2 ERdLEH20 TAT E MARIN | > “ Digitized by the Internet Archive in 2007 with funding from Microsoft Corporation http://www.archive.org/details/diedevonischenavOßfrecuoft 2 E% . = Abhandlungen [47 zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Ban IX. Heft 3. anna unnunnunnnnnnr BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann. ) 1891. es i iu, . re Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Ein Beitrag zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Von Dr. Fritz Frech, Privatdocent an der Universität Halle. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Hierzu 5 Tabellen, 23 Textbilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln. KANNAAANNANNNNNNANANANANANANNAAANNANNNSNNNNNN BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1891. NOV 23 1967 o& Q Ensıy or RS Inhalt. Seite Einleitung . . . - a N ar 1 Das geologische Yorksamen de "Avionikien re a2. 2 Zu p.3. Tabelle I: Die Gliederung des dena Dark mit Rücksicht auf das Vorkommen der Aviculiden. Einige Bemerkungen zur Hereynfrage . . . 4 Das Vorkommen der Aviculiden mit Rücksicht Br die EN GOEWICHEnnEE 1. 2.4 RE ER RT I ee 7 Der Erhaltungszustand . . . . BEUDREUEN ERT, 9 Systematische Beschreibung der Arten und Buttunjen ho a a er a 5 Peetinidae. Pecten 2. Nee re la ee, ERRRGEE EC HSIREREEOB ea en, ZI Aviculidae. ; L AORTA 1) -Avieulopoeten.8 Bl, sur en ar REN ale: 18 2) Subgämus Pierinopeptin .....,.. is non wine. 2 3) Subgenus Orbipecten . . ee a) Gruppe des Ariockmpeoten TRRSER Mei Be a ae En A; | b) Gruppe des Aviculopecten Follmami . . x» 2»... .29 IL Ay ne RE te ea Avienle‘.. ;.. a FRE TR LIE 1. Gruppe der PER FERN N EEE Grawme der Aida Wurm . . » . 2 en 0 Geappe Ber Ava Marla . . , ee ne Gruppe der Avicula quadrata . . ». 2 2. 22... Gruppe der Avicula Winteri . . . » 2 en... 46 Gruppe der Avicula lamellosa . . » 2 2 22 0..8 a te vI Inhalt. Unvollkommen bekannte Arten von Avicula Ueber einige unrichtig zu Avicula ee Arten. Subgenus Pteronites . Limoptera . Posidonia 11II. Kochiinae IV. Kochia ; x Subgenus ET ; Pterinaeinae Pterinaea a) Gruppe der ROSEN costata b) Gruppe der Pterinaea lineata c) Gruppe der Pterinaea laevis . d) Gruppe der Pterinaea ventricosa Ueber einige bisher zu Pterinaea gestellte Ka ; Actinodesma V. Ambonychiinae . VL Gosseletia ; a) Gruppe der Gosseletia mierodon b) Gruppe der Gosseletia devonica c) Gruppe der Gosseletia truncata . Unvollkommen bekannte Arten Subgenus ee Cyrtodonta er Unterfamilie nicht genauer etainhas : Byssopteria Palaeopinna Pachypteria Myalininae . Myalinoptera . Myalina s a) Gruppe der Myalina N : b) Gruppe der Myalina bilsteinensis c) Gruppe der Myalina lodanensis . Hoplomytilus Nachträge: Aviculopeeten, Avicula, Limoptera, Posidonia, Pterinaea, Actinodesma . . Nachtrag zur eirsdernbischen Tabelle Tabelle II. Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland Inhalt. Allgemeine Ergebnisse . . I. Zur Systematik und dimmeirenahlehe der irarler A. Diealtpalaeozoischen Heteromyarier. (Silur und Devon) Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier i z B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. (Carbon, Per- mocarbon, Perm) ‘ Uchersicht der ER BRER NT Hasenyarle i Bemerkungen über einige carbonische und permische Gat- tungen Enchondria ut Pornopeten : Monopteria . ; De RE Aphanaia . . a ee RE AT are Leiomyalina nov. subgen Prospondylus Tabellarische Uebersicht der Gattungen dr EEE Heteromyarier ee Bla 34 C. Die mesozoischen Heteromyarier Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier . Bemerkungen über einzelne Gattungen Pergamidia . Hoernesia . Odontoperna nov. ET : Piassale 5. 2A AR Mysidia ren D. Die tertiären und recenten Heteromyarier . Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier Schlussbemerkungen II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden Der »Isodimorphismus« einiger Aviculiden . Aviculopecten Avicula . . Die RRERENEE En ER ER IR a Wurmi "Tabelle) Limoptera . Limoptera ( baum) Pterinaea RE U DEE AT RE Gruppen der Pterinaea costata und laevis (Stammbäume) . . | Actinodesma . Gosseletia ... . eg Die Gruppe der "Gomelehie ER an iie) Die Gruppe der Gosseletia truncata Raakypiaris ce a a ee Myalina . vo Seite 176 176 184 188 191 196 198 198 199 199 201 204 206 206 210 213 213 214 215 215 216 216 217 220 222 223 224 225 226 228 228 228 230 239 231 231 232 233 254 235 vInI Inhalt. III. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden Böhmen ee ERDE ETITNTE 20; Tabelle III. Die verwandten Arten des deutschen und mittelböhmischen Devon Nord-Amerika . IE er Tabelle IV. Die viecariirenden Arten des deutschen und nordamerikanischen Devon 1V. Die Stellung der Palaeoconchen und die Stammesgeschichte der Zweischaler Register Einleitung. Den äusseren Anlass für die vorliegende Arbeit gab der Ver- such, die bei verschiedenen Gelegenheiten im Gebiete des rhei- nischen Devon von mir gesammelten Zweischaler zum Zwecke stratigraphischer Untersuchungen zu bestimmen. Es ergab sich dabei, dass, wie bereits von FOLLMANN in einer Arbeit über de- vonische Aviculaceen betont wurde, die Kenntniss der älteren Zweischaler seit längerer Zeit hinter der anderer Thierklassen zurückgeblieben ist. FOLLMANN hat sich von vornherein auf die Aviculiden im engesten Sinne und auf das in den Bonner Samm- lungen befindliche Material beschränkt, was um so verdienstlicher war, als die Poppelsdorfer Sammlung mit ihren wichtigen Original- exemplaren der wissenschaftlichen Benutzung nur schwer zu- gänglich ist. FOLLMANN’s scharfsinnige und. gründliche Unter- suchungen werden stets ihren Werth behalten; doch ergab die weitere Durchforschung der übrigen Museen und Privatsammlungen ein unerwartet reiches Material an Arten und Gattungen, die entweder für Deutschland oder überhaupt neu sind )). Im Nachfolgenden sind ausser den eigentlichen Aviculiden auch solche Muscheln beschrieben worden, welche man meist zu den Pectiniden (Avieulopecten) oder Mytiliden (Myalina) zu stellen !) Die kurze Uebersicht der Gattungen und der allgemeinen Ergebnisse, die ich im Frühjahr 1888 in einer Sitzung der Deutschen geologischen Gesellschaft gab, müsste auf Grund von neuerdings erhaltenen Materialien noch kleine Er- weiterungen erfahren; hinzugekommen sind vor allem die Gattungen Pleuro- nectites, Pteronites und Palaeopinna. Abh, IX, 3. 1 D) Einleitung. [200] pflegt. Warum die devonischen Vertreter dieser Gruppen zu den Aviculiden gerechnet worden sind, wird in dem allgemeinen Theile ausführlich erörtert werden. Die Herstellung der Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne das ausserordentliche Entgegenkommen, mit dem eine grosse An- zahl von Fachgenossen mir ihre Museen und Sammlungen zu- gänglich gemacht haben. Zu besonderem Danke verpflichtet bin ich Herrn Geh. Rath Beyrıcn für das Interesse, welches er meinen Untersuchungen entgegenbrachte; ferner den Herren Prof. Barroıs (Lille), Dr. BEcLAarD (Brüssel), Prof. BERTKAU (Bonn), Prof. BRAnco (früher in Berlin), Dr. Egerr (Berlin), Dr. FoLLMAnN (Coblenz), Prof. von FrırscH (Halle), Prof. HoLzArrEL (Aachen), Lehrer Jusr (Zellerfeld), Prof. Kayser (Marburg), Dr. KrockmMAnN (Clausthal), Prof. von KoENEN (Göttingen), Dr. Koken (Berlin), Prof. Lossen (Berlin), FRIEDRICH MAURER (Darmstadt), Geh. Rath FErD. ROEMER (Breslau), Dr. WALDSCHMIDT (Elberfeld), WuLr (Gerolstein), Prof. von ZirteL (München). Dem Entgegenkommen des Herrn Geh. Rath HaucHEcorNnE verdanke ich die Möglichkeit, das mit einigem Aufwand von Zeit und Mühe vereinigte Material in einer allen Anforderungen ent- sprechenden Vollständigkeit abbilden zu lassen. Leider war es wegen der Länge der Zeit, während welcher das Untersuchungsmaterial sich fortdauernd vergrösserte, unmög- lich, die Tafeln so übersichtlich anzuordnen, wie es wohl wün- schenswerth gewesen wäre. Wenn ich zum Schluss noch den Künstlern, welche die Her- stellung der Abbildungen besorgten, in erster Linie Herrn OHMANnNnN, meinen Dank ausspreche, so gebe ich wohl nur einem Gefühle Ausdruck, das jeder Fachgenosse bei der Betrachtung der schönen Tafeln empfinden wird. Eine monographische Bearbeitung der im Nachstehenden nicht berücksichtigten Zweischalergruppen ist von Herrn Dr. BEus- HAUSEN begonnen worden und wird ebenfalls in den Abhandlungen der Königl. geol. Landesanstalt erscheinen. Das reoloeische Vorkommen der Avieuliden. Die vergleichende Untersuchung der in den verschiedenen Unterdevonhorizonten vorkommenden Aviculiden hat ergeben, dass dieselben eine in lebhafter Entwicklung und Differenzirung be- findliche Gruppe darstellen. Das Vorhandensein zahlreicher für die einzelnen Schichtgruppen bezeichnender »Leitfossilien« erscheint somit leicht erklärlich. Es bestand ursprünglich die Absicht, eine stratigraphisch- palaeontologische Darstellung des deutschen Unterdevon dem beschreibenden Theile voranzuschicken. Jedoch nahm diese Ausarbeitung einen zu erheblichen Umfang an und wurde daher schon im Jahre 1889 als besonderer Aufsatz in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft ver- öftentlicht (p. 175—287). Es kann daher auf die betreffende Ar- beit verwiesen werden. Der leichteren Uebersichtlichkeit wegen lasse ich eine stratigra- phische Tabelle folgen, welche die verschiedenen Horizonte des deutschen Devon (mit Ausschluss der ins einzelne gehenden Gliederung des Mitteldevon) enthält. In der ersten Columne werden die Horizonte des rheinischen Devon, in der zweiten diejenigen des Harzes aufgezählt; die Vergleickung mit anderen Devonterritorien liegt ausserhalb des Planes der Arbeit und ist zudem in den Arbeiten des Verfassers über die palaeozoischen Bildungen der Ostalpen und von Cabrieres enthalten. In einer dritten Columne werden die Schichten und Fundorte besonders hervorgehoben, an denen Aviculiden häufiger vorkommen, eine vierte Columne enthält die Namen der wichtigsten Arten. ı* 4 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [202] Ein * bezeichnet das erste, ein + das letzte Auftreten einer Art, die nicht bezeichneten Species sind auf den betreffenden Horizont beschränkt. Gewissermaassen als Nachtrag zu der vorstehenden Tabelle sei erwähnt, dass seit dem Erscheinen der oben eitirten Arbeit über das Unterdevon noch ein zweiter versteinerungsreicher Fundort der Zendscheider Schichten bekannt geworden ist. Herr Landesgeologe GREBE hat bei Arenrath unweit Land- scheid (Kreis Wittlich) in rothen Schichten, welche mit den bei Zendscheid vorkommenden durchaus übereinstimmen und wie diese im Liegenden des Coblenzquarzits vorkommen sollen, eine kleine Fauna gesammelt und mir freundlichst zur Bestimmung übergeben. Dieselbe umfasst folgende Arten: Chonetes sarcinulata SCHL. » dilatata DE Kon, Spirifer paradoxus mut. praecursor FRECH (= Spirifer dunensis KAYSs.) Spirifer arduennensis SCHNUR. Limoptera semiradiata nov. Sp. Aviculopecten Wulfi nov. sp. Grammysia sp. Herr Dr. FoLLMANN sammelte am gleichen Fundorte ausserdem noch (nach brieflicher Mittheilung) Pleurodietyum Sancti Johannis, Ütenodonta concentrica, Gosseletia sp., Capulus cassideus und Homa- lonotus rhenanus. Einige Bemerkungen zur Hercynfrage. Betreffs der Gliederung des Devon sind angesichts der leb- haften wissenschaftlichen Thätigkeit, welche auf diesem Gebiete Jetzt herrscht, einige kurze Bemerkungen voranzuschicken: Ueber die »Hercyn«-Bildungen von Nord-Frankreich ist soeben eine wichtige Arbeit von ÖEHLERT !) erschienen, welche die weite !) Sur le Devonien des environs d’Angers, Bull. soc. geol. de France [3], t. 17, p. 742 ff. (1890). [203] Das geologische Vorkommen der Aviculiden. 5 Verbreitung des Kalkes von Erbray (Loire Inferieure) in den Departements Sarthe, Mayenne und in der Umgegend von Angers kennen lehrt. Zugleich werden sehr eingehende und zahlreiche Beobachtungen über die stratigraphische Stellung des Kalkes von Erbray mitgetheilt. Nach OEHLERT liegt derselbe nicht, wie BARROIS — wesentlich auf Grund palaeontologischer Vergleichungen — annahm, an der Basis des Unterdevon (Gedinnien oder Taunusien), sondern viel höher. Zwar kann, wie ÖEHLERT auseinandersetzt, die strati- graphische Stellung der Kalkfacies geringeren Schwankungen unter- liegen (l. c. p. 753); aber im allgemeinen ergiebt sich, wie die nachfolgende kleine Tabelle zeigt, eine stratigraphische Stellung, welche der der unteren Coblenzschichten im grossen und ganzen entspricht. Es liegt sogar nahe, ein noch höheres Niveau anzu- nehmen, da stellenweise (im Bassin de Laval) der Kalk von Erbray im Hangenden der Schichten mit Athyris undata auftritt (l.. ce. p. 753). Kalk von Erbray (Loire Inferieure), St. Malö und Fourneaux(Angers), Chasse- Untere Coblenzstufe grain (Sarthe), St. Germain le Fouilloux (Mayenne) Sandstein von Gahard Siegener Grauwacke mit Taunusien Taunusquarzit und Buns- .Orthis Monnieri rückschiefer Quarzit von Plougastel | Gedinnien Aeltere Taunusgesteine Ungefähr gleichzeitig!) mit OrutLert habe ich wesentlich auf Grund palaeontologischer Vergleichungen";eine vollkommen übereinstimmende Anschauung betreffs der Stellung des Kalkes von Erbray ausgesprochen, die nunmehr in so erfreulicher ul bestätigt worden ist. !) Die Publication der oben eitirten Arbeit über das Unterdevon erfolgte ein halbes Jahr früher, 6 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [204] Hingegen besteht in Bezug auf die Stellung des böhmischen »Hereyn« immer ‚noch eine Meinungsverschiedenheit zwischen deutschen und französischen Forschern; F, G, H soll auch nach ÖOEHLERT's Ansicht ganz oder zum Theil dem »Silurien« erhalten bleiben. Der Einwand, den derselbe gegen die in Deutschland herrschende Auffassung macht, ist allerdings leicht zu widerlegen. ÖEHLERT geht davon aus, dass (wie allgemein zugegeben wird) die schwarzen Graptolithenschiefer von Nordfrankreich der Stufe E, die Kalke von Erbray den Stufen F, G, H entsprächen. Dann bliebe in Böhmen kein Aequivalent für die mächtigen Bildungen des tieferen Unterdevon. Hierbei ist übersehen, dass neuerdings die fraglichen Stufen F, G, H nicht mehr als Ganzes zusammengefasst, sondern eher noch eingehender als früher in Zonen gegliedert werden. So wird das Vorkommen von Aequi- valenten des Mitteldevon in Böhmen (G3) jetzt von fast allen ortskundigen !) Geologen zugegeben. Die unteren Wieder Schiefer und die mit denselben über- einstimmenden Kalke von Erbray nehmen nun eine ziemlich hohe Stellung im Unterdevon ein und müssen demnach in erster Linie mit G, und Ga verglichen werden; vielleicht könnte noch die obere Grenze von F in Betracht kommen. Jedenfalls ist der Haupttheil von F homotax mit den tieferen Grauwacken und Quarziten des Harzes, des rheinischen und nordfranzösischen Unterdevon; die Bedenken ÖEHLERT’s dürften sich damit erledigen. Einwände ähnlicher Art gegen die Deutung der Hereyn- schichten hat SANDBERGER neuerdings in einer Arbeit über das Nassauische Unterdevon gemacht 2). Dieselben sind jedoch bereits von E. Kayser in einem Referat widerlegt worden und dürften wohl ebensowenig, wie die verschiedenen Aenderungen der Schichtbezeichnungen Beifall finden. Ueber den »Onychienquarzit« (Taunusquarzit) vergleiche man das bei Kochia (= Onychia) Gesagte. ') Z.B. von E. Kayser und’ F. Karzer; Osuuerr und Barroıs kennen das Prager Silurgebiet nicht aus eigener Anschauung. 2) Wiesbaden 1889. [205] Das geologische Vorkommen der Aviculiden. 7 Auch der Name Rhipidophyllenschiefer (für Hunsrückschiefer) ist schon deshalb nicht anwendbar, weil Rhipidophyllum vulgare SANDB. (l. ce. p. 100, t. I) keine ins Gewicht fallenden Unterschiede von Amplexus aufweist. Das Vorkommen der Aviculiden mit Rücksicht auf die Faciesentwicklung. Zweischaler führende Schichten sind im rheinischen Unter- devon ziemlich häufig, obwohl in der Regel die Brachiopoden an Zahl der Individuen überwiegen. Nur ausnahmsweise ist das umgekehrte Verhältniss zu beobachten; so kommt in den Ober- coblenzschichten (braune Sandsteine) von Miellen bei Ems etwa auf 4 Zweischaler 1 Brachiopode. Die vorherrschenden Arten sind an dem erwähnten Fundort Pterinaea fasciculata und lineata; etwas seltener sind @osseletia trigona GF. sp., Kayseri n. sp., mierodon n. sp., Pterinaea laevis und Goniophora n. sp. (wahrscheinlich nassoviensis Kays.). Von Brachiopoden finden sich bei Miellen vor allem Spirifer carinatus SCHNUR (Zwischenform von Spirifer hystericus und laevicosta, sehr bezeichnend für die obere Coblenzstufe = Sp. ignoratus MAUR.), Cyrtina heteroclita DEFR., Chonetes sarcinulata ScHL. sp. und Strophomena piligera SAnDB. Auch Pleurodietyum problematicum, das vereinzelt bis in das Mitteldevon hinaufgeht, ist hier noch häufig. Eine ganz ähnliche Fauna kommt im gleichen Gestein und gleichen Horizont (untere Grauwacke von Hierges GOSSELET = Burnotien DuponTr) bei Grupont in Belgien vor. Auch hier treten Pterinaea faseiculata und lineata sowie die gestreiften Gosseletien (@. trigona und truncata) in grösster Häufigkeit auf; Prerinaea laevis ist hier wie dort selten. Bemerkenswerth ist das Vor- kommen einer neuen Pterinaea aus der Gruppe der Pf. costata, deren Sculptur an radialgestreifte Austern (Alectryonia) erinnert. Auch bei Singhofen und am »Nellenköpfchen« ist ein ähn- liches Ueberwiegen der Zweischaler — eine sonst für palaeozoische Schichten ungewöhnliche Erscheinung — zu beobachten. Im Gegensatz zu dem rheinischen Unterdevon sind bisher in 8 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [206] den thüringischen Tentaculiten- und Nereitenschiefern keine Zwei- schalerschichten gefunden worden. Andererseits weichen der Spiriferensandstein des Oberharzes und der Hauptquarzit des Unterharzes in Bezug auf die Facies- entwicklung von dem rheinischen Unterdevon kaum ab. Der Spiriferensandstein stellt sich durch das Vorwiegen von Prosocoelus, Schizodus, verschiedenen Nuculiden und selteneren Heteromyariern wesentlich als Zweischalerfacies dar, während der Hauptquarzit mit vorwiegenden Brachiopoden stratigraphisch und faciell mehr an die rheinischen Coblenzschichten erinnert. Be- sonders stimmen Vorkommnisse wie die kalkreichen Schiefer der Umgebung von Blankenburg mit einzelnen Gesteinen der Coblenzer Gegend vollkommen überein. Als eine durchaus mit rheinischen Schichten übereinstimmende Bildung sind dann noch die an der Grenze von Oberschlesien und Oesterreich-Schlesien (Würbenthal) vorkommenden Taunusquarzite hervorzuheben, wo HALFAR schon vor Jahren die bezeichneten Versteinerungen, u. a. Kochia capuliformis, auffand —' eine Ent- deckung, die bekanntlich für die Altersbestimmung der gesammten dort vorkommenden Schichten von einschneidender Bedeutung war. In den höheren Devonschichten sind Zweischaler in Bezug auf die Zahl der Arten und Individuen selten, und nur einzelne Locali- täten bilden bemerkenswerthe Ausnahmen. So sind in den Stringo- cephalenkalken von Villmar und im unteren Oberdevon von Grund Aviculiden wie Avicula, Myalinoptera und Mwyalina, wenigstens an Zahl der Arten ziemlich häufig. Ferner finden sich ganz vereinzelt Punkte, wo die Zweischaler auch an Zahl der Arten und Indivi- duen vorwiegen. Als solche sind Bilstein und Schwelm (mittel- devonischer Lenneschiefer) und die Gegend von Aachen (» Verneuili- sandstein«) zu nennen. Aus dem Lenneschiefer ist besonders die bekannte Myalina bilsteinensis und Avicula fenestrata sowie je eine neue Art von Pleurophorus und Modiomorpha zu nennen. Zwischen Venwegen und Cornelimünster bei Aachen kommen die beschrie- benen neuen Arten von Avtculopecten (A. aquisgranensis, Schulzi, und Avicula (A. Eberti), wie es scheint, gar nicht selten vor. Die- selben Schichten führen ausserdem Dolabra Hardingi, Spirifer [207] Das geologische Vorkommen der Aviculiden. ) Verneuihi sowie Pflanzenreste (Palaeopteris hibernica, Psilophyton Condrusorum) und entsprechen den Psammites du Condroz sowie den Pilton beds im nördlichen Devonshire. Wie sich aus dem Vorstehenden ergiebt, kommen Zweischaler häufig nur in bestimmten Grauwacken bezw. Sandsteinen oder Schiefern vor, obgleich auch hier die Brachiopoden meist über- wiegen. In Nordamerika sind nun die, wohl stets als Litoral- bildungen zu deutenden Zweischalerfacies wesentlich ausgedehnter und mächtiger als in Europa: das obere Mitteldevon (Hamilton group) besteht wesentlich und das Oberdevon (Chemung group) wenigstens zum guten Theile aus solchen Schichten. Die sehr viel grössere Zahl !) der in Amerika vorkommenden Zweischalerarten erklärt sich somit auf ungezwungene Weise. Andererseits sind in den, dem europäischen Unterdevon homo- taxen Unter-Helderberg- und Oriskanyschichten Zweischaler un- gewöhnlich selten. Auffallend ist dieser Umstand jedoch nur in Bezug auf die Oriskany-Sandsteine, deren Faciesentwickelung mit dem rheinischen Unterdevon im Wesentlichen übereinstimmt. Im Silur sind Zweischaler-Facies fast noch seltener als im Devon. Die Orthoceren-reichen Schichten des böhmischen Ober- silur (E3) enthalten die sogenannten Palaeoconchen (vergl. unten) in grossen Mengen, und aus Gotland beschreibt LiNnDsTRöm fein- oolithische Kalkschichten, in welchen Arten von Pierinaea, Aviculo- peeten und Grammysia vorherrschen. Ausserdem scheinen im Untersilur von Nordamerika (Trenton group) Aviculen und Ambonychien stellenweise nicht selten zu sein. - Der Erhaltungszustand. Die untersuchten Zweischaler sind in verschiedener Weise erhalten; man hat es mit Schalenexemplaren im Kalk und Mergel, Sculptursteinkernen im Schiefer und gewissen Grauwacken, sowie !) Im Nachfolgenden sind 145 Arten beschrieben, während Harn aus dem Devon über 260 Heteromyarier publieirt hat. Allerdings dürften eine Anzahl der Harr’schen Arten der Synonymik anheimfallen. 10 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [208] mit Steinkernen bezw. Abdrücken in den meisten Sandsteinen und Grauwacken zu thuen. Gute Exemplare sind im allgemeinen ganz unverhältnissmässig selten; z. B. kann man bei mitteldevonischen Muscheln höchstens auf gute Erhaltung der Oberfläche rechnen, während die Freilegung des Schlosses nur bei wenigen Paffrather Stücken gelang. Bei doppelklappigen Exemplaren kann der Präparator sich zuweilen dadurch helfen, dass er vorsichtig den äusseren Theil der Schale zwischen den Winkeln abschabt und die Fläche anätzt; man kommt auf diese Weise wenigstens über die Zahl, wenn auch nicht über die Form der Zähne in’s Klare (vergl. Pterinaea byssifera, Taf. IX., Fig. 20a, und Pterinaea ostreiformis, Taf. XI, Fig. 9). Bei den Zweischalern des Iberger Kalkes ist eine Prä- paration des Schlosses nicht selten möglich. Am günstigsten für die Kenntniss der äusseren und inneren Merkmale sind gut er- haltene Steinkerne, bei denen sich durch Ausgiessen mit einer eigenthümlich präparirten Wachsmasse !) die ursprüngliche Gestalt unschwer wiederherstellen lässt. Es gelingt in einzelnen Fällen, z. B. bei der dickschaligen Kochia capuliformis, einen Ausguss herzustellen, der die inneren und äusseren Merkmale der Muschel erkennen lässt. Bei der palaeontologischen Untersuchung der unterdevonischen _ Zweischaler ist besonders die häufige Verzerrung durch den Ge- birgsdruck störend. Glücklicherweise macht sich dieser Umstand in dem Vorhandensein überflüssiger, nur auf Erhaltungszustände begründeter älterer Arten nicht in dem Maasse geltend, wie z. B. bei der durch WErTsTEINn beschriebenen Fischfauna der Glarner Schiefer. Immerhin erschien es nicht überflüssig, gewissermaassen als abschreckendes Beispiel, verschiedene Exemplare der Pterinaea costata abzubilden, die lediglich infolge von Verzerrung die wunder- barsten Formverschiedenheiten erkennen lassen. ') Diese Wachsmasse, welche von der Silberwaarenfabrik Sr & Wasser in Berlin zum Abgiessen von Ornamenten benutzt wird (»Modellirwachs«), ist dem sonst gebräuchlichen Kautschuk unbedingt vorzuziehen. EV Systematische beschreibung der Arten und Gattungen, Peectinidae. Pecten. Subgenus Pleuronectites ScHLOTHEIM em. P. FISCHER - — Streblopteria M’Cor '). Streblopteria unterscheidet sich von Aviculopeceten schon im Aeusseren durch die Form der linken Klappe; das vordere Ohr derselben ist scharf abgesetzt, während das hintere Ohr undeutlich begrenzt erscheint und allmählich in den Haupttheil der Schale übergeht. Das letztere Merkmal zeichnet auch die rechte Klappe aus, bei der das vordere Ohr nicht so deutlich abgesetzt ist. Unterhalb desselben befindet sich ein deutlicher Byssusaus- schnitt. Die Gestalt von Streblopteria stimmt genau mit der von Pecten laevigatus aus dem Muschelkalk überein; nur ist hier ‚der Byssusausschnitt stärker ausgeprägt. Der Bau des Schlosses bei den carbonischen Formen ist nur unvollkommen bekannt. Wie DE Konınck angiebt, befindet sich das Ligament (wie bei Aviculopecten) in einer einfachen und !) Faune du calcaire carbonifere V (1835), p. 202. 12 Pectinidae. [210] schmalen Grube; jedoch wird eine darauf bezügliche Abbildung nirgends gegeben. Die Uebereinstimmung der äusseren Cha- raktere weist vielmehr auf die Gruppe von P. laevigatus als auf Aviculopecten hin. Eine besondere Bezeichnung für die Gruppe des P. laevigatus erscheint durchaus gerechtfertigt; man könnte den Namen Streblop- teria M’Coy (1844) beibehalten und auf die Muschelkalkformen ausdehnen oder aber mit P. FıschHer !) die Bezeichnung Pleuronee- tites ScnLotH. wieder aufnehmen. Das letztere Verfahren ist wohl vorzuzieben. Ob ausser der nachstehend beschriebenen Art noch weitere devonische Formen zu Pecten gehören, ist schwer auszu- machen, da der Schlossrand meist der Beobachtung unzugänglich ist. Eine Ligamentgrube, wie bei Peeten, ist bei den untersuchten devonischen Arten Deutschlands ebenso wenig wie bei den von Hart beschriebenen amerikanischen Formen bekannt geworden. Eine Ligamentfläche, wie bei Pterinaea, findet sich vor allem bei dem Subgenus Orbipecten und ist bei Aviculopecten s. str. sehr selten sichtbar. Unter dem vorliegenden Material fand ich nur ein Exemplar von Aviculopecten mosellanus, dass dieses Merkmal in undewlicher Weise erkennen lässt. Es dürfte sich nicht empfehlen, Pleuronectites als Subgenus von Semipecten aufzufassen, und auf noch weniger Beifall können wohl die weiteren synonymischen Neuerungen FISCHERr’s rechnen. Für den allgemein angenommenen Namen Peeten setzt derselbe Chlamys ein, während unter Pecten wieder etwas anderes (Vola) verstanden wird. Ein Pater BEron hat im Jahre 1553 Peeten Jacobaeus unter dieser Bezeichnung beschrieben; FıscHEr will daher die Formen mit concav-convexer Schale als Peeten bezeichnen, wodurch für die Hauptgattung wieder eine Namensänderung (Chlamys) nöthig wird. Archaeologische Untersuchungen auf dem Gebiete der zoologischen Systematik haben für den Liebhaber zweifellos einen grossen Reiz. Wenn dieselben aber zu fortdauernden Aenderungen der ') Manuel de Conchyliologie p- 949. [211 ] Pleuronectites. 13 Bezeichnung führen, so ist der Schaden bezw. die Unbequem- lichkeit grösser als der Nutzen. Die Namen der zoologischen Systematik sollen doch in erster Linie feststehende Bedeutung besitzen, die nicht dem täglichen Wechsel unterworfen ist. Peeten? (Pleuroneetites) devonieus n. sp. Taf. XVII, Fig. 8, 8A. Der Umriss der vollständig erhaltenen linken Klappe ist _ annähernd kreisrund; der Wirbel und die kleinen Ohren ragen nur wenig vor. Die Wölbung ist ausgeprägt. Das vordere Ohr erscheint durch eine Einsenkung scharf abgesetzt, das hinten gelegene ganz undeutlich begrenzt. Die Ligamentarea ist sehr kurz. Die Oberfläche scheint auf den ersten Blick glatt zu sein; mit der Lupe entdeckt man undeutliche Radiallinien, die von sehr feinen, scharf eingeschnittenen, in regelmässigem Abstande stehenden Anwachslinien gekreuzt werden. Als vollkommen sicher kann die Zurechnung der vorliegenden Art zu den Pectiniden nicht angesehen werden, da das Innere der Schale unbekannt ist. Zwei Exemplare wurden im unteren Oberdevon am Winter- berg bei Grund von Herrn Just gefunden. P. (Pleuronectites) devonieus ist die älteste Form der Gruppe und steht im Devon vorläufig ganz vereinzelt. Am nächsten ver- wandt sind Streblopteria laevigata M’Cox!) und perovata DE Kon.?) aus dem belgischen Kohlenkalk. Die erstgenannte Art würde nach der Aenderung der Genusbezeichnung denselben Art-Namen wie Peeten laevigatus SCHLOTH. aus dem Muschelkalk führen. Der SCHLOTHEIM’sche Speciesname ist früher gegeben worden und die M’Coy’sche Art müsste demnach anders (etwa prolaevigatus) be- nannt werden. I) pe Koniser 1. ce. p. 203, t. 40, f. 14. 2) Id. ibid. t. 32, f. 1. 14 Aviculidae. Aviculopectininae. [212] Avieulidae. I. Unterfamilie Aviculopectininae M’Cor. Aviculopecten. Eine der bemerkenswerthesten faunistischen Eigenthümlich- keiten des nordamerikanischen Mittel- und Oberdevon ist der grosse Formenreichtum der Gattung Aviculopecten und anderer nah ver- wandter Gruppen. In Europa gehören die Arten von Aviculo- pecten zu den grössten Seltenheiten. Aus Deutschland war bisher nur eine Form bekannt, die eine gewisse stratigraphische Wichtig- keit besitzt, Avieulopecten Neptuni GOLDF. sp. aus dem untersten Öberdevon von Büdesheim in der Eifel. Auch die verhältniss- mässig wenig zahlreichen neuen Arten, die im nachfolgenden beschrieben werden sollen, ändern an dem Verhältnisse nichts. Sie liegen zumeist nur in wenigen Exemplaren vor. Bemerkens- werth ist vor allem die geringe Aehnlichkeit, welche die bisher bekannten europäischen Formen unter einander zeigen. Dieser Umstand zeigt am besten, ein wie unbedeutender Bruchtheil der alten Fauna uns bisher bekannt geworden ist. Hart hat in seinem öfter citirten Werke die hierher gehörigen Formen in vier »Gattungen« getheilt, die jedoch, mit einer Aus- nahme, höchstens den Werth eines Subgenus beanspruchen können: Aviculopecten s. str., Pterinopecten, Lyriopecten und Crenipecten. Die zuletzt genannte Gattung (]. c. t. 9) besitzt eine langgestreckte Ligamentarea mit senkrechten Furchen; sie vereinigt somit die Schlosscharaktere von @Gervillia mit der äusseren Form von Peeten und nimmt jedenfalls eine selbstständige Stellung ein. Dagegen sind Pterinopecten und Lyriopeeten (1. e. t. 2) nur als Sectionen ‚oder Untergattungen von Aviculopeeten, nicht aber als gleich- werthige systematische Einheiten anzusehen, so wichtig auch an sich eine weitere Gruppirung der zahlreichen Arten ist. Zyrio- peeten (Orbipecten nov. nom. vergl. unten) und Pterinopecten unter- [21 3] Aviculopecten. 15 scheiden sich von der Hauptgattung nur durch kleine Abweichungen in der Länge der Schlosslinie und der Gestaltung der Ohren; bei Aviculopecten s. str. ist die Schlosslinie verhältnissmässig kurz und die Abgrenzung der Ohren deutlich. Bei Pterinopecten sind beide Ohren gross, aber undeutlich begrenzt und der Byssusausschnitt des vorderen Ohres der rechten Klappe ist tief und schmal; bei Orbipecten ist die Schlosslinie kürzer, der Byssusausschnitt breiter, das hintere Ohr grösser und undeutlich abgesetzt, das vordere klein und deutlich begrenzt. a) Aviculopeecten s. str. Aviculopecten pelmensis n. sp. Taf. I, Fig. 7a— Tb. Die Höhe und Breite der einen vorliegenden linken Klappe beträgt je 8"”, die der anderen je 2cm. Der Umriss ist an- nähernd gleichseitig, nur wenig nach hinten zu ausgedehnt, die beiden Ohren sind ungefähr gleich gross. Die Schlosslinie verläuft gerade. Die wohlerhaltene Oberfläche der Schale ist mit deutlichen Anwachsstreifen und feinen Radialrippen bedeckt; die letzteren entspringen in etwas verschiedener Entfernung unweit des Wirbels“ und sind annähernd gleich stark. Das eine vorliegende Exemplar wurde von mir in den grauen thonigen Kalken der oberen Calceolastufe zwischen Pelm und Gerolstein gesammelt, das andere befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Das Gesteinsstück, in dem das erste Exemplar liegt, enthält u. a. Gyroceras nodosum, Rhynchonella Wahlenbergt, Strophomena depressa und Crania proavta. Die nahestehenden amerikanischen Arten, Aviculopeeten Cleon Hart !), Aviculopecten Idas Harn ?), und fascieulatus HALL ?) unterscheiden sich durch Merkmale der Sculptur oder des Um- ') Palaeontology of New York. Vol. V, t.1f.6 p. 9. le. %3%11,2p13. l 9) )1L.e. 1.81 1-4 p.1l. 16 Aviculidae. Aviculopectininae. [2 1 4] risses; am nächsten verwandt ist die zuletzt genannte, ebenfalls im Mitteldevon (Hamilton group) vorkommende Art, wie ein zum Vergleich vorliegendes Exemplar beweist. Die Radialrippen der amerikanischen Art sind etwas gröber und der Umriss des Ohres etwas abweichend; im übrigen herrscht auffällige Uebereinstimmung. Mit der beschriebenen Art ist Avicula antiqua GoLDF. (Petr. Germ. p. 270, t. 160, f. 9) aus dem Mitteldevon der Eifel zweifel- los nahe verwandt. Der Umriss stimmt überein; jedoch zeigen die Rippen drei Grössenabstufungen, während dieselben bei Avv- culopecten pelmensis kaum irgend welche Verschiedenheiten er- kennen lassen. Die erwähnte Art ist mir ebenso wenig zu Gesicht gekommen, wie die auf derselben Tafel abgebildeten Peecten striolatus (ibid. f. 7) und Avicula aculeata (ibid. f. 8). Beide gehören dem Eifelkalk an und sind ihrer zoologischen Stellung nach nicht näher bestimm- bar. Avicula aculeata ist nöglicherweise ein zerbrochenes Exem- plar von Avicula fenestrata GOLDF. em. FoLLım. (vergl. unten). Pecten striolatus ist der vollkommen glatte Steinkern eines Aviculopecten (?), an dem die aufwärts gerichteten Ohren be- sonders bemerkenswerth sind. Eine nähere Verwandschaft mit einer der im folgenden beschriebenen Arten scheint nicht zu be- stehen. Aviculopecten polytrichus PrurLırs sp. Taf. I, Fig. 9— 9b. Pecten polytrichus Pmuunıres, Palaeozie Fossils p. 46, f. 76. » » A. Rormer, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nord- westlichen Harzgebirges IV, p. 161, t. 25, f. 5. Aviculopecten polytrichus Cuarke, die Fauna des Iberger Kalkes p. 369. Die Art steht Avveulopecten pelmensis nahe und unterscheidet sich vornehmlich durch stärkere Wölbung, regelmässigere Rundung des Umrisses, sowie dadurch, dass zwischen 2-—4 schwächeren Rippen je eine stärkere liegt. Die Art ist nicht selten im unteren Oberdevon des Berg- feldes bei Rübeland, wo sie zusammen mit Spirifer Verneuili, Avicula bodana u. s. w. vorkommt. [2 1 5] Aviculopecten. 17 6 Exemplare in der Sammlung der geologischen Landes- anstalt. Die beiden soeben beschriebenen Arten stellen zusammen mit Aviculopecten Jugleri und linteatus Vertreter einer in allen drei Abtheilungen des deutschen Devon verbreiteten Formenreihe dar. Die nächst verwandte amerikanische Art ist, wie erwähnt, Avieulopecten fasciculatus aus der Hamilton group. Aviceulopecten linteatus GoLDFUSsS sp. ‚Taf. IL, Fig. 3—5. Pecten linteatus Goupruss, Petr. Germ. II, p. 78, t. 114, f. 9. » » Bereich, Beiträge zur Kenntuiss d. rhein. Versteinerungen p. 17. » » F. Roruer, Rheinisches Uebergangsgebirge p. 91. Der Umriss der Muschel ist oval oder rundlich; die Wölbung flach, die Grösse der Ohren ungleich. Das kleine vordere Ohr der rechten Klappe ist durch eine ziemlich tiefe (in der linken Klappe fehlende) Einsenkung vom Haupttheil der Schale getrennt. Anwachs- und Radialstreifen sind deutlich entwickelt und zwar derart, dass auf der rechten Klappe die letzteren, auf der linken die ersteren mehr hervortreten. Doch ist eine gitterförmige Seulptur mit Knötchen auf den Kreuzungsstellen der Streifen stets wahrnehmbar. Die Art scheint in den Famenne-Schiefern des oberen Ober- devon von Amay bei Huy in Belgien keineswegs selten zu sein; 8 von dort stammende Stücke, die sich in der Sammlung der technischen Hochschule zu Aachen befinden, verdanke ich Herrn Professor HoLZAPFEL daselbst. Eine Anzahl weiterer, von GoOLD- Fuss selbst bestimmter Exemplare liegen im Berliner Museum. Man glaubte den fraglichen Schiefern früher. tarbonisches Alter zuschreiben zu müssen. Die Art besitzt eine gewisse Verwandtschaft mit einigen Arten des deutschen Oberdevon, z. B. Av. Neptuni; sie unter- scheidet sich durch die grössere Feinheit der Sculptur und vor allem durch die abweichende Gestalt des vorderen Ohres der rechten Klappe. Abh. IX, 3. 2 18 Aviculidae. Aviculopectininae. [216] Näher ist die Verwandtschaft mit Aviculopeeten polytrichus A. RoEm. und pelmensis n. sp. Beide unterscheiden sich durch stärkere Ausbildung der Radialsculptur und geringere Grösse der Ohren, Aviculopecten polytrichus ausserdem noch durch stärkere Wölbung der Schale. Avieulopeeten Jugleri A. ROEMER sp. Taf. XVII, Fig. 2. ? Avicula Jugleri A. Rosmer, Harzgebirge p. 21, t. 6, f. 4. » » Beusuausen, Spiriferensandstein p. 55, t. 2, f. 9. Die Species - Bestimmung ist nicht ganz sicher, da das Rormer’sche Original verloren und die Abbildung zu mangelhaft ist, um eine sichere Deutung zu gestatten. Die Gattungsbe- stimmung ergiebt sich aus dem Vergleich mit den auf TafelI ab- gebildeten Arten. Die beiden vorliegenden, wohl erhaltenen linken Klappen stammen aus dem tieferen Spiriferensandstein der Schalke. Beide Ohren sind kurz, deutlich abgesetzt und von annähernd gleicher Ausdehnung. Die Wölbung ist flach und die Oberfläche mit undeutlich alternirenden Radialrippen vollkommen bedeckt. Die Anwachsrunzeln erscheinen undeutlich ausgebildet. Sammlung des Königl. Oberbergamts in Clausthal. Wahr- scheinlich gehören zwei Exemplare aus dem Spiriferensandstein des Eichbergs zwischen Schulenburg und Goslar zur selben Art (Museum zu Halle). Aviculopeeten Neptuni GoLDFUSS sp. Taf. II, Fig. 1, 2. Avicula Neptuni Goupruss, Petr. Germ. II, t. 116, f. 4. Aviculopecten Neptuni GosseLer, Esquisse geologique du Nord de la France, I, t.4, £17. Pterinaea Neptuni Rormer, Lethaea palaezoica t. 35, f. 8. Auch diese seit langem bekannte Art steht den vorher be- schriebenen Formen noch ‚nahe, unterscheidet sich jedoch, ab- gesehen von der ungleichmässig entwickelten Radialberippung durch die deutlichen concentrischen Anwachsstreifen. Die linke Klappe [217] . Avieulopecten. 19 ist stärker gewölbt als die rechte. Der Wirbel liegt weit nach vorn, so dass das vordere Ohr ziemlich klein erscheint. In der rechten Klappe trägt dasselbe einen tiefen Byssusausschnitt. Avieulo- pecten Neptuni gehört zu den wenig zahlreichen Arten, die den Uebergang zu der Gruppe Pterinopecten bilden. Die Art findet sich in den tiefsten dolomitischen Oberdevon- schichten bei Büdesheim, sowie in dem entsprechenden Horizonte Belgiens (Frasnien inferieur). ? Aviculopeeten radiatus GoLDFUSS sp. Taf. I, Fig. 2. Pterinaea radiata Goupruss, Petr. Germ. II, p. 128, t. 119, f. 7a, 7b. Das Vorkommen stark hervortretender Anwachsstreifen er- innert an die vorher beschriebene Art. Jedoch sind die ziemlich regelmässig alternirenden Radialrippen der Oberfläche wesentlich kräftiger ausgebildet. GOLDFUSsS eitirt die Art aus dem Mitteldevon der Eifel und der feinkörnigen (mitteldevonischen) Grauwacke von Iserlohn. Das einzige vorliegende Exemplar dieser seltenen Art stammt aus der rheinischen Grauwacke (? Unterdevon ohne nähere Fund- ortsbezeichnung) und befindet sich in der Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn. Avieulopeeten aquisgranensis n. sp. Taf. I, Fig. 1—1b. Die Art zeichnet sich durch Symmetrie des Umrisses aus und ist bald etwas breiter, bald länger, ohne dass sich schärfere Unterschiede zwischen den einzelnen Abänderungen machen liessen. Die von Radialrippen bedeckten Ohren sind vofi gleicher Grösse. Die Radialrippen sind kräftig und alterniren mit schwächer ent- wickelten Linien, welche letztere jedoch auch zurücktreten können (Fig. 1). Die Anwachsstreifen sind weniger deutlich. Die vorliegenden sechs Exemplare (geologische Landesanstalt) entstammen dem obersten Oberdevon der Aachener Gegend, dem sogenannten Verneuihi-Sandstein. Zwei in braunem, feinkörnigen 2# 20 Aviculidae. Aviculopectininae. [218] Sandstein erhaltene Exemplare fanden sich nach der Etikette F. RoEMmER’s »unter dem Kohlenkalk« auf der Höhe östlich von Stolberg. Die anderen, aus der SchLöngach’schen Sammlung herrührenden Stücke stammen aus feinkörnigein, weissem, glimmer- reichem Sandstein »vom neuen Wege von Üornelimüuster nach Venwegen, jenseits des nach Hahn hinabziehenden Thales«. Bemerkenswerth ist die nahe Verwandtschaft von Aviculopeeten aquisgranensis mit dem, aus der gleichalten »Chemung group« stammenden Avzculopecten aequilateralis HaLL '). Der Unterschied beruht lediglich auf der kräftigeren Berippung und der mehr ge- schweiften Form der Ohren bei der amerikanischen Form. Avieulopeeten graeilis BEUSHAUSEN und perovalis BEUSHAUSEN. — Diese Abhandlungen Bd. VI, Heft 1, p. 53, 54, t.2, f.5 und 6. Die beiden Arten stehen sich überaus nahe und sind vielleicht als ident anzusehen; ob die deutlichere Ausprägung des Byssus- ausschnittes und die geringere Feinheit der Radialrrppen bei der erstgenannten Art als Speciesunterschiede aufzufassen sind, er- scheint nicht ganz sicher. Die Berippung erinnert an Avzculo- pecten aquisgranensis, der äussere Umriss (besonders von Aviculo- pecten perovalis) an den im nachfolgenden beschriebenen Av. Schulzi. Jedoch unterliegt der äussere Umriss infolge ursprünglicher, indi- vidueller Abweichungen und infolge nachträglicher Verdrückung stets gewissen Schwankungen. Beide Arten finden sich im »Spiriferensandstein« (= obere Coblenzschichten) des Oberharzes an der Festenburg und dem Töberschekopf. Aviculopeeten Oceani GoLDFUSsS sp. Taf. XVII, Fig. 10. Pecten Oceani Goupruss, Petr. Germ. II, p. 41, t. 88, f. 10. Die Art unterscheidet sich von allen bisher beschriebenen durch die gleichmässige Ausbildung der Rippen und die sehr deut- 1,0482, 61,919, [2 1 9] Avieulopecten. 3] liche Abgrenzung der Ohren. Das abgebildete Stück ist ein Stein- kern dieser im Mitteldevon der Eifel zu den grössten Seltenheiten gehörenden Form. Anwachsstreifen sind vorhanden, wie ein auf dem hinteren Ohre verbliebener Rest der Schale zeigt. Auch in der viel reicher entwickelten Zweischalerfauna des amerikanischen Devons ist nichts Analoges bekannt. Sammlung der geologischen Landesanstalt. 1 Exemplar. Avieulopeeten prumiensis n. sp. Taf. I, Fig. 11, Die vorliegende Art besitzt Rippen von durchweg gleicher Stärke; jedoch sind die Ohren breiter und weniger deutlich von der übrigen Schale abgesetzt. Die neue Form steht Aviculopecten exacutus HALL!) und Aviculopecten formio HALL?) überaus nahe; von der ersteren, dem amerikanischen Mitteldevon angehörenden Art unterscheidet sich der vorliegende Aviculopecten nur durch grössere Breite der Schale und die gröberen, weniger scharf aus- geprägten, wellig verlaufenden Radialrippen. Das einzige Exemplar dieser überaus seltenen Art stammt aus den oberen Coblenzschichten von Waxweiler bei Prüm und be- findet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Aviculopeeten Schulzi ®) n. sp. Taf. I, Fig. 10. Die neue Art steht in der europäischen Devonfauna vorläufig ziemlich isolirt, jedoch findet sich eine verwandte, gleich alte Form ®) in der »Chemung group« von Nordamerika. Der äussere Umriss ist stark in die Breite gezogen, die Ohren sind deutlich abgesetzt; unter dem vorderen Olr der allein vor- Le t.3, f.18—22. 2) ibid. t. 5, f. 20, 21. 3) Ich benenne die neue Art nach Herrn Bergassessor Dr. Eus. Sonurz in Bonn. 4) Aviculopecten duplicatus, ). ec. t. 81, f. 9, 10. Die Aehnlichkeit der ameri- kanischen Art mit Aviculopecten Schulzi ist weniger hervortretend als bei den in die Liste aufgenommenen »vicariirenden« Arten. 22 Aviculidae. Avieculopectininae. [220] liegenden rechten Klappe findet sich ein ziemlich tiefer Byssus- ausschnitt. Die eigentliche Schalenoberfläche ist nur mit feinen Anwachsstreifen bedeckt und erscheint bei oberflächlicher Betrach- tung vollkommen glatt: Dagegen sind die beiden Ohren mit feinen Radialstreifen besetzt. Die neue Art kommt im obersten Oberdevon von Stollberg bei Aachen zusammen mit Aviculopeeten aquisgranensis n. Sp., Vor. Das von F. ROEMER gesammelte Originalexemplar befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Avieulopeeten n. sp. Pecten sp. Dames, Zeitschr. d. Deutsch. geol Ges. 1868, p. 501, t. 11, £. 5. Ein kleiner, wenig günstig. erhaltener Aviculopeeten scheint mit Aviculopecten Schulzi am nächsten verwandt zu sein. Das Vorkommen sehr deutlicher Anwachsringe und das Fehlen von Radialrippen deutet darauf hin. Die Art entstammt dem höheren Oberdevon von Oberkunzen- dorf, den Schiefern mit Cardiola retrostriata (Cypridinen-Schiefer) und steht somit im Alter der Aachener Species sehr nahe. b) Subgenus Pterinopeceten Harı. Aviculopeeten (Pterinopeceten) dauniensis n. sp. Taf. I, Fig. 8—SB. Die Höhe der allein vorliegenden linken Klappe beträgt 2°”, die Breite 3,9 °®. Die Muschel ist flach gewölbt, ein wenig ungleich- seitig, der Schlossrand gerade, das hintere Ohr undeutlicher ab- gesetzt als das vordere. Die Sculptur ist auf der Innenseite der dünnen Schale fast mit derselben Deutlichkeit sichtbar wie auf der Oberfläche und besteht aus kräftigen, alternirend gestellten Radial- rippen, sowie aus schuppenartig verlaufenden Anwachsstreifen. Die Sculptur der Ohren stimmt mit der des Mitteltheils der Schale u u a al tn nn U LE [221] Aviculopecten (Pterinopeeten). 23 überein; nur stehen die Radialrippen dichter und die Anwachs- streifen sind schärfer ausgeprägt. Vorkommen in den quarzitischen Bänken der unteren Coblenz- schichten von Stadtfeld bei Daun. Sammlung des Verfassers. Der äussere Umriss ist ähnlich wie bei den amerikanischen Formen Pterinopeeten multiradiatus HaLL!) (Upper Heldenberg group) und Vertumnus Harn?) (Hamilton group); jedoch sind bei beiden Arten die Radialstreifen feiner und mehr zusammengedrängt. Avieulopeeten (Pterinopeeten) eifeliensis n. sp. Taf. I, Fig. 6. ? Aviculopecten Neptuni Osuterr (non Gorpruss) (Documents pour servir & l’ötude des Faunes Devoniennes dans l’Ouest de la France. Mem. Soc. geol. de France (3), Bd. II (1881 — 82), p. 25, t 4, £.1. Die Art unterscheidet sich von den vorher beschriebenen sowie von den beiden genannten amerikanischen Formen vor Allem durch die geringere Länge des Schlossrandes. Der Umriss ist ziemlich gleichmässig gerundet und die Oberfläche mit kräftigen alter- nirenden Radialrippen bedeckt. Auf dem vorderen, etwas kleineren Ohr treten die Radiallinien gegenüber den Anwachsstreifen zurück. Die Ohren laufen beide in deutliche Spitzen aus. Die Anwachs- streifen treten infolge von ungünstiger Erhaltung auf der Schale nicht besonders deutlich hervor. Die Art stammt aus dem weichen Thonschiefer der oberen Coblenzstufe von Prüm. In demselben Horizont, den Schichten von Nehou, findet sich in Nordfrankreich eine durchaus überein- stimmende Art, die von ÖEHLERT als Aviculopecten Neptuni be- zeichnet worden ist. Die Unterschiede sind augenfällig, wie ein von GERVILLE gesammeltes, im Berliner Museum befindliches Exemplar erkennen lässt. Bei der Eifler oberdevonischen Art ist der Wirbel weit nach vorn gerückt, bei der unterdevonischen Form liegt derselbe viel DR SE 2 AL Y2L,.e.65,£1—8. 24 Aviculidae. Aviculopeetininae. [222] mehr hinten; ferner ist die Gestalt der vorderen Ohren ab- weichend und die Radialsceulptur bei Avsculopeeten Neptuni erheb- lich feiner. Aviculopecten Neptuni bei OEHLERT, t. 4, f. la, stimmt fast vollkommen mit unserer F ig. 6 überein. Fig. 1 bei ÖEHLERT übertrifft das Eifler Exemplar um mehr als das Doppelte an Grösse. Eine geringe Verschiedenheit der äusseren Form besteht darin, dass die französischen Exemplare verhältnissmässig etwas breiter sind als das rheinische; doch dürfte dieser Unterschied belanglos sein. Avieulopeeten (Pterinopeeten) Calceolae n. sp. Taf. I, Fig. 3. Die neue Art steht dem gleich alten, der Hamilton group entstammenden Avieulopecten (Pterinopecten) Vertumnus HaLL !) überaus nahe; bei beiden Formen beobachtet man breite, unregel- mässig alternirende Radialrippen, welche durch die Anwachsstreifen einen unregelmässigen, wellenförmigen Verlauf erhalten. Auch bei der europäischen Art ist die Breite erheblicher als die. Höhe. Die Unterschiede bestehen im Wesentlichen darin, dass bei der ameri- kanischen Form die wenig deutlich abgesetzten Ohren annähernd gleich lang sind, während bei der europäischen Species das vordere Ohr erheblich kleiner ist als das andere. Die eigenthümliche Sculptur gestattet keine Verwechselung mit einer anderen Art des deutschen Mitteldevons. Am ähnlichsten ist der nachfolgend be- schriebene Aviculopecten Wulf. Der Abdruck der vorliegenden linken Klappe wurde von E. KAysEr in den unteren Calceolaschiefern von Loogh bei Hilles- heim in der Eifel gefunden. Im selben Stück liegen zahlreiche Exemplare von Spirifer elegans. Aviculopeeten (Pterinopecten) mosellanus n. sp. Taf. I, Fig. 4. Die linke Schale ist fast gänzlich flach; die Ohren sind kaum abgegrenzt, das nach vorn -gelegene erscheint wesentlich grösser 2.1.6.6.8,4.1=8, 9:71.83. 63,3; D-11. [223] Aviculopecten (Pterinopecten). 25 als das andere. Die Oberfläche ist mit kräftigen, gleichmässig ausgebildeten Radialrippen und sehr deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. Auf dem Steinkern treten die Radialstreifen kaum her- vor. Die Art schliesst sich im der äusseren Gestalt und der Be- rippung zunächst an Pterinopecten crenicostatus HaLn an (l. c. t. 82, f. 14). 2 Steinkerne aus den oberen Coblenzschichten von Coblenz (Laubach), 3 Abdrücke wahrscheinlich aus demselben Horizonte von Winningen bei Coblenz. Eine ganz ähnliche, wegen mangel- hafter Erhaltung nicht näher bestimmbare Form findet sich in der oberen Coblenzstufe bei Prüm. Die untersuchten Exemplare befinden sich im Berliner Museum und in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Avieulopeeten (Pterinopeeten) Wulfi n. sp. Taf. II, Fig. 7. Umriss vierseitig, unten abgerundet; der hintere Flügel ist in eine längere, der vordere in eine etwas kürzere, zugeschärfte Spitze ausgezogen, die Wölbung der Schale flach. Die Sculptur besteht aus wenig hohen, breiteren und alternirenden schmalen Radialrippen sowie aus sehr deutlichen feinen Anwachsstreifen. Die Ligamentarea ist mit sehr kräftigen Linien bedeckt und ver- hältnissmässig niedrig. Der grosse Muskeleindruck liegt nahe dem unteren Theile des Hinterrandes. | Die beiden vorliegenden Exemplare stammen aus den unteren Coblenz-Schichten von St. Johann bei Zendscheid und von Aren- rath bei Wittlich. Das erstere wurde von Herrn Kreisthierarzt Wurr in Gerolstein gefunden, nach dem ich die Art benenne. Der in Zinkdruck dargestellte Steinkern (von dem auch der Abdruck vorliegt) wurde von Herrn Landesgeologen GREBE ge- sammelt. Avieulopecten Wulfi steht dem vorher beschriebenen A. loo- ghiensis am nächsten; die Sculptur und Gestalt ist dieselbe; nur die Ohren sind verschieden ausgebildet. Insbesondere ist das 36 Aviculidae. Aviculopeetininae, [224] hintere Ohr kürzer und mit einer charakteristischen vorstehenden Spitze versehen. Die Unterschiede, welche die beschriebene. Art von Avtculopecten consolans BARR.!) aus dem böhmischen Unter- Avieulopecten (Pterinopecten) Wulfi.n. sp. Steinkern aus den rothen Zendscheider Schichten (Untere Coblenzstufe) von Arenrath bei Wittlich. (Geol. Landesanstalt.) devon (Taf. II, Fig. 6) trennen, sind geringfügiger Natur (Gestalt des vorderen Ohres, Abweichungen der Sculptur). Bei der im all- gemeinen vorherrschenden faunistischen Verschiedenheit zwischen dem böhmischen und rheinischen Unterdevon ist das Vorkommen verwandter Formen besonders wichtig. Von amerikanischen Arten stehen der beschriebenen Form Aviculopecten laetus ?), Vertumnus und crenicostatus ?) nahe; be- sonders augenfällig ist die Aehnlichkeit der letztgenannten ober- devonischen Form mit Avteulopeeten Wulf. !) Systeme Silurien Vol. VI, t. 222. Aviculopeeten Niobe und multiplicans id. ibid. t. 221 dürften mit der erstgenannten Art zusammenfallen. 2. Baer, 10%. 1,8.18,. 0.78, )1.e.t.8,f.3,4, 1.82, f. 14, p. 63. [225] Aviculopecten (Orbipecten). 97 Subgenus Orbipeeten nov. nom. = Lyriopecten Harı non CONRAD. Ligamentarea meist kurz, stets hoch und mit deutlicher Längsstreifung versehen. Flügel undeutlich abgesetzt, Vorder- flügel meist klein. Der Name Lyropeeten wurde von ÜONRAD für ein anderes, recente und tertiäre Formen umfassendes Subgenus aufgestellt. Da die Aehnlichkeit der Namen nothwendig zu Ver- wechselungen Anlass giebt, schlage ich die obige Aenderung vor. Die wenig zahlreichen deutschen Arten gehören zwei an- scheinend wesentlich verschiedenen Formenreihen an; die einen (A. Hasbachi) besitzen kreisrunden Umriss, kurze Ligamentarea und sehr kräftige alternirende Rippen, die anderen (A. Follmanni) eine längere Ligamentarea und zahlreiche annähernd gleich starke Rippen. Einige amerikanische Formen bilden den Uebergang. a) Gruppe des Aviculopecten Hasbachi. Avieulopeeten (Orbipeeten) Hasbachi D’ArcH. VERNEUIL sp. Taf. I, Fig. 5. Pecten Hasbachi v’Arcn. Versevuss in Murcuısox and Sepewick, older deposits of the renish provinces. (Transactions geol. soc. of London, Vol. VI, 1842.) t. 36, f. 18. » » Fero. Rorner, rheinisches Uebergangsgebirge, p. 77, t.5, £. 7. . Der Umriss ist annähernd kreisrund, die Wölbung flach, nur in der Nähe des Buckels etwas mehr ausgeprägt. Die Oberfläche ist mit 10—11 stark hervortretenden, gerundeten Radialrippen von etwas ungleicher Grösse bedeckt, in deren Zwischenräumen je 1—2 kleinere Rippen liegen. Die concentrischen Anwachsstreifen erscheinen verhältniss- mässig wenig deutlich ausgeprägt. Das vordere Ohr ist gross, mit feinen Radiallinien bedeckt, das hintere Ohr winzig klein. Die Muschel ist ausserordentlich dickschalig. Ausser dem ziemlich mangelhaft erhaltenen Originalexemplar von DE VERNEUIL und dem auf tt. 1, Fig. 5 noch einmal abgebildeten Original F. RoEMER’s ist nichts von dieser seltenen und schönen 28 Aviculidae. Aviculopectininae. [226] Muschel bekannt geworden. An dem letzterwähnten Stück sind, wie es scheint, beide Klappen erhalten, doch ist von der rechten nur ein kleines Stück (rechts auf der Figur) sichtbar. Beide Exemplare stammen aus dem mittleren Mitteldevon (= Crinoidenschicht) von Refrath bei Köln. In Amerika sind verwandte Formen im Mitteldevon wesentlich häufiger. Auf Tafel 8 und 82 des öfter citirten Haur’schen Werkes sind eine ganze Reihe hierher gehöriger Arten abgebildet: am ähnlichsten ist A. (Orbipecten) Cymbalon (]. e. t. 24, f. 8). Ob ein Unterschied zwischen der in Rede stehenden Art und der nachstehend besprochenen besteht, ist bei der sehr mangel- haften Erhaltung der letzteren kaum zu entscheiden. Die Sculptur scheint im wesentlichen übereinzustimmen. Für eine Trennung von Aviculopecten alternans könnte man nur die etwas bedeutendere Grösse des Vorderflügels anführen. Aviculopeeten (Orbipecten) alternans A. ROEMER sp.? Taf. XVII, Fig. 3. Pterinea alternans A. Roermer, Beitr. zur geognostischen Kenntniss des nordwestl. Barzes I, p. 11, 6.2, £..11. Die ungenaue Ergänzung und die im allgemeinen wenig ge- lungene Zeichnung bei A. ROEMER geben keinen Begriff von der zoologischen Stellung der Art. Doch liess die Untersuchung des (in der Pfeilrichtung) stark verdrückten Originalexemplars soviel erkennen, dass eine mit der vorher beschriebenen idente oder nahe verwandte Form vorliegt. Die Öberflächensculptur besteht aus kräftigen Radialrippen, die mit Linien zweiter und dritter Ordnung alterniren. Das kleine vordere Ohr ist mit feinen Radialrippen, der grössere Hinterflügel nur mit Anwachsstreifen bedeckt, welche auch auf der übrigen Schale sichtbar sind. | Das im kgl. Oberbergamt zu Clausthal befindliche Original- exemplar A. ROEMER’s stammt aus den Calceolaschiefern des Auerhahns, wo die Art nicht gerade selten zu sein scheint. [227] Aviculopecten (Orbipecten). 99 Avieulopeeten (Orbipeeten) hereynieus BEUSHAUSEN sp. Monotis hercynica Beusnausen, diese Abhandl. Bd. VI, H. 1, p.61, t. 2, f. 4. Die Art erinnert im Acusseren an die triadische Gattung, zu der sie mit Vorbehalt gestellt wurde. Doch erscheint es nahe- liegender, die Form an Aviculopeeten Hasbachi anzuschliessen: Die Sculptur (alternirende Rippen) ist ähnlich, das vordere Ohr, welches bei der Harzer Art scheinbar fehlt, dürfte auch bei einem ent- sprechend kleinen Exemplar von Aviculopeeten Hasbachi kaum sichtbar sein. Der Verlauf der Anwachslinien bei dieser Art giebt ein Bild von dem Umriss der Jugendform. Das einzige, von BEUSHAUSEN beschriebene Exeinplar besitzt etwa die Grösse des Taf. I, Fig. 11 abgebildeten Aviculopeeten und stammt aus dem Spiriferensandstein des Oberharzes. b) Gruppe des Aviculopeeten Follmanni. Avieulopecten (Orbipeeten) Follmanni n. sp. Taf, I, Fig. 12.. Taf. II, Fig. 8 — 9a. Aus den unteren Coblenzschichten von Vallendar, Daaden und Öberstadtfeld liegen 3 Exemplare eines grossen Aviculopeeten vor; die Höhe des grösseren, Taf. II, Fig. 9 abgebildeten Exemplars ist etwas bedeutender als die der betreffenden Figur, da der Unter- rand der Schale verletzt ist. Die Art übertrifft alle übrigen deutschen Avziculopeeten an. Grösse. Der Umriss ist vierseitig, die Flügel sind annähernd gleich gross und wenig deutlich abgesetzt. Die Wölbung der Schale ist flach, die linke Klappe erscheint etwas stärker gewölbt als die rechte, die Oberfläche ist mit Einschluss der Flügel von unregel- mässig alternirenden Radialrippen bedeckt. Auch auf dem Stein- kern sind dieselben theilweise wahrnehmbar. Die Anwachsstreifen treten ebenfalls deutlich hervor. Die hohe, parallel gestreifte Ligamentarea erinnert sehr an die devonischen Aviculiden. Unter dem Wirbel sind die Ligamentstreifen ein wenig aufgebogen. 30 Aviculidae. Aviculopectininae. [228] Von’ deutschen Arten ist A. (Orbipecten) mosellanus (Öber- Coblenzschichten) zunächst verwandt; jedoch ist die Berippung wesentlich gröber, und die feineren alternirenden Strahlen fehlen. Die Unterschiede von der amerikanischen mitteldevonischen Art ergeben sich aus dem Vergleich der Figuren. Ich benenne die der unteren Coblenzstufe eigenthümliche Art nach meinem Freunde Dr. FOLLMANN, der das eine der drei vor- liegenden Exemplare bei Vallendar gefunden hat; ein anderes wurde von Herrn WuLr bei Stadtfeld, das dritte von mir bei Daaden im Siegen’schen gesammelt. Aviculopeeten n. sp. Anhangsweise sei ein interessanter, leider nur mangelhaft er- haltener Avzculopecten erwähnt, den ich im obersten Oberdevon von Nord-Devonshire in den sogenannten Pilton-Beds bei Saunton Beach, unweit Barnstaple sammelte. Die Muschel ist annähernd symmetrisch, die Ohren in der Form wenig von einander ab- weichend, der Umriss z. Th. infolge von Verdrückung breiter als hoch. Die Sculptur weicht von der der anderweitig bekannten Arten ab. Die Schalenoberfläche ist dicht mit Radialrippen be- deekt, die durch schmale Furchen von einander getrennt werden. Jede Radialrippe trägt wiederum 3—4 feinere Radialstreifen, die ihrerseits die ganze Schale gleichmässig bedecken (also nicht mit den stärkeren Rippen alterniren). Die Anwachsstreifen sind fein und bilden dort, wo sie die Radialstreifen kreuzen, perlschnur- artige Knötchen. , Die Art kommt in den braunen, lockeren Sandsteinschichten des Oberdevon zusammen mit Spürifer Verneuili und Produetus praelongus SOW., Rhynchonella laticosta PniwL. und zahlreichen Crinoiden vor. [229] Avicula. 