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Publius Terentius.

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Stuttgart.

Hoffmann'ſche Berlags-Buchhandlung. (Carl Hoffmann.) 1869.

Einleitung.

Zwiſchen demokratiſchem Geiſt und weltgiltiger Poeſie beſteht eine Wahlverwandtſchaft und Wechſelwirkung, welche ſich als Bedingung nach— weiſen ließe; ganz ohne Frage, wenn von dramatiſcher Poeſie die Rede iſt, und nicht bloß durch das Beiſpiel zu ſtützen: Athen war um ſeine Bühne, als es um das Mark ſeiner Freiheit war. Schon durch Euri— pides gehen Spuren von Fäulniß und erzeugen jenen Wildgeſchmack, dem die Huldigung der Feinkoſter entgegenblüht, uneingedenk der Schwirr— töne von Ariſtophanes' Geißel:

Welch Unheil ſchreibt ſich von ihm nicht her! Er hat es bewirkt, daß unſere Stadt

So dicht ſich gefüllt mit Schreibergeſchmeiß, Mit Volksäfflein und Schmarotzergezücht, Das niemals ruht zu betrügen das Volk.

Euripides ſtarb 406 v. Chr. und als 322 Menander auftrat, ber Großmeiſter des Haus- und Intriguenluſtſpiels, ſalbentriefender Hofpoet, Großkordon des Epikuräismus, da war die helleniſche Au von dem Un— kraut der macedoniſchen Unterjochungspolitik überwuchert, waren die Brun— nen, aus denen die ächte Kunſt quillt: Recht, Sitte, Freiheit, verſchüttet und vergiftet. Auf dem entheiligten, von Thronräubern, Hofſchranzen, Mätreſſen, Soldknechten und Blutſaugern jeden Gewerbs bevölkerten Boden erwuchs die neue attiſche Komödie der Menander, Philemon, Diphilos, mit ihrer poeſieloſen Entfremdung vom Weltgeiſt bei unüber— troffner Technik, mit ihren uniformen Sijets holder Liederlichkeit, ihren ſtehenden Figuren des meineidigen Kupplers, brennenden Liebhabers, ver- ſchlagnen Bedienten, der intriguanten Liebhaberin, des Zuhälters, prahl-

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hanſigen Soldaten, gefräßigen Schmarotzers, der frechen Dirnen und miteſſenden Verwandten. Auch dieſe Provinz des in Todeszuckung noch ſchöpferiſchen Geiſtes der Griechen, die Menanderkömödie, annektirten in der Folge die Römer (auch für uns) unter der Firma Plautus und Terenz. Von den Werken des drittberühmten römiſchen Menandrikers, des Cäcilius Statius, dem Cicero den Vorrang giebt, iſt keines auf uns gekommen, ſo wenig als von dem hundertfältig fruchtbaren Menander ſelbſt oder einem ſeiner griechiſchen Kunſtverwandten.

Terenz hieß mit vollem Namen Publius Terentius Afer: Afer, der Afrikaner, von ſeiner Heimat Carthago; Terentius nach dem römiſchen Senator Terentius Lucanus, deſſen Sklave er geweſen; Pub— lius nach ſeinem Gönner Publius Cornelius Scipio. Ein Zuſammen— hang ſeines Lebens iſt nicht ermittelt. Er ſoll im Jahr 194 v. Chr. geboren ſein. In früher Jugend nach Rom verkauft, wurde er wegen ſeiner ausgezeichneten Fähigkeiten und übrigen Eigenſchaften von ſeinem Herrn Senator lieb gewonnen, ſorgfältig erzogen, auch bald freigelaſſen. Seine Bildung und Liebenswürdigkeit öffneten ihm die Kreiſe des rümi- ſchen Adels, und er genoß den vertrauten Umgang des ſchon genannten Scipio und von deſſen Freund Lälius. Daß dieſe Intimen auch an ſeinen dichteriſchen Arbeiten ſich betheiligt, ſcheint man ihm nach unſrem Prolog, wo er ſich ſolche Genoſſenſchaft zur Ehre anrechnet, vorgeworfen zu haben; wie überhaupt ſeine bevorzugte Lebensſtellung und der Beifall, mit dem ſeine Luſtſpiele, getragen von dem Talent des Schauſpielers Ambivius Turpio, aufgenommen wurden, den literariſchen Neid gegen ihn aufregten. Im Jahr 159 v. Chr., alſo im 35. ſeines Alters, verunglückte er auf einer Reiſe nach Griechenland in einem Seeſturm.

Wir beſitzen ſechs Komödien von Terenz: Mädchen von Andros, Kaſtrat, Selbſtquäler, Brüder, Hecyra, Phormio. Mehr hat er nicht geſchrieben. Alle ſind griechiſchen Originalen nachgebildet: Hecyra und Phormio nach Apollodor, die übrigen nach Menander. Julius Cäſar bezeichnete den Terenz als halben Menander. Wie gleichfalls unſer Prolog andeutet, kopirte Terenz ſeine Vorbilder nicht ſchlechtweg, ſondern machte Einfügungen von Scenen und Perſonen aus andern Komödien. Tie Familienähnlichkeit ſeiner Stücke mit denen ſeines Vorgängers Plau⸗

V

tus (gei. 184 v. Chr.) bezieht ſich auf die Stoffe und Motive; in Geiſt und Manier der Ausführung unterſcheiden ſich die beiden Dichter weſentlich. Plautus iſt raſch, derb, keck, wild, erfinderiſch, kernwitzig, humoriſtiſch, geſalzen; Terenz iſt zahm, glatt, zierlich, abſichtlich, geleckt, vermittelnd, ſpruchweiſe, gemüthlich.

Die Brüder (Adelphi) ſind von den Terenziſchen Luſtſpielen das berühmteſte, viel überſetzt, beurtheilt und nachgeahmt. Sie dürfen in jedem Betracht ſein Meiſterſtück heißen. Die entgegengeſetzten Erziehungs— maximen eines geſtrengen Vaters und eines gelinden Onkels platzen auf einander, und Herb-Demea wird von Mild-Micio überwunden, ohne daß der Dichter für das eine der beiden Prinzipien entſchieden Partei nähme. Er zieht ſich ſchließlich mit ironiſcher Geberde hinter die Er— ziehungsreſultate zurück. Wenn man die moraliſche oder vielmehr unmo— raliſche Sphäre, in welcher ſich dieſe Komödienfabeln ſämmtlich bewegen, dem Dichter eingeräumt hat, ſo wird man ſich ſeiner Kunſt mit aller Befriedigung hingeben, ohne nach der Gandersheimer Nonne Hrosuitha zu ſchielen, welche am Ende des 10. Jahrhunderts, um den viel geleſe— nen Terenz zu verdrängen, 6 lateiniſche Stücke in Proſa ſchrieb (Galli- canus, Duleidius, Callimachus, Abraham, Pfaffnucius, Fides et Spes), Geſprächsauftritte, angeblich in der Weiſe des Terenz, aber die Liebes— händel durch kaſteiliche Legenden erſetzt. Sie klagte, daß es unleugbar Katholiken in Menge gebe, welche, von dem Reiz der feineren Rede ver— führt, eitle Bücher der Heiden dem Nutzen religiöſer Schriften vorziehen. Auch finde man Liebhaber frommer Lektüre, die zwar von den übrigen heidniſchen Schriftſtellern nichts wiſſen wollen, aber den Dichter Terenz beſtändig in Händen haben, und mit dem Honig ſeiner Verſe das Gift von Schändlichkeiten einſaugen. Gut geſprochen, Hrosuith! Nur wuchs in deinem Garten, im Kloſtergarten, kein Erſatzkraut. Shakeſpeare war es vorbehalten, den heilkräftigen Balſam auszuſpenden. Neben Terenz wurde auch Plautus in Klöſtern viel geleſen. Er ſoll ein Lieblingsbuch Martin Luthers geweſen ſein. Der thüringer Mönch hat ja auch Pro— ben gegeben, wie ſeinen Fingerſpitzen die Mehlſorte des congenialen um— briſchen Müllerknechts behagte.

Die erſte deutſche Ueberſetzung eines Luſtſpiels von Terenz, des Ka—

VI

ſtraten (Eunuchus), hat Hans Nydhart 1486 in Ulm drucken laſſen, unter dem Titel: „Ain maiſterlich vnd wohlgeſetzte Comedia, zeleſen vnd zehören, luſtig vnd kurtzwylig, die der hochgelert vnd groß Maiſter vnd poet Therencius gar ſubtile mit groſſer kunnſt vnd hochen flyß geſetzt hat, darin man lernet bie gemüet aigenſchafft vnd ſitten des gemeinen Volks erkennen. Darumb ain geber, jo durch leſen oder hören daß wiſſen empfachet, ſich deſter baß vor aller betrügniß der böſen Menſchen mag hütten vnd wiſſen zebewaren.“ Von demſelben Stück hat auch Hans Sachs Gebrauch gemacht in ſeiner „Schönen Comödi Terentij, deß Poeten, vor ſiebzehn hundert Jaren beſchriben, von der Buhlerin Thaias, vnd jhren zweyen Buhlen, dem Ritter Thraſo vnd Phädria.“

Im December 1795 ſchrieb Schiller an Goethe: „Sie ſprachen von einer ſo großen Theurung in der Theaterwelt. Iſt Ihnen nicht ſchon der Gedanke gekommen, ein Stück von Terenz für die neue Bühne zu verſuchen? Die Adelphi hat ein gewiſſer Romanus ſchon vor 30 Jahren gut bearbeitet, wenigſtens nach Leſſings Zeugniß. Es wäre doch in der That des Verſuchs werth. Seit einiger Zeit leſe ich wieder in den alten Lateinern, und der Terenz iſt mir zuerſt in die Hände gefallen. Ich überſetzte meiner Frau die Adelphi aus dem Stegreif, und das große Intereſſe, das wir daran genommen, läßt mich eine gute Wirkung er— warten. Gerade dieſes Stück hat eine herrliche Wahrheit und Natur, viel Leben im Gange, ſchnell decidirte und ſcharf beſtimmte Charaktere, und durchaus einen angenehmen Humor.“ Goethe ließ dieſe Mahnung nicht auf die Erde fallen. Am 24. Oktober 1801 wurden die Terenz'- ſchen Brüder, von Einſiedel bearbeitet, mit Anwendung römiſcher Geſichts— masken in Weimar aufgeführt, wobei nach Goethe's Ausdruck die Erfah— rung zu machen war, daß ſich das Publikum an einer derben, charakte— riſtiſchen, ſinnlich künſtlichen Darſtellung erfreuen könne.

Nach einer Ueberlieferung aus zweiter Hand waren die Terenz'ſchen Brüder ein Programmſtück der Leichenſpiele, welche von den unſrem Dich— ter befreundeten Söhnen des L. Aemilius Paulus, Ueberwinders des Macedonierkönigs Perſeus in der Mordſchlacht bei Pydna, zu Ehren ihres verſtorbnen Vaters 168 v. Chr. veranſtaltet wurden.

Perſonen.

Micio, : Demen, Brüder, Cteſtpho, 5 Söhne Demea's. Syrus,

Parmeno, 5 Sklaven des Micio. Dromo,

Sannio, ein Sklavenhändler. Soſtrata, eine Wittwe. Pamphila, ihre Tochter. Canthara, ihre Amme.

Geta, ihr Sklave.

Hegio, ihr Verwandter.

Eine Citherſpielerin.

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3

Prolog.

Weil der Poet bemerkt hat, es wird ſeinen Arbeiten von Unbill'gen aufgepaßt,

Und Widerſacher möchten gern das Stück Herunterreißen, das jetzt ſpielen ſoll:

Will er vor euern Richterſtuhl ſich ſtellen,

Ob Lob, ob Tadel dieß ſein Thun verdient. „Synapothneskontes“ giebt es ein Stück

Von Diphilus; „Commorientes“ hat

Es Plautus überſetzt. Im Griechiſchen

Tritt gleich von vorn herein ein Jüngling auf, Der einem Kuppler eine Dirn' entreißt.

Die Stelle blieb von Plautus unberührt;

Der Unſre nahm fie in die Brüder Wort Für Wort herüber, und dieß neue Stück

Sind wir zu ſpielen im Begriff. Entſcheidet, Ob hier ein Diebſtahl anzunehmen, oder

Ob man nur nachgeholt die unbeachtet Gelaſſne Stelle. Denn was ebendie Böswilligen behaupten, daß ihm Männer

Von Rang beiſtünden und zugleich mit ihm Gar fleißig ſchrieben: dies, was ihnen gilt Als arger Schimpf, hält der für's größte Lob, Da Jenen er gefällt, die euch gefammt . Gefallen und dem Volk, von deren Hilfe

Im Krieg, im Frieden, im Geſchäft Jedweder, Wo's paßte, unbedenklich Nutzen zog.

Erwartet nicht des Stückes Inhalt weiter!

Die Alten, die zuerſt auftreten, werden

Zum Theil ihn offenbaren, theils ergiebt er Sich aus der Handlung ſelbſt. Macht, daß Geneigtheit Des Dichters Fleiß ermuntre, mehr zu ſchreiben!

Terentius, die Brüder. 1

Erſter Akt.

Erſter Auftritt. Micio (ins Haus rufend). Storax! Er iſt heut Nacht vom Schmauſe nicht Zurückgekommen Aeſchinus, noch auch Der Sklaven einer, die ihn holen ſollten. Ja, wahr iſt was man ſagt: biſt du vom Hauſe Einmal abweſend oder bleibſt wo aus, So iſt es beſſer, dir begegnet, was Die Frau in ihrem Unmuth gegen dich Sagt oder bei ſich denkt, als was die Aeltern Aus Zärtlichkeit. du einmal Wo ausbleibſt, denkt, du liebſt du wirſt geliebt Du zechſt gehſt dem Vergnügen nach und läſſeſt Dir wohl ſein, während ſie im Elend ſitzt; Ich, weil der Sohn nicht heimkam, was denk' ich,

Die Frau, wenn

Und was für Dinge machen mir jetzt Sorge!

Er möchte ſich erkältet, möchte wo

'nen böſen Fall gethan, möcht' ir- gendwas

Gebrochen haben. Bah! Daß doch ein Menſch

Etwas in's Herz faßt oder an ſich nimmt,

Was theurer ihm als er ſich ſelber iſt!

