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UNIVERSITY OF B.C. LIBRARY
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Die onTTTffTTkanerklöster
der ehemaligen Ordensnation „Mark Brandenburg*'.
(Mit etwa 350 Einzeldarstellungen)
Dissertation zur Erlangung der Wurde eines Doktor- Ingenieurs.
Der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin vorgelegt am 6. Mai 1914 von dem Kgl. Regierungsbauführer
Dipl.Ong. Gottfried Muller
aus Ketzür.
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B7
M83
191^1
FAD
Genehmigt am 6. Juli 1914.
STORAGE-ITEM FINE ARTS
LP5-H30A U.B.C. LIBRARY
Die Dominikanerklöster
der ehemaligen Ordensnation „Mark Brandenburg".
(Mit etwa 350 Einzeldarstellungen)
Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktor- Ingenieurs.
Der Königlichen Technischen Hochschule zu vorgelegt am 6. Mai 1914 von dem Kgl. Regierungsbauführer Pipl.Ong. Gottfried Müller aus Ketzür. |
Berlin |
Genehmigt am 6. Juli 1914. |
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2 -
Referent: Geh. Reg.-Rat, Kgl. Sachs. Geh. Hofrat Professor Härtung. Korreferent: Geh. Baurat Professor Borrmann.
Meinem Bruder Johannes.
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5 -
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- 7 —
INHALT.
Vorwort ')
Verzeiclinis der angeführten Literatur .11
Verzeichnis der Abbiidnn,i;en 15
A. Einleitung:
§ 1. Mönciisbauten bis zum 15. Jaiirhundert . . 17
!^ 2. Ober den Dominikanerorden und seine Ausbreitung . . l'i
i? 3. Die Mark Brandenburg im frühen Mittelalter . .20
B. Hauptteil:
Die Doiiiinikanerkiüster der ehemaligen Ordensnation „Mark Brandenburg".
Or 4. |
t: |
6. |
■j |
|||||
1. |
2. |
3. |
^, |
|||||
Kapitel: |
Neu- Ruppin |
Straus- berg |
See- hausen i.d.A. |
Prenz- lau |
Soldin |
Bran- den- burg |
Berlin |
Tan- ger- münde |
Seite: |
Seile: |
Seite: |
Seite: |
Seite: |
Seite : |
Seite: |
Seite : |
|
1. Teil: |
||||||||
Die Geschichte: |
||||||||
§ 1. Qründungsge- |
||||||||
schichte .... |
21 |
67 |
75 |
81 |
107 |
117 |
145 |
155 |
^ 2. Besitzverhält- |
||||||||
nisse des Klosters |
||||||||
im Mittelalter . . |
24 |
67 |
76 |
82 |
108 |
119 |
145 |
15() |
§ 3. Reformations- zeit |
30 |
70 |
77 |
86 |
j 108 |
123 |
S 3. Uoinstifl: 146 |
15(> |
§ 4. Neuzeit . . |
31 |
71 |
78 |
86 |
123 |
1 s-* Kefornia 1 lions- ( und Neuzeit: |
151) |
|
147 |
||||||||
2. Teil : |
||||||||
Die Baulichkeiten: |
||||||||
S 1. Kirche . . . i; 2. Klostergebäude |
3ö |
j,3 |
7'! 79 |
S7 96 |
110 114 |
125 135 |
1- |
161) l(i4 |
3. Teil: |
||||||||
Die Altertümer: . |
5y |
74 |
80 |
104 |
116 |
144 |
" |
Seite: C. Schluß:
i? 1. (jründungsart von Dominikanerklöstern 16Q
§ 2. Bauliche Vorschriften 171
§ 3. Das märkische Dominikanerkloster 173
Inhalt
9 -
Vorwort.
Bei Beginn der vorliegenden Arbeit war nur geplant, das ehemalige Neu- rt'ppiner Dominikaner-Mönchskloster in baugeschichtlicher Hinsicht eingehend zu untersuchen. Wenngleich zahlreiche Arbeiten über diese Niederlassung vorliegen, so beschränken sie sich doch größtenteils auf ihre äußere Geschichte oder nur kurze Erwähnung ihrer Baulichkeiten, die sich aber bei näherer Betrachtung stets als mehr oder weniger unzuverlässig herausstellten. In keinem Falle geben sie ein voll- ständiges Abbild von dem, was sich noch jetzt einwandfrei feststellen läßt.
Leider verhinderten örtliche Verhältnisse Nachgrabungen nach den Fundamen- ten der verschwundenen Gebäude neben der allein noch stehenden Kirche. So lag es nahe, verwandte Anlagen in derselben Gegend zum Vergleich heranzuziehen. Dabei wurde nicht die im Mittelalter oft veränderte politische Grenze zugrunde gelegt, sondern das Gebiet eines ehemaligen Verwaltungsbezirkes des Dominikaner- ordens, der auch das damalige Land Ruppin umfaßte, die Ordensnation „Mark Brandenburg". Zu ihr gehörten mit je einem Dominikanerkloster von den Städten der heutigen Provinz Brandenburg nur Brandenburg a. d. Havel, Cöln a. d. Spree, Neu- Ruppin, Prenzlau, Soldin und Strausberg, während Luckau zur Nation Meißen ge- rechnet wurde. Hinzu kamen aber noch die beiden altmärkischen, jetzt in der Provinz Sachsen liegenden Orte Seehausen und Tangermünde.
Naturgemäß legte der achtfache Umfang des so erweiterten Themas textliche Einschränkungen auf, die aber um so unbedenklicher erschienen, als die bei dem ältesten Kloster in Neu-Ruppin entwickelten Grundsätze zumeist auch bei den folgen- den in großen Zügen sich wieder aufstellen ließen.
Von einer gemeinsamen Besprechung aller acht Klöster wurde im Interesse einer übersichtlichen Geschichte der einzelnen Abstand genommen. Trotz des au sich rein baugeschichtlichen Themas glaubte der Verfasser nach einer allgemein ein- führenden Einleitung bei jedem Kloster neben der Gründungsgeschichte auch eine Untersuchung über die Herkunft der Mittel anstellen zu müssen, die dem zur Armut verpflichteten Orden seine immerhin recht stattlichen Bauten zu errichten und zu unterhalten ermöglichten. Daran schließt sich in den Hauptzügen die äußere Ge- schichte der Klöster seit Beginn der Reformation bis in unser Jahrhundert hinein. Es folgt in einem zweiten Hauptteil an Hand von Abbildungen eine Beschreibung und Besprechung der erhaltenen und der bereits untergegangenen Baulichkeiten, soweit sich aus der Literatur darüber noch Feststellungen machen ließen. Ein letzter Teil behandelt vorzugsweise die .'Mtertümer. .Am Schluß des Ganzen sind dann die Ergebnisse der Einzelteile unter besonderer Berücksichtigung von alten Ordens- vorschriften kurz zusammengefaßt.
Bei dem großen Umfange des freilich trotzdem leider nicht sehr ergiebigen literarischen Materials ist in den Anmerkungen in der Regel nur eine Stelle an- gegeben, auf die sich die iKtreffende Textangabe stützt, obwohl gewöhnlich auch
\"or«ort
- 10 -
dieses oder jenes aiidie Buch dafür als Beleg dienen könnte. Dementsprechend sind nur die in den Anmerkungen angeführten Werke als benutzt in das Literatur- verzeichnis aufgenommen worden.
Die auf 20 Tafeln') beigefügten, in den Jahren 1910 — 1913 eigenhändig an- gefertigten Aufnahmen waren bei Beginn dieser Arbeit größtenteils noch nicht ver- öffentlicht. Wenngleich inzwischen das Paulikloster zu Brandenburg in den Bau- und Kunstdenkmälern erschienen ist, dürften die andern Darstellungen doch wesentliche Er- gänzungen namentlich zu Adlers Kirchenaufnahmen bilden, zu denen die Kloster- gebäude als völlig neu hinzutreten.
Somit hofft der Verfasser, in bescheidenem Teile zur weiteren Bekanntschaft mit Baulichkeiten größtenteils aus jener frühen Zeit beigetragen zu haben, die unserer jetzt blühenden Mark die Kultur und das Christentum gebracht hat-').
') In der Regel gelten für die verkleinerten Vervielfältigungen ziemlich annähernd folgende Maßstäbe:
Grundrisse 1 : 600. Ansichten und Schnitte 1 : 300. Portale, Fenster, Qewölbeanfänger, Profile usw . 1 : öO. Ornamente 1 : 10. ■-') Für sorgfältige r^urchsicht und Durcharbeitung der Korrekturbögen zu vorliegender Abhandlung sei an dieser Stelle Herrn Lehrer Herbert Schulz, Herrn Dr. Siegfried Bünger und vor allem Herrn Lic. Dr. Fritz Bünger der wärmste Dank ausgesprochen.
- 11
Verzeichnis der angeführten Literatur.
1) Abbatis Cinnensis Annales. Um 1529. In: Scriptores Rerum Jutrebocensium,
S. 136 ff; herausg. von J. Eckhardus. Wiltemberg und Leipzig 1734.
2) Ada capitulorum generalium ordinis Praedicatorum ; herausg. von B. M. Reichert.
Rom 1S08.'9.
3) Adler, F. A4ittelalterliclie Backsteinbauwerke des Preußisclien Staates. 2 Bi.le.
Berlin 1862 ff.
4) Analecta sacri Ordinis Fratrum Praedicatorum, annus ili; edita iussu A. Frühwirth.
Romae 1895.
5) Aue, R. Zur Entstehung der altmärkischen Städte. In: Jahresberichte des alt-
märkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel, Ber. 37 (IQIO), S. 34ff.: „Tangermünde".
6) Bekmann, B. L. Handschr. Nachlaß. I.Viertel des IS. Jahrhunderts. Im Geh.
Staatsarchiv zu Berlin, Rep. 92, Nr. 35-36.
7) Bekmann, J.C. Aufsatz von der Stadt Seehausen. In: J.C. Rüdemann, Historicorum
Palaeo-Marchicorum Collectio II, S. 218 ff.: „Dominicaner- Kloster, dessen Stifftung und Reductioii". Salzwedel 1726.
8) Derselbe. Historische Beschreibung der (^hur und Mark Brandenburg. 2 Bde.
Berlin 1751 ff.
9) Bergan, R. Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg
Berlin 1885. 10; Berghaus, H. Landbuch der Mark Brandenburg. ... 3 Bde. Brandenburg 1854 ff.
11) Bergner, H. LIandbuch der bürgerlichen Kunstaltertümer in Deutschland. 2 Bde.
Leipzig 1906.
12) „Berlin und Cöln um das Jahr 1500"; nach der Originalzeichnung von E. Müller.
Im Besitz der Berliner Magistratsbibliothek, Plankamnier, Mappe I A, 1 — 19.
13) Bittkau, G. Das Alter der Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit oder Klosterkirche.
Sonderdruck der „Märkischen Zeitung" zu Neu-Ruppin.
14) Derselbe. Geschichte der Kloster-Kirche zu Neu-Ruppin. Neu-Ruppin 1908.
15) Borrmann, R., und P. Clausswitz. Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin.
Berlm 1893.
16) Brasch, M. Plan der Stadt Neu-Ruppin . . . 1789. Im Besitz der Berliner
Magistratsbibliothek, Plankammer, Mappe IIa, 125.
17) Bratring, A. Geschichte der Grafschaft Ruppin. Berlin 1799.
18) Derselbe. Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Branden-
burg. 3 Bde. Berlin 1804.
19) Büsching, A. Fr. Beschreibung der Reise von Berlin nach Kvritz . . . 1779.
Leipzig 1780.
20) Derselbe. Beschreibung der Reise von Berlin . . . nach Rekahn . . . 1775.
Leipzig 1780.
21) Büsching, J. G. Reise durch einige Münster und Kirchen des nördlichen
Deutschlands . . . 1817. Leipzig 1819.
22) Campe, Dr. Geschichte der Grafen von Lindow und der Stadt Neu-Ruppin. Um
1850. Handschrift im Besitz der Neuruppiner Pfarrkirchhibliothek.
23) Chytraeus, D. Marchia Brandenburgensis; herausg. von Chr. Dithmar. Frank-
furt 1717.
24) Constitutiones, declarationes et orationes capitulorum generalium sacri ordinis
fratrum praedicatorum ab anno 1220 1650, n . . . fratre (ajetano I o-(~ice'0 Teil I. Rom 18ii2.
25) Constitutiones Fratrum Ordinis Praedicatorum. Parisiis 1872. Distinctio II, Gap.
1: „De Domibus concedendis et construendis".
Literatur
- 12 -
26| Cornerus, H. Chronicon. In: ("orpus historicum medü aevi; editum a J. Q. Eccardo. Tomus II. Lipsiae 1723. |Neu herausg. von A. Potthast m: Bibliotheca historica medü aevi, Berlin 1S95/6.)
27) Danneil, F. Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel. Halle 1S42.
28) Daume,G. Bilder aus Seehausens Vergangenheit. 2 Hefte. Seehausen i.d. A. 1910.
29) Die Denkmalpflege; herausg. von der Schriftleitung des Zentralblattes der
Bauverwaltung. W) Dieterich, C. Programma ad indicendum specimen Oratorium . . 1711). Im Anhang A (S. 159 ff.) von:
31) Dieterich, M. Historische Nachricht von denen Grafen zu Lindow und Ruppin .. .
Berlin 1725.
32) Dilim. Die Türme der Klosterkirche in Neu-Ruppin. In: Zentralblatt der Bau-
verwaltung, 28. Jahrg. (1908), No. 41, S. 281 ff. 33| Dobbert, E. Prenzlaus Hospitäler. Sonder-Abdruck aus den Mitteilungen des Uckermärkischen Museums- und Geschichts -Vereins zu Prenzlau, 4. Bd., 2. Heft. 1909.
34) Eichholz. Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Bd. 2, Teil 3: „Stadt
und Dom Brandenburg." Berlin 1912.
35) Engel (Angelus, Engelius), A. Annales Marchiae Brandenburgicae. 3 Bücher.
Frankfurt 1598,
36) Derselbe. Rerum Marchicarum Breviarium. Wittenberg 1593.
37) Entzelt, Chr. Chronicon ... der alten Marck Brandenburg. Magdeburg 1579.
(Neu herausg. von H. Böhm. Leipzig 1911.)
38) Feldmann, B. Miscellanea Historica der Stadt Neu-Ruppin. 2 Teile. 1757/8.
Handschrift im Besitz des Magistrats zu Neu-Ruppin.
39) Fidicin, E. Die Territorien der Mark Brandenburg. 4 Bde. Berlin 1S5S ff.
40) Derselbe. Historisch -diplomatische Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin.
5 Bde. Berlin 1837 ff.
41) Finke, D. Nachrichten von.Alterthümern und Urkunden der Chur- und Haupt-
stadt Brandenburg. 5 Einladungsschriften. 1749 ff. In: A. Fr. Büsching, Magazin für die neue Historie und Geographie, Teil 13, S. 415 ff.
42) Derselbe. Von denen in der Neustadt Brandenburg seit der Reformation ge-
wesenen wichtigsten Veränderungen Brandenburg 1749.
43) Fiorillo, D. Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland. 3 Bde. Han-
nover 1815.
44) Fischbach, J. Historische politisch-geographisch-statistische .... Beiträge, die
Kgl. Preußischen und benachbarten Staaten betreffend. 5 Teile in 3 Bänden. Berlin 1781 ff.
45) Derselbe. Statistisch-topographische Städte- Beschreibungen der Mark Branden-
burg. Teil I, Bd. 1. Berlin-Potsdam 17S6.
46) Fragment einer Brandenburg-Brietzenschen Chronik. In: Riedel, Cod. dip!. Brand.,
D 1, S. 276 ff.
47) Fromme, J. Nomenclatura rerum, quae Brandenburgi sunt, . . . Neustadt Bran-
denburg 1679.
48) Garcaeus, Z. Successiones familiarum et res gestae illustrissimorum praesidum
Marchiae Brandenburgensis ab anno 1427 ad annum 1582. Um 1590.
49) Gottschling, C. Beschreibung der Stadt Alt-Brandenburg. 1732.
50) Götze. Kirchengeschichte der Stadt Seehausen. Programm des Progymnasiunis.
1865. 5!) „Grundriß von Berlin zur Zeit des ersten Königs von Preußen 1710"; darauf in der unteren Ecke links: ..Die ehemalige Schloß- und Dom-Kirche" (1710). Lithographie von etwa 1848. Im Geh. Staatsarchiv zu Berlin, Karten- sammlung \'l, S9a.
52) „Grundriß und Aufzug von der Soldinschen wüsten Closter Kirche wie selbe zur
Reformirten Kirche soll aptiret werden." L'm 1734 ?>. Im Geh. Staats- archiv zu Berlin, Kartensammlung, J. 13.
53) Haftitius, P. Microcronicon Marchicum. Cöln a.d.Spr. 1599. In: Riedel, Cod
dipL Brand., D 1, S. 46 ff.
54) Hager, G. Zur Geschichte der abendländischen Klosteranlage. In: Zeitschrift
für christliche Kunst, 16. Jahrg., Heft 4-7. Düsseldorf 1901.
55) Heffter, M. W. Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg. Potsdam 1840.
56) Derselbe. Wegweiser durch Brandenburg und seine Alterthümer. Branden-
burg 1850.
57) Heimbucher, M. Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche.
2 Bde. Paderborn 1896.
- 13 - .
5S| Helmreich, C. Annales Tangermiindenses. 5 Bücher. Magdeburg 1627(?) ff.
In: ü. Küster, Antiquitates Tangermundenses. Berlin 1720, 5y) Hendreich, Chr. Derer die Marck zu Brandenburg betreffende Sachen erster
Entwurf!. 2 Teile. Berlin I6S2. 60) Hentzeke, Matias. Landbuch der Herrschaft Ruppin. ]4yi. Nicht vollständig
erhalten. In: Riedel, Cod. dipl. Brand., A 4, S. llö ff. 61 1 Heydemanii, F. Die neuere Geschichte der Stadt Neu-Ruppin. Neu-Ruppin 186'i. ()2) Historische Aufzeichnungen Berliner Stadtschreiber. In : Riedel, Cod. dipl. Brand.,
D 1, S. 104 ff.
63) Historisch-genealogischer Kalender auf das Schalt-Jahr 1820.
64) Jobst, W. t:in Kurtzer Auszug vnd beschreibung . . . der Marck zu Branden-
burgk . . . Frankfurt a. d. O. 1572.
65) König. Versuch einer historischen Schilderung .... der Residenzstadt Berlin
seit den ältesten Zeiten bis . . . 1786. 7 Teile in 5 Bänden. Berlin 1792.
66) Küster, G., und Chr. Müller. Alles und Neues Berlin. 5 Teile. Berlin 1737. Ö7i Derselbe. Antiquitates Tangermundenses. Berlin 172Q.
68j Derselbe. Meniorabilia quaedam Tangraemundensia. [Brandenburg 1722. 6Q| Leukfeld. Antiquitates Praemonstratenses de S. Mariae Monast. Magdeburg.
Magdeburg 1721. 70) Leutinger, N. Commentarii rerum Brandenburgicarum. 30 Bücher. Um 1600;
herausg. in 2 Bänden von G. Küster. Frankfurt 1779.
71] V. Loe, P., und B. Reichert. (^)uellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland. Heft 1 und 4. Leipzig 1907 ff.
72) Merian, M., der Eitere. Opus Topographicum. Teil 13: „Topographia Electoratus
Brandenburgici . . ." Frankfurt a. M. 1652.
73) V. Minutoli, A. L)enkmäler mittelalterlicher Kunst in den Brandenburgischen
Marken. 1. Teil, Lieferung 1—2. 1836.
74) Müller, Nikolaus. Der Dom zu Berlin. 2 Bde. Berlin 1906.
75) Neuruppiner Stadtplan. Vor 1723. In: fJekmanns handschr. Nachlaß, im Geh.
Staatsarchiv zu Berlin, Rep. 92, Nr. 35 36.
76) Nicolai, Fr. Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Rotsdam . . .
3 Bde. Berlin 1786. 77| Nicolai, M. Brandenburgi urbis Electoralis .... historica descriptio. 1650. In: G. Küster, Collectio opusculorum Historiam Marchicam illustrantium, Bd. II, 21. Stück, S. 1 ff. Berlin 1753.
78) V. Niessen, P. Repertorium der im Kgl. Staatsarchive zu Königsberg i. Fr.
befindlichen Urkunden zur Geschichte der Neumark. In: Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark, Heft III. Landsberg a. d. W. 1895.
79) Paalzow, G. Lehrreiches Denkmal der doppelten Überschwemmung des See-
hausenschen Districts in der Altenmarck . . . 1771. Berlin 1772.
80) Petzold, D. Ansichten märkischer und pommerscher Städte aus den Jahren
1710-1715; herausg. von der Kgl. Bibliothek. Berlin 1913.
Tafel 10: Brandenburg.
Tafel 49: Neu-Ruppin.
Tafel 59: Prenzlau.
Tafel 69: Seehausen.
Tafel 70: Soldin.
Tafel 74: Strausberg.
Tafel 75: Tangermünde.
81) „Plan von Berlin mit Befestigungswerken", aus den Lindholzschen Papieren. Lm
1660. Im Geh. Staatsarchiv zu Berlin, Tit. CXV, Stadt Berlin, Nr. ii\
82) Pohlmann, W. Geschichte der Stadt Tangermünde seit Gründung derselben
bis . . . 1829, nebst einer . . . topographisch-statistischen Beschreibung dieser Stadt. Stendal 1829.
83) Derselbe. Historische Wanderungen durch Tangermünde. Tangermünde 184t).
84) Pulcawa. Bruchstücke einer Brandenburgischen Chronik in seiner „Böhmischen
Chronik" vom Ende des 14. Jahrhunderts. In: Riedel, Cod. dipl. Brand., D I, S. 1 ff.
85) Redorf, Wolfgang. Landregister des Landes Ruppin. 1525. Nicht vollständig
erhalten. In: Riedel, Cod. dipl. Brand., A 4, S. 131 ff.
86) Reinhold, W. ( hronik der Stadt Soldin. Soldin 1S46.
87) Riedel, A. Fr. Codex diplomaticus Brandenburgensis. 37 Bde. Berlin 183Sff:
AI 25; B 1 6; C- 1 4; D 1; 1 Suppl.-Bd.
Literatur
- 14 -
SS) Riedel, A. Fr. Die Mark Brandenburg im Jahre 1250. Berlin 1831.
89) Derselbe. ( jeschiclite der Klosterkirche und des ehemaligen Dominikaner-Mönchs-
Kloslers zu Neu-Ruppin: herausgeg. von Campe. Neu-Ruppin, um 1840.
gO| Riggenbach, Ch. Die Chorgestühle des Mittelalters vom 13. bis 16. Jahrhundert. In: Alitteilungen der Kaiserl Königl. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Vlll. Band, Jahrgang 1863, S. 213 ff. Wien'1863.
Ol) Rittner, A. Altmärkisches Geschichtsbuch. _Zerbst \'r) 1651 ff. In: G. Küster, Anuquitates Tangermundenses, Berlin 1720.
92 V. Rocliow, R. Geschichtliche Nachrichten von Brandenburg und dessen Alter- thümern. 1821.
93) Schäffer, R. Kurtze Einleitung in die Kirchen- und Reformations-Historie der
Stadt Brandenburg . . . Brandenburg 1740.
94) Scheerer, F. Kirchen und Klöster der Franziskaner und Dominikaner in
Thüringen. Jena 1910.
95) Schinkel, Fr. Bauzeichnungen im Schinkelmuseum der Kgl. Technischen Hoch-
schule zu Charlottenburg. Um 1836.
96) V. Schlosser, J. Die abendländische Klosteranlage des früheren Mittelalters.
Wien 1889.
97) Schmidt, M. Historischer Atlas von Berlin in 6 Grundrissen von 1415^1800.
Berlm 1835.
98) Schosser, Th. Kurtze jedoch Gründliche Beschreibung der gantzen Churfürst-
lichen Marck zu Brandenburgk . . . Magdeburg 1617.
90) Schulz, Bernhard. Prospekt ,,Residentia Electoratus Brandenburg " 1688.
Im ßesuz der Berliner Magislratsbibliothek, Plankammer, Mappe I A, 1 — 19.
100) Seckt, S. Versuch einer Geschichte der Uckermärkischen Hauptstadt Prenzlau. 2 Teile. 1785 ff.
101 Seidel, Fr. Brevis historiola camerae electoralis Brandenburgicae . . . 1660. In: G. Küster, Collectio. opusculorum Historiam Marchicam illustrantium,
Bd. II, 21.— 24. Stck., Nr. 9, S. 285 ff.
102) Derselbe. Historischer Aufsatz, wie es mit Verbrennung des Probsten
Nicolai von Bernau zugegangen (1323). Berlin 165S. In: G. Küster, Collectio opusculorum Historiam Marchicam illustrantium, Bd. II, 20. Stück, S. 54 ff. Berlin 1736.
103) Sello, G. „Trierer Chronik". In: Forschungen zur Brandenburgischen und
Preußischen Geschichte I. (1888'.
104i Sternbeck, W. Beiträge zur Geschichte der Stadt Strausberg. 2 Teile. Straus- berg 1878 ff.
1051 Wattenbach, W. Anleitung zur lateinischen Paläographie. Leipzig 1886.
106) Wedekind, L. Geschichte der Neumark Brandenburg. Berlin und Küstrin 1848.
107) Zahn, W. Geschichte der.Armen- und Krankenpflege
in der Altmark. Ber. 31, Heft 1 (1903).
108) Derselbe. Geschichte des Dominikanerklosters in ,„. |ahresberichte des
Seehausen. Ber. 3/ 19101. , ,■ ,
iniu rv lu /- u- u. j '^- < j .• ,i i altmarkischeu Vereins
100) Derselbe. Geschichte der Kirchen und kirchlichen > ,.. , ... ■• , ^
Stiftungen in Tangermünde. Ber. 24, Heft 2 '"'' vaterländische Ge-
(18971, und Ber. 25 (1S9SI
schichte zu Sa'zwedel.
11(1) Derselbe. Mittelalterliche Topographie und Be- teiligung der Stadt Tangermünde. Ber. 30(1903). .'
111) Zeiler, M. Itinerarium Germaniae. Straßburg 1632.
112) Zeitschrift für Kirchengeschichte. Bd. XXXIV u XXW. Gotha 1913f. (Die
Artikel von I". Bünger.)
1 13) Zentralblatt der Bauverwaltung; herausg. im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten. Berlin ISSl ff.
- 15 -
Verzeichnis der Abbildungen.
I. strich ätzungen :
Orte:
Seite:
Titelbild Klosterltirche Blatt 1
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Klosteransichten aus Merianschen StädtL-biidern Neu-Ruppin, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts .
N'eu-Ruppin
Neu-Ruppin
Neu-Ruppin und Strausberg
Neu-Ruppin ...
Neu-Ruppin und Berlin
Prenzlau
Prenz'au und Seehausen
Prenzlau
Prenzlau
Prenzlau und Neu-Ruppin
Prenzlau .
Soldin ....
Brandenburg
Brandenburg
Brandenburg
Brandenburg
Brandenburg
Soldin, Brandenburg, Tangerinünde
Tangermünde
Tangermünde
35
41
49
55
83
89
93
97
101
105
111
121
127
131
137
141
157
Kil
165
2. Auto- typien : |
Bezeichnung: |
Seite: |
|
Figur 1 |
Nordseite der ehemaligen Neuruppiner Dominikaner-Kloster- kirche . . . . . . . |
''l |
|
, 2 |
Pater Wichniann |
(Meu-Ruppin) ikaner-Kloster- |
59 |
3 |
Pietä . . |
60 |
|
4 5 „ 6-9 |
iVlaria und Johannes Altarreliefs ... Sandsteinreliefs |
60 dl |
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„ 10 |
Choransicht der ehemaligen Prenzlauer Doinin |
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Inneres der ehemaligen Prenzlauer Dominikaner-Klosterkirche Westseite des ehemaligen Soldiner Dominikanerklosters . . Nordostseite der ehemaligen Brandenburger Dominikaner- Klosterkirche |
87 107 117 |
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Inneres der ehemaligen Brandenburger Dominikaner-Kloster- kirche ... |
125 |
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Klosterhof des ehemaligen Brandenburger Dominikaner- klosters |
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„ U) |
Nordansicht der Ruinen des ehemaligen langermünder Dominikanerklosters |
155 |
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Abbildungen
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A. Einleitung.
Von mönchischem Leben spricht man, seit Pachomius in der 1. Hälfte des S 1- Mönchs- 4. Jahrhunderts die zerstreut lebenden stadtflüchtigen Einsiedler (monachi) der bauten bis ägyptischen Wüste gesammelt und nach gewissen Regeln organisiert hat. „Manent zum 13^ Jahr- separati, sed junctis cellulis", charakterisiert Hieronymus (t 420) in einem Briefe hundert. ') an Eustachius den Zusammenschluß dieser Anachoreten, der also nur locker ge- wesen ist. Ihre Wüstenklöster, in den Urkunden Lauren oder Cönobien genannt, wurden durch die große Zahl ihrer Bewoiiner bald zu förmlichen Mönchskolonien. Gewöhnlich kamen die „Cönobiten" nur Sonnabends und Sonntags in Kirche und Speisehaus als denjenigen Gebäuden zusammen, die dem Gemeinschaftsleben dienen sollten und deswegen auch in der Mitte der Siedelung ihren Platz gefunden hatten. Alle andern Tage verbrachten sie in ihren Einzelzellen, welche sich an eine rings- um das Kiostergebiet abschließende und schützende Mauer lehnten. Die eigentüm- liche Wahrung des Einsiedlerlebens bei gleichzeitiger Betonung eines zentralen Ge- meinwesens ist für die Klosteranlagen des Morgenlandes bis auf den heutigen Tag der leitende Grundgedanke geblieben. In der Anlage überlieferte frühe Beispiele finden sich u. a. auf dem Berge Athos in Mazedonien und in Zentralsyrien.
Als das Mönchtum noch im 4. Jahrhundert seinen Einzug in das Abendland hielt, entstanden auch hier zunächst Cönobien, bis Benedikt von Nursia 530 mit seiner Regel die Grundlage für einen neuen Klostertypus schuf, der fortan Abend- land und Morgenland getrennte Wege gehen ließ: „monasterium autem, si fieri potest, ita debet construi, ut omnia necessaria, id est aqua, molendinum, hortus, pistrinum vel aites diversae, intra monasterium exerceantur". Das Kloster wurde von der Außenwelt abgeschlossen (claustrum); Wirtschaftsanlagen großen Stiles entstanden; straffere Organisation traf em. Im inneren Klosterleben aber kam zu der bloßen Llandarbeit der orientalischen Niederlassungen die Pflege der Wissen- schaft als wesentliches Moment hinzu.
Ob schon damals die Gruppierung von Kirche und Klostergebäuden um einen viereckigen Kreuzgang stattfand, läßt sich aus den vorhandenen Literatur- angaben nicht sicher erweisen, ist aber nicht unwahrscheinlich. Zur Gewißheit wird sie erst bei dem 655 gegründeten Kloster Gemeticum (Jumieges bei Rouen), wo wir die orientierte Kirche auf der Nordseite eines Kreuzganges finden, an den sich im Osten der Kapitelsaai, im Westen das Refektorium mit der Küche und dem Keller anschlössen, während sich im 1. Stockwerk beider Flügel Schlafsälc be- fanden. Die Südseite war mit einem Gebäude unbestimmten Zweckes geschlossen. Diese sogenannte „klaustrale Anlage" wurde etwa seit dem S. Jahrhundert bei allen Orden außer bei den Karthäusern (1084), die wieder auf das morgenländische Prinzip zurückgingen, allgemem der Mittelpunkt eines jeden neugegründeten Klosters, und die einmal für Anordnung von Gebäuden und einzelnen Räumen als brauchbar gefundene Form hat sich allen Sonderforderungen der einzelnen Orden sowie der einzelnen Baustile im Laufe der folgenden Jahrhunderte willig angeschmiegt und sich so das ganze Mittelalter hindurch ohne wesentliche Veränderungen erhalten.
') Bergner, Hager,
Heimbucher I, V. Schlosser.
Einleitung
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Die ausgebildete Klaustralanlage als Abschlu(5 einer Jahrhunderte währen- den Entwicklung zeigt uns zuerst in allen ihren Einzelheiten der Bauriß von St. Gallen. Er ist kein Abbild des St. Gallener Klosters, sondern ein Planschema, nach Graf sogar ein eigens für ein großes Benediktinerkloster aufgestellter Muster- plan, der allen fränkischen Klöstern auf der Aachener Reichssynode im Jahre 817 als verpflichtende Norm auferlegt worden ist. Wir finden auf diesem Plane vier streng gesonderte Bezirke: das Mönchsviertel als den Mittelpunkt der ganzen Anlage, umgeben im Norden vom Gastviertel mit der Abtswohnung, im Osten von Novizen- haus, Krankenhaus und Friedhof, im Süden und Westen von Wirtschaftsgebäuden.
Auf diese karolingischen Vorbilder gingen auch die Reformorden der Benedik- tiner zurück, die Kluniazenser (10. Jhd.) und die Zisterzienser (1098). Während aber bei ihnen das Ostviertel durch allmählichen Fortfall besonderer Gebäude für eine Klosterscliule, die in das östliche Klausurgebäude verlegt wurde, und durcli räum- liche Einschränkung der Krankenhausanlage, die sich nebst dem Friedhofe dem eigentlichen Klaustrum näherte, immer mehr verkümmerte, wuchs der Wirtschaftshof mit zunehmenden landwirtschaftlichen und gewerblichen Interessen, besonders der Zisterzienser, an und glich schließlich einem ausgedehnten Gutshofe; das Gastviertel aber mit einer besonderen Fremdenkapelle rückte an das Torhaus. Starke Mauern gewährten nach wie vor einen wirksamen Schutz gegen feindliche Angriffe. So stellen sich uns die Landklöster um die Mitte des 13. Jahrhunderts in ihrer Gesamt- anordnung dar.
Betrachten wir nun in den Grundzügen die Raumverteilung in dem Kern dieser Arilage, dem eigentlichen Klaustrum, so finden wir in unseren nordischen Landen das hohe Kirchengebäude als wirksamen Schutz gegen rauhe Winde zumeist auf dessen Nordscitc, wahrend es im Süden auf der Gegenseite zu stehen pflegte, um die sengenden Strahlen der Mittagssonne abzufangen und erquickenden Schatten zu spenden. Grundriß und Aufbau der Kirche waren natürlich bei den einzelnen Orden gemäß ihren Sonderinteressen verschieden. Immer aber schloß sich unmittelbar an eine ihrer Längswände ein in der Regel viereckiger Kreuzgang an, nach Otte von den darin stattfindenden Prozessionen mit dem Kreuze so benannt. Große Öffnun- gen nach dem mit Bäumen bepflanzten Innenhofe führten ihm das nötige Licht zu, Türen zu den ringsum sich anschließenden Kloslerräumen lassen ihn recht eigentlich als einen Korridor erscheinen. Seine drei nicht von der Kirche eingenommenen Seilen waren gewöhnlich mit regulären Gebäuden besetzt.
Da sich der Wirtschaftsbetrieb an der West- und Südseite abzuspielen pflegte, war der Ostflügel der ruhigste. Darum lag hiei' im Erdgeschoß der Kapitelsaal, mit einer Seite meist an das Querschiff der Kirche stoßend oder doch nur durch eine Sakristei davon getrennt. Hier hielten die Mönche ihre Andachts- übungen und Beratungen ab; deshalb zogen sich ringsum an seinen Wänden Bänke hin, während in der Mitte einer Langseite ein erhöhter Sitz für den Abt stand. Nach dem Kreuzgang zu war regelmäßig eine Tür durchgebrochen, neben der sich beider- seits Fensteröffnungen symmetrisch gruppierten.
Möglichst weit dagegen von der Kirche entfernt, meist im Südflügel, zuweilen auch im südlichen Teil des Westgebäudes, lag der Speisesaal (refectorium), oft an den Wänden mit bildlichen Darstellungen aus dem Alten Testamente geschmückt. Wie sich schon bei der morgenländischen Baugruppe zwischen Kirche und Refek- torium die Zisterne befand, so stand auch hier auf dem Innenhofe, im Anschluß an den Kreuzgang, ein Brunnenhaus mit offenen Wänden.
Kapitelsaal und Refektorium waren die Haupträume und traten als solche durch ihren Hallencharakter mit meist zwei gleichbreiten Schiffen sofort in Erscheinung; alle andern pflegten von größter Bescheidenheit zu sein.
Das Westgebäude, an dem gewöhnlich die Zufahrtsstraße zum Wirtschaftshof \'orbeiführte, enthielt den Eingang zur Klausur. Hier ließen sich auch für Wagen leicht erreichbare Keller- und Lagerräume anordnen. Darum lag die Küche gewöhn- lich in seiner südwestlichen Ecke, möglichst zwischen Refektorium und Vorratsraum. Ziemlich regelmäßig befand sich schließlich noch der seit dem 6. Jahrhundert ge- meinsame Schlafsaal im Obergeschoß des Ostgebäudes, während sich für die Unter- bringung von Bibliothek, Kranken-, Arbeits-, Unterrichtsräumen usw. keine feste Norm aufstellen läßt.
Von Gemeticum an über St. Gallen, Cluny, Farfa, Hirsau und Cisterciuni läßt sich diese Raumordnung einwandfrei feststellen, und sie bleibt auch für die Folgezeit (las ganze Mittelalter hindurch die Regel.
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Den vorgenannten Orden stand zu ihren Niederlassungen stets ein Bauplatz S 2 Über den von solcher Größe zur Verfügung, dall sie sich nnt dem Umfang ihrer Gebäude in Dominikaner- keaier Weise einzuschränken brauchten. Auf den Höhen führten die Benediktiner orden und ihr beschauliches Dasein, in den Tälern schlugen die Zisterzienser ihre Wohnsitze seine Aus- auf, und je mehr Boden sie der oft unwirtlichen Wildnis abrangen und zu frucht- breitung. barem Ackerland machten, desto größer wurde ihr Gebiet, desto bedeutender ihr Reichtum und Ansehen. Die Landesherren hatten Interesse daran, diesen Pionieren ihr Kulturwerk durch mancherlei Vergünstigungen leichter zu machen.
Andre Verhältnisse traten ein, als bald nach 1200 die sogenannten Bettel- mönchsorden gestiftet wurden. Sie erstrebten durch ihre fromme Lebensweise nicht nur mehr die eigene Heiligung, sondern fügten der ausschließlich beschaulichen Lebensart bisheriger Orden noch die tätige hinzu, widmeten sich auch dem leiblichen und geistigen Wohl ihrer Mitmenschen. So wuchsen ihre Siedelungen naturgemäß in den Städten empor. Neben den mehr zurücktretenden Augustiner-Eremiten (1256) erlangten die Franziskaner (Anfang des 13. Jahrhunderts) und bald noch mehr die Dominikaner im Mönchsleben des Mittelalters eine führende Stellung.
Der spanische Kanonikerprior Dominikus Guzman zu Osma war der Gründer des nach ihm benannten und 1216 vom Papst bestätigten Dominikanerordens.') Ursprünglich nur zur Bekämpfung der südfranzösischen Albigenser bestimmt, wandte sich der Orden bald der Lösung der großen Aufgabe zu, in allen christlichen Landen durch Schrift und Wort den Irrlehren entgegenzutreten, durch Predigt und Unter- richt die religiöse Unwissenheit des Volkes zu heben. Dazu konnte nur Pflege der Wissenschaft und eifriges Studium befähigen, dazu bedurfte es bei dem ausgedehnten Arbeitsfelde einer straffen Organisation, einer Oberleitung, die in der Hand eines einzigen Mannes mit größten Befugnissen liegen mußte, des Ordensnieisters (magister ordinis).
Der neue Orden faßte außerordentlich schnell festen Fuß. Schon fünf Jahre nach seiner Bestätigung finden wir auf dem zweiten Generalkapitel zu Bologna sechzig einzelne Konvente, welche in die acht Provinzen Spanien, Provence. Frank- reich. Lombardei, Rom mit Mittel- und Unteritalien, Ungarn, England und Deutsch- land geteilt waren. Jede Provinz unterstand einem vom Provinzialkapitel zu wählen- den, vom Ordensmeister zu bestätigenden Provinzial, der die einzelnen Konvente seines Bezirkes zu beaufsichtigen hatte. An der Spitze eines jeden Konventes wieder stand ein von den Mönchen selbst zu wählender, vom Provinzial zu bestätigen- der Prior.
Die rasche Ausbreitung des Ordens blieb das ganze 13. Jahrhundert hindurch fortbestehen. Obwohl sich von der Provinz Deutschland (Teutonia), welche 1221 das große Gebiet von Frankreich bis Ungarn, von den .Alpen bis in den hohen Norden hinauf umfaßte, schon die skandinavischen Länder sowie Polen und Böhmen als besondere Provinzen losgelöst hatten, erschien doch 1301-) eine erneute Teilung der Mutterprovinz erforderlich, die auf drei aufeinanderfolgenden Generalkapiteln be- schlossen und somit 1303 zu Besangon rechtskräftig wurde.
Aber auch die neugebildete Provinz Saxonia hatte 1303 noch 48 Mönchsklöster. Darum wurden diese, wie bei andern großen Provinzen schon seit 1275 üblich, 1308 auf dem Provinzialkapitel zu Seehausen zur Erzielung einer leichteren Verwaltung nach einzelnen Landesteilen zusammengefaßt zu neun sogenannten Kontraten oder Nationen, nämlich Sachsen, Thüringen, Meißen, Westfalen, Slavenland, Holland, Friesland, Livland und Mark Brandenburg.
Die Leitung einer solchen Nation hatte ein vicarius nationis als Vertreter des Provinzials; auch hatte er im allgemeinen die gleichen Befugnisse wie dieser mit Ausnahme der Berechtigung, Prioren und Lektoren abzusetzen.
Über den Umfang der Nation „Mark Brandenburg" erhalten wir u. a. Kenntnis aus einer Urkunde vom Jahre 1478-'), in welcher der damalige Ordensvikar Clemens Lossow genannt wird „conventuum nationis Marchice videlicet Ruppinensis, Brandenburgensis, Sehusensis, Prentzlaviensis, Strutzbergensis. Soldinensis, Perlinensis, Tangermundensis inmeritus vicarius". Die Reihenfolge besagt nichts bezüglich des .Alters der einzelnen, da sie z. B. in der .Aufnahmeurkunde der Soldiner
•) V. Loe I, S. 1 ff.
2) Acta capit. gener., Vol. I, S. :?04, 313/4, 319.
3) Riedel A 25, S. Sl.
Einleitung
20
Fischer in die Gemeinschaft der geistlichen Verdienste dieses Ordens vom Jahre 1504') wesentlich anders ist. v. Lue-) hat die Klöster der Provinz Saxonia nach den Auf- nahmedaten zusammengestellt, dabei zugleich die Verteilung der den Konventsvertre- tern auf den Prcvinzialkapiteln zukommenden Plätze abwechselnd auf die beiden Chorseiten angegeben. Den ungeraden Nummern entspricht ein l^latz auf der rechten, den geraden ein solcher auf der linken Seite, beide um so näher dem Altare, je niedriger ihre Nummer ist. Danach ergibt sich:
Nr.
16. 18. 19. 24. 25. 32. 46. 54.
287.
1442
Neu-Ruppin. 1246.
Strausberg. 1254.
Seehausen. 1255.
Prenzlau. 1275.
Soldin. 1275.
Brandenburg.
Berlin. 1297.
Tangermünde.
Die zum Teil erhaltenen Chorstühle der ehemaligen Dominikanerkirchen zu Göttingen und zu Röbel in Mecklenburg, deren Daten sich hiermit im allgemeinen decken, geben also nicht Ankunft und Niederlassung der Mönche an, wie Scheerer^) meint, sondern das Jahr, in dem der Konvent vom Generalkapitel als voll- berechtigt mit Sitz und Stimme zum Provinzialkapitel zugelassen wurde.
S 3. Die Mark Ehe wir auf die genannten Klöster im einzelnen eingehen, sollen die politischen
Brandenburg und kirchlichen Verhältnisse der Mark im frühen Mittelalter kurz besprochen werden. im frühen Zwischen Elbe und Oder wohnten seit der Völkerwanderung heidnische
Miltelalltr Slavenstämme. Sie zu unterwerfen und dem Christentum zu gewinnen, hatte schon Karl der Große den Anfang gemacht. Heinrich I. und Otto I. hatten seine Be- strebungen fortgesetzt, Kirchen gebaut, Bistümer gegründet. Doch scheinen sich die kaiserlichen Markgrafen zu sehr als Herren aufgespielt zu haben; bis dahin un- gekannte Lasten, wie der Zehnte an die Geistlichkeit, werden ihr Teil dazu bei- getragen haben, daß der Freiheitssinn der Slaven öfters aufloderte und wieder dahinraffte, was mühsam aufgebaut war.
Innere Zersplitterung des Deutschen Reiches ermöglichte erneutes, nachdrück- liches Vordringen gegen Osten erst wieder am Anfang des 12. Jahrhunderts. Albrecht der Bär, vom Kaiser 1134 mit der in ihrem Umfange etwa der heutigen Altmark entsprechenden Nordmark belehnt, eroberte dazu 1136 — 37 die Priegnitz und die Lt.nde bis an den Rhin, erwarb auf friedlichem Wege von' dem Wendenfürsten Pribislav die Landschaft Zauche und das Havelland. Doch war dies Gebiet ver- ödet und menschenleer, sumpfig oder von dichten Wäldern bedeckt. Darum holte Albrecht Kolonisten herbei, deutsche Bauern aus dem Sachsenlande, durch Über- schwemmung vertriebene Bewohner des Rheingebietes, selbst Holländer aus ihrer fernen Heimat. Die Mönchsorden der Prämonstratenser und Zisterzienser haben deren Kulturarbeit unterstützt, durch Ausrodung von Wäldern und Trockenlegung von Sümpfen sich ein bleibendes Verdienst um die Mark erworben.
Albrechts Nachfolger haben das Ziel ihrer großen Vorfahren nie aus dem Auge verloren, und als die Brüder Johann I. und Otto 111. nach fast vier Jahrzehnte langer gemeinschaftlicher segensreicher Tätigkeit in den Jahren 1266 und 1267 aus dem Leben schieden, hatte die Mark eine hohe Blüte erreicht. Das Erbe Albrechts I. war fast um das Doppelte vergrößert durch die Lande Barnim und Teltow, durch große Teile der Uckermark, durch Lebus und Sternberg, durch weite Strecken der Neumark. Unter dem starken Schutze der Markgrafen waren in den neuen Gebieten zahlreiche Städte emporgeblüht, in denen der Handwerker und der rührige Kaufmann sicher ihrem Gewerbe nachgehen konnten, und draußen auf den Dörfern bestellte der Bauer das neuerworbene Feld und schuf mehr und mehr aus der ehemaligen Wildnis fruchtbares Ackerland. Wenn Gero und Albrecht mit Schwert und Recht ihre Herrschaft begründet hatten, so hat das große Brüderpaar vor allem das Ge- deihen und die innere Wohlfahrt seines Landes im Auge gehabt, hat es das Herz der Slavenstämme zu gewinnen versucht, indem es diese nach und nach in seine Interessen mit hineinzog, so die spätere Verschmelzung zweier ganz verschiedener Volksstämme vorbereitend, die in den folgenden Jahrhunderten das starke deutsche Volk gezeitigt hat.
Um diese Zeit faßten die Dominikaner festen FuP^ in der Mark Brandenburg.
') Riedel A 18, S. 505
2) v. Loe iV.
3) Scheerer, S. 9.
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B. Hauptteil. Kapitel 1. Neu-Ruppin.
1. Teil ; Die Geschichte.
Fig
Nordseite der ehemaligen Xeiinippiner Dominikaiicr-Kli^tu kiici;.
Von Herrn Baurat Di lim freundlichst zur \'erfüijung gestellt.
Welchen Weg die Donimikaner bei ihrer Ausbreitung durch Deutschland ge- nommen haben, läßt sich auf Grund irgendwelcher stets beobachteter Gesichts- punkte im einzelnen nicht mehr feststellen. In der Mark scheinen sie die damals in großer Zahl gegründeten Städte bevorzugt zu haben. Ruppin ist nach der .Auf- stellung V. Loes das 10. Kloster der Provinz Saxonia und mit seiner Jahreszahl 1246 der älteste Düminikanerkonvent in der Mark überliaupt. Seinen urkundliciien Belegen gegenüber muH die durch nichts bewiesene, zu frühe Datierung Büscliings') auf
S1. Grflndungs- geschichte
') Rüscliinsj, Iv'eise nach Kvrilz, S. 223
Ncu-Ruppiii
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das Jahr 1209, die hernach wegen des Widerspruchs zu dem Gründungsjahre des Ordens zuweilen zu der Annahme eines ursprünglichen Prämonstratenserklosters verleitete, endgültig abgetan sein. Dasselbe gilt von den Jahren 1253') und 1256=), die aus mißverständlicher Deutung einer ehemaligen Unterschrift unter der Statue des ersten Priors sowie der großen W'andinschrift auf der südlichen Chorwand angenommen worden sind.
Wir hatten gesehen, wie Albrecht der Bär das Gebiet von der Havel bei Oranienburg den Rhin nordwärts hinauf erworben hatte. Unmittelbar an dieser Grenze lag die Burg (Ah-) Ruppin, wahrscheinlich schon von Albrecht, wenn auch mit nur geringem Landbesitze, dem thüringischen Edelgeschlechte derer von Arnstein für treue Dienste bei Erwerbung der neuen Landesteile übergeben^). Das spätere Neu-Ruppin, etwa '-j Meile von der Burg entfernt, mag damals schon als wendischer Ort einige Bedeutung gehabt haben. Am Anfang des 13. Jahrhunderts muß es bereits recht ansehnlich gewesen sein, weil es am 0. März 1256 von Günther von Arnstein das Stendalsche Stadtrecht erhielt') und sich nach der darüber aus- gestellten Urkunde als wohlorganisierter Ort mit mancherlei wichtigen Rechten und Einkünften zu erkennen gibt.
Mit Gewißheit ist zuerst von einem Gebhard von Arnstein nachweis- bar, daß er das Land Ruppin in Besitz gehabt hat, da er auf einer alten Wand- inschrift der Kirche als der erste Wohltäter des Neuruppiner Klosters bezeichnet wird, in dem er auch begraben ist.
Vermutlich der jüngste Bruder dieses Gebhard war Wichmann, von dem sein Vater in einer Urkunde von 1104 sagt^): „quem in Ecclesia beate Marie Magdeburg, ad serviendum Deo sub habitu religionis devotus obtuli . . .". Er war also anfangs Magdeburger Prämonstratensermönch, gelangte aber bald zu solchem Ansehen, daß er Propst wurde und 1221") als Elekt des Leitzkauer Kapitels in engste Wahl um den erledigten Bischofsstuhl des alten Bistums Brandenburg kam. 1224 wurde er mit einem für die Geschichte der Dominikaner in unseren Gegenden höchst wichtigen Auf- trage nach Paris geschickt:') „Anno domini MCCXXIV venerabilis pater et dominus, domnus Albertus ecclesie Magdeburgensis archiepiscopus XVIIl misit Parisios honorabilem virum domnum Wichmannum de Arnsten, prepositum beate virginis Marie ordinis Premonstratensis, ad vocandum fratres Praedicatores ad istam civitatem . . . .". Die Predigermönche kamen auf Geheiß des Ordensgenerals Jordanus noch in demselben Jahre und fanden zunächst im dortigen Prämon- stratenserkloster „Unser Lieben Frauen" Aufnahme. Bald darauf wird denn auch Wichmanns Übertritt zum Dominikanerorden in dessen neues Kloster zu Magdeburg erfolgt sein, das älteste der nachmaligen Ordensprovinz Saxonia. Was für uns von dem weiteren Leben dieses Mannes von Bedeutung ist, berichtet Corner"*): ,, Dominus Wichmannus, Praepositus B. Virginis Ordinis Praemonstratensis in Magdeburg, . . . Ordinem intravit Fratrum Praedicatorum ... in conventu ejusdem civitatis. Qui mox Frater factus, se in Rupin opidum transtulit, et ibidem oidini suo solenne Monasterium fundavit; ubi factus primus Prior . . . .". Dort starb er auch, dort liegt er auch wohl begraben unter der nach ihm benannten Linde.
Sein Todesjahr ist nicht sicher bekannt, dürfte aber bei Corner mit 1270 zu hoch angesetzt sein. Wenn es richtig ist, wie Campe") in mehreren leider nicht näher bezeichneten Quellen bei Erwähnung einer ehemaligen Schrift auf dem Sockel der erhaltenen Wichmannsstatue gefunden hat'"), daß dem Jahre 1256 das Wort „obiit" beigefügt gewesen sei, fallen alle Zweifel darüber fortan hin. Da aber der Konvent 1256 schon 10 Jahre bestand, kann auch ohne dieses bedeutungs- volle Wörtchen mit der Zahl weniger das Jahr der Klostergründung gemeint sein, wie oft angenommen worden ist, als vielmehr das Todesjahr seines Miterbauers "). Ob Gebhard das Kloster aus eigenem Antriebe stiftete und seinem Bruder Wichmann dann dessen geistliche Einrichtung übertrug, oder ob Gebhard erst durch
') Feldmann II, S. 282/3. 4 Bittkau, Gesch. d. Klosterk., S. 6. 3) Riedel, Mark Brandenb., S. 377. 1) Riedel, Gesch. d. Klosterk., S 4. =) Leukfeld, S. 116. '') Engel, Annal. II, S. Q7/98. ') V. Loe IV, S. 48. **) Cornerus, ad annum 1270. 0) Campe, S. 19. ">) s. 3. Teil, die Altertümer.
") Dem Wichmann zugeschriebene mystisclie Traktate werden denuiächst von F. Biinger in der Sammlung von Loes veröffentlicht werden.
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warme Fiirspiaciu' W'ichmaiins seine Zuwendungen an die Predij;ermönche machte, läßt sich nicht mehr entsciieiden.
Zahlreiche Sagen umspinnen die Persönlichkeit dieses ersten Priors. Man erzählt sich von seiner wunderbaren Wanderung über den See'); von seinem sogleich in Erfüllung gegangenen Befehl an die Fische, sich fangen zu lassen, als eines Tages unvermutet noch Gäste eingetroffen waren-'); von seiner Unverweslichkeit (vivens incorruptibili corpore'), seiner glänzenden Grabstätte unter der uralten „Wichmann- Imde" nahe dei- Stadtmauer. Interessant ist Feldmanns Mitteilung-'), dal5 dort tat- sächlich im 18. Jahrhundert „ein vierecktes steinernes fundament von gebackenen mauer- oder Ziegelsteinen, etwan 8 fuß lang und breit", unter i Ful5 hoher Erdschicht gefunden sei, in der die Linde stehe, und daß jenes bei weiteren 3 Fuß Tiefe noch nicht aufgehört habe. Weitere örtliche Nachforschungen darüber können zurzeit nicht angestellt werden. Um ein altes Turmfundament kann es sich nicht handeln, weil hier nie ein Torturm gestanden hat und ein bloßer Weichturm nicht bis etwa 4 m hinter die Stadtmauer gereicht haben kann, wo heute noch die Linde steht.
Wie Gebhard von Arnstein in dem von ihm mitbegründeten Kloster beigesetzt worden ist, fanden auch die nachfolgenden Generationen seines Geschlechtes, die später die Namen Grafen von Lindow'), Herren von Ruppin und Möckern an- nahmen, in der Stiftung ihres Vorfahren ihre letzte Ruhestätte. Noch heute steht im 3. Joche auf der Südseite des dort fensterlosen Langchores als einzig erhaltenes Denkmal aus jenes edlen Hauses Geschichte die Inschrift-'):
„Hierunner is der edlen Herrn van Lindow Graft
Van Olders hefft se gewerket Oades Krafft,
Dorch ören Veddern Broder Wirhmann
Want de allererst huff det Closter an
Oreve Qewerd de uns de Stede hefft gegewen
Van sinet und all synes Geschlechtes wegen,
Die ist de erste de syn Graff hie heft gekaren
Gott gewe dat aller Seelen nimermehr werden verlaren.
Requiescat in pace. Ano Di M"cclvi obiit hie inclylus Dominus Geberhardus Comes de Arnsteyn Fun- dator hujus Conventus. Ano M''cclxxix 0.") Dominus Waltherus Comes de Arnsteyn. Ano M cclxxxiv O. Dominus Guntherus Senior Co nes de Lindow. Ann M^ccxc O. Dominus Albertus Comes de Lindow. Aiio M^cccx O. Domina Sophia filia Domi- ni Ulrici. Afio M^cccxi O. Dominus Burchardus Comes jimior Ario MOcccxii O. Dominus Guntherus Comes junior. Ano Wcccxv! O Dominus Comes Ulrici (!). Ano MOcccxvii ö. Domina Euphemia de Holsatia. Ano M'cccxviii 0. Domina Eli- sabeth uxor Domini Burchardi cujus avia ac mater Beatae Elisahelh sorores exiilerimt. Aiio M°cccxviii O Domicellus Comes Johahes filius Domini Burchardi. Ano M"- cccxxii O Domina Alheydis de Staden. Ano M"cccxxx O Dominus Comes Guniher: filius Domini Olrici. Ano M^cccxlvi 0, Dominus Comes Adolphus Ano A\°CC' lii ü Domi- na Agnes Uxor Domini Ulrici. Ano M^ccdii O. Dominia I utgardi« ux'^r Domini Günther!. Afio M''cc Ix O. Domicellus Comes Woldemarus sepuhus in Witstock. /Xn -) .MOccclx O Comes Ulricus. Ano M^ccclxxix O. inclytus Comes Dominus Guntherus hie sepultus. Ano M^ccc- Ixxxiv 0. inclyta Domina Sophia filia Domini Sl.iviae uxor Domini Alberti de Lindow hie se- pulta. AnoM''ccclxxxxi')0. dominus AlbertusComesdeLindow hie sepultus .•\noM''ccccxxO in- clytus Dominus Ulricus Comes de Lindow qui convenlui dedit in perpetuam eleemosynam ad structiuram certos reditus in Villa Nietwerde ac liberam capturam piscium in stagno prope op- pidum Ano /Wcccclx ( ). inclytus Dominus Albertus Comes de Lindow hie sepultus qui eleemo- synam dictam rativicavit apud quem Requiescunt ossa Dominae Kathae de Lobbin ac Dominae Anae de Zagen contoralium hactenus suarum. Ano .WOccccIxxxiv O. inclytus (I) Doiiiina Ursu- la de Barbey uxor Domini Johanis Comitis de Lindow liicsepulta. Ano M^cccclxxxxix in die Phi- lippi acjacobi Apostolorum O. inclytus Dominus Jacobus Comes de Lindow hie sepuhus. Ano M"d in profesto divisionis Apostolorum < ). inclylus Dominus ac strcnuus niiles Dominus
') Cornerus, ad aiinum 1270.
') M. Dieterich, S. 111.
I) Feldmann II, S. 370/71.
') Nicht nach dem bei Ruppin, sondern dem bei Zerbst im Fürstentum Anhalt
gelegenen Orte. '') Die ?urTrennung der einzelnen Worte verwandten Zwisclienpunkte sind hierfortgelassen. '•) 0. = obiit. ') Das »1" fehlt derzeit in der Inschrift, ist aber wegen der sonst stets gewahrten
Zeitfolge wohl mit Bestimmtheit zu erganzen.
Neu-Ruppin
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Jülianes de Liiidow liic sepulta(!). Ano Modvii feria lertia ante diem cineris iiiclytiis Dominus Joa- chim Comesde Lindow 0, hie sepultus. Ano M"dviii 0 incl yta Domina Margarelha de Honstein Do- minica post vestum Dyonysii hie sepuita. Ano Modxxiv Dominica Ocuh' (). inclytus Dominus Wichmafius Comes de Lindow hie sepultus ac hujus progeniei ultimus cujus anima requieseat in pace. Amen. Ano Domini M^dxxvi feria sexta post festum undecim milium virginum O. inclyta Domina Ana de Staibergh rehcta Comitis Domini Jacobi de Lindow hie sepuita cu- jus anima cum asscripta Comituni nobili prosapia requieseat in sancta paec. Amen". Renovatum. Anno MDCCCXXXIX.
Nocii andre Namen aus diesem Grafenjresclil echte begegnen uns bis zimi Ende des 14. Jahrhunderts in den alten Urkunden; sie gehörten aber wohl einer (andren?) Seitenlinie an oder fanden doch ihren Tod weit entfernt von der bisher einzig bekannten Begräbnisstätte des Altruppiner Hauses.
Die obige Wandinschrift zerfällt ihrem Wortlaut nach in drei Abschnitte, ge- teilt durch die Jahre 1360 und 1484. Im ersten Teil werden Mitglieder des Hauses unter Beifügung ihres Todesjahres größtenteils nur namhaft gemacht; den einleitenden, niederdeutsch abgefaßten Versen zufolge sind auch sie im Chor be- graben. Im zweiten wird noch ausdrücklich „hie sepultus (-a)" beigefügt sowie neben dem Ehrentitel „inclytus (-a)" ein erläuternder Zusatz verwandtschaftlichen oder für das Kloster bedeutungsvollen Charakters üblich. Der letzte Abschnitt end- lich bringt auch noch den Todestag der einzelnen. Das ist von Wichtigkeit für die Zeitstellung dieser Inschrift. Im Jahre 1465 nämlich wurde das Kloster von einer gewaltigen Feuersbrunst heimgesucht, der auch eine vielleicht schon vorher an- geschrieben gewesene Totentabelle nebst ihren genauen Daten mit zum Opfer fiel. Nach Wiederaufbau der zerstörten Teile bis zum Jahre 1488 konnte man nun gleich- zeitig mit jeder Bestattung leicht den Sterbetag beifügen, während man die Reihe rückwärts bis auf Gebhard hin für den ersten Abschnitt vielleicht aus Chroniken, für den zweiten, wie die bestimmte Ausdrucksweise schließen läßt, aus Inschriften auf noch vorhandenen Särgen vervollständigen mußte. Bei dieser Annahme ließen sich auch einige Widersprüche zwischen den Jahreszahlen des ersten Teiles und Nach- richten aus alten Urkunden erklären. Im Hinblick auf die fast wörtliche Über- einstimmung ihrer Angaben mit denen der Inschrift ist es zuerst von Angelus') und Haftitius'-') am Ende des 16. Jahrhunderts als ei"wiesen zu betrachten, daß diese sie schon gekannt haben. S 2. Besitz- Das Grafengeschlecht hat für das Neuruppiner Kloster stets eine große Rolle
Verhältnisse. gespielt. Zuerst hatte Gebhard bei seiner Gründung die „Siede" hergegeben, wie ausdrücklich in obiger Inschrift steht. Diese umfaßte wohl außer der eigentlichen Baustelle in nächster Nähe der neuen Anlage auch noch einige Worthen für einen Garten. Wir finden einen solchen zuerst in einer Urkunde von 1382 erwähnt''), nach der er sich gegen Westen hin scheinbar mindestens bis zur jetzigen Karlstraße erstreckt hat. In diesem Garten wurde am Ende des Mittelalters Weinbau getrieben; denn 1541 beklagt sich der Magistrat, daß die Mönche „etzliche weinlobenn (haben) ausschlagenn lassenn vnnd verkauft"').
Nicht mehr zu dieser Landschenkung Gebhards gehörten aber die späteren Freistellen östlich vom Kloster, zwischen jetziger Poststraße, Siechenstraße und See, wie mehrfach angenommen wird. Vielmehr geht aus zahlreichen Aufzeichnungen Feldmanns'') ziemlich einwandfrei hervor, daß dort ein einziges stattliches, etwa 50 Fuß (rd. 16 m) tiefes Bauwerk mit einem in der Siechenstraße gelegenen Brauhause und einem dahinter liegenden, wenigstens im Keller gewölbten Gebäude gestanden hat. Vor diesem aber breitete sich ein bis zur Stadtmauer und dem ehemaligen Klosterfriedhofe am Ostgebäude reichendes Backsteinpflaster aus, das auf jeden Fall auf eine wichtige Stätte schließen läßt. Es ist kaum anzunehmen, daß die Mönche bei ihrer für Ruppin stets nur als gering angegebenen Zahl dort, in nächster Nähe ihies Klosters, noch ein Gebäude von den Maßen ihrer Kirche besessen haben. Zudem finden wir schon in der Urkunde von 1382-') aller Wahrscheinlichkeit nach als Besitzer des Grundstücksteiles nach dem See zu, wenn nicht gar dieses ganzen Gebietes, einen Randeberch van Ronnebeke erwähnt, der hier einen 1 lof hatte. Ob die andern Freihäuser beim Kloster zu diesem gehörten, was ebensooft angenommen wie bestritten wird, läßt sich aus den erhaltenen, nur unzulänglichen Nachrichten
') Engel, Breviar. 1W3 und Annal. 1598.
■-') Haftitius, 15i)9.
3) s 2. Teil, die Baulichkeiten, § 2, Klostergebäude.
*) Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. 28/'), Anm.
') Feldmann II, 5.354 ff.
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nicht feststellen. Wenn z. B. der Rat den Kurfürsten im Jahre 1572 bittet'), er möge „die gebeute, so bey Churt Rhorn des Heuptmanns zciten dauon entfrembt sein, widderum vns (Ratmannen) lassen emantwurten", so kann es sich ebensogut um ein klaustrales Gebäude wie um ein Freihaus an andrer Stelle in der Stadt handeln.
Von Zuwendungen an das Kloster schon durch Gebhard wird uns nichts Genaueres gemeldet, wenngleich solche offenbar vorhanden gewesen sein müssen, da sein Nachfolger Walther (t 1-^70) sie vermehrt haben soll.-)
Ausführlicher wird zuerst von Schenkungen berichtet, die der 1420 gestorbene Graf Ulrich dem Kloster vermachte und die sein Nachfolger Albert bestätigte. Sie waren augenscheinlich so groß, daß man sich verpflichtet fühlte, sie in obiger Wand- inschrift festzulegen. Der Konvent erhielt „als ewiges Almosen zum Bau" gewisse Einkünfte im Dorfe Nietwerder, dem Kloster gegenüber jenseits des Sees gelegen, und den freien Fischfang in diesem See. Dem Landesherrn trug seine Freigebigkeit, die auch andern zugute gekommen sein mag, den schönen Erinncrungsspruch ein''): „Hew ick Geld, so mütt ick gewen, Andre Stände mütten ock lewen."
In unbekannter Zeit kamen seitens der Grafen noch die Fähreinkünfte dazu ; denn der Magistrat bittet den Kuifürsten im Jahre 1572") „zu widderanrichtung vnnd erhaltung der gebeute "um„ den khan vffm She, so vorzeiten von den Graffen zu Ruppin seliger gedechtnuss dartzu geben . . .".
Schließlich werden die Klosterbrüder auch nicht leer dabei ausgegangen sein, wenn ein Mitglied des gräflichen Hauses in der Ruhestätte seiner Vorfahren im Kloster beigesetzt wurde. Vom letzten, 1524 gestorbenen Grafen Wichmann wenigstens heißt es in seinem kurz vor dem Tode verfaßten Testamente'): „Wir. . . befellen . . vnser sele got . . , den leichnam zu der erden vnd yn das Closter zu Nien Ruppin, dar jnnen zu begraben, Vnd . . vormachen . . dem Closter zu Nien Ruppin twanzig Gulden . .".
Obgleich so stets ein enges Band zwischen Kloster und Grafengeschlecht ge- knüpft war, geht Riedel doch zu weit, wenn er dem Konvent als Bestimmung zu- schreibt, für das Seelenheil der gräflichen Familie zu beten und zu arbeiten, im Leben der Grafen Erzieher, Lehrer, Prediger und Beichtvater zu sein, nach dem Tode durch deren Beisetzung in der Kirche und durch eigene geistliche Verdienste und Fürbitten den Fortgeiuiß der kirchlichen Wohltaten aufrecht zu erhalten''). Wie schon dem Dominikanerorden die Seelsorge an einzelnen Kirchen verboten war, hätte eine solche ausschließliche und einseitige Tendenz eines Klosters die sonst befürchtete Lockerung des straffen Bandes noch weit eher herbeiführen müssen, das den ganzen Orden als eine Einheit zusammenhielt und ihn dadurch zu seiner Größe führte. Auf jeden Fall kann der Grafendienst nur eine Nebenrolle im Programm des Ruppiner Klosterlebens gespielt haben.
Wenn wir schon vor 1420 bei den Ruppiner Dominikanern dauernde Ein- nahmen aus dem Dorfe Nietwerder finden, zu einer Zeit, wo noch das seit dem Generalkapitel zu Paris von 1228 bestehende Verbot galt, ,.ne Fratres in posterum possessiones et reditus recipiant""), so ist dies nur erklärlich durch die ausdrück- liche Beifügung „ad structuram", zum Bauen; es handelte sich also nicht etwa um dauernde Pfründen für die Klosterbrüder.
Anders wurde es, als bald darauf, zuerst 1425 durch Papst ,\\artin V., für einzelne Häuser von dieser Bestimmung eine Ausnahme gemacht wurde, die der Papst 1475 und 1477 auf den ganzen Orden ausdehnte"): „Sixtus IV. . . . omnibus et singulis Conventibus ac locis Ordinis nostri, ut possessiones, redditus et proventus et alia bona immobilia libere possint, in communi et non aliter, habere, emere et retinere, concessit"").
Drei Quellen aus den Jahren 14i>l"), 1525'") und 1541") geben uns einige im nachfolgenden nebeneinander gestellte Einzelheiten über derartige nunmehr zulässige Einkünfte dieses Klosters aus den benachbarten Dörfern:
') Riedel A 4, S. 274.
■-) Bratring, Gesch. d. Qrafsch Ruppin, S. 140. ') Bratring, Gesch. d. Qrafsch. Rupiiln, S. 203. M Riedel A 4, S. 147. !■) Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. Id. ") Const. Fratr. Ord. Praed., S. 254. 7) Heimbucher I, S. 556. *) Const. Fratr. Ord. Praed., S. 255. ■') Hentzeke, Landbiich, S. 116 ff '") Redorf, Landregister, S. 151 ff. ") Protokolle der Kirchenvisitation. In: Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. 25 ff.
Ncu-Ruppin
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Ort
Landbuch von 1491
Landregister von 1 525
Kirchenvisitation von 1541
Dobbergotz, (Doebergatz)
jetzt: Dabergotz.
Oarttz,
jetzt: Gartz.
Kudouw, (Kuedow)
jetzt: Küdow.
Mannker, (Mancker)
jetzt: Manker.
Nakell,
(Nackell)
jetzt:
Nakel.
Nietwerder.
S. 126
1) Jacob Swarte II huiien, gift darvoiin . . \'11I schul, den Monneken (zu Neu-Ruppin?).
2)Achimpa\velII( = l'/2) huue, gift darvon . . den Monnekenn (zu Neu-Ruppin) I wsp. ban- den I;arns.
S. 122. Peter Middag II tiuue, gift . . den Monneken toRuppinlwsp.gersten.
S. 125/6. Drewes Molner III liuuen, gift . . 1 wsp. (Korn) den Monnekenn to Ruppin
S. 120
1) Clawes Bernde 11 huue, gift darvonn . den Monnekenn XVsch. half rogg-i half gersten, II Schill.
S. 122.
2) Achim fcddeler II hu- fen, gift alle pacht mit dem Rochon (=:Rauch- huhn) den monken II wischen.
S. 132.
1) Brunnigk I huue, gifft darvann . , VI Schill IUI pf. den monneken (zu Neu-Ruppin?).
