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Die ensländer
in Indien,
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J. W. von Archenholtz,
vormals Hauptmann in K. Preuß. Dienſten.
Erſter Band
Nebſt einer Landeharte von Indoſtan. ee Rap he nn ggg
Leipzig Im Verlage der Dykiſchen Buchhandlung 1786.
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39:56-23% Vorberich t.
D brittiſchen Vefigungen in Indien ziehen feie einiger Zeit die Aufmerk ſamkeit aller Natio⸗ nen auf ſich; da es ganze Koͤnigreiche ſind, du un⸗ geheure Einkuͤnfte eintragen, und zu deren Beham⸗ | tung zahlreiche Kriegsheere und Flotten erfodert werben, Die man felten ruhen laͤßt. Der Urfprung diefer auffallenden Größe, und die Fortſchritie eines | ſo außerordentlichen Wachothums, deſſen Ziel noch nicht zu beſtimmen iſt, verdienen alſo gewiß ndher gekannt zu werden. Aus dieſer Ueberzeugung iſt ge⸗ genwaͤrtiges Werk entſtanden, wobey ich zwar an⸗ dere Quellen zu Rathe gezogen, allein vorzuͤglich Orme zum Führer erwaͤhlt habe, der von den Engs landern fr den biſten Geſchichtſchreiber der nennen | Begebenheiten in Indien ‚holten wird. Bey fir‘ ner großen Genauigkeit aber at ar nur gar zu oft ins Kleinliche, und ſpinnt wenigbedeutende Kriegs⸗ vorfaͤlle viele Seiten lang aus. Da dieſes keine
Ucherfegung ſeines Bars, ‚Aare sin ı frepe Be | i
Vorbericht.
ji erdeinung deſſelbey IN, fo habe sch Tick Feier fo wndglih abgchoffen. Demmody türfen un- ſche Leſer hler vactleicht cin voch überflirfäges finden, an ermnert fie aber zu bedenlen, W alles wie cine Ketse am cinaner hängt, Ike und Aüfungen, mb aber, wenn sich ned un, doch das Wegleſſen mic fatt fan; fer= 1 Elli, vom einer geringen Amgahl Eurapder mumene Erpebitionen, im, Cjntien von Wich⸗ ı und sft die Quellen großer Begebenheiten Diefe belohmen fodanı die anfgetvandte Ge⸗ mericene, Wie wenig find die coloffclifchen. er, unfere Seitgenoffen und Eucopder , Clive, » Dupkeig, unter und bekannt! Man wird en nad geßehn mäffen, daß fie zu den größten n des achtzehnien Jahrhunderts gehören; ob: wol vie durch feltene Eigenfhaften fich aut aden Indier, einen Morarisvom. Zeivherin araiten, Ailoverdo, Reheb von Bengalen, j erwaͤbnen. J gegenwaͤrtige Geſchichte fängt mit dem 174 an, das ıft, bey einem Zeitnunkte, wo pländer nur noch ſehr geringe Vefitungen im
| Vorberidt.
Indien hatten, und vor den waͤchtzgen Nabobe Hk terten, die fie hernach ganz mach Gefallen ein: und abfezten, und fie endigt ſich mit der Eroberung den Pondichery im Jahre 1262, da dieſe große Stop durch die ſiegreichen Engländer von Grund ans zer⸗ ſtoͤrt wurde. Der Chacalter die Sitten und Ge⸗ braͤuche der. Indier, woruͤber fo wel aeſchrieben iſt werden Hier durch Handlungen dargeſtellt; unftrei⸗ tig die beſte Methode, ein Volk kennen zu lerner. Wie ſehr · es dieſe große, alte uud alien Nation verwient,. bedarf wohl Peiner Deweife: : . . .' In Anſehung der Indiſchen Namen ‚babe ib mich einer Frepheit bedient, die allen rupuläfen Get lehrten, denen Bachflahen Auferft wichtig find, ſeh⸗
anftöfig fen duͤrfte. Ich fchreibe ähnlich wicht .
Hindoſtan, Hindus, u. ſ. w., fondern ich bin in der Orthographie Orme gefolgt, und nenne ſowohl Finder ald Voͤlker diefer Weltgegend, fo wie fie von Engländern, Franzoſen und Holländern gewoͤhnlich bezeichnet werden, das heißt, don denen Nationen, welche mit Indien in Verbindung ſtehen, es alfo folgs lich beſſer als wir kennen; deren Schriftfteller aber ſich lieber verſtaͤrdlich und etymologiſch unrichtig, u 00 | |
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&rher Abſchnitt. Bu Ueher Indien und deſſen Bewohner, ihre Re⸗ ligion, Sitten und Gebraͤuche. I
5 ie Europäer bezeichnen mit dem Namen Op Indien alle Reiche und Laͤnder des füdlichen / Afiens, von den .öfflichen Gränzen von Perfien an, bis zu den öftlichen Küften von China... Unter diefer .
Benennung find auch die Inſeln, die das Japaniſche Reich bilden, ſo wohl als die Maleyiſchen Inſeln be⸗ griffen, woſelbſt die Hollaͤnber ſo wichtige Befißungen. baben,. und bie nach Süden zu ſich bis an die Küften . von Neu» Holland, und oſtwaͤrts bis zu unbefannten $ändern erſtrecken. Allein der. Name Indien kommt eigentlich nur dem Sande zu, das ſowohl in Aſien als. in Europa de den Namen Indoſtan fuͤhrt. | |
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Er Erſtet abſchnitt.
Der Theil des weſtlichen Indoſtans, der nich | von dem Meere begraͤnzt wird, ift von Perfien und der usbeckſchen Tatarey durch) Wuͤſteneyen und durch ‚ diejenigen "Berge getrennt, bie den Alten unter dem ' Namen Paropamifus befannt waren. Das Gebirge Caucaſus bildet die noͤrdliche Graͤnze des Landes, und ſondert es von mannichfaltigen tatariſchen Natio⸗ nen und von Thibet ab. Vom Gebirge Caucaſus bis Chitigan wird es durch Moraͤſte und Fluͤſſe von den Koͤnigreichen Tepra, Aſſam und Arracan ge⸗ trennt; von Chitigan aber bis zum Vorgebirge Co⸗ morin herunter, und von dieſem wieder nach Perſien hinauf, wird Indoſtan von,der See umzingelt.
„Dieſer große Erdraum iſt in dem hoͤchſten Alter⸗ thume ſchon bewohnt geweſen, und zwar von einem Volke, das weder in Bildung noch Sitten die ges ringſte Aehnlichfeit mit irgend einer von den benaͤch. barten Nationen hat. Obgleich dieſe Nationen ihnen zu wiöderholtenmafeit Eroberer zugeſchickt haben, die fi) in verſchiedenen Theilen des Landes niederließen; obgleich die mogulſchen Tatarn unter Tamerlan ung feinen Nachſolgern ſich endlich faſt des Ganzen bee maͤchtigten, fü haben doch die urſpruͤnglichen ECinwoh⸗ ner ſehr wenig von ihrem Drigmal- Charakter durch BefeNiederlaffungen von. Fremden verloren.
Außer den befondern Benemnungen, die fi e don ihren Sändern und Caſten befommen, in welchen ſie geboren find, haben fie einen allgemeinen Trämen, der _ allen ohne Unterſchied gegeben wird, um dieſe urs ſpruͤnglichen Landes⸗ Bewohner von allen denen zu
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Indien und deffen Bewohner. 3
- amterfcheiben, die fich bey ihnen niedergelaſſen haben.
Dieſer Name iſt Hindu, woraus das Wort Indier entſtanden iſt. | .
Dieſe Indier haben felbft die Tradition von den Seitaltern verloren, wo ihre Vorfahren anfingen, an Viſtnou, Eswara, Brama, und an mehr als hundert taufenb ihnen untergeorbnete Gottheiten zu glauben. Diefe] Gottheiten werben in Tempeln, die mar Pas goben nennt, in allen Theilen von Indoſtan verehrt, Daher das ganze Neid) von den Einwohnern als heili⸗ ges Sand betrachtet wird; denn es ift bier fein Erd⸗ ftrich, wo nicht eine oder die andre Gottheit erfchienen soäre, und etwas gethan hätte, um Tempel und Prier fter zu verdienen. Einige dieſer Gebäude find von undenfbarem Alterthum; es find Monumente von fp ungeheurer Arbeit, daß fie die Volksſage beſtaͤtigen, daß nämlich die Götter felbf fie erbauer hätten.
‚Die Gefchichte dieſer Götter ift eine Sammlung der größten Albernheiten. Es ift Eswara, die ben Kopf des Brama abbrebt; es iſt bie Sonne, ber man die Zähne ausfihlägt, und Ber Mond, den man braun und blau an einem Feſte prügelt, wo bie Goͤtter insgefame ſich zanken und herum ſchlagen. Sie fagen, daß Sonne und Mond noch bis auf den heu⸗ tigen Tag die Zeichen dieſer Schlägerey in ihren Ge⸗ ſichtern aufweiſen. Man findet zwar hier und ba eine moralifche oder metaphyſiſche Allegorie, bisweilen trift man auch Spuren von ber Gefchichte eines erften Ge⸗ fesgebers an; allein es tft alles fo ausfchmeifend und fo unzufammenbängend, dag mit uns wundern müfe fen, wie ein in mancher Ruͤckſicht kluges Volk einen
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Indien und deſſen Bewohner. 5 |
ſchriſt ihrer heitigen Bücher, wodurch ein großer Theil ihrer Zeit verloren geht.
Ein Braman kann nichts eſſen, das jemand, ber kein Braman ift, zubereitet, ja nur berührt hat; aus, eben dieſem Grundſatze fannler nicht anders als in. feiner Caſte heurathen, weit diefe die hoͤchſte iſt, und ſelbſt uͤber die Koͤnige geht. Sie ſagen, daß ſie ehemals Koͤnige des ganzen Landes waren, und haben auch bis auf den heutigen Tag das Vorrecht aufbe⸗ halten, daß, wenn ſie durch ein Verbrechen bie Tor desſtrafe verdient haben, fie folche durch deu Verluſt ihrer Augen buͤßen koͤnnen. Einen Bramanen zu toͤdten, iſt eine von den fünf Sünden, für welche faſt feine Ausſoͤhnung ſtatt finder. | |
Diefer ungereimte Oberrang der Bramanen ſcheint die Indier veranlaßt zu haben, ſich in verfihjien bene Stämme ober Volfsftufen abzufondern; wobey
alle ohne Unterſchied die für jede derfelben feßgefegten - J
Grade der Achtung blindlings annehman. Man zaͤh⸗ let vierundachtzig dieſer abgetheilten Stämme oder Caften in Indoſtan. Wenn aber diefes. Reich beſſer befannt ſeyn wird, fo dürfte man wahrſcheinlich viel mehr finden, ba ber Indier einen, ſonderbaren Hang, hat, durch fehr geringfügige Urſachen veranlaßt, eine abgefonderte Sekte zu formiren. Indeſſen iſt die. Rangordnung aller Caften mehrentheils in. den Staͤd⸗ ten und Provinzen unverletzlich feſtgeſezt. Der In⸗ dier einer untergeordneten Caſte wuͤrde es fuͤr eine Ehre halten, die Gebraͤuche einer hoͤhern Caſte anzu⸗ nehmen; allein dieſe leztere wuͤrde eher bis aufs Blue kaͤmpfen, als ihre Vorrechte Preis geben. Die nie⸗ u. * A 3 .
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Er Erſter abſchitt.
Der Theil des weſtlichen Indoſtans, der nicht " von dem Meere begränzt wird, ift von Perfien und der usbeckſchen Tatarey durch Wüfteneyen und durch ‚ diejenigen “Berge getrennt, bie ben Alten unter dem ' Namen Paropamifus bekannt waren. Das Gebirge Caucaſus bildet die nördliche Granze des Jandes, _ und fonbert es von mannichfaltigen tatarifchen Natio⸗ nen und von Thibet ab. Vom Gebirge Caucaſus bis Chitigan wird es durch Moräfte und Fluͤſſe von ‚den Königreichen Tepra, Affam und Arracan ges trennt; von Chitigan aber bis zum Vorgebirge Co⸗ morin herunter, und von diefem wieder nach Perfien . binauf, wird Indoſtan von,der See umzingelt.
„ Diefer große Erdraum ift indem hoͤchſten Alters chume ſchon bewohnt geweſen, und zwar von einem Volke, das weder in Bildung noch Sitten die ges ringſte Aehnlichkeit mit irgend einer von den benach; barten Nationen hat. Obgleich dieſe Nationen ihnen zu wieberholtenmalen Eroberer zugeſchickt haben, die ſich in verſchiedenen Theilen bes. Landes niederließen; obgleich die mogulſchen Tatarn unter Tamerlan im feinen Nachfolgern ſich endlich faſt des Ganzen bes maͤchtigten, fü haben doch die urfprünglichen Einwoh⸗ ner fehr wenig von ihrem Driginal - Charafter durch dieſe Niederlaſſimgen von Fremden verloren.
Außer den beſondern Benenmumgen, die ſie von ihren $ändern und Caſten bekommen, in welchen ſie geboren find, haben fie einen allgemeinen Namen, der _ allen ohne Unterſchied gegeben wird, um dieſe urs fprünglichen $andes Bewohner von allen denen zu
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J Indien und deſen Vewohner. 7
regelmaͤßigſten Clima, in welchem die große Sonnen⸗ hitze und die große Fruchtbarkeit des Bodens die mei⸗ ſten Beduͤrfniſſe vermindern, denen die Menſchen in andern Regionen ansgeſezt ſind, und wo die uͤbrigen ohne viel Arbeit erlangt werben: dieſe Urſachen -und ihre mannichfaltigen Folgen haben bewirkt, daß die Indier die entnervteſten Bewohner der Erde gewor· den ſind. Sie ſchaudern beym Anblick des Blurs, und zel⸗ gen eine Feigherzigkeit, die nur allein ihr zarter koͤr⸗ perlicher Bau entfchuldigen kann. Diefer ift fo ſchwach, daß der Indier Feine Hofnung bat, den An» fall eines Bewohners der norbifchen Regionen abzus wehren. Seine Sitten find fanft, und feine Glück fefigfeit befteht in ben Bergnügungen des häuslichen Sebens, Außer ber Anreizung des Clima verbinde ihn auch feine Keligion dazu; da dieſe Das Heurathen als eine abſolute Pflicht beſiehlt. Obgleich aber diefe
ihm erlaubt, nach dem Beyſpiele feiner Goͤtter mehrere
Weiber zu nehmen, ſo hat er boch felten mehr als eine , und Diefes Weib tft gemeiniglich- von einem fo. anſtaͤndigen Betragen, von einer fo zärtlichen Sorg⸗ falt für ihre Familie, und von einer ehelichen Treue,
die ber Menſchheit in den civilifirteften Sändern Ehre, machen wuͤrde. Seine Ergöslichfeicen find indiePa«
gode zu gehen, religioͤſen Feyerlichkeiten beyzuwohnen, und eine Menge Ceremonien zu beobachten, die ihm bey allen Gelegenheiten von den Bramanen vorgeſchrie ⸗ ben find; denn nach feinen Begriffen von Unreinigkeit,
erzürnt er feirie Bötter unaufborlich, Die auchnichtehert -
verföhne werben „ bis ihre Priefter befriedigt find. 24 Br
Ne ⸗
4 Erſter Abſchnitt. ſolchen Coder voll Unſinns als eine Religionslehre habe annehmen koͤnnen, wenn wir nicht eben dieſe Leichtglaͤubigkeit in der Geſchichte von weit aufgeklaͤr⸗ gern Nationen faͤnden. Ze u
‚Die Bramanen, bie ben Priefterflamm ausnia«.
chen, Eommen von jenen Brachmannen her, ‚bie im Alterthum fo ehrwuͤrdig gehalten wurden; obgfeid) die heutigen num als Philosophen und Gelehrte tief.
aunter dem Ruhm ihrer Vorfahren ftehn, fo werden
doch ihre ehren als Priefter blindlings von der ganzen
Nation befolgt, und auch in Anfehung profaner Wiſ⸗
fenfchaften find fie Die Quelle’ aller Kenntniſſe, die man
in Indoſtan findet. Einige unter ihnen wiffen Son« nen⸗ und Mondfinſterniſſe zu berechnen, weiches aber : auch der Höchfte Grad ihrer mathematiſchen Gelehr⸗ ſamkeit iſt. Sie haben gute Begriffe von der Sogif, ollein es ſcheint nicht, daß fie Bücher uͤber die Rhe⸗ torik beſitzen. Ihre muſtkaliſchen Grundfäge, wenn. wir fie nach der Ausuͤbung beurcheilen, find barbariſch; und in der Arzneywiſſenſchaft erhalten ſte keinen Bey⸗ ſtand von Der Anatomie, weil ihre Religion Feine Zer⸗ gliederungen erlaubt. F Sic vergießen fein Blut, und eſſen Fein Fleiſch, weil fie die Seelendanderung glauben. Sie mun⸗ tern die Weiber auf, ſich mit den Körpern ihrer ver⸗ ſtorbenen Maͤnner zu verbrennen, und halten es fuͤt die hoͤchſten Religionspflichten, wenn ſie genan eine Menge Ceremonien verrichten, die zur Verehrung ihrer Goͤtter dienen, und ſehr aufmerkſam ſind, ihre $eiber nicht verunreinigen zu taffen. Daher beobach⸗ zen fie ſtrenge Reinigungen aller Arten nach der Vor⸗
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men muß, und es wahrhaft unbegreiflich iſt, wie fir ihre großen Pagoben ‚haben aufführen föngen. Es ſcheint nicht, daß ſie vor Ankunft der Muhamedaner je eine Bruͤcke mit Degen über ige. Fluͤſſe gebaut \
"Der Geſchmeidigkeit, wemit ber ganze Körper eines Indiers begabt ift, und die mon befonders-ag feinen Händen gewahr wird,. hat man bie große Voll⸗ kommenheit in ben Sinnenmanufafturep zu. verhenfen- Das nämliche Inſtrument, womit ein Indier das feinfte Neſſeltuch made, wuͤrde unter den fteifen Fingern eines Europaͤers faum ein Stüd Cannefas | hervorbringen.
Die Religion verbeuf bein Indier, fein and zu verlaſſen. Er braucht nichts von auswärts, und iſt fo weit entferne, einem Ausländer feine Meynungen benzubringen, oder zu wuͤnſchen ihn mit feiner Natien zu verbinden, daß, wenn ein folcher wirklich um die Erlaubniß anbielte, den Viſtnon in ben Pagoden an« zubeten, er mit der größten Verachtung abgereiefen werben würde,
Nichts ſcheint dem Gluͤck dieſer Nation gefehlt zu haben, als daß Andere fie mit der naͤmlichen Gleich⸗ guͤltigkeit haͤtten betrachten ſollen, mit weicher fie auf Die ganze übrige Welt ſahen. Allein nicht zufrieden mit ben Geſchenken, womit bie Natur ihr Clima fo reichlich ausgeftartet hat, haben fie Verbeflerungen ohne Noth gemacht. Sie haben die mannichfaltigen und ſchaͤrbaren Produkte ihres Bodens cultivirt, und zwar in ſolchem Maaße, daß dadurch bie Bedirfniffe aller andern Nationen befriedigt werden konnten ; ihre
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6 — Erſter Abſchnitt. dern empfangen bie vor den höhern Caften subereites
.ten Lebensmittel mit Ehrfurcht, Dagegen die höhern
überhaupt feine Speifen genießen, bie von den Hän« den ber Niedern berührt werben find, Ihre Heura⸗ then und ihr Umgang haben bie nämlichen Bränzen;
daher zeigen die Mitglieder einer jeden Caſte, außer
ber National Phnfiognomie, eine eigne Bildung, die
fie von allen andern noch mehr unterſcheidet. Einige
Eaften find fo merkwuͤrdig wegen ihrer Schoͤnheit, als andre wegen ihrer Haͤßlichkeit. Alle dieſe Caſten erkennen die Bramanen fuͤr ihre Prieſter, und glauben an die Seelenwanderung. Die⸗ ſem Lehrbegriff zufolge, betruͤben ſich manche über
den Tod einer Fliege, wenn fie gleich ohne Vorſaz getoͤdtet worben iſt. Der größte Theil der Caften aber _
iſt nicht fo ferupulds, fondern fie effen, jedochifehe mäßig, ſowohl Fiſch als Fleiſch; allein, fo wie die
Juden, nicht von allen Arten ohne Unterſchied. Sonft .
iſt ihre Nahrung Reis und Gemüfe mit Ingber und andern ſtarken Gewuͤrzen zubereitet, ‚womit ihre Gäre ten, faft ohne Eultur, angefüllt find. Die Milch wird
yon ihnen für Die veinfte aller Speifen gehalten, weil:
fie glauben, daß fie mit dem Nektar der Goͤtter Aehn⸗
lichkeit hat, und uͤberdem die Kuͤhe ſelbſt wie eine Art
von Gottheit von ihnen betrachtet werden. Der Abſcheu gegen / das Blutvergießen ‚ ber in
ihrer Religion gegrünbet, und Durch Die große Maͤßig⸗
keit in einem Leben unterſtuͤtzt iſt, das ben den mehres
ſten in einem ſehr fparfamen Gebrauche antmalifcher
Mabrung, und einer gaͤnzlichen Enthaltfamfeit berau⸗ ſchender Getränfe, zugebracht wird; ber Einfluß des
11
Zuweiter Abſchnitt.
Skizze der Geſchichte Son Indien der mittlern und neuern Zeit. |
Dans vor Tamerlan waren muhamedanſche Fuͤr⸗
ſten in Indien eingedrungen, hatten Eroberun⸗ gen gemacht, und ſich hier niedergelaſſen.
Valid, der fechste von ben Galifen, die man
Ommiaden nannte, ber ben Thron 708 unſrer Zeitz
«
in dieſem Reiche eingefuͤhrt wurde. Mahmoud, der Sohn des Sebegtechin, Fuͤrſt
rechnung und im neunzigſten der Hegira beſtieg, machte
Eroberungen i in Indien, ſo daß der Coran ſehr zeitig
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von Gazna, der Hauptftads einer durch Gebirge vom nordweftlichen Theile von „Indien abgefonderten, und unweit Candahar gelegenen Provinz, brachte in Jahr 1002 den Coran durchs Schwert nach Indoſtan. Es fheint, daß er ſich einen großen Theil Landes uns
terwuͤrfig machte, nenn e8 wahr ift, daB fich feine
Eroberungen nach Süden bis zur Hauptfladt des Koͤ⸗ nigreichs Viſapour nahe bey Goa erſtreckten. Er behandelte die Indier mit aller Strenge eines Sie⸗ gers, und aller Wuth eines Bekehrers; die geſamm⸗ leten Schaͤtze wurden auf ſeinem Zuge gepluͤndert, die
Tempel zerſtoͤrt, und Die Gößendiener niedergehauen.
Seine Geſchichtſchreiber ſind ganz ausſchweifend bey
Anfuͤhrung der Reichthuͤmer, die er in Indoſtan fand.
Einer von ihnen erzaͤhlt, wahrſcheinlich allegoriſch,
daß Mahmoud einen Baum von ungeheurer Größe
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aus ber Erbe heworwachfend antraf, den Subflanz laufres Gold war.
« DieNachfolger dieſes Mahmond⸗ find in der S⸗ ſchichte mit dem Namen ber Gaznaviden bezeichnet; fie behaupteten einen großen Theil der von ihren Anz - herren eroberten Länder big zum Sabre ı 15:3, :0dee 1157, ba Kosrou Schady, der Dreygehnte und lezte Fuͤrſt ber Gaznavidiſchen Dynaſtie, von Huſſain· Gauri entthronet wurde, Er hatte den Namen Gauri von feinem Vaterlande Gaur, einer nordlich von Gazna gelegenen Provinz, bekommen.
Dieſer Huſſain gruͤndete die Dynaſtie der Sau riden, welche fünf Prinzen erzeugte, die innerhalp-- und außerhalb Indien ungefähr die nämlichen Staa= ten befaßen, wie die Gaznaviden, und aud) fa wie dieſe Gazna zu ihrer Hauptſtadt machten.
Scheabbeddin, der vierte den Gaumidiſchen Raifer, “eroberte noch. während dem Leben feines Bruders und . Vorgängers Galatheddin die Königreihe Muftan und Delhi. Er zog fo ungeheure Schäge aus Indien, Daß, als feine Lieblingstochter ben Schogmeifter um den Werth,derfelben befragte, biefer antwortete, daß hie Diamanten allein dreytauſend Pfund an Gewicht . hätten, und fie alſo von dem Uebrigen urtheilen moͤchte. Obgleich von dieſer orientaliſchen Prahlerey manches abzuziehen ſeyn duͤrfte, ſo iſt doch gewiß, daß er durch feine indiſchen ECroberungen unermeßliche Reichthuͤ⸗ mer yufammer brachte. Ein Indier, der durch die Beleidigungen feiner Goͤtter und Verunreinigung ihrer Tempel in Verzweiflung geſezt murde, that ein Ge-
Geſchichte von Indie. 213 küöbe,; ben Scheabbeddin zu ermorden, und vollzog es: auch
Das Geſchlecht der Gauriden ſtarb 1212 mit. Mahmoud aus. Auch dieſer Fuͤrſt wurde ermordet. Es ſcheint indeſſen nicht, daß er in ſeinen Staaten außerhalb Indien, ſelbſt in Gazna nicht, viel Gewalt: hatte, da er gegen den Gebrauch ſeiner Vorfahren nicht in dieſer Stade reſidirte. Sein Onkel Scheab⸗ beddin, ber kinderlos war, hatte die Abſonderung der. indiſchen Provinzen von dem Gaznafchen Reiche da⸗ Burch vorbereiter, daß er zwey berfelben von zweyen
feiner Sfläven regieren ließ. Der eine, Nafferet-
din, erhielt von ihm das Rönigreih Multan, und der andre, Cothbeddin · Ibeck, das von Delhi. Zu glei⸗ cher Zeit machte er einen dritten Sklaven, Tageddin⸗ Idiz, zum Statthalter von Gazna. J
Sm Sabre 1214 zeigte ſich Mohamed, der ſechſte Sultan von der Dynaſtie der Khowarasmianen, defe fen Staaten an bie Gawidifchen gränzten, und nahnt Gazna dem Sklaven ab, ber dem Sklaven Tageddin⸗ Idiz in dem Gouvernement der Stadt gefolgt war, Allein ob er gleich diefe Hauptſtadt in Beſitz nahm, ſo ſcheint es doch nicht, daß er ſich auch der indiſchen Staaten der Gauriden bemaͤchtigte. Er war ſo un⸗ vorſichtig, den maͤchtigen Gingischan zu reizen, der An 1218 zwang, ſich durch die Flucht zu retten; da er denn ı 220 in einer großen Entfernung. von In⸗ bien als ein Flüchtling ftarb.
Der mutige Gelaladdin, Sehn des Moha⸗
med, widerfezte ſich in der Provinz Gazna den furcht ⸗ baren Waffen des Gingischan, allein 1221 mußte er
\ N [ - ’ , * y I u on \ . 0 Mrker HF, Indien x.
nneumanufakturen haben fie zu einer Voükommen⸗
beit gebracht, ‚weiche bie beften europäifchen Arbeiten
" Überteiff;- und mit Begierde den Tribut in Gold imb Witber befoͤrdert, den ale Voͤlker ſich um die Wette
} Beeifern ihnen zuzufenden. Sie find feit undenfbae .
ten Zeiten dem Handel ergeben geweſen, da fie den Krieg verabſcheuen; daher ſind fie immer umnermeßlich reich, und auch immer unfäpig geweſen, ” Schoͤte | ee
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j Gebcchichte von Indien. | ı
ohne NS: in bie Angelegenheiten außerhalb Indien zu miſchen, fo ward er dadurch der erfte regelmäßige und - mächtige muhamedaniſche Monarch, der roch bisher: in Indoſtan regiert hatte Er ſtarb 1235, und feine: '
Abkoͤmmlinge bildeten bie Dynaſtie ber erſten Könige yon Delhi von Muhameds Religion.
Firouzſchach · Roeneddin folgte feinem Vater ets miſche, allein ſchon im erften Jahre feiner Regierung’ wurde er don feinen mißvergnügten. Großen entthront, . bie feiner Schweiter Radhiateddin die. Krone aufſezten; ein außerorbentliches Phänomen in einem muhameda⸗ nifchen Reiche. . Diefe Monarkhin wurde nad) man« nichfaltigen Begebenheiten von ihrem Bruder Beha⸗ ram Sthach wieder entfet, und ermordet, da fie ſich retten wollte. Beharam hatte zwey Jahre hernach ein aͤhnliches Schickſal bey einem Aufruhr. Maffoude Schach⸗ Alaedbin beſtieg nunmehr den Thron, wurde aber auch 1 246 von feinem Bruder Mahmoud⸗Schach Naſſereddin herunter geftürzt, ber große Eroberungen in Indien machte. Mach dein Tode diefed Monate chen ſtritten Firouz, fein Onkel, und Alaeddin, fein- Meffe, um ven Thron, der leztere aber ließ den er⸗ ſtern ermorden, und blieb im Beſitze des Koͤnigreichs Delhi bis zum Sabre 1317.
VDier finder fich eine Süde von beynche achtzig Jahren in der Geſchichte dieſer Könige, die ſelbſt Hera heldt nach, aller angewandten Mühe nicht ausfüllen Fonnte. Sultan Mahmoud, der 1398 in Delhi tögierte, ‚wird von Tamerlans Geſchichtſchreibern der. Entel des Kaifers Firouz Schach genannt. Dieſer | Mehmoꝛd, ein ſchwecher Fuͤrſt, ließ ſich gan) durch
j
u.) Zweiter Abſchnitt.
aus ber Erbe hervorwachſend antraſ, dee Subflanz - lautres Gold mar. Ä
: Die Nachfolger dieſes Mahmond find in ber.@- ſchichte mit dem Namen ber Gaznaviden bezeichnet; fie behaupteten einen großen Theil der von ihren An⸗ ‚herren eroberten Sänber bis zum Jahre ı 155, :obee 1157; da Kosrou Schach, der Dreyzehnte und lezte Fuͤrſt der Gaznavidiſchen Dynaftie,von Huſſain. Gauri entthronet wurde. Er hatte den Namen Gauri von | feinem Vaterlande Gaur, einer norblich von Gazna gelegenen Provinz, befommen.
Diefer Huffain gründete die Dynaſtie der Sau rien, welche fünf Prinzen erzeugte, Die innerhalh und außerhalb Indien ungefähr die nämlichen Staa= ten befaßen, wie die Saznaviden, und auch fü wie biefe Gazna zu ihrer Hauptſtadt machten,
Echeabbeddin, der vierte der Gauridiſchen Reifen, “ eroberte noch, während dem $eben feines Bruders und . Vorgaͤngers Galatheddin die Koͤnigreiche Muftan und Delhi, Ex zog fo ungeheure Schaͤtze aus Indien, Daß, als feine. Lieblingstochter den Schatzmeiſter um . den Werth verfelben befragte, biefer antwortete, daß die Diamanten allein dreytauſend Pfund an Gewicht . hätten, und fie olfo von dem Uebrigen urcheilen möchte, Dbgleich von diefer orientalifchen Prahlerey manches abzuziehen feyu dürfte, ſo iſt doch gewiß, daß er durch feine irdiſchen Eroberungen unermeßliche Reichthuͤ⸗ mer zuſammen brachte. Ein Indier, des durch die Beleidigungen feiner Goͤtter und Verunreinigung ihrer Tempel in Verzweiflung gefege wurde, that ein Ge⸗
5 Geſchichte von Indien. 17
Kennzeichen von Freude bey einem Scharmüßel ge⸗ zeigt hatten, worin bie Tatarn den Kürzern zugen. Diefer Umftand ließ befürchten, daß die Sklaven viel⸗ leicht waͤhrend der Schlacht einen Aufruhr erregen koͤnnten; Tamerlan beſtand daher auf der ſtrengen Befolgung dieſes grauſamen “Befehls, der aud) genau vollzogen wurde.
Einige Tage nad) dieſer Mordſrene geſchah die Schlacht, wo Tamerlan, wie gewoͤhnlich, Sieger war. Mah inoud und · ſein Vezier flohen nach Delhi, allein ſie verließen es noch dieſelbe Nacht wieder. Dieſe Hauptſtadt wurde ohne Widerſtand eingenommen, und deſſen Einwohner allen Pluͤnderungen und Grau⸗ ſamkeiten unterworfen, die in dieſem Jahrhundert von Thamas Kouli Khan in der jetzigen Hauptſtadt In⸗ diens erneuert worden ſind; welcher Ort, ob er gleich denſelben Namen hat, dennoch von dem alten Delhi unterſchieden iſt.