Und doch iſt er mein eigner Sohn nicht, nein

Des Bruders Sohn; und der iſt von Charakter

Mir völlig ungleich. Seit Jünglingsjahren

Hab' ich mich dieſem ſtillbehaglichen

Stadtleben hingegeben, und was Andre

Für Glück anſeh'n, ein Weib beſaß ich nie,

Er, g'rad' das Gegentheil in Allem, brachte

Sein Leben auf dem Lande zu, war kar

Und hart ſtets gegen ſich, heirathete,

Bekam zwei Söhne, deren einen ich,

Den älteren, an Kindesſtatt ge⸗ wählt.

Von klein auf hab' ich ihn erzogen, ihn

den

Gehalten und geliebt, als wär' er mein.

Er iſt mein Liebling, meine einz'ge Freude.

Daß er mir gleichergeben ſei, da— rauf

Verwend' ich allen Fleiß: ich gebe

her, Ich laſſe Manches durch, mir ſcheint nicht nöthig

Nach meinem Recht in Allem zu verfahren.

Und endlich hab' ich meinen Sohn gewöhnt,

Daß er mir nicht, was Andre hin⸗ term Rücken

Des Vaters thun, was Jugend mit ſich bringt,

Verheimliche. Denn wer an Lug und Trug

Gewöhnt iſt, wird's bei ſeinem Va⸗ ter wagen,

Er wird's bei Andern wagen noch viel mehr.

Durch Ehrgefühl und Milde, glaub' ich, kann

Man Kinder beſſer ziehen, als durch Furcht.

Das will nun meinem Bruder gar nicht ein.

Oft überläuft er mich und ſchreit: „was machſt

Du, Micio? Warum verderbſt du uns

Den Jungen? Warum buhlt er? Warum zecht er?

Warum giebſt du zu ſolchen Dingen Geld? |

Du hältſt ihn in der Kleidung viel zu gut,

3

Biſt viel zu unverſtändig!“ Er da⸗

gegen

Iſt viel zu hart, iſt's mehr als recht und billig.

Und der irrt ſich gewaltig, wie ich meine,

Wer glaubt, die Herrſchaft ſei von längerem

Beſtand und größerm Nachdruck, die auf Zwang,

Als jene, die auf Zuneigung be— ruht.

Mein Grundſatz, meine Ueberzeu⸗ gung iſt:

Wer ſeine Pflicht aus Furcht vor Strafe thut,

Nimmt ſich ſo lang zuſammen, als er glaubt,

Die Sache werd' entdeckt; hofft er, ſie werde

Geheim ſein, kommt er auf die al⸗ ten Sprünge.

Wen du durch Wohlthat dir bere bindeſt, der

Thut recht aus innerm Trieb; be- ſtrebt ſich, Gleiches

Mit Gleichem zu erwidern! gegen⸗ wärtig,

Abweſend, iſt er ſtets Gin- und Der⸗ ſelbe.

Ein Vater ſoll den Sohn gewöhnen, lieber

Von ſelbſt das Rechte, denn aus Furcht zu thun.

Das iſt der Unterſchied von Herr und Vater.

Wer das nicht kann, der mag nur gleich bekennen,

Daß er auf Kinderzucht ſich nicht verſteht.

1 *

Doch ijt er das nicht ſelbſt, von dem ich ſprach?

Ja, ja, er iſt's! Er ſieht ſo finſter aus.

Was gilt's, er wird gleich zanken wie gewöhnlich.

Zweiter Auftritt. (Micio. Demea.)

Micio. Gs freut mich, Demea, dich wohl zu ſeh'n! Demea. Ah, recht! Dich eben ſuch' ich! Micio. Was ſo finſter? Demea. Du fragſt noch? Iſt denn Aeſchi⸗ nus nicht unſer? Micio (für ſich). Sagt' ich es nicht, ſo käm's? Was that er? Demea. Was Er that, der ſich nicht ſchämt, vor Niemand fürchtet,

An kein Geſetz ſich bindet! Denn, was früher Geſcheh'n, das rech'n ich nicht. Was hat er aber So eben angerichtet! Micio. Nun, was iſt's? Demea. 'ne Thür zerſchlagen und ein frem⸗ des Haus

4

Geſtürmt; den Herrn, die ganze Dienerſchaft

Bis auf den Tod geprügelt; eine Dirne,

In die er ſich verliebt hat, 'raus⸗ eriſſen!

Abſcheulich ſei's, ein ſchändlich Bu⸗ benſtück,

Schreit alle Welt. Wie viele ſag⸗ ten mir's,

Wie ich hieher kam, Micio! Die Stadt

Iſt voll davon. Und kurz, ſoll ich

ein Beiſpiel Aufſtellen: ſieht er ſeinen Bruder

nicht

Der Arbeit eifrig pflegen, auf dem Gute

Sparſam und eingezogen leben? Der

Hat ſo was nie gethan! Sag' ich das jenem,

So jag! ich dir es, Micio. Du biſt's,

Der jenen ruinirt.

Micio. Unbilligers

Giebt's nichts, als einen unerfahrnen Mann,

Der nur für recht hält, was er ſelbſt gethan.

Demea. Was ſoll das heißen? Micio. Daß du, Demea, Die Sache falſch beurtheilſt. Glaube mir, 's iſt keine Sünde, ger Burſch

wenn ein jun⸗

Buhlt oder zecht nein! oder eine Thür Zerſchlägt. Hab' ich, haſt du das nicht gethan, So hat uns Armuth d'ran gehin⸗ dert. Rechneſt Du jetzt es dir zum Lob an, was du damals Aus Mangel nicht gethan haſt? Sehr mit Unrecht! Denn hätt' es nicht an Geld gefehlt, wir thaten's. Und wäreſt du ein Menſch, du fie- ßeſt Deinen Viel lieber jetzt gewähren, wo die Jugend Es ihm erlaubt, als daß, wenn er nach langem Zuwarten endlich dich hinausge⸗ ſchaff, Er's doch noch thät' in ungehör’- germ Alter. Demea. Beim Jupiter! Du machſt mich raſend, Menſch! 's iſt keine Sünde, wenn ein junger Burſch Dergleichen thut? Micio. Merk' auf, daß du nicht ewig Mit dieſer Leier mir das Ohr be— täubſt! Du haft mir deinen Sohn an Kin⸗ desſtatt Gegeben, Demea: er iſt nun mein. Fehlt er, ſo fehlt er mir; ich muß zumeiſt Den Schaden tragen. er? Zecht er?

Bankettirt

Ó

Riecht er nach Salben? 's geht von Meinem. Buhlt er?

Ich geb' das Geld, ſo lange mir's bequem iſt.

Iſt's nicht mehr, ſperrt man ihn vielleicht hinaus.

Schlug er 'ne Thür entzwei? Man ſtellt ſie her.

Zerriß er ein Gewand? Man bej- ſert's aus.

Es fehlt dazu, Gottlob, an Mitteln nicht,

Und noch iſt mir's nicht läſtig. Kurz und gut,

Hör' endlich auf! Wo nicht, ent⸗ ſcheid' ein Dritter!

Daß du hier mehr fehlſt, werd' ich

zeigen. Demea. Ach! Lern' Vater ſein von denen, die es ſind! Micio. Du biſt ſein Vater leiblich, geiſtig : id. Demea. Das merkt man an des Burſchen Geiſt. Micio. Wenn du So fortfährſt, haſt du mich geſeh'n. Demea. So machſt du's? Micio. Soll ich ſo oft Ein- und Daſſelbe hören? } Demen. Ich bin beſorgt um ihn. Micio.

Auch ich bin's. Aber

Für fein Theil ſorg' ein Jeder, Demea: 5

Du für den Einen, ich den Andern; denn

Zugleich für beide ſorgen, heißt ja aſt

Den wieder fordern, den du gabſt.

Demea. Ach, Micio! Micio. Mir kommt's ſo vor. Demea. Nun, wenn es dir gefällt Verſchwend' er, praſſ' er, ſterb' er und verderb' er! Ich frage nichts darnach. Wenn ich in Zukunft Ein einzig Wort Micio. Schon wieder, Demea, In Zorn? Demea.

Glaubſt du mir nicht?

Fordr' ich zurück,

Den ich dir gab? Das ſchmerzt! Ich bin kein Fremder!

Wenn ich entgegentrete nun, ich ſchweige!

Für Einen ſoll ich ſorgen? Gut, ich thu's!

Und Dank den Göttern, da er iſt, wie ich

Ihn will! Dein Bürſchchen wird's einmal noch fühlen.

Ich mag nichts Schlimmres ſagen gegen ihn. (Ab.)

Dritter Auftritt. Micio.

Es iſt was d'ran, wenn auch nicht Alles ſo

Wie er's da ſagt. ſtig iſt

Mir die Geſchichte immerhin. Allein

Ihm zeigen, daß mich's ſchmerzt, das wollt' ich nicht.

Denn er iſt ſo: will ich ihn ruhig haben,

Halt’ ich brav Widerpart und ſchreck' ihn ein;

Und ſo auch faßt er ſich kaum menſchlich; aber

Vermehrt' ich ſeinen Zorn, beſtärkt' ich ihn

Noch gar, dann wär' ich wahrlich mit ihm toll.

Gleichwohl thut Aeſchinus in dieſem

Doch etwas lä—

Punkt

Uns etwas weh. Wo iſt die Dirne, die

Er nicht geliebt? der er nicht was geſchenkt?

Jüngſt erſt er hatte, mein' ich, alle ſatt

Sagt' er, er habe Luſt ein Weib zu nehmen.

Schon hofft' ich, daß die Jugend ausgebraust:

Das freute mich. Nun geht's von Neuem los!

Doch, was es ſei, ich will es wiſ— ſen, und

Den Burſchen ſprechen, wenn er auf dem Markt iſt. (Ab.)

Zweiter Akt. Erſter Auftritt.

(Sannio. Aeſchinus mit Parmeno und einer Lautenſpielerin).

Sannio. Ihr Leute, helft! Ach helft mir ar— men, mir Unſchuld'gen Mann! Springt in der Noth mir bei! Aeſchinus (zu der Lautenſpielerin). Nur ruhig! Hier bleib' ſteh'n! Was ſchauſt du um? Gefahr iſt nicht. So lang ich hier bin, rührt Dich der nicht an. Sannio. Trotz aller Welt will ich Aeſchinus. So frech er iſt, riskirt er heute nicht Zum zweitenmale Prügel zu bekom—

men. Sannio. Hör', Aeſchinus! daß du nicht etwa ſagſt, Du habeſt mein Gewerbe nicht ge— kannt: Ein Kuppler bin ich. Aeſchinus. Weiß es. Sannio.

Aber treu Und zuverläſſig, wie's je einen gab. Willſt du dich hinterher etwa ent- ſchuld'gen, Es ſei dir leid, daß man ſo ſchmäh— lich mich

Behandelt habe, acht' ich's ſo viel nicht.

Verlaß dich d'rauf, mein Recht werd' ich verfolgen.

Mit Worten ſollſt du nimmermehr

bezahlen,

Was du verſchuldet durch die That. Ich kenne

So eure Art: „Es thut mir leid; ich will

D'rauf ſchwören, daß du der bete übten Schmach Unwürdig biſt!“ So heißt's, wenn man unwürd'ge Behandlung hat erfahren. Aeſchinus (zu Parmeno). Raſch voran, Und mach' die Thür auf! Sannio. Halt! Das geht nicht ſo. Aeſchinus (zu der Lautenſpielerin). Jetzt nur hinein! Sannio. Das leid' ich nicht! Aeſchinus. Tritt dahin, Parmeno! Du biſt zu weit ö Davon. Hier ſtell' dich neben ihn! So recht! Verwende jetzt kein Auge von den meinen, Daß auf den erſten Augenwink ſo— fort Ihm deine Fauſt auf ſeinen Backen ſitze. : Sannio. Das will ich doch 'mal ſehen! Aeſchinus (zu Parmeno). He, gieb Acht!

(Zu Sannio.) Das Mädchen losge⸗ laſſen! (Parmeno ſchlägt.) Sannio. O der Schande! Aeſchinus. Es ſetzt noch mehr ab, wenn du dich nicht hüteſt. (Parmeno ſchlägt wieder.) Sannio. Au weh! Aeſchinus. Ich hatte nicht gewinkt; doch beſſer Du thuſt ein Uebriges in dieſem Stück. Jetzt geh' einmal! (Parmeno mit der Lautenſpielerin ab in Micio's Haus.)

Zweiter Auftritt. (Aeſchinus.

Sannio. Was ſoll das? Führſt denn du Das Regiment hier, Aeſchinus? Aeſchinus. Führt' ich's, So ſollteſt du belohnt ſein nach Ver⸗ dienſt. Sannio. Was haſt du nur mit mir zu ſchaffen? Aeſchinus.

Sannio.)

Nichts. Sannio. Wie? Weißt du, wer ich bin? Aeſchinus. Iſt nicht vonnöthen.

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Sannio. Hab' ich was angerührt von dir? Aeſchinus. f Hätt'ſt du's Gethan, bekäm' dir's übel! San nio. Wie haſt du Mehr Anſpruch an die Meine, die mein Geld Mich koſtet? Sprich! Aeſchinus. Gerathen dürft' es ſein, Hier vor dem Haus den Lärmen

einzuſtellen. Denn fällſt du länger mir zur Laſt, ſo werd' ich Hinein dich ſchleppen und mit Rie⸗ men dort Bis auf den Tod durchpeitſchen laſſen. Sannio. Peitſchen? Mich, einen Freien? Aeſchinus. Ja gewiß! Sannio.

Der Schändliche! Hier ſoll für Alle gleiche Freiheit

ſein? Aeſchinus. Haſt du dich, Kuppler, nun recht ausgetobt, So höre, wenn's beliebt! Sannio.

Wer 10 Ich oder du? Aeſchinus. Nun, laß das! Komm zur Sache! San nio. Zur Sache? Welche meinſt du?

