^-t «¥'■• y. m-jf: ■.-tti,' .PA m*j^ ^. •; ^ ■M' >.^>^ '/■' '\.ki M f' ' %, I i f rbi-uru of tbe lluscum OF i COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. iFDunSfl bu V"*ate subsrviption, in ISfit. 1 Deposited by ALEX. AGASSIZ. , ^ No. 11. (f II o DIE ELEKTRISCHEN FISCHE. NACH NEUEN UNTERSUCHUNGEN ANATOMISCH-ZOOLOGISCH DARGESTELLT VON GUSTAV FRITSCH, DR. MED., PROFESSOR EXTRAORD. AN DER UNIVERSITÄT BERLIN. ERSTE ABTHEILUNG. MALOPTERURUS ELECTRICUS. MIT DEEI HOLZSTICHEN IM TEXT UND ZWÖLF LITHOGRAPHISCHEN TAFELN. c. LEIPZIG, VEELAG VON VEIT & COMP. 'l887. mT UNTERSTÜTZUNG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN HERAUSGEGEBEN. aSSs Druck VOD Metzger iSi Wittig in Leipzig. HEREN PROFESSOR Dr EMIL DU BOISREYMOND IN INNKIEK VEREHRUNG UND DANKBARKEIT GEWIDMET VOM YERFASSEK. VORWORT. Die allmähliche Erweiterung unserer in das graue Alterthum hinaufreichenden Kenntniss der elektrischen Fische hat bis zum heutigen Tage eine erstaunlich umfangreiche Litteratur entstehen lassen, in der wohl eine erschöpfende Darstellung des Gegenstandes Platz gefunden haben könnte. Die Liste der betreffenden Autoren weist eine Fülle berühmter Namen auf, deren guter Klang als sichere Bürgschaft erscheint, dass die Werke ihrer Träger werthvoUe Beiträge zur Lehre von den elektrischen Fischen enthalten. Trotzdem genügt ein Blick auf die Tages-Litteratur, um zu zeigen, dass gerade jetzt wieder sich eine stattliche Reihe von Autoren diesem Studium zuwandten, und somit von einer Erschöj^fung des Gegenstandes gewiss nicht die Rede sein kann. Es ist unverkennbar, dass die neueste Zeit durch Zusammenwirken mannigfacher Umstände, wie die Vervollkommnung unserer mikroskopischen Instrumente und Methoden, die Ausbreitung des kosmopoli- tischen Verkehrs und dadurch bedingte Erleichterungen in der Beschaffung des Materials, endlich durch die Be- gründung zoologischer Stationen, die einschlägigen Untersuchungen sehr viel aussichtsvoller gestaltet hat als ehedem. Mir persönlich ist die Gunst der Verhältnisse, Dank der wohlwollenden Unterstützung, welche ich von Seiten der Königlichen Akademie der Wissenschaften fand, in besonders reichem Maasse zu Theil geworden, und ich hoffe nicht imbeträchtlichen Nutzen daraus gezogen zu haben. Freilich ist mehr als ein Jahrzehnt verstrichen, seit ich 1874 an der kleinasiatischen Küste die Untersuchungen an den elektrischen Fischen begann, und über ein Lustrum, seit ich von der zu gleichem Zwecke unternommenen Reise nach Aegypten zurückkehrte. Dem wissenschaftlichen Forscher, welcher sich einem schwierigen Gebiet mit Hingebung widmet, wächst der Gegenstand miter den Händen, wie ein aus unbedeutender Quelle entspringender Wasserlauf zum mächtigen Strom anschwillt, und mit Resignation blickt man in die nähere oder fernere Zukunft, wo die übermächtigen Wogen über dem nach Erkenntniss Ringenden zusammenschlagen werden, und das Feld der Thätigkeit den Nach- folgern zu überlassen sein wird. Wohl haben die LTntersuchungen mancherlei Neues ergeben, und es erseheint angezeigt, dieselben der Oeffentlichkeit zu unterbreiten, lückenhaft wie sie trotz der langen darauf verwandten Zeit und vielen Mühe auch sind; die Anforderungen der Kritik möchten sonst, nach diesen Momenten allein abgewogen, stets uner- füllbarer werden. Mehr als gewöhnlich ist dabei zur Ausfüllung der Lücken und zur Sicherung des einheitlichen Ueber- blickes Anschluss an die früheren Beobachter zu suchen und eine Revision der bereits gewonnenen Thatsachen vorzmiehmen. Es wird sich nutzbringend erweisen, auch nur weniger allgemein Gekanntes genauer zu erörtern. Manches, was nur als nackte Thatsache hingestellt wurde, eingehender zu begründen; treue Beobachtungen früherer Zeit, die der Epheu der Vergessenheit zu überwuchern droht, mögen dabei ihrem Verhängniss entrissen und in die Erinnerung der heutigen Generation zurückgebracht werden. Keiner der elektrischen Fische hat in neuerer Zeit eine so gründliche Berücksichtigung erfahren als der Gymnotus electricus in einem Buche, zu dessen Herstellung ein verhängniss volles Schicksal die Theilung der Arbeit gleichsam unabweislich decretirte. Hr. E. du Bois-Reymond , welcher Dr. Sachs' schätzbares Beobach- tungsmaterial dem wissenschaftlichen Publikum zugänglich machte und durch eine erstaunliche Fülle eigener Beobachtungen ergänzte, hatte die Güte mir die Besprechung des Centralnervensystems sowie der vergleichend- anatomischen Seite des Gegenstandes, zu übertragen. In der That ist dies Werk „Untersuchungen am Zitteraal" VI Vorwort. duicli die kritische Würdigung der früheren Arbeiten zumal hinsichthch der eigentlich elektrischen und pliysio- loo-ischcn Fräsen selbst zu einer Revision der elektrischen Fische geworden, wenn auch die anatomisch-zoologische Betrachtmig wegen Mangels genügenden Materials damals noch nicht umfassend durchgeführt werden konnte. In den nachfolgenden Blättern wird daher dem Gymiiofm electricus ein seiner Wichtigkeit entsprechender Platz nicht mehr einzuräumen sein, sondern es mag vorläufig genügen, ihn nur vergleichsweise heranzuziehen und nach Bedarf auf die bezeichnete Fundgrube der wichtigen Thatsachen hinzuweisen. Muss der gefürchtete „Temblador" Amerika's es sich somit gefallen lassen in das Hintertreffen verwiesen zu werden, nachdem er bei der letzten Campagne die Reihen seiner elektrischen Kameraden erfcjlgreich anführte, so treten dafiir jetzt junge Rekruten mit in die Action, an welche noch vor wenig Jahren Niemand zu denken wagte. Es sollen sich nicht nur die sogenannten Nilhechte, die J/o/myr?«*'- Arten, ihre Stellung unter den elektrischen Fischen erkämpfen, sondern auch die gewöhnlichen Rochen erheben Ansprüche berücksichtigt zu sein als solche, die es werden wollen. Ein Hauptergebniss unserer neueren Untersuchungen über das in Rede stehende Gebiet, welches gleich vorweg zu nehmen ist, um die Anordnung des Stoffes verständlich zu machen, ist die Constatirung einer Reihe von Fisch-Organen, die sich in jeder Beziehung so eng an länger bekannte, deutlich elektrische anschliessen, dass es fernerhin unthunlich erscheint, ihnen eine Sonderstellung anzuweisen. Als nur die Aehnlichkeit des Organaufbaues bekannt war, genügte es, dieselben nach Hrn. Dt' Bois-Reymoxd's Vorschlag „pseudoelektrische" zu nennen, nachdem aber von einer sich stets vergrössernden Zahl wirklich elektrische Leistungen beobachtet wurden, muss es treffen- der erscheinen, dieselben mit ihm als „unvollkommen-elektrische" den ausgesprochen elektrischen an die Seite zu stellen. In diesem Sinne sehe ich mich auch veranlasst, iluien in der Reihe hier l)etrachteter Formen einen Platz anzuweisen, und wird an geeigneter Stelle Gelegenheit genommen werden, das Verhältniss der Bildungen zu einander näher zu erörtern. Die Führimg mag diesmal ein seit grauer Vorzeit bekanntei' und ti'otzdein noch iinnici- niclit genügend erkannter Fisch, der „Donnerer" aus den Flüssen Afrika's, Maloptcruruii e/ectricu.'i, übernehmen. Gerade in Bezug auf ilm ist manches Neue einzufügen, mancher IiTthum Früherer zu berichtigen, und zahlreiche unge- löste Fragen sind späteren Autoren als der Bearbeitung lohnende Hinterlassenscliaft zu überweisen. Die Ver- gleichung mit den übrigen elektrischen Fischen wird dabei lehren, dass dem Malopterurus sehier Natur nach eine Sonderstellung einzuräumen ist. Berlin, Anfiing 1887. Der Verfasser. Inhalt. Seite Vorwort IV— VI I. Name und frühste Erwähnung , 1 — 5 II. Lebensweise und Vorkommen des Malopteriirus . . . . ■ 6 — 13 III. Zur makroskopischen Anatomie des Zitterwelses 14 — 30 1. Körpergestalt 14 — 16 2. Gestalt des Organs 16—19 3. Gewichtsverhältniss 19—20 4. Aeussere Geschlechtsunterschiede , 20 5. Verbreitung der peripherischen Nerven 21 — 28 6. Das Centralnervensystem 28 — -30 IV. Die Orientirung der Organe in den Körperquerschnitten 31 — 37 V. Benierkenswerthe Eigenthümlichkeiten des mikroskopischen Baues 38 — SO a. Die äussere Haut 38 — 46 b. Die Seitenorgane 47 — 52 c. Die tieferen Hautschichten um das elektrische Organ 52 — 54 d. Das elektrische Organ 54 — 61 e. Der histologische Bau des einzelnen elektrischen Elementes 62 — 70 f. Die Histologie des elektrischen Nerven 70 — 74 g. Der Ursprung der elektrischen Nerven aus den Riesen-Ganglienzellen 74 — 78 h. Zur Histologie der Geschlechtsorgane 78 — 80 Uebersicht der Ergebnisse 81- — 82 Tabelle I und II 82—84 Verzeichniss der Abbildungen 85 — 88 Litteraturverzeichniss 88 — 90 MALOPTERÜRÜS ELECTRICÜS Lacepede. //^ m 3L electricus Var. affuiis Günther nach dem Leben dargeatellt. Fritsc-li, Elektrische Fische. I. Name und früheste Erwähnung. Der Fiscli, dessen Betrachtung die vorliegenden Blätter gewidmet sind, wurde von Linn^; als Sihmis electricus benannt, während Lacepede ihn sjjäter von den eigentlichen Welsen absonderte und Malopterurus (von iiälaxog und tiveqov) taufte. Der somit aus llalakojjterurus durch Abkürzung entstanden zu denkende Name wiu-de von Peters^ in 3Ialopterurus umgeformt, da diese, auch hier angenommene, Schreibweise vom philologischen Standpunkt richtiger erschien. Im Deutschen bezeichnen wir den Fisch als „Zitterwels". Der Ausdruck „Zittern", obwohl in verschiedenen Sprachen in gleichem Sinne gebraucht, erscheint streng genommen zu schwach, weil es sich um das durch elektrische Schläge veranlasste „Erschüttern" handelt. Da die elektrischen Entladungen der Atmosphäre gleichfalls erschüttern, so ist der arabische Name des Fisches in Kairo gleichlautend mit dem für den Donner gebrauchten, nämlich „Raäd" (arab. tX^^); in Alexandrieu, im Delta bis nach Suez hinunter wollen die Bewohner den Zitterwels unter diesem Namen nicht kennen, sondern nennen ihn: „Raäsch" (arab. ij^)). Es wurde mir von einheimischen Schriftgelehrten versichert, dass beide Namen im Arabischen auch wirklich verschieden seien, indem der Ausdruck „Raäd" für den Donner gebraucht würde, „Raasch" nur Zittern bedeute, wähi-end unsere Orientalisten (z. B. Wetzstein, Spitta) beide Worte im jetzigen Gebrauch vereinigt, aber von verschiedenen Stämmen abgeleitet erklären. Bkehji", welcher das in Aegypten gebräuchliche Arabisch geläufig sprach, war ebenfalls für die Trennmig beider Worte; er sagt, die Araber nennen den Zitterwels „Raasch", und erklärt den Namen folgendermaassen: „Der Name Raasch ist mit dem deutchen Wort Zitterwels ungefähr gleichbedeutend, nicht aber eine Umbildung des arabischen Wortes Raad, zu deutsch Donner." Es lag nahe bei solcher thatsächUchen Uebereinstimmung der Bezeichnungen anzunehmen, dass auch die Ai-aber den elektrischen Erscheinimgen des Gewitters verwandte Phaenomene in den Schlägen des Raäd erkannt hätten, wie Geofproy St. Hilaire^ es ihnen ausdrücklich zuschreibt. Aber auch Adanson, der den Fisch schon lange vor jenem im Senegal l)eobachtete (1751), erkannte die elektrische Natm- der Erscheinung, indem er sie mit dem Schlage der Leydener Flasche verglich. Mag nun auch ein intelligenter Araber einmal instinctiv die Verwandschaft der Erscheinungen beim Donnerschlag und beim elektrischen Schlage des Fisches geahnt haben, thatsächlich beziehen sich beide Ausdrücke „Raäd" wie „Raäsch" auf die erschütternde Wirkung des Schlages; wo solche zur Beobachtung kommt, sehen wir auch die Bezeichnungen wiedererscheineu. Dadurch wird es begreiflich, dass der Zitterrochen von der arabischen Bevölkerung mit dem gleichen Namen belegt wird. Wie die beiden Wörter noch heutigen Tages nebeneinander hergehen, so wmxlen sie uns auch von den Autoren, die den Zitterwels erwähnten, abwechselnd zugebracht; Bilharz nennt ihn z. B. „Raäd" und will „Raäsch" nicht kennen, Forskal dagegen, der im Jahre 1775 den Fisch im Nil für unsere Zeit wiederent- deckte, schrieb „Raäsch". Das Zusammenwerfen verschiedener elektrischer Fische zu einem Begriff war auch im Alterthum schon gebräuchlich und erschwert die Entscheidung, ob eine bestimmte Notiz in den alten Schriften fiir che eine oder die andere Art gemeint sei. So war der griechische Ausdruck „väQy.}f in Anwendung sowohl für den elektrischen 1 Naturwissenschaftliche Reise nach Mossambrique u. s. w. Zoologie IV. Flussfische. Berlin 1868. S. 41. 2 Brehm's Thierleben. Die Fische. S. 205. 3 Annales du Museum d'histoire naturelle. Tonil. 1802, abgedruckt in der : Description de l'Egypte, edit. Panckoucke, Tom 24, p. 304. 1* Name und früheste Erwähnung Rochen als auch den Zittenvels; wenigstens lässt die Erwähnung des Fisches „i/aV)x>;" aus dem Nil, wie sie sich bei Athenaeus^ findet, nicht wohl eine andere Deutung zu, da Torpedo nicht in den Nil hinaufsteigt. Die elektrischen Eigenschaften des Zitterwelses, welche die Namengebimg veranlassten, waren jedenfalls auch schon früheren Generationen bekannt und konnten nicht wohl verborgen bleiben, wenn Jemand den Fisch unbefangener Weise berührte. Der heilige Nil ist das Gebiet, welchem wir uns zunächst zuzuwenden haben, ein Terrain auf dem späteren Forschern sich noch vielfoch Gelegenheit bieten dürfte, wissenschaftliche Lorbeeren zu sammeln. An seinen Ufern finden sich unter den ehrwürdigen Denkmälern vergangener Jahrtausende die ältesten Abbildungen zahlreicher Fische des süssen wie des salzigen Wassers, darmiter auch mehrere elektrische Arten, wie vor allem des Maloptcrurus selbst. Obwohl bereits mehrfach publicirt, kann ich es mir nicht versagen hier eine berühmte Dar- stellung im Holzschnitt wiederzugeben, welchem eine im Jahre 1868 bei Gelegenheit dei- archaeologisch-photogra- phischen Expedition von uns aufgenommene Photographie zu Grunde liegt, weil das Original trotz seines hohen illlii^ Alters (etwa 3000 v. Clir.) mit bewunderungswürdiger Technik ausgeführt ist. Das als Rehef aul' vertieftem Grunde eingeschnittene und bunt ausgemalte Wandbild befindet sich in der Mastaba Ti zu Sakara, der Todtenstadt des ver- schwundenen ]\Iemphis, und stellt den fürstlichen Inhaber des Grabes, Ti, auf einer Nilbarke dar, in imposanter Ruhe seinen Untergebenen zuschauend, die mit dem Harpuniren von Flusspferden und mit Angeln beschäftigt sind. Die Nilfauna ist, wie man sieht, recht zahlreich vertreten; es wimmelt unter der Barke in dem durch senkrechte Wellenlinien angedeuteten Wasser von allerlei Gethier, so dass es stellenweise schwer ist, den sich ineinander drängenden Formen zu folgen. Links unweit der Oberfläche schwimmt aber, vom Künstler unver- kennbar wiedergegeben, der Donnerer des Nil, der Jfalopterurus. Die charakteristische Flossenstellimg, lUe kurz- 1 Deipnosopliist. Libr. VII, p. 312. Vergl.: du Bois-Rbtmond : Quae apud veteres de piscibus electricis exstant argumenta. Disser- tatio inaug. Berlin 1843. Aus dieser reichen Zusammenstellung der Stellen alter Autoren, wo elektrische Fische Erwähnung finden, hat auch BoLL für seine Abhandlurg: ,,Die elektrischen Fische". (Viechow-Holtzendorff's gemeinverständl. Abhandl. 1874) geschöpft. — Vergl. ferner von oben genanntem Ai^tor: Zur Geschichte der Entdeckungen am Zitterwelse (Malopterurus electricus). Archiv f. Anatomie, Physiologie u. wiss. Med. 1859, S. 209. DES Malopterurus. 5 «ledruiigeiie Gef^talt, die Bartfäden de.s Maules: Alles ist vortrelllieh ausgei)riigt; ein anderer Fisch etwa in der Mitte des Bildes erinnert ebenfalls an den Elektriker, die etwas schlankere Gestalt, active Haltung und ab- weichende Behandlung der Bartfäden lässt mich aber annehmen, dass der Künstler durcli diese Figur den Hderobranchus angmllaris ausdrücken wollte, welcher in der That einige Aehnlichkeit mit dem Zitterwels hat und noch heut gelegentlich irrthümlicher Weise an Stelle des Malopteimrus von Unkundigen eingeliefert wird. Von dem mancherlei sonstigen Gewürm, das sich unter der Barke tummelt, möchte ich nur noch auf das sonderbare Unge- thüm von dunkler Farbe rechts im Bilde hinweisen. Die Figur stellt unzweifelhaft ein Flusspferd dar, der launige Darsteller hat ihm aber in den weit aufgesjierrten Rachen gleichzeitig einen grossen Nilfisch mit Rüekenstachel (Piiiielodus) und ein Krokodil gestopft, so dass der Kopf des Flusspferdes nur die obere, normale Hälfte zeigt. Als Anhang zum vorliegenden Werk beabsichtige ich eine zusammenhängendere Darstellung der bisher sehr vernachlässigten hieroglypliischen Abbildungen von Fischen zu geben, woran sich naturgemäss eine Ver- gleichung der Nil-Fischerei von Sonst und Jetzt reihen soll; in späterer Abtheilung dieses Buches, bei Besprechung des Mormyrus, wird ebenfalls auf hieroglyphische Darstellungen des alten Aegyptens zurückzukommen sein. Die geringe Beachtung, welche gerade die zoologischen Beigaben bei unseren Aegyptologen fanden, ist vermuthlich nicht allein der Grund, dass wir so wenig über solche Fische aus den Hieroglyphen bisher gelernt haben. Nur, wo das betreffende Thier irgend wie mit dem Cultus verknüpft ist, pflegen die liieroglyphischen Inschriften auf die Darstellungen derselben Bezug zu nehmen; dies ist z. B. bei dem der Hathor geheiligten Jlormyriis der Fall. Gewöhnlich sind die Wandgemälde der Grabkammern Bilder ohne Worte, die durch die Lebendigkeit des Vortrags fui- sich selbst sprechen, während die Inschriften in dem gebräuchlichen Tenor ver- laufen, d. h. den Verstorbenen in überschwenglichen Worten preisen, seine Stellung, Macht mid Reichthum loben, das Besitzthum häufig ganz detaillirt aufzählen und bestimmte den Gottheiten der Unterwelt darzubringende Opfer anordnen. Trotzdem möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es noch gelingt, hieroglypliische Inschriften zu ent- ziffern, die des Malopterurus Erwähnung thun, da er doch offenbar, wie die Abbildungen lehren, schon damals die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und seine besonderen Eigenschaften gewiss nicht unerkannt geblieben sind. Ausser der oben angefiihrten, nicht ganz sicheren Bemerkung des Athen aeus sind bis in's Mittelalter hinein nur spärhche Nachrichten über den Zitterwels vorhanden; bemerk enswerth erscheint darunter die Be- schreibung des arabischen Arztes Abd-allatif^ aus Bagdad (12. Jahrb.), welcher auch die elektrische Wirkung des Fisches treffend charakterisirt, imd im 17. Jahi'h. der Bericht des Jesuiten Godigno^, in dem die Beobach- tung der Fischer erzählt wird, dass ein lebender Zitterwels zwischen bereits abgestorbene andere Fische gebracht, sie wieder (durch die elektrische Reizung) lebend erscheinen Hesse. Nach der Erwähnung desselben durch Adanson^ (1751) und Forskal* (1775) vei-gingen wiedermn Jahrzehnte, bevor misere Kenntniss des Fisches sich erheblieh steigerte und sein grosses Verbreitmigsgebiet gleichzeitig festgestellt wurde. Nachdem ihn Tuckey^ (1816) im Congo aufgefunden hatte, beobachtete ihn Peters® im Zambezi mid. seinen Nebenflüssen (1845). Doch ist dies, wie es scheint, der südhchste Punkt, wo der Zitterwels bisher angetroffen wurde. Es folgte dann 1857 die klassische Monographie über ihn von Bilharz, welche den so lange vernachlässigten Fisch mit einem Schlage zu dem (damals) bestgekannten unter den elektrischen Arten machte. Peters' Beobachtungen über den Zitterwels verdienen besonders hervorgehoben zu werden, weil aus denselben die Berechtigung herzuleiten ist, an dieser Stelle von einem Maloptenirus eledricus als einheitlicher Species zu sprechen, während andere Autoren, z. B. Murray, sowie der berühmte Fischkeuner Dr. Günther" sich veranlasst sahen, die beobachteten Formen in melu-eren Species: 31. electriciis Lac, 31. beninensis 3Iurray^ und 31. affinis Günther unterzubringen. Es dürfte genügen im Anschluss an Peters dieselben als Lokalvarietäten aufzufassen und zu einer Species zu vereinigen, worauf weiter imten mit einigen Worten ziu-ückzukommen sein wird. 1 Relation d'Egypte par Abd-Allatif, mödecin Arabe de Bagdad. Traduction de M. Silvestre de Sacy. Paris 1810. - De Abassiniorum rebus deqne Aethiopiae patriarchis libri tres. Lugduni 1615. Der Zitterwels wird hier Toipedo genannt. 3 Reise nach Senegall übersetzt von Maetini. Brandenburg 177-3. S. 201. ■* Descriptio animalium, quae itineri orientali observavit. Nach dem Tode Forskäl's von Niebuhes herausgegeben. Kopenhagen 1775. 5 Narrative of an Expedition to explore the river Zaire, usually called the Congo, in 1816. London 1818. « Naturwissenschaftliche Reise nach Mossambique u. s. w. Zoologie IV. Flussfische. Berlin 1868, S. 41. — Monatsberichte der Königl. Akad. d. W. zu Berlin. 1868, S. 121. — J. Müllers Archiv für Anat. u. Phys. 1845, S. 375. 7 Catal. of the Fishes. Vol. V. p. 219. 220. 8 The Edinburgh New Philosophical Journal. New Series 1855, Vol. II, p. 49. 379. — Vol. III, p. 188. IL Lebensw^eise und Vorkoramen des Malopterurus. Die augefülirten Berichte der Autoren ergeben, dass der Zitterwels einem grossen Tlieil der Flüsse des centralen Theiles von Afrika eigen ist; er bevorzugt offenbar die wärmeren Gewässer und erscheint in diesen besonders häufig, so z. B. in den Küsteuflüssen des tropischen AVest-Afrika. Von dieser Gegend, nämlich von Creek-Town am Old-Calabar, war es, woher zuerst lebende Zitterwelse ihren Weg nach Eui-opa fanden und zwar gebülirt der Rulim durch Ueberfiihrimg dieser Fische der Wissenschaft einen grossen Dienst erwiesen zu haben, einer Dame mit Namen Mrs. Andersson, der Frau eines schottischen INIissionars daselbst. Der erste unter ihrer hebevolleu Pflege nach Edinburgh in Prof. Goodsir's Hände gelangte Zitterwels hatte alsbald seine Reise weiter nach Berhn fortzusetzen, mad am 13. August 1857 konnte bereits Hr. E. du Bois-Reymond der Akademie der Wissenschaften die bahnbrechende Entdeckimg mittheilen, dass die Richtung des elektrischen Stromes im Zitterwelsorgan vom Kopf zum Schwanz verläuft, d. h. die umgekehrte ist wie bei den anderen elektrischen Fischen! Diu-ch die Feststellung dieser einen Thatsache wm-de also bereits im Jahre 1857 der wichtigste Grund- stein für die jetzt von mir A^ertretene, anatomisch begründete Behauptung gelegt, dass es wenigstens zweierlei, grundsätzlich verschiedene Kategorien elektrischer Organe giebt. Bei richtiger Pflege gelingt es, den Zitterwels für längere Zeit in der Gefangenschaft am Leben zu erhalten, wie z. B. ein solcher Fisch, der im Sommer 1859 durch gütige Vermitteluug von Bence-Jones in London in den Besitz des Hrn. E. du Bois-Reymond gelangte, trotz mannigfacher Verletzungen dm'ch die überstandene Reise sich vollständig erholte imd bis zum Herbst 1864, d. h. über 5 Jahre, in BerUn lebte. Vielleicht hält Hr. Babuchin in INIoskau Zitterwelse noch längere Zeit in semer Obhut, doch ist Genaueres darüber bisher nicht in die Oeffentlichkeit gedi'ungen, wähi-eud Hr. E. du Bois-Reymoxd in seinen Abhandhmgen\ che gemachten Erfaluamgen zum Nutz imd Frommen anderer Forscher ausführlich wiedergegeben hat. Indem ich auf diese Quelle verweise, will ich mich hier darauf beschränken, derselben einige allgemeine Daten zu entnehmen. Der Fisch wurde, nachdem seine Verletzungen unter Anwendung eines l)eständigen Stromes frischen Wassers ausgeheilt waren, in einem heizbaren Glastrog gehalten imd anfänglich mit Regen würmern später mit Rindfleisch, in wurmförmige Streifen geschnitten^, gefüttert. Die geeignetste Temperatiu", welche der Zitterwels am meisten zu lieben schien, wurde niedriger gefunden, wie angenommen war, nämlich 15° C. (anstatt der von GooDSiR empfohlenen von 21.1° C). Um mehrere solcher Fische in demselben Trog zu halten, mussten sie durch Gitter von einander gesondert werden, da sie sich gegenseitig lebhaft bekämpften; selbstverständlich ver- trugen sie sich auch mit anderen Fischen nicht, sondern griffen sie mittelst ihrer elektrischen Waffen an und tödteten die schwächeren imter ihnen. Noch in der Gefangenschaft machte sich die Vorhebe der Thiere füi- dunkle, geschützte Oertliehkeiten geltend, wie sie solche in der Freiheit aufsuchen, imd veranlasste sie, sich an dem abgelegensten Theil des Troges ihi-en Aufenthalt zu wählen. 1 Gesammelte Abhandlungren. Bd. II. S. 604, 620. Lebensaveise und Vorkommen des Malopterurus. 7 Erst als die Fische an einer eigentliüinliclien Krankheit, welche, nach den angegebenen Symptomen zu schliessen, wohl mit der leider so sehr verbreiteten Saprolegnien-Erkrankung, des Erbfeindes miserer Süsswasser- aquarien, znsaramengehih'te , wurden sie gleichgültig gegen das Licht und suchten die Oberfläche des Wassers. Der am längsten am Leben erhaltene Zitterwels stammte höchstwahrscheinlich ebenfalls aus dem Old- Calabar- Flusse und zeigte in verschiedener Weise die Merkmale der Varietät 31. affinis Günther. Er wurde bei Lebzeiten von dem INIaler Dworzaczeck eingehend studirt mid in drei verschiedenen Stellungen auf einem grösseren Oelbilde portraitirt, wonach die als Titel- Vignette diesem Buche eingefiigten Darstellungen entworfen sind. Besonders in der Seitenansicht weicht die Form des Kopfes bei diesem Zitterwels so sehr von den aegj^tischen ab, dass ich mich schwer dazu verstanden hätte, an die Correctheit des Oelbildes zu glauben, weim nicht die Vergleichung mit dem noch vox'handenen, in Spiritus wohl conservirtem Original die Zuverlässigkeit des Malers ausser Zweifel gestellt hätte. Eine von mir veröffentUchte Abbildung des Tliieres, wobei ebenfalls ein lebender, allerdings noch jugendlicher Fisch aus dem Nil zum Vorbild diente, zeigt erhebhche Abweichungen, welche im nächsten Kapitel km'z aufgeführt werden sollen, um die Varietäten zu kennzeichnen. Gewisse dem lebensfrischen Zitterwels allein eigenen Merkmale möchte ich aber schon an cheser Stelle unter Hinweis auf die Titel Vignette erwälmen, da die anatomischen Figuren der beifolgenden Tafeln andern- falls zu irrthümlichen Vorstellungen verleiten könnten. Der gesunde, kräftige Zitterwels streckt die sechs um das Maul herumstehenden Barteln in straffer, weit nach vorn gerichteter Haltung aus, wähi-end sie beim erkrankten oder abgestorbenen Fisch eine schlaffe Be- schaffenheit und beliebige, zufallige Krümmungen zeigen. Bei dem aegyptischen bemerkte ich gelegentlich eine besondere Einstellung, indem von den drei Paaren die Kinnbarteln sich mehr nach vorn streckten als die halb zurückliegenden Maxillar- und Mandibular-Barteln.