2) Merten krangeman II huue, gifft darvann . . IX Schill, to der mon- neken Bede.
fehlt.
S. 174.
Ort erwähnt, aber keine Abgaben an Mönche
fehlt.
S. 176.
Ort erwähnt, aber keine .Abgaben an Mönche.
S. 165.
1) Simon Berendt hat 2hueben,giebt.. . 8sch. gersten, 7 seh. roggen, 4 Schill, dem Closter derPredigerzuRuppien.
2) feddeler nicht erwähnt, dalür:
a) Simon hoffman hat eme huebe.giebt 15sch. roggen, lösch gersten, 8 Schill, , 1 Ruchuen, 1 Viert erbssen die Pre- diger in das Closter zu Newen Ruppien.
S. 166.
b) Jesper Berboem hat eine huebe, gibt 15 seh. rnggen, 1 5 seh. gersten, Sschill., 1 Virt erbssen, 1 Ruchuen dem Kloster Prediger monnich zu Newen Ruppien.
3) hoffman, Jasper Ber- baum . . dienen den monnichen zum Predi- ger Closterzu Ruppien.
S 173. Brunne mit 1 Hufen und Krangemaun mit 1 '/2 Hufen wohl er- wähnt, aber keine Klo- sterabgaben mehr.
fehlt.
S,25.
1) Die Mönche hatten von 1 Einwohner 8 Schillinge Zins.
2) Die Mönche hatten 2 Hufen, und von jeder •/2 Winspel Roggen und '/aWinspel Gerste.
S. 25. Aide Henningk Quast, löblichen gedechtnuss, hefft by vnns Sine ewig gedechtnuss ge- stifft vnnd vns dauor perpetueret 1 Winspel karn, nemlich '/z Wins- pel Roggen thu kudow vnnd ';2 Winspel Gerste binnen Garttze vellich.
S. 25.
1) 1 Halbhufner gab 8 Scheffel Roggen ,
7 Scheffel Gerste und 4 Schilling Zins an die Mönche.
2) 2 Vollhufner, von denen jeder den Mön- chen 15 Scheffel Rog- gen, 15 Scheffel Gerste, •/4 Scheffel Erbsen und
8 Schillinge gab.
3) Dusse beide lüde hebbe wie (Mönche) mith allen gnaden vnd rechtichheit confir- mert; men der hovet- man hefft den dhenst tho sik ghenommen.
fehlt.
S. 25. Die Mönche hatten die Roggen-, Hafer- und Geldpächtevon5Bauer- höfen und noch gewisse Scheffel Roggen und Hafer von andern 5 Bauerhöfen, im ganzen eine Hebung von 4 Winspein 22 Scheffeln Roggen und 4 Winspein 3 Scheffeln Hafer; an Gelde haben sie hier S7 Schillinge. (Nach Bericht desMagi- strats an die Visitatoren sogar „Inn die .XI wins- pell vngeferlich . .").
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Nicht LTwäliiit wird iii diesen drei Quellen, da(S nocli 1540, dem NX'ortlaut nach aber schon früher i;ebräuclilich, „die Paaren zu Buschow (Buskow) j^eben 2 schock aus der Klosterbede", die in obigem Jahre in den gemeinen Kasten tlossen'). Man ersieht aus dieser Gegenüberstellung, daß wesentliche Veränderungen der ländlichen Einnahmen in dem fünfzigjährigen Zeitraum nicht vorhanden sind, und kann des- halb auch wohl weiter rückwärts auf ähnliche Verhältnisse schliefen.
Über die Herkunft dieser Einnahmen ist uns, aulkr von dem Wispel Korn des Herrn von Quast, nichts bekannt, wenngleich die Nietwerderschen Abgaben wahr- scheinlich die „gewissen Einkünfte" des Grafen Ulncli aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts sind.
In der Stadt selbst hatten die Mönche zur Zeit der Reformation auch nur geringen Besitz, nämlich zunächst je 8 Schock Groschen Kapital, zu 30 Groschen jährlicher Zinsen (6' 4 %) auf 6 Häusern stehend-'); ferner haben sie lt. Anzeige des Magistrats an die Visitatoren „etzlichen acker alhie vor die Stadt gehabtt, welchen sie kurtzlich verkaufft habenn"''); schließlich gab nach einer Kämmereirechnung von 1477^) ein gewisser „.Michel Ladewtch (Ladewich?) HI Schill, vor bir im Kloster van der bede wegen".
Bei der recht schwierigen Feststellung der Klostcreinnahmen durch die Visitatoren mußte noch dem Umstände Rechnung getragen werden, daß manche Zinspflichtigen sich die Reformation zunutze gemacht hatten, indem sie dem Konvente eigen- mächtig Grundbesitz entzogen oder Abgaben vorenthielten: „Etliche wurde (Worthen) hebben vns", wie die .Mönche betreffs Nietwerders angaben, „die Barstorpe to Wulkow . . genhamen vnnd jn Eren gebruck gewanth"; Zins von einigen andern Worthen ebenda sei nicht mehr in Brauch gewesen; in Dabergotz hätten die Abgaben nicht mehr die wirkliche Höhe der Verschreibungen; die drei Schock Groschen Zinshebung habe der Rat dem Konvente schon seit länger als 10 Jahren entzogen; und über den Herrn von Quast in Gartz klagten sie, „diewile wy nhu auer die vigilien vnd Sielmissen muth vallen lathen, enthalt he vnns ock dat karne"-).
Im Hinblick auf alle diese urkundlichen Angaben ist es erklärlich, wenn die Visitatoren im Jahre 1541 schließlich das jährliche Einkommen des Klosters aus Abgaben und Geldzinsen auf nur 13 Wispel 1 Scheffel Korn und 6 Schock 15 Schillinge festgesetzt haben.
Mag die Zahl der Mönche in Ruppin auch stets gering gewesen sein, so werden wir die oben festgestellten bescheiclenen Einnahmen doch nur für einen Teil dessen halten dürfen, was den Klosterbrüdern wirklich zufloß, wenn wir aus den I. J. 1541 im Kloster vorgefundenen Sachen den Eindruck eines gewissen Wohlstandes gewinnen müssen. So berichtet der Rat^), die Mönche hätten unter anderm auch mancherlei wertvolles Hausgerät gehabt, „davnter ein großer, schöner grape (gegossener Metalltopf) gewesenn, welchenn Ihre zwey schwerlich tragenn konnten; den pflag mann Inenn zu hochzcytenn abzumyeten, drinne man hersc kochtte, vnnd schwerlich von der Stadt entperen kann .... Es sollen auch die Munche, wie mann weytlewfftig dauon redet, zwey Joecke (wie sie es genennet) gehabt habenn, vonn Silber und verguldet, die sie vber die korkappenn gezogen habenn. So schwer von Silber, daß etzliche Munche sich beschwerdenn dieselbigenn anzuziehenn". Dazu rechne man die nach Einführung des evangelischen Gottesdienstes entbehrlich ge- wordenen Kirchengeräte im Werte von 29 Mark vergoldeten und 15'- Mark weißen Silbers-'), die nach einer Ratsquittung von 1541 durch den Landeshauptmann Gurt von Rohr zur Hilfe bei der bewilligten Landesstcuer dem Rate überantwortet und zugewogen wurden, ganz abgesehen davon, daß neben den verschwundenen Joecken. dem „vor III gülden vngeuerlich" einem Edelmanne im Lande zu Bellin verkauften Grapen wohl auch mancher andre Wertgegenstand von den Mönchen noch im letzten Augenblick verkauft worden ist; denn sie „hanndellen mit den guteren, gleich wer es Ire vaterliche erbe", berichtet der Rat entrüstet^).
Bei solcher immerhin günstigen finanziellen Lage war es von selbst gekommen, daß die Neuruppincr Mönche sich inuner reiclioros und kostbareres Ornat zugelegt
') Feldmann I, S. 111/12.
2) Riedel, Oescli. d. Klosterk., S 25 ff.
3) Riedel, Qesch d. Klosterk., S. 2S/'), Aiim ■•) Riedel A A, S. 3^4
5) Rifdcl A 4, S. 268.
Neu-Ruppin
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hatten. 17 Kasein') (Meßgewänder) mit in der Regel je 2 Dienströcken fanden die Visitatoren, goldgestickt, aus Seide oder rotem, schwarzem, blauem oder grünem Samt, ferner 16 gewöhnliche Kasein und 4 Chorkappen, rot-, grim-, blau- und gold- gestickt. Wo war nach alledem die Einfachheit des Dominikus geblieben, der uns von seinen Zeitgenossen-) als „summus paupertatis amator ... in victu et vestitu fratrum ordinis sui . . et ornatu vestium ecclesiasticarum" geschildert wird, als Mann, der sein ganzes Leben lang streng darauf hielt, daß die Brüder „in ecclesiis non uterentur vestimentis purpureis, vel sericis tarn super se, quam in altaribus, nee vasa aurea vel argentea haberent, praeterquam in calicibus" !
Ein nicht unbeträchtlicher Wert mag schließlich noch in der Klosterbibliothek gesteckt haben. Wir treffen nämlich in Ruppin mehrfach Lektoren an'), das sind Lehrer der Theologie und Philosophie, die diesen Rang erst nach schweren Prüfungen seitens des Ordens erlangen konnten. Die Wissenschaft muß also auch hier eifrig gepflegt worden sein.
In den aufgenommenen Inventarien von 1541 finden Bücher allerdings, wie auch andern Ortes, keine Erwähnung. Das urkundliche Material haben die letzten Mönche wahrscheinlich böswillig vernichtet, um ihre wahre Vermögenslage besser verheimlichen zu können; die Bücher aber sind vermutlich, wie wir es auch an andern Orten finden werden, zunächst im Kloster geblieben, bis ein Teil in die i. J. 1585 vom Inspektor Bötticher und dem Bürgermeister gestiftete Kirchenbibliothek ge- langte'), während der Rest mit andern alten Klostergegenständen in das damalige Rathaus kam, wo alles am 26. August 1787 mitverbrannte. Wenigstens berichtet uns Dieterich"') von einem dort befindlichen Psalterium auf 105 Pergamentblättern mit Hymnen u. a. auch für Dominikus, deren am Schluß gebotene stündliche Absingung die Herkunft dieses Buches außer Zweifel setzt. Die Pfarrkirchbibliothek aber blieb trotz gänzlicher Einäscherung der Marienkirche 1787 wunderbarerweise erhalten, befand sich 1700") wieder in der Klosterkirche und steht heutigen Tages noch in der neuerstandenen Stadtkirche. Mehrere Werke, darunter besonders 4 dicke, von Mönchshand geschriebene Bände, sind nach Bittkau wohl mit Recht als die letzten Überbleibsel einer Sammlung anzusehen, aus welcher vor Zeiten die dortigen Dominikaner sich zu ihrem Predigerberufe vorbereiteten.
Auf den baulichen Besitz kommen wir in einem späteren Kapitel zu sprechen.
Blicken wir zum Schluß zurück auf die Kunde, die uns von des Ruppiner Klosters Vermögensverhältnissen insgesamt überkommen ist, so finden wir einen wohl zu allen Zeiten gleichmäßigen, aber doch nur bescheidenen Wohlstand, der nie einen solchen Grad erreichte wie bei den Prämonstratensern und Zisterziensern in der Mark. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, daß nach dem Aussterben des Grafengeschlechtes, der uralten Gönner des Klosters, nach der Bestattung des letz- ten Wichmann im Kirchenchore, auch das Kloster seinem Ende entgegenging. Wenn die Mönche damals durch die Straßen zogen und ihrem Schmerze über das Dahin- scheiden ihrer Wohltäter in Trauergesängen Ausdruck gaben, war es ihnen nicht nur um Almosen zu tun; sie waren sich bewußt, daß sie eine feste Stütze verloren hatten. Die Geschichte des Grafengeschlechtes war mit ihrer eigenen durch Jahr- hunderte fest verknüpft gewesen. Jetzt bröckelte ein Stück nach dem andern von dem Besitze des Klosters wieder ab, bis auch ihm bald die letzte Stunde schlug: die Reformation hielt ihren Einzug in die Mark. >; 3 Kurfürst Joachim 1. hatte sich nicht entschließen können, eine Reform gutzu-
^ ' heißen, die nach seiner Ansicht nicht von einem einzelnen Manne hätte ausgehen
dürfen, sondern höchstens von der Kirche selbst hätte angeordnet werden können. Doch war es ihm nicht mehr möglich, die immer heftiger aus dem nahen Sachsen- lande in die Mark hinüberschlagenden, gegen den voller Mißstände befundenen Katholizismus gerichteten Wogen der Begeisterung für Luthers Religionsauffassung zurückzudämmen, und nachdem gar sein Sohn Joachim II. 1530 erst in Spandau, dann in Berlin (?) das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen hatte, war es in wenigen Jahien um die Herrschaft des Papsttums in unseren Gegenden überhaupt geschehen.
Auch in Ruppin waren schon vor dem Übertritt des Landesfürsten freiere Religionsanschauungen aufgetaucht ; aber die ungewöhnlich starke Geistlichkeit in dieser Stadt, die bei festlichen Gelegenheiten mit Einschluß der Mönche wohl hundert
Reformations- zeit.
') Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. 27.
') Analecta, S. 646, Aiim. 13.
3) F. Bünger in: Zeitschr. f. Kircliengesch. XXXIV, S. 83; XXXV, S. 51, 54, 508, 519.
^) Bratring, Oesch. d, Orafscli. Ruppin, S. 318.
5) M. Dieterich, S. 11 1).
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Priester ,<;ezälilt haben dürfte'), liatte stets die Oberhand zu behalten gewußt. So galt es denn nocli 15'W als etwas Ungeheuerliches, als der junge Tuchmachergeselle Hans Litzmann, der in seinen Wanderjahren in Prag die Lehren des Huß in sich auf- genommen, in Wittenberg sich zu den Anhängern des großen Reformators gezählt hatte, mit zwei Tuchknappen im öffentlichen Sonntagsgottesdienste in der Kloster- kirche den lutherischen Gesang „Vater unser im Himmelreich" anzustimmen wagte-'). .Wußte er auch vor den Mönchen und ihren noch zahlreichen .Anhängern schleunigst die Flucht ergreifen: das mutige Bekenntnis leitete recht eigentlich die neue Zeit ein, und schon zwei Jahre später hatte das Ruppiner Kloster als solches zu bestehen aufgehört. Man sieht noch heutigen Tages an einer Gewölberippe des Mittelschiffes eine Ratte und eine Maus abgebildet-'), zur Erinnerung an die selbstbewußten Worte eines .Mönches, es würden die Lutheraner diese Klosterkirche ebensowenig bekommen, wie eine Ratte hinter einer Maus an ihren Gewölben entlanglaufen könne, und an das noch während seiner Rede erfolgte Eintreten dieses den Naturgesetzen wider- sprechenden und deshalb für unmöglich gehaltenen Vorganges. Ein päpstlicher Geschichtsschreiber aber schilderte die Auflösung dieses Konventes: „Inter furentis Monachi tumultus e regno Christi transiit ad regnum Draconis"*).
Eine unmittelbare Folge der Reformation von weitgehendster Bedeutung war neben der Festsetzung der Amtsverrichtungen aller geistlichen Personen und der rücksichtslosen Amtsentsetzung aller derer, die am alten festhielten, die Verwelt- lichung des gesamten Kirchenbesitzes, eine Maßnahme, die der Kurfürst auf Grund der sogenannten Kirchenvisitation vollzog. Er begründete die vorzunehmenden Besitz- feststellungen'') den Landständen gegenüber im Jahre 1540 mit der Tatsache, daß Priester und Patrone von Stiftungen auf jegliche Weise im Trüben zu fischen suchten, und „in gleichnus soll es auch mitt den Manchen Inn Closternn zu gheen, wann sye Irenn seckel erfoUen, so bcgebenn sye sich nach Irer gelegenheytt Inn anders lanndt, beraubenn die Closter nitt alleinn der Clenodien vnnd barschafft, sonndern auch der widerkeufflichenn Znise brieffe, die sye volgennden vmb halb geltt gebenn, doitiit die Innehaber der Brieff demnach volkumlichenn Zins bekhommen . .".
Was wir bei den Ruppiner Mönchen vermutet hatten, scheint also allgemeiner Brauch gewesen zu sein. Doch ließ die Regierung Milde walten, verlangte nicht plötzliches Ausziehen der Klosterbrüder, sondern beließ ihnen gewöhnlich wenn auch nicht die freie Verfügung über ihr bisheriges Eigentum, so doch dessen Nutzung, bis sie freiwillig schieden oder der Tod sie aus dem alten Heim entführte. So lange pflegten die Klöster nur unter der Aufsicht der Landesherrschaft zu stehen, dann erst fielen sie ihr als uneingeschränkter Besitz zu.
Von den Ruppiner Mönchen verließen manche wohl die Gegend; einige legten ihre Mönchskappen ab und nahmen lutherische Pfarrstellen auf den Nachbardörfern an; wieder andre sollen sich in der Stadt als Bürger niedergelassen und dort als Brauer Tüchtiges geleistet haben"); nur zwei waren bei der Visitation noch im Kloster geblieben und sahen den Veränderungen ruhig zu; wie lange, ist unbekannt.
Dem Landeshauptmann von Rohr wurde die Aufsicht übertragen. Für gottes- 5; 4. Neuzeit, dienstliche Handlungen blieb das Kloster zunächst unbenutzt, scheint aber sonst für jedermann zugänglich gewesen zu sein, da dort u. a. im Jahre 1550 „Bursprachen" der vier Gewerke abgehalten wurden'). Der Kurfürst entschloß sich, wie zumeist anderswo, so auch hier nicht sogleich betreffs zukünftiger Verwendung des Klosters. Ständigen Bitten des Rates um Zuschlag desselben an die Pfarrkirche war er wenig geneigt, weil diese ihm schon reich genug bewidmet schien; doch konnte auch das kurfürstliche Amt Altruppin die Gebäude nicht recht verwerten^), und so schenkte Joachim IL schließlich den Vorstellungen des Bürgermeisters Joachim Kriele Gehör und überließ die Anlage dem Rate der Stadt"). Die Urkunde, die allein uns über Um- fang und Art dieser Zuwendung genaue Auskunft geben könnte und die Feldtnann noch gesehen hat'"), ist nicht mehr vorhanden. Eine Inschrift im zweiten Ctiorjoch der Kirche, nicht weit von der Totentabelle, und die offenbar darauf sich stützenden
') Riedel A4, S. 242
2) Riedel, Gesch. d. Klosterk., S 24/5.
3) Schon bei Feldmann II, S 370; I, erwähnt. ■•) M Dieterich, S. 113.
5) Riedel C 3, S. 4SQ/00.
'■) Bratring, Gesch. d. Orafscli. Riippin, S. Jd4. ') M. Dieterich, S. 154/5 s) Riedel, Gesch. d. Klosterk , S 30. ") Feldmann II, S. 203. ■0) Feldniann II, S 220 21
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Angaben des märkisclien Chronisten und Zeitgenossen dieser Ereignisse sind die einzigen erhaltenen Quellen dafür'):
„Der Durchlauchtigster Hochgeborncr t"iirst und Herr, Herr Joachim dieses Namens, der andere Marggraf zu Brandenburg und Churfürst in Preus- scn, Herzog, unser Gnädigster Herr, haben auf unterthänigster Intercessi- on J. C. F. Q. Camer-Raths Matthias von Saldern, und Churdt Rohren, Hauptmans der Prignitz und Landes Ruppin, dies Kloster samt allen Zu- gehörigen, gnaden und Gerechtigkeit, einen Ehrbaren Wohlweisen Rathe all- hicr, Freitags uacli Luciae Christi unsers emigen Seeligmacher und Erlösers Geburt, im 1504 Jahr aus Gnaden gegeben und eingereimet".
Renovatum. Anno MDCCCXXXIX. Von den früher erwähnten Klostereinnalimen aus Korn- und Geldpächten wird darin nichts erwähnt, und da auch ein Erbregister von 1500'-') nur berichtet, daß „das Closter zu Neu Ruppin neben denen daran gelegenen (zum Kloster ge- hörigen?) Freihäusern . . dem Rathe daselbst anno 1564 von Churfürstlichen Gnaden Erblich und Eigenthümlich übergeben und verschrieben worden" sei, ein Vortrag des Magistrats beim Kurfürsten (i. J. 1572)-') sogar ausdrücklich spricht von „ierüchen pechten, kilchen vnnd mißgewanndt, so itzo im Ampt Ruppin ein- gezogen", so handelte es sich bei obigen Zuwendungen offenbar nur um Liegen- schaften des Klosters in der Stadt selbst.
Späterhin müssen wohl Streitigkeiten entstanden sein über den Umfang der Befugnisse, die dem Rate auf Grund obiger i'berlassung zustanden; denn 1607 wurde von der Universität Rostock ein Gutachten eingeholt, nach welchem dem Magistrate die Jurisdiktion über dieses Kloster zuerkannt wurde*).
Über die Verwendung der Kirche durch den Rat erfahren wir von Angelus') beim Jahre 1564: „Folgendes hat man angefangen/die Closterkirche widerumb in bäwlichen wirden zubringen/vnnd hat M. Andreas Buchou, weyland Pfarherr allda/ gedachte Kirch zur H. Dreyfaltigkeit genennet vnd eingeweyhet: wie sie denn auch noch allewege (1598) genennet wird"; die Klostergebäude aber waren, nach dem mehrfach erwähnten Vortrage des Magistrats beim Kurfürsten von 1572-'), mit der Bestimmung übergeben worden, „alt Burger vnd Burgerinnen, welche die Bürger- liche pflicht vnuermuglichkeit halber fort mehr nicht tragen können, dorin zu be- hausen vnd zu beherbergen". Das Kloster wird dabei als „zurissen vnd fast ein desolat" bezeichnet — kein Wunder, da es von 1541 bis 1564 unbenutzt gestan- den hat. , •Ji^tjj.'jr Die Bürgerschaft stand bei den allgemein erforderlichen Reparaturarbeiten nicht zurück, auch ihrerseits dazu beizutragen, daß die neue Stadtkirche für den neuen Gottesdienste würdig ausgestaltet werde, indem sie eine Orgel, neue Kelche und wohl noch manches andre Stück zu deren Gebrauch stiftete.
Schwere Zeiten brachen bald über die Stadt herein. Die Pest durch- zog ganz Nordeuropa und raffte auch in Ruppin allein in dem einen Jahre 1611 an 1900 Personen dahin-'). Man brachte die Kranken zu ihrer Isolierung möglichst in dem an der Stadtgrenze liegenden Kloster unter, errichtete wegen Raummangels auch noch besondere Hütten auf dem Klosterhofe. Dann kam der Dreißigjährige Krieg. Während aber damals ganze Stadtteile in Schutt und Trümmer sanken, hielten die Klostergebäude alle Stürme des Krieges aus und dienten nach wie vor als Pestbaracken. Nur einmal wurde die Kirche von feindlichen Scharen heim- gesucht, als im Jahre 1639'^) die Schweden unter Lille die Stadt erobert hatten und nun auch die Särge dei Grafen im Chor öffneten und beraubten. Hernach hatte die Stadt mit sich selbst genug zu tun, um die Wunden wieder zu heilen, die unglück- selige Zeiten ihr geschlagen hatten. So kamen einzelne Teile des Klosters mehr und mehr in Verfall. Bekmann") sah noch 1714 „einige gebäude und gewölbte gänge davon vorhanden, von welchen jene von einigen alten Leuten bewohnet werden, diese aber öde stehen"; doch wurden sie bald darauf größtenteils abgetragen. Ihre Steine dienten als billiges Material zu neuen Magistratsbauten. Nur Kirche und Westgebäude blieben erhalten. Eine neue Mauer umzog seit 1738') den Kirch- hof, der sich im Norden und Osten des Klostergrundstückes befand; die Kirche, bereits 1719") innen ausgeputzt, erhielt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
') Engel, Annal. ill, S. 363.
-) Feldmann II, S. 381/2.
3) Riedel A 4, S. 274.
0 Feklniann II, S. 220/21.
^>) Feldmann II, S. 384/5.
'■) Bekmann, handschr. Nachlaß.
') Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. 46.
••<) Feld mann II, S. 274/5.
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eine neue Innenausstattung, wie Kanzel, Gestühl und Emporen. Im Westgebäude wurden Wohnungen eingerichtet und nebst dem m klemere Stucke geteilten ehe- maligen Klostergarten vermietet.
Kaum begann sich der Wohlstand in der schwer heimgesuchten Stadt wieder etwas zu heben, da brach eine neue, furchtbare Katastrophe über sie herein: Am •>6 August 1787 vernichtete ein gewaltiger Brand in wenigen Stunden zwei Drittel des Ortes "darunter das Rathaus mit seinen wertvollen Urkunden, und außer mehreren andern Kirchen auch die alte St. Marienkirche. Im Jahre 1604') hatte die Stadt noch 5 lutherische Kirchen gezählt, jetzt war außer 2 kleinen Kapellen die Klosterkirche die einzige, und lutherische, reformierte und Militärgemeinde mußten sich in ihre Benutzung 'teilen, bis im Mai 1806 die neue Pfarrkirche eingeweiht wurde und damit der Abschluß des Wiederaufbaues der Stadt durch Friedrich Wilhelm III. gemacht war.
Neue Kriegsjahre kamen. Die Verwendung der Kirche zu Militärmagazinen von Freund und Feind machte sie bald für gottesdienstliche Zwecke unbrauchbar, und seit der .Magistrat im Jahre 1808-) die von der französischen Besatzung für ihre Bäckereien auf dem Hofe und im Westgebäude verlangten Fenster mit Gittern zur Kostenersparnis aus der Klosterkirche hatte nehmen lassen, wurde es mit deren baulicher Verfassung immer schlimmer. Auch das letzte Klostergebäude wurde durch die unwürdige Benutzung so mitgenommen, daß es nebst der .Mauer um das ganze Grundstück etwa 1816^) abgetragen werden mußte. Von den gewonnenen Steinen führte man eine Mauer auf um den 1798 angelegten jetzigen Alten Kirchhof vor der Stadt. Die Einnahmen der Kirche aus Gärten, Kirchenstühlen, Grabstellen und Klingelbeutel waren viel zu gering, um dem fortschreitenden Verfall Einhalt ge- bieten zu^önnen, und der König hatte dringlichere Pflichten, konnte nur auf spätere Zeiten vertrösten. So kam es dtnn, dali in den dreißiger Jahren des vorigen Jahr- hunderts nach lieydemanns') Schilderung keine Scheibe mehr unversehrt war, kein Pflaster mehr den Fußboden bedeckte, der Wind durch die leeren Räume heulte und der Regen in Strömen durch das Dach drang und die Höhlungen der Gewölbe er- füllte. Ebenso stolz aber wie vor Jahrhunderten ragten noch die alten .Wauern empor, kein Stein hatte sich gelöst.
Da erklärte sich der König auf die jahrelangen dauernden Gesuche der kirch- lichen und städtischen Behörden hin endlich im Jahre 1834') bereit, die Kosten der Wiederherstellung zu übernehmen, und somit war die Erhaltung wenigstens des letzten Überrestes des ältesten märkischen Dominikanerklosters gesichert. Die Bau- pläne wurden zum Teil von dem Ruppiner Pfarrerssohn und damaligen Oberbau- direktor Schinkel selbst angefertigt, die andern sah er wenigstens persönlich durch. Leider ging es bei der Ausführung nicht ohne Beschädigung oder Vernichtung von Altertümern ab, wie wir später sehen werden.
Wie man die Kirche selbst wieder in ein würdiges Gewand kleidete, so wurde auch der Platz ringsum mit gärtnerischen Anlagen versehen, und durch Niederreißen der Stadtmauer am Ende der Poststraße eröffnete man den Ausblick auf den herrlichen Ruppiner See. ohne die geschlossene Platzwirkung nach dieser Seite hin zu beeinträchtigen.
Eine dritte und letzte Chorinschrift"), angeblich unter der vorerwähnten kleineren, aber heute durch ein Bild verdeckt, wurde bei der Feier des sechshundert- jährigen Bestehens der Stadt im Jahre 1856 angebracht'). Sie berichtet uns nach kurzem Rückblick auf die letzten Jahrzehnte von der Fertigstellung der Kirche:
„Dieses Gotteshaus wurde seit dem Jahre 1806 wiederholt durch feindliche Truppen entweiht und verfiel während des Krieges dergestalt, daß es über 30 Jahre nicht für den öffentlichen Gottesdienst benutzt werden konnte. Durch Königliche Gnadenwohltat wurde dieses erhabene Denkmal echt deutscher Kunst und Frömmigkeit seiner eigentlichen Be- stimmung zurückgegeben, indem es auf Befehl S. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm III. mit einem sehr bedeutenden Kostenaufwande völlig wiederhergestellt und in Gegenwart Seiner Majestät unseres jetzt regierenden Allergnädigsten Königs und Herrn Friedrich Wilhelm IV. feierlich eingeweiht wurde am 16. .Mai 1841."
Die weitere Geschichte steht im engsten Zusannnenhange mit dem Bau eines massiven Turmes und soll deshalb eingeflochten werden in ein Sonderkapitel über die sämtlichen Klosterkirchtürme, von denen uns Nachrichten überkommen sind.
') Feldmann 11, S. 83.
2) Heydemann, S. 82.
3) Heydemann, S. 145 u. 201/5. -1) Heydemann, S. 183.
5) Heydemann, S ISl. ") Heydemann, S. 21)1). ') Bittkau, Gesch. d. Klosterk., S. 28.
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2. Teil: Die Baulichkeiten.
(Blatt 1-5 und 10)
S I. Kirclie. ^ o" ^'^^' ersten Anlage des Klosters ist uns sehr wenig bekannt. Die ältesten
Klausurgebäude haben schon vor Jahrhunderten andern weichen müssen, und auch diese sind bereits wieder verschwunden. Nur die Kirche ragt heute noch auf einem ringsum freien Platze stolz empor, ein prächtiger Bau aus frühem Mittelalter.
Das Kloster lag ehedem im Stadtbilde an einer Stelle, die steil zum See hin abfiel, nahe der Stadtmauer, die hier infolge ihres natürlichen Schutzes den dreifachen Wall mit Gräben entbehren konnte (Titelbild). Die Kirche ist, wohl auch wegen der Lage des Klosters im Stadtbilde, etwa um 26 " nach Norden zu abweichend orientiert (Bl. 5); doch soll der Kürze halber hier wie auch bei den folgenden Kirchen die Längsachse im allgemeinen als West-Ost-Richtung der Beschreibung zugrunde gelegt werden.
Sie besteht aus einem einschiffigen Chore und einem dreischiffigen Langhause (Bl. 1). Bei einer lichten Weite des Chorraumes von 9,43 m zwischen den Außen- niauern und deren ungewöhnlicher Stärke von 1,24 m auf der Südseite, die im Norden bis zu 1,34 m anwächst, ergibt sich seine Gesamtbreite zu etwa VI m, während seine Länge von der Mitte der Rundpfeiler am Choranfange, die im Schnitt- punkte der inneren Wandflucht der Chormauern sowie der östlichen .^bschlußwände der Seitenschiffe liegt, bis zum polygonalen Abschluß 30,55 m beträgt. Das hallen- artige Langhaus hat zwischen dem geradlinigen West- und Ostabschluß der Seiten- schiffe eine Länge von 31,94 m, während seine lichte Breite zwischen den zumeist 96 cm starken Umfassungswänden sich auf 17,15 m beläuft; nur die Westgiebelwand ist 1,16 m dick. Die gesamte innere Länge der Kirche beträgt demnach etwa 62,50 m.
Der gegen das Mittelschiff zunächst um 3 Stufen erhöhte Chorfußboden setzt sich als trapezförmiger Ausbau noch ein Stück in dessen östliches Joch fort. Etwa beim Anfang des 4. Chorjoches führen 2 weitere Stufen hinauf zu dem Altare, so daß sich schheßlich eine gesamte Erhöhung von 84 cm ergibt.
Die 2 > 4 Pfeiler des Langhauses, welche auffallenderweise und offenbar zur Verringerung der Mittelschiffsspannweiten mit ihren Achsen genau in der Flucht der inneren Chorwand stehen, verraten damit eine gewisse Ängstlichkeit in der da- mals in diesen Gegenden noch unbekannten Konstruktionsart. Sie zerlegen es der Breite nach in 1 Mittelschiff und 2 durch ihre geringen Breiten ebenfalls als früh gekennzeichnete Seilenschiffe, der Länge nach durch genau gleichmäßige Auf- teilung der lichten Weite in 5 gleichgroße Joche. Diese sind mit je 3 oblongen Rippenkreuzgewölben von derzeit 13,80 m Schlußsteinhöhe im Mittelschiff und 12,80 m in den Seitenschiffen überwölbt (Bl. 1). Sie mögen auch in Ruppin früher höher über dem Fußboden gelegen haben, da dieser wohl zu Schinkels Zeiten und auch 1888 mit Rücksicht auf die Feuchtigkeit der Wände erhöht worden ist. Auch der Chor hat solche Kreuzgewölbe. Das westliche Chorjoch (Bl. 3) ist etwas breiter, und nur sein Schlußstein ist etwas höher als die vorher erwähnten; das 2. und 3. Joch sind ebenso breit wie ein Langhausjoch ; das 4. ist etwas schmaler. Das letzte Stück überdecken einzelne Kappen zwischen Rippen, die zusammenlaufen in einen Schlußstein über dem Mittelpunkte des regelmäßigen Zwölfecks, von dem 7 Seiten den Chorschluß bilden.
Die einzelnen Joche werden voneinander durch profilierte Gurte getrennt, die im Chor Halbkreisform haben, im Langhausmittelschiff flache, nach den Seiten- schiffen zu steilere Spitzbogenform annehmen, in den Seitenschiffen selbst wegen deren zu geringer Breitenentwicklung etwa 1,90 m gestelzt sind (Bl. 1 und 3). An den ihnen parallel laufenden Außenwänden finden sich entsprechende profilierte, durchweg spitzbogige Wandbögen, an den Schmalseiten der äulkren Schiffe sowie im letzten Chorjoch und im Polygon auch je nach Erfordernis mehr oder weniger
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gestelzt (8 und 20 Scliicliten hoch; Bl. 3). Dazwischen spannen sich im Chor wieder rundbogige, im Schiff spitzbogige und nur hier etwas höher als die Quergurte ragende Diagonalrippen, die im Scheitel gegen einen mit nach unten sich verbreiternder Öffnung durchbohrten und in derselben mit zierlichen Blättern geschmückten Schluß- stein laufen, wie sie in Westfalen üblich waren. Die Mehrzahl dieser Schlußsteine allerdings ist heute durch ein vorgehängtes, ebenfalls durchbohrtes und mit ver- schiedenem Blattwerk antikisierenden Charakters versehenes lonstück verdeckt oder gar ganz erneuert in einer Konstruktion, wie sie auf Bl. 5, Abb. 8 — 10, nach Bruchstücken im Dachboden dargestellt ist.
Alle diese Bögen steigen zunächst rechtwinklig auf von den Kapitellen ihrer Stützen, der Schiffspfeilcr und Wanddienste. Bl. 1. .Abb. AI — A 6, zeigt nacheinander die Gewölbeanfänger der Chordienste im Langchor und im Polygon, der Wand- pfeiler am XX'estgiebel und am Choranfang (unsymmetrisch!), der freistehenden Schiffspfeiler und der Seitenschiffsdienste. Dabei bedeutet die starke Linie den Kern der Stütze, die darumliegende schwächere den Außenrand der Kapitellplatte, die durch Schraffur hervorgehobene die Linienführung obiger Bögen unmittelbar über dem Kapitell, die sich erst allmählich voneinander loslösen und selbständig machen. Die Wand- und ebenso die Diagonalbögen zeigen danach in der ganzen Kirche unter sich gleiches Profil. Während aber im Chor auch die Gurte den birnförmigen Quer- schnitt der Rippen (Bl. 3) aufweisen, sind sie im Langhaus wesentlich anders und altertümlicher ausgebildet. Die Längsgurte bestehen dort aus einem kräftigen Bogen, der im Querschnitt 5 Seiten des regelmäßigen Achtecks aufweist und beider- seits von denjenigen zarten Profilen begleitet wird, die wir schon bei den Wandbögen gesehen haben. Die Quergurte haben n i c h t die Form der Längsgurte, wie Adler an- gibt, sondern zeigen einen zwar ähnlichen kräftigen Bogen von nur wenig geringerer Stärke, der aber durch geschwungene Profile seines Querschnitts erheblich leichter wirkt. Nur im Mittelschiff finden sich auch hier die gleichen begleitenden Bögen.
Im Dachboden des Langhauses sind nicht nur die Längsgurte 46 cm, sondern nach früher, hessisch-westfälischer Art auch die Seitenschiffsquergurte 30 cm dick bis zur Oberkante des Hauptgesimses aufgemauert (Bl. 1).
In dieses Tragesystem hinein spannen sich nun die stets nur >{• Stein (15 cm) starken, mit geringem Busen versehenen und in den Zwickeln bis fast % ihrer Höhe hintermauerten Kappen. 1836/41 wurden die Rippen ebenso wie die NX'ände und Stützen rot angestrichen, während die Kappen in Nachahmung des Himmels- gewölbes auf blauem Grunde helle, leuchtende Sterne erhielten.
Zur Aufnahme des von den im übrigen ganz unbelasteten Gewölben aus- geübten und von Rippen und Gurten übertragenen Druckes dienen die Pfeiler und Dienste (Bl. 1, Abb. AI — A 6). Die freistehenden Schiffspfeiler haben noch den vorzugsweise im 13. Jahrhundert üblichen Querschnitt, nämlich als Kern eine runde, unverjüngt aufsteigende Säule von etwa 1 m Durchmesser, die bis zur Oberkante des Kapitells 8,30 m hoch ist. An diese lehnen sich in den Achsen der Gurte 4 kleine, nur 27 cm starke Dreiviertelsäulen an. Den letzteren entsprechen an den Längsseiten des Schiffes genau ebensolche, bis zum Fußboden herabgeführte Dienste, während sich am Choranfang eine zu drei Vierteln freie einfache Ecksäule von 1,20 m Durchmesser befindet. Der erste Pfeiler links vom Haupteingange wurde 1836/41 nebst den umliegenden Gewölben völlig erneuert, ein rechtsstehender wich schon damals erheblich aus dem Lot nach Norden zu ab. Die Wandnfeiler am Westgiebel haben im Querschnitt zunächst oben die kräftige Form von 5 Seiten eines Achtecks, gehen dann etwa in Höhe der Fenstersohlbänke durch Einschaltung eines besonderen Kämpferstückes (Bl. 1, Abb. .\3) in die Gestalt der Wanddienste über. Beiderseits von diesen westlichen Wandpfeilern nehmen 14 cm starke und nur 2 m lange, durch einfach profilierte Konsolen abgefangene Dienste die Diagonalrippcn auf (Bl, 1, Abb. A3). Die Dienste in den 4 äußersten Ecken des Langhauses von 14 cm und diejenigen im Langchor von 17 cm Stärke, deren Kapitell aulierdem etwa 85 cm höher liegt als bei den Schiffsdiensten, sind bis zur Fenstersohlbank herunter- geführt und werden dort von frühgotischen halbkugelförmigen, mit Blättern be- legten Konsolen aufgenommen, wie sie Bl. 5, Abb. 15 — 19, unter 45" von unten ge- sehen zeigt. Die 14 cm starken und um noch weitere 30 cm hoch ragenden Polygon- dienste endlich laufen ohne Basis gegen den Fußboden (Bl. 3).
Als lichte Weiten zwischen den Diensten ergeben sich für das .Wittelscliiff 7,96 m, für den Langchor 9,15 m, für die Seitenschiffe 2,92 m.
Die Kapitellformen der Chordienste mit aufgelegten, ebenfalls frühgotischen Blättern zeigt im Schema Bl. 5, Abb. 1 — 7, während das zumeist kelchfönnige Wand- dienstkapitcH und das ursprünglich einfach karniesförmige, 29 cm hohe Pfeiler-
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dienstkapitell, um den ganzen Schiffspfeiler fortgesetzt, nebst den zugehörigen, 24 cm hohen Basen aus Bl. 1, Abb. A 5 — A 6, ersichtlich ist. Die runden Ecksäulen ent- lehnen die Basis, die sich an den Stufen totläuft, den Diensten, das kariüesförmige Kapitell den Pfeilern. Um das ganze Ecksäulenkapitell und um die Kapitelle nur der Schiffspfeilervorlagen legen sich heute verschiedene mit Gips angeheftete Blattformen aus Ton u. a. derart, wie sie das Hauptportal auf Bl. 5, Abb. 12, auch zeigt.
Von den durch Dienste und Wandbögen der Gewölbe gebildeten einzelnen Wandteilen sind nur die in den 3 ersten Chorjochen auf deren Südseite ohne Belassung von Fensterblenden geschlossen, weil daselbst ehedem das Ostgebäude gegenstieß (Bl. 3). Sie tragen hier im 2. Joche die früher erwähnten kleineren In- schriften; das dritte ist fast ganz von der großen Gedächtnistafel der Grafen ausgefüllt. Sämtliche andern sind jetzt von Fensteröffnungen durchbrochen, während früher, nach dort vorhandenen Kalkleisten zu urteilen, im Süden das 1. Langhausjoch und die ganze Langchorwand') geschlossen gewesen sein müssen (Bl. 2). Auf der Nordseite des Langhausmitteljoches (Bl. 2) befindet sich jetzt eine Rose von etwa 3^4 m lichter Öffnung, durch einfache Profilierung mit ein- gesetztem kräftigem Wulst (Bl. 1) aus der starken Wand allmählich übergeleitet zu dem radial sich entwickelnden Maßwerk. Bei Adler ist hier (versehentlich?) noch eine Putzblende angegeben, die demnach scheinbar erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchbrochen und mit Maßwerk nach Schinkelschem Entwurf") nachträglich ausgefüllt worden ist. Am Westgiebel (Bl. 1) hat das Mittelschiff ein dreiteiliges Fenster von 2 m i./L. Die Pfosten schließen sich oben als einfache Spitz- bögen ohne Nasen zusammen und tragen einen Dreipaß, dessen oberer Kreisteil mit kleinerem Radius geschlagen ist. Alle andern ebenfalls spitzbogigen Fenster sind bei ihrer altertümlich geringen lichten Weite von 1,35 m nur zweiteilig und haben, bei gleicher Pfostenendigung wie vorher, oben einen Vierpaß (Bl. 1). Dieses Maßwerk ist, soweit es sich bei seiner großen Höhe erkennen läßt, unter Nachahmung des ursprünglichen durch Schinkel in bedeutendem Umfange erneuert worden, weim- gleich zu beachten ist, daß es auf seinen Entwurfszeichnungen dreiteilige Pässe für das Langhaus besitzt; noch jetzt finden sich auf dem Kirchenboden zahlreich solche großen gebrannten Tonstücke, aus denen es zusammengesetzt ist .und die nach Färbung und Struktur mit Sicherheit als ganz jung bezeichnet werden können. Während das neuzeitliche Pfostenprofil der Rose glatt geschnitten und somit an beiden Außenseiten flach ist, wird ihm bei allen Langfenstern innen ein Rundstab vorgelegt, dei' im Kämpfer im Schiff kelchförmige, im Chor karniesförmige Kapitelle und am unteren Ende nur im Chor noch vorhandene Basen von derselben Profil- gebung hat wie die Schiffsdienste (Bl. 1, Abb. F 1 — 3). Die heutige Verglasung, am Polygon bunt gemustert, an allen andern Stellen aus weißem Kathederglas, stammt aus den Jahren 1836 — 41.
Durch die verschiedenen Wandbogenhöhen ist auch die größere Höhe der Fenster in Chor und Mittelschiff gegenüber den andern bedingt. Ihre tiefen Leibun- gen sind sehr flach geschmiegt und ohne jegliches Profil. Nur das nördliche Fenster des 1. Chorjoches liegt beiderseits in einer L5 cm breiteren und ebenso tiefen Nische, die früher zum mindesten überall im Langchor vorhanden gewesen sein wird (Bl. 1—3).
Die Sohlbänke werden im allgemeinen beiderseits aus schrägen, abgetreppten Profilsteinen unter etwa 40 " Neigung gebildet ; am Westgiebel jedoch und an der süd- lichen Langhausseite finden sich außen ganz flache, geputzte Abwässerungen jüngeren Datums (Bl. 1 u. 3). Die Unterkante der Sohle liegt durchschnittlich 3,30 m über dem Schiffs- oder dem um 3 Stufen erhöhten Chorfußboden. Nur an der südlichen Chorwand schneidet sie erst 30 cm höher in die Wand ein (Bl. 2).
Die Zone unterhalb der Fenster zeigt zahlreiche Durchbrechungen. Wir finden zunächst im 2., 4. und 5. Langhausjoch (Bl. 3) in 85 cm Höhe 3 kleine, satteldach- artig überdeckte Nischen von 40 cm Tiefe und 64 -88 cm größter Weite. Gleiche Gestalt zeigt bei etwas größeren Malkn eine Maueröffnung am Chorschluß hinter dem Altare und eine kleinere im nördlichen Seitenschiff, unmittelbar neben der dortigen Ecksäule (Bl. 1), während sich an die gegenüberstehende nach dem Chor zu eine hohe, schmale, rundbogig überdeckte anschließt mit einer Podeststufe zur Vergrößerung ihrer nur 20 cm betragenden Grundfläche (Bl. 3).
Neben diesen unter einem rechten Winkel in die Mauer eingeschnittenen Nischen finden wir an der Südseite des Chors (Bl. 3) auch solche mit profilierten Leibungen: zunächst am Chorschluß eine kleine Spitzbogennische oberhalb des Fußbodens
') Bei Merlan (Titelbild) und Petzold (Tafel 49) also falsch dargestellt.
2) Vgl. Schinkels Entwurf für die Westfront, Bl. 5, Abb. 22, mit der Rose im Giebel.
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(Bl. 4, Abb. 3 A— C) und im Nebenjoch eine große mit Nasen, auf einer mit der Wandflucht bündigen Stufe aus schwarzen Glasursteinen stehend (Bl. 4, Abb. 2 .\— C). Weder hier noch bei der an entsprechender Stelle in der Brandenburger und Prenz- lauer Kirche befindlichen Nische sind irgendwelche Spuren von Tiirverschlüssen oder Einlassungen in der Rückwand oder im Boden mehr festzustellen, die auf ehemalige W^andschränke oder Benutzung dieser Nischen als Piscina oder Lavabo hinwiesen, obwohl gerade die letztere Art der Benutzung im Hinblick auf andre Oidenskirchen sehr wahrscheinlich ist. Das sich anschließende 4. Chorjoch hat eine viel ältere spitzbogige Portalnischc mit 14 cm starkem Wulst, der im Kämpfer Kelchkapitelle und am unteren Ende Basen mit aufgelegten Eckblättern zeigt (Bl. 4, Abb. 5 A— C, und Bl. 5, Abb. 13—14), während ein zweiter Portalüberrest, im 1. Chor- joch befindlich, außer dem Wulst eine Hohlkehle besitzt, aber weder Kapitell noch Basis aufweist (Bl. 4, Abb. 7 A— C).
Ganz durchgebrochen sind, wieder abgesehen von den neuen Türmen, noch
3 spitzbogige Türen. Zwei davon finden sich im 1. Langhausjoche. Die südliche (Bl. 4, Abb. 6 A— C) mit reicher, ohne Unterbrechung durchgeführter Profilierung nach innen zu führt in einen kleinen, durch ein Spitzbogenfensterchen erleuchteten und seitlich abgeschlossenen Teil der (überall vorhandenen?) Hohlräume, die durch Ausmauerung des unteren Teiles der südlichen Schiffsstrebepfeiler entstehen (Bl. 1); die nördliche (Bl. 4, Abb. 1 A— C) hat im inneren Anschlag noch heute die Haken der ehemaligen Tür, während außen beiderseits je 2 Ganzsäulen, aus 40—50 cm langen Stücken und einbindenden Ringen zusammengesetzt, über Kelchkapitellen mit sehr stark modellierten Blättern (Bl. 5, Abb. 11) sich nach oben hin in Wülsten fortsetzen. Basen sind nicht mehr vorhanden. Auch das Hauptportal im mittelsten Langhausjoche (Bl. 4, Abb. 4 A— C) zeigt nach innen hin nur den alten Anschlag; außen stehen beiderseits je 3 Säulen, die äußeren aus längeren Tonstücken ohne Ringe, die innere aus Profilsteinen von IT) cm Höhe zusammengesetzt. Das Kapitell mit Blättern in strengen Formen und die Basis ist auf Bl. 5, Abb. 12, dargestellt. Die
4 äußeren Säulen sowie die ganze Kapitell- und Basiszone zeigen nicht die Über- reste eines mittelalterlichen Überzuges mit Pfeifenton und Spuren ehemaliger Be- malung darauf, die sich an allen andern Stellen der unteren Portalwandungen fest- stellen lassen. Sie sind daher als spätere Erneuerungen oder gar als Er- gänzungen zu betrachten und könnten vielleicht aus Schinkels Zeit stammen. Nach oben hin, über die Kapitellzone hinaus, setzt sich nur das Profil der inneren Säule fort, während sich über den äußeren und stärkeren an Stelle von Wülsten reich profilierte Bögen erheben, die früher wohl ebenfalls in den Wandungen gewesen sind. Ein dachartig nach außen abgeschrägter Giebel von schwarzen Glasursteinen spannt sich darüber zwischen die Strebepfeiler und vermittelt so den Übergang von der Kirchenwandflucht zum vorspringenden Hauptportal. An der Spitze dieses Giebels ist ein Rest einer ehemaligen Kreuzblume (aus Kalkstein?) aus Schinkels Zeit noch vorhanden; unmittelbar darüber befindet sich die Rose: in dieser Zu- sammenstellung eine alte Gruppe.
Nur an diesen beiden Portalen der nördlichen Langhauswand sind Spuren alter farbiger Bemalung noch zu erkennen.
Die Außenseiten (Bl. 1 — 2) zeigen, mit Ausnahme eines Stückes der süd- lichen Chorwand, der inneren Jochteilung entsprechende Strebepfeiler, ursprünglich überall ohne Absätze, mit einfacher oberer Abischrägung versehen, am Chor etwa 60X75, am Westgiebel 80 '^' 100, an den Langhausseiten 97 -MSO cm stark und nur hier oben mit kleinen, satteldachartig abgedeckten Strebepfeilerchen von 30 X 30 cm Querschnitt geschmückt. An den Ecken der Westfront dagegen erheben sich 2 achteckige, turmartige und mit einer kleinen Pyramide abgedeckte Strebe- pfeiler von etwa 2 m Durchmesser, ebenso gestaltet wie ein etwas größerer Treppen- turm an der Nordostecke des Langhauses. Die nicht rechtu'inklig zur Längsachse der Kirche gerichteten Strebepfeiler am Polygon sowie der zunächst auf der Nord- seite folgende haben hinter ihrem jetzigen Abschluß eine dreieckige Putzfläche. Die massive, schräge .Abdeckung der bereits erwähnten Ausmauerung zwischen den Strebepfeilern auf der südlichen Langhausseite reicht bis fast SO cm unter die Fenstersohle hinauf. Etwa in Höhe ihrer Traufe ansetzend, sind hier vor die Strebepfeiler kleine Absätze gefügt, .\usmauerung und Vorlagen stammen wohl aus Schinkels Zeit.
Den Chor umzieht ein 3 cm vorspringender Sockel von behauenen Granit- steinen, der an den 3 ersten Jochen der Nordseite in Backstein übergeht und zu- meist eine 1 iöhe von durchschnittlich 40 cm aufweist (Bl. 2). Das Stück der fenster- losen Südwand tlagegen bis etwa zum ersten dortigen Strebepfeiler hin ist infolge
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Absetzens doppelt so hoch. Da die Gegenseite unter Erdboden nicht abgeglichenes Feldsteinfundament zeigt, kann man auch an Stelle des jetzigen hiiM' befindlichen Back- steinsockels für frühere Zeit em höheres Feldsteinfundament annehmen, das durch starke Beschädigung infolge Abbruchs der früher hier vorhanden gewesenen Sakristei und äußeren Emporentreppe erneuerungsbedürftig geworden sein mag. Der Ost- abschluß des nördlichen Seitenschiffes (jetzt verdeckt), der Treppenturm, die Nord- seite des Langhauses und deren 4 Strebepfeiler erheben sich auf einem an den beiden obersten Schichten glasierten, profilierten, niedrigen Backsteinsockel (Bl. 3, Abb. S 3), dessen unteres Profil am Westgiebel in gleichartiger Verwendung nur zwischen den Strebepfeilern auftaucht, während das obere ebenda sich als Kaffgesims unter den 3 Fenstern hinzieht und um die mittleren und die beiden Eckstrebepfeiler herum- kröpft (Bl. 1 u. Bl. 3, Abb. S 1^2). Neben einigen gut erhaltenen, sehr alten schwarzen Glasursteinen, aus denen bei Beschädigungen immer ganze Stücke abgesprungen sind, finden sich zumeist solche, die vermutlich in Schinkelscher Zeit ergänzend zu- gefügt sind und jetzt schon wieder erneuert werden könnten, weil die dünne Deck- schicht stark abblättert. Der Sockel ragt nur noch etwa 80 cm in den Erdboden hinein, und diese Fundamente sind trocken, ohne Mörtel verlegt und gehen nicht bis auf den guten Baugrund hinunter, der auf der Seeseite erst in etwa 2 m Tiefe beginnt.
Das Hauptgesims des Chors ist 4 Schichten hoch. Es wirkt besonders durch eine große Hohlkehle viel kräftiger als das ebenso hohe, aber weit ziedicher profilierte Hauptgesims des Langhauses (Bl. 3), welches überdies unter den abschließenden Pyramiden der Eckstrebepfeiler und des Treppenturmes sowie an dem Rest eines ehemaligen Gesimses wiederkehrt, das sich unterhalb des jetzigen noch an der süd- lichen Chorwand befindet. Dieses letztere ist nach unten hin verbreitert durch einen Kreuzbogenfries, dessen geschwungene Bogensteine auf wenig vorragenden einfachen Konsolsteinen ruhen (Bl. 3). Jede Konsole ist '-.• Stein breit, und zwischen je zweien steht hochkant ein ganzer Stein. Diese Hochkantschicht aus abwech- selnd einem halben und einem, ganzen Steine zieht sich in genau derselben Ent- fernung unter dem jetzigen Hauptgesims auch auf der Nordseite des Chores bis zu gleicher Entfernung vom Seitenschiff hin wie an der Südseite (Bl. 2). Die Er- haltung dieses Gesimsstückes ist wohl, ebenso wie z. B. bei der Marienkirche in Rathenow, nur dem Umstände zu verdanken, daß ein nachträglich angefügter Bau darüberweg lief.
Die äußere Kirchenwand trägt noch mancherlei Spuren ehemalig anstoßender Bauten. In der nördlichen Ecke zwischen Langhaus und Chor war bis vor kurzem an der Choi-w-and eine gegen das Seitenschiff bis zu etwa 4 '/i.. m ansteigende schräge Kalkleiste sichtbar. Ebenfalls auf der Nordseite, beim 3. Chorjoch, ist noch der An- schluß eines kleinen Satteldaches erkennbar, dessen First etwa 5 m hoch war (Bl. 2). Auf der Südseite bemerkt man, außer einer nach Osten ansteigenden hohen Kalkleiste am achteckigen Strebepfeiler und einer ebensolchen nach Westen gerich- teten beim 4. Chorjoche, die bemerkenswerterweise nicht über den Strebepfeiler, wohl aber über das Fenster sich hinzieht, vor allem an dem fensterlosen Teile der Chorwand mehrere Bögen neben- und übereinander, sämtlich '■_. Stein breit (Bl. 2). Im Erdgeschoß liegt im Osten ein halbkreisförmiger Bogen, auf den in etwa 1 m Abstand 3 jetzt zum Teil verdeckte Spitzbögen gleicher Höhe nach Westen zu folgen. Im Obergeschoß wiederholt sich der Rundbogen über dem unteren, während sich über die 3 kleinen Spitzbögen ein großer spannt, der über das alte Hauptgesims hin sich an dessen Steinen durch vorhandene Kalkspuren verfolgen läßt.
Es bleiben noch die Giebel zu betrachten (Bl. 1). Beide liegen bündig mit der Dachneigung! Am Ostgiebel sind 2 kleine, schmale Schlitzfenster vorhanden ge- wesen. Er wird innerhalb des Daches von einem großen, starken Spitzbogen ge- tragen. Wo sich am Westgiebel die Ecktürmchen von der Giebelschräge loslösen, ist ein Gurt aus schräg verlegten Normalsteinen gezogen, auf dem über dem drei- teiligen Mittelschiffsfenster jetzt ein zweiteiliges mit dem MafnNerk der entsprechen- den Kirchenfenster steht. Ihm zur Seite befinden sich in gröl5erer Entfernung 2 schmale, hohe, geputzte Blenden. An der Giebelspitze stehen 3 weitere Putzblenden, die seitlichen niedriger als die mittlere. Sie sind 1906, bei Ersatz der seit Schinkels Turmbau etwa in 6 m Breite in heutigem Normalformat vorhanden gewesenen Giebelspitze durch altes Klosterformat, hinzugefügt worden. Alle 6 Wandeinschnitte sind spitzbogig und an den Kanten einfach abgefast, die Blenden '- Stein tief.
Über das ganze Langhaus breitet sich ein großes Satteldach. Es liegt mit seinem First noch etwa 13,30 m über dem außen durchschnittlich ebenfalls 13,30 m hohen Hauptgesimse. Gegen seinen Ostgiebel stößt das jetzt etwa l.fiO m höhei- an-
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setzende steilere Chordach, so dali bei seiner Gesamthöhe von rund 10,10 m sein First etwa 1,60 m unter dem des Schiffsdaches bleibt. Am Ende geht es, der Orundrißform entsprechend, in einen Teil der zwölfseitigen Pyramide über. Das alte Chorgesims liegt etwa 2,70 m unter dem jetzigen und 1,10 m unter dem Schiffsgesims.
Von dem mittelalterlichen Dach fniden sich nur noch über dem Langhause geringe Teile (Bl. 1 u. 3), die aber genügen, um den alten Zustand daselbst noch festzustellen. Zunächst bildete jede Sparrenlage bei Achsenabständen von 1,10 m in mittelalter- licher Weise einen selbständigen Binder für sich; zwei in der Längsrichtung durch- gehende Hölzer sind nicht Pfetten, die nur alle paar Meter einen Binder erforderlich machen würden, sondern dienen lediglich dem Längsverbande.
Die Dachkonstruktion ruht auf den Außenwänden und der bis zur gleichen Höhe aufgeführten, 46 cm starken Übermauerung der Längsgurte. Hierauf liegen außen 2 Mauerlatten 13/13, innen nur eine 12/22. In jedem Gespärre hält über den Seitenschiffen ein Balken 22/22 diese Mauerlatten zusammen. Auf dessen innerem Ende steht ohne besondere Schwelle ein Stiel 22/22, der mit seinen Nachbarn in der Mitte durch einen Riegel 13/13, am oberen Ende durch ein Langholz 22 26, außerdem durch lange, aufgeblattete und -genagelte, schräge Streben 10;12 ver- bunden ist. Diese gezimmerte Wand erfüllt dieselbe Aufgabe wie die massiven Bogenmauern mancher frühen französischen und auch einiger westdeutschen Hallen- kirchen: sie bildet das Auflager für den selbständig ausgebildeten Teil des Daches über dem Mittelschiffe, den wir schon um 1200 bei St. Nazaire zu Carcassonne und bei Notre Dame in Poitiers finden. Zu diesem Zwecke sind zunächst die beiden gezimmerten Wände, weil wegen der höherragenden Mittelschiffsgewölbe ein durch- gehender Binderbalken von den Außenmauern her nicht möglich war, über das .Mittelschiff weg unter sich einmal in geringer Entfernung über dem Gewölbe durch einen 22/22 starken, zapfenartig durch den Stiel gesteckten und dahinter mit einem Holznagel angepflockten Anker versteift, sodann auch noch durch einen über dem vorerwähnten Längsverbande liegenden Kehlbalken desselben Profils; 1 bezw. 2 an- geblattete und -genagelte Kopfbänder 13/16 verstärken ihre Verbindung mit den einzelnen Stielen. Auf obigem ersten Kehlbalken steht nach den Enden zu je ein Stiel L5/15 zur Unterstützung eines zweiten, und etwa in der Mitte zwischen diesem wieder und der Firstlinie liegt noch ein sogenannter Hahnenbalken, beide Hölzer eben- falls 15/15. Kreuzstreben 12/12 vom untersten Kehlbalken bis zum oberen Sparren- ende verbinden diese Hölzer untereinander. Die Dachteile über den Seitenschiffen sind nun an diesen in sich festen Mittelteil, als Nebenkonstruktion behandelt, in einfacher Weise durch eine Strebe zur gezimmerten Wand und einen Stiel zum Seitenschiffs- anker angeschlossen. Am Sparrenfuß findet sich ein kleiner Aufschiebung; daß die Sparren bei ihrer Länge gestoßen sind, ist selbstverständlich. Geringe Reste lassen schließen, daß sie unter sich durch aufgenagelte schräge Latten verbunden waren, die ebenso wie die gezimmerte Wand dem Längsverbande dienten.
Vergleiche mit zeitlich festgelegten Dächern früher Hallenkirchen lassen vor allem wegen des Vorhandenseins einer gezimmerten Wand, die zwar die Selbstän- digkeit der einzelnen Gespärre beeinträchtigt, doch ohne daß bereits die am Ende des Mittelalters sich einbürgernden Pfetten auftreten, dieses in einigen Resten erhaltene Dach als im 14. — 15. Jahrhundert entstanden erscheinen. Da wir aus der Klosterbaugeschichte erfahren werden, daß ein großer Brand 1465 gewaltige \'er- wüstung unter den Gebäuden anrichtete, 1488 die Kirche selbst mit einem neuen Dachreiter geschmückt wurde, kann man wohl auf vorherige Zerstörung auch des Daches der nicht erwähnten Kirche schließen und das eben besprochene somit als am Ende des 15. Jahrhunderts errichtet ansehen.
Die angeführten Holzstärken sind Mittelmaße; eine andre Angabe ist meist nicht möglich, weil viele der fast ausschließlich verwandten Eichenstämme, be- sonders die kürzeren, oft nur an den unteren Enden behauen sind, während sie oben noch fast runden Querschnitt aufweisen.
Von diesem alten Dache sind die gezimmerten Wände einschließlich ihrer Querversteifungen mit nur geringen Veränderungen erhalten, ferner 5 fast voll- ständige Gespärre. Alles andre im Schnitt auf Bl. 1 Schraffierte stammt wohl aus der Zeit, wo unter Schinkels Oberleitung bis 1841 auch das sehr schadhafte Dach großenteils erneuert wurde. Man hat damals u. a. die unteren .Ankerbalken des Mittelschiffs teilweise zu Hänge- und Sprengewerken ausgebildet, die durch Eisen- anker mit den dachtragenden A\auerteilen verbunden wurden, um so den Gewöibe- druck auf diese zu vermindern. Ferner wurde zu dieser Zeit unter vielfacher \'er- wendung des vorhandenen Holzes über dem .Wittelschiff und den Seitenschiffen in der neuzeitlichen Binderkonstruktion je ein liegender Stuhl aufgesetzt, das ganze
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Chordach in ähnhcher Weise unter Benutzung eines Hängeweri\es ausgebildet. Diese Konstruktion ist, dem Polygon entsprechend, um den ChorschluR herumgeführt.
Auch die massive Aufmauerung über dem ersten Joche am Westgiebel bis 7ur Oberkante der untersten Stielversteifung ist eine Zutat Schinkelscher Zeit; das Auf- lager des ehedem an dieser Stelle befindlichen Dachreiters.
Wo die heutigen Türme sich erheben, mußte auch das Schmkelsche Chordach zum Teil wieder entfernt werden.
In engstem Zusammenhange mit der Dachausbildung steht die Geschichte der Türme, die hier wegen zahlreich erhaltener Nachrichten von frühester Zeit an bis auf den heutigen Tag in einem Sonderabschnitte behandelt werden soll :
Wir hatten bereits an der Nordostecke des Langhauses einen gemauerten Treppentunn gefunden, der oben gemäl) seiner achteckigen Unirißform mit einer massiven geputzten Pyramide bedeckt war. Er war bis vor kurzem von außen her auf wenigen Stufen zugänglich durch eine Tür, die auf derjenigen halben Achteck- seite lag, welche rechtwinklig auf die Nordmauer des Langhauses stößt (Bl. I, Abb. T 3). Eine unmittelbare Verbindung mit der Kirche, auf die Bittkau*) nach gewissen früheren Spuren seiner inneren Mauerfläche schließt, kann nach diesem Grundriß nie bestanden haben. Zwar zeigt eine photographische Aufnahme des 1906 halb ab- gestemmten Turmes in diesem eine flache Nische von der Größe einer Tür (Bl. 1, Abb. TI), doch würde diese gerade in die östliche Abschlußwand des dortigen Seitenschiffs geführt haben; es kann sich also höchstens um eine Nische für die hierhin aufschlagende Eingangstür handeln. Eher möglich wäre ein Durchbruch der nördlichen Kirchenwand unmittelbar neben dem Turm, dort, wo jetzt noch das Mauerwerk außen erneuert erscheint und zuvor eine flache Wand- nische sich befand (Bl. 2). Dieselbe Photographie läßt erkennen, daß die ersten Stufen der Wendeltreppe stets gemauert waren, während sich etwa von Höhe der Tür an Holzstufen anschlössen, alle in rechts um eine Spindel sich bewegender Steigung. In den fast 3 m starken und tiefen Fundamenten aus Feldsteinen in Mörtelbettung aber sieht man eine Öffnung (Bl. I, Abb. T 1), die sich damals als ein mit flacher Backsteinkappe überdecktes Grabgewölbe entpuppte, dessen Fußboden mit merk- würdigerweise scheinbar stark abgetretenen und deshalb offenbar schon anderweitig verwendet gewesenen schwarzen und roten Fliesen belegt war. In dem 1,80 m langen, 0,80 m breiten und 0,85 m hohen Raum bedeckte eine 20 cm hohe braune Flüssigkeit den Boden, und darin fand man ein guterhaltenes Gerippe und — — 2 Schädel, den einen mit einem Loch im Kopfe; ferner neben Holzresten einige recht- winklige Eisenbeschläge und Nägel, die vermutlich von einem flachen, jetzt ver- schwundenen Holzkasten oder Sarg herrührten. Dieser Kasten stand ehedem jeden- falls auf den noch vorhandenen Eisenstangen, die sich in der Längsrichtung von Westen nach Osten etwa 15 cm über dem Boden hinzogen. Die Wände waren ge- weißt, die Farbe sehr gut erhalten. Keine Spur von Inschrift, kein Ring oder Ähnliches fand sich, was Licht in das geheimnisvolle Dunkel dieses Fundes bringen konnte. Sind es die später hier eingeschlossenen sterblichen Überreste Gebhards? Sind es die eines Mönches? Die Frage wird ewig ungelöst bleiben. Übrigens kamen solche (lebendigen?) Einmauerungen häufiger vor; 1709-) fand man beim Berliner Schloßbau in einer Mauer ein weibliches Skelett, desgleichen vor wenigen Jahren im Fürstenwalder Dom in einer Wand ein vollständiges Gerippe, ebenfalls ohne daß Bestimmung der Person möglich gewesen wäre.
Ebenso wie ein gemeinsamer Sockel Turm und Langhaus aneinanderknüpft, ein gleiches Hauptgesims beide umzieht, die Maueranschlüsse ohne durchgehende Fuge gebildet sind, ließ auch der unterirdische Fundamentanschluß auf gleichzeitige Er- richtung des Turmes und des anstoßenden Kirchenteiles schließen, so daß wir in den Fundamenten auf ein Geheimnis aus des Langiiauses erster Erbauungszeit ge- stoßen sind.
55 Steigungen von durchschnittlich 21 cm Höhe führen von der heutigen Vor- halle in den Turm hinauf zu dem nordöstlichen Zwickel des anstoßenden Seiten- schiffsgewölbes (Bl. 1, Abb. T 1, 2, 5), die ersten 11 wie einst, aber in andrer Führung, aus Backstein, die 12. und 13. aus neuem Holz, die 14. bis letzte aus alten, roh bearbeiteten, aber gut erhaltenen Eichenblockstufen, innen mit 13 cm starker angtarbeiteter Spindel versehen (Bl. 1, Abb. T 4), während das äußere Ende in die Mauer eingreift. Die lichte Gangbreite beträgt zwischen Wand und Spindel nur 63 cm, so daß der innere Durchmesser des hier runden Turmes sich auf 1,39 m be- läuft, der äußere infolge 55 cm starker Wände auf etwa 2,50 m. Schmale Schlitz- fenster erleuchten das Innere.
') Bittkau, das Alter d. Klosterk. -') Fr. Nicolai III, .Anhang, S. 11.
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An den 4 auf die Einiiangstür folgenden Achtecksciten (Bl. 1 u. 2) befanden sich ehedem 4 kleine, jetzt im Polygon innen angebrachte Sandstemreliefs.
Dieser Turm entbehrt jeglicher größeren Schallöffnungen, hat also nie eine Glocke enthalten, sondern stets nur der Verbindung mit dem Dachboden gedient. Die Glocke, die bei der streng geregelten Zeiteinteilung der Dominikaner eine be- sondere Rolle spielte'), fand gewöhnlich ihren Platz in einem Dachreiter. „Wich- mannus . . . ultra stagnum . . . audivit per campanam conventus, horam esse manducandi . . .", berichtet uns Corner schon beim Jahre 1270. Wenn die Glocke bis über den breiten See hin ertönte, muß sie hoch gehangen haben. Also ist wohl schon in der ersten Klosterzeit ein Dachreiter vorhanden gewesen, über den aber sonst nichts bekannt ist, so daß Riedel-') willkürlich verfährt, wenn er einen solchen schon Ende des 15. Jahrhunderts als auf dem Westgiebel stehend annimmt.
Von einem weiteren Dachreiter erfahren wir Genaueres aus der Urkunde, die in seinem Knopf am Ende des 17. Jahrhunderts vorgefunden wurde und die uns wichtige Daten aus der Baugeschichte des Klosters überhaupt übermittelt. Auf einem noch Mitte des 18. Jahrhunderts-') im alten Rathause befindlichen Pergamentzettel stand'):
,,Initium Evangelii secundum Johannem. In Principio erat verbum, et verbum
erat apud Deum Per hacc sacra et sancta Evangelica dicta conservetur hoc
opus in secuta. Amen."
Der Anfang des JohannesevangeUums wurde somit dem Turme, dem letzten Gliede einer ganzen Reihe von Neubauten, wie wir sehen werden, als Geleitwort mitgegeben auf die Wanderung durch die Jahrhunderte.
Auf der andern Seite des Zettels stand :
,,Anno Domini millesimo quadringentesimo octogesimo octavo in vigilia praesentationis Virginis Mariae, erectum est praesens opus (nur der Turm?) a Magistro Paulo Architectore civitatis Brandenburgensis, sub Priore domus fratre Matthaeo Wentzeln, qui fidelis erat executor hujus aedificii.. Orate pro eo et Piesbyteris. Habuit conventus Magistrum Mathaeum Lampertum de Wismaria, et quoq. plures alios Patres ac Fratres.
Anno Domini millesimo quadringentesimo se.xagesimo quinto in vigilia ascensionis incineratus fuit iste conventus cum omnibus aedificiis, demta domo pistrini, quae post in Anno Domini millesimo quadringentesimo octogesimo sexto tempore Tiburtii incineratur.