Aeſchinus. Soll ich dir Von dem jetzt ſprechen, was dich anbelangt? San nio. Das wünſch' ich; nur was Billi⸗ ges! Aeſchinus. Ei ſieh! Ein Kuppler räth mir, nichts Unbilliges Zu ſagen! Sannio. Ich geſteh's, ein Kuppler bin ich, Ich bin des jungen Volks gemein— ſames Verderben, bin meineidig, eine Peſt; Doch that ich dir noch nie ein Un— recht an. Aeſchinus. Das fehlte noch, wahrhaftig! Sannio. Komm zurück Auf das, wovon du ausgiengſt, Aeſchinus! Aeſchinus. Du haſt um zwanzig Minen fie ge- kauft Daß dich die Peſt! Die ſollſt du wieder haben. Sannio, Wie? Wenn ich nun ſie nicht ber- kaufen will, Wirſt du mich zwingen? Aeſchinus. Im Geringſten nicht. Sannio. Faſt mußt' ich's fürchten. Aeſchinus. Auch bin ich der Meinung,

9

Daß ſie, als Freigeborene, verkauft

Nicht werden darf; denn vor Gericht erheb' ich

In aller Form Anſpruch auf ihre Freiheit,

Jetzt ſiehe, was du willſt: ob Geld annehmen,

Ob zum Prozeß dich rüſten. Das erwäge,

Bis ich zurück bin, Kuppler! (Ab.)

Dritter Auftritt.

Sannio.

Großer Gott!

Mich wundert keineswegs, daß Manche dur

Erlittnes Unrecht den Verſtand ver- lieren.

Aus meinem Hauſe riß er mich heraus,

Zerbläute mich, entführte mit Gewalt

Das Mädchen mir; Fauſtſchläge donnerten

Mehr als fünfhundert mir in's Angeſicht, |

Mir Armen! Jetzt, für ſolche Miß⸗ handlungen,

Verlangt er um den Kaufpreis die Gekaufte!

Wahr iſt's, er ließ was d'raufgeh'n! Sei es d'rum!

Sein Recht verlangt er: gut, ich bin bereit,

Wenn er nur zahlt! Doch ſeh' ich, wie das kommt:

Sag' ich, ich laſſe ſie um dieſen Preis,

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Gleich wird er Zeugen nehmen, daß ſie ihm

Verkauft ſei. Mit dem Gelde gute Nacht!

Da heißt es: „Nächſtens! Morgen komme wieder!“

Auch das kann ich ertragen, zahlt

er nur.

Recht iſt es gleichwohl nicht. Indeß ich nehme

Die Sache, wie ſie liegt. Hat man einmal

So ein Gewerb' ergriffen, hilft es nichts,

Man muß des jungen Volks Belei⸗ digungen

Hinnehmen und verbeißen. Aber zahlen

Wird Niemand, und ich rechne ohne Wirth.

Vierter Auftritt. (Syrus.

Syrus (zu Aeſchinus in's Haus hin⸗ einredend.) Still! Ich will mit ihm ſprechen. Gierig ſoll Er darnach greifen und von Glück noch ſagen, Daß er ſo weggekommen. Sannio, Was giebt's? Du habeſt dich geftrit- ten, hör' ich, Mit meinem Herrn, ich weiß nicht über was. Sannio. Nie ſah ich einen Streit ungleichrer Art,

Sannio.)

Als den heut unter uns. Wir beide ſind, Durch Prügel ich, durch Prügeln er, ganz matt. Syrus. 's iſt deine Schuld. Sannio. Was ſollt' ich thun? Syrus. Nachgeben Dem jungen Mann. Sann io. Wie konnt' ich's beſſer wohl, Als daß ich heut in Einem fort den Backen Ihm hinhielt? Syrus. Ei, verſtehſt du, was ich ſage? Sein Geld zur rechten Zeit nicht anſeh'n, iſt Manchmal der größte Vortheil. Sannio. Ho! Syrus. Haſt du Gefürchtet, wenn du jetzt von deinem Recht | Was fahren ließeſt und dem jungen Mann Zu Willen wärſt, du Pinſel aller Pinſel, Das trüg' dir keine Zinſen? Sannio. Hoffnung kauf' ich Um Geld nicht. Syrus. So bringſt du's zu nichts. Geh', eh'! Du weißt die Leute nicht zu ködern, Sannio.

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Sannio. Und Andres noch, was fort nach Ich glaub's, das wäre beſſer; doch Cypern ſoll. ich bin Komm' ich zum Markte nicht dahin, So pfiffig nie geweſen, um nicht ſo iſt's lieber Mein offenbarſter Schaden. Laß Gleich baar mit fortzunehmen, was ich's jetzt, ich konnte. Und mach's erſt ab, wenn ich zurücke Syrus. bin, Geh' doch! Ich kenne dich. Als So iſt's vorbei; das Eiſen iſt läge dir erkaltet. An zwanzig Minen was, wenn du „Jetzt kommſt du erſt? Was dich ihm litteſt du's? Wo warſt du?“ Nur kannſt gefällig zeigen! D'rum beſſer, eingebüßt, als hier Ueberdieß, entweder Du willſt nach Cypern, hör' ich So lang zu weilen, oder dann zu Sannio. klagen. Hm! Syrus. Syrus. Haſt du bald ausgerechnet, was du Haſt Waaren glaubſt Brav eingekauft, um jte dort abzu⸗ Zu profitiren? ſetzen; Sannio. Ein Schiff iſt ſchon gemiethet, wie Schickt ſich das für ihn? ich weiß Das ſollte Aeſchinus ſich beigeh'n Du ſchwankſt? Biſt du, ich hoff's, laſſen, von dort zurück, Gewaltſam mir das Mädchen zu Kannſt du's ja immer noch betreiben. entreißen? Sannio (für ſich). Syrus. Nein, Er wankt! Eins hab' ich noch: Nicht Fußbreit weich' ich! Weh ſieh, ob dir's anſteht! mir! Darauf haben Eh' du riskireſt, Sannio, das Ganze Sie ihren Plan gebaut! Dir zu erhalten oder zu verlieren, Syrus (bei Seite). Halbir's! Zehn Minen kratzt er Es wird ihm bang. irgendwo Daran hat er zu kau'n! Zuſammen. Sannio (jür fid). Sannio. Die Schändlichen! Weh mir! Selbſt des Capitals Sieh, wie ſich der den Zeitpunkt Bin ich nicht ſicher mehr, ich armer abgelauert! Mann!

Ich habe Mädchen eingekauft die Er ſchämt ſich nicht; mir wackeln Menge alle Zähne,

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Mein ganzer Kopf ijt eine einz'ge Beule, So hat er mich zerknufft! Nun möcht' er mich Auch noch betrügen? Nein, iu bon ber Stelle! Syrus. Ganz nach Belieben! Haſt du ſonſt noch was? Sannio. Nein darum bitt' ich, Syrus das Geſcheh'ne Mag ſein wie's will eh' ich Prozeß anfange, Daß mir das Mein'ge doch erſtattet werde, Kaufpreis wegigſtens Ich weiß, bisher Haſt du von meiner Freundſchaft keine Probe: Erkenntlich ſollſt du mich und dankbar finden. Syrus. Ich will mein Beſtes thun. Doch ſieh, da kommt Ja Cteſipho! Er freut ſich der Ge- liebten. (Geht dem Cteſipho entgegen.) Sannio (nachrufend). Und das, warum ich bat? Syrus. Wart' nur ein Weilchen!

Der

Fünfter Auftritt. (Cteſipho. Syrus.

Cteſipho

(ohne die Andern zu bemerken).

Wer immer auch, im Fall der Noth, uns Gutes

Sannio.)

Erzeigt, es kommt erfreulich; aber doppelt

Vergnügen macht's, wenn der's thut, dem's gebührt.

O Bruder, Bruder! Wie ſoll ich dich preiſen?

Das weiß ich ſicher, ſo erhaben find' ich

Kein Wort, daß dein Verdienſt nicht höher ſtünde.

So glaub' ich denn vor Andern dieſes Eine

Voraus zu haben, daß kein Einzi⸗ ger

Sich eines ſo mit allen Tugenden

Begabten Bruders freut.

Syrus. O Cteſipho! Cteſipho. O Syrus! Wo iſt Aeſchinus? Sy rus. Da drin. Er harret deiner. Cteſipho. Ha! Syrus. Was giebt es? Cteſipho. Was? Durch ſein Bemüh'n nur, Syrus, leb' ich au Der liebe Menſch! Ja Alles hat er, Alles | Um meines Vortheils will'n hintan⸗ geſetzt, Schmähreden, böſen Leumund, meine Liebe Und ein Vergehen über ſich genom⸗ men:

13 Man kann nicht mehr thun! Einander beſſer kennten, Cteſipho!

Doch wer iſt's? Die Thür Geht auf. Syrus. Bleib', bleib'! ſelbſt heraus.

Sechster Auftritt.

(Aeſchinus. Sannio. Cteſipho.

Syrus.)

Aeſchinus. Wo iſt der Schuft? Sannio (für ſich). Mich ſucht er. Bringt er was? O weh! Ich ſehe nichts. Aeſchinus (zu Gtefipho). Ah g’rade recht! Dich eben jud) ich! Was giebt's, Cteſipho? 's iſt Alles ſicher. Laß d'rum deine Grillen! Cteſipho. Gewiß, ich laſſe ſie, da ich ja dich Zum Bruder habe. O mein Aeſchinus,

Mein Herzensbruder! Ach, ich jdjeue |

mich,

Dich weiter noch in's Angeſicht zu

loben,

Daß du nicht glaubeſt, es geſchehe mehr

Um Schmeichelns willen, denn aus Dankbarkeit.

Aeſchinus.

Geh', närr'ſcher Kauz! Als ob wir

uns nicht jetzt

Er kommt ſchon

Das ſchmerzt mich nur, daß wir beinah' zu ſpät Dahinter kamen und es nahe d'ran war, Daß, wünſchten wir's auch Alle, keiner dir Mehr helfen konnt'. Cteſipho. Ich ſchämte mich. Aeſchinus. Ach, Thorheit, Nicht Scham iſt das! Um ſo 'ne Kleinigkeit Faſt aus dem Vaterland! O pfui doch! Mögen Vor ſo etwas die Götter uns be— wahren! Cteſipho. Ich hab' gefehlt. Aeſchinus. Was ſagt Herr Sannio? Syrus. 8 Er iſt ſchon ‚oh Aeſchinus.

Ich will zum Markt, mit 11 Mich abzufinden. Du, mein Cteſipho, Hinein zu ihr! (Cteſipho ab.)

Sannio (leife). Treib', Syrus! Syrus. Laß uns geh'n, Denn dieſer eilt nach Cypern! Sannio. Nicht ſo ſehr. Ich kann recht gut in aller Ruh? hier warten. Syrus.

Du kriegſt's, ſei unbeſorgt!

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Sannio. Doch aber Alles? Syrus. Ja d Schweige nur und folge nach!

Sannio. Ich folge.

(Aeſchinus und Sannio ab.) Cteſipho (kommt zurüd). Heda, Syrus!

Syrus.

Nun, was giebt's? Cteſipho. Ich bitte dich um Alles, fertigt nur Den ſchmutz'gen Kerl ſo bald wie möglich ab; Denn wird er ſtärker aufgereizt, ſo möchte Mein Vater Wind bekommen, ich wäre Verloren dann auf immer. Syrus. 's hat nicht Noth. Sei gutes Muths! Erluſt'ge dich einſtweilen Mit deinem Mädchen drin! Laß für uns Polſter Auflegen und das Uebrige bereiten! Nach abgemachtem Handel werd' ich

und

mi Gleich heim verfügen mit dem Speiſe⸗

vorrath. Cteſipho. So recht! Weil dieß geglückt iſt, wollen wir In aller Heiterkeit den Tag ver⸗ bringen.

Dritter Akt. Erſter Auftritt. (Soſtrata. Canthara.)

Soſtrata. Ach bitte, liebſte Amme, wie wird's geh'n? Canthara. Wie's gehen wird? Ich hoffe, gut. Soſtrata. Es ſtellen So eben ſich die erſten Wehen ein. Canthara. Du biſt ſchon jetzt in Angſt, wärſt du nie Dabei geweſen, hätteſt nie geboren! Soſtrata. Ich Arme! Keine Seele hab' ich hier, Wir ſind allein. Auch Geta iſt nicht da. Ich habe Niemand, der zur Wehfrau gienge, Und Niemand, der den Aeſchinus beriefe. Canthara. Der wird gewiß bald hier ſein, denn er läßt Nie einen Tag vorbei, js vorzu⸗ ſprechen. Soſtrata. Er iſt mein einz'ger Troſt in meinem Elend. Canthara. Zu deiner Tochter Vortheil konnte ſich's Nicht beſſer fügen, Herrin, als es ſich Gefügt hat da ſie doch einmal zu Fall

als

15

Gekommen iſt; fern Es ihn betrifft, Art, So gutem Herzen und ſo angeſeh'ner Familie iſt. Soſtrata. Gewiß, da haſt du Recht. Die Götter mögen ihn uns lang erhalten!

beſonders in ſo

der von ſo guter

Zweiter Auftritt. Soſtrata. Canthara.)

Geta

(kommt gelaufen, für ſich).

Nun iſt es ſo weit, daß, wenn ſie auch Alle

All' ihren Rath vereinigten und Ret⸗ tung

Aus dieſem Unglück ſuchten, welches mich

Und meine Herrin ſammt der Herrin Tochter

Bedroht, ſie dennoch keine Hilfe brächten.

O wehe mir! So viel ſchaart plötz⸗ lich ſich

Um uns herum, daß kein Entfom- men iſt:

Gewaltthat, Armuth, Ungerechtigkeit,

Verlaſſenheit und Schande. Welt, ach Welt!

O Greuelthaten! O verruchte Brut!

O gottvergeſſner Bube!

Soſtrata (zu Canthara). Weh mir Armen!

(Geta.

Was ſeh' ich doch den Geta ſo in Angſt Und Eile! Geta. welchen weder Wort, noch Schwur, Noch Mitleid abhielt oder anders ſtimmte, Noch ſelbſt die nahe Niederkunft des Mädchens, An dem er mit Gewalt ſich hat vergangen! Soſtrata. Was er da ſpricht, verſteh' ich nicht ſo recht.

Canthara. Komm, laß uns näher treten, Soſtrata! Geta.

Ich Armer, ach! Kaum bin ich meiner mächtig,

So brennt's vor Zorn in mir. Nichts wollt' ich lieber,

Als jene ganze Sippſchaft käme mir

In Wurf, um all den Ingrimm auszuſpeien

In ihr Geſicht, ſo lang' der Aerger friſch ijt.

Ich hätte g'nug der Strafe, könnt' ich nur

An ihnen Rache nehmen. zuerſt,

Dem Alten, der das Scheuſal zeugte, blieſ' ich

Das Lebenslicht rein aus; Syrus aber

Ha, den Verſtifter, wie zerfetzt' ich den!