Nachdem Tamerlan bie nöchigen Anordnungen gemacht harte, um bem Erfolg ſeiner Grauſamkeiten vorzubeugen, marſchirte er nach dem Ganges zu, nicht ohne muthigen Widerſtand von manchen Oertern, der aber allemal fruchtlos war. Bey Toglipur ging er uͤber den Ganges, ſtellte in allen Scharmuͤtzeln ſeine Perſon blos, und erreichte endlich den Paß von Ku⸗ pele. | An dem. Fuße der Gebirge Kentaſſi, in Thibet, und zwar in dem Theile dieſes Landes, der zwiſchen dem einunddreißigften und zweyundreißigſten Grad der Breite und dem achtundneungigften und hundertſten Grad ber Laͤnge liegt, läuft der Ganges. durch zwey
Erſter Band, 3
— — vo. — — —
14. 3gweiter Abſchnitt.
auch fliehen. Er zog ſich nach Indien, wo er an den Ufern des Indus noch eine Schlacht wagte, die ſich
aber mit ſeiner gaͤnzlichen Niederlage endigte; um
nicht gefangen zu werden, warf er ſich in den Fluß, und ſchwamm mit einem Muthe hinuͤber, der ſelbſt
Gingischans Bewunderung erregte. Im Jahre
223 1 wurde er in Meſopotamien umgebracht, und mit ihm endigte fich die Dynaſtie ber Khowarasmia⸗ nen. - Es ift unbefannt, welchen Antheil Gingischan oder feine Nachfolger an ben Angelegenheiten von Indoſtan nahmen. - Wir finden, daß Thurmechirin⸗ Chan, der in Tamerlans Gefchichte ein Abfömmling des Gingis, und ein großer Kaifer von Aften genannt . wird, im jahre 1240 bis zur Stadt Mirte,. nord lich von Delhi gelegen, vordrang, und Eroberungen, machte, bie feinen Namen in Indien im Andenken. erhalten haben. Jedoch wurde durch diefe Erobe⸗
‚ ungen nicht die Familie vom Thron geftoßen, die da⸗
V
mals Delhi regierte.
Cothbeddin - Ibeck, der Sklave S Scheabbeddins, machte ſich im Koͤnigreiche Delhi unabhaͤngig, das ihm ſein Herr nur als Statthalter übergeben hatte. Er verbreitete die muhamedaniſche Herrſchaft und
ſtarb ruhig auf feinem Throne 1219. Sein Sohn
Aramfchach folgte ihn; er wurde aber. auch von- einem Sklaven, Iletmiſche⸗Schamſeddin, entthront. Dies fer eroberte ſodann don dem Sklaven Naſſereddin die Preopinzen, welche das neue Königreich Multan bil⸗ beten, Da dieſes nun mit Delhi vereinigt wurde, und der Sieger alle dieſe Staaten in Perfon beherrfchte,
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Geſſhichte von Indien, 19 |
det, ſondern große Corps Truppen ſchwaͤrmten in Si: den herum, während daß Tamerlan felbfl es. unter: ‚mahnt, ‘die Gebirgsbewohner zu unterjochen, bie Win’ - derſtand thaten, und fi “ ibm nic unterwerfen wol. ten. J
Endli ich fan Tamerlant in Samatkand an, blieb abet nur wenige Monate ruhig. Ex nahm num ſej⸗ ten großen Zug vor, bei bern er ſich Syrien und den Califen von Eghpten unferiwärf; den Bajazeth über _ ward, und durch alle dieſe und feine vorigen Grobe ‘rungen Beherifcher eines Meichs wurde, das fich von ESmyrna bis an den Ganges er ſteeckte. |
Tamerlan ging nie wieder nach Indien zurich ſondern fügte die hier eroberten Laͤnder ben andern großen Staaten bey, die er ſeinem Enkel Pir Mo⸗ hammed gegeben hatte, der von Gazna aus, Die mu hamedaniſchen Königreiche in Indoſtan bis zum: Tode
ſeines Großvaters 1404. beherrſchte. Dieſer Tob war eine Begebenheit, die auf fo viel Fuͤrſten Eins fluß hatte, und daher nothwendig große Unruhen eis regen mußte. Tamerlan hatte auf ſeinem Todbette Pir Mohammed. zum Univerſalerben aller feiner Staas tenlerflärtz allein eben fo groß, wie während feiner ‚eben die Verehrung und ber Gehorſam gegen feine Beſehle geweſen war; fo groß war auch die Verach⸗ kuͤng, die man nach feinem Tode gegen fein Verlan⸗ :gen bezeigte Der Sultan Khalil, ein anderer feis ner Enkel, nahm ſogleich Samarfahd in Befiß, und ließ ſich als Kaifer audrufen. Pir Mohammed lebte. nicht fange.genug, um feine ach zu behaupten, forte
3 Z
16 ¶Zbelir wſhaite
ſeinen Vezier Melldu⸗ Cawn vegiern, ber. feinen.
Bruder Sarenf die Provinzen übergab, bie zum Koͤs
nigreiche Muftan gehörten, fo daß diefe beiden Bruͤ
ber das ganze Reich nach Willkuͤhr beherrſchten. Mirza Pir Mohammed Gehanguir hatte 1392
von feinem Großvater Tamerları die Souperänetäk.
über alle Sähber bekommen, die das Reich der Kho«
marasmianen formirt Hätten, Pir Mohammed brach
daher 1398 mit einem zahlreichen Heere von Gazna
auf, fiel in Multan ein, und belagerte die Haureſtadh |
die Sarenk tapfer vertheibigte,
Während diefer Belagerung ruͤckte Tamerlan von
Eamarkand an. Fr erreichte Indien am Ende des Jahres 1398, und brach ſchrecklicher, als alle Ueber⸗ ſchwemmungen der größten Gewaͤſſer, vom indiſchen Caucaſus herein. Dieſer umuͤberwindliche Barbar fand bey den Indiern zu wenig Widerſtaͤnd, um ſelbſt nad) den Kriegsmarimen der Tatarn die Grauſam⸗ beiten zu rechtfertigen, womit er feinen Zug bezeich⸗ nete. Bey Multan ſtieß fein Enfel zu ihm, der biefe- Stadt bereits eingenommen hatte, und nun ging der Marſch nach Delhi. Mahmoud und fein Vezier hat⸗ ten ſo viel Muh, ihm bier die Spige zu bieten, ent⸗ fihloffen, mit einem ungleich ſchwaͤchern und unge:
übtern Heere als das feindliche eine Schlacht zu wa⸗ gen. . Bevor das Treffen anfing, befahl Tornerlan, daß
alle von ſeiner Armee auf ihrem Zuge gemachte Ge⸗ fangenen , deren Anzahl ſich auf 100, doo belief,
umgebracht werden ſollten, ſowohl weil fie Goͤtzendie⸗ Per waren, als auch. weil einige dieſer Ungluͤcklichen | W Kenn⸗
4
Geſchichte von Indien. er
Schach, einem andern von den Soͤhnen Tamerlans. Dieſer Babr, durch die Eroberungen der Usbeckſchen Tatarn vertrieben, - verließ fein Sand Mawhranhar und 309 fich nach Syndien, woſelbſt er 1526 den Sultan
Ibrahim Loudi in einer großen Schlacht aufs: Haupt
fehlug, und Kaifer von Delhi wurde Wer diefer Sultan Ibrahim foudi war, wird am beften befanne werben, : wenn die vom Sultan Babr eigenhändig ge⸗ fehriebenen Commentarien, die ſich in Orforb befin« den, Üserfeze fenn werden. Nachdem Babr noch‘ fernere Eroberungen in Indoſtan gemacht hatte, ftarb er bey Agra 1530,
Der Stolz dee Großen : Moguls, bie von Babr abſtammen, und fowohl in ihren Titeln als bey allen andern Gelegenheiten ſich ihrer Abfumft von Tamerlan rühmen, bat die gemeine Sage veranlaft, daß der Thron von Delhi und überhaupt alle von Tamerlan in Indien gemachte Eroberungen in gerader Linie auf feine Familie ununterbrochen fortgeerbt worden wäre.
Bey einer ſolchen Thronfolgeaber würde Sultan Babr nicht noͤthig gehabt haben, erftleinen Fremden befie-
gen zu müffen, der doch Sultan Loudi gewefen feyn /
muß; auch würde fie ihm die Ehre geraubt haben, der Stifter der jeßigen Großmogulſchen Dynaſtie zu | fepn.
-Homaion folgte feinem Vater Babr, und floh 1540 nach Perſien, um den Pitanen zu entgehn, welche wahrſcheinlich die muhamedaniſchen Untertha⸗ nen des beſiegten Sultans Loudi waren. Durch den Beyſtand des Königs von Perſien erhielt Homajon jedoch 15 5 5 fein Neid) wieder, und ftarb 15564
. B 3
eo. Zweiter Abſchnitt. große Seenz ſodann fließt er nach Wehen, bis de
durch den Cauraſus gehemmt und ſuͤdwaͤrts getrieben "
wird. Wenn er endlich nach mamnichfaltigen Krüme
mungen einen Lauf von zweyhundert Seemeilen zur -
ruͤckgelegt hat, bricht er durch bie Gränzgebirge durch und kommt fo nach Indien. Dieſe Gegend, wo der
Durchbrud) gefhieht, wird der Pag von Kupele ge⸗ nannt. Die Indier, die fich nicht fehr mit Unterſu-
chungen abgeben, fehen diefen Paß als die Duelle des Ganges an, und da ein funfjehn Meilen von hier lie gender Felſen mit einem Kuhlopf einige Aehnlichkeit hat, ſo ſind dadurch auf einem kleinen Erdſtrich zwey ſehr wichtige Neltgions -Gegenflände erzeugt worden:
Bas große Bild bes Thiers, das fie faftwie eine Gott
heit verehren, und ber erſte Anblick von der unge heuern Maffe des heiligen Waſſers, das alle ihre Enden abwaͤſcht.
Bey Tamerlans Anfunft waren hiee eine große |
| Menge Indier verſammelt, um ein Feſt zu feyern. Sie thaten zwar einigen Widerſtand gegen das tata⸗ riſche Heer, wurden aber bald in die Flucht geſchla⸗
gen. Dieſes Siegsfeld iſt das eutfernteſte Ziel von
Tamerlans Eroberungen in Indien.
Er nahm mm den Ruͤckmarſch nach ſeiner Haupt ſtadt Samarkand, und ging wieder uͤber den Ganges, ſodann laͤngs dem Fuße des Caucaſus, bis er an den Graͤnzen von Kaſchmire anlangte. Der muhame⸗ daniſche Koͤnig dieſes Landes ſchickte ihm Geſandte entgegen, um ſich zu unterwerfen. Da dieſer Zug Durch Laͤnder ging, welche die Armee vorher nicht be⸗ rührt haste, ſo wurde das Schwert noch nicht beſchei⸗
>. Gefehichte von Indien 23 Hätte alter Provinzen der Halbinfel. vor Indien in eigner Perfon, und feine Bicefönige unterjochten alle übrigen, bie malabarifche Küfte ausgenommen. Die Reichseinkuͤnfte betrugen zu feiner Zeit beynahe acht unddreißig Millionen Pfund Sterling, Er farb 2707. - Ale Fähigkeiten bes Aurengzeb gaben ihm nicht Die Gewalt, die Krone einem feiner Soͤhne vorzugs« weiſe zu ſichern, und man fieht aus feinen. hinterlaf fenen Teftament, daß er die Streitigkeiten ahnete, die fich nach feinem Tode unter ihnen ereignen würden: Zwey dieſer Söhne waren Azem Schach und Maho⸗ met Mauzem, und Beide ſtanden an: der Spitze von Kriegsheeren, die man feit Tamerlans Zeiten nicht fo ‚ugebeuer geſchn hatte. Mauzem führte mehr ala 300,000 Mann an, unter Denen 250,000 Neiten "waren, ohne den zahlſoſen Teoß zu rechnen, Der ge wöhnlich zu: dem indifchen: Armeen gehört, Azem, dern. fein Vater die Krone zugedache hatte, wurde geſchlagen und kam in bee Schlacht: um, worauf Den Mauzerr unter dem, Titel, Bahadr Schach als Kaiſer ausgerufen wurde Nunmehr ging, ee auf feiner Bruder Kaunbukſch los, und nahm ihn. gefangen. | Dieſer ungluͤckliche Prinz flarb an feinen Wunden, Bahade Schach vegierte nur ſechs Jahre. Won vier ihn Überlebenden Söpnen,, vereinigten ſich buy. gegen- ben vierten, uͤberwanden und toͤdteten ihn; ſo⸗ dann. fonderte: fich, Ichander Schad) von ben andern Beiden. ab, und-fiel fie anz er ſchlug fie, lieh fie um Bringen, unb ſich zum Raifer ausrufen. Da er-aber ein ſchwacher Fuͤrſt war, 2 fih von ſeiner Maͤtreſſe
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24 Iweiter Abſchnitt.
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1, kaiſerkichen Familie, die man nicht ermordet hatte, ihre Tage verlebten. Dieſer Gluͤckzwechſel aber war nicht außerordentlicher als deſſen kurze Dauer, denn feine hranniſchen Wahlherren ließen ihn nach einer dreymonatlichen Regierung auch umbringen, und ſez⸗ gen feinen Bruder Raffeih⸗ al Dowlet auf den Thron; allein ˖ die Regierung diefes Kaifers war nod) Fürzer, denn et ſtarb wenig Tage nachher eines natuͤrlichen Todes.
Mahomed Schach wurde als ſein Nachfolger von den beiden Bruͤdern Abdallah Khan und Hoſſan Aly Khan ernannt, von eben dieſen, die bereits maͤchtig genug geweſen waren, vier Kaiſer von Indoſtan ein⸗ and fünfe: abzulegen. Bier. von diefen Thronverän- derungen geſchahen in einem Zeitraume von vier Mo«
naten. Dir groͤßte Demütbigung war jedoch dieſem
Mahomed Schach vorbehalten. Der Anfang ſeiner Regierung wurde mit einem Streich bezeichnet, der
ganz. der- orientalifchen Politik gemaͤß war. Seine
Höflinge , um ihn zu vergnügen, ermordeten Hoffan Ay Khan, . einen der beiden rüber, deren Hände ſchon. ſo ſehr mit dem Blute feiner Anverwandten be⸗ fleckt waren. Der-anbre Bruder, Abdallah Khan, ergriff ſogleich die Waffen, und ernannte. einen an⸗
dern Kaiſer. Es fam zu einer Schlacht, worin Ab⸗ dallah gefangen wurde; er ſtarb drey Monat hernach
an ſeinen Wunden, nachdem er, wie man behauptet,
von Mahomed Schach die Verſicherung feiner Der
gnabigung erhalten hatte. . | |
. Dur ven Tod dieſer beiden fo gefährlichen
Feinde kam Mahomed zumrubigen Beſitze bes Reiche, B5
Geſchichte von Indien. 25
—
22 3welter Abſchnitt.
Vor feiner Flucht hatte er feine Staaten durch die Koͤnigreiche Guzerat und Malva vermehrt, desglei⸗ chen hatte er von Bengalen Veſitz genommen. Acbar, ſein Sohn, ſolgte ihm und ſtarb nach einer beynahe funfjigjähtigen Regierung 1605. Ex erweiterte fein Reich nach Suͤden zu, Daher er dem auch ven König von Portugall, wegen der portugies
fifchen Befigungen auf der Küfte von Malabar, te
‚nen Nachbar nannte,
Sein Rachfolger war Gehangnie, den. 16 27 ſtarb; ein fihwacher Prinz, und ein. Sflave feinen Maͤtreſſe Nouriehan; er felbft war beftänbig im Pay laſt eingefperrt, und die Regierung ganz in den Haͤn⸗ ben feines ehrgeigigen Sohnes Gehan Schach, : Der Kitter Thomas Roe wurde vem König Jacob I. von, . England als Sefandter zu Gehanguir gefchickt.
Schach Gehan folgte feinem Water. - ‚Seine - Regierung war eine Zeitlang glücklich, aber alles än« Derte ſich, da er durch eine unmäßige Lebensart int Seraif franf wurde. Diefe Gelegenheit nu$te fein Sohn Aurengzeb ihn abzufegen und einzufperren, ‘Den. entthronte Monarch flarb 1666. |
Es giebt wohl keino intereffantere Geſchichte, als die von. ber Rebellion des Aurenggeb- gegen feinen Va⸗ ter, die Bernier gefehrieben hat, ‚Nachdem diefer Prinz feine drey Brüder und einige ihrer Kinder hatte ermorden laflen, um den Thron zu _befteigen, fo re⸗ gierte Aurengzeb: beynahe fünfzig Jahre, und zwar mit einer fo ruhmwuͤrdigen Sorgfalt für fein Reich, daß man ihn unter die faͤhigſten Regenten zaͤhlen kann, die je gelebt haben. . Ex eroberte über hie
’ 7 * . “
Oh son Jodien 27
fi mit dem Zeinde zu fihlegen, und biefe Obeihäup: ter wieder unter bem-Befehle eines Kaifers,. der aus Furcht Halb todt war. Der Erfolgiwar die internen fung gegen einen fünfmal ſchwaͤchern Feind, . Die - Schwaͤche des Heers aber erfezte der durch Thaten geuͤbte Muth der Perfer und die Kriegserfahrenpeit' ihres verwegenen Anfuͤhrers; hiezu kam noch die Hof⸗ nung, bie Hauptſtadt bes reichſten Reiche in der Welt zu pfündern. Ein bloßes Scharmüßel entſchied das! Schickſal dieſes maͤchtigen Reichs. Mahomed Schach legte Krone und Zepter zu den Fuͤßen des Thamas Kouli Khan, der Delhi in Beſitz nahm, es pluͤnderte, und über 106,000 von deſſen Einwohnern umbringen ließ. Der Sieger behiefe für fich alle Laͤnder, die an ber weftlichen Seite ber Fluͤſſe Indus und Attock lagen; bie übrigen gab er an Mahomed Schach zu: ruͤck, und fezte ihn förmlich wieder auf den Thron; fodann ging er nach Perfien, und nahm aus Indoſtan einen fo unermeßlichen Schag mit fich, daß er in Sil⸗ ber, Gold und Edelgefteinen auf mehr als fiebenzig Millionen Pf. Sterling gefchäßt wurde. Sein Ein fall in Indien von Kandahar aus gefchah im Anfange
des Jahrs 1738, und er kam am Schluffe des Jahrs .. 2739 an dieſen Ort wieber zurück, Dieſer ſchreckli⸗ de Zug koſtete Indoſtan außer feinen Schägen dag feben von 200,000 Menfchen.
Die Groufamfeiten des Ihamas Kouli Ryan in J Indien waren ſo groß, daß ein Derwiſch den Muth hatte, ihm folgendes zu fihreiben: „Wenn du ein „&ote bift, fo handle wie ein Gott; wenn bu ein . „Prophet bift, ſo führe ung auf den Ba des Heils;
\ .
4: tweiter Abſchnitt.
Lal Koar beherrſchen ließ , fo wurde er: durch zwey Große ſeines Hofs vom Throne geſtuͤrzt, und Maho⸗ med Furukſir, Sohn des Azem, darauf gefeßt.
Vermoͤge dieſer Abhängigkeit von den Großen des Reichs, zu weicher die Streitigkeiten um die Krone die Nachkommen Aurengzebs gebracht hasten, beftiegen die erwäßlten Kaifer, ob fie gleich von dem Rolf als Defpoten betrachtet wurden, den Thron ber ftändig in Feſſeln, und waren eigentlich nichts mehr als Sklaven ihrer Minifter. Das Blut Tamerlang wurde jedoch. mit zu geoßer. Ehrfurcht betrachte, um andern als feinen Abkoͤmmlingen Hoffnungen zu geben, ben Thron ungeftraft befteigen zu Eönnen. Die ihm vermöge ihrer Aemter am nächften ftanden, begnuͤgten ſich daher das Reich nach Willkuͤhr zu beherrfchen, wobey fie zwar dem Wolfe den Monarchen mit groſ⸗ ſem Pomp zeigten, ob er ‚gleich niemanden als den Weibern in ſeinem Serail befehlen konnte.
Furukſir mar der erfte Große-Mogul, deſſen Va⸗ ter nicht Kaiſer geweſen war. Die naͤmlichen Mini« ſter, die ihn erhoben hatten, fezten ihn auch wieber ab, meil es ihre eigene Sicherheit erfoderte. Sie ſperrten ihn nicht allein ein, ſondern ließen ihm auch die Augen ausſtechen. Allein ſelbſt dieſe Grauſam⸗ keit that ihrer Furcht oder Rache nicht Einhalt, er mußte auch ermordet werden; und dieſes geſchah den ıöten Febr. 1719 ‚auf die ſchmaͤhlichſte und ſchreck. lichſte Weiſe. Dieſe Kronen⸗ Auetheiler ernannten: nun feinen Vetter Raffeih⸗ al⸗Dirjat zum Kaifer. Er · wurde Daher aus dem Schlefle geholt, wo Diejenigen von der
-
Dritter Abſchnitt.
ueber die Muhamedaner i in Indien, desgleichen uͤber die Geſetze und die Staatsverfaſſung nr, des Mogulſchen Reichs.
baleich die noͤrdlichen Nationen in Indien Goͤt⸗
. zendiener waren, ſo fann:man doc) fagen, daß fie kaum von einer Religion mußten, wenn man Die Menge abergläubifcher Gebräuche und Eeremonien . Dagegen hält, wodurch ſich bie Bewohner der-fühle chen Provinzen auszeichnen; fie wurden daher leicht überredet, die muhamedqniſche Religion anzunehmen, und find jeze.unter dem Namen der Affghaner ober Pitanen befannt, die bey allen großen Begebenheiten . in Indien ſo wichtige Rollen, ſpielen. Außer. dieſen Voͤlkern haben wenig Indier ihre alte Religion ver⸗ laſfen. Die Kriegsheere, bie bier bie erſten Eroberun: gen für die tatarifchen Dynaſtien machten, oder fonft in Indien einſielen, ließen viel Muhamedaner zuruͤck, die, gereizt durch ein ſchoͤneres Clima und ein reichen Ä res bald ihr eigenes vergaßen.
Die muhamedaniſchen Fuͤrſten in Indien geben natuͤrlich den Soldaten von ihrer eigenen Religion den Vorzug; da uͤberdem dieſe, aus welchem Sande Ifie auch ſeyn mochten, voneiner flärfern Leibesbeſchaffen⸗ heit waren, als alle unterjochte indiſche Völker. Die⸗ fer Vorzug bat beitändig Abentheurer ausder Tarareıy, Perfien und Arabien hieher gezogen, um ihr Gluͤck
6 Zwelter Abſchnitt.
welches ſeit der Regierung Aurengzebs keinem ſeiner Vorfahren gegluͤckt war. Dieſe Sicherheit aber machte ihn des Throns unwuͤrdig. Er war traͤge, wolluͤſtig,
und unentſchloſſen, und gab daher feinen Guͤnſtlingen eben fo viel Gewalt, als die leztern fo tyranniſchen
Miniſter beſeſſen hatten. Der Augenblick naͤherte
ſich, wo es ganz der Willkuͤhr eines Fremden über- kaflen war, ob er das Befchlecht Tamerlans ausrotten, oder Das reichfte Reich der Wele mie feinem eignen verbinden ſollte. Caundorah, der Vegier und Günft« ling Mahomeds, gerieth in einen Strek mit Mizam⸗ al⸗ Muluck, dem Vicekoͤnige der füblichen Provinzen,
: ber ımter feinem Befehle ben vierten Theil des Reichs
on
hatte; und ohne Rebellion faft unabhaͤngig vom Kaifer geworden war. Diefer an bie regelmäßige: Regierung Aurengzebs gewohnte Vicekoͤnig tabelte
laut und in den beftigften Ausdruͤcken die elende Ad. miniſtration und. das zügelfofe Leben bey. Hefe, wodurch er ben Einfluß des Caundorah zu ſchwaͤchen hoffte.
Endlich unter dem Vorwand, daß wider ſolche große Uebel kein ander Mittel als eine gaͤnzliche Revolution, des Reichs gebrauche werben müßte, rierh er dem Than _
mas Reli Khan, der ſich des perfifiden Thrones ber
mächtige hatte, nad) Indien zu fommen, und auch ben Thron vor Indoſtan in Beſitz zu uehmen Die
. fer Rath wurde auch befolgt.
Frazer hat uns eine umftänbliche Erzaͤhlung von diefer außerordentlichen Revolution geliefert. Ein
ungeheures Heer, das durch feine zahlloſe Menge ver⸗
hungern mußte, ter der Aufuͤhrung vonfeldherren,
| die in nichts einſtimmig waren ola in ber Abneigung
= =
Muhamedaner in Indien, 31 Etanten; Sie find. die’ einzigen, die das Land am bauen, : und auch die einzigen Fabrikanten, die im Reiche die ungeheuern Haufen von Linnen verfertigen. Es iſt daher ſelten, daß man in der Entfernung von den Haupt ⸗ oder Handelsſtaͤdten, von Feldlaͤgern, ober dandſtraßen, in den Dörfern und Feldern einen Mus hamedaner antrifft, der eine andre Beſchaͤftigung bat; als Auflagen einzufammeln, oder fonft als ein Beam⸗· ter Befehle zu ertheiſen.
Auſmerkſame Beobachter behaupten ‚ daß unter
den Indiern feine gefchriebene Gefege gefunden wer⸗ den, fonbern daß blos einige durch Trabition herabges fomraene Maximen die Stelle eines Gefezbuchs bey Rechtsſtreitigkeiten vertreten. . In Eriminalfällen . entfcheibet das alte Herkommen, das, nach Beſchaf⸗ fenheit der Umſtaͤnde, durch die Einſicht des Richters etwas abgeändert wird. Bey allen Anklagen: und Zeugniſſen, die ſich auf Blutvergießen beziehen, vers
dienen die Indier das groͤßte Zutrauen; allein, wenn
blos vam Eigenthum die Rede iſt, ba zeigen fie ſich an
als ein uͤſtiges verſchlagenes Volk, das beſtaͤndig Streitigkeiten hat: weil. 28 sum am einem geſchriebe⸗ nen Geſezbuche mangelt, To hänge :bas Urtheil ganz von. der Rechtſchaffenheit ober der Venalitaͤt des Rich» ters ab. Daher kommt es, daß die Parteyen ihren. Streit lieber ſelbſtgewaͤhlten Schiedsrichtern unterwer fen; ‚als ben won der Regierung ernannten Cadis. . Der.Reran dient den Mahomebanern gu allen; er iftdie Quelle Ihrer Neligionsgebräuche, ver Schieds⸗ richter ihrer Streitigkeiten, und das Gefezbuch bey Verbrechen, - Der Mulla in Indoſtan hat die Ober⸗
a .
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a8 Zweiter Abſchnitt. Geſchichte x. ꝓwenn bu ein König bift, fo mache die Völker gluͤck „ich y md vertilge fie nicht.“ Serauf antwortete der Barbar: „Ich bin fein Gott, darum handle ich „auch nicht als ein Gott; auch bin ic) Fein Prophet, „den Weg des Heils zu zeigen; eben fo wenig ein
| „König, um Völker gluͤcklich zu machen: allein ich . „bin derjenige, den Bott zu den Nationen fendet, die „er beſchloſſen Hat mit feinem Zorn heimzufinhen.“
Musamedaneri in ‚Indien, 3
gen n Aufmerkſamkeit, um zu verhindern, baß irgend
eine Samilie nicht zu große Befißungen erlange, als in ausgedehnten Entwürfen, das Bolf zu unterdrüden, Eine ſolche Sklaverey wuͤrde dem Monarchen wenig Groͤße verſchaffen, und wenig Unterthanen zu beherr⸗ ſchen uͤbrig laſſen. Da man kein Landeigenthum ohne Bewilligung der Regierung kaufen kann, ſo wuͤrde derjenige, der ſich große Laͤndereyen verſchaffen wollte, dazu keine Erlaubniß erhalten, vielmehr wuͤrde er als ein zur Sicherheit des Staats noͤthiges Echlachtopfe betrachtet werden. Wenn wir in der Gefchichte der | orientalifchen Reiche von fo viel Gewaltthaͤtigkeiten [er fen, die unter den Großen vorgehn, fo find wir ge⸗ "neigt zu glauben, daß die Menfchen der niedern Stände noch größern Gewaltthaͤtigkeiten unterworfen fenn | muͤſſen; allein man irrt fich, da dieſe Niedrigkeit der beſte Schutz iſt.
Alle Lehnſaſſen, wenn ſie einen gewiſſen Titel und die damit verknuͤpften Einkuͤnfte annehmen, erkennen den Großen: Mogul für ihren Erben. Keiner, von dem Vezier an bis zu bem Miebrigften, gelangt zu ir⸗ gend einem wichtigen. Arte, als unter diefer Bedin⸗ ‚gung: Nach feinem Tode wird die ganze Verlaſſen⸗ ſchaft im Namen des Kaifers in Beſitz genommen, der fodann der Familie des Erblaflers nach Gutduͤn⸗ ken etwas zuruͤck giebt. Das Vermoͤgen aller andern aber, die feine Lehnſaſſen find, faͤlld ganz den natür- lichen Erben zu. Diefe gegen die Vergrößerung einzeler Familien aufgeführte Damme find durchaus in’einem Staate nöthig, der gezwungen ift, auf eingele Menfchen ein ſehr großes Ver trauen zu fegen. :
Erſter Band. a Se 0
80 Dritter Abſchnitt. unter einer Regierung zu füchen, wo fie verſchert 1 wa ⸗ ven, größere -Wortheile’ Als in ihrem Vaterlande zu
werben. Hiedurch if nach und. nach) eine. idee den von beinahe zehn Millionen Muhaine daneb in Indien entſtandem welche bie Europaͤer⸗ Mohren nennem. Dieſen ·iſt unter. der Oberherrſchaft des Großen» Moguls jest der größte Teil von Indoſtan unterwerfen, Ob fie gleich" aber das herrfchende
Bert find, fo iſt doch die Zahl der Indier wohl achn⸗
‚mar ftärfer.
Dieſe ſo vielfach ſthoachei Anzahl hätt die Mu⸗ Geier genoͤthigt, m allen Theilen von Indoſtan biete indifche Fuͤrſten im Beſitz ihrer kaͤnder zu laſſen, Sie ſie viigeſtoͤrt beherrſchen koͤnnen, wenn fie nut den
feſtgeſezten Tribut bezahlen und die Tractaten nicht
verletzen, wodurch ſte vder ihre Verfahren bie Mo⸗ guſſche Oberherrſchaft anerkannt haben: Diefe indie ſche Fuͤrſten werden Rajahs, das ift; Koͤnige genannt; und mehr als die Haͤlfte des Reichs iſt noch heit zık Tage ihnen unterworfen. Einige derſelben beſitzen nm ſehr kleine Laͤnder, dahingegen andre; ze Bæie Koͤ⸗ nige von Myſore und Tanjore, deren in dieſem Werk vſt Erwaͤhnung geſchehen wird, Staaten beherrſchen
die an Umfange den Staaten bes Konigs von Preuſ⸗
fen, voder des Koͤnigtz bon Portugal nichts nachgeben. Viele von ihnen geben wor, dan feht alten Famillen abzuſtammen, ja einer, den der Kaiſer Arbar beſtegte, leitete feine Abkunft vom Porus hen
Außer den Indiern, die in den Laͤndern der Ra
jahs wohnen, finder nich beren auch in großer Menge '
Anden tem Großen⸗ Mogul unmittelbar unterworfenen
irhemedaner in Indien. 35 biefe ungewoͤhnliche Art die Reiſe machto; er. chat eg,
wie er ſagte, um ſich nach ſeinem Nachfolger umzu⸗ J
Die Uneinigfeiten in ber kaiſerlichen Familie ga⸗ ben den Nabobs der entlegenen Provinzen Gelegen⸗ heit, fich in ihren Statihalterſchaften ſeſtzuſetzen, und der Hof mußte ſich nun begnuͤgen, eine beſtimmte | Summe:ianftatt der wirklichen Einkünfte der Provinz anzunehmen So wurden die Mabobs beyhahe une. umfchränfte Könige, und hatten nichts als eine große Armee von Delhi zu befürchten, mit der man immer zu fommen drohte, die aber nie kam. Allein noch ehe fie in dieſen unabhaͤngigen Stand geſezt wurden, finden wir, daß ſie deſpotiſche Grauſamkeiten an Un⸗ glücklichen ausuͤbten, die zu ſchwach waren, mit ihren Klagen bis zum Throne zu dringen, Mandelsloh er⸗ zähle von einem Nabob, ber einer Befellfehaft Tanzes rinnen, bie hier fehr, ffhöne Mädchen find, eigenhaͤn⸗ dig die Köpfe abſchlug, weil fie gezögert hatten im Palaſte zu erſcheinen. Syn Tavernier's Reifen leſen wir von einem Manne, der feine Frau, vier Kinder und vierzehn Sklaven ermordete, und hicht geftraft wurde, weil er eine geroiffe Krankheit des Nabobs zu heilen verſtand.