Eodem Anno regnaverunt ülustres comites Dominus Johannes et Jacobus Fratres. Ipsa sancta Trinitas benedicat hoc opus ac conservet."
In einer achteckigen bleiernen Dose'') fand sich ferner ein Zettel, in den ein kleiner Knochen gewickelt war und auf dem stand'):
„Reliquiae de decem millibus."
Als Baumeister dieses Dachreiters lernen wir den Architekten Paul aus Branden- burg kennen, der bereits 1480 in Spandau an dem Turm der Nikolaikirche gebaut und 1484 in Brandenburg an der Katharinenkirche Knopf und Helmstange des dortigen Turmes errichtet hatte«). Sein Bau mußte 1093«) abgetragen werden, weil er einzustürzen drohte. Er stand, wie das Ruppiner Bild Merlans zeigt (Titelbild), etwa in der Mitte des Langhauses, war verhältnismäßig hoch und hatte nach gotischer Art einen langen, spitzen Helm. An derselben Stelle zeigt ihn ein Gemälde der Stadt, in der Kirche des dem Kloster jenseits des Sees gegenüberliegenden Dorfes Wuthenow befindlich'), das lt. Campe") für die Kopie eines in der ehemaligen Pfarr- kirche befindlichen und im Auftrage des Rates von einem Ruppiner .Waier bereits im 15. (?) Jahrhundert erneuerten Stadtbildes gehalten wurde.
Bereits im folgenden Jahre (1694)") wurde „mitten auf der Kirche", also an der Stelle des alten Dachreiters, ein neuer von ähnlicher Größe errichtet, aber mit 2 welschen Hauben"), wie sie der nur etwas jüngere Brandenburger Turm- aufbau auch zeigt. In seinen Knopf wurde eine Inschrift mit Namen und Anits-
') s. u. a.: Acta capit. gener., Vol. 11, S. 36<) (1355).
2) Riedel, Gesch. d. Klosterk., S. 22.
3) Feldmann II, S. 273/4. ■") M. Dieterich, S. 108/9. 5) Campe, S. 141.
") Fr. Nicolai III, Anhang, S 10. ') Bittkau, Gesch. d. Klosterk., S. 17. *) Campe, S. 1)7. '') Abgebildet bei Petzold, Tafel 49.
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bezeichnung damals lebender Personen gelegt. Wegen „besorglichen Einfalls" mußte er aber schon 1751^ wieder abgebrochen werden. Seitdem wurde die Stellung eines Turmes in der Mitte des Langhauses aufgegeben.
Sein Nachfolger wurde 1752') höher als der alte und von Holzwerk „am Ende der Kirche, nach dem (damaligen) Wall hin" errichtet, d. h. am Westgiebel. 17Q9 mußte dieser umfassend ausgebessert werden, doch konnten sich noch 1807=) zwei preußische Soldaten vor französischen Streifkorps mit Erfolg einige Tage in seiner Spitze verbergen.
Wir sehen ihn auf nebenstehender Zeichnung aus dem Anfang des 18. Jahr- hunderts^) als zweigeschossigen Bau von Abmessungen, die für einen Dachreiter als beträchtlich gelten müssen. Wann er abgetragen wurde, ist nicht bekannt.
An seine slelle trat 1836—41 bei Wiederherstellung der Kirche durch Friedrich Wilhelm III. und IV. ein Neubau, dessen Entwurfszeichnung sich noch im Schinkel- museum der Kgl. Technischen Hochschule zu Charlottenburg befindet (Bl. 5, Abb. 22). Es muß heute als erfreulich bezeichnet werden, daß damals, wohl auch infolge Geldmangels, nicht alle Vorschläge Schinkels zur Ausführung gelangten. Spitz- bogenfries um das Giebeldreieck, Hinzufügung von Rose und Hauptportal sowie Profilierung der Strebepfeiler hätten dem Westgiebel vollständig den feierfichen Ernst genommen, der für das alte Bauwerk eines nach Einfachheit strebenden Ordens charakteristisch ist und es deshalb so eindrucksvoll für den Beschauer macht. Die Höhe dieses gleich allen seinen Vorgängern in Holz errichteten Turmes wird auf 18y Fuß angegeben. Die Spitze lag also über doppelt so hoch wie der Dach- first des Langhauses. Seine auf 3 Seiten massiven Auflager wurden von den Über- mauerungen der Längsgurte und von der Westgiebelwand gebildet, wie bis 1906 an der nachträglichen Aufführung der Giebelspitze in jetzt üblichem Normalformater- kennbar war (Bl. 1). Nach diesen Spuren zu urteilen, wird er in etwa 6X> m Breite aus dem Dach herausgetreten sein, worauf er sich dann der Zeichnung nach in Absätzen bis zur Spitze mit dem Kreuz hin verjüngte. Er soll mit Zink plattiert gewesen sein, das zum Schutz rot angestrichen war. Abweichend von dem Ent- würfe hat man bei der Ausführung die einzelnen Absätze nicht schräg abgedacht, sondern wohl auf den beiden unteren Umgänge angebracht; denn 1856 empfing man bei einem Festzuge zur Klosterkirche hin den König mit einem Chorale „von der unteren Tunngallerie". 1838 waren Kreuz und Kugel aufgesetzt worden, in die man Geldstücke und geschichtlich-statistische Aufzeichnungen von 1806 bis zu diesem Jahre gelegt hatte; doch wurden schon in den fünfziger Jahren kostspielige Repara- turen notwendig, weil das Holzwerk infolge Eindringens von Regen zu faulen be- gann, und 1S6S brach ein heftiger Sturm die obere Spitze ab. Zwar suchte man den unteren Teil durch ein aufgesetztes Dach vor Regen und Schnee weiter zu schützen, doch konnte man dem Fortschritte des Verfalls keinen Einhalt mehr ge- bieten, und so mußte denn schließlich 1883 auch das letzte Stück abgetragen werden. Nur wenige Hölzer im Dach lassen heute noch auf diesen mit großen Kosten auf- geführten Turm schließen, dem eine kürzere Daseinsdauer beschieden gewesen ist als allen andern vor ihm.
Man hat an ihm gelernt. Die beträchtlichen und dauernden Ausbesserungen mußten aufhören, weim man statt eines hölzernen einen massiven Turm vom Erd- boden auf errichtete, dessen größere Bausumme sich durch Wegfall kostspieliger L'nterhaltungsarbeiten bald ausgleichen mußte. Bei der hundertjährigen Gedenkfeier an den Wiederaufbau der Stadt im Jahre 1887 trat man dem schon früher auf- getauchten Gedanken näher. Am 26. August desselben Jahres legte man vor dem Westgiebel den Grundstein, wo er auch heute noch liegt! Zehn Jahre später waren bereits 50 000 Mark gesammelt. Doch das reichte noch nicht für einen damals aufgestellten Entwurf. So konnte man erst 1906, nach fast weiteren 10 Jahren, nach Plänen von Dihm') an die Ausführung der jetzigen Türme gehen (Bl. 5, Abb. 20), die nach mancherlei Erwägiuigen vor allem mit Rücksicht auf ihre schätzungsweise um die Hälfte geringeren Kosten gegenüber einem Westturm ihren Platz in den Ecken zwischen Langhaus und Chor fanden. Bei quadratischer Grundfläche von 7,10 m Seite sind die Türme zunächst unter Verzicht auf neue Mauern vor denen des Chores aufgeführt und im Dachboden durch 2 etwa 1 m im Querschnitt messende
■) Feldmann II, S. 271/2.
-) Heydeinann, S. 69.
^) Eine genaue Datierung des Stadibildes, aus dem die Teilansicht entnommen ist, war trotz Anfrage bei der noch bestehenden Verlagsfirnia nicht zu ermitteln. Da der heutige Pfarrkirchturm bereits vorhanden ist, kann frühestens 1S06 angenommen werden. Lim den Schinkelschen Turm kann es sich nicht handeln, weil die Galerien fehlen.
>) Dihm, S. 2SI/4.
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Spitzbögen im Westen und Osten gegeneinander abgesteift. Sie tragen in Höhe des Chorfirstes einen kleinen Verbindungsbau, und erst dort, wo die beiden Türme, von dessen 1 lauptgesims an selbständig sich loslösend, bis zu ihrer Gesamthöhe von 65 m emporsteigen, werden nunmehr auch ihre einander zugekehrten Innenseiten massiv erforderlich. Format und Fugenbehandlung schließen sich genau der alten Kirche an.
Klosterkirche Neu-Ruppin.
Nach einem Stadibilde aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts gezeichnet.
Den Aufstieg zum Dach vermittelt auch heute noch wie früher der alte Treppen- turm. Nur wurde sein Zugang mittels eingebauten, gegen das Gewölbe stoßenden Rundbaues in den kreuzgewölbten Erdgeschoßraum des Nordturmes verlegt (Bl. 1, Abb. T 2). Wir hatten schon gesehen, daß er zur Hälfte den neuen Türmen hatte weichen müssen. Die Gebeine im Fundament wurden in den verbleibenden Raum wieder eingeschlossen, die Eichenblockstufen unverrückt in die neue Hälfte mit- übernommen.
Erwähnenswert ist die Nachahmung alter, ehemaliger Eisenbeschläge von der Ruppiner St. Georgskapelle, die sich an der Außentür des Südturmes finden, dem Zugang zur neuen kreuzgewölbten Sakristei. Gleichzeitig mit diesen großen, 1Q06 bis 1908 erbauten Haupttürmen wurde am Westgiebel an der Stelle des Schinkelschen ein nur 12,50 m hoher, vierseitiger, schiefergedeckter Dachreiter aufgesetzt (Bl. 5, Abb. 21). Er trägt eine im Dachboden aufgefundene kleine, sehr alte Glocke, die wohl schon zu der Mönche Zeiten vom Kirchendach herabblickte auf eine Stätte ernsten, weltabgeschiedenen, entsagungsvollen Lebens, dort, wo jetzt ein völlig ebener Platz sich ausdehnt.
In der Plananlage der Kirche sind t Bauperioden festzustellen :
1. Von dem um 3 Stufen erhöhten einschiffigen Langchore mit seinen auf- fallend starken Wänden lösen sich 3 — 4 gerade Joche schon beim äußeren .Anblick durch ihren höheren Feldsteinsockel, ihren teilweise erhaltenen Rundbogenfries unter dem älteren Hauptgesimse und ihre 2 auf der Südseite und 3 auf der Nord- seite erst nachträglich ohne Verband vor die Wand gelegten Strebepfeiler als be- sonderer Bauteil von der übrigen Kirche los. Die bedeutende Länge für einen Chor läßt diesen Teil, ebenso wie in Brandenburg, als einen selbständig errichteten Bau erscheinen. Da sich der Bogenfries nicht um das Polygon fort verfolgen läßt, ist ursprünglich platter Chorschluß etwa am jetzigen 4. Joche nicht unwahrschein- lich. Dieser ältere Chorbau hatte jedenfalls, wie die Dominikanerkirchen zu Halber- stadt und Worms, anfangs keine Gewölbe, sondern flache Decke. Wenngleich die heute vorhandenen halbkugelförmigen Dienstkonsolen mit angehefteten, naturalistisch gebildeten Blättern und die ebenso verzierten Dienstkapitelle auf Wölbung noch in früherer Zeit der Gotik schliel5en lassen, so erfolgte sie doch sicherlich später als beim Langhause, das noch die altertümlich schweren Quergurte aufweist. Die
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uiiregelmäßigL' rcilung der Joche ist vielleiclit so zu erklären, daß das westliche später durch Wegfall einer Westabschlußwand am jetzigen Choranfang breiter wurde, während das östliche, um 2 Stufen des Fußbodens erhöhte ehemals den Altar ent- halten haben mag.
Neben diesen Ausführungen über die ehemalige Deckenform lassen auch die schmalen, zweiteiligen, flach geschmiegten Fenster ohne profilierte Leibungen mit altertümlichem Maßwerk und die spitzbogigen Portalnischen der Südwand, beide mit starkem Wulst in Wandung und Bogen, die eine außerdem mit Eckverstärkungen an den Basen, diesen Bauteil noch in das Aufnahmejahr 1246 zurückversetzen, in dem mangels irgend welcher Nachrichten darüber die Bautätigkeit begonnen haben mag.
Hierher gehört auch zeitlich das kleine Nordportal des Langhauses mit seinen sehr altertümlichen Stützensäulen und Säulenringen zu ihrer Befestigung sowie den erst seit Ende des 12. Jahrhunderts') auftauchenden Modellierungen der Blätter an den Kapitellen, die sich bei der damals jungen Herstellungsart im Brand noch stark verzogen haben. Adlers Vermutung, es sei erst später an seine jetzige Stelle verlegt, ist somit sehr wahrscheinlich.
Das Format der festen Steine ist namentlich an der Südwand infolge zahl- reicher Ausbesserungen nicht ganz einheitlich, im Mittel aber 10 : 14,5 — 15 : 30. Die Fugen sind, vielleicht unter Verwendung des quarzhaltigen Seekalkes, glatt aus- gestriclien und etwa 2 cm dick. Trotz überall vorhandenen gotischen Verbandes ist doch hier wie bei allen folgenden Bauten die heute übliche regelmäßige Wieder- kehr desselben vermieden. Man wollte in gotischer Zeit nicht durch Fugenmusterung die Flächenwirkung der Wände beeinträchtigen.
2. Das Langhaus erscheint innen und außen als in einem Zuge entstanden. Es unterscheidet sich vom Langchor äußerlich durch seine stets vorhanden gewesenen Strebepfeiler und den Backsteinsockel. Gleiche Jochbreiten, gleiche Ausbildung der Fensler, gleiches Profil des Hauptgesimses wie über dem dortigen Rundbogenfriese und gleiche dunkelrot-bräunliclie Färbung der Backsteine lassen trotz der weiter vor- geschrittenen Profilierung des 1 lauptportals diesen Bauteil nicht allzulange nach dem Langchore entstanden sein. Nur hier finden sich auch Langnäpfchen von 1 landlänge und halbkugelförmige Rundnäpfchen von 3 — 5 cm Durchmesser, über deren Ent- stehung und Bedeutung man noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen ist. Sie treten besonders häufig an dem ehemaligen Eingange zum Treppenturme bis zu etwa 2 m Höhe desselben auf, wo überdies die zu allen Zeiten vorkommende Behand- lung der Ecken mit dem Schariereisen festgestellt werden kann, finden sich aber auch andern Ortes vereinzelt. Entgegen manchen Angaben über andre Kirchen muß betont werden, daß einige dieser Marken über die Fugen weglaufen, unbedingt also erst nach dem .\ufbau entstanden sind. Ziegelstempeln sind sie demnach keineswegs gleichgeltend.
Im Vergleich zu den Klosterkirchen in Prenzlau und Brandenburg, mit denen das Langhaus die kleinen Strebepfeilerchen auf den großen gemeinsam hat, lassen die ver- steifende Übermauerung der Quergurte in den Seitenschiffen, die ängstliche Verringe- rung der Mittelschiffsspannweite sowie die sehr schmalen Seitenschiffe, die kräftige Gestaltung besonderer Quergurte in allen drei Schiffen, die vorzugsweise im 13. Jahr- hundert übliche Stützenform aus runder Mittelsäule mit 4 vorgelegten Dreiviertel- säulen in Längs- und Querachse, die Herunterführung starker Wanddienste bis zum Fußboden dieses Langhaus früher als jene entstanden sein, etwa am Ende des 13. Jahrhunderts.
3. Das Polygon ist zugleich mit den Strebepfeilern errichtet, die zuvor sattel- dachartig abgedeckt waren. Infolge verschieden starker Langchormauern ergab sich bei der genau gleichmäßigen Aufteilung des inneren Polygons am ersten, schräg zu den Hauptachsen gestellten Strebepfeiler der Nordseite seine Abweichung von der inneren Polygonachse um etwa 20 cm nach Osten zu. Andre Kennzeichen für nachträgliche Anfügung des Polygons, wie Fugenverschiedenheit oder An- stückelung, sind in der aufgehenden Mauer derzeit nicht mehr erkennbar, weil an den beiden etwa in Frage konnnenden Anschlußstellen späterhin Strebepfeiler bis zur Flöhe des ehemaligen Kreuzbogenfrieses vorgesetzt worden sind; die darüberliegenden Schichten aber stammen bei Langchor und Polygon aus einer Zeit und weisen darum natürlich einheitlichen Verband auf. Dagegen ist der Feldstein- sockel am Chorschluß niedriger als beim Langchore, die schwächeren Dienste reichen bis zum Fußboden herab, stets fehlte der Bogenfries. Format, Farbe und Behandlung der Fugen lassen gegen die übrige Kirche keine nennenswerten Unter-
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schiede erkennen; nur die Steine sind viel schärfer durchgebrannt, oft bis zur Sinterung an der Oberfläche.
Über die Entstehung des Polygons fehlen jegliche bestimmtere Nachrichten. Aus der W'andinschrift') erfahren wir, daß Graf Ulrich um 1400 dem Kloster gewisse Einnahmen zu Bauzwecken vermacht hat. Es ist möglich, daß zu jener Zeit der letzige Chorschluß entstand, wobei man ja vielleicht auch damals erst zugleich die Mauern des Langchores um 2,70 m erhöhte und durch Strebepfeiler verstärkte sowie seine Joche einwölhte, da jetzt ein gemeinsames, anders als beim Langhaus gebildetes llauptgesims den ganzen Chor umschließt; Bittkau-) nimmt sogar noch weitergehend an, daß der alte Chor damals für die Orafengräber zu klein gewesen sei, und stellt seine Erweiterung durch das Polygon in Beziehung zu einer ein- geritzten undeutlichen Steininschrift, die sich links vom Haupteingang im 4. 1.anghaus- jüche außen unter dem Fenster befindet und die er für 1391 liest. Doch kann sie auch als „Anno 1491" gelesen werden-'). 1488 wurde nach dem großen Klosterbrande ein Dachreiter aufgesetzt, 1491 mögen auch die andern Reparaturarbeiten vollendet gewesen sein. Wir hören, daß Brandschutt und geschmolzenes Material im jetzigen Chorfußboden gefunden wurde. Das einfallende Dach mag die üewölbe zer- schmettert haben, und bei ihrer Erneuerung gab man ihnen wieder, wie wir es auch in Tangermünde feststellen werden, wie am Anfang des gotischen Stils die bis heute erhaltenen rundbogigen Diagonalen und Gurte von gleichem Profil. Die Ent- stehung des Polygons wäre somit um. 1400 zu setzen, während die jetzigen Chor- gewölbe dem Ende des 15. Jahrhunderts entstammen dürften.
4. Zu Schinkels Zeit wurde 1836—41 der alte Sakristeianbau an der nördlichen Chorwand, aus unbekannter Zeit stammend, entfernt und durch einen Neubau in der Südostecke zwischen Chor und Langhaus ersetzt. Damals entstanden auch ver- mutlich die Ausmauerung und die Vodagen an den südlichen Langhausstrebepfeilern.
5. Durch Dihm wurde 1906—8 auch diese Sakristei abgebrochen und in den südlichen der beiden besprochenen Türme verlegt, während der nördliche eine Vor- halle erhielt, wie wir oben gesehen haben.
Die Neuruppiner Klosterkirche finden wir in mittelalterlichen Urkunden oder (< 2. Kloster- Schriften höchstens dem Namen nach erwähnt. 1 lätte nicht ein guter Stern über gebäude. diesem Bauwerk gestanden zu Zeiten, wo Feuer und Schwert ganze Stadtteile in Trümmer sinken ließen; hätte nicht des Königs Hand noch im letzten Augenblick sich rettend ausgestreckt, als auch das kraftvoll massige Denkmal frühheimatlicher Kunst schließlich infolge dauernder Vernachlässigung in seinen Grundfesten er- schüttert war, so hätten wir heute vielleicht von ihm ebensowenig bauliche Nach- richten mehr wie von mancher andern stolzen Kirche, die auch erst in den beiden letzten Jahrhunderten dem Untergang verfallen ist.
Nicht ganz so unergiebig, wenngleich auch nur spärlich, sind die überkommenen Nachrichten von dem andern Teile des Klosters. In einer Heberolle der Stadt von !36t wird*) in der „prima platea Bagutarum" (jetzt Poststraße, östlich der Kirche; Bl. j) auch erwähnt die „Curia illorum de ronebeke . . . vicina claustro"; ebenda wird die Stelle gegenüber dem Kloster nach Norden zu (versus aquilonem a claustro) als bebaut aufgeführt; in der „secunda platea bagutarum" (jetzt Klosterstra(5e, etwa auf das Hauptportal zulaufend) werden u. a. von der „Curia dominarum in lyndovv" und „de domo frm. (fratrum)" Abgaben geleistet. Von dort an bis zum Eingang zum „Taschenberg" (jetzt Karlstraße, etwa parallel der Klosterstraße und etwa 50 m westlich vom Westgiebel beginnend) werden die Häuser genannt „in acte apud Fratres" und „apud Fratres vicina claustro"; beim Eingang zum Taschenberg steht „domus . . . versus Fratres" und „in alio latere (nach der Stadtmauer zu?) domus prope valvam Fratrum". Wenngleich die genaue Lage der genannten Grundstücke aus diesen Angaben nicht festzustellen ist, besonders die westliche Begrenzung nicht sicher angegeben wird, erkennt man doch hieraus, daß schon um die .\Aitte des 14. Jahrhunderts das Klostergebiet im Osten und Norden unter Belassung eines an- gemessenen Zwischenraumes umbaut gewesen ist, auf dem späterhin ein Fried- hof lag.
Eine zweite Urkunde von 1382-^), einen \crtrag zwischen dem Konvent und dem Rat der Stadt enthaltend, ergänzt trotz mancher Lücken und dadurch ent- stehender L'nklarheiten im Text obige Feststellung und gibt zuerst, wenn auch nur unbestimmt, Kunde von den Klostergebäuden selbst. Es wird darin vereinbart;
') s. 1. Teil, die Geschichte, § 1, Qründungsgeschichte.
2) Bittkau, das Alter d. Klosterk.
3) s. Watteiibach.
') Riedel A 4, S 3(Hl-302.
5) Riedel, (lescli d. Klosterk., S. Iiff.
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1 „de Conuent moghe des nachtes sloten stan hebben gliegunt vnde ghunnen cwichhken dersuluen stad der miiren thusghen demsuluen Conuente vnde Rappincsghen see also vele, alse sye daran hadden, vnd eynes rumes vnd weghes ttiusghen dersuluen muren vndt deme Conuente van vnd ut deme hove, den nu Randeberch van Ronnebeke lieft, dorch ere scherehus vnd spisehus wente umme eres vorgenanten Conuentes Bachus wedder ut deme dore, dat tgusgen der stad muren vnd erenn garden is, also dat sye enige \'ele dersukie .... (Brau?) hus schun breken vnde den tygel beholden."
2. „Ok schal sik de Conuent suluen afbwen, muren oder tunen, vnde de ghebwe, muren oder tune seluen waren vnde beteren na ereme willen, vnde de Conuent schal der Stadt muren nicht neger bwen, muren oder tunen, wan also de thwn nu irst ghebwet vnd ghesat wert."
3. „Vnde de wech schal in vnde ut slotafighe doren oder porten hebben, de me des daghes van der stad vveghene sluten schal. Dat de Conuent dar neyn vngemak af hebbe. Doch schal me desuluen doren vnde porten apenen deme Conuente des daghes, wen en des not is vnde behuf eren Conuente tu bwende vnde beternde. Ok schallen wy Ratmanne ... dat schikken, dat deme Conuente vnde des Conuentes bruderen des nachtes neyn vnghemake edder schade schye van deme sulue weghe, thu sunderliken so van de wekeren vnde dat de wech reyne bliue."
4. „Des Conuents borne vnde [watere moghen] dorch de Stadt muren vliten vnde de Conuent schal sye moghen beteren vnde suuere bynnen der stad muren vnde buten wen en [des not vnde behuf is]".
5. „[Vortmer de] Stadt schal des Conuents Renneter vnd Gasthus nicht vorbwen
met tormen, wychhusen oder weren, dorch des lichtes willen de schun den
orkenner ut deme gheuele eres gasthuses afbreken."
6. „Ok schal de Conuent moghen bwen vnde beteren ere heymelike kamere vnde den ghank darthu ouer de stad mure wen en des behuf is darsulues dar sye
nu sint oder eynen anderen dat de stad mure nicht darmede besweret en
werde, dat sye moghe vallen vt oder in. Doch schal me de kamere nicht
schyuen van dem watere up mer van bouen neder also vele alse des behuf is."
7. „Vor desse ghunst . . . hebben de Ratmanne . . . ghegunt dat dat hus vnde
liof ... des Conuentes bichthus thu der stad ward Ok schal de hof
schotpflichtich blyuen "
8. „Vortmer schulte wy Ratmanne dem Conuente gheven also vele ekenre Stile
van virteyn langh alse de Conuent bhwet thu deme irsten male thu
den thunen vnde druttich mark brandenb. syluer "
9. Schließlich werden noch ohne erkennbaren Zusammenhang erwähnt der Stadtmauer „doren vnde porten de dar dorc ghinghen," von denen Dieterich') Anfang des 18. Jahrhunderts noch eine zugemauert gesehen hat.
Wir finden hier zwischen Stadtmauer und Klosteranlage einen größeren Zwischenraum mit einem Wege, der von Ronnebekes demnach offenbar am Ende der heutigen Poststraße gelegenen Hofe in ost-westlicher Richtung durch (?) das „scherehus" (Geschirrhaus?) und Speisehaus schließlich zum Backhause führte, dort mittels eines Tores zwischen Stadtmauer und Klostergarten einen Abschluß fand und nun nach einer Wendung das Interessengebiet des Klosters verließ. Bei dieser Annahme könnte dieses „dor" der früher erwähnten „valva Fratrum" am unteren Ende der heutigen Karlstraße entsprechen; es würde sich der Klostergarten also nach Westen zu bis hierher erstreckt und, abzüglich aller als anliegend anzunehmen- den Straßen, eine nutzbare Fläche von rund 50 60 m eingenommen haben; ein Maß, wie es anderswo nicht größer angetroffen wird. Deutet man dagegen die zweifelhaften Worte dahin, dal] der Weg erst nach einer Schwenkung um das Backhaus aus dem erwähnten Tore führte, so muß man den Klostergarten als 4- bis 5mal so groß und bis zur jetzigen Präsidentenstraße reichend annehmen, der damaligen Stadtgrenze nach Westen zu.
Ebenso schwierig ist die Lagebestimmung der erwähnten Gebäude. Faßt man das „dorch ere scherehus vnd spisehus" wörtlich auf, so müßten beide Gebäude Tore besessen haben. Da solche in Wirklichkeit nie zur Klausur selbst führten, müßte man Flügelbauten annehmen, die bis nahe an die Stadtmauer reichten, vielleicht nur unter Belassung eines für die Stadtverteidigung erforderlichen Raumes. Damit wäre, unter \oraussetzung der üblichen Lage eines Schlafsaales im 1. Stock, von dort leicht ein be- quemer Zugang denkbar für die „heymelike kamere vnde den ghank darthu ouer de
') M. Dietericli, S. 111.
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stad mure". Diese Kammer hat übrigens nichts zu tun mit einem unterirdischen Gange zur inneren Stadt oder gar unter dem See weg ans andre Ufer, wie die Volkssagc be- richtet; ihre Bestimmung steht vielmehr wegen zahlreich bekannter ähnlicher Anlagen außer Zweifel. Die Annahme solcher Flügelbauten gewinnt dadurch an Wahrschein- lichkeit, daß der Rat sich weiter unten verpflichtet, dem „Renneter vnd Gasthus" nicht durch hohe Befestigungsbauten das Licht nehmen. Der Remter oder das Refektorium ist aber das Speisehaus, und somit dürfte dem Gasthause das „scherehus" entsprechen oder vielmehr nach .Art z. B. von Cluny-Farfa in einem Gebäude mit einem Obergeschoß unten das Geschirrhaus (Geräte-, Gepäck- und Wagenhaus) der Gaste anzunehmen sein, während oben die eigentlichen Gasträumt sich befunden hrben mögen. Dem Gasthause wäre damit zugleich die stets übliche I-age außerhalb des eigentlichen Klaustrums zugewiesen. Ein so gebildeter äußerer Klosterhof sollte dann wohl mit den vom Rat zu liefernden Eichenstielen gegen den Gang an der Stadtmauer hin abgeschlossen werden, den der Konvent auf Grund dieses Vertrages gegen 30 Mark Silber und ein seiner Lage nach nicht bezeichnetes Beichthaus in der Stadt unter gewissen Bedingungen abtrat. Der in einem lückenhaften Satze ei-wähnte Tiegel läßt auf ein Brauhaus schließen, das wir wie auch sonst häufig vielleicht bei dem Backhause in der südlichen Ecke des Klostergartens zu suchen hätten. 1
Wenn wir demnach von der ersten Plananlage des Klosters in Neu-Ruppin so wenig Zuverlässiges wissen, so hat das neben der bedauernswerten Vernichtung aller Dokumente aus jener Zeit auch seinen Grund in einem furchtbaren Natur- ereignis, das nicht nur das Kloster, sondern auch seine nächste Umgebung in arge Mitleidenschaft zog. Aus der oben in der Geschichte der Türme bereits mitgeteilten Knopfurkunde erfahren wir, daß 1465 das eigentliche Kloster mit allen seinen Ge- bäuden außer dem Backhause (domus pistrini) ein Raub der Flammen wurde. Seine abgesonderte Lage am Ende des Klostergartens mag dieses damals vor einem gleichen Geschicke bewahrt haben; doch auch ihm waren nur noch wenige Jahre beschieden: 14S6 fiel es ebenfalls einem Brande zum Opfer.
Bis zu welchem Grade das Feuer in den Gebäuden vernichtend gewütet hat, wird uns nirgends berichtet; aber es ist sehr wahrscheinlich, daß nur dFe leich- teren Nebengebäude und alles Holzwerk von den Flammen verzehrt wurden, von der Kirche also nur das Dach, wobei freilich, wie bereits erwähnt, von einstürzen- den Balken und den herabfallenden Glocken die Gewölbe großenteils durchschlagen sein werden. Jedenfalls fand man bei Nachgrabungen im Chore im Jahre 1906 neben mancherfei Brandspuren auch Reste von geschmolzenem Glas und Blei, die offenbar von den damals mitvernichteten Fenstern herrührten.
Nicht nur als den Erbauer eines Glockenturmes, sondern als den technischen Leiter der ganzen erfordedich gewordenen Bauarbeiten dürfen wir wohl den Branden- burger Architekten Paul ansehen, wenn er allein in der Knopfurkunde von 1488 bei Erwähnung des ganzen Brandschadens der .Vleister genannt wird, von dem „erectum est praesens opus".
Auch diese neuen oder doch zum mindesten stark erneuerten Klausurgebäude sind nicht mehr vorhanden. Wir können uns zu ihrer Betrachtung nur auf die recht knappen Angaben stützen, die uns Feldmann über das Westgebäude noch aus eigener Anschauung gibt, während er über Süd-, Ost- und Nordgebäude die Aus- sagen eines alten Leinewebers Eichner sorgfältig gesammelt hat^ der in seinen jungen Jahren diese Teile, wenn auch schon ohne Dach, noch gesehen hatte. Unter Berücksichtigung der Spuren an der Kirchenwand und der obigen .'\ufzeichnungen') kann man sich von der Gesamtanlage folgendes Bild machen (Bl. 5):
Zwischen der heute noch stehenden Klosterkirche und der von der äußeren Wandflucht des Langhauses i./M. 51 m entfernten Stadtmauer, also etwa nach Süden zu, lag ein viereckiger „innerer" Klosterhof von 93',. Fuß Länge (29,36 m) und 87 Fuß Breite (27,32 m). Rund um ihn herum lief eine gemauerte Rinne, mit 3 Fuß (94 cm) langen gebrannten Steinen überdeckt, so daß man frei darüber hinweggehen konnte. Werksteine irgendwelcher Arf waren nicht dazu verwandt worden. Ein Brunnen war in diesem inneren Klosterhofe wenigstens um 1700 nicht mehr vorhanden; wohl aber hatte sich bis dahin weiter seewärts, nahe am Ende des Westgebäudes, ein alter offener Brunnen befunden; vor seinem X'erschütten hier vorgenonnnene Nachgrabungen haben nichts zutage gefördert, was über frühere Zeiten hätte .-Xiifschluß geben können.
') Feldmann II, S. M3 i6 und 36S -71, Da in der ll.indschrift gerade an dieser Stelle Blätter fehlen," ergänzt nach Cimpe, S. 141/42.
Neu-Ruppin
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An der nördlichen Seite dieses Hofes stand die Kirche; an diese schlössen sich im Osten und Westen zwei Häuser mit Obergeschoß an, während die Süd- grenze nur von dem „Spaziergang" gebildet wurde. Unter den südlichen Kirchen- fenstern aber zog sich als Verbindung der beiden großen Seitengebäude ein ein- geschossiger gewölbter Kreuzgang entlang, dessen (Pult-)Dachhöhc etwas mehr als 17 Fuß (5,40 m) betrug. Da eine Verlängerung der Kirchenfenster nach unten hin aus jüngerer Zeit am Mauerwerk nicht erkennbar ist, muß also der Fußboden dieses Kreuzganges etwa ■'• i m tiefer gelegen haben als der jetzige Klosterplatz. Solches Anwachsen der Geländehöhc bei alten Bauwerken werden wir auch in Prenz- lau und Soldin wiederfinden. Die (Gesamt ?-)Breite des obigen Verbindungsbaues wird auf etwas mehr als 12 Fuß (3,80 m) angegeben, wobei zwischen den Strebe- pfeilern und der Außenwand eine Gangbreite von etwa 2 m verblieben wäre, während die gesamte lichte Weite mit etwa 3,10 m den auch anderswo anzutreffen- den Kreuzgangsabmessungen entsprechen würde. Die sehr geringe Weite der Seitenschiffe wird in Ruppin die Beibehaltung von Strebepfeilern auch auf der Kreuzgangsseite veranlaßt haben, die wir u. a. auch beim Dom zu Wetzlar antreffen. Spuren an der Kirchenwand sind an dieser Stelle nicht mehr sichtbar. Sie müßten hinter der Ausmauerung der Strebepfeiler liegen. Vom Klosterhof her führte in diesen Bauteil eine Tür und ging „nach die Kirche hinein"; ihre Lage ist nicht näher bestimmt, auch nicht mehr feststellbar. Vielleicht ist es die ehemalige Tür in der südöstlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus gewesen, die ähnliche Lage hat wie ein ehemaliger Durchgang zu St. Pauli in Brandenburg.
Betrachten wir zugleich den südlichen Abschluß des Klosterhofes, so finden wir, selbst wenn wir obige Hofabmessungen und die weiterhin angegebene Ent- fernung des Westgebäudes von der Stadtmauer zu 54 Fuß (16,96 m) als etwas zu hoch gegriffene Näherungswerte ansehen, daß der „freie Kreuzgang" wirklich nur ein niedriger Gang gewesen sein kann, nicht ein ganzes Klostergebäude, wie Riedel meint. Hier sollen auffallenderweise gleich 3 gewölbte Türen in den inneren Kloster- hof geführt haben. Es erscheint aber bei dem Zweck des Klaustrums äußerst be- denklich, so viel Öffnungen als ursprüngliche anzunehmen.
Das Erdgeschoß des westlichen Klausurgebäudes enthielt an seinem Südende im 18. Jahrhundert die aus Flur, Stube und Kammer bestehende Küsterwohnung, „alle gewölbt und mit mauren umgeben", während der größere nördliche Teil trotz eingezogener Fachwerkwände noch auf einen ehemaligen Raum schließen ließ, der „eine einzige hölung" war. Obgleich Feldmann einmal ausdrücklich angibt, daß im Westgebäude kein Kreuzgang gewesen sei, spricht er an zwei andern Stellen wieder davon, daß ein solcher „rund um den hof war, unter dem Gewölbe", bezw. daß er „einen recht viereckten hof eingeschlossen" habe; und dies ist im Hinblick auf ähnliche Bauten das Wahrscheinlichste, umsomehr, als eine hier erwähnte Tür zum Klosterhofe wchl kaum unmittelbar von dem Inneren unter freien Himmel geführt hat, statt in einen überdeckten Kreuzgang. Die eingezogenen Fachwerkwände, durch die kleine Wohnungen geschaffen wurden, können Feldmann sehr wohl den wahren Zusammenhang verheimlicht haben. Hat er doch auch nicht bemerkt, daß der nördliche Erdgeschoßraum unmöglich ,.gantz frei" gewesen sein kann ; oben haben nämlich 5 dünne Säulen „in der mitte in einer Reihe" gestanden, die rings um sich her die Gewölbe trugen. Diese müssen sich unbedingt auch nach unten hin in Stützen fortgesetzt haben, zumal man in solchen Fällen auch die unteren Räume stets gewölbt findet; denn bei Annahme ihrer Stellung über der inneren Kreuzgangs- wand würde man nach der westlichen Aulknseite hin Räume von der unwahrschein- lichen Tiefe nur des Kreuzganges selbst, etwa 3 m, voraussetzen müssen.
Die „circumferenz" der erwähnten Säulen von 2 Fuß 2 Zoll oder 2 Fuß 10 Zoll (i./M. 25 cm Durchmesser) läßt Werksteinsäulen vermuten, die wir z. B. auch in Prenzlau finden werden; ihre Höhe betrug nur etwas mehr als 5 Fuß (1,60 m). Die Höhe des Westgebäudes betrug 27 Fuß (8,48 m), so daß wir nach der am südlichen Achteckstrebepfeiler etwa in entsprechender Höhe befindlichen Dachkalkleiste und in Übereinstimmung mit einem alten Stadtplane von etwa 1723') sowie mit dem Plane Braschs-) von 1789 die Westseite dieses Gebäudes in der Flucht des Westgiebels der Kirche zu suchen haben. Im südlichen Ende, in der dafür typischen Lage, kann man wegen der massiven Uniwehrung wohl die Küche vermuten, an- schließend im Erdgeschoß den Speisesaal. Die Benutzungsart der oberen Räume ist ungewiß.
1) Neuruppiner Stadtplan.
2) Brasch, Plan der Stadt Neu-Ruppin.
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Das östliche Klosterfrebäiide liabeii wir uns wie im äußern Aufbau so auch im inncrn dem westhchen sehr ähnlich zu denken: In beiden Geschossen finden wir hier Gewölbe, „ebenso gebauet" und „mit eben solchen dünnen kurtzen Säulen" wie dort. Neben dem Kreuzgange im Erdgeschof? befanden sich an der ostlichen Außen- mauer dieses Gebäudes um 1700 angeblich etwa 8—10 kleine Zellen, jede mit einem besonderen, an der Ostwand hochgeführten Schornsteine, aber nicht j e zwei von- einander durch einen schmalen Gang getrennt, wie Campe angibt, sondern immer zwei zusammenstehende von zwei andern. Die Zellen waren „alle gemauert und kein Krümchen holtz daran", „die inneren Wände .... nur dünn, nehmlich von auf die Kante gesetzten mauersteinen gemauert". Zellen und Zwischengänge wurden durch zwei Arten von Fenstern erleuchtet, teils durch Rundfenster „so groß als mein Theetisch", die Mehrzahl aber durch anders gestaltete zierliche, oben „zu- gerundete", in denen sich „2 steinerne Stiele wie in den großen Kirchenfenstern" befanden. Jene mögen in den Gängen, diese in den Zellen gelegen haben. Es ist nicht verständlich und wegen der aufs tiefste zu bedauernden, durch groben Ver- trauensbruch entstandenen Lücke in Feldmanns Handschrift nicht mehr nachzu- prüfen, woraufhin Campe bei Erwähnung dieses Ostgebäudes zu einer Breite „des ganzen Gebäudes" von IQ'- Fuß kommt (6,12 m). Für einen Kreuzgang allein wäre das sich ergebende lichte Maß bei einem Dominikanerkloster ganz ungewöhn- lich groß, und wollte man noch Innenwand und Zellen hinzurechnen, würde es wieder bei weitem nicht ausreichen. Nähme man aber den Kreuzgang im Ostflügel nur eingeschossig an wie an Kirche und Südseite, bezöge also die ö,I2 m Gebäude- breite auf ein sich nur über den darunterliegenden Zellen erhebendes Obergeschoß, wo fanden dann die oberen Mittelsäulen bei den nur schwachen unteren Zwischen- wänden ihren Unterstützungspunkt? Stammten denn auch die kleinen Erdgeschoß- räume, die sich 1^4 Jahrhundert nach Auflösung des Klosters vorfanden, be- stimmt noch aus der Zeit der Mönche? Können nicht ebensogut diese ganz ungewöhnlich dünnen Wände nachträgliche Zwischenstellungen sein, die aus größeren Räumen für Hospital- und Krankenzwecke nach der Reformation kleine, einzeln zugängliche und voneinander abgeschlossene Kammern schufen? Betrach- ten wir die gewiß auf vorreformatorische Zeiten zurückweisenden Bögen an der südlichen Chorwand, wenn sie heute auch nur noch die Linienführung ehemaliger Anschlußstellen verbürgen, die wohl 1836—41 in dieser Weise ausgebessert wurden'): Drei Spitzbögen reihen sich im Erdgeschoß aneinander; beim gemeinsamen Kämpfer des östlichen und mittelsten kann man heute noch an der Wand auf ein abgestemmtes Bauglied von etwa 2 — 3 Schichten Höhe schließen, also den Ab- messungen einer Konsole; der andre Kämpfer ist leider nicht mehr sichtbar. Ein großer Bogen im Obergeschoß faßt die 3 unteren zusammen und läßt somit alle 4 Bögen unter gemeinsamem Dache und zwischen gemeinsamen Mauern liegen. Be- rücksichtigt man ferner, daß unter Annahme einer Breite des Westgebäudes von 10 — 11 m, nach durchschnittlichen Abmessungen andrer Klosteranlagen mit zwei- schiffigen Räumen und Kreuzgang festgestellt, dessen Ostwand von der soeben an- genommenen, ihr gegenüberliegenden etwa 29 m entfernt wäre (gleich oben an- geführter Hoflänge), so kann man wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an dieser Stelle das ehemalige Ostgebäude suchen. Damit ließen sich auch Campes oben er- wähnte unklare Maßangaben in Einklang bringen. Der „Gang", dessen Innen- und Außenmauern von je 3 Fuß wir als Innen- und östliche Außenwand des Ge- bäudes betrachten müssen, wäre dann der Gang zwischen den Zellen, „das ganze Gebäude" also seine Länge, vermehrt um die beiden Wandstärken. Doch muß dies unbeweisbare Annahme bleiben.
Feldmann erwähnt nirgends, an welchem Ende des Ostgebäudes die oberen Mittelsäulen gestanden haben. Darum könnte man zunächst dem Chore in der Profil- gebung des oberen Spitzbogens nach manchen andern Beispielen einen ins Dach hineinragenden, vielleicht nur mit Holztonnc überdeckt gewesenen Schlafsaal an- nehmen, während ein zweischiffiger Raum im Südende dieses Obergeschosses ge- legen haben mag.
Beachtenswert erscheint, daß hinter dem großen Spitzbogen im Kircheniiniern eine kleinere ehemalige Durchbrechung erkennbar ist (BI. 3).
Unten wären, genau wie bei allen später zu betrachtenden Klöstern, der west- liche Spitzbogen für den Kreuzgang, die beiden andern für vielleicht mehrere zwci-
') Die puiiktuMten Böi;eii slaiiiineu \on einer Itiilieren Aufiialiine dieses Waiidteiles, die Herr [iaiirat I'ünii, Fricdenau. mir frciuulllchst zur Xxrfügung gestellt hat.
Ncu-Ruppin
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schiffige Räume in Anspruch zu nehmen, die von Norden nach Süden zu als Sakristei, Kapitelsaal, Durchgangshalle und Tagesraum zu dienen pflegten. Die zwei noch östlich von diesem Gebäude befindlichen Rundbögen können dann wegen zu großer Tiefenentwicklung höchstens Anbauten gewesen sein, worauf auch die in der Nähe befindliche Kalkdachleiste schließen ließe, wenn sie nicht überhaupt von Gebäuden aus einer früheren Zeit stammen, die nach dem Brande von 1465 nicht wieder aufgebaut wurden. Die romanische Portalnische und eine jetzt vermauerte Türöffnung, beide nur im Innern der Kirche noch erkennbar, mögen ehedem ihre Verbindung mit dem Chorraum hergestellt haben (Bl. 3). Wenngleich Campe unter der Inschrift der Grafen den jetzt zugemauerten ,, Eingang zu dem östlichen Kreuzgange" sieht, ist dies mit den festgestellten Maßen doch nicht vereinbar. Riedel glaubt darin sogar den „Eingang zum Grabgewölbe" erkennen zu können').
Schließlich stand nach Feldmanns Aufzeichnungen um 1700 eine Sakristei „noch außerhalb diesem Kreutzgange", wobei zu berücksichtigen ist, daß in dieser Quelle sehr oft Kreuzgang für Klostergebäude überhaupt gebraucht wird. Da 1835 — 38") die „alte" Sakristei in der Mitte der Chorlangseite, also dort, wo heute noch Dachspuren erkennbar sind, unter Verlegung in die südöstliche Ecke zwischen Chor und Langhaus abgerissen wurde, mögen diese beiden sich entsprechen. Welchem Zweck sie zu Mönchszeiten gedient hat, ob sie damals überhaupt schon vorhanden war, entzieht sich unserer Kenntnis. Der zwischen Ostgebäude und Ostchor verbleibende Winkel mag, wie in St. Pauli zu Brandenburg, eine Erweiterung des Kreuzganges gewesen sein^).
Auf Grund dieser Betrachtungen ist auf Bl. 5 der Lageplan des Klosters nach 1488 dareestellt.
') Campe, S. 18; Riedel A 4, S. 266.
2) Heydemann, S. 190/1.
3j Vergl. den leider sehr kleinen ,,Neuruppiner Stadtplan" von etwa 1723 der neben dem kleinen, fast quadratischen Anbau an der nördlichen Chorlangseite im Süden die Ecke zwischen Chor und Langhaus ausgefüllt angibt, wenngleich in dieser Art der Darstellung unwahrscheinlich. Ferner zeigt der Chor auch auf dieser Süd- seite 2 kleine quadratische Anbauten.
5g
3. Teil. Die Altertümer.
Düiltig sind die Nacliiichten über Lage und Gestaltung der eigentlichen Klausurgebäude; auf späten Vermutungen nur beruht einige Kunde von ihrer früheren Benutzungsart; nichts wird uns überliefert von Wirtschaftsgebäuden, und ganz in Dunkel gehüllt ist uns die Fomiensprache und ehemalige Ausstattung dieser mehr profanen /wecken tlienenden Gebäude. Wohl aber finden wir in der Kirche manches Stück, dessen Entstehung noch in die Zeiten des .Mittelalters fällt, und die Literatur gibt uns ergänzend .Auskunft auch noch über mancherlei Andres, was im lauf der Zeiten als Schmuck oder Innenausstattung dieses Gebäudes eine Rolle gespielt hat.
Zunächst finden wir heute in Nischen auf der süd- lichen Chorwand vier selbständige figürliche Dar- siellungen. Wohl die älteste davon ist die eines .Mannes m Mönchskleidung, in der Rechten ein Gebetbuch, in der Linken einen Stab haltend. Dieterich') sah uiter ihr noch am Anfang des 18. Jahrhunderts die Worte :
,,Frater Wichmannus, fundator hujus Coenobii A. p. C. n. 1256". Fs ist nicht ersichtlich, weshalb später Bratring ohne .Angabe seiner Gründe die Statue für Thomas von Aquino hielt, andre gar Dominikus darin zu sehen meinten. Sie ist 1,42 m hoch und scheinbar aus weichem Sandstein, vielleicht aber auch aus Stuck an- gefertigt. Der Kopf als die Hauptsache ist mit größter Liebe dargestellt. Die hohe Stirn deutet auf Klugheit, tiefe Furchen unter den Augen und spärlicher Haarwuchs :uil hohes Alter; etwas gesenkte Augenlider, ein lächeln- Ller Mund und ein gerundetes Kinn geben einen milden Ausdruck. In schroffem Gegensatz zu dem lebenswahren Gesamteindruck des Kopfes steht die nachlässige Aus- bildung des Körpers. Schon die Haltung ist unnatür- lich, indem der wohl schreitend Gedachte sich nach der dem stützenden Stab entgegengesetzten Seite neigt; der Faltenwurf wirkt angeklebt; kein Glied löst sich völlig vom Körper los; der Oberkörper ist 14 cm dick und er- scheint stark eingedrückt: alles Merkmale, die diese Statue vielleicht bis in das 13. Jahrhundert zurück datieren lassen.
Von unbekannter Zeit an bis etwa 1700 stand diese Figur „außer der Mauer", d. h. wohl irgendwo frei im Kirchenraume. Dann ließ der Magistrat ein Loch in die Kirchenmauer hauen und „zu seinem epitaphio" eine Tafel darüber setzen^), die noch heute in der Nische hinter dem Altare steht und in ihrem SO'- 100 cm großen Oval unter einem Adler die Inschrift trägt:
,,Frater Wichnianiuis Fundator hujus coenobii. a.p.C ii. MCCLVI. Coenobii Neo RuppinI Fundator et Auetor Wichmannus Comes est, vir pietate gravis : Effigiem videas et contenipleris lionestos In vultu mo- res, ac monachale Decus.
Fig. 2. Pater Wichmann.
Aufiifii. 1911.
Ad .Mandatuni Magistratus
renovatum
17-i6".
') M. Dieterich, S. 110.
•) Feldniann II, 5.37(1/1; li. Bckmann, liaiidschr. Nachlaß, bereits: Magistratus in niemoriani posteritatis rennvatuni .Anno 1703".
.Ad mandatuni
Ne»-Ruppiii
Fig. 3 Pietä.
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Bald darauf, im Jahre 1714, erhielt die Statue einen neuen Anstrich'); wahr- scheinlich sind also schon vorher die ursprünglichen Farbtöne, die noch heute am Gesicht als rötlich, am Gewand als schwarz sich feststellen lassen, unter einer einheitlichen Deckschicht dem Auge verborgen worden.
Ebenfalls aus einem weichen Sandstein oder Stuck, nicht aus Holz, wie Bergau angibt, ist eine SO cm hohe sitzende Figur der Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schöße, eine in mittelalterlichen Kirchen öfters an- zutreffenfle Gruppe. Als bester Beweis für ihre Herkunft noch aus vorreformatorischer Zeit kann auch ihre Übermalung mit einer graugrünen häßlichen Deckfarbe gelten, unter der sich z. B. das ehemalige Rot des Marien- gewandes noch feststellen läßt. Wenngleich Arme und Beine sich auch noch nirgends ganz loslösen, lassen doch die fließenderen Formen und die plastischere Bil- dung gegenüber der Wichmannsstatue dieses Werk später entstanden sein, etwa im 15. Jahrhundert.
Stilistisch etwa in die gleiche Zeit zu setzen sind zwei Holzfiguren, ohne den Sockel 1,12 m, mit ihm 1,27 m hoch, Maria und Johannes darstellend. Wie ich und rücksichtslos man nach der Reformation bei i'bermalung farbiger Gegenstände verfuhr, deren Her- kunft aus katholischer Zeit man damit verdecken wollte, zeigt die Frauengestalt: am rechten Arm gewahrt man unter der heute dick aufgetragenen Farbschicht weißes Leinen! Die ehemals rote Farbe des Gewandes läßt sich auch hier noch feststellen. Diese beiden Figuren standen wohl von jeher in engstem Zusammen- hange mit einem seit Schinkels Kiixhenausbesserung verschwundenen hölzernen Kruzifix, das sich damals zwischen obigen Holzfiguren an der Wand des Altares befunden hatte.
Neben diesen allseitig freien Figuren finden wir einige alte Reliefs, deren Gruppen sich kräftig vom Hintergrunde abheben. Die heutige Altarrückwand bedecken seit 1836 bis 1 84 1 Darstellungen aus dem Leben Christi, die schon Anfang des 1 S.Jahr- hunderts-) als , .Altarbilder" bezeich- net werden und früher auch am alten Altare angebracht gewesen sein mögen. Ein Rahmen von 2,00X2,80m umschließt 6 fast quadratische Ab- teilungen, die in 2 Reihen von je 3 Bildern übereinander stehen. Es ist schwer festzustellen, ob nicht auch hier Sandstein als Material verwandt worden ist, zumal an die Stelle einer wohl schon früher vorhanden zu den- kenden farbigen Bemalung vermutlich seit Schinkels Zeiten eine neue ge- treten ist. Wahrscheinlicher ist, da Holz nicht vorliegt, eineModellierung aus Ton, weil namentlich die Falten der Gewänder so scharf an ihren Kanten sind , daß sie eher
wie geschnitten als wie gemeißelt aussehen. Dargestellt werden rechts unten die Geburt, darüber die Auferstehung Christi : die beiden bedeutungsvollsten Momente seines Lebens für die Menschheit. Links finden wir unten die Huldigung der drei Könige, oben die Darbringung im Tempel mit Simeon: die Anbetung Christi durch Heiden und Juden. Die Mitte nimmt unten die Kreuzigung Christi ein, oben sein
Fig. 4. Maria und Johannes.
Auf gen. 1911
') Riedel, Qesch d. Klosterk., S. 8. -) Bekniann, handschr. Nachlaß.
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und Marias Aufenthalt uii 1 iininu-l : scme tiefste flrniedrigung und seine liöchste Erhöhung. Die einzehien Figuren weisen neben argen Mißgriffen iin Maßstab häufig eine solche Steifheit auf, daß man sie trotz aller Durcharbeitung der Einzel- heiten eher als früher, denn als gleichzeitig mit den oben besprochenen entstanden annehmen möchte. Doch liegt der Gedanke nahe, daß alle diese Piastiken außer Wichmann nach dem Klosterbrande von 1465 entstanden sind, weil die Kirche da- mals vollständig ausgebrannt zu sein scheint, wie wir gehört haben.
Hierher gehören auch wohl die vier einschließlich ihrer ehemaligen Inschriften fast bis zur Unkenntlichkeit zerstörten und verwitterten, 54 • 80 cm großen Sand- steinreliefs, die sich bis lOOft'S auf vier äußeren Seiten des Treppenturmes an dessen
Fig. 5. Altarreliefs. Aufgcn. 1911
unterem Ende befanden und seitdem im Polygon angebracht sind. Sie stellen 1. die Krönung der .Maria, 2. die heiligen drei Könige, 3. die Kreuzigung und 4. Maria mit dem Leichnam des Herrn dar. Die stark vortretenden, aber noch nirgends ganz vom Hintergrund losgelösten Reliefs waren früher ebenfalls farbig behandelt, wie dunkle und rötliche Tönungen m den Tiefen noch klar er- kennen lassen.
Wenn sich somit einige mehr als Schmuck der Kirche veiAvandt gewesene Reste aus gotischer Zeit in unsere Tage hinübergerettet haben, so haben die ehe- maligen eigentlichen Einrichtungsgegenslände, die ja dauernd beim Gottesdienst benutzt wurden, längst neuen und ihrer jeweiligen Zeit praktischer erscheinenden weichen müssen. Am tiefsten ist der Verlust des alten Chorgestühls zu beklagen, das 1836 — 41 wegen Einengung des Chorraumes herausgenommen wurde und, statt an geeigneter Stelle aufbewahrt zu werden, vielleicht als altes Brennholz ein ruhm- loses Ende gefunden hat. Beinahe einem Zufall verdanken wir es, wenn uns in Skizzen von Quasts wenigstens einige Teile in ihrer Gestaltung überkommen sind (BI. 10). Seine Formen waren äußerst schlicht. Glatte Bretter bildeten die Rück- wand, unmittelbar an die Mauer stoßend. Eine weit ausladende Hohlkehle mit kleinem Alischlußprofil bildete im Vergleich mit dem reichen Schmuck der Spätzeit die denkbar einfachste obere Endigung. Senkrecht zu dieser Rückwand, mit Stein- schrauben in der Wand befestigt und wohl auch hier wie anderswo nach geringer Anzahl von Sitzen sich wiederholend, waren grolle, ebenso hohe Zwischenwangen angebracht, während die einzelnen Sitze durch nur halb so hohe Teilwände von- einander getrennt wurden, auf denen in üblicher .Anordnung eine hinter jedem Sitze einfach ovalförmig ausgeschnittene Bohle lag. Bekmann') berichtet uns aus dem
') Bektnaiin, luituischr. Xacliiali.
Neu-Ruppiii
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Anfang des IS. Jahrliunderts, daß er noch auf beiden Seilen des Chores die Chor- stühle sah, und es befand sich „über jedwedem Gestühle [auf einem rohten felde] ein Nahmen einer Stat, als Egrensis, Oronyngensis, Marienburgensis, Branden- hurgensis etc, von welchen man doch nur die auf rohtem gründe lesen kann'"). Den im ganzen Chor abgefangenen Diensten nach zu urteilen, die andernfalls der Befestigung des Gestühls an der Wand hinderlich gewesen wären, nahm es wohl
Fig. 6— 9. Sandsleinreliefs.
die ganze Strecke zwischen den Chorecksäulen und den beiden letzten Stufen ein, soweit nicht die gewiß kleine älteste Orgelempore daselbst für sich Raum be- anspruchte.
Was uns das Neuruppiner Chorgestühl besonders interessant macht, sind die an den hohen Zwischenwangen, sowohl an der schmalen geschwungenen Vorderseite als auch auf den Breitseiten, vorhandenen Schnitzereien. Ein feines Säulchen, an der Vorderkante aus der Bohle herausgeschnitten, trägt oben ein ent- sprechend kleines Kapitell. Bündig mit der Deckplatte beginnt dann eine spiral- förmige Linienführung der .Außenseiten, wobei die scharfen Kanten beiderseits als Weinreben abgerundet sind, von denen sich nun eine große Zahl kräftig modellier- ter Weinblätter auf die schmale Vorderseite sowie auf das Innere der Schnecken- form hin abzweigt. Diese frühgotischen Einzelformen eines nicht stilisiert, sondern ganz der Natur entsprechend verwandten Laubwerkes zusammen mit der kraft-
'; Eger, aufgen. 1296. Groningen, aufgen. 1310, Magdeburgensis(?), anfgen. r224/'2()
Statt Marienburgensis richtiger
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vollen Behandluny; der einzelnen Blätter lassen nach Riggenbachs') eingehenden Studien dieses Chorgestühl zurückversetzen in die Zeit, wo beim Übergang von dem spröden Steinmaterial romanischer Zeit auf das bildsamere Holz der schwere Steincharakter der Bauglieder und der Einzelformen sich erst allmählich verlor: in den Anfang des 14. Jahrhunderts.
Ob auch für die Gemeinde in ältesten Zeiten festes Gestühl vorhanden war, ist nicht überliefert; erst 1738 wird von der Erneuerung eines solchen allgemein berichtet-).
Von dem ältesten Altare mag nur der massive Kern den Klosterbrand über- standen haben, nach allen Beschreibungen ,,aus einem einzigen stein künstlich aus- gehauen". Eine fast 4 m hohe und auf der Mitte der Ostseite mit einer türartigen, in der Leibung dreifach abgetreppten Spitzbogennische versehene Rückwand aus Backstein in Klosterformat trägt heute wie wahrscheinlich auch vordem das oben besprochene Altarrelief. Aller sonstige Schmuck wurde bei der Wiederherstellung 1836 — 41 erneuert, die Vorderseite in Schinkelscher Gotik mit schwarzem Stein verblendet. Dabei fand man unter der Deckplatte ein Blechkästchen mit drei Knochen, einem Stückchen Haut und einigen Stückchen Harz, den an solcher Stelle üblichen Reliquien.
Eine Kanzel, die doch in einer Predigerkirche stets vorhanden sein muß, wird zum ersten Mal bei der Erneuerung vom Jahre 1723-') erwähnt. Diese neue ruhte, wie gewöhnlich im 18. Jahrhundert, auf der Figur des Moses, hatte viel Schnitzwerk und war gut vergoldet. Sie stand an einem Pfeiler'), vermutlich, wie in Brandenburg heute noch, am zweiten vom Chor aus auf der Seeseite, bis sie 1836 — 41 unter abermaliger völliger Erneuerung an den Choreckpfeiler derselben Seite rückte. Dort findet sie sich auch heute noch, ist aber seit 1860 um einige Fuß niedriger gelegt. Dabei verschwand leider die 12 Fuß hohe Wendeltreppe, die allgemein als ein wahres Musterwerk der Schnitzkunst bezeichnet wurde.
Nicht viel mehr erfahren wir von alten Orgeln. Doch sind solche schon früh- zeitig anzunehmen, im 14. — 15. Jahrhundert vielleicht, weil die Vorsteher des „ge- meinen Kastens" 1550 den Kurfürsten um Überlassung „der 2 Orgeln hier im Kloster" bitten, „da diese vf großem Verderb und minderung stehen"'*); und im folgenden Jahre erhielt ein Hamburger Orgelbauer zu einer neuen für die Pfarrkirche „alles zinn, Blei und Kleinschmiedewerk" zumeist von obigen beiden"). Somit waren die Mönchsorgeln dahin.
Die Neuausstattung der Kirche zu gottesdienstlichem Gebrauche brachte auch wieder eine neue Orgel, 1586 gestiftet aus den Krieleschen Mitteln"). Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stand sie nahe bei der großen Wandinschrift „auf einem aparten Chor, so an einer Seitenmauer der Kirche zwischen dem .-Mtar und der Kantzel . . . angebauet ist und vorn auf einem hölzernen Pfeiler ruhet"'*), und dieser Chor mit seinem blauen Rahmen war laut früherer Inschrift 1586 bemalt worden. Es ist im Hinblick auf die Spuren eines ehemaligen Durchbruches im oberen Teile des zweiten Chorjoches wahrscheinlich, daß auch zu der Mönche Zeiten die Orgel hier ihren Platz hatte. Vom 1. Stockwerk des anstoßenden öst- lichen Klausurgebäudes wäre ihre Empore dann unmittelbar zugänglich gewesen. Erst etwa mit der Einführung von Emporen rings um das Langhaus, die wohl nach dem großen Brande von 1789') zur Aufnahme der ganzen Stadtgemeinde erforder- lich wurden, rückte die schon Mitte des 18. Jahrhunderts^') erneuerungsbedürftig gewordene Orgel aus dem Chor weg an den Westgiebel. Während aber die Längs- emporen, in deren Brüstungen „leidlich gute Gemälde" Begebenheiten aus der Heiligen Schrift darstellten und die auch von außen her in der nördlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus einen besonderen Zugang besaßen, trotz Bittgesuches des Magistrats an den König vom Jahre 1839 zum Vorteil für die Raumwirkung der Kirche für immer wieder verschwanden, wurde die hölzerne Westempore in gotisierenden Formen damals wieder errichtet und abermals mit einer neuen Orgel ausgestattet, die von dieser Stelle bis auf den heutigen Tag den Gesang der Ge- meinde begleitet, leider aber den Westgiebel innen verdeckt.
') Riggenbach. S. 213 ff.
-'j Feldmann II, ?. 274/5.
3) Feldmann II, S. 32/3.
^) Bratring, Gesch. der Orafsch. Ruppin, S. 320.
5) Feldmann I, S. 81/82.
") Feldmann II. S, 435/6.
') Fekimann II, S. 283.
^) Feldmann II, S '51/2, S\. Dietericli, S. 15.
Neu-Ruppin
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Schließlich sind noch 2 alte Glocken zu nennen, die eine unbestimmten Alters, aber von noch roher Arbeit, von fi2 cm Durchmesser, im jetzigen Dachreiter aufgehängt, die andre nach ihrer Inschrift 15S2 vom Rat „der Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit vorehret"; sodann 3 große Kelche nebst Hostientellern aus der Zeit um 1600, von städtischen und kirchlichen Körperschaften gestiftet und auch heute noch im Gebrauch*). Ein schöner Taufstein in der .Witte des Langchores, ab- wechselnd mit den Figuren der vier .Xpostel und Sprüchen aus ihren Evangelien auf seinen S Seiten geschmückt und auf einem Holzpodest mit reichen Intarsien stehend, ferner ein metallenes und vergoldetes Kruzifix auf dem Altare, auf dem der Heiland in hoher .\uffassung nicht mit dem .\usdruck unsäglichen Leidens und in der Haltung des grausam Gemarterten erscheint, sondern als der fast nur an das Holz gelehnte Segenspender der Menschheit, sind erst auf Schinkels Einfluß zurückzuführen. Ein Ölgemälde „die Heimkehr des verlorenen Sohnes" von Bernhard Christian Rohde, dem Zeitgenossen Friedrichs des Grolkn^), und ein weiteres von Gentz „.V^aria zu den Füßen des Herrn" schmücken erst seit noch späteren Jahren die fensterlose südliche Chorwand.
Die Schinkelsche Zeit hat somit manches Einrichtungsstück entfernt, dessen Ursprung zuweilen bis ins frühe Mittelalter zurückreichte. Wenngleich keine be- stimmte Nachricht darüber vorliegt, kann man doch wohl damals bei dem all- gemeinen Streben, alles innen wie außen glatt und eben zu machen, auch die X'ernichtung alter Epitaphien und Grabinschriften annehmen, die Feldmann noch um die .Witte des 18. Jahrhunderts zahlreich antraf.
Das älteste Denkmal ging bis in die Zeiten der Grafen zurück, die hier ihr Erb- begräbnis hatten : ..Hierunner is der edlen Herrn van Lindow Graff", steht in der Grab- inschrift des 3. Chorjcches. .\ber nicht im Ostflügel des Kreuzganges, wie Bratring auch für möglich hälf^) und Campe meint*), sondern i n der Kirche war die Gruft; hier ist der letzte Graf W'ichmann 1524 „furm Altar im Chor zur Erden bestetigef*) ; hier waren auch noch um die Mitte des 18. Jahrhunderts die „vestigia"") zu sehen, nach näherer Bezeichnung bei Feldmann'^) wohl ein sargähnliches hölzernes .Wonument; und Dieterich") berichtet ergänzend, daß Wichmann „sepulchro majorum", „in dem Begräbniss seiner N'orfahren, beygesetzet" sei. War hier eine zusammenhängende, ausgedehnte Grabanlage? Heute ist nichts mehr davon zu sehen. Zuerst hatten ja die Schweden 1641 die Särge der Grafen erbrochen und die Kostbarkeiten geraubt; dann waren bei der Wiederherstellung 1836 — 41 die durch .Waterialien ungewöhnlich belasteten Grabgewölbe zum Teil eingestürzt, und man hatte deshalb auch die übrigen aufgegraben, die vorgefundenen sterblichen Über- reste außerhalb der Kirche wieder zur Erde bestattet und nunmehr sämtliche Ge- wölbe ganz ausgefüllt. So konnten denn auch Nachgrabungen im Jahre 1906, durch Ziehen zweier sich in der Mitte kreuzender Stollen am östlichen Ende des Langchores angestellt, nichts Gewisses mehr zutage fördern. Es fanden sich an der bevor- zugten Stelle beim .Altare, die wir wohl für die Grafen in .\nspruch nehmen müssen, sowohl Spuren einzelner Kreuzgewölbe, die auf Einzelbestattung der Verstorbenen schließen lassen, als auch die Grundzüge einer Treppenanlage, etwa bei dem ehe- maligen .\nbau der nördlichen Chorwand beginnend, die zum Chorinnern hinab- führte und nach Wendelung in der -Witte auf den .\ltar zulief. Hierin könnte man wieder den Zugang zu einer wirklichen gemeinsamen Gruft erblicken. Die Frage über die Bestattungsweise der Grafen läßt sich somit nicht endgültig entscheiden.
Wo die .Wönche der ersten Zeit ihre Ruhestätte gefunden haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Am Ende des Mittelalters sollen sie im östlichen Kreuzgangsteil beigesetzt worden sein, und nur ein schlichtes Kreuz, über jedem Grab in den Steinfußboden geritzt^), hielt bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts die Er- innerung an den unten ruhenden Pilger wach, der im Leben so oft über diese Stätte dahingeschritten war.
Erst nach dem Aussterben des Grafengeschlechtes scheinen auch andre des Vorzuges der Bestattung im geheiligten Kirchenfußboden teilhaftig geworden zu
') Bittkau, Gesch d. Klosterk., S. 12/13.
2) Fiorello 111, S.401.
3) Bratring, Gesch. der Grafsch. Riippin, S. 134. *) Campe, S. 18.
5) Feldraann II, S 196;7.
*) C. Dielerich, S. 162.
'■) M. Dieterich, S. 138; C. Dieterich, S. 162.
s) Feldmann II. S. 356: Bekmann, handschr. Nachlaß.
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sein. Dieterich') und Feldmann-') sahen nocii beim damali;ren Orgelchor das Epuaphium des Joachim von Wuthenow, wegen der nur noch leserlichen ersten beiden Zeilen seines Todesjahres „A. 15.." mit Bestimmtheit in das Ift. Jahr- hundert, wegen seiner Inschrift wohl noch in die Mönchszeit zu setzen. Doch scheinen solche Fälle nur vereinzelt gewesen zu sein. Nachdem der Magistrat aber 1564 Patron der Kirche geworden war, erhob zunächst er für sich Anspruch auf dortige freie Beisetzung, während die Aufnahme andrer Verstorbener gegen ent- sprechende Entschädigung für die Kirche lange eine bedeutende Einnahmequelle blieb. So konnte die Klosterkirche Feldmann bei seiner Besichtigung im Jahre 1756^) eine reiche Fülle wappengeschmückter Orabdenktafeln darbieten, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichten. Daß sich solche Inschriften auch ,, unter den Bildern der biblischen Historie an dem Chore" fanden, also im Schiff, kann nicht auffallen; selbst der lange Chorraum wird schließlich nicht mehr Platz genug geboten haben für die dauernd neu zu schaffenden Grabstätten, die sich mit der Zeit in der ganzen Kirche nebeneinander reihten. Damit findet auch die starke Abweichung des 1. Pfeilers rechts vom Haupteingang eine Erklärung.
.Wit dem IS. Jahrhundert ließ hier wie anderswo allgemein die Wertschätzung solcher Beisetzungen nach; neue kamen also nicht mehr hinzu; die Emporen mit den älteren Inschriften verschwanden; der ganze Kirchenfußboden wurde aufgewühlt und wieder eingeebnet; ein roter Anstrich wurde über die Mauerflächen gebreitet — kein Wunder, daß heute jegliche Spur verschwunden, beinahe jegliche Erinnerung an all die vielen verwischt ist, die hier im Schutze des alten Bauwerkes unter seinem Fußboden schlafen. Nur dem Geschlecht, das ihm Gründer und bleibender Wohl- täter gewesen ist, hat es noch Jahrhunderte nach seinem Aussterben ein treues Ge- denken bewahrt, dem Hause derer von Arnstein.
') M. Dielerich, S. 111^-2
2) Feldmann 11, S. 260/1.
3) Feldmann 11, S. 31/2.
Neu-Ruppin
- öö
Ehemaliges Chorgestühl der Neuruppiner Klosterkirche.
(Nach V. Quast.)
Ö7
Kapitel 2. Strausberg.