Ihn um den Leib ergriff' ich, hielt' ihn ſchwebend,

Ihm

den

10

Und ſtieß' ihn köpflings nieder auf den Boden,

Daß er mit ſeinem Hirn die Gaſſe ſpritzte.

Dem jungen Fant riſſ' ich die Augen aus

Und ſchmiſſ' ihn dann hinab. Die Uebrigen

Die würf' ich, wälzt' ich, ſchleppt' ich, ſtieß' und ſtürzt' ich.

Doch jetzt ſoll ohne Zögern meine

Herrin Dieß Unglück wiſſen. Soſtrata. Rufen wir ihn! Geta! Geta. Wer du auch ſein magſt, laß mich! Soſtrata. Ich bin es, Bin Soſtrata!

Geta. Wo iſt ſie? Dich ja ſuch' ich, Nach dir verlang' ich! G'rade recht biſt du Mir aufgeſtoßen, Herrin! Soſtrata. Was ſo ängſtlich? Was giebt's? Geta. O weh! Soſtrata. Was eilſt du ſo, mein Geta? Komm erſt zu Athem! Geta. Ganz Soſtrata.

Soſtrata. So ſag', Ich bitte, was es iſt! Geta. Nun Soſtrata. Was denn „nun“? G eta. Iſt Aeſchinus Soſtrata. Was iſt denn der? Geta. Von unſrer Familie abgefallen. Soſtrata. Weh! Weßwegen? Geta. In eine Andre hat er ſich verliebt. Soſtrata.

Geta. Und hält es nicht geheim. Dem Kuppler Hat er ſie öffentlich mit eigner Hand Entriſſen.

O weh!

Soſtrata. Iſt das auch gewiß? Geta. Ja wohl! Mit meinen Augen ſah ich's, Soſtrata. Soſtrata. Ach, ich unglücklich Weib! Was oder wem Soll man noch glauben? Unſer Aeſchinus!

Was ſoll das „ganz“? Er, unſer Aller Leben, er, auf den

Geta. Verloren ſind wir! 's iſt vorbei!

All' unſre Hoffnung, unſer ganzer Reichthum

17

Sich gründete; ber ſchwur, nie einen T

a Zu leben ohne ſie; der auf des

Vaters Schooß Das Kind zu legen uns verſprach,

und ſo Zu bitten und zu flehen, daß er ſie Als Frau heimführen dürfe!

Geta. Herrin, laß

Die Thränen und bedenke vielmehr, Was weiter jetzt zu thun ſei. Sollen

wir Es dulden, oder irgend wem ent— decken? Canthara. Ach, Beſter, biſt du klug? Du meinſt, man ſolle Das offenkundig machen?

Geta.

Nein, ich nicht!

Für's Erſte liegt's am Tage, daß

ſein Herz

Sich von uns abgewandt hat. Machen wir's

Nun Andern kund, ſo läugnet er, das weiß ich.

Dein Ruf und deiner Tochter Leben

wird Gefährdet ſein. Sodann, geſteht er

auch,

Iſt's doch nicht rathſam, da er eine Andre

Mit Lieb' umfaßt, ihm dieſe hier zu geben. |

D'rum ijt Verſchwiegenheit vor Allem noth.

Soſtrata. Nein, nun und nimmermehr! thu's nicht!

Terentius, die Brüder.

Ich

Geta. Was? Soſtrata. Ich mach' es kund.

Canthara.

Ach, beſte Soſtrata, Bedenke, was du thuſt!

Soſtrata.

Die Sache kann Nicht ſchlimmer werden als ſie iſt. Für's Erſte

Iſt's Mädchen ohne Mitgift; dann

iſt hin,

Was ihre zweite Mitgift war: als Jungfrau

Kann ich ſie Keinem geben. Läug⸗ net er, |

So bleibt mir noch der Ring als Zeuge,

Den er verloren hatte. Endlich, weil

Mir mein Gewiſſen ſagt, daß keine Schuld

Mich trifft und weder Lohn noch ſonſt etwas, Unwürdig ihrer oder meiner, borge- kommen, So will ich's d'rauf verſuchen, Geta. Geta. Nun, Du magſt Recht haben. Soſtrata. Geh', ſo ſchnell du kannſt, Und melde ihrem Vetter Hegio Ausführlich, wie die Sache liegt; denn der Stand obenan bei unſerm Simulus Und hielt auf uns beſonders große Stücke. 2

18

(G eta.

Syrus (ohne Semea zu ſehen).

Fürwahr, kein Andrer kümmert ſich Den ganzen Vorgang haben wir

um uns. Soſtrata. Du, Canthara, lauf' flugs und hol' die Wehfrau, Damit, wenn's noth thut, kein Ver⸗ zug entſteht! (Alle ab.)

Dritter Auftritt. (Demea. Bald darauf Syrus.)

Demea.

Des Todes bin ich! Cteſipho, mein Sohn,

War, wie ich höre, auch mit bei dem Streiche

Des Aeſchinus. Armen noch

Zu meinem Unglück, wenn's gelingt, auch den,

Der noch was taugt, zum Schlechten zu verführen!

Das fehlt mir

Wo ſuch' ich ihn? Wahrſcheinlich ſteckt er wo

In einem ſchlechten Haus. Beſchwatzt hat ihn

Der Lotterbube, ganz gewiß. Doch ſieh,

Da kommt ja Syrus her! Von dem werd' ich

Erfahren, wo er iſt. Nun freilich, der

Iſt auch mit von der ſaubern Bande. Merkt er,

Daß ich ihn ſuche, der Strick.

Ich darf nicht blicken laſſen, was ich will.

ſagt er nichts,

ſo eben Dem Alten nach der Reih' erzählt. So luſtig Sah ich in meinem Leben nichts. Demea (für fid). Hilf Himmel! Der dumme Menſch! Syrus. Er lobte ſeinen Sohn, Mir ſagt' er Dank, daß ich den Rath gegeben. Demea. Das iſt zum berſten! Syrus. Auf der Stelle zahlt' er Die Summe hin, gab eine halbe Mine Zum Schmaus noch obendrein, und meiner Treu! iſt nach Wunſch verwendet worden. Demea.

Die

Ei, Dem muß man Auftrag geben, wenn man was Recht gut beſorgt will haben! Syrus. | Demea! Sieh ba! Dich bat? ich nicht be- merkt. Wie geht's? Demea. Wie's geht? Ich kann mich über eure Wirthſchaft Nicht g'nug verwundern. Syrus. Wahrlich, toll iſt ſie, Um's offen zu geſteh'n, und abge⸗ ſchmackt!

19

(In's Haus rufend). He, Dromo, mach' die andern Fiſche rein! Den größten Meeraal dort laß noch ein Weilchen

Im Waſſer plätſchern! Bin ich wieder da, So wird er ausgegrätet, eher nicht! Demea. O der Abſcheulichkeit! Syrus.

Ich meinestheils Hab' kein Gefallen d'ran und ſchreie g'nug (In's Haus rufend.) Mach', daß der Salzfiſch da, Ste⸗

phanio, Hübſch ausgewäſſert wird! Demea. Um's Himmels willen! Thut er's mit Abſicht, oder wäh— net er, Es bring' ihm Ehre, wenn er mir den Sohn In's Unglück ſtürzt? armen Mann! Schon mein' ich jenen Tag zu ſeh'n, da er Aus Armuth unter die Soldaten läuft. Syrus. Das nenn' ich mir

O weh mir

Ha, Demea! Verſtand,

Nicht bloß was vor den Füßen liegt zu ſeh'n,

Nein, auch das Künftige vorauszu⸗ ſchau'n!

Dem ea. Sag', iſt ſie denn in euern Händen ſchon, Die Lautenſpielerin? Syrus. Da drinnen! Demea. Was! Bei ſich im Hauſe will er ſie be⸗ halten? Syrus. Ich glaub's. Er iſt nun eben ganz wie toll. : Demea. Iſt's möglich?

Syrus.

Alberne Gelindigkeit Des Vaters und verkehrte Nachſicht!

Demea.

Ach, Ich ſchäm' und ärgre mich des Bru— ders wegen! Syrus. Ja, Demea, ein großer Unterſchied Iſt zwiſchen euch ich ſag' das nicht, weil du Zugegen biſt ein mächt'ger Unter⸗ ſchied! Von Kopf zu Fuß biſt du die pure Weisheit, Er Träumerei. Würd'ſt du dem deinen wohl So was erlauben? Dem ea. Ich erlauben? Wie? Ich hätt' es nicht ein ganzes hal- bes Jahr Vorher gerochen, eh' er was be— gonnen? 2 +

20

Syrus. Als ob ich deine Wachſamkeit nicht kennte! Demea. Will's Gott, er bleibt ſo, wie er eben iſt! Syrus. Wie man die Kinder zieht, man ſie. Demea. Wie iſt's mit ihm? Sahſt du ihn heute? Syrus. Deinen? (Bei Seite.) Den jag' ich auf das Gut hinaus!

ſo hat

(Laut) Er ſchafft Schon lang was auf dem Gute, glaub' ich. Demea. Weißt du Auch ſicher, daß er dort iſt? Syrus. Gab ich doch Ihm das Geleite! Demea. Schön! Ich fürchtete, Er möchte ied wo ſtecken. Syrus. Und er war Gehörig aufgebracht! Dem ea. Wie ſo? . on

Er fieng

Dem ea. Was du ſagſt! Syrus. Bah! nichts Verſchwieg er! Denn wie's g’rad’ an's Zahlen gieng,

Da kam er unverſeh'ns dazu, feng an Zu ſchrei'n: „O Aeſchinus, fo

ſchlechte Streiche Verübſt du! So unwürdig unſers Hauſes Beträgſt du dich!“ Demea. Vor Freude muß ich weinen. Syrus. „Nicht dieſes Geld vergeudeſt du, nein, nein, Dein Leben!“ Demea. Gott erhalt' ihn! Ja, der kommt Auf ſeine Ahnen 'raus. Syrus. Hui! Demea. An dergleichen Kernlehren iſt erunerſchöpflich, Syrus.

Syrus. Ei, wer den Meiſter ſo zu Hauſe hat! Demea. Ich thu' mein Möglichſtes, laß nichts ihm durch, Bin ſtets an ihm; kurz, wie in einen Spiegel Laß ich ihn ſchau'n in's Leben eines Jeden

Mit ſeinem Bruder Zank an auf Und ein Exempel ſich an Andern

dem Markte Der Dirne wegen.

nehmen.

„Das mußt du thun!“

21

Syrus. Recht ſo! Demea. „Das mußt du laſſen!“ Syrus. Sehr wohl! Demea. „Das bringt dir Ehre!“ Syrus. Gut getroffen! Demea. „Das Schande!“ Syrus. Ganz vortrefflich! Demea. Ferner noch Syrus. Wahrhaftig, 's fehlt mir im Moment an Zeit Dir zuzuhören. Fiſche hab' ich da Nach Herzensluſt bekommen; daß ſie mir Nicht abſteh'n, darum gilt's. Denn unſer Einem Iſt dieß ſo ſchimpflich, Demea, wie euch, Das nicht zu thun, wovon du eben ſprachſt. So gut ich kann, geb' ich in deiner eignen Manier den Kameraden gute Lehren. „Das iſt verſalzen; das iſt ange— brannt; Das iſt nicht ſchmackhaft g'nug; ſo iſt es recht: Ein andermal mach's wieder ſo!“ Mit Fleiß Vermahn' ich, was ich kann, nach meiner Weisheit. Kurz, wie in einen Spiegel, Demea,

Laß ich ſie ſchauen in die Schüſ⸗ ſeln, und

Ermahne ſie zu thun, was ſich ge— bührt.

Ich fühl' es, albern iſt, was wir da treiben.

Jedoch was iſt zu thun? Man muß denn eben

Sich in die Menſchen ſchicken. Steht noch ſonſt

Was zu Befehl?

Demea.

Daß euch der Himmel wolle

Verſtand verleih'n.

Syrus. Du gehſt auf's Gut hinaus? Demea. Gerades Wegs. Syrus.

Was ſollſt du freilich hier, Wo doch kein Menſch auf deine

Lehren achtet? (Ab.) Demea. Ich gehe, ja, weil der, um deſſen

willen

Ich hergekommen, weggegangen iſt.

Für ihn nur ſorg' ich, er nur geht mich an:

Denn ſo verlangt's mein Bruder; mit dem andern

Da mag er ſelber zuſeh'n. Aber wer

Iſt das dort in der Ferne? Iſt es nicht

Mein Zunftgenoſſe Hegio! Seh' ich recht,

So ijt er's wirklich. Ah, von finb- heit auf

Ein guter Freund von uns! lieber Himmel!

Du

22

An Bürgern ſolchen Schlags iſt wahrlich jetzt

Ein großer Mangel, ſo von alter Treu

Und Redlichkeit! möchte der |

Dem Staate ſchädlich ſein. Wie freu' ich mich!

Wo ſich noch Ueberbleibſel der Art finden,

Da lebt man gern. Ich will hier auf ihn warten,

Um ihn zu grüßen, und mit ihm Eins plaudern.

Nicht leicht wohl

Vierter Auftritt.

(Demea. Hegio. (Geta. Pamphila.)

Hegio. O Himmel! Eine ſchlechte Hand— lung, Geta! Iſt es denn möglich! Geta. Ja, ſo iſt's! Aus der Familie konnte ſo ein niedriges Betragen ausgeh'n? Aeſchinus, ſo hätt' es Bei Gott! Dein Vater nicht gemacht! Demea (für fid). s ijt deutlich, Er kennt den Auftritt mit dem Cithermädchen. Das ſchmerzt ihn jetzt, den fremden Mann; der Vater, Der achtet es für nichts. O ſtünde dieſer

Hier in der Nähe wo und hört's

mit an! Hegio. Wenn ſie nicht thun, was billig iſt, ſo wird Es ihnen nicht ſo hingeh'n. Geta. egio, Auf dir beruht jetzt unſre ganze Hoffnung.

Dich haben wir allein, du biſt uns

Schutz Und Vater; dir empfahl der Greis uns ſterbend. Verläſſeſt du uns, ſind wir ganz verloren. egio. O ſtill doch! Nein, das thu' ich nicht, das kann ich Gewiſſenshalber nicht!

Demea.

Ich geh' ihn an. Dem Hegio meinen beſten Gruß!

Hegio. Ah, dich Gerade ſucht' ich! Demea, ſei ge— grüßt! Demea. Was giebt's denn? Hegio.