31 II. Aviculinae. Avicula Kreis. Taf. II, III, VI, XIV. Die Gattungsunterscheidung der palaeozoischen Avseuliden beruht im wesentlichen auf dem Vorhandensein oder dem Fehlen sowie auf der Ausbildung von Schlosszähnen, der Entwickelung der Ohren und des vorderen Muskeleindrucks, ferner auch auf der äusseren Gestalt und der Sculptur. So unterscheidet sich Pterinaea von Avicula durch das regelmässige Vorkommen von Schloss- und hinteren Seitenzähnen. Andeutungen der einen oder der anderen finden sich zwar auch bei Formen, die noch zu Avicula gerechnet werden, doch ist ein vollkommener Uebergang noch nicht beob- achtet. Ferner ist die schwache Entwickelung des vorderen Schliess- muskels bemerkenswerth, der bei den mesozoischen (von derTrias an), tertiären und lebenden Aweulae stets fehlt (P. FıscHER) und bei den palaeozoischen Formen nur ausnahmsweise vorkommt (Avicula [Actinopteria] Boydi CoxrAD, 1. HALr, 1. c. p. 113). Bei den von mir untersuchten Formen wurde ein vorderer Adductor niemals beobachtet, während derselbe bei Pterinaea stets wohl entwickelt ist. Die wesentlichen Unterschiede, welche Gosseletia von Pterinaea trennen, sind das Fehlen des vorderen sowie die undeutliche Ab- grenzung des hinteren Ohres und ferner die verschiedene Wölbung der Schalen. Aehnlich verhält sich Limoptera zu Avicula. Hin- gegen hat HALL einige Genera Actinopteria, Leiopteria und Lepto- desma lediglich auf Unterschiede der Sculptur und geringere Ab- weichungen der Form begründet. Actinopteria mit Radialsculptur und Leiopteria ohne solche gehen ohne Grenze“in einander über; bei Actinopteria Boydii!) zeigt die linke Klappe Radialrippen, während dieselben auf der linken Schalenhälfte fehlen. Ebenso wenig besteht irgend ein durchgreifender Unterschied zwischen !) Palaeontology of New-York. Vol. V, t. 19. 32 Aviculidae. Aviculinae. [230] den devonischen zu Actinopteria bezw. Leiopteria gestellten Formen und den jüngeren Aviculae, man müsste denn auf das vollständige Verschwinden des vorderen Adductors besonderen Werth legen. Leptodesma besitzt einige Merkmale, die vielleicht für die Abtren- nung eines Subgenus ausreichen; der Vorderflügel ist verhältniss- mässig gross und zugespitzt, der Hinterflügel trägt einen lang- gestreckten Seitenzahn und läuft nach hinten in eine weit vor- gezogene Spitze aus, Jedoch finden sich ganz ähnliche Unterschiede der äusseren Form und des Zahnbaues bei den lebenden Formen, die Herr Professor Von MARTENS mir zu zeigen die Güte hatte. So ist ein Seitenzahn überaus deutlich bei der brasilianischen Avicula pelagica entwickelt. Ebenso kommen Formen vor, die mit Leptodesma übereinstimmen. Jedoch hat man noch niemals daran gedacht, auf derartige Verschiedenheiten lebender Arten Untergattungen zu begründen, so wenig man sich sonst vor der Aufstellung solcher zu scheuen pflegte. Der Unterschied von Leiopteria, und Actino- pteria entspricht den Abweichungen, welche die Gruppen der Pterinaea laevis (ketos) und lineata aufweisen. Sowie man die frag- lichen Sectionen von Avicula als »Gattungen« ansieht, wird man auch bei anderen Gattungen zu einer verhältnissmässigen Ver- mehrung der Genusnamen schreiten müssen. Wer hieran besonderen Gefallen findet, hat nur nöthig, sich für die einzelnen, im Nachstehenden unterschiedenen Gruppen von Avicula, Pterinaea, (Gosseletia u. s. w. neue Bezeichnungen auszu- denken. Wenn man die in der neueren Ammoniten-Systematik angewandten Grundsätze für maassgebend ansieht, wird man sich dieser Anforderung nicht entziehen können. Eine Abtrennung der palaeozoischen Aviculae von den jün- geren Formen könnte höchstens erfolgen, weil die ersteren eine ebene, mit deutlichen Parallelstreifen versehene Ligamentfläche besitzen. Jedoch ergab eine Untersuchung verschiedener lebender Arten, dass eine Streifung der Ligamentfläche auch bei diesen, wenn- [23 1] Avicula. 33 gleich undeutlicher wahrnehmbar ist. Die Grube in der Mitte der Ligamentfläche, welche ebenfalls die lebenden Arten auszeichnet, ist mit hinreichender Deutlichkeit nur bei einem Theil derselben, sowie bei der Untergattung Meleagrina wahrnehmbar. Man wird daher sagen können, dass die palaeozoischen Avr- culae mit den jüngeren, insbesondere den lebenden Formen in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen, dass hingegen die ersteren durch einige Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet sind, welche den letzteren theilweise fehlen. Dahin gehört auch die radiale Berippung der Schale, an Stelle derer sich zuweilen radiale Farbenstreifen finden. Die Nothwendigkeit einer weiteren Gliederung des grossen Formenreichthums von Avicula ergiebt sich jedoch schon aus praktischen Rücksichten (um die Bestimmung zu erleichtern). Dass die einzelnen Formenreihen in einander übergehen, wurde bereits betont. Eine phylogenetische Zusammengehörigkeit der Arten einer Gruppe ist nicht zu verkennen, und bildet die sachliche Begrün- dung für den Versuch einer Eintheilung. Es lassen sich unterscheiden: 1) Gruppe der Avicula reticulata. » Actinopteria« mit gröbe- ‘ ren Radialrippen; besonders im Unter- und Mittel- devon verbreitet; 2) Gruppe der Avicula Wurmi. »Actinopteria« mit feiner Radialstreifung; im wesentlichen oberdevonisch. 3) Gruppe der Avicula Mariae mit Radialfurchen; ver- treten durch Avicula Marie n. sp., A. Inostranzewi WENJUKOFF und A. Grewingki WENJUKOFF. 4) Gruppe der Avieula quadrata. Die“Sculptur besteht aus eigenthümlich gegabelten Radialrippen; je eine Art im Oberdevon des Harzes und Unterdevon von Böhmen. 5) Gruppe der Avicula Winter! = Leiopteria HALL. 6) Gruppe der Avicula lamellosa GoLpF. — Leptodesma Harı (+ Aectinopteria Boydi Haut). Abh. IX, 3. 3 34 Aviculidae. Aviculinae. [232] 1. Gruppe der Avicula reticulata GoLpruss sp. Taf. II und XIV. Aviceula reticulata GoLprFUss sp. (non HIsInGEr!). Taf. III, Fig. 7. Taf. XIV, Fig. 4—4b. Pterinaea reticulata Gowor. Petr. Germ. II, p. 136, t. 120, f. 2. Avicula reticulata FoLumasn, 1. c., p. 204. Die vortreflliche Abbildung bei GoLprFuss stellt einen Abdruck der rechten Schale aus dem Mitteldevon (Lenneschiefer) von 'Iser- lohn dar. Bezeichnend für die Art ist die regelmässige Kreuzung der Anwachs- und Radialstreifen. Die Anwachsstreifen bilden an den Stellen, wo sie die etwas stärkeren radialen Rippen treffen, dachziegelförmige Erhöhungen. Das vordere Ohr ist scharf ab- gesetzt und verhältnissmässig lang. Bei den typischen Exemplaren, vor allem bei der Abbildung von GoLpFUuss, ist die Höhe erheb- lich geringer als die Breite der Muschel. Parallel zum Hinter- rand verläuft ein schmaler langer Seitenzahn, der auf Steinkernen sichtbar ist. Die vorliegenden Exemplare entstammen dem Lenneschiefer von Dielinghofen bei Iserlohn und Elberfeld (Coll. WALDscHaMIDT). Eine kleinere Varietät findet sich in grosser Häufigkeit im unteren Stringocephalenkalk in der Schicht mit Rensselaeria amyg- dala und Dechenella Verneuili zwischen Gerolstein und Pelm. Nach FoLLmAnN hat die Art ihre Hauptverbreitung an der Grenze von Mittel- und Oberdevon. Als weiterer Fundort wird l.c. Keldenich (Eifel) angeführt. Bei Elberfeld kommt die Art nach E. WALDSCHMIDT im Grauwackenschiefer vor, welcher den mittleren Stringocephalusschichten 2) entspricht. !) Pterinaea reticulata wurde ursprünglich unter diesem Namen aus dem Ober- silur von Gotland durch Hısıcer beschrieben und die devonische Art von Gorp- russ mit derselben identifieirt. Jedoch gehört nach Lixvsrröm die Gotländer Form zu Aviculopecten, so dass die Bezeichnung der devonischen Art nicht ge- ändert zu werden braucht. ?2) Die mitteldevonischen Schichten des Wupperthales (Beilage zum Bericht über die Oberrealsclhule zu Elberfeld 1887/88) p. 13 ff. [233] Avicula. 35 Avicula retieulata mut. nov. praecursor. Taf. III, Fig. 8. Ein aus dem älteren Unterdevon stammendes Exemplar steht der mitteldevonischen Form im Aeusseren jedenfalls sehr nahe. Die Höhe ist jedoch bedeutender und die Sculptur etwas ab- weichend; die bei Pterinaea reticulata deutlich entwickelten An- wachsstreifen treten auf dem Haupttheil der Schale erheblich zurück. Die Erhaltung ist insofern eigenthümlich, als ein Mittel- ding von Abdruck und Steinkern (»Sculptursteinkern«) vorliegt, an dem die Zähne immer nur unsicher festgestellt werden können. Ich glaube das Vorhandensein eines hinteren Seitenzahnes an der Grenze des Flügels annehmen zu dürfen; derselbe liess sich aller- dings nur durch Präpariren mit der Nadel feststellen. Die Liga- mentarea ist deutlich wahrnehmbar. Das einzige vorliegende Stück befindet sich ohne Fundorts- angabe in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Das Vorkommen von Tropidoleptus laticosta auf derselben Platte deutet auf tieferes Unterdevon; nach dem Gestein ‘(Grau- wacke) kommt untere Coblenzstufe oder Siegener Grauwacke in Frage. Avieula fenestrata FOLLMANN (GOLDFUSS). Taf. XIV, Fig. 11—11d. Avicula fenestrata FoLımaus, über devonische Aviculaceen, p. 201, t. 2, f.4a, 4b. Der Umriss der Schale ist ungefähr quadratisch, das hintere Ohr weit ausgebreitet, das vordere kurz abgestutzt. Die Form der Ohren bildet den wesentlichsten Unterschied von der sonst nahe verwandten Avicula reticulata GOLDF.; bei letzterer ist das vordere Ohr wesentlich grösser und nicht abgestutzt, der Hinter- rand ist ferner bogenförmig ausgeschweift, während derselbe bei der vorliegenden Art kaum eine Einbiegung zeigt (Taf. XIV, Fig. 11b, 11d). Ferner kommt der schuppige Charakter der Anwachsstreifen bei der vorliegenden Art viel deutlicher zum Ausdruck als bei den vorhergehenden. Die linke Klappe ist wie bei den meisten hierher gehörigen Formen stärker gewölbt und mit deutlicheren Radialstreifen ver- 3* 36 Aviculidae. Aviculinae. [234] sehen als die rechte; doch ist letztere ebenfalls noch deutlich convex. Die Art findet sich im oberen Theile des Mitteldevon bei Blankenheim (oberen Stringocephalenkalk), Soetenich (teste FoLL- MANN) und Keldenich in der Eifel, ferner im »Lenneschiefer« (wohl ebenfalls oberes Mitteldevon) bei Sundewig unweit Iserloln. 7 Exemplare im Berliner Museum und der geologischen Landes- anstalt. Avieula Justi n. sp. Taf. III, Fig. 11. Die vorliegende Art, welche ich nach dem Finder, Herrn Just in Zellerfeld benenne, steht unter den oberdevonischen Ax- culae etwas isolirt und schliesst sich den älteren Arten an. Die Form erinnert durch die Kleinheit des vorderen Ohres und den oblongen Umriss an Avicula Wurmi. Jedoch ist die Oberflächen- sculptur wesentlich verschieden. Die Rippen sind grob und alter- niren, die Anwachsstreifen treten kaum hervor. Die Ligamentarea, deren Freilegung an einem Exemplar gelang, ist niedrig (ca. I mm hoch), langgestreckt und ganz undeutlich gestreift. Die Art findet sich im Iberger Kalk bei Grund; ausser den beiden von Herrn Just gefundenen Exemplaren habe ich im Göttinger Museum 1 Stück gesehen und in der Sammlung des kgl. Oberbergamts zu Clausthal zwei Exemplare untersucht, die von A. ROEMER als Avicula Ibergensis bestimmt waren. Sehr bemerkenswerth ist die Uebereinstimmung in Form und Sculptur, welche die vorliegende Art mit Pterinaea (Vertumnia) reversa HALL!) aus der Chemung group zeigt. Die Haur’sche Bestimmung dieser Art als Pterinaea ist in keiner Weise gesichert, da das Schloss unbekannt ist. Die specifischen Unterschiede der beiden variirenden Formen beruhen wesentlich auf der verschie- denen Form der Flügel. 1) 1.c. p. 104, t. 24, f. 6, 12; t. 84, f. 24. [235] Avicula. - 37 Ein mit Awcula Justi zweifellos sehr nahe verwandte, wenn nicht idente Art findet sich im unteren Oberdevon des Marten- berges bei Adorf und wurde dort von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelt (Taf. XIV, Fig. 7). Umriss und Form der Rippen ist im wesentlichen dieselbe; doch lässt die Verschiedenheit der Grösse und die nicht sonder- lich günstige Erhaltung keine sichere Entscheidung zu. Die Martenberger Form besitzt einen deutlich entwickelten Vorder- flügel, während dieser bei sämmtlichen Iberger Exemplaren ab- gebrochen ist oder zu fehlen scheint. | Avicula trevirana n. sp. Taf. III, Fig. 6. Die Art steht zwischen Avicula reticulata und rigomagensis; an letztere erinnert der Umriss, an erstere die Sculptur. Die Sculptur ist etwas feiner, die Rippen sind weniger hoch als bei Avicula rigomagensis. Die Wölbung ist flach; eine Angabe der Grössenverhältnisse erscheint unnöthig, da die Figur mit dem Original genau übereinstimmt. Die bildliche Darstellung ist combinirt aus einem Sculptursteinkern und einem auf der Gegen- platte desselben Exemplars gemachten Wachsabguss. Das einzige vorliegende Exemplar stammt aus dem obersten Unterdevon (heller Schieferthon) der Grube Schweicher Morgen- stern bei Trier (Augusta Trevirorum). Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn. Ein phylogenetischer Zusammenhang von Avscula rigomagensis mit Avicula reticulata und trevirana ist höchst wahrscheinlich, ob- wohl der Verlauf der »Filiation« bei der Seltenheit der hierher gehörigen Formen nur annähernd genau angegeben werden kann. Avieula rigomagensis n. sp. Taf. III, Fig. 2. Diese schöne, grosse Art, von der allerdings nur Abdruck und Stemkern der linken Klappe vorliegen, unterscheidet sich durch die Höhe der ziemlich gedrängt stehenden Radialrippen von allen 38 Aviculidae. Aviculinae. [236] bisher beschriebenen Formen. Die Rippen sind ziemlich unregel- mässig vertheilt und auch die Art ihrer Einschiebung scheint keinen bestimmten Regeln zu folgen. Die Anwachsstreifen sind fein und zahlreich. Der kleine vordere und der grosse, hinten gelegene Flügel ist scharf abgesetzt, der letztere mit feinen Radial- streifen bedeckt. Hervorzuheben ist der Umstand, dass auf dem Steinkern die kräftigen Radialrippen der Oberfläche kaum sichtbar sind. Das vollkommene Fehlen der Zähne lässt die Zurechnung dieser und der verwandten Arten zu Avicula gesichert erscheinen. Von der nahestehenden Avzcula dillensis unterscheidet sich die vorliegende Art vor allem durch die Beschaffenheit der Radial- rippen. Aehnlich ist ferner Limoptera bohemica BARRANDE bei BARROIS, Faune du calcaire d’Erbray, t. 10, f. 9a, b. Es liegt keine Veranlassung vor, diese Art zu Limoptera zu rechnen. Das einzige, in schräger Richtung verzerrte Exemplar stammt aus der Siegener Grauwacke von Unkel bei Remagen (Rigomagus) ‚und befindet sich im Berliner Museum. Eine eigenthümliche Aehnlichkeit der Sculptur besitzt die Art mit Pterinaea dichotoma KRANTZ. Jedoch weicht der Bau des Schlosses wesentlich ab. Das Vorhandensein bezw. das Fehlen von Zähnen konnte in jedem Falle mit Sicherheit festgestellt werden. Avicula laevicostata FOLLMANN. Taf. IV, Fig. 5. Forrmans, l.c. p. 195, t. 5, f. 4, 4a. Die Art unterscheidet sich von allen bisher beschriebenen durch die geringe Zahl und die kräftige Entwickelung der Radial- rippen. Die linke Schale ist stärker gewölbt als die rechte. Die Anwachsstreifen sind scharf ausgeprägt und verhältnissmässig weit von einander entfernt. Für Weiteres kann auf die ausführliche Beschreibung FOLLMANN’s verwiesen werden. Nach dem bisher vorliegenden Material konnte leider nicht festgestellt werden, ob die Art zu Avicula oder zu Pterinaea (in die Nähe von Pf. fascieulata und dichotoma) gehört. [237] Avicula. 39 Das eine der beiden vorliegenden Stücke (Sammlung der Universität Marburg) stammt aus den unteren Coblenzschichten von Zendscheid in der Eifel. Ein anderes, jedenfalls sehr nahe stehendes Exemplar war wegen schlechter Erhaltung nicht ganz sicher bestimmbar und stammt aus den unteren Coblenzschichten von Vallendar (Museum zu Halle). Das Originalexemplar FoLL- MANN s wurde in den oberen Coblenzschichten von Olkenbach ge- funden. Avieula dillensis n. sp. Taf. IIL, Fig. 9. Taf. XIV, Fig. 17. Die Muschel ist quer-eiförmig, annähernd gleichklappig ‚und ziemlich dünnschalig. Das vordere Ohr ist gross, das hinten liegende noch ausgedehnter, beide erscheinen deutlich ab- gesetzt. Auf dem untenstehend abgebildeten Exemplare, das in der Richtung des Pfeiles verzerrt und plattgedrückt erscheint, ist Fig. 2. 07 Avicula dillensis n. sp. Oberste Coblenzschichten. Grube »Schöne Aussicht« Rupbachthal. Geologische Landesanstalt. die Plastik der äusseren Form vollkommen verwischt. Die Schale ist mit kräftigen Radialrippen bedeckt, zwischen denen sich je eine, oder je drei und mehr feinere Zwischenrippen einschieben. Ausser- 40 Aviculidae. Aviculinae, [238] dem finden sich Anwachsstreifen, die auf dem vorderen Ohr die Radialsculptur fast verdecken, sonst aber vor dieser zurücktreten. Zwei Exemplare aus den obersten Coblenzschichten der Haiger- hütte bei Haiger in der geologischen Landesanstalt und in meiner Sammlung; das vollständige, im Zinkdruck dargestellte Stück wurde von E. Kayser im gleichen Horizont auf der Grube »Schöne Aus- sicht« (Rupbachthal) gesammelt. Avicula migrans BARR. sp. (Pterinaea) aus dem böhmischen F} steht der vorliegenden Art nahe und unterscheidet sich vor allem durch die schwächeren Radialstreifen. Avicula n. sp. Eine neue, leider nur durch mangelhaft erhaltene Exemplare vertretene Art dürfte an dieser Stelle zu nennen sein. In den Hunsrückschiefern von Gemünden fanden sich zwei Exemplare einer ziemlich kleinen, dünnschaligen Form, deren Umriss am meisten an Avicula reticulata praecursor (Taf. III, Fig. 8) erinnert; doch ist die Höhe geringer. Von allen übrigen hierher gehörigen Formen unterscheidet sich die Art durch das Fehlen der Radial- sculptur auf dem grossen, flach ausgedehnten Hinterflügel. Die Länge des Schlossrandes beträgt 2,5”, die Höhe 2°. Zwei Klappen, die offenbar früher zusammengehört haben, liegen neben- einander auf einer Platte. Geologische Landesanstalt. 2. Gruppe der Avicula Wurmi A. RoEMER. (Arten mit feinerer Radialsculptur.) Aviecula troglodytes FOLLMAnN (GOLDFUSS). Taf. III, Fig. 5. Avicula troglodytes Fouumans (GoLpruss), ]. e. p. 202, t. 3, f.6— 6b. Die Muschel, welche äusserlich mit Pterinaea lineata grosse Aehnlichkeit besitzt und gewissermaassen ein verkleinertes Abbild derselben darstellt, ist von FOLLMANN eingehend beschrieben worden, [239] Avicula. 41 Auch bei Avveula troglodytes ist die linke Klappe vollständig mit feinen Radialstreifen bedeckt, die sich bei der rechten nur auf dem hinteren Flügel finden. Die Vermuthung, dass diese Art ebenso wie Avicula fenestrata (GOLDF.) FOLLMANN zu Pterinaea gehören möchte, hat sich nach Untersuchung des Schlosses nicht bestätigt. Abweichend von Pterinaea lineata sind beide Klappen fast gleich- mässig gewölbt. Die beiden von mir gesammelten N, stammen aus den mergeligen Calceolaschichten zwischen Pelm und Gerolstein. Avieula elathrata SANDBERGER. Taf. III, Fig. 10, 10a. Avieula clathrata Saspserger, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 286, t. 39, f. 18 —18d. Die Zugehörigkeit der beiden abgebildeten Exemplare zu der eitirten Art ist nicht ganz sicher; für die Vergleichung der Ab- bildungen ist, abgesehen von der Altersverschiedenheit, vor allem der Umstand in Betracht zu ziehen, dass die Fig. 18 bei SANDBERGER schematisch gehalten, und dass jedenfalls der Wirbel unrichtig gezeichnet ist. Die wesentliche Eigenthümlichkeit der Struktur, das Abwechseln stärkerer und schwächerer Radialrippen und das Auftreten feinerer Anwachsstreifen ist auch bei den vorliegenden Exemplaren wahrnehmbar. An dem kleineren Stück erkennt man deutlich das Alterniren der Rippen, das durch die Einschiebung schwächerer Radialstreifen bedingt wird. An Avicula troglodytes erinnert die äussere Form und die verhältnissmässig nicht unbe- trächtliche Grösse des vorderen Flügels; jedoch ist die Radial- sculptur durchaus abweichend. Dasselbe ist bei Avicula Wurmi A.Roem. der Fall, mit der die Gebrüder SANDBERGER wohl nur auf Grund der mangelhaften älteren Abbildungen ihre mittel- devonische Art identificirt hatten. Die abgebildeten Stücke stammen ebenso wie das Original SANDBERGER’s aus dem Stringocephalenkalk von Villmar und be- finden sich im Berliner und Münchener Museum. 42 Aviculidae. Aviculinae. [240] Avieula Wurmi A. RoEMER. Taf. III, Fig. 4—4d. Avicula Wurmiü A. Rorner, Versteinerungen des Harzgebirges, p. 21, t. 6, £. 7. » » Tscuersyschew, Materialien zur Kenntniss der devonischen Ab- lagerungen in Russland (Memoires du Com. geologique I, 3 E83). Pterinaea Wurmü Pa ER des Iberger Kalks, p. 369. ? Avicula Wurmü F. Maurer, die Fauna der Kalke von Warveıeues, p. 224, t. 9, £.17. Actinopteria Wurmü BASE die Fauna des mittleren und oberen Devon am Westabhang des Ural, t. 7, f. 15. Der Umriss der Muschel ist rhombisch, nach vorn verschmälert, das vordere Ohr auffallend klein, das hintere gross und mit Radial- streifen bedeckt. Die verhältnissmässig feine Sculptur besteht aus alternirenden Radialrippen und feinen Anwachsstreifen. Die Schale ist ziemlich dick, die Ligamentarea 3 — 3,5 "" hoch. Zähne fehlen vollkommen. Abgesehen von der Seulptur unterscheidet sich die Art vor allem durch die geringe Grösse des vorderen Ohres von den vorher beschriebenen Formen. Die Art ist räumlich weit verbreitet. Die vorliegenden 5 Exem- plare (Berliner Museum, Oberbergamt zu Clausthal) entstammen dem unteren Oberdevon von Grund und Rübeland. Aus dem gleichen Horizont führt TSCHERNYSCHEW Avicula Wurmi vom W est- abhange des Ural an (See Koltuban im Orenburgschen Gouverne- ment). Eine nahe verwandte oder idente Form kommt ferner in England vor, und Actinopteria subdecussata HALL!) aus den Hamilton group von Nordamerika unterscheidet sich nur durch geringfügige Merkmale. Die Avicula Wurmi, welche MAURER aus dem Mitteldevon der Grube Haina bei Wetzlar abbildet, ist jedenfalls mit der ober- devonischen Form sehr nahe verwandt. Jedoch erinnert die gröbere Sculptur mehr an Avicula clathrata, von der sie sich wiederum durch geringere Grösse des Vorderohres unterscheidet. Es scheint demnach eine echte Zwischenform vorzuliegen. Ferner ist als verwandte Form Avicula intermedia ÖEHLERT ') Palaeontology of New York, Vol. V, p. 110, t. 17, f. 23, 25 —27, 29 —31. [241] Avicula. 43 zu nennen (Mem. de la societe geologique de France, 3 ser., Bd. 2, t. 3, f. 1). Die Sceulptur dieser unterdevonischen Art ist auffallend ähnlich und der Umriss nur wenig abweichend. Avicula Boenigki DAmEs sp. Pterinaea Boenigki Dames, Ueber die in der Umgegend Freiburgs in Niederschlesien auftretenden devonischen Ablagerungen. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1868, p. 501, t. 9, & 6. Wie Dames ]. c. hervorhebt, steht die Art Avicula Wurmi “ aus dem Iberger Kalk am nächsten; sie ist wohl als locale Varietät derselben aufzufassen. Die Unterschiede der Avicula Wurmi be- stehen in der grösseren Kürze des Schlossrandes und der weniger ausgeschweiften Form des vorderen ÖOhres; ferner sind bei der Harzer Art die Radialrippen gröber und auch in der Wirbelgegend deutlich ausgebildet. Auch besitzt nach der Beschreibung das vordere Ohr von Avicula Boenigki zwei dicke, scharf hervortretende Rippen, die jedoch auf der Abbildung nicht angegeben sind. Der Schlossrand ist unbekannt; die Gattungsbestimmung muss dem- nach nach den äusseren Merkmalen erfolgen. Die Art findet sich selten im Kalk des unteren Oberdevon bei Oberkunzendorf. Avieula aemiliana n. sp. Taf. II, Fig. 1— 1b. Auch die vorstehende Art schliesst sich nahe an Avicula Wurmi an. Die Unterschiede bestehen vornehmlich in der stärkeren Ausbildung des vorderen Ohres und der grösseren Feinheit der Radialsculptur. Die überaus feinen Rippen alterairen undeutlich und tragen an der Kreuzungsstelle 'mit den Anwachsstreifen feine Körnchen. Hie und da treten Andeutungen von concentrischen Runzeln auf. Zwei Exemplare dieser seltenen und schönen Art verdanke ich Herrn Just in Clausthal; dieselben entstammen dem unteren Oberdevon des Winterbergs bei Grund. 44 Aviculidae. Aviculinae. [242] Avieula ibergensis A. ROEMER. Taf. III, Fig. 3. Avicula Ibergensis A. Rormer. Beiträge zur Kenntniss des nordwestl. Harzes. IIT. p. 147, 1.22, f. 3. Pterinaea Ibergensis Cuarse, Fauna des Iberger Kalkes, p. 370. Die Art scheint überaus selten zu sein; ich kenne nur das Originalexemplar A. RoEMER’s in der Clausthaler Sammlung. Die grössere Ausdehnung des vorderen Ohres erinnert an Avicula aemiliana. Der wesentliche Unterschied, welcher die vor- liegende Form von dieser und von anderen Arten trennt, ist das Hervortreten stärkerer Rippen zwischen je 4—8 schwächeren Radialstreifen; auch diese letzteren alterniren in unregelmässiger Weise mit einander. Die feineren Anwachsstreifen bringen eine ziemlich regelmässige Gitterung der Oberfläche hervor. CLARKE giebt das Vorhandensein einer hohen und breiten Ligamentarea an. Unteres Oberdevon von Grund. 3. Gruppe der Avicula Mariae n. sp. Avieula Mariae n. sp. Taf. IV, Fig. 12—12d. Die vorliegende Form unterscheidet sich durch Eigenthümlich- keiten der Sculptur von allen bisher beschriebenen radialgerippten Aviculae. Auch unter den gleich alten, von HALL als Actinopteria bezeichneten Formen findet sich nicht ähnliches. An ZLeptodesma erinnert die lange Spitze, in welche der Hinterflügel ausläuft. Doch ist bei sämmtlichen von HALL zu Leptodesma gestellten Arten die Oberfläche nur concentrisch gestreift. Bei den zu Actinopteria gestellten Formen ist die Schale, abgesehen von den Anwachsstreifen von schmalen, mehr oder weniger kräftigen Radialrippen bedeckt. Hier finden sich dagegen schmale Radialfurchen, welche un- regelmässig gebrochen verlaufen und zwischen sich breitere Felder stehen lassen. Zwischen den Hauptfurchen finden sich noch feinere vertiefte Linien. Auf dem grossen Hinterflügel treten die An- wachsstreifen deutlicher hervor. [243] Avicula. 45 Die Form der Muschel ist schräg rhombisch, die Vorderseite fällt ziemlich steil ab. Der Wirbel ist spitz, die Schlosslinie gerade, das vordere Ohr klein und ebenfalls zugespitzt. Beide Klappen sind convex, die linke ist jedoch stärker ge- wölbt und auf der diagonal verlaufenden Kammhöhe mit mehreren eigenthümlichen, knotenartigen Anschwellungen besetzt. Wie bereits erwähnt, steht die Art unter den Avzeulae ziemlich isolirt; Byssopteria radiata HALL scheint eine ähnliche Oberflächen- sculptur zu besitzen. Dagegen finden sich bei zwei von WENJUKOFF aus Russland beschriebenen Arten, Avicula Inostranzewi!) und Grewingki?) die bezeichnenden Furchen der Oberfläche wieder. Auch die äussere Form stimmt ganz gut überein und Avscula Imostranzewi lässt die knotenförmigen Anschwellungen mit genü- gender Deutlichkeit erkennen. 20 Exemplare (darunter 2 doppelklappige) aus den Mergeln des Oberdevon vom Vichtbachthal bei Aachen. Sammlung der geologischen Landesanstalt, der technischen Ilochschule zu Aachen und des Berliner Museums. Wie Herr Professor HOLZAPFEL mir auf eine Anfrage gütigst mittheilte, findet sich Avicula Mariae in einer etwa 1” mächtigen Bank von Schiefern, die auf dem Breiniger Berg in compactem Kalk eingelagert ist, und ausserdem noch Spirifer Verneuili (in weiterem Sinne), Cyrtia Murchisoniana, Atrypa aspera, Stropho- mena retrorsa KAySs., Phillipsastreea ananas und pentagona sowie Arachnophyllum rhenanum ScHLÜT. sp. enthält. Ferner hob der- selbe hervor, dass entgegen der Darstellung von DECHEN’S über der (auch von diesem erwähnten) Schieferbank ?) Stringocephalus Burtini nicht mehr vorkommt. Ein Zusammenvorkommen von 1) Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen und centralen Russland t. 7, f.4. 2) Ibid. £.7, f. 11. , 3) Geologische und palaeontologische Uebersicht der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen p. 164. Der Name Pterinaea suhfalcata Coswan, unter dem die Art eitirt zu werden pflegt, ist offenbar unzutreffend. Wenigstens kommt in Harr’s neuer umfassenden Monographie der Zweischaler des amerikanischen Devon nichts vor, was mit der vorstehenden Art verglichen werden könnte. 46 Aviculidae. Aviculinae. [244] String. Burtini und Spirifer Verneuili sei ebenso wenig zu beob- achten. 4. Gruppe der Avicula quadrata TrEnKNER, Avieula quadrata TRENKNER. Taf. VII, Fig. 3, 3A. Avicula quadrata Teesxser, Palaeontologische Novitäten, p. 23, t.3, f.49. Pterinaea quadrata Cuarke, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 371, t. 6, f. 4. Die Sculptur weist der Art eine durchaus eigenthümliche Stellung an; in Amerika würde man eine neue Gattung für die- selbe errichten. Die Oberfläche ist mit Radialrippen bedeckt, welche durch feinere Furchen von einander getrennt sind und sich ganz unregelmässig strahlenförmig vertheilen. Die Anwachs- streifen stehen in verhältnissmässig grossem Abstande von ein- ander. Die Ohren sind verhältnissmässig gross und deutlich ab- gesetzt, die Schale ist stark gewölbt und nur wenig schief. Das Originalexemplar TRENKNER’s, das einzige, welches bisher bekannt geworden ist, stammt aus dem unteren Oberdevon des Ohnemannsbrinks bei Grund und befindet sich im Göttinger Museum. Die einzige sonst bekannte Art, welche mit Avicula quadrata nahe verwandt ist, findet sich bemerkenswertherweise im Unter- devon (F3) von Böhmen; Avicula palliata BARR.!) zeigt in Sculptur und äusserer Form grosse Uebereinstimmung. 5. Gruppe der Avicula Winteri n. sp. (Leiopteria HALL.) Die Gruppe derjenigen Aviculae, welche nur Anwachsstreifen besitzen und bei denen das hintere Ohr nicht in einem zuge- spitzten Sporn ausläuft, ist im deutschen Devon nur durch wenige Arten vertreten. Die genannten äusseren Merkmale erleichtern die Abgrenzung von den. verwandten Formen, dürften jedoch, wie !) Systöme Silurien du centre de la Bohöme, Vol. VI, t. 226. [245] ER 47 oben auseinander gesetzt wurde, nicht hinreichen, um eine be- sondere generische oder auch nur subgenerische Bezeichnung »Leiopteria« zu rechtfertigen. Avieula Winteri !) n. sp. Taf. IV, Fig. 11. Der Umriss der Art ist stumpf keilförmig, die beiden Flügel sind wenig deutlich begrenzt und vorn wie hinten abgerundet. Die Schale ist sehr dünn uud mit feinen, regelmässigen Anwachs- streifen bedeckt. Die stumpfe Endigung des hinteren Flügels unterscheidet die Art von allen verwandten Formen; der Umriss ist bei manchen amerikanischen Arten ähnlich, so vor, allem bei Leiopteria laevis Harı ?) aus der Hamilton group. Ich sammelte je ein Exemplar der neuen Form in den Cal- ceolamergeln zwischen Pelm und Gerolstein und bei Baselt unweit Prüm; am letzteren Fundort liegt die Art in dem Uebergangs- horizont von Üalceola- und Crinoidenschichten und an beiden Orten zusammen mit Gosseletia distincta FOLLMANN. Avicula Eberti n. sp. Taf. IV, Fig. 1. Die gerundete Form der Flügel erinnert an die vorher be- schriebene Art; jedoch ist die Wölbung der Schale geringer, die Abgrenzung der Flügel deutlicher und der vordere derselben grösser als bei Avicula Winteri. Ferner ist die Muschel schräg verlängert, ein Unterschied, der sich mit zunehmender Grösse immer mehr ausprägt. Das grössere der beiden vorliegenden Exem- plare misst 5,6 in der Diagonale. Die Anwachsstreifen sind ziemlich kräftig. 1) Ich benenne die Art nach dem verstorbenen Apotheker Herrn Wiıxrer in Gerolstein. 2) Palaeontology of New York, Vol. V, t. 20, f. 5; t. 17, f. 7—11. 48 Aviculidae. Aviculinae. [246] Die beiden Stücke stammen aus dem braunen, glimmerreichen Sandstein des obersten Oberdevon der Umgegend von Aachen (Stollberg und Strasse Venwegen-Cornelimünster), wo sie zusammen mit Aviculopeeten aquisgranensis n. sp. und A. Schulzi n. sp. vor- kommen. Beide befinden sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Avicula oblonga TRENKNER. Taf. VII, Fig. 8. Avicula oblonga Trexkser, Palaeontologische Novitäten, p. 22, t. 3, f. 48. Pterinaea oblonga Cuarse (non Trexsxer), Fauna des Iberger Kalkes, p. 372. Die Art schliesst sich in Bezug auf Sculptur und äussere Form noch am nächsten den beiden vorstehenden Arten Avicula Winteri und Eberti an, steht aber doch innerhalb der glatten Avieulae (Leiopteria HALL) ziemlich vereinzelt. Aehnliche Arten aus dem europäischen Devon sind nicht bekannt, in Amerika ist Leiopteria Mitchelli HALL (]. c. t. 88, f. 26) wenigstens in Bezug auf die weite Entfernung der Anwachsstreifen einigermaassen ver- gleichbar; die letzteren treten bei Avzcula oblonga als deutliche Erhebungen auf. CLARKE weist auch auf die Aehnlichkeit der Art mit Avicula Benediana aus dem Kohlenkalk hin. Der Umriss der Muschel ist etwas schräg oblong, das vordere kleinere Ohr ist deutlich abgesetzt, das andere ist grösser und undeutlich begrenzt. Die Art findet sich als Seltenheit im unteren Oberdevon (Ohnemannsbrink) bei Grund; es ist nur das TRENKNER’sche, jetzt in Göttingen befindliche Originalexemplar bekannt geworden. Avicula n. sp. Taf. VII, Fig. 4. Eine grosse Avicula von ovalem Umriss und concentrisch gestreifter Oberfläche, die.der Harr’schen »Gattung« Leiopteria zu- gehören würde, findet sich im Gedinnien, dem ältesten nur in Belgien bezw. an der belgischen Grenze bekannten Unterdevon. [247] Avicula. 49 Ein unverdrücktes, aber mangelhaft erhaltenes Exemplar stammt aus dem unteren Gedinnien von Arimont bei Malmedy (Hohes Venn), das andere Stück aus dem oberen Gedinnien des schon länger bekannten Fundortes Mondrepuits (Belgien). Die mangel- hafte Erhaltung erlaubt keine sichere Unterscheidung der Frage, ob eine oder zwei nahe verwandte Arten vorliegen. Es wurde daher von der Aufstellung eines Speciesnamens Abstand genommen. 6. Gruppe der Avicula lamellosa GoLpruss sp. (Leptodesma HALL.) —+- Actinopteria HALL ex parte. Abgesehen von den bei Hau als Leptodesma bezeichneten Formen wurden im Nachstehenden auch einige »Actinopterien« hierher gerechnet, bei denen die Radialsculptur nicht aus Rippen, sondern aus leicht verwischten Furchen besteht. Bei den letzteren (vor Allem bei Actinopteria Boydi und Avicula lamellosa) streckt sich der Hinterflügel weit vor. (= Leptodesma.) Avieula erenato-lamellosa SANDBERGER em. Taf. IV, Fig. 5—5e. Avicula erenato-lamellosa SAxDBERGER, Versteinerungen Nassaus, p. 288, t. 29, f. 16. Pterinaea lamellosa Zeıuer ex parte, Verhandlungen des naturh. Vereins d. preuss, Rheinlande 1857, t. 3, f. 3 (cet. excl.). Avicula pseudolaevis FoLıLmans, über devonische Aviculaceen, p. 199 (ex parte), 6.5, £.-2,2a. Avicula crenato-lamellosa, Maurer N. J. 1888, II, p. 65. Die von FOLLMANN |. c. eingehend beschriebene Art erscheint, wie auch der genannte Forscher hervorgehoben hät, in zwei Varie- täten, von denen die eine mehr gerundet, die andere mehr lang- gestreckt ist. Beiden gemeinsam sind die Merkmale der Sculptur und der Form der Flügel. Die Sculptur besteht aus concentrischen Anwachsstreifen, welche auch auf dem Steinkerne sichtbar sind, sowie aus feinen vertieften Radiallinien, welche eine Zähnelung der Anwachsstreifen hervorbringen. Die sehr viel feinere Sculptur Abh. IX, 3. 4 50 Aviculidae. Aviculinae. [248] bildet den Hauptunterschied von Acicula lamellosa. Parallel zum Hinterrande verläuft zuweilen ein schmaler Längszahn. Die Wirbel ragen besonders auf Steinkernen weit vor, die Flügel sind deutlich abgesetzt. Der vordere ist meist etwas abgestumpft und durch eine nur auf Steinkernen wahrnehmbare Querleiste abgegrenzt. Der Hinterflügel läuft in eine lange Spitze aus, die auf Fig. 5a fast vollständig erhalten ist. Besonders gross erscheint dieselbe bei der citirten Abbildung SANDBERGER’s, die zweifellos ein Exem- plar der vorliegenden Art darstellt, welchem der Vorderflügel fehlt. Es erscheint jedoch nach der Zeichnung SANDBERGER’s nicht aus- geschlossen, dass auch der Unterrand der Schale abgebrochen sei, — man vergleiche die vorliegende Fig. 5b eines grösseren Sing- hofener Exemplars. Die gerundete und die langgestreckte Form der Avwieula pseudo- laevis wurden, wie erwähnt, von FOLLMANN nicht getrennt, da beide zusaınmen vorkämen und durch zahlreiche Uebergangsformen ver- bunden seien. Unter meinem umfangreichen, von zahlreichen Fund- orten stammenden Material sind Uebergangsformen verhältniss- mässig selten; vielmehr gelang es eigentlich, jedes Stück einer der unterschiedenen Varietäten zuzuweisen. Vor Allem ist auch hervor- „uheben, dass der Formunterschied mit dem weiteren Wachsthum erheblich zunimmt. Da die Abbildungen von DE VERNEUIL und ÖEHLERT zweifellos die gerundete Form darstellen, so ist für diese die Bezeichnung var. pseudo-laevis anzuwenden. Die schlankere, von SANDBERGER abgebildete Forın behält den Namen crenato- lamellosa. Die schlankere Form kommt in Deutschland wesentlich häufiger vor als var. pseudolaevis. Als Fundorte sind zu nennen: a) Siegener Grauwacke; Grube »Einigkeit« bei Herdorf (der Fund- ort wird in der Literatur gewöhnlich als »Käuser Steimel« be- zeichnet): b) untere Coblenzschichten; Singhofen und Ergeshausen bei Katzenellnbogen in Nassau, Ober-Stadtfeld und Gemünd bei Daun, Zendscheid (Eifel), Vallendar bei Coblenz, Daaden im Siegenschen. Exemplare der sehr häufigen Art befinden sich in sämmtlichen von mir untersuchten Sammlungen. Die Synonymik für die gerundete, im Obigen bereits mit- beschriebene Form würde lauten: ei u [249] Avicula. 51 Avieula erenato-lamellosa SANDBERGER var. pseudo-laevis ÖEHLERT. Taf. IV, Fig. 13—13b. Avicula laevis Verx. (non Goupr.), Bull. soc. geol. de France [2], t. XII, 2. Abth., p. 1002, t. 29, f. 4, 4a. Avicula pseudo-laevis OeuLerr, M&m. de la societe geologique de France [3], t. II, p- 23, t. 3, f.5,5a (1882). Abgesehen von dem spanischen und nordfranzösischen Vor- kommen ist die Art nur bei Zendscheid in der Eifel (Marburger und Berliner Museum, Sammlung des Verfassers), Oberstadtfeld (Coll. FOLLMANN) und bei Singhofen gefunden worden. Taf. IV, Fig. 5e stellt eine Uebergangsform zwischen der Varietät ünd der typischen Art dar. Avicula lamellosa GoLDFUss sp. Taf. IV, Fig. 4—-4c. Pterinaea lamellosa GoLvruss, Petr. Germ. 11, p. 136, t. 120, f.1. » » Zeıter, Versteinerungen der älteren rheinischen Grauwacke. Verhandl. d. naturhist. Vereins d. preuss. Rhein- lande 1857, t. 3, f. 1,2 (non 3). Avicula lamellosa FoLımass, 1. c. p. 196. Wie FOLLMANN |. c. auseinandersetzt, ist die vorliegende Art, welche mit Actinodesma obsoletum zusammen in der unteren Siegener Grauwacke (ältestes Unterdevon) vorkommt, meist mit derselben verwechselt worden. Doch bildet die allerdings nur selten sicht- bare Beschaffenheit des Schlosses ein leicht wahrnehmbares Unter- scheidungsmerkmal. Naheliegender ist eine Verwechselung mit Avdcula erenato- lamellosa (u. s. w.), Die äussere Form und die Grundanlage der Sculptur ist genau dieselbe. Jedoch erscheint die letztere bei der in Rede stehenden Art gröber ausgebildet !), die Wölbung der Schale ist oft deutlicher ausgesprägt (Fig. 4a). Vor Allem zeichnet sich Avzcula lamellosa durch den Besitz eines deutlichen, parallel zum Hinterrande verlaufenden Seitenzahnes aus (Fig. 4b). !) Bei Fig. 4e ist in Wirklichkeit die Sculptur nicht erhalten und die Er- gänzung auf dem Rücken der Schale etwas ungenau. 4* 52 Aviculidae. Aviculinae. [250] Ein solcher ist bei Avzdcula erenato-lamellvsa uur ausnahmsweise angedeutet. Die Art kommt als Seltenheit im unteren Theile des Unter- devons vor; die abgebildeten Stücke stammen aus dem Singhofener Porphyroid-Schiefer und dem Taunusquarzit des Katzenloches bei Idar. Ein weiteres Exemplar stammt aus dem Hunsrückschiefer von Gemünden (geol. Landesanstalt). FOLLMANN citirt die Art aus der Siegener Grauwacke von Siegen und Menzenberg. Avienla Arduennensis STEININGER sp. Taf. IV, Fig. 6— 6b. Pterinaea arduennensis Sreisinger, geognostische Beschreibung der Eifel, p. 55 t.2, f.8—11. Die Steinkerne der vorliegenden Arten, an denen fast immer beide Klappen erhalten sind, weichen von denen der Avicula pseudo- laevis nur unerheblich ab; wie bei dieser Art ist die linke Klappe ein wenig stärker gewölbt als die rechte; jedoch erscheint der Wirbel mehr zugespitzt, der Haupttheil der Schale am Unterrande etwas verbreitert und schärfer gegen die Flügel abgegrenzt. Aller- dings würden diese verhältnissmässig geringfügigen Unterschiede nicht zur Trennung der Arten berechtigen, wenn nicht die Ober- flächensculptur einige Verschiedenheiten zeigte. Die wellig ver- laufenden Anwachsstreifen sind weiter von einander entfernt, ähn- lich wie bei Avicula lamellosa. Radiale Furchen finden sich auch hier. Auf dem Hinterflügel erscheinen ganz feine mit der Lupe erkennbare Rippen. Ein ungewöhnlich wohl erhaltener Abdruck gestattete die Anfertigung eines Wachsabgusses, der die geringsten Einzelheiten erkennen lässt. Die Spitze des Hinterflügels ist selten vollständig erhalten. Die Steinkerne sind in dem harten Thon- schiefer vortrefflich ausgeführt; man nimmt deutlich den grossen Muskeleindruck auf der Hinterseite wahr. Avieula arduennensis stellt die gerundetere Form neben der schlankeren, langgezogenen Avicula lamellosa dar; beide stehen also im selben Verhältniss zu einander wie Avicula erenato-lamellosa und var. pseudo-laevis, deren Sculptur wesentlich feiner ist. Jedoch [251] Avicula. 53 bezeichnet Avicula arduennensis das höhere Unterdevon (obere Coblenzstufe von Daleiden und Rossbach), während Avicula lamel- losa auf die tieferen Schichten beschränkt ist. Avicula (Actinopteria) Boydi Hauu (]. c. t. 19) ist mit der beschriebenen Art nahe verwandt. | Avicula eoncentrica A. ROEMER sp. Taf. IV, Fig. 9a —9d. Pterinaea laevis GoLor. ex parte, Petr. Germ. II, t. 119, f. la, cet. excel. (non Pterinaea laevis GoLvr. et auct.). Pterinaea concentrica A. Rosm., Palaeontogr. III. (Beiträge zur geolog. Kenntniss des nordwestl. Harzgebirges I.) p. 3, t. 1 f. 4. » » Beusuavsen, 1. ec. t.2, f. 8, 12. —+ Pterinaea minuta Beusnausen, 1. ce. t.2, f. 10. Die kleine Art, welche in dem oberen Unterdevon des Ober- harzes (Kahleberg, Schalke) gar nicht selten ist, unterscheidet sich von der vorher beschriebenen Form durch das fast vollkommene Fehlen von Radialsculptur. Man bemerkt an den Anwachsstreifen nur ganz schwache Andeutungen von der für die vorher beschriebene Art so bezeichnenden Undulirung. Weitere Unterschiede sind die geringere Grösse, die Zuspitzung des Vorderflügels und das Fehlen der auf demselben befindlichen Querleiste. Der Hinterflügel läuft ebenfalls in eine scharfe Spitze aus; Unterschiede zwischen bauchigen und schlankeren Formen finden sich ebenso wie bei Avicula pseudo- laevis, doch in minder ausgeprägtem Grade. Die Verschieden- heiten zwischen den bauchigen und den mehr kantigen Schalen beruhen wesentlich auf Verdrückung. GoLpruss stellte die vorliegende Art zu Pterinaea laevis, A. RoEMER beschrieb sie später als Pterinaea concentrica. Da der charakteristischen Abbildung von GoLpruss zweifellos ein Harzer Exemplar zu Grunde liegt, so wäre der Name Avicula laevis (im Gegensatz zu Pterinaea laevis) wieder aufzunehmen. Da jedoch auch eine Avieula laevis HALL sp. (Leiopteria) vorhanden ist, dürfte der Einfachheit halber der RoEmERr’sche Name beizubehalten sein. Pterinaea minuta BEUSHAUSEN ist wohl nur ein bauchiges, verdrücktes Exemplar der vorliegenden Art. 54 Aviculidae. Aviculinae. [252] Berliner und Hallenser Museum; aus dem letzteren eine Platte mit einem Dutzend sehr kleiner Exemplare; im Berliner Museum liegen 10 Stücke. Avicula bodana A. RoEMER. Taf. IV, Fig. 10—10b. Avicula bodana A. Rormer, Palaeontographica IX, (Beiträge zur geologischen Kenntniss d. nordwestl. Harzgebirges Ill), p. 6, CH, £9, Pterinaea bodana Cuarke, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 371. Der Umriss der Schale ist schief rhombisch, die beiden Flügel sind wenig deutlich abgesetzt, der vordere derselben ist abgestutzt oder etwas verlängert. Die Wölbung der Schale unterliegt einigen Schwankungen; die Anwachsstreifen sind verhältnissmässig ungleich ausgebildet. Auf dem hinteren Ohr setzt sich der Oberrand als flache Kante ab. Die für »Leptodesma« bezeichnende spitze Ver- längerung des Hinterflügels ist zwar nirgends erhalten; jedoch deutet das Zurückbiegen der Anwachsstreifen am Oberrande auf das Vorhandensein derselben hin. Die Abbildung bei A. ROEMER bringt ein besonders grosses Exemplar zur Darstellung, das dreiseitig begrenzt ist und insofern ein ungenaues Bild giebt. Es beruht dies zweifellos auf de mangelhaften Erhaltung oder Präparation des Originalexemplars. Jedoch lassen die drei abgebildeten vollständig präparirten Exemplare keinen Zweifel darüber, dass sich der Unterrand am Vordertheil der Muschel weiter ausbreitet. Die Avicula bodana, welche WENJUKOFF !) aus dem Devon von Petino in Russland abbildet, stimmt aus dem angeführten Grunde recht gut mit der Abbildung A. RoEMER’s, nicht aber mit der bei Rübeland vorkommenden Form überein. Dieselbe stellt eine neue Art dar, deren Unterschied von der — übrigens nahe verwandten — Avicula bodana vor allem in der Ver- ) Die Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen und centralen Russland, t. 7, f. 9, 10. (Beschreibung russisch). [253] Avicula. 55 schmälerung der Schale unter dem Wirbel beruht. Man könnte sie als Avicula Wenjukofii bezeichnen. CLARKE stellt die vorliegende Art zu Pterinea. Die Dünne der Schale an den Wirbeln lässt das Vorkommen von Zähnen daselbst undenkbar erscheinen. Avicula bodana ist am Bergfeld bei Rübeland in einem grauen korallenarmen Kalke des unteren Oberdevon keineswegs selten (Geologische Landesanstalt und Berliner Museum; 25 Exemplare). Sie kommt dort mit Spirifer disjunctus, Rhynchonella pugnus und Aviculopecten polytrichus zusammen vor. Wie bereits A. ROEMER hervorhob, sind bisher nur linke Klappen gefunden worden. Die von demselben Forscher vermuthete Altersverschiedenheit des er- wähnten Fundortes, die sich wesentlich auf das Fehlen der ge- nannten Arten in der Hauptmasse des Iberger Kalkes und das Vorkommen von Rhynchonella cuboides, Dielasma elongatum und Phillipsastraea in dem letzteren stützt, ist nicht vorhanden. Es handelt sich nur um untergeordnete Faciesunterschiede. — Avicula languedociana n. sp. Taf. IV, Fig. 7—7e. Avicula sp., Frecn, die palaeozoischen Bildungen von Cabriöres. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. 1857, p. 377. Der vorliegenden Art, die sich nahe an Avicula laevis und bodana anschliesst, fehlt jede Spur von Radialrippen und auch die Anwachsstreifen sind überaus undeutlich ausgeprägt. Die Vorder- und Hinterflügel sind unverhältnissmässig klein und zuge- spitzt. Die vorstehende Spitze des Hinterflügels ist selten erhalten. Der Haupttheil der Schale ist oval gestaltet und aufgebläht. Beide Klappen sind gleichmässig gewölbt. _ Von Avicula bodana unterscheidet sich die Art durch die eiförmige Rundung und die zugespitzte (nicht abgestutzte) Form des vorderen Ohrs. Die Art wurde ziemlich häufig von mir in den schwarzen Kalkknollen des unteren Oberdevon von Val d’Isarne bei Cabrieres (Languedoc) gefunden. 56 Aviculidae. Aviculinae. [254] Von amerikanischen Arten steht Leptodesma lepidum HaLı aus der Chemung group von New-York der neuen Form sehr nahe. Avicula lepida HALL var. nov. famenniensis. Taf. VII, Fig. 2. GossELET hat in den höheren Schichten des belgischen Ober- devon eine Anzahl von Arten der amerikanischen Chemung group wiedergefunden, deren Bestimmung ich nach Durchsicht des in Lille befindlichen Materials zum grösseren Theil bestätigen kann. Eine weitere von GOSSELET nicht angeführte Form möge in obiger Weise bezeichnet werden. Die Unterschiede von der amerika- nischen Art !) bestehen in der stärkeren Ausbauchung der Schale am Unterrand und der etwas geringeren Grösse der zugespitzten Vorderflügel. Im übrigen herrscht vollkommene Uebereinstimmung. Die Unterschiede von der südfranzösischen Art bestehen in der bedeutenderen Grösse, der stärkeren Wölbung und der ge- ringeren Ausdehnung des Vorderflügels. 4 Exemplare aus dem Famennien von Aublain und Angleur in Belgien. Coll. STAINIER, Brüssel. Avicula Schencki nov. sp. 2) Taf. IV, Fig. 8, 8a. Der Umriss dieser Art stimmt ungefähr mit Avicula ardu- ennensis und @ervillei überein. Jedoch ist der Haupttheil der Schale sehr viel gewölbter und dicker und die Sculptur besteht lediglich aus feinen Anwachsstreifen. Auch hier lässt sich das Vorhandensein einer Spitze am Hinterflügel nur aus dem Verlauf der Anwachsstreifen folgern. Ein dem Hinterrande parallel verlaufender Seitenzahn ist un- gewöhnlich gross und deutlich. ı) Vergl. Harz 1.c. t. 89, f. 16; t. 21, f. 40. 2) Ich benenne die neue Art nach meinem Freunde Dr. Avorr Scheck in Halle a. S. [255] Avicula. 57 Ein am Unterrande wenig verdrückter Steinkern und der dazu gehörige Abdruck der neuen Art stammt von Rhense bei Coblenz und befindet sich in der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bonn. In derselben Platte findet sich u. a. Spirifer carinatus; die neue Art dürfte daher den oberen Coblenzschichten angehören. Verwandt mit der beschriebenen Art ist Avicula Kerfornei ÖERHL. !) aus dem oberen Unterdevon von Nordfrankreich. Sculptur und Umriss sind ähnlich; jedoch ist der Vorderflügel der franzö- sischen Art kleiner und die Wölbung flacher. ÖEHLERT rechnet diese Art (ebenso wie Fig. 2 und 3 derselben Tafel, die wahr- scheinlich ident sind) zu Leiopteria HALL; doch glaube ich aus der starken Vorbiegung der Anwachsstreifen auf dem Hinterflügel das Vorhandensein einer vorgestreckten Spitze und somit die Zuge- hörigkeit zu der in Rede stehenden Gruppe folgern zu können. Unvollkommen bekannte Arten von Avicula. Einige weitere in der Litteratur beschriebene Arten von Avicula sind mir nicht durch eigene Anschauung bekannt ge- worden: so von radialgerippten Formen Avicula trapeziformis A. RoEm., eine unvollkommen erhaltene, wahrscheinlich auf der Abbildung ?) unrichtig ergänzte Art aus dem unteren Oberdevon von Rübeland. Ebendaher stammt Avicula semiglobosa A. RoEM.?), eine mit Avicula Wurmi verwandte Art und Avicula tumida A. Rorm. ®), eine unvollkommen erhaltene, mangelhaft dargestellte Art, deren genauere Deutung kaum möglich sein dürfte. Die Originale waren in der Ölausthaler Sammlung nicht mehr auf- zufinden. Pterinaea concentrica A. RoEm. von Grund soll nach CLARKE zu Macrodon gehören. 1) Bull. soc. geol. de France [3], XVI, f. 1, 1a. 2) Beiträge zur Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges IV, t. 25, f 6. 1, 01.25, f8. 7,5857. 58 Aviculidae. Aviculinae. [256] » Avieula Goldfussi Arch. VERNEUIL. Avicula Goldfussi w’Arcn. et de Vers., Transactions geol. soc. of London VI, 1842. (Description of the fossils in the older deposits of the Rhenish pro- vinces) p. 373, t. 36, f. 15. Die Muschel, von der mir kein Exemplar zu Gesicht ge- kommen ist, nimmt eine ziemlich vereinzelte Stellung ein. Zwei deutlich hervortretende, etwas gebogene Kiele grenzen den Haupt- theil der Schale gegen den der hinteren Flügel, bezw. gegen die steil abfallende concav eingebogene Vorderseite ab. Der Vorder- flügel ist sehr klein, die Oberfläche von feinen concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Von den bisher beschriebenen Arten ist Avicula Winteri noch am nächsten verwandt. Vorkommen im oberen Mitteldevon von Paflrath. ? Avicula Saturni GoLDFuss. Avicula Saturni Goupruss, Petr. Germ. p. 125, t. 116, f.3a, b. Nach der Abbildung unterscheidet sich die vorliegende Art von der obigen durch das Fehlen des kleinen Vorderflügels. Ferner giebt FOLLMANN !) einen langen Zahn auf der Hinterseite der rechten Klappe an, während D’ARCHIAC und VERNEUIL für die sehr nahe verwandte oder idente Avzicula Goldfussi das Fehlen von Zähnen auf der Schlossfläche hervorheben. Da eine gene- rische Verschiedenheit zwischen so ähnlichen Formen unwahr- scheinlich ist, erscheint die Annahme am naheliegendsten, dass die Zähne von den älteren Forschern wegen ungünstiger Erhal- tung übersehen worden sind; man würde somit die beiden oder die eine Art zu Gosseletia und zwar in die Nähe von @osseletia securiformis zu stellen haben. Als Fundort von Avicula Saturni wird das Mitteldevon von Gerolstein angegeben. !) Ueber devonische Aviculaceen p. 205. [257] Avicula. 59 Ueber einige unrichtig zu Avicula gestellte Arten. Eine Anzahl von Aviculiden sind von MÜNSTER aus dem Cly- menienkalk des Fichtelgebirges beschrieben worden; durch Unter- suchung der in Berlin befindlichen Originale liess sich nachweisen, dass die Mehrzahl derselben nicht zu den in der vorliegenden Arbeit behandelten Zweischalergruppen gehört. In die Verwandt- schaft von Lunulicardium sind zu stellen: 1. Avicula rugosa Mstr. Beitr. III, p. 52, t. 11, f. 3; 2. Avicula gibbosa id. ibid. p. 52, t. 11, f. 4; 3. Avieula inflata id. ibid. p. 53, t. 11, f.5; 4. Avicula pro- blematica id. ibid. p. 53, t. 11, f. 6. Noch zweifelhafter ist die Deutung von Avticula semiauricu- lata id. ibid. t. 11, f. 1, und elongata id. ibid. t. 11, f. 2, vor allem weil unter diesen Namen heterogene Dinge zusammengefasst worden sind. Die Abbildungen und ein Theil der Berliner Exemplare er- innern am meisten an Lunulicardium, daneben befinden sich je- doch noch andere Stücke, die mit Posidonia venusta vergleichbar sind. Ein Exemplar aus dem Kästchen mit Avicula semiauriculata ist sicher, ein anderes aus dem Kasten mit Avicula elongata viel- leicht mit dieser Form zu identificiren. Bei der ungünstigen Er- haltung der betreffenden Stücke ist eine sichere Entscheidung nicht möglich. Subgenus Pteronites M’Cor (1884). Die Gattung wurde von M’Coy ursprünglich in sachgemässer Weise als Subgenus von Avicula aufgefasst !). Die Diagnose des englischen Forschers ist auch jetzt, nachdem eine grössere Anzahl devonischer Formen zu der Gattung gestellt worden ist, noch ziemlich zutreffend. Der Umriss ist dreieckig, die Schlosslinie entspricht der grössten Ausdehnung der Schale. Der Wirbel ist ganz oder fast ganz nach vorn gerückt. Der kleine (zuweilen vollkommen !) Sepewick and M’Cory British, Palaeozoie Fossils. London and Cambridge 1854, p. 391. 60 Aviculidae., Aviculinae. [258] fehlende) Vorderflügel hebt sich ebenso wenig wie der Hinter- flügel von dem Haupttheil der Schale scharf ab. Die linke Klappe ist mehr gewölbt als die rechte. Ein schmaler Seiten- zahn unmittelbar an der Schlosslinie, sowie ein kleiner Schloss- zahn ist von M’Coy beobachtet worden. Die eigenthümliche äussere Form macht die Unterscheidung von verwandten Gattungen leicht. Pteronites umfasst zwei durch äussere Charaktere getrennte und in ihrer geologischen Verbreitung scharf geschiedene Formen- reihen. Zu der einen Gruppe, welche dem ursprünglichen Typus entspricht, gehören Forınen, bei denen die grösste Höhe der Muschel zwischen Wirbel und Hinterrand liegt und dem letzteren genähert ist; der Hinterflügel endet also mit senkrecht abfallendem Rande. Hierher gehören die Arten des amerikanischen uud belgischen ÖOberdevon, denen sich die carbonischen Formen anschliessen. Eine scharfe Grenze gegen Leptodesma ist nicht vorhanden }). Die zweite, kleinere Gruppe gehört dem Unterdevon an: Die grösste Höhe der Muschel liegt in der Nähe des Wirbels, und der Hinterflügel läuft in eine scharfe, weit vorgezogene Spitze aus. Diese Gruppe ist bislang ziemlich isolirt, doch besteht eine grössere Formähnlichkeit mit Pieronites s. str. als mit Avicula oder Pterinaea. Avicula (Pteronites) longialata KrANTz sp. Taf.IX, Fig. 22. Pterinaea longialata Kraxtz, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande etc. 1857, p. 166, t. 6, f. 1. Die Länge des erhaltenen Schlossrandes beträgt 9”, wozu noch ca. 1!/,°® als nothwendige Ergänzung des abgebrochenen Hinterendes kommen. Die grösste, hinter dem Wirbel liegende Höhe (Breite bei KRANTz) ist 3. Die Wölbung verläuft diagonal, fällt nach oben und hinten zu steil, im übrigen sanft ab. Ein !) Arten wie Leptodesma aliforme Hauu (1. c. t. 22, f. 28; t. 91, f.2) gehören wohl eher zu Pteronites; andere Arten, wie Leptodesma Jason (t. 91, f.4—6) und weitere, auf derselben Tafel abgebildete Formen scheinen einen Uebergang zu vermitteln. u Ze ee Duiiii rue rt ne Er. a Di u a a lu U a TEE [259] Avicula (Pteronites). 61 vorderes Ohr ist kaum abgesetzt. Die Anwachsstreifen treten deutlich hervor. Parallel zum Hinterrande scheint ein lang- gestreckter Seitenzahn zu verlaufen. Die Art, von der nur das Krantz’sche Originalexemplar be- kannt geworden ist, stammt aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg. Die Platte ist ausserdem ganz erfüllt von Spirifer primaevus. Verwandt mit der beschriebenen Art sind nur Pterinaea ? Bonnissenti ÖEHLERT!) und Dalimieri ÖEHLERT?), deren Zusammen- hang von ÖEHLERT bereits richtig erkannt ist. Beide stammen aus dem oberen Unterdevon von Nehon. Avicula (Pteronites) belgiea nov. sp. Taf. IX, Fig. 21. ? Pteronites profundus Haut bei Gosserer, 6ieme note sur le Famennien. Ann. de la societe geologique du Nord. Bd. 14 (1887), p- 14. Auf das Vorkommen von Pteronites im belgischen Oberdevon hat zuerst GOSSELET hingewiesen, und ich kann nach Vergleichung der Originalexemplare diese Bestimmung nur bestätigen. Aller- dings ist die Uebereinstimmung des ebenfalls 1. c. angeführten Pteronites rostratus HaLL mit der amerikanischen Art nicht als gesichert anzusehen. Pteronites afl. profundus 1. c. von Mariembourg ist höchst- wahrscheinlich ident mit dem vorliegenden, von Marche les Dames aus demselben Horizont stammenden Exemplar. Auch dieses ist zunächst mit Pteronites profundus?) verwandt. Die Unterschiede von der amerikanischen Art sind unwesentlich: der Vorderflügel ist etwas länger, und der Hinterflügel ist fast senkrecht abgestutzt, während bei Pteronites profundus *) die obere Spitze des Flügels !) M&moires de la soc. geol. de France, 3. Serie, Bd. 2, t. 3, f. 2, p. 20. 2) Pterinaea Dalimieri, ibid. f. 3, p. 21, Pteronites Dalimieri Oxn., Bull. soc. geol. [3], t. XVI, p. 645, t. 16, £. 1. 3) Betreffs der Uebereinstimmung des vorliegenden und des von Gosserer bestimmten Exemplars muss ich mich allerdings auf mein Gedächtniss verlassen. 4) Harz, 1. c. t. 22, f. 25— 27, p. 237. 62 Aviculidae. Aviculinae. [260] nicht unerheblich vorragt. Die grösste Höhe der Muschel liegt somit in geringer Entfernung vom Hinterrande. Die Anwachs- streifen sind zahlreich und fein, treten aber wenig hervor. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, steht Pteronites profundus der unterdevonischen Gruppe des Pteronites longialatus etwas näher als die belgische Art. Limoptera Harn 1869. Tal, V, VL Myalinodonta Ozsuerr, 1881. Paropsis OÖruuerr, 1588. Die nahen Beziehungen von Zimoptera und Myalinodonta sind bisher noch nicht genügend betont worden. Zu beiden »Gattungen« gehören grosse, radial gerippte Aviculiden mit breiter gestreifter Ligamentarea, gering entwickeltem (oder fehlendem) Vorderohr, grossem Hinterohr und kaum angedeuteten Zähnen. Bei ZLimo- ptera und Myalinodonta ist ferner die linke Klappe stärker gewölbt als die rechte, welch letztere annähernd horizontal oder schwach convex zu sein pflegt. Bei beiden Gattungen liegt ferner ein sehr kleiner vorderer Muskeleindruck unmittelbar unter dem Wirbel, während sich der grosse Hintermuskel etwa in der Mitte der Schale befindet. Die Gattungen stehen in nahen Beziehungen zu Pferinaea und @Gosseletia; an erstere erinnert die breite Ligamentarea, an letztere die schwache Entwickelung des vorderen Ohres. Eine scharfe Grenze gegen Avicula giebt es überhaupt nicht; denn für eine geringe Entwickelung des Vorderohres finden sich auch hier Beispiele, so Actinopteria decussata !). Immerhin lässt das Vor- handensein der hohen Ligamentarea die Abtrennung berechtigt erscheinen. Ob man Myalinodonta als Subgenus bezw. Section von Li- moptera festhalten oder gänzlich einziehen soll, ist im wesentlichen !) Hauı, Palacontology of New-York, Vol. V, t. 17, f. 23—31. u a a u ee 6 . [261] Limoptera. 