)\ü : )ge namen uolahti. i I / ■ ) FOR-THE.PEOPLE FOR. EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL H1ST0RY Die deutschen Vogelnamen, Eine wortgesckichtliche Untersuchung von Hugo Suolahti, Dozent an der Universität Helsingfors. Straßburg Verlag von Karl J. Trübner 1909. >e}.U't bq. (0of 3 0 rf M. DuMont-Scbauberg, Strasburg. . Vorwort. In der heutigen Wortforschung greift das rein Sprachliche fortwährend in das Sachliche über. So ist denn auch die vor- liegende Untersuchung der deutschen Yogelnamen mit der systematischen Ornithologie eng verknüpft. Die ornithologischen Schriften, die seit dem 16. Jahrhundert reichlicher zu fließen beginnen, nehmen unter den Quellen den hervorragendsten Platz ein. Da die Beschreibungen der Yögel in diesen Schriften oft höchst mangelhaft und ungenau sind, ist die Identifizierung des beschriebenen Vogels recht oft mit beträchtlichen Schwierig- keiten verbunden. Dies gilt insbesondere von den Strandläufern, Regenpfeifern u. a., die je nach der Jahreszeit ihre Farbentracht ändern und demgemäß von den alten Ornithologen oft als be- sondere Arten aufgefaßt werden. Ton der älteren ornithologischen Literatur glaube ich das Wichtigste berücksichtigt zu haben. Ich zweifle freilich nicht daran, daß eine weitere Ausbeutung der Quellen verschiedenster Art noch manches Interessante zutage bringen würde, aber da die Frist, während deren ich die Bibliotheken in Deutschland benutzen konnte, ausgelaufen und das wichtigste Material schon gesammelt war, entschloß ich mich, vorläufig der Lektüre, die ja beinahe ad libitum fortgesetzt werden kann, ein Ziel zu setzen. Die Untersuchung der Namen ruht auf geschichtlicher Grundlage und umspannt demnach alle Epochen der sprachlichen Überlieferung. Aus der althochdeutschen (bezw. altniederdeutschen) Zeit habe ich die Belegstellen vollständig mitgeteilt, weil sie bisher noch nicht lexikalisch verzeichnet worden sind und weil ich hoffte, daß die Sammlung vom Herausgeber des zu erwar- tenden althochdeutschen Wörterbuchs verwertet werden könnte. Suolahti, Vogelnamen. IV Vorwort. Beim Zitieren dieser Belege, die sich durch verschiedenen Druck vom übrigen Texte abheben, habe ich dasselbe Verfahren ein- geschlagen wie in meiner Abhandlung über die althochdeutschen Namen der Säugetiere1. Da die Feststellung der ältesten Belege und der geogra- phischen Verbreitung derselben in vielen Fällen eine notwendige Bedingung für die richtige Beurteilung des betreffenden Namens ist, habe ich ganz besonders auf diese Dinge mein Augenmerk gerichtet. Zur Bestimmung der heutigen Verbreitung der Namen sind natürlich die Dialektwörterbücher zu Kate gezogen worden. Leider sind einige von diesen nicht so kritisch wie man wünschen möchte. Manchen Irrtum kann man wohl mit Hülfe anderwärtiger Berichte korrigieren, aber eine eingehende Prüfung der Angaben in den Wörterbüchern, wo weitere Hinweise fehlen, ist natür- lich unmöglich. Die Anordnung des Stoffes folgt der üblichen zoologischen Einteilung, wobei die wissenschaftlichen Benennungen nach den Werken von Naumann-Hennicke und Martin angegeben worden sind. Ein besonderes zoologisches Register zählt die lateinischen Rubriken auf, während die entsprechenden deutschen im Uni- versalregister durch fetten Druck hervorgehoben sind. Als Anhang sind zwei wichtige Quellen aus dem 16. Jahr- hundert in extenso abgedruckt. Herzlichen Dank spreche ich Herrn Professor Friedrich Kluge aus für die freundliche Teilnahme, mit welcher er meine Arbeit begleitet hat. Helsingfors, den 5. Juli 1909. Hugo Suolahti. 1 (Suolahti-) Palander, Die althochdeutschen Tiernamen I. Die Namen der Säugetiere. Darmstadt. 1899. Einleitung. Für eine geschichtliche Untersuchung der deutschen Vogel- namen bieten die zusammenliängenden, fast ausschließlich religiös gefärbten Texte der ersten literarischen Sprachperiode nur äußerst dürftiges Belegmaterial. Um so wichtiger ist der in den Glossen aufgespeicherte Wortschatz, welcher in dem großen Sammelwerke von Steinmeyer und Sievers dem Forscher bequem zugänglich ist. Freilich hat die kirchliche Richtung jener Zeit auch auf die lexikalische Arbeit ihren Stempel aufgedrückt, so daß von den gesamten Glossen die zu der Bibel und anderen religiösen Schriften gehörigen einen besonders breiten Raum einnehmen. Aber unter ihnen befinden sich doch auch die vielen Yogelnamen, welche im Leviticus (11, 17) und Deuteronomium (14, 17) aufgezählt werden und die uns also in zahlreichen Übersetzungen über- liefert sind. Auch von den Schriften der profanen Schriftsteller sind einige gut glossiert worden und aus dem Charakter in den Werken des Vergilius, Prudentius u. a. folgt, daß manche Vogel- namen unter den Glossen vorkommen. Das reichhaltigste Material enthalten jedoch die alphabetisch und sachlich geordneten Glos- sare, von denen das unter dem Namen Summarium Heinrici bekannte spätalthochdeutsche Gruppenglossar und die etwas früher entstandenen Glossen zu einem hexametrischen Verzeichnis der Tiere und Pflanzen besonders ausgiebig sind. Die letzterwähnte Quelle (Versus de volucribus etc.) ist nicht nur wegen der Glossen des Originals interessant, sondern auch durch die vielen Abschriften, welche aus verschiedenen Zeiten und Gegenden stammen und dementsprechend oft nicht geläufige Namen in der Vorlage gegen übliche Dialektausdrüeke VI Einleitung. austauschen. So bewahren uns die Handschriften der Versus manche alte Zeugnisse für mundartliche Vogelnameh. In einer Melker und einer Wiener Handschrift finden wir z. B. an der Stelle von wa^erstelza 'Bachstelze' des Originals die Glosse hardil(a\ in welcher die ältere Form des volksetymologisch um- gebildeten steirischen Ausdrucks {Schaf)halterl, (Kuh)herterl er- halten ist. Die später korrigierte Glosse tvurgelhälw in einer bairischen Handschrift aus dem 12. Jh. zeigt uns die alte Gestalt einer dialektischen Bezeichnung für den Neuntöter, die wir in der Form würgelhöch bei Konrad von Megenberg und als Wölger- hod bei Hans Sachs finden. Interessant sind ferner die Zeugnisse in Wiener, Zwettler und Admonter Handschriften für den rätsel- haften bairischen Namen Uttenschwalbe und das Wort Unvogel, die österreichische Benennung des Pelikans, sowie die Ausdrücke erdhuon und pirchhven, in welchen alte Namen einer heute in Europa ausgestorbenen Ibisart stecken. Manchmal geben die Handschriften der Versus die Originalglosse in zahlreichen Spiel- arten wieder, welche in vielen Fällen wirkliche mundartliche Varianten des Namens repräsentieren und daher sorgfältig aus- geschieden werden müssen von den Entstellungen und Irrtümern der Schreiber. Ein instruktives Beispiel hierfür liefert die Glosse dorndrdil eDorndreher', für welche eine Handschrift dorndral, eine andere dornorahil, eine dritte dornacreiel, eine vierte dorn- droscel schreibt. Die erste Variante kommt heute als Dorntral und Dorndraller in Tirol und Steiermark, die zweite als Doarn- raU in Lienz vor, die dritte liegt der bairischen Dialektform Dornkroeel zugrunde und die vierte ist als Dorndröscherl in Steiermark gebräuchlich. Die althochdeutschen Glossare, welche oft Konglomerate sind, deren Bestandteile aus verschiedenen Zeiten und Gegenden stammen, sind nur zum Teil inbezug auf Heimat und Ent- stehungsweise untersucht worden, so daß die Glossen erst einer genauen Prüfung bedürfen, bevor man sie für chronologische oder sprachgeographische Schlüsse verwertet. Es fehlt auch ferner eine Untersuchung über den angelsächsischen Einfluß auf die deutsche Glossenliteratur, welcher auf die Tätigkeit der englischen Missionäre bei der Einführung des Christentums in Einleitung. VII Deutschland zurückgeht. Manche angelsächsisch gefärbte Glossen in deutschen Handschriften sind leicht als Ifischlinge zu er- kennen, andere dagegen, welche durch die Hände vieler Schreibet gegangen sind, verraten nicht so deutlich den fremden Ursprung. Yen den Vogelnamen sind die Leviticusglossen nmtihapuli, fctefer. nectrefn, roredumble, dopfugul ans angelsächsischen Vorlagen abgeschrieben, und die Glossen coscirila, struth, secgwner in einem Pariser Glossar des 9. Jahrhunderts sind ebenfalls angelsäch- sischen Ursprungs. Interessanter ist, daß alle althochdeutschen Belege für den Möwennamen auf ein angelsächsisches Original zurückzugehen scheinen. Da die Textquellen in der mittelhochdeutschen Periode riel reichlicher und mannigfaltiger sind als in der althochdeutschen Zeit, bieten sie auch viel mehr Belege für Vogelnamen. Immer- hin ist die Ausbeute verhältnismäßig gering und man ist daher noch immer hauptsächlich auf Glossare und Vokabulare ange- wiesen. Da diese meistens kompilatorischer Art sind, ist hier dieselbe Vorsicht geboten wie bei der Benutzung der althoch- deutschen Glossen. Eine wichtige Quelle der ausgehenden mittel- hochdeutschen und der beginnenden neuhochdeutschen Periode ist die von Brucker herausgegebene Sammlung Straßburger Zunftverordnungen des 15./16. Jahrhunderts, wo eine Anzahl Dialektnamen für jagdbare Yögel zum erstenmal bezeugt sind. Diese Namen finden wir wieder in dem Gedicht eines unbe- kannten Straßburger Verfassers vom Jahre 1554, welcher die ganze Vogelwelt unter ihren heimischen Namen Revue passieren läßt und dadurch eine Quelle von höchstem Wert bildet. Ein Gegenstück zu diesem Vogelbuch ist Hans Sachs' Gedicht "vom Regiment der anderhalb hundert Vögel" (1531), wo wir die in Nürnberg gebräuchlichen Vogelnamen kennen lernen. Aber im 16. Jahrhundert ist für unsere Kenntnis der Vogelnamen auch gut gesorgt durch Quellen anderer Art als die genannten Vogel- gedichte. Die Zoologen fangen nämlich jetzt an, in ihren wissen- schaftlichen Werken den Namen der Tiere eine besondere Auf- merksamkeit zu widmen. Die zoologische Wissenschaft des klassischen Altertums hatte im 13. Jahrhundert eine Wiedergeburt erlebt, indem die VIII Einleitung. drei Dominikaner Albertus der Große, Thomas von Cantimpre und Yincenz von Beauvais den Aristoteles wieder zu Ehren brachten und im Anschluß an ihn umfassende systematische Darstellungen schrieben. Von den drei Männern kommt für uns besonders Albertus in Betracht, der in den lateinischen Text seiner Ornithologie manchmal deutsche Yogelnanien einfügt. Unter diesen Namen, die in den Drucken leider sehr verstümmelt erscheinen, befinden sich auch die interessanten Dialektworte Gors (= Grasmücke), Marcolfus {= Häher) und Brobuxe (= Weihe), welche Albertus offenbar während seines langjährigen Aufenthaltes in Köln hatte kennen gelernt. Aber von den genannten drei Zeitgenossen ist nicht allein Albertus, sondern auch Thomas für uns von Be- deutung, denn seine Schrift "De naturis rerum" erfuhr im 14. Jahrhundert durch den bairischen Geistlichen Konrad von Megenberg eine deutsche Bearbeitung, die unter dem Titel "Buoch der Natur" in mehreren Abschriften erschien. Die hier vorkommenden deutschen Yogelnamen sind freilich meistens nur allgemein übliche Gattungsbenennungen, aber manchmal teilt Konrad doch auch Namen aus seiner heimischen Mundart mit. So erfahren wir, daß der Neuntöter dort würgelhoch und der Pirol pruoder Piro genannt wird. Derartige Mitteilungen sind jedoch ganz zufälliger Art; ein besonderes Interesse für die Namen finden wir bei Konrad noch nicht. Erst im 16. Jahr- hundert tritt dieses in der wissenschaftlichen Fachliteratur deutlich hervor und erreicht seinen Höhepunkt in Konrad Gesners groß- artigem Werk "Historia animalium", dessen dritter Teil (im Jahre 1555 erschienen) die Yögel behandelt. Yon den acht ver- schiedenen Abschnitten, in welche Gesner die Darstellung jedes Yogels einteilt, ist der erste der Nomenklatur gewidmet. Hier werden die Synonyma aus den verschiedensten Sprachen (u. a. aus italienischen Mundarten) mitgeteilt. Die Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit, welche die Arbeitsweise Gesners überhaupt kennzeichnen, erstrecken sich auch auf die reichhaltigen Samm- lungen von Namen. Die deutschen Yogelnamen hat Gesner zum Teil aus den ornithologischen Schriften seiner Yorgänger kennen gelernt, Einleitung. IX welche immer gewissenhaft zitiert werden. Einige am Riittel- und Niederrhein gebräuchliche Ausdrücke werden nach Albertus Magnus angeführt, andere stammen aus drin kleinen Namens- rerzeichnis in dem unbedeutenden "Dialogus de avibus" (1544) des kölnischen Arztes Gybertus Longolius oder aus der reich- haltigeren Sammlung in der im selben Jahre erschienenen Monographie "Avium praeeipuarum, quarum apud Plinium et Aristotelem mentio est, breuis et succineta historia" deren Verfasser, der Engländer William Turner, ebenfalls in Köln lebte. Für die in Sachsen üblichen Namen hatte Gesner in Georg Agricolas etDe animantibus subterraneis" (1540) eine ziemlich dürftige Quelle, wichtiger waren dagegen die von Eber und Peacer im Jahre 1552 herausgegebenen Vocabula, wo die bei Aristoteles vorkommenden Vogelnamen zusammengestellt, mit kurzen Erklärungen versehen und ins Deutsche übersetzt sind. Neben den hier befindlichen sächsischen Benennungen er- scheinen jedoch auch Xamen, die zweifelsohne aus Turner über- nommen worden sind. Die bei Eber und Peucer vorhandenen Irrtümer hat Gesner zum Teil korrigiert, aber einige Fehler haben bei späteren Autoren viel Verwirrung zustande gebracht. Alle die Namen, welche Gesner den genannten Vorgängern ab- geschrieben hat, bilden nur einen geringen Teil des in der Historia avium zusammengebrachten deutschen Namenmaterials ; den weitaus größten Teil desselben hat er in der schweizerischen Heimat oder durch seine vielen Korrespondenten in den ver- schiedenen Teilen Deutschlands kennen gelernt. Die Autorität Gesners, welche in der ornithologischen Literatur der folgenden Zeiten deutlich zum Vorschein tritt, beherrscht auch die Verzeichnisse von Vogelnamen, so daß sie entweder direkt oder indirekt von Gesner abhängig sind. Dies gilt nicht nur von den Namensammlungen in der eigentlichen Fachliteratur, sondern auch von den Listen in den Vokabularen, wie z.B. in den Nomenciatoren von Junius (1570) und Chy- traeus (1581), dem Onomasticon von Golius (1575h. dem Vokabular Ostermanns (1591), auch vom deutschen Wb. Eenischs (1616) u. a. Alle haben sie den Charakter der Unselbständigkeit und schreiben einander mehr oder weniger ab. Um so willkommener ist es daher. X Einleitung. daß einige Autoren der nachgesnerschen Zeit in ihren Werken auch dialektische Synonyma selbständig anführen. So hat z. B. Ostermann neben den aus Gesner abgeschriebenen Namen auch bisweilen moselfränkische Synonyma mitgeteilt, der schlesische Arzt Schwenkfeld, der in seinem Theriotropheum Silesiae (1603) ebenfalls die Namen aus Gesner übernimmt, gibt meistens die mit dem Yermerk Sil. versehene heimatliche Benennung an, und die preußischen Ornithologen des 18. Jahrhunderts Frisch, Klein und Reyger führen manchmal Dialektnamen aus ihrer Heimat an. Eine noch stärkere lokale Färbung haben die Vogel- namen in der Jägerliteratur, wie z. B. in den Jägerpractica von Döbel (1743) und in der Angenehmen Landlust (1720) eines unbekannten Verfassers. Im Vogelbuch des Fischers Leonhard Baldner vom Jahre 1666 lernen wir eine Anzahl mehr oder weniger seltener Vögel unter den in Straßburg verwendeten Benennungen kennen, aber auch hier findet man einen ver- einzelten Namen nach "Dr. Geßners Thierbuch" zitiert. Wenn man das in der ornithologischen Literatur enthaltene Namenmaterial einer eingehenden Prüfung unterwirft, so findet man bald, daß durch das kritiklose Abschreiben der Quellen viele Namensformen geschaffen worden sind, welche in der Literatur immer weiter geschleppt werden, ohne irgend weiche Entsprechung im lebendigen Sprachgebrauch zu haben. Teils erweisen sie sich als Druck- oder Lesefehler bei irgend einem Autor, wie z. B. Höllfine (statt Böllhine) eBläßhuhn' bei Henisch, Nemnich usw. und Schlichtente (statt Schluchtente) bei Schwenk- feld u. a., teils beruhen sie auf alten Irrtümern, wie z. B. Pfaff als Name des Ziegenmelkers bei Turner und vielleicht Triel neben Griel bei Gesner, teils sind sie endlich gelehrte Bildungen der Ornithologen, wie z. B. Eselschryer und Kropfvogel als Be- zeichnungen des Pelikans und Baumgrille 'Baumläufer', eine Analogiebildung nach Hirngrille. An diese schließen sich die Übersetzungen oder Nachbildungen der in fremdsprachlicher Quellenliteratur befindlichen Vogelnamen an, wie z. B. Goldadler und Meerteufel in Kleins Historiae avium prodromus, welche auf griech. chrysaetos und frz. diable de mer in Aldrovandis Ornithologie zurückgehen. Daß derartige totgeborene Ausdrücke Einleitung. XI wie die vorhingenannten unter Umständen neue- Lehen erhalten und sich in weitere Kreise verpflanzen können, lehn die Ge- schichte des Wortes Immenwolf, welches ron Gtesner im Anschluß an ein italienisches lupo de Vapi gebildet wurden ist Wichtiger als diese zufälligen Übersetzungen der deutschen Qrnithologen sind einige Nachbildungen lateinischer Vogelnamen, welche durch gelehrte oder religiöse Literatur sich verbreitet haben und im Laufe der Zeit auch in die Volkssprache ein- gedrungen sind. Ein solches Wort ist der Ausdruck Ziegenmelker (= lat caprimulgus), welcher auf dem Glauben beruht, daß der Vogel in der Nacht den Ziegen die Milch aussaugt. Ein anderer derartiger Name ist wohl Beinbrecher (= lat. omfragus\ womit der Seeadler bezeichnet wird, wreil man vermutet, daß er die Knochen von seiner Beute gegen die Felsen zerschmettert. Volkstümlicher als die beiden eben erwähnten Ausdrücke ist der König-^mie geworden, der in Verbindung mit der Sage von der Königs wähl der Vögel durch klassischen Einfluß in Deutschland bekannt wurde und bereits in althochdeutscher Zeit die alte germanische Benennung des Zaunschlüpfers ver- drängte. Möglich ist, daß der neue Name, der in den Kom- positionsbildungen Zaunkönig, Mäusekönig usw. besonders populär wurde, bei der Bildung des Ausdrucks Wachtelkönig als Muster gedient hat, aber die Vorstellung des Wiesenknarrers als Führer der Wachteln, welche diesem Namen zugrunde liegt, scheint auf das griech.-lat. Synonymon ortygometra (d. h. Wachtelmutter) zurückzugehen. Im Gegensatz zu diesen Worten, welche die gelehrte Literatur vermittelt hat, hat sich der Ausdruck Nacht- rabe (= griech.-lat. nycticorax) als biblisches Wort eingebürgert und ist durch moralistische Bücher und Predigten in die breiten Schichten des Volkes gedrungen, wo man den Namen auf Nachtvögel der einheimischen Vogelwelt übertrug und mit mythischen Vorstellungen in Zusammenhang brachte. Es ist anzunehmen, daß eben die sagenhaften Vorstellungen, die sich an alle diese klassischen Vogelnamen anknüpfen, die weite Ver- breitung derselben ermöglichten. Die Namen bieten ein instruk- tives Beispiel dafür, daß manche volkstümliche Vorstellungen auf gelehrten Einfluß zurückzuführen sind und daß die Mitwirkung XII Einleitung. der Gebildeten bei dem Entstehen von Volksvorstellungen über- haupt nicht außer Acht gelassen werden darf. Als direkte Entlehnung hat die lateinische Literatur wohl nur den biblischen Namen turtur (> Turteltaube) in die deutsche Sprache eingeführt. Weitaus größer ist aber die Zahl der auf volkstümlichem Wege entlehnten lateinischen Vogelnamen. Be- reits in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung haben die Germanen durch die Römer den Pfau « lat. pävo) kennen gelernt. Gleichzeitig müssen sie auch die Bekanntschaft mit dem Fasan gemacht haben, dessen lateinischer Name phasiänus im Althochdeutschen im Anschluß an huon zu fesihuon umge- staltet wurde. Die Zeit der Übernahme dieser Namen läßt sich nicht genauer feststellen, spätestens hat die Entlehnung im 6. Jahrhundert stattgefunden. Zu beachten ist, daß der Name des Fasans im Angelsächsischen sich nicht findet, während der Pfauenname dort als päwa, pea bezeugt ist. Zu der ersten Schicht der lateinischen Lehnworte scheint ferner der Name Strauß « lat. strütio) zu gehören, denn er hat den Charakter eines alten volkstümlichen Lehnwortes. Dagegen ist der Name des Sittichs « lat. psittacus) erst in der althochdeutschen Periode übernommen worden, ebenso wie der Ausdruck ca{p)po 'ver- schnittener Hahn', den die in Italien hochstehende Hühnerzucht den Deutschen zuführte. Auch einige lateinische Benennungen einheimischer Vögel haben sich in der deutschen Sprache ein- gebürgert, aber sie sind nur auf bestimmte Gegenden beschränkt. Das lat. Wort merula 'Amsel' hat sich am Mittel- und Nieder- rhein als Merle (ahd. merla) festgesetzt und der Ausdruck Mösch (ahd. musca), welcher in diesen Gegenden für den Sperling gilt, ist wahrscheinlich auch lateinischen Ursprungs. Eine weitere Verbreitung als diese Worte erhielt der lateinische Name mergns 'Taucher', welcher im Althochdeutschen als merrieh(o) bezeugt ist. Von enger Wechselwirkung zwischen Germanen und Romanen zeugt die Terminologie der Falkenjagd, die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten — wahrscheinlich vom Osten her — in Europa bekannt wurde. Während in den roma- nischen Sprachen einige wichtige Namen für Falken und Habichte (frz. gerfaut, eme'rillon, epervier) germanischen Ursprungs sind, Einleitung. XIII stammen andererseits die mittelhochdeutschen Termini mityäre (= anord. mütari) 'Mauserfalke' (= lat. mutarius), terzil 'Habicht- oder Falkenmännchen' ( = mittellat. tertiolus), pilgerin 'Wander- falke' (= lat. peregrinus), lauer 'unedler Falke' (= mittellat. lanarlus) aus dem romanischen Sprachmaterial. Auch der Name falco selbst ist wohl ursprünglich ein lateinisch-romanisches Wort. Erst spät bezeugt ist der Ausdruck Bussard, welcher auf afrz. busart zurückgeht. Die mächtige französische Kulturströmung, welche im 12. Jahrhundert in Deutschland einsetzt, hat auf die Vogelnamen keinen dauernden Einfluß ausgeübt. Nur am Niederrhein hat sich das französische Wort perdrix 'Rebhuhn', das in der höfisch- niederdeutschen Form pardrisekin in der oberdeutschen Epik erscheint, erhalteü. Als höfisches Wort drang auch frz. calandre (> f/alander) 'eine Lerchenart' in die deutsche Literatur, aber in der Volkssprache konnte der Name, der keinen heimischen Vogel bezeichnete, nicht Eingang finden. — In den Quellen des 16. Jahrhunderts kommen die aus dem Französischen ent- lehnten Vogelnamen Pidvier (Pülross) 'Goldregenpfeifer' (= frz. pluvier) und Pittouer 'Rohrdommel' (= frz. butor) vor; der letzt- genannte Name ist noch am Niederrhein üblich. Aus den Jäger- kreisen hervorgegangen ist das französische Lehnwort Bekassine) (aus becasse, bScassine), das in der ersten Hälfte des 18. Jahr- hunderts üblich wird. Dasselbe gilt wohl auch von dem gleich- zeitig auftretenden französischen Namen Milan. Die in der ornithologischen Literatur verwendeten Ausdrücke Balle « frz. rdle, mittellat. rallus) und Cormoran « frz. cormoran < lat. corrus marinus) sind der Volkssprache fremd geblieben. In den an der französischen Sprachgrenze gelegenen Landschaften und beson- ders in Luxemburg, wo das Deutsche mit französischen Elementen durchsetzt ist, findet man unter den Fremdworten auch manchen Vogelnamen. Von den elsässischen Dialektnamen ist wohl Boller 'Mandelkrähe' französischen Ursprungs. Auch die in der Schweiz für Eulen verwendeten Benennungen Huri, Hüruiv stammen vielleicht aus dem Französischen. Durch den Vogelhandel, den die südlich der Alpen wohnenden Romanen in deutschen Grenzbezirken trieben, sind einige ita- XIV Einleitung. lienische Namen in die südöstlichen Mundarten gedrungen. Gesner erzählt in seinem Yogelbuch, daß nach der Schweiz be- stimmte fremde Eulenarten importiert wurden, für die man einen verhältnismäßig hohen Preis zahlte. Diesem Eulenhandel haben wir es wohl zuzuschreiben, daß der italienische Dialektname chiuino, welcher die Zwergohreule bezeichnet, in einem althoch- deutschen Glossar als kiuino erscheint. Dieselbe Eulenart ist heute unter dem Namen Tschafit(tel), Schofüttel (im 15. Jh. be- zeugt), der dem gleichbedeutenden italienischen ci(o)vetta ent- lehnt ist, im Südosten des deutschen Sprachgebiets bekannt. Hier kommen auch für die Gartenammer und den Leinfinken die italienischen Namen Ortolan (im 17. Jh. in der italienischen Lautform Ortolano bezeugt) und Ziserinchen (= ital. sizerino) vor. Wie diese beiden Ausdrücke, so kam ital. citrinella, der Name des südlichen Zitronenfinken, durch den Vogelhandel in die Sprache und ist als Zitrinle(in) im 16. Jahrhundert öfters belegt. Der Hauptimport von Vögeln nach Deutschland wurde je- doch nicht von Italienern, sondern von slavischen Vogelhändlern besorgt. Die Bedeutung des slavischen Vogelhandels geht am besten hervor aus den vielen Lehnworten, welche er in die deutsche Sprache eingeführt hat. "Wir können diesen Handel bis ins 13. Jahrhundert zurück verfolgen, wo die slavischen Vogelnamen zisic 'Zeisig' und stiglüz 'Stieglitz' in den Abschriften der Versus die Originalglosse distilftnco 'Distelfink' zu ersetzen beginnen. Von Albertus Magnus erfahren wir, daß der Name stiglüz um die Mitte des 13. Jahrhunderts noch eine beschränkte Verwendung ("apud quosdam") hatte ; der Zeisig-Name wird von ihm als Vulgärausdruck bezeichnet. Heute sind beide Namen in Deutschland allgemein üblich. In das 14./15. Jahrhundert fallen die ersten Zeugnisse für das Wort Krinitz1 (= wend. slcrjnc), mit dem man in den ostmitteldeutschen (nach Popowitsch auch in schwäbischen) Mundarten den Fichtenkreuzschnabel bezeichnet. Aus dem 15. Jahrhundert haben wir auch einen deutschen Beleg für das Wort hyl (bei Gesner Hau), die czechische Bezeichnung des Gimpels; ein anderes slavisches Synonymon (poln. mieguta) ist im 18. Jahrhundert als Schnigel belegt. Im 1 Vgl. S. 141 und Weigand Deutsches Wörterbuch P, 1153. Einleitung. XV ganzem östlichen Deutschland verbreitet ist der Ausdruck Tschet- scher(lein) 'Leinfink', dem das poin.-czechische Wort cecet(ka) zugrunde liegt. Wenn zu den zahlreichen Varianten dieses Namens — wie höchst wahrscheinlich ist — auch das schweize- rische Synonymem Schössli gehört, so haben wir das früheste Zeugnis für die Entlehnung in der Glosse schessliti aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zu sehen. Ungefähr aus derselben Zeit stammt der erste Beleg für den in Niederdeutschland vom Bluthänfling gebrauchten Ausdruck Ertsche, Iritsch, dessen Etymon das gleichbedeutende czech. jiric ist. In Sachsen und an- grenzenden Mundarten wird heute der Grünfink Wonitz (SrJncunsch) genannt; der Name, welcher im 16. Jahrhundert auftaucht, ist entlehnt aus dem polnischen Synonymon dzwoniec. Slavischen Ursprungs ist wohl auch der im 16. Jahrhundert bezeugte ost- mitteldeutsche Ausdruck Wüstling 'Hausrotschwanz'. In Schlesien hat sich der czechische Name dlesk, dlask 'Kernbeißer' als Leske, Laschke eingebürgert; das czechische jikavec, die Benennung des Bergfinken, hat sich wieder in den südöstlichen Dialekten Öster- reichs und Steiermarks festgesetzt. Hier ist auch das Synonymon Pienk heimisch, das ebenfalls eine slavische Entlehnung zu sein scheint. Alle die vorhingenannten slavischen Lehnworte sind Be- zeichnungen für Sing- und Käfigvögel, welche von den Vogel- stellern auf den Markt gebracht wurden. Im Gegensatz zu dieser Gruppe finden wir wieder einige andere aus den slavischen Sprachen übernommene Vogelnamen, welche nicht durch den Vogelhandel vermittelt worden sind. Der ältest bezeugte Name unter diesen ist Trappe (> poln.-czech. drop). Das Wort, das schon ums Jahr 1200 belegt ist, ist heute allgemein gebräuchlich. Die übrigen Namen haften nur an dem ehemals slavischen Sprachboden, wo die beiden Nachbarstämme früher in enger Berührung mit einander lebten. Solche Dialektnamen sind Lietze (vgl. poln. lyskd) 'Bläßhuhn', Korke « czech. norek, wend. norjak) 'Steißfuß', Tschoie « sloven. Sota) 'Häher' und Göksch « czech. kokos) 'Hahn', Husche « wend. huze) 'Lockruf und Name der Gans'. Aus den verwandten germanischen Sprachen haben die Deutschen überhaupt keine Vogelnainen entlehnt. Doch ist zu XVI Einleitung. bemerken, daß einige Wasservögel des hohen Nordens an der norddeutschen Küste unter ihren skandinavischen Namen be- kannt sind, und der isländische Name der Eidergans hat eine weite Verbreitung durch den Daunenhandel gefunden. Die nach Deutschland importierten exotischen Vögel haben teils ihre heimischen Benennungen bewahrt, wie der Sackerfalke und der Papagei, deren Namen arabischer Herkunft sind, teils werden sie nach ihrer Heimat benannt, wie der Kanarienvogel und das indianische Huhn (= Truthuhn). Wenden wir uns nach der Ausscheidung der Lehnworte dem heimischen Namenmaterial zu, so finden wir, daß alle germanischen Sprachen gemeinsame Bezeichnungen für den Kuckuck, den Staar, den Sperling, den Zaunkönig, die Schwalbe, die Drossel, die Lerche, die Meise, die Krähe, die Saatkrähe, den Baben, die Taube, das Huhn, die Eule, den Uhu, den Adler, den Habicht, die Schnepfe, den Kranich, den Storch, den Beiher, den Schwan, die Scharbe, die Möwe, die Gans und die Ente be- wahrt haben1. Den westgermanischen Sprachen gemeinsam sind Benennungen für die Nachtigall, die Amsel, die Goldammer, den Finken, den Distelfinken, den Pirol, den Neuntöter, den Häher, die Dohle, die Elster, die Wachtel, das Auerhuhn2, die Bekassine, den Seeadler, die Wasserläufer (elsäss. Steingellel = ags. stängella), die Taucher (elsäss. Bauche = ags. cluce) und die Pfeifente. Mit dem Nordischen hat das Deutsche einige Namen gemeinsam, av eiche dem Englischen fehlen : ahd. späht ~ anord. spdtr 'Specht', ahd. wa^arstelh ~ anord. stelkr 'eine Art Wasser- läufer'; andererseits fehlen wieder dem Deutschen manche Be- nennungen, welche dem englischen und nordischen Sprachzweige eigen sind, vgl. ags. (geolw)earte ~ anord. ertla 'Bachstelze', ags. glida ~ anord. gleda 'Weihe'. Auf Grund dieses Namenmaterials kann man natürlich keine richtige Vorstellung davon gewinnen, welche Vögel in der urgermanischen Zeit als verschiedene Arten 1 Dem ahd. müsäri 'Bussard' entspricht in den angelsächsischen St. Galler Glossen die Form miiseri; doch ist es sehr fraglich, ob diese Glosse rein angelsächsisch ist. 2 Von den Varianten ürhano und orrehuon hängt die erstgenannte mit ags. wörhana zusammen, während die letztere mit anord. orre übereinstimmt. Einleitung. XV!I von einander unterschieden and mit besonderen Namen benannt wurden: denn ohne Zweifel sind eine ganze Menge alter Vogel- namen im Laiite der Zeit spurlos verloren gegangen. Diesen Verlust alter Namen können wir in der historischen Zeil oft deutlich verfolgen. s»> zeigen uns z. 1>. die Denkmaler der alt- hochdeutschen Sprachperiode, daß das Wort wrcmlo, der alte Name des Zaunkönigs, bereits im Absterben ist und dal! der auf antiken Einfluß zurückgehende König-Name dessen Platz einnimmt. Den westgermanischen Namen da<, Seeadlers, der in il^Y althochdeutschen Form eringrio% öfters belegt ist, können wir bis ins 15. Jahrhundert verfolgen, wo die letzten Spuren davon verschwinden. Nur selten ist das Yerschwinden des Namens in einer bestimmten Gegend durch das Aussterben des betreffen- den Tegels verursacht, wie z. B. beim Namen des AValdraben der Fall ist. In den allermeisten Fällen ist die Ursache dieses Prozesses darin zu suchen, daß immer neue mundartliche Syn- onyma aufkommen, welche sich auf Kosten der schon vorhandenen verl »reiten. Ein charakteristisches Beispiel hierfür bieten die zum Teil aus der Kindersprache hervorgegangenen Dialektnamen für die Ente, die Gans und den Hahn, welche an manchen Orten die alten Gattungsnamen ganz, verdrängt haben. Dieser fortwährend sich wiederholende Ersatz alten Namenmaterials durch neues ist der Hauptgrund dazu, daß so wenige indogermanische Vogel- namen im Deutschen erhalten geblieben sind. Europäischen und asiatischen Sprachen gemeinsam sind nur die Namen Ente und Gans. Auf mehrere europäische Sprachen sich erstreckende Ur- verwandtschaft zeigen die Namen Aar, Kranich und Belche1, auch wohl Drossel und Sperling] dagegeu findet das Wort Staar nur im Latein und die Namen Elbs und Rebhuhn (?) nur im Slavischen Entsprechung. Unsicher sind die Gleichungen Storch = griech. töptoc, Amsel = lat. merula, ahd. kreia "junger Kranich' = lat. grüs: ganz problematisch wieder Specht = lat. jn<-u.<. Schwalbe = griech. dXxudiv, Fink = griech. cirrftoc, Gaudi = lit. geguze. Die Schwierigkeiten, welche sich der lautgesetzlichen Er- 1 Über die Verwandtschaft des Wortes Belche mit den entsprechenden lateinischen und griechischen Namen vgl. S. 302 f. XVIII Einleitung. Schließung des vorgeschichtlichen Wortmaterials hemmend in den Weg stellen, sind besonders auf dem Gebiete der Vogelnanien fühlbar, wo die zahllosen onomatopoietischen Neuschöpfungen in den urverwandten Sprachen oft ein übereinstimmendes Aus- sehen haben, das leicht den Schein der Urverwandtschaft er- weckt. Hier hat man auch mehr als auf manchem anderen Gebiete mit volksetymologischen Analogiebildungen zu rechnen, welche dem vergleichenden Sprachforscher verborgen bleiben. In der historischen Zeit lassen sich diese Wirkungen der Volksetymo- logie in vielen Fällen klar durchblicken. Besonders leicht fallen der Volksetymologie zum Opfer die aus fremden Sprachen ent- lehnten Namen, die im einheimischen Wortschatz keine Stütze haben. So hat sich das lat. phasiänus im Anschluß an das nahe- liegende ahd. huo)i eHuhn3 zu fesihuon und die französische Form faisan im Anschluß an Hahn zu Faßhahn verwandelt. Die sla- vischen Lehnworte Krinitz und Schivnnz werden zu Grünitz und Schwanz umgebildet und der aus dem Französischen über- nommene Name Bussard ist im Anschluß an Aar zu Bußaar umgestaltet worden. Aus dem Kanarienvogel haben die Mund- arten einen Kanaljenvogel gemacht. Aber auch eine Menge ein- heimischer Vogelnamen sind volksetymologischer Umbildung anheimgefallen. Nachdem im althochdeutschen Kompositum hor- gans der erste Teil ungebräuchlich geworden war, wurde daraus Heergans gemacht und in ähnlicher Weise haben sich aus ahd. *horsnepfa die Formen Heerschnepfe, Haarschnepfe und Harr- schnepfe entwickelt. Der althochdeutsche Name ivargengil eNeun- töter' hat in der heutigen schlesischen Mundart die Varianten Wagenkrengel und Gartenkrengel ergeben, die sich an das Wort krengeln 'quälen5 anlehnen, und aus dem althochdeutschen Syno- nymon dorndrdil sind in den Dialekten die Formen Dornreich, Dorndreckeier, Dornkrdeel, Dorngreuel usw. hervorgegangen. Viel- fach umgestaltet worden ist auch der ^4wmer-Name, der in der abgeleiteten Form Ämmerling zu Hämmerling und in der zu- sammengesetzten Form Goldammer zu Goldhammer, Gaulammer und Gaideimer geworden ist. Aus dem alten steirischen Ausdruck hardiUa), der die Bachstelze bezeichnet, hat man später die Formen Schafhalterl (Schafhirt), Sauherterl und Kuhherterl (Sau- und Einleitung. XIX Kuhhirt) gebildet und im Elsaß erscheint die althochdeutsche Falkenbenennung wannentveho als Manntwächter. Durch rolks- etymologische (Jmgestaltang entsteht ferner aus ahd. distilzwio die Form Distelzweig, aus ahd Ißkfinco nhd. Lobfinke, aus andd. hliun'nig und. Hiiling und aus ahd. heharu, Hera nhd. Herrewogel. In ähnlicher Weise wird Blaurack zu Blaurock, 8chneekatel zu Schneekater, Bachstelze zu Bockstelze, Gelegen zu Gelgerst oder Gelegos, Neunmörder zu Einmörder, Hanfmeise zu Handmeise, Pirol zu Bierhol, Bierholer oder Biereule, Haselhuhn zu Hasen- huhn, Rötelweih zu Rötelweib, Holbrot(er) zu Holbruder, Krichente zu Kriechente, Mer(r)ach zu Meerrache, Seeteuchel zu Seeteufel usw. In anderen Fällen, wo der Verdacht an volksetyniologische Um- bildung nahe liegt, ist die ursprüngliche Namensform nicht sicher erreichbar, vgl. z. ß. Grasmücke, Rebhuhn, Wachtel und Hirngrille. Eine auffällige Umgestaltung der zusammengesetzten Vogel- namen ist die Umstellung der Kompositionsglieder, welche man in verschiedenen Mundarten beobachten kann. In der Schweiz heißt das Rotkehlchen nicht nur Rotbrüsteli, Husröteli und Dach- röteli, sondern auch Bruströteli, Rothuserli, Rotdacheli. Man könnte annehmen, daß hier eine gegenseitige analogische Beeinflussung der erstgenannten Namensformen stattgefunden hätte, aber die- selbe Umstellung der Glieder kommt auch in Thüringen vor, wo neben Radkelchen die Form Kälredchen, neben Rodzdel die Form Zdlroden vorkommt, und durch dasselbe Umstellungsprinzip sind die Doppelformen Beinsterze und Sterzbeinchen 'Bachstelze' in Oberhessen, Wihoppe und Hopwiweken 'Wiedehopf in Altmark zu erklären. Ohne Zweifel setzt auch der westfälische Name Kel- witte (d. h. Kehlweiß) 'BachamseT eine Form *Witkele voraus; unsicher dagegen ist, ob Bomphorn, eine niederdeutsche Be- zeichnung der Rohrdommel, aus Hordump, und Rappenkeib (d. h. Rabenaas), ein elsässisches Dialektwort für den Raben, aus Keihrappe umgebildet ist. Diese sprachliche Erscheinung, welche übrigens einer eingehenden Untersuchung wert wäre, scheint in einer Art Spieltrieb zu wurzeln. Darauf deuten auch solche Formen wie schmalkald. Steinherze statt Beinsterze. Eine andere Art Umbildung der Komposita findet dadurch Suolahti, Vogelnamon. XX Einleitung. statt, daß das zweite Kompositionsglied ausgelassen wird. Dieses Abkürzungsprinzip, das aus dem Bequemlichkeitstrieb sich leicht begreifen läßt, ist in der Sprache keine ungewöhnliche Er- scheinung. Unter den Yogelnamen findet man mehrere Beispiele dafür. Im Elsaß wird die Misteldrossel kurzweg Mistel und der Krammetsvogel wieder Krammets genannt; in der Schweiz er- scheint die Form Räckholter statt Räckholtervogel. In derselben Weise werden im Elsaß und in der Schweiz Distelfink zu Distel, Goldfink zu Goll verkürzt und in Schlesien kommt die Form Luh statt Luhfink vor. In Steiermark hat der Auerhahn den Namen Brom, der eine Verkürzung von Bromhahn ist. Vielleicht ist auch die dialektische Form Bleß als Verkürzung von Bleß- huhn und Burz, Bürzel als Verkürzung von Burzhuhn, Bürzel- taube aufzufassen. — Neben den zusammengesetzten Vogelnamen kommen manchmal auch abgeleitete Namensformen vor, welche als Kurzformen zu jenen aufgefaßt werden können, vgl. Krana- beter, Kramser neben Krammetsvogel, Sprosser neben Sproßvogel, Zäunert neben Zaunkönig, Nussert neben Nußhäher, Stocker neben Stockente usw. Es ist jedoch schwer eine Grenze zu ziehen zwischen diesen Kurzformen und den Ableitungen, welche ohne Rücksicht auf ein Kompositum gebildet sind. Wenn wir das Augenmerk auf die ableitenden Formantien richten, welche bei der Bildung von Vogelnamen zur Anwendung kommen, so finden wir, daß unter den Namen, welche uns in der althochdeutschen Periode entgegentreten, einige maskuline a-Stämme mit unterlaufen : gouch, speht, hraban, hruoh, eringreo%, gir, storah, swan; von den zwei femininen i-Stämmen gans und anut hat jener früher konsonantisch flektiert1. Den weitaus größten Teil des überlieferten althochdeutschen Namenmaterials bilden die maskulinen (J)an-Stänime und die femininen (J)dn-Stämme (eventuelle o-Stamme sind nicht nach- zuweisen), vgl. die Maskulina wrendo, amero, finco, sparo, hrabo, hano, krano, odobero, heigaro, ivio, (tvannen)weho, aro, sprinze und die Feminina swalwa, drösca, lerahha, meisa, sprd, krdwa, daha, 1 In den «-Stämmen habuh und kranuh und in dem maskulinen t'-Stamm elbiz, ist der auslautende Konsonant ein ableitendes Element, s. S. XXII. Einleitung. XXI kd, kakO) a;/((. iichara. tüba, uon wituhopfa^ snepfo neben snepfa, staro neben aftzra, belihho neben bclihha, soarbo aeben »carba. — Von den Bildungen auf (,;>« und (;>m sind and. distüzufo (d h. Dfetel- rupfer), nihd. icun/c/Jtdhe (d. )i. Wülgerhenker) und rorp/tose (d. h. Rohrzischer) sowie ahd. nahtigala (d. h. Nachtsängerin) und wahr- scheinlich auch wa^erstelza (eigtl. wohl Wasserstelzerin) und grasemueka (eigtl. wohl Grasschlüpferin) von Verben abgeleitete Nomina agentis. Die neueren Mundarten bewahren noch andere derartige Bildungen, die in der älteren deutschen Überlieferung nicht bezeugt sind: der Tagschlaf, der Kernbeiß, der Bienen- schnapp, der HolzscJier, der Haber blarr, der Erdbüll und die »S'tetn- srhmatz, die Schnarre, die Nuatebicke, die Nattenvinde (vgl. die Glosse nadaruuinda in Ahd. Gll. IY, 20635), die Glucke, die Bauche (= ags. cfofce). Es sind diese Xamensfornien erstarrte Reste der alten Bildungsweise, die schon seit langem aufgehört hatte, produktiv zu sein. Das heute übliche Suffix zur Bildung maskuliner Nomina agentis ist er (ahd. dri), welches in Yogelnamen nicht nur zur Ableitung von Nomina agentis aus Yerben, wie z. B. Zerrer, Kleber, Baumläufer, Nußbicker usw., zur Anwendung kommt, sondern auch von Substantiven Namen bildet, welche mit dem Grundwort in einem viel loseren Zusammenhang stehen, vgl. Löffler, Mistler, Gabler, Bruster, Kröpper, sowie Kranabeter, Stocker1 u. a. — Bereits im Althochdeutschen finden wir das ar/-Suffix in den Namen müsdri sjxiruxlri, welche wohl aus älteren Komposita müs-aro und spanv-aro umgebildet sind, und in dem Nomen agentis tuhhdri (d. h. Taucher). Neben der letzt- genannten Namensform findet sich auch die Form tühhil die eine Ableitung mittels des *7a-Suffixes ist. In der althochdeutschen Periode war dieses zur Bildung von maskulinen Nomina agentis noch produktiv und konkurriert somit mit der alten (/)a«-Bildung und dem Suffix dri, von dem es später verdrängt worden ist; wir finden das Suffix üa mit dieser Funktion außer in tühhü noch in den althochdeutschen verbalen Ableitungen dorndrdil 1 Vgl. S. XX. XXII Einleitung. 'Dorndreher', stÖT&il 'Stösser', in mhd. boumheckel 'Bauinhacker', gümpel (d. h. Hüpfer), beinbrüchel 'Beinbrecher', in nhd. dial. Steingellil, Nnßbickel, Mattknitzel. Auch von Nomina werden mit ila oder mit dessen erweiterter Form ilan, ilon Namen gebildet, vgl. ahd. rötil und rotilo 'Rotkehlchen* (zu rot), hardila 'Bach- stelze' (wohl zu ahd. hard), mhd. grez^el 'Leinfink* (zu gra%), nhd. dial. der Hanfei 'Hänfling {zu Hanf), die Horbel 'Bläßhuhn' (zu ahd. horo). Möglicherweise hat das Suffix in den letztge- nannten Vogelnamen auch eine deminutive Nebenbedeutung. Deutliche Deminutivbildungen sind dagegen ahd. ivrendilo 'Zaun- könig' neben wrendo und dröscala 'Singdrossel' neben drosca 'Drossel', nhd. Atzel (ahd. *agazala) neben ahd. agaza, vielleicht auch uwila 'Eule' neben Schweiz, Uiv 'Uhu' und hüchila 'Eule' neben ndd. hüc 'Uhu', mhd. tvergel 'Neuntöter' zu wäre 'Wolf. Undurchsichtiger ist die Bildungsweise in ahd. amsala, wigla, ivahtala, deren Etymologie nicht ganz sicher ist. Die Ableitungen auf il sind manchmal durch das Suffix inga erweitert worden und haben so dazu beigetragen, die Suffix- form linga ins Leben zu rufen, welche bei der Bildung von Yogelnamen besonders beliebt ist. Die altgermanischen Dialekte weisen vereinzelte Namen auf, welche mit der einfacheren Form inga gebildet sind, vgl. anord. meisingr, andd. hliuning, ahd. amering ; dazu noch nhd. dial. Ziering, Fiting, Schnir(r)ing, Hüting. Besonders produktiv ist aber die Suffixform linga geworden, die ebenfalls schon in den altgermanischen Sprachen Yogel- namen bildet, vgl. anord. kjtiklingr, ags. swertling, yrdling, duce- ling, slcerling, ahd. amerling, Sperling, mhd. durling, rudeling, mnd. geiteling, in neueren Mundarten Bleßling, Dröschling, Düme- ling, Fisterling, Flinderling, Gerstling, Gilbling, Greßling, Grinsch- ling, Grünling, Hänfling, Hüling, Iserling, Sprinzling, Sticherling, Winterling, Wüstling, Zaunling, Zehrling, Zitscheding. Das Suffix gibt diesen Namen, welche fast ausschließlich Bezeichnungen kleiner Singvögel sind, einen deminutiven Anstrich. Ein altes ^-Suffix zeigen got. ahaks 'Taube' und die alt- hochdeutschen Yogelnamen habuh und kranuh (neben einfacherem krano)', wahrscheinlich haben wir dieselbe Bildungsweise auch in mhd. ivitewalch 'Pirol' (neben einfacherem witewal) und viel- Einleitung. XXIII leicht in andd. küc (aus hü(w)uc?). Bin ähnliches Suffix, das noch einer genaueren Untersuchung bedarf, finden wir in einigen ostmitteldeutschen Vogelnamen: thür. Spatzif:i;/, schles. Sj)atz(/er (zu Spatz), thüring. Lihvich 'Gimpel' (zu Loh, das aus Lobfink verkürzt ist, ähnlich wie schles. Luh, Lüch aus Luh- fink, Lohfink), sächs. Zschwunschig "Grünfink' (zu Srhwunsch aus poln. dzwonice), schles. Gamchich 'Gänserich' (zu Gansch), ferner auch in mnd. wedich 'Enterich' (zu ndd. Wet) und nnd. Duwek 'Täuberich', denen in niederdeutschen Mundarten die Bildungen Wederik, Dütverik zur Seite stehen. Ein erweitertes Suffix ikan : ikön findet sich in ahd. belihho, belihha und steir. Srhmelche 'Singdrossel, Stadtschwalbe usw.* (falls aus *smal-ihha entstanden), sowie in spätahd. sperche (aus *sparihho oder *sparihha), dessen k schon vorgermanischen Ursprungs zu sein scheint. Ob auch in ahd. lerihha der germ. Är-Laut ableitend ist, muß wegen der dunklen Etymologie des Wortes dahingestellt bleiben. Das urgermanische Suffix astrjoin) : istrjo(n), welches im Englischen und Niederländischen produktiv blieb, um weibliche Nomina agentis zu bilden, hat sich in einigen Yogelnamen er- halten: andd. agastra, ahd. agalastra (neben aga = ags. agu) 'Elster' und ags. hulfestre, ostfries. wüster (vgl. ags. hwilpa) 'Regen- vogel', auch wohl im amittelfränk.-andd. list(e)ra 'Drossel'. Ein altes Ableitungselement ist ferner -it- im ahd. elbi% 'Schwan' (zu lat. alb-us) und wohl auch im spätmhd. knüllis 'Streitschnepfe' (zu knüllen 'prügeln'). In der Weiterbildung it-jö finden wir dieses Suffix in ahd. agazza (zu aga) 'Elster' und amirzo, emirza (zu amar) 'Ammer', welches in der Schweiz als Emmeritze und Emmeritz vorkommt. Die Form Emmeritz hat sich an eine Anzahl Namen an- gelehnt, welche auf itz ausgehen. Dieser Typus ist in die Sprache entlehnt mit den slavischen Vogelnamen auf -ec oder -4c (vgl. dzwoniec usw.) : Stieglitz, Krinitz, Iritsch, Ikairitz. Woinfz. An diese Gruppe haben sich dann Krammitz (aus Krammets(vogel))y Kibitz (aus Libi%) und Emmeritz angeschlossen, und nach dem Muster des letztgenannten Namens hat man dann die Synonyma GeliU (in Schwaben) und Golitschke, d. h. Golditzke (in Schlesien) geschaffen. Auch die Namen Girlitz und Giritz zeigen das fremde Suffix. XXIV Einleitung. Die verschiedenen Geschlechter der Vögel werden entweder durch suffixale Ableitung oder durch ganz besondere Namen ausgedrückt. Überhaupt wird jedoch der Geschlechtsunterschied bei Yögeln wenig beachtet. Wie in der Klasse der Säugetiere, so kommt er auch in der Yogelwelt hauptsächlich in Betracht bei den zahmen Tieren. Für den Jäger aber, der zu wilden Yögeln in nähere Beziehung tritt, ist der Geschlechtsunterschied auch hier von Bedeutung, und so unterscheidet er wie bei dem Hausgeflügel den Hahn und die Henne, die Gans und den Gänserich, die Ente und den Enterich. Ebenso hatte der Falkner besondere Namen für den männlichen Falken, Habicht und Sperber; dieser wurde mit dem Namen sprinze, die beiden erst- genannten wieder mit dem Ausdruck terzil von den weiblichen Yögeln unterschieden. Auch der Vogelsteller, welcher mit der befiederten Welt besonders vertraut ist, unterscheidet immer das Männchen vom Weibchen und verwendet für sie auch manchmal verschiedene Ausdrücke ; so wird der männliche Gimpel als Gügger von dem weiblichen, der Quetsch, unterschieden. Aber wenn wir von Jägern und Vogelstellern absehen, so wird auf den Unterschied der Geschlechter bei wilden Yögeln wenig Acht gegeben. Wo er deutlich hervorgehoben werden soll, geschieht dies heute durch die Ausdrücke Männchen und Weibchen1. In den Dialekten kommen jedoch für den Spatzen, welcher in der nächsten Nähe des Menschen lebt, die Maskulinbildungen Spetzert, Spetzerich und Sparkäz neben Spatzenmännel vor. Eine wichtige Rolle spielt der Geschlechtsunterschied natur- gemäß beim Hausgeflügel, zu dem außer Huhn, Gans und Ente auch die Taube gezählt werden muß. Nach der Annahme von Hahn, Schrader u. a. wurde das Huhn bei den Germanen erst in verhältnismäßig später Zeit zum Nutzvogel gemacht, aber vorher war der Hahn als Zeitverkünder schon lange in der Umgebung des Menschen gewesen. Dazu stimmt, daß die ger- 1 In älteren Perioden wurde das weibliche Geschlecht durch Ab- leitung mittels des Suffixes innjö ausgedrückt. Von solchen Feminin- bildungen sind ahd. arm 'weiblicher Adler', swanin 'weiblicher Schwan' und h?nin 'Henne', pfdwin 'Pfauhenne' überliefert. Erhalten hat sich diese Ableitungsart in dem letztgenannten Namen und in Bezeichnungen der weiblichen Taube : Täubin, Schweiz. Chütin. Einleitung. XXV manischen Sprachen den Hahn mit einem gemeinsamen Namen benennen; auffällig ist aber, daß daneben als Gattungsname ein neutraler es-Stamm *h6niz vorkommt, dessen Vokalablaut auf eine sehr frühe Zeit zu weisen scheint. Das weibliche Huhn wird im Westgermanischen mittels eincr/VJ-Ableitung vom Hahnen- namen, im Nordischen mittels einer Jon- Ableitung von der kom- munen Benennung bezeichnet. Beim übrigen Hausgeflügel, der Gans, der Ente und der Taube, wo der Gattungsname feminin ist, genügt dieser meistens zur Bezeichnung des Weibchens, während für das Männchen besondere Maskulinbildungen nötig sind !. — Das Verhältnis der alten maskulinen Namensform ahd. gana^o, ganzo zum Gattungsnamen Gans ist nicht völlig klar. Auch im ahd. anutrehho, der ältesten Bezeichnung des Entenmännchens, die man offenbar als Kompositum aufzufassen hat, ist das zweite Element (ndd.-engl. drake) nicht durchsichtig. Im Anschluß an die Eigennamen auf -rieh ist aus ahd. anntrehho die nhd. Form Enterich hervorgegangen, welche die Analogie- bildungen Gänserich, Täuberich, Wederik, Spetzerich und auch wohl Wuderich, Schisshöfferich 'Wiedehopf hervorgerufen hat2. — Die älteste deutsche Bezeichnung der männlichen Taube ist das im 12. Jahrhundert belegte Kompositum tübhai, d. h. Tauben- hüter. Im 14. Jahrhundert tritt dann in gleicher Bedeutung die abgeleitete Form tuber = mnd. düver auf; im 15. Jahrhundert finden wir die ähnlich gebildete Form ganzer, ganser 'Gänserich/, und in neueren Mundarten erscheint auch die Form Enter 'Enterich'. Neben den Maskulinbildungen Tauber, Ganzer und Enter kommen in mittel- und niederdeutschen Mundarten die Formen Taubert, Ganzert, Entert vor, die ihren Typus von den Eigennamen -hart bekommen haben 3 ; der früheste Beleg gansz- 1 Für das Taubenweibchen werden jedoch auch die Femininbildungen Täubin, Ciültin verwendet (s. S. XXIV), und für die Gans und Ente kommen im Elsaß die Formen Gansläre und Entläre vor, s. S. 4:24. 2 Wenn die mittelniederdeutsche Form düven'ch aus der im Anfang des 16. Jahrhunderts bezeugten Form düverinc entstanden ist, die als Weiterbildung von der Maskulinbildung düver aufgefaßt werden kann, so könnte sie bei der Bildung des Typus auf -rieh mitgewirkt haben. Aber düverinc ist doch wohl eher als Umbildung von düverich aufzufassen. 3 Dieser Typus findet sich auch in anderen Vogelnamen, vgl. mnd. XXVI Einleitung. hart stammt aus dem 15. Jahrhundert. Schließlich erscheinen auch die Suffixformen ar(n) und hom in mnd. düvar(n) und duphorn, niederhess. Dubhorn. Wahrscheinlich liegt allen diesen Varianten ein altes maskulines Suffix zugrunde, welches bereits in ahd. kataro 'Kater' und ags. gandra 'Gänserich' zum Yorschein kommt. Für Kluges Annahme, daß die ursprüngliche Lautgestalt des Suffixes als haro anzusetzen sei, sprechen die Varianten hart und hörn. — Außer den eben erwähnten alten Maskulin- bildungen kommen in den Mundarten auch neuere Zusammen- setzungen (wie Entenmann und Antvogel) und vom Gattungs- namen ganz unabhängige Ausdrücke vor. Von den letztgenannten knüpfen Gockel eHahn', Ratsche (und vielleicht Erpel) 'Enterich', Rucker und Küter 'Täuberich' (schon im 14. Jahrhundert als küto belegt) an die Stimme des Vogels an, während Wet 'Enterich' und Geidl 'Gänserich' wohl mit Lockrufen in Verbindung stehen und Gäred, Gäber 'Gänserich' Personennamen sind; der nord- deutsche Name Wart 'Enterich' bedeutet 'Hüter' und bildet also eine Parallele zu tübhai 'Täuberich'. Das Junge des Hausgeflügels wurde im Althochdeutschen durch Ableitung mittels des gehäuften Deminutivsuffixes inkittn bezeichnet: huoninkilin, gensinkilin, anitinkilin, tübiklin. Nur die erstgenannte Bildung hat sich als Kunkel neben der alten deminutiven ^-Bildung Kuchen (= ndd. Küken, ags. cycen) bis auf unsere Tage erhalten, die übrigen sind von jüngeren Ab- leitungen oder von anderen Ausdrücken verdrängt worden. Die neuen Ausdrücke, die nicht allein die alten Deminutiv- benennungen, sondern auch die anderen altererbten Nameu für die Hausvögel in manchen Gegenden verdrängt haben, sind zum Teil onomatopoietische Bildungen, die oft aus der Kindersprache hervorgegangen sind, zum Teil stehen sie in Verbindung mit den Lockrufen, welche gegen die Vögel verwendet werden. Das Verhältnis dieser Rufe zu den entsprechenden Namen ist nicht immer dasselbe. Während in einigen Fällen der Ruf dem Namen zugrunde liegt, ist in anderen Fällen wieder jener aus diesem sekundär gebildet. Aber wie sich Name und Lockruf auch zu rökart 'Saatkrähe', Zäunert 'Zaunkönig', Nussert 'Tannenhäher', Wuppert 'Wiedehopf, Spetzert 'Spatzenmännchen5. Einleitung. XXVII einander verhalten mögen, in beiden ist der onomatopoietische Charakter in die Augen fallend. Dies führt uns aber über zur Betrachtung der onomatopoietischen Namenbildung und der semasiologischen Gesichtspunkte, di<- bei der Bildung vom Vogel- namen in Betracht kommen. Daß der Naturlaut, der ja ein so charakteristisches Merk- mal der Vögel ist, bei der Benennung derselben eine bedeutende Rolle spielen muß, leuchtet ohne weiteres ein. Für die Erklärung der Vogelnamen ist daher das Studium der Naturlaute eine notwendige Bedingung. Schon bei den älteren Ornithologen be- gegnet gelegentlich eine Bemerkung über die Stimme des Vogels, aber solche Bemerkungen sind ganz zufälliger Art. Die erste systematische Beschreibung der Vogelstimmen linden wir in der Naturgeschichte Naumanns, der hier seine wertvollen Be- obachtungen über diesen Gegenstand mitteilt. Das wichtigste Hilfsbuch ist aber das vor einigen Jahren erschienene "Ex- cursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen" von A. Voigt. Mit Hülfe der hier gegebenen exakten Schilderungen kann man in vereinzelten Fällen den Zusammenhang zwischen Naturlaut und Namen ohne Schwierigkeit erkennen. Aber zugleich zeigt das Buch auch, daß man manchmal einen solchen Zusammen- hang auch da zu finden meint, wo keiner vorhanden ist, und daß man leicht geneigt ist, einen bekannten Namen in den Ruf des Vogels hineinzulegen; denn sogar ein so scharfer Beobachter wie Voigt ist in dieser Hinsicht schlimm hereingefallen. So behauptet er u. a. im Rufe des Grünfinken das Wort Schwunisch zu hören, obgleich dieser Name der polnischen Namensform dzwoniec entlehnt ist. Auf irrtümlicher Auffassung sprachlicher Erscheinungen beruht auch die Äußerung, daß ein scharf vibrie- rend ausgezogener Laut dem Namen Lerche und dem englischen Synonyinon lark zugrunde liege, während, wenn er mehrsilbig gebraucht wird, man auch die niederdeutschen Bezeichnungen Lawerik und Lirike heraushören könne ; alle diese Varianten haben sich bekanntlich aus einer Grundform *laiiv(a)rik6n entwickelt, die entweder ein Kompositum oder ein abgeleitetes Wort ist. Aber der Philologe hat nichts gegen die Behauptung einzuwenden, daß im Namen des Finken dessen heller Paarungsruf 'pink' steckt. XXVIII Einleitung. Von den in althochdeutscher Periode überlieferten Vogel- namen sind die Bezeichnungen des Finken (ahd. finco), der rabenartigen Vögel (hraban, kräwa, hruoh, daha, kä, kaha, hehara) und Eulen (üvo, hüivo, üwild), des Wiedehopfs (witu-hopfa), des Reihers (h(r)eigaro), des Kranichs (krano, kreia), der Rohrdommel (horo-tumil) und wohl auch des Kuckucks (gouh) lautbildenden Ursprungs und in der späteren Überlieferung häufen sich die onomatopoietischen Synonyma. Wir finden in den neueren Mund- arten auch lautnachahmende Benennungen für Drosseln, Laub- und Rohrsänger, Grasmücken, Strandläufer, Enten u.a. Besonders zahl- reich sind hier die lautbildenden Benennungen für den Wiedehopf, den Pirol und den Kibitz, welche sich durch auffällige, der menschlichen Stimme ähnelnde Rufe auszeichnen. Derartige Vogel- stimmen werden oft vom Volke in Worten gedeutet. Im Wachtel- schlage z. B. hört man eine Aufforderung Flick de Büx\ oder Bück den Riickl, in dem hellen Frühlingsrufe der Kohlmeise eine Ermahnung Sieh dich für\ oder Spitz die Schar \ und in dem unheimlichen Geschrei des Kauzes den verhängnisvollen Befehl Komm mit\ Solche Deutungen können, wie es in den genannten Fällen geschehen ist, zu Benennungen der betreffenden Vögel werden. So wird auch der Rotschwanz Hütik genannt, weil sein Gezwitscher ein drohendes hüt dich\ enthalten soll, und der Pirol heißt nach seinem hellen pfeifenden Rufe Junker Bülow, Bier- holer usw. — Zahlreicher als die direkten Nachbildungen der Stimme sind in den Mundarten die Namen, welche sich an ein lautbezeichnendes Verbum anschließen und also die Art des Naturlautes angeben. Die Nachtigall ist der Nachtsänger (ahd. nahtigala), der Nachtschläger oder der Wirbier (mhd. durlinc), der Wiedehopf der Rufer, die Misteldrossel der Schnarrer oder Zerrer, die Grasmücke der Buschstotterer, derWeidenlaubvogel der Wisper, die Alpenbraun eile der Heidepfeifer oder Berglisper, der Häher der Holzschreier, der Regenpfeifer der Flöter, der Turmfalke die Lachiveihe, der Nachtreiher der Quakreiher usw. Die Stimme des Vogels gibt auch manchmal Anlaß zu einem Vergleich, dem der Name entspringt : Finkenmeise, Wasserrabe, Brellochs, Himmels- ziege, Saidocker u. a. Außer der Stimme kommt bei der Benennung der Vögel Einleitung. XXIX auch ilnv äußere Erscheinung in Betracht Bin «richtiger Faktor ist hierbei die Farbe des Vogels. Diese kann bisweilen durch eine Ableitung (wie and elbty (vgL tat albus), Rötete Grünling, Bleßling) ausgedrückt werden, gewöhnlich rerlangt sie aber eine Kompositionsbildung, vgl. Rotfink, Rotkehlchen, Blaumeise. Blaufuß, Weißärschel, Schwarzkopf, BUektterz usw. Oft wird die Farbe in diesen Komposita nicht direkt, Bondern indirekt durch einen Vergleich angegeben, z. B. Brandvogel, Bußvogel Kohlmeise, Aschenente, Blutfink, Ziegelhänfling, Hiunnel- meise\ zu beachten ist die häufige Verwendung (\c> Wortes Schild, um bunte Färbung zu bezeichnen: Schildamsel, Schildfink, Schüd- hahn, Schild krähe, Schildreiher, Schildspecht. — An diese farben- bezeichnenden Namen schließen sich diejenigen an, welche an irgendein anderes äußeres Merkmal anknüpfen, vgl. z. B. Zwerg- vogel, Schranzmeise, Großmaid, Mauskopf, Krummschnabel, Dirk- fuß, Ohreule, Löffelente, ferner Wendehals, Wippstert je, Schüttelkopf. Eine dritte Hauptgruppe bilden die Namen, welche ein besonderes Moment in der Lebensart des Vogels hervor- heben. Hierher gehören zunächst die Ausdrücke, die den Auf- enthaltsort angeben, wie z.B. Waldamsel, Grasmücke, Rohrsperling, Zaunkönig, Bachstelze, Dachschwalbe, Steinschmätzer, Turmeule, Saatkrähe, Misteldrossel. Die letztgenannten zwei AVorte führen über zu den Namen, welche auf die Nahrung des Vogels hin- weisen, vgl. z. B. Hänfling, Kornvogel, Talghacker, Kernbeißer, Fliegenschnepper. Fischadler, Lerchenstößel, Hühneraar, Lämmer- geier. Die Einrichtung des Nestes hat solche Benennungen ver- anlaßt wie Backofenkriecher, Wollenspinner, Kleiber und Hohl- taube, während wieder die Unsauberkeit, die im Neste herrscht dem Wiedehopf die Namen Stinkhahn, Dreckstecher und der Hohltaube den Namen hortübe (d. h. Kottaube) eingetragen hat. Bestimmte Eigenschaften der Vögel werden ferner betont in Ausdrücken wie Tagesschlafe, Klapperstorch, Klatscher, Stößer, Streitschnepfe u. a. Eine besondere Kategorie bilden unter diesen die Namen, welche die Vögel nach der Zeit ihres Erscheinens benennen, vgl. Märeamsel, Oste renpfiff 'er, Ostervogef, Pfingstvogd, Frühlingsvogel, Sonnner rötele und Winterrötele, Herbstkrähe und Winterkrähe. Besonders zahlreich sind die Namen, die an das XXX Einleitung. winterliche Vorkommen eines Vogels anknüpfen, und oft wird dies durch die Worte Eis oder Schnee ausgedrückt: Eisente, Eisvogel, Schneeamsel, Schneefink, Schneevogel, Schneegitz, Schnee- kater, Schneeleschke, Schneemeise, Schneekächli, Schneetahe, Schnee- huhn, Schmegekr. Einige von diesen Namen beruhen jedoch auf der Vorstellung, daß das plötzliche Erscheinen des betreffen- den Vogels im Spätherbst ein Vorzeichen von Schneefall und Kälte ist. Daß die Schneegans den Namen erhalten hat, weil sie durch die Art ihres Fluges Schneefall verkündigt, wird be- reits von Albertus dem Großen erwähnt. Andere Vögel haben sich wieder durch ihr Geschrei den Ruf von Wetterverkündigern erworben. Als besonders sichere Propheten gelten die Regen- pfeifer und der Brachvogel, der in den Mundarten daher Regen- vogel, Windvogel, Wettervogel und Gewittervogel heißt. Das Pfeifen des Zaunkönigs, das ebenfalls Regen verkünden soll, hat ihm den Namen Naßarsch eingetragen, und der Wendehals und der Pirol sind an einigen Orten unter den Namen Regenbitter und Regenkatte bekannt. Aber in der Volksvorstellung sind die Vögel nicht nur Wetterpropheten, sondern auch Unglückspropheteu. Das un- heimliche nächtliche Geschrei des Kauzes, das als ein Befehl 'komm mit!' gedeutet wird, gilt als todverkündigend, und daher hat der Vogel die Benennungen Todesvogel, Sterbekauz, Leichen- huhn bekommen; auch der gotische Name hraiwadübö 'Leichen- taube' dürfte in ähnlicher Weise zu erklären sein. Ferner er- weckt das unerwartete Vorkommen gewisser Vögel in der Nähe der Häuser oder ihr plötzliches Erscheinen in einer bestimmten Gegend unheimliche Vorstellungen. Besonders wird das Auf- treten der in großen Scharen ziehenden nordischen Vögel, wie Seidenschwänze, Bergfinken und Rotdrosseln, als ein böses Omen betrachtet, und man nennt sie daher Totenvögel, Pestvögel oder Kriegsvögel. Das sporadische Auftreten des Leinfinken hat den Volksglauben veranlaßt, der dem Namen Mäusevogel zugrunde liegt. Die plötzlich verschwindenden Leinfinken sollen sich nämlich in Mäuse verwandeln, aus denen dann zu bestimmter Zeit wieder Vögel entstehen. Eine ähnliche Vorstellung gilt auch von dem Kuckuck, der sich jedes Jahr für eine gewisse Zeit Einleitung. XXXI in einen Sperber verwandeln soll und daher dessen Namen Vogelstößer führt; der Grund zu dieser Vorstellung ist hier in der Ähnlichkeit der beiden Vögel zu Buchen. Einem Volks- glauben ist ferner der Ausdruck Neuntöter und auofa wohl der preußische Name Hexe als Bezeichnung der lautlos Siegenden Nachtschwalbe entsprungen. — Von der Heimat der Belten oder unregelmäßig erscheinenden Vogelarten haben sich unter dem Volke bestimmte Vorstellungen gebildet, die auch für die Namen verwertet werden. Die bereits erwähnten nordischen Zugvögel werden an manchen Orten Böhmen oder Friesen genannt, der Bergfink heißt Spanischer Buchfink, der schwarzstirnige Würger Spanischer Dorndreher, die Blaukrähe Ungarischer Häher, der Austernfischer Türkischer Kibitz. Manchmal wird die fremde Heimat eines Vogels unbestimmter durch das Epitheton welsch (Welscher Hänfling oder Welsche Goldammer) angegeben, oder der Vogel wird als überseeisch bezeichnet, vgl. MeeramseL Meer- häher, Meerzeisig, Meergans, Meerhuhn. Aber auch nach heimischen Landschaften werden bisweilen solche Namen gebildet, vgl. Rhein- schwalbe, Rheingans, Eisleker Feldhong (Öslinger Feldhuhn). Die bei der Bildung von Vogelnamen in Betracht kommen- den drei Hauptfaktoren, Stimme, äußere Erscheinung und Lebens- art, werden in dem betreffenden Namen nicht immer direkt, sondern sehr oft in der Form einer Metapher ausgedrückt, vgl. z. B. Ochsenäuglein, Däumling, Pfannenstiel, Blutzapfen. Manch- mal ruft das zu betonende Merkmal einen Vergleich mit anderen Vögeln hervor, wie in Nachtschwalbe, Hohlkrähe, Otterfink, Wald- häher] besonders häufig sind natürlich die Vergleiche mit dem Hausgeflügel, vgl. z. B. Kothahn, Goldhahn, Leichenhuhn, Trapj)- gans, Gelbgans. Auch Vergleiche mit anderen Tierarten kommen manchmal vor, wie die Namen Birkel (d. h. Bärchen), Wieselchen, Baumkatze, Meisenwolf, Habergeiß, Wasserochs, Filzlaus zeigen. Interessant sind die Metaphern, welche auf einer Übertragung menschlicher Verhältnisse auf die Vogelwelt beruhen. Der auf Dachfirsten ruhende Mauersegler heißt Leendecker (d.h. Schiefer- decker), die auf Schornsteinen weilende Rauchschwalbe Kämet nc- botzert (d. h. Schornsteinfeger), und der weißgezeichnete Fluß- uferläufer Fisterling (d. h. Bäcker); die klappernde Grasmücke XXXII Einleitung. ist der Müller, die dem Landmann folgende Bachstelze der Acker- mann, der in gewölbten Nestern wohnende Laubvogel der Oefener, die in klirrenden Tönen singende Grauammer der Strumpfwirker und der grausame Neuntöter der Radebrecher. Besonders beliebt sind Vergleiche mit Geistlichen. Die mit schwarzen Kopf platten versehenen Grasmücken, Rotschwänzchen, Dorndreher und die Haubenlerche sind Mönche, die schwarz und weiß gezeichneten Säger wieder Nonnen, der dickleibige Blutfink mit der schwarzen Kappe ist der Dompfaff und die in schwarz-weißen Farben ge- kleidete Bachstelze das Kloster fräulein; eine gehaubte Taubenart ist ein Kapuziner und das Bläßhuhn ein Pf äff. Der scherzhafte Zug, der sich in den Namen dieser Art bemerkbar macht, kommt deutlich zum Vorschein im Ausdruck Straßenräuber, der für die auf Landstraßen lebende Haubenlerche verwendet wird, und in den halb schimpfenden Namen Faule Magd oder Alter Knecht, welche dem im Kornfeld sich versteckenden Wiesenknarrer ge- geben werden. Andere Schimpfnamen sind Windracker für den Grünspecht und Jude oder Tscheche für den Spatzen. Die Übertragung von Benennungen menschlicher Wesen auf die Vögel erstreckt sich auch auf die Eigennamen. Daß gezähmte Vögel wie Papageien, Raben usw. menschliche Namen bekommen, ebenso wie die Hunde, Kühe und Pferde, ist eine psychologisch leicht begreifliche Erscheinung. Solche indivi- duelle Namen können aber in manchen Gegenden auch in appellativischen Gebrauch übergehen. So wird der Staar Staar- Matz (d. h. Matthäus) genannt, der Rabe heißt in Luxemburg Hans, der Täuberich in Westfalen Arend (Arnold), der Gänserich in der Schweiz Gäber (Gabriel), in der Pfalz Gäred (Gerhard) ; in Norddeutschland sind Hannekin (Johannes), Klaos (Nikolaus), Aleke (Adelheit) Bezeichnungen für die Dohle. Li anderen Fällen ist der appellativische Gebrauch von Eigennamen aber nicht auf diesem Wege entstanden. Die Namen Jak als Bezeichnung für die Rotdrossel und Louis als Benennung des Brachvogels sind eigentlich Deutungen des Naturlautes, ebenso vielleicht Oelrick als Name des Bussards. Liebig 'Gimpel' und Isenbart 'Eisvogel* sind offenbar volksetymologische Umbildungen alter Vogelnamen, und der andere Vögel nachahmende Häher hat den Namen Einleitung. XXXI II Markolf nach dem Spötter in der Heldensage bekommen. — Häufiger ist die Verwendung von beliebten Personennamen in Kompositionsbildungen, wo sie überhaupt leicht appellatnren Charakter erhalten, vgl. Alsferkatel, Tratsehkatel 'Elster', Rotkatd 'Rotkehlchen', Schneekater 'Ringdmssel' (zu Katel = Katharina), Oelemäite 'Goldammer' (zu Matte = Mathilde), ferner (Irot-Jocfan 'Zaunkönig', Dreckjockei, Taljockei, Ziehholzjockel, Wahljakel 'Buch- oder Bergfink' (zu Jockei, Jalcel = Jakob), Dackpeter, Seherphans 'Spatz', Gklhänsjen 'Goldammer' und Schwarzer Kasper 'Ralle', Wiesenkasper 'Wiesenknarrer'. Es würde hier zu weit führen, die Frage näher zu er- örtern, in welchem Grade die Vogelsteller und Jäger beim Schaffen der Vogelnamen beteiligt gewesen sind und wie die in diesen Kreisen entstandenen Ausdrücke sich weiter ver- breitet haben. In der folgenden Untersuchung sind eine ganze Anzahl von Namen als Jägerworte und Termini der Vogelsteller ausdrücklich bezeichnet worden, ohne Zweifel geht aber der Anteil der genannten Berufsklassen an der Namenbildung über die angegebenen Fälle weit hinaus. I. Papageien, Psittacidae. Sittich, Papagei, psittacus. Ahd. sitich: Sg. Nom. — sitach psitacus: H. S. Uraordn. 111,8. . Versus de volucr. (3 Hss. 12. Jh.), sitich (i Hs. 13. Jh., 1 Hs. 13./14.JH., 3 Hss. 14. Jh., 3 Hss. 15. Jh.), sittich (1 Hs. 15. Jh.), aitik (1 Hs. 12. Jh.). sitih: cod. Vindob. 1325, 90bl (U. Jh.), sitech: cod. Mellic. K. 51, 131 (U. Jh.). Versus de volucr. (1 Hs. 14. Jh.), such (1 Hs. 13. Jh.), sisitich (1 Hs. 14. Jh.), sie sitich (1 Hs. 13. Jh.), psitich (2 Hss. 13. Jh., 1 Hs. 15. Jh.), pisitech (1 Hs. 12. Jh.), pesitich (1 Hs. 12. Jh.). siti- chust: cod. Oenipont. 711, 30a (13. Jh.). siticust: Versus de volucr. (1 Hs. 13. Jh.), sitkfct (1 Hs. 14. Jh.), pechsteon (1 Hs. 14. Jh.). Ahd. mhd. sitich m. = mnd. sidik, sedek sind dem griech.-lat. psittacus (in der vulgären Aussprache *psiticus; wegen -actis ~ -icus s. Kluge Vorgeschichte8 § 16 d) entlehnt. Die Zeit der Entleh- nung, deren Terminus a quo sich aus dem unverschobenen Dental ergibt, kann nicht näher festgestellt werden ; ahd. ch < lat. c beruht kaum auf Verschiebung, wie Franz Lat-rom. Elemente S. 33 meint, sondern auf Lautsubstitution. Offenbar hat sich das Wort, welches in den romanischen Volksdialekten nicht vorhanden ist, zunächst in den gelehrten Kreisen in Deutschland eingebürgert. Auf diesen halbgelehrten Charakter der Entlehnung weist auch das Vor- kommen der Form sitikus(t) mit Bewahrung der lat Endung. Hieraus ist im 16. Jh. durch Assimilation Sickuft l (bei Gesner Hist. avium (1555) S. 691) hervorgegangen. Verschieden von sitikusf ist die Variante hineust in H. S. Xlb: cod. Admont 269, 61b2; sie geht auf lat. (avis) indicus zurück. Leider fehlen historische Zeugnisse, aus denen man auf den ersten Import der Papageien nach Deutschland schließen 1 Wegen des unorganischen t vgl. Paul Mhd. Gramm.5 § 36 Anm. 7. S uol ah ti, Vogelnamen. 1 2 Sittich, psittacus. könnte. Im Mittelalter wurden Sittiche von Edeldamen in Käfigen gehalten, und Abbildungen derselben erscheinen oft als Ver- zierungen auf Kleidern und Stoffen, auch im priesterlichen Ornat, vgl. z. B. Meyer Helmbreht 18 (Zs. f. d. A. IY, 322) und Du Cange II, 367 s. v. citacus. Essewein beschreibt im Anzeiger f. Kunde d. d. Yorzeit v. J. 1869 Kr. I Sp. 4 f. einen im Nürn- berger Museum befindlichen Seidenstoff, der angeblich dem Kaiser Heinrich dem Zweiten (1002 — 1024) gehört hat; auf violettem Grunde sind da in olivengrüner Farbe einander zugewandte Sittiche abgebildet. — Yon den Hunderten von Papageienarten, die man heutzutage unterscheidet, war es der bei den Römern beliebte grüne Halsbandsittich (psittacus torquatus), welcher im Mittelalter nach Deutschland kam. Auf diesen Yogel bezieht sich die Erklärung des Wortes psittacus mit "auis Indiae loquens uiridis coloris" in den Glossen ebenso wie das Epitheton "grüene als ein gras3' in den mittelhochdeutschen Texten. Die Berichte einiger mittelalterlichen Dichter von dem schönen Gesang der Papageien brauchen nicht gerade auf Erfindung zu beruhen, denn der Halsbandsittich soll recht angenehm singen können, vgl. Martin Naturgeschichte I, 2, 48. Eine weitere Verbreitung als das lat-griech. psittacus er- hielt der arabische Name babaghä, der sich in fast allen euro- päischen Sprachen eingebürgert hat. Yon den romanischen Namens- formen hat sich ital. papagallo, dem afrz. papegaut am nächsten steht, an gallo egallus' angelehnt, während afrz. papegai (nfrz. dial. papegai) = span.-portug. fapagayo wohl an afrz. gai (vulgärlat. gaius1) 'Häher' anknüpfte. Der orientalische Ursprung der ro- manischen Worte, auf den schon Adelung aufmerksam gemacht hatte, wird von Anderen bezweifelt, die das arabische Wort für ein portugiesisches Lehnwort halten. Eine völlig sichere Ent- scheidung ist schwer zu treffen so lange man von der Geschichte der Papageien in Europa nicht besser unterrichtet ist als jetzt. — In der mittelhochdeutschen Literatur tritt das Fremdwort zuerst im Anfang des 13. Jhs. und zwar in der Form papegdn m. auf; zunächst papegdn in Gottfrieds von Strassburg Tristan 10 999, 1 Thomas Romania XXXV, 14 ff. leitet den Vogelnamen von dem Personennamen Caius ab. Sittich, psittacn ;. darauf babidn in Strickers Daniel vom Blühenden Tal (Ed. Rosen- hagen) 550 und papigdn bei Konrad von Wtirzburg (Ed. Keller S. 378) 81 678. Diese Namensform kann kaum aus dem altfran- zösischen papegai erklärt werden, sie scheinl vielmehr eine direkte Entlehnung ans arab. babagän* zu sein, welche durcb die Kreuz- züge vermittelt wurde, s. Feit Korrespondenzbl. t udd, Sprachf. XXV, 83ff. Die heute üblich gewordene Form Papagei m., die im 15. Jh. als papegey, papagey bezeugt ist, stammt aus dem Fran- zösischen ebenso wie mnd. papagoie, papegoie, nndl papegaai* (als "Pfaffenhäher*, zu gaai 'Häher*, aufgefallt); aus dem Niederdeut- schen ist das Wort ins Dänische als papegßie, ins Schwedische als papegoja übernommen. Auch mittelengl. papegai, popegat, spätme. und m\ popin ja y haben ihre Quelle in dem französischen Worte. Eine schweizerische Variante des Vogelnamens ist Bappen- gei3 in der Stadt Basel, im 16. Jh. als Pappengeij von I fesner S. 691 bezeugt. Aus dieser Quelle stammt wohl Pappengeij bei Grolius Ono- masticon v. J. 1579 Sp. 294; die heute im Elsaß volkstümliche Form \stBappegei*. — Adelung (1777) III, 956 verzeichnet Pap- chen mit Belegen aus Zachariä5, das ndcl. Pape (Brem. Wb. III, 29k2) bezeichnet er als 'ungewöhnlich'. Diese Namensformen ebenso wie ostfries. Päpje (Xdd. Jb. XI, 112) sind als Verkürzunuvn von Papagei aufzufassen ebenso wie Pa(p)perl*> m. u. n. in Baiern, Tirol und Steiermark ; wahrscheinlich gehören sie eigentlich der Kinder- sprache an. In Luxemburg heißt der Papagei auch Jako 7 m., das mit dem Personennamen Jakob identisch ist. Als Nomen proprium für Käfigvögel kommt dieser Name öfters vor. Der Name Kakadu m., mit dem man eine Papageiengattung benennt, stammt aus dem malaiischen Worte kakatüa. Bereits in dem Orientalischen Reisebericht Andersens v. J. 1669 S. 189, wo "der weissen Papagayen" gedacht wird, tritt das Fremdwort in der umgedeuteten Form Kaketlnin auf: Reyger. schreibt da- 1 Im modernen Vulgärarabisch vorhanden. 2 Im Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XXV, 60 erklärte J. Winkler das holländische Wort für die ursprüngliche Quelle aller hierhergehörigen Namensformen überhaupt. — 3 Staub-Tobler IV, 1415. 4 Martin-Lienhart II, 67. — 5 Vgl. Grimms Wb. VII. L43*. 6 Schmeller-Frommann I, 399, Frommann D. Mundarten IV, 216 und Unger-Khull 41. — 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart. 3. 198. 1* 4 Kuckuck, cuculus canorus. gegen in seiner Yerbess. Hist. der Vögel (1760) S. 25 die fremde Namensform Kakatoeha. Adelung Wörterbuch (1775) II, 1467 bucht die Namensform Kakadu. IL Kuckucksvögel, Coccygomorphae. Typische Kuckucke, Cuculinae. Kuckuck, cuculus canorus. Ahd. gauh: Sg. Nom. — gauh (cre)cuculus : cod. S Galli 913, 203. gaulj geometrix1 : cod. Parisin. 12269 f. 58b. gouh: cod. S Galli 299 p. 33. cod. S Galli 242, 248 a. Sprichwörter in St. Galler Hs. Notker WPs. 48, 11 (2). ciculos . . . idem dicuntur tucos2 : Gll. Salom. a 1. goiih stultus: Notker Ps. 48, 11. gouh: Notker Ps. 48, 11. gouch: Versus de volucr. H. S. XI a 2 b. e, cuculus i fols 3 : g, tucus s. i cucu- lus: III, 17. gouhc: Clm. 14689 f. 47a. kovhc: cod. Selestad. 110a. ghoch: cod. sem. Trevir. f. 112b, koch: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 123 b2, gok : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a, cuculus. i psi- tacus: cod. Parisin. 9344 f. 42b. — Akk. — gouhlarum: Deuteronom. 14, 15: cod. Oxon. Laud. lat. 92, 21a. gouch: Horatius Serm. I, 7, 31: cod. Parisin. 9345, 74b. — Dat. — kouche stvlto: Notker Ps. 57, 11. — PI. Nom. — goucha stulti: Notker Ps. 93, 8. koücha: Notker Cantic. Deuteronom. 21. coucha: Notker W. Cantic. Deuteronom. 21. — Gen. — dero göucho: Notker de cons. phil. 1, 8. Ableitungen und Komposita. — gauhlihhoAdv.'dem Toren gleich, töricht': couhlicho insipienter: Notker Ps. 21, 3 Gl. — gauhheit f. 'Torheit': göuhheite stultitie: Notker de cons. phil. 1,9. — u reiz gauh m. 'Kriegsnarr': — PI. Akk. — ureizkoucha: Notker de cons. phil. 3, 117. — gauhhes-ampfaro 'Gauchampfer' (vgl. Grimm Deutsche Mythologie II4, 568): gouches amphere cuculo panis : cod. Vindob. 10, 337 a, trifolia: Clm. 2612, 93 b1, cod. Bern. 722, 1, 2 b, cod. Vindob. 2400, 129a. gohesamphera acitvla: cod. Bonn. 218, 49b, trifolia: Rotul. com. de Mülin. Bern, goiesamphera trifolia: cod. Bonn. 218, 49b. In den indogermanischen Sprachen wird der Kuckuck meistens nach seinem charakteristischen Rufe benannt. In vielen Namen ist dieser lautmalende Ursprung noch ohne Weiteres zu erkennen, vgl. z. B. lat. cücülus, griech. kokkuH (kökku eRuf des 1 Gemeint scheint ortigometra. 1. gauh nach Wright-Wülcker 24, 17 geumatrix geac (Steinmeyer). 2 Vgl. Isidor Origines XII, 7, 67 u. die Anm. bei Forcellini s. v. 3 Fols = follis = frz. fou (Steinmeyer). Kuckuck, cnculua canorus. 5 Kuckucks5, kokkucuj "rufe Kuckuck*), ai. kökilda 'der indische Kuckuck1, hökos *eine Gansart, auch Kuckuck'. \t. cuoch, cymr. c<>g, akslav. kukavica, poln. kuhdka: rus8. feufeuäfea, ilit. knküti 'Kuckuck rufen'). Eine abweichende Lautgestall zeig! der alte germanische Name, der allen Dialekten gemeinsam ist: ahd. gauh^ mhd. gouch m. = mud. <7o/f, mndl.grooc (beide Letztgenannten Worte nur in der übertragenen Bedeutung Mummer Äfensch'), ags. giac und anord. gaukr, dän. #;>#, schwed. ^oX-; aus dem Altnordischen stammen me. ^o/^-e, m\ (joirk (in Schottland und nördlichen Dialekten). .Mit den vorhin erwähnten Synonyma der urverwandten Sprachen läßt sich germ. *gauk~a nicht durch sicher erkannte Lautgesetze verbinden; Bugges Kombination PBB. XII, 424 ff. (Noreen Abriß S. 13:5) beruht auf der Annahme von ganz hypothetischen Laut- übergängen. Auch Meillets Versuch in Memoires de la Soc. Linguist, de Paris XII, 213 eine Verwandtschaft des germanischen "Wortes mit dem gleichbedeutenden litauischen gegazi nachzu- weisen, läßt sich nicht ungezwungen durchführen. — Der Vogel- name muß daher von intern germanischem Gesichtspunkte aus beurteilt werden. Man kann darin (mit Kluge Et.TVb.6 S. 135) das auslautende h als Suffix (wie in *habuk- 'Habicht9, *kranuk- 'Kranich') auffassen, wodurch der Name zum idg. Stamme * gutzen 'Kuckuck rufen' gehört. Daneben kommen auch direkte Ableitungen von diesen lautnachahmenden Verba vor: Gucker, Guckezer. In den verschiedenen Versionen des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI, 87 ff. und Bartsch Er- lösung S. XLIV), die aus dem 15. Jh. stammen, wird der Kuckucks- Kuckuck, cueuius canoras. 7 oame durch verschiedene Varianten wiedergegeben: gouch (Ger- mania VI, 87), der guczgäuch (a. a. 0. SS), der guggou/ch (Erlösung a.a.O.), guckitzer (Germania VI, 90), kukuk (a.a.O. L03). Im Elsaß wird Gutzgauch durch Bracks Vocab. v.J. 1 L95 8. 49a, das Straßburg. Vogelb. v. ,J. L554 7.275, Guckgauch durch Dasy- podius(1535) S. K 4 a bezeugt Heute sind dort beide Namensformen ausgestorben; nach Martin und Lienhart [,204 ist Gaguck fast allgemein geworden, in Sulzmatt und Rufach ist Gucker üblich (I, 208). Die Form Guggouch wird für die Schweiz durch Buef Adam und Eva (1550) V. 936 und Gesner (Guggauch) S. 548, Guckgauch für Schwaben durch Crusius Lat. Gramm. ( L562) S. 302 und Frischlin Nomenciator (1588) S. 108 bezeugt, Gutzgauch be- gegnet auf bairischem Sprachgebiet bei Pinicianus Prompt. (1510) C 3a und H. Sachs Regim. der Yögel (1531) V. 231. — ffier findet sich auch die Variante kuku zunächst in zwei Voka- bularen des 15. Jhs.1, dann im 16. Jh. bei Stirpianus Gramm. Etym. (1537) S.B7b, bei Pinicianus Prompt(Auszugv.J.1521)C4b Gugkw, heute Gugku2 m. in Tirol, Guggu2 m. in Kärnten, Guck7' m. (neben Guckatz(er)) in Steiermark, Gugku41 m. (neben Gucker, Guckezer) in Baiern. Entlehnung dieser Namensform aus ital. cucco ist möglich, wahrscheinlicher ist aber, daß sie direkt dem Kuckuck- rufe abgelauscht ist. Einige schwedische Dialekte fassen diesen ebenfalls als kucku auf und benennen den Vogel danach ; außer- halb der indogermanischen Sprachen findet sich dieselbe Auf- fassung im Finnischen, wo der Ruf mit "kukkuu" wiedergegeben wird. — In der Schweiz kommt die obenerwähnte Xamensform als Guggü m. (auch als Interjektion) vor; daneben Gugger (allgem.), Guggauch, Guggus, Guggiher (bei Gesner S. 548 Gugckuser) und das ursprünglich mitteldeutsche Guggug5. Der Kuckuck ist ein Frühlingsbote, als solcher wird er in Sachsen Frühlingsvogel6 oder, weil er gewöhnlich dort zur Osternzeit eintrifft, Ostervogel6 genannt. Der Ausdruck Vogelstösser6 im nördlichen Böhmen (Vogel- stössel6 in Oberösterreich) ist eigentlich der Name des Sperbers. 1 Diefenbach Nov. gloss. S. 122 b. — 2 Lexer Kämt. Wb. S. 126. 3 Unger-Khull 312. — 4 Schmeller-Frommann I, 886. 5 Staub-Tobler II, 105. 184. 188. — 6 Zs. f. d. Phü. XXI, 208. 8 Eisvogel, alcedo ispida. Auf den Kuckuck ist er übertragen, weil man meint, daß dieser sich zu einer bestimmten Zeit in einen Sperber verwandele. Der weitverbreitete Aberglaube1, den schon Aristoteles und Plinius kennen, erklärt sich aus dem habichtartigen Flug des Kuckucks, vor allem aber aus seinem gesprenkelten Gefieder, das dem des Sperbers in täuschender Weise ähnelt. Überhaupt sind wenige Vögel derartig von Sagen umwoben wie der Kuckuck; durch seinen auffälligen Kuf und sein sonderbares Leben und Gebaren bietet er der Yolksphantasie zur Mythenbildung reichen Stoff. Der monotone Ruf hat wohl die Veranlassung dazu gegeben, den Vogel für einen Narren zu halten; in mehreren Sprachen ist sein Rufen des eigenen Namens geradezu sprichwörtlich ge- worden, und bereits bei Notker ist das Wort gouch in über- tragenem Sinne eTor' bezeugt. Für die bei Staub-Tobler Id. II, 105 geäußerte Vermutung, daß dies die ursprüngliche Be- deutung des Wortes sein könnte, fehlt jeder sichere Anhalt. Eisvögel, Alcedinidae. Eisvogel, alcedo ispida. Der Eisvogel wird in Deutschland an den Ufern von Ge- wässern häufig gesehen. Auch im Winter bleibt er da, wenn er eisfreie Stellen oder Löcher im Eis findet, wo er seiner Nahrung nachgehen kann. Die Franzosen nennen den Vogel Martin pechear und die Engländer kingfisher. Die deutsche Benennung Eisvogel knüpft an sein winterliches Leben an ebenso wie der Ausdruck Eisente an das des Zwergsägers. Der Name, der zuerst in den spätahd. Glossen (Versus de volucribus und H. S. III, 17) als isuogel (= aurificeps) bezeugt ist, findet sich sonst noch im Niederländischen (mndl. nndl. ijsvogel) ; dän. isfiigl, schwed. isfägel sind aus dem Deutschen entlehnt. Ein schwieriges Problem steckt in dem niederdeutschen Namen isenbart, der in den Quellen des 1 5. Jhs. begegnet ; zu den von Schiller-Lübben Mnd. Wo. II, 393 und Diefenbach Glossar. S. 62a, Novum glossar. S. 43 b. 298 b verzeichneten Varianten yserenbort, ysenbort, isernbart, ijsenbard {yshornbart, yshornbort), die mit au- 1 Vgl. Swainson The Folklore S. 113, Rolland Faune populaire II, 95. Eisvo( el, al( edo üspida, 9 rifurps glossiert sind, kommt Doch ein weiterer i I < ■ 1 » "_r yzerbort in einem Glossar 7. J. 1461 (Reifferscheid lütteil. ans Hand- schriften der 8t tfikolaibibliothei zu Greifewald (1902) S. 12). Eine andere Variante ist ysengrin | aurificeps) in einem an- geblich mitteldeutschen Vokabular ans dem L5. Jh. bei Diefen- bach-Wülcker Wb. S.422. Auch einige andere Zeugnisse des Namens finden sich in hochdeutschen Quellen. Im Elbinger Voka- bular (BernekeT Die preuss. Sprache 1896, S.244) wird (772) Ysenbart unter den Yogelnamen angeführl und im Vocab. theuton. (Nürnberg) v. J. 1482 p 7 a wird ebenfalls "Isenpart ein aurificeps" erwähnt. Die erhaltene Vokallänge in diesem Belege verrät den niederdeutschen Ursprung. Gesner, der in Beinern Vogelbuch (1555) S. 550 die Variante Ysengart schreibt, bemerkt ausdrücklich, daß der Name ihm aus Pommern bekannt ist Aus dem Vogelbuche hat wohl Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 194 Eysengartt übernommen; Frischs Teutsch-lat. Wb. verzeichnet (I, 223a) sowohl Eisen-Gart m. wie Eisen-Bart m. nach älteren Quellen. Adelungs irreführende Angabe (I, 1637), daß der Aus- druck oberdeutsch sei, beruht offenbar darauf, daß er nur die Zeugnisse in den oberdeutschen Quellen kannte. Alle drei Varianten Isenbart, Isengrin, Isengart, in welchen der Vogelname überliefert ist, sind alte Personennamen1. Die Sitte, Vögel mit Namen der Menschen zu benennen, ist besonders in Eng- land und Frankreich wahrzunehmen, aber auch in Deutschland gibt es eine Anzahl Beispiele dafür. In diesem Falle deuten jedoch ver- schiedene Indizien darauf, daß die obenerwähnten Namen des Eisvogels erst auf sekundärem Wege entstanden sind. Die alten angelsächsischen Epinaler Glossen glossieren lat. alcyon mit isern - (Sweet Old. Engl. Texts S. 381), und dieselbe Glosse begegnet n< >ch- mals im 11. Jh. in der Form isen bei Wright-Wülcker Vocab. I. 3495. 3507. Auf dem Kontinent entspricht dem ags.Worte die Glosse porfirionem isarn: Leviticus 11, 18: cod. S.Pauli X.W sa. porfirio isam: cod. Stuttg. th. et phil. 218, 13c; isarn porfirionem: Clin. 22201, 1 Vgl. Förslemann Altd. Namenbuch I», 973. 975. 976. 2 Daß die Glosse alcion (alchior) nicht = x«\xeiov 'ehern' (Corp. Gll. lat. VI, 48) oder aciarium (Diefenbacli Glossar. S. 21 s. v. alchioi steht außer Zweifel. Bereits Holthausen Litbl. f. germ. u. rom. Phil. X. Hfi hat auf den richtigen Sachverhalt hingewiesen. 10 Eisvogel, alcedo ispida. 238 b, isarin: Clm. 13002, 219 b*, isarnun: cod. Vindob. 2723, 18 b, cod. Vindob. 2732, 22 b, Clm. 14689, 38 a, cod. Gotwic. 103, 49 b, isarnvn por- phirio: Clm. 18140, 14a. Das lat.- griech. porphjrio (Purpurhuhn), das zu den biblischen Vogelnamen gehört, wird in den Glossen mit dem Epitheton epiücherrima avis' erklärt, und da die Glossa- toren keinen Namen für den ausländischen Vogel hatten, so haben sie das lat. Wort mit der Bezeichnung des schönen Eisvogels wiedergegeben. — Der Name isarn ist offenbar als Kompositum is-arn d. h. 'Eis-Aar' aufzufassen \ aber das Gefühl dafür ist früh verloren gegangen, und der Vogelname ist mit dem Worte isarn 'Eisen' zusammengefallen. Die Bezeichnung des Eisvogels als 'Aar' ist nicht so befremdend, denn er konnte wegen der raub- vogelgleichen Art, mit der er sich ins Wasser stürzt, um die Fische zu packen, gut mit den Seeadlern verglichen und danach halb scherzhaft benannt werden ; sonst wird er als 'Amsel', 'Schwalbe' 'Specht', 'Huhn' bezeichnet. Das unverständlich gewordene Isarn wurde durch den Zusatz 'Vogel' verdeutlicht: isanuogal Clm. 14689 f. 47 a (Ahd. Gll. III, 46042) und isinuogil cod. Oenipontan. 711 (Ahd. Gll. III, 67133 (13. Jh.); beide Glossen werden mit porphyrio übersetzt. So werden auch die niederdeutschen Na- mensformen Isenbart, Isengart, Isengrin durch Anlehnung des Namens Ise(r)n, Isenfogel an die betreffenden Personennamen entstanden sein. Außer der Leviticusglosse isarn, die vielleicht auf angel- sächsischem Einfluß beruht, begegnet die Namensform isaro in Heinrichs Summarium III, 17 (auch XI a 2. b. d. g.). Die Bedeutung des Wortes ist dem Redakteur jedoch nicht klar gewesen; denn er bringt es unter den Adlernamen (aro, stocaro) und erwähnt isfogal an anderer Stelle. Das lat. Lemma 'porphyrio' zeigt, daß er die Glosse aus einer Vorlage mit biblischen Glossen übernommen hat. In den meisten Gegenden Deutschlands ist der Name Eis- vogel bekannt. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 193 gibt ausdrück- lich an, daß Eyßvogel der schlesische Ausdruck ist; daneben er- wähnt er die Benennungen Waffer Hünlinl Seefchivalme. Die 1 Falk und Torp Et. ordb. 1, 133 halten isarna für den 'Eisenfarbigen'; dabei bleibt jedoch die Bildungsweise des Vogelnamens, der mit tsarna 'Eisen' sich deckt, unklar. Wiedehopf, upupa epops. 1 1 erstere von diesen komml in Luxemburg als Wdsserhtnchen1^ in Westfalen als Wdterhainken1 vor. [n der Schweiz (im Wehn- tal) heißt der Eisvogel Blauam$eli8: m Sulzmati (im Elsaß) WasseramstelK Wegen der bunten Farben und des langen spitzen Sohnabels nennt man ihn in Steiermark Wasserspecht5', auch in Luxemburg ist der Name Wasserspieckt üblich. Bereits Gesner (S. 684) kennt den Ausdruck Ein grün Maie WafferfpechÜi, ob- gleich er nicht weil;, welchem Vogel er gehört. — Bin Luxem- burgisches Dialektwort ist Mattevn/lr' (d. h. Mottenvogel). Dieser Name erklärt sich aus dem Volksglauben, daß die Haut des Eisvogels die Kraft besitze, die Motten zu entfernen; Albertus Biagnus erzählt, daß die Tuchhändler getrocknete Häute von Eis- vögeln unter die Stoffe zu legen pflegten, um diese vor Motten- fraß zu schützen. Der luxemburgische Ausdruck wird jedoch aus dem Französischen übernommen worden sein, wo die gleich- bedeutenden Namen arniS, ar(g)n3\i. a.7 eine weite geographische Verbreitung haben. Wiedehopfe, Upupidae. Wiedehopf, upupa epops. Ahd. wituhoffa: Sg. Nom. — uuituhoffa upupa8 siue opopa id: Leviticus 11, 19: cod. Guelpherbyt. Wiss. 29, 82a, Glm. 6227, 50a, i. nvüuhoffa: Clm. 18528, 1, 73b, i. wituhoffa-. Clm. 5116, 80b, uuittuhoffa: cod. Vindob. 1042, 130b; vuäuhoffa: Clm. 18140, 14a; uuHtohoffa: cod. SGalli 283, 483, uuitohoffa: cod. Carolsruh. Aug. GCXXXI, 12a; cod. Carolsruh. Aug. IC f. 101a, mätohoua: cod. Oxon. Jun.25f.,107b. vuitohoffa upupa8 : Deuteronom. 14, 18: cod. SGalli 29(>, 116. uuiteiJwffa: Leviticus 11, 19: cod. SGalli 295,127; idest witehoffa : cod. mon. herem. 184, 298; videhoffo: cod.Vatic. Pal. 288, 55 d: uiti- hof9: cod. S Pauli XXV d/82,38a. uuituhopfa 10 oppoba: cod. SGalli 242, 248b. ivitihopfa: cod. Selestad. 110a. uuitihopha: Leviticus 11, 19: cod. SGalli 9, 277, witihoppha: cod. Stuttg. th. et phil. f. 218, 13 c; witihopha upupam: cod. Turic. Rhenov. 66, 19, wifehopha upu- 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 477. — 2 Woeste 317. 3 Staub-Tobler I, 241. — 4 Martin-Lienhart I, 41. 5 Unger-Khull 621. — 6 Wb. d. Luxemburg. Ma. 478. 7 Vgl. Rolland Faune populaire II, 72 f. — 8 upupam Vulg. 9 Rasur vono: uitihof: (Steinmeyer). 10 f sicher, a aus o korr. (Steinmeyer). 12 Wiedehopf, upupa epops. pam: cod. Stuttg. herm. 26, 13 b. Clm. 14689 f. 47 a. vvithoppha upu- pam: Leviticus 11, 19: cod. Angelomont. 14/11, 10 b. uvito houpfo uppupam: Servius in Vergil. E. VI, 78 : Clm. 18059, 10 a. widehopfo: Rotul. comit. de Mülinen Bern, ivitehopho: Versus de volucr. H. S. III, 17. XI a 2. GH. Salom. a 1, opupun hvpupa : a 2, withopfo perdix: a 1. witihophe: Versus de volucr., witehopfe: Versus de volucr. witehophe: cod. Vindob. 804, 174 a. opupun huppupa : Gll. Salomon. a2. Leviticus 11, 19. Clm. 4606, 101b, withoph: Clm. 22201, 288b; uuidohoppa vpupam : cod. Carolsruh. SPetri 87, 64 a1. uuidehoppa: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 106 a. uidehoppa upupam : Servius in Vergil. E. VI, 78 : cod. Lips. civ. Rep. I, 36 b, 19 b. uuindehoppa : cod. sem. Trevir. f. 112 b, uuidehopa : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a, wideopa : cod. Parisin. 9344 f. 42 b, vuiduhoppo : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 123b2. witohoppo upupam: Leviticus 11, 19: Clm. 14584, 130 a. uuiduhoppe upupam : Servius in Vergil. E. VI, 78 : cod. Oxon. Jun. Auch F. 1. 16, 33b. — Akk. — vuitahophun : Leviticus 11, 19 : cod. Vindob. 2723, 18 b, cod. Vindob. 2732, 22 b, witahopphun : cod. Gotwic. 103, 49b, vvitihophun: Clm. 14689, 38a, withopphen: Clm. 13002, 219 b2. witeopphen (Terei) Tereus rex tracie mit. et mutatus est in upupam : Vergil. E. VI, 78 : cod. Trident. 1660, 8 a. Wie der Kuckuck seinen Namen von der auffälligen, der menschlichen Sprache gleichenden, Stimme erhalten hat, so kehrt auch der eigentümliche Paarungsruf des Wiedehopfs, ein dumpf klingendes eupup' oder 'huppupp' in den Namen des Yogels wieder. Man vergleiche mit diesem Rufe die zahlreichen Benen- nungen des Wiedehopfs, welche bei Naumann-Hennicke IV, 376 aus den verschiedensten Sprachen gesammelt sind und der ono- matopoietische Charakter der meisten Ausdrücke wird ohne Wei- teres in die Augen springen. So schließen sich in den indoger- manischen Sprachen direkt an die Naturlaute an z. B. lat. upupa, griech. erroiy, armen, popop, neupers. püpü, lett. puppukis usw. Auch in den deutschen Mundarten finden sich Bezeich- nungen des Yogels, deren lautbildende Natur ebenso leicht zu erkennen ist, vgl. Hupphupp, Huppke in Preußen \ Hupup in Mecklenburg2, Hupphupp in Holstein 2, Huppupp und Wupp- ivupp3 in Altmark, Huppe, Hupke^ im Münsterkreise. An diese schließen sich mndl. hoppe, nndl. hop an, die wohl nicht mit Ver- coullie Et. Wb. S. 116 aus frz. huppe herzuleiten sind; im Gegen- 1 Frischbier I, 306. — 2 Schiller Zum Tierbuche II, 12. 3 Danneil 251. — 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht". XVI, 85. Wiedehopf, upupa epops. 13 teil scheint das französische Wort germanischen Ursprungs zu sein. Aber engl, hoop, hoopoe (me. huppe) ist wahrscheinlich ein französisches Lehnwort; übrigens ist der 'Wiedehopf in England äußerst selten. Der Name Wiedehopf ist die altüberlieferte Benennung des Vogels, die im Althochdeutschen als trituhoffa, wituhoffo. uitu- hopfa, irituhopfo öfters bezeugt ist; dazu stimmen andd. ivido- hoppa, uiiiduhoppe (Wadstein Kleinere altsächs. Denk mäl.S.7432 und 10920), mnd. mndl. iredehoppe. In dieser Form ist der Vogelmime ein Kompositum, dessen erster Teil and. witu 'Holz, Wald' ist; das zweite Glied gehört zu mhd. hopfen (= ags. hoppian) und bedeutet demnach eigentlich eHüpfer(in)'. Aber die Auffassung des Wiedehopfs als eHolzhüpferin' ist sicher erst sekundär. Ur- sprünglich beruht die Zusammensetzung in ihrem letzten Gliede auf dem hup(p)-Rvde des Vogels, der den obenerwähnten nieder- deutschen Dialektworten zugrunde liegt und der sich lautgesetz- lich zu *hoff-6n, *hopf-ön entwickeln mußte. Gleichwie das zweite Kompositionsglied wird auch das erste anfänglich onomatopoieti- scher Natur gewesen sein. Der Kuf des Wiedehopfs wird nicht überall in gleicher Weise aufgefaßt; an manchem Ort hört man darin nicht ein nupphupp' sondern 'wudwucl', ebutbuts und der- gleichenLautgebilde. Im Altkirchenslavischen lautet daher der Vogel- name vudodü1, und ähnliche Bildungen finden sich auch auf dem deutschen Sprachboden : in der Vorderpfalz Wuddwudd m. 2, ebenso in Neumarkt (Tirol) Wud-Wud3, an der kärntischen Grenze Wudi* (in Salurn Hod-Hod*) ; in Steiermark heißt derVogel Wudhupf Wudhup oder Wilderer* m., in Schleital (im Elsaß) WtUt- hahn5. Diese Namensformen machen es sehr wahrscheinlich, daß die Benennung Wiedehopf in ihren beiden Teilen lautbildend war und in alter Zeit wudhup(p) lautete. Daraus ging durch Anlehnung an wudu~widu (ags.wudu ~ ahd. witu) die spätere Lautform hervor. Der Name Wiedehopf kommt heute nicht nur in hoch- deutscher sondern auch in niederdeutscher Lautgestalt vor. In 1 Miklosisch Et. Wb. S. 396. 2 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10. 3 Frommann D. Mundarien IV, 56. — 4 Unger-Khull 639. 5 Martin-Lienhart I, 341. 14 Wiedehopf, upupa epops. Göttingen und Grubenhagen ist durch Umstellung der Kompo- sitionsteile in Wihoppe1 m. die Namensform Hopiviweken1 n. (d.h. Hopweibchen) zustande gekommen, außerdem wird der Yogel wegen des beweglichen Federbusches hier auch Wupkam1 m. genannt. An die ahd. Variante (witu)-hoffa knüpft der Ausdruck Höfferich2 m. in Hessen, welcher ebenso wie Wuderich5 m. in Steiermark nach dem bekannten Typus von Enterich, Gänserich usw. gebildet ist. Häufig erscheint das hessische Wort in der Zusammen- setzung Schiesshöfferich2 (eigtl. Schisshöfferich). Schon bei den Römern war der Wiedehopf wegen der Unsauberkeit des Nestes in üblem Ruf4, und in moderner Zeit ist es damit nicht anders bestellt. Der Ausdruck Kothahn er- scheint bereits in einem Glossar v. J. 1512 (upupa kothan, kathan 5), darauf Kadthan bei Ryff Tierb. Alberti (1545) S. Q 5 b, Kothan im Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 553, Kathaan, Kaathane bei Gesner (1555) S. 744 f.; heute Gewothdn6 (Quothahn zu mhd. qiiät eKot') oder Dreckvogel6 in der Pfalz, Chothan1 in der Schweiz, Kothahn, Kothüehnel, Stinkhahn, Schissdreckvogel 8 im Elsaß, Misthahn9 in der Mark Brandenburg, Dröckstöchar10 im Sarntal (Tirol). An diese Namen reiht sich noch der Ausdruck Heervogel an, der nach Heyne Grimms Wb. IY, 761 aus älterem *Hor-fogel (= Kotvogel) entstanden ist; aus dem Deutschen sind dän. hcerfagl (neben hcerpop) und schwed. härfägel entlehnt. Den Namen Kuckucksküster, Kuckucksköster, der in Holstein11, Mecklenburg 9 und Altmark 12 vorkommt, hat der Wiedehopf er- halten, weil er gewöhnlich 14 Tage früher als der Kuckuck er- scheint und durch seinen Ruf die Ankunft dieses Yogels ver- kündigt. Die Erklärung des Namens hat schon Colerus Calendar 1 Schambach 85. 297. 307. 2 Pfister Nachträge zu Vilmars Id. S. 106 und Kehrein 346. 3 Unger-Khull 639. 4 Plinius nennt den Wiedehopf cavis pastu obscoena'. 5 Diefenbach-Wülcker Wb. S. 713. 6 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10 und Pfalz. Id. S. 53. 7 Staub-Tobler II, 1308. — 8 Martin-Lienhart I, 101. 340. 341. 346. 9 Schiller Zum Tierbuche II, 12. — 10 Frommann D. Mundarten IV, 56. 11 Schütze Holst. Id. im Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 4. 12 Danneil 87. Blaukrähe, coracias garrola. 1~> s.s.", (Schiller Zum Tierbuche II. L2) gegeben : "die Ifeckelburger Bagen, der Widehopffe sei desGuckucks Küster. Denn wenn sieb drv mit seinem Närrischen gelächter oder geschrey auff den Bewmen hören lest, so Lesl sich auch bald hernach der ander narr, der G-ukgug hören". Aus demselben Grunde nennt man den Wiedehopf in Luxemburg Riffer1 (d. h. Ausrufer). Da der Vogel sich gerne auf Viehweiden aufhält, um dort der Nahrung nachzugehen, heißt er in Tirol Gänsehirt und Fuhr- mann*, in Preußen Ossepüper3 (d. h. Ochsenpuper). Anderescherz- hafte Ausdrücke sind Wachmeister l in. in Preußen, Ifiippüpper- geselle5 in Fallersleben , Giggas-Gäggas 6 in Tirol (Inntal, Leu- tasch). — Von den onomatopoietischen Bezeichnungen des Wie- dehopfs in Luxemburg ist Butbut1 m. entlehnt aus dem frz. boutt boutt (in den Nachbardialekten), dagegen ist wohl {Bösch)- buppert6 m. (vgl. elsäss. Puphahn, Pupelhahns) nicht auf frz. boubou, poupou zurückzuführen, sondern als selbständige Bildung aufzufassen ; daneben kommen auch die Yarianten Wuppert 7 m. und Flippen1 m. vor. Unklar ist luxemburg. Mitok 9 m. Raken, Coraciidae. Blaukrähe, coracias garrula. Die Blaukrähe ist in Deutschland nicht gerade selten, aber da sie die sumpfigen Gegenden durchaus vermeidet und mit Vorliebe ebene sandige Waldstriche aufsucht, ist ihr Vorkommen sporadisch. Das Brutgebiet des Vogels umfaßt nach Naumann- Hennicke IV, 365 die östlichen Teile des deutschen Sprachge- biets. Hier kennt man ihn meistens unter dem Namen Racke{r), der seinem gewöhnlichsten Kufe, welcher nach Voigt Excursions- buch S. 167 und Naumann-Hennicke a. a. 0. aus einem einfachen oder wiederholten 'rack' besteht, nachgebildet ist. Schwenkfeld 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 361. 2 Vgl. Zs. f. d. Phil. XXI, 211. 3 Kein korrumpiertes Wort wie Frischbier II, 113 annimmt. 4 Frischbier II, 450. — 5 Frommann D. Mundarten V, 148. 6 Frommann D. Mundarten IV, 56. 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 40. 51. 122. 493. 8 Martin-Lienhart II, 341. — 9 Wb. d. Luxemburg. Mundart 288. 16 Blaukrähe, coracias garrula. Ther. Sil. (1603) S. 243 gibt Rache als die schlesische Namensform an; Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 52 nennt den Yogel Blabrack (Blaurack) wegen des blauen Gefieders, Klein hist. av. prodr. (1750) S. 62 Blaue Raacke oder Racker. Die letzte Variante, die an den Schimpfnamen angelehnt ist, kommt heute neben Blauracker in Preußen *, Fallersleben 2, Altmark 3 und Göttingen und Gruben- hagen 4 vor, aus der Stainzer Gegend in Steiermark wird von Unger-Khull S. 487 Racke als die übliche Form angegeben. Popowitsch (Versuch 1780, S. 347), der eine große Anzahl Syno- nyma nach älteren Quellen zusammengestellt hat, führt nach Zinke die volksetymologisch umgebildete Namensform Blaurock an. Sonst wird der Vogel meistens als Krähe, Häher oder Elster aufgefaßt und benannt. Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F6a nennen ihn Krigelfter oder He\jdenel[ter\ die erstere Zusammen- setzung ist in ihrem ersten Bestandteile onomatopoietisch gleich- wie Krichentte (= Krikente) a. a. 0. S. E 4 a, vgl. Krick-Elster in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 78. Die Varianten Krigelelster oder Kugelelfter (bei Schwenkfeld a. a. 0.), welche in den Werken der späteren Ornithologen begegnen, sind nur falsche Lesarten von dem Belege bei Eber und Peucer. — Den Ausdruck Mandel- krahe bezeugt zuerst Schwenkfeld a. a. 0. und erklärt ihn daraus, daß die Vögel zur Erntezeit sich auf den Garbenhaufen, welche man '^landein' nennt, aufzuhalten pflegen; darauf Mandel- Krähe in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 52 neben Blaue Krähe, bei Popowitsch a. a. 0. auch Garbenkrähe, Grünkrähe nach Zinke zitiert. In Obersteiermark soll der Vogel nach Popowitsch Weizhäher heißen, das auf denselben Grund zurückzuführen ist wie das synonyme Mandelkrähe. Wegen des sporadischen Auf- tretens sieht man an einigen Orten die Blaukrähe für einen Fremdling an, daher der von Hohberg Adeliches Land-Leben (1687) II, 810 Kap. CXXIII angeführte Ausdruck der Ungarische Häher und die Xamen Meer-Häher in Österreich 5 (Angenehme Land-Lust (1720) S. 177), MeergraUch* (zu Grätsch = Häher) in Tirol. Die Vorstellung, daß fremdartige Vögel überseeisch 1 Frischbier II, 208. 2 Frommann D. Mundarten V, 289. — 3 Danneil 19. 168. 4 Schambach 167 gibt als Bedeutung 'Elster' mit Fragezeichen. 5 Vgl. Popowitsch a. a. 0. — 6 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. Ziegenmelker, caprimulgtu earopaeui. 17 sind oder vom Meere her kommen, ist nicht mir m diesen Be- nennungen, senden) auch öfters zu beobachten. Gesner, dem die in der Schweiz fehlende Blaukrähe nichi von eigener Anschauung bekannt ist. erwähnt (8. 770) die Meißener Dialektnamen Ein wilde Hdtzkrae and Ealckregel (vielleicht = Holzkregel), Oalgenregel; anderwärts hat er den Ausdruck Eiti Teütscher Pappagey gehört, d^v dem V'ogel wegen der bunten Federn gegeben worden ist Schwenkfeld führt die von Gesner verzeichneten Namensformen an, ersetzt alter das Ealckregel seiner Vorlage mit Gals Kregel Der letzte Teil des offenbar dialektisch variierenden Namens gehört zu ahd. kragil 'garrulus' (kragilön > nhd. krägelri) und bezieht sich auf das krächzende Geschrei der Blaukrähe. Vgl. auch Blaograok1 in Mecklenburg. Als Straßburger Dialektnamen führt Gesner den Ausdruck Roller an, der auch im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 436 vor- kommt. Der Name ist entlehnt aus dem gleichbedeutenden frz. rollier. III. Langliänder, Macrochires. Ziegenmelker, Caprimulgidae. Ziegenmelker, caprimulgus europaeus. Der seltsam klingende Name Ziegenmelker beruht auf einem alten weitverbreiteten Volksglauben, von dem bereits die griechischen und römischen Schriftsteller zu erzählen wissen. In der Historia Naturalis (X, 40) berichtet Plinius, daß der Vogel caprimulgus (= griech. arro0r|\ac) in der Nacht die Ziegen in den Ställen besuche, um ihnen die Milch auszusaugen, und daß die Tiere infolge dessen blind werden. Diese Anschauung hat in den verschiedensten Sprachen die Veranlassung zu den Be- nennungen des eigenartigen Nachtvogels gegeben, vgl. z.B. ital. succiacapre, frz. tette-chfore, poln. kozo-doy, lit. oszka-meUe, engl. goat-suckcr, goat-owl, dän. gjedemelker. Auf welche Weise die Vorstellung von dem nächtlichen Übeltäter sich unter den verschiedenen Völkern verbreitet hat, 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. Suolahti, Vogelnamen. 2 18 Ziegenmelker, caprimulgus europaeus. muß hier dahingestellt bleiben. Jedenfalls darf man ziemlich sicher behaupten, daß sie in Deutschland auf gelehrten lateinischen Einfluß zurückzuführen ist. In den Yolksmundarten ist der Aus- druck Ziegenmelker nicht fest eingebürgert, und die ersten Zeugnisse des Namens im Mittelalter haben einen gelehrten Charakter. Konrad von Megenberg, dessen naturhistorisches Buch auf Plinius fußt, erwähnt S. 206 22 den 'caprimulgus' und fügt hinzu tedaz spricht ze d autsch gaizmelk"', darauf begegnet gaiss- molch in einem Glossar des 15. Jhs. (Diefenbach Glossar. S. 98 b). Gesner kennt den Namen gar nicht und den daran sich knüpfenden Aberglauben nur aus Plinius, Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) be- merkt, daß die Hirten niemals den Yogel in den Ziegen stallen gesehen haben. Auch in den anderen Quellen dieser Zeit ist der Ausdruck Ziegenmelker nicht zu finden. Popo witsch Versuch S. 407 führt ihn nach Halle an, Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 81 nennt Milchsauger, Ziegensauger, Kinder-Melcker. Nach Staub-Tobler IV, 197 soll Geissmelcher heute in Bern vorkommen, und Schambach führt in seinem Wörterbuch von Göttingen und Grubenhagen (S. 308) Zegenmelker an ; dazu noch Kuhmelker l und Kuatutlar2 in Tirol. Ein ähnlicher auf gelehrten Einfluß zurückgehender Name wie der vorige ist der Ausdruck Nachtrabe, der gelegentlich auf unseren Vogel bezogen wird. Das Wort, das in ahd. Quellen oft belegt und dort als Rohrdommel oder Nachtreiher interpretiert wird, ist eine Übersetzung des griech.-lat. Bibelwortes nocticorax. In breiteren Volksschichten hat sich der Name offenbar durch Predigten und religiöse Literatur eingebürgert. Hier erscheint er z. T. als Ziegenmelker gedeutet wie z. B. in dem moralisierenden Buche Albertini eDer Welt Tummel- und Schaw-Platz* (München 1622) IV, 480. Das erste Zeugnis von der volkstümlichen An- wendung des Namens in diesem Sinne gibt Turner, der in einem Briefe an Gesner (vgl. Hist. avium S. 235) behauptet, den Vogel in der Umgegend von Bonn gesehen zu haben, wo derselbe mit dem Namen Naghtrauen bekannt sei. Diese Nachricht wird bestätigt durch Angaben von Heeger (Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10) undWoeste(Wb. derwestf.Ma. S.182), daß der Ausdruck Nachtram 1 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. — 2 Frommann D. Mundarten IV, 55. Ziegenmelkor, caprimulgus curopaeus. 19 in der Pfalz, Nachträge in Westfalen den Ziegenmelker bedeute. 8. "Weiteres s. v. Nachtreiher. Das sehr auffällig Synonymon Pfaff, «las in den ornitholo- gischen Werken der vier letzten Jahrhunderte immer wiederkehrt, beruht auf einer Mystifikation, die bis auf Turner zurückgeht In seinem Buche Avium hist. (1544) S. C5b erzählt der eng- lische Naturforscher von einer Unterhaltung tiber die Untaten des Ziegenmelkers, die er auf einer Reise in der Schweiz mit einem alten Mann gehabt hatte; als schweizerischen Namen habe der Mann 'paphum, id est sacerdotum' angegeben. Aber Turner spricht zuletzt den Verdacht aus, daß der Greis ihn nur zum Besten gehabt hat. Eber und Peucer, die Turner benutzt haben, haben das Wort Ff äff in die Vocab. v. J. 1552 S. E 5a auf- genommen, und so ist es weiter gewandert. Ein alter volkstümlicher Name des Ziegenmelkers scheint das von Schwenkfeld für Schlesien bezeugte Wort Nachtschade zu sein, das in der Form Nachtschatten 1 in Wien, Oberschlesien und dem nördlichen Böhmen vorkommt; dazu noch die umge- deuteten Formen Nachtschotte und Nachtsspade - in der Gläger Monatsschrift (1799) S. 85. Das Kompositum kann auf eine ahd. Grundform *naht-scato (d. h. Nachtschatten) zurückgehen, und dann wäre der Name auf den geräuschlosen schattenhaften Flug des Yogels zu beziehen. Aber wenn man bedenkt, daß der Ziegen- melker auch als eine Art Nachtgespenst aufgefaßt wird, so könnte man den Namen aus ahd. *nahtscado (vgl. ags. scapa 'Übeltäter') als 'Nachtbeschädiger', 'Nachtübel täter' deuten. Die skandinavischen Namensformen, dän. natskade 'Ziegenmelker' und schwed. natt- skata 'Fledermaus', beruhen offenbar auf dem deutschen Worte, das im Anschluß an skade (bezw. skata) 'Elster' umgedeutet wurde. Als schlesische Benennung des Ziegenmelkers führtSchwenk- feld noch den Ausdruck Tagefchläffer an, Naumann3 bezeugt ihn für seine anhaltische Mundart, Popowitsch Versuch S. 407 in der Form Tagfchläfer auch für Niedersachsen. Eine ältere Bildungs- weise tritt zutage in der bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 59 1 S. Popowitsch Versuch S. 407 und Zs. f. d. Phil. XXI, 208. 2 Frommann D. Mundarten IV, 178. 3 Naumann-Hennicke IV, 244. 20 Mauersegler, cypselus apus. überlieferten Form Tages- Schlaffe, die mit preuß. Tagschlaf1 m. auf eine ahd. Grundform Hagasläfa, Hagasldfo (d. h. Tagschläfer) hinweist. Der Name reicht als westfäl. Dagsläper 2 in das nieder- deutsche Sprachgebiet hinein. Die nächtliche Lebensart und der schattenhafte Flug haben dem Yogel in Preußen den Namen Hexe3, f. (Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 81) und in Luxemburg die Benennung Doudevull* (d. h. Totenvogel) verschafft. Andere Dialektausdrücke knüpfen an das Aussehen des Vogels an. Wegen der schwalbenartigen Gestalt heißt er in Baiern Nachtschwalbe (Popo witsch Yersuch S. 406), wegen des krötenartig dicken Kopfes mit dem großen Bachen in Preußen Großmaul*, in Luxemburg Nuetsniouk* f. (d. h. Nacht- kröte) ; der letztgenannte Ausdruck kann jedoch durch frz. crapaud volant veranlaßt worden sein. Als eifriger Insektenfänger führt er die Namen Mückenstecher'0 in Österreich, Fleimouk* f. (d. h. Mückenkröte) in Luxemburg. In vielen Gegenden wird er einfach Nachtvogel (Schwenkfeld a. a. 0.) genannt. Segler, Cypselidae. Mauersegler, cypselus apus, apus apus. Die Mauersegler, die nur ein geübtes Auge im Fluge von den Schwalben unterscheidet, werden meistens als Schwalben bezeichnet. Eine spezifische Benennung für diese Yogelart ist mhd, spire. Der erste Beleg des "Wortes findet sich bei Hugo von Montfort, der die Pluralform spiren mit saphirn (in der Hs. speyrn: sapheyrn) reimt (106, 163); dazu die Glosse spier in einem Yocab. rerum v. J. 1466 bei Diefenbach Novum glossar. S. 222 a. Im 16. Jh. wird der Ausdruck von Gesner S. 160 als schweizerisch bezeichnet ("nostri Spyren nominant"). Für das Elsaß kommt als erstes Zeugnis in Betracht die Namensform spiren in der übertragenen Bedeutung eSeeschwalbe' in der Strassburg. Ordnung des Yogelfangs v. J. 1449 (Brucker Strassburg. Zunft- verordn. S.226), dann Spiren apodes bei Dasypodius (1535) S. Clb, Speiren bei Golius Onomasticon v. J. 1579 Sp. 290, ein Speirer 1 Frischbier II, 391. — 2 Woeste 47. — 3 Frischbier I, 256. 288. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 64. 111. 308. 5 Popowitsch Versuch S. 407. Mauersegler, cypsehu apus. 21 in Baldners Vogelb. \. J. 1 666 8. 43. Eeute kommt der Vogelname als Speier1 f. in Ober-Steiermark, 8pei(e)r m. in Tirol, Spirm., Spir* f. in Bchweizerischen Mundarten N/^'/v f.. Spirle, Spirel* n. im Elsaß v.>r; rielfach werden damit auch andere Schwalben- arten oder die Schwalbengattung überhaupt bezeichnet In der Zusammensetzung mit Schwalbe erschein! Lj:;. 2 Vgl. Grimms Wb. X, 1, 2434. — 3 Martin-Lienharl II, 546. 22 Mauersegler, cypselus apus. Eine synonyme Benennung ist Geierschwalbe, das vorzugs- weise am Rhein und in mitteldeutschen Gegenden nachweisbar ist. Zum ersten Male belegt ist der Ausdruck in Turners Avium hist. (1544) S. F 2, wo Geyrfwalbe als hochdeutsch bezeichnet wird. Gesner führt S. 160 die Formen Gerfchwalm und Geijrfchwalb als nicht-schweizerische Worte an; das Strass- burg. Yogelb. (1554) Y. 433 schreibt Gerfchwalbe, Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) Geyer Schwalbe und Hertel bezeugt Girschwalwe1 aus der heutigen Nordhausener Mundart in Thüringen. Als hol- ländischer Name wird Ghier fwaluwe von Junius Nomenciator (1581) S. 54 b angegeben. Yercoullie Et. Wb. S.91 und Woorden- boek der nederlandsche Taal IY, 2310 deuten gierzwaluw aus dem lautbildenden Yerbum gieren (mnd. giren), so daß der Name mit Rücksicht auf das schrille Geschrei des Yogels gebildet wäre. Darauf geht auch der westfälische Name Kritswalwe (Woeste Wb. S. 145) zurück, der zu westfäl. kriten 'kreischen' gehört; dazu ndl. steenkrijter in gleicher Bedeutung. Den Ausdruck Turmschwalbe, der heute im nördlichen Böhmen2, in Anhalt3 und wohl noch anderwärts geläufig ist, haben Döbel Eröffa. Jägerpr. (1746) S. 65 und Popowitsch Yersuch (1780) S. 526. Ihm entsprechen Münsterfpyre bei Gesner a. a. 0., Mauer fchwalbe bei Schwenkfeld und Döbel a. a. 0., Mauer-, Steinfchwalbe in Kleins Hist. av. prodr. (1750) S. 83. In Meck- lenburg sind nach Schiller Zum Tierbuche II, 17 die drei Aus- drücke Türnswälken, Müerswälken, Stenswälken neben Spier- swälken üblich, aus Sachsen werden die Namen Rauchschwalbe, Mauerschwalbe, Raubschwalbe2, aus Steiermark Zugschwalbe*, aus Mittelsteiermark Speiche 4 f. angegeben ; ndd. Synonyma sind Thieswalwe5 in Münster und Tönswalw'0 in Reckling- hausen. — In Luxemburg nennt man den Yogel wegen seiner Ruheplätze auf den Dachfirsten Leendecker6 m. (d. h. Schiefer- decker). 1 Thüringer Sprachsch. S. 104. 2 Zs. f. d. Phil. XXI, 208. — 3 Naumann-Hennicke IV, 232. 4 Unger-Khull 523. 656. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. XVII, 5. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 263. Schwalbe, hirundo. 88 Schwalben, II i ru n d i d idae. Schwalbe, hirundo. Ahd. Bwalwa: Sg. Nom. $uualuuua hirundo: cod. SGalÜ ■21-2. 248b. 8valuwa\ Prisciani instit 128,7: Qm. 280A, 22b. sualuuua: aldhelmi Aenigm. 268, 2^\: cod. SGalli 242, 82. cod Bern. Trevir. f. L12b, suala uua: cod. Parisin. 9344 f. 42b. iuakuma: Esaias 88, 14: Clm. 19440, 296. iwtüawa: cod. Selestad 109b. V de volucr.Gll. Salomon. a 1. auaktuua: Vergil. 0.1, -'577: cod Parisin. 9314, 14a; aualiuua: cod. Berol. Ms. lat 4° 'Jlö, 26b. turaliwa: H. S. III, 17. suualeuua herodium1: Deuteronorn. 14, 16: COcLOxon Land. lat. 92, 21a. svalewa: Rotul. com. de Mttlinen Hein, tuualuua: Clm. It689 f. i7a. sualuua: cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. zoizzi- rondiu sualuua arguta hirundo: Vergil. G. I, 377: cod. Selestad sied un: Carmen de Philomela26: cod.'Vindob. 247, 223 a. swalwa: H. S. III, 17, XI a 2 b e. suala: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89a, cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 123b. — Gen. — sualauun: Esaias 38, 14: Clm. 18140, 107a. sualeuuun: Notker Cantic. Ezech. Reg. 14. sualiuun: Notker WCantic. Ezech. Reg. 14. Das Wort Schwalbe ist ein gemeingermanischer Vogel- name, vgl. ahd. swalwa, mhd. swalwe, andd. suala (cod. Oxon. Auct. F. 1, 16, 33 b in Ahd. Gll. II, 72424), mnd. swalewe, swale, nnd. swalwe, swale, mndl. zwaleive, nndl. zwaluu\ afries. suala = ags. swealwe, rae. swalowe, ne. swallow und anord. svala (statt *solm, Noreen Anord. Gramm.3 § 79, 8 und § 81 Anm.), dän. smle, schwed. svala. German. *swalwön- hat de Saussure in Memoires de la So- ciete Linguist, de Paris VI, 75 mit griech. (xXkuujv 'Eisvogel* verbunden, was lautlich gerechtfertigt ist (germ. Grdf. *sical$vvn), aus semasiologischen Gründen aber höchst bedenklich erscheint. Ganz unsicher ist auch die von Schade Altd. Wb.Il2, 900 f., Franck EtWb.S.1226f. und Falk und TorpEt.ordb.il, 326f. angenommene Verwandtschaft mit mhd. mnd. swalm 'Schwärm', lert. swalstiht 'sich hin- und herbewegen', griech. cdXoc 'unruhige Bewegung'; dabei bleibt übrigens der germanische tp-Lant vor dem Suffixe unberücksichtigt. In mehreren mundartlichen Varianten ist der alte Name 1 Offenbar hat der Übersetzer die Worte hirundo und herodius mit einander verwechselt. 24 Rauchschwalbe, hirundo rustica. in ganz Deutschland fast die einzige Bezeichnung des Yogels, vgl. alemann. Schwalm (aus swalw'n), westerwäld. Schwabelchen1, luxemburg. Schmielber, Schmirbel, Schmollef, Schmorbel Schmurbel, Schmier wel, Schmuelmesch2, ndd. Swale, Schwdlke, Swöoegelke3, Swäoelke3, Swäfelk, Sivallig, Sweigelk^ usw. In Steiermark führt die Schwalbe den Namen Muttergottes- vogel 5. Rauchschwalbe, hirundo rustica. Yon den drei Schwalben arten, welche in Deutschland nisten, hat die Rauchschwalbe durch ihr zutrauliches Wesen in ganz besonderem Grade die Gunst des Menschen erworben. Zum ersten Mal ist der Ausdruck Rauchswalbe6 bei Trochus (im J. 1517) bezeugt7, wo er mit ecaminariaa glossiert wird; Popowitsch8, der den Namen aus dem Eichsfeldischen kennt, deutet ihn daraus, daß der Vogel in Küchen nistet. Daher heißt er bei Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 82 außer Bauch fchwalbe auch Paarerfchivalbe (Bauernschwalbe), Küchen-Schivalbe. Die Luxemburger nennen ihn Schäschtechschmuelef9 (d. h. Schornsteinschwalbe) und Ka- meinebotzert9 m. (d. h. Kaminputzer). — In vielen Gegenden ist die Rauchschwalbe mit dem Namen Hausschwalbe bekannt. In dem Regiment der Yögel von H. Sachs (1531) Y. 230 wird die Haußschwalb erwähnt, Gesner (1555) S. 528 bezeugt den Aus- druck Hußfchwalm für seine Heimat, das Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 521 gibt Rauch fchwalm und Haußfchwalm nebeneinander. Bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S.F2a, Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 286, Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 65 und Po- powitsch a. a. 0. ist Hausfchwalbe ebenfalls die Benennung der Rauchschwalbe. In Steiermark wird sie wiegen des tief gefurchten Schwanzes das Spaltet, Spalkel10 oder die Gabelschwalbe10 genannt ; ein steirisches Dialektwort ist auch der Speik 10. 1 Kehrein 371. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 387. 388. 389. 3 Schambach 223. — 4 Danneil 217. — 5 Unger-Khull 466. 6 Der Ausdruck ist auch in Niederdeutschland üblich, vgl. Rök- swälk im Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 7 Diefenbach Glossar. S. 93 a. — 8 Versuch S. 526. 9 Wb. d. Luxemburg. Mundart 207. 375. 10 Unger-Khull 261. 521. 524. Stadtschwalbe, hirundo arbica, chelidonaria arbica. 36 Die rotbraune 8tirn und Kehle haben «lern Vogel den Namen Blutfchuxübe eingetragen, den Popowitech als fränkisch angibt Schwenkfeld a. a, 0. beziehl auf diese Schwalbenarl die Be- nennung Gtibelfchuxxlbe^ die sonst von der folgenden An ange- wendet wird. In Sibers Gemma (1579) und der Ausdruck Matcrfchtoalbe, der gewöhnlich \..n der Turmschwalbe gilt, auf die Rauchschwalbe bezogen. Stadtschwalbe, hirundo arbica, chelidonaria arbica Die Stadtschwalbe ist kleiner als die Rauchschwalbe; ihre Oberseite ist stahlblau gefärbt, die Unterseite und der Bürzel sind weiß. Dieses Weiß s Gefieders hat den österreichischen Namen Weissärschel (Popowitsch Versuch S. 526) veranlaßt, dem im Zillertal Blekarsch1 (zu ahd. blecchen Veiß schimmern') ent- spricht; der Plickstertz, der in H. Sachs' Gedicht Begim. der Vögel (1531) V. 198 mit der Heiibellerch tanzt, wird auch die Stadt- schwalbe sein. Turner Avium hist. (1544) S. F 2 a nennt diesen Vogel Kirch- fwalbe, ebenso führen Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F2a Kirch fcluvalbe in derselben Bedeutung an. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 288 zählt die Synonyma Leimfchwalbe, Lauben- fchivalbe, Fenfterfchiralbe, Dachfchivalbe auf. Diese Namen nehmen alle Bezug auf das Nest, welches die Stadtschwalbe in Fenster- nischen und unter der Dachrinne anlegt und bis auf ein kleines Schlupfloch zumauert. Den Namen Spire teilt die Stadtschwalbe mit dem Mauer- segler. Gesner, in dessen Heimat die Benennung den letztge- nannten Vogel bedeutete, nennt in Hist. avium S. 544 ohne genauere Ortsangabe die Ausdrücke Murfpyre, Münfierfpyre, Murfchwalbe und nach G. Agricola Berg fcluralben inj ffe Spuren im Sinne von Stadtschwalbe. Popowitsch a. a. 0. kennt Spir- fchwalbe nur in dieser Bedeutung, und nach Unger-Khull S. 523 soll die Speier in Obersteiermark ebenfalls die 'hirundo urbica' bezeichnen. Vgl. auch S. 20 f. Nach Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10 heißt die Stadtschwalbe in der Germersheimer Gegend Drecksteier; schon 1 Nemnich Polyglottenlexicon II. 164. 