1. Teil: Die Geschichte.
Weitaus weniger auseinandergehend, als wir es in Ruppin gefunden haben, S '•
sind die Altersangaben über das Strausberger Kloster. Aus einer sehr späten Nach- Gründungs- richt vom Jahre 1540, die sich früher im rathäuslichen Archiv dieser Stadt befand geschichte. und nach ihrer Aufschrift „Vom Cluster zu Strausberg" handelte, leitet Berghaus') durch Rechnung das Jahr 1252 ab, weil die Mönche damals 288 Jahre im Besitz dieses Klosters gewesen sein wollen. Die andern uns überkommenen mittelalter- lichen Angaben-) scheinen wegen ihrer fast wörtlichen Übereinstimmung in den Hauptsachen und Auslassung nur von Einzelheiten auf ein und dieselbe Quelle zurückzugehen, eine leider im Original verloren gegangene märkische Fürstenchronik. Die ausführlichste von ihnen, nach ihrem Fundort auch wohl die „Trierer" Chronik genannt, berichtet uns, daß „Otto tercius . . anno domini^) .\ACCLII in die annunciacionis beate virginis Marie (25. März) fratres predicatores, quos ex corde dilexit, Struzeberch collocavit, et eis aream in loco castri sui et bibliam glosatam de C marcis et expensas ad structuram claustri et ecclesie et plura alia ministravit')". Im Röbeler ChorgestühF') ist bei Strausberg das Jahr 1254 angegeben. Ebenso datiert v. Loe die Aufnahme des Konvents (mit der Nummer 18) in das Provinzialkapitel; dieselbe Zahl findet sich bei Brottuff und Jobsf); im gleichen Jahre ist nach dem Strausberger Pfarrer Engel') das dortige Dominikanerkloster „gestifftet vnd auffgebawet/wie ein altes Briefflein aussweiset", und derselbe stellt aus einem Ablaßbriefe des Bischofs Otto von Brandenburg fest, daß 1256, somit 2 Jahre nach der Aufnahme, „die Closterkirch zu Straussberg anfenglich erbawet wordenn" ist. Spätere Datierungen ohne Begründung, bei Helmreich mit HöS**) und Hendreich') mit 1267, dürften dagegen hinfällig sein.
Der Ort Strausberg war damals in kräftigem Emporblühen begriffen. Nach obigen Chroniken erst von den Brüdern Johann I. und Otto III. in deren kürzlich erworbenen Landen nordöstlich der Spree errichtet, tritt er uns schon 1238 als an- sehnliche Siedelung entgegen'"), die bereits 1254 gegen äußere Feinde mit .Mauer. Wall und Graben umgeben wird, während die Landesherren zugleich einem Mönchs- orden in der Stadt die Aufgabe zuweisen, die neu unterworfenen heidnischen Slaven dem Christentum und dadurch auf friedlichem Wege auch der weltlichen Obrigkeit unterzuordnen.
Daß obige „area in loco castri", dem Wortlaut nach nur eine Baustelle, bei der j; 2. Besitz- Überiassung an die Mönche bereits mit irgendwelchen Gebäuden besetzt Verhältnisse. war, also etwa einen Teil der Burg ausmachte, ist unwahrscheinlich, weil die Kloster- brüder auch noch zur Neuerrichtung von Gebäuden eine ganz bedeutende Summe
Berghaus II, S. 392.
a) Sello, Chronica Marchionum Braudenburgensium , aus dem fiühereti Trierer
Jesuitenkolleg stammend: b) Abbat. Cinn. Annal. : o) Frasm. emer Brand. -Brietz.
Chronik: d) Pulka\va.
Abbat Cinn. Anna!., S. 140: MCCLIIII : Pnlkawa, S. 10. wohl versehentlich: . Anno
Millesimo CCXLllIl".
Abbat. Cinn. Annal., S. 140: „aream et Bibliam et DCC. Marck ad Ecclesiam donavit".
„et" fehlt in: Fragm. einer Brand.-Brietz. Chron., S. 279.
Riedel A 4, S. 2S1
Jobst, Kap. (I.
Engel, Annal. 11, S. 105,0
Helmreich, S. 25.
Hendreich, Kap. 4.
Riedel, Mark Brandenburg, S. 412.
Strausberg
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Geldes erhalten und weil ferner nach einem Vermächtnis Albrechts HI., eines dritten Sohnes Ottos III., von 129Q') der markgräfliche Hof als „apud Fratres" gelegen bezeichnet wird. Doch mag der Konvent schon 1252 außer der eigentlichen Bau- stelle noch das Mitbenutzungsrecht der Burggebäude bekommen haben; denn nach- dem in diesem Testamente bestimmt ist, daß „Fratribus siue Ordini (!)... post mortem nostram (Albrechts III.) et uxoris nostrae . . . ipsa curia cum aedificiis attinentibus .... libere pertinebit", fügt der fromme Spender ausdrücklich hinzu, daß sein Vater sowie sein Bruder Otto (der Lange, Ottos III. zweiter Sohn) bereits vor vielen Jahren „eandem curiam eisdem Fratribus dederant". Die Burg sollte fortan unbeschränktes Eigentum des Konvents werden; er sollte sie sogar einschließlich aller Vorrechte und Freiheiten, die sich an den ehemaligen landesherrlichen Besitz knüpften, an die Stadtbürger weiter verkaufen können. Unbegreiflich ist es daher, wenn wir noch Mitte des 14. Jahrhunderts einen Siegfried von Ernow im Besitz dieser Stätte finden"), ein weiterer Beweis, daß sie nicht mit dem Kloster- grundstück gleichbedeutend sein kann. Erst im Jahre 1355 fiel sie dann durch erneute Zuwendung des Markgrafen Ludwig des Römers dem eigentlichen Erben zu, und „ist derwegen dis Schlos allwege hernach beym Closter geblieben: Wie denn der ohrt, darauf! es gestanden, noch heut zu tage (1598) dazu gehöret".
Die alte Burg hat demnach ein frühes Ende genommen. Die Gebäude sind vielleicht abgetragen, der Platz ist zum Garten verwendet worden, ebenso wie es von Seehausen berichtet wird; oder die Burg hat regulären Baulichkeiten weichen müssen. Ein Vorrecht aber haben sich die Markgrafen vielleicht schon bei der Übergabe ihres Strausberger Besitzes ausbedungen, das nach einem kurfürstlichen Schreiben von 1545 damals Brauch war^): „Wir wollen vns auch furbehalten habenn, ... Im Kloster daselbst wie gewonlich freye herberge zu halten" ; ja es scheint sogar, als ob ein bestimmtes Gemach stets zu persönlichem Gebrauch des Landesherrn und seiner Familie bereit gehalten worden sei, naturgemäß „das alderbeste vnd lustigste"').
Wenn wir es in Ruppin nur als wahrscheinlich bezeichnen konnten, daß die Stede Gebhards noch mehr Gebiet umfaßte als die bloße Baustelle für das Kloster, so wird uns in Strausberg solches zur Gewißheit. Als r321-') zwischen dem Rate und dem Kloster daselbst Meinungsverschiedenheiten eintraten über dessen Aus- dehnung und Befugnisse, wurde auf Grund alter „ungefälscht vndt gantz un- verdorben" gefundener Briefe festgestellt, daß den Mönchen bereits von den Mark- grafen Otto (dem Langen) und Otto (IIL), dem Stifter des Klosters, folgendes zu- gestanden worden sei:
1. „frey zu bauende vndt befestende ihr Closter innen vndt ausserhalb nach ihrer Bequemblichkeit, sonderlich ausserhalb . . . von dem Statthore vom Orienten biss an den ersten Hause nach dem Kietze, . . . daß Sie sollen lassen aufwerffen vndt ziehen einen Graben von der Stattmauer biss in dem Strausse . . . , umb ihren Garten vndt Wiesen zu befestigen, . . . dass ihnen nicht Schade darinnen geschehe."
2. „ . . Grawe, Garten vndt Stattgraben biss an dem Stadt-Kietze in Brauchung vndt Genutz zu habende, mit Fischen vndt Früchten vndt Bäume zusetzen vndt pflanzende vndt nider zuhawende nach ihren Begehr vndt Muhte . ."
An diese Vorrechte knüpfte sich nur die eine eigentlich selbstverständliche Ver- pflichtung, daß sie ,,denn Stattgraben, denn Sie in Brauchung haben, grawen vndt räumen sollen vndt bessern in der Tieffte vnd Weite".
Kirchliche und weltliche .Macht änderten an diesem Bestände nichts: 1440") bestätigte Bischof Stephanus IL von Brandenburg nur allgemein der Strausberger Mönche „Priuilegia und Indulgentzbrieffe", 1470') Markgraf Johann ausdrücklich die obigen von den Markgrafen Otto (IIL), Otto (dem Langen) und Albrecht (III.) ge- gebenen Privilegien, betreffend „Hüssern, Garden vnd Wesen, die sie itzund haben in Besitz gehabt wente an dieser Zeit".
Die freie Lage dieses Garten- und Wiesenlandes außerhalb der Stadtmauern muß oft zu Räubereien und vielleicht gar zuweilen zur Entwendung verleitet haben; doch die harte Drohung Kaiser Karls IV., etwa 100 Jahre später erneut von .Mark- graf Johann ausgesprochen'), „wer sich vergreiffet an dem Closter zu Strausberg vnd Freyheit bricht, verfallen seyn soll 140 Mark pur Goldes, vnd das übrig nehmen
') Engel, Annal. II, S. 119/20.
2j Engel, Annal. 11, S 157.
3) Riedel A 12, S. 133.
^) Riedel, Suppl., S. 475
5) Riedel A 12, S. 70
'■•) Engel, Annal 111, S. 21=..
') Riedel A 12, S. 100.
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sollen seine Aints-Lüde", eihielt Ins ins späteste Mittelalter hnieni dem Kloster un- eingeschränkt das, was landesherrliche Gnade ihm als Grundlage und zur weiteren Förderung seiner Ansiedlung dereinst vermacht hatte: Noch 1541 bei der Kirchenvisitation') zeigt der aufgenommene Bestand neben verschiedenen I läusern 2 Wiesen und 1 Weinberg, in den der Garten auch hier wie bei andern Klöstern zu unbekannter Zeit zum Teil umgewandelt worden sein mag, während wir den Rest wohl mit in den 24 Hufen Landes zu Strausberg suchen dürfen, von denen die Mönche zu jener Zeit die dadurch erklärliche geringe Summe von 4% Floren jähr- licher Zinsen erhoben'-).
Zählt man zu der reinen Landschenkung die Zuwendung von 700 • 100 Mark Silbers beim ersten Aufbau und die Gewähr freien Bau- und Brennholzes aus der Stadtheide vom Jahre 1470, „dar sie vnsern Rath umb grüssen sollen, so oft sie etwas hawen wollen, vnd were es Sache, dass sie es ihn vorsagen wollen, gleich- wohl hawen mögen vnd sollen"''), so finden wir auch hier die regierenden Fürsten als die Hauptwohltäter des Klosters, die Gründer und Erhalter der Stätte, die dem Konvent ein Heim sein sollte.
Außer dem eigentlichen Klostergebiet mit seinen Gebäuden besaß der Konvent schon vor den Ausnahmebestimmungen des Papstes nachweislich noch andre Liegen- schaften. Im Jahre 1325') überließ der Rat von Eberswalde zugleich den Straus- beiger Dominikanern und den Angermünder Minoriten (Franziskanern) „unam aream in civitate Euerwolde sitam . . . lihere et quiete sine omni exactione perpetuo possidendam". Sie sollten sich hier ein Haus bauen dürfen und darin wohnen, so- lange es ihnen gefiele und sie sich untadelig führen würden. In dem andern Falle jedoch sollte das Haus samt der Baustelle, die übrigens nicht über ihre ursprüng- liche Abmessung vergrößert werden durfte, „sine rixa fratrum" dem Rat zufallen. Offenbar handelt es sich aber hier nur um eine sogenannte Terminie, eine zum Mutterkloster gehörige Niederlassung, in der sich gewöhnlich nur 1 Ordensbruder beständig aufhielt, um zu predigen, Beichte zu hören, die Sakramente auszuteilen und vor allem milde Gaben in Empfang zu nehmen.
Anders steht es mit einem dem Kloster gegenüberliegenden Hause neben dem Mönchskirchhof''), das ein ,,Herman vorlaut" und seine Frau durch Testament vom Jahre 1412 oder auch erst 1415") dem Strausberger Konvente vermachten, weil oder wohl richtiger wofür sie und ihre Eltern von den Mönchen in das Bruder- schaftsverhältnis aufgenommen und einer ewigen Messe teilhaftig wurden. Wann der Erbfall erfolgt ist, wird nicht überliefert.
über den Ursprung der andern Einkünfte, die nicht nur das zum Lebensunter- halt unbedingt Erforderliche gewährleisteten, sondern sogar noch Geldausleihung auf Zins ermöglichten, erfahren wir auch in Strausberg fast nichts. Schwerlich aber dürften sie nur durch Almosen erworben sein. Aus vorreformatorischer Zeit ist uns nur bekannt'), daß 1486 ein Hans Ebel vom Prior 3 Schock (Groschen), die ein gewisser Nykamer aus ungenanntem Anlaß dem Kloster gegeben hat, auf seine Wiese gegen Verzinsung verschrieben bekomm*. Die Feststellung der \isitatoren als einzige weitere Quelle hierfür ergab 1541-'), daß dem Kloster damals an jährlichen Hebungen noch zustanden:
1. „4 f Fl. von '24 Hueffen zu Strausberg."
2. „2 Schock 46 Gr. und 4 Pf. zu Wilmsdorff von dreyen Bauern, und 1 Cossäte von wegen der von Waldau dem Closter übergeben, einzuheben."
'3. „15 Schock hat Christoph Termo zu Bruno auf Pacht."
4. „34 Goldtgulden seynd bey Burgermeister Lindtholtz dem Closter zuständig."
5. „3 Wispel Mehl .Wöllen-Pacht einzuheben von allen Barfüßen, dem Closter übergeben in der Gielsdorffischen Mühle."
Vernichtung der Verschreibungsurkunden, die ja leider nirgends in den .Auf- zeichnungen der Visitatoren anzutreffen sind, mag auch hier schuld tragen an dem geringen Umfange der schließlich noch nachweisbaren laufenden Kloster- einnahmen, die nach obigem hier noch für weit spärlicher gehalten wurden als bei dem kleineren Ruppiner Konvent.
Mehr wurde noch in den Klostergebäuden und in der Kirche angetroffen-), nämlich einmal das scheinbar fast vollständige einfache Hausgerät, wie:
') Fischbach, Städtebeschr. 1. 1, Seite 503.
■') Riedel A 12, S. 130/2.
3) Fischbach, Beiträge II. I, S, 4J0
') Riedel A 12, S. 2Q1.
■•) Sternbeck 1, S. IQ.
") Riedel A 12, S. 82, und A 24, S. 409.
7) Fischbach, Beiträge 11. 1, S. 370, Anm.
Strausberg
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1 1 Betten gut und böse,
12 Küssen,
1 Hauptpfülil,
2 paar Lachen-Tücher,
() Becken, gross und klein,
22 Schüsseln, gross und klein, z T. aus Zinn,
40 Zinnen Teller,
14 Kannen, gross und klein,
2 eherne Grapen, ziemlich gross,
1 ehernen und 1 irden Tygel,
2 Bradt-Spiesse,
3 Kessel, gross und klein,
1 Brau-Pfanne.
Dazu kamen zahlreiche wertvollere Stücke, zu gottesdienstlichen Zwecken in Ge- brauch gewesen, wie;
2 Monstrantzen,
1 gross Creutze mit vielen Crystallen und andern Edelgesteinen,
1 Silbern Marien-Bild mit einer verguldeten Crone,
2 höltzerne Hände, unten an vtrgüldt, oben versilbert, 14 Kelche, gross und klein, mit
7 Patenen, 10 Pacificalia,
5 Spangen, gross und klein, auf lernen gewandt gehefft,
43 Caseln i
5 Chor-Kappen I von farbigem Sammet, Seide, Damast,
S Missgewänder j Atlas, mit Gold und Silber verziert,
13 (Diaconen-jRöcke >
1 Kaste voll Pallen von den Altarien,
1 silbern Weyrauch-Fass. Schließlich fand man noch') in der „Librarey des dasigen Closters 33 und m der Sacristey 6 Bücher", die auf kurfürstlichen Befehl einige Jahre darauf nach Berlin geschafft wurden.
Nachdem Otto III. mit seiner Stiftung von 100 Mark Silbers bereits eine gute Grundlage für die in damalige.. Zeiten wertvolle Bibliothek geschaffen hatte, nach- dem sicherlich manches Stück edlen .Wetalles im Laufe der Zeit gestiftet worden war, läßt denn auch die Gesamtheit des Klosterbesitzes bei der Reformation er- kennen, daß es auch den Strausberger Brüdern nicht gerade schlecht ergangen sein mag.
In der letzten Zeit treffen wir sie noch mehrfach als Vertreter des Pfarrers bei der Stadtkirche am Elenden Altare an. Es erhielten dafür nach den Kämmerei- rechnungen z. B. 1530 der Mönch Martin Ritzken, 1538,9 allgemein „die Münche", 1530 Mönch Christoffel-) jährlich 2 Schock ausgezahlt. Ebenso werden sie 1537 bei der Kapelle des St. Georgs-Hospitals als Kapellane genannt, bei dem der Prior 1542 sogar Patron eines geistlichen Lehens ist^). .\hnlicher Herkunft werden die 6fl. gewesen sein, die 1541') „dem prediger im kloster gegeben" worden sind. ^ 3_ Der Durchbruch der Reformation zu ihrer endgültigen Herrschaft ist in Straus-
Reformations- '^^'» ^'^* '" '^^^ -I^'^'' ^^"^^ ^^ setzen, weil da zuerst in öffentlicher X'ersammlung ^gj( die lutherische Lehre gepredigt wurde''). Als bald darauf die kurfürstlichen Visitatoren
dort eintrafen und unter anderm auch den Dominikanern die Aufforderung des Landesherrn überbrachten, die neue Lehre anzunehmen sowie ihr bisheriges Besitz- tum aufzugeben, stießen sie auf heftigen Widerstand. Dem Ordensgeneral hatten die Mönche im Profeß Gehorsam geleistet, ihm allein wollten sie sich unterwerfen. So schlössen sie sich denn einfach ein, bis der Magistrat schließlich den Befehl erhielt, die Türen von einem Schlosser gewaltsam öffnen zu lassen"). Erst jetzt konnte das Inventar unter Hinzuziehung des widerspenstigen Priors aufgenommen werden. Die oben aufgezählten Gegenstände wurden zunächst bei dem Strausberger Magistrat in Verwahrung gegeben, das Silberzeug hier wie allenthalben von diesem zur bewilligten Landessteuer gebraucht, der Rest, „Ornaten, Bücher vnd anders", 1548 auf kurfürstlichen Befehl nach Berlin gebracht').
') Fischbach, Beiträge II. 1, S. 426.
-) Sternbeck I, S. 5.
3) Sternbeck I, S. 211.
*) Riedel, Suppl., S. 422
5) Engel, Breviar., S. 135.
<>) Fischbach, Städtebeschr. I. 1, S. 508.
') Riedel A 12, S. 134.
— /l -
In den Klostergebäuden suchte sich im Einverständnis mit den Visitatoren der lutherische Prediger zunächst das „Kurfürstengemach" als seine Wohnung aus, mußte es aber auf Beschwerde des Priors hin bereits im Jahre 1542') wieder ver- lassen. Andre Räume wurden schon im lA. Jahrhundert vom Kurfürsten der Stadt zu Schulzwccken überlassen (Joachimus . . . (ampliora) oppidana civitatibus in vsum scholarum, et discentuun humaniores et sacras literas permisit-). Trotzdem war es auch hier den Mönchen freigestellt, weiterhin im Kloster zu verbleiben. Wenngleich manche Orden Haus und Stadt verließen und sich anderswohin begaben-'), finden wir doch 1542 „Jorge forstenberg vnd geringe vorsamelunge des Closters'"), 1545 „ein prior vnd etliche Munche" als noch dort zurückgeblieben erwähnt. Nachdem ihnen aber das Verfügungsrecht über ihren Besitz genommen war, mußten sie sich nach dem Bericht des Priors an den Kurfürsten vom Jahre 1542 recht und schlecht durchschlagen'): „dieweil . . . das almuss geringe vnd zcwar nichts mehr mitgeteilet vnd sunst von standen ( stehenden) Inkommen gar wenig jnzukommen, haben wier etzlich fehe (- Vieh) jn Closter, die wier auss vnsern gartten mit swarer muhe erneren, darmit wir mit mulken zw vnsern enthalt versorget werden, haben wier eyne alte abgelebte persone, die vnssere fehe, gartten vnd kuchen versorget."
Hin und wieder mag ihnen ja nach dem Fortfall des früher erbettelten Almosens noch eine besondere Unterstützung zuteil geworden sein. Im übrigen sollten sie nur „mit notturftiger vnderhaltung. Als Essen, Trincken, Kleidung vnd aller andern leibs notturfft Zeit Ires lebens vorsehenn" werden, und dies wurde auch als Bedingung beibehalten, als der Kurfürst das Kloster späterhin als Lehen vergab, freilich mit der Hinzufügung, daß man „dieselben Munchspersonen einen oder mhcr mit gelde oder sunst aus dem Kloster fertigen" dürfe, vorausgesetzt, „das solchs mit Irem willen zugehe"^).
Nur dem Prior persönlich scheint es etwas besser ergangen zu sein; er hat noch 1549 „etliche eigene erbguther, die zum kloster nicht gehorigk gewesen noch gehorn, an sich", die deswegen auch für schoßpflichtig erachtet wurden'). Es soll ein Garten vor dem Landsberger Tore gewesen sein, für den der Prior 1529 — 50 dem Rat jährlich 3 Groschen Zinsen entrichten mußte').
Wie lange die emzelnen .Wönche in Strausberg noch m dieser Weise ihr Dasein fristeten, ist nicht bekannt. Ihr früherer Vorsteher aber soll bis zuletzt auf seinem Posten verblieben sein, bis ihn im Jahre 1552'-) der Tod erlöste aus einem Leben, das ihm zum Schluß noch Kummer, Verachtung und Elend gebracht hatte. Sein Privatbesitz ging fortan mit an die Besitzer des Klostergrundstücks über.
Der Kurfürst hatte schon vordem über das gesamte Klostergebiet verfügt, in- S ■*• Neuzeit, dem er es 1545^) „mit allen vnd Jglichen ein vnd zugehorungen, Mollen, pechten, Eckern, Gertten, Wiesen, Wassern, Teichen vnd andern darzu gehörenden gnaden vnd gerechtigkeiten, nichts aussgeschlossen", seinem Hofmeister Joachim Elans als Mannlehen verlieh. Wohl nach dessen Tode kam es einige Jahre an eine Familie Spiegel, die es laut Kaufbrief von 1574') für 2100 Taler „erblichenn vnnd eigenthumblirhen" mit Bestätigung des Kurfürsten wieder an Hans von Röbel ver- kaufte. Als dessen Sohn mit dem Magistrat in Streit gerät wegen der ihm als In- haber des Grundstücks auch sonst noch zustehenden Besitzungen, werden 1594 vom Kammergericht ein Freihaus in der Stadt, eine Wiese und ein Weinberg als auch noch zum Kloster gehörig bezeichnet; der alte Besitzstand ist also noch vollständig vorhanden. Die eigentlichen Gebäude aber und besonders die Kirche müssen wohl die ganze Zeit über arg vernachlässigt worden sein, wenn Chytraeus") über dieses Kloster in Klage ausbricht, „cujus aedificia ruinosa, et chorum templi . . . nunc tecto nudatum sub dio complui et coUabi, non sine gemitu superioribus annis conspexi", und wenn auch Engel") 1598 berichtet, daß die Marienkirche „jtziger zeit allein zum Gottesdienst erhalten wird". Noch 1620 wird „das blosse (Kirchen-) Gebäwde vnndt gantz voi-fallene Closter" erwähnt'").
i| Riedel, Suppl., S. 475/6.
2) Leutinger, 0. Buch, § 12, S. 133.
') Riedel .\ 12, S. 133.
') Riedel, Suppl., S. 503.
■>) Sternbeck I, S. ?6.
") Fischbach. Slädtebeschr 1. 1, S. Mlb u. 508.
') Riedel A 12, S. \M.
*) (31iytraeus, S. 11.
") Engel, Annal. 11, S. 150.
'"; Fischbach, Beiträge II. 1, S. 429.
Strausberg
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Gewaltsamer ging die Zerstörung der Kirche weiter, als 1Ö46 ') Joachim von Röbels Witwe einige Kirchenpfeiler zum Kalkbrennen an den Berliner Magistrat verkaufte. Da noch häufig Formsteine und gewöhnliche Steine auf dem Grundstück vorgefunden werden, kann die Kirche nicht vollständig aus Kalkstein errichtet worden sein, wie Adler vermutet. Vielmehr werden vielleicht nur die tragenden und be- sonders stark beanspruchten Stützen aus diesem härteren .Material bestanden haben, das aus den nahen Rüdersdorfer Kalkbergen von deren damaligen Besitzern bezogen sein dürfte, den Zinnaer Mönchen, die im frühen .Mittelalter fast ausschließlich Kalk zu Bauten benachbarter märkischer Städte geliefert haben-).
Die oben als „ruinosa" bezeichneten Klausurgebäude aber hat man wohl wieder instand gesetzt, weil sie sich auf Merians Abbildung (Titelblatt) äußerlich alle in gutem Zustand zeigen; nur der Kirche fehlt das Dach. Wenn wir übrigens bei Petzold 60 — 70 Jahre später noch genau dasselbe Bild finden, läßt das wie sonst zuweilen so auch hier auf Benutzung des Merianschen \'orbildes schließen.
Nachdem das Kloster fast 160 Jahre im Besitz einer Familie gewesen war, ging es nunmehr schnell hintereinander durch mehrere Hände^): 1730 kaufte es der Minister von Marschal, der im folgenden Jahre davon einen leeren Platz (den Garten?) zur Errichtung eines Witwenhauses abgab; 1742 erwarb es der spätere Bernauer Bürgermeister Gericke; 1747 veräußerte dieser es weiter an das Potsdamer Waisenhaus, das vorübergehend im Kloster verschiedene Wohnungen zurecht machte, „um die Fabrike von allerhand Flanelle anzulegen", und von diesem erst gingen laut Kaufbrief von 1772 in den Besitz der Stadt über: 1. die Überbleibsel der alten Kirche, 2. die baufälligen Klostergebäude, 3. eine Wiese.
Wie schon etwa 230 Jahre zuvor, wurde hier auch jetzt wieder durch Ver- legung*) der Knabenschule eine Stadtschule eingerichtet, und auch Lehrer erhielten hier ihre Wohnung'). 1805 traf Bratring") diesen Zustand noch an, wogegen Stern- beck behauptet, daß die Gebäude schon 1787') vom Fiskus gegen die Verpflichtung erworben worden seien, auf dem sogenannten Kapellenplatz ein neues Schulhaus zu errichten. Später entstand hier ein Landarmenhaus — vielleicht aber schon damals ein neuer Bau, da Berghaus den alten nicht mehr kennt. Heute ist nichts mehr von all den alten Gebäuden übrig geblieben.
') Fischbach, Städtebeschr. 1. 1, S. 509.
2) Fidicin, Beiträge V. 1, S. 221 ff.
3) Fischbach, Städtebeschr. I 1, S. tI2 ff. ■>) Sternbeck I. S. 60.
') Fischbach, Städtebeschr. I 1, S. 514.
") Bratring, Stat.-top. Beschr. der Mark 11, S 235.
^) Sternbeck I, S. 206.
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2. Teil: Die Baulichi<eiten.
(Blatt 3)
Über die Strausberyer Klostergebäude selbst erfahren wir aus dem Mittel- alter fast gar nichts weiter, als daß sie „versus meridiem", nach Süden zu, im Stadt- bilde gelegen haben. Von den jetzigen, durchweg neuen Gebäuden der Korrigenden- anstalt steht vielleicht das südliche zum Teil noch auf den Klosterfundamenten. Die Versteifungsbögen m den Kellern sind aber auf alle Fälle neu. Hin und wieder wird auch jetzt noch auf dem Hofe eine Spur alter Bebauung, ein Rest eines alten Grab- gewölbes, wohl gar ein Stück fortlaufenden Fundamentes angetroffen; zur Auf- stellung eines Lageplanes reichen die spärlichen Nachrichten aber bei weitem nicht aus. Wir sind zurzeit lediglich auf die folgenden allerdüritigsten Nachrichten m der Literatur') und auf die Abbildung Merlans angewiesen.
Das ganze Kloster befand sich in der Südwestecke der Stadt, nahe der Stadt- mauer und dem See. Die Kirche lag im Norden der Anlage, nach Osten und Westen zu „freistehend", d. h. wohl über die im Süden gegenstoHenden Kloster- gebäude hinausragend, wie es für den Westgiebel das Meriansche Bild zeigt. Ihre Länge betrug etwas mehr als 80 Ellen, ihre Breite 16 Ellen. 13 große, schmale Fenster haben sie erleuchtet, auffallenderweise 2 davon am Westgiebel, der nur an den Ecken je einen einmal gering abgetreppten Strebepfeiler besitzt. Der Chor zeigte nach Chytraeus-) Bekleidung mit Marmor (chorus marmoratis parietibus in- signis). Das Dach war durch einen bis um 1700 erhalten gewesenen Treppenturm zugänglich, der wie in Brandenburg und Tangermünde zugleich die Verbindung mit den „an der Kirche oberwerts gebaueten Zellen" vermittelte; er ist vermutlich wie bei vielen andern Bauten an der Südseite des Chores zu suchen.
Mehrere Türen stellten die Verbindung der Kirche mit den „weitläufig und heirlich eingerichteten" Klostergebäuden her, an denen noch am Ende des 18. Jahr- hunderts zahlreiche Spuren von ehemaligen Kreuzgängen sichtbar waren, die also auch hier den Klosterhof rings umschlossen haben werden. Nach Fischbach be- fanden sich in diesem Gebäude Refektorium, Küche, Gastkammer, Librarei. Prior- zimmer (1541 „des Priors Habitation" genannt) und Zellen, während wir die Räume für Ausübung der 1321 vom Rat bestätigten Braugerechtigkeit-'') sowie die Destillierstube und Badestube nach ähnlichen .\nlagen vielleicht in besonderen Gebäuden annehmen müssen.
Von Einzelheiten der Konstruktion ist uns nichts weiter bekannt, als daß einige kleinere Räume, vielleicht die Kreuzgänge, mit Kreuz- (?) Rippengewölben aus Back- stein versehen waren. Zwei Profile dieser .Xrt, auf dem Hofe gelegentlich aus- gegraben, sind auf Blatt 3 dargestellt.
') Fischbach, BeitrasJc II 1, S iTH/l: Städtebeschr. I. I, S. =i04.
') Chytraeus, S. U.
') Fi.schbach, Städtebeschr. I 1, S. iü7.
Strausberg
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3. Teil: Die Altertümer.
Alte Einrichtungsstücke def Kirche sind fri^ih aus ihr entnommen worden. Der Taufstein wurde auf Befehl des Kurfürsten 1545 dem Rat zu Fürslenwalde ver- abfolgt'); von dem Altare wußte man in der 2. Hälfte des IS. Jahrhunderts nicht einmal mehr seinen ehemaligen Standort-). .Wan vermutete ihn dort, wo derzeit ein Birnbaum sich erhob'). Es war ehedem ein Altar mit beiderseits 3 Flügeln, auf denen die Empfängnis Maria, die Geburt, das Leiden und der Tod Jesu sich abgebildet befanden; die zwei vorderen Altarflügel aber nahmen je 6 Apostel in 2 Reihen übereinander ein. Sternbeck') nimmt an, daß er ebenso wie die beiden Unterarme, die am jetzigen Hauptschrein der iWarienkirche zu Strausberg auf- gerichtet sind, nach der Reformation dorthin gekommen sei, da obige Beschreibung auf die in dieser Kirche befindlichen Stücke passe. Ein zweiter, nicht näher be- kannter Altar soll 1518 in der Kapelle Corporis Christi gestanden haben-').
Auch von ehemaligen Epitaphien hat sich nichts erhalten, ja ist nicht einmal Zuverlässiges bekannt. Erwiesen ist schon durch eine Urkunde von 1321"), daß „Otten, Stifter des Closters, daselbst begraben" sei, und ergänzend fügen die ein- gangs erwähnten Chroniken') und Angelus") hinzu, daß sein selbstgewähltes Grab „in choro ecclesie fratrum predicatorum", und zwar „vor dem hohen Altar", gewesen sei. Leutinger") sah noch Ende des 16. Jahrhunderts die Grabmale (sepulchra) Ottos III. und seiner Gattin'") Beatrix stehen.
.Wit dem Untergange seiner Stiftung ging auch die sichtbare Erinnerung an den „frommen Markgrafen" dahin ; nur die Geschichte erzählt uns von den großen Taten des Mannes, der heute noch an unbekannter Stelle ruht, dort, wo sich jetzt ein abgeschlossenes Leben so ganz andrer .-Xrt abspielt als zu der Mönche Zeiten.
') Riedel, Suppl., S. 4Sh. -) Fischbach, Städtebeschr. 1 1, S. 504. 3) Fischbach, Beiträge iL !, S. 370 *) Sternbeck I, S. 111/12. 5) Engel, Annal. 111, S. 301. •^; Riedel A 12, S. 70.
') Abbat. Ciiin. Annal., S. 141; Piilkawa, S. \A ■") Fngel, Annal. 11, S. 107. ") Leutinger, 9. Buch, § 12, S. 333. '") Abbat Ginn. Annal. S. 140: Pnlkawa, S. 13.
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Kapitel 3. Seehausen i. d. A.
I.Teil: Die Oeschichte.
Von demselben Otto 111., der das Strausberger Kloster gestiftet hatte, wurden _S I-
die Dominikaner in Seehausen angesiedelt. Von allen hier zu besprechenden Klöstern Gründungs- sind uns nur über dieses altmärkische genaue bauliche Nachrichten aus der Zeit geschichte seiner Gründung überkommen. Die ganz auffallende Ausführlichkeit, mit der die „Trierer" Chronik im Gegensatz zu den andern auf gleiche Quelle zurück- gehenden und daher in den Hauptsachen mit ihr übereinstimmenden Handschriften über das Scehausener Kloster berichtet, legt die Vermutung nahe, daß sie dort sogar entstanden sei'):
„Anno domini MCCLIII, XI. kalendas Augusti (22. Juli), ipso (Ottone III.) procurante receperunt fratres ordinis predicti domuni Sehusen (markgräfliche Burg), et manserunt inter duas civitates in curia, que fuerat domini Petri de Gardiz militis Sita super aquam, ebdomatibus fere tribus. Deinde (1253) ceperunt edificare iuxta ecclesiam sancti Jacobi in fine veteris civitatis, et illam annis XIII (bis 1266) habuerunt; et castellum domini marchionis complanantes pomerium et latam aream possederunt. Anno autem domini MCCLXII idem illustris marchio Otto in loco, ubi diciores manserunt (Wohnsitz der Reichen), in nova civitate Sehusen fratribus pro C viginti talentis aream comparavit; et positus est lapis primarius monasterii III. idus Junii (11. Juni 1262), et fratres operi fortiter insistebant. .Apud ecclesiam tarnen beati Jacobi fratres usque ad consumniacionem dorniitorii permanebant. Quinto denique anno postquam primarius lapis fuerat positus, videlicet anno domini MCCLXVI., III. idus Septembris (10. September 1266), iidem fratres ecclesiam sancti Jacobi deserentes ad locum sibi preparatum domino Henrico Havelburgensi episcopo et multis aliis religiosis presentibus et utriusque se.xus magna multitudine congregata se sollempniter transtulerunt . . Postea fratres Sehusen promovere volens, eis ad libros contulit C marcas"-).
Dieselbe Chronik berichtet uns auch, daß 1259 unter den zuerst errichteten Baulichkeiten sich ein Krankenhaus befand: „notarius (Ottonis III.) febre . . correptus, et apud sanctum Jacobum, ubi fratres tunc (1250) manebant, in iiifirniaria fratrum sc deponens . . . postera die . . ordini se devovit".
Durcii diese Urkunde werden sowohl die von vornherein unwahrscheinliche Gründungsangabe Merians auf das Jahr 1221 als auch die andern Stiftungs- und Baudatierungen von Entzelt^) an auf 1254 hinfällig. Zu beachten ist dabei, daß wohl Entzelts „betler Münchkloster" in späteren Jahrhunderten so häufig das frag- liche Kloster als Eigentum der Franziskaner bezeichnen ließ, wie es auch auf Merians Städtebild genannt wird, während Jobst es 1572') noch richtig als „das Prediger Closter" anführt.
Wenn nun nach v. Loes Forschungen der Konvent (als 10.) im Jahre 1255, also im 3. Jahre nach seiner Niederlassung und dem Beginn der ersten Bautätig- keit, Sitz und Stimme auf dem Provinzialkapitel erhielt und wenn das Röbelcr Chor- gestühl'') dieselbe Angabe macht, so können wir vielleicht auch von den andern Klöstern dieses Ordens bei dem Mangel genauerer Nachrichten den Baubeginn schon etwa 2 — 3 Jahre früher annehmen als die .Aufnahme; denn diese mußte erst auf drei einander folgenden Jaliressitzungen des Generalkapitels beschlossen werden, ehe sie rechtskräftig wurde.
') Sello, Forschungen . . ; Jahresber. des altmärk Vereins . . ., Ber. 21, Heft 1, S. 25/26. -) Abbat. Cinn. Annal.. S. 140, und Fragm. einer Brand -Brietz, Chronik, S. 279, eben- falls: ,,C lihras et .X.\. ad aream, ad libros contulit C .Marcas" 3) Kntzelt, 1. ■•) Jobst, Kap. 5. 5) Riedel A4, S. 2S1.
Seeliausen
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Die Lage der allerersten Mönchsbesitzungen und der vielleicht nur provisori- schen Bauten an der im Anfang des 19. Jahrhunderts abgetragenen altstädtischen jakobikirche läßt sich nicht mehr ermitteln, weil die genaue Grenze der damaligen Altstadt infolge Stadterweiterung und -Verschiebung nach Norden zu längst unserer Kenntnis entschwunden ist. Das gleichzeitige Vorhandensein einer Alt- und Neu- stadt beim Auftauchen der Dominikaner läßt bereits auf einen größeren Ort schließen, dessen Stadtrecht denn auch schon 1256 dadurch als vorhanden bewiesen wird, daß es von hier aus dem Orte Pritzwalk verliehen werden kann'). S 2. Besitz- Qgß ijjp Seehausener Mönche ebenso wie die Strausberger außer der Burg
Verhältnisse. ^^^^^^ jg,^ jqq ,\\ark für eine Bibliothek noch Geldunterstützungen zum ersten Aufbau von dem Markgrafer. erhielten, wird zwar nirgends eiAvälint, ist aber bei der fast gleichzeitigen Gründung beider Klöster als wahrscheinlich zu betrachten.
Von andern Einkünften und Stiftungen aus späterer Zeit und von üirer Her- kunft ist uns aber hier erheblich mehr überliefert worden, als bei den beiden vorigen Klöstern noch festgestellt werden konnte, wenngleich sie nur recht geringe Beträge ausmachen. Die ältesten aus dem 14. und dem Anfange des 15. Jahrhunderts sind ausschließlich Vermächtnisse. Als das Heilige-Geist-Kloster vor Salzwedel 1305-') von einem Heinrich pellifex 40 M. brand. Silber gegen 6 Wispel Weizen jährlicher Verzinsung erhielt, bestimmte dieser, daß nach seinem Tode u. a. auch das Seehausener Kloster einen von diesen Wispeln empfangen solle. Zehn Jahre später, 131 5''), vermachte der Propst Hermannus de Osterwolde auch unserm Kloster testamentarisch eine halbe Mark. Wieder in Naturalien bestand die Zuwendung von Wein und Oblaten, die das obige Heilige-Geist-Kloster für gestiftete Güter seit 1322') nach dem Willen der Stifter, derer von Kröcher zu Salzwedel, den Abgesandten des Seehausener Konventes zu geben verpflichtet war, sooft diese darum bitten würden, die aber 1340") dahin umgeändert wurde, daß nur Oblaten geliefert werden sollten. Schließlich vermachte der Vikar Heinrich Hartwig an der Salzwedeler Marienkirche den „fratribus in Sehusen" im Jahre 1421") testamentarisch 12 Mark zu einer jährlichen Memorie. Doch scheinen die Seehausener Mönche bei alledl?m vor dem 15. Jahrhundert außer Almosen nichts weiter besessen zu haben, wenn ihnen Markgraf Johann 1429') in Ansehung von „solch armut vnd bekummernisse .... den czehenden über den hoff czu vnden (bei Seehausen), den sie von kune fosse gökaufft . . , czu ewigen czyten uereigent".
Von da an mag sich ihre Lage etwas gebessert haben, weil ja der Orden fortan stehende Einnahmen haben durfte. Nicht nur die aufrichtige Zuneigung der Salzwedeler Gewandschneider und des Kalands in der Heide zu dem ganzen Orden und dem Seehausener Konvent insbesondere wird es also gewesen sein, die den Provinzial Bernhard von Dülmen 1462") und den Generalinquisitor der Saxonia Clemens Lossow 1478") veranlaßte, diese Körperschaften der guten Werke ihres Ordens teilhaftig zu machen. Wir hatten ja in Strausberg beim Jahre 1412 (1415) gesehen, daß solche geistliche Gemeinschaft nicht ohne Opfer zu er- reichen war; nur pflegte man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die wirt- schaftliche Seite als zu den hochtönenden Worten nicht passend und wohl auch als etwas Selbstverständliches in den nach einem festen Muster abgefaßten Aufnahme- erklärungen nicht mehr zu erwähnen.
Schließlich gehörten dem Kloster nach einem alten Gerichtsbuche*") seit 1473 noch die folgenden 3 Legate:
1. 13 M stend. von Ebel Rossow, wofür die Mönche alle Jahr eine Memorie und ein Begängnis seiner selbst sowie seiner Angehörigen und Freunde ab- halten sollten;
2. die Zinsen von 10 M stend., von der Ww. Katharina Kogelmann nach ihrem Tode zur Anschaffung von jährlich 4 Lichten von 4 Pfund Wachs bestimmt, „vor unser lieben Frauen Bilde auf dem Schlafhause des Nachts zu brennen";
3. 10 Mark von der Ww. des Heine Meynkin, zunächst zum Nießbrauch ihres Neffen im Kloster bestimmt, der für sie und ihrer Eltern Seelenheil ein ewiges Gedächtnis halten sollte; nach seinem Tode aber sollten sie beim Kloster bleiben.
') Riedel, Mark Brandenburg, S 110.
■| Riedel A 14, S. 48.
•■■) Riedel A 5, S. 309.
«) Riedel A 25, S. 194.
5) Riedel A 17, S. 382.
") Riedel A 14, S. 235.
') Riedel A 6, S. 365/6.
ä) Riedel A 14, S. 324/5.
») Riedel A 25, S. 81/2.
">) Daume II, S. 26/7.
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Dazu kam MW) das testamentarische Vermächtnis der \Vw. Beata eines Salzwedeler Bürgers Ermbrecht van der Bynde im Retrafje von 1 Gulden, wofür die Mönche Vigilien und Seelmessen halten sollten.
Trotz der zahlreichen Überlieferungen wird uns angesichts der kleinen Beträge auch hier nur ein geringer Teil der wirklichen Einnahmen übermittelt sein, wenn sich in der Reformationszeit noch ein Gesamtbetrag der Klosterkapitalien von etwa 200 Gulden feststellen läßt-'), wofür der Konvent in der oben bei Ruppin eingehend wiedergegebenen Weise teils Geldzinsen, teils Getreidehebun^en käuflich erworben hatte.
Alles dies wurde, nachdem mit der ersten evangelischen Predigt 1539 die s 3.
Reformation in Seehausen ihren Einzug gehalten hatte'), auch hier von den Visitatoren Reformations- eingezogen, ebenso die Gebäude und das wohl nur noch bescheiden vorgefundene zeit.
Klosterland; denn ihren Weinberg, '- Meile südwestlich der Stadt, von 93 Morgen, ihren Obstgarten in der .Altstadt sowie einen Kohlgarten vor dem Steintore, 6 Morgen 31 Quadratruten groß, hatten die Mönche nach Ausweis eines Kontraktes von 1537 noch kurz zuvor an den Rat verkauft-'). In demselben Jahre ging auch ihr Terminier gebäude in Salzwedel durch Kauf an den dortigen Rat über'). Der Name Klosterhufe hat sich noch bis in die jüngste Zeit erhalten, obwohl die Gebäude längst verschwunden sind.
Über die Klostergebäude zu Seehausen wurde von dem Kurfürsten sehr früh eine Entscheidung getroffen. Wohl auf vorheriges Bittgesuch hin, die ganze Anlage der Stadt zu überlassen, begab sich noch Ende des Jahres 1539 der Amts- kastner Hieronymus Staudt als Vertreter des Landesherrn auf dessen Befehl samt dem Rate zu örtlicher Besichtigung dorthin, und man fand"'):
1. „dass das Kloster überal bauwfällig vnd tacheloss (sei), so daß es sich selbst nicht langk ertragen müge, besondern, wo nicht In der Zeit dazu gethan vnd das Kloster unter Tach gebracht vnd nach aller Nothdurff gebauet vnd gebessert würde, einfallen müsse."
2. daß „die Brodere desselben Klosters, dero alleine drei darinne gefunden, (sich) mercklich beclaget, dass sie das Kloster mit Gebewe vnd sich darein nicht langk erhalten Konthen".
Auf Grund dieser Feststellungen verhandelte nun der Kastner in des Kur- fürsten Namen mit den Mönchen und dem Rate und brachte „mit einhelliger Bewilli- gung beider theile" folgenden Vergleich zwischen ihnen zustande:
1. „daß die Brodere In bedenkung, daß ihre Kloster aus der Stadt Güteren gebauwet vnd sie auch Von den Bürgern bis daher merentheils erhalten vnd erneret, Vnd das jetzo Ihre Religion Vffgehaben vnd abgethan wird, das Kloster mit sambt seinen Zugehörungen Zu Nutz vnd fürderung der Stadt, Vnd sonderlich \onn dem Kloster ein Spittellhauws Zu Erhaltung Armer leuwthe vnnd einer Scholenn darinn Zuzurichten wittelichen vnd auss sonder freuntlicher Zuneigung gegeben vnd frey aufgetragen."
2. „Dar entgegen hat ein Rath Vor sich vnd Irhe Nachkommenden Rath- mannen Zu Seehausen den gemelten Brödern, Nambtlich Ern Johan Berns, Priorn, Ern Jochim Wendermann, Ern Thomas Schnitzen vnd broder Joachim, dem Leyen- Monnich, gelobt vnd Zugesagt, jdern im besondern eine wolgeschickte Wohnung oder habitation mit Kempden") vnd Dorntzen (Stuben) außerhalb dem Kloster, who einem idern das best gefeilig vnd gelegen ist, Zu bauen vnd Zuzuferdigen, Darin sie die Zeit ihres lebens whanen sollen vnd mögen."
3. Es solle auch „ein Radt dafür seyn vnd aus der Stadt Güttern beschaffen, das es ihnen Jo ahn Kledern, Schoen (Schuhen), essen vnd trincken die Zeit ihres lebents Zu guter Ausskunfft nicht mangele, auch dass sie einen Zeitigen Dranck- pfenning im Bewthel haben sollen".
4. „nach Absterben der drier Bröder Vffgemeldt sol das Kloster sampt seinen Zugehörungen der Stadt eigentliümlich Zu vorangezeigten Gebrauch Zuständig seyn vnd bleiben. Alles getreuv\ lieh vnd ahne gefehrde."
') Zahn, Otscli. d. Domin -Kl. in Seeh., S. 84.
-) Riedel A 0, S. ■?J2.
3) Bekmann. Aufsatz von d. Stadt Seeh. S. 219: Bekmann, Histor. Besdir. d. .Wark,
II. Bd., V. Teil, 1. Buch, i. Kap , 8. 22; Riedel A 6, S. 342. ^) Danneil, S. 76.
5) Riedel, Siippl., S. 447/8: Bekmann, Aufs v. d. Stadt Seeh., S. 220 1 ") Nach Bekmann: [Aufs v.d. Stadt Seeh., S.22(il 7- Kemmten.Caminata, Feuerstätten; nach
Seehausener Sprachgebrauch [Histor. Beschr. d. .Mark, II. Bd., V'.Teil, 1 . Buch, 5. Kap., S. 23]
aber jede Kammer über einem Keller, mit oder ohne Feuerstätte.
Seehausen
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S 4. Neuzeit. W'ir finden also auch hier, nachdem die größere Zahl der Mönche das Kloster
bereits früh verlassen hatte, die meist übliche Verwendungsart der Stadtklöster zu Schul- und Spitalzwecken der Stadt. Dabei wurden „die Armen alle ms Kloster gebracht", die bisher vorhanden gewesenen 3 Spitäler also, nämlich St. Spiritus, St. Gertrud und St. Georg, 1547') sämtlich dort vereinigt. 3 Häuschen für die 3 Mönche aber errichtete der Rat bei der Klosterkirche in der kleinen Brüder- straße, nahe dem ehemaligen Beguinenhause. 1713 standen noch alle, freilich bereits sehr baufällig, 1744 nur noch 2; aber auch diese mußten bald darauf andern Gebäuden weichen-).
Die alten Klostergebäude wurden nun in leidlich gutem Zustande erhalten. Doch scheint sie der Rat nach einem kurfürstlichen Schreiben von 1547 hier aus- nahmsweise erst nach Erlegung von 800 Talern wirklich bekommen zu haben, so daß die Umwandlung in ein Hospital erst in das Jahr 1548 gesetzt werden könnte^). Zuerst von allen Bauten fiel die stattliche, zwar nicht urkundlicher, doch ander- weitiger Überlieferung nach dem heiligen Cyriakus geweihte Kirche") dem Untergang anheim, nämlich im Jahre 1641/42, als die Schweden in Seehausen ihre Winter- quartiere bezogen. Da die Stadt infolge der langen Kriegszeiten großenteils wüst war, mußte auch die noch gut erhaltene Klosterkirche Kriegsvolk aufnehmen, und das wurde ihr zum Verhängnis. Die Soldaten sägten zur Gewinnung von Brenn- holz Balken und Stützen aus dem Kirchendach heraus, und zwar in solcher Menge, daß es bald darauf einfiel und dabei die Gewölbe zerschlug. 23 Kriegsjahre hatten nach Merian den Bauten trotz zahlreicher Plünderungen des Ortes keinen Schaden zugefügt; infolge dieser letzten Einquartierung gingen sie schnell ihrem Ende ent- gegen''). Bei Merian (Titelbild) sind ein sogenanntes Brauhaus und die Kirche noch vollständig, auf ihrem Westgiebel erhebt sich ein kleiner Dachreiter. Etwa 70 Jahre später sieht man bei Petzold die Kirche anscheinend nur noch zum Teil erhalten, ohne Giebel und ohne schützendes Dach; von dem Wirtschaftsgebäude aber ragen die beiden Außengiebel einsam empor gen Himmel. Der Rat hatte es wegen Baufällig- keit bereits 1706 verkauft, und es wurde hernach nur noch eine Zeitlang zum Fouragemagazin für die Garnison verwandt"), bis es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts abgebrochen wurde'). In solchem „verwüsteten Zustand" sah auch Paalzow") noch 1772 einige Klostergebäude und die Kirche liegen. Ihr innerer Raum war, wie ihre ganze Umgebung, zum Kirchhof gemacht und mit Maulbeer- bäumen bepflanzt worden. In den alten Häusern aber und einigen damals bereits neu dazu gebauten waren einmal 12 K'losterstellen, jede von ihnen mit einer hiufe des anliegenden ehemaligen Klostergartens, mit dem Zehnten von dem früheren Kloster- lande und kleinen sonstigen Einnahmen verbunden. Ferner verbrachten einige alte Ehepaare gegen 20 Taler hier ihre letzte Lebenszeit. Schließlich genossen noch zahlreiche andre Personen daselbst das Vorrecht freier Wohnung^). Die letzten Reste des immer mehr verfallenden Kirchenmauerwerks wurden um 1820 ab- getragen'). Heute ist keine Spur mehr von den früheren Klostergebäuden über dem Erdboden zu sehen; ja nicht einmal die Gestalt eines jetzt vorhandenen vier- eckigen Hofes ist dieselbe wie früher, weil nach Abbruch des Alten am An- fang des 19. Jahrhunderts die neuen Häuschen aus unbekannten Gründen nicht auf den vorhandenen Fundamenten wieder errichtet worden sind. Etwa dort, wo heute Post und „Herberge zur Heimat" stehen, erhob sich ehedem die Kirche, und bei regnerischem Wetter gewahrt man noch jetzt auf dem Hofplatze in dem auf- geweichten Boden die Reste der alten Fundamente, auf denen sie sich Jahrhunderte lang stolz erhoben hatte.
') Zahn, Qesch. d. Armeiipfl., S 107 ff; Riedel A 6, S. 543.
-I Zahn, Gesch. d. Domin. -Kl. in Seeh., S. 85.
n Götze, S. 28.
M Zahn, Gesch. d. Domin. -Kl. in Seeh., S. 80.
*) Bekmann, Hist. Beschr. d. Mark, II. Bd., V. Teil, I. Buch, =>. Kap., S. 23/24
") Riedel A 6, S. 342.
') Zahn, Gesch. d. Domin-Kl. in Seeh., S. 88.
*) Paalzow, Vorrede.
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2. Teil: Die Baulichkeiten.
(Blatt 7)
Das Kloster mit seinem Garten lag in der Südwestecke der Stadt auf einer ^ i. Kirche, hohen Stelle unmittelbar neben der Stadtmauer, anscheinend durch einen schmalen Gang zu Verteidigungszwecken davon getrennt. Die Kirche stand im Norden der ganzen Anlage und war offenbar ziemlich genau mit dem Chor nach Osten gerichtet, nicht umgekehrt nach Westen, wie es sicher irrtümlich bei Merlan dargestellt ist, während bei Petzold die Orientierung richtig zu sein scheint, soweit sich dies bei dem Fehlen von Dach und Giebel noch erkennen läßt. Auch Paalzow') gibt an, daß der Altar „gegen Morgen" gestanden habe, und Bekmann-) berichtet, daß nordwärts 6 hohe Fenster, südwärts ebensoviel halbe gewesen seien, unter denen sich ein niedriges Gebäude hinzog.
Die Kirche war 160 Fuß (50,24 m) lang, 60 Fuß (18,84 m) breit und bestand nach Merlans und Petzolds Abbildungen (Titelbild) aus einem dreischiffigen Langhaus und einem einschiffigen, polygonal geschlossenen Chor, der bei .Merlan bis zum Polygon (aus 5 Seiten des Achtecks?) 3 Langchorfenster zeigt, so daß wir ins- gesamt 6 Schiffsjoche, 3 Langdiorjoche und den Chorschluß annehmen müssen, genau wie bei St. Pauli in Brandenburg. Das Fehlen der Strebepfeiler ist bei Merlan typisch. Petzold zeigt am Westgiebel zwischen 3 hohen Fenstern 2 mittlere Strebepfeiler, ferner 2 an den Ecken und noch 4 weitere an der Nordseite des Lang- hauses, sämtlich ohne Absatz und oben mit einfacher Schräge. Die beiden letzten Langhausjoche und der Chor müssen also samt Dach und Dachreiter auf dem Westgiebel schon um 1715 verfallen gewesen sein.
An die Südseite des Langhauses stieß unterhalb der „halben" Fenster der ^ 2. Kloster- Kreuzgang, der breiter als gewöhnlich gewesen sein muß, weil hier wohl i. J. 1784 die gebände. Wohnung des Baccalaureus mit der Mädchenschule und die Küsterwohnung unter- gebracht waren-'). Wenn „dabei ein Rest des alten Klosterrefektoriums, ein gewölbter kleiner Saal", sich befunden hat, kann dies nur im Ostgebäude gewesen sein, weil damals nur hier noch ein alter, (bereits?) einstöckiger Seitenflügel mit wenigen Stuben sich befand, während im Westen sich schon ein neueres Gebäude erhob. Nach unsern früheren Ausführungen aber wurde der Speisesaal nie so nahe dem Chor untergebracht. Wir müssen also obigen Gewölberaum hier violleicht als Kapitel- saal oder als Sakristei betrachten.
Ein zweites Klausurgebäude stand noch i. J. 1784 im Süden des somit viereckigen Klosterhofes, der Kirche gegenüber. Es wird als hoch bezeichnet, konnte jedoch wegen Baufälligkeit nur noch im Erdgeschoß bewohnt werden.
Schließlich zeigen Merian und Petzold noch westlich der Kirche das bereits erwähnte, ziemlich hohe Wirtschaftsgebäude mit abgetrepptem, blendengeschmück- tem Giebel.
') Paalzow, Voriede
') Bekmann, Hist. Besdir d. Mark, II. Bd . V. Teil, 1. Buch, n. Kap., S. 24.
Bekmann, Aufs, von d. Stadt Seeh., S. 22]. 3) Daume 1, S. 11.
Seehauseii
- 80 -
3. Teil: Die Altertümer.
Ein in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beim früheren Hochaltare vom lotengräber aufjredecktes „ordentliches ausgemauertes Grab'") beweist, daß auch hier Verstorbene in dem KirchenfuRboden beigesetzt wurden, ohne daß uns über ihre Persönlichkeiten eine Kunde erhalten geblieben ist.
Von sonstigen Schmuck- und Einrichtungsgegenständen, von Formsteinen, Ornamenten usw. ist nichts mehr vorhanden ; doch mögen noch manche Stücke im Erdboden verborgen ruhen. Erst wenn solche gefunden und die teilweise noch vorhandenen Fundamente bloßgelegt sind, lassen sich für den Umfang der ursprünglichen Anlage, ihre Konstruktionsweise und ihre Formensprache weitere Schlüsse ziehen.
') Paalzow, Vorrede.
81
Kapitel 4. Prenzlau.
I.Teil: Die 'Geschichte.
Fig.
10. Choransiclit der ehemaligen Pten/Jai.er Duniinikaiiei-Klosterkiiclie A\it Genehmigung der Kgl. Mel5biidanslalt zu BerHn.
Über die Anfangszeit des Dominikanerklosters in Prenzlau berichten uns noch heute 2 Inschriften, die sich beiderseits am Choranfang unmittel- bar neben den Diensten des 1. Langchorjoches bis zum 1. Fenster hin unterhalb dessen Sohlbank an der Wand befinden. Die nördliche gibt uns einige bau- geschichtliche Nachrichten:
,.ANNO DM 1273. (3.)') NONAS MAU ( 5. Mai) FüN'DA-
TA EST ECCLESIA ISTA IN HONOREM S. CRUCIS.
AO. DNI 1343. IN DIE BEATI GREQORII PAPAE ( 12. März)
COSECRATA EST ECLIA ET SUMl'. ALTARE IN HO-
NORE S^CRUCIS TRIU REGU. S. .MARTINI EPISCOP.
ET DECE MILLIA MILITUM FACIT'M.
AO. DNI 1375. 4 NONAS lUNII ( 2. Juni) FR.\TRES PRALDI-
CATORES. j\D VOLUNTATEM DOMINORU M.ARCHl-
ONU ET COSULUM CIVITATIS RENUNTIAVERT
JURI SUO Q.(:-quod)_[N ECLIA S.NICOLAI HABERUT
ET F. ( pro) EO LOCU ISTl' RECEPU I AC IN EODE ECLESI-
AM ET CLAUSTRf- AEDIFIC,\RE COEPERUNT«.
S 1. Gründungs- gescliichte
Scckt I, S. 51, ergänzt die „3" aus einer Abschrift im ältesten Nikolai-Kirchenbuclie.
Prenzlau
— 82 —
Diese Inschrift ist nicht mehr die ursprüngliche; während jetzt große lateinische Buchstaben verwandt sind, sieht man darunter an einigen Stellen noch ältere kleine, die sich auch in der Höhe nicht mit den jetzigen decken. So wird es erklärlich, wenn Anfang und Ende sich widersprechen: Im letzten Teil, der doch nur offenbar später hinzugefügte Erläuterung zum ersten ist, hat man vermut- lich bei einer früheren Erneuerung der Schrift ein „C" zuviel gesetzt, sei es aus Versehen, sei es, daß man den lateinischen Text nicht verstand und am Schluß eine höhere Jahreszahl setzen zu müssen glaubte als bei den vorhergehenden Angaben.
Ein Zufall hat es gefügt, daß umgekehrt eine Literaturangabe die Altarweihe, ebenfalls versehentlich, um 100 Jahre früher ansetzt, als obige Inschrift besagt: Es befand sich noch bis gegen 1800 in der Kirche auf „ziemlich durchnagten Pergament . . . mit aller .Mönchsschrift'") eine jetzt verlorengegangene Nachricht, die vermutlich beim Abbruch des alten Altares gefunden wurde:
„Anno Domini MCCXLIII hoc altare consecratum est a venerabili Patre ac domino. domino Henrico de Appoldia Episcope Ecclesie Lauacensis (Lavant in Kärnthen) in honore Stae Crucis Trium regum et Decem millium Militum quarta feria post Reminiscere et Sti: Martini Episcopi."
So früher Datierung widerspricht nämlich die Inschrift auf der gegenüber- liegenden Südseite, die uns Wohltäter des Klosters nennt:
„AÖ. DNI 1281. 4. IDUS SEPTEMBRIS. (=10. Sept.) OBIIT MARCHIO
lOHAIMNES FUNDATOR ISTIUS CONVENTUS.
AO. DNI. 1287. 5. IDIIS SEPT. {-- 0. Sept) OBIIT DNA HEDWIG UXOR
MARCHIONIS mHANNIS PRAEDICTI, QL'AE DEDIT NOBIS
ORTU: Aü. DNI I39ö. 1. NONAS DECEMB^ (-4. Dez.) OBIIT HERMAN
lh<^ PRAEFECTUS HVIVS CIVITATIS SICERUS FRA-
TRU FAUTOR ET AMICUS SEPULTUS HlC SUB LAPADE
QUAE IN ElUS MEMORIAM lUGITER DEBET ARDERE ET
OMNI DIE IN SUMMO ALTARI PRO ElUS MEMC^RIA
MISSA NON DEBET DEFICERE.-
Da die Trierer Chronik dieselben Todesjahre für Johann II. sowie für seine Gemahlin Hedwig nennt und als ihrer beider Begräbnisstätte, die in obiger Inschrift überhaupt nicht erwähnt wird, das Kloster Chorin angibt, kann man die viel jüngere, von Entzelt 1579 zuerst aufgebrachte und von Angelus und den andern Nachfolgern übernommene Nachricht als irrtümlich betrachten, daß Hedwig als Stifterin des Prenzlauer Klosters „ist alda begraben 1277. 6. Idus Sept."
Diese wenigen Nachrichten sind immerhin ausreichend, um uns ungefähr ein Bild von dem Auftreten der Dominikaner in Prenzlau zu geben. Der Ort, ursprüng- lich nur ein Burgflecken, erhielt schon r2'55 Magdeburgisches Stadtrecht, das ihm 1252 nach Übergang aus der Pommernherrschaft an Johann 1. von diesem Mark- grafen bestätigt wurde^). 1275 wurde durch Erweiterung eine alte und eine neue Stadt geschaffen''), bemerkenswerterweise in demselben Jahre, in dem den Dominika- nern ein Platz für einen Kiosterneubau geschenkt wurde, nachdem sie schon einige Zeit vorher an der (früheren!) Nikolaikirche einige Rechte genossen hatten. Dieser Platz kann nicht das Schloßgrundstück des Pribislav gewesen sein, das sich aller- dings dicht beim Kloster befunden haben soll, weil jener alte Hof (curia) 1348') der Stadt geschenkt wurde. Doch hält Seckt'') das jetzige Pfarrgebäude, das nach Westen zu eine Fortsetzung des südlichen Klausurgebäudes bildet, hauptsächlich wegen seiner vermauerten, hohen Kirclienfenster für die kleine christliche Kapelle aus den Zeiten des Wendenfürsten, die man gewöhnlich in der alten Nikolaikirche zu sehen meint.
Da das Röbeler Chorgestühl und v. Loe die Aufnahme bereits auf 1275 setzen, muß man die erste Niederlassung nach unserer früheren Darstellung spätestens auf das Jahr 1273 datieren. Die Weihe des Hochaltars 1343 läßt den östlichen Kirchenteil zu dieser Zeit vollendet oder doch erneuert erscheinen. S 2. Besitz- Hat Johann II., der genau wie Gebhard in Ruppin als „Fundator istius
Verhältnisse. conventus" bezeichnet wird, zum ersten Aufbau auch Geld gegeben? Wurde der Kirchenbau mit Unterstützung des Landesherrn aufgeführt? Warum wurde der Präfekt Hermann Jagow weitere 53 Jahre später als ,,sincerus fratrum
') Seckt 1, S. 51.
•■') Riedel, Mark Brandenb., S. 461 ff.
3) Engel, Anrial. II, S. 110: Jobst, Kap. 10.
') Seckt I, S. 3/4.
5) Seckt I, S. 10/11.
83
DOMINIKANERKLOSTER IN PRENZLAU
UNTERER &RUNDRI55
A.I-2;&EW0LBE-
ANFÄNOER
FENSTER IM- WESTLICHEN • KLOSTERGEBAUDE
OBERER CRUNORI SS
AUFGENOMEN UNO GEZEICHNET:
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- 85 -
faiitor et amicus" in der Waiuliiisclirift verewigt, eine immer lirennende Lampe zu seinem Gedächtnis angezündet, die auf einem noch zu Seckts Zeiten vorhandenen, aus zwei Stüci<en zusammengesetzten „künstlichen" Backsteinpfeiier stand? Es wäre nicht undenkbar, daß bei den zahh'eichen Eroberungen Prcnzlaus bald durch pommersche, bald durch brandenburgische Fürsten bis ins 15. Jahrhundert hinein auch Kirche und Kloster der Dominikaner öfters in Mitleidenschaft gezogen wurden, so daß die Stadt, d. h. ihr Bürgermeister samt dem Rat, hernach den Brüdern helfend unter die Arme griff. Jedenfalls sehen wir, daß das Kloster nicht immer aulk-rhalb des kriegerischen Lebens stand, wenn die Pommernherzöge i. J. 1424, sogleich nach erneuter Einnahme der Stadt, die Bürger dorthin beschieden, „quod locus ille capacissimus, minus etiam armis formidabilis videretur'")- Doch sind das nur Vennutungen; die obigen Fragen lassen sich derzeit nicht bestimmt be- antworten.
Nachdem der Kanonikus Zacharias Schlüter, ein geborener Prenzlauer, die Klöster seiner Heimatstadt 1419-') in seinem Testament bedacht haben soll, erwarben die Mönche 1441 die ersten bedeutenderen, urkundlich nachweisbaren Einnahmen, als Kurfürst Friedrich den Dominikanern und zugleich den Franziskanern zu Prenz- lau einen Hof in dem benachbarten Dorfe Klinkow „vereygent . . . czu einem rechten eigenthum . . vnd auch in aller masse vnd mit allen rechtickeiten, rechten, czehenden, rauchhunern vnd freiheiten"-'). Zu unbekannter Zeit wurde ihnen von den Franzis- kanern für 100 Gulden deren Anteil abgetreten. So treffen wir sie am Anfang des 16. Jahrhunderts als die alleinigen Herren dieser Hofstellc an, zu der noch u. a. 2 Hufen unbekannter Herkunft auf der Feldmark desselben Dorfes kamen*). Doch sollten sie sich dieses Besitzes nicht lange erfreuen. Vielleicht schon bei dem Brande von 1483"), durch den der größte Teil der Stadt in Flammen aufging, oder doch spätestens im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts muß eine größere Feuers- brunst auch das Kloster heimgesucht haben; denn 1519") sehen sich die Mönche ge- zwungen, „vmb . . . anliegender vnd Treffliker noth willen, Brandes haluen herkamen", im Einverständnis mit dem Provinzial im Dorfe Klinkow „den Hoff vnde twe Howen, darvp wanet vnd bodrifft Claws Schröder, Achte marck Penninghc vnde twe Winsspei Korne . . , den Dienst, tegent vnd Rockhun mit allen Gnaden, tobehörlngen vnd rechticheiden, gresinge, Holtinghe, Wischen, Weidunghe, Acker, Water, Ror vnd mor, . . nichts vthgenamen", wiederkäuflich an den Rat zu veräußern Dafür gibt dieser ihnen „ein Parth mit Dacksten" und 160 Gulden. Zwar löst noch der- selbe Prior i. J. 1520, wohl zu dem ausbedungenen Rückkaufspreis von 160 Gulden, Hof und Acker wieder ein"), doch kann das Kloster sie nur bis 1536 halten; dann müssen die Mönche „vmme vnser groten anliggende Noth" beides im Früh- jahr (am Daghe Magarethe) nebst 2 Brandenburgischen Pfund jährlicher Pacht und den andern oben genannten Zubehörungen abermals an den Rat verpfänden, der ihnen diesmal nur noch 100 Mark und jährlich 1 Wispel Malz aus der Stadt- mühle dafür bietet').
Jetzt kam es zu keiner Einlösung wieder; vielmehr wurden der Hof und die 2 Hufen 'A Jahr später (auf Martini) mit Genehmigung des Provinzials für 25 Gulden, obige jährliche Malzhebung und noch jährlich 4 Gulden aus der Kämmereikasse an den Rat endgültig verkauft"). Die geringe Kaufsumme ist nur so zu erklären, daß das Kloster die im Frühjahr entliehenen 100 Gulden nicht zurück- gab, sondern als Kaufgeld behielt. Die Schenkung des Kurfürsten war wieder dahin. Trotzdem treffen wir bei der Reformation noch lO'j Hufen Land auf dem altstädtischen Felde an, deren i lerkunft uns freilich nicht bekannt ist. Sie verblieben bis zum 18. Jahrhunilert beim Kloster; dann gingen 7 von ihnen durch Kauf in den Besitz der französischen Kolonie über").
Was wir von sonstigen Einkünften erfahren, ist ebenfalls nur gering. 1474 ver- machte ein Prenzlauer Priester Mathias Schapow'") den Dominikanern für seine und seiner Eltern ewige Gedächtnisfeier und für Zusage einer Grabstelle in der Klosterkirche in seinem Testamente 1 Talent und sein Haus nebst dem Hofe mit
'1 Garcaeus S. IQO.
') Seckt II, S. 13.
■') Riedel A2I, S. 2i)l.
') Riedel A2I, S. 39L
5) Seckt II, S. 176.
") Riedel A21, S. 392.
7) Riedel A2I, S. 39S 9.
s) Seckt I, S. 56.
•') Seckt I, S 57.
'") Riedel .^21, S. 345/6.
Preiizlau
S3 Reformations- zeit.
vj 4. Neuzeit.
der Einschränkung, daß nach seinem Tode zunächst ein Magister Johannes Damerow mit seiner Mutter gegen jährliche Zahlung von 1 Brandenburgischen Talent an die Brüaer Haus und Hof erben solle; erst nach deren beider Tode solle das Grund- stück dem Kloster für alle Zeiten gehören. Ferner solle dem Kloster sein Hausgerät zufallen, eine große Waschwanne, einige metallene Töpfe, mehrere Zinngefäße und ein paar Küchengeräte.
Ein andres Mitglied der Familie Damerow, namens Vicentius, hatte gleich- falls „vmnie syner vnde synen Uff heuenden Sielen salicheit" ein zu diesem Zwecke von einem Clawes Melmeker gekauftes, nicht näher bezeichnetes Eigentum zu un- bekannter Zeit den Barfüßern und Dominikanern zugleich geschenkt. 1510 treffen wir beide Klöster in seinem Besitz').