63 gleichgiltig. Andeutungen von Schlosszähnen finden sich hier wie dort. Das Vorhandensein eines schiefen hinteren Seitenzahns giebt Hart !) an, ohne ihn abzubilden; auf t. 5, f. 1 bei ÖEHLERT findet sich ein derartiges Gebilde angedeutet und ist bei Limo- ptera orbicularis von Coblenz (vergl. den Anhang) sicher vorhanden. An sich giebt das Vorhandensein einiger kleiner Zähnchen keine Veranlassung zu generischen Unterscheidungen (vergl. Avieula). Den einzigen eventuell festzuhaltenden Unterschied bildet die Entwickelung des vorderen Ohres. Bei Limoptera cancellata Harn?) ist dasselbe recht deutlich, bei ZLimoptera macroptera Hart?) klein, bei Limoptera eurvata HALL) so gut wie nicht vorhanden. Bei Myalinodonta normaniana 3) fällt die Vorderseite steil ab, bei Limoptera bifida SANDB. sp. und semiradiata n. sp. ist der Vorderrand concav eingebogen. Avicula (Paropsis) orbieularis OEnL. 6) stimmt, abgesehen von der fehlenden Radialsculptur in allen wesentlichen Merkmalen sowohl mit Mwyalinodonta wie mit Pterinaea bifida überein. Der Name Paropsis ist demnach überflüssig (vergl. unten). - Es dürfte bei dieser Sachlage am natürlichsten sein, die amerikanischen Arten als Gruppe der Limoptera mucroptera HALL der Formenreihe der Limoptera normanniana D’ÖRB. sp. gegenüber- zustellen; letzterer schliessen sich 4 Arten, darunter die seit langem bekannte Pterinaea biida SAnDB. aus dem deutschen Unterdevon an. Die nahe Verwandtschaft von Pterinaea bifida und Myalino- donta normanniana ergab sich aus der Untersuchung eines im Berliner Museum befindlichen Exemplars der letzteren Art. Die Gruppe der Limoptera macroptera kennzeichnet sich durch das Vorhandensein eines z. Th. sehr kleinen Vorderohres, die Gruppe der Limoptera bifida durch das vollkommene Fehlen des- selben. Ein Byssusausschnitt unterhalb des Wirbels bezw. Vorder- ohres ist bei beiden vorhanden. ) Harı, Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 17, f. 23—31. ct 26, f 2 u.nt. 92, f.3. 3) ].c. t. 27. 4) t. 28, f. 1—3. 5) OenLerr, Mömoires soc. g&ol. de France ser. 3, Bd. II, t. 5, f. 1, 6) Bull. soc. geol. [3] XVI, p. 647, t. 15, f.1. 64 Aviculidae. Aviculinae. [2 62] Die Schalen von Limoptera sind äusserlich der linken Klappe von Meleagrina vergleichbar, die ebenfalls statt des vorderen Ohres einen Byssuseinschnitt aufweist. ZiTTEL und FOLLMANN stellen Limoptera bifida und eine ver- wandte Form Limoptera gigantea zu Pseudomonotis BEYR. Trotz aller äusseren Aehnlichkeit verbietet jedoch das Vorkommen einer hohen gestreiften Bandarea die Zurechnung zu dem mesozoischen Genus. Ebenso fehlt der bezeichnende tiefe Byssusausschnitt unter dem vorderen rechten Ohr bei den devonischen Formen. Herr Geheimrath BEYRICH erklärte die Zurechnung von Pterinaea bifida zu Pseudomonotis ebenfalls als unzutreffend. Die Gruppe der Limoptera macroptera ist nach den bisherigen Erfahrungen in Europa nicht vertreten. Innerhalb der Gruppe der Limoptera bifida lassen sich unter- scheiden a) Arten mit Radialstreifen: Limoptera bifida, semiradiata, normanniana und eine neue mitteldevonische Form; b) solche ohne dieselben: Limoptera gigantea, rhenana und orbicularis. a) Arten mit Radialstreifen. Limoptera bifida SANDBERGER sp. Tafel VI, Fig. 2—2b. Avicula bifida SAnDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 286, t.30, f.8, Sa, 8b (in der Tafel- erklärung als Pterinaea angeführt). Die Muschel wird stets in verdrücktem Zustande gefunden, so dass die wahre Gestalt nur schwer festzustellen ist. Die beiden Abbildungen 8a und 8b bei SANDBERGER bilden bezeichnende Beispiele für die Extreme der Verzerrungen. Unsere Fig. 6 ent- spricht ungefähr der wahren Gestalt; vielleicht ist die Höhe etwas grösser. Die Schale ist mit sehr kräftigen dichotomirenden Radial- rippen bedeckt, welche auch auf der Innenseite (bezw. auf den Steinkernen) wahrnehmbar sind. Die grössten Exemplare kommen fast Limoptera rhenana Taf. VI, Fig. 2 gleich. [263] Limoptera. 65 Die gewölbte linke Klappe überragt mit ihrem Wirbel die flache oder wenig concave rechte Klappe. Der unmittelbar unter dem Wirbel liegende Byssusausschnitt ist bei beiden Klappen gleich deutlich ausgebildet. Das Schloss ist völlig zahnlos, die gerade Ligamentarea deutlich gestreift, die unter dem Wirbel liegende Vorderseite ebenfalls mit concentrischen Streifen bedeckt, welche auf einen blättrigen Bau der Schale hinweisen. L. bifida wurde bisher fast ausschliesslich in den an der unteren Grenze der Coblenzschichten liegenden Porphyroidschiefern der Gegend von Singhofen in Nassau gefunden. Die Art kommt daselbst recht häufig vor und ist in allen Sammlungen verbreitet. Da die Steinbrüche in den Porphyroidschiefern noch andauernd in Betrieb sind, ist Limoptera bifida an Ort und Stelle jederzeit leicht zu erlangen. Ein grobrippiges Exemplar vom Gemünder Maar (untere Coblenzschichten, Coll. FOLLMANN) dürfte ebenfalls hierher gehören. Ausserdem führt FOLLMANN (]. c. p. 207) die Art noch aus der älteren Siegener Grauwacke (BECHER’scher Stein- bruch von Herdorf) an. Ein grobgeripptes schlecht erhaltenes Exemplar von Zenscheid (C. Wurr) stellt wohl eine neue Art dar, ist aber nicht sicher zu bestimmen; wahrscheinlich gehört dasselbe zu Limoptera und würde sich dann am nächsten an ZL. bijida anschliessen. Limoptera semiradiata nov. sp. Taf. V, Fig. 1—3, 5—8. Pterinaea aff. lineata E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. 8, f. 2, p. 21. Die Art gehört dem oberen Theil der unteren Coblenzstufe an und ist somit als jüngere Mutation der Limoptera bifida an- zusehen. Sie steht der letzteren überaus nahe, so dass die Be- schreibung durch die Hervorhebung der Unterschiede erschöpft wird. Die Schalen von Limoptera semiradiata sind im allgemeinen breiter als lang, obwohl auch hier die Verdrückung die Gestalt mehr oder weniger beeinflusst. Die linke Klappe ist gewölbt, die rechte beinah flach, die Ligamentarea verhältnissmässig breit (Fig. 8). Die am Rande gespaltenen Radialrippen sind weniger Abh. IX, 3. 5 66 Aviculidae. Aviculinae. [264] kräftig, d.h. auf Steinkernen meist nicht sichtbar und auch auf der Oberfläche nur hie und da hervortretend (semiradiata). Ins- besondere fehlen dieselben auf dem Flügel. Ferner ist das hintere Ohr kürzer und die Ligamentarea niedriger als bei Limoptera bifida. Ein wohl erhaltener Abdruck lässt erkennen, dass die Radialrippen von deutlich hervortretenden, schuppenartigen Anwachsstreifen gekreuzt werden (Fig. 5, 6). Unter den vorliegenden 13 Exemplaren befindet sich nur eine einzige rechte Klappe. Die Art ist ziemlich häufig in den unteren Coblenzschichten von Zendscheid (St. Johann) in der Eifel; ver- einzelte Exemplare sind bei Stadtfeld und Gillenfeld vorgekommen. Aus jüngeren Horizonten (Coblenzquarzit, obere Coblenz- schichten und Hauptquarzit des Harzes) stammt je ein im Kondel- wald bei Bertrich und bei Daleiden (Fig. 7) und im Klostergrund bei Michaelstein (KAYSER ]. c.) gefundenes Exemplar, deren Be- stimmung wegen ungünstiger Erhaltung nicht ganz sicher ist. Die untersuchten Exemplare befinden sich in Berlin (Museum), Marburg, München, Bonn (naturhistorischer Verein).und in der Sammlung von Herrn Wurr (Gerolstein). Eine gerippte, durch stark entwickelten Flügel ausgezeichnete Limoptera, die mit der vorstehend beschriebenen nahe verwandt, aber noch unbeschrieben ist, findet sich in den Calceolaschiefern (Schistes de Porsguen) von Keronezon bei Brest. Limoptera orbi- cularis ÖEHL. sp. aus französischem Unterdevon besitzt eine ähn- liche Form, unterscheidet sich aber durch das Fehlen der Radial- sculptur. b) Arten ohne Radialstreifen. Limoptera gigantea FOLLMANN sp. )). Taf. V, Fig. 4. Pseudomonotis gigantea (Schuürer) Forımann, über devonische Aviculaceen, p. 206, 15,58: Limoptera gigantea ist nach den bisherigen Erfahrungen der grösste Zweischaler des Deyon, und übertrifft andere Limopterae !) Forumans hat bei dieser Gelegenheit einen von Scrrörer herrührenden Manu- seriptnamen angewandt; zutreffender ist wohl For:.masn als Autor zu betrachten. Bd ee St en u in A ei en 5 east ee ee ee En 2 u de el ee ie Mi ee ein u ie here er eeeeeiereeeeeeieee eee | | | | | | ; | | | u ’ wo‘ [265] Limoptera. 67 sowie Pterinaea ostreiformis noch bei weitem. Das grösste auch von FOLLMANN untersuchte Exemplar (Fig. 4) misst 18°“ Höhe, 12°® grösste Breite (Mitte der Schale) und 8—9°® Länge des Ober- randes. Die Art unterscheidet sich von den beiden vorher be- schriebenen Formen durch das Fehlen der Radialrippen, und die im Verhältniss zur Breite bedeutendere Höhe der Schale. Ferner ist der Flügel ziemlich kurz. Die Schale scheint verhältniss- mässig dünn gewesen zu sein. Die rechte Klappe ist flach. Die Art kommt zusammen mit Homalonatus ornatus, Limoptera bifida, Tropidoleptus laticosta und Rensselaeria strigiceps, sehr zahl- reichen Tentaculiten und Zweischalern im Becherschen Steinbruch bei Herdorf vor. FOLLMANN rechnet die betreffenden Schichten vermuthungsweise zu der unteren Coblenzstufe; jedoch gehören dieselben der älteren Siegener Grauwacke an. Die Grammysia hanultonensis welche FOLLMAnN von daher anführt, ist wahrschein- lich als Grammysia pes anseris ZEIL. et WÖRTG.!) zu bestimmen; wenigstens habe ich ein vortrefflich erhaltenes Exemplar dieser für das älteste Unterdevon bezeichnenden Muschel an der frag- lichen Stelle gefunden. Limoptera rhenana nov. sp. Taf. VI, Fig. 1, 1a. Während Limoptera semiradiata die jüngere Mutation von Limoptera bifida darstellt, ist die vorliegende Art als Nachkomme von Limoptera gigantea aufzufassen. Aeussere Form, Grösse und Sculptur zeigen weitgehende Uebereinstimmung; dabei lassen sich jedoch eine Anzahl von Unterschieden namhaft machen, so dass die Formenreihe einerseits als deutlicher Beweis für eine Ent- wickelung der Arten dienen kann und andererseits eine Anzahl brauchbarer Leitfossilien liefert. Limoptera rhenana unterscheidet sich von allen europäischen Arten der Gattung durch die relative Höhe der Ligamentfläche 1) Suspgerser, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, 28, 81. 5* 68 Aviculidae. Aviculinae. [266] und von Limoptera gigantea durch die Verschiedenheit des Um- risses. Bei der letzteren Art biegt sich die Vorderseite der Muschel ziemlich weit vor, bei Limoptera rhenana ist dieselbe ab- gestutzt. Ausserdem erscheint die Breite und die Geringfügigkeit der Einbuchtung des Hinterflügels bemerkenswerth. Die Schalen- oberfläche war wahrscheinlich nur mit Anwachsstreifen bedeckt; wenigstens lassen die vorliegenden Steinkerne keine Spur von Radiallinien erkennen. Die 3 vorliegenden Exemplare dieser schönen Art stammen aus den unteren Coblenzschichten von Stadtfeld (ges. von Herrn Wurr), Vallendar (ges. von Dr. FOLLMANnN) und Daaden (Samm- lung des Verfassers; wegen ungünstiger- Erhaltung nicht ganz sicher bestimmbar). Nahe verwandt mit der vorliegenden Art ist die als jüngere Mutation aufzufassende Limoptera orbicularis OEBHL. !) sp. aus dem höheren Unterdevon von Nordfrankreich (la Baconniere) und der oberen Coblenzstufe von Coblenz (vergl. den Anhang); die Art zeichnet sich durch gerundete Form und spitz vorspringenden Flügel aus. OÖEHLERT vergleicht die Art mit Pferinaea plana GoLpF.; doch beruht die letztere, wie F. ROEMER und FOLLMANN nachgewiesen haben, auf mangelhaft erhaltenen rechten Klappen von Pterinaea lineata GOLDF. ?). Posidonia Bronx 1828. Taf. XIV. Posidonomya Bonn. Posidonella ve Kon. °). Die Gattung, welche einige der bekanntesten palaeozoischen Leitfossilien enthält, ist in Bezug auf Benennung und syste- l) Bull. soc. geol. [3], XVI, p. 647, t. 15, f. 1, 1a. 2) Forımays, devonische Aviculaceen, p. 185. 3) Das vordere Ohr, welches bei Posidonia sehr klein wird (P. Becheri, Taf. XIV, Fig. 6, 6a) fehlt bei Posidonella gänzlich; doch ist die Uebereinstimmung mit Posidonia Becheri so gross, da$s ich beide kaum zu verschiedenen Gruppen stellen möchte. Allerdings gehören beide zu einer anderen Gruppe als Posidonia venusta. Doch ist der Unterschied zwischen den beiden Gruppen nicht grösser, als zwischen den Formenreihen der Limoptera megaptera und normanniana. an A a a 1 u ee ee ee en Zu EU [267] Posidonia. 69 matische Stellung Gegenstand mannigfacher Meinungsverschieden- heiten gewesen. Die ältere Bezeichnung Posidonia BRONN wurde von demselben Autor (»unnöthiger- und unbequemerweise« QUENSTEDT) wegen der Uebereinstimmung des Namens mit einem Seetang in Posidonomya verändert. Eine Verwechselung mit dem - lebenden Tang ist wohl kaum zu befürchten, wie denn überhaupt — nach herkömmlichen Grundsätzen — in der Synonymik nur dort Umtaufen zu vollziehen sind, wo Irrthümer eintreten könnten. Im vorliegenden Falle ist der Name Posidonomya nicht nur un- bequem, sondern auch irreführend; denn mit einer Mya hat unsere Muschel sicher nichts zu thun. Systematisch erfuhr die Stellung von Posidonia insofern eine Veränderung als dieselbe zu den Palaeoconchae NEUMAYR gestellt worden ist. Die devonischen Arten der Gattung geben wenig Aufschluss über die zoologische Verwandtschaft; es werden daher hier die Abbildungen einer silurischen und carbonischen Art beigefügt, welche die nahe Verwandtschaft mit Avzcula deutlich zeigen: Posidonia Becheri SCHLOTH. sp., das bekannte Leitfossil des Culm (Taf. XIV, Fig. 6—6A) besitzt eine deutliche Liga- mentarea mit vorderem Ohre; beide treten auf den dem Berliner Museum gehörigen Stücken klar hervor. Posidonia glabra (Mstr. bei BARR. Syst. Silur. Vol. VI, t. 228, I, Taf., XIV, Fig. 9—9b aus der Mitte von E stammend) bildet endlich eine zweifellose Uebergangsform zwischen Posidonia und Ävicula, zu welcher letz- teren Gattung die Art von BARRANDE gestellt wurde. Dieselbe be- sitzt grosse Aehnlichkeit mit der devonischen Posidonia hians'). Die jüngeren Posidonien der Trias und des Lias sind neuer- dings grossentheils zu anderen Gattungen, Pseudomonotis (Posidonia Clarae) und zu Aulacomya gestellt worden. Sicher gehört zu Posidonia s. str. wohl noch Posidonia Wen- gensis aus den Wengener Schichten von Wengen in Südtirol, die (nach einem selbstgesammelten Exemplar) ganz das Aussehen einer kleinen Posidonia Becheri besitzt. 1) Die abweichende Auffassung der einzelnen Formen prägt sich am deut- lichsten darin aus, dass Posidonia von den einen mit Avicula vereinigt, von den anderen in eine ganz verschiedene Ordnung gestellt wird. 70 Aviculidae. Aviculinae. [268] Posidonia venusta MÜNSTER. Taf. XIV, Fig. 15—15B. Posidonia venusta Müxsrer, Beiträge IIl, p. 51, t. 10, f. 12. » » Rıcurer u. Uneer, Palaeontologie des Thüringer Waldes (1856) p- 114, t. 1, f. 33—35. Posidonia manipularis Rıc#rer u. Uxcer, ]. c. p. 126, t. 2, f. 50—54. ? Avicula leptotus Rıcurer, Beitrag zur Palaeontologie des Thüringer Waldes (1848) p. 44, t. 5, f. 149-150. Avicula obrotundata SANDBERGER, p. 28), t. 30, f. 10—10e. Posidonomya venusta F. Rormer, Geognostische Beobachtungen im polnischen Mittelgebirge. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1866, p. 673, t. 13, f. 2, 3. » » _ Barroıs, Faune du caleaire d’Erbray, p. 26 Anm. » » Waroscaapr, Zeitschr. d. geol. Ges. 1885, p. 924 Anm. » » F. Rormer, Lethaea palaeozoica, t. 35, f. 17. » » F. A. Rormer, Beiträge zur geolog. Kenntniss des nord- westlichen Harzgebirges I, Palaeontogr. III, p- 42, t.6, f.13 (verdrücktes Exemplar). Posidonomya striatosulcata id. ibid. p. 42, t. 6, f. 16. Die vorliegende Art gehört zu den verbreitetsten und be- kanntesten devonischen Zweischalern; sie unterliegt in ihrer äusseren Form mannigfachen Schwankungen, die besonders die Länge des vor dem Wirbel gelegenen Theiles der Schale betreffen. Als Typus ist Fig. 15b anzusehen, ein Münster’sches Original, das zugleich die mittlere Grösse und die gewöhnliche Form der Muschel darstellt. Bei anderen Exemplaren ist die Wölbung stärker ausgeprägt und der Vordertheil der Muschel kürzer. Nur die verkalkten Exemplare geben sicheren Aufschluss über die Form; die häufig im Cypridinenschiefer vorkommenden Muscheln sind durch Druck derart verzerrt und verdrückt, dass man eine ganz verschiedene Gattung vor sich zu haben glaubt. Trotz der grossen Zahl der verglichenen Exemplare liess sich über. die inneren Merkmale der Muschel nur wenig feststellen. Die feine concentrische Berippung ist stets zu beobachten (Fig. 15b), der Oberrand ziemlich lang und gerade, die Ligamentfläche muss schon wegen der Feinheit der Schale ganz niedrig sein. Ein un- deutlicher Abdruck derselben wurde an einem Schieferexemplar beobachtet. [269] Posidonia. 71 Posidonia venusta hat ihre Hauptverbreitung im mittleren und oberen Oberdevon und zwar sowohl in den Schiefern wie in den Kalken. Seltener ist die Art im unteren Oberdevon; das Fig. 15, 15b abgebildete Exemplar aus den rothen Eisenkalken von Sessacker bei Oberscheld dürfte daher stammen. Eine genauere Angabe der Fundorte ist überflüssig; die Art ist überall in Europa von Kielce in Polen bis Westfrankreich, vom südlichen England bis nach Kärnten (Gross-Pal am Plöckenpass) in den betreffenden Schichten eine der häufigsten Erscheinungen. Posidonia venusta var. nov. earintiaca. Taf. XIV, Fig. 16. Zwei kleine Exemplare, die im Clymenienkalk am Plöcken- pass (Kärnten) zusammen mit der Hauptform vorgekommen sind, unterscheiden sich von dieser durch die stärkere Wölbung, vor allem aber durch die Abstutzung der Vorderseite. Die sonst gerade Ligamentlinie erscheint hier vollkommen umgebogen. Obwohl Uebergänge nicht vollkommen fehlen, erscheint eine besondere Bezeichnung für diese abweichende Form angebracht. Posidonia venusta var. nov. eifeliensis. Taf. XIV, Fig. 14, 14a. Auch die vorliegende, abweichender gestaltete Varietät findet sich zusammen mit der Hauptform in schwarzen kalkigen Schiefern des oberen Oberdevon bei Oos, unweit Büdesheim. Die Unter- schiede liegen in der bedeutenderen Grösse, welche etwa das Doppelte von Posidonia venusta beträgt, dem ovalen Umriss, der geringen Länge der Ligamentlinie und dem Vorhandensein einer sehr feinen Radialsculptur. Von den beiden, im vorstehenden kurz charakterisirten Formen liegt nur ungenügendes Material vor, und es muss bei der grossen Vielgestaltigkeit von P. venusta noch zweifelhaft bleiben, ob man es mit gleichzeitig lebenden Arten oder Varietäten zu thun hat. 72 Aviculidae. Kochiinae. [2 70] Posidonia hians WALDSCHMIDT sp. Taf. XIV, Fig. 13, 13a. Avicula hians Wauoschnipr, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1885, p. 924, t. 40, f. 4. Die Art steht, wie WALDSCHMIDT richtig erkannte, Posidonia venusta am nächsten und unterscheidet sich durch die deutliche Abgrenzung des ‚vorderen Ohres. Sie erinnert durch dieses Merkmal vor allem an Posidonia glabra Münst. bei BARR. sp. aus dem Öbersilur. Bemerkenswerth bei Pos. hians ist ferner das starke Klaffen der Muschel auf der Vorderseite. Die Schale ist 11—14”" lang und breit, die Länge des Schlossrandes beträgt 2/; von der der Schale. Der einzige bisher bekannt gewordene Fundort ist die Ense bei Wildungen, wo die Art sich in den schwarzen Kalklinsen des unteren Oberdevon findet. Die von mir untersuchten und abge- bildeten Exemplare wurden von Herrn Prof. HOLZAPFEL gesammelt und befinden sich in der kgl. technischen Hochschule zu Aachen. III. Kochiinae. Kochia Frech. Taf. VI. Roemeria A. C. Kocn (non M. Epwarvs et Haıne). Onychia SANDBERGER. Sehr ungleichklappig, die linke Schale stark gewölbt mit über- gebogenem Schnabel, die rechte Klappe stellt einen flachen, wind- schief verbogenen Deckel dar. Die Flügel sind klein. Die Ligamentfläche ist deutlich gestreift, sehr hoch, kurz und concav gebogen. Zähne fehlen vollkommen. Die undeutliche Begrenzung der Flügel, die Höhe der Ligamentfläche und vor allem die abnorme Ungleichklappigkeit . reichen vollkommen hin, um die Gattung von anderen Aviculiden zu unterscheiden. Die hohe Liga- mentarea kehrt bei Limoptera wieder, an die sich die Gattung [271] Kochia. 73 wohl zunächst anschliesst. Doch ist hier die Ungleichklappigkeit viel geringer, sowie die Entwickelung und Begrenzung des hinteren Flügels deutlicher. F. RoEMER stellte Kochia zu den Capuliden. E. KAYSER wies ihr die richtige Stellung im System an, hielt jedoch die Unter- schiede nicht für bedeutend genug, um eine generische Trennung zu rechtfertigen. CAarL KocH hatte bereits vorher auf die eigen- thümliche Art eine Gattung Roemeria begründet, deren Name je- doch als Synonym eines devonischen Korallengenus in Fortfall kommen muss. Ueber die bei der Beschreibung von Kochia capuliformis von E. KAysEr zum Vergleich herangezogene Avicula dispar SANDB. (Clymenienkalk) vergleiche unten. Hingegen kommt der ebenfalls l. c. erwähnte Zdimir solus- BARR. (G3) nicht in Betracht. Der- selbe ist, wie ich an einer anderen Stelle nachgewiesen habe, ein Brachiopod )). Eine weitere Form, welche wirkliche Verwandtschaft mit Kochia capuliformis besitzt, ist Avicula eximia VERN.?), aus dem Mitteldevon des Don. Die Muschel ist stark ungleichklappig, die linke Schale concav, die rechte flach darauf liegend. Auf der flachen Schale verlaufen neben dem hinteren Ohr einige Falten, sonst erscheint die Schale nur mit Anwachsstreifen bedeckt. Leider ist die Erhaltung des einzigen bekannten Originalexemplars zu mangelhaft, um mit Sicherheit unterscheiden zu können, ob Avicula eximia zu Kochia gehört. SANDBERGER®) hat neuerdings die Bezeichnung Kochia durch Onychia ersetzen zu müssen geglaubt, da die erstere schon für eine lebende Pflanze vergeben sei, und da es viele Naturforscher des Namens Koch gegeben hat und noch giebt. Beide Thatsachen sind zweifellos richtig, aber für die vorliegende‘Frage ohne Be- 1) Derselbe wurde zuerst von NovAk und mir als Uncites bestimmt, später hat der erstgenannte die Schlossgegend präparirt und die Zugehörigk.it der ziem- lich unregelmässig ausgebildeten Schale zu Pentamerus nachgewiesen. 2) Wensuxorr, Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen Russland, 7219: 3) Sanpeerger, Entwickelung der unteren Abtheilung des devonischen Systems in Nassau, p. 11. 74 Aviculidae. Kochiinae. [272] deutung. Eine Verwechselung der lebenden Pflanze und der de- vonischen Muschel ist kaum zu befürchten, und die doppelte An- wendung eines Namens für derartige Dinge widerspricht in keiner Weise den üblichen nomenclatorischen Grundsätzen. Auch eine Verwechselung mit einem anderen KocH kann kaum in Frage kommen: jeder Geologe, der mit unserem Leitfossil zu thun hat, wird wissen, um wen es sich handelt. Andererseits ist der Name Onychia nicht glücklich gewählt; abgesehen davon, dass die Aehn- lichkeit mit einer Klaue (övv£) sehr gering ist, erinnert diese Be- zeichnung viel mehr an fossile hakentragende Tintenfische (Ony- chites QUENST.). Kochia eapuliformis C. Koch sp. Taf. VI, Fig. 6—6f. Naticopsis sp. F. Rormer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XVIIL, p. 592, t. 17, f.9. Lamellibranche indetermine, Gosseuer, Esquisse geologique du Nord de la France, 1.1, f. 24. Avicula? n. sp., Kayser, Jahrbuch d. geol. Landesanstalt für 1880, p. 262. Roemeria capuliformis, C. Koch, ibid. p. 204. Avicula capuliformis, E. Kayser, Jahrbuch d. geol. Landesanstalt für 1882, t. 4, 2.8, ». 121. Die Art bildet in erwachsenem Zustand von der Seite ge- sehen einen vollkommenen Halbkreis, der Rücken ist sehr schmal die Oberfläche wahrscheinlich mit feinen Anwachsstreifen bedeckt, die nur am Stirnrande deutlicher hervortreten. Unter dem Wirbel über dem Ligament liegt eine hohe, eine Art Area darstellende dreieckige Fläche. Die kleine Klappe, von der 2 Steinkerne vor- liegen, ist windschief verbogen. Die Hinterseite ist flach und von einer ziemlich deutlichen Ligamentlinie begrenzt, die Vorderseite von einer diagonal verlaufenden Kante ab schief nach unten ge- bogen. Die Aviculidenform ist bei jüngeren Exemplaren (Fig. 6b, 6c) deutlicher als bei erwachsenen. Die Schale ist bei beiden Klappen am Wirbel stark verdickt. Die Abnormität der äusseren Form wird noch durch die häufigen Verdrückungen er- höht. Im übrigen kann auf die ausführliche Beschreibung und kritische Besprechung von KAYSER verwiesen werden. 4 Mu a ne Mn EU m | nn ı in u za vr. [27 3] Kochia. 75 Kochia capuliformis ist ein sehr verbreitetes Leitfossil des ältesten Unterdevon (Taunusquarzit und, Siegener Grauwacke) am Rhein, in Belgien und Schlesien (Würbenthal). Als rheinische Fundorte im Taunusquarzit sind zu nennen: Abentheuer im Huns- rück, Steinkopf bei Leissel, Katzenloch bei Idar (hier sehr häufig), Seifen bei Dierdorf (Siegener Grauwacke), Bendorf bei Coblenz!), Singhofen (Nassau) im Porphyroidschiefer, Mormont (Belgien). Um die Aehnlichkeit der Form zwischen Kochia und @Gervillia zu veranschaulichen, sind einige Exemplare von @ervillia Joannis Austriae (Ob. Trias) neben Kochia capuliformis abgebildet. Eine eingehendere Besprechung findet sich im allgemeinen Theil. Loxopteria ?) nov. subgen. Die hierher gehörigen Arten stehen, wie schon von KAYsER hervorgehoben wurde, Kochia capuliformis am nächsten, unter- scheiden sich jedoch in der äusseren Form so erheblich, dass die Aufstellung einer besonderen Untergattung geboten erscheint. Während bei Kochia die stärkste Wölbung in der Mitte der Schale liegt, ist dieselbe bei Loxopteria nach hinten gerückt, so dass — abweichend von allen anderen Aviculaceen — die Hinterseite der Schale steiler abstürzt, als die Vorderseite. Ein Vorderflügel ist ebensowenig vorhanden, wie bei Kochia; der Hinterflügel, welcher bei dieser Gattung kaum angedeutet erscheint, ist bei Loxwopteria deutlich vorgestreckt und steht schief zu dem Haupttheil der Schale, der von vorn nach hinten zusammengedrückt ist. Den Hauptunterschied zwischen Kochia und Lozxopteria bildet somit die Gestalt der kleinen Klappe; dieselbe besteht bei beiden Gruppen aus zwei windschief zu einander gestellten Flächen, welche sich an einer diagonal verlaufenden Mittellinie berühren. Bei Lozopteria stossen der Hinterflügel und der Haupttheil der Schale unter einem einspringenden, bei Kochia unter einem ausspringenden Winkel an einander; bei letzterer Gattung besteht die kleihe 1) Hier an der unteren Grenze der Coblenzschichten. 2) A056; schief, 76 rt£pov der Flügel. 76 Aviculidae. Kochiinae. [274] Klappe aus einem steil abstürzenden Vordertheil und einer flügel- losen Hinterseite. Die Ligamentarea ist bei Loxwopteria (und Kochia s. str.) hoch, schräg verzogen und nur undeutlich gestreift. Der Umriss der Muschel bleibt rund und ist niemals wie bei Kochia s. str. in die Länge gezogen. Die kurze Diagnose der Untergattung lautet nach dem vor- hergehenden: Wie Kochia, jedoch ist ein deutlich abgesetzter Hinterflügel vorhanden; infolge dessen zeigt die, aus zwei schräg zu einander gestellten Flächen bestehende kleine Klappe einen einspringenden (nicht einen ausspringenden Winkel). Ligament- fläche undeutlich gestreift. Kochia ist nach den bisherigen Erfahrungen auf das tiefere Unterdevon, Lozopteria auf das obere Oberdevon beschränkt; ein Uebergang der einen Gruppe in die andere ist wahrscheinlich, aber noch nicht nachgewiesen. | Bemerkenswerth ist die äussere, ‘nicht auf wirklicher Ver- wandtschaft beruhende Aehnlichkeit von Loxopteria und der ober- silurischen Antipleura bezw. von Kochia und Gervillia. Kochia (Loxopteria) laevis n. sp. Taf. VI, Fig. 3— 3e. Die Muschel ist gerundet, die Kante zwischen Vorder- und Hinterseite stumpf, die Oberfläche mit feinen, nur unter der Lupe wahrnehmbaren Anwachsstreifen bedeckt. Die Aehnlichkeit mit Kochia capuliformis ist somit grösser als bei der nachfolgenden Art Kochia dispar. Vor allem erinnert auch die kleine Klappe infolge der geringeren Ausdehnung des Flügels mehr an die unterdevonische Art. Kochia laevis erreicht etwa dieselbe Grösse wie Kochia dispar, das grösste, auf Fig. 3 dargestellte Exemplar ist unvollkommen erhalten. | Kochia laevis wurde bisher nur im Clymenienkalk von Wil- dungen gefunden; 4 von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelte Exemplare befinden sich in der technischen Hochschule zu Aachen. ie [27 5] Kochia. 77 Kochia (Loxopteria) dispar SANDBERGER sp. Taf. VI, Fig. 4—4h. Avicula dispar Saspeercer, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 284, t. 29, f. 14. Avicula dispar Kayser, Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon IV. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1873, p. 636. Für die eingehendere Beschreibung kann auf die Charakteri- sirung des Subgenus Lozxopteria verwiesen werden. Von Kochia laevis unterscheidet sich die vorliegende Art durch die mehr zu- sammengedrückte Form der Schale, die scharf hervortretende Kante, von der ab die Hinterseite steil abfällt, sowie durch das Vor- kommen deutlicher Radialrippen und -Streifen. Die Deutlichkeit der Rippen ist sehr wechselnd; eine derselben liegt auf der Hinter- seite, 5—7 auf der Vorderseite der grossen Klappe. Doch ver- wischen sich die Radialrippen zuweilen vollkommen. Die kleine Klappe lässt nur Andeutungen von Rippen erkennen. Radial- linien sind in drei verschiedenen Abstufungen vorhanden, die ziemlich unregelmässig mit einander alterniren. An den Kreuzungs- stellen der Radiallinien und der schräg verlaufenden Anwachs- streifen entstehen kleine Anschwellungen. Trotz der guten Erhaltung der aus Pyrit bezw. Brauneisen- stein bestehenden mit beiden Klappen erhaltenen Kerne gelang es nicht, über die Lage der Muskeleindrücke ins Klare zu kommen. Der vordere Eindruck liegt (wenn er überhaupt vorhanden war), unmittelbar unter dem Wirbel, der hintere Adductor der grossen Klappe inserirt sich zwischen der Hauptkante und der Radial- rippe der Hinterseite; in der kleinen Klappe liegt derselbe etwa in gleichem Abstand vom Ober- und Unterrande unmittelbar neben dem Flügel. : Köchia dispar findet sich durchweg im höheren Oberdevon und zwar im Eisenstein von Oberscheld, im Clymenienkalk des Enkebergs und in den Schiefern von Nehden (Zone des Goniatites curvispina). Besonders häufig erscheint die Art an dem letzt- genannten Fundort; fast in allen untersuchten Sammlungen be- 78 Aviculidae. Pterinaeinae. [276] finden sich Belegstücke von dort. Jedoch sind trotz der grossen Zahl der Exemplare gut erhaltene Stücke überaus selten. Kochia (Loxopteria) rugosa n. sp. Taf. VI, Fig. 5, 5a. Es liegt nur die abgebildete linke Klappe vor, die im Umriss mit der vorher beschriebenen Art übereinstimmt. Abgesehen von dieser Aehnlichkeit, auf die auch die Etikette BEYRIcH’s hinweist, ist die Verschiedenheit der Sculptur sehr in das Auge fallend. Die Radialrippen und, wie es scheint, auch die Radiallinien fehlen vollkommen; dafür ist die Schale, abgesehen von den Anwachs- streifen, von kräftigen concentrischen Rippen bedeckt. Die Wöl- bung ist flach. Der Flügel ist leider abgebrochen und die Liga- mentfläche nicht erhalten. Das einzige Exemplar wurde im Jahre 1855 von BEYRICH im ÖOberdevon (rother eisenschüssiger Kalk) von BEILSTEIN bei Öberscheld gesammelt und befindet sich im Berliner Museum. IV. Pterinaeinae. Pterinaea GoLpruss em. Die wesentlichsten Unterschiede, welche die Gattung von Avicula trennen, bestehen in dem Vorhandensein deutlicher Schloss- und Seitenzähne, sowie eines tief eingesenkten vorderen Schliess- muskels, welcher letzterer bei den palaeozoischen Avrculae meist und bei den jüngeren Arten der Gattung (von der Trias an) stets fehlt. Seiten- und Schlosszähne sind zwar auch zuweilen bei Avicula angedeutet, jedoch finden sich niemals beide neben einander. Die Angabe bei GoLpFUSs, dass der hintere Adductor sich auf dem Ohr inserirt habe, ist bereits mehrfach berichtigt worden, kehrt aber trotzdem in sämmtlichen Lehrbüchern wieder. Für Pter:- [277] Pterinaea, 79 .naea laevis ist die betrefiende Beobachtung sicher unrichtig, bei Pterinaea costata und Jascieulata liess sich jedoch nachweisen, dass der Adductor in der That mit seinem oberen Theile noch auf den Hinterflügel hinübergreift. Der betreffende Muskeleindruck liegt stets unterhalb des Endes der Seitenzähne; wo diese, wie bei Pterinaea laevis, lineata und ventricosa die Grenze zwischen dem Flügel und dem Haupttheil der Schale bilden, liegt der Muskel ganz auf dem letzteren. Wenn hingegen der Seitenzahn in der Mitte des Hinterflügels liegt, greift der Adductor noch auf diesen hinüber. Die Angabe von GOLDFUSS ist somit in sehr ein- geschränktem Maasse richtig; an und für sich ist das Merkmal in keiner Hinsicht bedeutsam. Wenigstens liegt bei Pterinaea byssifera, einer zur Gruppe der Pterinaea costata gehörigen Art, der hintere Schliessmuskel ganz auf dem Haupttheil der Schale. Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit von Pterinaea ist die ausgeprägte Ungleichklappigkeit der Schalen. Die linke Valve ist stets gewölbt, die rechte flach oder fast concav. Die erstere ist wesentlich kräftiger und trägt bei den Gruppen a und b die Radialsculptur, welche bei der rechten Klappe auf den Flügel be- schränkt ist. Nach der Sculptur, der Ausbildung des vorderen Ohres, der Vertheilung der Schlosszähne und der allgemeinen Form und Wölbung der Schale lassen sich eine Anzahl natürlicher Formen- reihen unterscheiden: a) Gruppe der Pierinaea costata. Kräftige Radialsceulptur auf der convexen linken Klappe; die rechte concave Schalenhälfte nur auf dem hinteren Ohr mit schwächeren Radiallinien. Vorderes Ohr deutlich abgesetzt. Schloss- und Seitenzähne deutlich getrennt. Die Gruppe ist horizontal und vertical am weitesten verbreitet: Ausser zahlreichen Arten des mitteleuropäischen ‚Unterdevon ge- hören hierher einige seltene Formen aus dem älteren Mitteldevon der Eifel und sämmtliche amerikanische Arten, die vom Unter- devon bis in das höhere Oberdevon (Chemung group) hinaufreichen. b) Gruppe der Pterinaea lineata. Linke Klappe gewölbt, rechte flach. Radialstreifen fein. Vorderes Ohr undeutlich. Unter- devon der rheinischen Provinz. 80 Aviculidae. Pterinacinae. [278] c) Gruppe der Pterinaea laevis. Nur concentrische Anwachs- streifen. Linke Klappe gewölbt, rechte concav oder flach gewölbt. Schloss- und Seitenzähne deutlich getrennt. Vorderes Ohr ziem- lich gross und deutlich abgesetzt. Unterdevon der rheinischen Provinz. d) Gruppe der Pterinaea ventricosa. Schloss- und Seitenzähne nicht getrennt. Nur concentrische Anwachsstreifen. Linke Klappe stark gewölbt, rechte deckelförmig concav. Vorderes Ohr undeut- lich begrenzt. Unterdevon und tiefstes Mitteldevon der rheinischen Provinz. Die zuletzt genannte Gruppe unterscheidet sich von allen übrigen durch das Vorkommen einer ununterbrochenen Reihe von Schloss- und Seitenzähnen, und könnte wegen dieses, an Actino- desma erinnernden Merkmals zum Vertreter einer Untergattung (etwa Micropteria) erhoben werden. Die vier namhaft gemachten Gruppen sind zwar gut unter- scheidbar, ermangeln jedoch andererseits nicht der Uebergangs- formen. An einer Art aus der Gruppe der Pterinaea lineata konnte das Vorkommen von undeutlichen Zahnleisten zwischen Schloss- und Seitenzähnen beobachtet werden. Pterinaea laevis zeigt zu- weilen Andeutungen von Radialrippen (Taf. X, Fig. 3b) und bei einigen Arten aus der Gruppe der Pterinaea costata wird die Radialsculptur fein, so dass nur noch die deutlichere Ausbildung des Vorderflügels den Unterschied von der Gruppe der Pterinaea lineata bildet. Die geologische Vertheilung von Pterinaea ist insofern eigen- artig, als nach der starken Entfaltung von Individuen und Arten im Unterdevon die Gattung bereits im unteren Mitteldevon Europas fast verschwindet. Aus dem letzteren sind nur 3 Arten in ebenso vielen Exemplaren bekannt geworden, während die Gattung in Amerika noch im höheren Oberdevon häufiger vorkommt. Man wird nicht fehlgehen, wenn man das fast vollkommene Verschwinden der Gattung in Europa mit dem bedeutenden Facies- wechsel zwischen Unter- und Mitteldevon in Verbindung bringt. Schlammige und noch mehr sandige Littoralbildungen scheinen für das Gedeihen von Pterinaea besonders günstig gewesen zu sein. ie De En ne nn AL u ud m a Du a N FE En A m a a du Sa A ra [279] Pterinaea. 81 Erstere fehlen im rheinischen Mitteldevon vollkommen und letztere treten hinter den kalkigen Sedimenten sehr zurück. Die drei ver- einzelten mitteldevonischen Pierinaeen entstammen bezeichnender- weise sämmtlich der Facies der Calceolamergel. Andererseits sind in Amerika sandig-schiefrige Bildungen im Mitteldevon (Hamilton group) und Oberdevon (Chemung group) sehr verbreitet. Man wird also das Verschwinden von Pterinaea durch heterope Verhältnisse zu erklären haben. — Das Fehlen der Gattung in dem sandigen Oberdevon (Famennien, Pilton beds etc.) von Belgien und Südengland erklärt sich daraus, dass Pterinaea in den europäischen Meeren schon lange vorher ausgestorben war. Auf geographische Unterschiede deutet andererseits das Fehlen der mit Pterinaea lineata, laevis und ventricosa verwandten Formen in Amerika hin. a) Gruppe der Pterinaea costata. Taf. VIIT, IX. Pterinaea costata GOoLDFUss. Taf. VIII, Fig. 2, Taf. IX, Fig. 4—8. Pterinaea costata GouLpruss, Petrefacta Germaniae 11, p. 137, t. 120, f. 4. » » SAnDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 292, t. 30, f.6 (Copie nach Gorp- FUSS). » » Forrmans, Ueber devonische Aviculaceen p. 188. Pterinaea Paillettei FoLumann (non Verneuil) ]. c. t. 3, £. 1. Pterinaea costata E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, p. 19, t.7, f.104; t.8, f. 3, 4. Die Art bleibt an Grösse hinter Pterinaea fasciculata zu- rück. Das Fig. 4 (Taf. IX) abgebildete Stück ist ungewöhnlich gross. Die Form ist wegen der fast regelmässig vorkommenden Verdrückung schwer festzustellen; Fig. 4 stellt ein normales Exemplar dar. Die Steinkerne sind auch bei mangelhafter Er- haltung leicht an dem Vorhandensein von 6—8 Radialrippen !) Der Vorderflügel ist unrichtig ergänzt. Abh. IX, 3. 6 82 Aviculidae. Pterinaeinae. [280] kenntlich, die nur selten undeutlich werden. Beide Flügel sind scharf abgesetzt, der vordere ist verhältnissmässig gross. Der hintere Muskeleindruck liegt unmittelbar unter dem Ende des Seitenzahnes zum Theil auf dem Flügel (Fig. 4); der kleine vordere Eindruck liegt an der gewöhnlichen Stelle auf dem vor- deren Ohr. Unter dem Wirbel liegen je drei Schlosszähne; in der rechten Klappe (bezw. im Steinkern der linken) convergiren die beiden äusseren Zähne der Art, dass der dritte kleine Zahn zwischen ihnen eingeschlossen ist. Hinter diesen drei Zähnen liegt zuweilen noch ein vierter. Auf dem hinteren Flügel der linken Schalen- hälfte liegen zwei, in der rechten Klappe ein langgestreckter grosser Seitenzahn, oberhalb dessen sich die Andeutung eines zweiten kleineren findet. Die rechte Klappe ist, trotz der Häufig- keit linker Schalenhälften bisher noch nicht gefunden worden. Der Zahnbau derselben kann sich jedoch wenig oder gar nicht von dem Negativ auf den Steinkernen der linken Klappe unter- scheiden. Die Gestalt der rechten Schale war, wie die Vergleichung mit anderen Arten ergiebt, flach, die Sculptur wenig ausgeprägt. Das Fehlen der rechten Klappen ist wohl durch ihre Dünnschalig- keit zu erklären. FOLLMANN trennt die im älteren Unterdevon (Taunusquarzit und Siegener Grauwacke) vorkommenden Formen ab und be- zeichnet sie als Pterinaea Paillettei VERN. et BARR.!), deren Ori- ginal zum Vergleich copirt wurde (Taf. VIII, Fig. 3). Der Vergleich einer grösseren Anzahl von Exemplaren, die aus dem Taunusquarzit, den unteren und oberen Coblenzschichten stammen, zeigt jedoch, dass die Art im Wesentlichen unverändert durch sämmtliche unterdevonischen Stufen hindurchgeht. Weder die Steinkerne uoch die Abdrücke der äusseren Schale zeigen irgendwelche erheblichen Unterschiede. Die Zahl (6—7) und der gegenseitige Abstand der Radialrippen lässt gewisse untergeordnete Verschiedenheiten erkennen, die sich jedoch auch zwischen Exem- ') Bull. soe. g&ol. de France sör. 2.Bd. 12b, t. 29, £.3, p. 1008. un 4. 5. 4 Di u a Zu Zn [281] Pterinaea. 83 plaren finden, die aus derselben Schicht und von demselben Fund- orte stammen. Die von FOLLMANN |. c. hervorgehobenen Unter- schiede der beiden Arten erklären sich wohl aus der Verzerrung durch Gebirgsdruck. Pterinaea Paillettei VERN. unterscheidet sich dagegen durch einige, nicht erhebliche Abweichungen der Seulptur, die sich bei keinem der zahlreichen von mir untersuchten Exemplare der Pterinaea costata wiederfanden. Bei Pt. Paillettei ist der Raum zwischen den Radialrippen durch radial verlaufende Linien zweiter und dritter Ordnung ausgefüllt, während diese Linien bei Pf. co- stata durchweg die gleiche Stärke haben. Das hintere Ohr ist bei Pt. costata von zahlreichen ziemlich kräftigen Radialrippchen be- deckt, die der spanischen Art fehlen. Bei Pt. Paillettei ist end- lich das vordere Ohr durch eine einzige stärkere Rippe nach hinten zu abgegrenzt, während bei Pt. costata nur zwei schwächere Rippen auf dem vorderen Theile dieses Ohres liegen. Pterinaea costata besitzt ihre Hauptverbreitung in den unteren Coblenzschichten und ist hier stellenweise recht häufig, so bei Daaden im Siegenschen , bei Stadtfeld unweit Daun und bei Coblenz (Pfaffendorf und Vallendar, hier etwas seltener). Nicht so häufig ist die Art in den oberen Coblenzschichten, so bei Ems und Prüm (Eifel), sowie im Hauptquarzit des Harzes (Michael- stein und Astberg bei Wernigerode). FOLLMANN ceitirt ausserdem als Fundort Bausendorf bei Wittlich (obere Coblenzschichten).. Dazu kommen die meist nach FOLLMANN angeführten Fundorte der Pterinaea Paillettei: Taunus- quarzit von Abentheuer im Hundsrück, vom Idarwald bei Kirn (Geologische Landesanstalt) und Mormont in Belgien; Siegener Grauwacke: Stucksley im Siebengebirge, Menzenberg, Grube Alte Mahlscheidt am Hohenseelbachskopf. Pterinaea costata befindet sich fast in sämmtlichen untersuchten Sammlungen und die Zahl der verglichenen Exemplare ist sehr bedeutend. Doch sind die Stücke meistens ungünstig erhalten. Die verschiedenen Figuren veranschaulichen die Mannigfaltig- keit der durch Verdrückung hervorgebrachten Formen. 6* 84 Aviculidae. Pterinaeinae. [282] Pterinaea costulata A. RoEMER. Taf. IX, Fig. 9, 9a. Pterinaea costulata A. Roerm«r, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nord- westlichen Harzgeb, I, p. 3, t. 1, f. 3. Pterinaea fasciculata Beusnausen non GoLpruss. Diese Abhandlungen Bd. VI, H. 1, p.57, 1.2, £. 11. Die Zwergform des ÖOberharzer Spiriferensandsteins unter- scheidet sich von Pt. fascieulata durch einige Merkmale, die ihre Abtrennung rechtfertigen dürften. Der Steinkern ist nicht, wie bei der genannten Art, glatt, sondern zeigt die sämmtlichen Haupt- rippen. Der Hinterflügel ist unverhältnissmässig klein, der Vorder- flügel dagegen sehr ausgedehnt und an seinem Vorderrande von zwei kräftigen Rippen begrenzt, welche bei Pterinaea fasciculata mehr zurücktreten. Endlich sind die Seitenzähne wahrscheinlich weiter nach hinten gerückt; wenigstens befinden sich dieselben bei einem am Hinterende zerbrochenen Stück nicht an der Stelle, wo sie bei der verwandten Art liegen. Die in Clausthal befind- lichen Originalexemplare A. ROEMER’s sind zwar ziemlich mangel- haft erhalten, lassen jedoch die hervorgehobenen Unterschiede mit genügender Deutlichkeit erkennen. Ausserdem liegen zwei Stücke vom Fusse des Kahleberges am Kellerhalser Teich und vom Bocks- berg vor. Museen von Berlin und Halle. Das Berliner Exem- plar stammt aus demselben Blocke, welcher das von BEUSHAUSEN abgebildete Exemplar von Koenenia Lasü enthält. Pterinaea fascieulata GoLDrFuss. Taf. VIII, Fig. 1, 1a, Taf. IX, Fig. 1—3. Pterinaea fasciculata Gouvruss, Petrefacta Germaniae II, p. 137, t. 129, £. 5. » » SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 293, t. 130, f. 7. » » Forınans, Ueber devonische Aviculaceen, p. 187, t.3, f. 3. » » E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits p. 20, t. 7, f. 11. Die Art umfasst ziemlich grosse Formen; doch ist mir kein Exemplar bekannt geworden, welches die citirte Abbildung von Gorpruss in dieser Hinsicht übertroffen hätte. Der Vorderflügel ist rund abgestutzt, der grosse Hinterflügel am Hinterrande a Bl Mn me [283] Pterinaea. 85 schwach eingebogen (die Ergänzung bei FOLLMANN t. 3, f. 3, ist un- richtig). Der Haupttheil der Schale ist mit 10—12 kräftigen Radial- rippen bedeckt, die meist deutlich alterniren, zuweilen aber auch gleichmässig stark ausgebildet sind. Feinere Radialstreifen finden sich auf den Flügeln; auch die Anwachsstreifen treten deutlich hervor. In der linken Klappe liegen vier unregelmässig gestellte vordere Schlosszähne, zu denen wohl noch ein fünftes Zähnchen kommt (Taf. VIII, Fig. la). Hinter dem Wirbel liegen drei Seitenzähne, die zuweilen gespalten sind. In der rechten Klappe befinden sich wahrscheinlich vier Schloss- und zwei Seitenzähne. Die Seltenheit der rechten Klappen ist, gegenüber der ausser- ordentlichen Häufigkeit linker Schalenhälften, sehr auffällg. Mir ist von ersteren bisher nur ein kleines Exemplar zu ne gekommen; dasselbe ist fast vollkommen flach. - Während Pterinaea costata in den unteren Coblenzschichten häufig, in den oberen selten ist, findet sich Pterinaea fasciculata ausschliesslich in der oberen Stufe. Allerdings führen FOLLMANN und Kayser !) die Art auch aus den unteren Coblenzschichten an; doch ist mir kein daher stammendes Exemplar zu Augen ge- kommen. In dem genannten Horizont ist die Art ziemlich häufig, so unweit Miellen bei Ems, Michaelstein im Harz (Hauptquarzit), bei Coblenz (Condethal, Laubbach), Kemmenau, Daleiden, Gru- pont (Belgien), im Coblenzquarzit bei Rhens und im Bienhornthal (Coblenz) u. s. w. Ferner sammelte ich einen, vielleicht hier- zu gehörigen Abdruck in den oberen Calceolaschichten von Rips- dorf in der Eifel. Exemplare befinden sich in sämmtlichen unter- suchten Sammlungen. Pterinaea flabella ConRAD aus der ER ER (Mittel- devon) von Nordamerika ist mehrfach (z. B. von FOLLMANN) mit der vorliegenden Art identificirt worden, unterscheidet sich jedoch, wie der Vergleich mit amerikanischen Exemplaren lehrt, durch mehrere Merkmale. Die Oberflächenseulptur besteht bei Pterinaea Jlabella aus verhältnissmässig schwachen Hauptrippen, zwischen denen 3—7, wohl auch noch mehr feinere Radialstreifen liegen 2). ') Fauna des Hauptquarzits, p. 20. ®2) Harz, Palaeontology of New-York, t. 15, f. 8-10 und t. 14, 86 Aviculidae. Pterinaeinae. [284] Bei Pterinaea fasciculata beobachtet man zwar meist ein Alterniren der Hauptrippen, jedoch sind die dazwischen liegenden Radial- linien zweiter Ordnung so fein, dass sie nur mit dem Ver- grösserungsglas erkennbar sind. Ferner ist das vordere Ohr von Pterinaea flabella nur mit schwach ausgeprägten Radialstreifen be- deckt. Unter dem Wirbel sind regelmässig nur 4 Zähne vor- handen; und man beobachtet in der linken Klappe nur zwei Seitenzähne. Ueber die Selbstständigkeit der beiden fraglichen Arten kann kein Zweifel obwalten. Jedoch bleibt die nahe, wohl durch phylogenetischen Zusammenhang zu erklärende Verwandtschaft um so auffälliger als die Altersverschiedenheit ebenso gross ist wie die räumliche Entfernung. Pterinaea fasciculata gehört dem oberen Unterdevon, Pterinaea flabella dem oberen Mitteldevon an. Bei Pterinaea flabella ist auch die rechte Klappe vollständig beobachtet worden; dieselbe ist flach, beinah concav und zeigt ganz ähnlich wie Pterinaea lineata nur auf dem hinteren Flügel Radialstreifen; sonst ist sie nur mit Anwachsstreifen be- deckt. Man wird für die Oberfläche der rechten Schale von Pterinaea fasciculata eine ähnliche Sculptur annehmen dürfen. Die Unterschiede von der nahe verwandten Pterinaea costata er- geben sich aus dem Vergleiche der Abbildungen unmittelbar. Die Sculptur von Pterinaea fasciculata ist viel reicher in Folge der grösseren Zahl und mannigfacher Differenzirung der Radialrippen. Die Gestalt der — an sich veränderlichen — Schlosszähne zeigt keine erheblichen Verschiedenheiten; hingegen liegt unter dem starken Seitenzahn der rechten Klappe !) bei Pterinaea fasciculata ein dritter Zahn, der bei Pterinaea costata fehlt. Das Vorhanden- sein bezw. Fehlen von Radialrippen auf den Steinkernen wurde schon oben angeführt. Die beiden Arten ähneln sich auch darin, dass die rechte Klappe von Pterinaea fascieulata überaus selten ist; das erste überhaupt gefundene Exemplar (Taf. IX, Fig. 3) sammelte ich bei Miellen unweit Ems. ') = Vertiefungen auf dem Steinkern der linken Schalenhälfte. j Ä ! A u u it 2 me u 1. 2 ae 2 a En [285] Pterinaea. 87 Pterinaea subeostata nov. sp. (Taf. VIII, Fig. 7 und Taf. XVII.) Die neue Art, welche sich zunächst an Pterinaea fasciculata !) anschliesst, unterscheidet sich von dieser durch die weniger schiefe Form der Schale, den geraden Verlauf der Schlosslinie, welche nicht am vorderen Ohr abgestutzt ist, und die Gestalt der Zähne. Die 4 scharf ausgeprägten Schlosszähne weichen in ihrer relativen Grösse etwas von Pterinaea fasciculata ab; ferner sind die beiden hinteren Seitenzähne gleich gross, kürzer und viel mehr nach vorn gerückt. Das Originalexemplar, ein vortrefflich erhaltener Steinkern der linken Klappe, stammt aus den oberen Coblenzschichten von Coblenz und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Im selben Stücke liegen noch ein Abdruck von Pleurotomaria dalei- densis F. ROEMER, Bellerophon macromphalus A. ROEMER und ein neuer Schizodus aus der Verwandtschaft von Schizodus carinatus F. RoEMER. Pterinaea byssifera nov. sp. Taf. IX, Fig. 20 —20c. Durch vorsichtige Präparation gelang es, die Durchschnitte der Schlosszähne in beiden Klappen freizulegen, so dass die Zu- gehörigkeit der Art zu Pterinaea, trotz ihrer äusseren Aehnlichkeit mit Avicula fenestrata gesichert ist. In der stärker gewölbten linken Schalenhälfte liegen 4 ziemlich feine Zähne, in der schwächer gewölbten rechten Klappe liegen deren 5, von denen die beiden äusseren stumpf, die beiden inneren scharf zugespitzt sind. Seiten- zähne sind nicht sichtbar, aber wahrscheinlich vorhanden. Bemerkenswerth ist das Vorhandensein einer ziemlich aus- gedehnten, für den Austritt des Byssus bestimmten Oeflnung auf der abgestutzten Vorderseite der Schale An der Zugehörigkeit !) Zwei neuerdings erhaltene Exemplare erweisen die Verwandtschaft der neuen Art mit Pterinaea laevis (vergl. den Anhang). 88 Aviculidae. Pterinaeinae. [286] zu Pterinaea ist um so weniger zu zweifeln, als auch die Ober- flächenseulptur und das Verhältniss der beiden Klappen durchaus mit einigen amerikanischen Pterinaeen T) übereinstimmt. Die schuppige Gestaltung der Anwachsstreifen stimmt voll- kommen mit den citirten Figuren der Pterinaea flabella überein; verschieden ist nur die relative Stärke und die Aufeinanderfolge der Radialrippen. Auf abgeriebenen Theilen der Schale erscheint ein verhältnissmässig einfaches, quadratisches Gitterwerk. Der Vorderflügel ist sehr klein und abgestutzt, der Hinter- flügel gross, auf der gewölbten linken Klappe deutlicher abgesetzt als auf der rechten und ebenfalls mit Radialstreifen bedeckt. Die Radialsculptur ist auf der flachen, gewölbten, rechten Klappe viel weniger deutlich als auf der linken und im wesentlichen auf den Hinterflügel beschränkt. Der Umriss ist viereckig, der hintere Schliessmuskel gross, etwa in der Mitte der Schale gelegen, der Manteleindruck überaus deutlich. Das einzige vorliegende Exemplar habe ich vor Jahren in den oberen Calceola-Mergeln zwischen Gerolstein und Pelin gesammelt. Pterinaea diehotoma KRANTZz. Taf. IX, Fig. 16. Pterinaea dichotoma Krastrz, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande 1857; p. 157, t. 11, £. 5. Aeussere Form und Sculptur erinnern am meisten an die vor- stehende Art. Doch sind die Radialrippen gröber und die An- wachsstreifen treten sehr zurück. Das Originalexemplar von KrRANTZ war ungenügend präparirt; bei weiterem Arbeiten trat ein eigenthümliches, spitz vorspringendes Vorderohr zu Tage, wie es bei keiner anderen Art vorkommt. Ferner liess sich an dem Sculpturstein ein kurzer hinterer Seitenzahn nachweisen. Die Art scheint überaus selten zu sein; denn ausser dem, aus der Siegener Grauwacke des Menzenbergs stammenden Original ') Pterinaea flabella Haun, 1. ec. t. 15, f. 8$—10; Pterinaea consimilis, chemungensis, 140238.86, a 4 Zu u a ei Dirt. re Aue ae a [287] Pterinaea. 89 ist nichts weiteres bekannt geworden. Sammlung des naturhisto- rischen Vereins zu Bonn. Auf die eigenthümliche Uebereinstimmung der Seulptur mit Avicula rigomagensis wurde bereits hingewiesen. Eine nahe ver- wandte Pterinaea kommt im oberen Oberdevon von Nordamerika vor. b) Gruppe der Pterinaea lineata. Taf. IX. Pterinaea lineata GoLpruss. Taf. IX, Fig. 17 — 19a. Pterinaea lineata Goıvruss, Petrefacta Germaniae, p. 135, t. 119, f. 6. » elongata » id. ibid. p. 135, t. 119, £.5. » plana » id. ibid. t. 119, f. 4, ex parte. » lineata Saspsercer, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 289, t. 30, f.1. (Copien nach GoLpruss.) » » F.Rormer, Lethaea palaeozoica, Atlas t. 24, f.1. (Copien nach GoLpruss.) » » Forrmans, Ueber devonische Aviculaceen, p. 185, t.3, f.2, 2a. Pseudomonotis minuta Maurer, Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 11. Die Art ist mehrfach, zuletzt sehr eingehend von FOLLMANN abgebildet und beschrieben worden; auch auf die Uebereinstimmung von Pterinaea elongata und plana mit Pterinaea lineata wurde schon des öfteren aufmerksam gemacht. Der Umriss unterliegt einigen Schwankungen und ist bald höher, bald. niedriger, das hintere Ohr ist stärker oder schwächer vorgezogen (GOLDFUSS l.c. f.4b bis f. 6a). Der Vorderflügel ist bei jungen Exemplaren kaum angedeutet (Fig. 19) und auch bei grösseren Exemplaren in der linken Klappe schwächer entwickelt als-in der rechten. Diese Verschiedenheiten werden zum Theil durch Verdrückungen veranlasst, sind zum Theil aber ursprünglich und kehren in ganz !) Pseudomonotis minuta ist ein in der Höhenrichtung stark verzerrter Stein- kern, bei dem der Seitenzahn in eine, bei der Verzerrung entstandene Furche zu liigen kam. Da die Schlosszähne abgebrochen sind, erscheint die Deutung als Pseudomonotis erklärlich. 90 Aviculidae. Pag [288] ähnlicher Weise bei der nahe verwandten Pterinaea eapansa MAURER wieder. (Man vergleiche die Beschreibung dieser Art). Es sei noch hervorgehoben, dass die bei FOLLMAnNn |. ce. f. 2 abgebildeten 3 Schlosszähne auf der flachen, runden Schale nicht der Regel entsprechen, gewöhnlich erscheinen deren nur 2, welclie auch zuweilen undeutlich werden; Lage und Form des vorderen Schliessmuskels variirt nach dem Alter des Thieres. Bei jungen Exemplaren (Taf. IX, Fig. 17) steht derselbe annähernd senkrecht, mit geringer Neigung nach vorn. Bei grösseren Stücken (FoLL- MANN t. 3, f. 2) ist derselbe schief nach hinten gedehnt. Da die, vornehmlich im älteren Unterdevon verbreitete Form als besondere Art (bezw. Mutation) aufzufassen ist, so bleibt Pferinaea lineata s. str. auf die oberen Coblenzschichten beschränkt und ist hier stellenweise, besonders in der Umgegend von Ems bei Kemmenau und Miellen recht häufig. Ausserdem kommt die Art vor bei Lahnstein, Laubach bei Coblenz, Daleiden, Olkenbach und Witt- lich in der Moselgegend. Auch die im Ooblenzquarzit bei Eins, Niederlahnstein, Rhens und im Bienhornthal bei Coblenz vorkom- ınenden Formen dürften hierher gehören. Krantz und FOLLMANN !) citiren die Art aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg; jedoch gehören die in Frage kommenden Exemplare der Bonner Sammlung zu der folgenden Art. Pterinaea expansa MAURER sp. em. FRECH. Taf. IX, Fig. 11— 15. Pterinaea lineata auct. ex parte. Avicula expansa Maurer, die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 9. Die neue Art stimmt in den meisten Beziehungen mit Pterinaea lineata überein und ist daher auch bisher mit derselben verwechselt worden. : Während jedoch auf der flachen oder con- caven rechten Schale von Pterinaea lineata nur der Hinterflügel einige radiale Streifen zeigt, im Uebrigen aber mit concentrischen Anwachsstreifen versehen ist, weist hier die ganze Oberfläche beider Klappen deutliche Radialsculptur auf (Fig. 12), die auch auf dem ') Verhandlungen des naturhist. Vereins der Rheinlande 1857, p. 158. [289] Pterinaea. 91 Steinkerne sichtbar hervortritt. Der Unterschied wurde an einer hinlänglichen Zahl von Exemplaren beobachtet, und dürfte eine specifische Trennung um so mehr rechtfertigen, als noch andere Verschiedenheiten hinzukommen. Pterinaea lineata besitzt einen tief eingebuchteten Hinterrand, die Spitze des Flügels und der untere Theil der Schale ragen weit vor; bei Pterinaea expansa ist dieser Sinus kaum angedeutet oder fehlt ganz. Ferner beträgt die Zahl der deutlichen Seitenzähne in der linken Klappe bei Pterinaea expansa zwei, zuweilen findet sich auch noch die Andeutung eines dritten; bei Pterinaea lineata ist nur ein einziger kräftiger Seiten- zahn und zuweilen noch die Andeutung eines zweiten vorhanden, Im übrigen stimmen die zwei Mutationen überein. In beiden Klappen liegen je zwei bis drei (ausnahmsweise vier) schräg ge- ' stellte Schlosszähne. Bemerkenswerth ist ein Exemplar von Stadt- feld, an dem zwischen Schloss- und Seitenzähnen einige leisten- artige Anschwellungen sichtbar sind, so dass, wie bei der Gruppe der Pterinaea ventricosa, eine scharfe Grenze zwischen beiden nicht vorhanden ist. Der Unterschied der breiten und hohen Exemplare ist noch erheblicher als bei Pierinaea lineata. Da jedoch alle Uebergänge (vollständiger, als die Abbildungen erkennen lassen) vorliegen, erschien die Abtrennung einer Varietät nicht angezeigt. Die Art ist in den unteren Coblenzschichten von Zendscheid in der Eifel nicht selten. Weniger häufig ist die Art bei Stadt- feld, Daaden, Pfaffendorf und Ehrenbreitstein, sowie in der Siegener Grauwacke von Menzenberg, Unkel bei Remagen und Seifen bei Dierdorf. Zwei ungünstig erhaltene Steinkerne aus den oberen Ooblenz- schichten von Daleiden (geologische Landesanstalt) zeigen Radial- streifen auf beiden Klappen, sind jedoch im übrigen gröber skulpturirt, so dass die Zugehörigkeit zu der ‚vorliegenden Art noch zweifelhaft ist. Das Originalexemplar von MAURER’s Avicula espansa stammt ebenfalls aus den oberen Coblenzschichten von Lahneck, gehört aber palaeontologisch sicher zu der vorliegenden Art. Die Bestimmung als Avicula erklärt sich dadurch, dass an dem beide Klappen umfassenden Steinkern, das Ohr über dem hinteren Seitenzahn abgebrochen ist, so dass Zähne überhaupt zu fehlen scheinen. 92 Aviculidae. Pterinaeinae. [290] ec) Gruppe der Pterinaea laevis. TEE. DIE Pterinaea laevis GoLDFuss. Taf. II, Fig. 10— 13; Taf. X, Fig. 3— 3b. Pterinaea laevis Gouvruss, Petrefacta Germaniae II, p. 135, t. 119, £. 