Aeſchinus, dein Aelteſter, Den deinem Bruder du an Kindes— ſtatt Gegeben, hat ſich nicht betragen, wie Für einen guten, edeln Mann ſich ziemt. Demea. Wie das?

8

Hegio. Du wirſt dich unſers Jugend⸗ freunds, Des Simulus, erinnern? Demea. Sollt' ich nicht?

Hegio. Nun, deſſen Tochter ward durch ihn entehrt. Demea. Ha! egio.

Bleib'! N haſt das Schlimmite,

Demea,

Noch nicht gehört.

Demea. Giebt's noch was Aergeres? Hegio.

Ja wohl, was Aerg'res! Denn das Eine läßt ſich

Zur Noth ertragen. Liebe, Jugend

Verlockten ihn: 's iſt menſchlich. Als er merkte,

Was vorgefallen, gieng aus freien Stücken

Er zu des Mädchens Mutter, wei— nend, bittend,

Anflehend, ſich verheißend und ver— ſchwörend,

Er wolle jene ſich zur Gattin nehmen.

Verziehen ward, geſchwiegen und ge= glaubt.

Das Mädchen fühlte ſich von dem an ſchwanger,

Und ſteht im zehnten Mond. Nun hat der Gute

(Will's Gott) uns hier 'ne Sauten- ſpielerin

Nacht, Wein,

Zo

Herbeigeſchafft, mit der er leben will; Die Andre läßt er ſitzen. Demea. Iſt das ſicher? Hegio. Des Mädchens Mutter da, das Mädchen ſelbſt, Die Sache zeugt dafür; dazu hier Geta Für einen Sklaven ein ganz wackrer Burſche: Er nährt die Frauen, unterhält allein Das ganze Haus führ' ihn hin- weg und bind' ihn Und frag' ihn aus. (9$ eta. Ja wahrlich, foltre mich, Wenn's ſo nicht iſt! Er wird zuletzt nicht läugnen: Schaff' ihn nur her! Demea (für jid). Ich ſchäme mich und weiß Nicht, was ich thun ſoll, noch was ihm erwidern. Pamphila (im Hauſe). Ich Arme! Mich zerreißt der Schmerz. Hilf, Juno Lucina! Rette mich! egio. Ach, iſt ſie denn In Kindesnöthen? Geta. Freilich, Hegio. Hegio. Die fleht jetzt, Demea, um euern Beiſtand. Erlange ſie, wozu das Recht euch zwingt, In Güte! Möge dieß, bitt' ich die Götter,

s wer IE .

Zuerſt geſchehen, wie's euch ziemt !

Doch wenn

Ihr andern Sinnes ſeid, dann, Demea,

Werd' ich aus allen Kräften ſie und jenen

Verſtorbenen vertheid'gen. Der war mir

Verwandt; von frühſter Kindheit

wurden wir Vereint erzogen; waren ſtets vereint In Krieg und Frieden; haben Noth

und Mangel

Vereint beſtanden. Darum will ich Alles

Aufbieten, thun, verſuchen: kurz und gut,

Mein Leben lieber laſſen, als die Hand

Von ihnen abzieh'n. Was erwi⸗ derſt du?

Demea.

Ich will mit meinem Bruder mich

beſprechen.

Was der für Rath mir giebt, den nehm' ich an. Hegio. Erwäg' indeſſen, Demea, doch ja Dieß recht im Ernſte: je behaglicher Ihr lebt, je mächt'ger, reicher, glück— licher Und angeſehener ihr ſeid, um deſto Gewiſſer mahnt die Pflicht, mit Billigkeit Das Bill'ge zu bedenken, wenn ihr wollt EN brave Leute gelten. Demea. Komme wieder!

Was recht iſt, ſoll geſcheh'n.

Hegio. So ziemt es dir. Du, Geta, führe mich zur Soſtrata! (Ab mit Geta.)

Demea. Wie ich geſagt, ſo kommt es. Wär'

es nur

Damit ſchon ausgerichtet! Aber jene Gewalt'ge Zügelloſigkeit wird wahrlich Zu einem traur'gen Ende führen.

Jetzt

Geh' ich und ſuche meinen Bru— der auf,

Um meinen Aerger an ihm auszu⸗ laſſen. (Ab.)

Fünfter Auftritt.

Hegio (in der Thüre der Soſtrata in's Haus hineinſprechend). Sei gutes Muthes, Soſtrata, und tröſte Mir ja dein Kind ſoviel du kannſt; ich will Den Micio auf dem Markt zu tref⸗ fen ſuchen Und Alles, wie's geſcheh'n iſt, ihm erzählen. Find' ich, daß er bereit iſt, ſeine icht Zu thun, nun gut; ijt ſeine Mei- nung anders, Erklär' er ſich, damit ſobald wie möglich Ich wiſſe, was ich anzufangen habe.

25

Vierter Akt.

Erſter Auftritt. (Cteſipho. Syrus.)

Cteſipho. Du ſagſt, mein Vater ſei auf's Gut hinaus? Syrus. Schon lange Cteſipho. Sprich doch! Syrus. Iſt er auf dem Gute, Und eben tüchtig an der Arbeit,

glaub' ich. Cteſipho. O wenn er nur doch unbeſchadet ſeiner

Geſundheit dort ſich ſo abmüdete,

Daß er drei ganze Tage nachein— ander

Nicht aus dem Bette könnte!

Syrus. Ja, ſo ſei's! Und, wenn es möglich, beſſer noch! Cteſipho. Ja, ja! Denn dieſen Tag, den möcht' ich gar zu gerne, Wie ich ihn angefangen, durch und durch In Freud' und Luſt verleben. Unſer Gut da Iſt mir aus keinem andern Grund ſo ſehr Fatal, als weil's ſo nah' iſt. Läg' es weiter

Von hier entfernt, ſo würd' ihn eher

D Die Nacht dort überfallen, als er wieder Zurück ſein könnte. Sicher läuft er jetzt Gleich wieder her, wenn er mich dort nicht ſieht. Und fragt er mich, wo ich geweſen „heute Hab' ich den ganzen Tag dich nicht geſeh'n!“ Was ſag' ich da? Syrus. Fällt dir nichts bei? Cteſipho. Durchaus nichts. Syrus. Du armer Tropf! Habt ihr nicht einen Freund, Clienten, Gaſtfreund hier? Cteſipho. Ja doch! Was weiter? Syrus. Dem hätteſt du gedient. Cteſipho. Was nicht geſchah. Das geht nicht! Syrus. Doch es geht! Cteſipho. Bei Tage wohl. Doch wenn ich über Nacht hier bleibe, Syrus,

Was geb' ich dann für einen Grund an? Syrus. Ei!

Wie wünſcht' ich doch ſo ſehr, es wäre Sitte,

26 Daß man bei Nacht auch feinen] So Haft du nirgends mich

Freunden diente! Doch ruhig nur! Ich kenne ſeine

Art Vortrefflich. Brauſ't er recht, dann mach' ich ihn Wie 'n Lamm ſo fromm. Cteſipho. Auf welche Art? Syrus. Er hört So gern dein Lob: ich mache dich bei ihm Zum Gott, ſchwatz' ihm von deinen Tugenden Ct eſipho. Von meinen? Syrus. Deinen! Gleich entfallen ihm

Die Thränen, wie 'nem Kind, vor Freuden. Hm! Da iſt er! Cteſipho. Was denn, was? Syrus. Der Wolf in der Fabel.

Cteſipho.

Papa? Syrus. Er ſelbſt. Cteſipho. Was thun wir, Syrus? Syrus.

,

Nur Geſchwind hinein! Ich will ſchon ſehen.

Cteſipho. Fragt er,

hörſt du? Syrus. So ſchweige!

Zweiter Auftritt.

(Demea. Syrus. Cteſipho) hinter der Thüre des Hauſes.

Demea (für ſich). Fürwahr, ich bin ein unglückſel'ger Mann! Den Bruder erſtens find' ich nir— gendwo; Dann, während ich ihn ſuchte, ſah ich einen Taglöhner von dem Hofe: der ber- ſichert, Mein Sohn ſei auf dem Gute nicht. Nun weiß ich Nicht, was ich thun ſoll. Cteſipho. Syrus! Syrus. Was beliebt? Cteſipho. Mich ſucht er? Syrus. Freilich! Cteſipho. Weh mir! Syrus. Sei getroſt! Demea. | Was Henker für ein Mißgeſchick! Ich kann | Nicht klug d'raus werden. Glauben muß ich aber, |

21

Daß ich dazu geboren bin, zum Elend.

Zuerſt bemerk' ich unſre Unglücks⸗ fälle,

Zuerſt erfahr' ich alle, bring' zuerſt

Die Kunde aus bei Andern, trag' allein

Den Kummer, wenn was vorfällt.

Syrus (für ſich). Lächerlich!

I meint's zuerſt zu willen und er weiß

Allein von Allem nichts.

Demea.

Da bin ich wieder! Will nachſeh'n, ob mein Bruder heimgekehrt. Cteſipho. Mach', Syrus, ja, daß er nicht g'radezu In's Haus dringt! Syrus. Schweigſt du denn! Ich will's ſchon machen. Cteſipho. Nein, wahrlich, heute bau' ich nicht auf dich. So will ich denn mich in ein Käm⸗ merchen Mit ihr einſchließen; 's iſt am ſicher⸗ ſten. (Ab.) Syrus. Nur zu! Ich ſchaff' ihn dennoch fort. Demea. Ah Syrus, Der Schuft! Syrus. Nein, wahrlich, hier hält's Keiner aus,

Wenn das ſo hergeht! Wiſſen möcht' ich doch, Wie viel ich Herren habe! Was ein Elend! Demea (für ſich). Was knurrt denn der? Was will er? Saubrer Burſch, Was ſagſt du? Iſt mein Bruder drin? | Syrus. Was Henker Soll mir dein „ſaubrer Burſch“? Ich bin kaput!

Demea. Was fehlt dir? Syrus. Fragſt du noch? Der Cteſipho Hat mich und da die Lautenſpielerin Mit ſeinen Fäuſten Schlag fl Schlag faſt todt Geprügelt. Demea. Hm! Was ſagſt du! Syrus. Sieh, wie er Die Lippe mir zerfetzt hat! Demea. Und warum? Syrus. Auf meinen Antrieb, ſagt er, ſei die Dirne Gekauft. Demea. Verſicherteſt du nicht, du habeſt Ihm eben das Geleit' auf's Land gegeben? Syrus. Ganz recht! Doch wüthend kam er d'rauf zurück.

28

Er ſchonte nichts! O daß er jid nicht ſchämte,

Mich alten Mann zu ſchlagen, der ihn jüngſt noch

Als ſo ein winzig Bübchen auf dem Arm trug!

Demea.

Das lob' ich, Cteſipho, du vaterſt

di

Bravo! Du biſt ein Mann! Syrus. Du lobſt ihn? Wahrlich, Einhalten wird er künftig ſeine Hände, Wenn er geſcheidt iſt! Demea. Bra! Syrus. O recht! Weil er Ein armes Mädchen und mich ſchwa— chen Sklaven, Der ſich nicht wehren durfte, über— wand! Ei ja, gewaltig brav! Demea. Nicht Beſſres konnt' er. Er merkt, wie ich, daß du das Ganze leiteſt. Doch iſt mein Bruder drinnen? Syrus. Nein, das nicht! Demea. Wo ſuch' ich den nun wohl? Syrus. Weiß, wo er iſt, Werd's aber heut' nicht zeigen. Demea. He, was ſagſt du? Syrus. Ja, ja!

Demea.

Den Schädel ſchlag' ich dir entzwei! Syrus.

Den Namen weiß ich nicht von jenem Manne,

Den Ort wohl weiß ich, wo er iſt.

Demea. So nenne Den Ort! Syrus. Kennſt dn den Säulengang da unten Beim Schlachthaus? Demea. Ei, wie ſollt' ich nicht! Syrus. Da gehe Vorbei, die Straße g'rad' hinauf. Biſt du

Da angekommen, ſenkt ein Hügel ſich, Den lauf' hinab. dieſer Seite Ein Tempelchen und d'ran ein Win⸗ kelgäßchen, wo der große wilde Feigen⸗ baum Noch ſteht. Demea. Ich weiß. Syrus. Da gehſt du durch. Demea. Das Gäßchen Hat aber keinen Ausgang. Syrus. 's iſt ja wahr! Ei du mußt glauben, 's fehle mir am Beſten!

Ich habe mich geirrt. um

Dann iſt nach

Dort,

Kehr' wieder

29

Zum Säulengang. Du wirſt da auch Um vieles näher haben und Ver⸗ irrung Iſt nicht ſo leicht. Weißt du das Haus des reichen Cratinus? Demea. Wohl! Syrus. Biſt du an dem vorüber, Dann links g’radaus der Straße nach; am Tempel Dianens halt' dich rechts. das Thor Erreichſt, hart an dem Teiche, ſteht ein Mühlchen, Schrägüber eine Werkſtatt: dorten iſt er! Demea. Was thut er da? Syrus. Ruhbetten für den Söller Mit eichnen Füßen hat er dort be-

Eh' du

ſ1tellt. Demea. Wo ihr d'rauf zechen könnt? O allerliebſt!

Doch warum zögr' ich hinzugeh'n? (Ab.)

Syrus. Geh' nur! Ich will dich heute hetzen, alter auch, So wie du es verdieneſt! Aeſchinus Bleibt unausſtehlich lang; das Eſſen

geht Verdorben; Cteſipho ijt ganz ber- tieft

J

Ganz recht!] In feine Liebe: ich mill mich bedenken, 5 Will gleich darangeh'n und vom Leckerſten, Was nur zu finden iſt, heraus mir naſchen,

Und ſo, ein Gläschen nach dem andern ſchlürfend,

Soll mir gemächlich dieſer Tag ver- geh'n. (Ab.)

Dritter Auftritt. (Micio. Hegio.) Micio. Ich finde hierin nichts, daß ich ver— diente So ſehr gelobt zu werden, Hegio. Ich thue meine Schuldigkeit: den Fehler, Der von uns ausging, mach' ich wieder gut. Du müßteſt denn mich jener Klaſſe Menſchen Beizählen, die, wenn für Beleidigung Man ſie zur Rede ſtellt, noch oben- drein Sich für beleidigt halten, obendrein Beſchwerde führen. Weil dieß micht von mir Geſchah, bedankſt du dich?