Erwähnen wir noch, daß i. J. 1488-') Rat und Gerichte Prenzlaus in die Brüder- schaft des Ordens aufgenommen worden und dadurch den Mönchen neue Einnahme- quellen entstanden waren, erwähnen wir schließlich die einmalige testamentarische Zuwendung eines Priesters Johann Heckett von 2 Mark und 1 Tonne Bier aus dem Jahre 1507-'), so ist damit erschöpft, was uns die Urkunden über den Besitz des räumlich größlen Dominikanerklosters in der Mark berichten.
Nach der Einziehung des Klosters durch den Kurfürsten auf Grund der hier 1543') vorgenommenen Kirchenvisitation scheint es zunächst als kurfürstliches Korn- magazin gedient zu haben. Als nämlich der Landesherr 1544 der Stadt Prenzlau nach vorherigem, in besonderer Urkunde festgelegtem Verzicht des damals leben- den letzten Priors und nach dessen Zustimmung zu der neuen Verwendungsart seiner bisherigen Wirkungsstätte'') „uf ihr bittlich Ansuchen das schwartze Kloster daselbst, soweit es umbfangen, um Gotteswillen und Behueff vnd Anrichtung eines Hospitals vor die Armen vorwilligt, voreigend und vorschrieben" hatte, machte er zur Bedingung, daß man ihm in der Stadt ein Kornhaus „wiederumb" beschaffen und erbauen solle"). Der Prior soll als Entschädigung lebenslänglich vom Rat Kleidung und Unterhalt bekommen haben').
Die Kirche gewann bald darauf besondere Bedeutung dadurch, daß die alte Nikolaikirchc, bei der sich etwa 300 Jahre zuvor die ersten Dominikaner nieder- gelassen hatten, 1568 zum Teil einstürzte und deswegen bald hernach der städtische Gottesdienst von dort in die nahe gelegene Heilige-Kreuz-Kirche verlegt wurde"). Nur einer der beiden alten Türme in Ziegelrohbau") auf breitem Fundament aus Granitquadern steht heute noch als Rest der längst ganz verfallenen Kirche auf dem Hofe der Kaserne von 1768 — 70. Ihr Name aber ging seitdem an die Kloster- kirche über.
Wie es sich anderswo findet, wurden auch hier früher schon vorhanden ge- wesene Hospitäler nebst ihren Einkünften mit dem neugeschaffenen vereinigt. Schon 1577'") waren die Insassen des Georgs-Hospitals dahingezogen, und 1582 wurde auch das Elendenhaus am Markt dorthin verlegt. Gegen ein Einkaufsgeld erhielten nunmehr arme Bürger und Bürgerinnen freie Wohnung und freies Deputat. Nach- dem noch 1736") das Kloster mit 11 neu ausgebauten Zimmern versehen worden war, blieb es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts bei dieser Verwendungsart. Wohl der nördliche Raum im Westgebäude war es, der, wenn auch von Seckt") als Speisesaal bezeichnet, bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und weiterhin bis m die letzten Jahre den Katholiken zum gottesdienstlichen Ge- brauch diente. Die weitläufigen Klosterkeller sollen etwa im 16. oder 17. Jahr- hundert die städtische Münze gebildet haben'), und seit 1828'") sind die Kloster- gebäude nach /\usbau des Dachgeschosses und nach Verlegung des Hospitals in ein andres fiaus in ein städtisches Armen- und Krankenhaus umgewandelt worden. Die Kirche wurde 1874 innen sehr ausgebessert '"), i876 nach Adler auch das alte Maßwerk vollständig erneuert.
') Riedel A '21, S. 391.
2) Seckt 1, S. 53.
3) Riedel A 21, S. 376.
4) Seckt II, S. 55.
5) Seckt I, S. 54.
") Riedel A 21. S. 442.
') Seckt I, S. 55.
8) Fidicin, Territor. IV, S. 9.
") s. S. 81.
'") Dobbert, S. 4.
") Dobbert, S. 13.
'2) Bergau, S. 612.
- 87
2. Teil: Die Baulichi<eiten.
(Blatt ö-ll)
11. Inneres der eheinalif^en Prenzlaner Dominikaner-Klosterkirche. Mit Genehmigung der Kgl. MelSbildanstalt zu Berlin.
Das Prenzlauer Doniinikanerkloster ist trotz seines fast ()40jährigen .\lters eins der besterhaltenen Klöster in der Mark. Die Klausurgebäude snid, abgesehen von mehrfachen Um- und Ausbauten der einzelnen Räume, äußerlich wie innerlich in solchem Zustande, daß man sich noch leidlich gut eine N'orstellung von ihrem Aus- sehen und ihrer Benutzung zur Zeit der .Mönche machen kann. Das Kloster liegt im Süden der Stadt, durch den breiten Uckerwiek (Bl. 6) von der alten Stadtmauer geschieden. Die Kirche befindet sich im Norden der ganzen .Anlage; ihre um etwa 25 " von der Ostrichtung nach Norden zu abweichende Längsachse soll auch hier wieder der Einfachheit halber als Haupthimmelsrichtung zugrunde gelegt werden. Nachdem die Ruppiner Klosterkirche in all ihren Teilen eingehend besprochen worden ist, können die folgenden, ihr ähnlichen Hallenkirchen kürzer behandelt werden:
Die Kirche dient noch heute dem gottesdienstlichen Gebrauche. Sie besteht (Bl. ()) aus einem Ruppin gegenüber auffallend kleinen Chor von S,S6 m Breite und nur 12,02 ni Länge, von der östlichen inneren .Mtschlußwand der Seitenschiffe
ü 1. Kirche
Prenzlau
bis zu dem aus 5 Seiten des Achteci<s gebildeten Chorschluß gemessen, und einem desto größeren dreischiffigen Langhause von 40,30 m Länge und 18,12 m Breite, so daß der ganze Kirchenraum 52,32 m lang ist.
Die Grundfläche des Langhauses ist in der Längsrichtung nicht so regelmäßig aufgeteilt, wie wir es in Ruppin gesehen haben, sondern die Abstände der Pfeiler- mitten betragen, von der östlichen Innenwand der Seitenschiffe nach Westen zu fortschreitend, 3 ^■' 6,70 m, 2 • 6,84 m und 1 ■ 6,52 m. \m Querschnitt sind die achteckigen Schiffspfeiler so angeordnet, daß ihre dem Mittelschiff zugekehrten Seiten in der vorderen Flucht der Chordienste liegen.
Die Umfassungsvvände messen zumeist 95 cm, nur die westliche Giebelwand ist mit 1,36 m auffallend stark. Am Choranfang setzt sich die Wand 72 cm dick in einfachster Weise als Rechteck mit abgefasten Ecken 38 cm ins Schiff hinein fort, wobei zur Aufnahme der 5 hier zusammenstoßenden Profilbögen ein Dienst nach der Kirchenmitte zu vorgelegt werden mußte. Eine entsprechende Vorlage weist der Westgiebel innen auf. So wird nach allem eine einheitliche lichte Weite für Chor und Langhaus geschaffen, die nur am Fußboden zwischen den östlichen Wandpfeilern durch 4 Stufen von 61 cm Höhe von einander geschieden sind.
Die so gebildeten 3 ■ 6 einzelnen Langhausjoche sind, ebenso wie das eine schmalere Chorjoch, wieder mit Kreuzrippengewölben von 15,30 m Schlußsteinhöhe im Mittelschiff und 14,64 m in den Seitenschiffen überwölbt, während der Chor- schluß die dafür übliche Lösung zeigt (Bl. 7 u. 9).
Die altertümlich schweren Quergurte des Ruppiner Langhauses fehlen hier bereits; einfache Rippenprofile überspannen alle Schiffe (Bl. 11, Abb. 42). Nur die Längsgurte müssen zur Übertragung der Dachlast stets besonders stark ausgebildet bleiben; sie werden in einfacher Weise aus einem rechteckigen Kern gebildet, den beiderseits eine schmale einfassende Kante begleitet. Sämtliche Gurte, Diagonal- rippen und Wandbögen, letztere nur am Westgiebel fehlend, sind hier spitzbogig gestaltet, je nach der Spannweite flacher, steiler oder gar noch gestelzt. Die Diagonalen laufen mit geringem Stich gegen schembar schmucklose durchbohrte Schlußsteine. Die Kappen des Hauptschiffs zeigen sanften Busen. Auf Bl. 6 ist bei A2 der Oewölbeanfänger eines Schiffspfeilers dargestellt, aus dem sich nunmehr alle andern in der bei Ruppin dargestellten Weise leicht ableiten lassen.
Im Dachboden sind die Längsgurte 70 cm stark bis zur Höhe der Außenwände übermauert. Die zur Schubübertragung in Ruppin vorhandene Übermauerung der Quergurte in den Seitenschiffen ist hier nicht mehr für notwendig erachtet worden.
Die achteckigen, 1,27 m dicken Schiffspfeiler sind bis zur Oberkante des Kapitells 9,40 m hoch. Im allgemeinen schwächere Wanddienste als in Ruppin, im Schiff und Langchor als Dreiviertelsäulen von 21 cm, im Polygon, in den 8 Seiten- schiffsecken und neben den westlichen Wandpfeilern im Mittelschiff als Ganzsäulen von nur 11 cm Durchmesser gebildet, werden hier sämtlich in etwa 3,50 m Höhe über dem Schiffsfußboden von verschiedenartigen, im übrigen sich wiederholenden Kon- solen abgefangen, unter denen sich im Chor die selten vorkommenden Hörnchen- konsolen befinden (Bl. 11, Abb. 23—28 im Chor, Abb. 29—32 im Langhaus). Die niedrigen Kapitelle der Pfeiler im Schiff sowie an der Ost- und Westgiebelwand, wieder einige Schichten tiefer als bei den Chordiensten, nebst der einfachen Basis zeigt Bl. 11, Abb. 38—40.
In der oberen Wandzone sind ursprünglich nur im 1. und 6. Joch der Südseite wegen der hier gegenstoßenden Klostergebäude und im 2. Joch der Nordseite, vom Westgiebel an gerechnet, wegen des hier befindlichen hohen Haupt- portals keine Öffnungen durchgebrochen gewesen. Die beiden Fenster in der süd- lichen Ecke zwischen Chor und Langhaus waren ehedem zum Teil verdeckt, wie Kalkspuren an den Außenwänden noch beweisen (Bl. 7 u. 8). Daß die 3 Fenster am Westgiebel sogar unter Belassung der alten Sturmstangen ganz, die nördlichen Schiffs- sowie alle Chorfenster an ihren unteren Teilen später zugemauert sind, ist außen klar ersichtlich (Bl. 7). Sie reichten also auch hier im Innern ursprüng- lich bis zu den jetzigen Dienstkonsolen herab. Die südlichen Schiffsfenster aber hatten stets nur ihre heutige, geringere Höhe, weil sich außen an dieser Stelle ehedem ein Kreuzgangsteil an die Kirche lehnte. Zu beachten ist, daß in den 3 west- lichen Jochen auf der Südseite innen und auf der Nordseite außen die Fenster- und Blendennischen nicht so weit herunter geführt sind wie in den folgen- den (Bl. 8 u. 9).
In den spitzbogig geschlossenen Öffnungen befinden sich am Ende der Seitenschiffe und des Chors etwa 1,75 i./L. breite zweiteilige, an allen andern Stellen 2,35 m breite dreiteilige Fenster mit allenthalben einfachen, glattgeschnittenen
S9 —
— Ql —
Pfostenquerschnitien. Die erhaltenen Spuren am Westgiebe! lassen hier kein eigent- liches Maßwerk annehmen, sondern beim Mittelfenster einfachen oberen Zusammen- schluß der Pfosten, beim nördlichen Seitenfenster jedenfalls sehr emfache Aufteilung des oberen Feldes durch einen Kreisteil. Die zweiteiligen Fenster sind oben mit 1 Dreipässen, die dreiteiligen abwechselnd, aber im gleichen Joch stets gleich, mit ebensovielen Drei- oder Vierpässen ausgefüllt. Der spitzbogige obere Zu- sammenschluß der Pfosten darunter findet ohne Nasen statt (Bl. 6). Die Leibungen smd flach geschmiegt und, abgesehen von dem oberen Ende des Mittelfensters am Westgiebel," nicht profiliert. Die Sohlbänke sind etwa unter 45" abgeschrägt. Ver- mutlich bei Anlage von Emporen brach man den unteren Teil des großen West- giebelfensters vierteilig wieder durch. Jetzt ist dieses Stück auch schon wieder vermauert.
In der Zone unterhalb der Fenslei" (Bl. 0) finden wir am Chorschluß hinter dem Altare eine ähnliche wandschrankartige Nische wie in Ruppin; ferner ist an derselben Stelle, wo dort die Profilnische mit Nasen liegt, also seitlich vor dem Hochaltäre in der südlichen Chorwand, hier eine fensterartige Spitzbogennische mit dreiteiligem, vorn 1 1 cm starkem, rundem Pfostenwerk und kelchförmigen Kapitellen in Höhe der äußeren Kämpfer, aber ohne Basen (Bl. 9 u. Bl. 11, Abb. 36).
2 rechtwinklig eingeschnittene Türöffnungen in der südlichen Ecke sind offenbar neueren Datums. An alten Eingängen zur Kirche sind nur noch 2 erhalten: zunächst ein mit leider verputzten, umgekehrt gleichen Kämpfern und Basen ver- sehenes Portal aus gebündelten Birnenstäben in der Mitte des Westgiebels von 1,64 m i./L. (Bl. 10 und Bl. 11, Abb. 37); dann das liauptportal im 2. Joch der Nordseite. Dieses zeigt ebenfalls reiche Profilierung der Wände, im Kämpfer durch blatthelegte Kapitelle unterbrochen, am unteren Ende von ebensolchen Basen ge- tragen. Ein Wimperg, am Außenrande schräg und über dem obersten Spitzbogen horizontal, mit einem fortlaufenden Bande von kräftig modellierten Weinranken auf Tonplatten verziert, erhebt sich darüber, und eine für solchen Bau ungewöhnlich reiche Verzierung in Gestalt zweiteiligen, spitzbogig abschließenden, blinden Stab- und Maßwerkes füllt die Mauerfläche noch ein gut Stück nach oben hin aus, bis endlich eine große Schräge fast in Höhe der Strebepfeiler den Übergang zu der Kirchenwandflucht wiederherstellt (Bl. 10 u. 11, Abb. 1^7). Die jetzige Zweiteilung der Tür nebst dem Vierpaß darüber ist spätere Wiederherstellung.
Die ganze Kirche außer der Westseite umgeben Strebepfeiler ohne .Absätze, am Polygon 70 ■ 105, am Langchor 70 ■ 112, am Schiff auf der Nordseite 88 110, im Süden 88 ■ 140 cm groß, in den beiden nördlichen Langhausecken in entsprechen- den Abmessungen über Eck gestellt, am Hauptportal bis auf 2,15 m vorgezogen. Die großen Strebepfeiler auf dem Hof lassen unschwer spätere Ummantelung er- kennen. In den beiden südlichen Langhausecken haben, wohl wegen gleichzeitiger Aufführung der dortigen hohen Klostergebäude, besondere Strebepfeiler anscheinend nie gestanden. Nur der nordwestliche Eckstrebepfeiler der Westfront ist bis zur Loslösung von der Wand hochgeführt und mit einer vierseitigen Pyramide mit Kugelspitze abgedeckt, eine schwache Erinnerung an die Ruppiner Ecktürmchen; alle andern zeigen wieder die einfachen Schrägen, aus denen junge, satteldach- artig abgedeckte Strebepfeilerchen hervorwachsen.
Soweit die verschiedene Höhenlage des umliegenden Bodens noch erkennen läßt, umzog die ganze Kirche ein etwa 1 m hoher Sockel aus behauenen Feldsteinen, der etwa in 30 cm Höhe durch einfache Schräge von 10 cm Länge unter 45" in die Wandflucht übergeleitet wurde und sich nun in dieser noch 60 cm nach oben hin fortsetzte (Bl. 8). Wenngleich er heute am Westgiebel fehlt, läßt doch eine Aus- füllung in Normalformat von genau der Höhe des Feldsteinsockels am nordwestlichen Eckstrebepfeiler, die sich über die ganze Westseite bis fast an die Mitteltür hinzieht, immerhin auch hier diese Annahme zu. Ein ebensolcher Sockel findet sich übrigens auch an der Nordostecke des Ostgebäudes wieder.
Chor und Schiff weisen in gleicher Höhe ein gleiches Hauptgesims mit kräf- tiger Hohlkehle auf (Bl. 7, Abb. H 2). Auf der Nordseitc des Langhauses sieht man, aber nur in den 3 östlichen Jochen, unter diesem Gesims einen breiten Putz- streifen, auf ihm anschementl Spuren früherer Sgraffitomuster. Ein ähnliches .Wotiv hat sich wohl unter der obersten Dachschräge des Hauptportals befunden (Bl. S).
Die äußere Kirchenwand zeigt uns noch zahlreiche Spuren von .Anschlüssen ehemals anders gestalteter oder jetzt bereits ganz verschwundener Gebäude: Auf der Südseite (Bl. 8) sieht man am Ostflügcl, über Fenster und Strebepfeiler des 1. Clior- joches weglaufend, eine Daclianschlußspur, die sich nicht mit dem heutigen Dachprofil deckt; .\hnliclies läßt sich am .\nscliluri des Westgebäudes feststellen. .\ls Deckleiste
I^ciizlau
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füi ein fiüliLT gc^ienstoßendes Pultdach sind die oben abgeschrägten vorgezogenen Schichten zu betrachten, die sich ebenda auf der östHchen Hälfte des Langhauses unmittelbar unter den Fenstern, auf der westlichen etwa 3 m höher hinziehen. Unter ihnen führten zu ebener Erde 2 jetzt vermauerte Öffnungen in die Kirche hinein; in Höhe ihres Scheitels sind an 2 Stellen ehemalige Anschlüsse von Ge- wölben deutlich erkennbar, das östliche offenbar herrührend von einem Treppen- lauf, welcher mit einem Fensterchen nach der Kirche zu versehen war, das westliche im i. Langhausjoch nicht mehr bestimmbar. In Höhe des \. Obergeschosses der Klausurgebäude befinden sich 2 weitere vermauerte Türen, die wohl zu ehe- m.aligen Emporen geführt haben können. Eine hohe, schmale Türspur, etwa über der Hofwand des Ostgebäudes befindlich und durch frische Farbe jüngerer Steine deutlich als sehr spät zugemauert erkennbar, setzt sich im Dachboden noch heute als Türnische fort, deren Schwelle in dem Gewölbesack des 5. und 6. Seitenschiffs- joches liegt.
Auch auf der N'ordseite finden wir am 5. Langhausjoch den .Anschlul) eines Satteldaches, das ebenfalls über Fenster und Strebepfeiler fortlief.
Oberhalb der Hauptgesimse erheben sich die beiden Giebel des Langhauses (Bl. 7), beide etwa 1 Stein hoch brandmauerartig über den First hinausragend; der östliche, mit 16 schmalen Putzblenden geschmückt, deren Sohle staffeiförmig mit der Neigung des Chordaches ansteigt, wird im Dachboden von einem weiten, hohen Spitzbogen getragen, der sich über das ganze Mittelschiff spannt; der westliche mit 2 Reihen von unten 5 und oben 3 Spitzbogenblenden verschiedener Größe, deren mittlere breiter sind als die seitlichen, in jeder Reihe von horizontaler Basis an- steigend. Die Giebelschräge begleiten jederseits 2 Reihen von Sägefriesen, oben gegen eine kleine Fiale laufend. Über ihnen befanden sich ehedem Kriechblumen (Bl. 11, Abb. S), von denen aber nur noch 3 am alten Platze sind. Den Abschluß des Giebeldreiecks nach unten hin bildet eine kleine Schräge, unter der sich nur eine Sägeschicht hinzieht. Sämtliche Giebelblenden sind '■: Stein tief, an den Kanten nicht profiliert und nicht (mehr?) geputzt.
Über das ganze Langhaus breitet sich wieder ein großes Satteldach (Bl. 7 und y), das über dem 15,60 m hohen Hauptgesims noch weitere 15,10 m bis zu 30,70 m Firsthöhe ansteigt, während das 8,10 m hohe Chordach nur einen 23,70 m hohen First aufweist. Den Chorschluß überdeckt ein Teil einer Pyramide über 5 Seiten eines Achtecks.
Gegenüber dem Ruppmer Schiffsdach und andern mittelalterlichen Dächern überhaupt erscheint die Dachkonstruktion der Kirche in Prenzlau mit größter Sparsamkeit an Holz ausgeführt. Mancherlei Abweichungen in der An- ordnung der Streben und Stützen, die hier und da auch noch neben einer neueren Kcnstruklion stehen geblieben sind, lassen den derzeitigen Zustand nicht mehr als den ursprünglichen erscheinen, obwohl eine gewisse Selbständigkeit jedes Ge- spärres auch noch auf ein mittelalterliches Dach schließen läßt.
Von Außenwand zu Außenwand, aber nur dort, nicht auf der ebenso hoch geführten Übermauerung der Längsgurte, auf 2 Mauerlatten 15/15 liegend, gehen jetzt nur noch in jedem zweiten Gespärre Binderbalken 26/33 durch. In den andern scheinen sie über dem Mittelschiff nachträglich herausgesägt zu sein. Auf diesen Querbalken stehen wieder in Richtung der Längsgurte 2 gezimmerte Wände mit Fußschwelle und Stielen je 22/26, einem Riegel 22/22 und 1 pfetlenartigen Längs- balken etwa gleichen Maßes, der auch wieder unmittelbar unter dem untersten Kehlbalken liegt. Jeder dieser Kehlhaiken ist mit dem zugehörigen Stiel durch ein großes Kopfband 20 22 verbunden. Bis zum First hin folgt dann nur noch 1 Spannbalken. Der Achsenabstand der einzelnen Gespärre beträgt etwa 1,20 m.
Das Dach über den Seitenschiffen ist jetzt nur noch durch eine schräge, lange Strebe 15/23 abgesteift, die zum Binderbalken oder unteren Stielende läuft. Früher scheinen hier, wie einige Überreste noch zeigen, Kreuzstreben 23,23 die Sparren mit der gezimmerten Wand und den Binderbalken zu einem festen Gefüge ver- bunden zu haben. Die Sparren sind 20/26 stark.
In dem kurzen Chordach läuft wieder nur in jedem zweiten bezw. dritten Ge- spärre der Binderbalken durch. Auf den beiden äußeren steht in der Mitte je ein Stiel 17/24; gegen den östlichen laufen die Gratsparren des Chorschlusses. An den oben durch einen ! lahnenbalken gegeneinander abgesteiften Sparren finden sich hier in Gestalt von Riegeln und langen, angeblatteten Diagonalen Reste einer Längs- verstrebung, die auch beim Schiffsdach vorhanden gewesen sein wird. Am Chorschluß ist die Konstruktion in einfachster Weise herumgeführt.
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Das Prinzip der ganzen Dachkonstruktion ist dem Ruppiner sehr ähnlich, wenn auch jetzt stark vereinfacht. Da wir aus ungefähr gleicher Zeit wie dort, nämlich vom Jahre 1319, die allgemeine Nachricht haben, daß die Mönche durch einen großen Brand arg in Not geraten sind, kann man das Dach wohl als in dieser Zeit entstanden ansetzen.
Ein Treppentumi, dessen Gestalt nicht mehr feststellbar ist, vcrmittehe ehe- dem den Zugang zum Kirchendach. Er befand sich in der nordwestlichen Hofecke, dort, wo wir im Dachboden die Türnischc, außen die zugemauerte Öffnung ge- funden hatten.
Von ehemaligen, selbständig aufragenden Türmen und Dachreitern der Prenz- lauer Klosterkirche wird uns nirgends berichtet; auch auf den Abbildungen bei Merian (Titelbild) und Petzold sind keine vorhanden. Doch ist bei der Bedeutung der Glocke für das klösterliche Leben als gewiß zu betrachten, daß ehedem ein Dacli- reiter vorhanden gewesen ist, der eben, wie auch in Ruppin so häufig, öfters ersetzt werden mußte und schließlich, wohl in nachreformatorischer Zeit, nicht mehr erneuert wurde. .Mit dem Verfall der alten, in der Nähe befindlichen Nikolaikirche im 16. Jahrhundert standen ja deren massive Türme zur Verfügung, von denen auch bis in unsere Tage hinein ein angeblich altes Klostergeläute die Gläubigen zum Gottesdienst zusammenruft.
An der Kirche lassen sich 3 Bauperioden feststellen :
1. Wenngleich die Kirche wegen ihrer Einheitlichkeit in den lichten Weiten des Mittelschiffs und Chors, wegen gleicher Gewölbeausbildung in allen Jochen, wegen des (ehedem überall sichtbaren) hohen Sockels aus geschichteten, behauenen Feld- steinen, wegen des Hauptgesimses und der jungen Strebepfeilerchen auf den großen, wegen des kräftigen Maßwerks im Charakter des 13. — 14. Jahrhunderts und des über- all fast gleichen Formats von 27 27,5 : 9,5/10 : 13 13,5 als nach einem Plane ziemlich rasch vollendet erscheint, zeigt doch schon das .Äußere verschiedene Bauabschnitte. Einige Schwierigkeit in der Bestimmung ihres Alters bietet die Nachricht, daß der Hochaltar erst 1343 geweiht sei. Man kann es nämlich bei Ordenskirchen als tlie Regel betrachten, daß zuerst die Klerikerkirche errichtet wurde und der weitere Bau erst dann nach Westen zu fortschritt. Da aber einer mit der .\ltarweihe gleich- zeitigen Errichtung oder auch nur Vollendung des Chores mit keiner Silbe Er- wähnung getan wird, kann der Hochaltar erst nach einer gewissen Vollendung der ganzen Kirche geweiht worden sein, während vorher nur eine provisorische Weihe stattgefunden haben mag. Tatsächlich weist auch der Chor die ältesten Einzelformen auf, wie die Hörnchenkonsolen am Schluß und die Spitzbogennische an der Südwand mit dem kräftigen, dreiteiligen Stabwerk aus starken Wülsten. Die im regelrechten Verbände anschließenden 3 Schiffsjoche müssen wegen genau des- selben Formates der gut durchgebrannten, schön rot gefärbten, vorzüglich er- haltenen Steine gleichzeitig mit dem Chor entstanden sein. Wenngleich uns als Baubeginn der Kirche in der Inschrift das Jahr 1275 angegeben wird, kann dieses Datum doch nicht auf die heutige Ostpartie bezogen werden : In Kapitel 7 werden wir feststellen, daß die Kirche des erst 1297 aufgenommenen Berliner Dominikanerklosters fast bis auf den Zentimeter genau in ihrem Grundriß mit der Prenzlauer Kirche übereinstimmt. Die oben bezeichneten ältesten Teile dürften also aus dem \nfang des 14. Jahrhunderts stammen.
2. Während die 3 Ostjoche des Langhauses in den Pfeilerachsen ö,7() m breit sind, weisen die beiden folgenden 6,84 m auf. Von oben bis unten trennt beider- seits, außen als regelmäßig abgetreppte, senkrechte, im gotischen Verband sonst nie vorkommende Fuge sichtbar, ein durchgehender Riß diesen Mittelteil von der Ostpartie, und zwar -"u bezw. 1 ' i m westlich von dem dortigen Strebepfeiler, so daß hier anscheinend die an der früheren Westfront vorhandenen, gegen Westen ge- richteten Strebepfeiler in die jetzige Außenwand miteingemauert sind. Ferner tritt an die Stelle des im Osten vorhandenen fleischfarbenen Steines ein häßlich grünlich- gelblicher; die Fenstersohle rückt fortan höher; der Sgraffitofries unter dem Haupt- gesims der Nordseite verschwindet; ein gcsiinsartiger X'orsprung auf der Südseite, wahrscheinlich die Deckleiste für den .Unfall des Kreuzgangsdaches, taucht vom Riß an etwa 3 m höher auf; statt der im Ostteil des Daches vorhandenen .Xussparungen für die Balkenköpfe finden sich hier in Schichten vorgekragte Konsolen aus Back- steinen.
Die jungen Strebepfeilerchen und vor allem der Weinrankenfries am Wimperg des Hauptportals nebst seinen in frühgotischer .\rt mit zackigen Blättern belegten Kapitellen und Basen lassen dieses 2. und 3. Langhausjoch nicht allzulange nach der Ostpartie entstanden sein, vielleicht im Jahre der .Mtarweihe (1343), in dem somit ein gewisser .Abschluß des Kirchenbaues erreicht war.
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3. Das eiste und westlichste Joch mit nur 6,52 in Achsenabstand der Stütze von der Westwand ist ebenfalls wieder durch einen namentlich im Dachboden beiderseits, aber auch auf der Nordseite außen deutlich erkennbaren Riß von dem andern Baukörper losgetrennt. Die Technik ist hier wohl am schlechtesten: Der Gewölbewandbogen am Westgiebel fehlt. Die Fenstersohle rückt abermals um ein gut Stück höher hinauf, das Maßwerk wird wenigstens an der überdies strebe- pfeilerlcsen Giebelwand einfacher und lockerer in der Zeichnung, fällt beim Mittel- fenster sogar ganz fort und wird hier durch spitzbogig sich schließendes Pfosten- werk ersetzt, das sich in beginnender Profilierung der Leibungen erhebt.
Das Fehlen des jungen Strebepfeilers an der Nordwestecke und ein mittleres Westportal mit weit vorgeschrittener Profilierung seiner gebündelten Birnstab- wandungen läßt das Westjoch mit einiger Wahrscheinlichkeit in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts setzen.
Nicht mit der bisherigen Anlage im Zusammenhang steht die grolk Reparatur, die von den 3 Westjochen den oberen Teil erneuerte: Deutlich hebt sich daselbst von dem gelblichen Unterbau der 10/10,5 : 14/1 4,.5 : 28 28,5 große, tiefrote, bereits zerbröckelte Stein zwischen ausgewaschenen Fugen ab, der auf der Hofseite etwa in Höhe des Hauptgesimses vom Westgebäude beginnt, am Giebel und auf der Nord- seite in etwa gleicher Höhe sich zeigt und besonders hier gegen den älteren Unterbau um einige Zentimeter nach innen hin absetzt. Der Giebel selbst ist sogar fast nur aus Läufern wiederhergestellt, zwischen denen zahlreiche Löcher zur Erleuchtung des Dachbodens gelassen sind. Wir erfahren 1510, daß der Konvent durch Brand in große Not geraten ist. Um 1500 mag also die Kirche am westlichen Ende durch Feuer stark zerstört und in obiger Weise, vielleicht erst jetzt unter Ausbildung der beim Westjoch beschriebenen Giebelwandfenster, wieder ausgebessert worden sein.
2. Kloster- Gegen die südliche Wand des Langhauses stoßen, beiderseits etwas darüber
gebäude. hinausragend, 2 Klostergebäude, Sie umschließen noch heute mit einem südlichen Gebäude zusammen einen recht geräumigen Klosterhof. Früher zog sich, wie aus den beiderseitigen Entlastungsbögen gleicher Höhe und Breite an dem Ost- und Westgebäude, auf der Ostseite sogar vielleicht noch aus dem Maueransatz, ferner aus den oben erwähnten Spuren an der südlichen Kirchenwand deutlich erkennbar ist, auch unterhalb der Kirchenfenster ein schmalerer Bauteil entlang, so daß der Hof etwa 26,70 m lang und 27,10 m breit gewesen ist. Ihn umschloß, heute noch im Osten, Süden und Westen erhalten, der Kreuzgang, allerseits 9 Joche i./L. weit und in jedem Joch durch ein dreiteiliges, 1,90 m breites Spitzbogen- fenster erleuchtet, dessen glattgeschnittene Pfosten sich oben ebenfalls einfach spitz- bogig zusammenschließen (Bl. 9, Abb. F 1 — 3). Jedes Joch ist mit einem Rippen- kreuzgewölbe auf verschiedenartigen Konsolen überspannt (Bl. 11, Abb. 34), von dessen sämtlich spitzbogig gestalteten Konstruktionsbögen die Diagonalen (Bl. 11, Abb. 41) in einen mit flachem, ornamentalem (bei 3 von ihnen figürlichem) Schmuck versehenen Schlußstein zusammenlaufen (Bl. 11, .\bb. 20—22). Die lichte Weite des Kreuzgangs beträgt 3,15 m, die Schlußsteinhöhe etwa 3,90 m. Der darüber- liegende, wahrscheinlich stets nur auf 3 Seiten um den Hof vorhanden gewesene Korridor zeigt keine Gewölbespuren und war wohl auch früher mit flacher Holz- decke versehen. In gut wirkendem Gegensatz zu dem großen Kreuzgangsfenster geben hier etwa die doppelte Zahl ehedem anscheinend noch 4 — 5 Schichten tiefer reichender, aber nur schmaler Fenster das notwendige Licht. Ein 3 — 4 Schichten hohes Hauptgesims mit Sägeschicht darunter (Bl. 7, Abb. H 1) bildet den oberen Abschluß. Das südliche Klausurgebäude zeigt sich auf der Hofseite noch heute fast unversehrt in dem ursprünglichen Zustande (Bl. 9); in den beiden andern fehlt das Pfoslenwerk, und die Fensterformen sind durchweg den derzeitigen Verhält- nissen entsprechend umgeändert worden. Zu beachten ist, dali im Süd- und West- gebäude die kleinen Fensterchen mit Segmentbögen überdeckt sind oder gewesen sind, von denen die südlichen bis auf 2 heute noch ihrem Zweck dienen, die westlichen trotz Vermauerung wenigstens noch deutlich zu erkennen sind ; im Ostgebäude dagegen findet sich ein gemauerter, wagerechter Sturz, die einzig feststellbare Ab- weichung in den sonst ringsum gleichmäßig gebildeten Hofwänden.
Die jetzt im Kreuzgang vorhandenen Treppen sind nach Einschlagen der Gewölbe an den betreffenden Stellen hergestellt und damit am besten als neuzeitlich gekennzeichnet. Von mittelalterlichen Treppenanlagen sind nur noch 2 nachweisbar: Die eine am 2. Langhausjoch, nur noch an den Anschlußspuren erkennbar, führte innerhalb des hier an der westlichen Hälfte des Langhauses anscheinend zwei-
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geschossigen Kreuzgangsteiles z, T. unter dem jetzigen, ehemals also abgefangenen Strebepfeiler weg von Osten nach Westen zu in das Obergeschoß des Westgebäudes ; die Oewölbcwiderlager erscheinen als nachträglich eingestemmt. Die andre ist fast vollständig erhalten (Bl. 6 u, 8). Sie liegt nach mittelalterlicher Weise z. T. in der dicken Kirchenmauer an der südöstlichen Langhausecke und hatte 2 kleine Fenster nach der Kirche zu. Die untersten Stufen des langen, geraden Laufes fehlen heute. Dadurch wird jetzt an dieser Stelle ein kleiner, von der Kirche aus nachträglich zu- gänglich gemachter Geräteraum geschaffen. Kurz bevor man auf dieser 1,02 m breiten, mit halbkreisförmiger Tonne überwölbten Tn-ppe mit ihren gemauerten Stufen zur westlichen Außenwand des Ostgebäudes gelangt, wendclt sich der Lauf gegen Süden hin, nun nur noch 88 cm breit. Er führte früher mittels einiger weiterer Stufen durch eine jetzt vermauerte Spitzbogentür in das Obergeschoß. Wir finden also hier die übliche Anlage der Treppe, die vom Dormitorium hinab in die Kirche führte. Etwas östlich von dieser Austrittstür liegt noch heute eine zweite, hinter der 4 gewendelte Stufen eines 80 cm breiten Treppenlaufes nach rechts weg zu einem langen, dunklen Korridor gleichen Maßes hinaufgehen, von dem eine vermauerte Türöffnung zur Kirche hin die ehemalige Verbindung mit ihr an dieser Stelle gewährleistet; nach links weg aber gelangte man höchstwahrschein- lich in den bereits erwähnten, jetzt verschwundenen Treppenturm. Gewöhnlich findet man auch in den andern Gebäudeecken Treppenanlagen; sie mögen in Prenz- lau neuzeitlichen Ansprüchen an die Räumlichkeiten gewichen sein.
Der Hauptzugang zur Klausur von außen her ist im Westgebäude zu suchen, dort, wo in dem vor die Westgiebelflucht der Kirche vorspringenden, oben mit
2 Reihen schmaler Putzblenden geschmückten Gebäudegiebel eine einfache Spitz- bogentür mit abgetreppten Leibungen noch heute auf einen kleinen Korridor führt (Bl. 9). 3 gleichmäßig mit oblongen Rippenkreuzgewölben überspannte Joche stellten die Verbindung mit dem Kreuzgang her, an den sich nun allseitig die Kloster- räume anschlössen. Vielfache Umbauten zu den verschiedenartigsten Zwecken machen es heute unmöglich, die ehemalige Gestalt und Verwendung der sämtlichen Räume im Obergeschoß festzustellen; im Erdgeschoß ist dagegen mehr im alten Zustand geblieben:
Zunächst liegt (Bl. 6) in der Ecke zwischen Chor, südlichem Seitenschiff und öst- lichem Klostergebäude, über dieses hinausragend, aber nicht im Verband mit ihm aufgeführt, ein fast quadratischer Raum mit 2 m hoher Mittelsäule aus rötlichem Stein von 29 cm Durchmesser (Bl. 8), deren Basis und Kapitell auf Bl. 11, Abb. 35, dargestellt sind. 4 nicht genau gleichgroße Rechtecke bilden die Grundform von 4 Kreuzgewölben mit gekehlten Birnenrippen (Bl, 11, Abb. 41) und Wandbögen auf architektonisch gegliederten Konsolen. Diese Rippen nebst den Gurten über- spannen den Raum von seiner Mitte aus strahlenförmig (Bl. 6, Abb. A 1). Die Schlußsteine sind flach, ohne Schmuck. In der südwestlichen Ecke führte zuvor eine Tür zu der besprochenen Wandtreppe; eine dicht daneben befindliche tiefe Nische mag der Überrest einer \'erbindung mit dem Seitenschiff sein, während eine rechteckige Tür zum Chor hin zum mindesten heute nicht mehr die ursprüng- liche Form haben wird. Der Raum dürfte auch früher schon als Sakristei gedient haben. Kalkspuren an den Kirchenwänden lassen diese Ecke als ehemals zwei- geschossig erscheinen ; der alte, ohne Verband mit diesem Bauteil stehende Chor- strebepfeiler, jetzt noch z. T. in der Sakristei-Fensterwand steckend, läßt diese als spätere Hinzufügung erkennen. Der dunkle Korridor, den wir über dem geraden Treppenlauf gefunden hatten, mag zu dem über der Sakristei liegenden Raum ge- führt haben. Die Mönche konnten also aus der Kirche durch die Sakristei auf der Wandtreppe ms Obergeschoß gelangen, wo auch hier die Schlafräume ge- wesen sind.
Sehr wahrscheinlich, wenn auch heute wegen des Wandputzes nicht feststell- bar, ist eine weitere Erdgeschoßtür in das eigentliche Ostgebäude hinein, i leute finden sich an dieser Stelle 4 einzelne Gefängniszellen mit kleinem Korridor davor; doch erkennt man die Zv^'ischenwände leicht als spätere Zutat. Es ergibt sich für diesen ganzen Teil ein Raum mit 2 gemauerten .Wittelstützen und 6 erhaltenen Rippenkreuzgewölben, dem nach Osten zu zwischen stets massiv gewesenen Wänden ein ebenfalls mit 2 derartigen Gewölben überdeckter Raum sich an- schließt.
Der große Raum ilürfte als Kapitelsaal anzusprechen sein, der nach außen zu
3 jetzt größtenteils vermauerte Spitzbogenfenster von 1,25 m Außenmaß besaß, während der kleinere vielleicht ein Querflur gewesen ist, in dem man noch eine Türöffnung von 1.05 lu i. I . eikeiineii kann.
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In dem übrigen Gebäudeteil kann man nach Entfernung aller nachträglichen Zwischenwände aus der Achsenteilung und den verschiedenen Maßen der meist zugesetzten, aber in den Umrissen noch feststellbaren Fenster sowie den im Innern erhalten gebliebenen starken Quermauern mit einiger Wahrscheinlichkeit auf einen größeren Raum mit 4 weiten Fenstern von etwa 2,30 m Außen- maß schließen, an den sich dann ein etwas kleinerer mit 2 Fenstern schloß, die aber, abweichend von allen vorhergenannten Öffnungen, statt Spitzbögen oben Segmentbögen besitzen. Ein quadratischer Raum in der Südostecke endlich hatte nach Osten und nach Süden zu wieder je 2 kleinere Spitzbogenfenster von 1,55 m Außenmaß. Die äußere Kreuzgangswand des Ostgebäudes setzt sich nicht (mehr?) durch das Südgebäude hin fort, in dem überdies wegen Putzüberzuges der Außen- seite und wegen zahlreicher Umänderungen im Innern der Versuch einer Raum- bestimmung nach obiger Art versagt. Nur hin und wieder kann man im Ober- geschoß Spuren kleinerer Fenster entdecken (Zellen?). Eine Durchfahrt in der Mitte stellt jetzt die Verbindung mit dem Hofe her; sie ist natürlich zu der Mönche Zeiten nicht vorhanden gewesen.
Außergewöhnlich gut ist das Erdgeschoß des Westgebäudes erhalten. Durch den Eingang auf seiner Nordseite gelangt man geradezu in einen fast quadratischen Raum, in dem eine achteckige, 32 cm starke, 2,55 m hohe Mittelsäule mit offenbar später durch oberen Aufsatz in Holz bereichertem Kapitell (Bl. 11, Abb. 11), ferner Wandkonsolen ein schönes Sterngewölbe mit zahlreichen einfachen Schlußsteinen tragen (Bl. 8). Ein breiteres Mittelfenster und 2 schmalere Seitenfenster mit fast vollständig erhaltenem Maßwerk aus reicherem Pfostenprofil (Bl. 6, Abb. Fl — 2), dem einzigen noch in den Klostergebäuden vorhandenen, erleuchten den Raum, der bis in die neuere Zeit der katholischen Gemeinde zum Gottesdienst überlassen war. Früher mag er, seiner ringsum abgeschlossenen Lage und seiner leichten Zugänglichkeit von der Straße nach zu schließen, als Sciiulraum gedient haben, der bei den Dominikanern nie zu fehlen pflegte.
Links von dem erwähnten Eingangsflui-, lier früher ein einziger Raum mit 3 noch jetzt erhaltenen Gewölben war, gelangte man durch eine einfach profilierte Spitzbogentür (Bl. 10) in den Kreuzgang, Ging man diesen nach Süden zu entlang, so kam man im 6, freien Joche rechts durch eine Tür in einen Raum, der heute als Küche dient. Zwischen ihm und obiger Kapelle befindet sich eine rechteckige Kammer, mit 2 einfachen Kreuzgewölben überdeckt, die überhaupt keine Wand- bögen und keine profilierten Gurte und Rippen besitzen, sondern rechteckig nach unten vorspringende Gurt- und Rippenverstärkungen von 20 30 cm, denen eine kleine Platte von 15X1 cm vorgelegt ist. Diese einfache, nur bei Kellern übliche Aus- bildung läßt uns hier eine Vorratskammer für die nebenliegende Küche vermuten; zudem bezeugen im Äußeren 3 Segmentbogenfenster den Zusammenhang (Bl. 7).
Wie diese beiden letzten Räume heute noch ihrer ursprünglichen Benutzung dienen, so auch der nach Süden zu sich anschließende, das alte Refektorium. Eine Durchgabeöffnung vermittelt jetzt wie damals die Verbindung zwischen der Küche und diesem Speiseraum, Der Eingang dazu ist dort, wo der südliche Kreuzgangs- leil gegen das Westgebäude stößt. Das gut erhaltene Refektorium (Bl. 9) ist zwei- schiffig, wie die größeren Räume in den Klausurgebäuden meist. Eine runde Säule in der Mitte und 2 achteckige an den Seiten von 2,05 m Höhe bis zur Ober- kante des Kapitells, die in der Längsachse stehen, tragen nebst den zugehörigen erker- artigen Wandkonsolen 4',' 2 fast quadratische Rippenkreuzgewölbe mit schönen Schluß- steinen in 4,10 m Höhe (Bl. 11, Abb. 12—19). Die geringe Stärke der Stützen von nur 29 cm läßt wieder Sandstein als Material annehmen. Die achtkantigen Kapitelle (Bl. 11, Abb. 9 — 10) sind mit strengen, senkrecht stehenden bezw. hän- genden, fast schon archaischen Blättern belegt, die beiden äußeren gleich- gestaltet. Basen sind leider nicht sichtbar, wohl durch nachträgliche Fußboden- erhöhung verdeckt oder gar bei der Gelegenheit entfernt. Rippen, Bogenform usw. sind wie die früheren. Der ganze Raum mit seinen 3 außen fast 2 m breiten Fenstern macht einen sehr weiten, freien Eindruck,
Die Fensterformen des Obergeschosses auf dieser Seite sind natürlich neu. Das Hauptgesims sowie die Firstlinie an diesen die Klausur umschließenden Ge- bäuden liegt überall in gleicher Höhe; Giebel sind wenigstens derzeit nicht mehr vorhanden, die Dächer mit der ausgebildeten Pfettenkonstruktion sind leicht als neuzeitlich erkennbar. Höchstens am Anschluß des Ostgebäudes an die Chor- wand, dort, wo heute der Zugang zum Kirchendach sich befindet, könnte man in ein paar binderlosen Gespärren die Reste einer mittelalterlichen Konstruktion ent- decken. Doch verbürgen auch hier wie am Westgebäude verschiedenartig laufende Kalkleisten, daß die ursprüngliche Dachausbildung nicht mehr vorhanden ist.
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Es bleibt nun noch ein üebäudeflügel zu betrachten, der sich an das südliche Klausurgebäude nach Westen zu anschließt: Er ist bereits seit sehr langer Zeit zur Wohnung des Pfarrers umgebaut, und so ist denn innen keine noch so geringe Spur mehr auffindbar, die auf den früheren Zustand schließen ließe. Auch hier hatte der First die Höhe wie bei den Klausurgebäuden. Ein Stück Dach am West- giebcl von etwa ':• m I3reite ist noch alt, das andre heute flacher. Außen läßt die \\'estansicht in ihrer Grundform noch die alte Gestalt erkennen, wenn man sich alle nachträglichen Fensterdurchbrüche fortdenkt (Bl. 7). Wir finden im Giebelfelde auf gleicher Grundlinie t glcichbreite, mit der Dachneigung ansteigende geputzte Spitz- bogenblenden, die mittlere nicht genau in der Gebäudeachse; darunter nahmen 3 jetzt vermauerte hohe Spitzbogenfenster von 1,42 m i.L. mit stärker geschmiegten Leibungen die ganze Breite ein; sie sind als ehedem auch auf der Südseite befindlich noch 'deutlich zu erkennen; wegen gleicher Achsenteilung darf man sie auch für die Nordseite annehmen. Unten ist ein Feldsteinsockel von 70 cm Höhe erhalten. Da die Fenster durch beide jetzt vorhandenen Geschosse gehen, muß das Ganze früher wohl ein einziger großer Raum gewesen sein, viel- leicht eine Kapelle. Daß Gewölbe vorhanden waren, vielleicht gemäß der Achsen- teilung am Giebel 3 Schiffe, ist nicht unwahrscheinlich, aber nicht nachweisbar, weil nur an der Nordwestecke ein absatzloser Strebepfeiler mit reicherem Kopf sich befindet. Im Keller sind noch die alten Gewölbe erhalten, nach üblicher Art mit einem kurzen, 90 cm starken, im Querschnitt quadratischen Mittelpfeiler, auf den sich die rechteckigen, nach unten vorragenden Verstärkungsbögen stützen, während sie gegen die Wände aufschneiden (Bl. 7). Erhalten sind heute noch die 4 hier dar- gestellten Joche, die aber früher mit weiten, teilweise gleichfalls noch erhaltenen Kellereien unter dem ganzen Südgebäude in Verbindung gestanden zu haben scheinen. Nach Seckts Angaben soll im 18. Jahrhundert bei der Reparatur des Pfarr- hauses ein unterirdischer gewölbter Gang entdeckt worden sein, der aber nicht weiter untersucht wurde').
Somit gibt uns das Prenzlauer Dominikanerkloster noch em sehr gutes Bild von Raumanordnung, Zugänglichkeit, Aufbau und z. T. auch ehemaliger Benutzungs- art dieser Anlage, wenngleich uns von alten Wirtschaftsgebäuden nichts erhalten geblieben ist. Nur die Petzoldsche Abbildung aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt noch ein von Norden nach Süden laufendes größeres Gebäude mit Staffel- giebel und Putzblenden nach .\rt des westlichen Kirchengiebels, das etwa auf der Stelle der heutigen Schule gestanden haben könnte; doch ist seine Bestimmung durch nichts festzustellen.
Auch die Klostergebäude scheinen innerhalb nicht allzulanger Zeit erbaut zu sein. Nur aus der Hofansicht noch kann man wegen der schmalen Fenster mit geradem Sturz im Obergeschoß des Kreuzgangs im Gegensatz zu den im Süd- und Westgebäude vorhandenen oder doch noch erkennbaren schließen, daß diese beiden Bauteile zu verschiedenen Zeiten entstanden sind. Die Gleichheit der sonst erhaltenen Bauformen und Einzelheiten sowie des Steinformates legt die Ver- mutung nahe, daß das Ostgebäude wie üblich zugleich mit dem Chor und den 3 Ostjochen des Langhauses errichtet sei, also am Anfang des 14. Jahrhunderts. Das Südgebäude, in dem außer dem Kreuzgang und obigen Fensterformen leider alles verschwunden ist, was eine Datierung durch Vergleich mit den Flügel- bauten ermöglichen könnte, und ferner das Westgebäude mit seiner reicheren Ge- wölbeblldung und seiner reiferen Maßwerkentwicklung im Schulraum könnten der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zugeschrieben werden, in dem wohl auch das 6. Langhausjoch entstanden ist. Das Fehlen besonderer Strebepfeiler in der Süd- west- und der Südostecke des Langhauses scheint solche .■Xnnalime zu bestätigen, umsomehr, als die von Anfang an vorhandene Wandtreppe in der Chormauer nur als Verbindung mit dem Obergeschoß einen Zweck hatte.
Die vor die Ostflucht vorspringende Sakristei erscheint ein wenig jünger als der Chor, wie aus den alten Anfallsspuren des Ostgebäudedaches und aus ihrem verbandlosen Anschluß an seine Mauer entnommen werden kann, wenn man nicht hier wie auch am Nordgiebel des Westgebäudes eine an solchen Stellen meist anzutreffende AnschlulUuge damit erklären will, daß zuerst das Kirchengebäude für sich errichtet wurde, an das sich dann die nur halb so hohen Klostergebäude ein- fach anlehnten.
Das jetzige Pfarrhaus zu datieren, ist wegen Fehlens jeglicher Einzelheiten nicht möglich. Wenn Seckt es noch für einen Bau aus dem Anfang des 13. Jahr- hunderts hält, las^ien sich doch Gründe weder dafür noch dagegen anführen.
') Seckt 1, S. 55.
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3. Teil: Die Altertümer.
Den mehrfachen Ausbesserungen der Kirche fielen alle alten Stücke ihrer ehemaligen Einrichtung zum Opfer. Der 1343 geweihte Altar von grober Arbeit war nach Fidicin*) noch im 18. Jahrhundert vorhanden, während nach Seckt und Bergan-) schon 1600 Reste eines gotischen Flügelaltars zu dem jetzigen großen Renaissancealtar mitverwandt sein sollen, wobei alte Reliquienknochen nebst einem Zettel, auf dem ihre frühere Bestimmung angegeben war, wieder hineingelegt wurden. Wir finden zwar noch jetzt in Holzschnitzwerk Darstellungen der Geburt, Kreuzigung und 1 limmelfahrt Christi ; aber der Umstand, daß auf dem Kreuzigungs- bilde römische Kriegsknechte mit französischen Karten um Christi Gewand spielen, scheint auf die Zeit der Entstehung erst im 17. Jahrhundert hinzudeuten. Charak- teristisch ist die Auffassung, daß die Seele des reuigen Sünders als Engelsgestalt von Engeln fortgeleitet, die des verstockten Sünders als Ungeheuer von Teufeln fortgezerrt wird. 1874 wurde auch dieser Altar ausgebessert.
Im übrigen erwähnt Bergan noch 2 große gotische Altarleuchter, einen alten silbernen Kelch von 15Q8 und 5 große Bronzekronleuchter aus der Renaissancezeit.
Alte Epitaphien, die uns aus früher Zeit Kunde geben könnten von denen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, haben sich nicht erhalten. Wir hatten schon oben festgestellt, daß die markgräflichen Gründer oder Stifter dieses Klosters hier nicht bestattet worden sind, wie seit Angelus-') von der Markgräfin Hedwig öfters behauptet wurde. Die erste sichere Nachricht von Beisetzung im Chor liefert uns die südliche Wandinschrift, nach der ein Präfekt Hermann Jagow zum Dank für seine Wohltaten gegen das Kloster unter einer zu seinem Gedächtnis ewig brennenden Lampe 1396 daselbst begraben wurde; und auch die zweite uns urkundlich wenigstens als versprochen überlieferte Aufnahme in den geweihten Boden der Kirche kam einem Wohltäter der Mönche zugute, dem oben erwähnten Priester AAathias Schapow in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach andern Stifts- und Klosterkirchen zu urteilen, werden diese beiden nicht die einzigen gewesen sein. Wie aber die Messe für das Seelenheil des Jagow trotz des „non debet deficere" längst aufgehört hat, wie die „ewige" Lampe längst verloschen ist, so sind auch die Namen derjenigen der Vergessenheit anheimgefallen, die da unten im Kirchengrunde den letzten Schlaf halten.
M Fidicin, Territor, IV, S. 0.
•-') Seckt I, S. 53/4; Bergau, S. 613.
3) Engel, Annal 11, S. 110.
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DOMINIKANERKLOSTERIN-PRENZL^U
KREUZ&ANOSAK RISTE
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CENTIMETER ^estoiebEL PFEILER
AUFG-EN.UNDOEZ t4y/ fu^ •^<f44JTt^M'i</(cr'
AM
CHOR 5CHIFTSPFEILER
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Kapitel 5. Soldin.
1. Teil: Die (leschichte.
Fig. 12. Westseite des ehemaligen Soldiner Doiiiinikanerl<lnsters.
Aufgen. IMH
Während uns bisher stets einige Inschriften oder Url<unden über die Gründun» und die ersten Jahre der Klöster wenn auch zum Teil spärliche Auskunft gaben, sind wir in Soldin nur auf gelegentliche Minweise unbestimmtester Art beschränkt. Zwar soll auch hier ehedem an der Kirchenwand eine Inschrift gestanden haben, in der von dem „ordo mendicantium vel Dominicanorum" die Rede war'), wahr- scheinlich im Zusammenhang mit geschichtlichen Daten dieses Baues; doch inul5 sie schon im 18. Jahrhundert verschwunden gewesen sein, wenn Mensel die Er- bauung der ganzen Anlage in der damals doch noch heidnischen und un- eroberten Gegend so unwahrscheinlich früh in das Jahr 1227 setzen konnte, in die Zeit des Markgrafen Albrecht II., der noch dazu nur bis 1220 gelebt hat. Die Aufnahme des Klosters erfolgte jedenfalls erst 1275, und nach den früheren Aus- führungen werden die Mönche nur wenige Jahre zuvor in dem Ort eingetroffen sein, der erst 12(12 Stadtrecht erhielt-).
') Reinhoki, S. 21/2. ') Wedekind, S. 68.
Gründungs- geschichte.
Sold in
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Wenn nun in einer Uri<unde von 1289') bei Grenzstreitigkeiten zwischen den Dominil<anern zu Kammin und Soldin diese Grenzen als i. J. 1252 zwischen Heu Mönchen zu Kammin und Strausberg festgesetzt bezeichnet werden (terminos . . secundum limitacionem factam inter eos [Camin.] et Struthbergenses), muß man wohl schließen, daß vor 1252 in Soldin noch keine Dominikaner waren; weiter ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß sie von Strausberg aus dorthin ge- kommen sind. Vermutlich fanden sie zunächst, ähnlich wie in Seehausen, an irgend einer andern Stelle Unterkunft, ehe sie sich an die Erbauung ihres eigenen Heims machten, weil hei der Verleihung von Zoll- und Zinshebungen an die Stadt durch die Markgrafen im Jahre 1281-') von einem ehemaligen Hof der Mönche gesprochen wird, der nebst den anliegenden Grundstücken abgabenfrei bleiben soll ( . . . censu excepto, qui prouenerit de ortis adiacentibus curie et de Curia, que fuerat monachorum). Von wem sie diese Grundstücke in der Stadt bekamen, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hat aber auch hier, wie überall vorher, der Landesherr tätigen Anteil an der Stiftung genommen, zumal er 1298 bei Gründung des Kollegiatstiftes Soldin den dortigen Predigermönchen die bereits früher von ihm verliehene Holzgerechtigkeit bestätigt (donamus liberam facultatem ligna secandi et sumendi . . . pro edificiis et aliis suis usibus, quia eandem gratiam a nobis ante fundationem ecclesie (des Domes) habuerunt)^).
Die weit nach Osten vorgeschobene Lage des Ortes führte bereits 1281 auf dem Generalkapitel zu Florenz, desgleichen im folgenden Jahre zu Wien den Be- schluß herbei. Soldin an Polen abzugeben, „cum ... in provincia Polonie esse dicatur""), und dafür Greifswald, Pasewalk und Kammin an die Teutonia über- gehen zu lassen; doch unterblieb die endgültige Bestätigung 1283 zu Montpellier.
S 2. Besitz- Auffallend früh erwarben die Soldiner Mönche Grundbesitz. Nach Hensel
Verhältnisse. gehörte dem Kloster schon im 13, (?) Jahrhundert ein Vorwerk in Woltersdorf als Freigut; es wurde aber später freiwillig an den neumärkischen Statthalter abgetreten, der es 1459 dem Magistrat schenkte-')- Zuverlässiger ist eine Urkunde von 1326"), nach der der Soldiner Rat den Brüdern einen dem Kloster gegen- über auf dessen Nordseite liegenden Platz (area) von 7 Ruten Länge und 4'l. Ruten Breite für alle Zeiten erblich zueignete mit der Erlaubnis, daß sie dort 1 oder 2 Häuser nach ihrem Belieben bauen könnten; dabei sollten, un- abhängig von der Bebauung, an der ganzen Stelle nur die Pflichten eines Bürger- hauses haften. Die Mönche hatten somit wohl eine ständige Einnahmequelle, da Teilbefreiung von den bürgerlichen Pflichten die zu erbauenden Häuser be- gehrenswert machen mußte.
Von andern Einkünften ist uns nichts weiter urkundlich überliefert, als dai5 man aus der Aufnahme der Soldiner Fischer in die Gemeinschaft der geistlichen Verdienste aller Dominikanerklöster der Nation Brandenburg im Jahre 1504') wieder auf besondere Zuwendungen seitens dieser Gilde sowohl bei Ausstellung der L'rkunde als auch bei den einzelnen Andachtsübungen für ihre Verstorbenen schließen muß. ^5 3/4. In vorreformatorischer Zeit finden wir die Klostergebäude nur zweimal er-
Reformations- wähnt: zuerst, als 1434 die Hussiten Soldin einnahmen, die Stadt anzündeten und und Neuzeit. neben andern Gotteshäusern auch die Klosterkirche nebst den anstoßenden Ge- bäuden verwüsteten"). Sodann wird vom Jahre 1470") berichtet, daß Ritterschaft und Städte der Neumark im Kloster ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen hätten.
Die Wiederherstellung der Ruinen muß aber bald begonnen haben, da der Hoch- meister des Deutschritter-Ordens 1437'") dem Prior Johann Brussow und einem Mönche aus Soldin die Genehmigung zu einer Kollekte erteilt für Wiederaufbau des Klosters und Wiederanschaffung von Büchern, kirchlichen Gefäßen und Glocken. Als dann zur Reformationszeit die Stadt öfters von Feuersbrünsten heim- gesucht und 1530 und 1539 sogar „sampt der Kirchen vnd dem Rathause im gründe
') Riedel A 18, S. 441/2.
-') Riedel A 18, S. 441.
3) Riedel A 18, S. 443.
•*) Acta capit. gener. . . Vol. I, S. 211 u. 21(i.
5) Reinhold, S. 22 u. 56.
") Riedel A 18, S. 446.
') Riedel A 18, S. 505.
8) Reinhold, S. 54.
9) Reintiold, S. 61.
'") V. NiesscMi, Rcpert., S. 148, Nn, 867.
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abe" brannte und das Kloster allfin stehen blieb'), wurde der Gottesdienst i Jahre lani; nur in seiner Kirche ab^ielialten, bis der Dom 1585 — 92 vviedererbaut worden war.
Damit begann auch der \erfall der Gebäude. Zum .Aufbau des Turmes wurden viele Steine „von der Klosterkirche und deren Mauer" abgebrochen-'). Was übrig blieb, wurde im Dreiliigjährigen Kriege von Kaiserlichen und Schweden 1630 31 weiter verwüstet, in der Kirche alles zerschlagen''). 1635 fiel dann das Gebälk auf 3 Gewölben ein, vermutlich den östlichen"), und so ist denn bei .Werian (Titelbild) um 1650 ein östliches Klausurgebäude schon nicht mehr vorhanden, und auch der Chor fehlt bereits. Erneuter Brandschaden der Pfarrkirche im Jahre 1655 ver- anlaßte beim Wiederaufbau 1687 den Abbruch und Verkauf von „vielen .Mauern des alten Klostergebäudes, welches an der Klosterkirche angebaut gewesen"''); und als 1733 die Mauern der Stadt zum Teil sehr eingefallen waren, ist zu ihrer Aus- besserung, „damit es nicht an Steinen fehlen durfte, ein altes Klostergebäude, welches an der Schule (also wohl im Süden) gestanden, demolirt worden".
Somit waren nur noch das Westgebäude und die bereits bei Petzold 1715 mit halbzerfallenem Dach dargestellte Kirche vorhanden. Diese wurde 1733 auf Ver- mittlung des Markgrafen Karl den Reformierten eingeräumt, die von 1723 an bis dahin ihren Gottesdienst im Rathaus abgehalten hatten. Kollekte und königliche Hilfe unterstützten den gänzlichen Ausbau der Ruine in den Jahren 1734 — 36"). Das VC'estgebäude aber wurde, wenn nicht schon früher, bestimmt im IS. Jahr- hundert als Stadtschule verwandt. 1809') hatte es in ähnlicher Benutzungsart wie heute (unten?) 3 Klassen, während es vermutlich oben zu Lehrerwohnungen diente.
Bei obiger Umgestaltung der Kirche zu Zwecken der reformierten Gemeinde ging leider der Eindruck eines gotischen Baues völlig verloren; die Gewölbe, das Maßwerk verschwanden, die Kirchenwände wurden niedriger, die übrigbleibenden Fensteröffnungen rundbogig geschlossen, die Öffnungen am Westgiebel und das Hauptportal vermauert. Seitdem gar noch 1782^) der östliche, übrig gebliebene Kirchenteil auf königliche Verordnung zu .Montierungskammern eingeräumt werden mußte (wohl die letzten beiden Joche, die heute noch als Speicher dienen); seitdem 1813") hier ein Lazarett eingerichtet und Öfen aufgestellt worden waren, ist der ehe- malige Kirchenraum aufs äußerste entstellt, und fast könnte man Adler recht geben, wenn er sagt, die Kirche sei verschwunden.
') Engel, Annal. 111, S. '530.
'-) Reinhold, S. 237.
3) Reinhold, S. 105.
') Reinhold, S. 160.
5) Reinhold, S. 241.
") Reinhold, S. 242/3.
') Bratring, Stat.-top. Beschr. d. .Mark III, S. 120.
s) Reinhold, S. 1S3.
') Reinhold, S. 192.
Soldin
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2. Teil : Die Baulichkeiten.
(Blatt 12 und 18)
S 1. Kirche Wir hatten gesehen, daß nur noch ein Teil der Kirche und das westliche
Kiausurgebäude erhalten geblieben sind. Man kann sich daraus sowie aus den Merianschen und Petzoldschen Abbildungen im Zusammenhange mit der Geschichte des Baues nur noch folgendes Bild von der ganzen Anlage machen :
Das Kloster lag wieder am Rande der Stadt, in nächster Nähe der Stadtmauer, und zwar findet sich die Kirche wieder am weitesten von dieser entfernt, nach Norden zu und etwa ()" gegen Norden hin abweichend orientiert. Sie ist aus- nahmsweise keine 1 lallenkirche gewesen, wie es Adler angibt, sondern ein einschiffiger Saalbau von 9,72 m Breite und etwa 61 — 62 m Länge, von denen aber nur noch 42 m vorhanden sind. Die Fundamentreste des ehemaligen Chorschlusses fand man bei Anlage einer Wasserleitung noch vor einigen Jahren etwa 19 m vom heutigen Ost- giebel entfernt im Boden stecken. Jede Seitenwand ist 1,05 m dick, die Westgiebel- wand wieder stärker ^ 1,31 m. Stufen zum ehemaligen Priesterchor hinauf sind nicht mehr vorhanden.
Der ganze Kirchenraum ist, nach Fenstern und Strebepfeilern zu schließen, in seiner jetzigen Länge in 7 Joche geteilt gewesen, dieselbe Zahl, die sich nach Merlan und Petzold ergibt. Für das zerstörte letzte Chorende werden, wenn man glatten Chorschluß annehmen will, noch 3 Joche hinzuzurechnen sein. Der Soldinsche Plan der Klosterkirche von etwa 1734') zeigt zwar 8 Joche und einen Chorschluß 5/8 mit Strebepfeilern, doch ist daraus nicht festzustellen, ob dieser Chorscliluß neu entworfen oder noch der ursprüngliche ist. Der dort offenbar ge- plante Abputz des Gebäudes unter Hinzufügung von Fensterumrahmungen jeden- falls ist nicht ausgeführt worden. Von der ehemaligen Wölbung sind nur an der Westgiebelwand geringe Spuren der Vernichtung entgangen, weil das erste Joch daselbst vom Kirchenraum abgetrennt worden ist, um den bis zum Erdboden heruntergeführten Fachwerkturm aus dem 18. Jahrhundert aufnehmen zu können. Wir finden dort in den beiden Ecken noch 2 runde Wanddienste von 14 cm Durch- messer auf einem Gurtgesims stehen (Bl. 18, Abb. S 12), das sich etwa 3' 4 m über dem jetzigen Kirchenfuliboden ringsum hinzieht. Rund 6 m darüber ist noch eine kelchförmige, mit roten Blättern auf weil31ichem Grunde bemalte Dienstkonsole er- halten (vergl. kleines Nordportal in Ruppin!), von der 2 einfache Wandbögen und eine diagonal verlaufende gekehlte Birnstabrippe ausgingen (Bl, 18, Abb. S 3 u. S 10). Man kann aus diesen kümmerlichen Resten immerhin wohl schließen, daß die Kirche in ähnlicher Weise mit Kreuzrippengewölben auf runden Wanddiensten überdeckt gewesen sei.
Das Kaffgesims wird sich vermutlich innen um die ganze Kirche hingezogen haben. Darauf erhoben sich die Fenster, von denen heute nur noch der untere Teil der Öffnungen erhalten ist. Etwa das ot>ere Drittel mit jedenfalls anzunehmendem Maßwerk im Spitzbogenfelde ist gleich den ganzen oberen Kirchenwänden über- haupt nicht mehr vorhanden. Am Westgiebel war früher nur das große, 2,10 m 1. 1 . breite Mittelfenster mit seinen geschmiegten Leibungen durchgebrochen, während
') Grundriss . . von der Soldinsclien . . . Kirche ....
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die reclitwinklig in die Wand einschneidenden Rundblenden von etwa 2,00 m Durch- messer und die^UOO m i. L. breiten Spitzbogenblenden daselbst wohl stets geschlossen waren. Letztere zeigen nämlich auf der Innenseite noch heute Spuren mittelalter- licher Bemalung. Im Spitzbogenfelde der nördlichen Nische befindet sich ein auf weißlichem Grunde rot gemaltes und grün umrandetes, aber schlecht gezeichnetes zweiteiliges Maßwerkmuster mit Nasen, während in der südlichen oben Spuren eines roten, scliwarz umrandeten Kreises von etwa 40 cm Durchmesser anzutreffen sind, unter dem sich ein rahmenartiges Rechteck anschließt, ebenfalls rot gemalt, aber hlau umrandet. In seiner Füllung durchranken sich Linien wie Zweige, und an diesen sitzen zahlreiche rote Blüten, nach gotischer Art aus mehreren um eine Mitte gruppierten Punkten gebildet.
Als nie durchgebrochen werden ferner die Niscnen auf den südlichen Seiten derjenigen Joche anzusehen sein, gegen welche die beiden Klostergebäude stießen. Die Hellte Öffnung des ehemaligen nördlichen Fensters im 2. Jcch beträgt nur 1,25 m, die aller andern auf den Langseiten etwa 1,80 m. Wir werden somit für das eine schmalere Fenster zweiteiliges, für alle andern dreiteiliges Maßwerk voraus- setzen können. Diese durchweg schlanken Fenster sind schwach geschmiegt, und ihre nicht profilierten Leibungen stoßen unten auf eine Art Sockel, der durch recht- eckige Grundrißbildung der 4 Schichten hohen Sohlbänke geschaffen wird.
Unterhalb des ehemaligen inneren Kaffgesimses sind im 1., 4. und 5. Joch rund- bcgig geschlossene, IK.— 2'i. m hohe, bis V'^ m breite, tiefe Nischen vorhanden, der'en Zweck nicht mehr ersichtlich ist. Im 3. Joch der Nordseite liegt das erst kürzlich wieder aufgedeckte Hauptportal mit reicher Profilierung und schönen, blatt- geschmückten Kapitellen (Bl. 12 u. 18, Abb. S 1—2). Die Zwischenteilung der großen Spitzbogenöffnung ist neuzeitlich; ein Wimperg fehlt; statt dessen ist das oberste Bogenprofil vorspringend und mit Wassernase gebildet.
Im .Äuljcren wird die Wandfläche außer von Fenstern durch absatzlose, oben einfach abgeschrägte Strebepfeiler gegliedert, im Norden 100 135, im Süden 100 X 100, an den beiden Ecken des Westgiebels 115 ;•, 160 cm stark. Sie standen, wie beim Hauptportal noch ersichtlich, nebst den Umfassungswänden auf einem
1 Schicht hohen, schlicht abgeschrägten Sockel, während die Fenster zuvor auch außen auf einem jetzt abgestemmten Kaffgesimse sich erhoben. Das Hauptgesims und somit Giebel und Dach fehlen längst. Während Merlan den (neuen!) Ost- giebel gestaffelt, den Westgiebel als schmucklose Fläche darstellt, zeigt uns Petzold mit seiner allenthalben feststellbaren größeren Genauigkeit am Westgiebel nicht 3 Fenster, sondern der Wirklichkeit entsprechend 1 Mittelfenster und daneben
2 Kreisblenden, im Dreieck darüber aber 5 Spitzbogenblenden, mit der Dach- neigung nach der Mitte zu ansteigend. Der östliche Teil ist auf seiner Abbildung bereits arg zerfallen. Der jetzige Ostabschluß mit seinen 3 runden oberen Blenden ist nach alledem neu.
