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^^ 5~7, HERPETOöng

Die Amphibien

und

REPTILIEN GRIECHENLANDS

von

Dr. Jacques v. Bedriaga»

«Sons le point de vue de la göographie zoölogique c'est parmi ces conträes de transition que Ton doit ranger la Grfece et peut-gtre est-elle la plus remarquable des toutes.. ."

Isidor Geoffroy Saint-Hilaire, Exped. scient. de Moree. II, pag. 8 (Sect. I, Zoologie).

Unter ähnlichem Titel veröffentlichte bereits De Betta im Jahre 1868 eine Arbeit über die von Dr. Ninni in Griechenland gesammelten Kriechthiere. Wenn ich mir erlaube denselben Gegenstand in folgenden Blättern zu discutiren, so geschieht dies hauptsächlich, weil ich so- wohl einige für Griechenland neue Arten anzuführen, als auch neue und von mir selbst constalirte Fundorte der im griechischen Reiche lebenden Amphibien und Reptilien zu nennen vermag. Alsdann scheint mir eine nochmalige von kritischen Bemerkungen begleitete Aufzählung sämrat-

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lieber in Griechenland constatirter Kriechlhiere nicht nur im Interesse der Wissenschaft wünschenswerth, sondern auch gewissermassen nothwendig, namentlich aus dem Grunde, dass die von den älteren Faunisten begangenen Irrthümer im grossen Mt^asse von den neueren Autoren reproducirl werden.

Die Zahl der Naturfreunde, geschweige denn der Zoo- logen von Fach, welche sich mit der Thierwelt Griechen- lands befasst haben, ist allerdings sehr gering, allein ge- rade desswegen werden ihre Angaben um so höher ge- schätzt und gleichviel ob sie richtig oder falsch sind, immer und immer wieder mit grossem Eifer angeführt. Besonders geschieht dies in der letzleren Zeit, wo das Interesse für die geographische Verbreitung der Thiere von Tag zu Tag wächst. Nicht nur kommen die Autoren bei der Bearbeitung der Fauna eines zum circummedi- terranen Gebiete gehörigen Landes auf die Thierwelt des entferntesten Orients zu sprechen, sondern wir linden sogar hin und wieder, dass man sich verleitet gefühlt hat, in den faunistischen Schriften eines mittel- oder nordeuropäischen Landes die geographische Verbreitung dieser oder jener Species bis auf Greta oder Cypern zu verfolgen; ich brauche nur auf die letzthin erschienenen Werke Strauchs und Leydigs hinzuweisen.

Dem Monographen ebenso wie dem Faunisten dürfte ein mehr oder weniger vollständiges Verzeichniss der dieser oder jener Klasse angehörigen und in einem ge- wissen Gebiete einheimischen Thiere willkommen sein. Dem Zoogeographen liefern ähnliche Verzeichnisse Bau- sleine und dem reisenden Naturforscher endlich dienen gewissenhaft zusammengestellte Kataloge als Leitfäden zu seinen Forschungen.

Abgesehen von den Angaben Bibrons, Bory de St. Vin-

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Cents, Erhards, De Bettas und v. Heldreichs, welche mit der griechischen Fauna sich speciell befasst haben, wird man in dieser Arbeit diejenigen Angaben berücksichtigt, finden, welche ich in Monographien, in Reiseberichten oder faunistischen Werken vorlinden konnte. Hierbei kann nicht unerwähnt bleiben, dass es bei dieser Arbeit sich gezeigt hat, wie oft die Angaben verschiedener Au- toren sich widersprechen, was wohl durch die Verwechs- lung der Arten infolge der Synonymik durch falsche Be- stimmungen und unzuverlässige Angaben und Mittheilun- gen verursacht worden ist. Da es nun schwierig ist, die rechte Mitte zu halten, um einerseits den Autoren gegen- über gerecht zu sein, ohne positiv Unrichtiges zu recapi- tuliren, und andererseits bloss zweifelhafte Angaben nicht wegzulassen, habe ich vorgezogen, diejenigen Angaben über das Vorkommen gewisser Arten in Griechenland, an deren Richtigkeit ich entweder zweifle, oder deren Unrichtigkeit ich als schon bewiesen betrachte und zwar ans dem Grunde, weil sie ganz und gar den zoogeogra- phischen Data widersprechen, bei der chronologischen Uebersicht der Literatur über die Herpetologie Griechen- lands zu berücksichtigen.

Die umfangreiche und zugleich die erste Arbeit über die in Griechenland einheimischen Thiere erschien Ende der dreissiger Jahre im Reiseberichte der Expedition scien- tifique de Moree. Ungeachtet dessen, dass grosse Meister an der Bearbeitung des uns hier interessirenden herpelo- logischen Abschnittes der Expedition scientifique de Mor6e Theil nahmen, trägt dieser Theil einen dilettanti- schen Anstrich. Die Bearbeitung der von den Mitgliedern dieser Expedition gesammelten Amphibien und Reptilien kam, wie wir es aus der Einleitung erfahren, bereits von vorn herein nicht in das richtige Geleise. Die gesammel-

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ten Schätze, welche schon ohnedem nicht durchweg von richtigen noch ausführlichen Fundortsangaben begleitet gewesen sein dürften, gingen aus einer Hand in die an- dere und hatten bereits ihre Frische verloren, als Bibron und Bory de St. Vincent sich ihrer erbarmten. «M. Cu- vier», sagen die Verfasser der Expedition scientifique de Mor^e, «qui vivait encore lorsque la publication de notre livre fut enfin ordonn^e par M. de Peyronnet, nous avait eni^age ä confier ä M. Valenciennes, alors son aide-natu- raliste au Museum, la r^daction des parties erpötologique et ichtyologique, et malgre la pr^dilection que nous avions mise dans nos recherches sur les reptiles, nous cedämes ä la premiere manifestation des d6sirs de l'illustre professeur, qui d'ailleurs promettait de recevoir le contingent de sob proteg4. Mais les occupations de M. Valenciennes paraissent Mre si consid^rables qu'avec loute l'exactitude, la facilitö de travail et l'activit^ qui le caracterisent, ce professeur n'a pas trouve en trois ans le temps de rediger les deux ou trois feuilles d'im- pression que nous altendions de lui; sa part de la colla- boration, dös long-teraps annoncee, s'est donc bornee ä la direclion de quatre planches de Cheloniens qu'on voit dans l'atlas et dont nous avons du changer entiörement la nomenclalure dans notre texte. Nous avons eu recours a Tobligoance de M. Bibron, qui n'est, a la verile, qu'aide- naturaliste, mais qui, 6tant neanmoins veritablement in- slruit, laborieux et consciencieux, a trouvö les moyens do disposer d'une huitaine de jours en notre faveur; nous avons ainsi pu compl6ter la seule partie de l'ouvrage, dont la publication, demeurant en retard, entravait depuis si longtemps la marche des suivantes». Werlhvolle Sachen gingen verloren, neue kamen allerdings hinzu, erwiesen sich aber als aussereuropäische und nicht von

der Expedition gesammelte Arten. Kurz, es haben viele an dem herpetologischen Theile des grossen Werkes gear- beitet, jedoch nicht gemeinschaftlich. Darin liegt wohl der Grund, vvesshalb die Figuren im Atlas dem Texte nicht in der erforderlichen Weise entsprechen.

Sämmtlirhe Arten sind in diesem Werke, wenn auch erkennbar, so doch sehr oberflächlich beschrieben und zum Theil nicht correct abgezeichnet worden. Die Auf- gabe, diese Ausbeute zu verwerthen und namentlich die neuen Species, welche die französische Expedition mitge- bracht hat, ausführlich zu beschreiben, fiel, wie es scheint, nachträglich Dumeril und Bibron zu, denn wir ersehen aus der Erp^tologie g^n^rale, dass dieselben bedeutend ausführlicher beschrieben und bedeutend rationeller klassi- ficirt worden sind, als es in der Expedition scientifique de Moree der Fall ist. Dieser umstand fällt besonders auf und erscheint unerklärlich, wenn wir bedenken, dass einer der Mitarbeiter der Erpetologie generale und zwar, wie es allgemein jetzt angenommen worden ist, die tüch- tigste Kraft unter ihnen, bei der Herausgabe des herpe- tologischen Theils der Expedition scientifique de Morce zugegen war. Es scheint beinahe, dass Bibron nur inso- fern seine Hand an das in Rede stehende Werk gelegt habe, als er die Angaben Bory de St. Vincents gut ge- heissen hat, ohne das Manuscript auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben.

Die Zahl der von den Mitgliedern der französischen Expedition in Griechenland gesammelten, beschriebenen oder abgebildeten Arten der Amphibien und Reptilien beläuft sich auf 31. Es sind: Testudo graeca, T. margi- nata, Cistudo europaea, C. hellenica (Bibr. Bory), Emys rivulata (Valenc), Chelonia Caouanna (Schw.), Lacerta viridis^ L. peloponnesiaca (Bibr. Bory), L. muralia,

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Älgyroides moreoticus (Bibr. Bory), Ablepharus Kitai- helii, Anguis fragilis, Anguis punctatissimus (Bibr. Bory), Pseudopus Pallasii, P. d'UrwiUn (Ciiv.), Steno- dadylus guttatus (Guv.), Hemidactylus verruculatus^ Stellio vulgaris, TypJdops flavescens, Eryx jaculus, Co- luber biliueatus, C. siculus (Guv.), G. leopardinus, C. cucuUatus, Vipera ammodytes, Hyla viridis, Bana escu- lenta, Bufo viridis, B. vulgaris, B. palmarum (Bibr. Bory) und Triton abdominalis.

Von diesen Arten ist Älgyroides moreoticus zum ersten Male beschrieben worden.

Cistudo hellenica und Emys rivulata sind Synonyme von Emys orhicularis L. (= Emys lutaria Gesn.) und von Glemmys caspica Gmel. Lacerta peloponnesiaca ist ebenfalls ein Synonym und zwar von Lacerta taurica Pall.

Unter Stcnodactylus guttatus Guv., wie ich es später zeigen werde, müssen die Verfasser des herpetologischen Theils der Expedition scientifique de Mor^e Gymnodac- tylus Kotschyi Steind. gemeint haben.

Anguis punctatissimus gehört einem anderen Genus an und zwar der Gattung Ophiomorus D. B.

Coluher bilineatus ist nichts anderes als eine Abart der Ringelnatter. Pseudopus d'Unvlllii ist das Junge des Pseudopus Pallasii. Coluher siculus scheint, nach der Fig. 1, Taf. XV zu schliessen, eine Würfelnatter zu sein und Bufo palmarum ist mit Bufo vulgaris identisch.

Die Angabe Bibron und Bory de St. Vincents endlich, dass Coluber cucuUatus in Griechenland von den Mitglie- dern der französischen Expedition erbeutet worden sei, beruht wohl sicher auf einem Irrthume. Abgesehen da- von, dass der Verbreitungsbezirk dieser Schlange sich v.ohl kaum auf den Osten Europas erstreckt, habe ich

den von Bibron und ßory de St. Vincent erwähnten Co- luher cuculkitus in der herpetologischen Sammlung zu Paris, wohin die Ausbeute der französischen Expedition abgetreten worden ist, weder unter den Coiuber- noch unter den Lycognothen- oder Coroneilen-Arten finden können.

Während die Expedition scienlifique de Moree die Reptilien und Amphibien des Continentes aufzählt und nur nebenbei diejenigen der Cykladen anführt, beschäftigt sich die in 18S8 erschienene Fauna der Cykladen von Erhard speciell, wie es bereits der Titel zeigt, mit der Thierwelt der griechischen Inseln des Aegeischen Meeres. Abgesehen davon, dass uns auch die kleinsten Beiträge zur Fauna der Cykladen, welche von den Naturforschern vernachlässigt worden ist, sehr willkommen sind, ist das Erhardsche Büchlein seiner ganzen Form nach so an- sprechend und für spätere Forschungen so sehr anregend, dass man dem Verfasser gern manche Irrthümer über- sieht. Erhard, wie er es selbst zugiebt, ist in der Natur- kunde ein Dilettant. Einerseits der Mangel an Nachschlage- büchern, andererseits die bei den Reptilien und Amphi- bien nicht immer auffallenden charakteristischen Merkmale und die in der Herpetologie nimmer endende Synonymik mögen wohl sehr dazu beigetragen haben, dass es Erhard nicht gelungen ist das während eines fünfjährigen Auf- enthaltes in Syra Beobachtete besser zu verwerthen. Auch ist dem Buche Erhards, wie ich es mit Bestimmtheit er- fahren habe, keine Sammlung als Grundstein vorgelegen, sondern das Buch entstand aus allmälig angehäuften No- tizen über das Vorkommen dieses oder jenes Thieres.

Erhard führt folgende Species auf: Testudo marginata, T. graeca, Emys rivulata Valenc. (E. caspica, Auetor), Emys lataria, Chelonia cephalo Dussum., Vipera Bedii

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(V, communis Bonap.), F. ammodytes, Coluber tessellatus Filz. (Natrix gdbina Bon.), Coluber viperinus Boie, C. quadriradiatus Bonap., C. atrovirens Bonap., C. laevisj C. leopardinusy G. sardus Bonap., C. acontistes Fall., Ailuropkis vivaXy Lacerta muralis (3 Varietäten), L. viridis, L. taurica, L. moreotica, L. velox Duges, L. quinquevittata Menetri^s, L, pardalis Lichtenst., L. de- serti (L. grammica Bathke, L. Savignyi Dum.), Tropi- dosaura Algira (Scincus Latr.), Stellio vulgaris^ Uro- mastix, Äblepharus pannonicus, Pseudopus Pallasii, Hemidactylus triedrus, Ascalbotes mauritanicus, Bufo fuscus (Rana vespertina Pall., Pelobates fuscus Bonap.), Bufo viridis und Rana temporaria.

Von diesen Arten haben wir bereits Species aus der Expedition scientifique de Moree liennen gelernt. Die übrigen, mit Ausnahme von Coluber quadriradiatus C. atrovirens und Ailuropkis vivax, welche Dum^ril und Bibron aus Griechenland gekannt haben, sind, so viel ich weiss, für das griechische Beich zum ersten Male erwähnt worden. Allein eine Anzahl dieser Species fällt gänzlich weg» da wir es entweder mit Jugendzusländen anderer Art, mit Synonymen oder mit Beslimmungsfehlern zu thun haben. Da beinahe sämmlliche von Erhard aufgeführte Arten in einem später zu besprechenden Werke recapitulirl sich vorfinden, ziehe ich vor, sie am anderen Orte der Kritik zu unterziehen und gehe zu den von Erber auf einer im Jahre 1866 unternommenen Reise nach Syra und Tinos erzielten Resultaten über.

Erbers Reisebericht ") enthält folgende üebersicht der auf Tinos einheimischen Reptilien und Amphibien: Lacerta

*) Verhandlungen der k. k. zoolog. botanischen Gesellschaft in Wien XVII, S. 855.

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viridis, L, Merremii Fitz., Anguis fragilis, Ablepharus pannonicus, Tropidonotus hydruSy T. natrix, Zamenis viridiflavus var. trabalis Fall., Ailuropliis vivax, Vipera ammodytes, Triton taeniatus^ Bana esculenta, Bufo variahilis, Hyla arborea und Bombinator igneus.

Alsdann macht Erber für die Insel Syra Ablepharus patinonicus, Coelopeltis leopardinus Wagl. und Gymno- dactylus geccoides Gray namhaft *).

Von diesen 16 Arten ist Bombinator igneus für die griechische Fauna eine neue Acquisition. Gymnodactylus geccoides ist ebenfalls zum ersten Male für Griechenland genannt worden, jedoch wohl mit Unrecht, wie ich es in meinem Capitel über Gymnodactylus Kotschyi Steind. zu beweisen versuchen werde.

Kurz nach dem Erscheinen des Berichtes von Erber gelangte die Ausbeute des Herrn Ninni, welcher behufs Erforschung der Ichtylogie Griechenland bereiste, in die Hände De ßettas. Die damals in dieser Ausbeute nicht vorjiandenen aber von De Bettas Vorgängern für Grie- chenland erwähnten Species bearbeitete De Betta **) kri- tisch auf eine vortreffliche und ihm ganz eigene Art und Weise aus. Diesem scheinbar nur kleinen Beitrag zur Kenntniss der Fauna Griechenlands muss man entschie- den den Vorzug geben vor dem herpetologischen Theile des mit grossem Aufwände von Luxus von der französi- schen Expedition herausgegebenen Werkes.

De Betta führt in seinen «I rettili ed anfibi del regno delia Grecia con alcune nolizie sulla distribuzione geo-

*) Ibidem, Bd. XVI, S. 826.

**) Atti deir Istituto veneto di scienze, lettere ed arti, Vol. XIII, Ser. III, 1868.

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grafica delle specie» im Ganzen 45 Arien an. Es sind: Testudo graeca, Chersus marginatus, Cistudo europaea, Emys caspica, Chelonia careta, Platydactylus maurita- nicus, Hemidactylus verruculatus, Oymnodactylus scaher, Stellio vulgaris, Tropidosaura algira, NotophoUs moreo- tica, N. nigropunctata, Lacerta viridis, Podarcis tau- rica, Podarcis muralis, Pseudopus Pallasii, Anguis fragilis, Ophiomorus miliaris, Ablepharus Kitaibelii, TypMops vermicularis, Eryxjaculus, Coronella austriaca, C. Biccioli, Tropidonotus natrix var. murorum, Trop. tessellatus, Trop. viperinus, Elaphis quadrilineatus, E. Dione, Calopeltis lacertina, Tarhophis vivaXy Viper a aspis, V. ammodytes, Hyla arborea, Bana esculenta, B, temporaria, Biscoglossus pictus, Bufo vulgaris, B. viri- dis, Bombinator igneus und Triton punctatus.

Von diesen 45 Arten sind folgende von De Bella nicht erhalten worden: Chelonia caretta, Hemidactylus verru- culatus, Tropidosaura algira, NotophoUs moreotica, Ophiomorus miliaris, Guronella Biccioli, Tropidonotus viperinus, Elaphis dione, Periops hippocrepis, Zamenis caspicus, Tarbophis vivax, Vipera aspis und Bana tem- poraria. Ninnis Ausbeute enthielt ebenfalls nicht den Platydactylus mauritanicus. De Bella hat diese Geko- Art von Herrn Pareyss in Wien erhalten. Tropidonotus tessellatus und Bufo viridis sind von Ninni auf griechi- schem Boden nur conslalirl gewesen.

Tropidonotus viperinus, den De Betta auf Grund fol- gender Angabe Dumeril und Bibrons «d'aulres provien- nent de la Moree par Bory de Sl. Vincent ou Rome?»*) angeführt hat, habe ich im Pariser Museum nicht auffin-

♦) Erp6tologie generale, t. VII, p. 560.

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den können. Der Fauna der Cykladen und dem Calaioga ragionato della raccolta dei serpenti del Museo dell' üni- versilä di Pavia 1840, pag. 42 zufolge soll Tropidonotus vipermus allerdings in Griechenland erbeulet worden sein. Erber behauptet ebenfalls die in Rede stehende Natter im Orient und zwar auf der Insel Rhodus *) beob- achtet zu haben. Da jedoch dieser Forscher im Berichte über seine Reise nach Rhodus weder den Tropidonotus hydrus noch den Trop. tessellatus namhaft macht, so legt die Vermuthung nahe, dass der im Südosten Europas und in Vorder-Asien weit verbreitete Tropidonotus hydrus mit der westeuropäischen Species iwiperinus-» verwechselt worden ist. Die Verwechslung dieser beiden unter sich sehr ähnlichen Arten ist ja, wie bereits De Betta hervor- hebt **), sehr leicht möglich.

In Betreff des Vorkommens der Vipera aspis in Grie- chenland und auf den Cykladen äussert sich De Betta folgenderweise: «Sulla presenza di questa specie nella Grecia, che ci sarebbe stata anunciata del resto anche giä dal Bonaparte, credo si debbano desiderare piü pre- cise notizie ***).

*) Verhandl. der k. k. zool. bot. Gesellsch. in Wien XVin, S. 964.

**) „In vista", sagt De Betta, „perö delle molte confusione avvenute anche fra i piü distinti autori, non esclusi lo Schlegel, il Bonaparte, 11 Dum^ril, circa alla deterininazione ed al riconosciamento delle due specie tessellatus e viperinus, attenderemo che piü positive e piü concrete notizie vengano a confermarci anche l'esistenza del secondo nella Grecia".

***) In seiner neuerdings erschienenen Abhandlung „Sulla distri- buzione geografica dei serpenti velenosi in Europa" (in den Atti del R. Istituto Yen. Ser. V, T. VI) fügt De Betta hinzu: „Sulla fede del principe Bonaparte e dell' Erhard io aveva, varii anni er sono, annoverato questa specia fra quelle della Gröcia, esprimendo perö

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Periops hippocrepis wird von De Bella auf Grund der Angaben Bonapartes und Erhards angeführt, allein man kann mit Bestimmtheit annehmen, dass diese Schlangen- art weder Griechenland noch die griechischen Inseln be- wohnt. DieVerbreitung des Periops liippocreim beschränkt sich ausschliesslich auf den Südwesten Europas.

Gijmnodactylus scaber Rüpp. muss wohl Gijmnodacty^ lus Kotschyi heissen.

Zamenis casplcus Lepech. stellt keine selbständige Art, sondern nur eine Abart vor.

Coronella girundica Daud. oder JRiccioli Metaxa wird von De Betta und den Verfassern der generellen Herpe- tologie für Griechenland namhaft gemacht. «On voil», sagen Dumeril und Bibron, «dans la collection du Musöum des ^chantillons originaires des environs de Toulon, d'AI- gerie et d'Athenes et les donateurs sont M. M. Mercier, le professeur Laurent, M. Guichenot et M. Domnado» *). De Betta drückt sich in Betreff der griechischen Co- ronella girundica nicht genügend klar aus; er giebt näm- lich nicht an, ob er die in Rede stehende Art aus Grie- chenland erhalten hat, sondern sagt: «Questo bellissimo serpente, di ciu anche il Museo di Parigi possiede esem- plari raccolti presso Atene, fu sconlrato altresi nell' Äl- geria. In Europa poi lo consciamo fino ad ora abitare,

oltreche nella Grecia, anche nel Nizzardo Da tullo

cio io crederei quindi di poler appunlo argomentare che

11 desiderio di veder meglio confermata quella notizia. A quel desi- derio ha corrisposto il prof. Heldreich rendendo noto, nella sua Fauna greca, che la vipera del Redi non 6 rara nel territorio del dominio reale di Tatoi in Attica".

*) Erpetologie generale, t. VII, pag. 613.

la Coronella austriaca manchi forse alle Ciciadi, o sia «ilmeno stuggiata alla ricerche falte colä dall' Erhard: eche il serpe indicatoci per Coluher laevis sia veramente e con maggiore probabilitä la Corondla RicGioU-», Demnach scheint es, dass das Vorkommen der Coronella qirundica in Griechenland lediglich auf den im Pariser Museum conservirten Stücken dieser Art basirt worden ist. Diese Stücke aber entgehen der Controle, weil sie im Pariser Museum nicht mehr existiren.

Endlich ist hinzuzufügen, dass De Betta die Angaben Erhards über das Vorkommen der sonst im Südwesten Europas und in Nord-Afrika einheimischen Tropidosaura alfjira auf den Cykladen leproducirt. Allein es bezieht sich die Erhardsche Beschreibung seiner Goldechse auch nicht im mindesten auf die Tropidosaura algira. «Diese Art», sagt Erhard, -«erreicht unter allen hierländischen die bedeutendste Grösse, indem sie, den ausserordentlich dünnen und langen peitschenartigen Schwanz miteinge- rechnet, bis 2' messen kann. Die ganze Farbe ist ein in Kupfer, Bronze und reines Gold schillerndes Metall- grün, welches besonders auf den gekörnten Rückenschup- pen sehr lebhaft wird. Abweichend von den Gewohnheiten der übrigen Echsen besteigt sie mit Vorliehe Bäume, na- mentlich Feigenbäume und Garroben, zwischen deren dunklem Laube sich ihr schlangenartiger Leib wie eine Edelsteinschnur bewegt. Niemals findet sie sich in Schaa- ren gleich den anderen; in der Regel wird man ein, höchst selten zwei Individuen sehen im gleichen Revier. Bei den Griechen heisst sie Kolossauros, wohl ihrer Grösse wegen . . .«.

Tropidosaura algira soll also nach Erhard die bedeu- tendste Grösse unter allen Cykladen-Eidechsen erreichen und muss in Folge dessen auch grösser sein als Lacerta

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viridis; sie soll ferner gekörnte Rückenschuppen auf- weisen. Meines Wissens erreicht die Tropidosaura algira kaum die Länge von 32 cm. und ist mit sehr grossen, scharf gekielten, vollkommen geschindelten und in eine lange Spitze ausgezogenen Rückenschuppen versehen. Allem Anschein« nach stellt Erhards Tropidosaura al- gira eine goldgelbe Lacerta viridis dar. A ähnlich ge- färbte Exemplare der Lac. viridis habe ich öfters auf der Insel Tinos beobachten können, wo sie vorzugsweise sich in den Gebüschen oder auf den Bäumen aufhalten, ich will zugleich bemerken, dass die Smaragdeidechse auf Milo und Tinos Kolossauros genannt wird und dass diese Benennung nach Erhard sich auf seine Tropido- saura algira beziehen soll *). Dieser Umstand beweist uns ebenfalls, dass Erhard sich in der Bestimmung geirrt haben muss.

Ich will hier noch hinzufügen, dass Erhard sich eben- falls in der Bestimmung des auf den Gykladen vorkom- menden Frosches geirrt hat. Er sagt: «Der in den stehen- den süssen Wassern von Mykonos, Andros und Naxos vorkommende Frosch, welcher unter allen Batrachiern allein häufig auf den Gykladen sich findet, unterscheidet sich in nichts von Rana tcmporaria.»

^) Fanna der Gykladen, S. 82. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass die Autoren der generellen Herpetologie (t. V, p. 168) unter die Synonymie der Tropidosatura algira „Zermourneah"' (rauthmass- lich eine Local-Benennung für irgend eine Saurier-Species) aufge- nommen haben. Falls diese von Dumeril und Bibron nicht ohne Be- denken angeführte, aus Schaws mir leider unbekanntem Werke „Voyage en Barbarie et dans le Levant'* (pag. 324) entnommene Benennung sich factisch auf Tropidosaura algira beziehen sollte, so kann man von vorn herein annehmen, dass es sich hier um eine in Algerien und nicht etwa in der Levante lebende Tropidosaura han- delt.

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Von Bana temporaria habe ich auf den Cykladen keine Spur gesehen, habe dagegen Bana esculenta eine Art, weiche Erhard gar nicht erwähnt auf allen griechi- schen Inseln conslatiren können. Der grüne Frosch kommt so zahlreich auf den Cykladen vor, dass er unmöglich von Erhard unbemerkt geblieben sein konnte. Krhard muss ihn für Bana temporaria gehalten haben.

In der Einleitung und in dem Nachtrage zu seiner Abhandlung über die griechischen Kriechthiere versetzt De Betta die Cistudo hellenica Bibr. Bory, den Pseudo' pus d'UrwllUi Cuv., die Mauereidechse von Bibron und Bory de St. Vincent, den Coluber bilineatus (Bibr. Bory) und den Bufo palmarum Bibr. Bory in die Synonymie. Ferner neigt sich De Betta zur Annahme, dass Erhards Bufo fuscus mit Discoglossus pictus identisch ist, dass Erhards Uromastix vielleicht einen Gymnodacfylits sca- ber vorstellt, dass Erhards Lacerta velox Duges dem Acanthodactylus vulgaris entspricht, dass Erhards La' certa pardalis Lichtenst. eine Eremias-Art sein dürfte und dass Lacerta deserii (Erhard) ein Acanthodactylus Savignyi ist. Endlich giebt De Betta die Möglichkeit zu, dass es gelingen wird sowohl den gefleckten Salamander als auch den Kamramolch in Griechenland zu entdecken. «Ne doppo tutto potremo ancora dire esplorata la Grecia in ogni sua parte, ne di conseguenza tutte ancora a noi palesi le sue ricchezze. Che io mi sento giä e sin d'ora persuaso che altre specie verranno ad aggiungersi al presente catalogo, fossero pur anco fra le piü comuni e le piü diffuse in tutto il resto d'Europa, come ad esempio il Triton cristatus e la Salamandra maculosa che, lo ripeto, non devono cerlamente mancare a qualche loca- litä di quella regione».

Nach der Publication De Bettas verging eine geraume

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Zeit bis die hcrpelologische Fauna zum Gegenstand einer specieilen Bearbeitung gewählt wurde. Erst im Jahre 1878 widmete sich v. Heldreich dem Studium der Fauna Griechenlands und veröffenllichte ein Buch darüber, das er «La Faune de Gröce» betitelte. Aus der Einleitung zu seinem herpetologischen Capitel erfahren wir, dass v. Heldreich sowohl die von mir citirten Arbeiten Bibrons, Bory de St. Vincents, Erhards, Erbers und De Bettas als auch die in den Museum zu Tato'i und Athen aufbewahr- ten Amphibien und Reptilien zu Rathe gezogen hat. Un- ter den 57 von v. Heldreich in seinem Werke angeführ- ten und 4 nebenbei erwähnten Reptilien- und Amphibien- Arten erblicken wir vor allem 3 für Griechenland neue Acquisitionen und zwar Salamandra maculosa, Zygnis chalcidica und Chamaeleon africanus. Darauf hin muss bemerkt werden, dass während der gefleckte Salamander thatsächlich in Griechenland heimisch ist, die Angabe v. Heldreichs über das Vorkommen in Griechenland des Sejis chalcides und des Chamäleons meiner Ansicht nach wenig Glauben verdient.

Ungeachtet dessen, dass v. Heldreich versichert, Seps chalcides sei von ihm, ferner von Dr. Krüper und von Herrn Munter in Attika, in Aetolien, in Rachova und auf Porös gesammelt worden, habe ich kein einziges Exemplar dieser Art weder in den zoologischen Sammlungen zu Athen und zu Tatoi noch im Freien constatiren können, sondern fand vielmehr den Ablepharus pannonicus im Athener Museum durchweg als Seps bestimmt. Wir können in Folge dessen mit Bestimmtheit annehmen, dass das Vorkommen des Seps chalcides in Griechenland noch nicht nachgewiesen worden ist, auch zweifle ich sehr daran, dass diese Art auf griechischem Boden angetrof- fen werden könnte. Das Thier ward allerdings von Un-

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ger und Kotschy angeblich auf Cypern gesammelt wor- den, ist aber seitdem weder auf dieser Insel noch über- haupt im Osten Europas oder in Vorder-Asien wieder- gefunden worden. Auch ist es leicht möglich, dass der auf Cypern von Unger und Kotschy*) beobachtete Seps der in Galilaea, in Merom und in JafTa vorkommenden Species <monodactylus Glhr.» angehört.

Was das Vorkommen des Chamäleons in Griechenland anbetrifft, so scheint v. Heldreich selbst auf eine Bestä- tigung seiner Angabe zu harren. Die von Zeit zu Zeit immer wieder auftauchenden Gerüchte über das Vorkom- men des Chamäleons in Nizza *"), Sicilien und Griechen- land müssten keine Vervverthung in faunistischen Wer- ken finden, da es sich hier zweifelsohne um entlaufene Exemplare handelt. Falls auch jetzt noch einzelne Indi- viduen dieser, in früheren Zeiten wohl in Südeuropa ge- meinen Art in Griechenland existiren, so würden sie sicher die hochgelegene Maina, wo das v. Heldreichsche Chamäleon erbeutet worden sein soll, meiden.

Die übrigen von v. Heldreich angeführten Species fin- en wir bereits von seinen Vorgängern für Griechenland erwähnt. Darunter fallen vor allem vier Synonyme auf, ein Umstand der uns vermuthen macht, dass der Ver- fasser der Fauna Griechenlands in der Herpetologie nicht genügend bewandert ist und dass er dabei unterlassen hat, die hervorragendsten herpetologischen und amphibio-

*) Die Insel Cypern. Wien, 1865.

**) Im Sommer 1878 wurden in den um Nizza herum hoch gele- genen Gebirgskurorten Chamäleone constatirt, welche sicherlich aus dem Käfige irgend eines sich daselbst befindenden Reptilien- Liebhabers entlaufen waren. Aehnliche Filllfe haben auch in Basel stattgefunden.

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iogisclien Werke zu Ralhe zu ziehen, was eigentlich von einem Verfasser einer faunisUschen Arbeit unbedingt ver- langt werden dürfte*). Ein, wenn auch nur flüchtiger Blick in die Herpetologia europaea von Schreiber, welche bekanntlich die Synonymik in erschöpfendem Maasse be- handelt, hätte V. Heldreich davor bewahrt, den kleinen gefleckten Triton unter zwei Namen (Triton pundatus und Tr. taeniatus) anzuführen, ferner Lacerta Merremii und Lacerta muralis, Lacerta Schreibersii und Notopho- lis nigropunctata, Gymnodactylus scaber und G. geccoi- des in sein Buch einzuverleiben.

Sechs von De Betta bereits zu Theil als zweifelhaft erkannte und von späteren Autoren in die Synonymik versetzte Arten werden von v. Heldreich ohne jegliche kritische Bemerkung einfach als «Lacertiens douteux» angeführt. Es sind: Lacerta quinquevittata Mcnetr., La- certa Merremii Fitz., Lac. Schreibersii Otth., Lacerta velox Duges, Lac. deserti und Lac. pardalis Lichlenst.

Die erstgenannte, von Erhard in seiner Fauna der Cy- kladen erwähnte Eidechse stellt das Junge der Smaragd- eidechse vor. Lacerta Merremii ist die grüne Form der Mauereidechse (Lac. muralis subsp. neapolitana m.). La- ceHa Schreibersii Otth. ist zweifelsohne mit Notopho- lis nigropunctata identisch. Das Feld der Mulhmassun-

*) Es ist für mich ganz und gar unbegreiflich, wie v. Heldreich den herpetologischen Abschnitt seiner Fauna ohne Zugrundelegung grösserer herpetologischen Werke (wie z. B. die Herpetologia eu- ropaea oder die generelle Herpetologie) überhaupt zu Stande ge- bracht hat, denn es wird wohl kaum jemanden, der nicht Herpeto- logp von Fach ist, heut-zu-Tage einfallen, auch nur eine Art auf eigene Faust anzuführen, ohne, beim Mangel einer Localfauna, die Fauna des betreffenden Welttheiles oder der benachbarten Länder zu Rathe zu ziehen.

ta- gen darüber, was eigentlich die übrigen «Lacertiens dou- teux» sind, ist gross *). Diese Arten, falls man nichts annähernd Gewisses über sie mitzutheilen hat, können in einem einfachen Verzeichnisse der Amphibien und Re- ptilien Griechenlands allerdings wohl Platz finden, dürfen aber nicht mehr in einer Fauna figuriren. Sollten wir bei der Aufzählung der in Europa beobachteten Kriech- thiere sämmtliche zweifelhaften Species nennen, so wür- de die europäische herpetologische Fauna sicherlich min- destens eben so umfangreich sein wie diejenige aller übrigen Welltheile.

Ferner hätte ich noch folgendes in Betreff der von v. Heldreich erwähnten Arten zu berichtigen. Elaphis dio- ne Fall. var. graeca Jan ist, wie es Strauch in seinem bereits im Jahre 1873 erschienenen Werke «Die Schlan- gen des Russischen Reichs» nachgewiesen hat, das Jun- ge des Elaphis sauromutes Fall. Zamenis caspicus Le- pech. (= Z. trahalis Fall.) ist eine Abart des Zamenis gemonensis Laur. (=Z. atrovirens der Autoren) oder des V. Heldreichschen Z. viridiflavus Lacep. Vipera aspis ist trotzdem, dass v. Heldreich uns das Gegentheil angibt, in Griechenland noch nicht constatirt worden. Fs sind Gründe zur Annahme vorhanden, dass v. Heldreich in Betreff dieser Vipern-Art einen Fehler in der Bestim- mung begangen hat. Vipera aspis kommt ebensowenig in Attika als auf den Cykladen vor, wo sie nach Erhard einheimisch sein soll. Die Erhardsche aspis müsste höchst wahrscheinlich Vipera euphratica Marlin heissen.

*) Hinsichtlich dieser drei zweifelhaften Arten will ich mir die Bemerkung erlauben, dass darunter möglicherweise, Gongylus ocel- latus, Gymnodactyltis Kotschyi und Stellio vulgaris juv. gemeint wor- den sind.

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£0

Gymnodactylus scaber Rüppel uud Gymnodactylus gecco^ ides Gray ist ein und dasselbe Thier. Stenodactylus gidtatus Cuv , Uromastix, Tropidosaiira algira Fitz., Co" ronella Biccioli Metaxa, Tropidonotus viperinus und Pe- riops hippocrepis L müssen aus den von mir bereits erwähnten Clründen aus der Fauna Heidreictis gestri- chen werden..

Dass Gongylus ocellatus in Griechenland vorkommt wird von v. Heldreich als sehr glaubwürdig betrachtet; «es fehlen mir jedoch», lugt v. Heldreich hinzu, «dar- über sichere Angaben». Darauf hin muss ich bemerken, dass während meiner kurzen Anwesenheit in Athen ich Gelegenheit gehabt habe die Walzenechse in grosser An- zahl in der unmittelbaren Umgebung Athens zu beo- bachten.

Es würde demnach die Zahl der von v. Heldreich für Griechenland erwähnten Kriechthiere von 61 auf 40 her- absinken.

In meiner Abhandlung über die in Europa einhei- mischen Lurche (Bulletin de la Soc. Imper. des natura- listes de Moscou N^ 4, 1879, S. 321) mache ich folgen- de in Griechenland uud auf den Cykladen einheimische Arten namhaft:

Griechenland. Cykladen.

a. Constatirte Arten:

Triton taeniatus (nach Fx- Triton taeniatus (nach Er-

ped. scient.). her).

Salamandra maculosa (nach Pelohates fuscus (nach Er-

V. Heldreich). hard).

Bombinator igneus (nach v. Bombinator igneus ( nach

Heldreich). Erber).

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Biscoglossus pidus (nach Bana fusca (nach Erhard). Strauch u. v. Heldreich).

Bana esculenta. Bana esciiJenta,

Hyla arborea. Hyla arhorea.

Biifo vulgaris. Bufo variahilis.

Bufo variahilis.

b. Arten von ziveifelhaftem VorJ^ommen:

Triton cristatus. Bana fusca.

Ich will hinzufügen dass Schreiber (vergl. seine Her- petologia europaea, 187ö) 40 Arien von Reptilien und Amphibien für die Balkan-Halbinsel anführt. Es sind: Tri- ton taeniatus, Hyla arhorea, Bana esculenta^ Bufo vul- garis, B. variahilis, Thalassochdys corticata, Emys cas- pica, Cistudo lutaria, Testudo graeca, T. nemoralis, 0- phiomorus miliaris, Änguis fragiUs, Ählepharus panno- nicus, Gongylus ocellatus *, Pseudopus apus, Lacerta muralis, L. taurica, L. viridis, NotopJiolis moreotica, N. nigropunctata, Tropidosaura algira % Stellio vulgaris *, (Uromastix spinipes *), Gymnodactylus Kotschyi, G. gec- coides, Hemidactylus verruciüatus, Plafydactylus faceta- nus, Typhlops lumhricalis, Eryx jaculus ", (Coronella cii- cullata), CaUopeltis 4-Uneatus, Zamenis viridiflavus, Z. Bahlii, Periops hippocrepis, ElapMs cervone, Tropido- notus natrix, (Trop. viperinus *j, (Trop. tessellatus '), Tarhophis vivax, Vipera ammodytes.

Die mit einem Sternchen (*) bezeichneten Arten sol- len nach Schreiber auf dem Festlande fehlen; die in Klam- mern eingeschlossenen Species sollen nach Schreiber nur äusserst selten und vereinzelt auf der Balkan-Halbinsel

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oder auf den Inseln des Ägeischen Meeres auftreten. Von den für die Balkan Halbinsel eigenlhümlichen Arten führt Schreiber folgende an: TypUops lumbricalis (Griechen- land), NotopJwlis moreotica (Griechenland) und Gymno- dactylus geccoides (Türkei und Griechenland).

Wenn wir nun endlich die sämmtlichen für Griechen- land, für die Cykladen und für die Jonischen Inseln bis jetzt erwähnten und daselbst wohl auch sicher vorkom- menden Reptilien- und Amphibien-Arten an einander rei- hen, so erhalten wir nachstehende Reihenfolge:

Amphibia.

Ord. I. ÜRODELA D. B.

Fam. Salamandrida mecodonta Strauch.

Gen. I. Triton Laur.

1. Spec. 1. 2V. palustris L,

2. » 2. » paradoxus^azoum, d, »3. » cristatus L. subsp.

cuclocephalus Fatio.

Gen. II. SalamaDdra Laur.

4. Spec. Salamandra maculosa Laur.

Ord. IL ANURA D. B.

Fam. Discoglossidae Stein d.

Gen. I. BombiDatoF Merr.

5. Spec. Bomhinator variegatus L.

23 Gen. II. DIscoglossus Otth.

6. Spec. Discoglossus pictus Otth.*

Fam. R a n i d a e Gthr. Gen. Rana L.

7. Spec. 1. Mana esculenta L.

subsp. viridis Roesel.

8. » 2. jR. temporaria L. subsp.

fusca Roesel und subsp. agilis Thomas *,

Fam. Hy 1 i dae Gthr. Gen. Hyla Laur.

9. Spec. Hyla viridis L.

Fam. Rufonidae Gthr. Gen. Bufo Laur.

10. Spec. 1. Bufo variahilis Pall.

11. » 2. » vulgaris Laur.

subsp. cinereus Schneid.

Beptilia.

Ord. I. SAURIA Rrong.

Fam. Scincoidea D. R.

Subfam. Diploglossina Gray. Gen. I. Anguis L.

12. Spec. Anguis fr agilis L. var.

graeca.

21 -

Gen. 11. Ophiomorus D. B.

13. Spec. Ophiomorus miliaris Pall/

Subfam. Sepina Gray. Gen. Gongylus Wagl.

14. Spec. Gongylus ocellatus Forsk.

var. vulgaris m.

Subfam. Gymnophtalmi Wiegm. Geo. Abicpharus Fitz.

15. Spec. ÄUepharus pannonicus

Lichtenst.

Fam. Zonuridae Gray. Gen. Pseudopus Merr.

16. Spec. Fseudopus apus Pall.

Fam. Ascalbotae Wiegm.

Subfam. Hemidactylina Fitz.

Gen. I. Crymnodaetylus Spix.

17. Spec. Gymnodactylus Kotschyi

Steind. var. concolor und. var. maculatus.

Gen. II. Hemidactylus Cuv.

18. Spec. Hemidactylus turcicus L.

23

Subfara. Platydactylina Fitz. Gen. III. Platydactylus Cuv.

19. Spec. Platydactylus mauritani-

cus L. *

Fam. I g u a n i d a e Gray. Gen. Stelllo Daud.

20. Spec. StelUo cordylinus Laur.

Fam. Lacertidae Gray. Gen. I. Lacerta L.

21. Spec. 1. Lac. viridis Laur. (var.

viridissima, var. aura- und var. fusca).

^2. » 2. Lac. taurica Fall. var.

BathJcei, var. pelopon- nesiaca und var. macu- lata.

23. »3. Lacerta muralis Laur.

subsi^.neapolitana^suhsp. fusca, var. milensis, var. Erhardi und var. ru- hriventris.

24. » L Lac. oxycephala Filz. ynT.

modestü und var. ma- culata m.

Gen. II. Notopholls Wagl.

25. Spec. 1 Notopholis nigropunctä-

ta D. B.

■— 26

26. Spec. 2. Notopholis moreotica

Bibr. Bory.

Ord. IL OPHIDIA Brong.

Fam. Typhlopidae J. Müll.

Gen. Typhlops Schneid.