^ In sehi" treffender Weise hat der Maler in der Ansicht des Fisches von vorn eine andere Eigenthüm- lichkeit zur Anschauung gebracht, welche unter Umständen selbst noch am abgestorbenen Thier beobachtet werden kann. Wälu-end nämlich gewöhnlich die glatte, sehr nachgiebige Haut eines mibeschuppten Fisches den Bewegungen des Körpers sich anpasst und durch seitliche Krümmungen Faltenbikkmg nicht veranlasst wird, legt sich am gesunden Zitterwels die strotzende, succulente Haut bei stärkeren Bewegungen des Thieres in breite, regelmässige Falten, so dass schon der äussere Anblick erkennen lässt, hier ist etwas verborgen, was besondere Beachtung verdient. Fig. 2 auf Tafel II zeigt einen frischen 3Ialopterurus, dem dm'ch glatten Längsschnitt die Hautanlage (mit dem elektrischen Organ) am Rücken getrennt wurde; durch das geringe Herabsinken der schweren, sulzigen Schwarte haben sich auch am todten Thier die Querfalten der Seiten des Körpers theilweise wieder hergestellt, wie sie das lebende zeigte. Auch in diesem Punkte ist also die Correctheit des Malers zu loben. Der eigenthümhche, ungewöhnliche Unu'iss des Körpers, wie ihn die Seitenansicht darbietet, ist wohl durch die Entwickelung der Geschlechtsorgane etwas beeinflusst worden. Nachdem dieser, ditrch Hrn. du Bois- Reyjiond's mit ihm ausgefülirte Untersuchimgen berülmit gewordene Jlaloptentms lange treulich ausgehalten hatte, erfüllte er plötzlich sein Geschick, noch im Tode miser Interesse im höchsten Maasse erweckend. Er starb, wie es öfters bei Fischen in der Gefangenschaft beobachtet wird, an dem Unvermögen, die in ihm zu voller Ausbildung gelangten Eier in normaler Weise zu entleeren. Jeder der für die Entwickelmig des Zitterwelses interessirten Forscher wird gewiss mit Bedauern auf die üppigen, mit gut ausgebildeten Eiern, von 2 mm Dm-chmesser, gefüllten Ovarien dieses Exemplares blicken, welche, befruchtet und normal entleert, ilim zu den werthvoUsten Aufschlüssen hätten verhelfen können. Man begreift im Anblick dieser Organe, dass einzelne Forscher sieh opfermuthig der schweren Aufgabe unterzogen haben, lebende Exemplare nach der Heimath zu transportiren, um vielleicht nach jahrelangem vergeblichen Warten die Entwickekmg der Brut sich unter ilii-en Augen vollziehen zu sehen; freilich sind che bisher an anderen in der Gefangenschaft gehaltenen Fischen gemachten Erfahrungen mit wenigen Ausnahmen (z. B. beim Katzenhai) solchen Hoffnungen bisher nicht günstig gewesen. Die Beobachtmig der mit den strotzenden Eierstöcken bis zum Bersten angefüllten Leibeshöhle des Thieres lässt mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass die Verkältnisse des Laickens nickt so seki- von den- jenigen verwandter Arten abweicken dürften, dass vor allen Dingen die Annakme, der Zitterwels könne viel- 1 Vergl.: Die elektrischen Fische im Lichte der Descendenzlehre. Fig. 6. Samml. gemeinverständl. wissensch. Vorträge, herausgeg. T. R. ViBCHOW u. Fe. v. Holtzendobff. XVIII. Serie, Heft 430 — 31. Berlin 1884. Hieraus ist der im nächsten Kapitel eingefügte Holzschnitt wieder aufgenommen. 8 Lebensweise und Vorkommen leicht lebend gebärend sein, unzulässig erscheint. Wie sollten wohl die entwickelten Foetus in einer Leibeshöhle Platz finden, die schon den reifenden Eiern bei ihrer nach vielen Hunderten zählenden Menge zu eng wird? "Wenn man aus diesen, an dem gefangenen Fisch gemachten Beobachtungen erneute Zuversicht schöpft, es müsse sich seine Entwickelung in der Katur selbst leicht genug feststellen lassen, so wird man sich leider schmerzlich getäuscht finden; dennoch müssen wir diese Aufgabe fest im Auge behalten und zur Lösung der- selben zunächst das Vorkommen und die Lebensweise des Zitterwelses im Freien möglichst genau erforschen. Folgendes enthält die Erfahrungen, welche ich darüber in Aegypten selbst zu sammeln vermochte und weiter zu vervollständigen trachten werde: Im Flussgebiet des Nil ist der Zitterwels sowohl im unteren Lauf, von den Mündungen bis hinauf nach Assuan, als auch im oberen Lauf z. B. bei Chartum ein verbreiteter, aber jetzt nicht mehr besonders häufiger Fisch. Die Häufigkeit, mit welcher er u-gendwo zu einer bestimmten Jalireszeit gefangen wird, ist kein irgend wie verlässlicher Maassstab für die Häufigkeit seines Vorkommens daselbst zu einer beliebigen Zeit. Es kann durch übereinstimmende Angaljen aller Fischer und der am meisten erfahrenen Forscher als sicher festgestellt gelten, dass er es liebt sich in Schlupfwinkel des Flussbettes zu verstecken, und ist ihm jeden- falls — was auch mit seiner migeschickten Körperform und geringen Flossenentwickelimg stimmt — eine träge Lebensweise eigen. Als Schlupfwinkel dient ihm jeder gegen die Strömung sowie anprallende Gegenstände geschützte Ort, besonders Erdlöcher im unterspülten Ufer, Höhlungen in den Fluss geworfener Gegenstände, Mündungen in den Fluss führender Röhren und Aehnliches. Beispielsweise führe ich au, dass bei El-Mansura gelegentlich der Renovirung einer vom Nilwasser ge- speisten Pumpe, die melu'ere Himdert Schritt weit vom Canal entfernt war, der in der Brunnengrube arbeitende Fellah die Arbeit plötzhch aufgab „weil der Teufel in den Brumien gefiihren ^sei". Nähere Untersuchung des ,.Teufels" ergab, dass er die Gestalt eines lebenden Zitterwelses angenommen hatte und sieh durch empfindliehe elektrische Schläge seiner Haut welu-te. In ähnlicher Weise erzählt Hr. Babüchin\ dass eine aegyptische Frau ein irdenes Wassergefiss, welches einige Zeit im Nil gelegen hatte, für behext erklärte, weil sie beim Versuch dasselbe zu reinigen, heftige Schläge bekam; auch hier hatte ein Zitterwels den alten Krug für einen geeigneten Ort beti'aehtet, um darin ein beschauliches Leben zu führen. Es erweckt demnach falsche Vorstellungen, wenn Hr. Babuchin gleichwohl versichert, der Fisch liebe steinige Ufer. Bekanntlich ist dass Nilufer bis hinauf in die Gegend von Edfu Alluvialschlamm und nur an sehr- wenigen Stellen (Gebel Tuk, Schech Embara) erreicht natürliches Gestein das heutige Ufer. Künstlich von Menschenhand ist für ganz kurze Strecken in der Nähe der Ortschaften zur Befestigung des U^fers Stein- geröll aus der Umgegend herbeigeschleppt und am LTfer ausgebreitet wurden; in den Seitencanälen ist dies fast nirgends der Fall und doch findet sich gerade in diesen, vermuthlich wegen des ruhiger fliessenden Wassers, der Zitterwels sehr gern. Ein wichtiger Pmikt für das Auftreten, oder besser gesagt für das bemerkbar Werden des elektrischen Welses, der von den Autoren nirgend betont ist, liegt in den allgemeinen Witterungsverhältnissen be- gründet. Es erscheint mir nach eigenen Erfahiamgen zweifellos, dass der Fisch nur bei wanner Luft und Wasser zur Beobachtmag kommt. Bis zum 23. Nov. 1881 war er in der Nachbarschaft von El-Mansm'a noch recht häufig, dann trat plötzlich nach einem kalten Regen aussergewöhnlich frühe, rauhe Witterung bei östlichen Winden ein. Am 6. Dec. lag der Reif am Morgen auf den BamnwoUenballen und das Thermometer zeigte + 4 C. Mit dem Tage, wo die Kälte einsetzte, verschwand der llalopteriirus in der ganzen Umgegend von El- Mansura und trotz aller Anstrengmigen und ausgebotenen Belohnungen wurde bis zu meiner Abreise aus Aegypten am 17. Dec. keiner mehr gefangen. Es lag somit die Frage nahe: Was war aus den Fischen geworden? Ich suchte damals der Lösung näher zu kommen, indem ich alsbald meinen Weg rückwärts auf Cairo richtete, wo die Temperatur erheblich milder ist als im eigentlichen Delta, mn dort das Verhalten des Fisches zu untersuchen. Wirklich gelang es hier auch am 10. Dec. noch em Exemjjlar zu erlangen, und es wurden nun unter Beihilfe des deutschen Generalconsulates sämmtliche Fischerschechs der Nachbarschaft vor den Pohzeichef von Cairo citirt, um Auskmift zu geben, eventuell den Fisch lebend zu beschaffen. Sie betonten einstimmig die Unmöglichkeit, in der damaligen Jalueszeit die Aufgabe lösen zu können und schieden von der Conferenz sehr beruliigt, obwohl der Pascha eine hohe Strafe von ihnen einzuziehen drohte, wenn es ohne sie gelänge, todte Exemplare des Fisches zu beschaffen. Beobachtungen und Versuche am Zitterwelse und Mormyms des Niles. Archiv für Anat. u. Physiol. 1877. Physiol. Abthlg. S. 250. DES Malopterurus. 9 Freilich konnten sie .sehr heruhigt sein, da ihre Macht gross genug ist, um die EinHeferung von todten Exemphiren selbst zu vei'hindern, aber andererseits unterliegt es doch für mich keinem Zweifel mehr, das der Zitterwels entgegen Bilharz's Angabe, schon im December in der Umgebung von Cairo nur selten gefangen wird. Es ist kein Grund zu der Annahme vorhanden, dass er deshalb die Gegend dann bereits vollständig verlassen hal)e. Jedenfalls wird er bei eintretender kalter Witterung seine Schlupfwinkel in der Tiefe aufsuchen und vielleicht eine Art Winterruhe abhalten. Selbst in El-Mansura erklärten die Fischer, der Raäd sei das ganze Jahr über vorhanden, finde sich aber in w^echselnder Häufigkeit. Es schliesst diese Behauptung die Annahme nicht aus, dass einzelne Exemplare sich wegen des noch länger warm bleibenden Wassers allmählich melii' und mehr in die Seitencanäle des Flussgebietes zm-ückziehen. Wenigstens spricht für solche Vorstelliuig die That- sache, dass damals, d. h. am 20. December, aus dem wenig südlich von Cairo gelegenen Fayum, wo che Gewässer der Canäle durch die benachbarten, überhitzten Wüstenflächen länger in Temperatur gehalten werden, wirklich noch ein lebendes Exemplar durch die Schechs richtig eingehefert wurde. Rückt der Zitterwels thatsächlich wälirend des Winters im Nil höher hinauf um wieder wärmeres Wasser zu finden, so geschieht dies sicher nicht so allgemein imd plötzlich. Höchst auffallend und unerwartet, weil von den Autoren völlig todtgeschwiegen, war mir die bemerkens- werthe Häufigkeit des elektrischen Welses im Delta, wo man für viele Meilen in den schlammigen Canälen kernen Stein aufzutreiben vermöchte, gelte es auch sich damit vom Tode zu retten. Die Beschaffung des Fisches im Delta wälu-end der Monate, wo che Kälte ihn noch nicht drückt, unterhegt keinen besonderen Schwierig- keiten, und ist hier die em'opäische CiviUsation schon mächtig genug, um die Beschaffimg lebender Exemplare durchzusetzen. Die Orte, welche zu diesem Zwecke vor andern günstig sind, dürften folgende sein: El-Mansura, Zagazig, ]\Iehallet-el-kebir und Birket-es-Saba; der Fisch wird aber gelegentlich bis Damiette hinauf gefangen. Der Monat, in dem er am häufigsten in die Hände der Fischer fällt, ist nicht der November (Bilharz), sondern der August. September, October geht die Häufigkeit herab, so dass man genöthigt ist, in den letzt- genannten Monaten das Untersuchungsmaterial schon aus weiteren Entfernmigen zusammenholen zu lassen imd daher auf lebende Exemplare nicht wohl rechnen kann. Die weitere Verfolgung der noch imbekannten Ent- wickelung des Fisches, an welche sieh auch physiologische Untersuchungen leicht wiu-den anknüpfen lassen, muss selbstverständlich in einer bestimmten Jahreszeit vorgenommen werden, gleichviel wde ungünstig sie in anderer Beziehmig durch excessive Temperaturen, Chamsin-Wind oder örtliche Schwierigkeiten sei, anatomisch-histo- logische Arbeiten über den Zitterwels dagegen lassen sich gewiss am besten im Anfang des Winters erlechgen. Um die Aussichten richtig zu taxiren, welche die verschiedenen Monate dem Forscher bieten, darf man nicht vergessen, dass die Jahreszeiten in Aegypten eine wesentlich andere Bedeutung für Thier- mid Pflanzen- welt haben als in Eiu'opa. In letzterem Lande kommt die belebende Sonnenwärme, wenn es ein fruchtbares Jahr geben soll, zu gleicher Zeit mit der himmlischen Feuchtigkeit, d. h. das organische Leben entwickelt sich im April, Mai. In Aegypten sind diese Monate dem Typhon gew^eiht, als dessen iülilbarer Gesandter der Chamsin-Wind, der „Verderber" der Araber erscheint, an welchen auch der Einheimische stets mit einem gewissen Schauder denkt. Alles verdörrt imter seinem glühenden Hauch mid wartet verschmachtend auf bessere Zeiten. Dann ist es in der That auch für den Menschen am besten, sich auf das Lager hinzustrecken und mit stoischem Gleich- muth zu ertragen, was er nicht ändern kann. An diese „schöne Jahreszeit" der Dichter knüpft sich auf aegy|3tischen Boden kaum eine Verheissmig. Die organische Welt schlummert unter dem Druck des Chamsin ebenso wie es die Menschen machen; denn die gute Zeit, wo der stralilende Sonnengott Horus im Verein mit dem Nilgott den Typhon siegreich bekämpft, ist noch fern, oder, mit dürren Worten gesagt: Das Steigen des Nils hat noch nicht begonnen. Man liest wolil in Büchern von den di'eifachen Erndten Aegyptens, von denen eine dem Sommer ange- hören soll, aber nur in ganz beschränkten, besonders günstigen Oertlichkeiten kann von einer solchen Erndte die Rede sein, für den allgemeinen Wohlstand ist sie von keiner Bedeutung. Die Entwickelmig von Thieren geht in Aegypten wie in andern Ländern in der Regel Hand in Hand mit derjenigen der Pflanzenwelt; ist die letztere nicht so streng wie bei uns an die Jalrreszeit gebimden, so ist es die Thierwelt noch weniger. Einheimische Standvögel brüten meist das ganze Jahr hmdurch mit imgleichen Pausen; viele Fruchtbäume ]:)lühen und tragen Frucht in verschiedenen Individuen zu gleicher Zeit; die Felder Fritsch, Elektrische Fische. 2 10 Lebensweise und Vorkommen werden hier abgeerndtet, dort scliiesst auf ihnen das Getreide in Samen, wieder andere werden gepflügt und mit Saat bestellt. Wovon aber Alles, Mensch, Thier und Pflanze, in gleicher Weise abhängig ist, was in der That, .wie es der Cultus der alten Aegyi>ter schon andeutet, den Wechsel in der Jahreswende wesentlich be- dino't, der Pulsschlag des Lebens in der organischen Natur Aegyptens ist das An- und Abschwellen des Nils. Es fehlen genaue Daten über die Entwickelungszeiten der Nilfische überhaupt. Der indolente Araber denkt nicilit daran, solche Beobachtungen zu machen, der Europäer kommt nicht dazu, etwas davon zu sehen. Die arabischen Fischer, soweit ich solche für wahrheitsgetreu zu halten habe, erklärten stets einstimmig, kleinere wie fingerlange Zitterwelse überhaupt nicht gesehen zu haben. Auf meine Frage: „Wann denn nun die Anöm (Mormyrus) Junge hätten?" erwiederten sie: „Wann Allah sie ihnen giebt." Diese gar nicht abzuweisende Antwort giebt viel zu denken; sie scheint mir imphcite die Meinung anzudeuten, dass dieser Vorgang an eine bestimmte Jalu-eszeit überhaupt nicht gebmiden sei. In- dessen möchte ich doch gerade für den Zitterwels (imd auch für den Mormyrus) bezweifeln, dass die Anschaumig berechtigt ist, während sie für manche andere Art mehr oder weniger zutreffend sein dürfte. Fragen wir also, welche Jahreszeit hat denn nun für jene elektrischen Fische die grösste Wahrschein- lichkeit für sich? so ist zu antworten, dass die triftigsten Gründe für die Entwickelung derselben während der Nilschwelle sprechen. BiLHARZ^ hatte demnach mit seiner brüsken Erklärung: „Der Jlaloptcnirns laicht im Juli", die er leider gar nicht näher erörterte, nicht ganz Unrecht, d. h. die angegebene Zeit stimmt vermuthhch ungefälu-. Was mich zu diesem Ausspruch veranlasst, ist Folgendes: Das sogenannte Frühjahr, welches in Aegypten, wie bereits angedeutet, kein Frühjahr in unserem Sinne ist, bietet für die Fischentwickelung die möglichst ungünstigen Bedingungen. Das zu solcher Jahreszeit noch immer zurückgehende Wasser lässt täglich mehr und mehr Stellen trocken, die sich vielleicht zu Laichplätzen eignen möchten, und der Chamsin saugt gierig den letzten Rest der Feuchtigkeit in den Lachen ein. Das alsdann tief eingesunkene Flussbett des Nil bietet schon der Bodenbeschaffenheit nach keine sicheren Plätze zum Absetzen des Laiches, er ist ausserdem in seinen Fluthen wie am Ufer dicht besetzt mit den eng zusanunengeschaarten Fischräubern aller Art. Selbst der elektrische Sicherheitsmantel dürfte dem Zitterwels kaum ausreichen, um den abgesetzten Laich gegen die gierigen Raubfische erfolgreich zu vertheidigen; die wenig später hereinstürmenden Hochfluthen würden in dem engen Flussbett die kaum entwickelten Fischchen erbarmmigslos verschwemmen. Wie es scheint, hat Hr. Babuchin^ eine Zeitlang die letzten Monate des Jahi-es als die Entwickehmgs- periode angesehen, wenn er auch den Monat nicht bestimmt bezeichnet. Ist diese meine Annahme richtig, so hat ihn jedenfalls der Umstand zu solcher Vermuthimg geführt, dass er kleme Jlalopteruri von etwa gleicher Grösse in Seitencanälen bei Girgeh während der Monate März, April fing. Er hat seitdem, wie er mir mit- theilte, selbst eingesehen, dass er das Wachsthum des Fisches überschätzt hatte, und die bewussten Fischcheu jedenfalls mehr als drei Monate alt waren; nach meinen eigenen Erfahrungen möchte ich glauben: sie waren in der That über ein Jahr alt. Es hat sich mir nicht der geringste Anhalt dafih- ergeben, dass die Entwickelung in den eigenthchen Winter fallt, in welcher Zeit, abgesehen von den ungünstig werdenden Wasserverhältnissen, auch der niedrige Stand die Sonne liindert, genügende Wärme zu spenden, um Laich zu williger Entfaltung zu bringen. Die Unter- suchung einer sehr beträchtlichen Anzahl von Individuen in der bezeichneten Jahreszeit war einer derartigen Annahme ebenfalls durchaus entgegen; denn die Ausbildung der Ovarien sowie der Hoden niuss unzweifelhaft die herannahende Laichzeit verrathen. Die Geschlechtsdrüsen fiinden sich aber im Beginn des Winters im Stadium einer höchst geringen Ausbildung, vielleicht sogar einer hochgradigen Rückbildung, und zwar besonders die männlichen Organe. Den angedeuteten Zweifeln über die richtige Zeit der Entwickelung gegenüber gewinnt nun die fortge- setzte Untersuchung der sich entwickelnden Geschlechtsproducte die höchste Bedeutung. Ich habe mich darum schon selbst bemüht, über diese Punkte von den Fischerschechs in Cairo unter Beihilfe eines vorzüglichen Dol- metschers, des Hrn. Michel, damals erstem Dragoman des deutschen Consulats, Erkundigungen einzuziehen, und es gelang mir von dem erfahrendsten derselben Folgendes zu ermitteln: Dass nur die ganz grossen Exemplare des Zitterwelses Rogen zeigten (was mir auch an anderem Orte bestätigt wurde) und dass der Rogen in ^ Das electrisehe Organ des Zitterwelses. Leipzig 1857. S. 1. ^ Beobachtungen und Versuche am Zitterwelse und Mormyrus des Niles. Archiv f. Anat. u. Physiologie. Physiol. Abth. 1877. S. 251. DES MaLOPTERURUS. 11 ihneu mit dem Aiifung der Nilschwelle zu finden sei. Er sagte ferner: „Alsdann treten in der Leibes- höhle zwei rundliehe Körper auf von massiger Grösse, die man essen könnte mid die wie Hühnerfleisch (?) schmeckten." Da auf den Ijesonderen Ausdruck bei solchen Geschmacksvergleichungen Nichts zu geben ist, scheint es mir durchaus wahrscheinlich, dass mit diesen beiden Köi'pern, die man essen könne, die sich ent- wickelnden Geschlechtsdrüsen (Ovarien oder Hoden) gemeint sind. Die an dem Berliner Fisch gemachten Beobachtungen lehren, dass die Weibchen so übermässig gross nicht zu werden brauchen, um reife Eier zu entwickeln; denn das, wie erwähnt, an der Störung des Laichge- schäftes zu Grmide gegangene Exemplar misst im Spiritus von der Schnauze zur Schwanzspitze nur 26.5 cm, ist also als ein Zitterwels von mittlerer Grösse zu bezeichnen. Die Zeit seines Absterbens war der Monat October (26.), sie kann aber, da der Fisch so lange in Gefangenschaft gehalten wurde, für die Verhältnisse der Laichzeit im Freien nicht wohl verwerthet werden. Nehmen wir einmal die von den Fischern angegebene Zeit vorläufig als Thatsache hin, so lassen sich noch eine ganze Reihe anderer Beobachtungen als stützende Momente anführen, dass sie die richtige sei; zu- nächst diejenigen über das Vorkommen des Fisches überhaupt, wie sie oben auseinander gesetzt wurden, mid dann auch die Art seines Fanges, Als Beginn der Nilschwelle figurirt der 21. Juni; es vergeht alsdann das Ende dieses Monats mid der grösste Theil des nächsten, bevor ein bedeutenderes Steigen des Wassers erfolgt. Erst im Monat August wächst er rapide, bis er am 25. Sejat. nominell den höchsten Stand erreicht. Selbstverständlich sind dies nur gleichsam die officiellen Daten, zu welchen sich der Nilgott verpflichtet hat, seine Leistungen zu erfüllen; er hält die Termine aber keineswegs so pünktlich ein und leistet bald mehr bald weniger, überfluthet Alles im überreichen Segen, oder versorgt das Land kümmerlich. In beiden Fällen werden nicht selten zahlreiche Menschen das Opfer, indem die hereinbrechenden Wasser ganze Dörfer ertränken, oder das ausbleibende Wasser den Anbau des Bodens unmöglich macht, mid die Hungersnoth als unausbleibliche Folge unter der Bevölkerung wütliet. JNIit dem Beginn der Nilschwelle hat auch der Chamsinwind das Ende seiner Herrschaft erreicht, der Nordwind macht sich schon zeitweise, wenn auch nicht anhaltend, geltend, mid die ganze Natur athmet wieder auf. Jetzt können sich die eingeengten Bewohner der Fluthen ausbreiten, das steigende Wasser eröffnet ihnen täglich neue Territorien, die Mündungen der Canäle füllen sich, die abgelegenen Teiche und Lachen werden gespeist, bis schliesslich mit dem höchsten Wasserstande weite, wellenschlagende Flächen kaum ahnen lassen, dass sobald wieder grünende Saaten aus ihnen aufsteigen sollen. In dieser Zeit stehen den Fischen Laichplätze in unbeschränkter Ausdehnung zu Gebote, und die noch hoch stehende Sonne erwärmt in den flachen, mit verhältnissmässig ruhigem Wasser gefüllten Becken darin abgesetzten Laich kräftig zu sofortiger Entwickekmg. Die ausgeschlüpften Fischchen finden auf dem über- schwemmten Ackerboden Nalirung, sie können am Ort ihrer Herkunft erstarken, sich an bewegteres Wasser allmählich gewöhnen, und wenn der Nil zwei Monate später, d. h. in der zweiten Hälfte des Octobers ernstlich zu fallen beginnt, suchen alte und junge Fische, dem Zuge des Wassers folgend, den Hauptstrom (El Bälir kebii') wieder zu gewinnen. Mit dieser Anschauung stimmen die gemachten Beobachtungen recht gut überein. Sie vermag zu erklären, warum die Zitterw^else plötzlich trotz der grossen Ausdelmung des Wassers bemerkenswerth häufig gefangen werden; denn sie sind aus ihren Schlupfwinkeln aufgebrochen, um, in die Seitencauäle aufsteigend, die Laich- plätze zu gewinnen. Bei diesen ungewöhnlichen Wanderungen fangen sie sich auch gelegentlich in den nackten, am Grmide des Wasser flottirenden Haken der ausgelegten Grundleinen.^ Sie giebt ferner Aufsehluss darüber, warum der Zitterwels, wie mir Hr. Scitweinfurth berichtet, sich mit dem Hochwasser selbst in dem abgelegenen Birke t-el-Kerun des Fayum eüistellt, wo er zu anderer Zeit felilt! Beim Fallen des Nils, also im October, wo die Fische von den Laichplätzen zm-ückkeln-end, aufs Neue die gewohnten Schlupfwinkel aufsuchen, fallen sie wiederum den Nachstellmigen zahlreich zum Opfer. Aeltere Brut, vielleicht schon fiü- ein Jahr in einem abgelegenen Tümpel, einem halbaufgetrockneten Canal abgesperrt, wird befreit, und wandert, zuweilen noch zu Gesellschaften vereinigt, dem Bähi-kebii- zu. Solche Fische müssen es gewesen sein, welche Hrn. Babuchin aus den Seitencanälen bei Girgeh zugebracht wmxlen. Wo die Stellen hegen, an denen die jungen Zitterwelse das Licht der Welt erblicken, wissen wir leider noch gar nicht; wir sind daher auch hierin auf Vermuthimgen angewiesen. Hr. Babuchin will diese Plätze an 1 Die Beschreibung dieser Fangmethode folgt in einem späteren Aufsatz über aegyptische Fischer sonst und jetzt. 1 2 Lebensweise und Vorkommen den oberen Nil verlegen, wenigstens sagte er mir so, und scheint ihn dabei das sogenannte Verschwinden des Fisches während vier Monaten, nämlich: December, Januar, Februar, März, geleitet zu haben. Das „Verschwinden" bedeutet aber Fehlen auf den Fischmärkten, respective Ziu-ückkehren des Fisches in seine Schlupfwinkel. Das Auftreten junger Zitterwelse in den Seitencanälen des unteren Flusslaufes, wie es Hr. Babuchin selbst beobach- tete, spricht ebenfalls direct gegen die Annahme, dass die Laichplätze am oberen Nil zu suchen sind. Ich möchte ganz im Gegentheil glaulien, dass sie keineswegs so sehr entfernt liegen, und dass die seitlichen, seichten Canäle und Lachen des Nil vom Delta an bis hinauf zum Mittellauf vielleicht sogar im Delta selbst die wahr- scheinlichen Brutstätten des Fisches sind. Dafür spricht auch die bemerkenswerthe Thatsache, dass gerade die Mündungen der westafrikanischen Flüsse auffallend viel besonders kleine Zitterwelse geliefert haben. Vornehmlich erschien mir schon vor meiner Reise das gegen das Fayum sich wendende Canalsystem mit seinen seitlichen Anhängseln und kleinen Teichen, die vor den das Fayum ostwärts begrenzenden Gebirgs- zügen hegen, verdächtig, und dieser Verdacht hat sich seitdem nur gesteigert. In der bezeichneten Landschaft selbst ist das Wasser der Canäle sehr raschfliessend und bietet dadurch weniger günstige Gelegenheit zum Absetzen von Laich. blanche andere Lokalitäten des unteren Flusslaufes sind gleich vortheilhaft wie die kleinen „Birkets" des Fayum und bieten ebenfalls Aussichten das Gesuchte in der richtigen Jahreszeit zu finden. Auch das bisherige negative Resultat so mannigfacher, angestrengter Nachforschungen muss als ein stützendes Moment für die obige Vermuthung betrachtet werden; denn wenn der Nil noch bei Cairo, wie gewöhnlich bei dem höchsten Stande, ungeßihr 77-2 Meter über seinem niedrigsten Niveau steht, so hat sieh in der That ein grosser Theil der Thalsohle in einen mächtigen See verwandelt, in dem zahllose Schaaren von Fischbrut unbeachtet verschwinden können. Wie die Flussläufe des Orinocogebietes in der Regenzeit die Llanos in ausgedelmte Seen verwandeln und dabei höchst wahrscheinlich die Gymnohis -Y,mhryonen in den ungeheueren wässrigen Mantel hüllen, so nimmt auch der Vater Nil seine jmigen elektrischen Kinder liebevoll in die weiten Falten seines Ueberschwem- mungsmantels mid spottete bisher der ihnen bereiteten Verfolgungen. Für beide Arten elektrischer Fische, den Zitteraal mid Zitterwels, ist öfters die MögUchkeit besprochen worden, ob sie nicht vielleicht lebendige Junge zur Welt bringen? Für den ersteren bietet sich insofern emiger Anhalt, solches Gebären oder wenigstens Hervorbringen zu vermuthen, als derselbe eigenthümliche, korallenartige Auswüchse im Schlünde trägt, welche wie bei Chromis pater familias aus dem See Tiberias jimger. Brut als Zufluchtstätte und Anheftungstellen dienen könnten. Directe Beobachtungen über solche Brut- pflege liegen weder beim Gymnotus noch beim 3[aIoptemrus vor, doch finden sich fitr beide wenigstens An- gaben von Eingeborenen, die wegen ihrer Uebereinstimmung, trotzdem sie verschiedenen Continenten entstammen, Erwähnung verdienen. In Bezug auf den Gymnotuif hat Sachs derartige Angaben mitgetheilt, die von Hrn. DU Bois-Reymond ^ in dem bereits mehrfach citirten W^erk zusammengestellt und A-er\-ollständigt wurden. Eine besondere Abhandlung desselben Autor's, an anderem Orte veröffentlicht, machte auf eine früher übersehene litterarische Notiz in dem Reisewerke von v. Spix und v. Martius aufmerksam, die auf den Missionar Monteiro zurückgefühi't wird, iln'em Inhalte nach aber durchaus den anderen entsprechend lautet. Ueberall wird von dem Hervorbringen der Jungen aus dem Maule des Thieres gesprochen, imd es kann um so weniger ein Zweifel sein, dass es sich dabei um einen Act der Brutpflege handelt, als nebenher von anderen Personen auch das Absetzen der Eier behauptet wird. So berichtet Sachs: „Ein Indianer in Bolivar, der sich auf seine genaue Kenntniss des Tembladors viel zu Gute that, behauptete mit grosser Bestimmtheit, dass das Thier in der Nähe des Ufers eine Grube in dem Grund des seichten Wassers mache, dort seine Eier ablege und mit seinem Körper einen schützenden Ring um sie bilde, um die sich entwickelnden Jungen gegen alle Feinde zu vertheidigen." Ich selbst habe mich eifrig bemüht beim Zitterwels irgend welche Walu-scheinlichkeitsgründe fiir die An- nahme des Lebendiggebäreus zu finden, das Resultat war aber ein durchaus negatives. Durch Hrn. Babuchin's Berichte ist die Angabe der arabischen Fischer, dass der Raäd seine Jungen diu-ch den Mimd auswerfe, in die wissenschaftliche Discussion gezogen worden, wenn auch der genannte Autor persönlich sich dagegen ablehnend verhielt. Ich möchte glauben, dass mir in El-Mansura der nämliche Fischer (oder Fischaufseher) zur Infor- mation gedient hat, mit dem Hr. Babuchin seiner Zeit verhandelte, imd ich wünschte, dass che für die Frage 1 A. a. 0. S. 120, sowie: üeber die Fortpflanzung des Zitteraales. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1882. Physiol. Abth. S. 76. DES Malopterurus. 13 Iiiteressirteu Gelegenlieit i^eliaht hätten, das Genicht des Erzählers zu beobachten, weil sie dadurch wahrschein- lich sofort die Ueberzeugung gewonnen hätten, dass es sich um einen Märchenerzähler handele. Uebrigens muss ich zur theilweisen Ehrenrettung des betreifenden arabischen Berichterstatters wenigstens das anfülu-en, dass er gleichzeitig auch von dem Absetzen der Eier sprach, die der Fisch in emer Vertiefung des Flussbettes verberge luul noch längere Zeit bewache. Danach muss er miter dem Hervorbringen der Jungen aus dem Maule, wenn er sich überhaupt etwas Bestimmtes dabei dachte, ebenfalls einen Vorgang der Brutpflege gemeint haben, wie solcher keineswegs unmögUch ist. Die weitgehende Uebereinstimmung in den Angaben des Indianers aus Bolivar und des ägyptischen Fischerscheclis ist unter allen Umständen höchst merkwürdig und giebt ihnen einen gewissen Grad von Wahr- scheinlichkeit. Freilich darf nicht vergessen werden, dass beim Zitterwels bisher irgend welche Orgaue, die der Brutpflege dienen könnten, nicht beobachtet wmxlen. Ich wiederhole auch, dass ein gewisses, verdächtiges Zucken, welches um die Mundwinkel meines Ge- währsmannes spielte, mir die Vorstellimg erweckte, er erzähle Scluiurren, wie solche liier demjenigen sehr leicht aufgetischt werden, der durchaus Etwas erfahren will, was die Gefragten selbst nicht wissen. In anderen Fällen habe ich mich daher, durch diese Erfahrung belehrt, wenn die Leute ehrUch einge- standen, nichts von den Entwickelungsverhältnissen zu kennen, beschieden und sie nicht erst zum Märchen- erzählen veranlasst. Es liegt nahe die Beobachtung von Jugendzuständen anderer Nilfische herbeizuziehen, um aus der Ver- gleichmig weitere Einsicht in die Entwickelung der elektrischen zu gewinnen. Im Zusammenhang mit den soeben erörterten Verhältnissen der Jahreszeiten steht die Thatsache, dass der fallende Nil täglich Tausende und aber Tausende junger Fische in die Hände ihrer Verfolger liefert. Dies ist gerade zum bei weitem grössten Theile die aus den Seitenwässern zum grossen Fluss zm-ückkehrende Brut, welche an den Engpässen des Wassers, wie Canalmündungen, Schleussen oder in den Schlupfwinkeln des Ufers erfasst wird. Solche Fischbrut wird also am meisten in den Monaten October, November, Deeember gefangen mid sieht man deren ganze Körbe voll auf dem Fischmarkt. Sie werden besonders von der ärmeren Bevölkerung gegessen, die sie mit Oel zu einer Art Teig zusammenstampft und im Ofen bäckt. Für diese Thierchen ist aber eigentlich der Ausdruck „Fischbrut" nicht melu" ganz zutreffend, da der grössere Theil bereits die Länge von 4 cm überschreitet; doch finden sich gelegentlich auch kleinere darunter, deren Länge bis auf 2 cm sinkt. Kleinere als 2 cm habe ich nicht gesehen, auch erhielt Hr. Schweinfurth, der mit grosser Liebenswürdigkeit seine ausgebreitete Bekanntschaft unter den Arabern in Cairo dazu benutzte, Fischbrut herbeizuschaffen, damals keine von geringerer Grösse. Was die unter der eingeUeferten Brut auf den Märkten und anderwärts vertretenen Arten anlangt, so herrschen schmale Weicliflosser voi', welche im Aussehen an die Jmigen unseres heimathhchen Ueklei erinnern und jedenfalls einem ^'erwandten Genus angehören. Nächstdem sieht man am häufigsten junge Pimelodus darmiter, sowie gelegentlich kleine Cyprinen. Aber soviel Körbe ich auch revidirte, nie sah ich darunter einen jmigen Malopterurus oder Mormyrus: Auch dieser Umstand spricht dafiir, dass die Jungen der ebengenannten Fische an besonderen, abgelegenen Plätzen vorhanden sind, und dass dieselben sich mit den anderen erst mischen, wenn sie eine gewisse Grösse erlangt haben. in. Zur makroskopischen Anatomie des Zitterwelses. l. Körpergestalt. Liegt uns ein frisch gefiingener Maloptcrm'us vor, so fallt zunächst die gedrungene Gestalt und die •schwache Flo.ssenentwickelung des Fisches in's Auge. Von den Rückenflossen ist äusserlich nur eine der hinteren Körperhälfte zugewiesene, niedrige Fettflosse übrig geblieben, während der im Fleisch verborgene interneurale Processus spinosus auf den vorderen Wirbeln zeigt, dass die ausgebildete Rückenflosse ilu-e Stellung dicht hinter dem Kopfe gehabt hätte. Die Brustflossen sowie die dem After genäherten Bauchflossen sind klein und gerundet, die Schwanzflosse ebenfolls; auch die Afterflosse ist nur niedrig. Diese Merkmale verhalten sicli bei den verschiedenen Varietäten des Zitterwelses wesentlich gleich, da- gegen weicht die Zahl der Strahlen in den Flossen Aaelfach ab, so dass man versucht hat, auf dies Merkmal liiii melu-ere Arten abzugrenzen. Peteks^ zeigte bereits, gestützt auf ein reiches ^Material, dass diese Zahlen der Flossenstrahlen beim 3IaIopferurus nicht eonstiuit genug sind, um daraufhin die Artunterscheiduug sicher be- gründen zu können. Am constantesten ist diejenige der Ventralflossen, nämlich ü, welches Merkmal Hr. Günther^ sogar m die Gattmigsdiagnose aufgenommen hat; die Caudalflosse hat gewöhnhch 17 — 19, die Analflosse 9 — 12, die Pectoralflosse 7- — 9 und zwar bei allen Fischen, gleichviel aus welcher Gegend sie stammen. Auch wenn sich diese Angabe nicht vollständig best^itigen sollte, so sind die Abweichungen der Zahlen kaum gross genug, um ilarauf die Trennung der Arten zu basiren, zumal an den beiden Enden der Flossen häufig rudimentäre Strahlen auftreten, welche die gefundene Abweichung erklären und Unsicherheit in die Be- stimmung tragen; oder es ergeben sich sogar links und rechts verschiedene Zahlen. Allerdings wird der durch- schnittliche Wertli an Strahlen bei den Flossen der einzelnen Varietäten wahrscheinlich nicht derselbe sein, wie z. B. nach den vorliegenden Erfahrungen der aegj'ptische Zitterwels durchschnittlich mehr Strahlen in der Analflosse hat als der 31. bcnincmsis und 31. affinis, vielleicht auch in der caudalen, aber diu-ch solche nur im Dm-chsclmitt ersichtlichen Abweichungen charakterisirt sich doch wohl die Varietät oder Rasse, aber nicht die Species. Färbung und Zeichnung sind natürlich noch unsicherer; auch sie figuriren aber trotzdem hier unter den Artcharakteren. Die sehr plausibele Annalune, dass die Fische mit dem Alter dunkler würden, ist nicht auf- recht zu erhalten, indem beispielsweise drei durch Hrn. Reichenow in Kamermi gesammelte Exemplare von etwa 20, 9 und 7 cm Gesammtlänge (Schwanz inbegriften) alle drei gleich und zwar tief grauschwarz gefärl)t sind, Bauch etAvas heller; vor dem Schwanz zieht ein breites weissliches Band senkrecht herab, wähi-end Schwanz- imd Afterflosse hell umsäumt sind. Im Gegensatz dazu sind drei in Berlin befindliche Exemplare aus Old- Calabar von etwa 26*5, 17 und 11cm eV)onfalls gleich aber auflliUend hell, von weissgelblicher Farbe, mit spär- > A. a. 0. S. 123. ■- Catalogue ot' the Fishes in the British-Museum. "Vol. V. 1864. Hr. GC-nther notirt für M. affinis: A. 10, C. 16 — 17, P. 7—8, V. 6. Hr. Sauväc.e für M. e. Forma Ogoöensis: A. 9, C. 17, P. 7, V. 6. Zur makroskopischen Anatomie des Zitterwelses. 15 liehen, nuKllicheii, tiefbruiuien Flecken (letztere lieini kleinsten nielit deutlich). Da die Färbung bei iluien so hell ist, niarldrt sich der lichte senkrechte Streifen zwischen Schwanz und Fettflosse nur sehr schwach, ist aber noch kenntlich (Vergl. die Titelvignette). Dieser Befund erscheint deshalb besonders beraerkenswerth , weil die Zitterwelse aus so nahe benach- barten Lokalitäten stammen und im noch zu erwähnenden, wichtigsten Unterscheidungsmerkmal, der Kopfbildung, thatsächlich wesentlich übereinstimmen. Die dunkle Färbung mit dem weissen Bande bezeichnet Hr. Günther als charakteristisch für 31. beninensis Jlurray, die helle mit dem verwaschenen Band für 31. affinis Günther; daran anschliessend habe ich den vorn abgebildeten Fisch auch als Var. affinis angesprochen, aber nicht als Art, weil die wirklich nachweisbaren Unterschiede zu gering erscheinen. Die Zeichnung wird mit dem Alter des Thieres, wie sehr häufig, undeuthcher und zwar besonders das weisse Band vor dem Schwanz, so dass Hr. Günther^ wohl mit Recht sagt: „Old specimens (von 31. beninensis) are nearly entirely uniform black", ohne dass deshalb die Grundfarbe mit den Jahren wesentlich verändert zu sein brauchte. Es war zu erwarten, dass bei diesem so variabelen Thier auch gelegentlich noch andere lokale Formen beschrieben werden würden, und so hat thatsächlich Hr. Sauvage^ eine Forma ogoöensis aus dem Ogowe, Hr. RocHEBRiTNE^ eine Forma senegaJensis des 3Ialopterurus verzeichnet, von welchen die letztere lediglich auf Färbung und Zeichnmig begründet, sich im Uebrigen an M. ogoöensis anschliessen sollte. Gewiss hätte Peters mindestens mit demselben Recht eine Forma lieiiarensis aufstellen können, denn die von ihm aus dem Nebenfluss des Zambesi mitgebrachten Exemplare haben wiederum einen besonderen Habitus, nähern sich aber im Allgemeinen den nordostafrikanischen, so dass die Formen des Westens und des Ostens unter sich enger aneinander schliessen. Diese Thatsache verdiente deshalb wohl weiter verfolgt zu werden, weil die geographische Verbreitung der Formen unter den Fischen nach sonstigen Erfahrungen den Nil mit den westlichen Flüssen verbindet, während die südlichen Flüsse, den Zambesi eingeschlossen, für ihre Fisch- famia eine Sonderstellung beanspruchen und weniger Beziehimgen zum Norden darbieten. Bei weitem auffallender, wie alle die von Färbung mid Zeichnimg hergenommenen Unterscliiede, sind die starken Abweichungen in der Ausbildung des Kopfes und der Kiefer, von Hrn. Günther gebührend berück- sichtigt, von Peters seiner Zeit unbeachtet gelassen. Schon Mdrray hat frülier solche Merkmale in's Feld geführt, um die von ihm aufgestellte Art 3IaIopfe- rurus beninensis zu charakterisiren. Er stützte sich dabei auf die angeblich verschiedene Länge der beiden Kiefer, indem nämlich bei 31. beninensis der Unterkiefer über den Zwischenkiefer, bei 31. electricus umgekehrt der Zwischenkiefer den Unterkiefer überragen sollte. Peters* fand hingegen, dass im Allgemeinen beide Kiefer gleichweit vorspringen, und nur bei ganz alten Exemplaren (irgend welcher Herkunft) der Zwischen- kiefer ein klein wenig vorragen sollte. Entgegen dieser Angabe möchte ich doch glauben, dass lokale Ver- schiedenheiten der Kieferbildung vorkommen, und thatsächlich bei den Zitterwelsen des Nil der Zwischenkiefer etwas stärker vortritt, als bei denjenigen der Westküste; wenigstens lehrt dies die Vergleichung der vom Maler DwoRZACZECK nach dem Leben entworfenen Figur eines Exemplars von Old Calabar (Vergl. die Titelvignette) mit der von mir nach einem aegyjjtischen gezeichneten, die hier beigefügt wurde. Die relative Kieferlänge ist aber überhaupt gar nicht das Bemerkenswertheste der abweichenden Kopf- bildung, sondern vielmehr die allgemeine Kieferlänge und die Höhe sowie Rundung des Kopfes im Ganzen. 1 A. a. 0. - Etüde sur la Faune ichthyologique de l'Ogöoue, in: Nouvelles Archives du Museum d'histoire naturelle II. Serie. Paris 1880. ^ Faune de la Seneganibie. Paris 1883. p. 128. "• Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1868. S. 123. 16 Zur makroskopischen Anatomie Hr. Günther giebt daher fiu- die einzelnen Formen stets das Verhältniss der Kopflänge zur Totallänge des Thieres (Schwanz abgerechnet) an, und es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, dass die Exemplare der West- küste im Durchschnitt einen relativ höheren, mit kürzeren Eliefern ausgestatteten Kopf haben als die östlichen, d. h. während bei ersteren das angedeutete Verhältniss bis 1:5 und, nach Günther, sogar darüber beträgt, zeigen die letzteren nur eine Kopflänge von 1:473 — 41/2; von der Westküste haben mir keine mit langem Kopf vor- gelegen, Hr. Günther verzeichnet für Jü affinis dagegen die beträchtliche Länge von 1:4V4, Hr. Sau vage für M. electricus, forma Ogoöensis 1:4-/3, also wie die aegyptischen. Man ersieht aus diesen Angaben, dass selbst für diese dem Auge so sehr auffallende Abweichung der Kopfbildung eine greifbare Zahl aus den Autoren nicht wohl zu entnehmen ist, und es sich offenbar um Varietäten und nicht um Arten handelt. Die Befunde leiten nach meiner Ueberzeugmig darauf hin eine orthognathe, hypsikephale westafrikanische Rasse der Zitter- welse, der i^rognatheu, platykephalen ostafrikanischen gegenüberzustellen, zu welcher letzteren auch die Exemplare des Zambesigebietes zu zälilen wären. Bei frischen Thieren, zumal im Leben, giebt die Ausbildung der strotzenden Weich theile dem Kopfe ein besonderes Ansehen, was in dem liier benutzten Oelbilde Dworzaczeck's vielleicht etwas zu stark zum Ausdruck gelangte. Die seitlichen Theile vor den Augen erscheinen zu einem vorragenden Wulst aufgetrieben, während unmittelbar liinter der Maxillarbartel die Weichgebilde eine tief einsinkende Grube erkennen lassen. Die beschriebene Hervorragung fehlt allen sonstigen Abbildimgen des Fisches, wie z. B. den von Bilharz^ gegebenen, der von Sauvage^ und der von Kretschmer^ in Brehsi's Thierleben nach einem aegyi)tischen Exemplar entworfenen; sie ist bei dem in Spiritus conservirten Zitterwels nur noch schwach zu erkennen, dahin- gegen fällt die tiefe Emsenkung hinter der Bartel noch sehr auf Solcher Barteln zeigt der Fisch bekanntlich sechs verschiedener Länge; am stärksten entwickelt pflegt das äussere Paar am Unterkiefer zu sem (etwa bis zur Hälfte der Brustflossen reichend), nächstdem folgt das Ober- kieferpaar (bis zum Rande der Kiemenspalte) und endlich das innere Paar des LTnterkiefers (bis liinter das Auge); ich übergehe die Variationen dieser Barteln, da mir nichts Wesentliches daraus liei'vorzugehen scheint, und sie auch verwandten Siluroidcn und Cyprinoiden in ähnlicher Weise zukommen. Die, wie erwähnt, verschieden dunkele Haut mit hellerer Bauchseite und meist unregelmässig verstreuten, schwärzlichen Flecken erscheint dem unbewafiheten Auge glatt und schuppenlos; bei genauerer Betrachtung, besonders bei Anwendung der Lupe, zeigt sie einen sammtartigen Charakter durch einen dichten Besatz feiner, zottenartiger Verlängerungen. Von gröberen Eigentliümlichkeiten dieser Anlage möchte ich noch auf eine bisher nicht beschriebene, narbenartige Einziehmig am Unterkinn (Taf I, Fig. 1 bei fs.) liinweisen, wie solche sich allerdings auch bei anderen Welsarten in wechsender Deuthchkeit zeigt. Ueber ihre Bedeutung ist bisher noch Nichts festgestellt. 2. Gestalt des Organs. Sieht man den Fisch sich im Wasser miter wechsehider Seitwärtsbiegung des Schwanzes hin und her bewegen, so fallt es auf, dass die Oberfläche des Körpers nicht wie bei anderen Fischen unter gleichen Ver- hältnissen glatt bleibt, sondern sie legt sich auf der zur Zeit concaven Seite des gekrümraten Thieres in eine Anzahl praller, unter einander paralleler Falten, wie solche die von vorn gesehene Figur des Zitterwelses auf der Titelvignette erkennen lässt und bereits oben ausfiihrlicher beschrieben wurde. So verräth sich schon äusserlich, dass die Haut keine gewöhnliche Fischhaut ist, sondern dass mit ihr innen etwas verbunden sein muss, was sie verhindert, der Elasticität folgend, trotz der seitUchen Einbiegung glatt zu bleilien. Dies EtAvas ist offenbar voluminös und wenig elastisch, sonst würde es zu der beschriebenen Faltenbildung nicht kommen. Bei der Berülirung mit der Hand erweist sich die Haut auffallend weich, dem Druck nachgiebig, an nicht mehr frischen Exemplaren wird sie faltig, was zumal an den Spiritusexemplaren unangenehm auflEallt. Schneidet man die Hautanlage mit dem Messer dmch, so erscheint eine sulzige, dm-chscheinende Masse von sehr heller, gelblich grauer Farbe, welche untrennbar mit der oberflächlichen Hautschicht verbunden 1 A. a. 0. Tafel I und IL 2 a. a. 0. 3 Abth. III, Band 2. Fische. S. 205. DES ZlTTERWELSES. 17 ist, den tieferen Tlieilen aber so locker aufliegt, dass sie sich durch ihre eigene Schwere von denselben abzieht und dass mehrfach in querer Richtung durchschittene Stücke des Fisches aus dieser dicken Hautanlage, wie aus einem Futteral herausschlüpfen. Da auf diese Verhältnisse ehi besonderes Gewicht zu legen ist, so wurde auf Tafel II, Fig. 4 ein Zitterwels nach der Natur dargestellt, dem durch einen glatten Längsschnitt die Hautanlage vom Kopf bis in die Fett- flosse hinein gespalten wiu-de. Sie ist nun ein beträchtliches Stück von selbst abwärts gesunken, obwohl hier eine Anzahl kleiner Gefiisse und Hautnerven sie durchsetzen, die zur Befestigung beitragen könnten. Der bemerkenswerthe Reichthum an Hautnerven, welche ihren Weg gerade in der Rückenlinie zu den oberflächlichen Hautschiohten suchen, erklärt sich wohl dadurch, dass ihnen nur beschränkte Wege offen stehen, um zu dem Ziele zu gelangen, d. h. ausser dem erwähnten nur noch die Bauchlinie, sowie die Kopf- und Schwanzgegend nebst den Flossen. Es zeigt sieh dadurch, wie es auch der Augenschein lehrt, dass die Substanz der Haut nicht überall gleichartig ist, sondern dass der grössere Theil, der ganze eigentliche Rumpf des Thieres von einer verdickten Haut umkleidet wird, der ein sj^eciflscher Charakter eigen ist: dies ist eben bekanntlich die als elektrisches Organ wirkende sulzige Masse. Wo diese aufhört ist die Hautanlage ebenfalls noch verdickt, aber das Gewebe ist lockerer, weisslicher, von faserigen Strängen durchzogen (x der Fig. 4) die stellenweise zu dichteren Massen zusammenfliessen. Die Stränge verschmelzen mit der äusseren Hautschicht und breiten sich ebenso in der Tiefe zu einer sehnigen Haut aus, welche, unter dem elektrischen Organgewebe fortgesetzt, den Abschluss des Leibeswandorgans gegen das darunterliegende Gewebe darstellt und so also das elektrische Gewebe zwischen ihre Elemente einschliesst. Dieser wichtige Pimkt wird dmx'h die Untersuchung der weiter unten zu besprechenden Körperquer- schnitte mid die mikroskopische Betrachtung der Anlage auf das Unzweifelhafteste bestätigt. Während noch verschiedene Momente zur Unterstützung der eben angeführten Anschauung beigebracht werden sollen, mag gleich hier ausdrücklich betont werden, dass bisher auch nicht der Schatten eines Beweises beigebracht wurde, durch den das elektrische Organ des Zitterwelses in irgend welche genetische Beziehung zu tiefer liegenden Systemen gesetzt wäre. Die Hautanlage ist, wie der Körper überhaupt, bilateral entwickelt aber ein einheitliches Ganze und dasselbe gilt auch vom elektrischen Organ. Bilhaez hat mit treuer Hand die verschiedenen Meinungen registrirt, wie der eine Autor, Geoffroy St. Hilaire\ nur ein einziges Organ constatirt, Rudolphi^ diese angeblich irrige Ansicht berichtigt und ein rechtes und ein linkes Organ nachweist, die durch eine seimige Scheidewand getheilt seien, während Peters^ wiederum Geoffeoy's Ansicht von einem einzigen, über den ganzen Körper ausge- breiteten Organe aufnimmt. Nach der etwas ermüdenden Litteratm'besprechung kommt Bilharz^ selbst zu der RuDOLPHi'schen Meinung, ohne doch erklärt zu haben, wie über ein so grobes Verhältniss unter namhaften Autoren ernste Meinimgsverschiedenheiten bestehen konnten. Geoffroy St. Hilaire hat mit dem ihm eigenen klaren Blick offenbar das Richtige erkannt als er der einen Haut auch nur ein Organ zusprach; der Widerspruch unter den Autoren erklärt sich einfach dui'ch die Thatsache, dass die Ausbildung des Bindegewebes der Haut bei dem Zitterwels noch in höherem Maasse als gewöhnlich vom Alter des Thieres abhängig ist. Wenn Peters eine bindegewebige Scheidewand zwischen der rechten und linken Organhälfte nicht fand, so hat er jedenfalls noch jugendliche Individuen imtersucht, Bilharz, der für seine eingehenden Präparationen besonders grosse Exemplare verwandte, constatirte die Trennung ohne Mühe. Die auf Tafel IV miter Fig. 11 — 15 gegebenen Durchschnitte eines nur 123 mm laugen Malopterurus zeigen noch keine Scheidewand; hier und da markiren sich mit den Gefässen und Hautnerven verlaufende Bindegewebszüge, die eine erste Anlage der sich bildenden Trennung darstellen. Die Figuren sind nach Photographie entworfen und entsprechen der Natur nach Möglichkeit; selbstverständlich unterliegt es aber auch am Präparat keinen Schwierigkeiten das Fehlen oder Vorhandensein einer bindegewebigen Trennung im Organ zu sehen. Bei einigermaassen erwachsenen Individuen ist sie denn auch als Regel an jedem Durchschnitt des Rückens ohne Mühe zu erkennen. Das Gleiche gilt von der Bauchlinie, wo das erheblich schwächere Organ ja auch dm-ch die Bauchflossen, After und Afterflosse unter- * Annales du Museum dTiistoire naturelle. Tome I. 1802. p. 401. Wieder abgednickt in: Description de l'Egypte, Tome XXIV p. 304. Paris 1829. 2 Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1824. S. 139. ä Müllee's Archiv für Anatomie u. s. w. 1845. S. 375. * A. a. 0. S. 3. Fritsch, Elektrische Fische. 3 18 Zur makroskopischen Anatomie broelieu wird. Dagegen muss icli unter Hinweis auf die weiter imten folgende Beschreibung der Endigung des Organs am Kopfe sowie am Schwänze gegen die behauptete Abgrenzung desselben voi-n und hinten dm'ch aponem-otische Membranen Verwahrung einlegen; es sind nur die das ganze Hautsystera überall durchsetzenden Bindegewebszüge durch die elektrischen Platten gegen das Organende zu in individuell wechselndem Grade zusammengedi'ängt, und ausserdem täuscht die Contrastwirkung eine schärfere Trennung des elektrischen Gewebes von dem soge- nannten „indifferenten" vor. Eine hellere Linie ist daher auf dem Dm-chschnitt der Organenden häufig recht deutlich als Grenze gegen das indifferente Gewebe; aber die bindegewebigen Elemente, welche dies Bild ent- stehen lassen, laufen nach der einen Seite in locker werdenden Zügen gegen das Corium, auf der anderen treten sie zwischen die Organplatten; eine Selbständigkeit der Grenzschicht ist also unerweislich. Das Vorhanden- sein oder Fehlen der in die Zwischensubstanz eingelagerten elektrischen Platten ist der einzige wesentliche Unterschied zwischen dem elektrischen und dem indifferenten Gewebe (daher von mir als „taubes" bezeiclmet). Die bilaterale Symmetrie im Organ tritt auch abgesehen von der medianen Trennung in zwei Hälften durch die allgemeine Figuration deutlich hervor, wie che Abbildung 6 auf Taf IH erkennen lässt. Dieselbe stellt ein Hautsystem des 3Ialoptenirus von innen gesehen dar, mit den an das Organ tretenden Nerven imd Gefassen; man sieht, dass links mid rechts von der Mittellinie die von elektrischem Gewebe durchsetzten Haut- partien nach vorn zu rundliche Vorsprünge bilden, während nach hinten die Einlagerung der Fettflosse einen Aussclmitt im elektrischen Organ bewirkt, die Seiten aber mit concavem Saum in das indifferente, taube Ge- webe übergehen. Man erkennt auch an der bezeichneten Figur den glatten Absehluss, den das Hautsystem gegen die Tiefe zu findet; die fibrösen Bündel fügen sich hier, maimigfach verflochten, zu einer Aponeurose zusammen, welche nm- von Nerven und Gefassen durchbrochen wird und die im Leben einer Fascie ähnhch sieht. Sie ist aber keineswegs von besonders grosser Festigkeit und nimmt imter Einwirkmig von Chromsäure einen so brüchigen Charakter an, wäe er fibrösen Membranen gewöhnlich nicht zukommt. Ist so das elektrische Organ durch die äussere, sehr feste Bindegewebslage der Haut und die innere Aponeurose mizweifelliaft dem Leibeswandorgan zugewiesen, so bauen sich nach innen noch weitere Schichten als trennende Grenzscheiden gegen die tiefer liegenden Systeme auf Es folgt zunächst, dem Unterhautzellgewebe anderer Thiere entsprechend, ein eigenthümliches, von lockeren Bindegewebsblättern dm-chsetztes, schleimig anzu- fühlendes Gewebe, die sogenannte flockige Haut Rudolphi's, ein wunder Punkt der 3IaIo2)terurns- AivAiomie, an welcher sich der Scharfsinn der Autoren in mannigfacher Weise vergebhch abmühte. Wollte doch Rudolphi^ selbst in ilu- sogar ein zweites elektrisches Organ sehen! Auch liier scheint mir Geoffroy St. Hixaire die Sache treffend genug bezeichnet zu haben, indem er diese Lage als „tissu cellulaire rare et peu consistant" beschreibt. Gewiss ist sie arm an eigentlichem Zell- gewebe, wenn auch reich an Schleim, mid man würde ihr wohl eine grössere Bedeutung nicht versucht haben beizulegen, wenn man beachtet hätte, dass andere nicht elektrische Fische, wie z. B. Lota fluviatilis, Lophlus piscatorius mit einem diu-chaus ähnlichen Unterhautzellgewebe begabt sind. Solche Vergleichung lehrt dann ferner, dass wir in der That auch beim Zitterwels eben nur bis zum Unterhautzellgewebe vorgedrungen sind, wenn wir Rudolphi's flockige Haut erreicht haben. Taf IH Fig. 6 zeigt den Rest dieser Anlage nach unten zurückgeschlagen, auf Taf I Fig. 1 ist sie mit fB. bezeichnet. Für diese Ueberzeugung ist es unerhebhch, dass die Masse der ganzen Hautanlage durch die Anschwellung zu elektrischem Gewebe enorm mächtig geworden ist. Die Dicke fand ich an den Seiten des Körpers ungeflihr in der Mitte am beträchtUchsten , sie sinkt gegen die RückenUnie und noch stärker gegen die Bauchlinie zu; gegen das Schwanzende hin verhert sie sich ganz allmähUch. Die beifolgende Tabelle I enthält eine Anzahl Dickenmaasse des Organs, genommen an drei Querdurchschnitten des ganzen Körpers, dm-ch die derselbe, Kopf imd Schwanz abgerechnet, in vier etwa gleich lange Stücke zerlegt wurde. Die Gewinnung exacter Maasse ist an so wenig festem, unbeständigem Material recht schwierig, doch fanden sich auch noch besondere Umstände, welche das Erlangen allgememer verwerthbarer Zahlen hinderten. Am meisten möchte es sich empfehlen die Messungen an den Körperquerschnitten auszufülu-eu, während die Stücke selbst im Wasser schwimmen; freiUch wüi'de die Wassereinwirkung die weitere Verwerthung desselben Materials zu histologischen Zwecken vernichten. 