1. » » SannBErGEn, |. c., p. 289, t.30, f.1. (Copie nach Goupruss ) » » Zirrev, Handbuch der Palaeontologie II, 2 33. (Copie nach Goupruss.) » » Forınasn, l.c., p. 184, 1.3, f. 1. Der Umriss der Schale ist nicht ganz beständig, bald höher, bald breiter, doch kennzeichnet die senkrecht zur Schlosslinie ge- stellte, steil abfallende Vorderwand die Art hinlänglich., Der Vorderflügel ist gross, deutlich abgesetzt und nach unten zu durch eine tiefe Bucht begrenzt. Der Hinterflügel ist ebenfalls gross und weit vorgestreckt. Die Abstutzung desselben auf der Hinter- seite, welche die Abbildung von GoLDFUSsSs zeigt, ist wahrschein- lich durch Bruch hervorgerufen. Die in sämmtlichen Lehrbüchern (auch in dem jüngst erschienenen von STEINMANN) immer wieder abgedruckte Figur ist somit in Bezug auf Art- und Gattungs- merkmale ungenau bezw. falsch. Die linke Klappe ist stark gewölbt, die rechte concav, wie ein vorzüglich erhaltener Steinkern aus dem Berliner Museum er- kennen lässt. Die concave Klappe zeichnet sich durch die sehr scharfe Begrenzung des vorderen Ohres aus und trägt, abgesehen von den ausgeprägten concentrischen Streifen auf dem Hinterflügel noch Andeutungen radialer Linien. Die rechte Klappe war bisher unbekannt und ist wahrschein- lich meist mit der ähnlich aussehenden rechten Schale von Pterinaea lineata verwechselt worden, auf der gewölbten linken Schale zeigen sich Andeutungen von kräftigeren Radialrippen. Die Ligamentarea ist entsprechend der Dicke der Schale hoch und zeigt unter dem Wirbel eine stumpfwinklige Knickung. Die welche die Angabe von GoLDFuss betreffs des beil- förmigen, auf dem Hinterohr gelegenen Muskeleindrucks ange- richtet hat, ist bereits von F. ROEMER und FOLLMANN berichtigt Verwirrung, [29 1] Pterinaea. 93 worden. Doch ist die Zeichnung desselben Muskeleindrucks auf FoLrmann’s Abbildung nicht ganz genau. Auf Fig. 3, Taf. X ist das Original Forımann’s daher noch einmal abgebildet. Wesentlich deutlicher treten die beiden Adductoreindrücke und der Mantelsaum auf der anderen Abbildung, Taf.II, Fig. 10, hervor. Bemerkenswerth ist hier noch das Vorkommen punktförmiger Ein- drücke nahe dem Wirbel. Man unterscheidet in der linken Klappe wie in der rechten 3 Schlosszähne und je zwei lange Seitenzähne. Eine Jugendform von Pterinaea, deren Zugehörigkeit zu der vorliegenden Art immerhin wahrscheinlich ist, findet sich auf Taf. II, Fig. 12 abgebildet. Der Hauptunterschied des kleinen Exemplars, das im allgemeinen sehr an Taf. X, Fig. 3 (FOLLMANN) erinnert, bildet die Abstutzung und geringe Grösse des Vorder- flügels.. Doch erscheint es nicht ausgeschlossen, dass dies Merk- mal erst mit zunehmenden Alter mehr ausgebildet wurde. Die Art ist in den oberen Coblenzschichten, aus denen allein typische Exemplare mit Sicherheit bekannt geworden sind, ver- hältnissmässig selten; z. B. sammelte ich am Eisenbahndamm von Miellen bei Ems, wo Pterinaea fasciculata und lineata massenhaft, (als häufigste Versteinerungen) vorkommen, nur zwei mangelhaft erhaltene Exemplare der Pterinaea laevis. Als weitere Fundorte sind Niederlahnstein, Laubach bei Coblenz, Kemmenau bei Ems und der Coblenzquarzit des Bien- hornthales (Coblenz) zu nennen. In den von mir genauer unter- suchten Sammlungen (geologische Landesanstalt, Berliner Museum, naturhistorischer Verein zu Bonn) befinden sich etwa 10 Exemplare der Art. Pterinaea laevis GoOLDFUSS mut. nov. Praeeursor. Taf. II, Fig. 14— 15b; Taf. IX, Fig. 10. Die in dem ältesten Unterdevon vorkommenden Formen unter- scheiden sich durch einige constaute Merkmale von der typischen, höheren Schichten angehörenden Art und sind daher als Mutation abzutrennen. Der Vorderflügel der linken Klappe ist im Verhält- niss grösser, der der rechten kleiner als bei der Hauptform;, die 94 Aviculidae. Pterinaeinae. [292] Abgrenzung des Vorderflügels verläuft nicht senkrecht, sondern etwas schräg zur Schlosslinie. Der Hinterflügel ist weniger aus- gebreitet und der Umriss ausgewachsener Exemplare annähernd rhombisch, der Hinterflügel somit weniger vorgestreckt. Ferner ist die rechte Klappe ınehr gewölbt und die Schlosszähne scheinen einige Abweichungen von /’terinaea laevis zu zeigen; jedenfalls sind im Vergleich mit dieser die hinteren Seitenzähne schwächer und dem Oberrande mehr genähert. Zwei mit beiden Klappen erhaltene Steinkerne von Unkel am Rhein (Siegener Grauwacke); je ein Exemplar aus demselben Horizont von Seifen bei Dierdorf (Coll. MAURER) und dem Taunus- quarzit vom Leyenküppel am Niederwald (Geologische Landes- anstalt). Hierher dürfte auch die bei Krantz erwähnte Pterinaea laevis von Menzenberg gehören. Pterinaea nov. sp. Von einer neuen, in die Verwandtschaft von Pierinaea laevis gehörenden Art liegt leider nur ein Bruchstück vor; dasselbe stellt den unvollständig erhaltenen Abdruck des oberen Theiles der linken Schale dar. Man erkennt deutlich concentrische Streifung, ein verhältnissmässig kleines hinteres Ohr und die Andeutung von zwei Seitenzähnen auf demselben. Die geringe Grösse des fraglichen Ohres und die schräge Ausbreitung der Schale nach hinten würde allein hinreichen, um die vorliegende Form von anderen zu unterscheiden. Jedoch empfiehlt sich die Aufstellung einer neuen Art erst auf Grund von besserem Material. Das beschriebene Exemplar stammt aus den unteren Coblenz- schichten von Stadtfeld bei Daun und befindet sich im palaeonto- logischen Museum zu München. Sowohl die vorliegende, wie die beiden im folgenden zu be- schreibenden neuen Arten gehören zur Formenreihe der Pierinaea laevis; sie stellen Seitenzweige dar, welche von Pferinaea laevis mut. praecursor ausgegangen sind. Hingegen ist aus den unteren Coblenzschichten noch keine Forın bekannt, welche als Zwischenglied der genannten Mutation und der Pterinaea laevis aufzufassen wäre. 2 2°. 2 4 3 di u A A Oo A a U U EL a aa I in An 4: a a 0 el a A A u nr Pe a + en ET nn | U Z * mg be [293] Pterinaea. 95 Pterinaea lodanensis nov. sp. Taf. X, Fig. 4, 4a. Es liegt eine flach gewölbte rechte Klappe vor, deren Umriss abgesehen von dem vorspringenden, dreieckigen vorderen Ohr, annähernd quadratisch ist. Der Vorderflügel erscheint deutlich abgesetzt. Die Oberfläche ist mit schwach ausgeprägten concentrischen Streifen bedeckt. Man unterscheidet zwei schräg verlaufende Schlosszähne und ebensoviele Seitenzähne, von denen der obere erheblich kleiner ist, als der untere. Der vordere Muskeleindruck ist gross, der hinten gelegene auffallend klein. Von Pterinaea laevis unterscheidet sich die neue Art vor allem durch die Wölbung der rechten Schale, welche bei der ersten flach oder concav ist, ferner durch die dreieckige Form des vorderen Ohres, die auffallende Kleinheit des vorderen Muskeleindrucks und die geringere Höhe der Ligamentfläche. Die Verdickung der Schale am Wirbel ist ähnlich ausgeprägt wie bei Pterinaea laevis. Das vorliegende Exemplar, das ich Herrn Professor KAYSER verdanke, stammt aus dem Coblenzquarzit der Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein; in dem Handstück befindet sich ausserdem je ein Abdruck von Pterinaea lineata GOLDF. und Orthoceras sp. HarL hat für Pterinaeen, bei denen die rechte Schale gewölbt, die linke dagegen flach ist, die Untergattung Vertumnia aufge- stellt. Die zu derselben gerechneten Formen !) sind besser als Pterinopecten zu bezeichnen. Pterinaea Follmanni nov. sp. Taf. X, Fig. 5. Auch Pterinaea Follmanni unterscheidet sich durch die Wöl- bung der rechten Schale und den vierseitigen Umriss von Pterinaea 1) Palaeontology of New-York V, p. 105, t. 82, f. 19, 20, t. 24, £.9—13, f.6, f.12. Die äussere Form und Seulptur stimmt vollkommen mit dem ge- nannten Subgenus von Aviculopeeten überein, Schloss- und Ligamentfläche sind unbekannt. 96 Aviculidae. Pterinaeinae. [294] laevis. Von dieser Art und von Pterinaea lodanensis erscheint die neue Form ferner durch einige Eigenthümlichkeiten des Zahn- baus getrennt. Die drei Schlosszähne der rechten Klappe stehen mit Ausnahme des am meisten nach hinten zu gelegenen senkrecht. Ausserdem sind drei Seitenzähne vorhanden, von denen der oberste am kleinsten ist. Der vordere Muskeleindruck ist klein und wenig deutlich, wie bei P’erinaea lodanensis. Der vordere Flügel ist dreiseitig und durch eine geradlinige, ziemlich scharfe Kante abgegrenzt. Derselbe stimmt mit keiner der verwandten Arten überein, um- somehr, als die Oberseite etwas nach unten geneigt ist. Die Bandfläche ist schmal, wie bei Pterinaea lodanensis. Es liegt nur ein, aus den unteren Coblenzschichten von Zend- scheid stammender Steinkern vor, an dem die Sculptur der Ober- fläche nicht beobachtet werden konnte. Das Originalexemplar befindet sich im geologischen Museum der Universität Marburg. Eine neue Pterinaea vom selben Fundort beschreibt SchLÜüTER 2) als zur Gruppe ‘der Pterinaea costata gehörig. Die Oberfläche der vorliegenden Form ist, wie erwähnt, unbekannt; an sich würde das Fehlen von Radialsculptur auf dem Steinkern nicht gegen die Zugehörigkeit zur Gruppe der Pterinaea costata (cf. Pterinaea Jasciculata) sprechen. Leider ist aus der Diagnose ScHLÜTER’s nicht viel zu entnehmen und eine Abbildung fehlt. Man fragt sich bei dem Durchlesen derartiger Beschreibungen ?) unwillkürlich, für wen dieselben wohl bestimmt sein könnten; denn die Wiedererkennung der neuen Arten ist nicht einmal dem Specialisten möglich. !) Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft 1837, p. 129. (Pterinaea Sancti Johannis n. sp.) 2) Dieselbe Mittheilung enthält noch die Beschreibung von Panzerfischen, Acanthochonia und Pleurodictyum. [295] Pterinaea. 97 d) Gruppe der Pterinaea ventricosa. Pterinaea ventricosa GOLDFUSsS. Taf. X, Fig. 1—1e. Pterinaea ventricosa, Goıpruss, Petrefacta Germaniae Il, p. 134, t. 119, f. 2. » » SANDBERGER, Versteinerungen des rhein. Schichtensystems in Nassau, p- 289, t. 30. f. 2. » » Forrnmasn, l.c. p. 191 (non t. 5, f. 7). » n. sp. Beusmausen, diese Abhandlungen (Bd.VI, H.1, p. 59, t. 2, f.7a,b. Die Schale ist verhältnissmässig schmal, stark gewölbt und im unteren Theile nach hinten umgebogen. Vorder- und Hinter- flügel sind ungewöhnlich kurz. Infolge der mannichfachen Ver- drückungen variirt der äussere Umriss so stark, dass ich anfäng- lich geneigt war, zwei verschiedene Arten aufzustellen. Doch ergab sich nach Vergleichung weiteren Materials, dass die äussere Form meist durch mechanische Ursachen geändert wird. Die Bandarea ist sehr breit und liegt horizontal. (Fig. 1b.) Diese und die folgen- den Arten unterscheiden sich von den übrigen Pterinaeen da- durch, dass die Schlosszähne und die Zähne des hinteren Ohres ohne Abgrenzung in einander übergehen. Die Zahl der Zähne beträgt bei der vorliegenden Art im Maximum 10—12; doch finden sich grosse Verschiedenheiten in der Ausbildung derselben; so sind an dem jungen, Fig. 1c abgebildeten Exemplare kaum einige An- deutungen wahrzunehmen. Der vordere Muskeleindruck ist klein und liegt unmittelbar unter dem Schloss; der andere auf der Hinterseite der Schale gelegene ist etwa 3—4mal so gross und befindet sich in geringer Entfernung von den hinteren Schlosszähnen. Nach der Abbildung kann die Zugehörigkeit von Pterinaea n.sp. BEUSHAUSEN zu der vorliegenden Art keinem Zweifel unterliegen. Man vergleiche besonders Fig. 1. Als Eigenthümlichkeit der Harzer Form hebt BEusHAusen einen Kamm hervor, welcher auf dem Steinkern schräg nach hinten verlaufen soll. Jedoch tritt derselbe auf den Abbildungen kaum hervor. Die vorliegenden 14 Exemplare (Geologische Landesanstalt, Breslauer und Marburger Museum, Coll. FOLLMANN) stammen Abh. IX, 3, 7 98 Aviculidae. Pterinaeinae. [296] sämmtlich aus den oberen Coblenzschichten von Coblenz, Ober- und Nieder-Lahnstein. Das grosse abgebildete Stück fand sich (nach der genaueren Fundortsangabe) im unteren Theil der oberen Coblenzstufe an der Hohenrheiner Hütte bei Oberlahnstein. Die Exemplare, welche ich von dieser Art sowie von Pt. expla- nata und ovalis kenne, sind sämmtlich linke Klappen. Bei der Eigenthümlichkeit der Zahnbildung und der geringen Breite der Flügel kann man kaum annehmen, dass die rechten Klappen schon unter anderem Namen beschrieben worden sind. Pterinaea ostreiformis nov. sp. Taf. XI, Fig. 9—9e. Avicula sp. E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. 8, f.1, la, p. 18. Im äusseren Umriss steht die neue Art der vorher beschrie- benen ziemlich nahe; jedoch ist die Schlosslinie wesentlich kürzer, die Ausdehnung des hinteren Flügels geringer, die Wölbung der Schale trotz der bedeutenderen Grösse viel flacher und der Unter- rand weniger stark nach hinten zu umgebogen. ' Die Schale ist ausserordentlich dick und besteht aus zwei Lagen, einer unteren, aus weissem, grobkörnigem Kalkspath zusammengesetzten, und einem dünnen, braunen, oberflächlichen Ueberzug, der nur an wenigen Stellen erhalten ist. Ausser den kräftig ausgeprägten, zuweilen blätterig ausgebildeten Anwachsstreifen bedecken zarte Radial- rippen die ganze Schalenoberfläche. Bei Pterinaea ventricosa finden sich nur feine Anwachsstreifen. Das Vorhandensein von deutlichen Schlosszähnen — 5 in der linken, 4 in der rechten Klappe — wurde durch Abschaben der Aussenseite des Schlosses nachgewiesen. (Fig. 9, 9A.) Die concave, deckelartig aufliegende, rechte Klappe verleiht zusammen mit der dicken, blätterigen Schale der Muschel ein austernartiges Ansehen. Die rechte Klappe ist, ausser bei der vor- liegenden Form, noch nie in der Gruppe der Pferinaea ventricosa beobachtet worden. Die Ohren sind an dem vorliegenden Exemplar leider nicht gut erhalten, das vordere fehlt gänzlich und von dem hinten gelegenen ist die obere Ecke abgebrochen. Doch ist das BE end up a ei a mi ame; 7 i A ia a Ve VO De, [297] Pterinaea. 99 Vorhandensein eines wenig vortretenden hinteren Ohres mit aller Sicherheit festgestellt. In der linken Klappe wurde der ovale hintere Muskeleindruck beobachtet; derselbe liegt ziemlich hoch. Das wohl erhaltene, unverdrückte ÖOriginalexemplar dieser höchst seltenen Art wurde von mir in der Zone des Spirifer eultri- Jugatus auf dem Berge gegenüber von Lissingen, unweit Gerolstein gesammelt. Dasselbe ist in natürlicher Grösse dargestellt. Ausser- dem gehört hierher der von E. Kayser |. c. abgebildete Steinkern ') aus dem Hauptquarzit des Klostergrundes bei Michaelstein ( Harz). Zwar ist die Aehnlichkeit des Steinkerns mit unserem Schalenexem- plar scheinbar nur gering; doch vermochte ich mich durch Vergleich der Originale von der Uebereinstimmung derselben zu überzeugen. In geologisch-stratigraphischer Hinsicht ist das Vorkommen einer Art des rheinischen tieferen Mitteldevon im Hauptquarzit des Harzes nicht ohne Interesse. Dasselbe bildet einen weiteren Beweis für die hohe Stellung, welche der letztere im Unterdevon einnimmt. Pterinaea explanata FOLLMANN. Taf. X, Fig. 2—2c. 1885. Pterinaea explanata, Forımass, ]. e. p. 193, t. 3, f. 4. Die Art steht Prerinaea ventricosa in Bezug auf den Bau des Schlosses nahe und unterscheidet sich vor allem durch die äussere Form. Der hintere Flügel ist erheblich länger als bei den ge- nannten Arten, der Vorderflügel um so kürzer. Ausserdem wölbt sich der vordere untere Theil der Schale stark vor. Die ganze Muschel ist somit nicht nach unten und hinten verlängert, sondern einigermaassen symmetrisch ausgebildet. Die Wölbung ist noch be- deutender als bei Pierinaea ventricosa (Fig. 2a, Fig. 1). Vor allem bemerkenswerth ist die starke Entwickelung und bedeutende Anzahl der Schlosszähne. (Man vergl. Fig. 2b, 2e mit Fig. le und la). Die Art stammt nach FoOLLMANN aus den unteren Coblenz- schichten von Ems und Niederlahnstein; da jedoch die mir durch zahlreiche Excursionen wohlbekannte Umgegend der genannten 1) Ein anderer, ebendort t.7, f. 9 abgebildeter Steinkern ist nicht näher bestimmbar. 7 . 100 Aviculidae. Pterinaeinae. [298] Orte vor allem durch die Entwickelung der oberen Coblenzstufe und das fast vollständige Fehlen der unteren Schichten ausgezeichnet ist, so dürfte die Fundortsangabe dementsprechend zu ändern sein. Die vorliegenden Stücke stammen, soweit sie eine genauere Fundortsbe- zeichnung tragen, aus der oberen Coblenzstufe derselben Gegend. _Pterinaea ovalis FOLLMANN. 1885. Pterinaea ovalis ForLumann, ]. c. p. 192, t. 3, f. 5. Die Art unterscheidet sich von Pterinaea ventricosa durch die Länge des hinteren Flügels, und von Pterinaea explanata, mit der Pt. ovalis die Verdickung der Schale und den Umriss gemein hat, wesentlich durch die starke Entwickelung der Zähne. Während Pterinaea explanata 6—8 Schlosszähne besitzt, die in der Mitte unterbrochen sind, weist die vorliegende Art deren 12—14 auf. Obere Coblenzschichten vom Laubbachthal bei Coblenz und Lieserthal bei Wittlich. Ueber einige bisher zu Pterinaea gestellte Arten. Die von KrANTz !) beschriebenen Pierinaeen aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg sind mir z. Th. nicht durch eigene Anschauung bekannt geworden. Ueber dieselben ist folgendes zu bemerken: Pterinaea truncata scheint nicht, wie die ROEMER’sche Art, eine Gosseletia zu sein, da das Vorhandensein eines Vorder- flügels hervorgehoben wird; jedoch könnte es sich auch um @osse- letia carinata handeln, bei der auf dem Steinkern ein Vorderflügel scheinbar vorkommt (vergl. unten). Pterinaea ventricosa wird wohl auf die von GOLDFUSS mit Pterinaea zusammengeworfene Avicula pseudolaevis zurückzuführen sein. Von den zahlreichen (12) Pterinaeen?), welche CLARKE aus dem !) Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rhein- lande XIV. (1857, p. 157 ff.) ?) Die Fauna des Iberger Kalkes, III. Beilageband zum Neuen Jahrbuche, p- 362. he 4 | [299] Actinodesma. 101 ÖOberdevon des Iberges anführt, gehört keine einzige zu diesem Genus. Die meisten sind als Avvcula zu bezeichnen. Nach welchen zoologischen Grundsätzen der genannte Forscher bei der Bestimmung der Gattungen in diesem Falle verfahren ist, erscheint nicht leicht verständlich. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass eine Bemerkung von ZITTEL !) den Autor veranlasst hat, sich weiterer Bemühungen für überhoben zu halten. Pterinaea brilonensis Kays.?) aus dem Briloner Eisenstein (oberster Stringocephalenkalk) gehört nicht zu den Aviculiden, sondern zu Modiolopsis oder einer verwandten Gattung. KAYsER erinnert selbst an die Formähnlichkeit mit Modiomorpha, hebt aber das Vorhandensein leistenförmiger Zähne hinter dem Wirbel als unterscheidend hervor. Pterinaea elegans GoLpr. (Petr. Germ. II, t. 119, f. 9a, 9b) ist als Cypricardinia zu bezeichnen, und zwar gehören Fig. 9a und 9b zu zwei verschiedenen Arten, von denen die eine aus dem Mitteldevon der Eifel, die andere aus dem Kohlenkalk von Ratingen stammt. Pterinaea trigona und carinata GOLDF. (]l. c.) gehören zu Gosseletia und werden daher unten beschrieben werden. Pterinaea bicarinata GOLDF.?) aus der Siegener Grauwacke ist eine Grammysia. Actinodesma SınngErGer. Taf. VII, VIII und X VIII. Glyptodesma Harı. Ectenodesma Harr. Dolichopteron Maurer. Nach der ursprünglichen Diagnose der Brüder SANDBERGER ist Actinodesma eine durch ungewöhnliche Länge der Flügel ausgezeichnete Gattung, die sich zunächst an @Gerwilleia an- 1) Handbuch der Palaeontologie II, p. 32. »Die aus palaeolithischen, nament- lich silurischen und devonischen Ablagerungen eitirten Aviculen gehören grössten- theils zu Pterinaea, Pteronites und andern verwandten Gattungen«. ?) Zeitschr. d Deutsch. geol. Ges. 1572, p. 675, t. 27, f. 2. 3) Petr. Germ. II, t.119, f.3. Lethaea geognostica, 3. Aufl., p. 407. 102 Aviculidae. ‘Pterinaeinae. [300] schliesst, »das Ligament liegt innerlich in zahlreichen, schmalen Gruben« 1). Die Diagnose erscheint von vornherein deshalb un- wahrscheinlich, weil die Form der angeblichen Ligamentgruben selbst auf der schematisirt gehaltenen Abbildung SANDBERGER’s viel mehr Aehnlichkeit mit den Zähnen von Pterinaea als mit den Ligamentgruben von Gervilleia oder Perna besitzt. In der That zeigen auch Fig. 7a und 10 auf Taf. VII über den Zähnen eine breite Ligamentfläche, welche wie bei Pterinaea mit parallelen Streifen bedeckt ist. Auch auf Taf. VIII, Fig. 6 ist die gestreifte Ligamentfläche oberhalb der Zähne deutlich wahrnehmbar. Zu den gleichen Anschauungen über die Stellung von Actinodesma ist er- freulicherweise ungefähr gleichzeitig mit mir FRIEDRICH MAURER gelangt, dem sich SANDBERGER angeschlossen hat. (Neues Jahr- buch 1888, II, p. 58 — 60, t. 2). Dolichopteron MAURER ist von dem Autor selbst wieder eingezogen worden. Actinodesma ist somit in die nächste Nachbarschaft von Pteri- naea zu stellen und zwar ähneln die hierher gehörigen Formen in Bezug auf die Sculptur am meisten Pterinaea lazvis, in Hin- sicht auf den Zahnbau Pterinaea ventricosa. Auch bei der letzt- genannten Gruppe besteht keinerlei Scheidung zwischen Schloss- und Seitenzähnen; allerdings ist die äussere Gestalt der Muschel bei den fraglichen Formenreihen sehr verschieden. Einen Uebergang zu Pterinaea und zwar zur Gruppe der Pterinaea laevis vermitteln Actinodesma Annae und obsoletum, deren Vorderflügel nicht wie bei den übrigen hierher gehörigen Formen lang ausgezogen sind. Es entsteht auch hier, wie so oft beim Bekanntwerden von Verbindungsgliedern die Frage, ob man die gesammten durch mannigfache Merkmale mit einander verknüpften Formen ver- einigen oder in eine Reihe kleinerer Gruppen trennen soll. Der letztere Weg dürfte vorzuziehen sein, schon weil im anderen Falle der Ueberblick über die zahlreichen Aviculaceen des Unter- devons sehr erschwert sein würde. Die Diagnose von Actinodesma lautet nach dem vorher- gehenden: | ') Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 282. [30 ] ] Actinodesma. 103 Schale mit feineren oder gröberen Anwachsstreifen, seltener mit einfachen Radialrippen. Linke Klappe gewölbt, rechte flach oder concav. Beide Flügel meist in lange Spitzen ausgezogen. Unmittelbar unter der Ligamentfläche verläuft eine ununterbrochene Reihe von Zähnen; dieselben sind vorn und unter dem Wirbel kurz, hinten meist schräg und verlängert. Glyptodesma HALL stimmt mit der in dieser Weise definirten Gattung Actinodesma vollkommen überein und ist somit einzu- ziehen. Von den Harr'schen Arten erinnert Glyptodesma erectum (Hamilton group) am meisten an Actinodesma vespertilio, Glypto- desma occidentale an Actinodesma Annae. Ferner ist die Gattung Eetenodesma HALL !) einzuziehen. Nach der Diagnose des Verfassers ist der einzige Unterschied von Glyptodesma (= Actinodesma) die grössere Länge und Zuspitzung des vorderen Flügels, sowie das Vorkommen von Radialstreiten. Auch der Zahnbau ist nicht abweichend, die einzige bekannte Art Eetenodesma birostratum HALL?) zeigt einen schiefen Seiten- zahn und schwache Andeutungen von vorderen Zähnen. Eine generische Unterscheidung von Ketenodesma und Actinodesma wäre ebensowenig zu rechtfertigen, wie eine Trennung von Pterinaea laevis und lineata oder Gosseletia securiformis und truncata. Immerhin ist Actinodesma birostratum als Vertreter einer be- sonderen Gruppe aufzufassen, die sich, wie es scheint, auch durch den Besitz eines starken hinteren Seitenzahnes auszeichnet (HALL, l. ce. t. 23, £. 27). Ausserdem könnte man eine Gruppe mit kurzem Vorderflügel (A. obsoletum, Annae, occidentale) trennen von einer anderen mit langem Vorderflügel. (4A. malleiforme, respertilio, erectum, Bigoti). Jedoch lehrt ein Blick auf Taf. XIII bei HALL, dass die Länge des Vorderflügels je nach dem Alter des Exemplars erhebliche Verschiedenheiten erkennen lässt. Zu Actinodesma gehört zweifellos Avicula (Glyptodesma) Bigoti ÖEHLERT?) aus dem oberen Unterdevon (obere Coblenzschichten) !) Harz, Paleontology of New-York, Vol. V, p. XIV. 2) l.c. p. 242, t. 23, f. 27 — 30, t. 84, f. 20. %) Bull. soc. geol. de France [3] Bd. XVI, p. 633, t. 13, f. 1. 104 Aviculidae. Pterinaeinae. [302] von Nordfrankreich. Die scheinbar abweichende Entwicklung der Zähne (3 Zähnchen unter dem Wirbel) dürfte durch die mangel- hafte Erhaltung zu erklären sein. 1. Actinodesma malleiforme SpB., Obere Coblenzschichten. 2. Actinodesma respertilio MAURER, Obere Coblenzschichten. 3. Actinodesma erectum HALL sp., Sandstein der Hamilton group (Oberes Mitteldevon) New-York. 4. Actinodesma erectum var. obligqua CONRAD sp. Eben- daher. 5. Actinodesma Bigoti ÖEHLERT sp., Ob. Coblenzschichten Nordfrankreich. 6. Actinodesma .occidentale HALL sp., Upper Helderberg, (Grenze von Mittel- und Unterdevon), Kentucky, Indiana. 7. Actinodesma Annae n. sp., Untere Coblenzschichten. 8. Actinodesma obsoletum GOLDFUSS sp., Stufe des Spir. primaevus (Taunusquarzit und Siegener Grauwacke). 9. Actinodesma birostratum HALL sp. (Ectenodesma) Che- mung group (Oberes Oberdevon) New-York. Actinodesma malleiforme SANDBERGER. . Taf. VII, Fig. 10; Taf. VIII, Fig. 5, 5a. — SANDBERGER, ]. c. p. 282, t. 22, f: 17, 17a. — Actinodesma obligquum Maurer, N. J. 1888, II, p. 60, t. 2, f. 3. Die Form der schwach gewölbten Schale ist oval, die Flügel sind ungewöhnlich lang, die Anwachsstreifen fein. Die Zähne sind vorn klein, unregelmässig und senkrecht gestellt, hinter dem Wirbel länger, kräftiger und schräg gegen den oberen Rand ge- neigt. Die Art erreicht ebenso wie die folgende eine sehr be- trächtliche Grösse. Die linke Klappe ist stärker gewölbt als die rechte. Actinodesma malleiforme ist, wie bereits SANDBERGER hervorhob, selten; die meisten Citate der Litteratur beziehen sich auf die nachfolgende Art. Actinodesma malleiforme findet sich in den oberen Coblenz- schichten an der Hohenrheiner Hütte bei Lahnstein (unter Theil des genannten Horizonts) sowie bei Laubbach (Coblenz), ferner [303] Actinodesma. 105 nach SANDBERGER bei Kemmenau unweit Ems. Sammlung der Universität Marburg und des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Actinodesma vespertilio MAURER. - Taf. VII, Fig. 1, 1a; Taf. VIII, Fig. 4, 4A, 4b; Taf. XVII, Fig. 5, 5a. Actinodesma vespertilio Maurer, ibid., p. 60, t. 2, f. 3. Die Art steht der vorher beschriebenen nahe, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass die Zähne durchweg kleiner und senkrecht zur Schlosslinie gestellt sind. Ferner ist die linke Klappe stärker gewölbt, die rechte hingegen concav. Auch scheint der Haupttheil der Schale regelmässiger gerundet zu sein, als bei der Fig. 3. Actinodesma vespertilio Maurer. Steinkern. Die an und für sich stärker gewölbte linke Klappe trägt noch einen Theil der dicken Schale. Die Flügel sind abge- brochen. Obere Coblenzschichten, Laubbach bei Coblenz. Coll. Mauer. I) vorher beschriebenen Art. Der Ansatz der Schale an den Flügeln ist breit, auch die Schlossfläche ist gross. Die Art erreicht ferner bedeutendere Grösse als Actinodesma malleiforme und besass Flügel 106 Aviculidae. Pterinaeinae. [304] von wahrhaft monströser Länge (vergl. den Anhang und Taf. XVIIT). Auf dem mittleren Theile der Steinkerne finden sich feine, korn- förmige Tuberkeln (Eindrücke der Schale) in radiärer Anordnung. Dieselben reichen nur bis zum Manteleindruck und sind auch hei Actinodesma malleiforme beobachtet worden. Der kleine vordere Muskeleindruck liegt vor dem Wirbel, unmittelbar unter der Schlosslinie, der grössere, hinten gelegene Muskeleindruck be- findet sich etwas über der Mitte der Schale. Es muss hervorgehoben werden, dass die Selbständigkeit der beiden beschriebenen Arten (bei der Seltenheit gut erhaltener Exemplare) nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Die Art findet sich zusammen mit der vorher beschriebenen, jedoch häufiger als diese in den oberen Coblenzschichten bei Lahnstein, Miellen unweit Ems und Coblenz. Berliner Museen, Halle, Naturhistorischer Verein zu Bonn, Sammlung des Herrn FR. MAURER. Actinodesma Annae nov. sp. Taf. VII, Fig. 11, Taf. VIII, Fig. 6— 6b. Avicula lamellosa Goupr. bei Bicrarp, Bull. soc. Belge de geol. et paieont. I, (1887) t.5, f.4, 5. Die Art erinnert in der äusseren Form etwas an Pterinaea, insbesondere Pfterinaea laevis; der Vorderflügel ist verhältniss- mässig kurz und abgestumpft, und die Spitze des Hinterflügels ist nur wenig verlängert. Jedoch stimmt der Zahnbau mit Actino- desma malleiforme überein; die vorn und am Schloss gelegenen Zähne sind kurz und senkrecht gestellt, allerdings wesentlich kräftiger, als bei Actinodesma malleiforme. Auch die hinter dem Schloss liegenden Seitenzähne grenzen unmittelbar an die Liga- mentfläche und sind schräg verlängert. Die (allein vorliegende) linke Klappe ist hoch gewölbt, den Wirbel überragend, die Sculptur besteht aus kräftigen, gezackten Anwachsstreifen und feineren Radiallinien. Diese seltene Art ist auf die unteren Coblenzschichten be- schränkt; ich sammelte je ein Exemplar bei Vallendar (Coblenz) [305] Actinodesma. 107 und bei Daaden im Siegen’schen. Endlich liegt je ein von Stadt- feld bei Daun stammendes Stück in den Sammlungen der Uni- versitäten Halle und München. Die Art ist im gleichen Horizont in Belgien bei Pesche un- weit Couvin und bei St. Michel vorgekommen. Ich verdanke Herrn BECLARD einige Abgüsse der dort vorkommenden Forın, insbesondere auch einen Ausguss seines Originalexemplars; das letztere zeigt eine eigenthümliche Abstutzung des Vorderflügels, die jedoch, wie mir scheint, durch die unvollständige Erhaltung des Abdrucks zu erklären ist. Die unterbrochenen Radiallinien und die schuppige Form der Anwachsstreifen sind an diesem Exemplar gut zu beobachten. Actinodesma obsoletum GoLpruss sp. Taf. VII, Fig. 5— 7a. Avicula obsoleta GoLpruss, Petr. Germ. Il, p. 124, t. 116, f. 1a (non Ib). Pterinaea lamellosa Kraxrz (non Goror.), Verh. d. naturw. Vereins d. Rheinlande u. Westfalens 1857, p. 157, t. 9, f.4. Pterinaea aculeata id. ibid. p. 159, t. 9, f. 5. Avicula obsoleta FouLmasn, 1. c. p. 197, t. 5, f. 3. Avicula (Pterinaea) lamellosa BecLarn ex parte, Fossiles Coblenziens de St. Michel, Bull. soc. Belge de geologie ete. I, p. 65. Infolge der schlechten Erhaltung der grossen Mehrzahl der gefundenen Exemplare herrscht über die Gattungs- und Artbe- stimmung der vorliegenden Form eine Unklarheit, wie sie glück- licherweise nur selten vorkommt. Nach Untersuchung von fast sämmtlichen Originalexemplaren der namhaft gemachten Autoren und nach Vergleichusg weiteren Materials bin auch ich noch nicht zur vollkommenen Klarheit über die Art gelangt. Doch lässt sich so viel mit aller Bestimmtheit sagen, dass im älteren rheinischen Devon zwei zu den Aviculiden gehörige Muscheln vorkommen, die in Bezug auf Sculptur und Form der Schale ein- ander überaus nahe stehen, aber im Bau des Schlosses wesentliche Verschiedenheiten zeigen. Die eine Art besitzt einen schmalen Seitenzahn, der zuweilen rudimentär wird, und ist zu Avicula zu rechnen; die andere Art zeigt eine breite Schlossfläche, die 108 Aviculidae. Pterinaeinae. [306] mit zahlreichen, theils seukrecht, theils schräg gestellten Zähnen versehen ist. Das Vorhandensein dieser Zähne und die dadurch bedingte Zugehörigkeit der Art zu Actinodesma war bisher noch nicht festgestellt !) worden. Ferner ist hervorzuheben, dass die rechte Klappe von Actinodesma obsoletum (wie bei den übrigen . Arten der Gattung) flach, bei Avicula lamellosa hingegen in dem- selben Maasse wie die linke Klappe gewölbt ist. Goıpruss und FOLLMANN, der die GoLpruss’schen Original-. exemplare untersucht hat, haben die beiden Arten auf Grund von anderen weniger hervortretenden Unterschieden getrennt. Es ist wenigstens in hohem Grade wahrscheinlich, dass die oben be- schriebene Avscula lamellosa mit der GoLpFUss’schen Avicula la- mellosa ident ist; die vorliegende Art ist sicher nicht von Avicula obsoleta 1. c. Fig. 1a?) verschieden. E. KAysEr und F. BEcLArD haben Avicula obsoleta und la- mellosa vereinigt, was angesichts der Aehnlichkeit der Sculptur und äusseren Form sehr nahe lag; BECLARD macht ausserdem mit Recht auf die Formverschiedenheit der Abbildungen von GOLDFUSS (Fig. 1a) und FOLLMANN aufmerksam. Die betreffende Abweichung ist zweifellos vorhanden, erklärt sich aber daraus, dass der Hinter- flügel und die Hinterseite an dem Öriginalexemplar FOLLMANN’s (wie die Untersuchung desselben ergab) unvollständig erhalten ist; ergänzt man die betreffenden Umrisse, so bleibt eine ganz un- wesentliche Verschiedenheit übrig, die sich aus der Verdrückung des GoLpruss’schen Exemplars erklären lässt. Angesichts der Abweichungen im Schlossbau, Taf. VII, Fig. 7, 7a bezw. Taf. IV, Fig. 4, kann über die Verschieden- heit von Avzcula lamellosa und Actinodesma obsoletum trotz der äusseren Aehnlichkeit ein Zweifel nicht wohl obwalten. Hingegen bin ich über die Unterscheidung von Actinodesma obsoletum und Annae noch zu keinem ganz sicheren Ergebniss gelangt. Die Vergleichung ergiebt einige Abweichungen des Schalenumrisses ') Zwei Exemplare, eine rechte und linke Klappe aus dem Taunusquarzit (Fig. 7, 7a) verdanke ich Herrn Prof. Horzarrer. 2) Fig. 1b ]. c. gehört zu einer grossen, nicht näher bestimmbaren ZLimoptera aus der Verwandtschaft von Limoptera gigantea FoLımann. a ee u 4. [307] Gosseletia. 109 und der Sculptur. Der Umriss von Actinodesma obsoletum ist weniger schräg als der der anderen Art, der Hinterflügel erscheint daher mehr ausgebreitet und auf der Hinterseite fast geradlinig abgeschnitten. Ferner ist die Sculptur bei Actinodesma Annae feiner und der Steinkern daher — abgesehen von wenig deutlichen Anwachsstreifen — annähernd glatt; bei Steinkernen von Actino- desma obsoletum ist die Radialsculptur fast überall sichtbar. End- lich sind Schlossfläche und Zähne bei der in Rede stehenden Art grösser als bei der vorher beschriebenen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die namhaft gemachten Unterschiede auf verschiedener Erhaltung, Verdrückung etc. be- ruhen. Jedoch ist eine spätere Zusammenziehung der vorläufig getrennten Arten viel weniger umständlich als eine nachträgliche Trennung. Die beschriebene Art ist in den älteren Schichten des rhei- nischen und belgischen Unterdevon, im Taunusquarzit und der Siegener Grauwacke ziemlich verbreitet, während Actinodesma Annae für die untere Coblenzstufe bezeichnend ist. Die bisher bekannt gewordenen Fundorte der Siegener Grauwacke sind (z. Th. nach FOLLMANN): Abentheuer, Menzenberg, Dillenburg, Bruck an der Ahr, Schieferberg bei Zeppenfeld im Siegenschen, Fischbach bei Betzdorf, Grube alte Mıhlscheidt bei Herdorf im Siegenschen. Taunusquarzit: Katzenloch bei Idar, Niederwald, Ehrenfels; ein schlecht erhaltenes Stück mit ungewöhnlich breiter Schlossfläche (Neuhof bei Eisen in Birkenfeld), das von E. KAYSER als Actinodesma malleiforme bestimmt wurde, gehört wahrscheinlich ebenfalls zu der vorliegenden Art. V. Ambonychiinae. Gosseletia Barroıs 1881. OÖ. FoLLmann hat die Gattungs-Beschreibung von BARROIS dadurch vervollständigt, dass er das Vorhandensein von Seiten- zähnen nachwies und die Lage der Muskeleindrücke beschrieb. 110 Aviculidae. Ambonychiinae. [308] Das letztere Merkmal ermöglicht auch eine sichere Unter- scheidung von Ambonychia HALL. Bei Ambonychia soll, wie HALL?!) bemerkt, der vordere Muskeleindruck ganz fehlen; jedoch liess sich an einigen wohl- erhaltenen Steinkernen der typischen Ambonychia radiata unmittel- bar unter dem Schloss ein winzig kleiner vorderer Muskel unter- scheiden. Ebenso erwähnt P. Fischer ?) einen sehr kleinen rudi- mentären, vorderen Eindruck. Auch führt HALL) eine Gruppe von Formen mit 2 Muskeleindrücken an, über deren generische Zugehörigkeit zu Ambonychia er nicht ganz sicher zu sein scheint. Jedenfalls steht soviel fest, dass nur das Vorhandensein eines deutlichen, meistens tief eingeschnittenen, vorderen Muskeleindrucks Gosseletia von Ambonychia unterscheidet. Bezeichnend ist ferner die ausserordentliche Dickschaligkeit von @osseletia in der Schloss- gegend, während Ambonychia dünnschaliger ist. Alle übrigen Merkmale, die Lage und Gestalt des hinteren Muskels, die Bildung des Schlosses, die Sculptur und äussere Form sind über- einstimmend oder lassen keine wesentliche Verschiedenheit er- kennen. Man kann @osseletia wohl als den Nachkommen der silurischen Ambonychia auffassen. Mit Pterinaea stimmt Gosseletia andererseits in Bezug auf die Bildung der Muskeleindrücke und des Schlosses überein; jedoch ist die erstere Gattung stark ungleichklappig und besitzt zwei deutlich ausgeprägte Flügel. Man beobachtet oft auf den Vorder- seiten von @osseletia-Steinkernen eine ohrförmige Ausbreitung, die jedoch nicht einem wirklichen Ohr der Schale entspricht, sondern durch die Dickschaligkeit der Muschel in der Wirbel- gegend veranlasst wird. Die Vergleichung von Schalenexemplaren und Steinkernen von Gosseletia securiformis machte die richtige Erklärung ähnlicher Verhältnisse auch bei anderen Arten (@. cari- nata) möglich ®). !) Palaeontology of New-York, Vol. III, p. 269. 2) Manuel de Conchyliologie, p. 962. 1.0.8270; 4) Vergl. Forımass 1. ec. p. 210, Anmerkung. [309] Gosseletia. 111 Im Nachfolgenden sind die Gosseletien in mehrere, leicht unterscheidbare Gruppen getheilt, welche: sich vor allem durch das Vorhandensein oder Fehlen radialer Rippen sowie durch Ver- schiedenheiten des Zahnbaues unterscheiden. a) Gruppe der Gosseletia microdon. Die Oberfläche ist durch kräftige Anwachsstreifen und Radialrippen gegittert. Die Schloss- und Seitenzähne sind über- aus schmal und kurz. Gosseletia mierodoen nov. sp. Taf. XIII, Fig. 5. Der Umriss ist quer-eiförmig, die Vorderseite abgestutzt; Vorder- und Hinterrand stossen unter spitzem Winkel aneinander; die Hinterseite ist gerundet. Die Muschel ist besonders am Wirbel sehr dickschalig; die Entfernung der Spitze des Steinkernes vom Wirbelende beträgt 1,3°® bei 6°® Höhe und 5°“ Breite. Die Sculptur der Oberfläche ist nicht erhalten. Der hintere Muskeleindruck ist 1°” lang, flach eingesenkt und liegt im oberen Theile der Hinterseite; der vordere Muskeleindruck ist klein, tief eingesenkt und befindet sich dicht unter dem Schloss. Die Schlosszähne sind schmal, kurz und bedecken nur einen sehr ge- ringen Theil der grossen Schlossfläche. Es liegt nur der Stein- kern einer rechten Klappe vor, dessen Schloss also dem der linken Klappe entspricht. Es befinden sich in demselben zwei Schloss- zähne und ein kurzer schmaler, weit nach hinten gelegener Seiten- zahn. Das Schloss der rechten Klappe scheint — nach den Ein- drücken des Steinkernes zu schliessen — zwei Schloss- und zwei Seitenzähne besessen zu haben. Die auf der abgebildeten Schloss- fläche befindliche lange Leiste oberhalb der Zähne ist der aus- gefüllte Gang eines bohrenden Wurms oder Schwammes. Ich sammelte ein Exemplar in den oberen Coblenzschichten von Miellen bei Ems. 112 Aviculidae. Ambonychiinae. [310] Die Art stellt eine Zwischenform von Gosseletia und Myalina, besonders Myalina bilsteinensis, dar; die bei dieser Form ganz fehlen- den Schlosszähne sind bei jener schwach entwickelt. Andererseits ist @osseletia microdon mit den folgenden Arten und Gosseletia securiformis verwandt. Gosseletia cancellata MAURER. Taf. XIV, Fig. Ss—Sb. Gosseletia cancellata Maurer, die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 10. » curvata id. ibid. p. 10. Die beiden von MAURER aufgestellten Arten, deren Original- exemplare — die einzigen bisher gefundenen — mir vorliegen, glaube ich vereinigen zu müssen. Der in die Augen fallende Unterschied, die stärkere Wölbung der Schale von G@osseletia eur- vata, beruht auf der verschiedenartigen Erhaltung. Der Steinkern von Gosseletia cancellata ist flach zusammengepresst, der der anderen Art gewölbt. Auch das Fehlen der drei Schlosszähne von @osse- letia cancellata bei dem Original von Gosseletia curvata ist durch die ungünstige Erhaltung zu erklären. An dem Ende des Hinter- randes liegen drei kurze schmale Seitenzähnchen. Die Muschel ist langgestreckt, der Wirbel ragt spitz nach vorn, die eingebogene Vorderseite fällt steil ab, der untere Theil der Schale ist breiter als der Oberrand. Der Eindruck des vorderen Schliessmuskels ist unter der Spitze des Steinkerns sichtbar. Die Zahl der Zähne und die äussere Gestalt unterscheidet die Art von der nächstverwandten @osseletia microdon; eine Verweclse- lung mit anderen Formen ist nicht leicht möglich. Die beiden von Herrn FRIEDRICH MAURER gefundenen und in der Sammlung desselben befindlichen Originalexemplare stammen aus den oberen Coblenzschichten von Laubbach bei Coblenz. Gosseletia pseudaleetryonia nov. sp. Die neue Art schliesst sich zunächst an @. cancellata an, von der sie sich durch gestrecktere Form, geringere Breite und stärkere Wölbung der Schale unterscheidet. Besonders wesentlich nu 5 | 16T u N Zr m ER u 0 A O3 u u u EI Le HD Ze du [311] Gosseletia. 113 ist die Verschiedenheit der Sculptur, welche bei der vorliegenden Form vollkommen an die gestreiften Austern erinnert (Aleetryonia). Die Gitterung der Schale ist weniger deutlich als bei @. cancellata, umsomehr als in der Mitte die Radialrippen, am Rande die An- wachsstreifen stärker hervortreten. Schloss und Seitenzähne sind vorhanden, aber in dem groben Material nur undeutlich wahr- nehmbar; auch die Streifung der Ligamentarea ist nur bei ge- nauer Betrachtung erkennbar. Das einzige vorliegende Exemplar (Steinkern und Abdruck) wurde von Herrn Dr. FoLLMmAnn im Coblenzquarzit des Mühl- thals bei Rhens gefunden und befindet sich in dessen Sammlung. Fig.7. Fig. 8. Goss. pseudalectryonia Goss. pseudalectryonia. Steinkern. Abguss der Aussenseite. Gosseletia pseudalectryonia nov. sp. Steinkern und Abguss von vorn und oben. Coblenzquarzit, Mühlthal bei Rhens. Nat. Grösse. Wahrscheinlich kommt die Art auch bei Grupont in Belgien vor; wenn mich mein Gedächtniss ‘nicht täuscht, so entsprechen die oben erwähnten, austernartigen Pterinaeen (die ich im Brüsseler Museum sah), der vorliegenden Art. Abh, IX, 3, 8 114 Aviculidae. Ambonychiinae. [312] b) Gruppe der Gosseletia devonica BARRoIS. Gosseletia securiformis FOLLMANN. Taf. XVI, Fig. 2—5. 1885. Gosseletia securiformis Fouumass, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westfalens, Bd. 42, p. 209, t. 4, f. 3, 3a, 3b. Die Höhe eines mittelgrossen Exemplares beträgt 4°”, die Breite 41/, ®. Der Umriss ist gerundet dreiseitig, die breite Vorderseite in der Mitte eingesenkt, die Wirbel ragen ein wenig vor. Vorder- und Hinterseite sind durch einen gleichmässig ge- rundeten, schwach gebogenen Kiel von einander getrennt. Die Schalen scheinen fast vollkommen gleichklappig zu sein. Die Oberfläche ist mit deutlichen Anwachsstreifen und nach FOLLMANN ausserdem noch mit fein welligen, vom Wirbel ausstrahlenden ° Linien bedeckt. : Die Schalen sind am Wirbel verdickt; der Umriss des Stein- kerns weicht daher von dem des beschalten Exemplars ausser- ordentlich ab. Der Steinkern ist in der Wirbelgegend mit zahl- reichen Körnchen bedeckt. Die lange gerade Ligamentarea besitzt eine Höhe von 8—9"" (Fig.2, 2a). Der vordere Muskeleindruck ist klein, tief eingeschnitten und liegt unmittelbar unter dem Wirbel auf einem Vorsprung des Steinkerns. Der hintere Muskeleindruck ist etwa 3mal so gross als der vordere und liegt unter dem Hinter- ende des Schlossrandes. An zwei präparirten Schlössern, die den gegenüberliegenden Klappen angehören, sind je 4 parallel gestellte Schlosszähne wahrzunehmen, von denen der vierte die grösste Länge besitzt. "Die Seitenzähne liegen getrennt am hinteren Ende der Schlossfläche. In der rechten Klappe stehen deren zwei, von denen der obere grösser als der untere ist; in der linken Klappe scheinen 3 Seitenzähne vorhanden zu sein. . Vorkommen in den oberen Coblenzschichten 1/9 *® nördlich der Bastenmühle im Lieserthal bei Wittlich. 17 meist doppel- klappige Exemplare im Berliner Museum. Sn. DO wer a 4 An El a un in Br U WED al din 2a 1 [313] Gosseletia. 115 In der äusseren Form ist @osseletia triquetra HALL!) aus der Hamilton group des Staates New York sehr ähnlich; auch die Zähne sind nicht wesentlich verschieden. Ein in die Nähe der beschriebenen Art gehöriges Exemplar aus der Siegener Grau- 'wacke von Seifen bei Dierdorf weist auf das Vorkommen der Gruppe in diesen tiefen Schichten hin, ist aber wegen unvoll- kommener Erhaltung nicht näher bestimmbar. Gosseletia alta FOLLMANnN. Taf. XVI, Fig. 6—7a. 1885. Gosseletia alta FoLımann, ]. c. p. 211, t.4, f. 1, 1a, 1b. Diese mit @osseletia securiformis zusammen vorkommende Art steht derselben überaus nahe, unterscheidet sich jedoch durch einige Merkmale der äusseren Form und der Schlossbildung; die Unterschiede sind allerdings bei der starken Verdrückung der in jenen Schichten vorkommenden Versteinerungen nicht immer deut- lich wahrnehmbar. Der Umriss ist nicht, wie bei Gosseletia securi- Formis dreiseitig, sondern rhombisch; jedoch ist die dem Wirbel gegenüberliegende Ecke abgerundet. Vorder- und Hinterrand sind parallel, Vorder- und Oberrand stossen unter spitzem Winkel an einander. In jeder Klappe stehen vier, ungefähr parallele Schlosszähne. Die beiden mittleren Zähne der linken Klappe scheinen oben mit einander in Verbindung zu stehen; allerdings war dies Merkmal nur an dem Abdruck eines rechten Schlosses zu beobachten. 15 Exemplare im Berliner Museum. Gosseletia schizodon nov. sp. Taf. XIII, Fig. 6, 6A. Es liegt zwar nur ein am Hinterrande zerbrochener Stein- kern der linken Schale vor; jedoch lässt die eigentümliche Be- schaffenheit des vortrefflich erhaltenen Schlosses die Aufstellung 1) Palaeontology of New-York, Vol. V, 1, p. 265, t. 31, f.9— 17. 8’ 116 Aviculidae. Ambonychiinae. [314] einer neuen Art gerechtfertigt erscheinen. Die Form des Stein- kernes, insbesondere auch das Vorkommen kleiner Punkte auf der Wirbelgegend desselben, stimmt durchaus mit Gosseletia alta über- ein. Der tief eingesenkte vordere Muskeleindruck ist halb so gross, wie bei dieser Art. Die Oberfläche ist mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Man zählt in dem, dem rechten Schloss entsprechenden Ab- druck der linken Klappe vier Schlosszähne, von denen der vordere divergirt, während die übrigen parallel angeordnet sind. Der am weitesten nach hinten liegende Zahn, der aut dem abgebildeten Steinkern durch den Buckel verdeckt ist, besteht aus einer ein- fachen niedrigeren Leiste. Von den übrigen Zähnen spalten sich auf der Unterseite kleine Nebenzähnchen ab ), und zwar beob- achtet man an dem ersten Zahn zwei, an dem zweiten und dritten je einen Nebenzahn. In ähnlicher Weise ist in dem linken Schloss der unten zu beschreibenden Gosseletia Kayseri der zweite Schlosszahn ungleich gespalten. Seitenzähne sind nicht sichtbar; die Ligamentarea beginnt erst hinter dem Wirbel und ist un- gewöhnlich schmal. Das von E. Kayser gesammelte Originalexemplar stammt aus dem Coblenz-Quarzit von Oberlahnstein und befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Gosseletia (?) minor nov. sp. Taf. XVI, Fig. 18. | Die Zugehörigkeit der vorliegenden kleinen Schale zu Gosse- letia erscheint zwar keineswegs sicher, da die Freilegung des Schlosses nicht möglich war; jedoch ist die Aehnlichkeit der äusseren Form mit Gosseletia alta und distineta augenfällig. Die Vorderseite ist schräg abgestutzt; parallel zu derselben verläuft ein Kamm, der ähnlich wie bei @osseletia distincta gestaltet ist. Der Wirbel ist wie bei @Gosseletia alta etwas vorgebogen. Die Anwachsstreifen sind deutlich erkennbar. I) Schizodon Spaltzahn. PET d) se a 7 [315] Gosseletia. 117 Das vorliegende Exemplar wurde von mir in dem unteren Oberdevon von Rübeland gesammelt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die vorliegende Art mit Myalina bodana A. Rorm.!) identisch ist; die vorliegende Ab- bildung derselben ist verzeichnet und kann daher nicht berück- sichtigt werden. ÜLARKEE stellt Myalina bodana zu Modiomorpha ?). Da das Originalexemplar verloren zu sein scheint, ist eine Ent- scheidung unmöglich. 6osseletia distineta FOLLMANN. Taf. XVI, Fig. 17. Gosseletia distineta FoLımann, 1. c. p. 214, t. 5, f. 5, 5a. Höhe des abgebildeten Exemplars ca. 6°“, Breite 3,8°“, Ent- fernung der Kiele von einander 3,8”. Schale quereiförmig mit hervorragendem Wirbel. Der Kiel, welcher die flache Vorderseite abtrennt, ist gerundet und ver- schwindet in der Nähe des Unterrandes allmählich. Die Liga- mentarea ist verhältnissmässig kurz (3). Die Oberfläche ist mit deutlichen concentrischen Anwachsstreifen und ganz feinen, nur mit der Lupe einigermaassen erkennbaren radialen Linien bedeckt. Das Schloss einer linken Klappe liess sich wenigstens theil- weise herauspräpariren. Dasselbe besteht aus 3 (oder 4?) paral- lelen Zähnen, die kräftiger ausgebildet und weniger schräg ge- stellt sind, als bei Gosseletia securiformis. Dieser Art steht Gosseletia distineta am nächsten, unterscheidet sich jedoch durch einige Abweichungen der äusseren Gestalt (Fig. 4, Fig. 17), die flache Form des Kiels und. die wesentlich geringere Länge der Ligamentarea. Ich sammelte Gosseletia distineta in der von KAYSER ein- gehend beschriebenen Zwischenschicht des Calceola- und Crinoiden- horizonts am Eisenbahnübergang zwischen Baselt nnd Schwirz- 1) Palaeontographica IX (Beiträge ete. II) t. 2, f. 11a,b. 2) Fauna des Iberger Kalkes, p. 375. 118 Aviculidae. Ambonychiinae. [31 6] heim in der Prümer Kalkmulde; ausserdem findet sich die Art wahrscheinlich in denselben Schichten bei Pelm unweit Gerolstein. 6 Exemplare im Berliner Museum und der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Gosseletia Ibergensis A. ROEMER sp. ' Taf. XVII, Fig. 5, 5a, 5b. Mytilus Ibergensis A. Rorm., Palaeontographica IX (Beitr. IV) p. 162, t. XI, f. 10, Gosseletia Ibergensis CuLarke, Fauna des Iberger Kalkes, p. 374, t. 6, £. 7. Die Originalexemplare von CLARKE und A. ROEMER, sowie ein weiteres selbst gesammeltes Stück liegen zum Vergleich vor. Wie bereits CLARKE hervorgehoben hat, steht die vorliegende Spezies G@osseletia triquetra HALL aus der Hamilton group so nahe, dass man nach der äusseren Form nicht an der Zugehörig- keit zu derselben Gattung zweifeln würde. Von den aus Europa beschriebenen glatten Gosseletien unterscheidet sich die Iberger Art dadurch, dass Vorder- und Oberrand unter rechtem Winkel zu- sammenstossen. An zwei der genannten Exemplare ist das Schloss nicht erhalten, und an dem von CLARKE abgebildeten Stücke ist die Ligamentarea leider durch die ungeschickte Präparation zer- stört worden. Auf CLArkeE’s Abbildung sind der hintere lang- gestreckte Zahn und die Zahngruben an der Seite desselben Kunst- producte und daher auf Fig. 13b nicht angegeben; höchst wahr- scheinlich befand sich an ihrer Stelle die Ligamentarea. Auch die beiden vorderen Zähne sind etwas zerbrochen. Ich glaube unmittelbar oberhalb des zweiten Zahnes noch Reste der Liga- mentarea zu sehen, und in diesem Falle würde die Bestimmung als Gosseletia keinem Zweifel unterliegen. Vor dem Schloss ist der kleine vordere Muskeleindruck ziem- lich deutlich unterscheidbar. Die steil abfallende Vorderseite der Muschel ist in der Mitte vertieft, die Oberfläche mit feinen An- wachsstreifen bedeckt, die auf der Vorderseite deutlicher hervor- treten. Vorkommen: Im unteren Oberdevon des Winterbergs und Ibergs bei Grund. | L ! -7 P: (Ze a [317] Gosseletia. 119 c) Gruppe der Gosseletia truncata F. RoEMER sp. Die Oberfläche ist mit radialen Rippen versehen, die Vorder- seite abgestutzt und von einem deutlichen Kiel begrenzt. 6osseletia truneata F. RoEMER. Taf. XII, Fig. 2—4a. 1844. Pterinaea truncata F. Rorzmer, Rheinisches Uebergangsgebirge, p. 78, t. 2, f. 1a,b. Der Umriss ist schräg dreiseitig; Vorder- und Oberrand stossen unter spitzem Winkel zusammen, der Wirbel ragt etwas vor; die Vorderseite ist concav eingesenkt, die Hinterseite ab- gerundet. Der die Vorderseite begrenzende Kiel ist ziemlich scharfkantig und verläuft geradlinig. Die Oberfläche ist mit regelmässigen, ziemlich breiten Radialrippen bedeckt, die durch schmale Furchen getrennt werden und zuweilen durch die An- wachsringe der Schale unterbrochen sind. Beide Klappen er- scheinen ziemlich gleichmässig gewölbt. Der tief eingesenkte kleine vordere Muskeleindruck liegt dicht unter dem Wirbel, der hintere Adductor befindet sich unterhalb der Seitenzähne und ist nur undeutlich wahrnehmbar. Eine verhältnissmässig schmale Ligamentarea begleitet den Oberrand der Schale. Unter dem Wirbel stehen in jeder Klappe 4 parallele Zähne, die von oben nach unten an Länge allmählich zunehmen. Am hinteren Ende der Ligamentarea befinden sich in jeder Klappe drei ziemlich gleich lange Seitenzähne. 12 z. Th. mit beiden Klappen erhaltene Exemplare aus den oberen Coblenzschichten von Prüm, Daleiden, Fachingen bei Balduinstein, Coblenz und Ems im Berliner und Breslauer Museum, sowie in den Sammlungen der geologischen Landes- anstalt und des naturhistorischen Vereins zu Bonn. F. ROEMER giebt 1. c. die Art noch von Houffalize in Belgien an. 120 Aviculidae. Ambonychiinae. [318] Gosseletia angulosa nov. sp. Taf. XII, Fig. 1—1C. Der Umriss ist dreiseitig. Vorder- und Oberrand sind gerad- linig und stossen unter spitzem Winkel zusammen, die Unterseite ist abgerundet. Der die Vorderseite abgrenzende Kiel ist zuge- schärft. Die Oberfläche erscheint mit scharfen Radialrippen be- deckt. Die Ligamentarea und die Muskeleindrücke sind wie bei der vorher beschriebenen Art gestaltet. Unter dem überragenden Wirbel befinden sich jederseits drei Schlosszähne. Der lang- gestreckte Seitenzahn der linken Klappe beginnt erst in der Mitte der Schlosslinie.e In der rechten Klappe ist der Seitenzahn in zwei Aeste gegabelt. Vorkommen im unteren Theile der oberen Coblenzschichten an der Hohenrheiner Hütte, unweit Niederlahnstein. Ein vortreff- lich erhaltenes Exemplar (Steinkern und Abdruck) in der Samm- lung der geologischen Landesanstalt. Von Gosseletia'truncata und trigona unterscheidet sich die Art durch die Zuschärfung des Kiels, von @osseletia truncata ausserdem noch durch die geringere Zahl und die abweichende Beschaffenheit der Zähne. Gosseletia trigona GOLDFUSS sp. Taf. XI, Fig. 5—7a. Pterinaea trigona Gouor. Petr. Germ. II, p. 137, t. 120, f. 3. Avicula daleidensis Steisinger, geognostische Beschreibung der Eifel, p. 56, LT Gosseletia (Pterinaea) trigona FoLımann, l. c. p. 194 und 216. ? Gosseletia radiata FoLımann, 1. c. p. 212. Die Höhe des grössten vorliegenden Exemplars beträgt 6,5 ®, die Breite (etwas unterhalb des Schlossrandes) 5,3 ®. Die Art steht der vorher beschriebenen in vielen Beziehungen nahe, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass Vorderkante und Oberrand annähernd einer rechten Winkel mit einander bilden, während derselbe bei Pterinaea angulosa und truncata spitz ist. [319] Gosseletia. 121 Ferner ist die Schale viel stärker gewölbt. Die äussere Form unterliegt bei den Steinkernen aus dem Bienhornthal und von Daleiden mannichfachen Schwankungen; insbesondere bildet sich Fig. 10. Gosseletia trigona GoLpr. Gosseletia trigona GoLDF. sp. Coblenzquarzit, Bienhornthal bei Coblenz. (stark verlängerte Form). Steinkern (Ein in der Pfeilrichtung verzerrter aus dem ÜÖoblenzquarzit des Mühl- Steinkern.) 1:1. thales bei Rhens (Coll. ForLmasn). 1: die eckige, den Vorderrand begrenzende Kante erst bei vorschrei- tendem Wachsthum aus. Doch beruht das wechselnde Verhältniss von Länge und Höhe der Muschel z. Th. auf Verdrückung. Die Schlosszähne (3— 4) sind verlängert und schräg gestellt, ähn- lich wie bei Gosseletia truncata. Der erste (von oben gerechnet) und dritte Zahn sind wesentlich stärker als der zweite und vierte. Zahl und Beschaffenheit der Seitenzähne konnte nicht genauer beobachtet werden. Die Oberflächensculptur stimmt mit der der vorher beschriebenen Arten überein. 19 Exemplare aus den oberen Coblenzschichten von Daleiden, Ems und Miellen bei Ems, sowie aus dem Coblenzquarzit des Bienhornthales bei Coblenz und des Mühlthales bei Rhens. Ber- liner und Marburger Museum, geologische Landesanstalt. Samm- lungen der Herren Dr. FoLLmann und ScHwErD in Coblenz, so- wie des Verfassers. 122 Aviculidae.. Ambonychiinae, [320] Die Originalexemplare zu STEININGER’s Avicula daleidensis be- finden sich in der geologischen Landesanstalt zu Berlin (Fig. 5a, 5b), so dass über die Bestimmung ein Zweifel nicht bestehen kann. Auch @osseletia radiata FOLLMANN wird vom selben Fundorte angegeben. Das Aussehen der Emser (@. trigona) und der Daleidener Steinkerne (@. daleidensis) ist verschieden, da auf den letzteren die Sculptur der Oberfläche zum Theil erhalten ist, während die ersteren einen einfachen Ausguss der Innenseite darstellen. An- fangs glaubte ich zwei Arten unterscheiden zu müssen, jedoch ergab sich die Uebereinstimmung der verschiedenen Exemplare durch die Vergleichung eines grösseren Materials. Gosseletia carinata GOLDFUSS- FOLLMANN sp. . Taf. XII, Fig. 8-11; Taf. XIV, Fig. 3. 1885. Pterinaea carinata Fouumasn, l.c. p. 194, t.5, f.6, 6a. (non Gorpruss Petr. Germ. II, p. 136, t.119, £. 8). Der Umriss ist quer-eiförmig bis dreiseitig, die Vorderseite gerade abgestutzt, ein Kiel erscheint kaum angedeutet. Die äussere Form der Schale unterliegt an und für sich gewissen Schwankungen, welche durch die häufige Verzerrung noch bedeutend vermehrt werden. Die Oberfläche ist mit regelmässigen Radialrippen be- deckt, die die Schale vollständig durchsetzen; dieselben finden sich daher auch auf dem Steinkerne. Nur die stark verdickte Wirbel- gegend ist glatt. Die Radialrippen werden von feinen Anwachs- streifen durchschnitten. Die dem Schlossrande parallele Ligamentarea verschmälert sich nach vorn und hinten zu allmählich. Der kleine vordere Muskeleindruck liegt auf einer ohrförmigen Fläche des Steinkerns vor dem Vorderrande. Diese vordere Ausbreitung entspricht je- doch nicht einem auf der Aussenseite sichtbaren Ohr, sondern ist, ähnlich wie bei @osseletia securiformis, durch die starke Ver- diekung der Schale in der Wirbelgegend hervorgerufen. Herr Geheimrath BEYRIcCH hat mich auf dieses eigenthümliche Verhalten Pr Te [321] Gosseletia. 123 aufmerksam gemacht. Das Merkmal erleichtert die Erkennung der in Bezug auf die äussere Form überaus variabelen Art. Das Schloss des Steinkerns der rechten Klappe besteht aus 5 grösseren und zwei kleineren, vom Wirbel aus nach vorn und hinten divergirenden Zähnen. Die vorderen drei Zähne hängen oben mit einander zusammen. Der dritte ist am kräftigsten aus- gebildet; vor dem zweiten und dritten Schlosszahn steht je ein isolirtes Zähnchen. Hinter dem dritten Schlosszahn folgen noch zwei verlängerte, schräg gestellte Zähne. Die beiden hinteren Seitenzähne sind der Schlosslinie parallel und stehen in einiger Entfernung vom Wirbel. Auf einem nur unvollständig erhaltenen Steinkern der linken Klappe beobachtet man 4 Schlosszähne, die von vorn nach hinten an Länge zunehmen; die hinteren Zähne sind schräg, die vorderen ungefähr senkrecht gegen den Schloss- rand gestellt. Vorkommen: Einige verdrückte und daher nicht ganz sicher bestimmbare Exemplare liegen vor aus der Siegener Grau- wacke des Siegerlandes und des Menzenberges bei Bonn. Das Hauptlager der Art sind die unteren Coblenzschichten: Ober-Stadt- feld bei Daun, Zendscheid bei Gerolstein, Vallendar unterhalb Coblenz (in dem an der Vereinigung von Fehrbach und Löhrbach gelegenen Steinbruch). Im Coblenzquarzit bei Ems und Hunzeler Wald bei Singhofen. 12 Exemplare in der Sammlung der geologischen Landes- anstalt, dem Berliner, Göttinger, Marburger Museum und meiner Sammlung. Pterinaea carinata GoLpr. (l.c. t.119, f. 8) von Lewiston, Oneida Co. in Nordamerika gehört nach HALL zu Ambonychia. Die im Vorangehenden gewählte Bezeichnung gründet sich darauf, dass GoLpFuss in der Bonner Sammlung auch einige rheinische, von Ambonychia carinata abweichende Exemplare als Pterinaea carinata bezeichnet hat. Den letzteren gebührte daher eigentlich ein neuer Name. Da jedoch FoLLmAnn die GoLpruss’sche Be- zeichnung gewählt hat, mag dieselbe auch hier beibehalten werden, um die Synonymik nicht unnöthig zu verwirren. 