26 Uferschwalbe, hirundo riparia, clivicola riparia. bei Pinicianus Prompt. (1516) S. C 3a begegnet der Name Steyr in der Bedeutung Uferschwalbe. In Steiermark wird die Stadtschwalbe Schmelcherl1 n. ge- nannt. Eine einfachere Form des Vogelnamens, dessen Demi- nutivform hier vorliegt, ist steir. Schmelche l f. 'Singdrossel', das offenbar auf ahd. *smelihha beruht und als Ableitung vom Adj. smal 'klein' aufzufassen ist; die Bildungsweise ist dieselbe wie in Belche aus ahd. belihha 'Blässhuhn'. Die Benennung wird auf die genannten Yogel bezogen, weil diese im Verhältnis zu an- deren Arten derselben Gattung klein sind. Vgl. auch S. 95. In Mederdeutschland kennt man die Stadtschwalbe auch unter dem Namen Stenswalwe2. Uferschwalbe, hirundo riparia, clivicola riparia. Die Uferschwalben haben den Namen3 von ihren Nist- plätzen erhalten, zu denen sie lehmige Uferwände und Sand- gruben wählen. Zuerst wird der Ausdruck von Turner Avium hist. (1544) S. F2a belegt: "Germani eyn Über fwalbe aut Speiren nominant", danach Vberfchwalben bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S.F2 b, Uferfchwalbe in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 65. Ein Synonymon ist Erdschwalbe, das Klein Hist. avium prodr.(1750) S. 83 und Popowitsch Versuch (1780) S. 526 aus anderen Quellen belegen ; schon im Elbinger Vokab. 741 ertswale (Berneker Die preuß. Sprache S. 244). Aus Österreich führt Popowitsch a. a. 0. den Ausdruck Gestatten fchwalbe an, der eine ähnliche Bildung wie ags. stoeßswealwe (= ripariolus) ist. Weitere Syno- nyma sind Feelfchwalm (wohl für Felsfckwalm) und Waffer fchwalm bei Gesner Hist. avium S. 545; bei Klein und Popowitsch a.a.O. Waffer fchwalbe, heute in Luxemburg Wdßerfchmirbel^ und Grond- schmuelmesch 4 (d. h. Grund-, Bodenschwalbe). Golius Onomasticon (1579) Sp. 292 nennt die Uferschwalbe Speir fchwalb ebenso wie Turner (s. oben); Gesner glaubt, daß dieser Name in Nieder- deutschland von der Uferschwalbe, auf hochdeutschem Gebiet von der Turmschwalbe angewendet wird. 1 Unger-Khull 547. — 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 3 Ndd. Oewerswalwe, Korrespondenzbl. a. a. 0. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 156. 478. Specht, picus. 27 Eine ursprünglich Lokale Benennung isl das Worl Ilhein- dchuxdbe, das sich aus den Rheingegenden dann weiter verbreitet hat. Das Btrassburg. Vogelb, r. J. L554 7.52] erwähnt anter den Schwalbenarten die Rhein fchwalmen, and Gtesner(8.54 t) kennt den Ausdruck Ehynvogel ebenfalls als Straßburger Dialektwort Aber auch H;ms Sachs ist der Name geläufig, denn im Etegim. der Vögel (1531) 7.76 tritt die Reinschtoalb au£ Schwenkfeld, Klein, Popowitsch u. a. verzeichnen den Aufdruck Rheinfchuxdbe unter den Synonyma für die Uferschwalbe. In vielen Gegenden wird der Xame alter v.>n den Seeschwalben gebraucht, die in den Rheingegenden wegen ihrer schwalbenförmigen Gestalt auch Spirschwalben genannt werden. Bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 2 b sind die Reinfchwalben oder Spir fchivalben (marinae aves) gerade die Seeschwalben. Dasypodius (1535) S. C lb setzt die Reinschwalben ebenfalls den Spiren gleich, ohne daß es recht klar ist, welche Vogelart er meint. Vgl. noch Nachtschwalbe 'Ziegenmelker', Vttemchwalbe eder schwarze Storch*. IV. Spechte, Picidae. Specht, picus. Ahd. speht: Sg. Nom. — speht picus: Clm. 14747 f. 63a.merops : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a. loaficus. et picus. unum sunt, i.: cod. Bonn. 218, 62 b. merops: Carmen de Philomela43: cod. Vindob. 217, 223 a. Prudent. Contra Symmach. I, 23k cod. Bruxell. 9968, 119 d. Clm. 14689 f. 47 a. Versus de volucr. H. S. III, 17, fron- dator: XI b. meropes : Gll. Salomon. a 1. cod. Selestad. f. 110 a. cod. Vindob. 804 f. 185 b. spfht picus, unus deorum ( ) pica dicitur agalstra : Prudent. Contra Symmach. I, 234: cod. Parisin. nouv. acquis. 241, 165 a, Clm. 14395, 171b. speht t boumfrosc frondator: Vergib E. I, 56: cod. Berol. Ms. lat. 4<> 215, 2b. speht t hehera: H. S. XI d. g. speth. t hehara: cod. SGalli 299, 26. speth: Comment. Anonymi in Vergib A. VII, 48: cod. Oxon. Auct. F. 1. 16, 98 b. Versus de volucr. fron- dator: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124 b, sphet: cod. Parisin. 99 42 b. spect' picus. inde pica aga : cod. Bruxell. 10072 f. 88 b. spe't: Horat. Carm. III. 27, 15: cod. Parisin. 931"). 27a. spet : H. S. III, 17. vespet1: cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 123 b. speJUe: Versus de volucr. H. S. XI a 2 1 = vel speht ? (Steinmeyer). 28 Specht, picus. (12. Jh.), e (1 Hs. 12. Jh.). speh: cod. SGalli 299 p. 33. spfh: Prudent. Contra Symmach. I, 234: cod. Colon. LXXXI, 99b. — Dat. — spehte at hehera perdix. auis similis colore pico : Regum I, 26, 20 : Clm. 19440, 105. Ableitungen und Komposita. — spehteszunga 'Pflanzen- name'. scehteszunga pici lingua: Rotul. comit. de Mülinen Bern. Den Namen Specht hat das Deutsche nur mit den skan- dinavischen Dialekten gemein. Es entsprechen dem ahd. mhd. speht, mnd. specht m. im Altnordischen spcetr, dän. spette, in nor- wegischen Dialekten spetta und spett, auch hakke-spet = schwed. hackspett. Im Englischen ist speight kein heimisches Wort, son- dern stammt aus dem Deutschen; der angelsächsische Ausdruck war fina. Auch das niederländische specht wird von Vercoullie Et. Wb. S. 270 und Kluge Et. Wb.6 S. 369 als eine Entlehnung aus dem Hochdeutschen betrachtet, während Franck Et. Wb. S. 930 es für einheimisch hält. Der Name ist verschieden gedeutet worden. Ältere Ety- mologen, wie Grimm KL Schriften I, 267, Schade Altd. Wb. IP, 849 und Weigand Wb. II4, 753, dachten an Zusammenhang mit ahd. spehön 'spähen', wobei verschiedene Gesichtspunkte hervor- gehoben wurden : der Specht sei der spähende, d. h. weissagende Yogel oder der Yogel, der die Insekten in der Baumrinde erspäht. Nach einer anderen Auffassung wäre der Specht eigentlich als bunter Vogel benannt. So stellte schon Pott Et. Forsch. I, 235. II, 600. 602 und KZ. VI, 31 f. ahd. speht zu lat. picus eSpecht', pica 'Elster' und erblickte die Grundbedeutung des Vogelnamens in lat. pingo 'male', griech. ttoikiäoc 'bunt'. Andererseits hält Kluge a. a. O. Verwandtschaft mit ags. specca 'Fleck' für möglich, wobei lat. picus doch wohl fern bleiben müßte; ebenso zieht Tamm Et. ordb. s. v. hackspett das ags. Wort und dän. spcette 'Fleck', rßdspcette 'eine Art Flunder mit roten Sprenkeln' zum Vergleich heran. In der Zs. f. d. Wf. II, 285 f. versucht Much diese Ansicht durch neue Beweise zu begründen, indem er auf die Rindernamen Spicht im Salzburgischen und Specht, Spöcht in Kärnten hinweist, wo die alte Bedeutung 'bunt' noch zutage trete; es handelt sich aber hierbei höchst wahrscheinlich nur um eine Übertragung des Vogelnamens. Specht, pico«. 96 bd die Etymologie, wonach der Specht wegen des honten Gefieders den Namen halte, könnte man bemerken, dafi sie auf die kleinen Spechtarten Bezug nimmt, weniger auf den Grünspecht und 73, 123 b. grunispet picus : Vergil. A. VII, 189: cod. Parisin. 9344, 116b. grvnspechto: Gll. Salo- mon. c: cod. mus. Britann. 18379, 109b (13. Jh.). cruonspheto: cod. Florentin. XVI, 5, 141a (13. Jh.). grünspeht e loaficus: HS. XI a 2 (1 Hs. 12. Jh.), grvnspech: b (1 Hs. 13./14. Jh.), grvnspech laoficus: g (1 Hs. 12. Jh.). grunespech: Clm. 14584 f. 118a (14. Jh.). — PI. Nom. grvonspehta : Vergil. G. IV, 14 : Clm. 18059, 175 c. 1 Staub-Tobler IV, 1119. 2 Steir. Wortsch. 55. 56. — 3 D. h. gruonspecht. Grünspecht, picua viridis. 88 Mit dem altüberlieferten Namen ls1 der Grünspecht heute in den meisten Gegenden bekannt, wo das Wort Specht noch erhalten ist; Popowitsch nennt \<>n diesen Gebieten Sachsen, Franken \uu\ Wetterau. Der Vogel verrat seine Anwesenheit schon ans der Ferne durch Beinen hellen Ruf, der an da- Wiehern eines Pferdes erinnert und daher den Ausdruck Wieherspecht hervorgerufen hat. Diesei- auffällige Ruf wird als Zeichen bevorstehenden Ungewitters aufgefaßt \\\u\ ist die Veranlassung gewesen zur Entstehung der Benennung Windracker, welche in Altmari vor- kommt Nach Danneil Wb. S. 247 heißt der Grünspecht hier auch Schreiheister (zu Heister 'Elster') und bei den Bienenwirten hnmcmvidf weil er im AVinter den Bienen in den Körben nachstellt. In den Benennungen Immenivolf Bienenwolf hat Grimm (Wörterbuch I, 1820) eine uralte Bildung von dem Typus Beo- wulf zu erkennen geglaubt und nach der Angabe Danneils konnte man in der Tat geneigt sein, den Ausdruck für volkstümlich zu halten. Doch ist der Name sicher eine ganz junge gelehrte Bildung, die von Gesner erfunden ist. In seinem Vogelbuche (1555) S. 575 i. schildert er den im südlichen Europa brütenden aber in Deutsch- land und in der Schweiz seltenen Bienenfresser (merops apiaster), für den er Namen aus den romanischen Sprachen anführt. Unter diesen Ausdrücken nennt er auch das napolitanische Dialektwort lupo de Vapi und nach diesem hat er den deutschen Ausdruck Imbenwolff gebildet, den er übrigens ausdrücklich als erfundenes Wort bezeichnet. Auf Gesners Autorität hin hat sich die Neu- bildung bald weiter verpflanzt; Golius Onomasticon ( 1 579) Sp. 293 übersetzt 'merops' mit 'Grünfpecht oder ein Immen wol ff , ebenso Junius Nomenciator (1581) S. 58a, Chytraeus Nomenciator (1582) S. 374 u. a. In Spangenbergs Ganskönig V. 124 figuriert Immen- wol ff unter anderen Vogelnamen. Klein Hist. avium prodr. (1750) 8. 111 führt Imb-Wolff mit derselben Bedeutung wie Gesner an. Eine steirische Bezeichnung des Grünspechts ist Grün- nigel1 m., das eine ähnliche Bildung wie Saunigel (als Schimpfwert) ist; in der Schweiz heißt der Yogel Baumbicker-, vgl. S. 30. 1 Unger-Khull 311. — 2 Staub-Tobler IV, 1120. Suolahti, Vogelnamen. 3 34 Rotspecht, picus major, dendrocopus major. Rotspecht, picus major, dendrocopus major. Im Verhältnis zu den beiden großen Spechtarten spielen die Buntspechte in der Volksvorstellung eine untergeordnete Bolle. Sie werden meistenteils nach der gesprenkelten Farbe benannt und in der früheren ornithologischen Literatur nur teil- weise als besondere Arten von einander unterschieden. Die Benennung Rotfpecht, welche auf die roten Scheitel- und Schwanzfedern der Buntspechte zielt, findet sich zuerst belegt bei Pinicianus Prompt. (Auszug v. J. 1521) S. C 4 b, dann im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 424 und bei Gesner Hist. avium (1555) S. 684 (nicht aus der Schweiz), Roth- oder Bunt- Specht in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 58. — Das Synonynion Elster- fpecht wird zuerst von Turner Avium hist. (1544) S. H 5 b, dann von Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F6a bezeugt. Gesner a. a. 0. S. 680 teilt auch die schweizerische Namensform Aegerft- fpecht (Agerftenfpecht) mit und erwähnt den Ausdruck Wyßfpecht; Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 339 verzeichnet ebenfalls Elfter Specht! Weis Specht. Popowitsch, der a. a. 0. den Namen Bunt- fpecht für den normalen hält, gibt die Variante Atzelf pecht aus der Wetterau. — Im Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 423 wird der Ausdruck Schilt fpecht genannt, der gleich Buntspecht ist; in Vogelnamen bezeichnet Schild (in der Bedeutung 'Flecken') öfters die bunte Gefiederfarbe, vgl. Schildamsel, Schildkrähe, Schildhahn. Nach Martin-Lienhart II, 904 heißen die Buntspechte in Wald- hambach (im Elsaß) Ziemer m. (d. h. Drossel), was ebenfalls durch die Gefiederfärbung veranlaßt ist; in Sulzmatt nennt man sie Krüzvögel 1 . Die obengenannten Namen werden nicht allein von dem Kotspecht, sondern auch von den übrigen Buntspechten, vor Allem vom picus medius (dendrocopus medius) angewendet. Mehr- deutig ist Gras fpecht, das bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 6 a auf den Kleinspecht (picus minor, dendrocopus minor), von Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 338 in der Form Gräfe Specht auf den Grünspecht bezogen wird. Beide Spechtarten bewegen sich oft auf dem Boden im Gesträuch und Gras. — In 1 Martin-Lienhart I, 100. Wendehals, jyni lorqnilla. Ostermanns Vocab. (1591) S, 333 wird der Kleinspechl ■.• seiner Winzigkeit MeiflmfpschÜen (d h. Ifeisenapechtlein) genannt Wendehälse, Jyngidae. Wendehaie, jyni torqnilla. Sein. mi Namen hat der Vogel von den eigentümlichen Geberden bekommen, welche er mit dem schlangenartig dreh- baren Halse ausführt. Im IG. Jh. ist die Form Windhals (zu winden, im Bind, wint-halsen eden Hals drehen') in Oberdeutschland öfters bezeugt: in H. Sachs' Regim. der Vögel (1531) V. L26 der Windhals, im Strassburg. Vogelb. v. J. 15 öl V. 444 Windthals, in Gesners Hist. avium (1555) 8.552 und bei Golius Onomasti- con (1579) Sp. 292Windhalß. Aus Mitteldeutschland ist Winth als durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 4a bezeugt, aber die Bedeutung des Namens ist den Glossatoren nicht klar. Die eigentlich mitteldeutsche Form scheint Wendehals zu sein; Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 356 bezeichnet sie als schlesiseh. und aus Sachsen wird sie durch Sibers Gemma (157!*) 8.40 und Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 59 bezeugt. Ein Syno- nymon ist Trdehalß bei Gesner a. a. 0. Heute im Elsaß Dräj- hälsel1 n., Renkhälsle, Wildhälsle n., Windhals 2, in Luxemburg Dreihälsjen'3 m., in Preußen Drehhals*, auf Helgoland Drdiervink5. Andere Namen sind durch den Vergleich des Halses mit einer Schlange veranlaßt. Bereits bei Gesner a. a. 0. werden mehrere Varianten: Naterhalß, Naterwendel, Naterzwang erwähnt; bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 799 Kap. CXIX die Natterwinde, in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 238 das Natterwindel. Von diesen Benennungen verzeichnet das preußische Wörterbuch Frischbiers II, 56 den Ausdruck Nattcrwendel m. (auch Matterwendel), der in Steiermark Natterwindel6 m. lautet; dazu Otterfink 7 im Sarntal (in Tirol). Von steir. Natterwindel verschieden ist Natterwidel 8 m., dessen zweites Kompositionsglied eine Ableitung von dem Natur- 1 Staub-Toblcr geben Träjhals mit der Bedeutung 'Wiedehopf. 2 Martin-Lienhart I, 328. — 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 70. 4 Frischbier I, 148. — 5 Frommann D. Mundarten III. 32. 6 Unger-Khull 473. — 7 Frommann D. Mundarten IV, 55. 3* 36 Nachtigall, lusciola luscinia, erithacus luscinia. laute des Vogels ist. JSTach Yoigt Excursionsbuch S. 178 klingt dieser ungefähr so wie man das Weidweidweid beim gewandten Vorlesen sprechen wird. Daher heißt der Wendehals in Girlan (in Tirol) Wid-Wid1. Wie der Kuf der Spechte, so gilt auch der des Wendehalses als Vorzeichen des Regens; daher der Name Regenbitter1 an der Grenze von Kärnten und Tirol. In der Mitte des April pflegt dieser Frühlingsvogel in Deutschland einzutreffen ; in der Schweiz ist er als Oster en- Pfiffer 2 bekannt 3. Als eifriger Nachsteller von Ameisen hat der Wende- hals in Lübeck den Namen Myrenjäger bekommen; vgl. nndl. mierenjager, frz. dial. fourmilier, engl. dial. emmethanter neben den allgemein geltenden Benennungen, die wie im Deutschen auf den drehbaren Hals Bezug nehmen. V. Sperlingsvögel, Passerinae. Erdsänger, lusciola. Nachtigall, lusciola luscinia, erithacus luscinia. Ahd. nahtagala: Sg. Nom. — nahtagala filomella : cod. Parisin. 12269 f. 58 b. nocticorax : cod. Carolsruh. Aug. CXI, 85 c. lvscinia : cod. SGalli 299 p. 33. Noctuam. id est que nocte uolat. I coruus marinus. siue vuuila. ut alii uolunt. alii lusciniarn uo- luerunt esse id est nahtagala. Nocturnus nahtram : Leviticus 11, 16: cod. SGalli 295, 126. 127, nahtagalah: cod. SGalli 9, 276. nathagala luscinia : cod. S. Galli 242, 248 b. achalantida id est auis : Commentar. Anonymi in Vergil. G. III, 338: cod. Oxon. Auct. F. 1. 16, 89 b. nahthrä t naht ig ala corax: cod.Vindob. 162, 20a. nahtigala: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 105 b. natigala*: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124. nachtigala luscinia: Gll. Salomon. a 1. nachtigal luscinia: Versus de volucr. naht egala luscia l filomela: Clm. 14747 f. 62b. nahtegala paruula [ales]: Aviani fabulae 21, 1: cod. Trevir. 1464, 263 a. Carmen de Philomela 3: cod. Vindob. 247, 222b. lusciniarn: Versus de volucr. luscinia: H. S. III, 17. XI a 2, nathegala: b : cod. Kilian. 47, 15 b. luscinia l philomela: Clm. 14689 f. 47a. nahtecala noctua: cod. 1 Frommann D. Mundarten IV, 55. — 2 Staub-Tobler V, 1084. 3 In England und Skandinavien spielt der Wendehals dieselbe Rolle als Verkündiger des Kuckucks wie der Wiedehopf in Deutschland; daher heißt er in englischen Mundarten cuckoos footman, cuckoos mate usw. (Swainson The Folklore S. 103), in Schweden göktyta, in Finnland käenpüka (d.h. Kuckucksmagd). — 4 Das mittlere a aus Korr. (Steinmeyer). Nachtigall, lusciola luscinia, erithacus Luscinia. 87 Vindob. 162, 35a. nachtegala de achalantide1. flvscinia: Aldhelmi Aenigm. 252, 26: cod. SGalli 242, 26. Lusciniam: Servius in Vergil. E. VI, 78 (II, 141 L): cod. Lips. civ. Rep. I. 36b, L9b. nahtegalle luscinia: H. S. XIa2: cod. Vindob. 2400, L06b. nahtegal lusciniam: Versus de volucr., filomenam: Versus volucr. Ivscinia: II. S. III. 17 (1 Hs. 12. Jh.), XI g (1 Hs. 12. Jh.) ». naht gala : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 0) S. 73 berichtet — die Sprosser als Nacht fehl dger von den ge- wöhnlichen Nachtigallen oder Tagschlägern unterschieden. Rotkehlchen, lusciola rubecula, erithacus rubeculus. Die Heimat dieses kleinen Waldsängers ist, den höchsten Norden ausgenommen, ganz Europa, und überall ist er mit Namen bekannt, welche die rote Farbe der Kehle und Brust hervor- heben, vgl. z. B. engl. Robin redbreast, schwed. rödhake. frz. rouge-gorge, ital. petti-rosso, russ. krasnoseiku usw. Die älteste deutsche Benennung ist ahd. rötil oder rötilo: cupude = rotil in Versus de volucribus,cupuda = rotilo in Heinrichs 40 Rotkehlchen, lusciola rubecula, erithacus rubeculus. Summarium in, 17. Außer dieser Bildung vom Adj. rot mittelst des - üa(n) - Suffixes, das hier wolü deminutiven Charakter hat, ist noch eine ling- Ableitung rüdelinc (in der Hs. rüdeline) belegt in cod. Oxon. Jun. 83, 4 (Ahd. Gll. III, 365 22) = nhd. Röthling (Ange- nehme Land- Lust (1720) S. 285). Den deutschen Worten entspricht im Angelsächsischen rudduc > me. ruddök, ne. dial. ruddock mit demselben Suffix wie in ahd. habuh und kramih. Auf ahd. rötilo beruht nhd. Rötete, ein alemannisches Wort, das im 16. Jh. bei Gesner Hist. avium (1555) S. 699 angeführt wird und in Fischarts Gargantua 308 begegnet1. Der einfache .Name ist in neuerer Zeit meistens zurückgetreten vor Kompositions- bildungen, von denen Gesner a. a. 0. Waldrötele und Winterrötele erwähnt. In Baiern und Österreich entspricht der Ausdruck Rotkropff bei H. Sachs Regini. der Yögel (1531) Y. 102, Rot- kröpflein bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 805 Kap. CXXI; auch Gesner verzeichnet a. a. 0. Rotkropff, Rotkröpfflin, Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 7a Rotkröpfflin. Popowitsch Yersuch S. 478 bezeichnet Rotkröpfel n. als österreichisches Wort, Unger-Khull S. 507 verzeichnen es aus Steiermark. In Mitteldeutschland (und im bairischen Dialekt) scheint eigentlich das schriftsprachliche Rotkehlchen heimisch zu sein. Turner Avium hist. (1544) S. H 8a liefert den ersten Beleg Röt- kelchen, darauf Rotkelchyn bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 7 a, Rotkälinden im Yocab. triling. (1560) S. 89, Rotkelchin in Sibers Gemma (1579) S. 43, Rottkählichen bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 345, das Rothkehligen in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 282. Yilmar Id. 331 gibt an, daß Rotkehlchen in Hessen vorkommt, Hertel Sprachsch. S. 198 bezeugt dasselbe für Thüringen, und Scham bach Wb. S. 166 führt Rddkelken aus der benachbarten niederdeutschen Mundart von Göttingen und Grubenhagen an. Dan. rMkielk 'Rotkehlchen* ist ein deutsches Lehnwort. In einigen Gegenden von Thüringen (Winterstein, Yogtei, Euhla) gilt anstatt Rädkelchen die Namensform Kälredchen2, die durch Umstellung der Kompositionsglieder zustande gekommen ist. Die gleiche Erscheinung ist auch in den Namen des Rot- 1 Martin-Lienhart II, 306. — 2 Vgl. Hertel 198. Blaukehlchen, lusciola Buecica, erithacus cyaneculos. 41 Schwänzchens zu beobachten and zwar in verschiedenen Mund- arten. Auf ostmitteldentschem Sprachgebiet erscheinen von dem Namen Varianten, die an den Eigennamen Kdte 'Katharina* anknüpfen: Rotkätchen1 in Sachsen, Rotkatel1 in Schlesien and im nördlichen Böhmen. Die weiteste geographische Verbreitung von allen Bezeich- nungen des Vogels hat der Name Rotbrust mit seinen Varianten. Zuerst ist dieser Ausdruck bei Turner a.a.O. belegt, darauf Rotprilftlin im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 630, UoibrufÜe bei Gesner a. a. 0. S. 699, Rotbruftlein bei Gtolius Onomasticon (1579) Sp. 294, Rothbrüftlein bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 376 usw. Heute ist die Benennung als Rotbrüstle, Rot- briixterle 3 im Elsaß, Rotbrüstel, Rotbrüstler, Rotbrüsteli und Brust- röteliv in der Schweiz üblich; in Luxemburg lautet der Name Routbröschtchen 5, in Hessen Rötbrüstchen G, in Altmark Rötböst, Rötbosk 7, iu Westfalen Rodbörstken 8, in der Grafschaft Ranzau Rödboss 9, im Ostfriesischen Rodborst je neben Gelbor st je l0 (d. h. Gelbbrüstchen), im Nordfriesischen Gülbük u (d. h. Gelbbauch). Weitere Synonyma derselben Art wie die vorigen sind Rothälseli12, Rotgügger12 (Gügger 'Gimpel3) und Rökle f., Rekli, Rekelti12 (vgl. Röki 'starke Röte', roken esich röten') in der Schweiz, Routschatzla13 in Schlesien. — Gesner berichtet in Hist. avium S. 700, daß die Vogelsteller seiner Heimat eine Art Rotkehlchen Kdtfchrötele nennen. In der Schweiz werden einige Namen des Rotschwänzchens auch vom Rotkehlchen gebraucht. Blaukehlchen, lusciola suecica, erithacus cyaneculus. Weit weniger bekannt als das Rotkehlchen ist sein Vetter, das Blaukehlchen, welches den Namen dem schönen blauen 1 Albrecht Die Leipziger Mundart S. 193. 2 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 41, Zs. f. d. Phil. XXI, 210. 3 Martin-Lienhart II, 200. — 4 Staub-Tobler V, 864. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 365. 6 Vilmar 331. — 7 Danneil 175. — 8 Woeste 217. 9 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 10 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111. — 11 Johansen Nordfries. Spr.S. 119. 12 Staub-Tobler II, 197. 1209. VI, 842. — 13 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. 42 Rotschwanz, ruticilla. Kehlfleck verdankt, der durch ein schwarzes und ein rostrotes Band von dem heller gefärbten Bauche geschieden wird. Mitten auf der blauen Brust tritt ein ganz weißer Stern hervor, der die Farbenschönheit des Yogels noch erhöht. Auf diese eigen- tümliche Färbung bezieht sich der Ausdruck Wegflecklin, den Gesner Hist. avium (1555) S. 793 aus Straßburg kennt. In der deutschen Bearbeitung des Vogelbuches durch Heuslin wird der Name wohl richtig gedeutet: "Der teutsch namen ist im vom weg her gegeben : dann es in wegen, ackeren stets sitzt; anders- teils von der blauwen masen der brüst". Allerdings wird diese Erklärung von Staub und Tobler I, 1190 angezweifelt, die unter Hinweis auf Wegesterz 'Bachstelze3 den Namen mit wegen 'be- wegen' verknüpfen möchten. Aber für die Kichtigkeit der Heuslinschen Auffassung spricht der Yogelname Erdfleckel im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 Y. 434. Die Namen Erd-Fleckel und Wegflecklin beruhen wohl auf einer älteren Zusammensetzung Fleck-Kele, Fleck-Kelin (d. h. Fleckkehlchen), die eine ähnliche Bildung wie Rotkelin ist. Das Kompositum ist aber dann als Fleckel 'Fleckchen' aufgefaßt worden, und daraus erklärt sich die Bildung Weg fleck im Strassburg. Yogelb. Y. 432. Auch andere Namen des Yogels sind genaue Parallelen zu denen des Rotkehlchens, Ygi.Blaubrüstli, Blänwerli1 in der Schweiz, Blaukropf2, Blaukröpf et2 n. in Steiermark, Blöbröschtchen 3 f. in Luxemburg, hochd. Blaukehlchen (in der Angenehmen Land- Lust (1720) S. 122 "von etlichen Blaukehligen genennet") = ndd. Bldgkelken 4 in Göttingen und Grubenhagen; auf Helgoland nennt man ihn Blauhemmelvink 5. — Im Münsterkreise heißt das Blaukehlchen Knechtvügelken 6, wohl weil der Yogel im Herbst auf Kartoffel- und Krautfeldern sich aufhält; übrigens gilt der Ausdruck auch vom Rotkehlchen. Rotschwanz, ruticilla. Den Namen Rötele teilt der Rotschwanz mit dem Rot- kehlchen. Im Gegensatz zu diesem, dem Winterrötele, heißt 1 Staub-Tobler V, 864. — 2 Unger-Khull 90. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 36. — 4 Schambach 25. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. Rotschwanz, ruticilla. !•"» jener bei Gesner (1555) 8, 699 Summerrötele, "weil ei beim Herannahen des Winters wegzieht oder sich versteckt". Als schweizerischen Ausdruck nennt Gesner Doch llnßrotele, das BT ans dem Aufenthalt dr* Vogels in der Nähe der EäUSei und in Gärten erklärt In den heutigen schweizerischen Mundarten ist Hüaröteli oder — mit Qmsteilung der Kompositionsteile Röthüserli1 die allgemein übliche Bezeichnung für Elotschwänze (und Rotkehlchen), daneben auch Baumröteli, Dachröteli1 und umgestellt Rotdacheli1, ferner Räkle, RSkH, Rekelti (s. 8. 41). Im Elsaß kommt neben Husröterle2 (in Reichenweier) die Be- nennung Hassel f. (in Oltingen im südlichsten Elsaß) vur, die bei Martin und Lienhart T, 386 (mit Fragezeichen) als 'Hausseele' gedeutet wird. Vielleicht liegt hier eine Umdeutung von *Hüserle vor, die eine Kompromißform von R6thüse(r)li und Rötele sein könnte. Aus Deutschland kennt Gesner den Namen Rotfchwentzel durch seine Straßburger Korrespondenten, und ein direktes Zeugnis aus dieser Gegend ist Rotfchwentzlin im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 631 f.; in den heutigen elsäss. Dialekten Rotfchwänzle, Rotschivänzel n., Rötschwanzer m., Hüsrötschuänzele'2 . Der Ausdruck ist auch in Mitteldeutschland stellenweise volkstümlich; Hertel Sprachschatz S. 198 bezeugt ihn für die Yogtei, und Schambach Wb. S. 166 führt aus dem benachbarten niederdeutschen Dialekt in Göttingen und Grubenhagen Rdd- fwenfeken an. Von älteren Autoren verzeichnen Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 346 Rottschwanz und der österreichische Ver- fasser der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 285 Rothfchväntzlein (heute Roatschivenzle* in Sette Communi). Die Bezeichnung des Vogels als 'Rotschwanz' ist in allen Gegenden Deutschlands geläufig, aber die Namensform variiert je nachdem welches Synonymon für den zweiten Kompositions- teil in der betreffenden Landschaft gilt. Aus der Gegend um Frankfurt am Main nennt Gesner die Variante Rotzagel wrelche auch in Salzungen (in Thüringen) als Rodzäel (Dem. RodzMche)4 1 Staub-Tobler II, 1748. V, 864. VI, 842. 2 Martin-Lienhart II, 305. 528. 3 Frommann D. Mundarten IV, 54. — 4 Hertel 198. 261. 44 Hausrotschwanz, ruticilla tithys. vorkommt. Die Ruhlaer Mundart hat wie beim Namen des Rot- kehlchens (s. S. 40) die beiden Kompositionsteile umgestellt, so daß der Name hier Zälroden 1 lautet. In Turners Avium hist. (1544) S. H8a wird das Rotschwänzchen eyn Rötftertz genannt, danach Rot- ßertz bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 7a; Golius Onoma- sticon (1579) Sp. 294 führt Rotfchwenzlein I Rotftertzlein vielleicht nach Gesner an. Für die niederdeutsche Lautform Rotstert hat Diefenbach Glossar. S. 230 a zwei frühe Belege aus dem Anfang des 16. Jhs., Gesner kennt sie aus Murmelius ; Junius Nomenciator (1581) S. 60 a verzeichnet Rootftertken als niederländisches Wort. Heute ist R6(d)stert in Niederdeutschland allgemein2; Hertel Sprachsch. 198 bezeugt Rudsderze für Altenburg in Thüringen. Wie sich der Vogelname Rotschertz in H. Sachs' Regim. der Vögel (1531) V. 197 zu der vorhin benannten Benennung verhält, ist schwer mit Bestimmtheit zu entscheiden, da die Be- deutung des Namens nicht feststeht und andere Zeugnisse dafür fehlen. Aber die Umgebung, in welcher der Vogel in dem Ge- dichte erscheint, läßt vermuten, daß es der Gartenrotschwanz ist. Wenn das Wort einfach nicht für Rotstertz (: Plickstertz) verdruckt ist, so liegt die Annahme an eine Umdeutung nahe. Zu den vorhinerwähnten Namensvarianten gesellt sich noch Rotschwaferl oder Rotschiveiferl (d. h. Rotschweifchen) in den östlichen Alpen3, in Tirol auch Roatvogl^. Nach Gesner Hist. avium (1555) S. 699 sollen die Rot- schwänze irgendwo auch Wynuögele genannt werden. Hausrotschwanz, ruticilla tithys. Die ältere ornithologische Literatur trennt die beiden Rot- schwänze nicht als besondere Arten von einander, und in den heutigen Mundarten werden sie auch oft mit demselben Namen benannt. Das enge Zusammenleben mit dem Menschen hat dem Hausrotschwanz den Namen eingetragen, dessen schweizerische 1 Hertel 198. 261. 2 Vgl. Woeste 218, Schambach 166, Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 1. 5. — 3 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. 4 Frommann D. Mundarten IV, 54. Hausrotachwanz, raticilla tiiliys. 16 Form Hüsroteli bereits erwähnt wurde; aus demselben Vot- Btellungskreise ist auch Dachröteli hervorgegangen. Zu diesen gesellen sich die Ausdrücke Dachgrätzer1 (zu grätzen 'mit spreizten Beinen ausschreiten') and Dachspatz1 aus dem Elsaß; ii Husduper m. vgL Martin-Lienharl Wl>. d. eis. IIa, II. 702. In den südöstlichen Gegenden ron Deutschland ist der ! mit Namen bekannt, «Ii'- mil dem Worte Brand zusammen- hängen. In Steiermark (Wechselgebiel und Brnstal) nennt man ilm das Branderl oder Brandvogel9; in Kärnten der Branter*, in Tirol das Brantele\ in Baiern der Prandvogel (11. Sachs Regim. der Vögel V. 196), das Rotbrändelein \ im schwäbischen Tirol dos Brandelein9. — Man hat dir Namen in Zusammenhan bracht mit der abergläubischen Vorstellung-, daß das Rotschwänz- chen, wenn man ihm etwas zuleide tut, das Feuer in das Haus bringt; das Brandzeiserl, welches in Unger-Khulls Steir. Wortsch. S. 109 als sagenhaftes und geheiligtes Vöglein erwähnt wird, ist offenbar das Rotschwänzchen. In diesem Aberglauben ist jedoch die Feuersbrunst nichts Charakteristisches; denn das Unglück kann nach anderer Version auch in anderer Form das Haus treffen, z. B. so, daß die Kühe rote Milch geben usw. Die oben- genannten Namen des Rotschwänzchens haben nichts mit mytho- logischen Vorstellungen zu tun, sondern erklären sich aus der schwarzen Brustfärbuug des Vogels, die ihm in Baiern den Namen Brandreiterl und in den Alpen die Benennung Bussvogel7 verschafft hat; vgl. auch die Namen des Gartenrotschwanzes. Es ist eine ganz gewöhnliche Erscheinung, daß man schwarz- gefärbte Tiere mit Russ, Kohle, Brand vergleicht und sie danach benennt; so heißt der schwarzgefärbte Fuchs Brandfuchs, die schwarzgezeichnete Meise Brandmeise, die schwarze Seeschwalbe und der Auerhahn Brandvogel, die Amsel Kohlamsel, der Rabe Kohlrabe. Ein steirischer Name des Hausrotschwänzchens ist Mar- vogel (aus ahd. *marah-vogel Tf erdevogel' ?) bei Unger-Khull S.450. 1 Martin-Lienhart I, 287. II, 552. — 2 Ungor-Khull 10S. 3 Lexer Kämt. Wb. S. 38. — 4 Frommann D. Mundarten IV, 54. 5 Schmeller-Frommann I, 360 f. — 6 Fischer I, 1317. 7 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. 46 Gartenrotschwanz, ruticilla phoenicurus. Gartenrotschwanz, ruticilla phoenicurus. Dieser Name, durch welchen man in der Wissenschaft die ruticilla phoenicurus von ihrem nächsten Verwandten zu unter- scheiden pflegt, erklärt sich aus der Yorliebe des Vogels für Obstgärten, worin alte Bäume sind. Dem ungenannten Verfasser der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 287 ist der Ausdruck Garten-Roth fchiväntzlein bereits bekannt. Im Gegensatz zu dem Hausrotschwanz, dessen eintönige Laute kaum Gesang genannt werden können, ist der Gartenrot- schwanz ein guter Sänger; daher wird er in Luxemburg als Stenuechtegeilchen 1 f. (d. h. Steinnachtigällchen) von dem Rout- schwänzchen 1 m. unterschieden. Der Vergleich mit der Nachtigall tritt schon zutage in den Ausdrücken B aumnachtg dllin \ Hol- nachtgällin (Ein Rotfchwänzlin), die in Ostermanns Vocab. (1591) S. 337 begegnen; der letztere Ausdruck bedeutet Höhlen- nachtigair und bezieht sich auf das Nisten des Vogels in Baum- höhlen. Die Benennung Baum nacht gallen wird auch von Henisch Teutfche Sprach (1616) Sp. 219 im Sinne von Rotschwanz er- wähnt; daneben steht als Synonymon Baummifch, das als Baum- müsch (ahd. *boummusca) = Baumsperling zu verstehen ist. — Das steirische Dialektwort Hollerrötel2 m. u. n. ist = Hollunder- rötel (zu steir. Holler). Der Lockruf des Gartenrotschwanzes hat mit dem des Haus- rotschwänzchens große Ähnlichkeit; Voigt Excursionsbuch S. 36 umschreibt ihn mit "fuid teck teck teck". In der Schweiz deutet man dies als eine Warnung "Hüete dich ! Hüete dich ! 3" und stellt es in Zusammenhang mit Unglücksfällen, die der Rot- schwanz dem Plünderer seines Nestes bringen kann. Nach Dan- neils Wb. S. 88 wird das Locken des Gartenrotschwanzes in Alt- mark als £Hüt-dick-dick-dicks aufgefaßt und der Vogel daher Hütik oder Hüting genannt. Dieser Name ist auch in der ost- friesischen Mundart üblich4. In Preußen hat der Ruf — wie Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 77 bezeugt — dem Rotschwänz- chen die Benennung Saulocker eingetragen, "weil er also fchmatzet, wie die Landleute, wenn sie die Schweine zum Troge rufen; 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 366. 424. — 2 Unger-Khull 353. 3 Staub-Tobler II, 1748. — 4 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. Gartenrotschwanz, ruticilla phoenicurus. \ , welches er thüt, l'o lange die Jungen noch anter feiner Pflege find"1. Bin Synonymen ist Koschkdocker*, 7gL Erischbier Preuß. Wh. i, U2 f. In Ther. Sil. (1603) 8. 346 nennt Schwenkfeld als Bchle- Bische Bezeichnung des Rotschwanzes den Ausdruck Wüßling; für Sachsen wird derselbe durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 7a und für die Nürnberger Gegend durch II. Sachs Etegim. der Vögel (1531) V. 104 bezeugt. In diesen ostlichen Gegenden Deutschlands ist der Name auch heute in verschiedenen Varianten üblich: in Schlesien als Wustlig 9, im nördlichen Böhmen als Schwär zw istlich* m., in Sachsen als Rotwispel'6. Bei Naumann- Hennicke I, 56 werden für den Vogelnamen drei Etymol* als möglich hingestellt: 1) Das Wort könne in der Form Wüstling ursprünglich sein und sei auf den Aufenthalt des Rotschwanzes bei öden Ruinen usw. zurückzuführen ; 2) es könne mit dem engl. Yerbum ivhistle 'pfeifen' zusammenhängen; 3) der Name könnte aus dem Slavischen stammen und mit dem böhmischen Dialektworte Chcistek identisch sein. Die letzte Annahme ist wrohl die richtige. Das Fehlen des Ausdrucks im Westen des Landes und die divergierenden Namensformen in den östlichen Mund- arten, von denen einige kein deutsches Aussehen haben, weisen auf slavischen Ursprung. Neben Wüftling wird bei Eber und Peucer a. a. 0. das Synonymon Schnepfflein (d. h. Schnapperchen) angeführt; vgl. Fliegenschnepper. In Preußen nennt man den Vogel Bienen- schnappA m., im Elsaß Immenbickerb. Einige Namen des Gartenrotschwanzes sind von der hüb- schen Färbung des männlichen Vogels hergeholt. In Altmark nennt man ihn wegen der weißen Stirn Stärmann Hütik6, in Steiermark Weissblattei1 n. (zu mhd. plate 'kahler Kopffleck,): andererseits teilt er hier mit der schwarzköpfigen Grasmücke die Benennung Scluvarzblattel1 n., was sich aus dem schwarzen Flecken auf der Kehle begreifen läßt. Bei Reyger wird Schuarz- 1 Vgl. Reyger in der Bearbeitung des Kleinschen Werkes (1760) S. 78. — 2 Frommann D. Mundarten IV, 191. 3 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. — 4 Frischbier I, 81. 5 Martin-Lienhart II, 27. — 6 Danneil 209. 7 Unger-Khull 562. 628. 48 Steinmerle, petrocincla saxatilis, monticola saxatilis. kehlein als wissenschaftlicher Name erwähnt. An diese Namen reihen sich noch an : Zälmynich x (d. h. Zagelmönch) in Thüringen, Smockkeikel2 (Smock 'Rauch') auf Helgoland, Kaminbutzels n. (d. h. Schornsteinfeger) im Elsaß. Ein schweizerischer Ausdruck für diesen Yogel ist Hüs- gütterli bei Staub-Tobler II, 534. Merle, petrocincla. Steinmerle, petrocincla saxatilis, monticola saxatilis. Der schöngefärbte Yogel ist in Deutschland eine seltene Erscheinung. Nach Naumann-Hennicke I, 126 rindet man die Steinmerle vereinzelt in der Schweiz, Yogesen, Tirol, Österreich, Salzburg und in dem Rheingebirge; sehr selten ist sie in den böhmischen, schlesischen und thüringischen Bergen. Aus diesen Gegenden stammen auch die wenigen älteren Zeugnisse für die Namen dieses Yogels. Gesner, der ein Exemplar der Steinmerle aus Graubünden erhalten hatte, berichtet in Hist. avium S. 701, daß der Yogel dort Steintröftel (d. h. Steindrossel) oder Steinrötele genannt werde. Der letztere Ausdruck, den er S. 265 auch für Österreich bezeugt, begegnet bereits bei H. Sachs Regim. der Yögel (1531) Y. 87 in der Deminutivform das Stainrötlein. Den Namen Steinrotl (als Maskulinum) nennt im 17. Jh. Hohberg, welcher angibt, daß der Yogel "an dem Fluß Etfch / wo er mit den Tyrolifchen Gebürgen gräntzet / in den Schroten und Felfen gefunden" wird, daß er selbst ihn aber auch "zu Unter-Oefterreich bey Zebing und Schönberg / und zu Drofendorff in den alten Gemäuern gefehen" (Adeliches Land-Leben II, 805 Kap. CXXI). Auch Schwenkfeld, der in Ther. Sil. (1603) S. 347 die Steinmerle in seiner Heimat als äußerst selten bezeichnet, kennt sie aus eigener Anschauung; er hat einen Yogel erhalten, der nicht weit von Schmiedeberg gefangen worden war. Außer dem Namen Stein Rötete werden a. a. 0. die Ausdrücke Blaiv Stein Amfel \ Stein Droffel I Klein Blaw Zimmer (d. h. Drossel) erwähnt. In Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 54 heißt der Yogel Stern- Am fei ; heute 1 Hertel 261. — 2 Frommann D. Mundarten III, 33. 3 Martin-Lienhart II, 131. Steinschmätzer, saxicola oenanthe. ;** in Luxemburg Gfrousae Rouüchtcänaxhen l. Aus Steiermark wird der Ausdruck Steinrötel m. durch Dnger-KhuU s. 573 bezeugt; Stmnridel m. bei Schmeller-Frommann Bayer. Wb. IL 59. Bin bäurisches Synonymem ist Birglerch (d. h. Berglerche) a, a, 0. Blaumerle, petrocincla cyanea, monticola cyanus. In seinem Vogelbuche handelt Gesner S. 266 von dem Blaw- uagel, den sein Augsburger Ereund Raphael Seiler ihm ausführlich -•'schildert hat, und vermutet, daß es der 'turdus saxatilis' oder die Steinmerle sei. Liest man jedoch die Schilderung, die Seiler a. a. 0. von dem Vogel gibt, so findet man, daß es sich hier um die Blaumerle handelt. Nach Naumann-Hennicke I, 131 kommt diese nur in den südlichsten Provinzen des deutschen Sprachbodens, z. B. Tirol, in der Schweiz und den Vogesen vor. Gesners Gewährsmann gibt an, daß der Blauvogel nur in dem Gebirge um den Etschfluß und in der Umgebung von Innsbruck zu finden sei. — Ein frühes Zeugnis des Ausdrucks Blauvogel ist die Glosse blaifögeli turdus im Vocabularius optimus XXX \ IL 113 (Ed. Wackernagel S. 43). Steinschmätzer, saxicola. Steinschmätzer, saxicola oenanthe. Die öden unfruchtbaren Landschaften mit Steinbrüchen, Ziegeleien, großen Steinhaufen u. dgl. sind die Orte, wo man die Steinschmätzer antrifft und ihre schmatzenden oder schnal- zenden Töne hören kann. Von diesen ist der Name des Vogels hergeleitet, der in den Mundarten in verschiedenen Variationen vorkommt. In der Literatur des 16. Jhs. begegnet er zuerst in der femininen Form Stainschmatzs bei H. Sachs Regim. der Vögel V. 174; Eber und PeucerVocab. (1552) S. FSa erwähnen ebenfalls die Stein fchmatzen, aber im Sinne von Turmfalke. Dieselbe Bildungsweise wie in Stein schmatze (zu mhd. smateen) erscheint auch im Kompositum die Steinklatsche in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 63; in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 302 wird der Vogel der Steinbeiffer genannt. — Naumann erwähnt aus dem Anhalter Dialekt die Namen Steinfletschker und 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 366. Suolahti, Vogelnameu. 4 50 Braunkehlchen, pratincola rubetra. Steinpicker. Auch in Niederdeutschland kennt man den Vogel mit dem Namen Stenbicker x (in Altmark), Steinpicker 2 (in Gröt- tingen und Grubenhagen), Stenpicker3 (in Mecklenburg); aus dem Deutschen stammt dän. stenpicker. Verschieden von diesen zusammengesetzten Benennungen, welche mit Rücksicht auf die kurzen harten tök-tök-Rufe des Steinschmätzers gebildet sind, ist mitteld. Steinrutscher 4 (in Thür- ingen), das wohl als Ableitung von Steinrutsche (mnd. stenrudse) 'Steinhaufe' aufzufassen ist. In Göttingen und Grubenhagen wird der Vogel auch Steinartsche 5 (d. h. Steinhänfling) genannt, in Luxemburg heißt er Bröchschösser 6 (d. h. Brachfeldscheißer) ; Campe verzeichnet den Namen Schollenhüpfer. Von der Färbung des Gefieders sind hergeleitet die Aus- drücke Wissbrüstli 7 in der Schweiz, Witkeleken 8 (d. h. Weißkehl- chen) in Göttingen und Grubenhagen, Blackstiärt9 (d. h. Schwarz- schwanz) im Münsterkreise. Auf die schwarzweiße Farbe bezieht sich auch der ostfriesische Name Walhäkster 10 (d. h. Wallelster). Wiesenschmätzer, Pratincola. Braunkehlchen, Pratincola rubetra. Die beiden Wiesenschmätzer haben mit dem Steinschmätzer manche gemeinsame Züge, auch die schmatzenden Laute sind jenen charakteristisch. Daraus erklärt sich, daß die Namen dieser Vögel teilweise in einander übergehen. Der von Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 330 geschilderte Steinfletfche ist der braun- kehlige Wiesenschmätzer, und in diesem Sinne wird das schlesische Wort in Frommanns D. Mundarten IV, 187 aus einer Quelle v. J. 1781 abermals belegt. Nach Frischbiers Wb. II, 367 werden die Ausdrücke Steinfletscher und Steinpatscher auch in Preußen von den Wiesenschmätzern gebraucht. Nach der Brutzeit pflegt das Braunkehlchen die feuchten Wiesen zu verlassen und begibt sich dann auf Kräuterfelder und 1 Danneil 211. — 2 Schambach 209. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84-. — 4 Hertel 201. 5 Schambach 209. — 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 47. 7 Staub-Tobler V, 865. — 8 Schambach 301. 9 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 10 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 114. Drossel, turdus. ">i in Gemüsegärten, am zwischen den hohen Stengeln der Pflanzen den [nsekten nachzugehen. Es bat daher in der Schweiz (in Bern) den Namen Krütvögeli* bekommen; in Baiern wird das Vor- kommen des Ausdrucks Krautvogd bereits durch BLSaohe Eft der Vögel (1531) V.206 bezeugt, aber hier scheint erden Wiesen- pieper zu bedeuten. Eine synonyme Benennung i-t vielleicht das Straßburger Wbrl Biirftner, das Gesner in Eist avium (S. 357. 604. 7()(i) nicht Identifizieren kann; der Name ist vielleicht ver- wandt mit schwci/. Burst cmit Borstengras bewachsene Wiese' und drv da/u gehörigen Wortsippe. In Luxemburg hat man für das Braunkehlchen eine s Menge verschiedener Dialektnamen. Von diesen sind Jödek* dl und Jtgßppchen a m. lautnachahmende Bildungen ebenso wie frz. chiek chack* im wallonischen Teile von Luxemburg. Andere Ausdrücke sind Wisegimchen m. (d. h. Wiesenkümmel), Wisepiüo (zu Pillo 'Gimpel'), Grdsjrillo, Wisevilchen (d. h. Wiesenvögelchen), Keivilchen (d. h. KuhvÖgelchen), Strefmännchen* m. (zu strafen 'die Samenkapseln vom Flachs abtrennen'). Im Gegensatz zu dem Braunkehlchen, dem Brünbrüstli, nennt man in der Schweiz den schwarzkehligen Wiesenschtnätzer (pra- tincola rubicola) Schwarzbrüstli5; in Göttingen und Grubenhagen teilt er den Namen Witkeleken6 mit dem Steinschmätzer. — Ein schweizerisches Synonymon ist Grasrägg (vgL Staub-Tobler Id. VI. 768); im Münsterkreise heißt der Vogel Heidefink1. Drosseln, Turdinae. Drossel, turdus. Ahd. drösca, dröscala: Sg. Nom. — throsga tvrdella: cod. SGalli 299 p. 33. drosca: cod. SGalli 299. 26. cod. SCalli 2i2. 2-»'Sb turdus: Carmen de Philomela 17: cod.Vindob.2i7. 222 1». ärusca: cod. mus. Britann. Add. 1689k 2i4b. trosca turdus: cod. Selestad. 109b. dröschet uiscum mistil ( ) uiscus nascitur de fimo turdelarum auium id est: Vergil. A. VI. 906: Clm. 18059. 199c. ,/roscha: Clin. 11689 1 Staub-Tobler I, 695. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 201. 3 Vgl. Rolland Faune populaire II. 267. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 222. 336. 129. 488. 6 Staub-Tobler V, 865. — 6 Schambach 301. 7 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI. 86. 52 Drossel, turdus. f. 47a. drorcha: H. S. III, 17. droscala turdus: H. S. XI b. droshilla: Versus de volucr. droschela: H. S. III, 17: Gm. 2612, 34 b, XI a 2. droshla: cod. Vatican. Reg. 1701, 2 b. trosla merulus: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 107a. drosel: Versus de volucr. drossele: H. S. ffl, 17: cod. Vindob. 2400, 42 a. Der Name der Drossel erscheint in den germanischen Idiomen in mehreren Varianten, die mit einander zusammen- zuhängen scheinen, aber lautgesetzlich sich nicht unter einen Hut bringen lassen. Die im Althochdeutschen bezeugte Namens- form drösca (droscala) stimmt wohl zu dem einmal (im Corpus- glossar 2063, Sweet Old. Engl. Texts S. 103) belegten ags. ßraesca (Grdf. *prauskian-), mit welchem die Form prysce 1 (> me. ne. thrush) aus *pniskiön im Ablautsverhältnis steht. — Verschieden von diesen Worten ist mnd. drösle, das mit ags. prostle ( > me. prostet, ne. throstk) vielleicht aus einer Grundform *pramstalön her- vorgegangen ist; die Länge des 6 (aus älterem d) wird erwiesen durch die weitere Entwicklung der niederdeutschen Namensform zu Drässel im Westfälischen, Drausel(e) 2 in Göttingen und Gruben- hagen und Draussel im Mecklenburgischen3. — Eine dritte Nebenform ist mhd. drostel, das wohl als Schwundstufenbildung zu anord. prgstr (> dän. trost, schwed. trast) aufzufassen ist. Diese Namensform weist auf urgerm. *prastu-, das mit mittelir. truid (aus Hrozdi-) am nächsten verwandt ist und mit lat. turdus 'Drossel' (aus *trzdos), lit. sträzdas und lett. strazds Mass/ im Verhältnis des Vokalwechsels steht. Griech. crpouGoc 'Sperling, kleiner Vogel' ist kaum verwandt. Auch akslav. drozgü, czech. 1 prysce = sturtius Zs.f.d.A. XXXIII, 24153, pryssce = strutio Wright- Wülcker I, 28624, prisce = trutius Wright-Wülcker I, 26030. Die lat. Lemmata trutius und truitius (im Corpusglossar a. a. O.), die Solmsen IF. XIII, 138 Anm. 2 unklar sind, sind keltisch-lat. Glossen, vgl. mittelir. truid 'Drossel'.— In den Corpus-Gll. gehört das Lemma trita zu breton. tret. 2 Schambach 47. 3 Die Quantität der ahd. und ags. Worte wird sehr verschieden an- gesetzt: Bosworth-Toller Ags. Dict. u. Sweet The Stud. Dict. of Ags. schreiben sowohl prysce wie prostle ohne Längezeichen, ebenso Falk u. Torp Et. ordb. II, 382; Walde Lat. et. Wb. S. 642 nimmt für ahd. drösca und ags. prysce Länge, für ags. prostle sowohl Länge wie Kürze an. — Richtig scheinen Kluge Et. Wb.6 S. 83 und Sievers IF. XUI, 138 f. die Quantität des Stamm- vokals beurteilt zu haben. Vgl. auch Kluge Litbl. f. germ. u. rom. Phil. (1898) XIX, U. Drossel, turdus. poln, drozd, russ. drozdü, serb. drozd, drozak "Drossel' sind eher als Entlehnungen aus dem Deutschen denn als urverwandte Worte zu betrachten. Anklingende NTamensformen bieten noch bretonische Dialekte: drask (Belle-Ile-en-Mer, Ch. de La Tünche), drasM (Morbihan, Tasle) '. Henry Lexique etymologique 8. L06 führt sie auf älteres tresklo- Cur *tredsklo zurück and verbindel Bie nntbreton.*rwrStaar', während BaistZs.1 rom. Phil XXXII. 132 das keltische Wort für eine frühe Entlehnung aus dem Angel- Bächsischen hält; a.a.O. wird auch hz.trdle mit Diez als german Lehnwort betrachtet im Gegensatz zum Dict general, wo keltische Herkunft angenommen wird. Eine klare Lautgesetzliche Ordnung in die Menge von Varian- ten zu bringen, will nicht gelingen; vgl. Walde KZ. XXXIV, 516. Es ist möglich, daß in letzter Instanz den idg. Drosselnamen ein onomatopoietiscb.es Wort zugrunde liegt, das von der Stimme des Vogels geholt ist. Im Lateinischen wird diese Stimme durch das Verb um trucüäre wiedergegeben (Carmen de Philo- mela V. 17: "Dum turdus trucilat, sturnus dum pusitat ore", s. Anthologia latina, Ed. Riese I, 2, 224, Leipzig 1870). Von den ahd. Namensformen drösca und dröscala scheint die letztere deminutive Bedeutung zu haben und die kleine Singdrossel zu bedeuten. In dieser Bedeutung hat sie sich er- halten, während drösca schon in der ahd. Periode ausstirbt und in den Mundarten durch andere Synonyma ersetzt wird. Bind, dröscele ist vorzugsweise dem bairisch-österreichischen Sprachgebiet eigen; im 16. Jh. Troschel bei H. Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 109, in Sachsen Sangdrufchel bei Eber und Peucer Vocab. v.J. 1552 S. F8b. Heute reicht bair.-österreich. Drosche! auch in das oberhessische Gebiet und als DrouxcheL Druschel in die Wetterau ; ein vereinzeltes Dröschet im Westen des schwäbi- schen Gebietes (Neuhausen) 2. Daran schließt sich der Bezirk von schwäb. Dröstl1, Schweiz. DroxiL Tröstie, elsäss. DrosteL Drostle 3, in Tirol Drostle, Dradstlx, auch anhält Dniste/:\ thüring. 1 Vgl. Rolland Faune populaire II, 240 u. 244. 2 Fischer IL 405. 3 Martin-Lienhart II, 766. — 4 Frommann D. Mundarten IV. 346. 5 Naumann-Hennicke I, 202. 54 Amsel, turdus merula. Drosdel1 (im Harz), die auf mhd. drostel beruhen; im 16. Jh. elsäss. Troftel bei Dasvpodius (1535) S. Jla und im Strassburg. Vogelb. (1554) Y. 397, Schweiz. Troftel in Euefs Adam und Eva (1550) V. 968 und in Gesners Hist. avium (1555) S. 729 neben Drofchele. Die heute in der Schriftsprache geltende Form Drossel gehört eigentlich den nieder- und mitteldeutschen Mundarten an. In ahd. Zeit ist trosla in den wahrscheinlich moselfränkischen Glossen der Trierer Hs. belegt; dazu drosel und drossele in zwei Hss. des 11./12. Jhs., drosilla in cod. Florentin. XYI, 5 (13. Jh.), drossela in cod. Oxon. Jun. 83, 4 (13. Jh.). Einige spätere Belege führen in die Gegend von Köln: im 14. Jh. drosela im Kölner Doppelblatt (Ahd. Gll. III, 26 25), im 16. Jh. Droeffell bei Lon- golius Dial. de avibus (1544) S. G 2a, eyn Droffel aut eyn Durftet bei Turner Avium hist. (1544) S. J 6a; Gesner Hist. avium S. 729 führt die Formen Troffel nach Tragus, Trusel nach Murmellius an. Schwenkfeld Ther. Sü. (1603) S. 361 gibt Drossel als schlesisch an. Auf dieser Namensform beruht auch Drusel2 f. in der Pfalz. Amsel, turdus merula. Ahd.amsala, amusla: Sg. Nom. — amsala merula . . . : H.S.III, 17. Gll. Salomon. a 1. amslala3: cod. Selestad. f. 110a. amsela: cod. Wirziburg. Mp. th. 4° 60, 104a. Versus de volucr. amsila: Gll. Salo- mon. a 1. amsila: H. S. XI b. Versus de volucr., amsel: Versus de volucr. cod. Vindob. 804 f. 172b. H. S. XI a 2, amsla: a 2. Carmen de Philomela 13: cod. Vindob. 247, 222b, cod. raus. Britann. Add. 16894, 244 b. cod. Vatican. Reg. 1701, 2 b. Glm. 14689 f. 47 a. amfsla : cod. SGalli 299 p. 33. cod. SGalli 299, 26. cod. SGalli 242, 248b. amphsla: Gll. Salomon. a 1. Gregorii dial. 2, 2 p. 213 : cod. Vindob. 2723, 106 a, cod. Vindob. 2732, 120 a, Clm. 19440, 232, amphHa : Glm. 18140, 228 a, amphsala: Cgm. 5248, 2, 2 b. amphsela: H. S. XI g. ampsila: Versus de volucr. amasla: Gregorii dial. 2, 2 p. 213: cod. Carolsruh. SPetri 87, 85b. amusla: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 107a. amissila: Versus de volucr. amissel: H. S. XI e. ansia: cod. Parisin. 9344 f. 42b. ansla: cod. Parisin. 12269 f. 58b. amela: cod. Oxon. Jun. 83, 4 (13. Jh.). — PI. Akk. — amfsda : Horat. Serm. II, 8, 91: Clm. 375.164 a. 1 Hertel 85. — 2 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 11. 3 Das mittlere a aus Corr. (Steinmeyer). Amsel, turdus merula. 55 Die Amsel wird in anspel ent- wickelt. Der Labial der ahd. Namensform ist ein sekundärer Übergangslaut, ebenso wie in dem alten Völkernamen Ampsi- varii neben Amsivarii oder in der frühneuhochdeutschen Form Mmpst statt körnst usw.; vgl. auch die Schreibung Ambfel bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 180. Eine sekun- däre Lautform ist auch das altbezeugte ansla1, das durch An- gleichung des Nasals an den folgenden s-Laut aus amsala her- vorgegangen ist, wie ahd. haranscara aus harmscara. Eine sichere Deutung des westgerman. Vogelnamens fehlt. Am wahrscheinlichen ist noch die alte Zusammenstellung mit lat. merula 'Amsel', das sich mit westgerman. *amuslön-: *amsl7 getfugla merula in cod. sein. Trevir. f. L12b, getfugüe: cod. Guclpherbyt. Au- 10. 3. 1° l 89* Altniederd gHfugal gehört zum Worte get, geit 'Geiß' und bedeutet also eigentlich 'Geiß- rogeF ; mnd. geitelink und ostfries. greife/ sind Ableitungen (mir Suff, inga, ila) von demselben Worte1. Daß Vögel nach Haus- tieren benannt werden, kann man öfters beobachten. Synonyme Bezeichnun-on derselben Art sind westfäl. Kaudrässel (d. h. Kuhdrossel) 'Misteldrossel' (swarte Kaudrässel 'Amsel'), schweizer. Rossamsel eRingamser. Wegen der schwarzen Färbung nennt man die Amsel in der Schweiz auch Kolamsel2', in Hessen ist Schwarzamsel3 der übliche Name des Vogels, in der Grafschaft Ranzau Swattdrössel*. Auf den gelben Schnabel der Amsel weist der Ausdruck Gül- nabbet5 auf Helgoland. Luxemburgische Benennungen sind Stackmierel ( = Stockmerle, d. h. Waldamsel) und Mierzmerel* (d. h. Märzamsel). Ringdrossel, turdus torquatus. Von der Schwarzdrossel unterscheidet sich diese größere Art vornehmlich durch ein weißes halbmondförmiges Schild auf der Brust. Daher hat der Vogel die Namen Ringamsel (zunächst bei Gesner Hist. avium (1555) S. 583), Schildamsel (in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 53), in Steiermark Kranzamsel % in Luxemburg Krdchmierel 8 (d. h. Kragenamsel) erhalten. Von den beiden Varietäten der Ringdrossel ist die südliche Ringamsel (turdus alpestris) ein Gebirgsvogel, der die böhmischen und sächsischen Bergketten und die Alpen in Baiern und der Schweiz bewohnt. Auf diese Lebensweise beziehen sich die Ausdrücke Pirgamschel bei H. Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 141, Pirckamfell bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S.F3b, Birgamfel \ Steinamfel bei Gesner (1555) S. 584 (und Sclnwnk- 1 Franck Et. Wb. S. 296 vermutet Verwandtschaft mit mhd. giuden 'jubeln, prahlen'. — 2 Staub-Tobler I, 241. 3 Vilmar 377. — 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII. 2. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart. 285. 418. — 7 Unger-Khull 408. 8 Wb. d. Luxemburg. Mundart 242. 58 Ringdrossel, turdus torquatus. feld Ther. Sil. (1603) S. 301), Bergamfel (Burgamfel) bei Henisch Teutfche Sprach (1616) Sp. 69; auch in Schwaben (Memmingen) Bergamsel ]. Auf die Bewohner der Ebene muß der Gebirgsvogel den Eindruck eines Fremdlings machen, und in noch höherem Grade gilt dies von der nordischen Ringamsel, die im Winter nach Mittel- und Südeuropa wandelt. Daher erklären sich die Aus- drücke Meeramfel, Seeamfel bei Aitinger Bericht v. d. Yogelstellen (1631) S. 352, in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 288 und bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 53; vgl. Meerhäher S.16. Für gewisse Gegenden in der Schweiz galt die Ringamsel zu Gesners Zeit als eine Kureramfel (Hist. avium S. 584), welche die Heimat in der Stadt Chur in Graubünden hatte; in Luxemburg wird der Yogel Reimerei2 (d. h. Rheinmerle) genannt. — Da der Vogel im Winter, im März, zu erscheinen pflegt, heißt er in Meißen, Hessen und Thüringen — wie Gesner (a. a. 0. S. 730) von seinen Korrespondenten erfahren hat — ein Meertzifche Drueffel ; auch Aitinger a. a. 0. S. 343 führt den Ausdruck Mertz Ambfel an. Schwenkfeld erwähnt a. a. 0. den Namen Schneeamfel: in Steiermark noch heute Schneeamschel 3. In Baiern heißt der Yogel Schneekater*. Offenbar ist dieser letztgenannte Name, den bereits Ostermann Yocab. (1591) S. 337 als Schneekatter ~° und Henisch a. a. 0. als weiß Schneekater bezeugen, ebenso wie der bairische Pflanzenname Schneekater, Schneekaterle, eigentlich identisch mit der Koseform des Eigennamens Katharina, welche Katel, Katerle lautet; vgl. Rötkatel 'Rotkehlchen' S. 41. Andere Synonyma, die in der älteren Literatur begegnen, sind Waldamfel, Hagamfel (zu Hag 'Gehölz') bei Gesner S. 580. 584 und Schwenkfeld S. 301. 302, Stockziemer (zu Ziemer 'Drossel') bei Döbel a. a. 0. — Den Ausdruck Eoßamfel erklärt Gesner daraus, daß der Vogel im Pf erdemiste Würmer sucht. Daher heißt die Ringamsel auch in einer englischen Mundart coivboy 6 'Rinderhirt'. 1 Fischer I, 869. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 355. 3 Unger-Khull 551. — 4 Schmeller-Frommann II, 563. 5 Der Name wird hier als Bezeichnung der Misteldrossel angegeben. 6 Vgl. Swainson The Folklore S. 8. Misteldrossel, turdus viscivorus. Misteldrossel, turdus vi. sei vorus. In den althochdeutschen Glossen erscheint der Ausdruck brächfogul im Sinne von Drossel: brachfogil turdus: Versus de volucr. brachvogel : II. S. III, 17. prachvogel: cod. Vindob. 804; f. 185b. brat- uogel1: cod. Bcro\. Ms. lat. 8° 73, 124b. Nur. Nom. —brahuogele turdis: Horatius Serm. ii, 2, 74: cim. 375, 14-ib. A.us mittelhochdeutscher Zeit bringen Diefenbachs Glossar. S. 602b und Nbvum glossar. S. 374 a einige Zeugnisse für brachvogel, wo das Wort ebenfalls mit 'turdus' übersetzt wird. Welche Drosselart hier gemeint ist, kann man natürlich nicht aus den Belegen ersehen. Auch in Ebers und Peucers Vocab. (1552) S. E 5 a, wo brachvogel als Übersetzung des lat 'collurio' mit dem Zusatz "ex turdorum genere" angeführt wird, steht die Bedeutung der Glosse nicht fest; aus der kurzen Beschreibung möchte man auf die Weindrossel schließen. In Niederdeutschland ist Bräkvagel aber heutzutage in einigen Landschaften der Name der Misteldrossel, vgl. z. B. Schiller Zum Tierbuche III, 18. — Der Begriff in dem Ausdrucke, der den Yogel nach dem Aufenthalte auf Brachfeldern bezeichnet, ist überhaupt ein sehr dehnbarer, und die Ornithologen des 16. Jhs. bemühen sich oft vergebens zu ermitteln, welche Vögel in gegebenem Fall mit der Benennung gemeint sind. Der Name Misteldrossel, der zur wissenschaftlichen Art- bezeichnung geworden ist, erklärt sich daraus, daß der Yogel im Herbst sich hauptsächlich von Mistelbeeren nährt. Diese Eigenschaft der Misteldrossel war schon den alten Römern be- kannt, und das lateinische Sprichwort "turdus ipse sibi cacat malum"2 nimmt darauf Bezug. Inwiefern der deutsche Ausdruck durch den lateinischen Zunamen Viscivorus' beeinflußt worden ist, kann nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden. Jedenfalls ist der Vogelname schon im 16. Jh. in den deutschen Mund- arten geläufig. Gesner bezeugt in Hist. avium (1555) S. 728 die Ableitung Miftler und das Kompositum Mißdfinck l'iir seine schweizerische Heimat und in Baiern ist Miftler bei H. Sachs 1 = bracuogel. •1 Durch den Unrat des Vogels gedeiht das Mistelgewächs, woraus der Vogelleim zum Fangen der Drosseln bereitet wird. 60 Misteldrossel, turdus viscivorus. Eegim. der Yögel (1531) V. 190, bei Aitinger Bericht v. d. Vogel- stellen (1631) S. 343 und in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 208 belegt; im Vocab. triling. (1560) S. 89 lautet der Name Mitzier. Aus dem Elsaß ist Mifteler zunächst durch das Strassburg. Vogelb. (1554) Y. 437 bekannt, darauf Mistler in Spangenbergs Lustgarten (1621) S. 493. Martin und Lienhart verzeichnen diese Bildung gar nicht, geben aber (I, 734) aus Altenschweiler die Namensform Mistel f. Man hat wohl hierin eine Verkürzung von Misteldrostel zu sehen, von der gleichen Art wie Schweiz. Reckholter (für RecJcholterdrostel). Popowitsch Versuch (1780) S. 379 gibt den Ausdruck Miftler auch als sächsisch an. Viele Mundarten benennen die Misteldrossel mit onoma- topoietischen Benennungen, die auf den schnarrenden Lauten des Vogels beruhen. Gesner bezeichnet a. a. O. die Bildung Schnerrer als bairisch, Schwenkfeld Ther. Sü. (1603) S. 359 bezeugt neben Schnarre1 den Ausdruck die Schnerre für Schlesien. Durch einen Beleg bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 53 kommt dieser auch für Sachsen in Betracht; im nördlichen Böhmen der Schnarrer (Zs. f. d. Phil. XXI, 210), in Anhalt Schnarre2, in Mecklenburg Schnarr 3, im Oberinntal (in Tirol) Schnarrezeri (vgl. mhd. snarz), auf Helgoland Snarker 5. Diese Namensformen werden auch von dem Wiesenknarrer angewendet. — Aus Kärnten nennt Gesner a.a. 0. für die Misteldrossel den Namen Zerrer; Popowitsch a.a.O. S. 380 führt Zarrezer aus Österreich und Zärrer aus Steiermark (bei Unger-Khull S. 643 Zarer, Zarrer m.) an. In Steiermark bedeutet das Verbum zaren, zarren dasselbe wie schriftd. zerren (auch 'laut schreien'); dazu auch Zarheher 'Häher*. Zum selben Stamme wie die zuletztgenannten Synonyma gehört noch Ziering, das Gesner erwähnt, ohne die Heimat des Ausdrucks anzugeben. Eine in hochdeutschen Dialekten verbreitete Bezeichnung für Drosseln ist das Wort Ziemer, welches in verschiedenen 1 Nach Popowitsch "die Schnarre in Schlesien" 2 Naumann-Hennicke I, 226. 3 Schiller Zum Tierbuche III, 18. 4 Frommann D. Mundarten IV, 55. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. Misteldrossel, tnrdua viscivorus. ttl Lautgestaltangen auftritt Die ersten Zeugnisse des Namens fallen in das 15. Jh. Im Vocab. theuton. (Nürnberg l 182) S.pp 5b lautet die betreffende Glosse zemer fpecht prachuogel turdus i oranwidsfogel und im Vocab. ine. theuton. ante lat (Nürnberg 1482) S. 15a ziemer turdus; dazu szimar im Elbinger Vokabu- lar 730 (Berneker Die preuß. 8prache 8. 244). In Straßburg ist d Wangertsdreisehel (d. h. Weinbergdrossel) und Wangertsvull (d. h. AVeinbergvogel) als Namen der Rotdrossel. Von Turner haben vielleicht Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F8b den Ausdruck Weingart vogel über- nommen, den sie neben Weindrufchel anführen. Gesner Hist. avium (1 555) 8. 729 nennt den letztgenannten Xamen in der Form Wyntroftd. Später ist das AVort öfters belegt: bei Schwenkfeld Thor. Sil. (1603) S. 361 Wein Droffel, ebenso bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 347, Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) 8. 53 usw. — Offenbar haben die nordischen Vögel diese Xamen wegen ihrer herbstlichen Raubzüge in den Weinbergen erhalten. 1 Danach Böhmlein, Bohemle, Bemerk, Hehemle, Behemerle bei Henisch Teutsche Sprach (1616) Sp. 252. [48. 2 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 11. Suolahti, Vogelnaraen. 5 66 Singdrossel, turdus musicus. Die Naniensforrnen Wintze und Winfel, die Gesner a. a. 0. aus seiner eigenen Heimat kennt, schließen sich an die vorhin- genannten Benennungen an und sind als 'Winzer' zu deuten. Man möchte die weite Verbreitung dieser Ausdrücke auf den Einfluß der Vogelsteller zurückführen, welche sicherlich auch zur Verbreitung des Böhmennamens beigetragen haben. — Ganz unklar ist der Ausdruck Wisel, der in Buefs Adam und Eva (1550) Y. 968 begegnet und in anderer Lautform als Weisel (= turdus montanus) im Yoc. triling. (1560) S. 89 bezeugt ist. Lokale Ausdrücke, welche Gesner aus den schweizerischen Mundarten kennt, sind Bergtrostel (in Glarus) und Gixerle (in Basel) ; der letztere ist von dem Verbum gixen ein hohem feinem Tone pfeifen' abgeleitet. Wegen der pfeifenden Stimme wird der Yogel auch von Schwenkfeld a, a. 0. Pfeif drof fei genannt; als spezifisch schlesische Ausdrücke werden die Namen Heide Droffel und Klein Ziemer erwähnt. In Österreich heißt der Yogel — wie Popowitsch Versuch S. 475 angibt — Leimdroffel "weil die Eichelmisteln, aus denen der Leim gemacht wird, um Vögel zu fangen .... ihre Nahrung ist" und Winterdroffel "weil sie zu Anfang der Kälte" nach Österreich kommt. Der wissen- schaftliche Ausdruck Rotdrossel, welcher auf die rostroten Unter- deckflügel deutet, findet sich schon bei Gesner a. a. 0. in der Form Rottroftel. Der Vulgärname Bitter, welcher aus der Kölner Gegend durch Longolius Dialog, de avibus (1544) S. G 2 a belegt ist, hängt offenbar zusammen mit dem westfälischen Namen Bitterfinke, der nach Woeste Wb. S. 32 "einen gewissen Vogel, der mit Krammets- vögeln auf Yogelherden gefangen wird" bezeichnet. Weitere Beziehungen fehlen. Singdrossel, turdus musicus. Vor allen Drosselarten kommt der alte Gattungsname der Singdrossel zu. Ob das Deminutivum dröscala schon in althoch- deutscher Zeit vorzugsweise diese kleine Art bezeichnete, läßt sich nicht sicher ermitteln, obgleich das Gegenüberstellen von 'turdus = brachfogaV und 'turdela = dröscala im Summarium Heinrici auf eine beschränktere Bedeutung des letzteren Wortes Singdrossel, turdus musinis 07 deutet. Jedenfalls unterscheidet Albertus Magnus De animalibufl S. Y4b mittellat tun/da von turdus and deutet es als die Sing- drossel: "turdella eft auis muüca quantitatem «-t fere eolorem turdi preferens, quae Tulgo drofchele vocatur". In der mittelhoch- deutschen Poesie wird mit dröschele oder drostel besonders die Singdrossel gemeint, und im 1(>. Jh. wird der Name in weitem Umfange als spezifische Bezeichnung dieses Vogels gebraucht Für die Schweiz kann man diese Bedeutung aus Qesners Hist avium S. 729 feststellen, denn hier wird von dem 'turdus minor' gesagt, daß die Schweizer ihn "einfach" Troftel nennen. Ebenso ist im Strassburg. Vogelb. V. 397 die Troftel, welche als Sänger der Nachtigall nicht viel nachsteht, die Singdrossel. In Mitteldeutsch- land gilt Drossel gleichfalls in diesem engeren Sinne. Für die Kölner Gegend wird dies durch Turner erwiesen, der in Avium hist. S. J 7 a die drei Arten, den Krammetsvogel, den Weinberg- vogel und die Drossel aufzählt; für Schlesien kommt Schwenkfelds Ther. Sil. (1603) in Betracht, wo eturdus niusicus' als Droffel den Ziemern gegenübergestellt wird. Naumann 1 gibt an, daß die Sing- drossel im Anhaltischen schlechtweg Drustel heiße ; in Steiermark gelten die Deminutivbildungen der Dröschling2 und das Dröscherl2 in diesem Sinne. Das heute in der Literatur übliche Kompositum Singdrossel geht auf Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 8 b zurück, wo es in der Form Sangdrufchel vorkommt; daher haben Gesner, Schwenkfeld u. a. die Bildung aufgenommen. Der Ausdruck Wyßtrofteh den Gesner zuerst erwähnt, charakterisiert diese Drosselart gegenüber der Rotdrossel und dem Blauziemer. Weiter verbreitet sind in den deutschen Mundarten Namen, welche dem Lockruf des Vogels abgelauscht sind. Die Varianten weichen nur wenig von einander ab. Die nord- und mittel- deutsche Namensform Ziepdrufchel ist Gesner speziell aus Sachsen bekannt; daher stammen auch die Belege Zipdrossel in Sibers Gemma v. J. 1579 S. 44, Zipp Droffel und die Zippe in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 53; heute in Thüringen die Zibz, in Altmark Zipp K im Münsterkreise Sippe5, in Mecklen- 1 Naumann-Hennicke I, 202. — 2 Unger-Khull 175. — 3 Hertel 265. 4 Danneil 252. — 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 86. 68 Singdrossel, turdus musicus. bürg Zipp{draussel) l. Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 341. 345 scheint die Benennung Zihdroffel ("so etzliche Nationen Weißdroffel nennen") von Gesner zu haben. In der Wetterau lautet die entsprechende Benennung Zitdroffel'2, in Steiermark Zickdröfcherl 2. Nach Popo witsch Versuch S. 615 heißt diese Drosselart (und nicht die Rotdrossel) in Österreich Weindrossel. Andere Synonyma sind Mueramstel3 (= Sumpfamsel) in Zinsweiler im Elsaß, Buschdrädel* in Recklinghausen, Schmelche5 f. in Steier- mark (s. S. 26); vgl. auch Geitlink S. 56. Ein alter Vogelname ist vorhanden im westfäl. Lister6 m., das im Lüdensch. und Bergischen die Singdrossel bezeichnet. Die älteste überlieferte Form ist listera (= sepicecula) in den althochdeutschen Versus de volucribus ; einige Hss. dieser Gruppe schreiben listra (so auch cod. Oxon. Jun. 83, 4 (13. Jh.)), andere auch listir. Das Verbreitungsgebiet des Namens deckt sich mit dem von merla und geitlink und umfaßt demnach die Gegenden am Mittel- und Niederrhein. Auf dem altmittel- fränkischen listera beruhen luxemburg. Leischter (Leischtchen) 7 f. und siebenbürg. Leister; dazu stimmen mndl. lijstere, nndl. lijster und friesisch lijster (klyster). Die mittelniederdeutschen Belege lassen auf die Singdrossel schließen, was mit der westfälischen Bedeutung des Wortes übereinstimmt, in Luxemburg wird damit die Misteldrossel und im Friesischen und Neuniederländischen die Drossel im allgemeinen bezeichnet. Vielleicht hat sich auch hier aus der Artbenennung ein Gattungsname entwickelt wie bei den Worten Krammetsvogel, Merle, Ziemer, Gaidling u. a. — Die Vorgeschichte des Vogelnamens ist nicht aufgeklärt; als verfehlt müssen die Deutungsversuche in Verwijs und Verdams Mndl. Wb. IV, 642 und von Lehmann KZ. XXXXI, 392 be- trachtet werden. 1 Schiller Zum Tierbuche III, 18. 2 Popowitsch Versuch S. 616. 3 Martin-Lienhart I, 41. 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 5. 5 Unger-Khull 547. — 6 Woeste 162. 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 265. Grasmücke, Bylvia bortenaia oder Bimplex; Bylvia oiaoria o.a. 69 Sänger, Sv I \ iadae. Grasmttcke, Bylvia bortensia oder Bimplex; Bylvia aiaoria u.a. Ahd. graaemucca: Sg.Nom. grtuemucca philomenam (luaci- niami: Versus de volucr. (2 Haa. 12. n. 1 1. Jh. . graeimugga 2Haa.ll 12. u. 12. Jh.), graaemugge \\ Ha. 13. Jhe }, grosemukt <1 II-. 13. Jh.), grattmueh{\ EIa.12.Jh.), grctamueka I II . LS. Jh.), grtumuga 1J-. Jh.), grasmuggo (13. Jh.), gntamuche (18. Jh.), gr. s. 630 belegi das Wort zuerst in der Form golthune (wohl für goUhane) und gMhomdei aus zwei Vokabularen des L5. Jhs. Im 16. Jh. erscheint Goldhan bei H.Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 167, GoMhetdin bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F8a, Goldhenlein in Sibers Gemma v. J. 1579 S. 43. Daneben begegnet die bereits erwähnte umgedeutete Form mit dem sekundären Dental als Goldhendlin in Turners Avium bist. (1544) S. J 5 b und Gesners Hist. avium (1555) S. 696. Gesner kennt den Namen aus Frankfurt am Main, Straßburg und Baiern, Popowitsch Versuch (1780) S. 139 aus Österreich, Franken und Schlesien; ein direktes Zeugnis aus Schlesien ist Gold Hänlin bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 345. Zu den schon angeführten sächsischen Belegen kommt noch Gold- Hähngen in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 66. Aber der Name ist auch auf niederdeutschem Sprachgebiete bekannt; das Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach! XVI, 85 bezeugt Goldhüinken aus dem Münsterkreise. — In der Schweiz findet sich neben Goldhäneli2 auch die umgestaltete Namensform Goldhämmerli'1, die im Anschluß an den Namen der Goldammer entstanden ist; ebenso ist Goldhämmerchen oder GoldhämmelcJun ; im Anhalter Dialekt die Bezeichnung des Yogels. In Steiermark kommt neben Goldhahnl* der Ausdruck Asterhahnl* (im Enns- tal) vor. Als lokale Benennungen des Goldhähnchens nennt Gesner a. a. 0. Straffte 'Sträußchen' (aus Bern), Thannmeißle Tannen- meislein' und Ochfeneugle 'Ochsenäuglein'; das letztgenannte Wort, das auf die Kleinheit des Vogels zielt, ist eine Nachbildung 1 Naumann-Hennicke II, 103. 2 Staub-Tobler I, 218 und II, 1307. 3 Naumann-Hennicke II, 224. 4 Unger-Khull 30. 299. 78 Drosselrohrsänger, sylvia turdoides u. a. des ital. Namens occhio bovino (= frz. dial. ceil de boeuf1). Wegen seiner Kleinheit heißt der Vogel bei Popo witsch a. a. 0. S. 160 auch der teutfche Kolibri. Der Name Wald Zinslin 'Waldzeisig', den Schwenkfeld a. a. 0. erwähnt, soll sich auf den "sittichgrünen Rücken" beziehen, s. Popowitsch a. a. 0. In der Eifeler Mundart benennt man das Goldhähnchen mit dem Eigennamen Geliert (eigtl. Goldhart?)2, in der Heanzer Mundart heißt es GuldstangerP n. (vgl. Stangel 'kleines Stück'), in Luxemburg Dommendek* (d. h. Daumendick). Luxemburg. Domenek^ m. ist umgebildet aus der vorhingenannten Namens- form im Anschluß an den gleichlautenden Eigennamen (Dominik). Eine dritte Namensform ist Doumvilchen*. Gelegentlich gibt man dem Goldhähnchen den Namen Sommerkönig, im Gegensatz zu dem Zaunschlüpfer, welcher der Winterkönig ist, vgl. z. B. Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 76. In volkstümlichem Gebrauch dürfte dieser Ausdruck jedoch nicht sein; die lebenden Mundarten halten immer den Zaunschlüpfer für den König der Yögel. Tgl. auch Zaunkönig S. 80 ff. Rohrsänger, Calamoherpinae. Drosselrolir sänger, sylvia turdoides u. a. Die Kohrsänger werden in den meisten Gegenden einfach als Rohrsperlinge benannt und teilen diesen Namen mit der Kohrammer (emberiza schoeniclus), s. Rohrammer S. 108. Der Vergleich mit dem Sperling mag zum Teil auf der Ähnlichkeit der Gestalt und Färbung beruhen, zum Teil mag dabei auch das laute Geschnatter dieser Yögel mitgewirkt haben. Besonders der Drosselrohrsänger (sylvia turdoides, acrocephalus arundinaceus) zeichnet sich durch eigentümliche Töne aus, die aus mehreren Kehlen hervorgebracht eine ohrenbetäubende Wirkung machen. Voigt5 umschreibt den Gesang dieses Vogels mit ekarr karr 1 Rolland Faune populaire II, 302. 2 Frommann D. Mundarten VI, 14. 3 Frommann D. Mundarten VI, 344. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 66. 5 Excursionsbuch S. 65. Drosselrohrsänger, sylvia turdoides u. a. 79 karr kiet kiel Irietf; daher deT holländische Name KarraJIM, in Mecklenburg Karrakarraktktk1. In Deutschland hal dieser Ge- sang "der dnllcn Rohrsperlinge" ■ die Redensari "schimpfen wie ein Rohrsperling" hervorgerufen. In IFist. avium (1555) beschreibl Gtesner 8. 627 einen Vogel, den die Vogelfänger der Schweiz Wydenfpatz 'Weiden- spatz' nennen und der in der Straßburger Gegend als Rorgytz odrv Eorgeutz bekannt ist; aus der Beschreibung wird man nicht recht klug, welche Art Rohrsperlinge hier gemeint ist Der Name, der auch im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 437 be- zeugt ist beruht auf einer älteren Form *B6rgickez(> (zu gickezen > gitzeti, wie mhd. guckezen > gützen, Gatz-gauch); die Frequen- tativbildung gickezen (aus gickeri) gehört zu dem onomatopoie- tischen stamme gick, der auch in anderen Vogelnamen, wie Gucker, Gickerlein, zur Anwendung kommt. Überhaupt gleichen die einzelnen Arten der Rohrsänger einander derartig, daß es einem Ungeübten schwer fällt, sie von einander zu unterscheiden; daher werden sie auch gewöhn- lich mit dem gemeinsamen Namen Bohr Sperling (bei Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 72 Bruch-Broffel, Weiden-Broffel, Bohr-Broffel) bezeichnet Der Drosselrohrsänger führt in Luxemburg den Namen Jeizert* m. (eigtl. Schreihals, zu jeizen 'schreien'). Luxemburgische Dialektausdrücke für den Sumpf sänger (sylvia palustris, acroeephalus palustris) sind Wässer grätsch* f. (d. h. Wassergrasmücke), Weidepeiferchen* m. (d. h. Weiden- pfeiferchen), Weideschlöfferchen8 m. (d. h. Weidenschlüpferchen) und Hiddemecher s m. (d. h. Hutmacher); im Münsterkreise heißt der Yogel Leisdragge 1 (d. h. Rohrgrasmücke) und Beidmese l (d. h. Rohrmeise). Der Teichrohrsänger (sylvia arundinacea, acroeephalus stre- perus) wird in Preußen Rohnorangd4 m. (zu (w)rangen 'ringen') genannt. 1 Schiller Zum Tierbuche II, 16. 2 Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 335. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 180. 199. 477. 480. 4 Frischbier II, 231. 80 Zaunkönig, troglodytes europaeus. Schlüpfer, Troglodytinae. Zaunkönig, troglodytes europaeus. Ahd. wrendo: Sg. Nom. — uurendo betriscus: cod. Parisin. 9344 f. 42 b, uurendilo: cod. sem. Trevir. f. 112 b, vurendelo: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4o f. 89 a, vuertlo : cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 124 a. uurentol: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 104 a. r{entil6) (biturus) l rupido : Cgm. 187. rentile biturus l rupido : cod. Oenipont. 711, 30 b (13. Jh.). renzilo bitunvs; Cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. In dem spärlich belegten ahd. wrendo, tvrendilo ist ein alter Name des Zaunkönigs bewahrt. Zu wrendo stimmen ags. wrcenne1, me. wrenne, ne. wren mit gleicher Bedeutung; die Worte weisen auf eine gemeinsame Grundform *wrandian-, wo ein lautgesetzlicher Schwund von d eintreten konnte, vgl. Kluge Vorgeschichte 2 § 55 a. Eine andere Ablautstufe scheinen anord. rindill (in rindilpvari, Snorra-Edda II, 489 3), isländ. rindill (Fritzner Ordb. III, 114 und Cleasby-Vigfusson Icel. dict. S. 497) zu haben; die Bildung ist hier dieselbe wie im deutschen wrendilo, wo das Suffix ila(n)- deminutive Bedeutung hat. In Kluge-Lutz' English Etymology S. 231 wird die Vermutung aus- gesprochen, daß der Vogelname mit ahd. asächs. (w)renno 'Zucht- hengst' identisch sei. Aber abgesehen von semasiologischen Bedenken, die die Zusammenstellung der beiden Worte erweckt, scheint das Wort wreno 'Hengst' eine ältere Lautstufe wrainio vorauszusetzen, vgl. Palander Ahd. Tiernamen I, 87 f. — Die ahd. Belege des Vogelnamens deuten auf mittelfränkisch-niederfränk. Sprachgebiet ; daher wird man die in cod. Vatic. Reg. 1701 belegte Form renzilo für eine falsche Verhochdeutschung des Schreibers halten können. Ein anderer althochdeutscher Name des Zaunkönigs ist kuningilin 'Königlein', das in den Versus de volucribus als cuni(n)gilin, kuninc (= pitrisculus) und in H. S. III, 17 ebenfalls als kunicli, chunegel, kunich belegt ist. An den König-Namen 1 Whitman The birds of Old English Literature XX schreibt un- richtig wr&nne mit Längezeichen und identifiziert den Namen mit dem Adj. wrdene 'geil5. Die Kürze des Stammvokals wird schon durch die Nebenform woerna erwiesen. Zaunkönig, troglodytes europaeus. 81 knüpft sich die weitverbreitete Sage von der Königswahl der Vögel. Kinos Tages sammelten sich alle Vögel — so erzählt diese Sage — um einen aus ihrer Mitte zum König zu wählen. Die Krone sollte demjenigen zuerkannt werden, der beim Wettfliegen sicli in die höchsten Luftregionen aufschwingen könnte. Der Adler erhob sich höher als alle anderen, aber als er siegesfroh wieder sich senken wollte, schwang sich ein kleines Vögelchen, das unbemerkt auf den Rücken des Adlers geschlichen war, noch höher in die Luft hinauf. Trotz dem Zorn des Adlers wurde das Königreich diesem Vogel — dem kleinsten von allen — zugesprochen, und er wurde mit einer Krone ge- schmückt. — Die Sage ist alt. Schon Plinius Naturalis hist. X, 74 spielt auf sie an, indem er sagt: "[Dissident] aquilao et trochilus, si credimus, quoniam rex appellatur auium"; auch bei Aristo- teles Hist. animalium IX, 11 findet man eine ähnliche Anspielung. Die verschiedenen Sprachen erteilen die Königswürde ent- weder dem Goldhähnchen oder dem Zaunschlüpfer; in Deutsch- land ist der letztgenannte Vogel der anerkannte König. Daß aber das Goldhähnchen der echte König war, dafür spricht die Krone, mit welcher die Natur es ausgestattet hat — die lebhaft ge- färbten Kopffedern, die, wenn sie gesträubt werden, eine kronen- artige Form annehmen. Es besteht kaum Zweifel daran, daß gerade dieser eigenartige Kopfschmuck des Vogels die Sage von der Königswahl « veranlaßte, wie auch Unland bereits ver- mutet hat. Der lat. Name regulus bezieht sich auf das Goldhähnchen, ebenso die griechischen Ausdrücke ßctciXeuc, ßaciXicKoc und Tupavvoc. Mit der Sage eng verbunden ist der Königsname für die beiden Zwerge der Vogelwelt bei verschiedenen Völkern zu finden, vgl. afrz. rottetet, rottet, lit. karalius, poln. krolik usw. Man darf annehmen, daß die Sage und der Name durch antiken Einfluß sich verbreitet haben und daß sie zu den Deutschen 1 Die Sage vom Zaunkönig ist behandelt worden von Pfeiffer in Germania VI, 80ff., Unland Fabellieder in den Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage III, 83, Hildebrand in Grimms Wb. V, 1700 f.; vgl. auch Swainson The Folklore S.35ff. und Rolland Faune populaire II, 293 ff. Suolahti, Vogeluamen. 6 82 Zaunkönig, troglodytes europaeus. erst in christlicher Zeit gekommen sind. Denn die übrigen alt- germanischen Idiome wissen nichts von dem Königsnamen ; der altgermanische Name des Zaunkönigs war das bereits erwähnte ahd. wrendo. — Daß in Deutschland und größtenteils auch in Frankreich der Königsname von dem Goldhähnchen auf den Zaunkönig überging, kann man aus der viel größeren Popularität erklären, welche der letztere Yogel hier genießt. Sobald der eigentliche Grund der Sage vergessen war und nur der Gegen- satz von dem größten und dem kleinsten Yogel übrig blieb, war es natürlich, daß die Sage sich an die vielen anderen Legenden und Vorstellungen anschloß, welche sich an den Zaunkönig bei den westeuropäischen Yölkern knüpfen. Das althochdeutsche kuniclin, vor dem der altgermanische Name wrendo zurückwich, wird im 15. Jh. z. B. in dem Yocab. theuton. (1482) S. r 7 b als kuniglein überliefert und unzweideutig auf den Zaunkönig bezogen ; schon früher wird diese Bedeutung von Albertus Magnus bezeugt. In dieser einfachen Namensform ist das Wort an einzelnen Orten bis in die Neuzeit hinein erhalten geblieben, vgl. Chünigli, Chüngeli1 n. in der Schweiz, Künigle2 n. in Liebsdorf im Elsaß, Kinniachal3n. in der Heanzer Mundart; auch verdeutlicht als Kineksvilchen4- in Luxemburg, Königvögerlb in Steiermark. Weit üblicher sind aber in den heutigen Mundarten Zu- sammensetzungen mit dem alten Namen, wo das erste Kom- positionsglied irgend eine Eigenschaft des Yogels hervorhebt. Bereits im 15. Jh. begegnet in Niederdeutschland der Ausdruck nettelko(n)ni(n)c 6 (Diefenbach Glossar. S. 413 c, Nov. glossar. S. 281 a). Der Yocab. theuton. (1482) S. x 4b verzeichnet neffelkunig in hochdeutscher Form, aber die Glosse stammt ohne Zweifel aus Niederdeutschland wie manches andere Wort in diesem Yoka- bular. Gesner Hist. avium S. 626 kennt Neffelkunig aus der Gegend um Rostock ; heute kommt der Ausdruck Nettelkönning 7 1 Staub-Tobler IU, 327. — 2 Martin-Lienhart I, 447. 3 Frommann D. Mundarten VI, 333. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 223. — 5 Unger-Khull 4Q3. 6 Vgl. auch Jb. f. ndd. Sprachf. VI, 127. XVI, 113. 7 Schiller Zum Tierbuche II, 17. Zaunkönig, troglodytes curopaeus. 83 in Mecklenburg, Nwtdkfonink* in Westfalen, Nette/könink2 in der ostfriesischen Mundart vor. Der Name zielt auf das Schlüpf en des Vogels im Gras und Gestrüpp hin. Da er auch dm Winter in Deutschland verbringt und mitten im Schnee und Eis sein munteres Lied ertönen Läßt, hat man ihn in Mitteldeutschland Schneekönig getauft Gesner ji. a. 0. S. 626 bezeichnet Schnykünig als sächsisch, daher denn auch Schneeköning bei Eber und Peucer Yocab. (1552) 8. F 8 a. Für Schlesien wird dieser Ausdruck von Schwenkfeld Hier. Sil. (1603) S. 324 und für Böhmen durch Popowitsch Versuch S. 633 bezeugt; in Thüringen ebenfalls Schneekönig z und in Oberöster- reich Schneekinigerl*. Eine andere Variante ist Winterküninck, das Gesner aus Rostock anführt ; undl. winterkongje. Diefenbachs Glossar. S. 413 c belegt das niederdeutsche Wort als winterkoninc schon aus einem Vokabular v. J. 1420. Auf die gleiche Anschauung wie Nesselkönig geht der Name Dornkönig zurück; Gesner führt ihn in der Form Thurn- könick aus Sachsen an. Ein tirolischer und kärntischer Dialekt- name ist Pfutschkini, Pfutschkünig'0 (zu pfutschen 'schlüpfen'). In den westlichen Gegenden von Deutschland ist der Zaun- schlüpfer der Mäusekönig. Aus dem Elsaß, wo Müskünig6 heute weit verbreitet ist, bezeugt das Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 537 Meuß konig als volkstümlichen Namen des Vogels. Im Norden reicht er über das pfälzische Sprachgebiet hinaus als Meiskinek 7 in das Luxemburgische und als Muysconinxken (bei Junius Nomenciator (1581) S. 60 b) in das Niederländische. Von allen zusammengesetzten Namensformen, welche auf dem alten Königsnamen beruhen, hat der Ausdruck Zaunkönig die weitaus größte geographische Verbreitung ; er ist heute auf dem gesamten deutschen Sprachgebiete bekannt. Zuerst tritt der Aus- druck im 15. Jh. (in einem mitteldeutschen Glossar)8 auf. im 16. Jh. begegnet er bei Turner Avium hist. (1544) S. H 7a, Eber 1 Woeste 185. — 2 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. 3 Hertel 217. — 4 Zs. f. d. Phil. XXI, 219. 5 Frommann D. Mundarten IV, 55. 487. VI, 304. 6 Martin-Lienhart I, 447. — 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 282. 8 Diefenbach Glossar. S. 413 c. 490 b. 6* 84 Zaunkönig, troglodytes europaeus. und Peucer Yocab. (1552) S. F 8 a, Siber Gemma (1579) S. 43. Es sieht aus, als ob das Wort aus Mitteldeutschland ausgegangen wäre und sich dann südwärts verbreitet hätte, denn für Gesner gilt der Ausdruck noch als sächsisch, und die früheren ober- deutschen Quellen haben dafür andere Bildungen. Auch heute scheint der Name in Oberdeutschland nicht recht heimisch zu sein. Die ältere oberdeutsche Benennung ist Zaunschlüpfer, welches schon im 13. Jh. in der alten Bildungsweise zünsluphe (Ahd. Gll. III, 71438) begegnet; daneben die ila- Ableitung zün- sluphil auch schon seit dem 13. Jh. in den Yersus de volucribus (Ahd. GU. III, 24 16. 28 26-27. 29 5) belegt. Im 15. Jh. ist zawn- flupffel im Yocab. theuton. (1482) S. r 7 a, zunfchlijpfel in Bracks Yocab. v.J. 1495 S. 49 a verzeichnet; im 16. Jh. Zaun fchlilpff er- lin in Kyffs Tierb. Alberti (1545) S. K 5 a, Zaunfchlipffldn, Zunfchlipffle bei Gesner a. a. 0., Zunfchlüpffer im Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 541 usw. Neben Zaunschlupfer und Zaun- schliefer kommt in Steiermark auch die Namensform Zaunkerl1 (in Tirol Zaunkonkerl2) n. vor, im Elsaß die Kurzform Zümerle^n. neben Zum{eri)schlüpfer(le)z (zu Zum eZaun') und Hag schlüpf erle5 (d. h. Heckenschlüpferlein) nebst anderen Yarianten ; Zaunling bei Henisch-Wizaldus 900 Geheimnuss S. 333, Zäunert bei Goekingk Gedichte (1782) II, 51. In Mecklenburg und Göttingen und Grubenhagen gilt Tünkrüper(ken) 4, in Schlutup Tünhüpper5, in Preußen Tünkeschliker 6 = hd. Zaunchenschleicher*, in Ostfries- land (Hdge)krüperke 7 (d. h. Heckenkriecherchen). Einige Dialektnamen des Zaunkönigs sind von seiner Stimme hergeleitet. Charakteristisch für diese sind die schnurren- den zerrr-Laute, welche nach Yoigt Excursionsbuch S. 84 mit kurzen harten zick- oder tjick-Lauten abwechseln. Im Elsaß nennt man den Yogel Zisele* (d. h. Zeisig), auf Helgoland Tjürk, Tjürn9; der letztgenannte Name geht von den schnurrenden Lauten aus, die dem Zaunkönig im Anhalter Dialekt die Benennung Zaun- 1 Unger-Khull 644. — 2 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. 3 Martin-Lienhart II, 455. 470. 904. 4 Schiller Zum Tierbuche II, 17, Schambach 236. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spiachf. XVI, 84. 6 Frischbier II, 488. — 7 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 113. 8 Martin-Lienhart II, 915. — 9 Frommann D. Mundarten III, 32. Zaunkönig, troglodytes europaeus. K5 schnurz1 und im Elsaß Zünschnärzer* (vgl Ifisteldn s. 60) eingetragen haben. Zu dieser Namensgruppe gehören noch ostfries. Tünkrtter* (zu fcrftöti 'schreien', vgl. westfäl. Kftt- s/nihre) und «»Im»' Zweifel auch elsäss. Zümenriger1. Dieses Wort ist in seinem zweiten Bestandteile identisch mit den alten Straßburger Ausdrücken Reger, Rieger, die Regenpfeifer be- zeichnen, ferner auch mit elsäss. Rigerle 'Grille*. Diese Bcheinen mit steir. Regerl 'Krickente' lautmalende Worte zu sein; vgl. steir. regeln 'schnattern'. — Da das Pfeifen des Zaunkönigs als Zeichen des Regens gilt, hat er in Nassau den Namen Naßarsch, Naßaschelche:> erhalten. Schließlich hat auch die Winzigkeit des Vögelchens eine Menge mundartlicher Benennungen desselben veranlaßt. Gesner nennt unter den Synonyma, die er zusammengetragen hat, den Ausdruck Dumeling (d. h. Däumling), den Woeste Wo. S. 62 s. v. Dihnling als westfälisches Wort verzeichnet (ndl. Dumeling bei Junius Nomenciator (1581) S. 60 b); im Elsaß kommen die Namen Dümenzwitscherle und Düme?ischlupferle6 vor. Auch in Schweden nennt man den Zaunkönig tummeliten, in Dänemark tommeliden 'Däumling*. Ähnliche Ausdrücke sind noch Zitzerl1 n. (eigtL kleines Stückchen) in Österreich und Steiermark, Zivergvogerl1 in Steiermark, Müsevogel 8 (vgl. oben Mäusekönig) in der Schweiz, Zonkbutz m., Zonkebitzchend m. (aus Zonh 'Zaun' und Butz 'Ge- schöpfchen5) und Spizelek 9 m. (zu spizech 'schmächtig') in Luxemburg, Gröt- Jochen10 (d. h. Groß- Joachim) in Mecklenburg. Die südöstlichen Synonyma Buserle (d. h. Nüßchen) und Ochsen- ögele, die in Frommanns D. Mundarten IV, 55 erwähnt werden, sind Übersetzungen der entsprechenden italienischen Namen. Das backofenförmige Nest des Zaunkönigs, welches an die Nester der Laubsänger erinnert, hat die Benennungen Back- öf eichen, Backofenkröffer11 in Hessen, Backofenschhqrfer1'2 in der 1 Naumann-Hennicke II, 197. — 2 Martin-Lienhart II. 508. 3 Jb. f. ndd. Spracht XI, 113. — 4 Martin-Lienhart II, 243. 5 Kehrein 291. — 6 Martin-Lienhart II, 470. 928. 7 Popowitsch Versuch S. 633, Unger-Khull 650. 659. 8 Staub-Tobler I, 695. — 9 Wb. d. Luxemburg. Mundart 415. 508. 10 Schiller Zum Tierbuche II, 17. — 11 Vilmar 23. 12 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde S.U. 86 Wasseramsel, cinclus aquaticus. Pfalz und Backowelken, BacJcöivenkrüperken 1 n. in Göttingen und Grubenhagen veranlaßt. Wasser Schwätzer, Cinclus. Wasseramsel, cinclus aquaticus. Der Name begegnet zuerst bei Gesner Hist. avium (1555) S. 584 neben dem Synonymem Bachamfel. Heute sind diese Aus- drücke die üblichen Bezeichnungen des Vogels, doch variiert das zweite Kompositionsglied nach den mundartlichen Synonyma des Amselnamens, vgl. westfäl. Wätergaidling2, luxemburg. Bach- mierel, Wdssermerel3 : Sonst wird die Wasseramsel auch als Star aufgefaßt und benannt, vgl. altwestfäl. bikistam bei Woeste Wb. S. 317, luxemburg. Wdsserspron^ ; ähnlich nndl. water spreeuw, norweg. strömstare. Die blendend weiße Kehle des Yogels hat in Westfalen den Namen Kelwitte, Kidlivitte^ (eigtl. Kehlweiß) veranlaßt, der aus demselben Umstellungsprinzip hervorgegangen ist wie Schweiz. Bruströteli, thüring. Kälredchen u. a., s. S. 40. Braunelle, Accentor. Heckenbraunelle, accentor modularis. Das Wort Braunelle macht den Eindruck eines Fremdworts, ist aber ohne Zweifel eine einheimische Bildung. Für Gesner gilt der Name als ein Ausdruck der Vogelfänger: "Prunellas aueupes nostri vocant auiculas a colore qui obscure ruffus est", Hist. avium (1555) S. 627. Doch ist das Wort im 16. Jh. auch schon in weiteren Kreisen bekannt, denn Hans Sachs erwähnt im Kegim. der Yögel (1531) Y. 119 das Pralinellen (: Zimelschellen) ; in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 107 und in Zorns Petino-Theologie (1742) II, 390 wird Braunellein, bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 79 Braunelchen geschrieben. Der Name ist eine Ableitung von mhd. brün ebraun5 und bezieht sich auf das Gefieder des Vogels, welches aus braunen, rötlichen und grauen Federn besteht. Parallele Benennungen in anderen Sprachen sind frz. brünette, mittelengl. donnek, neuengl. 1 Schambach 15. — 2 Woeste 317. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 15. 478. — 4 Woeste 124f. Heckenbraunelle, accentor modularis. 87 dunnoek (zu dun 'braun'); beute kommt Brand, Brunle m der Schweiz als Name brauner Kühe und Pferde vor. Der Vogelname *brünele ist dann mit dem Pflanzennamen liruncllr oder liraunelle zusammengefallen. Wegen der schieferfarbigen Brusl beiß! der Vogel in Luxemburg BUkchö&er1 (d.h. Blauscheißer). Offenbar isl auch das ndd. Synonymon Iserling in Gtöttingen und Grobenhagen als eine Ableitung von tser 'Eisen' zu verstehen und auf die Farbe der Braunelle zu beziehen; vgl. norweg. jernspurv (d. b. Eäsen- sperling). Luxemburgische Ausdrücke sind ferner Heckesteisser l (d. h. Heckenstößer) und Zonkschlöffer x (d. h. Zaunschleieher). Im Münsterkreise nennt man den Vogel Piepvngel2, in der Graf- schaft Ranzau Heidpiper2, in der Schweiz Muggenbicker 3 und Herdvögeli*. In den Alpen wohnt eine verwandte Art von Braunellen, die lerchengroße Alpenbraunelle oder Alpenlerche (accentor alpinus, collaris), welche in der Schweiz mit den Namen Bluemvogel, Bliiemdvogel, Gadenvogel, Gadenröteliz bekannt ist. Wegen des vibrierenden Pfeifens nennt man sie hier auch Tüiteli. Trittli3, in Tirol Berggrötscherle 4 (vgL steir. gritschen 'zirpen'). Wahrscheinlich ist auch der Ausdruck Jochlisper, den Schmeller-Frommann Bayer. Wb. II, 680 für einen kleinen Alpen- vogel anführen, die Bezeichnung der Alpenbraunelle. In Baiern werden gewisse Stellen in der Alpenkette Joch genannt ; der Vogel- name hängt mit diesem Ausdruck zusammen und bedeutet dem- nach "Berglisper9 oder 'Bergsperling' (zu -spar > -sper 'Sperling'). Bachstelzen, Motacillinae. Weiße Bachstelze, motacilla alba. Wegen der steifen stelzenartigen Gangart hat die Bach- stelze im Althochdeutschen den Namen wazzerstelza-, d. h. 'Wasser- stelzler': wazzerstelza luciliis: Versus de volucr. ydrox: H. 8. 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 37. 172. 508. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. XVII. 2. 3 Staub-Tobler I. 694. IV, 1119. 4 Frommann D. Mundarten IV, 52. 88 Weiße Bachstelze, motacilla alba. III, 17. tappula: Gll. Salomon. a 1. Daneben ist auch ivazzerstellia (= tappus1) in cod. Lugdun. Voss. lat. 4° 51 f. 162b belegt, und diese Form wird bestätigt durch wazzerstella (= ydrox) in H. S. III, 17 : cod. mon. herem. 171, 24. — Ahd. ivazzerstelza ist eine dem oberdeutschen Sprachgebiete gehörende Namensform, welche in den alemannischen und schwäbischen Quellen des 15./16. Jhs. öfters begegnet. Heute gilt diese Bildung im Elsaß, in Schwaben, in der Schweiz und als Wasserstelzer 2 m. auch in Steiermark. Auf dem mitteldeutschen Sprachboden ist Waffer fteltz bei Turner Avium hist. (1544) S. D 3a und wohl danach bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F4a bezeugt; in mitteldeutschen Mundarten ist das Wort nicht geläufig. Dagegen ist die heute in der Schriftsprache geltende Form Bachstelze sowohl in Oberdeutschland wie in Mitteldeutsch- land heimisch. Sie erscheint zuerst in bairischen Handschriften des 14. Jhs.: pachsteltz in cod. Oenipontan. 355, 15 a, cod.Vindob. 3213, 116 b, pachstelze in Clm. 4350, 3 a (Ahd. Gll. III, 28 25 u. 30 33), schwäb. bachstelz in fol. Stuttgart. (Ahd. Gll. III, 28 25); im 15. Jh. ist das Wort öfters in oberdeutschen und mittel- deutschen Glossaren belegt. Von den Autoren des 16. Jhs. haben H. Sachs Regim. der Yögel (1531) V. 143 die Maskulinform Pach- steltz, Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 4a Bachsteltz, Waffer- fteltz, Gesner Hist. avium S. 593 (1555) Wafferfteltz und Bach- fteltz, das Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 454 Bachfteltzen (PL). Heute kommt im Elsaß neben Bachstelz 3 f. ein maskulines Bachstelzer3 vor, in Schwaben ist Bachstelz4' (woneben die um- gestaltete Form Bockstelz4) regelmäßig maskulinen Geschlechts. Eine landschaftliche Verschiedenheit in der Anwendung der Aus- drücke Bachstelze < *ahd. bachstelzo, -a eBachstelzler(in)' und Wasser- stelze scheint auf oberdeutschem Sprachgebiet nicht bestanden zu haben, vielmehr findet man sie als parallele Synonyma. In der Straßburger Gegend z. B. gebraucht Baldner Vogelb. (1666) 1 Sonst ist nur das Deminutiv tappula belegt ; in der Hs. . . azzer- stellia. (Steinmeyer). — Unsicher ist, ob stibola = stelze in Ahd. Gll. IV, 21764 als tippula (= tappula) = tvazzerstelze aufzufassen ist, wie Stein- meyer a. a. 0. vermutet ; stibola gehört wohl eher zu stiua. 2 Unger-Khull 621. — 3 Martin-Lienhart II, 594. 4 Fischer I, 562. Weiße Bachstelze, motacilla alba. 89 S. 71 den Letzteren Ausdruck, im Gegensatz zu dorn Verfasser des Vogelbuchs v.J. L554, der nachstehe verwendet Verschieden von diesen Namensformen sind mitteldeutsche und niederdeutsche Komposita, die als zweiten Teil das Wort Stürz (ndd. Stört) aufweisen. Diese weisen auf den beweglichen, fortwährend wippenden Schwanz des Vogels hin und schließen sieh an eine Reihe von Synonyma anderer Sprachen an, welche die Bachstelze von demselben Gesichtspunkte aus benennen, vgl. z. B. engl, wagtail, diin. rumpevrikker, frz. hoche-queue, ital. squassa-cod«, auch griech. ceicoTTUTic. In Niederdeutschland sind derartige Bildungen schon in mittelalterlichen Glossaren bezeugt. Die mnd. Variante quikstert, que/c[e)stert gehört zum Adj. quik lebendig' (qneken 'beleben'), doch mag bei den Formen mit e im Stamme auch Anlehnung an quek 'Vieh' bestanden haben (vgl. Viehstelze, Kuhstelze und auch Bockstelze), wie in der Form quakstert an quaken 'schwatzen'. Auf diesen älteren Namensformen beruhen jetzt Kivickstert in Altmark1, Lippe2, Lübeck3, Quickstyärt im Münsterkreise4, Queckstert in Hol- stein4, im dl. kwikstaart, ostfries. Kivikstert5; schwed. quickstjert stammt aus dem Niederdeutschen. In Preußen kommt neben Quekstert6 (Queksterz) und Quikstert6 (Quiksterz) auch Quekstelz6 vor, die eine Kompromißform von den vorhingenannten Worten und dem hochd. Bachstelze ist. Eine andere Variante ist Wippstert (je) (zu nippen) in Ostfriesland5, Westfalen7, Holstein4, Fallersleben 8, Göttingen und Grubenhagen 9, Altmark l, den niederdeutschen Bezirken von Hessen10 und in Preußen, wo auch die Bildungen Wip~ 2)(en)zageln (Wöppzägel) und Wippquecksterz11 vorkommen; dän. vipstiert ist ein ndd. Lehnwort. — Eine oberdeutsche Parallele Wipperer wird in Unger-Khulls Wortsch. S. 631 aus Steiermark- angeführt. 1 Danneil 2.-2 Frommann D. Mundarten VI, 365. 3 Schumann Zs. f. d. Wf. IX Beih. S. 3. 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. XVII, 4 f. 5 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112f. — 6 Frisclibier II, 202. 7 Woeste 326. — 8 Frommann D. Mundarten V, 296. 9 Schambach 300. — 10 Vilmar 455. — 11 Frischbier II, 202. 90 Weiße Bachstelze, motacilla alba. Eine dritte Variante ist mnd. ivagestert (zu ivagen esich bewegen'), wovon Wagenstertje1 in Altmark und Fallersieben2 eine Urnbildung ist. Auf hochdeutschem Gebiet entspricht wegstarcz (zu wegen 'bewegen') in einer Handschrift aus dem 15. Jh. (Ahd. GH. III, 28 25). Auch die Form Bewesterz 3 (d. h. Bebeschwanz) kommt (in Göttingen und Grubenhagen) vor. Schwer zu beurteilen ist begistarz, begisterz (= sepicedula) in Heinrichs Summarium III, 17 (cod.Vindob. 2400, 42 a, Clin. 2612, 24b, cod. mon. herem. 171, 24, cod. sein. Trevir. 31, 15a, cod. princ. de Lobkow. 434, 9 a, bechsterz : cod. Darmstad. 6, 27 a, begester: Clm. 23796, 173a; dazu aus den Versus de volucribus bechesterze im Kölner DoppelbL, Ahd. Gll. III, 31 85). Die Belege weisen auf die westmitteldeutsche Mundart, und hier begegnen heute Namensfornien, welche auf der ahd. Form zu beruhen scheinen : Bäisterz, Beisterz und Beinsterze ^ im Westthüringischen, Henoeb ergischen und Schmalkaldischen; diese sind im Anschluß an Bein umgestaltet. Bereits in einem Vokabular v. J. 1502 er- scheint beijnstercz und in einem noch früheren v. J. 1421 beinstelcz, danach fusszstelcz in einem Vocab. rerurn aus dem 15. Jh.5. Durch Umbildung und die Umstellung der Kompositionsglieder, welche man auch sonst bei Vogelnamen beobachten kann, sind die Aus- drücke Steinberz* im Schmalkaldischen, Stealtsbainche, Stoarze- bainche1 in Oberhessen zustande gekommen, vgl. S. 40. 86. — Wahrscheinlich ist altwestmitteld. begisterz aus einer mnd. Namensform *bekestert < *bekestelt (Bekesteltje 8 in Göttingen und Grubenhagen) 'Bachstelze' zu erklären. Für diese Annahme spricht der Umstand, daß eine Komproinißform von Wegestarz und Bachstelz schon früh bestanden hat, wie der Beleg pach stelcz stercz in einer Glosse des 15. Jhs. (Ahd. Gll. III, 3134) beweist. Ferner fällt ins Gewicht, daß diese Form gerade in dem Grenzbezirk zwischen Hochdeutsch und Niederdeutsch vor- 1 Danneil 2.-2 Frommann D. Mundarten V, 296. 3 Schambach 23. — 4 Hertel 66, Vilmar 30. 5 Diefenbach-Wülcker Wb. S. 226. — 6 Vilmar 30. 7 Nach einer Mitteilung von Prof. Kluge. 8 Schambach 20. Weiße Bachstelze, motacilla alba. 91 kommt, welcher hier in Betracht kommt, vgl. oberhess. Bach- stearz\ Luxemburg. Bdch$tierzelchen*: westfäL Bükstert*. Nach (\v\\ bereits vorhandenen Typen sind dann noch weitere mundartliche Varianten geschaffen worden. In Luxem- burg sind die Ausdrücke Pänestierzchen (& h, Pfannenstielchen), Pänesteisserchcn, Pdnestirchen, Pänewippchen ' m. gebräuchlich, in der Grafschaft Ranzau Plögstert und Pluchstert6 (d. h. Pflugsterz), von denen die ersteren auf den langes Schwanz der Bach- stelze6 hindeuten, die letzteren wieder in die Gruppe von Synonyma hinüberführen, welche den Vogel in Zusammenhang mit dem Ackerbau bringen. Die Bachstelze ist nämlich ein treuer Freund des Land- mannes, in dessen Fußstapfen sie fortschreitet, um in der auf- gepflügten Furche Würmer zu sammeln. Daher wird sie auch in vielen Gegenden Ackermann genannt Im 16. Jh. ist der Ausdruck Ackermennchen in einem mitteld. Yocab. rerum v. J. 1517 und in der niederdeutschen Form Acker menneken bei Chytraeus Nomenciator v. J. 1581 Sp. 374 bezeugt. Gerade in Mittel- und Niederdeutschland ist dieser Name heute am weitesten verbreitet. In der Form Ackermann oder gewöhnlich als Deminutivum Acker- männchen, bezw. Ackermcenneken ist er vorhanden in Thüringen 7, Niederhessen8, Göttingen und Grubenhagen9, Altmark10, Hol- stein11, Preußen12; in Ostfriesland Akkermantje und Bötnantje13. Auch auf oberdeutschem Sprachgebiet ist der Ausdruck nicht unbekannt; in Steiermark heißt der Vogel ebenfalls AckermannllK in Tirol Bancogel1'*. Das steirische Dialektwort Hotterl1* n. gibt der Bachstelze die Rolle eines Pferdetreibers auf dem 1 Nach einer Mitteilung von Prof. Kluge. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 15. — 3 Woeste 31. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 327. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVII, 1. 6 Im Geistlichen Vogelsang S. 4 wird der Schwanz der Bachstelze Tfannenstiel' genannt; "Die Bachsteltz thut offt schnappen vnndt fengt der mucken viel, es hört nicht aufT zu knappen ihr langer Pfannenstiel", s. Grienhaber Aeltere deutsche Sprachdenkmale religiösen Inhalts (1842). 7 Hertel 58. — 8 Vilmar 7.-9 Schambach 6. 10 Danneil 1 f. — 11 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 3. 12 Frischbier I, 15. — 13 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111. 14 Unger-Khull 11. 351. — 15 Frommann D. Mundarten IV, 54. 92 Weiße Bachstelze, motacilla alba. Felde, denn hott von dem der Yogelname offenbar abgeleitet ist, ist der Anruf für Zugtiere. Zu dieser Gruppe von Synonyma gehört noch der Ausdruck Schollenhoppler1 (d. h. Schollenhüpfer) im Elsaß. Yon der gelben Art wird die weiße Bachstelze in einigen niederdeutschen Gegenden als Blau Ackermann oder Wite Acker- mann2 (d. h. Weißer A.) unterschieden. Wegen der schwarz- weißen Tracht nennt man sie auch — wie Gesner Hist. avium S. 593 berichtet — Klo fter fremde, vgl. Schwarzkopf S. 71. S. auch Gelbe Bachstelze. Gelbe Bachstelze, motacilla flava, budytes flavus. Im Gegensatz zu dem Ackermann oder der weißen Bach- stelze ist die gelbe der Viehhirt, der in der Gesellschaft von Rindern und Pferden angetroffen wird und auf den niederen Viehtriften seiner Nahrung nachgeht. In Preußen wird der Yogel Kuhstelze (Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 78), anderwärts auch Viehstelze genannt. — In Steiermark wird die gelbe Bachstelze als Schaf halterl 3 von der weißen unterschieden, die Sau- halterl oder Kuhhalter'* genannt wird; neben diesen Namens- formen kommen auch die Varianten Sauherterl 3 und Kuhherterl* (d. h. Sau- und Kuhhirt) vor. Die Ausdrücke haben sich offen- bar erst sekundär zu der heutigen Form entwickelt, denn eine ältere Namensform ist bewahrt in den mhd. Glossen hardell in cod. Mellic. K 51, 242 und wazzs stelcz hardslla in cod. Vindob. 1325, 106 b (Ahd. Gll. III, 3P2) und diese läßt sich nicht als 'Hirt' deuten. — Unwahrscheinlich ist die von Lehmann in KZ. XXXXII, 87 gegebene Erklärung, wonach das althoch- deutsche Wort zu ags. hrapian, hradian, hratian 'hasten' ge- hören würde. Der Vogelname ist wohl eine Ableitung mittels des Suffixes -ila von ahd. hard* "Wald*. In Baiern hat dies Wort die Bedeutung 'Boden, aus Sand und Kies bestehend und nur mit weniger trockenen und an sich unfruchtbaren Damm-Erde 1 Martin-Lienhart I, 361. 2 Vgl. Schambach und Danneil sowie Korrespondenzbl. a. a. 0. 3 Unger-Khull 419. 519. 4 Das Wort hat im Ahd. auslautendes d, nicht t, vgl. PBB. XXX, 567. Weiße Bachstelze, motacilla alba. 93 aberzogen*, im Elsaß bedeutet Eard auch Bumpfiges Wiesen- gelände usw. Die Vorliebe dos Vogels für Viehweiden bat ihm den Namen Rinder fchyffer eingetragen, den ßesner 8.594 ans der Schweiz anführt; bei B. Sachs Regim. <1 60, 103 b. Wehe: H. S. XI a 2, laudula: a 2. Versus de volucr., lerich: Versus de volucr., lerch : Versus de volucr. le uuerka scylla : Vergil. G. I, 405 : cod. Parisin. 9344, 14b. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4<>f. 89a, leuuerea: cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 124a. cod. Vatican. Reg. 1701. 2b. lecverca luscina. et acredula. unum. est: cod. Bonn. 218, 58a. lewerka alauda -F caradrion: cod. Cheltenham. 7087, 144a. lewereh: cod. Vindob. 804 f. 185 b. — Akk. — lericha (Scylla) mutata inlaudulam: Vergil. G. I, 405: cod. Trident. 1660, 18 b. leracha charadrionem 4 : Leviticus 11, 19: Clm. 22201, 238b, lerahhun: cod. Vindob. 2732, 22 b, cod. Vindob. 2723, 18b, lerachun: cod. Gotwic. 103,49b, leraehm: Clm. 13002, 219b. Der Xame der Lerche ist gemeingermanisch : ahd. ISrihha^ mhd. lerche, lerche, mnd. leiverike, lewerke, nindl. leeicerike. leewerke, nndl. /eew/i, ^ ; im Nachbardialekt von Göttingen und Grubenhagen ist der Ausdruck als Golddmel3 m. oder als deminutives Goldöoemerken^ ebenfalls vorhanden. Übrigens reicht diese Namensform über das Hessische in die Pfalz und tief in das Elsaß hinein. Auf diesem Gebiete ist das Kompositum teilweise durch Assimilierung und Kontrak- tion zu abweichender Lautgestalt gekommen. Schon im L5. Jh.4 begegnet die assimilierte Variante GoUammer, die Gesner a. a. 0. erwähnt; in Zehners Nbmenclator v. J. 1645 Vorrede v. J. 1609 S. 232 ist Golmar, bei Popowitsch S. 139 Gollmer m. (nach Ludwig und Krämer) belegt. Heute kommen in Thüringen die Formen Galanter, Gabner* m., in der nördlichen Pfalz Gohm im Elsaß Gölammer, Galammei vor. — Etwas auffälliger ist die Variante Gavlammer, die Gesner a. a. 0. aus der Straßb Gegend anführt; zu der Ortsangabe stimmt Gatdhamer im Strass- 1 Fischer II. 702. 2 Vgl. Diefenbach-Wülcker Wb. S. 629. — 3 Schambach 67. ! Diefenbach Glossar. S. 28a. 283c s. v. amarellus und icter. 5 Hertel L08. 6 Pfalz. KI. s. 55, Heegcr Tiere im pfälz. Volksmunde II. 12. 104 Goldammer, emberiza citrinella. bürg. Vogelb. v. J. 1554 Y. 446. Aus den heutigen elsäss. Dialekten führen Martin und Lienhart Wb. I, 36 und 335 Gelgaulammer (Ingweiler) und Guelhammer (Illkirch) an. Eine Anlehnung an Gaul scheint sicher vorzuliegen, aber befremdend ist, daß diese Variante als goulammll bereits im 15. Jh.1 zu finden und im 16. Jh. auch in Baiern bezeugt ist. Hier gibt Ostermann Yocab. v. J. 1591 S. 336 Gauleimer und Golammer als heimat- liche Formen an, daher wohl Gauleimer I Golammer bei Henisch Teutfche Sprach (1616) Sp. 836. — Bei Popowitsch Versuch S. 158 gilt von den verschiedenen Varianten des Namens der Goldhammer als die normale Naniensform ; sie wird als volks- tümliche Form in der Pfalz von Heeger2 angegeben. Die gleiche Anlehnung an das Wort 'Hammer' hat auch der angelsächsische Vogelname erfahren. Die Glosse clodhamer bei Wright-Wülcker Vocab. I, 287 17 bedeutet nicht den Krammetsvogel, wie Sweet in The Stud. Dict. S. 35 und Whitman The Birds of Old Engl. Lit. XVII, 5 behaupten, sondern die Goldammer ; vgl. wegen des ersten Kompositionsgliedes Goldie und Coldfinch2, in heutigen Dialekten. In niederdeutschen Gegenden ist der alte Vogelname meistenteils unbekannt; dafür begegnen hier andere Synonyma, von denen der niederländische Name Gors bereits alt bezeugt ist. Die ersten Belege zeigen, daß das Wort am Mittel- und Niederrhein heimisch war. In dem lateinischen Texte des Albertus Magnus (s. Gesner a. a, 0.) wird der Vogel 'citrina' erwähnt, "quam alij gurfam, alij ameringam vocant". Einige Jahrhunderte später taucht der Name in der zusammengesetzten Form gelegorse (Horae belgicae 7, Nr. 5)4, gelegorsze (Vocab. v. Trochus 1517) 4, gheylgoersz (Kölner Gemma 1507) 4 auf, darauf wieder in der Umgebung von Köln eyn Geelgorft in Turners Avium hist. (1544) S. F4a, eyn Geelgörß bei Longolius Dial. de avibus (1544) 1 Diefenbach-Wülcker Wb. S. 629. 2 Pfalz. Id. S. 55, Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 12. 3 Swainson The Folklore S. 70. 4 Diefenbach-Wülcker Wb. S. 624, Diefenbach Glossar. S. 159c. 164a. 413 c; die Belege gelegurze, ghelewurcze kommen hier nicht in Betracht, da sie mit crucus glossiert sind und damit wohl crocus 'Safransblume' gemeint ist. Goldammer, emberiza citrinella s. G 2a. Eber and Peucer erwähnen Vocab. (1552) 8. B8a l gor ff. als eine ihnen geläufige Benennung (M©go «'.1111 efle conijcio, quam uocamus "); der Bele edocfa nicht füi Sachsen in Anspruch genommen werden, denn achon die Ortho- graphie beweist, daß er ?on Turner herstammt Gesner a.a.O. spricht die Vermutung aus. daß diese Namensform nieder- deutsch sei; Popowitsch führt das Kompositum nach alteren Quellen an, daneben aber auch die einfache Form der Gert als "altes Wort". Eranck hat im EtWb.S.310 fVir oiederläncL Gort an Zusammenhang mit »/ras -«'(lacht, dabei geht er aber von der unrichtigen Annahme ans, dar» die alte Bedeutung des Wortes 'Grasmücke* gewesen sei Die vielfach vorkommende Verwechslung der Grasmücke (curruca) und der Goldammer in den Vokabularen beruht offenbar darauf, dal) beide Vögel als Pflegeeltern des Kuckucks gelten. Dieses Verhältnis zum Kuckuck tritt zum Vorschein in dem von Gesner zitierten alten Sprich- wort: "Du loneft mir wie der Guckauch dem Gorfe" (auch . . . "wie dem Guckauch die Gorfe", vgl. S. 35(3. 628), wobei Gesner Gors mit curruca übersetzt. Nur im Niederländischen ist der Name Gors oder Geelgors, für den bis jetzt eine sichere Deutung fehlt, unverändert erhalten geblieben. Aber seine weitere Verbreitung in Niederdeutschland geht hervor aus den Aus- drücken Geele Girsch1 (um Neuwied) und Gälgerft (Gä!gat*ch, Gülyäsk)'2 in Altmark, welche als Umdeutungen des alten Namens im Anschluß an Girsch oder Gdeseke 'Girsch, Geißfuß1 einerseits und Gerste andererseits aufzufassen sind. Sonst wird die Gold- ammer in niederdeutschen Mundarten vielfach als e(ielhgan>' benannt. Gesner kennt Galgen fiken durch seine Rostocker Kor- respondenten. Heute heißt der Vogel Gelegös, Gelgäseken* in Westfalen, Gelgösch1 in Lübeck, Gellgaus* in Mecklenburg, Geäle Gaus in der Mark, Gelbgüsse!1 in der Ukermark usw. Möglicherweise beruhen auch diese Ausdruck»' ursprünglich auf der Benennung Gelegors. Zum ersten Mal ist Gelegose in den Eorae belgicae (Diefenbach Glossar. S, 413c) bezeugt Von den sonstigen Bezeichnungen der Goldammer knüpfen 1 Schiller zum Tierbuche II. 11. — 2 Danneil 60. 3 Woeste 75. — 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach. XVI. 83 f. 106 Goldammer, emberiza citrinella. die meisten, ebenso wie die vorhinerwähnten Komposita, an die gelbe Farbe des Vogels an. In Gesners Hist. avium S. 628 werden von derartigen Syno- nyma Gilbling (ohne Ortsangabe) und Güwertfch, Gilberifchen (heute in der Schweiz Gilwerich, Gilberisch, Gilbrätsch, auch Gilber, Gilwer1) aus Freiburg im Breisgau erwähnt. Es sind wohl diese Xamensformen analogisch mit (Gelb-) Emmerling und (Gel-) Emmeritz gebildet; nach dem letzteren Typus auch Schwab. Gelitz (zu gel egelV). In Preußen heißt der Yogel Gelbbauch oder Gelbauch und Gelbfink2, wozu Gelpfiter (zu Pfit 'Fink') in Stüelingen (Schwarzwald) eine Parallelbildung ist. In der Grafschaft Ranzau heißt die Goldammer Gelkomesch'% das im Korrespondenzblatt XVI, 83 als 'Gelbkopfmeischen gedeutet wird; eher zu Musch (Gelkomusch = Gelbkopfsperling). Der westfälische Name Gelemätte* beruht auf der Koseform des Eigennamens Margarethe oder Mathilde; luxemburg. Gielhännsjen5 m. ist eigtl. eGelbhänschen'. Sonst heißt der Vogel in Luxem- burg auch Gielemännchenb oder Gieleker5 m. Nicht ganz klar ist der Ausdruck Grinschling* im Anhaltischen, Grünschling, Grünschleng1 in Preußen, Grinsling6 im Brandenburgischen, nach Adelung (1774) I, 219 Grünzling in der Mark; bei Colerus Oecon. rar. (1603) Gründschling 8, bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 61 Grünschling. Schles. Golitschked ist eine slavische Bildung. Die Goldammer verbringt auch den Winter in Deutschland und hat daher den Namen Winterlerche (bei Popowitsch nach Heppe Wohlred. Jäger angeführt) erhalten. In der schwäbischen Mundart nennt man sie Schneegitz, d. h. Schneepfeifer (von gickezen oder gitzen 'pfeifen'), vgl. Rörgitz S. 79. — Zur Winters- zeit sieht man die Goldammern bei den Kornscheunen auf dem Lande oder auf den Straßen in den Städten, wo sie ihre Nahrung suchen. Daher nennt man sie im Elsaß Kotvogel und Gersten- 1 Staub-Tobler II, 295. — 2 Frischbier I, 224. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach. XVI, 83 f. — 4 Woeste 75. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 135 f. 6 Popowitsch Versuch S. 139. — 7 Frischbier I, 258. 8 Vgl. Zs. f. d. Phil. XXI, 213. 9 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 28. Grauammer, emberiza miliaria, miliaria calendra. 107 vogelK in der Schweiz auch KoriWOgd*] der letztgenannte Auf- druck, den Gesner a. a. 0. aus Glarus bezeugt, begegnet bereits im i:.. Jh.». Das elsäss. Dialektworl Ptotzer wird von Martin-Lienhari II. L76 auf den schwebenden Bing des Vogels [platzen fallen (mit Geräusch)1 \ bezogen. Grauammer, emberiza miliaria, miliaria calendra. Nach Brehms Tierlehen (Vögel t8, 343) bat die Granammer, vom Osten kommend, erst im vergangenen Jahrhundert sich in Deutschland als Brutvogel verbreitet Gesner, derein im Winter eingefangenes Exemplar gesehen hat, gibt dem Vogel den Namen ein wyffe Emberitz wegen der weißüchenünterseite,vgLHist avium s. 629. Mit einigem Zweifel identifiziert er die Grauammer mit dem 'passer magnus', den Turner in Avium bist. (1544) S. G 6b Gerfthammer nennt; von dieser Quelle baben Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 6 b, Schwenkfeld u. a. den Namen aufgenommen. Als schlesische Bezeichnungen des Vogels gibt Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 290 die Namen Gerftling und Gerftvogel; daneben wird auch der Ausdruck Welfcher Goldammer erwähnt, der die Grauammer als Einwanderer bezeichnet. Klein hat in Hist. avium prodr. (1750) S. 91 für den Vogel die offenbar preußischen Ausdrücke Knust und Knipper, von denen der erstere eigtl. 'kleine dicke Person' bedeutet und die Fettigkeit des Vogels hervorhebt. Der Name Knipper bezieht sich auf die Stimme, die aus einem klirrenden ezick zick zick schnirrrrps' besteht; vgl. preuß. knippen 'mit hörbarem Knipp schließen, z. B. ein Schloß*. Nach Voigt Exeursionsbuch S. L18 sollen die Vogelsteller den Gesang der Grauammer mit dem Geräusch vergleichen, welches eine Strumpfwirkermaschine verursacht und ihr daher den Namen Strumpfwirker gehen. Ein Zugvogel ist in Deutschland die Gartenammer (embe- riza hortulana), welche in der Wissenschaft auch der Ortalan genannt wird. Der Name stammt aus dem Italienischen und wird v.m Bohberg Adeliches Land-Leben (1687) 0,803 in der 1 Martin-Lienhart 1,100. — 2 Staub-Tobler 1,6 3 Vgl. Diefenbach Glossar. S. 283c. 108 Rohrammer, emberiza schoeniclus. italieuisclieu Lautgestalt Ortolano angeführt ; in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 197 der Hortulan, in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 56 der Ortolalin usw. In den südwestlichen Gegenden Deutschlands trifft man als Nistvogel die Zaunammer (emberiza chius), in der Schweiz Zün-Gilwerig genannt; in diesen Teilen von Deutschland, in der Schweiz und in Österreich nistet auch die sogenannte Zipp- ammer (emberiza cia), welche den Namen von ihrem Lockrufe hat. Es ist dies der Yogel, den Gesner a. a. 0. beschreibt und nach den schweizerischen Vogelstellern Wisemmertz (d. h. Wiesen- ammer) nennt. Ein Bewohner des hohen Nordens ist die Schneeammer (emberiza nivalis, plectrophenax nivalis), in schneereichen Wintern erscheint sie aber scharenweise in Deutschland und läßt sich auf Stoppelfeldern und Heiden nieder. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 256 nennt diesen Yogel Winterling und erwähnt als volkstümliche Ausdrücke die Namen Schneevogel und Neuvogel. Im Münsterkreise heißt er Snefink1, in Steiermark Schnee- ammerling2. Rohrammer, emberiza schoeniclus. Der Yogel hat seinen Namen von dem Aufenthalt im Rohr und Schilf bekommen; er vermeidet das Gebirge und sucht nur die scliilf reichen Teiche und Sümpfe auf. In der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 231 wird er mit den Namen der Moß-Emmerling oder Rohrsperling genannt. Meistenteils kennt man die Rohrammer mit dem letzteren Namen und zählt sie mit den Rohrsängern zu den Sperlingen. Gesner (S. 627) bezeichnet den Ausdruck Rorfpar als schweizerisch. Im Elsaß wird der Yogel Riedspatz oder Rohrspatz3 (zuerst im Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 533), in Mitteldeutschland Rohrsperling (zuerst Rhorfperling bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S.F6 b) genannt; auch schon mnd. rörsperüng. Die mittelrheinische Namensform Reydtmüß (= Reitmüsch) gibt Turner Avium hist. (1544) S. F 2 b, heute in den Niederlanden rietmosch, in Luxemburg 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 2 Unger-Khull 551. — 3 Martin-Lienhart II, 552. Fmk, rringilla. Weidtmfach ' t Im Munsterkreise isl die entsprechende Form J.clxlün'nih'. ostfries. Reitlünittk*. Vgl auch Rdrg itz und Wyden- spatz s. TD. Fink, Fringilla. Ahd. finco: Sg. Nom. «/wo fringilla : cod. SGalli 913, l;"1 b cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 8. i- f. 89a. Jim»: cod SGalli singellus: cod. SGalli 242, 248b. peringellus: cod. Bern. Trevir. f. 112b, vineo: cod. Parisin. 9344f. t2b, cod. Berol. Ms. lat. - 123b. cod. Selestad. 1 10a. Versus de volucr. Gll. Salomon. a 1. II. S. III. 17. XIa 2.b.d.e.f.g. uincho: Clm. 1 I689f. (7a. fincKo. cod.Vatic. Reg. 1701. 2b. flngo peringellus: cod. Bern. Trevir. R. III. L3, rinh-e: Versus de 70lucr., vinch: Versus de volucr. Der Finkenname ist in den westgermanischen Sprachen verbreitet, ygl. mnd. mndl. vinke, nnd. finke, nndl. vink and /*nc, me. ae. /Swcä; dän. finke: schwed. fmk (älter /wfo) sind nach Falk und Torp Et. ordb. I, \'^ entlehnt aus dem Niederdeutschen. Die kontinentalgermanischen Namensformen gehen auf die Grdf. *fink-{i)an- zurück, während die englische Benennung auf einem »-Stamm *fink-i- beruht. In den romanischen Sprachen ist der Vogelname in annähernd gleicher Form wie in den germanischen vorhanden: ital. pincione, span. pinchon, pinzoii, frz. pinson < Grdf. *pinciönem. Aus direkter Entlehnung kann die Überein- stimmung der beiden Sprachgruppen jedoch nicht erklärt werden, ebensowenig wie das Verhältnis zu dem Keltischen, das eben- falls Finkennamen mit übereinstimmendem Aussehen aufweist: cymr. pinc, breton. pint, daneben auch cymr. ysbineyn (*spink). Thurneysen Keltoromanisches S.73, der die Unmöglichkeit einer Urverwandtschaft der germanischen und keltischen Worte betont, erklärt die cymr. Form *spink für eine Entlehnung aus dem engl, spink 'Fink', das seinerseits wieder aus dem Nordischen (schwed. spink 'Spatz', dän. dial spinke 'eine Art Sperling') stammt Die romanischen Namensformen und cymr. pinc wieder aus eine]- Vermischung des deutsehen fink und spink oder direkt aus der letzteren Form geflossen. Aher die Ahnlieh- 1 Wh. d. Luxemburg. Mundart KX). 