27. Spec. Typhlops lumhricalis Daud.

Gen. Eryx Daud.

28. Spec. Eryx jaculus L. subsp.

turcicus Oliv. (?).

Fam. Colubridae Glhr.

Subfam. Coronellinae Gthr.

Gen. Coronelia Laur.

29. Spec. Corondla austriaca Laur.

Subfam. Colubrinae Gthr. Gen. L Coluber L.

30. Spec. Coluber quadrilineatus Pall.

var. leopardinus Fitz, und var. Pallasii.

Gen. IL Elaphis Aldrov.

31. Spec. 1. Elaphis sauromatesVall.

var. graeca Jan und var.

Munter i m.

32. w 2. Elaphis quaterradiatus

Lac.

27

Gen. IJl. Zamenis Wagl.

33. Spec. 1. Zamenis gemonensis

Laur. var. trabalis Pall., var. carbonarius Fitz., var. viridiflavus Aut. und var. Laurenti.

31. » 2. Zamem'sDaÄ Savigny.

Subfam. Natricinae Glhr. Gen. Tropidonotus Kühl.

35. Spec. 1. Tropidonotus natrix L.

var. siculus Cuv., var. murorum Bonap. und var. moreoticus m.

36. »2. Tropidonotus tessellatus

Laur. subsp. oder var. trabalis und subsp. oder var. Laurenti*.

Fam. Psammophidae Gthr. Gen. (loclopeltis Wagl.

37. Spec. Coelopeltis monspessulana

Herrn, var. Neumayeri Fitz.

Fam. D i p s a d i d a e (D. B.) Gthr. Gen. Tarbophis Fleischm.

38. Spec. Tarbophis vivax Filz.

28

Farn. V i p e r i d a e Wiegm. Gen. Vipera L.

39. Spec. 1. Vipera euphratica Mar-

tin.

40. » 2. » ammodytes L.

Ord. III. CHELONIA Brong.

Fam. Testudinae.

Gen. Testudo L.

41. Spec. 1. Testudo graeca L.

42. » 2. » marginata

Schöpf.

Fam. E m y d i d a e Gray. Gen. Clemmys Wag!.

43. Spec. Clemmys caspica Gmcl.,

subsp. Orientalis m.

Gen. Einys Wagl.

44. Spec. Emys orhicularis L. *

Fam. Thalassites D. B. Gen. Thalassochelys Fitz.

45. Spec. Thalassochelys atra L. *

Die mit einem * versehenen Arien habe ich allerdings in Griechenland nicht beobachtet, habe aber daselbst vier

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Species conslatiren können, welche von meinen Vorgän- gern unbemerkt geblieben sind. Dieses Resultat meiner Reise nach Griechenland wird demjenigen, der nach Neuem strebt, vielleicht gering erscheinen, da ich aber der Ansicht bin, dass Rerichtigungen für die Fauna eines Landes von grösserem Werthe sind als das Vorbringen von Neuem, insofern als sie namentlich unsere Kennt- nisse der geographischen Verbreitung der Thiere vervoll- kommnen, so übergebe ich die in Griechenland letzthin gemachten Erfahrungen über die dortigen Amphibien und Reptilien dem Drucke und hoffe in Bälde dieselben durch Nachträge vervollständigen zu können.

Da ich die, meinen Vorgängern zu Gebote gestände» nen Mittel berührt habe, so will ich auch derjenigen Mit- tel, über welche ich meinerseits verfügt habe gedenken. V^or allem muss ich einer mir vom General-Inspector der Domänen des Königs von Griechenland, Herrn L. Mun- ter, in der liebenswürdigsten M^eise zugestellten kleinen Sammlung der auf Tatoi (Königl. Gut im pentelenischen Gebirge) vorkommenden Amphibien und Reptilien er- wähnen. In Athen selbst standen mir ferner die in der zoologischen Universitäts-Sammlung aufgestellten Arten zur Verfügung. Die meisten Reptilien und Amphibien verdankt dieses Museum Herrn Dr. Krüper, welcher sie auf seinen Reisen durch alle Theile Griechenlands mit grossem Eifer gesammelt hat. Wenn ich auch diese Samm- lung nicht im erwünschten Maasse benutzen konnte, so habe ich dennoch die Genugthuung, darin manche für Griechenland neue Species entdeckt zu haben und bin Herrn Dr. Krüper und Prof. Mitzopulos zu grossem Dan- ke verpflichtet für die Liberalität, mit welcher sie mir die Schränke des Museums zu Gebote gestellt haben.

Das königliche naturhistorische Cabinet, das von mir

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ebenfalls benutzt wurde, ist zwar erst im Aufschwung begriffen, enthält jedoch manches Prachtexemplar, lässt in der Bestimmung der Objecte nichts zu wünschen üb- rig und macht seinem Gründer, Herrn L. Munter, viel Ehre. Zu bedauern ist nur das, dass diese Sammlung ei- nen ausschliesslich lokalen Charakter trägt; sie weist nämlich nur diejenigen Arten auf, welche auf dem Gute Tatoi vorkommen.

Für das übrige Material zu dieser Arbeit habe ich selbst Sorge getragen. Die etlichen sich jetzt in meinem Besitze befindenden griechischen Reptilien und Amphibi- en sind von mir in den Umgebungen Athens und Naup- iias, ferner auf den Inseln Syra, Phanar, Mykonos, Ti- nos und Milo gesammelt worden, auch erhielt ich mehre- re Arten aus Seriphos und anderen Örtlichkeiten.

Alsdann habe ich es für meine Pflicht gehallen, die Ausbeute der Mitglieder der französischen Expedition in Paris zu durchmustern und bin dadurch in Stand ver- setzt worden, einige bis jetzt in Betreff dieser Ausbeute noch herrschenden, irrigen Ansichten zu beseitigen.

Vordem ich zur Beschreibung der griechischen Kriech- thiere übergehe, will ich mir etliche Bemerkungen über einige von mir vorgeschlagene Neuerungen in der Zoo- laxionomie und Terminologie erlauben.

Fortgesetzte Studien an einer sehr formenreichen Art, Lücerta muralis Laur. benannt, haben mich zur üeber- zeugung geführt, dass die Auffassung und Anwendung der Begriffe: Species, Subspecies und Varietas, weit davon entfernt sind mit den jetzigen Phasen der Zoologie im Einklänge zu stehen. Nicht nur hemmen die üblichen Auffassungen und Anwendungen der genannten Begriffe die Entwicklung der Baumgestalt des natürlichen Sy- stems, sondern sie leiten auch die descriptive Zoologie irre.

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Die Definililion des Art-Begriffes hat bekanntlich un- zählige Umgestaltungen erlitten und ist bis jetzt insofern noch nicht festgesetzt, als man darüber nicht einig zu sein scheint, ob die Species eine reale Kategorie, oder blos eine ideale Abstraction ist. Die zuerst von Linne ausgegangene Definition der Species-Kategorie machte der- jenigen von Cuvier Platz. Da man aber dessen gewahr wurde, dass Cuviers Auffassung der Species auf die ab- solute Identität der, den Gomplex der Art bildenden, In- dividuen hinzielte und ausserdem die Aehnlichkeit zwi- schen den Abkömmlingen und dem Kltern-Paare vor- aussetzte, so wurde die Species-Definition in der Praxis insofern modificirt, als man angenommen hat, dass alle zu einer Art gehörigen Individuen, in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen müssen.

Diese Concession vermochte allerdings nicht die Be- griffbeslimmung der Species näher zu erläutern. Sie kam aber gewiss zu stalten, allein sie wurde leider nicht von allen Naturforschern berücksichtigt. Die einen gaben zu, dass unter den Individuen einer Art mannigfaltige Diffe- renzen unter dem Einflüsse veränderter Lebensbedingun- gen und im Laufe der Zeiten entstehen können und dass diese Differenzen von geringerer Bedeutung sind als die diagnostischen Differenzen selbst, welche die Arten von einander zu trennen vermögen und fühlten sich daher bewogen, Rangstufen von untergeordnetem Werthe auf- zustellen. Auf diese Weise entstanden nun die Begriffe: Subspecies und Varietas. Obgleich die Subspecies- und Varietas-Merkmale bereits zum Theil in der Diagnose von der Art inbegriffen sind und nicht besonders hervorge- hoben werden, wird vorausgesetzt, einerseits, dass die Kennzeichen der Unterart weniger wesentlich als dieje- nigen der Art sind und andererseits, dass die Merkmale

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der Uüterarl wesentlicher als diejenigen der Varie(ät sind. Somit stellt die Species, und zwar für den grösse- ren Theil der Naturforscher, einen für sich abgeschlos- senen Cyklus von subordinirten Kategorieen vor, ebenso wie es in den höheren Rangstufen des Systems der Fall ist.

Von anderen Naturforschern, wiederum, werden die subordinirten Kategorieen, entweder gar nicht berück- sichtigt, oder falsch aufgefasst, wohl hauptsächlich aus dem Grunde, dass man dem Species-Begriffe eine reale Grundlage zumulhet.

Ausserdem dürfte der Umstand daran die Ursache sein, dass die dem SpeciesbegrifTe subordinirten Rangstu- fen im Allgemeinen, da sie gemeinsamer Abstammung sind, die engsten Beziehungen zu einander zeigen, dabei aber verhältnissmässig bedeutende Differenzen aufzuwei- sen haben. Wie oft hat man durch Nichtberücksichtigung dieser Thatsache sich verleitet gefühlt, Subspecies, Vari- etäten, Bastarden und Produkte der individuellen Vari- ation als Arten zu unterscheiden und die Existenz der untergeordneten Kategorieen einfach zu negiren; und wie viel Irrthum und Verwirrung ist für die Systematik da- durch entsprungen, dass man sich verschiedenen Maximen angeschlossen hat.

Es ist allerdings richtig, dass das Gesetz der Specifi- cation subjectiven Ursprungs ist, dass Bastarden, Varie- täten und Unterarien den Keim einer Species in sich tragen können und dass sie sogar als beginnende Arten aufgefasst werden können. Ebenso wie das Individuum, ist auch die Species vergänglicher Natur. Vor dem die Species erlischt, sprosst aus ihr in den meisten Fällen, ein Büschel von subordinirten Gruppen hervor. Diese Gruppen, seien sie Varietäten oder Subspecies, dür-

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fen ihr nur temporär subordinirt bleiben, weil sie als- bald eine specifische Crescenz in neuer Richtung auf- weisen und so in die Aufblühperiode einer neuen Form übergehen. Diese epacmaslische Crescenz der Arten, fer- ner die paracniastische Degeneration derselben und wie- derum das Wachsthum neuer Arten geschieht somit in einer und derselben bald auf-, bald absteigenden Linie. Die Ausbildung neuer Arten wird nicht unumgänglich durch das Erlöschen der Mutter-Art bedingt; ganz im Ge- gentheil weisen vorzugsweise diejenigen Arten, welche einen weit ausgedehnten, geographischen Verbreitungs- bezirk haben und infolgedessen den verschiedensten Le- bensbedingungen unterworfen sind, einerseits relativ con- stante Charaktere und zugleich andererseits einen reichen Formenbüschel auf. Diejenigen Arten, welche, so zu sagen, constante Formen aufweisen, versehen uns mitdennöthi- gen Fäden, um das, oft dicht verschleierte, Verwandt- schaftsverhällniss des ganzen Formen- Kreises, welchen die Species umfasst, zu enthüllen. Die Prüfung des relativen Werthes der verschieden übereinander geordneten Kate- gorieen innerhalb der Species-Schranke bedarf zwar eines eingehenden Studiums, allein sie liefert wiiklich nützli- ches 3faterial zu einem natürlichen System und kann die Systemaliker überzeugen, dass die Kalegorieen nur temporär üxirt und die Varietäten und Subspecies nur üebergangsbildungen sind.

Infolgedessen haben diejenigen, welche die untergeord- neten Rangstufen nicht anerkennen wollen und Subspecies und Varietäten als Arten betrachten, nur insolern Recht, als diese Formen sich, so zu sagen, im Keimungsprocesse befinden und sich unter günstigen Bedingungen zu Arten entwickeln können. Ich will hier besonders hervorheben, dass die Fnlwickelung einer neuen Art aus einer Unter»

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art oder aus einer Varietät nur unter gewissen Umstän- den vor sich gehen kann.

Wenn auch das System diejenigen Phasen, welche die Gruppen künftighin annehmen können berücksichtigen dürfte, so kann es dieselben selbstverständlich nicht von vorn herein acceptiren, sondern zieht das zur Zeit Gege- bene vor, indem es alle augenblicklich existirenden For- men als constant betrachtet und fixirt.

Die Speciesfabrikation, wie sie Wallace und seine Anhänger wollen, ist weit davon entfernt, wissenschaftlich zu sein, denn sie schliesst jedwede Möglichkeit aus, die Individuen, welche innerhalb der Species-Schranke sind, durch genealogische Bande zu verknüpfen; sie versorgt den descriptiven Zoologen mit Arbeit, beraubt ihn jedoch des wissenschaftlichen Terrains. Diese Speciesfabrikation steht in auffallendem Widerspruche mit der Transmuta- tions-Theorie, denn es genügt keineswegs blos die Bezie- hungen der höheren Classifications-Gruppen nachzuweisen, sondern man muss, und zwar vorzugsweise, das einzig ßeale im System, d. h. das Individuum, einer gründlichen Untersuchung unterwerfen und nach den Beziehungen for- schen, in welchen es sich zu den übrigen Individuen verhält.

Das Wirken der Anhänger Wallacens dürfte kaum die Grenzen des 4eggiero i^erfezionrnnento del sapere volgare» verlassen, gegen welches neuerdings Camerano aufgetre- ten ist *), Was bleibt aber für eine Synthese möglich. Sobald wir mit Camerano annehmen, dass die Begriffe Varietät und Subspecies aus der Luft gegriffen sind! **)

*) Vergl. seine Schrift: „Dell' indole odierua degli studi zoologici". Torino, 1880.

**) „Riccorderö tuttavia che riguardo al modo di intendere la specie ho seguito in tutto le idee dell Wallace e che per nie quindi

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Wir werden offenbar eine Masse Species, wie z. B. Liscoglossus sardus Tsch., B'iscoglossus Scovazsi Cam., Lacerta tiligtierta Gmel. etc. aufstellen müssen, welche sogar von den unaturalisti purameMe analitich oder den «dilettanti specialistio verworfen sein werden.

«In dem vorherrschenden Bestreben», sagt Haeckel *), «die Arten durch möglichst scharfe Charaktere von einan- der zu trennen und die einzelnen Species-Diagnosen klar von einander abzusetzen, hat man das ganze Gewicht auf die, oft sehr geringfügigen Unterschiede gelegt und dage- gen das Gemeinsame der Erscheinungen in den Hinter- grund gedrängt und nicht berücksichtigt. So ist es denn gekommen, dass in unseren Systemen sich überall die einzelnen Arten weit schärfer und klarer von einander abheben, als es in der Natur der Fall ist. Fast bei allen

le varietd, le sotto specie e le rasze ben stabilite sono equivalenti a specie... Alla parola varietd (che raolti zoologi usano in duo o trei signiticati differenti) io non do altro signiücato che quello di varia- zione individuale od accidentale. Sempre quando, aduiique, gli indi- vidui di una specie abitanti una localita determinata, avendo pel fatto di aziorai speciali acquistati caratteri (o di colore, o di forma) diversi da quelli che presenta la specie tipica e presentando un aspetto generale, un facies tale da farli riconoscere da altri indi- vidui appartenenti ad altre localita, meritano di essere destinti con un norae, questo nome deve essere specifico e non di varietä o di sotto specie. La varietä (applicata al caso precedente) e la sotto specie sono, colle teorie moderne, parole prive di senso". (Vide Camerano's Abhandlung: „Di alcune specie di anhbi anuri" in den Atti della R. Accademia delle Scienze di Torino, vol. XIV, 1879 ) Es ist zweifellos, dass diese Aeusserung Cameranos mit den „mo- dernen Theorien", für welche er schwärmt, ganz und gar im Wi- derspruche steht. Ein flüchtiger Blick in die Werke Haeckels genügt, um uns zu zeigen, wie sehr Camerano die „modernen The- orien" missverstanden hat.

*) Generelle Morphologie II, S. 337 (1866).

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Gruppen von Organismen haben sich deshalb die besseren und gewissenhafteren Systematiker genölhigt gesehen, von denjenigen Arten, die genauer bekannt und in sehr zahlreichen Exemplaren untersucht sind, und namentlich bei denjenigen, welche einen sehr grossen Verbreitungs- bezirk besitzen, die abweichenderen Individuen, welche die specifischen Charaktere mehr oder weniger modificirt zeigen, oder sich als mehr oder minder entschiedene üebergangsbildungen zu verwandten Arten hinneigen, als besondere Unterarten (Subspecies) oder Spielarten (Varielates) zu beschreiben. Das genauere Studium dersel- ben ist aber bisher überwiegend vernachlässigt worden, weil sie dem Schematismus des Systems Abbruch thun. Und doch sind sie gerade von der höchsten Bedeutung für das Yerständniss der natürlichen Verwandtschaft. In vollständiger Verkennung der letzteren hat man immer nur den Hauptnachdruck auf die sogenannten «typischen» Individuen der Art gelegt, die weniger ausgesprochenen charakteristischen Varietäten dagegen bei Seite ge- schoben».

Weil man meistens die Aufeinanderfolge der Unter- abtheilungen der Species nicht richtig auffassen will oder kann und ausserdem weil die «Art» unter der öfters grossen Anzahl der Unterarten und .Varietäten der Unter- suchung des Forschers leicht entschlüpft, so hat man der Willkühr freien Lcuf gegeben, indem man zu sogenannten Typen, d. h. typischen Formen, welche von Varietäten umringt sind, Zuflucht genommen. In einigen Fällen wo man die Tradition berücksichtigt und unter «Typus» diejenige Form versteht, welche allzuerst beschrieben worden ist, kann diese Methode vielleicht noch gelten. In anderen Fällen aber, hat man die ursprünglichen Di- agnosen, sei es weil sie vague sind, oder weil sie zu-..

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gleich auf mehrere Arten passen, nicht verwerthen kön- nen und deshalb nach Gutdünken gehandelt, was selbst- verständlich zu beklagenswerthen Folgen geführt hat.

Aus eigener Erfahrung kann ich angeben, dass es mir selten gelungen ist, den Knäuel sogenannter typischer Formen einer und derselben, bei verschiedenen Autoren erwähnten, Species zu entwirren. Beinahe immer erwiesen sich die Typen verschieden! Aehnlirh ist es wohl man- chem Fachgenossen ergangen, der es mit seiner Arbeit gewissenhaft gemeint hat und vor der Aufstellung seines eigenen Typus bereit war, demjenigen seines Vorgängers den Vorzug zu geben.

Der Typus innerhal!) der Species-Schranke ist eine ebenso willkührliche Abslraction als die Species selbst und findet meiner Ansicht nach keinen Platz unter den der Species untergeordneten Kategorieen.

An folgender Definition des Species-BegrifTes: «die Species ist d«r Complex aller Individuen die unter dem Einflüsse völlig gleicher Existenzbedingungen auch gleiche Merkmale zeigen, beim Eintreten, aber, von neuen Le- bensbedingungen im Laufe der Zeit verhältnissmässig unwesentliche Abweichungen aufweisen können», festhal- tend, betrachte ich.

1) die Art als Summe aller Formen, welche sich um einen Punkt concentriren und

2) den Artnamen, sobald die Species Varietäten auf- weist, als Collectw-Bezeiclmung für Subspecies und Va- rietäten. Alsdann setze ich unter Species-Diagnose nicht etwa die Merkmale der typischen Form, d. h. eine Cha- rakteristik, welche nur auf eine beschränkte Zahl der die Species bildenden Individuen passt, welche gewöhnlich missverstanden wird, zur Aufstellung neuer Arten und zur Vermehrung der Synonymie führt, sondern eine solche:

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welche die Merkmale sämmllicher zu dieser Art gehö- renden Individuen in sich vereinigt.

Ebenso wie ich bei der Bearbeitung der Art (^Lacerta muralis Laur.» den Typus nicht anerkannt habe, schliesse ich ihn aus der Species-Schranke gänzlich aus.

Der Species-Begrift" würde sich also meiner Auffassung nach im praktischen Gebrauche dem Genus-Begriffe an- reihen, d. h. lediglich ein abslracter und relativer Begriff sein. Darwin hat bereits die Möglichkeit einer solchen Auffassung des Species-Begriffes vorausgesetzt, denn er sagt: «Es ist .ganz gut möglich, dass jetzt allgemein als blosse Varietäten anerkannte Formen künftighin specifi- scher Benennunggn werth geachtet werden, in welchem Falle dann die wissenschaftlichs und die gemeine Sprache mit einander in üebereinstimmung kämen. Kurz wir werden die Arten auf dieselbe Weise zu behandeln haben, wie die Naturforscher jetzt die Gattungen behandeln, welche annehmen, dass die nichts weiter als willkürliche der Bequemlichkeit halber eingeführte Gruppirungen seien. Das mag nun», fügt Darwin hinzu, «keine eben sehr heitere Aussicht sein; aber wir werden wenigstens hierdurch das vergebliche Suchen nach dem unbekannten und unentdeckbaren Wesen der «Species» los werden»*).

Wie es in den Hauptkategorien des Systems der Fall ist, so sind auch die der Species subordinirten Katego- rieen von sehr verschiedenem Werthe, verschiedenem Umfange und verschiedenem Inhalte. Was das Reptilien- iind Amphibien-System anbetrifft, so möchte ich vorschla- gen, die unter den Individuen einer Art auftretenden und

*) Uebcr die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. Stuttgart, 1872, S. 565.

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vererbungsfähigen morphologischen Abweichungen sowohl als auch Abweichungen in der äusseren Beschaffenheit des Integumenles als diagnostische Merkmale der Sub- species zu betrachten, dagegen könnten die verschiede- nen Färbungen und Zeichnungen des Thieres die Dia- gnosen der Varietäten und der üntervarietäten bilden. Die Wahl muss übrigens dem Specialisten überlassen werden.

Die von mir vorgeschlagenen subordinirlen Rangstufen sind aus Haeckels Genereller Morphologie entnommen worden und werden sich wohl am besten bewerthen.

Aus dem genannten Werke ist ersichtlich, dass Haeckel Wallace gegenüber, der fixirte Varietäten als Arten betrachtet, ganz entgegengesetzter Ansicht ist. Auf S. 399 (Bd. 11) finden wir über den uns hier interessiren- den Gegenstand folgendes: «Da die einzelnen Kategorieen oder Gruppen des natürlichen Systems keinen absoluten Inhalt und Umfang besitzen, sondern nur die verschiede- nen Divergenz-Grade der Aeste des Stammbaums bezeich- nen, da ihr ganzer Werth für die Classification mithin in dem relativen Verhältniss der Subordination liegt, so ist es klar, dass die Zahl derselben ganz unbeschränkt ist, und dass der Stammbaum um so übersichtlicher wird, je grösser die Zahl der übereinander geordneten Gruppen ist. Wenn Agassiz und viele andere Systematiker diese Zahl auf sechs beschränken und nur die Begriffe der Species, Genus, Familia, Ordo, Classis, Typus als wirklich natürliche und reale Kategorieen gelten lassen wollen, so ist dies vollkommen willkührlich, und wird am besten durch die Thatsache widerlegt, dass Agassiz selbst genöthigt war, dennoch die untergeordneten Kategorieen der Subclassis, Subordo, Subfamilia etc. nachträglich anzuerkennen und selbst in Gebrauch zu ziehen. Wir

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werden also die Zahl der Kalegorieen ganz beliebig je nach Bedürfniss vervielfältigen können und die einzige praktische Regel, die bei deren Anwendung zu verfolgen sein wird, dürfte diejenige sein, dass wir den relativen Rang der einzelnen Kalegorieen constant fixiren und stets in einem und demselben Sinne festhalten, dass wir also z. li. die Ordnung stets als eine weitere, umfas- sendere Kategorie über die Familie, die Familie über die Tribus stellen, und nicht umgekehrt (wie es auch geschehen ist). Wenn wir in diesem Sinne die Stufenleiter der verschiedenen subordinirlen Gruppen in der Reihenfolge, wie sie von den meisten Systemalikern angenommen und befolgt wird, festsetzen, so ergiebl sich die nachstehende Rangordnung, in welcher jede vorausgehende Kategorie einen umfassenderen und weiteren Regrifl" hat, als jede nachfolgende.... Wir glauben, dass die 24 vorstehenden *) Kalegorieen in der Regel vollkommen ausreichen werden, um die verschiedenen Gliedtr eines jeden Stammes über- sichtlich neben- und übereinander zu gruppiren. Jedoch ist hiermit die Einführung von weiteren und untergeord- neten Kategorieen keineswegs ausgeschlossen. Vielmehr wird ein natürliches System, welches wirklich die natür- liche Gruppirung aller Kategorieen eines Stammes unter dem Bilde eines ramificirten Stammbaues anschaulich überblicken lassen soll, um so klarer und übersichtlicher das relative Yerwändtschaflsverhältniss der einzelnen Gruppen enthüllen, je grösser die Zahl der über einander stehenden Kategorieen ist».

Da Wallace Anhänger gefunden hat, wird sich gewiss manche Stimme gegen die von mir acceptirten unter- geordneten Kategorieen erheben. Gegen den Gebrauch

") Vidc S. 100, 1. c.

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der Bezeicliniing «Varieläl» ist bereits neuerdings F. La- taste , der übrigens, meine Auffassung des Species- Begriffes im Allgemeinen angenommen und mit Erfolg in der Praxis angewandt hat, aufgetreten, indem er die Bezeichnung «Varietät» insofern aus dem System aus- geschlossen und durch die Bezeichnung «Subspecies» ersetzt haben will, als die «Yarietät» sich auf die im Cultur/ustande durch künstliche Zuchtwahl des Menschen entstandene Formen bezieht. Darauf will ich mit den trefflichen Worten meines hochverehrten Lehrers Prof. Haeckel erwidern: «Zwischen den Produclen der natür- lichen und der künstlichen Züchtung ebenso wie zwischen ihrer Wirkungsweise existirt durchaus kein qualitativer sondern nur ein quantitativer Unterschied».

Man könnte hier noch hinzufügen, dass die im Cultur- zustande erzeugten Formen im Worte «Rasse» bereits eine sehr passende Bezeichnung besitzen. Diese Bezeich- nung wird allerdings von Haeckel in seiner Stufen- leiter der subordinirten Kategorieen als deutsche Bezeich- nung für ftVarietas» gebraucht, jedoch setzt er, wie es scheint, keinen grossen Werlh auf die Beibehaltung des Wortes «Rasse» als deutsche Bezeichnung für «Va- rietas», da er auf S. 389 (Bd. II) seiner Generellen Morphologie angibt dass «Rasse» den mittleren Grad der Veränderlichkeit zwischen Subspecies und Varietät be- zeichnen könnte.

Sobald aber die geschilderte Auffassung und Anwen- dung des Species-Begriffes zugegeben werden würde, so müssle in uns die weitere Frage auftauchen, ob die bi- näre Nomenclatur uns auch fernerhin befriedigen kann. Gewiss nicht. Einmal, dass sich die Species in verschie- dene Rangstufen spalten lässt, so muss, der Präcision halber, jedes Mal ein Subspecies- oder Varietas-Namen

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(oder SubspecieS'?/w6^ Varietas-Namen) creirt werden und zwar nach derjenigen Schablone, welche ich in meinen Schriften über Lacerta muralis Laur. geliefert habe. Wenn uns auch anfangs diese Neuerung insofern unbequem erscheinen sollte, als wir drei Worte bei der Bezeichnung einer Subspecies und 3 4 Worte für die Bezeichnung einer Varietät gebrauchen müssen, so werden wir dafür andererseits dadurch entschädigt, dass die von mir vor- geschlagene Reform dem weiteren Aufschwung der, jedem Naturforscher verhassten, Synonymik ein Ende machen •würde.

«üne augmentation considerable du nombre des espe- ces», sagt Lataste in seiner iiürzlich erschienenen «Etüde sur le Discogiosse» *), dans des genres bien caracteris^s et par la döcomposition de certains types qui prendront ainsi une importance subgenerique, pourra, dans un avenir peu eloigne, rendre tout ä fait insuffisante la nomencla- ture binaire adoptee depuis Linne, et nöcessiter l'adjonc- tion d'un troisieme nom aux deux qui avaient suffi jusqu'ä ce jour. On dirait, par exemple: Bana tempora- ria fusca, Bana temporaria agilis, etc. Eh! ne dit-on pas dejä: Lacerta muralis faraglioniensis, Lacerta mu- ralis Lilfordi, pour designer des sous-espöces bien tran- chees de notre commun lezard des murailles? Cette inno- vation presenlerait certainement des avantages au point de vue de la precision si justement exigee des zoologisles modernes, et eile n'aurait pas, en pratique, les incon- venients que l'on pourrait supposer; car, dans le discours, on ne serait evidemment pas tenu d'employer les trois lermes, mais on choisirait parmi eux celui qui convien-

•) Actos de la Societe Linnöene de Bordeaux, t. 33, pa^. 337.

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drait le raieiix ä l'itJee qu'il s'agirait d'exprimer. Nous disons bien le crapaud, la grenouille, quand nöus vou- lons parier d'une espöce quelconque de crapaud ou de grenouille; ou V Agile., VOxirhine, quand nous voulons indiquer parliculierement une espöce de ce dernier genre. II n'y aurait qu'ä generaliser ce procede.»

Die in Rede siehende partielle Reconstruction des Amphibien- und Reptilien-Syslems ist allerdings ebenso schwierig als sie wichtig ist. Nicht nur ist es eine schwie- rige Aufgabe die Auswahl der Merkmale zur Formuli- rung der Species-, Subspecies- und Varielas-Djagnosen richtig zu treffen, sondern auch ist die Wahl der passen- den Benennungen für diese Gruppen mit einigen Schwie- rigkeilen verbunden, namentlich wenn man es mit weit und breit bekannten Formen und mit eingebürgerten, alten Namen zu Ihun hat. Um spii leren Confusionen vor- zubeugen habe ich versucht das Prioritätsprincip zu berücksichtigen. Das Prioritätsprincip habe ich aller- dings in meinen früheren Arbeilen weniger beachtet und zwar aus vielerlei Gründen. Einerseits habe ich einsehen müssen, dass das Prioritätsprincip schon deshalb nicht durchweg eingeführt werden kann, weil mehrere der ältesten Bezeichnungen, wie z. B. Chal- cides tridacfyla Columnae, Bana hufo, durchaus un- zulässig sind, ferner dass die sich einmal eingebürger- ten Benennungen ungeachtet aller Principien dennoch immer und wieder gebraucht werden. Ausserdem wollte ich das Prioritätsprincip in Bezug auf die Arten nicht anerkennen, so lange man dasselble nicht auch für die Bezeichnung der höheren Kategorieen, z. B. für die Ge- nera, eingeführt hat. Das Prioritätsprincip wurde von mir wegen Mangels an besseren Principien vielleicht nur provisorisch und zwar nur in Bezug auf Arien adoptirt.

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Die zur Zeit gebräuchlichen Species-Namen habe ich in der vorliegenden Arbeit in Klammern gesetzt. In Re- treff der Literatur und Synonymik habe ich nur diejeni- gen Citale und Synonyme angegeben, welche in irgend einer Beziehung zur Fauna Griechenlands stehen.

Den Herrn, welche mir durch ihre liebenswürdige Zu- vorkommenheit sei es auf eine oder die andre Weise zur Erlangung meines Zieles verhalfcn und deren Namen ich hier folgtn lasse, spreche ich hiermit meinen wärmsten Dank aus: Baron R. v. d. Oslensacken in Heidelberg, Geheimrath Baron F. v. d. Ostensacken in St. Petersburg, General-Consul G. Dubnitzky in Syra, Minister-Präsident Cummunduros, P. Gripari in Mykonos, Papaeliopulos in Athen, Dr. Moskowakis, Oikonomos, Dr. Antoniades, Agent der öster. ungar. Lloydgesellschaft Mosetlig in Syra, Vice- Consul Brest in Milo, Agent Kipreos in Milo, Prof. Vail- lant, Braconnier in Paris, General-Inspektor der königl, Domänen L. Munter in Tatoi und Prof. v. Heldreich.

AMPHIBIA.

Ord. URODELA.

Farn. Salamandrida mecodonta.

Gen. I. Triton Laur.

1. Triton palustris L. (1761).

{= Triton parisinus Laur. 11 Q^,Tr.faeniatus Schneid. 1799, Tr. pundatus Latr. 1800).

SYNONYMIE. 1836. Triton aldominaUs (Latr.) Bibron et Bory de St.

43

Vincent, fixpedilion scienlifique de Moree III, Paris; pag. 76, pl. XV, fig. 4, o.

1864. Triton pundahis (Latr.) de Betta^ Monografia degli anfibi urodeli ilaliani in Memor. del' Islit. Reale Ven. di sc. lett. ed arli, pag. S48.

1867. Triton faeniatus Erber, Bemeri^ungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln in Verband!, d. k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVII, S. 855.

1868. Triton taeniatus (Schneid.) Leydig, Heber Molche (Salamandrina) der Wiirtembergischen Fauna in Arch. f. Naturg. Berlin 1867. S. 55.

1868. Triton x>unctatiis (Latr.) de Betta, I reltili ed an- fibi del Regno della Greria in Ätti del R. Istit. Venet. di sc. lelt. ed arti, Vol. XIII, Ser. III, pag. 82.

1870. Triton taeniatus (Schneid.) Strauch, Revision der Salamandriden-Gattungen in Meni. de l'Acad. Imp6r. des sc. de St. Petersb., VIII S^rie, t. XVI, No 4 S. 49.

1874. Triton ^aem'öi^«<s (Schneid.) de Retta, Fauna d'Italia. Retlili ed Anfibi (Parte IV) in LltaliasotloTaspetto fisico, storico, artistico e slatistico. Milano. S. A., S. 91.

1875. Triton taeniatus (Schneid.) Schreiber, Herpetologia europaea. Braunschweig. S. 30.

1878. Triton imnctatus (Latr.) de Heldreich, La Faune de Grece. Athenes. Pag. 77.

1880. Triton taeniatus (Schneid.) v. Bedriaga, Ueberdie geographische Verbreitung der Lurche im Bulletin de la Soc. Imper. des caluralistes de Moscou, 1879, No 4, S. 339.

4G

Triton palustris L., über dessen geographische Ver- breitung im Osten zur Zeit noch wenig bei<annt ist, be- wohnt Griechenland und scheint daselbst sowohl in den nördlich gelegenen Nomen als auch in Morea und auf einigen griechischen Inseln des Archipelagus vorzukommeo.

Die Mitglieder der Expediton scienlifique de Moree fanden ihn in Modhon (Modoni) in Messenien. Erber (I. c.) entdeckte ihn auf der Insel Tinos und Dr. Krtiper erbeutete neuerdings mehrere Exemplare dieser Art im Parnass- und Veluchi-Gebirge (Mus. Athen.).

Was ferner das Vorkommen des Triton palustris in den Nachbarländern anbetrifft, so finde ich ihn für Bos- nien *) und für Klein-Asien **), wo er auf der asiatischen Seite Constantinopels vorkommen soll, angegeben. Endlich ist die in Rede stehende Art auf dem südlichen Küsten- striche des Schwarzen Meeres und in Armenien consta- lirt worden ***).

2. Triton paradoxus Razoum. (1789).

[s=iTriton helveticus Razoum. 1789, Tr. palmatus Schneid.

1799).

Ris vor kurzem glaubte man allgemein, dass der Ver- breilungsbezirk des durch seinen fadenförmigenÄnhang am Schwänze ausgezeichneten Triton paradoxus Razoum. auf

*) V. MöUendorff, Heiträge zur Fauna Bosniens. Inauguraldisser- tation. Görlitz 1873. S. 21.

**) Berthold, Ueber einige neue oder seltene Amphibienarten in Act. SOG. reg. Goetting. VIII, 1842. S. A., S. 5.— Schreiber, Herpe- tologia europaea, S. 31.

***) K. Kecciepx, nyxeraecTBie no liaKaBrcaacKOMy Kpaio irr. 1875 rojty CT. 300Jiorii'iecKOK) ut.iLio. Tpyabi C.-IIeTepßyprcKaro OOmecTBa EcTecTBOHcnuTaiejieit, Tomt. VIII. npii.iOiKcnic, crp. 193.

47 -

den Westen Europas und zwar auf die westliche Schweiz, auf Frankreich, Belgien, England, Schottland und auf den Westen Deutschlands (z. B. in der Umgebung von Tübingen, bei Frankfurt a. M., in Wiesbaden und am Venusberge bei Bonn) beschränkt sei. Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, diese Triton-Art in den mehr östlich gelegenen Oerllichkeiten, so z. B. bei Bremen zu ent- decken *). Eine weitere Ausdehnung des Wohngebietes des Triton paracloxus nach Osten hin vermuthete wohl kaum irgend jemand, umsomehr war ich überrascht, bei einer Durchmusterung der herpetologischen Abtheilung des Museums zu Athen fadenschwänzige Tri tone, welche aus einer griechischen Localität und zwar aus den Seen von Vrachori in Acarnanien stammen, vorzufinden. Die belrefteuden Exemplare dieser Species, möglicher Weise einer orientalischen Form— , waren von Dr. Krüper bereits im Jahre 1859 erbeutet worden und blieben seitdem im Museum zu Athen als Triton punctatus delerminirt, unbeachtet.

Zwei mir vorliegende mannliche Individuen des griechi- schen Tr. paradoxus, welche ich der Liberalität der Direction des Museums zu Athen verdanke, sind im Hochzeitsgewande und weisen ziemlich hohe ganzrandige Rückenkämme auf. Diese Kennzeichen der mir vorlie- genden fadenschwänzigen Tritone will ich besonders hervorheben, da man sonst glauben könnte, dass ich die neue Triton-Species ».Montandonin ßoulenger, welche in

*) Meine Angabe (im Bulletin de la Soc Imper. des natura- listes de Moscou JV» 4, 1879, S. 337, 354) über das Vorkommen des Triton paradoxus in Görz beruht auf einem Irrthume. In der von mir citirten Arbeit Tournevilles (1. c, S. 354) handelt es sich um eine in Görz einheimische orientalische Varietät des Triton pun- ctatus.

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Moldavien kürzlich entdeckt worden ist *), mit dem^;a- rodoxus Razoum. verwechselt hube. Der MontandoniJioul. weist weder einen Rückenkamni auf, noch besitzt er die dem paradox'us eigenthümlichen Schwimmhäute an den Hinterzehen.

3. Triton crislatus Laur. (1768) suLsp. cuclocephalus

Fatio (1872).

Der Kammmolch ist gleichfalls eine neue Acquisition für die Fauna Griechenlands. Aus den in der Einleitung an- geführten Worten de Deltas ist ersichtlich, dass die Exi- stenz dieser Art auf griechischem Hoden von ihm bereits vermuthet worden ist.

Das Museum zu Athen verdankt Herrn Krüper ein stattliches 31ännchen des cristatus, welches im Parnass- Gebirge erbeutet worden ist.

Der Verbreilungsbezirk des Kammmolches erstreckt sich höchst wahrscheinlich über den ganzen Norden Grie- chenlands und auch auf die Türkei, v. Möllendorfi" führt ihn bekanntlich für Bosnien an. Aus dem Südosten Eu- ropas finde ich ihn sonst noch für den obersten Theil des Salghirthals in der Krym erwähnt **). Aus Trans- kaukasien (Umgebung von Poti) und aus der Umgegend von Beseht (Abbass-Abbal) kennt ihn Kessler '"*). Blan- ford vermuthet, dass er im Norden Persiens einheimisch sei ****).

"*) Bulletin de la Soc. zool. de France 1880, pag. 37.

**) Bulletin de la Soc. Imp6r des naturalistes de Moscou, No 3, 1878, S. 209.

***) K. KeccjiepT,, nyieraecTBie no oaKaBKascKOJiy Kpaio Bt 1875 roÄy Cb 3oojiorimecKoio ut.jbio, 1. c, cip. 198.

****; Eastern Persia, Vol. II. The zoology a Geology by W. T. Blanford. London 187G pag. 435.

-ig- ln Betreff auf die Spaltung des Triton cristatus Laur. in zwei Unterarten erlaube ich mir folgende Bemerkung. Der Verdienst zwei conslante Formen des Kamramolches unterschieden zu haben gebührt Fatio. Die von diesem Forscher in seinem schönen Werke über die schweizer' sehen Kriechlhiere gegebene Charakteristik des cristatus cuclocephalus und cristatus platycephalus *) ist son- derbarerweise wenig bekannt und noch weniger berück- sichtigt worden. Ich halte es für nützlich, die Aufmerk- samkeit der Amphibiologen auf Fatios Capitel über Tri- ton cristatus zu lenken, da es sehr wünschenswerth wä- re, das Habitat sowohl der Subsp. cuclocephalus als auch der Subsp. platycephalus kennen zu lernen. Wir wissen nur, dass der cuclocephalus ausser Nord-Griechenland noch in Russland, in Deutschland, in der nördlichen Schweiz und im Tyrol vorkommt, ferner dass die eigent- liche Heimath des platycephalus in der italienischen Schweiz und in Nord-llalien zu sein scheint. Darüber, ob beide Unterarten in einer und derselben Localität vor- kommen, oder ob sie durchweg auf verschiedene Wohn- gebiete angewiesen sind, kann zur Zeit leider noch nichts Bestimmtes angegeben werden. Ich vermulhe jedoch, dass die Subspecies platycephalus dem Norden Europas und den gebirgigen Gegenden im Süden Europas fern bleibt und dass diese Gebiete wohl nur vom cuclocephalus be- wohnt werden.

Gen. IL Saiamandra Laur. 4. Saiamandra maculosa Laur. (1768).

SYNONYMIE. 1878. Saiamandra maculata (Laur.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 77.

*) Faune des vertebres de la Suisse, Vol. III. Reptlles et ba- traciens, pag. 527.

4

50

1880. Salamandra maculosa (Laur.) v. Bedriaga, ,Ueber die geographische Yerbreilung der europäischen Lurche, I. c, S. 339.

Den gefleckten Salamander finde ich bereits in Held- reichs Fauna Griechenlands erwähnt. Das Museum zu Athen weist etliche Stücke der Salamandra maculosa auf, welche im Parnass-Gebirge von Dr. Liudermayer und Dr. Krüper gesammelt worden sind.

Aus Bosnien war die Art schon von v. Möllendorff (I. c.) angegeben. Alsdann wird sie für die Türkei, je- doch ohne nähere Bezeichnung des Fundortes, von Strauch in seiner Revision der Salamandriden Gattungen S. 30 namhaft gemacht.

Ord. ANÜRA.

Fam. Discoglossida e.

Gen. I. Bombinator Merr.

5. Bombinator variegatus L. (1758)

{=:Bomhinator igneus Laur. 1768). SYNONYMIE.

1867. Bombinator igneus (L.) Krber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, 1. c, S. 8Ö5

1868. Bomhinator igneus (Merr.) de Bella, I rettili ed aufibi del Regno della Grecia, 1. c, S. A., pag. 81.

1877. Bomhinator igneus (Rösel) Leydig, Die Aiiuren- Batrachicr der deutschen Fauna. Bonn. S. 52.

51

1878. BomUnator igneus (Merr.) de Heldreich, La Fau- ne de Gröce, pag. 76.

1880. Bomhinator igneus (Laur.) v. Bedriaga. Ueber die geograpiiische Verbreitung der europäischen Lurche, 1. c, S. 339.

Die von Herrn Krüper im Parnass-Gebirge gesammel- ten und in der herpetologischen Abiheilung des Museums zu Athen aufbewahrten Feuerunken zeichnen sich durch ihre geringe Grösse und durch aufl'allend grosse War- zen und Warzencomplexe aus, welche sehr spärlich auf dem Rücken des Thieres zerstreut sind. De Betta scheint den griechischen Bomhinator variegatus zu kennen, behaup- tet jedoch, dass die von ihm untersuchten Exemplare denjenigen von der Apenninischen Halbinsel ähnlich sind.