Die Nachrichten, die alle Keifende von Indoſtan geben, find mit zahllofen Beyſpielen von den Saftern diefer Zürften angefüll: Man hat bemerkt, daß alle in Indien ſich niederlaffende Muhamedaner in der dritten Genetation die Trägheit und Feigherzigkeit der urſpruͤnglichen Landesbewohner erlangen, babey aber auch eine Graufamfeit annehmen, von welcher bie
. 8a
32. Duitter Abſchnitt. 2
aufſicht über Die Religionspflichten, und beſtraft de ron Uebertretung; der Cadi halt Bericht, wer frei tiges Eigenthum ber Gegenftand ift, und der Catwal iſt Richter in Criminalſachen. - *: 9 . An den Theilen von Indoſtan, bie’ Häufig von europäifchen Nationen:befucht werden, fehen wir bie Gebräuche oder Geſetze, die Landeigenſhum betreffen; ſolchen Widerſpruͤchen unterworfen, die ſchwer zuſam⸗ men zu reimen ſind. Der Landmann, der einige Aecker Feld ˖beſitzt, hat das Recht fie zu verkaufen und zu verſchenken; dennoch wird. der Diſtrict, zu welchen dieſe Aecker gehoͤren, jaͤhrlich von der Regierung veri pachtet. Der Pachter bezahlt dem Landsherrn eink gewille Summe, 'und empfängt dafuͤr von: dem Land⸗
"Bauer. einen Theil feiner Aernte. Bistoeilen aber hat .
der Pachter mit dem Landmanne Screitigkriten; und giebt feine Hecker einem andern zur Verwaltung; als⸗
denn geſchehen Klagen als wider Die hoͤchſte Ungerech⸗
tigkeit; der Fuͤrſt entſcheidet, und zwar mehrentheils zum Vortheile des arbeitſamen Mannes gegen den Blutigel. Wenn er diefen Beweis ſeiner Gererhtig⸗ keitsliebe nicht giebt, fo vrrabſcheuet ihn bas Volt, und belt ihn afler Verbrechen. fähig. Ä
In allen völlig unterworfenen Sändern nennt fh
der Große⸗ Mogul Eigenthuͤmer aller Sändereyen, und giebt Antheile davon oder deren Einkuͤnfte ſeinen Lehns⸗
maͤnnern; dieſe Austheilungen aber rauben dem Land⸗ bauer das Recht nicht, feine Felder zu verkaufen, und nach feinem Tode darüber zu ſchalten. “ DiePo- litik aller indiſchen Regierungen in Indoſtan, ſo wie auch der Mogulſchen, beſteht niehr in in einer beſtaͤndi⸗
gend
37.
Erſtes Bud
Sr zwifchen Großbritannien und Frankreich im jahre 1744 ausbrechende Krieg verbreitete feine Verwuͤſtungen big nach Indien. Die Ruhe war Baum durch den Aachner Frieden unter diefen bei den Nationen in Europa wiederhergeſtellt ‚ als fie an ber Küfte von Coromanbel die Waffen gegen einander ergriffen, und zwar als Bundsgenoſſen zweyer mohri⸗ ſchen Fuͤrſten, die um den Beſitz der Provinz Carna⸗ fica ſtritten. Diefer Streit wurde durch Begeben⸗ beiten erzeugt, Die fich einige Jahre zuvor ereigneten, ehe Die Engländer und Sranzofen daran Theil nahmen. Es ift Daher nöthig, hier diefe Vorfälle zu erzählen, "und da die Negierungsfarmen, die Politif, „Sitten und Gebräuche der Völker in Indoſtan fehr von den in Europa üblichen verſchieden find, fo wird man in dem Saufe dieſer Geſchichte den Charakter der Nation . und das ihr Eigenthüntiche durch Handlungen ent« wickelt und dargeftelle ſehn. Die mebreften Sünder, die durch ben Großen · Mo⸗ gui in der Halbinſel von Indien erobert worden ſind, gehoͤren unter einen Vicekoͤnig, und ſaͤmtliche von ihm regierte Provinzen werden wegen ihrer ſuͤdlichen lage mit dem Namen Decan bezeichnet. Der Vi⸗ cefönig diefes ungeheuern Erdſtrichs wird Subahdar - genennt; ein Titel, ben bie Europaͤer kurz durch Subah ausdruͤcken. Won den unter feiner Herrſchaft gelegenen Laͤndern find einige ganz dem Throne von -
_ 83.
| ss Erſtes Buch.
Delhi unterworfen, und werden von Muhamedanern regiert, die die Europder unſchicklich Mohren nennen; andre aber ſtehen unter ber Regierung ihrer urfprüng« lichen Fürften oder Rajahs, und haben bie Erlaubniß, ihren alten Gebräuchen zu folgen, jedoch unter bee Bedingung, dem Eroßen-Mogul Tribut zu bezahlen. Die von dem Subah abhangenden mößrifthen Gon⸗ verneurs nehmen gewöhnlich, wenn fie mit Öeringern ‚zu thun haben, den Titel Nabob oder Bicefönig anz "per ihrien jedoch in Delhi nicht gegeben wird. Hier
muͤſſen fie fih mie dem Titel Phousdar begnügen, der. fo viel als Befehtöhaber über Truppen bedeutet. -Die.in den Provinzen Biefer Pfeudo- Nabobs etablir⸗ ten Europäer folgfen dem Beyſpiele der Eingebornen und famen überein, ihnen den fo gewonſchten Titel auch zu geben.
Gin Nabob wird gewoͤhnlich vom Hofe zu Delhi
ernannt, flirbe er und der Eroße-Mogul hat feinen, Machfolger- vorher beſtimmt, fo hat der Subaß das . Recht jemanden die Nabobſchaft aufzutragen, bis der Wille des Monarchen bekannt ift; ohne deſſen Be⸗ ſtaͤtigung die Wahl nicht als völlig gültig’ angeſehn wird. Der Subah ſammlet ‘vor den verſchiedenen Nabobs die jährlichen Kroneinkuͤnfte, und ſchickt fie hernach dem Eaiferlichen Schabe zu. Die Nabobe find verpflichtet, ihn bey feinen Kriegs zuͤgen zu begloi⸗ ten, wenn biefe innerhalb feiner Yurisbictionsländer geſchehn. Die Kriegsverbindlichfeit aber. höre auf, ſobald er die Öränzen verläßt, - Diefe Einrichtungen "Hatten zum Zweck fre von dem Subah abhängend zu machen, und dadurch das Intereffe des Reiche zu be⸗
— Erſtes Buch. 39. foͤrdern, zugleich · aber fie in einen unabhaͤngigen we Zuftand zu feßen, tvenn es bem Subah einfallen ſollte,
auf ihre Huͤlfe zu rechnen, um dem taiſerlichen Throne. au. trotzen. |
Die Staatsverfaffung des moguffehen Reichs fing an gleich nach dem Tode des Aurengzebs zu er ſchlaffen, des fähigften Monarchen, der je Indoſtan beherrſchtihat; allein feit dem fchredlichen Einfall der Derfer unter Thamas Koufi Khan ift fie räglich) mehr
-gefunfen, fo daß man in den leztern funfzig Jahren Subahs geſehn hat, die fich in ihren Öouvernements gegen ven Willen des Kaifers behauptet, und Nabebe , nad) ihrem Gefallen gemacht haben. Auch Nabobs find im Beſitz ihres Gouvernements geblieben, trotz dem Subah und dem Großen Magul. - Was aber in ‚einem defpotifchen Staat am meiften zu bewundarn iſt, fo haben ſowohl Subahs als Mabobs felbft ihre Nach· folger ernannt, die oft mit fo wenig Widerſtand von dieſen Wuͤrden Befig genommen haben, als nur im mer xechtmäßige Erben in einem Erbfönigreiche thun Eönnen. Was hier von ben füdlichen Provinzen ges fagt ift, gilt gleichmäßig. von allen andern Eubah- fchaften des Reichs.
Der Carnatick iſt eine der vornehmſten Provin⸗ zn, die vom Subah von Decan abhangen, auch wird | diefes Sand nad) dem Namen der Haupeftabt, Arcot -, genannt. Die jegigen Graͤnzen aber find fehr einge⸗ fehränft in Vergleich nit der alten Größe des Carna⸗ tick zur Zeit der Eroberung bes Großen Mogule.
: Sabatulla, ein anerfannter Nabob von Carna- na,
id, nahm, weil er feine Kinder hatte,. die beibenz rn
|
36 Dritter Abſchn. Muhamedaner ic. Indier gluͤcklicherweiſe nichts wiſſen. Dieſes beſtaͤ⸗ tiget faſt Die Meynung, daß das Verbot, fein Blut von irgend einer Art zu vergießen, welches ein Religions« artifef in Indien ift, eigentlich nur ein pofitifches und fehr weifes Gefez war; um bie biutbürftige Gemuͤths⸗ - art, die den Einwohnern von Indoſtan vor Einführ rung der Bramafchen Religion eigen geweſen ſeyn foll, iin milde Sitten zu verwandeln.
aan... 2/7 arn feines Sohns Guben - Ay und des Chunda faheb,
um auf eine ſchickliche Gelegenheit zu fauren, vonder - ° , -
Stadt Tritchinapoly Befig zu nehmen. Dem Ver⸗ Bäche zuvor zu fommen, mußte die Einfammtung des Tributs zum Vorwande dieſes Zugs dienen. Das | Heer erhielt Befehl, langſam nad) der Seefüfte zu marſchiren, ehe es ſich nad) Süben zu wandte. So erreichten diefe Truppen Madras, woſelbſt fie einige Tage blieben, fobann ging bee Marfch nad) Pondi⸗ chery, too länger Halt gemacht wurde. Während. die fer Zeit wurde der Grund zu ben großen Verbindun⸗ gen des Chunda » faheb mit ben Franzoſen gelegt. - Endlich kam das Heer nach Tritchinapoly. - Chunda· ſaheb vermochte die Königin dahin, ihn mie einer Anzahl Truppen in-die Stadt aufzunehmen, nachdem er vorher einen Eid auf den Koran gethan harte, nichts zu ‚ihrem. Nachtheile vorzunehmen. Man behauptet, daß fie-in ihn verliebt wurde; wenn Disfes ift, fo war fie deſto mehr zu beflagen, denn er verführte. ihre Soldaten, machte ſich Meifter von ber Reſidenz, und warf fie ins Gefaͤngniß, werin fie vor
Gram ſtarb. Das ganze Königreich folge bald den -
Beyſpiel der Hauptſtadt und unterwarf ſich. Sub⸗ der « Ally übergab die Regierung dieſes neu eroberten Sandes dem Chunda ⸗ſaheb, und begab ſich zu feinem Vater nach. Arcot. Meer aflud, vormaliger Hof meifter ‚bes Subber» Ally, erhielt die Würde des Duan, oder oberſten Minifters, Die durch Chunda⸗ | fahed erledige worden wan -
Der neue Duan, der den ehrgeizigen Charafter feines Vorgängers. Kante ſtellte dem Subher « Ally
0 s. -
“-. Erſtes Ber, die Felgen vor, Die von einem ſo geſhelichen Manne zu fuͤrchten waͤren, der an der Spitze eines fo anſehn⸗ lichen Koͤnigreichs ſtaͤnde. Subder⸗ Ally ſahe den gemachten Fehler ein, allein es war zu ſpaͤt ihn zu verbeſſern; denn als er feinem Vater die Nethwen⸗ digkeit vorftelte, den Chunda-faheb nad) Arcor zurück zu rufen, fonnte der Mebob nicht Bahin gebracht wer⸗ ben, Diefeun Rathe zu folgen, ſowohl um einen oͤffentli- chen Bruch in feiner Familie zu vermeiden, als au, ‚weil er vor den Fähigfeiten. feines. Schwiegerſohns einen hohen Begriff hatte. Als Chunda⸗ſaheb hoͤrte, was gegen ihn verſucht worden war, nahm er Maaßregeln zu ſeiner Sicher⸗ heit. Er ſezte die Stadt Tritchinapoly in guten Ver- theidigungsſtand, und machte feine beiden Bruͤder zu Commendanten in den ſtaͤrkſten Feſtungen des Koͤ⸗ nigreichs; DBuba « ſaheb in Madura, und Saduok⸗ ſaheb in Dindigul. Ungeachtet dieſer Zubereitun⸗ gen aber beſchloß er, ſich nicht der Oberherrſchaft des Nabobs zu entziehn, bis er oͤffentlich angegriffen wuͤrde. 1739. Waͤhrend dieſer Zeit war der mie des Nigam. Ä al⸗ muluck gegen die Familie Doaſt⸗ Allh immer höher geſtiegen, denn er zweifelte nicht, daß die Macht von Tritchinapoly ungeachtet der gegenwaͤrtigen Lage Des Chunda⸗ ſaheb, dennoch allemal mit der von Arcot vereinigt werden wuͤrde, wenn eines dieſer beiden Laͤn⸗ ber von einem auswärtigen Feinde bedrohet werden ſollte. Indeſſen war er ſeit einigen Jahren mit Din⸗ gen von groͤßerer Wichtigkeit beſchaͤſtigt. Er hatte ‘en Thamas Kouli Ryan nach. Indien eingeloden,
er Sup. 443
den Großen: Mogut vom Throne zu ſtuͤrgen, und um ſeine Verraͤtherey zu verdecken, ſo machte er große Zubereitungen, dem Kaiſer zu Hilfe zu kommen; de
‚aber die: Perfer Indoſtan verlaffen Hatten, war er ge-
zwungen immer gegen ben Hof von Delhi auf feiner Hut zu ſeyn, wo er fofehr verabfcheuet, als gefürchter wurde. Da er alſo hiedurch verhindert war im Care matick einzuruͤcken, fo gab er endlich den Maratten Erlaubniß, diefe Provinz anzugreifen Durch dieſes Mittel tung er einescheils die Werbindfichfeiten ab, die er dieſer Nation ſchuldig war, zugleich auch ver⸗ gnügte er'feine Privarkeidenfchaft, durch eine fremde
Macht, die nächft der feinigen am fähigften war, bie
Staaten bes Doaft» Ally zu erobem.
‚Das Sand der Maratten liegt zwifchen Bombay und Golconda; die Graͤnzen ðrangen deſſelben ſind den Euro⸗ paͤern nicht: ‚genau befannt,- und eben fo unmiffenb * find wir auch in Anfehung des Urſprungs und der Ge⸗ ſchichte dieſes Volks. Es iſt nunmehr. ein Jahrhun⸗ dert, daß ſie ſich als bie fühnften Krieger in Indo⸗ ſtan keynbar gemacht haben. Sie ſind die einzige | arm in en „Indien, | ‚bie den. Krieg zu einer onges |
nehme 6 SG ci, eine Hace e nächft nad. den Samne,
—* waren ihre Waffen gegen den —** —* gerichtet, bald aber vertheidigten ſie ihn wieder gegen die Affghaner oder Pitanen. Die Staͤrke ihrer Heere|
beſteht in einer zahlreichen Neiterey, die mehr Stras| "pazen aushalten kann, als irgend eine andee in Zub.
Pd
N
40 ii Buß. N Soͤhne ſeines Bruders an Kinidegftatt an ; ber aͤlteſtẽ Toaft- Ally follte ihm in Der Nabobfchaft folgen,. und der jüngfte Boker« Ally Das Gouvernement von Velore 2732 haben. Er regierte von 17 10 biß 1732, und ſtarb ſehr bedauert von ſeinen Unterthanen. Seine ge⸗ machten Verfuͤgungen wurden ohne Widerſtand be⸗ folgt; indeſſen betrachtete Nizam⸗ al⸗ muluck, der Subah der ſuͤdlichen Provinzen, die Thronbeſteigung bes Doaft- Ally mie Widerwillen, weil fie ohne feine Genehmigung gefchehn war, daher er auch Die regel⸗ mäßige Beftätigung von Delhi verhinderte. . Doaſt⸗Ally hatte zwey Sähne, von welchen ber: ältefte, Subder- Ally, ſchon zum männlichen Alter ge⸗ fommen war, ba fein Water Nabob wurde; er hatte ‚ ud) einige Töchter, eine derfelben war mit feinem. Neffen Mortiz⸗Ally, und eine andre mit einem weit⸗ läuftigen Verwandten, Namens Chundasfeheb, ver⸗ heirathet. Die Koͤnigreiche Tritchinapoly und Tanjore, ob gleich dem Großen « Mogul zinsbar, Hatten beibe ih⸗ ven eignen Beherrſcher oder Najah. Die Linfodes rung bes Tributs in dieſen Königreichen war ben: Nabobs yon Arcot aufgetragen, bie bisweilen gende, - . ige wurden, Kriegsheere abzufenden, die Samm« lungen zn befördern, . Der Tod bes Königs von 1736 Tritchinapoly 1736 gab zu Streitigfeiten Anlaß zwi⸗ ſchen der Königin und einem Prinzen vom Föniglichen. Gebluͤte, wodurch Verwirrungen in der Regierung entſtanden, die dem Nabob von Arcot Hoffnungen: gaben, ſich des Königreichs zu bemächtigen. Er * Mhickte daher eine Armee ab, unter. ber Anſuͤhrung
=
Erſtes Buch. 4 Ä
‚ Anerbieten beſſerer Bedingungen vom Feinde wird: ſelten ausgeſchlagen; uͤberden gehn fie ungern von ihrer Gewohnheit zu rauben ab, fo daß fie ſelbſt diejenigen
Laͤnder plündern, zu deren Beſchuͤtzung fie gebungen
‚find. Ungeachtet ihres friegerifchen Charakters aber,
4
beobachten fie aufs aflergenaufte bie Religion bes Bra- ma; fie effen nie etwas, bas Seben hat, oder bringen das Ungejiefer um, das auf ihrem Leibe herum Eriecht; Bingegen ift ein mit vielen wunberlichen Ceremonien geopferter Büffelochfe hinreichend, das Menſchenblut zu verſoͤhnen, das fie im Kriege vergießen.
Ehe der Carnatick von dem Großen Mogul,ero»
‚ bert wurde, waren die Maratten Im Befiß verfihiene-
ner Feftungen und Laͤndereyen diefer Provinz : Da
ſie nun alles den fiegenden Mohren überließen, ſo be=
dungen fie ſich aus, jährlich einen Theil der @infünfte - zu befoinmen, als eine Schadfoshaltung für die ein⸗
geräumten Befißungen, und als einen Tribut, um ihre gewöhnlichen räuberifchen Einfälle zu unterlaffen. Die Nabobs von Arcot hatten viele Jahre fang ver- hachläffigt, diefen Tribut. zu bezahlen, und bie Mas, vatten hatten ihre gebräuchliche Reparationsmethode
unterlaſſen; aus keinem andern Bewegungsgrunde,
als aus Furcht vor dem Nizam-alrmuluf. Dieſe war nun aber durch die Aufmunterung aus dem Wege geraͤnmt, die ſie von ihm ſelbſt erhielten, im Carna⸗ tick einzufallen. Eine aͤhnliche Aufmunterung beka⸗ men ſie von den Koͤnigen von Myſore und Tanjore,
da fie Chunda-faheb als Beherrſcher von Tritchinapoly
beleidigt hatte. ie forderten fie auf, als Brüder:
4 Te Vuch.
- pie Folgen vor, bie von einem fo. gefährlichen Manne qu fürdten wären, der ar der Spiße eines fo anfehn; fihen Königreichs flände. Subder « Ally fahe ven
- gemachten Fehler’ ein, allein es war. zu ſpaͤt ihn zu werbeffern; denn als er feinem Vater die Nethwen⸗ digkeit vorſtellte, den Chunda · ſaheb nach Arcot zuruͤck zu rufen, konnte der Nabob nicht dahin gebracht wer⸗ den, dieſem Rathe zu folgen, ſowohl um einen öffentli« hen Bruch in feiner Familie zu vermeiden, als auch,
weil er von den Faͤhigkeiten feines Schwiegerſohns einen hohen Begriff Hatte. — Als Chunda ⸗ſaheb hoͤrte, was gegen ihn verſucht worden war, nahm er Maaßregeln zu ſeiner Sicher⸗ heit. Er ſezte die Stadt Tritchinapoly in guten Ver⸗ eeibigungsftand, und machte feine beiden Bruoͤder . gu Tommenbanten in den ſtaͤrkſten Feſtungen des Koͤ⸗ nigreichs; Buda⸗ ſaheb in Madurg, und Saduok⸗ meb in Dindigul. Ungeachtet dieſer Zubereitun⸗ gen aber beſchloß er, ſich nicht der Oberhexrſchaft des Nabobs zu entziehn, bis er öffentlich angegriffen wuͤrde. en 1739.: Während diefer Zeit war ber Unwille des Nizam⸗ af-nmiuluck gegen die Familie Doaft- Ally. immer höher geſtiegen, denn er zweifelte nicht, daß die Macht von Triechinapolh ungeachset der gegenwaͤrtigen Lage des Chunda⸗ ſaheb, dennoch allemal mit ber won Arcot vereinigt werden wuͤrde, wen eines dieſer beiden baͤn- der von einem auswaͤrtigen Feinde bedrohet werden ſollte. Indeſſen war er ſeit einigen Jahren wit Dies - gem vom größerer. Wichtigkeit beſchaͤftigt. TE Hatte tea Tpanias Kouli Afan nach. Juhien. eingeloben,
. Erſtes Buch. | ar.
mann firchte fich nun durch Die Flucht zu retten. Die, vornehmſten Offiziers waren auf dem Schlachtfelde geblieben, und Meer⸗ aſſud, ber Duan, war gefangen genommen worden. | - Subder: Ally war ſchon bie Arcor gefonmmen, als“ er feines Vaters Schickſal hoͤrte, worauf er fogleih fih nad) Velore zurüczog. Chunda-faheb war ebenfalls ins Feld gerücdt mit 5000. Mann‘ Cavallerie und 0,000 Mann Infanterie, unter dem Vorwand dem Nabob zu Hüffe zu fommen ; allein durch aller« Hand erfonnene Verzögerungen fand er Mittel, vom Schlachtfelde entfernt zu bleiben, bis er des Nabobs Miederlage erfuhr, da er denn ſchleunig nach Tritchina⸗ poly zuruͤck marfdirte Die Maratten ſchickten nad) ihrem Siege Deta chements aus, im' ganzen Sande Contributionen zu erheben, und e8. gelegentlich auch zu pluͤndern; ihre ‚großen Ermartüngen wurden aber nicht erfälle, denn ‚die veichen Einwohner hatten alles von Werth ar bie . ftarfen’Pläge gebracht, bie in Diefer Provinz ſehr Häufig find, Diefer Umſtand vermochte die Marate ‘ten, ben Vorfchlägen ihres Gefangenen, Meet: aſſud, Gehör zu geben, der vom -Subder: Ally Vollmacht erhalten hatte, mit ihnen zu tractiren. Man kam überein, daß ihnen in geroiffen Terminen ‘zehn Millio⸗ rien Kupien *) bezahlt werben follten, (der einjährige . "Ertrag der Provinz) mit der Bedingung, daß fie für gleich den Carnatick verlaffen müßten. Dieſer Theil "Des Tractats wurbe befannt, allein andre Artifel blie-
4) Eine Rupie iſt i gute Groſchen nach Dohſiſchem Gebe; ' 100000: derſelden machen einen Lack aus.
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1 Man bat oft Beyſpiele gefehn, daß große Corps ber.
| felben in einem Tage funfzig englifhe Meilen (zehn deutſche) marſchirt find, Sie vermeiden große Ge⸗ ıfehe, und haben feinen andern Begriff vom Krieg, ls dem feindlichen Sande den hoͤchſtmoͤglichſten Schq⸗ ben zu thun. Dies bewirken fie, indem fie alles Vieh wegtreiben, die Feldfruͤchte verheeren, die Doͤrfer ver⸗ brennen, und überhaupt ſolche Grauſamkeiten begehn, daß die Bewohner des flachen Landes ben ber gering» ſten Nachricht von ihrer Annäherung fogleich die Flucht ergreifen. Die Schnelligkeit ihrer Bewegun ⸗ jgen giebe den Fuͤrſten, Die fie befriegen, wenig Gels⸗ genheit es zu einer entſcheidenden Schlacht zu bringen, ober auch nur Detachemenes von ihnen mit Vorteil
| anzugreifen. Die Betrachtung, daß auf biefe Art Heere im Felde gegen fie gehalten werben müflen, die ſehr wenig Wahrfcheinlichkeit haben, mit einem folz chen Feind ins Handgemenge zu fommen, und ber 7 erftaunliche Nachteil, der durch ihre Verwuͤſtungen entſteht, bringen gewoͤhnlich die Regierungen dahin, ihren Rückzug mit Gelde zu erkaufen. Große Spar⸗ famfeit bey ihren Ausgaben, und fortdauernde Ane haͤufung von Schägen Durch die vorbeſchriebenen Mite tel find die Urfachen ihres. fteigenden Rufs geweſen, fo daß fie in weniger als hundert Fahren. von einer unbebeueenben Voͤlkerſchaft zu dem Kange einer Na⸗ tion gelangt find, bie jege alle Sünder von Delhi bie zum Borgebirge Comorin mit Schrecken erfüllt. Oft werden Corps, ja ganze Armeen von ihnen an fremde Fürften eine Zeitlang überlaflen, aflein diefe Mieth⸗ truppen ſind ein gefährliches Huͤlfsmittel; denn das
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Ecrſtes Lu 2.9
ten; yedoch mit der Bedingung, daß fie es ſelbſt ero⸗ ‚bern möchten. : Dies waren fie zufrieden; auch ver⸗ Aptachen ſie, wenn Ehunda-faheb in ihre Hände fal- fen ſollte/ mit ihm fo zu verfuhren, wie es dem In⸗ :tereffe Des: Nabobs von Arcot am uttäglichften ſeyn | würde . ::® Tritchinapoly war nach indiſcher Manier ſtark be⸗ 1741 feſtigt, und Chunda- faheb harte bereits bey der erſten Annäherung der Mararten bier eine große Menge Ge⸗ Kreide zufammen gebracht, als die Hefte Sicherheit i in einerzgeftung unter einem Volke, das fo wenig mit Kanonen oder andern’Belagerungsmafchinen umzugehn weiß, Meer-affud, der daher wohl einſah, daß er feine Bertheidigung verzögern würde, fo lange ber Vorrath aushielt, rierh den Maratten, ben Carnatick zu verlaſſen, und ſich in ſolcher Entfernung zu lagern, daß kein Verdacht wegen ihrer Wiederkunft ſtatt ha⸗ ‚ben koͤnnte. Dieſes liſtige Betragen hatte ben beſten Erfolg, denn Chunda ſaheb glaubte nunmehr, daß die Mavratten anderweitige Erpeditionen vorhaͤtten, und verkaufte daher fein Getreide. Kaum war dieſe Nach⸗ richt ins Lager der Maratten bey Sevegunga gekom⸗ men, als fie fogleich aufbrachen und nad) fehr forcir⸗ ten Märfchen vor Tritchinapoly erfchienen, bevor dem Uebel vorgebeugt werben Fonnte, " Sie fehleffen die Stadt enge ein, und wären ſehr aufmerffam, alle Hälfe.von. außen -abjuhalten ; dennoch verfuchten die Bruͤder des Chunda ⸗ ſaheb, dieſen fo wichtigen Ort zu retten. Buda- ſaheb führte von Madura einen großen Vorrath von Proviſion herbey unter der Be⸗ deckung von 3000 Mann Cavallerie und 7000 Mans Erſter Band, D
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46.. Erſtes Buch. Einer Religion Ihre Tempel und heiligen Pläge zu raͤ⸗ den, „ die durch diefen muhamebanifchen Gouverneur und Den Mohren entweiht worben waren. 27490 °. Es war im Monat May 1740, als ein Heer |
von 10,000 Maratten unter dem Befehl des Ragogee: Bonſola firh mit der gewöhnlichen Schnelligkeit dee Provinz näherte, und bey den Gebirgen anlangte, die fie von den toeftlichen Ländern fiheiben, bevor Doaſt ·
Ally im Stande war, alle feine Truppen gegen biefen fuͤrchterlichen Feind zufammen zu ziehen; denn ein großer Theil der Armee, commandirt von feinem Sohne Subder-Aly, war damals im füdfichen Theile des Sander. Indeſſen brach) dennoch der Nabob mit 4000
Keitem und 6000 Mann Infanterie von Arcot.auf, mit dem Entſchluß, die Pffe von Damalcherti zu vertheidigen, durch welche die Maratten abfichtlich in- bie Prodinz einbringen wollten, bis fein Sohn ihm: zu Hüffe kommen koͤnnte, und auch Die andern Trup⸗ ver von ben Gränzörtern zu ihm geſtoßen ſeyn würden. Man glaubt, daß dieſe Maaßregel den erwuͤnſchten Erfolg gehabt Hatte, wenn er nicht von einem feiner. Befehlshaber betrogen worden märe, : ber den Marat⸗ gen auf feinem Poften den Durchzug verflattete Den: folgenden Tag, den 20. May, erfchien die ganze Armee: bem Nabob im Rüden, Das Lager diefes Fuͤrſten war richt verfchangt, daher griff es der Feind mic dent, größten Vortheil und ‚ber aͤußerſten Wuth an Die Areoten, durch das Benfpiel ihres Beherrſchers aufs gemuntert, wehrten fich tapfer einige Stunden [ange . bis. fie ſowohl ihn afs feinen Sohn Haſſan- Ally todt von ihren Elephanten herunterſtuͤrzen ſahen. Jeder⸗
“
Erſtes Buch. J sr
Unruhhen aus dem Wege geraͤumt. Alein der Un⸗ wille des Nizam⸗al⸗muluck war noch nicht geſtillt; dieſes konnte nur dadurch geſchehn, daß man ihm die großen ruͤckſtaͤndigen Summen bezahlte, bie Doaſt⸗ Ally beſtaͤndig zuruͤck gehalten hatte. Subder⸗Allh befürchtete daher von dieſer Seite einen Sturm, ſo⸗ bald Nizam⸗al⸗muluck nichts mehr von Delhi zu be⸗ forgen haben würde; da aber diefe Zeit noch fern war, fo befchloß er feine Schäße nicht wegen ungewiffer Ge⸗ fahren zu verringern; er hielt Nizam⸗ al» muluck mit allerhand Entfehuldigungen auf, und wandte den Geld« mangel vor, in den ihn der Einfall der Maratten ges feze Hätte; ja er fprengte fogar aus, daß er entfchlofs fen fen nach Arabien zu gehn, und dafelbft bey dem Grabe bes Propheten feine übrigen Tage in Andachts uͤbungen zu verleben.
