ergeben sich zum Theile die nämlichen allgemeinen Resultate, welche der den Wissenschaften zu früh entrissene Prof. Emmert I und eine dagegen angewandte Heilmethode. 287 in Tübingen über die Wirkungsart mehrerer anderer Gifte, wie. der beiden Upas und des Tieuna aufge- stellt hat. Das Schlangengift muss nämlich in einer gewissen Menge in den Körper gebracht und direct in den Kreis- lauf aufgenommen werden, wenn es eine schädliche Wir- kung hervorbringen soll. Seinen ersten Einfluss übt es aber weder auf die Blutmasse, noch auf das Gefässsy- stem aus, sondern es ergreift das Nervensystem, und von diesem, wie es scheint, vorzüglich das Rückenmark. Diese erste Wirkung kann so heftig seyn, dass sie schon für sich allein dem Leben in kurzer Zeit ein Ende macht. Ist dies nicht der Fall, so entsteht eine Reaction, welche sich im Blutgefässsysteme und in des- sen Fortsetzung, den Secretionsorganen, 'äussert. Diese hat einen doppelten Ausgang. Sie endet entweder, wenn die Lebenskraft durch den Eindruck des Giftes so ge- schwächt ist, dass sie den chemischen Kräften nicht mehr zu widerstehen vermag, mit gänzlicher Zersetzung des Blutes, welche dann ihrerseits wieder lähmend auf das Nervensystem wirkt und den Tod nach sich zieht, oder aber sie ist im Stande eine örtliche Krankheit, nämlich eine Entzündung an der Stelle, wo das Gift in den Körper eingedrungen ist, hervorzubringen, worauf das allgemeine Leiden allmälich verschwindet, indem ent- weder das Gift an der entzündeten Stelle wieder aus- gestossen wird, oder die örtliche Krankheit eine Ablei- tung bewirkt. Diese Erfahrungssätze sollen nun dem Arzte als Leitfaden für die Behandlung des giftigen Schlangen- bisses dienen. Ihnen zu Folge muss er vor Allem den Uebergang des Giftes in den Kreislauf zu verbin- dern suchen, dann das Nervensystem unterstützen, da- mit es den Eindruck des dennoch aufgenommenen Giftes zu ertragen vermöge, die Reaction beschleunigen und, 283 Ueber d. Wirkung d. Bisses d, südamer, Giftschlangen wenn sie'eingetreten ist, der Zersetzung der' Säfte vor- ‚beugen, zugleich auch das Entstehen der örtlichen Krank- heit, die Entzündung der Wunde, befördern. Diese Be- handlung des giftigen Schlangenbisses, wiewohl sie hier aus meinen'eigenen Beobachtungen hergeleitet erscheint, ist dennoch keineswegs neu; mein vortrefflicher Lehrer, Herr Prof, v.. Autenrieth, stellte dieselbe schon vor 14 Jahren in seinen therapeutischen Vorlesungen auf. Bei der Anwendung fand ich sie, wenigstens’ in den Fällen, wo die Hülfe schnell‘ genug konnte gelei- stet ‘werden, durch ziemlich günstige Resultate bewährt. Die Aufnahme 'des Giftes in die Blutmasse kahn auf zweierlei Weise gehindert werden, entweder durch Ent- fernung oder Zerstörung desselben, oder aber durch Unterbrechung des Kreislaufes. Der erstere Weg ist immer der sicherste. Ich schnitt daher, wo es gesche- hen konnte, die verwundete Stelle heraus, oder löste das verletzte Glied, wenn es ein Finger oder eine Zehe war, vom Körper ab. In zwei Fällen brannte ich die Wunde mit glühendem Holze aus; gewöhnlich aber wurde sie blos 'searifieirt, worauf ich entweder eine et- was verdünnte Mineralsäure oder Ammonium, oder eine . starke Auflösung von Kali in dieselbe goss. War kei- nes von diesen Mitteln bei der Hand, so liess ich die scarifieirte Wunde aussaugen, oder mit Wasser, Citro- nensäure, Lauge, Branntwein einige Zeit lang auswa- schen und: bestreute-sie nachher, um so schnell wie möglich eine hitzige Entzündung zu erhalten, mit irgend einer reizenden Substanz, wie mit spanischem Pfeffer, Salz, Schiesspulver, oder mit ‘einer Art von Kanthari- den, die’ man fast ‘überall in Paraguay vorfindet. Ist der Arzt beim Bisse gegenwärtig, oder wenigstens gleich nachher bei der Hand, und ist eines’ der angegebenen Fülfsmittel anwendbar, so zeigen sich’ nachher, keine Vergiftungssymptome, und er hat nun blos eine einfache x und eine ‚dagegen angewandte Heilmethode. 289 Wunde'zu besorgen, die er jedoch immer noch einige Zeit Jang in Eiterung erhalten muss, auf den Fall bin, dass etwas Gift zurückgeblieben wäre. Was die Unterbrechung des Kreislaufes betrifft, so ist sie nur bei Verwundungen der Extremitäten anwend- bar, indem man durch eine, über dem Bisse angelegte und ziemlich stark angezogene, Binde den Rückfluss des Venenblutes verhindert. Da aber der Kreislauf sich nicht lange unterbrechen lässt, ohne’ dass das’ unterbun- dene Glied in Brand verfällt, so ist'dieses Mittel, wenn nicht zu gleicher Zeit das Gift in der Wunde zerstört wird, von geringer Wirkung und nur palliativ. Jedoch ist es immer rathsam dasselbe anzuwenden, bis man die Wunde ausgeschnitten, oder gebrannt, oder scarifi- eirt und ausgewaschen hat. Man ist nämlich nie ganz sicher, wenn man,auch noch so schnell das Gift hin- wegzuschaffen sucht, dass nicht ein Theil davon in das Blut, übergehe, und dann hat es der Arzt in seiner Gewalt, den Kreislauf nur ganz langsam wieder herzu- stellen, so dass das Gift, welches sich etwa mit dem Blute könnte gemischt»haben, keinen plötzlichen und hiermit keinen so heftigen Eindruck auf das Nervensy- stem hervorzubringen vermag. War schon einiges Gift in die Blutmasse aufge- nommen worden, und zeigten sich Symptome von Af- fection des Nervensystems, so wande ich sogleich ein kräftiges Brechmittel von Ipecacuanha mit etwas Brech- weinstein an. Ich hatte nämlich einige Male bemerkt und aus vielen Berichten geschlossen, dass die Perso- nen, welche durch irgend ein, in solchen Fällen im Lande gebräuchliches, Mittel, wie durch starke Gaben von Citronensäure oder von Aufgüssen einer Art von Ipecacuanha u. s. w., gleich nach dem Bisse waren zum Brechen gebracht worden, weit weniger vom Gifte an» ‚gegriffen wurden als diejenigen, bei denen sich das Er- Meckels Archiv f. Anat. u. Phys. 1829, 19 290 Ueber d. Wirkung..d..Bisses ‚d. südamer, Giftschlangen brechen später und, von. selbst einstellte. .Sey es, ‚dass hier das Brechmittel ‚ableitend wirkt, oder die Empfind- lichkeit des Nervensystems vermindert oder umstimmt; oder dass es durch Entleerung des Pfortadersystems der folgenden. Aflection desselben vorbeugt, oder sie wenig- stens vermindert, so viel ist gewiss, dass in den mei- sten Fällen das erste Stadium;: so: wie der Anfang des zweiten, durch. dasselbe sehr gemildert wird. Gleich darauf ging ich. zu. flüchtigen Reizmitteln über, um'ei- ‚nerseits das Nervensystem gegen, den Eindruck des Gif- ‚tes zu unterstützen, und andererseits die Reaction des Ge- fässsystemes zu beschleunigen. Ich verordnete flüchtiges Laugensalz, alle 5 bis 15 Minuten 10 bis 20 Tropfen in etwas lauem Wasser zu nehmen. Jedoch muss die- ses Mittel bei kachektischen Personen nur mit grosser Vorsicht, und in allen Fällen nie anhaltend gebraucht werden,., indem es sonst die so sehr zu befürchtende Zersetzung des Blutes begünstigen könnte. So wie da- her auf ‚seinen. Gebrauch einige warme Schweisse er- - scheinen, die hier immer ‘ein Zeichen sind, dass die Lähmung ‚des Nervensystemes “nicht vorwärts schreite, ging, ich zu ‚starken. Gaben von Serpentaria, Senega, Campher mit Aufgüssen von Pflanzen, welche ätherische Oele .enthalten, über und wandte diese Mittel abwech- selnd an, bis sich nach eingetretener Reaction des Ge- fässsystemes eine, Ehtzündung in der Wunde gebildet hatte, worauf ich allmälich die Dosen derselben verrin- gerte. Wenn auch, schon der Pulsschlag. schnell und voll wird, so muss man sich dadurch ja nicht abhalten lassen, mit den Reizmitteln so lange fortzufahren ,, bis die Wunde sich entzündet, indem sonst nervöse Zufälle und in ihrem Gefolge Zersetzung. der Säfte eintreten, Zeigten sieh einige Symptome von dieser letzteren, oder befürchtete ich solche wegen der Constitution des Kran- ken, so setzte ich den BReizmiiteln China, Essig- oder, _ und eine dagegen angewandte Heilmethode. 291 Vitriolnaphtha oder Vitriolelixir (Spiritus sulphurico - acidus) bei. Neben dieser innerlichen Behandlung legte ich auf das Rückgrath einen Streifen Blasenpflaster, und liess die scarificirtte Wunde mit warmen, reizenden Ka- taplasmen bähen. ‘ Nahm die Krankheit bei dieser Behandlung eine günstige Wendung, so zeigten sich die oben angege- benen Lysen, welche in gelinden Vergiftungsfällen von selbst, jedoch nie so schnell und so wirksam als bei Anwendang von Arzneimitteln, erscheinen. In einigen Fällen war die allgemeine Krankheit schon nach drei, in anderen erst nach 10 bis 15 Tagen vorüber. Endete sie hingegen trotz der angewandten Hülfe dennoch mit dem Tode, so folgte dieser gleichfalls unter den oben angeführten Erscheinungen, jedoch immer mehrere Tage, selbst Wochen, später, als wenn keine Heilmittel waren gebraucht worden. So behandelte ich einen Indianer, der.von einer Klapperschlange zwei tiefe Wunden in das linke Bein erhalten hatte, während 23 Tage, worauf er an einer durch die Zersetzung des Blutes entstande- nen Lähmung starb. Nach dem Verschwinden der allgemeinen Krankheit muss die Wunde fortwährend mit gelind reizenden und antiseptischen Mitteln behandelt werden, indem die Ent- zündung immer etwas Rothlaufartiges hat, gern sich ver- liert und, besonders beim Zellgewebe, in Brand über- geht. Entstehen endlich Granulationen, so sind sie ge- wöhnlich sehr schwammig und müssen daher mit kau- stischen Mitteln im Zaume gehalten werden; wird dies verabsäumt, so heilt die Wunde zu schnell, und es bil- det sich nur eine dünne Narbe, die dann später bei der geringsten Veranlassung von neuem aufbricht. Als Nachkrankheit der Vergiftung durch den Schlan- genbiss zeigt sich zuweilen ein Ausschlag, welcher mit der Krätze grosse Aehnlichkeit hat. Auf gelind schweiss- 19* 292 Ueber .d. Wirkung d.Bisses.d. südamer.- Giftschlangen treibende Mittel and , aromatische‘ Bäder pllegt dieser nach drei bis vier Wochen zu verschwinden. 'Kachekti- sches Aussehen, grosse Schwäche und Neigung zu öde- matösen Geschwülsten, zu Drüsenanschwellungen an dem. gebissenen Theile und zu allgemeiner Wassersucht er- scheinen gleichfalls nicht selten als spätere ‚Folgen des giftigen Schlangenbisses. Hier wandte ich gelind’schweiss- und harntreibende, so wie tonische Mittel an. Dr. Par- Zet sah einen Fall, wo. Blödsion, verbunden: mit einiger Lähmung der unteren Extremitäten und der Harnblase, als Nachkrankheit dieser Vergiftung 'zurückblieb. ;. Unser Vorrath an Arzneimitteln, ‚den. wir ‚wegen Unterbrechung ‘des Handels mit. Buenos- Ayres nur 'sel- ten erneuern konnten, gestattete mir nicht, ‚die Heil- kraft der angegebenen innerlichen ‚Mittel auch an Thie- ren. zu versuchen. Hingegen bot die angeführte Behand- lung. der. Wunde, wenn sie gleich nach dem Bisse ‚an- gewandt wurde, immer ein günstiges Resultat dar. Als Nachkrankheit kommt zuweilen bei Hunden und Stuten, welche die durch das Schlangengift hervorgebrachte Krankheit überstanden haben, ebenfalls ein krätzartiger Ausschlag vor, der‘ den ganzen Körper einnimmt und theilweise das Ausfallen der Haare zur Folge hat. Das Verfahren der Einwohner von Paraguay bei Vergiftung durch den 'Schlangenbiss reicht. nur ‚selten hin, sie gegen die traurigen Folgen derselben zu schü- tzen, was zum Theil daher, rührt, dass sie, wie ich schon bemerkte, die giftigen und die unschädlichen Schlangen nicht voneinander zu unterscheiden wissen, und bei Verwundungen durch die ersteren die nämlichen Mittel anwenden, welche sie bei Bissen durch die letz- teren, natürlich mit Erfolg, gebraucht haben, und deren Heilkräfte ‘sie demnach als bewährt ansehen. Nur bei den in Afrika geborenen Negern findet man Beispiele, dass sie den verwundeten Theil ab- oder ausschneiden; nn md)einerdagegen angewändte Heilmethode, - 293 das Brennen und die Scarification der Wunde hinge- gen; so‘wie das Waschen derselben mit ätzenden oder anderen Mitteln, welche das Gift‘ zerstören oder entfer- nen, ‘ist den Einwohnern von Paraguay unbekannt.: Ziem- lich allgemein aber fand ich, vorzüglich unter den’ In- dianern; das Aussaugen ‚der "Wunde verbreitet, was, im Falle, wo.die Giftzähne kein grösseres 'Gefäss getroffen haben, ‘oder nicht tief in das Fleisch eingedrungen sind, iminer einigen Nutzen gewährt. - Ferner legen sie, zu- weilen sogenannte Schlangensteine auf die Wunde. . Diese bestehen bald aus halbealeinirtem' Knochen, ‘bald aus Kteide, bald aus gebrannter Thonerde und ziehen: die Feuchtigkeit an- sich; wiewohl man: ihnen Wundercuren zuschreibt, so können sie doch unmöglich das Gift+aus der Tiefe der Wunde 'an sich ‘saugen und helfen ‘.da- her nur in den T'ällen, ‚wo diese: mit dem Messer‘ er- weitert wird. - Ein. anderes, ‚häufig angewandtes Mittel, das, wenn nur wenig ‚Gift in den»Körper eingedrungen, oder dasselbe durch Saugen zum Theil: ist weggeschaflt worden, auf die oben angeführte Weise einige Dienste leistet, besteht indem Unterbinden des: verletzten 'Glie- des gleich‘ über ‚der ‚Wunde. Hat die Verletzung an einem Finger oder, an einer ‚Zehe, Statt gefunden, und lässt man ‚die stark angezogene‘ Binde liegen,, bis der Theil brandig wird und 'abstirbt, so hilft dieses Mittel, wie ich in ‚drei Fällen gesehen:habe, vollkommen: ge- ‚gen die Vergiftung. . Am öftersten aber bedeckt man die gebissene Stelle blos mit gekauten Tabaksblättern, oder auch mit gekochten‘ oder gebratenen Blättern, Wurzeln und Rinden verschiedener wild: wachsender Pflanzen, ‚welche. aber alle, wie. ich es nur. zu ioft gesehen habe, wicht die geringste Wirkung auf| das Gift hervorbringen. ‚Unter diesen Mitteln» ist besonders. der palo de,la vi- vora (Schlangenholz) berühmt, ein Strauch, der nörd: Jieh von Villa-Real wachsen soll, wo ich ibn aber nie 294 Ueber d. Wirkung d. Bisses d.‘ südamer, Giftschlangen zu Gesicht bekommen konnte. Seiner Rinde, welche zu- weilen gesammelt und durch das Land verschiekt wird, schreibt man allgemein nieht nur gifttilgende, sondern auch, gleich der Chinarinde, tonische, antiseptische und fieberwidrige Kräfte bei, von denen sie aber weder die einen noeh die anderen besitzt. Endlich werden 'noch gegen den Schlangenbiss einige andere eben so unwirk- same Mittel, wie nasser Sand, Menschenkoth n. s. w.; äusserlich angewandt, von dem Weihwasser, dem lignum erucis, den Heiligenbildern u. s. w. nicht zu sprechen. ' Innerlich gebraucht man gegen das Schlangengift grosse Gaben von Aufgüssen des palo de la vivora, oder einer der vielen Pflanzen, deren Blätter äusserlich an- gewandt werden, ferner auch starke Gaben von Citro- nensaft oder Branntwein. Diese Aufgüsse, so wie der Citronensaft, haben nur insofern eine günstige Wirkung, als sie das Brechen erleichtern, oder den Schweissbe- fördern; der Branntwein «hingegen unterstützt doch noch einigermaassen das Nervensystem und ir u Reaction. Die unfehlbaren Mittel, welche, nach einer in ganz Südamerika verbreiteten Sage, die wild lebenden Infhia- ner gegen‘ das Schlangengift besitzen sollen,’ bestehen blos in den Köpfen leichtgläubiger Menschen. ‘Die In- dianer der wilden Stämme, die in-und um Paraguay wohnen, erkranken und sterben, wie ich dies öfters gesehen habe, vom Bisse der Giftschlangen gleich den ‚weissen Einwohnern dieses Landes, ' was wohl nicht der Fall wäre, wenn sie ein so sicheres Heilmittel in den Händen hätten Bestünde ein solches Geheimniss, so würde es gewiss 'nicht den spanischen und portugie- sischen Missionärs, welche ihr Leben unter den wilden Indianern zubrachten, 'entgangen seyn, und die Weissen hätten dasselbe schon längst für einige Flaschen Brannt- wein von den Eingeborenen erkaufen können. Hr. Spex ‚. Hundh\eine dagegen 'angewändte Heilmethode, \.; 205 erzählt unter andern !) nach‘.der»Anssage eines Augen: zeugen, dass sich ein Indianer,‘näch kurzen. Zwischen: räumen, zwei bis drei Mal und jedesmal für ein‘ Glas Branntwein von einer Klapperschlänge' habe: beissen las; sen, und dass er nach‘ jedem Bisse sieh auf einige: Au- genblicke entfernt habe, um ein. 'geheimes. Gegengift anzuwenden, worauf er dann, ohnevdie geringste Wir- kung vom Gifte zü verspüren, wieder. zur Gesellschaft getreten sey. Als er sich‘ aber zum dritten oder vierten Male, und diesmal in die Zunge; beissen liess, so sey er bald: darauf‘ gestorben. Diese ‘Thatsache, wenn es anders eine ist, statt, wie Hr. Spix zu glauben scheint, für die Meinung zu ‘sprechen, dass.die Indianer ein un- trügliches Mittel gegen den giftigen Schlangenbiss be- sitzen, zeugt ja eher vom. Gegentheile, indem sonst‘ .der Indianer eben so wenig vom letzten 'als ‘vom ersten Bisse umgekommen wäre. Wahrscheinlich» hatte')hier der starke Genuss vom Bsanntwein, wodurch das Ner- vensystem heftig aufgercgt wurde, dessen Empfänglich- keit für den schädlichen Eindruck. des Giftes für «den Augenblick vermindert, so wiein’der Wasserscheu. dem Starrkrampfe, der Manie; überhaupt: bei einem sehr ge- reizten Zustande des Nervensystems, Opium, Brechwein- stein,und ähnliche giftartig wirkende Substanzen ; selbst in. grossen Gaben, ohne Wirkung bleiben. ‚Auch dürfie es; schwer: ‚halten, ein Gegengift: in’ ‚den Grund» einer Wunde zu bringen, ‚dieseinem Nadelstiche-ähnlich! ist, and zuweileh eine Tiefe von:einem halben’ Zolle erreicht, "Wenn ein Engländer, GeneralxCollot, ‘der“sichei- nige-Zeit in Nordamerika aufhielt, behauptet, dass-die Krankheit, welche ‚auf ‚den Biss der 'Klapperschlange Baier, nicht die Wie eines ar sondern (blos I) Siehe die oben angeführte Stelle seinen "Werkes über are brasilischen Schlangen. 296 Ueber d. Wirkung .d, Bisses .d.,südamer, Giftschlangen der Furcht sey, so. scheint dies keiner Widerlegung werth. ‘Uebrigens widerlegt sich der Reisende selbst, indem er bei dem von ihm erzählten Falle. den Umstand anführt, dassı ‘zur: Beruhigung, des "Verwundeten.. die Wunde scarificirt, ausgesogen. und mit, Scheidewasser Sey begossen‘ worden. , ; e Hart Noch soll: ich’ zum ‚Schlusse einiger anuiektigi An- gaben erwähnen, die ‘man so. häufig, in Reisebeschrei- bungen über‘ die: südamerikanischen Giftschlangen: fin- det. «Jedermann. kennt die alte, schon oft bestrittene und innmer"wieder erneuerte Sage, dass mehrere Arten von‘ Schlangen, ‚besonders aber die Klapperschlangen, durch ‚ihren Blick oder „durch. ihren Athem das ‚Thier, welches sie zu. ihrem Raube ausgewählt haben,’ der- gestalt zu 'bezaubern wissen ‚..dass dieses ihnen (nicht nur nicht zu «entfliehen. vermöge, sondern sich.seinem Verfolger selbst in’ den: Rachen werfe. Diese‘ Sage-be- steht übrigens nicht nur in Europa, sondern auchvin dem Vaterlände: (der ‚Giftschlangen, ‘wiewohl: sie «nach - dem Zeugnisse Aller, ‚welche sich‘die Mühe gaben, diese Thiere im freien‘ Zustande selbst zu beobachten, ganz ungegründetiist) Ich ‚habe hundertmal sowohl giftigen als unschädlichen Schlangen zugesehen, wie sie' sich ih- rer Beute bemächtigten, und immer bemerkt, dass sie dieselbe. beschlichen und unversehens überfielen. Erblickt das verfolgte Thier, sey esınun ein Säugethier, oder ein Vogel, ‚oder. ein-Amphibium, seinen‘ Feind, so sucht es zu. entfliehen ‘und ‚ergiebt sich ı demselben, ohne einen Versuch zu seiner Rettung zu machen. Veran- lassung zu diesen Sagen mögen jedoch folgende Erschei- nungen; ‚die man nicht selten beobachtet, gegeben haben. Man sieht zuweilen. einen kleinen‘Vogel um eine Schlan- ge, die zu den Gattungen gehört, welche Bäume bestei- gen, mit Geschrei herumflattern, und. sich, derselben im- mer mehr nähern, bis er endlich von ihr. gefangen wird. and eine dagegen angewandte Heilmethode. 297 Untersucht man 'aber die Ursache dieses Betragens des Vogels, 'so findet man immer, dass er sein Nest in der Nähe hatte und nur zur Vertheidigung desselben’ seinem Feinde sich so sehr näherte: Andere Vögel kommen nicht selten ‚den‘ Schlangen aus blosser Neugierde nahe. : So sah ich Hühner und Enten schreiend und schnatternd um eine Cophias herumstehen,' die eben ein junges Huhn ver- schlang.; Zuweilen geschieht.es auch, dass kleinere Thie- re, wenn:sie ganz unvermuthet eine Schlange’ in ihrer Nähe erblicken, so von Schrecken befallen werden, dass sie stehen bleiben, oder. gar unwillkührliche Bewegungen machen, ‚die eher geeignet sind, sieihrem Feinde zu über- liefern, ‚als (demselben zu ‚entfliehen. Eine eigene Anzie- hungskraft oder ein Zauber ist aber-hier eben so wenig im Spiele, 'als wenn ein Pferd oder'.ein.Maulthier beim 'un- erwarteten Anblicke ‚eines--Jaguars: niedersinkt und sich diesem ohne Gegenwehr überlässt, eine Thatsache, deren ich in meiner Naturgeschichte der Säugethiere von Pa- raguay- erwähnt habe. Dass aber selbst Menschen beim Anblicke einer Klapperschlange vor: Schrecken ihre Be- sinnung verlieren und sich hiermit selbst ihrem Feinde überliefern, wie Hr. Spiz an der oben angeführten Stelle seines Werkes über die brasilischen Schlangen! angiebt, davon habe ich kein Beispiel gesehen, noch erzählen hören, So furchtsam ist man wenigstens in Paraguay nicht; Jedermann, im Gegentheile; macht es sich in die- sem Lande zur Pflicht, jede Schlange, die er sieht, an- zugreifen und zu tödten. Die Giftschlangen sind aber lange nicht so bösartig, als man allgemein glaubt. Ungereizt greifen sie den Men- schen und die Thiere, welche ihnen nicht zur Nahrung dienen, niemals an und fliehen sogar gewöhnlich vor ihnen; selbst die Thiere, von denen sie sich nähren, sind vor ihnen sicher, ‘wenn es sie nicht hungert. ‘Wohl hört man zuweilen erzählen, dass einige Schlangenarten, 298 Ueb d, Wirk, d. Bisses d, südamer. Giftschlangen u. s. w. ‚wie Cophias jararaca und Lachesis rhombeata, auch ohne gereizt zu werden, auf Menschen und Thiere losgehen und selbst nach dem Fusse der Reiter springen; allein nie habe ich ein Beispiel hiervon gesehen. ' Hingegen sah ich Giftschlangen über schlafende Menschen wegkrie- ‚chen, fand sie auf Reisen des Morgens unter dem Ge- päcke und den Sätteln, die als Kopfkissen dienten, ver- steckt und traf sie fast täglich mitten unter den wei- denden Viehheerden an, ohne dass eine Beschädigung von ihnen erfolgt wäre. ‘Die meisten Unglücksfälle, welche in Paraguay durch den Biss giftiger’Schlangen Statt finden, müssen der Unvorsichtigkeit der Einwohner selbst zugeschrieben werden. Diese gehen nämlich täglich barfuss und mit nackten Beinen durch das hohe Gras und das dichteste Gesträueh, wo’ sie nicht einmal vor sich hin auf den Boden sehen können, und nehmen sich, beim Einernten der Feldfrüchte, namentlich 'des Zuckerrohres, ‘wo sich der Mäuse wegen immer viele Schlangen aufhalten, nicht im geringsten in Acht; nicht‘selten führen oder tragen sie‘ mit dem Brennholze Schlangen in ihre Wohnung, ‚obgleich ihnen sehr wohl bekannt ist, dass sich diese Thiere, besonders im Winter, oder wenn sie im Wech- sel der Haut begriffen sind, gern in einen 'hohlen-Baum- stamm verkriechen. “Eben so gut wissen sie, dass die Schlangen bei eintretendem Südwinde einen Ort aufsu- chen, der ihnen Schutz gegen die Kälte gewährt, und dass sie alsdann häufig sich in die Wohnungen begeben, wogegen aber Niemand Vorsichtsmassregeln ergreift. Druck-Berichtigung, S. 61. 2. 19. 20 lies: Libellula (quadrimaculata, (Papilio rhemnif) statt: rhamni. — 8.65 7. 10 lies: den grüss- ten Theil’ des Unterleibes, statt: den zwölften Theil u.s, w. — 5.68. Z. 27 lies: nun statt nur. LITERARISCHE ANZEIGEN. "- J. B. BaıLLi&re, rue de’Ecole-de-Mödecine, n° 43 bis. ANATOMIE hr PATHOLOGIQUE DU CORPS HUMAIN, oU DESCRIPTIONS AVEC FIGURES LITHOGRAPHIEES ET COLORIEES DES DIVERSES ALTERATIONS MORBIDES DONT LE CORPS HUMAIN EST SUSCEPTIBLE; PAR J. CRUVEILHIER, ’ PROFESSEUR D’ANATOMIE Ä LA FACULTE DE MEDECINE DE PARIS, n MEDECIN DE LA MAISON ROYALE DE SANTE, ; PRESIDENT PERPETUEL DE LA SOCIETK ANATOMIQUE, etc, u i Les livraisons 1 & 5 sont en vente, 1 . N CONDITIONS DE LA SOUSCRIPTION. Cet ouvrage sera publie en 40 livräisons; chacune con- tiendra six planches, dont plusieurs coloriees avec le plus grand soin, et au mvins 4 feuilles de texte in-fol. grand- raisin velin, caractere neuf de F. Didot. — Les livraisons se suivront regulierement de sir semaines en six semaines. Le prix de chaque livraison est de 11 fr. L’impossibilite des rendve en noir un grand nombre dal- tirations nous force d’avoir recours aux couleurs pour la plus grande partie des planches qui composeront cet ouvrage. A la fin de louvrage on publiera la liste des souserip- teurs, — Les dessins et la lithographie |sont confies & MM, A. Chazal et J. G. Martin, exercös ‘depuis long-temps ü peindre Vanatomie, et qui, sous ce rapport, ont deja wendu tant de services ir la science. Personne ne peut r&voquer en doute Vutilit& des planches Nanatomie pathologique. lci l’occasion est fugitive, les yeux ou- blient aisement ce quils n’ont vu quune fois, ce qwils n’ont souvent fait qu’entrevoir. Une simple description, quelque bien n faite qu’on Ja suppose, se traine peniblement de details en details, Pour nous retracer une image toujours incomplete, quelquefois obscure, inintelligible, et souvent defiguree par l’idee dominante de l'observateur. La conservation des pieces d’anatomie patholo- gique les altere, les denature, et ne peut d’ailleurs profiter qu’a un petit nombre; la pratique la plus etendue ne fournit que de loin a loin les cas analogues, les cas’ qui peuvent s’eclairer mu- tuellement. Plac& dans les circonstances les plus favorables pour l’&tude des organes sains et malades, M, Cruveilhier n’a pu se voir environne de tant de richesses pathologiques, sans se sentir presse ‚du vif desir de faire participer ses confreres au bienfait d’une mine d’autant plus abondante quelle ‚sera plus exploitde. Une collection de planches anatomiques,exactes et fid£les, representant des faits choisis, positifs, concluans, serait une sorte de muse&um d’anatomie pathologique, un traite de medecine clinique, indis- pensable aux medecins qui m’ont pas occasion de faire des ou- vertures cadaveriques, et qui ne sera pas sans quelque utilite Pour ceux qui en font. 0 j Mais, avant de s’engager dans une telle entreprise, M. Cru- veilhier a dü s’assurer de tous les moyens d’exdcution. Il a pour auxiliaires le ‚plus grand nombre de ses collegues, les medecins et chirurgiens des höpitaux ‘de Paris, qui lui ont deja donne des preuves d’une cooperation active. 11 compte egalement sur le ceoncours des membres de la Societe anatomique, composede de Velite des eleves de la. Faculte de Paris. L’höpital auquel il est attache en qualit@ de medeein, les collections de la Facult@, les mille sujets que l’administration des höpitaux livre chaque aunde aux dissections des pavillons de l’Ecole pratique, voila les sources toujours renaissantes dans lesquelles M. Cruveilhier puise les ma- teriaux dont il a besoin.- k Biots Naturlehre. Vollständig ist nun in. allen Buchhandlungen zu, haben: Biot, J. B., Lehrbuch der Experimental- Physik, oder Erfah- rungs-Naturlehre. Zweite Auflage der deutschen Bearbeitung, mit Hinzufügung der neueren und einheimischen Entdeckun- gen von Gust. Th. Fechner. 5 Bände (15+. Bogen grösstes Octav-Format aus compresser Petit-Schrift, 23 Kupfertafeln in gross 4%. und Folio, viele Holzschnitte und Biots Por- trait, ‚gestochen von Wagner in Paris.) Subseriptionspreis: „8 Rthlr, 18 Gr. Preuss. Crt, Der Preis von 8 Rthlrn, 18 Gr. wird blos bis Ende Mai) 1830 besichen, und dann unfehlbar ein Preis von 11 Rthlrn: eintreten. Leipzig, den 10. October 1829. Leopold Voss. Bei Leopold Voss in Leipzig erschien so eben: Deliciae Musei zoologiei Vralislaviensis. ß \ Auch unter dem besondern Titel: Reptilia Musei zoologiei Vratislaviensis recensita et descripta auctore J. L. C. Gravenhorst, Fasciculus I. continens. NE Chelonios et Batrachia. Accedunt tabb. aenn. XVII. Folio, cartonnirt. (24 Rthlr.) "Da die Reptiliensammlung des zoologischen Museums der Universität Breslau mehrere Seltenheiten und neue Arten besitzt, und selbst über viele der schon bekannten noch manches Berich- tigende und Ergänzende zu sagen ist, so glaubt der Verfasser, den Reptiliologen einen nicht unwillkommenen Dienst zu erwei- sen, wenn er sie mit den Gegenständen des Museums näher be- kannt macht. In diesem ersten Hefte sind die Chelonier und Ba- trachier vorgenommen, Ganz bekannte Arten sind nur kurz be- rührt; ausführlich sind aber die neuen oder bisher nur oberfläch- lich beschriebenen behandelt worden. . Besonders hat es sich der Verf, angelegen seyn lassen, die Synonymie, die hier zum Theil so schwierig zu entwirren ist, kritisch zu beleuchten. Auch möchte wohl der Umstand Einiges zur Aufnahme dieser Hefte mit bei- tragen, dass die ehemalige berühmte Lampesche Reptiliensamm- lung, aus welcher der verstorbene Schneider in seiner Historia Amphibiorum mehrere Arten beschrieben hat, jetzt einen Theil des Breslauer Museums ausmacht, und also diese Hefte als Com- mentar zu jenem Schneiderschen Buche betrachtet werden kön- nen. Die 17 Kupfertafeln, von denen die zwölf ersten sich auf die beschriebenen Arten beziehen, die fünf letzten aber die in- nern Theile der Salamander, besonders die Geschlechtstheile, dar- stellen, sind ganz vorzüglich schön und aufs Genauste nach der Natur gestochen und illuminirt, so dass sie mit vollem Rechte als das Gelungenste der Art aufgestellt werden können, Ichneumonolögia europaea auctore J. L. C. Gravenhorst. " ‚Partes tres, Vratislaviae 1829, Sumtibns auctoris. Lipsiae, prostat apud Leopoldum Voss, 15 Thlr. Der Verfasser, dessen frühere entomologische Schriften won dem naturhistorischen Publieum mit Beifall aufgenommen wur- den, liefert in diesem Werke die Früchte einer fünfundzwanzig- jährigen Lieblingsarbeit, in welcher er durch die dazu geliefer- ten sehr zahlreichen Beiträge vieler'Entomologen aus allen Län- dern Europas- aufs 'Thätigste unterstützt und dadurch in den- Stand gesetzt. worden ist, eine sehr reichhaltige Ichneumonologia europaea zu liefern. Ueber zwei Drittel der hier aufgestellten 1300 europäischen Arten sind ganz neu. Die Familien und Gat- tungen sind aufs Sorgfältigste charakterisirt, die Beschreibungen ausführlich, ohne über die Maassen gedehnt zu seyn. Besonders hat es sich der Verf. angelegen seyn lassen, die Unterschiede zwischen nahe verwandten Arten anzugeben. Bei jeder Art ist ihre Naturgeschichte, so weit dieselbe bekannt war, hinzugefügt, und die Synonyme vollständig und kritisch beleuchtet. Kurz, in dem Werke ist Alles geleistet, was man von einer Monographie, die ihren Gegenstand vollständig erschöpfen soll, mit Recht for-' dern kann, und jedem Entomologen, der sich mit den Hymen- opteren beschäftigen will, ist es unentbehrlich, - ' Supplemente zu Thönards Lehrbuch der Chemie von Dr. 6. Th. - - Fechner. 1 de Unterzeichnete Buchhandlung macht das Publicum hiermit aufmerksam, dass bis Ostern k. J. das erste Supplement der deut- schen Bearbeitung des Thenardschen Lehrbuchs der Chemie, in zwei dem unorganischen und organischen '[heile derselben ent- sprechenden Abtheilungen, erscheinen wird. Da der Herr Verfasser dieses Supplements die grösste Vollständigkeit und Ausführlichkeit in Zusammen- stellung der neuen Thatsachen, womit die Wissenschaft der Chemie in den.letzten Jahren bereichert worden ist, bezweckt hat, so glauben wir dasselbe allen denen, welche sich mit dem ganzen Umfauge ihrer Fortschritte bekannt machen wollen, em- pfehlen zu können, auch wenn sie nicht im Besitze des grössern Werkes, dem es sich anschliesst, seyn sollten. Eine Fortsetzung dieses Supplementes, wird alle zwei Jahre geliefert werden. Leipzig, den 50. October 1829. Leopold Voss. Für Medicin und Naturwissenschaften. ; Bei Leopold Voss in Leipzig erschienen so eben; Agardh, Prof, C. A., Icones algarum europaearum. Re- presentation d’algues europeennes, suivie de celle des especes exotiques les plus remarquables recemment decouvertes. Livr. . 2e. et äme. Planches No. 11 a 20.) gr. in 8. (3 Thlr, 8 gr.) Andral, Prof. Dr. @, Grundriss der pathologischen "Anatomie. Uebersetzt und mit einer Einleitung, Bemerkun- en und Zusätzen herausgegeben von Dr. F. W. Becker. $ Thle. gr 8. (5 Thir. 18 gr.) Barkow, Prof. Dr. J. C’L., Disquisitiones circa origi- nem et ‘decursum. arteriarum mammalium. Acced. tabb. aenn pictae IV. 4. mäj. cart. (3 Thlr.) — — Monstra animalium duplicia, per anatomen in- dagata. Habito respectu ad physiologiam medicinam foren- sem et artem obstetriciam. . Tomus L Acced. tabb. aenn. XV. 4. maj. cart. (5 Thlr.) Der 2te Band wird baldigst erscheiffen. Beiträge zur Entomologie. besonders in Bezug auf die schlesische Fauna; verfasst vun Mitgliedern der schles. Gesell- schaft für vaterländ. Cultur. is Heft, mit 14 Kupfertaf. 8, (Druckpap. 2 Thle., Schreibpap. 2 Thlr. 8 gr.) Cerutti, Prof. Dr. L., Pharmacopoea ad pauperes cu- randos aceommodata, In usum scholae policlinicae Li- psiensis. 8. maj. (9 gr.) Choulant, Prof. Dr. L., Anleitung zu dem Studium der Mediein. gr. 8. (21 gr.) x ‘ Eggert, Dr. F.F G., Die organische Natur des Men- schen. Für Aerzte. 2r und letzter Band. gr. 8, ‚(2 Thlr. B gr.) wiehkorn, Dr. Heinrich, Neue Entdeckungen über die praktische Verhütung der Menschenblattern bei Vacecinirten, und in der empirischen Patho- physiologie der Pocken; nebst Andeutungen über das We- sen und die Behandlung der übrigen fieberhaften Exantheme. gr. 8. (5 Thlr. 16 gr.) Fechner, Dr. G. Th., Resultate der bis jetzt unter- nommenen Pflanzenanalysen, nebst ausführlich che- misch-physikalischer Beschreibung des Holzes, der Kohle, der Pflanzensäfte und einiger anderen wichtigen Pflanzenkörper. gr. 8. (1 'Ihlr. 16 gr.) s Martini et Horack, D. D., Observationes rarioris degenerationis eutis in eruribus elephantiasin simulantis, Acced. tabb. aenn. piet. 1. 4. maj. cart. (1 Thir. 8 gr) Ochs, Frane., Artis medicae principes de curanda febre typhode comparati. Praemissa quaestione de au- etoribus graeeis circa notıonem afleetus typhodis dissentien- tbus. 8, maj (3 Thir.) = Pharmacopoea borussiea, Editio quinta. Die Preus- sische Pharmacopoe. Fünfte Auflage. Uebersetzt und erläutert von Dr. E'r. Ph. Dulk. Zweite, durchgehends ver- besserte Auflage. 2 Bände. gr. 8. (7 Thir. 18 gr.) 4 Der 2te Band wird baldigst nachgeliefert. Radius; Prof. Dr. J., Dissertatio de pyrola et chimo- phila. Spec. Ilum (medicum). gr. 4. geh. (12.gr.) Rathke, Prof. Dr. H., Untersuchungen über die Bil- dung und Entwickelung des Flusskrebses, Mit 5 Kupfertafeln. Fol. cart. (12 'Lhlr.) Reider, Dr. J. A. von, Untersuchungen über die.epi- » demischen Sumpffieber, dieG@esetze ihrer Entste- hung, ihrer Verbreitung, die Mittel zuihrer Ver- - hütung ete., mit Rücksicht auf das gelbe Fieber und die da- gegen bisher angewandten unzweckmässigen Quarantaine-, Po- lizei- und Sanitäts-Gesetze. gr. 8 (2 Thlr. 8 gr.) Sachs, L. W., Handbuch des natürlichen Systems der praktischen Medicin. Ersten Theiles zweite Abtheilung, .. gr. 8. (3. Ihlr.) f f ; Seriptorum classicorum de praxi medica .nonnullo- rum opera®olleeta. Vol. Vlllum, IXum et Xlllum. Etiam ‚sub tit.: u Morgagni, J. B., De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis Libri V. Editionem reliquis emenda- tiorem et vita auctoris auctam curayit Just. Radius. 'lom. V et VI. 8. cart. (3 'Ihlr. 8 gr,) ; Ein ausführlicher, aber zum zweckmässigen Gebrauche ver- einfachter Index zeichnet auch in dieser Hinsicht diese nun voll- endete Ausgabe vortheilhaft aus. Huxham, F., Opera medica. Editionem reliquis emendatio- rem et vita auctoris auctam curavit A. F, Haenel, 8, cart. » (2 Ihlr. 12: gr.) Druckfehler - Berichtigung. In dem Werke des Hrn. Hofraths Dr. Heinr. Rathke: Untersuchungen über den Flusskrebs, ist der Schluss der Vorrede (8. VI) so zu lesen: „Bei der Bearbeitung des reflektirenden Theiles da- gegen bin ich weniger darauf bedacht gewesen, zu verhüten, dass die Wahrheit die Hand der Dichtung vor mir annahm.“ Mechebi CrcAir. 1029 Hacleks —| vo Partser, TFT AA Tun PLZAR ZT Mactehr Archeer. ver Mern G eyıhore a Näbson $ m BR: RE, 2 % 2 - = } Ei 7 H + E27 Archiv für Anatomie und Physiologie. “ E Anatomisch - physiologische Untersuchungen, vor- züglich über das Schlagadersystem der Vögel. 4 Von Dr. Hans Barkow, ausserordentlichem Professor der Medicin und Prosector zu Breslau, » (Nebst Kupfertafeln 8, 9 und 10, ) Vorerinnerung. Die Untersuchungen, die ich dem öffentlichen Urtheile übergebe, zerfallen in die anatomischen und physiolo- gischen. Erstere, die den grösseren Theil ausmachen, bezie- hen sich (mit Ausnahme der Beschreibungen des Brüt- organes und der Kloake mancher Vögel, so wie der Er. der unteren Extremitäten und des Unterleibes des ; Haushahnes) fast nur auf die Schlagadern der Vögel. Ich habe i in ihrer Darstellung denselben Gang wie bei der meiner Untersuchungen über die Schlagadern der Säugethiere befolgt, die anatomischen Beschreibungen von allen Bemerkungen streng geschieden, und in die- sen die allgemeinen Resultate zusammengestellt. Viel- leicht mag es scheinen, als ob es zweckmässiger gewe- sen wäre, gleich eine systematische Darstellung zu ge- ben und ihr die einzelnen Beobachtungen unterzuordnen. Meckels Archiv f, Anat. u. Phys, 1829, 5: flat 306 Anatomisch „physiologische Untersuchungen, Was die Darstellung an. Kürze und an Leichtigkeit hier- durch gewonnen hätte, ‚würde, sie aber an Genauigkeit nothwendig verloren haben. Nur. als Andeutung eines Systems mögen die anatomischen Bemerkungen angese- hen werden; ein vollständiges habe ich nicht zu geben vermocht, ‚und, nicht..zu geben beabsichtigt. .; h Eine ‘möglichst vollständige systematische ‚Darstel- lung der Schlagadern der Thiere, welche die Varietä- tenlehre, von der man noch fast nichts weiss, mit um- ‚ fasst, kann nur aus genauen Beschreibungen der Schlag- adern einzelner Thiere hervorgehen. ‚Ich habe ‚deshalb meine Beobachtungen auch da mitgetheilt, wo sie mir kein ‚allgemeineres Resultat gewährten, in der Ueber- zeugung, dass manche durch Hinzukommen späterer Beobachtungen eine, Lücke ausfüllen werden. ' Die Beschreibung der Schlagadern einzelner Thiere habe ich, so viel ich es gekonnt, vollständig gegeben, aber Wiederholungen möglichst. zu, vermeiden gesucht. Deshalb ist die erste Beschreibung ausführlicher als die späteren ausgefallen. Ganz habe ich aber Wiederholun- gen nicht nee können, da das zu häufige Zurück- weisen auf frühere Beschreibungen den Ueberblick über die Vertheilung der Schlagadern des einzelnen Thieres ünmöglich gemacht hätte. Manche Beschreibungen sind unvollständig; über manche Schlagadern einzelner Thiere habe ‘ich nichts sagen können, weil das Thier entwe- der an solchen Stellen zerschossen, oder sanst Extrava- ' sat entstanden, oder die Injectionsmasse nicht tief genug eingedrungen war.- Wer selbst häufiger feinere Injectio- nen angestellt hat, wird es wissen, ‘dass auch bei allen genommenen, Vorsichtsmaassregeln die Injection oft nicht gelingt; etwas Blut, etwas Luft im Lichte des Gefässes, ein unbedeutender zufälliger Druck kann die Injections- masse einzudringen hindern. Oft werden feinere Ne- benzweige gefüllt, während grössere Aeste Jeer bleiben vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 307 Doch ist‘ ohne vorhergegangene Injection die Untersu- chung feinerer Arterien kleinerer Thiere unmöglich, ‘da sie zusammenfallen und sich‘ dem Auge zu leicht ent- ziehen. ' Beschreibungen von Schlagadern seltener Thiere fin- den sich in diesen Untersuchungen nicht. Nur einhei- mische standen mir zu Gebote, die ich dem’ Herrn Me- dieinalrath 0Ozto, Herrn Professor Seerig und Herrn Studiosus medieinae Rohnstock, vorzüglich aber Herrn Stud. med. Stannius, Hrn. Conservator Rotermund und Hrn. Constantin Gloger verdanke,' deren’ letzterer mit Aufopferung von Zeit und Mühe mir mehrere Vögel schoss, an denen mir besonders gelegen war. Mögen sie meinen aufrichtigen Dank für ihre Güte freundlich aufnehmen. — “Es 'giebt wohl keinen Zweig der vergleichenden Anatomie, der für die Physiologie von grösserer und allgemeinerer Wichtigkeit wäre als die vergleichende Schlagaderlehre, da die Schlagadern die Stoffe führen, ‚die als beständige innere Reize auf die Organe wirken, die zu ihrer Erneuerung und Ernährung bestimmt sind. Wohl hat man dies erkannt und Versuche an den Schlag- adern der Thiere angestellt. Allein vollkommene Sicher- heit konnte doch. der Anatom den aus den Unterbindun- gen der Schlagadern der Thiere gezogenen Resultaten ' nicht zugestehen, da die Experimentatoren wohl die Adern unterbanden und die Erscheinungen, welche das Thier, _ an dem experimentirt wurde, im Leben und 'Fode dar- bot, angaben, aber um die Vertheilung der Stämme, Aeste, Zweige, ihre Stärke und ihre verschiedenen Ver- bindungen im natürlichen Zustande sich wenig kümmer- ten, in der Voraussetzung, dass sich jenseit der Liga- tur alles so verhalte wie beim Menschen. Der Weg, den Willis durch seine genauen Untersuchungen über die Schlagadern des Gehirnes der Thiere bezeichnete, 29% 308 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, ı wurde nicht befolgt, und, als man ‚ihn ‚wieder betrat, sein Andenken durch ungerechten Tadel entweiht. ‚Erst wenn man eine genaue Kenntniss) von’ den Kadkeiliy: gen der Schlagadern der Thiere hat, können die phy- siologischen Versuche im weiteren Umfange und.nach allen Richtungen ‚hin-angestellt. ‚werden. s, Greift die vergleichende Schlagaderlehre schon aus den genannten Gründen von allen Seiten in die Phy- siologie der Organe ein, so ist sie noch, von besonde- ter Wichtigkeit, weil kein organisches System so viele Veränderungen. erleidet als. das.Blutgefässsystem ı wäh- rend 'der verschiedenen Entwiekelungsperioden ,, welche die einzelnen Thiere durchlaufen , und während der.pe- riodischen Entwickelungen, denen einzelne Organe. aus- gesetzt sind. Die physiologischen Bemerkungen, Resultate zum Theil der beschriebenen: physiologischen‘ Beobach- tungen und Versuche, zum Theil meiner anatomischen Untersuchungen über. die‘ Schlagadern‘ der Säugethiere und Vögel, beschränken sich nicht auf ein einzelnes Or- gan, nicht auf'ein'einzelnes Thier, ‚und nicht,‚auf eine einzelne Lebensperiode. Man wird es mir wegen der vie- len‘ Untersuchungen, die, ich über eins der, wichtigsten Systeme der beiden höheren Thierclassen angestellt habe, vielleicht verzeihen, wenn ich es gewagt habe, 'eine,.oder die andere bisher unerörtert‘ gebliebene Frage zu: be- rühren, über viel besprochene Gegenstände eine Meinung abzugeben, und der Auctorität berühmter Männer zu: wi- h dersprechen; aber, man ‚wird den physiologischen Bemer- kungen, weil sie nicht, erschöpfend sind, die Nachsicht nicht versagen, die sie in Anspruch nehmen und vielleicht in’Anspruch nehmen: dürfen, da sie den.ersten allgemei- neren Versuch gewähren, der vergleichenden Schlagader- lehre den Platz zu gewinnen, den sie.in der Bearbeitung der Physiologie einzunehmen: berechtigt ist... ee vorzüglich'über das Schlagadersystei der Vögel. 309 here ae a te ar Badiagla 7 15) ni in nn} lite sono Brster Abschnitt. in uhr dr IT %y - Brit Fr . Anatomische Beschreibungen. Am N on - 11.1 7 Del 11077 Bin! yacıcı nr ud Hk s. 1. en atiesihnns der, meisten Schlagadern des grau. kehligen Steissfusses. (Podiceps suberistatus.) Die Aorta theilt sich "bald»naech: ‘ihrem; Dedinug> ‚ in’einen rechten und’ einen linken Stamm. Der ‘rechte Stamm theilt sich in die‘ rechte Art. subelavia ‘und in die Aorta descendens. » ME "Die Aorta descendens bildet einen Bogen nach rechts und hinten, geht über ‚dem rechten Luftröhrenaste ‚zur rechten Seite der Wirbelsäule, steigt dann unter (vor) dieser nach hinten nieder, giebt die Art..intercostales, dann die Art.vcoeliaca, gleieh hinter dieser die mesen- terica anterior, darauf die Art. renales anteriores zu den vorderen Nierenlappen, die 'auch an’ die Hoden Zweige 'geben, sodann die beiden Art: erurales, und: spaltet sich zuletzt in die beiden Art. ischiadieae und in die, Axt, sacra media. Br in DIT ERTENE DIE LIE; “Der linke Stamm der Aorta theilt sich in die Ca- rotis communis primaria, und in die Art, subelavia si- nistra. 