1 A. a. 0. DES Zitterwelses. - 19 Es blieb bisher iiiibeaehtet, tlass der Zitterwels in Bezug auf seine Körpergestalt zwei Formen zeigt, wesentlich bedingt durch die verscliieden mächtige Organentwickelung. Die eine Form erscheint relativ dick, rundlieh, die grösste Dicke etwa in der Körpermitte, die andere schlank, gestreckt und die sehr bald hinter den Brustflossen erlangte grösste Dicke bleibt für eine erhebliche Strecke unverändert. Somit gehen in einer Tabelle der Dickenmaasse des Fisches zwei Zahlenreihen durch einander und dadurch trübt sich das Bild, welches mau von dem Gang der Zahlen erwarten dürfte. Der nach dem Oelbilde auf dem Titel dargestellte 31. affinis Günther würde ohne die strotzenden Eierstöcke schon zu der schlanken Form zu rechnen sein, wie besonders die Ansicht von oben erkennen lässt: die von mir in der Abhandlung über die elektrischen Fische gegebene Figur eines aegyptischen Zitterwelses bringt die dicke Form zur Anschauung (Vergl. oben S. 15). Einige Beispiele aus der Tabelle über Vergleichmigen von Fischen annähernd derselben Körperlänge werden die Verschiedenheit der Dickenentwickelung anschaulich machen: No. 18 und 21 zeigt bei 187 und 189 mm Körperlänge die Dicken von 54.0 und 59.5; No. 5 mid 17 bei den Körperlängen von 194 und 195 die Dicken von 52.5 und 69.0; No. 8 und 9 bei den Körperlängen von 201 und 204 die Dicken von 52.0 und 55.0 u. s. w. 3. Gewichtsverliältnisse. Die Verhältnisse gewinnen an Uebersichtlichkeit, wenn man an Stelle der Maasse die Gewichte in Be- tracht zieht. Schon Bilharz^ hat Angaben über Gewichtsverhältnisse des Zitterwelses gemacht; es scheint indessen, dass denselben nur die Wägung eines einzigen Exemplares zu Grunde liegt und zwar eines auffallend grossen, 22 Zoll langen, dessen Gesammtgewicht 8 Pfund betragen haben soll; ein 48 cm (18.5 Zoll) langer Zitterwels in der Sammlung des physiologischen Instituts wiegt nur 1500 grm (3 Pfund). Nimmt man an, dass die Alkohol wirkung das Gewicht um ein Drittel reducirte, so ergiebt sich, dass er in frischem Zustande noch lange nicht ein der BiLHARz'schen Zahl entsprechendes Gewicht gezeigt haben kann, sondern höchstens 5 Pfund gewogen hat, und dass in dem angeführten Falle höchst wahrscheinlich ein Irrthum bei der Wägung unterlaufen ist. Durch den zu hohen Ansatz des Körpergewichtes wird das relative Organgewicht zu niedrig, nämlich zu „über Y^ des gesammten Körgergewichtes" angegeben. Aus den an 20 Individuen von mir angestellten Wägungen ergiebt sich mit grosser Constanz ein sein- erheb- lich höheres relatives Organgewicht, nämlich dui'chschnittlich etwas über ein Drittel des Gesammtgewichtes. Bevor ich einsehen lernte, dass zwei verschiedene Formen des Fisches, eine dicke und eine schlanke, vorkommen, wurde ich durch das Ueberwiegen der dicken Form in den grossen Exemplaren dahin geführt anzunehmen, dass mit dem Wachsthum des Thieres das relative Organgewicht zunähme; auch jetzt noch darf man festhalten, dass die Möglichkeit einer mit dem Alter des Zitterwelses steigenden Organ- Ausbildung keines- wegs ausgeschlossen ist, aus den bisher vorhandenen Zahlen lässt sie sich aber nicht mit der Sicherheit ablesen, welche ich wünschen möchte, und dürfte jedenfalls nicht beträchtlich sein. Es fiele damit der Widersjjruch zwischen dem Gymnotus und Ifalopierurus , auf welchen Hr. du Bois- Reymond^ in dem von ihm gütigst redigirten Bericht meiner aegyptischen Untersuchungen hinwies, und würde an letzterem Fisch ebenfalls beim Wachsen des Fisches besonders die elektromotorische Kraft vergrössert werden, das Längen- mid Dickenwachsthum sich wesentlich proportional bleiben. Nimmt man diejenigen Individuen, bei welchen das Organgewicht mehr als ein Drittel des Gesammt- gewichtes (die dickere Form, a der Tabelle) und diejenigen, wo es weniger als ein Drittel beträgt (die schlankere Form, b der Tabelle), zusammen, so ergiebt sich ein überraschend gleichmässiger Gang der Zahlen in beiden nach der Körperlänge geordneten Reihen. Wächst das Organ stärker in die Dicke als das ganze Thier an Länge zunimmt, so müssen die als Form a bezeichneten, diekei'en Individuen in demjenigen Ende der Reihe vorwiegen, wo die grössten Längen eingetragen wurden, die Form b im entgegengesetzten. Dies ist auch thatsächlich der Fall, es bilden drei Formen a das obere Ende (die grössten Fische) drei Formen b das untere Ende (die kleinsten Fische) dazwischen freilich sind beide durcheinander gewürfelt. Mit Sicherheit würde sich das Wachsthumsgesetz feststellen lassen, wenn man, auf anderweitige Merkmale gestützt, 1 A. a. 0. S. 29. 2 Monatsber. d. Königl. Ak. d. Wissensch. 22. Deo. 1881. S. 11-51. 3* 20 Zur makroskopischen Anatomie die beiden Formen scharf trennen könnte und nicht im Alter etwa dicker gewordene zu den schon in der Jugend dicken hinzurechnen müsste. Der Gedanke liegt nahe, dass die abweichende Körpergestalt Geschlechtsunterschied sein könnte, und sich die Trennung der beiden Reihen auf sehr einfache Weise ermöglichen liesse. In der Verfolgmig dieses Gedankens würde jeder Zoologe gewiss geneigt sein nach Analogie mit anderen Thieren in den schlanken Individuen die Männchen zu verrauthen. Leider hat -sich dies nicht so herausgestellt, sondern es finden sich unzweifelhaft sowohl schlanke als dicke Weibchen mittlerer Körpergrösse; bei den von mir untersuchten liefert das weibliche Geschlecht jedenfalls das grösste Contingent zu der sclilanken Form, zwei mit Sicherheit als Männchen constatirte gehören der dickeren Form an. 4. Aeussere (jeschleclitsunterscliiede. Bei der steigenden Bedeutung, welche die schmerzlich vermisste Kenntniss von der Entwickelung des Zitterwelses gewinnt, ist die Untersuchung der Geschlechtsverhältnisse des Fisches offenbar von besonderer Wich- tigkeit; trotzdem wurde sie bisher fast vollständig vernachlässigt. In Bilharz Monographie findet sich abge- sehen von der bereits citirten Bemerkimg üljer che Laichzeit kein Wort davon, Hr. Babuchin spricht, wenn ich nicht irre, einmal davon, dass die Männchen seltener seien als die Weibchen, was mit meinen Beobachtungen vollkommen übereinstimmt; aber wie ein Männchen oder ein Weibchen aussieht, Avodurch sie sich vielleicht schon äusserlich unterscheiden lassen, darüber wurde bisher Nichts veröffentlicht. Nachdem ich mich anfiinglich in Cairo zur Bestimmung des Geschlechtes nur auf die Untersuchung der Keimdrüsen gestützt hatte, machten mich nach den wiederholten Examinationen die Fischerschechs darauf auf- merksam, dass die Gestalt der Kloake eine LTnterscheidung der Geschlechter andeute, und sie sonderten die eingelieferten ZitterAvelse danach mit grosser Entschiedenheit. Die eine, als Männchen von ihnen bezeichnete Bildung war von schlankem Körperbau und die Correctheit der Angabe schien mir begreifhcher Weise sehr plausibel, zumal die Anordnung auch der inneren Organe z. B. die Lage der Harnblase damit im Zusammen- hange zu stehen schien. Die beiden Formen der Kloake wm'den damals von mir skizzirt und finden sich auf Taf I als Fig. 2 und 3 wiedergegeben. Bei der Unzuverlässigkeit der Informationen von Seiten der Eingeborenen war die Controle der Angabe durch Untersuchung der Keimdrüsen auch weiterhin angezeigt, und es fand sich, dass die Schechs vermuthlich unabsichtlich die Bildung der beiden Geschlechter verwechselt hatten und als Männchen bezeichneten, was that- sächlich die Weibchen waren. Da es sich um eme Sache handelte, die ihnen im Grunde genommen völlig gleichgültig war, ist eine solche Unaufmerksamkeit kaum zu verwundern. Die Harnblase liegt bei den weiblichen Individuen meist, aber nicht ausschliesslich, rechts A^om Mesocolon, worüber weiter miten nähere Angaben folgen. Die Fig. 3 der Tafel I, welche die emfachere Fonn der Kloake zeigt, dürfte also dem weiblichen Ge- schlecht zuzusprechen sein; sie vertieft sich alsbald in das Rectum übergehend, während die Mündungen des Urogenital- Apparates liinter einer wenig vortretenden, queren Falte im liinteren Theil des Hohlraumes verborgen liegen. Die lüntere Kloaken wand sinkt zu einer seichten Längsfurche ein. Beim männlichen Geschlecht (Fig. 2, Taf I) ist che Kloake weniger einfach, indem eine breite Längs- leiste die hintere Wand gegen die Urogenitalöffnmigen zu hervordrängt und letztere damit der Oberfläche mehr nähert. Die quere Falte, welche auch hier die Mündungen selbst verdeckt, geht in einen stärker gewulsteten Rand der Kloake über, unter dem im vorderen Theil links und rechts sich dickere Falten gegen den Binnen- raum vorschieben, als es beim Weibchen der FaU ist. Die Theile dürften jedenfalls bei ilii'em Gefassreichthum während der Begattuugszeit einen erhebhchen Grad von Schwellbarkeit zeigen. DES Zitterwelses. 21 5. Verbreitung der periplierischen Nerven. Dringen wir bei der Dissection des Fisches nnter dem Hautsystem mit seinem elektrischen Gewebe weiter in die Tiefe vor, so haben wir zunächst die flockige Haut zu beseitigen. Dieses zu unvercUenter Berühmtheit gelangte Gewebe zieht sich, wenn es durch einen Schnitt gespalten wurde, auch von den tieferen Theilen ohne Schwierigkeit ab; dass es bei dem starken Schleimgehalt sich leicht in verschiedene blättrige Lagen spalten lässt, ist ihm mit allem ähnlich gebauten Bindegewebe gemeinsam. Darunter folgt dann der Rumpf des Fisches selbst und als sollte die organische Sonderung des elek- trischen Organs von den Anlagen der Rumpfmuskulatui' ja recht deutUch gemacht werden, so schaltet sich hier als dritte trennende Schicht ein nicht unbeträchtliches Fettpolster (Pannicuhis adiposus) ein. Von verschiedenen Autoren ist dem Gedanken Ausdruck verheben worden, dass dieser Schichtenfolge — innere Aponeurose, flockige Haut, Fettschicht — eine isolirende Wirkung zukäme, um die tieferen Theile gegen die elektrischen Schläge des Organs zu schützen, und ich gestehe gern zu, dass die räumliche Vertheilmig der bezeichneten Anlagen eine derartige Deutung ungemein nahe legt. Da sie aber alle ihrem histologischen Charakter nach als feuchte Leiter aufzufassen und daher für- Electricität allerdings in wechselndem Grade durchlässig sind, ausserdem aber Hr. DU Bois-Reymond^ thatsächhch die Existenz der elektrischen Ströme bei Entladungen des Organs auch im Inuern des Fisches nachgewiesen hat, so muss der Gedanke der isolirenden Wirkung bezeichneter Anlagen fallen gelassen werden. Ist die Section soweit vorgesckritten, und liegt also der eigentliche Rumpf des Fisches noch gänzHch intact vor, so sind gleichwohl schon, abgesehen von den bereits oben erwähnten zur Rückenhaut durchtretenden Nervenstämmchen , zwei weit verzweigte Gebiete von Nerven freigelegt. Das eine System schmiegt sich der Haut von innen dicht an, nachdem der Stamm hinter dem Herzen in der Furche zwischen dem geraden Bauch- muskel mid dem langen Seitenmuskel hervorgetreten ist und die Anlage einmal erreicht hat: es ist der elek- trische Nerv; das andere bisher von den Autoren übersehene System tritt weiter oben dicht hinter dem Schultergürtel hervor, mn auf der Muskulatur nach hinten zu verlaufen, dies ist der oberflächliche Theil des Seitennervensystem's vom Vagus. Der elektrische Nerv ist ein mächtig entwickelter Stamm, das Seitennervengeflecht nur zart, aber wenn man sich ersteren im selben Verhältniss verkleinert denkt als die Hautanlage verringert werden müsste, um einer gewöhnlichen Fischhaut gleich zu werden, so wäre der Unterschied gewiss nicht mehr gross. In der Art des Verlaufs und der Vertheilung schliesst sieh dies sonderbare Gebilde gewissen Aesten des Seiteimervensystems in bemerkenswerther Weise an, und es ist daher nicht zu verwundern, dass bereits frühere Autoren, wie Geoffeoy St. Hilaire^ den elektrischen Nerven als einen veränderten Seitennerven des Zitterwelses auffassten. Dieser Gedanke ist aber von Bilharz^ abfallig beurtheilt worden, welcher etwas völlig Neues in dem elektrischen Nerven sehen wollte, mid wenn ich Geoffeoy St. Hilaire's Gedanken trotzdem wieder aufnehme, so wird es dazu einer ausführlicheren Rechtfertigung bedürfen; dabei gedenke ich denselben Autor, den Bilhaez füi- seine Anschauung benützt, nämlich Stannius, auch für die meinige in's Feld zu führen. Geoffeoy St. Hilaiee's in diesem Pimkte recht beachtenswerthe Darstellung litt nur in sofern an einem fmidamentalen Irrthum, als das Seitennervensystem des Vagus, ihm unbekannt, neben dem elektrischen Nerven noch existirt; gewiss richtig ist es aber miter allen Umständen, wenn er sagt, dass die elektrischen Nerven einen ungewöhnlichen, von der regelmässigen Anordnung des Seitennerven abweichenden Ursprung nehmen. Nur unter Berücksichtigung dieses Umstandes ist es zu verstehen, dass in ihrer Beurtheiluug die Autoren sich so schroff gegenüber getreten sind, indem eine Partei (Pacini, R. Wagnee, Maectjsen, Bilhaez) ihn für einen Rückenmarksnerven, die andere (Geoffeoy^ St. Hilaire, Rudolphi, Valenciennes, Cüviee-Düvernoy) ihn als einen Hirnnerven betrachten. Einige allgemeine vergleichend-anatomische Betrachtungen werden zm- Lösung dieses Widerspruches unei'lässlich sein. Es fragt sich zunächst: Wonach benennen wir denn überhaupt Nerven? Diese so einfache Frage ist von grosser Wichtigkeit; nicht nur im vorliegenden Falle, sondern auch in späteren Kapiteln wird darauf zurückzukommen sein, ün-e Beantwortung ist aber keineswegs einfach. Je mehr- 1 Monatsberichte d. Königl. Ak. d. Wissensch. 1858. S. 107, — Untersuchungen am Zitteraal u. s. w. S. 259. 2 Annales du Museum d'hist. nat. Tome I. S. 402. — Descr. de l'Eg. Tome XXIV. S. 305. ^ a. a. 0. S. 17. 22 Zur makroskopischen Anatomie die mikroskopische Forschung die makroskopische in zuverlässiger Weise unterstützt, um so mehr bricht sich die Ueberzeugung Bahn, dass es bei der Benennung der Nerven unmögHch ausschhesslich auf die Herkunft der einzehien "Wurzelfasern ankommen kann, die sie zusammensetzen. Wer ein auf sorgfaltigen Beobachtungen beruhendes Buch über den angeregten Gegenstand, z. B. Stannius' peripherisches Nervensystem der Fische, mit Aufmerksamkeit durchliest, muss im Hinblick auf die unendlichen Variationen der Zusammensetzung nach den Wurzelbündeln die Unmöglichkeit einsehen, auf dieser Basis eine Nomenclatur der Nerven zu gründen. Thatsächlich verhalten sich die mit allgemein anerkannten Namen belegten Nerven der höheren Wirbel- thiere etwa wie grosse Firmen mit weit verbreiteten Geschäftsverbindungen; sie haben bestimmte Aufgaben zu lösen, aber solange sie ihren Verpflichtungen nachkommen, hat Niemand danach zu fragen, woher sie ihre Fonds beziehen. Dies ist auch der Standpunkt, den Stannius^ hinsichtlich der Nervenbenennung einhält; er spricht im gegebenen Falle davon, dass irgend eine Wurzel in die Bahn eines bestimmten Nerven (z. B. des als Trigeminus benannten Complexes) einbiege, oder wiederum ein Theil einer bestimmten Nervenbahn sich einem andern Nerven als Zweig anschliesst. Zur Bahn oder zum Ausbreitungsgebiet eines Nerven gehört Anfang mid Ende, wenn sie kenntlich bezeichnet sein soll, also abgesehen von den constituirenden Wurzeln die Austrittstelle und der Ver- lauf zu bestimmten Organen. Lassen wir die beiden ersten Sinnesnerven bei Seite, welche wesentlich Hirntheile darstellen, so ist in Bezus auf die Nerven des Stammes die schon von älteren Anatomen herrührende und auch von Stannius erörterte, in neuerer Zeit aber von Gegenbaur^ sicher begründete Vergleichung mit Spinalnerveupaaren wohl als allgemein acceptirt zu betrachten. Die Anordnung der Spinalnervenpaare mit ihren oberen und unteren Wurzeln, der bekannten migleichen Vereinigung mit einem Spinalganglion und der Austrittsstelle im Foramen intervertebrale ist offenkundig in Beziehung zur Segmentirung des Wirbel thierkörpers.^ Bilden sich nun durch wachsende Differenzirung der Formen bei der aufsteigenden, phylogenetischen Ent- wickelung durch Verschmelzung von Segmentgruppen Wirbelcomplexe, wie es an den Schädelbildungen notorisch der Fall ist, so können auch die zu den Wirbeln gehörigen Spinalnervenpaare ihre normale quere Anordnung unmöglich einhalten; sie ziehen alsdann zu den ebenfalls vereinigten Austrittstellen in meist veränderter Rich- tmig, d. h. auch, ausser den quer bleibenden Bündeln, von oben oder von unten, mid die combinirten Bahnen erhalten sogenannte absteigende und aufsteigende Wurzeln. Das Verhältniss ist also ein ganz ähnliches, als wenn ein System quer nebeneinander in einer Ebene ausgespannter Fäden stellenweise zu einem Bündel durch Umschlingung zusammengeknotet wird. Das Bild, welches auf diese Weise im Bereich der Nerven des Hirnstockes entsteht, würde jedenfalls noch viel klarer hervortreten, wenn nicht schon vom Beginn der MeduUa oblong ata an die sich vollziehende Umlagerung der einzelnen Faserzüge in dem Organ auch den Aufbau der Ursprungcentren für die Nerven in ihrer relativen Stellung zu einander beeinflusste. So treten beispielsweise N. hypoglossus, abducens, oculomotorius, deren sensitive Wurzehi dem Trigeminus oder Vagiis angeschlossen sein werden, noch wie echte motorische 1 A. a. 0. S. 24. - Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere. Leipzig 1872. S. 264. Ich kann Hm. Gegenbace nur beistimmen, wenn er für Opticus und Olfadorius eine Sonderstellung verlangt (S. 291), entgegen der neuerdings von Mabshall ent- wickelten Anschauung. Ich werde an anderer Stelle Gelegenheit finden, auf die wichtigen Arbeiten des eben genannten Autors, sowie diejenigen der Hrn. Beard und Van Wijhe näher einzugehen. 3 Hr. Victor Rohon hat seinen früheren, verdienstvollen Arbeiten eine umfangreiche, ebenfalls sehr schätzenswerthe über den Ämphioxtis lanceolatus eingereiht. Bei der grossen Hochachtung, die ich im Allgemeinen vor den Beobachtungen des genannten Autors habe, bedaure ich um so lebhafter seiner Betrachtungsweise der Nerven-Homologien im vorliegenden Falle durchaus nicht folgen zu können. Hr. ViCTOK Rohon entwickelt für den Amphioxiis lanceolatus eine Anschauung, wonach ausser drei Hirnnervenpaaren, die er als X. trige- minus (zwei Paar) und Ä^. /ac/aZis (ein Paar) bezeichnet, fünf weitere Nervenpaare den N.glossopharyy)ge7(SVinäN.hypoglossus, die 13 folgenden die Elemente des N. vago-accessorius und zwar in aufgelöstem (?) Zustande enthalten sollen, was mir unerweislich scheint. Wenn der typische Aufbau der sonst anatomisch wohl charakterisirten Nerven dadurch verloren geht, dass überhaupt nur eine Wurzel (nach Victok Rohon die dorsale aber motorische!) vorhanden ist, Spinalganglien vollständig fehlen und das peripherische Gebiet bei gänzlich rudimen- tärem Kopf in Wegfall kommt oder unkenntlich wird, so ist eine Homologie mit den Nerven der höchsten Wirbelthiere nach meiner Ueberzeugung nicht mehr zu begründen. Ein Kerviis hypoglossus oder facialis des Amphioxus hat doch keine grössere Berechtigung als ein X. trochlearis, oculomotorius. abducens, acusticus desselben Thieres. Warum findet der Autor nicht auch diese ebensogut wie den N. hypoglossus? Gewiss ist es nicht das geringste Verdienst des Autors in dem angeführten Werke die Sage von dem centralen Stimauge des Amphioxus widerlegt zu haben. Aber wenn mit den Augen die motorischen Augennerven in Wegfall kommen können, warum sollen nicht auch andere Nervenpaare vrie z. B. der Hypoglossus das Schicksal ihres normalen Verbreitungsbezirkes theilen? Die erstgenannten Nerven gehören nach der Anordnung ihrer Ursprungsstätten doch ebenso gut zu den Nerven des Hirnstückes wie beispielsweise der Trigeminus, welcher zum grössten Theil sogar weiter vorn entspringt. Vergl. : Untersuchungen über Amphioxus lanceolatus von Victoe Rohon. Denkschriften der Kaiser! Akademie der Wissenschaften. Bd. XXXXV. S. 60. DES Zitterwelses. 23 Wurzeln von den, Vorderhörneni homologen Centren durch die ganze Masse der Neuforniationen nach vorn durch, während dem zarten N. trochlcaris, dem höchstentspringenden, doch der Widerstand gleichsam zu gross wird und er lieber den Weg nach hinten und aussen herum wählt, um so scheinbar als hintere Wurzel zu erscheinen. Zwei Nervenbahnen sind nun bei allen Wirbelthieren die Hauptfirmen, welche alle schwächeren in ihren Bereich ziehen und in wechselnder Weise, bis zur viUligen Verschmelzung von sich abhängig machen: es ist die Bahn der JV. trigeminus und des iV^. var/us. So hat N. trigeminus seine mächtigen absteigenden, queren und aufsteigenden Wurzeln ebenso wie der iV\ ragus, zu dessen Vasallen dem J^. glossophai-yngeus, schon von Weber, Desmoülixs, Savi^ mit viel Grund direct als erster Art des Vagus bezeichnet, das sogenannte solitäre Bündel der McduJIa oblongata nach neueren Untersuchungen als aufsteigende Wurzel gehört. Aber auch das sonst so räthselhafte Verhalten der Wurzeln des N. accessorius erklärt sich nach meiner Ueberzeugung als aussen verlaufende, aufsteigende Wurzel zum Vagus, mit dem er ebenso wie der W. glossopharyngeus noch die gleiche Austrittsstelle einhält. Zwischen den beiden übermächtigen Bahnen des Trigeminus und Vagus fristet ein schwächUch angelegtes Paar, N. facialis und acusticus, eine zweifelhafte Existenz, zumal der motorischen Wurzel die sensitive untreu wird und, in einen Sinnesnerven umgewandelt, besondere, höhere Ausbildung erlangt. Der N. facialis ist dadm'ch gleichsam haltlos geworden und sucht an die benachbarten Nerven Anlehnung, die bei einem grossen Theil der Fische in so hohem ]\Iaasse an den Trigeminus erfolgt, dass er ganz oder grösstentheils als ein Ast des letzteren erscheint. Ob man ihn dann noch als einen iV. facialis im Sinne des von höheren Wirbelthieren entlehnten Begriffes auffassen kann, erscheint mindestens zweifelhaft und wird die Frage von den Autoren thatsächhch verscliieden beantwortet, indem ihn Viele als Ramus opercularis und B. hyoideo-mandibularis n. trigemini bezeicluien. Stannius" steht auf dem Standpunkt, dass bei den Fischen beide Nerven ganz oder theilweise verschmolzen sind, giebt also den gesonderten Anfang der Bahn auf und stützt sich nur auf den Verbreitungs- bezirk. Auch dieser ist aber bei der abweichenden Kopfentwickelung des Fisches, dem Fehlen des Operculum beim höheren Wirbelthier nicht sicher zu bestimmen; ich kann dem Gedankengang des Autors daher nicht folgen, wenn er den N. palatinus der Fische in gewissen Fällen als zum N. facialis gehörig bezeichnet, da iV". facialis keine Gaumennerven ausschickt. Es sei gleich hier bemerkt, obwohl ich im zweiten Theil dieses Buches auf den Punkt zurückzukommen habe, dass ich in vollster Ueberzeugung den ersten elektrischen Nerven von Torpedo nach seinem Ausbreitungs- gebiet dem N. trigeminus zuspreche und nicht dem iV. facialis, wäkrend Staknius^ in ihm einen Theil des mit dem W. trigeminus verschmolzenen W. facialis, Hr. Dohrn darin die Portio intermedia Wrisbergi n. acitstici zu erkennen glaubt, über deren Verbreitungsgebiet wir leider gar Nichts wissen. Aus nicht näher entwickelten Gründen hat Hr. W. Krause* neuerdings den angeblichen Beweis für diese Ausschaumig acceptirt. Die fragliche Wurzel des ersten elektrischen Nerven schliesst sich aber nicht, wie Hr. W. Krause angiebt, nach dem centralen Ende zu „an der Medidla oblong ata angekommen, caudalwärts absteigend, den Wurzel- bündeln des N. facialis an", sondern wie ich bereits 1878^ nachgewiesen habe, den Vagus^wzdn. Sie dringt mit letzteren in den Lobus electricus, einem Centrum des Vagus aber nicht des Facialis ein, und will man sie also nicht nach ihrer peripherischen Ausbreitung mit den meisten älteren Autoren beim Trigeminus belassen, so hätte man sie nach ihrem Ursprung beim Vagus unterzubringen; gemäss dem bereits Angeführten halte ich die Benennung der Nerven nach ihren Ursprmigscentren jetzt nicht mehr für durchführbar, es beweist aber gerade cheses Beisjjiel das, worauf es mir liier ankommt: die innigen Beziehungen zwischen der Vagus - und Trigeminusbahn und den zwischen beiden häufig zu beobachtenden Faseraustausch. Weitere Beispiele sollen sogleich folgen. Dass sich der K electricus I an die Trigeminusvfurzeln nur anlegt und durch Bindegewebe davon getrennt ist, worauf später Hr. Sihleanu** hinwies, habe ich bereits 1875 demonstrirt. Es bedarf hier noch der N. hypoglossus der Erwähnung, welcher ebenfalls bei den niedrigen Wirbel- thierklassen nicht dieselbe Unabhängigkeit zeigt, wie bei den Säugethieren; gestützt auf seine reichen Beobach- tungen deducirt Stannius^, wie mir scheint, diu-chaus treffend, dass der sogenannte Hypoglossus der Fische sicher 1 Auch Müller und Schlemm fanden ihn bei den Cyclostomen als einen Theil des Vagws; Stannius betont die innigen Beziehungen, in welchen er bei einigen Knochenfischen noch zu ihm steht (a. a. 0. S. 74). 2 A. a. 0. S. 20. 3 A. a. 0. S. 33. * Die Nervenendigung im elektrischen Organ. Internationale Monatschrift f. Anat. u. Histol. 1886. Bd. III. S. 23. " Fischgehirn. S. 89. " De Pesci elettrici e pseudo-elettrici. Napoli. 1876. p. 21. '' A. a. 0. S. 24. Auf derselben Seite sagt er: „Aequivalente des N. accessorius sind bei den Fischen nicht nachweisbar". 24 Zur makroskopischen Anatomie nicht ausschliesslich als solcher bezeichnet werden darf, sondern gleichzeitig erster Spinalnerv sein muss, auch hier also eine Verschmelzung stattgefimden hat. Geleitet von den eben entwickelten Anschauungen, deren Berechtigung sich mir aus der unendlichen Fülle der auftretenden Variationen ergiebt, halte ich nur die erwähnten weiten Gesichtspunkte als festere Basis für die vergleichend-anatomische Betrachtung fest; wenn Autoren, die den Nachweis einer andauernden, ernsten Beschäftigung mit der vergleichenden Anatomie kaum erbringen könnten, für angezeigt erachteten, mir gelegent- lich Vorwürfe zu machen, dass in meinen Angaben über das Centralnervensystem der Fische des einen oder des anderen untergeordneten Nerven nicht Erwähnung geschähe, so lässt mich das durchaus ruhig, und lehne ich ein näheres Eingehen auf solche unfruchtbare Polemik ab. Der vom menschlichen Gehirn entlelmten Nomenclatur zu Liebe irgend ein Wurzelfidchen, über dessen Verlauf und Verbreitungsbezirk entweder über- haupt ungenügende, oder wegen der abweichenden Kopfentwickelung unvergleichbare Angaben vorliegen, mit einem präcisen Namen zu belegen, halte ich vergleichend-anatomisch für zwecklos, da solche Bezeichnungen, wegen mangelnden Beweises ihrer Berechtigung, wie die Erfahrung lehrt, den heftigsten Widersprüchen begegnen und thatsächlich nur die Verwirrung vergrössern. Es ist hier nicht der Ort weiter auf solche allgemeine Betrachtungen einzugehen, doch wird sich sofort ergeben, dass die obigen Bemerkungen auf unser Thema ganz direkten Bezug haben. Das höchst merkwürdige Seitennervensystem der Fische ist jihysiologisch noch ungenügend erforscht, doch wissen wir wenigstens soviel mit Sicherheit, dass es in seinen originalen, nicht auf fremde Beimischung zurückzuführenden Elementen der motorischen Function fremd ist. Die Entwickelung desselben gerade bei den Fischen führt dahin, mit einer grossen Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die mangelhafte Ausbildung der Körperform bei ganz verkürzten Gliedmaassen dem Leibeswandorgan für den Organismus als Sitz von Sinnesorganen und Secretiousfläche eine erhöhte Bedeutung verleihen muss, zumal die Bedeckung mit Hartge- bilden auch der Haut solche Functionen nur unter Einschränkung gestattet. Soll die Rumpfliaut des Fisches mehr leisten als diejenige anderer Wirbelthiere, so bedarf sie auch besonderer Nerven, die zu den eigenthümlichen Organen derselben verlaufen, mid dieser Mehrbedarf wird eben durch das Seitennervensystem geliefert. Die soge- nannten Seitenorgane der Fische, welche auch bei den mit Schuppen oder selbst Knochenschilden bekleideten ge- wöhnlich durch Einschaltung bestimmter Canälchen in denselben Platz finden, werden allgemein und gewiss mit Recht als Sinneswerkzeuge betrachtet; sie werden denn auch von Fasern des Seitennerven versorgt, mid selbst wo sich die Verbindung bisher nicht nachweisen liess, lehrt das gleichzeitige Auftreten der Seitenlinie mit ihren Organen und entsprechender Aeste des Seitennervensystems, dass beide in einer inneren Beziehung zu einander stehen:^ Eine Beziehung, die aber nicht fiir alle Aeste des System's gilt. So ist es auch offenbar beim ilahptcrurus, dessen Seitenlinie schön ausgebildete Organe zeigt, über die im Abschnitt für die mikroskopische Anatomie ausfuhrlichere Bemerkungen folgen sollen-, da Bilharz dieselben mit Stillschweigen übergeht. Die beiden eng verbrüderten Firmen des Trigeminus und Vagus sind es, welche bei allen Fischen die Lieferung der Elemente zur Innervirung der Haut durch ein Seitennervensystem übernommen haben; sie theilen sich in diese Aufgabe in sehr wechselnder Weise, indem sie sich über den Kopf der dazwischen liegenden Nervenbahnen mit einander vereinigen und nach Bedarf ihre Elemente unter einander austauschen. Zum voll- ständigen, mannigfach variirten Schema des Seitennervensystems gehört demnach ein Truncus lateralis trigemini und ein Truncus lateralis vagi, von welchen ersterer im Allgemeinen mehr der vorderen, oberen Körperregion, letzterer der hinteren, unteren angehört; die Hauptverbindungen zwischen beiden Bahnen finden sich hinter dem Schultergürtel, wo auch der Truncus lateralis vagi hervortritt, während die Hauptäste des Tnmcus lateralis trigemini, nachdem der Stamm am Hinterhaupt die Schädelhöhle verlassen hat, sich nach oben schlagen, feinere Aeste zur Armflosse abwärts steigen. Die typische, vollständige Entwickelung des Seitennervensystems bedingt für jeden der beiden Stämme einen aufsteigenden Ast, nach Stannius' Terminologie „aufsteigenden Schädelhöhlenast", von welchen aber der des TrigeminusStamvaes häufiger und stärker entwickelt gefunden wird; auf der Schädeloberfläche durch eine OefFnung des Os squamosum hervortretend, verläuft der Nerv, als „Rückenkantenast" zwischen den Rücken- muskeln nach hinten und erhält in diesem Verlauf Verbindungsfädchen der dorsalen Zweige der Spinalnerven; der Haupttheil des Truncus lateralis trig. zerfällt in mehrere Aeste, welche mit dem enstprechenden des Vagiis ^ Beispiele für diese gleichzeitige Entwickelung finden sich in Stanntüs' mehrfach citirtem Werke ausführlich erörtert; a.a.O. S. 101. 