Diefe vorgegebene Armurth war fo wenig wie feine I Andacht gegründer, denn der größte Theil von feines Waters Schägen war während dem Kriege in Pon⸗ bichery in Sicherheit geweſen. Jedoch hatten Die -- leztern Ungluͤcksfaͤlle einen ſolchen Eindruck auf ibn ger macht, daß er es nicht länger mwägen wollte in ber of fenen Stadt Arcot zu wohnen, fonderh feine Reſidenz in Velore auffchlug , das wohl befeftige ivar, umb überdem eine Citadelle Batte, die für die ftärffte im Earnatick gehalten wurde: Eben diefe Behutſamkeit vermochte ihn, ſeine Weiber, Kinder und Schaͤtze nach Madras zu ſenden. Dieſer der engliſchen Na⸗ tion gegebene Vorzug geſchah dem Rathe des Meer⸗ aſſud zu folge, der bereits bie Verbindungen arg« wohnte, die zwiſchen Chunde ſaheb und Herrn Du⸗
N D 2
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Spſtes Buch.. ben ein Geheimniß. Subder⸗ Ally nahm nunmehr den Titel als Nabob an; die damit verbundene Macht aber war fo fehr geſchwaͤcht worden, daß Chunba-faheb - glaubte nichts davon befürchten zn Dürfen, und daher ohne Bebenfen nad) Arcot kam, ibm zu huldigen. Indeſſen die Pracht feines Gefolge und die vielen Truppen, bie ihn begleiteten, zeigten eher einen. Monarchen als einen Unterthan des Subber - Ally an. | Die Seftungsmwerfe von Pondichern ftanden bar . mals in fo großem Ruf unter einem Volke, welches nie» mals dergleichen gefehn hatte, Daß Doaft- Ally, Sube
- ders Ally und Ehunda-faheb alle ihre Weiber, Kin⸗
der und Schäße dahin ſchickten, um hier während dem Kriege zu bleiben. Sobald die Maratten die Pro- vinz verlaffen hatten, gingen beide Fürften nach Pon⸗ dichery. Subder- Ally kehrte mit feiner Familie nach. Arcot zurüc, allein Chunda- ſaheb ließ alle feine Weir ber und einen feiner Söhne ferner hier .in Verwah⸗ zung. Ä Ä Jin Monat December wurde das Sand abermals mit Schrecken erfüllt, da das naͤmliche Heer der Mar ratten fich wieder einftellte, und zwar zu folge des ge heimen. ‘Bertrags mit Gubder- Ally. Außer den Geldſummen, Die man ihnen zugefagt, hatten fie Dar auf befanden, einige Jänbereyen als Eigenehum zü erhalten... Meer-affub, welcher fah, daß fie von diefer Forderung nicht abzubringen waren; und mußte, daß das fand von Tritchinopoly nur allein dazu diente, die Mache des. Chunda⸗ faheb feinem Nabob furchtbar zu machen, bewilligte endlich, es ben Maratten ahzutre⸗ ten;
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Erf Buch · 49
ten; jedoch mit der Bedingung, daß fie es felbft ero⸗
‚been möchten. : Dies waren fie zufrieden; auch ver⸗
ſptachen fie ; wenn Chunda · ſaheb in ihre Hände fal⸗ ten ſollte/ ‚mit ihm Yo: zu verfahren, wie es dem In⸗
* terefle des Nabobs von Arcot am zutraͤglichſten ſeyn
wuͤrde.
feſtigt, und Chunda- faheb hatte bereits bey ber erſten Annäherung der Maratten bier eine große Menge Ge⸗ treide zufammen gebracht , als die befte Sicherheit in einer Feſtung unter einem Volke, das fo wenig mit Kanonen oder andern Belagerungsmaſchinen umzugehn weiß. Meer-affud, der daher wohl einfah, daß er feine Vertheidigung verzögern würde, fo lange ber Vorrath aushielt, rieth ben Maratten, ben Carnatick
zu verlaſſen, und ſich in ſolcher Entfernung zu lagern, daß kein Verdacht wegen ihrer Wiederkunft ſtatt ha⸗
ben koͤnnte. Dieſes liſtige Betragen hatte ben beſten Erfolg, denn Chunda⸗ ſaheb glaubte nunmehr, daß die Maratten anderweitige Erpeditionen vorhätten, und verkaufte daher fein Getreide. . Raum war biefe Rach⸗ richt ins Lager der Mararten bey Eevegunga gekom⸗
men, als fie fogleich aufbrachen und nach fehr forcir⸗
‚ten Märfchen- vor Tritchinapoly erſchienen, bevor dem Uebel vorgebeugt werden konnte. Sie ſchioſſen die Stadt enge ein, und waren ſehr aufmerffam, alle Hülfe.von außen abzuhalten ; -dennoch verfuchten die Bruͤder des Chunda⸗ ſaheb, diefen ſo wichtigen Ort zu retten. Buba = faheb fuͤhrte von Madura einen großen Vorrath von Provifion herben unter der Ber decfung von 3000 Mann Cavallerie und 7000 Mann Erſter Band. D
—— — war nach indiſcher Manier ſtark be⸗1741
so Erſtes Bud. \
Sinfanterie, bie fich gegen 20,000 Maratten bras vertheivigten,, bis Buda⸗ faheb erlegt wurde. Der Tod des Anführers war bie Loſung zur allgemeinen Flucht, wie es bey Schlachten in Indoſtan gewoͤhnlich iſt. Der Kopf des Duda-faheb wurde dem Chunda⸗ Taheb gefhickt, Zum feines Bruders Niederlage Pe . flätigen. Der andre Bruder Saduck⸗ ſaheb, fi) mit 4500 Mann näherte, wurde auch ae j fen, geichlagen und getoͤdtet. Ä \ . Ungeachtet biefer Ungfüctsfättefoße Chunda-ſeheb fort, die Stadt muthig zu vertheidigen, bis der größte Theil der Sebensmittel verzehrt und eine große An⸗ zahl feiner Soldaten umgefommen war; die. Furcht vor einer Hungersnoth vermochte auch viele zum Aus⸗ reißen, und bieübrig gebliebenen beftanden einmüthig auf der Uebergabe. Diefe geſchah auch den z6ften März 1741 nad) einer Belagerung von brey Monaten. Die Maratten hielten ihn und’ feinen Sohn in ber ſtrengſten Gefangenfchaft, in Hoffnung einer großen Ranzion. Nachdem fie Tritchinapoly rein ausge: plüflbere hatten, ernannten fie Morari⸗row, einen ih⸗ ‚ ver beften Generale, zum Vicekoͤnig des Landes, und ließen 14,000 Mann: ben ihm zuruͤck, die übrigen ‚ Truppen nahmen ihren Marſch nad) ihrer Heimat, wor fie ihre Gefangenen in-einer Feflung in der Nach barfchaft ihrer Hauptſtadt Sartarah einfperrten, : - Die Maratten waren nun durch den Befiß von Tritchinapotg nicht mehr Feinde des Subder. Alln, ſon⸗ "been feine. Bundsgensflen geworben. Die Gefangen- ſchaft des Chunda⸗ faheb in einer ſolchen Entfernung vom Carnatick hatte alle Beſorgniß von innerlichen
Edſts Bub 35
hielten ihn ir fr Hfeigbergig; ; biefe Mepnung: aber war von feinen. häuslichen Gebraͤuchen entftanden ;-
feibft in feinem eigenen Palaſt ging er nicht aus einem
Zimmer ing andre, ohne von-feiner Leibwache umringe: zu ſeyn; auch aß er nie etwas, wenn es nicht in ei⸗ nem Geſchirr gebracht wurbe, das feine Gemahlin mit
ihrem Siegel zunor.-bezeichnet hatte. Der Nabob hielt daher den kleinmuͤthigen Charakter feines Schwa⸗ gers in der groͤßten Verachtung, und fuͤrchtete keine
Gefahr von einem Manne, der in immerwaͤhrender Sorge lebte, von feinen: eigenen Leuten vergiftet zu
werben... Mortiz⸗ Ally fuhr fort die verbefagte Zah⸗ kung zu verweigern, und ber Nabob, über den Verzug
aufgebracht, drohete ihm eines Tages öffertlich, ihm. : * ' fein Gouvernement zu nehmen, wenn er nicht ſogleich
feinem. “Befehl gehorchte. Dieſe Kraͤnkung verur⸗
ſachte, daß er ſich ſofort auf das genaueſte mit den
andern unzufriedenen Gouverneurs verband, die ſei⸗ nem Ehrgeiz durch bie Verſicherung ſehmeichelten/ daß ſie ihn als Nebob von Arcot erkennen wollten, ſobald Subder. Ally aus dem Wege geraͤumt ſeyn wuͤrde.
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Die Armed des Nabobs war theils in den Vor⸗ |
ſtaͤdten, theils unter ben Wätlen von Veloxe gelagert; ein Trupp geibrache und ein zahlreiches Gefolge war
beſtaͤndig bey ihm im Fort, fo daß es fihien, daß er weder einen öffentlichen Angriff noch eine geheime Ver . raͤtherey befuͤrchten durfte: Indeſſen blieb die Vers - ſchwoͤrung ganz verborgen, und der Nabob wurde une . glücflicherweife i in feiner Sicherheit Durch Die außeror⸗
dentliche Unterwuͤrfigkeit des Mortiz⸗ Ally beſtaͤrkt. 8
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we N Erfles Buch. 55
woſtlbſt feine wenigen Bedienten rund um fein Bette fich gelagert hatten. Man bemächtigte ſich ihrer fü« gleich, ehe fie Widerſtand thun Fonnten. Der Nas bob ſelbſt, anftart die Waffen zu ergreifen, verfuchte durch ein Zenfler zu entrinnen. - Der Anführer der Meuchelmörder aber kan ihm zuvor, warf ihm den begangenen Chebruch mit feinem Weibe vor, freuete ſich der Rache, bie er nunmehr nehmen konnte, und fo ftieß er ihm. den Dolch ins Herz. Meer» aflud, der Duan, war: im Fori. Die große Treue, bie dieſer Miniſter gegen feinen Herrn —— gab dem. Mortiz« Ally den Gedanfen ein, einen fo gefährlichen Zeugen feines Mordes auch umzubringen. Der ‘Befehl zur Morbthat war bee -- veits gegeben, als einige Der vornehmften Befehlsha⸗ ber dem Mortiz⸗ Ally: die Nothwendigkeit vorftellten, das Leben eines Mannes zu ſchonen, ‚von bem er allein Die Kenumiffe der Angelegenheiten des Carnaticks erhalten könnte, die zu. feinem fünftigen Betragen wörhig wäre, fo bald er Nabob feyn würde, Diefe Worftellungen wurden durch die Ehrfurcht für den Cha⸗ rofter des Meer» aſſud veranlaßt, deflen Tugenden, ihn in diefem geſahrvollen Augenblige von dem. Tode ET oo Die Thore des Forte: bon Velore wurden in biefe . Macht des Schreckens genau bewacht, und var dieje · nigen allein, die dazu beſonders Erlaubniß erhielten, durften den folgenden Tag aus⸗ und eingehn. Die Nachricht von Subder⸗Allys Tode wurde. ing Lager von Velore durch Perſonen gebracht, die Mortiz- Ally, ſalbſt dahin geſchickt hatte. * ſtellten die Sache 4
54° Erſtes Buch.
Das Feſt kam heran, an welchem die iuhame⸗ daner von Indoſtan die größte Andacht bezeigen; alle
Hofleute des Mabobs baten um Erlaubniß, fich einige
Tage zu entfernen, um es mit ihren Familien zu fenern. Dem indiſchen Gebrauche zuwider, erlaubte der Nabob ſeiner Leibwache und ſeinem ganzen Geſolge, ihn zu verlaſſen. Er behielt nun vier Perſonen bey fi, und argwoͤhnte fo wenig Die Gefahr, die über ibm ſchwebte, Daß er fogar verlangte, einige Offiziere und Bediente bes Mortiz» Ally möchten ihn während dieſer Zei bedienen.‘ Mortiz- Ally war entſchloſſen, dieſe vortrefliche Gelegenheit nicht zu verlieren, fein
Vorhaben auszuführen. Den nächftfölgenden Tag, nachdem ihn feine Leute verfaffen hatten, wurden feine Speiſen vergiftet, Kaum hatte der Nabob feing
Mahlzeit geendige, als er fehr krank wurde, und ob«- gleich die Stärke. feiner Gefundheit und ſchleunigg
Huͤlfe den toͤdtlichen Wirkungen des Gifts Einhalt that, fo blieb er buch fehr geſchwaͤcht. Selbſt dieſer Vorfall brachte ihm feinen Argwohn bey, da die Au⸗ * Hänger des Mortiz-Ally, die um ihn waren, ihn über« redeten, daß die Urſache dieſes Zufalls eine Gollen⸗ Eranfheit wäre, Die in Indien ſehr gemein if. Mor⸗ tiz⸗ Ally wute daß er keine Zeit zu verlieren hattez er ſchlug daher einigen feiner Vertrauteſten vor, den MNabob ohne weitere Umſtaͤnde zu ermorden. Man verſichert, Daß Alle diefen graufamen Auftrag ausſchlu⸗ gen, einer ausgenommen, deſſen Weib Subder- Ally ehemals verführt hatte. Diefer Mann, ein Pitane, nahm einige abpffinifchen Sllaven zu ſich und führte Re um Mitternacht in des Nabobs Schlafzimmer, \ —
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. | . * diſchen Kriegen, daß große Corps ſelbſt auf dem Schlachtfelde zum Feinde uͤbergehn. Die Armee ben _ Velore vergaß ihren Zorn gegen Mortizr Ally, da die Vorſchlaͤge feiner Abgeordneten annehmenswerth fhig« nen. Die nunmehr ins Sager jurücgefehrten Befehls baber wurden Buch Geſchenke auf feine Seite gebracht bie Rechnungen wurden äbgefhloffen, die Zahlungs, termine beſtimmt, und alle, ſowohl Offiziers als Sol⸗ daten, erkannten ben. Mortiz ⸗Ally als Nabob vom. Carnatick. Inmi November hielt er. feinen glänzenden: .- Einzug in der Stadt Arcor, und wurde auch hier, 6 wie im ganzen Sande, als Nabob ausgerufen. . | Kaum hatte'man fich von der. erften Beftärzung nach diefer. ſchieunigen Kevolution erholt, afs viele der
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bornehmften Perfonen im Carnatick ihren Abſcheu · da⸗ gegen bezeigten/ und ſich deshalb an Hrorari row, ben marattiſchen Gouverneur von Tricchinapoly wandten, ber auch) nicht zoͤgerte ſich Öffentlich wider ihn zu erklaͤ ven. ¶ Man bat die Engländer in Mabras, den Sohn. mb die Familie des Subder- Ally nebft feinen zurück gelaffenen Schaͤtzen zubefchügen, wenn gleich Mortiz⸗ Ally drogen ſollte Er kam auch bald mit feinen Fo⸗ derungen, ſand aber zu ſeiner Kraͤnkung, daß dieſer Raub außerhalb den Graͤnzen feiner Mache war. Ei-
nige Befehlshaber des Heers, bie von Subber Allye Familie gewonnen taten, unternahmen es, einen all- gemeinen Aufruhr zu bewirken. Auf einmal verlangte bie Armee‘ ſogleich den ganzen ruͤckſtaͤndigen Sold, der ihnen bey Velore bewilligt worden in Ter⸗ minen yirempfangen, Der Palaſt wurde von ihnen umringt, und ihre geeennn mit Drohungen begleitet. u = Pa . 5 ‚4 [
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De Erſtes Buch.
als ein Ungluͤck vor, an welchem ihr Herr feinen An theil häfte; daß einige vornehme Offiziers.diefe Ahatı: : »
verübt, da ſie der Nabob mit Schmachreden uͤberhaͤuſt,
und einen ſogar geſchlagen ‚hätte. -.. Allem die. allge⸗
meine Meynung von Mortiz⸗ Ally Charakter war fo.
gegründet, daß die Soldaten fogleich zu ihren Waffen“
liefen, und im Tumult ausriefen, ihr Nabobfeyvons ‚dem Gquyerneur von Velore ermordet worden. Die
Befehlshaber des Heers waren abweſend ‚am das “.
Feſt zu feyern, und die Truppen alfo-ihrer eignen Führung überlaffen. In ihrem -erfien Zorn drohten fie unverzüglich das Fort zu Kürmen, und alles. darin⸗
niederzuhauen; ba fie,aber deſſen Stärke überfegten,, .-
fo kamen fie überein, erft die Ruͤckkehr ihrer Dusfohlan:
haber ju erwarten. Die. haͤnger bes. Mortiz dig
bebienten fish diefer koſtbaren Zeit, ‚und erinnerten fie-
an ben großen rückftändigen Sold,. den Subder⸗Ally, -
obgleich er es fehr leicht hätte chum können, beſtaͤnbig
. verzögert hätte zu bezahlen; mobey ſie verficherten,, daß, wenn die Armee die Anfprüche des Mordiz- Allye -
4
auf die Nabobſchaft yon Arcet unterſtuͤzen wuͤrde, fie:
alles don ihm bezahlt erhalten follten, ante wr..d
Die ‚Deere der muhamedanifchen Fuͤrſten in In⸗ dien beſtehen aus einer Anzahl abgeſonderter Corns von
verſchiedenen Anſuͤhrern commandirt, die mit ihren Schaaren in. den Dienſt der Fuͤrſten treten, oder ihn
auch verlaſſen, nachdem es ihre. Vortheile eerlangen.
Daher iſt der Grad dee Vertrauens, den ein Fuͤrſt⸗
auf feine Armee’ haben kann, in genauem Verhaͤltniß mit den Schägen, ‚Die: eu beſitzt, und. mit: feiner: Dein, gung fie anyuenlen.- - Mai: vr vu: in ben ins;
—
2
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.. | aber Befehlshaber eines Diftricts, Hatte den Titel Nabob angenommen, und unter alle Bebienten fei« nes Gefolge diefelben Würden vertheilt, Die nur an dem Hofe des Subah gefunden. werden. Lines Ta« ges fagte Nizam⸗al⸗muluck, daß er nicht weniger denn achtzehn Nabobs vom Carnatick gefehn hätte, obgleich er-immer geglaubt habe, daß fich nur einer bier bee fände. Er befahl Darauf feiner Leibwache, jedermann zu geißeln, der ſich Fünftig unterftehen würde, . in ſei⸗ ner Gegenwart ben Titel.einesNabobs anzunehmen. 2 Der junge Sohn des Subber« Ally wurde auch
herbey geführt, um dent Subah zu huldigen, ber ihn nicht wieder nad) Vandiwaſch zuruͤckkehren laſſen wollte, fordern ihn einigen feiner eigenen Hofleute übergab, mit Befehl, ihn ehrfurchespoll zu behandeln, Er ernannte fodann Coja, Abdulla, Befehlshaber feis nes Heers/ zum Nabob von Arcot und allen- Dazu ger . börigen Laͤndern; auch ſchickte er an ben Gouverneur yon Trithinapoly, Morarirrom, und ließ ihn auffo⸗
. dern, die Stabt zu übergeben. Da er fand, daß der Maraste dem Befehl nicht gehorchen: wollte, ſo brach er mit feiner ganzen Macht auf und umringte den Ort.
- Amftatt der Feindfeligkeiten aber wurben Geſchenke und Verſprechungen angewandt, bie auch ben erwar⸗ teten Erfolg hatten. Im Monat Auguſt verließ Mo⸗ rari· row Tritchinapelp unb 308 mit allen feinen Ma⸗ zotten ab... -
‚Nachdem Niyam- al⸗ muluck die Angelegenheiten 1744 dieſer Provinz ohne Schwertſtreich zu Stande gebracht hatte, ging er nach Golconda zuruͤck. Coja Abdulla führte das Heer nach Hauſe, da er einem Vertrauten
* Erſtes Buch. Mortiz⸗Ally hatte nicht den Muth, dieſen Seurm auszuhalten, ſondern beſchloß, ſich durch die Flucht zu gern. Weiber von Stande in Indoſtan erſcheinen nie Iffentlich, auf Reifen fisen fie in bedeckten Wagen, die ff in verbachtoollen Zeiten fehe feiten augepals gen und durchſucht werden. Er legte daher weibliche Kleidung an, verließ Arcot in ber Nacht in einem bes deckten Polanfin, von andern Weibern begleitet, und ſo kam er gluͤcklich nach Velore. | Sobald feine Flucht ruchtbar wurde, rief bie Arme⸗ fofort den. Seid Mahomet, Sohn des Subder⸗ Ally, zum Nabob aus. Dieſer war ein kleines Ried; unb befand ſich mit ſeiner Mutter in Mabras; wurde aber nunmehr aus dieſem Schutzorte genommen und wach - dem Fort Vandiwaſch gebracht. Die Regierung bes _ | andes wurde einem neu erwählten Duan aufgetragen. 73743. Diele Revolution im Carnatick geſchah zu einer Zeit, da Nizam⸗ al⸗ muluck nichts weiter von dem Hofe zu Delhi zu befürchten. harte; ſein Sehe Ghazi⸗ Odin war vielmehr zum oberften Feldherrn aller mo⸗ guffchen Heere ernannt worden, Er nahm fich dahen por, den Carnatick zu bereifen, verließ: Gelconda im - Anfange des Jahrs 1743, und traf im folgenden März in Arcot ein, ein ihn begleitendes Heer ber — ſtand aus 80, o00 Mann Cavallerie und 200, 000 I— ‚Mann Infanterie. Dieſe ‚große Anzahl und ben furchtbare Name ihres Anfuͤhrers hielt alle Fuͤrſten. durch deren Gebiet der Zug ging, vom Widerſtand ab, ſo dag man ruhig die Provinz Arcor. erreihtee Mir zam⸗al⸗muluck war über bie hier. herrſchende Anarchie ganz erſtaunt. Kin jeder Commendqnt eines Ferts,
Erſtes Buch. 61
hatte er den Titel als Khan, ber fo viel als Heerfuͤh⸗ ‘rer bedeutet. Diefer Titel feheint ſich mit ber prie: Sterlichen Würde gar nicht zu vertragen; allein jeder⸗ . mann, bee in Indoſtan zum Adel gehoͤrt, befomme - einen militaͤriſchen Grad, welcher vorausfezt, daß man eine beftimmte Anzahl Reiter zum Dienſt des Kaiſers halten foll, obgleich ſelten darauf beſtanden wird. Mit dieſen Vorzuͤgen geehrt, ging Anawar "nach Gopeemahoo, und endigte hier. feine Tage.
Sein Sohn Anwar » odean fam nach) Hofe'mit .
Empfehlungsſchreiben von feinem Vater, und erhielt den nänlichen Titel, den diefer gehabt hatte, Nach⸗ her wurde er Befehlshaber von 500 Keitern,..und Gouverneur bes Diſtrikts von Goora⸗ Gehanabad, Angluͤckefaͤſle, wielleicht auch unvorfichtiges Betragen, verhindet M ihn, ‚die gewöhnlichen Abgaben. feines Geuvernements zu entrichten, daher er es heimlich verließ und nad) Amedabad ging. Hier gab. ihm Gazi⸗ obin Khan, ber Subah der ſuͤdlichen Provinzen, einen anfehnlichen Poften in ber. Stadt Surat; waͤh⸗ rend der Zeit feine Freunde in Delhi, um Nachfor⸗ fhungen zu verhindern, feinen Tod ausfprengren. . Gazi· odin Khan ſtarb, und Nizam⸗ al⸗muluck, ſein Sohn, foläte ihm in der Subahſchaft; dieſer ernannte den Anwar⸗ odean zum Nabob von Yalore-unbRaja» mundrum, welche Laͤnder er von 1725 bis 1741res gierte. Als Nizam ⸗ al⸗ muluck den vorgedachten Zug im Carnatick machte, übertrug er ihm einen ber vor- nehmften Poften i in Golconda, und menig Tage nad) bem Tode des Coja⸗ Abdulla, - erhielt er das erledigte Göuvernement, vom Carnatick. Nizam⸗ al» muluck
60 Erſtes Buch/ in ſainer Abtbefenfeit bie Regierung von Adcdt uͤber·
tragen hatte. Erſt im Maͤrz des kuͤnftigen Jahre
machte er. Anſtalten zur Ruͤckkeher. Den Tag vor der beſtimmten Abreiſe nahm et vom Subah öffentlich |
Abſchied, der ihn mit Ehrenbezeugungen aͤberhaͤuftez om. folgenden Morgen aber fand man. ihn todt im Bette. Sein Koͤrper zeigte alle Kennzeichen de Gifts; da jedoch dis Hand, von der es kam, nie ent, heckt werden konnte, fo wurde Die That demjenigen zus geſchrieben, der Durch dieſen Tod bie größten Vor⸗ theile erhielt, und ſein Nachfolger im Carnatiek wurde. Dies war Anwar⸗ obean, der im April | in —8 Ann kangte, ': Die Einführung biefeg Fremden. war bie Qeell⸗
vieler denkwuͤrdiger Begebenbeiten, die man hier er⸗ zählen, und der Nachwelt uͤberliefern wird. Da ine deſſen von dem Urſprung dieſes Mannes unb bon ſei⸗ nem Leben, ehe er Nabob wurbe, fo viele. und ſo. fal⸗ ſche Nachrichten verbreitet worden, fo iſt es noͤthig, hier unparteyiſch ſeine Geſchichte zu entwerſen. N
- Anamar, der Vater von Anwarodean, war ein
Mann bon großer Gelehrſamkeit, und roegiglch we·
gen der Auslegung des Korans berühmt, Er machte bie Wallfahre nad) Mecca, ohne welcher es unter den Muhamedauern ſchider iſt, ben Ruf eines anbächtigen
Mufelmonnes zu erhalten. Macy. feiner Zurückunft..- .
ernannte ihn Aurengzeb zu einem ber Priefler, deren Beftinimürg iſt, für die Gefundheki ty das. Gluͤch
Des — en täglich Ju beten. Diele Bedieung
war mie einer Penſten und mie dem Range eines ..
Veſe hchabeꝛs ‚von 250 Reitern er babey
Erſtes Buch . 6. | aufbewahrt, um dem Mangel des Regens in den trok⸗ Eenen Fabrapeiten zu erſetzen. Zu diefem Endzwerfe bat man ungeheure Waſſerbehaͤlter angelegt, deren ' Bauart nicht.allein, fonbern felbft deren Ausbeſſerung |
ben Ueberſchwemmungen Koften erfobern, welche die
Kräfte des Landmanns weit Üüberfteigen. Wenn Das Her ber Geiz bes Fürften feine Hand von der Erhal⸗ tung biefer Sruchtbarfeitsquellen abzieht, und er den⸗ noch. durchaus Die gewöhnlichen. Einkünfte verlangt, fo drückt ber geplagte Pachter den gemeinen Sandmann, und das Elend des Wolks wird vollfommen. Die Zorenfammier üben demungeachtet ihre Erpreſſun⸗ gen jur Zeit der Dürre aus, von welcher der grau fame Geiz des Fuͤrſten die vornehmſte Urſache ge⸗ weſen iſt.
Es iſt daher nicht zu verwundern daß die Pros -vinz, bie fo lange unter ber Familie des Sadatulla einer milden Abminiftration-genoffen haste, hoͤchſt une . gern. die Ankunft eines Fremden ſah, der den Carna⸗ tick regieren follte. Der Sohn bes Subder- Ally war
_ ber einzige, den die ganze Provinz zu ihrem Fuͤrſten Wwiunſchte.
Dieſe Zuneigung, und die Gefahr, das Volk auf einmal zu. ſehr vor den Kopf zu floßen, veranlaßte daß Nizam⸗al⸗muluck vorgab, daß er bie Mabobfchafe von Arcor Diefem Kinde geben wollte, fobald er. Das männliche Alter erreicht haben würde. Zu gleicher Zeit, erhielt Anwar⸗ odean volle Gewalt, den Carna⸗ ti? in biefen Zwiſchenraume zu regieren, und ber junge Prinz. wurde feiner Sorgfalt: übertragen. Von ber großen Unſchicklichkeit, einen fo delicaten Auftrag dem
| Erf Buch. 6 bezeigen. Die bekannte Wildheit ihrer Gemuͤthsart,, macht es gefaͤhrlich, fie zu beſtrafen, ſelbſt wenn ſie es verdienen. Der Geiſt der Rache hat fie mir den/ Meuchelmord vertraut gemacht, baher fie auch fer; j oft hierzu ihre Zufluche nehmen, wenn ihre —*— 7 Anzahl ſie unfaͤhig macht, ſich öffentlich zu rächen. | ' | Die Pitanen alfo, ‚die. dem Subder- Ally gedient hat ten, kamen täglich zu feinem Sohn, und verlangten mit großem Geſchrey ihren Sold. Im Monat Juny wurde in dem Fort von Arcot das Vermaͤhlungsfeſt eines Verwandten des Subder⸗ Ally gefeyert. Der junge Prinz, als das Haupt der Familie, wurde eingeladen bey ber Ceremonie zu praͤ⸗ ſidiren. Man lud gleichfalls alle andre Verwandten ein, unter welchen mehrere Gouperneurs vom Cana tick waren; auch war Mortiz-Allh baby, Man. hatte dem Seid: Mahomeb beygebracht, den Haß zu Bu verbergen, den er natürlich bey dem Anblick des Moͤr⸗ bers feines Waters fühlen mußte, der hier in der Liſte feiner Freunde, und, als ein eingeladener Gaſt erſchien. | Sp find die Sitten eines indifchen Hofes, . Man | glaubte, daß Mortiz- Ally feine Perfon bey dem An⸗ fange einer neuen Adminiſtration nicht außerhalb ‘Bes | love wagen würde; aber gegen diefe Erwartung Fam er nach Arcot, und ftellte fich dem jungen Prinzen als ein Hochzeitgaft dar. Er mit vieler Achtung Ir dem regierenden Nabob ii Arbeit, ber and) bem
wm uf an — — — — — —
Feſte beywohnte.
An dem Bermäffungstage trafen zwoͤf Pitanen
por den jungen Pr inzen ‚. und verlangten ihren tet;
Hönigen Sol auf eine weit frechere Weiſe, als fe Erſter Band, E
64 Erſtes Buch: | Manne ſelbſt au geben, der die größten Vortheile davon haben mußte, wenn er ihn nicht getreu erfuͤllte, kann man argwohnen, daß Nizam⸗ al» muluck in. diefer ganzen Sache verſteckt zu Werke ging. Die allges gemeine Freude, mit welcher das Kind ben ber. An⸗ kunft in der Provinz empfangen wurde, verbunfelfe
alle Huldigung, die man der oberfien Gewalt ſeines Vormunds feiftere. ' Man fann vermuchen, daß der Interims · Nabob nicht ohne Eiferſucht dieſe Freudens⸗ bezeugungen wahrnahm. Indeſſen bezeigte er keine Unzufriedenheit bey feiner Behandlung des jungen Prinzen; im Gegentheil ließ er ihn mit einer feiner Geburt angemefjenen Pracht leben, und wies. ihm den Palaſt in dem Fort von Arcot zu feiner Reſidenz an. Huer lebte der junge Seid-Mahomed einige Zeit ohne ‚ weitere Unruhe, als diejenige, bie ihm die Klagen ei« ner Schaar pitanifcher Soldaten verurfachten, bie ſei⸗ nem Vater gedient hatten, unb einen anſehulichen
ruͤckſtaͤndigen Sold verlangten.
Die Pitanen, deren Land in dem nörbfichften | Theile des Reichs liegt, ſind die bravſten von den mu⸗ hamedaniſchen Soldaten in Indoſtan. Da ſie ihre Superioritaͤt kennen, und ſich auf Die National.Ver⸗
bindung verlaſſen, die unter ihnen herrſcht, ſo zerſireut ſie auch in dem Dienſt verſchiedener Fuͤrſten ſind, ſo ‚bat diefes bey ihnen eine Inſolenz und Kuͤhnheit in ‚ den Sitten erzeugt, wodurch fie ſowohl, als durch ihre | Poofi iognomie, fi) von allen andern Menfchen im | Neiche auszeichnen; fie ermweifen felbft den Fuͤrſten, denen fie dienen, bey weiten nicht die Ehrfurcht, die alle andre Untertanen ben Beherrſchern Indoſtans
Erſtes Bud. 65
bezeigen. Die bekannte Wildheie ihrer Gemuͤthsart,/ macht es gefährlich, fie zu beſtrafen, ſelbſt wenn fie eg verdienen. Der Geilt der Nache hat fie mir dem Meuchelmord vertraut gemacht, daher fie auch ſehr oft hierzu ihre Zuflucht nehmen, wenn ihre geringe - Anzahl fie unfähig mache, ſich öffentlich zu rächen. | Die Pitanen alfo, ‚die. dem Subder⸗ Ally gedient hat⸗ ten, Famen täglich zu feinem Sohn, und verlangten mit großem Gefchrey ihren Eold.
m Monat Juny wurde in bem-Sort von Arcot das Bermählungsfeft eines Verwandten des Subder⸗ Alyigefeyert. Der junge Prinz, als das Haupt der Familie, wurde eingeladen bey der Ceremonie zu pri ſidiren. Man lud gfeichfalls alle andre Werwanbten ein, unter weichen mehtere Gouverneurs vom Carna⸗ fi waren; auch war Morkiz: Ally dabey. Man . hatte dem Eeid: Mahomed beygebracht, den Haß zu verbergen, den er natürlich bey dem Anblick des Moͤr⸗ ders feines Waters fühlen mußte, der hier in der Liſte feiner Freunde, und, als ein eingeladener Gaſt erfchien. Sp find die Sitten eines indifchen Hofes, Dan glaubte, daß Mortiz- Ally feine Perfon bey dem An⸗ fange einer nenen Adminiftration nicht außerhalb Bes
lore wagen würde; aber gegen diefe Erwartung Pam er nach Arcor, und ftellte fich dem jungen Prinzen. als ein Dochzeitgaft dar. Cr mit vieler Achtung von dem regierenden Nabob Anbelt, ber auch bem Feſte beywohnte.