Hegio. O nein doch, nein! Nie hab' ich anders dich mir borge- ſtellt, Als wie du biſt. Micio,

Doch bitt' ich,

90

Geh' zu des Mädchens Mutter mit, und ſage

Der Frau daſſelbe, was du mir geſagt:

Daß der Verdacht von feines Bru⸗ ders wegen

Entſtanden, der das Cithermädchen

habe. Micio. Wenn du es fo für recht hältſt, oder wenn's So dienlich iſt, ſo laß uns geh'n!

Hegio. Du thuſt Ein gutes Werk; denn ihr wirſt du das Herz Erleichtern, die in Schmerz und Elend ſich Verzehrt, und deine Schuldigkeit erfüllen. Doch biſt du andrer Meinung, ſo will ich Erzählen, was du mir geſagt. Micio. O nein, Ich gehe mit. Hegio.

Du thuſt ein gutes Werk. Die Leute, die in minder günſtigen Umſtänden ſich befinden, ſind, ich weiß Nicht wie, mißtrauiſcher; ſie nehmen Leicht Alles wie als Kränkung auf; ſie glauben Sich immer wegen ihres Unvermögens Zurückgeſetzt. D'rum dient's zu größerer : Beruhigung, daß du perſönlich ihn Rechtfertigeſt.

*

js Micio. Du ſprichſt ſo gut als wahr. Hegio. So folge mir hinein! Micio. Von Herzen gern. (Beide ab.)

Vierter Auftritt.

Aeſchinus.

Das Herz zerſpringt mir! mich denn dieſes

So große Unglück unverſehens treffen,

Daß ich nicht weiß, was aus mir werden ſoll,

Noch was ich thun ſoll! Lahm vor Furcht

Sind mir die Glieder, ſtarr vor Angſt die Seele:

Im Geiſt kann kein Entſchluß Be⸗ ſtand gewinnen.

Wie wind' ich mich aus dem Ge-

Mußte

wirr? So großer Verdacht fällt jetzt auf mich, und dieſes gar

Nicht unverdient. Es bildet Soſtrata

Sich ein, daß ich die Lautenſpielerin

Für mich gekauft. Dieß hab' ich an der Alten

Gemerkt. Denn wie ſie eben zu der Wehfrau

Hingehen ſollte und ich ſah ſie, tret' ich

Gleich auf ſie zu, frag', wie's der Pamphila

Ergeh', ob die Entbindung nahe ſei,

Ob darum ſie die Wehfrau holen wolle.

91

Sie aber ſchreit: „Geh', geh' nur, Aeſchinus!

Du haft uns lange g'nug getäuſcht, genug

Mit pum Worten abgefunden.“

Ha,

Was it das? ſagt' ich. „Fahre hin! Beſitze,

Die dir gefällt!“ Ich merkte gleich, in welchem

Verdacht ich ſtand; doch nahm ich mich zuſammen,

Daß ich der Schwätzerin von meinem Bruder

Nichts ſagte und die Sache ruchbar würde.

Was thu' ich jetzt? Sag' ich, daß meinem Bruder

Sie angehört? Dieß darf gar nicht verlauten.

Ei was! 's iſt immer möglich, kommt nicht 'raus.

Nur fürcht' ich, daß ſie g'rade das nicht glauben.

So viel Wahrſcheinliches vereinigt ſich:

Ich 8 li entführt, ich ſelbſt das

cf = mir ward ſie in's Haus

gebracht: Geſteh' ich's, ich bin Schuld d'ran! Daß ich nicht

Die Sache meinem Vater, wie ſie auch

Sein mochte, mitgetheilt! Er hätte ſich

Erbitten laſſen, daß ich ſie als Gattin

Heimführte. Nichts als Zaudern bis hieher!

Jetzt, Aeſchinus, wach' auf! Jetzt iſt das Erſte:

Zu ihnen geh' ich, mich zu reinigen;

Ich nahe mich dem Haus. O weh! Ein Schauer

Ergreift mich immer, wenn ich Armer

hier

Anklopfe! Holla! Ich bin's Aeſchinus!

Mach' einer gleich die Thür auf!

Sieh, es kommt Jemand heraus. Ich will bei Seite treten.

Fünfter Auftritt.

(Micio. Aeſchinus.)

Micio (in's Haus hineinſprechend).

's Mach's, wie du ſagteſt, Soſtrata!

Ich rede

Mit Aeſchinus, damit er darum wiſſe,

Was hier beſprochen worden. Aber wer

Hat angeklopft? Aeſchinus (für ſich). Mein Vater! Ja wahrhaftig, Er iſt's! Ich bin des Todes! Micio. | Aeſchinus! Aeſchinus (für ſich). Was hat der hier zu thun? Micio. Haſt du gepocht? Er ſchweigt. Ein Bischen necken muß ich ihn. Er hat's verdient, da er mir nie von ſelbſt

92

Das hat vertrauen wollen. Sagſt du nichts? Aeſchinus. An der Thür nicht, ſo viel ich weiß. Micio. Nun ja! Auch konnt' ich mir nicht denken, was du hier Zu ſchaffen haben ſollteſt. Er wird roth! Noch ſteht die Sache gut. Aeſchinus. Sag' mir doch, Vater, Was haſt denn du hier vor? Micio. O nichts für mich. Ein Freund hat mich ſo eben mit vom Markte Hierher genommen, ſich zum Rechts— beiſtand.

Aeſchinus. Was? Micio.

Ich erzähl' es dir. Es wohnen dort Ein paar blutarme Frau'n. Du kennſt ſie nicht, Wie ich vermuthe, ſicher nicht; ſie ſind Nicht lang erſt hergezogen. Aeſchinus. Was denn mehr? Micio. Ein junges Mädchen iſt's mit ſeiner Mutter. Aeſchinus. Fahr' fort! Micio.

Des Mädchens Vater iſt geſtorben; Mein Freund iſt ihr der nächſte Blutsverwandte,

Ihn muß ſie, dem Geſetz nach, eh⸗

lichen. Aeſchinus. O weh!

Micio. Was giebt es? Aeſchinus.

Nichts! Schon gut! Nur weiter! Micio.

Der kam hieher, ſie abzuholen, denn Sein Wohnort iſt Milet. Aeſchinus. Sie abzuholen? Micio. Nicht anders! Aeſchinus. Nach Milet gar? Bitte! Micio. Ja! Aeſchinus. Mir wird nicht wohl! Und ſie? was ſagen ſie? Micio. Was ſollten ſie denn viel? Nun, nichts! Die Mutter Giebt vor, ein Kind ſei da von einem Andern, Ich weiß nicht wem; ſie nennt ihn eben nicht. Der gehe vor, und dieſem habe man Sie nicht zu geben. Aeſchinus. Wie? Scheint dir das nicht Im Grunde völlig recht? Micio. Nein! Aeſchinus. Bitte, nein? Wird er ſie mit ſich nehmen, Vater?

33

Micio. Freilich! Warum auch nicht? Aeſchinus. O das it hart von eudj Und unbarmherzig, ja, wenn ich es,

Vater,

Noch offner ſagen ſoll, unehrenhaft!

Micio. Warum? Aeſchinus.

Du fragſt? Wie meinſt du mag dem Armen

Doch wohl zu Muthe ſein, der früherhin

Umgang mit ihr gepflogen, der, o Jammer,

Noch jetzt vielleicht ſie ſterblich liebt, wenn er

Sie plötzlich von ſich weggeriſſen ſieht,

Vor [oe Augen fortgeführt? Das

long, Vater! ci cio. Wie denn ſo? Wer hat Sie ihm verſprochen? wer gegeben? wem Und wann iſt ſie vermählt? wer hat's genehmigt? Was nahm er eine Fremde? Aeſchinus. Sollte denn Ein ſo groß Mädchen ſtill zu Hauſe ſitzen Und harren, bis ein Anverwandter kam,

Gott weiß woher? Dieß, Vater,

hätte dir

Terentius. die Brüder.

Zu ſagen, dem zu wehren ange—

ſtanden. Micio. Wie lächerlich! Ich ſollte gegen den Auftreten, dem als Beiſtand ich ge—

kommen?

Was geht das aber uns an, Aeſchi— nus?

Was haben mit den Leuten wir zu ſchaffen?

Komm, laß uns geh'n! Was iſt? was weineſt du? Aeſchinus.

O höre, beſter Vater! Micio. Aeſchinus, Ich hab's gehört, ich weiß um Alles, enn Ich liebe dich und um ſo mehr liegt mir Am Herzen, was du thuſt. Aeſchinus.

O möchteſt du,

So lang du lebſt, mein Vater, deiner Liebe

eich ſtets ſo würdig finden, wie mich dieſes

Vergehen in der Seele ſchmerzt und

ich Vor dir mich ſchäme! Micio. Wohl, ich glaub' es gern! Ich kenne ja dein edles Herz; doch fürcht' ich, Dein Leichtſinn iſt zu groß. In welchem Staate Vermeinſt du denn zu leben? Eine Jungfrau Haſt du entehrt, die zu berühren du 3

Das Recht nicht hatteſt! Schon dieß Eine war

Ein großer Fehler, groß, doch aber menſchlich:

Das haben Andre oft, auch Wackere,

Gethan. Doch ſprich, nachdem dieß vorgefallen,

Haſt du dich irgend umgeſehen? irgend

Dich vorgeſeh'n, was daraus wer— den ſollte,

Wie's werden ſollte? Wenn dich vom Geſtändniß

Die Scham zurückhielt, wie ſollt' ich's erfahren?

Mit deinem Schwanken ſind zehn

Monate

Dahingegangen. Bloßgeſtellt haſt u,

Soviel an dir lag, dich, das arme Mädchen,

Das Kind. Wie? Glaubteſt du,

es würden dir Die Götter dieß im Schlaf zu Stande bringen? Und ohne dein Bemühen würde ſie In dein Gemach geführt? Mir wäre leid, Wenn du im Uebrigen ſo ſorglos wäreſt. Sei gutes Muths! Du ſollſt ſie haben. Aeſchinus. ! Ha! | 9t icio. Sei gutes Muthes, ſag' ich! Aeſchinus. Vater, ſprich, Haſt du mich jetzt zum Beſten?

Micio. Dich? Warum? Aeſchinus. Ich weiß nicht; aber weil ſo ſehr ich wünſche, Es möchte wahr ſein, iſt mir doppelt

bange. Micio. Geh' heim und fleh' die Götter an, daß du Sie dir als Gattin holeſt. Geh'! Aeſchinus.

Was? Jetzt? Als Gattin? Micio. Jetzt! Aeſchinus. Jetzt? Micio. Jetzt, ſo ſchnell du kannſt! Aeſchinus. Mein Vater, mögen mich die Götter alle⸗ Zuſammen haſſen, wenn ich dich nicht mehr, Als meine Augen, liebe! Micio. Wie? Auch mehr

Als Pamphila? Aeſchinus. Ganz gleich. Micio. Sehr gütig! Aeſchinus. Wo Iſt aber der Mileſier hin? Micio. Geſtorben, Verdorben, abgeſchifft! Was

zauderſt du?

Aeſchinus. Geh', Vater! flehe du vielmehr die Götter Um Beiſtand an; denn ſicherlich, ſie werden, Da du um ſo viel beſſer biſt als ich, Dir um ſo mehr zu Willen ſein. Micio. Ich gehe Hinein und ſorge für das Nöthige. Biſt du geſcheidt, ſo thuſt du wie ich ſagte.

Aeſchinus.

Was ſoll ich dazu denken? Heißt das Vater,

Das Sohn ſein? Ja, wenn er mein Bruder wäre,

Mein Buſenfreund, wie könnt' er williger

Sich gegen mich erweiſen? Sollt' ich ihn

Nicht lieben, ihn nicht auf den Händen tragen?

So große Sorge macht er mir durch ſeine

Gefälligkeit, ich möcht' unwiſſentlich

Was thun, das er mißbilligte; mit Willen

Geſchieht es ſicher nicht. Doch ſchnell hinein,

Daß ich nicht meine Hochzeit mir verzögre!

(Ab.)

(Ab.)

Sechster Auftritt.

Demea.

Von vielem Laufen bin ich müd' und matt!

O daß dich, Syrus, Jupiter ſammt deiner

Wegweiſerei zu Grunde richtete!

Durchkrochen hab' ich ſchier die ganze Stadt,

An's Thor, zum Teiche, wohin nicht? Es war

Dort nirgends eine Werkſtatt, und kein Menſch

Will meinen Bruder wo geſehen haben.

Jetzt aber iſt mein Vorſatz, hier im Hauſe

Mich einzulagern, bis er wieder— kommt.

Siebenter Auftritt. (Micio. Demea.) Micio (aus dem Hauſe kommend, für ſich). Ich geh' und ſage ihnen, daß bei uns Kein Anſtand weiter iſt. Demea. Da iſt er ſelbſt! Dich ſuch' ich längſt ſchon, Micio! Micio. Was giebt's? Demea. Da Hab’ ich andre ſchwere Buben— ſtücke 1 Zu melden von dem lieben jungen Herrn! 3 *

Gi fief doch!

Demea. Unerhörte, criminelle Micio. Halt ein! Demea. Du weißt nicht, wie er iſt! Micio. Ich weiß es. Demea. Ach Narr du! Von der Sauten- ſpielerin

Träumſt du ich rede? Dieß Ber- brechen traf Ein junges Bürgermädchen. Micio. Weiß es.

Was!

Demea.

Du weißt's und duldeſt es? Micio. Warum denn nicht? Dem ea. Sag' mir, du ſchreiſt nicht, tobſt nicht? Micio. Nein! Zwar wünſcht' ich Demea. Ein Bub' iſt da! Micio. Geſegn' ihn Gott! Demea. Das Mädchen Hat nichts! Micio. So hör' ich. Demea.

Micio. Natürlich! Demea.

Geſchehen? Micio.

Nun, was ſich von ſelbſt verſteht: Man bringt das Mädchen hier her=

Was fol jetzt

über. Demea. Himmel! So muß es geh'n? Micio. Was kann ich weiter thun? Demea.

Was thun? Iſt dir's nicht wirklich leid, ſo ziemt Dem Menſchen, wenigſtens den Schein zu wahren. Micio. Ich hab' ihm ja das Mädchen ſchon verlobt,

Die Sach' iſt ausgemacht, eine Heirath. Befreit hab' ich ihn von der Angſt;

das ziemt Dem Menſchen mehr noch. Demea. Uebrigens gefällt Dir die Geſchichte, Micio?