124 Aviculidae.. Ambonychiinae. [322] Gosseletia aff. carinatae GOLDFUSS- FOLLMANN sp. In der Siegener Grauwacke von Menzenberg kommt eine mit der vorstehend beschriebenen nah verwandte Muschel vor, die sich besonders durch den dreieckigen Umriss und die Ausbreitung der Schale nach hinten auszeichnet. Da jedoch das einzige (im Göttinger Museum befindliche) Exemplar stark verdrückt ist und der Abdruck des Schlosses fehlt, so erscheint eine genauere Be- stimmung unthunlich. Unvollkommen bekannte Arten. Ausser den vorstehend besprochenen Arten beschreibt FoLL- MANN noch zwei Formen, die mir aus eigener Anschauung nicht bekannt geworden sind, G@osseletia lunulata FOLLMANN !) aus der oberen Coblenzstufe von Lüdenscheid, und die nicht abge- bildete Gosseletia eifeliensis FOLLMANN aus den Cultrijugatus- schichten der Hillesheimer Mulde. Die letztere Art scheint zu Gosseletia zu gehören, die erstere weicht jedoch in der äusseren Form von allen übrigen bekannten Arten ab und könnte, da das Schloss nicht bekannt ist, nach der äusseren Gestalt vielleicht zu Myalina gerechnet werden. Sie erinnert an Myalina circularis und rhenana. Weitere Arten aus dem rheinischen Unterdevon hat FRIEDRICH MAURER beschrieben 2); dieselben sind noch nicht abgebildet, konnten aber von mir berücksichtigt werden, da der genannte Herr die Originalexemplare mir in liebenswürdiger Weise zu- gänglich gemacht hat. Gosseletia cancellata und curvata wurden bereits oben erwähnt. 1. Gosseletia proflecta MAURER |]. c. p. 10 und 2. G@osseletia plana MAURER mscr. gehören in die Nähe von Myalina crassitesta Kays. sp. und bülsteinensis F. ROEM. sp., wo dieselben besprochen werden sollen. Ylop2ll,t.4,f.2. 2) Palaeontology of New-York, Bd. V, 2. Abth., t. 52. N | | | | [323] Gosseletia. 195 3. Gosseletia rhenana MAURER (l. c. p. 10, obere Coblenz- schichten von Laubbach bei Coblenz) ist ein merkwürdig ge- stalteter Steinkern nebst Abdruck, den ich als ein verzerrtes Bruchstück der Wirbelgegend von Actinodesma deuten zu können glaube. An den Anwachsstreifen des Steinkerns ist mit Sicher- heit zu erkennen, dass sich der nach hinten zu gelegene Ab- schnitt der Schale in einen deutlichen Flügel fortsetzt; der Stein- kern selbst stimmt mit dem Ausguss der Wirbelgegend von Aecti- nodesma überein. Ein Paar nach vorn liegende Zähnchen sind wohl Schlosszähne von Actinodesma, die durch Bruch oder Ver- zerrung an diese Stelle gelangt sind. 4. Gosseletia tenuestriata MAURER (]. c. p. 10, 11 aus der Siegener Grauwacke von Seifen bei Dierdorf) ist zweifellos eine neue, durch die zahlreichen feinen und regelmässigen Anwachs- streifen der Oberfläche ausgezeichnete Art, über deren generische Bestimmung ein sicheres Urtheil nicht abzugeben ist. Als @osse- letia ist die Art wohl nicht zu bezeichnen, da die Schale ein deutlich abgesetztes vorderes Ohr aufweist. Man könnte, da Schlosszähne vorhanden sind, an Megambonia HALL, eine durch den Besitz eines vorderen Öhres ausgezeichnete Gattung der Familie Megalodontidae denken. Cyrtodontopsis nov. subgen. Taf. XII, XIV. Flachgewölbt, verlängert, in der äusseren Form einer Modiola ähnlich. Der erste und dritte, deutlich gekerbte Schlosszahn bilden ein V und schliessen den zweiten ein. Seitenzähne wohl entwickelt und von den Schlosszähnen deutlich getrennt. Untere bis obere Coblenzschichten. In Bezug auf den Bau des Schlosses und die äussere Form bildet die Untergattung einen vollkommenen Uebergang zwischen den glatten Gosseletien (Gr. d. @. devonica) und der im Folgen- den beschriebenen Cyrtodonta. 126 Aviculidae. Ambonychiinae. [324] Gosseletia (Cyrtodontopsis) Kayseri FREcH. Taf. XI, Fig. 1—3. ? Gosseletia ? Kayseri Frecn bei Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. 8, f. 6. Die Höhe der Muschel beträgt am Hinterrande 2,8— 3, die Länge 6°". Cyrtodontopsis Kayseri, welche im Aeusseren einer grossen Modiola gleicht, ist die typische Art und zugleich auch die einzige, von der hinlängliches Material vorliegt. Die Schale erscheint in der Wirbelgegend verschmälert; von hier aus ver- läuft eine flache Aufwölbung nach unten und hinten. Ein eigent- licher Kiel fehlt vollständig. Die Schale ist mit schwachen con- centrischen Anwachslinien bedeckt. Die beiden Klappen sind gleichmässig gewölbt. Dieselben sind weniger dickschalig, als bei den vorher beschriebenen Arten. Die Ligamentarea ist bei ausgewachsenen Exemplaren 4°“ lang und 4”“ hoch; der ziemlich grosse, hintere Muskeleindruck liegt unmittelbar unter dem Schlossrande. Der vordere Muskel- eindruck ist etwa halb so gross, schwach eingesenkt und unmittel- bar unter dem Vorderende des Schlosses gelegen. Der die beiden Muskeln verbindende Manteleindruck verläuft in geringer Ent- fernung (4—5”") vom Unterrande parallel zu demselben. Man zählt 6 Schlosszähne in der rechten Klappe (bezw. in dem Ab- druck der linken) und 5 Schlosszähne in der linken (bezw. in dem Abdruck der rechten). In dem rechten Schloss stossen der erste und dritte Zahn, die am kräftigsten ausgebildet sind, am oberen Theile zusammen und bilden so einen Bogen, in dem der zweite kleinere Zahn liegt. Der 4. und 5. Zahn sind schmal, der sechste ist gerundet. Im linken Schloss convergiren der erste und dritte Zahn; der innerhalb des Bogens liegende zweite Zahn ist ziemlich breit, keilförmig und undeutlich gespalten. Am hinteren Ende der Ligamentarea beobachtet man in einiger Ent- fernung vom Schlosse in jeder Klappe zwei parallele Seitenzähne, von denen der oben gelegene der kürzere ist. Ich sammelte Gosseletia Kayseri in den oberen Coblenz- schichten am Eisenbahndamm bei Miellen zwischen Ems und [325] Gosseletia. 127 Oberlahnstein 1). Herr Professor KAYsEr hat mich auf diesen überaus reichen Fundpunkt devonischer Zweischaler aufmerksam gemacht. Ausserdem liegen 8 Exemplare aus der Gegend von Ems in der geologischen Landesanstalt und im Berliner Museum. Gosseletia (Cyrtodontopsis) quarzitica nov. sp. Taf. XIV, Fig. 1. Aus dem die oberen Ooblenzschichten unterlagernden Coblenz- quarzit stammt die rechte Klappe einer Gosseletia, die der vorher be- schriebenen Form nahe steht, jedoch in einigen leicht wahrnehmbaren Merkmalen abweicht. Die Schale ist wesentlich kürzer und unter dem Wirbel verhältnissmässig höher; die Zähne sind kürzer und im allgemeinen schwächer entwickelt. Die Schlosszähne sind auf Gosseletia quarzitica nov. sp. Steinkern der Schale und Abdruck des Schlosses (letzteres vergr.). Coblenzquarzit. Bienhornthal bei Coblenz (Coll. Schwerd). dem Steinkern durch die Ausfüllung des unter dem Wirbel ge- legenen Hohlraumes etwas verdeckt, während sie bei der typischen Art um beinahe 1/g°® hervorragen. Die (nicht ganz deutlich er- !) Zwei mit der Etikette » Niederlahnstein« versehene Stücke (Fig. 1, 2) stammen entweder ebenfalls von Miellen oder aus der unmittelbaren Fortsetzung der dort anstehenden Schichten. Das Gestein ist genau dasselbe und enthält ebenfalls Spirifer carinatus Schnur, 128 Aviculidae. Ambonychiinae. [326] kennbare) Zahl der Schlosszähne ist geringer und der obere Seiten- zahn im Schloss der linken (= Steinkern der rechten) Klappe weniger kräftig. Die vorliegenden 4 Exemplare wurden von Herrn Dr. FoLL- MANN im Mühlthal bei Rhens, sowie im Bienhornthal bei Coblenz gesammelt und befinden sich z. Th. im Museum zu Halle, z. Th. in Privatsammlungen zu Coblenz. Gosseletia (Cyrtodontopsis) praecursor nov. sp. Taf. XIII, Fig. 4, 4a; Taf. XIV, Fig. 2. Der auf Taf. XIII, Fig. 4 abgebildete Abguss einer glatten Gosseletia steht zweifellos der vorher beschriebenen Gosseletia Kayseri überaus nahe, unterscheidet sich jedoch durch die ab- weichende Form des Umrisses. Der Öberrand ist wesentlich kürzer; dafür erscheint die Schale nach hinten unten zu ausge- dehnt und verbreitert, während sie bei @osseletia Kayseri hier zu- gespitzt ist. Zu derselben Art, wie der Abdruck, gehören wahrscheinlich zwei Steinkerne, die im gleichen Horizont (untere Coblenzschichten) an einem anderen Fundorte gefunden sind. Die Wölbung der Schale ist ebenfalls flach, und der Umriss des Steinkerns stimmt, soweit die etwas unvollständige Erhaltung zu erkennen erlaubt, Fig. 13. Gosseletia praecursor nov. sp. Steinkern. Untere Coblenzstufe, Daun. Coll, Forımann. [327] Gosseletia. 129 mit dem Abdruck überein. Der vordere Muskeleindruck tritt deutlich hervor. Die Anordnung der kräftigen Schlosszähne scheint ähnlich zu sein wie bei Gosseletia Kayseri; ihre Zahl dürfte 3—4 betragen. Die Seitenzähne sind wesentlich kürzer und, wie es scheint, zahlreicher als bei der genannten Art. Der Abdruck wurde von mir bei Daaden im Siegenschen ge- sammelt, die Steinkerne stammen aus den unteren Coblenzschichten von Stadtfeld bei Daun und befinden sich. im palaeontologischen Museum zu München sowie in der Sammlung des Herrn Dr. FOLLMANNn. Gosseletia (Cyrtodontopsis) Halfari nov. sp. Aus dem Hauptspiriferensandstein des Bocksberges (westliche Abdachung) liegt der untenstehend abgebildete Steinkern einer grossen Muschel vor, die sich zunächst an die vorher beschrie- bene Gosseletia quarzitica anschliesst. Man könnte die erstere für die Altersform der letzteren halten; jedoch deutet die erheb- liche Vorbiegung der Vorderseite auf eine specifische Verschieden- heit hin. Auch die nicht wnbeträchtliche Höhe der gestreiften Ligamentarea und der dem Oberrande parallel verlaufende Längs- kamm mag als Unterscheidungsmerkmal hervorgehoben werden. rn u u - — [en Gosseletia (Oyrtodontopsis) Halfari n. sp. ?/s der natürlichen Grösse. Hauptspiriferensandstein, Bocksberg (Westharz). Abh. IX, 3, 9 130 Aviculidae. Ambonychiinae. [328] Der Umriss der Muschel erinnert am meisten an Modiola oder ähnliche Formen, doch lässt das Vorhandensein einer hohen ge- streiften Ligamentarea keinen Zweifel betreffs der systematischen Stellung zu. An dem vorliegenden Exemplar bemerkt man eine deutliche Emporwölbung des Mitteltheils der Muschel. Der vordere Muskeleindruck und die Mantellinie sind ziemlich gut unterscheidbar. In Bezug auf das geologische Alter stimmt die rheinische Form mit der im Westharz vorkommenden überein. Coblenz- quarzit und Hauptspiriferensandstein sind im Wesentlichen homotax. Das einzige vorliegende Exemplar wurde von Herrn HALrAR, dem zu Ehren ich die Art benenne, gefunden und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Die Reconstruction des Um- risses beruht auf dem Vergleich mit Gosseletia quarzitica. Cyrtodonta Bıruoes !). Taf. IV. k 1859. Harr, Palaeontology of New-York, Vol. II, p. 270 und 523. 1884. Beusuausen, Oberharzer Spiriferensandstein. Diese Abhandlungen Bd. VI, H.1, p. 67. Die im Oberharzer Spiriferensandstein vorkommenden, neuer- dings zu Cyrtodonta gestellten Formen sind bisher bald in die Nähe von Pterinaea, bald in die Verwandtschaft von Arca versetzt worden, ohne dass man zu sicheren Ergebnissen gelangt wäre. Der Vergleich des Schlosses von Cyrtodonta mit dem von G@osse- letia (Cyrtodontopsis) Kayseri verbreitet mehr Licht über die Stellung der ersteren. Die eigenthümlichen, V-förmigen Schlosszähne, die für Cyrtodonta charakteristisch sind, finden sich auch bei @osseletia Kayseri. Allerdings ist der obere Bogentheil bei Gosseletia Kayseri weniger deutlich, so dass der Uebergang zu den parallelen Zähnen der typischen Gosseletien hierdurch vermittelt erscheint. Einige ) Der Name Cyrtodonta ist wohl der Bezeichnung Oypricardites CoxkAD vorzuziehen, einmal aus dem von Zrrrer hervorgehobenen nomenclatorischen Grunde, vor allem aber, weil Coxkap unter der Gattung Oypricardites ganz heterogene Dinge, wie Grammysia u. a. zusammengefasst hat, [329] Cyrtodonta. 131 weitere kleine Unterschiede lässt der zweite Schlosszahn erkennen, der im Abdruck des rechten Schlosses bei Gosseletia Kayseri zwei- fach, bei Cyrtodonta Beyrichi dreifach getheilt erscheint. Die Grundelemente des Schlossbaues sind jedoch dieselben. Die hinteren Schlosszähne und die Seitenzähne stimmen bei den ver- glichenen Arten überein; nur die Querfurchen der Schlosszähne fehlen bei Cyrtodonta. Eine weitere Aehnlichkeit von C'yrtodonta und Gosseletia Kayseri liegt in der geringen Grösse des vorderen Muskeleindrucks. Der- selbe ist bei Cyrtodonta flach, bei den meisten Arten von @osse- letia tief eingesenkt. @osseletia Kayseri steht auch in dieser Hin- sicht Cyrtodonta näher als die übrigen Formen. Die Ligamentarea ist bei den von BEUSHAUSEN abgebildeten, z. Th. auch von mir untersuchten Stücken nirgends erhalten; hingegen ist dieselbe mit vollkommener Deutlichkeit bei einem Exemplar des Münchener Museums oberhalb der Schlosszähne sichtbar. Die Streifen ver- laufen etwas schräg gegen den Schlossrand. Cyrtodonta steht nach dem Vorhergehenden der Gruppe der Gosseletia Kayseri so nahe, dass man an eine Vereinigung denken könnte. Doch würde in diesem Falle die Gattung einen zu er- heblichen Umfang gewinnen. Auch rechtfertigt das Vorkommen der eigenthümlichen bogenförmigen, ungefurchten Schlosszähne, sowie die geringe Entwickelung der Ligamentfläche eine Ab- trennung hinreichend, Cyrtodonta declivis A. ROEMER sp. Taf. IV, Fig. 2— 2b. BEUSHAUSEN beschreibt drei Arten: Oyrtodonta deelivis A. RoEM., Beyrichi BEUSH. und Kayseri BEUSH. !) aus dem »Hauptspiriferen- sandstein« des Kahleberges, der Schalke und des Bocksberges. Cyrtodonta Beyrichi, deren Originale ich im Berliner Museum untersucht habe, bildet eine wohlbegrenzte, durch den Besitz von 5 Schlosszähnen (davon zwei Hufeisenzähne) ausgezeichnete Form. ) cp 68—71. 9* 132 Aviculidae. Ambonychiinae. [330] Dagegen ist Cyrtodonta Kayseri, von der ein einziges Exemplar bekannt ist, wahrscheinlich nur ein verzerrter Steinkern von Cyrto- donta declivis. Der Schlossbau stimmt nach den Abbildungen ganz überein. Es liegen drei grössere und ein kleiner hinterer Schloss- zahn, sowie 2— 3 Seitenzähne in jeder Klappe (Taf. IV, Fig. 2). Die beiden vorderen Zähne der rechten Klappe sind oben ver- schmolzen und bilden ein V. Von den Seitenzähnen ist der obere kürzer, als der untere; zuweilen liegen zwischen Schloss- und Seitenzähnen noch kleinere Zahnleisten (Fig. 2a). Der Haupt- unterschied von Cyrtodonta Kayseri und declivis besteht in der schrägen Form des Umrisses bei der ersteren Art. Doch sind derartige Abweichungen bei unterdevonischen Formen meist durch Verdrückung zu erklären. Ein weiterer Unterschied scheint dann in der abweichenden Begrenzung des Unterrandes von Cyrto- donta Kayseri zu liegen. Doch ist dieser (bei Fig. 7), wie es scheint, ungenau ergänzt und könnte ebenso gut eine andere Be- grenzung erhalten, die der Figur mehr Höhe unter dem Wirbel verleihen würde. Vor allem bildet in Bezug auf die äussere Form das abgebildete Exemplar des Münchener Museums (Fig. 2b) einen wahren Uebergang zwischen Cyrtodonta declivis und Kayseri. Es liegen demnach zwei Arten vor: 1. Cyrtodonta declivis A. RoEM. (= Cyrtodonta Kayseri BEUSH.) 2. Cyrtodonta Beyrichi BEUSH. Hierzu kommt noch eine neue Form: 3. Cyrtodonta orbieularis nov. sp. Taf. IV, Fig. 3. Das einzige vorliegende Exemplar, ein Steinkern der rechten Klappe, ist nicht gerade günstig erhalten, jedoch unverdrückt; derselbe zeigt in der Form und in der Gestalt des Schlosses leicht wahrnehmbare Unterschiede von den beiden anderen Arten. Der Umriss der Muschel ist regelmässig oval und viel mehr gerundet als bei C. declivis und Beyrichi. Ferner ist die Art dünn- schaliger, und infolge dessen erscheinen die Schlossfläche, sowie [331] Byssopteria. 133 die auf derselben befindlichen Zähne wesentlich kleiner und niedriger, als bei den genannten Arten. Die Anordnung der Zähne ist, wie es scheint, ähnlich der bei Cyrtodonta Beyrichi beobachteten. Zwei Schlosszähne umfassen sich gegenseitig, ein dritter, einfacher, liegt hinter den beiden 1). Am Hinterende der deutlich gestreiften Ligamentarea liegen in der rechten Klappe 2, in der linken 3 schmale Seitenzähne. | Das Originalexemplar wurde am Schalker Teich im Spiriferen- sandstein von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelt und befindet sich in der technischen Hochschule zu Aachen. Byssopteria Harn 2). Die Gattung Byssopteria dürfte durch die Beschreibung Haur’s noch nicht hinlänglich begründet sein. Vor allem ist die Erhaltung der bisher gefundenen Exemplare zu ungünstig. Das Innere ist noch niemals beobachtet worden, doch deuten die äusseren Merkmale darauf hin, dass Byssopteria radiata HALL ®) zunächst mit Myalina verwandt ist. Formen wie Myalina Kayseri scheinen den Uebergang zu den typischen Mya- linen zu vermitteln. Auf die Aehnlichkeit mit den untersilurischen Ambonychien hat Ha .selbst hingewiesen. Jedoch macht das Fehlen von Seitenzähnen bei der zweifellos nahe verwandten Mya- lina Kayseri diesen Zusammenhang unwahrscheinlich. | Es ist sicher, dass die vorliegende neue Art mit der von Hau beschriebenen Byssopteria radiata verwandt ist. Byssopteria (?) semiplana nov. sp. ! Taf. XI, Fig. 8, 3a. Es liegt ein mit beiden Klappen erhaltenes Exemplar vor. Die rechte Schale ist ein wenig gewölbt, die linke flach. Vorder- 1) Die Zeichnung ist nicht vollkommen correct. 2) Diese und die beiden folgenden Gattungen können keiner der 6 Unter- familien zugerechnet werden. 3) Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 32, f. 21, 22, p. 252, 134 Aviculidae. Genera incertae sedis. [332] und Oberrand bilden wie bei Byssopteria radiata einen rechten Winkel. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen und breiten, flachen, unregelmässig gegabelten Radialrippen. Die Liga- mentarea ist nicht erhalten. Die Unterschiede von der Art des amerikanischen Oberdevon bestehen in der geschweiften Form des Unter- und Hinterrandes, in der flacheren Wölbung und der geringeren Grösse der Schalen. Ein Exemplar aus dem rheinischen Unterdevon ohne nähere Fundortsangabe in der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen. Nach dem Gestein könnte man am ehesten an untere Coblenzschichten denken. Palaeopinna Harr. Der Name Haur’s ist wenig glücklich gewählt, da keine wirk- liche Verwandtschaft mit Pinna besteht und auch die Aehnlichkeit der äusseren Form sehr gering ist. Die Gattung begreift grosse dünnschalige, radial gestreifte, wenig gewölbte, vorn klaffende Muscheln. Der Wirbel ist ganz nach vorn gerückt (noch mehr als bei Pteronites), die Vorderseite erscheint mehr oder weniger deutlich abgestutzt. Die Schlosslinie trägt eine schmale Ligament- area. Der hintere Flügel verläuft ohne Begrenzung in den Haupt- theil der Schale. Bei der einzigen europäischen Art zieht eine kräftige, auf der Innenseite gelegene Leiste diagonal vom Wirbel aus nach unten. Die Gattung ist auf das ältere Devon der nordamerikanischen ?) und rheinischen Devonprovinz beschränkt. Eine nahe Verwandt- schaft mit Byssopteria ist nicht zu verkennen. Bei den amerika- nischen Formen bildet die grössere Höhe der letzteren Gattung einen in’s Auge fallenden Unterschied. Für wesentlicher möchte ich das Vorhandensein der diagonalen Innenleiste halten. !) Oriskany sandstone und Upper Helderberg, etwa dem mittleren und oberen Unterdevon entsprechend. Auch die amerikanischen Arten gehören zu den grössten Seltenheiten, Be [333] Palaeopinna. Pachypteria. | 135 Palaeopinna gigantea KrRANTZ sp. Taf. XIV, Fig. 10. Pterinaea gigantea Krauız, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins d. preuss, Rheinlande 1857, p. 159, t. 10, f. 1. Die Höhe des Originalexemplars beträgt 10%, der Oberrand ist unvollkommen erhalten und dürfte ungefähr dieselbe Länge besessen haben. Die Radialstreifen alterniren unregelmässig und werden von feinen Anwachslinien durchschnitten. Auf der ab- gestutzten Vorderseite, deren Begrenzung nicht sonderlich deutlich ist, biegt sich der Unterrand ein wenig vor. Das Originalexemplar ist ein Abdruck der rechten, flachen, nur am Wirbel wenig ge- wölbten Schale. Bei den amerikanischen Arten ist die linke Klappe etwas stärker gewölbt. Die Ligamentarea ist 3"" hoch und schimmert durch. Die diagonale Leiste im Inneren ist 3— 4" breit und 3°” lang. Die Art ist bisher nur in der Siegener Grauwacke des Menzen- berges gefunden. Ausser dem in der Sammlung des naturhisto- rischen Vereins zu Bonn befindlichen Originalexemplar habe ich noch ein ebenfalls von KRAnTz am gleichen Fundorte gesammeltes Stück gesehen, das im British Museum (Natural History) aufbe- wahrt wird. Pachypteria or Kon. Pachypteria (?) vetusta BEyYRIcH msecr. Taf. VII, Fig. 9—9b. Die ältesten, sicher bestimmbaren Austern sind im Muschel- kalk gefunden worden; Praeostrea BARR. aus, dem böhmischen Obersilur ist ein ganz zweifelhaftes Gebilde. Hingegen hat DE KonincKk eine Muschel des belgischen Kohlenkalkes, die einer devonischen Art ähnlich ist, zuerst als Ostrea, später als neues Aviculidengenus Pachypteria !) beschrieben. 1) Faune du calcaire carbonifere V, (1885), p. 201, t. 40, f.1—5. 136 Aviculidae. Genera incertae sedis. [334] Die letztere wurde im Jahre 1835 von BEYRICH im oberen Mitteldevon von Villmar gefunden und in den Beiträgen zur Kenntniss der Versteinerungen des rheinischen Uebergangsge- birges (I)!) als Ostrea kurz erwähnt. Die betreffende Etikette trägt den Manuscriptnamen Östrea vetusta. Leider ist das kleine Exemplar bisher das einzige seiner Art geblieben; auch die bel- gische Form ist nur unvollkommen bekannt. Man muss daher darauf verzichten, an Pachypteria Erörterungen über eine eventuelle Abstammung der Ostreiden von den Aviculiden zu knüpfen. Das kleine vorliegende Exemplar ist dickschalig, im Umriss gerundet und ungleichklappig; die grössere, stärker gewölbte Schale ragt mit der Spitze über die andere vor. Die Oberfläche ist mit unregelmässigen Runzeln und Anwachsstreifen bedeckt und zeigt keine Andeutung von radialer Sculptur. Am Wirbel klafft die Muschel (wie Pachypteria 1. e. t. 40, f. 3). Der Rand zeigt jedoch nur die zahlreichen Schichten der dicken Schale; von Zähnen oder von einer Ligamentfläche ist — vielleicht infolge mangelhafter Erhaltung — nichts sichtbar. Das Klaffen der Schalen auf der Vorderseite deutet vielleicht auf das Vorhandensein eines Byssus.hin, ein Merkmal, das entschieden für die Aviculiden sprechen würde. Unter dem Wirbel der grossen Klappe findet sich eine Auf- biegung der Schalschichten, so dass man hier eine Ligamentgrube wie bei ÖOstrea vermuthen könnte. Das Innere der Muschel ist unbekannt. Pachypteria wurde von DE KonInck auf Grund des Vor- handenseins eines geraden Schlossrandes (der der vorliegenden Art fehlt) zu den Aviculiden gestellt. Noch mehr erinnert an die fragliche Gattung der deutliche Eindruck, welchen der Mantelsaum im Inneren der Schale zurückgelassen hat. Trotzdem pE Konınck das Vorhandensein eines geraden Schlossrandes als wesentlich für Pachypteria anführt, ist derselbe auf seinen Abbildungen gar nicht oder nur unvollkommen erhalten. An der devonischen Art ist der Oberrand gerundet. 1) Berlin 1837, p. 16, ee ee rei [335] Myalinoptera. 137 Man würde Pachypteria als eine Zwischenform der Austern und Aviculiden auffassen können, wenn die Combination des deut- lichen Mantelsaums (Pachypteria nobilissima DE Kon.) bezw. des geraden Schlossrandes mit einer Ligamentgrube am Wirhel (P. vetusta) zweifellos festgestellt wäre. Weitere Aufschlüsse sind nur von der Auffindung besser erhaltener Exemplare zu erwarten. VI. Myalininae. Myalinoptera nov. gen. Typus: Avieula erinita A. RoEMER. Taf. XI. Der Umriss ist oval, die Vorderseite gerade abgestutzt, die beiden Klappen sind stark gewölbt und mit feinen Streifen bedeckt. Auf der Vorderseite befindet sich in beiden Schalen ein deut- licher Byssusausschnitt; zwischen demselben und dem Wirbel liegt in der rechten Klappe ein gerundetes kleines Ohr, das in der linken Klappe kaum angedeutet ist. Ein hinteres Ohr ist nur undeutlich abgegrenzt. Die Ligamentfläche entspricht ungefähr der Länge des Oberrandes. Der äussere Umriss erinnert am meisten an einige ini folgen- den neu beschriebene Myalinen, Myalina ceircularis nov. sp. und Myalina Kochi nov. sp. Doch ist die Ligamentfläche von Myali- noptera wie bei Avicula entwickelt. Eigenthümlich für die neue Gattung ist die Gestaltung der Vorderseite unter dem Wirbel, die ungleiche Entwickelung des Ohres und das Vorhandensein eines, auch in dem Verlauf der Anwachsstreifen deutlich ausge- prägten Byssusausschnitts. Die Gattung steht Myalina und Byssopteria nahe. Die einzige bisher beschriebene Art, welche Myalinoptera erinita näher steht, ist Pterinaea striatocostata GIEBEL bei BARROIS 138 Aviculidae. Myalininae. [336] Faune du calcaire d’Erbray, t. 10, f.8—8e. Zu Pterinaea kann die Art schon deshalb nicht gehören, weil die beiden Klappen gleichmässig convex gewölbt sind. Die allgemeine Form stimmt mit Myalinoptera erinita überein, nur ist in der linken Klappe ein vorderes Ohr noch angedeutet und in der rechten Klappe der Vorderflügel umfangreicher als bei der oberdevonischen. Auch im übrigen erinnert die ältere Art in der äusseren Form mehr an Avicula; man darf somit folgern, dass Myalinoptera striatocostata sich von irgend einer feingestreiften Avicula abge- zweigt habe, und dass Myalinoptera erinita eine eigenartiger diffe- renzirte Form dieser Reihe darstellt. Myalinoptera erinita A. ROEMER sp. Taf. XI, Fig. 1— 7A. Avicula crinita A. Roemer, Versteinerungen des Harzgebirges, p. 21, t. 6, f. 8. Pierinaea crinita Cuarse, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 369. Die Schale ist annähernd gleichklappig, beiderseits stark ge- wölbt, nach vorn steil abfallend. Ein Kiel ist nicht vorhanden, das hintere Ohr erscheint kaum abgesetzt. Der Umriss der Schale ist ziemlich regelmässig oval gerundet, nur der Wirbel ragt etwas vor. Die ganze Oberfläche ist mit Anwachsstreifen und sehr feinen, regelmässigen Radiallinien bedeckt. Auf der Vorderseite folgt zunächst dem Wirbel ein Vorsprung des Schalenrandes und sodann eine Ausbuchtung für den Byssus. Der Schlossrand wird von einer langen, vollkommen geraden und verhältnissmässig hohen Ligamentarea gebildet, die mit parallelen Streifen bedeckt ist. Zähne fehlen vollständig. Bemerkenswerth ist die ungleiche Höhe, welche die Ligament- area bei annähernd gleich grossen Exemplaren besitzt (Fig. 1a, b). Das Fig. 5 abgebildete Exemplar ist im Umriss runder als die übrigen und stellt vielleicht eine besondere Varietät dar. Zahlreiche Exemplare aus dem unteren Oberdevon von Grund in den Museen von Berlin und Halle, Clausthal sowie in der Sammlung des Verfassers. Da 1 ua (ul Ze TEN GERN EN Rn en} Ban 2 58 72 2 u Zu Sa 1 A nn 1 1 Zi ea Zn 2 1 Zn 0b 2 ZA A a ai m nn u u mul 10 A m u ya, nl a dh ZEN [337] Myalina. 139 Myalinoptera alpina nov. gen. nov. sp. Taf. XVII, Fig. 1, la. Abgesehen von den beiden erwähnten Arten findet sich im Unterdevon, und zwar im Riffkalk des Wolayer Thörls (Karnische Alpen) noch eine dritte Form, welche sich durch die Kürze des ÖOberrandes bei gleichzeitiger Ausbreitung der Schale nach unten auszeichnet. Der steil abfallende Vorderrand der allein vorliegenden linken Klappe ist eingebogen und das dort befindliche Ohr von geringer Grösse. Die Sculptur stimmt im wesentlichen mit M. striatocostata überein. Die eigenthümliche Verbreitung der Gruppe im Unter- und Oberdevon und ihre Beschränkung auf Korallen- bildungen ist bemerkenswerth. Das einzige vorliegende Exemplar habe ich bei Gelegenheit meiner geologischen Aufnahmen in den Karnischen Alpen 1889 gesammelt. Myalina or Kon. Tafel XV, XVI, XVI. Mytilus auct. Mytilarca Har. Plethomytilus Haut. Die äussere Form erinnert an Mytilus. Ein hinteres Ohr ist zuweilen schwach angedeutet. Oberfläche meist nur concentrisch, seltener radial gestreift oder mit eigenthümlichen Ornamenten (M. ornata) versehen. Die hohe und langgestreckte, deutlich ge- streifte Ligamentfläche sowie die Ungleichheit der-Schalen weisen auf nahe Verwandtschaft mit den palaeozoischen Aviculiden hin. Ebenso erinnert die Form und Vertheilung der Muskeleindrücke an Pterinaea und Gosseletia, nicht an Mytilus. Der vordere (selten der Beobachtung zugängliche) Muskeleindruck ist einfach, klein und tief eingesenkt. Öbersilur. Devon. Kohlenkalk. 140 Aviculidae. Myalininae. [338] Für ganz übereinstimmende Muscheln aus dem amerikanischen Devon hat Haus, die Gattung Mytilarca aufgestellt 1), welche eben- so wie Myalina sehr mannigfache Formen umfasst. Die als Sub- genus Plethomytilus bezeichneten Arten entsprechen am genauesten der Gattung Myalina im Sinne von DE KONINCK und SANDBERGER; es sind gewölbte Muscheln mit concentrischen Anwachsstreifen; ein Kiel findet sich niemals angedeutet. Die Ligamentfläche ist geradlinig und verhältnissmässig hoch, nur selten (ähnlich wie bei Myalina rhenana) etwas länger gestreckt. Unter der Ligamentarea fällt die Schale unmittelbar ab, Zähne fehlen. Eine glatte Schloss- fläche wie bei Mytilarca chemungensis HALL?) ist ebenfalls nicht vorhanden. In diese Gruppe gehört die Mehrzahl der bekannten Arten. Hiervon sind diejenigen Formen abzutrennen, bei denen unter der Ligamentarea noch eine glatte oder mit Zähnchen ver- sehene Schlossfläche liegt. In der äusseren Gestalt sind die hier- her gehörigen Arten ausgezeichnet durch einen scharfen, dem Vorderrande parallelen Kiel, von dem aus die Schale steil nach vorn abfällt. Den Typus bildet Pterinaea bilsteinensis F. ROEMER, die ein zahnloses Schloss besitzt und daher nicht, wie BARROIS annahm, zu Gosseletia gerechnet werden kann. Einen Uebergang zu der ersten Gruppe stellt Myalina chemungensis HALL dar, die eine gleichmässig gerundete Oberfläche und ausserdem kleine Zähne aufweist. Wer auf die Unterschiede der äusseren Form grossen Werth legt, könnte für die Gruppe der Myalina bil- steinensis den Harr’schen Namen Mytilarca beibehalten; allerdings sind unter demselben auch einige zur ersten Gruppe gehörige Formen einbegriffen. Zu einer dritten Gruppe gehören einige neue Formen. Das augenfälligste Merkmal ist die radiale Berippung der Oberfläche. Ein stumpfer Kiel ist vorhanden; die Schlossfläche unter dem Wirbel ist glatt. Der vordere Muskeleindruck ist klein und tief !) Vergleiche besonders Palaeontology of New-York, Vol. V, Part. I (Lamelli- branchiata ]), t. 30 — 33. Ya 2) 1.e. t. 32, f. 10. PET N SE A ER [339] Myalina. 141 eingesenkt. Diese Gruppe bildet den Uebergang zu G@osseletia bezw. der zweifelhaften Byssopteria. Die palaeozoischen Myalinen sind vielfach, so noch neuer- dings von BARRANDE als Mytilus beschrieben worden. Jedoch besitzt z. B. Myalina confraterna BARR. sp. (Unterdevon F, von Konieprus) eine breite, gestreifte und ziemlich hohe Ligament- fläche, unterhalb deren, wie bei manchen Arten von Mytilarca, zwei kleine Seitenzähne stehen (Taf. XVII, Fig. 9). a) Myalina s. str. (Gruppe der Myalina rhenana nov. sp.) = Plethomytilus Haur. Myalina eireularis nov. sp. Taf. XV], Fig. 1. Höhe 3,8°, Breite ca. 3”. Die Schale ist, abgesehen von dem spitz vorragenden Wirbel, gerundet und, wie es scheint, nur mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Die Wölbung ist gleichmässig und sehr flach. Der vordere Muskeleindruck liegt, wie es scheint, ziemlich weit unterhalb des Wirbels. Die Schale ist an dieser Stelle stark verdickt und zeigt keinerlei Andeutung von Zähnen. Die Ligamentarea ist 3”®= hoch, kurz und mit deut- lichen horizontalen Streifen bedeckt. Obere Coblenzschichten !) Coblenz. Ein Exemplar in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Am nächsten verwandt ist die rheinische Art mit Myalina oviformis CONRAD sp.?) aus der Hamilton group des Staates New-York. Insbesondere findet sich bei beiden Arten eine kurze und hohe Ligamentarea. Die europäische Art ist im allgemeinen breiter und besonders in der Wirbelgegend mehr äbgerundet. !) Die Etikette trägt die Bezeichnung »Unterdevon«. Verschiedene in dem- selben Stück enthaltene Exemplare von Spirifer paradozus gehören der für die oberen Coblenzschichten bezeichnenden Mutation an. 2) Mytilarca (Plethomytilus) oviformis Haun, Palaeontology of New - York, Vol. V, 1,.p. 255, t. 31, f£1—8, t. 87, f. 8. 142 Aviculidae. Myalininae. [340] Myalina Justi nov. sp. Taf. XVII, Fig. 7, 7a. Die Myalinen mit langer Schlosslinie und annähernd quadra- tischem Umriss gehen, wie M. Justi und die folgenden Arten be- weisen, bis in das Oberdevon hinauf. Aus dem Mitteldevon ist Be bisher noch nichts hierher gehöriges bekannt geworden. Die Aehnlichkeit des Umrisses zwischen der in Rede stehenden und der vorher beschriebenen Form ist auffällig. Der Unterschied beruht im Wesentlichen auf der Höhe der Wölbung, die, wie Fig. 7a erkennen lässt, bei der vorliegenden Art (im Gegensatz zu Myalina circularis) ziemlich ausgeprägt ist. Ferner ist die Dicke der Schale und somit auch die Höhe der Ligamentfläche bei der unterdevonischen Art erheblicher als bei der in Rede stehenden. Auf der ziemlich steil Hfsllonden Vorderseite befindet sich im Innern der Schale eine Furche, die am Steinkern als Leiste deutlich hervortritt. Unterhalb derselben liegt dicht am Wirbel der Eindruck des vorderen Muskels. Das einzige vorhandene Exemplar wurde von Herrn Just im unteren Oberdevon am Winterberg bei Grund gefunden. Myalina (?) acuta MÜNSTER sp. Inoceramus acutus Münster, Beiträge III, p. 49, t. 10, f. 4. Ein von MÜnsTER bestimmtes Stück des Berliner Museuns, vielleicht das Originalexemplar, gehört wohl in die Verwandtschaft der soeben beschriebenen, sicher zu Myalina gehörigen Art. Die äussere Form ist die gleiche; jedoch ist die in Rede stehende Art weniger hoch, und ihr Wirbel ragt weit vor. Allerdings ist die Gattungsbestimmung unsicher, da das Schloss nicht erhalten ist und Lunulicardien von ähnlichem Umriss im Oberdevon vor- kommen. Die Art kommt im Clymenienkalk von Schübelhammer im Fichtelgebirge vor. [341] Myalina. 143 Myalina Kochi nov. sp. Taf. XV, Fig. 1. Zunächst an Myalina eircularis schliesst sich eine weitere ober- devonische Form an. Allerdings erscheint die Aehnlichkeit auf den ersten Blick geringer, jedoch ist das sonst vortrefflich erhaltene Originalexemplar von Myalina Kochi vorn und unten etwas ver- drückt, sodass der Umriss in Wirklichkeit grössere Rundung zeigt. Die Wölbung ist verhältnissmässig bedeutend. Die Ober- fläche ist mit sehr deutlichen, scharf eingeschnittenen Anwachs- streifen versehen, die Ligamentarea sehr kurz, wie bei Myalina oviformis HaLL sp. In dem äusseren Umriss erinnert die vor- liegende Art an Mytiarca (Plethomytilus) Knappi HALL aus der Hamilton group von New-York. Jedoch besitzt diese Form eine längere Ligamentarea. Das vorliegende, in natürlicher Grösse abgebildete Exemplar stammt aus dem rothen Goniatitenkalk (wahrscheinlich des unteren Oberdevon) von Oberscheld und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Dasselbe wurde von dem verstorbenen Landes- geologen ©. KocH gesammelt. Ein zweites, kleineres Exemplar stammt aus den schwarzen Kalken des unteren Oberdevon von Bicken und stimmt trotz seiner um das dreifache geringeren Grösse in der Form gut mit dem Oberschelder Stück überein. Jedoch ist wiederum bei dem Bickener, in Göttingen befindlichen Stück die Oberfläche so mangelhaft erhalten, dass eine vollkommen sichere Bestimmung nicht möglich erscheint. Myalina solida MAURER. Myalina solida Maurer, Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon (1886) p. 13. Die Art bildet, was die äussere Gestalt betrifft, den Ueber- gang von den breiten zu den langgestreckten Formen und steht Myalina Kochi bezw. Myalina Beushauseni am nächsten. Der Umriss ist oval, der Wirbel ragt nur wenig vor. Die Vorderseite fällt 144 Aviculidae. Myalininae. [342] steil ab, der Steinkern ist hier concav eingebogen. Die gestreifte Ligamentarea ist kurz und niedrig, die Anwachsstreifen der Öber- fläche sind wenig ausgeprägt. Fig. 15. Myalina solida Maurer. Wachsabguss des Originalexemplars 1:1, Untere Coblenzschichten. Nellenköpfehen bei Coblenz. Das Originalexemplar, welches mir von Herrn MAURER freundlichst zugesandt wurde, stammt aus der Zweischalerfacies der unteren Coblenzschichten (= Haliseritenschiefer MAURER) vom Nellenköpfchen bei Ehrenbreitstein. Myalina rhenana nov. sp. Taf. XVI, Fig. 13— 13ec. x Höhe 2,2°®, Breite 1,8. Die Muschel hat einen kreis- förmigen Umriss, jedoch springt der Wirbel weit vor. Die Oberfläche ist glatt, nur mit der Lupe erkennt man feine Anwachsstreifen. Die linke Schale ist stärker gewölbt als die rechte. Auf der Vorderseite liegt unter dem Wirbel eine Ein- buchtung, in deren Grunde sich ein schmaler Byssuseinschnitt befindet. Der Oberrand der Schale ist gerade, die darunter liegende Ligamentarea verhältnissmässig lang (1,2° und 1,5"® hoch). Schlosszähne fehlen vollständig. Die Ligamentarea klafft nach aussen weit; am hinteren Ende derselben erscheint ein kurzer, kaum bemerkbarer Seitenzahn. Der vordere Muskeleindruck ist klein und liegt dicht unter dem Wirbel, der hinten befindliche Eindruck ist nicht wahrnehmbar. Durch den weit vorspringenden Wirbel und die lange Area unterscheidet sich die neue Art von allen verwandten Formen. DZ u u a en 2 45 m, Fe atL a Ze zu [343] Myalina. 145 Vorkommen: Im Mitteldevon von Paffrath; nach dem Ge- stein oberster Stringocephalenkalk. Zwei doppelklappige Exemplare in der geologischen Landes- anstalt. Myalina Beushauseni nov. sp. Taf. XVI, Fig. 16, 16A. Die Schale ist verlängert und stark gewölbt; der höchste Punkt der Wölbung ist dem Wirbel genähert. Der gewölbte Theil verläuft vom Wirbel aus geradlinig nach unten und fällt nach vorn steil ab. Die Oberfläche erscheint glatt, kaum erkennt man mit der Lupe einige Spuren von Anwachsstreifung; ausser- dem beobachtet man nahe dem Rande feinkörnige, unregelmässige, _ quer gegen die Anwachsringe gerichtete Radialfurchen, die der von SANDBERGER !) abgebildeten Sculptur vergleichbar sind. Obwohl das Innere nicht bekannt ist, lässt doch die äussere Form, vor allem das Vorhandensein eines geradlinigen Oberrandes die Zurechnung zu Myalina durchaus gesichert erscheinen. Ein Exemplar aus dem Mitteldevon der Eifel (ohne nähere Bestimmung) in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Am nächsten verwandt ist Myalina gibbosa HALL sp. ?) aus der Chemung group des Staates New-York. Den wesentlichsten Formunterschied bildet der geradlinige Oberrand bei der euro- päischen Art. Auch zwei der von SANDBERGER beschriebenen Arten, Myalina fimbriata?) und crassa*) stehen Myalina glabra nahe, unterscheiden sich jedoch hinlänglich durch die äussere Form. Bei beiden ist die für Myalina bezeichnende Ligamentarea beob- achtet. Die eigenthümliche Oberflächensculptur erinnert in etwas an Myalina ornata (vergl. unten). 1) Sunpgerser, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, t. 29, f. 116. 2) Harz, Palaeontology of New-York, Vol. V, 1, p. 262, t. 33, f. 20, t. 87, £. 7. 8) SANDBERGER, 1. c. p. 280, t. 29, f. 11. “1. c p. 281, t. 29, £. 12. Abh. IX, 3. 10 146 Aviculidae. Myalininae. [344] Myalina tenuistriata SANDBERGER. Myalina tenuistriata Sıspeercer, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 280, t. 29, f. 10, 10a. Die SANDBERGER’sche Art erinnert in der äusseren Form am meisten an Myalina Beushauseni; allerdings sind die scharfen Winkel, welche die beiden Figuren aufweisen, in Wirklichkeit wohl kaum vorhanden. Wenigstens fehlen dieselben bei den vorliegenden Fig. 16. Myalina tenuistriata SaspsERGEr. ÖOberdevon. Sessacker bei Oberscheld. Copie nach Sınpgerser, Verst. Nass., t. 29, f. 10a. Exemplaren. Auch die feinen Radialstreifen, welche auf der oben- stehend wiedergegebenen Figur SANDBERGER’s die ‚Schalenober- fläche völlig bedecken, sind bei den vorliegenden Exemplaren nicht ganz so regelmässig ausgebildet. Doch kann betreffs der Bestim- mung ein Zweifel nicht obwalten, um so mehr, als die unter- suchten Stücke des Berliner Museums ebenfalls aus dem unteren Oberdevon (rother Eisenkalk) von Sessacker bei Oberscheld stammen. Myalina prisca GoLDFUSss sp. Taf. XVI, Fig. 12. 1840. Mwytilus priscus GoLpruss, Petr. Germ. II, p. 234, t. 160, f. 13. Der Umriss der Muschel ist bei dem abgebildeten Exemplar regelmässig keilförmig, nur der Oberrand erscheint hinter dem Wirbel ein wenig vorgebogen. Am Unterrande ist der hintere Theil der Schale etwas ausgebreitet. Die Muschel erscheint hinter dem Wirbel am stärksten "gewölbt und verflacht sich gleichmässig nach dem Unterrande zu. Die Oberfläche ist mit feinen aber | deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. [345] Myalina. 147 Das Schloss ist zwar bei dieser Art ebenso wenig wie bei der vorher beschriebenen bekannt, doch lässt die Uebereinstimmung der Form mit Myalina crassa SANDB. die Gattungsbestimmung ge- sichert erscheinen. Den wesentlichsten Unterschied bildet die Dick- schaligkeit der SANDBERGER’schen Art. Die sämmtlichen hierher gehörigen Formen sind, wie schon GoLpruss hervorhob, im rheinischen Mitteldevon überaus selten. Von der beschriebenen Art konnte ebenfalls nur ein einziges, im Berliner Museum befindliches Exemplar von Gerolstein untersucht werden. Myalina Beyrichi nov. sp. Taf. XV; Fig. 14—14b. Der Umriss der Schale stimmt mit Myalina prisca fast völlig überein, doch ist die neue, ziemlich dickschalige Art mehr ge- dreht. Der Vorderrand ist concav aufgebogen (Fig. 14a), während derselbe bei Myalina prisca geradlinig verläuft. Der Oberrand der Schale verflacht sich allmählich, während derselbe bei Myalina prisca steil abfällt. Die Anwachsstreifen sind kräftig entwickelt und sogar noch auf dem Steinkerne wahrnehmbar. Die Ligamentarea konnte nicht freigelegt werden, doch lässt die äussere Form keinen Zweifel an der Zugehörigkeit zu Myalina. Das Originalexemplar wurde im Jahre 1835 von BEYRICH im rothen Goniatitenkalk (Unteres Oberdevon) von Sessacker bei Ober- scheld gesammelt und auch bereits als neue Art erkannt (mser.), jedoch nicht mit Namen belegt. Berliner Museum. Myalina Klockmamni nov. sp. "Taf. XVII, Fig. 14. Die Muschel steht Myalina villmarensis in Bezug auf die Kürze des Schlossrandes und die verlängerte Form nahe, unterscheidet - sich jedoch durch die Verbreiterung der Schale am Unterrande. Sie erinnert in dieser Hinsicht sehr an Myalina chemungensis 10* 148 Aviculidae. Myalininae. [346] Harz sp.!) aus dem mitderen Oberdevon von New-York, eine Art, die ebenfalls durch die Kürze des Schlossrandes ausgezeichnet ist. Die Vorderseite der Harzer Art fällt steil ab, die Oberfläche ist mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Das einzige vorliegende Exemplar wurde im unteren Ober- devon von Rübeland durch Herrn Just in Zellerfeld gefunden. Vom gleichen Fundort beschreibt A. ROEMER ?) eine Myalina bodana, die jedoch in der äusseren Form von Myalina abweicht und nach CLARKE zu Modiomorpha zu stellen ist. Myalina villmarensis nov. sp. Taf. XVII, Fig. 4—4b. Die Schale ist stark in die Länge gezogen, Vorder- und Hinterrand verlaufen annähernd parallel. Der Vorderrand fällt steil ab, die Anwachsstreifen sind kräftig ausgebildet, die Liga- mentarea ist, entsprechend dem allgemeinen Umriss, sehr kurz. Das Originalexemplar stammt aus dem Stringocephalenkalk von Villmar und befindet sich im Berliner Museum. Von der ebenfalls dort vorkommenden Myalina fimbriata SANDB. unter-- scheidet sich die neue Art durch geringere Breite, geradlinigen Verlauf der Wölbung sowie durch das Fehlen der eigenthümlichen Öberflächenseulptur. Im Umriss kommt Myalina villmarensis der amerikanischen Myalina umbonata HALL?) nahe. Myalina ornata A. RoEMER. Taf. XVII, Fig. 13— 13C. Myalina ornata A. Roemer, Palaeontographica IX (Beiträge ete. II), t. 2, f. 12a, b, Crirke l. c. p. 373. Die Art erinnert in der Form an Myalina villmarensis, zeigt jedoch eine ausgesprochene Zuspitzung in der Wirbelgegend. Die 1) 1. c. p. 258, t. 32, f. 8—14. ?) Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges IV, p. 162, t. 25, f. 11. Oxanee, lc. p. 875. 3) 1.c. 1.32, f. 1-7. ee a ln an 2 1a u [347] Myalina. 149 jungen Exemplare besitzen einen annähernd symmetrischen Um- riss (Fig. 13), bei erwachsenen biegt sich die Spitze nach vorn (Fig. 13a). Abgesehen von den Anwachsstreifen ist die Schale mit unregelmässigen, welligen Furchen bedeckt (Fig. 13c, Ver- grösserung), die in mancher Hinsicht an die Oberflächensculptur von Myalina fimbriata SANDB. erinnern. Die Ligamentfläche soll nach der Angabe A. RoEmER’s bis zur halben Höhe der Schale hinabreichen, ein Merkmal, das an den vorliegenden Stücken nicht wahrnehmbar ist. Vielmehr zeichnet sich die Ligamentarea durch Kürze aus. Der hintere, gerundete Muskeleindruck ist auf einem Steinkerne wahrnehmbar. 7 Exemplare aus dem unteren Oberdevon von Grund und Rübeland in dem Museum zu Halle und den Clausthaler !) Samm- lungen. Myalina ornata A. RoEMER var. nov. lata. . : Taf. XVI, Fig. 8—8B. Die Form steht in Bezug auf Länge der Ligamentarea, Wölbung und Oberflächensculptur der vorher beschriebenen überaus nahe, nur ist der Umriss mehr gerundet und der untere Theil der Schale wesentlich breiter. Da Zwischenformen nicht bekannt sind, glaube ich die vorliegende Form wenigstens als Varietät ansehen zu müssen. Die scheinbare Verschiedenheit der Sculptur beruht auf ungleichmässiger Verwitterung sowie auf der schematisirten Be- handlung von Fig. 8B. 2 Exemplare aus dem unteren Öberdevon von Grund im mineralogischen Museum zu Halle. Wahrscheinlich ist das von CLARKE (l. c. p. 273) als Myalina cf. oviformis CoNRAD 2) be- schriebene Stück mit der abgebildeten Varietät identisch. Eine gewisse Aehnlichkeit ist zwischen der in Rede stehenden Form und der amerikanischen Art vorhanden, doch fallen die Unter- schiede in der äusseren Form und Sculptur sofort in’s Auge. !) Ein Exemplar von Myalina ornata befand sich mit Myalina intumescens zu- sammen auf demselben Klötzchen. Die Etiquette A. Rosmer’s gab den letzteren Namen an. 2) Hau, 1. c. t. 31, p. 256, 150 Aviculidae. Myalininae. [348] b) Gruppe der Myalina bilsteinensis F. RoEMmER sp. — Mytilarca Ha ex parte. Myalina bilsteinensis F. ROEMER sp. Taf. XV, Fig. 3—4a; Taf. XVI, Fig. 9—10. 1844. Pterinaea bilsteinensis F. Roemer, das rheinische Uebergangsgebirge p. 77, t.6, f£.1a,b,c,d. 1881. Gosseletia bilsteinensis C. Barroıs, Terrains anciens des Asturies et de la Galice p. 275. 1885. » » Forrmans, Verhandlungen des naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande und Westfalens, p. 209, 210. Die Art ist die grösste Myalina des Devon. Schalen ein wenig ungleich, die rechte Klappe ist etwas stärker gewölbt als die linke; die Verschiedenheit ist bei jungen Exemplaren kaum wahrnehmbar und nimmt mit dem Alter zu. Der Umriss ist dreiseitig, der Unterrand gerundet, der Wirbel springt über den geradlinigen Vorderrand vor. Die herzförmig begrenzte Vorder- seite wird vom übrigen Theil der Schale durch einen Kiel ge- trennt, der bei älteren Exemplaren auch nach hinten zu deutlich abgesetzt ist. Der Kiel verläuft im Allgemeinen gerade, doch findet sich nahe dem Wirbel eine schwache Ausbiegung nach vorn. Die Oberfläche ist mit deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. Die riesigsten Exemplare, wie sie auf Taf. XV genau in den natürlichen Grössenverhältnissen abgebildet wurden, kommen nur bei Bilstein vor; von allen übrigen Fundorten liegen ausschliess- lich mittelgrosse Stücke vor. Auf der ziemlich breiten Schlossfläche unter dem Wirbel findet sich keine Andeutung von Zähnen. Die Ligamentfläche ist 5” hoch, mit deutlichen Längsstreifen bedeckt und verläuft bis an die Spitze des Wirbels dem Oberrande parallel. ) Einige Maassangaben mögen hier angeführt werden: Taf. XV, Fig. 3 (Schalenexemplar) Höhe 8,3 °®, Breite 6,5 m. Ein grosser Steinkern vom selben Fundort Höhe 9,5 °®, Breite ea”7°m, Taf. XVII, Fig. 9: Höhe 3,5 °®, Breite 2,2°m, Die aus der Eifel und von Schwelm stammenden Exemplare sind um die Hälfte bis ein Drittel kleiner als die Bilsteiner Stücke. [349] Myalina. 151 Die Schale ist besonders am Wirbel ungewöhnlich dick; der Hohlraum zwischen dem Ende des Wirbels und dem Beginn des Steinkerns beträgt bei dem grössten vorliegenden Steinkern 3 «m, Infolge der Dickschaligkeit ist das Aussehen eines Steinkerns ausserordentlich verschieden von dem eines Schalenexemplars. (Taf. XV, Fig. 3—4.) Die Annahme von Barroıs, der die Ab- bildung des Steinkernes bei F. ROEMER t. 6, f. 1c zu einer anderen Art stellen wollte, hat bereits FOLLMANN berichtigt. Auf der Vorderseite des Steinkerns liegt unmittelbar unter dem Wirbel eine Einsenkung, die einer Verdickung der Schale entspricht. Ausserdem zieht vom Wirbel aus eine Körnchenreihe nach aussen und unten, an deren Stelle auf der Schale eine Reihe von Ein- drücken liegt. Diese Eindrücke stellen die obere Endigung der Mantellinie dar. Unmittelbar unter dem Wirbel befindet sich der sehr kleine, schwach eingesenkte vordere Muskeleindruck (a bei Fig. 4). Der hintere Muskeleindruck liegt in einer Entfernung von 1 — 11/,°® vom Öberrande der Schale. Die Art kommt in den Calceolaschichten bei Gerolstein, den Cultrijugatusschichten von Uexheim unweit Hillesheim und bei Schwelm und Bilstein unweit Olpe in Westfalen vor. F. ROEMER rechnet die hier anstehenden Schichten (l. ec. p. 78) zu dem »jüngeren kalkig-thonigen System« d. h. zum Mitteldevon, eine Ansicht, die durch die Auffindung der Myalina bilsteinensis im Eifeler Mitteldevon bestätigt wird. Genauer dürfte das betreffende Lager den Cultrijugatusschichten gleichzustellen sein. Die übrigen bei Bilstein mit Myalina bilsteinensis vorkommenden Versteine- rungen gehören durchweg zu eigenthümlichen Arten: Modiolopsis nov. sp., Modiomorpha nov. sp. verwandt mit M. lamellosa SANDB. sp. und drittens ein Spirifer, der in der äusseren Form mit Spirifer aperturatus SCHLOTH. var. cuspidata QUENST. (von Refrath), in der Art der Berippung und der geringen Breite des Sinus mit Spirifer Winteri KAYSER von Gerolstein übereinstimmt. Zur Untersuchung kamen über 30 Exemplare, bei denen meist beide Klappen erhalten sind. Dieselben befinden sich im Berliner Museum, der Sammlung der geologischen Landesanstalt und in meiner Sammlung. In ganz besonderer Menge scheint 152 Aviculidae. Myalininae. [350] die Art bei Schwelm vorzukommen, von wo eine Menge mittel- grosser verdrückter Exemplare vorliegen. Myalina bilsteinensis F. RoEMER sp. var. nov. minor. Taf. XVI, Fig. 11, 11a. In den obersten Coblenzschichten (unmittelbar unter dem Orthocerasschiefer) kommt an der Haigerhütte bei Haiger in Nassau eine Zwergform der Myalina bilsteinensis vor. Dieselbe unterscheidet sich, abgesehen von der geringen Grösse, durch bedeutendere Höhe, geringere Breite und scharf ausgeprägten Kiel von der typischen Art. . Genauere Maassangaben sind wegen der Verzerrung, der die in den fraglichen Schichten vorkommenden Versteinerungen unterworfen waren, nicht wohl zu machen. Ich sammelte in den fraglichen Schichten zwei Exemplare. Vielleicht gehört hierher auch eine mir von Herrn F. MAURER unter dem Manuscriptnamen @osseletia plana zugesandte Form aus den oberen Coblenzschichten von Laubbach bei Coblenz. Die Form der Schale ist recht ähnlich, die Schlossfläche ohne Spur von Zähnen. Eine genauere Bestimmung ist wegen der Ver- drückung des Steinkerns nicht ausführbar. Myalina erassitesta KAYSER sp. Taf. XVII, Fig. 12—12d. Pterinaea ? crassitesta Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits, Jahrb. dies. Anstalt für 1834, p:13, 6.3, £3; 6.4, £1—8. ? Gosseletia proflecta Maurer, Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon p. 10. KAYseEr giebt l. c. eine sehr ausführliche Beschreibung dieser bemerkenswerthen Formen, deren systematische Stellung unbe- stimmt blieb. Trotz der mangelhaften Erhaltung kann jedoch an der Zugehörigkeit der Art zur Gruppe der Myalina büsteinensis ein Zweifel nicht wohl bestehen; die Uebereinstimmung der be- treffenden Steinkerne ist trotz der Verdrückung augenfällig. [351] Myalina. 153 An dem einen der Kayser’schen Originalexemplare (t. 4, f. 1) ist eine kurze Ligamentarea deutlich zu unterscheiden. Vorder- flügel und Schlosszähne fehlen wie bei allen Myalinen; die Vorder- seite der Muschel ist auch auf dem Steinkern durch eine scharfe Kante begrenzt. Bei Beschreibung der fraglichen Art weist KAyYsErR auf die Körnchen des Steinkerns als eine bis dahin wenig be- achtete Erscheinung hin. Dieselben Körnchen haben sich, wie ein Blick auf die Tafeln zeigt, bei fast allen grossen glatt- und dickschaligen Aviculiden, bei Pterinaea, Gosseletia, Limoptera, ‚Actinodesma wiedergefunden. Die KAyser’schen Originalexemplare, 9 an der Zahl, stammen aus dem Taunusquarzit der Stromberger Neuhütte unweit Bingen und befinden sich in der geologischen Landesanstalt. Höchst wahrscheinlich ist @osseletia proflecta MAURER aus der Siegener Grauwacke mit der KAyseEr’schen Art ident; zu @osseletia kann Original von G@osseletia profleeta Maurer. Wahrscheinlich = Myalina crassitesta Kayser sp. (1:1). Siegener Grauwacke, Seifen bei Dierdorf. Coll. Maurer. In der Richtung des Pfeiles stark verzerrt. 154 Aviculidae.. Myalininae. [352] die betreffende Form nicht gehören, weil Seitenzähne fehlen. Die Stelle, wo die Schlosszähne sich befinden könnten, ist an dem vor- liegenden Original leider abgebrochen. Die Ligamentarea ist hoch und deutlich gestreift; die von KAYsER beschriebenen Körnchen sind auf dem Steinkern gut sichtbar. Leider sind sämmtliche vor- handenen Stücke derart verdrückt und verzerrt, dass auch durch unmittelbaren Vergleich der Originalexemplare keine vollkommene Gewissheit darüber zu erlangen war, ob die Form der Siegener Grauwacke mit der des Taunusquarzits ident sei. Vorläufig mögen beide vereinigt bleiben. Eine andere kleine, mit Myalina crassitesta jedenfalls sehr nahe verwandte Form findet sich im Taunusquarzit (Gres d’Anor) bei Mormont in Belgien recht häufig. Die hier vorkommenden Exemplare zeichnen sich sämmtlich durch ihre um 1/3 geringere Grösse aus. Ausserdem ist der Umriss stets gerundet, niemals dreieckig und die Vertiefung der Vorderseite unter dem Wirbel deutlicher ausgeprägt. Auch eine bogenförmige bei Myalina bil- steinensis (Taf. XV, Fig. 4) vorkommende Leiste findet sich auf der Vorderseite des Steinkerns (Fig. 12e). Die Ligamentfläche ist deutlich wahrnehmbar. Leider ist bei den 10 in der Sammlung des Verfassers befindlichen Exemplaren die Erhaltung zu mangel- haft, so dass ein vollkommen sicheres Urtheil über die Zugehörig- keit der belgischen Form zu Myalina crassitesta nicht gewonnen werden konnte. Dieselbe mag vorläufig als Myalina erassitesta var. bezeichnet werden. Myalina Caleeolae nov. sp. Taf. XVII, Fig. 11, 11a. Die vorliegende Art ist eine Zwischenform von Myalina bil- steinensis und dimidiata. Der spitze Winkel, welchen Ober- und Vorderrand mit einander bilden, steht genau in der Mitte zwischen den bei den genannten Arten beobachteten. Hingegen ist — ab- weichend von diesen — die Wölbung der Schale flacher und der Wirbel nicht vorgebogen. Die den Vordertheil begrenzende [353] Myalina. 155 Kante verläuft vollkommen geradlinig. Die Ligamentarea ist lang gestreckt. Abgesehen von dem Vorhandensein gröberer Anwachs- linien liess sich über die Öberflächenbeschaffenheit nichts fest- stellen, da das einzige vorliegende Exemplar (rechte Klappe) ein Steinkern ist. Derselbe wurde von Herrn Lehrer Just (Zellerfeld) in den Calceolaschiefern an der Schalke gefunden. Myalina dimidiata GoLprFUuss sp. Taf. XVI, Fig. 15, 15a. 1840. Cardium dimidiatum Goupruss, Petrefacta Germ. II, p. 284, t. 160, f. 16. 1876. Muytilus (?2) dimidiatus F. Roemer, Lethaea palaeozoica t. 29, f. 3a, 3b. Höhe des grösseren der vorliegenden Steinkerne 2,8 °”, Breite 1,5 °®, Höhe der Wölbung auf der Vorderseite ca. 0,9 ”, Die Muschel ist keilförmig gestaltet, die Vorderseite abge- stutzt und etwas länger als die Hinterseite. Die rechte Klappe scheint stärker gewölbt zu sein, als die linke. Der Wirbel ragt ein wenig vor. Der die Vorder- und Hinterseite trennende Kiel ist weniger ausgeprägt als bei Myalina bilsteinensis. Die Ober- fläche ist mit deutlichen Anwachsfurchen und Streifen bedeckt. Die Ligamentarea ist ziemlich lang, die Schale unter dem Wirbel etwas verdickt. Der hintere Muskeleindruck liegt in dem Winkel, welchen Unter- und Hinterrand bilden; der vordere Muskeleindruck scheint dicht unter dem Wirbel zu liegen. Von Myalina bilsteinensis unterscheidet sich die vorliegende Art vor allem durch die geringere Breite, von Myalina prisca durch die starke Ausprägung des Kiels. Von den amerikanischen Arten hat Myalina carinata HALL sp. in der*äusseren Form grosse Aehnlichkeit. Diese Art ist hinter dem Wirbel etwas verbreitert. Es lagen vor zwei mit beiden Klappen erhaltene Exemplare aus dem Mitteldevon von Daleiden (Berliner Museum) und aus dem Stringocephalenkalk von Hagen (Sammlung der geologischen Landesanstalt). 156 Aviculidae. Myalininae. [354] Myalina mytiloides A. ROEMER sp. Cardiomorpha mytiloides A. Roemer, Palaeontogr. IX (Beiträge IV) p. 7, t. 2, f. 14. Myalina mytiloides CuLarke, die Fauna des Iberger Kalkes p. 373. Diese sowie die folgende oberdevonische Art schliesst sich in allen wesentlichen Merkmalen zunächst an Myalina dimidiata an. Der Unterschied der vorliegenden Form ist sehr gering- fügig und besteht vor allem in der deutlicheren Abrundung des Uebergangs zwischen Vorder- und Hinterrand. Ferner ist der Wirbel nicht vorgebogen. Eine phylogenetische Ableitung der jüngeren Form von der älteren kann somit wohl mit einiger Sicherheit angenommen werden. Unteres Oberdevon des Bergfeldes bei Rübeland. Myalina intumescens A. ROEMER sp. Taf. XVII, Fig. 16—16b. Mytilus intumescens A. Roemer, Palaeontogr. III, p. 32, t.5, £.1. Myalina intumescens Cuarke |. c. p. 372. Der Umriss der Art weicht von Myalina dimidiata ab und erinnert durch die grössere Rundung etwas an Mwyalina prisca. Jedoch bedingt die stärkere Wölbung und die steile Absenkung der Vorderseite eine nähere Verwandtschaft mit der erstgenannten Art. Die einzelnen Exemplare von Myalina intumescens zeigen einige Unterschiede in Bezug auf den äusseren Umriss und die Gestaltung des Schlossrandes, die vielleicht einen Uebergang zu der vorher beschriebenen Art andeuten. Die Ligamentarea, welche ich bei einem Exemplar der Clausthaler Sammlung freizulegen vermochte, ist auffallend niedrig und kurz, die Streifung un- deutlich. Unteres Oberdevon von Grund. 4 Exemplare in den Claus- thaler Sammlungen und dem palaeontologischen Museum zu München. ; [355] Myalina. 