2 Es wird daselbst auch auf die schönen Arbeiten über diesen Gegenstand von Hrrn. Köllikee, Leydig, F. E. Schulze, Solger u. A. Bezug zu nehmen sein. DES Zitterwelses. 25 communiciren und sieh in wechselnder Weise an der Haut der Flossen vertheilen. Der Truncus lateralis vafji tritt mit ersterem durchflochten hinter dem Schultergürtel aus und zerfällt alsbald in einen oberflächlichen und einen tiefliegenden Ast, von denen der letztere stets seinen Platz zwischen den dorsalen und ventralen Läno-s- muskeln findet, wo er bis zum Schwanz verläuft und sich hier dichotomisch theilt. Der oberflächliche Ast dagegen erscheint \-on der Lage der Seitenhnie abhängig und folgt derselben je nach ihrer Lage auch da, wo die engere Verbindung mit den Organen derselben sich noch nicht hat nachweisen lassen. Die Variationen der Anlage beruhen zum grossen Theil darauf, dass Verbreitungsgebiete des Lateralis trigemini vom Lateralis ragi übernommen werden, oder das Umgekehrte stattfindet. Fragen wir nun, wie hegen die Verhältnisse bei einem nahen Verwandten des Malopterurus, der genügend untersucht ist, beim gewöhnlichen Wels? so zeigt sich hier ein Beispiel für den Fall, wo Hauptäste des Systems ausser Beziehung zum Seitencanale bleiben. Der Truncus lateralis trigemini giebt einen aufsteigenden Schädel- höhlenast mit Verlängerung in den Eückenkantenast ab, der Truncus lateralis vagi ebenfalls einen aufsteigenden Ast zur Rückenhaut als Rarmis suprascapularis mid tritt nach der Verflechtung mit ersterem in zwei Fascikeln hinter dem Schultergürtel hervor. Gleich nach dem Durchschnitt sendet er einen dünnen Zweig zur Haut für die Schultergegend, dann einen stärkeren absteigenden Zweig für die Vorderextremität und ihre Umgebung und für die Haut der Bauchgegend. Darauf sondert sich ein oberflächlicher Ast, welcher, abwärts vom Seitencanale, von vorn nach hinten zieht und 5 bis 6 lange, dicht unter der Haut zur Bauchgegend absteigende Zweig aussendet; der tiefliegende Ast verläuft wie gewöhnlich zwischen den beiden Hauptlängsmuskeln\ Hier hat die Vagusbahn also Gebiete übernommen, welche in anderen Fällen der Trigeminusbahn zufallen, aber dieser Umstand kann nicht Wunder nehmen; denn wie Stanniüs treifend bemerkt „die aus dem Lohus jiosterior medullae entspringenden Wurzeln sind der Wurzel des Truncus lateralis Vagi verwandt und mit ihr physiologisch identisch." Vergleicht man nun den Befund beim Malopteriirus, wie ihn die Fig. 5 auf Taf. II anschaulich machen soll, so findet man einen in normaler Weise aufsteigenden Schädelhöhlenast, der in einen (auch von Bilharz^ flüchtig erwähnten) Rückenkantenast des Trigeminus (l. f.) übergeht; die Verbindung ist durchtrennt, um die tieferen Theile zugänglich zu machen. Gänzlich unbekannt blieb bisher der eigentliche Truncus lateralis des Vagus, d. h. der Haupttheil des ganzen Systems; gleichwohl ist diese Nerven Verzweigung hier gut entwickelt und schliesst sich in den wesentlichen Punkten an diejenige des Sihirus an. Der Stamm (l. v.) theilt sich hinter dem Schultergürtel in einen oberflächlichen, ziemlich starken (l. v. s.) und einen tiefen (l. v. p.) Ast, also Ramus superficialis und profundus. Ersterer verläuft, wie öfters durch Fädchen vom profundus verstärkt, unterhalb der Seitenlinie nach hinten, und theilt sich hinter den Bauchflossen in mehrere Aeste, von denen einer zum Rücken aufsteigt, der andere zur Analflosse zieht, während die eigentliche Verlängerung des Nerven sehr fein wird. Ich konnte ihn nicht mit Sicherheit weiter verfolgen, wofür sich ein plausibler Grund heraus- gestellt hat, der sogleich zu erörtern sein wird. Es fehlen also an dieser Verzweigung im Vergleich zum Silurus: der feine Ast zur Schulter- gegend und Brustflosse, sowie der starke absteigende Stamm mit 5 bis 6 Aesten, welcher zur Bauchhaut ziehen sollte. Die geringe Betheiligung des Trigeminus an der Bildung des Seitengeflechtes liess mich anfänglich nach dem Verbleib der fehlenden Trigeminus- Aeste des Seitennerven suchen, da mir zur Zeit nicht gegenwärtig war, dass der Vagus auch beim gemeinen Wels für dieselben eingetreten ist; es bot sich als ver- gleichend-anatomisches Aequivalent für das Fehlende nur ein Nerv dar, nämlich der Nervus electricus. Die verhältnissmässig weit nach hinten am Rückenmark liegende Austrittstelle hatte fiir einen Trigeminus-Ast nicht recht passen wollen, da die Annahme, dass die sogenannte aufsteigende Wurzel des Trigeminus in diesem Falle das Rückenmark früher verliesse als sonst, sich bei der genauen Untersuchung nicht bestätigte. Die Verweisung des elektrischen Nerven zm- Vagus-^ahn beseitigt aber auch diese Schwierigkeit der Vergleichung, weil Vagtis-W urzeln sich bei den Fischen in der Iledulla oblongata ganz allgemein sehr weit caudalwärts erstrecken. Die Behauptung, dass der elektrische Nerv das Homologon der fehlenden Aeste des Seiten- nervensystems darstellt, kann somit wohl als erwiesen betrachtet werden, und vertritt derselbe also eine Nervenverzweigung, welche bei anderen Fischen secretorischen oder sensitiven Func- tionen vorzustehen hat. Für solche Anschauung ergiebt die genauere Untei'suchung des Austritts eine überraschende Bestätigung, 1 Stannius a. a. 0. S. 106. '- A. a. 0. S. 9.5. 3 A. a. 0. S. 20. Fritsch, Elektrische Fische. 4 26 Zur makroskopischen Anato.mik über welche Bilharz Angaben nicht macht, obwohl ihm gerade diese Thatsache nicht fremd war. Unmittelbar nachdem der Stamm des Nervus electrlcus nach abwärts neben der Wirbelsäule hervorgetreten ist, entsendet er einen feinen Ast zur Schultergegend und Brustflosse; indem er darauf selbst zur Bauchwand zieht (um seine Aeste dem elektrischen Organ einzuverleiben), ergänzt er das Seitennervensystem, und so wird die dem Truncns lateralis va(/i bei den Welsen zugewiesene Aufgabe in allen ihreu wesentlichen Theilen erfüllt. Die Fig. 7 der Taf III stellt dies höchst merkwürdige Verhalten dar, und zeigt zugleich wie auch noch andere, symjiatliische Nervenbündel der gemeinsamen Scheide des Nervus electrlcus ano-ehören, dessen functioneller Theil bekanntUch eine einzige, an dieser Stehe noch nicht getheilte Faser ausmacht. Wir sehen also auch im soeben besprochenen Fall, dass die Nerven verwandter Natur, zuweilen Avohl auch wo dies nicht der Fall ist, ihre Fasern in ausgiebigster Weise tauschen, zeitweilig vereinigen und die Bahn selbst dadiu-ch gleichsam verlegen können. In BiLHARz's Monographie findet sich aitf Taf. III als Nr, 6 eine sehr bemerkenswerthe Figur, welche die schematische Vertheilung der von den verschiedenen Wurzeln ausgehenden Nervenbahnen darstellt; offenbar ist dieselbe nach zahbeichen Präparaten durch Ergänzung gewonnen worden, da es fast unmöglich ist, das Bild in der gegebenen Vollständigkeit auf einmal vorzuführen. Die dadurch illustrirten Beobachtungen bestätigen das oben Ausgeführte in erfreulicher Weise, während sie der Autor selbst nur nüchtern im Text zusammen- stellt, ohne weitere Schlussfolgerungen daran zu knüpfen. Man findet in dem Schema die vergleichend-anatomisch postulirte Verbindung des Lateralis trigemini mit Aesten, die mit dem N. electricus vereinigt austreten, d. h. mit dem zur Schultergegend und Brustflosse verlaufenden Nerven, der soeben von mir erwähnt wurde. Bilharz lässt noch einen anderen Nerven weiter abwärts aus den Scheiden des N. electricus hervortreten, den er dem zweiten Spinalnerven zuweist, mit welchem Recht? ist hier wie in ähnlichen Fällen von ihm nicht weiter erörtert worden,^ Wie immer man über die entwickelte Homologie des elektrischen Nerven denken mag, die innige Ver- einigung desselben mit anderen Bahnen, wie solche bei verwandten Fischen gleichfalls gefunden wird, macht es nach meiner Ueberzeugung unmöglich, im Auftreten desselben ein völliges Novum zu sehen, da es gänzlich unerfindlich ist, wie ein derartiges Novum auch gleich in alt hergebrachte Verbrüderungen eintreten sollte. Die Annahme von Neuerungen im Aufbau des Thierleibes bezeichnet wohl in den meisten Fällen nur eine Lücke unserer Erkenntniss; man wird jedenfalls gut thun, mit solchen Annahmen nicht zu voreilig zu sein. Geoffroy St. Hilaire^ mit seinem umfassenden Blick hatte also nicht so Unrecht, wenn er in dem elektrischen Nerven den veränderten Seiteimerven des Vagus zu erkennen meinte, er irrte aber insofern, als er das ganze Seiten- nervensystem darin aufgegangen und also im Uebrigen als fehlend ansah. Auch Hr. Babuchin hat St. Hilaire's Ansicht ausdrücklich zur seinigen gemacht und ist in den gleichen Fehler verfeUen, indem er die N. elcctrici für N. laterales erklärt, die auf eine Faser reducirt seien, da er die anderen Seitennerven nicht kannte. Er kämpfte aber in diesem Punkte noch einen doppelt unglücklichen Kampf, als er entgegen den Angaben sämmtlicher neueren Autoren die Seitennerven für motorisch ansprechen muss, um seine hartnäckig festgehaltene Ueberzeugmag, auch das elektrische Organ des Zitterwelses sei umge- wandelter Muskel, vertheidigen zu können. Die von ihm als Unterlage dieser Umwandlung in Anspruch genommenen Muskeln sind, wie wir bald sehen werden, thatsächlich auch beim Zitterwels noch als wirkliche Muskeln erhalten und nicht verwandelt.^ Da die Autoren Seitenorgane des Zitterwelses nicht gekannt zu haben scheinen, so ist es nicht zu ver- wundern, dass sie sich keine Sorge darüber machten, wie diese Sinneswerkzeuge denn eigentHch hier zu ent- sprechender Innervation gelangen. Bilharz hat die von mir oben bereits beschriebenen dorsalen Hautnerven, zu denen noch mehrere schwächere der Ventralregion kommen, schon durchaus richtig erkannt. Er lässt dieselben „ohne das elektrische Organ zu berühren" nach oben, beziehungsweise nach abwärts durch die von üim streng festgehaltene aponeu- rotische Scheidewand der beiden Organhälften hindurchtreten und dann beiderseits unter der Haut, d. h. also zwischen Organ und Haut weiterziehen, um die äussere Haut zu innerviren. Diese Beschreibung liest sich ganz harmlos und überzeugend, obwohl sie den thatsächlichen Verhältnissen keineswegs entspricht. Zunächst muss festgehalten werden, dass die trennenden Aponeurosen zwischen den Organhälften, wie oben erwähnt, erst mit dem späteren Alter des Thieres sich so streng sondern; es liegt auch für die Nerven jedenfalls kerne besondere Veranlassung vor, die Berührimg des Organs ängstlich zu vermeiden, 1 A. a. 0. Tab. III, Fig. 6, c. - Annales du Museum, t. I, pag. 402, — Description de l'Egypte etc., t. XXIV, p. 304. ^ Ueber den Bau der elektrischen Organe beim Zitterwels. Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften. 1875. S. 165. DES Zitterwelses. 27 da die festen Scheiden der einzelnen JS'erven nnter allen Umständen ebenso genügen müssen, als eine allgemein angeordnete Apoueurose zwischen den Organliäll'ten. In der That sind die den Nerven und Gefässen meist gemeinsamen Scheiden hier auffallend stark, und aus ihnen entsteht schliesslich dm'ch stärkere Entwickelung dazwischen lagernder Bindesubstanzen die Längs- scheidewand der Organhälften am Rücken und Bauch. Ich bestätige bereitwillig Bilharz's Angabe, dass die dorsal durchtretenden Aeste der Hautnerven aus dem jV. lateralis trigemini (Rückenkantenast, Stanniüs) stammen, zu dem bekanntlich auch dorsale Verstärkuugs- bündel der Spinalnerven zu treten pflegen, die ventralen Hautnerven aus unteren Aesten der Spinalnerven; aber es ist gegen alle vergleichend-anatomischen Erfahrungen, dass die angefahrten Nervenbahnen Seitenorgane versorgten. Wh- stossen hier also plötzlich auf eine höchst wichtige und doch gänzlich offene Frage: Wo kommen denn die Nerven für die Seitenorgane des Zitterwelses her? Stammen sie gegen alle Gewohnheit doch von dem N. lateralis trigeminif oder sind es Zweige des oben bescliriebenen Ramus superficialis vom Lateralis vagi, die sich nicht scheuten die elektrischen Batterien selbständig zu durchbrechen? oder endlich existirt ein be- sonderer bisher unbeschriebener Nerv fiir dieselben? Die Untersuchung lehrt, dass von den verschiedenen Mög- lichkeiten die zuletzt angefülu-te dem thatsächhchen Befunde entspricht; d. h. es findet sich ein besonderer Ast des Truncus lateralis vagi, welcher die Innervation der Seitenlinie besorgt, bisher ebenso unbeachtet geblieben, wie die übrigen Theile des Seitennervensj'stems. Der Nerv zweigt sich entweder alsbald als selbständiger Ast von dem Stamm ab, oder er verläuft noch eine kurze Strecke mit dem Eamus i^i'ofundus, der beim Zitterwels nur schwach entwickelt ist, vereinig! (Taf. II, Fig. 5 /. v. p.). Nachdem er den Stamm verlassen hat, wendet er sich bald etwas aufwärts, erreicht den oberen Winkel der Kiemenspalte und schlägt sich hier über den vor- deren Rand des elektrischen Organs, also ohne es zu durchbohren, zur oberflächlichen Coriumlage der Haut. Hier richtet er seine Lage genau nach der Seitenlinie und folgt derselben stets zwischen Corium und elektrischem Organ gelagert bis zum Schwanz. Walii-scheinlich commmiicirt dieser oberflächlichste Seitennerv am hinteren Rande des Organs wieder mit dem auf den Muskeln liegenden und würde das Verhältniss damit genau das nämliche sein, wie es Stanniüs auf Taf. III, Fig. 2 seines mehrfach citirten Werkes vom Dorsch abbildet. Ist die Annahme der Communication richtig, so wird es selbstverständlich, dass ich den auf den Muskeln liegenden Ast nur bis zu der Stelle verfolgen konnte, wo das dünne communicirende Fädchen durch die Ablösung des Organs von der Unterlage nothwendig abreissen musste. Es ist also ein Irrthum von Bilhaez, dass die in der Rücken- und in der Bauchlinie durchtretenden Hautnerven abwärts, beziehungsweise aufwärts ziehend, die Innervation der Haut ausschliesslich versorgten. Der elektrische Nerv selbst konnte liinsichtlich der Hautinnervation gewiss nicht in Frage kommen; denn der einen Faser durfte man trotz doi^pelsinniger Leitimg schwerlich zumuthen, auch noch centripetal gerichtete Sinnes- eindrücke der Hautorgane zu übermitteln. Was nun endlich die grobe Vertheilung des elektrischen Nerven anlangt, so ist auch diese nicht ohne Interesse; es wurde daher auf Taf. III als Fig. 6 das Hautsystem eines Malopteriirus vom Hinterkopf bis zm- Schwanzwurzel von innen gesehen nach Photographie abgebildet. Die Figur zeigt die Grenzen des Organs gegen das taube Gewebe und die Verzweigmig der elektrischen Nerven auf der Innenfläche; rechterseits ist der Nerv frei präparirt, während linkerseits die demselben dicht anliegende Arterie sowie die etwas entfernt ver- laufende Hauptvene des Organs erhalten blieben. Auffallend ist die scharfe Knickung der oberen Aeste des Nerven nach aufwärts, ein Verhalten, welches mir von anderen Systemen der Nervenvertheilung nicht bekannt ist und der Function fast hinderlich erscheinen möchte. Erst wenn man das weiter unten genau festgestellte Verhältniss der Scheiden zum Axencylinder vergleicht, begreift man, dass ein so ausserordentlich feiner Axencylinder, wie er den Aesten zukommt, selbst in scharf auf- wärts geknickten Scheiden noch eine ganz ausgiebige Curve ausführen und sich sogar auf- und abwärtswinden kann. Da der Stamm des elektrischen Nerven erst verhältnissmässig tief zur innern Organfläche gelangt, so ergiebt sich diese rückläufige Anordnung der Aeste gleichsam von selbst. Der tiefe Austritt und Durchtritt desselben zur Oberfläche, wird stets vom vergleichend-anatomischen Standpunkt aus eine auffallende Erscheinung bleiben; physiologisch erscheint dies Verhalten verständlich. Vermuthlich hat man darin eine specielle An- passmig an die Function zu sehen, da der Nerv auf diese Weise wie mit einem Sprunge in das Organ eintritt und den Impuls zum elektrischen Schlag gleichzeitiger nach allen Seiten fortpflanzen kann; so wurde eine nach meiner Ueberzeugung der Vagits-Bahn zuzurechnende Wurzel veranlasst sich zwischen spinale Nerven zu drängen. Weiterhin ist mir die geringe Zahl der vom Stamm abgehenden Aeste aufgefallen, welche in einem •28 Zur makroskopischen Anatomie speciell untersuchten Fall nur 25 deutliche Abzweigimgen erkennen lässt; diese Hauptäste verzweigen sich auch tertiär nicht stärker an der Innenfläche des Organs, sondern senken sich nach verschieden langem Verlauf in die Substanz ein, sich dadurch dem Blick entziehend. 6. Das Centraluervensystem. Drino-en wir nun, von der Erforschung des Centralorgans selbst weitere Aufschlüsse erwartend, alsbald unter Eröffnung des Wirbelkanals und der Schädelkapsel in das AUerheiligste des Organismus ein! Hier muss sich manches Käthsel lösen, — Doch manches Eäthsel schürzt sich auch! Der Stamm des elektrischen Nerven leitet uns zu einem Ganglion, das wir seiner Bildung und der Stellimg am Foramen intervertebrale gemäss ohne Schwierigkeit für ein Ganglion spinale ansprechen werden. Eine mächtige Entwickelung fibrösen Gewebes umhüllt wie eine unregelmässige, allgemeine Scheide die ver- sdiiedenen Nervenwurzeln, die zum Bündel vereinigt zu dem Ganglion treten. BiLHARZ^ hat von demselben, das er als em zwei Spinalnerven vertretendes Doppelganglion ansprach, zwei sehi- stattliche Abbildungen gegeben, die an Klarheit Nichts zu wünschen übrig lassen; ich verweise auf dieselben ohne mir ein Urtheil darüber zu erlauben, da ich nicht verstehe, wie dieselben entstanden sind. Man vero-eo-enwärtise sich nm-, dass diese Ganglien selbst bei einem aussergewöhnlich grossen Fisch nur etwa die Grösse eines Stecknadelkopfes haben imd ihre Einbettung in fibröses Gewebe die Isolirung der feinen Aestchen ftist unmöglich macht. Das Bild, welches man noch ohne Schwierigkeit erhält, zeigt die bereits oben citirte Figur 6 derselben Tafel, d. h. die angeblich verwachsenen beiden Ganglien präsentiren sich wie ein einziges. Eine genaue Vergleichung der Figuren ergiebt es als Unmöglichkeit, dass die beiden als Fig. 7 und 8 dargestellten Ganglien, von deren ehemahger Verwachsung auch nicht die Spur angedeutet ist, in dem Ganglion Fig. 6 g vereinigt gedacht werden können. Ich finde an der Stelle, wo der elektrische Nerv austritt, nur ein Ganglion, welches sich nicht in zwei zerlegen lässt, im Habitus aber dem als Fig. 8 abgebildeten recht wohl entspricht. Dagegen sieht das um wenig mehr nach liinten lagernde Ganglion des nächsten (dritten Spinalnerven nach Stannius) täuschend dem als Fig. 7 von Bilharz abgebildeten ähnUch. Der Verdacht hegt nahe, dass Bilharz anstatt eines „ZwilUngs- ganglions" zwei benachbarte Ganglien präparirt hat, deren peripherische Aeste durch hinter einander liegende Foramina intervertebralia, aber nicht durch das nämliche Loch austraten. Ohne sehr überzeugende Präparate würde ich mich nicht entschhessen können, der Annahme beizutreten, dass hier im Wirbelcanal plötzlich zwei Spmalnervenwurzeln, em gemeinsames Ganghon bildend, mit einer Austrittstelle vorlieb nehmen sollten, wenn auch solche Verschmelzungen als Ausnahmen thatsächUch beobachtet werden (z. B. bei Trigla, Lophius nach Stannius). Ich muss gerade im vorliegenden Kapitel etwas genauer auf die Abweichungen eingehen, welche meine Untersuchungen im Vergleich zu denjenigen meines verdienstvollen Vorarbeiters lieferten, um den Zusammen- hang mit ihm nicht ganz zu verUeren, zmnal mancherlei Ungenauigkeiten und innere Widersprüche seiner Dar- stellung des Centralnervensystems die Verständigung ungemein erschweren. Der unbefangene Leser seines Werkes wird bei Betrachtung der Figiu-en 6, 7, 8 der Taf III ganz sicher glauben, die beiden Ganglien der Fig. 6 seien in vergrössertem Maasse als 7 und 8 nochmals abgebildet. Dies ist also nicht der Fall, sondern 7 und 8 sind, wie erwähnt, in dem grösseren Ganglion der Fig. 6 (bei g) als vereinigt zu denken, während über das andere Ganghon (XII, K hypoglossus der Figurenerklärung!) weitere Angaben gar nicht gemacht werden. Die Fig. 8 bestätigt, was bereits Hr. Marcusen", ein viel zu wenig gekannter Forscher in diesem Gebiet, zuerst feststellte, dass die elektrische Nervenfaser das Gangüon passirt, ohne sich damit in Beziehmig zu setzen. Die hierbei in Frage kommenden Verhältnisse sind schon wesenthch mikroskopischer Natur und sollen daher in einem späteren Kapitel Berücksichtigimg finden. Was bei der anatomischen Präparation am meisten und zwar sehr unangenehm auffällt, ist dass jenseits des Intervertebralganglions die zum Küekenmark führenden Nervenwurzeln in eine gemeinsame Scheide zum Bündel vereinigt sind, und dass dies fibröse Gewebe von grosser Festigkeit, übergehend in das Ligamentum 1 A. a. 0. Taf. III, Taf. 7 und 8. - Mittheilungen über das elektrische Organ des Zitterwelses. (Bulletins de la classe phys. math. de l'Ac. imp. de St. Peters- bourg 1853.) S. 5 d. Separatabd. DES Zitterwelses. 29 intervertebrale luid die Zwiachenwirbelscheibe, die Theile ganz aussergewöhidich stark fixirt. Weder davor, noch dahinter findet am Mahpterurus-KvL(i\iGi\va.-äxk etwas Aelmliches statt, die Organe sind durch die besondere Be- festigungsweise gleichsam an ihre Stelle gebannt, und man greift gewiss nicht fehl, wenn man in diesem Umstand eine bestimmte Anpassung an die Function sieht. Die einzige leitende Faser, welche zudem noch von einer auffallenden Zartheit des Baues ist, musste wohl in vorzüglicher Weise gegen jede zufällige Zerrung oder Erschütterung ge- schützt werden. — Es ist nun, nachdem das Rückenmark erreicht ist, festzustellen, wo wir uns eigentlich befinden, und wie die benachbarten Theile oder Wurzeln zu benennen sind? Nach den oben angefiihrten allgemeinen Bemerkungen kann ich mich hier kurz fassen, indem ich mich aus vollster Ueberzeugung der von Stannitjs gegebenen Auf- fassung anschliesse, wie ich dieselbe auch in meinem Werk: Ueber den feineren Bau des Fischgeliirns (Berlin 1878) vertreten habe, ohne damals auf den genannten Autor Bezug zu nehmen. Ich verstehe es nicht, wie im vorliegenden Fall selbst der hocherfahrene Bilharz ein ganz feines Nerven- ladchen, unsicheren Verlaufes {y in meiner Fig. 9 auf Taf. III), welches ganz oben (dorsal!) an dem Ende des Lobus vagaJis hervorkommt, schlank weg als XII (Nervus hypogJossus) bezeichnen darf (vergl. Fig. 1 Taf III seines Werkes), wie er mit derselben Bezeichnung Nervenwurzeln belegen kann (Fig. 2 derselben Tafel), die zwar zum Theil unten (ventral) an der lleduUa hervorkonmien , sich aber alsbald, wie auch Bilharz's eigene Figur 6 lehrt, mit einem ganz ansehnlichen Ganglion nach dem Bau eines G. intervertebrale verbinden. Ein rein motorischer Nerv, N. hypogJossus, mit einem G. intervertebrale! Diese und ähnliche Ungenauigkeiten nöthigten mich das Centralnervensystem des Zitterwelses noch einmal abzubilden (Fig. 8 und 9 meiner Taf. III) und dabei das soebenerwähnte Ganglion (an sp. 1 der Fig. 9) nach dem Präparat einzutragen, während die anderen Ganglien fortgelassen wurden. Dies Ganglion ist also das nämliche, welches von Bilharz in seiner Fig. 6 als XII bezeiclmet wurde; so ist nun das relative Verhältniss zwischen beiden Darstellungen gegeben und die Abweichungen oder Uebereinstimmungen lassen sich ohne Schwierigkeit feststellen. Die von dem Ganglion ausgehenden Aeste, von Bilhaez in anerkennenswerther Ueberzeugungstreue als vorderer und liinterer Ventralast des Hypoglossus (!?) bezeichnet, zu welch letzterem erst ein motorischer Ast des Nervus spinalis 1 hinzutreten soll, verlassen den Rückemnarkscanal in einer vor dem ersten Wirbel liegenden Spalte, ein Fädchen lagert sich (vergl. Bilhakz' Taf I Fig. 2 bei XII) ^ zum Fa^ws-Austritt wie ein Nervus accessorius, aber nicht wie ein N. hypoglossus. Auch aus diesem Grunde wäre es weit berechtigter, in den der bezeichneten Bahn sich anschliessenden, von hinten nach vorn ziehenden moto- rischen Fasern das Homologon eines N. accessorius zu sehen. Wie dem auch sei, auf der sichersten anatomischen Grundlage steht jedenfalls Stanxius", wenn er die in Rede stehenden Wurzeln als diejenigen des Nervus spinalis 1 bezeichnet und es eine offene Frage sein lässt, in wie weit damit vereinigte Fasern den als selbständigen Nerven nicht entwickelten N. hypoglossus (und accessorius?) ersetzen möchten. Damit stimmt che Stellung der Wurzeln an der Medulla, ihre Verbindung mit dem Ganglion, der Austritt der Zweige vor dem ersten Wirbel; denn selbst beim Menschen verlassen bekanntlich die Zweige des N. cervicalis 1 ebenfalls den Rückenmarkscanal unter Bildung eines Ganglion vor dem Atlas, und auch beim Menschen finden sich Verbindungen der ersten beiden Cervicalnerven mit dem N. hypoglossus. Kann dieser eine Punkt als festgestellt angenommen werden, so ergiebt sich das Uebrige meist von selbst. Die beiden Wurzelpaare, welche den N electricus begleiten, sind, abgesehen von dem ersten, kleinen, nach vorn ziehenden Fädchen, als N. spinalis 2 und 3 anzusprechen, so dass also thatsächlich der elektrische Nerv sich zwischen Rückenmarksnerven eindrängt. Für dieses aufiallende Verhalten wurde oben die Erklärung zu geben versucht unter Hinweis auf den tiefen Ursprung der Vagus-V^ WYzeXn überhaupt, den gleichfalls ventral- wärts gerichteten Verlauf des ilim homolog erachteten Astes des Seitennervensystems sowie die vermuthete An- passung an die Function. Uebrigens wechselt das Verhalten der elektrischen Nervenfaser insofern, als sie zuweilen, wie es auch Bilharz beschreibt, hinter dem N spinalis 3 hervorkommt, in anderen Fällen, wie ich einen zur Darstellung ^ Es will mich bedünken, als habe Bilharz selbst ein ähnlicher Gedanke vorgeschwebt, als er an der Austrittsstelle mit XI einen Nervencanal markirte, den er im Text allerdings beständig als XII bezeichnet und N. hypoglossus genaimt hatte. Eine Bemer- kung über diesen Punkt finde ich bei ihm nicht. 2 A. a. 0. S. 124. 