2 Korrespondenzbl. f. udd. Spracht. XVI, 86 3 Jb. f. ndd. Sprachf. XL 113. HO Buchfink, fringilla caelebs. keit in dem Lautkörper erstreckt sich noch über andere Sprach- gebiete, vgl. czech. penkava 'Fink', slovak. pinka, penkava, pin- kavka, sloven. penkica 'Zeisig' u. a. slavische Namen, die vielleicht hierher gehören; dazu niagyar. pinty, pinc, pintyöke 'Fink', die Schuchardt Zs. f. rom. Phil. XV, 113 aus roman. *pincio oder aus Vermischung des roman. *pincione und des deutschen finco (daraus venez. finco) erklärt. Es ist nicht nötig, die weitgehende Übereinstimmung der oben angeführten Finkennamen durch direkte oder indirekte Entlehnung zu deuten, denn sie hat offenbar ihren Grund in dem onomatopoietischen Charakter des Vogelnamens, welcher auf dem kurzen, hellen pink-pink-Rufe des Buchfinken beruht. In mehreren von einander divergierenden Varianten kommt dieser charakteristische Ruf des Finken in seinen Benennungen zum Vorschein; zu der bereits erwähnten Xamensform gesellen sich noch engl. dial. chink-chink, pink, pink-twink\ schwed. tvinnt2 'Buchfink' in Angermanland, Vesterbotten, Norrbotten, frz. dial. quinquin, toin, touin, breton. tint (neben pint) 3 u. a. Wegen der onomatopoietischen Natur des Finkennamens scheint die Möglichkeit ausgeschlossen, das Verhältnis des germanischen Wortes zu griech. ctuytoc 'ein kleiner Vogel (Fink)' (Hesych: cttittov. cmvov) neben CTri£a Mass.' zu bestimmen; die von Benfey I, 535 angenommene Urverwandtschaft bleibt ganz hypo- thetisch. Buchfink, fringilla caelebs. Der bekannteste und allgemeinste von allen finkenartigen Vögeln ist der Buchfink, welcher diesen Namen seiner Vorliebe für Buchein verdankt. Der Ausdruck, der heute ziemlich all- gemein gilt, ist seit dem 13. Jh. belegt; die ersten Zeugnisse für buchfinke, huchfinck finden sich in den Handschriften der Versus de volucribus (Ahd. Gll. III, 2445). Bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 7 a wird der Buchfink mit dem Namen Rot- finck benannt. Auf die Färbung des Vogels weist auch der Aus- druck Schildfink hin, den Staub-Tobler I, 868 anführen ; wie in 1 Swainson The Folklore S. 62. 2 Rietz Svenskt dialektlexicon S. 767. 3 Rolland Faune populaire II, 174- f. Bachfink, fringilla caelebs. 1 1 1 den Namen Schückpecht, Schüdkräe, wird mit Schild hier die Buntheil des Gefieders ausgedrückt1. Sons! trird der Buchfink auch ofi nur mit dem bloßen Gattungsnamen genannt; im Bchle- sischen Dialekt wrird Finke weiblich gebraucht* Weit verbreitet sind die Ausdrücke Dreckfink, Mistfink (schon Im L3.Jh. mühdnke And. G1L III, 5518), Kotfink (zuerst bei II. Sachs Eteginx der Vögel (1531) V. 171), schwäb, Dreckjockei6 (zu Jockei 'Jacob*), «reiche sich daraus erklären, daß die Buchfinken mit Hausspatzen, Gold- ammern und anderen Vögeln ihre Nahrung an den Abfällen auf den Straßen suchen. Wie bereits erwähnt wurde, wird der Lockruf des Buch- finken als 'pink' oder in ähnlich klingenden Lautgebilden als Name des Vogels verwendet Dem Verfasser des Strassburg. Vogelb. ist der Zusammenhang zwischen dem Rufe und dem Namen aufgefallen, wie aus seiner Bemerkung "Finck ' fiurk , finck ift doch ihr gefchrey" hervorgeht. Ähnlich wird der Finken- ruf in Altmark aufgefaßt, wo der Vogel singt: "ick, ick, ick will hin zu dir! Du, du, du komm her zu mir! Flink, flink, flink !".. oder 'Tschink! t'schink! t'schink will ick, un vor en twe Dri Ber!"4. In Luxemburg wird der Buchfink der Pen- kerchen5 genannt. Andere Namen sind dem kurzen klangvollen Pfiff nachgebildet, den Voigt Excursionsbuch S. 138 mit dem 'huitf des kloinen Laubsängers vergleicht. Daher heißt der \ in Frankreich hi(äG, im Elsaß PfU1, in Luxemburg Boupitt* dl Onomatopoietisch sind auch die synonymen Benennungen Boufek* m. in Luxemburg = Bofex9 m. in der nördlichen Pfalz, Bueck- tschippes10 m. im Elsaß. Bei den Vogelstellern und Finkenliebhabern werden die Buchfinken als Sänger beurteilt und danach in viele verschiedene 1 Der angelsächsische Ausdruck ragufine meint ebenfalls den Buch- finken, denn das lat. Lemma scutacus, scutatis (Wright-Wülcker Vocab. I. 26024. 286 ,9) ist = 8cutatu8 und gehört zu acutum 'Schild*. 2 Weinhold Beilr. zu einem schles. Wb. S. 20. — 3 Fischer 1! I Danneil 21. — 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 334 6 Rolland Faune populaire II, 175. — 7 Martin-Lienhart II. lil. 8 Wb. d. Luxemburg. Mundart 38. 40. 9 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 11. 10 Martin-Lienhart II, 773. 112 Bergfink, fringilla montifringilla. Arten eingeteilt. Je nach der Melodie des Schlags werden die Yögel verschieden benannt. In dem Bericht von dem Vogelstellen (1631) S. 360 handelt Aitinger von dem Finkengesang: "Der Fincken ift gar mancherley Gefchlecht / fo nirgend dann am Gesang zu vnterfcheiden / . . . doch fallen die Fincken auf nach- folgende Gesänge gerne ein. Als vff Reiterzu / Bioweide / Blotz- diebier / zum Bier gehe Fritz / Heintzerweh / vnd Zwatgrion etc." Eine noch größere Auswahl von solchen technischen Ausdrücken bietet Georgica Helvetica curiosa (1705) S. 831, wo auch bloß die 'fürnehmste' Sänger aufgezählt werden : "Ritfcher oder Weit- fchuh / der Ziehende vnd Lachende / der Wildsfeuer oder Diß- dered / darauff folgen der Groß- rollende / der Klein- rollende / der Sitzaufrühl / der Mufquetierer / der Malvafier / der Kuh- Dieb / der Sparbarazier / der Doideret / der Gut-Jahr / der Mit fo viel / der Zizigall / der Pfinkeifter etc." Aus Thüringen nennt Hertel Sprachsch. S.176. 256. 259 einige bekannte Finkenschläge: "Reit- zu- schlag, Weinbeere, Weingesang, Kotschengewirr". Weit über die fachmännischen Kreise bekannt war der berühmte "Reit- zu- schlag"; bereits das Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 Y. 409 erwähnt unter den Singvögeln den Beitherzü. In den Beiträgen zu einem schles. Wb. S. 77 zitiert Weinhold nach Stoppe den Yers "das Ohr hört keine Finken nicht den fogenannten Reiter schlagen" und in Hauptmanns Versunk. Glocke (1897, 7. Aufl. S. 157 (5. Akt)) beruht der Xame Finkferling ebenfalls auf einer Schlagart des Buchfinken. — Wahrscheinlich steht auch der in Steiermark vorkommende Ausdruck Ziehholzjokel1 irgendwie im Zusammenhang mit dem Gesang des Buchfinken. In Obersteier- mark wird der Vogel auch einfacher Holzjocjgel1 genannt; der zweite Teil des zusammengesetzten Xamens ist eine Koseform von Makob', vgl. oben schwäb. Drecljockel. Ein luxemburgischer Dialektname für den Buchfinken ist Schivengskäppchen2 (d. h. Schweinsköpfchen). Bergfink, fringilla montifringilla. Die Heimat der Bergfinken ist in den nördlichen Ländern. Von da aus wandern sie im Herbst in großen Scharen nach 1 Unger-Khull 354. 651. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 403. Bergfink, bringüla montifringiiia 113 Deutschland und im Winter rieht strenge Kälte oder starker Schneefall sie m die NTähe der menschlichen Wohnungen. In einigen Gegenden werden sie wegen dieser Lebensart, ebenso wie die Rotdrossel und der Seidenschwanz, als 'Böhmen* aufgefaßt; m der Pfalz wird der \ain<> Behemmer* gerade für den Bergfinken gebraucht, und auf diesen Vogel können sich auch die schwäbi- schen Belege für BÖhemlein, Böhemerlein (Bechenüin aus dem J. 1560) beziehen, welche Bischer \VI>. I, 737. L268 anführt. In Luxemburg heißt der Vogel der Eideher Pbufank1 d. h. der Oslinger Buchfink (von öslingen, einem bergigen Teil*' des lux. Landes), im Münsterkreise der Spaneke Bookfink 3 (der spanische Buchfink). — An anderen Orten, wie in Obersteier- mark, hat der Bergfink den Namen Schneefink1] bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E7a Schneefingk, Winterfingk. Gesner Hist. avium S. 374 gibt an, daß man in der Schweiz den Bergfinken Walclfinck oder Thanfinck nenne; beide Ausdrücke sind im Elsaß durch das Strassburg. Vogelb. (1554) V. 1691 bezeugt. Heute ist auch in Schwaben Tannfink5 die übliche Bezeichnung dieser Vogelart, Daneben kommt auch der Name Taljockei'' m. (d. h. 'Taljakob') vor, der sicli aus dem Lieblings- aufenthalte des Bergfinken, den Gebirgstälern mit ausgedehnten Nadelholzwaldungen, erklärt; so auch der Ausdruck Bergfinck in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 3. In Steiermark ist der entsprechende Ausdruck Waldjakd* 'WaldjakoV (s. Holzje. 8.112). Ein luxemburgischer Name bezeichnet den Bergfinken als Akervilchen1 m. (Ackervögelchen); ähnlich auch Stoppelfink* im nördlichen Böhmen. Gelegentlich wird der Vogel auch als Mistfink* bezeichnet aus demselben Grunde wie der Buchfink. Für die Stimme des Bergfinken ist ein hingezogener quak- Laut charakteristisch, welcher dem Vogel den Namen Quecker verschafft hat Zunächst wird der Ausdruck durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 7 a als sächsisch bezeugt; in der betref- 1 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 11. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 340. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht XVI. 85. I Unger-KhuL 561 .r> Fischer 11,39. 55. — 6 Unger-Khull 615. 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 4 — 8 Zs. f. d. Phil. XXI. &10. 9 Vgl. z. B. Staub-Tobler I, 867, Zs. f. d. Phil. a. a. 0. suoiahti. Vogelnamen. 8 114 Bergfink, fringilla montifringilla. fenden Glosse werden mehrere Einkenarten zusammengeworfen. Schwenkfeld, der in Ther. SQ. (1603) S. 229 auf die Quec-Quec- Laute hinweist, gibt Quecker als schlesisches Wort ; darauf Quecker bei Aitinger Berieht v. d. Yogelstellen (1631) S. 162 und Hoh- berg Adeliches Land-Leben (1687) II, 799 Kap. CXX, Quäcker in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 248 und bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 61. Wie aus den erwähnten Zeugnissen hervorgeht, ist der Ausdruck vorzugsweise auf ostmitteldeutschem Boden heimisch; heute in Thüringen und dem nördlichen Böh- men1 Quäcker2, in Göttingen und Grubenhagen und Preußen * Quceker^ m., aber auch auf Helgoland der Queker5. In Baiern und in der Schweiz lautet der entsprechende onomatopoietische Name Gegler 6 (zuerst bei Hans Sachs Regim. der Yögel V. 189), in Tirol Gäggezer1. Auf das zerrende Ge- schrei des Yogels bezieht sich ferner noch der Ausdruck Zehr- ling in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 61 ; vgl. Zerrer, Ziering 'Misteldrossel' S. 60. Die Benennung Igaivitz (Igowitz, Igaivitzer) 8, welche in Mittel- und Oststeiermark für den Bergfinken gebraucht wird, ist entlehnt aus dem gleichbedeutenden czechischen Namen jikavec. Eine Nebenform mit unorganischem n im Anlaut (wie Nigel für Igel usw.) ist Nigoivitz, Nigowitzer 8. Diese ist schon bei Hoh- berg Adel. Land-Leben (1687) II, 799 Kap. CXX als Nickawitz belegt; in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 248 wird Nica- bitz als österreichischer Name des "Quäckers" erwähnt. — Auch das österreichische Synonymon der Pienk9 ist eher als Ent- lehnuni: aus dem Slavischen denn als eine direkte Nachbildung des Lockrufes des Buchfinken zu betrachten; vgl. S. 109 f. In der Literatur des 16. Jhs. begegnet der Ausdruck Ro- wert als Bezeichnung des Bergfinken. Das Wort ist aus Turners Avium bist. (1544) S. D 6a abgeschrieben, wo es als deutsche Benennung des Yogels angeführt wird. Der Yogelname ist iden- 1 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. — 2 Hertel 187. 3 Frischbier II, 19G. — 4 Schambach L63. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. 6 Schmeller-Frommann 1,882 u. Staub-Tobler 11,140. 7 Frommann D. Mundarten IV, 54. — 8 Unger-Khull 865. 478. 9 Schmeller-Frommann I, 394. Distelfink, fringilla cardaelii I 16 tisch mit dem Eigennamen Robert und bildet also eine Parallele zum schwül». Jockei^ steir. Jakel: Jogget. Doch liegl der Verdacht nahe, daß der in Köln lebende Engländer Turner den Vogelnamen aus seiner Seimal kannte, di-ww in englischen Dialekten ist /«'"- berd1 ein Name des Buchfinken, in Deutschland finden -ich aber keine weiteren Beziehungen dazu. Distelfink, fii nv illa carduel i - Ahd. distilfi n<'<»: Sg. Nom. — thistilfinco caxduelus : cod. SGalli 242,248b. cod. SGalh' 299,26. thütil uineo aealantida: Vergil. G III. 338: cod. Parisin. 9344, 29a. distilflncho ; cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. Versus de volucr. distiluincho : cod. Selestad. 110a. II S. III. 17. Xle. 'Hstiiui, *cho\ cod. Lambac. cart. 291, La diatüuinco lantis el carduelis: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 103a. H. S. XI, i 2, achalantus cardnelis I cardueüus : e.distüuinez*: Gll.Salom.al : cod. Admont. .">. t9a. •//'/- /?'///ro (mndl. nndl. distelvink\ auch engl. dial. ihisüefinch) ist ahd. distilztoi distilzuui carduelus: cod. Yatican. Reg. 1701,2 b. achanthis auis i.: H. S. Xlh: fragm. mus. germ. acc. 42517, lc. distüziu: Clm. 14689f. iTai. Diese Variante hat eine Entsprechung im gleichbedeutenden ags. pisteltwige (linetmge 'Hänfling'), welches die ältere Lautform bewahrt Der zweite Teil des Kompositums ist eine Ableitung von ahd. zwiön\ zwetön 'rupfen, pflücken* (mhd. zwigen 'abzwicken, pflücken*; vgl. auch mhd. zwicken "rupfen, zerren' - ags.ttmccian Mass.5), sodaß der Name eigentlich "Distel- rupfer*8 bedeutet. Die erst im 11. Jh. bezeugte Form distüzwi hat bereits eine volksetymologische Umbildung in Anlehnung an zwt 'Zweig' erfahren. Dagegen hat man wohl in distüwizo in cod. Elorent Wl. 5, 92a (Ahd. (.11. III. 29618) für Hidüzwte 1 Swainson The Folklore S. 63. 2 am z geändert. I. dustiluinco (Sievers). Vielleicht hat aber di läge distüzuuie gehabt. 3 Vgl. Weigand Zs. f. d. A. IX. 392. 8* 116 Distelfink, fringilla carduelis. die ursprünglichere Lautgestalt zu sehen. Eine abweichende Bildung ist ags. pisoeltunga1 , dem mhd. distelzwang entspricht. Auch hier bewahrt das Angelsächsische die ältere Bildimgsweise gegenüber dem bereits umgestalteten mittelhochdeutschen Worte. In seinem zweiten Bestandteile enthält das Kompositum eine Ableitung von ags.tivengan 'rupfen, zerren' = ahd. zwangen ; die Bedeutung dieser Namensform ist also ebenfalls eDistelrupfer\ Aber noch eine dritte ahd. Variante scheint aus demselben seniasiologischen Ausgangspunkt zu deuten zu sein. Der Vocabu- larius SGalli (cod. SGalli 913, 203) bietet die Glosse zimistilauin™ cardelle, die Kluge in seinem Etymol. Wb. 6 s. v. zwitschern als 'Zwitscherfink' erklären möchte, indem er darin eine germ. Wurzel Huis 'zwitschern' vermutet. Doch fragt es sich, ob nicht hier vielmehr eine Parallele zu den vorhingenannten Varianten vorliegt, denn zwistila- kann als Ableitung von dem Stamme Hwist- mit der Grundbedeutung 'spalten' (anord. tvistra 'zerteilen', ags. ttoislian, westfäl. tuisseln 'spalten') aufgefaßt werden. Heutzutage ist der Ausdruck Distelfink sowohl auf hoch- wie niederdeutschem Sprachgebiet allgemein verbreitet In der Schweiz ist daneben auch die Namensform Disteli2. im Elsaß DischeU Dissele, Disserle* (neben Dischelfink 3) vorhanden. Diese Formen sind als Kurzformen des zusammengesetzten Vogel- namens zu verstehen, ähnlich wie Schweiz, ßeckholter für Reck- hdtertrostel, elsäss. Mistel für Misteldrostel vgl. S. 60. 63. Die alten Varianten distilzwi und distelzivang (zuerst tistelzwang folium Francofurtense in Ahd. Grll. III, 3154) sind in der Schweiz, im Elsaß und in Schwaben heimisch, vgl. schweiz.-elsäss. Distelzwig 3 (zuerst in Ryffs Herb. Alberti (1545) S. I 5 b Distelzweig\ Schwab. Distel ziveiglehu Distelztring- Uinx\ s. auch Grimms YYb. II. L197. Der schweizerisch-schwä- bische Ausdruck Distelvogel, welcher im 16. Jh. bei KyfT a. a. 0. und Gesner Rist, avium (1555) S. 236 begegnet, ist schon im 13. Jh. Ahd. (Ül. III. 71 I ■■■ bezeugt Aus der Rostocker Gegend führt Gesner Hist. avium 1 Nur einmal belegt in den Glossen Zs. f. d. A. XXXIII, 241. 2 Staub-Tobler I, 868. — 3 Martin-Lienhart II. 720. 723. 92H. 4 Fischer Ji. 232. Distelfink, fringilla cardoelis. 1 17 (15Ö5) 8. 236 den tarnen Roikögelken d. h. Rotkäppchen (rahd. hogel 'Kappe') als Bezeichnung des Distelfinken an; «regen dec roten Kopfbandes hat der Vogel auch in englischen Dialekten die Namen redcap oder King Harry Redcap1. Bei den deutsch redenden Rhätiern soll der Distelfink, wie Gtesner sich zn er- innern glaubt, Turm heißen; als Friesischen Ausdruck bezeichnet er Pettcr. vgl. ostfries. Pütterke in den Jahrb. f. udd. Sprachf. XI, 113. Bin Luxemburgisches Synonymon für den Distelfinken ist Goldtrilchen* m. oder Goldschmatt* m. (d. h. Goldschmied); der letztere Ausdruck ist identisch mit mittellat. aurifieeps 1 auri- ie\ . womit Goldfink (Dompfaffe) glossiert wird. Eine weite Verbreitung hat dasslavische Lehnwort Stieglitz erhalten, welches im 12. Jh. aus dem sloven. idegljec* 'J)i>t»'l- fink' entlehnt wurde. Das früheste Zeugnis von dem Worte auf deutschem Sprachboden gibt Albertus Magnus inDeanimalibus: "Carduelis est auicula parua que carduis insidet que apud nos diftelfinch apud quosda v-o ftygelicz ab imitatione vecatur vecis". Die ältesten Eandschriften der Versus de volucribus schreiben distilfinco, vom 13. Jh. an erscheint daneben das Fremdwort in den <»stmitteldeutschen und bairischen Abschrif- ten, vgl. disteluinch. stigliz cod. Ups. Paulin. 106, 1 d. sti(/lif; t distelvinch cod. Mellic. K 51, 242, *figlitz. distelvink cod. Oeni- pont, 355, L5a, stigelicz distelvink: cod. Vindob. 3213, L16b, stiglite Cgm. 649, 526b, stiglicz Clm. 3537, 330b, cod. Vindob. L2840, 2b, stigliz Clm. L2665, L42c, stiglite cod.Yindob. L325, 107a. stigdiez Clm. 4350, :(>a (Ahd. (dl. Ml. 31' *n'\ stiglicz Clm. :*5;!7, 380b (Ahd. (dl. 25±). Im Niederdeutschen ist Str., c)litze. Stegdisse seit dem 15. Jh. bezeugt4. Im 16. Jh. wird SHgditz neben Distdfinck von Turner Avium bist. (1544) 8. C 2a angeführt, Eber und Peucer Vocab. I L552) S. K 5a halten ebenfalls Stiglitzen neben Diftdvincken\ für Schlesien wird das Fremdwort Stieglitz von Schwenkfeld Ther. 1 Vgl. Swainsoo The Folklore S 68 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 1 ES 3 = czech. stehlik, poln. szczygiet. I Vgl. Diefenbach-Wülcker Wb. S. 866 und Jb. f. ndd. Sprachf . VI. 127. XVI. 113. 118 Erlenzeisig, fringilla spinus, chrysomitris spinus. Sil. (1603) S. 233 als die übliche Benennung des Vogels bezeugt. Aber Gesner kennt es nur aus seinen literarischen Quellen. — Teilweise umgestaltet scheint der Ausdruck heutzutage im ganzen östlichen Deutschland und am Mittelrhein sich in den Mund- arten eingebürgert zu haben, vgl. bair. Stigelhitz1, thüring. Sdeleze2, preuß. Stieglitzkz, mecklenburg. Stiegellitsch*, in Ham- burg und Holstein Steüitseh*, auf Helgoland Siblitschvink-\ in Altmark Stiglitsch6 und in Luxemburg Stirlitz1 m. Erlenzeisig, fringilla spinus, chrysomitris spinus. Der heute in Deutschlau d allgemein gebrauchte Ausdruck Zeisig ist, ebenso wie Stieglitz, ein östliches Lehnwort, dem czech. ciz, cizek (= poln. czyz, russ. cizü) zugrunde liegen. Auf den beiden czechischen Parallelformen beruhen mhd. ztse (schon bei Gottfried von Strassburg) und zisic (zuerst bei Albertus Magnus De animalibus : quoddam autem croceum paruum quas vulga- riter cisich vocatur) und mnd. *sise {czitze\ sisek, mndl. sijs\ dän. sise (alt) und schwed. siska sind aus dem Niederdeutschen über- nommen. Die kürzere Namensform, als zijs (cicendula, cincedula) in Clm. 614, 31b und czeis in Clm. 11481, 83 a (Versus de volucr.) überliefert, ist in Steiermark als Zeis* m. vorhanden. Sonst ist das Fremdwort in der Form Zeisig oder in der vorzugsweise oberdeutschen Weiterbildung Zeislein, Zisle verbreitet. Die letzt- genannte Namensforni erscheint in den Glossen zeisel cod. Mellic. K 51, 242, czeislen: cod. Gotting. Luneb. 2 f. 181 ab, caiselin Clm. 4350, 3 a und in anderen Belegen bei Lexer Mhd. Wb. III, 1135. Im 15 u. 16. Jh. ist der Ausdruck ganz geläufig : zeyßlein im Vocab. theuton. (1482), S. pp 5 a, zißlin in Bracks Vocab. (1495) S. 49 a, Zeißle bei Pinicianus Prompt. (1516) S. C 2 b, Zißlin im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 409. Auffällig ist die Nebenform Zinsle bei Gesner S. 1, Zinßlein bei Golius Onomasticon v. J. 1579 Sp. 293. Heute ist Zisel, Zeisel in Oberdeutschland allgemein, 1 Schmeller-Frommann II. 743. — 2 Herlei 235. 3 Frischhier 11, 371. 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Spraclif. XVI, 84. XVII, 3. 4. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. — 6 Danneil 212. 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 425. — 8 Unger-Khull 647. Bmthanfling, fringilla cannabina, acanthii cannabina. iü> auch in der Pfalz Zetsel^Zeia^rle1 and in Luxemburg ZeMchen1 m.; 8chwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8. 297 gibl alß BchJesische Formen Zeifel und Zeisich. Die letztere isl die eigentliche mitteldeutsche Lautform; daneben auch schles. Zei '.< '. preuß. Ztsfo4 ndd.Ztaü (in Altmari auch Zickrdütach*). An odd. stsiktn6 (im Münster- kreise Siesken1) tnitteld. cisichin /.. B. im Kölner Doppelbl. Ahd. GH. III, 3911, thüring. Zi^m* stammen engl, sieben, dftn. .w /■<„. .svs//r// (älter miken). Andere Namen für den Zeisig sind selten. Nach Tarnen Avium bist. (1544) S. F 11) ><>II der Vogel von einigen Engel- chen genannt werden. Martin und Lienhart führen Wb. I. aus Colmar das Synonymon \\r 1 1 ) und Jianefvogel (bei Hohberg Adel. Land-Leben IT. 801 Kap. dän. irisk(e)) bewahrt ist, gehört zur selben Gruppe östlicher Entlehnungen wie Zeisig, Stieglitz u. a. Wegen der grauen Farbe des Gefieders nennt man den Hänfling in Hessen Grohenfterüng11, in Altmark Grauartsch1*, 1 Schambach 79. — 2 Hertel 114. 3 Saul Beitr. zum Hess. Id. S. 9. — 4 Grimm Wh. IV, 2. 435. 5 Zs. f. d. Phil. XXI, 212. — 6 Unger-Khull 327. 7 Martin-Lienhart I, 122. — 8 Wb. d. Luxemburg. Mundart 113. 9 Woeste 302. — 10 Schambach 13. — 11 Danneil 7. 12 Frommann D. Mundarien V. 50. 13 Korrespondenz};!, f. ndd. Sprachf. XVII. 3. 14 Frommann D. Mundarten III, 32. — 15 Schiller-Lübben Wb. I, 733. 16 Korrcspondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. XVII. 2. 17 Saul a. a. 0. — 18 Danneil a. a. 0. Leinfink, rringilla Linaria, acanthu linaria. 121 in der Grafschaft Ranzau QrauiriUeh1^ während wieder der Alpdruck Blaudartoche* in Göttingen und Grabenhagen auf die blutrote Stirn- und Brustfarbe des männlichen Vi weist. Darauf bezieht sich ebenfalls der ostfriesische Name l\nhhttjr\ den schon Gesner a.a.O.S.567 in der Form Rubin kennt — Die verschiedene Färbung des männlichen und weib- lichen Vogels hat gelegentlich zu der Annahme geführt, daß von den Hänflingen zwei verschiedene Arten existierten, Bei Eber and Peucer Vocab. (1552) 8. V s'> werden dafür die Namen Zigdhemfßing und Heidenhemffling angeführt ; der eretere Ausdruck bezeichnet das Männchen nach der ziegelfar- bigen Brust. Als 'Sperling' benennt t\rw Hänfling der ndd. Name Hemp- lühnke4 (ostfries. Hemplüning) ; vgl. schwed. dial. hampetäkling (Rietz Svenskt Dialektlexicon S. 240). Luxemburgische Dialekt- worte sind Wangerts/1 lies fenlel che >t:> und Grosangsvilchen* in. Bin straßburger Dialektname für den Hänfling i>t Gyntd, den Gesner a. a. 0. S. T « > ; 5 verzeichnet. Hei Wickram Pilger 3670 (IY, 241) begegnet das sonst nicht nachweisbare Wert in der Form GinÜin. Leinfink, fringilla linaria, acanthis linaria. Bin naher Verwandter des Hänflings ist der Leinfink oder (U}v Birkenzeisig, welcher in Deutschland nur als Durch- zugsvogel erscheint Seine Wanderzüge linden ganz anregel- mäßig statt, und da, wo die Scharen der Birkenzeisige plötz- lich erscheinen, wird dies vielfach als ein Dnglückszeichen aufgefaßt und mit Tod und Pest in Zusammenhang gesetzt Daher erklärt sieh deT Name Toten vogel. den Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 344 anführt. Auch andere abergläubische Vor- stellungen knüpfen sieh an die streichenden Birkenzi Schwenkfeld erzählt a.a.O.. daß bei den schlesischen Dauern geglaubt wird, daß die Vogel aus Mäusen entstehen und im Frühjahr wieder zu Mäusen verwandelt werden, weil man sie 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 2 Schambach a. a. 0. :,> Jb. f. ndd. Sprachf. XI. 113. i Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII. 3. .") Wh d. Luxemburg. Mundart 156. 175. 122 Leintink. fringilla linaria, acanthis linaria. im Sommer nicht mehr sieht. Deswegen werden sie denn auch von den Bauern Meusevogel genannt. — Wegen der streichenden Lebensart faßt man die Leinfinken in vielen Gegenden als überseeische Yögel auf, ähnlich wie Seidenschwänze, Mandel- krähen und andere sporadisch auftretende Vogelarten. In der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 158 wird für sie der Name Meer-Zeißlein verwendet. Popo witsch Y ersuch S. 477 bezeugt den Ausdruck Meerzeisel für Österreich, Baiern und Franken, Unger-Khnll Wortsch. S. 456 führen Meerzeiserl aus Steiermark an. Der Name wird in einigen Gegenden auch auf verwandte Yögel übertragen, vgl. Zs. f. d. Phil. XXI, 211. Gesner, der in Hist. avium S. 568 den Leinfinken als einen seltenen Gast in der Schweiz bezeichnet, nennt ihn mit dem Namen Schöfferle, welchen er von den Vogelstellern gehört hat und erwähnt dazu die Variante Tschütscherle, die ihm aus Nürn- berg bekannt ist. Dieser Ausdruck ist in zahlreichen Variationen auf deutschem Sprachboden verbreitet. Die nürnbergische Na- mensform begegnet als Zötscherlein bereits bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 169. Aus Sachsen wird Zötfcherhn durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 7 b und aus Schlesien durch Schwenkfeld a. a. 0. bezeugt; ein älterer schlesischer Beleg v. J. 1583 ist TschetscherleinK Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64 schreibt Zitscherling oder Zicitscherling ; heute in Schlesien Tschcet- scher, in Thüringen und Steiermark der Zetscher2. Bei Hohberg Adeliches Land-Leben (1687) IT, 801 Kap. CXX lautet die österreichische Namensform Tschekerle, bei Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 99 wird die Variante Tschetzke als preußisch auge- geben, in Litauen "mundgerechter" Schefschke, Scheschke ($. Frisch- bier Wb. IL 414). Im nördlichen Böhmen ist Tschädschlich 3 die übliche Lautform, in Anhalt das Schatteten*. - I 'hytraeus No- menclator (1582) S. 376 führt den Namen in der Form Schnetz an. Die von Gesner angeführte heimatliche Form, welche heute in der Schweiz als Schössli (Bluetschössli)'' vorkommt, ist schon in der Glosse Scheßlin (canapellus) in Bracks Vocab. (1495) S. 49a 1 Frommann D. Mundarten IV, 189. 2 Hertel 263, Ünger-Khull 645. — 3 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. 4 Naumann-Hennicke III, 301. 5 Slanb-Tobler I. 868 s. v. Ltnfink. Leinfink, fringilla linaria, acanthia lim 128 belegt; nachher Gefchößlin in Ostermanns V\>cab. (1591) 8. 335. — Diese letzteren Namensformen, Eür welche in Grimma Wb. b. t. Schösserle Zusammenhang mit schiessen vermutet wird, können von den vorhingenannten nicht getrennt werden; sie sind ohne Zweifel all«' auf denselben Ursprung zurückzuführen. Eine direkte Bildung dieses Namens im Anschluß an den Lockruf des Vogels, welcher nach Naumann tschüttschütf lautet, wäre denk- bar. Zieht man aber in Betracht, daß der Birkenzeisig in Deutsch- land kein einheimischer Vogel ist, dagegen in «hat slavischen Ländern sehr häufig ist, so darf man die deutschen Namens- varianten als Entlehnungen ans dem czech.-poln. Synonymon cecrtka, (ruSS. crcrtü) betrachten. Dafür spricht auch der 1 in- stand, daß der Name in den westlichen Gegenden von Deutsch- land fehlt Demnach reiht sich Zötscherlein an die Namen St,r>i- litz, Zeisig, Iritsch, Ikawetz an, welche ihre Heimat in den sla- vischen Sprachen haben. Eine österreichische Bezeichnung des Leinfinken ist Gradein bei Hohberg a. a. 0., Gräslein, Gräßlein in der An- genehmen Land-Lust (1720) S. J und 158, Graset nach Popowitsch Versuch S. 477 um Wien: Gesner (S. 248) kennt den Ausdruck in der Form Greßling. Der Xame begegnet als grezel schon in dem mhd. Gedichte 'Jüngling' Konrads von Haslau V. 259 (Zs. f. d. A. VIII, 558). Mhd. gre/cL nhd. Gressling sind abgeleitet von mhd. gra^ Tannen- und Fichtensprossen' und beziehen sich ebenso wie Henfel, Hänfling {zw Hanf) auf die Nahrung des V Dem Hänfling kommt der Leinfink in der Färbung ziem- lich nahe. Auch der männliche Leinfink hat eine rote Brust und ein rotes Stirnhand. Auf dieses bezieht sich der Ausdruck Rotblettle (zu mhd. Uate *Kopfplatte') bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 292, Rotplättlein bei Popowitsch a. a. ()., Plättlein-Ztitig hei Schmeller-Frommann II, 1 15(i. — Oft wird der Vogel zu d<>\\ Hänf- lingen gezählt und als Rothänfling oder Heiner Karminhänfling von dem gemeinen Hänfling oder dem Steinhänfling (Ange- nehme Land-Lust (1720) S. 341, Popowitsch 8.475) unterschieden. (lesnor führt (S. 568) das Synonymen Stoc/:Jienfiing an- der Gegend um Frankfurt am Main an. In Steiermark wird auch der Xame Steinzeiscrl ' gebraucht 1 Unger-Khull 573. 124 Zitronenfink, fringilla citrinella, chrysomitris citrinella. Das Wort Ziserinchen, welches Popo witsch a. a. 0. als Bezeichnung des Leinfinken anführt, ist romanischen Ursprungs : frz. sizerin, ital. sizerino. Zitronenfink, fringilla citrinella, chrysomitris citrinella. Die eigentliche Heimat des Zitronenfinken ist in den süd- europäischen Ländern. Nach Naumann-Hennicke III, 288 ist er auch in der Schweiz, in Österreich und Tirol nicht selten und geht in Deutschland bis zu den Gebirgen Norddeutschlands, Schlesiens, Sachsens und Thüringens herauf. Gresner1 nennt den Vogel mit dem italienischen Namen citrinella, den er aus Trient und anderen Gegenden in Italien kennt; im Index des Vogelbuchs ist Zitrynle unter den deutschen Benennungen erwähnt. In Baiern begegnet Zitrinlein bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 120; darauf Citrinlein bei Golius Onomasticon (1570) Sp. 291, Citrynlin in Ostermanns Vocab. (1591) S. 335, Citrinlein bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 806 Kap. CXXI. Bei Chvtraeus Nomenciator (1581) S. 371 Citrinichen, in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 196 Citrinigen. Heute gilt Zitrenl2 in Tirol und teilweise in der Schweiz; hier werden die Zitronenfinken auch Schneevögel* genannt. Haussperling, fringilla domestica, passer domesticus. Ahd. sparo: Sg. Nom. — sparo passer: cod. SGalli 913, 200b. cod. SGalli 242, 248b. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4P f. 89a. cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. Versus de volucr. H. S. III, 17. cod. Selestad. f. 109 b. Notker Ps. 83, 4. 123, 7, 101, 8 (Glosse). Notker WPs. 101, 8 (3 Mal). 123, 7. sparo: Notker Ps. 83, 4. 101, 8 (2 Mal), spar: Versus de volucr. — Dat. — (mit demo) sparen: Notker WPs. 101, 8. — PI. Nom. — sparen: Notker Ps. 113, 7. sparen: Notker WPs. 10, 2. 113, 7. — Dat. — sparon: Tatian 44, 20. — Akk. — sparon: Tatian 44, 20. Der Name des Sperlings ist gemeingermanisch, vgl. ahd. sparo, mlid. spar(e), mnd. nur in der Ableitung sparUnk, sperlink, ags. spearwa, me. sparwe, ne. sparrow, got. sparwa, anord. spprr, 1 Hist. avium S. 248. 2 Frommann D. Mundarten IV, 52. — 3 Staub-Tobler I, 696. Haussperling, fringilla domestica, pasaei domesticos. L86 d;in. sperrt?, Bchwed. tparf. Im urdeutscheu Paradigma sparwo-: *apar(ic)un konnte w lautgesetzlich Bch winden, wodurch die Nebenform ohne w erklärt wird, welche im ah& s/mm. mhd. tpar{e) (neben mini, gpartoe im 15. Jh.1 und sparwdri 'Sperber') vorhanden ist \)i>\- germanische Name isl urverwandt mit altpreuß. spurglis 'Sperling' (sperglas in sperglawanags 'Sperber*), griech. CTrtpTOuXoc 'kleiner Vogel', crrop-fiXoc Mass.' (J. Schmidl KZ. X X II. 31b) and crrupuciov in der Hesychglosse cTrupfkiov. 5pv€ov cucpepk cTpouüuj 'ein (I.mi) Sperling ähnlicher Vogel* (Hoffmann BB. XXI, l Mi); in den erstgenannten slavischen und griechischen Worten scheint der Guttural g ein Suffix zu Bein, das seine germanische Entsprechung in der spätahd. Namensform sperfa hat. Nach Schade Altd. Wh. N -'. s 1 7 deutel man die idg. Benennung des Sperlings ans der Wurzel *spar 'zappeln' (in griech. CTraipw 'zucke, zapple*, altind. sphurdti "zuckt' u. a.) ; der Sperling wäre danach der "Hüpfling' im Gegensatz zu den fliegenden Vögeln, vgl. Hoffmann a. a. 0. Die normale ahd. Form sparo, welche bis in die und. Zeit hinein sich verfolgen läßt, ist heute in den Mundarten überall ausgestorben, vgl. Grimms Wh. X, 1, 1919. Doch findet man hie und da noch erstarrte Koste der alten Namensform. Auf niederdeutschem Gebiet zeugen von ihrem einstigen Vorkommen der Ortsname Sj> Husper) 'Haussperling', welches in dieser Form noch im 1(>. Jh. hei Gesner Bist 1 spanca Kölner Doppelbl. (Versus de volucr.) Ahd. GH. HI, 31", «pari*«, sparbe in kölnischen Hss. des 16. Jhs. bei Diefenbach Glossar. S. 4 Loa wdinc in einer kölnischen Quelle des 15. Jhs. in Frommanns P. Mund- arten II, 453b. 2 Korrespondenzbl. I. ndd. Sprachf. XXVII. 18. < 3 Schambach 202. 203. 126 Haussperling, fringilla domestica, passer domesticus. avium S. 619 bezeugt ist. An die Stelle des allmählich seltener werdenden alten Namens rücken Nebenformen, welche in der Übergangszeit des Althochdeutschen in das Mittelhochdeutsche zuerst zu belegen sind. Im 11. Jh. erscheint die Ableitung Sperling mit demin. Ungar Suff., ursprünglich um den jungen Sperling zu bezeichnen l : sperüig passer : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 123b, darauf im 13. Jh.: sperlinc: Versus de volucr. : cod. Lipsiens. Paul. 106, Id. sperlinh mirle: cod. Vindob. 1118, 79b; mnd. sparlhik, sperlinh. Diese heute schriftsprachlich gewordene Xamensform ist eigtl. mittel- und niederdeutschen Mundarten eigen. Die Ab- leitongsform sperch{e), deren ^-Suffix möglicherweise vorger- manischen Datums ist, ist zuerst in Glossenhandschriften des 11. und 12. Jhs. belegt: sperche passer : H. S. III, 17: cod. Vindob. 2400,42a, sperch: Versus de volucr.: cod. Vindobon. 85, 42 b. darauf : sperche : cod. Admont. 759, 55b, sperch: cod. Vindob. 1118. 79b (13. Jh.), cod. Mellic. K51, 242, cod. Vindob. 1325, 107a, speck: cod. Zwettl. 293, 25a, spirch: Clm. 11481, 83a (14. Jh.), sperh: cod. Vindob. 3213r 116b; sperchh: H. S. III, 17: Clm. 23796, 173 a (15 Jh.); in Priester Konrads Predigt- buch: zwene sperchen (s. Lexer Mhd. Wb. Nachtr. S. 368) und sperche in Wernhers Marienlied, Hoffmann Fundgruben II, 154 usw. Für die in Grimms Wb. X, 1, 1941. 2163 ausgesprochene Ver- mutung, daß die Xamensform eigentlich femininen Geschlechts gewesen sei und das Sperlingsweibchen bezeichnet habe, fehlt es an Beweisen. In der älteren Überlieferung sind beide Genera bezeugt, und in den heutigen Mundarten ist Sperk (Spirk) meistens Maskulinum. Das Verbreitungsgebiet dieser Variante umfaßt Steiermark2, Kärnten3, Baiern4 und Franken1 und reicht im Xorden als Sberke 5 bis Salzungen in Thüringen. Eine Xebenform zu ahd. sparo ist mhd. spatz (zuerst bei Albrecht von Halberstadt Anfang des 13. Jhs. bezeugt). Nach dem Vorgang von AVeigand Wb. II2, l'rl wird das Wort meistens als eine Koseform zu sparo aufgefaßt. Eine andere Deutung geben Falk und Torp Et ordb. II. 260 s.v. spat IT, welche 1 Ob das lat. Lemma passercalus bei Scheraeus (Zs. f. d. Wf. II, 199), wie in Grimms Wb. X, 1, 2163 angenommen wird, noch für den deminutiven Charakter des Suffixes spricht, ist fraglich. 2 Unger-Khull 525. — 3 Lexer Kämt. Wb. s. v. sporkn. 4 Schmeller-Frommann II, 685. — 5 Hertel 240. Haassperling, fringilla d »ti< n W7 mhd. spate als selbständige alte Bildung zu griech. cqxxbdZuj 'zappeln* stellen. Diese Auffassung beruht demnach hauptsäch- lich auf der ansicheren Bypothese, daß ahd. aparo 'der Eüpf- ling' bedeute. CTrsprtinglicb eine oberdeutsche Bildung, bal Spate im Verlaufe der Zeil sich immer weiter in den Mundarten ver- breitet, so daß das Worl auch in der Pfalz1 und Luxembu in hessischen und nassauischen Mundarten (als Femininum*) geläufig ist; in Thüringen kommt eine Weiterbildung Spatzich4 = sächs. Spateg6 vor. AIht auch in das niederdeutsche Sprach- gebiet dringl das Woii sehen ein; aus Göttingen and Gruben- hagen0 and aus der Umgebung von Bannover1 wird es aus- drücklich angegeben. Eine niederdeutsche Benennung des Sperlings isi Lüning aus mnd. lunink, altniederd. hliuning schon im 9. Jh. (,€duo pas- Miuningos") in den Essener Evangeliarglossen bei Wadstein Kleinere asächs. Sprachdenkm. S. 4919 u. Ahd. G1L IV. -Jvs-i'). Das Wort ist völlig anklar; ein neuer Deutungsversuch von Berneker IF. VIII, 284 befriedigt nicht. Am Mittel- und Niederrhein wird <\(>v Sperling mit einem eigenen Dialektnamen benannt, d älteste historische Lautform in der Glosse muscha in cod. Parisin. 9344f. t2b begegnet. Xaeh Steinmeyer Zs. 1 d. A. XV, 30 ist das Glossar mit Tiernamen, von dem die Pariser 11-. des 1 1. Jhs. eine Abschrift bietet, in der zweiten Hälfte des 9. Jhs. auf mittel- fränkischem Sprachgebiet in der Lahngegend — entstanden, tn diese Gegenden führt auch der Beleg aggermuscha in Darmstad. des Summarium Seinrici aus dem 13. Jh. (Ahd. Gll. III. iy><-h. musch^ mossche) mosch) hei Verwijs-Verdam Mndl. Wb. IV. 2026. Bei Gesner a, a. <>. 1 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, II. 2 Vgl. Wb. d. Luxemburg. Mundart L05 s. v. Feldäpatz. 3 Kehrcin 380. - -i Hertel 230. ö Albrecht Die Leipziger Mundart S. 213. <> Schamba 7 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 303. 128 Haussperling, iringilla domestica, passer domesticus. S. 619 wird Müsche als niederdeutscher Ausdruck bezeichnet. Der Name ist wahrscheinlich entlehnt aus lat-roman. musca. Im. klassischen Latein bedeutet das Etymon 'Fliege' ; als Vogelname erscheint es nur in Ableitungen im Französischen: afrz. mussun, mousson. normann. moison 'Sperling', welche auf eine Grundform *mnscio hinweisen. Aus dieser erklärt sich die umgelautete deutsche Maskulinform Müsche K Heutzutage kommen in Niederdeutschland die drei Syno- nyma Sparlink, Lünink und Müsche vor, und zwar sind die erst- genannten Worte hauptsächlich in den Gegenden östlich von der Elbe verbreitet, während das letztgenannte westlich von der Elbe heimisch ist. Die Grenzen sind jedoch nicht scharf ge- zogen, und an manchen Orten werden zwei oder sogar alle drei Synonyma neben einander gebraucht Auf Grund der vor- handenen Angaben lassen sich die Verbreitungsbezirke ungefähr folgendermaßen bestimmen. Der Name Masch oder Mosch gilt in den Niederlanden und im Friesischen2; in den Rheingegenden, wie in Geldern, Viersen, ßreyell, in Köln3, in der Eifel, in Luxemburg Mosch* f. (= siebenbürg. Mosch). Am rechten Rhein- ufer kommt der Name in Westfalen in der Form Müsche» f. vor und erstreckt sich als Mosch im Nordosten bis Lübeck6; in Mecklenburg wird das Wort zwar im Ausdruck Musch-Lünk angewendet, aber nicht mehr als Vogelname empfunden, sondern als Musch = frz. monsieur aufgefaßt, s. Tremsens platte!. Gedichte, herausg. v. Eggers (1875) S. 21. Als Grenzpunkte des Ver- breitungsgebietes kommen weiterhin in Betracht Elberfeld und Unterbarmen (Mösche f.), im Süden der Wester wald, wo Müsche m. nach Pfister Nachtr. zu Vilmar Id. S. 18o als minder üblicher Ausdruck vorkommt, im Südosten der Ravensberg, wo Mösche neben Lilling gebraucht wird. Vgl. auch nassauisch. Grasmisch S. 70. — In dieses Verbreitungsgebiet des Wortes Müsche, Mösch 1 Als Kriterium für die Zeitbestimmung der Entlehnung kann ags. tnusefleotun = bibiones bei Wrigbt-Wülcker I, 121 n nicht verwendet werden. Die Glosse ist nämlich nicht mit Sievers Anglia XIII. 319 mfocfldoge zu lesen, sondern als muatftioga d. h. Mostüiege aufzufassen (so aucli bei Sweet The Stud. Dict. S. 121). — 2 Dijkstra Wb. s. v. 3 Hoenig Wb. S. 115. — 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 291. 5 Woeste 180. — 6 Schumann Zs. f. d. Wf. IX. Beih. S.3. Haussperling, fringilla domestica, passer domettiais. 129 greif! vielfach dasjenige von Lümng and dessen Nebenformen über. Im Nordwesten reicht Lünkig} Lünkik ins oetfriesische Gebiet hinein (Jb. f. n*ld. Sprach! XI, l L2), ostlich davon kommt es vor in I ftdenburg, davon südlich im Künsterlande und in Lippe1 und Waldeck [IAuUng)\ hier sind Recklinghausen und Duisburg (Link) die westlichen Grenzpunkte, im Süden kommt das Bächsische und westfälische Hessen- in Betracht und al östliche Grenzpunkte Göttingen und Grubenhagen*, wo der Name schon selten ist Im Norden geht das Verbreitungsgebiet ostwärts von Oldenburg über I »reinen, Bamburg, Lübeck nach Holstein, Mecklenburg und Altmark4. — Östlich von hier herrscht der Ausdruck Sparling, Sperling (in Preußen, Pomnie- rellen und Pommern). Im Nordwesten geht er nach Mecklen- burg-^ trelitz, wo er neben Lüning, Lünk, und nach Lübeck, wo er neben Lünk und Mosch vorkommt; in Göttingen und Grubenhagen ist Sparling der übliche Ausdruck, während Lüning selten ist. Ferner gilt jener Name auf dem ganzen niederd. Harz, in Quedlinburg und Schöppenstedt, bei Gandersheim in "Wres- serode (selten); auch in den Wesergegenden soll Sparling. Sper- ling der geläufige Name des Yogels sein. Vgl. Korrespondenz^, f. ndd. Sprach! XVI, 83 ff., XVII, 1 ff. und XXVII, IS ff. 65. 72, auch IV, 52. 68 f., V, 55. In manchen Gegenden von Niederdeutschland wird der Haus- oder der Feldsperling als der Stehler des Korns be- zeichnet: in Göttingen und Grubenhagen Spardeif m. (Sperling- Dieb)5, im Münsterkreise Debbert6, in Geldern und Umgegend Korrefräter1 '; in Kleins Eüst. av. prodr. (1750) S. 8S werden die Ausdrücke Speicher-Dieb und Korn Werffer erwähnt. Ein Lübecker Ausdruck für den Vogel ist Dackpeter (Dach-Peter) oder Dack- lünks. Andere niederdeutsche Lokalnamen für den Sperling sind Schruppte)1 ni Kempen, Seherphans1 'Zirphans' (vgL westfäL schirpen "zirpen', preuß. Scherp "Wachtelkönig') in Leuth (Geldern); 1 Frommann D. Mundarten VI, 36 I >.. 2 Vilmar 254. — 3 Schambach 127. — i Danneü 12'.». 5 Schambach 202. — 6 Korrespondenz!)! f. ndd. Spraclif. XVI, s"- 7 Korrespondenz^, f. ndd. Spraclif. IV. 68. 8 Korrespondenzbl. f. ndd. Spraclif. XVI, 83. Suolahti, Vogeluamcn. 9 130 Feldsperling, fringilla montana, passer montanus. Hüling in Oberbarraen ist wahrscheinlich eine Entstellung aus hüling im Anschluß an hülen 'weinen', vgl. Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach! IV, 52. In hochdeutschen Mundarten schließen sich an die letzt- genannten Synonyma Ausdrücke an, welche ebenfalls von der zirpenden Stimme des Sperlings ausgehen. Aus Thüringen führt Hertel Sprachsch. S. 268 den Namen Zivulg unter Hinweis auf hess. ziviigen 'zirpen3 an ; dazu elsäss. Zwilch m. als gelegentliche Benennung für einen jungen Spatz bei Martin-Lienhart IT, 925. In Steiermark ist Tschirp1 m. (zu tschirpen, zirpen) eine ähn- liche Bildung; in Luxemburg wird der Sperling Jadeker2 m. (vgl. jader en 'schwätzen') genannt. Luxemburg. Kärbiitsch3 (aus Kar 'Korn' und wahrschein- lich Butz 'Geschöpfchen') ist eine Art Kosename für den Spatzen ebenso wie hess. Spirrwatz4, m. (vgl. thüring. Watz 'kleiner, dicker Mensch'). Dagegen wird der Yogel an anderen Orten mit Schimpfnamen benannt, vgl. Dachscheißer'0 in der Leipziger Mundart. Im Elsaß heißt er Jud6 (Jude), in Steiermark Tschech1 m. (Tscheche). Unklar ist der Ausdruck Spunsks m. in Sal- zungen (Thüringen). Der männliche Spatz heißt in Göttingen und Grubenhagen Sparkäz, in Luxemburg Möschemännchen 9 m., in der Pfalz Spatzenmännel10, daneben aber auch Spetzert10 und Spetzerich10 nach dem Typus von Tauber, Ganser, Täuberich, Gänserich, Enterich. Feldsperling, fringilla montana, passer montanus. Die althochdeutsche Glosse ahasparo (abasparo) in H. S. III, 17, die eigentlich 'Wassersperling' (aha = Wasser) bedeutet, enthält den ältestüberlieferten Namen für den Feldsperling. Die mittelfränkische Darmstädter Handschrift des Summariums 1 Unger-Khull 179. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 198. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 212. 4 Saul Beitr. zum Hess. Id. S. 15. — 5 Albrecht 98. 6 Martin-Lienhart I, 403. — 7 Unger-Khull 179. — 8 Hertel 232. 9 Wb. d. Luxemburg. Mundart 291. 10 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 11. Peldsperling, ftringilla montana, passer montanoi 131 übersetzt das lat Lemma 'pa i1 mit aggermuBcha d. h. Ackersperling; im L5. Jh. begegnet der Ausdruck ackernpar (Diefenbach Novum glossar. 8. 282a). Auch die heutigen Mundarten bezeichnen vielfach den Feldsperling nach Beinen Aufenthaltsorten, zu denen ei Bchilf- reiche Lachen und freie Felder und Wiesen wählt; sein Nesl legt der Vogel in a erwähnt, danach Kirchfincke bei Eber und Peucer a. a. 0., Kirschfincke bei Aitinger Bericht v. d. Vogel- stellen (1631) S. 165 und Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 55. Gesner kennt Kirßfinck aus Frankfurt a. M. Weiter südlich ist Kirsfinck im Elsaß zuerst durch das Strassburg. Vogelb. (155 1) V. 469 bezeugt, darauf Kirschfinck{e) bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 291 und Spangenberg Ganskönig V. 137; heute ist der An- druck im Elsaß ganz geläufig2. Chytraeus Nomenciator (1582) s. .",7 1 hat die Variante Kaffeberfinck (Kirschbeerfink). Aus der Schweiz führt Gesner u. A. das Synonymen Klepper (zu Meppen = ndd. kneppen 'knallen'), ohne bestimmte Ortsangabe dagegen den Ausdruck KirfefchneUer an: bei Aitinger a. a. 0. Kirfchkyiepper, bei Döbel a. a. 0. Kirfchkneppcr, Kirfchschneüer. Heute kommt die Form Chirsichlepfer* in der Schweiz vor: im Elsaß Kirsenklepfer. Kirsenklcppe{ri). Kirschenknuppe^r)^ in Rhein- hessen KirschenJcnäpper*, in Luxemburg Ktschteknäppchen, K$8chteknappertb m. (zu Ktsche 'Kirsche'), im Münsterkreise Kiässenknäpper*. 1 Staub-Tobler IV, 1692. — 2 Martin-Lienhart I. L22. ü>6. 506 3 Staub-Tobler III, 679. — 4 Kehrein 225. ö Wb. d. Luxemburg. Mundart _)_,">. 6 Korrespondenz!)!, f. ndd. Spracht". XVI, 85. 136 Grünfink, coccothraustes chloris, chloris chloris. Wegen des starken Schnabels wird der Kernbeißer in Steiermark Dickschnäbel1 genannt; der gleichbedeutende Name Dickmaul begegnet zuerst bei Aitinger a. a. 0. — Das schlesische Dialektwort Lesske, KirfchLeske bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 236 (heute auch Laschke2 m.) ist entlehnt aus czech. dlesk, dlask = poln. klesk. — Der Ausdruck Lyßklicker, den Schwenkfeld a. a. 0. unter den Synonyma für den Kernbeißer erwähnt, ist eine Be- zeichnung des Flußuferläufers. Der Irrtum ist dadurch veranlaßt, daß Eber und Peucer diesen Yogel Steinbeiffer nennen. Schwenk- feld hat mit diesem Namen auch den Straßburger Ausdruck Lyß- klicker, welchen Gesner als Synonymon zum "Steinbeiffer" Ebers und Peucers erwähnt, auf den Kernbeißer bezogen. Grünfink, coccothraustes chloris, chloris chloris. Der Yogel wird meistenteils mit Namen bezeichnet, welche sich auf die gelbgrüne Farbe des Gefieders beziehen. Gesner Hist. avium S. 247 nennt die Ausdrücke Grünfinck und Grünling, welche heute in den Mundarten ziemlich allgemein verbreitet sind; im Elsaß heißt der Yogel Gelbfink3. Aus Frankfurt a. M. erwähnt Gesner das Synonymon Tutter, welches wohl als e(Ei-) Dotter' zu verstehen ist und auf die gelbe Farbe hinweist. Einige Benennungen bezeichnen den Grünfinken nach seiner Nahrung, die aus Hanfsamen, Rübsamen und dergleichen besteht. Solche Ausdrücke sind Bappfinck (zu Bapp eKeps5) und Hirßaogel (zu Hirse) bei Gesner S. 248, Hirschvogel* heute in Steiermark. Der von Gesner S. 247 angeführte Name Kuttvogel wird durch das Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 591 nach dem Elsaß verlegt; in dem Onomasticon von Golius (1579) Sp. 291 und in Spangenbergs Ganskönig Y. 141 kommt das Wort eben- falls vor. Frischs und Adelungs Erklärungsversuche, welche von dem Naturlaut ausgehen, sind verfehlt. Wahrscheinlich beruht der Ausdruck auf dem elsässischen Jägerworte Kütt 'Schwärm von Yögeln' und erklärt sich daraus, daß die Grünfinken scharen- weise umherstreichen. Wegen dieser unsteten Lebensweise heißt der Yogel in Schlesien Welfcher Henffling (Schwenkfeld Ther. 1 ZsTf. d. Phil. XXI, 210. 2 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 51. 3 Martin-Lienhart I, 122. — 4 Unger-Khull 349. Gimpel, pyrrhula europaea, pyrrhula pyrrhula. I R Sil. (1603) EL 295). Der Käme OrSnhämp(er)lingl In AJtmark bczeiclinot ebenfalls «l< -n Grünfinken als 'Hänfling'. In Bans Sachs' Regim, der Vögel (1531) V. 101 bege der Vogelname Wonitz, den Eber and Peaoer Vocab. 1 1 552) 8. V 3 a dem Grünfinken beilegen. Das Worl ist entlehnt ans gleich- bedeutendem poln. dzwoniec. Darauf gehl auch zurück die Laut- form Schwank in Döbels Bröffn. Jägerpr. (1746) 8. 61 u.a.: heute Schumnsch* in Anhalt. Sunmach* In Altmark. Daneben erscheinen auch zahlreiche umgestaltete Namensformen. Frisch Teutsch-lat Wb.II,251c erwähnt eine von diesen Varianten, indem ei daß die Wenden den Grünfinken "Schwunitz genannet, woraus die nnwiff enden Vögel-F&nger Schwanz gemacht und diesen \ Grunfchwanz genennet". In Dähnerts Pommer. Wb. (1781) S. L62 ist der Ausdruck Grönfchivanz verzeichnet ; Döbel a. a. 0. nennl neben Schwunte auch Schwan fchel. Aus Sachsen werden die Laut- varianten Quuntsch, Schtcunz, Zschwunschig angegeben K Gimpel, pyrrhula europaea, pyrrhula pyrrhula. In dem Vogelglossar der Pariser Handschrift 12269 i. 58b aus dem 9. Jh. begegnet der Name lohfinco (= aieeido), den Kluge Engl. Studien XXII, 563 aus der heutigen westfälischen Mundart nachweist. In mittelhochdeutscher Zeit begegnet fori, ihr '■ nur einmal in der "lere von guoter spise" (Zs. f. d. A. V, 14). Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 262 bezeichnet Loh Fincke als die schlesische Benennung des Gimpels, Aitinger Bericht \ . d. Vogel- steilen (1631) S. 364 führt ebenfalls LoheFincle (fem.) an. Branky Zs. f. d. Phil. XXI, 211 bezeugt den Ausdruck Lokfink für das nördliche Böhmen. Wahrscheinlich ist der Vogelname eine Zusammensetzung mit ahd. 16h 'Wald, Gebüsch9 und be- deutet demnach 'Waldfink'. In der umgestalteten Form Lobfind wird er aus Sachsen durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 1 b bezeugt und dazu stimmt ndd. Looffmh bei Berghaus Sprachsch. der Sassen II, 412. — Die schlesische Form Luh 1 Danneil 70. — 2 Naumann-Hennicke 111. 349. — 3 Danneil 319. I Zs. i. d. Phil. XXI. 210. :> Wackernage] Zs. f. d. A. V, 14, Schmeller-Frommann 1. 1601 and Lexer Mhd. Wb. I, 1883 lesen lovirke und bringen den Namen mit Uwerke Lerche' in Zusammenhang. 138 Gimpel, pyrrhula europaea, pyrrhula pyrrhula. bei Schwenkfeld a. a. 0. und Lüch bei Zehner Nomenciator (1622) S. 270 sind wohl Verkürzungen des Kompositums wie Mistel für Misteldrostel (s. S. 60). — Ebenso sind sächs. Scluvarzlob l und schmalkald. Luft2 offenbar als Kurzformen der umgestalteten Kamensform Lobfink aufzufassen. Wahrscheinlich gehört auch westthüring. Lüwich3 zu Lob ebenso wie Spatzich zu Spatz, in dieser Form ist der Name aber identisch mit dem Eigennamen Liebig (ahd. Liuaicho). Eine synonyme Benennung des Gimpels ist Goldfinck bei Eber und Peucer a. a. 0. (danach bei Gesner Hist. avium S. 702, Golius Onomasticon (1579) Sp. 292); Turner4, von dem der Ausdruck vielleicht in die vorhinerwähnten Werke aufgenommen ist, hält ihn als gleichbedeutend mit Distelfink. Heute wird der Gimpel in einigen Gegenden von Niederdeutschland (im Münster- kreise und in Recklinghausen) Goldfink 5 genannt ; ndl. goutvink (bei Junius Nomenciator (1581) S. 55a Goutvincke). — Unsicher ist, ob Schweiz. Gol(l)G (zuerst bei Gesner a, a. 0. S. 702), Götter G, elsäss. Gol n., Botgolle (Kol, Koller)1 als Gold aus Goldfink (wie Golammer aus Goldammer) aufzufassen sind; dann wären die alemannischen Synonyma ähnlich zu beurteilen wie die mittel- deutschen Luh und Schwarzlob. Wegen der zinoberroten Unterseite, die dem Yogel die Benennung Goldfink verschafft hat, heißt er bei Turner Avium hist. (1544) Blödtfinck, Gesner a. a. 0. S. 702 Blidfinck, im Yocab. triling. (1560) S. 89 und in der Angenehmen Land- Lust (1720) S. 151 Blutfink, bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) IT, SOI Kap. CXX Blut- oder Rohtfinck. Heute kommt Bluetfink* in der Schweiz und im Elsaß vor, auch in der Siegerländer Mundart Blötfenke*. Das Vokabular von Ostermann (1591) S. 335 nennt das Synonyinon Bluedzapf (Blutzapf en), auch bei Henisch Teutfche Sprach (1616) Sp. 1173 Blutzapff. Zu dieser Gruppe 1 Zs. f. d. Phil. XXI, 210. — 2 Vilmar 254. 3 Kluge Et. Wb.6 S. 146. — 4 Avium historia (1544) S. G 2a. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. XVII, 5. 6 Staub-Tobler II, 214. — 7 Martin-Lienhart I, 212. 431. 8 Staub-Tobler I, 868, Martin-Lienhart I, 122. 9 Heinzerling Probe eines Wörterbuches der Siegerländer Mundart Progr. des Realgymn. zu Siegen (1891) S. 27. Gimpel, pyrrhula europaca. pyrrhula pyiihula. I '- * gehört noch Hotrocjcl bei Gesner a. a. 0., in Strassburg. Vogelb. (1554) V. 591, und bei Goliua Onomasticon (1579) 8p. 294. Auf die Färbung des Vogels bezieht rieh auch <1. Der Name ist abgeleitet von gumpen 'hüpfen' und bezieht siel: auf die ungeschickten und hüpfenden Bewegungen de. v auf der Erde. 1 Jb. f. ndd. Sprachf. VI, 127. — 2 Hertel 83. — 3 Schambach 40. 4 Danneil 36 und Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. ö Frischbier I, 143. — 6 Staub-Tobler IV, 1120. 140 Fichtenkreuzschnabel, loxia curvirostra. Unter der Menge von Synonyma, die Gesner a. a. 0. zu- sammengetragen hat, wird auch der Name Hau erwähnt. Damit identisch ist der Vogelname hyl in einer Version des Märchens vom Zaunkönig aus dem 15. Jh. (Erlösung herausg. von Bartsch S. XLIV). Der Name ist ein slavisches Lehnwort und geht auf czech. heyl, hyl = poln. gil zurück. Ebenso ist Schnigel (danach vielleicht Roth fchlegel) bei Döbel a. a. 0. entlehnt aus poln. snieguta l. Im deutschen Luxemburg wird der Gimpel Pillo2 m. genannt. Der Name, welcher auch auf andere Vögel übertragen wird, kommt als pilo 3 im französischen Luxemburg vor ; dazu Pilart als brabantisches Wort bei Gesner a. a. 0. Nach Voigt Excursionsbuch S. 125 unterscheidet sich die Stimme des weiblichen Gimpels von dem Pfeifen des männ- lichen Vogels dadurch, daß sie weniger rein ist und tiefer klingt. Nach diesen Lauten ist der Ausdruck Quetsch gebildet, den Eber und Peucer a. a. 0. als spezielle Bezeichnung des Weibchens anführen; er begegnet schon früher bei Hans Sachs im Regim. der Vögel (1531) V. 229. — Ein schweizerischer Name für den männlichen Vogel ist nach Gesner die Bildung Giigger (zu güggen 'pfeifen'; vgl. S.94); heute wird das Wort (ge- wöhnlich zusammengesetzt Rotgügger) in der Schweiz ohne Unter- schied des Geschlechts für den Gimpel verwendet4. Die Geschlechts- bezeichnungen sind offenbar Termini der Vogelsteller, ebenso wie der Ausdruck Hellfchreyer in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 153. Fichtenkreiizschnabel, loxia curvirostra. Von den loxia-Arten ist der kleine oder der Fichten- kreuzschnabel der einzige in Deutschland heimische Vogel. Er lebt in dem deutschen Mittelgebirge, besonders im Harz und in Thüringen, doch ist sein Aufenthaltsort von dem Samen- reichtum der Nadelwälder in hohem Grade abhängig und daher sehr veränderlich. Im 15. Jh. begegnet als Name des Kreuzschnabels der Ausdruck crinis in einer Version des Märchens vom Zaunkönig 1 = vvend. snühula, czech. snehule, russ. snigiri 'Gimpel'. 2 Wb. der Luxemburg. Mundart 336. 3 Rolland Faune populaire II, 168. — 4 Staub-Tobler II, 196 f. Fichtenkreuzschnabel, Icoria corvirostra. lli (Germania \'I, 99) and die Nebenform hriwiäze im Elbinger Vbkab. (Bernekei Die preuß. Spr. 8. 244), im L6. Jh. Krinite bei Eber and Peucer 7ocab. (1552) 8. F I a. In Schwenkfeidfl Tber. Sil. (1603) 8. 252 werden die Formen Kriniti and Krim als schlesisch in Anspruch genommen; Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 56 Bchreibt GhrinUz^ der Verfasser der Angenehmen Land-Lust (1720) 8.336 Gruniiz. Popowitscfa Versuch (1780) 8.293 kennl Kriniz ans Schlesien und Schwaben; dazu wird aus Schlesien auch die Variante Qrims* angegeben, aus dem nördlichen Böhmen Krims2, ans Mähren Grems\ ans Thüringen (allgemein) unnütz*. Der Name ist, wie so viele andere Be- nennungen für Finkenvögel, ans den slavischen Sprachen über- nommen; hier entspricht als Etymon dem mhd. krinis czech. (russ.) krivonosb (d. h. Krummschnabel). Im Anschluß an die Bildungen Stiglitz,Wonitz, Girlitz ist die Form Krinite entstanden, welche dann teilweise an grün angelehnt und zu Gruniiz um- gebildet worden ist. Eine einheimische Bezeichnung für diese Vögel ist krump- schnabl in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Ger- mania VI, 90), Krumbschnabel bei Hans Sachs Regim, der Vögel (1531) V. 226, Krumfchnabel bei Gesner Hist. avium S. 508. Popowitsch S. 294 bezeichnet diesen Ausdruck als österreichisch. Ein synonymer Name, welcher ebenfalls von den hakenförmig gekrümmten Schnabelspitzen des Vogels hergeleitet ist. ist Kreuz- vogel in Steiermark (Unger-Khnll Wortsch. S. U3), Krüzvogd6 in der Schweiz (Krützvogel bei Gesner a. a. 0.) und im Elsaß (Creutzvogel in Spangenbergs Ganskönig V. 121); Martin und Lienhart I, 100 geben allerdings 'Buntspecht' als Bedeutung an. Nach Popowitscli S. 293 ist der Name Kreuzvogel auch in der Wetterau üblich. Als schlesisch«^ Synonymon führt Popo- witsch den Ausdruck Chridcogel an, den er daraus erklärt. daß der Kreuzschnabel "um Weihenachten auf den Fichten- bäumen seine Jungen aushecket". Wahrscheinlicher ist jedoch, l Frommann D. Mundarten IV, 170. — 2 Zs. f. d. Phil. XXI. 210. 3 Frommann D. Mundarten V, 4G5. — •£ Hertel 110. 5 = poln. A-rzi/conon. Sloven. grinec stammt wohl aus dem Deutschen. 6 Staub-Tobler I, 094. 142 Grauer Fliegenfänger, muscicapa grisola. daß dieser Name durch die Benennung Kreuzvogel veranlaßt wurde, indem man hier das Kreuz im christlichen Sinne faßte. In Kleins Hist. av. prodr. (1750) S. 96 wird der Ausdruck Kreutz-Schnabel erwähnt, der als Krützschnoabel1 in Mecklen- burg und Krützsnauel1 in Lübeck vorkommt. Aus Preußen wird das Synonymem Zapfenbeißer2 angegeben, welches Popo witsch S. 294 mit den Ausdrücken Tannenvogel, Tannenpapagey nach Halle anführt; bei Unger-Khull a. a. 0. S. 641 gilt Zapfenbeißer als steirischer Name. Schwenkfeld gibt im Ther. Sil. S. 253 an, daß die schlesischen Vogelsteller nach der Farbe verschiedene Arten Kreuzschnäbel unterscheiden: "Kote, Geelbe, Graue, Bundte, Recht oder Lincks gefchrenckte Kriniffe". Durch diese Farbenbenennungen sind die verschiedenen Stufen angedeutet, durch welche die lange dauernde Unifärbung des Fichtenkreuzschnabels stattfindet. Dagegen sind die Roß Kriniffe oder groffe Kriniffe a. a. 0. wirklich eine verschiedene Art. Die Ausdrücke beziehen sich auf den im Norden heimischen Kieiernkreuzschnabel oder Hakengimpel (loxia enucleator, loxia pityopsittacus), der in Deutschland manchmal angetroffen wird. In Preußen soll dieser Vogel Paradiesvogel* genannt werden. Wie die unregelmäßig streichenden Vögel überhaupt, so gelten auch die Kreuzschnäbel als Vorzeichen von Pest oder teueren Zeiten, vgl. Schwenkfeld a. a. 0. Fliegenfänger, Muscicapidae. Grauer Fliegenfänger, muscicapa grisola. In den althochdeutschen Glossen wird der Vogelname smpfo bezw. snepfa (d. h. Schnepfe) manchmal mit lat. ficedtda übersetzt, das die Bezeichnung für Grasmücken oder Fliegen- fänger ist; in den späteren Vokabularen wird daher der lateinische Ausdruck auch mit grasmucke wiedergegeben. — Daß es sich in den betreffenden althochdeutschen Belegen nicht bloß um eine falsche Glossierung des Namens der Schnepfe (scolopax) handelt, zeigt die weitere Geschichte. 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. 84. 2 Frischbier II, 487. — 3 Frischbier II, 121. Grauer Fliegenfänger, muscicapa grisola. 143 Im H». Jh. erscheint Sehnepffiein wieder einmal mit fic*- dula glossiert bei Eber and Peucer Vocab. (1552) 8. K Tu, und bier bezeichnet das Wort anzweideutig einen vom Fliegenfang lebenden Singvogel, den Rotschwanz. Der tfame Schnepfflin wird a.a.o. damii begründet, daß der Vogel mit offenem Munde gierig Dach Fliegen trachtet. Junius, der diese Glosse durch die Vermittlung Gesners in Beinen Nomenclator (1581 1 8. 56a auf- genommen hat, bezeichnet Sneppe als entsprechenden nieder- ländischen Namen. In dieser Lautgestalt begegnet der Vogel- namc bereits im 15. Jh. in der Glosse Eicedula = fliege, sneppe1, welche in fliegesneppe 'Fliegenschnepper' zu verbessern ist Die Bildung Fliegenfchnepper (Dübel Erüffn. Jägerpr. (1746) 8. 62) ist heute besonders in Niederdeutschland als Name ^> grauen Fliegenfängers (oder des Rotkehlchens) geläufig. In Göttingen und Grubenhagen und im Münsterkreise lautet die Namensform Fleigensnepper2, anderwärts auch Jtöuggensnapper * ; auf hoch- deutschem Sprachgebiet Fliegen fchnäperl* in Österreich, Fliegen- schnapperl* in Steiermark. Im ahd. Ausdruck snepfo sind offenbar zwei verschiedene Vogelnamen zusammengefallen: snepfo = scolopax, Schnepfe {vgl. dieses Wort) und snepfo (aus *snap-j-an) Tliegenschnepper'. Der letztere ist nur in der niederdeutschen Lautform * sneppe erhalten geblieben. Aus diesem Zusammenfall der beiden Xamen erklärt sieh dann der Umstand, daß lat. ficedula gelegentlich auch im Sinne von Schnepfe aufgefaßt wurde. So z. B. bei Albertus Magnus De animalibus S. Y 3a: "Xepa est auis longi rostri, in dorso colores habet perdicis et in venire nisi . . . haue flscedulam quidam vocant". Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E 6b haben für den grauen Fliegenfänger den Xamen FUgenßecher, wozu Muggen- ftecher bei Gesner Hist. avium S. 594 eine Variante ist; später begegnet Muckenftecher in Spangenbergs Ganskönig V. 13S, Mückenftecher bei Popowitsch a. a. 0. neben FUegenfpießcr, L Diefenbach Novum glossar. S. 173 a. 2 Schambach 272, Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 3 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 302. •i- Popowitsch Versuch S. 398. — 5 Unger-Khull 2 12. 144 Seidenschwanz, bombicilla garrula, ampelis garrulus. das nach Halle augeführt wird. Als schlesische Namensform gibt Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 307 Sticherling an. Weitere Varianten sind Muggen-Chlöpfer l in der Schweiz, Beiefrösser2 (d. h. Bienenfresser) in Luxemburg, Mücken fanger * in der Grafschaft Ranzau. — In Preußen heißt der graue Fliegenfänger Schurek m., das bei Frischbier Wb. II, 323 als poln. szurek 'Schelmchen' oder als onomatopoietische Bildung gedeutet wird. Der Dialektname scheint eher auf russ. stsurka 'Bienen- fänger' zurückzuführen zu sein. Unklar ist der luxemburgische Name Izeckelchen 4 m. Aus Mecklenburg erwähnt Nemnich Polyglottenlexicon II, 666 als Bezeichnung des grauen Fliegenfängers den Ausdruck De graag Häting (= Das graue Rotschwänzchen); ein anderes ndd. Synonymon ist Tünsinger'0. Vom grauen Fliegenfänger wird der schwarze (muscicapa atricapilla) gewöhnlich nicht durch besondere Benennungen unterschieden. Iu Bern (in der Schweiz) heißt die letztgenannte Art Töte-Vögeli6 (Toten vogel). Gesner bezeichnet a. a. 0. S. 763 den Namen Todtenaögele, welchen er als Synonymon zu Flügen- ftecherlin anführt, als einen Ausdruck der Vogelsteller. An den Namen knüpft sich die Vorstellung, daß der Vogel vor heran- nahender Pest häufiger wahrzunehmen ist. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 307 nennt den schwarzen Fliegenfänger mit dem schlesischen Namen Nöffelfincke, welcher nicht sicher deutbar ist. Dieser Vogel wird in Luxemburg als Fleiefänker 7 (Fliegenfänger) bezeichnet. Seidenschwanz, bombicilla garrula, ampelis garrulus. Der Seidenschwanz gehört, wie die Rotdrossel, der Berg- fink xl a., zu den nordischen Brutvögeln, die als Wintergäste die südlicheren Länder besuchen und deren plötzliches massen- haftes Erscheinen hier als Zeichen des Unglücks aufgefaßt wird. Als Fremdling teilt der Seidenschwanz den "BöhmeVNamen mit 1 Staub-Tobler III, 679. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 24. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 197. 5 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 302. 6 Staub-Tobler I, 697. — 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 111. Seidenschwanz, bombicilla garrula, ampelis garrulus. 145 den vorhingenannten Vögeln, Gtesner, der (II ist. avium 8. 674) ihm sogar die wissenschaftlich*' Benennung 'garrnlus bohemicus' gibt, kennt den Ausdruck Beliemle oder Beemerle ans Nürnberg; hier ist das Bemlein schon früher direkt bezeugt durch Bans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 17'_\ In den schweizerischen Quellen des 17. Jhs. werden die Seidenschwänze öfters Behtnen oder BöJiembli genannt; ebenso begegnet Bohemlein in diesem Sinne bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen 8. 3:54, Böhmlein in der Angenehmen Land-Lust S. 104. Heute findet sich Bemer ' als Bezeichnung des Seidenschwanzes in Westfalen, und in Frankreich ist jaseur de Boheme (der böhmische Schwätzer) der allgemein geltende Ausdruck. Zur Verbreitung dieses Namens mag einerseits die literarische Tradition beigetragen haben, andererseits werden auch die Vogelsteller ihren Anteil daran haben. — In Oberschlesien werden die Seidenschwänze nach Popowitsch Versuch S. 539 nicht Böhmen sondern Friesen genannt. Vgl. S. 65 und 113. Der italienische Gelehrte Ulysses Aldrovandi erwähnt in seiner Ornithologie mehrere Fälle, wo die Seidenschwänze in seiner Heimat als Verkündiger schwerer Pestepidemien erschienen seien. In Deutschland wird dieses Aberglaubens von Aitinger gedacht, der in seinem Berichte von dem Vogelstellen (103 1) S. 339 berichtet: "Es feynd viel Leute der fonderlichen meynung / daß wenn diefer Vogel [der Seidenschwanz] bey uns gefehen werde / daß es jederzeit ein befonder Omen vnd bedeutung habe I ja der drey Principal Heuptftraffen / Krieg / Peft / Thewrung I oder Hunger mit fich bringen | wiewol fie vielmahls in etzlichen Landsarten in viertzehen vnd mehr jähren nicht gefehen werden •'. Auf diesen Volksglauben beziehen sich die Namen Pestvogel2 in Österreich, der Schweiz und Schwaben, Todtenvogel2 in Österreich und Steiermark, Kriegsvogel 2 in der Schweiz, Pest- vngeP im Münsterkreise. Da der Seidenschwanz in Deutschland ein Wintergast ist, nennt ihn Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 229 einen "Schnee- vogel" oder Schnee Lefchke (d. h. Schneekernbeißer). Ein regens- 1 Woeste 26. — 2 Popowitsch Versuch S. 539. 540, Fischer I. 943, Staub-Tobler I, 694 f. — 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. Suolahti, Vogeluamen. 10 146 Würger, lanius. burgisches Dialektwort ist Pfeffervöglein, das Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 796 Kap. CXYII als einen Ausdruck der "gemeinen Leute" erwähnt; die Benennung soll sich auf das zarte, "wolgefchmackte" Fleisch beziehen, das wie "lieblich gewürzt" ist. Der heute allgemein übliche Ausdruck Seydenfchwantz wird zuerst in Sachsen durch Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 7b belegt und in der Form Seide fchwantz von Schwenkfeld a. a. 0. als schlesisch bezeichnet. Auch bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 292 wird Seiden fchiventzlein und bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 373 Sidenfchwentzken verzeichnet; weiter Seiden fchwäntzel bei Hohberg, Seidenfchwentzlein bei Aitinger (S. 334) und in der Angehmen Land-Lust a. a. 0., Seiden-Schwantz bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 55. Der Name, den Popowitsch Versuch S. 539 aus "Sachsen, Schlesien, der Wetterau etc." anführt, ist nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch in Niederdeutschland (Mecklen- burg1) und in Oberdeutschland (z. B. Steiermark2) verbreitet. Nach dem deutschen Namen, der sich auf das weiche Gefieder des Vogels bezieht, ist schwed.-dän. sidensvans gebildet. Synonyme Namen sind Zinzerelle bei Gesner a. a. 0. und Österreich, das Zuserl bei Popowitsch S. 540 ; für beide Aus- drücke wird von den genannten Autoren onomatopoietischer Ursprung vermutet. Würger, lanius. Ahd. dorndräil: Sg. Nom. — dorndragel furfario s : H. S. III, 17, dorndragil: III, 17. furfarius : Versus de volucr. : cod. Admont. 106, dornodrdgil: fol. sem. theot. Gotting. Müller I, 6, A 13 (13. Jh.). H. S. III, 17: cod princ. de Lobkow. 434, 9a (13 Jh.). dorn- dregil: Versus de volucr., dorndrigil: Clm. 23496, 10 b, dorntugel: Clm. 22213, 163a. dorndra : l : cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. dorndräil: Clm. 14689 f. 47a. GH. Salom. a 1. dorndral: Versus de volucr. dorn- drel: Versus de volucr. 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. — 2 Unger-Khull 591. 3 Das unklare mittellat. Wort furfario, furfarius ist vielleicht als perforarius (d. h. Durchstecher) aufzufassen ; auch perforaculum erscheint im Corp. Gll. lat. II, 453* 7 (IN, 20424) als furfuraculum. Dabei kann das Wort sich an für 'Räuber' angelehnt haben. Würger, lanius. 147 Die Lebensweise der Würgerarten ähnelt in mancher Hin- sicht derjenigen der Raubvögel, Wie diese, so greifen auch die Würger, sofern ihnen passende Nahrung mangelt, ander«' Vögel an, die nicht viel kleiner sind als sie seihst, und würgen die- selben ab. — Diese gransamen Eigenschaften kommen denn auch zum Ausdruck in den volkstümlichen Benennungen der laniuß- Arten; in England nennt man sie butcherbird, murderingpie, in Frankreich icorcheur oder agasse enteile usw. Der althochdeutsche Name dorndrdil enthalt als zweiten Bestandteil eine -*Ya-Ableitung vom Verbum dräen 'drehen' und bedeutet demnach eDorndreher\ Der Ausdruck erklärt sich ans der Eigenart des Vogels, seine Beute auf spitze Dornen aufzu- spießen. In zahllosen Umbildungen läßt sich diese Bildung in den hochdeutschen Mundarten weiter bis in die Neuzeit hinein verfolgen. Im 16. Jh. begegnet Dorendreer bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 147 auf bair.-fränk. Sprachgebiet, Doren- dreer bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 3a in Sachsen, Thorntrder bei Gesner Hist. avium S. 557, Dorndretver im Strassburg. Vogelb. V. 442 (dorndrewe1 schon in den Hildegard- glossen des 13. Jhs.) und Dorndräher bei Grolius Onomasticon (1579) Sp. 293. Heute ist Dorndreher (im Elsaß Dorndräjer2) in süd- und mitteldeutschen Mundarten allgemein verbreitet; auch im Münsterkreise soll ndd. Däondreiher* üblich sein. Die ältere s7a-Bildung ist in Steiermark in den Formen Dornt raiL Dorndraller* m., in Tirol (Oberinntal) in Doarnträl5 m. erhalten. — Schon in den frühmittelhochdeutschen Handschriften der Versus de volucribus, welche diesen Namen abschreiben, er- scheint er vielfach umgestaltet. Eine solche Umgestaltung ist dorndrahsel: Clin. 4350, 3a, dorndrechsel: Clm. 3537, 330b, Clm. 614, 31b, Cgm. 649, 526 b, eine andere dorndroscel (-drosei -drösele, -droschel, -drauschel) in cod. Oenipont. 355, 14 b, cod. Vindob. 3213, 116b, cod. Lips. Paulin. 106, lc, Clm. 247271 106b. 107a, cod. Mellic. K 51, 242. Aus der heutigen mittelsteirischen Mundart führt das Wörterbuch von Unger-Khull S. 162 Dortid rösche rl und 1 Ahd. Gll. 111, 40417. — 2 Martin-Lienhart II, 747. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. — 4 Unger-Khull 162. 5 Frommann D. Mundarten IV, 54. 10* 148 Würger, lanius. Dorntreischerl n. (d. h. Dorndrossel) an, gibt aber — auffällig genug — als Bedeutung Drossel' an. In einem Glossar des 13./14. Jhs. (Zs. f. d. Wf. V, 20) wird die Form dornacreiel belegt wo der Yogelname an krceen angelehnt und also als 'Dornkräher' aufgefaßt worden ist ; daher Dornkrceel l in Baiern und weiter umgebildet Dorngreuel 2 in Österreich (Totengräuel 3 in Salzburg). — Eine alte Variante ist ferner dornorahil in cod. Admont. 476, daraus Doarnrale^ in Lienz, der Dornreich in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 111, Dornreicher bei Popowitsch Versuch S. 416 als österreichische Form bezeichnet; Dornreiher3 in Ober- österreich. — Im 16. Jh. begegnet bei Gesner die Bildung Thorn- kretzer, die von Schweiz, kretzen "kratzen, ritzen' (kretzo 'alietus* im Vocab. optimus XXXVII, 35, S. 42) abgeleitet ist; später ist das Wort nochmals belegt5. Im Schwäbischen findet der Vogelname sich umgebildet zu Dorndreckeier5, im Anschluß an dreckelen 'mit Dreck arbeiten' ; in Steiermark kommt die Variante Dorntreiber1 vor, im Etschtal (Tirol) Dorngansl^ (Dorngänschen). Ungefähr auf demselben Verbreitungsgebiet wie der eben- erwähnte Ausdruck mit seinen Varianten kommt das althoch- deutsche Synonymon wargengil vor, welches in mehreren Hand- schriften überliefert ist. Belege: Sg. Nom. — wargengil cruricula: H. S. III, 17: cod. mon. herem. 171, 24, cod. princ. de Lobkow. 434, 9 a, cod. Darmstad. 6, 27 a. wargengel: Versus de volucr. : cod. Mellic. K 51, 242, wark- engel: fol. Francofortense, cod.princ.de Lobkow. 489, 56b, cod. princ. de Wallerst. I, 2 (Lat.), 175 b, warchengil : cod. Admont. 106, cod. Admont. 476, Clm. 17194 f. 221b, cod. olim Argentorat. A 157, cod. Stuttgart, th. et phil. 210, 135 a, cod. Stuttg. th. et phil. 218 f. 22 b. H. S. III, 17: cod. Trevir. 31, 15 a, warchengel: cod. Vindob. 2400,42 a, Clm. 23796, 173a. Versus de volucr.: Clm. 23496, 10b, warechengil: cod. mon. herem. 239 p.784. warcgengel: Gll. Hildegardis. wargingel: cod. Oxon. Jun. 83, 4. ivarchelgel : Versus de volucr. : fol. Stutt- gartense. Die Belegstellen reduzieren sich auf ein einziges selbst- ständiges Zeugnis des Vogelnamens in den Versus de volucribus. 1 Schmeller-Frommann I, 542. — 2 Popowitsch Versuch S. 416. 3 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. — 4 Frommann D. Mundarten IV, 54. 5 Staub-Tobler III, 934 und Popowitsch Versuch S. 415. 6 Fischer II, 280. — 7 Unger-Khull 162. Würger, lanius. 14H Aus dieser Quelle hat offenbar das Summarium das Wort auf- genommen, und die Bildegard- und Junias-Glosseo sind irieder vom Summarium abhängig. [n der Form, wo dieser Name des Würgers überliefert ist, seheint es ein Kompositum zu sein. Wilhelm Grimm hat es in Zs. f. d. A. VI, 333 als irarr-grngil (d. h. Wolfgänger) ge- deutet, so daß der Vogel eigentlich ein in WolfegestaH omher- streichender böser Geisl sei. Eine ähnliche Auffassung i>t im Schweizerischen Idiotikon 1, 334 vertreten. Eher könnte man vielleicht an ags. wergenga, Longobard. irargengus(\j>x Rothari 390) eVraräger, umherstreichender Fremdling' anknüpfen. Da manche Würgerarten nordische Vögel sind, welche in Deutschland nur als wandernde Gäste angetroffen werden, so konnte man sie als Varäger auffassen, ebensogut wie man in dem Seidenschwanz einen Böhmen oder einen Friesen sah. Aber das Aussehen des ahd. Wortes als Kompositum ist offenbar erst sekundär, denn die entsprechende angelsächsische Namensform wearginkel bewahrt die ursprünglichere Stufe des Vogelnamens und diese läßt sich am einfachsten als eine demi- nutive Ableitung mittels des Suffixes -inkil von ags. wearg (ahd. wäre 'Kaliber', anord. vargr "Wolf) deuten. Demnach wäre der Würger wegen seiner grausamen Tätigkeit als 'der kleine Wolf* benannt worden. Eine Würgerart wird noch heute als Meisen- wolf bezeichnet1. — Im Englischen ist weargincel später umge- staltet worden; es kommt im Mittelenglischen in der Form wariomgie einmal bei Chaucer Canterbury Tales2 vor und findet sich als ivariangle, weirangle, wirrangle3 in den heutigen Mundarten. In Deutschland ist Warkengel, Werkengel im 16. Jh. bei Gesner a. a. 0. S. 558 bezeugt, der den Ausdruck aus "Strass- burg, Frankfurt und anderen Gegenden" hat. Ein direktes Zeug- nis aus dem Elsaß ist Werckkengel im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 444. Nachher ist der Ausdruck in den westlichen Gegenden von Süd- und Mitteldeutschland ausgestorben. Länger hat er sich dagegen im Osten erhalten, obgleich die Umgestaltung hier 1 Vgl. Verf. Zs. f. d. Wf. IX, 176 f. 2 Vgl. Wright Engl. Dial. Dict VI, 385. i Vgl. Wright a. a. 0. und Swainson The Folklore S. 47. 150 Würger, lanius. immer weiter fortgeschritten ist, so daß die alte Namensform fast unerkennbar geworden ist. Bereits in einer Handschrift der Versus de volucribus aus dem 12. Jh. (Clm. 2612, 34 b) begegnet die Variante warchrengil, worauf die schlesische Form War Krengel, welche Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 291 neben Wan- krengel bezeugt, und die heutigen Variationen Wartenkrengel 1 (in Glaz), Gartenkrengel1, Wagenkrengel1 und auch einfach Krengel1 (im Anschluß an krengeln 'quälen') beruhen. Eine andere von Schwenkfeld erwähnte Lautform ist Würg Engel, heute in Göttiugen und Grubenhagen Wörgengel2 m. Eine Parallelform zur westgermanischen Deminutivbildung warginkil ist mhd. wergel (im Renner Hugos von Trimberg V. 8689 und im Jüngling Konrads von Haslau V. 259 3) = mnd. worgel; in den ahd. und mhd. Versus de volucribus sind die Formen luargil, wergil, worgel öfters belegt. Diese Namensform ist mittels des Suffixes -ila-, das hier offenbar deminutiven Charakter hat, von wäre abgeleitet, so daß hier ebenfalls 'der kleine Wolf die ursprüngliche Bedeutung war. Heute in Baiern Wörgl*, in Fallersieben Spet-Wörgelb. — Den jetzt von der Wissenschaft an- genommenen Ausdruck Würger nennt Popo witsch Versuch S.415. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Glosse wurgelhahe (crupicula) in Clm. 19488, 121a (Versus), die ein späterer Schreiber durch Änderung des u in e und Ausstreichen von hohe in wergel korrigiert hat; in Clm. 4460, 56a ist die un- verstandene Namen sform als wurdelhahe abgeschrieben worden. Hier liegt wieder eine von den vielen Varianten des alten Namens vor. In dem Kompositum, dessen erster Teil eine -ila- Ableitung von würgen 'würgen' ist, gehört der zweite Teil zu hähan 'hängen', so daß die Bildung eigtl. 'Würgerhenker' be- deutet ; vgl. hacher 6 'Henker' (im Jahre 1408 belegt). Eine französische Parallele dazu ist pendibre1 (d. h. Henkerin) als Bezeichnung des Würgers in den Vogesen. Das spätalthochd. 1 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 47. 2 Schambach 304. — 3 Zs. f. d. A. VIII, 558. 4 Schmeller-Frommann II, 998. 5 Frommann D. Mundarten V, 295. 6 Frommann D. Mundarten V, 371. — 7 Rolland Faune populaire II, 149. Würger, lanius. 161 ivurgelhdhe ist eine bairische Variante, die im I L Jh. eon Konrad von Rfegenberg (Ed. Pfeiffer) 8. L79, 15 als volkstümlicher Ausdruck bezeichne! wird: "und w®n, ez (corednlus) Bei ain klain rogel, der haizt auf «Irin gita würgelhdch". Aul diesei Bonn beruht ohne Zweifel auch der Vogelname Wölgerhod, der bei Hans Sachs Regina, der Vögel V. L95 begegnet Auffällig isl der Ausdruck Handwerk, mit dem die öster- reichischen Falkenfänger den großen Würger benennen. Vielleicht liegt diesem Worte ein Kompositum hang-warc Henker-Würger' von der gleichen Art wie die vorhingenannte Variante zugrunde. Den Anlaß zu dergleichen Bildungen konnte der alte Vogelname ivarchengil durch falsche Auflösung der Glieder (warc-hengü = Wolfhenker) bieten. Ein Dialektwort aus Göttingen und Grubenhagen ist Bad- breker, Rddbräker1 m. (Radebrecher). Besonders auf mittel- und niederdeutschem Gebiete heimisch ist der Name Neunmörder, welcher der Volksvorstellung ent- sprungen ist, daß der Würger an einem Tage neun Vögel tötet Zuerst begegnet Nuin mürder in Turners Avium bist. (1544) S. F 8a, darauf Neunmörder im Strassburg. Yogelb. (1554) V. 1 L3. Gesner, der den Aberglauben kennt, welcher sich an den Vogel- namen knüpft, bezeugt die Varianten Nüntöder I Xünmörder für Westfalen, Hessen und Thüringen. Heute kommen im Elsaß die Formen Nüntöter, Niinemörder, Ülenmörder, RitnSrder* ror, in der Pfalz Neuntöter* (bisw. umgebildet zu Eintöte r). in Luxemburg Neimerder* und LeimörderK in Westfalen Nhgen- märder'0 (Nidgenmäner^), in Göttingen und Grubenhagen Necjen- döter, Negenmarder6, in Altmark Nägnmörer1, in Hannover Negenmörder*, in Mecklenburg Negenmürer und Negendöder*. In manchen Gegenden werden die Würger als Bistern oder Häher benannt, wobei wohl das Geschrei der verbindende 1 Schambach 166. — 2 Martin-Lienhart I, 706. II. 727. 3 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 265. 298. — ö Woeste 186 6 Schambach 144. — 7 Danneil 143. 8 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 302. 9 Schiller Zum Tierbuche 1h 14 152 Würger, lanius. Vergleichungspunkt ist. Gesner a. a. 0. S. 557 nennt die Aus- drücke Waldhäher und Waldherr aus Freiburg; vielleicht ist die Glosse walder in Clm. 23496, 10 b (Versus de volucribus) 12. Jh. mit diesen Namen identisch, obwohl sie als Lemma fulica hat. — Popowitsch Versuch 415 f. gibt unter den Synonyma für den Würger die Namen Dornhäher, Grigelalfter (nach Kramer), Krückälfter (vgl. Krigelster = Blaurake S. 16) und Wildälfter; in Westfalen heißt der Vogel Dämexter1 (Dornelster), im Elsaß Dornägerste 2, in Preußen Kaddigheister 3 (Wachholderelster), Sprockheister* (Strauchelster), und in Oberösterreich Buschälster*. Die Bildung Speralster, welche Popowitsch a. a. 0. aus Österreich angibt (in Steiermark Sperr 'galster5), ist vielleicht aus *Spar-alster (Sperlingselster) entstanden. Eine ähnliche Bezeichnung des Würgers ist it&l. gazza sparuiera oder passera gazera bei Aldrovandi Ornithologia (1610) I, 198b. Gelegentlich werden die Würger mit Namen bezeichnet, die auf den dicken Kopf dieser Vögel Bezug nahmen, so z. B. Dickkopp Näg7imörerG in Altmark, der Dickschädel 7 in Steiermark. In erster Linie beziehen sich die obengenannten Synonyma auf den rotrückigen Würger (lanius collurio), welcher die häu- figste Art in Deutschland ist. In Oberösterreich soll dieser Vogel Blaukopf, Alsterweigl oder Kiemer Stecher, im nördlichen Böhmen Dornhitsche oder Steinfletscher heißen8. In der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 113 wird er Schilfdornreich genannt; auch sonst werden kleine Würgerarten Rohrspatzen oder Rohrsperlinge genannt, vgl. Popowitsch Versuch S. 416 und Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760) S. 53. Seltener ist der schwarzstirnige lanius minor, der jedoch in verschiedenen Gegenden von Deutschland als Brutvogel vor- kommt. In der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 112 wird er der Meifenkönig genannt, "weil er natürlich einer Hanfmeife gleich fiehet"; im nördlichen Böhmen heißt er Meisenwolf*, in Steiermark Spanischer Dorndreher 8. Wegen der schwarzen Kopf- 1 Woeste 48. 2 Martin-Lienhart I, 21. — 3 Frischbier I, 324. II, 357. 4 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. — 5 Unger-Khull 525. 6 Danneil 143. — 7 Unger-Khull 153. 8 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. Meise, parat. 153 platte bat der Vogel von den österreichischen Vogelkrämern den Namen Mönch ■ bekommen. Einige ?on diesen ausdrücken gelten anch gelegentlich von dem großen Würger (lanius excubitor), der bei den stei- rischen Vogelfängern anter «lein tarnen der Zwergel ' bekannt ist. Wenn dieser Ausdruck nicht eine Verdrehung des Namens Wergel ist, so konnte der Zwergname dem Vogel gegeben worden sein, weil er im Verhältnis zu den Falken als der kleinste Raub- vogel erschien. Reyger, der in der Verbess. Eist der \ (1760) s. 52f. nach seinem Vorgänger Klein die Würger zu den Falken zählt, nennt sie a. a. 0. Afterfalken. In Preußen heißt der große Würger Wächter2, wahrscheinlich deshalb, weil er auf strauchspitzen Umschau zu halten pflegt; SpottvogeP wird er ge- nannt, weil er den Gesang der kleinen Singvögel geschickt nachahmt. In Süddeutschland tritt der Rotkopfwürger (lanius rufus oder Senator) häufiger auf als in den nördlicheren Gegenden. Gesner hat ihn nur in Italien gesehen und weiß für ihn keinen deutschen Namen zu nennen. In manchen Gegenden wird er als Rotkopf von den übrigen Arten unterschieden. Meise, parus. Ahd. nieisa: Sg. Nom. — meisa parix : cod. SGalli 299, 26. cod. SGalli 242, 248b. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4<> f. 89 a, cod. Parisin. 9344 f. 42b, cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 123b, cod. sem. Trevir. f. 112b. petrix : cod. Lugdun. Voss. lat. 4° 162b. cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. Versus de volucr. H. S. III, 17. XI a 2. b. e. g. petrix : Gll. Salom. al. Clm. 14689 f. 47a. cod. Selestad. 110a. mesa : cod. sem. Trevir. R. III. 13, 108a. Die Benennung Meise ist in allen germanischen Sprachen vorhanden, abgesehen vom Gotischen, wo Belege naturgemäß fehlen. Zu ahd. meisa, mhd. meise und mnd. nnd. mese, mndl. niese, nndl. mees stimmen ags. mäse, nie. rngse, ne. (umgestaltet im Anschluß an mouse 'Maus') tit-?nonse4, coedmouse* und schwed. 1 Popowitsch Versuch S. 416. — 2 Frischbier II, 451. 3 Zs. f. d. Phil. XXI. 209. 4 Dieselbe Umbildung im dän. musvit und im schweiz. Maus (in Zusammensetzungen), wo die Vermischung der umgelauteten Form Müusli (aus Matts) mit Meisli die Umgestaltung veranlaßt hat. 154; Kohlmeise, parus major. mes, norweg. meis, dän. meise. Im Altnordischen ist nur eine deminutive Ableitung meisingr belegt, aus welcher frz. mesange (dial. misingue in der Normandie, mesingle in der Picardie usw.) entlehnt worden ist; schon im 10. Jh. ist mittellat. misinga bezeugt, vgl. Hatzfeld-Darmesteter s. v. mesange. Die Vorgeschichte des germanischen Vogelnamens *mais-ön ist dunkel. Die von Stokes Urkelt. Sprachsch. S. 205 angenommene Verwandtschaft mit eyinr. mwyalch, corn. moelh, breton. moualch "Amsel' < Grdf. *meisalko- (und lat. merula Mass.9) ist unsicher. Kohlmeise, parus major. Dieser Name, den der Vogel seinem kohlschwarzen Scheitel verdankt, begegnet als kolmeis zuerst im 15. Jh. in einer Version des mhd. Gedichtes vom Zaunkönig (Germania VI, 94); im Angel- sächsischen entspricht dieselbe Bildung colmäse. Der Ausdruck ist in Deutschland weit verbreitet. Im 16. Jh. ist Kölmeyfe in der Kölner Gegend bezeugt durch Turner Avium hist. (1544) S. G5b und (Kölmeyß) durch Longolius Dial. de avibus (1544) S. G2a. Im Elsaß erscheint die Benennung Kölmeyfe zuerst im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 453, in Baiern Kolmaiß bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 176, in Sachsen Kolmays bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 5 a, in Schlesien ein Kol- meife bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 318. Gesner Hist. avium S. 615 kennt Kolmeiß aus seiner Heimat, aber als Be- zeichnung der ähnlich gefärbten Sumpfmeise. In Niederöster- reich wird die Kohlmeise Kohlmann1, im nördlichen Böhmen Meisköhler1 genannt; ähnlich in Frankreich charbonniev. Ein synonymer Name, der ebenfalls mit Rücksicht auf den schwarzen Schädel des Vogels gebildet ist, ist Brantmeyfe im Strassburg. Vogelb. V. 452, heute in Straßburg das Brandele2 ; vgl. auch S. 45. Ein dritter derartiger Ausdruck ist Schweiz. Spiegelmeiß bei Gesner a. a. 0; auch in Sachsen Spigelmays bei Eber und Peucer a. a. 0., heute Spiegelmeise :i in Steiermark und Nieder- 1 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. - 2 Martin-Lienhart II, 193. 3 Unger-Khull 526 und Zs. f. d. Phil. XXI, 210. Blaumeise, partu coeruleut Österreich. — Wegen der gelben Unterseite heißt der Vogel in Steiermark auch Gelbmeise1. Der gewöhnliche Lockruf der Kohlmeise ist Dach \ Exoursionsbuch S. 88 ein kurzer, heller pink-Laut, bist wie der des Buchfinken ; daher erklärt sich der NTame Finkenmek bei Popowitsch Versuch 3.344. Di«' Töne in dem am all- gemeinsten bekannten Brühlingsrui des Vogels werden Voigt a. a. 0. von dem Volke mit 'Sitzida Sitzida' omschri oder je nach der Provinz mit anderen Variationen. Im nassau- ischen Dialekt hat die Kohlmeise von diesen Tönen <\<-\\ Namen Schmidetseasch* d. h. 'Schmiede das Sech' erhalten; am Rhein heißt sie Spitzeschar2 d. h. 'Spitz die Pflugschar*. In der Alt- marker Mundart werden die Schlagweisen der Kohlmeise als fSi di väör' (Sieli dich für), Düwelsdreck', 'Kik int Ivrös'. *Ktk in' t Ei' oder 'Schinkendew* verstanden, daher die Dialektnamen Kik-int-Ei, Schinkendew s. Der letzterwähnte Ausdruck weist auch auf die Vorliebe des Vogels für Fleisch und Speck hin. Bereits im Altnordischen begegnet als Bezeichnung der Meise der Name spiki, welcher aus spik 'Speck' abgeleitet ist v ; im Angelsächsischen entspricht die Zusammensetzung spic-mdse, nndl. spekmuis. Im Schwedischen wird die Kohlmeise talgoxr (Talgochs), im Dänischen auch JcJBdmeis (Fleischmeise) genannt; in Frankreich heißt sie lardüre (von lard 'Speck'). — Eine ähnliche Bildung wie die vorigen ist ndd. Spinndicke6 im Münster- kreise; der Name gehört zu asächs. spind 'Speck'. Preußische Ausdrücke sind Talgmöske und Talghacker 6; bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64 Pickmeise. Blaumeise, parus coeruleus. [n Zürich, der Heimatstadt Gesners, heißt diese Meise Bldmeis (Staub-Tobler IV, 466). In Hist. avium hat Gesner S.616 nach der heimischen Benennung Blaivmeiß den wissenschaft- lichen Ausdruck 'parus coeruleus' gebildet, der noch heute all- gemein gilt. Im Elsaß ist das Wort Blawmeyfe durch das Strass- 1 Unger-Khull 278. — 2 Kehrein 356. — 3 Danneil 99. L36. 16 4 Falk und Torp Et. ordb. 0,961. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 86. — 6 Frischbier 11, 399. 156 Blaumeise, parus coeruleus. bürg. Vogelb. (1554) V. 452 bezeugt, heute kommt ueben Blaümeis auch die Ableitungsform Blänele] in Straßburg vor (in Niederöster- reich Bloritschn, Blauhedschn2). Diese Benennung, welche durch die blaue Farbe der Flügel veranlaßt worden ist, ist ziemlich all- gemein verbreitet. In Sachsen wird Blaiv Mays durch Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 5a bezeugt (später Blawmeise in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64), in Schlesien schreibt Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 320 Blaw Meißlin, in Niederdeutschland Blaw- mefeke bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 375 ; heute im Münster- kreise Blaomeise3. Auf die blaue Farbe des Vogels bezieht sich auch der luxemburgische Name Himmelmes*; Ostermanns Vocab. v. J. 1591, welches auch moselfränkische Worte enthält, ver- zeichnet bereits den Ausdruck Himmelmeis. Ein mitteldeutscher Ausdruck ist Meelmeyfe in Turners Avium hist. (1544) S. G 5b, Meelmeyß bei Longolius Dial. de avibus (1544) S. G 2 a, Meelmays bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 5a; schon im 15. Jh. begegnet melmeise in zwei mittel- deutschen und einem oberdeutschen Vokabular5. Aus Steiermark wird Mehlmeise6 heute in der Bedeutung 'Kohlmeise' angegeben. — Nach der Nahrung, welche die Blaumeisen auf den Höfen und bei den Häusern finden, haben sie auch noch andere Namen erhalten. In Kl eins Hist, av. prodr. (1750) S. 85 werden sie Kdfemeischen genannt; der Ausdruck Kcesemese(ke)1 ist heute in Göttingen und Grubenhagen und in Westfalen üblich. Ein anderer westfälischer Name ist HampmSse* (daraus vielleicht umgestaltet Handmese 'Kohlmeise'), dem im Elsaß Kudermeis* (zu Kuder 'Hanfabfall') entspricht. In der Angenehmen Land- Lust (1720) S. 219 wird wieder die Sumpfmeise mit dem Namen Hanfmeise benannt. — Vor allen anderen Arten ist die Blau- meise ein Insektenfresser; daher der Name Pynmaiß (d. h. Bienenmeise) bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 170, Bymeyfe bei Gesner S. 616 als Nürnberger Ausdruck angeführt; 1 Martin-Lienhart I, 722. II, 150. — 2 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 181. 5 S. Diefenbach-Wülcker Wb. S. 757. 6 Unger-Khull 456. — 7 Schambach 97 und Woeste 121. 8 Woeste 91. — 9 Martin-Lienhart I, 722. Sumpfmeise, parus palustris oder subpalustris. 157 heute Bennmeiae1 in Obersteiermarfc (vielleicht aas Binmmm im Anschluß an Henne 'Krippe' umgestaltet). Am liittelrhein heimisch ist der Ausdruck Pimpelmeyß. den Loogolius DiaL de avibus (1544) 8. Q 2a zuerst erwähnt; am Niederrhein wird Pimpelmeefe (neben Medmeeß] von Jnnias Nbraenclator (1581)8. 59a bezeugt Im heutigen Niederländischen wird neben pimpelmees auch einfach pimpel gesagt; in Nieder- deutschland wird Piimpclmesk in der Bedentang 'parus major' von Danneil Wh. 1(53 als altmärkisches Wort verzeichnet Sumpfmeise, parus palustris oder subpalus tr is. Die Sumpfmeise hat einen schwarzen Scheitel und Hinter- kopf und wird daher — wie Gesner S. 615 berichtet — in der Schweiz Kolmeiß genannt; heute Sivattkoppmese2 im Münster- kreise. Oben ist der Yogel graugefärbt, unten weiß, und die ganze Tracht hat in England den Vergleich mit einer versehleier- ten Nonne hervorgerufen: ceAngli nonnam ä similitudine cum velata monacha habet, nominant", Turner Avium historia (1544) S. G 6 a. Iu Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64 wird der Vogel aus diesem Grunde Schleyer- Meife genannt. — Auf die graue Rückenfarbe beziehen sich die Synonyma Aefchmeißle (d. h. Aschenmeise) bei Gesner und schles. Graw Meißlin bei Schwenk- feld Ther. Sil. (1603) S. 320. Die übrigen Namen des Vogels benennen ihn nach den sumpfigen Stellen, in denen er den Sommer gerne verbringt. Ein derartiger Name ist Kotmaiß in Hans Sachs' Regim. der Vögel (1531) V. 143, Kaatmeißle bei Gesner a. a. 0.; heute Chötmdse3 in der Schweiz, Keatnerle* in Kärnten. Im Stras- burg. Vogelb. (1554) V. 455 ist der entsprechende Ausdruck Murmeyfe (zu Muer 'Sumpf'), bei Gesner ein Mürmeiß oder Reitmeiß; in Niederdeutschland Reitmeefke (im Brem. Wb. III, 469), Reitlünk, Reitnüsker5. In Mittel- und Untersteiermark heißt der Vogel Lahnmeise6 (zu Lahne 'träge fließendes Wasser, ver- sumpfter Einbruch eines Flusses an dessen Ufer'). 1 Unger-Khull 6Q. — - 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI. 86. 3 Staub-Toblor IV, 466. — 4 Lexer Kämt. Wb. S. 165. 5 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 303. — 6 Unger-Khull 424. 158 Tannenmeise, parus ater. — Haubenmeise, parus cristatus. Tannennieise, parus ater. Da auch diese Meisenart einen schwarzen Oberkopf und Hals hat, wird sie gleich der großen Meise und der Sumpf- meise in manchen Gegenden 'Kohlmeise' genannt, wie bereits Gesner Hist. avium S. 616 bemerkt. In Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64 heißt sie Schivarzmeife. Gesner, der a. a. 0. S. 617 eine besondere Art 'parus sylvaticus5 aufstellt, die jedoch nur eine Spielart ist, nennt dafür die Namen Waldmeißle I Thannmeißle und Waldzinßle (Waldzeisig); in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 219 lautet der entsprechende Name Holtzmeife, heute in der Schweiz ebenfalls Holzmeisli l. Die schlesische Bezeichnung der Tannenmeise ist Hunds- Meife (Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 320); in Steiermark heißt sie Spermeise2 (Grimms Wb. X, 2063), in Österreich Sperrmaife* und Kreuzmai fe3, in Nassau Hannesmieschen^ (d. h. Johannes- meise), in Luxemburg Wantermes5 (d. h. Wintermeise), im Elsaß dagegen Summerkränzle 6. Im Regim. der Yögel (1531) V. 170 läßt Hans Sachs unter den Meisenarten auch die Thonmaiß auftreten; damit scheint die Tannenmeise gemeint zu sein, aber der Name ist nicht ganz durchsichtig. Als synonyme Benennung mit den bereits angeführten Ausdrücken führt Gesner das Wort Zilzelperle an und weist dabei auf die Laute czul zilp zalp5, welche der Yogel singen soll. Ygl. auch S. 76. Haubenmeise, parus cristatus. Von den anderen Meisenarten unterscheidet sich dieser Vogel besonders durch den spitzen Federbusch, der ihm zu dem Namen verholfen hat. Je nach den Ausdrücken, welche in den verschiedenen Landschaften für den Kopfschmuck gebräuch- lich sind, variiert auch der Yogelname. Bei Hans Sachs im Regim. der Yögel (1531) V. 145 heißt die Haubenmeise Heubel- 1 Staub-Tobler IV, 466. 2 Unger-Khull 525. — 3 Popowitsch Versuch S. 344. 4 Kehrein 185. — 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 475. 6 Martin-Lienhart I, 521. Schwanzmeise, parofl caudatus odef aegithaltu caudatus. 159 maiß, ebenso Heybdmcds bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 5b, in Gesners Bist avium 8. (>17 Kobelmeiß I Strußmeißlin, im Strassb. Vogelb. v. 156 Koppelmeyfe, bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 321 Straumeidin, bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 375 ndd. Topmeseke, bei Döbel ßröffn. Jägerpr. (1746) Kupp-Meifc, in der Angenehmen Land-Lust (1720) 8. 219 Schopf mcife, bei Klein Eist av. prodr. (1750) 8. 85 Haubenmeise. Im Elsaß kommt heute der Ausdruck Kobelmeis1 vor, in der Schweiz Huppmeisi und Waldhuppeli- , in Tirol Tschaupmoa$\ im uördlichen Böhmen Koppmeise4'. Vgl Haubenlerche 8.99. Eine synonyme Benennung ist Heidenmuys bei Eber und Peucer a. a. 0. Sehwanzmeise, parus caudatus oder aegithalus caudatus. Wie bei der vorigen Art der spitze Federbusch, so fällt bei dieser der lange Schwanz auf. Lexers Mhd. Wb. belegt aus den spätmittelhochdeutschen Weistümern den Namen sterz- meise, der in der niederdeutschen Form Styärtmeseb (= nndl. staartmees) im Münsterkreise üblich ist; Stertmefeke bei Chy- traeus Nomenciator (1582) S. 375. In Baiern erscheint die Variante Zaglmaiß bei Hans Sachs Regim. der Yögel (1531) V. 197 und in Sachsen Zagelmays bei Eber und Peucer Vocab. v. J. 1552 S. F5b; daraus ist die Form Zahl-Meife bei Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 85 geworden. Aus der Schweiz führt Gesner Hist. avium S. 617 die Namensform SchwantzmeißUn an; auch Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 319 und Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 64 schreiben Schicantz-Meife. In Luxemburg heißt der Vogel Läng Schwänzchen« m. (= nndl. langstaart). Ein charakteristischer Ausdruck für den langbeschwänzten kleinen Vogel ist Pfannenstil, das Gesner a. a. 0. aus der Schweiz kennt; im Elsaß, wo der Name noch heute gebräuch- lich ist7, begegnet er zuerst im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 449 1 Martin-Lienhart I, 722. — 2 Staub-Tobler IV, 466. 3 Frommann D. Mundarten IV, 55. — 4 Zs. f. d. Phil. XXI, 209. 5 Korrespondenz!)! f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 259. 7 Martin-Lienhart II, 592. 160 Spechtmeise, sitta caesia. und bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 294. Nach Fischer Wb. I, 1012 ist der Ausdruck auf schwäbischem Sprachgebiet wohl allgemein verbreitet; auch in der Pfalz Pfannenstielchen1, in Niederösterreich soll ebenfalls Pfänastiel2 bekannt sein. Eine Verdrehung dieses Namens ist Pfanne ftiglitz bei Eber und Peucer a. a. 0. — Auch in französischen Dialekten findet man ähnliche Ausdrücke wie TfannenstieF, vgl. manche de poele, queue de casse u. a. bei Rolland Faune populaire II, 309. Bei Gesner heißt die Schwanzmeise auch Berckmeißle, weil sie häufig im Gebirge angetroffen wird ; vielleicht ist auch der von Lexer Mhd. Wb. aus den Weistümern angeführte Vogel- name bermeise als bercmeise zu lesen. — Im Südosten des deutschen Sprachgebietes kommt der Ausdruck Schneemeife vor, den der Verfasser der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 219 zuerst bezeugt; heute gilt der Name auch in Nord-Böhmen2 und Ober-Steiermark 3, Schneamoas in Tirol 4, Schneemasn, Schnee- guckerl in Niederösterreich2. — Nicht ganz klar ist, wie man die tirolische Benennung Pelzmeüe auffassen soll. Vielleicht ist sie eine Umgestaltung von *Bolzmeise, wo Bolz auf den langen Schwanz hinweisen würde. Der Vogel wird auch Teufelsbolzen und im Anhalter Dialekt Teufelspelzchen5 genannt. In der Schweiz kommen die Ausdrücke Bräm-Mos, Brom- Mos6 (Knospenmeise) vor, die dann auch für den Gimpel ver- wendet werden. — Ein luxemburgischer Dialektname ist Krei- ehen1 f. (Deminutivform von Krei 'Elster'); der Vergleich mit der Elster ist durch den langen Schwanz veranlaßt. Spring- oder Spechtmeisen, Sittinae. Spechtmeise, sitta caesia. Eine Art Übergangsform zwischen Meisen und Spechten ist der Klettervogel, der in der heutigen Wissenschaft als 1 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 12. 2 Zs. f. d. Phil. XXI, 209; vgl. auch Schmeller-Frommann I, 886. 3 Unger-Khull 551. — 4 Frommann D. Mundarten IV, 55. 5 Naumann-Hennicke II, 24-6. — 6 Staub-Tobler IV, 466. 7 Wb. d. Luxemburg. Mundart 244. Spechtmeise, sitta caesia. 161 Spechtmeise bezeichnet wird. Wie die volkstümlichen Benen- nungen zeigen, wird der Vogel einerseits eu den Spechten, an- dererseits anch zu den .Meisen gezählt Turner Avium hist (1544) 8. I 3a führ! als deutsche Be- zeichnung der Spcclitiiifist' den Ausdruck Meijfpecht an. den Gesncr Hist. avium S. 683 mit "picus Maij" übersetzt Sachlich ist diese Deutung etwas zweifelhaft, und man wird deshalb die Namensform eher auf eine ursprünglichere LnutgentiM Meyf-fpecht 'Meisenspechf zurückzuführen haben. Wegen der blangrauen Oberseite hat der Vogel den Namen Blair fpechtle erhalten, den Gesner besonders für Kärnten bezeugt. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 340 scheint Blaw Specht als die schlesische Benennung zu betrachten, weil er sie den anderen Synonyma voranstellt, und als sächsisch wird Blaufpecht von Popowitsch Versuch (1780) S. 545 ausdrücklich angegeben; daher denn auch Blaw-Spechi bei Döbel Bröffn. Jägerpr. (1746) S. 59. Aus den mhd. Weistümern belegt Lexer Wb. I, 335 den Ausdruck botimmeise (Baummeise), und als Meise wird der Vogel auch durch den bairischen Namen Klebermaiß bei Hans Sachs Regim. der Vögel V. 180 bezeichnet. Gerade aus der Heimat- stadt Sachs' kennt auch Gesner Hist. avium S. 6S3 die Nebenform Kläber. In der Zusammensetzung Rinnenkläber führt Gesner S. 244 diesen Namen als Bezeichnung des Baumläufers an ; in derselben Bedeutung auch Rindenkleberlin bei Ostermann Vocab. (1591) S. 333. Das Strassburg. Vogelb. (1554) V. 445 hat das Kompositum Baumkleber. Eine andere Lautstufe dieses Namens erscheint im bair. Klayber bei Hans Sachs a. a. 0. V. 102 und Schweiz. Chleiber1 (in Graubünden), steir. Kleiber2. Mit den deutschen Benennungen hängt offenbar ags. rindeclifer (einmal überliefert, s. Wright-Wülcker I,42729) zusammen. Der Vogelname ist eine Ableitung von ahd. kleiben 'kleben': kleben Mass/ und läßt sich aus dem Umstände erklären, daß die Spechtmeise die Öffnung ihres Nestes, das sie in Baumhöhlen einrichtet, bis auf ein kleines Flugloch mit Lehm und Speichel zuklebt. Doch ist auch eine andere Auffassung des Namens *kleibäri: *klebäri mög- lich. Geht man von der intransitiven Bedeutung des betreffen- 1 Staub-Tobler III, 615. - 2 Unger-Khull 392. Suolahti, Vogelnamen. *■*■ 162 Spechtmeise, sitta caesia. den Verbums 'festkleben, sich anklammern' aus und knüpft man dabei besonders an das anord. klifa 'klettern' an, so kann man den Vogelnamen als 'Kletterer' deuten. Dann würde das Kom- positum Rindenkleber mit dem westfälischen Dialektnamen Renne- klceter1 (aus *Rendeklceter) begrifflich zusammenfallen und dessen Gebrauch im Sinne von Baumläufer (certhia familiaris) sich ohne weiteres begreifen; dieser Vogel ist nämlich ein Kletterer wie die Spechtmeise, aber kein Nestkleber. Dieselben Gesichtspunkte machen sich auch geltend bei der synonymen Benennung Chlän bei Gesner S. 683 (heute in der Schweiz auch Baum-Chlan, Bopper- Chlän2) oder Kiener, die in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 104 und bei Popo- witsch Versuch (1780) 545 als österreichische Namensform be- zeichnet wird. Der Name ist abgeleitet von dem Verbum klenen, in dem die Bedeutungen 'kleben' und 'klettern' sich ebenfalls berühren; mhd. klenen ist nur im ersteren transitiven Sinne bezeugt, Schweiz, chlänen bedeutet wieder 'klettern'. Wenn der Vogel ursprünglich als der Kletterer bezeichnet worden ist, so hat jedenfalls später sich auch die Auffassung desselben als 'Kleber' geltend gemacht. In französischen Mundarten heißt die Spechtmeise sowohl grimpard3 'Kletterer' wie magon3 'Maurer'. Von der Eigenheit, harte Samenkörner in Baumritzen auf- zuhacken, hat die Spechtmeise den Namen Nufßbickel, welchen Gesner von seinen Strassburger Korrespondenten erfahren hat, aber auch aus anderen Gegenden kennt. Im Elsaß, wo Nusbickel zuerst im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 442 und Nußbicker bei Golius Onomasticon v. J. 1579 Sp. 295 bezeugt ist, kommt der Ausdruck noch heute vor4, ebenso Nussbicker(li)5 in der Schweiz. In Mitteldeutschland kennt Popowitsch Versuch S. 545 den Namen Nußpicker aus der Wetterau, nach Pfister Nachtr. zu Vilmar Id. S. 354 wird er hie und da in Hessen gebraucht, und als westfäl. NudtebickeGi. erstreckt er sich in das nieder- deutsche Sprachgebiet hinein. Andere Varianten dieser Be- nennung sind mittelfränk. Nushdkker bei Turner Avium bist. 1 Woeste 213. — 2 Staub-Tobler III, 650. 3 Rolland Faune populaire II, 76 f. — 4 Martin-Lienhart II, 27. 5 Staub-Tobler IV, 1119. — 6 Woeste 187. Baumläufer, certhia familiaris. (1544) s. I 3a, Bachs. Nushacker, Niuhatr bei Eiber and Peucer Vocab. (1552) s. v Tb, ndd. NdtibUer (Noßbeißer) bei Chytraeue Nomenciator (1582) S. 376; beute in Westfalen auch Ntutbap1 dl Ähnliche Synonyma Bind engL nuthatch, frz. casso wotg, schwed. nötväcka u. a. Unklar sind die Namen Tottter mi'l Kbftfor, die Gesner für die Spechtmeise ans der schwäbischen .Mundart anführt Möglicherweise sind es onomatopoietische Bildungen nach dem Lockrufe des Vogels, der nach Voigt Excursionsbuch 8. LOO tuitf oder etwat fcwät twäts lautet. Als Ableitung von schwäb. tötelen würde der erstere Name einen Vogel bedeuten, der klagend wie eine Glocke zur Leiche läutet. Popo witsch Versuch S. 545 gibt den Namen nach Maaler in der Form Todter. In Tirol wird die Spechtmeise Höllenjaggl2 und Schmalz- bettler2 genannt. Baumläufer, certhia familiaris. Die Lebensart der Baumläufer erinnert in mancher Be- ziehung an die der Spechtmeisen; vor allem ist beiden das Klettervermögen gemeinsam. Daher werden auch vielfach die Benennungen der ersteren auf die letzteren übertragen und umgekehrt. In der Schweiz werden sowohl Spechtmeisen wie Baum- läufer mit dem Ausdruck Chlän bezeichnet; gelegentlich werden diese als Haberchlänli* von jenen, den Spitzchlänli*, unterschie- den. Eine charakteristische Bezeichnung des Baumläufers ist Blindchldn bei Gesner Hist. avium S. 683, denn das rastende Kriechen des Vogels durch das Laub erinnert an die Bewegungen der Blinden. Überall auf dem deutschen Sprachboden kehrt in den Namen des Vogels der Begriff 'Baumläufer' wieder, obschon die Aus- drücke landschaftlich immer etwas variieren. In Sachsen begegnet die Benennung Baumkletterlein bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 6b; Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 348 bezeichnet Baumkletterlin als schlesisch. Im Elsaß kommt Baihnklettlei n. 1 Woeste 187. — 2 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. 3 Staub-Tobler III, 650. — 4 Martin-Lienhart I, 498. 11" 164 Baumläufer, certhia familiaris. heute stellenweise vor. Die Variante Baumläufer wird zuerst von Ostermann Vocab. (1591) S. 333 in der Bedeutung 'Specht- meise' bezeugt, dagegen ist Baumläufferlein in dem Sinne von 'certhia' in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 104 ver- wendet. Popowitsch Versuch (1780) S. 545 gibt ausdrücklich Baumlauferl n. als österreichisches Wort an, auch in Luxemburg Bdmläfert1 m., Bämläferchen1 m. (certhia und sitta) neben Böschläfer1 m., in Eecklinghausen Bömlöper2, im Münsterkreise Balkenleiper3. — Andere Spielarten von diesem Namen sind sächs. Baumritterchen (Beleg aus dem Jahre 1517 4), Baumreuter (Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 59); Bdmkrecher5 in Luxemburg, Baumkrebsler6 in Schwaben, Bamreffler, Bamkröffler1 in Tirol. Die Benennung Paumheckel, welche der Baumläufer mit dem Spechte gemein hat, scheint bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 179 jenen Vogel zu bedeuten; in derselben Bedeutung erscheint das Wort auch bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 6 b. Auch Baumbicker* in der Schweiz und im Elsaß ist eine gemeinsame Benennung für Baumläufer und Spechte, s. S. 30. Andere Varianten sind Ränenbkker* im Elsaß, Boll(en)- bick(er)* (Knospenpicker), Muggenbickerli* (Mückenpicker) in der Schweiz, Baumkipperlein 9 in Schwaben. — Der Ausdruck Scher- zenvögelin, den Ostermann Vocab. (1591) S. 333 anführt, gehört zu moselfränk. Scherze 'Rinde* und bedeutet also 'Rindenvöglein'. In Göttingen und Grubenhagen wird der Vogel die Sna?re10 'Schnarrerin* genannt; vgl. S. 60. Irrtümlich wird der Baumläufer bei Schwenkfeld und anderen Ornithologen mit dem Namen Hirngrille bezeichnet, der dem Girlitz gehört, vgl. S. 133. Eine Zwischenform von Spechtmeise und Baumläufer ist der Alpenmauerläufer (tichodroma muraria). Der hübschgefärbte 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 17. 40. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 5. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 4 Diefenbach-Wülcker Wb. S. 170. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 17. — 6 Fischer I, 718. 7 Frommann D. Mundarten IV, 54. 8 Staub-Tobler IV, 1119 f., Martin-Lienhart II, 27. 9 Fischer I, 718. — 10 Schambach 199. Slaar, sturnus vulgaris. 165 Vogel ist ein Bewohner des Bochgehirgefl *on Mittel- und Südeuropa, im I leihst zieht er sich aber in naheliegende Städte und Dörfer der Ebene und wird hier aui .Mauern und Türmen angetroffen. Gesner Bebildert <\<'n Vogel, den er von eigener Anschauung kennt, unter dem Namen Murfpecht und Kldtten- fpecht; heute ist er als Mürchlän, FluehcMän (auch einfach Chlän)1 in der Schweiz bekannt Popowitscfa Versuch 3.545 hat ebenfalls den Mauer fpecht an (\an steilen Mauern und F< )ls- wänden beobachtet, wo der Vogel mit großer Geschicklichkeit klettert. — Die Bedeutung esitta europaea', welche Marti n-Lien- hart IT, 534 für Murxpechtle angeben, ist wohl nicht richtig; auch die Heimat des Ausdrucks in den Vogesen (Sulzmatt) spricht dafür, daß es sich um den Alpenmauerläufer handelt. Staare, Sturnidae. Staar, sturnus vulgaris. Ahd.stära: Sg. Nom. — stara sternulus: cod. SGalli 299 p. 83. tvrnus l sturnus: cod. SGalli 299, 26. turdus : cod. SGalli 242, 248b. Clm. 14747 f. 63a. sturnus: cod. SGalli 270, 65. turdus: cod. Parisin. 9344 f. 42b. tvrdvs; cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. sturnus: Carmen de Philomela 17 : cod. Vindob. 247, 222 b, cod. mus. Britann. Add. 16894, 244b. turdus: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 109b. sturnv» 1 sternulvs. et fassa*: cod. Selestad. 109b. fassa: Clm. 14689 f. 47a. strunius : Clm. 14689 f. 47a. sturnus: Versus de volucr. sturnus: Gll. Salom. a 1. sturnus: H. S. III, 17, XIa2. d. e, turdus: a2, staro sternus t sternulus: b, star: g. sturnus: Versus de volucr., stare : Versus de volucr., fulica8: Clm. 22213, 163a. — PI. Nom. — stara comum herba letalis et perniciosa hac sturni veseuntur sine periculo : H. S. XI e: cod. princ. de Lobkow. 435, 10 a. Der Name Staar ist die alte gemeingermanische Bezeich- nung des Vogels. Dem ahd. stara, mhd. star entsprechen in den verwandten Dialekten ags. steer (nie. ne. stare) und daran? abgeleitet starling (Zs. f. d. A. XXXIII, 24154), nie. Sterling, ne. starling sowie anord. stare, dän. star, schwed. stare. Gterman. 1 Staub-Tobler III, 650. 2 = griech. qpdcca 'Ringeltaube', das offenbar mit lydp 'Staar' ver- wechselt wurde. 3 stare kann hier für scare stehen, das wieder aus scarbe ent- standen ist. 166 Staar, sturnus vulgaris. *stara-(n)- : *staro-(n) ist urverwandt mit gleichbedeutendem lat. sturnus (aus *strn-)\ unsicher ist die Verwandtschaft mit ags. stearn 'Seeschwalbe' (tearn bei Wright-Wülcker I, 2867), ne. dial. starn, stern (Swainson The Folklore S. 202. 204), fries. steern Mass/ (Häpke Volkst. Tiernamen S. 307) und anord. perna, dän. terne, schwed. tärna Mass/, die mit gleichbedeutendem apreuß. starnite urverwandt sind. Inbezug auf die Quantität des Stammvokals im german. stär- herrscht Schwanken; während einige für ahd. stara und ags. stcer Länge ansetzen, sehen andere den Stammvokal für kurz an. Entscheidend für die Yokalkürze des ags. Wortes ist die Pluralform stearas in der Rushworth-Handschrift der altnor- thumbrischen Evangelien Übersetzung (Lindelöf Glossar S. 80). Für die ahd. Form wird wieder Länge vorausgesetzt durch die heutige schwäbische Form Kstör (bei Kauffmann Schwab. Mundart S. 43) und die Schreibungen stör: Clm. 12265, 142a (13. Jh.), stuare: cod. Zwettl. 293, 25a (14. Jh.) und in anderen Glossenhandschriften. Andere mundartliche Formen deuten aber auf alte Kürze in Übereinstimmung mit dem Sachverhalt im Angelsächsischen . Eine Prüfung der mhd. Reimbelege erweist, daß, abgesehen von dem schwäbischen Dichter Manier und einem Beleg in der Reimchronik Otakers, die — bairisch-österreichischen — Dichter des 13. Jhs.1 mhd. star mit Worten reimen, welche kurzen Stammvokal haben ; die Reime des 14. Jhs.2 sind nicht beweisend. Innerhalb des deutschen Sprachgebietes zeigt der Yogelname stära also den Ablaut a : d. Das mask. Geschlecht des Namens, das später überhand 1 Marner (Ed. Strauch S. 97) XI, 3: stär: Regimär: här: jär; Tann- häuser (v. d. Hagen Minnesinger II, 92 b): stär : är; Der Taler (v. d. Hagen a. a. 0. II, 147a): stär: dar: offenbar; Ulrich von Lichtenstein Frauendienst (Ed. Lachmann S. 92, 11): stärn: varn ; Ulrich v. d. Türlin Willehalm (Ed. Singer S. 183) CL, 31 : stärn : värn ; Lohengrin (Ed. Rückert) S. 73, V. 2719 : stärn: gevärn ; Otakers Reimchronik V. 48269: stärn: schärn, dagegen V. 96059 : stärn : warn. 3 Hadamar v. Labers Jagd (Ed. Stejskal) V. 528 : stären : fären; Meister Altswert (Ed. Holland u. Keller S. 221, 14): stärn: gebärn; Liedersaal (Ed. Lassberg II. 388) V. 124: stär: war. Staar. sturmis vulgaris 167 nimmt, ist zuerst in der Bchwachen Form ttaro im L2. Jh. bezeugt In neuerer Zeit geht die Bchwache Flexion b. T. in die starke Ober, n lcI. hierüber Grimms Wb. X, 2, 256t Bair.-Österr. tUni ist als deminutive -tJo-Ableitung aufzufassen, v-1. Grimms Wb. a. a, 0. Da der Staar ein guter Freund des Weideviehs ist, das er von lästigem Ungeziefer befreit, bat er den Namen Binder- ftaar erhalten, den Gesner Bist avium s. 715 raerst erwähnt Eine andere ffompositionsform ist Feistar (Feldstar) bei Hans Sachs im Regim. der Vögel V. 72. im Namen St nhd. Staar hat die synonyme Benennung sprä, sprea, welche in den Glossen einige Mal belegt ist: spra turdus: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a; sturnus1: H. S. III, 17: cod. Darmstad. 6, 26b (13. Jh.); stara spra sturnus: cod. Oxon. Jim. 83, 4 (13. Jh.), sprea sturnus: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 109 b. Die Belege entstammen Handschriften, welche auf mittel- fränkischem Gebiet geschrieben sind oder niederdeutschen Einfluß aufweisen. — Im 15./16. Jh. ist der Name als spree, sprehe, sprew2 einige Mal in den Glossaren bezouirt; auf nieder- deutschem Sprachgebiet erscheinen gleichzeitig auch Formen mit Nasal nach dem Stammvokal {spren, spraen, sprien, spreyn, spryne2), welche in den heutigen Mundarten weit verbreitet sind. Diese letzteren haben sich offenbar aus den obliquen Kasus der älteren bezeugten Formen zu selbständigen Namens- formen entwickelt und den Nasal also aus den sehwachen Kasusendungen bezogen. Heute ist dieses Wort in Niederdeutschland und in den Rheingegenden die übliche Benennung des Vogels. In Preußen 1 spra auf Rasur. (Steinmeyer.) 2 Diefenbach Glossar. S. 558 b. 602 b, Nov. glossar. S. 252 a. 374b, Schiller-Lübben Mnd. Wb. IV, 344. Jb. f. ndd. Sprachf. VI, 127, Grimms Wb. X. 2. 9 168 Staar, sturnus vulgaris. kommt es in den Varianten Spreh(e), Sproh f. und Spren l (im Samlande) vor, in Pommern Spren2, in Vorpommern Sprei*, in Mecklenburg Spren 4, in Lübeck Spre, Sprei*, in der Graf- schaft Ranzau Spre f.4, auf Helgoland Sprin'°, in Altmark SprS, Sprägn 6, in Göttingen und Grubenhagen Spree, Spreie, Sprene 7 f ., in Westfalen Spräwe, Spräles f. (im Münsterkreise Spreie, Spraol9, in Recklinghausen Spränke9), in den Niederlanden spreeuw (aus mndl. sprewe), in Groningen Sproa 10, nordfries. Sprien. Am Rhein geht der ISTame weit hinauf nach dem Süden: in Luxemburg Spreif f., Sprö f., Spron n m. ( = siebenbürg.-sachs. Sprö12), in Hessen-Nassau Sprah, Sprahl, Sproh13, in Oberhessen Sprin1*, in Kurhessen Sprin, Spren, Spre, Sprehe lb f., im ganzen Elsaß bis zur schweizer. Grenze Spree, Gespree, Sprehe, Spreele, Sprejer16. Hier berührt sich das "Wort mit dem Synonymon Star; "der Spreh, den man ein Staren nennt" heißt es im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 415. Die Grundformen, aus denen die mundartlichen Varianten sich entwickelt haben, dürften als *sprd(w)-ön, *spräj-6n anzu- setzen sein und diese weisen auf Zusammenhang mit mhd. sprcewen, spräjen, mndl. spraeien 'spritzen' usw., so daß der Staar — wie Schindler (-Frommann) Wb. II, 695 angenommen hat — wegen der gesprenkelten Färbung des Gefieders, die nach be- endigter Mauser eintritt, benannt worden wäre. Im Elsaß wird Sprehe auch für andere buntscheckige Vögel, die Drossel und den Tannenhäher, verwendet. Vgl. auch lat. sturninus estaar- farbig, gesprenkelt'. — Aus dem Deutschen ist die Benennung als esprohon (nfrz. dial. eprouon) in das Altfranzösische über- nommen worden; wallon. sproon und sprewe bei Rolland Faune populaire II, 152. 1 Frischbier II, 355. — 2 Dähnert Wb. (1781) S. 450. 3 Wb. d. Mecklenburg.-Vorpommerischen Mundart s. v. 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. XVII, 2. 5 Frommann D. Mundarten III, 32. — 6 Danneil 205. 7 Schambach 206. — 8 Woeste 251. 9 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. XVII, 2. 10 Molema Wb. S. 398. — 11 Wb. d. Luxemburg. Mundart 416 f. 12 Kisch Wb. d. Nösner Mundart s. v. — 13 Kehrein 384. 14 Crecelius 801. — 15 Vilmar 394. — 16 Martin-Lienhart II, 555. Pirol, oriolui galbula, oriolus oriohw, 168 Mehrdeutig ist der alte Beleg tirala tordus cod. Parisin. 122691 58b. Kluge Engl. Stud. XX, 263 ünderl die Glosse in sprala (= westfäL Sjprdfc), Steinmeyer AhcLGlL IV, 356M nimmt den Beleg für die Namensform ttara in Anspruch, indem er darin Verderbnis aus stala vermutet Es fragl sich jedoch, ob die Glosse überhaupt geändert werden soll; Brehm Tierleben (Vögel E8, 381) nennt den Staar Strahl, Naumann-Hennicke IV, 7 erwähnen anter den Synonyma für den Vogel a. A. Rinderstral, und der buntscheckige Tannenhäher oder Staarhäher hat mich Nemnich Polyglottenlexicon [, L237 n. a. den Namen fValddral. Ältere neuhochdeutsche Zeugnisse für diese Namensform fehlen. Das niederdeutsche Dialektwort Sprutter, welches Häpke1 aus Emden anführt, gehört wohl zu mnd. sprote 'Flock, Sprosse', sprilt{e) 'Sommersprosse' und nimmt also wie Sprehe Bezug auf das weißgetüpfelte Gefieder des Vogels; vgl. Sprosser 8. 38. Molema a. a. 0. führt aus Groningen den Namen in der Form Prutter an. Andere niederdeutsche Dialektnamen des Staars sind Quatter1 in Emden, Blutter1 im Ostfriesischen. In Steiermark (in der Umgebung von Graz) soll der Staar Zimmermann* genannt werden, im Elsaß (in Niffer) heißt er Pfersichklepfer1 (d. h. Pfirsichverzehrer). Pirol, oriolus galbula, oriolus oriolus. Der älteste historisch überlieferte Name für den Pirol ist mhd. uiteual Die frühesten Belege stammen aus Handschriften der Versus de volucribus, welche die Originalglosse 'herodius wiltfalco mit dem Pirolnamen vermischen: herodius wild'valch od9 witwal Clin. 614, 31b, iviteical cod. princ. de Wallerst. I. 2 (Lat.) f. 21, 175b. Ein dritter Beleg — wie die beiden vorhin- genannten aus dem 13. Jh. — ist wedewal icter in cod. Oxon. Jun. 83, 4. Später begegnet der Name öfters in mittelhoch- deutschen, mittelniederdeutschen und mittelniederländischen Glos- saren. Heute ist weduuaal die niederländische Namensform; ost- fries. Wideuälb, in Altmark Wideuaol 6, in Preußen Wiedewol. 