's giebt

Micio. O nein, Wenn ich ſie ändern könnte; jetzt, da ich Es nicht kann, trag' ich's mit Ge⸗ laſſenheit. Des Menſchen Leben gleicht dem Würfelſpiel:

Und man muß ſie nehmen Fällt der Wurf nicht, den du am

Ohn' Ausſtattung!

meiſten brauchſt,

91

So mußt du den, der g’rade fiel, durch Kunſt Verbeſſern. Demea. Du Verbeſſerer! Ei ja! Durch deine Kunſt ſind baare zwan— zig Minen Zum Kukuk für die Lautenſpielerin; Die man, ſobald wie möglich, ir— gendwie Losſchlagen muß, wenn nicht um Geld, umſonſt. Micio. Das muß man nicht, noch denk' ich wirklich d'ran, Sie zu verkaufen. Demea. Nun, was machſt du denn? Micio. Sie bleibt im Hauſe. Demea. Ach um's Himmels willen! Die Metze mit der Ehefrau zu— ſammen In einem Haus? Micio. Warum nicht? Demea. Iſt es richtig In deinem Kopf? Micio. Ich hoff's. Dem ea. So wahr' mich Gott! Nach deiner Albernheit zu ſchließen, glaub' ich, Du willſt es darum thun, Jemand zu haben, Mit dem du muſiciren kannſt.

Micio.

Warum nicht? Demea.

Die junge Frau lernt's auch? Micio. Verſteht ſich!

Demea.

Du

Hältſt unter ihnen bei dem Ningel-

reihn

Das Seil und tanzeſt? Micio.

Wohl! Und du mit uns Gemeinſam, wenn es noth iſt.

Demea. Wehe mir! Schämſt du dich nicht? Micio. Nun laß doch, Demea, Dein ewig Grämeln, und, wie ſich gebührt, Zeig' dich bei deines Sohnes Hoch— zeit fröhlich Und wohlgemuth! ihnen ſprechen; Dann komm' ich wieder her. Demea. O großer Gott! Welch' Leben! welche Sitten! welche Thorheit! 'ne Gattin ohne Mitgift iſt im An⸗ ug Ein Cithermädchen drin ein Haus voll Aufwand Ein junger Menſch durch Ausſchwei⸗ fung verdorben Ein Greis halb Kind: ſie ſelbſt, die Rettungsgöttin,

Ich will mit

(Ab.)

38

Und wollte ſie's, kann dieß Geſchlecht nicht retten!

Fünfter Akt. Erſter Auftritt. (Syrus.

Syrus (angetrunken, für ſich). Potztauſend, Syruschen, du haſt dich weidlich Gepflegt und mit Geſchmack dein Amt verwaltet! Recht brav gemacht! ich mich drin An allem ſatt geſchmauſ't, da kriegt' ich Luſt, Ein bischen 'rauszuſchlendern. Demea (für ſich). Sieh einmal! Ein Muſter guter Zucht! Syrus. Ei, unſer Alter! Wie ſteht's! Warum ſo finſter? Demea.

Demea.)

Indeß, wie

Gräuel du! Syrus. Hoho! Du ſtrömſt hier Weisheits— worte aus! Demea. Du würſt du mein! Syrus.

Reich wärſt du, Demea, Und deine Sache ſtünd' auf feſtem

Fuß.

Demea. Ein warnend Beiſpiel ſtellt' ich auf an dir

Für alle Welt!

Syrus. Warum? Was hab' ich denn

Verbrochen?

Demea. Fragſt du? G'rad' im beiten Lärm, Beim ärgſten Schelmenſtück, das kaum noch recht Beſchwichtigt iſt, haſt du geſoffen, Schurke, Wie nach vollbrachter Heldenthat! Syrus. f O wär' ich Geblieben, wo ich war!

Zweiter Auftritt.

(Dromo. Syrus. Demea.)

Dromo. He, Syrus, he! Dich bittet Cteſipho, zurückzukommen.

Syrus. Fort! fort! Demea. Was ſagt der da von Cteſipho? Syrus. Nichts! Demea. Wie, Halunk'! Iſt Cteſipho da drin? Syrus. Nicht doch! Demea. Was nennt ihn der? Syrus.

Das iſt ein andrer,

So 'n winzig klein Schmarotzerchen. Du kennſt ihn? Demea. Werd's gleich erfahren! (will fort.) Syrus. Was? Wo willſt du hin? Demea. Laß los! Syrus. Bleib'! ſag' ich dir. Demea. Die Hand weg, Schlingel! Willſt du, daß ich dein Hirn ver—

ſpritzen ſoll? (Ab.) Syrus. Fort iſt er! Traun, ein unbequemer Gaſt, Zumal für Cteſipho! Na, was mach' ich?

Bis ſich der Sturm gelegt hat, drück' ich mich

Hier irgendwo in einen Winkel hin

Und ſchlaf' mein Weinchen aus. So wird's gemacht!

Dritter Auftritt.

(Micio. Dann Demea.)

Micio (aus Soſtrata's Hauſe tretend). Bei uns iſt Alles fertig, Soſtrata, Wie ich geſagt. Wenn du nun willſt Wer klopft So ſtark an meine Thür? Demea (aus Micio's Hauſe ſtürzend). O weh! was mach' ich?

Was fang' ich an? Was ſchrei' ich oder klag' ich? O Himmel! o du Erde! o ihr Meere Neptuns! Micio. Da haben wir's! Er weiß die ganze Geſchichte! Darum ſchreit er, offen— bar. Der Zank geht los: man muß zu Hilfe kommen! Demea. Da iſt er, das Verderben unſrer Kinder! Micio. So mäßige doch endlich deinen Zorn Und komme zu dir ſelbſt!

Demea. Ich thu's ich bin's Kein böſes Wort entfährt mir bloß die Sache Laß uns erwägen! Waren wir nicht Eins, (Von dir g'rad' gieng es aus) du ſollteſt dich Um Meinen, ich um Deinen mich nicht kümmern?

Antworte! Micio. Ja, ich läugne's nicht. Demea. Was zecht er

Nun jetzt bei dir? Was herbergſt du den Meinen?

Was kaufſt du ihm die Dirne, Micio?

Steht mir denn weniger daſſelbe Recht

Als dir zu? Da ich um den Dei— nen mich

Nicht kümmre, kümmre bid) um Mei⸗ nen nicht. Micio. Du ſprichſt nicht billig nein! Denn unter Freunden Iſt Alles, nach dem alten Spruch, gemeinſam. Demea. Recht hübſch! Nun führt man jetzt erſt ſolche Sprache. Micio. Auf ein paar Worte, Demea, wenn dir's Nicht läſtig iſt! Vorerſt, wenn das dich wurmt, Daß deine Söhne ſo viel Aufwand treiben, Bedenke doch nur dieß: du woll— teſt ſie Einſt alle zwei nach eignen Mitteln großzieh'n, Weil du im Glauben ſtandeſt, dein Vermögen Reich' aus für Beide, und ich würde ſicher

Mich noch verehlichen. Demſelben alten

Grundſatz bleib' fernerhin getreu: erwirb,

Erhalte, ſpare; mache, daß du einſt

So viel wie möglich ihnen hinter— laſſeſt

Und dir den Ruhm davon! Meinige,

Was ihnen unverhofft zu Gute kommt,

Laß ſie verwenden! Von dem Ga- pital

Geht nichts verloren; was bon die— ſer Seite |

Das

Dazu kommt, rechne Alles für Ge⸗ winn! Wenn du das, Demea, ſo recht bei

dir

Bedenken willſt, erſparſt du mir und dir

Und ihnen manche Unannehmlichkeit.

Dem ea.

Vom Gelde ſchweig' ich; ihr Be—

tragen aber Micio.

Geduld! Ich weiß es; dahin wollt' ich eben.

Es finden ſich im Menſchen manche Züge,

Aus denen leicht ein Schluß ſich machen läßt,

So daß, wenn zwei daſſelbe thun, du oft

Behaupten kannſt, dem darf es ſtraf⸗ los hingeh'n,

Dem Andern nicht; nicht weil Un⸗ ähnlichkeit

Die Sache bietet, nein, bloß die Perſon

Der Handelnden. Art ſeh' ich

Bei ihnen, daß ich feſt vertrau', ſie werden,

Und Züge der

Wie man ſie wünſchen mag. Ich ſehe ſie

Klug, einſichtsvoll, am rechten Ort voll Scheu,

Voll gegenſeit'ger Liebe: hierin giebt

Ein edler Geiſt, ein edles Herz ſich kund;

Wann du auch willſt, du führeſt ſie dem Guten

Leicht wieder zu. Jedoch du fürch— teſt wohl,

41

Sie möchten mit dem Geld fafr- Anfeſſeln.

läſſiger Zu Rathe geh'n. O beſter Demea, Für alles Andre werden mit den Jahren Wir klüger, aber dieſen Einen Fehler Bringt uns das Alter mit: wir Alle ſind Auf's Geld erpichter als wir ſollten. Werden Ja doch die Jahre ſie zur G'nüge ſchleifen! Demea. O wenn nur, Micio, nicht deine ſchönen Grundſätze da und deine Gütigkeit Am End' uns völlig in's Verderben ſtürzen! Micio. Still! Das wird nicht geſchehen. Laß das jetzt! Heut ſchenk' dich mir! deine Stirn! Demea. Nun ja, die Zeit will's ſo, man muß wohl! Morgen Geht's aber mit dem Jungen fort auf's Land, Sobald der Tag ergraut! Micio. Nein, lieber, dächt' ich, Noch in der Nacht! Noch heute zeig' dich froh! Demea. Und die Perſon, die Lautenſpielerin, Pack' ich zugleich mit auf. Micio. Unübertrefflich! Auf die Art wirſt du deinen Sohn dort vollends

Entrunzle

Mach' nur, daß du ſie behältſt! Demea. Laß mich vor ſorgen! Und ſie ſoll am Herd Und in der Mühle Aſche, Rauch und Mehlſtaub Genug zu ſchlucken kriegen, ſoll dazu Am Mittag ſtoppeln geh'n: ſo aus⸗ gehotzelt, So ſchwarz wie eine Kohle mach' ich ſie! Micio. Scharmant! Nun biſt du auf dem rechten Wege! Und dann, wär' ich wie du, ſo müßte mir Der Sohn, er möchte wollen oder nicht, Mit ihr in Einem Bette Demea. Spotteſt du? Du Glücklicher bei ſolcher Sinnesart! Ich fühl's

Micio. Ah, fängſt du wieder an? Demea. Nu, nu, Ich ſchweige ſchon! Micio.

So geh' hinein und laß uns, Wie's angemeſſen iſt, den Tag ver— bringen!

Vierter Auftritt.

Demea. Nie ſchließt ein Menſch die Rech— nung ſeines Lebens

So völlig ab, daß nicht Umſtände,

Jahre,

Erfahrung immer etwas Neues bringen,

Nicht etwas lehren: ſo daß du nicht weißt

Was du zu wiſſen glaubſt, und was bei dir

Für's Erſte galt, du in der An— wendung

Verwirfſt. Das iſt jetzt mein Fall; denn ich gebe

Das harte Leben, das ich ſeither führte,

Nun faſt am Ziele meiner Lauf— bahn auf.

Weßhalb? Durch's Leben ſelbſt hab' ich gefunden,

Daß es nichts Beſſres für den Men— ſchen giebt,

Als Sanftmuth und Gefälligkeit. Wie wahr

Das ſei, kann Jeder leicht an mir

Und meinem Bruder ſehen. Er hat immer

In Müßiggang, in Gaſterei'n ſein Leben

Verbracht, war gütig, ſanft, that Keinem weh

In's Angeſicht, war Allen freund— lich, lebte

Für ſich, trieb Aufwand ſich allein zum Beſten:

Es lobt ihn und es liebt ihn alle Welt.

Ich, ſo von Bauernart, ſtreng, fin— ſter, karg,

Griesgrämig, zähe, nahm ein Weib. Welch' Elend

Erlebt' ich! Kinder kamen, Sorge!

neue

Und während ich ſo d'ran war, mög- lichſt viel Für ſie zu ſammeln, hab' ich im

Erwerben

Mein Leben, meine Jahre hinge— bracht.

Jetzt, wo's zur Neige geh'n will, ernt' ich Haß

Als Frucht für meine Arbeit; er dagegen

Genießt die Vaterfreuden ohne Arbeit.

Ihn lieben, mich vermeiden ſie; ihm halten

Sie nichts geheim, ihm ſind ſie zu— gethan,

Bei ihm ſind Beide gern: ich bin verlaſſen;

Ihm wünſchen ſie das Leben, bei mir harren

Sie auf den Tod. So hat er die von mir

Mit größter Anſtrengung Erzoge— nen 8

Sich zugeeignet um geringe Ko— ſten.

Die ganze Laſt fällt mir zu, ihm die Freude. Nun denn, verſuchen wir gleich jetzt,

ob ich

Kann freundlich reden oder gütig handeln:

Weil er heraus mich fordert! Ich verlange

Auch Lieb' und Achtung von den Meinigen.

Wird dieß durch Schenken und Will— fährigkeit

Erworben, will ich nicht der Letzte ſein.

Tritt Mangel ein? Das kümmert mich doch wohl

Am wenigſten, da ich der Aeltſte bin.

Fünfter Auftritt.

(Syrus. Demea.) Syrus. He, Demea, der Bruder läßt dich bitten, Du mögſt dich nicht zu weit ent— fernen. Demea. Wer da? O beſter Syrus, ſei gegrüßt! Wie geht's? Wie ſteht's? Syrus.

Gut. Demea (bei Seite). Allerliebſt! Schon hab' ich meiner Natur zuwider, die drei Worte: „Beſter!

Wie geht's? wie ſteht's?“ hinzuge— fügt. Wie 'n nicht Gemeiner Burſch benimmſt du dich,

und gerne Erweiſ' ich dir was Liebes. Syrus. Danke ſchön! Demea. Doch, Syrus! Es iſt Ernſt, und ehſter Tage | Sollſt du das wirklich durch bie That erfahren.

Sechster Auftritt. (Geta. Die Vorigen.)

Geta (in der Thüre der Soſtrata). Ich gehe, Herrin, nachzuſeh'n, wie bald Die junge Frau ſie holen. Demea! Willkommen!