Ein massiver Turm ist nicht mehr nachweisbar, auch von einem doch be- stimmt anzunehmenden Treppenturm zum Dach ist keine Spur mehr vorhanden. Abgesehen von den Schlüssen, die man aus der „\X'ieder"anschaffung von Glocken nach dem Jahre 1437 ziehen kann, geht die früheste literarische Kunde von einem Glockentürmchen erst auf das Jahr 1605 zurück'), in dem mit Hilfe einer Stadtkollekte ein neuer Turm mit Spiel und Uhr auf die Klosterkirche gesetzt wurde. Es wird der schlanke Turm auf dem Westgiebel sein, den uns Merlans Bild aus der .Witte des 17. Jahrhunderts zeigt (Titelbild), während ebenda ein kleiner Dachreiter etwa über dem 4. Joch wohl aus älterer Zeit stammen dürfte. Bei Petzold um 1715 ist der Mittelturm bereits verschwunden, der Frontturni aber zeigt bei ähnlicher Linien- führung doch wesentlich wahrscheinlichere Breitenabmessungen als bei .Werian. 1717 stürzte dieser Turm ein-), Uhr und Glocken fielen auf das Kirchendach und zerschmetterten dieses sowie mehrere Gewölbe.
Erst bei der Wiederherstellung des Gebäudes zum Gottesdienst für die Refor- mierten wurde wieder ein neuer Turm aufgeführt, der aber schon 1738 von einem starken Sturm „etwas gedrückt und gebogen" wurde, so daß sehr bald gröl5crc Ausbesserungen notwendig waren, „ohngeachtet er kaum erbauet und noch nicht völlig ausgefacht war"'). Der auf dem Plan der Klosterkirche von etwa 1734') dar-
>) Reinhold, S. 145 und 238.
-) Reinhold, S. 16i.
3) Reinhold, S. 107.
■') Grundriss . . . von der Soldinschcn .... Kirclu'
Soldin
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gestellte, offenbar massive Turm in den seinerzeit üblichen Baufornien sciieuit dem- nach nicht zur Ausführung gekommen zu sein; vielmehr wurde wohl ein Fachwerk- turm errichtet, dessen Stumpf jetzt noch vom Fußboden des ersten Kirchenjoches an sich erhebt. 1771*) war er jedoch bereits so baufäüig, daß nach großen Stürmen seine beiden oberen Stockwerke abgetragen werden mußten, weil ihre Ausbesserung zu große Kosten gemacht haben würde. Nach einer alten Skizze mi Rathaus zu Soldin ist seine Grundform auf Bl. 12 punktiert wiedergegeben. Das untere Stück wurde wieder mit Dach versehen und der alte Knopf 1773 wieder aufgesetzt. Die durch die Verkürzung bewirkten hälilichen Verhältnisse des Aufbaues haben sich bis heute erhalten und dienen wahrlich nicht zur Verschönerung des Stadtbildes.
1;; 2. Kloster- An der Südwand der Kuxhe gewahrt man noch die Spuren der alten Gebäude-
gebäude, anschlüsse. Wo heute die beiden letzten Joche Rechteckfenster in 3 Geschossen über-
einander aufweisen, war zuvor im 6. Joch auch ein hohes Kirchenfenster, während im 7. das zweigeschossige Ostgebäude mit seiner nördlichen I lälfte gegenstieß. Welche Bestimmung eine jetzt vermauerte Tür im 6. Joch etwa in halber Höhe der jetzigen Wand hatte, ist ungewiß. An der ganzen südlichen Kirchenwand aber und an den Strebepfeilern erkennt man noch an kleinen Absätzen und Vorkragungen in Höhe der erhaltenen Kreuzgangsspuren am Westgebäude sowie an einem Putzstreifen etwa in doppelter Höhe davon, der sich an den Seitenflächen der Strebepfeiler in der Neigung etwa eines Pultdaches fortsetzt, daß auch hier ehemals ein zwei- geschossiger Bau sich befunden hat. Die Kirchenfenster waren dann natürlich nur oberhalb dieses Daches durchbrochen, während sie sich nach unten hin vielleicht nur innen als Nischen fortgesetzt haben dürften.
Gegen die beiden ersten Joche stößt noch heute das Westgebäude, nicht ganz so weit reichend wie die westliche Giebelwandflucht. Hier liegt auch dicht am Kirchengebäude noch der alte, 2,80 m breite und 3,80 m hohe Zugang zur Klausur, überdeckt mit 3 spitzbogigen Kreuzgewölben auf Konsolen (Bl. 18, Abb. S4). Die Schlußsteine sind schmucklos, die Wandbögen rechteckig profiliert, die Rippen und Gurte doppelt gekehlt (Bl. 18, Abb. S 9 u. S 13). Der Eingang war früher in ganzer Ausdehnung des hier stärker gebildeten Wandbogens geöffnet; eine ähnliche Ver- bindung führte wohl zu dem dahinter liegenden Kreuzgang.
in der nordöstlichen Flurecke befindet sich zur Linken eine Türöffnung, hinter der man noch geringe Reste einer in der Wand liegenden Treppe gewahrt, die ehe- dem vom Kreuzgangsteil an der südlichen Kirchenwand aus, nach Westen zu an- steigend, in das Obergeschoß geführt hat. Zur Rechten führt im 3. Joch eine zweite Tür in einen mit Kamin versehenen Vorraum, von dem aus man durch eine derzeit vermauerte, profilierte Türöffnung (Bl. 12) nach links hin in den Kreuzgang, nach rechts in einen kleinen Raum mit flacher Decke kam, geradezu in einen größeren mit 2 schönen Sterngewölben; diese haben keine Rippen, aber Schlußsteine und Kappen, die trichterförmig nach oben zu gefaltet sind (Bl. 12).
Daran schlielit sich ein weiterer Raum mit 62 cm starker Mittelsäule, gegen welche die Rippen (Bl. 18, Abb. S 14) und Gurte von 4 Kreuzgewölben ohne zwischenlicgendes Kapitellstück unschön aufschneiden. An der Westwand finden sich hier außen 2 kleine Strebepfeiler, während an den beiden seitlichen Innen- wänden 45 und <iO cm starke, oben spitzbogig zusammengefaßte Vorlagen den Schub aufnehmen.
Beide Räume sind 4,15 bezw. 3,05 m hoch, ihre Fensterlöcher 1,70 und 1,50 m breit. Spärliche Reste der verputzten Außenwand lassen darauf schließen, daß sie spitzbogig waren. Die Stellung des letzten Strebepfeilers der Westwand, ein er- haltenes Mauerstück der Ostwand sowie das gezogene Kaminrohr am jetzigen Giebel und die Abbildung dieses Gebäudes bei Merian lassen erkennen, daß sich ehedem noch ein weiterer Raum anschloß.
Auf der Hofseite scheint sich hier nur ein eingeschossiger Kreuzgang entlang gezogen zu haben. Nachdem vor einigen Jahren anläßlich eines Neubaues auch größere Fundamentreste des Ostgebäudes aus teilweise ■'■; m dicken Granitsteinen aufgedeckt worden sind, wobei vor allem die Jochteilung des östlichen Kreuz- gangsteiles festgestellt werden konnte, ergibt sich nach der auf Grund obiger Aus- führungen angefertigten Rekonstruktion auf Bl. 12 ein Klosterhof von etwa 21,30 m Länge und 20,75 m Breite mit 8 Jochen i./L., also von erheblich
') Reiiihokl, S. lSü/1.
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geringeren Abmessungen, als wii bisher in Ruppin und ['lenziau gefunden hatten. In ähnlicher Weise ist aus den vorhandenen Resten der Querschnitt der Kirche er- gänzt, wobei für die Gurte und Rippen die mittleren Bogenverhältnisse von Ruppin, Prenzlau und Brandenburg zugrunde gelegt worden sind. Es ergibt sich dabei eine Schlußsteinhöhe von etwa 15,80 m.
Eine Datierung einzelner Gebäude ist nach alledem kaum möglich. Wenn man den Ostteil der Kirche bis zum 3. Joche einschließlich mit seinem großen Format von 27 : 9,5/10 : 14 14,5 noch für einen Bau aus dem Ende des 13. Jahrhunderts ansehen will, vornehmlich wegen der schlanken Fenster mit nicht profilierten Leibungen und wegen der frühgotischen Zackenblätter auf Kapitellen und Basen des reich profilierten Hauptportals, so erscheinen doch die beiden westlichen Joche mit der Verminderung ihrer Jochbreiten auf 5,20 m gegen 6,30 m an der Ostpartie als jünger. Eine Wandtreppe in der Südmauer läßt sie etwa gleichzeitig mit dem zum Teil erhaltenen Westgebäude entstanden sein, das wegen seines kleineren Formates von 27 : 9,5 : 13, wegen seiner reichen Sterngewölbe mit den tütenförmigen Kappen im nördlichen, wegen seiner kapitellosen Mittelsäulen und seiner zum Teil eingezogenen, unter sich durch Spitzbögen verbundenen Strebepfeiler im südlichen Gewölberaum den Charakter des 15. Jahrhunderts trägt.
Es dürfte um 1440 mit Hilfe der oben erwähnten Kollekte neu errichtet oder zum mindesten doch völlig neu ausgebaut worden sein.
Sold in
11(1
3. Teil: Die Altertümer.
Durch die frühe Zerstörung der Kirche und wohl nicht am wenigsten durch das Bestreben der Reformierten, sich ein völlig schmuckloses Gotteshaus zu schaffen, ist es gekommen, daß kein einziges Stück der alten Einrichtung uns erhalten ge- blieben ist. Zwar wird uns berichtet, daß 1568 eine neae Kanzel, 1604 neues Gestühl in die Klosterkirche gebracht, daß 1606 eine T'- Zentner schwere Glocke für den neuen Turm verfertigt wurde, daß ferner 1734 — 36 die Kanzel für Zwecke der Reformierten erneuert und gleichzeitig Emporen angelegt wurden'); aber was mit den alten Stücken geschah, wie Chorgesiühl, Altar, Orgel, Kruzifix usw. beschaffen waren, darüber ist keine Nachricht bis zu uns gedrungen.
Kümmerlich und lückenhaft ist die Geschichte des Soldiner Klosters; kümmer- lich Sinti die baulichen Reste, die kaum genügen, sich ein notdürftiges Bild von der einstigen Anlage zu machen. Einen Bau aus frühgotischer Zeit hofft man anzu- treffen; man findet von ihm nur noch Ruinen.
') Rcinhokl, S. 242/3.
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Kapitel 6. Brandenburg.
. 1. Teil: Die Geschichte.
Fig. 15. Nordostseite der ehemaligen Brandenburger Dominikaner- Kiosterkin. Mit Genehmigung der Kgl. Meßbildanstalt zu Berlin.
Es ist auffallend, daß die alte Hauptstadt, die der Mark den Namen gegeben, so viel später ein Dominikanerkloster erhalten hat als alle die andern, weiter östlich liegenden, erst Mitte des 15. Jahrhunderts mit Stadtrecht bewidmeten Orte.
Der Platz der späteren Neustadt Brandenburg, in der sich unser Orden nieder- liel\ war durch die Havel getrennt von der im Havellande liegenden slavischen Altstadt, kam deswegen wohl schon früher in den Besitz der Markgrafen j^ der Ort erhielt somit auch wohl früher das Magdeburger Stadtrecht. " ' ' ■"""' als „nova civitas" bezeichnet.
Er wird 1106') zuerst
Qründungs- geschichte.
1) Heffler, Wegweiser, S.
Brandenburg
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Über die Hauptereignisse aus der Geschichte dieses Klosters berichten uns 3 Inschriften an der südHchen Chorwand. In der Fensternische des 3. Chor-
j°^'^^'^ '^'''^*- „PSALM: 24.
ATTOLLITE PORTAE
CAPITA VESTRA,
ET ELEVAMINI PORTAE
AETERNALES ET IN-
TROIBIT RE.X
QLORIAE". „Der Durciileuchtigc vnd Hochgebonie Fürst ütto der Grosse oder Lange genandt Marggraffe zu Brandenburgi< Ottonis des güttigenn Sohn aus dem Stamme und Geschlechte derr Graifen von Ascanien vnd Fürsten zu Anhalt hall im Jare nach Christy yeburtt 1286 am Tage Matthei a]50stoli (—24. Febr.) seinen hoff in der Newen Stadt Brandeiiburgk gebawett den München dominicaner orden; zu eine Cluster geschanckett Ihnen auch viell geldes zum gebewde verordnett, Derselbiger orden halt im Jare des herr Christi I2It erstlich angefangen vnd ist von babpst Honorio im Tage Thome apostoli CONFIRMIRET vnd beste- tigett vnd hernach auch der prediger Orden genandt worden In obgesatzten 1280 Jhare ist die erste Papistische Messe vnd ein vieihung dieser kirchen durch Bischoff Qebhartten zu brandenburgk gehalten, vnd zu patronen Andreas apostolus vnd Maria magdalena erwelet vvordenn. Anno Christi 1311 ') haben ein Radt der Ne«en Stadt brandenburgk ein Platz von gemeiner Stadt zu dieser kirchen ge- schancket das die Münche Ire wonunge drauf gebawt. Dasselbige Closter ist bei '545 Jaren in seine stände gblieben bis die reine wäre Religion durch D. Martinuni Lutherum eingeführet worden. Daselbst es in abnehmen komen die Münche zum Theil daraus Entlauffen vnd zum Teil daraus gestorben, vnd weill keine wider hineingenomen gar wüste worden .'Xuch an Gebenden gar verfallen vnd in die 25 Jahr Öde gestanden."
.\uf einer architektonisch umrandeten Holztafel mit dem Reliefbildnis Joachims II. elaiunter, etwa in der Mitte zwischen 2. und 3. Chorjoch ai^gehängt, findet sich die Inschrift:
„Der Durchleuchtigstcr Hochgeborner Fürit vnd H2rr Herr Joachim der ander, Marggraffe zu Brandenburgk . . . Hatt im Jar nach Christi gcburt 1560 dieses Kloster mitt der Kirchen den zugehörigen Gebenden vnd allen frey vnd Gerechtigkeiten dem Rath und gemeine der Newen Stadt Brandenburgk zu wideranrichtung einer Pfar- kirchen darein Gottes wort reine vnd lauter geleret vnd eines Pfründenhauses darein alte abgelebte Bürger und bürgerinnen auch armen mit wohnunge vnd sonsten underhalten würden gnedigst eingereumet confirmeret vnd bestetiget. ihre Chur. F. Gnaden haben auch zw beforderunge solchs Christlichen werks ein jerlichs einkomen gnedigst verordnet und dasselbige mit allen gnaden reichlich bedacht . . ."
Es folgen einige Daten aus der Landesgeschichte, die damit abschlielien, daß Johann Georg im Jahre \^7\ bei Entgegennahme der Erbhuldigung zu Branden- burg „alles, was J. C. F. G. Herr Vater zu dieser Kirchen vnd Pfründenhause ge- schencket gnedigst dabei gelaßen confirmirret vnd verbessert".
Die von Heffter-') als darunterstehend angegebene Zahl „1574" fehlt jetzt. Schließlich ist noch in dei" 2. Chorfensternische angeschrieben:
„PSALM o8.
CONFIRMA HOC
DEUS QUOD OPERA
TUS ES IN NOBIS
A TEMPLO TUO IN
HIERUSALEM TIBI OF
FERENT REGES
MUNERA".
') Engel, Annal. II, S. 123: „1310 . . . bawen sollen' 2) Heffter, Wegweiser, S. 122.
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„Als IUI der Alarggraff vml Churfürst zu Brandenburgk
Joachimiis der ander die kirclie zusambt allen zugehörigen gebewde
vnd gerechtigkeitten dem Ratlit der Xewen Stadt Brandenburgk
eingereumet vnd CONPIRMIRF.T haben ein Radt anfenglich die
kirche zu einer Pfarkirchen wiederumb erbawett vnd angerichtet dar
zu aucli die Bürger \nd sonsten viele fronie Qottfürchtige ChrislcMii
vnd fürhneine leute Ihre Almosen Reichlich vnd niildiglich darzii gcgcbc.
Nach wideranrichtunge der kirchen ist im gemelleii IS'iü Jahre den
11 octobris die erste kirclm-eihe darein gehaltten vntl der erste i:vangelische
Predigt durch M. Johanneni Kittel.'Tn)aiin Pfarrhern dieser gemeine, bestellet
vnd M- Joachimvs Beluz zum ersten Pfarhern darein verordnet vnd
angenomen \-nd \ün der Zcitt bis anher Gottes wortt lautter vd reine
geprediget vnd die sakramenta nach Christi einsetzung verriebet worden,
Nach wider anrichtung der kirchen haben auch ein Radt die andern
verfallene gebewde zu einem Pfriindehause wiederum erbawet vnd
nach verfertigunge altte abgelebte Burger und Burgerinnen hineinge-
nomen vnd dieselbigen kegen erlegunge eines liedliegen vnd billiche kostgeldes
mit essen und drincken die Zeitt ires lebens notturfftig versorget werden, vnd
ist die erste einweihung mitt den Pfrondern in bei sein aller Kirchen
Personen und Prediger im 1565 Jahre am Suntage
nach Elisabethae geschehenn."
Wann die zu Anfang stehenden Nachrichten über Ereignisse aus vorrefornia- torischer Zeit zuerst aufgezeichnet worden sind, läßt sich nicht bestimmen. Als erste berufen sich Garcaeus') 1582 und Angelus-') 1598 schon ausdrücklich darauf.
Vor kritikloser Annahme der frühesten Daten warnt schon Adler mit Recht, weil die ganze Kirche unmöglich in höchstens 10 Monaten erbaut sein kann. Haben wir doch schon bei Ruppin und Prenzlau gesehen, daß sich bei den Jahreszahlen leicht Fehler einschlichen, wenn alte und vielleicht bereits schwer leserlich gewordene Inschriften erneuert wurden. Auf solchem Mißverständnis kann es auch nur be- ruhen, wenn Finke-') die Paulikirche bereits 1270 fertiggestellt sein läßt, „wie man an dem alten Chor die Jahrzahl sähe", wenn ferner das Kloster 345 Jahre be- standen haben soll statt 245 ( 1286 ■ 245 1531).
Zu der in der Inschrift ausführlich dargestellten Klostergeschichte ist nur weniges hinzuzufügen. Wenngleich das Röbeler Chorgestühl für Brandenburg die Zahl 1292 aufweist, kommt v i-oe doch auf Grund andrer Quellen zu dem Ergebnis, daß der Brandenburger Konvent bereits 1287 Zutritt zu den Provinzial- kapiteln erlangte. Die Dominikaner müssen also schon mindestens 2 — 3 Jahre zuvor in Brandenburg festen Wohnsitz gehabt haben, um die Genehmigung eines derartigen Antrages vom Generalkapitel bis zu jenem Termin erlangen zu können.
Der von Markgraf Otto den Mönchen geschenkte, seiner genauen Lage nach ;< 2. Besi(z- nicht bekannte Hof scheint sich nicht mit dem späteren Klostergrundstück gedeckt Verhältnisse, zu haben, weil die Mönche nach alter Urkunde im Stadtarchiv') vom .Magistrate 1306 die Erlaubnis erhalten, nicht nur eigentliche Klostergebäude, sondern auch vermietbare und von sonstigen städtischen Lasten befreite Wohnhäuser darauf zu bauen, wogegen ihnen der Rat 1311 der Inschrift nach ein neues Stück Bauland „zu (der Erweiterung?) dieser kirchen" schenkt.
Außer einigen solcher angrenzenden Häuser nebst dem ebenfalls dabei- liegeiiden Weinberg und Garten scheinen die Mönche, abgesehen von dem eigent- lichen Klostergrundstück, in der Stadt keinen liegenden Besitz weiter gehabt zu haben. Wohl aber besaßen sie in Treuenbrietzen beim Nikolaikirchhofe eine mit Freiheiten und Gerechtigkeiten ausgestattete Mönchszelle '), die sie jedoch 1533, kurz vor der Reformation, wie auch anderswo üblich, an einen dortigen Bürger ver- kauften mit der Bedingung, daß ihnen auf Grund eines Ausweises stets Kammer und Stall zur Verfügung ständen, sooft einer von ihnen zum Terminieren oder in andern Geschäften ihres Klosters dorthin kommen sollte. Bei der Gelegenheit wird das Brandenburger Kloster zum ersten Mal ein Kloster des „Sante Panels Preddiger
') Garcaeus, Buch 111, S. it7: ,,in choro legitur".
2) Engel, Aniial. II, S. 114 und 123; III, S. 358: „so ... im Chor zu lesen ist".
^) Finke, Von denen . . . Veränderungen . . ., S. 1 4 ; Einke, Nachrichten . . ., 5 Schrift, S.425.
■>) Heffter, Geschichte, S. IQl.
5) Riedel A 9, S. 443/4.
Crandtnbiirg
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Ordens" genannt. Es ist ungewiß, ob zu den 2 Patronen der Kirche von 1286 später noch Paulus als dritter hinzugekommen ist, oder ob Paulus als Schutz- patron der ganzen Ordensprovinz Saxonia nur dem Ordensnamen beigefügt wurde, wie es dem Wortlaut nach scheinen möchte.
Neben der Miete aus obigen Häuserchen seit Anfang des 14. Jahrhunderts erwarben die Mönche schon 1347') eine weitere ständige Einnahme, indem ihnen der Magistrat der Stadt Rathenow für alle Zeiten jährlicli von 3 Morgen Wein- bergslan'd bei seiner Stadt zu Sai<ramentszweci<en „unam hamam de optimo rubeo vino" verschrieb; falls die Naturallieferung aber einmal ausbliebe oder aus irgend- welchen Gründen ganz einginge, sollten statt ihrer 10 Brandenburgische Schillinge zur Weinbeschaffung bezahlt werden. Interessant ist die Verbriefung von Altar, Brüderschaft und Totenfeier an die Brandenburger Liebfrauengilde vom Jahre 1381-), weil man daraus klar erkennt, wie sich die Mönche durch solche Gunst- erweisung dauernde Einnahmen zu verschaffen wußten, und weil man ent- sprechende Schlüsse auch auf die Fälle ziehen kann, wo uns wie meist nur die Tatsache der Aufnahme in die Gemeinschaft der geistlichen Verdienste des Ordens in einer Urkunde erhalten geblieben ist. Die Gilde vereinbart mit dem Konvent:
1. „dat wy (Mönche) em wolden vorbryven dat Altar in unsen Kerken, dat ghewyet ys in die Ere unser lewen Vrowen, dat sy dar tho mochten bogan dy ghene (diejenigen), dy ut der Broderscap verstörven, ... in desser Wise, dat . . . wy em (scholde) synghen eync Mysse van unser lewen Vrowen; dar .. wollen alle .. offern malk eynen Pennyng".
2. „scholde wy began dat Jarghetyd der ghenen, de ghestoi-ven weren ut erer Broderscap, met Vilghen (Vigilien) unde met Selemyssen, unde under der Selemyssen scholde wy bydden unde ap kündinghen alle, de dar ut vorstorven weren (— taten lesen den Doden Breff, den se hebben)".
3. „scholde wy sy nemen in unser Broderscap beyde an deme Levende und ok an deme Dode (teilhaftig machen aller Myssen, alles Bedes, aller Predekynghe, alles Wakendes, aller Castigynghe, aller Vasten, alles Arbeydes, dy tho Godes Dynst hört und aller andern guten Werke)".
4. „scholde wy em holden to deme sulven Altare eyne ewyghe Mysse tho Godes Löve und tho erer aller Salycheyt".
„Und uppe dat sy danknamych wesen mochten des gestlichen Gudes, so wollen sie, so vake (oft) alze eyn storve ut erer Broderscap, senden tho unseme Kloster eynen Schyllink wonlicher Pennig in Godes Ere unde to Tröste der Selen des ghestorven Bruders edder Süster (Schwester)".
5. „also vake also eyn Broder storve unses Klosters, so wolden sy alle to uns kernen . . unde yo dat Par Wolkes edder eyn scholde offeren synen wonliken Penning".
6. „wan wy beghyngen de Jarghetid unser Olderen und erer . . ,so wolden sy echter cfferen jo dat Par Wolkes edder eyn eynen Penning."
Die Mönche steckten somit manches Geldstück in ihren Säckel, und damit die gute Quelle nie versiegen könnte, wurde gleich vereinbart, daß im Falle eines Bannes die ewige Messe statt an dem dadurch verbotenen dafür „to deme hoghen Altare" gehalten werden solle.
Nur bei Verbrüderungen mit andern Orden, wie 1401 mit dem Branden- burger Prämonstratenser-Domstift^) und mit dem Kloster der Benediktinerinnen zu Wanzka"), wird keine Vergütung für die aufgewandten Mühen stattgefunden haben, da sie ja auf Gegenseitigkeit beruhten.
Bei aller Einfachheit, die Dominikus selbst an den Tag gelegt und von seinem Orden gefordert hatte, waren infolge von Einkünften meist unbekannter Herkunft doch allmählich bessere Verhältnisse bei den Klöstern eingetreten. Wie schon in früheren Jahrhunderten hei andern Orden zuweilen Reformbestrebungen zwecks einer Rückkehr zur alten Einfachheit aufgetaucht waren, so traten im 15. Jahrhundert auch im Dominikanerorden Strömungen hervor, die allen überflüssigen Aufwand
') Riedel A Q, S. 41.
2) Riedel A 9, S. 62 u. 65.
3) Riedel A 8, S. 48. ') Riedel A^'J, S. 242.
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wieder entfernen wollten, der sicii mit der Zeit eingebürgert hatte. Diesen fratribus de observancia" gehörten auch die Brandenburger Dominikaner an. Der Provinzial- vikar nun dem neben manchen andern solcher Klöster auch das inre unterstand, verbot 1460') den weiteren Gebrauch und die Neuanschaffung von Spangen, be- sonderen .WelVewändern, goldenen und silbernen Geräten außer den für Sakra- mentsreichun-'^ "erforderlichen Kelchen, Patenen und .Monstranzen, ferner von Or^reln und allem Sonstigen, was kostbar und nicht unbedingt erforderlich sei. Ein" 'H-oßer Teil dieser Sachen wurde in Brandenburg verkauft unü für den l-.rlos eine Bibclkonkoidanz (Nachschlagebuch) angeschafft, der offenbar noch große Rest zu einem neuen und sonst für Dominikaner ganz ungewöhnlichen Bauteil verwandt: pro quibus alienaiis in isto conventu Brandenburgcnsi . . . inceptuni (est) edificari campanile muratum, quod ex causis racionalibus, approbatis per capitulum provinciale, sie edificari opportebat, et consummatum fuerat a. d. .WCCCCLXIX circa festum san'cti Michaelis archangeli in autumpno".
Die andern Gebäude mögen damals nicht mehr m gutem Zustand gewesen sein weil Hans Bardeleben und seine Frau 14<)4-') den Mönchen neben 3 Schock Groschen für Wachslichte auch 15 Rheinische Gulden verehren, wovon diese an- scheinend notwendige Reparaturen ausführten; natürlich erfolgten obige Zuwendun- gen wieder für die Gegenleistung, daß gewisse Messen für die Stifter gelesen wercen sollten.
Weiterhin hören wir vom Kloster und seinen Bewohnern bis zur Reformations- zeit nichts mehr. Diese setzte in Brandenburg wegen der Nähe Sachsens un- gewöhnlich früh ein. Dort waren schon 1530 die geistlichen Stifte aufgehoben, üire Insassen anderweitig versorgt worden. Im folgenden Jahre verließen auch unsere IWönche ihr Heim und gingen hinüber in das Nachbarland, so daß die Gebäude ganz leer standen, bis Joachim II. 5 oder 6 in Berlin noch vorhandene Brüder dorthin versetzte, als er 1535/6 das Kloster seiner Residenzstadt zum Dom und zum Erbbegräbnis seines Geschlechts bestimmte.
Diese Berliner Mönche nahmen in dem neuen Heim die einige Zeit lang aus- gesetzten Verrichtungen ihres Ordens wieder auf, bis ihnen sowie den andern Brandenburger Mönchen 1539-*) ausdrücklich geboten wurde, keine .NAessen mehr zu halten, „widrigenfalls sie würden eingeschlossen werden". Sie blieben aber wie anderwärts auch hier im Kloster, durften natürlich keine neuen Brüder mehr aufnehmen.
Als es ihnen nun nach der Säkularisalion wegen Einziehung ihrer bisherigen Einkünfte zu ärmlich erging, vermachte ihnen der Kurfürst 1555') für die Zeit ihres Lebens eine jährfiche Rente von 2 Wispeln Malz aus den .abgaben, die ihm aus den Mühlen zustanden. 1548 treffen wir noch 5 Mönche an, 1560 sind sie aus- gestorben bis auf einen Pater Hermann, der sich noch wie in vorreformatorischer Zeit größtenteils von erbettelten .Mmosen ernährt zu haben scheint, wobei er den drastischen Spruch herzusagen pflegte''):
„Hie kömmt Pater Hermen Met sien ledgen Dermen. Wille jys em füllen? Ts'eit in juen Willen." Das Todesjahr dieses letzten ist nicht bekannt.
Ehe aber die Mönche aus ihren Behausungen durch den Tod abberufen wurden, hatte der Kurfürst über diese zu verfügen angefangen. 1548") bereits schenkte er seinem Rat Johann Heyler für treue Dienste auf seine Bitte hin „das Haus in und an dem schwarzen Closter unser Neustadt Brandenburgk, darin die Liberey gewest, sampt den dreien Buden und Garten doran und hmter gelegen und zu solchem Closter gehörig". Dazu wird berichtet, „dass gemelt Haus zu bürgerlicher Nahrung entlegen und zu keiner Wohnung zugc'-'cht, dazu die Buden ganz baufällig und mit sechs Leibkaufen beschweret, auch des Gartens über einen halben Morgen nit ist und über 200 Gulden nit wirdigk". Damit ist die ursprüng- liche Benutzungsart dieses Gebäudes glaubwürdig festgestellt. Wenn weiter 154Q") dem Rat gestattet wird, „den Thurm am Clcstcr. nach dem Stadt-Graben zu, ab-
S3.
Reformations-
zeit.
^ 4. Neuzeit.
■■) v. Loe IV, S. 51.
2) Riedel A Q, S. 240/7.
3) Heffter, Geschichte, S. 307. ') Heffter, Geschichte, S. 321. 5) Oottschlini;, S. QO.
••) Riedel A 0, S. 301. ') Schäffer, S. 46.
Br.uKlcnburj
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zubrechen", so sind wir mangels jeder weiteren Nachricht nicht mehr imstande, dessen Platz und frühere Bestimmung genauer anzugeben. Den Weinberg an der Stadtmauer schenkte der Kurfürst etwa zu derselben Zeit dem Geh. Rat Stolpe, der ihn aber schon 1557 an den Rat der Stadt verkaufte; dieser machte daraus einen Gottesacker für die Pauliner Gemeinde. Ein gewisser Hans Schrobsdorff war der eiste, der 1583') hier beigesetzt wurde. Noch 1679-) wurden \ornehme und Geringe zumeist hier begraben, und erst seit 1714 „auf dem Pauliner-Kirch- hofe von dem Rath eine Quartal-Schule angelegt" wurde, bestehend
aus 2 Schulstuben und 2 LehreiAvohnungen, wird er allmählich eingegangen sein-').
Somit unterstand schließlich nur noch das eigentliche, bebaute Klostergrund- stück dem Landesherrn, bis er auch dieses, wie die Inschrift ausführlich erzählt, 1560 der Stadt unter gewissen Bedingungen überließ. Zur Instandsetzung der lange unbenutzt gewesenen Gebäude steuerte der Kurfürst aus der Landschaftskasse 2000 Taler bei. Die Baukosten mögen auch recht hoch gewesen sein, weil doch allein schon im Ostgebäude innen alle Wände herausgenommen wurden und aus dem bisher zweigeschossigen ein dreigeschossiges Haus geschaffen wurde.
Hier erhielten nun 12 alte Bürger und Bürgerinnen gegen 100 Taler Eintritts- geld (Centum Imperialibus numeratis) lebenslänglich freie Wohnung, aus je einem Gemach mit einem Bett und allem sonstigen Zubehör bestehend, ferner gutes Essen und Trinken im gemeinsamen Speisesaal und 70 bis 80 Taler aus den übrig- gebliebenen Klostereinkünften, die noch vermehrt worden waren durch einen Teil der bisherigen Einnahmen des anstoßenden alten, auch weiterhin bestehenden St. Spiritushauses, namentlich aus dem Dorfe Wust stammend. Die große jährliche Präbende brachte diesem Pfründenhause den Beinamen „das reiche Kloster", im Gegensatz zu dem „armen Kloster", wo neben freier Wohnung und Nahrung nur geringe Geldunterstützung meist aus der .\rmenkollekte gewährt wurde").
Dieser Benutzung dienen die Klausurgebäude bis auf den heutigen Tag, während die ehemalige Bibliothek, nachdem die Gewölbe über dem Erdgeschoß entfernt worden waren, seit 1775^) die städtischen Spritzen aufnimmt, die bis dahin im Rathaus gestanden hatten. Die Kirche aber, 1712") auf Grund eines Vergleiches den Reformierten zur Mitbenutzung eingeräumt und etwa seit jener Zeit bis 1870 mit Emporen versehen, seit Ende des 18. Jahrhunderts auch vom Militär besucht, sieht noch heutigen Tages die Gemeinde zum Gottesdienst in ihren weiten Hallen versammelt.
>) Schaffen, S. 46.
2) Fromme, Nomenclat., unter „caemeterium."
3) Gottschling, S 108.
') Heffter, Geschichte, S. 322; M.Nicolai, S. 15. ') Heffter, Geschichte, S. 400. ■■) Schäffer, S. SO.
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2. Teil: Die Baulichkeiten.
(I'.latt 13-18)
Fig. 14 Inneres der elienialigcii Braiulenburoer Doiiiiiiikaiicr-KlosiLTkirclR-. An(g>n, i>'6.
Mit Genehmigung der Kgl. Meßbildanstalt zu Beilni.
Das Brandenbuiger Kloster ist ein gut Stück weiter von der Stadtmauer entfernt, als wir es bisher bei den andern gefunden hatten. Zunächst lag an der Mauer "der ehemalige Weinberg und spätere Kirchhof, nach Norden zu von emem o-roßen Wirtschaftsgebäude begrenzt, an dem nur außen noch an Giebeln und Sud- seite geringe Spuren seines ehemaligen Aufbaues erkennbar sind. Hmter diesem wieder liegt ein kleiner trapezförmiger Mof, el.c man auf das südliche der eigent- lichen Klausurgebäude stößt.
Im übrigen befindet sich tue .\nlage wieder im Süden der Stadt, die etwa 33" gegen Norden abweichend orientierte Kirche (Bl. 13) auf der Nordseite der Klausur. Sie besteht aus einem 24,3t m langen, 0,90 m breiten Chorraum, in T Seiten des regelmäßigen Achtecks geschlossen, und einer 32,85 m langen Hallen- kirche, deren 3 Schiffe, in den I'feilerachsen gemessen, von Süden nach Norden zu 3,40 10,65 -i- 4,27 _ 18,11 m Breite besitzen. Die gesamte Länge ist demnach 57,20 m.
^ 1. Kirche.
Brandenburg
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Die Umfassungswände sind am Chor, an der strebepfeilerlosen südlichen Langhauswand und am Westgiebel 1,10 m dick, am östlichen Abschluß der Seiten- schiffe und an der Nordseite des Langhauses Q5 cm.
Der Chorfußboden ist um 30 cm erhöht und bis zur Vorderkante der 40 cm ins Schiff vorspringenden Wandpfeiier vorgezogen. 2 Stufen von je 2,42 m Breite in der Mittelachse führen dort hinauf.
Die 5 ■ 2 achteckigen, 1,18 m starken und bis zur Oberkante des Kapitells 10,10 m über den jetzigen Kirchenfußboden aufragenden, freistehenden Pfeiler liegen mit ihrer dem Mittelschiff zugekehrten Seite in der vorderen Flucht der Chorwa.id- dienste. Der Länge nach schaffen sie 6 > , 3 Joche von 2,73, 9,47, 3,51 m Hehler VC'eite zwisclien den Stützen, wieder von Süden nach Norden zu gezählt. Sie sind so gestellt, daß die Längsarkaden zwischen ihnen genau gleichweit gespannt sind, während sie zu den rechteckigen östlichen Wandpfeilern hin von 40 >' 78 cm und zu den westlichen von nur 1 1 78 cm um 10 cm enger sind. Da das 1. Chorjoch nach dem Schiff zu wieder von 2 Diensten an der weiterlaufenden Chorwand ab- geschlossen wird, ergeben sich insgesamt ein etwas kleineres Mittelschiffsjoch am Wcstgiebel und ein etwas größeres am Ostgiebel des Langhauses, während die 4 dazwischen liegenden mit den 3 Langchorjochen gleiche Breite haben. So wird bei Überwölbung mit den nur auf der Unterseite geputzten, spitzbogigen Rippen- kreuzgewölben von übrigens vorzüglicher Technik auch hier wieder ein einheitlicher I iauptrauni geschaffen.
Die durchbohrten sclnnucklosen Sclilulisteine liegen im Mittelschiff 15,70 m, in den Seitenschiffen 14,50 m über dem Langhausfußboden. Der Chorschluß zeigt die übliche Einwölbungsart. Besondere Quergurte sind auch hier nicht mehr vor- handen. Bl. 17 zeigt den Oewölbeanfänger eines Schiffspfeilers mit dem einfachen rechteckigen, an den Kanten abgefaslen und von einfachen Wandbögen begleiteten Arkadenquerschnitt, während Quergurt- und Diagonalrippen aus demselben gekehl ten, birnförmigen Profilstein gebildet werden. Hieraus lassen sich wieder alle andern Anfänger wie bei Prenzlau und Ruppin leicht ableiten.
Die Längsgurte sind im Dachboden wieder 75 cm stark übermauert, hier bis zur Oberkante der Mittelschiffsgewölbe. Die 15 cm starken Kappen zeigen nur in den Seitenschiffen stärkeren Busen.
In allen einspringenden Ecken des Langhauses, in den Schnittpunkten der Quergurtrippen mit den Außenwänden und in den Polygonecken leiten einfache runde Wanddienste die Gewölbebögen an den Wänden herab bis zu einfachen Konsolen, die sich jetzt in Höhe der Fenstersolilbank i^ etwa 3,70 m über dem Schiffs- fußboden allenthalben in der Kirche finden, während sie früher in gleicher Höhe im Chor und vermutlich auch im Schiff auf ein nur im Polygon noch erhaltenes Gurtgesims liefen. Nach Adler stiegen sie freilich Mitte des 19. Jahrhunderts an der Nordmauer vom Fußboden empor. Die zumeist kelchförmigen Dienstkapitelle sind äußerst schlicht (Bl. 18, Abb. B 5), die niedrigen, schmucklosen Pfeilerkapitelle und altertümlich schlichten Basen einfach (Bl. 18, Abb. B 3). Nur im Chor finden sich noch in frühgotischer Art aufgelegte Wein- und Fichenblätter, wie wir sie schon öfters angetroffen haben.
Fenster sind in der Südwand des 2. Schiffs- und des 2. und 3. Chorjochs nie durchgebrochen gewesen, während man die beiden in der südlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus und das südliche des 1. Chorjochs auf ihrer Außenseite als durch nachträgliche Anbauten vermauert erkennt. Die 4 übrigen Schiffsfenster der Südwand geben nur aus ihrer oberen Hälfte Licht, weil sich unten ein Kreuzgangs- teil anlehnt. Zu beachten ist, daß sie sich nicht in den durch die Pfeilerstellung fest- gelegten Achsen befinden (Bl. 17). Das Pfostenwerk ist an den Seitenflächen teils glatt geschnitten, teils flach gekehlt. Die lichte Weite beträgt, abgesehen von den vier 1,35 m i./L. breiten, zweiteiligen Fenstern an den Seitenschiffsenden, etwa 2,10 m. Davon tragen die zweiteiligen im oberen Bogenfelde einen Vierpaß, am Westgiebel mit Nasen, am Ostgiebel ohne (Bl. 15, Abb. F2 — 3); die dreiteiligen zeigen in verschiedenartiger Zeichnung im Chor- und 6. Langhausjoch reiches kräftiges, streng gezeichnetes Maßwerk, im 1. — 5. weniger schwungvolles, ärmlicheres (Bl. 14, Abb. F 1 — 6). Nur bei den 3 jetzt geschlossenen Chorfenstern der Südwand läuft das schlicht profilierte, glatt geschnittene Stabwerk mit nur hier vorhandenen Kelch- kapitellen am .\nfang des Bogenfeldes oben einfach spitzbogig zusammen. In der unteren Hälfte ist es unterbrochen, und hier stehen im 2. und 3. Fenster die er- wähnten Inschriften (Bl. 17).
Sämtliche Chorfenster haben innen wie aulkn reich gegliederte Leibungen von beiderseits 2 Profilsteinen (Bl. 16, Abb. P 6). Das Ostfenster des nördlichen Seitenschiffs sowie 1 14 Fensterleibung an dem östlichen Ende der südlichen Lang-
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„„„.,„<, lassen außen '«^^";:S.:^\^^ ^o^^^I^l S^ei"; V Langhausjoch ehedem '"''»?' .P'°™!™„„rTiiaste Ecke in der Wandlluchl
aebildel odci mn f'^'' '"'"","%,„ ,„j„„ haben Rlatce, sehwach geschmiegte Fenalermsche ™" ' * f'"'J„'*;,| p,i und Schabtonenmalere, bedeckt waren. 2rn*i,c*™rnoS dif"og'e":le,,,,mge„ gepat.t s,„d, D,e Sohlbänke zetgen
-*^1er":;::;n^ziL"Se,-t:^She,»de„ s.h^ .•-• den E^n.nngen
:ct-XefKLXSr(S;;^ A.b. eTi^» unC n.edn,en Basen, d,e aber etwa 7 Schichten über dem Chorschluß hegen (Bl W).
An der Südseite des 3. Chor- und des 3. Langhausjoches sind 2 einfache Türöffnungen mit oberem Segmentbogen durchgebrochen, an der Nordseite des ü °nci TTanSausjoches ein^e kle.n^-e Spitzbogentür ^nit Profiherung wie d, Chorfcnsler aber m umgekehrter Reihenfolge, und das einfache liauptportal (Bl 3 mh dopSt so tefen Leibungen aus eben solchen Profilstemen, deren außer s üed im ' Ol en Spitzbogen in Kämpferhöhe von Konsolsteinen au.genomme, wi d, Besonia-e Basen weist es nicht auf; seine vielen, kleinen, getafeUen Kapite le (B 1. 16 Abb B 4 wiederholen sich der Form nach in den Klostergebauden hadig. Ub^^^^ dem' arol en äußeren Spitzbogen erhebt sich ein vor die NX'andflucht mit traufen atTc.emTof.1 vor pin-ender Wimperg mit einfachen Kr.echblumen. Das Pens er
^ L vhiLrmi 16 Abb P'^Bl 17- Bl 18, Abb. Bö). Eine noch jetzt durch- :Sod. e?T !ms'dei'cts'rL'angha'usjoches und e- vermauerte, aber a^ßen t,och erkennbare am Ostabschluß des südlichen Seitenschiffes beide etwa in Hohe des 1. Stockwerks der Klostergebäudc, führten ehemals gewiß zu den im 18. Jahr hundert eingebauten Emporen.
Auf der Außenseite fehlen nur an der Südwand des Langhauses, ab- '.esehen von einer dortigen Vorlage von 30 ■ 92 cm zwischen dem 5, und 6. och. de Strebepfeiler; am südhchen Langchor ist der eine noch an Kalkspuien nach- weisbar der andre gröi^tente.ls innerhalb des Ostgebäudes noch vorhanden 7bT ?6) Ihre Maße betragen am Polygon 77 ■ 125, am Langchor zumeist 105 ■ 140, zwischen 1. und 2. Chorjoch aber 116 • 145, zwischen o. und 6. Lang- hausjoch 104 nO. an den andern Ol ■ 138, am Westg.ebel zumeist 91 ^130 h.im südlichen daselbst aber 104 56 cm. Nur einer von ihnen niit 109 109 cm Querschnitt steht an der Nordostecke des Langhauses über Eck. ^amtl'ch^, Strebe- pfeiler zeigen gleichmäßig in etwa ■■■ , Höhe einen kleinen Absatz von etwa .. Stein (Bl. 16, Abb. G 1). Die Höherführung bis zur Traufe bei den meisten ist als neu
erkennbar. , ,. „ , „, /ri u.
Am untern Ende der Außenwände kröpft sich ein Kaffgesims hei um (Bl. 16. Abb G 2) das die ganze Kirche unmittelbar unter der Fenstersohlbank umzieht, wobei die Ausladung der Pfeiler wieder um einige Zentimeter wachst Die Hohe dei crroßen Spitzbogennische in der inneren südlichen Chorwand veranlage an dieser Stelle ähnlich wie in Ruppin eine geringe 1 iöherlegung der Fenstersohle; gleichzeitig damit wurde obiges Gesims um 2 Schichten höher gelegt.
Ein einfacher Vorsprung von 3 cm bildet jetzt den Sockel; doch labt ein geringer Rest in dem Winkel der beiden Strebepfeiler an der Nordwestecke des Lang- hauses überall ehedem ein 15 cm hohes Profilglied vermuten (Bl. 6. Abb. 02. Das aus 2 Hochkantschichten gebildete Hauptgesims zeigt bei gleichem wulst- arti^em Obcrglied am 1.-5. Langhausjoch im Unterglied eine Kehle, >m o. und am ganzen Chor 2 Rundstäbe (Bl. 16, Abb. H 1 u. H 3). Nach oben hin lolg diesen Profilgliedcrn eine senkrechte .Nufmauerung von mehreren Schichten, aut
Brandenburg
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der sich an der nördlichen Schiffsseite noch Putzreste finden, während sich am Chor darunter ein vollständig erhaltener breiter Putzstreifen hinzieht. Am Ende des 5. Langiiausjoclies ändert sich die Höhenlage der Profilschichten auf beiden Seiten derart, daß das Schiffsgesims am östlichen Teil 1—2 Schichten tiefer liegen bleibt.
Da die alten Gebäude im äußeren Aufbau fast unverändert erhalten geblieben sind, so findet man an der Kirchenwand nur wenige Spuren baulicher Veränderungen, nämlich außer einer kleinen Dachkalkleiste neben der bereits erwähnten Abbruchs- spur eines Strebepfeilers der südlichen Chorwand nur noch 1 alten Anschluß eines ehemaligen Baukörpers in der südöstlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus, der den Beweis liefert, daß ehedem die Überdeckung dieses Stückes bis zum Turm hin durch Verlängerung des Kreuzgangsdaches geschah.
Der Ostgiebel tritt von der Traufe an um '-^ Stein hinter die untere Landflucht zurück und wird durch zahlreiche schmale, '^ Stein tiefe, rechteckig in die Mauer einschneidende Putzblenden verschiedener Breite und unregelmäßiger Anordnung belebt, die sämtlich an der massiv durch den ganzen Dachraum fortgesetzten Giebelwand bis zu einem großen, 48 cm starken, runden Entlastungsbogen heruntergeführt sind. Das Chorhauptgesims setzt sich auf der Südseite noch ein kleines Stück über diese Wand hinaus ins Schiffsdach fort! Kienie, viereckige Fialen von 1 '- Stein Stärke mit Spuren von ehemals abgefasten Kanten und Pyramidenabdeckungen unterbrechen die einfache Oiebelschräge, die brand- niauerartig etwa 20 cm über Dach ragt.
Der guterhaltene Westgiebel ist für ein Dominikanerkloster auffallend reich, aber dabei straff gegliedert. Schwierigkeiten bot hier wie auch am Ostgiebel wohl der Umstand, daß die Längsachse des Mittelschiffs infolge der verschiedenen Breite der Seitenschiffe nicht zusammenfiel mit der Mittellinie des ganzen Langhaus- raunies. Doch tritt dies in der Ansicht nur bei der Achsenverschiebung der Strebe- pfeiler in Richtung der Längsarkaden zu den 5 etwa 1 m starken Fialen des Giebel- feldes deutlicher zutage. Die Auflösung der einzelnen Felder zwischen den '.• Stein vor die Giebelwand vorspringenden, in der unteren Wandflucht verbleibenden Fialen quadratischen Querschnitts mit Pyramidendächern zeigt Bl. 15. Ab- gefast sind nur die 10 breiten Blenden, die zuvor sämtlich geputzt waren; auffallend ist eine ansteigende Rollschicht von flacherer Neigung als die jetzige krabben- besetzte Giebelschräge, der im Innern ein gröikrer Absatz entspricht. Da auch der Ostgiebel in seinen unteren Ecken noch Reste einer solchen zeigt und da ferner der obere Schnittpunkt der beiden schrägen Rollen etwa in Höhe des Chordach- firstes liegt, ist der Schluß Eichholz' sehr wahrscheinlich, daß man ursprünglich für die ganze Kirche nur 1 Firstlinie schaffen wollte, wegen zu flauer Verhält- nisse des Westgiebels aber davon noch Abstand nahm, ehe man das Dach über dem Langhaus aufrichtete.
Auf dem 15 m hohen Hauptgesimsabschlul5 liegt das 16,50 m hohe Sattel- dach über den 3 Langhausschiffen, früher wohl in seiner ganzen Ausdehnung, heute nur noch etwa 2 m vom First an herab beiderseits mit Mönchen und Nonnen eingedeckt. Das Chordach beginnt erst bei 16,30 m, erhebt sich weitere 11 m bis 27,30 m Firsthöhe und bleibt somit 4,20 m unter dem 31,50 m hohen Schiffsdach- first liegen. Das mittelalterliche Kirchendach aus Kiefernholz ist noch vollständig erhalten (Bl. 13 u. 17). Es zerfällt über dem Langhaus wieder in die ITaupt- konstruktion über dem Mittelschiff und die Nebenkonstruktionen über den Seiten- schiffen. Die 75 cm starken Übermauerungen der Längsgurte sind höher geführt als die Außenmauern und tragen auf je 2 Mauerlatten 20/20 in jedem Gespärre einen nur über das Mittelschiff reichenden Binderbalken 26/30. Auf jedem von ihnen steht in der Längsachse der Schiffspfeiler ein Stiel 26/26, mit jedem seiner Nachbarn durch 2 Riegel 20/20 und ein oberes Rahm 26/26 in gleichen Abständen, sodann durch 2 schräge, mit den Riegeln in deren Mitte fest verbundene Streben 18/18 zu einer gezimmerten Wand zusammengefügt. Ein weiterer Ankerbalken 23/23 in mittlerer Höhe der Stiele und ein etwas stärkerer Kehlbalken auf dem Rahm, beide auch in jedem einzelnen Gespärre vorhanden und mit den zugehörigen Stielen durch angeblattete und -genagelte Kopfbänder 21 21 verbunden, versteifen die beiden gezimmerten Wände gegeneinander.
Die Oberkonstruktion des Mittelschiffsdaches ist die bei norddeutschen Hallen- kirchen wohl am meisten gebräuchliche; Der Raum zwischen den eben erwähnten Kehlbalken und der Firstlinie wird durch einen weiteren Spannbalken in 2 gleiche Teile geteilt. Kreuzstreben fassen den Spannbalken mit und bilden feste Dreiecksverbände. Eine Art Sparrenfuß sichert die Verbindung der Sparren mit dem untersten Kehlbalken. Am oberen Ende liegt ein Hahnenbalken.
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Über den Seitenschiffen finden sich statt einer Verankerung der 2 Mauerlatten durch einen Binderbalken ein fester SparrenfuR und ein Paar gekreuzter Streben, die die Sparren mit der gezimmerten Wand verbinden. Die einzelnen Sparren sind am unteren Ende eingezapft und iiaben kleine Aufschieblingc.
Bemerkenswert ist die 1 lolzkonstruktion am westlichen Teil des ehemaligen Chorwestgiebels.
Über dem Chor hat jedes Gespärre auf beiderseits 2 Mauerlatten 20/20 Binderbalken 24 30, auf deren Mitten eine gezimmerte Wand ähnlicher Ausbildung steht wie über den Längsgurlen des Schiffs. Die 20 20 starken Stiele dieser Wand gehen, im Gegensatz zu zahlreichen ähnlichen Dächern, nicht bis zum First durch, sondern laufen unter dem mittelsten der 3 voriiandenen Spannbalken m/23 in eine Art ebenso starker Pfette. Übergroße Belastung der Bindcrbalken durch die ge- zimmerte Wand verhindern 2 2 schräge Str-ben, die von den Sparren 23 23 je über einen Spannbalken weg zum zugehörigen Stiel laufen und diesen zu einer Ar. Ilängesäulc machen. Da die Sparren am Fuß in den durchgehenden Binderbalken eingezapft sind, ist das schräge, aufgeblattete Holz 18 18 daselbst eigentlich überflüssig.
Am Chorschluß sind senkrecht zum letzten Binderbalken Sticfibalken an- gezapft, und der Sparren in der Ebene der gezimmerten Wand ist mit dem letzten Ge- spärre durch zahlreiche Streben kräftig verbunden. Alle andern Sparren des Polygons sind nur durch 1 Strebe unterstützt, wie die punktierte Horizontal- projektion auf Bl. 17 zeigt.
Von einer Erneuerung dieser Dachstühle wird uns zu keiner Zeit berichtet. Es spricht somit nichts dagegen, ihre Entstehung im Hinblick auf ihre frühe Konstruktionsart für die Zeit des ersten Kirchenbaues anzusetzen, tur da? 14. Jahrhundert.
Über dem 2. Chorjoch findet sich noch innerhalb des Dachraumes die untere Konstruktion eines ehemaligen sechseckigen Dachreiters von nur etwa 2 '- m Durch- messer. Seine 6 Stiele stehen zu je 2 auf Schwellen in der Längsrichtung der Kirche und sind in deren Hauptachsen durch zahlreiche Streben und angeblattete Kopf- bänder miteinander verbunden, so daß die gezimmerte Wand, die für das <ranze Chordach einen wirksamen Längsverband bildet, auch dem Dachreiter festen Halt bot. Die schraffierten Hölzer geben die Konstruktion in der Mittelachse wieder.
Schon bei Petzold am Anfang des 18. Jahrhunderts ragte dieser Dachreiter nicht mehr über das Dach empor, und auch die späteren Städtebilder zeigen nur den jetzt noch vorhandenen massiven, schlanken, unten viereckigen Turm, der sich nicht schon seit Errichtung des letzten Langhausjoches, sondern erst seit 1469 an der südlichen Wand zwischen dem 1. und 2. Chorjoch erhebt, also auch nicht von Anfang an geplant war, wie Eichholz vermutet, ferner nicht „auf dem Giebel gegen Mittag" stand, wie Büsching nur auf Grund eines undeutlichen Bildes an- geben kann, bei dem noch dazu der ganze Chor fehlt und der Turm selbst bis zum Dach quadratisch dargestellt ist'). Bl. 16 zeigt in einem Vertikal- und 4 Horizontal- schnitten, wie dieser sichtbare, schraffiert dargestellte Turm einen älteren, zum Teil in der Kirchenwand liegenden und nur noch bis etwa zur Traufe des Chordachs vor- handenen Treppenturm ummantelt, wobei dem inneren Turm also nur mittelbar spärliches Licht zugeführt wird; wie er ferner am oberen Ende, etwa in Firsthöhe des Chordachs, aus dem viereckigen in einen achteckigen Querschnitt übergeleitet ist und schließlich unter der hölzernen Turmhaube mit einem 2 Schichten hohen steinernen Profilgesims abschließt. In welcher Weise in Höhe des Hauptgesimses der Übergang von der alten in die breitere neue Turmwand erfolgt, konnte nicht festgestellt werden; vermutlich spannt sich ein angemessen breiter Bogen von der Chorwand bis zur gegenüber liegenden Turmwand.
Den Zugang zum Kirchendach vermittelt noch heute die alte, nach rechts steigende Wendeltreppe mit 15 cm dicker Spindel und 62 cm Laufbreite der 41 ge- mauerten Stufen von ähnlicher Technik und Konstruktion wie bei der Steintorturm- treppe. Eine spitzbogige Tür führt oben in den Zwickel zwischen dem 1. und 2. Chorjoch. Die Stufen werden getragen von einem schraubenförmig ansteigen- den Gewölbe mit segmentbogigem Vertikalschnitt. Die Wendeltreppe beginnt erst etwas unter dem früheren Obergeschoß. Zu einem größeren Podest vor ihrer spitz- hügigen, profilierten Eingangstür (B. 16, Abb. P4) führt ein 1,55 m brtiter, gerader Treppenlauf von 17 Steigungen unter dem dortigen Strebepfeiler weg, der durch je einen profilierten Spitz- und Rundbogen (Bl. 16, .-Xbb. P 3) in angemesse-
') J Büsching, S.'W: Abbildung u a bei A. Büsching, Reise nach Rekaliii, Anliaiig. Tab. II.
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ner Höhe abgefangen wird. Die Decke dieses Treppenhauses, von der innen profi- lierten, spitzbogigen Haustür bis zum Strebepfeiler massiv als ansteigende Segment- tonne, im weiteren Verlauf als Balkendecke gebildet, ist vielleicht ebensowenig mehr mittelalterlich wie die ganze innere Aufteilung dieses Ostgebäudes.
Der äußere Turm steht mit seiner dem Chor zugekehrten Seite auf dessen Um- fassungsmauer. Dadurch erhält der im Grundriß zunächst quadratische Querschnitt von der Chortraufe an einen größeren Durchmesser in nordsüdlicher Richtung. Die Schmalseilen werden durch 3, die Breitseiten durch 4 schlanke, geputzte Spitz- bogenblenden geschmückt. Die jetzigen beiden welschen 1 lauben, bei Petzold be- reits vorhanden, mit der durchbrochenen Laterne dazwischen sind erst 1717') unter gleichzeitiger Erneuerung des Glockenstulils aufgesetzt, als der baufällige Turm mit großen Unkosten durch den Zimmermeister Balthasar Sandner ausgebessert wurde.
An dem Kirchengebäude sind 4 verschiedene Bauzeiten erkennbar:
1. Am ältesten ist offenbar der Chor, wie schon Eichholz feststellte, obwohl Adler ihn wegen seiner aus 2 Profilsteinen gebildeten Fensterleibungen und wegen der bis unten durchgeführten Blenden des östlichen Langhausgiebels für jünger als das Langhaus hält. Man erkennt nämlich noch auf beiden Seiten in den jetzigen Ostwänden der Seitenschiffe die Reste der früheren Chorstrebepfeiler im regelrechten Verbände mit den Chormauern; sie sind so weit stehengelassen worden, wie es bei Anbringung schmaler Fenster in den Ostwänden dieser Seitenschiffe möglich war. Ferner ragt auf der Südseite im Dachboden sogar noch das Chorgesims ein Stück durch den jetzigen Ostgiebel des Schiffes hindurch, etwa so weit, wie der dortige ehemalige Strebepfeiler reichte. Zudem tragen die Dienstkapitelle mit aufgelegten Wein- und Efeublättern, die Nische in der Chorsüdwand, das kräftige Maßwerk und die Kapitelle im Stabwerk der 3 südlichen Fensterblenden so ausgesprochen den Charakter deutscher Frühgotik, daß man den Chor mit den bereits profilierten Leibungen seiner Fenster im Hinblick auf Prenzlau und Berlin wenn auch nicht mehr für das Jahr 1286, so doch sicherlich für die Zeit um 1300 ansetzen kann.
2. In fast unmittelbarem Anschluß daran müssen das 6. und zum mindesten die Hälfte des 5. Langhausjoches entstanden sein. Sie zeigen noch das gleiche strenge Maßwerk — das übrigens an dieser ganzen Ostpartie, entgegen sonstiger Gewohnheit, sehr mannigfache Zeichnungen hat — , und ihr kleines Nordportal hat gleiche Profile, wie die Chorfenster. Dagegen sind die Fensterleibungen teils ganz glatt, teils weisen sie doch nur einen Profilstein auf, und auf der Südseite findet sich nur noch e i n wenig vorspringender Strebepfeiler. Ein Putz- streifen, wie er sich unter dem ganzen Chorhauptgesims hinzieht, fällt dagegen vollständig fort. Da der Rat der Stadt schon 1306 den Mönchen unter mancherlei Vorrechten besondere Bauerlaubnis für den von Otto geschenkten Platz erteilte, 1311 ihnen der Inschrift nach ausdrücklich „ein Platz ... zu dieser kirchen ge- schanket" wurde, mögen die beiden Ostjoche des Langhauses ebenfalls am Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden sein.
3. Die 4 letzten, westlichen Joche zeigen gegen den östlichen Teil zahlreiche Unterschiede: Die Strebepfeiler der Nordseite werden sämtlich einen halben Stein schmaler als zwischen dem 5. und 6. Joch, verschwinden auf der Südseite sogar ganz; das Hauptgesims rückt schon von der Mitte des 5. Joches an sprungweise beiderseits ein bezw. zwei Schichten tiefer herab und ändert sein Profil etwas; das weniger strenge Maßwerk zeigt späteren Charakter; das Format der überall gelblichroten Steine zwischen vollgestrichenen Fugen, am Chor etwa 30:14:9, verringert sich auf etwa 28,5 : 13,5 :9,5; das sehr reich profilierte Hauptportal trägt keinen Blattschmuck mehr, sondern die im 14. Jahrhundert üblichen getäfelten Kapitelle. Wenngleich an der ganzen Kirche Einheitlichkeit des Planes, der Joch- breiten, der Sockel-, Gurt- und Gesimshöhen, der überall strengen frühgotischen Formen, der attischen Basen auch im Schiff, der gleichen Rippen- und Gurtprofile usw. als ein Beweis für Errichtung der einzelnen Teile in nicht allzulangen Abständen gelten muß, mag dieser westliche Langhausteil doch wohl erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts vollendet worden sein.
4. Noch jünger ist der massive Kirchturm an der südlichen Chorwand, durch den auch das Hauptgesims des Westgebäudes hindurchschießt und der überall den im späteren Mittelalter üblichen Fugenstrich aufweist. Urkundlich'-) wurde er frühestens 1460 begonnen und 146U vollendet.
>) Qoltschling, S. 91.
2) S.I.Teil, die Geschichte, §2, Besitzverhältnisse.
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Fig. 15. Kk
IliIil., Ues ehemaligen Brandenburger Der.::. .,;.„. .^ .-.. -.
Mit Genehmigung der Kgl. Meßbildanstalt zu Berlni.
An die Südwand von Kirche und Chor, derart, daß beiderseits ein Stück der Kirche noch darüber hinausragt, stoßen gegen diese das östliche Klausurgebäude von 14,26 m und das westliche von 10,77 m Breite. Ein zweigeschossiger Kreuz- gangsflügel an der Kirche selbst, dem eigenes Hauptgesims fehlt und dessen obere Lichtöffnungen statt massiven Sturzes direkt die Mauerlatten des Pultdaches tragen, der ferner in der südwestlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus ursprünglich durch 2 Joche erweitert war, von denen das östliche jetzt durch den Turm eingenom- men wird; sodann ein südliches Klausurgebäude von 11,96 m Breite schließen mit den vorerwähnten Flügelbauten einen rechteckigen Hof von i. M. 22.0t m Länge und 18,82 m Breite ein.
Rings um den Hof zieht sich der 2,02 m breite und bis zum Schlußstein der Kreuzrippengewölbe auf Konsolen 4,25 m hohe Kreuzgang, die einzige bei den hier besprochenen Klöstern sowie in der Stadt Brandenburg wohlerhaltene Anlage ihrer Art. Konsole, Wandbogen und Rippe zeigt Bl. 18, Abb. BS. 10, 11. Der Länge nach öffnen sich 8, der Breite nach 7 Joche in Spitzbogenfenstern mit zwei- teiligem Pfostenwerk, ohne Nasen oben einfach spitzbogig zusammenlaufend, nach dem Innenhofe zu (Bl. 16). Es ist nicht mehr verständlich, woraufhin Bergan angibt, „die steinernen Pfosten seien gegenwärtig (1885) überall durch Holzgitter ersetzt". Die 5 östlichen Joche des südlichen und die 6 anschließenden des öst- lichen Kreuzgangsteils weisen neben äußerer .^bfasung innen profilierte Leibungen auf, während sich bei den andern beiderseits nur Fasen befinden, teils um die ganze Öffnung herumgeführt, teils nur bis zum Kämpfer reichend. Je 2 größten- teils erneuerte Strebepfeilerchen auf jeder .Außenseite verstärken in fast überflüssiger Weise die Wände gegen den geringen Gewölbedruck. In den am 4. lichten Jocli des Südflügels, von Westen her gezählt, erhaltenen, 2,40 m i. L. voneinander ent- fernten Strebepfeilern vermutet Eichholz die Reste eines Brunnenhauses.
Wir haben schon gesehen, daß 2 Türen von dem Kreuzgang die N'erbinduiig mit der Kirche herstellten. Eine weitere Tür führt neben dem Turm in das Ost- gebäude, in die Sakristei, die sich südlich an das besprochene Treppenhaus an- schließt und durch eine rundbogige, profilierte Tür mit ihm verbunden ist. Drei
S 2 Kloster- gebäude.
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Fensler ehemals ^leiclier Größe von 1,52 m Außenmaß, in eine Gruppe zusammen- gefaßt (Bl. 15), könnten zu der Annahme führen, daß dieser Raum früher noch halbmal so groß gewesen sei ; doch läßt sich dagegen mit Recht das Bedenken einei- allzureichlichen Abmessung für die Sakristei erheben. Es folgte weiterhin anscheinend ein Raum mit 4 Fenstern, von denen die 3 südlichen mit je 1,00 m äußerer Breite wieder eine Gruppe bilden. Eine ehemalige große Tür zum Kreuzgang mit reich profilierten Leibungen (Bl. 16, Abb. P 5) nebst Kapitellen und Basen und 2 jetzt ebenfalls größtenteils vermauerte Fenster (Bl. 16) beiderseits von ihr lassen hier den Kapitelsaal vermuten. An ihn schloß sich wohl, wie auch heute noch, eine Durch- gangshalle, durch ein großes Fenster in der Ostwand erleuchtet und durch eine Eingangstür daneben mit einem ehemaligen Nebenhofe in Verbindung stehend, während eine zweite mit ununterbrochener Profilierung (Bl. 16, Abb. P 6) zum Kreuzgang führte. Ein letzter grol^er Raum, über das Südgebäude hinausreichend, erhielt früher auch von Westen her Licht durch ein Fenster, während er im Süden und Osten je 3 Lichtöffnungen besaß. Nur in seiner südwestlichen Ecke erinnert noch eine Konsole an frühere Wölbung, die auch bei allen vorherigen Räumen vorauszusetzen sein wird. Wenngleich die Dreiteilung des Giebels den Gedanken an eine dreischiffige Anlage nahelegt, läßt doch die Mittelteilung des nur kleinen Kellers darunter mit seinen 2 2 quadratischen, im Westen und Norden von schmalen Fluren eingefaßten Kreuzgewölben zwischen rechteckigen Diagonalgurten, wie wir sie schon öfters an solcher Stelle gefunden haben, auch hier nur eine Reihe Stützen annehmen. Die Gewölbebildung, von der in diesem Flügel leider jede weitere Spur fehlt, wäre dann ähnlich wie bei dem Schulraum im Westgebäude in Prenzlau zu denken. Wenn Eichholz hier ein Refektorium sucht, wäre eine solche Lage desselben im Ostgebäude selbst bei Trennung vom Kapitelsaal durch eine Halle immerhin ganz außergewöhnlich; viel eher könnte man hier den Tages- und Arbeitsraum der Mönche annehmen, der sich häufig gerade an dieser Stelle findet. Eichholz' weiterer Annahme, daß ein quadratischer Raum mit großem Rauch- fang, nicht weit von der Südostecke dieses Flügels in dem Spittel liegend, die alte KTosterküche sei, vermag ich mich nicht anzuschließen, einmal, weil die Kloster- küche regelmäßig möglichst weit vom Chor weg in der südwestlichen Ecke zu liegen pflegte, sodann, weil mir dei' Gebäudeteil mit dem Tagesraum erst eine spätere Hinzufügung zu sein scheint'), da er einen eigenen und mit Blenden verzierten Ostgiebel des Südgebäudes unorganisch verbaut. Irgendwelche Spuren einer An- stückelung konnten an den in Frage kommenden Anschlußteilen nicht festgestellt werden, da das Ostgebäude innen und außen verputzt ist.
Sämtliche Erdgeschoßfenster hatten profilierte Leibungen, waren außen spitz- bogig und unter Belassung einer dreieckähnlichen Putzfläche mit flachen Segment- stichbögen überwölbt (Bl. 15). Die zwei Etagen Fenster darüber suid neu und entstammen nebst der ganzen jetzigen horizontalen und vertikalen .Aufteilung im Innern dem 16. Jahrhundert. Bl. 17 zeigt eine hölzerne Stütze aus dieser Zeit. In vorreformatorischer Zeit war nur ein Raum mit offenem Dachstuhl im Obergeschoß vorhanden, der sich über das ganze Erdgeschoß von der Kirche bis zum Südgiebel (Bl. 15) mit seinen 3 schlanken, früher mit Maßwerk geschmückten Fenstern hinzog; das östliche von ihnen ist zum Teil noch erhalfen. Auf dem jetzigen Dachbeden sind noch die alten Fensteröffnungen als tiefe, innen flachbogige Nischen gleicher Achsen- weite vorhanden, die, in der Westwand außen noch als profilumrahmte Rechteckfenster von 60 cm Breite i./L. erkennbar, ehedem diesem Schlafsaal von beiden Längsseiten aus Licht gaben. Das Obergeschoß des Kreuzgangs nämlich ist hier deutlich als spätere Zutat erkennbar (Bl. 16). Auf der Liofseite bezeichnet ein kleiner Mauerabsatz die Stelle, von der an die Außenwand höher geführt ist; eine vor- gckragte Schicht unter der Sohlbank der ehemaligen Hoffenster läßt hier den An- schluß des alten Pultdaches suchen.
Das Dach ist dem Hauptdacli nur als Nebenkonstruktion aufgelegt. Ein Hauptgesims aus Rundstäben mit deutschem Band läßt sich über die ganze West- seite dieses Flügels hin durch den Glockenturm hindurch bis in sein Inneres hinein verfolgen. Auf Bl. 13 ist der alte und neue Zustand nebeneinander dar- gestellt. Das heutige Hauptgesims der Ostseite zeigt Bl. 16, Abb. H 4.
Die Nichtbenutzung des jetzigen 2. Obergeschosses zu Wohnräumen hat hier zahlreiche Spuren figürlicher Darstellungen besonders an den beiden Schmal- seiten und rahmenartig umrandete, gemalte Felder mit einfachen Mustern an den Fensterpfeilern erhalten, in denen vielleicht Sprüche gestanden haben. Im übrigen
') s.u. a. den Raurili von St. üalleii, auf dem diese ganze Vxke auch iiiclil i'ugtbaul ist.
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finden sich hier, wie auch anderwärts im Kloster, noch eini<;e ahe Kamine ein- facher Form.
Im Süd- und Westgebäude war der Kreuzgang von Anfang an zweigeschossig. 2 biendengeschmückte Giebel sind an den Schmalseiten des Südgebäudes in die Höhe (Tefülirt, der östliche jetzt fast ganz im Dachboden des Ostgebäudes liegend, und zwar über der Westmauer dieses Flügels; der westliche mit 7 an den Kanten abgefasten und durch 1 Stein breite Pfosten getrennten Blenden verziert, die oDen miP einem einhüftigen, zur .\Aitte hin steigenden Kreisbogen abgeschlossen sind (Bl. 15); beide am First mit einer kleinen Fiale von quadratischem Querschnitt und mit viereckigem Pyramidendach geschmückt. .\uch das Westgebäude weist dort, wo es gegen das südliche stößt, einen jetzt größtenteils nur innen noch sichtbaren Blendengiebel auf (Bl. 15).