V. Heldreich gibt an, dass er die Feuerunke in Alti- ka beobachtet habe. Was mich anbelangt, so habe ich keine Individuen von dorten gesehen. Auf den Cykladen ist diese Art bisher nur auf Tinos beobachtet worden (nach Erber, 1. c). Nach v. Möllendorffs Angabe soll Bomhinator variegatus in Bosnien einheimisch sein.

Gen. IL DLscoglossus Otlh. 6. Discoglossus pictus Olth. (1837).

SYNONYMIE.

1841. Discoglossus pictus (Olth.) Dumeril et Bibron, Er*

petologie generale, t. VIII, pag. 428. 1862. Discoglossus pictus (Olth.) Strauch, Essai d'une

erp6iologie de TAIg^rie in Mem. de l'Acad. Imper.

d. sc. de St. P^tersb., Serie VII, t. IV, No 7,

pag. 77.

4*

- 52 ^'

1868. Discoglossus pictus (Ollh.) de Betta, I reltili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 68.

1874. Discoglossus pictus (Otth.) de Bella, Fauna d'Ita- lia. Rellili ed anfibi, 1. c, S. A., pag. 68.

1875. Discoglossus pictus (Ollh.) Schreiber, Herpetologia europaea, S. 114.

1878. Discoglossus pictus (Ollh.) de Heldreich, La Fau- ne de Gröce, pag. 76.

1879. Discoglossus pictus (Ollh.) Laiaste, Elude sur ie Discoglosse pictus (Ollh.) in Actes de la Soc. Linn. de Bordeaux, t. 33, pag. 324.

1880. Discoglossus pictus (Ollh.) v. Bedriaga, Heber die geographische Verbreitung der europäischenLurche,

Diese Art ist mit Bestimmtheit nur auf der Insel Leu- cas von Dr. Ninni conslalirl worden. Nach de Betta (I rellili ed anfibi della Grecia, 1. c.) soll der Discoglossus Xnctus von der Insel Leucas mit weisslichen Rückenli- nien versehen sein und der Dumöril-Bibron'schen Vari- ete h. entsprechen. De Bella fügt hinzu, dass Erhards Bufo fuscus *) vielleicht ein Discoglossus pictus gewesen ist. Lataste spricht dagegen die Vermuthung aus, dass die von Erhard auf den Cykladen beobachtete und unter dem Namen ((Rana temporaria» angeführte Froschart unrichtig bestimmt gewesen ist und wohl zu Discoglos- sus pictus gehört haben wird. Ich selbst habe die in Rede stehende Art weder auf den Cykladen noch in At- lika, wo sie nach v. Ueldreich vorkommen soll, gesehen,

*) Vergl. Fanna der Cykladen. Leipzig, 1858. S. 98.

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auch hat das Athener Museum kein einziges Exemplar des Biscoglossus pictus aus Griechenland aufzuweisen. Saramltiche unter diesem Namen im genannten Museum coiiservirten Stücke sind nichts anders als die gemeinen Manae esculentae.— Sowohl die Autoren der generellen Herpetologie als auch Strauch erwähnen den Biscoglos- sus pictus für die Fauna Griechenlands, bezeichnen je- doch die Fundorte nicht näher.

In der mir zur Verfügung stehenden Literatur finde ich nichts Bestimmtes in Betreff auf den Verbreitungsbezirk des Biscoglossus pictus im Orient erwähnt. Es ist zwar behauptet worden, er käme in Klein-Asien vor, allein man bezweifelt neuerdings, dass die im Museum zu Brüs- sel aufgestellten angeblich kleinasiatischen Exemplare dieser Art, auch wirklich aus Klein-Asien herstammen.

Bei dieser Gelegenheit will ich mir erlauben hinzuzu- fügen, dass, Wallasens Ansicht nach, der Verbreitungs- bezirk des Biscoglossus pictus sich von Wien an bis Algier erstrecken müsste! Erst nach längerem Suchen in der herpetologischen Literatur ist es mir gelungen zu entdecken, dass der Wallace'sche im British Museum auf- bewahrte Wiener Biscoglossus pictus nicht etwa in Wien erbeutet worden ist, sondern dass derselbe nur aus der Wiener Reptilien-Sammlung Dr. Heckeis stammt! Die je- den Amphibiologen in Staunen versetzende Angabe Wal- lacens beweist uns hinlänglich, wie mangelhaft die Vor- arbeiten zu seiner «Geographica! Distribution of Ani- mals» gewesen sein müssen. Wallace stützt sich möglicher- weise in dorn betreffenden Fall auf die Angabe Grays*),

*) Zugleich gibt Gray an (Vergl. sein Catalogue of the specimens of amphibia in the collection of the British Museum II, London. 1850) dass das Britische Museum Exemplare der Salamanärina per-

lil

doch darauf kann man nur erwidern, dass dem Verfas- ser eines Werkes über die Zoogeographie wohl eine ge- wisse Dosis selbständigen Urlheils zuzumulhen wäre! Zu- gleich will ich bemerken, dass die Vermuthung VValla- cens (I. c, S. 413. Ausgabe von 1876) Chioglossa lusi- tanica käme in Portugal und in Süd-Europa vor wohl lieber hätte ^Yegbleiben können.

Farn. R a n i d a e.

Gen. Rana L.

7. Rana esculenta L. (1758) subsp. viridis Roesel (1758).

(= Bana esculenta aut.)

SYNONYMIE.

1836. Bana esculenta (L.) Ribron et Rory de St. Vin- cent, Expedition scientitique de Moree III, pag. 74.

1858. Bana temporaria Erhard, Fauna der Cykladen, S. 70 (Leipzig).

1867. Bana esculenta (L.) Erber, Remerkungen zu mei- ner Reise nach den griechischen Inseln, 1. c, S. 855.

1868. Bana esculenta (L.) de Retta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 75.

spicAllata aus Dalmatien besitzt. Diese Exemplare sind jedoch vom British Museum nicht direct aus Dalmatien erhalten worden, son- dern stammen aus der Reptilien-Sammlung von Dr. Heckel in Wien und ich bin geneigt anzunehmen, dass sich in Betreff auf den Fund- ort dieser Brillcnsalamander ein Irrthum eingeschlichen hat.

00

1877. Rana esculenta (L.) Leydig, Die Änurcn-Batrachi- er der deutschen Fauna, S. 103.

1878. Rana esculenta (L.) de Oeldreicli, La Faune de Gröce, pag. 76.

1880. Rana esculenta (L.) v. ßedriaga, lieber die geo- graphische Verbreitung der europäischen Lurche,

1. C., ö. O'JU«

Rana esculenta subsp. viridis Roesel scheint in Grie- chenland und auf den Inseln des Archipels nirgends zu fehlen. Die von mir constalirlen Fundorte dieser Unter- art sind folgende: Attika, Nauplia, Syra. Tinos, Mykonos, Milo und Seriphos.

Verglichen mit den Ranae esculentae aus deutschen Localitäten, zeichnet sich der griechische grüne Frosch durch seine verhällnissmässig längeren Extremitäten und durch seine Zeichnung aus.

In Betreff auf die Zeichnung sehen die mir vorliegen- den, aus Attika und von den Cykladen stammenden Stücke der Subspecies viridis Rösel der Rana cachinans Fall, sehr ähnlich (Vergl. Taf. 33 in Eichwalds Fauna caspio- caucasia). Auf dunkel grünem Fond der Oberseile sind nämlich rechts und links von einer hellgelben Dorsal- binde grosse, runde, schwarze Flecken verlheilt. Die bei den esculentae sonst durch ihre hellere Färbung hervor- tretenden, von den Augen bis zum Ursprung der Hin- terextremiläten sich hinziehenden Längsstreifen stechen bei den griechischen Stücken durch ihre Farbe nicht vom Grundcolorite ab. Während bei den deutschen Exempla- ren diese Längsleisten meistens ungefleckt erscheinen, erhalten sie bei den griechischen esculentae schwarze Makeln, welche denjenigen der übrigen Theile der Ober- seite des Körpers ähnlich sind. Die Rumpfseiteü sind

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besäet mit kleineren schwarzen Flecken, weiche gegen den Bauch hin in eine wellenartige Binde verschmelzen. Die Kieferränder ei halten entweder einen schwarzen Saum oder erscheinen sie unregelmässig gefleckt oder gemar- melt. Vom Nasenloche bis zum Auge und vom Trom- melfell bis zur Wurzel der Vorderextremitäten ziehen sich jederseits gewöhnlich schwarze Streifen hin. Wäh- rend die Vorderbeine spärlich schwarz geraackelt sind, weisen die Hinterbeine zahlreiche, breite, schwarze Quer- binden auf. Die Unterseite des Männchens ist weiss mit einem Stich ins Gelbe; beim Weibchen erhält die Unter- seite schwärzliche Punkte. Sowohl bei den mir aus Seri- phos und anderen I.ocalitälen vorliegenden ausgewachse- nen Individuen dieser Species als auch bei den auf der Insel Mykonos und in der Umgebung Athens gesammel- ten jungen Stücken vermisse ich die helle Dorsalbinde.*)

Die Jungen zeichnen sich durch ein reines Grün aus, welches die Oberseite des Körpers überzieht.

Hinzufügen will ich noch, dass ich in Griechenland (z. B. in der Umgebung Athens und auf der Insel Tino) öf- ters braun gefärbte und schwarz gezeichnete esculentae angetroflfen habe.

In Bezug auf die Körperform hätte ich nur zu bemer-

*) Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass Plinius in einem seiner Werke von einem eigenthümlichen auf Scriphos lebenden Frosche spricht. Diesem Frosche soll nämlich die Stimme fehlen. Da ich ausser dem grünen Frosche und Bufo variabilis keine an- dere Batrachier-Art auf der Insel Seriphos aufzutreiben vermochte, so erregten selbstverständlich die von dieser Insel stammenden Frösche und Kröten meine Neugierde. Allein ich konnte mich bald davon überzeugen, dass meine Insulaner nicht nur stimmbegabt sind, sondern ähnlich wie anderswo ihre Stimmorgaue viel zu. wenig schonen.

o7

ken, dass bei den griechischen grünen Fröschen die Ex- tremitäten etwas länger sind als dies bei den deutschen und namentlich bei den spanischen Stücken der Fall ist. Die Oberschenkelbeine sind z. B. bei den mykoner Indi- viduen um 20 mm. länger als bei den deutschen und um 25—28 mm. länger als bei den spanischen esculen- tae. Der Hinterfuss ist bei den mykoner Stücken um 40 mm. länger als bei den letztgenannten. Endlich sind die Vorderbeine und namentlich die Finger bei den griechi- schen Exemplaren länger als bei den deutschen.

Den Namen Rana esculenta L. subsp. viridis Roesel entlehne ich aus der jüngst erschienenen Schrift Laiastes «Batraciens et repliles recueillis en Chine par M. V. Collin de Plancy» *). Aus dieser Arbeit ist ersichtlich, dass Laiaste sich meinen Ansichten angeschlossen und den Species-Begriff in die Kategorie der abstracten und relativen Begriffe versetzt hat. Er nennt den bis jetzt als Bana esculenta L. oder Rmia viridis Roesel bekann- ten Frosch: <~<.Subspecies viridis Roesel», denjenigen aber, welcher bis jetst nur als in China lebend nachgewiesen und entweder als B. marmorata sp. oder als eine Varie- tät der esculenta betrachtet worden ist, bezeichnet Lataste mit dem subspecifischen Namen marmorata Hallowell. Beide Subspecies werden von ihm unter der alten Lin- neischen Benennung nBana esculenta» vereinigt Das Nomen specificum ^^Bana esculenta» erhält infolgedessen eine höhere Bedeutung, büsst aber dabei seine reale Existenz ein und reihet sich in Bezug auf seinen Inhalt dem Nomen genericum nBana>i an. Ebenso ist es der Fall mit (uLacerta muralisyy **), «Älytes ohstetricans» ***),

*) Naturaliste, X2 26—28, 1880. Paris.

•*) Bulletin de la Soc. zool. de France, 1879, pag. 194.

***) Revue internationale des sciences, 15 decembre 1879, pag. 543.

Ö8

aBufo vulgaris» *\ nVipera herus»*") und Memmys caspicay*.

lieber das Wohngebiet des grünen Frosches erfahren wir aus Schreibers Herpelologia europaea folgendes: «Die A^erbreilung dieser Art ist eine sehr bedeutende, indem sie vom mittleren Schweden an mit Ausnahme von Grossbritannien und Sardinien in ganz Europa vorkommt, und an geeigneten Localiliiten überall ziemlich gleich häufig erscheint».— Diese Angabe Schreibers ist im Allge- meinen richtig, nur scheint mir die Bemerkung, der grüne Frosch komme nicht in Sardinien und Grossbri- tannien vor, etwas voreilig gewesen zu sein. In Sardi- nien müsste die Subspecies viridis sicherlich anzutreffen sein, da sie auf der benachbarten Insel Corsika einhei- misch ist. Für Grossbritannien wird das Thier von Frie- de! ""*) namhaft gemacht.

In den an Griechenland grenzenden Ländern ist Bana esculenta viridis überall conslatirt worden und soll aus- serdem sowohl in Transkaukasien, als auch im nördlichen Persien, in Klein-Asien und in Palästina einheimisch sein****). Günther t) erhielt letzhin die in Rede stehende Unterart aus Cypern und ich selbst verdanke Herrn L. Reinglas in Gairo etliche junge Exemplare der esculenta viridis vom Libanon.

*) Naturaliste, XsX» 26-28, 1880.

**) Bulletin de la Soc. zool. de France 1879 (1880), pag. 132.

***) Thierleben und Thierpflege in Ireland (Zoologischer Garten 1878, K- 12. Frankfurt a. M.).

****) V. Bedriaga, Vezeichniss der Amphibien und Reptilien Vor- der-Asiens in Bulletin Soc. Imper. natural. Moscou 1879, J^ 3.

t) Proc. Zool. Soc. of. London 1879, pag. 741.

59

8. Rana temporaria L. (1867) subsp. fusca Roesel (1758).

{=Rana fusca aut., Rana temporaria aut., Rana pla-

tyrrhinus Sleeustrup).

SYNONYMIE.

1868. Rana temporaria (L.) de Bella, I rellili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 76.

1878. Rana temporaria (L.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 76.

1880. Rana fusca (Roesel) v. Bedriaga, lieber die geo- graphische Verbreitung der europäischen Lurche, I. c, S. 339.

In meiner, kürzlich in dem Bulletin de la Soc. Impör. des naturalistes de Moscou erschienenen Arbeil über die geographische Verbreitung der Lurche Europas, habe ich die von Leydig in seinem Werke «Die Anuren Batrachier der deutschen Fauna» acceplirlen Arten der braunen Frösche angeführt. Seil dem Erscheinen der ausführlichen Revision der braunen Frösche *) und hauptsächlich seitdem ich die Gelegenheil gehabt habe, die meisten Representanten der Serie ^(Ranae temporariae» selbst zu vergleichen, bin ich zur Ueberzeugung gelangt, dass die sämmtlichen von Leydig aufgezählten braunen Frösche und wenigstens ein Theil von denjenigen, welche Rou- lenger in seiner «Etüde sur les grenouilles rousses» erwähnt, nicht als Arten, sondern lediglich als Unterarten betrachtet werden müssen. Ich -schlage vor, die mir be- kannten europäische braune Frösche folgenderweise zu bezeichnen:

*) Bulletin Soc zool. de France 1879, pag. 158,

- 60

Rana temporaria ant. Sp.

subsp. iberica Boul. (1879) *), subsp. fusca Roesel (1858),

subsp. arvalis Nilsson (1842) **), subsp. agilis Thomas

(1855) ***)» subsp. Latastei Boul. (1879) '***).

Die übrigen von Bouienger (1. c.) erwähnten, braunen Frösche: Rana japonica Boul., Rana pensylvanica Har- lan und Rana sylvatica Leronte kenne ich nicht aus ei- gener Anschauung, vermuthe jedoch, dass sie ebenfalls nur Unterarten der Rana temporaria sind.

Rana temporaria subsp. fusca scheint nur im Norden Griechenlands vorzukommen. Die von mir untersuchten, jungen, griechischen Stücke dieser Subspecies stammen aus dem Parnnss-Gebirge. Weder in Attika, noch in Ar- golida, noch auf den Gykladen habe ich sie constatiren können. Erhards Angabe in Betreff des Vorkommens die- ser Unterart auf den Gykladen beruht sicherlich, wie ich es bereits in der Einleitung hervorgehoben habe, auf ei- nem Bestimmungsfehler.

Ueber das Vorkommen des subsp. fusca in den Nach- bar-Ländern von Griechenland lässt sich nichts bestimmt sagen und zwar weil die fünf in Europa lebenden For- men der braunen Frösche bis vor kurzem von den Au- toren nicht unterschieden worden sind, sondern stets un- ter der Gollecliv-ßezeichnung uRana temjwraria^y ange- führt waren. So finden wir z. B. Rana temporaria für Cypern f), für Bosnien *), und für andere, an Griechen- land grenzende Länder erwähnt. In seinem neuerdings

*) Ibidem, pag. 177.

**) Skandinavisk Fauna III. Amphibierna. Lund, 1842. S. 42.

***) Ann. sc. nat., 4-e ser., t. IV, 1855, pag. 365, pl. IIV.

****) Bulletin Soc. zool. de France 1879, pag. 180.

+) Unger und Kotschy, Die Insel Cypern. Wien, 1865.

*) V. Möllendorf, Beiträge zur Fanna Bosniens. Görlitz, 1873 S. 21.

~ 61

erschienenen Reiseberichte*) drückt sich übrigens Kessler in Bezug auf die Specification der braunen Frösche prä- cis aus, indem er angibt, dass die fusca {=Rana pla- tyrrhina Steenstr.) in Süd-Russland und am Fusse des nördlichen Abhanges der Haupt-Kelle des Kaukasus ein- heimisch ist.— lieber die der fusca nahverwandte Subsp. arvalis Nillss. wird angegeben, dass sie das Küstengebiet des Kaspischen Meeres, Grusien, den Sewan-See und Sul- tanie in Persien bewohnt. Diese Angaben bedürfen noch der Bestätigung.

R. temporaria subsp. agilis Thomas (185S).

SYNONYMIE.

1879. Bana agilis (Thomas) Boulenger, Etüde sur les Grenouilles rousses (Ranae temporariae) et descrip-

tion d'espöces nouvelles ou meconnues, im Bulletin de la Soc. zool. de France 1879, pag. 158.

In der eben erwähnten Abhandlung von Boulenger fin- de ich über das Vorkommen der subsp. agilis Thomas im Südosten Europas folgendes angegeben: «L'espece sc trouverait peut-Mre aussi en Dalmalie (de BeltaJ et de risle l'aurail recue de Mor^e».

Fam. H y 1 i d a e Gthr. Gen. Hyla Laur. 9. Hyla viridis L. (1761). {=Hyla arhorea Laur. 1768) SYNONYMIE. 1836. Hyla viridis (Daud.) Bibron et Bory de St. Vin- cent, Expödition scientifique de Mor6e HI, pag. 74.

*) Zoologische Reise durch Transkaukasien im Jahre 1875 in den Arbeiten d. St. Peter sb. naturforsch. Gesellsch. VIII (russisch).

02 -

1858. Byla arhorea Güulher, Catalogue of Ihe Batracliia salienlia in Ihe colleclion of the British Museum, pag. 108 (London).

1867. Hyla arhorea (L.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, 1. c, S. 855.

1868. Hyla arhorea (L.) de Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 73.

1878. Hyla arhorea (L.) de Heldreich, La Faune de Grö- ce, pag. 76.

1880. Hyla arhorea (L.) v. Bedriaga, Ueber die geogra- phische Verbreitung der europäischen Lurche, 1. c, S. 339.

Der Güte des Herrn Munter verdanke ich ein stattliches Exemplar des Laubfrosches aus Tatoi, dessen Körperläiige 48 mm. misst.— Nach v. Heldreich soll Hyla viridis im Peloponnes und in Attika gemein sein und nach Erber kommt sie auf der Insel Tinos vor. Auf der bewaldeten Insel Naxos soll Hyla viridis ebenfalls nicht fehlen.

Böttgers neuerdings ausgesprochenen Ansicht, dass die in Europa einheimische Hyla viridis in zwei dislinkte Rassen zerfällt *), kann ich mich nicht anschliessen. Zwar stehen mir augenblicklich keine nordeuropäische oder speciell deutsche Laubfrösche zur Verfügung, allein das sich in meiner Sammlung angehäufte, aus Griechenland, Corsika, Sardinien, Süd-Frankreich und Spanien stammen- de Material an Laubfröschen liefert mir genügende Be- weise dafür, dass die in Südeuropa lebenden Laubfrösche nicht durchweg der mediterranen Hasse Böllgers angehö-

*) Rassenunterschiede beim Laubfroscli im Zoologischen Garten 1877, S. 17 (Frankfurt a. M.).

63

ren, sondern dass sie die verschiedensten Formen aufwei- sen. So z. ß. ist die aus Tatoi (Attika) stammende Hyla viridis oben heilgrün und ungeflecivl, unten einfarbig, gelblich weiss. Ein äusserst zarter Streifen zieht sich, an den Nasenlöchern seinen Anfang nehmend, jederseits über die Augen und das Trommelfell hin. Vom Trommelfell an erscheint dieser Streifen etwas stärker ausgeprägt; er erhält ausserdem eine gelbliche Umsäumung und läuft längs den Seilen des Rückens bis zum Ursprünge der Hinterbeine, vor den Wurzeln derselben eine Einbuch- tung bildend. Sowohl an den Unterarmen als auch an den Unterschenkeln und an den Fusswurzeln sind schwach ausgeprägte, dunkle, gelblich-weiss umsäumte Streifen sichtbar. Die Aftergegend weist einen verhältnissmässig stark ausgesprochenen, theilweise auf die Oberschenkeln übergehenden, dunklen Streifen auf, welcher von einer weissen Umsäumung begleitet ist.

Hei dem mir aus Spanien vorliegenden Stücke ist die dunkle Seitenzeichnung sehr stark ausgeprägt. Von den Nasenlöchern an zieht sich bis in die Hüftengegend eine breite, schwarze, weiss umsäumte Binde. Die Strei- fen an den Extremitäten und in der Aftergegend sind sehr deutlich erkennbar. Die Kehle bei diesem Exem- plar männlichen Geschlechts ist dunkel. Der Rand des Oberkiefers weist schmale, weisse und schwarze Umsäu- mungen auf.

Die sardinischen und corsikanischen Stücke der Hyla viridis, welche ich besitze, haben nur schwach ausge- prägte, dunkle Kopf- und Afterstreifen. Erstere laufen bis an die Wurzeln der Vorderextremitäten hin. Der grau- grüne Rücken ist mit schwärzlichen Flecken besäet.

Endlich vermisse ich gänzlich bei einem mir aus Men- tone vorliegenden Laubfrosche die dunkle Zeichnung auf

64

den Körperseilen. Ich nehme nur den Afterstreifen und eine Andeutung von dunkler Zeichnung an den Fuss- wurzeln wahr.

Diese kurze Beschreibung der mir vorliegenden süd- europäischen Laubfrösche genügt, um zu zeigen, wie sehr die mediterrane -ETi//« viridis in der Färbung und Zeich- nung variiren kann. Andererseits gebe ich gern zu, dass der Laubfrosch im circummediterranen Gebiete wohl meh- rere, an gewisse beschränkte Localitäten gebundene Formen aufweist und dass die schon durch ihre bedeu- tende Körpergrösse ausgezeichnete griechische Hyla vi- ridis im südwestlichen Europa nicht vorkommen dürfte.

Die geographische Verbreitung der Hpla viridis ist eine bedeutende. Für den Süd-Osten Europas wird diese Art für folgende Länder genannt: Illyrien, Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel (nach Schreibers Herpetologia europaea), Bussland, Transkau- kasien (nach Kessler I. c), Nord-Persien (nach Blan- fords Eastern Persia, Vol II), Klein-Asien (nach Tschi- chatschefs Faune de l'Asie mineure. Paris 1856), Palä- stina (nach Günthers Bepert on a collection of reptiles from Palaestine in Proc. Zool. Soc. of London 1864, Pag. 488), Syrien (nach Böttgers Beptilien und Amphi- bien aus Syrien im Bericht d. Senckenberg. nat. Ge- sellsch., 1878—79, S, 83) und Cypern (nach Günthers Notice of a collection of Mammals and Beptiies from Cyprus in Proc. zool. Soc. of London 1879, pag. 741).

Farn. B u f 0 n i d a e Gthr. Gen. I. Bufo Laur.

10. Bufo variabilis Fall. (1767).

[=.Bufo viridis Laur. 1768).

SYNONYMIK.

1836. Bufo viridis (Daud.) Bibron et Bory de St. Vin-

65

Cent, Expedition scientifique de Mor^e III, png, 75, pl. XV, fig. 2, 3. 1841. Bufo viridis (Laur.) Dumeril et Bibron, Erp^tolo- gie generale, t. VIII, pag. 686.

1858. Bufo viridis (Laur.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 93.

1867. Bufo variabilis Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, 1. c, S. 855.

1868. Bufo viridis (Laur.) de Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 80.

1878. Bufo viridis (Laur.) de Heldreich, La Faune de Gr^ce, pag. 76.

1880. Bufo variabilis (Fall.) v. Bedriaga, Ueber die geographische Verbreitung der europäischen Lurche, I. c, S. 339.

Bufo variabüis Fall, ist sowohl auf dem continentalen Griechenland als auch auf den Jonischen Inseln und auf den Cykladen die häufigste KrÖten-Art. In der ersten Hälfte vom März dieses Jahres habe ich ungeachtet der kalten Witterung, bereits ausgewachsene Qaulquappen des Bufo variabilis auf Syra vorgefunden.

In den an Griechenland grenzenden Ländern scheint diese Kröten-Art nirgends zu fehlen. Als Nachtrag zu meinem Verzeichnisse der Reptilien und Amphibien in Vorder-Asien erlaube ich mir anzuführen, dass Herr L. Reinglas in Cairo mir etliche Exemplare des Bufo vari- abilis vom Libanon zugesandt hat. Diese Kröten-Art ist, so viel ich weiss, noch von niemand für Syrien erwähnt worden. Ich finde ausserdem, dass sie in Klein-Asien und in Aegypten constalirt worden ist.*)

*) Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857 - 59. Zoolog. Theil, Bd. I. Wirbelthiere, S. 49 (Wien, 1860).

5

Be- ll. Bufo vulgaris Laur. 1768. subsp. cinereus Schneid. 1799.

(= Bufo vulgaris aut.). SYNONYMIE.

183C. Bufo palmarum (Cuv.) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 75, pi. XV, fig. 1.

1836. Bufo vulgaris. Bibron et Bory de St. Vincent, 1. c, pag. 76.

1841. Bufo vulgaris (Laur.) Dum^ril et Bibron, Erpeto- logie generale, t. VIII, pag. 676.

1858. Bufo vulgaris Günther, Catalogue of the Batrachia salientia in the Collection of the British Museum, pag. 55.

1858. ?Bufo fuscus, Bana vespertina (Fall.) Erhard, Fau- na der Cykladen, S. 93.

1868. Bufo vulgaris (Laur.) de Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 79.

1878. Bufo vulgaris (Laur.) v. Heldreich, La Faune de Gräce, pag. 76.

1880. Bufo vulgaris (Laur.) v. Bedriaga, Ueber die geo- graphische Verbreitung der europäischen Lurche,

1. C>, O. öOtJ.

Nach Heidreichs Fauna zu schliessen, kommt die ge- meine Kröte im Peioponnes und auch sonst in Griechen- land sehr häufig vor. Das nämliche finde ich in der Ex-

67

p^dition scientitique de Moree angegeben "), jedoch habe ich sie selten, wenigstens viel seltener als Bufo vari- ahilis, auf dem continentalen Griechenland angetroffen. Unter einer grossen Anzahl Kröten, welche mir Herr Munter aus Tatoi zugesandt hat, befand sich nur ein ein- ziges Exemplar der gemeinen Kröte.

Auf den Cykladen konnte ich Bufo vulgaris Laur. subsp. cinereus Schneid, nicht auffindig machen und ha- be auch keine insulanischen Exemplare dieses Thieres in dem zoologischen Museum in Athen gesehen. Die in die- sem Museum aufgestellten, wenig zahlreichen Stücke die- ser Subspecies stammen alle aus Atlika.

Für die Jonischen Inseln finde ich subsp. cinereus für Zante angegeben (Vergl. Heldreichs «Faune de Gröce»). De Betta und Erber führen sie weder für die Cykladen noch für die Jonischen Inseln an.

Die Unterart cinereus fehlt sicherlich nicht in den Griechenland umgebenden Ländern. Ceber ihr Vorkom- men in Vorder-Asien liegen mir spärliche Notizen vor. Nach Eichwalds Fauna Caspio-Caucasia zu urtheilen, fin- det sich in Transkaukasien eine besondere Varietät der gemeinen Kröte vor, welche er als Var. colchica be- zeichnet.— llnger und Kotschy (Vergl. Die Insel Cypern) behaupten, die betreffende Krötenart auf Cypern beo- bachtet zu haben. Nach Pallas **) endlich soll subsp. ci- nereus (= seiner Mana bufo L.) in Persien einheimisch sein. Diese sämmtlichen Angaben bedürfen noch der Bestätigung, umsomehr da weder Kessler, Günther noch

*) Die Mitglieder der französischen Expedition geben folgende Fundstellen der gemeinen Kröte an: Umgebung von Arkadien, Me- galopolis bei Katavotron und die Ebene von Frankowritsi.

**) Vergl. seine Zoographia Rosso-Asiatica 1831, pag. 14.

~ 68 -

Blanford in ihren neueren Schriften die gemeine Kröte für die erwähnten Länder namhaft machen.

Die Angaben vieler Autoren, der Verbreitungsbezirii dieser Kröte dehne sich bis auf den entferntesten Osten Asiens und auf Japan hinaus, bedürfen ebenfalls noch der Bestätigung und zwar weil es sich herausgestellt hat, dass die in der Umgebung Pekins einheimische Kröte nicht etwa der Unterart cinereus angehört, sondern die Subspecies japonica Schlegel ist.

In Betreff auf die Spaltung der Laurenti'schen Art nBufo vulgaris» in Subspecies, hätte ich noch zu be- merken, dass wir diese Neuerung ebenfalls F. Latasle zu verdanken haben. Dieser Forscher fügt der unter dem Namen »Bufo vulgaris» bekannten Kröte den Schneider- schen Artnamen i^cinereus» als Subspecies-Namen bei, bezeichnet dagegen die von ihm aus Pekin erhaltene Kröte, welche bis jetzt Bufo japonicus Schlegel gehies- sen hat und welche, beiläufig sei es erwähnt, sowohl im Bau des Skelets als auch noch im Verhalten der Geschlechtsorgane von Subspecies cinereus verschieden ist, mit dem Subspecies-Namen japonicus Schlegel. *)

Nicht unerwähnt will ich lassen, dass Steindachner (Reise der Österreich. Fregatte Novara, Bd. I, 1860. Reptilien, S. 39) einer Var. asiatica des Bufo vulgaris gedenkt, welche in Schangai und Murcia einheimisch sein soll. Es ist leicht möglich, dass diese Abart mit subsp. japonicus Schlegel identisch ist.

Zum Schluss füge ich hinzu, dass falls sich die Ver- muthungen Leydig's **) und anderer, die Linn^'sche

*) Naturaliste, ^ 28, 1880. - Bulletin de la Soc. zool. de Fran- ce 1880, pag. 66. **) Die Anuren Batrachier der deutschen Fauna, S. 28-

69

Rana rubeta *) beziehe sich auf die gemeine Kröte, als richtig erweisen, der Laurenti'sche Species-Namen cwulgaris», welcher vom Jahre 1868 datirt demjenigen von Plinius-Linne Platz machen müsste. Steenslrup **) tritt jedoch der Ansicht des genannten Autors entgegen, indem er nachzuweisen sucht, dass die Linnö'schen Di- agnose «ano obtuso, subtus punctatus» sich nicht auf Bufo vulgaris Laur. beziehen kann, sondern dem Bufo calamita zugeschrieben werden muss. Diese Meinungs- verschiedenheiten haben mich bewogen, den INamen «rw- hdayt gänzlich fallen zu lassen.

REPTILIA.

Ord. SACRIA.

Fam. S c i n c i d a e.

Gen. I. Anguis L.

12. Anguis fragilis L. 1758. var. graeca m.

S Y N 0 N Y M I E.

1836. Anguis fragilis (L.) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 71.

1839. Anguis fragilis Dum6ril et Bibron, Erp^tologie ge- nerale, t. V, pag. 798.

1855. Wtophys Eryx Fitzinger. Versuch einer Geschich- te der Menagerie des österreichisch-kaiserl. Hofes in Sitzungsber. der kaiserl. Akad. der Wissensch. math.-naturw. Classe, Bd. I, S. 655.

*) Systema naturae. Editio XII, 1766. Fauna suecica 1761, S. 101 und 276 (nach Schreiber).

**) Bidrag til Bestemraelsen of de nordiske Arter of Rana og Bu- fo. Videnskabelige Meddelel ser fra den naturhist. Forening i Kjo- venhavn. 1869—70. S. 20.

70 ~

1867. Anguis fragüis (L.) Erber, iBemerkuDgen zu mei- ner Heise nach den griechischen Inseln, I. c, S. 855.

1808. Anguis fragüis (L.) do Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, i. c, pag, 72.

1872. Anguis fragilis (L.) Leydig. Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier. Tübingen. S. 248.

1878. Anguis fragilis (L.) de Heldreich: La Faune de Gröce, pag. 69.

Die im Parnass-Gebirge einheimische Form der Blind- schleiche, welche noch nicht beschrieben worden zu sein scheint*), schlage ich vor sar. graeca zu benennen. Diese Form zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass si«} die, den jungen Blindschleichen charakteristische Färbung und Zeichnung beinahe vollständig bcibehnlten hat. Vor allem werfen sich bei ihr die schwarzen Seiten und der schwarze Bauch in's Auge, alsdann aber fällt ein schwar- zer Längs-Streifen auf, welcher sich längs der Mitte des Rückens auf kaffee-braunem Grunde hinzieht. Auf den Parietalschildcrn oder noch mehr nach vorn zu, bildet dieser Streifen eine Gabelung und zwar in Form eines Hufeisens, in dessen Mitte, etwa auf dem Interparietale oder auf dem Frontale, sich ein schwarzer Punkt her- vorhebt. Unter dem Auge am Rande des Oberkiefers be- findet sich jcderseits ein weisser Augenfleck. Aehnliche Augenflecken (zwei jcderseits) zieren die Unterkiefer.

*) Die bis jetzt bekannt gewesenen Varietäten sind neuerdings von De Betta (Fauna d'Italia, I rettili ed anfibi, 1. c), und von Schreiber (Herpetologia europaea) aufgezählt worden. Es sindiVar. (jrisca vel fuscn de Betta, var. vulgaris de Betta, var. bilineata de Betta, var. cinerea ßisso, var. nigriventris, var. nigra und var- in- certa Krynicky.

71

Aus Erbers Aufzählung der auf Tinos einbeimischen Amphibien und Reptilien (1. c.) ist zu schliessen, dass Anguis fragilis aus der Fauna der Cykladen nicht, wie es Erhard zu glauben schien, ausgeschlossen werden darf. Hinzufügen will ich noch, dass die Mitglieder der französischen Expedition die Blindschleiche in Morea an- getroffen haben und dass diese Art für Bosnien (nach v. Möllendorff, 1. c), Constantinopel *), Kovil, Titel '*) und Cypern ***) nachgewiesen worden ist. In der Krym, wo Rathke die Blindschleiche beobachtet zu haben behaup- tet, soll sie, nach Kesslers Ansicht, fehlen ****). In Trans- kaukasien *) und Persien **) soll Anguis fragilis consta- tirt worden sein. In Nord-Persien soll übrigens eine be- sondere Art, Anguis orientalis Anders. *"') vorkommen; sie dürfte jedoch vielleicht nur eine Subspecies sein.

Die «europäische Ohrenblindschleiche», welche Fitzin- ger in seiner Abhandlung: «Versuch einer Geschichte der Menagerie des österreichisch-kaiserlichen Hofes» für Griechenland angibt, ist für mich eine der räthselhaftesten Arten. Nur dem Beispiele Schreibers folgend (Vergl. sei- ne Herpetologia europaea, S. 342) habe ich sie in die Synonymie der Blindschleiche aufgenommen, kann mir

*) Berthold. Über verschiedene neue oder seltene Amphibien- arten in Act. soc. reg. Goetting,, VIII, 1842.

**) Verhandl. der k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XIII, 1863. S. 1122.

*•*) ünger und Kotschy: Die Insel Cypern. Wien 1865. ****) Bulletin Soc. Impör. des Naturalistes de Mosco«, X: 3, 1873. S. 209.

*) Kessler, K. Zoologische Reise durch Transkaukasien im Jahre 1875, 1. c, S. 178.

**) De Fiilipi, Note di uu Viaggio in Persia nel 1862. Milane 1865. pag. 355.

***) Eastern Persia, VoL IL The Zoology and Geology by W. T. Blanford. London 1876. pag. 394.

72

jedoch nicht erklären wie Fitzinger dazu gekommen ist, ohrenförmige Anhängsel bei Anguis fragilis zu entdecken. Wäre Seps chalcides von Fitzinger in seiner, im Jahre 1826 erschienenen Classification der Reptilien (S. 53) nicht als Zijgnis chalcidica erwähnt worden, so läge al- lerdings die Vermuthung nahe, dass Fitzingers Otophis Eryx sich auf die Erzschleiche beziehe, welche bekannt- lich kurze und ohrenartige Beinchen aufweist und unse- rer Blindschleiche sehr ähnlich ist.

Gen. IL Ablepharus Fitz.

13. Ablepharus pannonicus Lichtensl. (1823).

SYNONYMIE.

1836. Ablepharus Kitaibdii (Th. Cocteau) Bibron et Bo- Vy de St. Vincent. Expedition scientifique de Mo- ree III, pag. 63, pl. XI, iig. 4, a, b, c, d.

1839. Ablepharus Kitaibelii (Cocteau) Dumöril et Bibron, Erp6tologie g^n^rale, t. V, pag. 811.

1853. Ablepharus pannonicus Fitzinger, Versuch einei' Geschichte der Menagerie des österreichisch-kai- serlichen Hofes, 1. c, S. 656.

1858. Ablepharus pannonicus (Fitz.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 83.

1860. Ablepharus pannonicus S[tmdachmr,'RG\)[i\iei\ und Amphibien. Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 58, 59; zoolog. Theil, Bd. I, S. 52.

1866. AUepharis pannonicus, Erber, Ergebnisse der diesjährigen Reise nach Griechenland, in Verhandl. der k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVI, S. 825.

7.3

1867. Äblepharus pannonicus (Filz.) Krber, Bemerkun- gen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, in Verhandl. der k. k. zooiog. botan. Geselisch. in Wien XVJI, S. 855.

1868. Äblepharus Kitaibelii (Cooleau) de Betta, I relli- li cd anfibi del Regno della Grecia 1. c, pag. 14.

187S. Äblepharus pannonicus (Filz.) Schreiber, Herpeto- logia europaea, S. 353.

1878. Äblepharus pannonicus, BrehmsThierleben. Kriech- Ihiere, S. 200.

1878. Äblepharus Kitaibelii (Cocteau) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 70.

1878 79. Äblepharus pannonicus (Fitz.) Böttger, Rep- tilien und Amphibien aus Syrien, in den Jahres- ber. der Senckenb. naturf. Geselisch. S. 57.

Die zahlreichen Exemplare des Äblepharus pannonicus, welche ich von der Phalerischen Bucht, aus Tatoi, von den Inseln Milo, Mykonos, Syra und aus der Umgebung von Pesth besitze, unterscheiden sich von einander so gut wie gar nicht, nur finde ich, dass bei den griechi- schen Individuen der etwa am Nasenloche anfangende und unterhalb des Auges gegen die Vorderbeine oder sogar bis an die Hinterbeine sich hinziehende metallisch weisse Streifen schärfer ausgeprägt erscheint.

Äblepharus pannonicus scheint in Griechenland über- all vorzukommen. Die Expedition scientifique de Moree fand ihn in Navarin, Herr Munter entdeckte ihn auf Ta- toi, Dr. Krüper sammelte ihn in Aetolien, v. Heldreich scheint ihn in Rachova am Fusse des Parnass und auf der kleinen Insel Porös im Meerbusen von Aegina beobach-

Ti- tel zu haben und ich selbst erbeutete mehrere Exempla- re des Ählepharus pannonicus in Phalero, in Naupiia und auf den Inseln Syra, Mykonos und Milo. Endlich wird diese Art von Erber (I. c.) für Tinos und Jonien namhaft gemacht.

Alsdann finde ich den Ählepharus pannonicus unter den von ünger und Kotschy auf Cypern beobachteten Reptilien angegeben. Ferner beobachtete ihn Erber *) anf der Insel Rhodus. Endlich kommt das Thierchen noch in Rumelien, Syrien (Haiffa) und Persien vor **).

Gen. III. Gongyiiis Wagl,

14. Gungylus ocellatus Forsk. (1775).

var. vulgaris m.

SYNONYMIE.

1841. ? Stellio caspicus, Fiedler, Reise durch alle Theile des Königreichs Griechenland, Bd. II, S. 283, (Leipzig).

1860. Scincus ocellatus (Wagl.) Leunis, Synopsis der Na- turgeschichte des Thierreichs. 1 Theil, Zoologie, S. 317, (Hannover).

1875. Gongylus ocellatus (Forsk.) Schreiber, Herpetologia europaea, S. 358.

1876. Seps (Gongylus) ocellatus (forsk.) Bötlger, Bemer- kungen über einige Reptilien von Griechenland

*) Bericht über eine Reise nach Rhodus in Verhandl. der k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVIIl, 1868. S. 904.

»*

) Böttger, Reptilien und Amphibien aus Syrien, 1. c-, S. 7-3.

- 7,') -

und von der Insel Ghios,. in 15 und 16 Bericht über die Thätigkeit des OlFenbacher Vereins für Naturkunde etc., S. 56.

Diese in der unmittelbaren Umgebung Athens äusserst häutig vorkommende Scinciden-Art finde ich sonderbarer- weise selten in den Reisewerken und Faunen Griechen- lands erwähnt. Meines Wissens sind es nur Leunis und Böttger gewesen, die den Gongylus ocellatus aus Grie- chenland selbst kennen gelernt haben. Wir ersehen aus der Herpetologia europaea, dass Schreiber, dem überaus reiches Material zur Verfügung gestanden hat, nichts Sicheres über das Vorkommen dieser Species auf dem continentalen Griechenland anzugeben vermocht hat. In Heldreich's Faune de Grece finde ich in Bezug auf den Gongylus ocellatus Folgendes angegeben: «D'apres Leu- nis (I. c, p. 217) se trouveraient aussi en Grece le Scincus officinalis Sehn. (Lacerta scincus L.) et le Sc. ocellatus Wagl. G'est tres-pri»babie, mais il me manquent des donnees precises.»

Umsomehr war ich überrascht, eine ganz beträchtliche Anzahl der Walzenechse, aus Attika stammend und seit Jahrzehnten im Museum zu Athen als «iaceria» aufge- stellt, zu erblicken.

Die mir vorliegenden, im Phalero, Mavrusi und Levsi- na gesammelten Stücke des Gongylus ocellatus unter- scheiden sich sehr wenig von denjenigen, welche ich aus Beyrut in Syrien, aus Cagliari und von der Insel Lam- pedusa besitze. Die gelbbraune Oberseite des Körpers ist nämlich mit zahlreichen schwarzen oder dunkel-braunen, runden Flecken besäet, welche in ihrer Mitte einen weissen Längsstrich aufweisen. Die Unterseite ist weiss- lich. Diese Form will ich als var. vulgaris bezeichnen.