2 Aal r wie) A "Die Carotis communis kei geht von der lin- ‚ken Seite etwas gekrümmt 'zur- vorderen Fläche des; un- teren Endes des Halses, tritt zwischen die Muskeln-und ‘geht ‘durch ‘den Kanuül der vorderen Dornfortsätze/ der . Halswirbel, der aber vollkommen. geschlossen nun.bei den 4 bis 5 untersten Halswirbeln: erscheint, indem die Seitenhälften der vorderen Dornfortsätze der oberen Hals- wirbel sich nicht berühren. Gegen das obere Ende des 310 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, Halses, 3 Zoll entfernt von der Vereinigung beider Un- terkieferhälften spaltet sich die Art. carotis communis primaria in die Carotis communis dextra und sinistra. Sie giebt auf diesem Wege sehr viele Arterien ab. Die Carotis communis entsendet ‘bald nach ihrem Ursprunge zwei starke Arterien, die eine aus ihrem vor- deren, die andere aus ihrem hinteren Umfange. Die vordere theilt sich bald wieder in die cutanea colli an- terior und in die oesophageo-trachealis ns oesopha- gea adscendens anterior. Die Art. cutanea colli anterior giebt zuerst mehrere kleinere Zweige in die Halsmuskeln der linken Seite, neigt sich nun etwas nach der rechten Seite hinüber und geht durch Zellgewebe an die linke Seite der Luft- röhre geheftet, /nach der rechten sowohl als der linken Seite viele Hautzweige abgebend, bis zum oberen Dritt- theile des Halses in die Höhe, wendet sich dann etwas mehr nach ‘der linken Seite und*mündet zuletzt zusam- men mit einem Zweige aus der Art. oceipitalis. Aln oberen Dritttheile des Halses giebt sie 5 bis 6 Zweige (de- “ren Zahl nicht in allen Individuen gleich’ ist), von de- nen sich jeder wieder in zwei Zweige theilt, einen hin- teren und einen vorderen, durch deren Vereinigung un- ter der Haut Bogen gebildet werden, deren unterster durch Vereinigung mit der Art. cutanea: colli lateralis, deren oberster durch Vereinigung mit einem ai der Art. thyreoidea superior vollständig wird. Die Art. oesophagea anterior oder oerofihägei tra- chealis geht von links etwas nach der rechten Seite hin, gelangt ungefähr + Zoll oberhalb des unteren Kehlko- “ pfes zwischen Luftröhre und Speiseröhre, geht bis zum oberen Ende der Luftröhre in die Höhe und Anasto- mosirt dort mit einem Zweige aus der Carotis sinistra. Auf diesem Wege giebt sie sehr viele Zweige, ‘sowohl zur rechten als zur linken Seite der Luft- und Speise- - vorzüglich, über das Schlagadersystem der ‚Vögel. 311 röhre,. An den Seiten ‚der Luftröhre theilen, sich diese sehr, feinen Zweige, wieder , ‚vereinigen sich, ‚wieder a5 ter, einander, ‚wodurch; Bogen ‚gebildet, werden, die, da de sie alle zusammenhängen,. das Ansehen ‚haben, als ob ander rechten und linken Seite ‚der, Luftröhre ‚ein fei- ner fortlaufender Arterienbogen läge. ‚Die Zweige, wel- che an die, Speiseröhre, gehen, theilen sich ebenfalls und bilden Bogen, anastomosiren, aber ausserdem ‚mit Zwei- ‚gen aus der Art;,oesophagea posterior. |. u» Der aus dem hinteren Umfange der Carotis com- ‚munis primaria kommende Ast ‚giebt zuerst einen bedeu- tenden Zweig, ‚der ‚sich in ‚mehrere kleinere Arterien heilt ,. nämlich in eine Art. oesophagea descendens si- ‚nistra, ‚in. mehrere Zweige zum unteren Kehlkopf und ‘ dessen, Muskeln, und einen Zweig zu den unteren Hals-, muskeln. . Hierauf theilt, sich der ‚genannte Ast in die linke Art. vertebralis, die in den. Wirbelloehkanal ihrer Seite, tritt, in. die Art, transversa. colli und, Art. AR. SC sca- pulae.... Die Art. transversa ‚colli giebt zuerst ‚mehrere Zweige in die, Muskeln des Halses und, der ‚Schi ter, . steigt, dann, über der Schulterhöhe nach aussen und,o en, um. sich i in.die Haut ‘zu zertheilen. Ein Zweig geht ‚nach hinten, ‚um sich mit den. vorderen ramis thoracieis perfo- rantibus zu verbinden, andere ‚gehen indie Haut: mehr nach oben zur Rückenseite, ein bedeutender Zweig ‚geht ‚als ‚cntanea colli dorsalis sinistra fort, und ‚die, Kort- ‚setzung endet als Art. cutanea colli lateralis. sinistra, ‚zuletzt auf die angegebene‘, Weise ‚einen Bogen mit ei- nem Zweige aus der Art. cutanea. eolli anterior bildend. ‚Die. Art. Hagen scapulae geht nach hinten und ‚oben, „giebt am hinteren Ende des vorderen ‚Drittheils des, Schul- terblattes die Art, dorsalie scapulae, die „zwischen ; a - „Insertion des Musculus serratus. anticus. major und M. rhomboideus neben ‚dem Rande ..des- Schulterblatiex bis; zu. dessen. hinterem Ende verläuft, und sich in die 312 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, ‚beiden genannten.Muskeln vertheilt: Hierauf durchböhrt die. Art. transversa ‚scapulae den Musculus rhomboideus in. seiner ‚Mitte neben dem: Schulterblatte, gelangt unter die Haut des Rückens,: giebt)einen schwächeren 'vorde- ‚ren Zweig, ‚der‘ mit einem ‚Zweige.'der Art. transversa ‚coli anastomosirt, und geht unter der Haut des Rückens als Art. cütanea trunci dorsalis neben dem Schulterblatte nach ‚hinten, indem sie auch einzelne feine Zweiglein ‚bis ‚unter die Haut des Oberarmes: schickt. Kurz vor- her, ehe die Art. carotis ‚communis. primaria zwischen die Halsmuskeln tritt, um von ihnen bedeckt zu wer- den und in ihren Knochenkanal zu gelangen, giebt sie noch einen starken Zweig, der sich wieder in zwei Ar- terien spaltet, von denen der eine: in die Halsmuskeln «der rechten, der.'andere in..die der linken Seite geht. ‚Kurz vorher, ehe die Carotis in die Oeffnung des un- tersten vorderen Dornfortsatzes tritt, giebt sie, einen starken Ast, der vor ihr. durch die genannte Oeffnung ‚geht, und: sich unter dem nächsten Dornfortsatze in ei- nen rechten und linken Muskelast spaltet. Nachdem die Carotis communis primaria durch die Oeffnung des'zwei- ten Dornfortsatzes gelangt ist, giebt sie zwei starke Muskelarterien, einen nach der rechten und einen nach der linken Seite, so auch, nachdem sie durch die Oeff- nungen. des dritten, vierten und fünften vorderen Hals- ‚wirbeldornfortsatzes getreten ist. Diese Arterien, die im- ‚mer zwischen zwei'Dorhfortsätzen entspringen, sind den oberen immer näher als‘den unteren. Weiter nach oben entspringen unterhalb ‘der Theilung in die Carotis eom- munis ‘ dextra ‘und sinistra aus der ‚Carotis, communis primaria. noch fünf einfache Aeste, einer vor jedem Wir- bel;(und zwar aus der vorderen Fläche des Hauptstam- mes). Jeder ‘von diesen Aesten spaltet sich bald wieder in einen rechten und linken Zweig. nu Aus der Carotis communis sinistra entsprang in ei- vorzüglich über das 'Schlagadersystem der Vögel, 313 nem ‘der’ von mir untersuchten '"Thiere' gleich’ näch 'der: "Theiluing der Carotis'communis primaria'ein kurzer star- ker Muskelzweig, der nach der rechten und linken Seite sich hin vertbeilt. Die Carotis. communis dextra und sinistra 'theilen sich jede'in einer Entfernung ‘von etwas mehr als.+ Zoll von fern ee in" va äussere und innere Carotis. tn rlaypk "Die Carotis externa (übertritt ib intertiaetwäasan Stärke, entsendet zuerst: die Art. oceipitalis, dann 'die thyreoidea superior, hierauf einen Muskelzweig/ind spal- dor sieh sodann in die Art. palatina und faeialis"" "Die Art. occipitalis ist. stark, nimnit das obere Ende der ‘Art. cutanea colli anterior" auf, dringt sodänn' in die Tiefe, nimmt ‘das Ende der Art! yertebralis; nachdem , dieses durch die Oeflnung des ersten Halswirbels 'ge- 'kommen ist, ‘auf, und’ vertheilt' sich"; in die" ANBCHE= muskeln. ey re ut) Dig en Die Art. Ahytebfltea superior (die‘ ich. nur uote, weil sie in Beziehung auf die’ Stelle ihres Ursprunges einigermaassen derselben Arterie der‘ 'Nüugethiere 'ent- spricht, ohne eigentlich ‘den Nämen "zu verdienen) ist stark, giebt zuerst einen bedeutenden Hautast’und theilt sich ‘darauf in die Art. 'besophägea desvendens, indie Art. lingualis, und in die’ Art. pharyngo-palatina, Der Hautast theilt sich wieder in’einen vorderen und 'binte- ren ‘Zweig, von denen der vordere nit einem Zweige “aus der Art. submentalis 'anastomosirt//"der hintere) mit ‚dem vordersten bogenförmigen Zweige der vorderen Hals- hautarterie sich verbindet. Die Art. een. descen- dens "anastomosirt 'an der linken ‘Seite’ mit der Art, vesophagen anterior, an der rechten 'Seite'imit der Art. öesophagea posterior. Die Art. lingualis”geht"'bedeckt vom Zungenbeinhorne nach ‘vorn, giebt eine’ starke Art, submentalis, die mit einem Zweige aus der Art. thyreoi- dea superior anastomosirt und am Rande des Unterkie- 314 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, . fers verläuft; hierauf giebt die Art, lingualis einen, schwa- chen eigentlichen'ramus lingualis, und ‚verläuft unter der Haut zwischen der Zunge und dem ‚Unterkiefer als.Art. sublingualis nach ‚vorn, ‚verbindet sich ‚in der, ‚Mittel- linie. mit: der, der, anderen Seite zu einem gemeinschaft- lichen. Stamme,.. der nach vorn zur ‚Vereinigung, beider. Unterkieferhälften gelangt und hier in die Substanz ‚des Knochens tritt, ‚ Die Art. ‚pharyngo.- laryngea ist fast stärker als die anderen beiden, vertheilt sich in den obe- ren. ‚Kehlkopf, den Schlundkopf und, die Muskeln des Zungenbeines. _ sb kaelinckolzuäie los aus der, Carotis pre rn der ‚thyreoidea superior entspringt, ist ‚stark,. geht .zur Nereinigung des Unterkiefers, mit.dem .os communicans; ‚giebt‘ .hier ‚einen.Zweig, der ‚hinter, dem ‚os communi- ans, in die Tiefe-zu den. Muskeln ‚geht, verläuft ‚das,os communicans von unten bedeckend, sich in die, Muskeln und ..das, Unterkiefergelenk vertheilend, und. entsendet noch. einen ‚bedeutenden Zweig, der vor dem os com- municansjin die Tiefe ‚dringt. und sich mit einem Zweige des, aus..der ‚Carotis ‚interna ‚an\.dieäussere ‚Schädelba- sis zurückkehrenden, Astes zu einer - ‚einfachen; ‚starken Arterie verbindet, die nach vorn verläuft und) sich ‚ein- —. in.das-durch. die, Art. palatina hinter dem, Koanr kiefer und Jochbogen. gebildete ‚Wundernetz. , u... 10» Die-Art.; palatina ist: stark, ‚geht,'an der inneren ‚Fläche: des Musculus pterygoideus nach, vorn, giebt ei- nen’ zurücklaufenden Zweig, viele Zweige in den, Mus- ulus. pterygoideus, viele Zweiglein, welche als ein fei- k nes Gefässnetz,den Stamm ..der Art. palatina umgeben, und ‚verschmilzt ‚vor der Gaumenspalte mit der,gleich- namigen :Arterie der anderen Seite zu einen ‚gemein- schaftlichen. Stamme, der unter, der Gaumenhaut in der Mittellinie nach vorn verläuft, zu beiden Seiten..hin Zweige entsendet, und zuletzt mit seinen Zweigen .durch . vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 315 das Föramen ineisivnm in die Nasenhöhle gelangt.‘ Ani vorderen’Rande des Musculus pterygoideus kommen noch re starke "Zweige, die eine Art Wundernetzbil- den, ‘welches hinter dem’ Unterkiefer und dem Jochbo- gen aufwärts steigt und unter den Bülbus oculi ‚gelangt, wo es die schon beschriebene Arterie aufnimmt. 1 '" Die‘ Arteria facialis geht zwischen dem os quadra- tum und’ dem Unterkiefergelenke hinter dem‘ Jochbogen nach oben und gelangt am oberen Rande des: Jochbogens an das Gesicht, wo sie ein starkes: Wundernetz bildet. Ehe sie’an das Gesicht gelangt,'giebt sie'einen Zweig, der am unteren Rande des Jöchbogens (ans Gesicht ge- langt und sich mit einem aus dem genannten Wundernetze - kommenden, über der Wuizel:.des Jochbogens nieder- steigenden; Zu einer gemeinschaftlichen Arterie, der Ar- _ teria subeufänea: maxillae “inferioris verbindet,die unter der Haut des Unterkiefers nach vorn geht, und sich in die Haut vertheilt. ‘Ein anderer aus dem Wnndernetze kommender Zweig geht hinter‘ dem Jochbogen parallel nit diesem nach vorn und “gelangt in den hinteren Theil der Nasenhöhle, "nachdem Ver.noch vorher 'einen ‘Zweig abgegeben hat, der bis zum vorderen Ende’des Jochbo- gens verläuft. Die Fortsetzung. der Art.‘ facialis «geht schief von aussen und unten nach inne und oben zum inneren Augenwinkel, giebt hier einen Zweigy’der-sich ‚verbindet mit''der Art: 'margiralis 'oculi: superior, und endet sich vertheilend 'in‘der‘ Haut‘ der «Wurzel des Schnabels. AT a "Das erwähnte :Wundernetz' ist «nicht unbedeutend, erstreckt sich von der Wurzel’des Jochbogens bis zum äusseren Augenwinkel und nor a sich hier indie Art, ophthalmica. | E EL VE E77 Die Arteria carotis interna ur ensehi über sechs Binien von hinten nach vorn j"ohne Zweige abzugeben, tritt dann invihren Kanal, spaltet sich hier äber sogleich 316 +vAnatomisch“physiologische ‘Untersuchungen,’ inÖeinen»äusseren und einen’ inneren Ast. ‘Der äussere verläuft(inveinem eigenen, von einem dünnen Knochen- plättchen“(durch welches die mit rothem Wachse gefüllte Arterie-durchsehinmert) !bedeckten Gange nahe am äus- ' seren‘ Rande der Fenestra ovalis"der ‘Paukenhöhle: von hinten nach'vorn, und'gelangt in den hinteren und äus- seren Theil der Augenhöhle, 'giebt'aber, ehe: er hierher gelangt, eine nicht"unbedeutende Arterie, ‘die in einem eigenen Knochenkanale nach: hinten und oben geht, 'am Hinterkopfe’unter die Haut‘ gelangt” und'sich hier ver- theilt.' Nachdem: der 'äussere Zweig, den: man'nun wohl Art. 'ophthalmiea ‘nennen ‘kann, indie Augenhöhle ge- langt istz' giebt er'mehrere Zweige, die ein kleines Wun- dernetz 'bilden, aus’ dem ‘Zweige zu den Kaimuskeln und zu ‘den "Augenmuskeln gehen. "Die Art. 'ophthal- mica'nimmt am äusseren Augenwinkel das Wundernetz, welches am Gesichte liegt, auf, giebt eine Arteria pal- pebralis' 'externa inferior, die Art. 'ethmoidalis und geht dann zur" Mitte"der hinteren’ Fläche ‘des Bulbus oeuli, gelangtvan «die äussere Seite ‘des Nervus opticus, giebt hier viele kleine Zweige, !die ein wahres: Wundernetz bilden, verläuft unter dem Nervus opticus weiter'nach innen, dann von’ hinten nach vorn viele Zweige zu‘ den Augenmuskeln abgebend, und''zuletzt' sich in mehrere kleine‘ 'geschlängelt (neben einander"auf der Sclerotica liegende Gefässe theilend, welche die'Sclerotica in 'ei- niger Entfernung vom ' Kinochenringe durchbohren." "Es kommt ‘aus der Arteria 'ophthalmica an dertäusseren Seiterdes|'Sehnerven ein" schwacher ‘Zweig, der über dem! Sehnerven nach-innem geht und einen Zweig aus der Arteria volfactoria aufnimmt, so dass der Sehnerve an'der Stelle, ‘wo er in den ie tritt, ganz von Fan ri ist uni DEI 2 " Das‘ Wundernetz an der’ äusseren ‘Seite des Seh- nerven»ist-als ‚der wahre Anfang des Kammes’im. Vo- vorzüglich über das.Schlagadersystem der Vögel. 317 gelauge, als seine äussere Hälfte, anzusehen; 'es-durch- bohxt.‚den ; äusseren ‚Abschnitt der ‚Sehnervenspalte in der Sclerotica und: vertheilt sich in, den Kamm... „„ın Die Arteria.ethmoidalis,\ deren, Anfang, ‚man ‚auch Art. marginalis oculi"superior. nennen kann,,gehti neben ‚dem oberen Augenhöhlenrande und der: hier gelegenen Drüse nach. innen, senkt sich dann: zur Mitte der inne- ren. Wand der Augenhöhle hinab, und ‚mündet . in ün Arteria,,olfactoria' ein, \.\2 0... POTLI LET U , N ‚Dex: innere Ast ‚der Carotis. Sterne geht ln ia Fein Bande. der. Fenestra oyalis i in, einem eigenen knö- ehernen Kanale nach. ‚vorn: (so dass die. Fenestra ovalis mit Ausnahme, ihres vordersten Endes ‚von. den’ Aesten der ‚Carotis ‚interna. begrenzt wird), «beugt, sich ‚dann nach innen und, vorn und ‚schickt, ‚noch ehe,sie in die Schädelhöhle ‚gelangt, unweit der Mittellinie veinen: be- deutenden Zweig ab, der,.durch eine, eigene, Oeffnung an die äussere Schädelgrundfläche geht. Dieser Zweig vertheilt sich grösstentheils in ein kleineres; neben. der Carina ‚an. der ‚äusseren. 'Schädelgrundfläche ‘gelegenes Wundernetz und giebt einen Zweig, dessen schon er- wähnt ist, der sich mit ‚einem, anderen ausder Carotis externa verbindet und sich. in das: durch die Arteria palatina. gebildete Wundernetz ‚einsenkt. un... ‚Beide ‚Carotiden gehen in-ihrem Kanale weiter ‘zur Mittellinie und: nach oben. bis hinter: den‘Clivus, wo beide Kanäle in einen einzigen gemeinschaftlichen ver- schmelzen., , Die Kanüle..der ‚Carotiden «sieht man, so "lange sie noch, getrennt sind, von der Schädelhöhle aus wulstig erhaben liegen. ‚Wo sie sich in der Mittellinie hinter ‚dem Clivus vereinigen, fehlt ‘nach oben. die Kno- ehenwand, so dass die Carotiden hier nur. von’ der har- ten Hirnhaut bedeckt sind, dann’ weiter. nach vorn-aber unter den Clivus gehen, und neben dem Türkensattel an der Grundfläche des Gehixnes hervortreten. ‚Von der Stelle 318 - Anatomisch-physiologische Untersuchungen, an,'wo.rdie“Kanäle' der 'Carotiden sich vereinigen, bis zum" vorderen Ende des Clivus liegen’ die Hirnschlag- adern'nicht\nur neben einander, sondern verbinden sich entweder"durch' einen ‘queren Ast ‘oder durch mehrere feine ‘die Stämme umgebenden und 'aus ihnen ne“. nr 1 a 7 "Die Hirnschlagadern ‚geben an der Hirngrundfläche die ‚Arteriae communicantes, die nach'hinten gehen, und sich zur Grundbeinarterie vereinigen, die Arteriae fos- sarım Sylvii,' die Arteriae callosae schwache Zweiglein, und gehen‘ so‘nach ‚vorn getrennt 'von einander’ als’ Ar- teriae olfactoriae durch zwei kleine Löcher, welche‘ zwi- schen ‚der Siebplatte ‚und den Sehnervenlöchern liegen in die ‘Augenhöhle zu deren inneren Wand, "wo sie die Arteriae 'ethmoidales aufnehmen, sodann 'nach vorn in die Nasenhöhle gelangen, um sich in die BntoRtERgE der‘ Nasenhöhle' zu vertheilen. In FE) » "Die Arteria subelavia vertheilt sich an beiden 'Sei- ten gleich, nur an der rechten'giebt sie zuerst eine Ar- terie, die stark ist, ‘und einigermaassen dem Stamme der Carotiden entspricht;'zuerst die Art. oesophageä po- sterior entsendet, und’ sich dann in die Art. transversa eolli, transversa scapulae und’ vertebralis theilt. Die Art. oesophagea- posterior geht hinter dem Oesophagus. indie. Höhe und verbindet sich mit der Art. oesopha- gea. descendens ' dextra. ' Sie“ giebt in ihrem "Verlaufe viele Zweige zu den beiden: Seiten des Oesophagus, die mit Zweigen aus der Art. ‚vesophagea anterior anasto- mosifen.' "Die Art. transversa coli giebt zuerst mehrere Breigk zum’ -üntersten Theile des 'Halshautmuskels, dann die Art. eutanea colli posterior, und endet wie auf der Iin- ken Seite, indent sie hier die Art: cutanea colli latera- lis: bildet. Die Art. cutanea colli ' posterior ist stark, geht unter-der Haut’ des Halses nach hinten und oben, \ vorzüglich über'das ‘Schlagadersystem der Vögel 319. giebt viele Zweige ab, gelangt aber am oberen Theile des’Halses wieder mehr zur Seite, bildet hier ähnliche Bogen wie die Art. cutanea anterior, und endet auf die» selbe Weise. Sodann entsendet jede Art. 'subelavia'ei- nen nicht unbedeutenden Zweig); der zu‘den zwischen der Clavieula und der Furcula gelegenen Muskeln: geht; gleichzeitig mit diesem einen anderen, der ‘unter dem Schlüsselbeine nach aussen geht, und:hier von aussen "indie zwischen der Furcula und Clavicula gelegenen Muskeln dringt, sodann zwei kleine Zweiglein zu’ den ersten Zwischenrippenmuskeln, so nachsoben‘ die: Art. axillaris, nach unten die Art.+mammaria interna, dann die ‚Art. ‚thoracica superior, nach dieser zwei kleinere Rami pestorales, und spaltet sich: zuletzt indie Art, thoraeica inferior und die, Art.’ cutanea abdominis. Die Arteria axillaris geht in die brachialis ‚ über, und diese ‚spaltet sich, nachdem sie die Art. profunda entsendet hat, am unteren Ende des en. ‚de Axt. radialis und in die Art. ulnaris. Die Art. radialis theilt sich: bald'-in die Srnelichen Arteria radialis,; und in die Arteria interossea, welche, . als die stärkere, auch als die Fortsetzung der’ Arteria radialis anzusehen ist. Die eigentliche Arteria radialis spaltet sich bald in einen aufsteigenden und einen ab- steigenden Zweig. Der aufsteigende ist als Art. reeur- rens..radialis anzuseben und verläuft unter der Haut nach oben; der absteigende endet in der Mitte des Vor- derarmes. Die Arteria interossea geht unter ‚die Mus- keln des oberen Endes des Vorderarmes, giebt hier" schon einen starken Ramus perforans, und im weiteren Verlaufe noch mehrere kleinere Zweige, welche -zwi- schen den Knochen des Vorderarmes' zu dessen Rücken- seite gehen, sich theilen und unter der Haut’sich’verbin- ‚dend Bogen bilden, aus denen Zweiglein konımen; 'von denen eins immer zwischen zwei Federwurzeln gelangt. 320 ı.Anatomisch- physiologische Untersuchüngen,. Aus, dem ‚ersten .oder grösseren Ramus perforans kommt ein ‚Zweig,'.der Art. recurrens interossea genannt wer- den, kann, und mit der; Arteria recurrens ulnaris, amı El- lenbogengelenke anastomosirt. inet "Die: Arteria" ulnaris. giebt zuerst einen „Bein re- eurrens)‘der unter der‘ Haut rückwärts bis zum Ellen- bogenhöcker verläuft, und viele kleine Arterien abgiebt, deren eine immer in den Zwischenraum zwischen zwei Schwungfedern gelangt. Die Arteria ulnaris geht neben der Ellenbogenröhre bis: zum Handgelenke über‘ dessen Volarfläche‘ fort und theilt sich in einen Ramus radia- lis und einen Ramus: interosseus metacarpi. j "Der Ramus radialis’giebt zuerst eine feine Arterie zum Rudiment des Daumen und verläuft‘ dann unter der Haut 'sehr fein bis zyr äussersten Phalanx. Der Ramus interosseus geht bedeckt von Muskeln zwischen den Knochen der Mittelhand bis zu deren vor- derem Ende, geht nun zwischen den ‚Knochen durch zur Dorsalseite, und verläuft hier bis BL Spitze der letzten Phalanx. In seinem Verlaufe zwischen den Kno- chen der Mittelhand giebt der Ramus interosseus viele durchbohrende Zweiglein, welche sich theilen und unter einander Bogen bilden, woraus so viele kleine Arterien kommen, dass eine immer zwischen zwei Federwur- zeln tritt. Die Art. mammaria interna theilt sich in zwei Zwei- ge, von denen der eine am äusseren Rande des Brust- »beines, der andere an der Grenze zwischen dem vorde- ren Rippentheile (der den Rippenknorpeln der Säugethiere entspricht) und den Rippen selbst niedersteigt. Die Arteria thoracica anterior und posterior, die sehr stark sind,; vertheilen sich grösstentheils in..die Pectoralmuskeln, die anterior in den vorderen Theil der- selben, die posterior in den hinteren. Ausserdem treten ' vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 3241 aber noch einige Zweige aus dem 'Stamme des Gefüsses zwischen*der Art. chahdcie® änterior und posterior her- vor, ‘welche in den mittleren Theil der'Pectoralinuskeln dringen. Die Art. thoraciea posterior 'theilt’sich, nach ’ dem sie schon vielesZweige in der’ Substanz ıder' Pecto- ralmuskeln’abgegeben hat, 'in drei Zweige ‚einen vor- deren, der noch zw.den Fasern der Peetoralmuskeln geht, undr zwei hintere, ‘welche ‚die. Substanz des Muskels un- weit‘seines hinteren Endes’ durchbohren und unter die Haut gelangen: Von‘den Arteriis thoraeieisdurchboh- ven eine grosse Anzahl Zweige (Rami perforantes). die Substanz der Muskeln und gelangen: mpter' die. ‚Haut, wo. sie sich‘ in. ausserordentlich viele.Zweige und: Rei- serchen.theilen, welche unter der Haut.die feinsten Netze bilden, und alle unter einander in Verbindung stehen. An dem Exemplar, ‚wo. die Injection am besten gelun- gen war, konnte ich drei Reihen (eine obere, eine, mitt- lere und eine untere) von solchen durchbohrenden Haut- ästen unterscheiden, wo die Zweige von vorn nach hin- ten an einander gereiht sind. Die unterste Reihe bestand aus acht Zweigen (die, beiden, hintersten Zweige der Art. thoraeica ‚posterior , ‚deren; schon Erwähnung geschehen ist, mitgerechnet). Der vorderste von ‚diesen durehboh- renden Zweigen verbindet sich ‚mit. dem schon genann- ten Zweige aus der Arteria transyersa colli. | ala Die Arteria eutanea abdominis wird bei der Beschrei- bung des Brütorganes ausführlicher erörtert werden. Die Art. coeliaca giebt zuerst einen sehr starken An: der sich in einen. aufsteigenden und einen abstei- genden Zweig spaltet, Der aufsteigende geht an der hinteren Fläche des Drüsenmagens in die Höhe und vertheilt sich mit starken Zweigen in dessen Substanz, der absteigende giebt noch 3 bis 4 bedeutende Zweige an die Substanz des Drüsenmagens und steigt dann am linken Rande des Magens aber nur bis zum’ unte- Meckels Archiv f. Anat, u, Phys. 1829, u 322 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, ren Ende.des oberen Dritttheiles desselben nieder, wo er in die Substanz des Magens dringt. Nachdem dieser erste Ast abgegeben ist, spaltet sich die Art. coeliaca in den vorderen und den etwas stärkeren hinteren Ast. Der vordere geht an der Grenze des Magens und Vormagens, und zwar an deren rech- ter Seite nach vorn, giebt zuerst einen starken Ramus hepaticus dexter, dann einen Zweig, der sich in einen zweiten Leberast, und einen Ast zum oberen Ende des rechten Magenrandes theilt, und spaltet sich hierauf in die untere Arterie des Vormagens, und in die untere Flächenarterie des Magens, welche beide gleich stark sind, von denen erstere an der unteren Fläche des Vor- mägens in die Höhe steigt und sich in dessen Substanz verzweigt. Die untere Flächenarterie des Magens giebt zuerst noch einen starken Ramus hepaticus sinister und spaltet sich dann am vorderen Ende der unteren Ma- gensehne in zwei gleich starke Zweige, deren einer neben dem linken, der andere neben dem rechten Rande der Sehne niedergeht, und die beide am hinteren Ende .der Sehne durch Zweige wieder ineinander mündend einen Bogen bilden, aus dessen ganzem Umfange viele Zweiglein kommen, die gegen den rechten und linken Magenrand hinlaufen und hier mit ähnlichen der hin- teren Flächenarterie anastomosiren, Der hintere Ast der Arteria coeliaca giebt. zuerst zwei neben einander entspringende Milzarterien, die zu der 5 Linien langen, 4: Linien breiten, eine rundlich dreieckige Gestalt, eine vordere und eine hintere Flä- che darbietenden Milz gehen, indem sie aus einander weichen, und die eine an den oberen, die andere an den unteren Rand der Milz treten. Hierauf entsendet der hintere Ast eine Arterie, die am linken Rande .der oberen Magensehne niedergeht, und sodann einen fei- nen Zweig, der über den Pylorus niedersteigt, diesem ’ vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, 323 Zweige giebt und mit den Zweigen, welche unter dem Pylorus hervortreten, anastomosirt. Der hintere Ast geht hierauf bis zum Anfange des Zwölffingerdarmes, entsen- det hier einen starken Zweig, und setzt sich fort an die Arteria pancereatico-duodenalis. Der starke Zweig giebt mehrere Zweiglein zum Anfange des Duodenum, andere, welche unter dem Pylorus hervorkommen, und geht so-am rechten Rande der hinteren Magensehne ge- gen das hintere Ende des Magens, diesem, dem hinte- ren Ende des rechten und linken Randes viele Zweiglein ertheilend. r Die Arteria pancreatico-duodenalis giebt bald nach ihrem Anfange einen Zweig zu dem freien Ende des einen Blinddarmes, einen Zweig, der zum Anfange des Leerdarmes geht, um mit einem Zweige aus der Art. mesenterica anterior einen Bogen zu bilden, geht hierauf, dem Duodenum und Panereas Zweige ertheilend, zum Ende des letzteren und theilt sich noch in zwei Zwei- ge, von denen der eine noch zum Duodenum, der an- dere zu einer Windung des Dünndarmes geht und mit einem Zweige der mesenterica anterior sich verbindet. Die Arteria mesenterica anterior giebt zuerst einen starken Zweig zum oberen Ende des Jejunum, von dem ein Zweiglein mit dem angegebenen Zweige aus der Art. pancreatico-duodenalis anastomosirt, hierauf einen bedeu- tenden Zweig zu demselben Blinddarme, zu welchem der Zweig aus der Art. pancreatico - duodenalis gelangt, ana- stomosirt mit diesem, schickt Zweige, die am Blinddarme herabgehen, Zweige zum Ende des Ileum und geht an der Verbindung beider Blinddärme mit dem Darme. bo- genförmig von dem einen Blinddarm zum anderen in die Höhe, an dessen Spitze er mit einem anderen Zweige der mesenterien anterior anastomosirt; auch schickt er Zweige zum Mastdarme hinab, die sehr fein sind und mit ähnlichen aus der Art. mesenterica posterior ana- 23 he 324 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, stomosiren. Der Stamm der Art mesenterica anterior gebt hierauf zehn Linien fort, ohne Zweige abzugeben, und theilt sich darauf in kurzen Zwischenräumen in fünf Rami intestinales zum Dünndarme. Alle zum Darmkanale gehende Zweige theilen sich anfangs zwischen den Plat- ten des Gekröses nicht, sondern erst, nachdem sie bis -zum Darme gekommen sind, bilden hier aber, unter ein- ander sich verbindend, starke Bogen, aus welchen viele Zweiglein kommen, die zu beiden Flächen des Darm- kanales gehen und sowohl seitlich (an den Flächen des Darmes) als am freien Umfange des Darmes sich viel- fach wieder verbinden. j Die vorderen Nierenarterien geben einen Zweig, der in der Substanz der Nieren nach hinten geht und mit einem nach vorn laufenden Zweige der mittleren Nieren- arterie anastomosirt. Die Art. cruralis jeder Seite giebt keinen Nieren- ast ab und spaltet sich bald in die eigentliche Art. eru- ralis und die Art. epigastrica, welche beide gleich stark sind. Die Art. epigastrica giebt zuerst einen Zweig, der nach vorn und unter geht und in den Zwischen- raum zwischen ‚die beiden letzten Rippen gelangt, um den Muskeln Zweige zu ertheilen. Die Art. epigastrica verläuft hierauf neben dem Schaambeine, den Bauchmus- keln Zweige ertheilend, nach hinten und spaltet sich zuletzt in zwei Zweige, von denen der eine sich in den hintersten Theil der Bauchmuskeln verzweigt, der an- dere aber, der stärkere, sich etwas erweitert, zur Seite der Kloake gelangt, und sich in mehrere gekrümmt ne- ben einander liegende und durch feine Zweiglein zum Theil verbundene Zweige theilt und so ein Gefässnetz bildet, welches ‚als Zellkörper betrachtet werden kann. Die eigentliche Arteria cruralis geht zum Oberschen- kel und vertheilt sich bis zum Knie verlaufend in die vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 325° Muskeln der vorderen und inneren Seite des Ober- schenkels. Die Art. saera media, schwächer als die beiden Art. ischiadicae, giebt etwas hinter ihrer Mitte nach je- der Seite hin einen starken Ramus museularis, kurz vor ihrem hinteren Ende einen starken Ast,.der sich in die Art. renalis posterior dextra und mesenterica posterior spaltet, und theilt sich gleich darauf in dte Art. rena- lis posterior sinistra, die beiden Art. bypogastrieae und die Art. coceygea communis. So endete die Art. sacra media in dem einen von mir untersuchten Thiere; in e’'nem zweiten, ebenfalls männlichen, gab sie nach dem Ursprunge der beiden Muskeläste und kurz vor ihrem hinteren Ende zwei Aeste ab, von denen: der eine ei- nen Zweig zum Mastdarme entsendete und darauf zum hinteren Lappen der rechten Niere, der andere da- gegen sogleich zum hinteren Lappen der linken Nie- re ging. Die Art. eocrygea communis spaltet sich bald in die beiden Art. coceygeae laterales und die Art. cocey-' gea media. Erstere gehen zwischen den Querfortsätzen des ersten und zweiten Steissbeinwirbels zur Rücken- seite des Steisses, wo sie sich vertheilen, indem jede einen bedeutenden Zweig zur Steissdrüse entsendet. Die Art. eocoygea media verläuft bis zur ‘Spitze des Steis- ses am der unteren Fläche der Steissbeinwirbel. vl Die Art. hypogastrica sinistra giebt in zwei Fällen einen Zweig zum hintersten Ende des’ Mastdarmes und zur Kloake einen Muskelzweig und geht dann in die Art. pudenda interna über; die Art. 'hypogastrica dextra giebt einen Muskelzweig und setzt sich dann auch in ‚die Art. pudenda interna fort. Die Art. pudenda interna‘ geht neben dem Vas deferens 'nach hinten, durchbohrt’ die Bauchmuskeln und gelangt neben dem Steisse un- ter das hinterste Ende der Bauchhaut! ; 326 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, Die Arteriae ischiadicae, die ausserordentlich stark sind und als die Fortsetzungen der Aorta angesehen werden können, geben jede gleich nach ihrem Ursprun- ge eine Arteria renalis media. Diese ist stark, giebt einen nach vorn laufenden, mit der xenalis anterior ei- nen Bogen bildenden Zweig und verläuft dann in der Substanz der Niere nach hinten, um auch mit der Art. renalis posterior einen Bogen zu bilden. Hierauf geht die Art. ischiadica durch die Incisura ischiadica aus der Beckenhöhle an den Oberschenkel, um dem grösseren Theile der hinteren Extreinität sein Blut zuzuführen, Die Art, ischiadica giebt, nachdem sie an den Ober- schenkel gelangt ist, eine Arterie, welche den Masculus glutaeus maximus durchbohrt und unter den hinteren Theil der Rückenhaut kommt, dann die starke Arteria suralis posterior, die vom M. glutaeus maximus bedeckt (diesem viele Zweige ertheilend) niedergeht, die Art. peronaea entsendet, zur hinteren Fläche der Wade kommt, niedersteigt und feine Zweiglein bis zur Ferse hinab schickt, selbst aber am unteren Dritttheile des Unter- schenkels und an der inneren Seite desselben nach vorn und unten geht, um hinter dem hinteren Rande des Bauchhautmuskels unter den hinteren und unteren Theil der Bauchhaut zu gelangen. Hierauf entspringt aus der Art. ischiadica ein bedeutender Zweig, der für die Mus- > keln bestimmt. ist und neben. dem M. plantaris hinab- geht, und dann die, starke Art. suralis interna, die ‚an der: inneren Seite .des Unterschenkels niedergeht und sich in die Muskeln desselben vertheilt. Die Art. ischia- dica setzt sich, kleinere Muskelzweige abgebend, in die Axt. poplitea fort, und diese geht durch eine Lücke zwischen Tibia und Fibula am oberen Ende des Unter- schenkels an, dessen.|vordere Fläche, geht, hier 44 Li- nien herab. und,kehrt, durch das untere Ende. derselben Lücke wieder an die hintere Fläche. des Unterschenkels vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 327 zurück, um die Art. tibialis posterior darzustellen. Die Art. poplitea entsendet, wo sie sich am oberen Ende der vorderen Fläch s Unterschenkels befindet, meh- rere Zweige: der eine von diesen geht an der äusseren. Seite des Processus patellaris in die Höhe; ein zweiter stärkerer vertheilt sich in die Muskeln der vorderen und inneren Seite am oberen Ende des Unterschenkels; ein dritter etwas schwächerer auch in die Muskeln, aber gegen die äussere Seite hin, giebt jedoch zugleich einen Zweig, der zum Wundernetze hinabgeht; und ein vier- ter, der schwächste von allen, geht auf der vorderen Fläche der Tibia nieder zum Wundernetze. “Die Art. tibialis posterior geht an der hinteren Flä- che des Unterschenkels bis zu dessen Mitte nieder, und kommt hier durch eine Oeffnung an seine vordere Flä- che, um die Art. tibialis anterior darzustellen. Die Art. tibialis anterior geht an der vorderen Flä- che des Unterschenkels nieder zwischen den Condylis des unteren Endes der Tibia, hinter dem Ligamentum transversum zur vorderen Fläche des Tarsus, und hier bis zum unteren Ende desselben als Art. tarsea fort. Die Art. tibialis anterior wird in ihrem ganzen Verlaufe von einem Wundernetze begleitet, welches aus parallel neben einander liegenden arteriellen Zweigen besteht und zum Theil durch die genannten Zweige der Art. poplitea, zum Theil durch Zweige der Art. tibialis an- terior selbst (die beim Hervorkommen der tibialis an die vordere Fläche des Unterschenkels entspringen), zum Theil durch die Art. peronaea gebildet wird, Die Art, peronaea, ein Zweig der Ast. höralin posterior, schlägt sich, nachdem sie mehrere Muskelzweige abgegeben hat, oberhalb der Mitte des Unterschenkels an dessen vor- dere Fläche, indem sie sich in einige Zweige spaltet, die zum Wundernetze hinabgehen. Das Wundernetz, welches aus 5 bis 6 Zweigen zusammengesetzt wird, y x 328 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, die von Zeit zu Zeit unter einander und mit dem Stam- me der Art. tibialis anterior durch schwache Zweiglein zusammenmünden, begleitet nicht”allein diese Arterie, indem es sie von vorn und besonders von aussen um- fasst, sondern es ist auch durch Zellstoff eng verbunden mit den beiden Nervenzweigen, die vom Nervus pero- naeus kommend sich am oberen Ende des Unterschen- kels an dessen vordere Fläche umbeugen und als Nervi tibiales anteriores niedersteigen, Der innere von diesen Nerven geht mit der Art. tibialis hinter dem Ligamen- {um transversum, der äussere etwas stärkere vor die- sem Bande zum Tarsus. Das Wundernetz endet gröss- tentheils am unteren Ende der Tibia. Hier entsendet nämlich die Art. tibialis anterior eine Art. malleolaris externa, und eine Art. mall. interna. Erstere nimmt den grösseren Theil des Netzes auf, letztere einen nicht un- bedeutenden Zweig. Aber es gehen ausserdem "noch zwei Zweiglein, die Art. tarsea begleitend als schwache Andeutung einer Fortsetzung des Netzes bis zum unte- ren Ende des Tarsus weiter und anastomosiren von Zeit zu Zeit mit kurzen und dünnen aus der Art, tar- sea kommenden Zweigen. In der Gegend des Fussge- lenkes kommen aus dem Wundernetze viele feine Ge- lenkarterien. Aus dem oberen Ende der Art. tarsea ent- springt ein Zweig, der durch einen besonderen Knochen- kanal des oberen Endes des Os tarsi an dessen hintere Fläche geht und sich in eine innere und äussere Arte- rie theilt. Die innere geht am inneren Rande des Os tarsı und anastomosirt an dessen unterem Ende mit einem ihr entgegen kommenden Zweige der Arteria plantaris, woraus ein Ramus digitalis zur accessorischen Zehe ent- springt. Die äussere geht am äusseren Rande des Os tarsi nieder, giebt Muskelzweige und vertheilt sich nach unten in ein Netz, welches an der Verbindung des Os tarsi mit den Phalangen der Zehen liegt. Am unteren vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 329 Ende der vorderen Fläche des Os tarsi giebt die Art. tarsea mehrere Zweiglein, die, am Gelenke .ein Netz bil- den, und geht durch eine besondere Oeffnung des unte- ren Endes des Os tarsi als Art. plantaris zur hinteren Fläche des untersten Endes des Os tarsi, giebt Zweige, die ein Netz bilden, mit denen die schon beschriebenen an der hinteren Fläche des Os tarsi neben dessen Rändern herabsteigenden Arterien anastomosiren, und spaltet sich in zwei Aeste, von denen sich der eine in die Art. di- gitalis externa der inneren, und in die Art. digitalis in- terna der mittleren Zehe, der andere in die Art. digi- talis interna der äusseren Zehe und die Art. digitalis externa der, mittleren Zehe theilt. Eine Art., digitalis externa der äusseren Zehe findet sich in keinem der von mir untersuchten Thiere, vielleicht ist sie sehr fein und nicht mit der Injectionsmasse gefüllt; die innere Zehe bekommt eine schwache Art. digitalis interna aus dem Arteriennetze, welches durch die Art. plantaris ge- bildet wird. Die innere und mittlere Zehe erhalten also jede zwei Art. digitales, von denen die eine stark, die andere fein ist, und von denen die erstere an der Seite der Zehe verläuft, wo sich die schwächeren Lappen der Schwimmhaut finden, während. die schwächere an der mit den stärkeren Lappen der Schwimmhaut versehenen Seite fortgeht. Bei der äusseren Zehe liegt die starke Arteria digitalis an der inneren mit den Mark aren Lap- pen besetzten Seite. Die schwächeren Arteriae digitales erhalten aber Verstärkungszweige von den stärkeren, die neben jedem Gelenke unter den Phalangen in querer Richtung verlaufen und in die schwächeren Arterien ein- münden. Es verlaufen die Arteriae digitales unter den Längsrinnen der Chirotheca, und in jeder Querrinne jedes einzelnen Lappens verläuft wieder ein schwaches Zweiglein, 330 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, 82% Beschreibung der Kloake des männlichen graukeh- ligen Steissfusses. ‘Der Mastdarm geht schnell sich erweiternd in die Kloake über, welche vom Ende des Mastdarmes bis zur Afterspalte 1 Zoll 8 Linien lang ist. Man kann an ihr drei, und wenn man die Afteröffnung mitrechnet, vier Räume unterscheiden. Der erste, welcher den Mastdarm aufnimmt, wird von dem zweiten, in welchen sich die Harnleiter und Samengänge öffnen, durch eine schwa- che quere Hautfalte, der zweite von dem dritten, in welchen die Bursa Fabricii mündet, durch eine 14 Linien breite, 4; Linien lange transverselle, die Oeffnung der Bursa von unten bedeckende, durch Schleimhaut der Kloake gebildete Klappe geschieden. Der dritte Raum wird endlich noch von der Afteröffnung durch eine dicke . wulstige Vorragung der Schleimhaut, welche besonders unten stark ist und hier vollkommen das Ansehen ei- ner Klappe hat, geschieden. Auch zwischen dieser wul- stigen Hervorragung und der eigentlichen Afterspalte bleibt noch ein kleiner Raum. Die Entfernung der Falte, welche den ersten vom zweiten Raume trennt, bis zur Afterspalte beträgt 6 Linien; die der Klappe, welche den zweiten vom dritten Raume trennt, bis zur After- spalte 24 Linien. Im zweiten Raume liegen 2 Linien von der Mittellinie die Oeffnungen der Harnlekter und gleich neben ihnen nach aussen die Papillen, auf wel- chen die Oeffnungen der Samengänge sich finden, und hinter welchen die früher beschriebenen Corpora caver- nosa liegen. Die Bursa Fabrieii mündet mit einer weiten Oefl- nung in den dritten Raum, ist ein enger dünnhäutiger, 8 Linien langer hohler Kanal, der nach oben noch ia ein dünnes fadenförmiges Ende ausläuft, innen schleim- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 331 häutig ist und viele feine Zweiglein aus den Arteriis pu- dendis internis erhält, 8. 3. Beschreibung des Brütorganes des graukehligen Steissfusses. Das Brütorgan des graukehligen Steissfusses liegt in der Mittellinie unter der Brust und dem Bauche und erstreckt sich vom vorderen Ende des Brustbeines bis zum Steisse. Seine Länge (die ich an einem Thiere ge- messen habe) beträgt 4 Zoll 9 Linien, seine grösste Breite 1 Zoll 11 Linien. Nach vorn und hinten wird es allmälich schmäler. Man hat beim Brütorgane die Haut mit den zu ihr gehörigen Theilen, als Fett und Zellgewebe, die Mus- keln, die Gefässe und Nerven zu betrachten. Die Haut ist während der Brütezeit entweder ganz von Federn entblösst, oder zeigt doch nur hin und wie- der deren einzelne an der ganzen äusseren Fläche des Brütorganes, während im ganzen Umfange bis zur Gren- ze des Brütorganes die Federn sehr dicht neben einan- der stehen, Von innen betrachtet, bietet die Haut eine gleichförmige, mit wenig rauhem Zellgewebe bedeckte Fläche dar; nur wenig oder gar kein Fett liegt zwi- schen ihr und den’ Unterleibs- und Brustmuskeln. Ein eigener Panniculus adiposus, innig mit der Haut ver- bunden, wie an. den übrigen. befiederten Stellen des Kör- pers, in, welchen die Federn wurzeln, findet sich hier’ nicht. Eine scharfe Grenzlinie sondert den dem Brüt- organe angehörigen Theil der Haut von dem befieder- ten, mit dem Panniculus AupgHn versehenen Theile derselben. Muskeln unterscheidet -man zwei, einen an jeder Seite. Es sind die Bauchhautmuskeln ; sie entspringen sehr schmal von, der Spitze des Schambeines, gehen flach 332 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, und allmälich breiter werdend unter dem Bauche nach vorn und enden mit ihren Fasern an den Wurzeln der Federn unweit des Randes des Brütorganes. Sie erstre- cken sieh nach vorn ungefähr so. weit, als. die letzte Rippe nach hinten vorspringt. nr Arterien gehen zum Brütorgane an jeder Seite vier. 1) Die Art. thoraeica posterior giebt ihre beiden letzten Zweige dahin. 2) Die Art..cutanea abdominis ist vorzugsweise für das Brütorgan bestimmt. 