An dem Bermäfungstage traten zwolf Pitanen vor den jungen Pr inzen, und verlangten ihren ruͤck⸗ fländigen Sold auf eine weit. frechere Weiſe, als fe |
Erſter Band, E
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melau.)!
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66 Ecxrſtes Buch. bisher gezeigt Hatten, Man rechnet es hier fuͤr die
hoͤchſte Beleidigung, die einem Soldaten wiebderfahren kann, wenn man ihm mit Verachtung befiehle fich weg zu begeben ;' wird hiebey Gewalt gebraucht, ihn zu entfernen, ſo raͤcht er es gewoͤhnlich auf der Stelle
mit Blut, Dieſe Betrachtungen waren nicht hinrei⸗
hend, dem Eifer von Seid⸗Mahomeds Bedienten Einhalt zu hun, die über Diefe Beleidigung erbittert waren. Da fie fanden, dag Vorſtellungen nichts fruchteten, ſo packten fie die Pitanen an, "und warfen fie zum Palaft hinaus. Sie litten.es mit weniger MWiberfhand, als man bey einer folchen Behandlung von fo hochmuͤthigen Soldaten erwartet hatte. . Noc) benfelben Tag kamen fie wieder zum Seid- Mahomed und entfchuldigten ihr unanftänbiges Detragen. Diefe Unterwürfigeit löfchte allen weitern Argwohn aus.
Seid⸗Mahomed, Mortiz⸗Ally, und bie meiften
Hoch zeitsgaͤſte waren verfammelt, als die Nachricht
gebracht wurde, daß Anwar⸗ odean fich näherte; ber junge Prinz ſtand von feinem Sig auf und ging in ‚den Vorhof des Palaftes, um feinen Vormund zu empfangen, : Alle andre Gäfte, nebft vielen Offiziers | | und Soldaten begfeiteten ihn. Die zwölf Pitanen nebſt ihrem Anführer, die ſchon ziveymal dageweſen waren, zeigten ih gg i im Vorhofe, und beeiferten fih durch Geberden Dept Seid⸗Mahomed große Ehr⸗ furcht zu bezeigen. - Nach biefen Ceremonien näherte fich ihr Anführer dem Prinzen mit niedergefchlagenen Augen, als wenn er wegen des Borgefallenen nochmals tum Werzeihung bitten w wollte, ſobald er aber ihn errei⸗
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„ | Erſtes Buch. J 67 oo. .
chen Eonnte, zog der Mörder einen Dolch hervor, und] - . ſtieß ihn dem Prinzen ins Herz " Taufend Schwerter und Dolche wurden in einem | ,», Augenblick gezucht, und ber Mörder auf der Stelle in. Stuͤrken gehauen. Zehn von feinen Kameraden hate] ten daſſelbe Schickſal. Während diefer blutigen Scene langte Anmwar » odean an, und bemühere ſich den erfchrecflichen Tumult zu ſtillen: er gab alle noͤ⸗ rhigen Befehle, um die Verſchwornen zu entdecken, denn das Volk war durchgehends der Meynung, dag]. bie Pitanen zu dieſer Mordthat gedungen worden waͤren. Alle, die den jungen Prinzen leblos liegen fan, erinnerten ſich mie: Schmerzen an den Tod feines Va⸗ ters in Velore. Manhatte ſchon Verdacht auf Mor: riz⸗ Ally geworfen, als man hörte, daß er bey dieſer allgemeinen Verwirrung ſich aus dem Staube gemacht haͤtte; ein großer Trupp Reiter, und andre Soldaten zu ſeinem Geſolge gehörig, hatten ihn vor dem Thore | "Des Forts erwartet, und ſo hatte er ſeinen Weg nach - v Velore genommen, Diefe fo fehleunige Flucht ek keinen Zmeifel übrig, daß er der Urheber bes Morde fe Man hörte num nichts als Fiuchen und Ver⸗ wuͤnſchungen über fein Haupt, da er, nicht zufrieden den Bater. umgebracht zu haben, auch jezt den unſchul⸗ digen und vielgeliebten Seid: Mahomed ermorden - mußte Das Volk ſah ſich gezwungen, feine Wir blos in Worten eingufchränfen ; denn bie Stärke der Eſcorte des Mortiz: Ally erfoderte einen groͤßern Hau⸗ fen Reiterey, ihn zu verfolgen, “als man in ber Ge= ſcnndleten aufammen rn Eonnte, da Velore
Tee Ecrremmen ju
u Erſtes Bu. 6 ber ebenfalls eine Nevolution zum Vortheil des Seid⸗ Mahomed fürchtete, und die Rache. diefes Prinzen. wegen dem Tode feines Waters beforgen mußte, bie Meuchelmoͤrder gedungen habe, nachdem dr zuvor: bes Schutzes yon Anwar odean verſi chert geweſen waͤre.
Die Geheimniſſe ber nadoſtaniſchen Prinzen int ſehr ſchwer zu entdecken. In Sachen von Wichtig: keit wird nie etwas fehriftlich abgefaßt, außer in den zweydeutigſten Ausdruͤcken. Iſt der Gegenſtand von Bedeutung, ſo wird das Geheimniß einem Boten an⸗ vectraut, der gewoͤhnlich ein Mann von gemeinem Stande, aber voller Liſt if. Dieſer bringt einen Ems efehlungsbrief des Inhalts: daß man dem Ueberbrin⸗ ger in allem, was er ſagt, trauen koͤnne. Ein ſo un⸗ beſtimmter Auftrag hat den Vortheil, daß der Vor⸗ nehme, der ihn giebt, immer zurück treten ‚und ſeinen Agenten Preißgeben fatın, Dies gefchieht auch alles , mal, fobafd das Geheimniß entdeckt wird. Daher. kann das Volk in Indien bie Handlungen ihrer Beherr⸗ ſcher nicht anders beurtheilen, als nach ohrſchein·
— -
lichkeiten und der allgemeinen Meynung van ihren
Charakteren. Die Staatsverfeffung und Mängel der. Regierung haben den Großen Gift und. Dolch als Die beften. Mittel angewieſen, Diejenigen aus bem Wege. ı räumen, bie bem Ehrgeiz andeter hinderlich find; . daher bie Gefchichte eines Jahrhunderts in Indien mehr Beyſpiele diefer Art liefert, als mar in ber, Hälfte der europälfgen Koͤnigreiche feit Karls des Größen Zeiten findet: Diefe häufigen Echundrhaten verurfachen, daß ſelbſt — Tobesfähe ſeht oft 3 |
— 70 u Erſtes Buch. benen zugeſchrieben werben, bie am meiſten Vortheile baraus ziehn. Nach dieſen Grunbfägen fchrieben vie Carnaticker den Mord Scid-Mahomeds dem Anwar⸗ ' odean zu, ob fie gleich feine wirklichen Beweife davon hatten. Der Verdacht war vorzüglich auf den Um⸗ ſtand gegründet, daß ber frafbare Mortiz« Ally es * ohne Bedenken gewagt be te, vor ihm zu erſcheinen. Anwar · odean leugnete aufs äußerfte, nie eine; Verbindung mit Mortiz- Ally gehabt zu haben, dem er allein den Morb zufchrieb, ta es bewiefen wurde, daß die Pitanen oft bey ihm in Velore geweſen waͤren, und viele Geſchenke von ihm erhalten haͤtten; Mor⸗ tiz⸗ Ally hingegen ſchob die Beſchuldigung zuruͤck, al⸗ lein ohne Beweiſe beyzubringen. Obgleich Anwar⸗ odean feine Unterthanen von ſeiner Unſchuld nicht uͤberfuͤhren konnte, ſo gluͤckte es ihm doch, feinen Oberherrn Rizam⸗ al- muluck davon zu uͤberzeugen. Dieſer Subah, der nichts gern halb ehat, glaubte ihn underſtuͤtzen zu müffen, er ernannte ihn daher‘ jezt zum wirklichen Nabob von Arcot, (2 laut auch das Rolf dagegen ſchrie. J Der Krieg brach man zwiſchen Großbritannien und Frankreich aus, daher eine Efcadre von englifchen Kriegsfchiffen in den indischen Meeren erſchien. Sie beftand aus zwey Schiffen von ſechzig Kanonen, eis ” nem von fünfzig, und einer Fregatte von zwanzig Ka« _ nonen. Diefe Schiffe fegelten nicht gerade nad) den englifchen Veflgungen zu, fondern'freuzten in zwey Abtheilungen in ben Straßen. von Sunda und. Ma⸗ lacca. Hier nahmen ſie drey franzoͤſiſche Schiffe weg, - bie aus China nach Bun zuruͤckſegelten, und eins,
274
July erfihien diefe Eſcadre auf der Küfte von Coro⸗ mandel, zu einer Zeit, wo bie Garniſon in Pondichery
nur aus 436 Europäern beftand, die Feſtungswerke
noch nicht zu Stande gebracht waren, und man von
feinen. englifchen Kriegsſchiffen in Indien etwas
"wußte,
erwarte, beunrubigte Dupleir, den Gouverneu vor
Pondichery. Er brachte den Nabob Anwar⸗ obean dahin, Die Regierung von Madras zu vermögen, daß Die englifchen Kriegafchiffe wider die franzöfifchen Be⸗
fißungen in Arcot keine Feindſeligkeiten begingen; da⸗
bey aber verſicherte der Nabob den Englaͤndern, daß
. er-die Franzoſen dazu bringen woilte, eben dieſe Neu⸗ tralitaͤt zu beobachten, im Fall kuͤnſtig ihre Macht in
Indien ſtaͤrker als die engliſche ſeyn ſollte. Die Re⸗
gierung in Madras antwortete, daß man ſehr bereit
waͤre, ſein Verlangen zu erfuͤllen, in ſo ſern es in ihrer Mache ſtuͤnde, daß aber der Befehlshaber der.
englifhen Kriegsſchiffe, Commodore Barnet, unmit;
telbar in, Dienſten des Königs von Großbricannien fände, und deſſen Befehle vollzoͤge, obnefie erſt dar⸗ um. zu fragen. Der Nabob erwiederte, daß alle Eng⸗ laͤnder, Die nach der Kuͤſte von Coromandel kaͤmen,
ohne Ausnahme verbunden wären, feine Autoritaͤt im
Earnatick zu reſpectiren, und Daß, wenn bie engliſche | latte.miber feine jege gegebenen Befehle handelte, bie,
Steht Mabras dafür büßen —8 €4
Diefe Erſcheinung der Englaͤnder und die Nach richt, dag man noch mehr Verftärfang aus Englasd.
Eeſte⸗ Buch. i 07 |
Das von Manila nach Pondichery wollte. Die far Dungen waren 180,000 Pf. Sterling wert. Im...
—
74 Er Buß. Ä | nach der Schlacht nach Bengalen zur Aubbeſeung führen mußte.
Den folgenden Tag hielt Peyton Keiegereth. da man denn nicht ſuͤr rathſam hielt, ein zweytes Tref⸗ fen zu wagen, bis man die Schiffe ausgebeſſert haͤtte. Dieſem Entſchluße zu folge, ſegelten die Englaͤnder nach dem Hafen Trinconomaly in der Inſel Ceylon. Sie fuhren bey der franzoſi iſchen Eſcadre vorbey, welche Miene machte das Gefecht z zu erneuern. Die⸗
ſes war aber nichts anders als eine Maske des la Bourdonnais, um die Englaͤnder davon abzuhalten, was er am meiften fuͤrchtete; denn faft alfe feine. Schiffe haften ven größten Theil ihrer Munition verfchoffen, und einige derfelben harten nur noch auf - vierundzwanzig Stunden Sebensmittel am Bord. Er eilte daher nach) Pondichery zu fommen, wo Dupfeir _ Gouverneur der franzöfifchen oftindifhen Compagnie - . war, unter beffen Befehl alle Befigungen feiner Na⸗ tion in Indien ftanden, nur allein die Inſeln Mau⸗ ritius und Beurbon ausgenommen. Von dieſen war fa Bourdonnais Gouverneur, den auch alle Operatioe · nen der Flotte, unabhängig von Dupfeir, anvertraut waren. | = Der Ruhm ımb hie Reichthuͤmer, die la Bour⸗ | donnais wahrſcheinlich bey biefer Ausruͤſtung einärn« ⸗· gen wuͤrde, erregten die Eiſerſucht des Dupleir. Es entſtanden unter ihnen bald Uneinigkeiten, «aber der patriotiſche Eifer des la Bourdonnais duldete nicht, daß das Intereſſe ſeiner Nation dabey auſgeopfert wuͤrde. Da er wohl einſah, daß ſeine Truppen nicht zu Sande mit gutem Erfolg geboeucht werden konnten,
Ef Buch. 73 das eo. des Befehlshabers, das 70 Kanonen
führte, Dies leztere ausgenommen, waren alle Schiffe auf mehr Kanonen gebaut, als la Bourbonnais fähig
geweſen war anzufchaffen ; fünf berfelben hatten
Schießloͤcher für so’ Kanonen. Die Beſatzung die⸗ ſer Flotte beſtand in 3300 Mann, von welchen 700 Kaffern oder Laſcars waren. |
Die engliſche Eſcadre enthielt ein Shih von 6a
“ "Kanonen, drey won so, eins von go, und eine res
gattevon za Kanonen, Die aber zu Flein war, um ing
Treffen “gebracht zu werden, "Die Mannfchaft war nihht halb fo ſtark als auf der frangöfifchen Flotte, da⸗
gegen hatten Die Engländer den Vortheil ſchwerer Ka⸗ nonen, beſſer fegelnder Seife und weit geſchickterer
Seeleute.
$a Bourdonnais, ber bie Stärke und Schwäche . feiner Efeadre kannte, hatte befchloffen, im Treffen die englifchen Schiffe wo möglich zu entern. Pey⸗ ton, der englifche Befehlshaber, der biefe Abficht wahr ⸗ nahm, gewann dem Feinde den Wind ab, in welcher Lage das Entern nicht flate finden konnte. Es war erſt ſpaͤt nach Mittag, als das Treffen anfing, ımd in fotcher Entfernung fortgeſezt wurde, daß das euer des kleinen Gewehrs von den frangöf fchen Schiffen wenig Schaden thun konnte; dagegen die Kananen
‚ der Engländer mehr Wirkung thaten. Das Gefecht endigte fih mit Anbruch der Nacht, die Engländer. . verloren fünfunddrenfig unb bie Franzoſen dreihundert
Hann. . Eins von den franzöfifchen Schiffen von 30 Kangnen war fo übel zugerichtet, daß man eg ſogleich E5 |
x
Deeſes Eiabliſſement war fie hundert Jahren dee vornehmſte Beſitzthum der Englaͤnder auf der Kuͤſte von Coromandel geweſen. Es war auf einem Grund. angelegt , den der Große: Mogul der oſtindi⸗ {chen Compagnie gefchenft hatte, und erſtreckte ſich fünf englifhe Meilen längs dem Seeuſer, und, eine Meile Landeinwaͤrts. Die Stade hatte drey Abthei⸗ lungen; die ſuͤdliche war ungefaͤhr vierhundert engfi= ſche Ellen lang und hundert breit. Niemand alg Englaͤnder, oder andre Europaͤer unter ihrem Schuß. wohnten in biefom Theil, der damals funfzig wohlgee baute Häufer, besgleichen eine anglicanifche und eine katholiſche Kirche nebſt der Factorey und andern der Compagnie zugehörigen Gebäuden enthielt; fie war umringt mit einer ſchlechten Mauer, und von vier Baftionen vertheidigt, diefe aber waren fehr mangels | haft angelegt, und hatten keine Außenwerke. Dies Quartier war in Europa lange Zeit unter dem Namen Bart St. Georg bekannt gewefen, in Indien nannte mau es die weiße Stabt, Mach Norden. zu daran⸗ ſtoßend, war bie andre Abtheilung weit größer unh ſchlechter befeſtigt; hierin befanden ſich viele ſehr ſgute Wohnungen, bie den Armeniern und reichen indiſchen Kaufleuten zugehoͤrten; dies Quartien nannce man die ſchwarze Stade, Die dritts Abtheilung war zine
VPorſtadt, wo die Indier aller Volkoklaſſen unter ein-
ander wohnten. Außerdem lagen vor der Stodt noch zwey große und ſehr volkreiche Doͤrfer, die false von Indiern beruohnt waren. |
Der Handel von England nach der. Kifte von. Exrmantel, nebft dem Handel, den tie Reufleue
Erſtes Buch. 7 bis die engliſche Eſcadre entweder rumirt, oder ge⸗ zwungen waͤre, die Kuͤſte von Coromandel zu verlaſ⸗ fen, fo beſchloß er fie aufzuſuchen, ſobald feine Schiffe ausgebeffert und mit einer Anzahl v von ſchweren Kano⸗ nen verſehn ſeyn wuͤrden.
Den raſten Julius ſegelte er von Pondicher ob, und entdeckte den 6ten Auguſt die englifche Eſcadre. Dieſe aber vermied ein Geſecht, da ſie die Vermeh⸗ rung der ſchweren Kanonen beym Feinde wahrnahm. Beibe hatten ſich einander drey Tage lang im Geſicht, bis endlich die engliſchen Schiffe, die beſſer ſegelten, verſchwanden. La Bourdonnais ging nach Pondichery zuruͤck, in der Meynung daß die Engländer bald wies Ber erfcheinen würden, ‚um feine fernern Operationen zu hemmen; da er aber durch die lezte Vermeidung eines Treffens aufgemuntert wurde, fo befehloß er nun Madras zu belagern, |
Die Engländer, die von dieſen Zurũſtungen in Pondichern hoͤrten verlangten nun von dem Nabob Die Erfüllung feines Verſprechens, nämlich die Fran⸗ zoſen abzuhalten, Feindſeligkeiten zu Lande zu begehn. Aber ſie unterließen hiebey das wirkſamſte Mittel zu gebrauchen, da ſie dieſes Anliegen um ſeinen Beyſtand nicht mit einem Geſchenk an Gelde begleiteten. Dieſe fo.übel angebrachte Sparſamkeit ließ den Nabob ſo kalt bey ihrem Intereſſe, daß, obgleich ee an Dupleix eben keine ausdruͤckliche Erlaubniß ertheilte, er doch ihren Zuruͤſtungen feinen Einhalt that, ja nicht ein⸗ mal Drohungen brauchte, um die Franzoſen von dem Angriff von Madras abzuhalten. |
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Deeſes Eiabliſſement war fie hundert Jahren Ran vornehmſte Befischum der Engländer auf der Küfte von Eyromändel gewefen, . Es war. auf einem Grund: angelegt , den ber Große ⸗ Mogul der oſtindi⸗ {chen Compagnie geſchenkt hatte, und erſtreckte ſich fünf englifche Meilen längs-dem Seeuſer, und, eine Meile Landeinwaͤrts. Die Stade hatte Drep Abchei⸗ lungen; die ſuͤdliche war ungefähr vierhundert engli⸗ ſche Ellen lang und hundert breit. Niemand alg, Englaͤnder, oder andre Europaͤer unter ihrem Schuß wohnten in biefem Theil, der Damals funfzig wohlgen baute Häufer, desgleichen eine anglicaniſche und eine katholiſche Kirche nebſt der Factorey und andern der Compagnie zugehörigen Gebäuden enthielt; fie war umringe mit einer fchlechten Mauer, und von vier Baſtionen vertheidigt, diefe aber waren fehr mangels haft angelegt, und hatten feine Außenwerke. Dies Quartier war in Europa lange Zeit unter dem Namen Fort St. Georg bekannt geweſen, in Indien nannte man es die weiße Stadt. Mac Norden zum daranı ſtoßend, war bie andre Abrheilung, weit größer und) ſchlechter befefigt;. hierin befanden ſich viele ſehr ſgute Wohnungen, bie den Armeniern und reichen indiſchen Kaufleuten zugehoͤrten; dies Quartier nannce man bie ſchwarze Stadt, Die dritts Abcheilung war wine Vorſtadt, wo die Indier aller Volfsklaffen unter ein⸗ ander wohnten. Xußerdem lagen vor der Stodt noch zwey große und fehr nolfreiche Dörfer, die cenfalls
von Indiern bewohnt waren,
Der Handel von England nach der Koſte von Coromandel, nebſt dem Handel, den die Kaufleute
0 —* Buß. 77 verſchledener Rationen von einem ce von Inbdien nach dem andern führten, hatte Madras zu einem
Grad von Reichthum und Ruf erhoben, daß es von . |
allen europäifchen Befigungen in- Indien nad) Bata⸗
- via und Goa den Rang hatte Es tebten hier in dien
fem kleinen Erdraume 2 50,000 Menfchen, der größte Theil Indier von verfchiedenen Caſten und Religio⸗ nen; wnterdiefen waren drey bis bien taufend von den
indiſchen Chriften, die ſich Portugleſen nennen, und .
liſche Colonie beftand nur aus dreyhundert Mann; aweyhundert derfelben mathten die Befaßung aus; don dieſer aber waren nicht mehr als ein paar Offiziere, die je im Kriege gewefen waren. Die übrigen Eng- länder, bie blos zu Handlungsgefcjäften erzogen wor« \ ben, waren für den Kriegsdienft noch untauglicher. N Jadeſſen hing bie Verrheibigung des Orts pon diefer | geringen Anzahl Engländer ab, da man überzeugt war, daß die übrigen Einwohner bey der Annäherung: der Gefahr ſogleich die Flucht ergreifen wuͤrden.
Den ı 8ten Auguſt erſchien die franzoͤſiſche Flotte amd belagerte bie Stadt, ohne ihr jedoch Schaden zu Kun, Sie verfischten ein der englifchen Compagnie
gehoͤriges Schiff wegzunehinen ; Allein fie betrugen fich dabey fo ungefchickt, daß man deutlich die Abweſenheit des la Bourdonnais wahrnehmen konnte, der damals in Pondichery krank lag. |
Der Hauptendzwect, weshalb die englifche Eſca⸗
vorgeben von dieſer Nation abzuftammen. Die |
bre nach “Indien gefchjickt wurde, war, bie Beſitzun⸗
gen ber Engländer auf der Kuͤſte von Coromandel u“ beſchuͤßen; man erwartete fie alſo ſtundlch ber
24
8 Euſtes Buch . Madras zu ſehn, ob man gleich hier ſeit ſechs Wochen
nichts von ihr gehoͤrt hatte. Die Beſtuͤrzung in der Stadt gränzte daher nahe an Verzweiflung, als man vernahm, daß fie nach) Bengalen gefegelt wire
Den zten September fangten die übrige. fran⸗
zoͤſtiſchen Kriegsſchiffe bey Madras ar, welche die
—
Truppen und das Belagerungsgeſchuͤtz am Word hate ten. in Theil der Soldaten landete, und rückte bis auf einen Ranonenfhuß gegen bie Stadt Dies Ber Ingerungscorps beftand aus ı 100 Europdern, 400 Kaffern, und 400 Indiern, die nach europaͤiſcher Art disciplinirt waren; 1800 Seeſoldaten und Matroſen aber blieben auf den Schiffen. |
$a Bourdonnais, der nun ſelbſt gegentoärtig war,
richtete feinen Angriff gegen die weiße Stadt, und
ließ fie aus neun Miörfern bombardiren. Das Feuer war fo lebhaft und anhaltend, daß den dritten Tag zwey Engländer als Abgeordnete ins franzoͤſiſche Sager famen; um -mit fa Bourdonnais zu tractiven, der
. barauf, beftand,, daß die Stadt ihm auf Discretion
übergeben werben follte, im Weigerungsfall drohte er mit einem Generalſturm. Die Furcht vor der Ruͤck⸗ kehr ber englifchen Eſcadre beſtimmte biefen Entſchluß, ber durch eine Erneuerung bes Bombardements bes Fräftige wurde, Es famen neue Deputirte, Fehrten aber auch fruchtlos zurück, bis man endlich den ıoten September übereinfam, die Bedingungen des Siegers einzugehn. Alle Engländer wurben Kriegsgefangene,
und bie Stadt mußte fogleich übergeben werden, je doch mit dem Verfprechen, daß fie hernach, und zwar
gegen eine ertraͤgliche Summe, ranzionirt werden follte, _
D
Erſtes Bud | 29
er Bourbonnais nahm nun von. der Stadt Beſit, und pflanzte die franzoͤſiſche Flagge auf die Waͤlle. Von den Franzoſen kam waͤhrend dieſer Belagerung auch nicht ein einziger Mann ums Leben, dagegen wurden fuͤnf Engländer in der Stadt durch Bomben J getoͤdtet.
Von dieſer Periode an iſt es ſchr intereſſant, die Fortſchritte zu bemerken, welche die Englaͤnder in ns doſtan in ber Kriegsfunft, und überhaupt in ihren kriegeriſchen Unternehmungen gemacht haben. u Man erlaubte den. englifchen Einwohnern, uns geftöre ihre Häufer zu bewohnen, aber Die Magazine der oftinbifchen Compagnie wurden von ben Sranzofen in Empfang genommen. Den nämlichen Tag, da Madras überging, Fam ein Bote vom Nadob Anwar⸗ ödean zu Pondichery an. Er war zu deſto größerer
Beſchleunigung auf einem Kameel abgefertigt worden, unm Dupleir einen Brief zu uͤberbringen, worin der
_ Mabob fein Erftaunen.über die Kuͤhnheit ber Franzo⸗ fen zeigte, Madras ohne feine Erlaubniß anzugreifen, wobey er drohete, ſeine Truppen dahin zu fihicken, wenn die Belagerung nicht ſogleich aufgehoben wuͤrde. Dupleir fandte feinem Agenten in Arcot Befehle zu; den Mabob zu berußigen, mit dem Verfprechen, daß man Die Stadt, wenn fie eingenommen würde, ihm überliefern wolle; da denn die Engländer fehr. willig feyn würden, ihm für Die Ruͤckgabe eine große Summe
Geldes zu bezahlen. Hiedurch gab Dupleir zuerſt
zu erfennen, baß er glaubte, das Necht, über Mar
bras zu fehalten, Fäme ihm afs General» Gouverneur’ | der frangöfiihen Defigungen | in Indien zu.
VB Buch.
fa Boutbonnais aber, der biefe Autorität niche anerkennen wollte, fuhr fort feinem Verſprechen ge« mäß mit den Eingländern wegen ber Ranzion der Stadt zu tractiren. Gegen dieſen Tractat protefficte die Regierung von Ponbichern als gegen eine Maaß⸗ vegel, die dem Intereſſe ihrer Nation hoͤchſt ſchaͤdlich fen, das durchaus verlangte, daß Madras dem Erd⸗ boden’ gleich gemacht würde. Es entſtanden hieraus Streitigkeiten, die gluͤcklicherweiſe für die englifchen Angelegenheiten vielen Uebeln vorbeugten, die wahr⸗ ſcheinlich die Engländer hätten befallen müffen, wenn die Feinde einig geweſen wären. Denn ven 27ften September langten brey Kriegsfchiffe in Ponbichery ‚an, eins von 72, bie andern von 40 Kanonen, mit 1360 Mann beſezt. Vermittelſt diefer Verſtaͤr⸗ Pung waren bie Sranzofen ſtark genug, alle übrigen . englifchen Befißungen in Indoſtan zu erobern. Dies fes war auch die Beſtimmung und Abſicht des la Bourdonnais, und er würde auch biefen Entwurf aus⸗ geführt haben, wenn alle feine Operationen nicht durch Dupleir-und den’ Kath in Pondichery gehemmt wor⸗ ben wären. Inzwiſchen wurde die Beute aus Madras nach, Pondichery geſchickt. Dupleir wollte durchaus von der Ranzion nichts hören, und fa Bourdonnals war entfchloffen, nicht eher Madras zu verlaffen, bis die⸗ fer Gouverneur ben Tractat genehmigt hätte. Seine Erfahrung im Seeweſen ließ ihn jedod) völlig Die Ges fahr voraus fehn, welcher feine Schiffe ausgefeßt wa⸗ ren, wenn fie in Diefer Britifchen Jahreszeit länger auf ber Küfte von Coromandel blieben.
Erſtes auch gr | Sm Indien iſt das Jahr in wey KEANE, |
abgetheilt. Vom October bis zum März wehen die Nordwinde, und die uͤbrigen Monate die Suͤdwinde. Dieſe Jahrszeiten werden von den Seeleuten Monſuns genannt. Der Uebergang von einer zur andern ge⸗
ſchieht vermittelſt einer Zwiſchenzeit von ungefaͤhr
zwanzig Tagen, waͤhrend welchen Windſtille, oder
unbedeutende und ungewiſſe Winde herrſchen. Auf.
der Küfte von Coromandel fängt die nordifche Mon: ! fin bisweilen mit einem Orkan an; iſt /der Anfang, aber gemaͤßigt, fo. fälle das flürmifche Wetter zu ver⸗ ſcchiedenen Seiten ein, bis zur Mitte des Decembers;
daher hält man es für gefährlich, daß Schiffe auf
der Küfte nach dem ı sten October bleiben, oder vor dem 2 often December hier wieder zurück fommen.
Den zten October war das Werter fehr ſchoͤn;
um Mitternacht aber entſtand ein ſchrecklicher Sturm, der bis zum folgenden Tage dauerte. Sechs franzoͤ⸗ ſiſche Schiffe, die nahe an der. Küfte vor Anfer lagen, waren bey 'Tagesanbruch verſchwunden. Das 70 Kanonen Schiff verlor. alle Maften; ein gleiches Schickſal harten drey andre Kriegsſchifſe. Das Waſ⸗ fer drang ‚mit folcher Gewalt hinein, daß die Befaßun« gen alle Augendlid unterzugehen befürchteten, fie hat⸗ ten baber alle Kanonen bes untern Raums über Bord geworfen. Zwanzig andre Schiffe, die verfchiedenen
%
- Nationen gehoͤr ten, ſcheiterten entweder an der Kuͤſte,
oder wurden in den Wellen begraben. Die beiden mit Beute von Madras beladenen Schiffe lagen in dieſer Zeit bey Pondichery vor An⸗
fer, wo fie von dem Sturm nichts gewahr wurden.
\ Erſter Sand,
/
x
82 Erſtes Buch, _
Es ift hiebey zu bemerfen, daß die Wuth diefer Or. fane fi) mehrentheils 60. bis 70 englifche Meilen weit erſtreckt, nachher aber werden fiegemäßigt, wenn‘ fie über den bengalifchen Meerbufen ftreifen.
Der Ranzions - Tractat war den Tag vor dem Sturm in Ordnung gebracht worden. Man wur übereingefommen, daß die Franzoſen den 4ten Octd⸗ ber die Stadt räumen follten. Mach einem ber Ar-
tikel, wurde die in ber Stadt zuruͤckgebllebene Artil-
lerie und Munition zwifchen den Sranzofen und Eng⸗ Iändern getheilt. Dupleirx hatte den fa Bourdonnais ” - wiffen laffen, daß er fi) von allen Verhandlungen mit den Eingländern gänzlich losfagte, wenn die Fran⸗ zofen nicht fo lange im Beſitz von Mädras blieben, als nöthig wäre, alle ven Tractat betreffende Strei« figfeiten in Drönung zu, bringen. $a Bourdonnais ftellte daher den Engländern die Nothwendigkeit vor, zu welcher Ihn die Hartnaͤckigkeit des Dupleir gebracht hätte, auf drey Monat den Termin zu verlängern, den er zur Ueberlieferung der Stadt angefezt hätte. Die Engländer bewilligten biefen Antrag, aus Furcht dem Haß des Dupfeir überlaffen zu werden. Alle der oſtindiſchen Compagnie gehoͤrige Kauf⸗ mannsguͤter, nebſt der mitgenommenen Munition und den Seebeduͤrfniſſen, betrugen nach Angabe der Fran⸗ zoſen 130, 000 Pf. St., das Gold und Silber wurde 31000 Pf. St. geſchaͤtzt; die Haͤlfte des Ge⸗ ſchuͤtes aber auf 24000 Pf, Et. Das Priyateie genthum eines jeden blieb hiebey unangetafter. Man kam nun überein, daß die Franzoſen die Stadt vor Ende, des folgenden Januars räumen, da denn bie
ut
Un
u Erſtes Buch. 833
Engländer den ganzen Krieg über nice weiter von ih⸗ nen angegriffen werden ſollten. Auf dieſe Bedingun⸗ gen verſprach die Regierung in Madras 1100, 000 Pagoden, oder 440, 000 Pf. St. zu bezahlen. Hievon follten 240,000 in fechs Terminen erlegt wer ⸗ den, und zwar vor dem October 1749; fuͤr die uͤbri⸗ gen 200,000 Pf. St. wurden Wechſel auf die oſtin⸗ diſche Compagnie i in London gezogen. Für die Er⸗ fuͤllung dieſes Tractats gaben die Englaͤnder Geißel.