30 Zur makroskopischen Anatomie des Zitterwelses. brachte, sich zwischen 2 und 3 einschaltet. Diese Unsicherheit des Verlaufes scheint mir ein sicherer Beweis dafür, dass sie sich an dem Orte, wo sie angetroffen wird, nicht recht zu Hause fühlt. Abgesehen von diesem, hoffentlich dm-cli weitere Untersuchungen noch besser aufzuklärendem Punkt ist der Bau des Centrahiervensystems beim Zitterwels keineswegs auffallend; man könnte die Beschreibung mit den Worten erledigen: es sei ein durchaus typisches Welsgehirn. Ueber die Formverhältnisse der einzelnen Theile geben die Figuren, welche ich möglichst getreu der Natur nachzeichnete, am besten Aufschluss, nur schien es mir angezeigt, bei der Ansicht von oben, die mächtigen Trigeminuswm'zeln, deren Verlauf nach oben verhüllend auf die seitUchen Vorsprünge des Cerebellum, die limbriae, wirkt, nach hnks und rechts etwas auseinander zu legen. An dem aufsteigenden Ast ist der rückläufige Truncus lateralis trigemini für eine kurze Strecke erhalten (l. t.). Ein gesonderter Ursprung für einen Nervus facialis ist nicht vorhanden, sondern diese Bahn ist mit dem N. tr-igemimis vereinigt; in ähnUcher Weise ist der N. glossopharyngeus dem aus mehreren Faserbündehi sich sammelnden N. vagus untergeordnet, wenn man auch hier schon mit grösserem Recht ein bestimmtes, vorn unten entspringendes Fädchen Avegen seines gesonderten Verlaufs imd Austrittes aus der Schädelkapsel neben dem Haupttheil des Vagus als neimten Hirnnerv ansprechen kann: es ist ein sich selbständig machender Vasall des Vagus. Bilharz hat am Gehirn den N. glossopharyngeus ebenfalls nicht bezeichnet, er spricht aber von demselben im Text und deutet an der Figur des skeletirten Schädels die Stelle an, wo der Nerv zum Austritt gelangt. Wenn man nicht ganz besondere Aufmerksamkeit darauf verwendet, ist das dürftige Nervenstämmchen nicht wohl zu bemerken, da es sich dem Haupttheil noch in der Nähe der Austrittsstelle dicht anlegt. Dasselbe gilt von Nr. VI vom N. abducens. Die schulgerechten anatomischen Kritiker werden mir hoffentlich glauben, dass ich weiss, wo dieser Nerv etwa hingehört, sowie dass ich seine Eintragung in die Figur nicht aus Bequemlichkeit unterlassen habe. Der genannte Nerv, obwohl zweifelsohne an der normalen Stelle vorhanden, kam mir bei der Schwierigkeit der Herauslösung des Gehirns aus der Schädelkapsel nicht an seinem Ursprung, sondern nm* im peri):)herischen Verlauf zu Gesicht, so dass ich ilui an seiner richtigen Stelle nicht mit Ueberzeugung vermerken konnte, und Bilharz scheint es ebenso gegangen zu sein; denn auch ihm fehlt an den Figuren der Hininerv VI, ja sogar der vierte und dritte! Die Augen des Fisches sind unverhältniss- mässig klein, und demnach ist auch die Entwickelung der zugehörigen Nerven, nämlich ausser dem bereits genannten die des N. oculomotorius, trochlearis und N. opticus selbst eine sehr schwache, obwohl sie im Uebrigen normal gebildet sind. Dasselbe gilt in gleicher Weise von den gewöhnlichen Silm'oiden, so dass ich mich seiner Zeit veranlasst sah, bei der Darstellung des Welsgehirns wegen der Unsicherheit der Präparation N. oculomotoritis und N. trochlearis punktirt anzugeben.^ Am 3Ialopterurus habe ich sie, wie die Figuren 8 und 9 es andeuten, d. h. an den Stellen ihi'es regelmässigen Verlaufes constatiren können. Der Stamm des Rückenmarkes ist nicht vollkommen glatt, wie Bilharz es angab mid zeichnete, sondern den austretenden Nervenwurzeln entsprechen caudalwärts geringe, nach vorn etwas stärkere Anschwellungen der oberen (dorsalen) Theile. Die eigenthümlich geschwungene Figm-, welche die Ansicht von oben am Stamm der lledulla oblongata darbietet, geht in die Bildung der Corpora restiformia über. Diese schwellen in der Gegend der Vagus- Wurzeln stärker an als Lobi vagales und steigen dann unmittelbar zum Kleinhirn auf, um den seitlichen An- hang, die sogenannten Fimbriae zu bilden. An der bezeichneten Stelle kreuzen sich mit den aufsteigenden Fasern nach vorn und abwärts gerichtete, die eine der TH^emmtiS- Wurzeln darstellen, entsprungen aus paarigen, ganghösen Körpern hinter dem Rande des Kleinhirns, welche bei manchen Fischen (Gymnotus, Cyprinoiden) zu einem einzigen, dem Tuhcrculum impar, verschmelzen, hier nur stark genähert erscheinen. Das mächtige Kleinhirn entspricht dem Silm'oidencharakter; es verdeckt von oben den Lobus centralis fast vollständig und reicht nach vorn über den Epiphysenursprung hinweg, noch den hintersten Theil des secun- dären Vorderhirns vei'deckend. Auch dieses ist kräftig entwickelt und umhüllt den nach abwärts gedrängten Lobus olfactorius, der auch in der Seitenansicht verdeckt erscheint. Die Lobi inferiores, das Tuberculum cinereum mit dem Chiasma davor, das Lnfundibulum mit dem abgeplatteten, scheibenförmigem Hirnanhang geben zu besonderen Bemerkungen bei maki-oskopischer Betrach- tung keine Veranlassung. Um soviel wie der Malopterurus sich in den allgemeinen Verhältnissen des Centralnervensystems vom gemeinen Wels entfernt, um ebensoviel nähert er sich darin der Bildung beim Gymnotus^, so dass beide Gehirne eine sehi- auffallende AehiiUchkeit zeigen. 1 Fischgehim. Taf. I, Fig. 8. ^ Vergl. Dr. Cakl Sachs' Untersuciningen am Zitteraal. Anhang I. Taf. VII, Fig. 24. lY. Die Orientirung der Organe in den Körperquerschnitten. Nachdem die fiii- den elektrischen Fisch als solchen wichtigsten Systeme des Körpers beschrieben wmxlen, möge es gestattet sein auch der anderen Organe dieses interessanten Thieres in Kürze zu gedenken, zumal die Autoren dieselben bisher auffallend vernachlässigten. Bilhauz^ sagt mit dürren Worten: „Der hintere Theil der Bauchhöhle bietet nichts Bemerkenswerthes dar". Er schneidet den Fisch mitten durch und lässt die hintere Hälfte unbeschrieben und unabgel^ildet; hier ist also Verschiedenes nachzutragen, was des Interesses nicht ermangeln dürfte bei einem Thier, dessen Entwickelung noch unbekannt ist und in der Wissenschaft schmerz- lich entbelii't wird. Ich bedaure lebhaft über das wichtige Kapitel der Genitalentwickelung zur Zeit selbst noch so wenig beibringen zu können. Die innige Anlehnung des elektrischen Organs an die äussere Haut und die lockere Verbindung mit allen tieferen Theilen, von denen das Leibeswandorgan durch Rudolphi's flockige Haut getrennt wird, war bereits oben (Seite 17) Veranlassung zu betonen, als es sich zuerst darum handelte, den Beweis anzutreten , dass der Charakter des Organs beim Zitterwels kein muskulärer sei. An dieser Stelle ist der Gang des Beweises wieder aufzunehmen, um die aus der Betrachtung tiefer liegender Organe für eine solche hochwichtige Entscheidung sich ergebenden Gründe anzuschUessen. In Hrn. du Bois-Reymond's mehi'fach bereits citirten Werk über den Gi/mnotus habe ich im Anhang II gezeigt, dass bei dem genannten elektrischen Fisch die Ausbildung der elektrischen Organe mit dem Ausfall bestimmter Muskelgrup25en einhergeht, welche zu jenen umgeformt worden sein müssen, so dass die Organe also einen muskulären („metasarkoblastischen" Babuchin) Charakter tragen. Ich möchte gleich hier als Resultat weiterer Untersuchungen bemerken, dass in ähnlicher Weise beim Zitterrochen, imd ebenso beim elektrischen Nilhecht (Iformyrus) sowie dem unvollkommen elektrischen, gemeinen Rochen (Raja) bestimmte Muskelgruppen in elektrisches Gewebe verwandelt erscheinen, die betreffenden Organe dieser Fische also sämmtlich einen musku- lären Charakter tragen. Indem also die bezeichneten üntersuchungsreihen sich gegenseitig stützen und ihre Resultate dadurch annehmbarer werden müssen, ist es gewiss angezeigt, auch auf den Zitterwels ihre Anwendbarkeit zu prüfen. Das Ergebniss ist ein völlig negatives, da die Durchschnitte aus jeder Körpergegeud erkennen lassen, dass die gesammte Muskulatur sich in vollkommenster Weise erhalten zeigt, so wie sie auch sonst beobachtet wird. Der Aufbau des Muskelsystems präsentirt sich am deutlichsten am Durchschnitt des Schwanzes, wo die Gruppen noch nicht durch die einlagernde Leibeshöhle auseinander gedrängt wurden. Es treten in der bezeichneten Region die Muskelquerscheiben (Myokommata) in ihr normales Ver- hältniss zur Wirbelsäule mid setzen die sogenannten Musculi laterales der Fische in bekannter Weise zusammen; d. h. jederseits lagert ober- und unterhalb der Linea lateralis ein Hauptbündel kegelförmig ineinander ge- schobener Muskelscheiben (ßfusc. laterales superiores ^ Ms. der Figuren, und M. lat. inferiores ^ 3Ii. der Figuren). An diese Muskelvollkegel mit nach vorn gerichteter Spitze schliessen sich dorsal- wie ventralwärts 1 A. a. 0. S. 10. 32 Die Orientirung der Organe unvollkommene Kegel mit der Spitze nach hinten gerichtet {M. laterales dorsales = md. und M. laterales ventrales = mv. der Figuren), wie ich dies im Anschluss an Owen und Gegenbaür in dem oben citirten Werk über den Gymnoius genauer ausgeführt habe. Ich wies an der betreffenden Stelle darauf hin, dass bei den Welsen, welche dem sogenannten Zitteraal nahe verwandt sind, unter den ventralen Längsmuskeln (mv.) sich ein eigenthümliches Muskelbündel scharf sondert, welches beim letzteren nur als Rest erhalten, zum grössten Theil aber in elektrisches Gewebe umge- wandelt erscheint; es wurde als 31. lateralis inms (me.) bezeichnet. Auch dieses findet sich an normaler Stelle, nur schwächer entwickelt beim Zitterwels vor. Noch schwächer angelegt sind die Muskeln der Flossenträger, was bei der unbedeutenden Ausbildung des locomotorischen Ajiparates nicht Wunder nehmen kann; gleichwohl unterscheidet man Musculi p'mnales dorsales et ventrales (mp. und mpy) mid zwar äussere und innere Bimdel, von welchen beim Gymnotus die letzteren das sogenannte kleine Organ abzugeben haben. Das ganze System der Skeletmuskulatur ist somit beim Zitterwels unversehrt vorhanden, keines der Bündel setzt sich irgendwo in Beziehung zu dem elektrischen Organ, so dass die etwaige Annahme, es sei ein Theil verwandelt, der Rest jedoch erhalten geblieben, gleichfalls unzulässig wird. Wir finden aber ausser den soeben erwähnten Muskelgruppen bei manchen Autoren einen Hautmuskel der Fische erwähnt, und es könnte daher Jemand leicht auf den Gedanken kommen, diesen Hautmuskel in dem elektrischen Organ wieder erkennen zu wollen. Dieser Einwand erweist sich indessen als gänzlich unzutreffend. Zunächst bestreite ich überhaupt, dass der dabei ins Auge gefasste Muskel, welcher jederseits auf den Hauptlängsmuskeln (Ms. und Mi.) eine flache Lage gewöhnlich rother Muskelbimdel darstellt, ein Hautmuskel genannt werden darf, weil ihm alle Kennzeichen eines solchen fehlen: Der Muskel ist ma verkennbar segmentirt, ordnet sich also den 3Iyokommata unter, was ein Hautmuskel nicht zu thim pflegt; er ist von seiner Unterlage nicht durch subcutanes Bindegewebe getrennt, wie es ein Hautmuskel müsste, sondern nur soviel gesondert, wie iro-end eine andere INIuskellage des Skelettes von ihrer Nachliarin; da der Zusammenhalt dieser Muskellagen unser sich sehr gering ist, die Haut aber für gewöhnlich überall, besonders aber am Rücken durch fibröses Gewebe fixirt wird, so kann man allerdings an leicht macerirten Fischen (z. B. an einem saueren Häring oder Bückling) die Haut so abziehen, dass die dünne Muskellage durch ihre breite Anlagerung an ihr haften bleibt; al)er die dadurch frei werdende innere Fläche ist keineswegs glatt, wie sie ein abgezogener Hautmuskel dar- bieten müsste, sondern zeigt gewaltsam auseinander gezerrte Primitivbündel, die von ihren in den Jlyokommata aggregirt gewesenen Nachbarn losgerissen wurden. Nimmt man aber selbst an, es sei diese von den Hauptlängsmuskeln abgezweigte Lage der Fische that- sächlich ein Hautmuskel, so kann dem Einwand doch nicht Platz gegeben werden, da che besprochene Muskel- lage {mx. der Figuren) in durchaus typischer Weise auch beim Zitterwels entwickelt ist und sich vom elektrischen Organ ebenso scheu absondert, wie irgend eine andere Abtheilung der Skeletmuskulatur. Also ergiebt die Betrachtung des Muskelsystems beim 3Ialopterurus ebensowenig irgend welchen Anhalt dafür, dass das elektrische Organ des Fisches aus Muskeln entstanden sei, als die Betrachtung der Haut- anlage eine Veranlassung bot, die Organbildung von ihr zu trennen. Die makroskopische Untersuchung der Anatomie des Zitterwelses hat für die zu beweisende Behauptung, das Organ sei phylogenetisch auf eine andere Abstammung zurückzuführen, als die oben bezeichneten muskulären Organe, soviel Beweise geliefert, als billiger Weise dafür zu erwarten war. Das Mikroskop wird aber noch Reihen weiterer Thatsachen beizubringen erlauben, die nach meiner Ueberzeugung in gleichem Sinne zu deuten sind. Bemerkenswerth ist an dem Aufbau der Systeme des Zitterwelskörpers die starke Sonderung der edleren Theile von den rein vegetativen Organen mid Geschlechtswerkzeugen. Das Centralnervensystem ist mit den Centraltheilen des Circulationsapparates zusammen aussergewöhnlich dicht gegen alles Uebrige abgekapselt. Das elektrische Organ reicht wohl oben auf dem Scheitel weit nach vorn, d. h. bis in die Querebene der Augen, ebenso dringt es stark verschmälert an der Bauchseite weit nach vorn; hnks und rechts entsteht dagegen eine beträchtliche Lücke durch die Einlagerung der Kiemenhöhle und deren spaltförmigen Oeffnung vor den Brustflossen. Der Unkundige, welcher die Abbildungen auf Taf I Fig. 6 und auf Taf II Fig. 3 und 4 des Bilharz'- schen Werkes ansieht, wird vielleicht nach der Lagerung oder dem Verbleib des Herzens fragen und im Text vergeblich nach einer Bemerkmig über dies Organ suchen. Die bezeichneten Figuren sind indessen im Wesent- lichen richtig und vollständig; denn das Herz liegt durch eine feste knöcherne Wand der verbreiterten Ossa clavicularia des Schultergürtels nach unten und hinten dicht abgeschlossen, vor der eigentlichen Leibeshöhle und in gleicher Höhe mit den hintersten Kiemenbögen. m DEN Körperquerschnitten. 33 Dies sein- merkwürdige Verhältniss, welche« auch in Bezug auf die Function gewiss verdient im Auge behalten zu werden, veranschaulicht der Durchschnitt durch die Kiemenspalte des Zitterwelses, dargestellt als Fig. 11 der Taf. IV. Der im Allgemeinen senkrecht gestellte Schnitt hat auf der linken Seite bereits etwas vom Kiemendeckel (Op.) gefasst, rechts ist die Lage der Kiemenspalte durch den Ausschnitt des Umrisses an- gedeutet; die linken Kiemenbögen erscheinen daher im Schnitt schon mit einer breiteren Fläche als die rechten. Zwischen den Ossa pharyngea superiora et infcriora lagert in der Mitte der Figur der Schlund als quer- gezogene Spalte von geringer Höhe. Nach oben von demselben bleibt ein ungefähr fünfeckiger Kaum für die Theile des Schädels, Knochen und Muskeln, sowie seinen Inhalt, das Centralnervensystem. Wie weit vorn der Schnitt lagert, ergiebt sich aus dem Umstand, dass die 3Icdulla oblongata bereits in ihrer grössten Breite oben von den rundlichen Cor- pora restiformia bedeckt erscheint; nicht viel weiter nach vorn, und das C'ercbelhmi müsste bereits von dem INIesser gefasst worden sein. Links mid rechts davon lagern in den seitlichen Ecken des unregelmässigen Fünf- ecks die Gehörorgane, durchschnittene halbzirkelfjrmige Canäle und Ampullen aufweisend. Unter dem Schlund bleibt ein etwa viereckiger Kaum für das Herz, dessen grösster Durchmesser in den Schnitt gefallen ist. Es erscheint auch im Schnitt gleichsam verbarrikadirt — illi robur et aes triplex circum pectus erat — , die Knochenplatten des Claviculare s. Procoracoid bauen sich nach unten und an den Seiten wie ein Gehäuse zusammen, dessen Dach von den Ossa pharyngea inferiora gehilAei \\\v(\.-, die knöchernen Wände sind mit den Muskeln des Kiemen- und Kiefergerüstes bekleidet und endlich nach innen durch das Pericard, nach aussen durch die Schleimhaut der Kiemenhöhle abgeschlossen. Der Vorhof des Herzens selbst war grössten theils mit geronnenem Blut erfüllt, doch ist die Atrioven- tricular-Oeffimng noch wohl zu sehen, sowie, derselben benachbart, der Zugang zum Truncus arteriosus. Bei dieser eigenthümlichen Anordnung der edelsten Theile in dem Kopfabschnitt, wo der organfreie Theil der Körperwand links und rechts fast die Hälfte der Gesammthöhe des Querschnittes beträgt, ist die Frage nahegelegt, was dieser sonderbare Aufbau für die Function zu bedeuten habe? Die Vermuthung schien mir nicht unzulässig, dass dadurch ein gewisser, relativer Schutz des Herzens gegen ein Übermaass elektrischer Ströme, welche bei tieferer Lagerung zwischen allseitig von elektrischem Organ umgebenen Körperregionen das- selbe getroffen haben würden, gegeben sei. Der competenteste Richter in dieser Sache, Hr. du Bois-Reymond hält indessen eine solche Beantwortung der Frage nicht für stichhaltig, und muss ich sie daher bis auf Wei- teres als eine offene bezeichnen. Muskeln des Axenskeletes erscheinen in diesem vordersten Schnitt noch sehr spärlich, d. h. oben und unten eine flache, sehmale Lage, das Ende der langen dorsalen und ventralen Seiten- muskeln und daneben einige Schrägschnitte der Muskeln des Schultergürtels. Im oberen Organende fällt eine ovale Figur in die Augen, welche räthselhaft aussieht und in der That der Organisation des Fisches nicht angehört. Aehnlichen Gebilden begegnet man auch in den folgenden Schnitten desselben Zitterwelses mid die mikroskoj)ische Untersuchung stellt es ausser Zweifel, dass die frag- lichen Durchschnitte eingewanderten Nematoden angehören, gegen welche sich der Wi.ith durch Verdichtung des benachbarten Gewebes zu einer Kapsel nach Möglichkeit abgeschlossen hat. Die offenbare Gleichgültigkeit dieser Rundwürmer gegen die besondere Natur des Gewebes, in welches sie eindrangen, ist gewiss äusserst be- merkenswerth; sie lehrt mit einem Blick, dass es thierischen Organismen in der That möglich ist, eine hoch- gradige Immunität gegen elektrische Wirkungen zu erlangen. Die Häufigkeit, mit der die Würmer in diesem Fisch erscheinen (es sind sicher nicht unter 20, vielleicht die doppelte Zahl vorhanden) und die gute, regel- mässige Entwicklung derselben beweist, dass die Eindringlinge sich keineswegs unbehaghch in ihrer Position befunden haben. Der ganze Zitterwels hatte, als er getödtet wurde, nur die Länge von 12.3 cm; seine Schläge sind daher nach den festgestellten Beobachtungen an gleich grossen Exemplaren noch nicht besonders stark ge- wesen. Man könnte demnach der Meinung sein, dass die Parasiten vielleicht doch später, wenn sie ihre ge- hörige Grösse erreicht haben, bevor ihr Wirth volle Grösse und Stärke erlangt, auswandern, um den Oi't auf- zusuchen, wo sie geschlechtsreif werden können. Dies würde zugleich erklärlich machen, warum Bilharz und andere Autoreu, die sich fiir ihre Arbeiten an besonders grosse Exemplare hielten, niemals solche Nematoden gesehen haben. Unsere Erfahrmigen über die Entwickelung derselben widersprechen aber einer derartigen An- nahme. Ihrem zoologischen Charakter gemäss sind sie zu den als Filaria piscium von den Autoren zusammen- gefassten Jugendzuständen gewisser Ascariden zu rechnen, die in warmblütigen Thieren, besonders Vögeln, ge- schlechtsreif Averden. Verhält sich die hier vorliegende Form ebenso hinsichtlich ilii-er Entwickelung, so ist nur Fritsch, Elektrische Fische. 34 Die Orientirung der Organe an einen passiven Wirthswechsel zu denken; die Würmer niüssten also aushalten, bis sie aus ihrer prekären Bituation durch Absterben und Gefressenwerden des ersten Wirthes erlöst würden, und sind in den grossen Zitterwelsen nur zufällig übersehen worden. Die andere Möglichkeit, dass sie etwa trotz der bereits erlangten hochgradigen Immunität doch schliesslich an den elektrischen Entladungen zu Grunde gehen oder auswandern sollten, erscheint mir sehr unwahi'scheinlich, da die Spuren ihres einstigen Vorhandenseins in den leeren Kapseln wenigstens aufzufinden sein müssten. Der nächste, dem zweiten Fünftel des Fisches entnommene Querschnitt (Taf. IV, Fig. 12) giebt bereits ein von dem soeben beschriebenen völlig abweichendes Bild und macht, was die Deutung der einzelnen Theile anlangt, keine besonderen Schwierigkeiten. Ein Blick lehrt, dass der Schnitt durch die Bauchhöhle gegangen ist, und der Verdauungscanal in seinem weitesten Theile getroffen wurde. Die Demonstration dieses Schnittes würde es aber ganz unerklärt lassen, wie sich die einfache Anord- nung mit BiLHAEz' schulgerechter, aber complicirter Beschreibung der Bauchhöhle vereinigen lässt, wenn ich nicht an dieser Stelle über die Topographie der Bauchorgane einige Bemerkungen einschaltete, die aus den Schnitten nicht ersichtlich sind. An dem hier zur Darstellung gewählten Präparat sind zwei Li(/a)nci)fa (jasfrica (Flügelbänder, Bilharz) nicht getroffen, welche den sich hinter dem Schultergürtel schnell zum Magen erwei- ternden Oesopharjm nach links und rechts an die Bauchwand fixiren; wo die platten, horizontal ausgespannten Ligamente die sonst einfache Bauchhöhle durchsetzen, ist der Raum in zwei übereinander liegende Etagen (Cavitas hyperoesojyhagea und C. hijpoesophagcn B.) getheilt, die selbständige Bedeutung nicht bean- spruchen können. In der oberen Abtheilung, welcher hauptsächlich die Schwimmblase zur Beherbergung zu- gewiesen ist, wird der Raum weiter eingetheilt durch das Hineinragen eines von Fascie und Bauchfell beklei- deten breiten Wirbelfortsatzes (Springfederfortsatz Johannes Miillek^), den Bilharz mit Recht dem zweiten Wirbel zugewiesen hat; hinsichtlich seines Baues und seiner Bedeutung, die uns hier nicht näher angeht, wird auf die citirten Originalarbeiten verwiesen. IMeine Behauptung, es handle sich bei der erwähnten, besonderen Anordnung der Theile in der Bauchhöhle nur um gespannte Ligamente, erweist sich am besten dadurch, dass auf der rechten Seite das Ligament zwischen der gelappten Leber hindurchzieht und so einen schmalen Zipfel derselben in die obere Abtheilung der Bauchhöhle verweist, während die Hauptmasse der Leber unterhalb lagert. An diesen nach oben gedrängten, etwas abgeschnürten Leberlappen lagert sich der Stamm des elektri- schen Nerven an, wenn er, neben der Wirbelsäule hervortretend, abwärts zieht. Der Nerv giebt dabei aus seinen Scheiden die oben (Seite 26; vergl. Fig. 7 auf Taf III) beschriebenen Nerven zur Brustflosse frei, von denen der eine schon beim Passiren des Leberlappens in einer besonderen Falte des Bauchfells eingelagert zu sein pflegt (Hauptnerv zur Haut der Brustflosse Nr. 7 nach Bilh.a.rz' Figur). Den elektrischen Nerven selbst nebst einem kleineren zur Brustflosse bestimmten Zweig, nach Bilh.\rz motorischen Chrakters (?), begleitet treu- lich die in eine gemeinsame Falte mit ihm eingeschlossene elektrische Arterie. Im Schnitt (Fig. 12) sind Nerv und Arterie bereits am Ort ihrer Bestimmung angelangt, derselbe fiel also etwas hinter die Ligamenta gastrica, doch nicht sehr viel; denn der schmale, nach oben gewendete Leber- lappen ist noch als eine geschwungene, dunkle Figur oberhalb des Magendurchschnitts sichtbar. Darüber erscheinen die Querschnitte der doppelten Schwimmblase, welche mit einer eigenthümlich festen, kalkig incrustirten Hülle überkleidet ist, von welcher sich die weiche Membran im Präparat stellenweise zurück- gezogen und gefaltet hat. Links mid rechts von dieser Doppelfigm- sieht man die locker aufgeknäuelten Harn- canälchen der vordersten Nierenanlage und die grossen mit dunklen Coagulis erfüllten zugehörigen Gefässe. Vom Darmcanal fiel ausser dem weiten Magen auch noch ein Stück des Diüindarmes, links von ihm sichtbar, in den Schnitt, und zwar ist von demselben ausser einem der Axe des Darmes nahen Schrägschnitt unmittelbar darüber noch ein kleiner tangentialer Schnitt sichtbar geworden. Das viscerale und parietale Blatt des Bauchfells präsentirt sich dem schulgerechten Anatomen in erfreulicher Deutlichkeit. Die Organe der Bauchhölüe werden von der schon mächtig entwickelten, sich typisch gliedernden Skelet- muskulatur umfasst. Die Orientirung giebt die nicht zu verkennende, von den Wirbelquerfortsätzen zu den Lineae laterales verlaufende Trennung, deren Weg nach der Peripherie zu stark ansteigt. Dort am End- punkt derselben finden wir als sicher zu umschreibendes, dreieckiges Feldclien des Querschnittes die flache, oberflächlichste Muskellage (mx) des Systems. Die oberen Hauptlängsmuskeln sind noch ^ Untersuchungen über die Eingeweide der Fische, S. 39 Tab. III Fig. 1 — 6. IN DEN Körperquerschnitten. 35 stärker als die unteren, von der Bauchhöhle zur Seite gedrängten, die dorsalen Längsnniskeln sind in mehrere grosse Gruppen getrennt und üben durch die als Flossenmuskeln nicht zur Verwendung gelangten Musculi pinnales verstärkt. Die ventralen Längsmuskeln delmen sich stark nach abwärts, um die Bauchhöhle zu umfassen und finden darin Unterstützung durch deutlich gesonderte, stark entwickelte Ilusculi rectl abdominis. Das elektrische Organ, welches die RuDOLPHi'sche Haut in reichlichem Abstände umzieht, lässt hier gerade schon recht deutlich eine durch einlagernde Aponeurosen bewirkte Sonderung in eine rechte und linke Hälfte erkennen, wie erwähnt ein unconstantes, erst bei zunehmender Grösse des Thieres deutlicher werdendes Verhältniss. Die Entwickelung des Organs in die Dicke ist in dieser Gegend etwa die beträchtlichste; die Dickendurchmesser der Seiten dominiren stark über die oben und unten zu beobachtenden. Die Seitenoro-ane mit iln-en Lymphspalten (0. /.; vergl. das folgende Kapitel) sind schon bei der geringen Vergrösserung (6 mal) deutlich sichtbar. Das Centralnervensystem zeigt die bekannte Figur. Filarien sind im Schnitt drei zu be- merken: zwei davon im Organ, eine in der Submucosa des Darmes. Geht man zur Erlangmig des Querschnittes am Körper des Zitterwelses in die Region des dritten Fünftels, so kommt mau schon in das Gebiet der Bauchflossen. Der transversale Durchmesser des Schnittes verliert alsdann im Vergleich zum sagittalen an Ausdehnung, d. h. die Figur verändert ihre querovale Gestalt in ein aufrechtes Oval (Fig. 13). Die Bauchhöhle ist auf ein sehr bescheidenes Maass gesunken, enthält aber darum nicht weniger wichtige Organe, als sie der vorhergehende Schnitt zeigte. Das Lumen des zum After hinstrebenden Enddarmes liegt schon der unteren Seite des Tliieres nahe, ein- gehüllt von lappigem, im frischen Zustande gelbhchen Fett, das Bauchfellfalten infiltrirf. Unmittelbar über dem querovalen Darmlumen ist ein mit rundlichen Fleckchen erfülltes, dunkel eingefasstes Feld, oder thatsächlich zwei, sehr eng aneinander gedrängte von gleichen Habitus zu sehen, ov der Fig. Die rundlichen Fleckchen sind reifende Eier, wir haben es mit den Ovarien des Thieres zu thun; das Exemplar war also ein Weibchen. An der genau entsprechenden Stelle würden die männlichen Keimdrüsen gefunden werden, doch sind die auf o-lei- eher Entwickelungsstufe etwa stehenden Hoden erheblich schwächer und dünner; auch würde der Querschnitt nicht des Bild eines mit lockerem Material erfiillten Schlauches in gleicher Deutlichkeit ergeben als das Ovarium. Da die Bildung der Keimdrüsen im Hinblick auf die noch zu erforschende Entwickelung des llalopterurus von sehr erheblichem Interesse ist, so will ich auch hinsichtlich des makroskopischen Bildes der Organe in Mo hier einige Bemerkungen einflechten. Ueber den Ort, wo man sie zu suchen hat, giebt die Figur wohl ge- nügenden Aufschluss; es ist aber besonders zu berücksichtigen, dass bei Eröffiiung der Bauchhöhle das orange- gelbe Fett die Keimdrüsen so stark verhüllt und dem weniger Bewanderten das Aufsuchen erschwert. Vom Darm gegen seine Anheftungsstelle , das Mesocolon, vordringend, erkennt man leicht die bandförmigen, im unentwickelten Zustande röthlichgrauen Ovarien, die dicht aneinander gecbängt sich eine erhebliche Strecke, d. h. für mehr als die Hälfte der Bauchhöhle nach vorn verfolgen lassen. Der Ausdruck „bandförmig" passt insofern nicht ganz, als sie auch unentwickelt durch ihren Gehalt an Primordialeiern thatsächlich eine schon makroskopisch kenntliche Dicke haben. Dadurch gerade unterscheiden sie sich von den unentwickelten Hoden des Zitterwelses, welche bei relativ geringeren Dm-chmessern besonders durch ilu- plattes Aussehen auffallen. Die platten, blaiu-öthlichen Streifen liegen dabei so eng aneinander, dass man bei kleinen Exemplaren glauben könnte, es handele sich nur um einen solchen Streifen, während sich doch das dünne, diu-chsichtige Mesocolon zwischen die beiderseitigen Hoden schiebt (vergl. Fig. 1 der Taf I bei t). Hat man die Bildung einmal genau verglichen, so unterliegt es keinen Schwierigkeiten mehr, schon makroskopisch die beiden Keimdi-üsen zu unterscheiden; selbst bei sehr kleinen Organen würde ein mit der Lupe betrachteter Durchschnitt, der eine körnige Masse erkennen lässt, unzweifelhaft als der eines Ovarium anzusprechen sein. Somit können auch wissenschaftlich nicht vorgebildete Personen leicht genug darauf ange- lernt werden, die Geschlechter zu unterscheiden und wären im Stande bei gelegentlich zur Untersuchung ge- langenden Zitterwelsen das ganze Jahr hindm-ch Daten über die Entwickelung der Genitalorgane zu sammeln, Daten, welche zur Zeit noch gänzlich felilen. Weiss man doch nur, wie oben bereits angedeutet, dass die Männchen gewöluilich spärlicher zur Beobachtung gelangen als die Weibchen! Es hegt auf der Hand, dass es vergebliche Mühe bleiben muss, in Gegenden nach junger Brut des Fisches zu suchen, wo die Genitalien vielleicht überhaupt nicht zur vollen Reife gelangen. Andererseits wird die Constatirung von reifen Eiern und beweglichen Samenfäden die Ueberzeugung herbeiführen, dass Zeit und Ort günstig sind, um weitere Nachforschungen nach jmiger Brut anzustellen. 