76 ~

Die zweite mir bekannte Form der Waizenechse, welche ich var. variegatus Schneid, benenne, kommt aus Sicilien. Sie unterscheidet sich, meiner Ansicht nach, von derjenigen Abart, welche in Griechenland vorkommt, nur dadnroh, dass bei der ersteren die dunkel-braunen Flec- ker, ' ._ weniger ausgesprochene weis- se LäDgsstrichp aulvveisen als bei der letzteren, ferner dadurch, dass die weissen Längsstriche sich gegenseitig annähern, meistens zusammen-stossen und auf diese Wei- se dunkle Längsbinden bilden. Wäre diese Form twcht von älteren Autoren als selbständige Art und von den neueren Autoren als Abart angeführt worden, so würde ich es nicht für nothwendig halten, sie mit einem beson- deren Namen zu belegen.

Eine weit mehr ausgeprägte Form des Gongylus ocel- latus ist mir neuerdings von Hrn. Prof. ü Bosca aus Spa- nien zugesandt worden. Sie unterscheidet sich nämlich von den übrigen Formen der betreffenden Art erstens durch ihre Fleckenlosigkeit, zweitens durch ihren schlan- ken Körperbau *).

Die vierte mir bekannte Abart der Walzenechse ist diejenige, welche auf den Canarischen Inseln einheimisch ist. Es ist der Gongylus ocellatus var. viridanus Gravenh.

Das Vorkommen des Gongylus ocellatus auf den Cy- kladen konnte ich nicht constaliren, glaube aber, dass er dorten, wenigstens auf den Östlich gelegenen Eilanden heimisch sein dürfte. Es ist leicht möglich, dass eine jener räthselhaften Lacerten, welche Erhard in seiner Fauna der Cykladen anführt (möglicherweise Lacerta de- serti) zu Gongylus ocellatus gehört haben wird.

*) Vergl. Boscä, Gongylus Bedriagai, nueva snb-specie de la Pen, Insula Iberica in Anal, de la Soc. Esp. de Hist. Nat-, tomo IX, 1880, pzg. 495.

- 77

Für die Inseln Chios *), Rhodos **) und Cypern '*") fin- de ich den Gongylus ocellatus erwähnt. In Vorder-Asien ist die Verbreitung dieser Art eine sehr bedeutende. Sie kommt sowohl in Syrien als auch in Arabien und Per- sien vor, hier namentlich an den Küstenstrichen auftre- tend ****). In Klein-Asien wird diese Art wohl auch zu finden sein.

Ausser dem Gongylus ocellatus, soll, nach Schinzf) und Leunis ff), noch Scincus officinalis L. in Griechen- land vorkommen. Diese Angaben haben sich bis jetzt noch nicht bestätigt.

Gen. IV. Ophiomorus D. ß.

15. Ophiomorus miliaris Fall. (1771).

SYNONYMIE.

1839. Ophiomorus miliaris, Dum^ril et Bibron, Erpeto- logie generale, t. V, pag. 801.

1862, Ophiomorus miliaris (Fall.) Strauch, Essai d'une erpetologie de l'Alg^rie, I. c, pag. 47.

183G. Anguis punctatissimus Bibron et Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Mor^e III, pag. 71, pl. XI, fig. 5, a, b, c.

*) Böttger, Reptilien und Amphibien aus Syrien, 1. c, S. 73. **) Erber, Bericht über eine Reise nach Rhodus in Verhandl. der k. k, zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVIIl, S. 904. •**) Unger und Kotschy, Die Insel Cypern. 1865. **♦*) Blanford, Eastern Persia, Vol. II, pag. 395.

t) Europäische Fauna oder Verzeichnis» der Wirbelthiere Euro- pas. 1840. S. 31.

tt) Synopsis der drei Naturreiche. Bd. I, Zoologie, S. 317 (1860).

78

1868. Ophiomorus miliaris (Fall.) de Bella, I rellili ^^^ anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 43.

1875. Ophiomorus miliaris (Fall.) Schreiber, Herpetolo- gia europaea, S. 339.

187(5. Ophiomorus miliaris (Fall.) Böltger, ßemerkungen über einige Reptilien von Griechenland und von der Insel Chios in Mi und 16 Bericht d. Oifenb. Vereins f. Nalurk.

1878. Ophiomorus miliaris (Fall.) de Heldreich, La Fau- ne de Grece, pag. 70.

Diese bis jetzt noch wenig bekannte, in Algerien, Pa- lästina und namentlich in den Caspigegenden einhei- mische Art ist von den Mitgliedern der französischen Expedition in Morea entdeckt worden. «On rencontre», sageu Bibron und Bory de St. Vincent, «cet Orvet (Än- guis punctatissimus) avec le pr^cedent (Anguis fragilis) jusque dans rArchipel».— Bötiger (I. c.) kennt den Ophi- omorus miliaris aus der Umgebung von Athen. Im Athe- ner Museum fehlt diese Species, was mich vermuthen iässl, dass Ophiomorus miliaris entweder beschränkte Localiläten bewohnt oder überhaupt in Griechenland sel- ten ist.

Fam. Zonuridae.

Gen. Pseudopus Merr.

16. Pseudopus apus Fall. (1772). (= Pseudopus (Bipes) Pdlasii Oppel 1811.)

SYNONTMIE.

1832. Pseudopus serpentinus (Merr.) Bonaparte, Icono- grafia della Fauna italica, II. Anfibi. Roma (Text ohne Pagination).

79

1836. Pseudopus Pallasii (Cuv.) ßibron et Bory de St.

Vincent, Expedition scientifique de Moree, III,

pag. 70, pl. XII, fig. 1, a, b, et pl. XIII, fig. 2, a, b, c.

1836. Pseudopus d'Urvilli (Cuv.) Bibron et Bory de St. Vincent, ibidem, pag. 70, pl. XII, fig. 2 a, b, c.

1839. Pseudopus Pallasii (Cuv.) Dumeril et Bibron, Er- p6tologie generale, t. V, pag. 421.

1845. Pseudopus Pallasii Gray, Catalogue of the speci- mens of Lizards iu the British Museum, pag. 56.

1855. Bipes Pallasii (Oppel) Kitzinger, Versuch einer Naturgeschichte der Menagerie des östereichisch- kaiserlichen Hofes, I. c, S. 654.

1858. Pseudopus Pallasii (Cuv.) Erhard, Fauna der Cy- kladen, S. 83.

1862. Pseudopus Pallasii (Oppel) Strauch, Essai d'une erpetolügie de l'Algörie, I. c.

1868. Pseudopus Pallusii (Cuv.) de Betta, I rettili ed anübi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 40.

1870. Pseudopus Pallasii (Cuv.) Westphal-Castelnau, Ca- talogue de la collection de reptiles. Montpellier (in Compte-rendu des travaux du Congres scienti- fique de France en 1868).

1874. Pseudopus Pallasii (Cuv.) de Betta, Rettili ed An- fibi (Fauna d'Italia), 1. c, S. A., S. 31.

1878. Pseudopus Pallasii (Cuv.) de Heldreich, La Faune de Grece.

1878. Pseudopus apus, Brehms Thierleben. Kriechthiere, S. 187.

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Der Sclieltopusik ist in Griechenland sehr gemein und bewohnt daselbst vorzugsweise bewaldete Gegenden. Herr Munter hat mir etliche Exemplare dieser Art aus Tatoi" zugesandt, Dr. Krüper kennt sie aus Acarnanien und Erhard spricht über ihr Vorkommen auf der Insel Naxos und auf den südlich gelegenen Cykladen, wo sie übrigens, wie es Erhard selbst zugibt, nicht häufig ange- troffen werden soll.

Pseudopus apus ist ausserdem, von Triesl angefangen, in ganz Istrien, Dalmatien bis in die Türkei hinein, zu finden; desgleichen im südlichen Russland, Transkauka- sien, Klein-Asien und Palästina (Vergl. Böttger, Die Re- ptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, S. 50. S. A. aus dem Jahresberichte der Senckenber- gischen naturforschend. Gesellschaft 1879' 80. Frank- furt a. M.).

Farn. Ascalbotae.

Gen. I. Gymnodactyliis Spix.

17. Gymnodactylus Kotschyi Steind. (1870).

SYNONYMIE.

1836. Stenodactylus guttatus (Cuv.) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 69, pl. XI, fig. 3, 3a.

1843. Gonyodactyhis scaber Kitzinger, Systema reptilium I, pag. 39 (Vindobonae).

1866. Gymnodactylus geccoides Gray, Erber, Ergebnisse der diesjährigen Reise nach Griechenland in Ver- haudl. der k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVI, S. 825.

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1868. "i Gymnodadylus scaber (Rüppel) (Je Retla, I ret- tili ed anfibi del Regno della (irecia, I. c, pag. 25.

1870. Gymnodacfyhis Kotschyi Sleindachner, Herpelolo- gische Notizen, II, in Sitzungsher. der niathem. nalurw. Classe LXII, Bd. I, S. 329.

1875. Gymnodactylus Kotschyi (Steind.) Schreiber, Her- pctologia europaea, S. 482.

1878. Gymnodactylus geccoides (Gray) de Heldreich, La Faune de Gr^ce, pag. 65.

1878. Gymnodactylus scaber (Rüpel) de Heldreich, 1. c.

1878. Stenodactyhis (Ascalbotes) guttatus (Ciw.) 6e Held- reich, I. c.

1878 1870. Gymnodactylus Kotschyi (Steind.) Röltger, Reptilien und Amphibien aus Syrien in Bericht der Senckenberg. nalurforsch. Gesellsch S. 75.

Die allerdings nicht ganz unbegründeten Mulhmassun- gen De Bettas und Böltgers in Bezug auf das Vorkom- men des Gymnodactylus Kotschyi Steind. in Griechenland und auf den griechischen Inseln haben sich nicht rea« lisirt. De Betta drückt sich nämlich über diesen (iegen- stand folgendermassen aus: «>Ia rispello al Gymnodac- tylus Kotschyi che, per quanto asserisce lo Schreiber, dovrebe enirare ora a far parte benanco dei rettili delT Italia, mi devo permeliere aicune osservazioni le quali, se manifestano la mia esilazione ad ammetlere quella spe-

cie fra le grecche e lanlo piü fra le noslrali Par-

landosi della Grecia, io non mi azzarderö certamenle di escludere a tulta prima la verila di quanto ha annuncia- lo lo Schreiber. Puö essere che all' Erber sia toccata la buona sorte dl scoprire in quella regione anche il G. Kotschyi descrilloci nella Herpelologia europaea».

6

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«Non poj^sedendo nella mia collezione il Gymnodacfy- lus Kotschyl Sicindachner ini devo naliiraimenle aslene- re da ogni discussione sulla separazione speciüca dal G. scaher; nia vorrei peiö che allri si affrellassero a com- provare la presenza nella Grecia di una seconda specie del Genere Gymnodactylus» *).

Böliger vcrmuthet dagegen einen Irrlhum in der Fund- Ortsangabe. Kr sagt: «Sollte aber nicht am Ende Syra

blos eine Verwechslung von Syria sein Immerhin

aber bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass diese Geckonenart von Kleinasien und Syrien aus, von wo ich sie nachgewiesen zu haben glaube, sich über Cypern, woher Kitzinger seinen Gonyodactylus cyprius bekam, der wohl sicher mit der uns vorliegenden Spe- cies identisch sein dürfte, bis an die Cycladen hin ver- breitet, eine Muthmassung, die zu constatiren späteren Forschungen vorbelialten bleiben muss» **).

Diese Zweifel hatten, wie gesagt, ihre guten Gründe und ich gestehe ein, dass ich selber, ungeachtet zahl- reicher Angaben der Autoren, auch keine Ahnung dar- über hatte, was für eine Gymnodactylus- oder Slenoda- ctylus-Art ich in Griechenland und auf den Cykladen vorlinden würde, denn die von den älteren Autoren ver- ursachte, nicht geringe Confusion in Bezug auf die grie- chischen Gekone ist durch Erber, Schreiber und v. Held- reich nur noch bedeutend vergrössert worden.

In den neueren herpetologischen Arbeilen finden wir, dass Gymnodactylus geccoides Gray od. Spix von Erber

*; Nuova Serie die note erpetologiche etc. in Atti del R. Istitu- to Ven. di sc. e lett. Ser. V. T. V, 1879. S. A., pag. 9, 10.

*•) In Jahresber. üb. die Senckenberg. naturf. Gesellsch. 1878 79. S. 77.

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auf der Iii?el Syra entdeckt worden ist. Dieses Fundes gedenkt Schreiber in seiner Herpetologia europaea, im Capitel, das er dem Gymnodadylus geccoides widmet, niclit, sondern e''\vähnt an einem anderen Orte (S. 482), dass eine andere Geko-Art und zwar Gymnodadylus Kotschyi Sleind. von Erber auf Syra gefunden worden ist. Da Schreiber, ferner, weder den von Erber in seiner Abhand- lung citirten Gymnodadylus geccoides Gray in die Syno- nymie des Gymnodadylus Kotschyi versetzt hat, noch von einer eventuellen Verwechslung beider Arten seitens Erbers spricht, so könnte man leicht zur Annahme ver- leitet werden, dass es Erber geglückt sei, auf Syra zwei Gymnodactylus-Specleszu entdecken. Dass dem aber nicht der Fall ist, kann ich nahezu bestimmt angeben, denn sowohl auf Syra als auf den Inseln Miio, Mykonos und Tinos habe ich nur Gymnodadylus KotscJ/yi Steind. an- getroffen; auch fand ich in den herpetologischen Sammlun- gen zu Athen und Taloi keine Spur von Gymnodadylus geccoides Gray vor.

Wenn wir die Thatsache in Betracht ziehen, dass Gym- nodadylus geccoides von Erber für die Fauna Syras vor dem Erscheinen der Steindachner'schen Diagnose des Gym- nodadylus Kotschyi erwähnt worden ist, so kommen wir unwillkürlich zur Schlussfolgerung, dass Erber in der Be- stimmung seines auf Syra gemachten Fundes einen Fehler begangen hat, weil er damals nicht eingesehen hat, dass die von ihm gesammelten Gekone für die Wissenschaft neu wareu *).

*^

*) Erbers »Ergebnisse der diesjährij^cn Reise nach Grieclieiilnnd'* sind nämlich im Jahre 1800 erschienen, während Steindachners Diag- nose des Gyinnmlactylus Kotsihyi erst im Jalire 1870 vcröfl'entlicht worden ist.

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Die im Pariser Museum unter dem Namen nGymnoda^ ctylus scaber Rüpp.» aufgeslelllen Gelvone (iX^ 1438 und N^ 5317 dedit Cessac) aus Syra und Morea, sind nicht die geccoides Gray oder Ri^pp. sondern Kotschyi Steind.

Die eben erwähnten, im Pariser Museum conservirten Gymnodactylus-Exemplare (N^ 1438) sind diejenigen, wel- che von den Mitgliedern der französischen Expedition mit- gebracht worden sind und in dem wissenschaftlichen Be- richte der Expedition unter dem Namen Stenodadyhis ffuttakis Cuv. figuriren *). Infolgedessen hatte Schreiber richtig erralhen, als er den Stenodadyhis guttatus (Cuv.) von Bibron und Rory de St. Vincent in die Synonymie des Gymnodactylus Kotschyi Steind. setzte (Vergl. seine Herpetologia europaea, S. 481). Ebenfalls richtig ist die Schreiber'sche Angabe, dass {\gv 'i\c\\{^ Stenodadylus gut- tatus, und zwar derjenige von Cuvier, mit demjenigen von der Expedition scientifique de Moree nichts gemein hat, sondern das Ribron und Rory de St. Vincent in Rezug auf die Reslimmung der von ihnen gesammelten

■^ Zu welcher Zeit und von wem die Original-Etiquette y^Stenoda- ctylus guttatus Cuv." abgenommen und anstatt ihrer die Etiquette ^^Gymnodactylus scaber'^ aufgeklebt worden ist, ist mir unbekannt geblieben. Jedenfalls bezeichnet die neue Etiquette annähernd richtig die betreffenden Spiritus-Exemplare jVj 1438. "Weniger befriedigt war ich im Uebrigen von der herpetologischeu Abtheilung des Pa- riser Museums. So z. B. habe ich mehrere Sachen vcrmisst, welche die französische Expedition dem Museum sicherlich geschenkt haben wird und um dercnwillon ich absichtlich nach Paris gereist bin. Die Etiquetten sind öfters gauz falsch aufgeklebt. Eine sicilianische Lacerta nniralis und zwar die ncapolitann heisst Lacerta taurica (Xi 2363); Lacevta judaica Cam. aus Syrien ist als Lac. wuralis be- zeichnet worden (K'i 2394); eine, der Sammlung, von mir, vor ein Paar Jahren geschenkte Faraglioni-Mauereidechse (von einer Fel- sen-Insel bei Capri) ligurirt jetzt als Lacerta taurica von den Cana- rischcn Inseln (AI- 23G1)!

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Gekone einen groben Fehler begangen, indem sie einen Gymnodoctylus mit einem Stenodadylus verwechselt haben.

Der Verfasser der kürzlich erschienenen «Faune de Grece» scheint den in Griechenland so gemeinen Gymno- dadylus Kotschyi weder mit dem Stenodacfylus guttatus verglichen, noch überhaupt gekannt zu haben. Heldreich wird wohl auch kaum die Ansichten Schreibers über die in Griechenland einheimischen Gekotiden-Arlen gekannt haben, als er zwei Gymnodactylus-Species und zwar den scaber und den geccoides und den Stenodadylus guttatus in sei;ie Fauna einverleibte und dadurch De Betta bei seiner Lösung der Frage in Bezug auf die Verbreitung des Gymnodactylus in Griechenland, die Fäden aus der Hand nahm.

«Uno dei piu recenti lavori sulla Fauna della Grecia», sagt de Betta, «e quello redatto dal prof. T. de Held- reich nelia occasione della Esposizione universale di Pa- rigi. Or bene, quel chiarissimo autore enumera fra gli Ascalboli greci il Gymnodadylus scaber Büppcl, il G. geccoides Gray e lo Stenodadylus guttatus Cuv.»

«La prima di quesle tre specie h> detta abitalrice della Grecia e della Morea, citandosi le indicazioni di Dum6- ril e mie. Sulla seconda leggesi che, conosciula in ad- dietro comrae propria soltano neli' Egitto, fu Irevata ab- bondantemenle dall' Erber nell' ilsoia di Syros. Riguardo poi allo Stenodadylus guttatus Cuv. lo vediamo elenca- to nella Fauna dell' Heldreich unicamenle sulla fede di quanto fu scritlo nell' opera sulla Morea, e senza che ulteriori notizie abbiamo confermato o meno l'asserita presenza della specie nella Grecie».

«La circostanza del vedersi indicala Tisola di Syros quäle habitat della seconde specie, dovrebbe far supporre

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che possa Irnltarsi quindi dello stesso G. Kotschyi dallo Schreiber avertito come scoperlo appunlo dall' Erber in queH'isola. Ma commo essere poi sicuri che siamo ve- ramenle due disUnctc specie il G. scaher ed il G. gec- coides, elencati dall' Heldreich, quando si sa benissimo che il G. geccoides de Gray corrisponde allo stesso G. scaher del Rüppel, del Duraeril e de Bibron» (I. c).

Indem wir uns mit den Angaben de Bettas und na- mentlich Böllgers behelfen, können wir die uns inleres- sirende Gymnodactylus-Frage, wenn auch nicht zum Ab- schluss bringen, so doch bedeutend aufklären.

Gymodadylus scaher Rüpp. var. L. 1* von Nisib in Anatolien (in der Sammlung der Senckenbergischen Ge- sellschaft) ist nach Böttger *) Gymnodactylus Kotschyi Steind. und zwar ein Männchen.

Stenodactylus guttatus von Bibron und Bory de St. Vincent (non Cuvier!), und zwar derjenige welcher im Pariser Museum (Jardin des planles) als Gymnodactylus scaher bezeichnet steht, ist, wie es Schreiber vermuthet hat, Gymnodactylus Kotschyi Steind.

Der im Pariser Museum als G. scaher^ aus Syra, auf- gestellte Geko ist G. Kotschyi; der von Erber angeblich auf Syra entdeckte G. geccoides ist wohl gewiss G. Kot- schyi.

Gegen die Annahme der meisten Autoren (ri/mworfac^- Ivs geccoides Gray sei m{ G. geccoides '^^tix und G. scaher Büpp. (wenigstens mit dem ?) identisch, ist, meiner An- sicht nach, gewiss nichts einzuwenden. Ich habe Gelegen- heit gehabt die, sich im Pariser Museum befindenden, G. scaher aus Persien (Ne 1439, dedit Aucher-Eloy) und

*) Keptilien und Amphibien aus Syrien, 1. c, S. 77.

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aus Aegyplen (i^ 1436, Rüppels Kxemplnr) zu uniersuchen und habe gefunden, dass die Gray'sche Diagnose seines geccoidcs recht gut auf sie passt. Nach lUanford sollen Exemplare des G. geccoides Spix-Gray von iucher-Eloy und Kolschy ebenfalls in Pcrsien gefunden worden sein.

Endlich wäre noch zu bemerken, dass Böltger neuerdings die Vermulhung ausgesprochen hat (I. c), dass Filzingers Gonyodactylus cyprius aus Cypern mit Gymnodactyhis Kotscliyl identisch sein könnte.

Fitzingers Gymnodactylus scaber (Verl. Systema repti- llura I, pag. 93) scheint mir ebenfalls mit Gymnodactylus Kotschyi Steind. identisch zu sein. Fitzinger gibt an, dass sein Gonyodactylus scaber in Griechenland, in der Tür- kei und in Asien einheimisch ist.

Sollten die Muthmassungen, welche ich hier angeführt habe, sich als Thatsachen herausstellen, so könnte die Frage darüber aufgeworfen werden, ob wir die Steindach- ner'sche Benennung für die in Rede stehende Art bei- behalten sollen. Ich glaube, dass wir sie unbedingt bei- behalten müssen. Obgleich das Thier, ^Gymnodactylus Kotschyi» benannt, schon ein halbes Jahrhundert bekannt ist, ist es stets entweder mit G. geccoides verwechselt oder unter allen möglichen anderen Namen angeführt und in Museen aufgestellt worden. Steindachner gebührt un- streitig das Verdienst, diesen Geko richtig diagnosticirt und meisterhaft abgebildet zu haben und wir müssen uns über die Bescheidenheit Steindachners wundern, wenn wir das, die Aufstellung der Art (r. Kotschyi begleitende Frage- zeichen wahrnehmen. Dass Steindachner uns aber die Synonymik seines Gymnodactylus Kotschyi schuldig ge- blieben ist und dass er Stenodactylus guUatus ßibr. Dory in seiner Arbeit nicht erwähnt hat, rührt wohl davon her, dass die Beschreibung und namentlich die Abbildung

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c)es Sfenodacfylus in der Expedition scienlifique mangel- hafl ist.

Gynmodactylus Kotschyi tritt auf den Cykladen in zwei Abarten auf und zwar erstens als diejenige, welche von Steidachner, Sciireiber und Böllger beschrieben worden ist und welche ich als var. maculatus benenne, und zwei- tens als eine ungefleckle Varietät, welche ich mit dem Namen concolor belegen will. Während erstere eine rauchgraue Oberseite aller Körperlheile aufweist und auf dem Rücken mit winklich nach hinten gezogenen, schwar- zen oder dunkelbraunen Querbinden geziert ist, ist letztere oben gleichmässig chokoladenbraun oder aschgrau gefärbt. Diese Varietät habe ich nur auf der Jnsel Milo beobach- tet, jedoch ist sie dort viel weniger häufig als der G. Kotschyi maculatus. Var. concolor ist identisch mit dem Stenodactylus guttatus von Bibron und IJory de St. Vin- cent. «II parait», sagen Bibron und Bory de St. Vincent que les laches blanchätres, qui ont valu ä ce Slenodac- tyle le nom qu'il porte, n'existent pas chez tous les indi- vidus; au raoins Tun de ceux que nous avons sous les yeux n'en offre-t-il pas la moindre trace; il est simple- ment d'un gris uniforme en dessus et d'une couleur blan- chätre en dessous» (1. c, pag. 69).

In Betreff auf die Färbung stimmt die von Bory de St. Vincent und Bibron beigegebene Abbildung ihres gut- tatus mit meiner Var. concolor auch ziemlich überein, nur hätte ich zu bemerken, dass-^die Farbe der Augen meiner Gymnodactylus-Exemplare bei weitem nicht so schön ist wie es auf Tafel XI, lig. 3 der Expedition scientifique de Moree angegeben ist. Die Augen sind nämlich auf dieser Figur schön blau colorirt!

Die Verschiedenheit in der Färbung zwischen Jung und Alt bei Oymnodacfylus Kotschyi var. maculatus ist

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prononcirt. Die Grundfärbung bei den jungen Individuen ist lichter «iIs bei den ausgewachsenen Exemplaren, die Querbinden sind bei den ersteren schmaler, aber bedeu- tend schärfer au«geprägt als bei den letzteren. Während die Oberseite des Kopfes bei den Alten und zwar mei- stens bei den Männchen undeutlich erscheint, ist sie bei den jungen Stücken stets scharf schwarz gezeichnet.

Die ausgewachsenen Individuen sind dem Farbenwech- sel unterworfen. Schrecken und intensive Sonnenstrah- lung verursachen rasche Veränderungen des Grundco- lorits. Unter dem Einflüsse psychischer AfFecte erblasst das Thierchen und wird nahezu weiss. Die schwarze Zeich- nung bei var. maculatiis verlischt jedoch nicht dabei. Der intensiven Sonnenstrahlung ausgesetzt wird der Gy- mnodadylus Kotschyi tief schwarz. Aehnliche Farbenver- änderungen unter gleichen Einflüssen haben wir bereits bei den Chamäleonen kennen gelernt ').

Die Begattung bei diesem Geko geschieht ähnlich wie bei den Eidechsen. Das Männchen packt nämlich das Weibchen gewöhnlich am Halse und bringt seine Geni- talien mit denjenigen des Weibchens in Berührung durch eine starke Wendung seines Hinterkörpers. Am possir- lichsten ist es zu sehen, wenn das Männchen, sobald es

•) Bei dieser Gelegenheit will ich der Wiedersheimer'schen Ent- deckung gedenken, dass die Ascalboten eine Fähigkeit besitzen, sich an die Farbe der Umgebung anzupassen. Diese Fähigkeit scheint entweder speciell derjenige Phylodactylus europaeus besessen zu haben, an welchem Wiedersheim seine Studien gemacht hat, oder ist Wiedersheims Entdeckung einfach nur ein Pendant zu derjeni- gen von Eimer. Was mich anbetrifft, so habe ich keine Spur von Anpassung bei Phyllodactylus europaeus, bei Gymnodactylus Kotschyi und bei den übrigen in Europa lebenden Ascalboten bemerken kön- nen, auch erwähnt, meines "Wissens, sonst niemand dieser Fägen- thüralichkeit bei diesen Thieren.

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Gefahr nahe glaabt und dadurch vom Begaltungsacle ab- gehalten wird, sein VV'eibchen mit sich forlträgl. Im Klet- tern an den Mauern steht diese Geko-Art den Mauerei- dechsen nicht nach. Gymnodadylus Kotschyi ist stimm- begabt und lässt ein Jammer-Quicken hören, sobald man ihn fängt, oder ihm etwas zu Leide thut.

Ueber den Verbreilungsbezirk des G. Kotschyi hätte ich Folgendes hinzuzufügen. Das Museum zu Athen be- sitzt zahlreiche Stücke dieser Art, welche von Herrn Krüper in den Jahren 1859 und 1860 im Taygetosge- birge und am Agrinion-See in Acarnanien gesammelt wor- den sind. Herr Inspector Munter entdeckte sie kürzlich auf einer kleinen, an der Ostküste Altikas liegenden, Inselgruppe Petali. Eine mir von ihm zugegangene Re- ptilien-Sendung aus Tatoi enthielt ein Fxemplar dieser Geko-Species. Endlich habe ich selbst den Kotschyi auf folgenden Cykladen gesammelt: auf Milo, Mykonos, Ti- nos*) und Syra.

Da der G. Kotsehyi am häufigsten von allen Reptili- en auf den Cykladen vorkommt und namentlich auf Milo in unzähligen Massen haust, so konnte er unmöglich von Erhard unbemerkt geblieben sein; ich glaube vielmehr, dass er sich unter den für uns räthselhaften Erhard'schen Species befindet.

Die anderen von Gymnodactylus Kotschyi bewohnten Gebiete sollen, nach den Angaben Steindachners, (1. c.) folgende sein: Cypern, Aegypten, Persien und Goree in Senegambien. Ferner besitze ich zwei junge Exemplare dieser Art aus Beyrut, welche ich der Güte meines hoch-

*) Sonderbarerweise finde ich diesen Geko von Erber (1. c.) für Tino, wo er doch so geraein ist, nicht genannt.

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verehrten Freundes, Herrn Rheinglas, in Cairo, verdan- ke. Böltger (I. c.) kennt den Kotschyi aus Haiffa in Sy- rien.—Die Angaben Schreihers, dass die in Rede stehen- de Art in Apuiien und Calabrien einheimisch ist, wird von De Betla, wohl mit Recht, bestritten.

Gen. II. Heniidactylus Cuv. 18. Hemidactylus turcicus L. 1767.

(= Hemidactylus verruculatus Cuv. 1827.)

SYNONYMIE.

1836. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) Dum^ril et Bib- ron, Erpetologie generale, l. HI, pag. 361.

1836. Hemidactylus verruculatus (Cuv) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Moree HI, pag. 68, pl. XI, flg. 2 a, b, c.

1843. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) Kitzinger, Sy- stema replilium I, pag. 105. (Vindobonae).

1851. Hemidactylus verruculatus C. Dumeril, Catalogue melhodique de la collection des reptiles du Muse- um d'histoire naturelle ä Paris, pag. 39, (Paris).

1855. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) Kitzinger, Ver- such einer Geschichte der Menagerie des öster- reichisch-kaiserlichen Hofes, 1. c, S. 651.

1858. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) Erhard, Fauna der Cvkiaden, S. 83.

1868. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) de Betta, I ret- tili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 24.

92

1874. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) de Bella, Relli- ii ed anfibi in Fauna d'Italia, I. c, pag. 20.

1875. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) Schreiber, Her- pelologia euiopaea, S. 489.

187ß. Hemidactylus turcicus (L.) Böllger, Bemerkungen über einige Replilien von Griechenland und von der Insel Chios, 1. c, S. 57.

1878. Hemidactylus verruculatus (Cuv.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 05.

1878' 79. Hemidactylus turcicus (L.) Böllger, Reptilien und Amphibien aus Syrien, 1. c, S. 74.

Hemidactylus turcicus L. isl für Griechenland längst nachgewiesen worden. Die Mitglieder der französischen Expedition fanden ihn in Malhon (Modone), Argos, Akro- korinlh. Dr. Krüper hat ihn in Acarnaoien gesammelt und Iheill mir mit, dass er sowohl in Athen als auch auf den Inseln, z. B. auf Naxos, wo er sich vorzugswei- se in den Caffeehäusern aufhält, geraein ist. Nach Er- hard, gleichfalls, soll das Thierchen auf den Cykladen einheimisch sein. Die im Museum zu Athen aufgestellten Exempliire des Hemidactylus turcicus stammen alle aus Athen selbst. Für die Jonischen Inseln finde ich ihn von Böttger*) erwähnt. Alsdann wird er für Dalmatien (nach Schreiber), für die europäische Türkei (nach Filzinger), und für Cypern (nach ünger und Kotschy) namhaft ge- macht. Ferner soll er bei Trapezunt **), in Anatolien ***),

") 16 und 16 Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde 1876, S. 57.

**) Dum^ril et Bibron, Erpetologie generale, t. III, pag. 361. *) Fitzinger, Systema reptilium, S. 105.

***^

93

in Persien ') und sogar im peträisclien Arabien **) con- statirt worden sein.

Gen. Platydactylus Ciiv. 19. Platydactylus mauritanicus L, (1767).

SYNONYMIE.

1832-1841. Ascalhotes mauritanicus^ Bonapnrle, Icono- grafia della fauna italica.

1836. Platydactylus muralis, Dum^ril et Bibron, £rp6- tologie generale, t. III. pag. 319.

1858. Ascalhotes maurifanicusy fasclcularis (Cuv.) Er- hard, Fauna der Cykladen, S. 83.

1860. Plafyclacfyliis murorum (C.) Leunis, Synopsis der Naturgeschichte des Thierreichs, S. 316.

1868. PlatycJactyhis mauritanicus (Gmel.) de Betta, I rettili ed antibi de! Regn > della Grecia, i. c. pag. 23.

1874. Platydactylus mauritanicus (Gmel.) de Betta, Ret- tili ed anfibi, 1. c, S. A., pag. 20.

1875. Platydactylus facetams (Aldrov.) Schreiber, Her- petologia europaea, S. 493.

1878. Platydactylus mauritanicus (Gmel.) La Faune de Grece, pag. 65.

1878. Platydactylus mauritanicus, Brehms Thierleben, Kriechthiere, S. 254.

*) Nach C. Dumeril, verl. Böttgers Abhaudlung: Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, 1. c, S. 61. (S. A.).

**) Rtippcls Atlas zu der Reise im nördlichen Afrika. 1827 (Hemi- dactylus granosus).

~ 94

Platydactylus mauritonicus L. wird von n>ehreren Au- toren für Griechenland namhaft gemacht, jedoch stets ohne nähere Angabe der Fundorte. Nach Schreiber soll er allenlings in Griechenland ziemlich häufig sein, allein mir ist das Thier daselbst nirgends zu Gesichte gekom- men. Das Museum in Athen besitzt nur ein Stück dieser Platydactylus-Art, das bei Agios-Muron auf Greta erbeulet worden ist. Nach Unger und Kotschy (Vergl. Die Insel Cypern) ist sowohl der Platydactylus mauritanicus als auch Phyllodadylus europaeus auf Cypern einheimisch.

In Bezug auf das Vorkommen der letzteren Art auf Cypern hege ich Zweifel und zwar aus dem Grunde, dass das Wohngebiet des Phyllodadylus europaeus bekanntlich auf die westliche Küste Italiens und auf die im Westen \on der Apenninischen Halbinsel gelegenen Inseln be^ schränkt ist. Höchst wahrscheinlich ist der auf Cypern le- bende Gymnodactylus Kotschyl mit Phyllodactylus euro- paeus verwechselt worden. Böttger *) sagt allerdings, dass nach de Belta Phyllodactylus europaeus auf einigen Cyk" laden einheimisch ist, allein mir ist diese Angabe de Bet- las völlig unbekannt geblieben.

Fam. Iguanidae.

Gen. Stellio Daud.

20. Stellio cordylinus Laur. (1768).

(= Stellio vulgaris Latr. 1802.) SYNONYMIK

1718. Lacerta coslordilos dicta, Tournefort, Relation d'un voyage du Levant, pag. 373. (Lyon). .

*) Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern l c., S. A., S. 61.

- n -

1804. Stellio cordyUnus (L.) Daudin, Hisloire naturelle des reptiles, t. IV, pag. lö.

183G. Stellio vulgaris (Daud.) Bibron et Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 68, pi. XI, flg. 1 und la.

1837. Stellio vulgaris (Daud.) Duni^ril et Bibron, Erp^lo- logie generale, t. IV, pag. 532.

1841. Stellio vulgaris Fiedler, Reise durch alle Theilc des Königreichs Griechenland II, S. 283 (Leipzig).

1843. Stellio vulgaris (Daud.) Filzinger, Syslema repli- lium I, pag. 8S.

1851. Stellio vulgaris C. Dumeril et A. Dumeril, Catalo- gue methodique de la collection des repliles, pag. 105 (Paris).

1855. Stellio vulgaris (Daud.) Kitzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des österreichisch-kaiser- lichen Hofes, S. 651.

1858. Stellio vulgaris (Rüppel) Erhard, Fauna der Cykla- den, S. 82.

1860. Stellio vulgaris (Daud.) Leunis, Synopsis der drei Naturreiche I, S. 314.

1868. Stellio vulgaris (Latr.) de ßetta, I retlili ed anfibi del Regno della Grecia, pag. 26.

1875. Stellio vulgaris (Laur.) Schreiber, Herpelologia europaea, S. 472.

1878. Zonurus cordylus Brehms Thierleben, Kriechthiere, S. 185.

1878. Stellio vulgaris (Latr.) de Heldreich, La Faune de Gröce, pag. 66.

96 ~

1878 79. Stelllo vulgaris (Lalr.) Bötlger, Die Replilien und Amphibien aus Sjritn, I. c, S. 79.

1880. StelUo vulgaris (Latr.) Bötiger, Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, I. c,

pag. 66. (S. A.).

Die Dornechse ist bekanntlich auf den Inseln >fykono und Delos von Tournefort entdekt worden. Ich habe sie daselbst auch jetzt in wirklich auffallend grosser Menge angetroffen. Andere RiHsende fanden den Stellio cordy- linus auf den Inseln Cephalonia *), Faros, Anliparos **) und Naxos. Auf [Vlilo, Tinos, Seriphos und Syra kommt er nicht vor. Auf Crota *'*), Chios **""), Rhodos 7) und Cypern ff) ist die Dornechse constatirt worden. Nach Filzingers Systema replilium I (pag. 85) soll Stellio cor- dylinus (= vulgaris) in Griechenland und in der Türkei einheimisch sein. Diese Angabe bedarf noch der Bestä- tigung.

StelUo cordylinus, oder Koslordilos der Mykoner und Krokodilos der Bewohner von Faros, besitzt die Fähig- keit unter dem Einflüsse der Sonne oder psychischer Affecte seine Färbung zu ändern und verschiedene Schat- lirungen auf einander folgen zu lassen. Erhards sog. i'anz

*) Erhard, Fauna der Cyldadcn, S. 82.

**) Fiedlers Reise durch alle Theilc des Königreichs Griechenland.

***) Raulin, Döscription physi(iue de l'ile de Crete III, ])ag. 1021.

****) 15 u. 16 Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkundo 1876, S. 57.

t) Erber, Bericht über eine Reise nach Rhodns in Vcrhandl. d. k. k zoolog. bütan. Gesellsch. in Wien XVIII, S. 904.

tt) Proc. Zool Soe. of London 1879, pag. 741.

97

schwarze Varietät von Stellio cordyUnus habe ich Öfters Gelegenheit gehabt auf Mykonos zu beobachten und habe zur Ueberzeugung gelangen können, dass alle Slellione, sobald sie der brennenden Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, dunkle Tinten annehmen und allmälig pechschwarz werden. Der Paarungstrieb ruft ebenfalls bei diesen Thie- ren die Function des Pigments hervor. In diesem Falle treten stellenweise grelle Farben auf dem Körper hervor, so z. B. erscheint sowohl die Oberseite des Kopfes als auch der Nacken schön ziegelroth. Dabei ist bemerkens- werlh, dass die Farben beim Männchen stets greller sind als es beim Weibchen der Fall ist. Diese periodisch, nur zur Brunstzeit auftretende Zierde, l.issl sich durch Anwen- dung von künstlichen Mitteln nicht entfernen; meine in Weingeist hineingeworfenen brünstigen Stellione haben die rolhe Farbe des Kopfes und des Nackens beibehalten. Nach Fiedler (I. c, I, S. 239) äoll Stellio caspicus im Lauriongebirge am Eliasberge vorkommen, allein ich glaube, dass darunter eigentlich der Gomjylus ocdlatus gemeint war. Die Beschreibung dieses aStdlio caspicus^* lautet nämlich bei Fiedler folgendermassen: «Unter ihnen fanden sich ziemlich häufig gelblichbraune, etwa TVj Zoll lange Eidechsen; sie sind sehr zierlich durch eine Menge klei- ner, weisser Striche, welche zwischen einem dunkelbrau- nen Punkte sich befinden, auf dem Bücken und an den Seiten herab gezeichnet, von den Hinterbeinen an bis etwa 2 Zoll von der Spitze des Schweifes reihen sich diese Streifen wie Perlen eines Binges an einander, doch nicht bis zur unteren Fläche. Der Bauch und letzte Theil des Schwanzes ist blassgelb. Der Kopf ist klein und konisch, der Körper dick und läuft von den Hinterfüssen an schnell abnehmend zum spitzen Schweif. Sie sind etwas langsam in ihren Bewegungen; es ist Stellio cas^neusn.

98

Farn. L a c e r t i d a e. Gen. I. Notopholis Wagl. 21. Notophoiis nigropunctata D. B. (1839).

SYNONYMIE.

1839. Lacerta nigropunctata Dum^ril et Bibron, Erpelo- logie gönörale, t. V, pag. 190.

1839. Notophoiis nigro-punctata \ioi\Si\\nriG, Amphibia eu- ropaea in Mein, della B. Acad. d. scienze di Tori- no II, pag. 18, 32.

1845. Notophoiis nigro-pundata Gray, Catalogue of Ihe species of Lizards in Ihe British Museum, pag. (London).

1831. Lacerta nigropunctata, C. Dumöri! et Aug. Du- m^rii, Catalogue mcthodique de ia coliection des reptiles, pag. 119.

1855. Tropidopholis Schreihersii, Kitzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des österreichisch-kai- serlichen Hofes 1. c, S. 654.

1860. Lacerta nigropunctata (Bibron) Leunis, Synopsis der drei Naturreiche I, S. 311.

18G8. Notophoiis nigropunctata (Dum. Bibr.) de Belta, I rettiii ed amfibi de! Regno della Grecia, 1. c, pag. 31.

1875. Notophoiis nigropunctata (Dum. Bibr.) Schreiber^ Herpelologia europaea, S. 454.

1818. Notophoiis nigropunctata (Dum. Bibr.) de Held- reich, La Faune de Gröce, pag. 68.

~ 99

Notopholis nigroimnctata Dum. Bibr. hat ein sehr be- schranktes Wohngebiet. Nach Schreiber soll sie, vom südlichen lilyrien angefangen, durch ganz Istrien, Dal- matien und Griechenland verbreitet sein. Mir selbst sind nur zwei griechische Fundorte für diese Art bekannt und zwar Acarnanien und die Insel Corfu. Aus beiden Orten sind im Athener Museum Exemplare vorhanden. De ßet- la kennt ebenfalls die nigropunctata aus Corfu, wo sie auf der städtischen Mauer hausen soll.

22, Notopholis moreotica Bibr. Bory (1836).

S Y N 0 N Y M I E.

1832—1841- Algiroides moreotica^ Bonaparte, Iconogra- fia della Fauna italica H, Anlibi.

1836. Algyroides moresticus Bibron el Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Mor^e IH, pag. 67, pl. X, flg. 5 a, b. c.

1839. Lacertu, nioreotica, Dumeril et Bibron, Erp6tologie generale, t. V, pag. 19 L

184Ö. NotoplwUs moresticus, Gray, Catalogue of Ihe spe- cimens of Lizards in the Britisch Museum, pag. 35.

1851. Lacerta moreotica, C. Dumöril et Aug. Dumeril, Catalogue methodique de la collection des reptiies, pag. 57.

1858. Lacerta moreotica (Bory de St. Vinc.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 81.

1860. Lacerta moreotica (Bib.) Leunis, Synopsis der Na- turgeschichte des Thierreichs I, S. 311.

1875. NotopJioUs moreotica (Bibr.) Schreiber, Erpetologia europaea, S. 452.

%

100

1878. NotoplioUs moreotica (D. B.) de Heldreich, La Faune de Gröce, pag. 68.

1868. NotopJiolis moreotica (Dum. Bibr.) de ßetta, I reltili ed anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 29.

Diese bis jetzt nur seilen in Museen vorgefundene No- topholis-Art glaube ich in der zoologischen Sammlung zu Athen gesehen zu haben. Das betreffende, von Herrn Krüper im Taygelos erbeulete, ziemlich schlecht conser- virte Exemplar war so unvortheilhaft aufgestellt, dass der Beobachter der für Notopholis moreotica charakteristischen Merkmale leider nicht gewahr werden konnte.