3) Das Ende der Art. suralis ah: EIER ünd 4) das Ende der Art. pudenda interna geht ‚zum hintersten Theile des Brütorganes. Die Arteria eutanea abdominis, die man bei diesem Thiere wohl die Art. ineubatoria nennen kann, gelangt hinter dem hinteren Ende der Peetoralmuskeln unter die Haut des Unterleibes und verläuft hier an der vorde- ren und inneren Seite des Unterschenkels bis zu des- sen hinterem Dritttheile. Sie giebt viele kleinere Zweige zu den Bauchmuskeln und zu dem befiederten Theile der Haut, und ausserdem 7 bis 8 grössere Arterien, die lang sind und geschlängelt unter dem Pannieulus adi- posus viele feine Zweiglein abgebend verlaufen, bis sie den: Rand des Brütorganes erreichen, über diesen bis zur Mittellinie fortgehen und sich hier auf eine eigen- thümliche Weise Teen‘ Die feinen Zweige und :Zweiglein, die zu der befiederten, mit dem Panniculus adiposus versehenen Haut ‚gehen, vertheilen sich in die zartesten Reiserchen, und diese bilden unter der ganzen befiederten Haut des Rumpfes mit denen der benach- barten Arterien ein ununterbrochenes schönes Netz. Die grösseren Zweige der Art. cutanea abdominis vertheilen sich, indem sie über die Zweige des Brütorganes unter die unbefiederte Haut gelangen, in viele Zweige, die aber nicht in feine Reiserchen übergehen, sondern er- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 333 weiterte, vielfach gekrümmte, geschlängelt verlaufende, unter einander und mit: denen der entgegengesetzten Seite in der Mittellinie anastomosirende Schläuche dar- stellen und so ein eigenthümliches starkes Arteriennetz unter dem unbefiederten Theile der Haut bilden, an dem nach vorn die beiden letzten Zweige der Art. tho- racica posterior, nach hinten die Art. suralis posterior und pudenda interna Theil nehmen. Die Venen begleiten die Arterien, übertreffen diese noch an Stärke, gehen unmittelbar aus ihnen hervor und nehmen unter dem unbefiederten Theile der Haut den von den Arterien übrig gelassener Raum fast ganz ein, so dass bei diesem Thiere ein Convolut von Arte- zien und Venennetzen das Wesentlichste des Brütorga- -nes ausmacht. Die Venen gehen in so viele grössere Zweige über, als sich grössere Arterienzweige finden, ‚wenigstens finde ich es bei der suralis posterior und bei dem Stamme der ceutanea abdominis. Ich habe die Venen nicht mit Wachsmasse, sondern mit Quecksilber (nach vorgängiger Injection der Arterien mit Wachsmas- se) gefüllt, welches, ohne den geringsten Widerstand zu finden, bis in die feinsten Verzweigungen drang und sich bis in die mit Wachsmasse gefüllten Enden der Arterien durch Druck forttreiben liess. Es lässt sich hieraus vielleicht schliessen, dass diese Venen kei- ne Klappen besitzen. Die Intercostalnerven und die Lumbarnerven durch- bohren die Intercostal- und die Bauchmuskeln und ver- theilen sich mit starken Zweigen in den befiederten Theil der Haut, indem sie hier sich vielfach unter ein- ander verbinden und Geflechte bilden. Nur einzelne und feine Nervenfüden gehen über die Grenze des Brütor- ganes zu diesem und verschwinden auch hier bald, 334 Auatomisch -physiologische Untersuchungen, SA Von den Schlagadern des Hauben - Steissfusses. (Podiceps cristatus.) Ein männliches Thier dieser Art, welches im Mo- nat März geschossen war, habe ich injieirt und zerglie- dert. Die Arterien kommen grösstentheils mit denen des graukehligen Steissfusses überein, daher eine be- sondere Beschreibung überflüssig ist. Es gilt dies na- mentlich von den Carotiden, der gemeinschaftlichen so- wohl als ihren Aesten, den äusseren und inneren Kopf- schlagadern, von den Arterien der oberen und der un- teren Extremitäten. Ob aber hier ein Wundernetz unter der Haut des Gesichts sich findet, ob die Hautschlag- adern des Halses und des Rumpfes sich gerade wie beim graukehligen Steissfusse verhalten, kann ich mit Be- stimmtheit nicht angeben, da mir ihre Injection nicht gelungen ist; nur einige die Pectoralmuskeln durchboh- rende Hautzweige waren gefüllt, und den Stamm der Art. cutanea abdominis konnte ich soweit wie im grau- kehligen Steissfusse nach hinten verfolgen. ‘ Eine besondere Beachtung verdienen noch folgende Arterien. Aus dem rechten Zweige der kurzen Muskelarterie, die unter dem untersten Processus spinosus anterior der Halswirbel entspringt. (und sich gleich in den rechten und linken Zweig theilt), entspringt eine lange dünne Arterie, die unpaar vor dem unteren Theile der Hals- wirbel hinter der Speiseröhre niedersteigt und mit ei- nem ihr entgegenkonmenden aus der Aorta thoracica descendens entspringenden Zweige zusammengeht. Die Art. coeliaca zeigt in sofern eine kleine Ab- weichung von der des graukehligen Tauchers, als die linke Magenrandarterie tiefer (fast bis zum hinteren Ende des Magens) niedergeht, und der Stamm der unteren vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 335 Magenarterie über der Mitte der unteren a selbst verläuft. Die Milz, die wenig grösser als beim graukehligen Taucher ist, erhält nur eine Arterie, Die Arteria mesenterica anterior giebt zuerst einen Zweig, der sich in einen Ramus duodenalis und einen Ramus jejunalis spaltet, von denen der erstere auch ei- nen Ramus cysticus zur Gallenblase schickt. Ungefähr 14 Linien später entsendet die Art. mesenterica anterior einen Zweig für beide Blinddärme und den Anfang des Mastdarmes, geht hierauf 14 Zoll fort, ohne Zweige ab- ı zugeben, und spaltet sich nun plötzlich in 4 Rami in- testinales für den Dünndarm. Die Art. renalis aus der Art. ischiadica ist schwach, aber es entspringt aus der Art. sacra media 314 Linien nach ihrem Ursprunge ein starker Ast, der zwischen der rechten und linken Niere in der Mittellinie nach hinten eine Strecke verläuft und sich sodann in einen rechten und einen linken Zweig spaltet, die in die Sab- stanz der Nieren ihrer Seite eindringen. Kurz vor ih- rem hinteren Ende entsendet die Art. sacra media noch einen kurzen aber starken Ast, der sich gleich in ei- nen starken rechten und linken Zweig theilt, die für die hintersten Enden der Nieren bestimmt sind. Die Art. sacra media spaltet sich zuletzt in die Art. mesenterica posterior, die Art. coccygea communis, und in die beiden Art. hypogastricae. Die Corpora cavernosa habe ich hier nicht gesehen, ch vermuthe ich, dass sie nur nicht gefüllt waren, enn den Zweig der Art. epigastrica konnte ich deutlich bis zur Kloake verfolgen. 8.5. Von den Schlagadern, von der Kloake und vom Brüt- organe des Ohrensteissfusses, (Podiceps auritus.) Ein junges, im September geschossenes Thier die- 336 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, ser Art habe ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Ich bemerke über die Arterien, deren Toon ziemlich gut gelang, Folgendes, Die Arteria entanea colli anterior, ein Zweig der Art. carotis primaria (welche hier wie bei Pod. cristatus und suberistatus &in Ast des linken, aus dem Aorten- ursprunge kommenden Stammes ist), verläuft an der lin- ken Seite der Speiseröhre etwas weiter nach links als bei P. suberistatus und geht nach oben zusammen mit einem niedersteigenden Zweige der Art. thyreoidea ‚su- perior. Die Art. oesophagea adscendens sinistra geht neben dem Nervus vagus auch an der linken Seite der Speiseröhre (doch weiter nach hinten als die Art. cuta- nea colli anterior) in die Höhe und giebt am oberen Ende des Halses vier Arterien ab, um ähnliche Bogen zu bilden wie bei P. suberistatus die Art. eutanea Ei, anterior; die unterste von diesen Arterien strebt der Art, cutanea colli lateralis entgegen; die oberste senkt sich in die Art. occipitalis sinistra ein. — Die Art. entanea colli posterior geht an die rechte Seite des Halstheiles der Wirbelsäule geheftet nahe am Nervus vagus, in die Höhe, bildet an ihrem oberen Ende ähnliche Bogen wie die Art. oesophagea adscendens sinistra, giebt aber schon früher in denselben Entfernungen, in denen die oberen Bogenarterien entspringen, Arterien ab, die, obgleich schwächer als die oberen, doch mit diesen viele Aehn- lichkeit haben. Die Art. transversae colli vertheilen sich wie bei P. suberistatus. Die Art. oesophagea adscen- dens dextra verläuft an der rechten Seite der Speise- zöhre aufwärts und bildet mit der Art. oesophagea des« cendens dextra einen Bogen. Ein Wundernetz unter der Haut des Gesichtes finde ich hier nicht, sondern ‘es geht nur ein einfacher Zweig von der Art. facialis zum äusseren Augenwinkel. An den Arterien der unteren Extremitäten zeigt sich nichts 1 vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, :337 von dem Verlaufe der Arterien, bei Pod. cristatus und suberistatus Verschiedenes. Die Art. poplitea geht durch ‚die Lücke an die vordere Fläche des’ Unterschenkels und geht duch dieselbe Lücke wieder zurück. Die Art. tibialis kommt in der Mitte des Unterschenkels an seine vordere Fläche, wird auf dieselbe Art vom Wyn- dernetze begleitet, welches auf dieselbe Art wie bei P. suberistatus und eristatus: zusammengesetzt wird. ' Die Art. coeliaca zeigt einige Eigenthümlichkeiten. Sie giebt zuerst die linke Magenrandarterie, welche ei- nen Zweig abgiebt, der am linken Rande des Vorma- gens in die Höhe steigt. Die Arterie des linken Ma- genrandes geht bis zu seiner Mitte nieder. Hierauf entsendet die Art. 'coeliaca die untere Magenarterie, wel- che einen Zweig abgiebt, der ami reehten Rande des Vormagens aufsteigt; dann einen Zweig, der am rech- ten Rande des Magens bis zum‘ Pylorus: niedergehe. Uebrigens verlaufen die Arterien an den Flächen des Pig wie bei Podiceps suberistatus. ‚ Die Kloake zeigt auch hier: die Beeren Räu- bh eine Falte begrenzt den: ersten vom zweiten; eine Klappe den zweiten vom dritten, Die Bursa ‚Fabrieii ist 9 Linien lang, hat eine Beine falige aeg es; zeigt eine drüsige Textur... .ı.. ‚ Das, Brütorgan sieht «man ) auch "hier. schon: dnge dauer. Die Haut des’Bauches uäd..des Thorax ist‘ zwar in der Mittellinie mit Flaum bedeckt, so weit wie beim ausgewachsenen. Thiere während der Brütezeit sich der fleck erstreckt... Betrachtet man aber die innere Flä- iehe der Haut, so sieht man,‘ dass soweit ‚künftig sich der Brütefleck erstreekt, ‚die Haut auch jetzt schon ohne den eigentlichen Pannieulus adiposus. ist, und die le+ dern bier nur locker in dem unter der Haut lie ender ette wurzeln. Fine. scharfe Grenze trennt hier schon die später federnlose Hautstelle von der befiedert bleir Meckels Archiv f. Anat. u, Phys, 1829, 22 338 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, benden. Dieser Unterschied der inneren Hautfläche schwindet nicht, wenn man auch alle Federn auszieht. Auch hier durchbohren viele Arterien die Pectoral- muskeln, um in die Haut zu gehen; die Art. cutanea abdominis ist stark, verläuft so weit nach hinten wie ‘bei den beiden anderen beschriebenen Arten von Steiss- fuss und vertheilt sich mit ihren. grösseren und klei- neren Zweigen in die Haut, ohne dass sich schon eine ‚Spur. jener eigenthümlichen Vertheilung während der Brütezeit zeigt. Die Art. suralis posterior kommt auch hier unter die Bauchhaut, , $. 6. Beschreibung der meisten Schlagadern des schwar- zen Wasserhuhnes. (Fulica atra.) !) Die Aorta theilt sich nach ihrem Ursprunge wie bei Podiceps. ‘Die Aorta thoracica descendens verläuft auch wie bei Podiceps nach hinten und. entsendet die- selben Arterien wie: dort; doch sind in Hinsicht der Entfernung, in welcher diese Arterien entspringen, ei- nige Eigenthümlichkeiten zu merken, Die Art. coeliaca entspringt 7 Linien hinter dem Bogen der: Aorta, die Art. mesenterica anterior 114 Li- nien hinter der Art. coeliaca, die Art. crurales’1 Zoll 5 Linien hinter der: Art. mesenterica anterior, und die Art. ischiadieae 6 Linien hinter den Cruralarterien 2), 1) Ich habe vier Thiere dieser Art injieirt und untersucht; ein Männchen, ein Weibehen, welches ein Ei im Uterus hatte; ein Weibchen, welcheswwährend der Brütezeit vom Neste, und ein junges Weibchen ‚welches im ‘September geschossen war, 2) Ich habe diese Entfernungen nur an einem Exemplar ge- messen; doch zeigten sich an den übrigen von mir untersuchten keine wesentlichen Verschiedenheiten. Bei Podiceps habe ich die Entfernungen nicht genau angegeben, doch ersieht, man sie aus der Abbildung Fig. I. ' vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, 339 Der linke, aus dem Aortenursprunge kommende Stamm und die rechte Art. subclavia sind gleich stark; beide sind als gleiche Arterien anzusehen und entsen- ' den gleiche Aeste und Zweige. Zuerst entspringt aus jeder die Art. carotis communis ihrer Seite. Die Carotis communis dextra giebt zuerst einen Zweig zum unteren Kehlkopfe, zu dessen Muskeln und zur Speiseröhre, dann einen starken Ast, der sich in die Art. oesophagea posterior, die Art. transversa colli und die Art. transversa scapulae spaltet, und hierauf erst für sich allein die Art. vertebralis, die aber in ei- nem anderen von mir zergliederten Thiere vor dem star- ken Aste aus der Carotis hervorkam. Die Art. oeso- phagea posterior s. Art. oesophagea adscendens dextra geht an der rechten, und zwar hinteren Seite der Spei- seröhre in die Höhe der Art. oesophagea descendens dextra entgegen. Die Art. transversa colli geht nach aussen und oben über die Schulterhöhe und spaltet sich hier in einen hinteren schwächeren und einen vorderen stärkeren Zweig. Der hintere verläuft unter der Haut nach hinten, um mit dem vordersten Ramus pectoralis perforans zu anastomosiren; der vordere geht als Art. eutanea colli lateralis unter der Haut des Halses nach vorn. Die Art. transversa scapulae theilt sich in die ei- gentliche Arterie dieses Namens und in die Art. cutanea colli dorsalis dextra, die starke Zweige abgiebt und an der rechten Seite im Panniculus adiposus unter der Haut des Halsrückens in die Höhe steigt. An der linken Seite entspringen aus der Carotis communis dieselben Arterien und verlaufen auf dieselbe Weise, nur mit dem Unterschiede, dass die Art. oesophagea adscendens si- nistra nicht wie die dextra hinter der Speiseröhre, son- dern vor dieser zwischen ihr und der Luftröhre auf- steigt. Beide Arteriae carotides communes gehen nun von 22* 3409 Anatomisch- plrysiologische Untersuchungen, unten nach oben verlaufend, an die vordere Fläche der Halswirbelkörper, von den vorderen Halsmuskeln be- deckt und zwischen den vorderen Dornfortsätzen |lie- gend, die aber nirgends einen vollkommen geschlosse: nen Kanal bilden. Zwischen den untersten Dornfort- sätzen liegt die linke Carotis vor der rechten: weiter ‘nach oben liegen beide neben einander; am oberen Theile des Halses entfernen sich beide wieder von ein- ander, und jede spaltet sich nun in die Art. carotis ex- terna ‘und interna. L “Die Art. carotis externa entsendet zuerst die Art. occipitalis, dann. die Art. thyreoidea superior, hierauf die Art. sublingualis und spaltet sich sodann in die Art. palatina und in die Art. facialis. Die Art. oecipitalis ist stark, giebt Zweige an die „Muskeln des Unterkiefers, an die Haut, nimmt das Ende der Arteria vertebralis; die aus ihrem Kanale hervor- kommt, auf und vertheilt sich in die Nackenmuskeln. Die Art. thyreoidea superior giebt eine Art. cuta- nea colli lateralis descendens, welche der lateralis ad- scendens entgegenstrebt, Zweige an die Zungenbeinmus- keln, .an den oberen Kehlkopf, an den Schlundkopf, und setzt sich fort in der Arteria oesophagea descen- dens, die mit der Art. oesophagea adscendens anasto- mosirt. . Ob die Art. sublingualis sich mit der der entgegen- gesetzten Seite zu-einer Arterie vereint, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben, da sie in keinem der von mir untersuchten Thiere ganz mit Masse: gefüllt war. Die Art. palatina giebt bald nach ihrem Ursprunge einen starken Ast, der sich in zwei Zweige theilt, die das Os communicans zwischen sich lassen, vor diesem den Zweig. der Art. carotis interna, der aus dem Ca- nalis caroticus wieder an die äussere Schädelbasis zu- rückkehrt, aufnehmen, mit ihm einen einzigen Stamm vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 341 bilden, der einen anderen Zweig aus der Art. palatina - aufnimmt und sich zuletzt in den hinteren Theil der Schleimhaut der Nasenhöhle verbreitet. Die Arteria pa- latina geht hierauf an der inneren Fläche des Musculus pterygoideus nach vorn, giebt an dessen vorderem Ran- de mehrere Zweige zur Oberkieferdrüse, einen Zweig, der hinter dem Unterkiefer und dem vorderen Ende des Jochbogens in die Höhe steigt, mit einem Zweige aus der Art. facialis sich verbindet und dann in die eben beschriebene, zum hinteren Theile der Schleimhaut der Nasenhöhle gehende Arterie einmündet. Hierauf geht die Art. palatina weiter nach vorn und innen zur Mit- tellinie, verbindet sich vor der Gaumenspalte mit der der entgegengesetzten Seite zu einem gemeinschaftlichen Stamme, der unter der Gaumenhaut, dieser Zweige ge- bend, bis zur Schnabelspitze verläuft und auch noch durch das Foranen ineisivum Zweiglein. in die Nasen- höhle entsendet. Die Art. facialis geht hinter dem Os quadratum in die Höhe, giebt hier einen Ramus maxillaris internus, der an die Muskeln des Unterkiefers Zweiglein_ ertheilt und sich dann mit dem genannten Zweige der Axt. pa- latina verbindet. Die Art. facialis geht zwischen dem Os quadratum und dem Unterkiefer weiter fort und kommt am hinteren Ende des oberen Randes des Joch- bogens zum. Vorscheine. Hier giebt sie einen Ramus maxfMaris inferior, einen Zweig, der zum äusseren Au- genwinkel in die Höhe geht und sich hier in die Art. ophthalmica einmündet, und verläuft nun noch als eine starke Arterie unter der Haut des Gesichtes zum inne- ren Augenwinkel, wo sie Art. palpebrales abgieht und, sich vielfach verzweigend, ein starkes Netz unter der Hornhautplatte bildet, welche auf der Wurzel des Schna- bels liegt. _ Der Ramus maxillaris inferior giebt zuerst einen 342 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, Zweig, der hinter dem Jochbeine nach vorn verläuft; tritt dann von aussen in die Substanz des hinteren En- des des Unterkiefers, verläuft durch den Knochen durch- schimmernd etwas nach vorn, tritt aber bald wieder aus dem Knocheh hervor und _verläuft auf diesem un- ter der Haut nach vorn. Die Art, carotis interna geht, oh Zweige abzu- geben, zu ihrem Kanal und spaltet sich hier sogleich in einen äusseren und inneren Ast. Der äussere geht nach aussen von der Fenestra ovalis nach vorn und vertheilt sich so, wie sie aus dem Schlafbeine -hervor- gekommen ist, in ein grosses Wundernetz (rete mira- bile ophthalmicum), aus dem folgende Arterien hervor- kommen: 1) Ein Zweig‘, der sich mit dem an die äussere Schädelbasis zurückkehrenden Zweige der Carotis in- terna verbindet. ’ 2) Eine Art. palpebralis exferna inferior. 3) ‘Die Art. ethmoidalis, und > .4) der Stamm der ‚Art. ophthalmica. Die beiden letzteren verlaufen wie bei Podiceps suberistatus. Hier werde ich eine Eigenthümlichkeit der Sehner- venspalte der Sclerotica, die ich bei beiden Augen des einen der von mir untersuchten schwarzen Wasserhüh- ner fand, die mit‘ dem Fächer im Auge und dem ihm zur Grundlage dienenden Wundernetze, in Beziehung steht, einschalten. Die von unten und innen nach oben und aussen gerichtete Sehnervenspalte der Sclerotica ist von einem blutrothen Ringe umgeben, der nach Art einer $ in eine obere kleinere und eine untere grössere Abtheilung ge- theilt ist. Die obere kleinere Abtheilung ist vorzüglich für das Wundernetz des Fächers bestimmt, indem die- ses durch jene Abtheilung durchgeht; die untere innere Abtheilung dagegen lässt den Sehnerven durch. Am vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 343 oberen äusseren Ende der Spalte kommen zwei Venen zusammen, die zwischen den Wänden der Sclerotica eine Strecke verlaufen und durch eine gemeinschaftliche Oeflnung nach aussen gehen. Nach innen vom Sehner- ven bemerkt man zwei ähnliche Venen, die auch unter einem spitzen Winkel zusammengehen und durch die- selbe Oefinung der Sclerotica nach aussen gehen, durch welche die Art, ciliaris- postica interna in den Bul- bus tritt. Die blutrothen die Sehspalte umgebenden Ringe wa- ren verschwunden, nachdem das Auge eine Stunde in „Wasser gelegen hatte. Auch bei Podiceps suberistatus habe ich die Spalte von einem ähnlichen rothen Ringe umgeben gesehen, der jedoch nicht in zwei Abtheilun- gen gesondert war. Der Ramus internus der Art. carotis interna geht in einem besonderen Knochenkanale nach innen, giebt einen Zweig, der durch eine besondere Oeffnung an die äussere Schädelgrundfläche zurückkommt, vereinigt sich in der Mittellinie durch einen kurzen queren Zweig mit der der anderen Seite und geht sodann zur Basis En- cephali. i Die Art, subelavia entsendet nach der Art. Carotis communis einen starken Zweig, der in die zwischen der Fureula und Clavicula gelegenen Muskeln dringt; darauf einen zweiten aber schwächeren Zweig ebenfalls zu den genannten Muskeln, sodann die Art. mammaria interna, die Art. axillaris, eine Arterie, die von aussen in die Muskeln, welche zwischen der Furcula und der Clavicula liegen, dringt; eine Arterie, die am äusseren oder oberen Rande des grossen Brustmuskels. unter die Haut gelangt und sich in diese, am Seitentheile des Rumpfes verlaufend, verzweigt, und vertheilt sich zuletzt in drei Zweige, einen hinteren, einen mittleren und ei- nen vorderen. 344 Anatomisch physiologische Untersuchungen, Die Art. mammaria interna geht an der Vereinigung der vorderen Rippenenden mit den den Rippenknorpeln der Säugethiere entsprechenden vorderen knöchernen Rippenstücken bis zur vierten Rippe nieder ‚und spaltet sich hier in zwei Zweige, von denen der eine fortfährt an den vorderen Enden der Rippen niederzugehen, der andere ‚dagegen weiter nach aussen gelangt, sich mit der vierten und fünften Rippe selbst kreuzt, den Zwi- schenrippenmuskeln. Zweige ertheilt und bis zur sechs- ten Rippe niedersteigt. Der Verlauf der Arterien der oberen Extremitäten zeigt nichts Abweichendes vom Verlaufe dieser Arterien bei Podiceps, nur scheint der bei Podieeps beschriebene Ramus radialis der Arteria ulnaris am Metacarpus zu fehlen; wenigstens ist er nicht mit.der Masse gefüllt, und unsichtbar in den von mir injicirten Thieren, Der hinterste von den drei letzten Zweigen der Art. subclavia ist der schwächste von ihnen, verläuft an der inneren Fläche der Pectoralmuskeln bis zu de- ren hinterem Ende; der mittlere und der vordere sind gleich stark. Der mittlere giebt Zweige an die Pecto- ralmuskeln, durchbohrt aber noch als eine starke Ar- terie die’ grossen Brustmuskeln nicht weit von ihrem hinteren Ende und ihrem äusseren Rande und gelangt so als Art. cutanea abdominis unter die Haut. Der vor- dere der drei letzten Zweige vertheilt sich grösstentheils in die Pectoralmuskeln, giebt aber einen starken Ramus pectoralis perforans, der unter die Haut gelangt und sich in einen nach vorn und einen nach hinten laufen- den Zweig theilt. Der vordere anastomosirt mit dem hinteren Zweige der Art. transyersa colli. In einem Exemplare entspringt die am äusseren Rande der Pectoralmuskeln unter die Haut gehende Ar- terie, und der dritte der beschriebenen drei letzten Zwei- ‘ ge der Art. subelavia aus dem zweiten der beschriebe- vozüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 345 ‚nen Zweige, ehe dieser in die Substanz der Pectoral- muskeln gelangt. Die Art. coeliaca ‘giebt zuerst eine nicht starke Ar- terie, die an der oberen Fläche des Vormagens nieder- geht, dann nach einem Verlaufe von ungefähr 9 Linien die Arterie des linken Magenrandes, die zuerst einen Zweig entsendet,, der an der oberen Fläche des Vor- magens in die Höhe geht und mit der schon genann- ten absteigenden sich verbindet. Die Arterie des linken Magenrandes geht an diesem bis zum hinteren Einschnitte des Magens nieder und anastomosirt hier mit den bei- den Flächenarterien. Bald nach der linken Magenrand- arterie entspringt die untere Magenarterie; 4 Linien hin- ter dieser eine einfache Milzarterie, gleich darauf die. Art. hepätica dextra. Hierauf geht der Stamm der Art. _ coeliaca zum vorderen Rande des mittleren Theiles der oberen Magensehne, erweitert sich allmälich bedeutend, giebt 2 bis 3 nicht unbedeutende Zweige, die in die Substanz des Magens eindringen, und theilt sich am oberen Ende des Duodenum in die Arterie der oberen - Magenfläche und in die Art. panereatico -duodenalis. Die vordere oder untere Magenarterie giebt zuerst die aufsteigende vordere Arterie des Vormagens, meh- rere kleinere Zweige zum vorderen Einschnitte des Ma- gens ‘und zur Cardia, sodann die starke Arterie des rechten Magenrandes; geht hierauf im vorderen Ein- schnitte des Magens bis zur Mitte des vorderen Ran- des der unteren Magensehne, giebt hier einen starken nach links gehenden Ast, der, die Sehne durchbohrend, in die Substanz des Magens dringt, und geht über der Mitte dieser Sehue bis zu ihrem hinteren Rande, wo sie sich in den rechten und linken Ast spaltet. Die Arterie des rechten Magenrandes gieht zuerst eine Art, hepatica sinistra, geht dann am Magenrande 346 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, nieder und mündet unten zusammen mit ag rechten Aste der unteren Flächenarterie. * Der rechte Ast der unteren Magenarterie giebt zu- erst mehrere Zweige, die durch Spalten der Magensehne in die Substanz des Magens dringen, und gelangt dann zum hinteren Ende des rechten Magenrandes, um hier auf die angegebene Weise mit der Randarterie sich zu verbinden. Der linke Ast geht zum hinteren Einschnitte des Magens und anastomosirt hier mit der linken Rand- arterie und mit der hinteren Flächenarterie. y Die Art. lienalis ist in einem Thiere (einem männ- lichen) 1 Zoll, in einem anderen (einem weiblichen) 9+ Linien lang, und tritt in den vorderen oder dünneren Theil der Milz ein !). ‚Die Arterie der oberen Magenfläche geht über der Mitte der Sehne fort, giebt nach beiden Seiten hin starke Zweige, welche die Sehne durchbohren und in die Sub- stanz des Magens dringen, und geht mit einem schwä- cheren Zweige bis zum hinteren Einschnitte des Magens, wo sie mit der Arterie der unteren Fläche und des lin- ken Randes anastomosirt. Die Art, panereatico-duodenalis giebt gleich anfangs bedeutende Zweige zum Anfange des Jejunum, zur Spitze des einen Blinddarmes, zum Pancreas und Duodenum. Ungefähr gegen die Mitte des Pancreas theilt sie sich in einen schwächeren und einen stärkeren Ast. Der schwächere geht als Art. pancreatico-duodenalis bis zum Ende des Pancreas fort, der stärkere theilt sich in meh- 1) Die Milz ist in dem männlichen Thiere 1 Zoll 2 Linien, im weiblichen 11 Linien lang. Die grösste Breite am hinteren Ende beträgt bei dem männlichen Thiere 4, bei dem weiblichen 5! Linien. Das vordere dünnere Ende, welches wie ein Anhang erscheint und die Milzarterie aufnimmt, ist im männlichen Thiere 6+, im weiblichen 3} Linien lang. ® vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 347 rere Aeste zum hinteren Ende des Dünndarmes und zum freien Ende des anderen Blinddarmes. Die Art. mesen- . terica anterior giebt zuerst einen Zweig zum oberen Ende des Jejunum, der mit einem Zweige aus der Art. pancreatico-duodenalis einen Bogen bildet, und theilt sich dann in zwei gleich starke Aeste, von denen der eine sich in 4bis 5 Rami mesaraici theilt, die zum mitt- leren Theile des Dünndarmes gehen, so dass auch der Theil, an welchem das Diverticulum ist, von der Art. mesenterica seine Zweige erhält, der andere zum hin- tersten Ende des Ileum geht und sich in drei Zweige spaltet. Der eine bildet eine, aufsteigende Arterie des einen, der andere des anderen Blinddarmes; der dritte geht zum Mastdarme hinab. Die beiden ersten bilden Bogen mit den Zweigen aus der Art. pancreatico-duo- denalis, der dritte mit der Art. mesenterica posterior. Die Arteriae crurales entpringen}in dem einen Thiere nicht ganz gleichzeitig, indem die rechte etwas früher als die linke entsteht. Jede Art, cruralis entsendet zu- erst die Art. epigastrica, geht dann unter dem Poupart- schen Bande zum Oberschenkel und theilt sich hier in einen vorderen und einen inneren Ast, die bis zum Knie hinabgehen und in die Muskeln der vorderen und in- neren Seite des Oberschenkels sich vertheilen. Der vor- dere Ast ‘giebt aber einen Zweig, der zwischen (den Muskeln an die äussere Seite des Oberschenkels ver- läuft, unter die Haut gelangt und sich in eine vordere und eine hintere Arterie theilt. Die vordere verläuft unter der Haut nach hinten und oben und verbindet sich mit dem Hautzweige, der durch das letzte Fora- men sacrale posterius hervorkommt !), der hintere ver- _ 1) Durch die Foramina sacralia posteriora oder superiora kommen Arterien hervor, die für den hinteren ‘Theil der Rücken- haut bestimmt sind, 348 Anatomisch physiologische ‚Untersuchungen, bindet sich mit dem vorderen Zweige der aus der Art. suralis posterior hervorkommenden Hautarterie. Die Arteria epigastrica verläuft wie bei Podiceps, nur finde ich ihren Uebergang in Corpora cavernosa im männlichen Thiere nicht. Die linke Art. epigastrica giebt bald nach ihrem Ursprunge beim weiblichen Thie- ve, welches im Uterus ein bereits_mit der Schale be- kleidetes Ei trägt, eine starke Art. mesometrii. Jede Art. ischiadica giebt, ehe sie zur Beckenhöhle hinausgeht, eine Art. renalis media, und die linke Art. renalis media im weiblichen Thiere, welches das Ei im Uterus trägt, gleich nach ihrem Ursprunge eine zweite Arteria mesometrii. 1 Die Art. sacra media spaltet sich an ihrem hinte- ren Ende in die Art. mesenterica posterior, in die Art. coccygea communis und in die beiden Arteriae bypo- gastricae. } Die Art. mesenteriea posterior geht zum Mastdarme, Die Art. coccygea communis theilt sich in die Art. goccygea media, die bis zur Spitze des Steisses+ ver- läuft, und die beiden Art. coccygeae laterales, die zwi- schen den Querfortsätzen der beiden ersten Steissbein-. wirbel nach oben gehen, einen Zweig zur äusseren Seite der Steissdrüse geben, von vorn nach hinten verlaufen und, nachdem sie noch einen Zweig zum vorderen Ende der Drüse abgegeben haben, an deren innere Seite ge- langen, von hier sich über ihre Rückenseite ausbreiten, mit der Seitenarterie anastomosiren und zum mittleren Theile, wo beide Drüsen verschmelzen, Zweige schicken, die um die gemeinschaftliche. Warze einen Gefässkranz bilden. Die Beschreibung der beiden genannten Arterien des Mesometrium, so wie der beiden hypogastrischen Arterien, werde ich nach der Beschreibung der Kloake und der in sie einmündenden Theile folgen lassen. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, 349 Die Art. ischiadiea geht durch die Ineisura ischia- diea zur Beckenhöhle hinaus, giebt ausser mehreren Muskelzweigen einen Hautzweig, der sich in eine vor- dere und eine hintere Arterie spaltet: ersterer anasto- mosirt mit dem schon genannten Hautzweige der Art. eruralis, letzterer geht unter der Haut des Unterschen- kels'nieder und anastomosirt etwas oberhalb der Ferse mit Zweigen, die aus der Art. tibialis anterior und aus der Art. suralis posterior hervorkommen. Die Art. ischiadica geht in die Art. poplitea, diese in die Art. tibialis posterior über. Die Art. poplitea giebt zuerst. die Art. suralis po- sterior s. peronaea, die, sich an die Muskeln vertheilend, fast bis zur Ferse hinabgeht; dann die Art. suralis in+ terna, die sich in die Muskeln der inneren Seite des Unterschenkels verzweigt, und Zweige, die am oberen Ende des Unterschenkels zwischen Tibia und Fibula an die vordere Fläche des: Unterschenkels gelangen und zum Theil an die Muskeln sich vertheilen. Zwei Zweig- lein gehen aber herab und in das Wundernetz über. Die Art. tibialis posterior geht am unteren Dritt- theile des oberen Endes des Unterschenkels zwischen Tibia und Fibula an die vordere Fläche des Unterschen- _ kels nach vorn und in die Art. tibialis anterior über, indem sie einige Zweige giebt, die das Wundernetz bil- ‚den helfen. Die Art. tibialis anterior geht wie bei Po- diceps, von den beiden Nervis tibialibus anterioribus be- gleitet, nieder in die Art. tarsea, und diese ‘wie bei Podiceps in die Art. plantaris über. Das die Art. tibia- lis anterior begleitende Wundernetz besteht nur aus 3 bis 4 parallel neben einander verlaufenden Zweigen, die’ oberhalb des Fussgelenkes in den Stamm der Art. tibia- lis einmünden. ß Die Art. plantaris giebt zuerst eine Art, digitalis ‚zur hinteren Zehe, welche auch eine sehr feine Axt, di- 350 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, * gitalis interna der inneren Zehe entsendet; dann eine schwache Art. digitalis externa der äusseren Zehe, und spaltet sich hierauf in einen äusseren und einen inne- ren Ast, die beide gleich stark sind. Der innere theilt. sich in eine starke Art. digitalis externa der inneren und eine schwache Art. digitalis interna der mittleren, der äussere in eine starke Art. digitalis externa der mittleren und in eine ebenfalls starke Art. digitalis in- terna der äusseren Zehe. Es verlaufen also auch hier die schwächeren Art. digitales an der Seite der Zehen, wo die grösseren Lappen der Schwimmhaut, und .die stärkeren an der Seite, wo die schwächeren Lappen sind. Neben jedem Gelenke erhält die schwächere Ar- terie einen Verbindungszweig von der stärkeren, der quer von der einen Seite zur anderen verläuft. Surd; Beschreibung der Kloake und der mit ihr in Ver- bindung stehenden Theile beim schwarzen Wasser- huhne. ns Die drei Räume der Kloake sind hier stärker als bei Podiceps von einander geschieden, indem eine breite transverselle Klappe den ersten von dem zweiten Rau- me trennt. In dem ersten Raume, in welchen sich der Mast- darm einmündet, welcher der grösste von den dreien ist, sind besondere Theile nicht zu bemerken; im zweiten Raume unterscheidet man an der Rückenseite die Oefl- nungen der beiden Harnleiter, und nach aussen von ih- nen ‚beim; männlichen Thiere die beiden Papillen, an denen sich die Samengänge öffnen. Die Klappe, wel- che den ersten vom zweiten Raume scheidet, ist an der Rückenseite breiter, an der Bauchseite schmäler, aber doch vollständig kreisförmig. Die Klappe, welche den zweiten vom dritten‘ Raume scheidet, ist an der | | \ vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 351 Rückenseite breit, verschmälert sich nach der Bauch- seite hin allmälich, so dass sie hier im männlichen Thiere nur noch als eine schwache Hautfalte sich zeigt, bei dem Weibchen aber ganz verschwindet. Der dritte Raum geht ohne weitere Abgrenzung in die Afteröffnung über. Die Bursa Fabricii öffnet sich unter der den zweiten vom dritten Raume trennenden Klappe. Sie ist beim männli- chen Thiere ein dünnhäutiger, nicht weiter, im ganzen 10 Linien langer Kanal, der nach vorn blind endet, in ein fadenförmiges Ende auslaufend. Die Kloake des Weibchens, welches das Ei im Ute- zus hat, unterscheidet sich von den übrigen durch be- deutende Dicke ihrer Wände. Im zweiten Raume sieht man nach rechts und links von den Oeffnungen der Ure- ‚teren 'an den Stellen, wo im männlichen Thiere die Pa- pillen sind, eine Oeffnung (die Mündungen der Eileiter), von denen die linke die rechte an Umfang bei weitem übertrifft *). ‘Die Oeffnung des rechten Oviducis steht weit offen, ist nicht zusammengefallen und springt mit einem etwas erhabenen Rande vor. Dieser Oviduet selbst; von seiner Oeffnung bis zu seinem freien und blinden Ende 1 Zoll 9 Linien lang, besitzt dicke Wände, eine geräumige Höhle) und zeigt im Innern bedeutende Längs- falten; 9+ Linien von seinem blinden Ende eine starke Querfalte, und weiter gegen seine Spitze hin noch meh- zere aber schwächere. ‘Die Oeflnung des linken Eileiters ist nicht. allein mehr. als das Doppelte ‘grösser als die des rechten, son- dern auch mit einem stärkeren wulstigen Rande umge- ben, der besonders gegen die äussere Seite bedeutend ist, gegen die innere dagegen mehr verstrichen erscheint. Diese Oeffnung führt in die Scheide, die ausserordent- lich starke Wände hat, 2 Zoll lang ist und nach vorn 3) Vergl, die Abbildung Fig. 16 b und ce. 392 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, mit einer blinden Tasche endet, die ungefähr 6 Linien von den 2 Zollen einnimmt. In diese blinde Tasche mün- det von der rechten Seite der Uterus mit einem starken Vorsprunge: (einer wahren portio vaginalis) ein, deren Oefinung durch Zusammenziehung eng verschlossen ist, so dass iäche nur mit Mühe die Sonde durch den Kanal der Vaginalportion in die Höhle der-Scheide führen kann. Der Üterus ist 2 Zoll.5 Linien lang, vom Anfange der Tuba durch starkes Vorspringen der ‚Falten ‘getrennt, Die Tuba selbst ist von ihrem Anfange (am Uterus) bis zu ihrem freien Ende 7 Zoll lang. In der Entfernung von 3 Zoll vom Anfange der Tuba sieht man eine Stelle, wo die Wände. der Tuba dünner sind, so dass die Fal- ten der inneren Fläche fast ganz verschwinden und: so durch einen schmalen, + Linie breiten Querstrich unter- brochen erscheinen. ‘Bei der 'brütenden Fulica haben die Wände Pi Kloake ihre Dicke verloren, ‘sind dünnhäutiger. Die Oeffnung‘ der Scheide ist nicht mit einem vorspringen- den Rande umgeben; die’ Scheide selbst 1 Zoll 6 Linien lang, an der ‘Grenze zwischen der Scheide‘ und dem Uterus: mur eine schwache Falte als Andeutung einer Trennung; zwischen Uterus und Tuba gar keine Grenze, » Die Oefinung des rechten:Oviducts ist'so eng, dass’ kaum der Kopf‘ einer ‘feinen Sonde eingeführt‘ werden’ kann; der rechte Oviduct selbst 5 Linien lang, dünn-. häutig,'eng. Die'Bursa Fabrieii ist 1 Zoll 9 Linien lang; die letzten 6' Linien sind aber nichtmehr hohl, sondern: stellen einen dünnen rundlichen, nach vorn in ein-fa+ denförmiges Ende auslaufenden Strang dar. Nach hin- ten erweitert sich die Bursa und ist hier 24 Linien breit. * Bei dem: jungen Weibchen sind die Klappen, "wel- che die drei Räume scheiden, deutlich. An den Stellen, -wo sich beim ausgewachsenen Thiere die Oeffnungen der Eileiter finden, zeigen sich schwache Vertiefungen = vorzüglich über das Schlagadersyistem der Vögel. 353 als Andeutungen derselben. Vom rechten Eileiter selbst finde ich keine Spur. Die in den’ linken Eileiter -ein- ‚geführte Sonde kann ich nicht bis in die Kloake durch- führen, und es scheint die Oeffnung ganz verschlossen _ zu seyn, wenigstens bin ich zweifelhaft, ob nicht die ‚von mir eingeführte Borste, mit der ich freilich bis in die Kloake gedrungen bin, sich einen künstlichen Weg- gebahnt hat. Die Bursa Fabrieii ist 1 Zoll 3 Linien lang, aber nicht breit: die Wände sind dick, zeigen einen drüsi- gen Bau, und in der Höhle ‚erkennt man viele feine Oefinungen. Die Art. mesometrii anterior, die aus der Art. epi- gastrica sinistra entspringt, theilt sich in ‚einen Zweig für das rechte und einen Zweig für das linke. oder klei- nere Mesometrium, nachdem sie zwischen. die Platten des rechten Mesometrium gelangt, und. 1. Zoll 2 Linien verlaufen ist... Die Art. mesometrii 'sinistwi geht hin- ter der Tuba quer von der rechten Seite zum linken Mesometrium und theilt sich ‚hier in einen vorderen und einen hinteren Ast. Der vordere geht ungefähr in der Entfernung dreier Linien von der Tuba‘ im linken Me- sometrium bis zum freien Ende der Tuba, - indem sie an diese ihre Zweige vertheilt; der.hintere Zweig ver- Jäuft auf ähnliche Art nach hinten bis zum Uterus, wo sie mit der Arteria uterina anastomosirt., Ehe aber die Art, mesometrii sinistri das linke Mesometrium erreicht, giebt sie noch zwei Zweige zum rechten Mesometrium, von denen der eine vordere mit der Art. mesometrii dextri anterior, der andere mit der Art. mesometrii dex- tri posterior einen Bogen bildet. Der für das rechte Mesometrium bestimmte Zweig der Art. mesometrii anterior, oder die Art. mesometrii dextri anterior übertriflt den linken Zweig an Stärke Meckels Archiv f. Anat. u. Phys. 1829, 23 354 Anatomisch » physiologische Untersuchungen, und verläuft. nach vorn, wie der vordere Zweig der Art. mesometrii sinistri der Tuba Blut zuführend. Die Art. mesometrii posterior, ein Zweig der Art. renalis media sinistra,,geht weiter nach hinten zum Me- sometrium dextrum, giebt einen vorderen Zweig, der mit dem noch im rechten Mesometrium nach hinten ver- laufenden Zweige der Art. mesometrii sinistri einen Bo- gen bildet, und verzweigt sich an das hintere Ende der Tuba mit den’ Zweigen. der Art. uterina anterior viel- fach anastomosirend und dem Uterus selbst Zweige er- theilend. Die Art. hypogastrica dextra giebt einen Ramus muscularis, die Art. pudenda interna dextra und setzt sich mit ihrem Stamme fort in die Art. uterina anterior. Die Art. uterina anterior geht zum vorderen Ende des Uterus und vertheilt sich hier an dessen beide Flä- chen nach vorn mit dem hinteren Zweige der Art. .me- sometrii sinistri und mit der Art. mesometrii dextri po- sterior, nach hinten mit der Art. uterina posterior ana- stomosirend. Ausserdem giebt sie einen starken, weiter nach hinten gehenden, in ein besonderes Netz überge- henden Zweig. Die Art. hypogastrica sinistra giebt ebenfalls einen Ramus muscularis, die Art pudenda interna, und setzt sich fort in die Art. uterina posterior. Diese geht nach hin- ten-zwischen die Platten des hinteren Endes des Mesome- trium und vertheilt sich mit zahlreichen Zweigen nach beiden Seiten hin an die Flächen des hinteren Theiles des Uterus. Diese Zweige vertheilen sich und verbinden sich an den Seiten und an der unteren Fläche des Uterus unter einander und mit den Zweigen der Art. uterina anterior, und bilden so zahlreiche Netze, Ein starker Zweig geht neben der Vagina nach hirten fort und ge- langt zur Rückenseite des hinteren Raumes der Kloake, wo sie nach unten bedeckt von der Schleimhaut der vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 355 Kloake’ sich in ein, starkes Gefässnetz vertheilt, in’ wel- ches auch der erwähnte starke Zweig aus der Art, ute- xina anterior sich verzweigt. Die beiden Zweige, wel- ehe dieses Netz bilden, gehen nach hinten und aussen noch ‚in eine, Arterie fort, die. an jeder Seite sich mit der neben dem Ureter herabsteigenden Art. pudenda in- terna zu einem gemeinschaftlichen Stamme verbindet, . der’ nach Abgabe eines das hintere Ende der Bauchmus- keln durchbohrenden Zweiges nach: unten geht. Hier kommen beide Stämme in der Mittellinie zusammen und bilden so einen starken Gefässkranz um das hinterste Ende der Kloake. Die erwähnten Zweige, welche die Bauehmuskelt durchbohren, gelangen unter die Haut neben der After- öffnung, gehen hier auch nach unten in der Mittellinie zusammen und anastomosiren. $. 8. Beschreibung des Brütorganes des schwarzen Wasserhuhnes. 'Die Haut ist hier ‘wie bei Podiceps beschaffen; an ihrer inneren Fläche vom Panniculus adiposus entblösst, durch eine bestimmte Grenze vom befiederten Theile der Haut geschieden. - Der Bauchhautmuskel entspringt auf dieselbe Weise wie bei Podiceps, ist aber länger, erstreckt sich nach vorn und oben fast bis zu gleicher Höhe mit dem Kniee, Sei- ner ganzen Länge nach entspringt von seinem inneren Rande eine dünne Membran, die neben ‘der Spitze des Schambeines ein sehniges Ansehen hat, weiter nach vorn aber nur als eine aus verdichtetem Zellstoffe gebildete Membran erscheint und sich an die Seite des Rumpfes ansetzt, indem sie locker auf der inneren Seite des Un- terschenkels aufliegt. Die Art, eutanea abdominis‘ verläuft, nachdem sie 23 * 356 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, die Pectoralmuskeln durchbohrt hat und unter die Haut gekommen ist, am unteren Rande des Bauchhautmuskels in geringer Entfernung vom Rande des Brütorganes bis zu dessen 'hinterem Ende. Sie ist stark, doch ist es ‚mir nicht gelungen, ihre Verzweigungen unter der un- befiederten Haut gut mit Masse zu füllen, wo man aber die zusammengefallenen Gefässe deutlich erkennt. Die Intercostal - und Lumbarnerven kommen: hier wie bei Podiceps unter die Haut, sind aber weniger stark, fest mit der Membran verbunden, die sich an den inneren Rand des Bauchhautmuskels ansetzt, dem sie auch Zweige ertheilen. Ihre Verzweigungen in dem befiederten Theile der Haut ‘sind weniger stark als bei Podiceps, und ich kann ihre Zweige nicht deutlich über den Rand der befiederten Haut bis unter die unbefie- derte verfolgen. 