157 Myalina speciosa TRENKNER. Taf. XVII, Fig. 15—15b. Myalina speciosa Tressser, Paläontologische Novitäten vom nordwestlichen Harz. Halle 1865, p. 21, t. 3, f. 46. » » Crarke, die Fauna des Iberger Kalks, p. 372, t. 6, f. 12, 13. Die Art ist mit Myalina dimidiata verwandt und unterscheidet sich von derselben in der äusseren Form durch die flache Aus- breitung des Oberrandes. Eine Annäherung an Arten der vorher besprochenen Gruppe, wie M. rhenana und ornata, ist somit un- verkennbar. Die Oberfläche ist mit blättrigen Anwachsstreifen bedeckt. Die Ligamentarea ist, entsprechend der geringen Dicke der Schale, auffallend niedrig. Eine »Septumähnliche Platte« unter dem Wirbel, von der CLARKE spricht, ist in Wirklichkeit an dem betr. Originalexemplar nicht vorhanden. Der OÖberrand ist auf der Zeichnung bei CLARKE unrichtig dargestellt. Die Art scheint ausserordentlich selten zu sein; denn ausser den beiden Originalexemplaren TRENKNER’s, welche vom Öhne- mannsbrink (unt. Oberdevon) stammen, ist nichts hierher Ge- höriges gefunden worden. Myalina nov. sp. Mit Myalina carinata HALL!) scheint eine neue Art aus dem Coblenzquarzit von Ems verwandt zu sein, die wegen mangel- hafter Erhaltung nicht näher bestimmt werden kann. Reste von Zähnen sind unter dem Wirbel wahrnehmbar. In einem Stein- kern der rechten Klappe, (dessen Schloss also dem der linken entspricht) liegt vorn ein kleiner schmaler Zahn und dahinter ein grösserer. Die bei Myalina carinata vorhandenen Seitenzähne fehlen. Die Ligamentarea ist niedrig und sehr kurz (0,6°” bei 3°” Höhe und 1,3°® Breite der Muschel). Die Muschel ist langgestreckt und am Unterrande etwa doppelt so breit als in der Wirbelgegend. ') Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 32, f. 15—19, 158 Aviculidae. Myalininae. [356] Ich sammelte 3 Exemplare in dem Quarzitsattel, der bei Ems die Lahn durchsetzt. c) Gruppe der Myalina lodanensis nov. sp. Myalina lodanensis !) nov. sp. Taf. XIV, Fig. 12; Taf. XV, Fig. 1, 1a. Die Entfernung des Wirbels vom Unterrande beträgt bei dem _ grössten vorliegenden Steinkerne (Fig. 1) 10”. Die meisten Stücke bleiben jedoch kleiner. Die Schale ist stark verlängert, Fig. 18. nun auue Myalina lodanensis nov. sp. Ein in diagonaler Richtung etwas verquetschter Steinkern. Coblenzquarzit, Bienhornthal bei Coblenz. 1) Lodana, die Lahn. u a nu Bl u nn 2 4 £ 3 : E f ä E u | = 1 3 } vorn abgestutzt und mit einem dem Vorderrande parallelen, ge- rundeten Kiel versehen. Die linke Klappe ist etwas stärker ge- wölbt als die rechte. Die Oberfläche ist mit 1— 3 "m breiten Radialrippen bedeckt. Die Anwachsstreifen sind deutlich aus- geprägt und unterbrechen stellenweise die radiale Sculptur. Die Schale ist am Wirbel stark verdickt und nach dem Rande zu verschmälert. Die Ligamentarea ist kurz (3,6) und mit deutlichen Liga- mentstreifen bedeckt. Zähne fehlen vollständig. Unter dem Wirbel befindet sich an der Vorderseite eine ziemlich ausgedehnte, glatte Fläche. Die Muskeleindrücke liegen dicht unter dem Vorder- bezw. Hinterende der Ligamentarea. Der vordere Ein- druck ist klein und tief eingesenkt, der hinten liegende etwa dreimal so gross und wenig deutlich. Die Art findet sich im Coblenzquarzit an der Niverner Hütte bei Niederlahnstein, bei Ems, Rhens, Bienhornthal bei Coblenz, und Altenvers bei Frohnhausen, wie es scheint, ziemlich häufig; in den oberen Coblenzschichten (Kemmenau bei Ems) ist die- selbe viel seltener. Geologische Landesanstalt, Museen von Berlin, Göttingen, Halle, Sammlungen des Herrn Dr. FOLLMANN und des Verfassers. Myalina lodanensis var. nov. lata. Taf. XV, Fig. 2, 2a. Die Entfernung des Unterrandes vom Wirbel beträgt bei Fig. 2 7,5“, die Länge der Ligamentarea 3,7". Ein aus demselben Niveau wie Mwyalina lodanensis s. str. stammender Steinkern von Oberlahnstein stimmt mit der genannten Art in allen wesentlichen äusseren und inneren Merkmalen überein, besitzt jedoch eine im Verhältniss längere Ligamentarea und dem- gemäss grössere Breite; der Umriss ist gerundet dreiseitig. Die grösste Höhe der Wölbung liegt in der Mitte, während sie sich bei der typischen Art näher am Wirbel befindet. Die genannten Formverschiedenheiten können durch die abweichende Grösse der Exemplare nicht erklärt werden. 160 Aviculidae. Myalininae. [358] Das Originalexemplar befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt und ist von E. Kayser gesammelt worden. Die Uebereinstimmung der äusseren Form und Sculptur mit Gosseletia truncata ist bemerkenswerth. Der Unterschied beruht auf dem vollkommenen Fehlen der Zähne bei der vorliegenden Art (Taf. XII, Fig. 3. — Taf. XV, Fig. 2). Die beschriebene Varietät zeigt einige Aehnlichkeit mit Byssopteria radiata HALL !); doch besitzt diese aus dem Ober- devon (Chemung group) stammende Art einen gerundet vierseitigen Umriss. Die kleine Gruppe der gestreiften Myalinen hat mit den typischen Ambonychien (Gruppe der A. radiata HALL) grosse Aehnlichkeit und unterscheidet sich von diesen nur durch das Fehlen der Schlosszähne und die abweichende Lage des vorderen Muskels. Sehr nahe steht die Gruppe ferner » Anomalodonta« ?) (bezw. Megaptera und Opisthoptera MEEK ?); Anomalodonta besitzt ebenfalls keine Schlosszähne, wie ein mir vorliegendes Exemplar von Anomalodonta gigantea (Hudson river group) erkennen lässt; im Aeusseren unterscheidet sich diese Art von Myalina lodanensis durch flache Wölbung der Schale und vierseitigen Umriss. Hoplomytilus Sınneerser. Hoplomytilus erassus SANDBERGER. — Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 281, t. 29, f. 13 —13ec. Die Gattung stimmt im Aeusseren mit Myalina überein und unterscheidet sich von dieser nur durch das Vorkommen eines verlängerten Seitenzahnes in der rechten Klappe, sowie vor allem 1) Palaeontology of New-York Vol. V, 1, p. 252, t. 32, f. 21, 22. 2) S. A. Mırrer, Cineinnati quart. journ. of science I, 1874, p. 17, f.7—8 (teste Barroıs). je ®%) Meerx and Worraen, Geol. survey of Illinois III, pag. 337; Geol. survey of Ohio. Palaeontology I, p. 132 (teste Mexx). Vergl. unten. WE WU WEIL WU U EERREENE rs Er [359] Hoplomytilus. 161 durch das Vorhandensein einer unter dem Wirbel liegenden, frei in das Innere der Schale hineinragenden Platte. SANDBERGER vermuthet, dass dieselbe zur Aufnahme eines Muskels gedient Fig. 19. Hoplomytilus erassus Sanpe., Stringocephalenkalk Villmar, Copie nach Sanpsescer. habe; die Annahme ist um so wahrscheinlicher, als eine Ligament- fläche deutlich zu beobachten ist. Auch finden sich bei anderen Zweischalern, z. B. bei der cretaceischen Gattung Corbulamella, derartige Muskel-tragende Platten; hier ruht der hintere Adductor auf einer solchen. Die Art wurde ursprünglich durch die Brüder SANDBERGER aus dem Stringocephalenkalk von Villmar beschrieben und neuer- dings von WHIDBORNE im gleichen Horizont in Süd-Devonshire gefunden. Nachträge. Während des Druckes der vorliegenden Arbeit erhielt ich von Herrn Dr. FOLLMANN (Coblenz) eine grössere Sämmlung unter- devonischer Zweischaler, die abgesehen von bekannten Dingen, auch einige Formen enthielt, welche theils für die dortige Gegend, theils überhaupt neu waren. Noch wichtiger sind die Ergän- zungen der Kenntniss einiger schon publieirter Arten. Vor allem ergab sich für Actinodesma eine wahrhaft monströse Länge der Flügel; alle bisher abgebildeten Exemplare (Taf. VII, Fig. la; Abh. IX, 3. 11 162 Nachträge. [360] Taf. VIII, Fig. 5a) sind in dieser Hinsicht unvollkommen er- halten. Aviculopecten. Zu Seite 18. Avieulopeeten Jugleri A. RoEMER, Taf. XVII, Fig. 2 kommt, wie ein ziemlich gut erhaltener Abdruck (Coll. FOLLMANN) beweist, nicht nur im Harz, sondern auch in den oberen Coblenz- schichten bei Mürlenbach unweit Gerolstein vor. Zu Seite 23. Avieulopecten eifeliensis nov. sp. Taf. 1, Fig. 6. Taf. XVIII, Fig. 2 besitzt nach dem neu vorliegenden Material eine ziemlich erheb- liche Verbreitung in den oberen Coblenzschichten. _Es liegen 5, durchgängig sicher bestimmbare Exemplare vor von der Ahler Hütte und Müllers Bruch bei Oberlahnstein, sowie von Wittlich (Coll. Dr. MÜLLER in Wittlich). Eine gewisse Uebereinstimmung scheint mit dem etwas zweifelhaften Avsculopecten radiatus GOLDF. (Taf. I, Fig. 2) zu bestehen. Wenn sich nachweisen lässt, dass das Fehlen der Spitze des Hinterflügels bei der letztgenannten Art nur auf ungünstiger Erhaltung beruht, so wäre meine neue Species wieder einzuziehen. Zu Seite 29. Aviculopeeten Follmanni nov. sp. liegt in einem vierten, dem grössten bisher beobachteten Exemplar vor. Dasselbe besitzt eine Höhe von 10° (Taf. II, Fig. 9: 8,5") bei einer Breite von 8% und stammt von ÖOberstadtfeld. Das Exemplar ist im allgemeinen schlecht erhalten, besitzt aber einen ziemlich wohl erhaltenen Umriss und lässt erkennen, dass auf der Reconstruction Taf. II, Fig. 9 die Vorderseite etwas zu breit ge- rathen ist. [361] Avieulopecten. Avicula. Limoptera 163 Avicula. Zu Seite 51. Avicula erenato-lamellosa var. pseudolaevis OrnL. liegt in weiteren Exemplaren vor aus den unteren Coblenzschichten des Nellenköpfchens bei Ehrenbreitstein (sogenannte Haliseriten- schiefer) und von der linken Rheinseite zwischen Laubbach und Königsbach bei Coblenz (ein grosses schönes Exemplar, Coll. FOLLMANN). Limoptera. Zu Seite 68. Limoptera orbieularis ÖEHLERT sp. Taf. XVII, Fig. 3—3e. Avicula (Paropsis) orbicularis Oruverr, Bull. soc. geol. de Frange [3], Bd. 16, p-. 647, t. 15, f. 1, 1a. Ueber die Beziehungen, in welchen diese Art zu den übrigen Limopterae steht, ist bereits oben das Nöthige bemerkt worden. Von der nahestehenden Limoptera rhenana unterscheidet sich Limoptera orbicularis, wie ihr Name besagt durch den kreis- förmigen Umriss. Wirbel und Hinterflügel ragen spitz vor. Die Sceulptur besteht lediglich aus Anwachsstreifen, zwischen denen sich (bei den französischen Exemplaren) radiäre Eindrücke finden. Die linke Klappe ist stark gewölbt, die rechte concav eingebogen, die Ligamentarea niedrig. Vom Wirbel verläuft schräg nach hinten und unten in jeder Klappe ein 2°” langer Zahn. Die Höhe des grösseren, von OEHLERT abgebildeten ‚Stückes beträgt 7,5°%; die beiden von Dr. FoLLmann gesammelten Exemplare, welche leider nur unvollständig erhalten sind, dürften 3— 4%“ mehr besessen haben. Vorkommen: Coblenzquarzit des Bienhornthales bei Coblenz in braunem, ziemlich weichen Sandstein, der in Bezug auf petro- graphische Beschaffenheit und den Charakter der Fauna mit den Y1> 164 Nachträge. [362] Schichten von Miellen übereinstimmt. Jedoch finden sich u. a. bei Coblenz einige ältere Formen (@. quarzitica), die bei Miellen fehlen. Posidonia. Zu Seite 72. Posidonia hians WALDSCHMIDT sp. Herr Prof. HoLzAPFEL theilt mir mit, dass diese Art nicht nur bei Wildungen, sondern auch bei Günterod und Bicken vor- käme, niemals aber zusammen mit Manticoceras intumescens oder Cypridinen gefunden werde. Vielmehr kämen in ihrer Gesell- schaft Tentaculiten sowie Tornoceras cf. brilonense, cf. ceircum- flexifer und Anarcestes cf. lateseptatus vor. Es sei also wahr- scheinlicher, dass dieselbe dem Mitteldevon (sog. Hercyn) ange- höre. Dieses geologische Alter stimmt auch mit dem Auftreten der nahe verwandten böhmischen Obersilurform besser überein. Pterinaea. Zu Seite 87. Pterinaea subeostata nov. sp. Taf. XVII, Fig. 4—4d. Zwei grössere auf Taf. XVIII abgebildete Exemplare lassen erkennen, dass die Art nicht mit Pterinaea fasciculata verwandt ist, wie ursprünglich auf Grund der schwach angedeuteten Rippen angenommen wurde, sondern in die Gruppe der Pterinaea laevis gehört. Der Abdruck der Schale stimmt, soweit er erhalten ist, vollkommen mit Fig. 3b, Taf. X überein, zeigt also wie diese, Andeutungen von Radialrippen. Von Pterinaea laevis unterscheidet sich die Art dadurch, dass bei ausgewachsenen Exemplaren die Höhe der Schale bedeutender ist als die Breite. Ferner sind die Schlosszähne zahlreicher und weniger schräg gestellt und der Vorderflügel bei ausgewachsenen Exemplaren klein. F | - | j [363] Posidonia. Pterinaea. Actinodesma. 165 Die abgebildeten Exemplare stammen aus dem Coblenzquarzit des Bienhornthales und den oberen Coblenzschichten des Laub- bachthales bei Coblenz. Ferner liegt ein solches aus dem Coblenz- quarzit von Oberlahnstein vor. Actinodesma. Zu Seite 105. Actinodesma vespertilio MAURER. Taf. XVII, Fig. 5, 5a. Die 9,5°® langen Flügel des nebenstehend abgebildeten jugend- lichen Exemplars habe ich mit aller Vorsicht präparirt und mich dabei von der Vollständigkeit der Erhaltung überzeugt. Das Verhältniss derselben zu der geringen Höhe der Schale (2,2°”) ist sehr eigenthümlich. Die starke Wölbung der linken Schalen- hälfte darf als specifischer Unterschied von Actinodesma malleiforme (Taf. VIII, Fig. 5a) hervorgehoben werden. Die rechte Valve ist auch im Abdruck concav (vergl. den Zinkdruck S. 105). Das wichtige von Herrn Dr. FOLLMANN gesammelte Stück stammt aus den oberen Coblenzschichten von »Müllers Bruch« bei Oberlahnstein. Die Erhaltung der Versteinerungen ist in dem dort vorkommenden weichen, braunen, glimmerigen Sandstein da- durch bemerkenswerth, dass fast nur Abdrücke gefunden werden. Eine Ausfüllung des Innenraums fehlt besonders bei zweiklappigen Exemplaren, wie dem vorliegenden, vollständig. Nachtrag zur stratigraphischen Tabelle. In einer recht umfangreichen, während des Druckes der vor- liegenden Abhandlung erschienenen Mittheilung (N. J. 1890, I, p- 201— 248) verficht Herr F. MAURER seine schon wiederholt 166 Nachträge. [364] veröffentlichten Anschauungen über das Unterdevon. Neue!) Be- obachtungen werden kaum beigebracht oder sind, wie die Be- schreibung der oberen Unterdevongrenze zwischen Lissingen und Mürlenbach, ohne Bedeutung; denn gerade hier wird die längst be- schriebene, für die Deutung stratigraphischer Verhältnisse äusserst wichtige Verwerfung gar nicht erwähnt. Ueberhaupt erfordern die Auseinandersetzungen des Verfassers eine eingehende Wider- legung nicht. Die Ansichten über Lagerungsverhältnisse, Gliede- rung und Parallelisirung der Schichten beruhen auf einzelnen Ex- cursionen und Petrefactenaufsammlungen, durch welche die jahre- lang fortgesetzten, von erfahrenen Gelehrten wie L. Koch und E. Kayser geleiteten Kartenaufnahmen der Königl. geologischen Landesanstalt berichtigt werden, sollen. Auch in palaeontologischer Hinsicht finden sich noch zahl- reiche irrige Angaben: Wer die Schnur’schen Brachiopoden nicht berücksichtigt ?), dafür aber‘ das glücklicherweise längst ad acta gelegte Korallensystem LupwiG’s wieder ausgräbt (Parmasessor Lupw. = Combophyllum M. Epw. et H.), überhebt' selbst seine Gegner weiterer Auseinandersetzungen. Die einzige, unter solchen Umständen mögliche Form der Kritik ist das Schweigen. 1) Doch mag als Curiosum die Ansicht Mavrer’s erwähnt werden, dass meine Arbeit über das Unterdevon (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1839, p. 175), welche — nicht eben zu meiner Freude — eine ganze Anzahl brieflicher und gedruckter Discussionen veranlasst hat, »auf Selbständigkeit keinen Anspruch machen könnte«. 2) Spirifer ignoratus F. Maurer erweist sich nach den Abbildungen — ab- gesehen von einer heterogenen Form von Stadtfeld — als ident mit Spirifer carinatus Scuxur. Dass ich den Spirifer ignoratus anfänglich für Sp. aurieulatus hielt, erklärt sich aus der unklaren, nicht durch Figuren erläuterten Beschrei- bung Maurer’s. [365] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. Tabelle LI. ie verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland | | Stringocephalus Burtini | r. pri- 9. Oberes Oberdevon Unteres Oberdevon, Stufe d. @. intumescens 7. Stufe des 6. Stufe der Calceola sandalina 5. Zone des Spirifer cultrijugatus 3. Coblenzquarzit 2. Untere Coblenzstufe | pi maevus: Siegener Grau- wacke, Hunsrückschiefer, Taunusquarzit 4. Obere Coblenzstufe 1. Stufe des $; 8. l. Pecten. Subgenus Pleuronectites. on? (Pleuronectites) devonicus n. sp. t. XVII, .8, Il. Aviculopecten s. str. Avieulopecten pelmensis n. sp. t.1, f.7a— Tb. » antiquus Gr. sp. ? » polytrichus Puıwr. sp. t. 1, f.9—9b » linteatus Gy. sp., Belgien t. II, f.3—5 » Jugleri A. Roem. sp. t. XVII, f. 2 » Neptuni Gr. sp. t. Il, f.1—2 » radiatus Gr. sp. t. 1, f. 2 » aquisgranensis n. sp. t. I, f.1—1b » gracilis Beusu. . . . . » perovalis Beusn. . j » Oceani Gr. sp. t. XVII, h 10. » prumiensis n. sp. t.L, f. 11. » Schulzi n. sp. t.L, f.10 . » (2) striolatus Gr. sp. » n. sp. (Danes) ++ 168 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [366] Laufende Nummer Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier D 7. Stufe des Stringocephalus Burtini 6. Stufe les Calceola sandalina 5. Zone des Spirifer cultrijugatus 4. Obere Coblenzstufe in Deutschland 9. Oberes Oberdevon 8. Unteres Oberdevon, Stufe d. @. intumescens 3. Coblenzquarzit 2. Untere Coblenzstufe 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 A. Subgenus Pterinopecten Harr. Aviculopecten (Pterinopecten) RT ds t. 1 » » eifeliensis n. D t. .L A Par Fer » » Calceolae n. 1 t. L, 28% ? » » mosellanus n. Tr t. eL Te » » Wulfi n. sp. t. I, in 7 B. Subgenus Orbipeceten nov. nom. Aviculopecten (Orbipecten) Hasbachi »’Arcn. Vern. 1 » » . alternans A. aaa op. t. AVILE » » hercynicus a sp. » » Follmanni n. sp. t. ], f.12; te. II, £8S— 9a Ill. Avicula. A. Gruppe der Avicula reticulata (Actinopteria Harr). Avicula reticulata Gr. sp. t. Ill, f. 7:t.XIV, £.4—4b » » mut. nov. praecursor t. II, f. 8 » fenestrataFoLım. (Goupr.)t.XIV,f.11-11d 3.2 :.I080:.8.:80. I Earl » trevirana n. sp. t. 1, f. 6 » rigomagensis n. sp. t. IL, f.2 . » laevicostata Forı=m. t. XIV, f.5 » dillensis n. sp. t. III, f.9 » ..n.sp. ++: NET SER Be - [367] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 169 a lE8l 3 2 2 2558 83] 3,2 23 # 3 Ko5. Die verticale Verbreitung 2 ESlaSIsSieNIE | 8 | 5 85.835 3 2:12.38 2|l&|2 S8%5 < So N 2 der devonischen Heteromyarier e 2 13818 n ex 513 5 & x z 8 BP SasS,|e|2| 8 "ass in Deutschland 3 | 83le Ss5L 2 eg Nr oO Bel $ 3 "SI © IB |S 5 Ö — ZI or) un 1,58 8 3 . 1.28% B. Gruppe der Avicula Wurmi A. Roen. (Actinopteria Harr) | Avicula troglodytes (Gorpr.) Form. t. III, f.5 . .I + b » clathrata Saxoe. t. III, f. 10, 10a . :I+]|-»- 4 » Wurmi A. Rorm. t. I, f.4—4d . +]? » Boenigki Danes sp. + . » aemiliana n. sp. t. III, f. I +1. k » ibergensis A. Roxm. t. III, f.3 . — C. Gruppe der Avicula Mariae n. sp. | Avicula Mariae n. sp. t. IV, f:12—12d . + | D. Gruppe der Avicula quadrata Treyax. + | Avicula quadrata Tresks. t. VII, f.3—3A . + : E. Gruppe der Avicula Winteri n. sp. ! (Leiopteria). 43 | Avicula Winteri n. sp. t. IV, f. 11 R » Eberti n. sp. t. IV, £.1 u » oblonga Treskx. t. VII, f.S. + » m. sp. t. VII, f.4 (Gedinnien) . . F. Gruppe der Avicula lamellosa Gr. sp. | (Leptodesma). B_ "| Avicula crenato - lamellosa Sısoe. t. IV, f.5—5e + +: » » var. pseudolaevis Oenu. t. IV, f. 13— 13b + . >» lamellosa Gr. sp. t. IV, f.4—4c. 2 + + » arduennensis Stein. sp. t. IV, f.6—6b + » concentrica A. Roem. sp. t. IV, f. 9a—9d ; + » bodana A. Rorm. t. IV, f£.10—10b. + . 170 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [36 8] a g 'z © & Ip s EEE 2 a3 a|$ 8 . o |” E Die verticale Verbreitung z 2 sales] 5 | = | 8 |EL R- 3 SE ss A 2 u 2 a \ O©.SsLo-S|o S S [2] & © der devonischen Heteromyarier 2 IS 82 = = 23 1 5 oO |88 E : ESaraeSs|e 3 | 5 je 3 EB. S in Deutschland E ad DEAD EICH BE 3 2% 3 8 2 | 7 |s Pe u 727 _ as | 53 | Avicula lepida Hau var. famenniensis t. VII, f.2 | + : 54 » Schencki n. sp. t. IV, f.8,8a . R + 5| ?» trapeziformis A. Roen. + 56 | ?» semiglobosa A. Rorn. . fr 57 ?» tumida A. Rorn. +I . 58| ?» Goldfussi Arch. Vers. = 99 | 9?» Saturni Gr. ? Subgenus Pteronites. 60 | Avicula (Pteronites) longialata Krantzsp.t.IX,f.22 | . 61 » » belgica n. sp. t. IX, f. 21. + IV. Limoptera Haur. 62 | Limoptera bifida Sanoe. sp. t. VI, f.2—2b . . + 63 » semiradiata n. sp. t. V, f.1—3, 5—8 a. #% 64 » gigantea Forın. t.V, f.4. . 65 » rhenana n. sp. t. VI, f. 1, 1a A - r 66 » orbicularis Oenu. t. XVII, f.3—3e . ri V. Posidonia Bronn. 67 | Posidonia venusta Münsr. t. XIV, f. 15 —15b + 68 » » var. nov. carintiacat. XlV,f.16 | + 69 » » var. nov. eifeliensis t. XIV, f.14, 1 5 RE I. © : 70 » hians WauLoscnn. sp. t. XIV, f. 13, 13a ? VI. Kochia nov. nom. TU | Kochia capuliformis Koch sp. t. VI, f.6—6f. [369] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland ri- Tau- @. intumescens 7. Stufe des Stringocephalus Burtini Zone des Stufe der Spirifer cultrijugatus 4. Obere Coblenzstufe Calceola sandalina 5. 6. Taunusquarzit 9. Oberes Oberdevon 8. Unteres Oberdevon, 3. Coblenzquarzit 2. Untere Coblenzstufe wacke, Hunsrückschiefer, maevus: Siegener & l. Stufe des Spir. Stufe d. ' Loxopteria nov. subgen. _ Kochia (Loxopteria) laevis n. sp. t. VI, f. 3—3e » » dispar Saxne. sp. t. VI, f.4-4h » » rugosa n. sp. t. VI, f.5,5a VII. Pterinaea GoLor. A. Gruppe der Pterinaea costata Gorpr. Pterinaea costata Gr. t. VIII, f. 2; t. IX, f.4—8 » costulata A. Roen. t. IX, f.9, 9a » fasciculata et : 1, 1 Bi * = » byssifera n. sp. t. IX, f. 20—20c » dichotoma Kraszz t. IX, f. 16 B. Gruppe der Pterinaea lineata Goror. Pterinaea lineata t.IX, f.1T7—19 ..... » expansa Maurer sp. t. 1X, f£. 11-14. C. Gruppe der Pterinaea laevis Gorvr. Pterinaea laevis Gr. t. U, f. 10—13; t.X, f.3—3b » laevis mut. nov. praecursor t. II, f. 14 1,75 51 535 D.€32 45 | | ZEUFERRERFEEEE » subcostata n. sp. t. VII, f.7. ER DE » lodanensis n. sp. t. X, f. 4, 4a » Follmanni n. sp. t.X, f.5 rl Be en ee u N Eee rei ee BER 55 Zu a u a ARE, a a ee Me che: ih. Ve D. Gruppe der Pterinaea ventricosa Gouor. Pterinaea ventricosa Gr. t. X, f. 1—1ec » ostreiformis n. sp. t. XI, f.9—9e . an un En en a De a ee ++ ++ ++ + + 172 _ Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. s@l el. = 55 S 3 31% Su A > > > 1 - .— 77 = s 33] ,21,3,.8I8 | 5 |8 8 Die verticale Verbreitung = ER En18S8 Er s|l8:|23 5 2 |22 1.81. 515 oa|2 2 e ; oO Oo7838353312|3|8 e der devonischen Heteromyarier 2a awl3<|3 & 32|0|38 3 & = ‚2 as 21% 15 S in Deutschland 3 85 SISs-S Sp 3 | = E al | 45 |* 1° Ra 2 « = 90 | Pterinaea explanata Fon. t. X, f.2—2c + 9 » ovalis Forum. . A Vill. Actinodesma SAnDB. em. 92 | Actinodesma malleiforme Saxoe. t. VII, f. 10; t. VII, 1.908 93 » vespertilio Maurer t. vn, £1 L, en t. VII, f.4—4b; t.X VIE, £.5, 5a + 94 » Annae nov. sp. t. VII, f. 11; t. VIIL, f.6—6b. 95 » obsoletum Gr. sp. t. LVIT, r 5_ Ta; IX. Gosseletia Barroıs. A. Gruppe der Gosseletia microdon n. sp. 96 | Gosseletia microdon n. sp. t. XIII, f.5 . + 97 » cancellata Maurer t. XIV, f. 8- 8b u 98 » pseudalectryonia n. sp. (Text p. 113). B. Gruppe der Gosseletia devonica Barroıs. 99 | Gosseletia securiformis Forum. t XVI, f£.2 —5 == 100 » alta Fouın. t. XV], f.6—7a + 101 » schizodon n. sp. t. XII, f.6, 6A . 102 » (2) minor n. sp. t. XVI, f. 18 103 » distineta Form. t. XV], f. 17 104 » Ibergensis A Rozn. sp. t. XVII, f.15-15b C. Gruppe der Gosseletia truncata F.Rozn. sp. 105 | Gosseletia truncata F. Rorn. sp. t. XII, f.2 — 4a 4 106 » angulosa n. sp. t. XII, f. 1— le re 107 » trigona Gr. sp. t. XII, f.5— 7a e% [37 1] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 173 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland 9, Oberes Oberdevon 8. Unteres Oberdevon, Stufe d. @. intumescens 7. Stufe des Stringocephalus Burtini 6. Stufe der Calceola sandalina 5. Zone des Spirifer cultrijugatus 4. Obere Coblenzstufe 3. Coblenzquarzit 2, Untere Coblenzstufe 1. Stufe des Spir. pri- maevus: Siegener Grau- wacke, Hunsrückschiefer, Taunusquarzit BE Gosselstia carinata Gr.-Forzi. sp. t. XII, £.8—11; | UXIV, 3... 4 » eifeliensis FoLın. . \ D. Subgenus Cyrtodontopsis nov. gen. Gosseletia (COyrtodontopsis) Kayseri n. sp. t. XII, SEEN IR quarzitican.sp. t.X1V, DIE /SEA ELSE praecursor n.sp.t. XIII, f.4, 4a; 1. XIV, f.2 Halfari n. sp. (Zinkdr.) X. Cyrtodonta BırLınss. Oyrtodonta declivis A. Rorm. sp. t.IV, f.2—2b 2 Beyrichi Beusn. ur » _ orbieularis n. sp. t. IV, f.3 Xl. Byssopteria Harr. | Byssopteria (?) semiplana n. sp. t. XI, f. 8, 8a | Xli. Palasopinna Harr. | Palaeopinna gigantea Kraxız sp. t. XIV, f. 10 Xlll. Pachypteria pz Kon. | Pachypteria (2) vetusta Beye. mser. t. VII, f.9—9b | XIV. Myalinoptera. E Myalinoptera crinita A. Roem. sp. XI, f.1—7A + +++ 4 174 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [372] ’ cens Die verticale Verbreitung phalus Burtini Stringoce der devonischen Heteromyarier 7. Stufe des 6. Stufe der Caleeola sandalina 5. Zone des Spirifer cultrijugatus in Deutschland 9, Oberes Oberdevon 8. Unteres Oberdevon 4. Obere Coblenzstufe 3. Coblenzquarzit 2. Untere Coblenzstufe Laufende Nummer Stufe d. @. intumes 1. Stufe des Spir. XV. Myalina. A. Gruppe der Myalina rhenana. 121 | Myalina eireularis n. sp. .XVL fl ....1I.|.1 |]. -41+T 21 122 » Justin. sp. u a EN a ie ei 123 » acuta Müsst. sp. . - a ve ln. . : H k . . 124 » Kor n..sp LAVEET u u ers 2 R R ; 125 » solida Maurer (Zinkdruck) . . . . .| . 2 . R e . .I+ 126 » rhenana n. sp. t.XVL, f.13—13c . .| . > te h h s : 127 » Beushauseni n. sp. t. XV], £.16,16A .| . | . [| ? EN 128 » tenuistriata Sanoe. (Zinkdruck) . . . . | + . ; R a R F 129 A , 7°, 51 °2337.,) 205 269.45 Is: 28 © Pre ee Een a 2 130 » Beyrichi n. sp. t. XVI, £.14—14b. 131 » Klockmanni n. sp. t. XVII, f. 14 . 132 » villmarensis n. sp. t.XVIL, f.4—4b .| .| .| + + + 133 » ornata A. Rorm. t. XVII, f. 13— 13c En 134 » » var. nov. lata t.XVI, f.8— 8B +|. 135 » fimbriata Sanne. . na 136 » crassa SANDB. Tr ° B. Gruppe der Myalina bilsteinensis. 137 | Myalina bilsteinensis F. Rorm. sp. t. XV, f.3— Ze, t.XVL f.9—10. . . ee 138 » » mut. nov. minor t. XVL f. 11, 11a. . - . . «iH+1 . 139 » crassitesta Kays. sp. t. xvI, L 12-124 a er . 140 » calceolae n. sp. t. XVII, f. 11, 11a. .| . a IE ; . . 141 » dimidiata Goupr. sp. t. XVI, f.15, 15a | . ER en, 2 142 » mytiloides A. Roen. sp... . . . A 2 143 » intumescens er Roen. za t. XVII, L 16 l6b . + 5 [37 3] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 175 A ae ia siesl si „als |. |8 888 2 1883 S 8 SISIE|IS |. 93- Die verticale Verbreitung = FR En Ex 32 a|I8|2 Is S £ i 3 ö8le2.5 2313 S a n8E5 der devonischen Heteromyarier 2 len EIER 8 83|0|38 828 2 | Fa ZEN si213 | 1.0255 in Deutschland = Ei m IE s’> E 8 3 3 ;n Pal a7 |*1? Ar { = om 172] a a |" E | Myalina speciosa Treseser t. XVII, f. 15—15b En BT Be ET EN NEE Eh Sal er a re . C. Gruppe der Myalina lodanensis. | | Myalina lodanensis n. sp. t. XIV, f.4;t. XV, f.1,la| . : ll 2 :I+|+ N » » var. data 4, ZV,R. 2,38: 2.4 2 z . - .I+ L » Ammulata: Foris. 8B.- .- u... wich F . . I + Hoplomyftilus. 9 Hoplomytilus erassus Sasose. (Textbild) . . .| . .I+ 2 \ | u Anmerkung zur Tabelle. Die wenigen aus anderen Gebieten beschriebenen Arten sind in der stehenden Tabelle nicht enthalten. Alloemeine Ereebnisse, I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. Die von den verschiedenen Autoren unterschiedenen Gat- tungen fossiler und lebender Aviculiden sind durch STOLICZKA, ZırıEL !) und P. Fischer ?) neuerdings in übersichtlicher Weise zusammengestellt worden. Jedoch ergab die Untersuchung der devonischen Vertreter der Familie einige nicht unerhebliche Aenderungen: Es wurden z. B. nicht weniger als 123) Gattungen eingezogen (Streblopteria, Leiopteria, Actinopteria, Leptodesma, Glyptodesma, Ectenodesma, Paropsis, Vertummia (= Pterinopecten) Myalinodonta, Mytilarca, Plethomytilus, Posidoniella) ein Unter- nehmen, das nach der Ansicht hervorragender Forscher ver- dienstlicher ist, als die Aufstellung neuer Genera. Schon des- halb dürfte eine erneute Uebersicht der Gattungen am Platze sein. ) Handbuch II, p. 31. 2) Manuel de Conchyliologie p. 950. 3) Zur Vervollständigung dieser Totenliste sei erwähnt, dass in den nach- folgenden Ausführungen die Wesenlosigkeit einer Anzahl weiterer Gattungen nachgewiesen wird: Pernopecten, Euchondria, Prospondylus, Euchasma, Eopteria, Anomalodonta, Rhynchopterus; Dahila, Paracardium, Vevoda, Dualina, Sluzka, Spanila. anni Di [375] I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 177 Da die Aviculiden (s. str.) nach unseren bisherigen Erfahrungen im Devon in Bezug auf die Zahl der Gattungen und Arten den Höhepunkt erreichen, so bietet selbstredend die Feststellung der Verwandtschaftsverhältnisse der devonischen Formen den Schlüssel für das Verständniss der geologischen Geschichte dieser wichtigen Gruppe. Allerdings; stellt sich hierbei die Nothwendigkeit heraus, von der üblichen einfachen Aufzählung der aus den verschiedensten Formationen stammenden Genera abzugehen. Die Palaeontologie, deren Entwickelung nur auf zoologischer Grundlage erfolgen konnte, ist erklärlicherweise auch formell voll- kommen von dieser Wissenschaft abhängig geblieben. Die Unter- suchung der lebenden Thiere liefert das System, den Rahmen, in den die zum Theil ausserordentlich abweichenden ausgestorbenen Formen wohl oder übel hineingepresst werden. Oder mit anderen Worten: auf die von der jetzt lebenden Fauna dargestellte Ebene werden die mannigfach verästelten und verzweigten Stämme der ausgestorbenen Thierwelt projieirt. Die in dieser Weise construirte Zeichnung kann selbstredend kein klares Bild von den gegen- seitigen Beziehungen und der Entwickelung der verschiedenen Gruppen geben. Nichts zeigt die Unanwendbarkeit des zoologischen Projections- systems besser als die im Vorstehenden behandelten Zweischaler- gruppen. In der Jetztwelt stellen die Familien der Aviculiden, Pectiniden und Mytiliden scharf geschiedene, eigenartig differen- zirte und leicht unterscheidbare Gruppen dar, deren Zwischen- glieder längst erloschen sind. In den mesozoischen Formationen waltet annähernd dasselbe Verhältniss ob. Im Palaeozoicum, vor allem im Devon wäre hingegen eine Dreitheilung der gesammten Formenmenge nach den für die lebenden Formen massgebenden Grundsätzen ebenso schwierig wie unnatürlich. Wenn man Avicu- lopeeten zu den Pectiniden rechnet, wie es gewöhnlich geschieht, so legt man nur auf die äussere Form Werth und sieht von einem wahrscheinlich wichtigeren inneren Merkmal, der langgestreckten Abh. IX, 3. 12 178 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [376] Ligamentarea, vollkommen ab. In genau derselben Zwitterstellung steht Myalina zwischen Aviculiden und Mytiliden''). Man begeht also auf jeden Fall eine sachliche Unrichtigkeit, wenn man die palaeozoischen Heteromyarier in das System der lebenden Muscheln einbezieht. Entweder stellt man in der all- gemein üblichen Weise Myalina zu den Mytiliden, Aviculopecten zu den Pectiniden, und trennt damit zwei Gattungen von Avicula, welche dieselbe charakteristische Lage des Ligaments und die gleiche Form der Muskeleindrücke, wie diese besitzen. Oder man rechnet die beiden fraglichen Gattungen zu den Aviculiden, während die äussere Gestalt derselben auf ganz andere Familien hinweist. Zu welchen Irrthümern diese Zwangslage Veranlassung geben kann, zeigt am besten der betreffende Abschnitt des von einem der erfahrensten Specialisten (P. FıscHER) verfassten Manuel de Conchyliologie. Hier steht Myalina bei den Mytiliden und Mytilarca, deren Identität mit Myalina oben ausführlich erörtert wurde, bei den Aviculiden! Die gewöhnlich in Lehrbüchern angewandte Form der ein- fachen Aufzählung der Genera ist ferner auch schon deshalb un- praktisch, weil man in einer solchen unverhältnissmässig lange Zeit zum Aufsuchen einer Gattung verwenden muss. Die einfache Aufzählung der Genera und Species entsprach der älteren Anschauung von einer selbstständigen Schöpfung einer !) Dabei ist es noch nicht einmal wahrscheinlich, dass das Devon oder, genauer gesagt, das Unterdevon Europas und das höhere Devon Amerikas diejenige Formation ist, in der die Hauptentwickelang des Heteromyarier- stammes stattgefunden hat. Aviculopecten, Avicula, Ambonychia und Myalina liegen aus viel älteren Bildungen, z. Th. schon aus dem Untersilur vor; im grossen und ganzen ist allerdings die Zahl der bisher bekannt gewordenen silurischen Aviculiden gering. Dagegen sind in den am besten durchforschten Devongebieten gerade solche Facies entwickelt, die für das Gedeihen der Hetero- myarier günstig waren, während derartige Bildungen im Silur fehlen. Immerhin kann die Hauptentwickelung des Aviculidenstammes zeitlich nur wenig vor dem älteren Devon stattgefunden haben; denn es gelingt, in diesen Schichten noch eine ganze Anzahl von Uebergangsformen ausfindig zu machen, welche ver- schiedenartige Typen, wie Avicuwlopecten, Pterinaea und Myalina mit einander verbinden. ee > Su u Be Ah, 1: da gi [377) I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 179 jeden Art, deren Nebeneinander somit auch sachlich begründet erschien. Die graphische Darstellung, welche der neueren Auf- fassung von der Einheit der organischen Welt Ausdruck verleiht, ist der Stammbaum, der ohne Frage auch ein übersichtlicheres Bild einer Thiergruppe zu gewähren vermag. Doch hat diese Art der Versinnbildlichung andere Nachtheile zur Folge. Bei der Aufstellung eines Stammbaums wird der Verfasser, um jeder Gattung eine Stelle anzuweisen, hypothetische Ansichten zur Darstellung bringen müssen; selbst wenn einige Bedenken oder Einschränkungen in Form von Anmerkungen ausgedrückt werden, pflegen doch bei öfterer Wiedergabe der ursprünglichen Meinungen gerade diese Einschränkungen zu verschwinden. Es ist jedenfalls eine häufig beobachtete Thatsache, dass lediglich durch mehrfache Wiederholung .eine an sich recht hypothetische und unsichere An- nahme grössere Glaubhaftigkeit gewinnt. Vor allem steht aber die ganze graphische Darstellung eines Stammbaums mit den thatsächlichen Verhältnissen im Widerspruch. Wenn ich, um bei dem vorliegenden Falle zu bleiben, die Ab- stammung der Pectiniden in folgender Weise darstelle: Carbon | Aviculopecten. Peeten (Pleuronectites, Entolium) | | Devon | Aviculopecten. Peeten (?) (Pleuronectites) | Silur | Aviculopecten so muss jeder daraus folgern, dass die fortlebenden Awculopeeten im Silur oder Devon!) einen Seitentrieb hervorgebracht haben, aus welchem sich Peeten entwickelte. In Wirklichkeit liegt aber die Sache anders. Aviculopecten erreichte im Devon, besonders im Mittel- und Oberdevon, den Höhepunkt seiner Entwicklung in Bezug auf Zahl und Mannigfaltigkeit der Arten. Aus einer der zahlreichen Subgenera oder Formenreihen, deren Kenntniss gerade 1) Die Bestimmung des einen bisher vorliegenden devonischen Pleuronectites ist nicht ganz zweifellos. 12° 180 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [378] im vorliegenden Falle noch viel zu wünschen übrig lässt, hat sich wahrscheinlich an der Grenze von Silur und Devon Pleuronectites entwickelt. Keine der bisher bekannten Gruppen von Aviculo- pecten kann jedoch mit Sicherheit als specieller Ausgangspunkt von Pleuroneetites bezeichnet werden; wahrscheinlich handelt es sich um ein mit Aviculopeeten verwandtes Genus, das bisher noch un- bekannt geblieben ist. Trotzdem gestattet ein »Stammbaum« keine andere Darstellung als die obenstehende, die von vorn- herein ungenaue Vorstellungen erwecken muss. Ein viel oder nichts besagendes Fragezeichen macht die Sache keineswegs klarer. Eine Angabe des Zusammenhangs verwandter Gattungen durch Zahlen, wie sie in der unten folgenden Tabelle angenommen wurde, ist viel allgemeiner und entspricht somit den zu Grunde liegenden Thatsachen besser als der genealogische Strich | oder das Wurzelzeichen Y . Endlich sind auf die gewohnheitsmässige Anfertigung von Stammbäumen logische Ungeheuerlichkeiten wie die »polyphyle- tischen Gattungen« und wunderliche Hypothesen wie diejenige der gleichzeitigen Entstehung der Pferde in Amerika und Europa zurückzuführen. Ein klassisches Beispiel für derartige Arbeiten bildet eine die Aviculiden und verwandte Gruppen behandelnde phylogenetische Studie, die mir während des Druckes zuging !). Der Verfasser macht im wesentlichen den Versuch, seine Forschungen über die Öntogenie der Zweischaler für die Stammesgeschichte zu ver- werthen und bietet, so lange er sich auf seinem zoologischen Ge- biete bewegt, vieles Interessante und Bedeutsame, Weniger glück- lich sind die palaeontologischen Abschnitte, in denen besonders die neuen Ideen über Stammesgeschichte fast durchweg mit den That- sachen im Widerspruch stehen. Die allgemeine Verbreitung einer zweiklappigen Embryonal- Schale »Prodissoconch« bei den Pelecypoden, die dem Protoconch der Gastropoden homolog ist und bei einzelnen Gattungen schon ') Roserr T. Jackson, Phylogeny of the Pelecypoda. The Aviculidae and their allies. Memoirs of the Boston society of natural history. Vol.IV. No. VII. a a m a; [379] I. Zur Systematik und Stam hichte der Heteromyarier. 181 oO früher bekannt war, erscheint recht bedeutsam. Doch dürfte der gelehrt klingende Ausdruck Prodissoeonch durch eine verständ- lichere Bezeichnung wie Embryonalschale zu ersetzen sein. Auf dieses Gebilde ist die eigenthümliche Form der links oder rechts gedrehten Schale von Antipleura oder des mit einem mützen- förmigen Aufsatz’ versehenen Gehäuses von Slava zurückzuführen. Ganz verfehlt ist die phylogenetische Speculation des Verfassers, der wegen der äusseren Aehnlichkeit der nussförmigen Embryo- nalschalen mit den lebenden Nucula und wegen des angeblichen Vorkommens der Gattung im tiefsten Untersilur dieselbe für den »type-ancestor« von Avicula, Ostrea, Pecten etc. hält. Die ovale, gleichmässig gerundete Embryonal-Schale ist offenbar schon aus mechanischen Gründen die Urform des Pelecypodengehäuses; von den für Nucula bezeichnenden Merkmalen, von Reihenzähnen und einer Ligamentgrube unter dem Wirbel, ist an dem Prodis- soconch nichts zu beobachten; endlich unterscheiden sich die untersilurischen »Nwculae« durch die äussere Lage des Ligaments (Ctenodonta) und das Vorkommen von 4—5 Adductoren (Myo- plusia Neum.) von der lebenden Gattung. Der älteste bekannte Zweischaler Fordilla BARR. (Oberstes Cambrium) hat keine Be- ziehungen zu den Nuculiden. Die Urzweischaler waren altcam- brisch oder praecambrisch und haben sich bisher allen Nachfor- schungen zu entziehen gewusst. In der speciellen Entwickelung der vorliegenden Gruppen ist der Nachweis zweier Adductoren bei der jungen Auster von Wichtigkeit. Der vordere derselben geht während der embryo- nalen Entwickelung verloren — ein Analogon zu dem Verluste desselben Muskels während der geologischen Entwickelung von Avicula. Bemerkenswerth ist ferner das Fehlen des Fusses und Byssusorgans bei dem Austernembryo. Den sehr wahrscheinlichen Zusammenhang von Austern und Aviculiden vorausgesetzt, handelt es sich hier um das Verschwinden eines durch die Lebensweise überflüssig gewordenen Organs auf sehr früher Entwickelungsstufe. Aus der Entwickelungsgeschichte von Perna ist hervorzu- heben, dass die linke Schalenhälfte ursprünglich grösser und stär- ker gewölbt ist, als die rechte. Dieses embryonale Merkmal ist 182 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [380] bei verschiedenen palaeozoischen Gattungen mit convexer linker und concaver oder flacher rechter Klappe noch dauernd: Actino- desma, Limoptera, Kochia, Loxopteria, Pterinaea, (mit Ausnahme von Pt. lodanensis und Follmanni). Bei einigen im wesentlichen gleichklappigen Gattungen, wie Myalina, Avicula, Gosseletia, ist die linke Klappe zuweilen noch ein wenig stärker gewölbt (Taf. XIV, Fig. 11; Taf. XVI, Fig. 13c, 15a). Die lebende Vola mit gewölbter rechter und flacher linker Klappe verhält sich gerade umgekehrt, hat also ihre Gestalt durch spätere Anpassung erhalten. Weniger glücklich ist, wie erwähnt, der Verfasser in seinen palaeontologischen Abschnitten, die im wesentlichen eine kritiklose Compilation aus den neueren Lehrbüchern sind. Da die Systematik besonders der älteren Heteromyarier durch die vorliegende Arbeit eine erhebliche Umgestaltung erfährt, erledigt sich die Kritik dieser Theile im wesentlichen von selbst; jedoch möge die Methode des Verfassers an einigen Beispielen erörtert werden. Als einfache Flüchtigkeiten sind die Entdeckung einer böhmischen Obersilur- stufe E3 und die Angabe anzusehen, dass die Entwickelung des Ligamentes bei Pecten und Aviculopecten die gleiche sei. Zu inhaltlichen Ausstellungen giebt der Stammbaum des Ver- fassers, der im wesentlichen bekannte Dinge enthält, immerhin noch Anlass. (Vergl. auch oben.) Vulsella und Malleus gehören in die Verwandtschaft von @ervilleia; die Annahme, dass Perna der Vorfahre von Gervilleia und Ostrea sei, ist unhaltbar ange- sichts des Umstandes, dass die älteste Perna im Muschelkalk (P. vetusta GOLDF.), die erste Gervilleia im Buntsandstein und die älteste, sicher bestimmbare Auster im Muschelkalk auftritt, wäh- rend ein höheres Alter dieser letzteren Gruppe immerhin wahr- scheinlich ist. Der Urahn sämmtlicher Aviculiden soll » Rhom- bopteria« mira BARR. aus dem Öbersilur sein. Jedoch sind unter- silurische Aviculae bekannt; Avicula mira ist der Vertreter eines durch eigenthümliche Sceulptur gekennzeichneten, im Devon aus- sterbenden Seitenzweiges und qualifizirt sich zum allgemeinen Stammvater nur durch die zufällige Aehnlichkeit des äusseren Um- risses mit der jugendlichen-Avicula sterna aus den amerikanischen Meeren, deren Sculptur durchaus verschieden ist. re A a a re TE u a En u u 2 [381] I. Zur Systematik und St geschichte der Heteromyarier. 183 Ueberhaupt lässt sich der Verfasser viel zu sehr durch zufäl- lige, äusserliche Aehnlichkeiten zwischen embryonalen lebenden Muscheln und ausgestorbenen Gattungen zu kühnen Schlussfolge- rungen verleiten. Es ist als ein Glück anzusehen, dass derselbe verhältnissmässig wenig Bekanntschaft mit der palaeontologischen Litteratur besitzt; er würde sonst noch viel wunderbarere Entdeck- ungen machen. Z. B. besteht, wie der Verfasser hervorhebt, eine gewisse Formähnlichkeit zwischen einer jungen Perna und Posi- donia (non! Rhombopteria) glabra BARR. sp.; daher ist die letztere der Stammvater der ersteren !). Von einer Aufzählung weiterer Beispiele kann abgesehen werden; jeder Palaeontologe wird in seinem eigenen Arbeitsgebiet mehrfache Bestätigung für die Ansicht finden, dass die einfache Aufzählung der Gattungen ein unklares und unübersichtliches, der »Stammbaum« andererseits ein mehr oder weniger hypothe- tisches Bild von den Verwandschaftsverhältnissen einer Thier- gruppe giebt. Eine gründliche Abhilfe könnte selbstverständlich nur durch eine vollkommene Aenderung der veralteten Formen der Nomen- clatur und Systematik erfolgen, und eine solche Umgestaltung würde nur auf Grund allgemeiner Vereinbarungen erfolgen können. Doch liesse sich durch eine an sich nicht erhebliche Aende- - rung den oben bezeichneten Uebelständen wenigstens theilweise abhelfen. Wenn man die eine Ebene, auf die bisher die mannig- fache Thierwelt vergangener Perioden projizirt zu werden pflegte, durch eine Mehrzahl von Flächen ersetzt, so muss die Klarheit der Anschauung nothwendig gewinnen. Mein Vorschlag geht also — auf den vorliegenden Fall angewandt — dahin, die systema- tische Uebersicht der Heteromyaria derart zu gestalten, dass nicht alle Gattungen auf Grundlage der Systemafik der lebenden For- men nach einander aufgeführt werden (cf. die Handbücher von ZırTEL und P. FıscHer), sondern (im vorliegenden Falle): 1) Modiolopsis Munieri Bıcor erinnert noch weit mehr an die lebende Form. Ergo ist, im Sinne Jackson’s, Modiolopsis der Urahn von Perna u. s. w, 184 familien, (1 Aviculopectininae, 3 Aviculinae, 4 Pterinaeinae, 5 Ambonychüinae, 6 Myalininae). Nur die kleine und eigenthümliche Unterfamilie der Kochüinae ist ausschliesslich devonisch. I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [382] A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier. Als sicher hierher gehörig können nur die Familien Aviculidae und Mytilidae !) angesehen werden. Zwar sind auch vereinzelte Reste bekannt geworden, welche auf das Vorhandensein von echten Pectiniden (Pleuronectites? devonicus nov. sp., Taf. XVII, Fig. 8) und Ostreiden (Praeostrea BARR.; Pachypteria ? vetusta BEYR., Taf. VII, Fig. 9) hinweisen; jedoch ist von sämmtlichen genannten fast durchweg nur in je ein bis zwei Exemplaren vorliegenden Arten das Innere der Muschel unbekannt und die Bestimmung somit mehr oder weniger unsicher. Die Familie der Aviculiden gliedert sich im Devon in 6 Unter- Ueber die obersilurischen Heteromyarier ist im allgemeinen folgendes zu bemerken: Die Kenntnisse, die wir von silurischen Muscheln besitzen, sind im allgemeinen recht lückenhaft, und besonders erscheinen die Gattungsbestimmungen infolge der mangelhaften Bekanntschaft A. Altpalaeozoische Heteromyarier (Silur und Devon), B. Jungpalaeozoische Heteromyarier (Carbon , Permo- carbon, Perm), C. Mesozoische Heteromyarier, D. Tertiäre und lebende Heteromyarier. (Silur und Devon.) von denen meist silurische Vertreter bekannt sind mit dem Inneren durchweg unsicher. Die Avtcula-ähnlichen i Muscheln werden meist als Pterinaea bezeichnet, obwohl bei keiner | derselben die bezeichnenden Schlosszähne bisher nachgewiesen | ı) Wie Herr Dr. Brusnausen mir während des Druckes der Arbeit mit- theilte, gehören einige Arten aus den Coblenzschichten zu Modiola s. str.; die deutlichen Abdrücke der Schlossgegend gestatten kaum einen Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmung. [383] A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier (Silar und Devon). 185 worden sind. Nur bei Avicula cometula BARR. (Syst. Silur., Vol. VI, t. 356, f.1; Ey) sind schwache Seitenzähne entwickelt. Undeutliche Schlosszähne finden sich ferner bei der eigenthümlichen Av. mira (Ibid. t. 226, III, £.9, 11). Pierinaea retroflexa W AHLENBERG sp. !) (England und Gotland) erinnert in der äusseren Form noch am meisten an Pterinaea laevis, die gewöhnlich als Pterinaea reticulata auct.?) bezeichnete Muschel an Pterinaea dichotoma KRAnTz, aber ebenso an die radialgestreiften Aveulae. Das Vorkommen von Pterinaea im Silur ist somit vorläufig noch als zweifelhaft anzusehen 3). Auch die radialgestreifte Avicula Danbyi M’Cor (Brit. Pal. Foss. Pl. 1 I, f. 11—15; Ober-Ludlow), welche der obersilurischen Avicula (? Pterinaea) correcta BARR. (Vol. VI, t. 223, IV, Fig. 1—6) überaus nahe steht, besitzt eine flache, ungestreifte rechte Klappe, ein Merkmal, das allerdings den ähnlich sculpturirten Gruppen von Pterinaea und Avicula gemeinsam ist. Avicula findet sich bereits im Untersilur, kommt aber im Obersilur in grösserer Mannigfaltigkeit vor, wie die Tafeln von 217 — 230 bei BARRANDE |]. c. beweisen. Ebendaselbst sind auch einige obersilurische Posidonien ab- gebildet, von denen eine Art in dem vorhergehenden Theil be- sprochen worden ist (Posidonia glabra BARR. sp.). Die obersiluri- schen (Ez) Myalinen sind durchweg als Mytilus bestimmt (BARrRr. Syst. Silur., Vol. VI, t. 185, III, ££5—7; t. 210, t. 284, f. 22— 23). Zu Myalina gehören von obersilurischen Arten ferner Ambonychia acutirostra HALL und aphaea HALL aus der Niagara group (20th. 1) Ich habe eine grössere Anzahl von Exemplaren dieser in den Diluvial- geschieben häufigen Art gesammelt und solche von anderen Fundstellen unter- sucht, aber niemals das Schloss beobachten können. 2) Die eigentliche Hısısser’sche Art soll nach Lispström zu Aviculopecten gehören. 3) Diese Beobachtung steht im Widerspruch zu der gewöhnlichen Annahme und vor allem auch zu den Angaben Nrumayr’s (Zur Morphologie des Bivalvenschlosses p- 397), der Pterinaea aus morphologischen Gründen für den ursprünglichen Typus der Aviculiden hält. Hier und an anderen Orten erklären sich die Verschieden- heiten der Auffassung vor allem aus der Bereicherung des thatsächlichen Beob- achtungsmateriales, welche in Bezug auf palaeozoische Muscheln seit der Arbeit Neumayr’s erfolgt ist. 186 I. Zur Systematik und Stammesgeschiehte der Heteromyarier. [384] Ann. Report of the regents of the university of the state of New-York p- 336, t. 14, f. 2, 3). Die beiden Formen besitzen keine Spur von Zähnen und sind ungestreift, sie erinnern im Aeusseren am meisten an Myalina intumescens und Myalina Justi. Die auf der- selben Tafel f. 13— 15 abgebildete Amphicoehia dürfte nicht zu den Aviculiden, sondern in die Verwandtschaft von Modiolopsis gehören. Von obersilurischen Aviculopeeten-Arten ist vor allem zu nennen: Aviculopecten Cybele BARR. (l. c. t. 228; Es); ferner giebt Liınpström das Vorkommen der Gattung aus den höheren Schichten von Gotland an. Die von BirLııngGs aus seiner sogenannten Quebec group (wohl — Vaginatenkalk) beschriebenen Gattungen Eopteria !) und Euchasma?) sind ganz zweifelhafte Reste; jedoch stimmen die- selben nicht mit einander überein. Kuchasma erinnert in der äusseren Form am meisten an die radialgestreiften Myalinen. Eopteria kann hingegen nicht zu den Aviculiden gestellt werden. Eopteria Richardsoni besitzt eine gewisse Aehnlichkeit mit ».Dualina«; jedoch ist ein sicheres Urtheil bei der ungünstigen Erhaltung und der wenig vortheilhaften Art der Illustration nicht wohl möglich. NEUMAYR ist geneigt, Eopteria zu seinen Palaeoconchen zu stellen. Wie unzuverlässig übrigens die Angaben von BILLınGs sind, be- weist u. a. seine »Avieula« Hermione, eine runde, glatte Muschel mit zerbrochenem Vorder- und Hinterrand, der man jeden belie- bigen Gattungsnamen geben könnte. Es würde am besten sein, gegenstandslose Genera wie Euchasma und Eopteria völlig zu unterdrücken; höchstens liesse sich eine Aufzählung unter den Gattungen incertae sedis rechtfertigen. Die ebenfalls von BıLLinGs beschriebene Pteronitella scheint sich nur unerheblich von Avzcula zu unterscheiden und erinnert in der Form an Pteronites. Das Verhältniss der Gattungen Ambonychia und Gosseletia wurde oben besprochen; wahrscheinlich fällt Anomalodonta mit der ersteren Gattung zusammen. Bei der letztgenannten Form sollen die Zähne allerdings fast vollständig rückgebildet sein; aber ') Palaeozoic Fossils 1865 (Geological survey of Canada, p. 306, 307). 2), 0, D.. 361, ie er en Dh Kr u [385] A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier (Silur und Devon). 187 wenn dies der Fall wäre, käme nur die Gruppe der Myalina loda- nensis in Frage. Allerdings lässt ein im Berliner Museum befindliches, sonst wohl erhaltenes Exemplar von Anomalodonta gigantea MıLL. an der Schlosslinie wenig erkennen, stimmt aber in der äusseren Form so gut mit Ambonychia radiata HALL, dem Typus der Gattung, über- ein, dass eine Vereinigung das naturgemässeste sein dürfte. Verwandt mit Ambonychia ist Cyrtodonta (Cypricardites, Pa- laearca), welche zuerst aus dem Untersilur Nordamerikas be- schrieben wurde, aber auch in den gleichalten Schichten Europas, in dem Caradoc Englands und dem Gres de May vorkommt (Cyrtodonta quadrata und obscura). Ein Exemplar von Cyrtodonta quadrata, das ich im Museum of practical geology in London gesehen habe, stimmt in Bezug auf die Gestalt der Schlosszähne, Adductoren und Ligamentfläche vollkommen mit den oben behandelten Arten aus dem Unterdevon überein. Wie die Ausführungen des beschreibenden Theiles beweisen, bilden Cyrtodonta, Cyrtodontopsis und Gosseletia (insbesondere die Gruppe der @osseletia devonica) eine natürliche, ununterbrochene Reihe. Auffallend ist nur der Umstand, dass an der oberen Grenze des Unterdevon Vertreter der drei Gattungen noch neben einander vorkommen. Die Möglichkeit ist nicht auszuschliessen, dass die gestreiften Gosseletien näher mit den gestreiften Ambonychien als mit den glatten Gosseletien zusammenhängen. Leider ist die Kenntniss der obersilurischen Muscheln noch zu unvollkommen, um eine be- stimmte Entscheidung zu ermöglichen. Die berührte Frage ist jedoch von untergeordneterer Bedeu- tung, weil an der nahen Verwandtschaft von.Cyrtodonta, Gosseletia und Ambonychia von vorn herein kein Zweifel möglich ist. Viel eher darf das sehr geringe Maass von Differenzirung als eigen- thümlich angesehen werden, welches die erwähnten Gattungen während des langen Zeitraumes zwischen mittlerem Untersilur und oberem Unterdevon erfahren haben. Ferner ist die Annäherung an Pterinaea merkwürdig. Die Anordnung und Grösse der Adductoren 188 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [386] ist dieselbe geblieben, und die Zähne haben bei verschiedenen Arten der einen und anderen Gruppe zuweilen genau die gleichen Formen angenommen: Gosseletia truncata — Pterinaea lineata; Gosseletia carinata — Pterinaea laevis. Man könnte an eine un- mittelbare Verwandtschaft der beiden Gattungen um so eher glauben, als bei beiden glatte und radiärgestreifte Formen vor- kommen. Doch ergiebt eine genauere Untersuchung, dass es sich nur um zufällige Convergenzerscheinungen handelt. Der Charakter der radiären Berippung ist bei den fraglichen Gattungen ab- weichend; ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Pterinaea ausnahmslos ungleiche Schalen besitzt, während die Klappen von Gosseletia in Bezug auf die Höhe der Wölbung kaum Verschie- denheiten aufweisen. Ferner ist das hintere Ohr bei Gosseletia kaum abgegrenzt und das vordere fehlt vollkommen. Die Uebereinstimmung des Zahnbaues kommt dem gegenüber nicht in Betracht, besonders wenn man bedenkt, dass die Zähne bei den Aviculiden viel grössere Variabilität zeigen als bei anderen Zweischalern. Auf das scheinbare Vorkommen eines Öhres bei @Gosseletia wurde mehrfach hingewiesen. Immerhin bilden die beiden besprochenen Gattungen ein bezeichnendes Beispiel einer äusserlichen Ueberein- stimmung, welche trotz innerer Unterschiede entstehen kann. Dass bei phylogenetischen Speculationen gerade derartige Ver- hältnisse sorgfältig berücksichtigt werden müssen, liegt auf der Hand. Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier. Von einer Wiederholung der Diagnosen und Synonyma, die in einem Lehrbuche natürlich nothwendig wären, wurde mit Rücksicht auf die obigen ausführlichen Darlegungen abgesehen. Die Gattungen, bei denen nichts besonderes bemerkt ist, kommen nur im Devon vor. Die in-jüngere Formationen hinaufgehenden Genera sind gesperrt gedruckt. [387] Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier. 189 Familie Aviculidae. I. Aviculopectininae. Aeussere Form meist an Peeten erinnernd; seltener sind Avicula-ähnliche Formen. Ligamentlinien dem Rande parallel, Ligamentfläche gestreift, Zähne fehlen. Aviculopecten. Silur, Devon. Subgenera: Pterinopecten, Orbipecten. Crenipecten. ll. Aviculinae. Schale Avieula-ähnlich, ziemlich gleichklappig, Umriss variabel, Zähne fehlen (abgesehen von schwachen Andeutungen bei Avicula), Flügel deutlich abgesetzt. Der Vorderflügel zuweilen rudimentär (einige Arten von Limoptera und Posidonia). Posidonia. Silur, Devon. Avicula. Silur, Devon. Subgenera: Pteronites (Uebergang zu Aviculopinna), Ptychopteria (Im Devon Amerikas). Die 6 im vorstehenden unterschiedenen Formenreihen von Avicula, die sich mit den Harr’schen Gattungen Actinopteria, Leiopteria und Leptodesma nur zum Theil decken, könnten eben- falls als Subgenera unterschieden werden. Limoptera. Zweifelhaft sind: ? Byssopteria, ? Palaeopinna, ? Pachypteria (? Ostreidae oder ? Spondylidae). 190 I. Zur Systematik und Stam hichte der Heteromyarier. [388] Ill. Kochiinae. Schalen sehr ungleichklappig; linke gewölbt, rechte deckel- artig aufliegend. Ligamentarea hoch, Zähne fehlen. Flügel meist undeutlich. Kochia. Deutsches und russisches Devon. Untergattung: Lozxopteria. Oberdevon. IV. Pterinaeinae. Schale Avicula- oder Malleus-ähnlich, ungleichklappig, linke Klappe stärker gewölbt. Zähne stets vorhanden, reihenförmig oder in Schloss- und Seitenzähne gegliedert. Pterinaea ? Silur, Devon. Actinodesma. Unterdevon. V. Ambonychiinae. Schale fast gleichklappig, der Vorderflügel fehlt, der Hinter- flügel undeutlich begrenzt. Zähne in Schloss- und Seitenzähne gegliedert. Ligamentarea sehr hoch. Ambonychia. Silur. Gosseletia. Untergattung: Cyrtodontopsis. Unterdevon. Cyrtodonta. Untersilur, Unterdevon. Anmerkung. Unter dem Namen Limanomia hat Bovcuarn-Onasrereaux 1850 eine angeblich za den Anomiiden gehörige Muschel von Boulogne beschrieben, die mir nicht durch eigene Anschauung bekannt geworden ist. Da echte Anomien erst vom Lias an bekannt sind, ist das vereinzelte Auftreten einer dahin ge- hörigen Gattung nicht eben wahrscheinlich. Eine von Barranpe aus dem Obersilur (Es) beschriebene ? Pinna gehört sicher nicht zu den Aviculiden,-'sondern wahrscheinlich zu den sogenannten Palaeoconchen. [389] B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. 191 VI. Myalininae. Schale wie bei der vorhergehenden Unterfamilie oder Mytilus- ähnlich, annähernd gleichklappig. Zähne fehlen meist ganz. Myalina. Silur. Devon. Untergattung: Mytilops. Devon. Myalinoptera | D ; Hoplomytilus \ er Familie Mytilidae. Modiola. B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. (Carbon, Permocarbon, Perm.) Wie in dem vorhergehenden Abschnitt, soll auch hier die Uebersicht der Gattungen gewissermaassen nur skelettartig gegeben werden. Die kritische Besprechung einzelner Formen und ihres phylogenetischen Zusammenhangs wird etwas mehr Raum erfordern. Die verschiedenen grossen Monographien DE KonInck’s geben eine zufriedenstellende Uebersicht der verschiedenen Kohlenkalk- faunen von Belgien, Kärnten und Australien. Um so umständlicher und schwieriger ist die Benutzung der amerikanischen Litteratur, deren palaeontologische Namen jetzt allerdings von MILLER zusammengestellt sind. Doch wird die Untersuchung der Gattungen dadurch im höchsten Grade er- schwert, dass kaum eine europäische Bibliothek die zahllosen kleinen, meist nur mit Namenregistern und Verzeichnissen ange- füllten Publicationen vollständig besitzt. Unglücklicherweise haben die amerikanischen Autoren zudem noch eine Vorliebe für neue Gattungsnamen !), die vielfach ohne Abbildung und zureichende 1) Auf die unzureichende Begründung von Euchasma und Eopteria, Anoma- lodonta, Glyptodesma, Leptodesma, Vertumnia u.a. wurde bereits hingewiesen. 