1 Volkstümliche Tiernamen S.30H. — 2 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111. 3 Unger-Khull 652. — 4 Martin-Lienhart I, 496. 5 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 113. — 6 Danneil 247. 170 Pirol, oriolus galbula, oriolus oriolus. Wittewald1. In der umgedeuteten Form Wiegelimgel2 kommt der Name im Münsterkreise vor, daneben Wielewal2 { = ndl. wielewaal). Mehrere übereinstimmende Zeugnisse beweisen, daß der Ausdruck am Mittel-Rhein geläufig war. Zunächst kommt als Gewährsmann Albertus Magnus in Betracht, der in seinem Buche De animalibus als deutsche Bezeichnung des Pirols veide vuali (auch widdewal) angibt; darauf wedewal im mittelfränkischen Karlmeinet-Gedicht (Ed. Keller S. 88 34) und dem damit zusammen- hängenden Gedichte von Karl und Ellegast (Germania IX, 337) sowie weduwal in den niederrheinischen Marienliedern von Bruder Hans (Ed. Mynzloff) Y. 4075. — Im 16. Jh. ist Witwol, Weidwail durch Turner Avium hist. (1544) S. I 7 a und Wedewal durch Lon- golius Dial. de avibus (1544) S. G 2 a in der Kölner Gegend bezeugt. Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E 8a können die Glosse Widivol von Turner übernommen haben, aber die weitere Ver- breitung des Namens auf hochdeutschem Gebiet wird durch Gesner Hist. avium S. 684 bezeugt, der ihn in der Form Witte- walch als in der Schweiz üblich bezeichnet. Diese erweiterte Namensform, welche als Wiedeivalch 3 noch heute in der Schweiz vorkommen soll, ist bereits im 15. Jh. in der Glosse wilwalch (für witwalch) cod. Yindob. 12840, 2a (in Ahd. GU. III, 23") und als wittenivalch * im Yocab. rerum von Liebinger zu Landau (1466) belegt. In Österreich kommt Witwaldlein (mit der Bedeu- tung eines grüngelben Laubsängers) in der Angenehmen Land- Lust (1720) S. 322 vor. Der in Deutschland früher offenbar allgemein verbreitete Vogelname (mhd. witewale, mnd. wedewale) ist eine westgerma- nische Bildung, welche in England auch erst seit der mittel- englischen Zeit als wudewale (heute in Dialekten whitwall woodwal'0) begegnet. In der Grdf. *ivuduwal-ön : *ividuwal-on ist nur das erste Glied (= Holz, Wald) erkennbar, das zweite, welches auch im engl, hickwall (älter highwale, hecheival, hygichele) 'Grünspecht* vorhanden ist, entzieht sich einer sicheren Beurteilung. Daß die alte Bildung in Deutschland auf sporadische Reste 1 Frischbier II, 468. 477. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 87. XVII, 5. 3 Stalder Id. II, 450. — 4 Diefenbach Nov. glossar. S. 273 b. 5 Swainson The Folklore S. 100. Pirol, oriohu galbula, oriolui <>iiolus. 171 beschränkt geworden ist, dazu bat das Auftreten synonymer Popnlärnamen beigetragen, welche in neuerer Zeit entstanden sind und sich rasch verbreitet haben. Von diesen ist am weitesten verbreitet der heut«' in der wissenschaftlichen Sprache angewendete Name /W mit seinen Varianten. Nach einem Hinweis bei l'Yiseh Tmitsoh-lat. Wh. 1, 161h haben anter anderen Lexer .Mhd. Wh. 11. 274, Martin und Lionhart Wh. ,1. ElsäSS. Ma. IL 81 den Ausdruck auf mittel- lat. pirtdua zurückgeführt Aber dieses Wort tritt erst im 13. Jh. im Cod. Reg. 1120 als Name des Stars auf und entbehrt jeder Stütze in den romanischen Volksdialekten. Das älteste erreichbare Zeugnis des deutschen Vogelnamens findet man bei Konrad von Megcnberg (Ed. Pfeiffer) S. 21727: :cAVir haizen in ze däutsch pruoder Piro nach seiner stimm: wan er ruoft mit seinr stimm, sam er Sprech pruoder Piro". Im Vocab. theuton. (Nürnberg) 1482 S. e 3b werden zwei verschie- dene Varianten desselben Namens angeführt: "Bruder hiltroff. hictrix auis quedä gilfa ictrix ide oder brnder birolff ide". Gesner Hist. avium S. 684 kennt Bierolff I Brüder berolff aus Krankfurt am Main, im Elsaß ist Birolff durch das Strassburg. Vogelb. (1554) Y. 272 bezeugt, bei Golius Onomasticon (1579) 8p. 296 Byrolt, vulgo Brüder bierolff. Auf sächsischem Sprach- gebiet erscheinen die Formen Byrolt, Tyrolt bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 8b, die letztere begegnet in Baiern bei Hans Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 105. Als hessische Variante gibt Gesner den Ausdruck Gerolff und ohne Ortsangabe (S. 763) Zierolf. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 312 verzeichnet Bier- holt Bierolff, Beerhold, Kirfchholdt; die beiden letzteren Namens- formen deuten auf die Vorliebe des Vogels für Kirschen. Henisch Teutfche Sprach (1616) Sp. 374. 529. 578 hat die ver- schiedenen Varianten aus den älteren Quellen abgeschrieben. Zu diesen Namensformen in der älteren neuhochdeutschen Überlieferung gesellen sich aus den heutigen Mundarten Bieroller1 in Geudertheim (im Elsaß), in Sachsen (Leipzig) Pirholer\ (Dresden) Biercule'K in Preußen Bierhol Bierhahn, 1 Martin-Lienhart II, 81. 2 Albrecht Die Leipziger Mundart S. 18*. 172 Pirol, oriolus galbula, oriolus oriolus. Bierhold, Bülau, Bülow, Herr von Bülau, Junker Billow, Schulz von Thierau oder Tharau1, in Altmark Schult von Bülau oder Tülau, (im Süden) Koch von Külau2, in Göttingen und Gruben- hagen Vogel Büloz, ebenso in Lübeck und der Grafschaft Ranzau Vagel BüloK — Schon Frisch Teutsch-lat. Wb. (1741) I, 161b berichtet, daß die Bauern in Havelland in der Mark Branden- burg den Vogel den Schuhen von Milo nennen und daß er "bei den dürftigen Brüdern, an einigen Orten Bier-Hohler' heißt. Die zahllosen Namensformen stehen in engster Verbindung mit dem hellen flötenden Rufe des Pirols, in dem man sich leicht einbildet, menschliche Worte zu hören. In Niederdeutsch- land ist der auffällige Ruf mit dem bekannten Namen Bülow verknüpft worden, in vielen Gegenden wird er wieder als eBier hol!' gehört. Ältere Varianten knüpfen teilweise an die auf -olf oder -holt endenden Eigennamen an, wobei ohne Zweifel die Hähernamen Markolf, Marivolt und Herold als Muster ge- dient haben. — Der alte Typus, auf den die alten Dialektnamen weisen, ist bair. piro, das man wohl mit Megenberg für eine direkte Nachbildung des Naturlautes halten darf. Aus diesem läßt sich auch der Name vichauz in einer Version des Mär- chens vom Zaunkönig aus dem 15. Jh. (Erlösung herausg. von Bartsch XLIV) begreifen, der als Gugelfyhaus bei Hohberg Adel. Land-Leben II, 796 Kap. CXVI belegt ist und heute in Wien Gugelvieraus, in Steiermark Gugelfliehauf, Gugelfrühauf, Gugelüberdichhabb (Gugler5 m.) lautet. Eine ähnliche Bildung ist Weyrauch-Vogel* bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 54 so- wie ostfries. Goliath 7. In der finnischen Sprache wird der Pirol- ruf als ekuha kiehuu' (der Zander kocht) gedeutet, und der allgemein übliche Name lautet daher 'kuhankeittäjä* (Zander- kocher). — Die schriftsprachliche Form Pirol stammt aus der sächsischen Mundart; sie begegnet als Pyrohl bei Döbel Eröffn. 1 Frischbier I, 82. — 2 Danneil 189. — 3 Schambach 35. 4 Korrespondenz^, f. ndd. Sprachf. XVI, 84. XVII, 2. 5 Unger-Khull 313. 6 Vgl. Frisch Vorstellung der Vögel (1763) III C la: "Gleichwie andere feinen Namen Wyrock, welcher das i und o hat, für Plat-teutfch angesehen, und haben ihn verfälfcht Weihrauch ausgefprochen" 7 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 302. Pirol, oriotafl galbula. oriolus oriolus. 173 Jägerpr. (1746) 8. 54. Der Name finde! Anklang im csech. brhel Tirol', das wohl als ^-n. In manchen Gegenden werden Raben und Krähen nicht von einander unterschieden, Bondern beide Arten unter <*in- nnd derselben Benennung begriffen, andererseits wird der Rabe auch durch rei deutlichende Komposita bezeichnet, welche an einigen Orten d^n einfachen Rabennamen gänzlich verdrängt haben. — Eine solche Bildung ist Kokkrabe, das Gegner Eist avium S. 32] aus Sachsen anführt; im 18. Jh. wird es hier durch Döbel Eröffn. Jagerpr. (1746) S. 79 bezeugt. Popowitsch a. a. 0. schreibt Golkrabe. Der Ausdruck erstreckt sich auch in das niederdeutsche Dialektgebiet, wo er als Kidkrabe1 in EaUersIeben, Kxdckrave in Braunschweig, Kolkrdwe2 im Münsterkreise üblich ist. Möglicherweise ist die Behauptung Gesners, daß der Name onomatopoietisch sei, richtig; in diesem Fall würde er sich aus kolken 'aufstoßen, sich erbrechen' erklären. Doch ist auch denk- bar, daß in dem Kompositum ein ursprünglicheres *ko!-krdue (Kohlkrähe) steckt, wo das erste Glied, wie öfters in Vogelnamen, die kohlschwarze Farbe bezeichnet. Für diese Annahme spricht die Kompositionsform Kohlrabe im Vocab. triling. (Prag 1560) 8. 88, Kol-Rabe bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8. 244. Die Namensform Goldrabe, welche Popowitsch Versuch (1780) 8. 154 aus dem Hohen lohischen und der Wetterau angibt und aus dem im Sonnenschein wie Gold glänzenden Gefieder des Vogels deuten möchte, ist umgedeutet aus Kolkrabe. — Eine andere Variante ist ndd. Kluncker-Rdve3 in Hamburg (Khmkräv* in der Grafschaft Ranzau). — In Steiermark wird der Ausdruck Jochrabe* (vielleicht zu Joch 'Berggipfel3 wie Jochlisper, S. 87) angewendet. In der mittelhochdeutschen Literatur begegnet zweimal der Ausdruck kopp(e) als Bezeichnung des Raben. Im 16. Jh. kommt das Wort bei Hans Sachs im Regim. der Vögel (1531) 1 Frommann D. Mundarten V. 154. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 85. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 3. 4 Unger-Khull 367. Snolahti, Vogelnamen. 1- 178 Rabe, corvus corax. V. 93 vor, wo "der Kop den Pirckhan zum Rappen" schickt; ferner im Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 299, wo Kopp mit den verwandten Namen Rappen / Steinrappen / Rammen er- wähnt wird. Heute ist Kueb1 in Luxemburg, Kob2 auf der Eifel der Name des Kolkraben. Vielleicht ist der Vogelname ursprünglich eine Koseform des Personennamens Jakob (vgl. z. B. tirol. Kob3) gewesen, den man öfters als Nomen proprium dem Raben beilegt und der als Schaak* (aus Jacques) in der Pfalz zum Appellativuni des Vogels geworden ist. In Luxem- burg wird Hans5 als Appellativbenennung für den Raben an- gewendet, im Elsaß heißen die gezähmten Raben Hansel6. Für die Auffassung des mhd. hopp als Jakob spricht der Umstand, daß in den beiden Belegstellen (Hadamar von Laber V. 529 Ed. SchmeUer S. 132 und Der Wartburgkrieg V. 1749 Ed. Simrock S. 231) das Wort als Anrede und in geringschätzigem Sinne gebraucht wird. Mhd. koppen (koppezen) 'krächzen' könnte eine Ableitung von dem Namen sein. Vielfach ist der Rabenname vor neueren Bildungen zurück- gewichen, die in direktem Anschluß an das Gekrächze des Vogels gebildet sind. So gibt Hertel Sprachsch. S. 190 an, daß in Salzungen (Thüringen) für Rabe gewöhnlich Krake gesagt wird; nach Vilmar Id. S. 222 ist dies der Name des Raben auch im sächsisch- westfälischen Hessen und sonst einzeln im hessischen Dialektgebiet7. Im östlichen Hessen ist Gdke der übliche Aus- druck, im Schmalkaldischen der Gdk* (dazu gdken 'schreien' [von rabenartigen Vögeln]), an der mittleren Werra Kake*. Ähnliche onomatopoietische Bildungen kommen auch in anderen Mundarten vor: in Luxemburg der Gäkgäk10, Hansgäk10 (vgl. oben Hans), in der Schweiz Gdgg, Gdgger, Gugdgger11, im Elsaß Quä- ker^2, im badischen Oberlande die Quäke, in der Pfalz Krack13 u.a. 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 252. — 2 Frommann D. Mundarten VI, 16. 3 Frommann D. Mundarten VI, 158. — 4 Pfalz. Id. 120. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 164. — 6 Martin-Lienhart I, 359. 7 Nach Pfister Nachträge zu Vilmar Id. S. 221 hier Kracke. 8 Vilmar 114. — 9 Pfister (Erstes) Ergänzungsheft S. 6. 10 Wb. d. Luxemburg. Mundart 124. 165. 11 Staub-Tobler II, 164. — 12 Martin-Lienhart II, 210. 13 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 10. Krähe coivus corone und cornix. 17H An die Eigenschaft der Raben, sich bei Aas und Leichen einzustellen, knüpft der Nanu; Galgenvogel (in der Schweiz1 und im Elsaß-) an, für den Grimms Wh. [V, I, L, 117!> einige Belege bringt3; vgl. auch Galgenrabe a. a. 0. 117(>. Vielleicht hat auch der Schreiber der Glosse "ciconia storch. w\ gdUhrdbf'1 in cod Mcllic. K 51, 31 mit dem zweiten deutschen Worte den 'Galgen- raben' (mhd. galc 'Galgen') gemeint Jedenfalls hat. er die Vorlag unrichtig abgeschrieben; denn hier muH die betreffende Stelle galchrahe gelautet haben, welches, ebenso wie Latciconia, Brunnen- stengel bedeutet. — Im Elsaß wird der Rabe auch Iiappenkeib* (ursprünglich wohl Keib-Eapp e Aasrabe') genannt, in der Schweiz PlägvogeV (d. h. Aasvogel). Krähe, corvus corone und cornix. Ahd. krä(w)a: Sg. Nom. — chraa cornix: cod. SGalli 299 p.33. *krcekk-) zurück, ebenso Heiluvist Arkiv f. nord. fil. YII, 143 und Noreen Abriß S. 164, wobei dieser an Ablautsverhältnis mit ahd. kragil 'schwatzhaft' und lat. graculus 'Dohle' denkt. Bei Falk und Torp Et. ordb. I, 407 wird ein besonderes ^-Suffix mit Hinweis auf alke, finke u. dgl. angenommen ; aber in den angeführten Vogelnamen ist k nicht ab- leitend, und überhaupt kommt wohl in Vogelnamen ein derartiges Suffix nicht vor. Wahrscheinlich sind die nordischen Formen als onomatopoietische Weiterbildungen aufzufassen wie auch gleich- bedeutendes Krake in deutschen Mundarten. Es ist nicht mög- lich, einen strengen lautgesetzlichen Maßstab an diese schail- nachahmenden Worte anzulegen, welche sich auch an vor- handene onomatopoietische Yerba haben anlehnen können. Aus germ. *krä-ön- sind im Althochdeutschen vier ver- schiedene Parallelformen entstanden, je nachdem, ob ein Über- gangslaut sich entwickelte oder nicht. Im ersteren Falle bildeten sich die Namensformen kräja, kräwa und krdha, während im letzteren Falle durch Kontraktion die Namensform krd hervor- ging. Diese vier Formen liegen den späteren mundartlichen Varianten zugrunde, deren Einzelheiten zu verfolgen der Mund- artenforschung überlassen werden muß. Eine frühe Bezeichnung des Umlauts erscheint in der Glosse cre aus dem 11. Jh. (andere Fälle bei Braune Ahd. Gramm2. § 34 Anm. 2). Wegen der Bezeich- nung des Übergangslautes mit g in chraga vgl. Braune a. a. 0. § 117. — Reichhaltiges Belegmaterial für die einzelnen mund- artlichen Varianten aus den späteren Entwicklungsperioden in Krähe, corvus corone und cornix. 181 (irimms Wb. V, 1965. In manchen Mundarten sind an die Stelle des alten Krähennamens neuere Bildungen getreten, von denen einige bereits anter den Benennungen des Raben angeführt wurden. — In Möhra und Breitingen (Thüringen) ist Gake, das in Hessen und in der Schweiz den Haben bedeutet, die Bezeich- nungfür die Krähe1. Ebenso werden Krake (Krage) f. in Salzungen und Waldfischa und Krak m. in Brotteroda (Thüringen) für die Krähe gebraucht l ; auch schweizer. Grdgg 2 m. und f. in derselben Bedeutung. Schon in ahd. Zeit erscheint eine derartige erweiterte Bildung in der moselfränkischen Glosse crecula (== cornicula) cod. Parisin. 9344 f. 42 b. Nach dem Vogel- namen ist der Ortsname Creklenbach (südöstl. von Darmstadt) gebildet, der aus derselben Zeit — dem 11. Jh. — überliefert ist (Förstemann Altd. Namenb. II, 421). Die einfachere Bildung, von der altmoselfränk. krekula mittels des Suffixes -lo{n) abgeleitet ist, ist bewahrt im luxemb. Krek3 f. 'Elster'. Mit anderer Vokal- stufe wird der Naturlaut wiedergegeben in mnd. krakelen 'lautes Geschrei erheben', krakele 'Geschrei, Lärm (von Vögeln)' usw. Eine dritte Vokalstufe erscheint in Krikelster, Krikente. — In Kärnten heißt die Krähe Poangratsche* (d. h. Bohnengrätscher) ; das von Lexer erwähnte Synonymon Tschoie* m. ist ein slovenisches Lehn- wort. Aus der Kindersprache stammt der ndd. Ausdruck Krei- ahlke'° (vgl. Alke 'Dohle', eigentl. eine Koseform des Namens Adelheit) in Hamburg und Holstein, sowie sächs. Huppelkrah* (Hüpferkrähe) in Leipzig, Hoppdekroe (aus Hopp du Kröe) in Schlesien (Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 46). Von der schwarzgefärbten Rabenkrähe (corvus corone), die bei Eber und Peucer Vocab. (1 552) S. E 7 a Schivartzkrae, bei Gesner Hist. avium S. 308 Hußkräe ( = Hauskrähe) genannt wird, unterscheidet sich die Nebelkrähe (corvus cornix) allein durch die Farbe des Gefieders, das nur an den Flügeln, am Kopf und am Schwanz schwarz, sonst aber aschgrau ist. Auf diese Fär- 1 Hertcl 102. 145. — 2 Staub-Tobler II, 725. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 246. 4 Frommann D. Mundarten IV, 493. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVII, 3. i. 6 Atbrecht Die Leipziger Mundart S. 138. 182 Krähe, corvus corone und cornix. bung weist der Ausdruck Schiltkrae, der in Sachsen durch Eber und Peucer a. a. 0. bezeugt und von Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 241 (Schilt Krähe) als schlesisch bezeichnet wird; das erste Glied des zusammengesetzten Namens ist in gleicher Bedeutung wie 'bunt' gebraucht (vgl. Schildspecht S. 34). Das Synonymem Bundtekräe(Pundterkräe) gibt Gesner a. a. 0. S. 319 aus Niederdeutschland an. Hier sollen die Knaben beten: "Pundterkräe gott gäbe dir den raage Du bringft den kalten winter ins lande", und in Westfalen gilt nach Gesner das Sprich- wort "Eine Bundtekräe macket gheinen winter". In manchen Gegenden von Deutschland erscheint die Nebelkrähe als Bote des Winters im Spätherbst und hat auch daher die Namen Winterkrae (Gesner S. 308), Winterkrey (Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 297) und Herpftkräe (Ostermann Yocab. (1591) S. 333) erhalten. Auch der in der Wissenschaft geltende Ausdruck Nebel- krähe erklärt sich gerade daraus, daß der Yogel zu der Zeit einzutreffen pflegt, wo die Herbstnebel sich einstellen. Schon bei Walther von der Yogelweide findet sich der Name nebelkrä. nachher im Yocab. theuton. (1482) S. x 3b nebelkrä oder nebelrapp, im 16. Jh. Nebelkrä bei Haus Sachs Regim. der Yögel (1531) Y. 124, Nebelkrae bei Eber und Peucer a. a. 0. Danach ist der Name also eigentlich in Baiern, Sachsen und angrenzenden Mundarten heimisch ; in Thüringen (Winterstein) kommt der Aus- druck Nawelrawen1 vor. Im Elsaß kommt die Benennung nicht vor2; Golius (Onomasticon 1579 Sp. 291) und Fischart haben sie aus literarischen Quellen, ebenso der Verfasser des Strassburg. Yogelb. Y. 296. In den althochdeutschen Glossen begegnet einige Mal der Ausdruck herbistram (d. h. Herbstrabe) : herbistram istrix: Clm. 14747 f. 63a. herbistra istria: cod. SGalli 299 p. 32. herbistramu : cod. Selestad. f. 109b. herbistram: H. S. III, 17. Trotz der mittellat. Lemmata, die 'Eule' bedeuten (ital. dial. istria, stria), ist hier wohl die Nebel- krähe gemeint; vgl. luxemburg. Hierschtkueb3 (= Herbstrabe) als Bezeichnung der Saatkrähe und den Ausdruck Herbstkrähe. 1 Hertel 172. — 2 Martin-Lienhart I. 516. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 177. Saatkrähe, corvus frugilegus. 183 Saatkrähe, corvus frugilegus. Ahd.hr u oh: Sg. Nom. — hruoh graculus : cod. SGalli 242, 248a. hruok: cod. Parisin. 9344 f. 48b, hrok: cod. sem. Trevir. f. 112b. hruohc: Aldhelmus de laiul. virg. 142, 19: cod. Turic. C59, 6b, rofah1: cod. mon. herein. 32, 195; :: ruoh-: cod. SGalli 242, 60, ruoh: cod. Parisin. 16668, 26b, Clm. 19440, 87 ; cod. Vindob. 969, 5b; Clm. 23486, 7b. cod. SGalli 299, 26. Carmen de Philomela 28: cod. Vindob. 247, 223a, cod. mus. britann. Add. 16894, 245a. cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. ruoh: cod. SGalli 270, 64. ruok: cod. Guel- pherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a. ruohc: Leviticus* : cod. Fuld. Aa2, 43a. craculus I garrvlvs4: Clm. 14689 f. 47 a. ruoch: Versus de vo- lucr. Gll. Salomon. a 1. rvch: cod. Selestad. f. 110a. H. S. III, 17. XI a 2, g, roch: b. cod. Vindob. 804 f. 185b. ruch: Versus de volucr. rvch: H. S. III, 17 : Clm. 2612, 34a, rvcho: XI e: cod. princ. de Lob- kow. 435, 16b, rvche: a2: cod. Vindob. 2400,102b. ruche: Versus de volucr.: 22213, 163a, röche: Clm. 19488, 121a. rouca garula: Leviti- cus : cod. Parisin. 2685, 50b ; ruoph garrula a garrilitate uoce dicitur. id: cod. SPauli XXV d/82, 39a. rüz: Gll. Salom. al: Clm.17152, 70e. Für die Saatkrähe besitzen die germanischen Sprachen einen besonderen alten Namen, der im Althochdeutschen hruoh lautet. In den verwandten Dialekten entsprechen mnd. rök(e), mndl. nndl. fries. roek, ags. hröc, nie. rgk, ne. rook und anord. hrökr, dän. raage, schwed. räka. Wie überhaupt die Benennungen der zum Rabengeschlechte gehörigen Vögel, ist auch dieser Name nach dem Gekrächze des Vogels gebildet, welches nach Voigt Excursionsbuch S. 152 aus verschieden abgetönten kräh, kroah, oder knarrendem krrr besteht. Zum germ. *hröka- (aus idg. *kröug-< vgl. griech. Kpuu£uj 'krächzen, kreischen') gehört durch Ablauts- verhältnis anord. hraukr eSeerabe (pelecanus ater)'; eine dritte Ab- lautsstufe ist got. hrükjan 'krähen*. Die anklingenden Benennungen der slavischen Sprachen (akslav. krukü 'Rabe', lit. kraukhjs) sind ähnliche onomatopoietische Bildungen wie der germanische Vogel- name. Ob estn. rögas (Gen. rökd) 'Saatkrähe' eine alte german. Entlehnung ist oder erst spät aus dem Deutschen übernommen worden, läßt sich nicht absolut sicher entscheiden, da in Finn- land der Vogel nicht vorkommt und die ausschlaggebende finnische 1 d. h. roah (Steinmeyer). — 2 Rasur von ro (Steinmeyer). 3 graculus nicht in der Vulgata (Steinmeyer). 4 t garrvlv* Zusatz zweiter Hand (Steinmeyer). 184 Saatkrähe, corvus frugilegus. Benennung daher fehlt. Aus dem Althochdeutschen entlehnt ist gleichbedeutendes franz. freux, s. Hatzfeld-Darmesteter I, 1120. Im Verhältnis zu den Namen der anderen Krähenarten begegnet die alte Benennung der Saatkrähe in der literarischen Überlieferung selten. Teils hängt dies davon ab, daß der Vogel von den Raben oder Schwarzkrähen, denen er in der Färbung ziemlich gleich kommt, nicht immer unterschieden wird, teils aber auch davon, daß der alte Name in manchen Landschaften außer Gebrauch kam. Von den Autoren des 16. Jhs. verzeichnet Longolius Dial. de avibus (1544) S. G 2b die Namensform Roeck, welche sich mit der niederrheinischen Lautform deckt. Als Name des Raben wird Rök im Hamburg. Id. von Richey (1755) und in Schützes Holst. Id. (1800) angeführt, in Westfalen werden die Formen der Rauk und die Röke von Woeste Wb. S. 211 bezeugt. In Mitteldeutschland erscheint Roocke \ Rooche bei Schwenkten! Ther. Sil. (1603) S. 242 und wird hier als schlesisch bezeichnet. Eine abweichende Lautstufe zeigt sächs. Rücke f. in Döbels Eröffu. Jägerpr. (1746) S. 79 (schon im Jahre 1502 rucke1 in einem alphab. Wb.), dazu Hafer-Ricke in Meißen nach Nemnich Polyglottenlexicon I, 1242. Ob hier alte Ablautformen oder Neubildungen bezw. Umdeutungen vorliegen, ist schwer zu ent- scheiden. In Grimms Wb. VIII, 1341 wird als Name der Dohle eine Form Ruchert angeführt, welcher mnd. rökart 'Saatkrähe* ent- spricht; es sind Erweiterungen des alten Namens im Anschluß an die gewöhnlichen Eigennamen auf -(h)art. — Von den ober- deutschen Quellen der älteren neuhochdeutschen Zeit hat das Regim. der Vögel (1531) V. 177 die Akkusativform die Rüchen, der Vocab. triling. (1560) S. 88 Ruhen (= spermologus) ; in Gesners Hist. avium S. 503 Ruch als volkstümlicher Ausdruck. Der elsässischen und schweizerischen Volkssprache fehlt der Name; auch in der bairisch-österreichischen Mundart scheint er nur sporadisch vorzukommen. In mittelniederdeutschen Quellen ist Karok als Name der Saatkrähe belegt; Dähnert Wb. (1781) S. 219 verzeichnet es als pommerisches Wort. In Preußen lautet der Name Karechel 1 Diefenbach Novum glossar. S. 196 b. Dohle, rorvus monedula; lycus monedula 185 (Klein Hist. av. prodr. (1760) 8. 59), Kareichel, Kareikel1. Wenn das niederdeutsche Wort nicht aus einem darischen Dialekte (akslav. krukü) (Mitlehnt ist, könnte 08 als ein Kompositum Kd-Jiök (zu Ka ■Dohle') "Dohlenkrähe' aufgefaftt werden. Die erweiterten preußischen Formen seheinen an ndd. Bibel 'fauler Mensch' angelehnt worden zu sein. An einigen Orten, wie in Steiermark, wird mit dem Aus- druck Winterkrähe* die Saatkrähe und nicht die Nebelkrähe verstanden; ebenso in Luxemburg Wanterkueb* m. (Winterrabe). Nach dem Luxemburgischen Wb. S. 177 würde auch mit dem Aus- druck Hierachtkueb hl (Herbstrabe) die Saatkrähe gemeint sein; vgl. S. 182. Der wissenschaftliche Name Saatkrähe ist in Westfalen volkstümlich, vgl. Woeste Wb. S. 222 s. v. Sädkraige und Korre- spondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86; ältere Zeugnisse für das Wort fehlen. Dohle, corvus monedula; lycus monedula. Ahd. taha: Sg. Nom. — tdha gariola et monedula: cod.Selestad. f. 110a. taha monedula: Ruodliep III, 174: Olm. 19486, IIb, X, 21: cod. SFloriani 2a. monedula: Versus de volucr. cariola: Clm. 14689 f. 47 a. cornicvla: Clm. 14689 f. 47 a. cetauca: GH. Salom. a2. Hythin, filius progne. et dicitur taha. 1 pro4 pirihhön I. auis italica que fasan dicitur: Horat. Carm. IV, 12, 5: Clm. 375, 62b. tdha mone- dula : H. S. III, 17, cetauca : XI a 2, daha corriola : b. trahe monedula: Versus de volucr.: Clm. 23496, 10a. Der althochdeutsche Dohlenname taha ist verwandt mit mittelengl. dawe (seit dem 15. Jh. nachweisbar), ne. dair (juck- daw) 'Dohle'; die vorauszusetzenden westgermanischen Grund- formen *dahw-ön und *da(c/)w-6n zeigen grammatischen Wechsel. — Wahrscheinlich war der alte Name eine lautnachahmende Bildung, ebenso wie ahd. kaha, altniederd. ka, neuengl. jack, poln. kava u. a. In den verschiedenen Gegenden wird der hell klingende kurze Lockruf der Dohle zwar etwas verschieden aufgefaßt, allein man erkennt doch in den nachgebildeten Namen 1 Frischbier I, 337. 2 Unger-Khull 635. — 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 475. 4 Ausradiert (Steinmeyer). 186 Dohle, corvus monedula; lycus monedula. die charakteristischen Töne ekja , ejack' in annähernd übereinstim- mender Weise. Außerhalb der indogermanischen Sprachen bietet das Finnische die Dohlennamen naakka und hakki(nen), die mit engl, jack und etwa vorgerm. *dhakiv denselben Typus aufweisen. Das althochdeutsche Wort ist, wie die weitere Entwicke- lungsgeschichte lehrt, auf ein relativ enges geographisches Gebiet beschränkt. In mittelhochdeutscher Zeit begegnet tahe in den Gesta Romanorum S. 114, bei dem Baiern Konrad von Megen- berg (Ed. Pfeiffer) S. 206, 28 ff. und dem Tiroler Hans Vintler Y. 1621. 1626. 1630 ; ferner dach im Yocab. theuton. (1482) S. e 5b, iahen1 Yocab. ex quo (Inntal 1429), tachen1 Yocab. rerum (Milstatt 1502). Im 16. Jh. ist Tahe in Nürnberg bezeugt durch Hans Sachs Regim. der Yögel (1531) Y. 124, Gesner Hist. avium (1555) S. 503 führt Taha als rätisches und Steintahe als bairisches Wort au. Yon Popowitsch Yersuch (1780) S. 83 wird die Benennung die Däche aus Steiermark (Dahe, Dache f. bei Unger-Khull Wortsch. S. 139) und die Form der Dächer aus Wien angegeben; in Tirol Däche, Dächt2, in Sette Communi Taga>, lusern. Tachele*, weiter in der schwäbischen Mundart Dahe, Dache, Dählein5. — Aus dem Deutschen ist Hahala als taccola (mittellat. tacula Du Cange YI, 487) in das Italienische über- nommen. Die Bedeutung des ital. Wortes wird von Körting Et. Wb.3 S. 942 und in anderen Wörterbüchern fälschlich als "Elster* angegeben; Gesner S. 509 kennt es im Sinne von Alpenkrähe aus der Gegend von Locarno und Yerona und in der Bedeutung 'Dohle' aus anderen Mundarten. Yerschieden von ahd. taha, obgleich für identisch damit, angesehen, ist unser neuhochdeutsches Wort Dohle. Die Ge- schichte desselben läßt sich bis ins 13. Jh. zurück verfolgen. Zuerst erscheint tole (= monedula) in cod. Lips. Paul. 106, 1c (Yersus^ de volucribus), im 14. Jh.: tul vel cach fol. Stuttg., tut fol. Francofurt. (Ahd. GU. III, 2246), tula Yocab. optimus 82 (Ed. Wackernagel S. 43); im 15. Jh. ist der Name öfters in Glossaren belegt. Yon den Quellen des 16. Jhs. hat Dasypodius (1535) 1 Diefenbach Novum glossar. S. 256a. — 2 Schöpf Id. s. v. 3 Frommann D. Mundarten IV, 55. — 4 Zingerle Wb. s. v. 5 Fischer II, 31. Dohle, corvus monedula; lycus monedula. 187 S. H 4b Dol oder Du!, das Strassburg. Vogelb. (1554) V. 293 Dülen (Plur.), Colins Onomasticon döT!») 8p. 292 Dül\ heute ist Duel, Doht1 im Elsaß im Absterben. In der Schweiz schreibt Ryff in seinem Tierbuche ilberti (1545) 8. I .'5 Duole» and 8. P4b />?o/4 f. Eine Nebenform ist dalle (= monedula) in cod. princ. de Wallerstein 1, 2 (Lat.) fol. 21, 175b (Versus de volucribus), tallen in Hugos v. Trimberg Renner V. 19431, tale in einem Gedicht aus dem 14. Jh. (Zs. f. d. A. V, 15), talichin in den Mittel- deutschen Gedichten herausg. von Bartsch III, 5; im 15. Jh. dale, thale in Glossaren bei Diefenbach Glossar. S. 366b. Von den Quellen des 16. Jhs. haben u. a. Ebers und Peucers Yocab. (1552) S. F lb Dale und Talhe (für Thale), darauf schles. Thale bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 305. In den heutigen Mund- arten findet sich Dale5 f. in Schwaben, Dale, Tale, Dälke, Talke6 in Preußen, Däleke, Täleke {Döleke) 7 f. in Göttingen und Grubenhagen, Taleke* f. in Fallersleben, Taolk9 in Altmark und Mecklenburg. Auf den Anklang des Wortes Dohle an das lat. Suffix in monedula, acredula usw., welcher Gesner a. a. 0. S. 501 veranlaßte, in dem deutschen Namen eine Korrumpierung des lat. Wortes zu erblicken, haben nachher Frisch Teutsch-lat. Wb. I, 200 c. Kauffmann Schwab. Mundart S. 74 und andere aufmerksam ge- macht. Doch ist die lautliche Übereinstimmung hier ohne Zweifel zufällig. Wahrscheinlich gehören die verschiedenen Varianten des Vogelnamens zu einem halb onomatopoietischen Stamme, der in mundartlichen dalen, tallen 'schwatzen', füllen, dulitschen USW. vorhanden ist; danach hat der Vogel seine Namen wegen der sprichwörtlich gewordenen Geschwätzigkeit erhalten. 1 Martin-Lienhart II, 678. — 2 Hertel 82. — 3 Wocstc 54. 4 Fischer II, 447. — 5 Fischer II, 38. — 6 Frischbier I, 129. II, 393. 7 Schambach 38. — 8 Frommann D. Mundarten V, 298. 9 Danneil 222, Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI. 84 188 Dohle, corvus monedula; lycus monedula. Sicher onomatopoietisch ist das mittel- und niederdeutsche Synonymon, welches in althochdeutschen Handschriften als kä(a) überliefert ist: cda ciptacus1: cod. Guelpherbytan. Aug. 10. 3. 4° 89a, fcaa phsitachus l : cod. sein. Trevir. f. 112b; ka monedula: cod. Cheltenham. 7087, 144a; cha chuvueta : cod. SGalli 299 p. 33 ; im 13. Jh. : ca monedula : H. S. III, 17 : cod. Darmstad. 6, 23b, ka: cod. Oxon. Jun. 83, 4, cha : Ahd. Gll. IV, 184 49. Der Charakter der Handschriften weist die Benennung kä(a) in das mittel- fränkische und niederdeutsche Sprachgebiet; hier ist mnd. ka öfters belegt, ebenso mndl. cauwe. Heute gelten in den Nieder- landen kaum und ka, in der friesischen Mundart ka, in Osnabrück Kde (BB. II, 225), im Münsterkreise Hillekan und Hülekane2 (zu Hille für Hilde 'Heuboden'), in Hessen Kaejez (in der Bedeutung 'Elster* "im Kreise Hünfeld, bei Vacha, Heringen und weiter"). Im Anhalter Dialekt heißt die Dohle Schneekäke*, das wohl = ndd. kä(e)ke (bei Gesner S. 504 Kaycke und Gacke als sächsische Worte) ist. Unsicher ist, ob altmärkisches Kauk'°, helgoländ. Kauk6, preuß. Kawke 7 aus den slavischen Sprachen stammen (poln. kava, kavka, czech. kavka) oder ob die slavischen Worte als germanische Entlehnungen zu betrachten sind. Bereits im Lübecker Schul- vokabular v. J. 1511 findet sich die Form Kaukes (vielleicht = *Käiveke). In den verwandten germanischen Idiomen finden sich Dohlennamen, die an andd. käa anklingen : dän. ka (selten), norweg. kaie, seh w ed. kaja, nordmittelengl. kaa, ka (auch coo, co), ne. dial. kae, ka', engl, caddaw, cawdaw ist ein Kompositum aus ca + daw ebensowie jack-daw, niederd. Krei-Ahlke. Die eng- lischen Worte werden im NED. Y, 648 für Entlehnungen aus dem Nordischen angesehen; bei den nordischen Namen ist jedoch die Möglichkeit der Entlehnung aus dem Niederdeutschen nicht aus- geschlossen. — Nach Körting Et. Wb. 3 S. 568, Hatzfeld-Darmesteter 1 Da die Dohle, wie der Sittich, ein redebegabter Vogel ist, erklärt ^ich die Glossierung des Wortes psittacus mit cda. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. — 3 Vilmar 190. 4 Naumann-Hennicke IV, 79. — 5 Danneil 97. 6 Frommann D. Mundarten III, 32. — 7 Frischbier I, 350. 8 Jb. f. ndd. Sprachf. XVI, 113. Dohle, corvus monedula ; lycus monedula. 189 1, 433 ist ndd. käa (randl. kauwe) als Grundwort für afrz. choe 1 Alpenkrähe' ' und frz. chouette2 rDöhle' zu betrachten. Der angelsächsische Name ci uis pica. 191 Gesner (s. 503) kennt den Ausdruck Steiniahe aus Baien als Bezeichnung der Alpenkrähe (corvus graculus, pyrrhocorai graculus); dieser Vogel soll bei den Rätiern mit dem Namen Taha verstanden werden, während dir gemeine Dohle hier Tulla genannt wird. An der tiroL-kärntischen Grenze wird die Alpen- krähe Täglästrrx (eigl. "Dohlenelster', zn Tage Dohle') genannt, im Obcrinntal Tarha, Schnratächa1. - I)i<- THrgkra bei Hau. Sachs im Regim. der Vögel (1531) V. 227 ist entweder die Alpendohle oder die Alpenkrähe. Elster, cor vus pica. Ahd. agalstra: Sg. Nom. — dgahtra pica'-: Anhang /.. alten u. neuen Testam. : Clm. 14747, 96b. agalstra: Clm. 14747 f. «Ha. cod. SGalli 299, 26. cod. SGalli 242, 248a. cod. Berol. Ms. lat. 8<>73, 123h. cod. Parisin. 9344 f. 42b. Carmen de Philomela 33: cod. Vindob. 247, 223a, cod. mus. Britann. Add. 16894, 245c. gaia: 611. Salomon. a 1: cod. Admont. 3, 148a, Clm. 17152, 66a, cod. mon. s. cruc. 17, 101a, cod. Zwettl. 1, 70a, über impressus 84a, piales : Clm. 17152, 119a^ pica: Gll. Salom. c: cod. mus. Brit. Add. 18379, 121b. Versus de volucr. : cod. mon. herein. 239 p. 784. picu^. unus deorum spfhi ( ) pica dicitur : Prudent. Contra Symmachos 1, 234 : cod. Parisin. nouv. acquis. 241, 165a, Clm. 14395, 171b; agalastara: cod. Prag. VIII H 4, 65 a. aga, i«stra graia:* : cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. hehera agalastra*: Clm. 14689 f. 47a. agalastra gaia: Gll. Salom. a 1 : Clm. 22201, 64e, agalestra piales: cod. mon. s. cruc. 17, 164b, cod. Zwettl. 1, 126a. agalstera: H. S. XI d : cod. Florent. XVI, 5, 110b. ag>htra: e: cod. princ. de Lobkow. 435, 25b. piales: Gll. Salom. a. 1: lib. im- pressus 160b. Versus de volucr. : cod. Vindob. 85, 42 b. Clm. 23496, 10a, agilstra: cod. Admont. 106, cod. Admont. 476, cod. Stuttg. th. et phil. 210, 135a, cod. Stuttg. th. et phil. 218 f. 22b. cod. Sei f. 109b. gaia: Gll. Salom. al: cod. mus. boh. Prag. 126b, piales: Clm. 17403, 126a. egelstere: cod. Oxon. Jon. 83. 4. agelestra: H. S. III, 17: Clm. 2612, 34a, XI g: Clm. 17151, 17c, Clm. 17153, 60a, Clm. 17194, 203, egelestra: a 2: Clm. 2612, 81a. agelstere: cod. Vindob. 2400, 112a, agelstre: III, 17: cod. Vindob. 2400, 41b. age- leistera : Versus de volucr: Kölner Doppelbl., agehtir: Clm. 614, 31b, agelsturr: fol. Stuttgart, agelster: cod. Vindob. 804 f. 185b.H.S.XI a2 cod. Graec. 859, IIa, aglestera: b: cod. Admont. 269, «2a. aglas- tra gaia: Gll. Salom. a 1: Clm. 13002. 62c, aglistra piales: Clm. 1 Frommann D. Mundarten IV, 53. 55. 2 pica nicht biblisch (Steinmeyer). — 3 1. gaia (SteinmeyerV 4 agalastra von zweiter Hand unter hehera (Steinmeyer). 192 Elster, corvus pica. 22201, 123e, Clm. 13002, 117c, aglister gaia: cod. Vindob. 2276, 71c. aglistre: cod. Mellic. K 51, 242, agilst* : Clm. 4660, 56a, aglest« : cod. princ. de Wallerst. I. 2 (Lat.) fol. 21, 175b, cod. Vindob. 1118, 79b, aglaster: Clm. 3537, 330b, agerlasf ': cod. Gott. Luneb. 2 f. 181 ab, agerlust': Clm. 11481, 82b, algester: Clm. 17194 f. 221b, allster: cod. Admont. 759, 55b, alster: cod. Oenipont. 355, 14b, cod. Vindob. 1325, 106b, Cgm. 649, 526b, cod. Vindob. 3213, 116b, alst*: Clm. 19488, 121a, Clm. 4350, 3a. H. S. III, 17: Clm. 23796, 173a. allster: cod. Vindob. 901, 26a. alstlra gaia : Gll. Salom. a 1 : Clm. 17403, 71h. alstra: H. S. III, 17: cod. Darmstad. 6, 24a. aq einst : Versus de volucr. : Clm. 22213, 163a, agelst: fol. Francofurt., agilst : fol. sem. theot. Gotting. Müller I, 6, agilst" : cod. olim Argentor. A. 157. agel, *sta : H. S. III, 17 : cod. sem. Trevir. 31, 14b, algerlst: cod. mon. herm. 171, 23, algerlst" ': fol. olim. Heidelberg, aglstra : cod. sem. Trevir. R. III. 13, 108a. agalstra: cod. sem. Trevir. f. 112b, agestra: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4o f. 89a. aglst: Versus de volucr.: cod. Zwettl. 293, 25a. Der Name der Elster erscheint in den angeführten Glossen- handschriften in zahlreichen Varianten, welche in der weiteren Sprachentwicklung sich noch vermehren. In einem ausführlichen Aufsatz in KZ. XXXIV, 344—380 hat Bruinier die einzelnen Namensformen zusammengestellt und dabei eine Fülle von Beleg- material zusammengetragen, aber in seiner Beurteilung des Stoffes dürfte der Verfasser oft nicht das Richtige getroffen haben. Die überlieferten althochdeutschen Belegformen lassen sich auf zwei Grundformen agalstra und agastra zurückführen, von denen die erstere die normale althochdeutsche Benennung ist, während die letztere auf mittelfränk.-niederfränk. Gebiet ihre eigentliche Heimat hat. Daß wir es hier mit bereits erweiterten Namensformen zu tun haben, beweist das einmal belegte angel- sächsische Synonymon agu bei Wright-Wülcker I, 132 n. Auf dem Kontinent ist die Kurzform in einer deutschen Glosse über- liefert, die nicht ganz frei von dem Verdachte angelsächsischen Ursprungs ist: aga picus spect'. inde pica: cod. Bruxell. 10072 f. 88 b (Ahd.Gll.IV,2283); doch scheint die aus dem 14. Jh. stammende Glosse age pica in Clm. 14745 f. 82 c der Versus de volucribus für kontinentales Weiterleben des Wortes zu sprechen. Dazu die Erweiterung agazza in der Glosse pica. X agaza1 agilst in cod. Florentin. XVI, 5, 141a aus dem 13. Jh. 1 z aus h korrigiert (Steinmeyer). Rliter, eornu pica 193 Die Geschichte des westgerm. Namens *0£-d ist noch un- aufgeklärt. Bruiniers Meinung, dafl das Wort eine Ableitung von genn. *agan 'sich fürchten' sei und daß die Bister eigtl. als 'die scheue* aufgefaßt worden «rare, iai nicht sehr wahrschein- lich; auch läßt sie sich nicht gut in Einklang bringen mit den semasiologischen Gesichtspunkten, welche sich bei Benennung von Vfcgeln geltend machen. In den skandinavischen Sprachen wird die Elster mit in- ternen Benennungen benannt Schon im Altnordischen bezeugt ist der Ausdruck skj f. (= Krähe) oder Krek f. (vgl. oben S. 181). Eichelhäher, corvus glandarius. Ahd. hehara: Sg. Nom. — speth. £/£e&am picus :cod:SGalli 299, 26. hehara: cod. SGalli 242, 248b. pica: Gll. Salom. a 1. orix2: Ver- sus de volucr. : cod. Vindob. 85, 42 b. atacus: Leviticus 11, 22: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22b, hehera: Clm. 18140, 14a, Clm. 14689, 38a; cod. Stuttg. theol. et phil. fol. 218, 13c; hehera: Anhang z. alt. u. neuen Testam. : Clm. 14747, 96b. hehera perdix. auis similis colore pico spehte al: Regum I, 26, 20: Clm. 19440, 105. gagis: cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. orix: Versus de volucr. orix. J glandare: H. S. III, 17, attacus: XI a2. b, picus : b. cod. Selestad. f. 109b. pica: Gll. Salom. a 1, attacus auis : d : Clm. 23496, Id. hehera agalastra3 pica: Clm. 14689 f. 47a. hehera. t. uel ut quidam uolunt hiumbel attacus : H. S. XI e, hehera t hümel : g, speht t hehera picus : g. hehar attachus : Leviticus 11, 22: cod. Gotwic. 103, 49b, wehir: Clm. 13002, 219b, heher: Clm. 22201, 238b. orix: Versus de volucr. Als Bezeichnung des Eichelhähers ist der Ausdruck Häher m den westgermanischen Sprachen verbreitet. Dem ahd. hehara entsprechen mit grammatischem Wechsel mnd. heger (zuerst in der Glosse hegher (= graculus) in cod. Cheltenham. 7087, 144a belegt) und ags. higre (higora)^. Der angelsächsische Name wurde 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 244. 246. 2 Das Lemma orix ist wohl nicht mit Diefenbach-Wülcker Wb. S. 644 s. v. Häher als ortyx (d. h. <5pxu£ "Wachtel') aufzufassen, sondern als lat. oricus = loquax (Corp. Gll. lat. VII, 31) zu os 'Mund' ; der Häher ist also der Schwätzer wie im lat. Lemma garrulus die Dohle. 3 agalastra von zweiter Hand unter hehera (Steinmeyer). 4 Whitman The Birds of Old Engl. Lit. XXV, 1 gibt unrichtig die Bedeutung als 'Specht' an. Das Lemma picus ist mehrdeutig, aber gaia Eichelhäher, corvüfl glandarins. 198 in mittelenglischer Zeit 7on dem altfraozösischen Worte gai,jcti (ne. jay) verdrängt, das auch ins Mittelniederländische als gay (nndL ^aat) eindrang. Die skandinavischen Dialekte haben für den westgermanischen Eähernamen jüngere einheimische Bildungen : schwed. */:>■//>■ 73, 123b, du ua: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4o f. 89a, dufa: cod. sem. Trevir. f. 112b. tube: cod. Vindob. 804 f. 185b. tubp columba spiritus sanctus: Gll. Salom. a2: Clm. 17152, 194c. — Gen. — tubun: Tatian90, 2. tübun: Notker Ps. 54, 7. 67, 14. chind tupun filius columbe : cod. Parisin. 7640, 126 f, khindtupü: cod. SGalli 911, 48. dubun : Otfrid II, 7, 36. — Dat. — dubun : Otfrid 1, 25, 25. — Akk. — tubun: Tatian 14, 4. 6. tübun: Notker Capella de nupt. 2, 45. — PI. Nom. — tubun: Tatian 44, 11. palumbe: cod. SGalli 299 p. 33. tübon: Williram 89, 1. 11. — Gen. — tubono: Lucas 2, 24 : cod. SPauli XXV a/1, 2 a. dubono : Otfrid 1, 14, 24. tübon : Willi- ram 22, 2. 54, 2. 7. — Akk. — tubun: Tatian 117, 2. Komposita. — tübberi (Pflanzenname): tüpbere mora.: Clm. 2612, 92b, cod. Bern. 722, 1, lb, cod. Vindob. 2400, 128a. dufbere: cod. Bonn. 218, 50. mulbere t dvbere : H. S. IV, 6 : cod. Turic. C 58,97. 1 Frommann D. Mundarten IV, 56. 2 Staub-Tobler V, 770. — 3 Unger-Khull 178. 304. Taube, columba. 807 — tübünkropf (Pflanzenname) : itenaiä od Utmbieropf ubena1 i columbina: L. Apuleii de med. berbar. hl>. IV: cod. Londin. Ilarl 1086, 8a tübhaie (palumber): tubkaU palumber: cocLVindob, 804 r. ls.r)l>. tübhüa (Taubenhaus): tubhus columbar: II. s. VII, 8 Das Wort Taube ist ein gemeingermanischer Vogelname, Aus den verwandten Dialekten stellen sich dem ahd ttiba (mhd ttibe) zur Seite: mnd. iiiihII. düvc, nndl. duif. nie. doutr, w. re. anord. düfa: dän. due, schwed. dufva\ das Gotische bewahrt den Namen in dem Kompositum hraiwardtibö d. h. Leichen-Taube (= griech, Tpirfdiv). Im Angelsächsischen ist der Name oichi bezeugt Die Wörterbücher von Kluge, Kluge-Lutz, Falk-Torp u.a. verzeichnen freilich ein ags. düfe, allein diese Form scheint mit Unrecht aus dein Belege düfedoppan westennes (= pellicano solitudinis) in Land». Psalmen (ums Jahr 1000) erschlossen worden zu sein. Es handelt sich hier um den Namen eines Wasservogels, der nichts mit dem Taubennamen zu tun hat. Der zweite Teil des Kompositums dufedoppa, der von dem Verbuni ■ duppjan 'tauchen' (ags. dyppan, norweg. duppa, schwed. doppa) abgeleitet ist and in den Namen dop-enid und dop-fugel 'Tauchente, Taucher' vorkommt, erscheint als selbständiger Vogelname in der ags. Glosse fugel- doppe (bei Wright-Wülcker I, 131 20), die offenbar in fuge! doppe zu trennen ist, vgl. auch schwed. dopping eanas clangula' mit anderem Suffix. Das erste Kompositionsglied gehört zum Verbum düfan 'tauchen' und ist als Verdeutlichung des in seiner Bildungsweise nicht mehr durchsichtigen Namens doppe aufzu- fassen. Ähnlich sind auch die heutigen mundartlichen Formen divedapper, divedop, divy duck neben diver und dabber (Swainson The Folklore S. 216) zu beurteilen. Der gemeingermanische Taubenname ist im Englischen erst um das Jahr 1200 bezeugt (s. Murray XKD. III. 621). In der angelsächsischen Überlieferung begegnen dafür die Aus- drücke ctdfre und cuscote, von denen der erstere vielleicht mit lat. columba zusammenhängt. Pogatscher nimmt in der Fest- schrift zum VIII. allgem. deutschen Neuphilologentage (1898) S. 103 ff. als Etymon mittellat. columbula (roman. *columbra) 1 1. Usbena ; verbenacam Ed. (Steinmeyer). 208 Taube, columba. an, das durch keltische Vermittlung in England eingeführt worden sei. Die synonyme Benennung cuscote1 welche in den Mund- arten als ciishat 'Holztaube' weiter lebt, ist als alte Komposi- tionsbildung aufzufassen. Dies geht hervor aus den skandi- navischen Namensformen skiida2 in dem dänischen Dialekt der Insel Bornholm und skuta3 in der schwedischen Mundart auf der Insel Färö bei Gotland; beide Mundarten gebrauchen das Wort im Sinne von 'Holztaube'. Der Name *scot-6n- ist wohl eine Tiefstufenbildung vom Ver- bum sceotan esich rasch bewegen, sich stürzen' und bezieht sich auf den Flug des Vogels. Der Anlaut im angelsächsischen Namen cu- scote war ursprünglich vielleicht eine Nachbildung des kü-Rufes der Holztaube (vgl. Girr-Taube usw.), wurde aber dann an cü 'Kuh' angelehnt; vgl. cowscot und cowshot (Wright Engl. Dial. Dict. I, 847). Auf deutschem Sprachboden kommt der Vogelname in dem Glossar des Pariser codex 12269 (9. Jh.) als coscirila (= palumpos) vor. Die Glosse ist aus einer angelsächsischen Vor- lage abgeschrieben. In dem alten Vogelnamen *dübön- hat man eine Ableitung von ags. dufan, anord. düfa 'tauchen' sehen wollen, die eigentlich einen Wasservogel bezeichnet habe und dann auf die Taube übertragen worden sei; dabei wird auf das Verhältnis von lat. columba 'Taube' und griech. KÖXuußoc 'Taucher' hingewiesen4. Wie man sich auch zu der angenommenen Verwandtschaft des griechischen und lateinischen Wortes verhalten mag (vgl. z. B. Prellwitz BB. XXII, 1021), so ist die gegebene Deutung unwahr- scheinlich, denn in einer Bildung dübön 'Tauchvogel' hätte man doch den Zusammenhang mit dem dazu gehörigen Verbum ebenso fühlen müssen wie in dem deutschen Vogelnanien 'Taucher', und eine Übertragung des Namens auf die Taube ist daher nicht denkbar. Eine andere von Feist Got. Et. S. 27 aufgestellte und von Kluge und Falk-Torp als möglich angenommene Er- klärung knüpft an die Farbenbezeichnung an, welche im altir. 1 In den Epinaler Glossen 829: cuscutan palumbes. 2 Kaikar Ordbog til det seldre danske Sprog III, 805. 3 Rietz Svenskt dialektlexicon S. 609 a. — 4 Vgl. Kluge Et. Wb.6 S. 390, Skeat A concise Et. Dict. S. 151, Falk-Torp Et. ordb. I, 118 u. a. Taube, cohunba. «M ,luh 'schwarz' und griech. xucpXoc 'blind* rorli< daß die Taube oach der Farbe benannt worden «rare, wie etwa griech. ireXem 'Waldtaube' (zu ttcXiöc 'grauschwarz') n. a. Auch diese Etymologie scheint jedoch mii Einsicht darauf, daß das be- treffende Adjektn in den germanischen Sprachen nirgends nach- zuweisen ist, ganz hypothetisch. Am meisten Beachtung verdient die Annahme, daß der germanische Name *dübön eine onomatopoietische Bildung sei Außerhalb der indogermanischen Sprachen bietet das Finnische ein instruktives Beispiel. Eier heißt die Taube kyhky(nm\ und es besteht kaum ein Zweifel daran, daß der Ausdruck das Rucksen der Eolztaube wiedergibt, welches Voigt Bxcur- sionsbuch S. 211 (ohne diesen Namen zu kennen) mit hihku, huhu umschreibt. Das Charakteristische in dem Ruf des V besteht in dem langgezogenen dumpfen Vokallaut, der denn auch bei Auslegung der Taubenstimme in verschiedenen Sprachen zum Vorschein kommt. Nach Swainson The Folklore 8. K><>f. umschreibt man in England den Ruf der Holztaube u. a. durch die Verse : "Take two-o coo, Taffy ! Take two-o coo. Taffy"! oder "Curr dhoo ! curr dhoo ! Love nie and I'll love you", oder "The dove says, coo, coo, what shall I do? I can scarce maintain two". Ähnlich nach Rolland Faune populaire VI, 124 in Frankreich, wo der Ruf als "Roucou!" oder "Brou! Brou! Brou! Coucou" auigefaßl wird; daher roucouler erucksen\ — Dazu stimmt auch die Auslegung dieses Rufes bei den Deutschen als 'ruck, rucku' (in den Gedichten Beheims aus dem 15. Jh. (IX, 622): "»'in taub auch schreiet rucku"). Ob im german. *düb-ön der Labial noch zum Stamm« hört oder ein idg. Suffix-^- (wie im griech. Kopaqpoc, KaXaqpoc) ist1, muß dahingestellt bleiben. Nachdem die Taube bei den Deutschen zum Zuclm geworden und auf die-«- Weise dem menschlichen VorstellungS- kreis näher getreten war. wurde naturgemäß der Unterschied zwischen den Geschlechtern mehr betont, als dies hei wilden Vögeln der Fall ist. Wie bei dem anderen Hausgeflügel, der Ente und der (Jans, wo der Gattungsname weiblich ist, so 1 Vgl. Falk und Torp Et. ordb. I 118. Snola h 1 1. Vogelnamen. 210 Taube, columba. wird auch bei der Taube das Männchen durch abgeleitete Maskulinbildungen benannt. Die älteste uns überlieferte Bezeich- nung für den Täuberich ist das Komposituni tubhaie(d. h. 'Tauben- heger' oder 'Taubenhüter') in cod. Yindob. 804 f. 185 b (mit cpalumber' glossiert). Der Ausdruck scheint dem bairischen Sprachgebiet eigen zu sein und ist nochmals im 14. Jh. als taubhai bei Konrad von Megenberg (Ed. Pfeiffer) S. 18117 belegt. Andere Maskulinbildungen sind aus der althochdeutschen Sprachperiode zufällig nicht bezeugt; erst im 14. Jh. erscheint die Ableitungsform tuber1 = mnd. düver1. Die alte Lautgestalt des Suffixes, das zur Maskulinbildung bei Tieren (Ganser, Enter, Kater) angewendet wird, ist noch nicht sicher ermittelt worden ; vgl. Kluge in PBB. XIV, 585 f., wo als Grundform *haro angenommen wird. Dasselbe Suffix wie in der mhd. und mnd. Lautform tilber~ düver ist jedenfalls -ar und -am in mnd. düvarne, düvar(n). Die allgemeine Annahme, daß hier der mnd. Vogelname arent 'Adler' stecken würde, welcher dieselbe indogermanische Urbedeutung wie griech. öpvic 'Vogel' noch bewahrt hätte, ist durchaus un- wahrscheinlich. Das westfäl. Wort Arent 'Täuberich', welches als Beweis herangezogen wird, ist die mundartliche Form des Eigennamens Arnold und gehört in dieselbe Gruppe von Vogel- namen Avie pfälz. Gäred (d. h. Gerhard), Schweiz. Gäber (d. h. Gabriel) für den Gänserich, ndd. Klaos (d. h. Nicolaus) oder Aleke (d. h. Adelheid) für die Dohle u. a. — Der Maskulintypus Tauber ist in Nieder- und Mitteldeutschland heimisch: in Holstein Duffert2, in Hamburg und Lübeck Düffer(t)2, in Altmark Düwer, Diwwert, Düffert 3, in Fallersleben Debber 4, in Preußen Taubert, Täubert Tiffert, Düffert'0, in Thüringen Duberd, Diberd, Dyberd6, in der Pfalz Täubert1; der schwäbischen Volksmundart scheint Tauber (Täubert), das in den literarischen Quellen vorkommt, eigentlich nicht anzugehören, vgl. Fischer Wb. II, 104. In ganz 1 Hugos von Trimberg Renner V. 7020, Diefenbach Glossar. S. 134a, Schiller-Lübben Wb. I, 607, Jb. f. ndd. Sprachf. VI, 127. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. XVII, 2. 3. 3 Danneil 37. — 4 Frommann D. Mundarten V, 53. 5 Frischbier L 140. II, 396. 401. — 6 Hertel 242. 7 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 9. Taube, colnmba 21 I Niederhessen und Fulda ist Dubhom, Dübhom die üblichste Namensform, sie beruht auf mnd. düvarn und Ist im 15. Jh. als duphorn^ duyfhorn und dubhern (in einer Es. bei Konrad von fctegenberg gegenübei tubhai der älteren Bss.) bezeugt; bei Vilmar Id. s. L09 wird I>i<>ni Bchon im l LJh. als Name einer adeligen Familie im Odenwald nachgewiesen. Eine Erweiterung mittelst des bekannten maskulinen inga- Suffixes ist mnd. duverinc in Borae belgicae VII, ll1 und im Lübecker Schulvokabular \. J. L511*, und daraus ist vielleicht durch Erleichterung duverich (Kieler Vokab. aus dem Jahre 1 I L9) entstanden, wie etwa ktinic für kuning. Durch Anlehnung an die Eigennamen auf-Hfc, hd. -rieh (wie Friderich usw.) wäre dann der Typus Täuberich {Enterich, Gänserich) hervorgegangen. Wahr- scheinlicher ist jedoch, daß der Ausgangspunkt für diesen Typus im ahd. anuttracho 'Enterich5 zu erblicken ist, das im Anschluß an die genannten Eigennamen sein Suffix umbildete und die analogischen Neuschöpfungen Gänserich und Täuberich hervor- rief. In diesem Fall wäre mnd. duverink als eine Umgestaltung aus duverich zu betrachten. — Diese Bildungsweise ist wie Tauber auf nieder- und mitteldeutschem Sprachgebiet heimisch: in Alt- mark Döwuerk 3 und DöwweJe3, in Westfalen Düwek l (für Düwerik. wie Lewek für Leiverk), in Preußen Diwrik, Diffrick, Düfrick1: Tuberich6 in Örmingen (im nördlichen Elsaß). In Oberdeutschland wird das Taubenmännchen durch ono- matopoietische Maskulinbildungen benannt, welche das Rucksen des Vogels wiedergeben. Aus der Schweiz ist eine derartige Benennung in der Glosse tub kiito im Vbcabularius optimus XXXVII, 37 (Ed. Wackernagel 8. 42) bezeugt: heute Schweiz. Chüt1. Weiter verbreitet ist das Wert in der Weiterbildung kuter, die zuerst im 15. Jh. bei Diefenbach Glossar. S. 134a {tubenkutter in Bracks Vocab. (1495) S. 49a) belegt und im Ib. Jh. als Kuuter in Gtesners Mist, avium S. 268 und als Keutter bei (Julius Onomasticon (1579) Sp. 291 bezeugt ist; heute in der 1 Schüler-LübbeD Wl>., Nachträge S. 112. 2 Jb. f. ndd. Sprachf. XVI, 113. — 3 Danneil 37. 4 Woeste 64.-5 Frischbier I, 140. 6 Martin-Lienhart 11,644. — 7 Staub-Tobler III. 670f. 14* 212 Holztaube, columba palumbes. Schweiz Chuter, Chutter1, im Elsaß Kutter2, in Schwaben Kauter3. Das Yerbum, das die Stimme des Taubenmännchens wieder- gibt, lautet in der Schweiz chüten, chüteren (elsäss. kitteren) aus mhd. kuteren, kuttem; im Schwedischen ist der entsprechende Ausdruck kuttra, außerhalb des indogermanischen Sprachzweiges im Finnischen kuhertaa. Ein synonymer Name, der von mhd. ruckezen (nhd. rucksen, ndd. rüküken; frz. roucouler) ausgeht, ist Schweiz. Rügger*, elsäss. Rucker-* (pfälz. Grugser6), in Mittelhessen Ruckert1, siebenbürg. Rilkes*. Ein elsässischer Lokalausdruck ist Roller9 (in Lutter- bach), welcher das geschlechtliche Moment hervorhebt; vgl. rollen 'schäkern, rammeln'. Gewöhnlich wird das Weibchen der Taube im Gegensatz zum Männchen einfach mit dem femininen Gattungsnamen be- zeichnet. — Seltener sind feminine Ableitungen wie bair. Täubinn bei Schuieller-Frommann Wb. I, 579, elsäss. Tübene* (in Bracks Vocab. (1495) S. 49a tubin, bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 291 Teubin), thüring. Diiven10, oder Schweiz. Chütin u. Um das Junge der Tauben zu bezeichnen, gab es im Alt- hochdeutschen die gehäufte Deminutivbildung tubiclin, welche im Tatian VII, 3 belegt ist; dazu tubiklin pipiones in den Lich- tentaler Glossen in Zs. f. d. Wf. IX, 222 a. — Später werden die üblichen Deminutivsuffixe angewendet oder der Begriff wird durch ein Adjektiv umschrieben. Aus seiner Mundart gibt Gesner Hist. avium (1555) S. 269 an: "Nos circumscribimus ein junge Tub ; uel diminutiuo utimur ein Tüble". Hie und da kommen Ausdrücke vor, welche auf Lockrufen beruhen, so z. B. Tise oder Tisse12 f. in Schlesien. Holztaube, columba palumbes. Dieser Ausdruck, mit dem die wilde Taubeuart bezeich- net wird, begegnet schon in den althochdeutschen Glossen: 1 Staub-Tobler III, 570 f. — 2 Martin-Lienhart I, 483. 3 Fischer II, 101. — 4 Staub-Tobler VI, 776. 5 Martin-Lienhart II, 250. — 6 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 9. 7 Vilmar 333. — 8 Frommann D. Mundarten IV, 195. 9 Martin-Lienhart II, 251 f. 644. — 10 Hertel 242. 11 Staub-Tobler 111,572. — 12 Weinhold Beitr. zu einem schles.Wb. S. 98. Holztaube, columba paluml IIS Sg. Nihil hohtuba s»u loijetuhu palumlprs VeittUl de TOlOCnbOl, koUf tuba. Venus de yotacribne. Vergil B 1,67: cod. Seleetad. f. 62 b IM. Non».— holst ui>ni : i! s in, it. Dazu die d iederdeu I jche Glosse holt duua in cod Berol. Ms. lai 8° 73, L24b, im Mittelniederdeutschen holtdüve, mndl. lioutJi'in. inidl. houtduif. Dem deutschen Namen entspricht im Angelsächsischen das gleichbedeutende wudu~ctdfre Waldtaube. Als Holztaube bezeichnet man beute Bowohl die palumbe dir oenas-Art; die ersterc wird von Gesner Eist avium 8. 298 als groß ll<>ii:tnl> \ ron k\w letzteren unterschieden I).»- 8ynonymon l}h>clttul>. welches Gesner a. a. <>. erwähnt, begegnet als Floek- t>üd> (elsäss. Hoch 'Baumstamm*) im Strassburg. Vogelb. (1554) i ): heute in Steiermark Blochtaube1. Ein anderes steirisches Synonymen ist Biiniaube1 (zu burren 'murren, knurren*), das auf das Rucksen des Vogels hinweist. In Luxemburg wird die große Holztaube Böschdauf* (Waldtaube) oder Dekdauf* (dicke Taube) genannt. Weit verbreitet sind die Namen, welche den Vogel nach dem weißen Halsring benennen. In alten Glossen erscheint: rin gil du ua palumbes: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89a. rfgelduffe: Juvencu< I. 231: cod. Guelpherbyt. Helmostad. 553, 77b. Der Ausdruck ist besonders in Mittel- und Niederdentschland heimisch. In Köln ist Ringel taube durch Turner Avium bist. (1541) 8. 1) 1 b, in Sachsen durch Eber und Peucer Yocab. (1552) S. K 6a, in Schlesien durch Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. oll bezeugt; BingeUauin im Strassburg. Vogelb. ( 1 f>.>4) V. :>:>4, RingeUlib ebne Ortsangabe bei Gesner a. a. 0. In mnd. Vokabularen kommt ringelduve öfters vor. Heute wird der Ausdruck RingMüwe* aus Westfalen und Recklinghausen. Rengeldauf4 aus Luxem- burg angegeben; ndl. ringduif, schwed. rmgdufva^ engl, ringdove. In Steiermark lautet dm- entsprechende Name Kreistaube*. — Als 'Ringtaube' ist wohl auch andd. mrnixtuba aufzufassen in der Glosse: menistuba palumbes. columbe sunt, quas dicimus : Comment. Anonymi in Vergil. E I. 57 : cod. Oxon. Auct. 1. 16. 83b. Der Name scheint t Unger-Khull D.S. 131. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 40. 59. 9 Woeste 215, Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach. XVU. 5 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 368. 5 Unger-Khull 411. 214 Hohltaube, columba oenas. asächs. meni (ahd. menni) 'Halsband' als erstes Glied der Zu- sammensetzung zu haben. Gänzlich rätselhaft ist die ahd. Benennung attüba in einigen Glossenhandschriften : addubun. t. heitubin palumbes : H. S. Xlb : cod. Admont. 269, 62a (12. Jh.), addubim: Glm. 3215, 20a (13/14. Jh.), at* tube palmides : H. S. XI f : Glm. 12658, 230 a (14. Jh.). Das Wort taucht noch einmal auf bei H.Sachs im Regim. der Vögel (1531) V. 200 und zwar in der Form Ataub ; später verschwinden alle Spuren. Daß es sich hier um die Benennung der großen Holztaube handelt, ergibt sich aus dem Textzusammenhang bei Hans Sachs, wo die Ataube neben den zwei anderen Hauptarten "Holtaub" und "Türtel- taub" auftritt. Zusammenhang des Wortes mit got. ahaks 'Taube', wie ihn Grimm im DWb. I, 590 vermutet, ist nicht wahrscheinlich. Übrigens ist auch das got. Wort selbst noch nicht sicher auf- geklärt; nach Holthausens Hypothese in IF. Y, 274 würde es eine urverwandte Entsprechung in lat. accipiter 'Habicht' (aus *aci-püer) haben, indem dies eigtl. den Taubenstößer bedeutet hätte. Der &-Laut des gotischen Wortes ist vielleicht das be- kannte Suffix, welches in ahd. habuh und kranial erscheint, vgl. Kluge Stammbildung2 § 61b. Hohltaube, columba oenas. Wie der Ausdruck 'Holztaube', so ist auch 'Hohltaube' schon in althochdeutscher Zeit belegt: Sg. Nom. — heigituba t holotuba palumbes: cod. Selestad. f. 109 b. heketuba holetvba1: Clm. 14689 f. 47 a. ho le duba: cod. Pari- sin. 9344 f. 42b. — PI. Nom. — holatubun: Carmen de Philomela 21 : cod. Vindob. 247, 222b, cod. mus. Britann. Add. 16894, 245a. Der Name, der mit ahd. hol eLoch' gebildet ist, erklärt sich daraus, daß diese Taubenart in Baumhöhlen nistet (vgl. holicrd 'Specht' S. 31). Im 16. Jh. begegnet Holtaub bei Hans Sachs Regim. der Yögel (1531) V. 202, Hültaub im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 334, Holtaube bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 240 (nicht als schlesisches Wort). Popowitsch Versuch (1780) be- zeichnet Höh Itaube als österreichischen Namen. Unger-Khulls Steir. Wortschatz S. 353 belegt Holltauben aus einer Quelle aus dem 1 holet rba von zweiter Hand unter heketuba (Steinmeyer). Turteltaube, columba turtui 816 Jahre 1689; die Bedeutung ist unrichtig angegeben. Beute kommt Uolduirr1 in Westfalen, HuMauf* in Luxemburg vor. Der schweizerische A.usdruob bei Gte&ner 8. 295 ist Loch' tub, «las nach Martin nml Ln-uhart II. 644 auch im ELsafi (in Bulz- matt) gebräuchlich ist Vielfach werden diese Tauben ebenso wie die größere Art auch schlechthin als 'wild'- Tauben' be- ■eichnet. Schwenkfeld gibl a. a. 0. ausdrücklich an. dafl dies m Schlesien die volkstümliche Benennung ist. — In einigen mittelhochdeutschen Handschriften, weiche die Vogelnamen der Versus de volucribus abschreiben, kommen 2-2h. turtilituba: cod. mus. Britann. Add. 16894, 244b. tur tut duba : cod. Parisin. 9344 f. 42b. turtulduua: cod. Guelpherbyt. Au- L0. 3 4»f.89a. turtultube: HS. XIa2: cod. Vindob. 2400, 121a. turtel- tuba : Clin. 2(>12. 87b. turteltube: Versus de volucr. cod. Vindob. 804 f. 185b. turtiltuba: Versus de volucr. II. S. III. 17. cod. Sotastad t. 109b. trrtiltrba: Clm. 1468» f. 47a. — Gen. — türtultübon. Willi- ram 16, l, turtelt itbun : 40, 1. — PL Akk. turtilitubun : Tatian7.8. 1 Woeste 1(>4. — 2 Wb. .1. Luxemburg. Mundart L89. 3 So am wahrscheinlichsten (Steinmeyer). 216 Turteltaube, columba turtur. Von den alten germanischen Dialekten hat nur das Gotische für die Turteltaube eine einheimische Bezeichnung. Wenigstens wird angenommen, daß got. hrahva-dübö (eigtl. Leichen-Taube) die Turteltaube ist, weil das griech. TpuYwv des Bibeltextes diese Bedeutung hat. Der gotische Ausdruck erklärt sich aus dem bei indogermanischen Völkern nicht ungewöhnlichen Glauben, daß die Taube ein Unglücksvogel ist. Schrader, der im Real- lexikon S. 607 ff. hierfür mehrere Beispiele bietet, will die aber- gläubische Auffassung gewisser Vögel als Unglücksboten oder Todesverkündiger aus dem plötzlichen überraschenden Erscheinen derselben erklären. Doch hat man hier auch mit anderen Faktoren zu rechnen, vor allem mit dem unheimlichen und düsteren Geschrei gewisser Vogelarten, ganz besonders der Eulen, die daher Leichenhühner und Totenvögel genannt werden. Wahrscheinlich ist auch der gotische Name hraiwa-dubö durch das dumpf und melancholisch klingende ekuh ku' oder ehuh huhhuh5 der wilden Taubenarten veranlaßt, das man als ein Vorzeichen des Todes empfunden haben mag. In England ist die Felsentaube (columba livia) der Todesbote, s. Swainson The Folklore S. 168. Abgesehen vom Gotischen haben die altgermanischen Idiome den lateinischen Namen der Turteltaube, die onomatopoietische Bildung turtur, entlehnt, die im Angelsächsischen als turtur(e) und (gewöhnlich) turtle, im Altnordischen als turture überliefert ist. Daß es sich hier nicht um eine gemeinsame germanische Entlehnung handelt, zeigt vor allem der unverschobene Dental im althochdeutschen turtulatüba. Das Wort ist mit der christ- lichen Literatur bei den germanischen Völkern bekannt ge- worden, und die häufige Anwendung des Vogelnamens beruht meistens nicht auf lebendiger Anschauung, sondern steht im Zusammenhang mit der christlichen Tradition, in welcher die Turteltaube eine symbolische Bedeutung hat. Der älteste althochdeutsche Beleg aus dem 8. Jh. gibt noch das lat. Wort in unveränderter Gestalt: zuuei. kenestidiu. turturono par turturum: Luc. II, 24: cod. SPauli XXV a 1, 2 a1. 1 Später hat Notker das lateinische Wort im deutschen Texte : der turtur in der Psalmenübersetzung 83, 4 Turteltaube, columba tnrtar. 817 In cod. sein. Trevir. Et. III. 13, L09b ist die dissimilierte Namens- fonn rtulo, in cod. sem. Trevir. l. L12b ftüa belegt, die n tga ttirffo stimmt. Daraus sind elsäss. TurUl1 i. and Schwab. Turtc/- hervorgegangen; im L6. Jh. Turteltübl TurUü bei Gesner Bist avium S. 303. Die Qormale althochdeutsche Namensform isl jedoch /">•- toda-ttiba (mhd. turtel-tübe rund, turtrl-. iortd-: tariddüv^ ondL tortelduif). In « I « *i Nebenform turtüüüba (Tatian) isl das Suffu des Fremdwortes im Anschluß an einheimische Bildungen auf //-(///) amgestaltet; daher die mhd. Dmlautsform türidttibe, im 16. Jh. Türtdtaub bei Bans Sachs Regim. der Vögel V. 204 Auch sonst hat das Lehnwort Lokale [JmgestaltungeE erfahren. Wahrscheinlich liegt eine solche vor in der Glosse turdella ftifofti in cod. Selestad. 109b, die Steinmeyer Ahd. (ill. III, t60»° mit der Glosse drosilla (= Drossel) in cod. Florent. XVI. 5, lila vergleicht Die Variante in den Schlettstädter Glossen erhalt Dämlich eine Bestätigung durch die heute in Ölungen, Heid- wriltT und Wittenheim (im Elsaß) übliche Namensform Tuttel- tube3. Auch die Variante Gürteltaube, die Schmeller-Erommanns Bayer. Wb. I, 944 als mhd. gürteUübe aus bairischen Handschi iften belebt und die in Vokabularen des 15. Jhs. in der Form gurtel- taub ' begegnet, mag aus tnrtel-, türteltübe umgestaltet worden sein. Zu beachten ist noch gulte = turtur in Clm. 1474"» f. 82 c (14. Jh.) in Ahd. GM. III, 2238. Wenn elsäss. Kränzletube wirklich — wie Martin-Lienhart Wb. II, 644 angeben — die Turteltaube und nicht vielmehr die Ringeltaube bezeichnet könnte man die Ausdrücke aus dem schwarzen silberfarbig gezäumten Quer- Streifeu am Halse des Vogels verstehen. — In Luxemburg hat man den Namen Dürteldauf zu Ürtddauf* "Urteilstaube' um- gebildet. Außer den drei bereits erwähnten Taubenarten nistet in Europa noch die Felsentaube (columba li via). Nach Brehm Tierleben (Vögel) II \ 414 beschrankt sich ihr Brutgebiet hier 1 Martin-Lienhart II, 718. — 2 Fischer II, 513. 3 Martin-Lienhart II, 644. 1 Diefenbach Glossar. S. H03a, Frommann D. Mundarten IV. 906 ö Wb. d. Luxemburg. Mundart 452. 218 Haustaube. auf einige nordische Inseln und die Küsten des Mittelmeerge- bietes. In Deutschland kommt sie als Brutvogel nicht vor. Gesner kennt diese Tauben von Hörensagen ; sie sollen in einigen rhätischen Gegenden vorkommen und dort Steintuben, columbae saxatiles, genamit werden (Hist. avium S. 294). Im Forst- und Jagdlexicon (1773) III, 544 wird der Yogel ebenfalls Steintaube genannt ; den in der Fachwissenschaft üblichen Ausdruck Felsen- taube bezeugt Popo witsch (1780) S. 570 nach Halle. Von der Felsentaube stammt unsere gezähmte Haustaube ab. Haustaube. Ahd. hege tu ba: Sg. Nora. — hegetuba palumbes: H. S. XI a2. g. Versus de volucr., holztuba. seu hegetuba: Versus de volucr. heketuba holetvba l : Glm. 14689 f. 47 a. heigituba t holotuba : cod. Se- lestad. f. 109b. hagetvba: H. S. XI e : cod. princ. de Lobkow. 435, 25 a. hagetöb: Versus de volucr.: cod. Vindob. 85, 42 b. heitöbe : Versus de volucr. heitube: Gll. Salom. a 2: Glm. 17152, 210b. haitube: cod. Vindob. 804 f. 185b. — PI. Nom. — hegetubun palumbes, columbe : Horat. Carm. III, 4, 12: Glm. 375, 35a. Horat. Serm. II, 8, 91: Glm. 375, 164a. hekitubin: Vergil. E. I, 57: cod. Selestad. f. 62b. addubun. t heitubin: H. S. XI b: cod. Admont. 269, 62 a. Wann die Taube bei den germanischen Völkern zum Nutz- vogel wurde, kann aus Mangel an historischen Zeugnissen nicht festgestellt werden. In den Kapitularien Karls des Großen werden die Tauben zu dem Hausgeflügel gezählt, das "dignitatis causa" gehalten werden sollte, vgl. Schrader Reallexikon S. 852 ff. Die älteste deutsche Bezeichnung der gezähmten Taube scheint im ahd. hegetuba vorzuliegen. Aus dem Lemma 'palumbes', wonach die Bedeutung des deutschen Wortes als 'Holztaube* angesetzt wird, kann nicht erschlossen werden, welche Tauben- art gemeint ist. Aber wenn man von der deutschen Glosse aus- geht, so deutet der Zusammenhang von ahd. hegetuba mit hegen und hagetüba mit hac 'Gehege' darauf, daß es sich hier um zahme oder halbzahme Tauben handelt, die in Parks oder Ge- hegen vorkommen; vgl. tübhaie S. 210. In mhd. Zeit ist der Aus- druck heitube, haciübe noch belegt, stirbt aber bald aus. In den Quellen des 16. Jhs. werden die gezähmten Tauben Zamctauben 1 holetvba von zweiter Hand unter heketuba (Steinmeyer). Haustaube. 219 (bei Eher und Peuoer Vocab. (1552) 8. ES 5b), Zamtaub (im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 332), Hußtube (bei Gesner Bist avium s. 268) genannt Bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8.237 werden die tarnen Eeimifche Taube, Flug Taube und fkhlag Taube angeführt Der Letztgenannte Ausdruck, der bereits im Vocabularius optimua XXXVII. 95 (Bd. Wackernagel S. t3) be- legt ist, wird von Gesner (kaum richtig) als Synonymen zu "Holtztub" angeführt Bei Juniua Nbmenclator (1581) S. 55b ist ndl. Slach duym die Haustaube. Die Flugtauben erwähnt auch Eohberg Adeliches Land- leben IL 397 Kap. TXYII als gemein«' Art im Gegensatz zu anderen kostbaren Arten. Genaue Angaben über die Tauben findet man bei Popowitsch Versuch (17S0) S. 568. Kr unter- scheidet die Haustauben, "die nicht auf das Feld fliegen, sondern in den Stuben erzogen werden", von den Feldtauben oder Flug- taube}^ "welche außer dem Winter ihre Nahrung auf den Keldern suchen, und gemeiniglich kleiner als die Stubentauben sind". Diese "Feldtauben" werden schon im 15. Jh. erwähnt. In einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Erlösuug, heraus- gegeben von Bartsch S. XLY) erscheint neben der haetübe auch die felttube, außerdem kommt der Ausdruck in einem Vokab. aus dem Jahre 1466 * vor, im 16. Jh. Feldttaub im Strassburg. Yogelb. Y. 333. Gesner nennt S. 268 die Veldtuben bij den hüferen auch Veldböck, im Strassburg. Yogelb. V. 340 heißen sie Feld- recken1. In Westfalen, Altmark, Göttingen und Grubenhagen und in Preußen sind diese Tauben unter dem Namen Feldflüchter6 bekannt; bei den Taubenliebhabern in Holstein heißen sie Hicksen\ in Preußen Spocht:\ Der Ausdruck Pastetentaube, den Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 118 neben Pauertaube erwähnt, kommt nach Adelung III, 978 daher, daß man die Feldtauben in die Pasteten zu füllen pflegt. Synonym mit Feldtaube ist wohl der Ausdruck 1 Diefenbach Novum glossar. S. 278a. 2 In dem Vogelnamen hat Recke die verschlechterte Bedeutung, die in der Schweiz und im Elsaß vorkommt. 3 Woeste 288, Danneil 44, Schambach 258, Frischbier I, 184. 4 Korrespondenzbl. 1. ndd. Spracht. XVI 1. 3. 5 Frischbier II. 355. 220 Haustaube. haidtaub1 in einem Yokab. vom Jahre 1429 und heidentube2 im Yocab. ine. theuton. ante lat. (1515); in Unger-Khulls Steir. Wortsch. S. 336 wird für Heidtaube die Bedeutung 'Wildtaube' angesetzt. Wahrscheinlich ist der Name aus ahd. heitüba (hegetüba) hervor- gegangen. Eine Art Feldtauben sind wohl auch die Kirchtauben, die bereits im 13/14. Jh. erwähnt werden : kilchtübe bei Heinzelin von Konstanz V. 602, kirchtuber im Renner Hugos vonTrimberg V. 7020. Im Strassburg. Vogelb. V. 340 heißen sie Kirchrecken*. Es sind wohl die "colunibae saxatiles", von denen Varro berichtet, daß sie aus natürlicher Furcht sich auf den höchsten Firsten der Dächer aufhalten. Mit der allmählich wachsenden Taubenzucht kamen eine Menge von Spielarten der Tauben auf, die in der Sprache der Liebhaber ihre besonderen Namen erhielten. Ausländische Tauben- arten werden zuerst im 16. Jh. von Gesner Hist. avium S. 269 ge- nannt. Danach gab es in der Schweiz Tauben, die ganz weiß, andere die ganz schwarz waren, eine dritte Art, die bis auf den Kopf und die Füße schwarz und eine vierte, die graublau war. Abgesehen von diesen Farbenschattierungen kennt Gesner Tauben mit geschöpften Köpfen, die man "Cypriae" nennt, andere wie- der von Lerchengröße mit schmächtigen Schnäbeln und bis auf die Zehenspitzen dicht befiederten Füßen, die wegen ihrer Heimat Russicae oder "besser" Anglicae genannt werden (ge- hößlet oder Reuffifch Tauben); von diesen sollen die besten in Venedig zu haben sein. Ungefähr gleichzeitig mit Gesner nennt der Verfasser des Strassburg. Vogelb. V. 332. 333 u. a. auch kriechisch und citrinifch Tauben. Die erstere Art ist wohl mit den cy prischen Tauben bei Gesner identisch, die letztere scheint nach der gelben Farbe (mittellat. citrinus) benannt wor- den zu sein. - - Schwenkfeld, der im Ther. Sil. (1603) S. 239 die gehosteten oder Reuffischen Tauben nach Gesner anführt und für die beschopfte Art den Ausdruck Köppichte Tauben (bei 1 Diefenbach Novum glossar. S. 278 a. 2 Diefenbach Glossar. S. 408 a. 3 In dem Vogelnamen hat Recke die verschlechterte Bedeutung, die in der Schweiz und im Elsaß vorkommt. Haustaube. 831 Bohberg a. a. 0. die haubeton Tauben) gebraucht, erwähnt außer- dem noch die florvegifchen Tauben and WoUeckte Tauben, bei denen «las Gefieder brausig ist In Kinns Bist av. prodr. (1750) 8. L18t werden von den Varietäten zahmer Tauben der Kropffer: Oropper oder Krepper, die Pfautaube, die Vavedette, die Trummdtaube, der Klatzfcher, der Taumln- and der Bastard aufgezählt Die erstgenannte Art die bei Bohberg und Popowitsch ferro/fe) Türkifche Täubt oder Kropftaube ("bläßt ihren groffen Kropf im Beulen auf") genannl wird, heißt in Holstein. Preußen und Altmarh Kr^ßper1, in der Pfalz und Luxemburg Kröppn-r', in Göttingen und Ghrubenhagen Brögfer8, in Thüringen lin Tl'auenschwanz'. Unklar ist der zuerst von Klein bezeugte Ausdruck Pavedette für die Brieftaube. In diesei Fenn ist das Wort von Adelung Ui, 986 gebucht, der die Varianten Povedette, Pawedette und Pandette (so auch bei Schütze Holst. Id. 1800 6) als niedersächsisch bezeichnet; bei Popowitsch Pavedotte. In Holland wird das Wort pagadet nicht nur für die dickschnäbelige Brieftaube sondern auch für den Kern- beißer verwendet. — Die Trummeltaube (columba cypria), deren Vaterland nach Popowitsch Rußland und England ist. hat den Namen erhalten, weil rtsie purt als wenn man eine Trommel rührte"; Trummeldüw 7 in Altmark. Dem Klatschet ist der Name gegeben worden, "weil er klatschet, indem er einen Laut von [ich giebt wie die Kutfcher, wenn fie Pferde zum Gehen antreiben" (Popowitsch). Allgemein bekannt sind die Taumln: welche im Fliegen Purzelbäume zu schlagen pflegen8. In Göttingen und Gruben- 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht XVII, 3, Frischbier l. i:U. Dan- neil 44. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 250 und Heeger Tiere im pftlz. Volks- munde II, 9. 3 Schambach 52. — 4 Hertel76. B Wb.d. Luxemburg. Munda; 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII. 3. 7 Danneil U. — 8 Vgl. Hahn Haustiere S. 333 f. 222 Haustaube. hagen nennt man sie Tümelmr1, in Altmark Dümmler*, in Holstein Tümmler*: in Steiermark heißen sie Purzeltaube*, im Elsaß Bürzeltube5, in Luxemburg Bürzel0 m. (für Burzeltaube, wie Mistel für Misteid rostel, s. S. 60). Popowitsch unterscheidet außer den erwähnten Spielarten noch die afrikanische oder numidische Taube, die Monattaube (in Sachsen Mondtaube, in Altmark Maondüw2), welche alle Monate heckt, das Mövchen, welches zart ist wie die Möven, und die Zopftaube, welche wohl mit der von Gesner erwähnten beschopften Art übereinstimmt. Der Ausdruck Mewe1 eMöve' kommt in den Mundarten von Göttingen und Grubenhagen und von Altmark vor, in Luxemburg wird diese Taube Bibedeck, Bidebeck 8 genannt. — Die gehaubten Tauben haben in Göttingen und Grubenhagen den Namen Mönek9 (Mönch), in Luxemburg Kapeziner10 m. (Kapuzinermönch) oder Mourekäp10 f. (Mohren- mütze), auch in Altmark Mörnköpp oder Schleierdüw2. Weitere Art- benennungen sind Stardauf10 f. (Startaube) in Luxemburg, Muter11 m. (eine Varietät mit schwarzer Farbe) in Göttingen und Gruben- hagen, Rotgalster12 m. (eine rothalsige Taubenart) in Schlesien; der letztgenannte Ausdruck ist als eRotelstera (Galster in Steier- mark = Elster) zu verstehen, vgl. Elster2 als Namen einer Tauben- art in Altmark. Eine nahe Verwandte der Turteltaube ist die in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 311 und von Popowitsch ge- nannte Lachtaube (kleine Türkifche Taube), columba risoria 13 ; in Luxemburg Ldchdaufli. 1 Schambach 236. — 2 Danneil 44. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 3. 4 Unger-Khull 132; die Bedeutung ist nicht richtig angegeben. 5 Martin-Lienhart II, 644. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 58. 7 Danneil 137 und Schambach 52. 8 Wb. d. Luxemburg. Mundart 32. — 9 Schambach 52. 10 Wb. d. Luxemburg. Mundart 210. 291. 419. 11 Schambach 140. 12 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 25. 13 Hahn Haustiere S. 340 f. 14 Wb. d. Luxemburg. Mundart 256. Strauß, struthio camelufl 383 VII. Kurzflttgler, Brevipennes. Straufi, b1 rui li io camelus. ahd. strü;:Sg.Nom. rfrtorstrutio MdhelmiAenigm. 266,26 cod. SGalli 242, 31. Job 80, 29: Clm. L9440, L85 '. Cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. Leviticus LI, L6f: Clm. 18140, 14 a, cod. Turic. Rhenov. 66, is. cod. Stuttg. herm. 26, 13 a, cod. Angelomont. I MI. 10b: cod. Lugdun. I'.'i I'. 66a. Esaiaa 13,21: Clm. 18140, L16b, Clm. 13002, 222a. Versus de irolucr. H. S. III, 17. XI a2. b. Clm. I4689f. 17;. cod. Selestad. 109b. cod. Vindob. 804 f. 186b. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. •'». fco f. 89a, struua: cod. Berol. Ms. lat. S" 7:;. 124a, ttorud: cod. sem. Trevir. f. 112b. tiruth'. cod. Parisin. 12269 f. 58b. strux: cod. SGalli 242, 248b. rtral: Leviticus 11, 16: Clm. 14584, 129b. struze: Versus de volucr. — Akk. — struz: Anhang z. alt. u. neuen Testam.: Leviticus 11, 16: Clm. 14747, 96b; struz: cod. SGalli 295, 126, cod. SGalli 9, 276, cod. SPauli XXV d/82, 37a, strnz: cod. Stuttg. 11. . ei phil. f. 218, 13c. — PI. Nom. — struzza: Esaias 13, 21 : cod. Wirzib. Mp. th. f. 20, 10b: Clm. 14689, 39a, struza : Clm. 18140, 188b, Clm. 19440, 343, cod. Vindob. 2723, 35b, cod. Vindob. 2732, 43a, struzo: cod. Gotwic. 103, 55b, struzzi: Clm. 22201, 240c. struzen: Job. 30. 29 : cod. Stuttg. herm. 26, 29 b, cod. Angelomont. 1 4/11, 41 a, struizin cod. Turic. Rhenov. 66, 69. — Gen. — struzo: Job 30, 29: Clm. 4606, 128b, struli: Clm. 14584, 144a. Über die erste Bekanntschaft der germanischen Völker mit dem Vogel Strauß geben die historischen Quellen keinen Auf- schluß. Die Sprachgeschichte zeigt aber, daß der südliche Vogel den Germanen durch die Römer bekannt wurde, denn sein Name ist in die germanischen Sprachen aus dem Latein über- nommen. Hier lautet die Benennung struthio oder strüthocamdus (nach dem griechischen cipouGöc n, uerdXn. (Xenophon Anab. I. 5, 2) oder crpouööc 6 ev Aißun. und crpouBiujv, cTpouOiov). Ans der lat. Form strütio erklärt sich nur ags. strtfta* in den Corpus- 1 struthionum Vulg. — 2 struthionem Vulg. '» Schwer zu beurteilen ist ags. finita in Glossen des 10/11. Jhs. bei Wright-Wülcker I, 258'. Nach Pogatscher Zur Lautlehn- der lat.-rom. Ele- mente S. 131 § 217 läge hier nur eine graphisch ungenaue Variante von strt/tu vor. Als angelsächsische — und nicht altsächsische — Glossen sind wohl strud und struth in dem Pariser Glossar mit Vogelnamen und im Trierer Codex zu betrachten, denn diese Handschriften weisen auch sonst angelsächsisch gefärbte Glossen auf : coscirila (= cuscote) in den Pariser Glossen und radam* (= hreapemiis) in dem Trierer Glossar. 224 Pfau, pavo cristatus. glossen aus dem 8. Jh. bei Wright-Wülcker I, 48 37, dagegen setzt die entsprechende ahd. Namensform strÜT, lautgesetzlich die Vorstufe * strüt- ohne folgendes geminierendes j voraus. Die Grundform * strüt- ist vielleicht aus der germanischen Flexion (*strütj-o : *strüti-) zu erklären; an die lat. Namensform strüto- camelus neben strütio(camelus) ist dabei kaum zu denken. Die Entlehnung wird in der Zeit der ersten germanisch-römischen Beziehungen stattgefunden haben. Vgl. Kluge Vorgeschichte2 S. 345. Spätere Entlehnungen, welche bereits die Assibilierung der Konsonantenverbindung tj- voraussetzen, sind anord. strüz (in der Didriksaga), dän. struds, schwed. struts und mnd. mndl. strtls, nndl. struis. Die letzteren Formen können auch aus dem Hochdeutschen entlehnt sein. In den romanischen Sprachen finden sich neben den Fort- setzungen des lat. strüthio (ital. struzzo, provenz. estrus) auch Namensformen, welche einem Etymon avis strüthio entflossen sind: span. avestruz und frz. aufrücke aus afrz. otruche (daraus nie. ostriche, ne. ostrich). Eine ähnliche Bildung ist im Deutschen Vogel Strauß (elsäss. Vogel Struß1), doch ist die Übereinstimmung mit den romanischen Bildungen nur zufällig. Der verdeutlichende Zusatz wird auch vor anderen Vogelnamen angewendet, so z. B. Vogel Pfau, Vogel Pirol — Während in der deutschen Schrift- sprache die starke Flexion des Namens herrschend geworden ist, haben sich die schwachen Formen, die in der alt- und mittelhochdeutschen Sprachperiode nur spärlich belegt sind, noch in Mundarten erhalten. VIII. Hühner, Rasores. Pfau, pavo cristatus. Ahd. pfä(w)o: Sg. Nom. —phao* pao : cod. Gasseil. th. 4° 24, 16a. cod. SGalli 242, 248 a. Carmen de Philomela 26: cod. mus. Britann. Add. 16894, 245a, phaho2: cod. Vindob. 247, 223 a. fao : Aldhelmi Aenigm. 251, 16 : cod. SGalli 242, 25. pao 3 : cod. Parisin. 12269 f. 58 b. cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 124a, po: cod. Parisin. 9344 f. 42b. pauos: 1 Martin-Lienhart II, 636. 2 Wegen Ausfalls des inl. w und Eintretens von h s. Braune Ahd. Gramm.2 § 110 Anm. 1 u. 3. — 3 Der Beleg ist wohl niederdeutsch. I'l'au. pavo rri.statiiv Re um lll. LO, 82 cod. angelomonl I I LI, 21b. pauuo Jnnoniuj ai<.-s : Aviani fabulae L5, l : cod. Trevir, I i1 famto anii I Jerem. 12. '.»: cim. I'.t« K), :;i:t .,,;,., is de volucr. H > III 17 XII,. e. phauo: Gll. Salom. d: Clm. 28496, 2&.phou»: cod. Vindob. 804 r. L86b. Versua .!<■ volucr. II. s. III. 17. XI a 2. phau: cod ■tad. f. L09b, phnr •: ein.. 1 1689 i <7.i. IM. Akk. — pmrn* \ i um 111. 10,22: cod. Caroteruh, Aug. CXXXV,98b, pmm*. phauun cod. Stuttg. tli. ei phil. fol. 218, 31b; (»kun. cod. SGalli 296 UM pfahon: Clm. L4684, 136 a, phawon: cod. Stuttg. berm. 26, I9b,pha- irin : cod. Turic. Rhenov, 66, 36. Ableitungen und Komposita: pfftwin 'Pfauhenne* (eine Feminine >»v4- Ableitung): phain paua : Cod. Cassell. Ih. 4fl 21. L6a. — pfawenfßdera "Pfauenfeder' : fduuenftderon (ex) pauonum pennia : Notker Capella de nupt. 1, 33. Wie der Strauß, so ist auch der Pfau den germanischen Völkern von Rom aus bekannt geworden. Und zwar fallt die Übernahme dos lat. jxlvo in die gleiche Zeit der ält<-st<'n germ.- römischen Beziehungen wie die des Straußennamens: als chrono- logische Kriterien kommen hier die Beibehaltung der lat. Qualität des r-Lautes und die Verschiebung des anlaut. p ebenso wie die Beteiligung der Angelsachsen an der Entlehnung in Betracht Direkte geschichtliche Zeugnisse für die Einführung von Pfauen oder von deren Federn in den germanischen Ländern sind nicht zu finden. Zur Zeit der Entstehung der Volksgesetze hat der el in Deutschland keine größere Bedeutung gehabt, da er in !i nicht erwähnt wird; im Kapitular Karls dos Großen gehört or zu dvn Ziervögeln, welche "pro dignitatis causa*1 gehalten wurden, vgl. Schrader Reallexikon s. iils und 854. — Das Lehnwort findet sich in allen germanischen Dialekten, ahd. pfdwo, mhd. pfätoe, mnd. pdive, mndl. pmt. nndL paauw, Mes.jxiH. zgs.pdwa (gewöhnlicher pic^ «las Sievers A.gs. Gramm.8 £111 Anm. 2 aus der urags. obliquen Form *pa(w)un erklärt), me. pd (gewöhnlicher pöcock > ne. peacock, -hen) und anord. ptft, pd-fugl, dän. paafugl, schwed. päfägel; die nordischen Namens- formen sind jedoch wohl aus dem Englischen übernommen worden, vgL Cook VF. V, 166. I oder phao (Steinmeyer). •_> h ist einer angelsächsischen Vorlage abgeschriel* 3 i. penn im Context (Steinmeyer). sn olahti, Vogelnamen. ' 226 Fasan, phasianus colchicus. Auffällig sind die in mittelniederdeutschen Quellen neben pawe, panue vorkommenden Namensformen paw(e)lün, pagelün, die in den heutigen Mundarten verbreitet sind. Turner Avium hist. (1544) S. G 8a und Gesner Hist. avium (1555) S. 630 führen Pagelün als die niederdeutsche Namensform an; auch bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 375 Pagelün. Richey Id. Hamburgense (1755) betrachtet Pauluhn als die normale Laut- form und bezeichnet Pageluhn als einen Ausdruck der Bauern- sprache. Schütze Holst, Id. (1800) verzeichnet Pauluiin und Page- luun. Heute gilt Pagelün1 in Hamburg und der Grafschaft Ranzau1, Mecklenburg2, Pommern3 und Altmark4, Pa{g)gelünel. in Fallersleben5 und Fürstenberg6, Pdgelon in Paderborn6, Pdgalün, Pdgalüne1 m. und Patvelüneike)1 m. in Göttingen; im Ostfriesischen Paulüne*. Aus frz. pavillon kann der Ausdruck nicht erklärt werden9. Aber möglich ist, daß der Vogelname in der Form Päwenhön Tfauenhuhn5 sich an das französische Lehnwort Pawelüne, Pauhm(e) anlehnte. Dafür spricht der Um- stand, daß die Umdeutung nur in Niederdeutschland, avo beide Worte im Anlaut übereinstimmen, nachweisbar ist. Die Namens- form Päwenhän10, wo der Pfauenname durch Hahn verdeutlicht ist, kommt in Recklinghausen vor; in Thüringen Pfaumenhän11. Auch sonst wird der Name durch Hahn oder Huhn, Henne (ebenso wie engl, peacock, peahen) gerne erweitert, wo es gilt, das Geschlecht hervorzuheben, vgl. elsäss. Pfönhahn 12 'männlicher Pfau, Pfäuhuhn12 "weiblicher Pfau', luxemburg. Pohong™ Tfau- weibchen' {Pohunn, Poahunnn m. Tfau'). Die alte Feminin- bildung pfdwin (bei Gesner (1555) S. 630 Pfchciri) ist bis auf den heutigen Tag noch üblich geblieben. Fasan, phasianus colchicus. Ahd. fesihuon:Sg. Nom.— fasihuon fasianus : Versus de volucr ., fasehün: Versus de volucr.. fashön: Versus de volucr. fesahuon: 1 Korrespondenz^, f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 2 Schiller Zum Tierbuche 1, 9. — 3 Schambach 151 f. 4 Danneil 151. — 5 Frommann D. Mundarten V, 158. — 6 Woeste 93. 7 Schambach 151 f. — 8 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. 9 Vgl. S< hiller-Lübben Mnd. Wb. 111, 311. 10 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 5. — 11 Hertel 179. 12 Martin-Lienhart I, 311. 346. — 13 Wb. d. Luxemburg. Mundart 340. Fasan, phasianus colchicus. 887 fasida1: Ksaias ; cod. Stuttg. th. et phil. 818, Mb. - PL N«»m. — fusihuanir pha&ides aucs * : I 'ruuVril ins Ham. COd. fluHpherbyt. Wiss. 77,40b; fe*ihon4r: cod. mos. Britann. Add. 16894, 166 h hnnur : COd. Gotwfc. ■•■(. 66 d : phtsi hOHOT COd, Turic. C 164, 147 b; fisiohoncr ' : cod. com. de Apponyi 119 b; fori huner: Clm. L8106, 99b (13. Jh.). Als dritter in der Reihe südlicher Vögel, welche die Deutschen von den Römern kennen Lernten, geselll sich zu dem Pfauen und dem Strauß der Fasan. Die Römer, in derei i der Kasan in großer Zahl vorkam4, nannten ihn mit der griechischen Bezeichnung (avis) phasianus (= griech. cpaciavöc) oder (avis) phasis, d. h. der Vogel vom Flusse Phasis. Diese Benennung wurde von den Deutschen als *fasian übernommen und im Anschluß an das naheliegende Wort hon zu fasihön ; ffShhuon umgestaltet. Die Zeit der Entlehnung ist schwer festzustellen, da lautliche Kriterien ebenso wie geschichtliche Zeugnisse hier gänzlich versagen. Zu bemerken ist jedoch, daß die Angelsachsen das Lehnwort offenbar nicht gekannt haben; in den Glossen wird lat. phasianus immer mit dem einheimischen Vogelnamen wiWhana 'Auerhahn' glossiert. Zum ersten Mal ist der Fasan in England erst im Jahre 1299 bezeugt, wo er bereits mit dem französischen Namen fesaund bezeichnet wird (s. XKD. VII. 770). Ein von Swainson The Folklore S. 171 angeführtes früheres Zeugnis für das Vorhandensein des Vogels in England ist ein lateinisch geschriebener Küchenzettel für Priester aus dem Jahre 1059; doch ist nicht ganz klar, ob unus phasianus hier den Fasan oder den Auerhahn meint. — In Deutsehland waren die Fasanen jedenfalls zur Zeit Karls des Großen in den Gehegen der vornehmen Leute nicht selten, wie aus den Kapi- tularien zu ersehen ist. Die späteren Zeugnisse für die Ver- breitung dieser Vögel hat Hahn a. a. 0. zusammengestellt Die in ahd. Handschriften belegte Benennung fesihwm wird 1 Diese Glosse kann ich nicht nachweisen (Steinmeyer). 2 In einer der Hamartigenie angehängten, nur «renige Zeilen be- fassenden Glosa. Diese Glosse erschein! in anderen Hss. bei Ham. 368 - inmeyer). 3 Am Rande am Schluß einer Bemerkung zu V. 368 (Steinmeyer I Vgl. Hahn Hanstiere S. 323. 15* 228 Huhn, gallus. verdrängt durch das französische Lehnwort fasän, fasant (aus afrz. faisan, faisant), welches mit der fremden Kulturströmung des 12. Jhs. sich einbürgert. Zum ersten Mal ist die französische Namensform in einer Glossenhs. des 12. Jhs. bezeugt: Hythin, filius progne. et dicitur taha. I pro pirihhön l auis italica qu§ fasan dicitur: Horat. Carm. IV, 12, 5: Clm. 375, 62b; vgl. auch Ahd. Gll. III, 275 (Versus de volucribus), Lexer Mhd. Wb. III, 27, Diefenbach Glossar. S. 226 c. 227 a. Derselben Quelle wie die mhd. und mnd. Lautform entstammen auch mndl. fasaen, faysant, nndl. fazant, fries. fesant, me. fesaunt, ne. pheasant. Die Umdeutung Fas(s)han, welche in mhd. Quellen begegnet und im 16. Jh. z. B. bei Hans Sachs Regim. der Vögel V. 86 vorkommt, findet man auch in neueren Zeiten; in der älteren steirischen Mundart Fashuhn1. Wie der Pfau, so wird auch der Fasan als Huhn aufgefaßt. Die Geschlechter werden als Fasanhenne (mhd. vasanthenne) und Fasanhahn (mhd. vasanthan) unterschieden. Huhn, gallus. Ahd. huon: Sg. Nom. — fhaz hnan Otfrid IV, 13,36. 18, 34. huon pullus : Cgm. 5248, 2 nr 2 f. 2 b. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4o f. 89 a, hunt 2 : cod. Parisin. 9344 f. 42 b, hon : cod. Berol. Ms. lat. 8<> 78, 124b. höon: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 108b. hun : cod. Vindob. 804 f. 185b. — PI. Nom. — honir: cod. Cassell. th. 4° 24, 16a. cod. Cheltenham. 18908 f. Ib. huanir : Abdiae De Johanne 582: cod. SGalli 292, 151, hnaner: cod. Carolsruh. SPetri 87, 83a. hvnir: cod. Selestad. 109 b. Ableitungen und Komposita: huoninkilin n. 'Küchlein, junges Huhn': Sg. Nom. — honchli pulcinss: cod. Cassell. th. 4° 24, 16 a. huonnichili pullicinus : Cgm. 5248, 2 nr 2 f. 2 b. hunichlin pul- cinus: cod. Vindob. 804 f. 185b. huneclin pullus: Rotul. com. de »Mülinen Bern, huniklin pullus. X pulcinus : H. S. III, 17, höninchil pulcina: H. S. XI b : cod. Admont. 269, 63a. — PI. Nom. — honic- chili pulcini : cod. Cheltenham. 18908 f. 1 b. honicli pulcini : cod. Vatican. Reg. 1701, 2 b. hvnicliv pullini : cod. Selestad. 109b. — Akk. — zuuei. iungi. huaninchili duos pullos: Lucas 2,24: cod. SPauli XXV a/1, 2a. huoniclin pullos: Tatian 142, 1. hudnichlin pullos : Notker Ps. 108, 5 (Glosse). 1 Unger-Khull 214. 2 ein unorganisches / findet sich auch sonst in diesem Glossar. 3 frz. poussin aus lat. imllicenus (Steinmeyer). Huhn, gallo*. huonirin Adj. vom Huhne, Hühner-*: huonfrinerkano gallus gafficinius1: Btaiaa 82, 17: Clm. L8140 f. 189a, Clm. 19*40 hponiriner: cod. Vindob. 2728, B6a, hfontolner: cod.Vindob. 2732, 48b, huoneriner: cod. Gotwic. LOB, 66b, humHner: Clm. 22201, 840C, h'tnritur. Clin. 18002,222a, h« ,nri ,*>■ r : Clin. 14689, i";t liiiiim rdarm (Pflanzenname): hunerdarm moron: cod. Vindob. 2400,128a, cod. Bern. 722, I. Lb, Clm. 2612, 92 b. Alul. hano : Sg. Nom. — hano gallüS : cod. SGalli 911, M Parisin. 7640, L24e. Parabola 30, 31 : cod. Carolsruh. Aug. IC, 88b. Murbacher Hymnen 26, 6, 2. 4. Monseer Fragmente 23, 17. 19. Tatian L61, l L88, 5.6. Otfrid IV, 13, 36. 18, 33. cod. Cassell. th. I" 24, 16a. cod. Cheltenham. 18908 f. lb. cod. SGalli 242, 246a. Aldhelmi Aenigm. 253, 13: cod. SGalli 242, 27. H. S. III, 17, allo- brox: XIa2. b, gallus gallinatius: a 2, gallus gallinatius : b. Gll. Salom. a 1. cod. Selestad. f. 109 b. hano heninnono gallus gallinatius : Sapientia2: cod. Carolsruh. Aug. IC, 90 b. huonirinerhano gallus gal- licinius3: Esaias 22, 17: Clm. 19440, 344, Clm. 18140, 189a. ranü hano4 gallinatius gallus : cod. sem. Trevir. R. III. 13, 106a. hone: Rotul. com. de Mülinen Bern. cod. Vindob. 804 f. 185b. — Dat. — henin: Murbacher Hymnen 25, 6, 1. — PI. Nom. — hanon galli castrati: H. S. XI g, t hanin: e. Ableitungen und Komposita: henna f. 'Henne' : Sg. Nom. — henna (gallina) : cod. Cheltenham. 18908 f. lb. Notker Ps. 108. 5 (Glosse). H. S. III, 17. XIa2. b. Gll. Salom. al. heinna5 cornix !* gallina: Cgm. 5248, 2 nr 2 f. 2b. cod. Selestad. f. 109b. Henne: cod. Vindob. 804 f. 185b. hene: Rotul. com. de Mülinen Bern. henin f. 'Henne' : Sg. Nom. — hanin gallina: cod. Cassell. th. 4o 24, 16a. henin: Tatian 142,1. cod. SGalli 242, 248a. H.S.XIa2: cod. Berol. Ms. lat. 93 8°, 15b. — PI. Gen. — hano heninnono gallus gallinatius: Sapientia2: cod. Carolsruh. Aug. IC, 90b. hanenbein (Pflanzenname): hanenbein gallicrus: Rotul. com. de Mülinen Bern. hanaberi (Pflanzenname): haneberi labrusca: Sedulii Carmen paschale 1, 45: cod. Carolsruh. SPetri 87, 93b. hanafuoz, h an enfuoz (Pflanzenname): hanefüz herba scele- rata. 1 apium rusticum. i. : H. S. Anhang a. gallipes. J gallicrvs: Clm. 2612, 92a, hanenfuz: cod. Bein. 722, l, ta. capnos: cod. Vindob. 10, 1 gallus gaUinacetu Vulgata. 2 gallus gaUinacius nur Esaias 22, 17. hier wohl durch avie 5, 11 veranlaßt (Steinmeyer). 3 gallus gaUinaeem Vulgata. — 4 = reiniee >'■ nmeyer . 5 Wegen der Schreibung ei vgl. Braune Ahd. Gramm.2 § 26 Anm. 4. 'i J scheint nachgetragen (Steinmeyer). 230 Huhn, gallus. 336 d. herbam exsceleratam : Rotul. comit. de Mülinen Bern. Z. IM, hanin uuoz exscelerata : Rotul. com. de Mülinen Bern, gallicrus: Gll. Salom. a 1. gallicrus : Apuleii de medicam. herbarum liber XLV z. 1: cod. Londin. Harl. 4986, 15b. 16a. brennekrut vel hanenfüz : Umordn. H. S. II, 15. H. S. IV, 7: cod. Turic. C 58, 98a. hanenkamb (Pflanzenname): haninchamp heraclea : Apuleii de medicam. herbarum liber LXXII: cod. Londin. Harl. 4986, 24a. Gll. Salom. a 1. d. hanencanp crista : Prudent. Psych. 117 : cod. Vatican. Reg. 469 f. 47b. Xrista: Rotul. com. de Mülinen Bern. cod. Vindob. 2400, 127 a. Glm. 2612, 91b. hana erat 'Krähen des Hahns; Zeit dieses Krähens': zi hana- crati Tatian 147, 7. hanachrdt pullorum cantum : Tobias 8, 11 : cod. Vindob. 2723, 64 a, cod. Vindob. 2732, 74b, Clm. 19440, 327, Clm. 18140, 87b, cod. Gotvvic. 103. 74a, hancret: Clm. 22201, 246e, hane- chrat: Clm. 13002, 225 b. gallicinium : cod. Cheltenham. 7087, 143 b. gallicinium : H. S. XI a 2. hanavvurz, hanenwurz (Pflanzenname): hanenivrz pulpedo1: cod. Vindob. 2400, 128 b, Clm. 2612, 93a, cod. Bern. 722, 1, 2 a gallipes. ( gallicrvs: cod. Vindob. 2400, 127a. exscelerata: cod. Vin- dob. 10, 337 c. Rotul. com. de Mülinen Bern, brennewrz. t hanembz herba scelerata: H. S. IV, 7, brennkvrz. t haneivz: Clm. 2612. H7a. Alles was sich über die Geschichte des Haushahns er- mitteln läßt, deutet darauf, daß die Indogermanen während ihres Zusammenlebens den Yogel noch nicht gezähmt hatten, sondern daß er bei den einzelnen Völkern zu sehr verschiedenen Zeiten eingeführt ist. Über die Gründe, welche die Zähmung des wilden Bankivahahns (gallus ferrugineus) zunächst bewirkten, sind die Meinungen sehr geteilt. Hahn Haustiere S. 299 ff. betont dabei die Eolle des Yogels in Kampfspielen und als Zeitverkündiger; erst allmählich im Laufe seines Zusammen- lebens mit dem Menschen habe man gelernt, den Haushahn auch als Nutzvogel zu schätzen. Vgl. auch Schrader Reallexikon S. 322ff. Über die älteste Geschichte des Haushahns bei den Ger- manen geben uns keine historischen Quellen Aufschluß, und aus der Sprachgeschichte kann man ebenfalls keine sicheren Anhaltspunkte gewinnen. Die germanischen Sprachen benennen ihn mit einem gemeinsamen Namen: ahd. asächs. hano, mhd. mnd. 1 Das Wort scheint aus polipodium zu pulli pedem umgedeutet (Steinmeyen. Huhn. gallUS. tnndl. hatte, imdL Äoan, ags. hrnm. afries. hona, got hana, anord. /icftti. dän. schwed. hane. Daneben findet -ich als kommune Bezeichnung ein ablautender neutraler 09-Stamm NA4nt2 im ahd. ftuoti (Plur. -in nilid. ////o//. asächs. mnd. hön, tnndl ondL /*<*?>*, anord. //«//>-. äjbm, aus der Pluralfonn hJti(i)sn entstanden (Noreen Anord. Gramm.1 §§ 239, I und 250), dän. htm*. schwed. höns und mit derselben Vokalstufe die Femininbildung hdniön im anord. hünn. dän. tane, schwed. höna1. Der germanische Name hanan- i>r schon bei Ihre mit lat auwtf "singen' zusammengestellt and als •Sänger* gedeutet8; derselbe stamm \&i noch vorhanden im lat gaüiciniwn 'Hahnengesang' und wie man allgemein annimmt im griech. n.i-Kav6c 'Hahn' (d. h. Frühsänger) in der Sesychg )]i-kuv6c. aXeKTpuLÜv. Auch in anderen Sprachen Lassen die Namen des Hahns die Auffassung als 'Sänger* oder 'Rufer' zu, so MLgaidys zu giedöti 'singen'. Aiw.pietlü zu peti 'singen', alban. h zu kendöri 'singen', vgl. Schrader a. a. 0. S. 323. Unwahr- scheinlich ist dagegen die Annahme, daß auch lat. ckvttia 'Storch' verwandt wäre und mit der germ. Lautstufe *hdn-iz sich ver- gleichen ließe. Die finnischen Volker haben den germanischen Vogelnamen in der Maskulinbildung als hana übernommen; das Lehnwort wird jedoch nicht vom Kahn, sondern von der Henne oder als Kollektiv um gebraucht Mit der zunehmenden Hühnerzucht, welch.' die germa- nischen Völker in größerer Ausdehnung erst eine dritte Ablauts erblickte, erklärt er neuerdings in der Ältschwed. Gramm. §174 durch Be- einflussung des mittelniederdeutschen Femininums kenne. ■1 Die zweite bei Ihre Glossar. Suiogothicum (1769 1 ebene Etymologie, wonach der Vogelname *hanan: */>ön-i? auf deu im Nordis idenen Pronominalformen han Vr\ hon 'sie' beruht, scheitert schon an lautlichen Hindernissen. 3 Vgl. Schrader a. a. 0. 232 Huhn, gallus. werden und in vielen Fällen eine deutliche Beziehung zum Naturlaut des Vogels aufweisen. Manche von diesen Ausdrücken — sogar die allermeisten — gehören in den Bereich der Kindersprache und entziehen sich den Gesetzen, die der Sprach- forscher sonst in der Sprachentwickelung beobachtet. Bereits in den altgermanischen Idiomen begegnet man außer dem alten Namen des Haushahns einer synonymen Be- nennung onomatopoietischer Natur: ags. cocc, älter -nndl. cocke, anord. kokr (nur einmal belegt) > dän. kok, schwed. dial. kokk. Im Angelsächsischen weicht das alte Wort hana vor der Neu- bildung zurück, die sich als mittelengl. neuengl. cock fortsetzt. Das früheste Zeugnis des germanischen Namens ist saalfränkisches coccus in der Lex Salica. Darauf beruht wahrscheinlich auch frz. cöq\ doch ist hier wie in finn. kukko, akslav. kokotü u. a. die Möglichkeit einer selbständigen Neubildung nicht ausge- schlossen. — Wie im Englischen der gemeingermanische Name des Hahns verdrängt wurde, so ist er in Skandinavien in manchen Mundarten verloren gegangen. In schwedischen Dialekten finden sich dafür die Neubildungen kokk, tocke u. a., in der Schrift- sprache ist tupp das übliche Wort, während haue selten ist. Einen analogen Entwicklungsgang kann man auch in Deutschland beobachten. Hier ist das Wort Hahn in ober- deutschen Mundarten fast vollständig außer Gebrauch gekommen, und an die Stelle sind lautbildende Ausdrücke getreten, die weit in das mitteldeutsche Sprachgebiet eingreifen: bair. Gockel(han), Göcker, Gilker, Gückel1, Schwab. Gockler, Schweiz. Güggel(han), Gifgelhan2, elsäss. Gockel, Guckel(han), Gückel, Gogaiz, pfälz. Gockel, Gickelhahn*, hess. Gickel(han)b , schmalkald. Gückel», thüring. GückelQiahn), Gikelß, schles. GickeV. In der niederdeutschen Mundart von Göttingen und Grubenhagen ist Kükelhän* die übliche Lautform; schon im Mittelniederdeutschen kukelhän. — In der älteren Überlieferung lassen sich diese Namen nicht weit zurück verfolgen. Für Gugelhan hat Lexer9 einen Beleg 1 Schmeller-Frommann I, 885. 2 Staub-Tobler II, 192. 1307. — 3 Martin-Lienhart I, 203. 206. 340. 4 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 8.-5 Vilmar 126. 6 Hertel 111. — 7 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 27. 8 Schambach 115. — 9 Mhd. Wb. I, 1114. Huhn, gallos. 233 aus «Ich spätmittelhochdeutschen Weistümern; im Kl. Jh. Oüggd bei Gesner (1555) 8. 380, später Ouglar1 in einem oberechwäb. Liede aus dem Jahre L633 usw. Außer diesen Lautbildenden Gtockelnamen werden stellen- ireise Namensformen angewendet, deren elementare Bildungs- weise dem Natuiiaut noch näher steht und die Herkunft aus der Kindersprache ganz deutlich verrät, vgLelsäss. Qigetigig* (in Straßburg), Gigkerigki* m. in Tirol, Kukeriku, Kukerikiwn* m. (frz. oocorico) in Luxemburg, Kückerükü* in Altmark, Bachs. Kir/,rriluftir' (in Leipzig), Kikerhan1 in Thüringen (Altenburg), Qüggehü* in der Schweiz. Einige ältere Belege für diese Art von Eahnennamen geben Grimms Wb. V, 2520 und Kluge Et Wb.6 S. 205. Die Interpretation des Rufes, die in den Namen zum Vorschein kommt, ist auch in anderen Sprachen annähernd gleich und daher auch die darauf beruhenden onomatopoietischen Benennungen. In einzelnen Fällen ist es deshalb schwer zu entscheiden, ob die Übereinstimmung des Lautkörpers in ver- schiedenen Sprachen aus spontaner Bildung oder Entlehnung zu erklären ist. Für schles. Goksch, Göksch9 und siebenbürg.- sächs. Kokesch 10 ist jedenfalls slavischer Ursprung (czech. kokos) anzunehmen. Von dem gewöhnlichen Typus onomatopoietischer Hahnen- namen weicht Schweiz. GM11 (bei Gesner Hist. avium S. 380) ab; der Ausdruck beruht jedoch wahrscheinlich auch auf ono- matopoietischer Nachbildung bezw. dem Lockruf gegen den Hahn, ebenso wiedie heute üblichen Formen Gulli und Guttigü11 in der Schweiz, Gulli, Guller12 im Elsaß. Das weibliche Huhn wurde in den altwestgermanischen Sprachen durch die Bildung *hanjo, welche von *hanan ab- J Frommann D. Mundarten IV, 98. 2 Martin-Lienhart I, 203. — 3 Frommann D. Mundarten V, 434. i Wb. d. Luxemburg. Mundart 253. — 5 Danneil 119, ti Albrecht Die Leipziger Mundart S. 146. 7 Hertel 111. — 8 Staub-Tobler !1. L92. 9 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 28. 10 Frommann D. Mundarten V. 35. 11 Andere Belege aus älterer Zeit bei Staub-Tobler 11,220; II. 221. 12 Martin-Lienhart 1. 212. 234- Huhn, galius. geleitet war, benannt : ahd. henna, inhd. mnd. mndl. kenne, nndl. hen, ags. kenn, nie. ne. 7i^n. In dem nordischen Sprach- zweige wurde das femin. Jo-Suffix an die Bezeichnung des Kollektivums angefügt, s. oben S. 231. Diese femininen Bildungen haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten, dagegen ist die mittels des femininen zw/o-Suffixes gebildete althochdeutsche Namensform henin früh ausgestorben. Zur Bezeichnung des jungen Huhns gab es in den altwest- germanischen Dialekten eine Bildung *kiuk-ina-, die im ags. cijcen (woraus engl, ducken), mnd. küken, mndl. kieken, kuken, nndl. kicken vorliegt. Der nordische Sprachzweig bewahrt denselben Stamm, aber anstatt des deminutiven wa-Suffixes erscheint hier das Suffix -linga: anord. kjuklingr, schwed. kyckling, nor- weg. dial. kjiikling, dän. kijlling. Ob hier alter Ablaut mit *kok- 'Hahn' vorliegt, wie man annimmt, ist zweifelhaft. Wenn nämlich wirklich die Zähmung des Haushuhns in so späte Zeit verfällt, wie Schrader u. a. sie ansetzen, so erscheint eine Deminutiv- bildung mit Ablaut sehr befremdend. Wahrscheinlich ist der Stamm *kßtk- eine direkte Nachbildung des Naturlauts beim jungen Huhn, wie *kok- dies beim Hahn ist. Eine spezifisch hochdeutsche Benennung für das Küchlein ist ahd. huoni(n)kli(n), das mit dem gehäuften Deminutivsuffix in- kilina- gebildet ist. Heute ist der Ausdruck in westmitteldeutschen Mundarten heimisch. Im Osten und Norden grenzt er an das ndd. Synonymon Küken1 (in Göttingen und Grubenhagen und Altmark), das in der mitteldeutschen Lautform Küchen2 (Kichen) in Thüringen verbreitet ist. Im ganzen westlichen und südlichen Hessen ist Hinket* nicht allein die Benennung des Küchleins, sondern auch des Huhns; das Wort erstreckt sich im Westen als Henkel, Hinket* n. nach Luxemburg und Hönketchen* nach der Eifel, südlich davon Hinket'0 eHuhn5 in der Pfalz und Hünkel6 in den Kreisen Zabern und Hagenau des nördlichen I S( hambach 115, Danneil 119. — 2 Hertel 149. — 3 Vilmar 170. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 177. 181. 5 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 7. 6 Martin-Lienhart 1, S4ß. Huhn, gallo 386 Elsaß. Weiter südlich im Elsaß1 und in der ganzen Schweiz1 herrscht die Deminutivform Hüenle resp, Hüen{dJ/ti. In den Mundarten kann man für die Bezeichnungen dei Henne und des Küchleins sowie des Kollektivums dieselbe Be obachtung machen wie bei den Elahnennamen : es treten Neu- bildungen an die Stelle der altüberlieferten Ausdrücke. Teils sind auch diese onomatopoietischer Natur, zum größten Teil beruhen sie aber auf dem Lockruf, der in der betreffenden ml für das Eausgeflügel üblich ist In Grimms Wb. Vü, 2211 ist ein solcher Lockruf aus Roths Dici (1571) belegt : pul ein Worte] damit man den hanlein lockt. Nach Fischer Schwab. Wh. I, L512 werden die Hühner in Schwahen mit hu/r gelockt; das kleine Huhn wird das Puüeifl genannt (S. 1514). In Tirol und Kumten ist Palle3 f. die Be- zeichnung für die Henne. Wahrscheinlich beruht dieser Lockruf ursprünglich auf frz. poule 'Henne' (lat. puüus)] daher auch Luxemburg, die PdU4 (hoüäiid. poelje) 'junge Henne'. In Schweden ist pull ebenfalls der Laut, mit dem man die Hühner lockt, und Hennen und Küchlein werden allgemein pull oder puüa* genannt Ein anderer Lockruf ist put, der nach Adelung (1777) III. 1184 im gemeinen Leben gebraucht wird, um die Hühner, besonders aber die Truthühner und deren Jungen, zu locken. Daher heißen — wie Adelung angibt — in einigen Gegenden, besonders in der Kindersprache alle Hühner, besonders junge Hühner Puttel, Puttchen, Puthühnchen ; bereits im 16. Jh. put- hünelein bei Mathesius Sarepta (1562) S. 227b. In Übereinstimmung damit verzeichnet Frischbier Wb. II, 194 aus Preußen Put, Pütt, Putte als Name und Lockruf für Küchlein und Huhn und Putthahn, Putthuhn als Kinderwort im Sinne von Hahn und Huhn überhaupt. Auch in Sachsen und Schlesien gilt derselbe Lockruf für Hühner (und Tauben); in Leipzig heißen diese I in i\<'\- Kindersprache Puühühner, Putttauheu w\v\ Buä- 1 Martin-Lienhart [,346. 2 Staub-Tobler II. I".7l 3 Schöpl hl. S. 619, Lexer Kämt. Wh. 5 I \VI». (I. Luxemburg. Mundart :ü 1 .*) Vgl. Rietz Svenski dialektlexicon S. 512b. 236 Huhn, gallus. chen\ in Schlesien ist Putte2 f. der Name für die Henne, in Thüringen (Nordhausen) Puttküchen'1 die Bezeichnung des jungen Huhns. Auch in Niederdeutschland sind diese Ausdrücke ver- breitet; Danneil (Wb. S. 164) gibt den Lockruf put mit langem Vokal und verzeichnet die darauf beruhenden Worte Putchen, Patlwner als Bezeichnung für Hühner, dagegen Pitjn, Pittkn, PUX für eine junge noch nicht ausgewachsene Henne. — Un- gefähr derselbe Lautkörper wie in den letztgenannten Ausdrücken erscheint auch im elsäss. Bittele'0 n. 'Huhn'. Ein anderes elsäs- sisches Synonynion ist das Bippele oder das Bippi* eHuhn und Küchlein', in der Schweiz Bibi 7 eHuhn oder Taube', in Schwaben Biberlein 8 'junges Hühnchen, Gänschen, Entchen' (Lockruf bibi)\ in Steiermark die Biberl oder die Piperl 'Hernie', das Piperl 9 'kleines Huhn'. — Nach Ünger-Khuli Wortsch. S. 180 lockt man in Steiermark die Hühner u. a. mit Duckl Duckl Als tack tuck ist der Lockruf in Niederdeutschland weit ver- breitet ; daher heißen die Hühnchen in der westfälischen Kinder- sprache Tuckhainken oder Tücksken 10. In Altmark wird nur der Hahn mit tuck tuck gerufen und Tuckhöncken ll genannt, während wieder tick tick der Lockruf und Tickhon11 der Name für das Huhn, Tickelkn11 für das Küchlein ist. Auch in Luxemburg werden die Hühner mit dik dik gerufen und die Küchlein als Dikdik m. oder Dickelchen12 bezeichnet; vgl. noch schwed. tickaxz als Lockruf und Name für das Huhn. Aus Göttingen und Grubenhagen teilt Schambach Wb. S. 236 f. außer tuck tuck noch den Lockruf tut tut mit: im Ostfriesischen ist Tut oder Tütje1* die Bezeichnung für das Küchlein. Nach Albrecht Die Leipziger Mundart S. 200 kommt in Halle a./S. der Lockruf srhipp vor, und dementsprechend werden die Küchlein in Leipzig Schippchen genannt. Dieser Typus läßt 1 Albrecht Die Leipziger Mundart S. 187. 2 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 74. 3 Hertel 149. — 4 Danneil 156. — 5 Martin-Lienhart II. 116. <; Martin-Lienhart II, 69. — 7 Staub-Tobler IV, 911. 8 Fischer I, 1092. — 9 Unger-Khull 81. — 10 Woeste 276. 11 Danneil 223. — 12 Wb. d. Luxemburg. Mundart 62. 13 Rietz Svenskt dialektlexicon S. 743. 14 Jb. f. ndd. Spracht. XI, 113. Huhn, {alias. Biofa aber noch weiter verfolgen. Auch in Luxemburg heißt das Küchlein Schippchen1, in Steinbach (Elsaß) Tschüpperle*, in Ost« preußen der Schipeer1 (dazu whipeen vom Laut'' der Küchlein). Schwäbische Lockworte Bind du dis oder dt de und auf diesen beruhen Distelein "Huhn*, Deis$U4n: Didelein4 "junges lliilui'. Bin weiteres Synonymen ist Buttelein n. (Büttel "Gluck- henne', Butie "junge Ente'), womit Fischer Wo. I. L662 den Lockruf hu.di. wudi (gegen Gtötnse) vergleicht [n Untersteiermari werden Eühner mit pudl6 gelockt, andere steirische Lockrufe sind Haugerib) /Vsr/7 \ Wuserl*; dazu wuseln 'winseln', Wuterl u. 'kürz- lich ausgeschlüpftes Eühnchen*, Woteerl6 "Hühnchen', woieeln "jammern, winseln'. — In Tirol heißt »las Küchlein auch Pi engl, capon) bei Aelfric ums Jahr 1000 (AVright-Wülcker I, 132 32- 34 und 286 32) bezeugt. In ein- zelnen Mundarten kommt heute die Namensform Kapphahn1 vor, die im 13./14. Jh. in Ahd. Gll. I, 605 13 als cappan erscheint Man hat wohl darin nicht eine Verdeutlichung des mhd. kappe, sondern vielmehr eine Urndeutung von kapün im Anschluß an Hahn {Fashahn usw.) zu sehen. Auf mhd. kappe (daraus kappen 'verschneiden'), welches noch in der älteren nhd. Literatur öfters begegnet, beruht wohl bair. Kopp(e) (in Ostermanns Vocab. (1591) S. 322 Koppe, in Bracks Vocab. v.J. 1495 S. 49 b kophan\ kämt. und tirol. Kopp2 (nicht nur vom verschnittenen Hahn, sondern überhaupt vom Haushahn). Einheimische Bildungen für den Kapaun sind Hahnrei (vgl. Kluge Et. AVb.6 S. 157), ostfries. Hän- rüne (Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111). — In Mittelsteiermark heißt das verschnittene Huhn Polakel n. = schwäb. Polläcklen n. (d. h. Pole). Bei Unger-Khull Steir. Wortsch. S. 101 und Fischer Schwäb. Wb. 1, 1270 wird der Ausdruck als Umdeutung aus frz. poularde gedeutet. Im Gegensatz zum verschnittenen Hahn hieß der Zuchthahn im Althochdeutschen reithano (id reithbno gallus gallinatius: Esaias 1 Vgl. Albrecht Die Leipziger Mundart S. 143, Frischbier I. 335, Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2; Diefenbach Glossar. S. 97c und 256 c. 2 Frommann D. Mundarten IV, 55, Lexer Kämt. Wb. S. 164. Huhn. gallos. 22, IT: cod. Vindob. 751, 133a). Der Name beruht an! einer Ablautsstufe des Verbums ritan "reiten*, die z. B. im ag rdd 'das Eleiten', rdd-cnehi 'Reitknecht' vorhanden ist, und zeigt, daß dieses Verbum bereits in althochdeutscher Zeil in dem Über- tragenen Sinne "betreten' gebraucht wurde; vtfL auch mhd reU- ohee "ZuchtBtier', reüviht luselvieh'. Pur die alten Hennen, welche brüten oder bereits Köchlein haben, ist die Benennung Bruthenne schon im Althochdeutschen bezeugt: bruothenna fouenis: GM. Salomon al. Nach den gluck- senden Lauten, welche diese V'ögp] ausstoßen, aennt man sie Gluckhenne "der Qlucke (zu mhd. glucken 'gracillare*) ; zuerst Iduck in einer Urkunde von Mosbach aus dem Jahre L409 in Mnnes Zeitschrift EU, 409, Khaken in Ryffs Kerb. Alberti 1 15 i.")) s. X 6b, Gluggeren bei Gesner (1555) s. i ]."». Kluckhennen bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 8b. Heute Glucke1 in Hessen und Thüringen, Klncke2 in Preußen, Kluck3 in Alt- mark und Luxemburg, Kluckhenne in Becklinghausen4, Gluck- (henn), Gluckeret, Gluxeri* im Elsaß, Glutsch{henni)6 in Tirol. Ein synonymer Ausdruck ist Lei kenne bei Longolius üial. de avibus (1544), das im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 571 als Leghenn belegt ist ; heute Legghenne oder Leggeri 7 f. in der Schweiz, ndd. Legghenne* in Kecklinghausen, Leggehaun* in Göttingen und Grubenhagen. — In Steiermark wird die Henne mit Küchlein Hähnlhenne9 oder Hühnerhenne-* genannt: die Henne, welche zum ersten Mal Eier legt, heißt das Jarzd* (d. h. wnhl eigtL Mas ein Jahr alte Huhn'). Im Gegensatz zu den alten Hennen weiden die jungen, welche ein Jahr alt sind und noch nicht brüten, bei Eher und Peucer Vocab. (1552) S. 8b Mertzhennen, im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 571 Junghenn genannt. 1 Vilmar 130, Hertel L07. — 2 Frischbier [,382 3 Danih'il L06, Wh. .1. Luxemburg. Mundart 231. i Korrespondeuzbl. f. ndd. Spracht XYll. 5. 5 Martin-Lienharl I, 258. 264 3*1. 6 Frommann 1). Mundart« n V, !^7 7 Staub-Tobler II, 1313. m, 1195. 8 Schambach 120. - 9 Ünger-Khull 321. 368 240 Huhn, gallus. Die etwas auffällig klingende ahd. Benennung bruotkappo d. h. Brutkapaun (bruotkappo fotor: Gll. Salorn. a 1) erklärt sich aus der Sitte, junge Hühner von verschnitteneu Hähnen pflegen zu lassen. Davon erzählt Albertus Magnus in seinem Buche De animalibus : "Gallus gallinatius eft castratus et effemi- natus. . . gallinatius depilatus pectore et ventre et vrticis fricatur paruulos poftea fouet pulliculos tactu fuam ad prurientem carneui delectatus : cum ita delectatus allectus fuerit femper poftea pullos diligit et fouet et pascit et ducit et hoc iam expertum vidi et miratus funr". Die mittelhochdeutschen Rechtsaltertümer und Weistümer zeigen, welche Bedeutung die Hühnerzucht zu dieser Zeit bereits bekommen hatte; außer den Termini für Abgabehühner wie rouchhuon. järhuon, vogeihuon usw. begegnen hier auch die Aus- drücke gaterhenne (die bereits auf das Gatter fliegen kann), stadelhenne (die in der Scheune gehalten wird), grashenne (die mit Gras gefüttert wird), hupfhan (Hüpfhahn). In Dialog.de avibus (1544) S. C 4a erwähnt Gybertus Lon- golius zwei Spielarten des Haushuhns : eine Art Riesenhühner mit glänzendem Gefieder und hohen Füßen, im gewöhnlichen Leben "Lombartfche honer 1 (Longobardicos)" genannt, und Zwerghühner mit kurzen Füßen und kriechendem Gang, welche mehr hinkend als gehend sich fortbewegen. Der Name Kriel, den Longolius für diese Art gebraucht und den Junius Nomenciator (1581) S. 56b in der Form Krielt ausdrücklich als niederrheinisches Wort be- zeichnet, ist identisch mit ndl. kriel 'kurzer, dicker Mensch' (vgl. krielen 'kriechen'). Ein synonymer Ausdruck bei Junius ist Kriephenneken (d. h. Kriechhenne), bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 372 Kruphöneken, westiaLKrüperhaünken2, in Mecklen- burg und Altmark Krüphön 3, preuß. Krupfhiihn 4 (vgl. krupfen in Grimms Wb. Y, 2471). — Gesner Hist. avium (1555) S. 381 kennt für die Zwerghühner den Namen Erdhennle, der auf das Kriechen des Vogels auf der Erde hinweist. Das Synonymon 1 Auch bei Ostermann Vocab. (1591) S. 822: "Die grolle Well'che / oder Lombardifche Hannen / wie mans bey uns nennet". 2 Woeste 147. — 3 Schiller Zum Tierbuche III. 14, Danneil 119. 4 Frischbier I, 487. Huhn, gallus. !4J DdsehünU a.a.O. wird bei Staub-Tobler Id. II. L377 mit Bchweia . // 'leise gehen* verglichen, Aus seine!' 1 1 < - i 1 1 1 ;i t erwähnt Gesner den A 08(1 i'i ich Schott" .. der vielleicht als 'schottische Senne' aufzufassen ist; die in Grimms Wo. IX. Lß09 ausgesprochene Vermutung, daß das Wort eigentlich 'Schutthenne' sei. \si nichl richtig. In der Bifeler Mundart werden die schwanzlosen Bühner Schothün1, in der Pfalz und in Nassau Schottert9 genannt; in Luxemburg heißen hdd-äsch oder Schröd-dsch* (zu Schrei 'abgeschnittenes Stück*). Diese Yarietäl der Hühner4 scheint besonders volkstümlic worden zu sein, nach den zahlreichen Lokalnamen zu urteilen, welche die Mundarten aufweisen. Preußische Dialektnamen sind Kluthahn (Reyger Verbess. Eist der Vögel (1760) 8. 115), Klüt- ch und Klüteb f. (= ndd. KliUc 'Klumpen'). Weiter verbreitet ist der Ausdruck Kaidarsch = ndd. Külnärsch, Kull{ern)drsch "der Kulhh) (vgl. Kaut, Kuller usw. 'Kugel'), der in Preußen5, Schlesien r* und Sachsen7 üblich ist und in der Form Kuliarsch in Hessen, K u Harsch s in Thüringen, Keilarsdi in Baiern vor- kommt Andere Synonyma sind Buttaars 9 (zu ndd. butt eplump*) in Holstein, Bollärs l0 (zu boll 'stumpf, abgerundet') in Mecklen- burg und Lübeck, Butterarsch u (von der dotterartigen runden Form) in Thüringen, Stüppken12 (zu stupp 'stumpf) in West- falen Stüphaun1* in Göttingen und Grubenhagen, Stumpf- wadd14 (d. h. Stumpfschwanz) im Elsaß, Mutz15 f. (vgl. Mutz m. 'überhaupt etwas Verschnittenes, Tier ohne Schwanz') in Thüringen (Nordhausen), im Elsaß und in der Schweiz neben Mutdiuen. Guggdtnutz1* '»der Muttihuen, Muttigockel15. In den letzterwähnten 1 Frommann 1). Mundarten VI, 19. 2 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 8, Kehrein s. v. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 393. 398. I Hahn Haustiere S. 296. — 5 Frischbier I. 348. 385. 6 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. b*. 42. 7 Albrecht Die Leipziger Mundart S. 144. — 8 Hertel 150. 9 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht". XVII. 2. 10 Schiller Zum Tierbuche III, U, Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI. 82. — 11 Hertel 87. — 12 Woeste 261. — 13 Schambach 216. 1 i Martm-I. umhart 11.789. 15 Hertel 170. Martin-Lienhart [,206.744, Staub-Tobler II. 1375. Suolahti, Vogelnumen. 1^ 242 Truthuhn, meleagris gallopavo. Landstrichen und auf schwäbischem Sprachgebiet heißen die schwanzlosen Hühner auch Burz, Bürzel, Burzhenne, Borzhuen l usw. (vgl. borzen 'hinten ausstehen*). Bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 269 wird außer den Kiesenhühnern oder Welschen Hennen {groß ivelfch kennen bei Gresner) als Abart des Haushuhns die wollechte Henne oder Turchifche Henne genannt; dieselbe Yarietät wird von Klein Hist. av. prodr. (1750) als ecdie straubige Henne mit verkehrten Federn" erwähnt, In Preußen nennt man sie Kraushuhn2 oder Straubhuhn2, in der Sclnveiz Strübhuen3. Hühner mit stark befiederten Füßen heißen im Elsaß Feder- fuess* oder Basterdhuen (Batscher) 4, eine andere Spielart, deren Federbekleidung am Kopfe besonders entwickelt ist, wird Kobel- huen~°, in der Schweiz auch Huppihuen, Schupenhuen'0 (= Schopf- huhn) genannt. Truthuhn, meleagris gallopavo. Über die Herkunft des Truthuhns findet man in der wissen- schaftlichen Literatur der vergangenen Jahrhunderte verschiedene Vermutungen und Behauptungen. Heutzutage herrscht nur eine Meinung darüber, daß die Heimat des Yogels in der neuen Welt ist, wo er in wildem Zustande die Landstrecke von Nord- und Ost-Amerika bis Mexiko bewohnt. Wie lange Zeit nach der Entdeckung von Amerika noch verstrich, bevor man anfing, Trut- hühner nach Europa einzuführen, ist nicht ganz genau fest- gestellt worden. Conrad de Heresbach gibt in De re rustica (1595) IV, 621 und 640 f. an, daß die Yögel vor 1530 unbekannt gewesen seien und diese Jahreszahl wird auch von Hahn Haus- tiere S. 328 als ungefährer Terminus für den Import nach Europa in Anspruch genommen. Nach Deutschland wäre das Truthuhn — wie in Brehms Tierleben (Yögel) II3, 612 angegeben wird — um das Jahr 1534 eingeführt worden. Diese Zahl ist jedoch zu spät angesetzt. Denn in dem Gedichte "Das Regiment der anderhalb hundert vögel", das im September des Jahres 1531 1 Staub-Tobler II, 1376, Martin-Lienhart I, 346. 2 Frischbier I, 425. — 3 Staub-Tobler II, 1377. 4 Martin-Lienhart I, 151. II, 109. 123. 5 Martin-Lienhart 1,346. Staub-Tobler II. 1374. 1376. Truthuhn, meleagris gallopavo gedichtet ist, läßt II.ni> Sachs bereit sin indianisch kenn und hun (V. 212), d. li. einen Truthahn and eine Trathenne, auf- treten. Durch dieses früheste Zeugnis für das Vorkommen des eis m Europa wird seine Einfuhrung in die zwanziger Jahre des 16. Jhs. hinaufgerückt. In der wissenschaftlichen Literatur findet man die erste Nachrichl von Truthühnern in Deutschland bei Turner in Avium liist. (1544) S. El I ;i. wo ganz kurz die \ erwähnt werden, welche einige "pauones tndicos" nennen. In dem- selben Jahre, in dem Turners Buch erschien, schildert auch Gy- bertus Longolius im Dialogus de avibus einen Truthahn, welchen er in der Sammlung des Kurfürsten von Köln gesehen habe und der "pauo Indicus" genannt werde. G-esner gibt im Vogel- buche (1555) S. H)l eine Abbildung von dem Truthuhn, seine Beschreibung stützt er aber lediglich auf die Aussagen von Longolius und Gyllius1. Eine Anzahl Benennungen, welch»' Gtesner aus verschiedenen Sprachen zusammengestellt hat, benennen alle den Vogel als 'das indische Huhn': ital. gattina d'India. span. pauon de las Indias, frz. poule d'Inde, engl, a kok of lüde, deutsch ein Indianifch oder KaJekuttifch I oder Welfch hün. Dieser weitverbreitete Ausdruck für den amerikanischen Vogel hat nicht wenig zu der Verwirrung beigetragen, welche früher in der Heimatfrago herrschte. Er läßt sich einfach aus dem [Jmstande erklären, daß man gewohnt war, die fremden Dinge, welche die Schiffe nach heimischen Häfen brachten, als indisch (bezw. ka- lekuttisch) zu betrachten. Überhaupt sind die volkstümlichen Namen, welche fremde Vögel nach ihrer Heimat benennen, nicht genau; gewöhnlich faßt man sie als indische "der türkische auf. In din\ .Mundarten sind die Ausdruck" Kalekuiischet Hahn oder Indianischer Hahn vielfach vereinfacht und umgebildet worden. Bereits der holländische Beleg Calkoenfc/te Heime bei Junius Nomenciator (1581 1 S. 57a, wo das Adjektiv auf Kalk{utsch) Hoen (nndl. kalkoen) zurückgeht, zeigt, daß der Name unver- ständlich geworden war. Nach Popowitsch Versuch (1780) 8. 