Notopholis moreotica ist bekanntlich von den Mitglie- dern der französischen Expedition auf dem Plateau von Kubeh in Messenien entdeckt worden. Auf der Insel My- konos, wo sie nach Erhard häufig vorkommen soll, habe ich sie nicht constatiren können.

Gen. Lacerta L. 23. Lacerta viridis Laur. (1768).

SYNONYMifi.

1836. Lacerta viridis (Daud.) Bibron et Bory de St. Yincent, Expedition scientifique de Moree 111, pag. 66, pl. X, fig. la, b, c, d.

1839. Lacerta viridis (Daud.) Dum^ril et Bibron, Erp6- lologie generale, t. V, pag. 217.

1851. Lacerta viridis var. h ou ä 5 raies, C. Dum^ril et A. Dumeril, Catalogue möthodique dela collec- tion des reptiles, pag. 121.

1855. Lacerta viridissima (Schreibers) . Fitzinger, Ver- such einer Geschichte der Menagerie des ösler- reichisch-kaiserHcheu Hofes, S. 653.

, _ 101

1 858. Lacerta viridis, Erhard, Fauna der Cykladen, S. 80.

1838. Lacerta quinquevlttata (M^uetries) Erhard, 1. c, S. 81.

1858. ? Tropidosaura algira (Fitz.) Erhard, 1. c, S. 81.

1865. Lacerta viridis (Daud.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Insehi in Verhandl. der k. k. zool. bolan. Geseilsch. in Wien XVII, S. 853.

1868. Lacerta viridis (Daud.) de Bella, I reUili ed an- fibi del Begno della Grecia, I. c, pag. 32.

1872. Lacerta viridis (Gesn.) Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, S. 191.

1875. Lacerta viridis (Gesn.) var. c, 1, p, Schreiber, Herpetologia europaea, S. 442, 443, 447.

1878. Lacerta viridis (Daud.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 68.

Lacerta viridis ist eine der verbreiletslen und aller- orts gemeinsten Eidechsen-Arien in Griechenland. Was die griechischen Inseln anbelangt, so kenne ich sie aus Syra, wo sie übrigens sehr seilen vorkommt, aus Tinos, Seriphos, Naxos, Mykonos, Milo, Andros und Corfu. v. Held- reich erwähnt sie aus Zanle; Erber traf sie auf Rhodus (1. c), C. und Aug. Duraöril haben sie aus Greta kennen gelernt, Berlhold *) erhielt sie aus Conslantinopel, mein Reisegefährte und Freund Richard Hofman fing eine junge viridis in Sculari und v. Möllendorfl' führt sie für Bosnien , und Horccgovina an.

•) Act. soc. reg. Goetting., VIII, 1842,

102 -

Die auf dem Fesllande Griechenlands und auf der In- sel Milo lebenden Smaragdeidechsen zeichnen sich durch ihe kolossale Dimensionen aus und sind den dalmatini- schen in dieser Hinsicht ähnlich. Die auf dem Continent (z. B. in Anika, bei Nauplia etc.) beobachteten Individuen dieser Species, beider Geschlechter, waren alle einfarbig, schön grün colorirt. Laut Schreiber sollen jedoch auch verschiedenartig gefleckte und gestreifte Formen daselbst vorkommen. Schreiber diagnosirt sie folgenderweise: Var. c. Supra squamis olivaceis nigris-que aequaliter sparsa. Var, l. Supra griseo-virescens, obscurius marmorata, la- leribus guttis albidis parvis per series duas dispositis. F«r.^. Supra fusco-virescens, corporis lineis tribus late- rumque guttis albidis obscurias limbatis. Subtus albescens.

Diese Varietäten sind von mir in Griechenland nicht angetrolTen worden, dagegen kenne ich aus Milo eine scheinbar noch nicht beschriebene, gleichmässig braun gefärbte Abart 6er Lac. viridis, weicheich als Var. fusca bezeichnen will. Die Smaragdeidechsen auf der Insel Tinos gehören wohl ebenfalls einer besonderen Varietät an. Sie sind nämlich entweder vom hellsten Grün, oder goldgelb gefärbt. Erhards Tropidosaura ahjira wird höchst wahr- scheinlich zu dieser Var. aurata gehört haben.

Die von mir in Griechenland gesammelten, 12 bis 20 cm. messenden, jungen Individuen der in Rede stehen- den Art weisen alle eine braune Färbung der Oberseite auf. Kopf, Rücken und Schwanzoberseite sind dunkel- braun; Unterseite aller Körpertheile grünlich. Was die Zeichnung der jungen Stücke anbelangt, so variirt die- selbe wahrscheinlich je nach den Geschlechtern. Bei den einen durchziehen den Rücken fünf goldgelbe oder weiss- liche, schmale Längsstreifen, von denen das äusscrsle Paar jederseits zum Thcil auf den Schwanz übergeht.

103

Die seillichei), am llinterrande der OhrölTnung ihren Ur- sprung nehmenden Längsslreifen lösen sich oftmals in gelbe Oceili auf, weiche auf einer schmalen hellbraunen Binde geordnet erscheinen. Dieses Jugendgewand ist von Evers- mann in seiner Abhandlung «Lacerlae imperii rossici» *) bildlich wiedergegeben worden. Eversmaun glaubt darun- ter eine Art und zwar Lacerta vittata zu erblicken. Erhards Lacerta quinquevUtata ist zweifelsohne gleichfalls die gestreifte Jugendform der viridis.

Die zweite mir vorliegende Jugendform der Smaragd- eidechse entbehrt der gelben Streifen. Zwei parallel ge- zogene Längsreihen von weisslichen Augenflecken,^ von denen die eine am Vorderrande der Ohrölfnung ihren lirsprung nimmt, die andere aber an der Wurzel der Vor- derextremilälen anfängt, zieren ihre Seilen. Die Miltel- zone des Hückens ist mit kleinen dunkelbraunen Flecken besäet, welche nur sehr wenig von der ebenfalls nahezu dunkelbraunen Grundfärbung abstechen.

Abgesehen von den zahlreichen Fundstellen dieser Ei- dechse auf der Balkan-Halbinsel und von ihrem Vor- kommen in Dalmatien, ist dieselbe aus Südrussland**) aus Cis- und Transkaukasien, aus Klein-Asien, Nord-Per- sien, Syrien und von den Sporaden bekannt. Nur ist es mir aus den mir vorliegenden Angaben der Autore nicht immer klar welche Abarten der viridis speciell im Süd- Osten Europas und in Vorder-Asien einheimisch sind. Es ist leicht möglich, dass unter Lacerta viridis Öfters

*) Nouv. mem. de la Soc. Imper. des naturalistes de Moscou III 1834. S. 358, Tab. 31, Fig. 4.

♦*) Nach Kessler (Vergl. sein Reisebericht aus der Krym im Bul- letin de la Soc Imp6r. des naturalistes de Moscou III, 1878, S. 209) dürfte L. viridis in der Krym fehlen.

101 ~

Lac. strigata gemeint worden ist. Letztere habe ich zu meinem Bedauern seit einem Jahrzehnt nicht wieder- gesehen und bin daher nicht in der Lage meine schon früher ausgesprochene Vermuthung, dass sie eine Ueber- gangsform zwischen viridis und muralis neapolitana sei, zu bestätigen. Ich ersehe aber aus dem Kessler'schen Berichte über seine zoologische Reise nach Transkauka- sien (L c), dass Kessler die strigata als eine in allen Hinsichten bemerkenswerthe Varietät von Lac. viridis betrachtet und dass er sich zugleich zur Annahme neigt «sie sei eine Uebergangsform zur Lacerta agüis» und nicht zur muralis wie ich es vermuthete. Die Kessler'- sehe Vergleichung der strigata mit Lac. agilis gewinnt infolgedessen an Interesse und ich halte es für nützlich den die strigata betreffenden Passus aus dem Russischen ins Deutsche zu übersetzen. Da ausserdem die Fauna der Balkan-Halbinsel jener Südrusslands und Kleiu-Asiens im Grossen und Ganzen ähnlich ist, so wäre es leicht mög- lich, dass die von Kessler aufgezählten Merkmale der strigata dazu beitragen könnten jemanden anzuspornen nach dieser Form in Griechenland zu forschen und die- selbe evenluel auch richtig bestimmen zu können. «Auf Grund eigener und sorgfältiger Untersuchungen bin ich zur üeberzeugung gelangt», sagt Kessler, «dass L. stri- gata Eichw. factisch nur eine Varietät der L. viridis ist, aber in verschiedenen Punkten eine sehr ausge- sprochene. Ich führe hier die Hauptgründe an, welche mich zu dieser Schlussfolgerung bewogen haben».

«Erstens ist L. strigata oftmals in Bezug auf ihr Co- lorit sehr schwer, oder gar nicht von L. agilis zu un- lerschiedon». ,

«Zweitens ist die Reihe der körncrarligen Schüppchen, welche den Discus palpobralis von den Scula suprucilia-

lo:;

ria Irennl, öfters bei weitem nicht vollzählig. Es trifft sich sogar, dass in Allem nur zwei bis drei körnerarlige Schüppchen vorhanden sind. L. agilis weist gar keine derartigen Schüppchen auf».

«Drittens nimmt manchmal die Zahl der Schenkelpo- ren ab; freilich beläuft sich ihre Zahl meistens auf 17 bis 22 jederseits, allein ich besitze unter meinen 20 Exem- plaren dieser Eidechse ein Weibchen, welches aus dem Eriwanschen Gouvernement vom Suchoi-Fontan stammt und von H. Portschinsky erhalten worden ist und wel- ches auf der einen Seite 14 und auf der anderen Seile 12 Schenkelporen aufweist. Ein anderes Exemplar, das von H. Portschinsky aus Elisabethpol mitgebracht worden ist, hat auf der einen Seite 12 und auf der anderen Sei- te 13 Schenkelporen».

«Viertens, sind diejenigen Schuppen, welche die ganze Oberseite des Rumpfes bekleiden bei strigata etwas grös- ser als bei der mehr westlich vorkommenden Form der viridis. Die Querschuppen-Reihe im mittleren Theile des Rumpfes zählt (bei L. strigata) 42 bis 46 Schuppen, während Lac. viridis aus dem Kiewschen und den an- grenzenden Gouvernements 48 bis 52 dergleichen Schup- pen aufzuweisen hat».

«Endlich ist der Schwanz bei L. strigata etwas kür- zer als bei der westlichen Form. Selten übertrifft bei der ersteren die Schwanzlänge die Körperlänge um das Doppelte. Es sind 100 bis 105 Schwanzschuppenringe vorhanden, während bei den Kiewschen Exemplaren der L. viridis der Schwanz zuweilen mehr als doppelt so lang ist wie der Körper. Der Schwanz hat 105 bis 112 Schwanzringe. Nur bei einem Individuum der L. striga- ta, das aus der Umgebung Aslrabads stammt und von Herrn Grimm erhalten worden ist, übertrifft der Schwanz

- lOß -

das Doppelle der Körperlänge und zählt 108 Schwanz- ringe. Von den drei jungen Exemplaren, welche von Herrn Grimm von der Insel Sara milgebracht worden sind,)) fügt Kessler hinzu, «sind zwei, die in ihrer Fär- bung der von Menelries beschriebenen L. quinquevittafa vollkommen ähnlich sehen».

2L Lacerta oxycephala Fitz.

Yar. iiiodcsta m., var. maculata m.

In meiner kürzlich veröffentlichten Arbeit über La- certa oxycephala ") bin ich geneigt gewesen die in mei- nen Herpetologischen Studien ausgesprochene Vcrmu- Ihung über das Vorkommen der spitzköpfigen Eidechse im Orient zu wiederrufen. Zweierlei Gründe haben mich zu diesem Schritt bewogen. Erstens erwies sich, wie ich es schon früher erwähnt habe, die in Conslanlinopei conslatirte Lacerta liieroglyphica Berlhold, welche von Schreiber unter die Synonyme der Lacerta oxycephala versetzt worden ist, als L. muralis neapoUtana, und zweitens erhob sich ein Zweifel **) ob die von Wagner in Transkaukasien erbeutete und von Berthold als Lac. oxycephala bestimmte Eidechse auch wirklich eine spitz- köpfige Eidechse sei. Erst nachdem mir die Gelegen- heit zu Theil wurde die herpetologische Fauna Griechen- lauds in ziemlich erschöpfender Weise kennen zu lernen, vermochte ich es die seiner Zeit von mir ausgesproche- ne Vermuthung hinsichtlich des Vorkommens der in Re-

*) Archiv f. Naturgesch., 46 Jahrg., 3 Heft, S. 257.

**) Vergl. Kesslers Zoologisclie Reise durch Transkaukasien im Jahre 1875, 1. c., S. 165.

107

de ziehenden Art im Südosten Europas aufrecht zu hal- len. Unter den bis jetzt noch leider von niemand ver- wertheteten Schätzen des Athener Museums fand ich nämlich eine Anzahl spitzköpfiger Eidechsen, welche im Jahre 18(50 von Dr. Krüper im Taygetosgebirge (unweit Kalamalas) gesammelt und als Lacertae murales im Mu- seum aufgestellt worden sind.

Die in (iriechenland einheimischen oxycephalae unter- scheiden sich insofern von ihren corsikanischen und spa- nischen Geschvvistern als sie keine Querbinden oder Längs- streifen aufzuweisen haben, sondern entweder einfarbig, fleckenlos sind, oder nur spärlich gefleckt erscheinen. Im letzteren Falle bilden die Flecken 4 oder 6 Längsrei- hen. Kopf und Flxtremitäten erhalten gewöhnlich auf aschgrauem Grunde schwarze Mackeln. Was die Grund- färbung des Rückens der griechischen oxycephcda anbe- langt, so kann ich leider darüber kein ürtheil ausspre- chen, da mir nur ziemlich schlecht conservirte Exemplare zur Verfügung stehen. Hinsichtlich der Kopfbeschilderung hätte ich zu bemerken, dass der griechischen L. oxyce- phala, wie es auch bei der corsikanischen der Fall ist, das Süidum masseterictim fehlt, ferner, dass sie zwei Nasofrenalschilder aufzuweisen hat.

Dem Beispiele Steindachners folgend, können wir Lac. oxycephala in etliche Varietäten sondern, indem wir die Zeichnungselemente in Betracht ziehen. Da diese Art, im Vergleich zu der ihr nahe verwandten Lacerta muralis, sehr wenig variirt, so könnte, meiner Ansicht nach, die Summirung untergeordneter Kennzeichen als Charakteri- stik dienen. Die Kennzeichen der Abarten von L. oxyce- 2)hala würden folgf^nde sein:

Lac. oxycepliala var. modesta mit grünlichgrauem, ein-

108

farbigem Rücken und braunem Pileus.— Fundorte: Dalma- lien und Griechenland.

Lac. oxycephala var, maculata mit kleinen, punktför- migen, schwarzen Mackein auf dem Rücken, braunem, schwarz oder dunkelbraun geflecktem Pileus und schwarz- grau, netzartig gezeichneten Extremitäten.— Fundorte: Dal- matien und Griechenland.

Lac. oxycephala var. reticulata ist diejenige Form, welche ich neuerdings im Archiv für Naturgeschichte ab- gebildet habe und deren Heimath Corsika ist. Sie zeich- net sich durch eine überaus üppig entwickeile schwarze Zeichnung in Form von Querbinden aus, welche durch gegenseitiges Zusammenfliessen öfters ein unregelmässiges Netzwerk bilden.

Endlich ist die vierte bis jetzt bekannte Form der oxy- cephala diejenige, welche Steindachuer in den Sitzb. d. mathem.-nalurw. Kl. LXIF, 1 Abth., S. 336 beschrieben hat und welche ich als var. hispanica bezeichnen will. Die Beschreibung lautet bei Steindachuer folgenderweise: «Der Rücken ist bleigrau, seltener aschfarben, grünlich- grau oder braun. Beim Weibchen kommen in der Regel 4—6 helle Längsbinden vor, welche zuweilen an den Rändern schwärzlich gesprenkelt oder gesäumt sind. Bei den Männchen finden sich fast immer 3 schwarze Längs- binden am Rücken, und jederseits 2 an den Seilen des Rumpfes vor. Die Binden sind fast immer durch sehr kleine, unregelmässige Zwischenräume schwach und unvoll- ständig unterbrochen. Kopf stark zugespitzt und plattge- drückt. Ventralschilder in sechs Reihen. In der Milte der Schläfengegend sehr häufig kein grösseres Schildchen. Jederseits 16—17 Schenkelporen, die nach Innen nicht ganz um die Breite der zwei medianen Bauchschilder-

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Reihen von einander getrennt bleiben.— Fundort: Monte Agudo bei Murcia» *).

Ausser diesen vier Varietäten muss ich noch einer

dalmatinischen, schwarzbäuchigen Form der oxycepliala

gedenken, welche ich in der Sammlung des Herrn De Betta in Verona gesehen habe.

*

25. Lacerta taurica Fall. (1831). Var. peloponnesiaca, var. Rathkel, var. matulata.

SYNONYMIE.

1836. Lacerta peloponnesiaca ßibron et Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Moree III, pag. G6, pl. X, flg. 4.

1836. Lacerta nmralis (in parle) Bibron et Bory de St. Vincent, 1. c.

1839. Lacerta taurica (Pall.) Dum^ril et Bibron, Erpelo- logie generale, t. V, pag. 228.

1832 41. Podarcis taurica Bonaparte, Iconografia del- la Fauna italica 11, Anfibi.

*) Zu meinem Bedauern habe ich mich überzeugen müssen, dass ich in meiner jüngst erschienenen Arbeit über L. oxycephala nicht sämmtliche Autore genannt habe, welche diese Art in ihren Schrif- ten behandehi. Herrn Prof. Brusina in Agram verdanke ich den Hinweis auf die Steindachner'sche Beschreibung der spanischen spitzköpfigen Lacerta. Zugleich erlaube ich mir einige nachträgliche Bemerkungen über die auf den Cauaren lebenden Eidechsen beizu- fügen. Als ich meine Herpetologischen Studien veröffentlichte, war mir nämlich nur ein einziges Synonym der Lacerta Dugcsii bekannt; seitdem, aber, habe ich einsehen müssen, dass diese Art noch meh- rere Synonyme aufzuweisen hat. Sie ist nämlich von Gray in sei-

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I8i5. Zootoca taurica Giay, Cataiogiie of Ihe specics of Lizards in Ihe colleclion of Ihe British Museum, pag. 29.

1851. Lacerta taurica (Pall.) C. Dumeril et Aug. Dume- ril, Cataiogue methodique de la colleclion des re- ptiles, pag. 120.

1858. Lacerta taurica (Pall.) Erhard, Fauna der Cykia-

den, S. 80. 1868. Podarcis taurica (Pall.) de Bella, I rellili ed an-

fibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 35.

1874. Podarcis taurica (Pall.) de Bella, Rellili ed anfibi (in Fauna d'ltalia, I. c.) pag. 27.

1875. Jjacerta taurica {VdiW.) Schreiber, Herpelologia eu- ropaea, S. 423.

1878. Podarcis taurica (Pall.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 68.

Ungeachlel dessen, dass Lacerta taurica Pall. schon mehrmals beschrieben worden isl, scheint sie dennoch wenig bekannt und öfters mit Lacerta muralis verwech- selt worden zu sein. Auch wird die taurica, wie ich es aus Kesslers Zoologischen Reise durch Transkaukasien ersehe, nicht ganz ohne Zweifel als gute Art anerkannt. «Die taurische Eidechse, welche von Pallas zuerst be- schrieben worden ist», sagt Kessler, «ist, wie mir scheint,

ncm »Cataiogue of Lizards in the British Museum" als Teira pun- ctata und von Fitzinger in seiner ^Systema reptilium' als Alsdro- mus maderensis angeführt. Sowohl L. Dugesü als auch L. Galloti sind in der Histoiro naturelle des tles Canaries.parßarkcr-Wabb et Sa- bin abgebildet. Mit Ausnahme von Fig. 5, welche die Duyesii vpr- stellen soll, sind die Abbildungen ziemlich naturgetreu.

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eine gute Art, welche aber sehr ähnlich der Species muralis sieht».^ Die Verschiedenerseils constatirle Aehn- lichiieit der in Rede stehoiiden Eiiiechse, einerseits mit Lacerta muralis, andrerseits mit Lac. agilis und der Umstand, dass die Beschreibungen der taurica, nament- lich in den wesentlichsten Punkten, untereinander nicht übereinstimmen, tragen wohl am meisten dazu bei, dass man sich nicht vorstellen kann, wie Lacerta taurica ei- gentlich aussehen mag. Wir legen bekanntlich bei der, Bestimmung der Eidechsen, neben anderen Kennzeir^hen, ein besonderes Gewicht auf die Zahl der Bauchschilder- reihen und auf die Beschnlfeuheit des Collare. Dem ent- sprechend finden wir auch in den Diagnosen der tauri- ca stets diese Kennzeichen erwähnt. Ausserdem finden wir bei verschiedenen Autoren angegeben, dass die Zahl der longitudinalen Reihen, oder die BeschalTenheit des Halsbandes bei der taurischen Eidechse genügen, um sie von L. muralis zu unterscheiden. So sehen wir z. B., dass die in der Herpetologia europaea im Vordergrunde stehende Diagnose der taurica, unter anderem, folgender- weise lautet: «Collare subdentatum. Scutum abdominalium series octo, extreme multo minores». Lac^ muralis aber, heisst es in dem nämlichen Buche, besitzt nur sechs Bauchschilderreihen und ein ganzrandiges Collare. In dem Kessler'schen Reiseberichte ist das nämliche, bezüglich der taurica, zu lesen. In den Beiträgen zur Fauna der Krym*) gibt Baihke an, dass die am Halskragen zusam- mensitzenden Schilder zwar denjenigen der L. viridis ähnlich- sehen (das Collare wäre also gezähnell!) , dass aber die Schilder der Bauchseile nicht in vierfacher, wie es Pallas behauptet, sondern in sechsfacher Reihe an-

*) Mem. de l'Acad. Imper. des sc. de St. Petersb. III, 1840.

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geordnet sind. Bibron und Bory de St. Vincent theilen wohl die Meinung Rathlves, was die Zahl der Bauchschil- derreihen anbetrifft, sind aber über die Beschaffenheit des Halskragens mit ihm nicht einig. Sie geben nämlich an, dass das Halsband bei L, taurica ganzrandig ist. Bonaparte und De Betta (I. c.) dagegen, behaupten das Halsband sei bei dieser Art leicht gezähnelt. De Betta fügt hinzu, dass diese Art sechs Reihen von ventralen Schildern aufweist. Endlich ist erwähnenswerlh, dass es auf S. 225 der Erp^tologie generale steht, die Lacerfa taurica habe 6 longitudinale Bauchschilderreihen, auf S. 227 desselben Werkes aber werden ihr acht solche Reihen zugeschrieben!*) Bezüglich der Beschaffenheil des Halsbandes widerspricht sich die generelle Herpeto- logie ebenfalls; an dem einen Orte heissl es: «Collier sous-collaire cr^nel^», und an einem anderen Orte ist folgendes zu lesen: «Le demi-collier sous-collaire se com- pose de neuf ä onze sculelles, assez grandes quadrilate- res et imbriquees de dehors en dedans sur la mediane d'une maniere un peu oblique, ce qui donne un bord libre du demi-collier l'apparence dentelee ou cr^nel^e». Exemplare der Lac. taurica zu erhallen und ihre Kennzeichen kennen zulernen war eine meiner Aufgaben während meines Aufenthaltes in Griechenland. Zu mei- nem Bedauern habe ich aber diese Art nicht in genü-

*) Die Erpötologie generale ist von ähnlichen Widersprüchen tiberfüllt, was genügend bekundet, mit wie wenig Liebe und Sorg- falt Dumeril und Bibron an ihrem grossen "Werke gearbeitet haben. Ganz und gar dieselbe Unordnung, die in der Erpetologie generale vorhanden ist, tritt, wie ich es zu meinem grossen Bedauern einge- stehen muss, in der Pariser herpetologisehen Sammlung, welche bekanntlich Jahre lang unter der Verwaltung Dumeril und Bibrons gestanden hat, zu Tage.

na- gend grosser Anzahl lebend erhallen können und bin in- folgedessen nicht in der Lage alle Farbenvarietäten die- ser Art zu nennen, glaube jedoch etliche, charakteri- stische Merkmale, namentlich in Bezug auf die Beschil- derung dieser Species geben zu können.

Der Körperbau bei L. taurica ist, wie es bereits meh- rere Autore hervorgehoben haben, nur theilweise dem der L. agüis und L. muralis ähnlich. So ist z. B. die Kopflänge bei taurica bedeutend kürzer als bei mura- lis^ aber länger als bei der Zauneidechse. In der Wan- gengegend erscheint der Kopf höher als bei muralis, aber niedriger als bei agilis. Die vordere Partie des Kopfes ist kurz, etwa wie bei agüis, erscheint aber dabei all- mälig zugespitzt, verschmälert, ähnlich wie es bei L. muralis der Fall ist. Die Kopflinien bei Lac. taurica, sowohl bei der Profilansicht als auch von oben gesehen, sind viel regelmässiger als bei Lac. agilis und erinnern eher an die muralis, sind jedoch insofern verschieden, als sie Biegungen aufweisen, welche durch die, der L. taurica so charakteristischen Wölbungen an gewissen Kopfschildern vorursacht werden. Betrachten wir den Kopf einer Mauereidechse, sei es von der Seite oder von oben, so nehmen wir wahr, dass die Kopflinien (un- terhalb des Ohres angefangen bis zur Spitze der Nasen- löcher und vom äussersten Rande der Parietalien eben- falls bis zu den Nasenlöchern) sich in ziemlich gerader Richtung hinziehen; nur oberhalb der Augengegend be- merken wir eine Biegung der Linien, welche dadurch verursacht wird, dass der Discus palpebralis hervorsteht. Sowohl die Scheitelschilder als auch die Frontoparietal- schilder, das Stirnschild und der vordere Theil des Pi- leus liegen bei Lac. muralis auf gleicher Fläche. Bei taurica dagegen, gehört die hintere und die vordere Par-

8

114 -

tie des Pileus zwei verschiedenen Flächen an. Es treten hier oberhalb der Orbita (bei der Seitenansicht des Kop- fes) zwei, einen stumpfen Winkel bildende, Linien in Contact, von denen die eine sich an den äussersten Rän- dern der Parietalschilder und des 4-ten und 5-ten oberen Augenschildes hinzieht, die andere aber, vom äussersten Rande des 8-ten* Supraocularschildes anfangend, sich an der äussersten Grenze das Frontonasalschiides hinzieht und etwa am Nasenloche endet. Während die erste Linie in gerader Richtung läuft, erleidet die zweite eine Biegung in der luternasalgegend, und zwar dadurch, dass das Inter- nasale bei der taurica eine starke Wölbung bildet, welche dem Thierchen das Aussehen gibt, als hätte es einen Auswuchs auf seiner Schnauze. Der in der Wangenge- gend bereits breite Kopf^ welcher an die agilis erinnert, geht in einen noch breiteren Hals über. Wir müssen daher in der Charakteristik der taurica, wenigstens de,, griechischen, stets erwähnen, dass der Kopf bei dieser Art, namentlich beim Männchen, durch keine Halsein- schnürung vom Rumpfe getrennt ist, wie es bekanntlich sonst bei den Lacerlen meistens der Fall ist. Der Um- fang des Rumpfes ist bei taurica weniger gross als bei agilis, jedoch bedeutend grösser als bei muralis. Sowohl der Rumpf als auch die Extremitäten sind bei taurica kürzer als bei letzteren. Folgende Körpermessung einer männlichen taurica von mittlerer Grösse kann eine Vor- stellung der Maassverhältnisse bei dieser Species geben:

Totallänge des Thieres 220 mm.

Länge des Kopfes 14 V^ mm.

Umfang des Kopfes an der breitesten Stelle

(in der Wangengegend) 35 V5 mm.

Grösstc Kopfbreile 11%— 12 mm.

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Grösste Höhe des Kopfes 9 mm.

Breite des Pileus (oberhalb der Augen) 7 mm.

drossle Breite der Schädeldeclve 8 mm.

Schwanzlänge 136 mm.

Die Kopfschilder bei L. taurica sind bereits in befrie- digender Weise beschrieben worden. Es bliebe nur noch hervorzuheben, dass die Kopfschilder durch starke Ver- tiefungen von einander getrennt sind und dass sie stark gewölbt erscheinen. Die Wölbungen, welche an den Supralabialien zu Tage treten, verleihen dem Kopfe ein etwas plumpes Aussehen. Ausserdem erscheinen die Ober- lippenschilder öfters an ihren freien Rändern schwach gezähnelt. Die schwachen Wölbungen, welche die gros- sen Schläfenschikler aufweisen, lassen sie besonders scharf hervortreten. Das vordere Augenschild, welches bei der Mauereidechse nur ein unanselmliches Schildchen ist, erscheint bei der taurica von bedeutender Grösse, schneidet sich mit seiner vorderen abgerundeten Seite in das Frenooculare ein und ist scheinbar eine Verlän- gerung des oberen und vorderen Endes des 5-ten Sub- ocuiarschildes. Die drei Postocularschilder treten bei der laurischen Lacerta stark hervor. Sie sind in einer Linie angeordnet, umgrenzen die Augenhöhle sammt ihren Sub- und Postorbitalschildern und stossen oben am vorderen und äusseren Ende der Parietalia an eine Reihe von 4 ähnlichen Schildern, welche die Scheitelplalten seitlich umgeben. Zwischen dem obersten Postocularschilde, dem Parietale, dem vierten Supraoculare und den Postorbita- lia befindet sich ein grosses Schild, das man als Angu- lare bezeichnen könnte.

Der Halskragen bei der taurica sieht demjenigen der L. muralis ähnlich. Er ist nämlich ganzrandig und be- steht aus 9 Plättchen.— Der Bauch hat in jeder Quer-

8*

llß

reihe nur 6 breite Platten; die beiden mittleren Längs- reihen bestehen aus etwas lileineren Tafeln als die übri- gen. Diejenigen Autore, welche der taurica 8 longitudi- nale Bauchschilderreihen zuschreiben, werden wohl die, an den äussersten Serien liegenden, kleinen Schildchen, welche ich als Pseudogastrostega bezeichne und welche den üebergang der grösseren Schuppen auf den Rumpf- seiten zu den Bauchplalten bilden—, mit eingerechnet haben. Diese Pseudogastrostega weisen die meisten La- certen auf; sie sind sogar bei der Art muralis viel grös- ser als bei Lac. taurici und bilden öfters ein viertes Paar von ächten Bauchschilderplatten.— Ich zähle bei taurica 25 Querreihen von Gastrostega und 25 grössere und 6 bis 7 kleinere Schilder, welche das Brustdreieck bilden. Es sind ferner 107 bis 111 Schwanzringe vor- handen. Auf der Oberseite und auf den Seiten des Schwanzes sind die Schüppchen ganzrandig; an der Schwanzwurzel ganz glatt, gegen die Mitte zu gekielt und gegen das Schwanzende mit scharfen Kielen ver- sehen. Auf der Unterseile des Schwanzes sind vorn die Schuppen zugespitzt, am Ende des Schwanzes aber sind sie an ihrem freien Ende etwas abgerundet. Die Zahl der Schenkelporen beläuft sich auf 21.

Was die übrigen Rennzeichen anbelangt, so hätte ich nichts hinzuzufügen und gehe also zur Beschreibung des Farbenkleides über. Es liegen mir drei Formen vor. Bei der ersten ist die Grundfarbe schwarz oder dunkelbraun. Über den Bücken und auf den Seilen laufen fünf weis- se, gelblichweisse oder hellbraune Längsbinden hin. Eine von diesen Binden nimmt die Mittellinie des Rückens ein und spaltet sich vorn in zwei A estchen; die zwei ihr zunächst liegenden stehen in der Breite der Kopf- schilder ab und geheU; ähnlich wie es bei der mittleren

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Binde der Fall ist, auf den Schwanz über; endlich neh- men die auf den Seilen befindlichen Binden ihren Ur- sprung von dem unter dem Auge gelegenen Supralabiaie um in der Gaudalgegend zu verschwinden. Die Schädel- decke ist nussbraun, dunkelbraun punktirl. Die äusseren Parietalränder sind weisslich, die Schläfen dunkelbraun, die vorderen Seitenlheile des Kopfes hellbraun mit einem Stich ins Grüne. Gegen den Bauch zu hellt sich die Grundfärbung des Oberkörpers auf, sie erscheint mei- stens graubraun. Auf der Oberseite des Schwanzes wech- seln schwarze und braune Längsstreifen mit weisslichen Binden ab. Die oben braunen oder braungrauen Extre- mitäten weisen etliche helle Ocelli und schwarze Punkte auf. Die unteren Körpertheile bei dieser Varietät sind weisslich, öfters rölhlich angehaucht. Die Kehle und die vorderen Schilderreihen der Brustgegend neigen sich in's Grüne. Die 1-ste longitudinale Bauchschilderreihe ist grau colorirt.

Diese schöne Varietät habe ich in Nauplla gefangen Sie soll ebenfalls in der Umgebung von Neu-Korinth und im Taygetosgebirge einheimisch sein. Sie ist bereits von Bory de St. Vincent und Bibron beschrieben worden. Ich bezeichne sie daher als Var, peloponnesiaca Bibr. Bory, bemerke aber zugleich, dass die Abbildung, welche die erwähnten Autore gegeben haben, der schwarz und weiss gestreiften Abart der L. taurica keineswegs ähnlich sieht. Die Farbenauswahl und die Vertheilung der Farben auf diesem Bilde stimmen auch nicht im mindesten mit dem Text der Expedition scientifique de Moree über- ein; denn im Texte lesen wir: «le dessus du corps est noirätre, avec six raies blanches»; Fig. 4 auf Taf. X dagegen stellt uns ein dunkelgrünes, hellgrünn gestreif- tes Thier dar!

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Die zweite mir vorliegende Varietät, weiche gleich- falls im Taygetosgebirge und ausserdem auf der Insel Greta vorkommt, ist viel einfacher gekleidet. Auf grau- grünem Grunde der Oberseite des Körpers erblickt man 5 grauschwarze Bänder, welche aus untereinander ver- bundenen, zackigen Flecken bestehen. Oberhalb »des Au- ges nimmt jederseits ein weisses Band seinen Ursprung und zieht sich, die Rückenregion von den Seiten tren- nend, bis zum Schwänze hin. Diese Abart ist es, welche Rathke auf der Südküste der Krym beobachtet und in seinen «Beiträgen zur Fauna der Krym» beschrieben hat. Ihm zu Ehren benenne ich sie Var. Batkkei,

Die bei der Batkkei erwähnten weissen Rückenstrei- fen können jedoch öfters gänzlich fehlen, dabei erscheint die dunkle Zeichnung der Oberseite viel schärfer. Diese nur schwarz gefleckte Form bezeichne ich als Var. ma- culata.

lieber den Veibreitungsbezirk der Lacerta taurica lässt sich zur Zeit nur wenig sagen. In Griechenland scheint sie nur im Peloponnes häufig zu sein. In Attika vermisst man sie gänzlich. Im Norden Griechenlands dürfte sie aber vorkommen, da ich etliche Stücke dieser Art, aus dem Balkangebirge stammend, im Museum zu Athen auf- bewahrt gesehen habe. Nach De Betta soll sie auf den Jonischen Inseln, namentlich auf Corfu, angetroffen wor- den sein. Auf den Cykladen, wo die taurica nach Er- hard einheimisch ist, habe ich sie nicht finden können. Exemplare dieser Art aus Greta besitzt das Museum zu Florenz —lieber das angebliche Vorkommen dieser Ei- dechse in Sicilien hätte ich zu bemerken, dass die aus Sicilien stammenden, im Pariser Museum sub N^ 2362 aufgestellten Lacertae tauricae von Dumeril und Bibron nichts anders sind, als neapolitanische Mauereidechsen.

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Gray wird wohl die Bibron'schen tauricae im Sinne ge- habt haben als er unter den Fundorten dieser Art auch Sicilien erwähnte (I. c). Seitdem ich diese Erfahrung ge- macht habe, zweifle ich ob Lacerta taurica in Gello vorkommt. Die betreffende Eidechse aus Gello, von der Giglioli in seinen «Beiträgen zur Kenntniss der Wirbel- Ihicre Italiens»*) spricht, ist allerdings von mir selbst als Lac. taurica bestimmt worden, und zwar, da ich damals noch nie eine taurica gesehen hatte, lediglich auf Grund der mir vorgelegenen Beschreibungen dieser Art. Dass sich aber nach den existirenden Beschreibungen L, taurica nicht gut bestimmen lässt, habe ich bereits zu beweisen gesucht.

Der Verbreitungsbezirk der L, taurica erstreckt sich mehr gegen Osten hin. So z. B. ist sie in der Krym, namentlich an der Südküste''*) und an der südöstlichen Küste, in den Kaukasusläodern ***), in Transkaukasi- en ****), in Klein-Asien f) und in Persien ff) constatirt worden. Nach Kessler soll jedoch das Vorkommen der

*) Archiv für Naturgeschichte 1879, S. 93.

*•) Kessler, Reiseberichte aus der Krym (im Bulletin de Moscou

1878, J^ 3, S. 209).

***) Schreiber, Herpetologia europaea, S. 423.

•*♦*) De Filippi, Note di un viaggio in Persia nel 1862. Milano 1865.— Camerano beschreibt die von De Filippi aus Trapezunt und aus Tiüis mitgebrachten und als Lacertae tau/ricae in seinem Reise- berichte erwähnten Eidechsen als Lacertae depressae (Atti della R. Academia delle Scienze di Torino, Vol. 13, Vergl. auch meine Her- petologischen Studien im Archiv für Naturgeschichte, 45 Jahrg. I. Bd., S. 306).

t) Das Museum zu Athen besitzt ächte tawicae aus Smyrna. tt) Dum^ril, Catalogue methodique de la coUection des reptiles, pag. 120.

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taurica sowohl im Norden Klein-Asiens als auch in Trans- kaukasien noch nicht bestimmt bewiesen sein. Ich will hinzufügen, dass Bianford diese Species in Persien, wo sie nach A. Dumöril vorkommen soll, nicht angetroffen hat. In seiner «Iconografia della Fauna italica» gedenkt Bonaparte des Vorkommens der L. taurica im Orient, bezeichnet jedoch leider nicht die Fundorte. Er sagt nur: «La ricevemmo dal Chersoneso, dalla Morea, dalle isole

Jonie, e da altre piu orientali del Mediterraneo ma

non avendo potulo rinvenirla giammai fra le tante mi- gliaja di Lucertole, che abbiamo ottenulo da ogni ango- lo di tulta Italia, e delle sue isole, ne petendo concede- re che i nomerosi esemplari *) raccolti dal Bibron in Sicilia e da lui mostratici sotlo il di bei nome in Pari- gi, le appartengano veramento essendosi, sembrati piuto- sto della Podarcis muralis».

Höchst wahrscheinlich kommt die laurische Eidechsen- art auf der Insel Cypern vor und ich bin geneigt an- zunehmen, dass die von Unger und Kolschy auf dieser Insel gesammelten Zauneidechsen eigentlich Lacertae tauricae heissen müssten. Dass Lac. agilis auf Cypern einheimisch sei, glaube ich nicht; ihr Verbreitungsbezirk wird sich wohl kaum so weit nach Süden erstrecken. Falls die Vermuthung einiger Autore richtig ist, dass Günthers in Jerusalem und am todten Meere vorkom- mende Lacerta laevis als Synonym zu Lac. agilis ge- hört, so würde sich allerdings der Verbreilungsbezirk der Zauneidechse viel weiter südlich erstrecken, als ich es von vorn herein zugeben möchte. Lacerta agilis habe ich

*) Von der angeblich sicilianischen taurica habe ich nur ein ein- ziges Exemplar im Pariser Museum aufgestellt gefunden.

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weder während meiner Reise in Griechenland angetrof- fen, noch in den Museen zu Athen und Taloi gesehen. Dass LaceHa vivipara auf Cypern (Vergl. IJnger und Kotschy: Die Insel Cypern) constalirl worden ist bedarf ebenfalls der Bestätigung. Ich glaube eher, dass eine Ver- wechslung mit Ophiops elegans oder einer anderen La- certiden-Art statt gefunden hat. Zum Schluss will ich erwähnen, dass das Pariser Museum eine als ataurica» bestimmte Eidechse von den Ganaren besitzt!

26. Lacerta muralis Laur. (1768).

a. subsp. neapolitana Bedr. (1874).

b. subsp. fusca Bedr. (1878).

S Y N 0 N Y M I E.

1836. Lacerta muralis (Latr.) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Mor^e III, pag. 66, (ex parte).

1855. Podarcis Merremii Fitzinger, Versuch einer Ge- schichte der Menagerie des österreichisch-kaiser- lichen Hofes, S. 652.

1855. Podarcis Merremii var. maculata, Fitzinger 1. c, S. 652.

1858. Lacerta muralis (auct.) Erhard, Fauna der Cy- kladen, S. 80).

1866. Lacerta Merremyi (Schz.) Erber, Ergebnisse der diesjährigen Reise nach Griechenland in Verhandl. der k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVI, S. 825.

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8167. Lacerta Merremii (Fitz.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, I. c, XVII, S. 855.

1868. Podarcis muralis (Wagl,) de Bella, I reltili ed anfibi de! Regno della Grecia, 1. c, pag. 38.

1872. Lacerta muralis (Laur.) Leydig, Die in Deulsch- land lebenden Arten der Saurier, S. 235.

1875. Lacerta muralis (Laur.) Schreiber, Herpetologia europaea, S. 415, 419.

1876. Lacerta muralis var. archipelagicay v. Bedriaga, Die Faraglione-Eidechse. Eine Erwiderung an Herrn Prof. Th. Eimer, S. 18. (Heidelberg.)

1877. Lacerta muralis archipelagica (Bedr.) Braun, La- certa Lilfordi und Lac. muralis in d. Arbeiten aus dem zoolog.-zootom. Institut in Würzburg, IV, S. 52.

1878. Podarcis mmdlis (Wagl.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 68.

1878. Lacerta muralis^ Brehms Thierleben. Kriechthierc, S. 171.

1879. Lacerta muralis neapolitana v. Bedriaga, Herpeto- logische Studien im Archiv für Naturgeschichte, 45 Jahrg., 1 Bd., S. 285.

1879. Lacerta muralis fusca v. Bedriaga, Herpetologische Studien, 1. c, S. 302.

1879. Lacerta muralis var. fusca de Bedriaga, Memoire sur les Varietes europeennes du l^zard des mu- railles im Bulletin de la Soc. Zool. de France, IV, pag. 217.

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1879. Lacerfa muralis var. archipdaglca de Bedriaga, I. . c, pag. 227.

1. Subsp. fusca. Dass die braune Mauereidechse in Griechenland vorkommt, habe ich zur Zeit, als ich meine Herpetologischen Studien veröffentlichte, nur aus der Abhandlung De Betlas «I rettili ed anfibi del Regno del- la Grecia> schliessen können. Was die Verbreitung die- ser Eidechse auf den griechischen Inseln anbetrifft, war ich geneigt anzunehmen, dass sie daselbst, wenigstens auf den Cykladen, fehlen dürfte und zwar aus dem Grun- de, dass sie bekanntlich weder von Erhard noch von Erber für diese Inseln aufgeführt wird. «Eidechsen aus der Gruppe der Lacerta muralis, die man noch in Ober- italien unter schlichtem braunem Gewände sieht,» sagt Erhard *), «prangen hier in feurigem Azurblau, und bil- den dennoch keine verschiedene Art».

Während meines Aufenthaltes in Griechenland und auf den Cykladen habe ich mehrere von Lacerta muralis subsp. fusca bewohnte Localitäten entdecken können und bin auf diese Weise in die Lage gekommen, das schon Bekannte über die geographische Verbreitung sowohl der braunen als auch der anderen Mauereidechsen zu ver- vollständigen und dadurch meine Studien über die grosse und interessante Gruppe der Lacerta muralis Laur. in den gewünschten Rahmen einzufassen und abzuschliessen.