59. Beschreibung der.meisten Schlagadern des weis- sen Storches. (Ciconia alba.) !) Der Aortenursprung theilt sich wie bei Fulica; auch hier sind die Carotides communes die ersten Aeste der | Schlüsselbeinschlagadern. Die Art. carotis communis sinistra giebt zuerst eine starke Arterie ab, aus der in folgender Ordnung gende Zweige entspringen: 1) Die Art, oesophagea adscendens sinistra. 4 2) Eine Arterie, die in der Richtung zur Vereini- gung. des Schulterblattes mit dem Oberarme verläuft und wahrscheinlich die Art. transversa scapulae ist, de- ren. Verlauf ich aber ‚nicht weiter angeben ‚kann. 3) Eine Art. cervicalis adscendens. 4) Die Art. transversa colli. 1) Von diesem Thiere habe ich nur ein Exemplar untersucht, vorzüglich über .das Schlagadersystem der Vögel 357 Die, Art. oesophagea adscendens ist stark, ‚geht an, der linken Seite des Oesophagus in die Höhe ‘und bildet mit der Art. oesophagea descendens einen starken Bo- gen. Es kommen aus ihr ‘viele bedentende Zweige, be- sonders zur vorderen Fläche des Oesophagus. Die Art. cervicalis adscendens ist nicht stark, geht ebenfalls an der linken Seite des Oesophagus, aber wei- ter nach hinten als die Art. oesophagea sinistra, neben dem Nervus vagus in die Höhe, Ich kann ‘sie nicht weit nach oben verfolgen. Die Art. transversa colli geht nach aussen und oben unter die Haut, giebt einen nach hinten laufenden Haut- zweig und geht dann in die Art. cutanea colli lateralis adscendens über. “, Auf. der rechten Seite entspringen und verlaufen die Arterien auf dieselbe Weise, -nur liegt die Art. oeso- phagea adscendens dextra weiter nach hinten. und ver- sorgt vorzüglich die hintere Fläche des Oesophagus mit Zweigen. Die Art. oesophagea anterior liegt aber nicht so weit nach vorn, und die posterior nicht so weit nach hinten als bei Fulica, Die Arteriae vertebrales entspringen für sich aus den gemeinschaftlichen Carotiden nach der ersten star- ken Arterie und treten in ihren Kanal ein. Beide gemeinschafiliche Carotiden verlaufen. hier- auf wie bei Fulica atra an der vorderen Fläche der Wirbelsäule. Auch hier bilden die Processus spinosi an- teriores keinen ganz geschlossenen Kanal; auch hier liegt am unteren Ende des Halses, wo die Carotiden an die vordere Fläche der Wirbel gelangen, die linke vor der rechten. Indem sie in die Höhe gehen, geben sie Muskelzweige, weichen nach oben unterhalb des oberen Kehlkopfes auseinander und theilen sich (jede) in die Art, carotis externa und interna. Die Art. carotis externa dextra giebt zuerst eine 358 Anatonılsch - physiologische Untersuchungen, starke Arterie, die sich in einen hinteren und einen vorderen Ast spaltet. Der hintere giebt Zweige zum Schlundkopfe, zur Luftröhre, eine nicht unbedeutende Art. cutanea colli lateralis descendens, die der adscen- dens entgegenstrebt, und setzt sich dann in die starke Art. oesophagea descendens fort. Der vordere ist stär- ker, giebt einen bedeutenden Zweig zum oberen Kehl- Kopfe und spaltet sich dann in die Art. sublingualis und in die Art.. submentalis. Die Art. sublingualis vereinigt sich mit der der entgegengesetzten Seite zu einem ge- ineinschaftlichen, in der Mittellinie zur Unterkiefermitte verlaufenden Stamme. Die Art. submentalis verzweigt sich in die zwischen den Unterkieferhälften gelegene Haut. An der linken Seite verlaufen diese Arterien auf dieselbe Weise; nur entspringt die Art. oesophagea des- cendens für sich aus der Art. carotis externa. Beide Arteriae carotides externae gehen hierauf als Art. palatinae an der inneren Seite der Musculi pte- sygoidei nach vorn, viele Zweige an die Muskeln ab- gebend und am hinteren Ende der hinten und vorn ge- schlossenen Gaumenspalte einander berührend, aber'nicht verschmelzend, dann wieder divergirend zum äusseren Rande der Gaumenspalte. Hier giebt jede 3 bis 4 starke Zweige, welche das Rete ınirabile maxillare bilden, aus dem nach oben ein einfacher Stamm hervorgeht, der zwischen der äusseren Fläche des Musculus pterygoideus ünd der Mundhaut in die Regio maxillaris interna ge- langt und hier auf eine bald“ näher zu beschreibende Weise endet. Die Arteriae palatinae gehen hierauf wieder weiter nach vorn und innen, geben eine Arterie ab, die am äusseren Rande des Oberkiefers nach vorn geht, und verschmelzen vor den vorderen Ende der Gäunenspal- te zu einem gemeinschaftlichen nach vorn verlaufenden Stamme. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 359 Die Art. carotis interna ist ungefähr 1 Zoll lang und spaltet sich, ohne vorher Zweige abzugeben, in drei gleich starke Arterien, in die Art..oceipitalis, in die Art. facialis und in die eigentliche Art. carotis interna. Die Art. oceipitalis nimmt die starke Art. vertebra- lis beim Hervortreten aus ihrem Kanale auf und ver- theilt sich in die Nackenmuskeln. Die Art. facialis geht vor dem Os quadratum wie gewöhnlich in die Höhe, giebt eine Art. maxillaris in- ferior, die in die Substanz des Unterkiefers tritt, einen Zweig, der nach innen geht, um mit dem aus dem Rete mirabile maxillare kommenden Zweige sich zu verbin- den, gelangt zum oberen Rande des hinteren Endes des Jochbogens, giebt hier einen Hautzweig in die Gegend der Ohröffnung und verläuft nun am oberen Rande des Jochbogens von hinten nach vorn, Die eigentliche Art. carotis interna theilt sich, so wie sie in das Schlafbein gelangt, in den äusseren und ‚ inneren Ast. Der äussere geht am äusseren Rande der Fenestra ovalis in der Paukenhöhle von hinten nach vorn, ohne aber in einem besonderen Knochenkanale eingeschlossen zu seyn, und zertheilt sich, so wie sie nach vorn aus dem Schlafbeine heryorkommt, in ein grosses Rete mira- bile ophthalmicum, an dessen äusserer und unterer Seite der Nervus maxillaris inferior liegt. Aus diesem Rete kommt die Art. palpebralis infe- rior, die Art. eihmoidalis und die Art. ophthalmica hervor. Die Art. eihmoidalis verläuft wie bei Podicops und bei Fulica. Die Art. ophthalmiea geht‘ ebenfalls wie bei jenen Thieren an die äussere Seite des Sehnerven, bildet hier ein sehr grosses Rete mirabile als Grundlage des Au- genfächers, welches das gleiche Netz bei Podiceps bei weitem an Stärke übertrifit, geht hierauf unter dem Seh- 360 Anatomisch -physiologische-Untersuchungen, nerven nach innen, indem. sie auch noch Zweigeient- sendet, die unter dem Sehnerven zum Fächer dringen, geht dann ‚den Musculus pyramidalis bedeckepd und vom Musculus obliquus inferior bedeckt weiter nach ‚vorn an der inneren Seite des Bulbus.” Hier entsendet sie viele Zweige, ‚die sich vielfach vertheilen und zwischen. dem Musculus pyramidalis und dem Musculus obliquus, supe- rior an der äusseren Fläche der Sclerotiea ‚ein ‚starkes und dichtes Wundernetz bilden, dessen Zweige da, wo sonst die Zweige der Art. ciliaris interna ‘in den ‚Bulbus dringen, die Selerotica durchbohren. Nachdem die Zwei- ge zu. .diesem Wundernetze abgegeben. sind, geht: die Art. ophthalmica zwischen dem Musculus rectus oculi internus und, dem-M. obliquus oculi superior zur. inne- ren, Wand der Augenhöhle und mündet in die Art. ol- factoria ein. Der Musculus pyramidalis wird an der inneren Seite des Sehnerven von der Art. ophthalmica: bedeckt; seine Sehne aber, die über dem Sehnerven (hier von. dem viereckigen Muskel umschlungen und gehalten) nach aussen geht, bedeckt, indem sie sich von aussen nach innen und ‚unten wieder umschlägt, um die Nieckhaut zu erreichen,. das Wundernetz an der ‚äusseren Seite des Sehnerven, Ich habe das Verhältniss dieses Mus- kels zu dem Wundernetze bei diesem Thiere genauer angegeben, weil. mir gerade hier die Injection vorzüg- lich 'gut gelungen war... Ich. bemerke nur, dass das Ver- hältniss der Lage dieser Theile zu einander in den frü- her beschriebenen ‚und ‚in. dennoch zu beschreibenden Thieren sich gleich ist, mit dem einzigen Unterschie- de, dass ich die Sehne bei allen übrigen 'Thieren das Wundermnetz mehr noch bedeckend und genauer an die äussere Seite des Sehnerven anschliessend fand als hier beim Storche. Der Bamus internus der Art. carotis interna geht vorzüglich über das Schlagadersystem der,Vögel. 361 nach innen, von: der Fenestra ovalis anfangs'so wenig wie der Ramus externus von einem eigenen Knochen-; kanale eingeschlossen, aber von. einer festen Haut be- deckt in der Paukenhöhle nach vorn, giebt zuerst einen, Zweig, der an der inneren Seite des Musculus ptery- goideus an die äussere Schädelbasis gelangt und sich in die Art. facialis mündet, ehe diese den. Zweig ent- sendet, der mit dem aus dem Rete maxillare kommen- den Zweige zusammenmündet. Noch weiter. nach vorn entspringt aus dem Ramus internus 'ein ‚bedeutender Zweig, der auch an die äussere Schädelbasis gelangt,, sich an den aus der Arteria faeialis kommenden Zweig legt, neben diesem eine Strecke verläuft, sich dann mit ihm verbindet zu einer gemeinschaftlichen Arterie, . die, mit der Arterie aus dem Rete palatinum zusammengeht. Hierauf geht der Ramus internus als’ eigentliche Art. carotis cerebralis in einem starken knöchernen Ka- nal weiter nach vorn und innen, verschmilzt unter dem Clivus mit der der entgegengesetzten Seite in einen .ge- meinschaftlichen, kurzen, sich gleich wieder in die bei- den Hirnschlagadern spaltenden Stamm, die. auseinan- der weichen und an das Gehirn ihre Zweige vertheilen, Die beiden Hirnschlagadern verlaufen, nachdem sie dem Gehirne ihre Zweige .extheilt haben, nach vorn ne- ben einander, gehen an der inneren Seite der Sehner- ven jede durch eine Incisur des Foramen optieum an die innere Wand der Augenhöhle, geben kleine: Zweige an die Augenmuskeln, nehmen die Art. ethmoidalis, das Ende der Art. ophthalmica auf, und ‚treten ‚als Axt. 'ol- factoriae von oben und hinten indie Nasenhöhle. Die Art. subelavia entsendet nach der. Carotis, die Art. axillaris und spältet sich darauf in die Art. tho- racica anterior und posterior, Die Art, axillaris geht in die Art. brachialis über; diese entsendet am unteren Ende des Oberarmes die Art. 362 Anatomisch-physiologische Untersuchungen; ' ulnar’s, dann die Art. radialis und setzt’ sich so fort in die Art. interossea. Die Art. ulnaris verläuft an’ der Ulnarseite des Vor- derarmes ungefähr bis zu dessen unterem Ende, den Muskeln Zweige ertheilend. Die Art. radialis ist schwächer als die ‘Art. ulna- ris, geht nur ungefähf bis zur Mitte des Vorderarmes nieder. Die Art. interossea, die Fortsetzung der Art. bra- chialis, geht zwischen beiden Knochen des Vorderar- mes nieder, giebt viele und starke Rami perforantes, geht über die Volarfläche des Carpus zwischen den Kno- “ chen der Mittelhand fort bis zu deren 'vorderem' Ende, wo sie zwischen dem Knochen durchgeht' zur Rücken- seite und hier bis zur äussersten Spitze der oberen Ex- tremität verläuft. Die Art. thoraeica anterior vertheilt sich grössten- theils in die Pectoralmuskeln und geht mit einigen durch- bohrenden Zweigen in die Haut. Die Art. thoracica posterior giebt zuerst einen Zweig, der an der inneren Fläche der Pectoralmuskeln bis zu deren hinterem Ende verläuft, verzweigt sich zum Theil in die Pectoralmus- keln, durchbohrt diese nahe vor ihrem hinteren Ende und verläuft so als Art. cutanea abdominis unter der 'Bauchhaut nach hinten. Sie durchbohrt die Pectoral- muskeln weiter nach hinten als dieselbe Arterie bei Fulica, ist aber nicht so stark als bei diesem Thiere !). Aus der Aorta descendens entspringen in folgender Ordnung die Art. coeliaca, 3 Linien hinter dieser die Art. mesenterica anterior; bald nach dieser an jeder Seite eine schwache Art. suprarenalis zu der Neben- { 1) Der Storch, an dem ich die Arterien beschreibe, ist ein weibliches Thier und vom Neste geschossen, während es Junge hatte. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 363 niere, ‘so die Art: renales änteriores zu den vortleren Nierenlappen; die Art. erurales, in der Mitte zwischen diesen und den Arteriis ischiadieis nach jeder Seite hin eine starke Art. saeralis lateralis, und dann’ spaltet sich‘ die Aorta in die beiden starken Arteriae ischiadicae und in die schwächere Art. sacra media. Die Art. coeliaca ist ausserordentlich stark, giebt gleich 'näch ihrem Ursprunge eine starke Arterie ab, die zum Theil’ für den Vorimagen, zum Theil für den Magen "bestimmt ist. Es entspringt aus ihr zuerst ein nicht unbedeutender Zweig, der am rechten Rande des Vormagens in die Höhe geht; hierauf ein sehr starker Ast, der am vorderen Theile der unteren Fläche des; Vor- ııagens niedersteigt und sich in die Substanz des Vorma- gens verzweigt, auch einen Zweig abgiebt, der am rech- ten Rande des Vormagens niedersteigt. Hierauf theilt sich die starke Arterie in zwei Aeste. Der eine geht schief von oben nach unten, von vorn näch hinten und von rechts nach links über den vorderen Theil der oberen Fläche des Vormagens bis zu dessen linkem Rande, an dem er anfangs noch et- was nach hinten geht, sich aber bald mit seinen Zwei: gen in’ die Substanz des Vormagens einsenkt. Der andere stärkere von den beiden Aesten ver-) läuft über dem hinteren Theile der oberen Fläche des Voritiagens schief von vorn nach hinten und rechts nach’ links gegen den linken Rand des Magens. Sie giebt auf diesem Wege viele Zweige in die Substanz’ des Vor- magens, von denen ein besonders starker sich gleich in sie einsenkt, und geht dann am linken Mägenrande fort bis zum hinteren Ende des Magens, wo sie mit der rechten Randarterie des Magens anastomosirt. Sie giebt in ihrem Verlaufe nach beiden Seiten hin viele Zweige, ‘ die durch feine Reiserchen mit den Arterien beider Flä- chen anastomosiren. 364 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, Die Art. ‚coeliaca, die-am rechten Rande des Vor-, magens. nach hinten geht, entsendet ‘hierauf, zwei Rami lienales, gleichzeitig, mit‘ dem hinteren Ramus lienalis. einen starken. Ramus intestinalis, die Art. gastrica in- ferior.. und, einen schwachen Ramus_hepaticus, dexter. Die hintere Milzarterie ist kurz aber stark, ‚ Die ‚Milz: selbst 9 Linien lang und 6 Linien breit. Der Ramus intestinalis verzweigt sich, an einen gros- sen‘, Theil des Dünndarmes und bildet, mit einem ‚ande- ren Ramus intestinalis der Art. coeliaca anastomosirend, einen starken. Gefässbogen, nach vorn, und mit einem Zweige der Art. mesenterica anterior einen Bogen nach hinten. ‚Die Art. gastrica inferior (die untere Magenarterie) PR zuerst eine. starke Arterie,, die'zum vorderen Ende der oberen Fläche des Magens geht und hier ungefähr in der Mitte zwischen der.linken Magenrandarterie und der Arterie, die über der Mitte ‘der oberen Sehne fort- geht, nach hinten verläuft, indem sie viele Zweige an die: Substanz des Magens vertheilt. Zunächst, giebt die Art. gastrica‘inferior einen star- ken Ramus hepatiche dexter und theilt sich dann, nach- dem sie noch 5 Zoll ungespalten verlaufen ‚., in. zwei, gleich starke ru i ... Der eine, die grössere, Arterie, der unteren Fläche des Magens,‘ geht über der, Mitte der Sehne. der .unte- ren Fläche des Magens nach hinten fort. , ‚Sie, giebt ei- nige, aber nur kleine Zweige, welche, die Sehne durch-, bohrend, in die Substanz des Magens dringen; ‚die mei- sten gehen über’der Sehne fort gegen den rechten Rand und das hintere Ende, des Magens, dringen in: die Sub- stanz des Magens ein und anastomosiren vielfach mit dem. grossen Randbogen. Nach links anastomosiren die Zweige auch mit der kleineren oder linken: gleich zu beschreibenden Arterie der unteren Fläch& vorzüglich iber das Schlagadersystem der Vögel. 365 Der zweite der beiden letzten Aeste der Arteria -gastrica inferior ist nur ungefähr $ Linie lang und spal- tet sich in die untere Arterie des hinteren Endes des Vormagens ‚und in die linke oder kleinere Arterie der unteren Fläche des Magens. Erstere ist fast 1 Zoll lang und senkt sich noch fast ungetheilt in die Sub- stanz des Vormagens; letztere verläuft an deni linken Rande der unteren Magensehne nach hinten, giebt Zwei- ge nach beiden Seiten und anastomosirt mit der linken Randarterie und der grösseren unteren Flächenarterie des Magens. b Nachdem die Art. gastrica inferior abgegeben ist, geht die Art. coeliaca weiter nach hinten, entsendet ne- ben dem -Pylorus die mittlere Arterie der oberen Ma- genfläche und theilt sich gleich darauf oder fast gleich- ‚zeitig in die Arterie des rechten Magenrandes und in ‘die starke Arteria intestinalis. Die mittlere Arterie der oberen Fläche ist schwä- cher als die Art. intestinalis und die Art. marginalis dextra, geht über der Mitte der oberen Sehne nach hinten und ‘anastomosirt mit der weiter nach links ver- laufenden schon beschriebenen Arterie der oberen Flä- ‘che, mit der rechten und linken Randarterie des Magens. Die Arterie des rechten, Magenrandes (Art. margi- nalis dextra) entsendet zuerst die starke Art. pancreati- - eo-duodenalis, dann eine starke Arterie, die hinter dem -Pylorus am rechten Magenrande nach hinten geht, das "hintere Ende des Magens aber nicht erreicht, hierauf mehrere Zweige zur oberen Fläche, verläuft am rech- ten Rande der oberen Magensehne, erreicht das hintere Ende des rechten Magenrandes, giebt viele Zweige nach beiden Seiten hin und bildet am’ hinteren Ende des Ma- gens einen Bogen mit der linken Randarterie. Die Art. intestinalis verläuft nach hinten und theilt- sich in 9 Rami mesaraici, die zwischen den Platten des ‚366 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, Bauchfelles zum‘ Dünndarme ‚kommen und hier theils unter sich, theils mit dem schon genannten Ramus in- testinalis der Art. coeliaca und theils mit ‚den Aesten der ‘Art. mesenterica anterior Bogen bilden. Diese Ar- teria intestinalis aus der Art. coeliaca übertrifft die Art. mesenterica anterior fast an Stärke und ist bestimmt, dem grössten Theile des Dünndarmes sein Blut 'zuzu- führen, nämlich dem ganzen obersten Theile und dem hintersten Ende. Ihr erster Zweig nämlich geht zum hintersten Ende des Dünndarmes und zu den Blind- därmen. Die Art. mesenterica anterior ist 2 Zoll lang, im Vergleiche zu der Art. coeliaca nur ein schwacher Stamm, theilt sich in 6 Rami mesaraici, die in kurzen Zwischen- räumen entspringen, sich an den Theil des Dünndarmes verzweigen, der das Diverticulum trägt, und unter einan- der und mit den Zweigen aus der Art. coeliaca Bogen bilden. Die Art. cruralis entsendet die starke Art, epiga- strica, geht dann zum ‚Oberschenkel, theilt sich in den vorderen und inneren Ast, die sich bis zum Knie hinab in die Muskeln verzweigen. Die Art. epigastrica giebt einen Zweig, der in der Richtung. gegen die letzte Rippe hingeht, und verläuft, den Bauchmuskeln Zweige gebend, bis zum hinteren Ende des Schambeines. Die Art. sacra media theilt sich, ohne vorher be- sondere Zweige abzugeben, an ihrem hinteren Ende in die Art, coccygea communis, die Art. mesenterica poste- rior und die beiden Art. hypogastricae. Letztere geben jede zuerst einen Ramus muscularis und gehen dann in die Art. pudenda interna über, die neben dem Ure- ter nach hinten verläuft. N Jede Art. ischiadica giebt, ehe sie durch die Inci- sura ischiadica zur Beckenhöhle hinausgeht, eine''starke vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 367 Art. renalis,' die in den mittleren Nierenlappen Zweige schickt und in der Substanz des hinteren Lappens bis zu dessen hinterem Ende geht. Die Art. ischiadica geht in Begleitung des Nervus ischiadieus zur Beckenhöhle hinaus, am Oberschenkel nieder, in die Art. poplitea, ‘diese in die Art. tibialis posterior, diese in einer Entfernung von 2} Zoll vom oberen Ende des Unterschenkels in die Art. tibialis an- terior über. Bis zu dieser 'Stelle entspringer aus dem Stamme der Arterie Muskelzweige; ein Zweig, der am oberen Ende des Unterschenkels zwischen Tibia und Fibula nach vorn zu den Muskeln geht; Zweiglein, wel- che die als Nervi tibiales anteriores an die vordere Flä- che des Unterschenkels gehenden Aeste des Nervus pe- ronaeus begleiten. Die starke Art. tibialis anterior geht an der vor- deren Fläche des Unterschenkels nieder, hinter dem Li- gamentum transversum fort, in die Art. tarsea über, die am unteren Ende des Tarsus sich in den Ramus dor- salis und Ramus plantaris spaltet. Der Ramus dorsalis geht zwischen dem Condylus externus und medius des unteren Endes des Os tarsi nieder und spaltet sich in eine Art. digitalis interna der äusseren und externa der mittleren Zehe. Der Ramus plantaris geht durch eine Oefinung des Os tarsi an die hintere Fläche desselben, giebt einen Zweig zur hinteren Zehe und spaltet sich in eine Art. digitalis interna digiti medii und externa digiti interni, $. 10. Von einigen Schlagadern des schwarzen Storches. (Ciconia nigra.) Nur die Arterien des Rumpfes eines Thieres dieser Art habe ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt; ich theile ihre Beschreibung mit, weil die Injection einiger 368 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, Arterien hier besser gelungen ist als beim weissen Storche; weil sie zum Theil zur Bestätigung dessen dient, was von den Arterien des weissen Storches ge- sagt ist, zum Theil einige Abweichungen darbietet. Die erste (starke) Arterie der Carotis communis giebt einen Zweig, der als’ Art.'oesophagea descendens niedergeht, dann an der linken Seite die Art. oesopha- ‘gea adscendens sinistra, die weiter nach oben zur Art. oesophagea anterior wird und viele Zweige zur vorde- 'ren Fläche der kropfartigen Erweiterung des .. gus entsendet. Hierauf entspringt aus der Carotis communis eine starke Arterie, die sich in einen nach oben und einen nach unten und hinten gehenden Ast spaltet. Ersterer ist die Art. vertebralis, letzterer (der Art. intercostalis prima des Menschen analog) ist die Art. intercostalis communis. Sie geht zwischen den beiden Wurzeln (Ca- pitulum und Tabereulum) der hinteren Rippenenden nie- der und zur Seite der unteren Fläche der Rückenwir- bel nach hinten. Jede dieser Arterien giebt neben jedem Rückenwirbel einen Zweig, der gegen den Rückenwir- bel geht, sich in ein vorderes und ein hinteres Zweig- lein spaltet, die sich mit den gleichen Arterien der ent- gegengesetzten Seite in der Mitte der unteren Fläche jedes Rückenwirbels wieder zu einer einfachen Arterie verbinden, die nach vorn und nach hinten mit den ih- nen vom nächsten Rückenwirbel' kommenden Arterien zusammenmünden, So entsteht an der- unteren. Fläche der Rückenwirbel ein fortlaufendes arterielles Gefäss, welches unter jedem Wirbel durch eine Insel unterbro- chen wird. Der Stamm der Art. intercostalis communis geht nach hinten, giebt alle Arteriae intercostales (mit Aus- nahme der letzten aus der Art. epigastrica entspringen- den) ab; die sonst aus der Aorta entspringen, und mündet vorzüglich über das Schlagadersystem'der Vögel. (369 nach hinten ‘zusammen mit einem Zweige der Arteria lumbaris. Das‘ Verhältniss: der: Stärke ehe Art. mesenteriea anterior zu der der Art. coeliaca ist wie beim weissen Storche. Die Art. suprarenales finde ich nicht als be- sondere Zweige der Aorta. Die Arteriae renales ante- ziores und die Arteriae crurales entspringen gleichzeitig; erstere mehr aus der unteren, letztere mehr aus der 'Seitenfläche der Aorta.' Die starken Arteriae saerales la- terales entspringen auch hier wie beim weissen Storche in der Mitte zwischen den Arteriis eruralibus und Art. “schiadieis; sie beugen sich nach hinten um 'und schi- ‘cken durch die Foramina sacralia inferiora Rami spina- les in den Canalis sacralis. Die Arteriae ischiadieae geben auch hier eine starke Arteria renalis, die einen Zweig in den mittleren Nierenlappen giebt, und deren Fortsetzung dann im hinteren Lappen verläuft. "Die. Art. sacra media giebt einige Linien vor ihrem hinteren Ende die Art. mesenterica posterior, und spaltet sich dann in die Art.‘ hypogastricae 'und die Art. coceygea commu- nis, die sich wieder in die Art, coccygea media und'in die beiden Art. coceygeae laterales spaltet. Eine ausführliche Beschreibung der Art. coeliaca gebe ich nicht, da sie in ihrem Verlaufe und ihrer Ver- theilung mit der beim weissen Storche übereinstimmt, Als Verschiedenheit ist nur zu bemerken‘, dass die .Ar- terie, welche über der‘ Mitte der oberen Magensehne beim weissen Storche verläuft, hier viel schwächer als dort ist, und die Mitte der Sehne kaum’ eireicht, dass die Arterie, welche aın linken Rande der oberen Ma- gensehne verläuft, dagegen hier viel’ stärker’ als "beim weissen Storche ist und sich” Weiter’näch hinten er- streckt; dass ferner die beiden Arterien der unteren Fläche ‚gleich stark sind, und ‚dieveine am linken, die , andere am rechten Rande der Sehne nach’ hinten ver- Meckels Archiv f. Anat, u. Phys. 1829, 24 370 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, läuft. Endlich geht die rechte Randarterie des Magens früher als beim 'weissen Storche an den Rand, ohne vorher wie bei diesem noch eine andere bedeutende Ar- terie ihm zuzusenden. 5 11. \ Beschreibung der meisten Schlagadern des grauen Reihers. (Ardea cinerea.) *) Der Aortenursprung, theilt sich wie in den früher beschriebenen Thieren. Der linke. Truncus oder die Art. subelavia sinistra verläuft ungefähr 14 Zoll und theilt sich dann in die Art. carotis sinistra, die Art. axillaris, einen Zweig, der zu den zwischen der Furcula und Clavicula gelegenen Muskeln. geht, und. die Fortsetzung der Art. subelavia. Die Carotis sinistra entsendet zuerst einen kurzen Ast, der zu der kleinen, am unteren Ende des Halses gelegenen Drüse geht, und in ihr, sich mit vielen fei- nen Zweigen ;ausbreitet; dann, mehrere ‚Zweige zum un- teren. Kehlkopfe ‚und dessen Muskeln, so wie: zur ;Spei- seröhre, und. darauf eine sehr starke Arterie,:die zuerst noch einen kleinen Zweig zu der bezeichneten Drüse giebt, ‚gleichzeitig einen anderen zu den zwischen der Fureula und ‚Clavicula ‚gelegenen Muskeln, die Art. oe- sophagea. adscendens ‚sinistra , und sich fortsetzt in die Art. transversa,colli,..die einen- Zweig giebt, der zur Schulterhöhe ‚nach aussen geht, um sich mit einem Ra- mus pectoralis 'perforans zu verbinden, und sich in die Art, cutanea, colli. lateralis „sinistra ‚fortsetzt. Hierauf entsendet die Carotis: sinistra die Art, vertebralis und steigt zur, vorderen Fläche der Halswirbel in die Höhe. Die Art. carotis communis dextra entsendet. diesel- 1) Ich habe zwei junge, im September getödtete, ib die- ser Art injicir& und untersucht. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 371 ben Zweige wie die Art. Carotis sinistra, nur: spaltet sich die starke erwähnte Arterie später als in. der. lin- ken Seite in die Art, oesophagea adseendens und indie Art. transversa colli, Nachdem .die Art. vertebralis ab- gegeben ist, geht auch die rechte Carotis an die vor- dere Fläche der Wirbel in die Höhe. Beide Carotides communes gehen neben einander durch den Kanal: der vorderen Dornfortsätze der Halswirbel, der aus sieben Löchern besteht, in ‘die Höhe ‚und, weichen nach oben wieder, jede nach der Seite, von. der sie ausgegangen ‚ist, hinstrebend, auseinander. : Unterhalb des untersten vorderen Dornfortsatzes (die alle vorn doppelte glätte Flächen darstellen, auf welchen. die Sehnen der langen Halsbeuger gleiten) liegt: die linke Carotis vor der rech- ten, indem sie diese in, dem einen Falle ganz, in Br: andern nur zum Theil bedeckt. Jede Art. carotis communis spaltet sich nach. oben in. die Art. thyreoidea superior, die Art. occipitalis, ‚ei- ‚nen Ast, der sich in die Art. palatina und die Art, fa- cialis spaltet, und in die Art. carotis interna. Die Art, oceipitalis, ist schwächer 'als. die übrigen, nimmt die Art. vertebralis, nachdem sie aus ihrem. Ka- nal hervorgetreten ist, auf und vertheilt ‚sich ‚in ze Nackenmuskeln und in die Haut. Die Art. thyreoidea superior theilt sich in die Art. ‚sublingnalis und: in die Art. ‚oesophagea ‚descendens. d Die Art. palatina, verbindet sich, nach vorn in der „Mittellinie ‚unter der Gaumenhaut mit, der, der entgegen- gesetzten Seite zu einem’ gemeinschaftlichen Stamme, ‚Die Art. carotis interna spaltet sich, indem sie das Schlafbein erreicht, in einen äusseren und inneren Ast. „Der äussere geht am üusseren Rande der Fenesira oya- ‚Jis'nach vorn und verzweigt sich, sobald er das Schlaf- ‚bein verlassen hat, ‚in ein Imzen und starkes Wun- dernetz. 24 * 372 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, Der innere Ast verschmilzt unter dem Clivus mit dem: der entgegengesetzten Seite zu einem gemeinschaft- lichen Stamme, der sich gleich wieder in die beiden auseinander weichenden Hirnschlagadern spaltet. ' Diese gehen, nachdem sie’ dem Gehirne seine Zweige ertheilt haben, an der inneren Seite der Sehnerven durch ‘die ‘Foramina optica zur inneren Augenhöhlenwand und so- dann in die Nasenhöhle. ; Die Arterien‘ der oberen Extremität verlaufen wie bei Podiceps, nicht wie beim weissen Storche, Die Fortsetzung der Art. subelavia giebt zuerst an jeder Seite zwei nahe aneinander entspringende Arte- ‘riae mammariae internae, und theilt sich dann in die -Art. thoracica anterior, media und posterior. " Die eine “der beiden Arteriae' mammariae verläuft hinter dem Sternum unweit der Mittellinie nach "hinten, die’andere an der’Grenze des vorderen Endes der Rip- “pen und der den Rippenknorpeln ‘der Säugethiere 'ent- -sprechenden Knochenstücke, welche die Rippen mit dem Brustbeine verbinden. ‚2 Die Art. thoracica anterior giebt ausser den vielen -Zweigen zu den Brustmuskeln einige, das vordere Ende der Brustmuskeln durchbohrende, Hautzweige, die schwach und nur an einem Thiere an einer Seite gefüllt sind, einen Ast, der die Brustmuskeln ungefähr in ihrer Mitte durchbohrt und sich unter der Haut in einen vorderen “und hinteren Zweig spaltet. Der’vordere verbindet sich -mit der Art. transversa colli, der hintere mit einem Zwei- ge der Art. cutanca abdominis. ‘Die Art. thoracica posterior giebt zuerst einen Zweig, der bis zum hinteren Ende der Peetoralmüskeln an ih- "rer inneren Fläche verläuft, ‘und durchbohrt die Pecto- -ralmuskeln kurz vor ihrem hintersten Ende, giebt’einen -näch vorn Taufenden Zweig und endet nach hinten ala Art. cutanea abdominis. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 373 Die Aorta descendens bildet wie bei den übrigen Vögeln, über den rechten Bronchus fortgehend, einen starken und weiten Bogen. Die Aorta verengt sich aber plötzlich auffallend, so wie sie zur Seite der Wirbel- säule gelangt,, und entsendet dann, nach hinten fortge- hend, folgende Arterien: Die Arteriae intercostales, die Arteria coeliaca, mesenterica anterior, die Arteriae re- nales anteriores, die sich nicht nur an die vorderen Nierenlappen, sondern auch an die Nebennieren verthei- len, die Arteriae crurales, mehrere schwache Rami sa- crales, und spaltet sich dann in die Arteria sacra me- dia und. die beiden starken Arteriae ischiadicae. Die Arteriae intercostales entspringen aus dem obe- ren Umfange der Aorta, so dass ein gemeinschaftlicher Ast sich immer in zwei Zweige.spaltet, von denen der eine als Art. intercostalis zur einen, der andere zur an- deren Seite zwischen zwei Rippen verläuft. Die Arteria coeliaca entsendet zuerst einen Ast, der sich gleich in 2wei an die Flächen des unteren erwei- terten Endes des Oesophagus vertheilende Zweige spal- tet, hierauf die sehr starke Arterie der oberen Magen- fläche, eine Arterie zur vorderen Fläche des untersten eingeschnürten Theiles des Oesophagus, . verläuft dann im Hilus lienalis, wo sie sieben kurze Rami lienales zu der sehr dicken 14 Zoll langen Milz abgiebt, ent- sendet etwas oberhalb des hinteren Endes der Milz eine starke Arteria hepatica, und spaltet sich dann in die Art. gastrica inferior und in die Art, pancreatico- duo- denalis. Der Arterie der oberen Magenfläche (Art. gastrica superior) ist sehr stark, giebt zuerst Zweige zum un- tersten eingeschnürten Einde der Speiseröhre, und theilt sich dann in die linke Randarterie des Magens und die eigentliche Arterie der oberen Magenfläche, welche beide ungefähr gleich stark sind und sehr gekrümmt nach hin- 374 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, ‘ ten verlaufen. Die linke Randarterie erstreckt sich nur “etwas über die Mitte des linken Randes nach hinten; die Flächenarterie geht über der Mitte der oberen Flä- che fort, gelangt, Zweige abgebend, an das hintere Ende des linken Randes und verläuft-an diesem weiter, Die Arteria hepatica giebt zuerst einen schwachen und gleich darauf einen starken Ramus’intestinalis zum Ende des Duodenum und Anfange des Jejunum und dringt hierauf in die Substanz der Leber ein. Die Art. gastrica inferior geht über den’ stark er- weiterten Vormagen fort, giebt einen nach vorn verlau- fenden, in die Substanz des Vormagens sich verzwei- genden Ast und verläuft, viele Zweige abgebend und sehr gekrümmt, über die Mitte der unteren Fläche des Magens bis zu seinem hinteren Ende. Die Art. pancreatico -duodenalis giebt zuerst einen starken Ramus intestinalis, der erst noch einen Zweig zum hintersten Ende der Milz entsendet und’ dann zum Ende*des Dünndarmes geht, verläuft eine Strecke nach hinten’ und spaltet sich in eine Arteria pylorica, einen Raus intestinalis und in die eigentliche Art. panereatico- duodenalis,, welche stärker als die beiden vorigen ist. Die Art. pylorica geht nahe am Pylorus am hinte- ren Ende der öberen Fläche nach hinten und zu dem hinter dem Pylorus gelegenen Theile des rechten Ma- genrandes, an dem sie bis zum hinteren Ende des Ma- ei verläuft. ''Der Ranius intestinalis geht zu einer der hinter- sten Windungen des Dünndarmes. j Die Art. pancreatico-duodenalis geht bis zum Ende des Pancreas, diesem und dem Duodenum viele‘ und bedeutende Zweige ertheilend. Die Arteria mesenterica anterior, nur um weniges . schwächer 'als: die Art. coeliaca, verzweigt sich an den, grössten Theil des Dünndarmes. Sie giebt 2 Rami vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 875 mesaraieci, von denen der erste mit dem Zweige aus der Art. hepatica, der letzte mit dem aus der vorde- ren Magenarterie einen Bogen bildet. Diese Rami me- saraici entzpringen so nahe an einander, dass es das Ansehen hat, als ob die Art. mesenterica sich in einen Quirl vertheile. Sie verlaufen zwischen den Platten des Mesenteriums, theilen sich bald in Zweige, die sich wie- der verbinden und Bogen bilden, dann weiter fortgehen, nahe am Darme sich zum zweiten Male theilen und zum zweiten Male wieder verbinden und Bogen bilden. Ich habe zuerst die Vertheilung der Art. coeliaca und mesenterica anterior, wie ich sie an dem einen Thiere fand, beschrieben. An dem zweiten findet die Vertheilung auf dieselbe Weise Statt mit wenigen in Folgendem bestehenden Abweichungen. Die erste-aus der Arteria coeliaca kommende, sich gleich in zwei Zweige spaltende Arterie entspringt nicht mit einem. gemeinschaftlichen. Stamme, sondern beide Zweige entspringen neben einander. Die Art. coeliaca entsendet noch vor der oberen Magenfläche einen Zweig zur vorderen Fläche des untersten Endes der Speise- söhre. Es entspringen aus der Art. coeliaca nur 5 Rami lienales. Sonst erhält die Milz keinen Zweig weiter. Die Art. hepatica entsendet nicht zwei, sondern nur ei- nen Ramus intestinalis. Die Arteriae erurales geben an jeder Seite einen Zweig zu den vorderen Nierenlappen, zeigen in ihrem Verlaufe sonst niehts Eigenthünnliches. Aus der Art. sacra media entspringen nach jeder Seite hin viele feine Zweige, die durch die Foramina saeralia inferiora. in den Canalis sacralis »treten, von denen einige nach hinten in die Muskeln des Steisses gehen, und von denen zwei stärkere an der rechten Seite sich in die Substanz des hinteren rechten Nieren- lappens verzweigen. Zwei Linien vor ihrem hinteren 376 - Anatomisch-physiologische Untersuchungen, Ende entsendet die Art. sacra media die «Art. 'mesente- rica posterior und theilt sich darauf in die Art. cocey- gea communis und einen kurzen Stamm, der sich gleich in die beiden-Arteriae hypogastricae spaltet. - Die Art. coceygea communis theilt sich wieder in die Art. c. media und die beiden Art. c. laterales. Die Arteria ischiadica giebt an der linken Seite, ehe sie zur Beckenhöhle hinausgeht, einen starken Ast zum hinteren Nierenlappen, der an der rechten Seite fehlt *), giebt, nachdem sie zur Beckenhöhle hinausge- gangen ist, Muskelzweige und geht in die Art. popli- tea, diese in die Art. tibialis posterior, und diese 2 Zoll unterhalb des oberen Endes des Unterschenkels in die Art, tibialis anterior über. Die Art. poplitea entsendet‘ am unteren Ende des Oberschenkels einen starken Ast, der, von den Muskeln bedeckt, an der äusseren Seite des oberen Endes des Unterschenkels zu seiner vorderen Fläche niedersteigt und sich hier in einen anderen Zweig der Art. poplitea einmündet, der am obersten Ende des Unterschenkels zwischen seinen beiden Knochen nach vorn kommt und sich in die Muskeln verzweigt. Noch weiter nach un- ten entsendet die Art. poplitea einen anderen Ast, der sich in einen inneren und einen äusseren Zweig theilt, Der innere geht unter der Haut des Unterschenkels' an dessen hinteren Seite nieder; der äussere giebt Muskel- zweige, schlägt sich um die äussere Seite des Unter- schenkels und mündet sich an dessen vorderen Fläche in einen Ast der Art. tivialis, indem diese an die vor- dere Fläche des Unterschenkels gelangt. Der Ast nänı- lich der Art: tibialis, der aus dieser entspringt, indem 1) Es ist diese Bildung, so wie der schon angegebene Ur- sprung der rechten hinteren Nierenarterien aus der Art, sacra media in beiden von mir untersuchten Thieren gleich, vorzüglich über: das Bchlagadersystem der Vögel. 377 sie nach vorn kommt, -theilt sich in einen äusseren und inneren Zweig, welche ‚neben der Art. tibialis anterior als Andeutung eines Wundernetzes niedersteigen. Der äussere mündet in einen starken Zweig, der 1 Zoll ober- halD* der Condyli des unteren Endes ‘der Tibia aus. der Art. tibialis entspringt und hier noch ein kleines Netz bildet; der innere geht tiefer nieder und mündet in.ei- nen Zweig, der zwischen beiden Condylis des unter- sten Endes der Tibia aus dem Stamme der Arterie her- vorkommt. l $. 12. Beschreibung der Kloake des jungen grauen IE Reihers, Beide von mir untersuchten Exemplare sind weib- lich. Die Kloake ist vom Ende des ‚Mastdarmes durch eine schwache Falte geschieden. Eine schwache Falte deutet eine Trennung zwischen dem ersten und zweiten Raume an; eine Klappe, die breit und dünnhäutig ist, scheidet den zweiten Raum vom dritten und bedeckt von unten die Oeflnung der Bursa Fabricii, die nahe an dem hinteren Ende der Kloake liegt. Das hintere Ende der Kloake wird von der After- öflnung, ‚die vom Ende der Klöake bis nach aussen 3 Linien tief ist, durch eine sowohl oben als unten 14 Linien breite Klappe geschieden. Vom rechten Eileiter ‚finde ich keine Spur, der linke ist ziemlich weit; doch bin: ich unsicher, ob die Oefl- nung, durch welche ich mit der Borste in die Kloake dringe, künstlich gemacht oder natürlich ist. Ohne die Borste einzuführen, sehe ich die Oeflnung nicht. “Die Bursa Fabricii ist 10 Linien lang, 6 Linien breit, zeigt eine geräumige Höhle, drüsige, aus wirk- lichen Acinis bestehende Wände, und in ihrem Inne- ' 378 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, ren zahlreiche, äusserst feine aber deutliche Oeffnungen, aus denen eine gelbliche Flüssigkeit hervorquillt. Von dem mittleren unteren Theile der vorderen Fläche der Klappe, die die Kloake nach hinten von der Afteröffnung scheidet, gehen zwei nahe an einander lie- gende, nur durch eine schwache Rinne gesonderte Säul- chen oder Falten der inneren Haut ab, die nach aus- sen und oben-zur oberen Wand der Kloake sich um- beugen und. vor den Oeffnungen der Harnleiter in der Mittellinie sich vereinigen, um die schwache Falte zu bilden, welche als die Andeutung einer Grenze zwischen dem ersten und zweiten Raume anzusehen ist. $. 18. Beschreibung der meisten Schlagadern einer jun- gen Rohrdommel. (Ardea stellaris.) Der Aortenursprung zeigt nichts Eigenthümliches. Die rechte Arteria subelavia entsendet zuerst die Art. carotis communis dextra. Diese giebt zuerst einen klei- nen Ast, der sich gleich in einen aufsteigenden und ei- nen absteigenden Zweig spaltet. Der absteigende geht an der rechten Seite des Oesophagus in die Brusthöhle, der aufsteigende an der rechten Seite der Luftröhre in die Höhe, ist äusserst fein, nimmt in diesem Laufe viele Zweiglein aus der Art. oesophagea anterior auf und ver- bindet sich mit einem feinen Zweiglein der Art. oeso- phagea descendens dextra, das an der Seite der Luft« xöhre hinabsteigt. Hierauf entspringt aus der hinteren Fläche der Carotis die Art. vertebralis und gleich darauf aus der äusseren Fläche der Carotis eine starke Arterie, die dem untersten Ende des Halstheiles des Oesophagus Zweige ertheilt, dann eine Art. transversa colli, giebt, hierauf, an die hintere Fläche des Oesophagus geheftet, aufwärts steigt und sich am oberen Ende des unteren Drititheiles des Halses in die eigentliche Art. oesopha- vorzüglich über das Schlagadersystem der'Vögel, 379 gea posterior adscendens und die Art. cutanea colli la- teralis adscendens spaltet. Die Art. transversa colli ist ein schwacher Ast, geht nach aussen und oben zur Schulterhöhe und spaltet sich hier unter der Haut in ein nach vorn und ein nach hinten gehendes Zweiglein. Die Art. cutanea colli lateralis kommt unter das linke Fettpolster der starken Halsfedern und theilt sich in einen nach hinten und unten zurücklaufenden, und einen stärkeren an der rechten Seite des Halses auf- wärts steigenden Zweig. Die Art. oesophagea posterior adscendens ist stark, bildet nach oben einen Bogen mit der Art. oesophagea descendens dextra und entsendet viele Zweige, die mit der Art. cutanea colli lateralis dextra, und andere, die an den Flächen der Speiseröhre mit Zweigen aus der Art. oesophagea anterior anastomosiren.! An der linken Seite entspringen die ersten Zweige aus der Art. carotis communis auf dieselbe Weise wie an der rechten Seite, nur mit dem Unterschiede, dass die starke Arterie viel früher als an der rechten Seite (4 Linie nach ihrem Ursprunge) in die Art. oesophagea adscendens und in die Art. cutanea colli lateralis sini- stra spaltet. Die Art. oesophagea adscendens ist hier die Art. oes. adsc. anterior, indem: sie zwischen der Luftröhre und der Speiseröhre nach oben geht, Beide Arteriae carotides communes gehen zur vor- deren Fläche der Halswirbel in die Höhe, und durch den Kanal ihrer vorderen Dornfortsätze in die Höhe ne- ben einander liegend, und am oberen Ende des Halses wieder aus einander weichend. ' Unterhalb des untersten Dornfortsatzes liegt die linke Carotis vor der rechten, und oberhalb des obersten legt 380 ‚‚Anatomisch-physiologische Untersuchungen, sie sich, zum. zweiten Male, auf. eine kurze, Strecke vor dieselbe. ' Jede Carotis communis theilt sich am oberen Ende des Halses indie Art. carotis externa) und interna. Die, Art, carotis externa entsendet zuerst die Art, oceipitalis, welche Haut und Muskeläste abgiebt, das Ende der Art. vertebralis,. wo sie am oberen Ende ih- res Kanales heryorkommt, aufnimmt. und einen schwa- chen Ramus spinalis zwischen dem Hinterhauptsbeine und dem‘Atlas in den Rückgrathskanal schickt. Hierauf spaltet sich die Art. carotis externa in ei- nen vorderen und einen hinteren Ast. Der vordere spal- tet sich in die Art. palatina und die Art, facialis; der hintere verläuft ungefähr 3 Linien weit nach hinten, entsendet die starke Art. sublingualis, eine starke Ar- terie, die zum oberen Kehlkopfe, zu den Zungenbein- muskeln und zum Schlundkopfe Zweige schickt, ein fei- nes Zweiglein, welches mit der an der Seite der Luft- röhre aufsteigenden feinen Arterie sich verbindet, und ‚spaltet sich zuletzt in die Art. cutanea 'colli Tateralis descendens und in die Art. oesophagea descendens. Die Art sublingualis giebt Zweige an die Zungen- beinmuskeln und die Haut und verläuft nach vorn, ohne sich, wie es mir scheint, mit der der anderen Seite zu einem Stamme zu verbinden; wenigstens geschieht dies nicht bis in geringer Entfernung von der Vereinigung beider Unterkieferhälften, so weit die Arterien mit der Injectionsmasse gefüllt sind. Die Art. eutanea colli lateralis descendens ist schwä- cher als die Art. oesophagea descendens, die sich an'der linken Seite mit der: Art. oesophagea adscendens ante- rior, an der rechten Seite mit der posterior verbindet. Die Art. palatina giebt am vorderen Rande des Mus- eulus pterygoideus kleine Zweiglein, die hinter dem Un- terkiefer zum Mundwinkel in die Höhe gehen und hier | | | | vorzüglich über das ‘Schlagadersystem der Vögel. 