192 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [390] Diagnose publicirt werden; dieselben schleppen sich dann wie eine ewige Krankheit durch die verschiedenen Lehrbücher und Ueber- sichtstabellen hin, ohne dass irgend Jemand mit Bestimmtheit etwas über die Bedeutung der Namen anzugeben wüsste. Die Heteromyarier erfahren im Carbon eine erhebliche Ver- änderung. Eine Anzahl älterer Unterfamilien, die Pterinaeinae, Ambonychünae und Kochünae sterben aus, und andere eigenthüm- lich differenzirte Formen entfernen sich weiter von dem ur- sprünglichen Stamme der Aviculiden; Zimidae (2), Pectinidae, My- tilidae und Pinninae kommen bereits in typischen Vertretern vor. Die Östreiden !) sind zweifelhaft. Das Bild, welches die ursprüng- lich so einheitlich und einfach gestaltete Gruppe bietet, ist also ein bei weitem mannigfacheres geworden. Trotzdem hat sich die Zahl der Gattungen ein wenig (von 22 auf 18) vermindert und die Zahl der aus dem Carbon beschriebenen Arten ist ebenfalls geringer als die der devonischen. Die Zahl der letzteren dürfte insgesammt auf circa 450 zu veranschlagen sein. Neu für das Carbon sind folgende Gattungen und Untergattungen: Lima (?), Entolium, Pleuronectites, Aviculopinna, Pinna, Limatulina, Rutotia, Monopteria (Obercarbon, Amerika); Anthracoptera (Obercarbon), Leiomyalina und Asphanaia (beide aus Australien). Im Permo- carbon und Perm schreitet die Entwicklung neuer Gattungen weiter fort: Pecten s. str., Oxytoma, Pseudomonotis, Bakewellia (Perm), Atomodesma, Mytilus, Septifer, ? Lithodomina, Lithodomus, Liebea. Dagegen sind von devonischen Formen im Carbon verschwun- den: Orbipecten, Ptychopteria, Limoptera, Byssopteria, Palaeopinna, Myalinoptera, Hoplomytilus, sowie die drei erwähnten grösseren Gruppen. | Der Zusammenhang der verschiedenen neuen Familien und Gattungen mit dem Stamm der Aviculiden ist zum Theil bis in’s einzelne zu verfolgen (Pinna), zum Theil wenigstens höchst wahr- scheinlich. Als nicht vollkommen sicher ist das Vorkommen der Limiden anzusehen. Vereinzelte carbonische Formen, die von Bleiberg in ') Ausser der oben besprochenen Pachypteria werden Ostrea patercula Vern. und matercula Wınch. sowie unbestimmbare Formen aus dem Permocarbon citirt. Zu zz: [391] B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier, 193 Kärnten und Nordamerika beschrieben worden sind, ähneln in der äusseren Erscheinung einer Lima, und in noch höherem Grade trifft dies für eine permocarbonische Muschel zu. Doch ist von keiner derselben bisher das Innere bekannt geworden. Immerhin ist die Zugehörigkeit zu Lima wahrscheinlich, umsomehr, als eine kleine, aus dem belgischen Kohlenkalk beschriebene Form, Lima- tulina radula DE Kon., genau die Mitte zwischen der Gestalt von Aviculopeeten und von Lima hält. Ein etwas zweifelhafter Pectinide (Pleuronectites) ist, wie er- wähnt, bereits im Oberdevon gefunden worden. Diese triadische Untergattung, über deren Uebereinstimmung mit Streblopteria wohl kein Zweifel bestehen kann, tritt im Kohlenkalk in grösserer Artenzahl auf und ist ferner im Permocarbon, sowie im Muschel- kalk verbreitet. Das Hauptmerkmal der hierher gehörigen Formen ist der tiefe Byssusausschnitt in der rechten Klappe. Weniger arten- reich, aber ebenfalls schon typisch entwickelt kommt das durch grössere Höhe der Ohren der rechten Klappe ausgezeichnete Sub- genus Entolium im Kohlenkalk vor und reicht bis in den Jura hinauf. Typische Pectenarten finden sich erst im Permocarbon Ost- indiens; Pecten !) prototextorius WAAGEN ?) bildet einen besonders bezeichnenden Vorläufer der mesozoischen Formen. Ob als Vorläufer der Pleuronectiten und Entolien glatte For- men, wie Aviculopecten Schulzi nov. sp. (Taf. I, Fig. 10) anzu- sehen sind, ist bei der Lückenhaftigkeit der Ueberlieferung nicht zu entscheiden. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit kann man die gestreiften Aviculopecten-Arten des Kohlenkalks als die Vorfahren der typischen Peetines des Permocarbon deuten. Von ganz be- sonderer Wichtigkeit ist in dieser Hinsicht die Abbildung des Inneren von Avieulopecten caelatus, welche DE Konınck ?) giebt. 1) Wie wenig glücklich die Hervorziehung einiger uralter Namen bei P. Fıscner sei, wurde schon oben erörtert: Am wenigsten dürfen die alten, ohne Diagnose veröffentlichten Katalognamen von Borrex und Kreis auf Äner- kennung rechnen. 2) Salt-Range-Fossils t. 23, f. 10. 3, Faune du caleaire carbonifere etc. V, Annales du Musee Royal de Belgique, t. 38, f. 8. Abh. IX, 3. 13 194 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [392] Man sieht hier in der Mitte der leider etwas undeutlich gezeich- neten Ligamentfläche eine in das Innere . vorspringende Verbrei- terung. Diese Form dürfte das Mittelglied zwischen einer line- aren Ligamentfläche und einer Ligamentgrube bilden. Die Zusammenziehung des Ligamentes in eine oder in einzelne Gruben oder in eine schmalere Linie des Schlossrandes vollzieht sich bei dem gesammten Stamme der Heteromyarier während der Zeit des oberen Palaeozoicum. Wenigstens ist dieser Vorgang als die gemeinsame »Tendenz« aufzufassen, welche sich bei der Ab- zweigung von Pecten, Lima, Mwytilus und der Unterfamilie der Per- ninae beobachten lässt. Bei diesem Umformungsvorgang ist ferner der Umstand von Wichtigkeit, dass die älteren Formen niemals sofort verdrängt werden, sondern neben den moderneren Typen — wenngleich in verminderter Anzahl — fortdauern. So lässt sich das Zusammen- vorkommen von Lima und Pecten mit Aviculopecten (bis zum Permocarbon), von Modiola und Mytilus mit Myalina (ebenso weit), von Avicula, Aviculopinna und Pinna erklären. Analog ist das Zusammenvorkommen von Cyrtodonta, Cyrtodontopsis und Gosseletia im oberen Unterdevon. Es gewinnt demnach den Anschein, als ob der Kampf um’s Dasein, die Ablösung einer Thiergruppe durch eine andere, bei den Zweischalern weniger lebhaft gewesen sei als bei anderen Ordnungen, z. B. bei den Ammonitiden des Mesozoicum oder den Trilobiten des Silur. Die Verkleinerung des Raumes, welchen das Ligament in der Gelenkung der Schalen einnimmt, war offenbar eine dem Thiere günstige Veränderung, und auf dieser beruht der durchgehendste Unterschied zwischen palaeozoischen und jüngeren Heteromyariern. Wir finden bei den letzteren im wesentlichen drei Modificationen, welche sich so zu sagen als praktisch erweisen und somit bei den verschiedenen Gruppen ausdauern: Das Ligament liegt in einer Schlossgrube (Spondylus, Lima, Peeten ete.), in zahlreichen Gruben des Schlossrandes ( Perninae), oder in einer schmalen, dem Schloss- rande parallelen Furche mehr innerlich oder äusserlich. (Jüngere Aviculiden, Pinninae, Mytilidae, Prasinidae.) A EZ a. a A UL LU LU nn u ca 2 Juice se Me [393] B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. 195 Abgesehen von den erwähnten drei Modalitäten der Reduction der Ligamentfläche lässt sich noch eine vierte bei einer vereinzelten Form des australischen Kohlenkalks nachweisen. Hier ist das Ligament auf die obere Hälfte der breiteren verlängerten Schloss- fläche beschränkt, während die untere Hälfte derselben eine ein- fache glatte Ebene bildet. (Vergl. unten die Beschreibung von Leiomyalina nov. subgen.) Diese vierte Methode der Reduction hat sich offenbar als unpraktisch erwiesen, denn sie,wird bei jüngeren Formen nicht mehr gefunden. Es scheint also auch hier neben den »adaptiven« auch eine inadaptive Reduction der Ligamentfläche vorzukommen. Mit seltener Deutlichkeit ist die Abzweigung der Gattung Pinna von Avicula zu verfolgen. Avicula extenuata HALL sp. (Leptodesma Haut |]. c. t. 22, f. 23). bildet den natürlichen Ueber- gang zu der Untergattung Pteronites. Pteronites belgica (Taf. IX, Fig. 21) ist mit Avieulopinna verwandt. Noch näher stehen einige amerikanische Arten der Chemung group. Bei manchen carbo- nischen Formen verschwindet die Grenze der Gattungen dadurch, dass der Umriss dreieckig wird und der Wirbel mehr und mehr nach vorn rückt. Derartige concentrisch gestreifte Formen sind von MEEK als Aviculopinna bezeichnet worden und kommen im Kohlenkalk von Nordamerika und Belgien vor. Wie schwer es hält, noch irgend eine Grenze zu ziehen, beweist der Umstand, dass Pteronites subventricosus DE Kon. !) nur als Jugendexemplar von Aviculopinna spathula DE Kon. ?) aufzufassen sein dürfte. Die typischen Pinnen, von denen riesige Formen bereits im Kohlenkalk auftreten, unterscheiden sich von Avsculopinna nur durch die vollkommene Endständigkeit des Wirbels und das Vor- kommen einer Radialsculptur. Auch für den Uebergang von Myalina und Modiola liegen einige Andeutungen vor. Die mittel- devonischen Modiolen gehören z. Th. zu anderen Gattungen 3). 9 © u; NZ; 3) Z. B. sind Modiola sinuosa Wessukorr und aviculoides Verx. bei Wensur., Fauna des devonischen Systems ete. t.8, f. 1,2 zu Oypricardinia oder Modio- morpha zu stellen. 13* 196 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [394] »Modiola (Mytilops)« praecedens und metella (Oberes Ober- devon) Harı (1. ce. t. 22, 23) sind vielleicht als die letzten Vertreter derjenigen Gruppe von Myalina aufzufassen, welche den Uebergang zu Modiola gebildet hat. Doch ist eine sichere Entscheidung un- möglich, da das Innere der beiden Arten nur unvollkommen be- kannt ist. Uebersicht der jungpalaeozoischen Heteromyarier. Die fettgedruckten Gattungen kommen bereits in älteren Formationen vor, gesperrter Druck bezeichnet das Hinauf- gehen in jüngere Bildungen. Ia. Limidae. Lima. Carbon (?); Permocarbon und jünger. I. Pectinidae. Pecten s. str. Permocarbon und höher. _ Subgenera )): Pleuroneetites Devon, Carbon und Permocarbon. Entolium. Permocarbon. Hinnites (= Prospondylus ZIMMERMANN). Zechstein und Bellerophonkalk. (Vergl. unten.) II. Aviculidae. I. Aviculopectininae. Aviculopeeten. Bis zum Bellerophonkalk. Subgenera: Pterinopeeten. Bis Obercarbon (Pt. papyraceus). Limatulina. Kohlenkalk. Crenipecten. Bis zum Kohlenkalk. (Vergl. das unten über Pernopecten und Euchondria gesagte.) !) Ein von Strache aus dem Tiroler Bellerophonkalk als ? Vola beschriebener Rest dürfte kaum hierher gehören; derselbe ist unvollständig erhalten und seiner systematischen Stellung nach zweifelhaft. Hingegen erinnern die Arten von Aviculopecten durchaus an carbonische Formen. ee [395] Uebersicht der jungpalaeozoischen Heteromyarier. 197 Il. Aviculinae. Aviecula. Subgenera: Pteronites. Bis zum Kohlenkalk. Monopteria. Obercarbon, Amerika. (Vergl. unten.) ? Rutotia. Kohlenkalk. Oxytoma. Vom Permocarbon an. Posidonia. Pseudomonotis. Vom Permocarbon an. Ill. Pinninae. Pinna. Vom Kohlenkalk an. Aviculopinna (Subgenus). Kohlenkalk. VI. Myalininae. Myalina. Bis zum Kohlenkalk. Subgenera: ? Aphanaia. Kohlenkalk, Australien. (Vergl. unten). Leiomyalina nov. subgen. Carbon, Australien. (Vergl. unten.) Atomodesma. Permocarbon, Salt-Range. Anthracoptera. Obercarbon ). VII. Perninae. Mit Ligamentgruben längs der Schlosslinie.. Vom Zechstein an. Bakewellia. Zechstein. III. Mytilidae. Septifer. Vom Permocarbon an. Lithodomus. Vom Permocarbon an. !) Die Gattung konnte nicht näher untersucht werden. 198 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [396] Subgenus: ? Lithodomina. Permocarbon. Mytilus. Vom Permocarbon an. Modiola. Vom Devon an. Liebea. Permocarbon und Zechstein. (Vergl. unten.) Aus dem oben angeführten Grunde fehlen in der Aufzählung der jungcarbonischen Heteromyarier die Diagnosen; jedoch habe ich mich von der Selbständigkeit der im vorstehenden ange- führten Gattungen oder Untergattungen überzeugt. Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. Euchondria MEEK und Pernopeeten WINcHELL. Zu den wahrscheinlich überflüssigen Gattungen gehören Eu- chondria und Pernopecten. Die letztere wurde (!ohne Abbildung) von WINCHELL !) aufgestellt und als ein Avzculopecten mit Liga- mentgruben definirt. Die typische schon früher beschriebene Art, Aviculopeeten limaeformis WHITE und WHITFIELD ?), ist ebenfalls nirgends abgebildet worden und hat daher ein völlig obscures Dasein geführt. In Folge dessen hat MEEK den kleinen glatt- schaligen Peeten neglectus GEINITZ zum Typus einer neuen Gattung Euchondria erhoben, deren Diagnose fast wörtlich mit derjenigen von Pernopecten übereinstimmt. Die Abbildung der Schlosslinie ist mir allerdings nirgends zu Gesicht gekommen, obwohl auch WAaAGEN eine kleine Zuchondria subpusilla W AAGEN hierher stellt). Mit der Diagnose dieser beiden unvollkommen bekannten Formen stimmt nun Ürenipecten HALL, ein Aviculopecten mit einer Reihe von Schlosszähnen, ungefähr überein. Crenipecten geht, wie die gute Abbildung WALcorT's beweist, bis in das Carbon (Eureka District) hinauf. Erwägt man nun, dass bei Actinodesma die ') Proc. academy nat. sciences, Philadelphia 1865, p. 125. ?) Proc. Boston society of natural history VII, 1862, p. 295. 3) Salt-Range Fossils t. 24, f. 4. [397] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 199 reihenförmigen Schlosszähne für Ligamentgruben angesehen worden sind, so liegt es nahe, eine ähnliche Verwechselung auch bei Pernopecten anzunehmen. „Jedenfalls können unvollkommen be- kannte Gattungen, wie die beiden erwähnten, nicht weiter be- rücksichtigt werden. Monopteria MEEK und WORTHEN. Besser begründet ist die Untergattung Monopteria MEER und WORTHEN), eine Aricula mit mangelndem Vorderflügel und einem scharfen, dem Hinterflügel parallelen Kiel auf der Schale. Das Vorkommen von einer Ligamentarea mit parallelen Längsfurchen wird ausdrücklich hervorgehoben. Das Subgenus schliesst sich an Avicula und nicht an Pierinaea an, wie das Fehlen der Zähne beweist. Um eine Vorstellung von diesem häufig citirten, aber doch so gut wie unbekannten Genus zu geben, habe ich die einzige mir bekannt gewordene Figur reproduciren lassen. Aus dem Untercarbon und Perm sind keine ähnlichen Formen bekannt. Fig. 20. Avicula (Monopteria) longispina Cosr. sp. Copie nach Kentucky Geol. Survey, Vol. III, Taf. VIII, Fig. 62). Productive Steinkohlenformation, Kentucky (Provi- dence, Hopkins county). Aphanaia pe Kon. Die carbonische Gattung Aphanaia wurde von DE KoNInck >) aus Neu-Südwales beschrieben und mit Rücksicht auf die unge- 1) Meerx u. Worruen, Proc. Chicago Academy of sciences, Vol, I (1865), p. 20. 2) Eine l. c. t.8, f.7 abgebildete » Plicatula« ist ein ganz zweifelhaftes Gebilde. 3) Recherches sur les fossiles pal&ozoiques de la Nouvelle Galle du Sud (Ex- trait des Mömoires de la soci6t& royale des sciences de Liege, 2. serie, t. VI, p- 302, t..21). 200 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [398] wöhnliche Grösse und die wellige Form der Anwachsstreifen mit Inoceramus verglichen. Die Aehnlichkeit zwischen den beiden Gruppen ist jedoch nur als eine äussere Analogie der Form auf- zufassen, wie sie zwischen Kochia und Gervilleia, Actinodesma und Malleus, Aviculopeeten und Pecten, Limoptera und Pseudomonotis be- steht. Jedoch hat Aphanaia keine Ligamentgruben wie /nocera- mus und schliesst sich nahe an Myalina an. Allerdings scheint die Gruppe einen eigenthümlichen Charakter zu besitzen, nämlich die Zweitheilung des grossen hinteren Adductors. Von geringerer Bedeutung ist die Ungleichklappigkeit, sowie ferner die Grösse der wenigen hierher gehörigen Arten. Die grösste Form, Apha- naia gigantea !), kommt an Breite unserer Limoptera gigantea gleich und übertrifft dieselbe an Höhe noch um ein Drittel. Im Umriss ähnelt die Art dem /noceramus labiatus, in den Grössenverhältnissen Inoceramus Cuvieri und den Riesenformen des Emscher Mergels. Die Theilung des Adductors ist zweifelhaft. Bei einer nahe verwandten (unrichtig als Mytilus?) bezeichneten) Myalina ]. e.t. 21, f. 1 beobachtet man deutlich, dass die Trennung durch eine An- wachsfurche bedingt ist, und bei Aphanaia gigantea scheint eben- falls ein derartiger Beobachtungsfehler vorzuliegen. Eine selbstständige Gattung ist Aphanaia auf keinen Fall; es kann sich nur fragen, ob man dieselbe als Untergattung bei- behält oder ganz einzieht. Für die Annahme einer Untergattung spricht nur die eigenthümliche Aehnlichkeit mit /noceramus. Da- gegen ist eine gewisse Ungleichklappigkeit auch bei anderen My- alinen zu beobachten (M. lodanensis), und die blosse Grösse kann um so weniger als Gattungsmerkmal aufgefasst werden, als auch die mitvorkommenden Avsculopeeten an Grösse alle anderen be- kannten Arten überragen. Sowohl Aviculopeeten Follmanni, wie die grössten Arten des belgischen Kohlenkalks werden von Av- ceulopecten leniusculus DAnA ®) übertroffen. Es scheint, dass ent- sprechend den Pygmaeenfaunen (St. Cassian) auch Gigantenfaunen )1.ct. 21, 8.6. 2) Auch Mytilus erassiventer l.e.t.21, f.2 gehört zu Myalina. TR RT 0 90) N 29 N u u A A Sn > u u A al An A DEU DONAU un u en Y EU 4 0 0 © Zu u un na 2 5 2 u en aa” 40 u 399 Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 201 vorkommen. Es kann wohl kaum ein Zufall sein, dass grosse Zweischaler (Limoptera gigantea, Palaeopinna gigantea) am Rhein auf die Siegener Grauwacke beschränkt sind. Schon die Riesen- formen der unteren Coblenzstufe sind kleiner, und weiter oben scheinen grosse Zweischaler überhaupt zu fehlen. Leiomyalina nov. subgen. Wie Myalina, aber unter der gestreiften Ligamentarea liegt eine lang gestreckte glatte!) Fläche, welche an Höhe der ersteren ungefähr gleich ist. Unter dem Wirbel befindet sich ein zahn- artiger Wulst. Die grossen, sehr dickschaligen, in der äusseren Form zwischen Myalina und Perna stehenden Muscheln kommen im Kohlenkalk von Neu-Süd-Wales vor (Kilama). M. (Leiomyalina) antaretica nov. sp. Die äussere Form erinnert an Aphanaia Mitchelli DE Kon.?), doch besteht, abgesehen von der Verschiedenheit der Erhaltung, ein deutlicher Unterschied in der Sculptur der Oberfläche: Leio- myalina antarctica besitzt eine glatte, dicke Schale mit feinen An- wachsstreifen, Aphanaia Mitchelli grobe concentrische Runzeln. Es befindet sich ein riesiges Exemplar, dessen Dimensionen aus der Abbildung ersichtlich sind, im Königl. Museum für Natur- kunde in Berlin. Dasselbe stammt aus carbonischen mergeligen Kalken (ohne nähere Bezeichnung) von Kilama in Neu-Süd- Wales. Einige weitere Arten von Leiomyalina sind von DanA eben- falls aus Neu-Süd-Wales (Harpers Hill) unter dem Namen Eury- desma ?) beschrieben worden. Indessen gehört wohl die an erster Stelle beschriebene Art, Eurydesma ellipticum DAanA (non -a) *) zu 1) Jeiog glatt. 2) Recherches sur les fossiles palöozoiques dela Nouvelle Galle du Sud. t. 21, f. 3. 3) U. S. Exploring Expedition. Geology by J. D. Dasa p. 699, 700, t. 7, f. 6—8, t. 8, f. 1. 1.01%. 7,8.6—6e. 202 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [400] Cardiomorpha, bezw. es ist für den Namen Cardiomorpha die Be- zeichnung Eurydesma wieder einzuführen. Dagegen sind E. glo- bosum, sacculus und cordatum typische Heteromyarier. Fig. 21. Fig. 21—23. Myalina (Leiomyalina) antarctica nov. gen., NOV. Sp. Verschiedene Ansichten. Carbon. Kilama, Neu-Süd-Wales. Königl. Museum für Naturkunde. Berlin. Circa ®/g der natürl. Grösse. Das Schloss von Eurydesma sacculus (M’Coy) Dana (l. c. t. 7, f.8c) ist offenbar dem nebenstehend abgebildeten überaus ähn- ee a A u En er ee ee u Zi A En ed a UL Zi u Le a Dec Ba un [401] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 203 lich. Die drei namhaft gemachten Arten von Leiomyalina (Eury- desma) unterscheiden sich von der neuen Species durch leicht wahrnehmbare Abweichungen der äusseren Form. Fig. 22. Liebea WAAGEN. Der vertical gestellte Vorderflügel in der linken Klappe er- innert etwas an Myalinoptera. Die Ligamentarea zeigt noch eine gewisse Aehnlichkeit mit Myalina, stimmt aber mehr mit Mytilus 904 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [402] überein. Das eigenthümlichste Merkmal scheint die Ausbildung von Ligamentgruben bei älteren Exemplaren zu sein. Im grossen und ganzen schliesst die Muschel sich enger an die Mytiliden an. Die häufig erörterte Streitfrage der Zugehörig- keit von Liebea zu den Mytiliden oder ? Aviculiden verliert inso- fern viel von ihrer Bedeutung, als die palaeozoischen Vertreter beider Familien noch keineswegs scharf von einander geschieden sind. Prospondylus ZIMMERMANN. Die Merkmale der bisher nur durch Prospondylus Liebeanus vertretenen Gattung sind durch E. ZIMMERMANN in überaus ein- gehender und sorgfältiger Weise beschrieben worden !), und nur die Deutung derselben kann noch zweifelhaft bleiben. ZIMMER- MANN rechnet die Gattung trotz des vollkommenen Fehlens von Zahnleisten zu den Spondyliden, »da die anderen Merkmale (Band- feld, Bandgrube, Mangel des Byssusausschnittes)« eine Zurechnung zu den Pectiniden nicht gestatten. Das Vorhandensein des Bys- susausschnittes ist nun für die Pectiniden nicht eben bezeichnend; allerdings ist ein solcher bei Pecten varius und opercularis (Chlamys bei P. FıscHEr), den Typen der Gattung, deutlich entwickelt, fehlt aber z. B. bei Vola (Peeten Jacobaeus) und Amussium vollkommen. Betreffs der Bandgrube und des Bandfeldes giebt ZIMMERMANN (l. ce. p. 116) selbst zu, dass auch Hinnites »schon ein höheres Bandfeld mit verlängerter Bandgrube« nach Angabe einiger Autoren besässe. Berücksichtigt man ferner, dass diese beiden Merkmale ausschliesslich von der Dicke der Schale abhängen, so verlieren dieselben jegliche Bedeutung für die Bestimmung der Familie. Da auch die Sculptur und äussere Form von Prospondylus vollkommen mit den Hinniten des Muschelkalks übereinstimmt, ist die Gattung einzuziehen. Besonderen Werth legt ZIMMERMANN ?) darauf, dass Prospon- dylus (im Gegensatz zu Spondylus) mit der rechten Klappe fest- !) Jahrbuch der Königl. preuss. geol. Landesanstalt 1885 p. 103, Taf. II. ?) Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. 1889 p. 380 (Maisitzung). es er ee ee ee [403] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 205 gewachsen sei. Da Prospondylus der Zahnleisten vollkommen ent- behrt und somit überhaupt kein Spondylide ist, brauchte auf diese Angabe nicht weiter eingegangen zu werden; jedoch pflegt das in Rede stehende Merkmal im allgemeinen überschätzt zu werden. Gerade die Spondylen verhalten sich in dieser Hinsicht ganz ver- schiedenartig. Der bekannte Spondylus spinosus und die mit dem- selben verwandten Arten wachsen nicht fest, und der lebende Spondylus imperialis von Guadeloupe führt, wie Herr Geh.- Rath BEYRICH in der unten eitirten Sitzung der Deutsch. geol. Ges. hervorhob, sogar eine freischwimmende Lebensweise, verhält sich also zu der Masse der Spondylen wie manche schwinımende Peeten- Arten zu Hinnites. Bei der Besprechung der Gattung Terquemia TATE em. NoETLING hat ZIMMERMANN (]l. c. p. 117) das Referat von BENECKE !) nicht berücksichtigt, das eine sehr zutreffende Kritik der von NoETLING geäusserten Ansicht enthält. BENECKE hebt 1. ce. hervor, dass eine ihm vorliegende Platte mit Ostrea Haidingeri (alpines Rhaet) mehrere rechte Klappen auf dem Gestein fest- gewachsen zeigt. »Diese Auster gehört zu den stark gefalteten und erinnert in ihrem Habitus schon sehr an Formen aus der Gruppe der Ostrea Marshi [Alectryonia], welche mit der linken Klappe festwächst. Beide Arten generisch zu trennen, nur auf das Anwachsen hin, was z. B. bei Chama doch nur als ein unter- geordnetes Merkmal gilt, scheint uns gewagt, so lange nicht noch andere Unterschiede gefunden sind.« Eine Untergattung für rechts anwachsende Austern sei eventuell annehmbar, doch müssten dabei noch die äusseren Eigenthümlichkeiten der Schale berücksichtigt werden. »Das nur möchten wir vermieden sehen, Formen von so abweichendem Aussehen, wie O. ostracina, complicata, Haidin- geri u.s. w. in eine Gattung zu stellen, und dagegen die einander so ähnlichen Hahnenkammaustern generisch zu trennen. Unseren sonstigen Erfahrungen widerspricht es durchaus nicht, dass ver- schiedene Gruppen jurassischer Austern ihre triadischen Vorläufer gehabt haben, während eine Aenderung der Lebensgewohnheiten !) Neues Jahrbuch 1881, II, p. 72. 206 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [404] sonst gleichorganisirter Thiere an der doch nur künstlichen For- mationsgrenze ein ganz sonderbares Zusammentreffen wäre.« C. Die mesozoischen Heteromyarier. Die Entwickelung der Heteromyarier am Beginn des Meso- zoicum kommt an Lebhaftigkeit derjenigen der Devonzeit gleich. Wie im Carbon, so ist auch hier eine lebhaftere Differenzirung der einzelnen Stämme, sowie ein Verschwinden der Zwischen- formen zu beobachten. Von den letzteren sind die Avzsculopeeti- ninae gänzlich, und die Myalininae so gut wie gänzlich ver- schwunden. Nur die ?triadische Gattung Atomodesma von Timor ist als der letzte Ausläufer dieser Unterfamilie anzusehen. An die Stelle der beiden alterthümlichen Gruppen sind die formenreichen Familien der Pectiniden und Mytiliden getreten, welche sich zur Carbon- bezw. Silurzeit abgezweigt und welche dann auf Kosten des zurückbleibenden alten Stammes immer mehr zugenommen haben. Eine ganz ähnliche Entwickelung durchlaufen die Limiden; die palaeozoischen Formen sind, wie erwähnt, wenig zahlreich und ihrer systematischen Stellung nach nicht über jeden Zweifel er- haben. In der unteren Trias tritt aber Lima bereits in grosser Mannigfaltigkeit der Individuen und Arten auf, und in den Cas- sianer Schichten kommt daneben eine kleine Art von Limea vor. Die Spondyliden ähneln den Limiden insofern, als auch bei ihnen das Ligament sich in eine Grube zurückgezogen hat. Die nähere Abstammung der Familie ist nicht klar, obwohl an der all- gemeinen Zugehörigkeit zu den Heteromyariern nicht zu zweifeln ist. Palaeozoische Vorläufer (? Aviculopecten), wie sie bei den soeben besprochenen Familien auftreten, fehlen hier!); dieältesten zu Placunopsis ?) gehörigen Formen treten ziemlich unvermittelt in der Trias auf. !) Die generische Bestimmung der verschiedenen als Placuna oder Placu- nopsis bezeichneten Kohlenkalkarten ist unsicher. 2) Placunopsis wird von P. Fischer, wie es scheint, richtiger zu den Ano- miiden gerechnet; dann würde Päcatula als ältester, sicher bestimmter Spondy- lide aufzufassen sein. a [405] C. .Die mesozoischen Heteromyarier. 207 Die im unteren Zechstein vorkommende Gattung Prospondylus ZIMMERMANN kann, wie erwähnt, nicht als Vorläufer der Spondy- liden angesehen werden. Von besonderer Bedeutung ist das Auftreten der Austern im unteren Muschelkalk !), welche zusammen mit den Anomiiden, Pec- tiniden u. s. w. gewöhnlich als Unterordnung der Monomyaria zu- sammengefasst werden, eine Bezeichnung, die nicht eben glücklich gewählt erscheint. Vor allem ist Avicula, der wichtigste Vertreter der Heteromyarier, ebenfalls nur mit einem Adductor versehen. Man wird daher am besten thun, den Gegensatz von Hetero- myariern und Monomyariern dadurch zu beseitigen, dass man den letzteren Namen fallen lässt. Die erstere Bezeichnung kann dann der grossen Gruppe derjenigen Muscheln erhalten bleiben, welche sich durch ungleiche Ausbildung der Adductoren von den Homo- myariern unterscheiden. Innerhalb der Heteromyarier unterscheidet man am besten einige Unterordnungen, die im Anschluss an P. Fischer mit den Namen der wichtigsten Familien zu belegen sind, also Ostreacea, Pectinacea u. S. W. Doch glaube ich besonders mit Rücksicht auf die geologische und stammesgeschichtliche Entwickelung einige Abänderungen einführen zu sollen. Um dieselben leichter hervortreten zu lassen, stelle ich die Gruppirungen von ZITTEL und FiscHEr neben die neu vorgeschlagene. ZITTEL (STOLICZKA). A. Monomyaria. Ostreidae (Lam.) GRAY, Anomüidae GRAY, . Spondylidae GRAY, Limidae D’ORB., Pectinidae Lam. appw.- B. Heteromyaria. 6. Avieulidae D'ORB., 7. Muytilidae Lam. I) Vergl. das oben über Terquemia gesagte. 208 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier [406] 8. Prasinidae SroLiczkA [Mit Sicherheit nur recent bekannt.] 9. Pinnidae Gray [Von P. Fıscher und dem Verfasser als Unterfamilie zu den Avicu- lidae gestellt]. P. FiIscHEr. | A. Ostreacea. 1. ÖOstreidae, 2. Anomüäidae. 1 B. Peetinacea. Dimyidae, Spondylidae, . Limidae, ö Pectinidae. E up 6. Mytilacea. 7. Prasinidae, 8. Aviculidae, 9. Mytilidae. Verfasser. A. Ostreacea. ; 1. Ostreidae. j 2. Anomiüidae. B. Spondylacea. 3. Spondylidae (+ Dimyidae). - C. Peetinacea. 4. Limidae. i 5. Peetinidae. j 6. Aviculidae. D. Mytilacea. 7. Mytilidae:“ 8. Prasinidae. [407] & C. Die mesozoischen Heteromyarier. 209 Dass die gesammten Aenderungen im Grunde sehr wenig erheblich sind, geht schon daraus hervor, dass die Reihenfolge der Familien im wesentlichen dieselbe bleibt. Stellt man die Pinnidae zu den Aviculiden, so stimmt die Zırrer’sche Anordnung z. B. mit der meinigen vollkommen überein. Die Abweichungen von P. FiıscHEr erklären sich, wie bereits erwähnt, durch die nothwendige Rücksichtnahme auf die geolo- gische Entwickelung. Es ist nicht wohl angängig, die Limiden und Pectiniden, welche der Stammgruppe am ähnlichsten geblieben sind, von dieser zu trennen. Die Mytiliden (nebst den Prasiniden 1)) sind eine durch ab- weichende Schalenform und eigenthümliche Entwickelung der Muskulatur ausgezeichnete Gruppe, welche sich zwar gleichzeitig mit den Pectiniden abgezweigt, aber dann selbständig weiter ent- wickelt hat. Die Spondyliden nähern sich durch die äussere Form den Austern, während der Besitz eines Fusses vielmehr auf die Ver- wandtschaft mit Pectiniden und Limiden hinweist. Ganz eigen- artig ist, wie schon von allen Beobachtern hervorgehoben wurde, der Schlossapparat entwickelt. Die Zähne alterniren nicht mit den Gruben, wie bei den übrigen Muscheln; vielmehr stehen auf der Schlossfläche selbständige Leisten, denen Einsenkungen auf der gegenüberliegenden Seite entsprechen. Functionell ist die Charniervorrichtung durch die hakenförmige Umbiegung der Zähne bei einzelnen recenten Spondylen überaus vervollkommnet und ähnelt, wie BRONN hervorhob, dann am meisten der der Brachio- poden. Die Familie der Dimyiden unterscheidet sich nur durch den Besitz zweier Muskeln von den Spondyliden und dürfte natur- gemässer als Unterfamilie aufzufassen sein. Das Thier von Dimya ist unbekannt und, wie das Beispiel von Avicula beweist, erscheint das Vorkommen von ein oder zwei Muskeln oft als ein Merkmal von untergeordneter Wichtigkeit. 1) Von denen P. Fıscner wohl mit Recht Modiolopsis, Hippopodium und Myo- concha entfernt hat. Abh. 1X, 3. 14 210 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [408] Immerhin dürfte die schon in der oberen Trias !) vorkom- mende Gattung Dimyodon den Uebergang zu den älteren, zwei- muskeligen Aviculae vermitteln. Die Bindeglieder sind unbekannt. Doch könnte die Beobachtung nicht ohne Werth sein, dass ge- legentlich auch bei älteren Aviculiden die für die Spondyliden bezeichnenden Schlossleisten vorkommen. Ein derartiges Gebilde zeigt Palaeopinna gigantea KRANTZ sp. (Taf. XIV). Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. Die Aufzählung der Gattungen soll nur im Sinne des oben gekennzeichneten Princips eine Uebersicht der Entwickelung geben; von einer kritischen Durcharbeitung der gesammten Formen, wie sie für die ersten beiden Abschnitte erfolgt ist, wurde in dem nachfolgenden abgesehen. Aus demselben Grunde konnten auch die zahlreichen Untergattungen nicht erwähnt werden. Vollständige Uebersichten geben bekanntlich die Handbücher von P. FiscHER und ZITTEL, von denen der eine mehr die lebenden, der andere mehr die fossilen Formen berücksichtigt. Um die Uebersichtlichkeit zu erhöhen, sind die bereits im Palaeozoicum vorhandenen Gattungen fett, die in das Tertiär hinauf reichenden Genera gesperrt ge- druckt. A. Ostreacea. 1. Familie Ostreidae. Ostrea. Die vollständigste Uebersicht der Gattungen, Unter- gattungen u. s. w. giebt P. FıscHEr, Manuel S. 925 bis 929 von deren Wiederholung hier abgesehen werden kann. Nur sei hervorgehoben, dass’ die dort erwähnte Praeostrea BARR. ein ganz zweifelhafter Rest ist, und dass die gewöhnlich zu den Spondy- liden gestellte Gattung Terguemia wohl sicher hier- her gehört (vergl. oben). ') Dimyodon intusstriatus [non- um: 6 odovs der Zahn] Emmr. sp., nach v. Wönrmans auch in den Raibler Schichten; ursprünglich wurde die Art aus dem Rhaet beschrieben. us ua a4 NE } Pr“ ne A di ne [409] Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. 211 2. Familie Anomiidae. Anomia. Placunopsis. Trias und Jura. B. Spondylacea. 3. Familie Spondylidae. Plicatula. Spondylus. . Unterfamilie Dimyinae. Dimyodon. Obere Trias und Brauner Jura. C. Pectinacea. 4. Familie Limidae. Lima. Vom Muschelkalk ab. Limea. Von der oberen Trias (Cassianer Sch.) ab. 5. Familie Peetinidae. Peeten!). Hierher gehört als Subgenus u. a. der schon im (2) Devon und Carbon vorkommende Pleuroneetites (Trias). | Semipecten. Wahrscheinlich vom Jura an. Hinnites. | -Vola Kıeın (= Pecten PaTER BELoNn bei Fischer). Von der Kreide an. 6. Familie Aviculidae. Avieulinae. Avieula2). ) Die Aufzählung der Untergattungen wurde unterlassen; zu denselben ge- hört wohl auch Amussium, das von P. Fıscner als selbständiges Genus aufge- fasst wurde. 2) Unter den mesozoischen Gattungen wurde Rhynchopterus Meex et Worrnex nicht mit aufgeführt. Die einzige hierher gehörige Art, Rhynchopterus obesus sieht auf der Abbildung aus wie eine Avicula, deren Hinterflügel fortgebrochen ist. Der Vorderflügel ist deutlich abgesetzt und ragt spitz vor. Die Oberfläche ist concentrisch gestreift. Vorausgesetzt, dass das betreffende Exemplar nicht verletzt wäre (was am wahrscheinlichsten sein dürfte), ist Rhynchopterus als Untergattung unmittelbar an Avicula anzuschliessen. 14* \ 212 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [410] Subgenera: Oxytoma. Bis zur Kreide. Pseudoptera MEEK. Kreide, Meleagrina. Vom oberen Jura an. Pseudomonotis. Bis zum Jura einschl. Cassianella. Trias. Posidonia. Die letzte, sicher hierher gehörige Art scheint P. Wengensis (Wengener Schichten) zu sein. Pergamidia. Trias (Kleinasien; vergl. unten). Monotis. Trias. Daonella. Trias. Halobia. Trias. Aucellinae. Die eigenthümliche auf den Norden (Oberer Jura und untere Kreide) beschränkte Gattung Aucella stellt in der äusseren Form ein Analogon zu Myalina dar und verdient wohl als Vertreter einer beson- deren Unterfamilie angesehen zu werden, die sich am nächsten an Posidonia anschliesst. Pinninae. Pinna. Trichites. Jura und untere Kreide. Inoceraminae. Gervilleia. Hoernesia. Raibler Schichten. (Vergl. unten.) Inoceramus. Jura und hauptsächlich Kreide. Perna. Von der Trias an. Odontoperna nov. subgen. Raibler Schichten. (Vergl. unten.) Pteroperna. Die geringe Anzahl der Ligament- gruben erinnert an die Aviculiden, zu denen die Gattung auch meist gestellt wird. In der äusseren Form gemahnt die Art an die Gruppe der Avicula lamellosa (Leptodesma). Mittlerer Jura. Pterinella. Neocom (Bulgarien, vergl. unten). HE u Se ee Me Ze A 39 u Wi u a I e Se u a ie u ee ee ee er eeieesiäheeie ei ee ee el ie. ee Dueitree eseie u [411] Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. 213 Myalininae. Atomodesma BeEyR.'). Trias (das geologische Alter steht nicht vollkommen fest). Timor (vergl. unten). D. Mytilacea. 7. Familie Mytilidae. Mytilus. Bruc. Mysidia. Trias (Kleinasien, vergl. unten). Subgenus: Pachymytilus. Oberer Jura. Septifer. Modiola. Lithodomus. Modiolarca. Bemerkungen über einzelne Gattungen. ‚ Ueber einzelne erst vor kurzem beschriebene oder unge- nügend bekannte Gattungen der vorstehenden Liste erscheinen einige Bemerkungen nothwendig: Pergamidia Bırrner. In einer, im Druck befindlichen Arbeit über Trias- Petre- facten aus Kleinasien (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- I) Atomodesma Bexyr. ist eine interessante Zwischenform von Posidonia und Inoceramus. Der gerundete Umriss, der gerade Schlossrand, die groben concentrischen Rippen, sowie die faserige Structur der Schale stimmen mit Inoceramus überein. Jedoch fehlen auf der ca. 1!;®m hohen Ligamentfläche die für /noceramus bezw. Perna bezeichnenden Gruben. An Posidonia hians er- innert andererseits das Vorhandensein eines deutlich abgesetzten vorderen Ohres. Die beiden (im Berliner Museum befindlichen) Arten” der Gattung, Atomo- desma exaratum Beyer. und mytiloides Bere. sind zwar in der Abhandlung über den Kohlenkalk von Tımor beschrieben worden, gehören aber, wie l. ec. bemerkt wird, wahrscheinlich der Trias an; die Gattung wird in den Lehrbüchern stets als palaeozoisch angeführt. Auch die Gattung Perna kommt bereits in der Trias vor; Perna vetusta GoLor. aus dem deutschen Muschelkalk besitzt nicht nur die faserige Schale nnd die bezeichnende rhombische Form, sondern auch die Ligamentgruben der jüngeren Vertreter der Gattung. 214 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [412] anstalt Bd. 41, 1891) beschreibt A. BirrsEr eine interessante Aviculide mit hoher Ligamentarea und klaffender Byssusspalte, die etwas an die palaeozoischen Myalinen erinnert. Zwar weist die deutliche Ausbildung eines Vorderflügels in beiden Klappen auf die Aviculineu hin, aber die Abrundung der Hinterseite (bezw. das Fehlen eines Hinterflügels) ist ein Merkmal der alten Myalinen (und der Mytiliden). Jedoch ist das Ligament bei der letzteren Familie abweichend entwickelt. Auch die Byssusspalte auf der Vorderseite findet sich bei einzelnen Myalinen (Myalina Beyrichi sp. Taf. XVI, Fig. 14). Hoernesia LAuBE. Von ZITTEL und verschiedenen anderen Forschern wurde Gervilleia socialis und andere Muschelkalkarten zu der Taf. VI, Fig. 7—7c abgebildeten Laupe’schen Gattung gerechnet. Wie die vergleichende Untersuchung verschiedener jurassischer und tria- discher Gervilleien erwies, variirt die Entwickelung und Zahl der Zähne, sowie die relative Grösse der beiden Schalenhälften derart, dass auf diese Merkmale keine Gruppirung begründet werden kann. Hingegen zeichnet sich Hoernesia Joannis Austriae durch die geringe Anzahl der Ligamentgruben (2—3) sowie die deutliche Entwickelung einer Querscheidewand unter dem Wirbel aus, und unterscheidet sich hierdurch von den Formen des Muschel- kalkes, vor allem von @ervilleia socialis. Nur @ervilleia sub- globosa ÜREDN. besitzt eine Querscheidewand und ist auch im Aeusseren der Raibler Form sehr ähnlich. Ich glaube diese beiden Arten als Vertreter einer Untergattung oder Section auf- fassen zu müssen, deren Unterschiede von der Hauptgattung nicht sehr erheblich sind. Viel mehr Eigentümlichkeiten zeigt die comprimirte solen- ähnliche Gervilleia angusta GF., wie verschiedene wohl erhaltene Exemplare aus den Cassianer Schichten des Set Sass (Richt- hofen-Riff) beweisen. Die bisher vorliegenden Abbildungen dieser eigenthümlichen Form stellen mangelhaft erhaltene !) Exemplare dar, oder sind unvollkommen ausgeführt 2). !) GoLpruss. Petr.- Germ. II, t. 175, f. 6. ?) v. Wönnmans, Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanstalt 1889, p. 208, t. 7, ae [413] Bemerkungen über einzelne Gattungen. 215 Odontoperna nov. subgen. Die von v. HaurEr beschriebene und gut abgebildete Perna Bouei aus den Raibler Schichten!) wird neuerdings von v. WöHr- MANN 2) auf Grund des Vorkommens eines Schlosszahnes zu G@er- villeia gestellt. Auch ich habe an verschiedenen selbst gesammelten Raibler Exemplaren das Auftreten von 2—3 schrägen Cardinal- zähnen beobachten können, halte aber angesichts der grossen Ver- schiedenheit der Schalenform eine Zurechnung der obertriadischen Art zu Gervilleia nicht für statthaft. Die letztere Gattung besitzt dünne, schräg verlängerte, sehr ungleiche Schalen, während sich Perna Bouei wie die typischen Pernen durch Gleichklappigkeit, rhombischen Umriss und Dickschaligkeit auszeichnet. Da andrerseits die typischen Pernen der Zähne entbehren, erscheint die Aufstellung eines Subgenus der einfachste Ausweg. Es ist an und für sich leicht verständlich, dass in dem durch excessive Entwickelung der Zweischaler ausgezeichneten Horizonte der Raibler Schichten verschiedene Seitenzweige von Gervilleia und Perna wie Hoernesia, Odontoperna und die (schon in den Cassianer- Schichten auftretende) Gervileia angusta zur Entwickelung ge- langen. Die Aenderung der Lebensbedingungen zur Zeit des folgenden Hauptdolomites und Dachsteinkalkes hat das baldige Verschwinden dieser Formen zur Folge gehabt. Pterinella TouLAa. Tovıa, Denkschriften d. k. k. Akademie Wien. Math. naturw. Kl., Bd. 44, II. Abtheilung, p. 31, Taf. DI. Die Gattung stammt aus dem Unterneocom von Belince in Bulgarien, und ist wegen des Vorkommens mehrerer (circa 3) Ligamentgruben in die Verwandtschaft von Perna zu stellen. Die Aehnlichkeit mit palaeozoischen Typen hat bereits TouLa richtig erkannt und in der Form des Namens angedeutet. Der Umriss erinnert am meisten an die weniger langflügeligen Formen von f£. 19. Leider ist diese fleissige Arbeit über die Fauna der Carditaschichten in- folge der schlechten Ausführung der Tafeln nur soweit benutzbar, als ältere, kenntliche Abbildungen vorliegen. ı) Ein Beitrag zur Kenntniss der Raibler Schichten 1857, 1.5, f.1—3. 2) ]. e. p. 207, 1.7, £.16— 18. 216 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [414] Actinodesma, vor allem an Actinodesma Bigoti OEL. sp. Auch die zahlreichen, dicht gedrängt stehenden, hohen gekörnelten Zähne finden sich, wenn auch nicht in so excessiver Entwickelung, bei anderen Arten von Actinodesma (Actinodesma malleiforme, Taf. VII, Fig. 5, und vespertilio Taf. VII, Fig. 1a) wieder. Noch mehr er- innern die Zähne von Pferinaea ventricosa (Taf. X, Fig. la) und explanata (Taf. X, Fig. 2b, 2c) an Pterinella. Mysidia BITTNeEr. Zusammen mit Pergamidia (siehe oben) kommt ein grosser Mytilide vor, bei dem der hintere Schlossrand durch eine Ligament- rinne ausgehöhlt ist; letztere wird nach innen durch eine zahn- artige Längsleiste begrenzt. Das Hauptmerkmal bildet ein kräf- tiger, unter dem Wirbel stehender Schlosszahn. D. Die tertiären und recenten Heteromyarier. Die lebhafte Entwickelung und Differenzirung , welche der Stamm der Heteromyarier im Devon und dann noch einmal an der Wende von palaeozoischer und mesozoischer Aera durchlief, hat der ganzen Gruppe ein bleibendes Gepräge aufgedrückt. In späteren geologischen Epochen sind nur noch vereinzelte Familien (Prasiniden) und Unterfamilien (Dimyinae, Inoceraminae), sowie (Gattungen und Untergattungen zur Entwickelung gelangt, welche von den vorhandenen nicht allzu sehr abweichen. Dabei hat die Massenhaftigkeit der Arten und vor allem der Individuen, welche die flacheren Theile!) der Meere anfüllen, eher zu- als abgenommen. Die Heteromyarier sind somit als eine urconservative Zweischaler- Gruppe aufzufassen, welche ihren Platz im Haushalte der Natur seit den früheren Abschnitten der mesozoischen Adra in voll- kommener Weise ausfüllt, und aus diesem Grunde nur unerhebliche Veränderungen erfahren hat. !) Daerydium ist, wie es scheint, die einzige echte, hierher gehörige Tief- seemuschel, welche im Atlantischen Meere bis zu 3000 ® abwärts vorkommt. Modiolaria und Lima bewohnen abyssische und litorale Regionen. Dr ei [415] D. Die tertiäten und recenten Heteromyarier. 917 Wenn schon im ‚Laufe des Mesozoicum das Aussehen der verschiedenen Familien sich im ganzen nur unerheblich änderte, so beschränken sich die Neuerungen während der jüngeren Erd- perioden fast ausschliesslich auf die Familie der Mytiliden. Eine eigenthümliche, allerdings nur unvollkommen bekannte Gattung Prasina wird gewöhnlich als Vertreterin einer besonderen Familie aufgefasst, die von den Mytiliden abzuleiten ist; eine grössere An- zahl neuer Gattungen sind ferner innerhalb dieser alten Gruppe unterschieden worden. Ausserdem sind einige neuartige Genera bei den Anomiiden zu vermerken; im übrigen ist die Tertiärzeit durch das allmälige Erlöschen zahlreicher, mesozoischer Aviculiden (z. B. Aucella, Ino- ceramus, Pseudomonotis, Gervüleia!) gekennzeichnet. Die Ostreiden, Spondyliden, Limiden und Pectiniden bleiben dagegen im wesent- lichen unverändert. Einige neue tertiäre (bezw. recente) Gattungen, zeigen einen gemeinsamen, parallelen Entwickelungsgang. Pedum, Vulsella und Crenatula sind aus Semipecten, Meleagrina und Perna durch An- passung an eine halbparasitäre Lebensweise im Innern von Spongien oder Korallenstöcken hervorgegangen. Bei den Mytiliden, die schon durch ihre Schalenform auf ein derartiges Einbohren bezw. Eingraben hingewiesen waren, hat sich eine solche höhlenbewohnende Gattung schon viel früher ent- wickelt. Ein Lithodomus wird durch WAAGEN bereits aus dem Per- mocarbon beschrieben, und in den Korallenstöcken der norischen Zlambachschichten (Ob. Trias) beobachtete ich wiederholt Bohr- gänge, welche mit denjenigen recenter Lithodomen übereinstimmen. Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier. Die bereits in älteren Bildungen vorkommenden Gattungen sind fett gedruck. A. Ostreacea. 1. Familie Ostreidae L. Ostrea mit verschiedenen Untergattungen. ı) Nur eine Art ist aus dem Eocän beschrieben worden, 318 I. Zur Systematik und Sta‘ hichte der Heteromyarier. [416] oO 2. Familie Anomiidae. Anomia L. Placunanomia BRoD. Recentes Miocaen (Californien). Carolia CAUTRAINE. Unt. Eocän (Aegypten). Placuna BruG. — Recent. B. Spondylacea. 3. Familie Spondylidae. Pliecatula Lam. — Recent. Spondylus Lam. — Recent. Dimya A. RoauLt. Tertiär und Recent. C. Pectinacea. 4. Familie Limidae. Lima BruG. — Recent (verschiedene Subgenera). Limea BronGn. — Recent. 5. Familie Pectinidae. Peeten. — Recent (zahlreiche Untergattungen und Sec- tionen). Semipeeten An. et REEvE. — Recent )). Hinnites DEFR. — Recent. Vola Kreim. — Recent. 6. Familie Aviculidae. Avieulinae. Avicula. — Recent. Subgenus: Meleagrina Lam. — Recent. Vulsella. Unregelmässige flügellose Schale; im Aeussern an Östrea erinnernd, in den wesentlichen Merkmalen mit Avicula übereinstimmend. Eocän bis Recent. Ist wie Pedum durch parasitäre Lebensweise (in Spongien) deformirt. ; ') Hierbei gehört — nach freundlicher Mittheilung des Herrn Professor vos Martens — Pedum (Subgenus), das als ein, durch die Lebensweise in Korallen- stöcken deformiter Semipecten anzusehen ist. NE. u a LE da a5 POT Te u [417] - ee De 6 de re ch Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier. 219 Pinninae. Pinna. — Recent. Inoceraminae, Gervilleia.. Bis zum Eocän. Perna. — Recent. Grenatula. Lebt in Spongien und steht zu Perna in demselben Verhältniss wie Pedum zu Semipecten. Malleus. lebend. D. Mytilacea. 7. Familie Mytilidae. Mytilus BruG. — Recent. Septifer RecLuz. — Recent. Modiola Lam. — Recent. Lithodomus Cuv. — Recent. Idas JEFFREYS. — Recent. Crenella BROWwn. — Recent. Vom Eocän ab (mit ver- schiedenen lebenden Untergattungen). Arcoperna ConRAD. Eocän. Hochstetteria VELAN I. — Recent. Daerydium TORELL. — Recent (mit einem lebenden Sub- genus). Modiolaria (Beck) Lov£n. — Recent (mit einem lebenden Subgenus). \ Modiolarca GREG. — Recent. Byssanodonta D’ORB. — Recent. Wie die folgenden Gat- tungen im Süsswasser (Paranä). Dreissensia van BEN. Miocän bis Recent. Untergattungen: Congeria PARTSCH, und Dreissensio- mya FucHs aus sarmatischen Tertiärbildungen. My- tilopsis Cosm. Tertiär und Recent. 8. Familie Prasinidae. Prasina Desn. Lebend. Einige weitere lebende Unter- gattungen (oder Gattungen) scheinen noch hierher zu gehören. Liiht 330 I. Zur Systematik und Stam der Heteromyarier. [41 8] Schlussbemerkungen. Den Vortheil, den eine systematische Uebersicht durch die im vorstehenden skizzirte Aenderung gewinnt, besteht nicht nur in der leichteren Uebersichtlichkeit. Auch in sachlicher Hinsicht liegt ein Fortschritt darin, dass schon durch die blosse Anord- nung die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse zur Darstellung gebracht werden. | Dass man hierbei gezwungen wird, eine Anzahl von Gattungen öfter zu nennen, ist ein kaum ins Gewicht fallender Nachtheil. Das ganze Kapitel »geologische Entwickelung und Stammesge- schichte« ist dafür bereits in der Anordnung selbst enthalten und kann daher fortfallen. Die Diagnose. wird nur einmal gegeben, die jeweilig neu auftretenden Forinenreihen, Sectionen oder Unter- gattungen sind schon durch die Reihenfolge der Aufzählung als solche gekennzeichnet. Die vorliegende Anordnung soll insbesondere die Uebersicht solcher Gruppen erleichtern, welche noch zahlreiche unvollkommen bekannte oder isolirte Gattungen umfassen, die in einem Stamm- baum ausgelassen, oder an hypothetischen Stellen eingefügt werden. Selbstverständlich wird in jeder einzelnen Gruppe die An- zahl der Listen je nach der Lebhaftigkeit, mit der die Entwicke- lung und Differenzirung vor sich geht, verschieden sein. Im vor- liegenden Falle reichen vier derselben vollkommen aus. Aber auch bei Gruppen, deren geologische Geschichte eine lange und wechselvolle ist, wird man mit einer ziemlich beschränkten Zahl von Listen auskommen. Selbst bei den Ammonitiden, welche sich von der Mitte des Palaeozoicum bis zum Ende der Kreide- zeit in fast gleichbleibender Lebhaftigkeit weiter entwickeln, dürfte eine siebenfache Uebersicht wahrscheinlich ausreichen (I. Devon- Carbon, 1I. Permo-Carbon, Ill. Trias, IV. Lias, V. Oberer Jura, VI. Kreide und event. VII. Obere Kreide). Man hat das eben skizzirte Princip gewissermassen unbewusst in der Systematik derart angewandt, dass man die zu verschiedenen Stämmen gehörigen, aber auf gleicher Entwickelungshöhe stehenden id a Aus ideas seen ee A Me ee ie tl ie erren See ei Ai u De A AD A m [419] Schlussbemerkungen. 291 Gruppen einer Ordnung oder Klasse zu einer systematischen Einheit zusammen fasste. Hierauf beruht z. B. die ältere Glie- derung der Ammonitiden in Goniatiten, Ceratiten und Ammoniten, die Eintheilung der Krokodiliden, und vor allem die Anordnung in Neo- und Palaeocrinoiden, deren Unhaltbarkeit zuletzt von NEu- MAYR schlagend nachgewiesen worden ist. Hier prägt sich die Berücksichtigung geologischer Verhältnisse gleich im Namen aus; auch bei den Ammonitiden werden wenigstens die Goniatiten mit ihren sehr verschiedenartigen Formenreihen noch immer als »Fa- milie« in der palaeontologischen Rangliste geführt. ‚Mit demselben Rechte hätte man z. B. die augenlosen, cam- brischen Trilobiten als eine systematische Gruppe auszeichnen können. Allen diesen tastenden und in ihrer Ausführung verunglückten Classificationsversuchen liegt die richtige Beobachtung zu Grunde, dass die gleichzeitig lebenden und auf gleicher Entwicklungsstufe stehenden Gruppen derselben Klasse eine gewisse Anzahl von Merkmalen mit einander gemein haben. Derartige »geologische« Merkmale sind bei den Ammonitiden die gerundete, gezackte oder geschlitzte Form der Loben, bei den Krokodiliden die Lage der Choanen und die amphicoele bezw. procoele Ausbildung der Wirbel, bei den Crinoiden die Gelenkung - der Kelchtafeln. Man wird auch diesen, zweifellos vorhandenen Aehnlichkeiten dadurch gerecht werden, dass man die gleichzeitig bezw. inner- halb eines bestimmten Zeitraums lebenden Gattungen in der systematischen Anordnung zusammen aufführt, muss sich aber selbstredend darüber klar sein, dass diese gleichzeitigen Formen trotz mannigfacher Uebereinstimmnng verschiedenen Stämmen an- gehören. II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. In dem beschreibenden Theile der vorliegenden Arbeit: finden sich diejenigen Angaben, welche für die Wiedererkennung und Be- stimmung der zahlreichen Arten nothwendig sind; im nachfolgenden sollen die Beobachtungen über die Entwickelungsgeschichte der ein- zelnen Arten, Formenreihen und Gattungen zusammengestellt werden, soweit dieselben ein allgemeineres zoologisches bezw. phylogenetisches Interesse beanspruchen dürfen. Die Angaben über die grösseren systematischen Einheiten finden sich in dem vorhergehenden Abschnitte. Es ist selbstverständlich unmöglich, die einzelnen Gruppen hier in gleichmässiger Weise zu berücksichtigen; Gattungen, wie Pleuronectites, Byssopteria, Palaeopinna, Myalinoptera, Hoplomytilus, welche eine oder zwei, von allen übrigen scharf geschiedene Arten geliefert haben, werden im nachfolgenden kaum erwähnt werden. Von besonderem Interesse sind dagegen die grossen, formenreichen in lebhafter Entwickelung befindlichen Gruppen, wie Au Pterinaea und @osseletia. Allerdings lässt sich meist nur bei den unterdevonischen Arten einiges über die Art und Weise der Entwickelung angeben. Die Species der höheren Devonhorizonte sind gewöhnlich nur durch wenige Exemplare vertreten, und die »lästigen« Uebergangs- formen fehlen so gut wie ganz. Die Diagnosen und Unterschiede können daher mit einer Schärfe angegeben werden, wie sie ein Systematiker der älteren Schule nur irgend verlangen könnte. Da- gegen sind vermittelnde Formen im unteren Devon, entsprechend ie AD [421] Der »Isodimorphismus« einiger Aviculiden. 223 der grösseren Zahl der untersuchten Exemplare, um so reichlicher vorhanden. Dieselben verdienen das, in früherer Zeit zuweilen gebrauchte Epitheton »lästig« insofern mit Recht, als der Beobachter meist in Zweifel sein wird, ob eine kleine Abweichung der Schalensculptur bezw. des Umrisses auf einer zoologischen Verschiedenheit oder auf mechanischer Verdrückung und Verzerrung beruhe. Infolge des starken Gebirgsdruckes, welcher die rheinischen Schiefer und Grauwacken betroffen hat, ist die äussere Form nur ausnahıns- weise gut erhalten. Der »Isodimorphismus« einiger Aviculiden. Mit dem oben angewandten krystallographischen Kunstaus- druck konnte man die eigenthümliche, aber auch bei Ammoniten häufig beobachtete Erscheinung bezeichnen, dass innerhalb ver- schiedener Gruppen dieselben Formen der Schale wiederkehren. Vor allem copiren die durch Ligamentgruben ausgezeichneten Inoceraminen die palaeozoischen Aviculinen. Pteroperna erinnert an die als Leptodesma beschriebenen Aviculae, Gervilleia (G. Joannis Austriae, Taf. VI) an Kochia capuliformis und Inoceramus selbst an Aphanaia. Sogar die sonderbare T-Form von Actinodesma kehrt gewissermassen in dem lebenden Malleus wieder. Manche Mya- linen (M. rhenana) erinnern an Perna (Isognomon), andere (Mya- lina bilsteinensis) an Pachymytilus. Innerhalb der Gruppe der Aviculinen ähnelt die lebende Perl- muschel (Meleagrina margaritifera) den devonischen Limopteren. Weniger klar liegt das Verhältniss von Pterinaea ostreiformis zu den Austern: Man könnte hier auch muthmaassen, dass die Austern sich mit der erwähnten Art von den Aviculiden abge- zweigt hätten. Ein derartiges Wiederkehren derselben Formen in verschie- denen systematischen Gruppen kommt häufiger vor und ist wohl dadurch zu erklären, dass die gleichen physikalischen Verhältnisse auch den gleichen Einfluss auf die äussere Gestalt ausüben. 924 II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [422] Aviculopecten. Die ziemlich zahlreichen, hierher gehörigen Arten sind durch- weg, wie erwähnt, Seltenheiten. Es ist daher nur hier und da mög-- lich, Andeutungen eines phylogenetischen Zusammenhangs aufzu- finden. Ein solcher scheint zwischen den nachfolgend genannten Arten zu bestehen: Avieulopeeten linteatus GOLDF. sp. Oberes Oberdevon, Aviculopecten polytrichus PHILL. sp. Unteres Oberdevon, Aviculopeeten pelmensis nov. sp. Mitteldevon, Aviculopecten Jugleri A. RoEMm. sp. Oberes Unterdevon. Die äussere Form, die Gestalt der Ohren bleibt bei den an- geführten Arten ungefähr dieselbe; nur die Feinheit der radialen und concentrischen Sculptur nimmt zu. Wie kaum bemerkt zu werden braucht, soll durch diesen oder durch andere Stammbäume nicht ausgedrückt werden, es sei gerade der vorliegende Aviculo- pecten pelmensis der Nachkomme von Aviculopecten Jugleri. Viel- mehr haben im Unter- und Mitteldevon zwei stammesgeschichtlich verwandte, mannigfach differenzirte Gruppen gelebt, von denen zufällig die oben bezeichneten Arten uns erhalten geblieben sind. Die übrigen zu Aviculopeeten s. str. gerechneten Arten stehen mehr oder weniger isolirt; die hauptsächliche Entwickelung der Gattung hat während der späteren Devonzeit stattgefunden. Jeden- falls ist eine Gruppirung der verschiedenen Formen nur mit Zu- hilfenahme der oft citirten Harr’schen Monographie möglich. Die 5 zur Untergattung Pterinopecten gestellten Arten gehören drei verschiedenen Gruppen an: Aviculopecten dauniensis (Taf. ], Fig. 8) und Wulfii (Taf. II, Fig. 7) unterscheiden sich durch die Form der Flügel und die Sculptur von den übrigen drei Formen, die offenbar näher unter einander verwandt sind. Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man Aviculopecten Calceolae nov. sp. (Unt. Mitteldevon Taf. I, Fig. 3)" von Aviculopeeten mosellanus (Oberes Unterdevon Taf. I, Fig. 4) ableitet. [423] Aviculopeeten. Avicula. 995 Noch ausgesprochenere Verschiedenheiten als bei Pterinopeeten bestehen bei den 2 Formenreihen, welche im vorangehenden als Orbipeeten bezeichnet worden sind. (Taf. I und IT). Avieulopeceten geht (einschliesslich Pterinopeeten) bis in den Kohlenkalk hinauf und entwickelt hier noch eine ziemlich grosse Mannigfaltigkeit. Avicula. Die verschiedenen Gruppen, welche innerhalb der grossen Gattung Avicula unterschieden worden sind, beruhen, wie er- wähnt, auf phylogenetischer Verwandtschaft der einzelnen Formen. Auch die beiden, nur durch je eine Art vertretenen Gruppen der Avicula Mariae und quadrata haben ihre Vorläufer im Mitteldevon Russlands bezw. im Unterdevon (Fs) von Prag. Allerdings ist eine gemeinsame Abstammung der einzelnen Formenreihen nicht nachzuweisen, vor allem weil die Anzahl der bisher bekannten silurischen Arten verhältnissmässig zu gering ist. Allerdings deutet schon der Umstand, dass bei den radial ge- streiften Formen die rechte Klappe dieser Sculptur fast völlig ermangelt, auf einheitlichen Ursprung der gestreiften und glatten Formen hin. Die beiden Gruppen der Avicula reticulata und Wurmi, welche sich nur durch gröbere oder feinere Ausbildung der Radialsculptur unterscheiden, gehen zweifellos in einander über und stellen eine Parallelgruppe zu den mit Pterinaea costata und lineata ver- wandten Arten dar. Die häufig gemachte Beobachtung, dass Schlosszähne bei den Aviculae ganz oder fast ganz fehlen, lässt die Gattungsbestimmung als gesichert erscheinen. Den beiden Gruppen von Pterinaea und Avicula ist ferner gemeinsam, dass die rechte Klappe viel schwächer gewölbt ist und der Radialseulptur ganz oder theilweise ermangelt (Taf. III, XIV). Dieselbe schwankt bei Avicula und Pterinaea zwischen ähnlichen Extremen von feinen und groben Rippen. Avicula aemiliana und rigomagensis (Taf. II, Fig. 1— 2) bilden in dieser Hinsicht Analoga zu Pterinaea fasciculata und lineata (Taf. IX, Fig. 1 u. 13). Auch Abh. IX, 3, 15 996 II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Peetiniden. [424] fehlen grobgerippte Formen wie Pterinaea costata bei den Aviculae nicht ganz. Die Aufstellung eines »Stammbaumes« ist für die beiden an erster Stelle behandelten Gruppen noch am ehesten möglich — selbstverständlich mit der bereits hervorgehobenen Ein- schränkung. Eine Vergleichung der auf Tafel III und XIV abgebildeten Muscheln lässt den Zusammenhang zwischen den einzelnen Formen erkennen. Die von Avicula troglodytes und clathrata abstammen- den feinrippigen Formen wurden nach der am besten bekannten Art als Gruppe der Avicula Wurmi bezeichnet. Die Formenreihen der Aviecula reticulata und Wurmi. Unteres Ober- devon | | Oberes Mittel- devon | A. fenestrata A. reticulata A. clathrata | A. Justi A. Boenigki A. Wurmi — A. aemiliana — A. ü Unteres Mittel- devon | A. troglodytes Obere Coblenz- schichten zZ A. dillensis A. trevirana 2 Untere Coblenz- schichten A. reticulata A. laevicostata praecursor ö Tieferes Unter- devon I 4: rigomagensis [425] Die Formenreihen der Avicula retieulata und Wurmi. 2237 Die Gruppe der Avicula lamellosa (Leptodesma Hat) zeichnet sich durch die doruförmige Verlängerung des Hinterflügels aus und scheint in zwei Reihen zu zerfallen, von denen die eine aus- schliesslich unterdevonisch ist. Die verschiedenen, durch radiale Furchen ausgezeichneten Formen, die sich um Avicula lamellosa gruppiren, sind so nahe mit einander verwandt, dass man füglich iin Zweifel über die Berechtigung der einzelnen Namen sein kann: Im vorstehenden wurde mit Rücksicht auf das Vorhandensein kleinerer Unterschiede und die verschiedene Alterstellung die Form des tieferen Unterdevon als Avicula lamellosa, diejenigen der unteren Coblenzschichten als Avicula erenato-lamellosa und var. pseudolaevis'), diejenige des oberen Unterdevon als Avscula arduen- nensis bezeichnet (sämmtlich auf Taf. IV). Diejenigen Arten, welche nur eine concentrische Streifung der Oberfläche zeigen, sind mehr in den oberen Devonschichten verbreitet. Avscula laevis und Schencki finden sich im oberen Unterdevon; aus dem Mitteldevon ist bisher keine hierher ge- hörige Art bekannt geworden. Im unteren Oberdevon sind Avicula bodana A. RoEM. und languedociana nov. sp. (wie die vorgenannten Arten auf Taf. IV) als nah verwandte, vicariirende Arten aufzu- fassen. Avicula lepida HALL var. nov. famenniensis kennzeichnet das höhere Oberdevon. Ein phylogenetischer Zusammenhang der 5 zuletzt genannten Arten ist überaus wahrscheinlich. ) Die Wiedereinführung der Bezeichnung »crenato -lamellosa« für die Sing- hofener Art erfolgte auf Grund einer besonderen Arbeit von F. Mauser, welche die Richtigstellung der Synonymik einiger Zweischaler bezweckte (Neues Jahrb. für 1888, II, p. 65). Leider wird auch diese bescheidene Aufgabe nur in un- vollkommener Weise gelöst, da eine Untersuchung des im Wiesbadener Museum ausgestellten Original-Exemplars unterblieben ist. Dasselbe besitzt einen Vorder- flügel, der etwas vom Gestein bedeckt ist, einen ungewöhnlich stark entwickelten Hinterflügel und ist im ganzen fast unversehrt (hierdurch wird die oben p. 50 geäusserte Vermuthung berichtigt). Die Verschiedenheit von den Singhofener Exemplaren ist augenfällig; es kommt hinzu, dass das Original Saxpserser’s nicht von Singhofen, sondern von Ebenbach stammt. Dasselbe stellt eine eigen- thümliche, bisher nirgends wieder gefundene Art dar. Die gerundete Singhofener Form ist — im Sinne Forımans’s — als A. pseudolaevis zu bezeichnen; die ver- längerte Varietät unterscheide ich nunmehr, um die Nomenelatur nicht noch mehr zu verwirren, einfach als »var.