Auf dem Festlande Griechenlands kommt subsp. fusca überall vor, sowohl im Norden als auch im Süden, so- wohl im Gebirge, beispielsweise auf dem Parnass, als auch in der Ebene, z. B. in der Eleusischen. Braune mu'

*) Fauna der Cykladen, S. 70.

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rales fuscae mit feuerrother Unterseite (Vergl. Expedition scientifique de Mor^e, pag. 66) habe ich am häufigsten am Fusse des sog. Turkovuni bei Athen gefangen. Sie zeichnen sich durch ihre geringe Grösse aus.— Auf den Cyiiladen ist die fusca ebenfalls der gemeinste Saurier. Auf Syra, Tinos, Mykonos, Phanar, Seriphos und Milo habe ich ihrer eine grosse Anzahl gesehen. Die von der Insel Andros stammenden und im Athener Museum con- servirten Individuen dieser Unterart zeichnen sich durch ihre bedeutende Grösse und durch ihre grossen Schläfen- schilder aus. In grossen Massen ist Lacerta muralis fusca auch auf der kleinen, zwischen Attika und Negro- ponte liegenden Inselgruppe Petali anzutreffen. Die mir durch Herrn Munter von dorten zugesandten Stücke ha- ben auf ihrer Bauchseite entweder einen gelblichen oder röthlichen Anflug, oder sind sie unten orangenroth colo- rirl. Die auf Mykonos einheimische fusca erscheint punk- lirt und gestreift oder nur punktirt. Da die braune Mau- ereidechse von Erhard in seiner Fauna der Cykladen für diese Inseln nicht erwähnt worden ist, so steht die Ver- muthung nahe, dass er sie für Notopholis moreotica ge- halten hat.

2. Subsp. fusca var. milensis. Diese hübsche Far- benvarietät habe ich auf der Insel Milo beobachtet. Die Oberseite des Kopfes, die Mittelzone des Rückens und der Schwanz erscheinen hellnussbraun. Graue Ocelli, oder, in selteneren Fällen, dunkelbraune Punkte, lassen sich auf der Rückenzone unterscheiden. Die Seiten des Rum- pfes und des Kopfes erhalten auf gelbem oder grüngel- bem Fond schwarze Querbinden. Etliche blaue Ocelli zieren die Seiten und treten an den Wurzeln der Vor- derextremitäten besonders scharf hervor. Blaue und grü- ne Flecken bedecken die äussersten longiludinalen Bauch-

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schilderreihen. Der Bauch und die Kehle erhallen auf bläulichem Grunde eine Anzahl schwarzer würfelarliger Flecken. Die Unterseite des Schwanzes weist einen röth- lichen Anflug auf. Die Körperform und Körpermaasse dieser Art sind dieselben wie bei subsp. fusca.

3. Var. Erhardii. Diese der muralis fusca ähnlich sehende Mauereidechse, habe ich von der Insel Sehri- phos erhalten. Sie hat oben, auf graubraunem Grunde, drei oder vier gelbgrüne Streifen, welche in der Hals- gegend aber intensiv citronengelb erscheinen. Die Kehle ist gleichfalls citronengelb, der Bauch schmutzig weiss. Die äussersten, longitudinalen Bauchschilderreihen sind blaugrün. Sowohl die Halsband-Plättchen als auch das Massetericum und das Tympanale zeichnen sich bei die- ser Varietät durch ihre geringe Grösse aus.

4. Suhsp. neapolitana. Mit alleiniger Ausnahme At- tikas und der Insel Milo, habe ich die neapolitanische Mauereidechse überall auf dem Festlande Griechenlands und auf den Cykladeu ebenso häufig angetroffen wie die subsp. fusca. In Bezug auf die Färbung hätte ich zu be- merken, dass bei der auf Tinos, Syra und Phanar vor- kommenden muralis neapolitana der vordere Theil des Rückens, und zwar meistens nur in der Halsgegend, grün colorirt ist, während die hinteren Theile graÄraun oder graugrün gefärbt erscheinen.

Die von Erber (1. c.) auf Rhodus beobachtete Lacerta Merremyi stellt zweifelsohne unsere subsp. neapolitana vor. Diese Unterart ist ebenfalls im Balkangebirge und zwar gesellig mit subsp. fusca und Ophiops elegans von Dr. Krüper constatirt worden.

Mauereidechsen, welche «in feurigem Azurblau pran- gen», wie es Erhard angibt, habe ich auf den grösseren Cykladen nicht zu sehen bekommen. Möglicherweise be-

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wohnen diese Erhard'schen Eidechsen, wie wir es an- derswo liennen gelernt hahen, auch hier nur kleine Fel- seninseln, die ich leider nicht alle erforschen konnte. Erhard führt in seinem Buche folgende Varietäten auf:

Var. a) Die Varietät mit grasgrünem Rücken und Sei- ten und fünf Längsreihen schwarzer Flecken. Bauch und Brust sind orangenroth. Kehle und Hals grau, untere Kinnlade gummiguttgelb. Drei weisse Binden laufen über den Bauch; über die Seiten orangerolhe, blaue und gelb- grüne Flecken.

Var. ß) Die Varietät mit schwarzem Bauche und Schwänze, schwarzen, grüngefleckten Schenkeln, schwar- zem Rücken mit grünen Fleckenreihen *).

Var. y) Eine Varietät mit rothbraunem Rücken und Schwänze, grünem Halse und Kopfe, gelber Unterseile; an jeder Seite des Leibes mit 5 sehr grossen Kobalt- blauen Tropfen geziert, die beim Athmen des erregten Thieres eine brennende Azurfarbe annehmen. Diese Va- rietät ist die grösste und erreicht bis 10" Länge.

Späteren Reisenden sei es überlassen, die unzähligen kleinen Eilande, welche fast jede grössere Insel der Cy- kladen umgeben, zu erforschen und die Schätze, welche sie sicherlich bergen, wissenschaftlich zu verwerlhen. Namentlich in saurologischer Hinsicht wäre dies höchst interessant und wünschenswerth.

Behufs Erleichterung des Studiums der Mauereidech- sen und hauptsächlich um den zugegangenen Anfragen Folge zu leisten, will ich hier, als Nachtrag zu meinen Arbeiten über Lacertae murales, eine llebersicht der bis jetzt bekannt gewordenen Formen dieser Art geben.

*) = Var. archipelagica m. (Vergl. v. Bedriaga, Die Faraglione- Eidechse etc. S. 18).

127

Beifolgende Zusammenstellung entspricht der, von mir in meinen Herpetologischen Studien und in meiner kürz- lich im Bulletin de la Sociale Zoologique de France er- schienenen «Memoire sur les variet^s europ^ennes du lözard des murailles» angedeuteten und in der Einlei- tung der gegenwärtigen Arbeit ausführlicher erläuterten Methode bezüglich der Eintheilung der Species in Sub- species und Varietäten.

Lacerta moralis Laur. 1768 (Species).

Gruppe A. (Vergl. die Diagnose im Bulletin Soc. Zool. d France 1879, pag. 201).

I. muralis Laur. subsp. neapolitana de Bedr. 1874.

albiventris Bonap.

siculus Bonap.

ventromaculata od.nigriventris Bonap.

campestris de Betta.

elegans Eimer.

insulanica m. *)

livorniensis m. **) etc. etc.

Habitat. Italien, Corsica, Sardinien, Sicilien, Dalmatien, Griechenland, Cykladen, Südrussland, Türkei, Klein-Asien, Cypern und Tunis.

a. faraglioniensis m. (Habitat. I Fa- raglioni-Felsen bei Capri).

b. Latastei m. (Habitat. Insel Ponza).

c. ßflensis m. (Habitat. Filfla, Fel- sen-Insel bei Malta).

d. viridiocdlata m. (Habitat. Capri und Messina).

üntervarietäten:

Varietäten:

*) = sous-vari6t6 f (Bulletin Soc. zool. de France 1879, pag. 205. **) = sous-varietä g (1. c).

ÜDlervarieläteD:

128

Gruppe B. (Vergl. die Diagnose im Bulletin Soc. zool. de France 1879, pag. 212).

11. muralis Laur. subsp. fusca de Bedr. 1878.

praticola Eversm. alhiventris aut. flaviventris aut. ruhriventris aut. nigriventris aut. '

kispanica m. *) etc. etc.

Habitat. Frankreich, Pyrenäische Halbinsel, Corsika, Sar- dinien?, Italien, Sicilien, Deutschland, Schweiz, Oesterreich, Türkei, Griechenland, Cykladen, Kaukasus, Transkaukasien, Persien, Türkisch- Armenien, Syrien und Algier.

a. Rasquineti m. (Habitat. La Deva, eine Felseninsel bei Aviles).

b. flaviundata m. (Habitat. Rom.).

c. Erhardi m. (Habitat. Seripho).

d. müensis m. (Habitat. Milo).

e. tdepressä Cam. (Habitat. Tiflis und Trapezunt) **).

f. IPortschinsckü Kessl. ( Habitat. Umgebung von Tiflis ***).

Varietäten:

*) «" sous-variet6 e (1. c).

**) Camerano, Descrizioni di una nuove specie del genere Podar- cis Wagl in Atti della R. Accademia delle scienze di Torino, Vol. XIII. Vergl. auch meine Herpetologische Studien im Archiv für Naturgeschichte Bd. 45. S. 36.

***) Kessler, Zoologische Reise durch Transkaukasien im Jahre 1875 in den Arbeiten der St. Petersb. naturforschenden Gesellschaft VIII, S. 160. Vergl. auch meine Herpetologischen Studien, 1. c.

/^

J2<)

liruppc C. (Vergl. I)i;ignose im !5ullolin Soc. zool. do France 187J), pag. 220).

Il[. muralis Laiir. subsp. hdearlca de Bedr. 1870.

Varietäten:

[ a. Lilfordi Gthn. (Ilabital. Isla del

Ayre).

b. GiglioUi m. (Habilal. Isla del Dra-

goneras).

Gruppe D. (Yergl. Diagnose im Bulletin Soc. zool. de France 1879, pag. 219).

IV. mumlis Laur. subsp. Bruggemanni de Bedr. 1879. IJitbilat. Spezia.

Lacerta mumlis Laur. umfasst somit 4 Subspecies, 10—12 Varietäten und eine beträclitliche Anzahl Cnter- varietäten. Von diesen vier Subspecies bildet die Brug- gemanni eine üebergangsform von der Unterart nmiwli- t-ana zur /ksca. Die Gruppe G ist eine insularische Sec- tion der mtir'cdis.

ORD. OPHIDIA.

Fam. T y p h 1 0 p i d a e. Gen. Typhlops Schneid.

27, Typblops lumbricalis Daud. (1803).

SYNONYMIE.

1820. Tiiplilops vermmilaris M er rem, Ten tarnen syste- matis amphibiorum, S 158.

1836. Typhlops flaveecens Bihron et Bory de St, Vin- cent. Expedition scientifique de Mor6e III, png. 72.

184 i. Typhlops vermicidaris Dumeril et ßibron, Erfieto- logie generale, t. VI, pag. 306.

9

130

18iü. Ärgyrophis vermicularis Gray, Calnlogiic of Ll- zards in Ihe Britisch Museum of London, pag. 137.

1868. Typlüops vermicularis (Merr.) de lletta, l reltili ed anfibi del Regno della Grecia, pag. 48.

1873. Typlüops vermicularis (Merr.) Strauch, Die Schlan- gen des Russischen Reichs in Mem. de TAcad. Imper. des sciences de St. Petersb., Vlll-me Se- rie, t. 21, N^ 4, S. 27.

1875. Typlüops lumhricalis (Daud.) Schreiber, Merpelo- iogia euro|)aea, S. 3 IG.

1878. Typlüops vermicularis^ Brehms Thierleben. Kriech- Ihiere, S. 292.

1878. Typlüops vermicularis (Merr.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 71.

1880. Typhlops vermicularis (Merr.) Böltger, Studien an palaearklischen Reptilien und Amphibien in 19, 20 u. 21 Bericht d. Offenb. Vereins f. Natur- kunde, S. S9.

Das Vorkommen des Typlüops lumhricalis Daud. ist sowohl auf dem griechischen Festlande als auch auf ei- nigen griechischen Inseln, bereits mehrfach nachgewie- sen worden. Die Mitglieder der französischen Expedition fanden diese wurmahnliche Schlange bei Akrokorinlh, bei Troizen und auf der Insel Naxos, De Betta erhielt sie aus Corfu, (iray führt sie in seinem Cataloge für die Insel Salamis an, Dr. Krüper fand sie in Aetolien, In- speclor Münler entdeckte sie neuerdings in Taloi und ich selbst besitze Fxeinplare dieser Schlange aus der Umge- bung von Athen und zwar aus Amarusi oder Mavrusi. Alsdann erhielt Böttger kürzlich einen Typlüops lumhri- calis aus Euboea.

Aus dem Frberschen Berichte über seine Reise nach Rhodus (I. c.) ersehe ich, dass diese Art auf Rhodus einheimisch ist. Auf Cypern soll sie gleichfalls beobach-

- 131

tet Worden sein (Vergl. Die Insel Cypern von Ünger und Kolschy). In Transkaukasien, an clor Oslküsle des Ka- spischen Meeres (Halbinsel Mangysclilak), in Klein-Asien und in Syrien scheint der TypJtlops lumhricalis sehr ver- breitet zn sein (Vergi. Strauchs Schlangen des Russi- schen Reichs, I. c, S. 27, 28).

Farn. P e r 0 p 0 (1 a e. Gen. Eryx Daud.

28. Eryx jaculus L (1858). subsp. furcicus Oliv. (?).

S Y N 0 N Y M I E.

1803. Eryx turcicus, Daudin, Ilistoire naturelle des rep- tiles, t. VII, pag. 2{;7.

1820. Eryx turcicus, Merrem, Tenlanien systematis amphibiorum, S. 8.'».

1821. Fseudohoa turcica, Schneider, Heylrag zur Klassik ficalion und kritische Uebersicht der Arten aus der Gattung der Riesenschlangen (Boa) in den Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissen- schaflen zu Münclien VII, S. 129.

1834. Eryx turcicus (Oliv.) Reuss, Zoologische Miscellen (Fortsetzung) in Museum Senckenbergianum. Rd. 1. S. 127, (Frankfurt a. M.).

1836. Eryx jaculus (Daud.) Bibron et Rory de St. Vin- cent, Expedition scienliüque de Moree Hl, pag. 7ü.

1841. Eryx turcica, Fiedler, Reise durch alle Theile dOs Königreichs Griechenland, II, S. 283*

1844. Eryx jaculus (Daud.) Dumeril et Bibron, Erpeto^ logie generale, t. VI, pag. 4G7.

18 i9. Eryx jaculus, Gray, Cataloguc of the specimcns of snakes in the collection of the British Museum, pag. 109 (London).

9*

132

IS'ii). Ery.c turcica (Daiui.) Filzingcr, Versucli einer Geschichte der Menagerie des öslerreichisch-kai- serl. Hofes, i. c, S. 650. 1860. Eryx turäcus (C.) Leunis, Synopsis der drei Na- turreiche, S. 325. 1802. Erijx jaculus (L.) Strauch, Essai d'une erpetolo- gie de TAIgerie in M6in. de i'Aca(\ Imper. des Sciences de St. Petersb. Vlll-me Serie, N^ 7, pag. 52. 1808. Eryx jaculus (Daud ) de Betta, I rellili ed anfibi

del Hegno delia Grecia, 1. c, pag. 46. 1873. Eryx jaculus (L.) Strauch, Die Schlangen des

Bussischen Heichs, I. c, S. 33. l^l'ii. Eryx jaculus (L.) Schreiber, Ilerpetologia euro-

paea, S. 313. 1878. Eryx jaculus (Daud.) de Heldreich, La Faune de

Grcce, pag. 71. \H1^. Eryx jaculus, Brehms Thierlebcn. Kriechthiere,

S. 309. 1880. Eryx jaculus (L.) Böllger, Die Beptilien und Am- phibien von Syrien, Palästina und Cypern. S. A. aus d. Jahresber. d. Senckenberg. naturforsch. Ge- seilsch. 1879—80. Die Walzcnschlange ist am Anfange dieses Jahrhun- derts von Olivier auf der iMilo benachbarten Insel Poli- nos entdeckt worden. Spätere Beisende haben sie auf mehreren anderen griechischen Inseln beobachtet. So fan- den sie die Mitglieder der französischen Expedition auf den Inseln Tinos und Naxos, Fiedler (I. c.) sah sie auf AiHorgos, Schneider (1. c.) gibt sie für die unweit von 31ilo gelegene Insel Kimoli an und Gray erwähnt sie in seinem Cataloge für Corfu. Für das continentale Grie- chenland wird Eryx jaculus gleichfalls von mehreren Autoren genannt, doch meistens ohne nähere Angabe

133

tles Fundorles. In der mir zur Verfügung sleliendcn her- petologischen Literatur finde ich nur einen Fundort des Eryx jaculus namhaft gemacht und zwar, in dem oben citirten Reiseberichte Fiedlers. Auf S. 20 seines ersten Bandes gibt Fiedler folgendes an: «besonders vor dem botanischen (Jarten (in Athen) findet man oft Erix tur- cica, die sehr gefürchtet wird, obgleich sie unschädlich ist» *). Diese Angabe scheint aber wenig berücksichtigt worden zu sein, da noch ivürzlich von Schreiber die An- sicht ausgesprochen worden ist, dass das Thier nur auf einigen griechischen Inseln, beispielsweise auf Tinos und Naxos, mit Sicherheit nachgewiesen worden sei. In der Faune de Grece Heldreichs finde ich den Eryx jaculus ebenfalls nur für die eben erwähnten Inseln angeführt.

Die erste sichere Kunde über das Vorkommen der in Rede stehenden Art auf dem Festlande Griechenlands und zwar in Attika, erhielt ich durch Herrn Inspektor Munter. Darauf hin entdeckte ich, bei einer Durchmus- terung der Athener zoologischen Sammhing, eine Anzahl der VValzenschlangen, welche aus der unmittelbaren Um- gebung Athens stammen.

Somit würde sich der Verbreitungshe-zirk dieses einzi- gen, in Europa lebenden Repraesenlanten der Familie der Peropoden über das griechische Reich und vielleicht über die Türkei "") und das südöstliche Ungarn ***) erstrecken.

*) Nicht unerwähnt will ich lassen, dass das Werk Fiedlers manches Interessante in Bezui^f auf die Fauna und Flora Griechenlands ent- hält, und unge;ichtct dessen, dass der Verfasser eigentlich ein Geologe gewesen ist, sind seine Angaben in den meisten Fällen richtig oder wenigstens viel richtiger als diejenigen vieler Zoologen, welche sich mit der Thierkunde Griechenlands befasst haben.

**) Schinz, Europäische Fauna II, S. 38,

***) Bonaparte, Amphibia curopaea, pag. 44 S. A. aus den Mcm. Acad. Torino, 2 scr. II, 1840.

i:{i

In Asien und Africa scheint (l<3r Vcrbreilungsbezirk eine viel grössere Ausdehnung zu haben, denn ich linde die Walzenschiange für Tianskaul^asien, für die südwesUich- slen und östlichsten Küsten dos Kaspischen Meeres *), für Persien **), Arabien ***), Klein-Asien "*'^*), Syrien f) und Palästina *), Aegyplen, *"), Nubien, Sennär, Darfur Sudan und Algerien **') angegeben.

Die ndir aus Tatui' vorliegenden lixemplare der Walzen- schlange unterscheiden sich sehr wesentlich von demjeni- gen Eryx jaculus, welchen F. Müller in seinem Cataloge der im Museum und Universitätskabinet zu Basel aufge- stellten Amphibien und Reptilien, beschrieben hat *"**). «Die zwei Exemplare des Eryx jaculus var. vom weissen Nil, sagt Müller, zeigen beide hinter dem breiten weitvor- stehenden und nach hinten mit stumpfem Winkel eingrei- fenden rostrale zwei regelmässige dreieckige praefrontalia (inlernasalia), welche zwischen und hinter sich ein gros- ses, rhomboTdes, nach hinten abgestutztes frontale haben; auch die hinter dem frontale liegenden Schildchen sind ganz symmetrisch angeordnet und bei beiden Stücken vollkommen gleich. Das hinterste Occipitalschild liegt in

*) Strauch, Die Schlangen des Russischen Reichs, 1. c. S. 34, 35.

**) Blanford, Eastern Persia, Vol. II (Zoology and Geology) 1876 S. 401.

*♦*) Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, t. VI, pag. 467.

■"***) Günther, Catalogue of Colubrine Snakes in the Collection of the British Museum. London. 1858. pag. 279.

t) Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, 1. c, S. A., S. 35.

*) Proc. Zool. Soc. of London 1864, pag. 489.

**) Dumeril et Bibron, Erpetologie generale, t. VI, pag. 4(57.

***) Strauch, Die Schlangen des Russischen Reichs, 1. c, S. 34.

**•*) Vcrhandl d. naturforsch. Gcsellsch. in Basel 1878, S. 650.

13Ö

der Höhe der Maulecke; Nasenloch zwischen zwei nasa- len und dem inlernasale. Auge von 9 10 Schuppen um- geben. Supraiabiaiia 10; zwischen dem vierten und fünften und dem Auge nur je eine Schuppe, keine Gularrine. Mentale fünfeckig. Infralabialia 14. Schuppenreihen 4o. 187-t-l-t-ie und 181-k1h-19.— Grundfarbe gelbweiss. Auf dem Rücken dunkelbraune, grosse Flecken; zuweilen alternirend, zuweilen in ein Zickzackband confluirend. In den Interslilien seitlich, kleinere braune Flecken. Unter- seite einfarbig weiss».

Meine griechischen Stücke der Walzenschlange weisen dagegen folgende Merkmale auf: das breite Bostrale ist an seinem oberen, stark verengten, spitz zulaufenden Ende stark gewölbt; an den Seiten ist das Rostrale vom ersten Supralabiale begrenzt, von oben stossen an ihn die vorderen Nasenschilder und eigenthümlich gestaltete Praefronlalia. Auf die ziemlich grossen vorderen Frontal- schilder (oder Internasalia nach Dumeril und Bibron) folgt ein Paar Frontalia posteriora, welche hexagonal und kleiner als die vorderen Frontalia sind; sie grenzen an das Occipitalc. Seillich vom Occipitale liegt jederseits ein Schildchen, das vielleicht einem der Supraocularschilder entspricht. Von hier an weist die Schädeldecke eine Men- ge kleiner Plältchen auf, welche sich auf die Pileusschil- der nicht zurückführen lassen. Das Auge ist von 9 kleinen Schildchen umgeben. Es sind 10 Supraiabiaiia vorhanden. Eine, sich zwischen vier Schuppenreihen hinziehende Kinn- furche ist deutlich sichtbar. Die Hückenschiippen sind in 12 Längsreihen angeordnet. Die Zahl der Bauchschil- der bis zur Analiegend ist 170. Das Anale ist einfach. Die Schvvanzschilderzahl ist circa 25. Die Grundfärbung der Oberseite vorn strohgelb, hinten hat sie einen Stich ins Braune. Breite, hcllnussbraune O^erbindeu durchzie-

hen die oberen Körperlheilc, verästeln sich, treten in Conlact und verdrängen somit zum grössten Theil die Grundfarbe. Etliche kleine, schwarze Maclicln sind auf der hellnussbraunen Zeichnung und auf den strohgelben Seiten zerstreut. Auf der gleichfalls strohgelben Unterseite des Thieres sind grössere, schwärzliche Flecken vorhan- den, namentlich vorn und in der Caudalgegend.

Aus dieser kurzen Beschreibung ist ersichtlich, dass wir es mit zwei distinkten Formen zu Ihun haben. Ich will daher den Vorschlag machen die Art Eryx jaculus L. als aus zwei Subspecies bestehend zu betrachten, und zwar aus der europäischen und westasialischen Subsp. turcicus Oliv, und der Subsp. aegypüacus. Ich will jedoch hier ausdrücklich bemerken, dass diese proponirte Einthei- lung des Eryx jaculus L. in zwei Unterarten noch einer Bestätigung bedarf, namentlich aus dem Grunde, weil Blanford *) behauptet, dass die asiatischen Stücke dieser Schlangenart allgemein von den ägyptischen abweichen, dass jedoch ein ihm zur Verfügung stehendes Exemplar aus Süd-Persien mit den ägyptischen Stücken identisch sei. Schliesslich will ich mir die Bemerkung erlauben, dass laut Jan **) eine besondere Form des jaüdu>i in Sennar einheimisch sein soll; Jan bezeichnet sie als Var. sennaricnsis.

Fam. C 0 L LI B R I D A E. Gen. I. Coronella Laur.

29. Coronella austriaca. Laur. (1768).

SYNONYMIE.

1858.? Coliiber laevis, Erliard, Fauna der Cykladon, S. 75.

*; Eastcrn Persia, Vol. II, pag. 401, 402.

**) Elcnco sistcmatico dcgli ofidi, Milano, 18G3. i)iig. 23.

- 137

1808. CoroneUa austriaca (Laur.) de HcU;i, I icUiü et anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 48.

1873. CoroneUa austriaca (Laur.) Strauch, Die Schlangen des Russischen Reichs, 1. c, S. 54.

1878. CoroneUa austriaca (Laur.) de Heidreich, La Faune de Grece, pag. 71.

Die von mir im Athener Museum gesehenen Exemplare der CoroneUa austriaca Laur. stammen aus dem Velii- chi-Gebirge. Nach v. Heldreich soll das Museum zu Athen ausserdem einige Exemplare dieser Art aus Attika besit- zen, allein mir sind diese Stücke nicht zu Gesicht ge- kommen. Auf den Gykladen habe ich die CoroneUa au- striaca ebenfalls nicht beobachten können und vermuthe^ dass die Erhard'sche Coluher laevis wohl nichts anders ist als die Leopardenschlange. De Retta nimmt ebenfalls an, dass Erhardsich mit Bezug auf die ai^s^nam zu einem ßestimmungsfch!er hat verleiten lassen; er fügt jedoch hinzu, dass die von Erhard unter dem Namen Coluher laevis angeführte Schlange zu CoroneUa BiccioU Metaxa (=-Cor. girundica Daud.) gehört *).

Für die Grieciienland benachbarten Länder und Ei- lande wird CoroneUa austriaca für Rumelien **), Dal- matien ***) und Bosnien ****) genannt. Ferner wird sie für Ungarn, Steyermark, Kärnthen, Krain, Russland, Trans- kaukasien (nach Strauch, op. c, 1. c), Nord-Persien

*) Den Angaben verschiedener Autoren zufolge würden sämrat- liclio in Europa lebenden Coronella-Arten in Griechenland einhei- misch sein. Solange diese Angaben nicht von Neuem bestätigt worden sind, müssen sie als verdächtig betrachtet werden.

**) Strauch. Die Schlangen des Russischen Reichs, 1. c, S. 54.

***) Verhandl. der zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XIV, S. 705. ****) V. Möllendortf, Beiträge zur Fauna Bosniens, S. 19.

i;j8

(Talysch-Gebir^e, n. Blanford, 1. c), Klein-Asien, Syri- en *) und Palästina **) angegeben.

Falls die Yergleichung der aus Italien, aus dem Kau- kasus, aus Aegypten und aus anderen Ländern stammen- den Exemplare der Coronella austriaca L. ergeben sollte, dass die von Jan Pallas und Fitzinger creirten Varietä- ten italica, caucasica und aegyptiaca charakteristische Merkmale aufzuweisen haben, so könnte die sonst in Europa einheimische und allgemein bekannte austriaca als var. laevis Merr. bezeichnet werden.

Gen. II. Tropidonotus Kühl.

30. Tropidonotus natrix L. (1754).

var. siculus Cuv., var. murorum Bonap., var. moreoti-

cus m.

S Y N 0 N Y M I E. '

1836. Coluber hilineatus Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scicntiüque de Moree III, pag. 73, pl. XIV, flg. 2 a, b, 3.

1854. Tropidonotus natrix Dumeril et Bibron, Erpelolo- Ic^ie generale, l. VII, pag. 560.

1855. Tropidonotus natrix (Kühl) var. murorum Fit- zinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des kaiseri. österreichischen Hofes, 1. c, S. 659.

*) Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, 1. c, S. A., S. 17.

**) Bulletin de la Soc. Imper. des natural, de Moscou 1879, 3, S. 43.

n\)

I8Ö8. Tropldonotus natrix Günlher, Catalogiie of colu- brine snakes in Ihe colleclion of Ihe Britisch Mu- seum, pag. 0)2.

1860. Tropldonotus natrix Sleindachner, Replilren und Aoiphibien (in Reise der Fregatte Novara etc., S. 6(J).

1867. Tropldonotus natrix (Kühl) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln in Verhandl. d. zooIog. botan. Geselisch. in Wien XVIII, S. 855.

1868. Tropidonofus natrix (L.) de Betta, I reltiii ed an- fibi del Regno deüa Grecia, I. c , pag. 52.

1873. Tropldonotus natrix (L.) Strauch, Die Schlangen des Russischen Reichs, I. c, S. 154.

1875. Tropldonotus natrix (L.) var. d, var. c, Schreiber, Herpetologia europaea, S. 238, 243.

1878. Tropldonotus natrix (L.) de Heidreich, La Faune de Grece, pag. 71.

Folgende drei Varietäten der Ringelnalter sind von mir in Griechenland beobachtet worden:

1) Var. sicidus Cuv. mit aschgrauer Oberseite und hellgelbem, weissem oder vollkommen verloschenem Hals- bande. Schwarze, zu breiten Querbinden zusammenstos- sende Flecken überziehen die Rumpf- und Schwanz- Oberseite.

2) Var. murorum Bonap. zeigt auf aschgrauem Grun- de der Oberseile zwei schmale gelbe oder weisse Bin- den, welche am Nacken ihren Ursprung nehmen und sich längs dem Rücken hinziehen, um am Schwänze ali- mälig zu verschwinden. Sowohl die zwischen diesen gel-

liO

ben Hinden zum Vorschein komiuende Grundrärbuiig, als auch die Körperseilen sind von schwarzen Makeln besäet. Die von De iJelta in seiner Schrill über die Kriech- Ihieie Griechenlands erwahnle Ringelnaller gehörl der Var. murorum an. JJibron und ßory de Sl. Vincent kennen sie gleichfalls aus Griechenland; sie betrachten sie als eine Species und führen sie unter dem Namen Coluber Ulineatus an. Alsdann kennt man diese Varie- tät aus Mostar in Bosnien (nach v. Möllendorff) und aus Kiat-Chana *).

3) Die dritte von mir im Athener Museum untersuchte Varietät des Troindonotus natrix ist, so viel ich Nveiss, noch nicht beschrieben worden. Sie ist nämlich schwarz gefärbt und mit zwei am Nacken anfangenden und sich über die ganze Länge des Rückens hinziehenden, schma- len, gelben Binden versehen. Ihr Fundort liegt, nach der Aussage von Prof. v. lleldrcich, im Norden des Pelo- ponnes. Diese schmucke Varietät, welche ich als var. moreoticus bezeichnen will, sieht der Eichwald'schen Ab- bildung von Tropidonotus persicus ähnlich.

Tropidonotus natrix ist allerorts in Griechenland die gemeinste Schlangen-Art und erreicht daselbst kolossale Dimensionen, wie man sich an einem von Herrn Munter erbeuteten und in der Talo'i-Sammlung aufgestellten Indi- viduum überzeugen kann. Auf den Cykladen soll Trop. natrix namentlich auf Tinos **) constatirt worden sein; doch habe ich ihn daselbst nicht beobachtet, auch konnte ich zu meinem Bedauern die Gewissheit nicht erlangen,

*) Berthüld, Über verscliiedene neue oder seltene Ampbibieuarten in Act. soc. reg. Goctting. VIII, 1842.

*•) Vcrbaudl. d. k. k. zoolog. botan. Gcsellsch. in Wien XVI, S. 855.

141

ob die auf Milo und Mykonos in den stehenden Gewäs- sern lebenden Schlangen, Ringel-oder Würfelnaltern sind. Diese fraglichen insulanischen Wassernattern sollen nach der Aussage der Miloten eine sehr bedeutende Körper- grosse erreichen.

Alsdann kennt man den Trop. natrix aus Corfu *), aus der Umgebung von Constantinopel, ans Bosnien, aus Dalmatien **), aus Cypern ***), aus Siid-Russland (nach Strauch, I. c.) und aus Vorder-Asien, wo er weit verbrei- tet ist'*n-

31. Tropidonulus tessellalus Laur. (1768). a. var. od. subsp. hydrus Pall.

S Y N 0 N Y M I E.

183(). Coluber siculus (Cuv.) Bibron et Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 73, pl. XIV, fig. 1.

1845. ? Tropidonotus cJiersoides vel ocellatus (Wagl.) Dum^ril et Bibron, Erpetologie generale, t. VII, pag. 564.

1858. Coluber tessellatus (Filz.), Natrix gaUna (Bon.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 75.

•) Steindachner, Reptilien und Amphibien (in Reise der Fre- gatte Novara etc.) S. Q&.

**) Verhandl d. k. k. zoolog. botan. Gesellsch. iu Wien XIV, S. G96.

***) Proc. zool. Soc. of London 1879, pag. 74t.

'***) Böttger, Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, 1. c, S. A., S. 28.

\\i -

1^38. ? Tropidonotus viperinm (Boie) Erhard, op. c, S. 75.

1867. Troindonotus hydrus (Fall.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, 1- c.

1873. Tropidomtus hydrus (Fall.) Strauch die Schlangen des Russischen Reichs, I. c, S. 170.

1875. Tropidoriotus tessellatus (Laur.) Schreiber, Herpe- lologia europaea, S. 234.

1878. Tropidonotus tessellatus (Laur.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 71.

Sowohl die von Dr. Krüper im Velouchi-Gebirge ge- sammelten und im Museum zu Athen aufbewahrten, als auch diejenigen Würfelnatlern, welche ich Gelegenheit gehabt habe in den Sümpfen der Phalerischcn Bucht zu beobachten, wiesen alle vier Postocularschilder auf und würden somit der var. hydrus Fall, angehören.

t^ach von mir eingezogenen Erkundigungen kommt die Würfelnatter bei Messolonghi in Acarnanien sehr zahl- reich vor. Erber {I. c.) kennt sie aus Tinos, v. MöllendorlT fand sie in Serajewo und im Bosnathale und Unger und Kotschy führen sie für die Insel Cypern auf. Das Pari- ser Museum besitzt ferner Exemplare (N- 3849) dieser Art, welche von den unweit Sulinas liegenden Schlangen- Inseln herstammen.

Der Verbreitungsbezirk des Tropidonotus tessellatus hy- drus erstreckt sich zweifelsohne über ganz Vorder-Asien, allein wir können nicht mit Bestimmtheit seine Fundorte nennen, da die Autoren, welche die Würfelnalter für Vor- der-Asien erwähnen, sie entweder als Tropidonotus hydrus oder als Trop. tessellatus bezeichnen, ohne ihre Ansichlen in Betreff der Specitication näher zu äussern. Tropidonotus

- 143

tessellatus Laur. und Tro2). hydrus Pall. werden bekannt- lich von einigen Autoren als Synonyme, von anderen als selbstsländige Arten und endlich von vielen als Varietä- ten l)etrachtet. In neuerer Zeit hat Strauch die uns interes- sirende Frage aufgeworfen und die Ansicht ausgespro- chen, dass hydrus Pall. und tessellatus Lsür. lediglich als Synonyme zu betrachten seien. Diese Ansicht mag wohl ihre guten Gründe haben, allein sämmtliche aus westeu- ropäischen Ländern stammende, von mir untersuchte Exemplare der Würfelnatter hatten nur zwei Praeocular* Schilder aufzuweisen, was mich muthmassen lässt, dass die im Osten Europas einheimische, meistens mit drei Praeo- cularia versehene Würfelnatter einen begrenzten Wohn- bezirk hat und denselben nicht überschreitet und dass in- folgedessen die westeuropäische Form des tessellatus als eine Varietät oder Subspecies betrachtet werden müsste. Ich bezeichne sie als var. LaurentL Im Osten Europas dagegen soll, nach Strauch, die Würfelnatter sowohl zwei als auch drei Praeocularschilder aufweisen. Letztere Form unterscheide ich als var. hydrus Pall.

b. Subsp. vel. var. Laurenti:

[t=Tropidonotus tessellatus aut.)

SYNONYMIE.

1808. Tropidonotus tessellatus (Laur.) de Hetta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 54.

1873. Tropidonotus hydrus (Pall.) Strauch, Die Schlan- gen des Russischen Reiches, 1. c. S. 170. (in parte).

1875. Tropidonotus tessellatus (Wagl.) de Betta, Rettili ed anfibi (Fana d'Italia) L c, S. A., pag. 54.

144

Das Vorkommen der mit zwei Praeocularia versoheiinn Form der Würfelnatler auf der Insel Sla. Maiira finde ich in De Deltas Aliliandking über die griechischen Kriech- Ihiere erwähnt. De Bella fügt hinzu: «Che il vero Tro- pidonotus lessellatus vive in Grecia ed in qualche sne isole, risulta pero indubbiamenle provato e dalle i)recise informazioni assunte sopra luogo de Ninni e dagli slessi due esemplari da lui cedulimi, e nei quali trovo la piii precisa corrispondenza cogli individui dell' Ilalia selten- trionale, per rispetto anche al colorito, disegno e dispo- sizione delle macchie.»

Gen. 111. Zamcnis Wagl.

32. Zamenis gemonensis Laur. (1768).

{= Zamenis viriäiflavus Lalr. 1802, Z. atrovirens Schaw 1802, Z. trabalis Pail. 1811.)

var. Laurenti, var. trahalis Pal!., var. carhonarius Filz.,

var. viridiflavus Lalr.

SYNONYMIE.

1841. Coluher viridiflavus ¥\ed[ev, Reise durch alle Thei-

le des Königreichs Griechenland II, S. 108. 1854. Zamenis viridiflavus (Wagl.) Dumeril et Bibron,

Erpelologie generale, t. VII, pag. G88. 1858. Coluber atrovirens (Bonap.) Erhard, Fauna der

Cykladen, S. 75. 1858. Coluher acontistes (Pall.) Erhard, I. c, S. 7(1. 1858. Zamenis atrovirens var. caspius (Iwan) Günther,

Catalogue of Coiubrine snakes in the Collection of

the Britisch Museum,* pag. 103.

- n:; -

18()7. Zamnnis i)lridiflavus vor. trahalh (Pnll.) Ei'her, Bemerkungen zu meiner Heise nach den griechi- schen Inseln, I. c, S. 85').

1868. Zamenis viridiflavus (Wag!.) de Hella, I rellili ed anlibi del Hegno deila Grecia_, I. c, pag. (55.

1873. Zamenis trabatis (Fall.) Strauch, Die Schlangen des Russischen Reichs, 1. c.^ S. 121.

1875. Zamenis viridiflaviis var. d, c, (Latr.) Schreiber, Herpetologia europaea^ S. 273, 275.

1878. Zamenis viridiflavus (Laccp.) de Ileldreich, La Faune de Gr^ce, pag. 73.

1878. Zamenis caspius (Lepech.) de Ileldreich, I. c.

1878. Zamenis acontistes. Brehms Thierleben. Kriech- thiere, S. 359.

Von Zamenis gemonensis sind mir in Griechenland vier Farbenvarietälen bekannt. ErslenSj diejenige, welche Schreiber als Stammform betrachtet und welche ich als var. Laurenti bezeichne. Die Grundfarbe der Oberseile bei dieser Form weist verschiedene Stufen von einem Grau auf, das öfters einen Stich ins Bräunliche hat. Die vordere Leibeshälfte des Körpers ist oben entweder mit einer grossen Anzahl dunkler Flecken oder mit mehr oder weniger stark ausgepiägten Querbinden bedeckt. Die meisten Schuppen weisen ausserdem weisse Flecken oder nur weisse Säume auf. Gegen den Schwanz zu geht die Färbung der Oberseite des Körpers allmälig in ein gleichmässiges Grau oder Graubraun über. Unbestimmte Schnörkel und flcckenarlige, Weissgelbe oder schmutzig- weisse Zeichnungen sind auf dem Kopfe des Thieres zerstreut. Die Unterseite fies Körpers ist in der Mitte

10

H()

liellgclb oder woi>slich, an den Seilen erscheint sie dtin- kei gefleci^t.

Die in den Nuancen ihres Grundcoloriles und in der Verliieiliing der Flecken so sehr variable Var. Laurenti ist die im circummedilerranrn Faunengebiete am häu- ligslen vorkommende Foi'm der Zürnnallcr. Die mir be- kannten Fundorte dieser Abart in Griechenland sind TaloV und das Parnass-Gebirge.

Die zweite Abart des Zamenis rjemonensis die trabalis Pall. wurde ofid wird noch in neuerer Zeit von einigen Autoren als besondere Art unter dem Namen Coluher acontisfes Fall., Zamenis casyiui Lepech. oder Coluher frahaUs Pall. aufgeführt. Sie unterscheidet sich von va?\ Laurenti dadurch, dass sie, mit Ausnaimie eines sich auf jeder Schuppe befindenden hellen Mittelstreifens kei- ne Fleckung auf dcv Hückenseite aufzuweisen hat.

Hei dem mir vorliegenden von der Insel Seripho stam- menden Exemplare der trabalis sind diese, sich der Län- ge der dunkelbraunen Schuppe nach hinziehenden Strei- fen anf dem Rücken hellnussbraun, vorn auf den Seiten graugelb und hinten, gfgen den Schwanz zu, gelb. Der ungelleckte Pileus ist dunkelbraun, die Kopfseiten sind hellnussbraun. Die canariengelbe Unterseite des Körpers weist in ihrer Mitte eine ununterbrochene, rölhlichc I5in- de auf.

Diese Varietät soll, nach Frhard, auf den Cykladen ziemlich häulig vorkommen, allein nach den meinerseits eingezogenen Erkundigungen zu urlheilen, diifrfle dies nur auf den Inseln Seriphos und Andros der Fall sein. Nach Strauch kommt die trabalis auf Gorfu vor. v. Heldreich gibt an, er habe sie in Troezen beobachtet. Das Wohn- gebiet dieser Varietät scheint ausschliesslich auf den Süd- osten Europas und auf die vorderasiatischen Länder beschränkt zu sein.

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Die drille auf den Gyldadoti vorkommende Abai't ist diejenige, welche oiien cinriirbig schwarz oder grau- schwarz und iinlen grau coloriri isl. Diese, unter dem Na- men Corbonariiis Filz, liekannle Form komml el)enfalls au!" lUiodus *), Cypcrn **), in Syrien, I'aläslina und Persien vor. Die Fundorle sind von Strauch in seinen Sciilangen des Hussischen Reichs und in HöUgers Heplilien und Am- phibien von Syrien, Pahislina und Cypern angegehen.

Die vierte Varietäl, die viridiftai)us, weiche, glei( h der erstgenannten, von einigen Autoren als Stammform der Zornnalter betrachtet wird, soll nach Schieiher auf einigen griechischen Inseln, beispielsweise, obwohl selten, auf den Cykladcn angetrollen worden sein.— Die Ober- seite aller Theile ist bei ihr schwarzgrün oder lief- schwarz. An der vorderen Körperhälfte beünden sich auf jeder Schuppe hellgelbe Punkte, manchmal nimmt man daselbst auch streifenartige Flecken wahr, welche der IJreile der Schuppen nach laufen und zwar imlem sie sich näher an die freien Ränder <ler Schuppen hallen. Diese slreifenarligen Flecken bilden öfters, duich ein gegenseitiges Zusamnienslossen, unregelmässige Querhin- den. In der Schwanzgegend lösen sich diese Oueibindcn auf und es treten anstatt ihrer gelbe Striche auf, welche sich der Länge der Schuppeil iiach hinziehen und duri h gegenseitiges Zusamment-ücken zahlreiche Läng-binden bilden. In einigen Fällen bleiben diese gelhen Längsbin- den in der Schwanzgegend gänzlich aus und es erscheint somit die Oberseile des Schwanzes einfarbig braun- schwarz oder grauschwarz coloriri. Gegen die Rauch-

*) Erber, Bericht einer Reise nach Rhodus (Verhandl. d. k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XVIII, S. 90J). **) Proc. Zool. Soc of London 1S70, pag. 741.

liS

Schilder zu sind die Seilen gelb gefäibl. Die L'nlerseile erscheint in ihrer Millelzone strohgelb, seillich erhält sie in den meisten Fällen schwarze Flecken.