381 ein sehr schwaches Netz bilden, welches einen‘ "Zweig der Art. facialis aufnimmt und’ein Zweiglein nach oben abschickt, welches bis’ zum inneren Ag chrviuebl ‚geht, aber die Haut an der Schnabelwurzel füicht® erreicht. Die Art. facialis verläuft anfangs wie gewöhnlich, giebt aber an das Gesichtnur einen feinen Zweig, der neben ‘dem’ Jochbogen zu’ dem feinen Po seht, wer ches am Mundwinkel legt. Die Art. carotis interna spältet sich sehon, 'ehe sie das Schlafbein erreicht, 'in den äusseren und”inneren Ast. Der äussere geht am äusseren Rande der Fene- stra ovalis in einem 'nöch nicht ganz verknöcherten Ka- nale nach vorn, giebt, ehe er das Schläfbein verlässt, ei- "nen Zweig, der durch die Knochensubstanz nach hinten und oben geht, am Hinterkopfe unter" die Haut ‚gelangt und sich in diese und in die Muskeln verzweigt. So- bald der äussere Ast nach’vorn aus dem’ Schlafbeine hervorgekommen ist, vertheilter sich'in ein langes Waun- dernetz, welches bis zum äusseren Augenwinkel reicht, einen Ramus palpebralis inferior‘, einen Ramus palpe- bralis superior, eine Arteria frontalis, die Art. ‚ophthal- inica und einen feinen Ramus maxillaris, der den Ner- vus maxillaris inferior begleitet, Sitsändil WERE MAIER Die Art! frontalis' geht erst am oberen "Aigenhöh- - Jenrande nach innen, dann’ quer über der Stirne Zuk Wurzel des Schnabels, verzweigt sich hierin die Haut ünd bildet mit der der EUROS ERENTO Seite ein ‚ge meinschaftliches Netz. Die Art. 'ophthalmica bildet an der'äusseren Seite ‚des Sehnerven das Wundernetz für den’ Fächer, ünd “auch an der inneren Seite des Bulbus ein’ Netz, uk dem “die Art. eiliares internae durch die Sclerotica deingen. Der innere Ast der Carofis interna geht ih "einem "bereits ganz knöchernen Känale nach vorn tind’ innen, verschmilzt unter dem Clivus mit der der anderen Seite 382 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, ‚, zu einem,einfachen, sich gleich wieder theilenden Stamme, Die Hirnschlagadern gehen, nachdem. sie die Hirnzweige abgegeben haben, an der: inneren Seite der Sehnerven zur.inneren. Wand der Ansehen und. dringen dann in «die Nasenhöhlen. Nach‘ der Art. carotis communis entsendet die Art. subelavia die Art. ‚axillaris,' einen Zweig, der‘ von in- nen in die zwischen der Fureula und Clavicula gelege- nen, Muskeln dringt, und spaltet sich in die Art. tho- zacica ‚anterior, Baakerio und in die Art.'mammaria interna,.,, . Die. Art. ‚mammaria ‘interna spaltet ich in ‚einen äusseren und ;einen’inneren Zweig. ' Der innere verläuft hinter dem Brustbeine, der äussere an der Grenze zwi- schen . den. Rippen und den:sie mit dem Brustbeine ver- bindenden, ‚Knochenstücken, j 519.Die Arteria axillaris und die Arteria thoracica an- trier, und ‚posterior verlaufen‘ wie bei Ardea cinerea, AR + Die Aorta.posterior entsendet die Art.’coeliaca, die Art. mesenterica anterior, die ‘Art. renales anteriores, ‚die Art. erurales (die ‚rechte etwas früher als die linke) und spaltet sich. dann,in die. beiden Arteriae ischiadicae und in die Art. sacra media, „|: ..r...Von, ‚der Arteria, coeliaca und: der "Art. mesenterica ‚anterior weiss, ich wenig anzugeben. , Die Art. coeliaca ist: ‚stärker ; ‚als ‚die: Art. mesenterica anterior... Beide Flä- g henarterien des Magens sind stark; die Arterie des lin- ken Magenrandes fehlt und ist nur durch jeinen 'schwa- ‚chen Zweig, angedeutet,.‚der aus der oberen ‚Flächenar- ‚terie entspringt:, „Die, Arterie..der oberen ‚Fläche geht schief, über. der; oberen Fläche ‚bis zum hinteren Ende des vorderen Dritttheilesı des Magens, ' giebt: Zweige, .die bis zum; ‚hinteren Ende des, Magens verlaufen, und schlägt sich ‚selbst i über dem linken; Magenrande 'an. die. untere Fläche des Magens I; ' vorzüglich über das. Schlagadersystem der Vögel, 383 ‘ Die Art. ischiadiea geht durch die. Incisura ischia- dica zur Beckenhöhle hinaus,-in die Art. poplitea, diese in die Art. tibialis posterior, und diese am unteren Ende des oberen Dritttheiles des Unterschenkels, in ‚die Ar tibialis anterior über. Die Art. poplitea giebt ei einen Zweig, 'der am Ai ren Ende des Unterschenkels zwischen seinen beiden Knochen: durchgeht, einige Arterien an. die, Muskeln, er- theilt, dann aber zum Wundernetze niedersteigt.: Aus- serdem entsendet die Art. poplitea noch einen ‚anderen Zweig, der den Muskeln und der Haut Zweiglein er- theilt, sich 'an. die. vordere Fläche des Unterschenkels begiebt und in einen Zweig der Art. tibialis einmün- det, wo’ diese an die vordere Fläche des Unterschenkels gelangt.) ; Die Art. tibialis theilt sich, indem sie zur ee Fläche des Unterschenkels kommt, fast ganz in das, starke. Wundernetz, so dass der Stamm nur etwas stär- ker bleibt als die übrigen parallel neben einander herab- steigenden Zweige des Netzes, welches an der vorderen Fläche der Tibia niedersteigt und sich etwas oberhalb des Knöchelgelenkes in eine äussere und innere Abthei- lung spaltet. Die innere Abtheilung ist stärker als die äussere, aber etwas unterhalb der Verbindung der Ti- bia mit dem Tarsus geht ein Theil der inneren Abthei- lung in die äussere über, ‘so dass diese hun als: die stärkere erscheint, | Die innere Abtheilung geht nach in- nen von der Sehne des Extensor communis-digitorum nieder, giebt in der Mitte des Tarsus einen Zweig, der sich an dessen hintere Fläche schlägt. ; Hierauf geht die Fortsetzung der inneren Abtheilung , nur noch aus einem “einzigen Zweige bestehend, nieder bis zwischen den Con- Jylus internus und medius des unteren Endes des Tar- sus, und geht hier über,in den inneren ‚Ast der äusse- zen Abtheilung. Der an,die hintere Fläche abgegangene 384 Anatomisch -physiologische Untersuchungen,» ‘Zweig geht’ hier am inneren Bande des Tarsus nieder in einen Ramus digitalis zur hinteren Zehe, der'als die Fortsetzung’ ähtusehen ist und einen schwächeren Zweig ‚absendet, ‘der zur Rückenseite der ersten Phalanx der inneren Zehe gelangt und zwischen der inneren ‘und mittleren Zehe. in eine Arterie mündet, die. durch die Vereinigung des inneren 'Astes‘der äusseren Abtheilung und“ des’ untersten Endes der inneren Abtheilung'gebil» (det wird. "Die äussere Abtheilung geht an der äusseren 'Seite der Sehne des Musculus extensor digitorum nieder und spaltet sich am unteren Ende des Tarsus.in drei ‚Neste. Der eine schlägt sich über dem’ äusseren Con- aylus an "die hintere Fläche, der zweite: 'geht' zwischen (dem mittleren und äusseren Condylus; dos dritte zwi- schen dem mittleren und inneren Condylus nieder," Nie heilen sich‘an der Verbindung des Tarsus mit den Pha- langen und bilden auf der Rückenseite des hinteren En- des der"ersten Phalangen ’ein Netz, aus dem die Ante- viae digitales ihren Ursprung nehmen. f 1,8 R Be NG din A.1sl + g 14. Beschreibung der meisten Schlagadern des Weapen- ‚falken. (Falco apivorus,) j "Der »Aortenursprung zeigt nichts Eigenthümliches. Der linke Truncus ‘oder die Art. subelavia sinistra giebt zuerst ‘die, Art carotis communis ihrer Seite,‘ spaltet sich dann: in einen ‘Zweig, ‘der zu‘den Muskeln: geht, die zwischen‘ der »Furcula und: Clavieula liegen , in die Art./axillaris'und ..in die: Fortsetzung des’ Stammes. ‘ Die’ Carötis communis sinistra entsendet zuerst ei- nen Zweig, der nach vorn geht,’ sich an den unteren Kehlkopf"und dessen Muskeln, an die vordere Fläche der'Luftröhre und den Oesöophagus vertheilt. Die rechte Carotis communis giebt zuerst'einen ähnlichen Zweig, vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 385 dessen Fortsetzung an die hintere Fläche der Luftröhre gelangt, hier'aber nur eine kurze Strecke gefüllt ist. Die Carotis communis sinistra entsendet hierauf eine "starke Arterie, die einen Ramus glandularis, die Art. oesophagea anterior, die Art transversa scapulae entsen- det und sich zuletzt in die Art. transversa colli fortsetzt. Der Ramus glandularis ist kurz aber stark und verzweigt sich in die kleine, am unteren Ende des Hal- ses gelegene Drüse. Die Art. oesophagea anterior adscendens verläuft an der. linken und’ vorderen Seite des Oesophagus aufwärts. 2 Die Art. transversa colli geht nach oben: und aus- sen, entsendet: einen Zweig, der unter der Haut über der Schulterhöhe nach hinten geht, und verläuft sodann als Art. cutanea colli lateralis adscendens nach .oben. Je weiter sie nach oben gelangt, desto mehr .nähert sie sich der der anderen Seite, verschmilzt ‚aber nicht ‚mit ihr zu einer einzigen Arterie, verbindet sich jedoch mit einem: Zweige, der aus der Art. thyreoidea superior nie- dersteigt. Hierauf entspringt die Art. vertebralis aus der Art. ‚carotis communis Sinistra, die sodann zur vorderen Fläche der Halswirbel in die Höhe geht. Die stärke Arterie, die an der’ rechten Seite aus der Art. carotis communis entspringt, giebt, zuerst ei- nen Zweig zur vorderen Fläche des Kropfes, dann einen Zweig zur rechten Seite des Kropfes, die Art. transversa scapulae, die Art. oesophagea ‘adscendens dextra, die nicht stark ist und setzt sich. hierauf fort in die Art. _ transversa eolli, die vorzüglich in die Art. eutanea colli lateralis dextra übergeht, die wie die linke Arteria cu- tanea in die Höhe geht und nach oben von dieser nur durch den dichten Federstrich der Rückenseite des Hial- ses getrennt wird, Nachdem ‚die rechte Carotis communis die Ai ver: tebralis abgegeben hat, geht auch sie zur vorderen Fläche Deckels Archir L Anat. u. Phys. 1329, 25 j » 2 386 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, der Halswirbel in die Höhe, und beide Carotides com- munes verlaufen durch‘ den nach vorn nicht ganz ge- schlossenen Kanal der vorderen Dornfortsätze, trennen sich ‘nach oben wieder und spalten sich (jede) in die äussere und innere Carotis. Indem beide gemeinschaft- -Jichen Carotiden von unten in den Kanal der vorderen Dornfortsätze treten, legt sich die linke vor die rechte. "Weiter ‚nach oben liegen beide neben einander. "Der Stamm der Art. carotis externa ist 2 Linien lang, entsendet zuerst eine Art. thyreoidea superior, dann die Art. lingualis und spaltet sich hierauf in die Art, palatina und in die Art, facjalis. Die Art. thyreoidea superior, giebt- zuerst‘ einen Zweig, der zu den Muskeln geht, die an der-äusseren Basis cranii liegen, und spaltet sich "hierauf in einen hinteren und ‚einen vorderen Zweig. Der hintere giebt einen Zweig, der an der vorderen Fläche der: Luftröhre unter der Haut: niedersteigt, viele Zweige zum Pharynx, zum oberen Theile der Luftröhre und steigt an der Seite der Luftröhre nieder. Der vordere giebt Zweige zu den Zungenbeinmuskeln, zum oberen Kehlkopfe und einen Zweig, der neben dem Zungenbeinhorne bis zu dessen Vereinigung mit dem Zungenbeinkörper geht, hier sich mit der ihr entsprechenden Arterie der entgegengesetz+ ten Seite verbindet und dann zum Arteriennetze. ver- läuft, welches unter der Zunge liegt und durch die Art, lingualis gebildet wird. Die Art. lingualis verläuft am unteren Rande don Unterkiefers bis zu dessen Mitte und spaltet sich hier indie‘ eigentliche Arteria lingualis und die Art. sublin- gualis. Die Art. lingualis geht unter der Zunge zur Seite des vorderen Theiles des Zungenbeinkörpers und bildet hier besonders unter dem Seitentheile der Zunge ein star- kes Netz, welches auch den schon bezeichneten Zweig - vorzüglich über’ das Schlagadersystem der Vögel. 887 der Art. thyreoidea superior aufnimmt, mit. dem: Netze der anderen Seite durch schwache Zweiglein anastomo- Sirt und sich bis zur gespaltenen Zungenspitze erstreckt. Auch hinter der Zungenspitze stehen beide Netze durch Reiserchen in Verbindung, gehen aber sonst nicht in einander über. \ Die Art. sublingualis verläuft unter der Haut, wel- ‚Der erste der genannten, an die äussere Schädel- grundfläche zurückkehrenden Zweige geht hinter dem Musculus pterygoideus, diesen Zweige ertheilend, nie- der und senkt sich in die Art. -palatina.. Der zweite der gerannten Zweige mündet vor dem Musculus pte- rygoideus in die Art. palatina ein, | Beide Hirnschlagadern gehen, nachdem sie dem Ge- hirne seine Zweige gegeben haben, nach vorn durch besondere Oeffnungen der harten Hirnhaut, aber nicht des Schädels an der inneren Seite des Sehnerven zur inneren‘ Wand der Augenhöhle, theilen sich in zwei Zweige, von denen der eine sich an die Augenmuskeln verzweigt und in die Art. ophthalmica einmündet, der andere sich mit der Art. ethmoidalis verbindet und als Art. olfactoria in die Nasenhöhle niedersteigt. Die Arterien der oberen Extremitäten verlaufen wie bei Podiceps, Die Arteriae thoracicae vertheilen sich in die Brust- muskeln. Ausserdem ist an ihnen Folgendes zu mer- 406 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, ken. Ein Zweig der Art. thoracica posterior verläuft an der inneren Fläche der Brustmuskeln bis zu deren hin- terem Ende; ein andere: kommt am vorderen Dritttheile des hinteren Endes des äusseren Randes der Brustmus- kel zum Vorschein unter die Haut, verläuft am äysse- ren Rande der Brustmuskeln und des Brustbeines bis zu deren hinterem Ende, giebt aber ausserdem einen Zweig, der sich an die äussere Fläche des Brustmuskels nach innen umschlägt und sich an die Haut des Tho- rax und Abdomen unter die dichten Federn verzweigt. Zwei Zweige durchbohren die Brustmuskeln, der eine vor ‚ihrer Mitte, der andere vor ihrem hinteren Ende, Jeder theilt sich in einen vorderen und einen hinteren Zweig. Die Aorta descendens entsendet die Art. coeliaca, die Art. mesenterica anterior, die Arteriae renales an- teriores, die Art, crurales und spaltet sich hierauf in die Art. sacra media und in die beiden BE Ante- riae ischindicae. Die. Art. coeliaca, deren Stamm am äp. lipnalis niedergeht, giebt zu der 2 Zoll langen sehr dicken Milz 10 Rami lienales. Die Art. sacra media spaltet sich an Kin hinteren Ende in die beiden Arteriae hypogastricae, in die Aıt. mesenterica posterior und in die Art. coccygea communis, Die Art. mesenterica posterior giebt zwei Zweige zum vorderen Ende der Bursa Fabricii, die sich an die- ser verzweigen. Die Arteriae hypogastricae gehen in die Art. puden- ‚dae internae über, die auch einen Zweig an das hin- tere Ende der Bursa abgeben. “Die Arteria coceygea c. theilt sich in die beiden Ar- teriae coccygeae laterales, die stark sind, und von de- nen die rechte ein schwaches Zweiglein als Andeutung einer Art. coeeygea media entsendet. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, 407 Jede Art. ischiadica entsendet, ehe sie zur Becken- höhle hinausgeht, eine Art. renalis media und eine Art. renalis posterior, geht, nachdem sie die Beckenhöhle verlassen hat, in die Art. poplitea, diese in die Art. ti- bialis posterior, diese am unteren Ende des oberen Dritt- theiles des Unterschenkels in die Art. tibialis anterior, und letztere in die Art. tarsea über. Die Art. poplitea entsendet einen Zweig, der am oberen Ende des Unter- schenkels zwischen Tibia und Fibula nach vorn gelangt. Die Art tarsea giebt an ihrem unteren Ende einen starken Ast, der zwischen dem Condylus N, und medius des unteren Endes des Tarsus nach vorn geht, ‚ und spaltet sich hierauf in zwei noch eben so starke Aeste, von denen der eine zwischen dem Condylus in- ternus und medius nach vorn, der andere zwischen dem Condylus internus und der hinteren Zehe niedergeht. Diese drei Aeste spalten sich in die Arteriae digitales. wer 8.18. „ah Von einigen Schlagadern der Dohle. (Corvus monedula. ) Die Art. subelavia sinistra entsendet die Art. earo- tis communis primaria, Diese giebt zuerst eine Arterie, die sich an den unteren Kehlkopf, die Speiseröhre und die kleine Drüse am unteren Ende des Halses verzweigt, dann eine Art. oesophagea adscendens sinistra, hierauf einen starken Ast, der sich theilt in die Arteria _verte- bralis und einen Zweig, der sich in die Art. transyersa eolli und scapulae spaltet. Die Art. subelavia dextra entsendet zuerst eine starke ‚Arterie, die zuerst einen Ast abgiebt, der sich spaltet in die Art. oesophagea adscendens dextra und in. die Art. transversa colli, ‚dann die Art. vertebralis entsen- det, die Art, transversa scapulae, und sich fortsetzt in die Art. eutanea colli dorsalis. 408 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, Die Art. carotis commünis primaria theilt sich nach oben in die Art. carotis communis dextra und sinistra, und jede von diesen in die Art. carotis externa und interna. \ Die Art. oceipitalis entspringt aus der Art. carotis interna, Die Arteriae thoracicae verzweigen sich wie bei Corvus cornix. Die Art. coeliaca entsendet zuerst eine Arterie, die stark ist, an der oberen Fläche des Vormagens nieder- steigt und das vordere Ende des linken Magenrandes erreicht, aber nur eine kurze Strecke an ihm nach hin- _ ten geht. Hierauf entsendet die Art. coeliaca 3 Rami lienales zu der sehr langen, aber schmalen Milz, die starke Art. gastrica inferior, sodann noch 4 Rami lie- nales, und gleichzeitig mit dem letzten einen Ramus in- testinalis zum hinteren Ende des Dünndarmes, die Ar- . terie der oberen Magenfläche und vertheilt sich sodann an das Pancreas und einen Theil des Dünndarmes. Die Art. gastrica inferior entsendet zuerst eine star- ke Arterie, die einen starken Ramus hepaticus dexter entsendet und dann am rechten Magenrande nach hin- ten geht, auch einen Zweig abgiebt,' der unter dem Py- lorus nach hinten geht. Es entspringt hierauf aus der Art. gastrica inferior ein starker Zweig, der am rech- ten Rande des Vormagens in die Höhe geht und sich in zwei Arterien spaltet, von denen die eine an die untere, die andere an die obere Fläche des Vormagens geht. Nachdem die Art. gastrica inferior nun noch ei- nen Ramus hepaticus sinister entsendet hat, geht sie zur unteren Fläche des Magens selbst, giebt einen Zweig, der zum hinteren Ende des rechten Magenrandes geht, und theilt sich zuletzt in zwei Zweige, von denen der eine über der Mitte der unteren Fläche des Magens bis # vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 409 zu dessen hinterem Ende, der andere zum hinteren Ende des linken Magenrandes verläuft. Die Arterie der oberen Magenfläche spaltet sich in drei Ae Der eine verläuft als die eigentliche Art. pancrea- tico-duodenalis,. Der andere über der Sehne der obe- ren Magenfläche, doch nicht gerade über ihrer Mitte, sondern etwas rechts zum hinteren Ende des Magens. Der dritte geht neben dem linken Rande der oberen Ma- gensehne zum hinteren Ende des linken “Magenrandes. Die Art. sacra media entsendet an ihrem hinteren Ende die beiden schwachen Arteriae hypogastrieae und setzt sich fort in die Art. coccygea eommunis, die gleich- zeitig eine Art. mesenterica posterior und zwei schwa- che Zweiglein entsendet, die zwischen dem hinteren Ende des Kreuzbeines und den Querfortsätzen der er- sten Steissbeinwirbel nach oben gehen. Sodann entsen- det die Art. coccygea communis eine zweite Art. me- senterica posterior und gleich darauf zwei Zweige, die zwischen den Querfortsätzen des ersten und zweiten Steissbeinwirbels nach oben gehen. Die Arterie der rechten Seite ist so stark wie die Fortsetzung der Art. coceygea und als die Art. coccygea lateralis dextra an- zusehen. An der Grenze zwischen dem dritten und vier- ten Steissbeinwirbel theilt sich die Fortsetzung der Art. coceygea in drei Arterien; die rechte ist schwach und geht zwischen dem Querfortsatze des dritten und vier- ten Steissbeinwirbels der rechten Seite nach oben; die untere ist ebenfalls schwach und verläuft als Andeutung der Art. eoceygea media bis zur Spitze des Steissbei- nes; die linke ist stark, die Fortsetzung des Stammes und geht zwischen dem Querfortsatze des dritten und vierten Steissbeinwirbels als Art. coccygea lateralis sini- stra nach oben. 410 ‚ Anatomisch - physiologische Untersuchungen, $. 19. Von einigen Schlagadern des europäischen Ku- cekuck. (Cuculus canorus,) Weder der Ursprung der Aorta, noch % aus ihr hervorkommenden Stämme zeigt etwas He liches. Die Arteriae subclaviae geben zuer e gemein- schaftlichen Carotiden ab, dann an jede eite’ einen Zweig zu den Muskeln zwischen der Furcula und der Clavieula, die Art, axillaris, die Art. mammaria interna, und spalten sich hierauf in die Art. thoracica anterior und posterior. Die Art. carotis communis sinistra, entsendet eine Arterie, welche zuerst die Art. oesophagea adscendens anterior, dann die. Art. vertebralis abgiebt, hierauf sich in die Art. transversa colli fortsetzt, welche sich in einen schwächeren Ramus posterior und in die Art. cutanea colli lateralis adscendens spaltet. Diese; verläuft bis zum obe- ren Ende des Halses, jener geht über der Schulterhöhe nach hinten und strebt dem vorderen Zweige der Art. thoracica perforans entgegen. Die Art. carotis communis dextra entsendet zuerst einen Ast, der sich in die Art, oesophagea posterior ad- - scendens, und in die Art. transversa colli theilt, die wie an der linken Seite verläuft; darauf giebt die Art. car. comm. dextra einen starken Ast, der sich in die Art. vertebralis und in die Art. cutanea colli dorsalis spal- tet. Beide Carotides communes gehen, hierauf an die vordere Fläche der Halswirbel, so dass die linke die rechte von vorn deckt, hinter den Muskeln der vorde- ren Fläche des Halses, aber nicht von einem Br en kanale eingeschlossen, in die.Höhe, weichen nach wieder aus einander und spalten sich jede in die er earotis externa und interna. ie Der- erste aus der Art. carotis exierna. kommende Ast ist die Art. occipitalis, welche das obere Ende der vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 414 Art. vertebralis aufnimmt; der zweite ist die Art. thy- reoidea superior, welche die Art. oesophagea descen- “dens entsendet, dem oberen Kehlkopfe, der Luftröhre, dem Schlundkopfe Zweige ertheilt ‘und sich in die Art. sublingualis fortsetzt. Die Carotis externa spaltet sich zuletzt in die Art. palatina und die Art. facialis, die wie gewöhnlich verläuft bis zur Wurzel des Schnabels’ und sich hier in die Haut verzweigt. Die Carotis interna theilt sich in ihren inneren und äusseren Ast. Der äussere verzweigt sich, nachdem er aus dem Schlafbeine hervorgekommen ist, in ein Rete mirabile, aus dem die Art. palpebrales, die Art. ophthal- mica und die Art. ethmoidalis hervorkommen. Letztere ist so stark wie die Art. ophthalmica, verbindet sich ‚an der inneren Wand der Augenhöhle mit der in die Augenhöhle gekommenen Hirnschlagader zu einer Ar- terie, die in die Nasenhöhle dringt. . Das Wundernetz für den Fächer scheint nur schwach zu seyn, und die Art. ophthalmica an der Stelle, wo die Arteriae ciliares internae in das Auge dringen, kein Netz zu bilden. Die Art. axillaris ist so stark wie jede Art. tho- racica, geht in die Art. brachialis über, welche an ih- rem unteren Ende die’ Art. collateralis ulnaris abgieht und dann sich wie bei Podiceps weiter verzweigt. u Ein Zweig der Art. thoracica posterior duschbohrt das hintere Ende des grossen Brustmuskels unweit sei- nes äusseren Bandes und spaltet sich in einen nach vorn und einen nach binten unter der Haut laufenden Zweig. Die Art. coeliaca entsendet zuerst eine starke Ar- terie, die an der oberen Fläche des Vormagens zum lin- ken Magenrande und an diesem bis zum hinteren Ende des Magens geht. Diese Arterie giebt die obere Vor- magenarterie ab, die etwas nach vorn geht, sich um den linken Rand des Vormagens schlägt und mit meh- 412 " Anatomisch-physiologische Untersuchungen, reren Zweigen an die untere Fläche des Vormagens ver- theil. Am hinteren Ende des Magens spaltet sich die linke Randarterie in einen oberen und einen unteren Zweig, die mit den hinteren Enden der beiden Flächen- arterien anastomosiren. J Die Art. coeliaca entsendet zunächst die Art. ga- strica inferior, darauf einen Ramus lienalis zur kleinen Milz, einen starken Ramus hepaticus, der auch einen Zweig zum Dünndarme entsendet, die Arterie der obe- ren Magenfläche, und geht hierauf fort zum Pancreas und Duodenum. Die Art. gastrica inferior entsendet zuerst die un- tere Vormagenarterie, darauf einige Zweige an die obere Magenfläche, die Arterie des rechten Magenrandes, die bis zur Mitte dieses Randes nach hinten geht, viele Zweige nach der rechten und linken Seite der unteren Fläche, und geht über der unteren Magensehne bis zum hinteren Magenrande. ' Die untere Vormagenarterie geht am rechten Rande des Vormagens nach vorn und vertheilt sich mit vie- len Zweigen an die untere Fläche des Vormagens. Die Art. saera media theilt sich an ihrem hinteren Ende in die beiden Art. hypogastricae, in die Art. me- senterica posterior und die Art. coccygea, die stärkste und die Fortsetzung der Art. sacra media, die bis zur Spitze der Steissbeinwirbel fortgeht und zwischen zwei Steisswirbeln an jeder Seite immer einen Zweig nach oben schickt, von denen die stärksten zwischen dem zweiten und dritten Steissbeinwirbel liegen und als Art. coccygeae laterales zu den, Beiden gehen. Jede Art. ischiadica entsendet, ehe sie zur Becken- höhle hinausgeht, eine Art. renalis media und posterior. ' vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 413 $: 20. © Beschreibung der meisten Schlagadern der Feld- taube. (Columba livia,) Der Aortenursprung zeigt keine Eigenthünlichkeit. Jede Art. subclavia entsendet zuerst die Art. carotis com- munis ihrer Seite, darauf die Art. axillaris, die Art. mammaria interna, die Art. thoracica anterior, die Art. eutanea trunci lateralis, mehrere schwächere Rami pe- etorales und theilt sich hierauf in die Art. thoracica media und posterior. Die Art. carotis communis sinistra entsendet zuerst einen Zweig, der sich an den unteren Kehlkopf und dessen Muskeln, an das untere Ende des Halstheiles, der Speiseröhre und die kleine Drüse am unteren Ende des Halses vertheilt, hierauf eine starke Arterie, die zuerst die Art. ingluviei sinistra abgiebt, die Art. ver- tebralis, sich dann in die Art. transversa a, und Art. cutanea colli anterior spaltet. Die Art. ingluviei sinistra steigt hinter der Lat röhre aufwärts und vertheilt sich mit vielen Zweigen an den Kropf. . Die Art. cutanea colli anterior giebt eine Art. in- gluviei sinistra superior, einen schwachen Ast als An- deutung der Art. transversa colli, die zur Schulterhöhe unter die Haut gelangt und sich hier verzweigt. Nach oben verbindet sich die Art. cutanea colli anterior mit der Art. cutanea colli deseendens sinistra, Die Art. carotis communis dextra entsendet ihre ersten Zweige auf dieselbe Weise wie die sinistra, nur mit dem Unterschiede, dass die Art. cutanea hier poste- zior ist und in der Mitte unter der Haut des Halsrü- ekens aufwärts steigt. Indem beide gemeinschaftliche Carotiden an die vor- dere Fläche der Halswirbel gelangen, legt sich die linke vor die rechte. In ihrem weiteren Verlaufe nach oben 414 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, liegen aber beide neben einander, Nur in einem Thiere (von vieren, die ich injieirt und untersucht habe) legte ‚sich die rechte gemeinschaftliche Carotis am unteren Ende des Halses vor die linke. Am oberen Ende des Halses spaltet sich jede Art. carotis communis in die Art. car. externa und interna. Kurz vorher, ehe sich jede Carotis communis ‚spaltet, fängt sie an sich bedeutend zu erweitern. Die: Art, carotis externa entsendet zuerst die Art. oceipitalis, die das obere Ende der Art. vertebralis auf- nimmt, und theilt sich dann in zwei Aeste, Der eine giebt Zweige an den oberen Kehlkopf, die Speiseröhre, entsendet die Art. cutanea colli descen- - dens sinistra, die mit der Art. cutanea colli anterior ad- scendens anastomosirt, und setzt sich fort in die Art. sublingualis, die sich mit der der anderen Eu zu ei- nem gemeinschaftlichen nach vorn 2 vereinigt. Der andere der beiden Aeste ist Br Art. palatina, Sie giebt zuerst einen Zweig an die Muskeln der äus- seren Schädelgründfläche, hierauf einen Zweig als An- deutung der Art. facialis, verläuft an der inneren Flä- ehe des Musculus pterygoideus, giebt an dessen vorde- rem Rande einen Zweig ab, geht hierauf weiter nach vorn und innen$ entsendet, noch ehe sie sich vor der Gaumenspalte mit der Arteria palatina der entgegenge- setzten Seite zur Art. palat. media vereint, einen Zweig, der unweit des Randes des Oberkiefers unter der Ban. menhaut nach vorn verläuft. Die Art. facialis ist schwach, vertheilt sich gröss- tentheils in die Muskeln des Unterkiefers, geht mit ei- nem Zweige nach vorn und innen, der sich mit dem aus der Art: carotis interna an die äussere Schädelgrund- fläche zurückkehrenden Zweige zu einem Aste verbin- det, der mit dem aus der Art, palatiina am vorderen en Stamme vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 415 Rande des Musculus pterygoideus entspringenden Zweige eine einfache Arterie bildet, die hinter dem Unterkiefer und Jochbogen aufsteigt und sich in zwei Zweige spal- tet. Der hintere geht an der Grenze des vorderen Ran- des der Sclerotica und des Knochenringes unter dem Bulbus nach aussen und oben und vereint sich mit ei- nem absteigenden Zweige aus dem Rete mirabile ophthal- mieum. Der vordere geht zum .inneren Augenwinkel aufwärts und vertheilt sich in die Haut der Stirn und der Schnabelwurzel. Bis an das Gesicht gelangen die Zweige der Art. facialis nicht. Die Carotis externa erweitert sich in ihrem weite- ren Verlaufe noch mehr und verengt sich an ihrer Thei- lungsstelle wieder. Es erstreckt Kic diese Erweiterung auch noch auf die aus der Carotis externa kommenden Aeste. S Die Carotis interna spaltet sich, bevor sie in ihren Kanal tritt, in den äusseren und inneren Ast. Der äus- sere verläuft wie gewöhnlich, verzweigt sich, so wie er das Schlafbein verlassen hat, in ein starkes Rete mira- bile ophthalmicum, aus dem die Art. ethmoidalis, die Art. ophthalmica, die Art. palpebralis inferior entspringt, und der schon bezeiehnete, sich mit der aus der Art. palatina kommenden Arterie ‚verbindende Zweig. Der innere Ast verläuft wie gewöhnlich, schickt einen Zweig durch eine Oeflnung an die äussere Schädelgrundfläche, vereinigt sich hinter dem Clivus mit dem der entgegen- gesetzten Seite zu einem gemeinschaftlichen Stamme, der sich unter dem Clivus wieder in die beiden Hirnschlag- adern spaltet. Nachdem die Hirnschlagadern die Zweige an das Gehirn abgegeben haben, gehen die Fortsetzun- gen beider vor den Sehnerven durch besondere Oeffnun- gen des Schüdels an die innere Wand der Augenhöhlen. Da, wo beide Aeste zu einem gemeinschaftlichen Stam- me in der Mittellinie verschmolzen sind, werden sie von 416 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, oben nicht durch Knochensubstanz, sondern nur durch die harte Hirnhaut bedeckt. Dieses, so wie die vorher erwähnten Erweiterungen der Carotiden, habe ich we- nigstens bei zweien Ei von mir untersuchten Thiere, an denen die Injection gut‘gelungen war, gefunden. An den übrigen, wo die Arterien weniger von der Injections- masse gefüllt waren, konnte ich die Erweiterungen nicht wahrnehmen. Die Arterien der oberen Extremitäten vertheilen sich wie bei Podiceps. Die Art. cutanea trunci lateralis wird anfangs be- deckt von den Pectoralmuskeln, gelangt ungefähr in der Mitte des äusseren Randes derselben unter die Haut und theilt sich hier in einen nach vorn und einen nach hinten laufenden Zweig, der als Art. cutanea abdomi- nis endet. Aus der Aorta descendens entspringen die Arterien auf die gewöhnliche Weise. Die Art. coeliaca entsendet Zuerst zwei bedeutende Zweige zum vorderen Ende der oberen Fläche des Vor- magens; dann gleichzeitig den ersten Ramus lienalis, die Arterie des linken Randes des Magens, geht hierauf am Hilus der fast 1 Zoll langen sehr schmalen Milz nach hinten, giebt dieser noch zwei bedeutende Zweige, so wie ihrem hintersten Ende zwei feine Reiser, gleich- zeitig mit dem zweiten Ramus; lienalis die Art.'gastrica inferior, gleichzeitig mit den feinen Reisern eine. starke Arteria hepatico-intestinalis, sodann ein Zweiglein zum Pylorus, neben dem Pylorus selbst die Arterie der obe- ren Magenfläche, und setzt sich hierauf fort in die Art. pancreatico-duodenalis. - : -Die Arterie des linken Magenrandes giebt zuerst eine »Arterie, die stark ist und zur Mitte der oberen Fläche des Vormagens geht, einige kleine Zweige zum hinteren Ende der oberen Fläche desselben, erreicht den vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 417 linken Rand des Magens, geht bis zu dessen Mitte nach hinten und verbindet sich mit dem nach vorn gehenden Zweige der Arterie der oberen Fläche des Magens. Die Art. gastrica inferior giebt zuerst eine starke Arterie, die an der unteren Fläche des Vormagens nach vorn geht, hierauf einen Ramus hepaticus sinister, eine bedeutende Arterie, die am rechten Rande des Magens bis zu dessen Mitte nach hinten geht, und noch ein Zweiglein zum linken Leberlappen entsendet. Die Art. gastrica inferior geht hierauf zur Mitte des vorderen Randes der unteren Magensehne,, giebt hier zuerst einen Zweig, der bedeutend ist, über der Sehne fort, doch etwas nach rechts und nach hinten verläuft, und spal- tet sich in einen mittleren ünd einen linken Ast. Beide verlaufen über der Sehne, doch in einiger Entfernung von einander, nach hinten. Die meisten Zweige, die sie abgeben, durchbohren aber schon die Sehne und drin- gen so in die Substanz des Magens ein. Die: Art. hepatieo-intestinalis zertheilt sich vorzüg- lich in den rechten Leberlappen, giebt aber einen Ast, der sich in zwei Zweige theilt, von denen der eine zum Anfange des Jejunum, der andere zum Ende des Duo» denum geht. Die Arterie der oberen Magenfläche entsendet zu- erst einen Zweig, der am linken Rande der oberen Ma- gensehne verläuft und sich in einen vorderen und hin- teren Ast spaltet. Der vordere vereinigt sich mit dem Ende der linken Randarterie, der hintere mit dem vor- deren Zweige der mittleren Arterie der oberen Fläche. Nachdem dieser erste Zweig abgegeben ist, spaltet sich die obere Flächenarterie in den’ rechten und in’den mittleren Ast. Der mittlere, stärkere geht über der Mitte der Sehne zum hinteren Ende des Magens, giebt auf der Mitte der ‚Sehne einen’ bedeutenden Zweig, der nach links und Meckels Archiv f. Anat, u. Phys, 1829, 27 418 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, hinten. geht, gelangt dann zum Einschnitte des hinteren Magenendes, giebt einen schwächeren Zweig, der zum rechten Rande geht und setzt sich fort in einen am, lin- ken Rande,nach vorn zurücklaufenden, der mit dem hin- teren Aste des rechten Zweiges einen Bogen bildet. ‚Der rechte Ast verläuft in der Richtung gegen den Pylorus hin; seine Zweige durchhohren aber schon die Sehne und dringen so in die Substanz des Magens. Die Art. pancreatico-duodenalis geht bis zum Ende des Panereas, entsendet aber bald nach ihrem Ursprunge einen starken Ast, der zur letzten Windung des Dünn- darmes geht, aber das Ende desselben nicht erreicht. ‚ Die Art. mesenterica anterior giebt zuerst zwei Zwei- ge, von denen der eine zum hintersten Ende des Dünn- darmes, der ‚andere zum Anfange des Jejanum geht. Er- sterer verbindet sich mit der Art. mesenterica posterior, bildet einen Bogen mit dem Zweige der Art. pancrea- tico-duodenalis, letzterer mit einem Zweige der Art. he- patico-intestinalis. Hierauf entsendet die Art. mesente- rica anterior 20 Ranıi mesaraici, die sich spalten und Bogen bilden. Bei einer Taube, die ich während der Zeit des Eier- legens injieirte,. giebt die Art. renalis anterior dextra einen Ast zum Ovarium, die Art. renalis anterior sini- stea, die starke Art, mesom. anterior. Jede Art. ischia- dica entsendet, ehe sie zur Beckenhöhle hinausgeht, eine Art. venalis media und posterior. Die Art. renalis po- sterior sinistra entsendet die Art. mesometrii posterior, Die Art. sacra media giebt kurz vor ihrem hinte- ren Ende die Art. mesenterica posterior und spaltet sich dann. in die, beiden. Arteriae. hypogastricae und in ‚die, Art. coccygea communis. Die Art. coceygea communis giebt immer zwischen zwei Steissbeinwirbeln einen schwachen Zweig,, der zwi- schen den Querfortsätzen der Wirbel nach,,oben geht, vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 419 verläuft aber selbst als Stamm bis zum Ende des Steiss- beines. In einem zweiten Thiere entspringen 6 Linien hinter dem Ursprunge der Art. coceygea communis zwei Arteriae coceygeae laterales, welche die übrigen Seiten- zweige an Stärke übertreffen. Die vordere Arteria mesometrii giebt zum kleinen Mesometrium einen nach vorn und einen nach hinten laufenden Zweig und theilt sich am grossen Mesome- trium auch in: einen vorderen und einen hinteren Zweig. Die vorderen Zweige verlaufen bis zum freien Ende der Tuba. Der hintere Zweig des grossen Mesometrium geht nach hinten bis zum Uterus; der hintere'Zweig, der für das kleine Mesometrium bestimmt ist, verbindet sich mit dem vorderen Zweige der hinteren Art. mesometrii. Die- se, für das kleine Mesometrium bestimmt,“ spaltet sich in einen vorderen und einen hinteren Zweig, deren letz- terer mit Zweigen der Arteria uterina anastomosikt, ; Die Arteria hypogastriea giebt einige Muskelzweige und geht dann fort in die Art. pudenda interna, die. in der eierlegenden Taube die Art, uterina abgiebt. Die Art. ischiadica poplitea und tibialis posterior verlaufen wie gewöhnlich, Die Art. tibialis anterior kommt am unteren Ende des oberen Dritttheiles des Unterschenkels an dessen vordere Fläche. Die Art. po- plitea schickt einen Zweig, der am oberen Ende ‚des Unterschenkels zwischen Tibia und Fibula nach vorn gelangt, Die Art. tibialis anterior wird von zwei feinen Zweiglein nach unten begleitet. Die Art, tarsea spaltet sich am oberen Ende des Tarsus in drei Aeste, einen äusseren, einen inneren und einen hinteren. Der äussere geht am äusseren Rande der Sehne des Extensor digitorum nieder und spaltet sich zwischen dem Condylus externus und medius des unteren Endes 2 fe 420 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, des Tarsus in eine Art. digitalis externa digiti medii und interna digiti exterpi. Der innere geht am inneren Rande der Sehne des Extensor digitorum nieder und spaltet sich zwischen || dem Condylus internus und medius des unteren Endes des Tarsus in eine Art. digitalis externa der inneren und interna der mittleren Zehe. Der hintere Ast geht hinter dem inneren Rande des’ Tarsus nieder und giebt hier die Art. digitalis der hinteren Zehe ab. 8. 21. Beschreibung der meisten Schlagadern des ler- chengrauen Dickfusses (Oedicnemus erepitans.). ' Der Aortenursprung ist wie bei den übrigen Vögeln, ‘ Die Arteria subelavia’entsendet an jeder Seite zu- erst die Art. carotis communis; nach dieser einen Zweig zu den.zwischen der Furcula und Clavicula gelegenen Muskeln, die starke Arteria axillaris, einen Zweig, der zur‘hinteren Fläche des Brustbeines geht, die Art. mam- maria interna, und spaltet sich zuletzt in die Art, tho- racier anterior und posterior. - Die Art. carotis communis dextra giebt zuerst einen Kürzeni Ast, der sich in viele Zweiglein spaltet, die an die Speiseröhre, den unteren Kehlkopf und dessen Mus- keln gehen, von denen eines in die Brusthöhle, den Bron- chus dexter als Art. bronchialis begleitend, hinabsteigt. Zunächst entspringt aus der Art. carotis communis dex- tra ein starker Ast, der feine Zweige an das untere Ende des Halstheiles der Speiseröhre und zur kleinen Drüse am unteren 'Ende des Halses entsendet und sich in: die Art. oesophagea adscendens dextra und in die Art. transversa colli dextra spaltet. Die Art. transversa colli giebt einen unter der Haut nach hinten laufenden Zweig und setzt sich fort in die Art. cutanea colli la- teralis 'adscendens dextra. Der Stamm der Carotis ent- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. ‘ 421 ” sendet nun noch eine starke Arterie und geht hierauf an die vordere Fläche der Halswirbel. Diese letzte starke Arterie des unteren Endes der Carotis commu- nis dextra theilt sich in die Art. vertebralis und ei- nen Ast, der sich gleich wieder in die Art. transversa scapulae und einen Zweig spaltet, ‚der anfangs an der hinteren Fläche der Speiseröhre eine Strecke in die Höhe steigt und sich dann in, zwei Arterien spaltet, von de- nen die eine fortfährt an ‚der hinteren Fläche der Spei- seröhre aufzusteigen, die, andere unter der Haut des Halsrückens an der rechten Seite, des dichten Feder- striches des Halsrückens nach oben verläuft. Der erste Zweig der Carotis communis sinistra ist wie der aus der Cax.,,e; dextra.., Hierauf. entspringen aus der Art. carotis communis.sinistra‘ gleichzeitig, zwei Arterien, von denen. die eine ‚die, Art. oesophagea ad- scendens sinistra. ist, die andere zur Mitte der Furcula geht und sich ‚hier in zwei feine Zweige spaltet, ‘von denen*der eine neben, der Furcula,.zum Brustbeine, der andere unter die Haut geht. Die, Art, carotis communis sinistra entsendet eine starke, Arterie, die einen feinen, das Armnervengeflecht begleitenden Zweig abgiebt und sich zugleich. in die Art, vertebralis, sinistra und einen Ast spaltet, der sich wieder in die Art. transversa sca- pülae und die Art: transv, colli theilt. Letztere geht nach aussen zur Schulterhöhe und spaltet sich in die Art, .cuta- ne# colli lateralisısinistra, urrd in die Art. cut. c. dorsalis, ‘ sinistra, die unter der Haut des Halsrückens an dein lin- ken ‚Rande des dichten Federstriches ‚aufwärts ‚steigt. "Beide ‚gemeinschaftlichen Carotiden liegen anfangs an: der vorderen Fläche der Halswirbel neben einander, etwas unterhalb. der, Mitte des Halses, aber wo sie, von) den, Muskeln bedeckt werden; legt sich die linke: Arte- ie. vor die rechte, , weiter nach oben jedoch liegen sie wieder neben einander. ‚Jede (die rechte etwas’ früher, 422 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, als die linke) spaltet sich, ehe sie beide von einander sich entfernen, in die Carötis externa und interna. Die Art. carotis externa giebt zuerst eine Art. thy- reoidea superior, geht eine kurze Strecke noch nach vorn und spaltet sich in die Art. palatina und die Art. facialis. Die Art. thyreoidea superior giebt die Art. oeso- phagea descendens, Zweige zum oberen Kehlkopfe, zum Schlundkopfe und setzt sich fort in die Art. sublingualis. Die Art. palatina giebt am vorderen Rande des Mus- eulus pterygoideus mehrere feine Zweige, die sich mit ähnlichen des aus der Carotis interna an die äussere Schädelgrundfläche 'zurückkehrenden Astes verbinden, weiter nach vorn einen Zweig, der unter einer Längs- ‚ falte der Gaumenhaut von hinten nach vorn verläuft, und vereinigt sich in der Mittellinie am vorderen Ende der Gaumenspalte mit der der entgegengesetzten Seite zur Art. palatina media‘, die’nach vorn verläuft. Die Art. faciälis verläuft wie gewöhnlich und'mit ihrer Fortsetzung zum inneren Augenwinkel und zuf Wur- zel des Schnabels, wo sie sich in die Haut verzweigt. ‘Die Art. carotis interna entsendet, 'ehe sie ihren -Kanal erreicht, die Art. oceipitalis, welche’ die Art. 