Die ehemalige Benutzung der Räume in diesen beiden Klausurgebäuden ist nur in wenigen Fällen zu bestimmen; Unmittelbar an dem Ostgebäude entlang führt von dem östlichen Kreuzgangsteil in dessen Verlängerung durch eine Tür mit größtenteils zerstörter Profilierung der Leibung eine noch vorhandene breite Treppe mit gemauerten Stufen auf daruntergespanntem Gewölbe hinauf in das Obergeschoß. Daruntei-weg gelangte man zuvor von dem südlichen großen Raum des Ostgebäudes sowohl zum Hof als auch in einen andern langgestreckten Raum nnt Balkendecke auf mittleren Holzstützen, vermutlich ein altes Refektorium; von diesem wieder durch 3 Türen in den Kreuzgang, auf den Hof und m ein fast quadra- tisches Gemach mit einem großen Rippenkreuzgewölbe. Dahinter liegt ein mit Segmenttonne gewölbter Verbindungsflur in der Verlängerung des westlichen Kix'uzgangsteils, von diesem durch Profiltür (Bl. 16, Abb. PI) ohne Kapitell und Basen "zugänglich. Ein zweiteiliger, mit 2 durch einen Gurtbogen getrennten Rippen- kreuzgewölben überdeckter Raum bildet den Westabschluß dieses Gebäudes. Die einstige Bestimmung ist nicht mehr erkennbar, ebensowenig wie bei dem nach Norden sich anschließenden Gemach mit teilweise erhaltener spätgotischer, kunstlos bemalter Holzdecke und dem Stück eines Inschriftenfrieses darunter, die einer nach- träglich gespannten Zwischendecke ihre Erhaltung verdanken. Nach dem kleinen Stadtgrundriß bei Heffter schloß sich rechtwinklig an das Westgebäude nach Westen zu ein ziemlich langer Seitenflügel an, etwa von der Größe der Bibliothek. Wegen des kleinen Maßstabes wohl ist er irrtümlich vor den dortigen Giebel gesetzt. Die Außenwand ist an dieser Stelle jetzt rot übertüncht, so daß nur noch ungefähr festgestellt werden kann, daß neben obigem Giebel nach Norden zu ein etwa um 1 m niedrigeres, auch zweigeschossiges Gebäude gegengestoßen hat. Spärliche Kalkanschlußspuren, über die Fenster weglaufend, sowie Beschädigung des Hauptgesimses (Bl. 16, Abb. H 2) lassen dieses ehemalige Gebäude jünger erscheinen als den Westflügel. Jetzt vermauerte Fenster von 45 ■ 45 cm lassen hier am Südende des Westgebäudes frühere Kellereien vermuten.
Der folgende Raum, ebenfalls durch eine Tür und 2 Seitenfenster zum Kreuzgang hin geöffnet gewesen, mit 3 stark oblongen Kreuzgewölben mit un- gekehlten Birnstabrippen auf Konsolen und ohne Schlußsteine, war vielleicht Schul- raum. Nur über diesem findet sich auch im Obergeschoß der Klausurgebäude, durch eine Profiltür zugänglich, ein dreiteiliger, gewölbter Raum unbekannter Be- stimmung mit eigenartiger Linienführung der Rippen (Bl. 16 und Bl. 18, Abb. 7, 0, 1 1). Alles andre ist oben mit flacher Decke versehen. Im Südgebäude waren vielleicht die Zellen, im Westgebäude ein größerer Lagerraum.
Der Schulraum liegt, genau so wie wir es in Pienzlau gefunden haben, un- mittelbar an dem Verbindungsflur, der sich vom nördlichen zweigeschossigen Kreuzgangsteil aus, unten etwa 2 m i./L. breit, an der Kirchenwand entlang gleichfalls zweigeschossig nach Westen zu anschließt, hier die Verbindung herstellend mit einem besonderen, zweigeschossigen, unten wie oben flachtonnenartig gewölb- ten Portalgebäude (Bl. 14—16). In dessen Mitte liegt im Erdgeschoß noch heute die Hofeinfahrt; östlich davon erleuchtete eine große Spitzbogenöffnung eine Vor- halle, vielleicht eine Pförtnerstube, die zur Durchfahrt hin eine kleine Spitzbogentür besitzt; westlicli war ein etwas größerer, aber ebenso schmaler Raum abgetrennt, gleichfalls durch eine Tür von der Durchfahrt aus zugänglich. Er bildete die N'orhalle zu dem unten 5,Q0 X 19,50 m i.'L. grolkn, dem Kirchengiebel parallelen Bibliotheks- gebäude. Dieses hat 3 nur im Obergeschoß erhaltene hochbusige, zwischen ge- kehlten Birnenrippen (Bl. 18, Abb. B 12—13) gespannte Kreuzgewölbe ohne besondere Quergurte und Wandbögen. Sie erhoben sich zwischen den bis auf 15 cm äußerer Vorlage nach innen gezogenen und an den Langseiten durch 75 cm dicke, im Erdgeschoß an den Kanten abgerundete oder abgefaste Spitzbögen vei-
Brandenbur"
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bundenen, 92 cm breiten Strebepfeilern (Bl. 14) von je 4 vorzüglich gearbeiteten Eck- und Mittelkonsolen aus Backstein mit reichem, kräftig modelliertem Blatt- schmuck. Ihre flach ornamentierten Schlußsteine weisen in kreisförmiger Um- rahmung Adler, Wappen mit 3 Palmen und Heiligenbild auf.
Dei Vorraum scheint in jedem Geschoß ebenfalls durch einen großen Spitz- bogen nach den beiden größeren Oewölberäumen hin geöffnet gewesen zu sein. Ob wir nur oben ein Bibliothekszimmer annehmen können, unten aber vielleicht eine Marienkapelle vermuten dürfen, wie sie anderswo bei den Torhäusern sicii fmdet, läßt sich aus nichts mehr schließen, zumal die Wände jetzt mit weißem Innen- anstrich bedeckt sinti.
Während im Süd- und Westgebäude im 1. Stock des Kreuzgangs die nur 40 cm i./L. breiten, niedrigen Fenster mit oberen Segmentbögen und abgefasten Kanten, in kleinen, ihrem Umriß folgenden Nischen liegend, vollständig erhalten geblieben sind, zeigen sich die nach außen zu liegenden jetzt großenteils verändert. Nur wenige lassen noch ehemalige Spitzbogenform erkennen, in deren Bogenfeld sich wie am Ostgebäude eine Putzblende befand, nach unten zu durch einen Segment- bcgensturz abgeschlossen. Andre, namentlich im Westgebäude, waren wohl stets rechteckig oder doch segmentbogig. Am Torgebäude aber mit seinen etwa 2,20 ^ 2,70 m großen Segmentbogenfenstern auf den beiden Langseiten stößt das dreiteilige Pfostenwerk noch in roher Weise einfach gegen den oberen Sturz. Nur an den drei freien Seiten des Bibliotheksgebäudes und an der westlichen Schmal- seite des Verbindungsganges finden sich Reste von reich profilierten, 1,94 m i./L. breiten und 3,30 m hohen Spitzbogenfenstern mit dreiteiligem, sehr zierlich ge- gliedertem, in den einzelnen Fenstern zumeist verschiedenem Pfostenwerk, das sich oben spitzbogig zusammenschließt.
Gesims und Sockel sind bei Pförtnerhaus und Bibliotheksgebäude aus gleichem Profil gebildet, wie es sich, nur etwas größer, als Rest beim Kirchen- sockel findet.
Die Dächer dieser Klostergebäude könnten ihrer Konstruktion nach noch dem Mittelalter angehören: Im Westgebäude (Bl. 16) fehlt jeglicher durchgehende Balken in der Längsrichtung; dem oberen Gewölbedruck begegnen hier einige Versteifungsbögen über dem oberen, übrigens ringsum nicht gewölbten, stets zum Dach hin offenen Kreuzgang. Jedes Gespärre hat einen von Kreuzstreben gefaßten, über der Innenwand durch einen Stiel gestützten Kehlbalken und einen Hahnen- balken sowie 2 feste Sparrenfüße, entspricht also im Konstruktionsprinzip genau dem Dach über dem Kirchenmittelschiff.
Beim Dach über dem Ostgebäude, das nach der Kalkspur an der südlichen ( horwand in ältesten Zeiten höher gewesen sein muß, war der Raumgedanke für die Konstruktion maßgebend (Bl. 16): Das Dormitorium mußte bei seiner bedeu- tenden Länge auch eine angemessene Höhe haben, und so wurde ein Teil des Dachraumes mitbenutzt. Trotz mancher Reparaturen ist der ursprüngliche Zustand noch leicht erkennbar: Auf 2 Mauerlatlen ruhten, wo jetzt durchgehende Balken eine Decke tragen, früher wohl zumeist nur SparrenfüBe; höchstens daß hin und wieder ein Ankerbalken hindurchging. Liegende Stühle tragen die Sparren, unter sich durch 2 Riegel versteift, mit doppelten Spannbalken, die von einer großen Strebe gefaßt werden. Oben ist wieder ein Hahnenbalken. Über dem nachträglich auf- geführten Obergeschoß des Kreuzgangs an dieser Seite ist dann in einfacher Weise ein Schleppdach mit Binderbalken und 2 Streben zum Hauptdach hinzu- gefügt, so daß die beiden Dachseiten verschiedene Neigung zeigen. Der Kreuz- gangsteil an der Kirche hat nur Sparrenlagen mit festem Sparrenfuß auf 2 Mauer- latten, während am Anschluß des Pultdaches an die Kirchenwand eine Firstpfette auf vorgestreckte, in die Wand ragende Holzkonsolen gelegt ist.
.ähnliche Konstruktion wie das Westgebäude zeigt das wohlerhaltene Dach der Bücherei, nur wegen geringerer Spannweite vereinfacht: Der Hahnenbalken fällt weg, und die Kreuzstreben laufen in den Sparrenfuß.
Von den Klostergebäuden wird zunächst der nördlichste Teil des Ostgebäudes bis zum 2. oder 3., noch verhältnismäßig schmalen Fenster der Außenseite gleich- zeitig mit dem Chor um 1300 errichtet worden sein.
Es folgte dann, vermutlich am Anfang des 14 Jahrhunderts Fei Erteilung der Bau- erlaubnis für den bisherigen Platz und bei Zuwendung weiteren Baulandes, wohl die Errichtung des ganzen östlichen Kreuzgangsteils und der 4 lichten Joche in seinem nördlichen und südlichen Flügel nebst seiner Erweiterung um 2 Joche in der süd-
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östlichen Ecke zwischen Chor und Langhaus; ferner die Aufführung der anliegenden Teile des Südgebäudes und des weiteren Ostgebäudes, aber nur bis zum Schluß der ehemaligen Halle, das ist bis zum Anfang des südlichen Kreuzganys; das Südgfbäude weist nämlich, wie bereits erwähnt, dort einen heute im Dach liegenden Giebel mit Blenden auf, der also ehedem freigelegen haben rmiR. Die Kreuzgangsfenster zeigen nur in diesem Teil, mit Ausnahme der Joche am Langhaus, profilierte Leil)ungen auf der Innenseite. Auch die durchgehende Gerade in der Kirchenquer- achse fände in der Ausfüllung einer damals nur bis hier reichenden Baustelle eine Erklärung.
Daran schloli sich um die .Witte des 14. Jahrhunderts die Aufführung des noch fehlenden Westgebäudes und des Kreazgangsteils an der Kirche, die auch in den Konsolen allenthalben Übereinstimmungen mit dem entsprechenden Kirchenteil zeigen und zudem die .Anlage besonderer Strebepfeiler auf dieser Seite entbehrlich werden ließen.
Erst nach einiger Zeit, vielleicht um 1400, mögen dann der westliche Teil des Südgebäudes und der südliche des Ostgebäudes vor die dortigen ßlendengiebel gesetzt worden sein, während das Bibliotheksgebäude mit den breiten Fugenrissen, mJt seinen bis auf dünne Vorlagen nach innen gezogenen und dort durch Spitz- bögen verbundenen Strebepfeilern, den reich und vielartig profilierten Leibungen der Fenster mit ihrem dreiteiligen Pfostenwerk, den fehlenden Wandbögen der Gewölbe, dem späten Blattschmuck seiner Konsolen den Charakter der Bauten vom Ende des 15. Jahrhunderts trägt. Im Verband damit steht das Torgebäude mit seinen breiten Segmentbogenfeiistern und der unorganischen Aufteilung durch Pfosten. Eine klaffende Fuge an der Kirche kann nur bestätigen, daß es später als diese errichtet worden ist.
Nicht mehr erklärlich aber sind Reste alten Mauerwerks in der südwestlichen Ecke, die von einem früheren Bau mitübernommen sein müssen, da sie sogar unter Verschiebung der Lagerfugen ohne Verband mit der übrigen Wand stehen. Ein Stück reicht bis fast zur Mitte des südlichen Giebelfensters der Kirche hinauf, ein andres an der Pförtnerstube auf der Hofseite ist nur etwa 1,50 m hoch noch vorhanden.
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3. Teil : Die Altertümer.
Die Brandenburger Dominikanerkirche weist zwar noch zahlreichen fio-ür- hchen und plastischen Schmuck auf; doch stellt dieser meist Erzeugnisse der neueren Zeit dar. Wohl noch aus dem 15. Jahrhundert stammt eine Slatue des Paulus in etwa -4 Lebensgröße von guter Arbeit, vielleicht aus gebranntem Ton Etwas jünger durfte eine bemalte liolzfigur der Maria mit dem Jesuskinde sein während ein großes, roh gearbeitetes Triumphkreuz der frühesten Zeit angehören könnte In vorreformatorischer Zeit entstanden schließlich noch aus Holz gefertigte o-eschnitzte Reheftafeln, deren frühere Vei-wendung nicht mehr feststeht, mit den zwölf'^Aposteln ■ terner ein in Resten erhaltener zweisitziger Stuhl, auf dessen geschnitzten Seiten- wangen außen in v, Lebensgröße zwei Figuren unter Baldachinen, innen Wappen- schilder dargestellt sind, während Rückwand und oberer Baldachin von Fischblasen- mustern durchbrochen sind. Spurlos verschwunden aber ist neben alten Inschrift- fhesen im Kreuzgang aus der Mitte des 14. Jahrhunderts') das alte Choro-estühl das Schaffer uns noch 1740=) als vorhanden bezeugt. Es soll „in unterschie"dlichen üemahlden die berühmten Lebens-Geschichte des . . . Thomae" daigestellt haben- dabei fanden sich unter anderm die Worte: „Bene de me scripsisti Thoma"' Der Hochaltar hat als Kern einen großen Backsteinkörper mit 2 tiefen Seiten- nischen und einer Sandsteindeckplatte, in deren Ecken sich zwei Kreuze befinden wahrend die Vorderseite mit der alten Reliquiengrufl nach Bergau^) mit Ranken- mustern aus dem 16. Jahrhundert bemalt war. 1714«) ist auf Kosten eines Christian 1 heodorus Lehmann ein ganz neuer Altar gebaut worden, womit natürlich nur der gotisierende Aufbau gemeint ist.
Bedeutende Reste mittelalterlicher Glasgemälde am Chorschluß, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen dürften, stellen Begebenheiten aus dem Leben des I homas von Aquino dar. Sie sind bei der Wiederherstellung durch v. Quast 1868 bis 1870 unter teilweisen Ergänzungen zu Reihen alt- und neuiestamenilicher Vorgänge-n zusammengestellt worden, zwischen denen zahlreiche Brustbilder und Spruchbänder t-ingeschüben sind.
Von fünf älteren Kelchen der Kirche wird nur einer mit großer Kapsel am Fuß „in der sich etwas bewegt", durch die beigefügte Aufschrift „reliquie beati pauli apostoh -) sowie die ferneren Inschriften „Ave Maria" am Fuß und hilf c^ot mv" dicht unter dem Trmkbehälter als vorreformatorisch gekennzeichnet, während die andern die Jahreszahlen 1563, 1569 und 1633 tragen.
Andre Einrichtungs- und Schmuckstücke entstammen hauptsächlich zwei nach- reformatonschen Zeitabschnitten. Die Neueinrichtung der Kirche zum lutherischen Gottesdienst brachte 1564 eine neue Glocke von 104 cm Durchmesser mit der prahle- rischen Inschrift „Andreas Moldenhawer. Merten Moldenh. Anno Domini 1564 Die
?"i'^nu„x !" ''""' ""' ^" '^'^^'' ^'^^l^*^" gegeben. Der Bürgermeister Lucas bcholl ); die noch vorhandene kleinere von nur 56 cm Durchmesser könnte vielleicht von einem alten Dachreiter stammen. Ferner wurde 1565^) in der Kirche ein neuer, achteckiger Taufstein aus Sandstein aufgestellt, getragen von den vier Evangelisten, zu deren Füßen Wappenschilder liegen. Der Kurfürst aber, der das ganze Kloster der Stadt überlassen und durch eine namhafte Summe die Wieder- einrichtung der Kirche zu gottesdienstlichem Gebrauch gefördert hatte wurde an der südlichen Chorwand durch sein übermaltes, stark hervortretendes 'Reliefbrust- bild verewigt.
Ein zweiter Zeitabschnitt brachte Anfang des 18. Jahrhunderts unter Beseiticruno der seitdem verschwundenen alten Stücke zunächst 1718') durch milde Gaben deT Gemeinde die noch wohl erhaltene, barock gestaltete, von der Figur des Moses
nrZ^^^i^Tf■ "ui ^"^uP^'"'"" """^ ^'^°'- ^"^' 1^20/21 eine neue und große Orgel 1738') die beiden oben mit Doppeladler oder Engel verzierten Kronen aus Messing zu 12 und 16 Lichtern. Etwa aus dieser Zeit werden wohl wie anders- wo so auch hier die Emporen gestammt haben, die 1868-70") durch v Quast bis auf ciie Orgelempore am Westgiebel wieder entfernt wurden, zum Glück für die schone Raumwirkung der Kirche.
au. Infhpr''''? y"! '^'';. """'' '"' G'-a^^steine oder gemalte Erinnerungstafeln aus lutherischer Zeit erhalten, von Joachim Belitz an, dem 1. Pfarrer nach der Re- formation, bis in die Zeiten, wo der Paulinerkirchhof um 1800 ein^rina Ein i5°o"T'M^Sn'^'*'".T°*'"'*"^ ^'^ Marschalls Hans von Bredow vom Jahre ikr/' 7 K . ^"P^ gekommen, scheint zu beweisen, daß auch in katho-
lischer Zei bereits mancher in dem geschätzten Grund und Boden des Klosters wahrscheinlich sogar in der Kirche, zur letzten Ruhe bestattet wurde
! '^;v'ff"'° c'- ,'/ ^^' '''■ '' 51'''8^"' S- 266 ff. ^) J. Büsching, S. 31 . r, | Büsching S 30-
I Schaffer, S. 4(,. ^i Qot(schling,S,9n. "iHeffter, Wegweiser, S. 123. Bergau S 269
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Kapitel 7. Berlin.
1. Teil: Die Geschichte.
Im frühen Mittelalter waren auf der Stätte unserer jetzigen Hauptstadt, äiinlich S 1
wie wir es in Brandenburg gefunden hatten, zwei Orte vorhanden, Berlin auf dem Gründungs- iechten, Cölri auf dem linken Spreeufer. Während aber Berlin schon in der ersten geschichte. Hälfte des 13. Jahrhunderts von Johann 1. und Otto III. Stadtrecht erhält, wird Cöln vor 1261 nicht ausdrücklich als Stadt erwähnt').
Noch bevor im Jahre 1307 die Vereinigung beider Orte stattfand, siedelten sich die Dominikaner auf der linken Spreeseite an. Leider sind uns über diese Gründung keine zuverlässigen Einzelheiten bekannt, wie sie uns bisher stets, wenn auch nur in geringem Maße, Einblick in die ersten Verhältnisse der Neuanlage gegeben haben. Das Röbeler Chorgestühl und v. Lie setzen die .Auf- nahme dieses Dominikanerklosters in das Jahr 1297; wir werden aber auch hier wieder die Ankunft der Mönche einige Zeit vorher anzunehmen haben. Ihre erste direkte Erwähnung geschieht 1300=), als ein „Frater Wilhelmus prior domus praedicatorum in Colonia" als Zeuge auftritt. Wenn bei früheren Schriftstellern^) Ludwig der Römer (r3bl — 65) aus unbekannten Gründen als Stifter des Klosters angeführt wird, kann es sich also nicht um die erste Anlage handeln, sondern höchstens vielleicht um eine spätere Erweiterung wie in Brandenburg, wenn nicht überhaupt bloß um eine Bestätigung der Stiftungsurkunde.
Ebenso spärlich sind uns Nachrichten von Klostereinkünften überliefert: .\ls j^ 2 ßesiiz- cer Brandenburger Bischof Ludwig 22 Jahre nach Verbrennung des Bernauer Verhältnisse. Propstes auf dem Neuen Markt") dem Prior des Cölner Klosters 1345'*) die Voll- macht gab, den Bürgern beider Städte die endliche Befreiung vom Bann wegen obigen Frevels mitzuteilen, werden diese bei dem gewaltigen Zulauf zur Kloster- kirche noch ein letztes Mal in die bereits stark geleerten Taschen haben greifen müssen. Gleichfalls nur indirekt erfahren wir aus früher Zeit von Einnahmen der Mönche durch Übernahme der Totenfeiern für Verstorbene, die bei Lebzeiten zu dem Kloster in Bruderschaftsverhältnis gestanden haben müssen : Der Rat beschwert sich 1436") über den Propst, weil dieser eifersüchtiger- und neidischerweise dieselben Leute förmlich dazu dränge, nicht nur in den Klöstern, sondern auch in seiner Pfarrkirche solche Feiern zu bestellen.
Erst vom 15. Jahrhundert an werden die Nachrichten bestimmter: 1426') vermacht die Witwe eines Laurentius Tuchen in ihrem Testamente den „predicatoribus fratribus in Coln" ein Schock Groschen; anläßlich eines Besuches von Kloster und Kirche stattet Kurfürst Friedrich II. diese mit bedeutenden Ein- künften aus, und 1445") bestätigt derselbe, daß ein Cölner Bürger Bartholomeus Schawm (Schum) „von seiner seien selickeit vnd auch vmb gots willen" eine jähr- liche Zinsrente von 2 Schock Groschen, im Dorfe Bukow von 2 Grundstücken zu heben, unsern Mönchen zur Versorgung einer ewig brennenden Lampe im Chore mit Öl und allem sonstigen Zubehör verschreibt. Schon im 15. Jahrhundert scheinen auch die Schneidergesellen beider Städte ein Bruderschaftsverhältnis mit den Mönchen gehabt zu haben, da ihnen Kurfürst Friedrich 1518") obenein noch die Stiftung einer „frucmeszen vnd darzu vier begengknus des Jares" für ewige Zeiten bestätigt.
Woher und seit wann die Cölner Dominikaner in Spandau auf dem Kirch- hofe bei der alten Mönchsgasse ihr Terminieriiaus gehabt iiaben. ist nicht bekannt.
') Riedel, .Mark Brandenburo, S 4111 ff.
2) Fr. Nicolai I, S. 75.
3) Hendreich, Kap. 4; Leutinger, V Buch, §7, S. 189 (fälschlich „aedes .Wonachorum Franciscatiorum").
1) Seidel, Histor. Aufsatz, S. 58.
5) Fidicin, Beiträge IV, S. 23.
") Fidiciii, Beiträge IV, S. 150.
') Fidicin, Bciträjje I, S. 250.
s) Fidicin, Beiträge II, S. 194.
») Fidicin, Beiträge IV, S. 229.
Berlin
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Als der Spandauer Magistrat es um 1540 für 84 Gulden 12 Groschen kaufte, war es bereits so baufällig und verfallen, daß es 1542") abgerissen werden mußte. S3. Domstift. Die erste nähere Erwähnung des Klosters selbst erfolgt erst bei dem Burg-
bau der Kurfürsten. Bis dahin haben wir uns den Platz des jetzigen Schlosses von Bürgerhäusern ganz unbebaut vorzustellen, aber schon von der cölnischen Stadtmauer umgeben, während der nördliche Teil des heutigen Lustgartens außer- halb derselben lag und bis 1573-) ein Sumpf war-^). 1442') nun wurde obige Stelle dem Kurfürsten Friedrich I. von beiden Städten mit der Bauerlaubnis ein- geräumt, und im folgenden Jahre') überließ ihm das Lehniner Kloster seinen dort gelegenen Mof, der sich der Urkunde nach auf der Süd- und Westseite des heutigen Schloßgrundstücks befunden zu haben scheint. Der Schloßbau begann auf der Ostseite dieses Geländes, allmählich nach Westen weiter vorschreitend. Die Schloßkapelle wurde auf Antrag des Kurfürsten beim Papst schon 1454") in eine förmliche Pfarrkirche umgewandelt (in parrochialem cum fönte baptismali et cimiterio), und bereits 1465") wurde sie mit Genehmigung der geistlichen Behörden „in deme namen der heyligen dryvaldickeit ... in die ere vnnser lieben frowen . . . Marien, des heyligen creutzs sante Peter vnd Pawels, sante Erasmus, sante Nikolaus" usw., wie es in einer Urkunde von 1460") heißt, zu einem Domstift erhoben, mit Dom- herren besetzt, gebührend mit kostbaren Geräten für gottesdienstliche Handlungen versehen und mit immer reicheren Einkünften begabt. Diese „Stifftkirchen St. Erasmi", wie Joachim I. sie 1528 kurz nennt"), blieb im Schlosse bestehen, bis Joachim II.'") ihr Kapitel vermutlich mit dem Domstift vereinigte, zu dem er die nahe Dominikanerkirche mit Genehmigung des Papstes zur Ehre „Dei omnipo- tentis, . . . dive Marie Magdalene, Sancti Erasmi Episcopi et Sancte Crucis, totiusque Coelestis curie" 1536 ") erhob. Die Mönche schickte er, auf jeden Fall wohl im Einverständnis mit dem Kirchen- sowie dem Ordensoberhaupt, größtenteils nach Brandenburg in das dortige seit 1531 leer stehende Kloster'-'). Nur einer, Rupertus Elgersmann, wird späterhin noch als Dekan im neuen Domstift namhaft gemacht; von 3 weiteren ist es wahrscheinlich, daß sie in gleiche Stellungen berufen wurden'-''). Den Gedanken zur Aufhebung des Klosters und zur Stiftung des Domes an seiner Stelle soll der Kurfürst Joachim II. bei der Rückkehr vom Leichenzuge seines Vaters gefaßt haben, den er auf seinem Wege nach Lehnin, der alten Begräbnis- stätte der Markgrafen und Kurfürsten, bis an die cölnischen Weinberge begleitet hatte"): Fortan sollten die Mitglieder seines Hauses nach dem Tode nicht mehr so weit über Land geschafft werden, sondern in nächster Nähe des Schlosses ihre letzte Ruhe finden. Damit aber auch andre im Dom beigesetzt werden könnten, wurde bereits in den Domstiftsstatuten von 1536'-'^) die Verteilung der Plätze genau geregelt: Nur den Fürsten und Hochadligen war der mittlere Schiffsraum vorbehalten (medium Ecclesie intra columnas), während einfache Adlige in den Seitenschiffen bestattet werden sollten (inter Columnas et parietes). Für andre (curiales) standen je nach Rang und Stellung die Seitenschiffe, der Kreuzgang (ambitus) oder der Kirchhof (cemetrium) zur Verfügung.
Die Erlangung einer Begräbnisstätte in der Kirche scheint an die Stiftung einer ewigen Gedächtnisfeier geknüpft gewesen zu sein, die als altherkömmlich für solche Fälle (iuxta consvetudinem Ecclesie) bezeichnet wird, während für Bestattung im Kreiizgang im allgemeinen 20 Floren gezahlt werden mußten. Derartige Ein- nahmen sollten dem Baufonds zugute kommen (in usum fabrice converti); doch konnte der Kurfürst als Patron in besonderen Fällen nach seinem Ermessen auch völlig freies Begräbnis gewähren. Eine besondere Stellung nahmen Propst und Dechant ein, die, „post Stallum suum in Ecclesia", hinter ihrem Stuhl, in der so- genannten Süd- oder Nordkapelle begraben und deren gemalte Totenschilder an der
') Fischbach, Beiträge III. 2, S. 365/6. ^) Fr. Nicolai I, Einleitung, S. XXV.
3) s. dazu: Schmidt, Nr. 1 : „Grundriß von Berlin . . . 1415". *) Fr Nicolai I, S. 81. ^1 Fidlem, Beiträge V. 1, S. 7Ü.
") Riedel C 1, S. 320; N. Müller I, S. 1 : „-svahrscheinlich 1451". ') N. Müller I, S. 2 und 141 ff. s) Fidicin, Beiträge II, S. 2(i0/l. •■') Riedel, Suppl, S. 354. '») Küster, Alte? u. Neues Berlin I, S 70 ") Engel, Annal. III, S 324. ") Heffter, Geschichte, S 302. '3) N. Müller I, S. S. '*) Haftitius, S. 98. '5) Küster, Altes u. Neues Berlin, S 34.
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Wand auoehdtct werden durften. Nikolaus Müller vermutet diese Nordkapelle im ^^M L zweüen, die Sudkapelle m Seitenschiff des ersten Joches vom n or lus wobei zuc^leich darauf hingewiesen werden mu(^, daß diese beiden Lang- es oche ein ^ vm dem einschiffigen Hauptchor Hegenden Vorchor bildeten')- Sn 'sttn b r dem Grab war anfangs in der Kirche keinem gestattet, erst im 18 iah hundert wird von „verschiedener Pröbste Epitaphien auf dem Fußboden des Chors" berichtet-'), während die Gräber in dem Langhaus solche damals nur au-^nahmsweise besaßen. ,. , /-. j i^
Nicht erwähnt wird in obigen Bestimmungen der eigentliche Chor, der als bevorzugteste Stätte von vornherein dem Geschlecht des Landesherrn vorbehal-
^" ^Diese Grabkirche des Herrscherhauses wurde ihrer hohen Bestimmung ge- mäß aufs reichste mit Einnahmen begabt und aufs prächtigste ausgeschmückt: Schon 1535/6^) ließ Joachim 11. „die altar im Schwartzen Kloster" einreißen, wo- bei auch wohl manche andre alten Stücke durch neue, glänzendere ersetzt wurden. Nach Berichten von Zeitgenossen') ließ er alsdann von zahlreichen Goldschmieden Statuen von Christus und Maria aus lauterem Golde anfertigen und reich mit Edel- steinen besetzen, ferner z. T. lehensgroße Standbilder der zwölf Apostel und vieler Heiligen ebenfalls aus lauterem üolde oder yetriehenem Silber und mit Edelstein oeschmückt darunter die etwa '■ m hohe Statue der Katharina und ein Bildnis des Kaisers Mauritius. Auch alle Geräte für die gottesdienstlichen Handlungen waren von edelstem Metall, besonders ein Kelch Nürnberger Arbeit aus arabischem Go de mit zahlreichen Diamanten, der allein auf 8000 Taler geschätzt wurde. An deri Wänden hinoen wertvolle Gemälde, besonders von Lucas Cranach. Teppiche und Ausstattung "waren purpurn gehalten, Bischofshüte. Stolen, Stäbe mit Perlen und Steinen besetzt Der Altar war derart ausgeschmückt, daß er in der Schilderung als cranz oolden" bezeichnet wird. Dazu kamen zahlreiche, damals kost- spielige Reliquien. So erscheint es nicht übertrieben, wenn die Pracht und Aus- stattung des Domes als unvergleichlich weit über die Grenzen des Landes hinaus
gerühmt wurde. . , r, i i
Es kann als selbstverständlich gelten, daß der Kurfürst fortan Patronats- rechte über das ehemalige Kloster ausübte, dal5 er vor allem für sich und seine Nachkommen das Recht in Anspruch nahm, über jede bauliche Veränderung an Kirche und Kirchengebäuden zu bestimmen.
Nur 3 Jahre aber noch diente die alte Klosterkirche dem katholischen Gottes- S 4.
dienste Nachdem Joachim IL am 1. November 1W9 in Spandau das heilige Reformations- Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen hatte'"), wurde es kurz darauf auch und Neuzeit. in dem neuen Dom von dem Brandenburger Bischof Mathias von Jagow") zuerst öffentlich ausgeteilt. Die unmittelbar darauffolgende Kirchenvisitation setzte auf Grund einer kurfürstlichen Kirchenverordnung unter anderm fest, in welcher Weise sich künftighin die gottesdienstlichen Handlungen abspielen sollten. Dabei ließ die Duldsamkeit des Kurfürsten sowie seine Rücksichtnahme auf den Kaiser, den er nicht verfetzen wollte'), manche papistische Zeremonie in Brauch ; freilich hielt ersieh deshalb nicht für weniger berechtigt, 15ö3 oder 1565^) im Dom ein großes Dankfest abzuhalten, weil Gott ihn und seine Untertanen begabt habe „mit dem rechten verstände seines worts vnd gebrauch der hochwirdigen Sakramenten-,
Erst Joachim Friedrich verfügte unmittelbar nach seinem Regierungsantritt 1598») eine Reformation des Domstiftes, infolge deren „viel unnötiges Pfaffenwerk" abgeschafft wurde, wie Elevation, Monstranzen, Prozessionen, Kanonikate und andres'"). Noch weitergehend war die neue Kirchenordnung, die er im Jahre 1608") noch kurz vor seinem Tode erfieß: Zunächst sollte der bisher bewahrt gebliebene lange „abgöttische" Name aus vorreformatorischer Zeit fortan durch cten Namen „zlir heiligen Dreifaltigkeit" ersetzt werden; ebenso sollte alles ver- schwinden, was im Innern noch an katholische Zeiten gemahnte, nämlich mancher- lei Bilder, übermäßig prunkvoller Ornat der Geistlichen bei ihren Amtshandlungen,
') N. Müller 1, S. 28 und 31, und Gruiidriss S. 1 1 .
2) Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 52.
3) Haftitius, S.98. „.. , . ,
') Leutinger 's. Buch, §7, S. lS(),u 26. Buch, §26,5.879 ff.; Cardinal AlbertsWappenbnef von 1 536 (Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 36); Histor Aufz. Berl.Stadtschr., S. 5 1 8: Zeiler, S :5S 1 . 5) Pohlmann, S. 179. ■•) Engel, Annal. III, S. 331 ') Leutinger, -1. Buch, §32, S. 17S. =') König 1, S 78; Haflitius, S. 123. ") Lngel, Annal. 111, S. 452. 1") Fr. Nicolai I, S. 75/76. 11) Fidicin, Beiträge IV, S. 331 ff.
Berlin
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entbehrlich erscheinende Zeremonien und andres')- Die neue Kirche sollte im Ein- verständnis mit Rat und Gemeinde der Stadt eine Oberste Pfarrkirche sein, in der dem Rat und den vornehmen Bürgern nebst ihren Familien zum Dank für ihre Ein- willigung in die vorgenommenen Änderungen gevk-isse vom Kurfürsten beschaffte Stühle fortan unentgeltlich überlassen wurden. Der Erlös aus dem alten Gestühl aber sollte, wenn dieses künftighin erledigt sei, zur Erhaltung der Gebäude ver- wandt werden-).
Der letzte Rest innerer Ausstattung ging verloren, nachdem Johann Sigis- mund ein Jahr nach seinem Übertritt zur reformierten Kirche 1614^) die alte Dom- kirche seinen Glaubensverwandten eingeräumt hatte: Zwar wurden die noch vor- handenen Kruzifixe, Statuen, Bilder, Altäre, Taufsteine und andres zunächst vom Kurfürsten dort gelassen; als aber dieser 1614/15 längere Zeit aus seiner Haupt- stadt abwesend war, ließ der damalige Statthalter, Markgraf Johann Georg, all jenes trotz darüber entstehenden vorübergehenden Aufruhrs aus der Kirche fort- nehmen und nach dem Kult der Reformierten einen einfachen Tisch im Chore aufstellen. Die Sachen wurden zunächst im Schloß neben dem großen Tor (Südwestecke) „in einem Gewölb"") untergebracht; späterhin kamen sie nach Küstrin-') und wurden dort 1631 wegen Geldmangels zum Anwerben von Soldaten eingeschmolzen und vermünzt.
Georg Wilhelm bestimmte dann 1632 die Domkirche ausdrücklich „in usum. Reformatae religionis unicum perpetuum", nachdem so lange nur ein „Exercilium der Rcformirten Religion" in ihr stattgefunden hatte, machte sie somit erst zu einer „absonderlichen Pfarrkirche vndt Paroccia derer, so sich zur . . . reformirten Religion . . . bekennen", und beließ sie bei allen bisherigen Vorrechten und Ein- künften"). Seit 1663') auch noch die Dombibliothek der Kurfürstlichen im Schlosse einverleibt worden sein soll, erfahren wir erst um die Wende dieses Jahrhunderts wieder von einigen neuen Ausstattungsstücken: 1685 wurde ihrer Inschrift nach eine Glocke angeschafft"), 1689 — QO") die alte Kanzel von der Nordseite, nach Nikolaus Müller'") vom 3. Pfeiler rechts vom Westeingang aus, fortgenommen und der Dorotheenstädtischen Kirche überlassen, die noch keine hatte, dafür an ent- sprechender Stelle auf der Südseite eine neue „nur von Holz"") auf einem Postament mit Engelsköpfen aufgestellt, die von dem Bildhauer Christoph Döbel angefertigt war'-'). Ihr gegenüber, also im nördlichen Seitenschiff, erbaute Friedrich 111. 1689'-') auf einer Empore „drei prächtige Herrschaftschöre", die aber um 1717 bei den tiefgreifenden Umbauten unter Friedrich Wilhelm I. wieder be- seitigt und durch einen großen Stuhl (Loge) zu ebener Erde gegenüber der Kanzel ersetzt wurden. Gleichzeitig wurden verschiedene alte Chöre ausgebessert und nach Entfernung der beiden alten Orgeln, von denen eine schon 1565 erwähnt wird"), für eine neue auch eine neue Empore geschaffen, und zwar über dem alten Fürstenchor, rechts an den 2. Pfeiler anschließend, vor dem dortigen Fenster "\ also etwa in der Mitte des nördlichen Seitenschiffes. Diese Chöre wurden weiß und gelb angestrichen, die Kirche selbst geweißt. Um diese Zeit gingen auch die beiden Kirchhöfe ein'"'), und die Leichensteine wurden teils den Familien überlassen, teils in der Parochialkirche aufgestellt. Nachdem Friedrich Wilhelm I. 1715'") noch eine reformierte Schule beim Dom geschaffen hatte, blieb die ganze Anlage im Besitz der Reformierten. Am 16. Juni 1747'") wurde dann der letzte öffentliche Gottesdienst im Dom gehalten, 1747/8'") schließlich die alte ehemalige Dominikaner- kirche wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Ein neuer Dom wurde im Lustgarten von Boumann dem Alteren erbaut und 1750'") eingeweiht; er ist jetzt ebenfalls schon wieder durch einen Neubau ersetzt worden.
') König 1, S. 153/4
2) Fidicin, Beiträge IV, S. 335 u. 337.
3) Fr. Nicolai II, S. 601. ■•) Zeiler, S. 381.
■^i Fr. Nicolai III, Anhang, S. 37.
") Fidicin, Beiträge IV, S. 400 ff.
') Fr. Nicolai II, S. 760.
*) Borrmann, S. 150.
") Königin, S. 20.
'») N. Müller I, S. 38.
") Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 50/51.
'=) Fr. Nicolai III, Anhang, S. Sl.
'3) Küster, Altes u Neues Berlin, S. 50/51 ; N. Müller 1, S. 38, Anm. 4.
") Haftitius, S. 123.
''j König IV. 1, S. 64.
'") König IV. 1, S. 50.
17) König V. 1, S. 100/1.
'-") N. Müller I, S. 0.
") Fr. ^h■colai I, S. 75/6.
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2. Teil; Die Baulichkeiten.
(Blatt b)
Ober die Klosteruebäude .st uns aus vorreformatonsclie.- Ze>t keinerlei genaue. e Nachricht erhalten geblieben, und auch späte.-hin sind alle Angaben über d.e ehe- malige Ordensniederlassung so unbestimmt, daß man sich nur ein sehr obertlacli- liches Bild von der ganzen Anlage machen kann'):
Wir haben das jetzt vollständig verschwundene Heim der Berliner Dominikaner- mönche auf der westlichen Hälfte des heutigen Schloßplatzes zu suchen (Bl -> ""cl Titelbild) Die dem Kurfürsten Friedrich I. 1442 von den beiden Städten zum Burg- bau überlassene Baustelle'-') lief „dy Klostermure lenges", die also wenn wir oie etwa ^0 " nach Norden zu abweichende Längsachse der Kirche wieder der Ein'ach- heit halber als Ost-West-Achse zugrunde legen, im Norden das Klosterget^iet be- grenzte sich aber nicht mit der noch weiter nördlich liegenden Stadtmauer deckte und ungefähr an der Stelle der jetzigen südlichen Außenmauer des Schlosses gelegen haben mag^).
Der Eingang zum Kloster, das somit ausnahmsweise nördlich von der Kirche lacr befand sich anscheinend im Osten, also auf der Stadtseite, da gesagt wird, daß obige Baustelle „den Ordt von den Closterporten na der langen Bruggen" mit um- fassen solle Nach Osten zu erstreckte es sich bis zum Anfang der Breiten oder, wie sie früher hieß, der Großen Straße; im Süden blieb außer einem schmalen Kirchhof nur die enge Domgasse bestehen, während sich im Westen bis zur damaligen cölnischen Stadtmauer ein breiterer Vorplatz ausdehnte, der durch die Bruderstrahe mit der alten Petrikirche in Verbindung stand. Wo sich ein Klostergarten befunden hat der sonst stets vorhanden war, wird nirgends angegeben. \ ermutlich lag er anfangs, ebenso wie in Brandenburg, zwischen dem der Kirche gegenüber befind- lichen Klausurgebäude und der Stadtmauer.
Das Gotkshaus bestand«) aus einer dreischiffigen Hallenkirche von i. L. 142>'58 rhein Fuß (rd. 44,50"- 18,20 m) und einem einschiffigen Chor von 3g rhein Fuß Länge (rd. 12,25 m) und 28'. Fuß Breite (rd. 8,95 m), m 5 Seiten des regelmäßigen Achtecks geschlossen, stimmte also bis auf wenige Zentimeter Ab- messuno- aenau mit der Prenzlauer Dominikanerkirche überein, nur daß in Berlin in dem "etwa 4U m längeren Langhause ein Joch mehr vorhanden war. Strebepfeiler im Äußeren lassen Wölbung von vornherein annehmen. Sechs Paare von gleichfalls achteckigen Pfeilern, wie in Prenzlau und auch in Brandenburg, standen wohl ebenso wie dort mit den auch hier anzunehmenden Chordiensten nach dem .Wittel- schiff zu bündig und schufen ein geräumiges Hauptschiff und zwei stattliche Seiten- schiffe. Da Wanddienste in Feldmanns Grundriß überhaupt nicht eingetragen smd, motten sie wie andern Ortes, in Höhe der Fenstersohlbank von einem Gurtgesims aufgenommen worden sein. Die 1747 festgestellte Höhe des Hauptgesimses zu 56 Fuß (rd. 17,60 m) läßt für das Mittelschiff eine annähernd ebenso große Schluß- steinhöhe annehmen, die also Brandenburg und Prenzlau sogar noch um etwa 1 ;{■ m übertroffen haben dürfte.
Wenn uns Küster') berichtet, daß im Chor 7, im Süden 6, im Norden S (3 offene und 5 „zugemachte") und im Westen 3 Fenster durchgebrochen waren, so läßt sich daraus "noch nicht feststellen, wo die ehemaligen Klostergebäude gegen die Kirche stießen ; ja, diese Angabe läßt sich nicht einmal mit den Feldmannschen Grundrissen in Einklang bringen. Nach Lindholz' Plan von etwa 1660") jedoch standen Ost- und Westgebäude bündig mit C^st- und Westabschluß der Hallenkirche.
') Neben zahlreichen Abbildungen im Besitz des Geh. Staatsarchivs und besonders der Magistratsbibliothek in Berlin, von denen nur die wichtigsten im folgenden nätier_be- zeichnet sind, verdienen vor allem 3 Grundrisse des Domes von Feldniann (174 0 Beachtung, die bei Nikolaus .Müller I, S.ll, zu einem Lageplan zusammengetal^t sind.
2) Fr. Nicolai I, S. 81, Anm.
3) s. dazu: Schmidt, Nr. 1 : „Grundriss von Berhn .... Hl=>." *) N. Müller I, S. 10 ff.
5) Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 50. ") „Plan von Berlin . . , 16()0."
Berlin
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Der Fußboden des östlichen Langhausjoches war in nachreformatorischer Zeit gegen das Schiff zunächst um 6 Stufen erhöht. Zum einschiffigen Chorteil führten ferner von diesem vorderen Chorraum 2 seitliche Treppen von je 12 Stufen hinauf zur Stätte des Hochaltars, während eine mittlere den Eingang in eine Gruft er- möglichte').
Die Kirche erhob sich über einem Granitfundament als reiner Backsteinbau-).
.\uf die Formengebung einzelner Bauteile können wir bescheidene Rückschlüsse nur aus einigen fleischrotgefärbten, sehr scharf gebrannten Formsteinen von i./M. 28,5:13,5:10 cm Abmessungen ziehen, die Stiehl') 18Q3 beim Abbruch des neueren Domes fand, der 1747 unter Veraendung von Steinen des ältesten erbaut worden sein soll. Danach waren u. a. im Kloster Gewölbe mit frühzeitlichen, ge- kehlten Birnstabrippen vorhanden. Die Wanddienste waren rund, das Pfostenwerk der Fenster glatt geschnitten, Tür- (auch Fenster-?) leibungen reich profiliert. Ein sehr einfaches Gurtgesims scheint unter den Fenstern vorhanden gewesen zu sein. Über Bogenformen, Schlußsteine, Gewölbeanfänger, Stützenquerschnitte, Konsolen, Kapitelle und Basen, Inschriften und Maßwerk usw. haben wir aus älterer Zeit keine Kunde.
1740') zeigt die Westfront 3 dreiteilige Fenster ohne Maßwerk, mit spitz- bogigem Zusammenschluß der Pfosten.
An älteren Türen zur Kirche von außen her waren zur Zeit des Großen Kur- fürsten wahrscheinlich nur 3 vorhanden''), eine im Süden (vermutlich das Hauptportal, bei Nikolaus .Müller nicht erwähnt), 1 im Norden (hei Feldmann im 4., auf der Dom- ansicht von 1710*) im 5. Joch) und eine Mntt-Iiür in der Westfassade'). Feldmanns Plan zeigt dagegen von der Domgasse her den Eingang durch eine Wendeltreppe und einen als Sakristei benutzten .\nbau"). Schließlich soll im östlichsten Langhaus- joch von Norden her 1689") ein weiterer Zugang zur Empore geschaffen worden sein').
Im Äußeren waren nach' Küster und dem Grundriß von 1710 zwischen den Fenstern gotische Strebepfeiler vorhanden, den Abbildungen aus dem 17. bis 18. Jahr- hundert von Merlan (Titelbild), Bernhard Schulz und Stridbeck") und dem Plan von 1710 nach am oberen Ende einmal abgetreppt und schlicht mit einer Schräge abgedeckt. Die Westansicht zeigt 1(552 drei schlanke, hohe Fenster in den 3 Schiffen, in Merianscher Weise schematisch mit oberer Kreisfüllung gezeichnet. 1710 weisen sie dreiteiliges Pfostenwerk mit spitzbogigem oberem Zusammenschluß auf. Da- zwischen erhoben sich in üblicher .Anordnung in den Gurtachsen Strebepfeiler.
--Ms früher Anbau muli „die Halle nach der Brüder Straße zu" betrachtet werden, die sich am 3. Joch von Westen her an die Kirche bis etwa zu ihrer halben Höhe anlehnte. Sie war außen in 5 Seiten eines Achtecks geschlosser. und besaß an den beiden schräg zu den Hauptkirchenachsen gerichteten Seiten je einen Eingang. Schon 1632 wird von ihr berichtet, daß man sie „ehezeit die halle oder das Leichhauß zunennen gepflecht"; späterhin soll sie als Sakristei gedient haben'") Es handelt sich also hier um ein Bauwerk gleicher Art, wie wir es in Ruppin und Prenzlau an Wandspuren auf der dem Kloster entgegengesetzten Seite, auf dem ehemaligen Kirchhofe, feststellen konnten. Weiterhin wird uns in den Domstatuten von 1536'^) das Vorhandensein eines Kreuzganges (ambitus) bezeugt, der sich auch an der Kirche entlang gezogen haben muß, da deren Fenster am ,\nfang des 18. Jahrhunderts') «gegen das neue Schloss tiefer gemacht" wurden. Auf dem Lindholzschen Plan'-) ist er um 1660 an dieser Stelle noch angedeutet. Das ist alles, was uns vom Kloster vor seiner Erhebung zum Domstift bekannt ist.
') Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 50.
-) N. Müller I, S. 10.
3) Zentralbl. 1893, S. 519 u. 531.
^1 Qrundriss von Berlin . . . 1710, hier aber nicht (mehrr) in mittelalterlichen Formen.
5) Küster, Altes u. Xeues Berlin, S. 49.
") Prospekt von Bernhard Schulz, 1688.
') N.Müller 1, S. 14/15.
s) N. Müller I, S. 19.
•>) In: Hist.-genealog. Kalend. 1820, Abb. 4. (Schloßplatz 1690).
'») N.Müller I, S. 15.
") Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 34.
'2) „Plan von Berlin . . . 1660".
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\'on Joachim II. wird berichtet, daß er das Kloster 1536 „schön ausgebaut" habe'). Neben oben genanntem inneren Schmuck erhielt die Kirche vor allem ein prächtiges Geläut, wozu der Kurfürst nach und nach die großen Glocken aus Vi'ilsnack, Bernau-) und nach 157ö-') von der verfallenden Marienkirche auf dem Harlunger Berge zu Brandenburg herbeischaffen ließ; eine weitere große Glocke soll aus Osterburg gestammt haben, eine fünfte mit dem Bildnis Joachims IL") hatte dieser wohl selbst gestiftet, weitere 5 wurden in der Folgezeit hinzugefügt''). Ver- mutlich erst für sie wurde nordwestlich neben dem Chor ein viereckiger Turm von gedrückten Verhältnissen aus Ziegeln und Feldsteinen erbaut (Titelbild), nach seiner Bcstinmiimg „die Glocke" benannt, der im ohei'en Geschoß das Geläut trug, W'ährend wir am Anfang des 17. Jahrhunderts unten in einem gewölbten Gemach einen Gefängnisraum der Hausvogtei finden, die damals im Ostgebäude untergebraclit war"). Überhaupt scheinen die Klausurgebäude schon nach Aufhebung des Klosters umgebaut worden zu sein, weil die lierrscherfamilie kurz nach der Reformation „unterschiedene schöne Conclavia (Gemächer) noch an ihre neue Stifts-Kirchen . . . zur Audienz- und Parthen-Stuben" hatte anfertigen lassen, um unbemerkt den Ver- handlungen beiwohnen zu können'). Ferner führte schon zu Joachims 11. Zeiten ein 1540") zuerst erwähnter langer, hölzerner, bedeckter Gang, der auf steinernen Pfeilern ruhte, von der damaligen neuen Südwestecke des Schlosses an der Breiten Straße nach dem Dom, vermutlich durch das Ostgebäude; denn so kurze Zeit nach Aufhebung des Klosters sind die regulären Baulichkeiten auf Süd- und Westseite wohl sicher noch nicht durch den „hulzern gangk vom Langen Sali in die Thumb- kirchen" ersetzt gewesen, wie N. Müller") vermutet. Zudem ist auch noch nicht sicher festgestellt, daß damals schon die Kurfürstenempore über dem West- eingang vorhanden war, ebensowenig wie die Entstehung der beiden Westtürme bekannt ist, mit denen obige Empore wohl gleichzeitig angelegt wurde. Erst nach- dem 1606 nebst manchen andern Bauten in der Nähe des Domes auch der bereits sehr baufällige Brückengang abgetragen worden war'"), entstand dann wohl der uns in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts") beschriebene längere Gang im Obergeschoß eines z. T. neuen Gebäudezuges, der um einen Teil des inneren und um den äußeren Schloßhof herum bis an den Dom führte, somit durch das Westgebäude zur Empore über dem westlichen .Vlitteleingang gegangen sein mag.
Der ältere Gang aber wird zu der nördlichen der beiden Joachim II. zu- geschriebenen „steinernen Empor-Kirchen in dem vorderen Chor" geführt haben'-'), während die südliche die alten Orgeln getragen haben dürfte'''). Es ist nicht un- wahrscheinlich, daß der ganze östliche Kirchenteil zur Reformationszeit verändert wurde, indem die beiden östlichsten Langhausjoche durch Anlage von 2 Emporen in den beiden Ecken zwischen Chor und Langhaus im Innern neue Gestalt erhielten, wo- bei zugleich außen neben dem Dachreiter im Schnittpunkt der Firste die zwei blenden- geschmückten Staffelgiebel (Titelblatt) entstanden seui mögen, die sich nach Feld- manns Plänen nicht auf vorspringenden Querschiffen erhoben, sondern in der Wand- flucht der Kirche verblieben. Die gegensätzliche und schon im 16. Jahrhundert vorkommende Bezeichnung „chorus interior" für die Stätte am Hochaltar läßt darauf schließen, daß auch „der vordere Chor" schon um die Mitte des Jahrhunderts durch Erhöhung des Fußbodens in obigen beiden Jochen geschaffen und von Joachim IL zur Begräbnisstätte der verstorbenen Mitglieder seines Hauses bestimmt wurde. Durch einen Lettner vom Laienraum oder der eigentlichen „ecclesia" geschieden und durch 3 Treppenanlagen in den 3 Schiffen von ihm aus zugänglich, führten von diesem Vorchor wieder weitere Stufen empoi' zu dem Hauptchor am Kirchenende.
') Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 70.
-} Leutinger, 27. Buch, § 7, S. 8i)8/Q.
3) Heffter, üeschichte, S. 336.
•■) Bomiiann, S. 150.
') N. Müller I, S. 6b ff.
'■) Borrmann, S. 162.
') Seidel, Brevis historiola . . ., S 287.
S) N. Müller I, S 15.
'■') N. Müller I, S. 16.
'") Fr Nico:ai I, S. S3 u. S<»: X. Müller 1, S. 16.
"i ilendreicli, 4. Kap.
'-') Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 50.
'■') N. Müller 1, S. 21, Anrii. 2.
Berlin
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Es läßt sich nicht mehr mit voller Gewißheit feststellen, wie die Beisetzung der Verstorbenen aus dem Herrscherhause in der ersten Zeit des neugegrundeten Domes erfoWt ist „Vber etliche Zeit'"), also etwa um 1540-50, soll Joachim 11. die Gebeine seines Großvaters Johann Cicero und seines Vaters von Lehnin wieder nach Berlin haben schaffen lassen, wo Joachim I. nach Leutinger-') in einem aul- fallenden, ausgeschmückten Grabe, nach Haftitius") bereits „im Gewelbe des Chors vnter einem Messingen Leichstein" beigesetzt worden sein soll. Da noch am Anfancr des 18. Jahrhunderts») Johann Ciceros Bronzemonument im vorderen Chor- raum beim dortigen kleinen Altar vorhanden war, wird auch Joachim I. dort geruht haben- da ferner 1587 noch ein Graf Joachim von Zollern „vor dem Chor'") be- graben wird, auch Joachim IL 1571 dort (non longe a patris tumulo)'-) bestattet wurde, werden wir hier die erste Ruhestätte der landesherrlichen Familie zu suchen haben.' Von den meisten ihrer Mitglieder schreiben zeitgenössische Chronisten») ein- fach, daß sie „zur Erden bestattet" oder „begraben" seien ; nur betreffs Sabina, der zweiten Gemahlin Johann Georgs, wird ausdrücklich berichtet, daß sie 1575 „im Chor des Thumbstiffts im gewelbe""), nach andrem Bericht „im Chor, in eim newenn gewelb, so in eil darzu erbawet""), bestattet worden sei. Da bereits 1625") die Stelle dieser Gräber nicht mehr nachweisbar war, sondern „in kleinem Gewölb- lein, so unter dem vordersten kleinen Altar mag gestanden seyn, vermutlich" die Bei- setzung stattgefunden haben soll, da ferner nirgends von einer hinabführenden Treppe die Rede ist, werden wir wohl trotz Bekmann, der hier 3 Gewölbe angibt und das nördliche für die Fürstengruft des 16. Jahrhunderts hält"), im vorderen Chorteil des 6.-7. Joches keine zusammenhängenden Gruftgewölbe nach Kryptenart an- nehmen dürfen, vielmehr für jeden Loten ein besonderes Grabgewölbe vorauszu- setzen haben, wie es ja auch in Ruppin gewesen zu sein scheint. Das einzige Beweis- moment für eine förmliche Gruft, das neue, eilig erbaute Gewölbe für Sabina, ist doch gegenüber den andern und zum Teil früheren Berichten wenig stichhaltig.
Hier wurden also nach Hendreich ") die Mitglieder des Herrscherhauses mit Ausnahme von Georg Wilhelm beigesetzt, bis der Große Kurfürst im eigentlichen einschiffigen Chor 1660'-') die oben erwähnte, sogenannte Königliche Gruft anlegte, die sich mit insgesamt 18 Stufen etwa 3 m über den Schiffsfußboden erhoben haben mag. Die alten Metallsärge und Epitaphien sind in ihrer mit der Zeit reicher und kostbarer werdenden Ausstattung größtenteils noch erhalten.
Die großen Bauanlagen Joachims IL, nämlich der dreigeschossige Schloßbau des Caspar Theiß und die Anlage der Stechbahn auf der östlichen Hälfte des jetzigen Schloßplatzes vom Dom bis zur Langen Brücke hin, bedingten wohl auch nach außen hin eine würdige Gestaltung des westlich davon liegenden Domes. So mag viel- leicht auch schon damals außer der bereits erwähnten „Glocke" der viereckige Uhr- turm entstanden sein, der sich anscheinend über dem einzigen Chorjoch erhob (Titel- bild). Der Kirchhof auf der Südseite aber erhielt eine neue Mauer, die nach späterer Beschreibung'-') an den beiden Enden der Langseite 2 Eingänge mit zier- lichen eisernen Torflügeln besaß und mit einigen Zieraten aus Quadersteinen geschmückt war. Das Material dazu in Gestalt von 24 Wispel Kalk und 6000 Mauer- steinen forderte der Kurfürst 1562") vom Rat der Stadt Berlin.
Ob auch schon damals 2 Westtürme erbaut wurden, die bestimmt noch nicht zu der alten Dominikanerkirche gehört haben, da diese um 1500'=') nur 1 schlanken Dachreiter am östlichen Ende des Langhauses aufweist, oder ob solche erst unter Joachim Friedrich entstanden, von dem nur allgemein berichtet wird, daß er an- läßlich der Erhebung des Domes zur Obersten Pfarrkirche 1598 diese hat „erweitern vnd ernewern'"") lassen, ist mangels jeder Nachricht nicht zu erweisen. Als gewiß
') Haftitiiis, S. 96.
2) Leutinger, 5. Buch, S. 189
3) Küster, Alles u. Neues Berlin, S 50 ') Engel, Annal. III, S. 398.
■') Leutinger, IS. Buch, § 26, S. 632/33.
") Engel, Annal. III, S. 368, 371, 428; Haftitius, S. 129.
') Haftitius, S. 132.
«) Hist. Aufz. Berl. Stadtschr., S. 308.
5) Borrmann, S. 160.
'") Borrmann, S. 162.
") Hendreich, 4. Kap.
") Borrmann, S. 161.
'3) Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 49.
'^) Fidicin, Beiträge IV, S. 276.
■5) Plan „Berlin und Cöln um . . . 1500".
"•) Fidicin, Beiträge IV, S. 331.
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aber ist anzunehmen, daß am Anfang des 17. Jahrliunderts durch den nach Westen gegen die heutige Schloßfreiheit hin sich fortsetzenden Schloßbau der nördliche Teil der Klosteranlage verdrängt wurde').
Nachdem noch 1630-) an der „Glocke" und an der Sakristei Reparaturarbeiten vorgenommen worden waren, sehen wir bei Merian zum ersten Mal alle die Bau- teile der Kirche dargestellt, deren Zeitbestimmung so ganz ungewiß ist, und zwar von links nach rechts die „Glocke", den l'hrturm, den stattlichen Dachreiter nn Schnittpunkt der Firste von Haupt- und Giebeldächern an den blendengeschmückten Staffelgiebeln^), die aber nicht über QHierschiffen sitzen, wie es den Abbildungen nach scheinen möchte, und die beiden westlichen Türme. Durch das Westgebäudi aber führte nach anderm Berichte') nur eine gewölbte Tür zu dem dargestellten großen Kirchhofe auf dem Klosterhof, an dessen Wänden damals zahlreiche Erb- begräbnisse gewesen sein sollen. Ein Ostgebäude ist nur noch zum Teil an der Kirche vorhanden, Südgebäude und Kreuzgang scheinen bereits zu fehlen.
Wenn der Uhrturm um lOftü — 70-) mit dem Kurhrandenburgischen Wappen geschmückt wurde, mag damit seine Reparatur verbunden gewesen sein. Eine Wendelstiege, auf Bernhard Schulz' Bild von 1688 auf der südlichen Langhaus- seite am 5. Joch von Westen her dargestellt, zeigt auf Feldmanns Grundriß von außen und innen je einen Zugang und ist außen in 5 Seiten eines .Achtecks ge- schlossen, während der Treppenlauf runden Abschluß nach außen hin besitzt. Ihre eingezwängte Lage und vor allem die Anordnung der Treppe selbst wider alle mittelalterliche Gewohnheit außerhalb der Kirchenwand lassen sie unzweifelhaft als spätere Hinzufügung erkennen. Sie wurde 1669") vollständig neu errichtet und diente u. a. als Emporenaufgang. Der frühere Zugang zum Dach, der gewöhn- lich auf der Seite der Klostergebäude lag, mag damals mit dem dortigen Kreuz- gangsteil beseitigt worden sein. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren auch die beiden Westtürme so baufällig geworden, daß 1607'') zunächst ihre schlanken Helme abgenommen und durch Giebel ersetzt wurden"). Das gewonnene Dachkupfer sollte nach Bestimmung des Kurfürsten verkauft und der Erlös zur Verbesserung der Fenster verwandt werden'). Doch scheinen an diesen erst 1717 — 18 gemeinsam mit den andern tiefgreifenden Umbauten größere Veränderungen stattgefunden zu haben. Die vorherigen verstaubten, dunklen Scheiben wurden durch bessere, hellere ersetzt, ein Nordfenster aufgemacht und unter den hohen Fenstern der Emporen wegen einige neue angebracht). Zugleich wurden die beiden Eingänge dem Schloß gerade gegenüber (im 4. bezw. 5. und im 7. Joch) mit zwei zierlich gearbeiteten Türen versehen, wodurch „dem sonst finsteren Gebäude ein besser in die Augen fallendes Aussehen" gegeben wurde. Überhaupt trachtete man nach möglichst reicher Verzierung, so daß der altehrwürdige Eindruck des Gebäudes ganz verloren gewesen sein muß, wenn Küster nach dem Umbau das LJrteii abgibt, daß es „nunmehr vor ein wohlangelegtes ordentliches unil zierliches Kirchengebäude passieren kann".
Im übrigen mußte die Zeit den Bau schon stark mitgenommen haben, wenn das ganze Dach erneuert wurde"), wobei außer den bereits baufälligen seitlichen Zier- giebeln der beiden östlichen Langhausjoche zugleich der Dachreiter verschwand '"). Da ebenso die „Glocke", wohl wegen der Schloßeru-eiterung "), abgetragen
') Küster, Altes u. Neues Berlin, S 4').
2) Borrmann, S. 160.
3) Der Versuch von N. Müller 1, S. 14, diese Ziergiebel durch Vergleich mit Joachims 11. Schloßbau noch als Bestaiuileile aus der Mönche Zeiten herzuleiten, hat neben der in diesem Falle einzig in der Mark dastehenden und aucli sonst wohl seltenen Bereicherung der doch gerade angestrebten ruhigen Dachwirkunt; noch darin ein Bedenken gegen sich, daß es sich dort um einen Putz-, hier um einen Backsteinbau handelte, für den die verschiedene Formensprache das Gegebene ist.
') N. Müller 1, S 14. --<) N. Müller!, S. 13. ") Die Doniansiclit auf dem .Oriindriss von Berlin . . . 1710" kann also nicht
aus diesem Jahre stammen, sondern erst von 1717/18, zumal ja auch bereits die
Fenster unter den Emporen durchgebrociien sind. ') N. Müller I, S. 13, Anm. 5 ä) Küster, Altes u. Neues Berlin, S. 50. ^) Borrmann, S. 161.
'") Küster, Altes u. Neues Berlin, S 50; N. .Müller I., S. 13. ") Borrmann, S. 160/1.
Berlin
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wurde, war von dem reichen Oberbau auf Merlans Bild schließlich außer dem Uhr- turm') nichts mehr übrig geblieben. So wurden dann 1718=) am Westgiebel von dem Baudirektor Böhme an Stelle der bereits 1697 zum Teil abgebrochenen zwei neue Fachwerktürme errichtet, „so von außen mit Steinen bekleidet waren", und „nach der neuen gotischen Art". Die alten Glocken wurden nun zum Teil in ihnen auf- gehängt, im nördlichen Turm die Wilsnacker, mi südlichen die Osterburger'), und von ihnen herab riefen sie mit eherner Stimme die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen bis 1747. In diesem Jahre hat der damalige Kriegsrat Feldmann noch einen Entwurf aufgestellt") für Verstärkung der Mauern und Strebepfeiler auf der südlichen Seite sowie an dem Turmpaar der Westfront und zugleich Pläne für einen Turmneubau auf der Ostseite entworfen; sie kamen aber nicht zur Aus- führung: Noch in demselben Sommer wurde der alte Bau nach 450iährigem Be- stehen abgetragen und statt seiner bald darauf im Lustgarten mit Verwendung seines Materials ein neuer Dom geschaffen.
Über das alte Klostergebiet flutet heute der Verkehr einer Großstadt dahin, und kaum einer von den Tausenden von Menschen, die dort gehen, ist sich be- wußt, daß sein Fuß über einen Ort schreitet, der jahrhundertelang eine Stätte stiller, frommer Andacht gewesen ist.
') Grundriss von Berlin . . . 1710. 2) N. Müller I, S. 13. ■■•) Borrmann, S. 161. <) N. Müller I, S. 10.
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Kapitel 8. Tangermünde.
1. Teil: Die Geschichte.
Fig. 16. Nordansicht der Ruinen des ehemaligen Tangernuinder Dominikanerklosters. Mit Genehmigung der Kgl. Meßbildanstalt zu Berlin. ..\ufgen. is97.
Während die vorhergenannten sieben Klöster alle noch aus dem Vi. Jahrhun- dert stammen, haben sich die Dominikaner in Tangermünde erst fast 1 'A Jahr- hundert später niedergelassen. Wir hatten gesehen, daß die ersten Siedlungen in jung angelegten Städten anzutreffen waren; etwas .ähnliches kann man auch hier ann'ehmen, weil die Neustadt Tangermünde, die übrigens nie ein eigenes städtisches Leben geführt hat, vor den Toren der selbständig stark befestigten und vielleicht schon im 12. Jahrhundert entstandenen .Mtstadt') vermutlich erst im 14. Jahr- hundert^) angelegt v^'urde. Genauere Datierung ist mangels urkundlicher Nach- nchten nicht "möglich. Nach einer alten Inschrift, die sich, abweichend von sonst üblicher Stätte, oben am westlichen Teile der Kirche befunden und mit ihren großen Buchstaben fast die ganze Mauerfläche daselbst ausgefüllt haben soll, ist das Kloster 1438 gestiftet worden. Damit stimmt etwa überein, daß v. l.oe nach Orcensquellcn die Aufnahme in das Jahr 1442 setzt, während von Entzelts Zeit an Helmreich»), Kittner') und Bekmann>) viel zu früh Johann I. als Grunder annehmen. Die Inschrift war am Anfang des 18. Jahriiunderts bereits unleserlich ge- worden, doch hat eine von Küster damals in der Kirche aufgefundene Abschrift uns ihren Wortlaut erhalten"):
„Anno MCDXXXVIII. hat .^\arggiaf Friederich der Jünger mit Willen und VoUw'örd des Raths/diss Kloster Prediger Ordens, Gott dem Allmächtigen zu ewigen Lobe/der Hochgelobten Jungfrauen Marien der .\Autter GOttes und allen GOttes Heiligen zu Ehren und Würdigkeit gestifftet/und die Stätte und Plan dazu verehret. Welche Fundation Papst FUGENIUS IV. in selbigem lahre confir- miret/auch mit Privilegien und Indulten bewidmd Ferariae XI\'. Cal. Decembr. Ao. pontificatus sui octavo."
') Riedel, Mark Brandenburg, S. 131.
2) Zahn, Miltelalterl. Topogr., S. 3t: Aue, S. 40.
3) Helmreich, S. 24
>) Rittner, S.S. , „ , ,- c ii
ä) Bekmann, Histor. Beschr. d Mark, II. Bd.. V. leil, 1. Buch, ü. Kap., S.24.
") Küster, Antiqnit. Tangerm , S. 47/8.
Gründungs- geschichte.
Tangernuiudc
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S 2. Besitz Verhältnisse,
S3.
Reformatlons-
zeii.
S 4. Neuzeit.
„Anno MDXLIV., wie das Pabstthum gäntzlich abgeschaffet, hat JOACHIMUS der andere Churfürst . . . dieses Kloster zusammt aller und jeder seiner Zugehörung um GOttes/Willen zu Anrichtung eines Spittals vor die Armen vereignet und ver- schrieben".
Der erste Teil dieser Schrift scheint der genauen Daten wegen in vorreforma- torische Zeit zurückzugehen, der zweite kann seinem Inhalt nach erst aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen.
Entsprechend seinem verhältnismäßig kurzen Bestehen hat das Tanger- inünder Kloster anscheinend auch nur geringen Besitz ei-worben. Friedrich der Jüngere, ein Bruder Friedrichs II., hatte bei Teilung der Brandenburgischen Länder die Altmark erhalten und Tangermünde zu seiner Residenz gemacht. Er vermachte den Mönchen außer Stätte und Plan im Jahre 1442') noch „zu eyner ewigen lampen in Irin kirchen . . . eine margk geldes stendalischer werunge Jerlicher Zinsse vnnd Rcntlie In der vehre (Fähre) zu Tangermunde", die so lange eine Familie Schulz als Mannlehn besessen, jetzt aber an das Kloster abgetreten hatte. Ungewiß ist da- gegen 1 ierkunft und Erwerbszeit der wenigen Liegenschaften, die wir zur Refor- mationszeit im Besitz des Klosters vorfinden-), nämlich eines Terminierhauses in Stendal, einer Wiese auf der Jerichower Feldmark und eines kleinen Weingartens, höchstens daß letzterer mit zu der Stätte gehört haben könnte und dann dort zu suchen wäre, wo heute noch ein kleines Gartenland südlich vom Kloster Hegt. Un- bekannt ist auch, auf welche Weise die Mönche das Recht erworben haben, daß ihnen vom Jahre 1544 an jährlich 1 Mark von Jerke Dobbelyn, 1 Mark von Cüne von Gohre und 1 Tonne Heringe von 100 Gulden Hauptsumme von Busso von der Schulenburg gegeben werden mußte.