Dupfeir ernannte nun einen Gouverneur von Madras, ben la Bourdonnais foͤrmlich einſezte, und ſodann nach Pondichery zurückfegelte.” Er hielt ſich “ hier aber nichtlange auf, fondern fegelte den 2 often . October mit fieben Schiffen wieder ab, in ber Abfiche nad) Achin zu gehen. Er machte von diefer Eſcadre zwey Abrheifungen, eine aus vier Echiffen beftehend, die in gutem Etande waren, und bie anbre aus drey Schiffen, die bey dem Orkan fehr gelitten hatten, une ter denen fich fein eigenes von 70 Kanonen befand. Da diefe zweite Abtheitung überdem nun mit Stür« men und widrigen Winden zu Fämpfen hatte, fo war es unmöglich den beftimmten Hafen zu erreichen, da⸗ ber fa Bousdonnais den Lauf nad) der Inſel Meurie tius nahm, und auch) glüdlich im December daſelbſt anlangie. Er ging bald nachher nach Franfreih, . und verließ feine Inſel, die er aus einer wild verwach⸗ fenen Wüfte zu einer blühenden Colonie umgefchaffen, und zum Kriegsmagazin der Franzoſen in Oſtindien gemacht hatte.
Wie grauſam dieſer große Mann bey der Ankunft in ſeinem Vaterlande behandelt wurde, iſt jedermann
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nn Erſtes Buch. 85 waren, die Pondichery erhalten hatte.‘ La Bonrdon- nais hinterließ bey feinem Abzuge zwoͤlfhundert Mann difciplinirter Truppen, außerdem würden vierhundert und funfzig Soldaten aus ben lezt in Indien ange- tommenen Schiffen genommen, desgleichen mußten neunhundert Matrofen ihre Schiffe verlaffen, um zu Sandfoldaten gemodelt zu werben. Durch diefe Maaß« regeln flieg dag Corps ber frangöfifchen Truppen in _ Pondichery bis auf 3000 Europaͤer.
Der Nabob Anwar- odean wurde bald gewahr, J daß die Verſprechung des Dupleir, ihm Madras zu uͤberliefern, nichts als ein politiſcher Fechterſtreich ge⸗ weſen war, um ihn abzuhalten, den Englaͤndern waͤh⸗ rend der Belagerung dieſer Stadt beyzuſtehn. Er beſchloß daher, dieſe Beleidigung zu raͤchen, und das von den Franzoſen beſezte Madras ſelbſt zu-belagern, da er keinen Augenblick zweifelte, es den Franzoſen eben ſo leicht abzunehmen, als dieſe es von den Eng⸗ känbern genommen hatten. Dieſe Vorſtellung hatte ihren Grund in feiner gänzlichen Unfunde der Kriegs« . fähigkeiten der Europaͤer, da biefe noch nie hier entwi⸗ delt worden waren; im Gegentheil hatten alle euro« paͤiſche Nationen bisher immer Ehrfurcht und Untere würfigfeit gegen die mogulfche Regierung bewiefen, Er bildete ſich daher ein, daß dieſes unterwürfige Bes fragen aus Furcht vor der größern Tapferkeit der mot ren veranloßt würde,
Das nad) Madras unter Anführung feines älter ften Sohnes Maphuze- Khan abgefandte Heer bea ftand aus 10,000 Mann, mit weldhem die Etabt umringt wurde. Man fehickte zwey Deputirten here
| 83
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86 Erſtes Buch.
aus, um mie it ihm zu tractiren, die aber zu Gefan⸗ genen gemacht wurden. Der franzoͤſiſche Commen⸗
dant hatte von Dupleir Befehl erhalten, die Feindſe⸗ ligkeiten fo lange als möglich zu verſchieben. Ma- phuze⸗ Khan fehrieb Diefe Unthaͤtigkeit der Furcht zu,
und da er Nachricht von den Angriffs Maaßregeln einzog, deren ſich la Bourdonnais bey der Velage- rung des Orts bedient hatte, fo befchloß er fid'nachzu- ahmen. Man brachte große Haufen von Reißbuͤn⸗ deln und Erde auf den Fleck zufammen, wo bie Fran⸗ ‚ofen eine ihrer Mörferbatterie aufgeführt hatten. Hier wurden ihre Kanonen aufgepflanzt, die aber fo
ale und unbrauchbar waren, daß fie nicht opne Geſche
losgebrannt werden konnten.
Die Belagerer wollten die ſchwarze Stadt ſtuͤr⸗
| men, deren Mauern niebrig und die Baftionen fehe ſchwach waren, allein nunmehr fingen die Franzoſen auch ihrer Seits zu feuern an, und trieben die Feinde fort, da ſie denn ſich nicht eher ſezten, bis ſie von den
Kanonen nicht mehr erreicht werden konnten. Den folgenden Tag, als den 22ſten Dctober, marſchirten die Belagerten, 460 Mann ſtark, mit. zwey Feld⸗ ſtuͤcken aus der Stadt, und griffen eine Abrheilung ber feindlichen Armee an), die dbgefondert campirte. Die Reiterey war fngleich in Bewegung, und rücdte mutig vor, da ſie nie Die Wirkung von europäifchemn Geſchuͤtz erfahren hatte. Die Miohren traͤumten nicht die Möglichkeit, mit einer Kanone fünf oder fechs Echüffe in einer Minute zu thun; denn vermittelft
der ungeſchickten Behandlung ihrer eignen plumpen
“ Artillerie glauben fie alles zu chun, wenn ſie einmal
Erſtes Buch. | . „87
in einer. Biertelftunde feuern. Die Frauzoſen hattın ihre beiden Feldſtuͤcke hinter ihre Linie verborgen, big bie miohrifche Cavallerie nahe genug war, um Die ganze' Wirkung Davon zu empfinden... Nun öffnete fich die $inie, und bas Feuer der Kanonen brachte fie fogleich in Unordnung. Sie verfudhten zwar Stand’ zu hal⸗ ‚ten, in ber Hoffnung daß das Feuer aufhören würde; da es aber lebhaft fortdauerte, rettete fich alles mit der Flucht, Die Zelter und Die Bagage fielen ben Fran⸗
zoſen in die Hände, desgleichen zwey Kanonen, die aber fo unbrauchbar waren, daß man fie in einen
Brunnen warf. Kein einziger Europäer kam bey die⸗
ſem Angriff um, dagegen wurden 7 0 Mohren getoͤdtet.
Maphuze⸗Khan zog ſogleich nach. dieſer Nieder⸗
lage feine Truppen zuſammen, und lagerte ſich zwen
Meilen von der Stadt; da er aber hoͤrte, daß die Frauzoſen aus Pondichery Verſtaͤrkung erwarteten, ſa verließ er ſein Lager den folgenden Tag, und nahm
von St. Thomas Balig, einer vier Meilen von Mas.
bras.gelegenen Stade, . Diefer Drt gehörte ehemals ben Portugiefen, und
war zur Zeit ihrer glorreichen Tage in Indien wegen der Pracht und dem Reichtum feiner Cinmohner be= ruͤhmt, iſt aber jezt ſehr unbedeutend, obgleich ein. portugieſiſcher Biſchof hier feinen Sitz ba. Die Stabdt iſt gar nicht befeſtigt; einige Ruinen von einer Mauer umgeben ſie, und nahe bey derſelben iſt ein
Heiner Fluß, der ſich ins Meer ergießt. An dem Ufer dieſes Fluſſes lagerte ſich Maphuze⸗ Khan. mit
allen ſeinen Truppen, um den Franzoſen, wenn ſie
wieder erfcheinen ſollten, ben Uebergang ſtreitig zu
⸗
[2
88 Erſtes Buch.
machen. Diefe fanden fich auch bey Tagesanbricch ein. Man war übereingefommen, daß 400 Mann aus Madras marfhiren follten, um bie Mohren vom anzugreifen, während welcher Zeit ein Corps aus Pondichery ihnen im Rüden fallen follte; allein die
Truppen aus Madras famıen nicht zu rechter Zeit an.
Dennoch) geſchah der Angeiff ohne Verzug. Man wadete durch den Fluß, und kehrte ſich nicht an das mohriſche Artilleriefeuer, das keinen Schaden that.
So erreichten die Franzoſen das Ufer,. gaben eine
Generalſalve, und nun ſtuͤr zten fie mit ihren Bajonets fiber die Feinde her, die in ein ſolches Schrecken gerie=
then, daß fie in der größten Unordnung nach ber Stadt
flohen, mo Reiter und Fußvolk in den engen Gaſſen fo fehr ins Gedraͤnge famen, daß ſie ohne Widerſtand von den Franzoſen niedergeſchoſſen wurden. Endlich erreichte das fliehende Heer mit großem Verluſt die Ebene jenſeits der Stadt. Maphuze⸗Khan ſaß auf einem Elephanten und hatte an der Seite die große
Fahne des Carnaticks, war aber einer der erſten, der J fi) zu retten fuchte. Mittlerweile langten die Trup⸗
pen aus Madras an, und zwar noch zu.rechter Zeit, sim die feindliche Bagage plündern zu helfen, unter welcher niche wenig Sachen von Werth waren, nebfl
vielen Pferden, Ochſen und Kameelen. Diefe Nie: berlage ſezte Die Armee des Nabobs in folhe Beſtuͤt⸗
zung, daß ſie nichts weiter unternahm, ſondern nach
Arcot zuruͤck marfchirte, Es war jezt uͤber hundert Jahre, ſeicdem die
‚Europäer gegen bie indoſtanſchen Statthalter einen
Sieg erfochten hatten. Die Erfohrung vormaliger
.‘
= Erſtes Buch. v 89
fruchtloſer Unternehmungen die unmilitaͤriſche Den⸗ kungsart, die allen Colonien gemein war, und eine lange Entwoͤhnung vom Gebrauch der Waffen, hat⸗ ten ben Gedanken erzeugt, daß bie Mopren fürchter- liche Feinde wären. Diefen Irrthum hatten die Fran⸗ zoſen nun auf einmal widerlegt, ba ſie eine ganze Ars
mee mit ein paar hundert Mann ſchlugen. Ihr An⸗ fuͤhrer war ein Schweizer, Namens Paradis. Er
hatte bie Gunſt des Dupleir durch eine heftige Feind⸗
ſchaft gegen la Bourdonnais erlangt, daher wurde er |
als die ſchicklichſte Perfon angefehn, des Leztern Maaß⸗
regeln entgegen zu arbeiten, und zu diefem Endzweck
zum Commendanten von Mabras ernannt. Zu glei⸗ cher Zeit verfammelten ſich die Einwohner von Pon-
dichery, die durch die Emiſſarien des Dupleir geleitet
wurden, und übergaben dem Eonfeil eine Vorftellung,
worin fie die Nothwendigkeit zeigten, den Nanzions-
tractat zu vernichten. Das Eonfeil, unter dem Vor⸗ wande dem einftimmigen Verlangen ber Einwohner zu willfahren, ertheilte dem Paradis die nöthigen Befehle, Diefer berief Den z oſten October die Einwohner von
Madras zufammen; die franzöfifche Befaßung war -
- unter Waffen, und ein an die Engländer gerichtetes -Manifeft. wurde Öffentlich verleſen. Es enthielt fol gende Erklärungen :
Der Kanzionstractat n mit (a Bourdonnais wurde für null und nichtig erflärt, und den Engländern an»
befohlen, die Schtüflel aller Magazine ohne Ausnahme’
zu überliefeen; alle Raufmannsgüter, Silberzeug,
Lebensmittel, Munition und Pferde murde für das Eigenchum ber-franzöfifch- oftindifchen Compagnie er⸗ W F5
klaͤrt; man erlaubte jeboch ben Englänbern, thre Mobilien, Kleiter, und den Schmud ihrer Weiber zu behalten; dabey verlangte man aber ihr. Chren- wort, nicht feindlich gegen die Franzoſen zu agiren, bis fie ausgewechſelt feyn würden. ‚Wollte jemand dieſen Befehl nicht: befolgen, fo follte ev gefänglich eingezogen und nach Pondichern gefandt werben. Noch überdem wurde allen -befohlen, die Stadt in vier Tagen zu verlaffen, bie ſich weigern wuͤrden, dem Könige von Frankreich den Hulbigumgseib zu leiſten, auch follten fie fich nicht i in den Degisfen von - Madras aufhalten. “
Diefe harte Bedingungen vermehrten noch die Ungerechtigkeit, die den Bruch des Vollerrechts oßries Bin auszeichnet.
Die Franzoſen vollzogen ihr Manifeft mit ber- äußerften Strenge, und nahmen den Englänbern ihr Privateigenthum mit ber gierigften. Raubſucht weg, die faft alle dabey ruinire wurben. Man führte den Gouverneur und einige der vornehmften Einwohner ‚unter einer Bedeckung von 400 Mann nad) Pon⸗ dichery. Hier hatte Dnpfeir die Eitelkeit, unser dem Vorwand ihnen eine Ehre anzuthun, fie mit graßem Pomp in die Stadt einzuführen, wo fie vor den Au⸗ gen von 50,000 Zufchauern als Gefangene im Tri⸗ umph geſchleppt wurden. Viele der Einwohner von Madras und einige Offiziers wollten nicht das ver langte Ehrenwort geben, denn ſie behaupteten, daß der Bruch des Ranzionstractats ſie von dem losſagte, was ſie dem la Bourdonnais verſprochen haͤtten. Um ſich aber nicht übler Behandlung auszuſetzen, fo fluͤch⸗
Erſtes Sud, og
feten fie bey Nachtzeit aus der Stadt, wanderten auf Eeitenwegen durchs Sand, und langten endlich glüc- lich im englifchen Fort St. David an. Hier beſaß die englifche oſtindiſche Compagnie ein größeres Stuͤck Land, als bey Madras. Man hatte es hundert Jahr zuvor von einem indifchen Fuͤr⸗ ften gekauft, und dieſes erftandene Recht wurde Durch den mogulfchen. Vicekönig beftatigt, da die Mohren ben Carnatick \eroberten. Das Fort lag nahe am . Meere, zwölf. englifche Meilen von Bondichern; es war nur Elein, allein beffer befeftige, als irgend eing von diefer Größe in Indien. Die Stadt Eubdalore war nicht über eine Meile Davon entfernt; hier wohn: ' ten bie vornehmften indifchen Kaufleute und viele an⸗ dre Indier, die von ber Compagnie abhingen. Die . Stadt war 1200 englifche Ellen lang und 900 breit, und mit Mauern und Baftionen verfehn. Unweit dem Fort lagen drey volfreiche Dörfer, von Indiern bewohnt, die auch noch zum englifchen Boden gehoͤr⸗ ten. Diefes Etabliffement war von dem zu Madras abhängig und das nächfte im Rang; da aber der Ranzionstractat gebrochen war, fo betrachteten bie Agenten der Compagnie ihre Obern zu Madras als Gefangene der Franzoſen, und übernahmen daher felbft ie, Hauptabminiftvation der englifchen Vefigungen . auf der Küfte von Coromandel | Sie fingen ihre Verwaltung damit an, baß fie ben Nabob von Arcot um Hülfe wider die Franzofen baten, von welchen fie jezt täglich erwarteten angegrif⸗ fen zu werden. DieNiederlage des Maphuze-Khan hatte die Mohren fo fehr erbittere, daß ber Mabob
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v W J
9 Erftes Buch.
ſich gleich bereitwillig finden ließ, eine Armee nach dem Fort St. David zu fenden, wenn die Engländer die nen Theil der dazu erfoderlichen Koften tragen woll« ten. Da man dieſe Bedingung eingmg, fo festen fi) des Nabobs Truppen fo fort in zwey Colonnen in Bewegung; eine derfelben commanbirte Maphuges Khan, und die andre fein Bruder Mahomeb-Ally. _ Dupfeip hatte wirklich feine Augen auf das’ Fore Et, David gerichtet, und übertrug die Erpebition feie nem Günftling Paradis, der deshalb von Madras abe -gerufen wurde. Er nahm 300 Europaͤer von der Beſatzung mit ſich, um ſich erſt nach Pondichery zu begeben, wobey er zugleich alle gemachte Beute mit fortbringen wollte. Maphuze⸗-Khan, der vor Be: gierte brannte ſich zu rächen, befchloß diefes Detaſche⸗ ment aufzuheben, und erwartete es mit.so0o0 Mann unweit Sadras, einer holländifchen Colonie. . Die Franzoſen marfchicten mit der Bagage in ber. Mitte, die von Coolies getragen wurde; einer Menfchenklafle, die eine befondre Cafte in Indien ausmacht, und feine andre Befchäftigung hat, als die Stelle’ von Laſtthieren zu vertreten. Die mohrifche Reiterey griff den Zug unaufhörlich an, zog fich bey dem Feuer. der Sranzofen ſchnell zurüd, und fam immer wieber, wenn diefe den Marſch fortfegen wollten. Da man nun auf diefe Weife fehr langſam vorwaͤrts rückte, und Parabis fürchtete, daß ihn die Nacht im freyen Felde überfallen koͤnnte, fo nahm er feine Bagage vor fich, und eifte mit dem Vortrab, um Sadrag zu er⸗ reichen; die übrigen Truppen ließ er zuruͤck, mit Be⸗ fehl, ihm fe gut wie fie koͤnnten zu folgen. Es ges
ef Bud. 93
fang auch mit einem Verluſt von zwoͤf Mann, die gefangen wurden. Maphuze⸗Khan zeigte dieſe Ger fangenen.allenthalben als einen unleugbaren ‘Beweis . feines Sieges; eine Einbildung, die durd) das Bee tragen des Paradis beftätigt wurde, ber fich nicht eher ‚getraute, Sadras zu verlaffen, bis er eine beträchtliche Verftärfung von Pondichern erhalten hatte. Map⸗ huze- Khan vereinigte fich nach diefem Scharmügel mit feinem Bruder, der fchon im Felde ftand. Diie zum Angriff von Er. David beftimmten franzöfifchen Truppen verfammelten fich bey Ariancor pang, einem kleinen franzöfifchen Fort unweit Pondi⸗ chern, die Offiziers aber widerſezten ſich, den Para⸗ dis als Befehlshaber anzunehmen, ba ältere gegen» wärtig waren; biefer Hinderniß abzubelfen, wurde dem Oberften Bury, dem äfteften franzöfifchen Offi⸗ zier in Indien, das Commando übertragen, Die europäifchen Truppen im Dienſt dev Colonien in Indoſtan beftehn nie ganz aus Eingebornen desje⸗ nigen Sandes, zu welchem bie Colonie gehört; im Ge: gentheil mehr als die Hälfte waren allemal Leute aus allen Nationen von Europa. Die chriftlichen Indier,‘ die fich Portugiefen nennen, machten jederzeit einen Theil ber Forts-Beſatzungen aus. In Anfebüng des Muths unterfcheiden ſich diefe nicht fehr Yon den niee drigen indifchen Gaften, und kommen lange nicht den hoͤhern Eaften, ‘oder den nordiſchen Mohren in Indo⸗ ſtan gleich; jeboch weil fie die Handgriffe berftehn, mit bem Gewehr umzugehn wiffen, und auf europäi« fihe Art mondirt find, fo werben fie den europäifchen Truppen einverleibt, Sie tragen einen Huch, und
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j 92 Erſtes Buch. Bu
ſich gleich bereitwillig finden ließ, eine Armee nach dem Fort St. David zu fenden, wenn die Engländer di« nen Theil der dazu erfoderlichen Koften tragen woll« ‚ten. Da man diefe Bedingung eingmg, fo fezten fich des Nabobs Truppen fo fort in zwey Colonnen in
Bewegung; eine berfelben commanbitte Maphuzes
Khan, und die andre fein Bruder Mahomeb-Ally. Dupleir hatte wirklich feine Augen auf das Fort Et. David gerichtet, und übertrug die Expedition ſei⸗ nem Günftling Paradis, der deshalb von Madras abe gerufen wurde, Er nahm 300 Europäer von ber Befagung mit fih, um ſich erft nach Pondichery zu “ begeben, wobey er zugleich alle gemachte Beute mie fortbringen- wollte. Maphuze: Khan, der vor Be: gierte brannte ſich zu rächen, befchloß diefes Detaſche- ment aufzuheben, und erwartete es mit. soon Mann ammeit Sadras, einer hollaͤndiſchen Colonie. Die Franzoſen marfhirten mit der Bagage in der. Mitte, die von Coolies getragen wurde; einer Menfchenflaffe, die eine befondre Cafte in Indien ausmacht, und keine andre Beſchaͤftigung hat, als die Stelle’ von Laſtthieren zu vertreten. Die mohrifche Reiterey griff den Zug unaufhörlich an, zog fich bey dem Feuer der Franzoſen fehnell zurüc, und fam immer wieber, wenn dieſe den Marſch fortfegen wollten. Da man nun auf diefe Weife fehr langſam vorwärts ruͤckte, und Parabis fuͤrchtete, daß ihn Die Nacht im freyen Felde überfallen könnte, fo nahm er feine Bagage vor fih, und eifte mit dem Vortrab, um Sadras zu ere reichen; die übrigen Truppen ließ er zurüd, mit Be⸗ fehl, ihm fe gut wie fie Fönnten zu folgen. Es ges
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Truppen einverleibt, Sie tragen einen Huth, und
Sne Bud. 9
lang: auch mit einem Verluſt von zwoͤf Mann, die gefangen wurden. Maphuze Khan zeigte dieſe Ger fangenen.allenthalben als einen unleugbaren Beweis
feines Sieges; eine Einbildung, die durd) das Be⸗
tragen bes Paradis beftätigt wurde, ber fich nicht eher getraute, Sadras zu verlaffen, Dis er eine beträchtliche Verſtaͤrkung von Pondichern erhalten hatte. Maps huze» Khan vereinigte ſich nach diefem Scharmügel mit feinem Bruder, ber fchon im Selbe ftand.
Die zum Angriff von Er. David beſtimmten franzoͤſi iſchen Truppen verſammelten ſich bey Arianco⸗ pang, einem kleinen franzoͤſiſchen Fort unweit Pondi⸗ chery, die Offiziers aber widerſezten ſich, den Para⸗
dis als Befehlshaber anzunehmen, da aͤltere gegen⸗
waͤrtig waren; dieſer Hinderniß abzuhelfen, wurde dem Oberſten Bury, dem aͤlteſten franzoͤſiſchen fe . zier in Indien, das Commando übertragen.
Die europäifchen Truppen im Dienſt der Kolonien in Indoſtan beftehn nie ganz aus Cingebotnen desje⸗
nigen $andes, zu weldyem bie Colonie gehört; im Ge⸗ |
gentheil mehr als die Hälfte waren allemal Leute aus allen Nationen von Europa, Die chriftlichen Indier, die ſich Portugiefen nennen, machten jederzeit einen Theil ber Forts-Beſatzungen aus. In Anſehung ves,
Muche unferfcheiden fich dieſe nicht fehr Yon den niee
drigen indifchen Caften, und kommen lange nicht den hoͤhern Caften, ‘oder den norbifchen Mohren in Indo⸗
ſtan gleich; jedoch weil fie die Handgriffe berftehn,
mit dem. Gewehr umzugehn wiffen, und auf europdie fihe Art mondirt find, fo werden fie den europäifchen
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94 Erfies Buch. . wegen dieſes Kleidungsſtuͤcks werben fie Topaffen ge nannt, dahingegen die andern Indier und Mohren, tie. auf europäifche Art geübt find, mit dem Namen Sepoys bezeichnet werden; wobey fie jedoch) weder ihre Kleidung, noch ihre Eitten und Gebräuche ver= ändern. Die Eepoys find in Compagnien und Ba⸗ taillons abgetheilt, und haben Offiziers von ihrer eig⸗
I nen Nation. Diejenigen Indier aber, die ihre eig⸗ nen Waffen haben, und fie nach ihrer gewohnten Ark gebrauchen, behalten die Namen, die man ihnen in ihren Laͤndern giebt. Diefe unbifciplinirte Truppen, fie mögen mit Schwertern, Wurfſpießen, Bogen
- und Pfeilen, Sanzen oder Feuergemehr bewaffriet feyn,
". werden auf der Küfte von Coromandel von den Euro- päern mit bem Namen Peons bezeichnet. |
‚ Die Franzofen langten den. gten December in ber Nachbarſchaft des Forts Et. David an. Ihre Truppen beftanden-in Foo Mann, größtentheils Eu⸗ ropaͤer, worunter so Reiter imd einige Gompagnien Kaffern waren, Die la Bourdonnais aus Madagaſcar und Afrifa gezogen und .difeiplinire hatte. Ihre Artillerie beſtand in fechs Feldſtuͤcken und ſechs Moͤr⸗ ſern. —
Die Garnifon im Fort St, David war nebſt ven Flüchtlingen von Madras nicht flärfer als 200 Eu: vopder und / oo Topaſſen. Diefe wurben zur Ver⸗ theidigung bes Forts beſtimmt, und ba bes. Nabobs voriges Betragen das Vertrauen ber Engländer auf feine Hülfe verringerte, fo mietheten fie 2000 Peons,
um Cuddalore zu verrheidigen, und theilten 900‘
| euergewehre unter ſie aus. -Damals’hatten bie En ·
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Erſtes Buch. 99
Aander noch nicht die Methode angenemmen, Indier auf europaͤiſche Art zu diſcipliniren, obgleich die Fran . zoſen ihnen dazu das Beyſpiel gegeben hatten. Dupfeir hatte Nachricht erhalten, daß der Na⸗ bob nur 1500. Mann Huͤlfstruppen abgeſchickt hab, er befahl daher, daß Dury die Stadt. Eudbalore zu erft angreifen follte. Die Sranzofen, die bey ihrer Ankunft auf englifchen Boden. feinen andern Wider ſtand fanden, als einige Trupps von Peons, waren ziemlich ficher , daher fie ſich in einen Garten lager⸗ ten, ihre Waffen nieberlegten, feine Wachen ausftell« ten, und überhaupt nicht Die geringfte Maaßregel ges gen einen Weberfall nahmen. Die Soldaten: aßen, Eochten, fehliefen, und liefen zerſtreut umher; ein gleiches thaten die Eoolies, nachdem fie die Bagage von den Kameelen und Dchfen abgeladen hatten. So war die Unordnung, als man des Nabobs Armee ent deckte, die unter dem Befehl feiner Söhne 9000 Mann ſtark anruͤckte. Jedermann lief beſtuͤrzt zu den Waffen; das Schrecken war ſo groß, daß ſie ihre vortheilhafte Sage vergaßen. Denn da ber Garten mit einer Mauer umgeben war, fo waren fie für den _ Angriff der Cavallerie ficher, die den größten Theil des feindlichen Heers ausmachte. Sie dachten an nichts, als ſich in Eil über ben nahe gelegenen Fluß, zu ziehn. Der Feind ließ ihnen aber .hiezu die Zeit nicht, fondern griff fie muthig an. Die Sranzofen Aprangen in den Fluß, dernur vier Fuß tief mar, und wädeten durch, viele aber warfen ihre Waffen weg, um hinüber zu ſchwimmen; auch die Kanonen wure den glücklich hinüber gebracht.
⸗
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90 Erfted Buch. Die Engländer, bie ben Ange aus dem Fort Se.
David gemahr wurden, thaten einen Ausfall, famen _ aber zu fpät, um den Liebergang über den Fluß zu
‚ verhindern. Die Frangofen zogen fich indeſſen nach
Ariancopang zuruͤck, ivo fie denn fanden, daß ı 2 Eus
ropaͤer getödtet und 120 verwundet worden waren.