579 "fprechen die Niederfachsen und Dänemarker KdUcun". In dieser I Es mag hier bemerk! werden, daß & V isser des S1 Vogelbachs (1554 . der eine Anzahl verschiedene] Hühner aufzählt, die Truthühner noch nicht nennt. L6* 244 Truthuhn, meleagris gallopavo. Form erscheint der Name noch im Ostfriesischen 1 und in Preußen2, daneben hier auch Kalkaun2; schwed. kalkon, russ. kalkunü, lit. kcdkunas aus dem Niederländischen. In Mecklenburg und Lübeck ist hieraus durch weitere Vereinfachung Kun, Kimhan3 ge- worden. — Andere Varianten gingen aus der Namensform Calecuter, die bei Klein Hist. av. prodr. (1750) S. 112 bezeugt ist, hervor; im Ostfriesischen Küfer ±, schles. Gauderhahn5, schwäb. Kurier, Kutter, tirol. Gauder 6. Adelung verzeichnet im Wb. I, 11 66 f. neben der Form Calecut auch den Ausdruck Kutschhuhn (aus Kalekutschhuhn). Auf dem Ausdruck Indianisches) Huhn beruht Janischhuhn 7 n. in Steiermark, daneben auch nur der Janisch 7 ; in Österreich das Indiana. In der bereits genannten Glosse von Junius wird die synonyme Benennung Turckifche Henne (vgl. engl, turkeij) an- geführt, danach Kalekuttifclie I Turckifche Henne in Sibers Gemma (1579) S. 41; der Ausdruck Türkifche Hühner ist Adelung ge- läufig und Popowitsch kennt ihn aus der Lausitz. Nach dem letztgenannten Gewährsmann nennt man den Vogel in Regens- burg Zitränisfch, in Franken Wdlfches Hun\ auch in der Pfalz Welschhahn9, im Elsaß Welschhuhn und Welschgidler 10 '. — In Steiermark heißt der Vogel auch Windischspatz, ivindischer Spatz11 (wendischer Spatz) ; wahrscheinlich ist jedoch windisch aus indisch umgebildet. Der luxemburgische Ausdruck ist Mierhong1'2 f. (d. h. Meerhuhn, überseeisches Huhn) = frz. dindon de meru. Den heute in der Schriftsprache geltenden Namen des Vogels bezeugt Weise Erznarren (1673) S. 202 : "wie einem Calecutifchen Hahn, oder wie man das Wildpret auff hoch 1 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. — 2 Frischbier I, 329. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83 und Schiller Zum Tier- buche III, 17. — 4 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. 5 Mitteilungen der schles. Gesellschaft für Volkskunde Heft XIX, 84. 6 Frommann D. Mundarten IV, 54 und V, 344. 7 Unger-Kliull 363. — 8 Popowitsch Versuch (1780) S. 579. 9 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 8. 10 Martin-Lienhart I, 213. 34-1. 346. — 11 Unger-Khull 635. 12 Wb. d. Luxemburg. Mundart 284. 13 Rolland Faune populaire II, 344. Truthuhn, meleagrit gallopavo. Teutsch nennet, einem Truthahn". In der Verbess. Eist der \ (1760) S. L16 führt ßeyger Truthuhn unter anderen Synonyma an. Nach Adelung IV, 1094 (1780) ist -der Nähme Trut eine un- mittelbare Nachahmung des eigentümlichen Lautes, welchen die Thiere von sich geben, wenn sie ihre Jungen locken, daher man diefe im gemeinen Leben trut trut zu locken pflegt". Pur matopoieüschen Charakter des Ausdrucks scheinen die Varianten Orutte1 (in Oberdeutschland), Schruuthahn, Schrunthahn1 (in Niedersachsen), die Schrate* in Westfalen zu sprechen. Lautbildende Synonyma sind jedenfalls Kurrhahn und Kurr(e) f., von denen die letztere Namensform nach Frischbier I, 44t) in Preußen speziell die Truthenne bedeuten soll. Im 18. Jh. ist Kurve durch Klein und Reyger in Preußen be- zeugt; «las Kompositum Kürhaen* kommt schon bei Longolius Dial. de avibus (1544) S. D 3 b, Kiterhenne bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E8b vor. Ein ähnlicher Ausdruck ist Gurri* m. in der Schweiz (Zürich) ; der Lockruf auri wird auch für Gänse und Enten gebraucht. — Auf den kollernden Laut des Vogels beziehen sich noch die Namen KuUerham* (zu kullern 'kollern') in Altmark und Puran* m. (für Purhan zu puren) in Steiermark. In enger Verbindung mit Lockrufen stehen die Namen Gulli und Gullifjü 7 in der Schweiz und Buh Buli 8 im Elsaß ; in Preußen die Gull9. In diesen Zusammenhang gehört der niederdeutsche Ausdruck Pute oder Puter. Nach Popowitscfa lautet dieser Name in Hildesheim Pudhun, in Niedersachsen, Braunschweig, Magdeburg usw. Puthun, im Eichsfeldischen der Puter ; in Göttingen und Grubenhagen Pütchen10, in Preußen die Pate11. Für die Annahme H. Schröders Zs. f. d. Ph. XXXVII. Jon daß Puter aus Brahmaputer entstanden sei, gibt es keinen Anhalt, da man in der älteren Überlieferung keine Formen findet, welche auf eine solche Bezeichnung hinweisen. Als Lockruf 1 Adelung a. a. 0. — 2 Woeste 232. 3 Die Beschreibung des Vogels ist so unbestimmt, dafi man nicht recht weiß, was Longolius sich bei 'gaüus sylvestris' eigentlich denkt. 4 Staub-Tobler II. 410. — 5 Danneil 120. — 6 Unger-Khull ! 7 Staub-Tobler 11,221. - 8 Martin-Lienharl I! 9 Frischbier 1, 259. — K) Schambach 162. — 11 Frischbier II. L94 246 Truthuhn, meleagris gallopavo. ist put gegen Hühner in weiten Landstrichen nachzuweisen; Oken gibt an, daß damit auch Truthühner gelockt werden, und Schambach bezeugt den Lockruf put put in diesem Sinne aus Göttingen und Grubenhagen. Vgl. S. 235. Ebenso verhält es sich mit dem oberdeutschen Ausdruck Pipe oder Piper. Nach Popowitsch gilt Piper in Schwaben, die Pipe zu Anspach, Piphun zu Passau und in Franken ; Fischer Wb. I, 1091 schreibt die schwäbische Namensform Biber (auch Bibgöckel), Unger-Khulls Wortsch. S. 81 gibt Piperhahn aus Steiermark und in Frommanns D. Mundarten IV, 54 wird Piep als tirolischer Name verzeichnet1. In der schweizerischen und der schwäbischen Mundart ist hihi der Lockruf für Hühner, und das junge Huhn heißt daher Bitri, Biberlein usw. Vgl. S. 236. Im 16. Jh. begegnet der Ausdruck wilder han als Be- zeichnung des Truthahns bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 293, ein ivildthane bei Chytraeus Nomenciator (1582) S. 374. Der luxem- burgische Name Schnuddelhong2 n., Schnuddeli-roude-Rock2 m. gehört zu Schnuddel 'Nasenschleim' und weist auf den roten Fleischlappen, der vom Oberschnabel des Vogels herabhängt. Darauf zielt auch der Vers "Bul, Bul, Rotznas", mit dem die Kinder im Elsaß die Truthähne necken. — Nach Popowitsch wird der Truthahn bei den deutsch redenden Ungarn das Bockerl genannt. Dieser Ausdruck ist, ebenso wie das Synonymon Trutz- bock3 in Steiermark, eigentlich ein Schimpfname, der in dem leicht erregbaren und jähzornigen Wesen des Vogels seine Er- klärung findet. Schwieriger ist zu erraten, warum man ihn in Steiermark den Schustervogel3 und den Weinzerl, Weinzierl3, d. h. Winzer nennt. Unklar ist auch das steirische Synonymon Gratsch- hahn2 (vgl. siebenbürg. Kartschhuhn 4) und der tirolische Aus- druck Ghider'0 (vielleicht onomatopoietisch). Die Truthähne sollen nach Popowitsch scherzweise zu Leipzig Confiftoriah'ögel genannt worden sein, "weil diejenigen, welche in Ehefachen vor diesem Gerichte rechten, dergleichen 1 Vgl. auch Schmeller-Frommann II. 399. 2 Wb. tl. Luxemburg. Mundart 293. 3 Unger-Khull 177. 30J. 560. 628. 4 Adelung Wb. IV. 1094. — 5 Frommann D. Mundarten IV. 54. Perlhuhn, onmida melea 247 (iefchenko zu bringen pflegen". Frischbier, der im Preuß. Wb. II. 536 den Ausdruck verzeichnet, stellt ihn in Verbindung mit den [nspektionsreisen der bTonsistorialräte, denen Entenbraten vorgesetzt wurde. Perlhuhn, nti I;i melea Im Gegensatz zum Trathuhn ist das Perlhuhn ein \ der alten Welt, dessen ursprüngliche Eeimal in Afrika ist Den Römern war die gallina africana oder gallina numidica wohl bekannt und wurde von ihnen wegen des schmackhaften Fleisches sehr geschätzt Die Griechen erwähnen die \ mit dem Namen ueXeüfpiöec. Jm Mittelalter sucht man jedoch vergebens nach Notizen und Nachrichten, die sieh auf diesen Vogel bezögen; das Perlhuhn scheint verschwunden zu sein. Erst in neuerer Zeit tauchen wieder Spuren von ihm in r>uropa auf1, ftesner kennt deu Vogel von eigener Anschauung noch nicht2; das Bild und die Beschreibung desselben in Hist. avium (1555) S. 772 f. verdankt er seinem englischen Freunde Jo. Caius. Das Strassburg. Vogelb. und andere gleichzeitige Quellen aus der Mitte des 16. Jhs. wissen nichts von dem Perlhuhn. Etwas mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Erscheinen von Gesners Vogelbuch führt der Holländer Junius in seinem Nomenciator s. 56h unter den Vogelnamen die Gallina Meleagris* an und übersetzt den Ausdruck mit dem einheimischen Namen Dootshoof- deken (Totenkopf), der den kahlen scharfeckigen Schädel des Vogels charakterisiert Den Namen Perlhuhn, welcher sich auf das betüpfelte Gefieder des Vogels (lat gallina guttata) bezieht, erwähnt Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 111, darauf Keyger u.a.: ein ndd. Synonymon ist Scheckhaun* in Göttingen und Grubenhagen. Die von Nemnich Polyglottenlexicon II. 732 neben Perlhuhn, Perlin angefühlten Synonyma Guineische Henne, Afri- kanisches Huhn, Pharaonshuhn sind Übersetzungen aus gelehrten Werken. 1 Vgl. Hahn Haustiere S. 311fr. 2 Davon zeugen die Abschnitte !>•■ Meleagrid« and De Grallina Africana sive Numidica" in Historia avium S. 462 f. lallina Meleagris und Gallina Africana werden bei Junius ver- wechselt. I Schambach 182 248 Auerhuhn, tetrao urogallus. Wald- oder Rauhfußhühner, Tetraouidae. Auerhuhn, tetrao urogallus. Ahd. ürhano, ürhuon, or(re)huon: Sg. Nom. — hurhano fasianum *: Servius in Vergil. E. VI, 78 (II, 141 L) : cod. Lips. civ. Rep. I. 36b, 19b. hurhon graculus : cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 124b. vrhunt* ortigomeira3: cod. Parisin. 9344 f. 42b. urhun ortigometra: H. S. III, 17: cod. Darmstad. 6, 25 b (13. Jh.). urhün: cod. Oxon. Jun. 83, 4. — orichhuon ortigometra: Versus de volucr.: cod. Stuttg. th. et phil. 210, 135a (11/12. Jh.), cod. Stuttg. th. et phil. 218 f. 22b (12. Jh.), cod. Admont. 476 (12. Jh.), cod. mon. herem. 239 p. 784 (12. Jh.), orechhvn : cod. Admont. 106 (12. Jh.), orrehuon : Clm. 17194 f. 221b (14. Jh.), cod. Admont. 759, 55b (13. Jh.), cod. Zwettl. 293, 25 a (14. Jh.), Clm. 23496, 10b (12. Jh.), Clm. 4660, 56 a (13/14. Jh.), horrehun: cod. Lips. Paul. 106, lc (13. Jh.), Clm. 22213, 163a (12. Jh.), orrhön: cod. Vindob. 85, 42 b (11. Jh.), Clm. 19488, 121a (12. Jh.), Arrhven : cod.Mellic.K51, 242 (14. Jh.), orehün Clm. 614, 31 b (13. Jh.), horhun: Cim. 27329, 9 a (14. Jh.), orhön: cod. olim Argentorat. A 157 (12. Jh.), folium Stuttg. (14. Jh.), fol. Francof. (13/14. Jh.), Clm. 12665, 142a (15. Jh.), orhan: Cgm. 649, 526b (15. Jh.), Clm. 11481, 83a (1390), vrhün: cod.princ. deWallerst. I. 2. (Lat.) fol. 21, 175b (13. Jh.), Kölner Doppelbl. (15. Jh.), vrhan: Clm. 3537, 330b (15. Jh.), aiverhan: cod. Gotting. Luneb. 2 f. 181ab (15. Jh.). orhün: H.S.III, 17, orrehün: cod. Vindob. 2400, 42a. coturnix: cod. Vindob. 804f. 185b. Der Xame des Auerwilds ist in althochdeutschen Glossen seit dem 11. Jh. bezeugt. Eine einheitliche Grundform läßt sich aus diesen verhältnismäßig späten Belegen nicht gewinnen ; der Namensform orrehuon (orichuon) steht eine andere ürhano (ürhuon) gegenüber, deren langes ü durch später eintretende Diphthongie- rung erwiesen wird. — Von den Quellen des 15. Jhs. hat Konrads von Haslau Jüngling V. 261. 601 die Lautform orrehan, orrehuon, der Vocab. ine. theuton. ante lat. (1482) S. p 1 a orhan und eine Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI, 100) urhan. Die diphthongierte Form bei Eber und Peucer Vocab. (1552) 8. P 1 ;i und Auwhan in Bibers Qemma (1579) S. 40 in Sachsen; in Sohlesieii Auer-Han bei Sohwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8. 369. Zu der hochdeutschen Lautform Auerhahn stimmt mnd ürhane (ürhenne, Ürh6n\ im LÖ.Jh. Vrham b'-i Longo- lius Dialog, de avibus ( 1 5 1 1 1 8. E 3a, \'/ir/t<>/t<> bei ( Ihytraeos Nbmen- olator (1582) 8. 373, heute Urhdne* in Gtöttingen und Qruben- a und Örhdne* (mit regelrechtem Obergang von ü in 6) in tfalen. In den hochdeutschen Dialekten liat sieh die alt" Form orhuio teilweise erhalten: in der Schweiz ()rl{i)hun und Ordslhuen neben Ur(l)Jutn, Urhuen* (bei Gesner Hist. avium (1555) S. M'lii.VrJunu Orkan), im Elsaß Ur{en)hl (aus *ivöi\i)(t-) zusammengestellt worden sind. Diesen letztge- nannten Worten würden ags. wörhana und mndl. woerhane am nächsten stehen. Wenn man für den Vogelnamen von einer Grundbedeutung- 'wild' ausgeht, wäre der *AuerhahnJ eigentlich als •Wildhahn' aufzufassen. Dann würde sich aber auch and. ur(ohso) (nhd. Auerochs), dessen Zusammenhang mit altind. uard 'Stier' sehr problematisch ist, einfach als 'Wildochs' erklären, ebenso mhd. ürgtil 'alter Eber' als 'Wildeber'. In der Schweiz und in Steiermark wird das Auerwild Wildhuhn1 und W f. 89 a, rephount : cod. Parisin. 9344 f. 42b. rephün coturnix: cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. rephun: Regum 1,26, 20: cod. Gotwic. 103, 52 b, Clm. 13002, 221b. ortygometra: Sapientia 16,2: Clm. 13002, 225 a. Ecclesiasticus 11, 32 : Clm. 13002, 225 a. Jeremias 17, 11: Clm. 13002, 222b, rephon: cod. Vindob. 2723, 39b, rebhun: Clm. 22201, 240f. Ecclesiasticus 11, 32: Clm. 22201, 246a. ortigometra: Sapientia 16, 2: cod. Gotwic. 103, 72 a, Clm. 22201, 245h. Regum 1,26,20: Clm. 22201, 239b, repahuon: cod. Vindob. 2732, 31a. cod. SGalli 270, 64. Jeremias 17, 11: cod. Vindob. 2732, 46a. repahun ortigometra: Liber de propr. sermonum: Clm. 19440, 25. ortygometra: Sapientia 16, 2: Clm. 14689, 42b. rebehuon cotur- nix: Notker Wps. 104, 40. rebehun coturnices: GH. Salomon. al: Clm. 22201, 33 d. rebehun : Versus de volucr. : cod. Admont. 476. H. S. XI b: cod. Admont. 269, 62a, rebohonh coturnix perdix: cod. Ad- mont. 269, 49b. rebuhuon: Ecclesiasticus 11, 32: cod. Gotwic. 103, 72 b. — Akk. — rebhvon ortygometram : Sapientia 16. 2: Clm. 4606, 125b, rephun: Clm. 18140, 69b. Der Ausdruck Rebhuhn ist in althochdeutschen Glossen seit dem 10. Jh. als reb(a)huon, rep{a)huon belegt. Diese Formen lassen sich als 'Rebenhuhn' deuten, aber der vermutliche Zu- sammenhang mit ahd. reba 'Rebe' ist offenbar erst sekundär; ebenso scheinen die entsprechenden niederdeutschen Formen mnd. raphön, nnd. rapphön = mndl. raaphoen, nndl. raphoen sich sekundär an das Adjektiv rapp 'rasch, heftig' angelehnt zu haben. Im Angelsächsischen fehlt dieser Name (dafür erscheint einmal ersehenn, zu ersc 'Stoppelfeld'); auch die skandinavischen Worte, dän. rappham, schwed. rapphöna, sind nicht einheimisch, sondern Entlehnungen aus dem Niederdeutschen. Die Benennung des Yogels erinnert an die Laute, die man von aufgescheuchten Rebhühnern hört und die Naumann mit eripripripriprip', andere Beobachter mit ezirrep' und ähn- lichen Lautgebilden wiedergeben. Aber der onomatopoietische Ursprung des Namens, den einige auf Grund dieser Überein- stimmung angenommen haben, erscheint doch unsicher in An- Rebhuhn, perdix cinerea oder perdix perdix 257 betraehl dessen, daß die baltisch-slavischen Sprachen Synonyma von verwandtem Aussehen aufweisen und »lall die Bildung des Vogelnamens somit in eine weil zurückgelegene Zeil zu fallen scheint. — G-leichbedeutend mit ahd. rSb{a)huon sind russ. rjabka, sloven. jerch, sevb.jareb (aus akslav. jarfbi, jerfbi), u 'bunt* beruhen, und lett. irbe. Das gegen- seitige lautliche Verhältnis dieser Synonyma haben u. a. Noreen Abriß s. 89, Mtach Zs. i d. Wi IL 285 und Falk und Torp Et ordb. I, 293. IL L29 zu bestimmen versucht. Nach Falk und Torp wäre «las althochdeutsche Wort aus einer german. Greif. *rep- umgebildet, die sich mit den slavischcn Synonyma aus einer idg. Basis *(e)re{m)b- begreifen ließe; mit den vorhingenannt«'n Worten sei von Hause aus identisch auch anord. jarpe "Hasel- huhn1 (schwed. hjärpe, norweg. hjerpe) aus jarpr cbraun' = ags. earp 'dunkelfarbig', ahd. erpf (idg. Grdf. *erdbo-). Weiterhin wei- den durch Annahme hypothetischer idg. Wurzel Variationen anord. rjüpa (norweg. rype) 'Schneehuhn', lit. erube\ jerube Mass.", lett. rubenis 'Birkhuhn' (idg. Grdf. *(e)reub-) und schwed. ripa 'Schnee- huhn', lit. ratbas egraugesprenkelt (von Yögeln)' (idg. Grdf. *(e)reib) herangezogen. Eine synonyme Benennung mit ahd. rebhuon, rephuon ist feUhuon 'Feldhuhn': felthuon coturnix grece. hortigoraatra hebraice. perdix latine : cod. Bonn. 218, 61b. ortigometra : cod. sem. Trevir. f. 112 b, veltihuon: cod. Guelpherbytan. Aug. 10. 3. 4° f. 89a, feldhon: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a. uelthon perdix: cod. Cheltenham. 7087, 14* a. ueUhun. cod. sem. Trevir. R. III. 13, 105a. velhvn i rebhvn perdix et coturnix: Clm. 14689 f. 47 a; dazu andd. ueldhön in den Straßburger Glossen (Wad- stein Kleinere altsächs. Denkm. S. 107 *), mnd. velthon. Der Aus- druck ist heute in den Rheingegenden üblich: westtäiLFeldhaun1, luxemburg. Feldhony2 m., elsäss. Feldhuen (Feldhünkel)*. Mit dem französischen Einfluß der Ritterzeit drang frz. perdrix in der picardischen Form pardrix, partrix 'Rebhuhn' in das Niederländische und das Niederdeutsche. Das Fremdwort begegnet zunächst als patris (= wis) bei Berthold von Holle Demantin (Ed. Bartsch) V. 3697 und in der Glosse partrise ( = ornix) 1 Woeste 288. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 520. 3 Martin-Lienhart I, 346. Suolahti, Vogelnameu. 17 258 Steinhuhn, perdix saxatilis, caccabis saxatilis. des Lichtentaler Glossars (Zs. f. d. Wf. IX, 221b); im Mittel- niederländischen partrijs, nndl. patrijs, ostfries. patrise (Jb. f. ndd. Sprach! XI, 112). Als höfisches Wort drang der Name dann auch in das oberdeutsche Epos; schon in Wolframs Par- zival kommt die ndd. Deminutivform pardrisekin vor. Auch ins Englische wurde das französische Wort als me. pertriche, ne. partridge übernommen. Steinhuhn, perdix saxatilis, caccabis saxatilis. Nach den Angaben von Brehm Tierleben V3, 530 und Naumann-Hennicke VI, 152 bewohnt das Steinhuhn, der nächste Verwandte des Rebhuhns, die Südgebirge der Schweiz und Tirols und wird auch in Oberösterreich und im bairischen Hochge- birge hie und da angetroffen. Im 15./ 16. Jh. ist das Vorkommen von Steinhühnern in den Rheingegenden bezeugt. Eine Straßburger Stadtordnung des 15. Jhs. 1 nennt neben dem grauen Feldhuhn (ein gro velthün) oder dem Rebhuhn auch ein rot velthün, womit wahrscheinlich das Steinhuhn gemeint ist. Sicher ist es dieser Vogel, den Gybertus Longolius in seiner Schrift Dialogus de avibus (1544) im Sinne hat, als er von Rebhühnern mit roten Schnäbeln erzählt, die in der Umgebung der Stadt Köln sich in hoch gelegenen Weinbergen, wo dichtes Gebüsch in der Nähe ist, aufhalten; man nenne sie hier Roithöner (= Rothühner). Ausführlicher wird das Steinhuhn von Gesner geschildert, der in Hist. avium (1555) S. 655 sich auf Longolius beruft, aber auch Berichte über diesen Vogel aus älteren Quellen wie der Chronik Stumpfs u. a. abdruckt. Außer dem Namen Rothün (ein rot Räbhün), der sicher aus dem Dialogus de avibus übernommen ist, nennt Gesner den Ausdruck ein Pernijfen I oder Parnijffe, der auf itdl. pernice zurückgeht. Nach Italien, wo das Steinhuhn besonders häufig ist, weist auch die Benennung ein Weltfch Rdbhün (d. h. ein welsches Rebhuhn) a. a. 0. Die ornithologischen Werke des 17./ 18. Jhs. erwähnen das Steinhuhn gar nicht oder reproduzieren die Angaben der Vorgänger; Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760) übersetzt den von Longolius genannten Ausdruck perdix 1 Brucker Straßburg. Zunftverordn. S. 266. Wachtel, coturnix communis. < oturnix coturnix. 269 graeca. Der ungenannte Verfasser der Angenehmen Land-Last (1720) 8. 342 meint mit den "rothen ßebhunern" deren er kcins in Deutschland, aber in Prankreich gar riele gesehen, die in Südfrankreich vorkommende perdii rufa. Heutzutage isi Steinhuen1 «li 73, 124a). quattele quaquara: cod. Oxon. Jun. 83, 4 (13. Jh.). qttele coturnix: cod. Cheltenham. 7087, 144a. quahtila gabia: GH. Hildegardis (13. Jh.). — PL Nom. — quattulon coturnices: Psalmen 104, 40: cod. Carolsruh. SPetri 87. 74a. quahtelun ortigometre . . . coturnices: Exodus 16, 13: cod. Vatic. Pal. 288, 58 c. — Yon den obengenannten Handschriften sind die 1 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 112. — 2 Molema Wb. S. 232. 3 Schiller Zum Tierbuche II, 11 und Schumann Beiheft zur Zs. f. d. Wf. IX, S. 3. 4 Woeste 151. — 5 Frischbier II, 194. 6 U. a. von Sweet The Stud. Dict. S. 206 verzeichnet. Nach einer freundlichen Mitteilung Dr. Sweets ist das ags. Wort in Glossaren belegt, welche nicht vor dem 10. Jh. entstanden sind. 7 Vgl. z. B. den Vers bei Rückert : "Die Wachtel wacht die ganze Nacht" und "Nur die Wachtel, die sonst immer frühe schmälend weckt den Tag, schlägt dem überwachten Schimmer jetzt noch einen Weckeschlag" bei Unland, Sonnenwende. 262 Wachtel, coturnix communis, cotumix coturnix. drei, in welchen die Bibelglossen enthalten sind, Parallelhand- schriften, die einer gemeinsamen Vorlage entstammen. Da alle Abschriften die Lautform mit Qu- schreiben, muß sie dem Ori- ginal angehören. Nach Steinmeyer Anz. f. d. A. XXVI, 206 war dieses fränkisch. Von den heutigen fränkischen Mundarten kennt die mittelfränkische den Wachtelnamen in der Form Quattel (J. Müller Aachener Mundart (1836) S. 193). Von den anderen oben aufgezählten Handschriften weist der cod. Cheltenham. 7087 Eigentümlichkeiten der Osnabrücker Mundart auf1. Auch der Charakter der übrigen zitierten Glossare und die späteren Zeug- nisse bei Diefenbach Glossar. S. 154 f. s. v. coturnix, 480 s. v. quiscula, Novum glossar. S. 117 s. v. coturnix sprechen dafür, daß die Namensform quattula > Quattel am Mittel- und Niederrhein heimisch war. Hier begegnet auch die Variante quackele bei Diefenbach a. a. 0. und S. 401 s. v. ortigometra, 425 s. v. perdix, heute ndl. -fries. kwakkel Eine dritte Variante ist ndl. kwartel. In romanischen Sprachen finden sich anklingende Synonyma, afrz. quaille (daraus me. quaile, ne. quail), nfrz. caitte, prov. calha (mittellat. quacules in den Keichenauer Glossen, Germania VIH, 410). Ein mittellat. quacara, das dem rätoroman. quacra am nächsten steht, begegnet bei Monachus SGalli De Gestis Karoli Imperatoris I Kap. 20 (Pertz Monumenta Germaniae Historica Scriptores II, 739), dann auch in Glossen quaquara quasquila, quisquila2. Da die vulgärlat. Bildung quacula oder quaquara, welche sicher aus dem Eufe des Vogels hergeleitet ist, im Spanischen und Italienischen ursprünglich nicht heimisch gewesen zu sein scheint, so kommt für die alte Heimat des Namens das gallisch- niederrheinische Gebiet (auch Westfalen eingeschlossen) in Be- tracht. Danach ist saalfränkischer Ursprung des Vogelnamens möglich. Doch fehlen uns Kriterien, die näher entscheiden können, ob die Bildung auf fränkischem oder romanischem Boden ent- standen ist. Ahd. quattula ist wohl als eine Kompromißform von wahtalu und quacula aufzufassen; vgl. ahd. quahtala, quahtila. 1 Vgl. die Anmerkungen von Steinmeyer in Ahd. GH. III, 721. 2 Vgl. prov. quisquila (in alter Zeit belegt), s. Rolland Faune popu- laire II, 339. Großtrappe, otis tarda. 868 Hie und da findet man in deutschen Mundarten auch Bezeichnungen der Wachtel, welche nicht onomatopoietisch sind. rgi. z. B. elsäss. Dreekvogel\ preuß. Kornmutter* (eigtL die Benennung für eine Sagengestalt, die im Kornfelde hausen soll). Aus dem Slavischen entlehnt ist preuß. Perpetitze*. IX. Erd- und Sumpfläufer, Cursores. Trappen, Otididae. Großtrappe, otis tarda. Die Trappe, die die Jäger zur sog. hohen Jagd zählen und als Edelvogel bezeichnen3, ist in Deutschland da zu finden, wo weite baumlose Ebenen mit unbegrenzter Fernsicht vor- handen sind. Nach Naumann-Hennicke VII, 60 ist der Vogel im nördlichen und mittleren Deutschland häufig, namentlich in den preußischen Provinzen Brandenburg und Sachsen. Gesner glaubt sich zu erinnern, daß Trappen in seiner Heimat nur drei oder viermal gefangen wurden, aber im Elsaß und um die Stadt Breisach waren die Vögel zu seiner Zeit nicht ungewöhnlich. Die von Gesner Hist. avium (1555) S. 469 erwähnten Namen Trapp und Trapganß kommen schon in mittelhochdeutschen Texten und Glossaren als trappe oder trap- gans öfters vor; zum ersten Mal ist trappe bei Hartmann von Aue im Erec belegt. Das Kompositum Ackertrapp begegnet da- gegen zuerst bei Gesner und ist dann von Junius Nomenciator, Schwenkfeld Ther. Sil. u. a. aufgenommen. — Im Adelichen Land-Leben II, 628 Kap. CVI berichtet Hohberg, daß die Trappen in Österreich gar selten sind, auch der Verfasser der Ange- nehmen Land-Lust (1720) S. 343 findet, daß "die Trappen nicht unbillig unter die feltenen Vögel gezehlet werden, ob fie gleich in Thüringen und anderen orten bekannt find". Wenn man bedenkt, daß der Vogel auf dem ehemals slavischen Sprachboden Deutschlands seine liebsten Weideplätze hat und in Polen, Galizien und Rußland besonders häufig ist, 1 Martin-Lienhart I, 99. — 2 Frischbier I, 411. II, 134. 3 S. Kehrein Wb. der Weidmannssprache S. 88. 264- Kibitz, vanellus cristatus, vanellus vanellus. so darf man annehmen, daß der mittelhoch- und mittelnieder- deutsche Name trappe eine Entlehnung aus dem entsprechenden polnisch-czechischen Ausdruck drop ist. Die in Luxemburg vor- kommende Benennung weld Mierhong 1 f., d. h. wilder Truthahn (eigtl. Meerhuhn), ist nur eine Übersetzung des in benachbarten französischen Dialekten vorkommenden Ausdrucks dinde sauvage, dindon de mer. Die kleine Trappe (otis tetrax) ist in Deutschland nicht heimisch. Doch ist es vorgekommen, daß dieser Vogel auch nach Deutschland und Österreich verflogen ist. So erzählt Martin in seiner Naturgeschichte I, 2, 452, daß im Jahre 1870 ein zahl- reicher Flug Zwergtrappen sich in Thüringen niederließ. Mehr als hundert Jahre früher erzählt der Danziger Ornithologe Klein Hist. av. prodr. S. 18 von einer Zwergtrapphenne, welche im Jahre 1737 geschossen und ihm gebracht wurde. Er nennt den Yogel Trieltrappe oder Grieltrappe (zu Triel, Griel 'Brach- huhn2). Regenpfeifer, Charadriidae. Kibitz, vanellus cristatus, vanellus vanellus. Der bekannteste von allen Regenpfeifern ist der gehäubte Kibitz, der besonders zahlreich in Holland und den nord- deutschen Sumpfgegenden und Marschlanden vorkommt, aber auch in anderen Teilen Deutschlands recht häufig ist. Der Name des Yogels ist in den Mundarten in zahlreichen Lautvarianten verbreitet. Zum ersten Mal begegnet er im 13. Jh. in der Form gibiz, (: elbiz,) in Konrads von Haslau Jüngling Y. 258 (Zs. f. d. A. Yni, 558), darauf im 14. Jh. giwiz in Hadamars von Laber Jagd Y. 528 (Ed. Schindler S. 132) und in der Glosse giwicz des Stuttgarter Pergamentblattes3 (Yersus de volucribus in Ahd. Gll. III, 2532), im 15. Jh. gybicz in einem Yocab. ex quo v. J. 1432 (Frommanns D.Mundarten IY, 298), geybitz in einem Yocab. 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 284. 2 Frischbier verzeichnet das Wort Trieltrappe im Preuß. Wb. II, 411 nach Bujack, der es wohl aus Klein hat. 3 In Mones Abdruck, den Steinmeyer als "offenbar mehrfach fehler- haft" bezeichnet, s. Ahd. Gll. IV, 620. Kibitz, vanclhis < iistatus. vanellus vanellus. 265 v.J. L4191 and im Vocab. theuton. (1482) S.ee 2a, and gawbitz in einem Vocab. v. .). L4451 uml in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI, 90), im 16. Jh. Qeubiü bei EL Sachs Regim. der Vögel (1531) V*. l<)'_\ Diese Zeugnisse entstammen dem bairisch-ö8terreichischen (oder schwäbischen) Dialektgebiet, wo die diphthongierte V^v\\\ Geibitz* aoch heute vorkommt An diese schließt sieh die Form Gifitz in der Schweiz (im L6. Jh. Gyftte bei Gesner Hast avium 8.723) und im Elsaß (vgL Mar- tin-Lienhart 1, L99) an, dazu die schweizerischen Varianten Gibiz, Gifix, Giwix sowie Gewitz* in Elurnamen bei Staub-Tobler II, 130. Dem ostmitteldeutschen Sprachgebiet eigen ist die Lautform Kibitz, welche in Sachsen zuerst bei Eber und Peucer Vocab. ( 1 552) s. E3 7 l) (Kybitz) begegnet und im 17/18. Jh. in die Wörter- bücher eindringt In Schlesien schreibt Schwenkfeld Ther. Sil. (1(303) S. 365 Gijbitz {Gyfitz, Gywitt); seine Orthographie ist von seinem Vorgänger Gesner teilweise beeinflußt. In Niederdeutsch- land ist die entsprechende Namensform als ktvü (= mndl. kievit) in mittelniederdeutschen Quellen bezeugt, heute ndd. Kiwit(t) (auch als Familienname, vgl. Jb. f. ndd. Spracht. VI, 149), ndl. kievit allgemein. Dem deutschen Vogelnamen sieht das gleichbedeutende russische cibizü, cibezü ziemlich ähnlich, doch darf man deswegen nicht an Entlehnung denken. Die Übereinstimmung der beiden Sprachen hat ihren Grund in dem onomatopoetischen Charakter des Namens, der dem Warnungs- und Lockruf des Vogels nach- gebildet ist. Naumann 4 schildert diesen Ruf als ein ziemlich hell und vernehmlich klingendes 'kibit' oder 'biwit', auch ekihbit\ In Niederdeutschland wird der Kibitzruf manchmal in Kinder- liedern umschrieben ; so in Osnabrück : "Kiewitt, wo bliw ick, wenn die Welt vergeht und nix mehr steht", in Altmark : "Kiwitt, avo bliw ick? im Brummelberbüsch ! Dao sing' ick, dao fleit ick, dao hebb' ick min Lust"5. — Manche Indizien machen es wahrscheinlich, daß gerade Niederdeutschland, die 1 Schmeller-Frommann I, 868. 2 Schmeller-Frommann I, 868, Höfer Et.Wb. II, 131, Schmid Wb. 226. 3 Im 15. Jh. begegnet gebytz im Vocab. theuton. (1482) S. k 6 a. 4 Naumann-Hennicke VIII, 9. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. X, 1 und Danneil 101. 266 Kibitz, vanellus cristatus, vanellus vanellus. bevorzugte Heimat des Kibitzes, auch die Heimat des Namens ist, und daß dieser allmählich von dort nach dem Süden vor- gedrungen ist. Jedenfalls hat sich das Wort, dessen ältestes Zeug- nis gibii, dem ndd. kivit entspricht, auf hochdeutschem Sprach- boden an die auf -Hz endenden, aus dem Slavischen entlehnten Vogelnamen (Stieglitz, Wonitz, Grinitz u. a.) angeschlossen und danach sein Suffix umgebildet. Neben dem in hoch- und niederdeutschen Mundarten weit verbreiteten Namen Kibitz (Gifitz) ~ Kiwit begegnen eine Menge landschaftlicher Varianten, die teils als Umgestaltungen von jenem, teils als direkte Interpretationsvariationen des Kibitzrufes an- zusehen sind. Bereits im 15. Jh. tritt die Lautform Fifitz in den Straßburger Stadt Verordnungen auf: vifitze (im J. 1425), vifitz (in den Jahren 1449. 1459 und öfters), s. Brucker Straßburger Zunftverordnungen S. 183. 226. 229. 258. 266; in Baldners Vogelb. v. J. 1666 S. 52 ein Fifitz ein Geijfitz oder Fijfitz. Heute ist diese Form bereits ausgestorben l ; in Blotzheim (Süd-Elsaß) kommt die Variante Sifitz1 vor. In Hessen-Nassau lautet der Name des Kibitzes Piewiiz, Püewitz oder Püwik2, im Westerwald Piwitz (im Vogelsberg um- gedeutet zu Peterwitzel2\ in Luxemburg Piwitsch3 oder Piwek, Peiwek3 (daneben auch Kewitsch, Kiiviz, Kibiz3); in Oberhessen sind die entsprechenden Formen Bewittig (Boemttig) und Bebich (Boebich) 4. Von diesen westmitteldeutschen Varianten ist Piwitz offenbar im Anschluß an den allgemein bekannten Typus Kibitz aus dem Kufe des Vogels gebildet, den man als piwit deutete; diese Auslegung liegt auch dem in den englischen Dialekten verbreiteten Synonymon peewit'0 (= frz. daaüL. jpivit9) zugrunde. — Die Lautform Phvik stimmt vollständig überein mit russ. piwikü (neben phvinü) ; ob die deutschen Dialekte sie aus dem Slavischen übernommen haben, oder umgekehrt, ist schwer zu entscheiden. Eine direkte Nachbildung der Vogelstimme ist mnd. tymt (= formipedus) im 15. Jh. (Diefenbach Glossar. S. 243b), worauf 1 Martin-Lienhart I, 96. II, 329. 2 Kehrein 806, Pfister Nachtr. zu Vilmar Id. S. 206. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 222. 225. 337. — 4 Vilmar 35. 5 Swainson The Folklore S. 184. 6 Rolland Faune populaire II, 349. Tricl, oedicnemus crepitans, oedicnemna oedicnemus. 267 TifittiL1 (Ttßteke, TefiUek1) in Göttingen and QTubenhagen be- raht; vgl frz. dial. tt-huü* (volksetymologisch umgebildet zu dix- huit'2) und engl, dial teuß*. In der rerhochdeutscbten Gestalt ZiehfiUich4 kommt die Variante im benachbarten Nbrdhausener Dialekt (in Thüringen) vor. Westerwäld. Ziwik* scheinl aus einer Kontamination dieser letztgenannten Variante mit Ptwik entstanden zu sein, ebenso wie rheinhess. Qiewick* ans Oißz and Piurik. Zu den bereits erwähnten niederdeutschen Variations- formen gesellt sieh noch Kliwit1 in Göttingen und Grubenhagen. Unter den Benennungen des Kibitzes führt Klein Bist av. prodr. (1750) S. 19 den Ausdruck Feld-Pfau an, welchen Keyger Verbess. Hist. der Vögel S. 20 aus dem Federbusch auf dorn Kopfe des Vogels erklärt, Adelung (1775) II, 1568 aber aus dem schönen Gefieder und Frisch Vorstellung der Vögel XII, II, B2a aus den aufrichtbaren Nackenfedern, dem hoch- trabenden Gang und dem Geschrei deutet. — Unklar ist das Synonymon Zweiel bei Gesner a. a. 0. S. 732, das auch von Adelung verzeichnet wird. In England ist eine alte Bezeichnung des Kibitzes er- halten in dem Worte lapwing, das auf ags. hUapewince zurück- geht. Das Kompositum bedeutet einen eder beim Laufen herum- dreht' (zu ags. lileapan 'laufen' und ivincian 'drehen'), ist aber in dieser Gestalt bereits volksetymologisch umgestaltet. Eine ältere Form ist in den Erfurter Glossen als IcepmänccB bezeugt, dessen erster Teil im synonymen nordfries. Map f. (Johansen Nordfries. Spr. S. 11) als selbständiger Vogelname vorkommt. Eine Deutung des Wortes ist nicht gefunden. — Die modernen skan- dinavischen Dialekte haben für den Vogel eine gemeinsame Be- nennung: dän. vibe, schwed. vipa, norweg. vtpa. Die Erklärung des Ausdrucks bei Falk und Torp Et. ordb. II, 441 aus dem Federbusch des Kibitzes (mnd. unp 'Büschel') will nicht recht einleuchten. Triel, oedicnemus crepitans, oedicnemus oedicnemus. Wie der Kibitz, so wird auch der Triel oder der Dich- fuß von den Regenpfeifern in engerem Sinne als besondere Gattung gesondert. 1 Schambach 230. — 2 Rolland Faune populaire II, 349. 3 Swainson The Folklore S. 184. — 4 Hertel 2i)i. 5 Pfister a. a. 0. — 6 Kehrein 164. — 7 Schambach 104. 268 Regenpfeifer, charadrius. Der Ausdruck Triel begegnet zuerst bei Gesner Hist. avium S. 245 neben der Variante Griel l. Diese ist heute die in Holland übliche Lautform. Wahrscheinlich ist der Ausdruck ein schall- nachahmendes Lautgebilde ebenso wie frz. courli 'Triel und großer Brachvogel'. Wenn Voigt Excursionsbuch S. 255 behauptet, daß man unter Umständen den Namen des Vogels wie eTrie-ir vom Rufe heraushören kann, so ist diese Angabe nur mit Vorsicht aufzunehmen, da Voigt in solchen Fällen, wo ihm der Vogel- name bekannt ist, sich von diesem irreführen läßt. Naumann umschreibt die Stimme des Triels mit 'Krärlüth' oder eKräüth'2. Vgl. S. 282. Ob die in der Wissenschaft üblich gewordene Variante überhaupt eine reale Existenz hat, kann bezweifelt werden, denn der Beleg bei Gesner, der sonst durch keine Zeugnisse gestützt wird, scheint etwas unsicher. Den in der Schweiz seltenen Vogel hat Gesner zwar bei einem Freunde in gezähmtem Zustande beobachtet, aber der Name ist ihm offenbar nicht geläufig, denn er äußert sich hierüber a. a. 0.: [Der Vogel] wird irgendwo auf deutsch — wenn ich mich nicht irre — Triel oder Griel ge- nannt. Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) und Nemnich Polyglottenlexicon, welche die Form Triel anführen, berufen sich ausdrücklich auf Gesner; ebenso Baldner im Vogelb. (1666) S. 56: "Ein Thriehl diefer Vogel wird in Hr. Doctor Geßners Thierbuch alfo genennt". In Preußen heißen die Triele Sandhühner ,3, in Holland doornsluiper (d. h. Dornschlüpfer). Regenpfeifer, charadrius. Die Regenpfeifer sind besonders in der nördlichen Hemi- sphäre häufig, einige Arten sind jedoch über ganz Europa, ja sogar über die ganze Welt verbreitet. Die kurzhälsigen, dick- beinigen, hübschen Vögel bewohnen zum Teil sandige Fluß- ufer und öde Heiden, zum Teil Moore und Sümpfe und lassen hier ihre helltönende, schwermütig klingende Stimme hören. 1 Frischbier I, 253. II, 538 gibt den Namen Grülvogel, Krülvogel mit der Bedeutung 'Grüner Kibitz'. 2 Naumann-Hennicke VIII, 130. — 3 Frischbier II, 246. Regenpfeifer, charadrius. 269 Besonders vor Eintritt eines Regenwetters soll das Pfeifen laut tönen, und die Vögel haben daher den Ruf unfehlbarer Wetter- propheten. Dem deutschen Ausdruck Regenpfeifer entspricht im Französischen der Name plurier. Eine alte Benennung für Regenpfeifer steckt wühl in dem angelsächsischen Worte hwilpe, das im Gedichte Seefahrer V. 21 einen Wasservogel bezeichnet. Der Name ist den an ftfeeres- ufern wohnenden Westgermanen gemeinsam, rgl. ndl. wilp, wic/p, ostfries. Regen icilp) ndd. Waterwolp als Namen für Regenpfeifer und Schnepfen; eine abgeleitete Bildung tritt zutage in ags. hui- festre *Regenvoger = ostfries. mlster (vgl. Kluge Stammbildung2 § 49). Nach H. Schröder Zs. f. d. Phil. XXXVII, 393 f. gehören die Namen mit ahd. weif, ags. hwelp 'junger Hund* zu einem Stamme *hicelpa- oder *hwe%fa- 'Schreier'. Die Stimme einiger Arten der Regenpfeifer besteht n. a. aus Lauten, welche von den Ornithologen mit etüht' oder Mut' wiedergegeben werden. Diese flötend ausgestoßenen Laute, die in Lübeck dem Goldregenpfeifer den Namen Fleäer1 (= Flöter) eingetragen haben , liegen dem Ausdruck Tüte l zugrunde, welcher in Niederdeutschland verbreitet ist und im Münster- kreise speziell vom Goldregenpfeifer gebraucht wird: vgl. Rin- tütar2 'Regenpfeifer' in der nordfriesischen Mundart und Ttite- welle x neben TüteweJp (vgl. Regenivilp oben) = numenius arquatus in Münster. In Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 51 heißen die kleinsten "Brachvögel" Dittgen, das eine Deminutivform Dütchen von dem eben erwähnten ndd. Tüte ist; damit sind offenbar der Fluß- und der Halsbandregenpfeifer gemeint. Andere Syno- nyma für Regenpfeifer und mit ihnen nahe verwandte Vögel sind Sand-Lauffer oder Grieß Huhn bezw. Grießhünlein bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 758. III, 355 und Döbel a.a.O. S. 71; vgl. steir. Grieshuhn* und tirol. Griesgand4 (= Kiesgänschen). Bereits im 15. Jh. in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI, 90) wird der Name Gryes Yogi genannt. — Der Name Pardel, den Frischbier in 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 83. 86. 2 Johansen Nordfries. Spr. S. 141. — 3 Unger-Khull 307. 4 Frommann D. Mundarten IV, 54. 270 Regenpfeifer, charadrius. seinem Preußischen Wörterbuch II, 121 als Bezeichnung für den Kibitz verzeichnet, geht auf Keyger Yerbess. Hist. der Vögel (1760) S. 19 zurück. Das Wort ist nur eine gelehrte Bil- dung nach dem mittellat. pardalus 'Regenpfeifer' in den älteren naturwissenschaftlichen Werken und beruht auf griech. TidpbaXoc (bei Aristoteles). In seinem Yogelbuche S. 488 ff. schildert Gesner eine Anzahl Sumpf-, Strand- und Wasserläufer auf Grund der Ab- bildungen, welche der Straßburger Maler und Vogelsteller Lukas Schan von denselben verfertigt hatte. Aus den unkolorierten Reproduktionen, die Gesner von diesen Bildern gibt, kann man nicht sicher den betreffenden Vogel erkennen und die Beschrei- bungen sind leider sehr ungenau. Da gerade bei diesen Vogel- gattungen die Farbentracht je nach der Jahreszeit sehr ver- schieden ist, und die Schilderung vielfach an die Färbung anknüpft, fällt es schwer, die einzelnen Arten, welche mit den in der Straßburger Gegend üblichen Benennungen bezeichnet sind, mit Sicherheit festzustellen. Doch glaubt man in den letz- ten zwei Bildern, denen die Namen Riegerle und Koppriegerle beigefügt sind, Abbildungen von Regenpfeifern zu erkennen. Und zwar scheint der erstgenannte Vogel der Flußregenpfeifer (charadrius fluviatilis), der letztgenannte der Halsband- oder Sandregenpfeifer (charadrius hiaticula) zu sein. Die angeführten Namen begegnen auch sonst in Straßburger Quellen: im Strass- burg. Vogelb. (1554) Regerlin (V. 348), Kopp Riegerlin (V. 354), in Baldners Vogelb. (1666) S. 67 ein Riegerlin, Kop Riegerlin (= eh. hiaticula), S. 73 ein kleines Riegerlin (= eh. fluviatilis). Die Namen scheinen jedoch keine Straßburger Lokalworte zu sein, denn aus Zorns Petino-Theologie (1743) II, 425, wo "die fo genannten Riegerlein" erwähnt werden, bekommt man den Eindruck, daß der Name in der bairischen Mundart des Verfassers geläufig war. Die Beschreibung, welche Zorn von den ihm bekannten drei Arten gibt, paßt besser auf totanus- und tringa- Arten als auf die Regenpfeifer. Auch Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 281 verzeichnet die Ausdrücke ein Kop Riegerle, Kobel Regerlin als Benennungen des Halsbandregen- pfeifers; die Namen ein Riegerlin, Sand Regerlin im Sinne von Regenpfeifer, charadrius. 271 Blnßregenpfeifer gibt er als schlesisohe Worte an. Frischbiers prenß. Dialektwörterbuch führt (II. 247) Sand regerlein 'Sand- titafer, Wasserschnepfe' nach Mühling an; der Name stammt wohl aus den ornithologischen Werken [Heins und Beygers, die ihn aus Schwenkfeld übernommen haben. Der Ausdruck Rieger (»der Reger bezieht sich wohl auf die Stimme des Vogels; im Elsaß heißt dov Zaunkönig, dessen Pfeifen ebenfalls Regen verkündigt, Zumen-Riger] vgl. S. 85. Der erste Teil des Kompositums Kop{p)-Riegerlin ist offen- bar identisch mit dem Fischnamen Kopp = cottus gobio. Wie diese Fischart, so zeichnet sich auch der Regenpfeifer durch einen auffallend runden Kopf aus; der Vogel wird daher ebenso wie der Fisch in manchen Gegenden Kaulkopf genannt. An einigen Orten kommt auch 'Eulenkopf als Name des Regen- pfeifers vor; in der Schweiz heißt eine Eulenart Chöppli1. Der Name ist verwandt mit ahd. cuppa 'weiblicher Kopfputz' und der weitverzweigten Wortsippe, die an das Wort Kopf anknüpft. Als selbständiger Vogelname erscheint die Form Köpel in Baldners Vogelb. (1666) S. 55 neben dem Kompositum Gyfitz Köpel: beide Ausdrücke beziehen sich hier auf den Goldregenpfeifer (chara- drius pluviatilis). Bereits in einer Straßburger Stadtordnung (um das Jahr 1500) begegnet der Name vivitz köpplin (Brucker Straß- burg. Zunftverordn. S. 258), im Strassburg. Vogelb. (1554) neben Fifitzköppel (V. 354) auch Reinkoppel (V. 352). Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 97 giebt den Namen in abweichender Lautform : "Von dem grawen Kybitz vnd Brachvögeln fo Gefnerus Triel oder Griel / etzliche Pulurer vnd Köpffle nennen". Das von Aitinger erwähnte Synonymon Pulurer ist als Name des Goldregenpfeifers schon im 16. Jh. öfters belegt. Longolius Dialog, de avibus (1544) gibt das Wort in der Form Puluier, Turner Avium hist. (1544) S. G 6 a als Häuer. Gesaer, der den Vogel nur aus Abbildungen kennt, reproduziert (S. 614) die Namen, die er bei seinen Vorgängern gefunden. Der Aus- druck Pulu(i)er ist eine Umbildung des gleichbedeutenden fran- zösichen Namens plurier (= lat. pluvialis\ der in unveränderter Form bei Junius Nomenciator (1581) S. 59a (Puluier. Pluuier 1 Staub-Tobler III, 405. 272 Regenpfeifer, charadrius. B. et G. [= batavice et gallice]) und Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 638 Kap. CXY (der Pluvier oder Pulvier) bezeugt ist. Eine andere Variante, die auf frz. pluviers zurückgeht, ist Pül- roß bei H. Sachs Kegim. der Yögel (1531) V. 79, Pidros (neben Puluier) bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 6 b. Sehr dehnbar ist der Ausdruck Brachvogel (vgl. S. 59), den Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 317 als die schlesische Bezeich- nung des G-oldregenpfeifers bezeichnet1. In diesem Sinne wird das Wort auch in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 345 ("der Brachvogel, den man in Franckreich Pluvier nennet"), in Zorns Petino-Theologie (1743) II, 425 und Frischs Vorstellung der Yögel Xu, B2a angeführt. Heute wird der Goldregenpfeifer in Lübeck Brakvagel2 genannt, in Preußen Brachvogel3 oder Brachhuhn3, in Luxemburg Bröchhong 4 ; ein ähnlicher Ausdruck ist Saat Hüner in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 51. — Da der Yogel ungefähr die Größe einer Turteltaube hat, wird sie auch See-Taube (bei Schwenkfeld a. a. 0.) genannt; aus den hübschen gelben Flecken, womit die Oberseite dieses Regenpfeifers bedeckt ist, erklärt sich der Name Goldschnepfe (bei Popowitsch Versuch (1780) S. 160) sowie die wissenschaftliche Artbenennung. In Deutschland wird der Goldregenpfeifer nur in den nörd- lichen Gebieten wie Hannover, Holstein, Ostpreußen als Brut- vogel angetroffen und erscheint in übrigen Teilen des Landes bloß auf der Wanderung im Frühjahr und Herbst, vgl. Nau- mann-Hennicke YIH, 24. Auch der Kibitzregenpfeifer (charadrius squatarola) ist ein nordischer Vogel, der nur auf dem Durchzuge nach wärmeren Ländern in Deutschland erscheint. Schwenkfeld, der in Ther. Sil. (1603) S. 316 ihn unter den Namen Eine Brach Amsel I groffer Brachvogel l grawer Gyfitz erwähnt, giebt an, daß der Vogel in Schlesien nur höchst selten gesehen wird. Häufiger sind von den charadrius-Arten der Halsband- regenpfeifer, der bei Schwenkfeld S. 281 Sandvogel heißt, und der Flußregenpfeifer, der a. a. O. S. 282 Tullfiß genannt wird. 1 "proprie et simpliciter Brachvogel" a. a. 0. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. 3 Frischbier I, 101. — 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 46. Schnepfe, scolopax. 273 Dieser Ausdruck, der schon bei II. Such- Regim. der Vögel (1531) Y. 178 als Ditlfid in. begegnet, ist wohl aus einem mlid. *tollfüe'/,e 'Dickfuß' (vgL bair.-schwäb. Dollfueß, Dullfueß 'an- geschwollener Fuß') zu erklären; den Regenpfeifern Bind die dicken Fußgelenke charakteristisch. Sonst ist der mit diesen Vögeln nahe verwandte Triel als Dickfuß, Dickknie (engl, thick- knie) bekannt, s. s. 267. — Unklar ist das luxemburgische Dialekt- wort Paketinchen1 m. "Flnßregenpf eif er* ; der Ausdruck Wdke- läfer1 m., der in Luxemburg den Halsbandregenpfeifer bezeichnet. bedeutet eigtl. 'Kiesläufer3 (von Wdk "kleiner rundlichter Stein'). Mit den Regenpfeifern verwandt sind der an Meeresküsten wohnende Steinwälzer (srepsilas interpres), von Reyger a. a. 0. S. 21 Grünschnäbler genannt, und der an der Nord- und Ostsee- küste häufige, sonst aber in Deutschland seltene Austernfischer (haematopus ostralegus), Augstermann (Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 23) oder Austerndieb (Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760) S. 24). Die Holländer nennen diesen Vogel Mathoen (bei Junius Nomenciator (1581) S. 58 a: Haematopus Mathoen quasi haemathoen, a fanguineis cruribus), d. i. wohl 'Wiesenhuhn', vgl. Mattknillis, Mattkern S. 297 f. Der in Preußen vorkommende Ausdruck Türkischer Kiwit2 (d. h. Kibitz) zeigt, daß der Vogel dort den Eindruck eines Fremdlings macht. Schnepfenvögel, Scolopacidae. Schnepfe, scolopax. Ahd. snepfa: Sg. Nom. — snepfa ficetula : cod. SGalli 242, 248b. cardolus: cod. Parisin. 12269 f. 58b. H. S. XIa 2. b. c. snepha: cod. SGalli 299, 26. Versus de volucr. GH. Salom. a 1. sneppha : cod. Selestad. f. 110a. Clm. 14689 f. 47a. snefpha ficetula. et onoeratula: cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. sneppa: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 106a. cod. Parisin. 9344 f. 42b, senppa: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a. seneffa ficitule auis quedam : Hieronymi libri contra Jovianum II p. 330 : cod. mon. herem. 32, 201. finieffa: H. S. XI g. snepho: H. S. III, 17. XIa 2 : Clm. 2612, 73a. — Akk. — snepha onoerotalum : Anhang zum alten und neuen Testament: Leviticus 11, 18: Clm. 14747, 96b. Es ist zweifelhaft, ob die angeführten althochdeutschen Belege alle sich auf das Schnepfengeschlecht beziehen, oder 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 326. 473. — 2 Frischbier I, 366. Suolahti, Vogel na nie n. 18 27-4 Schnepfe, scolopax. ob die mit ficedula glossierten Belege ein and. snepfa 'Fliegen- fänger' enthalten, welches mit unserem Worte zusammenge- flossen ist; vgl. S. 142. Jedenfalls wurde das lateinische 'ficedula3 — wohl gerade durch die Verwechslung der beiden deutschen Yogelnamen — schon im 13. Jh. als Schnepfe verstanden, wie aus Albertus Magnus De animalibus S. Y la zu ersehen ist. Die im ahd. snepfa, mhd. snepfe vorliegende Namensform ist nur dem deutsch-niederländischen Sprachgebiet eigen, vgl. mnd. sneppe, snippe, nndd. sneppe, nmdl. sneppe, snippe, nndl. snep, snip. Dan. sneppe (älter snippe) und schwed. snäppa sind nieder- deutsche Lehnworte1; die echte nordische Benennung liegt vor in anord. myri-snipa (in den Glossen der Snorra-Edda), norweg. snipa, isländ. snipa. Damit übereinstimmend ist mittelengl. snipe (neuengl. snipe), dessen einheimischer Ursprung wohl ohne Grund angezweifelt wird. Im Angelsächsischen ist das Wort nicht belegt; dafür findet sich die Bildung mite2 (spärlich bezeugt). Die aufgezählten Namensformen, deren lautliches Verhältnis zu einander sich nicht recht bestimmen läßt, sind offenbar Vari- anten eines alten germanischen Namens, welchen die Schnepfe wegen des auffällig langen Schnabels erhalten hat (vgl. mnd. snippe 'Schuhschnabel', sneppel 'Schnipfer, snibbe 'Schnabel', nndl. snippe, snip 'Zipfel', sneb 'Schnabel', norweg. dial. snipa 'Schnabel' usw.). Auch synonyme Namen in anderen Sprachen haben in diesem charakteristischen Merkmal des Vogels ihren Ausgangspunkt: frz. becasse (zu bec 'Schnabel5), sloven. kljunac (zu kljun 'Schnabel') usw. Das Geschlecht des deutschen Wortes ist in Übereinstimmung mit den englischen und nordischen Formen meistens feminin. Seltener wird der Name maskulinisch angewendet; im Mittelhochdeutschen begegnet der snepfe (in den Minnesingern herausg. von v. d. Hagen III, 91b), im Alt- hochdeutschen snepfo in Heinrichs Summarium. Die heute mit dem Namen Waldschnepfe (rusticola) allge- mein bekannte Art führt schon im Angelsächsischen den Namen 1 Aus dem Deutschen ist der Name als sgnep(pa) auch ins Italie- nische übernommen. 2 Noch in Dialekten erhalten geblieben, s. Swainson The Folklore S. 192. Bekassine, gallinago scolopacina ^7-r> wudu-snite { Waldschnepfe). Longolius Dialog.de avibus (1544) nennt den gleichbedeutenden Ausdruck Holdtfnepff | Holtz- fnepff bei Turner Amiiiii bist (1544) 8. E3 i;i). bei Gesner Bist avium (1555) S. ls7 Waldschnepff \ HoUzschnepff^ Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) s. :;•_>!) Schnepfe I Schnep Em Pufch Xchneppel Wald Schneppe I II<>tt: Sch>up/>c I Berg Xrhneppe /; m das Synonymon Stockschnepfe (d. h. Waldschnepfe) angeführt Wegen des eigentümlichen < tesichtes mit den hoch am Scheitel stehenden großen Augen hat der Vogel in Sulzmatt (Elsaß) den Namen Totenkopf1 bekommen. Bekassine, gallinago scolopacina. Die Sumpf Schnepfen, gallinago (im Altnordischen myri- snip<() werden im Yocabularius optimus XXXYII, 53 (Ed. Wacker- nagel S. 42) mit dem Namen rietsnepfe bezeichnet, darauf riet- schnepff in einem Vocab. v. J. 1468 bei Diefenbach Nov. glossar. S. 173a, in den von v. d. Hagen herausgegebenen Minnesingern III, 91b der snepfe in deme riede\ im 16. Jh. begegnet Rietfchnepff (neben Schnepffhün) bei Gesner Hist. avium S. 485, nach Martin und Lienhart II, 503 ist der Ausdruck Riedschnepfe heute im Elsaß üblich. Eine synonyme Benennung ist Pfuhlschnepf in Spangenbergs Ganskönig V. 129, Ried-Pfnhl-Puhl-Schncpffe in Döbels Eröfrn. Jägerpr. (1746) S. 71; in Preußen Pfuhlschnepfe* (=scolopa\ media), ndl. poelsnip (bei Junius (1581) S. 57h Poel- snippe). In Luxemburg werden Sumpf Schnepfen Brach sc h nepp ^ f. (Brachschnepfe) genannt; Bruchschnepfflin bereits bei EL Tra- gus im 16. Jh., vgl. unten. Mehrdeutig sind Wafferhunle bei Gesner, Wafferhünlin, Wafferfchnepfe bei Schwenkfeld a. a. 0. Die gewöhnlichste von den drei Sumpfschnepfenavten ist gallinago scolopacina, die mit dem Namen Beckasine (aus frz. be'ccasine) bekannt ist. Zuerst ist das Fremdwort in Zorns Petino- Theologie (1742) I, 593 belegt: "die im Graß liegende Eiett- Schnepff'en oder Pegafins". Nach Klein Hist. avium prodr. (1750) 1 Martin-Lienhart I, 461. — 2 Frischbier IL 140. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 517. 18* 276 Bekassine, gallinago scolopacina. S. 100 und Keyger Verbess. Hist der Vögel (1760) S. 101, die den Namen noch nicht als einheimisches Wort betrachten, ist dieser aus den Kreisen der Jäger ausgegangen : "Ton den Jägern wird sie [die Heerschnepfe] infonderheit Beccaffe und von den Schriftstellern Capella coelestis genannt". In der angeführten Namensform (frz. becasse) hat sich das Fremdwort in einzelnen Mundarten eingebürgert, vgl. preuß. Beckas1 m., luxemburg. Be- geisjen2 f. Adelung (1774) I, 690 bucht die Form Beckasine. — Das von Klein und Reyger erwähnte lat. capella coelestis ist eine Übersetzung des in Mundarten verbreiteten Ausdrucks Him- melgeiß oder Himmelsziege. Die auffällige Benennung verdankt der Yogel den meckernden Tönen, die er beim Balzflug durch Vibrie- ren der Schwanzfedern hervorbringt. Diese seltsam klingenden, zitternden, knurrenden Laute, welche Voigt mit einem lachen- den eHuhuhu', Naumann mit einem möglichst schnell gesproche- nen 'Dudududu' vergleicht, erinnern in so auffallender Weise an das Meckern von Ziegen und Schafen oder an das Wiehern von Pferden, daß der Vergleich mit diesen Tieren gleich wie von selbst sich einstellt. Daher erklärt sich die über die ver- schiedenen Sprachen sich erstreckende Übereinstimmung in Benennungen des Vogels, welche auf diesem Vergleich beruhen : dän. horsegJ0g, liingstefugl, norweg. horsebukk, mwkregauk, schwed. himmelsget, frz. chevrelle, chevre Celeste, lit. perkuno ozys 'Donner- ziege', russ. barasekü usw. Ein alter germanischer Name dieser Art ist vorhanden im ags. hceferblcete (älter hcefreblete). Der zweite Teil des Kom- positums ist abgeleitet von blcetan 'blöken', das erste Glied ent- hält einen alten aus indogermanischer Zeit her ererbten Namen des Bocks, der im Angelsächsischen als hcefer, im Altnordischen als hafr bezeugt und mit lat. caper, cymr. caer-iwrch 'Rehbock*, griech. Kchrpoc eEber' urverwandt ist. Eine Entsprechung dieser angelsächsischen Bildung ('Bockblöker, Bockmeckerer') ist auf dem Kontinent der in Mecklenburg und Lübeck übliche Name Hawerblarr, Hawerbldr 3 (zu blarren 'meckern, blöken'). Eine 1 Frischbier I, 59. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 23. 3 Vgl. Schiller Zum Tierbuche I, 8 und Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. Bekassine, gallinago BCOlopacina. 277 größere geographische Verbreitung hat die Benennung in der Form Habergeiß, deren fcautologische Bildnngsweise dadurch zu erklären ist, daß «las alte Wort Naher (im Deutschen nirgends als Simples bezeugt) bereits unverständlich geworden war. Das erste Zeugnis dieser Namensform findet sich im Vocab. inc.theuton. ante lat. L482, wo 'onoerotalus' mit habergeiß übersetzt wird1 im 16. Jh. wird sie von Gesner S. 488 anter Berufung auf HL Tragus erwähnt: "Hieronymus Tragus interaues mensis requi- sitas meminit illarum quae Germanice dicantur Bruchfchnepfflin oder Habergeißlin". Heute ist der Ausdruck Habergeiß2 als Be- zeichnung der Schnepfe im Elsaß verbreitet. In anderen süd- deutschen Mundarten kommt das Wort nur in übertragenen Bedeutungen vor, so in Tirol, Kärnten, Steiermark als Bezeich- nung von Eulen oder als Name eines gespenstischen Wesens8. Diese Bedeutungsentwicklung erklärt sich daraus, daß die meckern- den Töne des Vogels abergläubische Vorstellungen hervorriefen und dem Namen Habergeiß einen unheimlichen Klang ver- liehen. — Eine hessische "Variante des Vogelnamens ist Huder- geiß, Huidergeiß*, das sich an das Verbum hudern, mit dem das Wiehern der Pferde ausgedrückt wird, anschließt. In Pommern und Mecklenburg entspricht dem hochdeutschen Habergeiß die der niederdeutschen Mundart angebrachte Form Haverzegb (= Haberziege). Eine andere Variante, die den unverständlichen ersten Teil des Namens durch das entsprechende moderne Syno- nymon wiederholt, ist Haoivrbuck in Altmark6 = Haberbock in Preußen 7; ostfries. Bäferbuk*. Dem mittel- und niederdeutschen Sprachgebiet eigen sind die Namensformen Himmelgeiß und Himmelsziege. Gesner a. a. 0. S. 284 kennt Himmelgeiß ans Frankfurt am Main, Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 380 nimmt Himels Ziege und Himels Geiß als schlesische Worte in An- spruch; darauf Himmels-Ziege in Döbels Eroffn. Jägerpr. (1746) S. 71 und in Kleins Hist. avium prodr. (1750) S. 100. Heute gilt auch Hidmelssiege" in Westfalen, Himelszege 10 in Göttingen und 1 S. Diefenbach Glossar. S. 396c. — 2 Martin-Lienhart I, 237, 3 Vgl. z. B. Frommann D. Mundarten II, 513. V, 445, Schmeller- Frommann I, 1034, Unger-Khull 317. — 4 Vilmar 177. — 5 Schiller a. a. O. 6 Danneil 78. — 7 Frischbier I, 262. — 8 Jb. f. ndd. Sprachf. XI. 111. 9 Woeste 102. — 10 Schambach 82. 278 Kleine Schnepfe, scolopax gallinula. Grubenhagen, Himmelsziege1 in Preußen und in Thüringen1; aus der Schweiz wird Himmelsgeiß2 als Name des Wachtelkönigs angegeben. — Andere Varianten dieser vielverzweigten Be- nennung sind riedgaiß in zwei Vokabularen des 15. Jhs. (Diefen- bach Nov. glossar. S. 173a) und Mosbock in Baiern. Kleine Schnepfe, scolopax gallinula. Im Vergleich mit der gemeinen Bekassine ist die kleine Sumpf schnepfe in Deutschland ein seltener Vogel; doch ist nach- gewiesen worden, daß sie in allen Gegenden, wenn auch ver- einzelt, als Brutvogel vorkommt vgl. Naumann-Hennicke IX, 196. Die erste Nachricht von dieser Schnepfenart findet man bei Longolius Dialog, de avibus (1544) S. F 3 a, wo sie mit dem Namen Härfnepff als in Holland heimisch erwähnt wird. Gesner Hist. avium (1555) S. 487 wiederholt den von Longolius gebrauchten Namen, fügt aber hinzu, daß einige den Vogel auch Herrschnepff nennen. Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F 4 schreiben Harfchnepff, Schwenkfeid Ther. Sil. (1603) S. 330 Heer Schnepff, Junius Nomenciator (1581) S. 57 Haarfchnepff, so auch Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 71. Bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 100 ist ein Unterschied gemacht worden zwischen der Haar-Schnepffe, d. i. der kleinen Schnepfe und der Heer-Schnepffe, d. i. der gemeinen Bekassine. Die erster- wähnte Benennung soll auf die schmalen haarartig feinen Federn der kleinen Sumpf schnepfe sich beziehen; die Namensform Heer- schnepfe (bezw. Herrschnepfe) erklärt Klein in Übereinstimmung mit Gesner und Schwenkfeld als "dominorum et nobilium galli- nago". Popowitsch Versuch (1780) S. 184 beanstandet die Schrei- bung Haarfchnepfe, "den der Namen kömmt nicht von Haar, sondern von harren, weil diese Schnepfe sitzen bleibt, wenn man fich ihr nähert"; daher solle man Harrfchnepfe schreiben. Nach Adelung II, 869, der den von Klein gemachten Unter- schied akzeptiert, hat die Heerschnepfe den Namen daher, weil sie in Scharen oder Heeren ihre Züge anstellt oder sie ist nach ihrem hohen Fluge Hehrschnepfe benannt worden; beide Deu- tungen beruhen jedoch auf unrichtigen Voraussetzungen. Das 1 Frischbier I, 289 und Hertel 119. — 2 Staub-Tobler II, 462. Kleine Schnepfe, Bcolopax gallinula. 279 Richtige triff! ohne Zweifel Eeyne mit seiner in Grimms \Vi>. IV, 2, .'57 ausgesprochenen Vermutung, daß die ursprüngliche Lautform des Samens ¥hor-m(fpfa d. li. Sumpfschnepfe gewi sei. Die Richtigkeil dieser Annahme wird bewiesen durch die Entwicklung (bezw. Qmdeutung) von ahd. horgana "Wasserhuhn' zu spätmhd. hwrgan&i hergans, und. Heergans] vgL auch Heervogel 'Wiedehopf S. 1 l. Der Ausdruck HärbuU\ welcher in Mecklen- burg von der kleinen Sumpfschnepfe, bei den Wakenitzfischern von dem Bläßhuhn und bei den Wismarer Blschern ron dem kleinen Taucher gilt, ist eine Umdeutung von Horbel: das aus ahd. *hartpü(a) (zu ahd. hor<>, -ives 'Schlamm, Sumpf) entstanden ist. Vgl. S. 306. Auffällig- klingt die Benennung Pudel- Schnepffe, die Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 100 unter den Synonyma für die kleine Schnepfe erwähnt; vielleicht liegt hier eine Umbildung des ndd. Pohlmeppe (d. i. Pfuhlschnepfe) vor. Der Ausdruck Rohrfchnepfe wird nach Popowitsch Versuch S. 184 sowohl von der gemeinen Bekassine wie von der kleinen Sumpfschnepfe gebraucht. Eine ähnliche Bildung ist der in älteren steirischen Quellen vor- kommende Name Sacher Schnepfe2, der aus Saher (ahd. sahar) 'Schilf, Riedgras* zu deuten ist. In Schwaben wird die kleine Schnepfe Bocker(lein)'5, in Öster- reich und Steiermark Bockerl4* n. (d. h. Böcklein) genannt. Ben Namen kann man nur als deminutive Ableitung von einer Be- nennung der Bekassine ([Haber-] Bock) verstehen, denn die Stimme der kleinen Schnepfenart ist nicht, wie die der ver- wandten Art, ziegenartig meckernd. Nach Naumann Läßt die kleine Schnepfe nur ausnahmsweise schwache ätsch-Laute lauen, manchmal hört man von ihr auch einen hohen scharfen Pfiff. Mit Rücksicht auf diesen letzteren Ton darf man vielleicht in der Benennung Pfeiferschnepfe*, die aus y\^\' alteren Literatur Steier- marks angeführt wird, die kleine Sumpfschnepfe vermuten. Die Ausdrücke die Stumme oder Stummschnepfe, welche in Jägerkreisen bekannt sind, erklären sich wohl daraus, daß der Vogel dem Jäger 1 Schiller Zum Tierbuche I, 9. — 2 Unger-Khull öli. 3 Fischer I, 1250. 4 Popowitsch Versuch S. 184 und Unger-Khull 97. 5 Unger-Khull 75. 280 Große Schnepfe, gallinago major. seinen Versteckplatz durch die Stimme nicht meldet, sondern stumm bleibt. In Preußen lautet der betreffende Name Stumpf- Schnepfe1 (wohl zu ndd. stump in der Bedeutung 'dumm'). Da die kleine Sumpfschnepfe außerordentlich fest liegt, heißt sie bei deutschen Jägern auch die Filzlaus2; die Franzosen nennen sie wegen dieser Eigenschaft la sourde (die taube Schnepfe). — Dem schwankenden lautlosen Fluge, der nach Naumann-Hen- nicke IX, 197 dem der Fledermäuse erstaunlich gleich ist, ver- dankt der Vogel den in Preußen vorkommenden Namen FUder- maus* ; übrigens erinnert auch seine ganze Lebensart an die Fledermäuse. Aus den Jägerkreisen hervorgegangen, wie alle diese Namen, ist ohne Zweifel auch ndd. Masken4- (d. h. Mäuschen); der Vergleich ist durch die Kleinheit des Vogels veranlaßt. Die Luxemburger nennen ihn Fengschnepp 5 d. i. feine Schnepfe (frz. fin > eifel. feng). Große Schnepfe, gallinago major. Die große Sumpfschnepfe liebt das Wasser weniger als die anderen Arten; sie liegt gerne im kurzen Grase der feuchten Wiesen. Ihr gebührt eigentl. der Name Graßfchnepff, den Gresner Hist. avium S. 487 der kleinen Art beilegt. Popo witsch Ver- such S. 162, der den Ausdruck Gräfe fchnepfe mit der richtigen Bedeutung angibt, nennt als österreichisches Synonymon der Wiefenfchnepf; auch in Steiermark wird die große Schnepfe Wiesenschnepfe6 genannt. Eine andere steirische Benennung ist Moosschnepfe6 ; der Moßfchnepf in der Angenehmen Land-Lust (1720) S. 232. Unklar ist steir. Tscharker6 mit gleicher Be- deutung. In der Jägersprache unterscheidet man die große Sumpf- schnepfe als die Mittelschnepfe (schon bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 71) oder die Doppelschnepfe [Düppel-Schnepfe bei Klein Hist. avium prodr. S. 99) von der gemeinen und der kleinen Schnepfe, von denen die letztere auch Halbschnepfe (frz. le deux 1 Frischbier II, 385. — 2 Naumann-Hennicke IX, 199. 3 Frischbier I, 196. — 4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 106. 6 Unger-Khull 178. 465. 633. Großer Brachvogel, numenioa arquatus. 881 pour im bei N"emnich Polyglottenlexioon II. L254) heißt Der Ausdruck Doppehchnepfe wird aber auofa von der gemeinen Schnepfe gebraucht Großer Brachvogel, numenius arquatus. Der Ausdruck Brachvogel, dessen älteste Belege an ande- rem Orte bereits mitgeteilt sind, wird infolge des dehnbaren Charakters des Wortes von mehreren verschiedenen Vögeln ange- wendet; in der heutigen Schriftsprache werden darunter jedoch meistens die Qumenius-Arten verstanden. Bei Gesner Eist, avium (1555) s. 215, wo Brachvogel im Sinne von numenius arquatus für die Gegend um Oppenheim bezeugt wird, weiden als Syno- nyma Regenuogel, Winduogd,Wetteruogel angeführt; dazu Gewüter- vogel bei Popowitsch Versuch S. 175 nach Halle zitiert. Von diesen Benennungen sind Regenvogel und Wetter cogel heute im Elsaß üblich; die erstere begegnet hier bereits in Straßburger Stadtordnungen des 1 5. Jhs. (Brucker Straßburg. Zunftverordn. S. 187. 258. 266), dann in Baldners Yogelb. (1666) S. 21. Die Namen hat der Brachvogel, weil er für einen besonders sicheren Wetterpropheten angesehen wird; ertönt sein wohlklingender Ruf in der öden Moorlandschaft, so darf man auf Regenwetter gefaßt sein. Daher hat der Brachvogel viele Namen mit den Regenpfeifern gemeinsam. In Ostermanns Yocab. (1591) S. 332 wird Regenvogel als Synonymon mit Giwitz angeführt, und die in Niederdeutschland üblichen Ausdrücke Regenwölp (in Mecklen- burg), Regengiilp1 (auf Wangerog), Tütewelp, Tüteweüe2 (im Mim- sterlande) gelten nicht nur vom Brachvogel, sondern auch von den Regenpfeifern, vgl. S. 269. In Preußen heißt der Brachvogel GUvogel und Gütrogel = Jiitrogel1 in der Mark Brandenburg, Gütfugel1 auf AVangerog. Frischbier I, 235 erklärt den Namen aus dem Geschrei des Vogels, das egit, gif lauten soll. Diese Deutung ist kaum richtig. Die niederdeutschen Dialektworte sind offenbar identisch mit synonymen Ausdrücken in hochdeutschen Mundarten: Gießvogel* in Steiermark, schles. Geißvogel bei Schwenkfeld Eher. Sil. (1603) 1 Schiller Zum Tierbuche III, 19. 2 S. Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 3 Unger-Khull 292. 282 Großer Brachvogel, numenius arquatns. S. 315 und dem Wiener Dialektworte Goiser bei Popo witsch (1780) S. 175. Die gemeinsame Grundform dieser offenbar um- gestalteten Varianten ist nicht mit Sicherheit zu erreichen. Unklar ist auch der gleichbedeutende Ausdruck Giloch bei Schwenk- feld a. a. 0., sowie schweizer. Gräser m. bei Staub-Tobler II, 812. Am Bodensee führt der Brachvogel den Namen Grüel1; daraus scheint das Synonymon Moosgrille, das Yoigt Excursions- buch S. 233 aus dem Dachauer Moos und den Gegenden an der Amper kennt, umgedeutet zu sein. Neben der Benennung Grüel erscheint eine einfachere Namensform Grüy bei Gesner Hist. avium S. 215. Wenn dieser Name auf onomatopoietischer Lautbildung beruht, so müßte ihm der von Naumann-Hennicke IX, 146 beschriebene kreischende Angstruf eKräh3 oder eKrüh' zugrunde liegen. An Entlehnung aus dem frz. Worte grue 'Kranich' darf man wohl kaum denken, obgleich der Yogel in Deutschland auch 'Kranichschnepfe' heißt (s. unten). Offenbar ist Grüel identisch mit dem Worte Griel (S. 268), das als Name des Triels bezeugt ist; auch in Frankreich ist courli eine gemein- same Bezeichnung für den Brachvogel und den Triel. Der gewöhnliche Ruf des Brachvogels ist ein wohllautender, flötend klingender Ton, den Yoigt a. a. 0. S. 234 mit etloiht' bezeichnet; daraus ist die in der Schweiz vorkommende Benen- nung Louis 1 geworden. Auf den sensenartig gekrümmten langen Schnabel zielen die Namen Sichler und großer Feldmäher bei Reyger Yerbess. Hist. der Yögel (1760) S. 112. Denselben Ausgangspunkt hat auch der Ausdruck Keilhaken oder Keilhacke, worin man die Umgestaltung eines alten Yogelnamens hat sehen wollen. Nach Frisch Vorstellung der Yögel XII, C 2b nennen "die Hallorum oder Salzfieder im Magdeburgifchen diefen Schnepfen Keilhacke, weil der Schnabel einen Bergwerck-Inftrumente, oder einer langen bogigt gekrümmten Hacke ähnlich, welche diefen Namen führet". — Der Name, welchen Nemnich mit der umgestalteten Neben- form Heilhacker in seinem Polyglottenlexikon II, 1252 verzeich- net, begegnet auch bei Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 51: "Von Brach- Vögeln und erftlich von Keylhacken. Es werden felbige 1 Staub-Tobler II, 730. Pfuhlschnepfe, limosa ferraginea und liinosa melanura. auch Faftenfchlyer genannt". Dieser letzterwähnte Ausdruck be- zeichnet den Brachvogel als einen Fastenvogel1, der von den Katholiken auch an Fasttagen gegessen werden darf. Das Letzte Glied in dem zusammengesetzten Vogelnamen ist nicht ganz durchsichtig; vielleicht gehörl es zu schlieren im sinne von 'lecken, naschen' (G'schlier 'Naschwerk*), so daß der Name eigtl. *Fastenleckeressens bedeuten würde. Der -rolle Brachvogel wird zu den Schnepfen gezählt und hat in der Luxemburg. Mundart wegen seiner schönen Haltung und beträchtlichen Größe den Namen Schneppekinek2 m. (d. h. Schnepfenkönig) erhalten. Sonst unterscheidet man ihn von den übrigen Schnepfen auch durch die Ausdrücke Haidschnepfe:i in Österreich, Heidenschnepfe* und Brachschnepf'6 in Steiermark. In Mecklenburg und Mark Brandenburg nennt man den Yogel Kron- snepp, Krönschnepfe4', d. h. Kranichschnepfe (zu Krön 'Kranich'). Weit seltener als diese größere Art ist der kleine Brach- vogel (numenius phaeopus), der überhaupt mit demselben Namen benannt Avird wie der große. Ein schwäbisches Dialektwort ist Wirchelen (bei Schmeller-Frommann II, 998), dessen Ursprung ganz schleierhaft ist. Pfuhlschnepfe, limosa ferruginea oder lapponica und limosa melanura oder limosa limosa. Die Heimat der Pfuhlschnepfe ist der hohe Norden, doch sind die beiden europäischen Arten auf der Küste der Nordsee in großer Zahl vorhanden und streichen auch gelegentlich im Inneren Deutschlands umher. Gesner Hist. avium (1555) S. 499 schildert beide Vögel, und zwar knüpft die Schilderung an das Winterkleid derselben an. Den Namen Polfchnep oder Pful- [chnepff kennt er aus der Küstengegend Norddeutschlands. Die ostfriesischen Küstenbew^ohner nennen diese Vögel heute Grita oder Greta5, im Bremer Land heißen sie Greto*. Der Name wird schon bei Gesner S. 488 in der Form Grüfte als 1 Vgl. Schmeller-Frommann 1, 773. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 391. 3 Popowitsch Versuch S. 175 und Unger-Khull 336. 4 Schiller Zum Tierbuche III, 19. — 5 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111. 6 Vgl. Voigt Excursionsbuch S. 237. 284 Kampfläufer, philomachus pugnax. friesisches Wort angeführt. Diese Namensformen gehören eigent- lich nur der schwarzschwänzigen Schnepfe (limosa melanura) an, deren Geschrei aus einem dichtgereihten eGretos besteht1. Die Beobachtungen der einzelnen Ornithologen stimmen in diesem Punkte ziemlich genau überein. Altum bezeichnet den Ruf als Grütto, Helm als Gritto, Sonnemann als Gretav, vgl. Naumann- Hennicke VII, 117. Kampfläufer, philomachus pugnax. Nach den Angaben bei Naumann-Hennicke VII, 260 ist dieser sonderbare Vogel in der letzten Zeit in Deutschland immer seltener geworden, so daß er jetzt nur in den sumpfigen Gegenden Norddeutschlands, in der Lausitz und in Schlesien als Brutvogel vorkommt. Die Männchen, welche im Frühjahr durch ihre verschieden gefärbten Kragen sich von einander unterscheiden, zeichnen sich besonders aus durch die Kampfspiele, die sie in der Balzzeit veranstalten. Daher der Name Kampfläufer. Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 102 schildert den Vogel unter dem in seiner preußischen Heimat üblichen Namen Kampf - Hänlein\ den Namen Hauß-Teuffel bezeichnet er als pommerisch. Dieser Ausdruck, von Popo witsch Versuch S. 566 nach Halle und von Adelung IV, 822 verzeichnet, erklärt sich aus der Sitte, Kampfhähne in der Gefangenschaft zu halten. Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XII D lb, der den Kampf hahn mit dem Namen Streit fchmpf erwähnt, gibt an, daß dieser Vogel in Preußen und angrenzenden Ländern in großer Menge vorkommt. Nach Frischbier Wb. I, 251 wird er heute in Preußen Grasschnepfe genannt. Popowitsch scheint den Vogel nicht aus seiner Heimat zu kennen, da er nur angibt, daß der Kampfhahn in Engelland und Ungarn vorkommt. Er schildert ihn unter dem Namen Streithun und erwähnt nach Halle das Synonymon Kampfhun. Den Ausdruck Braushahn, den Adelung und andere Lexikographen buchen, bezeichnet Klein, der die Vögel bei einem Bekannten in Schweden beobachtet hatte, als schwedisch (aus brushane); auch auf Helgoland ist Brüshän2 der 1 Vgl. Voigt Excursionsbuch S. 237. 2 Frommann D. Mundarten III, 33. Wasserläufer, totanus. 285 übliche Name. — In Luxemburg wird der Vogel Wand-mecher1, in der ostfriesischen Mundart von Juisl wegen des großen Feder- kragens— Ruehhalahahn* genannt Baldnerscbildertden Kampfbahn im Vogelb. (1 666) 8. 65 anter dem Namen Mattknitzel, vgl. S.288. Wasser läufer, totanus. Von den sechs verschiedenen Arten europäischer Wasser- läuf er, welche die heutige Wissenschaft unterscheidet, hat Deutsch- land drei als Brutvögel; die übrigen Arten kommen als Zug- vögel vor. Bereits in den altgermanischen Idiomen findet man einige Benennungen, welche für diese zierlich gebauten hoch- beinigen Watvögel in Anspruch genommen werden können. Der s. g. Rotschenkel (totanus calidris oder totanus totanus) wird in Norwegen mit dem Namen stelk oder stilk benannt, der auf anord. stelkr beruht; färöisch und isländ. stelkur. Das Wort wird von Falk und Torp Et. ordb. I, 366 s. v. kjeld und II, 283 s. v. stalke mit dän. stalke emit Stelzenschritten gehen', ags. steakian 'vorsichtig gehen' verbunden und auf die steife Gangart des Vogels bezogen. Der Ausdruck ist aber ursprünglich nicht nur auf die nor- dische Sprachgruppe beschränkt gewesen, sondern hat früher eine weitere Verbreitung gehabt. Außerhalb der nordischen Sprachen hat der alte Vogelname einen Reflex im ahd. wa^ar-stelh hinter- lassen, das in einer Glosse aus dem 10./11. Jh. bezeugt ist: uuazarstelh^ Herodii domus alia editio fulice domus: Psalmen 103, 17 : Clm. 19440, 120. In das Finnische ist das Wort aus dem Nordischen als telkkä übernommen worden. In den Straßburger Quellen des 15./16. Jahrhunderts wird der totanus calidris mit dem Namen Rotbein erwähnt; wiederholt begegnen Rotbein und Rotbeinlin in den Straßburger Zunftverordnungen des 15. Jhs. (Ed. Brucker S. 187. 226. 229. 258. 266), im 16. Jh. Rothbein im Strassburg. Vogelb. v. J. 1554, V. 346, Rotbein bei Gesner Hist. avium S. 488 (als Straßburger Ausdruck). Baldner unterscheidet im Vogelb. (1666) den totanus calidris als grohes Rothbeinel (S. 59) vom totanus ruscus, den er 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 474. — 2 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 117. 3 Die Glosse braucht demnach nicht, wie Steinmeyer Ahd. GH. I, 52421 meint, in uuazarstelz geändert zu werden. 286 Wasserläufer, totanus. als ein groß Rothbeinel (S. 61) erwähnt. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 281 führt Rottbein, Rotfüffel, Wafferhünlin mit Roten- beinen offenbar nach Gesner an, danach auch bei Klein, Reyger, Adelung usw. In heutigen Mundarten ist der Yogel als Rot- füssel1 und Gekv-Füessler1 bekannt. Auf die Stimme des Rot- schenkels bezieht sich der Ausdruck Dütchen, welcher auch von Regenpfeifern gilt, s. S. 269. In Mecklenburg hat der Ruf dieser Yögel den Namen Tülüt2 hervorgerufen; im Gegensatz zu dem Regenpfeifer, dem Lütt Tülüt, wird der Rotschenkel Grot Tülüt genannt. Andere in Mecklenburg vorkommende Synonyma sind Blarrvagel, Blarrsnepp2 (zu blarren 'meckern, blöken'), auf Pol Rödbent Snipp, Grot Snipp2; in Luxemburg heißt der Vogel Sandpeifer3. Ein Jägerausdruck ist offenbar Viertels-GrüeP in der Schweiz (vgl. Grüel S. 282). Von den Wasservögeln, welche Gesner in Hist. avium nach Straßburger Abbildungen beschreibt, ist der "Khodopos" ohne Zweifel der punktierte Wasserläufer (totanus ochropus). Der a, a. 0. S. 492 angeführte deutsche Name Steingälliß findet sich auch im Straßburg. Yogelb. v. J. 1554, wo die Steingellelin (Y. 349) mit verwandten Arten erwähnt werden. Baldner Yogelb. (1666) S. 57 gebraucht die Namensformen Steingall und Steingellel. Der Name, dessen Bildungs weise die gleiche ist wie in dem Worte Nachtigall (zugalan), läßt sich bis in die westgermanische Periode zurück verfolgen; der deutschen Benennung entspricht im Angel- sächsischen stdn-gella (in den Glossen bei Wright-Wülcker Yocab. 287, 10 und in Spelmans Psalter 101, 7), vgl. giellan 'schreien'. Wegen der Glossierung mit pelecanus darf die Bedeutung des ags. Yogelnamens nicht als Telikan' angesetzt werden4; das lateinische Literaturwort wurde, da man für den fremden Yogel keinen Namen hatte, mit Bezeichnungen einheimischer Wasser- vögel wiedergegeben (mit düfedoppe in den Lamb. Psalmen ; mit wanföta bei Wright-Wülcker a. a. 0.). — Das luxemburgische Synonymon Kublan'0 ist = frz. cul-blanc (d. h. Weißarsch). Der Grünschenkel (totanus glottis oder littoreus), der in 1 Staub-Tobler I, 1096. II, 730. — 2 Schiller Zum Tierbuche II, 17. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 370. 4 Wie z. B. bei Whitman The Birds of Old Engl. Literature XXXVIII, 2, Sweet The Stud. Dict. u. a. — 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 252. w.i jerläufer, totanus. 2H7 Deutschland auf dem Durchzug ziemlich häufig ist. hat Beinen wissenschaftlichen Namen glottis Gesner zu verdanken, der den Vogel in Eist, avium s. L89 beschreib! and den von Lukas Schan gebrauchten Straßburger Ausdruck Gluti mit einem von Aristo- teles gebrauchten Vogelnamen tXujttic in Zusammenhang bringt: "quod Gluti nominant, quasi glottidem.'1 ÄJle Zeugnisse des Namens führen nach Straßburg. Hier begegnet er wiederholt in den Stadtordnungen des L5.Jhs.: Sluten (pro Glitten) imJ. L425, Glitten im J. L449 n. L459, Glütten im J.1449, Glut 15116. Jh., Glutte Lö.Jh. (Brucker Straßburg. Zunftverordn. s. L83. iss 226.229.258.266); im L6.Jh. Glüten im Strassburg. Vogelb. v.J. 1554 V. 362, im 17. Jh. G7w*ä, Glute in Baldners Vogelb. s. 58. NVmnieli Polyglottenlexicon 1, 1680 hält den Grünschenkel für eine fulica-Art (fiüica fistulans) und stellt das Vorkommen desselben in Deutschland und im Elsaß (an den Flüssen und Teichen) fest. Die Angaben bei Nemnich gehen auf Buffon zurück, nach dem er auch frz. le glout2 als Namen des Yogels verzeichnet; eine deutsche Benennung ist nicht angegeben. Der Ausdruck Glul{te) ist nicht ganz durchsichtig. Da auf Helgoland ein Syno- nymon Juliüt3 lautet, so darf man vielleicht die Namen für onomatopoietische Bildungen halten. Unter den von Gesner behandelten Wasservögeln, die ihm aus den genannten Straßburger Abbildungen bekannt sind, gehört der S. 495 als grünschenkelig beschriebene Mattkniüis wahr- scheinlich zu den totanus- Arten ; es scheint damit eine Variation von totanus ochropus oder totanus littoreus gemeint zu sein. Mackbiliß im Strassburg. Vogelb. v. 1554 V. 346 muß mit dem von Gesner genannten Namen identiscli sein. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 282 gibt die Namen Mattknülis I Grunfüffel im An- schluß an Gesner, danach bei Klein liist. avium prodr. (1750) S. 101 Grünbeinlein, Grün-Fiiffel, MattkuiUis. Den Druckfehler im letzteren Worte hat Reyger von Klein übernommen. Aus den Werken der genannten preußischen Ornithologen ist das Straßburger Dialektwort in das Preußische Wörterbuch von 1 Die Laute des Vogels klingen verschieden, s. Voigt Excursions- buch S. 244. 2 Buffon hat den Namen gloutt, den er als schwedisch angibt, von Linne. — 3 Frommann D. Mundarten III. 33. 288 Wasserläufer, totanus. Frischbier II, 55 in der Form Matkrillis geraten. Eine ganz ähnliche Bildung wie dieser Yogelname ist Rotknillis bei Gesner a. a. 0. S. 494 ; nach der Beschreibung zu urteilen, ist damit der Alpenstrandläufer (tringa alpina) gemeint. Auch das Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 nennt den Rothknillis (V. 348) unter den Wasser- vögeln. Ein einfaches Knüllis findet sich bereits im 15. Jh. in einer Straßburger Stadtordnung (Brucker Straßburg. Zunftverordn. S. 266). Man könnte geneigt sein, die auffälligen Namen aus knellen 'schreien' zu deuten und in ihnen dasselbe Suffix zu erblicken, wie in ahd. elbiT, 'Schwan'; aber gleichbedeutende Namensformen, welche mit den vorhingenannten zusammenzuhängen scheinen, geben für die Etymologie andere Anhaltspunkte. In Baldners Vogelb. (1666) erscheint der Name des Alpenstrandläufers S. 65 in der Form Rothknittzel und die parallele Bildung Mattknittzel ist a. a. 0. S. 60 als Name des Kampfhahns bezeugt. Klein, der Baldner als seine Quelle zitiert, schreibt Rothknuffel (S. 101). Wenn man diese Varianten zum Ausgangspunkt wählt, so kann Knitzel bezw. Knützel als eine i/a-Ableitung aus *knuü-a aufgefaßt werden und dieses deckt sich mit engl. knot{t) 'Roststrandläufer, tringa canutus'. Der englische Yogelname, der seit dem 15. Jh. bezeugt ist, ist von Camden Brit. 1586 x mit dem dänischen König Knut in Yerbindung gebracht und als 'der Knutsvogel' gedeutet worden ; man habe diese Yögel nach Knut benannt, weil man glaubte, daß sie aus Dänemark kämen. Diese Annahme ist nicht richtig; wir haben hier vielmehr einen alten germanischen Yogeln amen, der sich an die alten Namen verwandter Wasservögel, wazarstelh, Steingall, anreiht. Ob der von Gesner S. 490 erwähnte Wasservogel Deffyt zu den totanus- Arten oder zu den Strandläufern zu zählen ist, kann man aus der mangelhaften Beschreibung nicht mit Bestimmtheit schließen. Der nicht sicher deutbare Name erscheint in den Straß- burger Stadtordnungen (um das J. 1500) einmal als defyt (Brucker a. a. 0. S. 258), nachher im Strassburg. Vogelb. (1554) Y. 349 Deffet. Mit dem Namen könnte auch der Sanderling (calidris arenaria) gemeint sein, dessen hoher pfeifender Ton nach Naumann-Hen- nicke VIII, 179 sich durch die Silbe pitt veranschaulichen läßt. Danach wäre Deffyt eine ähnliche Bildung wie ndd. Tiwit 'Kibitz'. 1 Im NED. V, 2, 743. Flußuferläufer, actilis hypoleucus. — Strandläufer, tringa. 289 Flußiiferläufer, actitis hypoleucus oder tringoides hypoleucus. Unter den öfters erwähnten Abbildungen der zwölf in Straßburg erlegten Watvögel bei Gesner Eist avium erkennt man in dem S.493 abgebildeten und beschriebenen Fyfterlin den Blußuferläufer. Das Strassburg, V'ogelb. v.J. L554 belegt den Aus- druck 7.347 in der Form Fiflerling\ in Baldners Vogelb. (1666) S. 66 Pfifterlin. Der Vogelname bedeutet eigentlich 'Bäckerlein'. Wahrscheinlich ist der Vergleich mit einem Bäcker (Pflster) durch die weiße Farbe des Unterkörpers veranlaßt. In Gesners Hist. avium wird S. 593 ein Vogel abgebildet, der in der Umgebung von Straßburg Lyßklicker heißen soll. Nach der beigefügten Beschreibung zu urteilen, ist es der Flußufer- läufer. Das Strassburg. Vogelb. (1554) V. 431 führt den Xamen in der Form Leußklücker an; bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 291 Steinbicker I Leußklicker. Eine andere Variante findet sich in Ostermanns Yocab. (1591) S. 332: "Cinclus vel cinchlus Ein Rysklicker (rectius Ryesklicker) Mofellanis, ein Ryöl auis magnitudine merulae cinerea, collo et pedibus longiusculis, voce acuta ac querula, per crepidines flurainum celerrime curfitans, mufcis, ac pifciculis victitat". Der Name ist nicht ganz durchsichtig. In Steiermark heißt der Flußiiferläufer Grieshahn, Gries- hähn!1 (d. h. Kies- oder Sandhahn), in Luxemburg gröe Matte- vutt* (eigtl. 'Mottenvogel'), Sizi, Suchen2 ni., Zidderehen'2 m. Strandläufer, t r i n g a. Die Strandläufer sind in Deutschland keine seltenen Gaste. Wenn sie von ihrer nordischen Heimat nach dem Süden ziehen, um die Winterquartiere aufzusuchen, erscheinen sie oft in großen Scharen und sind auf den norddeutschen Küsten sehr häufig. Die einzige Art, welche in Deutschland als Brutvogel angetroffen wird, ist der kleine rotgefärbte Alpenstrandläufer, der im Elsaß mit dem bereits erwähnten Namen Rotkniitzel oder RotknUHs früher benannt wurde3. Nach den schwarzen Füßen des Vogels benennt ihn Gesner Hist. avium S. 494 "melanopos"; bei Baldner 1 Unger-Khull 307. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 279. 409. 504. 3 Vgl. S. 288. Suolahti, Vogelnamen. 290 Kranich, grus cinerea oder grus grus. Vogelb. (1666) S. 65 Eothknittzel oder Schwartzfüeß. Vielleicht ist auch die angelsächsische Glosse wanfota (= pellicanus), die bei Bosworth-Toller als 'Schwarzfuß' (wann 'schwarz') gedeutet wird, auf unseren Vogel zu beziehen. PopowitschV ersuch S.605f. spricht von einem kleinenWasser- vogel, dem Wasserschnepfchen, der sich bei der Jagd sehr dumm zeigt ; die Österreicher sollen ihn das Sandlauferl nennen. Offen- bar meint er hiermit den Meinen Strandläufer (tringa minuta). Die Benennung Sandläufer wird nicht nur von den tringa- Arten, sondern vielleicht noch öfter von den Wasserläufern (totanus) gebraucht; ebenso wird der in Norddeutschland den Strand- läufern gegebene Name Tüt(e)1 von verwandten Vögeln ange- wendet. Auch Bezeichnungen wie Wasserhuhn und Wasserschnepfe sind mehrdeutig. Vgl. S. 275. 301. Den Säbelschnabler (recurvirostra avocetta) mit dem auf- wärts gebogenen Schnabel beschreibt Baldner in seinem Vogel- buch (1666) S. 61 unter dem Namen TJeberfchnabel. Kraniche, Gruidae. Kranich, grus cinerea oder grus grus. Ahd. kranuh: Sg. Nora. — cra^uh grus2: cod. SGalli 913, 204b. granuh grux3: cod. SGalli 242,248a. chranoh : cod. Vindob. 162, 28 d. Carmen de Philomela 23: cod. Vindob. 247, 223a, cod. mus. Britann. Add. 16894, 245 a. hranach : Lex Alamann. XCIX p. 169, 11: Clm. 4460, 22a. Rotul. comit. de Mülinen Bern, cranich: cod. Selestad. f. 109b. Versus de volucr. chranih : Glm. 14689 f. 47a. kranich: H. S. III, 17. XI a 2. b. e, cranech: g, granich: b: cod. Ad- mont. 269, 54b. chranch : Versus de volucr. grus X grues : cod. Vindob. 804 f. 185b. — PI. Nom. — graniche: Vergil. G. I, 120: cod. Selestad. f. 61a. Komposita. — kranuhhessnabul (Pflanzenname) : craneche- snabl reumatica : cod. Vindob. 10, 339a. Rotul. com. de Mülinen Bern. chranehesnabel : Clm. 2612, 93a, cod. Bern. 722,1,2a. chranchesnabel : cod. Vindob. 2400, 128b. H. S. IV, 7: cod. Turic. C 58, 98a, XIa2: cod. Vindob. 2400, 114b, granescesnabel : Anhang a: cod. Vindob. 2532, 133 b, chranechesnabel : H. S. XI a, cranichesnabel : b, e, IV, 7 g'ranichisnabel : cod. mon. herem. 171, 31b. cranihes snabel agri- monia . . : Rotul. com. de Mülinen Bern. 1 Vgl. z. B. Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 3. 2 Sweet 995 Grus gruis cornoch (Steinmeyer). 3 Vielleicht stand doch grues (Steinmeyer)- Kranich, grus cinerea oder grus grus. 291 Tn dem Namen Kranich ist uns ein alter indogermanischer Vogelname erhalten geblieben. Die Bildnngsweise, die in der deutschen Namensform zutage tritt, ist nur auf westgermar nischem Sprachgebiet nachzuweisen: zn ahd. kranuh (dazu der Ortsname Cranahfeld bei Pörstemann AH griech.-lai ortygometra (Wachtel- mutter). Wie Nachtrabe, Ziegenmelker, Immenwolf und andere durch gelehrten Einfluß entstandene Namen, ist wohl auch der Ausdruck Wachtelkönig im Laufe der Zeit bis zu einem gewissen Grade volkstümlich geworden. In der Form Wachtelkönig be- gegnet der Name in Ostermanns Yocab. (1591) S. 337 und bei Schwenk fehl a. a. 0. Die allermeisten von den volkstümlichen Dialektnamen knüpfen naturgemäß an die Stimme des Vogels an. Eine alte Avestgermanische Benennung dieser Art liegt in dem Ausdruck Screek vor, den Longolius Dialog, de avibus (1544) S. E 8b anführt; aus dem selben Jahre stammt der Beleg bei Turner Avium bist. S. G 4 b : "Aliqui ortygometram uolunt esse Germanorum fericam". Gesner, der in Hist. avium (1555) S. 347 die Namensformen Schnjck und Screcke schreibt, stützt sich dabei offenbar auf die eben angeführten Kölner Ornitho- logen; die letztere Lautform findet sich im Xamensverzeichnis bei Longolius. Bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E 7 a stimmt die Form Schrich überein mit dem Beleg bei Turner a. a. 0. In dieser Lautstufe deckt sich der Xame mit westfäl Schrik 'Wachtelkönig, Krammetsvoger aus mnd. schrik (Lübben Mnd. Wb. S. 336) und ags. scric 'turdus', engl, shrike Weuntöter'. Der Vogelname, der auf verschiedene Vögel, welche sich durch ihr Geschrei auszeichnen, bezogen wird, ist am nächsten ver- wandt mit mittelengl. senken (ne. shriek) 'schreien'. Ähnliehe Bildungen sind fries. Schrye 'Brachvogel' bei Gesner S. 4S0, ein Schreer 'cenchramus dux coturnicum' bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 6b sowie schwed. skrika: aorweg. shrike 'Eichel- häher' (zu schwed. skrika 'schreien'). Die von Longolius l)elegte e-Stufe des Stannnvokals ist auch bezeugt in Screk bei Oster- mann Vocab. (1591) S. 337, Schrecker Brachvogel in der Über- 296 Wiesenknarrer, ortygometra crex, crex crex. Setzung der Bücher Plinii v. J. 1651 S. 546, Schrecke bei Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760) S. 105 und Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XII, B 2 a. Sie beruht wohl auf volksetymolo- gischer Anlehnung des Vogelnamens an mnd. scricken, screcken 'er- schrecken'. Vgl. auch S. 64. Weit verbreitet sind die Namen des Wachtelkönigs, die von dem schnarrenden Ton des Naturlautes ausgehen. In Ai- tingers Buch v. d. Vogelstellen (1631) S. 289 wird der Vogel Heckschnarr, in Zorns Petino-Theologie (1743) II, 284 und Reygers Verbess. Hist. der Vögel (1760) S. 105 die Schnarre genannt; heute gilt Snarr1 in der Grafschaft Ranzau, Dhauschnarre2 in der Mark Brandenburg, Thauschnarre* (bei Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XII, B 2a) in Preußen, Wiesenschnarre^ in Hessen, Schnarrhuhn'0 in Sachsen, Schnarricachtel, Schnarrwach6 in Lübeck und Mecklenburg. Dan. (eng)snarre stammt aus dem Deutschen. — Eine Variation dieser schallnachahmenden Benennung ist spät- mhd. schnartz (vgl. das Verbum schnarzen oder schnerzen) in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VT, 90); "vom Schnertz oder Wachtel-Könige" in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 57, preuß. Schierz1, in Mecklenburg Snartendart2. Vgl. S. 60. An die Erweiterungsform des Stammes snar-, welche im Verbum schnarchen vorliegt, schließen sich die Namen Snark1 in der Grafschaft Ranzau und Grasschnarcher 8 in Preußen, Wiesen- schnarcher 9 in Hessen an; im 15. Jh. snerker im Elbinger Vokabular (Berneker Die preuß. Sprache S. 244) und bei Diefenbach Glossar. S. 253 a, Schnercker bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 313. Vgl. S. 60. — Eine weitere Variation der genannten Schallwurzel liegt dem preußischen Dialektnamen Schnarp10 zugrunde; auf hoch- deutschem Boden die Schnerffen bei Aitinger a. a. O. (1631) S.289, Schnerf oder Thauschnarre in Frischs Teutsch-lat. Wb. II, 212 a, Schnerpf bei Heppe Wohlred. Jäger (Schmeller- Frommann H, 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2. 2 Schiller Zum Tierbuche II, 18. — 3 Frischbier II, 396. 4 Vilmar 454. — 5 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. 7 Frischbier II, 304. — 8 Frischbier I, 251. — 9 Vilmar 454. 10 Frischbier II, 251. Wiesenknarrer, ortygometra crex, crex crex. 297 583). Vgl. auch sohwed. äkersnarp, ängsnärpa in derselben Bedeutung. In dem alteu Glossar mit Vogelnamen, das in der Pariser Handschrift 12269 enthalten ist, findet sich fol. 58b die Glosse wcgisner cicatus. Wie einige andere Glossen des Vokabulars, so ist auch diese einer angelsächsischen Vorlage abgeschrieben; die zugrunde Liegende angelsächsische Namensform Ist In der Glosse secggescere nel haman (d.h. Wiesenknarrer oder Grille) = cicad bei Wright-Wülcker Vocab. I, 136 überliefert. Steinmeyer Alid. Oll. IV, 356 gibt an, daß in secgisner der Pariser Gll. n auf Rasur Bteht. Offenbar ist das angelsächsische Wort durch die Leichte Änderung dem deutschen Leser mundgerecht gemacht worden; in dieser Gestalt bedeutet die Glosse 'Grasschnarrer' (zu ndd. segge 'Riedgras' und mhd. snerren 'schnarren'). Der angelsächsische Vogelname l ist dagegen aus scieran 'schneiden' zu deuten und als 'Grasschneider' zu verstehen. Ähnliche Bildungen sind Eggenschär, Heggeschär und Heg g schär , welche Gesner a.a.O. S. 478 als von Vogelstellern für den "Wiesenknarrer oder die Wasserralle gebrauchte Bezeichnungen anführt; heute gelten Eggenschär in schweizerischen und Eggscheer 2 in schwäbischen Mundarten von der Wasserfalle. Vgl. schwed. ängsskära, äkerskära 'Wiesenknarrer'. Mehrere moderne Mundarten fassen den Wiesenknarrer als eGras- schneider' auf, vgl. preuß. Gras-Meher bei Klein Hist. avium prodr. (1750)8.103, Grot Schneider3 im Oberinntal (Tirol), Strohschneider, Wiese nmahder4- in Steiermark. Unter den zwölf Sumpfvögeln, welche Gesner nach den Abbildungen von Lucas Schan beschreibt und mit den in Straßburg üblichen Namen bezeichnet, ist der Mattkern S. 496 geschildert. Die Schilderung der äußeren Gestalt und der Farben ist ziemlich summarisch, aber der im lateinischen Texte zitierte deutsche 1 Whitman hat in der angelsächsischen Glosse keinen Vogelnamen erkannt; wenigstens ist das Wort in seiner Belegsammlung The Birds of Old Engl. Literature nicht aufgenommen. Daß die Bedeutung des Wortes nicht nach dem lat. Lemma cicada als 'Grille' angesetzt werden darf, be- weist schon die Glosse ortigometra segcscara bei Wright-Wülcker Vocab. I. 287 " unter den Vogelnamen. 2 Fischer II, 544. — 3 Frommann D. Mundarten IV, 54. 4 Unger-Khull 584. 633. 298 Wasserballe, rallus aquaticus. Satz, welcher die Stimme des Vogels charakterisiert, läßt darin gleich den Wiesenknarrer erkennen : "Er fchryet vnnd fchnurret wie die wullen waber wenn fy die wnllen fchlahend". Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 284 führt wie Gesner den Namen Mattkern als Straßbnrger Wort an ; in Baldners Yogelb. (1666) S. 73 begegnet die Form Mattkernel. Der zweite Bestandteil des Kompositums, der als selbständiger Name im Sinne von Krickente bezeugt ist, ist verwandt mit dem lautmalenden Worte kerren und benennt die Yögel nach dem knarrenden Tone der Stimme, vgl. dän. knerkand, knarand 'Krickente und Wachtelkönig'. Das erste Glied in Mattkernel kann wie in Mattknillis, Mattknützel als Matte 'Wiese' verstanden werden, wahrscheinlich ist diese Lautform jedoch erst sekundär aus Mott 'Schlamm' entstanden. In Ostermanns Yocab. (1591) S. 337 wird unter den Syno- nyma für den Wiesenknarrer der Ausdruck Wifenhünlin genannt, bei Keyger Verbess. Hist. der Yögel (1760) S. 105 heißt der Yogel Grasläufer, Wiesenläufer. Andere ähnliche Namen sind Wischen- knarker l in Göttingen und Grubenhagen, Wisekrips 2 in Luxem- burg, Wiesenkrätzer3 im Fuldaischen, Gerstenratzer oder Korn- hühnchen1 in Sachsen, Grasrätsch, Rätschvogel'0 in der Schweiz. Ein preußisches Dialektwort ist Scharp, Scherp, Scharpvogel6 vgl. S. 129. Wasserralle, rallus aquaticus. Im Gegensatz zu dem Wachtelkönig, der auf trockenem Lande sich aufhält, wählt die Wasserralle zum Aufenthaltsorte ausgedehnte Sümpfe und Teiche mit schlammigen Ufern. Die beiden Yögel sind von gleicher Größe und haben auch sonst mit einander große Ähnlichkeit, so daß sie oft mit einander ver- wechselt werden. Manche von den Namen des Wiesenknarrers werden daher auf die Ralle bezogen. In Preußen wird die Benennung Tauschnarre von beiden Yögeln angewendet, ebenso der Ausdruck Gespenst. Hier sind die beiden Yögel auch unter dem Namen Casper bekannt. Zum Unterschiede von dem Wiesen- 1 Schambach 300. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 488. 3 Vilmar 454. — 4 Zs. f. d. Phil. XXI, 211. 5 Staub-Tobler I, 696. — 6 Frischbier II, 258. 268. Tüpfelsnmpfhühnchen, ortygometra porzana. 299 rasper nennt man die schwärzlich gezeichnete Kall«' den Schwarzen Caspcr; "noftrates vocanl schtoartze Cafpar" bei Klein bist avium prodr. (1750) S. 103. In der Schweiz gilt Eggenschär (schwäb. Eggschär)mcht nur vomWiesenknarrer, sondern auch von der Balle. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8.283 nennt für die Balle die Namen Samet- Eünle Schnürt; Waffer Eünle und Mott-Hünlin. Der Letztgenannte Ausdruck bedeutet 'Sumpfhühnchen' (zu Moti 'Sumpf). In den ersterwähnten zwei Belegformen verrät die Lautgestalt den allemannischen Ursprung; in der Schweiz Lsl Sammet-Hüenli1 heute geläufig. Im Elsaß sind die synonymen Benennungen RohrlutncL Rohrhünlin in Baldners Yogelb. (1666) S.52, Rorhänlin* in Fischarts Gargantua 376 bezeugt; Eohberg Adel. Landleben (1687) II, 636 (Kap. CXIV Buch 11) gebraucht den Ausdruck Rohrhünlein in weiterem Sinne, indem er darin auch die Teichhühner mit einbegreift. In Luxemburg heißt die Ralle Wässer ivisekrips* m. (Krips = Krebs), vgl. oben S. 298. Die heute in der Wissenschaft übliche Benennung Ralle beruht auf dem frz. Namen rdleA (afrz. raalle) oder vielmehr auf dessen latinisierter Form rallus, ralla, vgl. Gesner Hist. avium S. 346. 377 : "De rallo Italorum" "Gallorum rasle uel ralla". Klein hist. avium prodr. (1750) S. 103 f. übersetzt rallus cinerevs mit Graue Rall (Braune Roll, Bengalsche Rall), danach bei Reyger (1760) S. 105 Schwarze Ralle als Bezeichnung der einheimischen Art Adelung (1777) III, 1239 bucht die Ralle und der Rall. Tüpfelsunipfhülniclien, ortygometra porzana. Den Übergang von den vorhergehenden Arten zu den Wasserhühnern bilden die Sumpfhühnchen, welche sich schon gut im Wasser zu bewegen verstehen. Vielfach werden diese mit den eben erwähnten größeren Arten verwechselt und aus den Schilderungen der älteren Ornithologen ist es meistens äußerst schwierig, die verschiedenen Arten dieser Gattung zu bestimmen. Der von Gesner Hist. avium S. 497 abgebildete und geschilderte Yogel, den er Wynkernneü nennt, scheint das Tüpfelsumpf- hühnchen zu sein. Der Straßburger Ausdruck, dessen erster 1 S. Staub-Tobler IL 1376. — 2 Martin-Lienhart I. 341. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 478. — 4 Daraus engl. raü. 300 Purpurhuhn, porphyrio hyacinthinus. Kompositionsteil dunkel ist, begegnet auch mit der Orthographie Weinkerml im Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 353; vgl. die Parallelbildung Mattkernel S. 297 f. Auf diesen Yogel beziehen sich vielleicht auch die von Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 283 angeführten Ausdrücke Bundt Waffer Hünlin I Gescheckt Mott Hürde, vgl. Mott hünlin S. 299. In Steiermark kommen die Syno- nyma Bohrhähnl1 und Blätterhuhn1 vor. Die beiden kleinsten Arten, das Brachhühnchen (ortygo- metra minuta oder parva) und das Zwergsumpfhühnchen (ortygo- nietra pygmaea oder pusilla), hat erst Naumann als besondere Arten erkannt. Es ist nicht recht klar, ob Schwenkfeld a. a. 0. mit der siebenten Art der Gattung glareola oder mit gallinago cinerea eins von diesen Sumpfhühnchen meint; die deutsche Bezeichnung Aefch-Hünlin (d. h. Aschhühnchen) bezieht sich auf die Farbe. Überhaupt werden die Sumpfhühnchen wohl meistens mit den üblichen Namen des Wiesenknarrers oder der Ralle bezeichnet. Purpurhuhn, porphyrio hyacinthinus. Das Purpurhuhn ist kein deutscher Yogel, aber da es zu den in der Bibel aufgezählten Yögeln gehört, erscheint der Name in den älteren deutschen Bibelglossen. In angelsächsischen Glossaren wird der lateinische Name porphyrio mit felufor, felofor, fealfor, fealefor wiedergegeben; einige Mal werden die Worte auch mit onocrotalus 'Rohrdommel* glossiert. — Auch in deutschen Glossensammlungen erscheinen diese Namensformen: felefer onocrotalum. auis que sonitum facit in aqua: Leviticus 11, 18: cod. SGalli 295,127, felefor: cod. SGalli 9,276, cod. SPauli XXV d/82, 37 b, horotrugis t felefor a onocrotalvs. animal olori elbiz simile: cod. Stuttg. th. et phil. 218, 13c; felefor: cod. Lugdun. Voss, lat. f. 24 f. 101a. philfor porfilio: Deuteronomium 14, 17 : cod. Parisin. 2685 f. 51b; id pheluphur: cod. Fuld. Aa 2, 46 a, iö feluphur: cod. Carolsruh. Aug. CCXLVIII, 110b. Alle obengenannten Belege sind jedoch ohne Zweifel von angelsächsischen Schreibern geschrieben und können als deutsche Glossen nicht in Anspruch genommen werden. Das angelsächsische Glossen wort ist eine Umdeutung des im Leviti- cus 11, 18 und Deuteronom. 14, 17 bezeugten lat. porphyrio (aus 1 Unger-Khull 88. 508. Teichhohn, Btagnicola chloropus, gaOinula chloropua. 801 griech. Tropcpupiuuv); der einheimische Vogelname d&alfor scheint hierbei mitgewirH zu haben. Die einzelnen handschriftlichen Varianten p&rßio, /W//Y, f<>lfu\ philfor^ phduphur illustrieren den Entwicklungsgang. Wie solche gelehrte Verdeutschungen la- teinischer Vogelnamen entstehen, kann man z. B. bei Kmir.nl von Megenberg beobachten, der ans porphyrio ein porphiri, ans onocrotalus ein ankrättel macht (Bd. Pfeiffer 8. 212). .Mit dem umgedeuteten Namen des Purpurhuhns hat ags. fehle f«rr 'Kram- metsvogel', das damit in Verbindung gebracht worden ist, nichts zu tun. In spateren Vokabularen wird porphyrio mit purpirvogel oder purpurfaruogd übersetzt, s. Diefenbach Glossar. S. 448a und Nov. glossar. 8.298b. Teichhuhn, stagnicola chloropus, gallinula chloropus. In der Wissenschaft wird das mit roter Stirnplatte ver- sehene Sumpfhuhn meistens als Teichhuhn von dem weißstirnigen Wasserhuhn unterschieden. In den Mundarten wird jedoch die letztere Benennung von den beiden verwandten Vögeln angewendet ; die Bedeutung wechselt je nach den betreffenden Gegenden. Der Ausdruck Wasserhuhn ist bereits in althochdeutscher Zeit in einer Gruppe von Handschriften bezeugt : vuazarhuon onocrotalus : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4<> f. 89a, uuazarhuon: cod. sem. Trevir. f. 112b. teazzerhu nt x : cod. Parisin. 9344 f. 42b, xoatharhum: cod. Berol. Ms. lat. 8" 73,124a; im Mittelhochdeutschen begegnet öfters wazzerhtum— mnd. waterhön, mndl. waterhoen. Gesner gebraucht den Namen im zwei- fachen Sinne von Blaßhuhn und Teichhuhn, bei Baldner Vogelb. (1666) S. 50 wird nur der letztere Vogel Wafferhünel genannt. Popowitsch Versuch (1780) 8. 604 meint mit den Deminutiv- bildungen Wafferhendel (in Österreich) und Waffe rhüendel (in Steiermark) die Wasserraüe; in Westfalen wird dm- Eisvogel Waterhainken2 genannt (schon bei Gesner Hist. avium s. B5 Auch in der Schweiz kommt Wasserhüeiüi* in der Bedeutung Eisvogel vor. Doch wird Schweiz. WasserhüenU allgemein im Sinne von 'Teichhuhn' angewendet; ebenso Wasserhong { in 1 Mit unorganischem t. — 2 Woeste 317. 3 Staub-Tobler II, 1377. — 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 477 302 Bläßhuhn, fulica atra. Luxemburg und Wdterhöhnken l im Münsterkreise. Mehrdeutig ist auch die Benennung Bohrhünlein bei Hohberg Adel. Land- Leben II, 636 und Meerhün (d. i. wohl = Moorhuhn) bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. 69. In Straßburg heißt das Teichhuhn heute Ducherle2 (d. h. Taucherlein). Ein älterer Straßburger Name ist Eothplettel (ab- geleitet von Platte) im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 V. 384, wo gerade das Teichhuhn gemeint zu sein scheint; gleichbedeutend ist anhält. Roibläßchm* (vgl. unten Bläßhuhn). Bläßlmlin, fulica atra. Ahd. belihha, belihho : Sg. Nom. — pdüfia fulix : cod. Flo- rentin. XVI, 5, 141 a (13. Jh.). fuluo et Pielico 4 antit chunni 5 : cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. belico anud cunni fulica: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 106a. — PL Nom. — pelichon fulice: Vergil. G. I, 363: Gm. 305, 37 a, Clm. 21562, 43 a. Ahd. belihha, belihho (mhd. belche) 'Bläßhuhn' hat in den übrigen altgermanischen Dialekten keine Entsprechung, aber die verwandten indogermanischen Sprachzweige bieten anklingende Benennungen mit gleicher Bedeutung: lat. fulica und griech. qpaXnpic, cpaXäpic. Zugrunde liegt diesen Namensformen ein Stamm *bal- 'weiß', der in griech. maXöc 'glänzend', cpdXioc 'weiß', qpaXnpöc 'glänzend', lit. bältas 'weiß', cymr. bal 'weißgesichtig (von Tieren)', breton. bal 'weißer Stirnfleck' vorhanden ist. Auf germanischem Boden hat Edward Schröder denselben Stamm in dem Namen Bäht, mit dem das Streitroß Belisars benannt wurde, nachgewiesen, s. Zs. f. d. A. XXXV, 237 ff. Das Bläßhuhn hat also den Namen erhalten wegen der blendend weißen Stirnplatte, welche den Yogel bei sonst durchgehend schwarz gefärbtem Ge- fieder auszeichnet. Man hat die Übereinstimmung von ahd. belihha mit den angeführten Namen im Lateinischen und Griechi- schen einfach als Urverwandtschaft bezeichnet. Aber damit ist der Grad der Verwandtschaft vielleicht nicht richtig angegeben. In der Bildungsweise stimmt ahd. belihha nicht zu lat. fulica; 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 87. 2 Martin-Lienhart II, 647. — 3 Naumann-Hennicke VII, 142. 4 aus fulica resp. dem deutschen pelicha verderbt (Steinmeyer). 5 1. anit chunni; das letzte * angehängt (Steinmeyer). Bläßhuhn, falica atra. 808 ebenso ist das Suffo im griechischen Worte ganz verschieden. Daher darf man den Vogelnamen nichl ohne weiteres in die indogermanische Zeil tunaufrücken. Die Namensformen der ver- wandten Sprachen können auch anabhängige einzelsprachliche Bildungen von dem urverwandten Wortstamme sein. Auch in englischen Dialekten wird das Bläßhuhn heute mit stammesver- wandten Namen bezeichnet, vgl. bald-coot, bald-duek^ bald-foid \\. a. (zu bald ehaarl«»s. mit Weiß gezeichnet*, bau 'weißer Bleck*) bei Swainson The Folklore 8. L78; schon ums Jahr 1300: ane blarye a baüed cote bei Wrighl Vocab. L65 (NED. I. 633). Die Bildungs- weise < i < ■ s deutschen Wortes hal vielleicht eine Parallele in dem Bteir. Vogelnamen Schmelche (aus ahd. &malihha\ s. 8. 26. Mög- licherweise ist das Suffix ikan : ikdn eine Weiterbildung von dem german. & -Suffix1, das in ahd. Jcranuh und hafmh zutage tritt; in diesem Falle würde Suffixablaut vorliegen. Der mhd. Pferde- name Bei die im Biterolf und die gleichlautenden Bergnamen in Süddeutschland sind offenbar als Übertragungen des Vogelnamens aufzufassen. Gesner Hist. avium S. 396 bezeugt den alten Namen rar die Schweiz in den Formen ein Böllhinen und Belchinen, speziell für die (regend um den Bodensee die Form ein Belch. Popowitsch, der (Versuch S. 61) diese Benennungen nach Gesner zitiert, kennt aus Frisch die umgedeutete Xamensform Bellhenne und aus Heppe Wohlred. Jäger auch die Variante Bölcher. Schwenkfeld hat diesen Namen nicht aufgenommen, das Strassburger Vogelbuch nennt ihn auch nicht. Heute lebt das Wort als maskuL Beiehe2 in der Schweiz und in Schwaben, als femin. die Beiehen ' in Baiern; die frühere Verbreitung läßt sich an Bergnamen im Schwarzwald, in den Vogesen uud in Hessen verfolgen, Martin Jb. des Vogesenklubs II, 193 f. und Vilmar Id. S. 31. Weit verbreitet ist in den jetzigen hoch- und nieder- deutschen Mundarten der schriftsprachliche Name Bläßhuhn nebst Varianten. Den frühesten Beleg bieten die von v. Bänder Germania XXIII herausgegebenen Gedichte des Königs von Oden- wald, die aus dem Anfang des 14. Jhs. stammen; liier erscheint 1 Vgl. Kluge Nominale Stammbildung § Gl b. 2 Staub-Tobler IV, 1193. — 3 Sehmeller-Frommann I. 233. 304 Bläßhuhn, fulica atra. (Germania XXIII, 309) die Namensform blazzen im Keime mit lazzen. Popowitsch Versuch (1780) S. 60 führt Blaße als frän- kische Dialektform an. Im 16. Jh. ist das Deminutivuni Pleß- lein durch H. Sachs Eegim. der Vögel (1531) V. 185 bezeugt; heute gilt Bläßlein1 in Baiern und Schwaben. Die veraltete schwäbische Form Bläßling belegt Fischer I, 1163 aus dem Jahre 1621; schon Gesner Hist. avium (1555) führt BUßling und BÜß als schwäbische Dialektformen an. Aber auch in Österreich ist Bläßling durch Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 636 (Kap. CXIV) bezeugt. Popowitsch, der a. a. 0. Bläßling nach Zorn2 u. a. zitiert, gibt als österreichische Form Bläßel', selbst sieht er Bläßchen für die normale schriftsprachliche Form an. In Nord- deutschland scheint der Name besonders in Kompositionsbildungen gebräuchlich zu sein. Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 150 schreibt Blashan, Reyger Yerbess. Hist. der Vögel (1760) S. 161 Blashuhn; heute in Preußen Bläshenne, Bläsente5, in Mark Branden- burg Bläßente, in Mecklenburg Blesshön, Blesnörx, Blestnörx*, im Münsterkreise Blesshohn'3, in Luxemburg der Bless, Blesshong6. Die angeführten Namen sind, ebenso wie das Synonymon Belche, durch die weiße Stirnplatte des Vogels veranlaßt und hängen zusammen mit spätmhd. blasse, nhd. Blässe, mnd. lies, Messe 'weißer Stirnfleck'. Der Vogelname scheint in der mhd. Form blasse, nhd. dial. BÜß (daraus abgeleitet Bläßlein, Blässei, Bläßling) mit dem vorhingenannten Worte vollständig identisch und ist wohl semasiologisch als 'Kahlkopf zu verstehen; vgl. anord. blese = 1) weißer Stirnfleck, 2) Pferdename und schwäb. Blasse = 1) weißer Stirnfleck, 2) Kahlkopf. Die Kompositionsformen haben Analoga in ahd. blasros, mnd. blasenhengst 'Pferd mit weißem Stirnfleck'. Daran schließen sich Worte mit Rhotazismus: mndd. blare, midi. blaar 'weißer Stirnfleck', norweg. blarand (dän. dagegen blisand) 'Blässhuhn', frz. (picard.) blarie 'dass'. Im Elsaß ist Blaßhenn nur einmal bei Baldner Vogelb. 1 Fischer I, 163, Schmeller-Frommann I, 330. 2 Zorn Pethino-Theologie II, 418. 3 Frischbier I, 87. — 4 Schiller Zum Tierbuche I, 10. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 85. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 36. Bläühuhn, fulica atra 905 (1666) S. 49 bezeugt, wo als Synonymon Pfaff angeführt wild. Dieser A.usdruck, der schon im L6. Jh. im Strassburg. Vogelb. V.362 begegnel und in den ornithologischen Arbeiten Gtesners (S. 376) and Schwenkfelds (8. 263) erwähnl wird, ist in der heutigen Straßburger Mundart ausgestorben1. Dagegen boU das Wort — nach Prischbier Wb. [, 265. II. L21. L90 — in der platt- deutschen Gestali Pdpke: Haffpdpke (. lyska 'Bläßhuhn'. unter den fielen I Y<>\ inzialnamen des populären Vogels führt (irsnrr noch dir Namensform Florn an. Das Ls1 die AJtknsativ- form des Namens. Der Beleg finde! nämlich eine Bestätig durch Baldner, welcher (Vogelb. (1666) 8. 50) berichtet, daß das Bläßhuhn am Altrhein bei Roxheim (in der Nähe von Worms) Flohr heißt Das Wort ist vollkommen dunkel. Turner Bist. avium 8. D 6 b spricht unterden Vogelnamen'Me Bloro'1 und beruft sich dabei auf Aristoteles. In Holland nennt man das Bläß huhn Jcoet, meerkoet ( Mecr- coetebei Junius Nomenciator (1581)S.56a); die Namen sind mit engl, cool imc cote^ coote) verwandt. Ein anderes niederländisches Svnonvmon ist meerkol, fries. Markol (DijkstraWb.s.v.). Mit dem Hähernamen Marholf, mit welchem das Wort in Zusammenhang gebracht worden ist, hat es gar nichts zu tun. Der erste Teil des Kompositums hat wohl die Bedeutung 'Sumpf (vgl. S. 302 Österreich. Meerhün), der zweite Teil ist offenbar das Wort kol 'Blässe'. X. Landraubvögel, Kaptatores. Eulen, Strigidae. Uhu, bubo maximus, bubo bubo. Ahd. üfo. hüwo: Sg. Nom. — üuo* bubo: Glossae Abactor: Clm. 14429. 222 a. Vergilius A. IV, 462 : cod. Parisin. 9344. 83 b. Phocae ars 413, 15 ' : Clm. 14689, 46a, vuo: cod. Vindob. 2723. 123 b. dm. 19440, 229. üvo 4 : Vergilius A. IV, 462: Clm. 18059, 192 d. ouo: Car- men de Philomela 37: cod. Vindob. 247, 223a, cod. mus. Britann. Add. 16894, 245a. uuo: Erchanberti ars: Clm. 6414, 14a. Cgm. 187. Versus de volucr. noctua : II. S. Xlb. Leviticus 11, 17: cod. Gotwic. 103, 49b; hu. uuo t. uuo bubonem. qui rustice dicitur buf : cod. SGalli 295, 127, i. huuuo uel uiio: cod. SGalli 9. 276, iä huuo. t uuo: cod. SPauli XXV d/82, 37 ab, buf t huwo t wo : cod. Stuttgart, th. et phil. 1 Schiller Zum Tierbuche I, 11. 2 Von jüngerer Hand übergeschrieben (Steinmeyer). 3 bufo Edit., s. aber die Varianten (Steinmeyer). 4 Von zweiter Hand (Steinmeyer). 20* 308 Uhu, bubo maximus, bubo bubo. f. 218, 13c. üfe noctua autem non est bubo : Gll. Salomon. al : Clm. 17152, 105 f, üve1 bufo: Clm. 17152, 18 f. vve: H. S. III, 17: cod. Vindob. 2400, 41b. vfe. vue: cod. Vindob. 804 f. 185b. — Akk. — rifun: cod. Vindob. 162, 35a. uuun: Leviticus 11, 17 : Clm. 14689, 38 a, vuin: Clm. 4606, 101a. Sg. Nom. — hi'muo bubo: Clm. 14747 f. 63a. huuuo: Vergil. A. IV, 462 : cod. Mellic. non sign. 98a. Gll. Salom. a 1 : Clm. 17152, 130d. huuuo: Leviticus 11, 17: cod. Carolsruh. SPetri 87, 63b. buf. hu uuo. t uuo : cod. SGalli 295, 127, i. huuuo uel uiio : cod. SGalli 9, 276, id huuo. t uuo: cod. SPauli XXV d/82, 37 ab, buf t huwo t wo: cod. Stuttgart, th. et phil. 218, 13c; huuo: cod. Fuld. Aa2, 43a. Gll. Salomon. a 1 : Clm. 13002, 18 f. huuo: Phocae ars 413, 15: cod. Vindob. 2732, 141b. huivo: Versus de volucr. cod. Selestad. f. 109b. Gll. Salomon. al. Leviticus 11,17: cod. Vatic. Pal. 288, 55 c. H. S. XI a 2 : Clm. 2612, 82 a. Mo nocticorax : Psalmen 101, 7 : cod. SGalli 292, 91. huo: cod. SGalli 299 p. 33. Clm. 14689 f. 47 a2. Versus de volucr. Gll. Salomon. a 1. H. S. III, 17. XI a 2. b. e. g. Levi- ticus 11, 17: Clm. 22201, 238b. hufi: Versus de volucr.: Clm. 19488, 121a. — Akk. — (den) huuuen: Notker Ps. 101, 7. huwin: Leviticus 11, 17 : cod. Turic. Rbenov. 66, 19, huwen : cod. Stuttg. herm. 26, 13a, huvven: cod. Angelomont. 14/11, 10b, huwn: Clm. 14584, 130a, hu in: Clm. 13002, 219b, huvn: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22b. — PI. Nom. — huuuen: Notker Boeth. de consol. phi- los. 4, 33. Unter den Eulen zeichnet sich der Ulm durch die Größe, die der des Adlers nahekommt, ganz besonders aus. Daher be- zeichnen auch die volkstümlichen Namen ihn meistens nicht als 'Eule', sondern geben dem Yogel neben den verwandten Arten eine gewisse Sonderstellung. — Die allermeisten Bezeichnungen des Uhus sind von den unheimlichen Rufen hergeleitet, die er des Nachts erschallen läßt und die zur Entstehung mancher mythischen Vorstellungen und Sagen Anlaß gegeben haben. Popo- witsch (Yersuch S. 583) vergleicht "den abscheulichen Laut" mit dem Jauchzen eines betrunkenen Bauern; daher heißt der Yogel in Steiermark Juchetzerl, Jutzerl, Juchetzäugel, Jutzeule (zu juchetzen 'jauchzen'), vgl. Unger-Khull Wortsch. S.369f. Nach Naumann Naturgesch. (Ed. Hennicke) Y, 64 klingt die Stimme des Uhus verschieden, manchmal wie das Bellen einer Meute von Hunden, 1 ve und der Zirkumflex von anderer Hand (Sievers). 2 h aus u korr. (Steinmeyer). Ulm. bubo maximus, bubo bnbo. 309 manchmal wie «las Wiehern von Rossen usw.; a. a. 0. wird dieses Geschrei mit 'Puhu' oder "Puhue1 umschrieben. Voigt schildert im Excursionsbuch S.189 seine Beobachtungen folgendermaßen : "Aus ca. 200—300 m Ebitfernung war's ein einfacher Laut, ein tiefes "buh'. Nahestehend hörl man mindestens zwei Silben 'nhii', wovon die eiste, aber auch die zweite betont sein kann, [st's die erste, so kommt in der Regel ein eigentümlicher Anlaut hinzu, der schwächste von allen". In vielen Namen des V"'_r<-1- ist dieser dumpfe Ruf ohne Schwierigkeit zu erkennen, so in lat bübo (bübulo = bu bu rufen [vom Uhu]), griech. ßuac ß0£a (ßu£uj = schreie wie ein Uhu), armen, bu, büße (Eule), rnss. puga£ü\ finn. huuhkaja. In der ältesten deutschen Überlieferung wird der Uhu als uro und hu(w)o bezeichnet; beide Namensformen haben ihre besondere dialektische Begrenzung. Von ihnen erweist sich üvo als altgermanisches Wort, denn aus den verwandten Sprachen stimmen dazu — abgesehen von der Flexion — ags. uf, anord. ufr (schwed. uf). Der onomatopoietische Charakter des german. *üf- ist nicht zu verkennen; Hellquists Annahme (Arkiv f. nord. fil. VII, 3), daß der Vogelname auf dem substantivierten alt- nordischen Adjektiv«//- eruffled, rough' beruhe, ist unwahrschein- lich. — Die althochdeutschen Glossare, welche die Glosse üvox schreiben, haben mehr oder weniger bairischen Sprachcharakter, und die späteren Zeugnisse beweisen, dal) diese Namensform ein bairisches Dialektwort ist. Konrad von Megenberg (Ed. Pfeiffer S. 1738) kennt sie aus seiner Heimat: "Bubo haizt ain auf oder in anderm däutsch ein haw"; in dem vonPetter herausgegebenen Vokabular ex quo in Prag aus dem Jahre 1432: bubo auff noctua awphel'\ im Vocab. theuton. (Nürnberg) v.J. 1482 S. C la: axfj'c. in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI. 90): der aufe (gegenüber den Namensformen die huwe und schafittl der anderen Versionen). Im 16. Jh. begegnet der Auff bei Eans 1 Den Beleg uuof bononem im Leviticus II. 17: cod. Parisin 50b könnte man als uuo (mit in den Text eingetragenem f= francice) lesen, wenn nicht der Sprachcharakter des Glossars angelsächsischen Einfluß zeigte; danach ist die Glosse als eine Mischung von uuo und ags. uuf aufzufassen. 2 Frommann D. Mundarten IV, 294. 310 Uhu, bubo maximus, bubo bubo. Sachs Regnn. der Yögel (1531) Y. 98, Gesner Hist. avium (1555) S. 229 führt Steinauff als kärntische Benennung an; heute in Steiermark der Auf, Auff(en)vogel, auch Stockauf1 (d. h. Walduhu) eUhu, Eule', in Tirol Stockauf 'strix aluco3, Auffelein estrix passe- rina' bei Höfer. Auvogl2 in der Heanzer Mundart ist aus Auf- rogl entstanden. — Als Eigenname ist Uro, Üva, Üvilo in bairischen Quellen öfters bezeugt, vgl.FörstemannAltd. Namenbuch I2, 1486. Ein von dem vorigen gänzlich verschiedenes Wort ist ahd. hü{w)o, dessen anlautendes h fest ist; die manchmal in den Glossen vorkommende Zusammenwerfung der beiden Namen beruht darauf, daß die betreffende Namensform der Vorlage in dem Dialekte des Abschreibers nicht geläufig war3. Ahd. Mo ist eine direkte Nachbildung nach dem hü- Rufe des Yogels, den er nach Naumann a. a. 0. im Affekte hören läßt. — Die genannte Namensform ist vorzugsweise in allemannischen Quellen belegt und läßt sich in der Schweiz bis auf die heutigen Tage verfolgen; im 16. Jh. z.B. bei Gesner a. a. 0. S. 229 Huw, Berghuw als heimatliche Namen verzeichnet, heute Hüw(e\ Hüe, Hui, Hü bei Staub-Tobler Id. II, 1822 ff. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 203 schreibt Berghu nach Gesner. Im Elsaß findet sich eine Variante im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 V. 300: "Nachtrammen vnd Hugen (: Kautzen vnd Klu- gen)"; luxemburg. der Hugo eühu 4. Es scheint, daß der Vogel- name sich hier an den Eigennamen angelehnt hat. An diese Namensformen schließt sich altmittelfräuk.-altniederd. hüc an: zunächst in den Straßburger Glossen bubo huc (Wadstein Kleinere altsächs. Sprachdenkm. S. 10724); mittelniederd. hük bei Schiller- Lübben Wb. IT, 328 öfters belegt. Dazu noch folgende Belege aus den Althochdeutschen Glossen: huc bubo: cod. Parisin. 9344 f. 42b, huk : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a, cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a; 1 Unger-Khull 31. 579. 2 Frommann D. Mundarten VI, 24; der Auvogl = Nachtigall hat natürlich einen anderen Ursprung. 3 Der von Whitman The Birds of Old Engl. Literature XXVIII, 2 angeführte Beleg huf = sublinguium ist kein Vogelname; ags. hüf ist = ndd./mc, hd. Auf 'Zäpfchen im Halse'. Einmal begegnet auch hüf= Uhu mit unorganischem h bei Wright-Wülcker Vocab. I, 2879. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 189. (Hui. bubo maximus, bubo bubo, 311 cod. sem. Trevir. f. 112!>. cod. Bern. Trevir. R. III. LS, 104a. huck: Leviticns 11. 17: cod. Oxon. .lim. 88, M (13. Jh.). cod. Oxon. Jua 83, I L3. Jh.). hirh buhalus: Versus de volucr.: Clm. 23*96, 10c, huc: Clm. 27329, 9a (lt. Jh.). Il.s. III, 17: cod. Darmstad. 6, 26b (13. Jh.). Leviticna LI, 17: cod. Goslar. L12b (14. Jh.). Der auslautende Guttural in hüc könnte als Sni'i'ix aufgefaßt werden (wie in ahd. kranuh 'Kranich*, habuh "Habichtf), so daß die Grdf. ¥hü\w)uh- anzusetzen wäre. Doch kann der Guttural auch zum Wortstanune gehören and dieser mit dem Verbum hauchen verwandt sein. In den heutigen niederdeutschen Dialekten is1 diese alte Bildung verloren gegangen, Sie ist verdrängi worden durch mnd. schüvüt, schüvöt = mndl. seuvuit, die allgemein als Entlehnungen aus afrz. choete angesehen werden. Doch kann das deutsche Wort ganz gut eine einheimische Bildung sein, die auf volks- etymologischer Deutung des Naturlautes als schuf üt 'schieb aus' beruht. Der Name ist besonders auf dem niederd.