Demea. Ah! Dein Name? Geta. Geta. Demea. Geta, Als ein recht ſchätzenswerther Burſch biſt du Mir heut erſchienen. Denn fürwahr, der Sklap

Hat ſich bewährt bei mir, dem ſeine Herrſchaft Am Herzen liegt, wie ich's bei dir ſah, Geta. Und dir erweiſ' ich, ebendrum, wenn die Gelegenheit ſich bietet, gern was Liebes. . (bei Seite) Ich übe mich im Freundlichthun und 's geht Mir trefflich ab! Geta. Biſt gütig, wenn du ſo Von mir urtheileſt. Demea (bei Seite). : Nachgerade mach' id) Mich bei dem Volk ein Bischen populär.

Siebenter Auftritt. (Aeſchinus. Die Vorigen.)

Aeſchinus (aus Micio's Hauſe kommend, ohne Demea zu ſehen). Sie tödten mich mit ihrem guten Willen, Gar zu ſolenn die Hochzeit auszu— richten; Der Tag verſtreicht mit lauter Zu- rüſtungen. Demea. Wie geht es, Aeſchinus? Aeſchinus. Mein Vater! Ah! Warſt du hier? Demea. Traun, dein Vater von Natur Und von Geſinnung, der dich mehr als ſeinen Augapfel liebt! Doch warum führeſt du Nicht deine Gattin heim? Aeſchinus. Ich thät' es gern, Doch hält die Flötenſpielerin mich auf Und die das Brautlied ſingen ſollen. Demea. 3 Ei! Willſt du mich alten Mann wohl hören? Aeſchinus. Nun? Demea. Fort mit dem Zeug! dem Brautlied, dem Getümmel,

Den Hochzeitsfackeln, Flötenſpiele⸗ rinnen! | Und laß die Gartenplanke nieder⸗ reißen So ſchnell als möglich! ſie herüber! Mach' Ein Haus aus den beiden; ſchaff' die Mutter, Die ganze Hausgenoſſenſchaft zu uns! Aeſchinus. O ſchön, mein allerliebſter Vater! Demea (bei Seite). Herrlich! Schon heiß' ich „Liebſter“. Meinem Bruder wird Das Haus durchbrochen Gäſte führt er ein Macht Aufwand und ſo fort: was kümmert's mich? Ich „Liebſter“ ernte Dank. Jetzt mag nur gleich Der Babylonier noch zwanzig Minen Auszahlen! Syrus, geh' und führ' es aus! Syrus. Was ſoll ich denn? Demea. Reiß' ein! (Syrus ab.) (Zu Geta.) Du, geh' hinüber Und bring' ſie her! Geta. Gott lohn' dir's, Demea, Da, wie ich ſehe, du's ſo herzlich gut Mit unſerm Hauſe meinſt! Demea. Sie ſind es werth. (Geta ab.)

Da hol'

49

(Zu Aeſchinus.) Was meineſt du? Aeſchinus. Gewiß! Demea. 's iſt doch weit klüger, Als jene kranke Wöchnerin jetzt über Die Straße herzuführen! Aeſchinus. Allerdings, Was Beſſres hab' ich nicht geſeh'n, mein Vater. ACH 's ijt meine Art fo. Aber Micio fommt!

Achter Auftritt.

(Micio. Demea. Aeſchinus.)

Micio. Mein Bruder will's? Wo iſt er? Demea, Willſt du's? Demea. Ja freilich will ich's, und daß wir, In dieſem Punkt und ſonſt, wo möglich Eine Familie machen, ſie in Ehren halten, Sie fördern, an uns ziehn. Aeſchinus. So bitt' ich, Vater. Micio. Ich habe nichts dagegen. Demea. Meiner Treu! Es paßt ſich auch für uns nicht an⸗ ders. Erſtens

Iſt ſie von deſſen Gattin hier die

Mutter Micio. Was weiter? Demea. Brav und ehrbar Mi cio. Wie ſie ſagen. Dem ea. Bei Jahren ſchon Micio. Ich weiß es. Demea. Kinder kann ſie Schon lange nicht mehr kriegen, altershalber, Und 's iſt kein Menſch da, der ſich um ſie kümmert; Sie iſt allein. Micio (für ſich). Was hat der? Demea. Die mußt du Nothwendig nehmen; du

(Zu Aeſchinus)

Behilflich ſein, Daß es geſchieht! Micio. Was? Ich ſie nehmen? Demea. Du! Micio.

Ich? Demea. Du, ich ſag's! Micio. Du biſt nicht klug. Demea (zu Aeſchinus). Wenn du Ein Mann biſt, muß er's thun.

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46 Aeſchinus. Demea. Mein Vater! Thu's ihm zu Ge Micio. "s Aeſchinus. Mach' keine Schwierigkeit! Du Eſel hörſt auf ihn? 0 a B emea. L Demen. Thu's! Sag Hilft nichts, es kann CMS enn Nicht anders fein! e Micio, Micio. Ihr laßt nicht ab? Du faſelſt! Aeſchinus. Aeſchinus. Nein, bis ich bid) aft Laß dich doch Micio. | e lieber Vater! Das heißt Gewalt! | wp Demen. | Raſeſt bu? Na, willig, N ö Weg da! Micio. Demea. Obſchon es mir verkehrt, toll, Nun, thu's dem Sohne zu Ge— geſchmackt f | fallen ! Und meiner Lebensweiſe fremd SX i cio. ſcheint: 1 Biſt du auch recht bei Sinnen? Ich, Wenn ihr's ſo ſehr denn wünſch ich ſollte, meinetwegen! Ein Fünfundſechziger, noch Hochzeit Aeſchinus. machen? N Ein abgefebt ütter i : emea. in a E 1 5 Mütterchen mir neh Man muß dich lieben. Aber Das muthet ihr mir zu? Micio. | Aeſchinus. Was? O thu's! Ich hab's Demea. | Verſprochen. Ich jd Micio. Da du auf meinen Wunſch de verſprochen? Sei mit giebſt. dir Micio. Freigebig, I -SB Was mi

Am. wenn er bid)

Um noch was (Größres bäte? icio. Gleich als wäre Dieß nicht das Größte!

Verwandter, uns verſchwägert, n

Dem ſollten wir was Liebes tf:

Was iſt noch übrig?

tellos:

Micio. Und was? Demea. u haſt da vor der Stadt ein klei— nes Gütchen, das du verpachteſt. Geben wir ihm

das jur Nutznießung! Micio. Ein kleines, ſagſt du? Demea. Wär's zin großes auch, man müßt' es doch! Bei der

sit er an Vaters Statt, iſt brav,

| it unſer:

Nit Recht bekommt er's. mach' ich mir

das Wort zu eigen, das du, Micio,

Jorbin jo gut und weislich an— geführt:

Ein allgemeiner Fehler iſt's: ſind

zm Alter gar zu ſehr auf's Geld erpicht.“

Dem Flecken ziemt uns auszuwei⸗ chen. Du

iſt wahr geſprochen und es muß geſchehn.

Micio.

Li nun, man giebt's, weil der es

will! Aeſchinus. Mein Vater!

Endlich

wir

Demea. . Jetzt biſt du mein Bruder, wie u Dem Leibe, fo dem Geiſte nach. (Bei Seite.)

Mich freut's!

47

Den ſchlag' ich todt mit ſeinen eig— nen Waffen.

Neunter Auftritt. (Syrus. Die Vorigen.)

Syrus. Was du befohlen, Demea, iſt ge— ſchehn. Demea. Biſt brav! Fürwahr, nach meiner Meinung iſt's Nicht mehr als billig, daß wir heut dem Syrus Die Freiheit ſchenken. Micio. Ihm? Aus welchem Grunde? Demea. Aus vielen.

Syrus.

Beſter Demea! Wahrhaftig,

Du biſt ein guter Mann! Ich hab' die beiden

Euch treu von Kindesbeinen an ge— pflegt, |

Belehrt, ermahnt, fie ftet3 zu allem Guten,

Wie ich nur konnte, beſtens ange— leitet.

Demea.

Das ſtellt ſich dar! Und Manches noch, zum Beiſpiel:

Beim Einkauf nichts veruntreu'n, hübſche Dirnen

Zur Stelle ſchaffen, Gaſtgelage ſchon

Am ds Tag gerüſtet haben ieß

48

Sind Dienste keines ordinären Men-

ſchen! Syrus. O allerliebſt! Demea. Dazu war er noch heute Beim Kauf des Cithermädchens Hel— fershelfer, Er hat den Handel arrangirt: das muß ihm Zu Gute kommen, das giebt An— ſpornung! Und endlich: dieſer will es! Micio. Willſt du's wirklich? Aeſchinus. Ich wünſch' es. Micio. Nun, wenn du es willſt, dann Syrus, Tritt zu mir her! Sei frei! Syrus. O ſchön! Euch allen Bin ich zu Dank verpflichtet, und dir, Demea, Noch insbeſondre.

Demea. Wünſche Glück. Aeſchinus. Ich auch. Syrus. Bin überzeugt davon. O möchte dadurch Die Freude ganz vollkommen wer— den, daß Ich Phrygia, meine Frau, mit mir zugleich In Freiheit ſäh'! Demea.

Ein trefflich Weib!

Syrus. ( Und Heute Hat fie ja deinem Enkel, deſſen Sohn, Zuerſt die Bruſt gereicht! Demea. Nun wahrlich, dan In vollem Ernſte, hat fie das, jo t. Kein Zweifel, ſie muß freigelaſſen werden. jns Sm icio. is Aus dieſem Grund? i Demea. Aus dieſem! Und am Ende, Die Summe, bie fie werth iſt, nim von mir! Syrus. O mögen alle Götter, Demea, All' deine Wünſche ſtets erfüllen!

P! $

Micio. Syrus, Du kommſt heut hübſch voran! Demea.

Sofern du nämlich Noch weiter deine Pflicht thuſt, Micio, Und dieſem etwas Wen'ges in die Hand An Baarem giebſt, wovon er leben kann. Er zahlt dir's bald zurück. Micio. Nicht Nagels groß! Aeſchinus. Er iſt ein braver Burſch! Syrus. . Ich zahl's zurück Wahrhaftig! Gieb nur her! Aeſchinus. Na, thu's doch

49

Micio. Ich überlege mir's. Demea. Er wird's ſchon thun. Syrus. $^ beiter Mann! Aeſchinus. O allerliebſter Vater! Micio. Das ijt das? Was hat jo mit Einemmal Dein Weſen umgewandelt? Welche Luſt

Am Schenken? Was für eine plötz— liche Freigebigkeit iſt dieſes? Demea. Laß dir's ſagen! Ich wollte zeigen, wenn dich die für freundlich Und liebenswürdig halten, daß das nicht Auf wahres Thun, noch Recht und Billigkeit Sich gründet; nein, weil du den Jaherrn machſt, Nachſichtig biſt und ſpendeſt, Micio. Nun alſo, wenn aus dem Grund, Aeſchinus,

Terentins, die Brüder.

Mein Weſen euch verhaßt iſt, weil ich nicht

So Alles unbeſehn, ob recht, ob unrecht,

Gutheiße: ſei es d'rum! Verſchleu— dert, kauft,

Thut ganz was euch beliebt! Doch wollt ihr lieber

Jemanden, der, was eurer Jugend

wegen

Ihr minder einſeht, allzuheftig wünſcht,

Zu wenig überlegt, dieß tadl' und beſſre,

Und, am gelegnen Ort, willfährig Iu

Seht mich ich bin bereit dazu!

Aeſchinus.

Dir, Vater, Sei's ganz anheimgeſtellt! Du weißt am beſten,

Was noth thut. Doch wie wird's mit meinem Bruder? Demea.

Nun ja, er mag ſie haben! Doch

bei ihr Muß er's bewenden laſſen. Micio. Recht ſo! Klatſcht!

*

Aus der Theater⸗Bibliothek find 3 Sgr. zu haben:

1) Kleiſt's Käthchen von Heilbronn.

2) Moliere's Geiziger.

3) Shakeſpeare's Kaufmann von Ve⸗

nedig.

4) Leſſing's Nathan der Weiſe.

5) Schiller's Räuber.

6) Kotzebue's Menſchenhaß und Reue. 7) Calderon's Leben ein Traum.

8) Goethe's Fauſt (I. Theil).

9) Goethe's Fauſt (II. Theil).

10) Iffland's Jäger. 11) Körner's Zriny.

12) Leſſing's Minna von Barnhelm. 13) Leſſing's Emilia Galotti. | 14) Moliere'8 Tartüffe. 15) Moreto's Donna Diana. | 16) Schiller's Wilhelm Tell.

17) Schröder's Stille Waſſer ſind tief. 18) Müllner's Schuld.

19) Sophokles' Antigone.

20) Goethe's Götz von Berlichingen. 21) Schiller's Kabale und Liebe.

22) Werner's 24. Februar. 23) Kleiſt's Prinz Friedrich von Homburg. 24) Goethe's Egmont. 25) Shakeſpeare's Sommernachtstraum. 26) Schiller's Don Carlos. 27) Leiſewitz' Julius von Tarent. 28) Goethe's Clavigo und Geſchwiſter. 29) Raimund's Alpenkönig und Men⸗

ſchenfeind.

einzeln zu dem Preiſe von 9 kr. ode

30) Sheridan's Läſterſchule.

31) Schiller's Fiesco.

32) Goethe's Taſſo.

33) Molieère's eingebildeter Kranke. 34) Oehlenſchläger's Correggio. 35) Ziegler's Parteiwuth.

36) Gozzi's glückliche Bettler.

37) Raimund's Bauer als Millionär.

38) Goldoni's Diener zweier Herren.

39) Mercier's Eſſighändler.

40) Schiller's Wallenſtein's Lager un Piccolomini.

41) Schiller's Wallenſtein's Tod.

42) Leſſing's Miß Sara Sampſon.

43) Cüumberland's Jude.

44) Goethe's Iphigenie auf Tauris.

45) Sheridan's Nebenbuhler.

46) Zſchokke's Abellino.

47) Schiller's Maria Stuart.

48) Beaumarchais' Barbier von Se villa.

49) Beaumarchais' Hochzeit des Figaro

50) Raimund's Verſchwender.

51) Kotzebue's Deutſche Kleinſtädter.

52) Schiller's Jungfrau von Orleans.

53) Kleiſt's zerbrochener Krug.

54) Terentius' Brüder.

55) Schiller's Braut von Meſſina.

56) Babo's Otto von Wittelsbach.

Druck von C. Hoffmann in Stuttgart.

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