Eie hatten alle ihre Bagage verloren, die ohne Ver⸗ zug von bes Nabobs Truppen geplündert wurbe, fo daß bie Engländer bey ihrer Zurückunft vom Ver⸗ folgen nichts als einige Kaften mit Gewehr und Mus nition fanden. |
Dieſer üble Erfolg gab Dupleir wenig Hoffnung das Fort St. David zu erbbern, fo lange die Eng⸗ länder von den Mohren unterftügt würden, er trat daher ſogleich in Unterhandlung mit demfiabob, um ihn zu vermögen, feine Truppen zurüc zu rufen; zu - gleicher Zeit aber machte er auch ben. Entwurf, Cud⸗ dalore zu überrumpeln. Zu Diefem-Endzmed wur⸗ den Soo Mann ben 3 often December auf Booten
u eingefchifft, Die dieſen Verſuch mit anbrechendem Tage
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wagen ſollten; allein der Wind wehete ſo ungeſtuͤm, da ſie eben landen wollten, und die Landung war ſo gefährlich, daß die Boote mit Waſſer angefuͤllt wur⸗ ben, und alte nieder umfehren mußten. Dupleix ließ nach dieſem neuen mißlungenen Verſuche den Muth nicht finfen, fondern beſchloß, da er ben Na⸗ bobnicht von Den Englänbern abwendig machen konnte,
ben Krieg in feine eignen Sander bey Madras zu
ſpielen. Diefem Entwurf gemäß fiel.ein Detafchement dus Madras ins Land ein, und verbrannte And ver« beerte alle Dörfer, wo es hinkam. Die Einwohner
Erſtes Buch. 95
glaͤnder noch nicht die Methode angenonimen, Indie) '..
auf europaͤiſche Art zu diſcipliniren, obgleich die Fran -⸗·
zoſen ihnen dazu das Beyſpiel gegeben hatten. Dupfeir hatte Nachricht erhalten, daß ber Na⸗
bob nur 1500. Mann Hülfstruppen abgefhickt habe,
er beſahl daher, daß Bury die Stadt Cuddalore zu-·
erſt angreifen ſollte. Die Franzoſen, die bey ihrer
Ankunft auf engliſchen Boden. feinen andern Wider⸗
ſtand fanden, als einige Trupps von Peons, waren
ziemlich ſicher, daher fie ſich in einen. Garten lager⸗
ten, ihre Waffen nieberlegten, Feine Wachen ausftells
ten, und überhaupt nicht die geringfte Maaßregel ge⸗
gen einen Ueberfall nahmen. Die Soldaten. aßen,
Fochten, fihliefen, und liefen zerflveue umber; ein
‚gleiches thaten die Coolies, nachdem fie die Bagage
von ben Rameelen und Ochſen abgeladen hatten. So
soar die Unordnung, als man des Nabobs Armee ent«
deckte, Die unter: dem Befehl feiner Söhne 9000
Mann flart anruͤckte. Jedermann lief beftürze. zu
den Waffen; das Schrecken war ſo groß, daß fie ihre
vortheilhafte Sage vergaßen. Denn ba ber arten
mit einee Mauer umgeben war, fo waren fie für den
_ Angriff dee Cavallerie ficher, Die den größten Theif
des feindlichen Heers ausmachte. Sie dachten an
nichts, als ſich in Eil über den nahe gelegenen Fluß,
zu ziehn. Der Feind ließ ihnen aber hiezu die Zeie
niche, fondern griff fie muthig an. Die Franzoſen
Aprangen in den Fluß, der nur vier Fuß tief war, und
wadeten durch, viele aber warfen ihre Waffen weg,
um hinüber zu ſchwimmen; auch die Kanonen wur«
den glücklich hinüber gebracht, J
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98 u Erſtes Buch.
putirten nach Ponbichery zuruͤck, bie man bey Mabras gefangen genommen hatte; Der eine diefer Gefan-⸗ _ genen war ein Neffe des Dupfeir, und ber andre ein. Mitglied des Confeils in Pondichery. ie waren ſeit ihrer Gefangenſchaft beftändigtin Arcot geweſen, wo wahrſcheinlich zuvor nie Europaͤer einen ſo langen Aufenthalt gemacht hatten. Die Mohren waren bis⸗ her ſehr beſorgt geweſen, nicht den Europaͤern ihr Sand kennbar zu machen, und da dieſe auch mit dern Handel allein befchäftiger waren, fo befümmerten fie fich garnicht um den Zuftand des Landes, daher fie damals Arcot fo wenig als Delhi fannten. Br
So verächtlich indeffen Dupleir von den Euglaͤn⸗ dern gegen den Mabob ſprach, fo fürchtete er doch ſehr die Zuruͤckkunſt ihrer Efcadre, und war überzeugt, daß die von Achin angefommenen Schiffe alsdann nur eine vhnmaͤchtige Verftärfung ſeyn würden; fobald er da= ber die gewiſſe Hoffnung hatte, die Mohren von den Engländern abzuziehn, fü befahl er den Schiffen, bie Küfte von Coromandel zu verlaffen. Sie fegelten ben sten Februar von Ponbichern ab, und gingen nach) Goa. . Wenig Tage nachher kam Maphuze⸗Khan fetbft nach Pondichery, wo er mit großem Pomp em⸗ pfangen wurde. Dupleir bezahlte ihm in baarem Gelde 50,600 Rupien, und machte ihm überden ‚ain Befchenf von europäifchen Waaren und Koftbar: Feiten, bie an 100,000 Rupien werth waren. Hier⸗ auf wurde ber Friede zwiſchen ben Franzoſen und dem
Nabob gefchloffen, der ſofort feine Truppen zuruͤckrief. : Ein englifches ber Compagnie gehöriges Schiff, dad von dem Veoerluſt von Mabras nichts wußte, em
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Eiſtes Bud. 97
flehen ohne Wiberſtand zu thun, und keine Truppen ‚waren in ber Naͤhe. ' Die ranzofen fanden Bier eine. große Dienge Getreide, das fie alles in Afche verwan- -· delten, weil fie.es nicht fortbringen konnten. Sie ‚zogen aus diefer Erpebition feine Vortheile, denn bie Mohren blieben beym Bert Ct. David gelagert, und der Nabob war noch mehr aufgebracht.als jemals, Den gten Janugr langten vier Schiffe, die che» 174% ‚mals zu der Cfcgdre des Ia Bourdonnais gehört hat- , ten, von Achin zu Pondichern an. Dupleir gab ſo⸗ gleid) dem Nabob von ihrer Ankunft. Nachricht, vers groͤßerte außerordentlich bie erhaltene Verſtaͤrkung, uUnd ſtellte dabey die Engländer im Fort St David als eine Hand voll Menſchen vor, die von ihren Sandge leuten gänzlicd) verlaffen wären. DieSürften inne * doſtan fowohl als ihre Unterthanen geben fich nie bie Mühe, von Dingen, bie außerhalb ihren Staaten -. - yorgehn, Erkundigung einzuziehn. Die lange Aber fenheit der englifchen Flotte, und die Eilfertigkeit, wo⸗ mit fie im vorigen September die inbifchen Kuͤſten verlaſſen hatte, diente in den Augen ber Mohren zur Weftätigung, daß die Engländer fich in einem ver⸗ Jweiflungsvollen Zuftande befanden. Die Regieruns gen in’ Indoſtan haben bey ihren politifchen Berhande | lungen Feine Begriffe von National: Ehre; ſobald fte daher ihre Bundsgenoflen im Unglück ſehn, ſo gehn fie ohne Bedenken auf bie andre Seite über, und machen die gegenwaͤrtigen Vortheile zur einzigen ve gel ihrer Handlungen. Der Nabob- befahl alfo ſei⸗ nem Sohne Maphuze⸗Khan, bes Dupleir Vorfthläge anzuhören, gu gleicher Zeit re er bie. beiben Dee Klier Band,
100 Erf Bach.
ſehr veiche Priſe denn außer den Waaren hatte dos
ESchiff60,000 Pf, St. baaresGeld an Bord. Mit⸗
lerweile ließ fich ein anderes Compagnie⸗Schiff bey
dem Sort St. David ſehn. Der Kommandant bes
Forts fandte fogfeich dem Capitain einen Brief, worin er. ihm den Vertuft von Madras und? die Obermache der Franzoſen an der Küfte von Coromandel melbete, babey vergaß er den fehlechten Zuftand des Forts nicht, dem es an Soldaten und Geld fehlte. Das Schiff war wie gewöhnlich an den Gouverneur und das Con- ſeil zu Madras adreffirt; da diefe Regierung nun nicht mehr vorhanden, und das Sort fo fehr bedrohet war, fo wollte der Schiffscapitain von feinem
fand Hören, fondern fegelte nach Bengalen. Diefe widrigen Zufälle fchienen die Behaupfung des Dupleir zu beftätigen; ſelbſt die Engländer fingen an ihre Sage als verzweiflungsvoll zu betrachten, bis endlich den _ igten Februar das im November von Madras ente
ronnene Schiff von Ceylon beym Sort anfam, und 60, ooo Pf. St. in Silber nebſt zo Rekruten für
‚die Garniſon landete So gering diefe Soldatenver⸗
ſtaͤrkung war, ſo wichtig war ihnen hingegen bas Gelb,
da ſich die Kaffe im Fort leer befand. Die franzöfifchen Truppen erfchienen den aten
Maͤrz abermals in der Nachbarſchaft des Forts St.
David, allein unter ber Anführung bes Parabis, den Dupleir die Offiziere überredet hatte zum Befehlsha⸗ ber anzunehmen. Die englifihe Befagung marfchirte
ihnen mit drey Feldſtuͤcken und einem Trupp Reiter
entgegen, um die Franzoſen zu hindern, uͤber den Fluß
Pannar zu gehen. Man kanonirte einander den gan
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ao Exrſtes Buch. J
ben war; es wurden Boote ausgeſchickt, die es in
n Brand ſteckten. Ob ſich gleich die ſtuͤrmiſche Jahreszeit näßerte, fo befchloß ber Admiral doch in der Nachbarfchaft des Forts St. David mit der Efcadre zu bleiben. ‚Die WMonſun fing an und dauerte zwar ohne Orkan fort, bennoch waren bie Stürme fo heftig, daß nur zwey Schiffe fähig waren hier auszuhalten, bey denen ſich ber Admiral in Perfon befand; Die übrigen fegeften nach der Bay von Teinconomaly in Ceyfon. Hieher ging Griin auch im December, um Holz und Waſſet einzunehmen, unb fam im Anfang des folgenden Jah⸗ res mit der ganjen Eſadre wieder zum Fort St. David
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3748 - - Major farorence fam im Januar aus England an, als Befehlshaber aller der oftindifchen Compagnie gehoͤrigen Truppen. Man hatte eben Nachricht era halten, daß Dupleir einen andern Verſuch auf Cube
dalore wagen wollte, worauf der Major alle Truppen
-" . zufammen: zog, und fie beym Fluß Pannar campiren | hieß. In dieſem Lager wurde eine gefährliche Ent⸗ deckung gemacht. Der. Befehlshaber der Sepoys
von Tellicheren, ein Mohr, hatte den Anfchlag ges
macht, mit allen feinen Leuten im nächften Treffen zu
den Franzoſen überzugehen, Ueberdem fanb man,
daß ein Indier, der ehemals Dolmetſcher der Enge länder in Madras geweſen war, mit Madame Dupleir
einen Briefwechſel in malabarifcher Sprache unterhielt»
die fie verfiand, Ale der. Gouverneur von Madras
nach Pondichery gebracht wurde, begleitete ihm dieſer Mann dahin, da denn Madame Dupleix Mittel fand,
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Erſtes Buch. 101
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zen Tag über, gegen Abend aber fanden bie Fran joſen
doch Mittel den Fluß zu paſſiren, da ſich denn die En⸗ glänber ins Fort zurück zogen. Ihr Berluft beftand in ı2 Todten,' und die Franzoſen hatten 22 verloren. Den folgenden Morgen, daman eben zum Angriff des Forts die noͤthigen Anftelten machte, warb man eine - Anzahl ſich nähernder Schiffe gewahr. Dieſes war die engliſche Eſcadre, die von Bengalen kam. Kaum erblickten die Franzoſen dieſe unermartete Erſcheinung, als fie fogleich wieder über den Fluß gingen, und mie
der arößen Eisfertigfeit nach Pordicherr uuruckmar-
Die Efadre wer in, Bengalen durch awey Pr England gefandte Schiffe verftärft worden, eins vow Ge und dag andre von 4a Känenen, und mit ihnen war der Admiral Grin. gefommen. Die englifge - Regierung: in Bengalen ſchickte mit ber Cfcabre 100 Europäer, bie man ans Land fezte, ſobald die Schiffe
Anker geroorfen hatten: Der Admiral landete felbft - -
mit 150 Seeſoldaten und soo Matrofen, und fandte die Schiffe auf die Hoͤher von Pondichery, um dort gt kreuzen. | Im Monat Innius langken neue Verſtaͤrkungen an; 100 Europäer, zoa Topaſſen und 100 Sepoys kamen von Bombay, und 400Sepoys von. Tellicheren, einem englifchen Etabliſſement auf ber Kuͤſte von Ma⸗ labar; endlich langten auch. ı 5a Sofdaten aus. Europe. an... Im September nahm: die Efeabre ihren Lauf nach Madras. Auf ihren Wege traf fie ben Neptun von so Kanonen an, eins von den vormals zuj la Bourdonnais gehärigen. Schiffen, das zuruͤck geblies ö ® 3 j
104 Erſtes Bug: *
naͤhern. Srün beſchloß daher erft mit einbrechenden , Nacht die Anker zu lichten, wern bee Landwind ſich einftellen würde; mittlerweile mußten alle Seeleute fih nad) ihren Schiffen verfügen, und alle übrigen. Vorkehrungen wurden gemacht. Die Franzoſen aͤn⸗ derten ihren Lauf und ſteuerten fübwärts, als ob fie nach Pondichery wollten. Nach Mitternacht ſezten ſich die Englaͤnder in Bewegung, und hofften bey an⸗ brechendem Tage den Yeind zu fehn, da fie aber nie= mand gewahr wurden, fo nahmen fie ihren fauf nach Madras, wo fie den folgenden Tag ankamen. "Der Vefehlshaber der franzäfifipen Efcabre war Bouvet, Gonverneur-der Inſel Bourbon, ein geſthick⸗ ter und erfahrner See⸗Offizier. Cr haste ſchen von ber Uebermacht ber Englänter Nachricht erhalten, da⸗ her er feine Bewegungen im Geficht bes Forts: St. Dauid fo einrichtete, daß die Engländer glauben: ſoll⸗ ten, er wollte fich den "folgenden Tag mit ihnen ſchla⸗ gen; kaum aber war die Nacht eingetreten, als eralle. - Segel benfezte, und nach Madras ſteuerte, wo er ben naͤchſten Morgen’den ı ıten Junius anlangte; - Hier landete eb unverzuͤglich 400 Seldaten und. 208, aon Pf. Silber, die: aus Frankreich für die Beduͤtfniſſe von Pondichery geſchickt worden waren. Dar er mm hiemit die Abſicht feinen Reiſe erfuͤllt hatte. fo ſegelte „er in Eil wieder nach der Inſel Mauritius zurück, ehe mh die englifche Eſcabre bey Madras anlangte: . - Dupleir wollte dis. Entfernung der Engländer vom Fort St. David: benußen, und einen neuen Ver⸗ ſuch machen, Cuddalore zu überrumpeln. Zu dieſem Endzweck ſchickte er goo Europäer und 1000 Sepore
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Erbe Buch. 102°
ihir zu gewinuen. Er verſprach ihr von allem, was am Fort St: David vorfallen wuͤrde, Nachricht zu ger ben; ein: Verſprechen, das er auch bisher fehr genau erfülte hatte. Dadie augenfcheinlichften Beweiſe die⸗ ſer Verraͤtherey vorhanden waren, ſo wurde er gehan⸗ gen... Der. Befehlshaber der Sepoys aber nebſt noch⸗ zehn andern · Offiziers feines Trupps wurden als Skla⸗ ven nach der Inſel: Helena gebracht, wo fie ſich unter einander ſelbſt umbrachten, um ihre Sklaverey an einem Orte: zu endigen, wo ſie nicht die geringfte Hoff⸗ nung hatten, je ihr Vaterland wieder zu ſehn.
Die vier franzoͤſiſchen Schiffe, die im Februar 1747 von Pondichery nach Goa ſegelten, verließen die malabariſche Kuͤſte im October und nahmen den Weg nach der Inſel Mauritius. Hier ſtießen drey andre zu ihnen, eins von 50 und zwey von 40 Ka⸗ nonen, die aus Frankreich kamen. Sie blieben im hieſigen Hafen bis zum April, und gingen ſodann nach Indien, wo fie den gten Junius im Geſicht vom Fort St. David erſchienen. Dieſe franzoͤſiſche Eſcadre beſtand nun aus ſieben großen und zwey kleinen Schif⸗ ſen; die Englaͤnder hingegen hatten drey Schiffe von 60, drey von 50, drey von 40, und eins von aa Kanonen. Alle biefe Schiffe lagen vor Anker un⸗ weit dem Fort; von einigen derfelben waren bie Steu« erruber abgenommen, und ber Admiral nebft 'vielen. Dffiziers und Seeſoldaten befand fih am Sande. |
Der Wind war den Franzoſan fo.günftig, daß
fie gerabe auf das Fort zu ſegeln konnten, dagegen bie Sage ber engliſchen Schiffe und der ihnen ganz mie : drige Windes unmoͤglich machte, fid) dem Feinde zu
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eine KriegsSchaluppe von 4 Raum, sine Mom- hardier· Galiotte, ein Brander, und ein Hoſpitalſchiff. Außer dieſen der National· Marine gehörigen Schiffen ' waren dabey noch viel andre vonder oſtindiſchen Com⸗ . pagnie mit Munition und regulären Truppen beladen,
. welche leztern ſi ſich auf 1400 Mann belieſen. Am Vorgebirge der guten Hoffnung ſtießen zu dieſer Flotte: noch ſechs der Hollaͤndiſch · oſtindiſchen Compagnie ge⸗
hboͤrige Schiffe, die auch 400 Seldaten am Beck.
hatten. Widrige Winde hielten fie hier his zum Seen °
May auf,. da.man denn nach der Inſel Mauritius:
ſegelte, die Boſcawen feiner. Inſtruction gemäß auf:
- dem Wege nad) der Küfte von Coromandel (nahen am
greifen ſollte. |
‚Die Dortugiehn entdecheen im Anfange ihrer Schiffahrt nach Indien dry Inſeln, die öfttich von Madagafcar zwiſchen dem ı oten und z.often Grad her "Breite lagen. Die.meftlichfte derſelben nannten: fie Maſcarenhas, die Frangofen aber, die ſie x2625 in: Defig nahmen, ‚gaben ihr den Namen Bourbon, uns: tgzx welchem fie jezt bekannt if, Die oͤſtliche Inſel nannten die Portugieſen Diego Reye, welcher Name unveraͤndert geblieben iſt. Die dritte, zwiſchen beiden > gelegen, wurde erſt von den Portugieſen Cerne, here’ nach von den Holländern Mauritius, und endlich von ben. Franzoſen, die im Anfange dieſes Johrhunderts Befig, davon nahmen, Isle de France genannt, , Alle - feefahrenbe Nationen nennen fie jedoch immer Mare. ritigg... Die Portugiefen fanden auf-biefen Infeln weder ienſchen no vietfuͤßige Thlere; ‚dagegen viel
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Eiſtes Buch. 205 ‘ie einen Ummeg nahmen, und »alifche Meilen davon an⸗ Nacht zur Ausfühe
.: hatte davon Mathricht ers
Al gegeben, den größten Theil .
tr Kanonen nad). dem Fort Er.
ı, weil er durch diefe Verfügung die,
„ben machen wollte, daß er dan Dre:
hielt. Kaum aber war es dunkel, ale’ .
00 Europäern verſtaͤrkte Garniſon nebft ale
‚nonen wieder nad) Cuddalore zurück’ geſchickt
„20, wobey man die nöfhigen Maaßregeln nahm, ' dem Feinde dieſen Ruͤckzug zu verbergen. Diefe
Kriegsliſt gelang nad) Wunſch. = | Um Mitternacht rückten die Franzoſen mit Sturm: leitern an; Baum aber hatten fie folche an -die Mau: ern gelegt, :als ein Kugelregen von allen Seiten auf fie herab ‚fiel, befonbers taten bie mic Kartaͤtſchen
geladenen Kanonen eine ſchreckliche Wirkung. Die⸗ fer. ſo anerwartete Widerſtand verurſachte unter den
Stuͤrmenden ein paniſches Schrecken. Die meiſten warfen ihre Waffen weg und lieſen davon, ohne einen ·
Schuß zu thun; ſie hielten ſich nicht eher ſicher, als bis fie in der Nähe von Pondichery angetange waren.” . : Dupfeir fuhr indeſſen fort mit großer Thaͤtigkeit Anſtaͤlten gi: machen, einer engliſchen Flotte zu wider ⸗
ſtehn, die man täglich mit dem Admiral Boſcawen
aus Europa erwartete, Diefe Flotte beftand aus ei«
nem: Schiffe von 74, eins von 64, zwey von dd,’
Avey von 50, und eins von 20 Kanonen, 'biegu kam W — i
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Schildkroͤten Hehegeyen Tauben, Sandy und eine erſtaunliche Menge Fiſche. | | |
Die Inſel Bourbon, die 60 ensfihe Meilen | (ang und 45 breit ift, hat feinen Hafen; nur Boote koͤnnen auf einer Seite landen; aud) hatfie keine Ebe⸗ nen, denn das ganze Erdreich beſteht aus einer Menge Huͤgel und ſteiler Berge, die durch ſchmale Thaͤles von einander abgeſondert find: Die Franzoſen be⸗ maͤchtigten ſich derſelben 1065, und da fie'den "Box den fruchtbar fanden, eultivirten fie ihn mit großem Fleiß. Das Eyland erzeugt jezt Weizen und groͤße tentheils alle Feld-und Gartenfruͤchte von Europa. und: Andien, Der vornehnfte Gegenſtand aber des land⸗ baus und des Handels ift die Euftur-des KRaffeebaumsı ‚ der aus Arabien hieher verpflanze wurde, und hier fo wohl gebieh, daß die Inſel jezt jährlich 2000 Ton⸗ nen Kaffeedohnen erzeugt. Die Beforgung der Fel⸗ der geſchieht durch die Kafferſtlaven, die man aus: Afrika und Madagaſcar hieher fehleppt. Die Franzo⸗ fen haben hier Stutereyen angelegt, desgleichen Bie⸗ nen, Schafe, Ziegen und. Schweine aufgezogen, im hinreichender Anzahl für Die Bebürfniffe der Cinwoh⸗ ner, ob fie gleich nicht zureichen Die Schiffe zu verfar«: gen. Diefe Vernachläßigung aber: ift aus der Leich⸗ tigkeit entftanden, womit alle diefe und. andre Provin fionen aus Madagafcar gezogen werben. Die Ans zahl der Einwohner beläuft fich jest auf 4000 Seelen, worunter sooo Mann fähig find bie Waffen zu tra⸗ gen. Die Eingebornen zeichnen fich beſonders durch ihre Statur, Gefundeit und Stärke aus, und. [ind!
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u Eſtes Buch. 109
ſo wird es doch gewiß wegen Verſchiedenheit des Cli⸗ ma ſehr ausarten. In den Gebirgen hat man Ei⸗ fenminen entdeckt, und da das Holz in großer Menge ben ber Hand ift, fo find bien Schmieden für Kano⸗ nenfugeln und Bomben angelegt worden. Schafe, Ziegen und Bienen werden mit großer Mühe erhale ten. Die Bienen fterben gewöhnlich im erften Jahre, wenn fie herfommen ; daher fie oft von Madagaſcar und andern Orten eingebracht werben. Die Einwoh⸗ ner haben fich hier fehr wenig durch Heurathen ver⸗ wehrt, die mehreften find geborne Sranzofen. Ihre
+ Rofferfilaven fterben häufig an den Blattern und an⸗ bern epibemifchen Krankheiten.
Die Inſel Diego Reys hat in ihrer größten Aus⸗ Dehnung 27 englifche Meilen, und ift voller Selfen. Die Franzofen halten hier ein Detaſchement Soldaten, — beren Befchäftigung ift, fuͤr die Einwohner von Mau -· ritius Schildkroͤten zu fangen, die hier vortreflich ſind.
Dies iſt der einzige Gebrauch, den man von dieſer Inſel macht. Die Reiſe von hier nach Mauritius geſchieht in zwey Tagen, und von dieſem legteri Eye. lande nach Bourbon in einem Tage; dagegen erfodert es wegen ber Winde beynahe einen Monat, von Bour⸗ bon nad) einer von beiden Inſeln zu fegen. Vom April bis zum October kann die Reife von Mauritius -. nad) der Küfte von Coromandel leicht ih vier Wochen
- gemacht werden. Da dieſe Inſeln fo fehr außerhalb der Straße liegen, fo fönnen hier Ausrüftungen gefche: hen und nach Indien gefande werden, ehe man davon das geringfte erfährt; daher follce die Wegnahme bes Hafens Mauritius jederzeit die erſte Operation der.
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u u Erme Buch.
Englaͤnder beym Ausbruche eines Kriege: mit Frank⸗ reich ſeyn. Der Beſitz von Mauritius würde wahre‘ ſcheinlich die freywillige Unterwerfung von Bourbon’ zur folge haben, oder doch wenigſtens dieſe den Fran⸗ zoſen ganz unnuͤtz machen. |
Die englifche Flotte brachte fuͤnfundzwanzig Tage quf ihrer Reife vom Vorgebirge der guten Hoffnung: nach der Inſel Mauritius zu. Es war den z3ften Junius, als ſie hier anlangte. Drey von den hol⸗ laͤndiſchen Schiffen waren durch Sturm von der Flotte abgekommer. Man entdeckte nur zwey Landungs⸗ plaͤtze, und dieſe waren mit Batterien verſehn; das übrige Ufer” gpurde u von Felſen und Brandungen ver⸗ theidigt.
Boſcawen ſchickte eine Kriegsſchaluppe zum Re⸗ cognoſciren aus, die ſich ganz nahe an ben Hafen here an wagte... Dex, befehlshabende Offizier berichtere nach feiner Zurückfunft, daß man aus acht am Ufer gepflanzten Batterien auf ihn gefeuert hätte, desglei⸗ chen aus den Forts am Eingange des Hafens, wofelbft dreyzehn Schiffe vor Anfer lägen, von welchen vier ausgerüftet. wären. Es murben nun fechs Schalup⸗ pen zum Sonbiren ausgeſchickt, die aber allenthalben die größten Schwierigfeiten für die großen Schiffe “fanden, fih dem Sande zu nähern. ‘Der Abmiral hielt Kriegsrath, wobey außer den Seeoffiziers auch) die vornehmften Sandoffiziers gegenwärdig waren, Es wurde befchloffen, ‚daß, da man die Staͤrke des Fein. des nicht kannte, drey bewaffnete Boote in der Nacht ausgeſandt werben ſollten, um, wo möglich, zu lan⸗ den und einen Menſchen am Ufer aufzufangen, von
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em man Kundſchaft einziehen koͤnnte. Man ver ſfuchte dieſes, allein vergebens. Den folgenden Tag
wurde abermals Kriegsrath gehaften, da denn die alle ‚gemeine Meynung war, daß ihre Macht zwar hinrei» hend fen, bie Inſel wegzunehmen, daß aber ber An» griff Zeit koſten, die Flotte ſchwaͤchen, und mahrfcheine tich verhindern würde, die Belagerung von Ponbicherg ” zu unternehmen, die doch eißenelich ber Hauptgegen« ftand ihrer Beſtimmung wäre. Der Schluß war, daß man ohne Verzug nach der Kuͤſte von Coroman⸗ bel ſegeln müßte, "damit bie Flotte noch vor ber Ver⸗ änderung der Monfun bort agiren koͤnnte. a Die Inſel waͤre ohne Zweifel erobert worden, wenn es die Zeit jugelaffen, und man feine wichtigern Unternehmungen vorgehabt haͤtte; denn die Beſatzung beſtand nur aus 5 00 Mann regulaͤren Truppen, 200 | europaͤiſchen Einwohneren, die eine Landmiliz aus machten, 1000 zu den Schiffen gehoͤrigen Matroſen, und 1500 Kafferſklaven, auf deren Dienfte und Zuneigung aber fid) die Franzoſen nicht ſehr verließen. |. Wenn es gleich der Wind in diefen Tagen unmöglich machte, gerade in den Hafen zu fegeln, fo bat nıan doch bemerft, daß er zu gewiſſen Zeiten vier oder fünf mal des Monats einige Stunden lang der Einfahrt vuͤnſtig iſt.
Die Flotte verließ die Inſel den 27ften Junius, und kam den 29ſten Julius beym Fort St. David an. Hier vereinigte ſich Boſcawen mit ber Eſcadre unter dem Abmirgi Grün, ber ihm das Commando über gab, und nach Europa zuruͤckkehrte. Dieſe Vexeini⸗ gung bildere bie größe Seemacht, die man von irgend
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112 Erſtes Buch,
einer europaͤiſchen Nation noch in Aſien verfammelt .. gefehen hatte. Eie beftanb aus mehr als 30 großem Schiffen, ven denen das geringfte von Soa Tonnen - war, und dreyzehn berfelben waren Sinienfchiffe. Die Engländer und ihre Freunde in Indien waren über dieſe furchtbare Macht vor Freuden außer fih, und äweifelten nicht, daß der Verluft von Madras jegt Burch die Eroberung von Pondichery gerächt werden würde Man hatte im Sort St. David ſchon ſolche Zubereitungen gemacht, daß Boſcawen ohne Verzug feine Operationen-anfangen konnte.
Die Armee fezte fich den gten Auguft i in Bewe⸗ gung. Die Eöniglichen Truppen beftanden in ı z00 Mann $andfoldaten, goo Eeefoldaten, die zu den Schiffen gehörten, und go Artilleriften; die Truppen der Compagnie aber in 750 Mann, worunter 300 Topaſſen waren, und 70 Artilleiften; hiezu famen noch a 20 Europäer, welche die Holländer aus Nega⸗ patnam zur Verſtaͤrkung ſchickten, unb auf den Schif⸗ fen befanden fi) 1000 Seeleute, bie in den Waffen geübt waren. Syn allem 3720 Europäer, 300 To⸗ - paflen und zooo Sepoys in Dienften der Compagnie, bie aber damals nicht beffer als die gemeinen Peons bifeipliniet waren. Der Nabob Anwars odean wurde kaum diefen Flor der Engländer gewahr, als er wies der auf ihre Seite überging, und 2000 Mann Reis terey als Häffstruppen verfprach, von denen fich aber nur 300 einfanden, ba man fie nicht mehr brauchte, . Das grobe Gefhüg und die ſchwere Bagage wurde. alles auf die Schiffe geladen, Die voraus gingen, und jwey engliſche Meilen von Pondicherp Anker warfen.
' | Erſtes Buch 113
Die Agenten der Compagnie i im Fort St. Davib Gatten nicht die nöthigen Erkundigungen eingezogen, um bes Admirals Operationen zu beflimmen; benn
ha fich Die Armee dem Fort Arjancopang näherte, war. njemanb vorhanden, der eine genaue Belcdjreibung
von bam Orte machen Eonnte ; indeſſen wurde ‚Doch befchloffen,, ihn wegzunehmen, ehe man weiter vor⸗ ruͤckte. Ein abgeſchickter ingenieur, der ſich doch sicht nahe genug wagte, brachte die Nachricht, daß er blos eine Verſchanzung wahrgenommen habe, und
ihm der Platz gar nicht feſt ſchiene. Dieſes beſtaͤ⸗
tigte ein Ueberlaͤufer, der auch anzeigte, daß bie ‘Ber
ſatzung nur aus 100 Sepoys beſtaͤnde, worauf dee
Admiral beſchloß, das Fort zu ſtuͤrmen. Mit Tas
gsanbruch marſchirten zog Mann darauf los, fan⸗ den aber, Daß bie vermeynte Verſchanzung nichts als
ein Schutthaufen, das Fort ſelbſt aber ſehr regelmaͤßig
befeſtigt war. Anſtatt 100 Sepoys wurde es von
aqo Europaͤern und 300 Sepoys vertheidigt. Die unbeſorgten Englaͤnder wurden mit einem ſtarken Kate ‚tätfchenfeuer empfangen; ‚wollten aber dennoch niche zuruͤck weichen, bis 150 Mann theils getöbtet, theils verwundet waren. Unter ben erftern war auch; der
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Major Goodere, der erfahrenſte Offizier von / den fie
niglirhen Truppen.
Diefer Unfall ſchlug den Muth der Engländer ‚nicht wenig danieder „ bennod) wurde befchloffen‘, bie Hoffnung. zur Einnahme: des Orts nicht aufzugeben. Man ließ einen Trupp difeiplinirter Matrofen mit acht ſchweren Kanonen von ben Schiffen fommen. Die
Franzoſen, die den Vortheil Fannten in dieſer Jahres⸗ $ |
Erſter Band,
4 Erſtes Buch. zeit Zeit zu gewinnen, nahmen fich vor, das Fort ſo lange als möglich zu vertheidigen. Es wurden alich - außerhalb demfelben Batterien errichtet, - Die Eng⸗ laͤnder thaten .ein gleiches; ‘man verſchoß von beiden Seiten ai Pulver, ohne fid) einander Schaden zu thun. Sechzig Mann franzöfifche Caballerie, vor ‚ber Infanterie unterſtuͤtzt, harten die Kuͤhnheit, frech) den Berfchanzungen zu nähern, wo bie Matrofen po⸗ ſtirt waren, die beym Anbli der Feinde die Flucht ‚ ergriffen und das paniſche Schrecken aud) den reguld« ren Truppen-mittheilten. Die Franzofen verfolgten bie. Flüchtlinge bis zu den großen Batterien, Bi Reuer fie aber bald noͤthigte ſich zurück zu ziehn. 9 jor_$angrence,; Der füch beym Angriff in der —*5 1 zung befand, hielt es für ſchaͤndlich zu fliehen, und wurde nebſt einigen Offiziers gefangen gertommen, und nad) Ariancopeng gebracht.
An eben dieſem Tage flog ein Pusermagagin i im Sort in die Luft, wobey an 100 Mann getoͤdtet oder verwundet wurden. Dieſes Ungluͤck ſezte die uͤbrige Befagung i in ſolches Schrecken, daß fie wenig Stun⸗ den nachher Feuer in die Minen legte, die fich unter den Feſtungswerken befanden „ſie groͤßtentheils im die Luſt ſprengte, und ſodann eilfertig nach Pondicherh marſchirte.Die Ruinen wurden fogfeich' von den _ Englaͤndern in Beſitz genoinmen, bie Hier fünf Tage verweilten, und bas Fort wieder: ausbefferten; denn ‚man beichloß, . es befezt zu halten, damit während der
Belagerung von Pondichern die Zufuhren zur Armee ‚nicht beſchwerlich oemacht werden möchten.
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Erſtes Buch. 115 Die Lage von Pendichery war 70 Ellen vom
Seeufer. Der Umfang ber Stadt innerhalb den Mau⸗
ern war etwas uͤber eine engliſche Meile von Norden nach Süden, und 1100 engliſche Ellen von Oſten nad Weſten. Nach der Landſeite zu mar fie mit,
Mällen und Mauerh umgeben, und von eilf Baſtio⸗
nen vertheidigt; zwey andre lagen am Seeufer, und
alle dieſe Werke umzingelte ein Graben. Außerbem _ waren noch an der Oftfeite Tarterien für 100 Kano⸗
nen angelegt, um bie große Landſtraße zu commandi⸗ ven, und innerhalb der Stadt war ein kleines Citadell. Der größte. Theil des Bebens rund um Pondichery war mit. einer Hecke von großen Aloebäumen, und andern dornichten dem Sande eignen Pflanzen umzäunt, bie, mit einer Menge von Cocusnuß⸗ und Palmbaͤu⸗ men vermiſcht, der Infanterie eine aͤußerſt ſchwere Paſſage verurſachten, der Cavallerie aber, ganz undurch⸗ dringlich waren. Dieſe Hecke fing vom Seeufer an, und erſtreckte ſich in einen halben Zirkel fechstehalb Meilen weit. Fuͤnf Landſtraßen fuͤhrten zur Stadt, und jede derſelben war durch eine wohlbeſezte Redoute gedeckt. | | Die engliſche Atme brach den z6ften Auguſt von Ariancopang auf, und näherte ſich der Stadt bis auf zwey Meilen, Von bieraus wurde ein Detaſchement abgeſchickt, eine der Straßenredouten wegzunehmen, Die Sranzefen verließen fie, ohne Widerftand zu thun,
»bgleich fie fo beiehaffen war, daß die Engländer nur:
durch) viel Blut in den Befig berfelben hätten kom⸗
men föhnen, wenn‘ fie verteidigt worden wäre; zu
gleicher Zeis wurden auch alle andre Straßenredou⸗ | | ‚Ra |
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6 Eeſtes Buch
ten geräumt; ‚ und die Soldaten zogen f ich nach der Stadt zuruͤck.