« 15* 928 Il. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [426] Limoptera. Die im Anschluss an Avicula behandelten kleinen Gruppen Pteronites, Posidonia, Kochia und Lozopteria enthalten wenige Arten, und diese lassen unter sich nur selten irgend welchen Zusammenhang erkennen. Hingegen ist bei Limoptera ein solcher nachweisbar. Dass die altweltlichen Arten eine von den ameri- kanischen verschiedene Formenreihe darstellen, wurde bereits oben bemerkt; ebenso, dass sich bei den ersteren radial-gestreifte und glatte Arten unterscheiden lassen. Die aus Nordfrankreich be- schriebenen Formen sind mit den deutschen nahe verwandt; man könnte die Beziehungen der einzelnen Arten unter sich graphisch in der nachfolgenden Weise veranschaulichen: (Die französischen Arten sind gesperrt gedruckt.) | Limoptera. Mittel- devon Obere Coblenz- schichten L. orbicularis Oknt. L. Normanniana Orr. sp. L. semiradiata | Coblenz- L. rhenana nov. sp. L. semiradiata _ schichten | | | Be L. gigantea Forum. => — Pr ee Pterinaea. Die systematischen Merkmale von Pterinaea sind im beschrei- benden Theile eingehend besprochen worden; ebenso wurde be- Tieferes Unter- devon | | = | [427] Limoptera. Pterinaea, 229 reits der Nachweis versucht, dass die vier zu der Gattung ge- hörigen Formenreihen phylogenetisch wohl begründet sind. Viel weniger klar ist die Frage des gemeinsamen Ursprungs dieser Reihen. Radial gerippte Formen (Pterinaea retroflexa HısınG. sp. non GoLDF. u. a.) treten bereits im Obersilur von Gotland und Eng- land sowie in der gleichalten und isopen Niagara group auf. Allerdings ist die Schlossgegend noch niemals näher untersucht worden. Aus demselben Grunde ist der Zusammenhang der glatt- schaligen Arten des Obersilur (Pterinaea retroflexa) mit den ent- sprechenden devonischen Arten noch unklar. Auch die Form- ähnlichkeit ist im allgemeinen gering; nur Pterinaea Bonnissenti ÖOEHL.!) aus dem Unterdevon Nordfrankreichs scheint gewisse Be- ziehungen zu der bekannten obersilurischen Pterinaea retroflexa Hıs. zu besitzen. Die älteren Formen, welche einen gemeinsamen Ursprung der verschiedenen Pterinaeengruppen beweisen könnten, fehlen, wie sich aus dem Vorstehenden ergiebt, so gut wie vollständig. Jedoch lassen sich manche Schlüsse aus einer Vergleichung der devonischen Arten ableiten. Die Grundelemente der Radialsculptur sind bei den Gruppen der Pterinaea lineata und costata die gleichen. Bei der letzteren, zu der, wie erwähnt, sämmtliche amerikanische Arten gehören, erscheinen einzelne Rippen kräftiger ausgeprägt; es ist -nun gewiss kein Zufall, dass bei Pterinaea dichotoma, einer der ältesten Formen, diese gröberen Rippen weniger deutlich hervor- treten 2). Auch die concentrisch gestreifte Gruppe der Pterinaea laevis scheint von gerippten Formen abzustammen. Wenigstens lässt ein auf Taf. X, Fig. 30 abgebildeter Ausguss der Schale noch deutliche Spuren von Radialsculptur erkennen. ° 1) Möm. de la soeiet& g&ologique de France. 3. ser. B.11, t.3, f.3. Aller- dings ist auch das Schloss dieser, mir durch eigene Anschauung bekannten Art noch nicht beobachtet worden. 2) Allerdings ist dasselbe Merkmal der feineren Rippen bei der mitteldevo- nischen Pterinaea byssifera zu beobachten. 930 U. Die Entwickelung der devonischen Avieuliden und Pectiniden. [428] Die Formenreihe der Pterinaea ventricosa unterscheidet sich von den übrigen dadurch, dass die Zähne eine ununterbrochene Reihe bilden: Aber bei einem, Taf. IX, Fig. 11 dargestellten Ab- guss der Innenseite von Pterinaea eapansa kann man ebenfalls deutlich das Vorhandensein einiger Zahnleisten zwischen Schloss- und Seitenzähnen beobachten. Wenn man auf Grund der vorhergehenden Ausführungen auch nicht angeben kann, wie die einzelnen Gruppen von Pterinaea zusammenhängen, so ist der Schluss doch nicht ungerechtfertigt, dass ein solcher Zusammenhang überhaupt besteht. Eine graphische Darstellung der verwandtschaftlichen Bezie- hungen ist für die Gruppen der Pterinaea ventricosa und lineata wegen der unbedeutenden vertikalen Verbreitung, bezw. der ge- ringen Zahl der in Frage kommenden Arten unthunlich; bei den beiden anderen Gruppen erleichtert ein solcher »Stammbaum« jedoch: die Uebersicht ohne jede Frage. Die Gruppe der Pterinaea costata. MUMeL Pt. fasciculata® Pt. byssifera devon ? Obere | eu Coblenz- ) Pt. costulata (Harz) Pt. fasciculata Pt. costata schichten | ee Untere . rn Coblenz- Pt. costata schichten Stufe des Spirifer Pt. dichotoma Pt. costata PER, [429] Actinodesma. Gosseletia. 231 Die Gruppe der Pterinaea laevis. Obere Coblenz- Pt. laevis Pt. subcostata schichten Pt. lodanensis 32 quarzıt \ 1 Untere > Coblenz- Pt. nov. sp. Pt. Follmanni schichten I er Stufe des N Spirifer Pt. laevis praecursor primaevus | Actinodesma. Bei Actinodesma ist die Thatsache von Bedeutung, dass die beiden, näher mit Pterinaea verwandten Formen, Actinodesma ob- soletum und Actinodesma Annae in der Stufe des Spirifer primaevus bezw. in den unteren Coblenzschichten vorkommen. Die beiden typisch entwickelten, langflügeligen Arten sind in den oberen Coblenzschichten zu Hause. Uebergangsformen zwischen den älteren und jüngeren Arten sind bisher noch nicht bekannt ge- worden. Auf die bemerkenswerthe Thatsache, dass der Zahnbau von Actinodesma mit der äusserlich stark abweichenden Gruppe der Pterinaea ventricosa im wesentlichen übereinstimmt, wurde be- reits hingewiesen. Gosseletia. Bei wenigen Gruppen hat die Zahl der Formen theils durch Beschreibung neuer Arten, theils durch Berichtigung der älteren 332 Il. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [430] Gattungsbestimmungen eine so erhebliche Bereicherung erfahren, wie bei @osseletia. Auch lässt sich fast überall unschwer der Nachweis führen, dass die zu »Formenreihen« zusammengestellten Arten in der That auch phylogenetisch mit einander verwandt sind. Aber trotzdem zeigen wenige Gruppen die Lückenhaftigkeit unserer bisherigen Kenntnisse in so einleuchtender Weise. Denn wenn sich auch aus der Gestalt der Muschel, der Beschaffenheit des Schlosses und anderen Merkmalen der Nachweis der Zu- sammengehörigkeit mit einem hohen Grade von Wahrscheinlich- keit führen lässt, so fehlen doch die verbindenden Glieder zwischen den einzelnen Formenreihen. Die Gruppe der Gosseletia carinata erscheint in der Siegener Grauwacke, diejenige der @. Kayseri (Oyrtodontopsis) in den unteren ÜOoblenzschichten und die Formenreihen der Gosseletia microdon und devonica in der oberen Coblenzstufe. Die Gruppe der Gosseletia devonica. Ober- ER G ira @. Ba evon Oberes - G. devonica triquetra ns m \ Mc Du evon I @. distincta Mittel- devon Obere NZ | | = | Coblenz- @G. alta @. securiformis schichten Coblenz- a quarzit @. schizodon [431] Actinodesma. Gosseletia. 233 Die zur Gruppe der @osseletia mierodon gehörigen Arten sind zu wenig zahlreich und die als C'yrtodontopsis bezeichneten Formen grossentheils zu wenig bekannt, um zu theoretischen Erörterungen über die Stammesgeschichte Anlass zu geben. Klarer ist der Zu- sammenhang der verschiedenen, zur Gruppe der @osseletia devonica gehörigen Arten. Ueber Cyrtodonta und Cyrtodontopsis vergleiche man das im systematischen Theil Gesagte. Die Gruppe der Gosseletia truncata. In ganz analoger Weise, wie bei Avicula und Pterinaea kommt auch bei der Gattung Gosseletia neben den glattschaligen Arten eine durch Radialstreifung der Oberfläche gekennzeichnete Formenreihe vor. Wie ein Blick auf die Tafeln XII bezw. XVI zeigt, ist die Aehnlichkeit der Form und des Schlossbaus zwischen dieser Gruppe und den glattschaligen Arten augenfällig. An der Zusammengehörigkeit mit der Formenreihe der @osseletia devonica kann um so weniger gezweifelt werden, als der Charakter der Be- rippung bei den vorliegenden Formen von dem bei Pterinaeen und Aviculen beobachteten abweicht. Die Radialrippen sind viel gleich- mässiger ausgebildet, und der schuppige, durch Anwachsstreifen bedingte Charakter tritt bei den Gosseletien ganz zurück. Die hierher gestellten Arten zeichnen sich mehr oder weniger durch den Besitz eines scheinbaren Vorderflügels aus; derselbe kommt jedoch nur bei Steinkernen vor, und erklärt sich durch die Verdickung der Schale auf der Vorderseite unter dem Wirbel (Vergl. Taf. XII, Fig. 9). Die phylogenetische Zusammengehörigkeit der 4 hierher zu rechnenden Arten ist unverkennbar. In der Siegener Grauwacke finden sich vereinzelte Exemplare, die mit der, in den unteren Coblenzschichten verbreiteten Gosseletia carinata nahe verwandt oder ident sind. Die letztere Art geht bis in den Coblenzquarzit hinauf und spaltet sich in den oberen Coblenzschichten in 3 Formen. Am nächsten ist G@osseletia trigona mit der älteren Art verwandt; Etwas entfernter stehen G@osseletia truncata und angulosa, an deren 234 II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [432] phylogenetischen Zusammengehörigkeit jedoch auch nicht ge- zweifelt werden kann. Während die Zusammengehörigkeit von Gosseletia carinata und trigona durch das WAAGEN’sche Wurzel- ; trigona ® P : . zeichen ausgedrückt werden könnte, stammen die beiden anderen Formen möglicherweise von einer bisher unbekannt ge- bliebenen Varietät der @osseletia carinata ab. In phylogenetischer Hinsicht ist auf folgende Beobachtung Werth zu legen: Die ältere Gosseletia carinata zeigt eine viel grössere Unbeständigkeit der äusseren Gestalt, als ihre Nach- kommen. . Wenn die Formverschiedenheit von den auf Taf. XII, Fig. 9, 10, 11 und Taf. XIV abgebildeten Stücken auch zum Theil auf Verdrückung zurückzuführen ist, so bleibt doch immer noch ein grösseres Maass von Variabilität, als bei den jüngeren Arten übrig. In den oberen Coblenzschichten erreicht unsere leicht kennt- liche und wohl charakterisirte Gruppe den Höhepunkt ihrer Ent- wickelung und zugleich ihr Ende. Schon aus der obersten Zone der Coblenzschichten sind mir keine hierher gehörigen Formen bekannt geworden. Pachypteria. An die Aviculiden schliessen sich eine Reihe von Gattungen an, die bisher nur unvollkommen bekannt geworden sind, oder aber in ihrer Vereinzelung keine näheren verwandtschaftlichen Beziehungen zu besitzen scheinen. Es sind dies Byssopteria, Pa- laeopinna und Pachypteria. Byssopteria (Taf. XI) und Palaeopinna (Taf. XIV) sind wenigstens unter sich näher verwandt und besitzen einige Aehn- lichkeit mit Myalina. Palaeopinna erscheint besonders durch die innere Querleiste am Wirbel ausgezeichnet. Am merkwürdigsten ist zweifellos Pachypteria wegen der ausgesprochenen Aehnlichkeit mit einer Auster. Leider ist der innere Bau zu wenig bekannt, und eine bestimmte Entscheidung [433] Pachypteria. Myalina. 935 über die Frage, ob man es bereits mit einer echten Ostreide oder mit einer austerartigen Aviculide zu thun habe, somit unmöglich. Dass an und für sich eine austernähnliche Schale noch nicht die Zurechnung zur Gattung Östrea begründet, beweist u. a. Pte- rinaea ostreiformis, deren deutliche Zähne über die systematische Stellung keinen Zweifel lassen. Auch an die lebende Unioniden- gattung Aetheria mag erinnert werden, welche ebenfalls ganz wie eine Auster aussieht. Ueber die Abstammung der wichtigen Familie der Östreiden liegen also noch keine sicheren Beobachtungen vor, wenn auch an einem Zusammenhang derselben mit den Aviculiden kaum zu zweifeln ist. Myalina. Die zahlreichen zu Myalina gehörigen Formen geben am wenigsten Aufschluss über die Fragen der Stammesgeschichte. Gerade von den hierher gehörigen Arten ist mir eine Anzahl nicht aus eigener Anschauung bekannt und von den übrigen liegen durchweg nur wenige Exemplare vor. Ausserdem ist man für die Beurtheilung der systematischen Stellung meist ausschliesslich auf die, in ganz unbestimmter Weise variirende äussere Form angewiesen. Nur ausnahmsweise liefert die Sculptur brauchbare Unterscheidungsmerkmale (Myalina ornata). Aus den angegebenen Gründen erwies sich der Versuch als undurchführbar, auch die Myalinen in natürliche Gruppen einzu- teilen. Man kann ohne Schwierigkeit zwischen allen abgebildeten Formen grössere oder geringere Aehnlichkeiten ausfindig machen. Nur an der phylogenetischen Zusammengehörigkeit der dick- schaligen Riesenformen Myalina crassitesta und bilsteinensis dürfte nicht zu zweifeln sein. Auch Myalina ornata und fimbriata bieten infolge der übereinstimmenden Seulptur wirkliche Ver- gleichungspunkte. Im übrigen könnte man noch nähere Bezie- hungen, z. B. zwischen Myalina solida (Unterdevon) und prisca (Mitteldevon), zwischen Myalina villmarensis (ob. Mitteldevon) und Klockmanni (unt. Oberdevon) ausfindig machen. Allerdings hat die genauere Untersuchung der devonischen Myalinen einen unbe- 336 I. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [434] streitbaren Vortheil, die Abschaffung der unnöthigen Namen My- tilarca und Plethomytilus zur Folge gehabt. Im Gegensatz zu den scheinbar allzu zahlreichen Beziehungen, welche die verschiedenen Myalinen untereinander aufweisen, stehen _ die Gattungen Myalinoptera und Hoplomytilus ziemlich vereinzelt. Allerdings scheint die oberdevonische Myalinoptera von der unter- devonischen Art abzustammen (Myalinoptera striatocostata (GIEB. bei BARROIS sp.), welche grössere Aehnlichkeit mit Avicula besitzt, als die eigenartig differenzirte jüngere Form. II. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. Die geographische Verbreitung der devonischen Zweischaler liefert weitere Beweise für das Vorhandensein verschiedener Meeres- provinzen, deren Unterscheidung ursprünglich auf die eigen- thümliche Vertheilung der Brachiopoden und Korallen begründet worden war. Die Devonablagerungen in Belgien !), Südengland, im nördlichen und westlichen Frankreich, sowie in Asturien und den Pyrenäen gehören zur rheinischen Devonprovinz und enthalten die Zweischaler des deutschen Devon, soweit die Faciesentwicke- lung das häufigere Auftreten dieser Thiere begünstigte. Eine grössere Anzahl mittel- und oberdevonischer Versteine- rungen aus Süddevonshire hat neuerdings G. F. WHIDBORNE in einer vorläufigen Mittheilung beschrieben bezw. namhaft gemacht. Die drei Fundorte, welche alles in allem bisher 334 Arten gelie- fert haben, sind Woolborough, Lummaton und Chudleigh. Die beiden ersteren gehören, wie ich durch eigene Untersuchung fest- stellen konnte, dem mittleren bezw. unteren Stringocephalenkalk, Chudleigh dem unteren Oberdevon an. Auffällig ist die häufige Anführung von Arten aus dem Unterdevon (F) von Böhmen; an der Richtigkeit der Bestimmung ist um so mehr zu zweifeln, als ja auch die Zweischaler-»Arten« von Barrande dringend einer Umarbeitung bedürfen, und die Abbildungen im VI. Bande des Systöme Silurien zwar offenbar von geschickten Zeichnern, aber ohne nachherige Correctur hergestellt worden sind. !) Hier ist die Uebereinstimmung am augenfälligsten. 238 II. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. [436] Auch im übrigen zeugt die Publication von einer nicht allzu eingehenden Kenntniss der fremden Litteratur. Mecynodon cari- natus Go1DF. (Megalodon obliquus PniLL.) wird z. B. noch als Me- galodon angeführt, auch eine Anzahl neuer » Mytili« beschrieben. Von Wichtigkeit ist u. a. das Vorkommen von Hoplomytilus crassus SANDB. und Awucula Wurmi A. RoEm.; auf die zahlreichen nicht abgebildeten neuen Arten !) von Avscula, »Pterinaea«, Avi- culopecten, » Mytilus«, Myalina näher einzugehen, liegt keine Ver- anlassung vor. Die ersten ausführlichen Beschreibungen englischer Devon- Zweischaler gab J. PnıtLıps. Trotz der skizzenhaften Form der Abbildungen vermag ich so viel zu erkennen, dass die Zweischaler des marinen Devon in England vollkommen mit denen des Con- tinents übereinstimmen. Auch die von mir untersuchten Londoner Sammlungen gestatten den gleichen Schluss; erwähnt sei hier nur 'eine grosse dickschalige Myalina aus Nord-Devon, (Ilfracombe- beds), welche mit der, in homotaxen Schichten vorkommenden Myalina büsteinensis ident oder nahe verwandt ist. Das Devon der Ardennen stimmt durchaus mit dem rheinischen überein; nur im westlichen Frankreich, wo im oberen Unterdevon eine kalkige Entwickelung platzgreift, finden sich eigenthümliche Formen, so Pterinaea (?) Dalmieri ÖEHLERT und verschiedene Grammysien. Als stellvertretende Arten sind u. a. Avscula Kerfornei ÖEHL. (für Avicula SCHENCKI nov. sp.) und Limoptera normanniana ÖEHL. sp. (für Limoptera semiradiata nov. sp.) aufzufassen; Avccula inter- media ÖEHL. steht der oberdevonischen Avicula Wurmi A. RoEm. nahe. Ferner ist hervorzuheben, dass innerhalb der tieferen Unter- devonbildungen des Westens, in den Quarziten von Plougastel und den Sandsteinen von Landennevec die faunistische Ver- schiedenheit mehr hervortritt, als in den höheren, der oberen Coblenzstufe entsprechenden Schichten von Nehou. Die ab- I) British Association Bath, Sept. 1858. (Referat im geological Magazine, Febr. 1889, p. 78. [437] IM. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden® 239 weichende Fauna der Kalke und Mergel dieser Stufe ist zum Theil wohl auf heterope Entwicklung zurückzuführen — denn die Grauwacke von Nehou besitzt eine überraschende, faunistische Aehnlichkeit mit den oberen Coblenzgrauwacken. Hingegen ent- halten die älteren Bildungen, die petrographisch mit dem Taunus- quarzit übereinstimmen, eine wesentlich verschiedene Fauna. Ins- besondere gehören die Zweischaler der Schichten von Plougastel, Gahard und Landennevec, welche Herr Dr. BARROIS mir zu zeigen die Güte hatte, fast durchweg neuen Arten an. Am grössten ist die Verschiedenheit innerhalb des Gres de Plougastel, der dem Gedinnien annähernd homotax sein dürfte und ausschliesslich eigenthümliche ?) Arten enthält. Man wird jedenfalls für die Bildung dieses ältesten Unterdevon irgend welche geographische Differenzirung der Meere anzunehmen haben. Die wenigen Zweischaler, welche durch BARROIS aus dem Devon Asturiens bekannt geworden sind, schliessen sich ebenfalls eng an rheinische Typen an; insbesondere ist die Verwandtschaft von Gosseletia devonica BARROIS (oberes Mitteldevon) mit Gosseletia alta und distineta hervorzuheben. Die durch die Ablagerungen von Languedoc vertretene süd- französische Provinz der Mitteldevonzeit hat aus dieser Abthei- lung, abgesehen von einem Conocardium keinen Zweischaler ge- liefert. Auch aus dem Unterdevon, dessen Fauna grosse Aehn- lichkeit mit Greifenstein besitzt, liegt nur ein vereinzeltes Exem- plar von Allorisma vor. Hingegen finden sich in den schwarzen bituminösen Kalkknollen des unteren Oberdevon zahlreiche, meist zu Lunulicardium gehörende Zweischaler, die ebenso wie die zu- sammen vorkommenden Cephalopoden fast durchweg mit deutschen Arten übereinstimmen. Die in’ den gleichen Schichten vorkom- mende Avicula languedociana ist mit der oberdevonischen Avticula bodana A. RoEm. nahe verwandt. Aus Südspanien (Sierra Morena) sind durch VERNEUIL eine Anzahl unterdevonischer Zweischaler (Avicula sp. sp., Pterinaea 1) Diese Bemerkung bezieht sich auch auf die Brachiopoden und Tri- lobiten, 240 III Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. [438] Paillettei) sowie einige weitere Fossilien (Uryphaeus laciniatus, Rhynchonella Orbignyana, Combophyllum, Athyris undata; Phillips- astrea) bekannt geworden !), welche sämmtlich auf eine Verbin- dung des südspanischen Devonmeeres mit dem rheinischen hin- weisen. Von Interesse ist das östlichste Vorkommen des Unterdevon am Bosporus, wo die faunistischen und Facies-Charaktere der rhei- nischen Schichten unverkennbar hervortreten. Pterinaea lineata und Spirifer auriculatus, die ich in der geologischen Reichsanstalt zu Wien sah, deuten sogar auf einen ganz bestimmten deutschen Horizont, die obere Coblenzstufe hin. In den, die steirische Pro- vinz des Mitteldevon vertretenden Ablagerungen von Graz fehlen die Zweischaler, wie überall, wo Korallen herrschend auftreten. Der Osten Europas, vor allem ganz Russland, war wahr- scheinlich zur Zeit des Unterdevon Festland; um so auffallender ist die nahe faunistische Uebereinstimmung der uralischen Unter- devonschichten mit den gleich alten Bildungen Böhmens und Kärntens. Von Zweischalern finden sich wenig günstig erhaltene Reste von Conocardium, Praelucina (Dalila) »Vlasta«, Cardiola und Avicula, welche durchweg an westliche Formen erinnern. Die höheren Devonbildungen Russlands mit ihrer artenreichen und individuenarmen Fauna beherbergen hingegen einige Zwei- schaler, welche mit deutschen Arten nahe verwandt sind. So erinnert Avicula Mariae nov. sp. an Avicula Inostranzewi und Grewingki WENJUKOFF, Avicula bodana A. RoEMm. an Av. Wenju- kofji nov. nom. (= Av. bodana WENJUKOFF non A. RoEM.), Kochia capuliformis KOCH sp. an Avicula ewimia VERN. und Myalina dimi- diata Gr. sp. an Myalina uncinata EıcHw. sp. Die Fauna der höheren Devonschichten des Ural .stimmt mit den rheinischen — wohl in Folge der isopen Beschaffenheit der Schichten — besser überein als diejenige Mittelrusslands, zeigt aber andererseits An- klänge an Nordamerika. !) Bulletin de la societ&e geol. de France. Ser. II, Bd. 12, t. 28, 29 (1855) p- 964 ff. = [439] III. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. 241 Böhmen. Ein Vergleich der deutschen und böhmischen Aviculiden ist mit Rücksicht auf die Hercynfrage von besonderem Interesse. Bei Betrachtung der nachfolgenden kleinen Liste ist der Umstand bemerkenswerth, dass böhmische Unterdevonarten an solche der höheren deutschen Horizonte erinnern. Die gleiche Beobachtung wurde schon früher an den Brachiopoden, Trilobiten und Cephalo- poden gemacht und erklärt sich aus der isopen Entwickelung des böhmischen F3 und des höheren deutschen Devon. Die geringe faunistische Aehnlichkeit zwischen dem böhmischen und rheinischen “ Unterdevon ist ebenfalls eine Folge der abweichenden Faciesent- wickelung. Wo, wie im Harz, in Westfrankreich und anderorts, kalkige Bildungen im Unterdevon auftreten, stellt sich auch die Thierwelt von Fa und G, ein. Ein Vergleich mit Böhmen ist ferner insofern lehrreich, als einzelne vollkommen isolirte Formen des deutschen Devon, wie Avicula quadrata, Avicula oblonga und Aviculopeeten (Pterinopecten) dauniensis ihre nächsten Verwandten bezw. Vorfahren daselbst besitzen. Avicula oblonga (Unt. Ober- devon) stellt sich als der letzte Ausläufer einer uralten, bis in das tiefere Untersilur (Avicula patrieia BARR. D5) hinabreichenden Gruppe dar. Andrerseits ist die nahe Verwandtschaft der beiden oberde- vonischen Posidonien (P. hians und venusta) mit einigen Arten des höheren böhmischen Devon hervorzuheben. Das Unterdevon der Karavanken und Karnischen Alpen stimmt mit dem böhmischen überein, hat aber bisher nur wenige Arten ‚von Praelueina, Conocardium und Aviculopecten geliefert, welche sich ebenfalls den ersteren anschliessen; eigenthümlich ist eine grosse dickschalige, zu @osseletia oder Myalina* gehörige Muschel. Abh, IX, 3. 16 | oO = nn 2) La) 942 II. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. ‘4 " 1—9'7 ‘1 ‘108 9 'de 'wuvg mund «| uoaopionm |" * EI’ TAX I de ag vmpup « |0I 5 #—T 31'103 3 "ds wavg suopusgosd vunpohpg | uwoaoppegim |" * * "TI TAX I ds va) vosıud vuphn | 6 H AT ’F T087 7 ds wuvg] sonßunsuoo « | ri | "99 ETF AIX I u menu « |g H pun &9 | * * + ‘083 3 "ds "wıvgg Dsorpısun muopıso-] | Musi | "SI 'J “AIX 9 "ds nnosaıv q sumy wwmopisog | ı °ı Par‘ ”. . 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Ebensowenig ist dies der Fall mit den gleich alten, aber unter abweichenden geo- graphischen Bedingungen gebildeten Devonschichten der Süd- hemisphäre (»Capformation«, Australien, Falklandinseln). Hingegen ist aus Nordamerika durch HALL eine reiche, aller- dings besonders den höheren Devonschichten (HAamILton —= ob. Mitteldevon, CHEMUNG —= ob. Oberdevon) angehörende Zweischaler- fauna beschrieben worden. Die im vorstehenden monographisch behandelten Familien und Gattungen sind in der ersten Abthei- lung des fünften Bandes der Palaeontology of New-York enthalten. Eine eingehendere Vergleichung ist also schon äusserlich sehr erleichtert. Die nachfolgende Tabelle gewährt ein anschauliches Bild der Beziehungen, und enthält nur vicariirende Arten. Ueber- einstimmende Species kommen in Deutschland nicht vor, sind aber aus dem oberen Oberdevon der Ardennen in grösserer Zahl durch GOSSELET namhaft gemacht worden. Ich habe Gelegenheit gehabt, in Lille einen Theil der GosseLer’schen Originale durch- zusehen und kann für die folgenden Arten die bereits publicirten Bestimmungen durchaus bestätigen: 1. Avicula potens HALL. sp. (Leptodesma Haut. 1. c. t. 22, f. 26) Jeumont. Wie die folgenden Arten aus dem Famennien. 2. Avicula Orodes HALL. sp. (Leptodesma HALL. 1. c. t. 24, f. 10; non mytiliforme Hann). 3. Avicula longispina HALL sp. (Leptodesma HALL t. 21, f. 14). 4. Avicula robusta HALL sp. (Leptodesma Hau t. 21, f. 16). 5. Avicula umbonata Hauı sp. (Leptodesma HaLn t. 22, f, 13). Fraglich ist die Bestimmung von Pteronites profundus HALL. Die von GossELET als Myalina gibbosa Harn sp. (Mytilarca . 16* III. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden, [442] 244 7) Senne ee * (AMVEL 2807 -7RuD vıuoquobazg) "wou "Aou yo - « an samm |° "tr ea IHay) Sunomyopnssd « 01 Han ni u ns « an aego a a Saar Be Er Pe SISU]ıp « 6 u: RE N av 92 Dmmaay an ago er ds "u vunaaag opnmap | 8 | A 'N ER ds nu, H "ds rıvg vorwqufn) (oadıq.4ü) « "HOuYy 2yongsopg : (uapadıqıo) « L ) "en ere odemvg SNIDISOHMIA.L « « an sewgo ‚ds 'usnungasou : « « 9 H Tv snuunzsaA (WodoussaT) « "q 'W sersyun | 'ds u 99703099) (uapadou.ıa-) « G H er 8 NH mn « an ago “ee rede u suaumsd « F 6) .» 0 0.9 ICH mBau0D « AO AO a snDaguN « e a) “gay S2m4aroyınbav « ‘a O0 sÄUgO “0. ds tu sasuaunubsınbn « ° H : ° av snpopnaasof usppodommap | "q 'n seaayun z ‘ds ‘u sasuauad uapadopnaap | 1 u | JuozLIoH '30[09%) ‘oN Sunwoyd) ‘9 pun uoyıweg "Hg “Kuegsug °Q “(pusuurdog surf-aope y Wop aoqn) Sıqrappp-istunN "A ‘N :uodunzinygqy uspuoäfor oıp uoyyoß uom4g uoydstueyLIiewe ap any "PUYDIIZOq (UOABPIIIO -EIM -aNug) TO "A'W An u 97u0oZLIOJJ ap purs uojıy uoyosıpdome Ip and "U0OA9T UOYISTUEYLIIWEPIOU pun usy9sINn9Pp SOP U94IWY UOPUALILIBITA 9IA AL =URISL "ISSY] UMFOIJIOAIOU AEpy ZULAOIduOARLT uayosturyı pun uo pormosaogu/) uep Joperosmaz Aep ZunjoyyloN oIp yone ssep “usgeß.ue uepege], oıp pun ueßunıynjsny usFıgo Ag (5 245 [443] IH. Die geographische Verbreitung der devonischen Avıeuliden. ee a a TER = EN TE «> ht > SEEN = Ba > FE = De = > DE a ei ds vıvg zayduns « (ds reg sısuabunway) « * ds Tıvg Dyou.ma « "00" navEp Dsoggıb « vH ?ddvuy « « "amwH Susohao (emyhwoyag) vungohpy ° av Doıpo4a wusadosshigg " TIvH Danbıun 049198808) TWH sısuabunuay) « AAVEE DIJogDye DaDunIag TIvg »punfosd (Sopwmosg) « ‚ds Tv apRW (orodora) . * ds ıvg “opunshT - « ° de awvg opıday Day av ıpflogg wuuapdougoy " TIVE] 0849094 (piuunz4of) DOUrIAT ä “90000 ode avEg DL « “ (made) "ds may Sam) Dmmaay AN 'q ’O ou "aM ago an 'q oO BayuN ‘an wugg an ‘an sorogo ‘q 'n sersjun Re in 9) 19, ‘a oO saroyun ‘a 0 mıyugq 0:90 EA RIO ‘a Oo ou ‘q Oo waoyun 'q N wu gOStueyLIEWe 19p nn. de can mod . “ds u 2uuDwyoory « "ds ag pmpaump « * ds "u 2uasnpysnagg « “deu 29047 « "ds "u sampmoa9 Dunohp ‚ds "u Dumpdıuas (5) m.us7dosshigr "8 WTIOT SWULOfRINDDS 01919880) ZINVAY Duopoyap « "an DommawsD[ DaDuriag ° ds "u 226709 (su04aT) « ""NMNAUL D6U07g0 « 0 ds "aou Dumsopanbun « sunuuswof "Aou "IeA TIv »pıda « VI ‘ds nIaIg sIsuzuuanp.un « BR + ds "u genp * nr de maroyg "y any & ‚ds "u zuopug ommnay 246 Ill. Die geographische Verbreitung der devonischen Avieuliden. [444] Haır) eitirte Art dürfte eher mit Mwyalina intumescens zu ver- gleichen sein. Die Anzahl von 28 +5 vicarlirenden bezw. identen Arten ist gering, wenn man bedenkt, dass aus Amerika ca. 250 Species durch HAarL benannt sind, während die vorstehende Arbeit die Beschreibung von 145 verschiedenen Formen enthält. Der Unter- schied der Artenzahl dürfte in Wirklichkeit weniger bedeutend !) sein, da Harr’s Material aus dem ganzen Osten der vereinigten Staaten stammt, während unsere Liste noch durch ca. 30—40, aus England und Frankreich stammende Arten vermehrt werden müsste. Ausserdem fasst der amerikanische Forscher den Artbe- griff ausserordentlich eng. Aus dem amerikanischen Unterdevon ist bisher nur eine ge- ringe Anzahl von Heteromyariern ?) beschrieben worden, deren Erhaltung meist viel zu wünschen übrig lässt. Die in den tieferen Helderberg-Schichten (Pentamerus und Shaly limestone) vorkom- menden Arten gehören zu Avieulopeeten (]. c. t.51, f. 1—6, 11) und Avieula (t. 51, f. 6—10, t. 52, 53). Die auf t.52 und 53 abgebildeten Arten Avicula textilis HALL und communis HALL sind ohne Zweifel sehr nahe mit Avvcula trevirana und Av. dil- lensis (Taf. III) verwandt. Avzieula textilis geht in einer Mutation (var. arenaria HALL) bis in den Oriskany sandstone hinauf (I. c. t. 109, f. 1, 2), dessen Faciesentwickelung und stratigraphische Stellung ungefähr mit den rheinischen Coblenzschichten überein- stimmt. »Megambonia« lamellosa ?) (l. ec. t. 109, f. 5, 6 Oriskany) ist als stellvertretende Form von Av. pseudolaevis (t. 4, f. 13) var. aufzufassen und im gleichen Verhältniss steht » Avicula« recticostata Harz (l.c. t.109, f.3) zu Av. (Pterinopecten) mosellanus (t.], f. 4). In Anbetracht der isopen Entwickelung des rheinischen Unterdevon und des Oriskany sandstone ist die Geringfügigkeit der un Zweischalerreste besonders auffallend. 5 Die i in einer vorläufigen Mittheilung von mir gemachten Angaben sind hiernach zu berichtigen. 2) Harz, Palaeontology of New York II. 3) Da die Art nicht bei Megambonia belassen werden kann, und eine Avicula lamellosa schon von Gorpruss beschrieben worden ist, wäre die amerikanische Form neu zu benennen (etwa Avicula Halli nov. nom.) EV, Die Stellung der Palaeoeonchen und die Stammes- geschichte der Zweischaler. In der systematischen Beschreibung wurden die Posidonien und weiterhin Monotis, Daonella und Halobia in die unmittelbare Nähe von Avicula gestellt. Die Mehrzahl der Conchyliologen ist bekanntlich dieser An- sicht; dagegen hat M. NEUMAYR?), dem sich später STEINMANN?) anschloss, auf die Möglichkeit hingewiesen, dass diese dünnschaligen Formen die letzten Ausläufer einer palaeozoischen Gruppe der »Palaeoconchen« darstellen. An und für sich würde diese systematische Streitfrage keine Behandlung in einem gesonderten Abschnitte erheischen, wenn dieselbe nicht von principieller Wichtigkeit wäre: NEUMAYR und STEINMANN haben die Palaeoconchen als Stammgruppe gedeutet, aus der die übrigen Zweischaler hervorgegangen sind. NEUMAYR geht in dem oben erwähnten, überaus geistvoll ge- schriebenen Aufsatz davon aus, dass der Zahnbau von ausschlag- gebender Wichtigkeit für die Gliederung der Zweischaler sei; er unterscheidet verschiedene Typen der Bezahnung, die taxodonte, heterodonte, desmodonte, schizodonte und versucht dann den Nach- weis, dass die durch ein indifferentes, »eryptodontes« Schloss ausgezeichneten Palaeoconchen den gemeinsamen Ausgangspunkt der mannigfachen Zweischalerstämme darstellen. !) Zur Morphologie des Bivalvenschlosses. 2) Elemente der Palaeontologie, p. 238. 248 IV. Die Stellung der Palaeoconchen [446] NEUMAYR hat auch hier das unbestreitbare Verdienst, ein grosses Gebiet zuerst unter einem einheitlichen iapanke betrachtet zu haben. Dass der erste Versuch nicht sofort zum Ziele führt, ist eine, in der Geschichte der Wissenschaft häufig wiederkehrende That- sache, welche das Verdienst des Pfadsuchers nicht im mindesten zu schmälern geeignet ist. Die Stellung der Palaeoconchen als gemeinsamer Ausgangs- punkt aller übrigen Zweischaler dürfte aus geologischen und zoolo- gischen Gründen nicht haltbar sein. In zoologischer Hinsicht sind eine Reihe wichtiger Merkmale gar nicht oder nur unvollkommen bekannt, was auch NEUMAYR selbst unverhohlen hervorgehoben hat. Die Zahnbildung ist an einer sehr beschränkten Anzahl von Gattungen und Individuen beobachtet worden!) und gemahnt noch am meisten an die Reihenzähne der Taxodonten. Ueber Lage des Ligaments, des Mantelsaums und der Muskeleindrücke ist nichts oder nichts sicheres bekannt. Die wenigen Muscheln, welche z. B. die Muskeleindrücke deutlich erkennen lassen (ÜUypricardinia und Modiolopsis?)) werden von P. FıschER — nach Ansicht des Verfassers mit Recht — mit den Oarditen verglichen. Doch könnte man alle diese Beobachtungen mit der unvoll- kommenen Erhaltung der alten Muscheln erklären, und die Mög- lichkeit, sogar Wahrscheinlichkeit der Ansichten NEUMAYR’s ein- räumen — wenn nicht das geologische Auftreten die an sich nur halb begründete Auffassung als nicht annehmbar erscheinen liesse. Die Palaeoconchen (über die zu denselben gehörigen Gat- tungen vergl. unten) erscheinen fast ausnahmlos im höheren Ober- silur (Ea) der böhmischen Silurprovinz (Böhmen, Südfrankreich, Pyrenäen, Catalonien) sowie in gewissen Cephalopoden-Facies ') Bankanpe Systöme Silurien Vol. VI besonders t. 359 und 360 zeichnet Schlösser von Praecardium und Praelucina (= Paracardium). — Coxkara, über einige silurische Peleeypoden. Sitzungsber. d. Wiener Akademie 1887. ?) Allerdings enthält die Familie Modiolopsidae bei P. Fıscner einige he- terogene Dinge (Üyrtodonta), welehe zu den Aviculiden gehören. Zrrren rechnet Modiolopsis zu den Prasiniden. m 0 JE u a Eu) Zu [447] und die Stammesgeschichte der Zweischaler. 249 des Mittel- !) und Oberdevon ?), fehlen aber im Untersilur 3) so gut wie gänzlich. Jedenfalls sind die Gattungen, welche NEUMAYR als in erster Linie zu den Palaeoconchen gehörend aufführt *), !) Cephalopodenkalke von Hlubocep (G3) und Bicken. 2) In den schwarzen Goniatitenkalken von Cabrieres und den überein- stimmenden Schichten Deutschlands (Wildungen, Altenau, Martenberg u. s. w.) Im Clymenienrkalk des Fichtelgebirges. 3) Sluzka Baxr. ist die einzige von Neumark erwähnte Palaeoconche, welche bereits im obersten Unterdevon (Ds, Böhmen), vorkommt; jedoch dürfte die Gat- tung einzuziehen sein, da sie ganz heterogene Dinge umfasst. Die ältesten Formen von Sluzka besitzen — trotz der gegentheiligen Angabe Barzasoes (I. c. p. 160) zum Theil deutliche Schlosszähne, so Barkınpe, Syst&me Silurien Vol. VI, t. 265 I, f.8, 9. Die untersilurischen Taxodonten werden von Barranpe meist Nucula, Leda, Arca? genannt; nur einmal (t. 267, IV) findet sich für eine aus D; stam- mende Form der Name Sluha (= Servitor). Die eben erwähnte Slurka Arachne aus D; stimmt nun im wesentlichen mit Sluha überein. Zur selben Gattung ge- hört u.a. Arca? Kosoviensis (t. 265, II). Ein Name — etwa sServitor — kann noch nicht endgiltig aufgestellt werden, bevor eine eingehendere Vergleichung mit Ctenodonta stattgefunden hat. Die radial gestreiften, aus G stammenden Arten von »Sluha« (l.c. t. 155, 193, 358) gehören wahrscheinlich zu Praelucina (vergl. unten). Lyrodesma planum Cosran, die älteste Palaeoconche von der ein (ungefähr mit Praecardium übereinstimmenden) Schloss bekannt ist, stammt aus dem höchsten Untersilur Nordamerakas (Hudson River group), ist also bei weitem jünger, als die ältesten, im Gr&s Armoricain und in D; vorkommenden ÜOteno- donten (Nucula bei BarrAxpe). #%) Es seien nun kurz die von Neumark (l. c. p. 391) als Dyson der Palaeo- eonchen genannten Gattungen aufgezählt. Einige sachliche und nomenclatorische Aenderungen der Barraxpe’schen Namen erschienen hierbei nöthig. Ueber die Unanwendbarkeit der ezechischen Bezeichnungen dürfte ein Zweifel nicht wohl möglich sein, (man vergleiche die treffenden Bemerkungen TeaurscnoLv's). Glücklicherweise erledigt sich eine Anzahl derselben ohne weiteres, z. B. ist Da- lila ident mit Praelueina, Vevoda mit Paracyclas u. s. w. Bei einer Neubearbeitung der böhmischen Zweischaler, welche auch aus sachlichen Gründen unbedingt er- forderlich ist, wird nebenher auf diese sprachlichen Aenderungen zu achten sein. Typen der Palaeoeonchen nach Neumark: Cardiola Es, Praecardium Ea, Puella [= Panenka Barr., die lateinische Bezeichnung wurde von Barrıspe als Erläuterung hinzugesetzt] Es und G3. Praelucina [= Dalila + Paracardium; man vergleiche Praelueina t.68, mit Dalila t. 59], Antipleura [= Dualina ex parte) E, Regina [= Kralowna] Fa und G, vor allem Gs, ? Praelima Es bis H., Lunulicardium Es bis Oberdevon, Matercula [= Maminka, s. o.) E, Silurina Es», Soror [= Sestra] Gı und Ga, Goniophorella nov. nom. [= Tetinka E + Spanila E), Leptynoconcha nov. nom. [Asmruvog, tenuis = Tenka) E, nahe verwandt ist Mila E, 250 IV. Die Stellung der Palaeoconchen [448] sämmtlich obersilurisch. Allerdings kommen Cardiola und andere Gattungen in den sogenannten Colonien, nach BARRANDE also in D, vor; die Colonien sind jedoch als dislocirte Bruchstücke von E, zu betrachten. | Dagegen treten schon im mittleren Untersilur (Trenton limes- tone) Nordamerikas typische Aviculiden, Avicula s. str. und zahl- reiche Arten von Ambonychia !) auf. Auch in Böhmen finden sich im tieferen (D3) und höheren Untersilur Aviculiden, über deren richtige Bestimmung kein Zweifel möglich ist (BAR. ]. c. t. 227); man wird vielleicht die älteste Art Avvcula patricia BARR. (l. c. t. 227, V) aus Dy, als Vertreter einer Untergattung?) beibehalten, die sich ebenso wie die gleichalten amerikanischen Arten durch gleichmässige Abrundung der Flügel, Grösse des Vorderohres und ovale Form auszeichnet. Die letzten Ausläufer dieser uralten Gruppe sind Avicula scala BARR. (Es t. 227, D) und Avieula oblonga TRENKn. aus dem Öberdevon (t. III, £. 8). - Daneben finden sich in Amerika, Böhmen, Frankreich und anderwärts Nuculiden (Ctenodonta), die zum Theil sogar schon im tiefsten Untersilur (D},D; und Gres Armoricain) erscheinen. Eine durch die eigenthümliche Entwickelung der Musculatur ausgezeichnete Gattung ist Anuscula (Babinka BARRANDE |. c. t. 226, VI); doch hat der Zahnbau derselben immerhin noch die meiste Aehnlichkeit mit dem der Heterodonten. Diejenigen untersilurischen Zweischaler, welche zwar von NEU- MAYR nicht ausdrücklich erwähnt, aber doch zusammen mit den namentlich von ihm aufgeführten den Palaeoconchen zugerechnet werden könnten, sind ganz zweifelhafte Dinge. Z. B. lässt sich über die »Gattung« Synek BARR. nur so viel sagen, dass die un- Paracyclas Hawı. [= Vevoda Bare. + Paracyclas Barr. + Isocardia Bark. non Lam.) Ea. Die Identität der genannten Gattungen geht aus folgenden Ver- gleichen hervor: Paracyclas bohemica t. 129, f. 10 ist nahe verwandt mit Vevoda crassus t. 14, f. 7; Paracyclas bohemica t. 67, f. 16 ist ident oder kaum verschieden von Vevoda exspectans t. 13, f. 12 u. s. w. ') Hau Palaeontology of New-York Vol. I, Taf. 36. ?) Rhombopteria Jackson, Avicula gratissima aus D; (t. 191, f. 1—5, t. 227, 1II ist keine Aviculide, . [449] und die Sta geschichte der Zweischaler. 351 deutlichen Abdrücke und Steinkerne Zweischaler sind. Eine nä- here Bestimmung ist unthunlich. Aus dem vorstehenden ergiebt sich, dass die typischen Pa- laeoconchen bei weitem jünger sind als die ältesten Angehörigen der Taxodonten und Aviculiden. Es liegt somit von vornherein näher, die Palaeoconchen als einen aberranten Seitenzweig dieser älteren Formen aufzufassen. An die Taxodonten eriunern in erster Linie die Reihenzähne, (BARR. t. 359, 360) die einzigen Anzeichen einer Schlossbildung, welche bisher überhaupt beobachtet wurden. Auch NEUMAYR hebt (l. c. p. 409, 410) die Aehnlichkeit von Taxodonten mit Praecardium, Praelueina, Regina [Kralowna] hervor. Mit der Hy- pothese eines aberranten Seitenzweiges stimmt auch viel.besser die Thatsache überein, dass zu den Palaeoconchen einige der wunder- lichsten Muschelschalen gehören, welche man überhaupt kennt. Es ist nicht wohl möglich, eigenartig differenzirte Formen wie Antipleura mit ihren schräg gegenüberstehenden Wirbeln und rechts und links »gedrehten« Schalen, oder Tiaraconcha nov. nom. (= Slava) mit der mützenartig!) aufgestülpten, excessiv ent- wickelten Embryonalschale, als Stammväter der Zweischaler zu betrachten. Dieselben entfernen sich von der gewöhnlichen Form der zweiklappigen Muschel fast ebenso weit, wie etwa die Rudisten. Aus der Thatsache, dass bereits im Untersilur Vertreter ver- schiedener Stämme der Zweischaler, der Heteromyarier, der Taxo- donten und der ? Heterodonten neben einander auftreten, ergiebt sich, dass der gemeinsame Ausgangspunkt derselben viel weiter zurück, also mindestens in der cambrischen Periode gelegen hat. 1) Wie bereits oben bemerkt wurde, sind die czechischen Gattungsnamen, soweit dieselben überhaupt zoologisch begründet sind, den herkömmlichen Grund- sätzen der Nomenclatur anzupassen. Die tiarenartige Aufstülpung des Wirbels auf die Schale ist jedenfalls bezeichnender als der Name Slava, der bekanntlich Gloria und Vivat bedeutet. Mit demselben Rechte könnte ein Magyar oder Serbe Gattungsnamen wie Eljen und Zivio vorschlagen; Gärtnernamen wie Reine Olaude oder Gloire de Dijon würden mit demselben Rechte wie Kralowna (Reine) pulchra oder Slava (Gloire) bohemica Eingang in die wissenschaftliche Nomenclatur finden können. 252 IV. Die Stellung der Palaeoconchen ete. [450] Wie diese Urmuscheln ausgesehen haben mögen, ist auf con- structivem Wege kaum zu ermitteln; die Lösung der Frage muss also der Zukunft vorbehalten bleiben. Wenn dieser Schluss auch wenig befriedigt, so ist andrerseits zu erwägen, dass die Zwei- schaler nicht den einzigen Stamm des Thierreiches darstellen, über dessen Entwickelung wir in unzureichender Weise unterrichtet sind. Die Testicardines und Ecardines unter den Brachiopoden, die Tabulaten und Pterocorallier unter den Anthozoen sind Gruppen, deren gemeinsamer Ursprung aus vergleichend anatomischen Gründen wahrscheinlich ist, ohne dass es bisher gelungen wäre, die Stammväter auch wirklich zu finden. Register. Vorbemerkung. In das nachfolgende Register wurden nur die Namen der- jenigen Gattungen und Arten aufgenommen, die entweder abgebildet (in diesem Falle ist nur die Figurnummer angegeben) oder eingehender besprochen worden sind. Zu letzteren gehören auch alle diejenigen Formen, deren systematische Stellung bezw. Benennung irgend welche Aenderung erfahren hat; aus diesem Grunde sind auch die eingezogenen Gattungen aufgenommen worden. Die gil- tigen Gattungen sind mit fetter, die eingezogenen mit gewöhnlicher Schrift, die Arten cursiv gedruckt. Bei den beschriebenen Arten wird nur die Abbildung eitirt; wo sich ausserdem noch eine Seitenzahl angegeben findet, wird an der betreffenden Stelle die Beschreibung in irgend welcher Weise ergänzt. Eingezogene Arten sind nicht erwähnt. Seite Tafel Figur Adtinsdonne 1-77 feuer Asa IL _ _ Actinodesma Annas 20V. P. - 2... 2 2... — vn 11 _ VII 6-6b » BT ME N RN BEER ER R |: — _ » Dir Se Reese er an 108 _ _ » DEREN ER eh IE _ _ » N a Ar RR SE We TE NE re vH 10 — VII 5, 5a » TE Fe er Er GR \ _ — » Fe En VI 5—T7a » ee ae EEE GR E= VII 1, 1a _ VII 4—4b _ XVII 5, 5a TE 2: We er ET Er. 22 _ _ Blnyalin. aan. een _ _ Ambonychia radita . » » 2 =... 1100 _ _ » ee ER SEE Er ’ N ee RE a} _ - ET ER re FE... _ — N ee ER _ - 254 Register. [4 52] Ä Seite Tafel Figur Aphansla . u 02 000 an a 199 _ — Biomodeima ;. 2, u u me ee 213 _ er Arieala... 4 Sr ee BE RE — _ Avicula aaukaa .» » » 2: 2 eo. . 16 _ _ >. amade _ III 1 BE ee een er A a 242 _ _ 5. ORÜBERNEREE ee ee — IV 6—6b »7 7 Bodanlien ne a aa re ee _ IV 10 - 10b 3, Dom nr ee _ _ _ » COUE a r s _ III 10, 10a 2 SCHNOERMIOR: 5 = ae ae ea _ Ir 9—9d 37 OOMERHG: 3.5. ee ee 185 _ _ » crenato-lamellosa (s. tr) . -. . . 227 Anm. E _ BER BRD re en _ III 9 SED a ee Be _ IV 1 Be FOR N a ae _ XIV 11—11d ?» Golan. en en tee 58 — _ » Oir@nengh. 32 2 ee a AR N _ _ Ben 2 AR ee a a 246 _ _ » VECRIERÄE Sn ee ae ee — II 3 » Inotransani 5 0 2 0 0 220, 20 —_ — x me ee 21 ee Bi 37 AUSH BD: 5 ei _ II ıl 2 RerTOrRe a D20 —— D.. STRERIOOBEIEÄE ae as _— XIV 9 » Pe 5) — 2 $: SIMEOBd: So ee ee _ IV 4—4c » lepida var. famenniensis . . .. . _ vu 2 BL SMIIChehE. ee a a eh 245 —_ ir %. SEMarle DD. BB re _ IV 12 — 12d I WROFMOLR> ne Me a an bir ae 242 v- > Wil SODEONGE: aa a ea _ vu b) 3I VOR ne er Tr 242 — N: ”._ DEERdOlREBIe er a ae 164 IV 13 —13b » » 2 A ee _ Ev 5—5c »7 SDURIOAN ar ae en Atee Se _ vu 3—3A UNE 7,.77777 VEre e _ IM 7 _ XIV 4—4b » » mut. nov. praecursor . . _ III b) » rigomagensis u. BP. 2... —_ TI 2 ER SRIRUENES 2 en B en 58 rn _ BB a ar a er 242 _ > 2 Schenke EBD. ee mehr & —_ IV 8, 3a 2.8 T-BENNlObOBası 2 1 a a Nee 57 _ > » IN et Pe © RER ee JA —_ => [453] ? Avicula trapeziformis » trevirana n. SP. » troglodytes . Er tumida » Wurmi » Winteri n. np. » n. sp. Aviculopeceten. (Pterinopecten und Orbi- Register. pecten siehe unten) » aequilateralis . » antiquus » aquisgranensis n. Pr » convezxus » duplicatus . » exacutus > Fascieulatus » Fossulosus . » gracihs » Jugleri . . : » linteatus sp., Belgien s » Neptuni » Oceani . . » pelmensis n. sp. » perovalis . » polytrichus Prumiensis n. Sp. » radiatus » recticosta . » reticulatus » Schulzi n. sp. » (2) striolatus . » Vertummus » n. sp. . Aucella . Babinka Byssopteria Byssopteria radiata » semiplana Cardium dimidiatum . Cardiomorpha mytiloides Crenatula 2 Crenipecten Cypricardites Cyrtodonta Cyrtodonta Beyrichi 14, 224 20 256 Oyrtodonta declivis sp. . » orbieularis n. sp. - » quadrata . Cyrtodontopsis . Register. Oyrtodontopsis Halfari (Zinkdruck) ; » Kayseri n. sp. » praecursor n. Sp. . » quarzitica n. Sp. Dalila . Dimya Dimyodon . » intusstriatus Dolichopteron ? Dualina Ectenodesma Eopteria . Euchasma Glyptodesma Goniophorella Gosseletia . Gosseletia alta » angulosa n. Sp. » cancellata . » carinata » aff. carinatae . » devonica » distincta » eifeliensis Ibergensis . » (?) minor n. sp. » microdon n. Sp. & » Re n. Sp. » schizodon n. Sp. » securiformis » trigona oc. » triquetra . » truncata Hinnites . Hoernesia . 2 Hoernesia Joannis Austria » subglobosa . Hoplomytilus . Hoplomytilus crassus (Zinkdruck) Zinkdruck) 249 209 210 210 101 249 101 196 196 101 249 109, 231 239 XVI [455] Kochia . ; Kochia Genukformis » eximia Kralowna Leiomyalina Leiomyalina Ataraiion (Zinkdruck) . Leiopteria Leptodesma . Leptynoconcha . Liebea Limanomia Limatulina Limoptera . Limoptera bifida 2 cancellata . » gigantea » macroptera » normannia orbicularis » rhenana n. Sp. » semiradiata n. Sp. - Loxopteria Loxopteria dispar . » laevis » rugosa . Lunulicardium Lyriopecten . Lyrodesma Lyropecten Matercula . Maminka . Wr Meleagrina ERREETER Monopteria Myalina . Myalina acuta . . a » RER n. Sp.. » Beyrichi n. sp. » bilsteinensis » » mut. nov. minor » calceolae n. sp. . » carinata ° » _ chemungensis Abh. IX, 3. » Sr (Zinkaruc) Register. Tafel 17 258 Register. h [456] Seite Tafel , Figur Myalina eireularis 0.5. ve... — XVI l » confradema » ve... _ XVII ) 3: SO ee 145 _ _ » crassitesta sp. (Zinkdruck) . . . . 153 XVII 12 — 12d 5 RG. ae Der a re — XVI 15, 15a 5. WONG et 145 — _ ae? 122°: Bere Ber ET tr ee 149 _ E= » Änlumescens » » - 2 0.00. _ XV 16 — 16b Se DDR ee — XV T 78 3 » Klockmamni nu. SP. .: . .... — XVII 14 =. Rnsppi 2» 2 Eau une 2 — u 5: -Koct n8Dı te ee — XVII 1 >. Modanensie BP en _ XIV 4 _ XV 1, 1a » » var. ale ra ee _ XV 2, 93 » unulala. 5. an werner 124 _ u 4 imyMlölden an ee 156 _ = » DINO ee ee _ XVII 13 — 13c » SR, ; 288 112) 20}: Green er _ XVI S—8B R,. 3, 06: 0BETOPEREB-, a 2, 00 ee 149 — _ » proienden » » ee... 242 _ — Bi DOES ec ae ee BET _ XVI 12 8 ANONINE DE BD. ee — XVI * 13—13ec > BR) >, 2 7 Re SEE BE ET ET 242 _ — B. BUNDIBE ae ne er he rue) a Ser 245 _ _ » sohda.(Zinkdrüuck) : 22 u e% 143 —_ . B= 3.1.2 8HERIOBA ee eat he A ee — XVU 15—15b » tenuistriata (Zinkdruck) . . . » » 146 — —_ x . pillmarensis n. BD nn "nn. _ XV 4—4b Myalnodonta \ u... 0.0 “ran at 162 — —_ Myallnoptera:. 2... = wur nen 137 _ _ Myalinoptera alpna . » » : 2 2... — XVIO 1, 1a » SPEER SE I ee a _ XI 1—1a » sirialocostate ten. 137 — _ 3 Mysidia > 32 2... u. In Brain 216 _ _ h Mytlarea a a RT 140 _ - . Bdontopermma.. . ar Ai 215 = _ Odontoperna Buei . -» » » 2 =“... 215 — — Onyobia, 2 20 De a ar 73 _ _ FOrDIRECtEN a 27 _ Orbipecten allernans! , . x 20 8‘ _ XVII 3 » Oumbalon: va. 2a ne 28 Eu = » FOHManE. a ee ae _ I 12 er — II Ss—9a » Hinsbache: ud ae er are —_ I 5 u u m al nu a En U LU Ö Lau na 2 24 Dumas un Zn [457] Register. Orbipecten hercynicus . Pachypteria ne Pachypteria nobilissima » vetusta Palaearca . Palaeopinna Palaeopinna gigantea . Panenka Paracardium . Paracyeclas . - Pecten (Planrokeotites) . Pecten (Pleuronectites) devonicus nov. sp. . » » prolaevigatus noY. nom. Pedum Pergamidia Perna vetusta Pernopecten . Plethomytilus Posidonia Posidonia Becheri . » consanguis . » glabra » 177,7 Ge ee er » insidiosa 2 venusta . UT » » var. nov. carintiaca . » » var. nov. eifeliensis » Wengensis Posidoniella (Ein p. 68 RRTTER GEN ERDE: Drde: fehler: Posidonella sei hier N ? Praelima . R Praelucina . Praeostrea Prospondylus ; Prospondylus Liebocene N Pterinaea - Pterinaea byssifera n. = » costata . » costulata . » consimilis » chemungensis » dichotoma » expansa . » explanata 14, 14a 260 Register. Plerinaea fasciceulata . » flabella » Follmanni n. sp. » lawis . » » mut. nov. praecursor . » lodanensis n. Sp. » lineata ae » ostreiformis n. SP. » owvalis a » Faoslieei: 2... .00 2.20 » ? reticulata . » ? retroflexa . » Sancti Johannis? . » subcostata n. Sp. » » ventricosa » n. Sp. Pterinella Pterinopecten Pterinopecten Calceolae » consolans . » dauniensis n. SP. » ? eifeliensis n. sp. » mosellanus n. SP. » Wulfi n. sp. Pteronitella. Pteronites . Pteronites belgica » Bonnissenti . » Dalimieri » longialata » profunda Pteroperna Ptychopteria . Puella Regina . . . Rhombopteria Rhynchopterus . 54 61 61 61 212, 223 189 249 249 182, 183 9 211 E E -"DI-TER-- 2 INH. Be a !) Hierher gehört u. a. die untersilurische A. patricia Bar». [459] Register. Rhynchopterus obesus Eee Roemeria . A Sestra . Silurina . Slava . Soror . Spanila Streblopteria Streblopteria lego Sluha . . r s SET RER ?Synek . Tenka . Tetinka Tiaraconcha . Vertumnia Vevoda Vulsella . A.W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr, 45/46. Veröffentlichungen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit f bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Paul Parey hier, alle übrigen bei der Simon Schropp’schen Hoflandkartenhand- lung (J. H. Neumann) hier erschienen. 1. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten. Im Maalsstabe von 1: 25000. für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen ..... 2 Mark. (Preis » » Doppelblatt der mit obigem + bez. Lieferungen r » ) an -% » » übrigen Lieferungen ...... » Lieferung 1. Blatt Zorge, Benneckenstein, Hasselfelde, En Nord- hausen*), Stolberg . . . . 12 — .» 2. » _ Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, A Ki PR 12 — » 3. » Worbis, Bleicherode, kenae Ndr.- Kreise: Gr. — Immenrode er 12 — » 4. » Sömmerda, Kane, Stotlaruhste ar, Br, Weimar . . 12 — » 5. >» Gröbzig, Zörbig, Pataraberg HT ai ae » 6. » lIktersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, Lauter- bach, Emmersweiler, Hanweiler na 3* ng blätter) FR Nabe OR e .: 2 — » 7. » Gr.-Hemmersdorf, Saarlonis, "Heusweiler, Friedrichs. thal, * Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . . 18 — » 8 » Waldkappel, meBugeR: . iz Hönebach, Gerstungen en 12 — » 9. » Heringen, Kelbra nehst Blatt mit P Profilen Pa a Kyffhäusergebirge sowie einem genen. Kärtchen im Anhange, Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedtt 20 — » 10. » Wincheringen, Bapsbarg, Beuren, BruuDENE, je Merzig. . R 2 — AL; » + Linum, ee a Karwitz, Hcken; Rohrbeck 12 — » 12. >» Naumburg, Stössen, Camburg, Osterfeld, Bürgel, Eisenberg a er Re N Er ee ee *) (Bereits in 2. Auflage). Lieferung 13. Blatt Langenberg, Grossenstein, Gera, Ronneburg . 14. 15. 16. 36. 37. » + Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow . » Langenschwalbach, Platte, MEN: een Wies- baden, Hochheim . . . .. » Harzgerode, de, Leimbach, Schwenda, Wippe, Mansfeld » Roda, Gangloff, Neustadt, TR Pörmitz, Zeulenroda » _ Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . . - » Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, vn furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg = » + Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte und Bohr- register) ER BR RE » Rödelheim, Frankfurt a. M., IERRRNARNOR. Sachsen- hausen . » 7 Ketzin, Fahrland Werder, Polsdam, Beelitz, Widenbruch » Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (die beid. letzteren m. je 1 Profiltaf. u. 1 geogn. Kärtch.) » Tennstedt, Gebesee, Gräfen- Tonna, Andisleben » Mühlhausen, Körner, Ebeleben F » 7 Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- kan At Hart- mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf r » _ Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, re » Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Rudol- stadt, Orlamünde x » 7 Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, RER, Bernau, Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands- berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister) » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, . ea an der Heide, Sonneberg Limburg, Eisenbach (nebst SR ERE ERR Kettenbach {nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein rt Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke, Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » Schillingen, Hermeskeil, Losheim, ig eg, Lebach . » 7 Lindow, Gr: KL.-Mutz, wu, RER Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » + Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. bes Bohräone und Bohrregister) z » Hersfeld, Friedewald, Vacha, Eiterfeld, Geis, Lengsfeld . R » Altenbreitungen, NR RR (mai 1 Profi. tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel ) Yv Yv Mark 12 — 10 — ne be a a ee A Lieferung 38. Blatt F Hindenburg, Sandau, Strodebne, Stendal, Aybnrg. Schollene. (Mit Bohrkarte and- Bohrregister) . R » 39. » Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, EREN (ern eine Illustration) . . er » 40. » Saalfeld, Ziegenrück, Probstzella, RT . » 41. » Marienberg, Rennerod, Selters, BE TODGERR: kirchen, Montabaur, Girod, Hadamar . » 42. » 7 Tangermünde, Jerichow, Vieritz, EIERN Weissewarthe, Genthin, ia area Se Bohr- karte und Bohrregister) . . . TRehhof, Mewe, Münsterwalde, Marienwerder au Bohrkarte und Bohrregister) > A £ » 44. » Coblenz, Ems, Schaumburg, ERTRTER Bektert » 45. » Melsungen, Lichtenau, ES: engere Ludwigseck, Rotenburg . - 7 Heilsberg, Gallingen, Wernegitien, Siogtieiald. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . » 48. » Parey, Parchen, Karow, Burg, heisse, Ziesar. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) » 43. Y » 47. Y Mark 19 8 — 8 — 16 — 21— 12 — 10 — 12 — 12 — 18 — I. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Bd. I, Heft 1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte und Profilen; von Dr. H. Eck » 2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E. E. Schmid ; » 3. Geogn. Darstellung des Steinkohlengebirges und Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S,, nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättehen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres » 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn,; von Dr. L. Meyn Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. RER EEREER, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holsschn.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. } » 2. + Rüdersdorf und Umgegend. Auf Den: Grandiage um- nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn. PORN Karte; von Prof. Dr. A.Orth . . » 3. + Die Umgegend von Berlin. Allem. Erläuter. 2. EEE agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten Berlins, nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. Dr. G. Berendt . . » 4. Die Fauna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. Mark s—— 2,50 12 — Au— Bd. III, Heft 1. Bd. IV, Heft 1. Bd. V, Heft 1. Bd. VI, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss . + Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe. . . Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen @eolog. Uebersichtskarte von Schleswig-Holstein; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt Geogn.Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst 1 Be niebeharta, 4 4 Taf. Profile ete.; von Bergrath A. Schütze Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, I. Gly- phostoma (Latistellata), nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter . N) Ta Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von S Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H. v. Dechen ee. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln; von Dr. P. Friedrich Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. 0. Speyer nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A. v. Koenen Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer Beiträge zur fossilen Flora. III. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss . + Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens von Dr. E. Laufer. Mit 1 Titelbilde, 1 RE 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte . . Uebersicht über den Schichtenaufban PETER nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe Fe Mer Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 6 Mser. Tafeln; von Dr. L. Beushausen ; Die Trias am Nordrande der Eifel zwischen Commern, Zülpich und dem Roerthale. Von Max Blancken- horn. Mit 1 kenne Rare, 1 Profil- und 1 Petrefakten- Tafel ö / (Fortsetzung auf dem Umschlage!) Ö Mark 10 — 14 — 24 — 3% re ui b ar Ey i i 1 er « , . 5 2 . 2 vu . “i i ’ . 2 e En S. { Dr Ir { (ua “ 5 = i = ze Be \ m > % ” * . u wer a) 5 ü =. e R Pr ; ee 2 ; y . = ® LBS AT an u Tem ı_\y BINDING SECY. FEB 138 QE 812 Frech, Fritz Daniel AIETE Die devonischei Aviculiden Deutschlands Geology ae Tone Te ee eng ge Daher PT er in BROREREN S een ı ee et ETUI ar ae x 643 u ne zer £ 32 a ice tage SRSSTGIERPRERENT > - EREEEERENEE ee mist er r3 TEN WETTE EEE, RE a Pa re a aM Aa re - n 2 See: en Zi . a Teen 2 et re - ER Fee Een irz a Teagrsige 2m It ee 7 73 mern Es BE re ee sole = Halcgr rar Fred De Freeze er A . art et nn ee Een ee see ng: pe. Ex ans Er EEE ERE SSERSREF ER ED a rer pic nn ee wi .