'eu- fanea colli lateralis descendens abgiebt, das Ende ‘der Art. vertebralis, wo sie aus dem oberen Ende ihres Ka- näles hervorkommt, aufnimmt und sich in die Muskeln verzweigt. Die Art. vertebralis schickt 'noch 'einen fei- nen Zweig zwischen dem Hinterhauptsbeine und dem . ersten Halswirbel zum Rückenmarke. Sobald die Art. carotis interna das Schlafbein ‚eiletohl hat, spältet sie sich in einen Ramus externus'ünd internus. So wie der Ramus externus aus dem Schlafbeine hervorgekommen ist, giebt er einen Zweig, der durch einen besonderen Knochenkanal nach oben geht und sich auf dem Hinterhaupte in die Haut und in die Muskeln vertheilt, und verzweigt sich hierauf in das starke Rete Er vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 423 mirabile ophthalmieum, welches nach aussen vom Mus- culus masseter bedeckt liegt, und aus dem eine. Art. pal- pebralis inferior, eine Art, lacrymalis und die Art. Haie mica hervorkommen. Die Art. ethmoidalis vereinigt sich an der inneren Wand mit dem Ende der Hirnschlagader zur Art. el- factoria. Die Art. ophthalmica spaltet sich unter dem Seh- nerven, nachdem sie das Wundernetz für den Fächer gebildet hat, in zwei Zweige. Der eine von diesen geht zur inneren Wand der Augenhöhle und senkt sich in die Art. olfactoria, kurz vorher, ehe sie in die Nasen- höhle dringt, der andere geht: als Arteria ciliaris poste- rior interna fort, nimmt einen Zweig des vorderen En- des der Hirnschlagader auf, theilt'sich in einige feine Zweige, die gekrümmt an der inneren Seite des Bulbus auf der Sclerotica verlaufen und als Arteriae ciliares in- ternae die Sclerotica durchbohren. Der Ramus internus der Art. ‘carotis interna sie einen Zweig‘an die äussere Schädelgrundfläche, verei- nigt sieh unter dem Clivus mit der der anderen Seite zu einem gemeinschafilichen, sich gleich wieder in die beiden Hirnschlagadern spaltenden Stamme. Die beiden Hirnschlagadern ‘gehen, nachdem sie dem Gehirne-seine Zweige eertheilt, durch ‘besondere Oefinungen der harten Hirnhaut, aber nicht des Schädels an der inneren Seite der Sehnerven in die Augenhöble, wo sich jede in zivei Zweige spaltet, von denen der eine den Augenmuskeln Zweige giebt und sich dann an der inneren Seite des Sehnerven in den einen Zweig der Art. ophthalmica ein- mündet, der andere die Art. ethmoidales, dann den zwei- ten Zweig der Art. ophthalmiea ‚aufoimmt und nun in die Nasenhöhle hinabsteigt. Die Arterien der oberen Extremitäten yeahalen wie bebrPodiceps. ah ra 424 . Auatomisch-physiologische Untersuchungen, Die Art..tharaeica posterior, giebt, ehe sie in die ‚Substanz des Muskels dringt; eine schwache Arterie, welche am äusseren Rande des grossen Brustmuskels unter ‚die Haut geht, und eine andere stärkere, die.an der inneren Fläche der Pectorälmuskeln bis zw‘ deren hinterem Ende geht. ya - Die Pectoralmuskeln werden von drei Zweigen, ei- nem vorderen, einem mittleren und einem hinteren, durch- bohrt, die sich in die Häut verästeln. | > Aus der Aorta descendens entspringen in folgender Ordnung die Art. coeliaca, die mesenterica anterior, zwei feine Nebennierenarterien, eine an jeder Seite, zwei Ar- ‚teriae renales anteriores,, zwei crurales: und an jeder Seite drei feine sacrales,. worauf ‚sich die Aorta indie ‚Art. sacra. media‘ ‚und ‘die beiden Artexiae ischiadicae spaltet. s N "Die Art.’ coeliaca giebt zuerst eine starke Arterie für den linken Magenrand, dann 3 Rami lienales zu ‘der 3.Linien langen Milz, gleichzeitig mit dem zweiten von diesen Zweigen die Art. gastrica inferior, nach demidrit- ten Bamus. lienalis einen Ramiis hepatieus deıter ‚so neben dem: Pylorus eine Arterie,. die auf der ‘oberen Fläche ‚des Magens am linken Rande ‚der Sehne. ver: läuft, dann einen, Ramus intestinalis, eine Arterie, die auf. der oberen Magenfläche neben..dem rechten: Rande der Sehne verläuft, und. setzt ‚sich hierauf fort in die Art. pancreatico-duodenalis. 4 - ‚Die Arterie des ‚linken Magenrandes- geht an der‘ oberen ‚Fläche des ‚Vormagens, vo: sie ausserordentlich viele, gekrümmt, verlaufende Zweige: abgiebt, zum linken ‚Magenrande ‚nach hinten. ‚Die‘ Arterie, die. am linken Rande der.oberen Magensehne nach hinten verläuft, er- reieht den linken Rand des Magens ‚ungefähr in seiner Mitte „und .spaltet ‘sich in einen: nach vorn /und einen naeh hinten laufenden Zweig. Die Arterie, die,am recht vorzüglich über ‘das Schlagadersystem-der Vögel. 425 ten Rinde der oberen Magensehne verläuft, gelangt zum hinteren Ende des Magens und verläuft mit einem Zwei- ge am linken Magenrande nach vorn. Der linke Ma- genrand erhält also. drei Arterien, die sich alle unter einander verbinden. | Die Art. gastrica inferior Atehdeh zuerst eine star- ke Arterie, die an der unteren Fläche des. /Vormagens von hinten ‘nach vorn verläuft, sodann eine Arterie zum hinteren Ende der unteren Fläche des Vormagens, ei- nen: bedeutenden Ramus hepaticus sinister, eine Andeu- tung einer Arterie des rechten Magenrandes, erreicht hierauf das vordere Ende der unteren Magensehne, ent- sendet einen starken Zweig, der. am'linken ‘Rande der Sehne verläuft und spaltet sich auf der Mitte der Sehne in. einen Zweig, der ‚über. der Mitte bis zur. hinteren Ineisur ‚des Magens verläuft, und einen, der etwas 'wei- ter rechts zum vorspringenden Theile des hinteren Ma- genendes geht. Die Art. sacra media entsendet zur Seite Kae feinp Zweiglein und spaltet sich an ihrem hinteren» Ende in; die Art.»mesenterica posterior,'in die ‚beiden; Arteriae: bypogastricae und in die Art. coceygea communis,; Letz- tere entsendetvzwischen zwei Wirbeln stets eine feine Arterie, die zur (Rückenseite ‚des Steisses gelangt. Von diesen sind die zwischen dem dritten und vierten ‚Steiss- beinwirbel entspringenden stärker als die anderen, und: obgleich nicht so stark als die Fortsetzung des Stam- mes; ‚doch als die Art. coceygeae laterales anzusehen. "Die Arteriae crurales sind fast so stark als die Ar- teriae ischiadicae. Die Arteriae ischiadicae. geben jede, ehe sie zur Ineisura ischiadica hinausgehen, eine Arteria renalis me- dia und posterior; nachdem sie die Beckenhöhle ver- lassen haben, einen Zweig, der durch (das hintere Ende des Foramen obturatorium in die Beckenhöhle hinein- 426 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, geht und ungefähr auf der Mitte der,inneren Fläche des Musculus obtüfator internus mit einem niedersteigenden Zweige der Art. epigastriea sich verbindet. Die Art. poplitea entsendet am oberen Ende des Un- terschenkels einen Zweig, der hier zwischen der Tibia und der Fibula an die vordere Fläche des Unterschen- kels gelangt. Die Art. tibialis posterior geht am unteren Ende des oberen Dritttheiles des Unterschenkels in die Art. tibialis anterior über. 8..22. Yon. einigen Schlagadern des grünfüssigem Rohr- huhnes. (Gallinula chloropus.), Die Art. carotis communis sinistra entsendet zuerst einen bedeutenden Ast, der zur Mitte der Furcula in die Höhe ‘geht und sich in einen schwachen vorderen und einen stärkeren hinteren Hautast spaltet. Letzterer ver- läuft nach hinten zur Haut des Thorax. Hierauf giebt die Art. car. ec. sinistra gleichzeitig die Art. vertebralis, die Art. oesophagea adscendens anterior 'und''eine Ar- terie, die sich spaltet in die Art. transversa a und in die Art. cutanea colli lateralis sinistra. Die Arteria vertebralis giebt, ehe sie in ihren Ka- nal tritt, Zweige zum unteren Kehlkopfe, zur Speiseröh- rey'zumBronchus. Die Art. oesoph. anterior steigt zwi- schen der Luftröhre und Speiseröhre in die Höhe. " Die Art. carotis communis dextra enisendet zuerst einen Ast, der sich spaltet in den Zweig, der zur Mitte der Furcula geht, und die Art. oesophagea adscendens posteriorz' hierauf einen Zweig, der zum unteren Kehl- kopfe geht'und zur Speiseröhre; einen Ast, der sich in die Art. transversa scapulae und in die Art. cutanea colli Jateralis adscendens dextra spaltet, und zuletzt die Art. vertebralis. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 427 Beide gemeinschaftliche Carotiden steigen an der vorderen Fläche der Halswirbel in die Höhe von den Muskeln bedeckt, aber nicht durch einen ganz geschlos- senen Kanal der vörderen Halswirbelfortsätze. Am un- teren Ende des Halseg bedeckt die linke Arterie die rechte, weiter nach oben liegen beide neben einander; die linke spaltet sich, nachdem sie sich‘ von der ande- ren entfernt hat, in die Art. car. externa und interna; die rechte spaltet sich in die Art. car. externa, interna und die Art. oecipitalis. Jede Art. carotis externa giebt zuerst die Art. thy- reoidea superior, dann die Art. sublingualis und spaltet sich hierauf in die Art. facialis und in die Art. palatina. - Die Art. facialis verläuft bis zum inneren Augenwinkel. Die Art. thyreoidea superior spaltet sich in die Art. oesophagea descendens und einen Zweig, der zum obe- ren Kehlkopfe, zur Luftröhre und zum Schlundkopfe geht. Aus der Aorta descendens entspringen au ee Seite e Arteriae intercostales, e $. 23. Von einigen Schlagadern ‘der schwarzen Seeschwalbe (Sterna nigra; Sterna fissipes Naum,). Die Art. earofis communis sinistra giebt zuerst eine kurze Arterie, die sich an die kleine Drüse des unte- ren Halsendes, zum unteren Kehlkopfe und dessen Mus- keln und zur Speiseröhre verzweigt; dann die starke Art. oesöphagea anterior adscendens, die zwischen der Luft- und Speiseröhre in die Höhe geht und einen Ast, der sich in die Art. transversa colli, transversa scapu- lae und die Art. vertebralis spaltet. Aus der rechten Art. earotis communis entspringt zuerst dieselbe Arterie, die zuerst aus der Art. car. 0. s. kommt; dann die Art. vertebralis; hierauf die Arterie, welche die Art. transversa scapulae abgiebt und sich in 428 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, die. Art. transversa colli und die Art. oesophagea po- sterior. spaltet. ’ Beide, Arteriae carotides communes Re an.der vorderen Fläche der Halswirbel:neben einander, von der Mitte. des Halses an aber erst von den Muskeln 'bedeckt. . Die: Axt, carotis communis sinistra liegt eine kurze Strecke. vor der dextra. ‚Jede. spaltet. sich oben in’ die Art. earotis externa ‚und interna. u.» Die, Art. earotis, externa giebt zuerst (nahe an db Theilungsstelle der Art. carotis communis) die Art. oc-- cipitalis, dann die Art, thyreoidea superior ‚und spaltet sich, hierauf in. die Art. palatina ‚und‘‚die Art. facialis. Die Art. thyreoidea superior giebt die Art. oeso- phagea ‚descendens, einen Zweig, der ‚sich an den obe- ren Kehlkopf und Schlundkopf ‚verzweigt, und setzt sich fort in die, Arteria sublingualis... .. pr Die Art. cutanea abdeminis. durchbohrt die em ralmuskeln unweit ihres hinteren, Endes. bi Aus der Aorta descendens entspringen: die ‚Axt, coe-, liaca, mesenterica änterior, zwei kleine Arterien zu den Nebennieren, die beiden vorderen Nierenarterien, die beiden Arteriae crurales, dann ‚nach jeder Seite hin: eine schwache Art. saeralis. Hierauf spaltet sich‘die Aorta in die beiden: Arteriae ischiadicae und. die Art. sacra media. Eıstere sind nur um Weniges schwächer als. letztere, Die Art. eoeliaca giebt zuerst, eine. starke Arterie, die über die hintere Fläche des untersten Endes der,Spei-, seröhre ‘und der oberen Fläche des Vormagens zum lin- ken Rande des Magens verläuft, aber schon etwas vor dessen Mitte aufhört, dann die Art; gastrica inferior, die starke Art. hepatica dextra, und spaltet sich .am Pylo-\ rus-in.die Arterie der,.oberen Magenfläche wei die Ar- teria pancreatieo-duodenalis. \ “Die Arteria gastriea inferior giebt zuerst einen Ast, der am rechten Rande des Vormagens nach vorn geht; vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 429 einen'zweiten km vorderen’Ende derichören Fläche des Magens; eine starke Arteria hepatica Sinistra, die sich fortsetzt in die Arterie des rechten Magenrandes, wel- che aber schon oberhalb des Pylorus endet, und spaltet sich als Arterie der unteren Magenfläche in zwei Aeste, von denen der eine am linken Rande der unteren Ma- gensehne nach’ hinten geht und den hinteren Theil des linken Randes erreicht, der andere über der Mitte der unteren Sehne nach hinten fortgeht. Die Arterie der oberen Magenfläche spaltet sich in einen rechten und einen linken Ast. Der linke verläuft in der Richtung‘ gegen den linken Magenrand, den er aber nicht erreicht. Der rechte verläuft am rechten Ran- de der oberen Magensehne, giebt starke Zweige zum hinteren Theile des rechten Magenrandes, erreicht das hintere Ende des Magens, geht mit einem Zweige am linken Magenrande nach vorn zurück und anastomosirt mit der Arterie des linken Magenrandes. Die Arteria ischiadica entsendet, ehe sie zur Be- ckenhöhle hinausgeht, eine ‚Arteria renalis media und eine Art. renalis posterior. Die Arteria sacra media entsendet in dem einen der von mir untersuchten Thiere noch einen besonderen Zweig zum hinteren Nierenlappen der linken Seite, der aber im zweiten Thiere fehlt, und spaltet sich an ihrem hinteren Ende in die Art. mesenterica posterior, in die beiden Ar- _ teriae hypogastricae und in die Art. coccygea communis, die sich wieder in die Art. cocc. media und die beiden Art. cocc. laterales spaltet. 8. 24. Von einigen Schlagadern der Hausente (Anas boschas domestica,). Die Arterien der Hausente sind von Bauer so ge- nau untersucht und beschrieben, dass eine besondere Be- 430 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, schreibung jetzt überflüssig ist. Da ich indessen die Ar- terien dieser Thiere verschiedene Male injieirt und un- tersucht, einige Arterien weiter verfolgt habe als Bauer, und einige Verzweigungen anders fand als er, so er- laube ich mir den ‚Untersuchungen. Bauers einige kurze Zusätze hinzuzufügen, Die durch die Vereinigung beider Arteriae sublin- guales entstandene Arterie gelangt, wenn sie die ;Ver- einigung beider Unterkieferhälften erreicht hat, unter die Haut des Unterkiefers und spaltet sich in einen rechten und einen linken Zweig. Jeder von diesen giebt eine feine Aıserie, die in die Substanz des Unterkiefers ein- tritt und mit der Art. maxillaris inferior anastomosirt, ausserdem aber eine obere und eine untere feine Arte- rie, von denen erstere am oberen, letztere am unteren Rande des Unterkiefers nach hinten laufen und mit ih- zen entgegenkommenden Zweigen anastomosiren. Die Art. palatina entsendet, so. wie sie das hintere Ende des Gaumen erreicht, viele feine Zweige, die wie ein Netz die Arterie umgeben. Dieses Netz giebt ver- schiedene Zweige für die Haut des Unterkiefers, einen Zweig, der am Rande des Oberkiefers nach vorn ver- läuft, und setzt sich nach vorn, die Arteria palatina be- gleitend, bis zur Mittellinie fort, hört auch hier nicht auf, indem .aus der durch die Vereinigung beider Ar- teriae palatinae gebildeten Art. palatina media ebenfalls viele feine Zweige kommen, welche den Stamm der Ar- terie umgeben und so das erwähnte Netz fortsetzen. Die Art. palatina media spaltet sich kurz vor ihrem vorderen Ende in drei Zweige. Der eine verläuft wei- ter-nach vorn bis zur Schnabelspitze, die anderen bei- den beugen sich zu den Seitenrändern des Oberkiefers um und verlaufen an diesen, wahrscheinlich um sich mit den an diesen Rändern nach vorn laufenden zu ver- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 431 binden. Diese Verbindung ist indessen mit der Wachs- masse nicht gefüllt. Ueber den Verlauf des äusseren Astes der Art. ca- rotis interna, den Bauer den hinteren oder die Art. ophthalmica externa nennt, drückt sich Bauer nicht ganz bestimmt aus, indem er sagt"): Arteria ophthalmica ex- terna canali infra meatum auditorium-externum jimmit- titur inter Jaminas osseas cranii, adscendit paululum, tum orbitam versus flectitur, ante hanc rete vasculosuın effi- cit et usque ad angulum oeuli posticum serpit, ubi juxta nervum maxillarem superiorem et inferiorem orbitim in- greditur, qua in plures discedit ramos. Es verläuft diese Arterie wie in den übrigen: von mir beschriebenen Vö- geln am äusseren Rande der Fenestra ovalis und ver- theilt sich, nachdem sie das Schlafbein verlassen hat, ganz in das Rete mirabile, aus dem dann erst, folgende Zweige hervorkommen: 1) Rami articulares; 2) Art. al- veolaris inferior; 3) Art. ethmoidalis; 4) Art. pailpebra- lis inferior. 5) Die eigentlich für den Bulbus bestimmte Arterie, Art. ophthalmica, die wie in den früher von mir beschriebenen Thieren verläuft, an der äusseren Seite des Sehnerven das Rete mirabile pectinis bildet, welches nur klein ist, unter dem Sehnerven durchgeht, an die innere Seite desselben gelangt, durch einen Zweig mit dem aus der Schädelhöhle in die Augenhöhle gekomme- nen Ende der Hirnschlagadern zusammenhängt, mehrere Zweige an der inneren Seite des Bulbus auf der äusse- zen Fläche der Sclerotica abgiebt, die ein kleines Netz bilden, aus welchem die Arteriae ciliares hervorkommen, und zuletzt in die Hardersche Drüse sich verzweigt, Das Wundernetz, woraus die Arterien zu dem Auge und seinen Umgebungen kommen, liegt nach aussen vom Nervus maxillarig superior und inferior an der Stelle, 1) A. a. 0. p. 12, 432 . Anatomisch-physiologische Untersuchungen, wo diese ausder Schädelhöhle hervorkommen; auch liegen einige Zweige des Netzes zwischen dem beiden Nerven. ; Die inneren Aeste der inneren Hirnschlagader lie- gen unter dem Clivus in einem gemeinschaftlichen Kno- chenkanale und ‘trennen: sich, ‘indem sie an die Basis encephali treten, ‘von einander. Sie verschmelzen, nach- dem ihre Knochenkanäle sich vereinigt haben, nicht zu einem 'gemeinschaftlichen Stamme, ‚sondern verbinden sich nur durch schwache Reiserchen, die aus den Arte- rien entspringen, gewunden um diese verlaufen, von ei- ner Seite zur andern gehen und so die schwache An- deutung "eines Netzes bilden, welches die Hirnschlag- adern umgiebt.) » Von der Art. eoeliaca bemerke ich, dass’ der erste Ast zum linken Magenrande nach hinten verläuft, dass die Arterien der Flächen des Magens, sowohl der obe- ren als der unteren, sich zuletzt in zwei Zweige"spal- ten, welche an den Rändern der Sehne verlaufen, diese also zwischen sich lassen und so gegen die’ Ränder und gegen‘ das hintere Ende’ des Magens hin sich zerästeln. Die Art. mesenterica anterior giebt zum Dünndar- me 18 Rami mesaraici, die bei ihrem Ursprunge so nahe liegen, dass sie fast das Ansehen haben, als ob sie ein Gefässnetz bildeten. | Die Arteria sacra media spaltet ich; an ihrem hin- teren Ende in die Art. mesenterica posterior, in die bei- den Arteriae hypogastricae und in die Art. coccygea com- munis. Die Art. hypogastrica geht in die Art. pudenda interna über, die im weiblichen Thiere die uterina ab- giebt und die vaginalis, im’ männlichen in die Corpora cavernosa sich zerästelt. Die Art. coccygea ‘communis spaltet sich in die Art. coceygea media. Indem die Arteria tibialis posterior in der Mitte des Unterschenkels in die Art. tibialis ‚anterior übergeht, vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 433 entsendet sie mehrere feine Zweige, die ein’ schwaches Wüundernetz bilden, welches die Art. tibialis anterior be- gleitet und am unteren Ende des Unterschenkels aufhört. Die Art. tarsea geht am unteren Ende des Tarsus zwischen dem äusseren und mittleren Condylus des Os tarsi an die hintere Fläche dieses Knochens, entsendet hier zuerst einen Zweig zur hinteren Zehe und spaltet sich dann in einen äusseren und inneren Ast. Der äus- sere 'theilt sich in die Art. digitalis externa der mittle- ren und interna der äusseren Zehe. Der innere geht in die Art. ME interna der IMOPRER Zehe über. e j 825. Von einigen Schlagadern' der Hausgans. Kae ‘.einereus domesticus. ) Die Art. subelavia giebt an jeder Seite : zuerst ap Art. carotis communis, dann eine Arterie zu den Mus.’ keln, welche zwischen ‘der Fureula ‘und der Clavieula liegen, die Arteria axillaris, die Arteria mamimaria in. terna und spaltet sich in die Arteriae thoracicae. Die Art. carotis communis entsendet zuerst eine 'Ar- terie, die sich an die kleine Drüse am unteren Ende des Halses, an den unteren Kehlkopf und dessen Mus- keln und das untere Ende des Halstheiles des Oesopha- gus verzweigt; sodann die Art. oesophagea adscendens, die mit der Art. oesophagea descendens einen Bogen ‚ bildet; darauf eine starke Arterie, die zuerst einen Ra- mus intercostalis primus abgiebt und sich dann in die Arteria transversa colli und die stärkere Arteria verte- bralis spaltet. Die Arteria transversa colli giebt Zweige - an die Schultermuskeln und Haut, setzt sich fort in die Art. eutancn colli adscendens und anastomosirt mit der Art. cutanea colli descendens. Beide Art. carotides communes verlaufen an der vor- deren Fläche der Halswirbel nach FEW neben einander Meckels Archiv f, Anat. u. Phys, 1829, 28 434 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, - = liegend. Doch ‚wird, am, unteren Ende des 'Halses..die rechte , etwas. von;, der’ linken. bedeckt, Nachdem beide Arterien am oberen. Ende des Halses sich. von einander entfernt haben, entsendet jede zuerst einen starken’ Ast, der Muskelzweige ‚abgiebt ‚und. ‚sich, in die. Art. eutanea. colli descendens foxtsetzt, .die.sich mit der Art, eutanea. colli adscendens verbindet; und einen’ Zweig nach: oben! abgiebt, der unter. der ‚Haut bis zum. Winkel des Un- terkiefers in die Höhe. steigt.. Zunächst entsendet die Axt. carotis communis.die. Art,. caretis, interna, die; ob- gleich bedeutend, doch. kaum, halb. so stark ist als die, Fortsetzung des Stammes, dann die Art. thyreoidea su- perior und spaltet sich in die Art. lingualis, palakina, facialis und einen, Ramus musenlaris. Die Art. thyreoidea' superior, entsendet Zremig an die Muskeln des Zungenbeines, an den Kehlkopf, an den Schlundkopf und yerlängert sich in die Art, oeso- phagea descendens, die sich mit .der Axt. ‚oes, adscen- ‚dens verbindet. . Die Art. lingualis giebt nach innen zuerst zwei Zwei- ge, die zum oberen Keblkopfe gehen, und von denen jeder sich in einen vorderen und einen hinteren Zweig spaltet. Diese Zweige bilden Verbiadungsbogen, woraus Arterien für den Kehlkopf, die, Zungenbeinmuskeln und den ‚Schlundkopf entspringen; ein Zweig geht nach hin- ten "und verbindet: sich an der. Seite der. Luftröhre mit. einem Zweige aus der Art. oesoph. descendens. Hierauf‘ entsendet die Art. lingualis einen Zweig, der.sich ‚in zwei Arterien. spaltet, von. denen:'die eine, in die, Sub- stanz des Unterkiefers tritt, die andere als Art: submen- talis neben dem Unterkiefer nach vorn geht. und) sich, in die Haut verliert. Zuletzt spaltet sich .die Art..lin- gualis in die Art. sublingualis, die sich mit der der anderen Seite verbindet, und in die Art. profunda lin- guae. Letztere tritt in die Substanz der Zunge und ’ vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 435 verläuft in dieser neben dem Körper des Zungenbeines nach vorn. ‘Der. erwähnte Pausiin la der gleichzeitig niit der Art. lingualis entspringt, geht in die Tiefe an die Basis cranii zu- der Stelle, wo der Zweig aus der Art. earotis interna wieder an die äussere Schädelgrund- fläche zurückkehrt, bildet hier ein kleines Netz, aus dem Muskelzweige kommen. Die: Art. palatina giebt zuerst einen Ramus submentalis, ‘dann einen Ramus pterygoi- deus, einen Ast! zur Oberkieferdrüse. In dieser Gegend entspringen viele feine Zweige aus der Art. palatina, die ein Netz bilden, welches Zweige hinter dem Unterkie- fer und Jochbeine nach oben schickt und den Stamm der Art. palatina jeder Seite, so: wie auch die durch Vereinigung beider Arteriae: palatinae gebildete Arteria palatina media umgiebt. - ET Die Arteria facialis giebt zuerst einen starken Ra- mus pterygoideus, dann einen-Zweig, der zu dem Mus- kel geht, der sich an den Winkel des Uhterkiefers setzt, einen Zweig, der unter die Haut des Unterkiefers ge- langt, und spaltet sich in den para facialis Euie in den Ramus maxillaris internus, in Der Ramus facialis geht hie dem Unterkiefer und dem Os. quadratum nach oben und spaltet sich in zwei Arterien,»von denen die eine hinter dem Jochbeine miedergeht und unter ‚der Haut‘ des Unterkiefers zum Mundwinkel verläuft, der andere‘ schräg zum inneren Augenwinkel und zur Stien: in die Höhe geht, um sich! hier in die, Haut der Schnabelwurzel' zu zerästeln. ' Der Ramus maxillaris internus giebt einige bedeit- os ‚Zweige zu. den Muskeln desUnterkiefers und geht dann zum BReteimirabile maxillare, -# Die Art, carotis, interna giebt zuerst einen starken Zweig, der nach hinten in die Nackenmuskeln geht und auch, eine, Arterie- entsendet, die mit dem nach vorn 28.7 ) 436 ' Anatomisch-physiologische Untersuchungen, laufenden Zweige der Art. cutanea colli descendens sich verbindet, dann die Art. occipitalis, erreicht ‚hierauf ih- ren Kanal und theilt sich sogleich in den BE ‚exter- nus und internus. i Der Ramus externus verläuft wie bei den übrigen Vögeln, erweitert sich so wie er das Schlafbein verlas- sen hat, und verzweigt sich sogleich in das Rete mira- bile ophthalmieum, aus dem zuerst’ die auch schen an anderen Thieren beschriebene Arterie kommt, welche durch einen eigenen Knochenkanal zum Hinterbaupte un- ter die Haut geht, dann die Art. palpebralis inferior, die Art. laerymalis, die Art. ethmoidalis und die Art. ee thalmica, die wie bei der Ente verlaufen. Der Ramus internus giebt einen Zweig, der durch eine besondere Oeflnung an die äussere Schädelgrund- fläche zum Rete mirabile maxillare geht, und verläuft wie bei’der Ente, nur mit ’dem Unterschiede, dass beide Hirnschlagadern, ehe sie das Gehirn erreichen, nicht nur durch die schwachen netzartig verbundenen Zweige wie bei der Ente, sondern auch noch unter dem Clivus durch einen kurzen Querast verbunden sind. Beide Hirn- schlagadern gehen, nachdem sie ihre Zweige an das Ge- hirn gegeben. haben, durch besondere Oefinungen, ‘die nahe, oberhalb der Foramina optica liegen, zur Schädel- höhle hinaus und enden wie bei der Ente. ‚+ Das ‚Rete mirabile maxillare wird gebildet durch die. Zweige, welche aus dem Gefässnetze der Art. pala- tina kommen, durch den Ramus maxillaris internus der ‘ Arteria facialis und ‘durch den an die äussere Schädel- grundfläche zurückkehrenden Zweig der Art. carotis in- terna, liegt in der Nähe des zweiten Astes vom fünften Nervenpaare, giebt viele Muskelzweige ab und Zweige, die in die Schleimhaut des hinteren Theiles der Nasen- höhle dringen. Die Arteria coeliaca entsendet zuerst eine starke vorzüglich überdas Schlagadersysten der Vögel. 437 Arterie, die auf der oberen Fläche’ des Vormagens zum linken Rande des Magens’ geht und spaltet sich hierauf in»die 'Arteria'gastrica inferior und superior, indem an der Theilungsstelle | noch © ein starker Bamus henalis ent- springt.‘ a0 Die Aiteria gäftrica superior enfgändet unweit. ih- res Ursprunges einen zweiten Ramus Hienalis zu der zwar kurzen, aber dicken und besonders breiten Milz, einen starken‘ Ramus:hepaticus’ dexter, steigt hierauf zum Py- lorus nieder, wo sie einen Zweig zum unteren Ende des mittleren Dritttheiles der Blinddärme und ‘dem neben ihm: gelegenen: Theile des Dünndarmes ' abschiekt, und spaltet sich darauf in vier Zweige. Der'eine von diesen geht zum Anfänger des Duodehum und zum Pylorus; der zweite ‚dringt-am vorderen Rande’ der oberen Sehne in die Substanz desıMagens; der dritte ist stark'und geht als Art. panereatico-duodenalis bis zum Ende. des Pan- - ereas, und der vierte geht über der oberen Magensehne zum hinteren Einschnitie des Magens, giebt hier einen Zweig, der am linken Magenrande nach vorn läuft, vor- her aber schon auf der Mitte der Sehne zwei Zweige, von denedh der eine die Sehne”’durchbohrt und in die Substanz des Magens dringt, der andere gegen den rechten Magenrand hinstrebt. Die Art. gastrica inferior entsendet zuerst noch ei- nen bedeutenden Ramus hepaticus dexter, dann eine starke, an der unteren Fläche des ‚Vormagens nach vorn laufende ;Arterie, sodann eine starke Arterie, die einen Ramus hepaticus sinister abgiebt ‚ den rechten Magen- rand erreicht und noch einen Zweig an die obere Flä- che des Magens zum Pylorus schickt. Zuletzt spaltet sich die Art. gastrica inferior in zwei Zweige Der eine verläuft in der Richtung gegen den linken Magenrand, erreicht ihn aber nicht, sondern dringt mit seinen stär- keren Zweigen am vorderen Rande, der'Selme in die 438 |, Anatomisch» physiologische Untersuchungen,» Substanz des -Magens;, der andere»geht über, die Sehne fort zum hinteren Ende des Magens. j ‘ «Die Art.'sacra media'theilt sich an. ihrem. hinteren Ende: in die Art. coccygea 'comniunis, in‘ die beiden Ar- teriae hypogastricae und in die Art. mesenterica poste- rior.si Die’ Art: bypogastrica giebt: Muskelzweige, setzt sich ‚aber dann fort in die Art. pudenda interna, die in die Corpora cavernosa übergeht.‘ Die Art. mesenterica posterior theilt' sich in einen: vorderen. und einen: hinte- ren. Zweig. fir "Die Art. ischiadica 'entsendet, ehe sie zur Becken- \ höhle. hinausgeht, eine Art. renalis media und eine Art. zenalis posterior. Ä » Das Wundernetz an der vorderen Fläche der Tibia ist sehr stark, umgiebt die Art. tibialis von allen Sei- ten und erstreckt sich nach unten’ bis unterhalb: der: Ver- bindung der Tibia mit dem Os tarsi. 'Wieves scheint, trägt ‚die Arteria peronaea zur Bildung dieses Netzes nichts bei. 18%. Yan nen Mokinaaenn des Hann abe (Gallus ab gallinaceus, ) Da ich die Schlagadern ‘dieser Thiere an 9 Indivi- duen injieirt und ‚untersucht: habe, so: bin ich aüch hier im Stande, den’ genauen Untersuchuiigen Era einige Zusätze. hinzuzufügen, Aus‘; der linken Arteria »carotis communis kommt eine schwache Arterie hervor, die mir nur einmal ‘(an einer Legehenne),zu füllen gelungen ist, die’ in der Mitte der :vorderen Fläche des Halses unter der Haut als Art; eufanea 'colli anterior in die «Höhe geht. ‘Die Arteriae transversde colli verlängern sich 'in die. Art..cutaneae' colli»laterales adscendentes (cervicales adscendentes Baweri). In mehreren der von mir injieir- D vorzüglich über das 'Schlagadersystem.der Vögel. 439 ten Thiere, in denen auch die feineren Zweige gefüllt sind ; "erschienen diese Arterien aber nicht stark, errei. ehen’kaum die Mitte des Halses; ihre feinsten obersten Verzweigungen anastömosiren’ mit Zweigen der Art. cü- tanea colli posterior." Diese starke’ Arterie, ein Ast der Art.) vertebralis dextra, ‘gelangt an die hintere Fläche des Halses unter die Haut, giebt zuerst einen unter der Haut des Halsrückens heräbsteigenden Zweig und geht bis zum oberen Ende des Halses in die Höhe, um hier mit dem’ Zweigen ‚der Art. cutanea colli'lateralis descen- dens dexira und sinistra zu anastomosiren. ‚In einer ‚Henne ''giebt diese Arteria cufanea colli'po- sterior »aansoberen Ende ‘des Kropfes, indem sie im ’Be- gufle ist, unter die Haut nach hinten zu treten, einen stärken ‚Ast, der ‚quer hinter der Speiseröhre zu dessen linken Seite fortgeht''und sich) hier'in einen aufsteigen# den uhd: in einen schwächeren: absteigenden’ Zweig spal- tet. :Der absteigende) verbindet sich mit einem Zweige der linken: Kropfarterie; der aufsteigende geht’ als Ar- teria 'oesophagea- adscendens sinistra in die Höhe) und verbindet sich mit: der Art. ‚0esoph. descendens sinistra. Die Carotis commupis sinistra'liegt, indem sie an der: vorderen Fläche des’ Halses in die Llöhe geht, in einer Strecke von fast:3:Zoll vor der Art. carotis com- munis dextra. ; } "Die Arteriae sublinguales treten getrennt von einan- der-in.den vorderen Theil der Unterkieferhälften. Die Arteriae palatinae- verlaufen vor, der Gaumen- spalte, nieht, wie Bauer angiebt!), getrennt nach vorn, sondern vereinigen sichzu| einer Art. ‚palatina, media und werden von einem ‚ähnlichen; feinien Arteriennetze ee wie bei dersEnte‘und der Gäns. ‚Der äussere Ast der! Axtı carotis interna zohhaile 1) A. a. 0. p. 11. vd WO ug 440 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, sich, nachdem er das Schlafbein verlassen: hat, auch. in das,starke,Rete mirabile ophthalmieum;, Der Nervus ma- xillaris, inferior, liegt bei \seinem Hervortreten ats der Schädelhöhle nach ‚aussen von dem. Netze, so dass er nur von ‚einigen, Zweigen desselben umfasst: wird. » Der Neryus maxillaris, superior, theilt ‚sich'\.beil‚seinem; Her- vortreten in. mehrere Zweige, .‚die.das. Netz .durchboh- zen, (oder vielmehr. von den, Zweigen des Netzes’ .un- fasst werden, „Die. aus, dem Netze kommenden Zweige vertkeilen sich wie bei der.Ennte,.nur mit; dem Unterschiede, dass das Ende. der, Art.iophthalmica nicht in die bei der Ente unter, dem Bulbus Naspalie Hardersche Drüse sich fort- setzt, ‚Die Hinischligadenmi bien sich unter dem Cli- wus durch einen: kurzen! aber starken’ Querast.'' Den Verlauf der Arteria 'radiälis und der leiten ulnavis giebt: Bauer *) wie bei: der Ente an. Da die Injeetion dieser Arterien bei der Ente mir nicht gut ge- lungen ist, so kann ich über sie nichts sagen; den Ver- lauf dieser Arterien aber des Huhnes, bei dem mir die Injection gut gelungen: ist, finde ich wie bei Podiceps. Nachdem die Art. axillaris abgegeben ist, spaltet sich, die: Fortsetzung der Arteria subelavia in die Art: thoracica anterior und posterior. Die Art. thoracica' po- sterior ‘giebt, ehe ‚sie in: die Muskeln tritt, die Arteria cutanea trunci lateralis ab. Diese kommt am äusseren Rände der Pectoralmuskeln unter‘ die Haut; giebt zuerst einen Ramus eutaneus dorsalis' und verläuft dann an der Seite des’ Rumpfes nach. hinten. Der Ramus dorsalis geht unter «die Haut des Rückens 'und verbindet sich mit dam vorderen.Zweige einer durch das» Foramen sacrale superius anterius «unter die Haut |gelangenden Arterie. 1) A.a. ©. p. 46. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 441 Der hintere Zweig dieser Arterie vertheilt sich ebenfalls in’die Haut und verbindet sich mit anderen Hautzwei- ‘ gen, die‘in der Steissgegend sich ausbreiten. Eine starke Arteria perforans kommt dureh die Mitte der Pectoralmuskeln unter die Haut und verläuft als Art. eutanea' ‘abdominis, oder Art. cut. trunei inferior nach hinten bis zum Kniee, 'wo sie mit einem Zweige aus der Art. poplitea sich verbindet. : Die Art. renalis anterior giebt, wie es auch Bauer angegeben hat, die erste Arterie des Eileiters, Art. me- sometrii anterior. Aus der Aorta entspringen zwischen den Arteriis eruralibus und den Arteriis ischiadicis an ‘jeder ’Seite . drei Arteriae sacrales. Jede Arteria ischiadica giebt, ehe sie zur Becken- höhle hinausgeht, die Art. renalis media und posterior, die nahe aneinander entspringen. Die Art. renalis po- sterior sinistra entsendet die Art. mesometrii posterior. Die Arteria sacra media ‚spaltet sich, nachdem.sie, wie Bauer angegeben hat, vorher die Art.“mesenterica posterior entsendet, in die beiden Arteriae bypogastricae und in die Arteria coccygea communis, Letztere spal- tet sich wieder in die Art. coccygea media und die bei- den Art. coceygeae laterales. Die Arteriae hypogastricae setzen sich fort in die Arteriae pudendae internae, die im männlichen Thiere in die Corpora cavernosa beson- ders übergehen, im weiblichen vorzüglich dem Uterus und der Scheide Blut zuführen. Genauer werde ich ih- ‘ren Verlauf bei der Beschreibung der 'Kloake angeben. ' Die Ant. tibialis anterior wird von’ der schwachen Andeutung eines Wundernetzes begleitet, welches ich bei einem Hahne aus vier parallel: mit der Art. tibialis anterior verlaufenden Zweigen, bei mehreren Hennen nur aus zweiı Zweigen bestehend finde. Bei'einem Kapaune finde ich feine parallele Zweiglein auch neben dem Stam- 442 Anatomisch-physiglogische Untersuchungen, ' me der Arteria tarsea, die am unteren Ende (dieses Kno- chens einen starken Ast abgiebt, ‘der sich Jin’ die Art. | digitalis externa der mittleren und interna deräusseren Zehe spaltet..; Das Ende:der 'Art., tarsea: geht zwischen dem Condylus externus und- medius des unteren Endes des Os tarsi in die Planta,- giebt hier eine Arterie für . die hintere Zehe und verlängert ‚sich in’die Arteria .di- gitalis externa der inneren Zehe. : Feine Zweiglein. ver- laufen unter den, Phalangen nach’ der Seite der Zehen, wo die genannten Arterien nicht verlaufen, theilen sich hier in feine Zweiglein, die sich theilen, unter einander sich verbinden und so auch an diesen Seiten Andeutun- gen von NEN bilden. ih er $ 27. Von den laizann der unteren Extremitäten und ... des Unterleibes beim Haushahne., ; . ‚Die Venen der Zehen vereinigen sich in Pe ge- meinschaftlichen Stamm, der ‚über dem Spornv'an die innere Seite des Tarsus gelangt, hier in die Höhe steigt zum Fersengelenke, die hier befindlichen‘ Venen auf- nimmt, ‘an die innere Seite des untersten Endes der Ar- teria tibialis gelangt, sodann zwischen dem Tendo Achil- lis und der Tibia in die Höhe geht zwischen den Mus- keln der hinteren Fläche des Unterschenkels und sich in die Vena poplitea ergiesst. ‘Diese geht anfangs ne- ben der Arteria ischiadica bis zum oberen Dritttheile des Oberschenkels in die Höhe, beugt sich dann nach' in- nen und oben und gelangt in die Begleitung der Arte- ria eruralis, nimmt die Venen, welche die Aeste der Arteria »eruralis begleitet haben, auf,.geht neben dei Arteria eruralis in die Beckenhöhle, ‘nimmt «die Vena - epigastrica, die,starke Vena renälis media vom znittle- ren Nierenlappen, mehrere Venae zenales anteriores auf und vereinigt. sich unter. der Aorta mit ‚der der anderen vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 443 Seite zu einer starken Vena cava inferior, welche die Venae renales anteriores, die Venae testieulorum auf- nimmt und dureh die Fossa hepatis zum Herzen geht. - Die Venae renales posteriores gehen aus dem hin- teren Ende des hinteren Nierenlappens hervor, verbin- den sich mit den’ Venis coceygeis, hypogastricis und der Vena mesenterica posterior zu einem’ gemeinschaftlichen sehr starken Stamme, der neben dem Dickdarme nach vorn geht, sich mit der Vena mesenterica anterior zur Vena portae dextra verbindet, die sich in die Leber verzweigt !). Die Vena gastriea inferior nimmt die’Venen der unteren Fläche’ des Magens auf, geht bis zu der Stelle, wo die Arteria hepatica sinistra zur Leber geht, nimmt hier die Venen von der unteren Fläche des "Vormagens auf, bildet einen kurzen Truncus Venae portae sinistrae, der in der Porta hepatis durch einen Zweig mit dem Ramus sinister der Vena portae dextrae in Verbindung steht und vertheilt sich in den linken Leberlappen. An der inneren Fläche der unteren Bauchwand ver- läuft in ‘der Mittellinie eine Vene, die zwischen den Leberlappen von vorn nach hinten bis in die Nabelge- gend geht. Vorn mündet sie in die Vena cava, wo diese aus der Fossa hepatis kommt, nach hinten beugt sie sich kurz vor dem Nabel gegen den rechten Magenrand um, doch ohne diesen zu erreichen; wenigstens kann ich über ihr weiteres Ende nichts angeben. $..28, Von der. Kloake verschiedener Vögel. ‘ 1) Beim Haushahne (Gallus gallinaceus) unterschei- det man drei Abtheilungen. Die erste nimmt den Mast- 1) Wegen der genaueren Verbindungen und Verzweigungen der Nierenvenen verweise ich auf Nicolai: Disquisitiones circa 444 Anatomisch : physiologische ‚Untersuchuügen,; darm; die zweite die Oefinungen der Harnleiterund'die Oefinungen 'der Samengänge, ‚die an den nach aussen gelegenen Warzen sich befinden; ‚die. dritte'.die Bursa Fabricii auf. ı one) Die. erste Abtheilung ist von der zweiten in der Mitte der oberen Wand durch eine schwache 'Andeu- tung einer Falte: getrennt, die nach aussen stärker wird, so dass die Papillen von einem klappenartigen Vorsprun- ge‘ umfasst erscheinen.‘ Die zweite und dritte! Abthei- lung sind durch eine: breite Klappe, die besonders an der oberen Wand stark ist, geschieden. Die’ dritte Ab- theilung zeigt am vorderen Ende der oberen Wand die Oeffnung der Bursa, ist diekhäutig und) besonders ander oberen Wand wulstig. Die Bursa ist ungefähr‘ 3 Linien weit hohl, erstreckt sich aber ausserdem noch 5 bis 6 Einien weit nach vorn, aber als ein dünnhäutiger, nur aus verdichtetem Zellgewebe bestehender. undurchbohr- ter Körper. 2) Beim Kapaune sind die Theile denn SO; nur die Warzen in der zweiten Abtheilung schwächer. 3) Bei der Henne (Gallina gallinacea) zeigen der erste und der dritte Raum auch keine Verschiedenhei- ten. Im zweiten Raume erscheint an der'linken Seite . die Oeffnung der Scheide. Bei einer Henne, die ein ‘mit der Schale. schon bekleidetes Ei im Uterus hat, ist die erste Abtheilung der Kloake von der. zweiten eben- falls nur durch eine Falte gesondert, die aber nach der linken Seite sehr stark wird und sich nach unten, und rechts ebenfalls erstreckt. Die Oeflnung ist 6% Linien breit, 5% Linien, hoch, mit einem wulstigen: vorspringen- den’ ‚Rande umgeben, der nach hinten in, die Klappe übergeht, welche die zweite und dritte Abtheilung der quorundam animalium venas abdominales; Pia etipus renales. Be- rolini 1823. 8. . . vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 445 Kloake scheiden, Die Scheide ist 1 Zoll 6 Linien lang, mit vielen aber schwachen Längsfalten versehen. Der Uterus ragt oben mit einem 3 Linien breiten klappen- artigen Vorsprunge in die Scheide hinein. Der Uterus ist 3 Zoll 9 Linien lang, hat stärkere Falten’ als die Scheide, ist durch keinen Vorspiung von der Tuba ge- schieden. ‘Die Tuba ist 11 Zoll'8 Linien lang. Die Fal- ten der Tuba sind fast longitudinell, die des Uterus mehr schief. Inder Tuba zeigt sich 3 Zoll 8 Linien entfernt vom vorderen Ende des Uterus eine schmale Stelle, wo die Wände dünnhäutig sind, so dass die Fal- ten durch einen kreisförmigen Strich unterbrochen er- scheinen, Die Art: mesometrii anterior giebt zuerst einen be- deutenden Zweig‘ für den :vorderen Theil des ‘rechten Mesometrium, verläuft hierauf bis sie die Tuba fast er- reicht, giebt noch einige schwächere Zweige zum rech- ten Mesometrium, die auch mit der Art. mesometrii po- sterior dextra anastomosiren, und geht 4 Zoll vom freien Ende der Tuba entfernt an der hinteren Fläche dersel- ben von rechts nach links und theilt sich hier in die Art. mesometrii sinistra anterior und posterior. Erstere verläuft nach vorn bis zum freien Ende der Tuba, letz- tere bis zum Uterus, wo sie mit der Art. uterina sini- stra anastomosirt. L ai dab x ’ Die Art. mesometrii posterior, ein Ast der Art. re- nalis posterior sinistra, giebt zuerst einen Zweig, der nach vorn als Art. mesometrii posterior dextra verläuft, bis zu der Stelle, wo die Art. mesometrii sinistra nach der linken Seite‘ hinübergeht, entsendet hierauf noch viele Zweige an das hintere+Ende des Mesometrium dex- trum, erreicht den Uterus etwas hinter seinem vorderen Ende und ist nun als Art. uterina anterior communis anzusehen. Sie entsendet hier gleich eine starke Art. uterina anterior sinistra, welche eine Art. uterina supe- 446 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, . sior, die näch hinten geht, abgiebt, dann'weiter nach - vorn verläuft, Zweige an die linke Seite des Uterus abschickt, die. mit der Art. uterina posterior sinistra anastomosiren, und zuletzt in einen Zweig sich verliert, der mit dem hinteren Aste.der Art. mesometrii posterior sich verbindet.. ’ Die Art. uterina Auterice dextra, ein Ast der Art. pudenda.dexträ, theilt sich in viele Zweige, die sich besonders an der rechten Seite des vorderen Endes des Uterus ‚ausbreiten, mit den Zweigen der Art. uterina anterior sinistra’und posterior dextra anastomosiren. Die Art. pudenda sinistra entsendet zuerst eine Art. uterina superior, die auf der oberen Fläche des Uterus von hin- ten. nach vorn geht, dann einen Muskelast, hierauf die Art. uterina; posterior dextra, die vom. hinteren Theile des Uterus’ sehr stark nach rechts und vorn’ hinläuft, sodann einen Zweig zum hintersten Ende der’ Vagina,, darauf eine Art. vaginalis superior, die an der linken Seite der Vagina nach vorn geht. bis zur, Vaginalpor- tion des Uterus und sich hier verzweigt. Jede Art..pu- denda interna giebt weiter nach hinten einen Zweig, der neben dem Ureter nach ‚hinten: geht und sich vertheilt unter der Haut der oberen Wand: der dritten Abtheilung der Kloake,: verläuft hierauf nach’ unten und hinten zur Seite der Kloake, theilt sich nach unten in zwei Aeste, die nahe an einander liegen, ‘an 'der unteren Fläche: des hintersten Endes der Kloake mit denen: der entgegen- gesetzten Seite. anastomosiren und als Andeutung der: Corpora cavernosa anzusehen sind. Beim. Hahne geht das hinterste Ende der Art. “pu- denda interna in die starken Corpora cavernosa über, die zur Seite der mittleren Abtheilung der Kloake über den Samenbläschen und den Päapillen. liegen, aus ‘den feinsten Verzweigungen des 'hintersten. Endes der Art. pudenda. bestehen und noch kleine Zweige zum‘hin- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 447 tersten Ende der Kloake. Be aus sich hervorgehen lassen. Beim Kapaune sind die‘Corpora cavernosa auch zu- gegen, aber viel'schwächer als beim: Hahne. Bei einem Hahne, den»ich in der Mitte des Som- mers zergliederte, wie die Testikel den höchsten Grad der Ausbildung erreicht ‚hatten, fand ich folgende Ab- weichung: Die Bursa Fabrieii war ganz geschlossen, so dass. das hinterste Ende, welches in die hintere Abthei- lung der Kloake‘ sonst einmündet, dasselbe zellhäutige - Ansehen wie der vordere Theil hat. An ihrem äusser- sten hinteren Ende geht aber die geschlossene Bursa in einen fast 14 Linien langen, ‚an seiner Basis ungefähr + Linien breiten, gegen die Spitze etwas schmäler wer- denden, in der Mitte seiner unteren Fläche eine schwa- che Rinne zeigenden, frei in die dritte, Abtheilung der: Kloake vorragenden, von der Klappe, die die. mittlere und hintere Abtheilung scheidet, bedeckfen Zipfel über. Drei Linien von ihrem hinteren Ende besitzt die ge- ‚ schlossene Bursa in ihrer Substanz einen compacten lin- senförmigen Körper, der beim Durchschnitte aus Ge- fässzweigen zu bestehen scheint. Bis zum Seitenrande dieser Stelle der Bursa kann ich einen starken Arterien- ast der Art. pudenda interna verfolgen, der sich wahr- scheinlich in jenen linsenförmigen Körper verzweigt. Dieser Arterienast findet sich auch sonst, sowohl beim männlichen ‚als‘ weiblichen ausgewachsenen Thiere, ist aber schwächer; auch habe’ ich ihn sonst nie bis zur Bursa selbst verfolgen können, sondern nur an die Kloa- ke sich verzweigen sehen. Bei einem vier Wochen alten Hahne ist die Bursa Fabrieii 5 Linien lang 3 Linien breit; die Wände zeigen‘ einen drüsigen Bau. Die Bursa ist der ganzen Länge nach hohl; in die faltige Höhle führen feine Oeffnun- gen als Mündungen der Drüsenwände. Corpora caver- \ 4 445 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, nosa sehe ich ‚noch nicht, obgleich die Arterien des übrigen Körpers sonst gut gefüllt mit der Wachsmasse, und die Testikel deutlich zu erkennen sind. 4) Bei.der Nebelkrähe finde ich im alten Männchen die Warzen ‘der Oeffnungen der ‚Sämengänge :deutlich. Die Bursa Fabrieii ist geschlossen, hat ein zusammen- gefallenes, zellhäutiges Ansehen, keine Höhle, ist'6 Li- nien lang, endet nach vorn spitz. Ihre grösste Breite beträgt 2 Linien. Beim jungen, einige Monate alten Thiere ist sie 1 Zoll lang, hat ungefähr die Gestalt ei- nes menschlichen Uterus, ist an ihrem vorderen’ Ende 9:4 Linien, an ihrem hinteren 2 Linien breit. Die Wände sind etwas über 1 Linie dick; sie bestehen aus lauter Aeinis, die leicht von aussen, sowohl wie von innen'zu erkennen sind. ‘Im Inneren der weiten Höhle: erkennt man ‘viele Vorsprünge der inneren Haut, welche bald grössere, bald kleinere Taschen bilden, in welche die Drüsenöffnungeh der Wände einmünden. Die erste und zweite Abtheilung der Kloake sind wie die zweite und dritte durch eine deutliche Klappe geschieden. 5) Beider jungen Dohle ist die erste und die zweite Abtheilung der Kloake wenig geschieder. Die Klappe zwischen der zweiten und dritten Abtheilung ist breit. Die Bursa ‘ist: eine weite, mit drüsigen Wänden verse- hene, 11 Linien lange Höhle. | 6) Bei der Taube. Beim männlichen alten Thiere sind. die Warzen, an denen sich die Samengänge öff- nen, sehr’ deutlich. Bei einer weiblichen Taube fand ich einen rechten Oviduct, der 4 Linien lang, hohl, mit „dem einen Ende frei und blind aufhörte; mit dem an- deren durch eine Oefinung: von der Grösse eines Steck- nadelkopfes in die rechte Seite der zweiten Abtheilung der Kloake einmündete. Spur einer Bursa finde ich beim männlichen alten: Thiere und bei zwei alten weiblichen, ausser einer fast haarfeinen ‚schwachen, gleich blind vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 449 geschlossenen Vertiefung hinter der Klappe, welche die zweite von der dritten Abtheilung ‘der Kloake scheidet, nicht. 7) Bei der jungen Rohrdommel ist die Bursa 7 Li- nien lang, die Höhle geräumig, mit einer engeren Oefl- nung versehen; Wände drüsig. 8) Bei einem altem weiblichen, im August getödte- ten kurzohrigen Ohrkauze, wo der linke Oviduct noch ziemlich weit, das Ovarium ziemlich stark erscheint, ist auch der rechte Oviduct zugegen, aber so unbedeutend, dass ich eine Borste kaum 2 Linien tief einführen kann. Die erste und zweite Abtheilung der Scheide ist durch eine Klappe nicht geschieden, wohl aber die zweite und dritte. Die dritte Abtheilung ist weit, zeigt aber die Oefinung der Bursa nicht. 9) Beim jungen Mäusebussard ist die Bursa in ei- nem Thiere 10; Linien, im anderen 1 Zoll 2 Linien lang, eine weite geräumige drüsige Höhle, die durch eine en- gere Oeffnung in die hintere Abtheilung der Kloake führt. Bei der Hausente. Bei einem weiblichen Thiere, welche noch vor kurzem ein Ei gelegt hat, ist die Klap- _ pe zwischen der vorderen und mittleren Abtheilung der Kloake breit, wulstig und turgescirend. ‘In der mittle- ren Abtheilung erscheinen nach aussen von den Oeff- nungen der Ureteren die Oeffnungen‘ der Eileiter. Die des rechten von der Grösse einer Linse führt in einen 6} Linien langen, vorn blind und frei endenden hohlen Kanal. Die Oeffnung der Scheide oder des hinteren Endes des linken Eileiters ist weit; die Scheide selbst verläuft 1 Zoll ‘5 Linien nach vorn, macht dann eine fast rechtwinklige Krümmung nach der linken Seite, ver- läuft 1 Zoll 3 Linien lang, ehe sie den Uterus erreicht, Die Länge des Uterus beträgt 2 Zoll. Drei Zoll 6 Linien entfernt vom vorderen Ende des Uterus bemerkt man eine dünnhäutigere, 14 Linien'breite Stelle, wo die Fal- Meckels Archiv f, Anat. w Phys, 1329, 29 450 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, ten der inneren Haut der Tuba kreisförmig unterbrochen sind. Die Tuba misst von hier bis zu ihrem freien Ende noch 7 Zoll. In der hinteren Abtheilung der Kloake bemerkt man an jeder Seite drei kleine blinde Taschen. Die Bursa Fabrieii ist 1. Zoll lang; doch kann ich die Borste nur 6 Linien tief einführen. ; ! Beim männlichen Thiere sind die Corpora cavernosa stark, liegen von einander getrennt hinter den Papillen der mittleren Abtheilung der Kloake. Der Penis geht mit seiner Basis nach links und oben zur oberen Wand der hinteren Abtheilung der Kloake, indem seine Basis hier zum Theil die Klappe, welche die mittlere und hin- tere Abtheilung scheidet, zurückdrängt, so dass sie fast verstrichen erscheint, zum Theil die Wulst der oberen Wand der hinteren Abtheilung mit einnimmt. Die Bursa Fabricii ist 9 Linien lang, ihre Oeffnung, sehr fein, en- det bald blind, so dass eine Borste nur + Linie tief ein- dringt. In der Mitte besitzt sie aber wieder eine 14 Linien lange, nach vorn ‘und nach hinten geschlossene Höhle. Von der Spitze der Bursa geht ein fadenförmi- ger Zipfel ab, der nichts als eine feine Arterie ist, die aus der Art. padenda sinistra kommt, und deren Anfang ich injieirt habe. Die Wände der Bursa sind sehr com- pact, fast knorpelartig. In der hinteren Abtheilung der Kloake zeigen sich an jeder Seite auch die kleinen drei blinden Taschen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Männlicher Podiceps suberistatus. Die Brust- _höhle und die Bauchhöhle sind geöffnet, die Eingeweide herausgenommen. : Die Arterien sind injieirt. 4A.A. Die Flügel. B. Der Steiss. CC. Die Füsse. D. Der Mastdarm. E. Der grosse Brustmuskel der rech- ten Seite. F. Der grosse Brustmuskel der linken Seite, vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 451 vom Brustbeine gelöst und zurück gelegt, so dass man den Verlauf der Fortsetzung der Arteria thoracica sieht. @. Muskelpartie, die auf dem aufgehobenen Schlüssel- beine der linken Seite liegt. #. Der untere Theil des Halses; die Muskeln der vorderen Fläche sind entfernt, so dass die Processus spinosi anteriores erscheinen, durch deren Kanal die Art. carotis primaria geht. I. Der obere Theil des Halses von vorn noch von Muskeln bedeckt, K.K.K. Die Luftröhre. L.L. Die Speiseröhre. a. Der Aortenursprung. 5. Der rechte Truneus, der sich in die rechte Art. subelavia c, und die den Bogen - d bildende Aorta posterior theilt. e. Der linke Truncus der Aorta, oder die Art. subclavia sinistra. /f. Die Aorta descendens. g.g. Die Arteriae ischiadicae. A. Die Art. eoeliaca. ©. Die Art. mesenterica anterior. k.k. Die Ho- den. ZZ. Die Arteriae erurales. m.m.m.m. Die Arteriae epigastricae. n. Die Art. sacra media. : 0.0. Muskeläste aus der Art. sacra media. p. Die Art. mesenterica po- sterior. g.9. Die Arteriae hypogastricae. r. Die Art. coecygea communis, die sich gleich in drei Aeste spal- tet. s. Die Art. carotis primaria an ihrem Ursprunge aus dem linken Truncus. £. Der gemeinschaftliche Stamm, der sich in die Art. cutanea colli anterior v.v.v., und in die Art. oesophagea anterior % spaltet. ®.w. Arterie, welche die Art. vertebralis, transversa colli und cutanea colli lateralis der linken Seite abgiebt. #. Arterienstamm, der aus der Art. subeclavia dextra entspringt, an der Stel- le, wo an der linken Seite die Art. carotis primaria her- vorkommt. y. Arteria oesophagea adscendens posterior. z. Die Art. transversa colli dextra. 1. Die Stelle, wo die Art. transversa colli in den hinteren Zweig und in die Art. cutanea colli lateralis sich spaltet. 2.2. Die Art. eutaneae colli laterales. 3.3.3. Die Arterienbogen am oberen Halsende. 4. Bogen, ge- bildet durch Vereinigung des oberen Endes des Stammes 29» 452 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, der Art. cutanea colli anterior mit der Art. oceipitalis. 5. Vereinigung des letzten Bogens der Art. cutanea colli anterior mit einem Zweige aus der Art. thyreoidea su- perior. 6. Die Art. carotis externa, wo sie hinter dem Zungenbeine 7 aus der Tiefe hervorkommt. 8. Die Art. snblingualis sinistra. 9. Die Art. sublingualis dextra, 10. Der durch beide Sublingualarterien gebildete einfa- che Stamm. 11. Die Art. submentalis der linken Seite, die sich in die zurückgeschlagene Haut verzweigt. 12 und 43. Hauptäste aus der Art. thyreoidea superior. 14.14. Durchbohrende Aeste der Art. thoratiea anterior, die in die Haut gehen. 15.15. Durchbohrende Aeste aus der Art. thoracica posterior, die zum vorderen Theile des Brütorganes gehen. 16.16.16. Die Art. eutanea abdemi- nis, 17. Der Zweig aus der Art. suralis posterior, der zum Brütorgane geht. 18. Der Zweig aus der Art. pu- denda interna, der zum hintersten Ende des Brütorga- nes geht. 19.19. Die Vena cutanea abdominis der lin- ken Seite mit ihren Verzweigungen. 20. Die Art. axil- laris ‚sinistra. 21. Art. thoracica anterior sinistra. 22. Art. thoracica posterior sinistra. 23. Art cutanea ‚abdo- ininis. 24.24.24.24. Die Processus spinosi anteriores der Halswirbel. 25. Die unter dem untersten Processus spi- nosus anterior entspringende Arterie, die mit der Caro- tis hinter diesem Processus aufsteigt, und erst bei 26 un- terhalb des zweiten Processus sich in zwei Seitenäste spaltet. 27.27. Arterien, die gleich (doppelt aus der Ca- rotis primaria unter dem dritten und vierten Processus spinosus anterior entspringen. Fig. 2. Rechte Seite des Kopfes von Podiceps sub- eristatus in natürlicher Grösse. Die Haut ist entfernt, so dass man die oberflächlichen ausgearbeiteten Arterien sieht.. Die Cornea und der Knochenring mit den Feuch- tigkeiten des Auges sind ebenfalls fortgenommen, daher man in das Innere des Bulbus blickt. vorzüglich über das ‚Schlagadersystem der Vögel. 453 a. Das Rete mirabile faciale. 5. Der Fächer im Auge nach der äusseren: Seite zurückgelegt. c.c. Die Arteria facialis. d. Art. subeutanea maxillae inferioris. e. Zweig, der zum äusseren Gehörgange gelıt. f. Zweig, der zur Haut an die Wurzel des Schnabels geht. Fig. 3. Die hintere Fläche des rechten Augapfels von Podiceps suberistatus. - a. Die Art. ophthalmica an der äusseren Seite des Sehnerven etwas in die Höhe gehoben, damit das Wun- dernetz 5 des Fächers sichtbar wird. c. Der Sehnerv, d. Die Arteria ophthalmica, an. der inneren Seite des Seh- nerven sich in mehrere Zweige theilend, die als Arte- riae eiliares internae die Selerotica durchbohren. Fig. 4. Die bintere Fläche des linken Auges von. Fulica atra, a.a. Die Oefinung der Sclerotica, durch welehe die Venen aus dem Bulbus hervorkommen. 5. Die Sehner- venspalte der Sclerotica. c. Der obere, d. der untere Abschnitt der Sehnervenspalte, vom blutrothen Ringe unı- geben. Fig. 5, Die hintere Abtheilung des Bauches eines männlichen Podiceps suberistatus, die Muskeln, die in- nere Fläche der Haut und vorzüglich ‘die Nerven dar- stellend. Die Haut des Bauches ist nach beiden Seiten bin zurückgeschlagen.. Nur an der rechten Seite sind die, Theile ausgeführt. | a.a. Die Bauchmuskeln. 5.2.55. Die die Rippen mit dem Brustbeine verbindenden Knochenstücke. _c.c.c.c.e.e. Intercostal- und Lumbarnerven. _d.d.d. Unterschenkel. e.@.e.e. Der dem Brütorgane zunächst liegende Theil der Haut, an dessen inneren Fläche man die starken Fe- derwurzelu und, den Panniculus adiposus erkennt '), SF. ° Baucbhautmuskel. gg.g.g. Die innere Fläche der, von 1) Mau vergleiche die rechte Seite. 454 Anatomisch -physiologische ‚Untersuchungen, Federn entblössten, zum Brütorgane gehörenden Haut. h;h.h.h. Vortagende Federn. c. Der ‚Steiss. Fig. 6. Ein Theil des Schädels von Podiceps eri- status, der den Verlauf der Art. carotis interna enthält. Die Knochenkanäle sind aufgebrochen. a. Die Stelle, wo die Art. carotis interna in ihren Kanal tritt. 5. Der äussere Ast der Art, carotis interna, der am äusseren Rande der Fenestra ovalis verläuft. c. Die Art. ophthalmica; d. besonderer Ast, der durch ei- nen eigenen Kanal zum Hinterhaupte geht. e.. Zweig des. inneren Astes, der wieder an die äussere Grund- fläche des Schädels zurückkehrt. Fig. 7. Die innere Schädelgrundfläche Pi Taube. a. Die zu einem Stamme verschmolzenen Hirnschlag- adern in ihrer natürlichen Lage hinter dem Clivas. Die harte Hirnhaut, die sie von oben bedeckt, ist entfernt. b. Der Clivus. c.e. Die beiden vor dem 'Clivus getrennt ‚ hervortretenden Hirnschlagadern. d.d. Die Hirnschlag- adern, wie sie durch besondere Oeffnungen vor den Seh- nerven aus der Schädelhöhle in die Augenhöhlen gehen, nachdem sie dem Gehirne seine Zweige abgegeben haben. Fig. 8. Aeussere Schädelgrundfläche von Strix da- sypus. Man sieht hier besonders die Erweiterungen und Zusammenziehungen der Carotiden. &.a. Art. earotides communes. 2.5. Die Stellen, v wo sich die Art. car, comm. in die äusseren und inneren spalten. c.c. Art. carotides internae, d.d. Art. linguales. e,e. Hautzweige zur Obrgegend. ff. Art. palatinae, Fig. 9. Ein Theil der äusseren Schädelgrundfläche ‘ von Strix dasypus, um den weiteren Verlauf der Art. carotis interna zu zeigen. a.a. Die Eintrittsstelle der in- neren Carotiden in die Schlafbeine. 5. Der äussere Ast an der rechten Seite. c. Der innere Ast an derselben Seite. dd. Die an die äussere Schädelgrundfläche zu- rückkommenden Zweige. e.e. Der weitere Verlauf der vorzüglich/über das Schlagadersystem der Vögel. 455 inneren Aeste, indem sie der Mittellinie entgegenstreben, durch die aufgebrochenen Knochenkanäle durchschim- mernd. /. Der für beide verschmolzenen Arterien be- stimmte einfache Knochenkanal, der an die innere Schä- delgrundfläche führt. Der Kanal für den äusseren Ast der rechten Seite, so wie für den Anfang des inneren Astes derselben Seite ist aufgebrochen. An. der linken Seite. ist dies nicht ge- schehen. \ Fig. 10. Die Hirnschlagadern von Strix dasypus, wie. sie sich nähern, vereinigen und wieder trennen. . Die noch getrennten Aeste, indem sie der, Verei- nigung d. entgegengehen. c.c. Die wieder getrennten Aeste, indem sie zum Gehirn in die Höhe gehen. Fig. 11. Die lioke Hälfte des Brütorganes von Fu- lica atra. a.a.a. Die innere Fläche der von Federn und vom Panniculus adiposus entblössten Brust- und Bauchhaut, mit der das Thier brütet. 5.5.6. Die innere Fläche der dem Brütorgane zunächst gelegenen Haut, an der man die W urzeln der Federn erkennt. c.c.c. Der Bauchhaut- muskel. d.d.d.d. Die Zellhaut, welche den oberen Rand des Bauchhautmuskels an den Seitentheil des Rumpfes heftet. e.e.e. Aponeurotischer Theil der Bauchmuskeln. f. Die Spitze des Schambeines. gg. Schiefer Bauchmus- kel. A. After. &ö Bauchhaut oder Brütarterie, welche den grossen Brustmuskel /./. durchbohrt. A.A.A.k.k. Inter- costal- und Lumbarnerven. Fig. 12. Die aufgeschnittene Kloake einer weibli- chen Fulica atra während des Brütens. «, Dickdarm oder Mastdarm. 5. Oeffnung des Mastdarmes in die erste Ab- theilung der Kloake. c. Erste Abtheilung der Kloake. d.d.d. Klappe, welche die erste Abtheilung von der zwei- ten Abtheilung der Kloake scheidet. e. Oeflnung des grossen oder linken Eileiters. // Oeffnungen der Haru- 456 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, leiter. g. Oeffnung des rechten oder kleinen Eileiters. hh. Klappe, ach die Bee von der hinteren Ab- theilung scheidet. Fig. 13. Die mittlere und hintere Abtheilung der Kloake von demselben Thiere. aa. Die Klappe, welche die vordere von der mitt- leren Abtheilung der Kloake scheidet. 5 Die Oeffnung des rechten, c. die Oeffnung des linken Eileiters. d.d.d. Die hintere Abtheilung der Kloake. e.e.e. Die Klappe, welche die mittlere von der hinteren Abtheilung scheidet. F. Oeffnung der Bursa Fabrieii. g. Gefässkranz im Um- fange der Oeffnung der Bursa durch die Haut der drie ten Abtheilung durchschimmernd, Fig. 14. Ansicht der unteren Fläche der Kloake einer weiblichen Fulica atra, welche ein mit der Kalk- schale bekleidetes Ei im. Uterus hatte. a. Der Mastdarm.; ‚2. Die Kloake. c. Der rechte oder kleine Eileiter. : d. Die linke Scheide nach vorn abgeschnitten. .e. Gefässkranz im Umfange des hinteren Endes der Kloake, AR "Fig. 15. Die Kloake der weiblichen brütenden Fu- lica atra von oben dargestellt. a. Der Mastdarm. .d. Die Scheide. oder das hinsangg Ende des linken Oviducts. c.e. Die Bursa Fabricii. d.d.d.d. Die Harnleiter. e. Der rechte oder kleine Eileiter. £. Die A elfhung > Fig. 16. Die mittlere und: ‚binnen Abtheilung der weiblichen Fulica atra; die im Uterus 'ein mit der Kalk- schale bekleidetes Ei hatte. aa. Die Klappe, welche die mittlere und ‚hintere Abtheilung der Kloake scheidet. d. Die Oeffnung der Scheide oder des hinteren Endes "des linken Eileiters. c. Die Oefinung des rechten Eileiters. Zwischen beiden sieht man die Oeffnungen der Harnleiter. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 457 Fig. 17. Die zweite und dritte Abtheilung der Kloa- ke einer männlichen Fulica atra. a.a. Die Papillen. Zwischen ihnen sieht man die Oeffnungen der Harnleiter.. d. Die hintere ech. der Kloake. Fig. 18. Das Gefässnetz aus Zweigen der Art. pu- dendae gebildet, welches’ in dem. Wulste der oberen Wand der hinteren Abtheilung von Fulica atra liegt. a.a. Die Zweige aus den Art. pudendis,..die das Netz bilden. 2.5. Die Zweige, die weiter gehen, um sich mit den Fortsetzungen der Art. pudendae | wieder zu verbinden, welche den Kranz im Umfange .des. hin- teren Endes der Kloake: bilden. c.c.-Die Fortsetzungen der Art. pudendae, die sich‘’mit den Zweigend.b. ver- binden und den Kranz d.d. (vergl. Fig. 14. ee.) bilden. ‚ Fig. 19. Die Bursa Fabricii in natürlicher Grösse von der männlichen Fulica atra. Fig. 20. Die Beckenarterien des Haushahnes. a. Die Aorta. 2.8. Die Art. erurales; e.c. deren Fortsetzun- gen. dd.d.d. Die Art. epigastricae und ‘ihre Zweige. e.e.e. Rami' saerales. ff. Art. ischiadicae.. g.g. Art. re- nales posteriores. %.h. Art. renales anteriores.ı'&.2. Art; sacralis media. A. Art. mesenterica posterior. Z.Art. coc- cygea communis. m.m. Art. hypogastricae. '»n. Bami mus- eulares. 0.0. Corpora cavernosa. p. Kloake, .g. After- öffnung. IT Fig. 21. Die Kloake vom Kapaune. ; a.a. Die Art. pudendae internae. 5.d. "Die Corpora cavernosa, c. Die Kloake. d. Die Afterspalte. Fig. 22. Die Kloake eines Haushahnes: geöffnet, an der die oben beschriebene Abweichung dargestellt ist. ; a.a.a. Die mittlere Abtheilung. d. Die vordere Ab- theilung. c.c. Die Klappen, hinter denen die Papillen d.d. mit den Oeflnungen der Samengänge liegen, .e.e. Die Klappe zwischen der mittleren und hinteren Abthei- 258 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, ; - lung nach. vorn zurückgelegt. f. Die hintere Abtheilung der Kloake. g. Der vorragende Zipfel der Bursa Fa- bricii. Fig. 3. Die Bursa Fabricii desselben Thieres ih> rer ganzen Länge nach dargestellt. a.a. Die Arterien, die zu den Seitenrändern gehen. b. Der vorragende Zipfel. c. Der linsenförmige com- pacte Körper. Fig..24.. Der frei nein Zipfel der Bursa, der die verschlossene Oeffnung der Bursa bedeckt, zurück- gelegt: a. Die hintere schwach gerinnte Fläche des: Zi- pfels.. 6. Die Vertiefung hinter dem Zipfel. Fig. 25. Die Kloake einer weiblichen Henne, wel- ehe ein mit der Eischale bekleidetes Ei’im Uterus hatte, unaufgeschnitten von unten dargestellt. a.a. Die Art. pudendae internae. 2.5. Die Zweige, in welche sie übergehen, ‚die den als Andeutung der Zellkörper zu betrachtenden Gefässkranz um das hin- “ tere Ende der Kloake bilden. ‚d; Die untere Wand der Kloake. c. Die Afteröffnung. = Fig.26. Die Kloake, der Uterus und die Scheide einer Henne, welche am 19ten Tage .des Brütens ge- tödtet wurde, von oben dargestellt. a. Der Mastdarm. d. Die Kloake. e. Der Uterus. d. Der gekrümmte Theil -der Scheide, e. Der gerade Theil derselben. f. Die Bursa Fabrieii. g. Die After- öffnung. A. Die Art. mesenterica posterior. ö. Die Art. pudendae internae. A. Art. uterina posterior. 2. Art. va- ginalis.- m.m. Starke Zweige der Art. pudendae, die zur Kloake gehen (die beim jüngeren Thiere sich besonders an die Bursa Fabricii verzweigen). z.2. Die Harnleiter. oo. Zweige der Art. pudendae internae, die sich in die Wulst der oberen Wand der hinteren Abtheilung der Kloake verzweigen. Fig. 27. Die Kloake eines männlichen Podideps vorzüglich über das Schlagädersystem der Vögel. 459 subcristatus unaufgeschnitten von unten dargestellt. «. Der Mastdarm. 5. Die Kloake. c. Die Afteröffnung. d. Die Klappe der unteren Wand, welche die hintere - Abtheilung der Kloake von der Afteröffnung trennt, die durch die äussere Oeffnung sichtbar wird. e.e. Die Eu- den der Art. epigastricae. ff. Die Corpora cavernosa. Fig. 28. Die untere Fläche des PRISINgEIEN und Magens von Fulica atra. a. Der Vormagen. 5.d. Die untere Magensehne. c. Die Art. gastrica inferior. e.e.e. Die rechte Magenrand- arterie. f. Die Fortsetzung der Art. gastrica inferior. g- Starker Zweig, der die Sehne durchbohrt und in die Substanz des Magens dringt. A. Rechter Zweig des hin- teren Endes der Art. gastrica inferior, der sich mit der rechten Magenrandarterie verbindet. ©. Linker Zweig des hinteren Endes der Art. gastrica inferior, der sich mit der linken Magenrandarterie verbindet. A.A.A, Die linke Magenrandarterie. Fig. 29. Die obere Fläche des Vormagens und Ma- gens von Fulica atra. A.A. Der Vormagen. B.B. Die obere Magensehne: €. Das Duodenum. a. Die Art. coeliaca. 3.5. Die oberen Vormagenar- terien, deren eine aus dem Stamme der Art. coeliaca, die andere aus der Arterie des linken Magenrandes ent- springt, die beide sich unter einander verbinden, c.c. Die Arterie des rechten Magenrandes. d. Die abgeschnittene Art. lienalis. e. Die abgeschnittene Art. hepatica dextra, f. Die Erweiterung der Art. coeliaca, indem sie sich im die Art. panereatico-duodenalis g. und die Arterie der oberen Magenfläche 3. spaltet. ©... Zweig, der hinter dem Pylorus und unter dem Duodenum nach der rechten Seite hin verläuft und in den Magen dringt. Fig. 30. Der Unterschenkel und der Tarsus von Podiceps cristatus, 460 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, a. Der Kniescheibenfortsatz. 5. Die Tibia. c. Der Tarsus. d. Die Art.poplitea, wo sie durch die Oeffnung zwischen: der Tibia und Fibula nach: vorn kommt und gleich wieder‘ an die hintere ‚Fläche des Unterschenkels zurückkehrt. e.. Der Zweig, der an der äusseren Seite des Kniescheibenfortsatzes in die Höhe steigt. . f. Star- ker abgeschnittener Muskelzweig. g. Verbindungszweig zum Wundernetze. 4. Die Art. peronaea, indem: sie an die vordere Fläche des Unterschenkels gelangt. z.; Die Art. tibialis anterior, indem sie an die vordere’ Fläche des ‚Unterschenkels gelangt. kA. Das Wundernetz. L.l. Die Art. tarsea. »»." Die Stelle, wo die Art, tarsea durch die. Oeffnung des unteren Endes des Tarsus nach hin- ten geht. ', Fig. 31. Die hintere Fläche des Augapfels vom weissen. Storche. a. Die Art. ophthalmica 'an der äusseren Seite des Sehnerven. d. Die Stelle, wo sie zwischen dem Musculus ‚sectus oculi internus und M. obliquus superior zur inne- xen Wand der Augenhöhle geht. c. Das: Rete mirabile ‘des Fächers an der äusseren Seite des Sehnerven. d. Das Rete mirabile an der inneren Seite des Bulbus, aus dem die. Art. eiliares posteriores internae kommen, e. Der Nervus optieus... f. Der pyramidenförmige, g. der viereckige Muskel zur Bewegung der Nickhaut..'% Die Sehne des pyramidenförmigen. Muskels. ©. Der, untere gerade Muskel des Auges, %. der äussere, ‚2. .der'obere, n. der innere gerade Augenmuskel, m. Der RAR 0. der untere. schiefe Augenmuskel. - Fig. 32. Der Fächer aus dem Auge von Falco api- voras mit der starken Arterie, die an der Grundfläche des Fächers verläuft und, den vielen aus ihr entsprin- genden, zu den einzelnen Falten gehenden Zweigen. vorzüglieh über das Schlagatlersystem der Vögel. 461 Anatomische Bemerkungen. $.1. Ueber die Schlagadern des Halses und Kopfes der Vögel. z Meckel‘) stellt folgende Reihe von Bildungen der gemeinschaftlichen Carotiden in Beziehung auf ihren Ursprung und Verlauf fest: 1) Zwei gemeinschaftliche Carotiden entspringen ge- trennt und verlaufen getrennt, 2) Zwei getrennt. entspringende gemeinschaftliche Carotiden vereinigen sich zu einem gemeinschaftlichen Stamme, der sich nach oben wieder in die beiden Ar- terien spaltet. y 3) Es entspringt nur eine gemeinschaftliche Caro- tis, die nach oben sich in zwei BERG Age Caro- tiden spaltet. Die Hauptbildungen, welche Niütsch ?) angiebt, sind dieselben, nur mit dem Unterschiede, dass die dritte in zwei getheilt ist, nämlich: a) Es entspringt die gemeinschaftliche Carotis auf der rechten Seite und fehlt an der linken; b) sie entspringt an der linken und fehlt an der rech- ten Seite, Die zweite Bildung ist von Meckel entdeckt und von Nütsch bestätigt bei der Rohrdommel. Aus der ge- gebenen Beschreibung der Schlagadern dieses Thieres erhellt, dass ich den Verlauf der gemeinschaftlichen Ca- rotiden anders als Meckel und Netsch fand, Ich habe 1) Archiv für Anatomie und Physiologie. 1826, S. 158, 2) Observationes de avium arteria carotide communi, Halae 1829. A. P. 8. 462 Anatomisch -physiologische Untersuchangen, zwei junge Thiere dieser Art untersucht; das eine, wel- ches im. August‘geschossen war, nach vorangegangener Injection; das zweite im September. An. letzterem, wel- ches ich nicht injieirte, habe ich nur die grösseren Stäm- me verfolgt; nach ersterem ist die gegebene Beschreibung der Schlagadern. Ich habe in beiden Exemplaren die gemeinschaftlichen Carotiden auf die angegebene Weise verlaufend gefunden; und wollte man auch annehmen, dass ich mich‘bei dem nicht injieirten getäuscht, dass ich künstlich den gemeinschaftlichen, in der Mittellinie verlaufenden Stamm von seinen beiden Wurzeln aus der : ganzen Länge nach bis zu seinem oberen Ende getrennt habe (was ich, wie ich glaube, doch gemerkt haben würde), so lässt doch das zweite Präparat, welches noch auf der Breslauer Anatomie aufbewahrt wird, kei- nen Zweifel an der Richtigkeit meiner Angabe. Ich habe: den Kanal der vorderen Dornfortsätze der Halswirbel seiner ganzen Länge nach aufgebrochen, und beide, Ca- rotiden der ganzen Länge nach von einander getrennt.‘ Sie lagen aber in beiden Fällen durch kurzes Zellge- webe so nahe unter einander verbunden, dass ich beim ersten Anblicke auch glaubte einen einfachen Stamm vor mir, zu. haben, Aber beide Carotiden sind durchaus ge- trennt, nicht einmal durch einen kurzen Querast, oder durch feine Reiserchen unter einander verbunden. Ich bin indessen weit entfernt, die Beobachtung solcher Män- ner, wie Meckel und Nitsch, in Zweifel ziehen zu wol- len, da ersterer die seinige zweimal, letzterer dreimal machte, und ich will meine Beobachtung gern als die abweichende ansehen; allein es wird doch die Behaup- tung von Nitsch, dass Varietäten in Beziehung auf den Verlauf dieser Arterien nicht vorkommen, wenigstens bei Ardea stellaris geschwächt, wenn die abweichenden Bildungen nicht Altersverschiedenheiten sind. Merkwür- dig ist überhaupt die Erscheinung, dass bei so vielen vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 463 Vögeln die gemeinschaftlichen Carotiden so nahe an inander eine so bedeutende Strecke verlaufen, ohne ch zu verbinden oder zu verschmelzen, während ihre Zweige, z. B. die Art. sublinguales, palatinae, 'cerebra- les, so wie sie an einander-in die Mittellinie kommen, sich auch gewöhnlich gleich vereinigen. Die Bildung, wo nur die rechte gemeinschaftliche Carotis in der Mittellinie an der vorderen Fläche der Halswirbel aufwärts steigt, während die linke weit von ihr entfernt unter der Haut zur Seite des Halses ver- läuft, hat Niztsch') entdeckt bei Psittacus macavuanna, ochrocephalas, erithacus, leucocephalus, canicularis und zuerst beschrieben. Ich selbst fand sie, ohne die Un- tersuchungen von Niisch zu kennen, bei Psittacus auri- eapillus und leucocephalus, die ich durch die Güte mei- nes Freundes des Herrn Conservator Rotermund auf dem Breslauer zoologischen Museum zu untersuchen Ge- legenheit hatte. Bei Ps. leucocephalus fand ich die linke gemeinschaftliche Carotis weniger weit von der Mittel- linie entfernt als bei Ps. auricapillus 2). Es ist diese Bildung insofern interessant, als sie 1) den Uebergang von der Säugethierbildung, wo beide Carotiden an der Seite des Halses aufsteigen, zu ' der Vögelbildung, wo sie an der vorderen Fläche der Halswirbel aufsteigen, macht; 2) weil’es gerade die rechte gemeinschaftliche Ca- rotis ist, welche zuerst die Mittellinie erreicht, während die linke noch an der Seite bleibt, indem man auch, wenn die linke die Mittellinie erreicht hat, doch an der 1) A. a, 0. p. 10. 2) Nachdem ich das Manuscript bereits ausgearbeitet, hatte ich Gelegenheit, auf dem zoologischen Museum zum zweiten Male ı einen Psittacus leucocephalus zu untersuchen, wo ich dasselbe wie beim ersteren fand. 464 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, Lage beider: Arterien erkennt, dass die rechte früher an die vordere‘Fläche der Halswirbel gelangt ist, indem die linke‘ stets. eine kürzere oder längere Strecke die rechte 'von vorn bedeckt, mit Ausnahme der: einzigen angegebenen Varietät bei der Taube, wo die-rechte vor der linken lag. ‚Vielleicht findet sich noch bei einem oder dem anderen Thiere als Norm, dass die rechte ge- "meinschaftliche Carotis zur Seite bleibt, während die linke die Mittellinie erreicht. Die bei der: Taube er- wähnte‘Varietät deutet, wenn auch nur entfernt, darauf hin. ‚Ich ‘möchte‘ glauben, dass die von Meckel und Nitsch angegebenen Bildungen in folgenden Abstufun- gen’ bei»den:'Vögeln vorkommen? | 1) Beide gemeinschaftliche Carotiden an den Sei- ten des Halses aufsteigend. (Bisher nicht gefunden. ) 2) Die eine in der Mittellinie, die andere zur Seite aufsteigend; “ a) die linke zur Seite des Halses, ..d) die rechte zur Seite des Halses aufsteigend. ‚(Letz- tere bisher nicht gefunden, ) 3) Beide gemeinschaftliche Carotiden an der vor- deren. Fläche der Halswirbel aufsteigend. a) Die linke, die rechte von vorn’ etwas bedeckend. (Gewöhnliche Bildung.) 5) Die rechte vor der linken liegend. Hlinbein nur als Varietät gefunden. ) 4) Beide zur Mittellinie gehend, zu einem nach obbu wieder ‘in zwei gemeinschaftliche Carotiden ‘sich spal- tenden: Stamme verschmolzen. a) Beide Arterien vor ihrer Verschmelzung gleich stark. (Noch nicht gefunden. ) 5) Die linke schwächer als die rechte bei Ardea stel- laris !). 1) Meckel a. a. O. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 465 ec) Die rechte schwächer als die linke. (Bisher noch nicht gefunden. ) 2 A 5) Eine einzige Art. carotis communis, die ich Art. car. comm. primaria genannt habe, asymnetrisch an ei- ner Seite entspringend, und dann an der vorderen Flä- che der Halswirbel verlaufend. a) Aus der rechten Art. subelavia entspringend bei Phoenicopterus, von Meckel entdeckt. b) Aus der linken Art. subclavia entspringend, von Bauer und Meckel entdeckt, und von Bauer zuerst beschrieben. Die Bildung 4.5. ist insofern interessant, als sie zur Bildung 5.a. den Uebergang macht. Die Bildung 4. ec. würde den Uebergang zur Bildung 5.5. machen, Die Hautschlagadern des Halses der Vögel sind theils wegen der Federn, die ihn bedecken, und theils wegen des bedeutenden Halshautmuskels stark entwik- kelt. So weit die Untersuchungen bis jetzt reichen, kann man zwei Hauptbildungen unterscheiden. 1) Es sind nur zwei aufsteigende Halshautarterien von Bedeutung zugegen (Art. cutaneae colli adscenden- tes). Diese verlaufen : a) Als Art. cutaneae colli laterales bei Ciconia alba, Ardea stellaris, cinerea, Falco apivorus, Corvus cornix, Gallinula chloropud, » Die eine verläuft als Art. cutanea colli anterior von der linken; die andere als Art. cutanea eolli posterior, von der rechten Seite aus der Carotis communis kommend, bei Columba livia, 2) Es, sind vier aufsteigende Halshautschlagadern vorhanden, Sie verlaufen auch auf doppelte. Weise. *.a) Sie verlaufen alle vier an den Seiten des Halses; zwei aber weiter nach vorn, zwei weiter nach hin- ten bei Falica atra, Oedicnemus’ erepitans, Anas Meckels Archiv f, Anat, u. Phys. 1829, 30 466 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, boschas. Es giebt hier zwei Art. ') cutaneae colli _ laterales anteriores und zwei posteriores. b) Zwei verlaufen als Art. cutaneae colli laterales ad- scendentes an den Seiten des Halses in die Höhe, die eine an der vorderen Fläche des Halses als Art. cutanea colli anterior, die andere an der hin- teren als Art. cut. colli posterior beim Hahne, bei Podiceps suberistatus und P. auritus. , Interessant ist es, dass auch bei diesen längeren untergeord- neten Zweigen die Arterie der linken Seite weiter nach vorn, die der rechten weiter nach hinten liegt, wie bei den Stämmen ‘der Carotiden, Aufsteigende Speiseröhrschlagadern (Art. oesopha- geae adscendentes) giebt es, so weit die Untersuchun» gen bis jetzt reichen, zwei, höchstens die Andeutung ei- ner dritten, wie bei Oedicnemus, Sie verlaufen 4) an den Seiten der Speiseröhre in die Höhe, wie bei Podiceps auritus, Ardea cineres; 2) die eine,geht vor die andere hinter der Speise- röhre in die Höhe. In ersterem Falle habe ich sie Art. oes, adse. late- ‚sales, in letzterem Art. oes. adsc, anterior und poste- rior genannt, Findet sich eine Art. oes. anterior und posterior, so giebt es wieder zwei Verschiedenheiten. a) Die Art. oes. anter. kommt von der linken Seite, ‘ die posterior von der rechten. d) Die Art. oes. anter. kommt von der rechten Seite, die posterior von der linken. Interessant ist es, dass auch hier wie bei den Stäm= men der Carotiden und den Halshautschlagadern die von der rechten Seite kommende Schlagader in der Mehr- zahl der Fälle nach hinten, die von der linken Seite Z 1) Bauer a. a. 0. 8.7. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 467 ‚kommende nach vorn geht, wie z. B. bei Podiceps sub- eristatus, Fulica atra, Ardea stellaris, Falco apivorus, Gallinula chloropus, Cuculus canorus, Sterna fissipes, Nur bei Corvus cornix hat sich bisber die andere Bil- dung gefunden. Interessant ist auch die beschriebene Varietät bei der Henne, wo die Art. oes. adsc. sinistra- von der rechten Seite kam, und hinter dem Oesophagus zu dessen linken Seite in die Höhe stieg. Die Art. oesoph. descend. scheinen fast immer aus dem der Art. thyreoidea superior entsprechenden Aste zu kommen, wenigstens war es so bei Podiceps, Fulica atra, Ardea einerea, stellaris, Cuculus canorus, Sterna fissipes, Anser cinereus, und nur bei Ciconia alba kam sie an der linken Seite aus dem Stamme der Art. ca- rotis externa, Die Art. cutaneae colli descendentes (Art. cervica-- les descendentes Bauer.), die den adscendentibüs entge- gengehen, entspringen: 1) aus dem Stamme der gemeinschaftlichen Caroti- den am oberen Halsende bei Anas boschas !), Anser cinereus; 2) aus der Art. thyreoidea superior bei Fulica atra, Ciconia alba, Ardea stellaris, Columba livia; 3) aus der Art. occipitalis bei Oedienemus. 4) Es finden sich an jeder Seite zwei der Art. cu- tanea colli descendens entsprechende Arterien, die eine aus der Art. thyreoidea superior, die andere aus der Art, ocecipitalis, welche die Enden der Art. cut. colli anterior und posterior aufnehmen und die letzten bei Podiceps suberistatus beschriebenen Bogen bilden. Diese arteriel- len Bogen am Ende des oberen Endes des Ha!ses sind in der That merkwürdig. Purkinje, dem ich.die Abbil- dung zeigte, nannte sie die Kiemenbogen. Spätere Un- 1) Bauer a. a. ©. 8.9, 30 * 468 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, tersuchungen über die Entwickelung dieser‘ Gefässe: in diesem Thiere werden Aufschluss darüber geben, ob sie als Ueberhleibsel von ihnen anzusehen sind: für jetzt möchte ich sie noch gerade nicht dafür halten, da die Art. cutanea colli posterior ihrer ganzen Länge nach in gleichen Zwischenräumen ähnliche, wenn auch 'schwä- chere und keine Verbindungsbogen bildende Zweige ent- sendet !), und da der ganzen Länge des Rumpfes nach: an.diesem Thiere vielfältige N. der Hautar- terien ‚Statt finden, Die Art, carotis communis jeder Seite endet am ion ren, Ende des Halses auf verschiedene Weise, 4) Ihr Stamm verläuft ohne Bifurcation in eine Ca- xotis externa und interna, sich nur- in untergeordnete Aeste theilend. Tiedemann ?) entdeckte sie bei der Gans, hielt sie aber mit Unrecht für allgemein. Es zeigt diese Bildung wieder Verschiedenheiten. a) Die Theilung der Carotis communis geschieht, nach- dem die Art. cutanea colli descendens, carotis in- terna und thyreoidea superior abgegeben ist, in die Art. facialis, lingualis, palatina und einen Ramus muscularis bei Anser einereus; d) in die Art. ihyreoidea superior, oceipitalis, caretis externa und interna bei. Ardea einerea; e) im die Axt. carotis externa, interna und in die Art, oceipitalis®) bei Corvus piea. , , 2) Die Art. carotis communis theilt sich in die Art. carotis externa und interna. Diese Bildung scheint bei 1) Die Verbindung der angegebenen Bogen ist mir zwar mit der Injeetionsmasse zu füllen nicht gelungen; indessen habe ich sie, da ich sie an frischen 'T'hieren untersuchte, und da die. Masse bis unweit der Verbindungsstelle Se war, deut- lich auspräparirt, 2) Zoologie, Bd. 2. S. 583, 3) Bauer a a.0. 8.9. PD vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel, 469 ‚ Weitem die häufigere zu seyn. Bei Podiceps suberista- ger Fulica atra, Strix dasypus, Cuculus canorus, Cico- nia alba, Ardea stellaris, Sterna fissipes, Oedicnemus, Corvus cornix und Monedula, Anas boschas'), Falco apivorus und milvus?) ist sie bisher beobachtet. Aus den Beschreibungen der Schlagadern von Falco buteo und Galliaula chloropus erhellt übrigens, dass an beiden Seiten verschiedene Bildungen Statt finden kön- nen. Doch bleibt die Entscheidung, was in dieser Hin- sicht Varietät ist, späteren Untersuchungen aufbewahrt. Die Art, thyreoidea superior, entweder ein Ast der Art. carotis communis, oder der Art. car. externa zeigt zwei Hauptverschiedenheiten: 1) Sie entspringt aus einem gemeinschaftlichen Stam- me mit der Art. lingualis wie bei Podiceps suberistatus, Ardea stellaris, Ciconia alba, Stryx dasypus, Corvus cornix, Cuculus canorus, Columba livia, Oedienemus cre- pitans, 2) Die Art. lingualis entspringt getrennt von der Art. ihyreoidea superior bei Fulica atra, Falco apivo- rus, Gallinula chloropus, Anser cinereus, Anas boschas, Gallus gallinaceus ’). Die Art. occipitalis entspringt: 1) aus der Art. carotis communis, wo keine: Bifur- cation Statt findet, bei Ardea cinerea, Corvus piea; 2) aus der-Art. car. externa bei Podiceps, Fulica atra, Ardea stellaris, Cuculus canorus, Columba livia, Sterna fissipes; , 3) aus der Art. car. interna bei Ciconia alba, Falco apivorus, Strix dasypus, Coryus cornix und Monedula, Oedicnemus, Anser cinereus, Anas boschas, 1) Bauer a. a.0. S 9. 2) Bauer a. a. 0. 3) Bauer a. a. 0. $,. 11. 470 Anatomisch : physiologische Untersuchungen, Bauer‘) hat die merkwürdige Entdeckung gemacht, dass die Art. oceipitalis das Ende der Art. vertebralis aufnimmt bei der Ente, der Henne und der Elster. Ich habe bei allen Vögeln,. bei denen die Injection gelungen -war, diese Bildung bestätigt gefunden; höchstens ging ein schwacher Ramus spinalis zwischen dem Hinterhaupts- beine und dem ersten Halswirbel zum Rückenmarke. Mit Recht hat daher Bauer die Angabe Tiedemanns*) be- richtigt, der das Ende der Wirbelschlagadern der Vö- gel wie beim Menschen verlaufend. beschreibt. Die Art. lingualis zeigt nach der Verschiedenheit der Ausbildupg der Zunge eine grössere oder geringere Stärke. Die Art. subling. verlaufen auf verschiedene Weise. 1) Sie vereinigen sich in der Mittellinie zwischen den Unterkieferästen unter der Haut zu einem gemein- schaftlichen nach vorn verlaufenden Stamme °). Dies scheint die gewöhnlichere ‚Bildung zu seyn, 2) Sie verlaufen getrennt nach vorn und treten ge- trennt in den mittleren Theil des Unterkiefers, z. B. bei Falco apivorus, Gallus gallinaceus Die Arterie, welche ich in den Beschreibungen Art, facialis genannt habe, belegt Bauer mit dem Namen Art. maxillaris interna*). Bauer hat insofern Recht, als die Arterie anfangs stets in der Regio maxillaris interna verläuft, an die hier gelegenen Theile Zweige extheilt, und auch im geringsten Grade ihrer Ausbildung noch ein Ramus maxillaris internus von ihr übrig bleibt. Al- 1)A.2a.0. 8,8. 2) A. a. 0. S. 582. 8) Tiedemann a. a. O. 8. 584. 