30 Die Orientirung der Organe Im vorliegenden Schnitt lagert aucli ein Organ, dessen Stellung mir seiner Zeit für die Unterscheidung der Geschlechter von Bedeutung erschien, nämlich die Harnblase. Sie erscheint dicht über den Ovarien als eine unreo-elmässig gerundete Figur, die sieh stark contrahirt und den Nachbarorganen angelehnt hat; dabei ist ihr Lumen fast gänzlich verloren gegangen, doch wird es durch die wellige Begrenzung der Schleimhaut wenig- stens ano-edeutet. Das ganze Organ zeigt frisch in Seitenansicht eine gestreckte, walzenförmige Gestalt, beider- seits verschmälert. Eigenthündich ist die wechselnde Lage desselben, insofern es nämlich bald rechts vom Mesocolon seinen Platz findet, bald links. Wie im vorliegenden Fall ist die rechtseitige Stellung eine häufige Begleiterin des weibHchen Geschlechtes, die seltenere linkseitige des männlichen; doch lehrt die Untersuchung einer grösseren Eeihe von Zitterwelsen, dass dies Älerkmal die vermuthete Constanz nicht zeigt, vielmehr ge- legentlich für beide Geschlechter Abweichungen vorkommen. Da die Keimdrüsen selbst doch ohne Schwierig- keiten zu unterscheiden sind, so ist der dadurch erwachsende diagnostische Verlust kein nennenswerther; auf- fallend bleibt aber solch scheinbar willkürlicher Wechsel der Stellung eines Organs im Körper auch ohne diese Beziehmig zum Geschlecht. Der sanze obere Raum zwischen der Wirbelsäule und den eben bezeichneten Theilen wird von den Nieren nebst anlagernden Harnleitern und sinuös erweiterten, venösen Nierengefässen eingenommen, welche dui-ch ihre natürliche Injection mit geronnenem Blut eine dunkle, schwierig zu entwirrende Masse darstellen. Die Harnleiter sind schon nahe ihrem Ende getroffen, welches sie, wie oben (Seite 20) bereits ange- deutet, vereinigt mit den Ausführungsgängen der Geschlechtsorgane caudalwärts der queren Falte im hinteren Theil der Kloake erreichen. Die Rumjifmuskulatur, welche die bekannte Anordnung zeigt, wird im tiefsten Theil ergänzt und aus- einander gedrängt durch die Muskeln der Bauchflossen, welche dem After beim Zitterwels nahe stehen. Die regelmässige Figur derselben umfasst das ganze untere Feld des Durchschnittes, die Anlagen vereinigen sich also von links und rechts, wie es überhaupt der Regel nach geschieht. Die breiten Lagen der RuDOLPHi'schen Haut trennen auch hier das Hautsystem mit dem elektrischem Organ weit von der Anlage der Skeletmuskulatur. Das Organ selbst zeigt in dieser Körpergegend die gleichmässigsten Verhältnisse, d. h. es hat im Vergleich zu den weiter vorn liegenden Schnitten oben und unten an relativer Höhe gewonnen. So umhüllt es, an den Seiten nur etwa auf das Doppelte an Dicke anwachsend, den Fisch als ein einheitliches Organ, welches weder in der Rücken- noch in der Bauchlinie eine aponeuro tische Trennung in linke und rechte Anlage erkennen lässt. In der Bauchlinie ist ein schräg verlaufendes, die Gefasse der Gegend begleitendes fibröses Bündel kennt- lich als Theil der unvollendeten Anlage einer späteren medialen Membran; an benachbarten Schnitten fehlt gelegenthch auch ein derartiger Rest. Es beweisen diese Bilder, dass der Malopterurus, wie oben bereits behauptet wurde, eine Hautanlage und rivc einzige Organanlage an ihr besitzt, und letz- tere nur stellenweise durch die in der Sagittalebene sich entwickelnden Aponeurosen weiter in zwei symmetrische Hälften oder Lappen gesondert wird. Filarien erscheinen auch in diesem Schnitt mehrere: Eine in den ventralen Längsmuskeln der linken Seite, eine andere in dem subcutanen Bindegewebe unter der RuDOLPHi'schen Haut, eine dritte zwischen Niere und Ovarien gegenüber der Harnblase. Das vierte Fünftel des Körpers enthält schon einen Theil der Analflosse, sowie der zur Fettflosse ge- wordenen Rückenflosse; ganz aus dem Anfang dieser Region war ein Schnitt entnommen, welcher von mir in der Schrift: „Die elektrischen Fische im Lichte der Descendenzlehre"^ abgebildet wurde. Ich wähle hier einen etwas weiter nach hinten gelegenen, der beide Flossen voll getroÖen hat; es verlängert sich die Figur daher nach oben wie nach unten in spitz auslaufende Zipfel, doch sind beide Zipfel ungleichwerthig, indem sich in dem unteren Durchschnitt der Analflosse, die schräg geschnittenen Flossenstrahlen erkennen lassen, der obere Zipfel aber nur das indifferente Gewebe der Fettflosse zeigt (Fig. 15). Der transversale Durchmesser hat im Vergleich mit dem vorhergehenden Sclmitt gegen den sagittalen noch mehr an Länge verloren und zeigt das Maass der auch beim Zitterwels vorhandenen seitlichen Abplattung des Schwanzes an. Wirbelsäule und Skeletmuskulatur sind in regelmässigster Weise aufgebaut; die platten Abspaltungen der Längsmuskeln, welche aussen an den Gruppen der Seitenlinie besonders deut- lich zu sein pflegen, sind noch unverrückt an ihrer Stelle; in die ventralen Muskelgruppen schieben sich spärliche Schrägschnitte der Flossenträgermuskeln ein oder lagern sich ihnen auf; auch am Rücken finden sich 1 A. a. 0. S. 123. IN DEN Körperquerschnitten. 37 die entsprechenden Anlagen, doch sind sie natürlich ausser Beziehung mit der nicht mehr als Bewegungs- organ functionirenden Fettflosse getreten. Die RuDOLPHi'sche Haut ist unverändert, dagegen ist das elektrische Organ hier diu-ch die eingescho- benen Flossenanlagen thatsächlich in zwei Hälften gespalten. Der schon sehr reducirte Dickendurchmesser zeigt sich in allen Gegenden fast von gleicher Grösse; vom elektrischen Nerven nebst Arterie und Vene, der in den anderen Querschnitten an dem Innenrande des Organdurchschnittes erschien, erhält man hier ein wechseln- des Bild, da der Stamm des Nerven sich in seine divergirenden Endäste bereits aufgelöst hat. Ein Schnitt durch den organfreien Theil der Schwanzregion gelangte nicht zur Darstellung, da er sich von dem soeben besprochenen in der Abbildung nicht wesentlich unterscheidet. Es müssten demselben natür- lich die Flossendurchschnitte fehlen, sowie die zu denselben gehörigen Muskeln, aber der Hautdurchschnitt würde durchaus das nämliche Ansehen darbieten, da bei der gewählten Vergrösserung der Unter- schied zwischen elektrischem und dem hier an seine Stelle tretenden tauben Gewebe kaum sichtbar zu machen ist. V. Bemerkens^A^erthe Eigenthümlichkeiten des mikroskopischen Baues. a. Die äussere Haut. Indem ich in dieses wichtigste Kapitel der vorliegenden Untersuchungen eintrete, fiilile ich mich ge- drungen meinem Vorgänger Bilhaez, au den ich auch in den bereits besprochenen wiederholt Anschluss suchte und fand, vollste Anerkennung, ja Bewunderung über die vorzüglichen Resultate, die er mit mivoUkommenen Methoden zu erreichen wusste, zu bezeugen. Ich leugne nicht, dass mir Manches in den späteren Unter- suchungen über die Histologie des Ilaloptencrus als ein Rückschritt im "S^ergleich zu Bilharz' Angaben er- scheint; manche Lücke, die Letzterer nicht ausfüllen wollte oder konnte, ist auch bei seinen Nachfolgern offen gebheben. Dies gilt an erster Stelle von der äusseren Haut, die trotz der reichlichen Litteratur über den Zitterwels in histologischer Beziehung als ein völlig unbekanntes Gebilde zu betrachten war. Die Schwierigkeit der Conservirimg scheint die Autoren verhindert zu haben, sichere Einblicke in den Aufbau der hier besonders reichlich vorhandenen zelligen Elemente zu gewinnen. Die einzige auf die Haut bezügliche, bis jetzt vorhandene, Figur von Bililvrz^ gegeben, zeigt nicht die vollständige Haut des Fisches, sondern das nackte Corium, entspricht also der Wirklichkeit wie etwa Leder dem Fell, aus welchem es her- gestellt wurde. Die darauf sichtbaren Verlängenmgen sind niu- bindegewebiger Katur, von Zellen ist Nichts angedeutet. Betrachtet man die Haut eines gut conservirten Zitterwelses bei Lupen vergrösserung, so sieht man die- selbe dicht besetzt mit kegelförmigen Zotten, welche in senkrecht zur Längsaxe des Thieres angeordneten, mideutlich begrenzten Grupi^eu stehen. Die Spitzen der Zotten verjüngen sich jjlötzUch etwas stärker mid diese dünneren Spitzen legen sich leicht zm' Seite, weil hier die stärkere Abnutzimg der zelligen Elemente meist eine theilweisse Entblössung der bindegewebigen Grundlage herbeiführt. Zwischen den breiteren, basalen Enden der Zotten erscheinen rundliche, oder unregelmässig polygonale Oeffnungen, welche zu schlauch- förmigen Vertiefungen im Epithel führen. (Vergl. Fig. 24 der Tafel VIII.) Dieses höchst merkwiu'dige, bisher gänzlich unbeachtet gebliebene Verhältniss macht das Bild der äusseren Haut des Fisches ganz dem ähnUch, wie es die schwach vergrösserte Darmschleimhaut eines Warm- blüters mit den LiEBERKtJHN'scheu Schläuchen zwischen den Zotten abgiebt. Das Auffallende dieser Erschei- nung wird gemildert werden, wenn die Organisation der Fischepidermis mannigfacher Species besser bekannt ist, als es bereits heutigen Tages trotz der verdienstvollen Arbeiten der Hrrn. Leydig, v. Kölliker, Max Schultze, F. EiLHARD Schulze und vielen Anderen der Fall ist. Beispielsweise möchte ich hier nur darauf aufmerksam machen, dass der gemeine Seehase (Cydoptenis himpus) ebenfalls grübchenförmige Einsenkungeu der Epidermis zeigt; auf den Bau dieser auch in anderen Be- ziehimgen merkwürdigen Epidermis gedenke ich an andei'er Stelle zurückzukommen. Die Zotten der Haut des Zitterwelses erreichen ihre grösste Höhe und Regelmässigkeit an den Seiten des Rumpfes, sie werden undeutlich gegen den Kopf, sowie gegen den Schwanz des Thieres hin mid sind auf 1 Das elektrische Organ des Zitterwelses. Taf. IV Fig. 2. Bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten des mikroskopischen Baues. 39 der Sclmauze uiclit ausgebildet; auf den Flossen ist die Anordnung uiiregelmässig und wechsebid, so dass kräf- tige, mannigfocli gestaltete Wucherungen neben glatten Stellen (Brustflossen) erscheinen, oder die Flossen sind fast ganz glatt (Anal-, Bauch- und Schwanzflossen). Die in eine Fettflosse umgewandelte Rückenflosse trägt gleicliMls glatte Bedeckung. Die Bauchseite, auf der sich eine Mittellinie nicht besonders auszeichnet, zeigt niedrigere Erhebungen als die Körperseiten, ist aber doch deutlich rauh. Entnimmt man das zu untersuchende Stück Haut der Gegend der Seitenlinie, so findet man deren Ver- lauf durch niedrigere, wenig zahlreiche Zotten gekennzeichnet, zwischen denen die Seitenlinie als leichterhabener Streifen sichtbar wird. Auf der Seitenlinie erheben sich cylindrische Röhren, wie Schornsteine, in gewissen, meist ziemlich regelmässigen Abständen, welche sich im oberen Theil gewöhnlich umlegen und mit einem ge- lappten Rand endigen. Sie gehören zu dem complicirten Canalsystem der Seitenorgane, ihr feinerer Bau ist mit diesen zusammen zu betrachten, dagegen ist es nicht ohne Interesse ihre Vertheilung bald hier etwas näher in's Auge zu fassen. In dem besonderen, dieser Beschreibung zu Grunde liegenden Falle betrug au einem Präparat, etwas hinter der Körpermitte entnommen , der Abstand des einen Schornsteins vom nächsten rund 2 '"'" bei einer Gesammtlänge des Fisches von 2G'"'. Nimmt man mit Bilharz an, dass der Zitterwels 42 Wirbel habe, so ergäbe sich, nach Abzug von Kopf und Schwanz, für einen mittleren Wirbel die Länge von 4.4™". Die Ver- theilimg der Röhren auf die Metameren des Körpers wüixle also so aufzufassen sein, dass auf jedes Metamer zwei Röhren entfallen; da die zarten Organe leicht verloren gehen, und gegen den Schwanz zu ül^erhaupt niedrig werden, so würden die zu beobachtenden Unregelmässigkeiten dies Vertheilungsgesetz nicht entkräften können. Hr. Leydig^ hat in seinen Untersuchungen zur Anatomie und Histologie der Thiere (Bonn 1883) „Papillen" von indischen Cyprinoiden abgebildet, welche den hier beschriebenen auffiiUend ähnlich sehen, aber solide sind; doch vermuthet auch in ihnen Hr. Leydig Träger von Sinnesorganen. Solche solide Papillen, nm- unregelmässiger und unvollkommener entwickelt als die Röhren der Seitenlinie, finden sich zuweilen auch beim Zitterwels zwischen den gewöhnlichen Zotten hier und da eingestreut; bisher konnte ich noch nicht feststellen, ob diesen ebenfalls eine besondere Bedeutung zukommt. Hr. EiLHARD Schulze^ hat den Nachweis geführt, dass die Epithelien der äusseren Körperbedeckungeu bei den im Wasser lebenden Thieren sich durch cuticulare Säume abgrenzen, während bei den in der Luft Lebenden der Verhornungsproeess Platz greift. Durch diese Untersuchungen hat man die Möglichkeit gewonnen, im gegebenen Falle über die Vollständigkeit oder Unvollständigkeit eines vorliegenden Präparates der Epidermis zu urtheilen. Bei der so ausserordentlich gebrochenen Oberfläche der Haut des Zitterwelses lässt sich indessen dieser Maassstab der Beurtheilung nur schwierig anwenden. Die Betrachtung des Hautdurchschnittes unter dem Mikroskop zeigt die basalen Theile der Zotten häufig unvollkommen begrenzt durch gleich zu l^eschreibende Zellen, auf denen ein zarter cuticularer Saum nur andeutungsweise erscheint, die Zellen selbst haben vielmehr im Ganzen einen cuticularen Charakter angenommen. Im oberen, verjüngten Theil der Zotten liegen die tieferen Epithelzellen meist nackt, die Begrenzung wird unregelmässig, stellenweise erscheint wegen des Abhanden- kommens auch der untersten Zellen sogar die bindegewebige Grundlage. Die eigentliche Epidermisoberfläche zwischen den Zotten, sowie die oberen Ränder der schlauchförmigen Einsenkungen, welche die Epithelschicht etwa für ein Drittel bis zur Hälfte ihrer Dicke dm'chsetzen, zeigen üljerall, wo das Präparat wohl erhalten ist, eine ganz charakteristische Zellabgrenzung; dadurch wird der Beweis geführt, dass die schlauchförmigen Vertiefungen thatsächhch präformirte Bildungen sind und nicht etwa dem zufälligen oder physiologischen Ausfall bestimmter histologischer Elemente ihre Entstehung verdanken. Wo die Zotten schwinden, also beispielsweise auf dem Kopfe, verlieren sich auch die schlauchförmigen Einsenkungen zwischen ihnen, der oberflächliche Zellraum der Epidermis bekommt eine regelmässigere Gestalt und miterscheidet sich alsdann nicht wesentlich von demjenigen anderer Weichflosser. . An einer derartigen, durch breiten cuticularen Saum abgegrenzten Epidermis müssen altersschwache Zellen ausgestossen und dm-ch neue ersetzt, zuftillig entstehende Defecte durch Wucherung von den erhaltenen Nachbarstellen her oder aus der Tiefe ergänzt werden; die Annahme eines gewissen, sich dauernd vollziehenden Wechsels unter Neubildung auch des cuticularen Saumes erscheint daher ganz unerlässlich. An den zottigen Theilen vollzieht sich der Zellwechsel, wie es scheint, schneller als gewöhnlich, die Ausbildung der cuticularen Säume bleibt auf niedriger Stufe stehen und die ganze Zellschicht zeigt einen geschrmnpften , regressiv metamorphosirten Habitus. Sie 1 Taf. I Fig. 8 und 9. - Epithel und Drüsenzellen. Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. III. 1867. 40 Bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten untersclaeidet sich dadurcli so lebhaft von den unmittelbar darmiter folgenden Zellen, dass es schwer hält in ilmen Umbildungen solcher zu erkennen, zumal andere Fische auch in der obersten Schicht lebenskräftige, protoplasmareiche Zellen zu zeigen pflegen. Es mischen sich, wie wir sogleich sehen werden, auch anderweitige, in der Epideniiis auftretende Elemente eigen thümhcher Abstammung im Stadium der Rückbildung mit den ab- sterbenden Epidermiszellen und trüben das Bild, welches die Oberfläche darbietet, da letztere einen ähnhchen Habitus annehmen. Ich glaube nach eingehenden Vergleiclmngen verwandter Objecte annehmen zu müssen, dass am Rumpf des Malopterurus sich ein Hautbildungsprocess vollzieht, welcher in der Mitte steht zwischen dem gewölmlichen der Entwickelung eines breiten, cuticularen Saumes auf lebenskräftigen Zellen als Abschluss gegen das umgebende Medium und dem gewöhnlichen Verhorn ungsprocess auf der Haut der Luftthiere, wobei dichte Lagen abgestorbener Zellschüppchen mit einander unter Verhorn ung verkleben. Thatsächlich enthüllt uns das Mikroskop in der Epidermis des Zitterwelses vier verschiedene Zellkate- gorien, von welchen drei sich ohne Schwierigkeit mit solchen identificiren lassen, die bei anderen Fischen be- schrieben wurden; die Bedeutmig der vierten Zellform ist zur Zeit noch unvollkommen aufgeklärt, doch wird es hoffentlich bald gelingen ilii'e Natur festzustellen, da offenbar identische Gebilde auch anderwärts an Fischen beobachtet wurden. Bei dem auffallend migleichen, wechselnden Vorkommen dieser vierten Zellkategorie erschien die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sie ihrer Entstehung nach der Epidermis oder gar dem Tliier über- haupt fremd sei und einen parasitären Charakter trüge, doch hat sich ein fester Anhalt für diese Annahme nicht ergeben. 1. Die Kolbenzellen. Als sich mir in Cairo bei der Untersuchung des Zitterwelses unerwarteter Weise eine eingehende Ver- gleichung der Hautstructur noth wendig machte, konnte ich eine vollständigere Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur nicht vornehmen und berichtete über die ersten Ergebnisse der Untersuchung ohne auf meine Vor- gänger ausser Hrn. Leydig^ Bezug zu nehmen. Es gereicht mir nun zu besonderer Genugthuung und Freude, constatiren zu können, dass die von mir damals aufgestellte Vergleichung- der eigenthündichen kolbenfijrmigen Zellen der i(/(77o/9^entr2T) auch die WAGXER'schen Büschel im Zitterrochen-Organ zu deuten versucht hat.' Ist dieser Effekt nach theore- tischen Betrachtimgen auch nur verschwindend klein, so findet man ja in der Natm- häufig genug das Princip zur Anwendung gebracht: Alle Vortheile gelten! Gerade in der wunderbaren Summü'ung verschwindend kleiner Effekte liegen gewiss viele der bedeutenden Geheimnisse der organischen Schöpfung verborgen. Auch eine andere wichtige physiologische Frage di'ängt sich hier unmittelbar in den Vordergi-und, näm- Hch diejenige nach der Vermehriuig des AxencylLuderquerschnittes dm'ch die wiederholten Theilungen. Die un- erwartete Kleinheit der zu messenden Fläche macht die Beantwortung dieser Frage schwerer als zu anzunehmen war, während die Regelmässigkeit des Umrisses wiederum sich auffallend günstig stellte, da er sich leicht auf einen Kreis reduciren lässt. Am meisten oval zeigte sich der Dm'chschnitt des Hauptstammes in seinem mitt- leren Verlauf auf dem Organ, wo auch die Scheiden etwas abgeplattet erscheinen; indessen Uefern sowohl das Anfangsstück des Stammes als auch die feineren Aeste einen nahezu ki-eisrimden Durchschnitt. In dem zur genaueren Untersuchung verwandten Falle theilte sich der Nerv, bevor sich derselbe in das 1 A. a. 0. S. 7. Taf. I, Fig. 7. "- Zitteraal, S. 29-3, 417. DES MIKROSKOPISCHEN BaUES. 73 elektrische Organ einsenkte, in 25 Aeste, von welchen je zwei feine DiU'chschnitte immer nebst dem zugehörigen Stück des Stammes im Präjxirate fixirt und genau ausgemessen wurden. Der Flächeninhalt (F) des Anfangsstückes stellte sich auf: 40.7151n //. Die Fortsetzung desselben mit den ersten vier Aesten: F^ =z 32.169, Fo -^ 7.068, F3 m 5.0893, F^ ~ 8.0424, F, — 2.8952; weiterhin der Stamm mit sechs Aesten: F, =z 28. 2744, F- — 2.0100, F, = 1.6273, F, = 0.7237, Fy, = 1.2866, i^„ = 2.8952, F,., _ 0.7237; das vierte Stück mit vier Aesten: F,., = 24.629, F,^ — 4.5238, F,-^ = 1.2866, F,^ = 1.2866', F,, = 0.7237; das fünfte Stück mit fünf Aesten: F,^ = 24.63, F,^ = 1.2866, Foo = 2.9779, F^, — 2.8952, F^z — 2.0106, i^23 = 2.0106; das sechste Stück mit drei Aesten: F^^ — 21.2371, Fo^ = 4.5238, i?'^ = 6.5155, i^o: = 2.0106; das siebente Stück in drei Endäste zerfallend: i^'^g = 10.1787, i^29 =: 12.5664, i^go = 6.1574. Im Verlauf unter dem Organ bis zum Eintreten der Hauptäste in dasselbe hat der Axencylinder somit folgenden Zuwachs erfahi-en, den Stamm und seine Verlängerimgen als I — VII bezeichnet, bei den nächsten Ab- sclmitten stets Stamm und Aeste addirt, und zm- Bestimmung des Zuwachses vom vorhergehenden Stück abgezogen: I— II = + 14.5480 (4 Aeste) II— III = + 5.3725 (6 Aeste) III— IVl-+ 4.1753 (4 Aeste) IV— V :z= + 11.1819 (5 Aeste) V— VI = + 9.6570 (3 Aeste) VI— VII ~ + 7.6574 (3 Endäste) 52.5921 25 Aeste dazu der Haupt-Stamm r= 40.7151 93.3072 D«. Somit ist der Querschnitt des Nerven, nachdem er in 25 Aeste zerfallen ist, auf etwas über das Doppelte gestiegen. Bis liierher bewegt sich dieser Theil der Untersuchung in den gewöhnlichen Methoden der Messung und Rechnung; wenn sich die Aeste aber einmal ins Organ eingesenkt haben und sofort vielfachen weiteren Theilungen unterliegen, so verhert man allen Anhalt für die exacte Bestimmmig und ist wiederum auf Schätzung angewiesen. Die physiologische Bedeutung des gesuchten Ergebnisses wird auch dadurch unangenehm beeinflusst, dass der Charakter der Endäste sich beim Herantreten an die Stiele vollständig ändert, indem die an den Endorganen hypothethisch angenommene Quellung auf den Axencylinder selbst übergreift. Max Schtltze'^, welcher doch seiner Theorie der Dm-chbohrung der elektrischen Scheibe von Seiten des Nerven zu Liebe nicht imihin konnte, die Fortsetzung des Axencylinders in dieselbe anzunehmen, beobachtete gleichfalls diese Verändermig des Aussehens und giebt an, dass von der Stelle an, wo das Fettmark der Nerven- faser aufhöre, der Axencylinder „als blasser, feinkörniger Strang" weiterlaufe. Dabei ist Nichts über die Durch- messer der beiden Abschnitte gesagt, d. h. das auffallendste Merkmal ist miberücksichtigt geblieben, wie er auch thatsächhch in den zugehörigen Figuren weder den Axencylinder noch seine Fortsetzung in den fein- körnigen Strang genau zeichnete. Zur Verständigung ist es Avünschenswerth die Fig. 31 auf Taf X und Fig. 36 auf Taf XII nochmals mit einander zu vergleichen; beide sind aus dem nämlichen mikroskopischen Präparat luid mit annähernd gleicher Vergrösserung (1600 und 1555) gezeichnet: In dem markhaltigen Nervenfaserchen ist der Axencylinder fast unmessbar fein, der Ansatz eines solchen an einen Stiel dicht an der letzten Theilung wieder erheblich breit (etwa 0.003mm), die AxencyUnder der Endäste miterhegen also einer ziemlich plötz- lichen, ungeheueren Anschwellung. ■ Wo soll man nun den Flächeninhalt des Querschnittes bestimmen? Offenbar ist die Bedeutung dieser Endanschwellung im physiologischen wie histologischen Sinne eine ganz andere als eine die wiederholten Thei- lungen begleitende Vermehrung des Querschnittes, ohne dass sich dabei der histologische Charakter des Nerven ändert. Der unmessbar feine Querschnitt des Axencylinders in einem Endästchen liegt bereits nahe an der Grenze der Sichtbarkeit, die starke Diffraction an den Rändern des pimktförmigen Querschnittes gestattet keine exacte Ausmessmig melir, hier ist also ein vertrauenerweckendes Ergebniss nicht wohl zu gewinnen. Nimmt man die Stielansätze, so gelingt es eher zu einer Zahl zu kommen, da die Messung möglich und durch Rotiren 1 Der ausgefallene Axencylinder wurde nach einem gleich starken Ast gemessen. Von den beiden entsprechenden Querschnitten wurde stets derjenige benutzt, welcher den klarsten Umriss darbot. 2 A. a. 0. S. 7. Fritsch, Elekiriscbe Fisohe. 