33. Zamenis Dahlii Savigny (1809).

SYNONYMIE.

18Ö4. Zamenis Dahin, Dumeril et Bibron, Erpelolo^ie generale, t. VII, pag. 693.

1855. Bendrophlius 7)«/i/ii, Filzinger, Versuch eifjer rie- schichte der Menagerie des kaiserl. Österreich. Ho- fes, I. c, S, 658.

1868. Tyria DaJilii (Fitz.) de Relta, I reltili ed anfibi del Regno della drecia, I. c, pag. 67.

1873. Zamenis Dahlii (Fitz.) Strauch, Die Schlangen i\eA Russischen Reiches, I. c;, S. 126.

1878. Tyria Dahlii (Fitz) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 73.

Zamenis Dahlii Sav. habe ich nur aas zwei griechi- schen Localitiiten kennen gelernt und zwar aus Kephisia und Taloi. Nach Fiedlers Reiseberichten zu urlheilen kommt diese Zamenis-Art bei Lakki am Meerbusen von Watika (sonst der Boiatische genannt) vor und ist da- selbst unter dem Namen «Saitta», d. h. Pfeil, bekannt. Aus Morea undAllika wird sie von Dumeril, IJibron und De Retta namhaft gemacht. Ferner kennt man sie aus Albanien *), aus der Walachei ''*), der Türkei **'), aus

*) Berthold, Mittheilungen üb. das zoolog. Mus. zu Göttingen I, S. 21.

**) Lichtenstein, Nomencl. Reptil, et Amphibior. Mus. zool. Berol., l)ag. 29.

***) Sitzungsber. d. "Wiener Akademie. Math.-naturw. Cl. X, S 658.

141)

Dalmatien *) und von der Insel Corfu (Nach Strauch, 1. c, S. 126). Alsdann soll sie recht häufig in den Kau- kasusländern (n. Strauch), in Klein-Asien **), in Persien (n. Dumeril und Hibron, 1. c), in Syrien ***), in Palä- stina ****), auf Rhodus (n. lirber I. c), Cypern (n. Unger und Kotschy) und endlich in Aegypten (n. Jans Elenco) einheimisch zu sein.

Hinsichtlich der Synonymik des Zaminis BaJilii hätte ich zu bemerken, dass Eichwalds Tyria argonauta weder Synonym, noch eine Varietät der in Rede stehenden Art ist, wie es Schreiber in seiner Herpetologia europaea behauptet, sondern sie stellt, wie es bereits Strauch nach- gewiesen hat (I. c, S. 41), den Ahldbes modestus Martin vor. Auch weist Zamenis Bahlii meiner Ansicht nach keine dermassen prononcirte Differenzen hinsichtlich seines Farbenkleides und seiner Zeichnung auf, als dass man (iiese Art in Abarten spalten könnte, wie es Schrei- ber in seinem Werke darstellt.

Gen. IV. Coliiber L.

34. Coluber quadriliueatus Fall. (1811).

( = Callopeltls quadrilineatus aut.)

var. leopardinus Fitz., var. Pallasn.

S Y N 0 N Y M I E.

183G. Coluber leopardinus (Ch. Bonaparte) Bibron et

*) Verhandl. d k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XIV S. 707.

**) Günther, Catalogue of Colul>rine snakes, pag. 107.

***) Rüppel, Verzeichniss d. im Senckenberg. Museum aufgestellt. Amphibien, S. 18.

***•■•; Proc. zool. Soc. of Loudo n 1864, pag. 489.

Hory de Sl. Vinccnl, Kx[)6(lilioii scictilltiqne de? Morce III, pag. 73, pl. XIV, (ig. 3 a, b.

iHöi. Ahlabes quadrillneatus, Dumeril et Bibron, Erpe- lologie generale, l. VII, pag. 324.

1855. Callopeltis leopard'mus^ Fitzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des kaiserl. österreichi- schen Hofes, I. c, S. ()ö8.

18a8. Goluber leopardinus (Wagl.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 7G.

18ii8. Goluher qiiadrilineatus Günther, Catalogue of Co- lubrine snakes in the colleclion of the British Museum, pag. 83.

1863. CoroneUa quadrilineata (Pall.) Ja«, Elenco siste- matico degii olidi, pag. 47. (Milano).

18(16. CodopeUis leopardinus (Wagl.) Erber, Ergebnisse der diesjährigen Keise nach Griechenland in Ver- haudl. d. k. k. zooIog botan. Gesellsch. in Wien, XVI, S. 826.

1868. Callopeltis leopardinus (Schreib.) de Belta, I ret- tili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag. 62.

1873. (Joluber quadrillneatv^s (Pall.) Strauch, Die Schlan- gen des Russischen Beichs, I. c, S. 78.

1S74. Cüllopeltis leopardinus (Schreib.) de ßetla, Bellili ed anlibi (Fauna d'Italia, I. c. S. A., pag. 39.

187Ö. CallopeUis quadrilineatus (Pall.) Schreiber, Herpc- tologia curopaea, S. 281.

1878. Callopeltis leopardinus (Schreib.) de lleldreicli, La

Faune de Gröce, pag. 72.

»

1878. Coluber quadrilineattts, Wrahms Thierlebeu. Kriech-^ Ihiere, 8. 3i)3,

lol -

Coluber quadrilineatus ist in (Jriecheiilaiul alinrwärls sehr gemein. Das Museum in Athen besitzt Exemplare dieser schönen Art sowohl vom Norden Griechenlands, z. B. aus Acarnanien, als auch vom Süden (Taygetos- Gebirge). In Allika ist sie von Herrn Munter in grosser Anzahl gesammelt worden. Auf den griechischen Inseln scheint sie ebenfalls nicht selten zu sein. Erhard hat sie auf der Spitze des hohen Berges Pyrgos auf Syra beo- bachtet, Erber sah sie auf Corfu und ich selbst habe etliche Stücke der Leoparden-Schlange auf der Insel Milo erbeutet. Alsdann ist diese Art noch auf Andros (Mus. Athen), auf Greta '), bei Gonstantinopei *') und bei Mo- star in Hercegovina ***) constatirt worden.

Nach Strauch (Vergl, Die Schlangen des Russischen Reichs, S. 78) soll sich der Verbreitungsbezirk dieser Schlangen-Art von Dalmatien an bis in die europaische Türkei erstrecken. In Russland, sagt Strauch, ist Golu- bcr quadrilineatus in seinem Vorkommen ausschliesslich auf die Krym, wo auch Pallas ihn ursprünglich entdeckt bat, beschiänkt und befindet sich daselbst, nach Nord- man. hauptsächlich auf der südlichen Küste, besonders in der Umgegend von Lapsi. Alle sonstigen Angaben über das Vorkommen dieser Schlange, im südliehen Buss- land, im Kaukasus, oder gar im nördlichen Asien, beru- hen, nach Strauch, auf einem Missversländni'^se seitens der Verfasser der Erpetologie generale.— Aus dfr mir vorliegenden Literalur rrsehe ich, dass Coluber quadri-

*) Dumeril et ßibron, Erpetologie generale, t. VII, pag. 324.

"■'*) Jan, Eleuco sistematico degli Oficli, pag. 47.

**") V. Möllendorff, Beiträge zur Fauna Bosniens, S. 19.

IÖ2

lineatus in Smyriia *) und bei Trapezuni''*) beof)achlf*\ worden ist.

Von der in Heile stehenden Schlangen-Species sind mir zwei Varietäten aus Grierheniand bekannt und zwar die gestreifte Form, weicheich als \i\T. Pallasiihezekhne und die Fitzinger'sche var. leopardimis. Letztere zeigt auf bräunlich grauem oder lichlgrauem Grunde der Oberseite, vier Längsreihen von braunen, braunrothen oder blutrothen ***) Fleciven. Von diesen vier Heihen fiiessen gewöhnlich die zwei mittleren zusammen und bilden auf diese Weise grosse, die ganze mittlere Rü- ekenzone einnehmende, schwarz oder dunkelbraun um- säumte Quermackeln. Das erste, am Nacken liegende Flecken-Paar bleibt jedoch Iheilweise getrennt, insofern als die Flecken nur vorn am Rande der Scheitelschilder in Conlact treten und von hier aus einen spiessförmigen Längsfleck über die Interoccipitalsutur nach vorn zum Stirnschilde senden. Da das erwähnte vordere Fleckenpaar aus länglichen Flecken besteht, so stellen diese durch das geschilderte Zusammenfliessen eine hufeisenförmige Figur dar. Von den nach hinten zu gerichteten Schon- Keln dieses Hufeisens nehmen gewöhnlich, bei der erst- genannten Varietät, der JPallasH, zwei parallele braune

*) Jao, Elcnco sisteraatico ^egli ofidi, pag. 47.)

**) Lichtensteiin, l^omenc^ Reptil, et Amphibior. Mus. zool. Be- rol., pag. 27.

♦**) Die blutrotli gcflccjtte Form darf, meiner Ansicht nach, nicht als besondere Vu^-ietät gelten. Frischgebäutete voi;i mir auf Milo erbeutete Exemplare des Colubef quadrüineatus hatten stets blutrothe Mackcln oder Binden auizuvyciscn. Biese greUrothe Fär- bung büssten meine Schlangen schon tjchr bald in der Gefangen- schaft ein.

iö:j

odtT bliilrolho, schwarz oder braun gesäumte Längs- biiulen ihren Ursprung und laufen auf rosagelbem oder graugelbem Grunde, über den ganzen Rücken des Thieres hin. Aehnlich wie bei var. leopard'mus sind auch hier Flecken auf den Seilen vorhanden, welche jecJerseits eine i^ängsreihe bilden; jedoch weisen sie bei var. Pallasii nur auf der vorderen Köiperliälfte ein rolhos oder brau- nes vorn braun oder schwaiz umsiuimles Feld auf, wahrend auf der hinleren Körperhälfle nur zarte, braiiue oder schwarze Striche oder Zickzackzeichnungen unterscheid- bar sind.

Gen. V. Elaphis Aldrov.

35. Elaphis qualerradiatus Lac. (1780).

{=^ Elaphis cervone Aldrov. 1G40) SYNONYMIK

1854. Elaphis quater-radiatus, Dumeril et Dibron,Erpe- tologie genörale, t. VII, pag. 261.

1858. Cöluber quadriradiatus (Bonap.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 73.

1868. Elaphis quadrilineatus (Laur.) De Bella, 1 reltili ed anfibi della Grecia, I. c, pag. 57.

1874. Elaphis quadrilineatus (Lalr.) de Bella, Reltili ed anfibi (in Fauna d'ltalia, I. c, pag. 44. S. A.)

1875. Elaphis cervone (Aldrov.) Schreiber, Herpelologia europaea, S. 258.

1878. Elaphis quadrilineatus (Lalr.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 72.

Unter den in Griechenland lebenden Schlangen-Arten steht der Elaphis quaterradiatus, was seine Grösse uüd

V6i

Sthöiiheil anbelrifft, oben an. Er scheint in Griechcnhmd, wie es au( h in Italien der Fall ist, ziemlicli besctiränkle Locnliliilen zu bewolinen. Das Universilätscabinel in Aliien besitzt sehr grosse Exemplare dieser Species, welche ans der Umgegend von Athen und im Parnass- und Veluchi-Gebirge erbeutet worden sind. Das natur- historische Museum zu Tatoi und meine eigene Reptilien- Sammlung verdanken etliche Stücke des quaterradiatus Herrn Munter, welcher sie auf dem königlichen Gute gesammelt hat. v. Heldreich kennt ihn aus Aetolien und ich selbst fing ein Exemplar dieser Art auf der Insel Mykonos, wo sie übrigens nach der grossen Anzahl ge- tödteter Exemplare zu urtheilen, welche ich in den Stras- sen Mykonos gesehen habe, sehr häufig vorkommen muss. Ich erfuhr von den Mykonern, dass diese Schlangen-Art, welche sie Lapliitis nennen, von ihnen nicht gefürchtet, sondern, eines dortigen Aberglaubens wegen, tolerirt wird '), ferner dass öer Elaphis quaterradiatus meistens nicht aus böser Absicht todlgetrampelt wird, sondern weil er durch seine Furchtlosigkeit sich selbst der Ge- fahr aussetzt, indem er die von Menschen viel frequen- tirten Orte, wie z. B. Hühnerställe, Gemüsegärten und Schoppen, bewohnt. Auf den übrigen Cykladen bin ich der in Rede stehenden Species nicht begegnet. Erhard macht sie für die Cykladen namhaft, gibt jedoch nichts näheres über ihre Fundorte an. Ich bin geneigt anzu- nehmen, dass die angeblich auf Erimomilo, einer westlich von Milo gelesenen unbewohnten Felseninsel, vorkom-

*) Ein ähnlicher Schlangen-Aberglauben existirt auch in Russ- land und in Italien. In Kleinrussland werden, um Unglück zu ver- hindern, die Ringelnattern (insbesondere die grossen Stücke) geschont. Am Langen See in Italien werden ebenfalls die, in den Weinbergen lebenden, Aesculapnattern tolerirt.

;)0

menfk'D enorme» Schlangen der Art EJaphls qwatterra- diatus angehören.

Die nur vorliegenden Exemplare dieser Art gehören zwei Lehensalleni an. Sie haben aber ijn (jrossta und (Ganzen die nämliche Färi)nng und Zeichnung. Das My- knner Sliick, dessen Länge circa 90 cm. misst, weist auf hellnnssbraunem Cirunde der Oberseile vier schaii' markirle, dunkelbraune Längsstreil'en aul'^ von denen das mitütre Paar etwa am äusserslen Hände der Scheilelschifder seinen Ursprung nimmt, während die seillich gelegenen Streifen als Fortsetzung eines jederseils vom Hinterrande des Auges anfangenden, gegen den Mundwinkel zulau- fenden, dunkelbraunen Streifens betrachtet werden kön- nen. Kin etwa 10 mm. messender Zwischenraum Irennl die Kopfstreifen von den Seilenstreifen. Auf der vorderen Körperhälfte weist die miUlere Rückenzone etwa ö mm. breite, schief zur Längsslreifung stehende dunkelnu&s- branne Querbinden auf. Sowohl der Pileus als aueh die Mehrzahl der Schilder auf den Kopfseiten sind dunkel- braun colorirl. Die weissgeibe Unterseite des Körpers zeigt eine grosse Anzahl grauer Flecken, welche jedoch wenig scharf hervortreten.

Das zweite mir vorliegende Exemplar, welches icli der Güte Herrn Münters verdanke, ist bedeutend länger. Es misst nahezu zwei Meter. Die Grundfarbe der Oberseile dieses auf Tatoi erbeuteten Elapliis qiiaterradiatus weist eine etwas dunklere Grundfarbe auf.

üeber die geographische Verbreitung dieser Art lässt sich zur Zeit nur wenig sagen. Im Osten Europas scheint ihr Wohngebiet auf das continentale Griechenland, die Cykladen, Dalmatien *) und Herzegovina ^^) beschränkt

*) Erber, Die Amphibien der Österreich. Monarchie in Verband], d. k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XIV, S. 696, **) V. Möllendorff, Beiträge zur Fauna Bosniens, S. VJ.

150 -

zu sein. In der kürzlich erschienenen Fauna (rilalia von De Bella wird ausgesagt, dass ElapMs quaterradiatus {=q'itadnlineatus Lalr.) in Spanien, Südfrankreich, Süd- ungarn, Sicilien, Toscana, Bologna, bei Rom und im Nizzardo constatirt worden sei. Nach Schreiber soll die Verbreilung dieser Art eine ziemlich beschränkte sein, indem er sagt, sie komme eigentlich nur von der Pro- vence angefangen, bis Genua, dann in ganz Mittel- und Süditalien, aber nur auf dem Festlande, vor. «Nach l)u- meril», fügt Schreiber hinzu '), «soll sie in Frankreich, übrigens auch in den Departements Main und Loire ge- funden worden sein, so wie sie nach Erhard, obwohl sehr selten, auch auf den Cykladen vorkommt. Nach Schlegel soll das Thier auch in Aragonien und Catalo- nien zu finden sein, sowie auch in ganz Ungarn, na- mentlich bei Mehadia im Banale, vorkommen;...» In Be- zug auf die Angabe Dumeril und ßibrons hätte ich zu bemerken, dass die Verfasser der generellen Herpetolo- gie französische Exemplare der in Rede stehenden Schlan- genart nicht selbst gesehen haben, sondern nur die Reo- bachlungen anderer miltheilen. «En France enfin», sagen Dumeril und Bibron ^*), «ce Serpen t se trouve parti- culi^rement dans les parties meridionales. Ainsi la des- cription de Lac^pede a ete faite d'apres un E. ä qualre raies de Provence, et meme dans le departement de Main-et Loire, cette espece a ete vue, puisque M. Mil- let, dans la faune de ce deparlement, decrit un individu pris par M. Triton du Mousseau dans le parc de Verrie pres Saumur, mais le naluraliste que nous citons le regarde comme y elanl tres rare».— Seitdem ist der

•) Herpetologia europaea, S. 258.

*•) Erpetßlogie generale, t. VII, pag. 261.

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quaterr ad latus von Niemand in Frankreich beobachtet worden, was mich mulhmassen lässt, dass BhinecJiis scalaris eine dem Elaphis quaterractiatus ähnlich sehende und in Südfranlireich einheimische Art, woid mit der vierslreifigen Natter verwechselt worden sei. Der Fauna der pyrenäischen Halbinsel dürfte der ElapMs quaterra^ diatus ebenfalls fehlen, denn Bosca, vvie wir es aus seinem Catalogo de los Reptiles y Amphibios observa- dos en Espana, Portugal e islas Baleares ersehen, hat das Thier in Spanien nicht selbst beobachten können, sondern nur die Angaben anderer rcproducirt.

36. Elaphis suromates Pall. (1811).

var. graeca Jan. (=£^. sauromates aut.), var. Munteri m.

SYNONYMIK.

18ß0 1880. ElapUs dione (Pall.) Jan, Iconographie ge- nerale des ophidiens, Livr. XXI, pl. III, fig. B.

(Paris).

1863. Elaphis dione (Pall.) var. graeca, Jan, Elenco si slematico degli Ofidi, pag. 61.

1873. Elaphis dione (Pall.) Strauch, Die Schlangen de Bussischen Beichs, 1. c, S. 98.

Von der schönen Varietät graeca liegen mir ein aus- gewachsenes und vier junge Exemplare vor. Die jungen Stücke zeichnen sich durch dunkelbraune, nahezu schwarze Bückenflecken aus, welche auf kaffeebraunem Grunde geordnet sind. Diese Exemplare entsprechen, in Betreff der Zeichnung, genau der von Jan in seiner Iconographie des Ophidiens gegebenen Abbildung des Jungen des E.

- i:;h -

muromales, Welchen er irrlhümlicher Weise als Elaphis dione bezeichnet hat. Das mir zu Ciebulc siehende aus- gewachsene Individuum der Var. graeca ist auf hellem^ biaungelbemFond mit grau-bräunlichen Län;^sfleckenreihen geziert. Auf der vorderen Leibeshälfle, und zwar mehr gegen den Kopf zu, treten die Flecken der mittleren Reihe in Conlact und bilden einen kurzen Dorsalstreifen. Nach dem Schwänze zu hellt sich das Braune der Flecken be- deutend auf. Die Unterseite des Körpers erscheint schwe- felgelb, grau gefleckt.

Mit den in der Pariser Menagerie des Jardin des plan- tes zur Zeit lobenden Exemplaren des sauromates aus Sarmalhicn verglichen, ist das mir vorliegende, ausge- wachsene giiechischc Individuum bedeutend heller gefilrbl und bei weitem nicht so dunkel gezeichnet wie es bei den ersteren der Fall ist. Ich will hinzufügen, dass meine siimmllichen griechischen Exemplare der in Rede stehen- den Art nur zwei Praeocularschilder aufweisen; das in der Herpelologia europaea und in der Iconograi)hie des Ophidiens abgebildete Pseudopraeocularschildchon ver- misse ich bei meinen Stücken gänzlich. Von den 4 bis 5 Exemplaren dieser Art, welche ich in Paris verglichen habe, weist nur ein einziges Stück dieses Pseudopraeocu- larschildchen auf.

Die mir bekannten griechischen Fundorte des Elaphis sauromates var. graeca sind: Taloi, die Umgebung von Athen und die Insel Mykonos, wo sie ziemlich häufig vorzukommen scheint. Für Griechenland ist Elaphis sau- romates sonst, so viel ich weiss, nur von Jan angegeben worden. Kessler '') gibt allerdings an, dass er auf der

*) Zoologische Reise durch Traiiskaukasien im Jahre 1875, 1. c., S. 183.

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Jialkanhalbinsel und in Griechenland einlieimisch sei, erör- tert jedoch nichts näheres darüber, von wem er dort b».'0- bachtet werden ist. Höchst wahrscheinlich wiederholt in diesem Falle Kessler nur die Angaben Jans. Den Jan'schen, im Züricher Museum aufgestellten ElapMs dione, d. h. sauromates var. graeca. kenne ich nicht aus eigener An- schauung, auch ist mir leider der, die Iconographie ge- nerale des Ophidiens begleitende Text gänzlich unbekannt, da mir blos ein defectes Exemplar dieses Werkes vor- gelegen hat; ich glaube aber, dass die im Elenco sisle- matico degli Ofidi S. 61 erwähnte var. graeca des E. dione nichts anders sein kann als die in Rede stehende Form und dass darunter der dione der Iconographie ge- meint worden ist. Diese Muthmnssung gewinnt schon aus dem Grunde an Wahrscheinlichkeit, dass Slrauch (I. c. S. 98, Vcrgl. Dermerkung 11) angibt, dass das in der Jconographie generale des Ophidiens abgebildete Exem- plar aus Griechenland stammt und dem Züricher Museum . angehört.

Die übrigen Fundorte des ElapMs sauromates var. graeca^ sind von Strauch in seinem, schon öfters citir- ten, Schlangen-Werke genau verzeichnet, worauf ich hier die Aufmerksamkeit meiner Leser lenke. Ausser in dem südlichen Hussland, Transkaukasien,Klein-Asien und einem Theile der Ostküste des Kaspischen Meeres, soll E. sau- romates nach Günther *) noch in Ningpo erbeutet wor- den sein. Diese Angabe Günthers ist aber von Strauch bezweifelt worden "'") und zwar mit Recht, da der im Londoner Museum von Strauch nachträglich untersuchte Günther'sche sauromates aus Ningpo «eine», wie mir Aka-

•) Güntlier, Reptiles of British India, pag. 241.

•*; Die Schlangen des Russischen Reiches, 1. c, S. 99, 100.

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deniiker Strauch brieflich millheilt, «völlig verschiedene und wohl neue Art ist». «^. sauromates», fügt Herr Dr. Strauch hinzu, «geht also ostwärts entschieden nicht über die aralo-caspischen Steppen hinaus». Ich will hin- zufügen, dass die im Pariser Museum sub N^ 3363 auf- gestellte, aus Kiu-Kiang stammende, als ElapMs smiro- mates bezeichnete Schlange ebenfalls einer anderen Art angehört, und zwar erstens aus dem Grunde, dass die Schuppen dieses Stückes viel stärker gekielt sind als es beim sauromates oder bei der Gattung Elapliis überhaupt der Fall ist und zweitens weil die Färbung bei diesem Stücke eine ganz andere ist als bei E. sauromates.

Dem llenn General-Ins()ector der königlichen Domänen zu Tatoi undGriinder des dortigen zoologischen Museums, Herrn L. Munter, zu Ehren, bezeichne ich die auf der Insel Mykonos einheimische Form des Elapliis sauroma- tes als var. Müntcri. Diese Varietät weicht in ihrer Zeich- nung so sehr von der vorhergehenden ab, dass ich sie anfangs als Elapliis dione betrachtet und unter diesem Namen in meiner Heptilien-Collertiun aufgestellt habe. Erst nachdem Herr Direclor Strauch mir seine Z^^eifel über das Vorkommen des EJaphis dione auf den griechi- schen Inseln mitgetheilt und nachträglich den vermeint- lichen Elapliis dione als eine «interessante und recht aulTallend gezeichnete Varietät des Eluphis sauromates» bestimmt hatte, konnte ich mich dazu entschliessen, die betreffende iMykoner Schlange als eine noch nicht bekannte Form des sauromates anzuerkennen.

Auf aschgrauem Grunde der Oberseite des Körpers weist nämlich die var. Münteri drei am Nacken begin- nende Längsreihen von Flecken auf. Vorn erscheinen diese Flecken dunkelbraun, gegen die Mitte des Körpers zu werden sie bedeute nd heller und sind auf dem Schwänze

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wieder dmikelbraun. Die miUlcie Läiigsreihc hestehl nus- grossen, schief zur Längsaxe des Körpers geslelllen, mei- stens viereckigen Querllecken. Die erste, am Nac ken lie- gende Make! stösst an zwei seillicli von ihr gelegene Flecken und bildet mit diesen eine hufeisenförmige Fi- gur. Die mittlere Längsmakehiserie wird jednrseits von schmalen, braunen Liingsstreifen begrenzt. Diesem Längs- streifen-Paare parallel läuft jederseits ein anderer Längs- streifen, welcher als Fortsetzung der hinler dem Auge anfangenden und sich in schiefer Richtung bis zum Mundwinkel hinziehenden, schwarzbraunen Binde be- trachtet werden kann. Längs diesen äusseren Längsstrei- fen ist jederseits eine Serie von dunkelbraunen Augen- ilecken sichtbar, webhe sehr deutlich hervortreten, weil sie breiter und dunkler sind als die Streifen selbst. So- mit ziehen sich auf der aschgrauen Oberseite des Kör- pers drei parallele dunkelbraune Flecken-Reihen und vier hellbraune Längsstreifen hin, welche jederseits die 4-te und 9-te Schuppenreihe einnehmen. Diese, die Oberseite des mykoner smiromates Münteri zierenden, Längsbinden treten dadurch hervor, dass ihre hellbraune Farbe dun- kler ist als das Hellbraun des Grundes.

Ausser dem erwähnten, hufeisenförmigen Flecken, welcher den Nacken bei var. Münteri ziert und zum Theil auf die Pileusschilder übergehl, zieht sich eine vom vorderen, oberen Rande des einen Auges anfangende, über die Praefrontalie hinlaufende und den vorderen, oberen Rand des anderen Auges erreichende, dunkel- braune Binde hin. Das Scutum frenale und das obere Praeoculare weisen braune Flecken auf. Die Labialia er- scheinen graubraun gesäumt. 3 bis ö graubraune Längs- reihen von unregelmässig gestalteten Makeln zieren die gelbliche Unterseite des Thieres. Die Ränder der Schup- pen an der Unterseite des Kopfes sind braungrau,

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1G2

Ich will hinzulügen, dass das mir zur Verfügung sic- hende Slück dieser Abart ungefähr 50 cm. misst.

Farn. Psammophidae.

Gen. Coelopeltis Wagt.

37. Coelopeltis monspessulana Herrn. (1804).

var. Neumayeri Fitz.

S Y N 0 N Y M I E.

1832' 1841. Goluher monspessulanus (Herrn.) Bonaparto, Iconografia della Fauna italitia, II. Anlibi.

1855. Coelopeltis lacertina (Wagl.) Fitzinger, Versuch ei- ner Geschichte der Menagerie des kaiserl. öster- reichischen Hofes, I. c, S. 657.

1863. Coelopeltis insignitus (Geolfr. St. Hil.) Jan, Elenco sistematico degli Ofidi, pag. 89.

1808. Coelopeltis lacertina (Wagl.) de Belta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, pag. 68.

1873. Coelopeltis lacertina (Wagl.) Strauch, Die Schlan- gen des Russischen Reichs, 1. c, S. 89.

1874. Coelopeltis lacertina (Wagl.) de Belta, Rettili ed anfibi (Fauna d'Italia) pag. 51.

1878. Coelopeltis lacertina (Wagl.) de Ileldreich, La Fau- ne de Grece, pag. 73.

Von Coelopeltis monspessulana Herrn, sind mir zwe verschiedene Abarten bekannt und zwar var. Neumayeri Fitz, und die sogenannte «ächte lacertina», weiche ich var. lacertina Wagl. benennen will.

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Wiilircixl lelzlerc oben auf hell graiigi'lIxMii, griinoiu oder graubraunem Grunde verschieden gcslailele Flecken aufweist, ist die erstgenannte, in Griechenland einheimische Varietät oben einfarbig olivengrau, olivenl)raun odernuss- l)raun. Bei näherer llelrachtung der Schu})|)en der var. Nevmayeri nimmt man, besonders an ausgewachsenen Individuen, eine gelbe oder weissgelbe Umsäumung waiir, die jedocli an der Schuppenspitze stets fehlt. Gegen die Seiten des Körpers zu und zwar an den zwei Schup- penserien, weiclie die Hauchschilder angrenzen, erschei- nen diese Umsäumungen kreideweiss und biidea joderseits öfters zwei schaif markirte, anhaltend fortgesetzte Längs- streifen. Die Unterseite, sowohl bei var. Neumayeri als auch bei var. lacertina weist sehr oft einen rolhcn An- flug auf.

Während Godopeltis monspessidana weder von Erhaid noch von mir auf den Cykladen angetroffen worden ist, kennt man sie von den Jonischen Inseln (nach Bonapar- le, I. c), wo sie namentlich auf Corfu (nach Jan, I. c.) beobachtet worden ist; ferner soll sie in Dalmatien *), Hercegovina (nach v. MöllendorlF) und bei Constan- linopcl (nach Jan) zu finden sein.— Die vorderasiatischen von dieser Art bewohnten Länder sind folgende: Trans- kaukasien (nach Kessler und nach Strauch), Persien (nach Blanford, I. c), Syrien und Palästina (nach Bött- gers Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern 1880, 1. c), Arabien (nach Büppel). Cypern **), Chios*''*) und Klein-Asien (Levante, nach Dnmeiil und ßibrons Erpetologie generale, t. YIl, pag. 1133).

*) Verhandl. d. k. k. zoolog. botan. Gesellscli. in Wien XIV, S. 129;

**) Proc. zool. Soc. of Loadon 1879, pag. 741.

*"*) 15 und 16 Bericht d. Offenb. Vereins f. Natuiic. 1876, S. 62.

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Ausser den zwei genannten Abarten der Coelopeltifi monspessulana scheint noch eine dritte, ziemlich seltene Form in Dalmatien vorzukommen und zwar var. fusca oder Bhabdodon fuscus Fleisrhm. *). Die lief oliven- braunen oder schwarzbraunen Schuppen auf der Ober- seite haben bei dieser Abart hellgelbe Säume, welche namentlich an den Seiten stark prononcirt erscheinen und jederseits des Körpers einen förmlichen Längsstrei- fen bilden, üefters reiht sich diesen Längsstreifen noch ein accessorisches Paar von Längsstreifen an^ die brei- ter sind als die ersteren und sich nahezu bis zur Schwanzspitze fortsetzen. Der Pileus erhält öfters eine Makelung, die Oberlippenschilder sind schwarzbraun, gelbgefleckt; die Unterseite des Kopfes w^eist schwärz- liche Längsbinden auf. Besonders charakteristisch für die- se Form ist die Färbung der Unterseite des Rumpfes. Während nämlich die Unterseite des Schwanzes einfar- big schwarzgrau erscheint, weist der Bauch unregelmäs- sige, schwarzgraue Flecken auf gelblichem Grunde auf, welche so zahlreich sind, dass sie Öfters die Grundfär- bung fast gänzlich verdrängen.

Fam. Dipsadidae.

Gen. Tarbophis Fleischm.

38. Tambophis vivax Fitz. (1826).

SYNONYMIE.

1854. Tarbophis vivax Dumeril et Bibron, Erp^lologie g6u6rale, t. VII, pag. 915.

*) Fleischmann, Dalmatiae nova serpentum genera. Erlangen 1831, pag. 26, tab. II.

165

1858. AiluropUs vivax (Bonap.) Erhard, Fauna der Cy- k laden, S. 77.

1863. Tarhophis vivax (Filz.) Jan, Elenco sisteraatico degli Ofidi, pag. 102.

1867. AiluropJiis vivax (Fitz.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, 1. c, S. 835.

1868. Tarhophis vivax (Schreib.) de Bella, I reüiii ed anfibi de! Regno della Grecia, I. c, pag. 70.

1S73. Tarhophis vivax (Fitz.) Strauch, Die Schlangen des Bussischen Reichs, i. c, S. 198.

1875. Tarhophis vivax (Filz.) Schreiber, Herpelologia europaea, S. 215.

1878. Tarhophis vivax (Schreib.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 73.

Wenn man v. Heldreichs Fauna liest, könnte man leicht daraus folgern, dass Tarhophis vivax in Griechenland selten sei. Das ist aber in der Wirklichkeit gar nicht der Fall; ganz im Gegentheil; diese Art ist eine der ge- meinsten Schlangen in Griechenland und kommt äusserst häufig, sowohl auf dem Festlande als auch auf den Cyk- laden vor. Das zoologische Museum in Athen und dasje- nige zu Tatoi besitzen eine ziemlich grosse Anzahl Indi- viduen des Tarhophis vivax, welche aus Altika stammen. Auf den Inseln Milo, Mykonos und Tinos habe ich ihn sehr häufig beobachtet und gesammeil. lieber sein Vor- kommen auf den Jonischen Inseln liegen mir keine ge- nauen Angaben vor, dagegen finde ich ihn mit Bestimmt- heit für Istrien, Dalmatien und die Insel Lesina (nach Erber) erwähnt. Die Autoren der generellen Herpetologie (Vergl. Bd. VII, S. 915) kennen ihn aus Albanien,

161;

Erber *) lu-t ihn auf niiotlus beoljarjitel und Strauch macht ihn für Greta namhaft (1. c, S. 198). Ueber das Vorkommen des Tarhophis vivax in Bosnien und Herce- goviua wissen wir nichts Bestimmtes. «Dass daselbst», sagt V. Möllendorir in seinen Beiträgen zur Fauna Bosni- ens, «auch die übrigens als var. der lacertina anzuse- hende C. Neiimayerii Fitz., sowie Bendrophilus Bahlii Schinz und Ailuropliis vivax Filz., die alle in Dalmalien häufig sind, vorkommen, ist bei der grossen Ueiierein- slimmung der Faunen beider Länder sicher anzunehmen». Aus Vorderasien ist diese Art aus Transkaukasien **), Klein-Asien **'), Syrien, Palästina (nach Böttger) und aus Cypern bekannt *''**).

Farn. V i p e r i d a e Gen. Vipcra L. 39. Vipcra euphratica Martin (1838). [■='Vipcra mauritanica Guich. 1850.)

SYNONYMIE.

1802. Cohiber lebeünus (Forsk.) Shaw, General Zoology III, pag. 884.

1858. ? Vipera Redii, V. Cümmunis (Bonap.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 73.

*) Vcrlmndl. d. k. k. zoolog. botan. Gescllsch. in Wien. XVII, S- 904. *•) Strauch, Die Sclilangcn des Kussischen Reichs, 1. c, pag. 198. *) Günther, Catalogue of Colubrine Suakes, pag. 33. •) Mag. nat. bist. 1880, pag. 136.

167

1880. Vipera euphratva (Marl.) Röttger, Die Oeplilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern, I. c, S. 36. S. A.

Diese bis jetzt in Algerien, wo sie übrigens nach Strauch nur in der Umgebung von der Stadt Oran vor- liommen soll, in Aegypten, Galiläa, Transkaukasien, Per- sien, im Euphrat-Thale und auf der Insel Cypern consta- tirte Vipernart habe ich auf der Insel Milo angelrofl'cn. Sie ist daselbst ziemlich häufig und wird von den Insu- lanern sehr gefürchtet. Ihr Biss soll sehr gefährlich, allein, bei richtiger Behandlung, nicht immer lödtlich sein. Zu ihrem Aufenthallsorte wählt sie meistens Gärten und wird iidolgedessen nach Sonnenuntergang öfters selbst in der ölitle der Dörfer angetroffen. Das erste von mir erbeu- tele Exemplar bewohnte den unmittelbar am Hause mei- nes Wirthes, Herrn Kipreos, gelegenen Garten im beleb- ten Hafenorte Adamas.

Dieses Stück weist einen aus 14 Schüppchen bestehen- den, Augenkranz auf, von dem die 4 grösseren Schup- pen die Su|)raorbitalregion bekleiden. Die Zahl der Sup- ralabialschilder ist 10. In der Gegend des 4 len Supra- labialschildes sind die Oberlippenschilder nur durch zwei übereinander stehende Schuppen vom Augapfel getrennt, während sonst drei Reihen übereinanderstehender Schup- pen vorhanden sind. Die Zahl der Unlerlippenschilder ist 11. Die Grundiarbung des Rückens bei diesem E\em|)lar ist hellgrau mit einem Stich ins Bräunliche. Bei Betrach- tung mit der Loupe nimmt man wahr, dass die Schup- pen der Rückenregion auf rosagelbem Fond, von einer Menge grauer und brauner Pünktchen besäet sind. Die Schuppen auf den Seiten des Rumpfes erhallen eine ge- lingere Anzahl dieser Pünktchen und erscheinen hellen

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gefärbt als der Rücken. Auf der vorderen Körperhalfle sind oben vier fieihen alternirender, brauner Makein vorhanden. Die zwei initiieren Makels(;rien fliessen un- gefähr am z^^eitcn Drillol des Rumpfes zusammen und bilden eine Dorsalreihe von breiten Flecken. Die auf diese Weise enlstandonen drei Fleckenreihen ziehen sich bis zum Schwänze hin. Die Seiten des Tiiieres weisen ausser- dem slahigraue Mackeln auf, welche zum Theil auf die Bauchschilder übergehen. Die Oberseite des Kopfes ist hellnussbraun; in der Mitte desselben nimmt man einen runden röthlichen Flecken wahr. Die Kopfseilen erhalten jederseits zwei stahlgraue Flecken, von denen der eine sich hinter dem Nasenloche in der Gegend des zweiten Supralabialschildes und der andere unterhalb des Auges befindet. Eine nur sehr wenig hervortretende, braune Rinde zieht sich über die Schläfen hin. Die Unterseite des Rumpfes ist gelblich, stellenweise mit einem rosa Anflugeversehen; sie ist besäet mit schwarzen und stahlgrau- en Punkten. Der untere Theil des Schwanzes ist am Af- ter rosa, an der Schwanzspitze canarieugelb.

Das zweite, mir vorliegende Stück, dessen Länge über GO cm. misst, ist oben dunkelbraun. Die mittlere Reihe der Rückenmakeln ist nur bei günstiger Beleuchtung sichtbar. Die seitlich gelegenen, braunen Fleckenserien sind dagegen bedeutend dunkler als der Fond. Das dunkle Colorit dieses Exemplars rülirt von der stark .schwarz pigmentirten Epidermis her. Hinsichtlich der Beschilderung hätte ich nur zu bemerken, dass bei diesem Exemplare der Schuppenkranz aus 15 Schuppen besttdit.

Die übrigen zwei sich in meinem Besitze belindenden euphralischen Vipern sind noch junge Individuen. Reide sind in ihi'cr Färbung dem zuerstbcsehriebenen Exemplare ähnlich.

IGO

Das PraciKisalschüd finde ich bei meinen lixemplaren der Vipera euphratica entweder vom Nasale gelrennt oder in seinem unteren Theile mit letzterem verschmol- zen. Die Vertiefung des Nasenloches ist schnecl^enartig gestallet. Da ich die in Rede stehenden Vipern eigenhän- dig gefangen liabe, so konnte ich die von Strauch erwähn- ten, am Nasenloche stattfindenden Veränderungen verfol- gen. Sobald nämlich die Schlange gereizt wird, zischt und Anstalten macht zum Geissen, tritt hinter dem Na- senloche jederseits eine wulstartige Erhöhung hervor. Die auf diese Weise hervorgerufene Spannung der Haut, wel- che die Nasengrube bekleidet, trägt zu der Schliessung des Nasenloches bei, indem der hintere Theil des einfa- chen, sonst leicht gefalteten Nasale nach vorn gedrängt wird und dadurch der Viper das Aussehen verleiht, als hätte sie eine besondere Klappenvorrichtung.

In Bezug auf die KopfTorm der mir vorliegenden euphra- tica hätte ich zu bemerken, dass bei ihnen der Kopf we- niger vom Rumpfe abgesetzt ist als dies bei der von Strauch in seinem Werke «Die Schlangen des Russischen Reichs» beigegebenen Fig. a auf Taf. VI der Fall ist. Die vom Auge bis zum Ansätze des Rumpfes seitlich sich hinzie- henden Linien sind bei meinen Exemplaren weniger con- vex als es Strauch abgebildet hat. Der vordere Kopftheil ist ferner bei den meinigen viel kürzer und von oben gesehen an seinem Ende bedeutend schmäler als es bei der Slrauch'schen euphratischen Viper der Fall ist. Auch ist infolgedessen einerseils die Entfernung der Nasengruben von einander und andererseits die Entfernung der Na- sengruben von den Augen kleiner hei den mir vorliegen- den griechischen Stücken, als ich es in den «Schlangen des Russischen Reichs» angegeben gefunden habe. Wenn man sich auch anfangs zur Annahme neigt, dass diese

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ünlcrscliicde einen specifischen Charakter tragen, so über- zeugt man sich doch bald, dass die Variabilität in der Kopfgestalt bei Vipera euphratica von keiner Bedeutung ist. Ks genügt einen Blick auf die erwähnte Tafel Strauchs zu werfen, um sofort zu erblicken, dass die sämmtlichen drei abgebildelen Köpfe der V. euphratica aus Transkau- kasien in ihrer Form differiren. Die von Gope ") gegebene Abbildung des Kopfes seiner Vipera confluenta, welche, wie es Strauch selbst zugibt, nichts anders als F. euphra- tica Marl, ist, weicht gleichfalls, in lietrefT der Form, sehr beträchtlich von den Strauch'schen Abbildungen die- ser Vipeinart ab, dagegen stimmt sie, bezüglich der Um- risse des Kopfes, ganz mit meinen griechischen euphrati- cae überein, nur scheint mir das Kopfende meines klei- nen etwa 25 cm. messenden Stückes etwas stärker zu- gespitzt zusein, als es bei der Schlange Copes der Fall ist.

Die von Schaw in der General Zoology gegebene Be- schreibung seines Coluher lehetinus stimmt im Allgemei- nen mit der Gharaklerisiik der euphralischen Viper über- ein. Ausserdem lässt mich der Umstand, dass Schaw Coluher lehetinus Forsk. in Griechenland und auf den griechischen Inseln fär einheimisch erklärt, vermuthcn, dass der genannte Autor darunter unsere Vipernart ge- meint haben muss. Jan und Strauch waren derselben Ansicht, allein der letztgenannte Forscher hat sich neuer- dings bewogen gefühlt, Schaws Coluher lehetinus in die Synonymie der Vipera xantliina Gray zu versetzen. Diese Aenderuog wird von Günther, wie ich es aus seiner in den Proceedings of the zoological Society of London 1879, S. 741 veröfl'entlichten Notiz ersehe, nicht accep-

•) Proc. zool. Soc. of London 1868, pag. 229.

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lirt. Günlher ist geneigt anziineliinen, dass Vipern Iche- tina L. (= y. lebetina Forsk.) eher mit V. euphratica gleichbedeutend ist.— Der Forsi^al-Gmelin-Linne'sche Co- luber lehetinus und die Vipera lebetina Daud. Lalr. haben somit verschiedene Verwendungen gefunden und nur eine eingehende Vergleichung {\qv Original-Exemplare vermag die dadurch entstandene Confusion zu beseitigen. Jeden- falls aber können wir mit Bestimmtheit annehmen, dass Vipera maurifanica D. B. Gnich. mit Vipera euplira- tica Mart. identisch ist, was übrigens schon von Strauch behauptet worden ist, denn sowohl das im Pariser 31u- seum aufbewahrte, dunkelbraun gefleckte und als Vipera lebetina bezeichnete Exemplar aus 'Algier (N^ 4846) als auch Guichinots Echidna mauritanica stellen zweifels- ohne ächte euphratische Vipern vor.