-niederläml. Sprachgebiet verbreitet: nndl. schuifuit, in Westfalen Schtibüt, Schüivüt (dazu der Ortsname SchübMaige 'Uhusfelsen', eine Fels- wand, in der sonst Ulms horsteten)1, in Hamburg, Holstein-. Mecklenburg3 und Altmark4 Schufüt, in Preußen ScMunti, Schuf ut. Schämt, SchubuU Schubitb (der Schaff ut bei Colerus, der Schiff ut bei Frisch Vorstellung der Vögel VIH, C 1 a, Schubut-Eule bei Klein hist. avium prodr. (1750) S. 55). Aber der Vogelname erscheint auch in hochdeutscher Lautform: schüfüß in einem Vocab. rerum aus dem Jahre i4866, eyn Schliff auß eyn Schüffei bei Turner Avium hist. (1544) S. C 4b, danach Schuffans1 (statt Schuffaus) bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 4 a. Mesner zitiert die Namen nach Turner; bei Colerus und Popowitsch (1780) S. 583 der Schuffaus, Schufeule nach Gesner. Die Glosse Schliff auß im Vocab. triling. (1560) S. 88 stammt vielleicht aus derselben Quelle. Der heute in der Schriftsprache geltende Name Uhu, der den Ruf des Vogels zweisilbig wiedergibt und schon in der Form den onomatopoietischen Charakter verrät, ist in älteren 1 Woeste 233. — 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII. 3. 4. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI. 84. — 4 Danneil 188. 5 Frischbier II. 325. — 6 Diefenbach Novum glossar. S. 60b. 7 In den späteren Auflagen ist der Druckfehler korrigiert. 312 Uhu, bubo maximus, bubo bubo. Sprachperioden nicht nachweisbar. Die Xamensform ist vom mitteldeutschen Dialektgebiete ausgegangen. Zunächst ist sie als Vho bei Eber und PeucerYocab. (1552) S.F8b belegt, Gesner a.a.O. S. 229 verzeichnet sie als sächsisches Wort; darauf auch bei Colerus und Schwenkfeld a. a. 0. S. 230 in der Form Vhn. Der Vocab. triling. (1560) S. 88 hat die Form vielleicht aus Gesner übernommen, ebenso wie Golius Onomasticon (1579) Sp. 290. Eine ebenfalls reduplizierte Lautform ist Huhu in Ryffs Tierb. Alberti (1545) S. I 6b und Plb, bei Agricola De ani- mantibus subterraneis (1549) S. 26 Gros Huhu; danach Großhuhu bei Junius (1581) S. 55 a, in der Übersetzung der Bücher Plinii (1651) S. 520 Huhu. Andere Variationen dieser Benennung sind Huhuy bei Schwenkfeld a. a. 0. S. 203 (Huhay bei Klein hist. avium prodr. (1750) S. 55), Huhui, Huhai, Huher, Huheler usw.1, auch Huivogel x in der Schweiz. — Möglicherweise beruht Huhu auf der älteren Form hü(h)o1 die im Anschluß an den Naturlaut umgebildet wurde ; bereits im 13. Jh. begegnet huho in cod. Stuttg. th. et. phil. 218 f. 22b (Ahd. Gll. III, 22 36). Als dritte Yariante schließt sich an Uhu und Huhu noch Schuhu an, das in der Angenehmen Landlust (1720) S. 131 und Zorns Petino-Theologie II, 255 belegt ist2. Nach Popowitsch Ver- such (1780) S. 584 gilt diese Lautform in Sachsen und Schwaben; nachHertel Sprachsch. S.222 kommt sie heute auch in Thüringen und nach Unger-Khull Wortsch. S. 559 in Steiermark vor. Martin- Lienhart II, 770 geben Tschuhu (für Schuhu, wie Tschachtel für Schachtel) aus Rappoltsweiler (im Oberelsaß); in Telleringen Tschudderlehu , in Basel Tschuderihu {tschuderen = schaudern). — Steir. Schuhetzer (Unger-Khull a. a. 0.) ist eine analoge Bildung zu Juchezer (S. 308). In althochdeutschen Bibelglossen findet sich als Synonymon zu hüwo oder üfo einige Mal büf (vgl. oben S. 308) ; dazu büf. horothuchil im Anhang zum alten und neuen Testam. : Leviticus 11, 17: Clm. 14747, 96b. Diese Glosse ist wohl nicht deutsch, sondern romanisch, und beruht auf dem italienischen Dialekt- worte bufo\ "uulgari lingua lo bufo" heißt es in Aldrovandis 1 Staub-Tobler I, 23. 694. 2 Spätere Belege in Grimms Wb. IX, 1865. Uhu, bubo maximus, bubo bnbo. 313 Ornithologia tom. I p. 504. A.ber auch auf deutschem Sprach- bodon kommen (Jhunamen mit anlautendem Labial vor. Sie sind zuerst ums Jahr L600 bezeugt und scheinen im Südosten ihre eigentliche Heimat ZU haben. Im Tlmr. SÜ.(1603) S.230 nimmt Schwenkfeld die Lautform Puhuy für Schlesien in Anspruch, Popowitsch Versuch (1780)8.583 kennt Buhu, Puhu aus Öster- reich; heute in Schlesien Puhu, Bauhau, PotÄo»1, in Steiermark Buhu(vogel)2, in Tirol und Kärnten PuhinK auch in der Schweiz Puhui) Puivogel, Büvogd K Der Anklang an die gleichbedeutenden slavischen Ausdrücke wie z.B. poln. puhaez, kleinruss. puhak, russ. pugucü ist aus dem onomatopoietischen Charakter dieser Namen und nicht durch Entlehnung zu erklären. Für die luxemburgischen Synonyma Hubo, Hup* ist vielleicht französischer Einfluß anzunehmen. — Wahrscheinlich sind auch die schweizerischen Worte Huri, Nachthüri, Hauri, Nachth"i(ri eEule, bes. Nachteule, stellenweise Uhu', für welche bei Staub- Tobler II, 1519. L582 lautmalender Ursprung (hauren Maute Rufe ausstoßen') oder Zusammenhang mit huren 'kauern' angenommen wird, auf französischen Einfluß zurückzuführen; vgl. onomato- poietische Synonyma in französischen Mundarten, wie hourouhoa. hourougou, hoaran (in den Vogesen), wallon. hourette, hu rette. Der Name Hürmv, Hüru, erscheint schon bei Gesner Hist. avium (1555) S. 229 im Sinne von Uhu. Das a. a. 0. in gleicher Bedeu- tung verzeichnete Wort Hertzog ist eine Übersetzung des in Frankreich sehr verbreiteten Namens duc = strix otus [Je grand duc = strix bubo). Eine scherzhafte Bezeichnung des Uhus ist schweizer. Fülenz6 Taulenzer, Müßiggänger'. Gelegentlich werden von dem Uhu Namen gebraucht, die 1 Mitteilungen der schles. Gesellschaft für Volkskunde Heft MX. S.90. 2 Unger-Khull 127. 3 Frommann D. Mundarten IV, 54-, Lexer Kämt. Wb. s. v. 4 Staub-Tobler I, 24. — Verschieden von diesen lautbildenden Namensformen ist Pöggl an der tirol.-kärnt. Grenze. Die ursprüngliche Be- deutung dieses Wortes ist 'Maske, Schreckgespenst' : wie andere Ausdrücke aus derselben Begriffssphäre wird auch dieser von Eulen und Uhus ange- wendet. Vgl. auch Böggl bei Staub-Tobler IV, 1085. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 188. 189. 190. 6 Staub-Tobler I, 790. 314 Ohreule, asio. sonst hauptsächlich anderen Eulenarten gehören. So heißt der Uhu nach Staub-Tobler Id. III, 601 in Bern Ghütz (Kauz); öfters begegnet der Ausdruck Nachteule in diesem Sinne. Ohreule, asio. Ahd. üwila: Sg. Nom. — uuuila1 noctuam : Deuteronom. 14, 15 : cod. Oxon. Laud. lat. 92, 21 a. vlula : H. S. III, 17. wuuila bubo multi contendunt quod sit nicticorax id est noctua. multi uero adserunt quod sit auis orientalis que nocturnus coruus appellatur alii dicunt quod maior sit bubo quam noctua : Leviticus 11, 16 : cod. Oxon. Jun. 25 f. 89 b. uuila: cod. Carolsruh. Aug. IC f. 60 b; uufuila l natrfam siue luscinia noctuam. nocticorax ipsa est et noctua qui noctem amat: cod. Vindob. 1761, 46 b, nahtagalah. siue uuuilah ut alii uolunt. alii . . . : cod. SGalli 9, 276, vuuila. ut alii uolunt . . . : cod. SGalli 295, 126. 127, id nahtram. t uuila. ut alii uolunt . . . : cod. SPauli XXV d/82, 37 a, uiuilla. alii lusciniam . . . : cod. Stuttg. th. et phil. fol. 218, 13 c ; uula noctua . . . : cod. Vatic. Pal. 288, 55 c; vuuila noctua . . . : cod. Carolsruh. SPetri 87, 63 b. ulula : cod. SGalli 299, 26. ulula: cod. Vatic. Reg. 1701, 2b. Vergilius G. 1,403: Clm. 18059, 169 b ; vwila : cod. Selestad. f. 62 a, noctua. lucifuga. i. 2 : cod. Selestad. f. 52 b. Versus de volucr. H. S. XI a 2. uvuila : Pruden- tius Contra Symm. II, 574: cod. com. de Apponyi 188b. villa vlula: cod. Selestad. f. 110a. vwela ulula: H. S. XI a 2, öwela noctua : g, vvele : e, uvvil vlula : b, vivel bubo : a 2. üla : Rotul. com. de Mülinen Bern, vle: cod. Vindob. 804f. 185b. cod. Cheltenham. 7087, 144a3. huela vlula : Rotul. com. de Mülinen Bern, hula lucifuga : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a. — Akk. — {die) hiüuuelun: Notker Psalmen 101, 7. — PI. Nom. — uwilun ulule. i.: Vergilius E. VIII, 55: cod. Selestad. f. 53a; huuuillon1: cod. Parisin. 9344, 5 a. hüuueld: Notker Boethius de cons. philos. 4, 33. Der Eulenname ist allen germanischen Sprachen gemeinsam : ahd. üivila, mhd. iuwel, iule, mnd.nnd.4fe, mndl. nie, nndl.mY, ags. üle, me. oule, ne. owl, anord. ugla, dän. ugle, schwed. uggla. Diese Namensformen, welche auf einen german. Stamm *uww- zurück- weisen, zeigen im Suffixvokal Ablaut: während die hochdeutsche Form aus *uwmlö (> üwila, vgl. Braune Ahd. Gramm.2 § 113 Anm. 2) hervorgegangen ist, haben die verwandten Formen ein a als Bindevokal gehabt, s. Kluge Vorgeschichte2 S. 408 § 117. 1 Von zweiter Hand (Steinmeyer). 2 Die ganze Glosse auf Rasur im Context (Steinmeyer). 3 Von jüngerer Hand übergeschrieben (Steinmeyer). Ohreule, asio. 816 Das Suffix im germ. uwwila: ¥uuwala hat wohl deminutiven Sinn und das Grrundworl *uww~ konnte dann als eine onomatopoie- tische Bezeichnung der größten Eulenart, des Onus (wie die Synonyma üft hütvo, Uhu, Huhu) aufgefaßt werden; in den Schweizerdialekten finde! sich l'n\ u als Name des CThus. Mit den Lat Worten ulucus 'Kauz' uwd ulula Mass/ haben die manischen nichts gemeinsam. Neben der normalen althochdeutschen Namensform üwüa^ woraus und. Eule (in Dialekten auch EiweV und Auucl\ Aubel U8W.) sieh entwickelt hat, kommt auch liiiui'a \ or. Diese Form, welche Notker zweimal bezeugt, hat festes h im Anlaut und gehört dem allemannischen Dialekte an. Der ^ocabularius opti- mus Ed. Wackernagel S. 43) XXXVII, 11.7 schreibt huwel neben inrila (a.a.O. XXXVII, 110), und so findet man auch in der späteren schweizerischen Literatur beide Formen promiscue ge- braucht. Heute hat nach Staub-Tobler Id. I, 614 Hiiivel [Hüwelj Hiiel. IJöüel) die Ä-lose Form fast gänzlich verdrängt; das Ge- schlecht des Wortes ist meistens maskulin geworden. In der Form Heujel3 erstreckt es sich in den südlichsten Teil vom Ober- elsaß. Das allemanische Dialektwort ist wohl ursprünglich eine deminutive Ableitung von htuvo eUhu5. Ein dritter Eulenname von derselben Bildungsart ist im ahd. htwhila vorhanden: huchila filex: Clm. 14689t 17a. huehela lucifuga: cod. Parisin. 9844 f. 42b. Das lat. Lemma filex ist nicht sicher zu deuten; vielleicht hat man darin nur eine Korrupte] von ftrix zu sehen. Lucifuga wird von [sidor Origines XII, 8, 7 im Sinne von noctua (Nachteule) gebraucht, auch in den Glossen begegnet das Wort einige Mal in diesem Sinne. Der Schreiner des Yogelnamen enthaltenden Glossars in cod. Parisin. 93441 4k2b hat die Form huehela nicht aus dem oberdeutsehen Original übernommen, wie die isolierte Stellung dieser I den verwandten Handschriften gegenüber zeigt. Kr kannte also die Namensform aus seiner moselfränkischen Heimat. Da hier die Benennung hoch für den Uhu geläufig Ist, so stellt sich 1 Hertel Thür. Sprachsch. S. 91. 2 Vilmar Id. von Kurhessen S. IM. 3 Martin-Lienhart I. 314. 316 Waldohreule, asio otus. — Zwergohreule, asio scops, pisorhina scops. hüchila dazu als deminutive Ableitung wie hüivila zu hüwo und üwila zu *üwo (Schweiz. Uw). Doch kann man auch den Namen hüchila als eine direkte Ableitung von mhd. hüchen 'hauchen' verstehen; nhd. hauchen wird gelegentlich lautmalend von der Stimme des Uhus gebraucht. In Xiederdeutschland ist die Lautform Ule, UM die Fort- setzung von andd. üwala. Waldohreule, asio otus. Die Waldohreule hat überhaupt die Kennzeichen des Uhus, nur ist sie bedeutend kleiner als dieser. Gesner Hist. avium (1555) S. 610 nennt im Anschluß an die schweizerischen Vogel- steller diese Eulenart ein Orhilwel (d. h. Ohreule) und Orkutz (S. 596). Das Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 317 nennt eben- falls die Orealen', bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 293 Ohr kautz, bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 309 Ohr Kutz I Vhr Eule im Anschluß an Gesner. Wegen der aufgerichteten Ohren heißt die Waldohreule in Westfalen auch Hamide1, in Luxemburg Härechel, Huerechel, Huereil2 (zu Här, Huer eHorna). Dagegen ist Harül im Elsaß = Haareule und bezeichnet den Schleierkauz; die Waldohreule wird hier Ohrenheiijel, Hörnerül, Hörnlekutz genannt3. Der Ausdruck Ohreule wird in einigen Gegenden auch vom Uhu gebraucht, während umgekehrt Uhu als Name der Ohreule vorkommt. In Zorns Petino-Theologie (1743) II, 258 wird die Ohreule auch Fuchs-Eule genannt. Der Name erklärt sich aus der rost- braunen Farbe des Gefieders. Eine onomatopoietische Bildung ist luxemburg. Bubert*, vgl. frz. boubote (aus lat. bubo). Zwergohreule, asio scops, pisorhina scops. Ein Zwerg unter den Eulen ist die kleine Ohreule, die kaum größer als eine Singdrossel ist. Sie bewohnt die südlichen Länder Europas; in der Schweiz und in Süddeutschland wird sie zwar noch angetroffen, ist aber hier selten. Unter diesen 1 Woeste 94. — 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 166. 190. 3 Martin-Lienhart I, 31 f. 315. 487. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 49. Zwergohreule, asio Bcops, pisorhina scops. 317 Umstünden ist es leicht erklärlich, daß die deutschen Namen des Vogels meistenteils fremden Ursprungs sind. Bin solcher Name steckt bereits in der ahd. Glosse kivmo: «reiche in den Abschriften eines alten Vogelnamenglossars be- gegnet: hyuino passerarius : cr>taimnd focalkutine daz 36 nahtfocal heizzant; das auslautende ^in uuiclaf stand ursprünglich über dem Texte und Isl als Verkürzung von francice aufzufassen, In dem Codex SGalli ist c im hdant tiberwiegend das Zeichen eines hochdeutschen g ' ; man hat auch hin- \<>n einer Lautgestalt wigla auszugehen. In dieser Form ist das Wort im Vocabu- iarius optimus XXXY1I, 110 überliefert; Wackernage] (8. L3) hat es fälschlich in uwila geändert. Darauf begegnet uigglc'1 in einem Vokabular aus dem J. 1438; im 16. Jh. Nahtwigglen und Wiggle in Ruefs Adam u. Eva (1550) V. 912. Ahd. wigla ist vielleicht eine Ableitung (mittels des ttö-Suffixes) von einem german. Stamme "'icig-, der in ags. wiglian 'prophezeien5, wigole fugules "prophezeiende Vögel' (bei Wright-Wülcker Vocab. 1, 1332), wiccian 'zaubern', mnd. wichen 'prophezeien' usw. vorliegt. Die Kauze wären also als prophezeiende, unheilverkündende benannt worden. Mit ahd. wigla steht in grammatischem Wechsel die Namensform wihila 'Nachteule', die in den Salomonischen Glossen bezeugt ist: cauan(d.h. cauarmus) vuihilla: cod. Zwettl. 1, 38a. wihilla: Clm. 13002, 22, cod. Admont. 3, 52a, liber impressus 30d, wibilla: Clm. 17403, 31h, vvihil: Clm. 22201, 25e, ivihil: cod. mus. hohem. Prag töc. Diese Eulennamen stehen vielleicht mit anklingenden Benennungen von falkenartigen Vögeln (weho, wanneweho, xiigil) in Verbindung. aber das semasiologische Verhältnis derselben bleibt dunkel. Von den von Konrad v. Megenberg (Ed. Pfeiffer S. 223 81 ff.) angeführton Bezeichnungen für Eulen und Käuze sind säuser, zitraer, zandklaffer weiter nichts als Auslegungen des lateinischen Namens strix. Dagegen ist der a. a. O. (Ed. Pfeiffer S. 227 80) erwähnte Ausdruck klagerogel volkstümlich. Adelung verzeichnet die Synonyma Klagefrau, Klagemutter; in Lexers MhA Wb. Nachtr. S. 273 wird klagemuoter nach einer Quelle des 15. Jhs. zitiert. Wahrscheinlich ist auch der luxemburgische Name Ecket B als *achita aus mhd. achen 'klagen' zu deuten. 1 Vgl. Kögel Über das Keronische Glossar S. 110. 2 Diefenbach Glossar. S. 26c s. v. aluco und 556a s. v. strix. 3 Wb. d. Luxemburg. Mundart 79. Suolahti, Vogelnameii. -1 322 Steinkauz, athene noctua, glaucidium noctua. Steinkauz, athene noctua, glaucidium noctua. Yon den Käuzen ist es besonders der Steinkauz, den das Yolk für den Todesverkündiger hält. Über den Grund dieses Aberglaubens äußert sich Naumann in der Naturgeschichte (Ed. Hennicke) Y, 12 : "Ganz anders und viel gewandter fliegt (der Steinkauz) des Nachts, wo er auch noch stärker als die andern Eulen nach dem Lichte fliegt, seine Stimme fleißig hören läßt und dadurch die Furchtsamen schreckt. Man weiß von ihm, daß er, aus eigenem Naturtriebe, vielleicht durch den Geruch geleitet, gern an die Fenster der Krankenstuben fliegt, durch sein Lärmen die Leute in Furcht setzt. Ob aber Übertreibungen diese merkwürdige Sage nicht verunstaltet haben, lasse ich da- hingestellt sein; so viel ist gewiß, daß es der wahrhaften Bei- spiele dieser Art unzählige gibt, und daß sie unsern Yogel bei den Abergläubigen in ein gehässiges Licht gestellt haben, aus welchem betrachtet, er ihnen oft ein Yorbote des nahen Todes war; was auch die ominösen Namen: Todtenvor/el, Leichenhuhn usw. be- zeichnen sollen. Dieser Aberglaube ist übrigens ziemlich all- gemein verbreitet. Auch in meiner G-egend gibt es noch Schwach- köpfe genug, die dem armen Käuzchen eben nicht viel Gutes zutrauen, und mit Zittern davon sprechen, wenn es in der Nähe einer Wohnung seine Nachtmusik hören läßt3'. Eine ähnliche Äußerung finden wir schon bei Frisch Yorstellung der Yögel (1763) YIII C 2b: "Weil diefe kleinfte Art der Kautze fich gemeinig- lich wegen der Einfamkeit in denen Kirchen, Gewölben und Kirchhöfen oder Gottesäckern, die mit vielen Begräbniffen be- bauet find, aufhält, fo nennen es einige das Kirchen- oder Leichen- huhn. Ja weil es lieh auch, wegen des Todtengeruchs, fo Sterbende von fich geben, oder Todtkrancke hinweg dunften, zuweilen auf folchen Häufern auch wohl vor den Fenftern einfindet, und fich fowohl durch Gefchrey als flattern an den Fenftern hören läßt; fo nennt es der abergläubifche Pöbel das Sterbe- oder Todten- huhn, Leichhuhn, den Sterbevogel, weil man glaubt, daß diefer Yogel anzeigen wolle, der Krancke muffe fterben". Der von Frisch und Naumann verpönte Aberglaube wird gut veranschau- licht durch die angeführten mundartlichen Bezeichnungen des Steinkauz, athene noctua, glaucidium noctua. 323 Steinkauzes. Der Name Leichenhuhn, den Naumann aus Beiner Eeimat, dem Herzogtum Anhalt , erwähnt, wird von Hertel Sprachsch. S. L57 auch für einige Gegenden in Thüringen be- zeugt, ebenso in der niederdeutschen Form Ltkhaun durch Scham- bach Wb. S. 1-1 für Göttingen und Grubenhagen; ferner Liek- hSnken1 im Münsterkreise, Liekhön1 in Holstein; nach Danneil Wb. S. 127 wird in Altmark jede klein*1 Eule Ltkhdn genannt In Salzungen (in Thüringen) gilt der Ausdruck Sterbekauz*. Der gefürchtete Ruf dr> Vogels, ans dem verhängnisvolle Worte herausgehört werden, ist nach Voigt Excursionsbuch s. L87 ein zweisilbiges kumff, kwmff, dessen zweite Silbe bis eine Sexte höher liegt als die erste. Es klingt dem abergläubischen Gemüt wie ein Befehl 'Komm mit! Komm mit!'; daher heißt denn der Kauz z. B. in Preußen KommitK Ein anderer preußischer Name, dessen Richtigkeit von Frischbier a. a. 0. ohne Grund bezweifelt wird, ist Kirnt. Dieser Ausdruck wird schon von Frisch erwähnt: "Wegen feines ftarcken Gefchreyes, welches Kimtt, Kiwitt, klingt, hat diefes Kautzlein auch in einigen Gegenden den Nahmen Kimtt- oder Kliivitt-Huhn bekommen". Die letztgenannte Va- riante kommt in Westfalen als Kleivitt4*, im westfälischen Hessen als Klawit'0 (meist Klaivitcheri), in Göttingen und Grubenhagen als Kliwitken6 vor. Auf hochdeutschem Gebiet ist daraus Kleider- weiß1 (in Thüringen) oder Krideivißchen*, d. h. Kreideweißchen (im östlichen Hessen und in der Grafschaft Ziegenhain) geworden. Wahrscheinlich gehört auch das schlesische Wort Bihceiße eHexeJ \ das schon Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 353 in der Form Pihceiffen belegt, in diesen Zusammenhang. Öfters werden unter Eulennamen auch gespensterische Wesen verstanden. Doch tut man Unrecht, wenn man die in althochdeutschen Glossen mit 'strix' glossierten Worte schrato und holzmuoja als Eulennamen anführt. Das lat. Lemma hat hier die Bedeutung 'Hexe*. Wenn Gesner Hist. avium S. 707 unter die Vogelnamen auch estrix' aufgenommen hat und es mit den Ausdrücken das Seh rüttele, 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. XVII, 4. 2 Hertel 235. — 3 Frischbier I, 406. — 4 Woeste 130. 5 Vilmar 206. — 6 Schambach 104. — 7 Hertel 136. 8 Vilmar 226. — 9 Weinhold Beitr. zu einem schles. Wb. S. 40. 21* 324 Waldkauz, ulula aluco, syrnium aluco. Schretzlin, Jochimeken, Nachtmänle übersetzt, so geht er von dem lat. Wort aus und folgt hier nur der römischen und griechischen Yolksvorstellung. Ebensowenig versteht Schwenkfeld a. a. 0. unter den Namen Ein Milchfauger \ Kinder Melcker, die das lat. strix übersetzen, irgend einen bestimmten Yogel. Der heute in der Wissenschaft geltende Name Steinkauz ist zuerst im 15. Jh. belegt (s. S. 319); Konrad von Megenberg (Ed. Pfeiffer S. 224 u) gebraucht den Ausdruck stainäul (andere Zeugnisse dafür bei Diefenbach Glossar. S. 556 c und 625 c). Im 16. Jh. kommt Steinkutz bei Gesner a. a. 0. S. 596, die Plural- form Steinkutzen im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 Y. 302 vor; Staineivl bei H. Sachs Regim. der Yögel (1531) Y. 224, Steineule bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 4b, Steineul bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 290. 293, Stein Eule \ Mittel Eule bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 308. Die elsässischen Synonyma Wäckerle, Quäckerle, Quickli1 können als onomatopoietische Bildungen aufgefaßt werden; sie erinnern besonders an das bellende, hohe quäck des Waldkauzes. Doch fragt es sich, ob nicht ursprünglich das alte Wort Wickerle, Wigla ihnen zugrunde gelegen hat. — Der lautbildende Name Buhu{vogel), den Unger-Khull Steir. Wortsch. S. 127 mit der Be- deutung 'Steinkauz' verzeichnet, ist eigentlich eine Bezeichnung des Uhus. Waldkauz, ulula aluco, syrnium aluco. Gesner, der in Hist. avium (1555) S. 740 den Waldkauz unter der Rubrik ulula schildert, gibt gerade diesem Yogel die Namen Vwel I Ül I Eid l Nachteul I Stockeul, welche seiner An- sicht nach mit Unrecht auf andere verwandte Arten bezogen werden. Das Kompositum Nachteule, das in mittelhochdeutschen Yokabularen öfters belegt ist2, wird von allen Yögeln des Eulen- geschlechts angewendet. So erscheint es in Ryffs Tierb. Alberti (1545) S. I 5 b und P 1 b synonym mit Uhu gebraucht, Schwenkfeld 1 Martin-Lienhart II, 210 f. 2 Ahd. Gll. IV, 1094* und Diefenbach Glossar. S. 380a, Novum glossar. S. 264a. Schleierkauz, strix flammea. 825 Ther. Sil. (1603) 8. 308 meint damit den Steinkauz; nach Martin- Eienhart 1. 31 1 bedeutet Nachtheujel im Elsaß den Waldkauz und die Schleiereule usw. Der von Gesner erwähnte Ausdruck Stockewl erscheint bei II. Sachs Regim. der Vögel (1531) V. 223, dann Stockeule bei Agricola De animantibus subterraneis (1549) 8. 3a und im Vocab. triling. (1560)8. 88, Stock Eul in Spangenbergs Ganskönig (V. 1 t9); der erste Teil der Zusammensetzung hat, wie öfters in Vogel- namen, die Bedeutung eWald*. Das Strassburg. Vogelb. v.J. L554 nennt V.302 die Waldkutzen undY.316 die Waldeid. Bin drittes gleichbedeutendes Wort ist Pusch Eule (daneben Graw Eule) bei Schwenkfeld a. a. 0. S. 867, "schlechthin Eulen, Buscheulen" bei Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760); heute Püscheile in Schlesien (Mitteilungen der seines. Gesellsch. f. Volkskunde Heft XIX, 83). Durch den runden Kopf des Vogels ist der Vergleich mit einer Katze hervorgerufen , auf welchem die Ausdrücke Kdze- kapp1 m. (d. h. Katzenkopf) in Luxemburg, Katül2 (d. h. Katzen- eule) in der Grafschaft Ranzau, Kadul3 in der nordfriesischen Mundart beruhen. In Steiermark wird sowohl der Wald- wie der Steinkauz Katzenauff (zu Auf 'Uhu/) oder Katzenauge!1 genannt. Im Mimsterkreise heißt der Waldkauz Knappule5, in Luxem- burg ist der Zwergkauz die Knappeilchen*. Der Name, der in der Form Knapp-Eide bei Frisch Vorstellung der Vögel VIII B vor- kommt, ist mehrdeutig, weil die Eigenschaft mit dem Schnabel zu knappen oder zu klappern mehreren Eulenarten eigen ist, vgl. auch Knepper (== Klapperstorch) S. 371. Schleierkauz, strix flamm ea. Der Vogel hat seinen Namen von dem sogenannten Euleu- schleier, d. i. einem strahlenartig um die Augen sich verbreiten- den Gewebe kleiner, steifer Federn, welches bei den meisten Eulenarten vorkommt, bei dieser aber besonders schön und seiden- 1 Wb. d. Luxemburg. Mundart 217. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht". XVII, 2. 3 Johansen Nordfries. Spr. S. 111. — i Unger-Khull 373. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 85, Woeste 133. 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart 232. 326 Schleierkauz, strix flammea. glänzend ist. Den ersten Beleg für schleiereul1 liefert der Vocab. ine. theut. ante lat., im 16. Jh. Schlaerule bei Agricola De ani- mantibus subterraneis (1549) S. 3 a, Schlayreul bei H. Sachs Regim. der Yögel (1531) V. 222, eyn Schleier eul bei Turner Avium hist- (1514) S. G 5 a, Schleyer eul bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F4b, Schleyer eyl im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 Y. 319, Schleierül bei Gesner Hist. avium (1555) S. 742, Schleyer eul bei Golius Onomasticon (1579) Sp. 293, ein Schleier Eule als schlesisches Wort bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 368, ferner bei Aitinger Bericht v. d. Yogelstellen (1631) S. 234, Klein, Reyger usw. In Luxemburg heißt derYogel Seideneil2, im Münsterkreise Pählule* (d. h. Perleneule). Der Name Perl-Eule, der auf das tropfen- weise gesprengte Gefieder zielt, kommt zuerst bei Frisch Vor- stellung der Vögel (1763) VIII, C 2a vor. Da die Schleiereule ihre Schlupfwinkel gerne in Kirch- türmen aufsucht, heißt sie in Preußen Turmeule^ in Luxemburg Türeil* \ schon mhd. turniule in den Minnesingern herausg. von v. d. Hagen III, 261 b. Das Synonymon Kirchul wird nach Gesner a. a. 0. S. 230. 742 in Flandern und einigen Teilen von Deutschland gebraucht; bei Juuius Nomenciator (1581) S. 54b wird Kerckwl als niederländisches "Wort angeführt. Im Elsaß ist Kircheule im Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 317 bezeugt, Kirch Eule bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 368 ; heute Kirchkäuzlein * in Graubünden, Kilchül 6 in Bern. Der Name Ranfeul, der bei Turner Avium hist. (1544) S. G 5a vorkommt, ist niederländisch und lautet heute ransuil; Gesner führt a. a. 0. die niederländische Lautform Ranfulle an, bei Junius Nomenciator (1581) S. 54 c Bau fiele. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 309 hat das Wort in der Form Rantz Eule; der Druckfehler Rautz Eule S. 368 ist von späteren Autoren wiederholt worden. Der Name ist nicht sicher deutbar. Von der Stimme, die nach Voigt Excursionsbuch S. 188 oft das Tempo und die Klangfarbe eines schnarchenden Menschen 1 Diefenbach Glossar. S. 382 a. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 406. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. — 4 Frischbier II, 416. 5 Wb. d. Luxemburg. Mundart 446. 6 Staub-Tobler I, 616. III, 603. Falke, fair... B27 hat. hat der Schleierkauz den Namen Schnarchkauz1 erhalten; bereits In dem von Schxöer herausg. Vokabular aus dem Jahre 1 120 snerker (3199 Ahm. ulula. Nach der Angabe von Schambach Wb. 8. 209 wird die Schleiereule in Göttingen und Grubenhagen fi oannt Bin steirisches Synonym isl Tschungd^ Tschunkel* m. Falken, Falconidae. Falke, falco. Ah.l. falco: Sg. Nom. — falco capus: cod. SGalli 242,248b. Clm. L4747f. 63 a. ixon8: Deuteronom. I 4, 13: cod. Oxon. Land. lat. 20b. herodio: Leviticus II. L9: cod. Guelpherbyt. Wis 29 82 cod.Vindob. L042, L30b, Clm. 6227,49b, Qm. 18628, 1. 73b, fakto: Clm. 5116, 80 b. cod. mon. herem. 184, 298; herodion forma fulice similis. sed maior. id est capiet.4 quasi falcho. quod dicitur uualai : hchabuhc: cod. Fuld. Aa 2,43a; Clm. 18110, 14a; cod. Stuttg. th. et phil. 218, 13c; cod. Carolsruh. Aug. CCXXXI. 12a, faflco: cod. SGalli 283, 483. fctlko : cod. Selestad. f. 109 b. fal ko erodius : cod. sem. Trevir. f. 112 b, ualco cappns : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a, valco : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a, falco : cod. Parisin. 9344 f. 42 b. Versus de volucr. H. S. III, 17, erodius: III, 17, capus: XI a 2. b alietus auis: g. cod. sem. Trevir. R. III. 13, 104b, erodius : cod. sem. Trevir. R. III. 13,105b. falcho: cod. Gheltenham. 1S908 f. 1 a. cod. SGalli 299 p. 33. cod. SGalli 299, 26. herodio: Deuteronom. 14, 16: cod. SGalli 296, 116. herodius: cod.Vatic. Reg. 1701, 2b. herodio: Erchan- berti ars: Clm. 6414, 16b. Gll. Salomon. al, falcones: al. herodion: Clm. 13002, 68 f,capis: b:fragm.Labac.Clm.l4689f.47a.cod.Vindob. 804f. L69a, cod. Wirziburg. Mp. th. 4° 60, 100b. NotkerWps. 103, L8. ualcho herodii. herodius: Psalmen 103, 17 : cod. Angelomont. 1 I 11. 33a, ualcha: cod. Turic. Rhenov. 66, 56, ualcha-. cod. Stuttg. herm. 26,25b. ualche: cod.Vindob. 804f. 18öb. falucho herodion: Anhang z. alten u. neuen Testament.: Leviticus 11, 19: Clin. 14717, 96b. falc herodius: cod. Bruxell. 10072 f. 88b. valeh: Versus de volucr. — Gen. — (des) falchen herodii: Notker Wps. 103, 18. — PI. Nom. — ualkon (fulice): Vergüras Georg. 1.363: cod. Parisin. 9344, L3b. Den Falkennamen haben die Germanen mit eleu Romanen gemeinsam, abgesehen von dem Rumänischen ist falco in allen romanischen Sprachen vorhanden: ital. fcUco: falco>u\ afrz. faueon, 1 Vgl. Staub-Tobler I, 617. — 2 Unger-Khull 179. 3 ixion Vulgata, ixon Vercellone (Steinmeyer). 4 1. capus (Steinmeyer). 328 Falke, falco. span. hakon, portugies. falcäo; auf germanischem Boden ent- sprechen ihm ahd. falco (mhd. mnd. mndl. valke) und ein spät- bezeugtes anord. falki (dän. schwed. falk). Ob das Wort ur- sprünglich germanisch oder romanisch war, darüber sind die Meinungen sehr geteilt. Die Geschichte des Falkennamens steht, wie es scheint, in engster Verbindung mit der Geschichte der Falkenjagd: falco war offenbar ein Jagdterminus, dessen Entstehung mit dem Aufkommen der Beize bei den Germanen oder Komanen gleich- zeitig ist. Für diese Auffassung spricht zunächst die Tatsache, daß die Falken sich von den nächstverwandten Kaubvögeln durch keine solchen Merkmale unterscheiden, daß sie dem ungeübten Auge als besondere Gattung erschienen; eine gemeinsame Be- nennung derselben schiene daher auffällig, wenn sie nicht die Grundlage in der Verwendung dieser Vögel als Jagdvögel hätte. Bei Völkern, wie z. B. den Finnen, welche die Jagd mit dem Falken nicht gekannt haben, gibt es keinen besonderen Ausdruck, der diesen Vogel von Bussarden, Habichten usw. unterscheidet. Aber auch abgesehen von diesen Erwägungen allgemeiner Art, macht das erste Auftreten des Wortes falco im Zusammenhang mit den ersten Nachrichten von der Falkenbeize in Europa den Eindruck, daß wir es hier mit einem Jagdausdruck zu tun haben. Leider weiß man durch geschichtliche Nachrichten gar zu wenig von den ersten Anfängen der Falkenjagd in Europa, um daraus irgendwelchen Aufschluß über den Ursprung des Vogelnamens zu erhalten. Im Gegenteil hat man versucht, aus der Etymologie des Namens Beweismittel für die Geschichte der Beize zu gewinnen. Zum ersten Mal begegnet der Ausdruck falco — wie schon Gesner bemerkt hat — um das Jahr 300 bei Julius Firmicus Matemus, der die Jagd mit diesem Vogel beschreibt; darauf folgen Zeugnisse des Namens bei Servius Grammaticus, Isidor u. a. Im klassischen Latein ist der Vogelname also nicht nach- weisbar; ein gleichlautendes Wort ist einmal in dem Auszug des Priesters Paulus aus Sextus Pompejus Festus in der Bedeutung 'einer, der krumme Zehen hat' bezeugt: "falcones dicuntur, quorum digiti pollices in pedibus infra sunt curvati, a simili- Falke, falco. tudine falcis". Manche haben hier das Grundwort des Vogel- nameiis erblicki and ihn auf die krummen Klauen oder den krummen Schnabel zurückgeführt Dieser Annahme ist Baist in einem längeren Artikel in Zs. f. d.A. XX VII, 60 ff. entgegengetreten, iro er ausführlich die Geschichte der Heize und des Palkennamens behandelt; vgL auch A.i.d.A. XIII. 301 lt. und Zs.lfrz.Spr. ii. Lit. XIII. 2, L85f. Nachdem Baist zunächsl festgestellt hat, daß die römischen Schriftsteller niemals die Falkenjagd erwähnen und daß keine einzige Palkenbenennung im klassischen Latein nachzuweisen ist, folgert er hieraus, daß die Beize in Europa erst in romanischer Zeit nicht lange vor der eisten sicheren Nachricht von derselben bei Julius Pirmicus — vielleicht im 2. Jh. n.Chr. aufgekommen ist. Da die keltischen Ausdrücke für den Falken aus d>'n ger- manischen Sprachen entlehnt sind, kommen die Kelten als Er- finder der Beize nicht in Betracht; sie müsse auf germanischem oder romanischem Boden entstanden sein. Nach Baist (hüten verschiedene Indizien darauf, daß die Germanen — und nicht die Romanen — die Jagd erfunden haben. Vor allem fallt ins Gewicht, daß sich mehrere Ausdrücke, die sich in den romanischen Sprachen auf die Beize beziehen, als germanische Entlehnungen erweisen. Von Falkenbenennungen sind dpervier = ahd. sparicdri, tmerillon = ahd. smirl, gerfaut = anord. geirfalki germanischen Ursprungs. An diese Reihe schließe sich auch das Wort falco selbst an, dessen Herleitung aus lat. faix 'Sichel1 deshalb un- wahrscheinlich sei, weil in der Benennung "der (Jesiehelte' man möge sie nun auf die Klauen oder den Schnabel de- Palken beziehen — nichts für den Vogel Charakteristisches wäre, was ihn von den verwandten Raubvögeln unterscheiden würde. Dagegen lasse sich der Name aus dem germanischen Wortmateria] an- sprechend deuten, wenn man ihn als eine Ableitung mittels des Ä-Suffixes aus faüan 'fallen' ebenso wie habuh aus haben ( = capere) auffaßt Der Falke hätte den Namen "Stößer* erhalten, weil gerade die Art von oben herab auf die Heute zu stoßen die Jagdweise des Vogels charakterisiert. Außerdem beweise das Vorkommen des Wortes falco als Eigenname bei Langobarden, Westgoten und gallischen Franken, sowie als Bestandteil in dem 330 Falke, falco. Yölkernamen Falcovarii und dem angelsächsischen Namen Wester- faka1, daß es auf germanischem Sprachboden alt sei. Gegen diese Theorie des gelehrten Romanisten kann man jedoch manche Bedenken geltend machen. Die zitierten Stammesnamen können kaum als Beweis für den Ursprung des Falkennamens verwertet werden, denn in dem angelsächsischen Königsnamen Westerfalca und dem Yölker- namen Falchovarii steckt wohl nicht der Yogelname, sondern ein Farbenadjektiv, das im elsäss.-schwäb. falch (= fahl) vorhanden ist; vgl. Kossinna PBB. XX, 299 ff. Aus dem Personennamen Falco ist auch kein Beweis zu gewinnen, denn — angenommen, daß er wirklich mit dem Yogelnamen identisch ist, — kann er in den germanischen Sprachen nicht sehr alten Datums sein. Das Wort falco war ja ein Jagdterminus, der mit der Beize aufkam; erst nach dieser Zeit konnte man also Personen mit dem Yogelnamen nennen. Da der Jagdausdruck jedenfalls sehr bald von dem einen Yolke zu dem anderen kam und sich dort einbürgerte, so ist es für den Personennamen irrelevant, ob das Wort in der betreffenden Sprache entlehnt war, oder nicht. Daß eine beträchtliche Anzahl wichtiger Jagdausdrücke von den Germanen zu den Romanen gekommen sind, muß mit Baist festgestellt werden ; an der von ihm betonten germanischen Pro- venienz der Falkennamen epervier, emerillon, gerfaut darf nicht gezweifelt werden. Hieraus folgt jedoch nicht, daß auch falco germanischen Ursprungs sei. Der Austausch von Jagdausdrücken ist gegenseitig gewesen, wie man es bei der engen gallisch- fränkischen Gemeinschaft verstehen kann. Yon den Romanen haben die Deutschen z.B. die Ausdrücke terzel = tertiolus^piligrim = peregrinus, lauer = lanier, mu^ozre (auch andd. mütäri) = mu- tarius übernommen. Direkt gegen germanische Herkunft des Falkennamens spricht das Fehlen des Wortes bei den Angelsachsen, denn diese hätten doch den Ausdruck auf dem Kontinent kennen müssen, wenn er schon im 2/3. Jh. bei den Germanen bekannt gewesen wäre. Und man kann nicht gut annehmen, daß die Angelsachsen — 1 Andere Varianten dieses Namens sind Westoncealcna, Westor- walcna, s. Searle Onomasticon Anglo-Saxonicum S. 484. Falko, falco. 831 ein Teil der Germanen, welche die Jagdkunsl erfanden hätten diese wichtige Erfindung wieder aufgegeben, oder den wich- tigsten Jagdausdruck verloren hätten. In der angelsächsischen Literatur, wo eine Menge verschiedener Babichtarten erwähnt werden (gdshafoc, müshafoc, 8pearhafoc\ wird der Jagdfalke wealhhafoc1, d. h, der wälsche Eabicht genannt Daß dieserName als 'Wanderfalke' aufzufassen und nur auf den vornehmsten Jagdfalken zu beziehen wäre, ist nur eine Hypothese, denn man weiß ja nicht, wie viele Falkenarten die Angelsachsen i innten und ob der Wanderfalke unter diesen die wichtigste Rolle spielte. Das Wort wealhhafoc erscheint in den angelsächsischen Quellen als allgemeine Bezeichnung des Jagdfalken und wird genau in dem- selben Sinne angeführt, wie falco in althochdeutschen Glossaren Ungefähr ähnlich ist der Sachverhalt im Altnordischen. Hier ist das Wert falki erst seit dem 12. Jh. bezeugt und wird als Lehnwort aufgefaßt. Der ältere Ausdruck für den Jagdfalken ist vah\ d. h. cder AVälsche'. Daß auch dieser Name als Wander- falke zu deuten wäre, läßt sich nicht wahrscheinlich machen. Vielmehr deutet die Auffassung des abgerichteten Falken bei den Angelsachsen und Skandinaviern als ein Fremdling darauf, daß die Beize ihnen ursprünglich nicht bekannt war. In den germanischen Volksgesetzen ist der Xame falco nicht erwähnt, — die Lex Salica nennt nur den Sperber (speruarius\ das alle- mannische und hairische Gesetz haben für den Falken einheile: Benennungen {cranohari, ganshabuh). Die obenangeführten Gründe machen es wahrscheinlich, daß der Falkenname nicht germanischen, sondern vielleicht ru- mänischen Ursprungs ist. Die Ableitung des Vogelnamens aus lat. falx und die Deutung desselben als eder Vogel mit krummen Klauen' ist semasiologisch nicht unwahrscheinlich. Der Xame 1 In ahd. Glossenhandschriften erscheint der Ausdruck einige Mal: uualhapuh herod. herodius : Leviticus 11, 19: cod. SPauli XXV d 82. 38a; mtaluc hasc fueh: cod. Parisin. 2685, 50b: uualai: hchabuhc herodion forma fulice similis. sed maior. id est capiet (1. capus). quasi falcho. quud dicitur : cod. Fuld. Aa 2, 43 a. uuale auuc: Job 39, 13: cod. Parisin. 2685 f. 55b, ualchc fue: cod. Lugdun. 69 f. 26b, ui/Ichefuc: cod. Bern. 258 f. 16 a. — Alle diese Belege sind jedoch aus einem ags. Original abgeschrieben. Auf deutschem Boden ist der Ausdruck nicht heimisch. 332 Falke, falco. hebt ja ein charakteristisches Merkmal des Vogels hervor. Daß die Vogelnamen immer auf einem solchen Charakteristicum beruhen, welches die betreffenden Vögel von anderen scharf abhebt, darf man nicht erwarten. Man braucht nur an die vielen mehrdeutigen Ausdrücke wie Brachvogel, Weißschwanz usw. zu denken. Die von Baist vorgeschlagene Deutung des Wortes falco aus fallan 'fallen' stößt auf formelle Schwierigkeiten. Eine Ab- leitung mittelst des ^-Suffixes würde ahd. *falluh ergeben; ohne Mittelvokal ist die Anfügung des Suffixes an den auf Doppel- konsonanten ausgehenden Stamm nicht denkbar. Woher die Kunst mit Falken zu jagen ursprünglich stammt, ist eine Frage, die hier dahingestellt bleiben muß. Nicht un- wahrscheinlich scheint die Annahme, daß die Beize vom Osten her nach Europa kam. Bereits im 6. Jh. n. Chr. war sie hier so allgemein geworden, daß sie auf Kirchenversammlungen verboten wurde. Ihre volle Entfaltung fällt aber erst in spätere Zeiten, ins 12. u. 13. Jh., wo zahlreiche Abhandlungen über Falkenjagd zu erscheinen beginnen1. — Mit der Entwicklung der neuen Kunst wird die hierhergehörige Nomenclatur in Deutschland durch ein- heimische und fremde Ausdrücke immer mehr bereichert. In der Sprache der Falkner hieß der männliche Falke, der bedeutend kleiner ist als das Weibchen, terzil. Das Wort ist ent- lehnt aus mittellat. tertiolus, das den romanischeu Synonyma, ital. terzuolo, frz. tiercelet, span. torzuelo und portug. treco zugrunde liegt. Den lat. Namen erklärt Crescentius folgendermaßen: etTer- tiolus uocatur mas in accipitrum et falconum genere, quia simul tres in nido nafcuntur, duae foeminae et tertius mas". Andere wollen den Ausdruck daraus deuten, daß das Männchen ungefähr um ein Drittel kleiner ist als das Weibchen. Der erste Beleg des deutschen terzil fällt ins 12. Jh. : tercel herodius : cod. Vindob. 804 f. 185 b; darauf tercil: Versus de volucr. : cod. Admont. 759, 55b (13. Jh.). Im Mittelhochdeutschen wird terzel sowohl als Mas- kulinum wie als Neutrum behandelt; daneben auch terze, falken- terze, smirUnterze. Aus dem Französischen stammen nndl. tarsel und engl, tiercel, tossei, tercel. Vgl. auch Habicht S. 361. 1 Vgl. Schrader Reallexikon S. 210. Sackerfalkc falco Bacer. Durch den [mporl ausländischer Jagdfalken und die Kreu- zung der einzelnen Arten entstehen neue Palkennamen, welche jedoch oft nicht konsequent angewendet und besonders von Laien fortwährend verwechselt werden. Daher ist es in vielen Fällen geradezu unmöglich zu entscheiden, welche von den jetzt bekannten Falkenarten von den .dien Tutoren gemeint werden. In der mittel- alterlichen Fachliteratur herrscht meistens eine Einteilung der sogenannten edlen Falken in zehn verschiedene Arten; außer- dem werden verschiedene Arten unedler Kalken aufgezählt. Diese Einteilung findet man zuerst bei Albertus Magnus De animalibus S. X 1 a, wo für die edlen Falken folgende Ausdrücke angewendet werden: 1. sacer, 2. gyrofalco, 3. monianarius. 4t.pere- arhms, 5. gybbosus, 6. falco niger, 7. falco albus, 8. falco rnbeus, 9. falco qui habet pedes azurinos, 10. falco paruus qui mirle uocatur. Unedler Falken giebt es nach Albertus drei Arten; dazu kommen durch Kreuzung von edlen und unedlen Vögeln noch weitere drei Arten und schließlich eine Bastardart, die besonders erwähnt wird. Es sieht aus, als ob Albertus diese Gruppierung nicht auf Grund wissenschaftlicher Beobachtung gemacht, sondern sich dabei nach den Einteilungen von Aristoteles und Plinius gerichtet hätte, von denen jener zehn, dieser sechzehn Arten unterscheidet. Der Ausdruck edelfalke als Bezeichnung der besten Jagd- falken begegnet zuerst im Minnefalkner 184, 66, edlvakkh in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI. 90); später ist das Wort öfters belegt. Sackerfalke, falco sacer. Das mittellat. Wort sacer, das bei Albertus die vornehmste Falkenart bezeichnet, ist entlehnt aus arab. caqr Magdfalk' (vgl. Baist a. a. 0.); bei dem arabischen Schriftsteller Auicenna (980 — 1037) lib. 2, cap. 246 ist es als sachari bezeugt. Die Ent- lehnung ist dem Deutschen und den romanischen Sprachen gemeinsam: mhd. sacker = frz. span. sacre, ital. sacro. In dem Minnefalkner, wo diese Falkenart mit dem Blaufuß gleichgestellt und im Gegensatz zu dem edlen Wanderfalken für einen minder- wertigen Jagdvogel betrachtet wird, erscheint der Name in der 334- Der nordische Jagdfalke, falco gyrofalco. Form sackers. Vielleicht ist das auslautende s aus der französischen Flexionsform sacres zu erklären, wodurch französische Yerniitt- lung bei der Einführung des Lehnworts anzunehmen wäre. Mynsinger, der in seiner Darstellung der Falken Albertus Magnus reproduziert, zählt den sackerfalken (S. 7) zu der "ersten edeln Zucht". Bei Oswald von Wolkenstein (Ed. Schatz2 S. 254) 110, 31 erscheint der Name in der Form sägger. Die Form saiger (in einer Handschrift) ist nur eine orthographische Yariante der vorhingenannten Namensform und kein selbständiges Wort; da- nach ist seigcere (= eine Falkenart) bei Lexer Mhd. Wb. II, 855 zu streichen. Im 16. Jh. kommt der Name bei Gtesner Hist. avium S. 64 vor; neben Sacker wird die Yariante Sockerfalck erwähnt und als Synonymon Kuppel angeführt. Dieser Ausdruck wird a. a. 0. mit lat. 'copulatus' gleichgestellt und daraus erklärt, daß die Sackerfalken paarweise jagen. Die späteren Ornithologen wiederholen die Angaben Gesners. Hans Sachs erwähnt den Sacker (: wacker) im Kegim. der Yögel (1531) Y. 153. Noch im 18. Jh. kommt der Ausdruck in den Königsberger Carmina nupt. L 2641 vor. Der nordische Jagdfalke, falco gyrofalco. Die zweite edle Falkenart ist der nordische Jagdfalke oder vielmehr eine bestimmte Yarietät desselben. Der Name, der in der mittellateinischen Literatur als gyrofalco, girifako, gerfalco oder grifalco erscheint, wird von Albertus Magnus (dem in neuerer Zeit u. a. Diez Et. Wb., Körting Wb. u. a. folgen) aus dem Yer- bum gyrare "drehen, schnurren hergeleitet; der Zusammenhang mit dem Yerbum wird damit begründet, daß der Yogel sich mehrere Mal im Kreise herumdreht, bevor er sich auf die Beute stürzt. Dies trifft aber faktisch auf den nordischen Falken nicht zu, und damit fällt auch die angeführte Etymologie. Un- wahrscheinlich sind auch die Deutungen von Wackernagel Yoces var. animant. II, 135 Anm. und Lexer Mhd. Wb. I, 1022, welche vom Deutschen ausgehend das Wort mit ger 'Speer* oder mit ger, gir 'Gier3 verknüpfen ; nach Wackernagel wäre der Yogel als 'der auf dem Speer (als Sitzstange) ruhende', nach Lexer 1 S. Frischbier I. 401. Der nordische Jagdfalke, falco gyrofalco. 886 als 'der gierige* Falke aufgefaßt Audi Eatzfeld und Darme- Bteter II. 1164 «lenken an die Raubgier des Vogels, indem sie den tarnen mit gtr 'Geier* verbinden. In dem obenerwähnten Aufsatz erklärt Baisl den Ausdruck als gleichbedeutend mit TSdelfalke', ohne daß jedoch der Gebrauch des Wortes gir im Sinne 'edel- überzeugend bewiesen würde. Bei Falk und Torp Et. ordb. I, 220 werden die germanischen Namensformen ohne Motivierung von den romanischen (ital. gerfalco: span. gerifaUe^ prov. girfalC) Erz. gerfaut) abgeleitet — Da der gyrofalco aus den skandinavischen Ländern nach Mitteleuropa importiert wurde, so ist sehen dadurch romanischer Ursprung des Namens höchst unwahrscheinlich, um so mehr alter, weil er aus romanischem Wortmaterial nicht gedeutet werden kann. Der natürlichste Aus- gangspunkt für die Erklärung des Namens ist die nordische Namensform geirfalM, welche seit dem 12. Jh. belegt ist. Be- sonders charakteristisch für den Vogel ist das blendend weiße Gefieder mit den dicht bestreuten Schaftstrichen, die wie Pfeil- spitzen aussehen. Wenn mau an diese Färbung des Gefiedeis an- knüpft, so kann der erste Teil des Kompositums auord. geiri espeer- förmiges Stück, Striemen' (and. rjero, ags. gära) sein; vgl. norweg. gere-stud "Stute mit weißen Füßen', geret emit weißem Striemen (vom Vieh)', sclrwed. geret Veißrandig', ger (j/era) eOchs (Kuh), der weißgezeichnet ist'. In deutschen Quellen ist der Name dem 14. Jh. bezeugt: zuerst als gerucUch in cod. ILellic. K öl, 242 iAhd. Gll. III, 23 22), in der umgedeuteten Form greiffalk (= mittellat grifalcui) bei Konrad von Megenberg (Ed. Pfeiffer S. L85, 26) \ greyffalk im Vocab. theuton. (1482) S. m 7 a, geir- fakk (in einem Vokabular des 15. Jhs.) bei Diefenbach-Wülcker Wb. S. 626, ferner girovalcke (nach Albertus) bei Mynsinger S. 8. Ob der Personenname Gervalcus (ums Jahr 1070) in So- cins Namenb. S. 218 hierher gehört, ist nicht ganz sicher. Im 16. Jh. schreibt Ryff Herb. Alberti (1545) S. L2b Gerfalck, das Strassburg. Yogelb. v. J. 155 I Y. 284 Geyrfalck, Gesner Hist. avium (1555) S.66 Gerfahh Gierfalvh\ ein groffer FaJck. Schwenk- feld Ther. Sil. (1603) S. 259 bezeichnet die Namensform Gier Fahl: als schlesisch und verzeichnet außerdem die Synonyma 1 Der hier beschriebene Vogel ist der falco candicans. 336 Wanderfalk, falco peregrinus. Ger Falck I Mittel Falcke I Reger Falck (d. h. Reiherfalke); in Spangenbergs Ganskönig Y. 81 Gier falck, bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 48 Gyr falck, Ger falck, in den Königsberger Carmina nupt. I, 264 Gier(falk)1. In den mittelhochdeutschen Handschriften der Yersus de volucribus wird die Glosse herodius außer mit gerualch auch mit herfalke glossiert: herfalke: cod. Lips. Paul. 106, lc (13. Jh.), herrenvalch: Clm. -4550, 3a, ernalch: Glm. 14745 f. 82c (14. Jh.); dazu eriualcho in der Umordnung H. S. III, 8, ervalch: Glm. 14584 f. 118a. Hiermit ist wohl her- falke, d. h. Edelfalke gemeint. Schon in der Xotkerschen Psalmen- übersetzung (103, 17) ist herodius mit herfogil glossiert und damit offenbar der 'Edelfalke' gemeint. Das lat. Bibelwort, das auf griech. epwöioc 'Reiher' beruht, wird öfter als Falke aufgefaßt. Bei Notker macht sich an der zitierten Stelle dieselbe Auffassung geltend: "Herodius ist maior omnium uolatilium. der überuuindet den dren". Dazu stimmt die Glossierung im Corpus gll lat. Y, 498 63: "erodion, auis maior qui etiam aquilam prendit" und die Erklärung des Glossators von Deuteronomium : "herodius vulgo girfalco dicitur et rapit aquilam". — Ganz verschieden hiervon ist hierofalcho in der mittellateinischen Literatur. Das Wort ist eine gelehrte Bildung Paolo Giovios (vgl. Gesner a. a. 0. S. 66) und knüpft an griech. iepaH 'Falke' an, das im Sinne von esacer, heilig' genommen wird. Auch mhd. zwirbelvalke bei Lexer Mhd. Wb. s. v. ist nur eine Bildung Mynsingers (S. 8), der dabei an lat. gyrare bei Albertus anknüpft. Den montanarius, der bei Albertus Magnus die dritte Art edler Falken bildet, interpretiert Mynsinger S. 9 mit bercfalke; daneben kommt auch der Ausdruck montaner vor. In späterer Zeit erscheint Bergfalck bei Ryff Tierb. Alberti (1545) S. L 3 a, und bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. L 3b, Birgfalck bei Gesner a. a. 0. S. 68, Birck Falck I Berg Falck bei Schwenkfeld a. a. 0. S. 258 u. a. Wanderfalk, falco peregrinus. Erst als der vierte in der Reihenfolge kommt bei Albertus der peregrinus oder der Wanderfalk, der seinen Namen von der 1 Frischbier I, 401. Wanderfalk, falco pcrcgrinus. .'5'57 herumstreichenden Lebensart in dem weiten Verbreitungsbeziri hat Bei Oswald von Wolkenstein (Bd. Schafes1 8.254) L00, 21 wird er für die vornehmste Art gehalten. Der Name pügertn (aus dem lat peregrinus) begegnet als bilgerin bereits in Gottfried von Straßburgs Tristan. Ryff libersetzl «las lat peregrim seiner Vorlage mit Frembdling] bei Schwenkfeld The,-. Sil. (1603) S. 258 rin /runder Falck I gemeiner Falck 1 frembdling Falck. in dem Tristan von A. W. Schlegel Str. 84f. (1800) Pilgerfalke. — In Lübbens Mittemiederd. Wörterbuch S. 273 wird als Bedeutung von pelegrime das lat. Glossenlemma fulica (Wasservogel) ange- geben. Der < Glossator des lat.-ndd. Wörterbuchs v.J. 1117. aus dem der Beleg stammt, hat fulica (bezw. fuJca) und falco verwechselt Ein umgekehrter Fehler findet sich in einer Handschrift mit Vergilglossen, wo fulica mit falco übersetzt ist (s. oben S. .T27). Gesner nennt in Hist avium S. 60 als Varietät des Wander- falken den aeeipiter medianus; der Ausdruck erscheint in der Pluralform Medianen in den Königsberger Carmina nupt. I, 264 l. Auf den Wanderfalken folgt bei Albertus der falco gglbosus, den Mynsinger unter dem Namen hoverfalcke anführt. Ryff Tierb. Alberti v. J. 1545 übersetzt genauer dem lat. Originale entsprechend der hoferig Falck. Die Benennung bezieht sich auf den hover ( = Höcker) des Vogels; dieser hat nämlich — nach Mynsinger S. 11 — "als ainen kurtzen hals, das man den kopff vor den ansein seiner flügel, so sy erhöcht sind recht als ob er ainen Hofer hab, nit wol gesehen mag". Bei Gesner a. a. 0. S. 71 wird der Name in der mundartlichen Lautvariante Hon anklingenden Eulennamen wihil K wigla zusammen- hangt, ist nicht mii Bestimmtheil zu sagen, denn diese sind wohl als •Wahrsager', 'Wahrsagerin' zu deuten (s. 8. 321). Daß die Weihen, Eabiehte und Falken als prophezeiende Vögel gelten, ist nicht bekannt; einige ron ihnen sollen allerdings durch ihr Geschrei Regen verkünden. Das ahd. Kompositum wannen-weho Turmfalke' läßl sich an zahlreichen Variationen bis in die Neuzeit verfolgen. Im 16. Jh. erscheint das Wort als Wannaber in Ryffs üerb. AJberti (1545) S. I 3, als Wannenwäher^ Wandwäher, Wannhoehen, Wieg- wehen bei Gesner Hist. avium (1555) S. 53, danach Wannenwaherl Wandicaher/Wandtmhel Wiegwehen bei Junius Nomenclator v. J. L581 S. 53b, Wannen umher bei Golius Onomasticon v. J. 157!» Sp. 294, Wannen Wäher I Wandwäher bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 304, Wannenwäher in der Übersetzung der Bücher Plinii v. J. 1651 S. 573; Wannenwäher in Spangenbergs Ganskönig V. 83. Eine Umbildung des Xamens liegt vor im elscäss. Manne Wächter2, womit auch die Nachteule bezeichnet wird. Sonst hat er sich im Elsaß auch an die Benennung der Weihe angelehnt: Wannen wyh, Wannenweg (zu Wei 'Weihe') im Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 V. 291, Wannemeier2 (zu Wier 'Weihe*) inDunzenheim (im Kreise Straßburg). Xach Popowitsch Versuch(1780) S. 6021 ist die Xamensform Wannenwäher sächsisch, der Windwächel österreichisch3. — Daß der Vogelname wehe auch in dieser zusammengesetzten Namensform alt ist. geht aus synonymen Benennungen in heutigen englischen Mundarten, wind- horer, windeuffer, wind sticke i\ windbibber und vannerhawk^ wind- fanner*, hervor, welche — obgleich vielfach umgestaltet — den- selben Ausgangspunkt wie der deutsche Name gehabt haben. Gesner stellt zwei Etymologien für den Vogelnamen als möglich hin: entweder ist der erste Teil Wanne Tutterschwinge' und dann hat der Falke den Namen davon, daß er die Flügel gleich 1 Zu beachten ist, daß der czechische Glossator der Salomonischen Glossen an der Stelle von utihü = eauannus (d. h. Nachteule) den Namen postolcu Turmfalke' hat. 2 Martin-Lienhart 11, 777. 787 3 Vgl. auch Schmeller-Frommann II. 921. 4 Swainson The Folklore S. 140. 342 Turmfalke, falco tinnunculus, tinnunculus tinnunculus. Futterschwingen ausbreitet, oder das erste Glied ist mit Wand identisch und bezieht sich auf das Nisten des Vogels in den Mauern der Türme. Eine sicherere Deutung ist noch nicht gefunden ; Grimms Vermutung in der Geschichte d. d. Spr. I, 34, daß der Turmfalke nach den Wannen benannt worden sei, die man ihm aus mythologischen Gründen an die Häuser angehängt habe, entbehrt einer sicheren Grundlage. Möglicherweise kann man an got. winpjan 'worfeln' anknüpfen, denn das Hangen und Flattern mit den Flügeln in der Luft, das dem Turmfalken eigen ist, kann das Bild vom Worfeln hervorgerufen haben. Dann wäre die Namensform wanne(n)-weho aus *wanßna- entstanden. In dem mittelhochdeutschen Renner des Bambergers Hugo von Trimberg (V. 5520. 21455) wird der Turmfalke rotelwie genannt; auch in den Glossen ist mhd. rotelwie, mnd. rodelwige, radehvige1 öfters bezeugt. Ein früherer Beleg dieses Falkennamens ist erhalten in der Glosse rodelkiuino erodion in cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89a (roder kiuino in cod. Berol. Ms. lat. 8° 73); hier sind wohl zwei verschiedene Vogelnamen : rödel 'Turmfalke' und kiuino eZwergohreule5 (vgl. S. 317) von dem Schreiber zu- sammengeschrieben. Der Ausdruck rotil ist mittels des bekannten Suffixes ila- vom Adj. rot (got. rauds) abgeleitet und nimmt Bezug auf das rötliche Gefieder des Turmfalken ; es liegt also hier die- selbe Bildung vor, wie im ahd. rotil(o) 'Rotkehlchen5. Im Ther. Sil. (1603) S. 304 verzeichnet Schwenkfeld neben Rötehveih die umgestaltete Form Rotelweib als schlesisch ; Popo witsch Versuch (1780) S. 603 führt Rötteliveibel als oberschlesischen Vulgärnamen an. Die Variante Rötelgeyer ist zuerst bei H. Sachs Regim. der Vögel (1531) V." 219 bezeugt, darauf Rotelgeyer bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 3b, Rödelgeyer in der Angenehmen Land-Lust (1720)8.167, Röthel-Geyer bei Frisch Vorstellung der Vögel (1763) I, 84. Die Namensform Rüttelwy kennt Gesner a. a. O. (1555) S. 46 aus Sachsen. Auch Popowitsch a. a. O. be- zeichnet Rüttelweih als sächsisch; als schlesische Dialektform nennt er Rüttelgeyer. In Sachsen ist Rittelgeyer durch Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 76 bezeugt. Ein modernes Zeugnis 1 S. Diefenbacli Glossar. S. 158 c und Novum glossar. S. 120 b s. v. cristula. Turmfalko, falco linunculus. tmnuiKulus tinnunculus. 843 aus Oberschlesien bietet Hauptmanns Versunkene Glocke (1897) 7. Autl. s. 139: "Den Rüitelfalhm hör ich Kajak rufen". Der Zusammenhang des Vogelnamens mit dem Verbum "rütteln*, das in der Falknersprache vorkommt and auf die Qatternde Plugart des Turmfalken bezogen werden kann, ist offenbar ersl durch Bekundäre Anlehnung zustandegekommen. Ursprünglich ist die Namensform rutdwte, die zuerst in Glossaren des L5.Jhs. belegt ist, eine Variante von rötdtote und beruht auf der schwachen Lautstufe des A.djektivstammes na)/«/- "rof, ebenso wie ags. rudduc "Rotkehlchen*. Kiiit« onomatopoietische Benennuni;' des Turmfalken ist Krechd oder Krechelek1 in Luxemburg. Schon in der Darm- städter Bandschrift des Summarium Heinrici findet sich das Wort krichel am Rande geschrieben, mit dem lat. Text grac a garrvlitate uocis] die übrigen Handschriften schreiben an dieser Stelle ruoh d. h. Saatkrähe; vgl. luxemburg. Krek 'Elster' S. 181. Im Sinne von 'Turmfalke' ist krichel in einem Vokabular ex quo aus dem Jahre 1476 bezeugt, dessen Mundart als rhein- ländisch angegeben wird (eyn rudelwihe o. eyn krichel =■ cristula-). In Ostermanns Yocab. v. J. 1591 S. 328 wird der Name aus- drücklich als moselfränkisch bezeichnet: "Tinnunculus, Mofel- lanis, Ein Kriechelen I accipitris genus usw." Der Ausdruck beruht auf der verschobenen Lautstufe des lautbildenden Stammes krek, krik (vgl. Kriechente), während der unverschobene Guttural in luxemburg. Krek (altmoselfränk. crecuhi) vorhanden ist (vgL Krikente). An das deutsche Wort klingt die gleichbedeutende frz. Benennung crecerelle (afrz. crecele\ woraus engl, kestrel (für kesrel) entlehnt ist, an; aber der Gleichklang scheint nur zufällig zu sein. Das Geschrei des Turmfalken beschreibt Voigt Ex- cursionsb. S. 192 als ein helles, kicherndes gik, gik, welches mit dem Rufe des Kleinspechtes große Ähnlichkeit hat. Es sind diese Töne, welche dem Yogel den Namen Lachweihe (bei Schwenk- feld a. a. 0.) verschafft haben. Im Münsterlande wird der Turmfalke Kribbe* genannt i Wb. d. Luxemburg. Mundart '2\ i. 2 Diefenbach Novum glossar. S. 120 b. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 344 Lerchenfalk, falco subbuteo. (vgl. gleichbedeutendes frz. dial. criblette1). Sonst heißt er dort, wie die vom Mäusefang lebenden Bussarde, auch Müsehawk2 ; in der Schweiz ist Hennen- Vogel 3 eine gemeinsame Bezeichnung dieser Raubvögel. Den wissenschaftlichen Ausdruck Turmfalke (schwäb. Turntveih4) führt Popowitsch (1780) S. 603 f. mit der synonymen Benennung Kirchenfalk (S. 602) nach Halle an. In Deutschland selten ist der mit dem Turmfalken nahe- verwandte Rotfußfalke (falco vespertinus). Er hat im Sarntale den Namen Zullenfalk erhalten, weil seine Nahrung hauptsächlich aus Käfern (Zull) besteht. Lerchenfalk, falco subbuteo. Durch Kreuzung der edlen Falken untereinander oder mit den unedlen Falken gewann die Falknerei Arten, welche man Mittelfalken oder vermischte Falken nannte. Ein Bastardvogel, der den Wanderfalken und den Hoverfalken' als Eltern hatte, wird stainfalck genannt und "ist gleichzuhalten als der pilgrin- falck", s. Mynsinger S. 18. Der Name kommt auch im Minne- falkner Y. 25 vor. Gesner Hist. avium S. 74 übersetzt falco lapi- darius des Albertus mit Steinfalck. Eine andere Bastardart enstand durch Kreuzung des eHover- falken' und des eSchmirlins' ; nach Mynsinger S.18 ist der Vogel "mitelmässig und ettlich haissent in dem pämfalcken3. Der Name Baumfalke ist aber die gewöhnliche Bezeichnung des Lerchenfalken. Einige Zeugnisse des Namens stammen bereits aus althochdeutscher Zeit : boumfalco herodivs : cod. Selestad. f. 109b. bom ualho: cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89a. bom falco: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 105 a. Im 16. Jh. ist Paumfalck bei H. Sachs Regim. der Yögel Y. 157 , Bawmfalck bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E3b, Baumfalck im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 Y. 284, Baumfalck und Baumfelckle bei Gesner a. a. O. S. 74 — doch wie es scheint, nicht aus der Schweiz — bezeugt; auch niederl. boomvalk. Den Namen hat der Falke erhalten, weil er gerne sein Nest auf Bäumen anbringt. 1 Rolland Faune populaire II, 31. 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 86. 3 Staub-Tobler I, 694 — 4 Fischer II, 506. Adler, aquila. 846 8chwenkfeld Ther. Sil. (1603) 8. 261 nennt für diesen \ die Namen Ein Stos Fälcklin I kleiner Faleke Lerch Fälcklin. In der Angenehmen Land-Lust | L 720)8. L67 heiß! er Lerchenhächtiein (bair. Hackt Eabicht) and (wegen der weißen Wangen) Weiß- bäcklein. Am meisten verbreitet is1 wohl heute der Name Lerchen' fdUce\ im Elsaß auch Lerchenstößel1. Der Ausdruck Stoßfalke is< in diesem sinne selten; gewöhnlich wird er vom Eühnerhabicht gebraucht, Stoßfelcklin bei Gesner a.a.O. auch vom Merlinfalken Im Münsterkreise ist der Lerchenfalb als Stoaltcenfänger* bekannt Adler, Aquilinae. Adler, aquila. Ahd. aro: Sg. Nora. — aro aquila: cod. SGalli 911, 37, cod. Parisin. 7640, 126 b. cod. SGalli 913, 198 a. cod. SGalli 242, 248 a. aro : Aldhelmi Aenigm. 261, 17 : cod. SGalli 242, 35. Notker Cantic. Deuteronom. 11 (2 Mal), cod. Selestad. f. 110a. aro: Versus de volucr. H. S. III, 17. Gll. Salom. al. Clm. 14689 f. 47 a. Notker W. Cantic. Deuteronom. 1 1 (2 Mal), cod. Guelpherby tan. Aug. 10. 3. 4" f. 89 a. hera : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a. am: cod. Parisin. 12269 f. 581). — Gen. — dren: Notker Ps. 102, 5. — Akk. — dren: Notker Ps. 103, 17. aren: Notker Wps. 103, 18. — PI. Nom. — arun: Monseer Fragm. 19, 1. Carmen de Philomela 27: cod. Vindob. 247, 223a. arin alies: cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. erni: Tatian 147, 5. Ableitung: arin f. 'Weibchen vom Adler' (mittels des fem. mtyö-Suffixes gebildet): aro uel arin aquila: Umordn. H. S. III. 8. — Gen. — arinne: Notker Wps. 102, 5. Die altgermanischen Sprachen haben für den Adler einen gemeinsamen altererbten Namen, der in zwei Varianten *aran und *arn-u erscheint. Die erstere Grundform wird vorausgesetzt durch ahd. aro, got. ara, anord. «/^(norweg. dial. are, schwed. dial. a/-), während die erweiterte Namensform in ahd. mhd. am, mnd. arn(e\ arnt, mndl. arent, ags. eam, me. em, eine, und anord. gm, diin. 0rn, schwed. öm vorliegt; in deu heutigen englischen Dia- lekten ist ern selten, das gewöhnliche Wort ist eagle « nie. egle) ans frz. aigle (lat aquila > anord. poet. sglir). Die germanische Be- nennung *ar-an, aus deren Flexionsformen der //-Stamm sekundär hervorging (vgl. Kluge Vorgeschichte- § 222), ist urverwandt mit akslav. nrilü, lit. erelis "Adler*, com. breton. er, cymr. eryr 'dass.*, 1 Martin-LienhartII,618. — 2 Korrespondenzbl.f.ndd. Spracht'.XV1.86. 346 Adler, aquila. auch wohl mit griech. öpvtc Wogel5. Gewöhnlich wird als Grund- bedeutung des indogermanischen Yogelnamens die weitere Be- deutung des griechischen Wortes angesetzt; dieselbe solle auch in westfäl. Arent 'Tauber', das herangezogen wird, erhalten sein. Dies ist jedoch kaum richtig; der westfälische Ausdruck gehört nicht hierher, sondern ist wahrscheinlich mit dem Personennamen Arnold identisch, vgl. S. 210. Im Althochdeutschen ist aro die normale Form und scheint, soweit man aus der althochdeutschen und mittelhochdeutschen Überlieferung schließen kann, allgemein hochdeutsch zu sein, während am dem mitteldeutschen Gebiete eigen ist. Wie der Beleg arin = alies Ahd. Gll. III, 463 15 aufzufassen ist, ist nicht ganz klar; Steinmeyer liest alites und hält arin für eine Plural- form. Ob in Ahd. Gll. III, 458 17 die Glosse Jiera als eine alte Femininbildung zu verstehen ist, bleibt zweifelhaft, da der Schreiber des Glossars öfters grobe Fehler macht. Unser neuhochdeutsches Wort Adler, von welchem der alte Name verdrängt ist, beruht auf der Zusammensetzung *adal- aro (d. h. Adel-Aar, Edel- Aar). Das Kompositum tritt zuerst im 12. Jh. auf (adelare aquila: cod. Yindob. 804 f. 185b). Die spät- althochdeutschen Versus de volucribus und das Summarium Hein- richs, welches verschiedene Adlerarten aufzählt, haben in der ursprünglichen Fassung die neue Bildung noch nicht. Erst seit dem 13. Jh. tritt sie in den Abschriften der Versus auf: adlar aquila (2 Hss. des 14. u. 15. Jhs.), adlär (1 Hs. des 14. Jhs.), adiler (1 Hs. d. 13. Jhs.), adler (2 Hss. des 14. u. 15. Jhs.), adell* (1 Hs. d. 14. Jhs.). Ein Personenname Adeler ist im späten Mittelalter einmal bezeugt1, unter den älteren zusammengesetzten Personennamen, welche das Wort aro enthalten, findet sich diese Bildung nicht2. Man wird wohl kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß die Bezeichnung des Vogels als eder edle Aar' auf die Anschauung der gerade im 12. Jh. zur Blüte gelangenden Falknerei zurückgeht, wonach die Jagdvögel in edle und unedle eingeteilt wurden. In der mittel- hochdeutschen Periode gewinnt die neue Benennung immer mehr Verbreitung neben ar(e\ das allmählich zu verschwinden beginnt; 1 Socin Namenb. S. 408. 2 Vgl. Förstemann Altd. Namenb. I2, 135. Adler, aquila. M'i besonders als zweites Kompositionsglied m Vogelnamen wie müsar^ Uar usw. behauptel sich jedoch das alte Wort. Charakteristisch für diese Entwicklung sind die Worte Bfynsingei : "Er (der Sackerfalke) yssel noch gleich als vil als der groe* .\r. den man den Adler nennef, "Sein (des HabichtB) Flügel sind auch nach Lidmas spitziger denn an dem Adler oder an dem andern Arn". Im 16. Jh. führt Turner Avium hist (1544) 8.B 5b noch ein Asm n< -1 »• -m ein Adler an, Gesner Hist. avium (1555) s. im nennt ebenfalls noch Aar, Ar, Arn, Art(türArnfy be- merkt aber, daß in «Im- Schweiz und in den meisten Gegenden Deutschlands Adler das üblichere Wort ist. Im 17. Jh. stirbt das einfache Wort Aar fast aus, taucht aber wieder als poetischer Ausdruck seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs. auf und hat sich mit dem in. ,1h. dauernd eingebürgert. In den hochd. Mundarten ist Aar überall wohl untergegangen, abgesehen von dem Walliser Dialekt, wo Aro noch heute üblich ist1; doch ist zu bemerken, daß auch die Benennung Adler seit dem Verschwinden des Vogels in vielen Gegenden nicht mehr volkstümlich ist. Vgl. Kluge Zs. f. d. Phil. XXIV, 3111, Jeitteles a. a. 0. XXLX, 177 ff., von Bänder PBB. XXII, 5191 sowie Kluge Et. Wb.6 S. 1. In althochdeutscher Zeit wird das Wort aro auch von kleineren Raubvögeln angewendet, aber nur in Zusammen- setzungen (wie sparivth'i, miisari), wo das erste Glied den be- treffenden Yogel genügend charakterisierte. Das einfache AVort bezeichnet immer die aquila-Art. Dies ist offenbar auch die alte Grundbedeutung gewesen, und die Erweiterung derselben in Komposita setzt erst einen Vergleich mit dem Adler voraus, ebenso wie z. B. der landschaftliche Ausdruck Fischadler = Scharbe. Xachdem aber die Adler selten geworden oder gar verschwunden waren, wurde auch der einfache Name auf andere große Raubvögel bezogen2. 1 Staub-Tobler I, 385. 2 Wie aus den oben angeführten Worten Mynsingers hervorgeht, wurde das einfache Wort Ar schon zu seiner Zeit in dem erweiterten Sinne 'großer Raubvogel' verwendet. Zu beachten ist auch, daß von den Handschriften des Summariuni Heinrici der Cod. Qm. 23796, 173 a 1 15. Jh.) das lat. Lemma mütms mit ein ar übersetzt. 34-8 Steinadler, aquila fulva. Steinadler, aquila fulva. Im Summarium Heinrici wird eine Adlerart mit dem Namen stocaro bezeichnet, der als e Waldadler' aufzufassen ist, vgl. Stock- merle S. 57, Stockauf S. 258, Stockeule S. 272. Das ist die 'aquila truncalis' des Albertus Magnus, heute Stein- oder Gold- adler genannt. Außer in dem Belege stocaro gradipes im Sum- marium III, 17 kommt der ahd. Name noch in den Versus de volucribus vor, wo er mit 'alietus' übersetzt ist; ferner stochar in cod. Yindob. 804 f. 185b. Gesner Hist. avium S. 197 erwähnt den Ausdruck Stockarn im Anschluß an Albertus. Im Elsaß ist Stochar im Strassburg. Yogelb. v. J. 1554 V. 251 belegt, nachher in Spangenbergs Ganskönig Y. 83 Stockahrn. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 188 bezeugt Stock- Ahr als schlesischen Vogelnamen, aber mit der Bedeutung 'Hühnerhabicht'; danach wird auch bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 50 Stock-Ahr in diesem Sinne angeführt. Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II, 777, der die Form Stock-Adler gebraucht, nennt zuerst den von der späteren Ornithologie angenommenen Namen Stein- Adler. Bei Klein a. a. 0. S. 40 wird daneben das Synonyinon Gold-Adler erwähnt, das nach "Chrysaetus" bei Aldrovandi Ornithologia, "aquila fulva seu aurea, the Golden Eagle" bei Willughby (1676) S. 27 gebildet ist. Es scheint danach fraglich, ob der Ausdruck Goldadler, den Unger- Khull Steirischer Wortsch. S. 298 verzeichnen, volkstümlich ist. Als besondere Art unterscheidet Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 218 von der "aquila regalis" die "aquila nigra" oder den Schwartzen Adeler, in Schlesien Schivartzer Ahr, anderwärts auch Hasen-Geyer I Hasen Ahr genannt. Der Ausdruck Hasen- geyer wird auch von Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E 2 b von einer Adlerart gebraucht: "Yaleria id est fuluia colore nigri- cano minima magnitudine". Da die Namen Geier und Adler in manchen Landschaften von Weihen, Falken, Habichten und anderen Raubvögeln gebraucht werden, so sind Ausdrücke wie Hasengeyer usw. oft mehrdeutig. In der Schweiz wird mit den Namen Berggir und Steingir heute der Steinadler bezeichnet; in Steiermark teilt er mit dem Lämmergeier den Namen Gamsgeier1. 1 Unger-Khull 265. Schreiadler, aquila nacvia. — Seeadler, haliafitafl albicilla. Schroiadler, aquila naevia oder pomarina Verhältnismäßig selten ist in Deutschland der Schreiadler. Nach Xauniann-IIennioke V, 232 Lsl er ein mehr oder weniger häufiger Brufr ogel in I )st- und Westpreußen, Pommern, der Mark, Polen, Galizien, Österreich-Ungarn, Böhmen; in Schlesien, Mecklen- burg und Schleswig-Holstein ist der Vogel seltener. Bei Schwenk- feld, der im Ther.SiL (1603) S.219 eine Beschreibung des Schrei- adlers gibt, heißt er Ein Rötlichter Meufe Ahr. Diesen Adlermeint auch Gesner Hist. avium 1 1 555) S. 192, wo er \ on einem am Boden- see vorkommenden Raubvogel spricht, der größer ist als die Weihe und von dm dortigen Anwohnern Entenftöffel genannt wird. In Ostermanns Vocab. (1591) S. 328 kommt neben Enietutöffer das Synonym Ein Gelpher vor. Das Wort gehört zu mhd. ■/- 'eilen, fliegen' aus, Kluge BtWb.6S. ll^ denkt an einen stamm *vf- 'jagen*. In semasiologischer Hinsicht ist Bellquists Deutung an- sprechend; die charakteristische Schwanzspalte der Königsweihe hat ihr auch in modernen Mundarten manchen Namen verschafft, \L:\.m\(\.Twelstertl im Münsterkreise und in der Grafschaft Ranzau, TtcSlstSrttoih* in Lübeck, Splanthaowk2 (zu Splant 'Spalte') in Altmark, hochcL Furkeli, Furkeligh; Gabeliurt* in der Schweiz, Gabel wei* im Elsaß. Der Ausdruck Gabler kommt in Zorns Petino-Theologie (1743) II, 243 vor, das Synonymon Sehwufben- scluranz (holländ. zwaluwstaart) ist belebt bei Döbel Er« »ff n. Jägerpr. (1746)8.75, Popowitsch Versuch (1780) S.527; bei Adelung wird daneben Scherschivanz angeführt, Scheersrhwdnsel bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 51. Sowohl auf hochdeutschem Gebiet wie in Niederdeutsch- land ist altd. \mo als allgemeine Bezeichnung für Milane und Weihen erhalten geblieben; oft wird der Name ahm- auch von Habichten und Bussarden gebraucht Die heute m oberdeutschen Mundarten vorkommende Namensform 117er4, Weder, Weiher \ welche schon im 14. Jh. in einer Handschrift der Versus als tveir erscheint und im 16. Jh. bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. F3a als Weiher, im Vocab. triling. (1560) S. 88 als Weyer bezeugt ist, ist aus einer Zusammensetzung Weih-ar (d.h. Weihenadler) zu deuten. Eine umgekehrte Kompositions- bildung ist arfueei in Handschriften der Versus de volucribus aus dem Lö.Jh. (Ahd. (Hl. III, 2511'18), Arwei, Ahrwei bei Heuisch 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. 86. XVII. li 2 Danneil 204. — 3 Staub-Tobler I. 1013. 4 Martin-Lienhart II, 777. — 5 Schmeller-Frommann II, 825. 358 Weihe, milvus und circus. Teutsche Sprach (1616) Sp.126; daraus wohl Härweih, Härrweih in Hessen-Nassau, Haiveih l hie und da auf dem Westerwald. Unklar ist Curwij in Döbels Eröffn. Jägerpr. (1746), Kurwy bei Naumann (Ed. Hennicke) V, 134 als Anhalter Ausdruck bezeugt. Adelungs Erklärung (III, 500), wonach der Name aus dem kir- renden Geschrei des Yogels herzuleiten sei, ist nicht richtig ; eher kann man an den niederdeutschen Jägerterminus kuren'dem Wilde auflauern* (sonst in der Bedeutung 'spähend schauen') denken. Da die Weihen den Hühnern arg nachstellen, so haben sie in vielen Gegenden danach den Namen erhalten. Zu Gesners Zeit (vgl. Hist. avium S. 586) war der landläufige Ausdruck für Weihen in der Schweiz Hünerdieb, auch bei Golius Onomasticon v. J. 1579 Sp. 293 Hünerdieb, heute im Elsaß Hüehnerweih2 und Wiherdieb-. Bei Aitinger Bericht v. d. Vogelstellen (1631) S. A 8 heißt der Vogel Keuehleindieb = ndl. Kieckendief bei Junius Nomenciator (1581) S.58b, ndd. Kükewih*, Kükeiviw3 in Lübeck, Kikeui* in Holstein. Der Ausdruck hüenerar erscheint bereits bei Konrad von Megenberg (Ed. Pfeiffer) S. 193, 8, im 16. Jh. Hunerarh bei Agricola De animantibus subterraneis (1549) S. 3 a, Hünerahr in Sibers Gemma v. J. 1579 S. 42 und Hüner AhrlEaw Ahrl Hünerdieb als schlesische Namen bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 303. Im Nordfriesischen kommt der Name Hanjüghar* vor. — Wie Huwei'0 in der Eifeler Mundart und Huhiveh6 in Mecklen- burg zu beurteilen sind, ist nicht ganz sicher; Hidewyh1 in Anhalt ist als 'Gänseweihe' (vgl. sächs. Hule eGans') zu verstehen und hat eine Parallele in preuß. Gesselhabicht 8 (zu Gessel 'Gäns- chen'). — Wie die Bussarde, so heißen auch Weihen — bei Schwenkfeld a. a. 0. S. 303 f. die beiden Milane — wegen des gleitenden Fluges Schweimer; auch den Namen Mauser teilen sie mit den Bussarden. Der schlesische Name Grimmer, der bei Schwenkfeld a. a. 0. als Bezeichnung der Königsweihe an- geführt wird, ist als *grim-ar (zu mhd. grimmen 'die Klauen zum Fangen krümmen', vgl. mhd. Jcrimvogel) zu verstehen. 1 Kehrein 189. — 2 Martin-Lienhart II, 777. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. XVII, 4. 4 Johansen Nordfries. Spr. S. 140. — 5 Frommann D. Mundarten VI, 15. 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. 7 Naumann-Hennicke V, 134. — 8 Frischbier I, 231. Habicht, astur palambariot. B69 Die heutige Wissenschaft unterscheide! die beiden milvus- Aiim (milvus regalis und milvus migrans) als Milane von den oircus-Arten oder den Weihen^ welche sie mil den Eabichten unter einer Gruppe vereinigt Der Name Milan, der ans dem gleichbedeutenden Erz, müan entlehnt ist, tritt erst im ls. Jh. auf als Maskulinum der Milan in Zorns Petino-Theologie (1743) IL 243, als Femininum die Mtilane bei Döbel Eröffn. Jfigerpr. (1746). Nach Adelung, der (EI, 500) das Wort sowohl in der maskulinen als der femininen Form bucht, wurden die Milane zur Jagd abgerichtet, und am kaiserlichen Bofe in Wien gab es eine Milanparthei, Milanknechte und Milanjungen. Von den älteren Ornithologen nennt Gesner anter dem Namen milvus nicht nur die beiden Milane, von denen der rote (llist. avium S. 585) den Namen liötehnj führt sondern auch die Rohrweihe (circus aeruginosus), welche er S. 192 schildert. Nach Gesner wird dieser Vogel in der Schweiz Masswy (im Register Mosswy geschrieben) oder Masshuw, anderwärts Fischer genannt. Die zwei erstgenannten Namen sind mehrdeutig: Masshuw (d. h. Mooruhu) ist eigentlich der Name einer Eulenart, Masswy (d.h. Moorweihe) wird auch von Bussarden gebraucht. Der Ausdruck Fischer beruht vielleicht auf einem Kompositum Fisrh-Ahr, das bei Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 44 als Name der Rohr- weihe (daneben auch Braun Geyer) erwähnt wird. Schwenkfeld Ther. SiL (1603) S. 261 behandelt den Vogel als eine Falkenart und gibt als schlesische Benennung Rohr Falch an. Den Namen Entenftöffel schreibt Gesner sowohl dem Schrei- adler als der Rohrweihe zu; In der Obersetzung der Bücher Plinii (1(351) S. 497 Entenstösser, S. 196 Enten Adler, auch bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II. 777 Endten-Adler. — Der Ausdruck Rohrweihe gilt in der Anhalter Mundart, s. Naumann- Hennicke V, 267. Habichte, Accipitrinae. Habicht, astur palumbarius. Ahd. habuh: Sg. Nom. — hapuh accipiter: cod. SGalli 913. 198a. habuh: cod. SGalli 242, 248a. habuck, cod. Parisin. 12S 58b. cod. Selestad. f. 109b. hapueh: Clin. 1 V741 63a ha i apus : Gll. Abactor: Clin. 1U29. 222 b. hnuuk: cod. sein. Trevir. I. 112 b. 360 Habicht, astur palumbarius. hauohc : cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° f. 89 a, hauog : cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a, hauok: cod. Parisin. 9344 f. 42b. hauoh accipitres : Carmen de Philomela 24: cod. Vindob. 247, 223 a, haboh: cod. mus. Britann. Add. 16894, 245 a. hapoh: Job 39, 26 l: Clm. 6225, 36 b. habich: Versus de volucr. habech: H. S. III, 17. XI a 2. Versus de volucr. Clm. 14689 f. 47a. cod. Vindob. 804 f. 185b. — Dat. — (uöre demo) hdbeche: Williram 43, 14. — Akk. — habuch: Leviticus 11, 16: cod. Gotwic. 103, 49 b, hapoh: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22b, Clm. 18140, 14a, habich: Clm. 13002, 219b; cod. Stuttg. th. etphil. fol. 218, 13 c. Ableitungen und Komposita. — habuhhesswam (Pflan- zenname): habechesswum agaricum : cod. Vindob. 10, 336 a. habcsamo: cod. Vindob. 2532, 136 b. Der Habichtnanie ist gemeingermanisch. Es entsprechen dem ahd. habuh, mhd. habech : asächs. habuk- (in Ortsnamen Habuc- horst, Habocas-broc\ mnd. havec, mndl. nndl. havik, ags. hafoc: hea- foc, me. hauk, ne. hawk und anord. haukr (aus *hobukr\ dän. h#g, schwed. hök. — Im urgerman. Viabuk-a- ist k ableitend, wie in kranuh (s. S. 291), und der Stamm *hab- (in got. hafjan usw.) ist urverwandt mit lat. capto "nehmen, greifen', so daß der Habicht eigentlich der 'Greifer' ist. Ebenso ist mittellat. capus 'Habicht* eine Ableitung von capio. Es liegt kein Grund vor, diese alte Etymologie zugunsten einer neuen von Uhlenbeck PBB. XXII, 540 vorgetragenen aufzugeben, wonach der german. Vogelname auf einem idg. *kapa-ghna 'Rebhuhnfänger' beruhen würde. — Cymr. hebauc (air. sebac eFalkes) ist nach Thurneysen Keltoroma- nisches S. 22 ff. mit dem germanischen Worte nicht urverwandt, sondern stammt aus dem Angelsächsischen. Auch russ. kobezü (eine Falkenart) wird wohl mit Recht als ein germanisches Lehn- wort betrachtet. Die schriftsprachliche Lautform Habicht (wegen des sekun- dären Auslaute vgl. Paul Mhd. Gramm.5 § 36 Anm. 7) tritt seit der Mitte des 15. Jhs. auf2. Daneben besteht die alte Form ohne den sekundären £-Laut fort und in den heutigen Mundarten ist sie sehr weit verbreitet. 1 haefuc accipitres: Job 39, 13: cod. Lugdun. 69 f. 26b, hyefa accipitris : cod. Bernens. 258 f. 16 a stammen aus einer angelsächsischen Vorlage. 2 Vgl. Diefenbach Glossar. S. 7 s. v. accipiter. Habicht, astur palumbarius 961 Wie die Weihe and andere verwandte Raubvögel, jo ist auch der Babichl dem Hausgeflügel des Landmannee «'in gefähr- licher Feind, und in vielen Gegenden nennl man Ihn daher mit Namen, welche darauf Bezug nehmen, vgi Stößel, Stoßvogel, Stoß- fdlk, Hüenerräüber, Hüenervogel im Elsaß1, Stoßvogel, Hühner- fresser, Hühnerstößer in Hessen2. Hengerdeif (d. h. Hühnerdieb), Veideier (d. h. Viehtier)8 in Luxemburg4, Hennengtr, HennenrabU, Hüenergtr, Tüoengtr in der Schweiz5, Stoßgeier in Steiermark, Stößer, geflügelter Teufel* in Sachsen, Stößer, Stießer, Hühner- geier1 in Schlesien. Taubenstessl in Obßrösterreich 6, Düwenstöceter in Göttingen und Grubenhagen8, Höhnerhawk9 in Lübeck, HÖhner- hawk, Duwenhawk9 im Münsterkreise, dose- Aar9 in Hamburg. Viele v^on diesen Namen teilt clor Hühnerhabicht mit verwandten Raubvögeln, besonders mit dem Sperber (s. unten). Einige der- selben sind bereits in der älteren Literatur zu belegen, so z.B. der Ausdruck stozvalch, der einmal im 14. Jh. in den Versus de voluc- ribus (Ahd. G11.IV, 354*8) vorkommt, dann im 16. Jh. Stofffalck und Stoffer im Strassburg. Vogelb. V. 259. 234 und Stosfalck bei Eber und Peucer Vocab. (1552) S. E 3b, wo es als Synonymen mit gyrofalco angeführt wird. Der Habicht wird hier mit dem Namen Tauhenfalck erwähnt; Golius Onomasticon (1579) Sp. 289 hat sowohl Stoßfalck wie Tauhenfalck. Als schlesische Bezeichnung des Hühnerhabichts führt Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 188 Stock Ähr an, in der An- genehmen Land-Lust v. J. 1720 S. 167 wird der Vogel der grosse Stockhabicht genannt, vgl. S. 348. In der Falknersprache hieß das Mannchen des Habichts — das kleiner als das Weibchen ist — terze oder terzil nach dem mittellat. tertiolus, vgl. S. 332. Der echt deutsche Ausdruck war 1 Martin-Lienhart I, 100. 101. 114. II, 218. 618. 2 Kehrein 204 und Vilmar 138. 3 Bei Mynsinger: der Ar der da vich vaucht. 4 Wb. d. Luxemburg. Mundart 176. 455. 5 Staub-Tobler II. 406. V. 13. 6 Zs. f. d. Phil. XXI, 207. 7 Mitteilungen der schles. Gesellschaft f. Volkskunde Heft XIX, S. 86. 8 Schambach 53. 9 Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht. XVI, 83. 85. XVII, 3. 362 Sperber, astur nisus, accipiter nisus. mhd. habichlin, vgl. Mynsinger S. 2: "vnd ich will kain vnder- schaide vnder dem grossen habich vnd dem klainen, den sie Tritzlin haissen, vnd wie wir das häbichlin nennen, vnd setzen, das der gross ist: Sy, Als vnder allen widerm vederspil, vnd der clainer ist : Er." In einer Version des Märchens vom Zaunkönig aus dem 15. Jh. (Erlösung herausg. von Bartsch S. XLIV) wird neben habich auch hebichel genannt; vgl. steir. Habachel1 m. Sperber, astur nisus, accipiter nisus. Ahd. sparwäri: sparvvari sir: Clm. 14689 f. 47a. sparauuari sir i spar: cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. erodion: cod. sein. Trevir. R. III. 13, 105b. spariuuari nisus: Vergilius Georg. I, 404: cod. Berol. Ms. lat. 4° 215, 27 b. nisus : Clm. 14689 f. 47a. sparwar e nisus : Clm. 17154 f. 164a. nisus: Versus de volucr. nisus: H. S. III, 17. spareuuere: nisus: Vergil. G. I, 404: cod. Parisin. 9344, 14b. spenvere nisus: cod. Vindob. 804 f. 185 b. Im Gegensatz zum Angelsächsischen und Altnordischen, die den Sperber als 'Habicht' benennen (vgl. ags. spearhafoc, anord. spprrhaukr), verwendet das Althochdeutsche eine Bildung spar- wäri (mhd. spencare = mnd. sparwer, sperwer, mndl. sperware), welche auf der Zusammensetzung *sparw-aro 'Sperlings- Aar' beruht. Die Umbildung des zweiten Kompositionsgliedes im An- schluß an die Bildungen auf -äri ist wohl zunächst durch die romanischen Falkennamen, welche auf -arius (ier) enden, veran- laßt, vgl. müsäri S. 352. Aus dem deutschen Worte, das schon in der Lex Salica als speruarius bezeugt ist, stammen die ent- sprechenden Benennungen der romanischen Sprachen, ital. spara- viere, sparviere, afrz. espervier (frz. Spervier). In der Falknerei war der Sperber als Jagdvogel besonders geschätzt und als solcher spielt er in der Literatur der Ritter- zeit eine hervorragende Rolle. Den männlichen Sperber nannte man mit dem Namen sprinze, welcher zuerst im 12. Jh. in cod. Vindob. 804 f. 185 b bezeugt ist. Das Wort ist bereits von Schwenk- feld Ther. Sil. (1603) S. 190 aus der gesprenkelten Farbe des Vogels erklärt worden und ist danach verwandt mit mhd. sprenzen ein 1 Unger-Khull 316. Sperber, attm nisus, accipitei nisus. 863 verschiedenen Farben Btrahlen', springe 'Lanzensplitter*, sprinzeUn "kleiner Eautflecken' usw. Ebenso isl auch der entsprechende französische Name mowcte* (mittellat mutatus) als "der mit Mücken (mauehe aus musca) d.h. Blecken gezeichnete' aufzufassen vgl. Diez BtWb.8.v.moschetto und Baisl Zs. t frz. Spr. u. Lit. Km, 2, L88. In den heutigen Wörterbüchern vrird mhd.«prin^ vielfach als Femininum angegeben. Offenbar haben die häufig gebrauchten Deminutivformen die Vermutung veranlaßt, daß der Name das Weibchen bezeichne. Aber beim Sperber ist der männliche V wie überhaupt bei Raubvögeln, bedeutend kleiner als der weib- liche, und die Deminutiva sind daher gerade als Bezeichnungen des Männchens am Platze. Bereits Albertus Magnus und nach ihm Mynainger stellen dieses Verhältnis richtig dar. So heißt es z. B. bei Mynsinger: "Desselben gleichen will ich kain andern vnderschaid setzen vnder dem grossen Sperber vnd vnder dem clainen, den sie Mustet haissen vnd wie die Sprintzen haissen, dann das der gross ist: Sv, vnd der clainer ist: Er". In dem von Wackernagel edierten Schwabenspiegel (S. 262) 279, 6 ent- spricht die in den Text aufgenommene feminine Akk.-Form eine sprinzen nicht dem Original, denn die älteste Hs. (13. Jh.) und zwei jüngere Hss. des 15. Jhs. schreiben eitlen. Die Verdrehung des richtigen Sachverhältnisses findet man schon in alten Glos- saren. So erklärt ein niederdeutscher Glossator (Diefenbaci viini glossar. S. 264b): "nisus sperwer vnd is de he, vnd de see het sprenseke". Möglicherweise war der Ausdruck sprinze) sprinseke, welcher — wie aus der hochd. Lautform zu ersehen ist — im Niederdeutschen von Hause aus nicht heimisch war, dem Schreiber nicht geläufig. Doch sind auch Ornithologen wie Schwenkfeld von dem Irrtum befangen, daß der weibliche Sperber kleiner ist als der mannliche. Neuerdings hat Baist diesen Irr- tum wiederholt berichtigt — In der ornithologischen Literatur begegnet man öfters dem Ausdruck Sprinzc und seinen \ arianten. Gesner (Hist. avium S. 51) nennt die Formen Sprint:, Sprintzd^ Sprintzle, Sprint :lin{l>. ttore.t odoboro: II. S. IM. 17: cod. Darmstad. <'». 32a. udoboro ophiomachus . . . qttidam ciconiam po- tant: H. S. XI u 2: Clin. 2612, 79a, cod. Vindob. 2400, L09b, ddeboro: cod. Graec. 859, '.<<•. ödebero: Xlb: Clin. 32 15, \*n, otibero: XI d. : cod. Floren- tin. XVI, ö. 108b, ttorc rel otiuctro: (Jmordn. II. S. III. 8, odebore: cod. Oxon. Jun. 83,4. Aus diesen spärlichen Belegen ist die damalige genaue Verbreitung dos Namens schwer zu erschließen. Jedenfalls kommt dasntittelfränMsche (bezw. moselfränkische) Gebiet durch dieTrierer und Darmstädter Handschriften in Betracht, denn diese haben die (ilusse selbständig geschrieben dem "storch" des Originals gegenüber; die Berliner Hs., die mit der Trierer parallel läuft, ist niederdeutsch gefärbt. Abgesehen von odoboro, stork in den Schlettstädter Glossen repräsentieren die übrigen Zeugnisse offen- bar nur einen selbständigen Beleg, dessen Ursprung unbekannt ist. Von den vielen Handschriften der Versus schreibt nur das Kölner Doppelblatt aus dem 14. Jh. odobero. Überhaupt deuten die alt- hochdeutschen Zeugnisse auf das Vorkommen des Xamens auf dem mittel- und niederdeutschen Sprachgebiet und das Fehlen desselben in süddeutschen Dialekten. Tm 14. Jh. spricht denn auch Konrad von Megenberg den Ausdruck seiner heimischen (bairischen) Mundart indirekt ab: "ciconia haizt ein storch und haizt in anderr däutsch ain ödbar" (1 Hs. d. 14. Jhs. schreibt ötbär, eine andere aus dem 15. Jh. uedeber), vgl. Ed. Pfeiffer S. 175, 7. Die übrigen Zeugnisse für das Wort im 14. 15. Jh. sind vorwiegend aus niederdeutschen Glossaren, wo verschieden.' Varianten, adebar, edebar, edebere, odever, odevare, belegt sind: im Mittelniederländischen odevare. — Von den Autoren des 16. Jhs. erwähnt Turner Avium bist. (1544) S. 0 7a die Namensform ei/n Ebeher. die er als sächsisch bezeichnet, danach Ebeher bei Gesner Hist. avium (155:)) s. 251 ebenfalls mit dem Zusatz "saxonice". Aus Rostock und "anderen Gegenden" werden hier die Formen Adebar I Odeboer. aus Flandern Houare angegeben. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 234 verzeichnet neben Storch / Suolahti, Vogelnameu. -^ 370 Storch, ciconia. Storck die eigentümliche Namensform Eibiger, ohne aber diese ausdrücklich für seinen schlesischen Dialekt zu bezeugen. In der Übersetzung der Bücher Plinii (1651) S. 540 sind Odeboer, Ebeher ohne Zweifel aus dem Yogelbuche Gesners übernommen, ebenso Adebar bei Henisch Teutsche Sprach (1616) Sp. 20. — Heutzutage ist der Name fast in ganz Niederdeutschland ver- breitet: in Preußen Adebär, Hadebdr, (Ad'bor)1, in Mecklenburg Aodabar2, in Lübeck Adebor, Ebeer5, in Altniark Aodebaor, Ede- baor, Odebarr, Heilebaor^, in Braunschweig Heilebärt5, auf Use- dom Adebor6, in der Grafschaft Ranzau Eber, Otjebdr1, in Geldern Uiver, Heiluüer, in Groningen Aiber, Eiber s, in Holstein Otte- bar, im westlichen Schleswig Aarbar*, nordfries. Aribär9, Arre- barre, Earrebarre10, ostfries. Adebar, Hädebar, Hädbar, Abar11, ndl. oudevaar, ouwevaar, ooievaar. In Westfalen scheint das Wort ausgestorben zu sein; in Göttingen und Grubenhagen ist Abar selten und wird wie die Nebenformen Ebere, Eber nur für den Storch als Kindbringer verwendet6. Aber der Ausdruck reicht auch ins hessische Sprachgebiet hinein als kurhessisches Ade- bar 12 (im Schaumburgischen und an der Diemel), oberhess. Iw- werch,Iwwerich, JJlwer1'6, nassau. Urwel1*. In der Marburger Gegend (in Fronhäuser Heide) findet sich der Name Udeahrs-Nest15, und Uddemarsche erscheint als Name der Besitzerin eines Bauern- hauses in Holzhausen, wo der Storch von undenklichen Zeiten genistet habe12. Bis in das schwäbische Dialektgebiet hinein kann man die Spuren des Namens verfolgen; hier wird der Storch — wie Fischer Wb. I, 313 berichtet — auf den Fildern Aiber oder Auber genannt, und nach den Ortsnamen zu urteilen ist die Verbreitung dieser Namensformen früher größer gewesen. Eine befriedigende Erklärung für diesen seltsamen Vogel- namen hat man noch nicht gefunden. Grimm sah darin ein Kompositum von got. aud (ahd. 6t ~ ags. ead) 'Besitz, Reichtum, 1 Frischbier I, 16. — 2 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84. 3 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 82. — 4 Danneil 7. 5 Frommann D. Mundarten 147. — 6 Schambach 153. 7 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2.-8 Molema Wb. S. 3. 9 Johansen Nordfries. Spr. S. 3. — 10 Dijkstra Wb. S. 316. 11 Jb. f. ndd. Sprachf. XI, 111. — 12 Vilmar 4. — 13 Crecelius I, 16. 14 Kehrein 419. — 15 Pfister Nachtr. zu Vilmar Id. S. 200. Schwarzstorch, ciconia nigra. 371 Segen' und bero, boro (Nom. ag. zu Lh-an) "Träger*, so daß der Storch eigtl. "der Glücksbringer* wäre *. Die Bauptschwierigkeit bei der Deutung van and. odoberc besteht in der Zerteilung des Komposi- tums in seine Bestandteil»1. Aberaucfa die ursprüngliche Qualität des Stammvokals bleibt ansicher, denn die mundartlichen Varianten lassen sich nicht auf eine bestimmte Lautform zurückführen. Einige von diesen Dialektformen sind als neue Komposi- tionsbildungen von dem alten Namen aufzufassen. Sn enthalten wohl die in Altmark vorkommenden Benennungen Ileinotter, ILuuiotter- als zweites Glied die Namensform Otber (vgl. mhd. otbär, in Holstein Ottebar), welche hier unter dem Nebenton zu Otter assimiliert wurde. Der erste Teil des Kompositum- ist der Eigenname Heini ( = Heinrich), der in manchen Gegenden für den Storch verwendet wird3. Die Varianten Heilebaor in Altmark, Heiluiver in Groningen, welche man im Anschluß an die angeführte Etymologie von Grimm als 'Heilbringer' gedeutet hat, sind offenbar nur Unideutungen von Heinebaor, Heiwiver und ebenso zu beurteilen wie Heinotter. An einigen Orten in Preußen nennt man den Storch wegen der steifen Beine Knäkerben* m. (d. h. knöchernes Bein); andere preußische Dialektnamen sind Knachosbot* m., Knacknoicie (um Neustettin), Knackmeer b (in der Neumark). Für den Namen KlapperxtorcK den man in Mitteldeutschland dem Yogel wegen d'^ Ivlapperns mit dem Schnabel beilegt, hat Grimms AVb. V, 977 mehrere Belege aus dem 17. Jh. Eine Variante Klepptier erwähnt Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XII. A 2b. Die niederdeutsche Namensform ist Knepner in der Mark (bei Colerus Oecon. ruralis (1656) S. 40), Knepper in der Ukermark, s. Kluge Et. Wb.6 S. 5. Schwarzstorch, ciconia nigra. Nach den Angaben, die man bei Xaumann-Hennicke über die Verbreitung des schwarzen Storchs findet, kommt dieser 1 Auch die Möglichkeit, daß im ersten Teil ein Subst. *6d 'Kind' (aus dem altsächs. Partiz. ödan 'genitus' erschlossen) stecken kennte, wurde von Grimm erwogen, vgl. Deutsche Mythol. II4, 560 und Kl. Schriften III, 117. 2 Danneil 7.-3 Germania IV, 154. — 4 Frischbier I. 386. 5 Altpreuß. Monatsschrift XXIX, 164 f. 24* 372 Schwarzstorch, ciconia nigra. Vogel in Jütland, auf den dänischen Inseln und in Norddeutsch- land vor, ist aber im mittleren und südlichen Deutschland sehr spärlich vertreten, vielerorts unbekannt, hie und da gelegentlich des Zuges als Seltenheit erscheinend. G-esner beschreibt ihn in Hist. avium (1555) S. 261 unter der Benennung ein schwartzer Storck und bezeugt sein häufiges Vorkommen in den Wäldern der Schweiz, "circa Eremum D. Yirginis, circa Lucernam oppi- dum, circa Tosam fluuium et alibi". Ein alter Name des schwarzen Storchs scheint vorzuliegen in den spätalthochdeutschen Glossen vtsualui (fulice): Ambrosii Hexaemeron 3, 4 p. 38: Clm. 13079, 21b und vtinsvvval folica1 : Versus de volucr. : cod. Zwettl. 293, 25a (14. Jh.). Die Belege stammen aus dem bairisch-österreichischen Dialektgebiet, und hier taucht der Vogelname im 16. Jh. in einigen zufälligen Zeugnissen wieder auf. Der bairische Chronist Wiguleus Hund erzählt in Bayrisch Stammen Buch II, 132 von der Genealogie "der von Mülperg hernach genannt die von Closen" und macht dabei folgende Bemerkung: "Die von Closen / follen / wie ich gehört / von alter allein den Vttenfchwalben geführt haben" Darauf folgt die Beschreibung dieses Vogels: "Der Vttenfchwalb ist ein feltfamer Vogel / inn disem Land find man zu Zeiten vmb die Tonaw / in eins Reigers gröffe / rot Füffe vnd Schnabel, auch ein roten Fleck an der Brust / fönst fchwartz / Man malet ihn gemeink- lich in eins Schwannen geftalt / auf f er der Färb." Mit dieser Schilderung kann kaum ein anderer Vogel gemeint sein, als der schwarze Storch oder vielleicht der Waldrabe (S. 373). Ein anderes Zeugnis des Namens finden wir bei Gesner Hist. avium (1555) S. 12: "Rursum alias mihi narrauit in aula ducis Bauariae ali aue nomine ütenfchivalb, magnitudine et roftro ardeae, longo acuto, collo forte breuiore aliquanto, albo et nigro colore di- ftinctam, cruribus altis et rubris, uertice modice criftato ut co- lumbae, uefcentem omnibus ijs fere quae e culina reijciuntur, quadrupedum fcilicet ac piscium inteftinis, etc.". Leider ist die Schilderung des Vogels auch hier nicht ausführlich genug, um ihn identifizieren zu können; Gesner vermag ihm in seinem System 1 Das anklingende hotino porphirio in cod. sem. Trevir. R. III. 13, 108a gehört kaum hierher. Waldrabe, geronticufl eremita \\- keinen Platz zuzuweisen. Die sohopfartigen Kopffedern, die auf- ttUigerweise mit denjenigen einer Taube verglichen vrerden, lassen auf einen Reiher Behließen, Sonst paßt die Schilderung auf den schwarzen Storch, »Irr sich ja mich Leicht zähmen läßt An zwei ?erschiedenen Stellen Beines Vogelbuchs spricht Gesner ron einem Vogel, der dem Storch ganz gleich, aber nur ein wenig kleiner ist und dessen Bleisch Behr geschätzt wird; diesen Vogel nenne man in Dänemari ' Otuchval. Ein Bolcher Vogelname ist aus der dänischen Literatur freilich nicht aufzubringen, aber in Gothland (in Südschweden) heißt der schwarze Storch oden($y snila-. (I. h. die Schwalbe Odins. Dieses Wort könnte mit bair. utenschwcdbe identisch sein, und dann hätten wir hier einen alten tarnen für den Storch, drr von ahd. odobero nicht gerne getrennt werden könnte. Aber so lange die Bedeutung des bairischen Dialektwortes nicht sicher feststeht, bleibt diese Vermutung doch hypothetisch. Der Anklang an das schwedische Wort kann auch zufällig sein. Ibisse, Ibidae. Waldrabe, geronticus eremita. In Hist. avium (1555) gibt Gesner das Bild eines Vogels, den er unter der Rubrik "coruus sylvaticus" eingehend be- schreibt. "Avis, cuius effigies habetur**, heißt es a. a. 0. S. 337, tca noftris nominatur uulgo ein Waldrapp id eft coruus l'ylua- ticus. quod locis syluosis, montanis et defertis degere foleat: ubi in rupibus, aut rurribus defertis oidificat quare etiam Stein- rapp uocatur, et alibi (in Bauaria et Stiria) ein Waußrapp: a petris feu rupibus et pylis (nam pylas, id eft anguftiäs inter duos montes G-ermani claafen appellant, hoc eft loca claufa) in quibus nidos i'truit. Lotharingi, ut audio, Corneille de mer, id eft cornix marina: quam et in uglandibus aliquando oidificare f erunt fed forte ea alia auis el't. Circa lacum Verbanum coruus marinus dicitur. alibi in Italia coruus sylvaticus, ut in [ftria circa Pro- montorium Polae, ubi homine per funem remiffo per rupes uidis 1 S. -212 "ilanico sermone", S. 2til "germanica". 2 RietzSvensktdialektlexiconS.481, DalinOrdboköfver del svenska spräket II, 168, Parallele des langues francoise et suedoise par Mr. Weste IV, 99 usw. 374 Waldrabe, geronticus eremita. eximuntur. et inter menfaruin delicias habentur, ut apud nos quoque in montium quorundam rupibus, fic enim Fabarias ther- mas repertas effe aiunt, cum auceps quidam per altiffimas rupes propter has aues fe demififfet. Alibi in Italia coruo fpilato, id eft coruus depilis, quoniam fenefcens caluefcat. Germanice quidam nuper conficto a f e a fono uocis eius nomine Scheller uocabat Locuftis gryllis pifciculis et ranunculis eos uefci audio. Yt plurimum nidificat in altis arcium deftructarum muris, qui in Helueticis montium regionibus frequentes funt Edunt et uermes e quibus fcarabei ä Maio menfe dicti nafcuntur Laudantur ijdem pulli in cibis et in deücijs etiam habentur, fuaui carne offibus mollibus." Die neueren Ornithologen rieten lange hin und her, ohne daß es ihnen gelang festzustellen, welcher von den heute be- kannten Vögeln mit dem corvus sylvaticus gemeint sei. Manche vermuteten daher, daß die Beschreibung in Hist. avium sich nur auf einen fingierten Vogel bezöge. Der Waldrabe Gesners war schon vergessen, als man vor einigen Jahren durch einen Zufall entdeckte, daß es sich a. a. 0. um eine heute in Afrika vorkommende, aber in Europa nunmehr ausgestorbene Ibisart handelt1. Da alles was die ornithologische Wissenschaft über die Lebensart und Verbreitung dieses seltsamen Vogels in Europa weiß, fast nur auf die obenerwähnte Schilderung Gesners zu- rückgeht, mögen einige ergänzende Nachrichten hier Platz finden. Schon vor Gesner hat der in Köln lebende Engländer Turner, der auch in der Schweiz gereist war, den Vogel in seinem Buche Avium historia (1544) S. E 6a geschildert: "Jam ut fciatis quahY nam auis fit Heluetiorum Vualtrapus, quam conjicio phala- crocoracem efze, et tertium genus graculi, auis eft corpore longo et ciconia paulö minore, cruribus breuibus fed crafzis, roftro rutilo, parum adunco, et sex pollices longo, albam quoque in capite maculam et eam nudam, nifi male memini, habuit. Si palmipes sit et interdum natet, indubitanter tertium graculorum genus effe adfirmarem: uerüm licet auem in manibus habuerim, an palmipes fuerit nee ne, et caluus, non memini, quare donec 1 Vgl. Naumann-Hennicke VII, 199 ff. Waldrabe, geronticoa eremita 375 ift haec certiufl uouero nihil [tatuerim". Dafl die Größe det Vogels von Turner mit der eines Storchs verglichen wrird, während Gesner ihn nur mit einem Eaushahn vergleicht, hat nicht viel zu bedeuten, denn Turner 9chein1 auch sonsl keine genaue ESr- innerung von dem Waldraben zu haben. A.ber auch bei stumpf Schweytzer Chronick (Ausgabe v.J. L606) *.i')\^ begegnet der Vergleich mit dem Storch : "Waldrappen ein gemein wildprat, ift am hefte f<» >.m". In Ostermanns Vokabular v.J. 1591 S. 331 ist der Waldrabe ganz richtig als eine Ibisart bezeichnet worden : "Ibis Pelusiaea, feu nigra ein fchwarzer Ibin / vulgo, ein Steinrapp ! niften vil in einem hohen runden Fellen bey Salzburg an ds Stat man- fuefeunt et habentur in hortis vi eos a serpentibus lacertifl ranist jue purgent." Das Vorkommen des Vogels im 17. Jh. hißt sich an zwei in Grimms Wb. XIIL 1180 zitierten Zeugnissen verfolgen. In 1 Staub-Tobler VI. 1173. 2 Geschichte der Steiermark von Dr. Alb. v. Muchar VIII, 365 (1867). 376 Löffler, platalea leucorodia. der Raetia Gulers von Weineck (1616) S. 81a heißt es: "als er [der Jäger] in die ungeheüwre klufft . . . waldrappen auszzunehmen gestiegen", und im Jahre 1620 werden die Yögel von Rebmann Naturae magnalia (Bern) S. 142 erwähnt: "die waldrappen in höchstem birg, der reiger auch da g'funden wirt". Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 245 nennt die Namen Ein Alprappe, Wald- rappe, Nachtrabe i Steinrabe ohne irgend etwas Selbständiges zu bieten. Auch Aldrovandi Ornithologia (1605) hat nichts zu der Schilderung Gesners hinzuzufügen. Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 111 erwähnt den Yogel nach Gesner und stellt ihn wegen des Schopfes unter die Wiedehopfe als "upupa montana, Eremita montanus helueticus Waldrapp, Steinrapp"; danach bei Reyger Verbess. Hist. der Yögel (1760) S. 114: Waldhoff (nachWiedehoff), Waldrapp, Steinrapp, Schweizereinsiedler, Bergeinsiedler. Die Wörterbücher verzeichnen die Namen des Yogels meistens in der von Gesner angegebenen schweizerischen Form, daneben auch die Form Waldrab, Steynrab schon bei Wombach Sylva quinquelinguis vocab. (1592) S. CC 3 a. Zum ersten Mal begegnet der letztgenannte Name bei Pinicianus (Auszug v. J. 1521) S. C 4a in der Glosse porphirio = stainrapp. Namen für den Waldraben sind schon sehr früh — bereits im 12. Jh. — bezeugt. Yon den Handschriften der Yersus de volucribus (Ahd. Gll. 111, 22 14) übersetzen der cod. Admont. 106 und der cod. Admont. 476 das lat. Wort ibis mit erdhuon; der codex Admont. 759, 55 b hat statt dessen pirchhven, das als 'Berghuhn' zu verstehen ist, und der cod. Yindob. 1325, 106b übersetzt das lat. Lemma mit stainmuck. Mit diesen Namen ist offenbar der Waldrabe gemeint. Löffler, platalea leucorodia. Die wahre Heimat des weißen Löfflers ist die gemäßigte und warme Zone. Sein Yorkommen in Holland ist ein isoliertes. In Deutschland hat man ihn gelegentlich in Böhmen, Thüringen, Schlesien, der Mark und im Rheintale angetroffen. Häufiger ist der Yogel in England, Friesland, Schleswig-Holstein, namentlich kommt er aber im Südosten Europas, in dem Donaugebiete von Ungarn ab vor. Ygl. Naumann-Hennicke YH, 8. Reiher, ardea. 377 Der Name des Löfflers, dei auf den breiten löffelartigen Schnabel zielt, ist in s 73, : regro: cod. Guelpherbytan. Aug. 10. 3. 4° t*. 89a. retgero : II. S. 111. 17: Clm. 2612, 34a, reiger: cod. Vindob. 2400, 1 1 a. reier4: cod. Darm- stad. 6,22a (13. Jh.), reiger: a2: cod. Vindob. 2400, 92b, Clm. 2612, 67a, regera: b, reier alcedro: 1: cod. Darmstad. 6, 97b. rtdger: Versus de volucr. reiger: Gll. Salomon. al : cod. mus. bohi-m. Prag i 1 Quer am Rande (SteinmeyerV 2 1. ardea (Steinmeyer). — 3 Von zweiter Hand (Steinmi 4 Das zweite r aus n korrig. tSteinmeyer). 378 Reiher, ardea. Der Reihername erscheint in der althochdeutschen Überlief e- mng in zwei Parallelformen heigaro und reigaro (mhd. keiger ~ reiger, mnd. reiger, reger, mndl. reigher). Daß die letztere ein an- lautendes h verloren hat, beweist gleichbedeutendes ags. hrägra. Dem germanischen Vogelnamen *hraig-r-an- liegt eine onomato- poietische Schallwurzel hraih-r- zugrunde, welche das heisere Geschrei des Reihers wiedergibt; Voigt Excursionsbuch S. 217 umschreibt den Ruf des Fischreihers u. a. mit ekraik', ekra', echroä' usw. Durch dissimilatorischen Einfluß ist, wie bereits J. Grimm bemerkt hat, aus krai-Jc-r, bezw. *hraigr-an die Grundform *haigr-an entstanden, auf welcher ahd. heigaro beruht. Im Ablautsverhältnis zu dieser Lautform stehen anord. here und (gewöhnlicher) mit grammatischem Wechsel hegre, welches in adän. hegre, norweg. dial. hegre, heigr{e) und schwed. hager weiterlebt. Mit den nordischen Benennungen des Reihers sind — trotz der Bedeutungsverschieden- heit— ahd. hehara, mnd. heger und ags. higora'H.äher' identisch. Der gemeinsame Ausgangspunkt für die Bildung der beiden Vogel- namen war das Geschrei, das durch die Lautstufen hraig-r : h(r)ig-r- wiedergegeben wird. Das älteste Zeugnis für die dissimilierte Form liefert das finnische Lehnwort haikara (estn. haigri, haigru). Auch in das Altfranzösische wurde der germanische Name als haigron (aigron) übernommen, woraus im Neufranzösischen heron geworden ist. Me. heiraten, ne. heron gehen auf das französische Wort zu- rück. Vgl. auch S. 199. Die normale ahd. Namensform ist heigaro (auch in Orts- namen Haigrahe, Hegirbuoch, Hegirmos bei Förstemann Altd. Namenbuch II, 698). Der Beleg heikira in den Schlettstädter Glossen ist zu spät, um als eine feminine Bildung gelten zu können; man hat darin nur eine graphische Variante von heigaro zu sehen. Schon in der angehenden mhd. Periode verschwindet die Namensform heigaro gänzlich und an die Stelle rückt die ursprünglich wohl auf mittel- und niederdeutsches Dialektgebiet beschränkte Form reiger. Die Lautform Reigel wird von Gesner Hist. avium (1555) S. 202 als schweizerisch angegeben. Heute kommt sie stellenweise auch im Elsaß l und als Raget in Schwaben vor. Die Varianten Greger und Gröger, welche Frischbier Wb. I, 1 Martin-Lienhart II, 2-43. Nachtreiher, aycticorax griseus, aycticorai aycticorax. 0 I 254 aus dem Samland verzeichnet, sind rielleicht durch onomato- poietische CTmbildung entstanden. Die hente in der Schriftsprache geltende Form Reiher beruhl auf mitteld.-niederd. Reier (Beer\ das aus Beiger entstanden isl (wie Laie wasleige). In der Schrift ist die Form reier Beil dem L3. Jh. (cod. Admont 759, 55b, And. G1L HI, 2284; s. auch oben 8.377) nachweisbar. Der Name Heerganß, den Öesner a. a. 0. als Bezeichnung für den Reiher erwähnt und der bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 223 Eerrgans geschrieben wird, ist •■in«- CTmbildung von and. horgam (d. h. Sumpfgans), s. S. 305. V..n den vielen Reiherarten, welche in Europa vorkommen, ist nur der graue Reiher (ardea cinerea) in Deutschland häufig; man findet ihn fast überall im Lande an den Elüssen und Teichen, besonders in den wasserreichen und niederen Gegenden von Norddeutschland. An vielen Orten ist er unter dem Namen Fischreiher bekannt1, in Thüringen heißt er Fischaar'2, in Preußen Scheißrekel Scheißregel3 (-reger, -rigel\ in Mecklenburg Schiff rei. Schitterrei, Schüttre(er)K — Ein elsässischer Ausdruck ist Giriks5 (in Wittenheim); Martin und Lienhart verweisen auf Schweiz. Giriz \Möwe', aber ein direkter Zusammenhan- zwischen diesen beiden Namen besteht kaum. Die selteneren Reiherarten, den Purpurreiher (ardea pur- purea), den Silberreiher i ardea alba, herodias alba) und den Seidenreiher (ardea garzetta, herodias garzetta), welche in den Donauniederungen heimisch sind, unterscheidet man meistens nur durch den erklärenden Farbennamen 'roter' oder 'weißer'. Für den in Schlesien nicht sehr seltenen Purpurreiher gibt Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 225 Sandreger als schlesischen Namen an. Nachtreiher, nycticorax griseus, nycticorax nycticorax. Ahd. nahthram: Sg. Nom. — nahthram nocticorax: cod. Vin- dob. 162, 35a. nahthrä t nahtigala corax: cod. Vindob. 162. 20a, ndhtrdm: Notker Boethius de cons. phil. 4-, 33. ndktram : Notker Ps. 101, 7. nahtram : Notker WPs. 101. 7. 8. Wrsus de volucr. Clm. 14689 1 Vgl. z. B. Naumann-Hennicke VI. 203. Wb. d. Luxemburg. Mundart 116, Martin-Lienliart II. 243, Schiller Zum Tierbuche II. 16. 2 Hertel 57. — 3 Frischbier II. 264. — 4 Schiller a. a. 0. 5 Martin-Lienhart I, 230. 380 Nachtreiher, nycticorax griseus, nycticorax nycticorax. f. 47a. nahtrü corax: Phocae ars 425, 22: Glm. 19440. 229. corax: GH. Salom. d : Clm. 23496, 3a. nachträ : cod. SGalli 299 p. 33. nachtram: Aldhelmi Aenigm. 257, 34 : cod. SGalli 242, 29. nahtrami: cod. Selestad. f. 109b. nahtram : Psalmen 101, 7: cod. Vindob. 2732, 61a, Clm. 18140, 104b, Glm. 19440, 294, cod. Gotwic. 103, 70b, Clm. 4606, 120b, Clm. 22201, 245d, nathram: cod. Vindob. 2723, 53b, Clm. 14689, 43b, Clm. 22258, 110b. Clm. 14689 f. 47a. noctua uula. Eadem et nicticorax : Leviticus 11, 16 : cod. Vatican. Pal. 288, 55 c, nahtram : cod. Carolsruh. SPetri 87, 63b ; noctuam. id est que nocte uolat. i coruus marinus siue vuuila. uJ alii uolunt. alii lusciniam esse id est nahtagala. Nocturnus: cod. SGalli 295, 126. 127, cod. SPauli XXV d/82, 37 a, natrfam: cod. Vindob. 1761, 46b, nahtrama: cod. Stuttg. th. et phil. 218, 13c, nahftraban: cod. SGalli 9, 276. nahtraban: cod. Vatican. Reg. 1701, 2 b. nat ram: cod. Parisin. 9344 f. 42 b, nathrauan: cod. Berol. Ms. lat. 8° 73, 124a, naht rauan noctua: cod. Guelpherbytan. Aug. 10. 3. 4° f. 89a, nahtrauan: cod. sem. Trevir. f. 112b. nahrauan noctua: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 107b. nahtraben: H. S. III, 17. nahtrauen pellicanus * nocticorax: cod. Cheltenham. 7087, 144 a. nactrafan: Deuteronom. 14, 17:^cod. Parisin. 2685 f. 51b. nahtrabo: Versus de volucr. nachtrabe: cod. Vindob. 804 f. 185b. nathrabe: Psalmen 101, 7 : Clm. 13002, 224b. — Dat. — (mit demo) nahtrammo: Notker WPs. 101, 8. — Akk. — nahtram: Deuteronom. 14, 17: cod. SGalli 295, 137. nahtram bubonem: Leviticus 11, 16: cod. Oxon. Jun. 25, 163a. Notker Ps. 101, 7 (Glosse), noctuam: Anhang zum alten und neuen Testament: Leviticus 11, 16: Clm. 14747, 96b; nectr& i : cod. Parisin. 2685, 50b. Der Ausdruck nahtram 'Nachtrabe' in den althochdeutschen Glossen ist eine mechanische Übersetzung des griech.-lat. Bibel- wortes nycticorax2. Eine klare Vorstellung davon, welcher Yogel 1 1. nectrefn, vgl. noctua necthraebn Öhler 353 b (Steinmeyer). 2 Auch im Angelsächsischen ist nihthrcefn (me. nyghteraven) ein Literaturwort, das von den Glossatoren geschaffen wurde, und mit anord. ndtthrafn wird es sich ähnlich verhalten. In Skandinavien hat sich an den Namen eine Legende geknüpft, wonach der Nachtrabe ein Gespenst ist, das in der Gestalt eines Gerippes durch die Nacht fliegt ; er soll der Geist solcher Verstorbenen sein, welche ohne den rechten Glauben gestorben sind, vgl. Rietz Svenskt dialektlex. S. 463. Auch in Deutschland findet man Nachtrabe in ähnlichem Sinne, s. z. B. Schambach Wb. S. 141. Offenbar ist die Legende, die christliche Spuren trägt, im Anschluß an das Bibelwort entstanden. Und auf diesem Wege ist man wohl dazu gekommen, den Ziegenmelker, diesen geheimnisvollen Vogel, als Nachtrabe zu bezeichnen, vgl. dän. natravn, norweg. dial. und schwed. nattramn in dieser Bedeutung. In Deutschland ist der Name ebenfalls auf den Ziegenmelker bezogen. Nachtreiher, nycticorax grisous, nycticorax nycticorax. MH1 damit gemeint ist, haben die deutschen Schreiber ebenso wenig gehabt wie die Enteipretatoren des Bibeltextes. Vielfach dachte man an die Nachteule; so hat z. B. der Redakteur des Summa- rium HeinricJ die Bibelglosse an die Bulenbenennungeii ange- reiht NTotker ist anschlüssig, wie er das Wbrf oycticoraa in den Psalmen 101. 7 interpretieren soll: Türe oicticoracem fernement sümeliche bubonem ael Qoctuam ael önocrotalon, daz chit den hünuen aide dir hiüuuelun aide den hörotumbel" Doch ist er geneigt, die Deutung des Wortes als Rohrdommel \i\v die richtige zu halten, denn in der Übersetzung von Boethius' De cons. phil. 4, 33 heißt es: "tie der tag plendet tin naht sehende getüot. also hüuuen. ünde huuuela. unde der nähträm". Eine ähnliche Auffassung spiegelt sich auch in der Glossieruni: Mpel- licanus X nocticorax" der Cheltenhamer Hs. 7087 wieder. Tat- sächlich wird die Rohrdommel heute stellenweise Nachtrabe genannt. Frischbier Wb. II, 87 bezeugt das Wort in diesem Sinne für die Gegend am Drausensee, und das Luxemburgische Wörterbuch S. 308 gibt Nuetsramm f. ebenfalls mit dieser Be- deutung. Gesner Hist. avium (1555) S. 602 bezieht den Namen nycticorax auf den Nachtreiher, dessen Abbildung auf der fol- genden Seite gegeben wird. Selbst hat er allerdings diesen in Deutschland und der Schweiz seltenen Vogel nie gesehen, aber von seinen Straßburger Korrespondenten hat er erfahren, daß der Nachtreiher dort Nachtram und anderwärts Nachtrab heißt. Diese Angaben werden bestätigt von dem Straßburger Fischer Leonhard Baldner, welcher in seinem Vogelbuch (1666) S. 19 f. berichtet, daß er "einem Nachtraben zu gefallen" 4 Meilen ge- fahren sei und ihn auch gesehen habe "bey einem Wald bey Geißenheim im Brunnwaffer". Daß die Vögel, die "hin den Wörthen" (Rheininseln) wohnen, nicht sehr gewöhnliche Er- scheinungen waren, geht daraus hervor, daß Baldner nur dreimal (in den Jahren 1649, 1652 und 1674) geschossene Exemplare zu sehen bekommen. Es scheint, daß der Ausdruck Nachtrabe im Sinne von Nachtreiher nur auf gewisse hegenden am Rhein beschränkt war und hier volkstümlich verwendet wurde. Die anderwartigen Angaben des Wortes in diesem Sinne sind nicht 382 Nachtreiher, nycticorax griseus, nycticorax nycticorax. selbständig. So stammen z. B. Nacht Ram I Nacht Rabe bei Schwenkfeld und Klein (1750) S. 123 aus G-esner; auch die ganze Schilderung des 'Nachtraben' bei Popowitsch (1780) S. 405 scheint im Anschluß an Gesner geschrieben worden zu sein. Der Name ist auf den Nachtreiher wegen des nächtlichen Lebens, vor allem aber wegen des rauhen rabenartigen Geschreis be- zogen, das nach Naumann-Hennicke YI, 276 wie ekoau', bei jungen Vögeln oft wie 'kwüak' klingt. Ygl. auch S. 18. Das eigentliche Verbreitungsgebiet des Nachtreihers in Europa bilden die südlichen und östlichen Länder. Auch in einigen östlichen Gegenden Deutschlands, namentlich in Schlesien, ist er noch verhältnismäßig häufig. Hier nennt ihn Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 226 mit dem volkstümlichen Dialektnamen Focker I FocJce und erwähnt dabei ein in Schlesien übliches Sprichwort, welches von den drei charakteristischen Schopffedern des Yogels hergeholt ist: "Du bift ein lofer Focke, Yon dem nicht mehr als drey gutte Federlin kommen" l. Zu Schwenkfelds Zeiten nistete der Nachtreiher scharenweise in feuchten Gegenden "ad Yiadrum, prope Steinam et Dubinum". Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 47, der das häufige Vorkommen des Focken in Schlesien und an den Ungarischen Grenzen erwähnt, zählt ihn zur sog. hohen Jagd. Der schlesische Dialektname ist wohl ein Jägerwort, das zu ndd. focken 'flattern' (Focke(r) eBlasbalg, Fächer') gehört und sich auf die drei langen flatternden Kopffedern des Nacht- reihers bezieht. Vgl. Grimms Wb. III, 1864. Die späteren Ornitho- logen haben das Wort Focke aus Schwenkfeld übernommen ; Adelung (1775) II, 232 gibt es im Gegensatz zu Döbel als Femininum. Die quakende Stimme des Vogels hat ihm den Namen Quakreiher2 verschafft; die entsprechenden slavischen Bezeich- nungen, russ. kvakva, czech. kvakva usw., sind ebenfalls ono- matopoietische Nachbildungen des Geschreis. — Von den übrigen reiherartigen Vögeln wird der Nachtreiher bei Schwenkfeld a. a. 0. als Ein Bundter Reger I Schildreger (vgl. Schildspecht S. 34) unterschieden. Klein Hist. avium prodr. (1750) S. 123 hat den Namen Nacht Reyger. 1 Die Schopffedern des Nachtreihers werden besonders geschätzt, während die übrigen wertlos sind. — 2 Frischbier II, 196. Rohrdommel, botaurus stellaris. 383 Rohrdommel, botaurus stMlaris. Ahd. horotübil: Sg. Nom.— h&rodubü onoerotalus : Sopho- nias 8, 14: cod. SGalli 292, 64, cod. Carolsruh. SPetri 87, 70a; horatupil. cod. Vindob. 2728, 48b, cod. Vindob. 2782, Mb, Clm. V.'i-UK 3H8, Om. 18140, 208b, cod. Gotwic. LOS, 69a, hortubü: Clm. 18002, 223a, Clm. 22201, 241 e. horo düpü. cod. Gaelpherbyt Aug. 10. 8. 4* f. 89a. horatubil: Clm. 14747 f. 68a. horatupÜ: Bsaias 34, 11 : cod. Vindob. 2723, 36b. cod. Vindob. 2732, 44a, Clm. 19440, 346, Clm. 18140, 144b. 190a, cod. Gotwic. 103,56a, hortubü: Clm. L3002, 222a, Clm. 22201, 240c. Versus de volucribus. cretobolus : Gll. Salomon. al. hortubel cretobolus: H. S. XI a 2, onoerotalus : a2. e. g.horodumil : Leviticus 11, 18: cod. Carolsruh. SPetri 87, 63b; hordumel: cod. Vatican. Pal. 288, 55 c. horadümil: cod. sem. Trevir. R. III. 13, 107 b. hortumil: H. S. III, 17, horoduchil: Xlb. horotuchil: cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. horituchil: Clm. 14689 f. 47a. hortuchil: Versus de volucr. cretobolus: Gll. Salomon. al. horotrugis ! felefora anirnal olori elbiz simile : Leviticus 11, 18 : cod. Stuttgart, th. et phil. fol. 218, 13c. horttrvgil: cod. Selestad. f. 110a. hortugel: Versus de volucr.: Clm. 22213, 163a, hortragil: cod. Admont. 759, 55b (13. Jh.). — Akk. — hörotumbel : Notker Ps. 101, 7. hortumbel: Leviticus 11. 18: Clm. 22201, 238b, horatupil: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22b, Clm. 18140, 14a, cod. Gotwic. 103,49b, hortubil: Clm. 13002, 219 b, horituchil J : Clm. 14689, 38 ; hörothüchil bubonem büf ■ : Anhang zum alten und neuen Testament: Clm. 14747, 96b. — Sg. Nom. — rors-e dumble onoerotalus . . .: Leviticus 11, 18: cod. SGalli 283, 483, rosredumble: cod. Carolsruh. Aug. CCXXXI, 11 b ; roredumble : cod. Guelpherbyt. Wiss. 29, 82 a, roredumple : cod. mon. herem. 184, 298. rofedumble 3 : Deuteronom. 14, 18 : cod. SGalli 296, 116. rori- dübil* corcodrillus : cod. sem. Trevir. R. III. 13, 105 a. Zu den Reihern gehört auch die im Schilfe lebende Rohr- dommel, deren Name bereits in der althochdeutschen Überliefe- rung in mehreren Varianten uns entgegentritt: horotumiL horo- tumbil, horotüchiL horotübil und roredumbil. In der Lautform roredumble ist die letztgenannte Variante 1 c auf Rasur (Steinmeyer). 2 hörothüchil wohl Glosse zu onoerotalum des folgenden Verses, wenn dies auch nochmals glossiert erscheint (Steinmeyerl 3 am Rande (Steinmeyer); die Bemerkung f = francice (rofredumble) ist hier in den Text eingetragen. 4 horadümil glossiert unten onoerotalus ; vielleicht standen in der Vorlage, aus der hier geschöpft ist (Lev. c. 11?), corcodrillus und onoero- talus neben einander (Steinmeyer). 384 Rohrdommel, botaurus stellaris. aber nicht rein deutsch, sondern umgebildet aus der entsprechen- den angelsächsischen Namensform räredumle\ wahrscheinlich lag dem deutschen Schreiber eine angelsächsische Yorlage vor. Aus dem 15. Jh. führen Diefenbachs Glossar. S. 396 b und Novum glossar. S. 271a die Belegformen rordum, rordum(p)t, rortrum, rordummer, rortrummer, rordrumbel, rordrummel und die volks- etymologisch umgedeutete Form radmüll eRadmühle' an. Die meisten von diesen zahlreichen Belegen stammen aus mittel- und niederdeutschen Glossaren. Die mittelniederländische Namens- form rosdommel (jünger-mittelniederländ. roesdommer) bewahrt in dem ersten Kompositionsglied eine alte Nebenform des Wortes Roh}- (aus *rauz-a\ die zu diesem im Verhältnis des grammatischen Wechsels steht. Am Mittelrhein ist sie im 16. Jh. durch Turner Avium hist. (1544) S. C 2a bezeugt: "Germani pittourum et rof- dommum nominant". Eber und Peucer Vocab. (1552) S.E4b haben rofdam aus Turner übernommen, das hinzugefügte Rordummel ist die Namensform ihrer sächsischen Heimat; daher denn auch Rhordumel bei Siber Gemma (1579) S. 43. Zahlreich sind die Varianten bei Gesner Hist. avium (1555) S. 210: "Rortrum I Rordump l , aliqui non Rordump I sed Rordumpf f cribunt, alij Rordumel / Frisij Reidomel I alij corruptius Rofdam". In Schwenk- felds Ther. Sü. (1603) S. 225 wird von den Formen Rohr Trumrn und Rohr Brummet die letztere als schlesisch bezeichnet. Hulsius (1624) VII, 75 hat Rordommel, Zehner Nomenciator 1645 Vor- rede 1609 S. 232 Rhordummel, Hohberg Adel. Landleben (1687) II, 635 Kap. CXIII Rohrdrommel (nicht als österreichisches Wort), Reyger Verbess. Hist. der Vögel (1760) S. 129 Rohrdommel Ein elsässisches Zeugnis für Rohrdamel liefert das Vogelbuch des Straßburger Fischers Baldner (1666) S. 17; heute verzeichnen Martin und Lienhart1 Rohrdummel aus Illkirch (Mittelelsaß). In Niederdeutschland sind die mundartlichen Varianten besonders zahlreich: in Preußen Rohrdrummel, Rohrdrump) Rohrdump) Ra- dom 2 f. (Samland), Rohrpompe (Reyger a, a. 0.), in Mecklenburg Rürdump, Rürdunk, Redümp 3, in Lübeck Roddump 4, im Hamburg. 