4) Tiedemann belegt diese Arterie mit demselben Namen wie Bauer, allein wie es scheint, hat Tiedemann die Arterien des Vogelkopfes nicht im Zusammenhange ausgearbeitet. | vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 471 lein sie entspricht deshalb nicht der Art. maxillaris ins terna der Säugethiere, da aus der Art. palatina und aus dem inneren Aste der Carotis interna Zweige zur Re- gio maxillaris interna gehen, die eben sa constant sind als die aus der genannten Arterie. Ueberdies erhalten die Arterien des Kopfes weniger nach der Gegend, in welcher der Hauptstanım liegt (obgleich dies auch wohl zuweilen geschieht) als nach den Theilen, zu welchen sie sich verzweigen, ihre Benennung; und endlich ver- dienen sie ihre Benennung nicht nach dem geringsten, sondern nach dem höchsten Grade ihrer Ausbildung. Im höchsten Grade der Ausbildung ist sie aber Art. facia- ' lis im ausgedehntesten Sinne, indem sie bei Podiceps suberistatus eine Arterie entsendet, die unter der Haut des Unterkiefers, eine, die neben dem Jochbogen nach vorn verläuft, das Bete mirabile faciale bildet, welches zum äusseren Augenwinkel und dann selbst sehief über das Gesicht zum inneren Augenwinkel und zur Stirn in die Höhe geht. Es entspringt die Art. facialis: 4) aus der Art. car. communis bei Ardea cinerea; 2) aus der Art. car. externa; 3) aus der Art. car. interna. Die zweite Ursprungs- weise ist die allgemeinere; die dritte zeigte ‘sich bei Ciconia alba. Die verschiedenen Grade ihrer Ausbildung sind: 1) Sie vertheilt sich nach allen Richtungen bin über das Gesicht, bildet das Rete mirabile faciale, endet in der Haut der Naseirwurzel und der Stirn bei Podiceps subcristatus. 2) Sie geht bis zur Stirn, giebt auch noch einen Zweig zum äusseren Augenwinkel als Andeutung des Rete mirab. faciale bei Gallus gallinaceus '), Fulica atra 3) Sie geht zur Stirn, giebt aber keinen Zweig 1) Bauer u, a. 0. 8. 11. 472 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, mehr zum äusseren Augenwinkel, aber eine Art. cut. maxillae inferioris bei Falco apivorus, Corvus cornix, Cuculus canorus, Oedicnemus, Anser, 4) Die Arterie spaltet sich vorher in einen Ramus superficialis und profundus. Ersterer geht an das Ge- sicht und endet als Art. subeutanea maxillae inferioris, 5) Es geht nur noch ein schwacher Zweig an das Gesicht, der neben dem Jochbeine nach vorn geht bei Ardea stellaris. 6) Die Arterie ist nur mehr eine Andeutung der Gesichtsarterie und geht nicht mehr an das Gesicht, selbst bei Columba livia. Da es mir bei der Taube nicht gelungen ist, die ersetzenden Zweige mit der Injections- masse darzustellen, so lasse ich diese Bildung einstwei- len als zweifelhaft stehen. ® Wo die Art. facialis die Haut der Stirn und der Schnabelwurzel nicht erreicht, wird sie durch andere Zweige ersetzt, die von verschiedenen Richtungen kom- men können: ? 1) von oben aus der Art. frontalis, einem Aste des Rete mirabile ophthalmicum, bei Ardea stellaris; 2) von unten durch einen Zweig des Rete maxil- lare bei Falco buteo. Die Art. palatinae scheinen immer stark zu seyn, sie vereinigen sich in der Mehrzahl der Tälle zu einer nach vorn laufenden Art. palatina media, z. B. bei Anas bosehas, Anser, Podiceps, Fulica, Falco apivorus, buteo, Columba livia, Oedicnemus. Dass die Behauptung Bauers, dass bei Gallus gallinaceus beide Art. palatinae vor den Choanen getrennt verlaufen, nicht richtig ist, habe ich bereits erwähnt. Die Angabe Bauers muss daher‘ als Varietät angesehen werden. Späteren Untersuchungen muss es überlassen bleiben, was von der bei Corvus cornix von mir angegebenen Bildung zu halten ist. In- teressant ist die bei Ciconia alba beschriebene Annähe- N nn vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 473 rung beider Art. palatinae am hinteren Ende der Gau- menspalte ohne erfolgte Verschmelzung, und das feine Gefässnetz, welches die Art. palatinae vor und nach ih- rer Verschmelzung umgiebt bei Podiceps, Falco apivo- rus, Anas boschas, Anser cinereus, welches Rete pala- tinum genannt werden könnte. Die Art. carotis interna zeigt, ehe sie das Schlaf- bein erreicht, folgende Verschiedenheiten: 1) Sie verläuft, ohne Zweige vor ihrer Theilung in ihre beiden Hauptäste abzugeben. 2) Sie giebt vorher die Art. oceipitalis ab. 3) Sie giebt die Art. oceipitalis und die Art. facia- lis ab beim Storche. Die Theilung der Art. carotis interna in einen äus- seren und inneren Äst ist sehr constant; in Beziehung auf die Theilungsstelle finden keine wesentlichen Ver- schiedenheiten Statt. Entweder nämlich spaltet sie sich kurz vor ihrem Eintritte in das Schlafbein, oder, indem sie das Schlafbein erreicht, oder gleich, nachdem sie in, das Schlafbein eingetreten ist. x Der äussere Ast verläuft sehr constant nahe am äusseren Rande der Fenestra ovalis und vertheilt sich, nachdem er das Schlafbein verlassen hat, gewöhnlich ganz in ein starkes, von Bauer‘) entdecktes Wunder- netz (Rete mirabile ophthalmicum). Nur bei Podiceps suberistatus bildet er ein schwaches Netz, ohne sich darin zu vertheilen, nimmt aber dafür am äusseren Au- genwinkel ‚das Rete mirabile faciale auf, welches an die Stelle des Rete ophthalmicum getreten ist, so dass .die- ses von innen nach aussen versetzt erscheint, Der erste aus dem äusseren Aste der Art. carotis interna kommende Zweig ist der an verschiedenen Vö- 1)A.=. 0. S, 12. 474 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, geln beschriebene Ramus oceipitalis. Er entspringt an verschiedenen Stellen: 1) gleich nach der Theilung der Art. carotis inter- na in ihre beiden Hauptäste noch hinter der Fenestra ovalis bei Corvus cornix; 2) weiter nach vorn, doch noch bevor der äussere Ast das Schlafbein verlässt bei Pod. und Ard. stellaris; 3) ‘gleich nachdem der Ast das Schlafbein verlas- sen hat, noch bevor er sich in das Rete ophthalmicum spaltet ‚bei Oedicnemus crepitans; | 4) aus dem hinteren Ende des Rete ophthalmieum bei Falco apivorus und Anser einereus. Die bedeutenderen Aeste, welche durchgehends aus dem Rete ophthalmieum kommen, sind die Art. palpe- ' bralis inferior, ethmoidalis, lacrymalis und der Stamm der Art, ophthalmica; ausserdem bei verschiedenen Thie- ren noch andere, z. B. die Art. maxillaris inferior bei Anas boschas, eine besondere Art. frontalis bei Ardea stellaris. Sehr gleichmässig ist der Verlauf der Art. ophthalmica unter dem Sehnerven nach innen, und eben so constant das Netz, welches die Grundlage des Fä- chers (Rete mirabile pectinis) bildet). Das Ende der Art. ophthälmica zeigt mehrere Verschiedenheiten; 1) Die Art. ophthalmiea geht, nachdem sie an die innere Seite des Sehnerven gekommen ist, in die Art.- eiliares internae über, nur Zweige aus dem in die Au- genhöhle gekommenen vorderen Ende der Hirnschlag- adern aufnehmend bei Podiceps, Fulica, Corvus cornix, Cuculus canorus, Falco apivorus. 2) Sie theilt sich unter dem Sehnerven in zwei un- gefähr gleich starke Zweige, von denen der eine in die Art. eiliares internae sich theilt, der andere in die Art. olfactoria einmündet bei Oedienemus crepitans, 1) Mehreres hierüber in den physiologischen Bemerkungen. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 475 3) Die eigentliche Fortsetzung geht in die Harder- sche Drüse über, während ein etwas schwächerer Zweig sich in eine Arterie spaltet, welche die Art. ciliares in- ternae giebt, und eine andere, welche in die Art. olfa- etoria einmündet bei Anas boschas und Anser einereus. 4) Die Art. ophthalmica: giebt, nachdem sie an die innere Seite des Sehnerven an den Bulbus gelangt ist, viele Zweige ab, die ein starkes Netz für die Art. ci- liares internae bilden, und mündet dann bedeutend schwä- cher in die Art. olfactoria ein bei Ciconia alba. Die Art. ciliares externae schwach, da der äussere Abschnitt der Chorioidea so klein ist, habe ich nur zwei- mal deutlich gesehen. Sie verlaufen entweder 1) bedeckt von der Sehne des Nickhautmuskels bei Falco buteo, oder 2) die Sehne bedeckend bei Corvus cornix. Die Art. eiliares internae sind immer stark. Sie verhalten sich auf verschiedene Weise: 1) Mehrere Zweige verlaufen gekrümmt neben ein- ander, so dass sie fast ein Netz zu bilden scheinen, Es ist dies die gewöhnlichere Bildung. 2) Sie sind vielfach getheilt, sehr gekrümmt und bilden ein Netz, z. B. bei Falco apivorus und Ciconia alba. Bei ersterem verdienen sie die Benennung eines Netzes noch weniger als bei letzterem, da bei jenem die Zweige noch weiter von einander entfernt liegen. Sehr gleichmässig verläuft der innere Ast der Art. carotis interna nach innen und vorn, giebt sehr gleich- ınässig einen, oder wie bei Ciconia alba und Corvus cornix zwei Zweige an die äussere Schädelbasis, ge- langt hierauf nach vorn zur Mittellinie, wo er als ei- gentliche Art. carotis cerebralis sich auf verschiedene Weise mit der der entgegengesetzten Seite verbindet, 1) Beide Carotides cerebrales verlaufen neben einan- der, nur durch feine sie umflechtende Reiserchen verbun- 476 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, den, um sich dann wieder von einander zu entfernen, in- ‘ dem sie zur Grundfläche des Gehirnes in die Höhe ge- hen, wie bei Podiceps und Anas boschas. 2) Sie verbinden sich durch feine Reiserchen und einen kurzen Querast wie bei Anser cinereus. 3) Sie verbinden sich nur durch einen kurzen Quer- ast wie bei Fulica atra, Gallus gallinaceus, Falco. api- vorus und buteo und Corvus cornix. - 4) Beide verschmelzen zu einem kurzen, gleich wie- der in zwei Art. carotides cerebrales sich spaltenden Stamm. wie bei Strix dasypus, Columba livia, Ciconia alba, Ardea einerea, Cuculus canorus, Oedienemus cre- pitans. Die Hirnschlagadern gehen, nachdem sie dem Ge- hirne seine Zweige ertheilt haben, sehr constant in die Augenhöhlen: ‘ 4) an der inneren Seite der Sehnerven bei Ardea ceinerea, stellaris, Falco apivorus, Oedienemus erepitans, Ciconia alba; . ° N 2) weiter nach vorn dureh besondere Oefinungen des Schädels bei Anas boschas !), Auser, Podiceps, Co- lumba. Die Incisur an der inneren Scite des Foramen optieum bei Ciconia alba, durch welche die Arterie geht, zeigt den Uebergang von der ersten zur zweiten Bildung. Das aus der Schädelhöhle in die Augenhöhle konı- mende Ende der Art. carotis cerebralis verläuft auf ver- schiedene Weise. 1) Es vertheilt sich an die Augenmuskeln und geht in die Art. ophthalmica über bei Falco apivorus, wäh- rend die Art. ethmoidalis allein zur Nasenhöhle geht. 2). Es nimmt die Art. ethmoidalis auf und geht zur Nasenhöhle. bei Podiceps, Fulica, Corvus cornix, Cucu- lus canorus, 1) Bauer a. a. 0. 8. 14. rorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 477 3) Es nimmt erst die Art. ethmoidalis auf; dann entweder einen bedeutenden Ast der Art. ophthalmica wie bei Anas boschas, Anser, Oedienemus, oder das Ende der Art, ophthalmica selbst wie bei Ciconia alba. Bauer nennt das Ende der Art. carotis cerebralis, welches in die Augenhöhle kommt, Art. opkthalmica in- terna, ich möchte sie lieber Art. olfactoria nennen, weil sie vielmehr für das Riechorgan als für die in der Au- genhöhle gelegenen Theile bestimmt ist, und die Benen- . nung Art. ophthalınica interna nur dann gebrauchen, wo die Arterie nicht zum Riechorgane geht. Eine Art. maxillaris interna wie bei den Säugethie- ren giebt es bei den Vögeln nicht, indem von drei ver-: schiedenen Arterien die Zweige zur Regio maxillaris interna gelangen: 1) aus der Art. carotis externa selbst wie bei Po- diceps, oder aus der Art. palatina; 2) aus der Art. facialis, und 3) aus dem inneren Aste der Art. carotis interna, Diese Zweige vertheilen sich entweder, um sich zu einem Gefässnetze Rete maxillare wieder zu vereinigen, welches Bauer entdeckt und Plexus maxillaris ‚genannt hat, wie bei der Ente und der Gans, oder sie verbin- den sich nur einfach anastomosirend und bilden nur eine Andeutung eines Netzes wie bei Fulica atra, Corvus cornix, Columba livia. Zu bemerken ist noch das Arteriennetz an der äus- seren Schädelgrundfläche, welches für die Muskeln be- stimmt ist, welches in einigen Vögeln ganz zu fehlen scheint, oder nur durch einzelne Zweige angedeutet wird, in einigen, z. B: bei Podiceps, besonders durch einen Zweig der Art. carotis interna, in anderen, z. B. bei Anser, durch einen Zweig der Art. carotis communis ge- bildet wird, . 478 Anatomisch- physiologische Untersuchungen, Die Nasenhöhle erhält ihre Zweige von drei ver- schiedenen Richtungen her: 1) von der Augenhöhle durch die Art. olfactoria, ethmoidalis und das Ende dey Art.- ophthalmica; 2) durch das Rete maxillare oder dessen Andeutung; 3) durch die Art. palatina media, z. B. bei Falco apivorus. Spätere Untersuchungen müssen über das genauere Verhalten dieser Arterien in den verschiedenen Thieren entscheiden. 0 Ueber die Schlagadern des Rumpfes der Vögel. Die Hautarterien des Rumpfes sind bei den Vögeln wie die des Halses stark entwickelt;' sie kommen sehr gleichmässig, vorzüglich, aus der Fortsetzung der Art. subelavia, verbinden sich unter einander und mit den Hautschlagadern des Halses. So weit bis jetzt die Untersuchungen reichen, las- sen sich folgende wichtigste Hauptverschiedenheiten an- nehmen: 1) Der letzte starke Ast der Art. thoraeica verläuft an der inneren Fläche der Brustmuskeln als Art. eutanea abdominis nach hinten, schwächere Zweige durchbohren die grossen Brustmuskeln, noch andere kommen aus der Achselhöhle unter die Haut wie bei Podiceps existatus, suberistatus und auritus. 2) Die Arterie, welche bei Podiceps zur Art. cuta- nea abdominis wird, erreicht die Haut nicht, ist nur eine schwache Andeutung, die an der inneren Fläche der Brustmuskeln bis zu deren hinterem Ende verläuft; sie wird durch durchbohrende Zweige und durch Zwei- ge, welche aus der Achselhöhle kommen, ersetzt. Auch hier zeigen die Arterien noch mancherlei Verschieden- heiten nach der verschiedenen Stärke und Stellung der vorzüglich über das Schlagädersystem der Vögel. 479 dichteren Federn, nach der Lage und dem verschiede- nen Entwickelungszustande des Brütorganes. Später an mehreren Vögeln und in verschiedenen Entwickelungszuständen .anzustellende Untersuchungen werden auch hierüber noch Mehreres liefern !). Die Art. intercostales zeigen folgende Bildungen: 3) Sie kommen vorzugsweise aus der Aorta descen- dens. Es scheint dies die allgemeinere Bildung zu seyn; doch gestehe ich, dass es mir nicht gelungen ist, die vordersten Intercostalarterien mit der Masse zu füllen. 2) Sie kommen vorzugsweise aus der Art. interco- stalis prima) bei Anas boschas, nämlich die ersten 6 bis 7 aus der Art. intercost. prima, dann 3 bis 4 durch bogenförmige Verbindung von Zweigen aus der Art. in- tercost. prima und der Aorta zwischen der Art. coeliaca und der mesenterica anterior, und die letzten allein aus der Aorta. 3) Sie kommen mit Ausnahme der letzten, einem Zweige der Art. epigastrica, alle aus der Art. interco- stalis prima, bei Ciconia nigra. Die Arterien des Vormagens verhalten sich auf fol- gende Weise: 1) Es gehen die Arterien der oberen und unteren Magenfläche über den stark erweiterten Vormagen in _ die Flächenarterien des Magens über, in diesem Ver- laufe verschiedene Zweige an die Fläche des Vorma- gens abgebend bei Ardea einerea. 2) Es kommen mehr oder weniger starke, beson- ders für den Vormagen bestimmte Zweige aus der Art. coeliaca selbst, aus der Art. marginalis ventrieuli sini- stra und der Art. gastrica inferior. Sie verlaufen in sehr verschiedenen Richtungen und an verschiedenen Stellen; 1) Weiteres über diese Arterien moch in den phys. Bemerk. 2) Bauer a. a, 0, 8. 8, 430 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, a) zum Theil an den Seitenrändern, zum Theil an den Fächen, sich auch von der einen Fläche zur 'an- deren umschlagend bei Ciconia alba und nigra, Falco apivorus, Cuculus canorus. 5) an den Rändern aufsteigend bei Podiceps auritus; c) vorzüglich an den Flächen verlaufend bei Podi- ceps suberistatus, eristatus, Fulica atra, Columba livia, Oedicnemus. Die Arterien der unteren Vormagenfläche scheinen viel gleichmässiger zu verlaufen als die der oberen, in- dem bei Podiceps cristatus und suberistatus, Fulica, Oedi- enemüs, Columba, Anser unter den von niir untersuch- ten Thieren ein einfacher nach 'vorn verlaufender Stamm die Zweige abgab. Am eigentlichen oder Muskelmagen müssen die Ar- terien der Flächen und der Ränder unterschieden werden. Im Allgemeinen sind die Arterien der Flächen stärker als die der Ränder, die vielmehr zurücktreten. Folgende Hauptverschiedenheiten lassen sich bis jetzt unterscheiden: 1) fast gleichförmig starke Entwickelung der Arte- zien der Flächen und der Ränder bei Fulica atra; 2) ungleichförmige Ausbildung dieser Arterien. ‘Hier treten vorzüglich in verschiedenen Abstufungen die Ar- terien der Ränder zurück. + a) Am vorderen Theile des rechten Magenrandes verläuft kein bedeutender Arterienast, während der hin- tere Theil desselben noch einen erhält, der mit der lin- ken Randarterie (Art. marginalis ventriculi sinistra) ei- nen Bogen bildet, bei Ciconia. 5) Dem hinteren Ende des rechten Randes fehlt eine bedeutendere Arterie; zum vorderen Ende geht eine bis zum Pylorus bei Podiceps auritus, bis zur Mitte des Randes bei Cuculus und Columba, endet schon vor dem Pylorus bei Sterna fissipes, ist nur eine schwache An- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 481 deutung bei Oedienemus, Podiceps eristatus und suberi- status, wo sie durch feine von den Flächenarterien kom- mende, unter einander anastomosirende Reiserchen er- setzt werden. Die, Art. marginalis ventriculi sinistra zeigt ähnli- che Verschiedenheiten als die Art. marg. ventr. dextra, aber bei anderen Thieren; a) sie erstreckt sich vom vorderen bis zum hinte- zen Ende des Randes bei Ciconia; 5) sie verläuft am linken Rande nur eine kurze Strecke, und es kommt aus der oberen Flächenarterie ein Ast, der bis zum hinteren Ende des Randes geht bei Corvus monedula, oder sie geht bis fast zur Mitte des Randes, und ein Ast aus der Art. gastrica inferior geht zu seinem hinteren Ende bei Sterna fissipes; ec) sie verläuft bis zur Mitte des Randes; ein Zweig aus der Art. gastrica superior geht weiter nach hinten an den Rand, und ein Zweig beugt sich vom hinteren Ende nach vorn um bei Columba und Oedienemus; d) sie erreicht das hintere Ende nicht; ein Ast.der rechten Randarterie beugt sich zum hinteren Ende des linken Randes um bei Falco apivorus; e) sie ist nur eine schwache‘Andeutung; die obere Flächenarterie schlägt sich um..den linken Magenrand an die untere Fläche um bei Ardea stellaris, In den eben angeführten Abstufungen, ‚bei welchen die eigentliche Art. marginalis sinistra zurücktritt, wird sie ‘durch ‚andere besondere Aeste ersetzt; allein auch dies geschieht nieht immer, indem in anderen Fällen nur feine, aus beiden Flächenarterien kommende: Reiser- ehen ihre Stelle vertreten, z.B. bei Podiceps cristatus, wo sie das hintere Ende nicht mehr erreicht, bei Pod. auritus, wo sie bis zur Mitte des linken Randes geht und bei Pod. suberistatus,; wo sie schon vor der Mitte endet. e Meckels Archiv f. Anat, u. Phys, 1829. 31 482. . Anatomisch-physiolögische Untersuchungen, Die Flächenarterien des Magens sind immer bedeu- tend, weichen nie so sehr zurück; sie zeigen folgende ‚Verschiedenheiten: 1) Die Stämme der Flächenarterien verlaufen über der Mitte der Magensehnen nach hinten, nur kleinere ‚Zweige abgebend bei Fulica atra, Ardea einerea, ‚an der unteren Fläche des Magens bei Podiceps eristatus, an .der oberen bei Falco apivorus. 2) Es spalten sich die Stämme der Flächenarterien in zweiAeste, die entweder an den Rändern: der Ma- gensehne verlaufen, oder von denen die eine über der Sehne, die andere am Rande der Sehne, oder die alle "beide über der Sehne fortgehen, wie z.B. an der unte- ren Fläche des Magens bei Falco apivorus, an beiden Flächen bei Sterna fissipes, Corvus monedula, Columba, an dervunteren‘ Fläche des Magens bei Ciconia. 3): Es: verlaufen drei Arterien 'an der oberen Ma- genfläche, a) (die linke, 5) die mittlere, .c) die rechte, welche in die rechte Randarterie fhengpht bei Ciconia, Oedienemus. #9» ‚Die Arterien des Dünndarmes kommen bei den Vö- geln sehr allgemein grossen Theils ‘aus: der Art!"coe- liaca: "Sie zeigen verschiedene Grade der Meng und. gehen vorzüglich zu folgenden Stellen: 1) zum‘ Pancreas und Duodenum er Art. ik tied-duodenalis; \ ss 2)’ zum hinteren Ende des Dünndarmes; 3) zum Mile“ des Jejanum und ‘Ende des Dao« denum. a ih Die Art. pancreatico-duodenalis Re «%) «gewöhnlich, wie ‘z.B. 'bei Podiceps, Fulica, Co- Tukhrarı Falco apivorus als NERRng des Stammes dor Art: eoeliaca; '2) sieverseheint nur als yandkesiandetete Zweig ide | Art. marginalis ventriculi dextra bei Ciconia. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 483 Die zum hinteren Ende des Dünndarmes gehenden, sehr constant aus der Art. coeliaca kommenden Zweige entspringen an verschiedenen Stellen: 4) aus der Art. pancreatico - duodenalis bei Podiceps, Fulica, Ardea einerea, Columba livia; 2) aus dem Stamme der Art. coeliaca selbst bei Falco apivorus, Ciconia alba. Die aus der Art. coeliaca zum vorderen Theile des Dünndarmes (mit Ausschluss des Duodenum) kommen- den Zweige sind entweder nur sehr untergeordnet, oder bedeutend und kommen 1) aus der Art. pancreatico-duodenalis bei Falco apivorus; 2) aus der Art. hepatico- intestinalis bei Columba 'livia, Ardea cinerea; 3) aus dem Stamme' der Art. coeliaca und zwar so, dass sie als eine Fortsetzung von dieser erscheint bei Ciconia. Die Art. mesenterica anterior zeigt sehr verschie- dene Grade der Ausbildung. Sehr allgemein geht 'sie zum mittleren Theile des Dünndarmes, zu dem nämlich, der das Divertieulum trägt; ziemlich. doch weniger’ all- gemein zum hintersten Ende des Dünndarmes, so dass die zu diesem Theile gehenden Zweige’ der 'mesenteriea von dem anderen Theile der mesenteriea durch’den er- wähnten, zum hinteren Ende des Dünndarmes aus der Art. coeliaca gehenden Ast getrennt wird. Der zum hintersten Ende des Dünndarmes gehende Ast der Art. mesenterica anterior ist’ "entweder ' a) stark, theilt sich in zwei oder drei Zweige wie bei Falco apivorus und Fuliea atra, oder er ist H b) schwach, wie in der Mehrzahl der von mir un- tersuchten Thiere, oder ce) er fehlt ganz wie bei Ciconia. Der zum mittleren Theile des Dünndarines, der das 31* 484 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, Diverticulum „trägt, sich verzweigende Theil der Art. mesenterica ‚anterior verhält sich sehr verschieden. So theilt er sich z. B. in 4 bis 5 Rami mesaraiei bei Podi- ceps und Fulica, in 6 bei Ciconia, in 10 bei Falco api- vorus, in 16 bis 18 bei Anas boschas, in 20 und darüber bei Anser !), Columba, Ardea cinerea. Zum Theil hängt die Stärke der Art. mesenterica anterior ab von der Länge des Dünndarmes, zum Theil von .der Stärke der aus der Art. coeliaca zum‘ Dünn- darme gehenden Zweige. Letzteres, ist'.die Ursache, warum sie bei Ciconia so sehr zurücktritt. Aus den oben ‘gegebenen Beschreibungen erhellt, dass Tiedemanns ?) Behauptung, dass die Artönlag des Darnikanäles der Vögel keine Bogen’ wie, bei den Säu- gethieren bilden, ungegründet und wahrscheinlich nur durch unvellständiges Gelingen der Injectionen veran- lasst ist. Ich fand die Bogenbildung überall, wo die In- jeetion gelungen war, und zwar auf verschiedene Weise. ) 4) Die Rami'mesaraici verbanden sich kurz vorher, ehe 'sie den Darmkanal erreichten, und bildeten einfache Bogen. Diese einfache Bogenbildung findet auch bei man- ‚chen: Säugethieren, namentlich unter den Nagern Statt. 2) Sie, verbanden sich dureh: doppelte enklkinng wie bei Ardea cinerea!: | Die, Arterien der Leber, scheinen sehr allgemein ver- einzelt: zu ‚entspringen, iso, dass zweioder drei zugegen sind, und die. ‚für den ‚linken und rechten Lappen voh einander getrennt; ihren ' Ursprung ‚nehnien, Es ist, entweder nur eine Art, hepatica. dextra 'zu- gegen,;und sie ‚entspringt aus dem Stamme der Art. coe- liaca, nachdem, die Art, gastrica inferior abgegeben (ist wie bei Columba, Oedienemus, ‚Sterna, Fulica, oder es _ 1) Tiedemann a. a, 0. S. 592, 2) 4.20. J j u vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 485 sind zwei Art. hepaticae dextrae, und es entspringt die eine aus der Art. coeliaca, die andere aus der Art. ga- striea inferior oder superior wie bei Anser, Falco api- vorus, Ciconia, oder es entspringt eine Art. hepatica dextra aus der Art. gastrica inferior selbst wie bei Po- diceps suberistatus, oder aus der Art. marginalis ven- triculi dextra, einem untergeordneten Zweige der Art. gastriea inferior wie bei Corvus monedula. Die Art. hepatica sinistra oder Art. hep. sinistrae, “ wenn deren mehrere sind, scheinen sehr constant aus der, Art. gastrica inferior zu kommen, wenigstens war es in allen Fällen se, in denen mir die Injection ge- lang wie bei Corvus monedula, Columba, Oedienemus, Sterna, Anser, Podiceps, Fulica. Die Zahl der Milzarterien: ist in den erchiäehen ’ögeln sehr verschieden. Eine Milzarterie bei Fulica atra, Paukogs crista- tus, Cueulus canorus. Zwei Milzarterien bei Podiceps suberistatus, Anser, Ciconia, Falco apivorus. Drei Milzarterien bei Oedienemus, Gallus gallina- ceus !), Columba. Vier Milzarterien bei Anas boschas?). Fünf bis acht Milzarterien bei Ardea cinerea. Sieben Milzarterien bei Corvus monedula. Zehn Milzarterien bei Corvus cornix. Die Milzarterien sind. immer kurze Stämme, mit Ausnahme dieser Arterie bei Fulica atra, wo man sie einigermaassen lang nennen kann. Sie entspringen ent- weder aus dem Stamme der Art. coeliuca selbst, indem diese an ihrem Hlilus vorbei geht, oder aus einem der 1) Bauer a. a. 0. 8. 17. 2) Bauer a, a. 0. 486 Anatomisch physiologische Untersuchungen, grösseren Aeste der Art. coeliaca bald nach deren Ur- sprunge aus der Art. coeliaca selbst. Die Nebennierenarterien entspringen gewöhnlich ans den vorderen Nierenarterien, nur bei Oedienemus, Ci- conia, Sterna fissipes waren sie besondere Zweige der Aorta. Die Arterien für die vorderen Nierenlappen entsprin- gen sehr constant aus der Aorta, die für die mittleren aus den Art. ischiadieis, die für die hinteren Nierenlappen 1) aus den Art. ischiadicis, welches die gewöhnli- chere Bildung ist; 2) aus der Art. sacra media oder deren Zweigen. Bei dieser letzteren Bildung zeigen sich wieder Verschie- denheiten. a) Es komnit ein einfacher, sich in die Art. rena- lis posterior dextra und sinistra spaltender Stamm aus der Art. sacra media. 6) Die Art. renalis posterior kommt an der einen Seite aus der Art. sacra media selbst, an der anderen aus der Art. mesenterica posterior wie bei Podiceps sub- cristatus Da mir die Injection dieser Arterien nur an einem Thiere gelungen ist, so lasse ich es dahin ge- stellt, ob dieser asymmetrische Verlauf normal ist. In der Mitte zwischen der Bildung 1 und 2 steht einigermaassen die bei Ard. cinerea, wo die Art. Tena- lis posterior dextra aus der Art. sacra media selbst, die sinistra aus der Art. ischiadica entspringt. Hier scheint wenigstens die Asymmetrie Norm zu seyn, da sie sich in beiden von mir untersuchten Thieren fand. Aus diesen Zusammenstellungen geht hervor, dass Vereinzelung der allgemeine Charakter der Arterien der drüsigen und parenchymatösen Organe der Unterleibs- höhle bei den Vögeln ist, die bedingt wird 1) durch grössere Theilung des Organs wie bei den Nieren; x vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 487 2) durch’ grössere Theilung und Zurücktreten des Organs überhaupt wie bei der Leber; 3) durch Zurücktreten des Organs und grössere An- näherung an den Stamm der Arterie, durch‘ den es das Blut erhält wie bei der Milz Die Art. erurales sind sehr constant nur untergeord- nete Aeste, geben sehr gleichmässig. die starken Art. epi- gastricae ab und verzweigen sich bis zum Knie hinab. Die Art. sacrae laterales sind gewöhnlich schwache Zweige, die zwischen den Art. eruralibus und ischiadi- eis aus der Aorta entspringen, oder als feine Rami spi- nales aus der Art. sacra media hervorkommen. Biswei- len macht hiervon nur die bei Ciconia beschriebene Bil- dung, wo ein starker Stamm an jeder Seite aus der Aorta zwischen den Art. cruralibus und ischiadieis her- vorkommt, eine Ausnahme. Sehr wichtig ist das hintere Ende der Aorta, wel- ches sich in die beiden Art. ischiadicae'') und die schwä- chere Art. sacra media spaltet. Erstere, für den grösse- ren Theil der unteren Extremitäten bestimmt, erscheinen als die Fortsetzungen der Aorta; doch ist das Verhält- niss ihrer Stärke zu der der Art. sacra media verschie- den nach der stärkeren oder schwächeren Entwickelung der unteren Extremitäten. Daher erscheinen sie bei Ster- na fissipes nur um Weniges stärker als die Art. sacra media. Die Art. sacra media giebt entweder nur schwache Ramuli spinales ab, oder noch zwei stärkere Rami mus- eulares wie bei Podiceps suberistatus, oder noch die hin- teren Nierenarterien wie in den eben bezeichneten Fäl- len, und endet nach hinten auf verschiedene Weise. 1) Curier, Vorlesungen über vergleichende Anatomie, über- setzt von Meckel. Bd IV. 8. 118. Tiedemann a. a. ©. 8. 593. 488 Anatomisch - physiologische Untersuchungen, 1) Sie giebt die Art. mesenterica posterior und die Art. hypogastricae als untergeordnete Zweige ab und setzt sich fort in die Art. coccygea communis bei Cor- vus monedula und Cuculus canorus. E 2) Sie giebt kurz vor ihrem hinteren Ende die Art. mesenterica posterior ab und spaltet sich dann 'auf ver- schiedene Weise: 4 a) in die beiden, Art. hypogastricae und in die Art, coccygea communis bei Gallus gallinaceus, Columba li- via, Falco apivorus; i 6) in einen gemeinschaftlichen kurzen, sich gleich in die beiden Art. hypogastricae spaltenden Stamm und in die Art. coce. comm. bei Ardea cinerea. 3) Sie spaltet sich in die Art. mesenterica posterior, die beiden Art. hypogastricae und die Art. cocc. comm. bei Ciconia alba, Sterna fissipes, Anser cinereus, Cor- vus cornix, Podiceps. Die Arterien, welche ich die- RR A ge- nannt habe, vergleicht Tiedemann !) mit den Art. hae- morrhoidalibus. Allein auch nach der Beschreibung von Tiedemann verdienen sie den Namen, den ich ihnen ge- geben habe. Ihre Fortsetzung ist vorzüglich Art. pu- | denda interna, Die Art. coceygea endet auf folgende, Weise: 1) Sie setzt sich in die Art. coecygea media fort bis zur Steissbeinspitze, nur schwächere Arterien zu den Seiten hin abgebend bei Columba livia und Cuculus ca- norus. Doch übertreflen zwei von diesen seitlichen Ar- terien die anderen um etwas an Stärke. 2) Sie theilt sich in drei gleich starke Aeste, die Art. coceygea media und die beiden Art. coce. latera- les, die zwischen den Querfortsätzen des ersten und zweiten Steissbeinwirbels nach oben verlaufen. Dies ist 1) A.a. 0, 8. 594. an nn vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 489 die gewöhnlichere Bildung, und von Tiedemann genau beschrieben. | 3) Sie theilt sich in die beiden Art. coceygeae la- terales; von einer Art. coccygea media bleibt nur eine schwache Andeutung bei Corvus cornix. Hierzu macht die Bildung bei Corvus monedula gleichsam schon den Uebergang. 8.3. Ueber die Schlagadern der Extremitäten der Vögel. Die Arterien der oberen Extremitäten zeigen, so- weit bis jetzt die Untersuchungen reichen, wenig Ver- schiedenheiten in ihrem Verlaufe. 1) Die Art. brachialis spaltet sich in die Art. ra- dialis und ulnaris. Erstere setzt sich fort in die Art. interossea, so dass die eigentliche radialis nur als ein untergeordneter Zweig erscheint. Die Art. interossea ist vorzüglich für die Muskeln und die Schwungfedern des Vorderarmes, die Art. ulnaris vorzüglich für die Mus- keln und die Schwungfedern des Handtheiles bestimmt, 2) Die Art. brachialis setzt sich in die Art. inter- ossea fort, so dass die Art. radialis und ulnaris beide als untergeordnete Zweige erscheinen, und die Art. in- terossea vorzüglich sowohl für die Muskeln und Schwung- federn des Vorderarmes als auch des Handtheiles be- stimmt sind, m Erstere Bildung ist bei weitem die allgemeinere, letztere bisher nur bei Ciconia alba gefunden, Die unteren Extremitäten erhalten ihre Arterien aus den Art. cruralibus und ischiadieis. Erstere sind, wie Cuvier ') bemerkt, soweit sie zum Oberschenkel gehen, nur den Art. profundis der Säugethiere zu vergleichen. Die Art. ischiadica ( Tiedemann) geht sehr gleich- 1)A.20, 490 Anatomisch -physiologische Untersuchungen, mässig in die Art. poplitea über; diese verläuft, bevor sie in die Art. tibialis posterior übergeht, auf verschie- dene Weise; 1) sie geht zwischen dem oberen Ende der Unter- schenkelknochen an dessen ‚vordere Fläche und kehrt durch dieselbe Lücke wieder nach hinten zurück wie in den drei Arten von Podiceps; 2) sie geht nicht erst nach vorn, sondern bleibt an der hinteren Fläche des Unterschenkels und geht in die Art. tibialis posterior über. Diese Bildung ist bei wei- tem die allgemeinere. Die Art. tibialis posterior geht in die Art. tibialis anterior über: 4) ungefähr am unteren Ende des oberen Drittthei- les des Unterschenkels; 2) in der Mitte des Unterschenkels wie bei Podi- ceps und Anas boschas. Die erste Bildung ist die allgemeinere. Die Art. tibialis anterior verläuft sehr gleichmässig an der vorderen Fläche des Unterschenkels, geht in die Art. tarsea über, die an der vorderen Fläche des Tar- sus niedersteigt. Die Art. ‚bialis ant. zeigt verschiedene Bildinng oe 1) Sie verläuft einfach, nur schwächere Muskelzwei- ge abgebend. 2 2) Sie wird von feinen, parallel mit ihrem Stamme verlaufenden Reiserchen begleitet, die als erste Andeu- tung eines Wundernetzes anzusehen sind wie bei Co- lumba livia, Ardea einerea. In der Mehrzahl der von mir untersuchten Vögel fand ich, wie aus den Beschrei- bungen hervorgeht, diese Andeutungen von, Wundernetz nicht, daher ich die erste Bildung für jetzt aufstelle. Da aber diese Andeutung von Wundernetz aus sehr fei- nen Arterien besteht, die nur schwer gefüllt mit der Masse werden und sonst nicht sichtbar sind, so werden * vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel 491 wiederholt angestellte Injectionen sie vielleicht noch an anderen Vögeln, bei denen ich sie bis jetzt nicht fand, nachweisen. 3) Es,ist ein wirkliches, ungefähr aus vier Zweigen bestehendes Netz da, welches den Stamm der Arterie umgiebt und begleitet wie bei Gallus gallinaceus, Anas boschas, Fulica atra, Meleagris gallopavo !). Es scheint, wenn nicht Verschiedenheit des Gelingens der Injection in meinen Untersuchungen die Schuld trägt, beim Hahne stärker zu seyn als bei der Henne. 4) Es umgiebt ein starkes Wundernetz den Stamm der Art. tibialis anterior bei Podiceps, Anser ?). 5) Die Art. tibialis anterior zerfällt fast ganz in die das Netz bildenden Zweige, so dass ihr Stamm nur um weniges stärker als die anderen Zweige erscheint wie bei Ardea stellaris. Alle diese eben angeführten Bildungen sind nur dem Grade nach verschieden. Cuvier >) hat das Arteriennetz an der vorderen Fläche der Tibia mancher Vögel (Rete mirabile tibiale) mit Recht mit dem Arteriennetze an den Extremitäten mancher Säugethiere verglichen, und es ist nicht einzusehen, warum Vrolik *) diesen. Vergleich nicht als passend zugeben will. Es sind hier wie dort paral- lel mit dem Stamme verlaufende Zweige, in die der Stamm mehr oder weniger zerfällt, denen Vrolik bei Anas olor, dieselbe Function wie bei den Säugethieren, nämlich Erhöhung der Muskelthätigkeit zuschreibt, die mit den gewöhnlichen Gefässnetzen an den Gelenken, 1) Frolik Disquisitio anatomico - physiologica de peculiari arteriarum extremitatum in nonnullis animalibus dispositione, Amstelodami 1826. 4. P. 10. 11, 2) Vrolik behauptet zwar, es sey bei der ans schwach, al- lein ich fand es stark. 8) A. a. 0. 8, 120, 4)A.a0, ö - ‚ liviaz 492 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, mit denen sie Vrolik vergleicht, keine entfernte Aehn- lichkeit haben. Auch bei den Säugethieren finden sich nach den Untersuchungen von Carlisle und Vrolik ver- schiedene ‚Grade der Ausbildung dieser Netze, und als erste Andeutung kommen sie an der Art. tibialis poste- zior der Fischotter als feine den Stamm begleitende Rei- serchen vor, die ich übersah, als ich meinen Aufsatz über die Arterien der F ischorlen schrieb, weil sie erst, - wie ich das Präparat trocknete, deutlicher hervortraten. Es wird das Rete mirabile tibiale der Vögel auf folgende Weise gebildet: 1) durch den aus der Art. poplitea kommenden, am oberen Ende des Unterschenkels nach vorn gehenden Zweig, und durch Zweige der Art, tibialis selbst; 2) durch diese und die Art. peronaea bei Podiceps. Die Art. tarsea spaltet sich in die für die Zehen bestimmten Zweige: 4) am oberen Ende des Tarsus wie bei Columba 2) am unteren Ende des Tarsus wie bei den mei- sten Vögeln. Bei der letzteren Bildung kommen wie« der Verschiedenheiten vor: a) sie theilt‘ sich an der Rückenseite des unteren Endes des Tarsus in die Art. digitales wie bei Corvus cornix; d) sie theilt sich in einen Ramus dorsalis und plan- taris; der Ramus plantaris geht entweder durch eine besondere Oefinung des Os tarsi in die Planta pedis wie bei Ciconia alba, oder durch die Spalte zwischen dem Condylus externus und medius des Os tarsi wie bei Falco apivorus und Gallus gallinaceus; €) sie geht ganz durch eine besondere Oeffnung des _ Os tarsi in die Planta pedis über wie bei Podiceps und Fulica atra. vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 493 &4. Vergleichung der Schlagadern der Vögel und der Säugethiere. Aus den bisherigen Darstellungen geht hervor, dass die Arterien der Vögel mancherlei Verichteaentiären in ı Beziehung auf ihren Ursprung und Verlauf in den ver- schiedenen Thieren zeigen, dass indessen doch viel mehr Gleichförmigkeit herrscht’ als in der Klasse der Säuge- thiere. ’ Cuvier ®); hat als wesentlichste Verschiedenheiten in Beziehung 'auf den Verlauf und die Vertheilung der Ar- terien der Säugethiere und der Vögel festgestellt: 1) die Theilung der Aorta fast gleich nach ihrem Ursprunge in drei Aeste; 2) die Theilung der Aorta an ihrem hinteren Ende, wo sie nicht eigentlich äussere und innere Hüftarterien erzeugt; f 3) den Ursprung und den Verlauf der Art. erürles und ischiadicae; 4). die Vertheilung der Arterien der vier er täten, die nicht wie bei den Säugethieren Bogen she 3 ehe sie sich in die Art. digitales spalten. Der zweite und der vierte dürfte als allgemeiner und wesentlicher Unterschied wohl wegfallen, da die Theilung der hinteren Aorta in äussere und innere Hüft- arterien nicht allgemeine Bildung ist?), und die Art. plantaris bei mänchen Vögeln in der That einen Bogen bildet. Dagegen könnte man in Beziehung auf den Ver- lauf der Aorta hinzufügen, dass sie bei den Säugethie- ren über den linken, bei den Vögeln über den rechten Bronchus nach hinten geht. Die Arterien, der Säuge- 1)’A. a, O. 8. 120, ‘ % Vgl. Barkow Disquisitiones circa originem et decursum arteriarum mammaliuni. ‘Lips, 1829) 4, p. 95 seq. 494 Anatomisch-physiologische Untersuchungen, - thiere und der: Vögel zeigen ausserdem folgende inter- essante Vergleichungspunkte: 1) Es kommen in einer Klasse Bildungen als all- gemeinere vor, zu denen sich Annäherungen als» weni- ger allgemeine Bildungen in der anderen Klasse zeigen. Der Uebergang der Art. vertebralis in die Art. ocecipi- talis scheint z.B. ganz allgemein zu seyn, und eben so die Bildung .der Art. basilaris durch die Vereinigung der beiden Art. communicantes der Carotides cerebrales. Als Annäherung hieran kann man die Wiederkäuerbildung ansehen, bei denen die Art. vertebralis, wenn auch nicht geradezu und ganz in die'Art. occipitalis übergeht, doch mit deren Zweigen sich verbindet und die Art. basila- ris nicht mitbildet !). 2) Es kommen Bildungen als weniger allgemein in einer Klasse vor, zu denen sich Annäherungen als all- gemeiner vorkommende Bildungen in der anderen Klasse zeigen. Hierher gehört z. B. die Bildung, wo die Art. carotis interna’ sich in die Carotis cerebralis und maxil- Jaris interna spaltet wie bei Sciurus, Arctomys, Dipus, Mus, Erinaceus ?) u. s. w. ‚Als Annäherung hierzu ist die bei den Vögeln ganz allgemein vorkommende Theilung der ‚Carotis interna in den inneren und ‚äusseren Ast anzusehen. ‚Es gehört ferner hierher die Bildung, wel- che die Art. coeliaca und ‚mesenterica anterior. bei..den Vögeln ‚und,‚bei Cavia cobaya darbieten. Bei dieser, wo die Art. mesenterica anterior .als eigener Stamm fehlt °), bei jenen; ‚wo, sieh.die Arterien dieser Bildung nähern, RN) Rapp über das Wundernetz. _Barkow a. a, Ö. p. 59..66. 85. 2) Olto de animalium quorundam per ie, oh dormientium vasis cephalicis et aure interna. Nov. Act. Phys. Med. Acad. Caes. Leop. Car. Nat. Cur. T. X. P.d, " Barkow a..a. O. p. 25, 32. 79: 3) Barkow Disquisitiones nonnullae angiologicae. :p- .L1- vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. 495 indem sehr allgemein die Art. coeliaca bedeutende Zweige zum Dünndarme giebt. Die höchste Annäherung dazu ist die beim schwarzen und weissen Storche, wo die Art. coeliaca fast den grösseren Theil des Dünndarmes mit:Zweigen versorgt. Diese Anordnung beim Storche ist auch noch deshalb interessant, weil die mesenterica anterior hier, wo sie im Begriffe ist als eigenes Gefäss ganz aufzuhören, doch noch zu dem Theile des Darm- kanales geht, der das Diverticulum trägt, und die Art, ziesenterica anterior bei ihrem ersten Entstehen ihrer Bedeutung nach wahrscheinlich Art. omphalo-mesarai- ca ist!). $. 5. Ueber das Verhalten der Schlagadern, in Beziehung auf ihre Lage zu den Blutadern und Nerven, Im Allgemeinen gilt es als Gesetz, dass die grös- seren Arterien von den ihnen entsprechenden Venen begleitet werden, und gewöhnlich verlaufen in ihrer Be- gleitung auch die grösseren Nervenstäinme. “Genauere Untersuchungen werden, wenn ich nicht irre, in dieser Hinsicht noch interessante Thatsachen liefern, 'wenig- stens scheinen‘ einige Betrachtungen dazu zu 'berechti- gen. Beim Menschen verläuft z. B. der Stamm der Ca- zotiden neben der Vena jugularis interna, und zwischen beiden der ‘Nervus vagus. ‘Bei den Vögeln sind dage- gen die Art, carotides von‘ den 'Venis Jugularibus gr tentheils getrennt ?). In Hinsicht des Verlaufs der Jugularvenen der Vöt} gel habe ich folgende Verschiedenheiten beobachtet: 4) An jeder Seite findet sich eine Jugularvene. dies de sind ‚gleich stark. , 1) Barkow Disquisitiones circa originem etc, p. 103, 2) Tiedemann a, a. O, 8, 600. 4 496. Anatomisch physiologische Untersuchungen, 2) An jeder Seite ist eine Jugularvene. Die der einen Seite ist stärker als die der anderen, 3) Nur an einer Seite findet sich eine RAR: An der anderen Seite fehlt sie. Da ich mir die Vögel nicht notirt Bee bei denen ich diese Kenlichiedenheiten fand, so kann Aa für debe mit Sicherheit sie nicht angeben. Bei Tetrao urogallus ist an jeder Seite eine starke Jugularvene, in hehe zahlreiche von der Luftröhre und Speiseröhre kommende Zweige münden, welche um jene Theile bedeutende Netze bilden; Einige andere Fälle, wo untergeordnete Venen nicht in der Begleitung der Arterien bleiben, habe ich an an- deren Stellen angeführt !). Interessant ist das Verhalten der Gefäss- und Ner- venstämme der unteren Extremitäten, Bei den Säugethieren geht der Hauptnerve (Nervus ischiadieus) ohne Begleitung der Stämme, der Venen und Arterien, nur von untergeordneten «Zweigen beglei- tet, zur Beckenhöhle hinaus. Der Stamm der Arterien und der Venen nur: in Begleitung eines, wenn auch ‘an und für,sich starken, doch in’ Vergleich zum: N, ischia- dieus untergeordneten Nerven, dem N. eruraliss. Bei den Vögeln geht dagegen: der Hauptnerve und die Hauptarterie zusammen ‚aus der Beckenhöhle hinaus, während die Hauptvene neben der untergeordneten Art, eruralis ?) liegt; was um so merkwürdigen erscheint, da in der Kniekehle noch alle drei Theile neben eihahder liegen. 1) Ueber den Verlauf der Schlagadern am Köpfe des PR, Nov. Act. Phys. Med. Acad. Caes. Leop. Car, Nat. Cur. 'T. XDI. P. 1. p. 403. Disquisitiones circa originem. p. 96, 2) Tiedemann a. a. 0. $. 598, ” FZ Ar a ene Sal IHR SED LT. Vaiir. pero. Meehchhr POTIER 77.3 AT > = FÜ am IT galt LK; dl. Ananım Aurkrne ad madı u Meocheds Frohe, ruag, Za6, ZX. Kann Barker anal. dal DE 24,2, -. Mech Mrakuu nug Fiy. 26. AHA bes