Der ebenfalls bescheidene Besitz der Klosterkirche an Edelmetall wurde hier, wie wir es auch anderswo gefunden haben, im Jahre 1541'') der Stadt zur Auf- bringung der bewilligten Landessteuer vom Kastner Hieronymus Staudt zugewogen. Dabei fanden sich nach der Empfangsbescheinigung des Rates vor:
,,Drey kilche mit den patenen vergüldt und dry pacificalia vriuergült,
haben gewogen vier marck zehn loth, Eine monstrantz vergüldt dry marck,
also des klosters silberwerck In Summa syben
marck zehen loth". Alles zusanmiengenommen, ging es den Mönchen somit nicht übermäßig gut.
Die Reformation wurde bereits 1538 in Tangermünde ohne jegliche Friedens- störung durchgeführt, und schon 1540 begann die Kirchenvisitation der Altmark in ebendieser Stadt'). Damit ging auch der Klosterkonvent ein. Die iMönche scheinen sich hier den neuen Verhältnissen nicht widersetzt zu haben, wie wohl daraus hervorgeht, daß der Rat zweien von den letzten vier Zurückgebliebenen bei ihrem Scheiden 1540-) gute Empfehlungsschreiben mit auf den Weg gibt, in denen er ihnen ein treffliches Leumundszeugnis ausstellt und ausdrücklich betont, daß sie „nicht heimlich edder düfftlick, sondern ehrlick vnd redelick" fortgezogen seien. Von ihnen wird Andreas .Moller als gut geeignet und brauchbar bezeichnet, eine Pfarr- oder Predigerstelle zu übernehmen. Er darf, ebenso wie Caspar Gerlow, ein Schreibpult, eine Schlafbank und sein Gerät mitnehmen, ,,dat he vp syne rolle gehat", und beiden wird neben einem „Themelich (geziemenden) kleyd" das Ter- minierhaus in Stendal überlassen. Bin dritter, Bartholomäus llolthusen'), erhielt als Abfindung 2 Gulden; der vierte, vielleicht ein Laienbrudcr, wird nicht besonders genannt.
Der Kurfürst erlaubte noch in demselben Jahre-) dem Rate, „dat kloster alhier intonehmende vnd ein Spittael darvan to makende"; doch scheint die Urkunde darüber erst nachträglich im Jahre 1544") ausgestellt worden zu sein, in dem der Stadt „uff Ihr pittlich Ansuchen das Pauler Kloster daselbst sampt aller und jeder desselbigen Zugehörung" zu obigem Zwecke ausdrücklich verschrieben wird. Bei der Gelegenheit wurden auch die Hospitäler von St. Elisabeth im Hühnerdorfe, von St. Gertrud, vermutlich nördlich vom Klosterkirchhofe gelegen, und vom Elen- denhause samt einem großen Teile ihrer bisherigen Einkünfte mit dem neugeschaffe-
') Riedel A Ifi, S. 73; nach S. 77 erst 14-17.
^) Riedel A 16, S. 152/3; Pohlmanii, Wanderungen, S. 279/80.
3) Riedel A 16, S. 154/5.
'I Zahn, Gesch. d. Kirch., Ber. 24, Heft 2, S. 10,
■^1 Zahn, Gesch. d. Kirch., Ber. 25, S. 43
'') Pohlmann, Wanderungen, S. 279.
157
BLATT- 18
DOMINIKANERKLOSTER: b=brandenburg- s.soldin t=tan&ermunde.
AUFGENOMMEN UND G-EZEICHNET
BIBLIO- ßlä. THEK
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ncn Klosterhospital vereinigt')- Die Kirche aber diente noch weiterhni zur Ver- richtung crottesdienstlicher Handlungen. Ihre Prediger wurden seit Ende des
16. Jahrhunderts für ihre Tätigkeit aus dem Georg Düsterschen Legat von 1000 Talern-) entschädigt.
Somit treffen wir die Kirche und ebenso das Kloster am Anfang des
17. Jahrhunderts in guter finanzieller Lage an. Werden doch 30—40 Personen in ihm verpflegt, und um dies zu ermöglichen, ist eine förmliche Acker- und Viehwirtschaft auf dem Grundstück angelegt'). Da brach der Dreißigjährige Krieg herein. Die Altmark hatte besonders viel von den Scharen der Kaiserlichen zu leiden, die dauernd das Land überschwemmten. Ihre Macht war dort so groß, daß 1620 ein Jesuitenpater Strizerus'') nach Zahn einen Halberstädter Dcminikaner- prior auf Grund des nach dem Lübecker Frieden vom Kaiser erlassenen Restitutions- ediktes vom Tangermünder Rate die Rückgabe des Klosters an die Katholiken ver- langen ließ. Dieser fand natürlich kein Gehör, sondern wurde vom kurfürstlichen Statthalter „schlecht abgewiesen".
Klostergebäude und Kirche litten durch ihre Benutzung zu kriegerischen Zwecken außerordentlich: Schon 1626 soll der dänische General Fuchs") „die balken an dieser Kirchen einen um den andern" haben herausschneiden lassen ; nach Rittner") waren es erst 1642 die Kaiserlichen, die dann das Holz zum Bau einer Brücke über den nahen Fluß verwandten. Vielleicht haben die eine.i genommen, was die andern übrig gelassen hatten. Jedenfalls hat der Dreißigjährige Krieg hier ebenso wie in Seehausen verschuldet, daß die Kirche nach .^usraubung ihres Daches bald") durch Wind und Wetter zur Ruine wurde, indem einstürzenac Balken die Gewölbe durchschlugen und das Innere in einen Schutthaufen ver- wandelten, in dem alte Leichensteine noch im Anfang des IS. Jahrhunderts gelegen haben sollen').
An Wiederherstellung war damals bei dem allgemeinen Elend nicht zu denken, und so ragten die massiven Mauern einsam empor, schutzlos dem zerstörenden Ein- fluß der Witterung preisgegeben. 1749'*) wollte man die Kirchenruine abbrechen und die Steine zum Bau einer Mauer um das Hühnerdorf veiwenden ; doch mögen die Überreste immerhin noch in leidlichem Zustand gewesen sein, wie sich wohl daraus ergibt, daß aus gleicher Zeit Kostenanschlag und Zeichnung für Instand- setzung zu gottesdienstlichen Zwecken im Stadtarchiv erhalten sind. Danach sollten Chor und 3 Schiffsjoche wiederhergestellt, nach Abbruch der westlichen Joche ein neuer Westgiebel geschaffen und das ganze mit einem neuen Dach überdeckt und mit einem Dachreiter geschmückt werden. Die dazu erforderlichen 4300 Taler werden dazu beigetragen haben, daß aus diesem Plan nichts wurde.
Der Verfall ging also weiter und weiter, bis schließlich am Ende des 18. Jahr- hunderts'*) das Mauerwerk der Kirche zum Teil an einen neustädtischen Schiffer verkauft wurde, der sich davon ein Haus baute. So standen nur noch die schon früh zu Spital und ökonomischen Zwecken verwandten Klostergebäude, wenngleich auch sie durch den großen Krieg stark gelitten hatten und der Wohlstand aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts lange dahin war. Nur vier arme Bürger- frauen fanden um 1750'") dort noch Wohnung und Verpflegung, bis die Stadt schließlich das Hospital eingehen ließ und das Grundstück mit seinen Gebäuden 1829") für 1400 Taler an den Ackerbürger Daniel Sempf verkaufte, in dessen Familienbesitz die seitdem durch Umbau zu Scheunen und Ställen innen fast völlig zerstörten Gebäude noch heutigen Tages sich befinden. Die andern Ländereien wurden damals vom Kloster getrennt und anderweitig verpachtet. Aus dem Erlös und einigen verbliebenen Einkünften schuf man vier Klosterpiäbendeii für be- dürftige Witwen'-'), die aber fortan ihre Wohnung andern Ortes hatten.
Seitdem i. J. 1841 ") der anliegende Kirchhof geschlossen wurde, erinnern nur noch die südlichen inneren Wandflächen zweier Chorjoche als nördlicher .Abschluß des größeren Klostergebäudes daran, daß» auf dem jetzigen Platze früher ein stolzes Gotteshaus emporragte.
') Zahn, Gesch. d. Armenpflege, S. 90/1.
2) Rittner, S. 9
3) Küster, Menior. Tangr , S. 37/8. ') Küster, Memor. Tangr, S. 36.
■<) Rittner, S. 70. '') Küster, Menior. Tangr., S. 35
') Bekmann, Histor. Beschr. d .Wark, II. Bd , V. Teil, 1. Buch, 6. Kap., S- 25. '^) Zahn, üesch. d. Kirch., Ber. 25, S 51. '') Polilmann, Geschichte, S. 48'9.
'») Bekmann, Histor. Beschr. d Mark, II. Bd., V.Teil, 1. Buch, 6. Kap., S. 24. ") Zahn, Mittelalt. Topogr., S. 36 '2) Zahn, Gesch. d. Armenpflege, S. 02.
Tangerniünde
- 160
S I. Kirclie.
2. Teil: Die Baulichkeiten.
(Blalt 18-20).
Das Kloster lag vor dem Neustädter Tor, nach dem Tangerflüßchen zu, auf einem der steil nach dessen Wiesen zu abfallenden Hügel; dieser zeigt noch heute Reste der alten neustädtischen Mauer, die zugleich als Böschungsmauer diente.
Die Kirche stand im Norden, der Chor gegen Osten, wieder etwa um 30 " nach Norden zu abweichend. Südlich von ihr befand sich der Klosterhof, umgeben im Osten und Süden von je einem größeren, zweigeschossigen Gebäude, im Westen nur von einem Flügel des Kreuzganges, der sich aber anscheinend nicht, wie Adler angibt, auch an der Südwand der Kirche entlang gezogen hat.
Östlich von dieser eigentlichen Klausur liegt noch heute ein kleineres Ge- bäude, durch einen schmalen, zweigeschossigen Gang mit ihr verbunden. Die Ge- stalt des Hügels und die wohl schon im Mittelalter hier vorhanden gewesene Straße zum Tanger hin werden veranlaßt haben, daß es nicht parallel dem großen Ostgebäude errichtet wurde, sondern mit ihm und dem Verhindungsbau einen trapez- förmigen, nach Süden zu offenen und hier schmaleren zweiten Hof einschloß. Nörd- lich und östlich der Kirche dehnte sich bis 1841 ein Kirchhof aus. Sämtliche eigentlichen KTausurgebäude waren den Spuren nach früher höher; die mittelalter- lichen Dächer sind somit sämtlich verschwunden.
.\uf die Kirche können wir schon allein aus den äußerst spärlichen und nur durch besondere Umstände erhaltenen Mauerteilcn weitgehende Rückschlüsse ziehen (Bl. 10 und 20): In der nördlichen Abschlußwand des östlichen Klausur- gebäudes und in einem anschließenden Stück seiner Westfront bis etwa zu 4 3^ m Höhe sind uns die Jochbreiten des Chors, der Fensteranfang des ersten Polygon- fensters, die Breite des südlichen Seitenschiffs und die zugehörigen Teile des Aufbaus sämtlich erhalten. Das kleine Arbeiterhäuschen westlich davon verbürgt die Stellung der Westfront durch einen noch etwa 2,50 m hoch erhaltenen und einen zweiten, nur noch dem Ansatz nach erkennbaren, bis vor kurzem vorhandenen Strebepfeiler; ferner durch ein Stück von fast 3 m hochgehender Wand und einen Sockel, der sich um den Strebepfeileriest sowie die West- und Südseite des jetzigen Häuschens herumzieht und an dem westlichen Kreuzgangsteil fortsetzt. Bei An- nahme der üblichen gleichen Jochbreiten in Chor und Schiff würden sich für den Raum vom Choranfang bis zur Weslwand genau fünf Joche ergeben. Damit stimmt Bekmanns') Beschreibung überein, daß die Gewölbe „auf 12 seulen" geruht hätten. Wir müssen dabei die vier Wandpfeiler an den beiden Enden als mitgerechnet be- trachten, wie es ja z. B. Heffter-), Büsching") und Rochow') tun, wenn sie das Langhaus der Brandenburger Klosterkirche mit seinen Tj Jochen mit Gewölben über- deckt sein lassen, die „auf 14 achteckigen Pfeilern" ruhen, von denen cioch in Wirklich- keit nur 10 freistehend sind.
Reste von jetzt unter dem Erdboden liegenden Fundamentmauern unter den Pfeilerreihen und die Grundrißskizze des östlichen Kirchenteils bei Zahn") aus dem Jahre 1749 mit dem Chorschluß aus sieben Seiten des Zwölfecks, genau wie in Ruppin, ermöglichten die Rekonstruktion des Kirchengrundrisses auf Blatt 19, nach dem das Langhaus mit seinen fünf Jochen etwa 29, 70 m, der einschiffige Chor aus zwei Jochen und dem Polygon bis zum Chorschluß etwa 19 m, die ganze Kirche also etwa 48,70 m innerer Länge besaß. Die gesamte lichte Weite der Kirche betrug etwa 23 m, die Achsenentfernung der südlichen Pfeilerreihe von der Außen- wand 5,58 m. Das erhaltene Chorwandstück ist 85 cm dick. Wo ein von Zahn
') Bekmann, Histor. Beschr. d. Mark, 11. Bd., V Teil, 1. Burli, 6. Kap., S. 25
2) Heffter. Wegweiser, S. 117.
3) j. Büsrhing, S. 31. •*) V. Rochow, S. ()7.
'') im 25. Jahresbericht (IS'tS), .Anhang, Grdr. 11.
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beschriebenes (Zentralblatt 1897), gebranntes Tonstuck in Form eines Schildes mit figürlichen Darstellungen angebracht gewesen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Die Kreuzgewölbe auf Rippen werden uns als im schlanken Spitzbogen erbaut beschrieben'). Starke Längsgurte mit reicher Profilierung verbanden die Säulen, während die Quergurte nur wieder das Profil der Diagonalrippen aufwiesen (Bl. 20). Die I^feiler im Schiff waren rund'-') und in den hiauptachsen der Kirche mit vermutlich ebensolchen vorgelegten fünfgliedrigen, von Konsolen abgefangenen Bündeldiensten von 23 cm Durchmesser besetzt, wie sie der erhaltene Chorwand- teil zeigt (Bl. IS, .'\bb T 2u. 4). Jedenfalls waren sie in derselben Weise wie die 1,56 m starke Ecksäule mit spiralförmigen Schichten aus schwarz glasierten Ziegeln verziert, die sich in jeder 6. Schicht wiederholen. Im Chor sitzen die Dienste auf '4 Stein vorspringenden, im Langchor in etwa 3 m Höhe durch auskragende Profil- schichten abgefangenen Vorlagen, die an den Kanten abgefast sind und sich oben als spitze Wandbögen für die Gewölbe zusammenschließen (Bl. 18, Abb. T 1). Die nur etwa S m hoch liegenden, einfach und straff profilierten, aus dem Achteck ent- wickelten Kämpferstücke der Dienste, das ringförmige Kapitell der halbrunden Ecksäule und die blattlose Dienstkonsole zeigt Bl. 18, Abb. T 1 — 4.
Die 2,65 m breiten, spitzbogigen Chorfenster hatten vierteiliges Pfostenwerk mit beiderseits vorgelegten Rundstäben (Bl. 20), das sich oben spitzbogig zusammen- schloß; die Leibungen waren nicht geschmiegt, sondern nur an den Außenkanten profiliert. Unter der steilen Sohlbank zog sich, etwa 2,80 m hoch, in Fenster- breite innen ein einfaches Gesims mit runder Unterschneidung entlang.
Vom 2. Chorjoch führte eine kleine Segmentbogentür mit Spitzbogen- umrahmung und geputzter Bogenfüllung in das Ostgebäude, unmittelbar jenseits der dortigen Wandvorlage eine ähnliche zweite ins Freie.
Ein vorspringender Sockel ist hier an der Außenseite noch nachweisbar, auch ein 98 ■ 130 cm starker Strebepfeiler größtenteils noch vorhanden. Nacli den Abbildungen bei Petzold und Küster^), die übrigens in der Gruppierung der Kloster- gebäude zur bereits dachlosen Kirche stark verzeichnet sind und deshalb über diese keine weiteren sicheren Aufschlüsse geben, waren diese Strebepfeiler absatzlos bis fast zum Hauptgesims hochgeführt und schlicht mit einer Schräge abgedeckt.
Zwischen dem 1. und 2. Chorjoch erhebt sich noch heute an der Außenseite ein bedeutender Rest eines außen viereckigen, innen runden Turmes mit Spindel von 12 cm Durchmesser und noch 47 erhaltenen 68 cm breiten, etwa 20,5 cm hohen, gemauerten Stufen, von denen etwa je 15 auf eine Wendelung kommen. Jede einzelne wird durch 2 absatzförmig übereinander vorragende, flache Bögen ge- tragen, die sich von der Spindel nach der 50 — 55 cm starken Außenwand hin spannen (Bl. 19, Abb. T 1 — 2). 2 Schlitzfenster nach dem Chor und 1 nach der Gegenseite zu gaben bescheidenes Licht.
Nach Spuren an der Wand zu urteilen, führte die erwähnte Tür im 1. Chor- joch in einen gewölbten Flur des Ostgebäudes, in dem dann einige von einem steigenden Gewölbe getragene Stufen an der Wand entlang emporführten zu der Turmeingangstür (Bl. 20). In den beiden Ecken aber sind Kreuzgewölbe als gewiß erkennbar. Jedenfalls spannte sich anfangs an der schmalen Stelle eine Tonne gegen den Turm, die später durch ein Kreuzgewölbe ersetzt wurde, beide niedriger als die Kämpfer der Eckgewölbe, so daß hier nur ein Durchgang vorauszusetzen sein wird. Weitere 3 Wandbögen im 1. Stockwerk lassen auch hier Gewölbe vermuten, und eine Türöffnung im oberen Turmende verbürgt noch heute die spätere Zugänglichkeit auch des längst erneuerten Daches des Ostgebäudes durch diesen Treppenturm, der zunächst nur die Verbindung zum Kirchenboden her- gestellt hatte. Es ist nach zahlreichen ähnlichen Anlagen als ganz sicher zu be- trachten, daß sich an dieser Stelle auch die Verbindung mit dem Obergeschoß des Klausurgebäudes befunden hat; doch läßt sich Genaueres über ihre Gestalt und Lage wegen gänzlicher Vernichtung aller ehemaligen Innenräume nicht mehr fest- stellen. Eine Tür von der Wendeltreppe aus zum früheren 1. Stock-%verk hin ist nicht mehr nachweisbar. Vielleicht gelangte man also, ähnlich wie in Prenzlau und Brandenburg, ohne Benutzung des Treppenturmes zu den oberen Räumen hinauf, indem der kurze, gerade Lauf vor der Turmeingangstür nach links zu wendelte.
') Pohliiiann, Geschichte, S. 49.
-) Skizze im 25. Jahresbericht (180S), Anhang, Grdr. 11.
3) Küster, Antiquit. Tangenn , Titelbild; Küster, .Menior. Taugr., S. 33.
Tangermünde
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Ein Dachreiter ist bei Petzold und Küster am Anfang des 18. Jahrhunderts ebenso wie das ganze Dach verschwunden.
Aus zahh'eichen Funden im Schutte in der Kirche und um sie herum im Erd- boden schließt man mit einiger Wahrscheinlichkeit, daß sie mit Schiefer ein- gedeckt war'). ;-■ Kloster- Südlich von dem Langhause lag der kleine Klosterhof, 20,00 m lang und nur
gebäude. 13,25 m breit, wie man aus den Resten eines Sockels aus Viertelkreiskehle und
•Stab von nur einer Schicht Höhe auf Ost-, Süd- und Westseite und aus der Gestal- tung des nördlichsten Strebepfeilers am Ostgebäude schließen kann, der durch sein Kantenprofil nach der Kirchseite zu sowie durch den Rücksprung der Wandflucht des Ostgebäudes gegen den Ostabschluß des südlichen Seitenschiffes um 15 cm als Rest der südlichen Kirchenwand erscheint. Auch die erwähnte Aufnahmeskizze bei Zahn vom Jahr 1749 verbietet es, obigen Strebepfeiler für den äußeren Rest einer Kreuzgangswand zu halten.
Die an den inneren Wandflächen allenthalben erhaltenen Ansätze von Ge- wölben und Konsolen lassen somit nur auf Ost-, Süd- und Westseite dieses Hofes einen jetzt völlig zerstörten Kreuzgang voraussetzen, der an den Schmalseiten 4, an der Langseite 6 Joche im Lichten besaß und nur im Westen das Breitenmaß von 2,86 m um etwa !4 m überschritt.
Am Ostgebäude sind noch heute in jeder Gurtachse einmal abgetreppte, hier bis zum Hauptgesims hochgeführte Strebepfeiler von 28 bezw. 5ö cm Vorsprung mit Profilsteinen an den Absätzen vorhanden (Bl. 20); an den beiden andern Kreuzgangsseiten sind sie den Spuren nach nur nach immer je 2 Jochen errichtet worden.
Die Leibungen der spitzbogigen Kreuzgangsfenster waren, ebenso wie es die Chorfenster zeigten, nicht geschmiegt, sondern an den Kanten innen und außen sehr verschiedenartig profiliert (Bl. 20). Die Brüstungen sind jetzt sämtlich heraus- gebrochen. Das I^fostenwerk war wohl, wie bei den ebenfalls l,yO m i./L. breiten Fenstern in der Südostecke, dreiteilig und ohne Maßwerk gebildet (Bl. 19).
Nur im östlichen Klausurgebäude sind in der Südostecke noch 5 Gewölbe erhalten, die aber zusammen mit den Anschlußspuren an den Wänden die Rekon- struktion des Grundrisses auf Bl. 19 ermöglichten. Danach schlössen sich an den bereits besprochenen Flur längs der Chorwand 2 durch einen ehedem tonnengewölb- ten Flur getrennte Räume an, jeder von 4 Kreuzgewölben auf starker Mittelsäule mit einfachem Kapitell (Bl. 18, Abb. T 9) und umgekehrt gleicher Basis über- deckt. Es folgte sodann an dem Südende dieses Gebäudes der zum Teil erhaltene Raum mit 2 ebensolchen Säulen und mit Kreuzrippengewölben, die im Scheitel schmucklose Schlußsteine in Gestalt eines Quadrates mit abgestumpften Ecken tragen.
Neben diesem Raum, in Verlängerung des östlichen Kreuzgangsflügels, ist eine alte Treppenanlage zum Obergeschoß an Resten einer steigenden Kappe noch er- kennbar.
Die hier erhaltenen Gewölbe haben bei runden Wandbögen steigende, busige Gewölbekappen. Die Rippen liegen mit der Vorderkante bündig mit dem Kapitell.
Für das zweistöckige Südgebäude ist im Erdgeschoß dasselbe Aufteilungs- prinzip festzustellen, wenngleich wegen der inneren Umbauten die Abmessungen einzelner Räume hier nicht mehr angegeben werden können. Anscheinend ragte es aber noch ein Stück über den westlichen, selbständigen Kreuzgangsteil hinaus. In dem jetzt abgebrochenen Raum findet sich zwischen 2 großen Segmentblenden eine kleine Wandschranknische, neben der die alten Türangeln noch vorhanden sind.
In den Kreuzgang mündeten mehrere Türen: Zunächst führte durch den Quer- flur im Ostgebäude früher eine profilierte Spitzbogentür hinaus ins Freie. Zum 1 reppenhaus in der Südostecke und zu einem Raum westlich davon gelangte man ebenfalls durch reich profilierte Spitzbogentüren, von denen die crstere, ebenso wie eine kaum noch sichtbare Ausgangstür des westlichen Kreuzgangs, in dem Bogenfelde über einem zwischengespannten Segment eine unleserlich gewordene Inschrift trägt.
Alle Räume zeigen die schon an der Chorwand besprochenen Wandlisenen, an denen hier unter Wegfall von Diensten die Rippen auf einfach gestaltete Konsolen laufen ; diese sind im Ostgebäude nur eine Schicht, im Südgebäude 45 cm hoch, haben hier die Gestalt einer umgekehrten, halben vierseitigen Pyramide mit abge- stumpfter Spitze (Bl. 18, Abb. T 6 — 8), und sind noch mit alten Farbresten versehen. Blatt 20 zeigt die Profilierung an den Mauerdurchbrüchen des Erd-
>) Pohlmann, Geschichte, S. 248.
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geschosses im Ostgebäude, wobei die lichten Weiten von je 2 gegenüberliegenden Öffnungen gleichmäßig eingeschränkt dargestellt sind, so daß die Achsen sich entsprechender Pfeiler maßstäblich richtig zueinander liegen.
Im Obergeschoß ist nur im östlichen Klausurgebäude ein Mittelkorridor mit grol5em Giebelfenster nebst zahlreichen kleinen Räumen zu beiden Seiten fest- zustellen (Bl. 19), deren jeder mit einer schmalen Wandschranknische und einem profilierten Segmentfensterchen versehen war (Bl. 20, Abb. F 1—3). Uie erwähnte Treppe scheint in der Südwestecko hier hinaufgeführt zu haben.
Am Südende dieses Gebäudes fmden wir schließlich noch den auf Bl. 19 u. 20 dargestellten kreuzgewölbten Keller mit 74 cm starken, gedrungenen, 1 m hohen vierkantigen Stützen, denen an den Wanden wieder Vorlagen entsprechen und an denen in den Gurtachsen Konsolen nach Art der im östlichen Kreuzgang befindlichen die ebenso wie dort und im Erdgeschoß gestalteten Rippen auf- nehmen. In diesem Keller scheint früher außer der jetzigen 90 cm breiten, ge- wendelten noch eine weitere Treppe vorhanden gewesen zu sein, die wohl direkt ins Freie führte durch die vermauerte Tür (Bl. 19, Ansicht C), vor die sich anschei- nend noch ein kleiner Vorbau gelegt hat.
Im Aufbau dieser eigentlichen Klausurgebäude finden wir allenthalben mehr odei weniger vollständig in den Gurtachsen die oben besprochenen, abgetreppten Strebepfeiler wieder, deren Abdeckung mit Nonnen und Mönchen Rückschlüsse auf die Eindeckungsart der Klostergebäude zuläßt, während dazwischen im Erdgeschoß des Südgebäudes breite Segmentbogenfenster, im Ostgebäude dagegen die erwähnten großen, dreiteiligen, im 1. Stockwerk 1—2 von den kleinen Fenstern vorhanden waren. Der Südgiebel ist leicht als abgetragen zu erkennen. Ringsum ist wieder das einfache Sockelgesims aus Viertelkreiskehle und Wulst zu verfolgen, und das namentlich im Südwesten heute sehr hochragende Feldsteinfundament läßt die ehe- maligen Fußbodenhöhen des Erdgeschosses auch hier als ebenso hoch annehmen, wie sie im Ostgebäude noch erkennbar sind. Spuren halkonartig auskragender Vor- bauten auf Ansicht C und E, auf die man wohl nach Balkenlöchern und Kalkleiste schließen muß, dürften spätere Zutaten sein.
Weitaus weniger ist aus dem kleineren Gebäude an der Ostseite des Kloster- hügels noch abzuleiten: Im Erdgeschoß befand sich am Nordende anscheinend ein fast quadratischer, ungewölbter Raum mit Resten eines Rauchfanges am Giebel. An ihn schloß sich nach Süden zu wieder ein zweischiffiges, gewölbtes System an, das sich auch in die jetzt völlig ausgebaute Südhälfte des Gebäudes fortgesetzt haben könnte. Oben scheint nur ein einziger Raum gewesen zu sein, für den im Innern nach dem Giebel zu erhaltene Nischen kleine Fenster verbürgen. Von dem trapezförmigen Hofe führten 2 einfache Türen, wieder mit geputztem, spitzbogigem Felde über einem eingespannten Segmentbogen, direkt in die beiden Erdgeschoß- räume. Sie liegen in '.■ Stein vorgezogenen, oben mit Profil abgeschlossenen, recht- eckigen Wandfeldern.
Bemerkenswert auch wegen seiner bei unsern Klosterbauten ungewöhnlich reichen Gliederung ist der Nordgiebel dieses kleinen Baues mit seinen Masken aus gebranntem Ton (Bl. 19 und 20), die teils wie Balkenköpfe sich unter dem Gietel- dreieck in einem Putzstreifen hinziehen, teils systemlos in dem mit vier reich profilierten, 28 cm tiefen, schlanken Blenden und 2 Schildern in den Ecken ge- schmückten Giebel angebracht sind. .Adler bringt noch Zinnenpfeiler an der Giebelschräge, die aber jetzt verschwunden sind. Die schwachen Strebepfeiler und das Sockelglied sind wie am Ostgebäude angeordnet, die Fenster teils spitz-, teils flachbogig geschlossen.
Der schmale Verbindungsbau zum Ostgebäude hin ist nur noch außen zu prüfen. Er könnte sehr wohl eine Hinzufügung aus nach reformatorischer Zeit sein da keine Verbindungstür zu den beiden ihn abschließenden Gebäuden mehr fest- zustellen ist, die alte Außentür des Ostgebäudes sogar durch ihn unorganisch verbaut wird.
Die ehemalige Benutzung der einzelnen Klosterräume ist recht ungewiß: Zu- meist wird das Refektorium ohne irgendwelche Begründung als im Erdgeschoß des Ostgebäudes befindlich angenommen, wenngleich es doch der .-Xnlage nach auch hier, wie sonst gewöhnlich, im Südgebäude gelegen haben könnte. Wo ein 16100 i» einer Klostereirechnung ei^wähntes Brauhaus gestanden hat, wird nirgends be- richtet. Auch welchem Zweck das äußerlich ziemlich reich ausgebildete kleine östliche Gebäude gedient hat, läßt sich wegen gänzlicher Zerstörung des Innern nicht mehr angeben. Der „sommerscte" (Sommersitz. Sommerrefektorium?)-) aber
') Zahn, Gesch. d. Kirch , Ber. 25, S. 47. ■-) Riedel A 16, S 1=)3.
Tanj'trmünde
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muß wohl unbedingt auf der südlichen Seite des Hofes gesucht werden. Gewiß ist nur, daß im 1. Stockwerk des östlichen Klausurgebäudes die Zellen der Mönche lagen, für die man am Ende des Mittelalters keine gemeinsamen Schlafsäle mehr zu errichten pflegte. Wo wir Gastzimmer, Priorwohnung, Bücherei und Küche zu suchen haben, wird uns nirgends in der älteren Literatur angedeutet. Der Kapitel- saal aber mag wieder in nächster Nähe des Chors sich befunden haben.
Wir finden somit an der Tangermünder Klosteranlage alle diejenigen Merk- male eines Baues aus dem 15. Jahrhundert, die wir schon bei der Brandenburger Bücherei angetroffen hatten, urkundlich belegt, nämlich zum Teil nach innen gezogene und dort spitzbogig zusammengefaßte Strebepfeiler, breite Fenster, mit Segmentbögen überdeckt und nur mit spitzbogig sich schlielkndem Pfostenwerk aufgeteilt, sehr reiche und wechselnde Profilierung der Gewände sowie der Nischen; hinzu kommen noch an der Kirche die fast schwächlich wirkende, völlige Auflösung des Längsgurtquerschnittes in kleine Profile, die Bündeldienste, die Spiralstreifen an den Schiffssäulen und im Obergeschoß des Ostgebäudes der Miltel- korridor. Das Format ist überall ziemlich einheitlich — 2S/2S,5 : 13,5/14 ; 8,50; die Steine an den Klostergebäuden sind nicht ganz so rot gefärbt wie an dem Chorrest.
Der älteste Bauteil ist wieder die Kirche, wohl schon 1438 begonnen, also hier 4 Jahre vor der Aufnahme des Konventes, da der Papst schon in diesem Jahre die Gründung bestätigt haben soll, zu der Stätte und Plan vom Landesherrn ge- schenkt waren. Adler weist mehrfach auf Beziehungen formaler Art zwischen dieser Kirche und gleichzeitigen Stendaler Kirchenbauten hin, Beziehungen, die auch tat- sächlich bestanden haben, weil nach urkundlicher Überlieferung') besonders zur Stendaler Nikolai-(Dom-)kirche bei deren teilweiser Erneuerung Steine aus der Tanger- münder Ziegelei geliefert worden sind.
Später als die Kirche, aber wegen gemeinsamer Treppenanlage zweifellos sehr bald nach ihr, entstand zunächst das östliche Klausurgebäude. Man kann nämlich im Innern noch sehr deutlich den alten Kirchensockel verfolgen, und der östlichste, erhaltene Chorstrebepfeiler weist gegen das anschließende Gebäude eine klaffende Fuge auf. Nur hier vorhandene Ziegelstempel in Gestalt kreisrunder, mit flachen Kuppen eingedrückter Vertiefungen beweisen, daß es zu Beginn der 4, Jahrzehnte dauernden Epoche erbaut worden ist, in der solche Ziegelstempel nach Adlers Feststellungen in der Altmark überhaupt nur vorkamen, um 1440.
Erst dann folgte das Südgebäude, das schon bestehende Oberfenster des Ost- gebäudes verbaut, und vielleicht der westliche Kreuzgangsteil. Bei der fast völligen Zerstörung dieser Baugruppe lassen nur noch die hier 45 cm hohen Kreuzgangs- konsolen gegen die dort 10 cm hohen den Schluß auf eine andre Bauzeit zu. Man wird Süd- und Westgebäude um 1450 ansetzen können, da Einheitlich- keit in Sockelbildung, Format und Technik bei Kirche und Klostergebäuden eine Errichtung in kurzer Zeit wahrscheinlich macht.
Jünger dürfte das östlich der Klausur gelegene kleinere Gebäude sein ; seine Einzelheiten, seine mangelhaftere Technik und die fehlenden Ziegelstempel ver- anlassen Adler zu der Datierung auf 1480 — 90.
Der kleine Verbindungsbau besitzt nach beiden ihn einschließenden Gebäuden zu keine Türen, ja er verbaut sogar die Tür zum östlichen Klausurgehäude; er ent- stammt demnach wohl erst nachreformatorischer Zeit.
') Riedel A 5, S. 188, 229.
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C Schluss.
Die vorbespiocheaen märkischen Klösler geben uns keinerlei Auskunft, wolier die Mönche in die betreffenden Städte kamen. Nur von einem andern, dem ältesten ;; i.
Dominikanerkloster der späteren Ordensprovinz Saxonia, dem zu Magdeburg, wird (jrüiidungsart uns berichtet, daß Wichmann von Arnstein seine späteren Bewohner 1224 im Auftrag von
des Magdeburger Erzbischofs aus Paris') herbeigerufen habe. Den Charakter ihrer Dominikaner- ersten Niederlassung in unserer Gegend werden wir auch für die Mark in allen Fällen klöstern.
feststellen können, wo uns überhaupt darüber Nachrichten erhalten sind.
An die Klostergründungen knüpften die Vorschriften des Dominikaner- ordens verschiedene Bedingungen-'): Es mußte unter Angabe der in Aus- sicht genommenen Stadt und der für die geplante Anlage sprechenden Gründe ein förmlicher Antrag beim Provinzialprior und den Diffinitoren eingebracht werden, die eine vicrgliedrige Kommission zur Regelung provinzialer Angelegen- heiten bildeten. Diese hatten zunächst zu prüfen, ob die Neugründung auch auf guten wirtschaftlichen Verhältnissen basierte (ne domus . . cum incongruis conditionibus recipiantur) und ob sie nicht etwa bereits bestehende Klöster in der Nachbarschaft schädigte''), worüber gewöhnlich der Bischef des betreffenden Landesteiles befragt worden zu sein scheint. Ferner mußten s:e durch besonders zu wählende sachverständige Brüder feststellen lassen, ob die betreffende Baustelle auch wirklich zur Errichtung eines Klosters geeignet sei'). Bis diese Forderungen der vorgesetzten Behörde als einwandfrei erfüllt galten, durfte kein Mönch bei Strafe der Stimmrechtsentziehung Bauland annehmen'').
Zu den rein wirtschaftlichen Fragen kamen innere: Jede, auch die geringste Änderung in Kultus, Lebensweise und Kleidung der Brüder mußte unbedingt unterbleiben; und wo besondere Verhältnisse eine solche nachträglich erwarten ließen, machte man trotz günstiger Bedingungen lieber eine gegebene Zusage zu einer Grün- dung wieder rückgängig. Darin liegen ja die großen Erfolge, die gewaltige Erstarkung und Ausbreitung der Dominikaner in ihrer ersten Zeit begründet, daß sie ohne Rück- sicht auf materielle Vorteile nur die ideellen Interessen des Ordens kannten und wahrten. So ist es nicht verwunderlich, wenn ihnen die Seelsorge an Kirchen nicht gestattet war, da sie Sonderinteressen und Zersplitterung mit sich bringen konnte; wenn vielmehr stets streng darauf gehalten wurde, daß der Konvent ohne Einschränkung von irgend welcher Seite her seinen Oberen unterstellt war und einheitlich und in vollem Umfange seinen Ordenpflichten genügte. Dazu gehörte auch die Abhaltung des Gottesdienstes im Chore bei Tage und bei Nacht, neben dem den Brüdern aber auch noch Zeit für die gemeinsamen Übungen und Studien verbleiben mußte; schließlich wollte auch jeder für sich allein noch un- gestört stillen Betrachtungen nachgehen können, um dem hohen Ziele näher zu kommen, das er sich in seinem Gelübde gestellt hatte. Die Zahl von 12 Brüdern, von denen mindestens 10 Geistliche sein mußten, erschien für obige Pflichten als die geringste und wurde deshalb bei allen Neu- gründungen sofort oder doch für tlie allernächste Zeit gefordert. Besser war natürlich eine größere Zahl, und deshalb schränkte man vom 14. Jahr- hundert an die Neugründungen ein und schuf die „conventus maiores". zu denen mindestens 30 Brüder gehörten. Mit diesen hinreichenden Kräften konnte man nun Klosterschulen größeren Stils anlegen, in die Novizen und Studenten Aufnahme fanden. Nur aus rechtmäßig anerkannten Gründen, zu denen v:r allem der Nachweis gehörte, daß das Kloster die volle Zahl der Brüder nicht unterhalten könne, durfte diese herabgehen, aber nie unter sechs. In jedem andern Falle verlor der Konvent vor allem bei sämtlichen X'erhandhingen das Stinniirecht.
') seit 1217.
2) Const. Fratr. Ord. Praed., S. 238 ff.
3) Acta capit. general. Vol. 1, S. 209 11280). ^) Acta capit. general. Vol 1, S. 170 |1273] '>) Acta capit. general. \'ol. I, S. 2U |1281j
Schill li
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Boten nun alle diese Punkte nach Ansicht des Provinzialkapitels zu Bedenken keinerlei Anlaß, so reichte es den Antrag weiter an das Generalkapitel. Von diesem mußte er in drei aufeinanderfolgenden Jahren durch inchoatio, approbatio und confirmatio genehmigt werden, ehe er rechtskräfiig wurde, ehe somit der betreffende Konvent auf dem Provinzialkapitel neben dem Stimmrecht für seinen Vertreter, gewöhnlich den Prior, einen besonderen Sitz erhielt, den Platz des Chor- gestühls, der Namen und Aufnahmejahr dieses Konventes trug. Für die einzelnen Konvente wurden nun genau die Grenzen ihres Wirkungskreises festgesetzt, in Soldin z. B. durch den Ordensgeneral und die interessierten Provinziale und Prioren'), ebenso wohl auch anderwärts.
In jedem Falle also mul5ten mindestens schon 2—3 Jahre vor der Aufnahme alle Forderungen erfüllt sem. die an einen ordentlichen Konvent gestellt wurden. Wir werden annehmen können, daß die Mönche währenddessen wie in .\'\agdeburg bei einem andern Kloster oder wie in Seehausen vielleicht bei einem Edelmanne Gastfreundschaft genossen haben, bis sie sich ihr eigenes Heim schufen; für ihren Gottesdienst aber stellte man ihnen zunächst irgend eine andre Kirche zur .\litbenutzung zur Verfügung, an der sie sogar öfters gewisse Rechte erworben zu haben scheinen.
Die Innehaltung der genannten Ordensvorschriften hatten wir in einigen Fällen auch für die .Mark noch feststellen können: 12=)2 gab Otto III. den Domini- kanern m Strausberg eine Baustelle. 1254 erhielt der Konvent Zutritt zu den Pro- vinzialkapiteln; 1253 bekamen sie m Seehausen auf Vermittlung desselben Fürsten eine Hofstelle, 1255 erfolgte die Aufnahme; 1438 stiftete Markgraf Friedrich das Tangermünder Kloster. 1442 erhielt es die vollen Rechte eines solchen. Da die .Wönche in Prenzlau 1275 auf gewisse Rechte an einer Kirche verzichten, in Soldin bereits 1281 eine Hofstelle als ihnen früher gehörig bezeichnet wird, so sind sie auch in diesen Orten sicherlich schon einige Jahre vor der Aufnahme eingetroffen. .Ähnlich dürfte es in Ruppin. Berlin und Brandenburg gewesen sein, obwohl bei dem letzteren Kloster die Schenkung des Hofes nur 1 Jahr früher als die Aufnahme erfolgt sein soll. Nach den früheren Ausführungen aber muß hier ein weiterer Irrtum der in den Zahlen unzuverlässigen Inschrift vorliegen : entweder wird die Hofschenkung 1 — 2 Jahre zu spät gesetzt, womit auch zugleich die unwahrscheinliche Nachricht von der überaus schnellen Errichtung der Kirche in nur wenigen Monaten eine Erklärung fände; oder die Mönche hatten auch hier anfangs eine andre Wirkungsstätte, wie wir es in Seehausen gesehen hatten.
.Mit dem Erwerb der Baustelle, die in der Mark in allen bekannten Fällen das Herrscherhaus schenkte (Stätte. Stede, area, ortus) und die deshalb gewöhnlich eine alte markgräfliche Hofstelle war, begann auch sofort der Bau selbst, wie es bei Seehausen. Prenzlau und Brandenburg nachgewiesen ist. Mit der Gründung (fundatio) übernahmen die Stifter, die in den Klosterkirchen beigesetzt zu werden pflegten, wohl immer die Verpflichtung, auch zu Aufbau und Einrichtung des Klosters erheblich beizusteuern ; die Unterstützungssumme erreichte in Strausberg die Höhe von 100 Mark für eine Bibliothek und 700 Mark für den Bau, für damalige Zeit ein bedeutender Betrag, wenn Otto III. z. B. das ganze Gebiet des Seehausener Klosters bei dessen Verlegung in die beste Stadtgegend für 120 Talente erwerben konnte. Dazu kamen, ebenfalls von seilen des Landesherrn, bereits bei der Gründung oder doch schon frühzeitig \'ermächtnisse laufender Art, die größtenteils dem Bestände und der Erhaltung des Klosters dienen sollten, wie freies Bau- und Brennholz, freier Fischfang, Einnahmen von landesherrlichen Fähren und Mühlen sowie von einigen Liegenschaften, zuweilen mit der ausdrück- lichen Bestimmung .,ad structuram". zum Bauen. Mit der Zeit wuchsen diese laufenden Einnahmen, besonders seit ein bescheidener Besitz (paupertas, quae modica humanae vitae necessaria . . . procurat) im 15. Jahrhundert durch Sixtus IV. den Dominikanern förmlich zugestanden wurde, während vorher wegen des gelei- steten Armutsgelübdes liegende Gründe und andre Güter für Eigentum nicht des Ordens, sondern des Apostels Petrus erklärt wurden. Überhaupt wurde das Armuts- gelübde bei den Dominikanern nie in der Weise als ein selbständiges Ideal be- trachtet wie z. B. bei den Franziskanern; vielmehr sollte die Befreiung von irdischen Sorgen nur beitragen zur vollkommeneren Erreichung des vom ersten Anfang an stets hochgehaltenen Ordensziels, der wirksamen Predigt zum Schutz der Kirche und zur Belehrung des Volkes.
1) Riedel A 18, S. 441/42.
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Manches Stück üeld brachte auch der Ruf grolkr Frömmigkeit ein, mdeni nicht nur einzelne Personen, sondern namentlich im 15. Jahrhundert ganze Gilden m em Bruderschaftsverhältnis zu den Mönchen traten, bei ihnen Altäre und Messen stifteten, Jahrbegängnisse ihrer X'erstorbenen abhalten ließen und als Entgelt für ihre Aufwendungen Anteil erhielten an den guten Werken, die der fromme Orden im Überschuß verrichten sollte. Aus gleichen Motiven heraus sind wohl die zahlreichen Vermächtnisse zu erklären, die den Klöstern neben Naturailieferungcn an Lichten, Wein, Oblaten, Korn, Geflügel und andrem auch Geld, Grundstücke und Häuser einbrachten. Zu einem rechten Wohlstande aber kam es nie; wir erfahren vielmehr öfters, auch noch im späteren Mittelalter, als es den Mönchen im allgemeinen besser ging, daß sie recht sehr auf das Almosen der Gläubigen angewiesen waren.
Von der Vermögenslage war die Art der Bauwerke unmittelbar abhängig. 5; 2. Bauliche Namentlich zu den Zeiten des Dominikus und der nächstfolgenden Ordensgenerale Vorschriften, waren strenge Vorschriften in Geltung, die, ähnlich wie bei den Zisterziensern, weniger direkte Angaben enthielten, als vielmehr durch Untersagung üblicher Bauausführungen Vereinfachung geboten ;
„Mediocres domos et humiles Fratres nostri habeant'). nee fiant |aut permittantur fieri] in domibus nostris curiositates et superfluitates notabiles in sculpturis. picturis. et pavimentis. et aliis similibus que paupeilatem [nostram] deformant. In Ecclesiis tamen permitti poterunt")."
„Murus domorum sine solario non excedant in altitudine mensuram. .Xil. pedum et cum solario. XX. ecclesia. XXX. et non fiat lapidibu? testudinata nisi forte super chorum et sacristiam^)."
Dabei ist zu bedenken, daß der Orden sich im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in Frankreich entwickelte, wo die gewaltigen frühgotischen Kathe- dralen der Städte sich mit einem Schlage die führende Stellung im Kirchenbau erobert hatten, die bis dahin den Klosterkirchen zukam: Mit ihnen konnte und sollte der Orden nicht in Wetteifer treten. Einfach, niedrig und ohne jegliche überflüssige Ausschmückung sollten die Gebäude der Brüder sein, die ohne Ge- wölbe nicht höher als 3,80 m bis zum Dach, die mit solchen nicht höher als 6,30 m bis zum First; nur die Mauern der Kirche konnten 9,40 m hochragen; nur sie durfte reicheren Ausbau erhalten, da sie auch für die Gemeinde bestimmt war. Durch Wölbung sollten nur Chor und Sakristei hervorgehoben werden.
Wie streng Dominikus auf Befolgung seiner Vorschriften hielt, wird uns in den Analecta') berichtet: Als sich die Mönche bei der Nikolaikirche zu Bononia niedergelassen hatten, errichtete einmal in Abwesenheit des Ordensgenerals dessen dortiger Stellvertreter einige neue Zellen nur etwas höher als die andern. Kaum sah Dominikus dies bei seiner Rückkehr, als er den Mönchen die heftigsten Vor- würfe machte, daß sie ihre Armut so schnell aufgegeben hätten, indem sie sich „große Paläste" bauten. Freilich muß man diese strengen Bestimmungen noch mi 13. Jahrhundert bereits wieder aufgegeben haben, da bei keinem der märkischen Klöster aus dieser Zeit obige Höhenbestimmungen mehr befolgt wurden').
Die Ausführung von Kloster- und Kirchenbaulen, die bis zum Entstehen der Gotik vorwiegend in den Händen der Geistlichkeit und der Mönche zu liegen pflegte, ging mit dem erhöht geforderten technischen Können und Wissen seit dem 12. Jahrhundert mehr und mehr in die Hände von Laien über, und dies wurde seit dem 13. Jahrhundert zur Regel. Die Zisterzienser schufen sich zu dieser Z^it eine Art Halbmönche"), die Konversen, die zwar auch die Gelübde der Armut, der Keusch- heit und des Gehorsams ablegten und somit ans Kloster gebunden waren, im übrigen aber im Gegensatz zur Priesterklasse der Konventualen die arbeitende Klasse darstellten; zu diesen kamen die weltlichen „Klosterverwandten", die in lösbarem Verhältnis zum Konvent standen und voi' allem als Handwerker und Bauleute für das Kloster tätig waren").
Bei den Dominikanern gelangten die wenigen vorhandenen Laienbrüder nie zu besonderer wirtschaftlicher Bedeutung, und den Priestern fehlte wegen ihrer theolo-
') Const 1-ratr. Ord Praed„ D. 11, Kap. 1 c, Deklar. 1! iBoiionia 1220] : Const.. declar. . . . 1, S. 23 ff.
-i Acta capit. general. Vol. 1, S. 117 [1263] u. S. 2S4.
3) Analecta, S. 646.
') Analecta, S. 546, .Xiim. 13.
v Nach Heimbucher I, S. 553/4; 1238 durch Raymuiui aulkr Kraft gesetzt.
") Schon 1038 bei Reforniorden der Benediktiner (Vailoinbrosaner, bei Florenz) ein- geführt : später Ciuny-Hirsau . . .
") Bei Dominikanern: Const, declar S. 195: ..Faniulos seculares in nostris
Conventibiis non habeamus plus quam duos, vel tres . .» [Parisiis 123Q].
SchliiR
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tischen Studien die Zeit, sich mit technischen Fragen eingehend zu befassen. Sie wurden nur noch für das Bauprogramm entscheidend und verwalteten höchstwahr- scheinlich als Bauherrn die Baugelder, die sie nötigenfalls durch Anregung zu Ver- mächtnissen und Schenkungen aufzubessern häufig sich veranlaßt sahen. Schon nn 13. lahrhundert scheint, nach der Aufnahme solcher Bestimmung m die Constitu- tiones zu schließen, in jedem Konvent eine dreigliedrige Baukommission geschaffen Würden zu sein; späterhin wurde vom Provinzialprior auch in jeder Nation eine All piovinzialer Aufsichtsbehörde (praesides) über die stets weltlich zu denkenden Baukünstler (periti in artes) gewählt, die zusammen die Bauhütte (fabrica) bildeten. Die „praesides" mulMen vor jeder Bauausführung unter Vorlegung eines gemein- sam mit den Bauleuten aufgestellten genauen Planes oder Modells beim Provinzial die Bauerlaubnis einholen, an die sie sich hernach streng zu halten hatten, während die örtliche Bauleitung einem dazu besonders geeigneten Mönch übertragen wurde (praefectus operum), wie die nachfolgenden wichtigsten Vorschriften im einzelnen zeigen :
,.In quolibet coni'.entu tres fratres de discrccioribus eligantur sme quorum consilio edificia non fiant')."
„Tenentur etiam Praesides requirere consilium peritorum-)." „Volumus autem quod fiat, cum maturo consilio peritorum in arte, in ligno vel in alia materia, formula totius domus construendae, quam non liceat transgredi pro voluntate varia Praesidentium, sed juxta illam aedificetur^)."
„Uli autem, quibus cura aedificationis vel reaedificationis Conventuum incumbit, prius hanc formulam, seu exemplar, seu delineationem Provinciali omnino ostendant, absque cujus licentia nihil omnino suscipiant")."
„Praefectus operum dicitur Frater, qui constituitur ad exequendum circa opera illud, quod Praelatus de consilio operariorum, si magnum quid fuerit, vel etiam alia sine consilio, dummodo non sint magna, duxerit ordinandum . . . ; habeat prudentiam, qui inter operarios et inter alios saeculares sciat honeste et praefice conversari, qui etiam circa agenda gerat sollicitudinem competentem . . . . ; ad ipsum etiam pertinet conducere operarios et sollicitare eosdem-^)."
„In domibus autem constructis mandamus nullam fieri constructionem aut aedificationem notabilem in fabrica a Priore vel Prccuratore, nisi de licentia Prioris Provincialis, et consilio atque assensu Patrum") ( . . . nisi de consilio et assensu eorum, quos super fabricam in qualibet natione a priore provinciali de consilio discretorum constitui mandamus')."
Auch erst im 16. Jahrhundert ist die bemerkenswerte Vorschrift erlassen worden, daß angefangene Bauten nur in ganz besonderen Fällen eine kurze Zeit unvollendet liegen bleiben dürften, wenn nämlich andre Teile des Klosters in Verfall geraten waren oder außerhalb der Klausur liegende Baulichkeiten wegen ihres schlechten Zustandes eine Schädigung der Vermögenslage des Konventes be- fürchten ließen:
„Quod ab uno Praelato incoeptum est, subsequens prosequatur, ita quod non possit nova aedificia inchoare, si priora non sunt finita .... Non interdicitur, quin possint inchoare illa aedificia, quibus reparatur aliqua pars Conventus collapsa, vel quae in ruinam tendit; nee etiam aedificia illa quae extra Conventus fiunt, quibus annui redditus crescunt et promoventur"*)."
Im übrigen galten für alle derartigen grölieren Reparaturarbeiten dieselben Vorschriften wie für Neubauten.
Von unseren märkischen Klöstern sind uns hinsichtlich aller dieser Bestim- mungen nur die beiden Nachrichten") überkommen, daß die Seehausener Mönche 1262 „operi fortiter insistebant", woraus man aber keineswegs zu schließen braucht, daß sie hier noch mehr als die bloße Bauleitung gehabt hätten; daß ferner der Prior Matthäus Wentzel 1486 „fidelis erat executor" des Wiederaufbaues des Rup- piner Klosters nach dem großen Brande am Ende des 15. Jahrhunderts, dieser neben dem gleichfalls genannten weltlichen Baumeister ausdrücklich als Bauleiter charakterisiert.
') Analecia, S. 640.
2) Constit. Fratr. Ord, Praed., S. 246.
3) Constit. Fratr. Ord. Praed., S. 240/1. 1) Constit. Fratr. Ordin. Praed., S. 245.
5) Constit., abgedruckt bei Scheerer, S. 1 1 .
'••) Constit. Fratr. Ordin. Praed,, S. 240 [ISIS). Const., declar . . . I, S. 23 ff.
') Acta capit. general. Vol iV, S. 101 |1513].
8) Constit. Fratr. Ordin. Praed., S. 246 [15181. Const., declar . . . 1, S. 23 ff
") s. S. 75 u. 45.
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•\iiiape und Aufbaa im einzelnen sind bereits bei den verschiedenen Klöstern S_3_
enmcliend besprochen. Wir können uns danach von einem märkischen Dominikaner- »^^J™^ Kloster etwa folgendes allgemeine Bild machen:
Es la<>^ stets an der Peripherie der Stadt, gewöhnlich in deren südöstlichem Teil anfan "s wohl unmittelbar an der Stadtmauer, späterhin erst von ihr durch einen Weo getrelint, der für Verteidigungszwecke des Ortes wünschenswert erschien, des."en Stätte aber nach wie vor öfters ausdrücklich als Interessengebiet des Klosters gekennzeichnet wird. Da sich im Osten und Norden ein Fnednof, im Westen der Garten herumzulegen pflegte, war somit in der Frühzeit stets die später ausdrücklich aufcrestellte Forderung erfüllt, daß die Fenster der Klostergebäude nirgends direkt nach öffentlichen Wegen oder nahen Nachbarhäusern zu angelegt werden sollten ).
Das hohe Kirchengebäude findet sich stets möglichst weit von der Stadtmauer entfernt auf der Stadtseite, also im Norden der Anlage; wo diese sich, wie m Berlin abweichend von der Regel im Süden erhebt, dürfte die Lage des Bauplatzes in der damaligen nordwestlichen Stadtecke zwischen den rechtwinklig zusamn^en- lauienden Mauerteilen entscheidend gewesen sein. Die Kirche weicht stets, zum i ei erheblich aus der West-Ost-Achse nach Norden zu ab. Wehner-') kommt auf ürund seiner Studien über die Ostung mittelalterlicher Kirchen zu dem Ergebnis, da(^ diese auffallende Erscheinung nicht auf Orientierung nach dem jeweiligen Sonnenaufgang zurückzuführen sei, sondern auf den seit etwa dem Jahre lOÜU bekannten KompafS, dessen Fehlweisungen bis 20 " betragen haben könnten. Zwischen Stadtmauer und Kirche, also auf deren der Stadt entgegengesetzten Seite, lag das eigentliche Kloster mit den Klausurgebäuden.
Den Mittelpunkt dieser ganzen Anlage bildete ein stets viereckiger, meist fast quadratischer Hof, der in Ruppin und Prenzlau die stattlichen Abmessungen von 27—28 m Seite erhielt, während er in Strausberg, Soldin und Brandenburg das Maß von 20—22 m nicht überschritt, in Tangermünde sogar nur 13,25 m breit war, vermutlich wegen der Bodenbeschaffenheit und der Lage des Grundstücks an bereits vorhandenen Straßen. Ihn umzog in der Regel auf allen vier Seiten ein im Erd- geschoß stets mit Kreuzrippengewölben auf Konsolen überdeckter Kreuzgang, in jedem der 7—9 lichten Joche durch breite Fenster mit schlichtem, verglastem Pfosten- werk reichlich erhellt. Bei 3 m Breite und 4 m Höhe i./L. stellte er einen recht statt- lichen Korridor dar für die ringsum sich anschließenden Räume, deren ursprüng- liche Bestimmung nur in wenigen Fällen noch einwandfrei feststellbar ist. Ge- wöhnlich scheint sich im Ostgebäude an den Chor eine Sakristei angeschlossen zu haben, der nach Süden zu ein Kapitelsaal mit seinen charakteristischen Durch- brechungen zum Kreuzgang hin, ferner ein Korridor oder eine größere Halle folgten, die die Verbindung des Hofes mit der östlichen Aul5enseite ermöglichten, aber nicht als Verbindung zur Straße und somit als Eingang von dorther dienten. Ein bis zwei weitere Räume nach dem Südende des Ostgebäudes zu, durch Kreuzgewölbe auf Mittelstützen ebenso wie Sakristei und Kapitelsaal als besonders bedeutungsvoll charakterisiert, mögen in erster Zeit, als nur dieser Flügel bestand, das Refektorium gebildet haben; späterhin pflegt letzteres regelmäßig wie auch bei allen andern Mönchsorden möglichst weit vom Chore wegzurücken und wird nun auch mit Holz- decke angetroffen. Es wurde also nach der Südwestecke zu verlegt, zumeist in das Südgebäude, öfters auch in das westliche. Damit war die Lage der Küche bestimmt, die wir neben dem Speisesaal meist im Westgebäude antreffen, stets in nächster Nähe einer geräumigen Vorratskammer im Erdgeschoß und eines Kellers. Dort, wo das Westgebäude an die Kirche stieß), finden wir regelmäßig in einer Ver- längerung des Kreuzgangsflügels an der Kirche den Klostereingang in Verbindung mit einer Pförtnerstube. Südlich davon liegt immer ein Raum mit reicherer Gewölbe- ausbildung, der ohne Betreten des Kreuzgangs von dem Vorflur aus zu erreichen war, vermutlich der bei den Dominikanern stets vorhandene Schulraum.
Das gewöhnlich auf allen drei nicht von der Kirche eingenommenen Seiten vorhandene Obergeschoß war durch Treppen an den Stellen zugänglich, wo zwei Gebäude aneinanderstießen : An der Chorwand tntlang, oder in deren starker Mauer liegend, führte eine solche hinauf zu dem großen, im früheren Mittelalter gemein- samen Schlafsaal, der sich meist über das ganze Untergeschoß des Ostgebäudes einschließlich des Kreuzgangs hinzuziehen pflegte und in das Dach hineinragte. Zugleich gelangte man auf diesem Wege zum Eingang des massiven Türmchens mit seiner etwa fiü cm breiten Wendeltreppe, die zum Kirchendach hinauffüiine. Eine zweite Treppe lag, elienfalls zuweilen als Mauertreppc, unmittelbar vor dem
') Const Fratr. ürd. Praed., S.-245.
2) In „Die Denknialpflege" 1890, S. QT ff.
SchlulS
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West^ebäude, in dem an der Kirche sich hinziehenden Kreuzgangsteil, war also von dem Vorilur in der Nordwestecke aus nicht zu benutzen. Ebenfalls nur dem inneren Verkehr dienten weitere und bequemere Treppen, die am Zusammenstoß der Klausur- gebäude längs einer durchgehenden Außenwand in Verlängerung der Kreuzgangs flügel angeordnet wurden.
Die Benutzungsart der oberen Geschosse ist im allgemeinen unbekannt, bie werden außer dem erwähnten Schlafsaal und vielleicht dem Krankenraum') unter- creordnete Kammern und Lagerräume sowie die besonderen Zellen der Mönche ent- halten haben, bis diese am^ Ende des Mittelalters bei Aufgabe des gemeinsamen Schlafsaals an dessen Stelle rückten und sich nun an einen neu geschaffenen, vom Giebel aus erleuchteten .Wittelkorridor beiderseits anschlössen.
Vielleicht darf man noch in dem Brandenburger gewölbten Saal über dem Schulraum, übrigens dem einzigen im Obergeschoß der besprochenen Klöster er- haltenen Gewölberaum, die Priorwohnung vermuten, die auch andern Ortes als „abgesonderte Habitation" bezeichnet wird; hatte doch der Klostervorsteher ge- wöh'nlich ein Gemach im Westgebäude, von dem aus er den Eingang und den Wirtschaftsverkehr beobachten konnte. Wo Krankenstube, Gaslwohnung und Bücherei gelegen haben, läßt sich zumeist nicht mehr nachweisen. Nur in Branden- burg wuixle, aber erst im 15. Jahrhundert, außerhalb der Klausur ein besonderes BibUotheksgebäude errichtet, in dessen Untergeschoß sich eine Kapelle befand, die in früheren Zeiten am Eingang typisch war. Wir finden also in Grundriß und Auf- bau die Gesichtspunkte wieder beobachtet, die das Ergebnis jahrhundertelanger klösterlicher Bauweise waren, wenn auch den ausgedehnten Klöstern älterer Orden gegenüber räumlich eine starke Einschränkung festgestellt werden muß, mitbe- dingt durch die Enge der Städte, da ja mit deren Umfang auch die Kosten für die Befestigung und die Schwierigkeit der Verteidigung wuchsen.
Anders als bei jenen Landklöstern ist der Hauptbau gestaltet, die Kirche. Ziehen wir nur die Zisterzienser zum Vergleich heran, die unmittelbaren Vorgänger der Dominikaner in den brandenburgischen Landen, deren Gepflogenheiten die gleich- zeitig mit ihnen hier auftauchenden Prämonstratenser im allgemeinen folgten: Sie hatten zuerst die neuen gotischen Bauidecn zu den ihren gemacht und sie wie im Fluge über das ganze westliche Europa verbreitet. Sie brauchten eine Kirche nur für ihre eigenen Zwecke. Trotzdem bewirkte deren Scheidung in zwei Teile durch einen hohen Lettner im Mittelschiff noch ein Trennung der priesterlichen Konventualen und der Halbmönche, der Konversen. Laien hatten keinen Zutritt. Das ganze Leben war auf Abgeschiedenheit von der Welt zugeschnitten. Die typische Bauform war die Basilika.
Ganz anders die Mönchsorden des 13. Jahrhunderts und besonders die Dominikaner! Sie wollten mit der Welt in engste Berührung kommen; drum öffneten sie weit die Tore ihrer Kirchen, in denen sie dann auf die Menge durch die Macht ihrer Predigt einwirken konnten. Anderseits hatten sie, wie jeder andre Orden, auch ihre eigenen ständigen gottesdienstlichen Pflichten. Damit war das Bau- programm vorgeschrieben: eine geräumige Stätte für die Laien, ein geräumiger Chor für die Geistlichkeit, beide durch einen hohen Lettner getrennt'-).
Größte Schlichtheit der Bauten war schon von Dominikus streng vor- geschrieben. Sie tritt denn auch allenthalben bei den Niederlassungen deutlich zu- tage. Doch können wir bei den Dominikanern nicht in dem Maße von typischen Kirchenanlagen sprechen wie bei den früheren Orden, die sich ja zumeist auch viel langsamer ausbreiteten und durch das Abgeben von Mönchen aus sehr zahlreichen Konventen an neu zu schaffende Klöster der Übermittlung ihrer Plananlagen Vor- schub leisteten. Vielmehr weisen die Dominikanerkirchen einmal in den einzelnen Ländern verschiedene Typen auf, indem sie sich an die dort übliche Bauweise an- lehnten, sodann auch in diesen Ländern selbst wieder mancherlei Verschiedenheiten provinziellen Charakters: In Italien wird der Zisterziensertyp mit Querschiff (außer in Oberitalien) und geradem Chorschluß nachgeahmt; Frankreich läßt das Querschiff stets fortfallen, zeigt aber namentlich in den ältesten Anlagen oft zweischiffige Hallen (Toulouse, Paris, Arles). Deutschland bevorzugt, abgesehen von einigen Beispielen ursprünglicher Zweischiffigkeit (Augsburg), ein- oder dreischiffige Kirchen, auch ohne Querschiff, gewöhnlich in 5 Seiten des Achtecks geschlossen, im Süden meist basilikal, in den nördlichen Provinzen und vor allem in der Markt zumeist als
') Const., declar. . . . I, S 230: „In quolibet Conventii sit una catnera specialiter deputata pro infirmis." [Mediolani 1505].
-) Const., declar. . . I: „In Ecclesiis nostris sinl intermedia divideiitia chorum ab Ecciesia laicorum (S.76)[ . . . chorum . . . a reliquis earundeni partibus, ita ut Fratres, qiii sunt in choro. in ingressu, el exitii a sccularibus videri nequeant" (S 146). Treverisl249 ].
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Halle hcch-efuhrt die gegenüber der Basilika mit ihren höher ragenden bemt^^den Vorzug 'größerer Billigkeit hat Wir '-bc" diese mai^.c^^^^^ Hallenkirchen als in der Regel dreischiffige Anlagen kennen gelernt mit 5-7 Achsen, 7-Tsm breit und 30-45 m lang, ohne Apsiden an dem östlichen geraden Ab- hluß der Seitenschiffe, während sich der Chor einschiffig, ohne ^uerschiff un polygonal, gewöhnlich in 5 Seiten des Achtecks, zuweilen in J Se'ter^^ des Zwölfecks geschlossen vorfand. Er war gleich dem M'ttel»cl. t 0-10 m breit und hatte in der Länge 1-4 Joche, Wenngleich ein Mitte 1- eingang in der Westfront, wie bei Kathedralen und Pfarrkirchen üblich, dem zui Predicrt herbeieilenden Städter sofort beim Eintritt die machtvolle Wirkung der statt- lichen" Mittelschiffshalle vor Augen geführt hätte, finden wir, und zwar nicht nur in der Mark bei den Bettelmönchskuchen den Haupteingang in der Regel etwa in de: Mitte des der Stadt zugekehrten Seilenschiffes. Die möglichste Ausnutzung des nur beschränkten Klostergebiels und die typische Lage der Kirche am Rande der b adr und parallel deren Umfassungsmauer mögen bewirkt haben, dab man, wenigsten, bei den märkischen Dominikanerklöstern, auf die Westseite der Anlage den Garten le<^te während man über den gewöhnlich an der freien Langseite befindlichen Kirch- hof hin den für die Stadtbewohner kürzesten Zugang zum Gotteshause fuhite.
Die Dominikaner schufen freilich mit solchen Hallenkirchen keinen neuen Bautyp sondern nahmen nur eine Bauidee wieder auf, die seit altersher nie ganz verschwunden war und im 12. und 13. Jahrhundert in Südfrankreich und vor allem in Westfalen und Hessen manche schönen Vertreter aufzuweisen hatte. Ihr I rinzip beruht, wenn man von den flachen Decken aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts absieht (Halberstadt, Worms, Neuruppiner Chor?) und nur die Gewölbekirche be- trachtet, auf gleicher Höhenlage der Kapitelle aller Schiffe, wobei sich bei vi-r- schiedenen Schiffsbreiten verschieden hohe Gewölbe ergeben müssen. Von den mannigfachen Möglichkeiten eines Ausgleichs wählten die Dominikaner in der Mark den Weg, daß sie die spitzbogigen Quergurte der schmaleren Seitenschiffe erheblich stelzten, die des Mittelschiffs aber drückten, so daß die stets vorhandenen und im \Uttelschiff 14—16 m hohen Schlußsteine schließlich nur etwa 1 m höher ragten als die in den Seitenschiffen. So wurden Raumgebilde geschaffen, die in ihrem inneren Aufbau mit seiner überall durch profilierte Rippen, runde Dienste und zu- meist achteckige Stützen von 8—10 m Höhe und l't m Stärke klar hervortretenden Konstruktionsidee von außergewöhnlicher Einfachheit und Schlichtheit waren, die zwar den Blick nicht so streng nach dem Chor zu lenkten wie die Basiliken der Zisterzienser mit ihren hohen Obermauern der Mittelschiffe, dafür aber weite und breite Räume zur Aufnahme der gläubigen Gemeinde boten. Die gegenseitige Versteifung der einzelnen Schiffsgewölbe nebst Höherführung der äußeren Mauern ermöglichte den Verzicht auf unruhig wirkende äußere Strebebögen, an deren Stelle nur Strebepfeiler von geringen Abmessungen sich bis fast zum Hauptgesims erhoben. Die in Hessen und Westfalen beliebte und nach Dehio in der älteren Zeit der Hallen- architektur wahrscheinlich überhaupt gebräuchlichste Dachform mit durchgehendem, steilem Mittelschiffsdach und daran sich anlehnenden flachen Seitenschiffsdächern, iiber denen sich in jedem Joch in der Querachse der Kirche wieder kleinere Dächer mit Giebel und Walm erhoben, wurde von den Dominikanern nicht übernommen. Ebensowenig gaben sie den 3 Schiffen gesonderte, parallele Längsdächer, wie sie z. B. in Ost- und Westpreußen häufiger vorkommen. Ein einfaches gewaltiges, monumentales Satteldach von gleicher Höhe wie die Umfassungsmauern, also 2f)— 30 m hohem First, überspannte alle 3 Schiffe des Langhauses; das Chordach lehnte sich gegen dessen Ostgiebel. Das Ganze ergab für den Bau eine solche Schlichtheit, daß man einen "unbefriedigenden Gesamteindruck gewinnen müßte, wenn die einzelnen Verhältnisse in der Frühzeit, in der die .Mehrzahl unserer Kirchen entstand, nicht so außergewöhnlich gut gegeneinander abgewogen gewesen wären. So schuf der Orden bei seinem Streben nach äußerster Einfachheit in Kon- struktion, Aufbau und Ausschmückung doch Bauten von imponierender Großzügig- keit und Mächtigkeit. Seine Kirchen mit dem einfachen Grundriß, der klar aus- gesprochenen Trennung zwischen Priesterhaus und Laienhaus und besonders der nionumentalen, hallenartigen Ausbildung des letzteren zur Aufnahme einer größeren Gemeinde erschienen als die zweckmäßigste Form für eine Predigerkirche, die bis dahin keinen ausgesprochenen Bautyp ihr eigen genannt hatte. Die rasche X'erbrei- timg der Dominikaner über ganz Europa verhalf diesem Baugedanken zu seiner schnellen Ausbreitung über alle christlichen Länder. Im 14. Jahrhundert währte noch der Kampf um die Herrschaft zwischen Basilika und Hallenkirche, im 15. Jahr- hundert war er endgültig zugunsten der letzteren entschieden.
In diesem Erfolge liegt die baugeschichtliche Bedeutung des Dominikanerordens begründet.
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