10 74 BEMERKENS^\^ERTHE ElGENTHÜMLICHKEITEN unter dem Mikroskop auc-h die Gestalt des Querschnittes als eine wesentlich kreisförmige festgestellt werden kann. Wird die obige Zahl, 0.003 mm, als Durchschnittswerth der Dicke festgehalten, so ergiebt sich ein Flächenmaass des Querschnittes von etwa Q.5D jn. Sieher ist, dass jede elektrische Scheibe einen solchen Nerven- ansatz erhält; beträgt also, wie oben theils durch Zählung theils durch Schätzung festgestellt wurde, die Ge- sammtzahl der elektrischen Scheiben in einem Fisch 2 171252, so bekommt man eine Summe der Querschnitte sämmtlicher Nervenansätze von 141131 38 n^u oder abgekürzt 14.113 □mm. Da der Flächeninhalt des Axencjdinders in der Stammfaser nur 40.7 151 □ j« beträgt, so wäre im gegebenen Falle durch die Theilungen und die Endanschwellung der Flächeninhalt des Axen- cyliuders im Verlauf vom Centrum zum Organ um das 346 760fache gestiegen. Dieser ungeheueren Zahl gegenüber, welche zwar auf Genauigkeit keinen Anspruch macht, in ihrer allgemeinen Bedeutung aber sichergestellt scheint, wird es schwer an einem direkten Zusammenhang voi'ge- bildeter histologischer Elemente im Axencylinder, die vom Centrnm zur Peripherie reichen, fest zu halten; doch möchte ich diese Anschauung gleichwohl nicht gänzlich fallen lassen; jede in dem Stamm enthaltene Fibrille derselben muss aber einen Grad der Feinheit besitzen, der sie gänzlich unserer Beobachtung entzieht, und damit stände auch die Feinheit der Endästchen, in welchen die unmessbar feinen Fibrillen immer noch durch eine Zwischensubstanz vereinigt sein könnten, in gewisser Uebereinstimmung. Auf Rechnung dieser Zwischensubstanz könnte vielleicht die Vermehrung des Querschnittes an den Theilungen hauptsächlich zu setzen sein, während der plötzliche starke Zuwachs an den Stielansätzen bei der ersichtlichen ^^eränderung• des histologischen Cha- rakters nicht mehr so wunderbar erscheint. Da an mancherlei Axencyliudern, wie z. B. an den breiten, bandförmigen der motorischen Trigeminus- wurzeln bei Selachiern, an den neuerdings von mir beschriebenen Colossalfasern des Lophkis^, von Hrn. Rakvier- auch an den elektrischen Nerven der Organplatten bei Torpedo, von Hrn. Kupffer^ am Ise/üacUcus von Fröschen und Säugern und vielen Anderen fibrillärer Bau constatirt ist, so darf man an demselben wohl im Princip festhalten und ihn auch da annehmen, wo die Feinheit der Elemente die directe Beobachtung vereitelt. So verhält es sich thatsächlich bei ßlalojiterurus, wo weder im Querschnitt noch im Längsschnitt des Axen- cylinders selbst die stärksten Immersionssysteme eine Andeutung fibrillären Baues erkennen Hessen. An den Balsampräparaten, die mit Carmin imbibirt wurden, sieht man bei erheblicherer Dicke desselben eine stärker brechende Randzone der Substanz sich von der inneren INIasse unterscheiden; da sie im Uebrigen das gleiche Ansehen darbietet wie die letztere, sich in gleicher Weise imbibirt, und scharfe Abgrenzung zwischen beiden nicht vorhanden ist, so möchte ich in der beschriebeneu Erscheinung nur ein Coagulationsphaenomen erblicken, welchem besondere Structurverhältnisse nicht zu Grunde liegen dürften. Dass sich der Axencylinder bei der Gerinnung so regelmässig zu formiren pflegt, war mir auffallend, weil der centrale Ursprung ein ungleiches Verhalten vermuthen liess. g. Der Ursprung der elektrischen Nerven aus den Riesen-Ganglienzellen. Als ich nach Aegypten ging, um die Organisation des ^faJojiterurus zu studiren, war mir die Unter- suchung der nur von einem Autor gesehenen, nach ihm nie wieder beachteten beiden Riesenganglienzellen, ans denen die elektrischen Nerven jederseits entspringen sollten, eine Liebhngsaufgabe. Handelte es sich dabei doch um ein Object von räthselhafter Natur, welches durch seine, in ihrer Art einzigen Dimensionen die Hoffnung erweckte, bei eingehender Behandlung mancherlei Aufschlüsse über allgemeine Fragen, denen ich seit mehr als zwanzig Jahren meiue Aufmerksamkeit gewidmet hatte, zu gewähren. Es kam hinzu, dass eine ruhige, objective Betrachtung der von Bilhaez^ gegebenen Figur und Beschreibung ganz unvermeidlich die Kritik herausforderte und die Ueberzeugung erweckte: So kann der histologische Bau der Riesenganglienzelle uinnöglich sein! Man vergleiche nur die unverständliche, einem sogenannten Igelkolben ähnliche Anordnung des Ganzen, 1 üeber den Angelapparat des Lophius piscatorius. Sitzungsberichte der Königl. Akad. d. Wissenschaften. 1884. - Technisches Lehrbuch d. Histologie. S. 729. ^ üeber den Axencylinder markhaltiger Nervenfasern. Sitzungsber. d. k. bayer. Akad. d. Wiss. 1883. Heft III. * A. a. 0. Taf III, Fig. 11. DES MIKROSKOPISCHEN BaUES. 75 den zart gezeichneten, vermuthlich für den Kern gemeinten Kreis im Inneren und den unregelmässigen, weissen Fleck in letzterem. BiLHARZ selbst bedauerte über die zahlreichen Fortsätze der Ganglienzelle Auskunft nicht erlangen zu können, hatte aber wenigstens einen, den Axencylinderfortsatz, wie er sich mit gewisser Befriedigung äussert, mit Sicherheit verfolgt. Die Hotiiumg auf die Untersuchung dieses hochinteressanten histologischen Objectes hat mich nicht be- trogen; bereits in Aegypten selbst konnte ich sie genügend klar legen, und ein Blick in das Mikroskop über- zeugte mich, dass Bilharz den einen (Axencyhnder-) Fortsatz, den er glaubte verfolgt zu haben, falsch ver- folgt hat. Sein unbestrittenes Verdienst bleibt es, zuerst die beiden Ganglienzellen gesehen und ihre Lage bestimmt zu haben, was bei der ihm damals zu Gebote stehenden Technik keineswegs so einfach war; dieselbe machte es fast unmöglich über die Einzelheiten des Baues vollkommene Klarheit zu erlangen. Bilharz' Angaben leiteten bei der Präparation meine Hand, und obwohl die vervollkommnete Technik der Neuzeit viel Erleichterungen bot, hatte auch ich erst mancherlei üble Erfahrungen zu machen, bevor die wichtigsten Thatsachen festgelegt waren. Er gab an, dass die elektrische Faser an der Zelle als Axencylinder- fortsatz entspringend, in gerader Richtung nach abwärts vordränge, um das Rückenmark neben der vorderen Längsplatte zu verlassen. Sagittale Schnittserien des Rückenmarks mussten also mit Sicherheit die Zelle und den Nervenursprung enthüllen. Es galt solche mittelst des Mikrotoms herzustellen, wobei das fibröse Gewebe gerade an der Austrittsstelle des elektrischen Nerven nicht unerhebliche Schwierigkeiten macht. Diese Schnittriehtnng bietet auch die Ganglienzellen in ihrer grössten Ausdehnung dar, weil dieselben nicht, wie Bilharz angiebt, rund, sondern vielmehr linsenförmig gestaltet sind; der Hauptdurchmesser, also der Aequator der Linse, liegt in sagittaler Richtung. Durch einen Transversalschnitt (Horizontalschnitt bei natür- licher Stellung des Fisches) enthüllt sich der kleinere Durchmesser, die Axe der Linse, und zwar erlaubt die symmetrische Anordnung beider Zellen sie in einem Schnitt zu treffen. Einen solchen stellt die Fig. 18 auf Taf. V dar, wo man die Symmetrie in sofern unvollkommen nennen muss, weil die rechte Ganglienzelle etwas mehr nach vorn gerückt ist, als die linke. Die aequatorialen Durch- messer der beiden Zellen betragen bis 0.21 mm, die axialen migefahr die Hälfte. Die eigenthümlich unregel- mässige Gestalt der Zellen macht die Bestimmung der Grösse etwas willkürlich, da che allseitig, dem Körper mit breiter Basis aufsitzenden Protoplasmafortsätze die Grenze desselben zweifelhaft machen. Dagegen erkennt man im Innern des feinkörnigen, aber kräftigen Zellprotoplasmas einen prachtvollen, bläschenförmigen Kern von ovalem ümriss. An gut conservirtem Material ist der Umriss des Kernes absolut regelmässig, das Ellipsoid ebenso wie die Zellen selbst abgeplattet. Der sagittale Rückenmarkschnitt zeigt auch den Kern in seiner vollen Ausdehnung, der grosse Durchmesser erreicht die Grösse von 0.06, der kleine hat etwa 0.04 mm. Das netzförmige Gerüst, welches ihn durchsetzt, fliesst am Rande zu einem Kernmantel zu- sammen, und hier lagert sich auch das solide, rundliche Kernkörperchen an, nachdem es vermuthlich durch den lockeren Theil des Gerüstes abwärts gesunken ist. In dem Kernkörperchen fallt wiederum eine hellauf- leuchtende, rundliche Figur auf, welche ich nach Analogie der Kernkörperchen in den Riesenganglien des Lophius als einen bei der Gerinnung entstandenen Hohlraum auffasse. (Grösse des Kernkörperchens O.Ol mm.) Der LTmriss des Kernes erscheint doppelt, so dass der Eindruck einer besondern Kernmembran als Ver- dickungsschicht des Mantels entsteht; das Bild kommt indessen nachweislich so zu Stande, dass die Substanz der Zelle selbst sich gegen den Kern fester abschliesst und so eine optisch verschiedene Schicht entsteht. Trifft der Schnitt durch das Organ den Kern, so kommt es vor, vermuthlich veranlasst durch ungenügende Messer- schärfe, dass der bläschenförmige Kern seine Anlagerung an das Zellprotoplasma verlässt, sich zusammenfaltet, der von ihm früher aber eingenommene Raum in voller Regelmässigkeit erhalten bleibt: ein Beweis, in welch soUde Gerinnungsform der Ganglienkörper übergegangen ist. Die erhebliche Grösse und Schnittfähigkeit der Ganghenzelle gestattet es ohne besondere Schwierigkeit bis zu zehn mikroskopische Schnitte desselben Exemplares anzufertigen und der Untersuchmig mit starken mikroskopischen Systemen zugänglich zu machen. Leider gilt hier dasselbe, was schon vom Nervus eleciricus gesagt wurde, eine feinere Anordnung des Protoplasmas ist nicht zu bemerken, es ist nicht fibrillär, sondern fein und dicht granulirt, ohne Einlagerung von Pigment. Der Zellleib rmidet sich gegen die Nachbarschaft nirgends mit einem geschlossenen LTmriss ab, sondern verlängert sich allseitig in mächtige Protoplasmafortsätze. Das Verhalten dieser Fortsätze ist höchst merkwürdig und verspricht weitere Aufschlüsse über die Entstehungsweise gewisser Nerven darzubieten. Es gewährt dem 10* 76 Bemerkensweethe Eigenthümlichkeiten Beschauer einen überraschenden Anbhck zu sehen, wie die alsbald verzweigten Protoplasinafortsätze sich in ganz bestimmter Weise krümmen, um etwa im Abstand des mittleren Durehmessers der Zelle um dieselbe ein lockeres Geflecht zu bilden, welches sich aber nach einer Seite, der abwärts gewendeten, dichter schliesst als im übrigen Umfang. Hier bildet sich in dem bezeichneten Abstand von dem Zellleib durch Verschmelzung der benachbarten Fortsätze eine Art von durchlöcherter Platte, die ich die Fussplatte des elektrischen Nerven nenne; denn von ihr entspringt mit breiter Basis der Axencylinder dieses Nerven. Während also die Ganglienzellen des elektrischen Lappens von Torpedo, sowie diejenigen des Rücken- markes von Gymnotus^ mit herrlichen DEiTERs'schen Fortsätzen ausgestattet sind, so dass sie sich ganz l^esonders zu solchen Demonstrationen eignen, verleugnet auch in dieser Beziehung der ßfalopterunis den motorischen Charakter seines Organs und zwingt uns, dasselbe wo anders unterzubringen. An sensitiven ebensowenig wie an den als wahrscheinlich anzunehmenden, aber nicht bestinnnt zu bezeich- nenden secretorischen Zellen des Rückenmarkes hat bisher Jemand einen Axencyliuderfortsatz mit Sicherheit nachzuweisen vermocht. Nachdem nunmelii' im vorHegenden Fall die Entstehung einer geschlossen verlaufenden Nervenfaser aus verschmelzenden Protoplasmafortsätzen ausser Zweifel gesetzt ist, darf man mit grösster Wahrscheinlichkeit an- nehmen, dass überall da, wo Axencylinderfoi'tsätze den Ganglienzellen mangeln, ihre Betheiligung am Aufbau von Nervenfasern durch die gewöhnlichen Fortsätze vermittelt wird, die sich in grösseren oder geringeren Al)- ständen von der Mutterzelle unter einander, vielleicht auch mit benachliarten vereinigen. Die Daten häufen sich mehr und mehr, welche es ennöglichen werden, aus der vergleichenden Histologie die allgemeinen Grundsätze für diese gerade beim Menschen und den höheren Wirbelthieren so schwierig zu beantwortenden Fragen zu entwickeln. In späteren Abtheilungen dieser Publikation, wenn auch hinsichtlich der anderen elektrischen Fische die analogen Verhältnisse erörtert sind, dürfte es von Vortheil sein, nochmals auf diesen Gegenstand zurückzukommen. Nur auf eine eigenthümliche Uebereinstimmuug möchte ich mit Rücksicht auf das, was ich zu beweisen maternommen habe, nämlich dass beim MaloptcruYus das elektrische Organ kein muskuläres, sondern ein adenoides ist, schon jetzt hinweisen, ohne in die Erörterung derselben weiter einzugehen. Es betrifft das Ver- halten der Chorda tt/mpani, welche mit dem motorischen N. facialis austritt, um in einen Tri(/cminus- Ai 1. u Harnblase rechts V. Mesocolon. ^ ij 28. X. 17 195 69.0 75.0 178.0 117.0 216.0 78.0 5.8 2.0 3.0 5.5 2.5 2.3 4.5 3.7 1.2 — j, 11 Harnblase rechts V. Mesocolon. 28. X. 18 187 54.0 62.0 160.0 108.0 185.0 61.0 4.2 1.9 2.0 5.0 |i 1.9 2.1 i 5.0 2.8 2.0 ? Bulak Harnblase rechts y. Mesocolon. 28. X. 19 146 45.0 48.0 125.0 92.0 98.0 31.5 4.2- 2.0 2.5 4.5 1.5 2.0 3.2 2.2 1.5 9 Bulak Harnblase rechte v. Mesocolon. 29. X. 20 .231 69.0 92.0 215.0 170.0 490.0 182.0 7.8 3.0 2.0 5.3 2.8 1.9 4.8 4.2 1.7 9! El. Mansura Harnblase rechts v. Mesocolon. 23. XI. 21 189 59.5 60.0 167.0 121.0 i 236 92.0 7.0 2.0 2.7 5.2 1.8 2.2 4.2 3.5 1.5 9! El. Mansura Harnblase rechts v. Mesocolon. 23. XI. 22 270 — — — 417.0 152.0 — — — — — — — — — — — 21. XII. Mantey lebend erh. Bemerkungen zur Tabelle I. 1. Bis Nr. 4 incl. wurde der hintere Umfang vor den Bauchflossen, bei den folgenden vor der Analflosse gemessen. 2. Das Maass für die Lage der grössten Dicke ist von der Schnauzenspitze aus gemessen. 3. Die Rubrik für „Geschlecht" kann nur da als ganz zuverlässig gelten, wo ein Ausrufungszeichen bei dem Vermerk steht. Bei diesen wurden die Geschlechtsdrüsen mikroskopisch untersucht. 11' 84 Malopterurüs electricus. Tabelle IL Organ -Wägimgen im Verhältniss zuin Körpergewicht. Anordnung nach den Körperlängen. Nr. Körper- länge Körper- gewicht Relatives Organ- gewicht Index Kör- per- fonn 6 331 771 2.887 34.67 a 3 320 652 2.159 44.78 a 2 296 682 3.131 31.93 b 22 270 417 2.743 36.45 a 15 238 342 3.196 31.02 h 13 237 393 2.977 33.58 a 20 231 490 2.691 37.14 a 12 229 310 2.541 39.35 a 7 229 323 3.8 (?) (26.31) ? 14 217 291 2.798 35.74 a 9 204 231 2.851 35.06 a 8 201 200 3.174 31.50 b 17 195 216 2.782 36.57 a 5 194 194 3.164 31.59 — 10 193 177 2.950 33.90 a 21 189 236 2.565 38.98 a 18 187 185 3.032 32.97 b 11 185 184 2.944 33.96 a 16 182 171 3.050 32.75 b 19 146 98 3.111 32.14 b 4 111 31 3.163 31.29 b Durch- schnitt 3.106 34.769 Recapitulation d. rel. Org. Gew. Form a Form b 2.887 3.131 2.159 3.196 2.743 3.174 2.977 3.164 2.691 3.032 2.541 3.050 2.798 3.111 2.851 3.163 2.782 2.950 2.565 2.944 Verzeichniss der Abbildungen. TAFEL I. Fig. 1. Topographie der Eingeweide des ßlaloptei'urii.'^. (Nat. Gr.) OS = Maul fs = Fossula suhnentalis oc = Auge a.hr = Kiemeaspalte p.p = Brustflosse p.f = BaucMosse p.c = Schwanzflosse p.a = Arialflosse 0. = Elektrisches Organ n.e = Elektrischer Nerv a.e = Arteria electrica v.e = Vena electrica t.R = Flockige Haut Rudophi's cor = Lage des Herzens /( =1 Leber vent = Magen i = Darm r = Nieren t = Hoden a = After u = Urogenitalöffnung V. f = Gallenblase v.n = Schwimmblase v.u = Harnblase spl = Milz f = Fettlappen Fig. 2. Männliche Kloake des ßlalopferurus. (Vergr. 2.) p.v = Bauchflossen. Fig. 3. Weibliche Kloake des Malopterurus. (Vergr. 2.) p.v == Bauchflossen. ^TAFEL II. Fig. 4. Dorsalnerven des 3Iahpterurus nach Durchtrennung von Haut und elektrischem Organ in der Rückenlinie. (Nat. Gr.) na = Nasenöä'nungen t.R = RuDOLPHi'sche Haut p.a = Fettflosse a.hr = Kiemenspalte o == Elektrisches Organ p.c == Caudalflossse n.d = Dorsalnerven x = Taubes Gewebe Fig. 5. Das Seitennervensystem des Blalopterurus nach Entfernung der Haut mit dem elektrischen Organ und der flockigen Haut. na = Nasenöffnungen p.p = Brustflosse p.v = Bauchflosse p.a ^ Afterflosse (Nat. Gr.) p.c = Schwanzflosse l.(J = Rückenlinie l.l = Seitenlinie X = Nervus vagus l.t = N. lateralis trigemini l.v = N. lateralis vagi l.v.p = Ramus profundus lat. vagi l.v.s = Ramus superficialis lat. vagi TAFEL in. Fig. 6. Vertheilung der elektrischen Nerven am Organ; die Haut mit dem Organ flach ausgebreitet, von der inneren Fläche betrachtet. (Nat. Gr.). cut == Haut ohne Organ n.ä = Dorsalnerven p.v = Löcher für die Bauchflossen 0 = Elektrisches Organ f. E = Flockige Haut J-X = Stellender ausgezählten Organ- w.e ^ Elektrischer Nerv ap./ = Innere Sehnenhaut proben V. e == Yena electrica p.p = Löcher für die Brustflossen Fig. 7. Der Stamm des elektrischen Nerven bei seinem Durchtritt durch den Kumpf. Der Oesophagus ist durchtrennt, der lange Bauchmuskel nach Aussen zurückgeschlagen. (Etwas über nat. Grösse). cor = Lage des Herzens p.p = Brustflosse oe = Oesophagus n.e = Stamm des elektrischen Nerven mr = Langer Bauchmuskel X = Bauchast des Vagus a.e = Arteria electrica Fig. 8. Das Gehirn und verlängerte Mark von oben gesehen. (Vergr. 2). H = Secundäres Vorderhirn L.c^ Lohns centralis C = Cerebellum T. i = Tuherculum impar tr. ol = Tractus olfactorius IV l. t = K. lateralis trigemini M = Medulla spinalis II = N. opticus III = N. ocidomotorius N. trochlearis V = N. trigeminus VIII = K. acusticus IX = K. glossopharyngms X = X. vogns y = Wurzelfädchen zum 1. Spinalnerv sp = Spinalnerven 86 Verzeichniss der Abbildungen. Fig. 9. Das Gehirn und verlängerte Mark von der Seite gesehen. (Vergr. 2). B.ol = Bulbus olfactonuti L.i = Lobus inferior hij = Hypophysis n.e = Nervus electricus, sonst wie Fig. 8. Fig. 10. Horizontaler Schnitt durch Gehirn und Rückenmark zur Orientirung üher die Lage der elek- ü'ischen Ganglienzellen. (Vergr. 8). c. e == Die beiden elektrischen Ganglienzellen; sonst wie Fig. 8. ^TAFEL IV. Fig. 11. Querschnitt des ganzen Fisches in der Gegend der Kiemenspalten. (Vergr. 6; Phot. mit Steinheü's Antiplanet No. 3.) 0 = Elektrisches Organ o. cl = Os claviculare br = Kiemen ojt = Kiemendeckel t. R = Flockige Haut cor = Herz er = Schädelkapsel .1/ == Medulla oblomjata mr = Gerader Bauchmuskel o.ph = Untere Schlundknochen au = Gehörorgan fi = Eingekapselte Filarien o.phi = Obere Schlundknochen oe = Oesophagus Fig. 12. Querschnitt durch die grösste Dicke des Körpers. (Wie Fig. 11). cl = Wirbelsäule veiit = Magen / = Darm mx = Sogenannter Hautmuskel M = Medulla spinalis Ms = Obere Hauptlängsmuskeln mr = Lange gerade Bauchmuskeln r = Niere Mi = Untere Hauptlängsrauskeln mp = Obere Flossenmuskeln 11. n == Schwimmblase ind = Dorsale Längsmuskeln cl = Seitencanal ]i = Leber mv = Ventrale Längsmuskeln fi = Eingekapselte Filarien Fig. 13. Querschnitt durch den Enddarm etwas vor den Bauchflosseu. (Wie Fig. 11 und 12). ov = Ovarien v. u = Harnblase i = Enddarm mp^ = Muskeln des hinteren Gürtels Fig. 14. Querschnitt hinter dem AfYer. (Vergr. vne die vorigen; gleiche Bezeichnung). Fig. 15. Quersclinitt durch Fett- und After-Flosse. (Vergr. wie die vorigen). p. ad = Fettflosse p.a ^ Analflosse nq\ = Flossenträger-Muskeln ^' TAFEL V. Fig. 16. Rechte elektrische Ganglienzelle. (Bals. Präp.; Vergr. 500; Seib. Obj. V; Oberh. Zeichen- App.). n. e = Elektrische Nervenfaser n. M = MAUTHNER'sche Faser m = Breite Markfasem (jl = Neuroglia-Bündel vas = Gefässe Fig. 17. Linke elektrische Ganghenzelle aus demselben Rückenmark wie die Fig. 16 abgebildete. (Vergrösserung und Bezeichnung wie dort). Fig. 18. Die beiden elektrischen Ganglienzellen mit ihren Commissuren, horizontal geschnitten. (Bals.-Präp. ; Phot. mit Seib. Obj. Vi"; Vergr. 300). Fig. 19. Elektrische Ganglienzelle, sagittal geschnitten, mit dem Durchschnitt der Fussplatte des elek- trischen Nerven; an letzterer der Stumpf der elektrischen Faser. Zellkörper und Fussplatte nur durch sehmale Protoplasmafortsätze in Verbindung. (Bals.-Präp.; Phot. mit Seib. Obj. 7^"; Vergi-. 500). ^ TAFEL VL Fig. 20. Längsschnitt eines Hauptastes mit einem stark gewundenen Xebenast des elektrischen Nerven in theilweise gemeinsamen Scheiden. (Bals.-Präp.; Phot. mit Selb. Obj. y,"; Vergr. 150). n. e = Stammfaser i'. c = concentrische Scheide des elektrischen Nerven c. a = Axencylinder der Stammfaser rt. e ^ Arteria electrica th = Theilungsstelle der Faser mit abgerissenem Stumpf v. e = Vena electrica mit Blutgerinnsel erfüllt n. e, = Abzweigung der Stammfaser mit den Scheiden Der Pfeil bezeichnet die Richtung vom Centrum zur Peripherie. Fig. 21. Querschnitt des Axencylinders der Stammfaser des elektrischen Nerven mit den inneren Scheiden. (Bals.-Präp.; Phot. mit Seib. Obj. i/g"; Vergr. 500). c. a = Axencylinder v. m = Markseheide v. r = Netzförmige Scheide f. c ^ Concentrische Scheide vas ^ Vasa nervorum Verzeichniss der Abbildungen. 87 ^ TAFEL VII. Fig. 22. Querschnitt des ganzen elektrischen Nerven \-()r dem Abgeben von Aesten. (Bals.-Präp.; Phot. mit Seib. Obj. '/j"; Vergr. 150). v.r = Netzförmige Scheide c.a = Axencyliuder v.c == Conceutrische Scheide w = Nerveufaserbüudel v.m = Markscheide a.e = Arteria electria vas = Vasa nervorum Fig. 23. Querschnitt des als Fig. 20 im Längsschnitt abgebildeten Hauptastes mit seiner Theilung. (Bals.-Präp.; Phot. mit Seib. Obj. ^/.,"\ Vergr. 150; Bezeichnung wie Fig. 22). TAFEL VIIT. Fig. 24. Flächenansicht der Haut des ßfalopterurus mit einem Stück der Seitenlinie. (Unter der Lupe ge- zeichnet; Vergr. 16). vil = Zotten LI = Seitenlinie s = Aufsatzröhren des Seitencanals Fig. 25. Durchschnitt der äusseren Haut bis zum Cor^f/H. (Bals.-Präp.; Hartn. Obj.V; Oberh. Zeichen-App.; Vergr. 350). cid = Bindegewebsbalken des Corium c = Jugendliche Kolbenzellen vil = Zotte, oben schräg geschnitten d = geschrumpfte Zellschüppchen der Oberfläche ut = Schlauchförmige Einsenkungen der Epidermis e = Becherzellen a = Kolbenzellen auf der Höhe der Entwickelung / = gewöhnliche Epidermiszellen b = Zurückgebildete, zusammengefallene Kolben- g = Lenkocyten? Zellen /( =^ Oeft'nungen von Becherzellen in abgetrennten 6 = Durch Ausfall eines Kolbens entstandene Lücke Epithelfetzen von oben gesehen Fig. 26. Epithel des Seitencanals mit Körnerzellen. (Bals.-Präp.; Leitz i/j^ h. J.; Oberh. Zeich.-App.; Vergr. 1000). c. (/)• = Körnerzellen va^ = Capillare mit rothen Blutkörperchen t.c = Lockeres Bindegewebe leiic = Leukocyten '' TAFEL IX. Fig. 27. Längsschnitt des Seitencanals von Malopterwrus mit der ganzen Hautanlage und dem zwischen zugehörigen Fascien eingeschlossenen hinteren Ende des elektrischen Organs. (Bals.-Präp.; Hartu. Obj. II; Oberh. Zeich.-App.; Vergr. 70). cid = Feste Bindegewebsschicht des Corium vil = Zotten X = Taubes Gewebe von festen Bindegewebs- c. l = Seitencanal balken durchsetzt col. t = Endhügel aj). i = Innere Sehnenhaut durch Bindegewebszüge ost == Osteoide Stützen der Wand mit der äusseren Schicht in Verbindung o = Electrisches Organ mit flach zur Oberfläche n = Durchtretender Nerv geordneten Platten ep = Epidermis vas = Geföss Der Pfeil bezeichnet die Richtung vom Kopf zum Schwanz. Fig. 28. Querschnitt des Seitencanals von Malojiterii ms durch eine Aufsatzröhre. (Bals.-Präp.; Hartn. Obj. IV; Ob. Zeich.-App.; Vergr. 170). s = Aufsatzröhre va. /. = Lymphgefässe mit Abzweigungen zu dem c.b = Basalcanal lockeren Gewebe um das Osteoid «j = Nerv zu einem Endhügel aufstrebend w = Querschnitt des Hauptnerven für die Seiten- Sonst wie Fig. 27. organe TAFEL X. Fig. 29. Längsschnitt eines Endhügels im Seitencanal. (Bals.-Präp.; Hartu. Obj.V; Ob. Zeich.-App.; Vergr. 350; Bezeichnung wie Fig. 28). Fig. 30. Querschnitt des Seitencanals mit einem Endhügel. Das den Endhügel mit einem scharf vor- springendem Wulst überragende Epithel drängt weiter gegen das Lumen des Seitencanals vor als der Endhügel selbst. Die geschlossene Röhre des Osteoid's ist nur unten für den zutretenden Nerv durchbrochen, der sich noch im Querschnitt zeigt. (Bezeichnung wie Fig. 28). Fig. 31. Feines Nervenästchen aus dem elektrischen Organ eines jugendhchen 3IahpternTus mit Ueber- osmiumsäure behandelt, dann Gummi-Glyc. (Zeiss h. J. i/j,, Oc. 4; Vergr. 1555). B = Ranvier'sche Einschnürungen V. H = Henle'sche Scheide c. a = Axencylinder V. Seh = Schwann'sche Scheide m = Durch Osmium geschwärztes Mark 88 Verzeichniss der Abbildungen. ^TAFEL XL Fig. 32. Querschnitt elektrischer Scheiben aus der Orgaumitte, eine darunter mit dem Stiel in voller Länge mid dem von vorn herzutreteuden Nerven. (Bals.-Präp. ; Hartn. Obj. IV; Ob. Zeich.-App.; Vergr. 200). PI = Elektrische Scheiben » = Nerv zum Stiel tretend St = Stiel vm = Gefäss ]F. Seh = Fach-Seheide wände nn = Doppelkerne Der Pfeil vom Kopf zum Schwanz gerichtet. Die Strichelung der Scheibenränder nach Glycerin-Präparaten ergänzt. Fig. 33. Querschnitt elektrischer Scheiben vom Organende neben der Fettflosse mit widersinnig ge- stellten Elementen, welche, gegen die von der inneren Aj^oneurose aufsteigenden Bindegewebszüge andrängen. (Glyc.-Präp.; Leitz III; Oberh. Zeich.-App.; Vergr. 120). PI = Elektrische Scheiben f. B = Flockige Haut f = Zwei Scheiben dos-ä-dos np. i = Innere Sehnenhaut * = Fast entgegengesetzt zum Normalen gerichtete Platten u = Nerv im Organ ? = Lücke einer wahrscheinUeh bei Lebzeiten des Thieres vas = Aeste der elektrischen Gefässe zu Grunde gegangenen Scheibe Der PfeU vom Kopf zum Schwanz gerichtet. Bei Glycerin-Präparaten wird das Schleimgewebe vor den elektrischen Scheiben deutlicher als im Balsam. j TAFEL XII. Fig. 34. Querschnitt des Kraters einer elektrischen Scheibe mit Stiel und Nerv, darunter die Fachscheide- wand, an welcher die Scheibe durch reticuläres Gewebe locker befestigt ist. (Glyc.-Präp.; Hartn. VII; Ober. Zeich.-App., Vergi-. 1200). E = Krater der Scheibe F. Seh = Fach-Scheidewand v. Seh = ScHWAN'sche Scheide PI = Substanz St = Stiel n = Nerv des Stieles v. H = HEXLE'sche Seheide Die Richtung des Pfeiles vom Kopf zum Schwanz. Fig. 35. Querschnitt eines Stückes der elektrischen Seheibe mit theilweise abgelöster Cuticula. Auf der hinteren Seite sind einige Bündel der Fachscheidewand erhalten. (Glyc.-Präp., Leitz i ,j, h. .J.; Ober. Zeich.-App.; Vergr. 1820.) PI = Plattensubstanz gr. = Ausgeschiedene Granula in der Scheibensubstanz cutic = Cuticula der Scheibe F. Seh = Fachscheidewand Fig. 36. Em vom Nerv abgerissener Stiel einer elektrischeu Scheibe, in dem fibrilläre Streifung sichtbar geworden ist, aus demselben Präparat wie das als Fig. 31 abgebildete Nervenästchen. (.Jugendliches Individuum, frisch in Ueberosmiumsäure zerzupft, dann Gummi-Glyc; Zeiss '/jj h. J. Oc. 4, Vergr. 1600.) c.a = Der schon stark gequoUene Axen- St j _ g^^j^ ^^^^-^^ benachbarter Scheiben cylinder sich bei "^J ., V 1 ., -1 j V. Seh = Fortsetzung der ScHWAu'schen th = nochmals theilend '^ Scheide, zerrissen Die beiden Enden des Nerven und des Stieles weit von einander entfernt. Verzeichniss der im Text berücksichtigten Literatur. 1. BiLHARZ. Das elektrische Organ des Zitterwelses. Leipzig 1857. 2. E. du Bois-Reymond. Dr. Sachss' Untersuchungen am Zitteraal.. Berlin 1881. — Gesammelte Abhandlungen. Bd. 11. Berlin. — Quae apud veteres de piscibus electricis exstant argumenta. Diss. inaug. med. Berolini 1843. — Zur Geschichte der Entdeckungen am Zitterwelse (Maloptenirus electricns). Arch. f. Anat. u. Phys. 1859. — Ueber die Fortpflanzung des Zitteraales. Arch. f Anat. u. Phys. 1882. 3. Babüchin. Entwickelung der elektrischen Orgaue und Bedeutung der motorischen Endplatten. 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Berlin 1884. — Dr. Sachss' Untersuchungen am Zitteraal, bearbeitet von E. Df Bois-Reymond. Anhang I u. II. — Ueber den Angelapparat von Lophius: piscatorius. Verband!. <1. Köuigl. Akad. d. Wissenschaften. Berlin 1884. — Ueber einige bemerkenswerthe Elemente des Nervensystems von Lnphiit^ pisratorhin. Arch. f. mikrosk. Anatomie 1886. Fri(sr/i. A 'M/ria-/ie FiscJir / T„n /%^/ ^ ö y VerlajYeitsL'o tiip I t ■ MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA 1' ^■ ^ ■• ?^. \=*- 7FriCsck dei- Verlag Veit & Comp,,Laip: - j-'JLttC Ul/i.. MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CA}AP.i\ÜC:'' MA USA ^ ■^ .^ s l ■^ ='\ ^4===*=^ fe^^ // ^■ yf'^ "r""^^' < ^^:-: ^ J- % '^ "h. v-^^ G-.Fntsdi, x!;i Verlag Veit ä Comp ,i,='if E Laue UtJt MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA ** is GFrüsch phct Verlag Veit & Comp Lf;:r Elaice HA MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA E^ *!.. "\ / ff < Veriag Veil & Comp .", MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA FrilsdiE/eJifri.sü/u'Fi'srJie I TafVl I tk wmm.mumM Fi&^l v,x^Ä5x^;>;;5Äiv \^ ^~* Verlag Veit &Comp„Leipzig HARVARD UNWERSin CAMSRIDGE. MA USA /'hi'.W/ S/"'V '<.!&'.- ', ^4 -'^z'' ^W)P^t^\\ \ \ ^ ■'S» m i^ 'fe. %„ > l"'s^ 'S-sÄ • 4- '-^^ V?TlagVeil&romp Le^^pzig MCZ LIBRARY HARVARD UNlVERSliy. CAMBRIDGE. MA US* ii' m Im ItiUc/i .£ff/,/ri.s(7N' Ft'sr/if / Tn/TU1 -^/ iWf€^ / 1 /■'/// .?/)' "% ";'■-■ '-'l mt /„•>■■ <^ rp ■Uiw I c Ficf 2o &^~ 1^ ./ 7^^ * » > '-■'» 0'-ii5#'' «las #i3 ■ «. w/ Ver'a.^j Veit & Comp -^fli MCZ LIBRARY HARVARD UNIVERSITY CAMBRIDGE. MA USA \ ii! hl «jäiälil: /■'nf-sr/i f.'M/risr/x' Fuir/ic / Ta/IK Fiiyn ?«».iao,-s!j(^^ ^SBiT«p»-TJ>[**t>x-,-r^-?:»s^i<^i- • -^..'^' ■ F,fl .'.V V V / nas i ^ vecs YerkgVeü&Comp Lei:: : iiBü : MCZ LIBRARY HARVARD UNiVERSlTY CAMBRIDGE. MA USA iilil ;i=i^iiR!iii iiiHBf. 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