Erhard wird sich wohl durch Vipera euphratica Mart irre führen lassen haben, als er Vipera aspis in seine Gykladen-Fauna einverleibte, denn von der aspis habe ich, ungeachtet ckr Angaben von Schinz *), Bonaparte '*) und Heldreich (I. c.) keine Spur auf griechischem Boden zu sehen bekommen und habe ausserdem sichere Gründe, um behaupten zu können, dass die Angabe v. Heldreichs, er habe die in Rede stehende Art in TatoT lebend beo- bachtet, auf einem Irrthume beruht. Obgleich das Vor- kommen der V. aspis in Griechenland noch nicht mit Bestimmtheit in Abrede gestellt werden kann, ist es kaum glaubbnr, dass diese Species sich so weit nach dem Osten Europas erstrecken könne und es macht De Betla Ehre, dass er die Angaben verschieilener Autoren über die Erstreckung des Wohngebietes der asjns bis auf

*) Europäische Fauna H, S. 54 (Stuttgart, 1840;. *V Iconografia dclla Fauna italica II, Anfibi.

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Griechenland und die griechischen Inseln stets mit Zwei- feln enigegengenominen hat. Dass man schon früher F. aspis in Griechenland einheimisch dachte, ersehe ich aus der General Zoology von Shaw. Auf S. 38 (Bd. III) dieses Werkes ist folgendes darüber zu lesen: «This snake (d. h. Coluber lebeUnus L.) is a native of Grece and tho Grecian Islands, as Cyprus etc., where it is cal- led by Ihe name of Kufi or deaf snake. By Ihe more learned in Ihose regions it is termed aspis, and Forskai supposes it to have been the aspis of the ancients». Dem- nach gewinnt die Vermulhung, dass Erhards V. aspis eine V. eupliratka gewesen sei an Wahrscheinlichkeit.

Vipera aspis ist schon mehrmals für die Balkanhalb- insel und für Klein-Asicn aufgeführt worden, jedoch wurden diese Angaben stets widerrufen; ich brauche nur auf Bertholds im Göltinger Museum aufbewahrte trans- kaukasische V. aspis hinzudeuten, welche nach Strauch sich als eine Vipera xanthina eiwiesen hat. Ich will noch hinzufügen, dass unter den von v. Möllendortf neuerdings in Bosnien beobachteten und von Kessler in Transkau- kasien gesammelten Schlangen die aspis nicht erwähnt worden ist *).

Ausserhalb Milos dürfte Vipera euphratica auf der schon zu Plinius Zeiten wegen ihrer Giftschlangen be- rüchtigten Insel Kimoli, vorkommen. Nach eingezogenen Erkundigungen habe ich erfahren, dass die auf Kimoli einheimische Viper hornlos und der Echidna der Einwoh- ner von Milo ähnlich sein soll.

*) Bei dieser Gelegenheit will ich mir die Bemerkung erlauben, dass allem Anscheine nach, Vipera as2ns in Deutschland und zwar im Sanerlande, Kreis Mescliede, bei Hall,enberg, einheimisch ist. Aus einer Anzeige, welche in der Kölnischen Zeitung (August, 1880)

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40. Vipera air.modytes L. (l758).

SYNONYMIE.

1836. Vipera ammodytes (Dau'J.) ßibron et Bory de St. Vincent, Expedition scienlifiqiie de Moree III, pag. 74, pl. XII, fig. 3 a.

1841. Vipera ammodytes, Yx^iW^v, Reise durch alle Tlieile des Königreichs Griechenland II, S. 283.

1849. Vipera ammodytes, Gray, Catalogue of Ihe speci- mens of snaiies in the coileclion of the British Museum, pag. 109.

1854. Vipera ammodytes, Dumeril et Bibron, Krpetolo- gie generale, t. VII, pag. 1414.

1855. Bhinechis ammodytes, Filzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des kaiserl. Öslerreichi- schen Hofes, I. c, S. 660.

1858. Vipera ammodytes, Erhard, Fauna der Cykladen, S. 73.

1867. Vipera ammodytes (Daud.) Erber, Bemerkungen zu meiner Reise nach den griechischen Inseln, S. 855.

1868. Vipera ammodytes (L.) de Betta, I rellili ed aufi- bi del Regno della Grecia, I. c, pag. 71.

erschienen ist, entnehme ich, dass in der eben genannten Localität ausser der Kreuzotter noch eine stahlgraue Vipernart vorkommt. Der Verfasser scheint Vipera berus genau zu kennen, infolgedessen ist die Möglichkeit einer Verwechselung ausgeschlossen. Diese Anzeige ist insofern von Interesse, als die aspis bis jetzt in Deutschland noch nicht constatirt worden ist.

18()1). Vqjcra mumodyfes (L.) Siraucli, Synopsis der Yiperiden in Mein, de i'Acad. Imper. des sciences de St. Petersb., Vll-e Serie, t. XIV, No. 6, png. 72-

1874. Vipeva ammodytes (Lalr.) de Bella, Rellili cd anfibi (in Fauna d'Ilalia, I. c.) j)ag. 57.

1878. Vipera ammodytes (L.) de Hehlreich, La Faune de Grece, pag. 71.

1878. Vipera ammodytes Brchms Thierleben. Kiiech- thiere, S. 471.

1879. Vipera ammodytes (Lalr.) de Bella, Sulla Vipera ammodytes nell' Italia ^ sulia sua distribuzione ge- ografica (Alli del R. Istitulo Veneto, Ser. Y, T. V. S. A. pag. 6).

1880. Vipera ammodytes de Bella, SuHa dislriliuzioiie geografica dei serpenti velenosi in Europa etc. in AUi del U. Ist. Vcn. Ser. V, T. VI. S. A. pag. 33.

Diese Vipernart scheint sowohl auf dem Festlande Grie- chenlands als auch auf den Jonischen Inseln und den Cykladen (mil alleiniger Ausnahme von Miios, Scriphos und vieilcicht Kimolos) die gemeinste Schlangenart zu sein. Am häufigsten kommt sie auf den Inseln Tinos, Andres, wo sie namentlich bei Ajio Pelro hausen soll, und in der Umgebung von Athen vor, z. B. in Kephissia, Mavrusi und an den steinigen Abhängen des Hymettos. Sie meidet übrigens sogar die Stadt Athen nicht, wie ich es nach mehreren in der Nähe des Schlossgartens gelödteten Individuen schliessen konnte.

Die Grundfärbung der auf dem Festlande Griechenlands lebenden ammodytes ist entweder sandgelb, braungelb oder braun. Bei den sandgelben Stücken dieser Art

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erscheint die Riickenzeichnung braun, bei den braungel- ben dagegen, rölhlichbraun und endlich bei den ammo- dytes mit braunem Grunde sind die Zeichnungen auf dem Rüclien schwarzbraun. Die Oberseite des Kopfes scheint stets ungefleclit zu sein. Bei den mir zu Gebote stehenden Individuen finde ich die Oberseite und die Seiten des Kopfes dunkler gefärbt als der Rumpf, dagegen heller als die diesem Thiere so charakteristische Rückenbinde. Das Colorit der Kopfdecke bildet eine Uebergangsschat- tirung von der Grundfärbung zur Farbe der Dorsalbinde. Letztere erscheint entweder wellenförmig oder scharf ge- zackt. Rei anderen, wiederum, besteht die Rückenbinde aus lauter regelmässigen Rhombenflecken. Rei den dunkel gefärbten Exemplaren ziehen si h auf den Rumpfscilen je eine oder drei Längsreihen, kleiner, miteinander mei- stens alternirender, schwarzbrauner Flecken hin. Diejenige Fleckenserie, welche der Dorsalbinde zunächst liegt, ist am deutlichsten ausgeprägt. Rei den hellgefärbten Stü- cken ist entweder eine Längsreihe solcher Seitenflecken vorhanden, oder wird sie gänzlich vermisst. Den, beiden dunkelgefärbten ammodytes vom Hinterrande der Augen anfangenden, auf die Mundwinkel schräg zulaufenden und sich jederseits über dieselben hinziehenden dunkel- braunen Streifen vermisse ich bei den hellcolorirten Stücken ebenfalls. Ich finde bei den letzteren nur an den Mundwinkeln eine schwache Andeutung dieser Streifen. Die Kehle bei den hellen Stücken ist canariengelb; die Unterseite des Körpers ist gelblich-weiss mit grauen Flec- ken besäet. Rei den dunkelfarbigen Sandvipern er- scheint die Kehle, mit Ausnahme der schwarzbraunen Unterlippenschilder, gelblich weiss und die Unterseite des Körpers erhält auf weisslichem Grunde slahlgraue Makeln.

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. Von den hisulanisclien ammodytes liegen mir dunkel- farbige Exemplare von Mykonos und von Pctali vor. Bei den ersteren geht die Rückenzeichnung zum Theil auf die Kopfdecke über, indem die Dorsalbinde anf dem Nac- ken eine hufeisenförmige Figur bildet, deren schenkel- artige Ausläufer auf die Parietalgegend übergehen. Dunk- le Ocelli zieren die vorderen Theile des Kopfes. Helle Augenflecken lassen sich auf den Schenkeln des erwähn- ten, schwarzbraunen Hufeisens erkennen. Sowohl das Hörn als auch die Unterlippenschilder sind dunkelbraun, die Oberlippenschilder sind dunkelbraun gefleckt. Ein dunkelbrauner, am Hinterrande der Augen seinen Ur- sprung nehmender Streifen zieht sich jederseits gegen die Mundwinkel hin und geht von da auf die Humpfseiten über. Gegen die Mitte der Kör|)erlänge löst sich dieser Streifen in runde, braune Flecken auf. Die graue Unter- seite ist mit kurzen, weissen und schwarzen Querstri- chen besetzt. Die Grundfärbung der mykoner ammodtesy ist hellnussbraun und die Dorsalbinde dunkelbraun.

Die von den Petali-Inseln stammenden, mir von Herrn Munter zur Verfügung gestellten, Sandvipern unterschei- den sich von den mykoner Individuen dadurch, dass bei ihnen die Oberseite des Kopfes dunkelbraun gefärbt ist. Die Kopfseiten, mit Ausnahme einer unterhalb des Au- ges anfangenden und sich gegen die Mundwinkel hin- ziehenden, hellen Binde, sind ebenfalls dunkelbraun.

Der hornartige Zapfen, welcher der Sclinauzenspitze der V. ammodytes aufsitzt, weist sowohl in seiner Form und Grösse als auch in der Zahl und Anordnung der ihn be- kleidenden Schuppen Verschiedenheiten auf. Bei einigen griechischen Stücken sind oberhalb des Rostrale zwei Schuppen sichtbar, welche vorn die Basis des Hörnchens bilden. Diesen zwei Schuppen sitzt eine grössere centra-

177 -

le Schuppe aul" und dieser wiederum lolgen zwei Paar übereinandersleliender I^^leiner Schuppen, welche die Spit- ze des Hörnchens bilden. Bei anderen Exemplaren weist die Basis des Hörnchens (bei der Betrachtung der Schnau- ze des Thieres von vorn) drei aneinandergereihte Schup- pen auf. Oberhalb dieser belinden sich drei kleine Schuppen, denen ein Paar länglicher Schuppen folgen. Diese Schuppenserie wird jedcrseits von einer schmalen Schuppe begleitet. Endlich sitzt diesen Schuppen noch eine oberste auf und bildet die Spitze des hornlörmigen Zapfens, Aehnlich wie es bei der vorhergehenden Spe- cies der Fall ist, weist die Vipera ammodytes Falten am Nasale und mehr oder weniger tiefe Nasengruben auf und ich glaube, dass auch die Sandviper das Vermögen besitzt die Nasenhöhle, durch Vorrücken des Nasenschil- des, theilweise zu schliessen. Ausserdem finde ich, dass die Supraorbilalschilder bei den griechischen ammodytes, insbesondere bei den insulanischen, weiter über die Au- gen vorspringen als bei den dalmatinischen Sandvipern. Bei einem mir aus Tato'i vorliegenden Exemplare dieser Vipernart sitzen die Supraorbitalschilder (sobald ii)an die Profilansicht des Thieres vor sich hat) beinahe aufrecht, während dieselben bei den übrigen Stücken griechischer Herkunft ziemlich llach anliegen.

in Beireff der Körpergrösse der griechischen ammodytes hätte ich zu bemerken, dass sie, so viel ich weiss, die Länge der dalmatinischen nicht erreicht. Je südlicher ihr Wohnort desto kleiner wird das Thier. Die insulanischen Sandvipern sind stets noch kleiner als die coiiliiienlalen. Individuen, welche 50 oder GO cm. messen, gehören auf den Cykladen bereits zu Seltenheiten.

Die Behauptung Schreibers (vergl. llerpetologia euro- prea, S. 192), dass F. ammodylcs ausschliesslich ein

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NaclilUuer sei, scheint niclil für alle Wohngebiete dieser Art richtig, denn in Griechenland traf ich sie im Gegen- theil stets zu der Mittagsstunde sich in den von Laub völlig enlblösten Localitäten sonnend. Um die ammody- tes zu fangen habe ich die hellsten und wärmsten Tage vorziehen müssen, da sie unter diesen Bedingungen ge- wöhnlich ihre Scheu verliert und ruhig dem Feinde entge- gensieht, um im passenden Augenblicke von ihrem furcht- baren Gebisse Gebrauch zu machen.

Hinzufügen will ich noch, dass ich weder in Griechen- land noch auf den Cykladen schwarzen Sandvipern be- gegnet bin, jedoch halte ich es für möglich, dass solche auf den kleineren Inseln angclrolfen werden können. Der Aichaeologe Hoss hat zahme Kidechsen und schwarze Vi- |)('rn auf der nördlich von Syra gelegenen Insel Ghiura beobachtet. Darunter muss gewiss die ammodytes. gLnnemi gewesen sein, da ausser ihr und der Vipera euphratica, welche nur auf den südlich von Syra gelegenen Inseln constatirt worden ist, keine andere Vipernarl auf den Cykladen vorkommt. Die Angabe Jans *) Vipera herus var. prester L. komme auf Giura (Ghiura oder Chioura) vor, könnte zwar als Bestätigung der Aussage von Ross in BetrelT des Vorkommens der schwarzen Kreuzotter auf den Cykladen betrachtet werden, sie beruht aber wohl entweder auf einem Irrthume oder ist unter ^Giura» von Jan eine andere, mir unbekannte, aussergriechische Localität gemeint.

Ueber die geographische Verbreitung der Vipera am- modytes im Süd-Osten Europas und in Vorder-Asien er- fahren wir folgendes. Nach der Schreiberschen Herpelo-

") Elenco sistematico degli Ofidi, pag. 121.

n^>

bgia curopaea ist die ammodyks in Karnliicu, krain und Siid-Sleiermark zu iiiiden und soll in diesen drei Gebie- ten sehr gemein sein. Ferner erstreckt sie sich durch das illyrische Küstenland nach.Istrien zu, sowie durch das kroatische Küstenland und Dalmation, wo sie die häufig- ste und fast einzige Giftschlange ist; auch findet sich am- modytes im südlichen Ungarn, namentlich im IJanat, bei Orsova und Mdiadia, sowie auch im südwestlichen Sie- benbürgen; von hier aus tritt das Thier durch die Wal- lachei auf die IJalkan-Halbinsel über, woselbst sie eben- falls allerorts sehr häufig ist. «Ueber das Vorkommen der Sandviper, in der Türkey und in den unter türkischer Oberhoheit stehenden Ländern», sagt Strauch '') «fehlen bisher noch alle Naclirichten, dennoch kann es kaum zwei- felhaft sein, dass sie daselbst einheimisch ist, da sie in dem südlicher gelegenen Griechenland häufig zu sein scheint». Diese Vermulhung Strauchs finden wir in den \. Möllendorff'schen Beiträgen zur Fauna Bosniens S. 20 bestätigt. V. Möllendorfl" gibt nämlich an, dass die Sand- viper über ganz Bosnien verbreitet ist und fügt hin^u, ilass Vijpera berus von ihm ebenfalls, aber ziemlich sel- ten, im nördlichen Bosnien, z. B. westlich von Travnik •und im Hügellande bei Derben, constatirl worden ist.

In Griechenland kommt die in Rede stellende Sandviper aller^värts vor. Das Museum in Athen weist Exemplare <auf, die vom Parnass- und Veluchi -Gebirge herstammen. Die ^litglieder der französischen Expedition s.immellen sie in Morea. Auf den Jonischen Inseln soll sie von Ninni beobachtet worden sein (nach De Bella). In Ätlika und ■auf den meisten Cykladen ist die Sandviper, wie bereits erwähnt, von mir als sehr zahlreich constatirl worden.

*) Synopsis der Viperiden, 1. c, S. 71.

12*

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Ferner bewohnl die San<lvipcr Klein-Asien '), Triinskau- kiisien "') und Syrien ***).

Die Grenzen des von Vipera ammodytes bewohnten Gebietes sind noch bei weitem nicht festgesetzt. Sie wer- den wohl l<aum denjenigen entsprechen, welche Strauch anzunehmen geneigt ist. Namentlich wird wohl noch vie- les mit Hezug auf die Ausdehnung des Wohndistriktes der ammodyfes im Westen Europas zu berichtigen sein. Wir können wohl bereits im Voraus annehmen, dass die in Rede stehende Art im Südwesten Europas fehlt. So geben sich z. B. schon Zweifel kund bezüglich des Vor- kommens der ammodytes auf der pyrenäischen Halbinsel und zwar aus dem Grunde, dass es den fleissigen For- schern der herpetologischen Fauna Spaniens, ßosca und Seoane, noch nicht gelungen ist, die ächte Sandviper auf der pyrenäischen Halbinsel ausfindig zu machen. Die von diesen beiden llerpetologen in ihren Gatalogen erwähnten Sandvi[)ern erwiesen sich als neuen Formen angehörend, und zwar als Vipera Latastei Bosca und als Vipera be- rus subsp. Seoanei, Lat. Die spärlichen Angaben über das Vorkommen der Vipera ammodytes innerhalb der Grenzen Frankreichs haben ebenfalls keine Bestätigung gefunden.— Ueber das Vorhandensein dieser Species in Sicilien liegen uns vereinzelte Angaben vor, welche mit Vorsicht entgegenzunehmen sind. Die angeblich aus Sici- lien stammenden und im Pariser Museum aufbewahrten Sandvipern habe ich im genannten Museum nicht zu Ge-

*) De Betta, Sulla Vipera ammodyte etc. in Atti del R. Institnto Veneto, Ser. V, T. V. S. A.. pag. 7. **) nach Strauch, 1. c.

***) Günther, Report on a collection of Reptiles and Fishes from Palestine in Proc. zool. soc. of London 1864, pag. 488.

181

sieht bekommen. Wir können infolgedessen mit Ueslimmt- heit nur angehen, dass Dalmatien und Griechenland die eigentlichen IJeimaths-Orte der ammodytes sind und dass sich ihr Wohngebiet von hier aus westwärts nach dem Nordosten Italiens, dem Tyrol, Illyiien und Istrien er- streckt, ostwärts aber in Vorder-Asien eindigt.

Ord. Ohelonia.

Farn. T e s t u d i n a e. Gen. Tcstudo L. 42. Testudo graeca L. (1758).

S Y N 0 N Y M I E.

1802. Testudo graeca. Schaw, General Zoology, Vol. III, Part 1, pag. 9, (London).

1835. Testudo graeca (L.) Dumeril et Bibron, Erpetolo- gie g6n6rale, t. II, pag. 33.

1836. Testudo graeca (L.) Bibron et Bory de St. Vin- cent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 58,

pl. VII, flg. 1; pl. IX, flg. 4.

1841. Testudo graeca. Fiedler, Reise durch alle Theile Griechenlands, Bd. I, S. 20, 60, 432.

1846. Testudo graeca. Berthold, Miltheilungeu über das zoologische Museum zu Göltingen in Nachr. v. d. G. A. Univers. u. d. kgl. Akad. d. Wissensch. zu Götlingen I.

18ül. Testudo graeca. C. Dumeril et Aug. Dumeril, Ca- talogue methodiquo de la colleclion des reptiles, pag. 3.

JHi

I85Ö. Testudo graeca. Filzinger, Versuch einer Geschich- te der Menagerie des kaiserl. österreichischen Ho- fes, I. c, S. 661.

1858. Testudo graeca (L.) Erhard, Fauna der Cykladen, S. 71.

18(iö. Testudo graeca. Strauch, Die VertheiUing der Schildkrölen über den Erdball in Mem. de l'Acad, Imper. d. sciences de St. Pelersb. VIH, N^ 13, S. 17.

1808. Testudo graeca (L.) de Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, I. c, pag 17.

1870. Testudo graeca (L.) Westphal-Casteinan, Catalogue de la coilection de reptiles in Compe-rendu des Iravaux du Congres scientifique de France ä Mont- pellier en decembre 1868.

1874. Testudo graeca (L.) de Betta, Rettili ed Anfibi (in Fauna d'ltalia, 1. c, pag. 12).

1875. Testudo graeca (L.) Schreiber, Herpetologia euro- paea, S. 555.

1878. Testudo graeca. Brehms Thierleben. Kriechthiere^ S. 33.

1878. Testudo graeca (L.) de Heldreich, La Faune de Grece, pag. 64. Von dieser Art habe ich nur ein einziges junges, griechisches Individuum im zoologischen Museum zu Athen gesehen. Nach v. Heldreich soll jedoch Testudo graeca L. in der Altika und auf den Cykladen sehr gemein sein. In seinem mehifach citirlen Reiseberichte gibt Fied- ler an, dass diese Schildkröte in der Umgebung Athens, z. R. am llvmnltos, von ihm ziemlich seilen conslalirt worden ist, dass sie aber in grosser Anzahl im Lau-

183

riongebirge und in der westlichen Umgebung von Kary- slo auf Euböa vorkommt. Die Mitglieder der Expedition scientifique haben sie in Morea gesammelt und nach der Mittheiiung Dr. Krüpers soll sie in Acarnanien sehr ge- mein sein und von Italienern vielfach exportirt werden. Alsdann kennt man die griechische Schildkröte aus Albanien *), Herzegowina **), Dalmatien und Bulgarien ***). Aus Vorder-Asien kennt man sie von Angora, lirussa **''*) und Palästina f). Nach Böltger *) soll jedoch die von Günther für Palästina erwähnte Testudo graeca nichts anders als Testudo ihera Pall. sein. Die drei das circum- mediterrane Gebiet bewohnenden Arten der Testudo sehen sich allerdings im allgemeinen so ähnlich, dass es leicht möglich ist, dass T. graeca, T. ihera Pall. und T. marginata Schöpf, öfters verwechselt worden seien; ich neige mich jedoch zur Annahme, dass specielj in Grie- chenland T. marginata Schöpf, öfters für die graeca L. gehalten worden sei.

43. Testudo marginata Schöpf. (1792). (= T. nemoralis Aldrov. 1663.)

SYNONYMIE.

1802. Tesi'udo marginata. Schaw, General Zoology, Vol. III, Part I, pag. 17.

*) De Betta, I rettili ed anfibi del Regno della Grecia, 1. c, pag. 17.

**) V. Möllendorff, Beiträge zur Fauna Bosniens, S. 18.

***) Verhandl. d. k. k. zoolog. botan. Gesellseh. in Wien XIII. S. 1122.— Mem. de FAcad. Imper. d. sciences de St. Peter b. VIII, jTo 13, S. 13.

**■**) Verhandl. d. k. k. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien XIII, S. 1123.

t) Proc. zool. Sog. of London 1864, pag. 488.

*) Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cy- pern, 1. c. S. A., S. 75.

184

l8o2 ISU. Cliersus marginatus (Sciiöpf) Bonaparte;, Iconogralia della Fauna italica II, Anfibi.

18^.'). Testudo marglnata (Schöpf) Diimeril et Bibron, Erpelologie generale, l. II, pag. 42.

1836. Testudo marglnata (Schöpf) Bibron elBory de Sl. Vincent, Expedition scienlifique de Moree III, pag. 57, itl. II, (ig. 2.

185.'). Cliersus marginatus (Wag!.) Filzinger, Versuch ei- ner Geschichte der Menagerie des kaiserl. öster- reichischen Hofes, I. c, S. 661.

1851. Testudo marglnata C. Dumeril et Aug. Duaieril' Catalogue methodique de la collection des reptiies, pag. 3.

1858. Testudo ^narginata (Dum.) Erhard, Fauna der Cy- kiaden, S. 71.

1862. Testudo campanulata (Walb.) Strauch, Chenoio- gische Studien in Mem. de l'Acad. Imper. d. sci-

ences de St. Pelersb. V, S. 66.

1862. Testudo campanulata (Walb.) Strauch, Essai d'u- ne erpetologie de l'Aigerie, 1. c, S. 14.

1865. Testudo campanulata (Walb.) Strauch, Die Ver- theilung der Schiidl^röten über den Erdball, 1. c, VIII, N^' 13, S. 13.

1868. Cliersus marginatus (Schöpf) De Betta, I rettili ed anübi del Regno deila Grecia, I. c, pag. 19.

1875. Testudo nemoraUs (Aldrov.) Schreiber, Ilcrpetolo- gia europaea, S. 562.

1878. Chersus marginatus (Wagl.) de lleldreich, La Fau- ne de (Iröce, pag. 64.

- 18:;

Etliche im Museum zu Athen aiifgeslelUe Exemplare dieser Art slammeii aus den Bergen Attikas, wo diese Schildkröle in grosser Anznhl auf dem Pentelikon haust. Die Mitglieder der französischen Expedition fanden sie in Morea und ich selbst (ing ein Exemplar von Testudo marginata in der Umgebung von Nauplia. Nach Erhard soll Testudo marginata auf Naxos und vielleicht auch auf Andros einheimisch sein, allein ich bezweifle sehr, dass Erhard diese Schildkrölenart überhaupt gekannt hat^ denn er behauptet nJimlich, dass sie auf Naxos in den Süsswasser-Pfützen sich aufhält!— Nach De Betta soll die marginata in Albanien vorkommen und ünger und Kot- schy kennen sie aus Cypern. Ferner soll sie in Dalma- tien *), auf Candia **) und Cephalonia *'*) beobachtet worden sein.— Nach Schreiber soll Testudo marginata {=nemoraUs Aldrov.) der Fauna Italiens nicht fehlen, al- lein ich finde diese Angabe in den herpetologischen Ar- beiten de Bettas nicht bestätigt.— Nicht unerwähnt will ich lassen, dass die in Rede stehende Schildkrölenart von der Novara-Expedition angeblich im südlichen Spanien erbeutet worden ist. Diese Angabe wird wohl auf einem Irrthume beruhen, da es unwahrscheinlich ist, dass der Wohnbezirk der marginata sich auf den Westen Europas erstreckt. Man kann nahezu mit Bestimmtheit annehmen, dass in dem angeführten Falle die ibera Fall, mit der marginata Schöpf verwechselt worden sei. Die ibera fehlt, wie ich es aus den Giglioli'schen Beiträgen zur Kennt- niss der Wirbelthiere Italiens ersehe ^*'*), keineswegs der

*) Strauch, Die Vertlieilung der Schildkröten über den Erdball, 1. c, S. 13.

**) Schinz, Europäische Fauna II, S. 5.

***) Fitzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des kai- serl. österreichischen Hofes, 1. c, S. 661.

*) Archiv für Naturgeschichte 1879, S. 93.

186

europäischen Fauna, wie es Schreiber zu glauben scheint. Sie bewohnt nämlich die Insel Sardinien. Der Verbrei- tungsbezirk der drei südeuropäischen Tesludo-Arten muss von neuem erforscht werden; solange dies aber nicht vollführt ist, können die angegebenen Fundorte nur mit Misslrauen angenommen werden.

Hinsichtlich der Anordnung der Hornplatten auf den beiden Schalen von marginata hätte ich folgendes zu bemerken. Während nämlich die Leistenschilder auf dem von Schreiber in seiner Herpelologia europaea S. 359 beigegebenen Bilde an das vierte Marginalschilderpaar (vom Schwanzschilde an gerechnet) ihrer ganzen Länge nach angrenzen, wird letzleres, bei dem mir zu Gebote stehenden und aus Nauplla stammenden Exemplare der marginata^ nur kaum von den Scuta inguinalia berührt. Sowohl die Leislcnschilder als auch die äusseren Ränder der ßauchschilder stossen an das 5-te und 6-te Margi- nalschilder-Paar an. Die Scuta pectoralia grenzen an das 7-te und 8-te Marginalschilder-Paar, während die Ach- selschilder zum Theil an das 9-le Paar der Scuta margi- nalia angefügt sind. Infolgedessen weist meine marginata 4 Paar margino-femoralia, 4 Paar margino-laleralia, 2 Paar margino-brachiaiia und endlich ein Paar margino-col- laria auf.

Fam. E m y d i d a e Wagl.

Gen. Clemmys Wagl.

4i. Clemmys caspica Gmelin (190) subsp. orienlalis m.

SYNONYMIE.

1831—1842. Terrapene caspica. Bonapnrle, Iconogratia della Fauna italica II, Anfibi.

187

18311. Emi/s caspica (Schwcigg.) Diimeril o.[ Bibroii, Er- pötologic generale, t. pag. 2i0.

1836. Emi/s rivulata (Valenc.) Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scienlifique de Moree III, pag. 68, pl. X, flg. 2, 3.

1836. Emys hellenica, Bibron et Bory de St. Vincent, op. c. pag. 61, pl. VIII, flg. 2, 2a.

1855. Emys caspica, C. Dnraeril et Aug. Dumeril, Cata- logne m6thodique de la coilection des reptiles, pag. 8.

1855. Clemmys caspica (Wag!) Fitzinger, Versuch einer Geschichte der Menagerie des kaiserl. österreichi- schen Hofes, I. c, S, 662.

1858. Emys rivulata (Valenc.) Erhard, Fauna der Cy- kladen, S. 71.

1868. Eynys caspica (Schweigg.) De Betta, I retlili ed anfibi del Regno della Grecia, pag. 21.

1875. Emys caspica (Gmel.) Schreiber, Herpetologia eu- ropaea, S. 536.

1878. Emys caspica (Schweigg.) de Heldreich, La Faune de Gröce, pag. 65.

Diese Wasserschildkröte scheint merkwürdigerweise von meinen Vorgängern weniger häufig als Cistudo Maria L. in Griechenland angetroffen worden zu sein. Erhard gibt auf S. 71 seines Buches an, dass sie selten in den Sümpfen von Naxos und von Siphnos vorkomme, v. Held- reich stimmt der Ansicht Erhards bei. Allein die auf meinen Streifzügen in der Umgebung von Athen und auf den Inseln gesammelten Erfahrungen in Betreff der cas- pica stehen im Widerspruche mit den Angaben der ge-

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nannten Forscher. Diese Schildkrötenart habe ich allei wärls in grosser Menge angetroffen, habe aber dagege, liein einziges Exemplar von Emys orhicularis L. {=E. lutaria Gesn.) zu sehen beliommen. Meine Vorgänger machen die caspica für die Umgebung von Modhon, von Siloso, und für die Ebene von Nisi namhaft. Ich hatte Gelegenheit, sie in der Umgebung von Athen und von Nanpha, ferner auf den Inseln Milo, Mylionos, Syra, Tinos, Siphnos und Seriphos zu constatiren. De Betta erwähnt die caspica von den Inseln Corfu und Sta. Maura. Ferner soll sie auf Greta '), in Dalmatien (nach der Herpetolo- gia europaea), in der Türkei, in Transkaukasien, Klein- Asien, Persien, Syrien und Palästina beobachtet worden sein.

Die mir aus verschiedeneu griechischen Localitäten vorliegenden Exemplare der kaspischen Schildkröte wei- sen, je nach dem Geschlechte, verschiedene Configuratio- nen der Oberschale und noch sonstige Merkmale auf, welche bis jetzt von den Autoren wenig beachtet worden sind. Bei den Weibchen finde ich z. B. die Oberschale nach hinten zu sehr schwach erweitert, bei den Männcher aber ist der ßreitendurchmesser der hinteren Partie de Oberschale bedeutend grösser als der Vordertheil dei Schale. Bei den Männchen sind nur vorn, an der Nacken- gegend, die Ränder der Oberschale stark nach oben ge- bogen, bei den Weibchen aber weisen die Ränder der Scula supracaudalia, der Scuta margino-femoralia und der Scuta margino-lateralia eine Neigung nach oben auf. Wäh- rend die Ränder dieser Schilder bei den Weibchen ge- zähnelt sind, sind sie bei den Männchen ganzrandig. Bei

*) C. DumC'ril et Aug. Dumeril, Catalogue mßthodique de la col Icction des reptiles, pag. 8.

189

den Weibchen enden die Afterschilder spitz und bilden mit ihren freien Rändern einen Winke!, wie es auf Fig. 112 in der Schreiber'schen Herpetologia euroi)aea dar- gestellt ist. Bei den Männchen sind die Scuta analia an ihren freien Rändern in den meisten Fällen abgerundet und bilden eine mehr oder weniger stark ausgesprochene Einbuchtung. —Ausser diesen Merkmaien, nach denen man das Geschlecht der Clemmys casplca sofort zu erkennen vermag, muss noch anderer, ebenfalls sehr aufTallender Kennzeichen erwähnt werden. Der Schwanz beim Weib- chen ist nämlich kürzer und dünner als es beim Männchen der Fall ist und die AfleröfTnung nahe an dem Rande der Unterschale gelegen. Beim Männchen ist der Schwanz von seinem Ursprung an bis V3 seiner Länge sehr dick und die AfteröfTnung vom Rande der Unterschale entfernt. Zur schnelleren Uebersicht der erwähnten Geschlechts- unterschiede bei caspica mögen die beigefügten Abbil- dungen der Oberschale beim Männchen und Weibchen und folgende Tabelle zweckmässig sein.

Ö ?

Länge der Oberschale 103 mm. 103 mm.

Breitendurchmesser der Oberschale am 5-ten Marginolateral-Paare gemes- sen (vom Nuchale an gerechnel). 74 » 74 »

Breitendurchmesser der Oberschale

in der Achselgegend 65 » 69 »

Breitendurchmesser der Oberschale

in der Leislenschildergegend 72 » 69 »

Schwanzlänge 50 » 42 »

i!)0

Entfernung der Afterötfnuog vom Ran- de der Unterschale

mm.

Am Schwänze finde ich beim Männchen sehr stark entwickelte Hornhöcker. Die am Halse und an den Kopf- seiten hinlaufenden Streifen sind beim Mänrjchen viel schmäler als beim Weibchen, sie sind ausserdem von hel- lerem Gelb als es beim letzteren der Fall ist. Die Zeich- nung auf der Oberseite des Kopfes ist dagegen beim Männchen schärfer ausgeprägt als wie beim Weibchen; die Kopfzeichnung fehlt übrigens in den meisten Fällen bei den Exemplaren weiblichen Geschlechts.

Die, laut Schreiber (vergl. seine Herpetologia euro- paea, S. ö34) für Glemmys caspica charakteristischen, schwarzen ümsäumungen der am Halse und an den Bei- nen sich befmdenden, gelben Streifen, vermisse ich bei den mir vorliegenden griechischen Stücken dieser Art. Die gelben Streifen liegen bei ihnen einfach auf dunkel- grünem Fond. Die Vorderbeine erhalten 2 bis 3 Streifen. Die Oberschale erscheint, sobald das Thiersich im Was- ser befindet^ gelbgrün oder braungrün, sonst olivenfarbig.

191

An den Scuta marginalia sind öfters schwach ausgeprägte, gelbe Umrandungen bemerkbar.

Ein eingehender Vergleich der griechischen caspica mit der algierischen JEJwi/s Sigrid der Autoren ergab, dass letztere weder als Synonym noch als klimatische Varie- tät der caspica betrachtet werden kann, wie es sonst behauptet worden ist. Die Kennzeichen der Sigriz diffe- riren bedeutend von denjenigen der caspica, genügen jedoch nicht, um diese zwei Schildkröten specifisch zu trennen, sondern sind lediglich von subspecifischem Werthe. Ich lasse hier die Merkmale beider Schildkröten, d. h. <1er griechischen caspica^ welche ich als subsp. orientalis bezeichne und der algierischen caspica (=Emys Sigrid aut.), welche ich mit dem Subspeciesnamen ^^sigrizn bele- ge, folgen.

Die Leisten-Schilder bei subsp. sigriz sind nahezu drei- fach so gross wie bei subsp. orientalis.

Die Seitenrandschilder, von unten gesehen, sind bei subsp. sigriz stark gewölbt, während diese Schilder, na- mentlich das 17-te, 18-te und 19-te von vorn gezählt, bei subsp. orientalis eher hohlrund sind.

Die Kehlschilder bei sigriz sind länger als bei der orientalis; bei sigriz enden sie seitlich vorn spitz, auch sind sie tlach und erscheinen an ihrem freien Kande wie abgeschnitten, bei der orientalis dagegen haben die Scuta gularia abgerundete und nach Innen zu gebogene Ränder.

Die Scuta brachialia sind bei subsp. sigriz weniger lang als bei subsp. orientalis.

Die Oberschale bei subsp. sigriz ist etwas breiter und höher als bei der orientalis.

Bei subsp. sigriz ist die Oeffnung zum Durchtritt des Kopfes und der Vorderextremitäten wie auch die OefT-

ni -

irang Tür den Schwanz und die Ilinlerexlremitätcn viel grösser als es bei subsp. orientalis der Fall ist.

Die Plältchen der Oberschale bei der sigrü weisen grössere Erhabenheiten auf als bei subsp. caspica orien- talis. Die Platten der Unterschale bei sigriz sind mit Anwachsstreifen bedeckt; bei caspica orientalis sind sie glatt.

Der Kopf ist bei sigri^ grösser als bei subsp. orien- talis, namentlich ist bei der ersleren der Breitendurch- messer in der Wangengegend und die Entfernung der Augen von einander grösser. Die Augen bei der sigri^ sind ebenfalls grösser als bei der caspica orientalis.

Die Extremitäten sind bei subsp. sigriz viel stärker gebaut; die Krallen sind stumpfer und die Handwurzel ist viel breiter als bei subsp. orientalis.

Subsp. Sigrid weist eine viel schönere Zeichnung auf als wie die orientalis. Die am Halse ihren Ursprung nehmenden Längsstreifen sind anfangs roth und gehen in der Rumpfgegend in Orangegelb über. Die die Kiefer zierenden Flecken sind zahlreich und erscheinen rosa, gelbrosa und orangegelb. An den Schläfen nimmt man bei caspica sigriz einen schön orangegelb gefärbten Ocellus wahr, welcher von einem grüngelben Ring umge- ben ist. Bei subsp. orientalis vermissen wir ihn. Vorn au den Wurzeln der Extremitäten wechseln bei der sig- riz orangengelbe, rolhe und schwarze Flecken ab, wäh- rend die orientalis nur schwarze und schmutziggelbe Makeln aufweist. Die Extremitäten selbst sind bei subsp. sigriz reichlich mit gelben und orangegelben Flecken versehen. Jeder Finger weist ausserdem einen dunkel- gelben Streifen auf, w^ährend bei der caspica orientalis nur schwache Andeutungen solcher Slreifen vorhanden si-nd. Die Achsel und die Leistcnschilder weisen bei der

- 193 -

caspica sigriz einen rosa Anflug auf. Endlich ist die Unterschale bei der sigriz viel mehr mit gelben Flecken qedeckt als es bei subsp. orientalis der Fall ist.

Gen. Emys Wagl.

45. Emys orbicularis L. (1758).

{ = Emys lutariaGesu. i^il , Testudo europaea Schneid.

1783.)

S Y N 0 N Y M I E.

$

1832—1841. Emys lutaria, Bonaparte, Iconografia della Fauna italica II. Anfibi.

1835. Cistudo europaea (Gray) Dumeril et Bibron, Erpe- tologie generale, t. II, pag. 226.

1836. Cistudo europaea, Bibron et Bory de St. Vincent, Expedition scientifique de Moree III, pag. 60.

1851. Cistudo europaea (Gray) C. Dumeril et Aug. Du- meril, Catalogue m^thodique de la collection des reptiles, pag. 25.

1858. Emys lutaria. Erhard, Fauna der Cykladen, S. 71.

1865. Etnys lutaria (Marsili) Strauch, Die Verlheilung der Schildkröten über den Erdball, 1. c, S. 51.

1868. Cistudo europaea (Schneider) de Betta, I rettili ed anfibi del Begno della Grecia, pag. 20.

1874. Cistudo europaea (Schneid.) de Betta, Bettili ed Anfibi (in Fauna d'Italia, I. c.) pag. 14.

1875. Cistudo Maria (Gesn.) Schreiber, Herpetologia europaea, S. 544.

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1878. Cistudo ewropaea (Schneid.) de Heldreich, La Faune de Gr6ce, pag. 64. Die Mitglieder der französischen Expedition haben die- se Schildiirötenarl an der Mündung des Eurolas auf Ti- nos und in Morea gefunden. Erhard behauptet sie auf den Inseln Naxos, Amorgos, Andros und Mykonos ge- sehen zu haben, allein ich vermuthe, dass Erhard wohl die Clemmys caspica subsp. orientalis mit Emys orhicu- laris verwechselt haben wird. Nach de Betta soll die letztgenannte Art sehr zahlreich auf den Jonischen In- seln, namentlich auf Sta. Maura, vorkommen. Ferner kennt man Emys orhicularis aus Dalmatien (nach Schrei- ber), aus Bosnien, wo sie in den Plivasben bei Jaize und bei Bussovaca sehr zahlreich vorkommen soll (nach v. Möllendorff), auch aus Süd-Bussland und Transkaukasien, von den Küsten des Kaspi- und des Aralsees und end- lich aus Persien.

Fam. Thalassites.

Gen. Thalassoclielys Fitz.

46. Thalassochelys atra L. (1754).

(== Chelonia Gaoima aut.)

SYNONYMIE.

1836. Chelonia Caounna (Schw.) Bibron et Bory de St. Vincent, Exp6dition scientifique de Moree III, pag. 64, pl. VI.

I8ol. Chelonia caoune (Schweigg.) C. Dumeril et Aug. Dumeril, Catalogue methodique de la collection des repliles, pag. 5o.

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1858. Clielonia cephalo (Dussum.) Erhard, Fauna der Cy- kladen, S. 71.

1868. Chelonia caretta (L.) de Betta, I rettili ed Anfibi del Regno della Grecia, pag. 22.

1878. Chelonia caretta (L.) de Heldreich, La Fauna de Gröce, pag. 65.

lieber diese Art finde ich folgendes in der Fauna der Cykladen angegeben: «Die ausserordentlich weit verbrei- tete Meerschildkröte, welche aus dem Mittelmeere in den atlantischen Ocean und mit diesem bis an die amerika- nische Küste zieht, gehört im ganzen Umfange des Cy- kladenarchipels zu den gewöhnlichsten Erscheinungen». Die französische Expedition fand die Thalassochelys atra bei Modhon, im Golfe von Laconien und an der Mün- dung der Neda bei Arkadia. Auf meinen Segelreisen im griechischen Archipel sind mir häufig Meerschildkrölen begegnet, namentlich zwischen Tinos und Mykonos, al- lein ich konnte ihrer leider nicht habhaft werden. Höchst wahrscheinlich kommt die dem Meeres-Gebiete angehörige Chelone viridis Schneid, ebenfalls im Aege- ischen 31eere vor.

Nizza, December 1880.

H3JIAHIE ÜMnEPATOPCKArO MoCKOBCK. ObIIIECTBA EcnHTATEJIEH ÜPHPOÄH.

MocKBa, 1882. Bi. yEHBepcmeTCKoB innorpa^jiH (M. KaiKOBi),

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