1 Wb. d. elsäss. Mundart II, 684. — 2 Frischbier II, 209. 231. 3 Schiller Zum Tierbuche II, 14 u. Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 84.-4 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. Rohrdommel, botaurui stellt Vierlande Rodump1, in Altmarb Rodilmp*, In ( töttingen und I truben- hagen Rdrdtim, Rördiim, Rdrigdüm^ im Münsterlande RoAr- dommel, Rohrdom, Rohrdomp*, ostfries. Rdrdump und ReUdump6 (zu /o/V 'Schilf). Dan, rmrdrum and schwed. rördrum stammen aus dem Niederdeutschen. — Der zweite Bestandteil des zu- sammengesetzten Namens, der in so vielen Varianten vorkommt, ist ursprünglich ein lautbildendes Wort Es beruhtauf dem dumpfen Paarungsruf, den die Rohrdommel de* Nachts erschallen läßl and der so kräftig tönt, daß er in einer Entfernung von einer halben Meile noch vernehmbar sein soll6. Voigt Excursionsbuch 8.215 amschreibt das Geschrei der großen Rohrdommel mit "ü ü prumb — ü prumb — ü prumb", und damit dockt sich fast vollständig die mundartliche Benennung Iprump m„ welche Schütze Bolst Id. (Korrespondenzbl. f. ndd. Sprach! XVI 1.4) und Frischbier Preuß. AVI». [, 312 verzeichnen; in dem Osnabrücker Dialekt kommt die Form lknnn'1 vor. Ähnliche onomatopoietische Ausdrücke fin- den Vogel sind engl. dial. bumble, bogdrum, bottlebump^ butter- bunips, ital. trombone u. a. Als älteste Lautform des zweiten Kompositionsgliedes sind dum und dessen Ableitung dum-il- zu betrachten. Die Variante -fumb(il) konnte natürlich leicht im Anschloß an tumb Mumm' gebildet werden. Schwor zu entscheiden ist, ob das erste Kom- positionsglied als vor eRohr' ursprünglich ist oder ob der angel- sächsische Name rdredumbla, -e (= mnd. rdredump\ welcher mit rdrian (= mnd. raren) 'brüllen3 im Zusammenhang steht, eine iütere Gestalt repräsentiert übrigens ist die Frage von keinem besonderen Belang, da die Veranlassung zur Dmdeutung nahe zur Hand lag und die beiden Varianten jedenfalls schon früh als mundartliche Namensformen bestanden haben. Ursprünglich scheint der Name Rohrdommel mit den oben 1 Schiller Zum Tierbuche II, 14 und Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 4. — 2 Danneil 174. — 3 Schambach L68. 4 Schiller Zum Tierbuche II. I i u. Korrespondenzbl. f. ndd. Spracht XVI. 84. - 5 .Jb. f. ndd. Sprachf. XI. 113. 6 Martin Naturgeschichte 1,2,560 erklärt die Entstehung des Tones daraus, daß dn Vogel den Hals voll Wasser saugt und es dann wieder ausspeit. — 7 Schiller Zum Tierbuche II. 1 !. 8 Swainson The Folklore S. L46. Suolahti, Yogeliiamen. 25 386 Rohrdommel, botaurus stellaris. angeführten Varianten in Nieder- und Mitteldeutschland heimisch gewesen zu sein. Yon dorther hat er wohl erst in neuerer Zeit durch die Bibelübersetzung Luthers und die Schriftsprache sich weiter verbreitet. In Süddeutschland galten in älterer Zeit zusammengesetzte Namen, die ahd. horo 'Schlamm' als erstes Glied haben. Yon diesen stimmen horotumbü und horotumil inbezug auf den zweiten Bestandteil mit den mittel- und norddeutschen Benennungen über- ein, an welche sie sich als mundartliche Yarianten anschließen. Ahd. horotühhil scheint eine alte Umdeutung von horotum(b)ü zu sein; man knüpfte wohl hierbei an den Begriff 'tauchen' an. Als primäre Bildung kann diese Namensform nicht betrachtet werden, da die Rohrdommeln keine Taucher sind. Aus der Glosse hortübil in den Versus de volucribus haben einige Schreiber des 14./15. Jhs., die das Wort nicht verstanden, horntaube gemacht. Aber noch im 16. Jh. war Hortybil, wie man von Gesner a. a. 0. erfährt, in der Augsburger Gegend geläufig. Das schweizerische Synonymon Harvogel1 ist aus ahd. *horovogel (d. h. Sumpfvogel) entstanden. Aus Niederdeutschland kennt Gesner a, a. 0. die Namen Domphorn und Dompshorn. Junius, der im Nomen clator (1581) S. 54b die Worte aus Gesner abschreibt, bezeichnet Domphoren als niederländisch. Möglicherweise sind es primäre Bildungen, die auf dem Vergleich des Naturlautes mit einem Trompeten- stoß beruhen. Aber andererseits drängt sich der Gedanke auf, daß in Domphorn eine alte Umgestaltung von Hordump vorliegt, vgl. westfäl. Kelwitte für Witkele, mitteld. Zälredchen für Rod- zeichen usw. An der Stelle der alten Bildungen, welche mit dem ahd. Worte horo in neuerer Zeit verschwunden sind, findet man in süddeutschen Quellen eine Anzahl Dialektnamen, die aus der brüllenden Stimme des Vogels hergeholt sind. Aus Glossaren des 15. Jhs. belegt Diefenbachs Glossar. S. 396 c die Namen moßkalb und mosvogel, von denen jener heute in der Schweiz2, dieser in Steiermark3 üblich ist. An diese 1 Staub-Tobler I, 694. — 2 Staub-Tobler VI, 1029. 3 Unger-Khull 465. Rohrdommel, botaurus itellaris. 3*7 schließen sich Moßocht und MoßkA (Maßkü\ Vrrind. Merrhtd (aus * Morrind) und Lo(r)rind bei Gesner Bist avium (1555) S. 200 an. Das Letzterwähnte Synonymon, welch.'-, in der älteren schweizerischen Literatur öfters belegt ist1, wird von Gesner a.a.O. richtig mit lüyen (ahd. hluoen) "brüllen' ("quasi ein Luvend rind") zusammengestellt Andere in den schweizerischen Mund- arten vorkommende Ausdrücke sind Rdrchue, Börmuni (d. h. Rohrstier), Chuevogel1. Der von Gesner angeführte Name Moßkü findet sich auch als Mösku in Sibers Qemma (1579) 8. 13, als Moßküh hei HohbergAdel. Land-Leben (1687) H, 635 Kap. < X 1 1 und in Spangenbergs Ganskönig V. 129; noch heut»' ist er in Baiern8 und Steiermark3 geläufig. Aus Sachsen nennt Gesner den Dialektnamen Wafferochs, der in Schwab. Breilochs1 eine Parallele hat. Als württembergisch bezeichnet er den Ausdruck MoßreigeU doch gilt dieser auch in Österreich, vgl. Hohberg a. a. 0.: etbißweilen gibt es auch [in Österreich] Moßraiger\ Andere Varianten sind Rorreigel (bei Gesner a. a. 0.), Bumm- reigel1 in der Schweiz, Rorstorck in der Übersetzung der Bücher Plinii (1651) S. 556. Aus Österreich führt Gesner das Synonymon Erdball an, das zu bair. bullen (mhd. bullen) 'brüllen' gehört. Die Glosse muspel'0 im Yocab. theuton. (1482) ist offenbar eine Variante davon und als mos-pill 'Moosbrüller' zu verstehen. Eine dritte Variante ist Bokrbrüller bei Popowitsch Versuch (1780) S. 471. Ob mit mhd. rorphose im Heiligen Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim V. 145 die Rohrdommel oder ein anderer im Rohr lebender Vogel gemeint ist, muß dahingestellt bleiben; jedenfalls ist damit nicht — wie Lexer Mhd. Wb. 11. 488 ver- mutet — der Storch gemeint. Der Vogelname, welcher im Elsaß noch einmal durch das Strassburg. Vogelb. (1554) V, 630 als Rhorpfuß bezeugt ist, ist offenbar in seinem zweiten Kompo- sitionsteil eine Ableitung vom elsäss. Verbum pfusen ezisehen\ Turner Avium hist. (1544) S. C 2a benennt die Rohrdommel mit dem Namen Pittouer. Das Wort, welches im Niederländischen 1 Staub-Tobler VI, 1029 f. — 2 Schmeller-Frommann 1. 1673. 3 Unger-Khull 465. — 4 Fischer I. 1394. 5 Diefenbach Glossar. S. 396c. 25* 388 Pelikan, pelecanus onocrotalus. als butoor, pitoor (bei Jimius Nomenciator (1581) S. 54b Puttoir) vorhanden ist, ist entlehnt ans frz. butor (niittellat. butorius bei Albertus Magnus De animalibus S. U 7 b). Dem frz. Kamen, der auch die Quelle für me. bitor (älter butor\ ne. bittern ist, liegt eine vulgärlat. Bildung bo(s)-taurus zugrunde, vgl. auch frz. dial. bceuf de marais, bceuf d'eau, taureau d'etang1 usw. — Auffällig ist Pickart als Bezeichnung für die Rohrdommel bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. F 5 a. In Preußen heißt die Zwergrohrdommel (botaurus minuta, ardella minuta) Grock oder Groch2. XII. Ruderfüßer, Steganopodes. Pelikane, Pelecanidae. Pelikan, pelecanus onocrotalus. Ahd. sisagomo: Sg. Nom. — sisagomo pellicanus : Psalmen 101, 7: Clm. 18140, 104b, cod. Vindob. 2723, 53b, cod. Gotwic. 103, 70b, sisagomo: Clm. 22201, 245 d, sisigomo: Clm. 14689,43b; sise- gomo: cod. Carolsruh. SPetri 87, 73b. sisagomo: cod. Selestad. f. 109b. sisigoumo : Clm. 14689 f. 47a. hisigomo : cod. SGalli 299 p. 33. Cassia- nus Inst. XII, 8 p. 436 (Psalmen 101, 7): cod. Selestad. f. 69b. husi- gomo : cod. Florentin. XVI, 5, 141 a (13. Jh.). husigov : cod. Vatican. Reg. 1701, 2b. sisigöm (sisigom, sisigam, sisegovm, fisgom): Versus de volucr.: 5 Hss. 12. 14. 12. 13. 13. Jh., ijsigöm: 2 Hss. 12. Jh., vsigüm: 1 Hs. 12. Jh., hisigom: 2 Hss. 11./12. 12. Jh., hosigeme (huosigom, hvsi- göm) : 3 Hss. 14. 12. 14. Jh., wisigovm (ivisgavm, wisegamo, tvisegüm, wisgöm, ivisigo, wisegov, wisgo): 7 Hss. 14. 14. 15. 13./14. 12. 13. 13. 14. Jh. husegöm: H. S. III, 17: 3 Hss. 12. 12. 15. Jh., sisegöm: 1 Hs. 12. Jh., sisesisegoü : 1 Hs. 12. Jh., sisegomo : 1 Hs. 13. Jh., sisegeuomo: 1 Hs. 13. Jh., husegomo: XIa2: 2 Hss. 12. Jh., hisgvme: 1 Hs. 13. Jh., sisegomo: b: 2 Hss. 12. 13./14. Jh., hisigomo: d: 1 Hs. 13. Jh., hisi- gom: g: 3 Hss. 12. Jh. sisegümo: cod. Oxon. Jun. 83, 4 (13. Jh.). sisegoh: cod. Oenipontan. 711, 30 b. bisagome: Clm. 14584 f. 118 a (14. Jh.). — Dat. — sisagomhi3: Psalmen 101, 7: Clm. 19440, 294, cod. Vindob. 2732, 61 a. Es herrschten unter den Gelehrten des Mittelalters und der früheren Neuzeit verschiedene Meinungen darüber, welcher Vogel der pelicanus (griech. ireXeKdvoc) gewesen sei. Vorzugsweise 1 Rolland Faune populaire II, 376. 2 Frischbier I, 254. — 3 in auf Rasur (Steinmeyer). Pelikan. pelecaniM onocrotalüs. 389 dachte man an (l<'n Pelikan (pelecanus onocrotalüs) oder an die Löffelgans (platalea leucorodia). Wie viele andere Tiere, so war auch <{<•]• Pelikan in der christlichen Zeil zum Symbol Christi geworden. Die Legende der Alten, daß der Vogel die eigene Ilrust aufreitle, um mit dem Blute sein»1 Jungen zu erfrischen, wurde auf den Eeiland ange- paßt und in verschiedenen Versionen erzählt. Auch die Malerei hat das Thema von dein sich selbst verwundenden Pelikan oft verwertet. Die Darstellungen dieses Motivs zeigen aber weder den Pelikan noch die Löffelgans, sondern einen Raubvogel mit krummem Sehnabel. Es ist schwer zu entscheiden, ob das ahd. Wort sisigomo, mit welchem pellicanus in den Glossen übersetzt wird, sich auf den sagenhaften Vogel bezieht oder eine Bezeichnung für die Löffelgans oder den gemeinen Pelikan ist. Der Name, der in den Varianten sisagomo, hisitjomo und husigomo vorliegt, ist vollständig dunkel. Am ehesten möchte man darin ein um- gestaltetes lat.-griech. Wort von dem Typus des ags. feolufer « porphijrio) vermuten, aber die Tiernamen im Leviticus und Deuteronomium des Vulgatatextes bieten für eine solche An- nahme keinen Anhalt. Es scheint, daß man für die Erklärung des Namens, welcher an den Komposita auf -gomo (brütigomo, triutigomo) eine Stütze gefunden hat, von der Variante hisigomo ausgehen müßte1. Der Ausdruck, der noch in dm Winde Psalmen auftaucht, verschwindet dann spurlos; die zahlreichen Umgestaltungen in den Handschriften beweisen, dal) hier ein Wort abgeschrieben wurde, das im lebendigen Sprachgebrauch keine Entsprechung hatte. In Deutschland ist der Pelikan ein äußerst seltener V Nur ab und zu ist es vorgekommen, daß er sieh — wahrschein- lich von Ungarn her — nach Deutschland «»der der Schweiz verflogen hat. Von einem solchen Fall erzählt die österreichische Reimchronik, welche berichtet, daß im Jahre 1.*!»)!» seltsame \ sich in Steiermark niedergelassen hätten und dort ünvogd ge- 1 Das Kompositum könnte als zweites Glied ahd. goumo, guomo 'Gaumen' enthalten und eine Benennung derselben Art sein wie die Syno- nyma Sackyc/Hs. Kropfvogel oder Vielfras, s. unten S. 391. 390 Pelikan, pelecaims onocrotalus. nannt worden seien; aus der Beschreibung V. 96163 ff. geht deutlich hervor, daß es Pelikane waren. Der Ausdruck Unvogel, den Seemüller ! aus dem verdorbenen Texte vnd vogel richtig her- gestellt hat, begegnet schon im 13. Jh. im Jüngling Konrads von Haslau V. 263 (: gogel)2. Ein Beleg aus dem 14. Jh. ist inuogel = fulica in cod. Vindob. 1325 (Versus de volucribus) Ahd. GH. III, 2962. Gesner, der in Hist. avium (1555) S. 606 den Namen Onvogel schreibt, gibt ihn als österreichisches Dialektwort an. Junius Nomenclator (1581) S. 58 b und Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 311 (Ohnrogel) haben den Namen aus Gesner abge- schrieben. — In den Wörterbüchern und anderen Werken des 16./ 17. und 18. Jhs. erscheint der Name entweder als ünvogel oder als Onvogel geschrieben : im Lexicon Rihelii v. J. 1590 "onocrotalus eyn vnuogel3 in Oesterreich genannt", bei Come- nius Sprachenthür (§ 151) v. J. 1638 Unvogel., in der Über- setzung der Bücher Plinii v. J. 1651 S. 585 "Antonius Ne- brissensis: Der Onvogel füllet seinen Kropff mit Wasser", im Lat.-böhm. und deutschen Wb. (Prag) v. J. 1723 Ohnvogel* usw. Daß der Name am Ende des 18. Jhs. in Österreich nicht mehr üblich war, sieht man aus Popowitsch Versuch (1780) S. 296 : "Ohnvogel hieß er vormals in Oesterreich". Bei Staub-Tobler Id. I, 693 und Grimm Wb. VII, 1224 wird die Lautform Ohn- rogel für die ursprüngliche gehalten und für eine Umdeutung des lat.-griech. onocrotalus erklärt; bereits bei Frisch Teutsch- lat. Wb. (1741) II, 31c findet man dieselbe Behauptung ausge- sprochen. Diese Annahme ist jedoch nicht richtig. Die ältesten Zeugnisse des Namens deuten darauf, daß Unvogel kein gelehrtes Wort, sondern ein volkstümlicher Ausdruck war. Gesner wird das Richtige getroffen haben mit seiner Erklärung, daß der Vogel wegen der auffälligen und von dem Gewohnten abweichenden Art den Namen bekommen habe, wie man ja einen Menschen auch Unmenschen nenne. Die Divergenz in der Schreibung des Wortes erklärt sich aus der Vermischung von im- und ohn-, die seit dem 15. Jh.5 häufig stattfindet. 1 Zs. f. d. A. XXXVI, 54. — 2 Zs. f. d. A. VIII, 558. 3 Diefenbach Glossar. S. 396 c. 4 Diefenbach Novum glossar. S. 271 b. 272 a. — 5 Vgl. Paul Wb.8 S. 393. Pelikan, pelecanufl onocrotaltw. WM Kin anderer volkstümlicher Ausdruck für den Pelikan ist Meergans (d. h. überseeische Gans) bei Gesner a. a. 0. (vgl Meerhäher 8. 16). Das Synonymon Schneeganß, welches Gesner nach Agricola1 erwähnt, findet er wegen der Mehrdeutigkeit un- zweckmäßig. Viele Benennungen Eür den Pelikan, die in der älteren Literatur begegnen, sind nur gelehrte Erfindungen der Ornithologen. So z. B. Kropffuogel und Efdfchryer ("possent etiam fingi nomina" ) bei Gesner und nach ihm bei Schwenkfeld a. a. 0., Kropff'rogel in der Obersetzung der Bücher Plinii (1651) s. 585 und in Spangenbergs Ganskönig (8. 14) V. 130. Den An- druck Sackgans fuhrt zuerst Schwenkfeld an, ebenso wie den Namen Vielfras. Popowitsch Versuch (1780) 8. 296 findet jenen sehr geschickt, zieht aber diesem eine von Halle gebrauchte Zu- sammensetzung Waffervielfraß vor. Nach Popowitsch wird der Pelikan in Sachsen und im Lande ob der Enns Kropf gans genannt, in Österreich und Steiermark wieder Nimmer fatf. Dieser Name kommt schon in Simperts Diarium v. J. 1701 S. 37, dann in Ludwigs Deutsch.-engl. Wb. (1716) vor. Klein Hist av. prodr. (1750) S. 127 bezieht ihn auf den roten Löffler (platalea rosea). Derartige Namen w-ie Nimmersatt usw. sind offenbar für gezähmte Pelikane erfunden, die in fürstlichen Vogelhöfen ge- halten und gezeigt wurden. Berichte von gezähmten Pelikanen findet man öfters in der älteren ornithologischen Literatur. Willughby Ornithologia (1676) S. 246 erzählt, daß er im Kgl. Jakobs -Vogelgarten in der Nahe von Westminster einen Pelikan gesehen und daß die vom Russischen Kaiser zum König von Eng- land geschickten Boten unter anderen Geschenken auch zwei Pelikane mitbrachten. Auch der Herzog von Baiern soll — wie Willughby erfahren hat — an seinem Hof einen in der Donau gefangenen Vogel gehabt haben, der dort 40 Jahre lebte. VgL auch Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XT, B4b. Eine Bezeichnung für den gezähmten Pelikan ist auch der im 16. Jh. vorkommende Ausdruck Vogel Hein, welcher anläß- lich einer Umfrage im Urquell (Zeitschrift für Volkskunde) 1907 S. 304 mehrere falsche Deutungen veranlaßt hat. A.a.O. zitiert Branky eine im Mecklenburgischen Archive befindliche Quittung 1 De animantibus subterraneis (1549) S. 3a: onocrotalus Schneegans. 392 Pelikan, pelecanus onocrotalus. des Malers Simon Huene zu Güstrow vom 14. April 1594, worin der Empfang von 2 fl. 8 szl. für "2 Laken, darauf der Vogel Hein gemalet, der auf Wackerbart seinen Diech geschossen", bestätigt wird. Ein anderes von Branky angeführtes Zeugnis für den Vogel Hein stammt ans der Stadt Mecheln und findet sich in den Denkwürdigkeiten Bartholomäus Sastrows IL Teil, 10 Bd., 11 Kap., S. 625/26 : "Dessgleichen habe ich gesehen Vogel Heinen, wovon man sagt, dass er, wenn der Keyser Maximilianus primus, des jetzigen Keysers Vranherr, hatt wollen uorreissen, allewege zeitlich an den Ort geflogen, dahin der Keyser auf den abend ankommen werde; der Keyser hatt jme so viell vormacht, das er die Zeit seines Lebendts Wartung und Unclerhalt, die fraw, so auf ihn wartete, freye Wohnung und Feurung hatte. Dan er war zu der Zeit alt vnd kael das er stets ein warmb Stuben haben, vnd wer ine sehen wollte, der frawe etwas geben mohte, also seinetwegen ein gut Lohn hatte". Daß mit dem Vogel Hein der Pelikan gemeint ist, kann man aus Gesner Historia avium (1555) sehen. Er erzählt hier, daß in der Stadt Mecheln seit fünfzig Jahren ein zahmer Pelikan genährt wird, den man dort Vogelheine oder Vogelhain nenne. Gesner beruft sich hierbei auf seine Freunde Turner und Culmannus Oppingensis, welche es ihm brieflich mitgeteilt haben. Aus der Hist. avium hat Junius Nomenciator (1581) S. 58 b die Namen Vogelhaine \ Vogelheyn abgeschrieben und be- zeichnet sie als niederländische Ausdrücke. In den ornitho- logischen Werken der folgenden Jahrhunderte wird der Name dann immer weiter geschrieben. Der Name Hein erklärt sich ganz einfach als die Koseform des Personennamens Heinrieh; er wird in Niederdeutschland stellenweise auch für den Storch verwendet. Offenbar hatte gerade der in Mecheln sich befindende zahme Pelikan den Namen Hein erhalten. Im Laufe der Zeit bil- deten sich von dem seltsamen Yogel allerlei Sagen, wie man aus dem Bericht Sastrows ersieht1. Durch die ornithologische Litera- tur, die auf Gesners Hist. avium fußte, wurde der Name des 1 Der Vogel hatte wohl wirklich dem Kaiser Maximilian gehört; dazu stimmt ja auch die Zeitangabe bei Gesner. An fürstlichen Höfen wurden öfters Pelikane gehalten, s. oben S. 391. Scharbe, gracalua carbo, phalaerocorai carbo. gezähmten Pelikans weiter bekannt, and so begreift es sich, daß im Jahre L594 ein zufällig in Mecklenburg erlegter Vogel eben- falls Vogelhein genannt wird. Der erklärende Zusatz Vogel \s\ öfters vor Namen fremder Vögel zu finden, vg\. Vogel 8trauß, Vogel Greif usw. (S. 224), auch Vogel Pelikan. Das aus lat-griech. pellicanus stammende Wort Pelikan ist in dem 1 1. Jh. in den Versus de volucribus (Alid. Ml. III. -739) als pellican belegt; westfäL Vogel PUUkan (Woeste 8, L98). Scharbe, graculus carbo, pbalacrocorax carbo. Ahd. scarva: Sg. Nom. — skarua mergulus: Leviticus 11. 17: cod. Carolsruh. Aug. IG f. 86a. scann: Aldhelm. de laud. virg. 142. 17 cod. Turic. C 59, 6b, cod. SGalli 242, 60. cod. SGalli 299 p. 33. Vergil. A. V. 128: Clm. 18059, 194 d. ibis : Prudentius P. Rom. 258: cod. Prägens. VII H. 4, 31 b ; scariua auis egipeiaea l steingeiz ibis : Clm. 14395, 66b, cod. Parisin. nouv. acquis. 241, 66a. sedrba : Notker Ps. 101, 7. scarba: Notker WPs. 101, 7. H. S. III, 17. Xle. scarbee locun- cula. i. genus auis in paludibus : cod. Wirziburg. Mp. th. 4° 60 f. 106 a. scariuo ibin: cod. Vatic. Reg. 1701, 2 b. scarbo: II. S. XI g. fulica : Versus de volucr. : cod. Admont. 106, cod. Admont. 476. scaruo ibin: Anhang zum alten und neuen Testament: Leviticus 11. 17: Clm. 14747. 96b : tnchari.t scarabo mergulus: cod. Fuld. Aa 2, 43a. tuchari. t.carabo: cod. Carolsruh. Aug. CCXLVIII, 106 b; sceretio ibin : Clm. 13002,219b, scereite: Clm. 22201,238b. scarue ibis: Gll. Salomon. al, scarni: d: Clm. 23496, 5b. — Akk. — scarua meridiana pars ibices aues uocant que nili fluentis inhabitant et semetipsas pur- gant. rostris snapalun () Ibin: Job 39, 1 : Clm. 19440, 136. Leviticus 11, 17: cod. Oxon. Jun. 25 f. 98a; scarira ibin: Clin. 18140, 14a. scariua: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22 b. ibin: Clm. L4689 f. 17 a. — PI. Dat. — scarbon : Vergilius A. V. 128 Tridentin. 1660, 87 a. Das Wort Scharbe ist ein gemeingermanischer Vogelname. Den althochdeutschen Nfamensformen scarva : xcarba, welche durch grammatischen Wechsel mit einander verbunden sin«!, entspricht im An^elsüchsisrhrn die durch Lautversetzung entstandene Form scroti und im Altnordischen skarfr(dÄu. skarv: schwed. dial. aßar/). Bei Falk und Torp Et ordb. II, 17:!f. wird german, *soartha(n\ **<-arb-n zur Ldg.Wurzel *skerep 'einen schnarrenden Laut her- vorbringen3 (anord. skrafa "plaudern, reden', schwed. skrafla "< rasselnden Laut hervorbringen', ags. scearfian 'kratzen' usw. 394 Scharbe, graculus carbo, phalacrocorax carbo. führt. Die Scharbe hat also ihren tarnen von den krächzenden rabenartigen Lauten erhalten, welche auch bei der Bildimg anderer Synonyma, wie engl, sea-crow, norweg. s#eravn, frz. cor- moran « corvus marinus), mitgewirkt haben; für diese Namen kommt natürlich auch die schwarze Farbe des Yogels in Betracht Dem niederdeutsch -niederländischen Sprachgebiet fehlt die zu erwartende Namensform scarva ; dafür finden sich hier die anklingenden mnd. scholver, schulver, nndl. scholver1 (scholferd), schollevaar, fries. skolfer2, welche mit dem angelsächsischen Worte scealfor, scealfra zusammenhängen. Franck Et. Wb. S. 854, Ver- coiülie Et. Wb. S. 254 trennen diese Wortgruppe von den hoch- deutschen Namensformen und erklären sie aus ags. scelfan 'unter- tauchen5 (ndl. scholpen 'plätschern'). Aber das herangezogene angelsächsische Verbum dürfte tatsächlich nicht existieren, son- dern scheint nach Leo Angelsächs. Glossar S. 247 fälschlich an- gesetzt zu werden. Richtig ist wohl die Annahme von Kluge3, daß ags. scealfor mit ahd. scarba in Verbindung steht und aus einer erweiterten Form *scarbar- durch Dissimilation hervorge- gangen ist. Für die Richtigkeit dieser Deutung spricht nämlich die Dialektform Sköarwer* auf Helgoland, in welcher die Zwischen- stufe *scarbar- erhalten ist. Die dem angelsächsischen Worte entsprechende Lautform auf dem Kontinent ist ndd. Scalver (bei Gesner Hist. avium S. 131 und Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XI, C 1 b), das schon im 12. Jh. in der Glosse scaluaron mergis cod. Cheltenham. 7087, 144a bezeugt ist. Damit stehen mnd. scholver, schidver im Ablautsverhältnis. Vielleicht ist die un- dissimilierte Stufe dieser niederdeutschen Lautformen in dem anord. Vogelnamen skurfir vorhanden, der unter den Glossen der Snorra-Edda steht. Die Kormoranscharbe ist die einzige Art der Scharben, die in Deutschland vorkommt. Nach den Angaben bei Naumann- Hennicke XI, 55 f. ist sie in den östlichen und nördlichen Teilen des Landes erst in neueren Zeiten bekannter geworden, in den 1 Scholuer bei Junius Nomenciator (1581) S. 55 a. 2 Dijkstra Wb. III, 119. 3 An English Miscellany presented to Dr. Furnivall in honour of his 75 th birthday S. 199. — 4 Frommann D. Mundarten III, 33. Scharbe, gracolua carbo, pbalacrocorax carbo. 895 südwestlichen und mittleren Teilen sowie in dei Schweiz findet man sie sehr selten. Zur Zeit Notkera wai dies wohl nicht der Fall, wie man ans einer Bemerkung in der Psalmenüber- setzung vielleicht schließen darf: Mdaz er [pellicanus] nir-ht des neferdeuue iU>± er Eerslindet aiem4 mSr danne hier in dfsen seuuen diu scdrba". Dieselbe Anschauung, welche in den Worten Notkors zutage tritt, findet sich auch in dem Verse (IV, 6) des Iraugemundsliedes aus dem 14. Jh.: "der scharbe ist äne ma (Müüenhoff-Scherer Denkmäler I. L93). Im Hl. Jh. berichtet I Mesner Hist. avium S. 131 ff., daß die Scharben im Herbst an die schweize- rischen Seen zu kommen pflegen und daß ihre Ankunft ein Vorzeichen strenger Kälte sein soll; man nenne sie in deT Schweiz Seharb oder Netzescharb. Auch das Strassburg. Vogelb. v. J. 1 55 1 V. 345 verzeichnet Scharb unter den Wasservögeln. Baldner Yogelb. (1666) S. 13 verwendet die auf ahd. scarva beruhende Parallel-Form : "Ein Scharf(f) ist bey uns unbekant, und gibt deren nicht viel". Heute ist die Namensform im Elsaß aus- gestorben1. Auf bairisch-fränkischem Gebiet ist der Name in der Pluralform Scherbn bei H. Sachs Der unglückhaftig Pirser (1555) IV, 286, 16 bezeugt. In der ornithologischen Literatur der letzten Jahrhunderte werden neben den niederdeutsch-niederländischen Namensformen manchmal recht auffällige Varianten zitiert. So nennt Gesner a.a.O. neben Scalueren (in Stettin Schulderen) auch Schalucheren, Scholucheren und Scolucherez, Schaluchhorn] daher bei Schwenk- feld Ther. Sil. (1603) S. 246 Schaluchhorn. Die Quelle, aus welcher diese Formen geschöpft sind, ist Albertus Magnus De animalibns S. Y 2 b, wo der Name fcoluchere angeführt wird. Da der Druck des deutschen Textes bei Albertus sehr oft schlecht ist, müßte man, um diese Namensform als zuverlässig betrachten zu können, eine Bestätigung derselben haben, aber es fehlt an selbständigen Zeugnissen. Fischart, der im Gargantua S. 237a Scholucher er- wähnt, hat diesen Namen ebenso wie viele andere a. a. 0. ge- nannte Vogelnamen offenbar durch die Lektüre gelehrter Li- teratur kennen lernen. Zu streichen ist die Variante fcolucherez, welche bis in die neueste Zeit aus Albertus weitergeschleppt ist 1 Martin-Lienhart IL 432. 396 Scharbe, graculus carbo, phalacrocorax carbo. Sie stammt nämlich aus Drucken, die e$ als Zeichen für die Endung en haben. Ein Name der Scharbe steckt in der althochdeutschen Glosse alacra: Sg. Nom. — alacra onocrotalus: cod. Parisin. 12269 f. 58 b. dof : hfugal ut alaf:cra . ut tut: heri mergulus nigra auis mergit se sub aqua pisces querere: Leviticus 11, 17 : cod. SGalli 283, 483, cod. Carolsruh. Aug. CCXXXI, IIb; dohfiifgal. uel alafcra. ut tuheri: cod. Guelpherbytan. Wiss. 29, 81b. 82 a, doh fu : gdl. t alacra t tuhheri: cod. Vindob. 1042, 130a, cod. mon. herem. 184, 297, Clm. 6227, 49b, Clm. 18528, 1, 73a, tuhfogal t. alac. t tuhheri: Clm. 5116, 80a; doWfugal t. alacra. t tuhhari: Clm. 18140, 14a. Die von Bruinier KZ. XXXIV, 361 aufgestellte und von Walde Lat. et.Wb. S. 17 s. v. alcedo u. a. angenommene Etymo- logie, wonach das althochdeutsche Wort mit lat. alcedo 'Eisvogel' urverwandt wäre und mit altind. arcati 'strahlt' usw. als 'Schiller- vogel' zu verknüpfen sei (s.S. 195), ist nicht richtig. Der deutsche Yogelname ist nämlich ein internes Kompositum dla-crä1 und bedeutet 'Aalkrähe*. Damit stimmen überein dän. aalekrage2, norweg. aalekraake, schwed. älkräka (älkrok); andere Synonyma derselben Art sind Äelgüß {= Aalgans) aus Xiederdeutschland bei Gesner Hist. avium (1555) S. 131 und nndl. aalscholver* (= Aal- scharbe). Die Scharbe hat diese Namen erhalten, weil sie mit besonderer Vorliebe Aale frißt. Der Vergleich des Vogels mit krähen- und rabenartigen Vögeln tritt außer in alacra auch zu- tage in dem schlesischen Namen See Rabe bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 246. Sonst wird die Scharbe auch als Gans auf- gefaßt, vgl. die ndd. Namen Aelgüß und Scluvemmerganß bei Gesner S. 119. 131 und Baumgans (Baumente) in Preußen4. Den synonymen Ausdruck Vuchtars, den Gesner aus Mur- mellius zitiert, erklärt er daraus, daß der Vogel beim Fliegen sich nur so wenig erhebt, daß der Schwanz im Wasser bleibt; aus Gesner haben dann Schwenkfeld, Klein u. a. Feucht Ars übernommen. Bei den Fischern an der Oder soll die Scharbe — wie Frisch Vorstellung der Vögel (1763) XI, C la mitteilt — 1 Die Erhaltung des Kompositionsvokals nach der langen Stamm- silbe findet man auch im ags. celepüta 'Quappe'. 2 Molbech Wb. S. 3. 3 Woordenboek der nederlandsche Taal I, 26. 4 Frischbier I, 58. Möwe, Laras. 397 wegen des Fischraubens Vielfraß heißen. Aber der a. a. 0. ge- nannte Name Schlucker, der von den späteren Ornithologen weitergeschrieben wird, scheint nur eine [nterpretation der von Albertus gegebenen NFamensform Scholucher (s. oben) zu sein. — Die heute in der Wissenschaft übliche Benennung Cormoran (aus frz. cormoran > engl, cortnorant) erscheint als Gormorani bei Hohberg Adel. Land-Leben (1687) II. 639 Kap. CXIL XIII. Langschwinger, Longipennes. Möwen, Laridae. Möwe, larns. Andd. meu: Sg. Nom. — meu larus : Leviticus 11.16: cod. Parisin. 2685, 50b ; mtßu : cod. SGalli 283, 482, meß\ax\ cod. Carolsruh. Aug. CCXXXI, IIb; meum larum genus auis. et uocabitur saxonice: cod. SPauli XXV d/82, 37b, cod. SGalli 295, 127, cod. SGalli 9, 276, meü larus uocatur saxonice. nostri mufsare: cod. Vindob. 1761, 46b ; smea2: cod. Guelpherbytan. Wiss. 29, 81b, mersa:: cod. Vindob. 1042, 130a, Clm. 18528, 1, 73a, m*sa:i: Gm. 17114,74a; meh larum. in diutisco dicitur: Anhang zum alten und neuen Testament: Clm. 14747, 96a. smea4: Deuteronomium 14, 15: cod. SGalli 296, 116. Die Möwen sind, wenn auch nicht ausschließlich, so doch in der Hauptsache Küstenvögel; besonders häufig und artenreich treten sie an den Küsten der nordischen Meere auf. Den ger- manischen Völkern, welche diese ausgedehnten Küstengebiete bewohnen, den Niederdeutschen, Holländern. Friesen, Engländern, Skandinaviern, ist der Möwenname gemeinsam: mnd. me\w: und. mew{e\ mndl. meeuwe (meeu, meice), nndl. meeuu\ fries. meau, mieu, ags. ma?u\ me. mew, ne. meto und anord. mar neben den Ab- leitungen mdki (dän. maage, schwed. dial. mäka) und mdsi (dän. maase, schwed. mäse). Die gemeinsame Grundform dieser Be- nennungen ist mit Rücksicht auf die althochdeutsche Glosse meh als *maihtva- : *mai(g)wa- : *mai(g)m- angesetzt worden. Im Anschluß an Uhlenbecks Deutung PBB.XX, 328 hält man den Yogelnamen für vorwandt mit altind. mecaka- 'dunkelblau* (aus 1 Rasur von s (Steinmeyer). 2 smea auf größerer Rasur (Steinmeyer). 3 entstellt aus meu (Steinmeyer). — 4 d. h. m*«a (Steinmeyer). 398 Möwe, larus. idg. *moiq-os). — Diese Etymologie, welche nur auf den Lautan- klang eines altindischen Farbennamens aufgebaut ist, ist jedoch schon an und für sich höchst hypothetischer Natur. Ferner ist aber auch die für die germanischen Namen erschlossene Grundform keineswegs sicher. Eine rein althochdeutsche Form darf auf Grund des oben angeführten Glossenmaterials nicht angesetzt werden. Im Hoch- deutschen war der Yogelname von Hause aus nicht heimisch. Die vielfach verdorbenen Belege in den zitierten Bibelglossaren, die offenbar alle mit einander zusammenhängen, sind aus einer angelsächsischen Vorlage abgeschrieben; der Vermerk 'saxonice' ist hier nicht als 'sächsisch', sondern als 'angelsächsisch' zu ver- stehen. Auch die Glosse meh darf trotz des Zusatzes ein diu- tisco dicitur' nicht als hochdeutsches Wort in Anspruch ge- nommen werden. Die hier in Betracht kommende Handschrift ist nahe verwandt mit den übrigen angelsächsische Bibelglossen aufweisenden Handschriften, und die vorliegende Namensform muß als eine Verhochdeutschung des angelsächsischen Wortes betrachtet werden. Aus den angeführten Belegen in den alt- hochdeutschen Glossen kann man also nur einen angelsächsischen Möwennamen herauslesen, und zwar sind die Formen, welche man für die angelsächsische Vorlage gewinnt, meu und mea, die zu den in rein angelsächsischen Quellen sich findenden Belegen meu und meaw stimmen; ferner ist der angelsächsische Name noch in den Formen mmv und meg (in den alten StGaller GH., Ahd. Gll. IV, 460 1]) überliefert. Die gemeinsame urgermanische Lautgestalt des Möwen- namens ist schwer zu ermitteln1. Möglicherweise haben wir es hier mit einem Worte zu tun, das in alter Zeit von einem Volke zum anderen gewandert ist. Bei Albertus Magnus De animalibus S. Y 5 b findet man die Behauptung, daß die Möwen von der Stimme den Namen haben ("ab imitatione uocis fic dicte"). Viel- leicht liegt dem Vogelnamen ein lautmalendes Verbum zugrunde, 1 Während Chadwick Studies in Old English S. 49, Kluge Et. Wb.6 S. 274, das NED. s. v. mew u. a. für die Grundform einen Diphthong ai ansetzen, sehen Sweet The Stud. Dict. S. 113 und Skeat Concise Et. Dict. S. 325 in derselben ein langes westgermanisches ü. Möwe, latus. mit dem man das Allanen der Katzen bezeichnet, rgL mini. mdwen, n geben als Bedeutung von Spirle "kleine weiße Möwe" und von Rhinspirel "Rheinmöwehen, das zu bestimmten Zeiten am Münster und an Wasserläufen zu finden ist"; offenbar ist damit die Flußseeschwalbe (oder die Zwergseeschwalbe) gemeint. 2& 404 Seeschwalbe, sterna. tragung der Benennung des Mauerseglers auf die Seeschwalbe erklärt sich daraus, daß dieser Yogel ebenso wie jener auffällig kurze Füße hat; weiter kommt natürlich der schwalbenförmige Körper der Seeschwalben in Betracht. Als Rheinschwalben sind die Yögel ziemlich weit bekannt: Rhinschivalme1 oder Rhin- schicälmele im Elsaß (Ingersheim, Horburg und Oberhergheim), Reischmuelef* {nehenMierschmuelef2 d. h. Meerschwalbe) in Luxem- burg. Nach Popowitsch Versuch (1780), der diese [Namen für Bezeichnungen der Möwengattung im allgemeinen hält, gilt Speirer in Straßburg, Rhein fchwalbe in Schwaben und am Rheine, Meer fchwalbe in Steiermark und Schwaben. Seine Angabe, daß diese Yögel mit dem Kibitze verwechselt werden, wird für die Schweiz bestätigt durch Staub und Tobler, welche (II, 130) Gi- fiz in der Bedeutung von Flußseeschwalbe und Möwe nach- weisen. Das Zusammenwerfen dieser Yögel beruht offenbar auf der Verwechslung der Namen Gibitz und Giriz (s. S. 401); das letztgenannte Wort kommt auch im Sinne von Kibitz vor. Nach Popowitsch werden die Seeschwalben und Möwen auch mit dem Bläßling (vgl. S. 304) verwechselt. Die Übertragung dieses Namens des weißstirnigen Wasserhuhns auf die mö wen artigen Vögel ist leicht begreiflich, weil viele Arten von diesen mit farbigen Kopf- platten versehen sind. Die zweite von Gesner besprochene Seeschwalbe ist die Zwergseeschwalbe (sterna minuta), welche nach den Angaben von Naumann-Hennicke XI, 121 f. in der Schweiz im ganzen selten, in Deutschland aber in vielen Gegenden und besonders am Rhein häufig anzutreffen ist. Daraus erklärt sich auch der Umstand, daß Gesner für den Vogel aus der Schweiz keinen Namen nennt, sondern bloß die in Straßburg übliche Benennung ein Fifcherlin (S. 565) erwähnt. Diese ist als Fifcherlein in Spangenbergs Ganskönig V. 132 und in Baldners Yogelb. (1666) S. 45 bezeugt. In Schwenkfelds Ther. Sil. (1603) S. 293 ist Fifcher- lin aus Gesner übernommen, als Synonyma werden Ein klein See fchwalbe und Rohrfchwalm angeführt. Popowitsch, der a. a. O. S. 395 die Zwergseeschwalbe als die kleinfte Fifchermöve (offen- 1 Martin-Lienhart II, 524. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 284. 355. Seeschwalbe, sterna i i bar im Anschluß an "larus piscator" bei Gesner) bezeichnet, er- wähnt eine kleine kirrende Ar! der Möwe, die in Österreich und Schlesien Fifcher genannt wird. Vgl. 8. 102 t. Kin häufiger Vogel ist an den wasserreiche]) Orten Deutsch- lands die Trauerseeschwalbe (sterna nigra, hydrochelidon D Sir Lst ein Sommerrogel, welcher diese Gegenden zu Ende April oder im Anfang <\r< Mai aufsucht. Daher hat sie in Stras- burg den tarnen Maivogel erhalten, der in älteren Quellen mehrmals emet Zwei Stadtordnungen aus den Jahren l 1 n» and 1 159 (Brucker Straßburg. Zunftverordn. s. 226. 230) nennen unter den jagdbaren Vögeln denjenigen, "den man [prichel meigt vogeT' ; im 16. Jh. wird der Megvogel im Strassburg. Vogelb. ( 1 55 L) V. 591 erwähnt, und Gesner a. a. 0. S. 566 verzeichnet den Ausdruck Meyvögelin als Straßburger Dialektnamen. Im 17. Jh. ist Mi >■- vogel in Spangenbergs Ganskönig V. 143 und Baldners Vogelb. (1666) S. 44 belegt. — Das Synonymon Kessler, welches Baldner anführt, begegnet bereits in den obenangeführten Stadtordnungen in der Form kesseler. Dieser Name ist aus dem sporadischen Auftreten des Vogels zu erklären. Der Ausdruck ist eigentlich ein rotwelsches Wort, mit dem Vagabunden wie Zigeuner usw. bezeichnet wurden. — Zu diesem Namen gesellt sich das Wort das Bomerlin, welches im Strassburg. Vogelb. (1554) V.383 zu- sammen mit Sehfchwalm und anderen Namen der Wasservögel genannt wird. Wahrscheinlich ist das Wort als Bomerlin (d.h. Böhmlein) zu lesen und auf die schwarze Seeschwalbe zu be- ziehen, die wohl — wie der Bergfink, die Weindrossel und andere zeitweise erscheinende Vögel — als 'Böhme' aufgefaßt wurde. — Als drittes Synonymon für die schwarze Seeschwalbe nennt Baldner den Ausdruck Brandvogel, welchen Gesner a. a. 0. S. 566 in Niederdeutschland ("circa Gandauum") gehört haben will. Dieser Name wird von Gesner richtig aus der schwarzen Farbe des Vogels erklärt (vgl. S. 45). Vielleicht ist diese Färbung auch beim Ausdruck Kessler in Betracht zu ziehen. — Bei Schwenk- feld Ther. Sil. (1603) S. 294 wird der Vogel Hein Mübeßin, ein klein fchwartzer Seefchealbe und (nach Gesner) Schwartzer Meice, Meyvogel genannt; das unklare Wort Mübeß(lin) erinnert an Mieß: das Gesner a. a. 0. S. 563 als Synonymon zu Meb Mete anführt. 406 Schwan, cygnus. In Preußen heißt die schwarze Seeschwalbe Spießmöwe oder Haarchenmöwe1. Vielleicht darf man in diesen Namen Ausdrücke der Jäger und Fischer sehen, welche die Vögel spießweise oder sackweise (Haarchen = Sack zum Fischfang) verkaufen. In der Literatur der letzten Jahrhunderte findet man selten besondere Benennungen für die einzelnen Arten von Seeschwalben und Möwen. Die Ornithologie unterscheidet sie meistens durch Farbenbezeichnungen. Dagegen bieten die Dialekte, welche an den Küsten der nordischen Meere gesprochen werden, wie das Friesische, das Englische und die skandinavischen Sprachen, für sie eine Menge volkstümlicher Namen. In den deutschen Reise- beschreibungen begegnen gelegentlich auch Übersetzungen solcher Namen nordischer Möwen (so z. B. Ratsherr und Bürgermeister) Ein skandinavischer Möwenname erscheint schon in Rvffs Tierb. Alberti (1545) S. I 4: "Yogel / fo wir hernach Volmaren nennen werden". Damit ist die Sturms chwalbe (thalassidroma pelagica, procellaria pelagica) = isländ. fulmcir gemeint. XIV. Leistenschnäbler, Laniellirostres. Schwäne, Cygnidae. Schwan, cygnus. Ahd. elbi?: Sg. Nom. — suuana -f- albiz cignus: Leviticus 11, 18: cod. Oxon. Jun. 25 f. 90d; suan t albiz: cod. mon. herem. 184. 298. albiz : Notker Capella de nuptiis 1, 22. albiz olor: cod. SGalli 299 p. 33. cod. SGalli 242, 248a. olor i. cignus. f.: Alcuini Gramm, p. 515: cod. Fuld. Aa 2, 33a; alpiz: Clm. 6404, 8b. cod. Vindob. 162, 35 c. Leviticus 11, 18: Clm. 18140, 14a, elbiz: cod. Gotwic. 103, 49b; onocrotalus. horotrugis X felefora animal olori simile : cod. Stuttg. th. et phil. f. 218, 13c. olor: Clm. 14456, 5a. Versus de volucr. H. S. III, 17. XI a 2, olor : a 2, olor. cignus : b. g. olor et cignus : Clm. 14689 f. 47a. cod. Selestad. f. 109b. olor: Prudentius Contra Symmach. I, 63: cod. Carolsruh. SPetri 87, 92 b; albez: cod. mon. herem. 316, 189a. el /*: Gll. Salomon. b: Fragm. Labac. helbiz: cod. Parisin. 12269 f. 58 b. Vergil. E. VII, 38 : cod. Trident. 1660, 8 b. helbez: H. S. XI e: cod. princ. de Lobkow. 435, 24a. eleuiz: cod. Parisin. 9344 f. 42b, olor: cod. Parisin. 9344 f. 42b, eluiz: cod. Guelpherbytan. 1 Frischbier I, 261. II, 351. — 2 1. elbiz (Sievers). Schwaiij cygnus. 407 Aug. 10. 8. 4° f. 89a, cod. BeroLMs. lat.8 73, L28b, cod. aem. Trevir. f. 112b. olor: cod. sein. Trevir. R. DL 18, L07b. duixolores: Vergil. E. IX, 86: cod. Pariain. 9844, 8b. ffarfaolora: 611. Salomon. a 1 : Clm. 17162, LlOa, cignns: a2: Clm. 17152, 191 a, «/«*** olores: Clm. 17162, 809b. elbel: cod. Vindob. 804 f. L86b. - Akk. --- albiz: Lcviti( 18: cod. SGalli 296, 127; alpiz: Anhang snm alten und Denen Testa- ment: Clin. 14747,96b.— PI. Nom. dibise*: Notker Capella de mi|»iiis 1,21. üuiza : Vergilins A. VII, 699: cod. Parisin '.'.'lii. L24a; ejbff* olores: ß. IX. 36: cod. Selestad. f. 62a. — Dat. — älbizen : Xotkor Capella de nnptiia 1.21. clbizzin: Vergilins E. VII, 38 Selestad. f. 69b. Für •//>/// erscheint, ebenfalls keine Bezeichnung des Weibchens, Sondern der Name der Gattung. In Dialekten kommt der Name noch heute als Femininum vor, vgL westfäL Stodne bei W Wb. S. 264; auch in den norwegischen und schwedischen Dia- lekten femin. svana. Die Bezeichnung- für den weiblichen Schwan im Althochdeutschen ist suanin in cod. Berol. Ms. lat. 8° 7:'.. 123b. Ein Bedeutungsunterschied zwischen plbi% und swnu" nicht vorhanden; wenn einzelne althochdeutsche Glossare beide Worte haben und das eine mit clor, das andere mit cygnus wiedergeben, so beruht dies darauf, daß sie die Namen aus ver- schiedenen Vorlagen aufgenommen haben. Sicher ist dies der Fall in cod. Parisin. 12269 und später im Vocabularius optimus XLII (Ed. Wackernagel S. 32. 33). Über die geographische Ver- breitung der synonymen Benennungen läßt sich wegen des ungenügenden Belegmaterials nichts Genaues behaupten; im allgemeinen kann man nur sagen, daß elbi% ein spezifisch hoch- deutsches Wort war, dessen Anwendung durch das niederd.- hochd. swan(a) im Laufe der geschichtlichen Entwicklung immer mehr beeinträchtigt wird. Im Bairischen, Schwäbischen und Allemannischen ist elbi% in der althochdeutschen Periode gut bezeugt, ebenso in der mittelhochdeutschen Zeit. Es erscheint auch im Renner der Bambergers Hugo von Trimberg, und im 16. Jh. bezeugt Gesner Hist. avium (1555) S. 35S ölb Elbs1 oder ("wie andere schreiben") Elps I ölbfeh nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Sachsen. Dagegen schreibt Turner Avium hist. (1544) S. Gib eyn ftcdn, und das Strassburg. Vogelb. v. J. 1554 kennt ebenfalls nur den Ausdruck Schwan. Auch in der Schweiz und in Sachsen war zu Gesners Zeit dieser Name ganz geläufig. Die übrigen wichtigeren Quellen des 16. Jhs, enthalten leider keinen Schwanennamen. Heutzutage hat das 1 Danach bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 310 Oelb / Oelbs. 410 Gans, anser. "Wort Schwan das Synonymon bis auf wenige Reste verdrängt. Im Elsaß sind von diesem in der Überlieferung der Neuzeit überhaupt keine Sparen nachweisbar, aus Steiermark wird der Elbis ausdrücklich als ein der älteren Sprache angehörendes Wort angegeben1, und aus dem Schweigen der Wörterbücher darf man wohl schließen, daß es auch in anderen Mundarten ausgestorben ist. Nur in Bern (in der Schweiz) ist Elbs, Ölbs, Elbsch m. noch geläufig2, und im westlichen Schwaben soll der Elbsch ebenfalls noch vorkommen3. Gänse, Anseridae. Gans, anser. Ahd. gans: Sg. Nora. — gans auca i anser: Cgm. 5248, 2nr 2 f. 2b. cod. SGalli 2-42, 248a. Lex Alamannorum XCIX p. 169, 11: Clm. 4460, 22a. Carmen de Philomela 19: cod. Vindob. 247, 222b, cod. mus. ßritann. Add. 16894, 244b. Rotul. comit. de Mülinen Bern. Versus de volucr. H. S. III, 17. XI a 2. e. cod. Vindob. 804 f. 185b. Vergilius E. IX, 36: cod. Selestad. f. 58b; Jeans: cod. Trident. 1660, IIa. — PI. Nom. — gensi: Clm. 14689 f. 47a. cod. Selestad. 109b. gerne: Gll. Salomon. al. — Akk. — cansi: cod. Cassellan. th. 4° 24, 16 a. Ableitungen und Komposita. — gensibluoma (Pflanzen- name): genseblöme ligustrvm : cod. Vindob. 804,186a. — gensikorn (ptisana): genschom tipsana: cod. Vindob. 804, 182 a. Die Namen der Gans und der Ente, dieser für den Menschen wichtigsten Wasservögel, sind indogermanisch. Der konsonantisch flektierende Stamm gans ist in allen germanischen Sprachen bezeugt, abgesehen von dem Gotischen, wo er als nichtbiblisches Wort unbelegt ist, vgl. ahd. mhd. gans, mnd. gas, mndl. nndl. gans, fries. gös, ags. me. gos, ne. goose, anord. gas, dän. gaas, schwed. gas. Mit dem germanischen gans sind urverwandt ai. hqsa-s, hqsi 'Gans und andere Wasservögel', lat. anser (aus Vianser) 'Gans5, griech. Xnv (dor. xöv) aus *ghäns Mass.', mittelir. geis 'Schwan', lit. zqsls 'Gans' (ins Finnische als hanhi entlehnt), lett. füss Mass/, apreuß. sansy 'dass.' Da im Germanischen Namen für den Gänserich auf- treten, welche von einem Stamme *gan- abgeleitet zu sein scheinen (ags. gan(d)ra und ahd. ganm&o), sieht man hier eine einfachere 1 Unger-Khull 119. — 2 Staub-Tobler I, 187. — 3 Fischer II, 686. Gtans, uu er. 1 1 1 idg. Namensform vmi *ghan*- and hfilt das auslautende i in diesem für ein ableitendes Suffix. Doch i-t das VerhÄltois ron Oam zu «Ion angeführte!] tarnen des Gänserichs noch ganz unklar, und manche Bedenken sprechen gegen tf- vo^e/ in diesem Sinne u. ;i. in Hamburg und II < >1 -t < -i 1 1 x . S.ich Steiermark'5 verwendet; .Martin and Lienharf Wb. I, 99 geben als Bedeutung von »'Miss. Entenvogei "Enterich* an. Die Geschichte der Zähmung der Einte ist ebensowenig bekannt wie die des übrigen Eausgeflügels ; das früheste Zeug- nis für Deutschland liefert die Lex salica (s.S. L20). Von Wildente wird die zahme manchmal mit dem Namen I/ausente unterschieden; ^\^n Ausdruck bezeugt zuerst Bracks Vocab. v.J. 1495 S. 49 b, wo haußendt im Gegensatz zu ivafferendt steht, dann auch Haus endt und Zam endt neben Wild wafferendi im Strassburg. Vogelb. (1554) V. 370 f. Vielfach wird die zahme Ente mit Kosenamen bezeichnet, die auf Lockrufen beruhen oder aus der Kindersprache hervor- gegangen sind. Viele von diesen Namen werden auch für Gänse verwendet, wie z. B. das weitverbreitete AVort Pile (vgl. S. 415). Im innern und nördlichen Hessen ist BUe* der Lockruf und zugleich auch die allgemein gebrauchte Bezeichnung der Ente (zuweilen Bileri = Enterich); derselbe Lockruf gilt auch in einigen Teilen von Thüringen, daher Bilentchen5 in der Vogtei. In Nieder- deutschland hat das Wort ein p im Anlaut: PUäntkes* (Plur.) in Recklinghausen, Pile, Pille, Pillente1 in Westfalen (Lockruf pill! pill! und ant! ant!), Pielken (Aant Pielken neben Göspielken*) in Hamburg und Holstein, Pile, Pill(e) neben Will{e)° in Preußen (im benachbarten Litauisch pyle = lett. pihle 'Ente*)*. In Göttingen und Grubenhagen wird Pile10 als Lockruf ^e^on die Gänse, seltener gegen die Enten gebraucht; der Ruf Pilenat1* ist ein zusammengesetzter Lautkomplex, dessen zweites Element nat\ natl10 (vielleicht aus anat) auch allein als Lockruf gegen 1 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 2 f. 2 Albrecht Die Leipziger Mundart S. 79. 3 Unger-Khull 19. 4 Vilmar 37. — 5 Hertel 68. 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 5.-7 Woeste 108 8 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVII, 3. 4. 9 Frischbier II, 143. 469. — 10 Schambach 143. 154. 422 Enten vorkommt. In Süddeutschland lockt man das Geflügel mit anderen Lauten, so z. B. in Steiermark mit Wadl! WudU, speziell die Enten auch mit Widel! Widel! oder Guserl! Guserl!1; im Elsaß ist der Lockruf Gut(e), und die junge Ente heißt hier Gütle n. oder Güz2 f. Ohne Zweifel gehören auch bair. die Geit 'Ente' und der Geidl* 'Gänserich' in diesen Zusammenhang; bereits im 15. Jh. findet sich geydl unter den Yögeln, welche in einer Version des Märchens vom Zaunkönig (Germania VI, 90) auftreten. In Baiern ist schlick! schlick! der übliche Lockruf für Enten, ebenso in der Pfalz 4. In Preußen kommt der Lock- ruf Schill auch als Name der Ente vor5. In der Umgegend von Hamburg und Lübeck nennt man die Enten Pritje6 und Priite6, so lange sie noch piepen; in Hamburg heißen sie auch Pirken*. Schützes Holsteinisches Idioticon führt das WortWöbbe6 als Bezeichnung der jungen Ente an. Die elsässische Kinder- sprache hat für die Ente die Ausdrücke Dreckbatsche{r)l(ey (d. h. die plätschernd im Kote Watende) und Entewackeleiiri)1 (von dem wackelnden Gang); das letztgenannte Wort ist auch in den nachbarlichen schwäbischen und pfälzischen Mundarten üblich. Derartige neue Bildungen wie die vorhinerwähnten können gelegentlich die alten Namen ganz verdrängen. So geben Staub- Tobler Id. I, 354 an, daß das Wort Ent in den schweizerischen Dialekten nicht mehr recht volkstümlich ist, sondern durch die Kosenamen Wudle und Wuri (= ehäss.Wudi8 'Gänschen', Wurri* 'Gans und Ente') ersetzt wird. Aus Schlesien verzeichnet schon Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 195 Bätfche und Hatfche ("a uoce rauca") als die allgemein üblichen Benennungen der Ente. Der erstere von diesen Namen ist auch weiter verbreitet. Als Bezeichnung des Enterichs ist Betschen schon bei Gesner Hist. 1 Unger-Khull 315. 632. 639. — 2 Martin-Lienhart I, 247. 254. 3 Schmeller-Frommann I, 872. 958 ; im schwäbischen Dialekt lautet der Lockruf gsit, gdit, s. Fischer Wb. II, 726. 4 Heeger Tiere im pfälz. Volksmunde II, 8, Fischer II, 726. 5 Frischbier II, 271. 6 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. XVII, 1. 7 Martin-Lienhart II, 122. 807. 8 Martin-Lienhart II, 794. 846. Ente, anas. 423 avium (1555) S. 95 bezeugt; in diesem Sinne wird Rätsch(ent) 1 auch heute in der Schweiz und R/'. agS. «»y "' Kap. rt. welches den Rhein aufwärts gewandert und so am Oberrhein bekannt geworden ist. Hier erscheinen die Pfeifenten auf dem Durchzug im März und April, seltener im Herbst l. — Unsicher ist, ob der von Gesner Hist. avium (1555) S. 111 erwähnte meiß- nische Ausdruck Schmüente aus der vorhergenannten Namens- form umgebildet ist. Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 199 nennt die Varianten Schmal Endte und Schmelichen, Döbel Eröffn. Jägerpr. (1746) S. 69 schreibt SchntaJ-Ente. Diese Formen können mit 1 Vgl. Lauterborn in seiner Ausgabe des Baldnerschen Vogel- buches S. 34. Suolahti, Vogelnamen. 28 434: Schellente, fuligula clangula. dem Adj. schmal zusammenhängen und als 'Kleinente5 gedeutet werden; andererseits könnte man mit Gesner auch an Zusammen- bang mit Schmale, Schmiele eGras, Schilf' denken. Die von Schwenkfeld Ther. Sü. (1603) S. 200 erwähnte Ente, die wegen des weißen Stirnflecks den Namen Eine Blas Endte I Pias Endte führt, scheint eine Varietät der Pfeifente zu sein. In Preußen soll diese Entenart Moorhrick oder Weißbauch l (Keyger Yerbess. Hist. der Yögel (1760) S. 143) genannt werden. Schellente, fuligula clangula. Die meisten Arten von den Tauchenten sind vorzugsweise Meerenten (bei Eber und Peucer Yocab. (1552) S. E4b Meer- entteri). Yon diesen brütet die Schellente in Skandinavien und Norddeutschland. Nach Naumann-Hennicke X, 161 findet man den Yogel durch ganz Deutsclüand ; er ist, wenn auch vereinzelt vorkommend, doch ziemlich verbreitet. Den Namen hat die Ente von den Flugtönen, die Yoigt Excursionsbuch S. 279 mit dem aus der Ferne kommenden schnellen Geläute der Klein- bahnlokomotiven vergleicht. Offenbar ist Schellente bei Gesner der Name dieses Yogels, obgleich das "Wort dort auf die Löffel- ente bezogen wird (vgl. S. 432); die Verwechslung der Namen dieser in der Schweiz nicht sehr häufigen Yögel ist leicht be- greiflich. Staub und Tobler Id. I, 355, die den Namen für die Schellente, die Löffelente und die Moorente belegen, bezeugen die erste Bedeutung für die Gegend am Bodensee. Ein mittel- deutsches Synonymon ist ein Klinger] Gesner Hist. avium (1555) S. 116 gibt es nach einer brieflichen Mitteilung von Fabricius. Die Straßburger Stadtordnungen des 15. Jhs. führen unter den jagdbaren Vögeln den drit(t)vogel an: tritfögel (im J. 1425), dritvogel (15. Jh., im J. 1449), drittfögel (im J. 1459), trittvögel (15. Jh.), drittvögelin (15. /16.), dritvögelin (15. Jh.)2. Mit diesen Namen ist die Schellente gemeint, wie man aus den Yogel- büchern Gesners und Baldners ersehen kann. Jener führt den 1 Frischbier II, 72. 462. 2 Brucker Straßburg. Zunftverordn. S. 183. 226. 229. 230. 258. 259. 266. Reiherente, fuligula cristata, fuligula fuligula. (35 Ausdruck als Btraßburgisches Wort an. Baldner, der im V buch (1G6G) 8. 33 die Schellente mimm großen weifen Drittvogel nennt, gibt dabei auch eine Erklärung dieses Namens: MDafl diefer ein Drittvogel genennet mrdt, kompt dahei von allen Weijdleuthcn andt Antvogelfangem, waÄ kleiner ift von dem Antvogelgefchlechl all'» i\i>i Antvogel, fo gibt man dießer v gel 3 für 2 Antvögel**. — Das Straßbnr ßlbnch aennt den Namen nicht: 1 [misch (1616) hat ihn aus Gtesner. Die männliche Schellente hat einen buschigen Kopfputz; daraus erklären sich die Namen Ein Sfr 215, 26 a; duchari: cod. Parisin. 9344, 13b; cod. Tridentin. 1660, 17b. cod. sem. Trevir. R. III. 13, 107 a7. ducheri: cod. Berol. Ms. lat. 8<> 73, 124 a, duchere: cod. Parisin. 9344 f. 42 b. duchiri mergula: Aldhelmus de laudibus virg. 142, 17: cod. Parisin. 16668, 26b ; tuchare : Clm. 23486, 7b. H. S. III. 17. XIa2. b. g. — Akk. — tuhhil: Leviticus 11, 17: cod. Vindob. 2723, 18b, cod. Vindob. 2732, 22b, tuchil: Clm. 13002, 219 b, Clm. 4606, 101 a, cod. Turic. Rhenov. 66, 19, cod. Stuttg. herm. 26, 13a, cod. Angelomontan. I 4/11, 10b, duchil: cod. Gotwic. 103, 49b, duhil: Clm. 22201, 238b, tuhil: Clm. 14584, 130a, tuohil: Clm. 14689, 38a. — PI. Nom. — tuchali: Vergilius G. I, 361 : Clm. 305, 37 a, Clm. 21562, 43 a ; tuchara : cod. Selestad. f. 62 a ; duchera 8 : cod. Parisin. 9344, 13b. — Akk. — tghhllc9: Vita Martini auet. S. Severo Epistola III p. 147, 22: Clm. 18547, 2, 30 b. Von den Bezeichnungen für Taucher, welche in den alt- hochdeutschen Glossen vorkommen, ist das Kompositum dopfugul kein deutsches Wort; die betreffende Leviticusglosse stammt aus einer angelstächsischen Vorlage (vgl. mergulum — — dop- fugel in den ags. St. Galler Glossen). Der Name hängt zusammen 1 b korr. und rad. in h und darüber h (Steinmeyer). 2 Rasur von t (Steinmeyer). — 3 Rasur von s (Steinmeyer). 4 doli fu : gal] Rasur von /, das schließende l auf Rasur (Steinmeyer). 5 tuhfogal mit Verweisung auf dohfugal (Steinmeyer). 6 u auf Rasur (Steinmeyer). — 7 duchari] a angehängt (Steinmeyer). 8 von zweiter Hand (Steinmeyer). — 9 1. tuhhila (Steinmeyer). 444 Steißfuß, colymbus. mit ags. doppettan 'tauchen' und hat eine Parallele im gleich- bedeutenden schwedischen Yogelnaruen dopping. Die in deut- schen Glossaren erscheinenden Yarianten dohfugal und dozfugal sind nur Notbehelfe der Schreiber, welche das fremde Wort nicht kannten ; in der Glosse tühfogal liegt eine Verdeutschung desselben vor. Im Althochdeutschen wurde diese Yogelgattung mit der von tühhan 'tauchen' abgeleiteten e7a-Bildung tühhil bezeichnet, neben welcher die drja-Bildmig tühhdri (= andd. ducari in Ahd. Gll. I, 355 u und II, 71733, mnd. mndl. duker, nndl. duiker, fries. düker) schon früh bezeugt ist. Eine altertümliche Bildungs- variante ist das im Strassburg. Yogelb. (1554) Y. 360 belegte Dauclie, welches mit ags. dike (nie. duke, doke, ne. duck) auf eine westgermanische Grundform *dük-ön zurückweist. — Neben dem allgemein verbreiteten und in der Schriftsprache eingebürgerten Taucher (aus tühhdri) hat sich ahd. tühhil auf oberdeutschem Sprachgebiet behauptet. Eine zusammengesetzte Form Waffer- deuchel erscheint bei Ryff Tierb. Alberti (1545) S. P4b, ein gleichbedeutendes Seedeüchel bei Baldner Yogelb. (1666) S. 48. Aus dem letztgenannten Namen ist durch volksetymologische Umbildung Seeteufel hervorgegangen, das Frisch Yorstellung der Yögel (1763) XI C2b als einen vom "gemeinen Pöbel" ge- brauchten Ausdruck bezeichnet1. — Die Yarianten Duckente und Duckantel2 in den steirischen und schwäbischen Mundarten schließen sich an das Yerbum ducken an ebenso wie luxemburg. Duckhengchen1 ;; schon im Yocab. theuton. (1482) S. bb3a tucker oder taucher. Die colynibus- Arten zeichnen sich besonders aus durch die kurzen, ganz am Ende des Leibes eingelenkten Füße, deren Zehen bis zum ersten Gelenk durch Schwimmhäute verbunden, von da an nur mit breiten und steifen Hautlappen versehen sind. In der Wissenschaft sind sie daher als Lappentaucher 1 Das Wort ist bereits von Frisch a. a. 0. als eine Entstellung von Seetäuchel erkannt. Die volksetymologische Anlehnung des Wortes an die Benennung des Teufels lag sehr nahe zur Hand, da diese in den euphe- mistischen Varianten Deichet, Düker mit dem Vogelnamen gleich klang. 2 Unger-Khull 181 und Fischer II, 105. 3 Wb. d. Luxemburg Mundart 74. Steißfaß, colymbus. 445 oder Steißfüße bekannt unter dem Namen Steussfuss werden diese Vögel von Popowitsch Versuch (1780) 8. 560 beschrieben, wo als plattdeutsches Synonymon Arsfoot angeführt wird Als holländisches Wort ist Arfevoet bereits in Gesners Eist avium (1555) s. L35 erwähnt, darauf Aerfvoet bei Junius Nomenciator (1581) S. 58b; heute Jdrsvitj1 auf Helgoland. In Luxemburg heißt der kleine Steißfuß Onkefeissjen* (d. h. Feuerkrötenf üßchen), in Preußen Zerrbeinz. Auf den durch die kurzen und breiten Füße verursachten schwerfälligen Gang des Vogels bezieht sieh wohl das von Popowitsch genannte österreichische Synonymon Patscherl (zu bair. patschen 'ungeschickt gehen'). Die vonFrisch a.a.O. genannten Dialektnamen Sonny. NMcbe und Norke, welche er als "den Ohrigen" oder "den Oehrigen" (mit unorganischem anlaut. n) deutet, sind entlehnt aus dem Slavischen; liier ist das gleichbedeutende Etymon als czech. noreh wend. norjalc, poln. nureh vorhanden. In heutigen schweizerischen Mundarten werden mehrere colynibus-Arten mit dem Namen Buecli* bezeichnet. Dieses Wort, welches schon in Gesners Hist. avium (1555) S. 135 als Rüchen, Büggelen im Sinne von Steißfuß angeführt wird, ist identisch mit dem Namen der Saatkrähe, der im Althochdeutschen hraoh lautet und bei Gesner als Ruch bezeugt ist; vgl. S. 183. Die Benennung erklärt sich aus dem Geschrei der Steißfüße, das beim Hauben- taucher (colymbus cristatus, podiceps cristatus) aus halb krächzen- den, halb blökenden krrä- oder karr-arr- Lauten bestellt; vgl. Knlthoff und Jägerskiöld Nordens F&glar S. 303 und Voigt K\- cursionsbuch S. 294, wo auch andere Variationen des Rufes beschrieben werden. Bereits in der althochdeutschen Periode scheint der Vogelname hraoh auch den Haubentaucher bezeichnet zu haben; denn dieser Vogel ist wohl gemeint mit der Glosse ruohc = masca cristata'0 (d.h. Larve) in Aldhelm. de octo princ. vitüs 214, 22: Clm. 19440, 102 (Ahd. G1L II, 2361). Die Über- 1 Frommann D. Mundarten III, 33. 2 Wb. d. Luxemburg. Mundart 317. — 3 Frischbier II. 79. 4 Staub-Tobler VI, 194. Der Name Ruech wird in der Schweiz auch für die Scharbe verwendet; eine andere Lautstufe ist vorhanden im gleich- bedeutenden anord. hrauhr, s. S. 183. 5 Mascharum facies cristata in der Edition (Steinmeyer). 446 Steißfuß, colymbus. setzung des lat. Lemmas mit dem Vogelnamen ist wohl aus dem eigentümlichen zweiteiligen Backenkragen zu erklären, der dem Haubentaucher ein komisches, vermummtes Aussehen verleiht. Aus diesem Grunde nennt man ihn heute in Preußen Mummel- täucher 1 (zu mummeln Vermummen' usw.); ein anderes preußisches Synonymon ist Kosebart2 (d. h. Ziegenbart). Bei Schwenkfeld Ther. Sil. (1603) S. 298 wird der Vogel wegen seines Kopfputzes Ein grosser Kobel Teucher, Straus Teucher genannt; in Anhalt heißt er Kronentaucher3. Die synonyme Benennung Seehahn wird von Frisch a. a. 0. daraus erklärt, daß die Steißfüße ebenso wie die Hähne beständig mit einander kämpfen ; den tarnen Burrhahn sollen sie vom Laut ihrer Flügel bekommen haben. Ein preußisches Dialektwort ist Gafärt, Gafart oder Gaafahrt{= Gehfort)4, welches nach Mühling Tiern. 170 teauf die Vertilgung dieses den Enten gefährlichen Vogels abgesehen" ist. In Lübeck wird der Hauben- taucher Rothals"0 oder Langhals'0 genannt. Das Kleingefieder der Steißfüße ist sehr dicht und glatt und bildet an der Unterseite einen glänzend weißen Duneupelz, der zu Kragen und Muffen der Frauen verwendet wird und im Handel unter dem Namen Grebe bekannt ist. Schmeller Bayer. Wb. I2, 983 belegt das Wort aus dem Jahre 1765; nach Staub-Tobler Id. H, 688, welche ebenfalls aus der Mitte des 18. Jhs. einen Beleg anführen, ist der Name heute in Bern als Bezeichnung des Haubentauchers gebräuchlich. Popo witsch Ver- such (1780) S. 360 bezeugt den Ausdruck speziell für die Gegend am Genfersee. Den Vogelnamen hält man allgemein für entlehnt aus dem hz.grebe, das wieder von der mundartlichen savoyischen Namensform griaibe hergeleitet wird. Hatzf eld-Darmesteter II, 1193 führen als früheste Quelle für das Wort Bellonius Portraits d'oyseaux (1557) an. Dieser Beleg kann jedoch aus Gesners Hist. avium (1555) S. 563 stammen, wo die savoyischen Namens- formen grebe, griaibe schon erwähnt werden. Gesner führt sie aber nicht im Sinne von Steißfuß, sondern als Bezeichnungen einer Möwenart an. Demnach ist der Ursprung des Namens 1 Frischbier H, 78. — 2 Frischbier I, 413. 3 Naumann-Hennicke XII, 63. — 4 Frischbier I, 214. 5 Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. Steißfuß, colymbus. 447 Grebe nicht sicher. In Deutschland kommt er nicht mir im Süden (s. oben), sondern auch im Norden vor; aus Lübeck werden die Namensformen Gnf\ Oreber mit der Bedeutung *Sägetaucher, Haubentaucher* von Schumann im Beiheft zur Zeitschrift für deutsche Wortforsch. IX, S. 3 angegeben. Möglicherweise bandelt es sich hier um einen Ausdruck, der durch den Pelzhandel weitere Verbreitung gefunden hat. Der Zwergtaucher (colymbus minor, podieeps fluviatilis), den man in Bern von der größeren Grebe als die Halbgrebe1 unterscheidet, ist in vielen Gegenden unter Xamen bekannt, welche auf den kleinen gedrungenen Körper des Vogels zielen; offenbar sind alle diese Benennungen in Jägerkreisen entstanden. Solche Ausdrücke sind im schwäbischen Sprachgebiet Pänzelein-, das mit Schweiz. Panzi, Banzi 'korpulenter Mensch oder Tier' zusammengehört, und Bümpelein2, das mit dem schwäb.-schweiz. Worte Bumjpel(ein) 'dicker Gegenstand, auch : vollgestopfter, un- schön hervortretender Sack oder Tasche' identisch ist; beide Namen sind am Bodensee gebräuchlich. In Steiermark wird der Vogel Schrotbeutel*, in der Schweiz (in Bern) Müderli^ (vgl. Müderich 'Dickbauch') genannt. Ältere deutsche Dialektbe- nennungen sind Tüchterli (vielleicht aus Tücherli umgebildet), Pfurtzi und Hürchele bei Gesner Hist. avium (1555) S. 135; der letztgenannte Name gehört zu Schweiz, hürcheln 'kollernd atmen, grunzen'und bezieht sich, wie das vorhingenannte Syiionymoni?M«7i, auf den Naturlaut des Vogels. Von den größeren Ruech- Arten unter- scheidet man in der Schweiz den Zwergtaucher mit dem zusammen- gesetzten Namen Grandriiech5. — Bei Schwenkfeld Ther.Sil.(1603) S. 299 wird diese kleine Art Duch-Endtlin, bei Baldner Vogelb. (1 666) S. 49 ein kleines Duck Entel genannt; in Luxemburg heißt sie Wässerint oder Wdsserhengchen*. Den von Gesner a. a. 0. er- wähnten schwäb.-rhätischen Dialektnamen Kdferentle hat der Vogel erhalten, weil er sich von Insekten und deren Larven nährt. Recht häufig, in einigen Gegenden Deutschlands sogar häufiger als die vorhergehende Art, ist der Rothalstaucher 1 Staub-Tobler IL 688. — 2 Fischer I, 624. 1518. 3 Unger-Khull 557. — 4 Staub-Tobler IV, 90. 5 Staub-Tobler VI, 194 — 6 Wb. d. Luxemburg. Mundart -477 f. 448 Steißfuß, colymbus. (colymbus rubricollis, podiceps grisegena), welcher wegen seines roten Halses in Lübeck Fürdüker1 (d. h. Feuertaucher) genannt wird. Den Namen Khdoors1, der ihm hier wegen des walzen- förmigen schwanzlosen Rumpfes gegeben worden ist, teilt er mit dem Zwergtaucher. Die Seetaucher (eudytes), welche die nordischen Meere bewohnen, berühren die süßen Gewässer nur auf ihren Wan- derungen. Diese Yogelgattung ist in Gesners Yogelbuch (1555) S. 133 gemeint, wo von einer großen Taucherart erzählt wird, welche bisweilen am Bodensee gefangen und dort Finder ge- nannt wird; nach Fischer Schwab. Wb. II, 1591 wird das Wort Finder m. am Bodensee von dem Rotkehltaucher (eudytes septen- trionalis, colymbus septentrionalis) oder von dem Eistaucher (eudytes glacialis, colymbus glacialis) gebraucht. Dieser letzt- genannte Yogel ist auch bei Baldner Yogelb. (1666) S. 47 unter dem Xamen Grosser Seeflntter beschrieben worden. Der Name gehört zum Yerbum flitderen 'flattern, im Wasser plätschern, mit den Flügeln schlagen wie die Wasservögel etc.'. In der friesischen Mundart heißt der Rotkehltaucher Jan van Gent (d. h. Johann aus der Fremde)2. — Der Polartaucher (eudytes arcticus, colymbus arcticus) ist in Lübeck als Streifvagel 3 bekannt. Ein Lübecker Ausdruck für den hochnordischen Tordalk (alca torda) ist Hollännisch Dmv2. 1 Beiheft zur Zs. f. d. Wortforsch. IX, S. 3 und Korrespondenzbl. f. ndd. Sprachf. XVI, 83. 2 Häpke Volkstümliche Tiernamen S. 307. 3 Beiheft zur Zs. f. d. Wortforsch. IX, S. 3. Anhang. Ein kurtzweilig ge- dieht / von namen / art vnd natur aller vogel \ in reymen geftelt / vnd gantz luftig zi\ lefen. Difs büchlin macht dir bald bekant / Wie alle vogel find genant. Sie find in wälden oder lufft / In bergen / thälern oder klufft. Auch in waffern oder worden / Sie alle hie bfchriben werden. Ir art / natur / würt für geftelt / In kurtz begriffen wie dirs gfelt. Gedruckt zu Strafsburg / in Hans Knoblochs druckerey. MD. LIUI. Vorred dises Büchlins. Ejns morgens frü im külen thaw / Gieng ich über ein fer breite auw. Gedacht an kurtzweil difer weit / Spacierend übers heyter feldt. So ferr bitz in des waldes than / 5 Dafelbft ich wolt mein kurtzweil han. Mich in fchöner grün erquicken / Auch zu luft vnd kurtzweil fchicken. Wie man pflegt im edlen Meien / Da all ding zu luft fich neigen. 10 Da grünendt berg vnd auch die thal / So wunnigklichen überal. Suolahti, Vogelnamen. 29 450 Ein kurtzweilig gedieht. Das niemant die zeit vnderm dach Wonen folt / noch han fein gemach. 15 In folchem trachten gieng ich für / Gar weith durcht heid ins tauwes fpur. Strich alfo fürbas in den waldt / Fand ich ein brünlin wunder kalt Das fprang aus berg vnd hertem ftein / 20 Zu dem ich nider fafs allein. Vnd wolt mich ein wenig duffen / Das hübfeh brünnlin hören ruffen. Auch die vöglin luftlich fingen / Zwüfchen berg vnd thal erklingen. 25 Mit luft in dem grünen Meyen / Mein hertz vnd gemüt erfreuwen. Als ich nun fafs ein kleines zil / In fo wunder groffer kurtzwil. Betracht an Gott / nam eben war / 30 Im gfchöpff / wie der fo wunderbar / Sah wie fo fchon das brünnlin fprang/ Merckt mit fleiß vffs vogel gefang Das brünnlin fein fpringen nit ließ / Die vöglin fungen lieplich fieß. 35 Das tribents ftettigs vnd fo lang / Bitz mich ein füffer fchlaff vmbfang. Alfo das ich inn dem gedanck / Volles nider zur erden fanck. Schlieff alfo fanfft im grünen grafs / 40 Ich glaubt mir möcht nit werden bafs. Mein hertz was fchlaffend freuden voll / Vnd was mir allenthalben woll. Wie dafi eim folchen menfehen ift / Welchem an frewden gantz nit brift. 45 Die weltlich gantze kümmernufs / Schlug ich gar mit einander vfs. Mich dunckt ich wer im paradifs / So fenfftlich fchlieff ich vnd fo lifs. Aller geftalt als ob ich wacht/ 50 Vnd folchen luft mit fleifs betracht. Solch frewden fchlaff an mir wert / Bitz fich die fonn gein abent kert. Der thaw fiel wider in das grafs / Vnd im f chatten das thal ward nafs. 55 Fieng ich erft an zu ermundern / Vnd dabei mich recht verwundern. Ein kurtzweilig gedieht. 451 So lang bitz das ich i,r;ir »-ntwacht / Vnd wo ich was nain ebeo acht Ich meint ein halb ttand wen gefin / So was der gantze tag dahin. So kurtz was mir all weil vnd ftund / Das ichs nit beffer wfinfehen kund. Da ich nun wacht vnd iniinilcr wardt / Was ich noch vff der alten fardt. Lag im wald an der feinen ftat. Da mich der fchlaff vmhgehen hat. Beim brünnlin das aus felfen fprang / Mitten vnder dem vogelgfang. Noch fprang das brünnlin lauter her / Vnd fungent vöglin lieplich fer. ~ So feltzam vil vnd mancherley / Ein jeder fort nach art fein gfchrey. Der laut / der klein / der ander grofs / Als luftig über alle mofs. Das ich von wegen difer fart / T Zu der vögel dienft greitzet ward. Bedacht wie ich zu wegen brecht / Das ich die vöglin lobet recht. Gelobt vnd verfprach jnen bald Das ich fie alle in dem wald. s Oder wo fie fünft wonung hand / Im waffer / oder vff dem land. Inn ein buch fchreiben zu fammen / Wie jeder heißt mit feim nammen. Wolt mit fleiß trachten wie ich möcht / s Das ich fie all züfammen brecht. Die alten vnd auch die jungen / Was fie je vnd jmmer fungen. Jeden nach art vnd feim ftammen / Von beid wilden vnd den zammen. 90 Doch mit dem geding vnd maffen / Das ich kein hieuß will laffen. Von mütwill oder argem litt / Von betrug oder wie dem ift. Solchs hab ich mich theur vermeffen / *> Es werd dann einer vergeffen. Oder das nach gemeiner fag / Ich fein namen nit erfarn mag. Das fol jm an glimpff vnd ehren / Kein fchad noch nachteil geberen. 10° 29* 452 Ein kurtzweilig gedieht. Wiewol er nit ift zeichnet yn / So fol er in der gfelfchafft fyn. Vnd fol darumb vnuerachtet bliben / Gleich als wer er yngefchriben. Auch fo man eim fein titel gibt / 105 Jn dem das er von art gern dribt. Denck er das man ims nit zu leidt / Sonder von natur von jm feidt. Es fey der vogel wer er wöll / Got geb wie feltzam er fich ftell. HO Man fagt fürwar was jeder thüt / Das nement all zumal für gut Ein jeder müfs fein käplin han / Hie würt mans keinem faren lan. Hie endet fich die vorred difes büchlins. 115 So loben wir den adler fchon / Adler Der tregt vff aller vogel krön. Den man auch billich loben fol / Regiert er anderft recht vn wol. Erft fich felbs | nach andre vogel / 120 Gibt gut beifpil recht vn regel. Schirmbt wol die andren vöglin all / Bhut fie vor zwitracht vnd vnfall. Thüt ers nit / vnd thüt darwider / Braucht fein fterck in fein arm glider. 125 So faft man jn fünft loben fol / Ift er als dann zu fchelten wol. Sein kinder follent ehelich fein / Die probiert er im formen fchein. Welchs nit on plintzlin darin ficht / 130 Die halt er für fein kinder nicht. Den adler malt man fchon vnd artlich / Wie wol er kufh halb fo adelich. Starck / fchwartz / grob / Mollecht vnd vntrew / Falfch / fchamper / dückifch / darzü fchew. 135 Als hoch über fich fteht fein finn / Herfcht gern über andre vöglin. Er bey jm felbft auch dabey halt / An jm ftand aller vogel gwalt. Ein kurtiweilig gedieht 463 Wie der auch billich bey jm ftadt / Wann er der fach recht naher gadt. 1*) Halt über fein Hügel zu fchutz / Betracht gemeiner vogel nutz. Ein wunder ftuck gefchriben ftadt / Vom adler das er auch begadt. So lang er lebt / ins alter kumpt / M5 Im fein gefider gar erlumpt. Sein äugen trüb vnd nym fo clar / Als von vile der langen jar. Das er fchwach würt vnd verdroffen / Nim fo gfchwind vnd hoch genoffen. 150 So waißt er ein brunnen an eim end / Da fleugt er hin fo fer behend. Als bald er zu dem brunnen kumpt / Dreymal er fich ins waffer dunckt. Wäfcht fich gar fuber vnd gantz rein / 155 Augen / flügel / leib vnd die bein. Waii er fich all'o wäfcht vnd badt / Das alter jm gantz nicht mer fchadt. Ift wider jung vff i'tatt vnd ftundt / Auch gantz müttig frifch vnd gefundt. 16° Vergißt des alters das er trug / Halt fich wider ftarck / frolich klug. Der brun hat folch krafft vnd tugendt / Das alter wandelt er inn jugent. Ifts wie man fchreibt vnd lißt dauon / 165 Dem bruiien folt man weit nach gan / Jetz wöllent wir vom adler lan. Greiff. Ab greift0 vnd trapp fo graufamlich / Ander vöglin entfetzen fich / Schaw an den greiffen wie du wilt / 1T Ift er dem lewen gleich gebilt. Mit bruft vnd auch proportion / On das der lew ift feddern on. Mit flüglen vnd mit angeficht / Greiff fich fer wol dem adler glicht. 17> Den roffen ift er feindt vnd gram / Darumb gebürt jm difer nam. Gar ferr beim berg Hyperbore / Findt man greiffen / fünft nit vit mhe. Das vogel findt / wie man fie nendt / **> Sunft greiffen find an allem end. Trapp. Der Trapp fer wol beim greiffen bleibt / 454 Ein kurtzweilig gedieht. 185 190 195 200 205 210 215 220 225 Er ift grob / ftarck / vnd wol beleibt. Im gfchlecht fich felbs hoch thüt kennen / Vnd für ein küng laßt fich nennen. Er ift hoffertig / ftoltz gemüt / Beftodt mit fterck als das er thüt. Jetznnd fo rüff ich auch herbey / Dem Straus (got gebe wo er fey) Straufs. Ein grofs wunder ift es am ftraufs / Er brüt nit / ficht fein jungen aufs / Er würfft mit fuffen hinder fich / Zimlich grofs ftein gewaltiglich / Wan er in der flucht vnd lauffen ift / So rett er fich mit difem lift / Darzü gar on alles krawen / Mag er ftahl vnd eyfen da wen. Grofs luftig eyer er auch leidt / Dauon man fagt gar weit vnd breit. Schon federn gibt er die man treit / Difs fey vom edlen ftraus gefeit. Der Pellican fo tugentrich / Pellican. Von Chrifto er exempelt fich / Das er fein eigen hertz vffzert / Vff das er feine jungen nert/ Wie unfer heilandt Chriftus thüt / Der vns er lößt mit feinem blut. Sindt dem pellican fein jungen todt / Traurt er drei tag vnd hat grofs not. Demnach fich felbs gantz hart verwundt / Macht fie frifch lebend vnd gefundt. Nun laß ich von dem pellican / Ein andren edlen vogel will ich han. Phenix lebt eintzig vff erden / Phenix. Trew will yetzt mehr feltzam werden. Fünff hundert jar vnd manchen tag / Der phenix rüglich leben mag. In gftalt ift er eins adlers grofs / So gut man findt nit fein genofs. Lang zeit in difer weit er lebt / Bitz er zu letft fein end erftrebt. Wan der fein leben enden will / Vff ein berg tregt er holtzes vil / Im land Arabia fo weit / Den höchften den er findt zur zeit. Wan er folch holtz zu famen bringt / Ein kurtzweilig gedieht. 455 Vnd es die fori mit hitz durchdringt. So fleugt er vd den hauffen gfchwindt / Vnd wallt bitz Geh das holtz anzündt. Mit feinen fluglen als on end / Bitz er [ich felbs zu afch verbrendt Aufs folcher äfchen er lieh jungt / Ein junger phenix aufl'er fpringt. Bey dem phenix man lernen fol / Trew vnd glauben recht halten wol. Wiewol es yetz dazu kommen / Das trew ein folchen fchwanck gnomme Das man fchier ehe ein phenix findt / Dan menfeh an dem kein trew zerrindt. Kranch. Der Kranch der kan ein wächter fein / Den dieb laßt er bey nacht nit eyn. Pfoh. Der Pfoh aus hoffart fpieglet fich / Vnd ftreckt fein fchwantz hoch überfich. Vermeint das er der fchöneft fey / Drumb er von färben mancherley. Wafi er gedecht an feine fieß / Dis ftoltz / vnd fpieglen er wol ließ. Der fromme ftorck on zungen redt / Das ihn fein weiblin wol verftedt. Ein Mufer / Stockar / vnd der Geyr / Das felb feindt vogel vngeheur. Wan man ein vogel breifen fol / Ift der Habich zu loben wol. Zu dem er gut zu beitzen ift / Wer hab ich hett / im haus nit brift / Jch nem den hab ich hin vnd hin / Vnd ließ den hett ich jmer fin. Der Weyh / der Stoffer vnd Bufandt / Thün groffen fchaden in dem landt. Ewig feindtfehafft zu aller frift / Zwifchen ihn vnd den hünern ift. Vom Schwan mich etwas feltzam nimpt / Am gfang ift er nit wol beftimpt. Wan zeit kompt das er fterben fol / So fingt er erft fo treflich wol. Das yederman fich wundert drab / Wo her er folch gefang doch hab. Papagey. Nun merekend von dem Papagey / Der lernt gern der menfehen gefchrey. Atzlen. Atzlen Herren / Hetzen / Sitticus / 28 Storck. Mufer. Stockar. Geyer. Habich. Weyhe. Stoffer. Bufant. Schwan. 240 245 250 260 265 270 456 Ein kurtzweilig gedieht. 275 280 290 295 300 305 310 Sind vogel fchwetzerig überus. Der Birolff treibt ein feltzam gfchrey / Vorab im Brachmon vnd im Mey. Alles gefpöttes ift er voll / Der arm Gutzgauch kent ihn vast wol. Vnd das er ihn alfo wol kent / Der Birolff ihn fein vettern nent. Ich will die fach recht ermeffen / Der edlen Falcken nit vergeffen / Mit denen fol man hetzen / beitzen / Edel ift was dfalcken fchmeitzen. Der Falcken findt gar mancherley / Entspringen all doch aus dem Ey. Falcken / Baumfalck / Stofffalck / Geyrfalck / Blawfüfs / Sperber find auch der fchalck. Darumb wil ichs recht erzelen / Die zwen zu den falcken ftellen. Vnd will daran gar nit liegen / Ander vogel kont fie erfliegen. Mit difen voglen ift auch hie / Der fchnel vnd fchreiend Wannen wyh. Difer niftet in den hülen / Desgleichen thünt auch die Dülen. Nun bring ich an difen reyen / Etwan mancherley Kreyen. Kreyen / Nebelkrey / wie mans nent / Winter vnd thürnkreyen / wer fie kent. Es hond etlich ander nammen / Rappen / Kopp / Steinrappen / Rammen / Darzü Nachtrammen vnd Hugen / Auch edle Kautzen vnd Klugen. Wald vnd Steinkutzen desglich / Fliegend all gar füll vnd heimlich. Wiewol fie fer holdfelig feindt / Noch find ihn andre vogel feindt. Aber yetzt ift die rechte kunft / Den kautzen ftreich fo haft du gunft. Waii ich aber nit ftreichen mag / So würd ich vnwert allen tag. Jetzt komment mir vogel in finn / Denen ich fo treflich feindt binn. Nun nement euch wol der weylen / Es findt fürwar die Eulen. Sie fliegen nachts vnd nit bey tag / Siticus. Birolff. Gutzgauch. Faick. Blawfüfs. Sperber. wanenwey. Dülen. Kreyen. Kautz. Eulen. Ein kurtzweilig gedieht. Von rechten eulen ich hie tag. Wald eul / Nachteulen auch dann! Kirch vnd Orcuhn nach jrem fit. So findt man auch zu zeit vnd weyl / Fürwar manch bübfehe fchleyer eyt Wer mit voglen wil Hefa neren Hat er ein eul er naltfl in ehren. Wafi ich ein guten kautzen hett , Ich vöglet mit der eul in wett. Wer hat kein kautz dar zu kein eyl / Dem ift voglen gar kein kurtz weyl. Ich laß kautz vnd eulen bleiben Tauben. Von den Tauben will ich fchreiben. Die find einfalt / gerecht vnd frum / Das fpürt man an ihn vmb vnd vmb. Als man gemeinlich von ihn redt. Ein rechte taub kein gallen hett. Tauben / zamtaub / wild vnd kriechifch / Feldttaub / plochtaub / vnd citrinifch. Turteltaub / hultaub / ringeltaubn. Holtztaub / man bacht weinacht tauben. Weintaub / kopff hirntaub vff mein eydt / Die thün mir treflich vil zu leydt Besonder waii i'ie fo ftygen | Im taubhaus her umer fliegen. Feld recken / haus / vnd kirch recken / Ihr nam fie auch vff tauben ftrecken. Nun gang ich yhe fo lang harumb / Bitz ich vff dwaffer vogel kum. Waffer vo- Neil von erft Reyger vnd Fifitz / gel in ge- Mebb / fcharb / wafferthül vnd girlitz. mein. Spirer / mackbiliß / vnd rothbein / Fifterling / leffeler ich auch mein. Roth knillis / fchniring / regerlin Schmirlen / deffet / vnd ftein gellelin. Kernel / breitfchnabel vnd rackhals / Sind vaft gern beym waffer als. Reinkoppel / weil's vnd grawe nunn / Wein kernel fol man dar zu thün. Fifitzköppel / köpp riegerlin / Gehörent zu difen vöglin. Läffel / Mebb / vnd fünft vogel mer / Ein alter baumganß / ganserer. Waii dbecli mit den überladen / 457 3+ 458 Ein kurtzweilig gedieht. 370 375 380 400 So thünds den vifchen fer fchaden. Zu den hören dauchen / fchmyhen / Thünt auch ob den waffern fliegen. Glüten / pfaffen / fchnebler / nünnlin / Eytel waffer vogel das fyn. Vnd waii wirs nun recht erkenten / Waffer vogel find auch enten / Wiewol der enten mancherley / Das hört man an jrem gefchrey. Sie feyend heimfeh / wild oder zam / So ift Enten ihr aller nam. Wild wafferendt / vnd zam endten / Mift endt / haus endt / vnd plaw endten. An duch endten nimpt mich wunder / Schlieffend fchnell im waffer vnder. Vnd komment drucken wider herfür / Ift das nit ein grofs obentheur. Bachendt / ftudent / nimpt mich wunder / Am ftudenten doch befunder. Wan ein ftudent nit recht gebürt / Wie bald er zu einer ganß würt / So hat fich manch gut gfell verfürt. Nun fetz ich in kurtz gefeffel / Eyglin / rofsdrecklin vnd dreffel / Seh fchwalm / ringelfpat / bomerlin / Rothplettel / fchollenftofferlin. Lafs nun dwaffer vogel bleiben / Will fingend vogel befchreiben. Vornen dran vnd über fie all / Stell ich die Edle Nachtigall. Wan die zu rechter frulings zeit / Mit gefang all vogel beftreit. Darumb ich ihr den preifs zügib / Macht das fie hat fo kleinen lyb. Darzü zart von kleinen gliden / Mich wundert wie fies mag glide. Das es fo kleines vöglin ift / Im nacht vn tag kein gfang gebrift. 0 Troftel edeler vogel mein / Nit denck ich woll vergeffen dein. Drumb das die nachtgal vornen ftodt / An lobe die nit abegodt. Du fingft fo lieblich vnd fo wol / Das man dich billich loben fol. Nachtigall. Troftel. Ein kurtzweilig gedieht. £69 Gibft auch follich ergetzlicheit / Das man vff Fürften difch dich droit Amfel. Die Amfel acht ich minder nit / Die fingt fer wol v.'u jret zeit Wachtel. Die Wachtel fchlecht wol im Meyen / Girlin. Drumb geh6rta auch an dvn reyen. Zifslin. Girlin / Zißlin / vnd Reitherzü / Die fingend ftets / vnd handt kein rft. Das alle menglich wunder nimpt / Wie klein vögelin fo wol beftimpt. Das die fo wol fingen mögen / Vnd eims hertz im leib erwegen. Spreh. Der Spreh den man ein staren nent / Der felb all ander vogel kent. Vnd finget kein vogel fo wol / Das ihm der ftar nit fpotten fol. Nun kompt yetzund mit groffem gebrecht / Seltzamer vogel ein gefchlecht. Es ift nit anderft / ift mir recht / Specht. Dan etwan vil mancher fpecht / Grunfpecht / fchwartzfpecht / fchiltfpecht / hül- [fpecht. Rotfpecht / vn die gefprencklet fein / Ihr näfcht machents in dhüle hinein. Vnd findt doch fo vnbefunnen / Das fie offt vmb ihr jungen kommen. Drumb das ihr zung nit fchweigen kan / So muffent fie den fchaden han. Meyvögel. Nun kumpt der Mey vogel daher / Rufft leußklücker vnd birfener / Gerfchwalben / wegfleck / vnd zyters / Gickerlin graw / flügt weiters. Erdfleckel vnd gickerlin grün / Weidengickerlin wil dabei fyn. Roller vnd weckolder ziemer / Rorgitz oder ein mifteler. Das fprintzel fleugt daher allein / Ehe er lieh mächt eim vogel gmein. Nun kommen etliche vögel / Die haut kein orden noch regel. Dorndrew Als dorndrewer vnd nusbickel / er / vnd an- Neunmörder / vnd fonnenplickel. dere derglei Werckkengel / fprintzlin vnd windthals / eben vogel. Baumkleber / gehört auch hieher als. 405 410 415 420 430 43ö 440 445 460 Ein kurtzweilig gedieht. Nacht rapp gaulhamer vnd matkern / Deren kan ich nit wol entbern. Der Meysen findt fürwar fer vil / Allerley Drumb heb ich an am pfannenftil / Meysen. 450 Darnach wil ich fürbas reyfen / Zu allen anderen meyfen. Als brantmeyfen / vnd blawmeyfen / Auch hülmeyfen vnd kolmeyfen. Darzü etliche bachfteltzen / 455 Murmeyfen findt auch nit feltzam. Koppelmeyfen muffen auch herzu / Ander meyfen hond auch kein rhu. Nun laß ich von den meyfen ab / Dweil ich andere vögel hab / 460 Ich wil nur ein wenig drincken / Darnach gleich an die fincken / Noch denckt mir als an die fincken. Es findt der Fincken mancher ley / Finck / finck / finck ift doch ihr gefchrey. 465 Der Diftelfinck auch billich ftünd / Diftelfinck. Da man die fingent vogel fünd / Ich denck nit das ihn verfchmoh Das er bey feinem gefchlecht ftoh. Flachsfinck / Danfinck / Kirsfinck / Stellfinck / Von fincke 470 Zunfinck / Waldtfmck / Büchfinck / Brüchfinck. in gemein. Hie fürbas wollen wir fagen / Von den Genfen mit jren kragen. Ein gut tugent hond die genfs an ihn / Das fie nit auch gern drincken win. 475 So offt fie fich muffen laben / Wer wolt genß zur ziehen haben. Genfs neii ich mit jrem namen / Die heimfehen / wilden vnd zamen. Wild genfs / Hagel genls / vnd Schnegenfs / Von Gen- 480 Waffergenfs / Rheingenfs / vnd Seegenfs. fen in ge- Riet / Weyd genfs / Ror genfs / genfs im Riefs / mein. Difs habent alle breyte fiefs. Auch Stupffel genfs / das kein aus bleibt / Genfs die man ins haber feldt treibt. 485 Was gagag / gagag / gagag fchrey / Ich glaub das eyner ganfs gleich fey. Zam junge genfs die wol gemeft Die achte ich fürwar die beft. Gebraten vnd ein Sanfoney / Lerchen. V6 fchwal- men. Von fpatze. Ein kurtzweilig gedieht. Daffelb ift ein recht Gänfs gofehrey. Sonder wann Geh dient befleiffen / Hin hellend die heut ahreiffen. Man ropfft der ganfs die federn aus / Vnd macht gute weiche betli daraus. Wer kan doch genügsam Tagen / Was ein ganfs für nutz kan tragen. Solt ich es yetzt als fchreiben an / Ich müft wol vier mafs dinten han. Ich wils kurtz züsamen fchlagen / Nur das beft von genfen fagen. An eim ort find die gänfs fo füfs / Die genfs man ifst vnd trinckt die füfs. So man genfs fchmaltz an fuppen thüt / So macht es die für bündig gut. Des gleich vff müfs vnd ander fpeifs / Das ich die genfs gar billich preifs. Hie will ich von den genfen weichen / Vnd andere vogel außftreichen. Man fprech fünft von der genß wege / Thet ich folcher kurtzweil pflegen. Die edlen Lerchen farend her / Nach denen fteht mir mein beger. Die felben fingen luftig wol / Zierend darzü den bratfpyfs wol. Feldt lerch / lerch im wald / im tobel / Herbft lerch / vnd lerch mit dem kobel. Sunft etlich lerchen kenn ich wol / Hieher mans billich zalen i'ol. Nun fert der fummer bald daher / Die fchwalmen bringen newe mer. Haußfchwalmen / Rauch vnd Rhein fchwalme / Niftend beym dach vndert walmen. Fliegendt järlichs weith über mer / Am früling kommends wider her. Vnd niftend an ihr alte ftett / Offt dem Gauch fer noh zum bett. Die fpatzen thünt ihn vil zu leidt / Zeit ifts das man von fpatzen feidt. Dar zu der fpatz verdrüßlich fingt / Sunft er auch gar kein nutz nit bringt. Thüt fchaden wo er mag vnd kan / Darumb ift ihm feindt yederman. Haußfpatz vnd Rhorfpatz wer fie kent / 4V31 490 4«5 500 505 510 515 520 525 530 Ein kurtzweilig gedieht. 535 540 545 550 555 560 565 570 575 Vnd das leidig Spetzel genent. Jetzt find fleißig vnd hören mer / Der vogel Der vogel Konig fert daher. könig / den Wol er der meuß konig genant / man meufs Ift er köng in der vogel landt. konig nent / Das man jm fchmälich namen gibt / famp feinen Nichts minder er fich konig fchribt. dienern. Die jm fchmälich zunfehlüpffer fagen / Er würdts jhn nit lang vertragen. Noch vil auß gröfferem veracht / Hat man jhm ein namen gemacht. Das er der regen vogel fey / Als von lauterm gefpöt vnd gfpey. Nun mereken vnd verftehn mich eben / Dem köng wil ich diener geben. Zürn aller heften als ich wähn / Mich dunckt es feyen etlich hän. Auch dienen jme etlich hennen / Ich wils nach einander nennen. Haushan / zeithan / Vrhan / Kothan wifs / Von Hane Daffelb fo fchantlich vogel ift. vnnd Hen- Den man fünft nennet ein Widhopff / nen in ge- Der ift ein fchelm vnd gar ein tropff. mein. Sein eygen näft muß bfchiffen fein / Er trüg den kot eh felber drein. Darumb wöln wir ihn faren lan / Melden kirchhan vnd Haselhan. Darzü den Edlen Fafethan / Da findt fer gute mümpflin an. Auch etlich hän die nenn ich nit / Sind kupffern / man laßt wein damit. Wafi es lebend vogel weren / Wir wolten ihr hie nit entbern. Auch komment von den hanen her / Manch gut feyßt Capaunen fchwer. Nun wollen wir an die hennen / Die die weiber wol erkennen. Ein leghenn / junghenn / vnd brvthenn / Die felben ich zun hünern nenn / Wafferhünlin / muß auch harbey / Wafferhün Ich mein das es ein henlin fei. lin Vrhän / Fafethan / Hafelhän / Vrhan. Kothän / ift fchand das ichs auch nen. Fafethan. Vnder krebfen man hennen findt / Hafelhän. Ein kurtzweilig gedieht. 46H Kramats vogel. Befchreib- ung allerlei vogel in ge- mein. Fled'meufs. Von allerlei hünern in gemein. Daffelb darumb nit vogel findt Lenger wil icha nym vertragen / Will erft von rechten vöglen fagen. Darumb mein erfter anfang was / Da ich zu rchreiben mich vermafs. Kramats vogel ftell ich fornher / Dan er kompt fer weith über mer. So ifst er auch drey jarig fpeiß / Ich halt ihn für Edel vnd weiß. Demnach fetz ich mit reichem fchall / Ind Ordnung die andern vögel all. Andtvogel / Eyßvogel / Brachvogel / Kirßvogel / Halbvogel / Gelvogel. Rotvogel / Kutvogel / Meyvogel / Spotvogel / Stellvogel / Speyvogel. Ich will hierinn nit vaft liegen / Difs vogel könt nit all fliegen. Am Spotvogel nur befunder / Nimpt mich etwas feltzams wunder. Vnder den man gewonlich findt / Die feer treflich zu fpeyen findt. Lockvogel findt fchamper befcheid / Wer witzig ift fie allweg meid. Regenvogel vnd Zeitvogel / Waffervogel / vnd Kreutzvogel / Wettervogel / find feltzam geft / Wans wittern will thün fie das beft. Vom kammer vogel fchreib ich nicht / Bitz er mir auch am fchlaff abbricht. Ich fag von voglen feltzam ding / Bitz ich ihr vil züsamen bring. Noch binn ich nit alfo gefchwind / Ob Fledermeuß auch vogel find. Ein theil wils nit für vogel eygen / Darumb das fie ihr jungen feygen. So müffents mir auch vogel fyn / Dweil fie wie vogel fliegen hyn. Weiter vnd was wollen wir nun / Jetzt fagen von allerley hün / Schneehün / Repphün / vnd Hafelhün. Feldthüner / find edel vnd gut / Wann mans erfchwellet vff der glüt. Mit neglin zymmet wol gebraten / Vnd jm juft am fpifs gebraten. ',;»:, 600 603 610 615 62-3 464 Ein kurtzweilig gedieht. 625 630 635 640 645 650 655 660 665 Wan wir nit feldthüner fahen / Wafferhüner nit verfchmahen. Darzü die zamen hüner nit / Die kommen recht zu aller zyt. Die felben man gewißlich findt / Wan feldthüner nit vorhande findt. Aber will ich für bafs welen / Ser feltzam vogel erzelen. Gricker / Rotprüftlin / vnd Rhorpfuß Rotfchwentzlin die find gut im huß. Rotfchwentzlin ligt mir noch im finn / Ich meyn die befte Rotfchwentzlin / Das könnent edle vöglin fyn. Wiewol es ift zu wider mir / So müffent die mucke auch herfür / Drumb thü fich meniglich ducken / Jetzt komment die rechten mucken / Die graßmuck ftell ich fornen dran / Weil fie den gutzgauch ziehen kan. Das ift ihr fchand zu aller frift / Das fie des gauchs ftieffmüter ift. Hundsmucken hond jren befcheidt / Hirnmucken thün mir vil zu leidt. Wein mucken lond fich nit dautzen / Winter mucken feltzam kautzen. Spital mucken / vnd Rofsmucken / Wer denen die haut kan zucken. Der felb daran nit vnrecht thüt / Sie faugen jm fünft fleifch vn blüt. Die fliegen find vor mir nit frey / Das gantz gefchlecht muß auch herbey. Zwyfalter / fchnocken / drefchlin kleyn / Hergots vogel vnd heimelyn. Johans würm / die bey nacht glitzen / Vöglin die ins liecht gern fitzen. Bey nacht vnd fich felbs verbrennen / Ich weiß fie anderft nit zu nennen. Weffzen / bremen / hurnuß / bromfen / Angel / fticher / etlich homfen. Die Jmen vnd nutzlich Bienen. Dem fie recht wol wollen dienen. Den machend fie reich vnd klug / Bringend honig vnd wachs genüg. Der find zweyerley wild vnd zam / Erzelung allerlei feltz amer vo- gel. Von aller- ley mucken. Bienen o- der Jmen. Ein kurtzweilig gedieht. U>ö AlUrley ke- fer. Schlüter. Befchluß di- fes Büeh- lins. Den beyden zimpt ein guter nam. Zii letff an «las vnnütz zifer / An die bofen fchnödeD I- Kefer feltzam vnd allerhandt / Findt man hie vnd in allem landt. Mey kefer / goldt kefer / rofs kefer / Auch fünft noch mehr andre kefer. / Kefer die im rofsdreck fitzen / Kefer die im iinftern glitzen. Etlich kefer wachfen auß fchaum / Das ich die felben nit verfaum. Auch kefer die bey nacht brommen / Bald würt der vogel küriß kommen. Ift der Schröter im küriß wath / Der eins mals den adler kriegt hat. Dem kroch er alfo vil vnd lang nach / Bitz er jhn im neft überzoch. Bleiben laß iclis bey difer fchar / Bitz ich die andern auch erfar. Thü hiemit gar fründtlich bitten / Ein yeden nach feinem fitten. Gebür / Stand Wirde vnd wefen / Dem difs büchlin kompt zu lefen. Man wöll mir nit für übel han / Den fchertz den ich hie hab gethan. Ich fafs im bad vertrib damit / Fürwar vil langer ftund vnd zyt. Drumb nam ich mich der v6gel an / Die weit nit will gefchertzet han. Wann man ihr fchon im beften denckt / Sie / nachred vnd verweifs eim fchenckt. Allhie will ichs nun bleiben lohn / Der weit ift yetzt gut muffig gohn / Wer anders frid vnd rhu will hon. 670 87! 680 685 690 End difes büchlins. Suolahti, Vogelnamen. 30 Das Regiment der anderhalb hundert vögel (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 105. 278—284. Tübingen 1870). Nun höret wunder-frembde mär Die ich erfur on all gefär Inn diefem jar zu summer-zeit In eyner wildnuß lang und preyt, 5 Als ich darinnen erdper prach! Ein fchar der vögel ob mir ftach Allerley art in hellem lufft. Auß den allen mir eyner rufft. Das was l ein gantz kolschwartzer rab. 10 Der ließ sich gantz zu mir herab, Grüst mich, saß zu mir auff die erden. Ich dacht : Ach Gott, was will das werden ? Und erschrack in dem hertzen mein. Gedacht, es möcht ein trügnuß sein. 15 Der rab sah bald, was mir gebrach. Freundlicher weiß er zu mir sprach: Ach guter man, nit fürchte 2 dir, Das du hörst menschlich stimb von mir! Wann heut hab wir das götlich fest 20 Jupiters, der uns reden lest Inn hundert jaren nur ein fart. Daran sich aller vögel art Versamlet hie in diesem wald, Klein unde groß, jung unde alt. 25 Alda wir eynen könig welen Und alle amptleut im bestellen. Nach aller art menschlicher weiß Leb wir in kürtzweil, tranck und speiß, Von yetz3 an biß auff mitternacht. 30 Denn hat ein end all unser pracht. 1 G war. — 2 C förchte. — 3 C jetzt. Das Regiment der anderhalb hundert vögel. 467 Derhalben so bitt ich dich Behl Von wegen aller vögel ehr, Das du dich mit mir machest dar Und nemest aller Handlung war, Auff das durch dich geöffnet werd 35 Allen menschen auff gantzer erd Unser freyheit und dingnitet l. Ob der red ich groß wunder het Und mich verwilligt nach zu gehn. All mein gerätlich ließ ich slehn 40 Und folget nach, der rab flog vor, Im wald ein wunder-wild gespor. Durch distel, dorn volgt ich nach, Durch die wildnuß, biß ich ersach Ein blumenreiches schönes thal 4i Mit wald umbringet uberal, Darinn fischreiche pechlin flössen Und viel klarer quel-prünlein gössen. Mitten im thal da stund ein zeit, Dergleich ich nye sach inn der weit. 50 Darumb da saß der vögel schar. Der rab mich aber stellet dar Inn ein heck bey des zeltes ort, Das ich vernemb weiß unde wort. Was von dem gflügel do geschach, 55 Als ich erzelen will hernach. Erstlich sie tratten in ein ring. Die schar zu welen anefing. So vil ir war in diesem thal, Welten mit einhelliger wal **0 Zu ihrem könig den adlar. Darnach weit im der vogel schar Zu sein räthen zwölff papagey Von art und färben allerley. Zu hofmaister wehlt man den strauß. &> Haußvogt der pfaw war in dem hauß. Zu marschalck war der greif! erweit. Phenix zu cantzler ward bestelt. Sein kemerling war pellican. Secretarius der awerhan. 70 Rentmeister der eyßfogel war Und zeugmayster ward der felstar 2. 1 C dignitet. — 2 C Veldstar 30< 468 Das Regiment der anderhalb hundert vögel. Der schwan war kuchemeister * erber. Sein jegermeister wurd der sperber. 75 Storch ward stalmaister allenthalb. Sein poßmeister2 war die reinschwalb. Als amptleut waren bstelt, Der etlich werden noch erzelt, Do3 bließ zu tische das pülroß, 80 Das es in wildem wald erdoß. Erst zog der könig ob-gemelt Mit seynem hofgsind in das zeit, Das het gezier4 ein weisser tauber Mit gülden tücher rein und sauber. 85 Das haselhun het tisch gedeckt, Der faßhan teuer auff-gelegt Und die saltzen das schön stainrötlein 5, Der krometfogel6 die hoffprötlein. Und der pirgrap die gülden schewerlein 90 Geschwancket rein, von dem 7 haustewerlein All ding zierlich geschmucket was. Als der könig zu tische sas, Da schicket8 der kop den pirckhan Zum rappen, er solt richten an. 95 Der trap war truchsaß9, trug zu tisch Gar köstlich tracht, wiltprät und visch. Schenck war sittich, trug trincken für. Der auff war thorwart, hüt der thür. Ein weisser pfab credentzer war. 100 Anfing und aß der vögel schar. Tischdiener waren der wonitz, Rotkropff, klayber und der geubitz. Der mucken wert in aller ding Der Wüstling und der flinderling. 105 Ein schönen sprach sprach der tyrolt. Der war des königs erenhold. Auch kam, dem könig zu hofieren, Sein cantorey im zu quintiern Lörch, troschel und die nachtigal, HO Das es in grünem wald erhal, Finck, stiglitz und auch der calander. Auch concordierten zu einander 1 C Kuchenmeister. — 2 C Postmeister. — 3 C Da. 4 G geziert. — 5 C Steinrötlin : hofbrötlin. — 6 G Krametuogel. 7 G den. — 8 C schickt. — 9 C Truchseß. Das Regiment der anderhalb hundert Vögel, 469 Das zeißlein ' und der hirngrill, Sungen höflicher lieder viel. Mit saytenspiel auch kam »-in schar. 115 Die waclitel lautenschlaher war. Die amschel sclnveglet auff der fleten. So bließ der star in die trumeten. Auff der harpffen schlug das prauneüen. Zitrinlein rtirt die zimelschellen. 120 Das positieff der henfling schlug. Die heydel-lerch die leyren zug. Auch kürtzweilten zwen gauckler da, Die tahe und die nebelkra. Die machten kurt zweit auff dem dopff. 125 Der windhals und auch der widhopff Die waren des königs hof-narren, Theten einander offt an-plarren. Ein yeder maint, er wer der weiser. Der nachtrab und der kerenbeisser 130 Die rissen auff zwey weyte maul Und lachten wie ein acker-gaul. Des kundt2 die agerlaster kittern. Spotweiß thet ir der heher flitern. Die hofweiß gfiel dem gümpel wol. 135 Die ganß die suff3 sich eben vol Fing mit der hennen an zu tadern. Die end thet mit dem antrich schnadern. Als nun das mal volendet was, Bet das münchlein das gracias. 140 Pirgamschel thet auffhebens warten. Die weiß graßmuck legt auß die karten. Die kotmaiß spilt mit dem pachsteltz, Gewan im ab ein sack vol gelts. Im pret so lurscht4 die heubelmaiß 145 Und machet dem pirgspatzen heiß. Do6 zoch im Schacht der dorendreer Unnd überlistet den nußheer. Aller kurtzweil sah ich kein zadel. Auff-stund der könig und sein adel. 150 Ein8 ritter-spiel zu-sehen wolten. Vier ritter vor im kempffen solten. Der falck, plofuss7, reyger und sacker Hielten sich in dem kampff frey wacker. 1 C zeißlin. — 2 C gund. — 3 C soff. — 4 C lurtscht. 5 C Da. — 6 B C Eim. — 7 C Plaufuß. 470 Das Regiment der anderhalb hundert vögel. 155 Darnach vor im und seinen knechten Theten ir sechs gar mannlich fechten. Das schmierlein facht mit dem paumfalcken. Der geyer kund * den aer walcken. Das habichlen 2 facht mit dem sprintzlein 3. 160 Ir yeder gwan ein krantz von pintzlein3. Darnach dem könig auch zu danck Kamen geritten in die schranck Der hasengeyer mit der glennen, Thet mit dem habicht scharff rennen. 165 Darnach theten sich acht versprechen, Zu reytten in ein gsellen-stechen. Das küniglein und der goldhan Waren die ersten auch der pan. Die moß-sperck und das zötscherlein, 170 Pynmaiß, thonmaiß kam auch drein. Auch kam der kotfinck uberlanck. Das bemlein gewan den danck. Erst war viel kürtzweyl auff dem platz, Wann ich sah frey wie die stainschmatzs 4 175 Dort mit dem emerling thet ringen. Die sperck thet mit der kolmaiß springen. Mit lauffen sah ich auch die ruchen Den dulfist krefftigklich versuchen. Der paumheckel 5 thet nach gemsen steigen, 180 Die klebermaiß thet im die zeygen. Darnach der schertz und der fischgeyer Die fischten eynen grossen weyer. Das wasserhun das zoch das garn. Das taucherlein thet nach fischn'6 farn. 185 Mit dem rüder so für das pleßlein. Das wasserstewerlein legts ins feßlein. Wolauff, wolauff, so sprach der gantz, Zu des königes abendtantz ! Die trummel schlug zum dantz der gegler. 190 Der mistler war des königs schwegler. Der kranich fürt den ersten rayen, Thet sich mit der wiltgans ermayen. Der prachvogl tantzt mit der graßmucken. Die holkro thet das rephun trucken. 195 Der wölgerhod halset die korspercken. Das selb thet der prandvogel mercken. 1 C gund. — 2 G Habichlein. — 3 C sprintzlin : pintzlin. 4 C Steinschmatz. — 5 C Paumheckl. — 6 C Vischen. Das Regiment der anderhalb hundert Vögel. 471 Die zaglmaiß tant/.t mil dorn rotschertz, Die heubel-lerch mil dem plickstertz. Der laubenfalck ein tewbia stieß; Die ataub in ein läppen hieß. 200 Darumb sie der meußgeyer stach. Die holtaub bald ir mummen räch, Wiewol sie wart zu tod geschlagen. Die türteltaub ' Ihet trawrig klagen. Das greynerlein thet auch sehr weynen 205 Der krautvogel thet sie vereynen. Mit dem gieng auch die sunn zu rast. Zum zeit so eylt der könig fast. Mit dem hofgsind das nachtmal het. Ein fledermauß in leuchten thet. 210 Darnach fingens den schlafftrunck an. Ein indianisch henn und han Setzten auff köstlich specerey. Meerschwalb bracht zitperwein herbey. Grünspecht die lagel an thet zepffen. 215 Dem hofgsind schenckten ein 2 Schnepfen. Das keutzlein verschütt ein weinglaß. Des trugen im all vögel haß Rötelgeyer mit dem schaffickel Thet sich mit hader sehr einwickeln '2, 220 Das doch der löffer underkam. Des stund die schlayreul3 mit schäm. Die stockewl thet sich auch sehr mewlen. Gantz tückisch sah auch die stainewlen. Nach dem thet sich auch die küscheissen 225 Mit dem vollen krumbschnabel beissen. Die pirgkra sprach zu dem feldhun : Was woll wir bei dem hader thun? Quetsch sprach: Hie mag ich auch nit bleiben. Die haußschwalb thet den hof abschreiben. 230 Das hofgesind zeit der gutzgauch. Des wart anderthalb hundert auch, Die er all mit dem namen nendt. On ander viel, der ich nit4 kendt. Ich wils des königs kemmerling '^35 Sagen, sprach der weiß emerling. Die slainlerch het sich hart verwacht 5. Inn dem war es gleich mitternacht. 1 G Turteltaub. — 2 C ein wickel. — 3 C Schleiereul. 4 C nicht. — 5 C verlacht. 472 Das Regiment der anderhalb hundert vögel. Auff, schrey der wachter (was ein han), 240 Auff! es ist zeyt; macht euch darvon! Auff-schwungen sich die vögel all Im augenblick auß diesem thal, Yeder haimwertz zu seynem nest, So wunder-schnell, das ich nit west. 245 Wo sie hinkamen all gemein. Inn wildem wald blieb ich allein, Biß frü anbrach der helle morgen. Graw möcht ich worden sein vor sorgen. Ich loff und suchet mein geret. 250 Da war es hin; ich kam zu spet. Also geschieht noch manchem man, Der abenthewer nach thut gan, Versaumbt ein weil das sein gewerb, Dem wirdt das endt bitter und herb 255 Und muß offt dulden groß gefer. So spricht Hans Sachs, Schumacher. Anno salutis 1531, am 13 tag Septembris. Register. Im Register sind alle besprochenen Namen mit Angabe der Seilen- zahl verzeichnet. Die Orthographie der Quellen ist im allgemeinen be- wahrt worden. Doch sind mehrere orthographische und lautliche Varianten eines Namens unter die hochdeulsche Form gebracht worden, wo dies durch leichte Normalisierung geschehen konnte. Nur die älteren Sprach- perioden sind mit einem besonderen Vermerk bezeichnet. Die zoologischen Rubriken sind durch fetten Druck hervorgehoben. Ein Stern vor dem Namen gibt an, daß die genaue Bedeutung nicht festgestellt werden konnte. Hoch- und Niederdeutsch. aar 347, 354. äbär 370. äckergratsch 201. (blau, wite) ackermann 91, 92. ackerspar 131. ackertrapp 263. ackzei 194. adebar mnd. nnd. 369, 370. adebor 370. ädebor 370. adelare mhd. 346. adelhetz 194. adler 345, 346, 347, 348. aelgüss 396. aeschent 441. aeschhünlin 300. aeschmeissle 157. afterfalke 153. aga ahd. 102, 192, 194, 195. agal(a)stra ahd. 191.192. 194, 195, 197. agalster 195, 196. agastra andd. 192, 197. agaz(z)a ahd. 102, 192, 193, 195. age mhd. 192. agelster 194. ägersch 200. ägerste 195. agerstenspecht 34. aggermuscha mhd. 127, 131. agistra amitlelfränk. andd. 197. aglaster 195, 196. aglister 195. ahasparo ahd. 130. aiber 370. äkervilchen 113. alacra ahd. 195, 196, 396, 401. alaster 196. albock 401. albuk 400, 401. äl(e)ke 181. 189, 210. alenbuck 400. algarte 196. al(l)eke mnd. 189. almdahe 190. almhuhn 25?. alpenbraunelle 87. alpendohle 190. alpenkrähe 190, 191. alpenlerche 87. alpenmauerläufer 164. alpenschneehuhn 254. alpenstrandläufer 289. alpkachel 190. alprapp(e) 190, 376. alster 195, 197. alsterkädl 196. alsterweigl 152. alter knecht 294. amalse 55. amaro ahd. 102, 103. amer andd. mhd. 101. amenliing ahd. 102. amero ahd. 101. amessl 55. amir(i)za ahd. 102. amir(i^zo ahd. 102, 193. amischl 55. ammering 102. ammeritz 102. ammuxsel mhd. 55. 474 Register. ampsla ahd. 55. amsala ahd. 54, 55. amsel mhd. nhd. 54, 55. amuksl 55. amusla ahd. 54, 55. anata ahd. 420. andrake mnd. 423. an(e)t mhd. mnd. 420. anetvogel mhd. 420. anitinchili ahd. 425. ankrättel mhd. 301. änner(i)k 424. ansbel 55. ansla ahd. 55. änt(e) 420. antdrake mnd. 423. äntpielken 421. antrach 424. antrech(e) mhd. nhd. 423, 424. äntrecht 424. antreich mhd. 423. antrek 424. antrich(t) 424. (türkischer) antvogel420, 421, 424, 426, 439. anut ahd. 419, 420. anutrehho ahd. 211, 423. aodeba(o)r 370. armhd.nhd.346,347,354. ärbar 370. arengrijs 350. ärenpfiffer 96. ärent 210, 346. arin ahd. 345, 346. arn ahd. mhd. 345, 346, 347, 354. arn(e) mnd. nnd. 345. arnt mnd. 345, 347. arhwei 357. aro ahd. 10, 345, 346, 347. arpel 425. arsfoot 445. artje 120. artsch(e) 120. arwei 357. assgeier 365, 367. asterhahnl 77. ataub(e) 214. attüba ahd. 214. atzel 194, 197. atzelspecht 34. auber 370. auerhahn 248, 249. auerhenne 251. auerhuhn 248, 250. auf(fe) 309, 310. auffelein 310. auff(en)vogel 310. augstermann 273. austerndieb 273. austernfischer 273. auvogl 310. awphel 309. babiän mhd. 3. bachamsel 86. bächmierel 86. bachstelze mhd. nhd. 87, 88, 89, 90. gelbe bachstelze 92. weisse bachstelze 87. bachstelzer 88. bachsterz 90, 91. backöf(el)chen 74, 85. backofenkröffer 74, 85. backofenschlüpfer 85. backöwenkrüperken 86. baisterz 90. balkenleiper 164. bämkrecher 164. bämkrüffler 164. bämreffler 164. bartadler 366. bartgeier 364, 366, bastard 221. basterdhuen 242. batscher 242. bauertaube 219. baurerschwalbe 24. I bauhau 313. baumente 396, 418. baumfal(c)k(e) 344. baumgans 396, 417, 418. schottische baumgans 418. baumgrille 133. baumhackel 30. baumhätzler 201. baumheckel 30, 164. baumhecker 30. baumjürgel 30. baumkatze 32. baumkipperlein 164. baumklan 162. baumkleber 161. baumkletterl(e)in 163. baümklettle 163. baumkrebsler 164. baumläufer 163, 164. baumlerch 100. baummisch 46. baumnaehtigällin 46. baumnirgel 32. baumpicker 30, 33, 96, 164. baumpieper 94. baumreiter 30, 164. baumritterchen 164. baumröteli 43. baumrutscher 30. baumsperling 131. bauvogel 91. bebich 266. bech(e)sterz(e) mhd. 90. beckasine 275, 276. beckas(se) 276. beenen 190. beerhold 171, 173. begistarz mhd. 90. j begister(z) mhd. 90. behemle 65, 145. ! behemmer 65, 113. behme 145. beiefrösser 144. Register. 176 beimchen 65. beinbrecher 351. beinstelcz 90. bei(n)sterz(e) 90. bekesleltje 90. belch(e) mhd. nlid. 26, *302, 308, 301. belchinen 303. belihha ahd. 26, 302. belihho ahd. 302. bellhenne 303. bemer(ziemar) 65, 145. bemlein 65, 145. benbrücliel mhd. 351. bennmeise 157. berefalke mhd. 336. berchuon mhd. 259. berckdale 190. beremeise mhd. 160. bergamsel 57, 58. bergdöl 190. bergente 437, 438. bergfalck 336. bergfasan 252. bergfink 112, 113. berggeier 348, 366. berggrötscherle 87. berghäher 206. berghahn 252. berghuhn 252. berghu(w) 310. bergkräj(e) 31. 190. berglerche 49. bergschneppe 275. bergschwalbe 25. bergstorck 367. bergtrostel 66. bergvogel 252. bermeise mhd. 160. bewesterz 90. bewittig 266. bibedeek 222. biberflein) 236, 246. bibgöckel 246. bibi 236, 246. bickerhau 253. bidebeck 222. bienensclinapp 47. bienenwolf 33. biereule 17 J . bierliahn 171. bierhold 171, 172. bierhol(cr) 171, 172. bierolff 171. bieroller 171. biervilchen 74. bijacke 189. bikistarn 86. bile(r) 421. bilentchen 421. bille 415. bilweisse 323. bi(n)meise 156, 157. bippi 236. birekilgen 430, 431. birichhuonahd. 250. 251. birkhuhn 251, 252. *birsener 459 (V. 431). bisamentli 428. bittele 236. bitter(finke) 66. blabrack 16. blaekstiärt 50. blaifögeli mhd. 49. blaograok 17. blarrsnepp 286. blarrvagel 286. blasse 304, 306. blässei 304. blas(s)ent 426, 434. bläs(s)ente 304, 306. blas(s)hahn 304. blasshenn 304. blas(s)huhn 304. blässhuhn 302, 303, 304. blässlein 304. blässling 304, 305, 404. blätterhuhn 300. blauamseli 11. blaubrüstchen 42. blaudartsche 121. bläuele L66. blauente 426. blaut d blauhedflcheo 166. blaukehlchen 41, 42. blaukopf L52. blaukrähe 15, 16. blaukropf 42 blaumeise 155, 156. blaumerle 49. blauracker 16. blau rock 16. blauspecht 161. blauvogel 49. bläuwerli 42. blauziemer 64, 67. blävöt mnd. 338. blävuoz, mhd. 338. bla?z.e mhd. 304. blekarsch 25. blesdyker 306. bless(e) 304, 306. bles(t)nürx 304. bliedermänncheu 38. bliedervilchen 75. blindklän 163. blochtaube 213. bloritschn 156. blösehösser 87. bluemvogel 87. bluetschössli 122. blutfin(c)k 138. bluthänfling 119. blutschwalbe 25. blutzapff 138. bübich 266. bockerl(ein) 246, 279. bockstelz(e) 88. bofex 111. böhem(er lein 66, 113, 145. | (derspanske)bükfinkll3. | böleher 303. i bollärs 241. 476 Register. bolle(n)bick(er) 135, 139, 164. bollenbisser 139. böllhinen 303, 305. bömerlin 65, 405. bopperklän 162. borzhuen 242. (bösch)buppert 15. böschdauf 213. böschgrätsch 73. bösehhong 254. böschläfer 164. böschleierchen 100. böschlütert 100. boufek 111. boumfalco ahd. 344. boumheckel mhd. 29. boummeise mhd. 161. boupitt 111. böwittig 266. brachamsel 272. brachfrösser 205. brachhuhn 272. brachhühnchen 300. brachjäk 205. braehschnepf 283. brachvogel ahd.mhd.nhd. 59, 66, 272, 281, 295, 332. grosser brach- vogel 281. kleiner brachvogel 283. bräkwigge 355. bramhahn 251. brämmös 160. brandente 436. brande(r)le(in) 45, 154. brandgans 419. brandmeise 45, 154. brandreiterl 45. brandvogel 45, 405. brandzeiserl 45. brauneichen 86. braunelle(in) 86, 87. brannente 436. braungeyer 359. braunkehlchen 50. braushahn 284. brehevogel 427. breinvogel 95. breits(ch)nabel 432. brellochs 387. brobuxe 354, 355. bröchschösser 50. brodholi 400. brogvogel 427. brohvogel 427. brokeiz 355. brom(henne) 253. bromhuhn 253. brommeiss 139. brotvogel 427. brovogel 427. bruchdrossel 79. bruchhabicht 355. bruchschnepff(lin) 275, 277. bruder bierolff 171. bruder hiltroff 171. brünbrüstli 51. * bruochfinck 460(V.470). bruothenna ahd. 239. bruotkappo ahd. 240. bruster 221. brüster 221. bruströteli 41, 86. bruthenne 239. bubert 316. buchfink mhd. nhd. 110 buechtschippes 111. buhu(vogel) 313, 324. bülau 172. bul(i) 245. bulle 415. bülow 172. bummreigel 387. bümpelein 447. bundtekräe 182. buntspecht 34. buohspeht ahd. 30. burgamsel 58. bürgermeister 406. burrhahn 446. burrtaube 213. bürstner 51. bürzel 242. burzel(taube) 222. burz(henne) 242. busam 354. büsant mhd. 354. busar(n) 354. buschdrädel 68. buschelster 152. buscheule 325. buschstatzger 71. buse 354. bushen 354. bus(s)ant 354. bussard 353. bussert 354. bus(s)hart 354. butbut 15. butschlerche 99. buttärs 241. buttel(ein) 237. büvogel 313. byrolt 171. dach(e) 186. dächer 186. dachgrätzer 45. dachröteli 43, 45. dachscheisser 130. dachschwalbe 25. dachspatz 45. dacklünk 129. dackpeter 129. dagsläper 20. dahe 186. dählein 186. dale(ke) 187. dal(l)e mhd. nhd. 187, 190. dar ding 38. däsehünle 241. dauche 444. Register. {77 davidsvogel 39. debber 210. debberl 129. deffel 288. def(f)yl 288. deiselein 237. dekdauf 213. diberd 210. dickelchcn 236. dickfusa 267, 273. dickknie 273. dickkopp nägnmo'rer 152. dickmaul 136. dickschädel 152. dickschnabel 136. didelcin 237. diester 96. dikdik 236. dischel(fink) 116. disseloin 237. disse(r)le 116. distelfink 115, 116, 117. distcli 116. distelvogel 116. dislelzwang mhd. 116. distelzw(e)ig(lein) 116. distelzwinglein 116. dislilfinco ahd. 115, 117. distilwizo ahd. 115. dislilziu ahd. 115. distilzwi ahd. 102, 115, 116. dittgen 269. diwrik 211. diwwert 210. doarnrale 148. doemher 139. dohfugal ahd. 444. dohle 185, 186, 187. dol(e) 187. domenek 78. dommendek 78. dompfaff 139. domp(s)hor(e)n 386. doniclin ahd. 355. dopfugul ahd. 1 i ■"'. doppelschnepfe280 881 dörling 88. dornacreiel mhd. 1 16. dornägerste 162. dorndrahsel tnhd. 147. dorndrftil ahd. 146, 147. dorndraller 147. dorndrechsel mhd. 147. dorndreckeler 148. dorndreher 147. spani- scher dorndreher 152. dorndrewe mhd. 147. dorndrewer 147. dorndrosccl mhd. 147. dorndröscherl 147. dorngansl 148. dorngälzcr 70. dorngra8mücke 72. dorngreuel 148. dornhäher 152. dornhitsche 152. dornkönig 83. dornkraeel 148. dornkrelzer 148. dornorahil mhd. 148. dornreich(er) 148. dornreiher 148. dornt rail 147. dorntreiber 148. dorntreischerl 148. doumvilchen 78. dozfugal ahd. 444. drache 423. dragge 71. dräke 423. drässel 52. drassclente 430. draus(s)el(e) 52. dreckbatsche(r)l(e) 422. dreckfink 111. dreckjockel 111, 112. drecksteier 25. dreckvogel 14, 263. drehhals 35. el (28, 480. dilti i vogel ]ßi «reiserdril I lvog< I dröckstöchai 1 ! drök 428 drfl ca la l ahd. 51, 52, 66. droschel(e) mini. nhd. 68, 54, 67. dröschling 67. drosilla mhd. 54, 217. drösle mnd. 52. drossel 51, 54, 67. el(e) mhd drosselrohrsänger 78. drostel mhd ohd. 52, 53, 64, 67. drusel 54. drüssel 430. duberd 210. dubhern 211. dubhorn 211. dübhorn 211. ducari andd. 444. duckantel 444. duckente 306, 444. duckhengchen 444. ducl 187. düffer(t) 210. duffert 210. dulfist 273. dul(l) 187. dullack 187. dümenschlupferle 85. dümenzwitscherle 85. dümling 85. dümmler 222. duol 1*7. duphorn 211. durlinc mhd. 38. durstet 64. dütchen 269, 286. dutterarsch 241. duttle 287. düvar(n) mnd. 210, 211. 478 Register. düvarne mnd. 210. düve mnd. 207. düver mnd. 210. düverich mnd. 211. düverinc mnd. 211. hollännisch duw 448. düvvek 425. düwek 211. düwer 210. düwerik 211. eädmügelken 74. ebeer 370. ebeher 369, 370. eber(e) 370. echel 321. edeba(o)r 369, 370. edebere mnd. 369. edelfalke 333. edelvogel 263. egester mnd. 197. egg(en)schär 297, 299. eichelhäher 198. eiderente 438. eider(gans) 438. eidervägel 438. eim(m)erling 102. einderachd 424. eintöter 151. eisenbart 9. eisengarl(t) 9, 196. eisente 8. 437. 440. eistaucher 448. eisvogel 8, 10. ekster mnd. nnd. 197,202. eibiger 370. elbis 410. elbiz. ahd. 288, 406, 407, ' 409. elbs(ch) 409, 410. eligriu ahd. 349. elster 191, 196, 222. elsierendtlin 444. elsterspecht 34. wisse emberitz 102, 107. emmeritz(e)63, 102, 106, 193. em(m)erling 102, 106, 194. enderd 424. endrach(e) 424. indiani- scher endrach 439. enerk 424. engelchen 119. en(i)ta ahd. 420. ente 409, 419, 420, 422, 424. frembde, nider- lendische, türkische ente 438, 439, 441. entedrach 424. enteler 424. entenadler 349, 359. entenmann 424. entenrätscher 423. entenstössel 349, 359. entenstösser 349, 359. entenvogel 421. enter 210, 424. ent(e)rich 14, 130, 211, 423, 425. entewackele(in) 422. entläre 424. entrach 424. entvogel 424. erdbüll 387. erdfleckel 42. erdhennle 240. erdhuon mhd. 376. erdschwalbe 26. erekli 98. ering(r)eoz. ahd. 349, ' 350. erlenfinck 119. erlenzeisig 118, 119. erngries 350. erpel(l) 424. ertsche 120. ertseken mnd. nnd. 120 ertswale 26. eselschryer 391. etzelein mhd. 194. eule 307, 315, 324. *eyglin 458 (V. 382). | fädemle 133. falco ahd. 327, 328, 331. falke 327. falkel 364. falkenterze mhd. 332. fasan mhd.nhd. 226, 228. fasanente 432. fasanhahn 228. fasanhenne 228. fasant mhd. 228. fas(s)han 228. fa(s)shuhn 228. fastenschlyer 283. fastenvogel 283. faule magd 294. f aus er 377. federfuess 242. feeisch walm 26. feldbachstelze 96. felddieb 131. feldflüchter 219. (Eisleker) feldhong 259. feldhuhn 255, 257. feldhünkel 257. feldlerche 100. grosser feldmäher 282. feldpfau 267. feldrecke 219. feldsperling 130, 131. feldstar 167. feldtaube 219. felefer ahd. 300. felefor ahd. 300. felsentaube 217, 218. felsschwalm 26. felthuon ahd. 257. felttübe mhd. 219. fengschnepp 280. fenst erschwalbe 25. fesihuon ahd. 226, 227. feuchtars 396. Register. 179 fichtenkreuzschnabel 140. fifitz mhd. nhd. 2t;*;. fifilzküppcl 271. filzlaus 280. finco ahd. 109. 110. fink(e) 109. 111, 180. finkenmeise L55. finkferling 112. fischadler 3 17, 351,352. fischar(n) 351, 355, 359, 379, 402. fischer 359, 402, 403,405. fiseherl(e)in 404. (kleinste) fischermöve 404. fischgeyer 351. ßschknecht 355. fischreiher 379. fischtreiber 442. fisterlin(g) 289. fitichen 75. fiting 75. fitis 75. fitislaubvogel 74. flachsfin(c)k 120. fledermaus 280. fleimouk 20. fleiter 269. flick de büx 261. fliegenendtle 432. grauer, schwarzer flie- genfänger 142, 144. fliegenschnäperl 143. fliegenschnapperl 143. fliegenschnepper 143. fliegenspiesser 143. fliegenstecher 143, 144. fliegesneppe 143. flinderling 76. flo(h)r(n) 307. fluder 448. fluehklän 165. flugtaube 219. flussseeschwalbe 403. flussuferläufer 289. focke(r) 382. forenbicker 32. föschplomperl 352 (kleine) frembde 317. frembdling(falk) 337. fliese 145. froschgeyer 355. frühlingsvogel 7. fuchsente 431. fuchseule 316. fuhrmann 15. fülenz 313. fuppert 15. fürdüker 448. furkeli(gir) 357. fusszstelcz mhd. 90. füting 75. gabecht 204. gabelschwalbe 24. gabehvei 357. gäber 210, 414. gabich 204. gabier 357. gabsch 204. gacke 188, 415. gadeldusch 437. gadenröteli 87. gadenvogel 87. gäfart 446. gafärt 446. gagag 415. gager 415. gägg(er) 178, 189. gaggezer 114. gagker 201. gagri 415. gägsch 201. (swarte, grise) gaidling 56, 68. gaings 413. gaissmolch 18. gaizmelk mhd. 18. gakalsder 195. !gäk(e) 178, 181. 410. gäke 416. gakgäk 178. g&lamer 103. galander mhd. mnd. 101. galchrabe mini. 17'.' galgenrabe 179. galgenregel 17. galgenvogel 179. galmer 103. galskrcgel 17. galster 195, 222 galsterkatel 196. gämsgeyer 348, 366. gänast 412. ganaus(er) 412. 413. ganaz^o ahd. 410, 412, 413. gander 413. gann(er) 414, 442. ganr 413. gänrt 413. gans ahd. mhd. nhd. 409, 410, 411, 413. gansar mhd. 351. gansch(ich) 412. gänseaar 351, 361, 366. gänsehirt 15. ganserl30,210,413,424. gänserd 412. ganserer 413. ganserich 413. gänserich 14. 130. 211. 413, 424. gänsesäger 441. gänsewnlle 415. ganshabuh ahd. 331. gansläre(t) 414, 424. ganäter 412. gansznarl 413. gante mnd. nnd. 412. ganter 413. gäntsch 412. ganz 412. ganze mhd. 412. 480 Register. ganzer 412, 413. ganzo and. 412, 413. ganzvogel 63. garbenkrähe 16. gäred 210, 414. gartenammer 107. gartenkrengel 150. gartenlaubvogel 73. gartenrotschwanz 46. gas 414. gässel 414. gaterhenne mhd. 240. gaubitz 265 gauch mhd. nhd. 6. gauder(hahn) 244. gauh ahd. 4, 5. gaulammer 103. gauleimer 104. gaulhamer 103. gaupelchen 237. gebirgsbachstelze 93. gegler 114, 201. geibitz 264, 265. geidl 422. geier 348, 364, 365, 366. gei(e)rschwalbe 22, 402. geikerlen 94, 96. geirfalck 335. geissmelcher 18. geissvogel 281. geit 422. geit(e)link 56, 57, 68. gelamsel 173. gelbbauch 106. gelbfink 106, 136. gelbgüssel 105. gelbmeise 155. gelegors(e) 104, 105. gelegös(e) 105. gelemätte 106. gelgalsch 105. gelgaulammer 104. gelgerst 102, 105. gelgirsch 102, 105. gelgorst 104, 105. gelgosch 105. gelitz 106. gelkomesch 108. geliert 78. gelpfiter 106. gelpher 349. gelwamer 102. gelwetsch 201. gelwfüessler 286. gelwfüssel 286. gensch(ert) 412. gent 413. genz mhd. 413. gerenvogel 200. gereutlerche 96. gerfalck 335, 336. gerolff 171. gerschwalbe 22. gerstammer 101. gerstendieb 131. gerstenratzer 298. gerst(en)vogel 106, 107. gersthammer 107. gerstling 107. gertsche 201. gervalch mhd. 335. geschösslin 123. gespenst 294, 298. gespree 168. gessel 358, 414. gesselhabicht 358. gestättenschwalbe 26. getfugal amittelfränk. andd. 57, 62. geubitz 265. gewittervogel 281. gewitz 265. gewothän 14. gibi(t)z mhd. nhd. 264, 265, 266, 404. gibi? mhd. 264. 266. gickel(han) 232. gickerl(e)in 79, 94, 96. giegäk 415. gieleker 106. gielemännchen 106. gielhännsjen 106. gier(falck) 335, 336. giessvogel 281. giewick 267. gifitz 265, 266, 267, 272, 404. gifitz-köpel 271. gifix 265. gigerigi(g) 233. giggasgäggas 15. gilber 106. gilberisch(en) 106. gilbling 106. gilbrätsch 106. giloch 282. gilwerich 106. gilwertsch 106. gimpel 137. 139. ginckherlin 94. ginggang 415. ginsei 414. gintel 121. gintlin 121. gippel(chen) 237. gipser(li) 94, 96. gir ahd. mhd. 335, 364. gire mnd. 364. giriks 379. giriz 379, 401, 402, 404. girle 132, 133. girlin 132, 401. girli(t)z 132, 133, 141, 401. gir(o)valcke mhd. 335. girschwalwe 22. gischel 414. gitvogel 281. giwitt 265. giwi(t)z mhd. nhd. 264, 281. giwix 265. gixerGe) 66, 94, 96. glucke 239. gluckere 239. Register. 4*1 gluck(henne) 239. gluder 246. glulsch(henni) 239. glul(iri 287. gluxeri 239. gockel(han) 232. göcker 32, 232. gockler 232. gogai 232, goiser 282. goister 196. gök mnd. 5. goksch 233. golammer 103, 104, 138. golander mhd. 101. goldadler ^is. goldammer 101, 103, 138. welscher gold- ammer 107. goldamsel 173. goldfin(c)k 117, 138. goldgyr 365. goldhähnchen 77. goldhämmelchen 77. goldliammer 104. goldliämmerchen 77. goldhan 77. goldhandel 77. goldhendlin 77. goldmerel 173. goldmerle 173. goldrabe 177. goldschmal l 117. goldschmeazr 173. goldschnepfe 272. goldvilchen 117. golitschkc 106. golkrabe 177. gol(l) 138. gollammer 103. goller 138. gol(l)mer(t) 103. golmar 103. goltamer mhd. mnd. 103. golthamere mhd. 103. Suolahti, Vogelnanien. golthane 77. gollhune 77. gönzer i 12. gora !<){, 105. gös mnd. und. 410, 414. ;:;s. göspielken 421. gössel 414. gotlesvergiess 205. gottesverreider 205. gouch mhd. 5, 6, 7, 8. goulammll 104. graben! 427. gragg 181, 189. grapp 176. gräsel 123. grasemucca ahd. 69. grasemücke 70. grashenne mhd. 240. grasheische 70. grashilsche 70. grashucke 70. grasläufer 298. gräslein 123. grasmeher 297. gräsmek 70. grasmisch 70, 128. gräsmösch 70. grasmuck(e) 70, 142. grasmücke 69, 70, 74. grasmuggo ahd. 70. grasmüsch 70. grasmuscha 70. gräspillo 51. grasrägg 51. grasrätsch 298. grasschnarcher 296. grasschnepfe 280, 284. grässlein 123. gras(s)mügg 70. grasspatz 70. grasspecht 34. grasvink mhd. 70. grätsch 16, 71, 201, 205. gralschhahn 246. granamaschel l;2:). konsistorialvogel 246. krammitz • klosterfreuwle (.,•_,. kopera 9!>. krammser 63. klosterwenzel 71. köpffle 271. krammsvoge] 62. kluck(lienne) 239. kophan mhd. 288. krammutze klunki. • rftve 177. kupp »•) mhd. nhd. 177, (dubbelde) kiäm.svuogel klÜte 241. 178, 238. 63. kluthahn 241. küp(p)el 271, 317. kranabeier 63. klut(n)ärs(ch) 241, 448. koppelmeise 159. kran(e) mnd. nnd. 291, knackawer 371. kopple 271, 317. 292, 293. knacknowie 371. koppmeise 159. kran(e)ch mhd. nhd. 291, knackosbot 371. kop(p)riegerlin 27ö, 271, 293. knäkente 427, 428. 317. kranek mnd. nnd. 291. knäkerben 371. kormoran(t) 397. kranewit(e)vogel mhd.62. knappeule 325. kornwerfer 129. kranich mhd. nhd. 290. knechtvügelken 42. korngreggen 201. 291, 293. kneifer 442. kornhühnchen 298. krano ahd. 291. knepner 371. kornlerche 100. kranuhahd.40,214,290, knepper 371. kornmutter 263. 291.293,303.311,360. knipper 107. kor(n)spercken 131. kranuhari salfränk. 331, knüllis 288. kornvogel 101, 107. 353. knust 107. korrefräter 129. kranzamsel 57. kob 178. koschkelocker 47. kränzletube 217. kobelente 435. koscirila ahd. 208, 223. krapp 176, 177. kobelhuen 242. kosebart 446. kraspeeht 31. kobellerch 99. kotfink 111. kraun 292. kobelmeisfs) 159. kotha(h)n 14. kraushuhn 242. kobelregerlin 270. kothüenel 14. kraulvogel 51, 95. (grosser) kobelteucher kotlerche 99. krä w)a ahd. 179, 180. 446. kotmeise 157. kra \v)emhd.nhd.l77.17'.' kobilke 435. kodier 163. kreehel(ek) 343. koch von Külau 172. kottmünch 99. krei 160, 198. kohlamsel 45, 57. kotvogel 106. kreia ahd. 293. kohlente 435. kra mhd. mnd. 179, 180. kreialke 181, 188. kohlfal(c)k(e) 337. krab 177. kreichen 160. kohlmann 154. krächmierel 57. krei(e) mhd. nhd. 293. kohlmeis(e) 154, 157. kraga ahd. 180. krei(g)e mnd. 179. kohlrabe 45, 177. krage 181. kreistaube 213. kokesch 233. kräha ahd. 180. kiek 181, 198, 343. teutscher kolibri 78. krähe 31. 179. krekula amittelfränk. kolkrabe 177. kräjaahd.andd.179,180. 181, 343. 488 Register. krengel 150. krenich mhd. 291, 293. kretzo mhd. 148. kreuzente 441. kreuzmeise 158. kreuzschnabel 142. kreuzvogel 34, 141, 142. krewe mhd. 293. kria ahd. 293. kribbe 343. krichel mhd. 343. krichente 16, 428, 429. krickännerk 429. kricke 429. krickelster 16. kri(c)kente 181,343,428, 429. kridewisschen 323. (jung) kri(e) mhd. nhd. 293. kriechelen 343. kriechente 343. 429. kriegsvogel 145. kriel 240. krig(el)elster 16. krigente 431. krikelster 181. krims 141. krimvogel mhd. 176, 358. krinis 14D, 141, 142. krini(t)z 141. kritswalwe 22, 85. kriwittze 141. krön mnd. nnd. 283, 292. kronentaucher 446. kronente 442. krönschnepfe 283, 292. kröpf er 221. kropfgans 391. kropftaube 221. kropfvogel 389, 391. kröpper(t) 221. krückelster 152. kruckente 429. krückente 429. krükräne 292. krummschnabel 141. krün mhd. 292. krünekräne 292. kruon mhd. 292. krüpänt 429. krüperhaünken 240. krupfhuhn 240. krüphön 240. kstör 166. kuatutlar 18. kublan 286. küchenschwalbe 24. küchen 234. kückerükü 233. kuckuck 4. kuckucksamme 72. kuckucksküster 14. kuder 244. kudermeis 156. kueb 178. kuerhenne 245. kugelelster 16. kuhhalterl 92. kuhherterl 92. kuhmelker 18. kuhstelze 89, 92. kuhvogel 51, 387. kukelhän mnd. 232. kükeJhan 232. küken mnd. 234. küken 234. kukeriku(en) 233. kükewih 358. kükewiw 358. kuku(k) mhd. mnd. 6, 7. kullerhaon 245. kull(ern)ärsch 241. kull(ke) 241. kün(han) 244. künigle 82. kuni(n)g(ilin) ahd. 80, 82. kuppel 334. kuppmeise 159. kureramsel 58. kurr(e) 245, 253. kur(r)han 245. kurrhön 253. kurwy 358. küscheissen 93. kut(er) 211, 212. kütin 212. küto mhd. 211. kutschhuhn 244. kuttengeier 367. kutter 212, 244. kuttvogel 136. kütz(e) mhd. nhd. 314, 319,320. niderlendisch kütz 319. kützle 317. kutzlin mhd. nhd. 319. kützlin 319. lachmöwe 400. lachtaube 222. lachweihe 343. lahnmeise 157. lämmerfresser 366. lämmergir 366. lammerzig 366. lämmerzücker 366. laner mhd. 330, 356. langhals 432, 446. langschnabel 442. langschwanz 364. längschwänzchen 159. lappentaucher 442, 444. laschke 136. *lässel 457 (V. 356). laubenschwalbe 25. laubhahn 251. laubvogel 75. leendecker 22. leggeri 239. leg(g)henn(e) 239. leich(en)huhn 216, 322, 323. leierchen 98. leimännchen 98. i.V.) leimdrossel 66. leimferder 161. leimschwalbe 25. leimvogel 96 leinei 427. leinfink 120, 121. Leisdragge 7!». leisliinink KM). Leister 68. leiweck(elchen) 98. lemeritz 103. lerahha ahcl. 98. leicht' mlid. 97. lerche 96, 97. lerchenialk 344, 345. lerchenhächtlein 3-45. lerchenstössel 346. lerihha ahd. 96. lesske 136. lettentli 429. leussklicker 289. leussklücker 289. lewek 211. lewer(i)ke mnd. 97, 98. lewerka ahd. 98. lietze 307. lisch(en)allerlei 73. lister 68. llst(e)ra amittelfränk. andd. 55. 62, 68, 195. litauer 189. liuling 129. lobfin(c)k 137, 138. lochtub 215. löffelente 432. löffelgans 377. löffink 137. löff 1 er 376, 377. loh(e)fink(e) 137. löhfinco ahd. 137. lo(r)rind 387. louis 2S2. lovinke mhd. 137. lüch 138. lüffchen 237. lüfi 188. luli 187, 188. lüling L28, 130. lüninj Ilj7. L28, I^!*. lunink mnd. 127. lurlen L00. lüsangel i 12. lüt vull 98. lüwich 138. lyssklicker 186, 289. maokbiliss 287. maikreck 428. maikrick 428. mandelkrähe 16. mannewächler 341. (kleine) mantelmöwe 402. marcolfus mhd. nhd. 203. margraff 204. margrub 204. marko(h)le 203. markolf mnd. nnd. 72, 202, 203, 204, 307. markolwe 203. markwart 204. marolwe 203. marvogel 45. marwolt 172, 203, 204. märzamsel 58. märzente 426, 427. märzhenne 239. masshuw 359. matterwendel 35. (gröe) mattevull 11,289. mattkern(el) 273,297,298. mattknillis273,287, 298. mattknittzel 285, 288, 298. mauerschwalbe 22, 25. mauersegler 20. mauerspatz 132. mauerspecht 165. mäusebussard 352. mausefalck 353. 36 mausei 368, 868. mäusevogel 85, 122. maoskopf ~i. meäce 399. meb «• 399, 405. median 837. meeradler 351, 362. meeramse] 68. meerente 434. meergans 391. meergralseh 16. meerhäher 16. meerhüh n 302, 307. meerrach(e) 440, 441, 442. meerrind 387. meersch\valb(e)402.403, 404. meerteufel 305. meerzeisefnl 122. meh ahd. 397, 398. mehlmeise 156, 157. mei(ge)vogel 94, 405. meisa ahd. 153. meise mhd. nhd. 153. meisenkönig 152. meisenspechtlen 35. meisenwolf 149, 152. meisköhler 154. meispecht 161. melhafter 402 melmeise mhd. 156. menistüba andd. 213. isser, kleiner, wisser) mereh 4-iO, 4 \ 1 j merdel 66. merekalze 399. ; merg 4-tÖ. merkatte 399. merla amillclfränk.- andd. 55, 56, 62, 68. merl(e) 48, 56, 68 merlinfalk 338. 490 Register. merrach 440, 441. merrecher 440. merrher 440. mer(r)ich 439, 440. mese mnd. nnd. 153. meu andd. 353. meüser mhd. 353. meussahr 349, 353. meve 399. mew(e) 399, 405. mew(e) mnd. nnd. 222, 397. (weld) mierhong 244,264. mierzmerel 57. miess 405. milan 359. milchsanger 18, 324. mirgigeln 440. mirgilgen 431, 440. mistel(er) 59, 60, 63, 116, 138, 222. misteldrossel 59, 60, 116, 138, 222. mistelfinck 59. mistfink 111, 113. misthahn 14. mislvinke mhd. 111. mitok 15. (grosse) mittelente 427, 432, 436. mitteleule 324. mittelfalke 336, 344. mitlellerche 100. mittelschnepfe 280. milzler 60. monattaube 222. mönch 153, 222. mondlaube 222. montaner 336. moorente 436. moorkrick 434. moorschneehuhn 255. moosbock 278. moosemmerling 108. moosgrille 282. mooshuhn 282. mooskalb 386. mooskuh 387. moosochs 387. moosreigel 387. moosschnepfe 280. moossperk 131. moossperling 131. moosvogel 386. mooswi 359. mör 305. möre 305. mörnköpp 222. mosch 127, 128. mösch(e) 128, 129. möschemännchen 130. moschusente 438. motthünlin 299, 300. mourekäp 222. mövchen 222. möve 400. möwe 397. (klein) mübess(lin) 405. mückenfanger 144. mückenstecher 20, 74, 143. mückentle 432. mückenvogel 77. müderli 447. mueramstel 68. muggenbicker(li) 87, 164. muggenchlöpfer 144. muggensnapper 143. mülane 359. müller(l) 73. mummeltäucher 446. münchlein 71. münsterspire 22, 25. muorent(le) 429, 436. muormeiss(e) 157. mürklän 165. murspire 25. murvogel 435, 436. müseere mhd. mnd. 352. müsäri ahd. 347, 352, 353. musca amittelfränk. andd. 70, 127, 128. musch(e) mnd. nnd. 106, 127, 128, 131. müsche 128. muschlünk 128. müsebickeler 353. müsebiter mnd. 353. müsehawk 344. müsekibbese 353. muser 353. müsken 280. muspel 387. müter 222. muttergottesvogel 24. muttigockel 241. mutz(huen) 241. muyrsperling mnd. 131. mü^sere mhd. 330. myrenjäger 36. nachtegal(e) mhd. mnd. 37. nachteul(e) 314, 324. nachtgall 38. nachthauri 313. nachthüri 313.. nachtigal(l) 36, 37, 38, 286, 401. (grosse) nachtigalle 38. nachtmännle 324. nachtrabe 18, 19, 176, 295; 351, 376, 381, 382. nachtram 18, 381, 382. nachtreiher 379, 382. nachtschade 19. nachtschatten 19. nachtschläger 39. nachtschotte 19. nachtschwalbe 20. nachtsspade 19. nachtvogel 20. nagelhetz 194. nahtagala ahd. 36, 37. naht(h)ramahd.379,380. I m nahtigala ahd. andd. 87, 88. nahtwiggle 321. nassarsch 86. nassaschelche 86. oaterhalss 86. naterzwang 36. nat(t)er\vendcl 86. natterwidel 36. natterwinde(l) 35. aawelrawen 182. nebelkra mhd. nhd. 182. nebelkrähe 181, 182. nebelrapp mhd. 182. negenmarder 151. nesselkönig 82, 83. nettelko(n)ni(n)c mnd.82. nettelkön(n)ing 82, 83. netzescharb 395. neunmörder 151. neuntöter 151. neuvogel 108. ni(c)kawitz 114. niagenmäner 151. nifferl 76. nigowitz(er) 114, 194. nimmersatt 391. nirgel 32. nonnengans 417. nüricke 445. nöring 445. norke 445. nösselfincke 144. nuatebicke 162. nuatkap 163. nuetsmouk 20. (grosse, grawe, weiss) nunn 440, 441. nünnel(in) 441. nuserle 85. nussbeisser 163, 205. nussbicker(li) 162, 205. nussbrecher 205. nussbretscher 205. nussenkracher 205. nusserl 205. äussert 205. Qussgragg] 206, . 1 1 1 k < • 1 206. nussgratscher 206. nusshacker L62, L68. Dusshackl 205. Qusshaer L63, 205. nussli;i(h)er201, 204,205. nussjäk 205. nussknacker 205. ausskragel 205. nusskrahe 205. nusskretscher 205. nusstschagele 205. nusstschargel 205. ochsenäugle 77, 85. ödbar mhd. 369. odebarr 370. odeboer 369, 370. odevare mnd. 369. odever mnd. 369. odobero ahd. 369, 371. 373. odoboro ahd. 369. öfener 74. ohnvogel 390. ohreule 314, 316. ohrkautz 316. ölb 409. ölbs(ch) 409, 410. ollrick 355. öllrick 355. ömaksl 55. ömeste 55. öndrach 424. onkefeissjen 445. onschval 373. onspel 55, ordelhuen 249. örhan(e) 249, 253. orhane mhd. 248. orichhuon ahd. 248, 249, 250. orl(i)han 24 I orrehaa mhd. 9 1 3 '•iii.-iiiiiMM ahd. mhd. 248, 249, 350 ortola b □ o L07, L08 ..! .';•;."). ospel 66. ossepüpei 15. osterenpfiffei 36. ostei vogel 7. ötbär mhd. 389, 871 otjebär 370. ottebax 370, 371. otterfink 35. pägalün(e) 226 pagelün mnd. nnd. 226. paketinchen 273. pänesteisserchen 91. pänesterchen 91. panestierzchen 91. pänewippchen 91. pänzelein 447. papagei mhd. nhd. 1. 3. teutscher papagei 17. papagoie mnd. 3. papchen 3. pape 3. papegan mhd. 2, 3. papegey mhd. 3. papegoie mnd. 3. päpke 315. pappe(n)gey 3. pa(p)perl 3. Paradiesvogel 1 \2. pardel 269. pardrtsekiii mhd. mnd. 258. parnijsse 258. partrise mhd. 257. tentaube 219. patscherl 445. patrts mnd. 267 paudetto 221. paulün(e) 226. 492 Register. pavedette 221. pavedotte 221. päwe mnd. 225, 226. pawelüne(ke) mnd. nnd. 226. päwenhän 226. peiwek 266. pelikan mhd. nhd. 388, 393. pelzmeise 160. penkerchen 111. perleule 326. perlhuhn 247. perlin 247. pernijse 258. perpelitze 263. peslvogel 145. peterwitzel 266. pfaff(e) 19, 305, 402. pfäfflin 139. pfannenstiel 159, 160. pfannestiglitz 160. pfau 224. pfau(en)laube 221. pfäuhuhn 226. pfäwe mhd. 225. pfäwinahd.nhd.225,226. pfä(w)o ahd. 225. pfeffervöglein 146. pfeifdrossel 66. pfeifente 433. pfeiferschnepfe 279. pfeilschwanz 432. pfersichklepfer 169. pfingslvogel 173. pfisterlin 289. pfit 106. 111. pföuhahn 226. Pfuhlschnepfe 275, 283 pfurtzi 447. pfutschkönig 83. pharaonshuhn 247. pheluphur ahd. 300, 301 philfor ahd. 300, 301. pickart 388. pickmeise 155. pielken 421. pienk 114. pieper 94. piepvogel 87. piewitz 266. piläntkes 421. pile 237, 415, 421. pilegäs 415. pilenat 421. pilgerfalke 337. pilgerin mhd. 337. piligrim 330. pill(ente) 421. pillo 51, 140. pimpelmeiss 157. pipe(r) 246. piperhahn 246. piperl 236. piphun 246. pipkreck 429. piplerche 96. pirchhven mhd. 376. pirgkra 191. pirgspatz 132. pirholer 171. pirken 422. piro mhd. 171, 172. pirol 169, 171, 172. pisele 237. pit 236. pittouer 387. piwik 266, 267. piwitz 266. plägvogel 179. plätling 305. plaltengeier mhd. 367, plättleinzeisig 123. plattmünch 71. plickstertz 25. plögstert 91. plompert 352. plotzer 107. pluvier 271, 272. poangratsche 181. pohlsneppe 279, 283. poihoi 313. polakel 238. polartaucher 448. porphiri mhd. 301. poschwanz 221. (Eisleker) poufank 113. povedette 221. pranghahn 251. pritje 422. pruocspet mhd. 30. pruoder piro mhd. 171. prüte 422. pudelschnepfe 279. püewitz 266. pühin 313. puhu(i) 313. puivogel 313. pulle 93, 235. pulros 272. pülross 272. pulv(i)er 271, 272. pümpelmesk 157. pup(el)hahn 15. püpke 305. puran 245. purpur(far)vogel 301. purpurhuhn 300. purpurreiher 379. puschschneppe 275. puserl 237. pütchen 235, 236, 245. put(e) 235, 236, 246. püle(r) 245. puttel 235. putthahn 235, 236, 245. pul(t)huhn 235, 236, 245. putlküchen 236. putpurlüt 261. putttaube 235. püwik 266. quabbelfelt 261. quackele mnd. 262. quäckerle 324. Register. I 13 quahtala ahd. 261, 262. quahlila ahd. 261, 262. quäke L78. quäker L78. qnakreiher 882. quakslcil 89. quattel 262. quat lula ahd. 261, 262. qiie(c)ker 113, Mi. quek(e)ster1 mnd.nnd.89. qu§kstelz 89. queksforz 89. quelsch 140. quickli 32 i. quiksterl mnd. nnd. 89. quiksterz -s!». quöthahn 14. quuntsch 137. raban ahd. 176. rabe mhd. nhd. 174, 175, 176, 178. raben mhd. 174. rabenkrähe 181. rabo ahd. 175, 176. räche 16, 442. rackelwild 253. racke(r) 15, 16. rackhals 431. radbreker 151. radmüll 384. radom 384. ragel 378. räggi 206. raghals(e) 431. rägher 206. rake 15. (graue, schwarze) rall(e) 294, 299. ram ahd. 17(5. ramm(e) 176. rSnenbicker 164. ranseul 326. rantzeule 326. rapp 176. rappenkeib 17'.». rappfinck 186. rap(p)hön mnd. und. 256. rappo ahd. 17."). 17»;. lärdi'im 886. räredump mnd. 386. rarigdüm 3 ratsch 423. rätsch(e) 422. pätsch(ent) 423, 426. rätscher 423. rätschvogel 298. ratsherr 406. raubschwalbe 22. rauchschwalbe 22, 24. rauhiussbussard 356. rauk 184. raukallenbeck 401. rave(n) mnd. 174, 175. reb(a)huon ahd. 255, 256, 257. rebhuhn 254. 255, 256. rot, weltsch, wiss rebhun 254, 258. rebjüntele 72. rech 423. rechlhollervogel 63. reckhüll er(drostel) 60, 63, 116. reckoll ervogel (53. redump 384. regenbitter 36. regenkatte L73. regenpfeifer 264. 268. regenvogel 281. regenwölp 281. reger mnd. 378. regerfalcke 336. regerl(ente) 428. regerl(in) 85, 270, 271. reidmese 79. reidommel 384. reier mhd. mnd. ohd. nnd. 379. reigaro ahd. 199, 378. i mhd. mnd. nhd. und. 878, 379. reiner 377. 879. grauer reiher 379 reiherente 435 reimdrel 58 reitdump 3 reiter 1 12. reithano ahd. 238. reitherzfl 112. reitlünk 157. reilmeeske 167. reitmüss 168. reitnüsker 157. rekelti 41, 43. rekli 41, 43. renkhälsle 35. renneklaeler 162. renzilo ahd. 80. rerekli 98. rheinente 426, 440. rheingans 417. rheinkoppel 271. rheinmeve 403. rheinschwalbe 27. 404. rheinspirel 403. rheinvogel 27. riedgaiss 278. riedgans 417. riedsclinepfe 27-Y riedspat z 108. riegerflein) 85, 270. 271, rietsnepfe mhd. 275. riffer 15. rigerle 85. rim Order L51. rindenkleber(lin) 161, L62. rindenpicker 30. rinderschisser 93. rinderstaar 167. rinderstral 169. ringamsel 57. ringdrossel 57. 494 Register, ringeldüve mnd. 213. ringelgans 418. *ringelspat 458 (V. 383) ringeltaube 213. ringiltüba ahd. 213. rinnenkleber 161. rittelgeyer 342. röche 184. rodelkiuino ahd. 342. rodelwige mnd. 342. roderkiuino ahd. 342. rodump 384, 385. rodzelche(n) 43, 386. rohraar 355. rohrammer 108. rohrbrüller 387. rohrdom 385. rohrdommel 383, 384, 385. rohrdomp 385. rohrdrossel 79. rohrdrumbel 384. rohrdrumm(el) 384. rohrdrump 384. rohrdum(mel) 384, 385. rohrdummer 384. rohrdump(f) 384. rohrdunk 384. rohrfalcke 351, 359. rohrgans 417. rohrgeutz 79. rohrgitz 79, 320. rohrhähnl(in) 299, 300. rohrhendel 306. rohrhenne 306. rohrhun(el) 91, 302, 306 rohrkuh 387. rohrmuni 387. rohrpfuss 387. rohrpompe 384. rohrreigel 387. rohrsänger 78. rohrschnepfe 279. rohrschwalm 404. rohrspar 108, 131. rohrspatz 108, 152. rohrsperling 78, 79, 108, 131, 152. rohrstorck 387. rohrtrum(mer) 38 i. rohrweihe 359. rohrwrangel 79. rökart mnd. 184. rök(e)mnd.nnd.l83,184 roller 17, 212. roredumbil ahd. 383. rörphose mhd. 387. rörsperling mnd. 108. rosdam 384. rossamsel 57, 58. rossdrecklin 93. rossgeier 365, 367. rosskrinis 142. rostgans 439. (grohes, gross) rotbeinel 285, 286. rotbein(lin) 285, 286. rolblässchen 302. rotbrändelein 45. rotbrüstchen 41. rotbrust(ler) 41. rotdacheli 43. rotdrossel 64, 66, 67. rötele 40, 42, 43. rötelgeier 342. rötelweib(el) 342. rötelweih 342, 359. rotelwie mhd. 342, 343 rotfalke 338. rotfink 110, 138. rotfüssel 286. rotfussfalke 344. rotgalster 222. rötgans 402. rotgans 418. rotgolle 138. rotgügger 41, 140. rothals 436, 446. rothälseli 41. rothalstaucher 447. rothänfling 123. rothuhn 254, 258. röfhüserli 43, 400. rotil(o) ahd. 39, 342. rotkälinden 40. rotkätchen 41. rotkätel 41, 196. rotkehlchen 39, 40, 42. rotkehltaucher 448. rotknillis 288, 289. rotknittzel 288, 290. rotknussel 288. rotknützel 289. rotkögelken 117. rotkopf 153, 436. rotkopfwürger 153. rotkropf 40. rötling 40. rotplättlein 123. rotplettel 302. rotschenkel 285. rotschertz 44. rotschlägel 140. rotschwanz 42, 43, 46, 49. rötschwänzel 43, 44. rot schwanzer 43. rotschweiferl 44. rotspecht 34. rotstert(z) 44. rottgös 418. rotvogel 39, 44, 139. rotwispel 47. rotza(g)el 43. rouchhuon mhd. 240. routschatzla 41. rowert 114. ruch(e) 184. ruchert 184. rucke 184. rücke 184. rucker(t) 212. ruech 445, 447. rügger 212. rukes 212. Register. ruktfeissert 269. rnoch(en) L84, | ;;>. rftdeline mhd, 60. ruggelen I 66. ruoh ahd. 186, 343. raohc ahd. I i;~>. rflsgeo 486. russvogel i.~>. rutelwle 343. rüttelfalke 343. rüttelgeier 3 12. rüttehveih 342. ry(e)sklicker 289. ryöl 2W. ryserle 93. saathuhn 272. Saatkrähe 183, 185. Säbelschnabler 290. sacherschnepfe 279. sacker(falke) mhd. nhd. 333, 334. sackers mhd. 334. sackgans 389, 391. säger 439, 442. mitt- lerer säger 442. sägger mhd. 334. säglerch 100. sämann 93. sam(m)ethüenli 299. samtente 437. sanderling 288. sandhuhn 2(58. (kleiner) sandläufer 269, 290. sandpcifer 286. sandreger 379. sandregerl(e)in 270, 271. sandvogel 272. sangdruschel 53, 67. sanglerch 100. sapke mnd. 306. sappe mnd. 306. sauhalterl 92. sauherterl 92. , Baalocker 16. Bänser mhd. 321. Bcaluaron mnd. 394 Bcalver 394, 396. Bcarbaahd.393,394,396. Bcarva ahd. 893, 394,39ö Schacher 64. schachtdraussel 64. Bchacke(r) 6 i. schackrutchen 73. schafhalteii !)2. sehafliekel 318, sohalittl 309, 318. schagaster 196. schäk 178. schalaster 196. schallente 432. schalucheren 395. schaluchhorn 395. scharbe mhd. nhd. 393. 395. schare 198. scharf(f) 395. scharp(vogel) 298. scharratzel 428. schäschtechschmuelef 24. schätlchen 122. schalterchen 71, 72. scheckhaun 247. scheissregel 379. scheissrekel 379. schelladler 349. schellent(e) 432, 434. scheller 374. scherp 129, 298. scherschwanz 357. •scherz 470 (V. 181). scherzenvögclin 164. scheschke 122. schesslm 122. schetschke 122 schiesshöfferich 14. schiesshuwwerig 30. schildamsel 34, 57. Bchildente 482. Bchildfink II". 262. Bchildhahn 34, 261, 262. Bchildkrfl I 111. 1*2. 262. Bchildn Bchildsp« I 34, 111.1-2. 262. Bchilfdornreich L62. Schill £22. schillele 237. schinkendew 105. schippchen 236. 237. schipser 2.;7. Bchirigadl 196. si hi^sdreckvogel 14. schit((er)rei 379. schlackergans 417. schlagtauhe 219. schleierdüw 222. Schleiereule 32« 5. schleierkauz 325. schleiermeise 157. schlichlente 442. schlick 422. schluchtenle 442. schlucker 397. Schlüpfer 80. schmalente 433. schmalzbettler 163. sein neigen 433. schmelche 26, 68, 303. schmeicher] 26, 95, 318. schmelichen 433. schmel(ch)vogel 95. schmerl(in) 339, 363. schmervogel 95. schmetsche 70. schmey 433. schmidetseasch 166. schmiede] 76. schmilente 433. •schnürte 467 i.V. 349). schmirl(in) 339. schmutzgeier 367. 496 Register. schmyhe 433. schnäderent 423. schnagezer 64. schnarchkauz 327. schnarp 296. schnarr(e) 60, 164, 296. schnarrente 427. schnarrer 60. schnarrezer 60. schnarrhuhn 296. schnarrwach(tel) 296. schnartz mhd. 296. Schnatterente 427. schnebler 442. schneckenfresser 437. schneeammer(ling) 108. schneeamsel 58. schneefink 108, 113. schneegans 391,416,417. schneegeier 356. schneegitz 106. schneeguckerl 160. Schneehuhn 254, 255. schneekächli 190. schneekäke 188. (weiss) schneeka(l)ter(le) 58, 196. schneekönig 83. schneekräje 190. schneeleschke 145. schneemeise 160. Schneefalle 190, 191. schneevogel64,108,124, 254. schneileischler 62. Schnepfe 142. 273, 275, 286. grosse schnepfe 280. kleine schnepfe 278. schnepffhuon 275. schnepfflein 47, 143. schneppekinek 283. schnerker 296. schner(p)f 296. schnerrentlin 427. schnerre(r) 60. schner(t)z 296. schnetz 122. schnigel 140. schnir(r)ing 403. schnuddelhong 246. schnuddeli - roude - rack 246. schödäsch 241. schofittl 318. scholasler 196. schollenhoppler 92. schollenhüpfer 50. *schollenstösserlin 458 (V. 384). scholucher 395, 397. scholver mnd. 394. schopfmeise 159. schösserle 122. schössli 122. schothün 241. schottert 241. schotthenne 241. schrato ahd. 323. schrat(t)huen 254, 255. sc(h)re(c)k(e) 295, 296. schrecker 295. schreer 295. schreiadler 349. schreiheister 33. schretzlin 324. schlich 295. schri(c)k mnd. nnd. 64, 295. schrödäsch 241. schrotbeutel 447. schrunthahn 245. schrupp(e) 129. schrute 245. schubit 311. schubslerche 99. schubut(eule) 311. schufeule 311. schuffaus 311. schüffei 311. schüfüss 311. schüfüt 311. schuhetzer 312. schulaster 196. schult von Bülau, Tülau 172. schulver mnd. 394, 395. schulz von Milo 172. schulz von Tharau, Thierau 172. schupenhuen 242. schurek 144. schustervogel 246. schüttelkopf 221. schüttre(er) 379. schüvöt mnd. 311. schüvüt mnd. 311. schüwit 311. schüwüt 311. Schwab eichen 24. schwäderle 133. schwalbe 23. schwalbenente 432. schwalbenfänger 345. Schwalbenschwanz 357. schwalm 24. schwan 406, 409, 410. schwanschel 137. schwanzmeise 159. schwarzamsel 57. schwarzblattel47,71,72. schwarzbrüstli 51. schwarzfüess 290. schwarzkehlein 47. schwarzkopf 71, 72, 365. schwarzkrae 181. sehwarzlob 138. schwarzmeise 158. schwarzplättel 72. schwarzspecht 30, 32. schwarzstorch 371. schwarztaucher 306. schwarzwistlich 47. schwe(i)mer 356, 358. schwemmerganss 396. Register. 497 schwengskäppchen 112. Schwimmer 366, schwunsch 137. scJi\vunil)z 137. scolucherez 395. secgisner ahd. 897. sedek mnd. 1. seeadler 349. seeamsel 58. seedeüchol 4M. (grosser) seeflulter 448. seegall 401. seegans 417. seehahn 44-6. seekrähe 402. (frembde) seemeb(en)399. seemöwe 399, 402, 403. seerabe 396. seerache 440, 442. seeschwalbe 10, 402, '403, 404. 405. seetaube 272. seetaucher 448. Seeteufel 444. seevogel 437. segler 20. seideneil 326. seidenreiher 379. Seidenschwanz 144,146. seigeere mhd. 334. sibchen 75. sichler 282. sickust 1. sidik mnd. 1. siedenspinner 74. siesken 119. sifitz 266. silberreiher 379. Singdrossel 66, 67. sippe 67. sisagomo ahd. 388, 389. sisek mnd. 118. sisigomo ahd. 388, 389. sisikin 119. sitich ahd. mhd. 1. Suolahti, Vogeluamen. siiikiisiii mhd. 1. sittich 1. sizi 889. skasi Bleckergäs 417. smerlo ahd. 338. smiche 433. smielenstrieper 71. smielenl recker 71. smiri] ahd. 338. smirl(e) alid. nhd. 329, 338, 339. smirlin ahd. 338, 339. smirlinterze mhd. 332. smye 433. snark 296. snartendarl 296. snarz mhd. 60. snegans mhd. 416, 417. snepfaahd.142,273,274. snepfe mhd. 274, 275. snepfoahd.142,143,274. sneppe mnd. nnd. 274. snerker mhd. 296, 327. socken 429. sockerfalck 334. sommerkönig 78. sommerkränzle 158. sommerrötele 43. ♦sonnenplickel 459 (V. 443). sorentle 429. spachheister 197. spalkel 24. spaltel 24. spardeif 125. 129. spar(e) mhd. 124, 125. sparkäz 125, 130. sparling mnd. nnd. 124. 126, 128, 129. sparlünlje 125. sparoahd. 124,125,126, 127. sparwäri ahd. 125, 329, - 347, 353, 362. Bparwe L25. sparwer mini. 802. Bpatzmhd.nhd 12*;,127, 188. windischer spatz 2U. Bpatzengeier 864. Bpatzenmannel 180. spalzg 127. Bpatzich 127. L88. specht mhd. mnd. nhd. nnd. 27. 2h. 2!». 30. spechtkrähe Ml. spechtmeise 160. speck 29. speckente 433. sp§h(t) ahd. 27, 28. 29. Speiche 22. speicherdieb 129. spei(e)r 20, 21, 25. j speik 24. jspeir(er) 20,21,26,403, 404. speirschwalb 26. speralster 152. sperber 362, 364. sperchie) ahd. 126. sperk(e) mhd. nhd. 125, 126. sperling ahd. mhd. mnd. nhd. nnd. 124, 126, 129. sperlingseule 319. sperlingstösser 364. sperlotze 125. spermeise 158. sperrgalster 152. sperw&re mhd. mnd. 362. sperweling 125. spetwörgel 150. (das leidige) spetzel 131. spelzerich 130. spetzert 130. spiegelent 426. spiegelmeise 154. spi(e)lhahn 852. 32 498 Register. (s)pierswälken 21, 22. spiessente 431. isländi- sche spiessente 437. spiesslerche 95. spiessmöwe 406. spinndicke 155. spir(e) mhd. nhd. 20, 21, 25, 27. spirel 21, 403. spirer 403. spirk 126. spirrwatz 130. spirschwalbe 21, 25, 27. spitzeschar 155. spitzhabch 364. spilzklän 163. spitzkopf 99. spitznickel 99. spilzschwanz 431. spizelek 85. splanthaowk 357. spochheigster 197. spocht 219. spottvogel 73, 153. sprä ahd. 167. sprachmeister 73. sprä(l) 168. sprala ahd. 169. spräle 168, 169. spränke 168. spräwe 168. sprea ahd. 167. spreh(e) 167, 168, 169. sprei(e) 168. spreif 168. sprein 167. sprejer 168. sprel(e) 167, 168. spren 167, 168. sprene 168. sprenseke 363. sprew 167. spri(e)n 167, 168. sprintz(el) 363, 364. sprinlzling 363. sprinze mhd. 362, 363. sprockheister 152. sprö(n) 168. sprosser 38, 39. sprossvogel 39. sprutter 169. spuervull 364. spunsk 130. staar 165, 167. staarhäher 206. staarmatz 167. stackmierel 57. stadelhenne mhd. 240. Stadtschwalbe 25. stainmuck mhd. 376. star mhd. nhd. 165, 166, 168. stara ahd. 165, 166, 167, 169. stardauf 222. stärl 167. stärmann hütik 47. staro ahd. 167. staudenweltscher 71. stealtsbainche 90. (kleiner) siecher 152. steg(e)litz(e) 117, 118. Steinadler 348. (blau) steinamsel 48, 57. steinartsche 50. steinauff 310. steinbeisser49.135,136. steinberz 90. steinbrüchel 351. steindrossel 48. steineule 319, 324. steinfalck mhd. nhd. 344. steinfletsch(k)e(r) 49, 50, 152. steingall 38, 286, 288. steingellel(in) 38, 286. steingir 348, 365. steinhähnl 259. steinhänfling 123. steinhetze 190. steinhuhn 254, 258, 259. steinhuon mhd. 259. Steinkauz 322, 324, 327. steinkeutz mhd. 319. steinklatsche 49. steinknipper 135. steinkutz mhd. nhd. 319, 324. steinlerche 100. steinmerle 48. steinpatscher 50. steinpicker 50, 289. steinrabe 376. steinrapp 373, 375, 376. steinridel 49. steinrötel(e) 48, 49. steinrutscher 50. steinschmatz(e) 49. Steinschmätzer 49. steinschwalbe 22, 26. steinsperling 132. steiniahe 186, 190, 191. steinlaube 218. steinwälzer 273. steinzeiserl 123. steissfuss 442, 445. sienuechtegeilchen 46. sterbehuhn 322. sterbekauz 323. sterbevogel 322. slertmese(ke) 159. sterzente 426. sterzmeise mhd. 159. steussfuss 445. steyr 26. (gelber) sticherling 73, 144. Stieglitz 63, 117, 118, 120, 123, 133, 141, 266. stigelhitz 118. stig(e)litz mhd. 117. stinkhalm 14. stirlitz 118. stoarzebainche 90. stoasmack 70. Register. I •< stocaro ahd. 10, 848. slockadlcr 348. stockar(n)mhd. nhd. 348, 361. stockauf 310. Stockente 426. stocker 426. stockeule 824, 325. stocklialmhl 361. stockhänfling 12)3. stockmüser 353. stockschnepfe 275. stockziemer 58. stöpling 95. Stoppelfink 113. stoppelvogel 95. stör mhd. 166. storah ahd. 368. storch ahd. mhd. nhd. 293, 368, 369. storent 426, 427. stork ahd. mhd. mnd. nnd. 293, 368, 369. stortzent 426. stössel 361. stösser 361, 364. stossfalk(e) 345, 361. stossgeier 361. stossvogel 361, 364. (kleiner) stöthäk 364. stöz.valch mhd. 361. stöz.zü ahd. 340. stöz^ilwigil ahd. 340. strahl 169. strala ahd. 169. strandläuier 289. strassenräuber 100. straubhuhn 242. strauss 223. straussente 435. straussmeislin 159. straussteucher 446. strefmännchen 51. streifvagel 448. streithuhn 284. streitschnepf 284. Strohschneider 897. Strumpfwirker l"7. striissle 77. sti üssinör stru/, ahd. 228, 224. stuarc mhd. l»;,;. stubentaube 219. stumme 279. stummschnepfe 279. stumpfschnepfc 280. stumpfwadel 241. stuphaun 241. stüppken 241. sturmschwalbe 406. sumpfmeise 157. sumpisänger 79. sumpfschnepfe 275. swala andd. 23. swale(we) mnd. nnd. 23, 24. svvalwa ahd. 23. swalwe mhd. 23. swan andd. mnd. 408. swan(a) ahd. 407, 408, 409. swäne 409. swanin ahd. 409. swattdrössel 57. swattkoppmese 157. swe(i)mer mhd. 356. swön mnd. 408. tachele 186. tafelente 436. tage 191. tag(e)schläfer 19. tagesschlaffe 20. tägläster 191. tagschlaf 20. tagschläger 39. taha ahd. nhd. 185, 186, 191. tahe mhd. nhd. 186, 191. tale mhd. 187. talghacker 1:");'). talgmöske L66 talichin mhd. 187 tajjockel 118 tannhicker 82. tannenhäher 205 tannen meise 77, 158 tannenpapagei 1 f-2 tannenvogel 142. tannfink 1 13. tard 73. täschenmu] 432. taube 206, 207, 209, 212. afrikanische, gehöss- lete, haubete, heimi- sche, köppichte, krie- chische, norvegische, numidische, reussi- sche, türkische, wol- lechte, zitrinische tau- be 219, 220, 221, 222. taubenfalck 361. taubengeier 361. taubenhabicht 361, 364. taubenstössel 361, 364. tauber 130, 210, 211. 412, 424. täuberich 130. 211. 424. täube rt 210. täubin 212 taucher 302, 306, 439. 442, 444. tauchhuhn 306. taumler 221. tauschnarre 296, 298. tefittek 267. teichhuhn 301. teichrohrsänger 79. terze mhd. 332. 361. terzel mhd. 330. 332. 361. teucher 306, 439. (geflügelter) teufel 361. teufelsbolzen 160. teufelspelzchen 160. 32* 500 Register. thieswalwe 22. thonmaiss 158. tickelkn 236. tickhön 236. tideritchen 73. tifittik 267. tise 212. tisse 212. tjürk 8-4. tjürn 84. tödter 163. tole mhd. nhd. 186, 187. tönswalw 22. toplärk 99. topmeseke 159. töppellärk 99. tordalk 448. totengräuel 148. totenhuhn 322. totenkopf 275. totenvogel 20, 121, 144. 145, 216, 319, 322. totenwichtel 318. tottier 163. Irapgans mhd. nhd. 263. trappe mhd. nhd. 263, 264. kleine trappe 264. trasser 430. tratschkatel 196. trauerseeschwalbe 405. trech 423. Iribvogel 442. triel 264, 267, 268. trieltrappe 264. trittli 87. trittvogel 434. tritzlin mhd. 362. trössel 429. trossel(in) 429, 430. trösslein 430. trostel 54, 67. (rummeltaube 221. truthahn 245. truthuhn 242. trutzbock 246. tschack 206. tschadel 196. tschaderer 196. tschaderkatel 196. tschädschlich 122. Ischafitt(el) 317, 318. tschaktschakat 64. tschälvit 317. tschank 206. tscharker 280. tschaupmoas 159. tschech 130. tschekerle 122. tschetscher(lein) 122. tschetzke 122. tschirp 130. tschögelester 196. tschoi(e) 181, 196, 201, 205. tschokalaster 196. tschudderlehu 312. tschuderihu 312. tschuhu 312. tschuk 318. tschungel 327. tschunkel 327. tschüpperle 237. tschütscherle 122. tüba ahd. 206, 207. tübe mhd. 207. tubenkutter 211. tüber mhd. 210. tübhai(e) mhd. 210, 211, 218. tübiclin ahd. 212. tüble 212. tuch(el)ent440,441,447. tüchterli 447. tucker 444. tuckhainken 236. tuckhöncken 236. tücksken 236. tuddelgrätsch 73. tühfogal ahd. 444. tühhäri ahd. 442, 444. tühhil ahd. 439, 442, 444. tul(a) mhd. nhd. 186, 187, 190. (wilde) tule 190. tulkräj 31. tull(a) 187, 191. tullfiss 272. tülüt 286. tümmler 222. tünhüpper 84. tünkriter 85. tünkrüper(ken) 84. tünsinger 144. tüpfelsumpfhühnchen 299. turmeule 326. turmialke 339, 344. turmschwalbe 21, 22. turniule mhd. 326. turns 117. turnweih 344. turtel 217. turteldüve mnd. 217. türteltaub 217. turteltaube 215, 217. turteltübe mhd. 217. türteltübe mhd. 217. turtila ahd. 217. turtilitüba ahd. 217. turtulatüba ahd. 215, 216, 217. turtula ahd. 217. turtur ahd. 216. tüt(e) 269, 290. tutella ahd. 217. tutewelle 269, 281. tütewelp 269, 281. tütteli 87. tutteltube 217. tutter 136. twelstert(wih) 357. tyrolt 171. tywit mnd. 266, 288. Register. :.<>] iiberschnabe] 890. adeahrsnesl 370. addemarsche 870. aedeber mhd. 369. Uferschwalbe 26. ftfo ahd. 307, 309, 312. oho 312. uhreule 316, uhu 307. 311, 312, 315, 316. üle mnd. und. 314, 316. Qlenmörder 151. ulwer 370. ummelSe 55. unterich 424. unter t 424. unvogel mhd. nhd. 389, 390. ütenschwalb 372. urenhan(e) 249. ürhan(e) mlid. mnd. nhd. nnd. 248, 249, 253. ürhano ahd. 248, 250. ürhenne mnd. 249. ürhön mnd. 249. mimen 249. ürhuon ahd. 248, 250. urlhan 249. urrind 387. ürteldauf 217. urwel 370. usele 414. vtinswalwe mlid. 372. vtsualui mhd. 372. uttenschwalbe 372, 373, ü(w) 315, 316. üwala andd. 316. uwel 324. üwila ahd. 314, 315, 316. 321. valke mhd. mnd. 328. vasanthan mlid. 228. vasanthenne mhd. 228. veideier 361. reldbock 219. vi:ldhön andd. 257. velthön mnd. 867. (gro, rot) vßlthuon mhd. 268. vichauz 172. viehstelze 89, 92. rielfrass 389, 391, 397. viertelsgrüel 286. vifilz(e) 266. vigdressel 428. vinke mnd. 109. vogel bülo 172. vogelhabicht 364. vogel hain(e) 392. vogel hein(e) 391, 392, 393. vogel pelikan 393. vogel pfau 224. vogel pirol 224. vogelslössel 7, 364. vogel strauss 224. vogethuon mhd. 240. vollent 436. volmaren 406. wachmeister 15. Wacholderdrossel 62. wacholdervogel 63. wacholderziemer 61, 63. wachtel 189, 269, 261. wachtele mhd. mnd. 261. wachtelknecht 294. Wachtelkönig 294, 295. Wächter 153. wäckerle 324. wagenkrengel 150. wagenstcrtje 90. wagestert mnd. 90. wäglerche 99. wahtala ahd. 259, 261. 862. w&k 426. wäkeläfer 273. waldamsel 58. nraldbachstelze 96 nraldenl 326. waldfalk- . waldfink 113. waldhaher L62. waldhahu 261. waldherr L62. waldhofl 376. waUlhupjx'li 169. waldhüsele 119. waldjakel 113. waldkauz 324. 326. waldlaubvogel 75. waldlerch 100. waldmeissle 158. Waldohreule 316. waldrabe 373, 376. waldrapp 373, 375, 376. waldrötele 40. Waldschnepfe 274, 275. waldspatz 131. waldstral 169. waldzinslin 78. waldzinssle 158. waltfalco ahd. 339. wänack 425. wanderfalk 336, 337. wandmecher 285. wandtwehe 341. wandwaher 341. wandwäher 341. wangertsdreischel 65. wangertsfluesfenkelchen 121. wankrengel 150. wannabei 341. wannenwalier 341. wannenwähei 3-iO, 341. wanne(n)weho ahd. 321, 340, 341, 342. wannenwei 341. wanncmvier 341. wannenwih 341. wanterkueb 185. 502 Register. wanterpänestierzchen 93. warchengil mhd. 151. warchrengil mhd. 150. wargengil ahd. 148. wark(r)engel 149, 150. wärt(e) 425. wartenkrengel 150. wasser amsel 11, 86. wasserbachstelze 93. wasserdeuchel 444. (wild) wasserente 421, 447. wassergans 417. wassergrätsch 79. wasserhendel 301. Wasserhuhn 290, 301, 306. wasserhühnlein 10, 11, 275.286,299,300,301, 447^ wasserläufer 285, 286. punktierter wasser- läufer 286. wasserlerch 96. wässermerel 86. wasserochs 387. wasserpieper 96. wasserrab 176, 437. wasserralle 298. Wasserschnepfe 275, 290. wasserschwalbe 21, 26. wasserschwätzer 86. wasser specht 11. wässersprön 86. wasserstel(t)ze(r) 88. wasserteufel 305. wasserthül 437. wasservielfrass 391. wässerwisekrips 299. wätergaidling 86. wäterhainken 11, 301. waterhön mnd. nnd. 301, 302. waterwolp 269. waz^erhuon ahd. mhd. 301. waz,z,erstelh ahd. 285, 288. waz,z,erstell(i)a ahd. andd. 88. waz^erstelza ahd. 87, 88. weddik 425. wedehoppe mnd. 13. wederik 425. wedewal mhd. mnd. 169, 170. wedich mnd. 425. wed(i)k 425. weg(e)starz 90. wegesterz 42. wegfleck(lin) 42. weho ahd. 321, 340, 341. weidemösch 109. weidendrossel 79. weidengickerlin 94. Weidenlaubsänger 76. weidenpicker(li) 75. weidenspatz 79, 131. weidensperling 131. Weidenzeisig 75. weidenzeisslein 75. weidepeiferchen 79. weideschlöfTerchen 79. weidgans 417. weidwail 170. weihe 341, 356, 358. wei(h)er 357. weindrossel 65, 68. weingartvogel 65. weinkernel 300. weinz(i)erl 246. weir mhd. 357. weirauchvogel 172. weisel 66. weissärschel 25. weissbäcklein 345. weissbauch 434. weissblattel 47. weissfalcke mhd. nhd. 338. weisskehlchen 50, 51, 72. weisskopf 365. weissschwanz 332. weissspecht 34. weisszopf 441. weizhäher 16. (kleine) welsche 317. welschguller 244. welschhahn 244. welschhuhn 244. Wendehals 35. wer(ck)kengel 149. wergel mhd. nhd. 150, 153. wespenbussard 355. wet 425. wetergans mhd. 417. wetik 425. wettervogel 281. wicht(el) 318. wickele 320, 324. wicla ahd. 320, 321. widel 422, 425. widerle 76. wid(e)wal 169, 170. widohoppa andd. 13. widuhoppe andd. 13. widwid 36. wie mhd. mnd. 356. wiedehoff 376. Wiedehopf 11, 13. wiedewalch 170. wiegelwagel 170. wiegwehe 341. wieherspecht 33. wiek 425. wielewal 170. wier 341, 357. wieselchen 431, 441. wiesenhünlin 298. wiesenkasper 298. wiesenknarrer 294. wiesenkrätzer 298. Registert wiesenläufer 298. wiesenmah. Irr 2!»7. wiesenpieper 96. wiesenschmätzer 50. schwarzkehliger wie- senschmätzer 51. wiesenschnarcher 296. wiesenschnarre 296. wiesenschnepfe 2S0. wigger 320. wiggle 321. wiggügel 173. wigil ahd. 321, 340. wigla ahd. mlid. 321, 324, 341. wigo ahd. 317. wigweg 320. wiherdieb 358. wihil 340, 341. wihil(a) ahd. 321. wihoppe 14. wik 425. wildelster 152. Wildente 427. wildgans 415, 416. wildhälsle 35. wildhan 246. (gräwi, wissi) wildhenne 259. wildhuhn 251, 254. will(e) 421. wiltfalco ahd. 169, 339. windhals 35. windischspalz 244. windracker 32. windvogel 281. windwächel 341. winsel 66. winserlein 94. winsler 94. winterdrossel 66. winterfink 113. winterkoninc 83. winterkrähe 182, 185. winterkünink 83. winterlerche 106. Winterling L08. wintenneise 168. winterrötele 40, 12. wintze 66. winvögelc 44. wirocb 172. wio ahd. 866, 357. wipperei 89. wipp(en)zagel 89. wippqnecksterz 89. wippslerl 89. wirchelen 283. wischenknarker 298. wisegimchen 51. wisekrips 298. wisel 66. wiselgen 430, 431, 441. wisemmertz 108. wisepillo 51. wiseschnipsert 96. wisevilchen 51. wisperl(ein) 75, 76. wissbrüstli 50. wisselg 430. wisshuen 254. wisstrostel 67. witewal(e)mhd. 169, 170. witte(n)walch mhd. nhd. 170, wiltewald 170. witnhoffa ahd. 11, 13. wituhoffo ahd. 13. wituhopfa 13. wituhopfo 13. witwalch mhd. 170. witwaldlein 170. witwol L70. wöbbe 422. woiserl 237. wölgerhod 151. wonitz 137. 141, 266. worgel mnd. 150. Würgengel wörgl 150. wrendilo ahd. 90. wrendo ahd 80, 82. wnderer 13. wndericfa 1 ••. wudi 18, 416, (22. wudhup(f) 13. wudl(e) 432, 425. wud-wud 13. wuiterl»- 76. walle 416. wnllenspennei 7 f. wupkam 14. wupperl 15. wuppwupp 12. wurgelhahemhd. 150,1 5 1 . würgelhöch mhd. 151. wurgengel 150. würger 146. 150. grosser würger 153. rot- rückiger würger 152. schwarzstirniger würger 152. wur(r)i 415, 422. wuser! 237. wussi 415. wüstli(n)g 47, 76. wutthahn 13. zagelmeise 159. zahlmeise 159. zälmynich 48. zälredchen :->S6. zäln »den 44. zandklaffer mhd. 321. zapfenbeisser 142. zäpfenräggi 206. zapp(e) 306. zarheher 60, 201. za(r)rer 60, 201. zarrezer 60. zaunammer 108. zaonchenschleichei 84. zäunen 84, 206. zaungrasmücke 72. zaunkerl 84. 504 Register. zaunkönig 80, 83, 84. zaunling 84. zaunschliefer 84. zaunschlüpfer 84. zaunschnurz 84. zehrling 114. zeimer 61. zeiner 61. zeis(el) mhd. nhd. 118, 119. zeisig 118, 119, 120, 123. zemer 61, 62. zerrbein 445. zerrer 60, 114. zetscher 122. zeumer 61. zickdröscherl 68. zickrdütsch 119. zidderchen 289. ziegelhemffling 121. Ziegenmelker 17, 18, 295, 351. ziegensauger 18. ziehfittich 267. ziehholzjokel 112. ziemer 34, 58, 60, 61, 62, 67, 68. ziering 60, 114. zierolf 171. zillzäppchen 76. zilzelperle 158. zilzepfle 76. zimar mhd. 61. (klein blau) zimmer 48, 61. Zimmermann 30, 169. zinslin mhd. 318. zins(s)le(in) 118. zinzerelle 146. zipdrossel 67, 68. zippammer 108. zip(pe) 67. zirbenhäher 205. zirbentschoi 205. zirmgratsch 205. zirmkräge 205. zise mhd. 118. zisel(e) 84, 118. ziserinchen 124. zisic mhd. 118. zisichin mhd. 119 zitdrossel 68. zitränisch 244. zitraer mhd. 321. zitrinlein 124. zitronenfink 124. zitscherling 122. zitzeii 85. ziwik 267. zonkbutz 85. zonkebitzchen 85. zopftaube 222. zopp 306. zötscherlein 122, 123. zschwunschig 137. zuckervogel 134. zugschwalbe 22. zullenfalk 344. zümenriger 85, 271. zümerle 84. ♦zunfinck 460 (V. 470). züngilwerig 108. zünschnärzer 85. zünsluphe mhd. 84. zünsluphil mhd. 84. zupp 306. zuserl 146. zussa ahd. 318. zweiel 267. zwergel 153. zwergohreule 316. zwergrohrdommel 388. zwergsäger 440. zwergseeschwalbe 404. zwergsumpfhühnchen 300. zwergtaucher 447. zwergvogerl 85. zwilch 130. zwirbelvalke mhd. 336. zwistilavinco ahd. 116. zwitscherling 122. zwulg 130. *zyters 459 (V. 432). aalscholver 396. aent mndl. 420. aersvoet 445. aiber 370. ankster mndl. 197. arent mndl. 345. blauvoet mndl. 338. boomvalk 344. buizerd 354. butoor 388. Niederländisch. capoen mndl. 238. cauwe mndl. 188, 189. coccoc mndl. 6. cocke 232. cockuut mndl. 6. coecoec mndl. 6. crä(ie) mndl. 180. crane mndl. 291. cuccuc mndl. 6. distelvink mndl. nndl. 115. doornsluiper 268. dootshoofdeken 247. duif 207. duiker 444. duker mndl. 444. dumeling 85. düve mndl. 207. duyfhorn 211. ' ecstrc mndl. 1(.»7. ecnd 420. eiber 870. eidei eend 188 eidergana 438. ekster 197. endtvogel 421. fasaen mndl. 228. fazanl 228. gaai 3, 199. gander 413. gans mndl. nndl. 410. ganze rik 413. gay mndl. 199. ge(i)telinck 56. gent mndl. nndl. 413. gier mndl. nndl. 364. gierzwaluw 22. gieteling 56. girau 202. gooc mndl. 5. gors 104, 105. goudmerel 173. goutvink 138. gräsmosch 70. gräsmusch 70. haan 231. hane mndl. 231, 360. hannekin 189. havik mndl. nndl. 360. hazelhoen 254. heiluiver 370, 371. hen 23 i. henne mndl. 234. hoen mndl. nndl. 231. hop 12. hoppe mndl. 12. houare 369. houtduif 213. houtdüve mndl. 213. ijsvogel mndl. nndl. 8. ka 188. kalkoen 243. kalk(utsch)hoen 243. kapoen 238. karrakiel 7'.'. kauw I - kersevogel 17.'*. kieckendict kii'kcn mndl. 284. kitvil mndl. nndl. 265. koet 307. kraai 180. kraan 291. kramsvogel 63. krielt 240. kriephenneken 240. kuken mndl. 234. kwakkel 262. kwartel 262. kwikslaart 89. langstaarl 159. leeuwerik 97. leewer(i)ke mndl. 97. lijster(e) mndl. nndl. 68. maarkolf 203. mathoen 273. meerkoet 307. meerkol 203, 307. meerl 56. mees 153. meeuw 397. meeuwe mndl. 397. merle mndl. 56. mcrlin 339. mese mndl. 153. mierenjager 36. mieuwe 399. mösch 70. 128. musce mndl. 127. muysconinxken 83. nachlegaal 37. nachtegale mndl. 37. odevare mndl. 369. ooievaar 370. oudevaar 370. ouwevaar 370. paauw 22."). pagadet 221. papega;ii A. päd ihijs mndl. . patrija pau mndl. 326 |»ijlsl«M i \.V2. pilarl 1 \0, pimpel(mee8) 157. pitoor 888 poelje 286. poel mip(pe) 276, raaf L76. raaphocn mndl. 266. ransu(iil 326. raphoen 256. reigher mndl. 378. richau 202. rietmosch 108. ringduif 213. roek mndl. nndl. 183. roesdommer mndl. 384. rösdommel mndl. 384. scherphans 129. schollevaar 394. scholver 394. schuifuit 311. scüfuit mndl. 311. sijs mndl. 118. slachduyue 219. smerl(e) mndl. 339. smient 433. snep 271. sneppe mndl. nndl. 1 13, 274. snip 274. snippe mndl. 274. ypecht 28. siiokmuis 155. sperware mndl. 362. spier 21. spotvogel 73. spreeuw 168. sprewe mndl. 168. sproa 168. staartmees lä'.* steenkrijter 22. 506 Register. stork mndl. 368. struis 224. strüs mndl. 224-. swane mndl. 408. tarsel 332. tortelduif 217. uil 314. uiver 370. üle mndl. 314. valke mndl. 328. vink(e) mndl. nndl. 109. vlasvink 120. waard 425. wachlele mndl. 261. waterhoen mndl. 301. waterspreeuw 86. wedehoppe mndl. 13. weduwa(a)l mndl. nndl. 169, 170. wertel 425. wielewaal 170. wilp 269. winterkongje 83. woerd 425. woerhaan 250. woerhane mndl. 250, 251. woerhen 250. woord 425. wouwe mndl. 356. wulp 269. (witte) zeemeeuwe 399. zwaan 408. zwalewe mndl. 23. zwaluw 23. zwaluwstaart 357. äbar ostfries. 370. ackermantje ostfries. 91. adebar ostfries. 370. äkster ostfries. 197. äkster ostfries. 197. an nordfries. 420. änt(e) ostfries. 420. är(i)bär nordfries. 370. arrebarre nordfries. 370. bäferbuk ostfries. 277. blauhemmelvink helgol. 42. blutter ostfries. 169. bömantje ostfries. 91. brüshän helgol. 284. dräiervink helgol. 35. düker 444. earrebarre nordfries. 370. en helgol. 420. fesant 228. gans 410. geitel ostfries. 56, 57. gelborstje ostfries. 41. goliath ostfries. 172. greta ostfries. 283. grita ostfries. 283. grütte 283. guärd helgol. 425. gülblabber helgol. 93. Friesisch. gülbük nordfries. 41. gülnabbet helgol. 57. gütfügel Wangerog 281. gütjenblik ostfries. 261. häd(e)bar ostfries. 370. häkster ostfries. 197. hanjüghar nordfries. 358. hänrüne ostfries. 238. heister 197. hemplüning ostfries. 121. hester ostfries. 197. hofsinger ostfries. 71. hona afries. 231. hurensnäbelt helgol. 438. iärsvitj helgol. 445. irdisk helgol. 120. Jan van Gent 448. jüliüt helgol. 287. ka 188. kadül nordfries. 325. karsvogel ostfries. 173. (gröt)kattünjer helgol.72. kauk helgol. 188. kerren helgol. 402. klyster 68. kreke ostfries. 429. kri(c)ke ostfries. 429. krie 180. küter ostfries. 244. kütjenblik ostfries. 261. kwakkel 262. kwikstert ostfries. 89. lansknecht helgol. 64. lepler 377. liap nordfries. 267. ljuerck westfries. 97. Urning ostfries. 129. lyster 68. markol 307. meau 397. mieu 397. mosch 128. müzebiter 353. nachtegael 37. nettelkönink ostfries. 83. päpje ostfries. 3. patrise ostfries. 258. pau 225. paulün(e) ostfries. 226. petter 117. prutter ostfries. 169. pütterke ostfries. 117. quatter ostfries. 169. regengülp Wangerog 281 . regenwilp ostfries. 269. reitdump ostfries. 385. reitlünink ostfries. 109. rintutar nordfries. 269. rödborstje ostfries. 41. roek 183. Register. 507 rördump ostfries. «585. rubin 121. rublntje ostfries. 121. ruelihalsliahn ostfries. 886. schrye 896. siblitschvink helgol. 1 18. sköarwer helgol. 394. skolfer 394. Bmeanl 488. sinrnl ostfries. 488. smockkeikel lu-lgol. 48. Bnarker helgol ( 0. sprirn nordfries. L68. st. Tili 166. stirn 406. svala afries. 23. tünkriter ostfries. 85. 886 wslhäkster ostfries. 50. ostfries. 186 wtdewftl ostfi Lei 16 l wüster OStfl : 86 I vrippstertje ostfries. 89. srörd Qordfi i (86 wörte ostfries. 426 agu ags. 192. aelbitu ags. 407. amore ags. 101. aenid ags. 420. arngeus ags. 349. baldcoot 303. baldduck 303. baldfowl 303. barnacle rae. 419. bitor me. 388. bittern 388. bogdrum 385. bottlebump 385. brant 419. brentgoose 419. bumble 385. butcherbird 147. butor me. 388. butterbump 385. caddaw 188. capon 238. eapun ags. 238. cawdaw 188. c6o ags. 189. ehieken 234. chifTchaff 76. chinkchink 110. chipchop 76. choge me. 190. choughe 190. chyae ags. 189. ciae ags. 189. cio ags. 189. Englisch. clodhamer ags. 104. coalmouse 153. cocc ags. 232. cock me. ne. 232. coldfinch 104. colmäse ags. 154. co(o) me. 188. coot 307. cormorant 397. cornuc ags. 291. cote me. 307. cowboy 58. cowshot 208. cran ags. 291. crane me. ne. 291. Cranoc ags. 291. cräwe ags. 180. crow 180. eröwe me. 180. euckoos footman 36. euckoos mate 36. eulfre ags. 207. cuscote ags. 207, 208, 223. cushat 208. efeen ags. 234. daw 185. dawe me. 185. divedapper 207. divedop 207. diver 207. divyduck 207. doke me. 444. don(n)ek me. 86, 866 dopenid ags. 207. dopfugel ags. 807, 448. douve me. 207. dove 207. drake me. ne. 423. düce ags. 444. duck 444. düfe ags. 207. düfedoppe 207, 286. duke me. 444. dunnock 87, 355. eagle 345. earn ags. 345. earngeap ags. 349, 350. earngeat ags. 349. carngeot ags. 349, 350. earngeup ags. 349, 350. earte ags. 93. egle me. :'> 16 eider(duck) 438 einer ags. 101. emmethunter 36. enede me. 420. ern me. ne. 346 erschenn ags. 256. feal(e)for ags. 300. feldefare ags. 301. felufor ags. 300. feolufer ags. 38 fesaunt me. 227. 888 fina ags. 28. flnc ags. 109. 508 Register. finch me. ne. 109. fugeldoppe ags. 207. gander 413. gan(d)ra ags. 410, 413 gannet 412. ganot ags. 411, 413. geac ags. 5. geolewearte ags. 37, 93 glede 357. glida ags. 357. goatowl 17. goatsucker 17. goldie 104. goose 410. gös ags. me. 410. göshafoc ags. 331. gouke me. 5. gowk 5. hseferbl&te ags. 276. haggess 193. hana ags. 231, 232. hauk me. 360. hawk 360. h(e)afoc ags. 360. hechewal 170. heiroun me. 378. hen(n) ags. me. ne. 234. heron 378. hickwall 170. highwale 170. higora ags. 198, 378. hleapewince ags. 267. hoop(oe) 13. hraefn ags. 174. hrägra ags. 199, 378. hreem(n) ags. 174. hröc ags. 183. hulfestre ags. 195, 269 huppe me. 13. hwilpe ags. 195, 269. hygwhele 170. ielfetu ags. 407. jack 185, 186, 201. jackdaw 185, 188. jay 199. ka(a) me. 188. ka(e) 188. kestrel 343. kingfisher 8. King Harry Redcap 117 knot(t) 288. kok of Inde 243. laepaeuincae ags. 267. lapwing 267. lark(e) me. ne. 97. lav(e)rock 97. läwerke ags. 97. laewerke ags. 97. läwrike ags. 97. linetwige ags. 115. mäse ags. 153. maew ags. 397, 398. mea(w) ags. 398. meg ags. 398. merlin 339. merlion me. 339. meu ags. 353, 397, 398. mew me. ne. 397, 399. möse me. 153. murderingpie 147. müseri ags. 352. müsh(e)afoc ags. 331, 353. nettlecreeper 69. nightengale me. 37. nightingale 37. nihtegale ags. 37. nihthrsefn ags. 380. (white) nun 441. nuthatch 163. nyghteraven me. 380. omer ags. 101. ösle ags. me. 55. osprey 351. ostrich 224. ostriche me. 224. oule me. 314. ousel 55. ovenbird 74. oventit 74. owl 314. pä me. 225. papegai me. 3. partridge 258. päwa ags. 225. pea ags. 225. peacoek 225, 226. peahen 226. pecock me. 225. peewit 266. pertriche me. 258. pheasant 228. pink 110. pinktwink 110. popegai me. 3. popinjay me. ne. 3. puttock 356. quail 262. quaile me. 262. quick me dick 260. ragufinc ags. 111. räredum(b)le ags. 384, 385. raven me. ne. 174. redcap 117. rindeclifer ags. 161. ringdove 213. roadgoose 419. Roberd 115. Robin redbreast 39. rök me. 183. roodgoose 419. rook 183. rottgoose 419. ruddock 40. ruddok me. 40. rudduc ags. 40, 343. scealfor ags. 301, 394. scealfra ags. 394. scrseb ags. 393. scric ags. 64, 295. seacrow 394. secggescere ags. 297. seegell 401. shrike 295. Register. f,n«i siskcn 119. Bmee 433. smee-duck 433. smew 433. snipe me. ne. 271. Suite ags. -71. sparrow 12 i. sparwe me. 124. spearh(e)afoc ags. 331, 362. spearwa ags. 12 (. speiglit 28. spicmäse ags. 155. spink 109. staer ags. 165, 166. staerling ags. 165. staefjswealwe ags. 26. stängella ags. 38, 286. stare me. ne. 165. starling 165. starn 166. stearn ags. 166. Sterling me. 165. stern 166. storc ags. 368. stork me. ne. 368. stryta ags. 223. swallow 2.'?. Bwalowe me. 28 swao me. ae. 106. Bwealwe ags. 23. bwqd ags. 408. tassel 832. tearn ags. 1 < >* ; . leufit 287. thiekknie 273. Ihisllefinch 115. throstle 52. ilirwsh me. ne. 52. tiercel 332. titmouse 153. turkey 244. turtle ags. 216, 217. turtur(e) ags. 216. J)isseltunga ags. 116. Jristeltwige ags. 115. praesca ags. 52. Urostei me. 52. fröstle ags. 52. ^rysce ags. 52. üf ags. 309. üle ags. 314. vannerhawk 341. wagtail 89. wanföta ags. 286, 290. wariangle me. ne. i iM wealhhafoc ags. 331 , wearginkd ags. I i'-' weet my feet 280. wei rangle 1 i!> wet my lip 280. whiUvall 170. wigole fugules ags. >21 windbibbei 341. windeuffer 341. windfannei 341. windhover 341. windsucker 341. wirrangle 149. woodwal 170. wörhana ags. 227, 250, 251. wraenne ags. 80. wren 80. wrenne me. 80. wudewale me. 170. wuduculfre ags. 213. wudusnite ags. 275. wyhtel ags. 261. yaffingale 38. yellowammer 101. aalekraake norw. 396. aalekrage dän. 396. aarfugl dän. norw. 249. aarhane dän. norw. 249. alika schwed. 189. alke dän. 180. allike dän. 189. and dän. schwed. 420. anddrake schwed. 423. andrik dän. 423. ankbonde schwed. 424. ar schwed. 345. are anord. norw. 345. arta anord. 120. blarand norw. 304. Skandinavisch. blisand dän. 304. brandgäs anord. 419. brandgäs schwed. 419. brushane schwed. 284. domherre dän. schwed. 139. dompap dän. 139. dopping schwed. 207, 444. due dän. 207. düfa anord. 207. dufva schwed. 207. dunna anord. 355. ederfugl dän. 438. ejder schwed. 438. elptr anord. 407. (eng)snarre dän. 296. erle dän. 94. ertla anord. 94, 120. falk dän. schwed. 328. falki anord. 328, 331. fmk schwed. 109. finke dän. 109. ßskegjo norw. 350. fiskgjuse schwed. 350. fiskljuse schwed. 350. fulmär isländ. 406. gaas dän. 410. gas anord. 410. gaukr anord. 5. 510 Register. geirfalki anord. 329, 335. gjedemelker dän. 17. gjo norw. 350. gjöör anord. 350. gjserdesmuüe dän. 69. gjeg dän. 5. gleöa anord. 357. glsede dän. 357. graessmutte dän. 69. gas schwed. 410. gärdsmyg schwed. 69. gök schwed. 5. göktyta schwed. 36. hackspett schwed. 28. hackspik schwed. 29. hakkespet norw. 28. hampetäkling schwed. 121. hane schwed. 231, 232. hani anord. 231. hasselhone dän. 254. haukr anord. 360. hegre anord. adän. norw. 199, 378. heigr(e) norw. 378. here anord. 199, 378. himmelsget schwed. 276. hingstefugl dän. 276. hjerpe norw. schwed. 257. horsebukk norw. 276. horsegjeg dän. 276. hrafn anord. 174. hraukr anord. 183, 445. hroögäs anord. 419. hrökr anord. 183. hrota isländ. 419. hager schwed. 378. hämpling schwed. 120. hserfugl dän. 14. härfägel schwed. 14. haerpop dän. 14. heg dän. 360. hök schwed. 360. höna schwed. 231. hena anord. 231. hene dän. 231. höns schwed. 231. hens anord. dän. 231. irisk(e) dän. 120. isfugl dän. 8. isfägel schwed. 8. jarpe anord. 257. jernspurv norw. 87. jo norw. 350. ka dän. 188. kaie norw. 188. kaja schwed. 188. kalkon schwed. 244. kapun dän. schwed. 238. kjukiing norw. 234. kjüklingr anord. 234. kjodmeis dän. 155. knarand dän. 298. knerkand dän. 298. kok dän. 232. kokk schwed. 232. kokr anord. 232. korp schwed. norw. 175. korpr anord. 175. kraake norw. 180. krage dän. 180. kräka anord. 180. kräkr anord. 180. kramsfugl dän. 63. kramsfägel schwed. 63. kramsi anord. 175. kricka schwed. 429. krickand schwed. 429. krikand dän. 429. krummi anord. 175, 176. krump norw. 175. krumsi anord. 175. krypand schwed. 429. kräka schwed. 180. kucku schwed. 7. kyckling schwed. 234. kylling dän. 234. lerke dän. 97. lö(a) anord. 98. liferikia aschwed. 97. lärka schwed. 97. laevirke anorw. 97. maage dän. 397. maase dän. 397. mäki anord. 397. mär anord. 397. mäsi anord. 397. meis norw. 154. meise dän. 154. meisingr anord. 154. mes schwed. 154. mus(e)vaag(e) dän. 353. mütäri anord. 330. myrisnipa anord. 274, 275. mäka schwed. 397. mäse schwed. 397. maekregauk norw. 276. nakte(r)gale dän. 38. natskade dän. 19. nattergal dän. 38. nätthrafn anord. 380. nattramn norw. schwed. 380. nattravn dän. 380. nattskata schwed. 19. näktergal schwed. 38. nötskrika schwed. 199. nötväcka schwed. 163. oden(s)3vala schwed.373. orre anord. norw. schwed. 249. orrfugl norw. 249. olpt anord. 408, 409. olptr anord. 407. ond anord. 420. orn anord. 345. paafugl dän. 225. pafugl anord. 225. päi anord. 225. papegoja schwed. 3. papegeie dän. 3. I! 511 prutgas Bchwed. 419. pull(a) scbwed. 886. päfägel Bchwed 22:). quickstjerl schwed. 89. raage dän, 183. radgaaa dän, 419. ramn schwed. norw. 17 i ram(p)n aschwed. 171. rapphüna schwed. 256. rapphono i\'ii. ravn dän. 174. rindill anord. island. 80. ringdufva schwed. 213. ripa schwed. 257. rjüpa anord. 257. rampevrikker dän. 89. rype aorw. 257. räka schwed. 183. rödhake schwed. 39. rodkielk dän. 10. rördrum dän. schwed. 385. sidensvans dän. schwed. 116. sise dän. 118. sisgen dän. 119. sis(i)ken dän. 119. siska schwed. 118. skade dän. 193. skarf schwed. 393. skarfr anord. 393. skarv dän. 393. skala schwed. 193. sker schwed. 193. skjör anord. norw. 193. skjsere norw. 193. skjor norw. 193. skrika schwed. 199, 295. skrike norw. 199, 295. skuda dän. 208. skurfir anord. 391. skuta schwed. 208. skära schwed. 193. smerl dän. 339. sniiril färöis« h Bmirle dän. 889. sinynii anord. 889. snepj)«- dän 27 •' snipa island. aorw. 874 snippe dän. 274. Bnäppa Bchwed. 271. spart schwed. 125. sparv dän. L25. speli(a) norw. 28. dän. 28. spiki anord. 155. spillkräka schwed. 31. spink schwed. 109. spinke dän. 109. spir dän. 21. spira schwed. 21. sporr anord. 124. sporrhaukr anord. 362. spsetr anord. 28. stare anord. schwed. 165. stelk norw. 285. stelkr anord. 285. stelkur island. 285. stenpicker dän. 50. stilk norw. 285. stork dän. schwed. 368. storkr anord. 368. struds dän. 224. struts schwed. 221. strüz anord. 224. strömstare norw. 86. staer dän. 165. svala anord. schwed. 23. svale dän. 23. svan schwed. 108. svana schwed. 109. svanbrüör anord. 109. svanr anord. 108. 109. svon norw. 108. soeravn norw. 391. talgoxe schwed. 155. lerne dän 166 ticka schwed. 886 locke schwed. 882 tommeiiden 'Jan trana anord. schwed. 891. träne dän. 2\>] trasi schwed. 52 trost dän. 62. tnmmeliten schwed. 86. tupp schwed. 2.V1. turtnre anord. 216. tvinnt schwed. 110 lärna schwed. ' f>erna anord. 166. tprpstr anord 52. uf schwed. 6fr anord. 309. uggla schwed. 311. ugla anord. 311. uele dän. 314. vagtel dän. 261. vaktel schwed. 261. valr anord. 331. vibe dän. 267. vipa norw. schwed. 267. vipstiert dän. 89. ynn schwed. 219. yrkna norw. 219. äda schwed. 138. äkerskära schwed. 897 äkersnarp schwed. 297. älkrok schwed. 396. älkräka schwed. 396. »öarfugl anord. 138. eeör anord. 138. ängsnärpa schwed. 297. ängsskära schwel 297. ae(r)fugl norw. 138. ärla schwed. 91. ;»'■{> r island. 438. oglir anord. 346. ; orn dän. 346. ' örn schwed. 346 512 Register. ahaks 214, 291. ara 345. Gotisch. hana 231. hraiwadübö 207, 216. sparwa 124. äntis lit. 420. at! akslav. 420. c barasekü russ. 276. brhel czech. 173. cecetka czech. poln. 123. cecetü russ. 123. cibezü russ. 265. cibizü russ. 265. ciz(ek) czech. 118. cizü russ. 118. cuk sloven. 318. czyz poln. 118. dlask czech. 136. dlesk czech. 136. drop czech. poln. 264. drozak serb. 53. drozd czech. poln. serb. 53. drozdu russ. 53. drozgü akslav. 52. dzwoniec poln. 137. erelis lit. 345. erube lit. 257. gaidys lit. 231. garnys lit. 292. geguze" lit. 5. gerve lit. 292. gerwe apreuß. 292. gil poln. 140. grilec sloven. 133. grinec sloven. 141. heyl czech. 140. huze wend. 415. hvistek czech. 47. hyl czech. 140. irbe lett. 257. jareb serb. 257. jarebi akslav. 257. jereb sloven. 257. Baltisch-Slavisch. jereb! akslav. 257. jerube lit. 257. jikavec czech. 114. jiric czech. 120. kabija wend. 205. kalkunas lit. 244. kalkunü russ. 244. karalius lit. 81. kava poln. 185, 188. kavka czech. poln. 188. klesk poln. 136. kljunac sloven. 274. kobezü russ. 360. koko§ czech. 233. kokotü akslav. 232. konopljanka russ. 119. kozodoy poln. 17. krasnoseika russ. 39. krauklys lit. 183. krikle lit. 429. krivonos czech. russ. 141. krolik poln. 81. krukü akslav. 183, 185. krzyvonos poln. 141. kukavica akslav. 5. kukulka poln. 5. kukuSka russ. 5. kvakva czech. russ. 382. Jabedz poln. 407. labud serb. 407. lebedi akslav. russ. 407. lebjadi russ. 407. lys(ka) poln. 307. mevas lit. 399. norek czech. 445. norjak wend. 445. nurek poln. 445. orilü akslav. 345. oszka-melze lit. 17. penkava czech. 110. penkica sloven. 110. perkuno ozys lit. 276. pietlü 231. pihle lett. 421. pinka(vka) slovak. 110. piwikü russ. 266. piwinü russ. 266. pugacü russ. 309, 313. puhacz poln. 313. puhak kleinruss. 313. puppukis lett. 12. pyle lit. 421. rjabka russ. 257. rubenis lett. 257. sansy apreuß. 410. Sceglec sloven. 117. snehula wend. 140. snehule czech. 140. snieguJa poln. 140. snigiri russ. 140. §oia sloven. 201. sperglas apreuß. 125. sperglavvanags apreuß. 125. sparglis apreuß. 125. starkus lit. 368. starnite apreuß. 166. stehlik czech. 117. sträzdas lit. 52. strazds lett. 52. strükü akslav. 368. stsurka russ. 144. fuss lett. 410. szarka lit. 175. szczygier poln. 117. vudodü akslav. 13. zasis lit. 410. zeravi akslav. 292. R 513 cog cymr. D. < nach a. 5. drask brcton. 68. draskl breton. 53. er coin. breton. 846. eryr cymr. 345. garan cymr. com. gall. 202. Keltisch. geia mittelir« 410. bebaue cymr. 360. moelh com. 154. moualch breton. 154. mwyalcb cymr. 154. pinc cymr. ICH), pinl breton. 109, 110. sebac air. 360. stork com tint breton. 110. tred breton. 53. trei breton. 52. truid mittelir. ysbineyn cymr. 109. aeeipiter 214. alauda 98. alcedo 396. anas 420. anser 410. aquila 345. bübo 309. capo 237. ciconia 231. columba 207, 208. cueülus 4. falco 328, 329, 330, 332, 337. fulica 302. ganta 411. 413. agace afrz. nfrz. 193. agasse cruelle frz. 147. aigle frz. 345. aigron afrz. 378. aneta mittellat. 420. ar(g)ne frz. 11. arnie frz. 11. autruche frz. 224. avestruz span. 224. becasse frz. 274, 276. becassine frz. 275. bernaca portug. 419. bernaque frz. 419. bernicla span. 419. blarie frz. 304. Suolahti, Vogeluamen. Lateinisch. grüs 293. icterus 74. lanarius 339, 353, 356. mergus 439. merula 55, 56, 339. mutarius 353. nyeticorax 380, 381. onoerotalus 300, 301, 390. ortygometra 295. ossifragus 350, 351. pävo 225. pelicanus 388, 393. peregrinus 333, 336,337. phasianus 227, 250. Romanisch. beeuf d'eau frz. 388. beeuf de marais frz. 388. boubote frz. 316. boubou frz. 15. boutt boutt frz. 15. branta mittellat. 419. brünette frz. 86. buf(o) ital. 312. busart afrz. 353. buse afrz. 354. buson afrz. 354. butor frz. 388. butorius mittellat. 388. caecula mittellat. 190. plca 28. picus 28. porphyrio 10, 301, 389. psiltacus 1, 2. st rix 321. 324. slrüt(h)io 223, 224. strüthocamelus 223, 22 J-. sturnus 166. turdela 67. turdus 52, 67. turtur 216. ulucus 315. ulula 315. upupa 12. caille frz. 262. calandre afrz. 101. calha prov. 262. capus mittellat. 360. cardello ital. 115. casse-noix frz. 163. chack-chack frz. 64. charbonnier frz. 164 chardonneret frz. 115. chevre Celeste frz. 276. chevrelle frz. 276. chick chack frz. 51. chiuiinoi ital. 317. choe afrz. 189. chouette frz. 189. 33 514 Register. choete afrz. 311. ci(o)vetta ital. 318. citrinella ital. 124. coccus mittellat. - fränk. 232. cocorico frz. 233. columbula mittellat. 207. contrefaisant frz. 73. cop frz. 317. coq frz. 232. cormoran frz. 394, 397. coucou frz. 6. coucouq frz. 6. coucut frz. 6. courli frz. 268, 282. crapaud volant frz. 20. crecele afrz. 343. crecerelle frz. 343. criblette frz. 344. cric frz. 429. criquet frz. 429. crot frz. 419. cucco ital. 7. cucu afrz. 6. cul-blanc frz. 286. deux pour un frz. 280. diable de mar prov. 305. diable de mer frz. 305. diablo de mar span. 305. dinde sauvage frz. 264. dindon de mer frz. 244, 264. dix-huit frz. 267. duc frz. 313. ecorcheur frz. 147. emerillon frz. 329, 330, 338. Speiche frz. 29. epervier frz. 329, 330, 362. eprouon frz. 168. esmeril(lon) afrz. 338. espeche afrz. 29. espervier afrz. 362. espoit afrz. 29. esprohon afrz. 168. estrus prov. 224. faisan(t) afrz. 228. falcäo portug. 328. falco(ne) ital. 327. faucon afrz. 327. finco ital. 110. fourmilier frz. 36. freux frz. 184. gagia ital. 201. gai afrz. 2, 199. gallina d'India ital. 243. gante prov. 411. gazza ital. 193. gazza sparuiera ital 152. gerfalco ital. 335. gerfaut frz. 329, 330, 335. gerifalte span. 335. girfalc prov. 335. glout frz. 287. grand-duc frz. 313. grebe frz. 446. griaibe savoyisch 446. grimpard frz. 162. grue frz. 282. gursa mittellat. 104. gyr(o)falco mittellat. 334, 336, 361. hagar(d) frz. 337. haigron afrz. 378. halcon span. 328. heron frz. 378. hierofalcho mittellat. 336. hoche-qucue frz. 89. houran frz. 313. houretle frz. 313. hourougou frz. 313. hourouhou frz. 313. huit frz. 111. huppe frz. 12. hurette frz. 313. jai afrz. 199. jante afrz. 411. jaseur de Boheme frz. 145. lanier frz. 330, 356. lardiere frz. 155. linotte frz. 119. lupo de l'api ital. 33. macon frz. 162. manche de poele frz. 160. Martin pecheur frz. 8. mauve frz. 399. mergo(n) ital. 439. merle frz. 56. merlo ital. 56. mesange frz. 154. mesingle frz. 154. mesingue frz. 154. miaule frz. 399. miau vc frz. 399. miaux frz. 399. milan frz. 359. misinga mittellat. 154. moineau de mur(aille) frz. 132. moison frz. 128. moqueur frz. 73. morillard frz. 435. morillon frz. 435. mouchet frz. 363. moue afrz. 399. moueüe frz. 399. mousson afrz. 128. mussun afrz. 128. negroun frz. 435. occhio bovino ital. 78. ceil de bceuf frz. 78. orfraye afrz. 351. ortolano ital. 108. ospres afrz. 351. otruche afrz. 224. papagallo ital. 2. papagayo portug. span.2. papegai afrz. nfrz. 2, 3. Register. 516 papegaut afrz. 2. pard rix frz. 257. passera gazera ital, L52. pauön de las Indias span. 248. pendiere frx. 150. perdrix frz. 257. pernice ital. 868. petti rosso ital. 89. pilet neunette frz. -141. pilo frz. 140. pinchon span. 109. pincione ital. 109. pinson frz. 109. pinzon span. 109. pirulus mittellat. 171. pispola ital. 96. pivit frz. 266. pluvier frz. 269, 271. poularde frz. 238. poule frz. 235. poule d'Inde frz. 243. poupou frz. 15. quacara mittellat. 982. qaacra rätoromaiL 262. quacnla mittellat 282. quaille afrz. 282. quaquara mittellat 262. quaaqnila mittellat. 282. craeue de caate frz. 160. quinquin frz. 11<>. quisquila mittellat. 262. raalle afrz. 299. rale frz. 299. ralla mittellat. 299. rallus mittellat. 299. roitel(et) afrz. 81. rollier frz. 17. rouge-gorge frz. 39. sacer mittellat. 333. sacre frz. span. 333. sacro ital. 333. saulet frz. 131. sizerin frz. 124. sizerino ital. 124. smeriglio(ne) ital. 338. •ourde frz. 2ho. spar(a)viere itaL 882. tperaariua mittellat- (rank. 831, 882. Bquasaa-coda itaL 89. ztrozzo ital. 22 1 succiarapre ital. 17. taecola 188. tacnla 188. laurcaii dV-lang 388. tertiolos mittellat 380, 332. 361. terzuolo ital. 832. tette-chevre frz. 17. tiercelet frz. 332. ti-huit frz. 267. toin frz. 110. torzuelo span. 332. touin frz. 110. träle frz. 53. treeo portug. 332. trombone ital. 385. zus ital. 318. Griechisch. atYoGriXac 17. d\Kuiuv 23, 195. ßaaXeuc 81. ßaaXicKoc 81. ßuac 309. ßüZa 309, 320. ■fepavoc 292. erce-vy 12. f]i-Kavöc 231. Mpal 336. lKT€pOC 74 xdXaqpoc 209. Kicca 199. KoKKl'E K xöXu|ußoc 208. KÖpaE 175. KÖpaqpoc 175, 209. Kopiüvr) 175. ueXecrrpibec 247. v?|cca 420. dpvic 210, 346. TrdpbaXoc 270. ireXeia 209. -rreXcKävoc 388. TTopqpupiiuv 301. ceicoTTUfic 89. crrapdciov 125. CTrepfOuXoc 125. crröp-fiXoc 125. CTTlffOC 110. cuira 110. CTpouGiov 223. CTpoüGoc 52. CTpouOöc r\ u€YdXn.CTpou- Göc 6 dv Aißun 223. TÖpfoc 368. TÜpavvoc 81. qpaXnpic 302. qpaciavöc 227. Xnv 410. bu 309. Armenisch, buec 309. popop 12. 33* 516 Register. Altindisch. ätiS 420. hasa-s 410. 1 hast 410. Ikiki-(divi) 199. Finnisch. 1 kökas 5. 1 kökiläs 5. haigri estn. 378. haikara 378. hakki(nen) 186. hanhi 410. huuhkaja 309. kana 231. kromp estn. 176. kuhankeittäjä 172. kukko 232. kyhky(nen) 209. käenpiika 36. leivo 98. Ungarisch. lieve 98. löiw estn. 98. naakka 186. rögas estn. 183 telkkä 285. uunilintu 74. pinc 110. J pinty(öke) 110. Arabisch. babagän 3. | babaghä 2. J Malaiisch. caqr 333. kakatüa 3. Verzeichnis der wissenschaftlichen lateinischen Benennungen. acanthis cannabina 119. „ linaria 121. accentor alpinus 87. „ collaris 87. „ modularis 86. accipiter nisus 362. acrocephalus arundinaceus 78. „ palustris 79. „ streperus 79. actitis hypoleucus 289. aegithalus caudatus 159. alauda 96. alauda arborea 100. „ arvensis 100. „ calandra 101. ,, cristata 99. alca torda 448. alcedo ispida 8. ampelis garrulus 144. anas 419. anas acuta 431. boschas 426. crecca 428. clypeata 432. marila 487. moschala 438. penelope 433. querquedula 428. stropera 427. anser 410. anser anser 415. cinereus 415. anser fabilis 415. „ hyperboreus 415. „ segetum 415. anthus 94. anthus aquaticus 96. ,, arboreus 94. „ pratensis 96. „ spinoletta 96. „ trivialis 94. apus apus 20. aquila 345. aquila fulva 348. „ naevia 349. „ pomarina 349. archibuleo lagopus 356. ardea 377. ardea alba 379. „ cinerea 379. „ garzetta 379. „ purpurea 379. ardella minuta 388. asio 314. asio otus 316. „ scops 316. astur nisus 362. palumbarius 359. athene nociua 322. passerina 319. bernicla leucopsis 417. ,, torquata 418. bombicilla garrula 144. bonasia bonasia 253. 518 Register. botaurus minuta 388. „ slellaris 383. bubo bubo 307. „ maximus 307. budytes flavus 92. buteo buteo 352. ,, lagopus 356. „ vulgaris 352. caccabis saxatilis 258. calidris arenaria 288. caprimulgus europaeus 17. certhia familiaris 163. charadrius 268. charadrius fluviatilis 270. „ hiaticula 270. „ pluviatilis 271. „ squatarola 272. chelidonaria urbica 25. chen hyperboreus 415. chloris chloris 136. chrysomitris citrinella 124. „ spinus 118. ciconia 368. ciconia nigra 371. cinclus aquaticus 86. circus 356. circus aeruginosus 359. clivicola riparia 26. coccothraustes chloris 136. „ coccothraustes 134. „ vulgaris 134. columba 206. columba livia 217. „ oenas 214. „ palumbes 212. „ turtur 215. colymbus 442. colymbus arcticus 448. „ cristatus 445. „ glacialis 448. ,, minor 447. „ rubricollis 448. „ septentrionalis 448. coracias garrula 15. corvus caryocatactes 205. corvus corax 174. „ cornix 179, 181. „ corone 179, 181. „ frugilegus 183. „ glandarius 198. „ graculus 191. „ monedula 185. „ pica 191. „ pyrrhocorax 190. coturnix communis 259. coturnix coturnix 259. crex crex 294. cuculus canorus 4. cygnus 406. cypselus apus 20. dafila acuta 431. dendrocopus major 34. dryocopus martius 30. emberiza cia 108. „ cirlus 108. „ citrinella 101. „ hortulana 107. „ miliaria 107. „ nivalis 108. „ schoeniclus 78, 108. erithacus cyaneculus 41. „ luscinia 36. „ philomela 38. „ rubeculus 39. eudytes 448. eudytes arcticus 448. „ glacialis 448. „ septentrionalis 448. falco 327. falco aesalon 338. „ gyrofalco 334. „ lanarius 338. ,, peregrinus 336. „ sacer 333. „ subbuteo 344. „ tinnunculus 339. ,, vespertinus 344. fringilla 109. fringilla caelebs 110. „ canaria 133. B 519 fringilla carmabina 1 L9, „ cardaelis L16 M citrinella 124 dome8tica L24. ,, linaria 121. „ montana 130. montifringilla 112. „ petronia 182. „ serinus 132. Bpixras 118. falica atra 302. fuligula clangula 434. cristata 435. „ ferina 436. „ fuligula 435. „ fusca 437. „ glacialis 437. „ nyroca 436. galerita cristata 99. gallina melcagris 247. gallinago major 280. „ scolopacina 275. gallinula chloropus 301. gallus 228. gerontieus eremita 373. glaucidium noctua 322. graculus carbo 393. grus cinerea 290. „ grus 290. gypaelus barbatus 364. gyps fulvus 366. haematopus ostralegus 273. haliaßlus albicilla 349. harelda hyemahs 437. herodias alba 379. „ garzetta 379. hirundo 23. hirundo riparia 26. rustica 24. „ urbica 25. hydrochelidon nigra 405. hypolais philomela 73. jynx torquilla 35. lagopus albus 266. „ alpinus 254. lanius I !■". lanius eollnrio 162. excnbitor 168. ., minoi 162. ,. rulus L68. ,, Senator 163. larus 897 larua foaciu 402. „ ridibnndnfl 400. limosa ferraginea 288. „ lapponica 283. ,, limosa 283. „ molanura 283. loxia curvirostra 140. „ cnucleator 142. „ pityopsittacus 142. lullula arborea 100. lusciola luseinia 36. ,, philomela 38. „ rubecula 39. „ suecica 41. lycus monedula 185. meleagris gallopavo 242. melanocorypha calandra 101. mergus 439. mergus albellus -440. „ merganser 441. „ serrator 442. miliaria calcndra 107. nülvus 356. milvus migrans 359. regalis 359. monlicola cyanus 49. ,, saxatilis 48. motacilla alba 87. boarula 93. tlava 92. „ sulphurea 93. muscicapa grisola 142. aeophron percnopterua 367. numcnius arquatus 281. ,, phaeopna 283. numida meleagris 2 17 muifraga caryocatactea 205. nycticorax griseus 520 Register. nycticorax nycticorax 379. oedicnemus crepitans 267. „ oedicnemus 267. oidemia fusca 437. oriolus galbula 169. oriolus oriolus 169. ortygometra crex 294. minuta 300. parva 300. porzana 299. pusilla 300. pygmaea 300. otis tarda 263. „ tetrax 264. pandion haliaetus 351. parus 153. parus ater 158. „ caudatus 159. „ cristatus 158. „ coeruleus 155. „ major 154. „ palustris 157. „ subpalustris 157. passer domesticus 124. „ montanus 130. pavo cristatus 224. pelecanus onocrotalus 388, 389. perdix cinerea 255. „ graeca 258. ,, perdix 255. „ saxatilis 258. pernis apivorus 355. petrocincla cyanea 49. „ saxatilis 48. petronia petronia 132. phalacrocorax carbo 393. phasianus colchicus 226. philomachus pugnax 284. phylloscopus rufus 76. „ sibilatrix 75. „ trochilus 74. picus 27. picus major 34. „ martius 30. ., viridis 32. pisorhina scops 316. platalea leucorodia 376, 389. platalea rosea 391. plectrophenax nivalis 108. podiceps cristatus 445. „ fluviatilis 447. ,, grisegena 448. porphyrio hyacinthinus 300. pratincola rubetra 50. „ rubicola 51. procellaria pelagica 406. psittacus 1. pyrrhocorax graculus 191. „ pyrrhocorax 190. pyrrhula europaea 137. „ pyrrhula 137. rallus aquaticus 298. recurvirostra avocetta 290. regulus regulus 77. rusticola 274. ruticilla 42. ruticilla phoenicurus 46. „ tithys 44. saxicola oenanthe 49. scolopax 273. scolopax gallinula 278. serinus serinus 132. sitta caesia 160. somateria mollissima 438. spatula clypeata 432. stagnicola chloropus 301. sterna 403. sterna hirundo 403. „ minuta 404. ,, nigra 405. strepsilas interpres 273. strix flammea 325. struthio camelus 223. sturnus vulgaris 165. sylvia arundinacea 79. „ atricapilla 71. „ cinerea 72. „ cristata 77. „ curruca 72. „ hippolais 73. Register. 521 sylvia horteneia 69. nisona 69. palustris 79. rufa 76. Bibilatrii 76. simplei &9. sylvia 72. trochilna 74. turdoidea 78. syrnium aluco 824. tetrao bonasia 253. ,, letrix 261. „ urogallus 248. lhalassidroma pelagica 406. tichodroma muraria 164. tinnunculus tinnunculus 339. totanus 285. totanus calidris 285. „ fuscus 285. ,, glottis 286. littoreus 286. totanus OChropOl 286. totenni 286 tringa 289. bringe alpine 288, 289. cenntoa 288 tringe minnta 290. tringoidea hypolencna 289. troglodytea europaeus ho. tnrdna 61. iukIiis iliacm 64. „ merula 64. „ musicus 66. „ pilaris 62. ., torqualus 57. „ viscivorus öiJ. ulula 319. ulula aluco 324. upupa epops 11. vanellus cristatus 264. „ vanellus 264. vultur monachus 367. Verzeichnis der zitierten Glossenhandsehriften mit Angabe ihrer Abfassungszeit1. (Die Hss. sind in alphabetischer und arithmetischer Folge aufgezählt.) Cgm. 187 — 11. Jh. Clm. 13079 — 12. Jh. Cgm. 649 — 15. Jh. Clm. 14395 — 11. Jh. Cgm. 5248, 2 - 11. Jh. Clm. 14429 — 10. Jh. Clm. 280 A - - 10./11. Jh. Clm. 14456 — 9. Jh. Qm. 305 — 11. Jh. Clm. 14584 — 12. Jh. Clm. 375 — 12. Jh. Clm. 14689 — 11./12. Jh. Clm. 614 — 13. Jh. Clm. 14747 — 10. Jh. Clm. 2571 - - 12. Jh. Clm. 17114 — 12. Jh. Clm. 2612 - - 12. Jh. Clm. 17151 — 12. Jh. Clm. 3537 - - 15. Jh. Clm. 17152 - 12. Jh. Clm. 4112 - - 12. Jh. Clm. 17153 — 12. Jh. Clm. 4350 - - 14. Jh. Clm. 17194 — 12. Jh. Clm. 4460 - - 11. Jh. Clm. 17403 — 13. Jh. Clm. 4606 - - 12. Jh. Clm. 18059 — 11. Jh. Clm. 4660 - - 13./14. Jh. Clm. 18140 - 11. Jh. Clm. 5116 - - 12. Jh. Clm. 18375 — 10. Jh. Clm. 5515 - - 13. Jh. Clm. 18528, 1 — 11. Jh. Clm. 6225 - - 9. Jh. Clm. 18547, 2 - 11. Jh. Clm. 6227 - - 11. Jh. Clm. 19440 — 10./11. Jh. Clm. 6404 - - 10. Jh. Clm. 19486 - 11. Jh. Clm. 6408 - - 10./11. Jh. Clm. 19488 — 12. Jh. Clm. 6414 - - 11. Jh. Clm. 21562 — 12. Jh. Clm. 7997 - - 12. Jh. Clm. 22201 — 12. Jh. Clm. 7999 - - 13. Jh. Clm. 22213 - 12. Jh. Clm. 9534 - - 10. Jh. Clm. 23486 — 11. Jh. Clm. 11481 — 14. Jh. Clm. 23496 — 12. Jh. Clm. 12665 — 15. Jh. Clm. 23796 - 15. Jh. Clm. 13002 — 12. Jh. Clm. 24727 - 14. Jh. 1 S.SteinmeyerundSievers,DiealthochdeutschenGlossenIV,371— 686. Verzeichnis der zitierten GloBsenhandschriften. 528 cod. Admont. 8 -11. Jh. cod. Admont. L06 12. Jh. cod. Admont. 268 - 12. Jh. cod. Admont. 476 — 12. Jh. cod. Admont. 508 — 12. Jh. cod. Admont. 759 - 13. Jh. cod. Angelomont. 14/11 — 12. Jh. cod. Bern. 224 10. Jh. cod. Bern. 722 — 12. Jh. cod. Herd. Ms. lat. 8° 73 — 11. Jh. cod. Berol. Ms. lat. 8« 93 - 12. Jh. cod. Berol. Ms. lat. 4° 215 — 11. Jh. cod. Bonn. 218 — 11. Jh. cod. Bruxell. 9968 — 11. Jh. cod. Bruxell. 10072 — 11. Jh. cod. Carolsruh. Aug. IC — 8. Jh. cod. Carolsruh. Aug. CXI — 10. Jh. cod. Carolsruh. Aug. CXXXV— 10. Jh. cod. Carolsruh. Aug. CCXVII — 9./10. Jh. cod. Carolsruh. Aug. CCXXXI — 10. Jh. cod. Carolsruh. Aug. CCXLVIII — 10. Jh. cod. Carolsruh. SPetri 87 — 11. Jh. cod. Cassell. Astr. f. 2 — 11. Jh. cod. Cassell. th. 4° 24 — 9. Jh. cod. Cheltenham. 7087 — 12. Jh. cod. Cheltenham. 18908 — 9. Jh. cod. Colon. LXXXI — 11. Jh. cod. Colon. CC — 10. Jh. cod. com. de Apponyi — 11. Jh. cod. Darmstad. 6 — 13. Jh. cod. Erlang. 242 - 12. Jh. cod. Florentin. XVI, 5 — 13. Jh. cod. Fuld. Aa2 — 10. Jh. cod. Gotting. Luneb. 2 f. — 15. Jh. cod. Gotwic. 44 — 11. Jh. cod. Gotwic. 103 — 12. Jh. cod. Graec. 859 — 13. Jh. cod. Guelpherbyt. Aug. 10. 3. 4° — 10. Jh. cod. Guelpherbyt. Helmost. 553 — 11. Jh. cod. Guelpherbyt. Wiss. 29 — 9. Jh. cod. Guelpherbyt Wvn. 11 - 9. Jh. COd. Kihan. 17 11 Jh. COd. Kilian. 145 11. Jh. cod. Lambac. cart. — 12. Jh. cod. Lip«. civ. Rep. I. 86* — 10. Jh. cod. ups. I'aulm. 1«).; 13, Jh. cod. Lond. Hart, 4966 — 11. Jh. cod. Lugdun. B 191 — 12. Jh. COd. Lugdun. Voss. lat. 8° 37 — 10/11. Jh. cod. Lugdun. Voss. lat. 4° 51 — 1 1. Jh. cod. Mellic. K. 51 — 14. Jh. cod. Mellic. non. sign. — 12. Jh. cod. Moguntin. non. sign. — 11. Jh. cod. mon. herem. 32 — 10. Jh. cod. mon. herem. 171 — 12. Jh. cod. mon. herem. 184 — 10/11. Jh. cod. mon. herem. 239 — 12. Jh. cod. mon. herem. 316 — 11. Jh. cod. mon. s. crucis 17 — 12. Jh. cod. mus. bohem. Prag. — 13. Jh. cod. mus. Britann. Add. 16894 — 11. Jh. cod. mus. Britann. Add. 18379 — 13. Jh. cod. Oenipontan. 355 — 14. Jh. cod. Oenipontan. 711 — 13. Jh. cod. olim Argentorat. — 12. Jh. cod. Oxon. Auct. F. I 16 — 10. Jh. cod. Oxon. Jun. 25 — 9. Jh. cod. Oxon. Jun. 83 — 13. Jh. cod. Oxon. Land. lat. 92 — 9. Jh. cod. Parisin. lat. 2685 — 9. Jh. cod. Parisin. lat. 7640 — 8. 9; Jh. cod. Parisin. lat. 9344 — 11. Jh. cod. Parisin. 9345 — 11. Jh. cod. Parisin. 12269 — 9. Jh. cod. Parisin. 16668 — 9. Jh. cod. Parisin. nouv. acqu. 241 —11. Jh. cod. Prag. VII H 4 - 11. Jh. cod. princ. de Lobkow. 434 — 13. Jh. cod. princ. de Lobkow. 435 — 12. Jh. cod. princ de Lobkow. 489 — 12. Jh. cod. princ. de Wallerst. I. 2. 4° 3 — 11. Jh. 524 Verzeichnis der zitierten Glossenhandschriften. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. Selestad. — 11. Jh. sem. Trevir. R. III 13 — 11./12. Jh. sem. Trevir. 31 — 13. Jh. SFloriani XI, 54 — 14. Jh. SGalli 9 — 9. Jh. 9. Jh. 10. Jh. 10. Jh. 9. Jh. 10. Jh. SGalli 136 SGalli 242 SGalli 270 SGalli 283 SGalli 292 SGalli 295 SGalli 296 SGalli 299 SGalli 911 SGalli 913 SPauli XXV a 1 SPauli XXV d/82 9. Jh. 9./10. Jh. 9./10. Jh. 8. Jh. 8. Jh. 8. Jh. 10. Jh. Stuttg. herm. 26 — 12. Jh. Stuttg. th. et phil. 210 —11/12. Jh. Stuttg. th. et phil. 218 — 12. Jh. Trevir. 1464 — 11. Jh. Trident. 1660 — 11. Jh. Turic. G 59 — 9. Jh. Turic. C 164 — 11. Jh. Turic. Rhenov. 66 — 12. Jh. Vatic. Pal. 288 — 12. Jh. Vatic. Reg. 469 — 9./10. Jh. Vatic. Reg. 1701 — 11. Jh. Vindob. 10 — 11. Jh. Vindob. 85 — 11. Jh. Vindob. 114 — 10. Jh. Vindob. 162 — 9. Jh. Vindob. 247 — 11. Jh. Vindob. 388 — 12. Jh. cod. Vindob. 751 — 9. Jh. cod. Vindob. 804 — 12. Jh. cod. Vindob. 901 — 13. Jh. cod. Vindob. 969 — 10. Jh. cod. Vindob. 1042 cod. Vindob. 1118 cod. Vindob. 1325 cod. Vindob. 1761 cod. Vindob. 2276 10. Jh. 13. Jh. 14. Jh. 10. Jh. 14. Jh. cod. Vindob. 2400 — 12. Jh. cod. Vindob. 2532 — 12. Jh. cod. Vindob. 2723 — 10. Jh. cod. Vindob. 2732 — 10. Jh. cod. Vindob. 3213 — 15. Jh. cod. Vindob. 12840 — 15. Jh. cod. Wirziburg. Mp. th. 4° 60 — 12. Jh. cod. Wirziburg. Mp. th. f. 146 — 10. Jh. cod. Zwettl. 1 — 13. Jh. cod. Zwettl. 293 — 14. Jh. fol. Francofurtense — 14. Jh. fol. olim Heidelberg. — 12. Jh. fol. sem. theot. Gotting. Müller I, 6 — 13. Jh. fol. Stuttgartense — 14. Jh. fragm. Carolsruh. U H — 11. Jh. fragm. Labac. — 12. Jh. fragm. mus. german. acc. 42517 — 11. Jh. fragm. SEmmerami deperdita — 9. Jh. über impressus — 15. Jh. Kölner Doppelblatt — 14. Jh. Rotul. com. de Mülinen Bern. — 11./12. Jh. Erklärung der angewandten Abkürzungen adän. = alldänisch. afries. = altfriesisch. afrz. = altfranzösisch. ags. = angelsächsisch. ahd. = althochdeutsch. ai. = altindisch. air. = altirisch. akslav. = altkirchenslavisch. allem. = allemannisch. altind. = altindisch. altpreuß. = altpreußisch. amittelfränk. = altmittelfränkisch. andd. - altniederdeutsch. an(ord). = altnordisch. anorweg. = altnorwegisch. apreuß. = altpreußisch. arab. = arabisch. armen. = armenisch. asächs. = altsächsisch. aschwed. = altschwed. av. = avestisch. bair. = bairisch. breton. = bretonisch. com. = cornisch. czech. = czechisch. cymr. = cymrisch. dän. = dänisch. dial. = dialektisch. elsäss. = elsässisch. engl. = englisch. estn. = estnisch. finn. = finnisch. fränk. = fränkisch. franz. = französisch. fries. = friesisch. frz. = französisch. gall. = gallisch. germ. = germanisch. got. = gotisch. Grdf. = Grundform. griech. = griechisch. hd. = hochdeutsch. hess. = hessisch. hochd. = hochdeutsch. Hs. = Handschrift. idg. = indogermanisch. ir. = irisch. isländ. = isländisch. ital. = italienisch. Jh. = Jahrhundert. kämt. = kärntisch. kelt. = keltisch. lat. = lateinisch. lett. = lettisch. lit. = litauisch. magyar. = magyarisch. md. = mitteldeutsch. me. = mittelenglisch. mhd. = mittelhochdeutsch. mir. = mittelirisch. mlat. ^ mittellateinisch. mnd. = mittelniederdeutsch. mndl. = mittelniederländisch. ndd. = niederdeutsch. ndl. = niederländisch. ne. = neuenglisch. 526 Berichtigungen und Nachträge. nfrz. = neufranzösisch, nhd. = neuhochdeutsch. nnd(d). = neuniederdeutsch, nndl. = neuniederländisch. norw(eg). = norwegisch, obd. = oberdeutsch. PL = Plural, poln. = polnisch, portug. = portugiesisch, preuß. = preußisch. prov(enz). = provenzalisch. rätorom. = rätoromanisch, roman. = romanisch, russ. = russisch, sächs. = sächsisch, schles. = schlesisch. schwäb. = schwäbisch, schwed. = schwedisch. Schweiz. = schweizerisch, serb. = serbisch. Sg. = Singular, slav. = slavisch. slovak. = slovakisch. sloven. = slovenisch. span. = spanisch, thür. = thüringisch, tirol. = tirolisch, urgerm. = urgermanisch, venet. = venetianisch. wend. = wendisch, westfäl. = westfälisch. Berichtigungen und Nachträge. Seite 84, Zeile 21 v. o. 1. Henisch-Mizaldus (nicht Henisch-Wizaldus). — S. 106 : "Schles. Golitschke ist eine slavische Bildung". Damit ist ge- meint, daß das betreffende Wort eine nach dem Muster der slavischen Lehnworte auf Uz gebildete Ableitung von Gold (eigtl. Golditz-ke) ist. — S. 134, Zeile 13 v. o. 1. Schultz (nicht Schultze), Zeile 14 v. o. 1. Hemmer- sam (nicht Hemmerham). — S. 203, Zeile 4 v. o. 1. animalibus (nicht ani- mabilus). — S. 288. Der Name Knüllis (vgl. Rotknillis, Mattknillis) ist offenbar eigentlich die Bezeichnung der Streitschnepfe und demnach als Ableitung mittels des Suffixes i% « iti) vom Verbum knüllen 'schlagen, prügeln' aufzufassen. In ähnlicher Weise läßt sich das Synonymon Matt- knitzel (bezw. Rotknitzel) als eine Ableitung vom Verbum knutzen, kntitzen 'schlagen, prügeln' erklären. — S. 330, Zeile 7. v. u. 1. anord. mütäri (nicht andd. mütäri). Angeführte Literatur. Adelung,JohannChristoph, Versuch eines vollst ändigen grammatisch- kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart. 5 Bde. Leipzig 1774—86. A. f. d. A. = Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Berlin 1875 ff. Agricola, Ge., De animantibus subterraneis. Basil. 1549. Ahd. Gll. = Die althochdeutschen Glossen, gesammelt und bearbeitet von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. 4 Bde. Berlin 1879—98. Aitinger, Johann Conrad, Kurtzer und Einfeitiger bericht von dem Vogelftellen usw. 1631. Albertinus,Aegidius, Der Welt Tummel- und Schaw Platz. München 1622. Albertus Magnus, De animalibus. 1479. Alberus Dict. = Erasmus Alberus, Dictionarium Latino-Germanicum s. novum dictionarii genus. Francofurti 1546. Albrecht, Karl, Die Leipziger Mundart. Leipzig 1881. Albrecht von Halberstadt, hrsg. von Karl Bartsch. Quedlinburg 1861. Aldrovandi Ornithologia = Ulyssis Aldrovandi Philosophi ac Medici Bononiensis Historiam Naturalem in Gymnasio Bononiensi Profi- tensis Ornithologiae hoc est de avibus historiae libri XII. Bononiae 1599—1603. AI t preußisch eMonatsschrift , hrsg. vonR.Reieke und E.Wichert. 1864 ff. Alts wert s. Meister Altswert. Andersen, Jürgen, Orientalische Reisebeschreibung. 1669. Angenehme Land-Lust, deren man in Städten und auf dem Lande, ohne fonderbare Koften unfchuldig genieffen kan, oder von Unter- fchied / Fang / Einteilung und Abrichtung der Vögel. Frankfurt und Leipzig 1720. Anglia, Zeitschrift für englische Philologie, hrsg. von Richard Wülcker. Halle 1878 ff. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, hrsg. von Franz Joseph Klone. Karlsruhe 1835—39. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Littera- turen, hrsg. von L. Herrig. Braunschweig 1846 ff. 528 Angeführte Literatur. Aristoteles, Historia animalium, hrsg. von Schneider. Leipzig 1812. Arkiv for nordisk filologi, udgivet ved Gustav Storni. Kristiania. Lund. 1883 ff. Baldner Vogel b. = Das Vogel- Fisch- und Thierbuch des Straßburger Fischers Leonhard Baldner aus dem Jahre 1666, hrsg. von Robert Lauterborn. Ludwigshafen a./Rh. 1903. BB. = Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen, hrsg. von Dr. Adalbert Bezzenberger. Göttingen 1877 ff. Beheims Gedichte = Zehn Gedichte M. Beheims zur Geschichte Öster- reichs und Ungarns, hrsg. von Th. Karajan. Wien 1848. Benfey, Theodor, Griechisches Wurzellexicon. 2 Bde. Berlin 1839—42. Berghaus, Heinrich, Sprachschatz der Sassen, Wörterbuch der platt- deutschen Sprache. 2 Bde. Brandenburg 1878—82. Berneker, E., Die preußische Sprache. Straßburg 1896. Berthold von Holle, Demantin, hrsg. von Karl Bartsch. Tübingen 1875. Boner, Ulrich, Der Edelstein, hrsg. von Franz Pfeiffer. Leipzig 1844. Bosworth-Toller Ags. Di ct. = Toller, T., An Anglo-Saxon Dictionary based on the Ms. Collect, of J. Bosworth. Oxford 1882—98. Brack, Vocabularius rerum. Argentorati 1495. Braune, W., Althochdeutsche Grammatik. 2. Aufl. Halle 1891. Brehms Tierleben = Illustriertes Tierleben von Alfred Edmund Brehm. 10 Bde. 3. Auflage hrsg. von Pechuel-Lösche u. a. Leipzig 1890 — 93. Brem. Wb. = Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs. 6 Teile. Bremen 1767—71. Brücke r, J., Straßburger Zunft- und Polizei-Verordnungen des 14. und 15. Jahrhunderts. Aus den Originalen des Stadtarchivs ausgewählt und zusammengestellt. Straßburg 1889. Bruder Hansens Marienlieder, hrsg. von R. Minzloff. Hannover 1863. Brugmann Grdr. = Grundriß der vergleichenden Grammatik der indo- germanischen Sprachen. Bde. I. II. 2. Bearbeitung. Straßburg 1897. 1906. Bülbring, Karl D., Altenglisches Elementarbuch. Heidelberg 1892. Campe, Joachim Heinrich, Wörterbuch der deutschen Sprache. Braun- schweig 1807—11. Chadwick, Studies in Old English. Transactions of the Cambridge phi- lological society IV, 2, 85—285. Cambridge 1899. Chytrceus, Nathan, Nomenciator latinosaxonicus. Rostochii 1582. Cleasby-Vigfussonlcel. dict. = An Icelandic-English Dictionary by R. Cleasby, enlarged and completed by G. Vigfusson. Oxford 1869. ComeniusSprachenthür = Johannes Arnos Comenius, Auffgeschlossene Güldene Sprachen-Thür. Leipzig 1638. Corp. Gll. lat. = Corpus glossariorum latinorum. Ed. Loewe et Goetz. t. I— VII. Lipsiae 1888—1901. Crecelius, Oberhessisches Wörterbuch. Darmstadt 1890—99. Crusius Lat. Gramm. = Crusius, Mart., Grammaticae graecae cum latina congruentis partes I et II. Basil. 1562. Angeführte Literatur. Dähnerl Pommer. Wb. ■■ Johann Karl Dahnert, Plattdeutsches W buch nach der alten and neues pommerschen and rfigiacheo Mund- art. Stralsund L781, Dalin, A. F.v Ordbok öfver Bvenska Bpraket I. II. Stockholm 1860—68. Danneil, Johann Friedrich, Wörterbuch deraltmärkitch-plattdentachen Mundart. Salswedel 1869. Dasypodius, Petrus. Dictionarium uocea propemodum onivei autoribus latinae Linguae probatia ac aulgo receptu occurn Grermanice explicana etc. 1636. Dict. general b. Hatzfeld-Darmesteter. Diefenbach, Laurent ins, Glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis. Prancofurti a. M. 1 sr>7. — Novuni glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis. Prancofurti a. M. 1867. Diefenbach-Wülcker Wb. = Hoch- und Nieder-Deutsches Wörterbuch der mittleren und neueren Zeit von Lorenz Diefenbach und Ernst Wülcker. Basel 1885. Diez Et. Wb. = Friedrich Diez, Etymologisches Wörterbuch der roma- nischen Sprachen. 5. Ausg. Bonn 1882. Dijkstra, W., Friesch Woordenboek. Leeuwarden 1900 ff. Döbel, Heinrich AVilhelm, Eröffnete Jäger-Practica oder Der wohl- geübte und Erfahrne Jäger. Leipzig 1746. Doornkaat-Koolman, J. ten, Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. 3 Bde. Norden 1879—84. Du Cange. C, Glossarium mediae et infimae latinitatis, ed. G. A. L. Henschel. Parisiis 1840—50. Ed. nova a Leopold Favre, t. 1—10. Niort 1883—87. DWb. s. Grimms Wb. Eber und Peucer Vocab. = Vocabula Rei Numariae etc. Additae sunt appellationes quadrupedum, inseclorum, volucrum, piscium, frugum, leguminum, olerum et fructuum eommunium. collectae a Paulo Ebero et Cafparo Peucero. Witebergae 1662. Egilsson, S., Lexicon poeticum anliquae linguae septentrionalis. Hafniae 1860. Elbinger Vokab. = Das Elbinger Vokabular, hrsg. von E. Berneker. Die preußische Sprache S. 234—246. Englische Studien, hrsg. von Eugen Kölbing. Heilbronn. Leipzig 1877 ff. Erlösung. Die, hrsg. von Karl Bartsch. Quedlinburg und Leipzig L868. Falk und Torp Et. ordb. = lljalmar Falk o^ Alf Torp, Etymologisk Ordbog over del uorske og dei danske Sprog. Kristiania 1903. Feist Got. Etym. = Sigmund Feist. Grundriß der gotischen Etymologie. Straßburg 1888 Festschrift zum VIII. allgemeinen deutschen Xeuphilologen- tage in Wien. hrsg. von J.Schipper. Wien und Leipzig 1898. Suolahti, Vogelnamen. 34 530 Angeführte Literatur. Fick, A., Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen. 4 Auflage. 2 Bde. 1890—94. Fischart, Joh., Gargantua, hrsg. von A. Alsleben, Halle 1891. Fischer, Hermann, Schwäbisches Wörterbuch. Tübingen 1904ff. Forcellini, Totius Latinitatis lexicon. t. 1—10. Prati 1858—87. Forst- und Jagdlexicon. 1773. Förstemann, Ernst, Altdeutsches Namenbuch. Bd. 1 : Personennamen. 2. Auflage. Bonn 1900. Bd. 2 : Ortsnamen. 2. Auflage. Nordhausen 1872. Franck, J., Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche Taal. s'Graven- hage 1892. Franz, W., Die lateinisch-romanischen Elemente im Althochdeutschen. Straßburg 1884. Freidanks Bescheidenheit, hrsg. von W.Grimm. 2. Ausgabe. Göttingen 1860. Frisch, Johann Leonhard, Teutsch-Lateinisches Wörterbuch. 2 Bde. Berlin 1741. — Vorstellung der Vogel Teutschlands. 2 Bde. Berlin 1743—63. Frischbier, H., Preußisches Wörterbuch. 2 Bde. Berlin 1882—83. Frischlin, Nicod., Nomenciator trilinguis, graecolatinogermanicus. 1588. Frisius, Johannes, Dictionarium latino-germanicum. Tiguri 1541. Fritzner, J., Ordbog over det gamle norske Sprog. Omarbeidet Udgave 1—3 Bd. Kristiania 1886-96. Fromm an, G. Karl, Die deutschen Mundarten. Nördlingen 1853—59. Halle 1877—78. Geistliche Vogelsang, Der, hrsg. von F. K. Grieshaber, Ältere deutsche Sprachdenkmale religiösen Inhalts. 1842. Georgica Helvetica Guriosa, Das ist Neu Curiöses Eydgnoffifch- Schweitzerifches Hauß-Buch. 1705. Germania, Vierteljahrsschrift für deutsche Altertumskunde, hrsg. von Franz Pfeiffer. Stuttgart und Wien 1856 ff. Gesner Hist. avium = Gonradi Gesneri Tigurini medici et Philosophiae professoris in Schola Tigurina Historiae Animalium Liber III qui est de Avium natura. Tiguri 1555. Gesta Romanorum, hrsg. von A. Keller. Quedlinburg und Leipzig 1841. Gll. Herrad. = Glossae Herradinae, Ahd. GH. III, 405 ff. Gll. Hildegardis = Glossae Hildegardis, Ahd. Gll. III, 390 ff. Gll. Salom. = Glossae Salomonis, Ahd. Gll. IV, 27 ff. Goekingk, Leopold Friedrich Günther, Gedichte. 3 Bde. Leipzig 1779—82. Golius, Theophilus, Onomasticon latino-germanicum, in usum scholae Argentoratensis collectum. 1579. Gottfried von Straßburg, Tristan, hrsg. von K. Marold. Leipzig 1906. Grimm, Jakob, Geschichte der deutschen Sprache. 2 Bde. Leipzig 1848. — Deutsche Mythologie. 4. Ausgabe besorgt von E. H. Meyer. 3 Bde. Berlin 1875—78. — Kleinere Schriften. 8 Bde. Berlin 1867—90. Angeftthrte Literatur. wm Grimms Wh. ^ Deutsches Wörterbuch v Latinae usum et rerum Cognitionen] Btndiosii pro schola 1'alalina Lauingana ex suis rerum BCriptoribus COnfecti pars prior. Lavingi L691. Oswald von Wolkenstein, hrsg. von J.Schatz. 2. Auflag.-. Gelingen 1904. Otfrid = Otfrids Evangelienbuch, hrsg. von Paul Piper. 2 Bde. Paderborn (Freiburg i. Br. und Tübingen). 1878—84. Ottokars österreichische Reimchronik, hrsg. von J. Seemüller, Monu- menta Germania« Historica, Deutsche Chroniken V. Hannover 1893. Palander, Hugo, Die althochdeutschen Tiernamen. I. Die Namen der Säugetiere. Darmstadt 1899. Paul, Hermann, Deutsches Wörterbuch. 2. Auflage. Halle 1908. — Mittelhochdeutsche Grammatik. 5. Auflage. Halle 1900. Pauls Grundriß = Grundriß der germanischen Philologie, hrsg. von H.Paul. 2. Auflage. Slraßburg 1896 ff. PBB. = Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, hrsg. von H. Paul, W. Braune und E. Sievers. Halle 1874 ff. Persson, P., Studien zur Lehre von der Wurzelerweiterung und Wurzel- variation. Upsala 1891. Pfalz. Id. = Autenrieth, Pfälzisches Idiotikon. Zweibrücken. 1899. Pfister, Hermann von, Mundartliche und stammheitliche Nachträge zu A. F. C. Vilmars Idiotikon von Hessen. Marburg 1886. — Idiotikon von Hessen durch Vilmar und Pfister. Erstes Ergänzungs- heft. Marburg 1889. Pfuhl, W., Wendisch-lausitzisches Wörterbuch. Bautzen 1866. Pinicianus, Johannes, Promptuarium uocabulorum. 1516. — Auszug v. J. 1521 = Ex Promptuario uocabulorum Ioannis Piniciani uariarum rerum uocabula, ad puerorum usum collecta. Augsburg 1521. Plinius, Historia naturalis, hrsg. von Sillig. 8 Bde. Gotha 1851—58. Plinii Bücher = Caii Plinii Secundi Dess weitberuhmbton hoch-gelehrten Philosophi und Naturkundigers / Bücher und Sehrifften / von Natur / Art und Eigenschafft aller Creatoren oder Geschöpffe Gottes usw. Frankfurt 1651. Poetischer Staarstecher. 1730. Pogatscher, A., Zur Lautlehre der lateinisch-romanischen Elemente im Altenglischen. Straßburg 1888. Popowitsch Versuch = Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche mit Bestimmungen der Wörter und beträchtlichen Bei- trägen zur Naturgeschichte aus den (unterlassenen Schriften des be- rühmten Herrn Prof. Joh. Siegm. Val. Popowitsch. Wien 1 Pott, August Friedrich. Etymologische Forschungen auf dem Gebiet 536 Angeführte Literatur. der indogermanischen Sprachen. 2 Bde. Lemgo 1830—36. 2. Auf- lage 6 Bde. 1859—76. Regel, Karl, Die Ruhlaer Mundart. Weimar 1868. Rei ff erscheid, AI., Mitteilungen aus Handschriften der St . Nicolaibibliothek zu Greifswald. 1902. Reyger, Verbess. Hist. der Vögel = Jacob Theodor Klein, weiland älteften Sekretarius der Stadt Danzig, der Rußifch-Kayserl. Akademie der Wiffenfchaften, der Konigl. Großbritannifchen Societät in London, des Inftituts zu Bononica, der Deutfchen Gefellfchaft in Jena und der Naturforfchenden Gefellfchaft in Danzig Mitgliedes Verbefferte und vollftändigere Historie der Vogel, herausgegeben von Gottfried Reyger. Danzig 1760. Richey, M., Idioticon Hamburgense. Hamburg 1755. Rietz, Johan Ernst, Svenskt Dialekt-Lexicon. Malmö 1867. Rolland, Eugene, Faune populaire de la France. 1. 1— VI. Paris 1877 ss. Rollenhagen, Gabriel, Vier Bücher Indianischer Reysen usw. Magde- burg 1605. Romania, publie par Paul Meyer et Gaston Paris. Paris 1872 ss. Ruef, Jacob, Adam und Eva, hrsg. von Kottinger. Quedlinburg und Leipzig 1848. Ryffs Tierb. Alberti = Thierbuch Alberti Magni / Von Art Natur und Eygenfchafft der Thierer usw. Durch Waltherum Ryff verteutfcht. Frankfurt 1545. Sachs, Hans, Das Regiment der anderhalb hundert vögel, Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 105, 278—284. Tübingen 1870. — Der unglückhaftig Pirser, Bibliothek des Literarischen Vereins in Stutt- gart 105, 285 ff. Saul, D., Ein Beitrag zum hessischen Idiotikon. Marburg 1901. Schade, O., Altdeutsches Wörterbuch. 2. Auflage. 2 Bde. Halle 1872—82. Schambach, Georg, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart der Fürstentümer Göttingen und Grubenhagen. Hannover 1858. Schiller, Karl, Zum Tier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes. Schwerin 1861—64. Schiller, Karl, und Lübben, August, Mittelniederdeutsches Wörter- buch. 6 Bde. Bremen 1875—81. Schmeller-Frommann Wb. = Bayerisches Wörterbuch von J. A. Schmeller. 2. Ausgabe bearbeitet von G. K. Frommann. 2 Bde. München 1872—77. Schmid, J. Chr. von, Schwäbisches Wörterbuch. Stuttgart 1831. Schöpf, J. B., Tirolisches Idiotikon, herausgegeben und vollendet von A. J. Hofer. Innsbruck 1862—66. Schrader, 0., Reallexicon der indogermanischen Altertumskunde. Straß- burg 1901. Schultz, W., Ost-Indische Reyse. Amsterdam 1676. Angeführte Literatur. Schütze, Johann Friedrich, Holsteinisches Idiotikon. Hamburg 1800. Schwabenspiegel, hrsg. von Wilhelm Wackernagel. Zürich L84J Schwenkt. -ui Ther. Si L - Theriotrophenm Silesiae, in quo Animalium, 1mm- .-st Quadrupedom, Reptilium, Avium, Piscium, [naectorom natura, vis ei usus sex libris perstringnntnr: Concinnatnm et elaboratum, ä Gap. Schwenckfeld Medico Hirschberg. Lignicii 1603, Searle, Wi [ li am George, Onomasticon Anglo-Saxonium. Cambridge i 897. Seefahrer, hrsg. von Fr. Kluge, angelsächsisches Lesebuch, 3. Auflage. No XXXVIII. Seifried Helbling, hrsg. von J. Seemüller. Halle i- Seiler, (i.A., Die Baseler Mundart Basel I Sibers Gerama = Adami Siberi Gemma gemmarum. seu Xomenclatoris Had. Junii Epitome. Lipsiae 1579. Sievers, Eduard, Angelsächsische Grammatik. 3. Auflage. Halle Simperts Diarium, oder ausführliche Reiß Befchreibung. 1701. Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. L847ff. Skeat, Walter W., A Concise Etymological Dictionary of the English Language. New edition. Oxford 1901. Snorra-Edda = Edda Snorra Sturlusonar I. II. Hafniae 1846—64. Socin, Adolf, Mittelhochdeutsches Namenbuch. Basel 1903. Spangenberg, Wolfhart, Der Ganskönig, hrsg. von E.Martin, Elsässische Literaturdenkmäler aus dem XV.— XVII. Jahrhundert. Bd. IV. Straß- burg 1887. — Anmutiger Weisheit Lustgarten. Straßburg. 1621. Sprichwörter in der St. Galler Hs., Müllenhoff-Scherer. Denkmäler No XXVII. Stalder, F. J., Versuch eines Schweizerischen Idiotikon. 2 Bde. Aarau 1812. Staub-Tobler Id. = Schweizerisches Idiotikon, bearbeitet von F. Staub und L. Tobler. Frauenfeld 1881 ff. Stirpianus Grammatica Etymologica. 1537. Stokes, W., Urkellischer Sprachschatz, hrsg. von A. Bezzenberger. Göt- tingen 1894. Strassburg. Vogelb. = Ein kurtzweilig gedieht / von namen / art vnd natur aller vögel / in reymen geftelt / vnd gantz luftig zu lefen. Straßburg 1554. Stricker, Daniel vom Blühenden Tal, hrsg. von G. Rosenhagen. Breslau 1894. Stumpff, Job.. Schweytzer Chronik. 2. Ausgabe. Zürich 1606. Swainson The Folklore = The Folk Lore and Provincial Names of British Birds by Charles Swainson. London 1886. Sweet, H.. The Oldest English Texts. London li — The Studenfs Dictionary of Anglo-Saxon. Oxford 1- '7 Taler, Der, hrsg. von F. H. v. d. Hagen. Minnesinger II, 146—148. 538 Angeführte Literatur. Taram, F., Etymologisk svensk ordbok. Stockholm 1891 ff. Tannhäuser, Der, hrsg. von F. H. v. d. Hagen Minnesinger II, 81—97. Tatian, Lateinisch und altdeutsch, hrsg. von E. Sievers. 2. Ausgabe. Paderborn 1892. Thesaurus = Thesaurus linguae latinae. Leipzig 1900 ff. Thurneysen, R., Keltoromanisches. Halle 1884. Titurel, Der jüngere, hrsg. von K. A. Hahn, Quedlinburg und Leipzig 1842. Tommaseo-Bellini Dict. = Tommaseo, Niccolö, e Bellini, Bernardo, Dizionario della lingua italiana. 1. 1— IV. Torino. 1865—79. Tremsens plattdeutsche Gedichte, hrsg. von Karl Eggers. Breslau 1875. Turner Avium hist. = Avium praecipuarum, quarum apud Plinium et Aristotelem mentio est, breuis et succincta historia. Ex optimis quibusque scriptoribus contexta, scholio illustrata et aucta. Adiectis nominibus Graecis, Germanicis et Britannicis. Per Dn. Guilielmum Turnerum et Medicinae Doctorem. Coloniae 1544. Übersetzung der Bücher Plinii s. Plinii Bücher. Unland, Ludwig, Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage. 8 Bde. Stuttgart 1865 ff. Ulrich von Lichtenstein, Frauendienst, hrsg. von K. Lachmann. Berlin 1841. Ulrich von Türlin, Willehalm, hrsg. von S. Singer. Prag 1893. Unger-Khull = Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch gesammelt von Theodor Unger, für denDruck bearbeitet und herausgegeben von Dr. Ferdinand Khull. Graz 1903. Urquell, Am, Monatsschrift für Volkskunde, hrsg. von F. S. Krauss. 1890-96. Vercoullie, J., Beknopt Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche Taal. Gent. s'Gravenhage 1898. Versus de volucribus, Ahd. Gll. III, 20 ff. Verwijs, E., en V er dam, J., Middelnederlandsch Woordenboek. s'Graven- hage. 1882 ff. Vilmar, A. F. C., Idiotikon von Kurhessen. Neue Ausgabe. Marburg und Leipzig 1883. Vintler,Hans, Blumen der Tugend, hrsg. von J. V. Zingerle. Innsbruck 1874. Vocabularius incipiens theutonicum ante latinum. Ende des 15. Jhs. Vocabularius optimus aus dem 14. Jahrhundert, hrsg. von Wilhelm Wackernagel. Basel 1847. Vocabularius theutonicus. Nürnberg 1482. Vocabularius trilinguis. Prag 1560. Voigt, A., Excursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen. Dresden 1906. Wackernagel, Wilhelm, Voces variae animantium. Basel 1867. Wadstein, Elis, Kleinere altsächsische Sprachdenkmäler. Norden und Leipzig 1899. AngefObrte Literatur. Walde Alois, Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1906. Wartburgkrieg, Der, hrsg. von Karl simroek. Stuttgart 1868. Weigand, Fr. L. K., Deutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Gießen 1881. 5. Auflage hrsg. von Herman Hirt. Gießen 1909. Weinliold. Karl, Heitrage EU einem schlesiscben Wörterbuche. Anhang zum XIV. und XVI. Hände der Sitzungsberichte der phil.>hist. Classe der Kais. Akademie i\cv Wissenschaften. Wien lHöö. Weise, Christian, Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt, hrsg. in Braunes Neudrucken. Halle 1878. Weste, Parallele des langues franeoise et suedoise. Stockholm lx<)7. Whitman. Charles, The Birds of Old English Lilerature, Journal of ßermanic Philology (1898) II, 149—198. Wickram. Georg, hrsg. von J. Bolte. 8 Bde. Stuttgarter Literarischer Verein. 1901—1906. Wiedemann, Ferdinand Johann, Estnisch-deutsches Wörterbuch. 2. Auflage. Petersburg 1891—93. Williram = Willirams deutsche Paraphrase des hohen Liedes, hrsg. von J. Seemüller. Straßburg. London. 1878. Willughby, Francis, Omithologiae libri III. Londini 1676. Wolfram von Eschenbach, hrsg. von Karl Lachmann. 5. Ausgabe. Berlin 1891. Womhach, Helfricus Emmelius, Sylva quinquelinguis vocabulorum et phrasium Germanicae, Latinae, Graecae, Hebraicae, Gallicae linguae etc. 1592. Woordenboek der nedcrlandsche Taal, door M. de Vries en L. A. te Winkel. s'Gravenhage en Leiden 1866 ff. Wörterbuch der Luxemburgischen Mundart. Luxemburg 1906. Wörterbuch der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Mundart von Mi. Leipzig 1876. Woeste, Fr., Wörterbuch der westfälischen Mundart. Norden und Leip- zig 1882. Wright, Joseph, The English Dialect Dictionary. Oxford 1898ss. Wright-Wülcker = Anglo-Saxon and Old English Vocabularies by T. Wright. 2d edition by R. P. Wülcker. Vol. I. II. London 1 — Zehner, Nomenciator. 1645. Vorrede 1609. Zingerle, Ignaz Vinzenz, Lusernisches Wörterbuch. Innsbruck 1869. Zorn, Johann Heinrich, Pctino-Theologie oder Versuch die Menschen durch nähere Betrachtung der Vögel zur Bewunderung Liebe und Verehrung ihres mächtigsten, weiffefl- und gutigsten Schöpffers aufzumuntern. Pappenheim 1742. Zs. f. d. A. = Zeitschrift für deutsches Altertum, hrsg. von Moritz Haupt. Berlin 1811 ff. Zs. f. d. Myth. = Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. hrsg. von Joh. Willi. Wolf. 4 Bde. Göttingen 1853—59. 540 Angeführte Literatur. Zs. f. d. Phil. = Zeitschrift für deutsche Philologie, hrsg. von E. Höpfner und Julius Zacher. Halle 1868 ff. Zs. f. d. Wf. = Zeitschrift für deutsche Wortforschung, hrsg. von Fr. Kluge. Sraßburg 1901 ff. Zs. f. frz. Spr. u. Lit. = Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Literatur, hrsg. von G. Körting und E. Koschwitz. Oppeln und Leipzig 1879 ff. Zs. f. rom. Phil. = Zeitschrift für romanische Philologie, hrsg. von Gustav Gröber. Halle 1877 ff. Vi ii KG VOV KAR!. J. I Rl S< »eben ei Bchien : Ctpiatflgifcljc^ IDärterfiudfj bcutfcbcn Sprache von fviebvicb ftluge profeffoi an btt Untoerfitdi £reibarg L 8r. Siebente nevbiiVevle unb ucumclnle Auflage, I. Siefersttg : 31 — Jofjlen ; 2« Sicfentng : fflhn Seumunb. sprelö bet erften unb groetten Lieferung faufammen 36 Bogen bon je 8 Selten ß 21nffinbicjuftg. l^or htm (Srfdjeinen ber erften Auflage bon Blltg£0 (£tyjnuluiufdiem ßHu'frrlntd| hat e§ eine Icrjiatijdie ^Bearbeitung ber (Stnmofogie unfereS moberneu epradjjcr)at$e3 md)t gegeben. 2)er Erfolg ber feit bem oahre L884 erjdiieneuen iedi» Auflagen nnb bie ^nerfennung, tueldje bem 53ucf)e §uteil geworben, haben gegeigt, wie richtig ber @eban!e mar, bie (Srgebniffe be3 an$te$enbften unb merttwllften 2 Der ttriffenfdjaftlidjen 2öortforjd)ung, ben über bk (Smuelmng unb GJejdjidne bor emgel* nen SBörter unfere* (spracfijcrjafee», in fnapper lerifalijdier £arftellung ^inammei^ufanem £er Söerfafjer rjat e£ {ich gut Aufgabe gemadjt, Jonn unb ©ebeutung [ebeft Portes h\% 51t feiner Cuetfe §u berfoigen, bie 8e$ie!jungen ju ben flah'udien Sprachen in gleichem äftafse betonenb wie baS $ernjanbtf$afi8ber$ättmS 311 ben übrigen mnniferjen unb ben romanifdjen Spradien; audi bie entfernteren orientalijdieu, fonrie bie feltijdjen unb bie flamjdjen Sprayen jtnb in allen [Jollen herangezogen, too bie Jorjdjung eine jicrjerc ©ertDaubtfdfaft fefouftcllen oermng. Xte borliegenbe neue Auflage, bie auf [eber (Seite SBefferungen unb 3uf&tP auv weift, hält an bem früheren Programm befi SBerfeS feft, (nebt aber wieberum nad) einer Vertiefung unb (Srtoeiterung ber worta.e)d)idnlid)en Probleme unb iü audi bieÄ* mal bemüht, ben neueften ,"yortjd)ritteu ber etnmol ogucheu ffiortforfdjung gebübreube ^ledmung 51t tragen. Vlnt befteu aber oeranidiaulidKU einige fahlen bie BettOuV ftänbigung beS SBerfeS feit feinem evfteu (Erfreuten: bie Qafyl ber 3ndnoone hat fidj oon ber erften jur fiebenteu Auflage oeriuebrt im ^udmabeu ?l : bOU 130 auf 346 (6.2(uf(. 280); »: bon 378 auf 608 (6.«uft520); 2): bon L37 auf 238 6. xHufi. 200); (£: oon 100 auf 202 (6. Aufl. l&)>; g: bon 236 auf 4M 6. Äuj SDte neue Auflage nrirb in brei bis biet Lieferungen, jum ffiefomtpreife bon botonS» fid)tlich "JJc. 9. — für boj broftfriette SgropTar, eijdieiueu unb im ^looember be? Sahre? 1909 oollftänbig botliegen! Verlag von KARL 1. TRÜBNER in Strassburg. 3eitfd)rift für £>eutf^e 3Bortfoi*ftf)ung herausgegeben oon frieöricb Iftluge. Diese Zeitschrift erscheint in Heften von je 5 bis 6 Bogen. Vier Hefte bilden einen Band. Die Hefte erscheinen ungefähr alle 3 Monate. Bis jetzt sind erschienen: I. 93 an 0. 8°. VI, 374 @. mit bem 93Ubnt3 bon gebor S3erf) in 8id)t0rutf. 1901. ©ebeftet Tl. 10.—, in £)cübfran§ gebunben Tl. 12.50. II. 95 an 5. 8°. IV, 348 @. mit bem 93ilönt§ bon ®. 9Betnf)olb in Kupferätzung. 1902. ©ebeftet Tl. 10.—, in gyalbfran^ gebunben Tt. 12.50. III. 93anb mit SBci^eftj Die $ergmantt*jprad)c in ber Sarepta I»e3 ^otjann 2Rat|efttt8 bon G\ ©opfert. 8°. IV, 382 unb 107 ®. 1902. ©ebeftet Tl. 12 50, in ^atbfran^ gebunben ?Jt.l5.— ; 93etbeft einsein 9)c.3.— . IV. 93a nb. 8°. IV, 352 ®. 1903. ©ebeftet 9JI. 10. — , in öalbfran^ geb. Tl. 12.50. V. «Banö mit SQBoxtrcgiftcr 51t Q3anb 1— V. S1. IV, 345 @. 1903.04. ©ebjeftet Tl. 10.—, in ^albfronj gebunben Tl. 12.50. VI. 93anb mit xBciT;cft : Beiträge 311 einem ©oet{je=sÄ>örtcrbud) bon 2B..S Ubiern ein unb £f). 93of)ucr. 8°. IV, 382 unb 192 @. 190405. ©ebeftet $04.50, in öalbfrans gebunben Tl. 17.— ; 93eü)eft ctnseln Tl. 5.—. VII. 93anb. 8°. IV, 372 3. mit einem 93ilbni§ bon 2Jiori§ £>enne in Stcbtbrucf. 1905/06. ©efieftet ißt. 10.—, in ^albfrang geb. 2ft. 12..:.". VIII. 93a nb. 8°. IV, 380 @. 1906/07. ©ebeftet 3Jc. 10.—, tri öälbfrang geb. 9R. 12.50. IX. Sani) mit Beiheft: Der SBorifdjafc üon üübeef. $ra6e planmäßiger SDurcfc forfebung cine§ munbnvtltrfieu epradigebietec. 93on Golmar ©rfjnmann. 8°. IV, 232 unb III, 90 3. 1907. (hebertet 371. 12.—, in ©alöfrang geb. Tl. 14.50, 93eibeft einzeln Tl. 2.50. X. SBanb. 8°. IV, 269 @. unb SBortrcgiftcx §u SBanb VI— X. äßit bem 83iföni3 bo*i St. © ombert in Sicfjtbrudc. 1908/09. ©ebeftet 501. 10.—, in £al6fran$ gebunben W. 12.50. XI. SBanö unter ber greife. Ankündigung: Wölfflins ., Archiv für lateinische Lexikographie" ist das Vorbild, dem unsere Zeitschrift nacheifern wird. Welche Aufgaben die neuere Wortforschung zu lösen hat, ist auf dem germanischen Sprachgebiet durch großartige Unternehmungen, wie das Grimmsche Wörterbuch, das New English Dictionary, das niederländische und das schwedische Wörterbuch veranschau- licht und durch Hermann Pauls bekannten Aufsatz „über die Aufgaben der wissenschaftlichen Lexikographie" begründet worden. Auch die Berichte, welche der Öffentlichkeit über die Vorbereitungen des Thesaurus linguae Latinae unter- breitet werden, zeigen der deutschen Sprachforschung, daß wir jetzt, wo das Grimmsche Wörterbuch seinem Abschluß naht, für unser geliebtes Deutsch Ziele und Aufgaben der Wortforschung erweitern und vertiefen müssen, wenn wir dem Thesaurus linguae Latinae nachstreben wollen. Unser neues Unter- nehmen will den altbewährten Zeitschriften keinen Abbruch tun, auch nicht die Zahl der allgemein germanistischen Fachblätter vermehren. Es will eine Sammelstätte sein, in dem die Nachträge und Berichtigungen zu unsern großen Wörterbüchern eine Unterkunft finden bis zu einer endgültigen Aufarbeitung. Es will durch Klärung über Wesen und Inhalt der Wortforschung die großen Aufgaben der Zukunft vorbereiten und einleiten. Es will der Gegenwart dienen, indem es durch ernsthafte Einzelarbeit das Verständnis der Mutter- snrache belebt und vertieft. KARLJ I Kl BNER i WALDBAUME UND KULTURPFLANZEN IM GERMANISCHEN ALTERTUM \ i in JOHANNES IIOOPS o. Profbssob an dbr Universität Hbidbli Mit acht Abbildungen im Text und einer Tafel. &°. XVI, 689 s. 1905. Geheftet Jd 16. — , in Leinwand gebunden J(, 17.50. „Wie V. Hehn, den berühmten Vorgänger des Verf's in der Geschichts- schreibung der Kulturpflanzen, sein ganzes Leiten hindurch in mannigfacher Gestalt die Abgrenzung der beiden Grundbegriffe der Menschheit, Natur und Kultur, beschäftigt hat, so steht das gleiche Problem auch in dem Mittelpunkt des vorliegenden Werkes, in dem die großen Gegensätze Wald und Ackerbau mit Rücksicht auf die Geschichte der indogermanischen und im besonderen der germanischen Völker behandelt werden. Und wie das Buch V. Hehns über die Kulturpflanzen und Haustiere durch die bewunderungswürdige Vereinigung naturwissenschaftlicher und philologischer Kenntnisse das Staunen der Mit- forscher erregte, so wird das Gleiche gegenüber der Arbeit von Hoops der Fall sein, nur daß dieser im Gegensatz zu Hehn auch noch das große Gebiet der paläontologischen und prähistorischen Forschung in den Bereich seiner Untersuchungen gezogen hat .... Es ist somit eine Fülle weittragender Probleme, die in dem vorliegenden Buch behandelt wird, und die verschiedensten Wissenschaften werden mit diesem gelehrten und scharfsinnigen, in klarer und schöner Sprache geschriebenen Werke sich auseinanderzusetzen haben . . ." Deutsche Literaturzeitung iqoö, Nr. 6. „Die T . . . Verlagsbuchhandlung, der die germanische Forschung schon so viel bleibende Bereicherung verdankt, hat uns hier mit einem Werke be- schenkt, welches allseitig lebhafte Beachtung finden wird. Das schön ausge- stattete stattliche Werk eines so ausgezeichneten Kenners, wie es Herr J. Hoops ist, kommt einem in der letzten Zeit vielfach empfundenen Bedürfnis entgegen: zum ersten Male wieder wird uns seit V. Hehns unvergänglichem Werke hier eine zusammenfassende Darstellung der neueren Ergebnisse der sprachwi schaftlichen, altertumskundlichen und naturwissenschaftlichen Forschung auf einem besonders anziehenden und allgemein interessierenden I 1 boten. Die Darstellung ist überall eine ansprechende und obwohl auf der Hohe der wissenschaftlichen Diskussion stehend, doch im edlen Sinne des Wortes gemeinverständlich. So verdient es das Buch, sich \ inde in den Kreisen der Fachgelehrten und aber auch Liebhabe! a hes zu gewinnen. Es bringt vieles und daher auch vielen etwas. Der Verfasser . angelegte SpezialStudie von vornherein auf eine möglichst breite stellt und den Forschungen nach allen Seiten hin weite Perspektiven gegeben; er hat nicht bloß gelegentliche blicke in die Nachbardisziplinen geworifen, sondern sich eindringend und gründlich darin umgetan . Prof. Dr. J. Ranke -München Corrc.spondenzhlott der Deut selten anth 1 Gesellschaft fOOj, Xr. 10. Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. &ä)laQXt>btutbuä) (Sin Sßerjucf) bort (Dtto iLaöenborf 8°. XXIV, 365 Seiten. 1906. (Mjefict J(> 6.—, gclnmben Jt, 7.—. Urteile der Presse: ,, Ladendorfs Schlagwörterbuch muß als ein gut gelungener erster Wurf bezeichnet werden, aus dem sich mit der Zeit, ähnlich wie bei den nahe- verwandten „Geflügelten Worten" Büchmanns, ein Standardwerk seines Arbeitsgebietes entwickeln wird, zumal wenn sich der Verfasser entschließen könnte, auch die Schlagwörter der letztvergangenen Jahrhunderte eingehender zu berücksichtigen, ein dankbares Feld, das noch vielfach brach liegt. Der Titel ist nicht gerade glücklich gefaßt; das Wörtchen „historisch" ist bereits mißverstanden worden, es zielt nicht auf „historische Schlagwörter" (die natür- lich ebenfalls einbezogen sind), sondern will die historische Entstehung und Ent- wicklung der Schlagwörter andeuten. Was das Buch in dieser Hinsicht bietet, ist im ganzen und großen fleißig gesammelt, sorgfältig erwogen und anschaulich dargestellt..." Liierarisches Zentralblatt igoö, Nr. 15. Wir verstehen unter „Schlagwörtern" solche Ausdrücke (oder auch Wendungen), die in einer bestimmten Zeit zu bestimmten Anwendungen individualisierender Art geprägt und verwertet worden sind Es ist daher dankbar zu begrüßen, daß Ladendorf den kühnen und glück- lichen „Versuch" einer erstmaligen Kodifikation gewagt hat " Richard M. Meyer in der Deutschen Literaturzeitung iqoö, Nr. 9. „Die Ergebnisse der Schlagwortforschung, dieses jüngsten Zweiges der deutschen Wortforschung, der nicht älter ist als unser Jahrhundert, hat Otto Ladendorf in dem Versuch seines Historischen Schlagwörterbuches zusammen- gefaßt. Der Verfasser hat sein fleißiges Werk selbst bescheiden als Versuch bezeichnet, und in der Tat, es wäre gewagt, nach so kurzer Zeit des Sammeins mehr bieten zu wollen. Ist doch das Reich der Schlagworte ein weites, unbe- grenztes, wie das der verwandten Modewörter und geflügelten Worte, welch letzteres Büchmann und seine Nachfolger nach mehr als 40 jähriger Arbeit noch nicht völlig erforscht haben und nie völlig erforschen werden. Derartige Arbeiten können nie abschließend vollendet werden, so wenig die lebende Sprache einen Abschluß kennt — es sind immer nur einzelne Abschnitte, die nach bienen- fleißigem Sammeln und Schaffen zu einer annähernden Vollendung gelangen. — . . . Welch eine Fülle von Witz und Geist, von Liebe und Haß, von Kämpfen, Streben und Hoffen kommt in diesen Schlagworten zum Ausdruck! Welch buntes, belustigendes, anregendes Bilderbuch, das man nicht aus der Hand legt, ehe man es ganz durchblättert, durchlesen hat! — Das meiste, was Ladendorf bietet, entstammt dem 19. Jahrhundert, auch die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist stark von ihm berücksichtigt worden, aber daß auch die Deutschen vor 1750, in den Zeiten Gottscheds, der Sprachreiniger, des Dreißigjährigen Krieges, der Reformation, der Humanisten, Schlagworte kannten, lehrt sein dankenswertes Buch nicht. Da dehnen sich noch weite, fast ganz unerforschte Gebiete, die zu den künftigen Aurlagen des „Ladendorf" viel beisteuern werden! — Zur Mitarbeit an diesem Werke, das als würdiges Gegenstück zu Büchmanns Ge- flügelten Worten bezeichnet werden kann, ist jeder berufen — jeden noch so kleinen Beitrag wird die Verlagsbuchhandlung dankend für den Verfasser ent- gegennehmen!" Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 4. Februar 1906, Nr. 28. V KARL I I i'i DEUTSCHE GRAMMATIK GOTISCH, ALT-, MITTEL- UND Nki HOCHDE1 TSCH W. WILMANNS ord. Profe 01 dei dem i ben Sprt I :rr;.tur u Erste Abteilung: Lautlehre. Zweite verbesserte Auflage G XVI, 425 S. 1897. M. X. --, in Halbfranz gebunden M. 10.— . Zweite Abteilung: Wortbildung. Zweite Auflage. Gr. 8 . XVI, 671 S. 1899. M- 12.50, in Halbfranz gebunden AI 15. — . Dritte Abteilung: Flexion. Erste Hälfte: Verbum. Erste und zweite Auflage. Gr. 8". X, 315 S. 1906. M. 6. — , in Halbfranz gebunden M. 8. — . — — - - — Zweite Hälfte: Nomen und Pronomen. Erste und z. Auflage. Gr. 8°. VIII, S. 31;— 772. 1909. M. 9. — , in Halbfranz gebunden M. 1 1. — Das Werk wird in vier Abteilungen erscheinen : Lautlehre, Wortbildung, Flexion, Syntax. Eine fünfte, die Geschichte der deutschen Sprache, wird sieh vielleicht anschliessend ,,. . . Es ist sehr erfreulich, dass wir nun ein Buch haben werden, welches wir mit gutem Gewissen demjenigen empfehlen können. der sich in das Studium der deutschen Sprachgeschichte einarbeiten will, ohne die lichkeit zu haben, eine '.. L On nc saurait donc trop recommander la lecture assidue de ce livre, non seulement aux germani n ou aux etudiants qui aspirent ä le devenir, mais encore et surtout aux professeurs dallemand de nos lycees et Colleges.'1 ve crüiqut iqoö Nr. 6 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburc. Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch. Mit Benützung der Sammlungen Johann Wolffs herausgegeben vom Ausschuß des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. 1. und 2. Lieferung. Bearbeitet von Adolf Schullerus. 1. Lieferung: Lex. 8°. LXXII, 96 Seiten. 1908. ^ 4.—. 2. Lieferung: S. 97—256. 1909. Ji. 4.-. Das auf etwa 3 Oktavbände von je 60 Bogen berechnete sieben- bürgische Wörterbuch wird in Lieferungen von je 10 Bogen ausgegeben, die in kurzen Abständen einander folgen werden. Für die Sprachforschung ist das Werk von größter Bedeutung, da es das für die Kenntnis älterer und neuerer Dialekte unendlich wichtige siebenbürgische Sprachgut, das sich in seiner Abgeschlossenheit urwüchsig und kräftig erhalten hat, in Vollständigkeit dem Forscher erschließt. Schon Leibniz hatte die Not- wendigkeit eines Wörterbuchs der siebenbürgischen Mundart betont. In Jahrhunderte langer Sammelarbeit haben die besten Männer Siebenbürgens die Anregung zu verwirklichen gesucht, und der Verein für siebenbürgische Landeskunde hat es als Ehrenpflicht angesehen, für die Verwirklichung der Leibnizischen Forderung seine Kräfte einzusetzen. Eine gleiche Reich- haltigkeit sprachgeschichtlichen und volksfeindlichen Materials ist noch in keinem Dialektzvörterbnch geboten worden. WÖRTERBUCH DER ELSÄSSISCHEN MUNDARTEN BEARBEITET VON E. MARTIN und H. LIENHART IM AUFTRAGE DER LANDESVERWALTUNG VON ELSASS-LOTHRINGEN. Erster Band. Lex.-8°. XVI, 800 S. 1899. Geheftet M. 20. — , in Halbfranz gebunden M. 22.50. Zweiter Band. Mit einem alphabetischen Wörterverzeichnis und einer Mundartenkarte von Hans Lienhart. Lex.-8°. IV, 1160 S. 1907. Geheftet M. 32. — , in Halbfranz gebunden M. 35.— - Das grossangelegte Werk macht einen ausgezeichneten Eindruck und ist hinter der Aufgabe, die es sich stellte, und den Erwartungen, die man ihm entgegenbrachte, nicht zurückgeblieben. . . . Die Bearbeiter thaten wohl daran, »die Eigentümlichkeit des elsässischen Volkes in Sitte und Glauben, wie sie sich in Redensarten, Sprichwörtern, Volks- und Kinderreimen kundgibt, so weit als möglich zur Darstellung« zu bringen. In diesem litterarischen und kultur- geschichtlichen, völkerpsychologischen Inhalte liegt das Schwergewicht des Werkes. . . . Wir zweifeln nicht, dass das elsässische Wörterbuch seinen Platz in der ersten Reihe unserer Mundartenwerke einnehmen wird. . . .« Deutsche Litteraturzeitung 1897, Nr. 50. Verlag v i. TRÜBH REALLEXIKON DEB DJDOGEEMANLSCHEB" ALTERTUMSKUNDE, GRUNDZÜGE mmi; KULTUR- UND 7ÖLKERGESCHICHTE ALTEUROPAS VON O. SCHRADER, Itil Jena. Lex. 8°. XL, 1048 S. 1901. Broschtrt M. 27. — , in Halbfranz geb. M. 30. „Ein Gelehrter, dessen Name mit der Entwicklung