Die Laufgraͤben wurden in der Nacht dom zoſten Auguſt in einer Entfernung von 1500 engliſchen Ellen von den Mauern eröfnet; eine Weite, die von ber Unwiſſenheit ver englifchen Ingenieurs unleugbare Be- weife gab. Diefen groben Fehler zu verbeffern; wurde bey heflem Tage eine andre Linie 100 Ellen näher aufgevorfen. Gegen Mittag geſchah ein Aus⸗ fall von soo Franzofen und 700 Sepoys, unter An« führung des Parabis. Beide Trendheen wurden zus gleich angegriffen, aber fruchtlos. Die Franzoſen Yerloren 100 Mann und fieben Offiziers, worunter auch der Befehlshaber Paradis war. Der nachher
fo beruͤhmt gervorbne Clive war damals Faͤhndrich, und befand fich in dem vorderfien Saufgraben,, wo er fich durch feinen Much fehr auszeichnete, und die er⸗ ſten Proben jener friegerifchen Talente gab, die ihm in der Folge, felbft in. Europa unter Deutſchlands ; großen‘ Seldherren, einen erhabenen Rang gegeben ha⸗ : ben würden, wenn er Heere in unferm Welttheile com⸗ mandirt haͤtte. Die Arbeit in den Laufgraͤben ging ſchlecht v von ſtatten, da es den Offiziers ganz an Erfahrung dieſer Art ſehlte. Zwey Batterien, jede von drey Kanonen, wurden 1200 Ellen von der Stadt errichtet, um kuͤnf⸗ - tige Ausfaͤlle abzuhalten. Die Bombardiergaliotte warf von der Seeſeite Tag und Nacht Bomben auf die Citadelle, die Franzoſen antworteten, und wußten ſie ſo genau zu treffen, daß ihr Stern zertruͤmmert wurde. Dieſer Unfall verurſachte, daß ſie ſich bey
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| Erſtes Buch 2191 Tage zurüd 309 und nur des Nachts bombardirte. Die Ausfälle dauerten fort, beſonders war man aufs merkſam, bie Convoys zu beunruhigen, die von den Schiffen ins Lager kamen. Eines Tages wurbe eine ſolche Conwoy gefthlagen, und given große Kanonen weggenommen. . Man fchicktefogleich andre Truppen ‚ab, um fie wieder zuerobern; fie kamen aber zu ſpaͤt,
denn die Beute war ſchon in: Sicherheit gebracht, . .Endlich wurden die Saufgräben mit unfäglicher Mühe bis auf geo Ellen von ben Mauern aufgeführt, da man es denn’ wegen eines. großen Moraſtes unmoͤg⸗ lichand näher vorzuruͤcken. Das Feuer war ſehr ſtark auf beiden Seiten. Die Englaͤnder hatten durch⸗ gehends Kanonen von ı8 bis 24 Pfund, und 35 große "und kleine Mörfer. Die Franzofen aber errichteten beſtaͤndig neue ‘Batterien, und arbeiteten mit ſolchem Fleiß, daß ihr Feuer doppelt fo ſtark als das der Be⸗ lagerer wurde. Dieſer Umſtand bewog den Amiral,
den Kergeſchiffen zu befehlein, ſich ber Gtabt zu na.
hern und fie zu befchießen. Mit Anbruch des Tages ſahe man. die Schiffe in einer Linie ungefaͤhr 1000 Ellen von ben Mauern liegen, weil das niedrige Waſ⸗ ‚fer: ihnen nicht erlaubte naͤher zu kemmen. Die Ka: nonade war unaufhoͤrlich, dem Anfchein'nach ſchreck⸗ lich, allein der Wirkung nad) unbedeutend, ba bie Entfornung ju groß und bie See in Bewegung war. Anfangs zogen bie Franzoſen einen großen Theil ihrer . Arxillerie von der Sandfelte weg, um bamit die Schiffe gu beſchießen; da fie aber gewahr wurden, daß man hier von beiden. Theiſen einander nicht beykommen fonnte, ſo heachten fie ige Geſchũtz wider zueäct, uud
ihr Feuer auf ber Landſeite wurde fo lebhaft als zu⸗
vor. Die Kanonade von ben Schiffen dauerte bis in die Macht, da denn der Admiral, unmillig mehr Mu«
nition ohne alle Bortheile zu verſchwenden, ihnen Be« fehl zuſchickte ſich zurück zu ziehn; der Wind, der von der Geefeite wehete ‚ verhinderte jeboch dieſe Abſicht.
Sicee konnten alfo nicht ihre Stafionen verfaffen, und
fingen daher den folgenden Morgen ihre Kanonade
wieder an, bis gegen Mittag ſich der Wind änderte,
und Die Entſernung vom Ufer gefehah, n raff ben beide Theile zu feuern aufhoͤrten. ‘Die Store hatte nur zwey Todte, einer derfelben war Befehlshaber eis
‚nes Kriegsſchiffs. Mac) dem Bericht der Franzofen hatte das große euer von den Schiffen in zwey Tür - gen feinen anbern Schabden gethan, als ein altes ma=
labariſches Weib zu toͤdten. | Das Feuer der Sanbbatterien dauerte drey Tage
Sänger, jeboch ohne große Wirfung, Das Sagen war voller Kranken, und das boͤſe Wetter war fruͤher ‚ala gewoͤhnlich eingefallen Es wurde daher den
zoften September Kriegsrath gehalten, da man denn in Erwägung zog, daß der Regen, dev gewoͤhnlich das ganze Sand uͤberſchwemmt, in kurzem die Fortſchaf⸗ fung der Kanpnen und her ſchweren Bagage unmdg« lid) machen wuͤrde, und. daß auch bie Schiffe durch bie anhaltenden Stürme wieder won der Kuͤſte weg
Betrieben werden dürften; in dieſer Ruͤckſicht wurbo einmuͤthig bie ſchleunige Aufhebung ber Delogerumg befhleflen *
ehe Buch⸗ 118
Man brachte fuͤnf. Tage’ zu, bie Batterien au yeftdcen, und die Kanonen, Bagage und Matrofen einzufchiffen. Den Sten’Dectober zogen fich bie Trup« pen noch dem Sort St. David zurüc, und zwar mit vieler Muͤhe ‚ weil bie Wege durch den Regen ſchon uͤberaus fehlimm geworben waren. Bey Ariancopang machten fie Halt, um das Fort in bie Luft zu ſpren⸗ gen. . Die Belagerung hatte den Engländern, mit In⸗ begriff der durch Kranfheit aufgeriebenen, 799 Sol - daten und 265 Sesleute gefoftet, zufanımen 1064 . ‚Europäer ; ſehr wenig Sepoys waren babey umgekom⸗ men, teils weil man fich ihrer blos zur Bewachung bes Lagers bedient hatte, theils auch weil fie bey Anz
näherung der Gefahr immer davon liefen. Diefrane .
zoͤſiſche Befogung beſtand aus. 1800 Eurspäern, und - 3000 Sepoys; ihr Verluſt war; zo Yon den erſtern
und go von ben legten.
Verſchiedene Urſachen vereinigten fh, bieſe große Unternehmung fruchtlos u machen, unter. welchen dix ſpaͤte Ankunft der Flotte und der fruͤhe Ausbruch des Regens die vornehmſten waren. Die Eroberung des Forts Ariancopang war eben nicht noͤthig, weil man Die ſchwache Befagung beffelben während der Belage⸗ rung von Pondichery leicht hätte im Zaunv halten koͤn⸗ nen; fo aber koſtete dieſes fleine Fort den Englaͤndern 150 Mann nebft den zwey erfahrenften Offiziers, machte die übrigen muthlos, und hemmte Die Pros greffen der Armee achtzehn Tage fang. Ferner der Admiral Bofcawen, der nichts vom Sonhdienft ver⸗ ftand, mußte feiner Inſtruction gemäß die Meynuns gen ber Ingenieurs Pe deren grobe Unwiſſew 4
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130: eEnmes Buße heit alles übrige kroͤnte. Der Much, die hatigkeit, und die großen Seetalente des Admirals waren hier ganz unnuͤtz, da ber Mangel in andern Kenntniſſen ihn zur Fuͤhrung einer Belagerung untauglich machte, Ueberhaupt haben die Engländer in dieſem Jahrhun⸗ dert keine unternommen, die ihnen ſo wenig Epre macht, als diefevon Pondichery. |
Die Sranzofen farigen das Te Deum und ſtellten ſo viel Freudensbezeugungen an, als ob ſie aus dem groͤßten Ungluͤck errettet worden waͤren. Dupleix ſchickte Briefe an alle Fuͤrſten von Coromandel, ja ſelbſt an den Großen⸗Mogul, um ihnen Nachricht zu ‚geben, daß er den fuͤrchterlichſten Angriff abgeſchla⸗ gen haͤtte, der je in Indien gemacht worden waͤre. Er empfing dagegen von ihnen die hoͤchſten Lobeser⸗ hebungen, ſowohl in Anſehung ſeiner eignen Tapfer⸗ keit, als über den militaͤriſchen Charakter feiner Na tion, ber nunmehr durch ganz Indoſtan weit über ben . erglifchen erhaben geachtet wurde.
Zwettes Bud.
obald die Belagerung von Pondichery aufgeho⸗ 1749
ben war, verließ die engliſche Flotte die Küfte . von Coromandel, um ber Monfun auszuweichen ; fünf . Schiffe gingen nach Achin, und die.übrigen. hach Trin⸗ eonomaly; ber Admiral ſelbſt aber biieb-mit den Land⸗ truppen im ort St David. - . Im November fam die Nachricht aus Europa, daß zwiſchen Großbritan⸗ nien und Frankreich win Waffenftillftand bis zum fol« , ‚genden April gemachemorben fen, dennoch erhielt Bofe : sera den Befehl, in Indien bis zum völligen Frie⸗ ‚ densfchluß zu bleiben. . Die englifche Flotte kam im . Januar 1749 nach dem Fort St. David zurüd, auch : Bouvet langte zu eben ber Zeit mit feiner Efeabre von Mauritius wieder zu Mabras an, wo er eine große Bumme.Geldes und 200 Soldaten ausfihiffte. .Das Schwert war nun in bie Scheide geſteckt, und es hing jezt blos von .den Agenten ber beiden : Banbelscompagnien ab, ihre frieblichen Gefchäfte ru⸗ “ sig: wieder vorzunehmen; allein ber Krieg hatte von beiden Nationen voeit mehr eutropäifche Truppen nach Indien gebracht, als hier je verfanmelt geweſen wa ⸗ ren. Es ſchien daher unmoͤglich zu ſeyn, daß eine ‚fo größe Anzahl in Bewegung geſezter Krieger auf. . einmal ſich in Ruhe begeben follte; da fie alfo nicht
länger wider einander fechten konnten, fo befchlofen ’
„Be, fh in die Srriigteen der indiſchen Fürften zu
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. sIa2 Zweites Buch. |
mifchen; und zwar die Engländer mit großer Behut⸗ famfeit, Die Franzoſen voll ehrgeiziger Entwürfe, Ein unglüclicher Fuͤrſt, der fieben Jahre zuvor ben Thron von Tanjore verloren hatte, Fam zum Forg St. David, und erfuchte die Engländer um Beyſtand,
; + ‚feine Krone wieder zu erlangen, wobey er behauptete,
daß, wenn er, nur von wenigen Truppen unterftüßr,
fein Königreich wieder betreten follte, viele tauſend
- fogfeich ihn für ihren Beherrſcher erkennen wuͤrden.
Die Erbfolge der Fuͤrſten von feiner Familie war fo
verworren gewefen, daß es ſchwer war zu entfcheiben, : wern die Krone rechtmäßig gehärte. .
Im Jahre 630 wurde der König von Tanjore- von dem Könige von Tritchinapoly angegriffen und
faſt überwältige, er ſahe ſich Daher gezwungen die . Mavatten zu Hilfe zu rufen. Der berühmte Sevagy,
ber damals alle marattifchen Voͤlkerſchaften beherrfchte,
: fchichte feinen ‘Bruder ab mit einem großen Heer, das
dem König von Tanjore bald alle Furcht vor ſeinem Feinde benahm, dagegen eine viel größere vor feinem Bundsgenoſſen erzeugte; benn biefe machten folche
_ Rechnungen von ihren Kriegskoſten, daß alle Reich⸗ thuͤmer des Königreichs nicht binveichend geweſen ſeyn
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: würden, ihr Verlangen zu befriedigen. -" Unter dem - Vorwand. alfo dieſe Summe zu ſammeln, nahmen fie von der Megierung Beſitz, und bald hernach erflärte _ . fish Der Bruder des Sevagh zum Koͤnig von Tanjere, -
Er regierte ſechs Jahr, und hinterließ drey Söhne; ber ältefte Sevagy folgte ihm, Diefem der zweite Sohn Serbogy, und endfic) der dritte Tuccogh. Kin jeder
dieſer drey Drüber hatte Kinder; nach dren unregele
Zweites Buch. 393
mäßigen Ehronbefteltungen, die unter biefen Besten in weniger denn fiehen Jahren vorfielen, murbe Sau⸗ john, ber jezige Fluͤchtling, verjagt,. und fein Bruder, . Pyatop-fing, auf den Thron geſezt. Diefes war mit Zuftimmung der Bornehinften ıbes Königreichs ge- ſchehn, dis durch die üble Regierung des Saujohn.viel gelitten hatten. Die Engländer waren nicht befugt, ſich dieſes Fuͤrſten anzunehmen. Sein Anerbieten aber, der engliſchen oftindiſchen Compagnie im Koͤ⸗ nigreiche Tanjore große Beſitzungen einzuraͤumen, die + günftigen Nachrichten, welche die. Dolmetſcher von ‘ihm gaben, unb der zu fehr übereilte Glaube an die "Erzählung feines Ungluͤcks, alles dieſes verurfachte, daß die Englaͤnder fich fo viel Ehre als andre Vertheile von ihren Bemuͤhangen verfprachen, ihn wieder auf - dei: Thron zu.feßen, Man Eam:überein, daß Sau job», wenn die Unternehmung glückte, der. Compag⸗ nie das Fort Devi⸗Cotah nebft den Dazu gehörigen Laͤn⸗ dereyen abtreten, und überbem alle Kriegskoſten be⸗ | "zahlen füllte, | "Das Königreich Taujore if 70 anglifche Meilen lang und 60 breit. Der Fluß Coleroon begränzt es nach) Norden, und bag Koͤnigreich Tritchingpoly und Tondimansland nach Werften; nach Süden und Often aber mache theils das Meer, theils das Sand Mora⸗ “ war bie Graͤnze. Die Hauprftabt heißt auch Tanjore, und liegt 20 Meilen von Tritchinapoly. | Die englifchen Truppen, Die man zur Eroberung | von Tanjore beftimmte, beſtanden in 430 Europaͤern und 1000 Sepeys, denen man vier Feldſtuͤcke und ” vier kleine Moͤrſer mitgab. Die ſchweren Kanonen
124 Zweites Buch. aaber und die Mundbeduͤrfniſſe wurden auf vier Schiffe geladen, von denen zwey Linienſchiffe waren. Das Corps verließ in Begleitung des Saujohy das Fort ESt. David gegen Ende bes Maͤrz, und lagerte ſich ‘den. ı3ten April an bem Ufer des Fluſſes Val⸗ aru. . Sn ber Macht eben biefes-Tages veränderte ſich die nordliche Monſun, und die ſuͤdliche ſing mit einem :Orfan.an, der fo wuͤtete, ba in menig Stunden alle Zelter bes englifchen Lagers in Fetzen zerriffen waren ; ‘viele von ben Zugechfen und. Pferben kamen babey ums $eben, und bie ganze Munition war fo ſſeht ver⸗ dorben, daß die Engländer gezwungen wurden, nach Portonovo zu marſchiren, um ſich wieder in nothigen Stand zu ſetzen. Hier hoͤrten ſie, daß der Orkan que See noch weit groͤßern Schaden gethan hätte, - Swen von den großen Sompagniefchiffen waren —*
Fort St. David geſtrandet; das Hoſpitalſchiff, ber Apollo, war mit allen barauf befinblichen Menſchen zu Grunde gegangen; ein gleiches Schickſal hatte der Pembrofe, ein Schiff von Go Kanonen, gehabt, von : weichen fich num fechs Mann retten konnten; ja ſelbſt ‘das Admiralſchiff, Namur, von 74 Kanonen wurde mit 750 Mann von den Wellen verfchlungen. . Bey bieſem erſchrecklichen Ungläd war es noch.ein Glück, daß die meiften von ben anbern Schiffen ſich an entie- ı genen Teilen ber Küfte befanden, wohin ber. Drken ſich nicht erſtreckte. Nachdem bie Truppen ihren Schaden i in Porlo⸗ novo ausgebeſſert hatten, nahmen ſie ihren Merfih nach dem Fluſſe Colervon zu, wo ſie ſich lagerten und ver⸗ ſchanzten. Der Befehlshaber, Capitain Cape, ne
Zweites Buch. Zu :' 25 entſchloſſen, bevor er weiter ginge, hier Erfunbigung. ‘von den Angelegenheiten’des feindlichen Landes einzu⸗
ziehen. : Die Nachrichten, bie er hier erhielt, waren ganz anders, als wie er erwartet hatte. Keine Per« fonen von einigem Range waren. bereit ſich fuͤr Sau⸗ johy zu erklaͤren, auch feine Soldaten zeigten ſich; dagegen aber fahe man viele dem König von Tanjore gehörigen Truppen in Bewegung, bie entfchloffen ſchie⸗ nen, den Uebergang über den Fluß flreitig zu machen... - Diefe unerwartete Sage, und. die gänzliche Unkunde bes feindlichen Sanbes bewog den Eapitain Eope hier: Halt zu machen, und Verſtaͤrkung vom Fort St.
Dabvid zu begehren. Erhielt 100 Europäer und
goo Sepoys. Nunmehr ging erüber den Fluß, den man burthwaben fonnte, ob er gleich eine Welle breit:
war; der Feind that dabey nur geringen Widerſtand.
Die Schwierigfeiten aber vermehrten ſich, fo wie man
vorruͤckte. Der Weg führtedurch einen dicken Wald;
‘ in weichem füch die Feinde verborgen hatten, und aus dem Gebuͤſche einen Pfeil-und Kugelregen auf fie fal- ken ließen‘, während daß große Trupps Reiterey und- Fußßvolk ſich im Ruͤcken und in den Flanken zeigten,
Da dies bie erſte Erpedition ber Engländer gegen ein indifches Heer war, wurden bie Soldaten von nicht geringer Furcht befallen, weil fie die Menge Feinde ; mit ihren geringen Anzahl verglichen. . Die Artilleri« : Ken aber verforen den Muth nicht, fondern, hielten | Buch ihr lebhaſtes Feuer den Feind in der Entfernung, } wodurch denn die Entfchloffenheit der englifchen Sol. daten wieder hergeſtellt wurde. Dennoch aber fand *X man für rathſam fich zuruͤck iu ziehn. Es wurde
N
126: Zweites Buch. Kriegsrath gehalten, vim gu berathſchlagen, ob man vorruͤcken ober warten ſollte; bevor man aber noch
zum Schluß kam, langte ein vom Admiral abgeſchick⸗
ter Offizier mit dem ausdruͤcklichen Befehl an, den
Marſch fortzuſetzen, und das Fort Devi⸗ Cotah an⸗
zugreifen. In dieſem Zwiſchenraume hatten einige Soldaten einen andern Weg entdeckt, der durch eine offnere Gegend als die vorige führte, und wo die Trup⸗ nen nicht umringe werden konnten. Diefer neue Weg, ben das Corps nunmehr nahm, war deſſen Nettung ; denn man erfuhr nachher, daß die Tanjoreh ihnen an fo vielen Orten Hinterhalte gelegt hatten, daß ihr Un⸗ tergang gewiß gewefen wäre. Epaͤt des Abends lang⸗ ten fie unweit Devi⸗Cotah an, konnten aber nichts von den hier liegenden Schiffen erfahren, meil niemand. aus dem Sande fich ihnen zu nähern wagte Dice,
- Waldungen verbeeften die Schiffe, die nur. vier enge.
lifche Meilen vom Sager vor Anfer lagen . :
Die Engländer, die ſich auf die Schiffe verließen, baten nur auf drey Tage Sebensmittel mitgenommen; und konnten wegen Menge ber Feinde Feine Detaſche⸗ ments ausfenden, um die nörhigften Bebürfriffe an⸗
zuſchaffen; - auch, hatten fie feine fehweren Kanonen | |
zum Angriff des Forts. In diefer Sage blieb ihnen, nichts übrig, - als es zu ſtuͤrmen; bie Wälle aber wa⸗
son Ju hoch, um leicht erftiegen zu toerden: Man
befchloß der Beſatzung wenigftens Furcht einzujagen, und den Ort mit Haubigen zu beſchießen. Das Feuer. dauerte die Mache dureh bis zum Morgen, ba denn:
alle Haubißgranaten verfihoffen waren, - ohne dem
Sort den geringften Echaden-zugefügt, ober Die Gare
,
Zweites Buch. u br
niſon in Schrecken geſezt zu haben, Nunmeht dachee man auf den Ruͤckzug.
Dieſer geſchah quf dem naͤmlichen Wege ‚ ben’
man gekommen war. “Gleich zu. Anfang lag ein Wald, _ den der Feind befezt, ja fogar Kanonen dahin gebracht
hatte. Das Gebüfch erſtreckte fich bisarı einen Strom, „den die Engländer zur Zeit der Ebbe paflirt waren,
den man aber nicht gehörig unterfirht hatte, um defe |
fen Tiefe zur BSlutdzeit zu beurtheilen. Jezt war’ das game: Flußbette vol Waſſer, und der Strom reißend. Die Coolies, bie mit der Bagage beladen waren, marſchirten voraus; kaum aber hatten fie Das
. Ufer erreicht, : als man fie aus dem Gebüfche ſehr leb⸗
haft begruͤßte. Dieſe Menſchen, die fo wie alle nie⸗
dern Caſten der Indier ſehr furchtſam find, ſtuͤrzten
ſich in den Strom, der ſieben bis acht Fuß tief" war, und da fie in der äußerften Verwirrung auf einander fiefen; verloren fie die noͤthige Staͤrke ſich zu retten, daher in weniger als einer Viertelſtunde 400 dieſer Ungluͤcklichen ertrunfen waren. Die Truppen mach⸗
ten hierauf Halt, und erwarteten bie Ebbe, ba fie -
“denn gluͤcklich heruͤber Eamen, ihren Miarfch fortfegten, und enblid) im Sort St, David anfangten.
Diefer Verſuch hatte nun jedermann überzeugt,
"daß Saujchy unter feinen Landsleuten keine Anhaͤn⸗ ger habe. Dem ungeachtet über beſchloß bie engli⸗
ſche indiſche Regierung, den Krieg fortzuſetzen, nicht |
ſowohl dem Saujohy durchaits wieder auf den Thron zu helfen, als vielmehr um den lecken abzumafchen, vor den Waffen eines Indifchen Fuͤrſten fich zurück gen
‚sogen gu haben, und in ber Hoffnung Beſthangen I au
a}
228 Areites Buch.
erlangen, die ſie fuͤr die bereits ſdewendeen Keſten ſchadios halten koͤnnten. Das Fort Devi⸗ Cecah liegt in einer ſehr bevoͤlkerten Gegend, die mit viel tinnenmanufakturen angefuͤllt iſt, von der Art, wie fie zum Handel der Compagnie dienlich find, und überdem iſt das benachbarte Land der fruchtbarſte Theil
an ber ganzen Küfte von Coromandel. Man findet:
an biefer Küfte von Mafulipatnam. an bis zum Vor⸗ gebirge Comorin feinen einzigen Hafen, ber im Stande it ein Schiff von 300 Tenuen einzunehmen, weichen: _ Mangel denn die Schiffahrt zu gewiflen Jahreszeiten großer Gefahr ausſezt. Die Mündung des Fluſſes Coleroon bey Devi- Eotah ift zwar zum Theil mit . Sand. verftopft, dennoch aber iſt der Canal tief genug, um die größten Schiffe zu beherbergen; wenigſtens hoffe man durch Mühe und Koften es dahin zu brin⸗ gen. Wenn diefes gefchehen follte, ſo wuͤrde Die eu⸗ ropaͤiſche Nation, die ausfchließend dieſen Hafen ber -füße, die größten Vortheile dadurch erlangen. ' Es wutde Daher befchloffen, alles zur Eroberung von Dex vi⸗ Cotah anzuwenden. Die Truppen der Compagnie beſtanden jezt ü in 8oo Europaͤern und 1500 Sepoys, die alle unter dem Commando des Major Sarorence zu dieſer Expe⸗ dition gebraucht. werden follten. Da der Marfih zu Sande fo viel Schwierigfeiten gezeigt hatte, fo beſchloß mar, das Corps zur See nad) Devi⸗Cotah zu führen, Die Europaͤer nebft den Kanonen und der Bagage wurden auf fechs großen Schiffen eingeſchifft, Die Se poys aber auf langen Fahrzeugen, deren fich, Die ‘Ber - von der Küfte von Coromandel zu ihrem Handel
-
BZweites Sul, | "229 bebenen. Man trafen: der Landung die Armee des Koͤnigs von Tanjore unter ben Mauern des Forttz gelagert. Es wurde ſogleich von der andern Seite des Fluſſes beſchoſſen, und in Prey Tagen fahe man eite-geoße Breſche. Die Feinde beantworteten Das
\
‚der auszufüllen, - fonbern wandten alle ihre Bemuͤhun ⸗
gen an, Verſchanzungen zu errichten, um das Sort
wit dem Fluſſt Coleroon zuſammen zu hängen, +
‘ Der Uebergang der Truppen über den Fluß mar gefährlich, formchl wegen bes veißenden Stroms, als wegen ber vielen Feinde, Die in den Sebüfhen am
Ufer verbeft.lagen. Ein engliſcher Schiffs zimmen⸗
mann; Namens More, erfanb: eine Platform, bie 200 Mann tragen konnte. Dieſe wurde in den Fluß geworfen, und gegen den Strom gezogen: Nun war noch nöchig, ein Seil auf der andern Seite bes: Ufers zu.befeftigen; biefes ſchien aber wegen der dort gela⸗ gerten Feinde kaum möglich zu fen. Eben dieſer brave Schiffs zimmermann unterzog ſich auch dieſer gefäßetichen Unternefmung, befeftigte ſich das Seil um den $eib, und ſchwam damit in einer dunkeln Nacht Berüber, wo er es denn an einen großen Baum band,
ganz nahe bey den feinbticpen Borpoflen, die es nicht
gewahr wurden.
Den folgenden Tag dingen bie Truppen inie ib
ten Kanonen‘ vermittelft dieſer Art von fliegender
Bruͤcke uͤber den Fluß, zum großen Erſtaunen der
Tanjoren, bie nie. dergleichen geſehn hatten dennoch
machten ſie ein groß?s Feuer, fo Daß 30 Europäer und 36 Sepoys getödtet wurden, . bevor. alle landen. fonn«. Erſter Band. J
20. : wäh Bf, ,
n
ten; ſodann zogen- fie ſich ins Fort zuruͤck. Majes
awrence befchloß die neulich gemachte Breſche ohne
Verzug zu ſtuͤrmen. Der Sieutenant Clive erbor ſich
| zu diefäm gefährlichen Commando, das ihm auch bes
willigt wurde. Man beftinmte dazu. 34 Suropden und. 700 Sepoys, bie von allen übrigen Truppen una terſtuͤtzt werben follten. ... Clive ging mit ben- Europäs den muthig voran; die Sepoys aber, anftart angefchlofe fen zu folgen, blieben zuruͤck, um erft alle ihre Haufen
aufammen zu ziehn. Der eind, ber dieſe Nathläfe ſigkeit wahrnahm, brach mit einem Trupp Reiter her⸗
or, bie man hinter den Linien verborgen hatte, und . Ale: den Europäern im Rüden, mit einem Ungeftünt
und fo geſchickten Wendungen, bie von biefer Cavallerie
| ſehr vortheilhafte Begriffe gaben. In wenig Augen⸗
blicken waren die Europaͤer alle niedergehauen, nür Cive und drey andre retteten fich, und langten gluͤck⸗ lich bey den Sepoys an, die ſich nicht geregt Hatten, den Englänbern Huͤlfe zu leiſten. Die Tanjoren ber gnügten fich mit, ihren erlangten Vortheilen, griffen
die beflürzten Serope nie an, ſondem zogen fi.
Grid
2 Meier kangeence.rüchte:n num. wit allen Eirepen gegen die Verſchanzungen an. Die ſieghaſte Reiter ren zeigte fich wieber; wurde aber fü übel empfangen, daß fie mit großem Verluſt zurüd eilte, und eine ſolche Beftürzung unter ihren Truppen verbreitete, daß alles fich zu retten ſuchte. Die Engländer fhürmten die Wälle ohne Widerftand zu finden, und festen ich alſo in. ben Beſitz des Ste...
—
Zweites Buche: 131
Man durchſuchte es, und fand in einem Zimmer einen ſehr gefaͤhrlich verwundeten Tanjoren liegen, der
unfähig war fich zu bewegen. Die Fluͤchtlinge hate
ten lihn bey ihrer großen Eilfertigkeit mitzunehmen
vergeffen, ob er gleich ein Offizier von Rang, und. überbem von einer hohen Caſte war, Man trug große
Sorge für ihn, allein er weigerte fich hartnaͤckig, die geringſte Hülfe von den Engländern anzunehmen; er
wollte fich auch durchaus niche verbinden laſſen, bis er
ſahe, daß man Anſtalt machte Gewalt zu brauchen, Kaum aber war er allein, als er den Verband abriß und feine Wunden zu erweitern ſuchte. Es mußten’
ihn Daher. immer einige Perfonen bewachen, und um
ihm mehr Ruhe zu verfihaffen, wurde er in eine Hütte
nach einem entlegenen Theile des Forts gebracht. Um
- feine Wächter ficher zu machen, betrug er. ſich trey
Tage lang ganz ruhig, daher denn diefe feine Ver⸗
zweiflung geſtillt zu feyn glaubten, und ihn einft in
der Nacht, ihrer Mennung nad) fhlafend, verließen,
Sobald fie aber zur Thür heraus waren, erwiſchte dee Tanjore Die brennende Jampe und. fezte bie. Hütte in Brand; das Feuer ‚breitere fich in ‚Diefer trockenen
Jahreszeit fo gefihwmd aus, daß er erftickt war, be⸗ vor man es: löfchen fonnte, Dieſer Indier ftarb als‘
ein Märtyrer ‚feiner Begriffe von Unreinigkeit, bie auf ibm wegen bes Beyſtandes der Europäer haftete,
Nachdem man einige Tage zugebrad)t hatte, das Fort in guten Vereheidigungsftand zu fegen, wurden
100 Europäer und 300 Sepoys abgeſchickt, die Pas
gobe Achevaram, bie fünf Meilen von Devi⸗Cotah
lag, in Beſitz zu nehmen. No Pagoden auf der
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| N |
23322: 3weites Buch. Küfte von Coromanbel find nad) Einer Form gebaut, Ein großer viereckigter Hof, ber mit einer funfzehn bis zwanzig Fuß hohen Mauer umringe ift; in dee - Mitte dieſes Hofes ftehn die Tempel, deren Höhe nie _ die fie umgebende Mauer überfleigt. - Die Mauer - bat ein, oder auch mehrere Thore, über beren Ein» gang ein hoher Thurm gebaut iſt, nicht zur Verthei⸗ digung der Pagode, ſondern als ein hiftorifches Denf« mal der Götter, zu deren Ehre fie errichter if; da⸗ her denn bie vier Seiten des Thurmes auch gewoͤhn⸗ lich mit Bildhauerarbeiten uͤberladen ſind, welche die Attribute und Schickſale dieſer Gottheiten vorſtellen. Die Pagode Achevaram iſt ein Viereck, von welchem jede Seite zoo engliſche Ellen lang iſt. Die Bra⸗ manen uͤbergaben ſie auf die erſte Auffoderung, nut baten ſie, daß die Engländer nicht die geheiligten Plaͤtze betreten möchten. Kaum aber hörten bie tan⸗
= jorifchen Soldaten von biefer Befißnehmung,, als’ihe
Abſcheu gegen die Verunreinigung ihres Tempels ih⸗
nen einen Entſchluß einfloͤßte, den weder die Liebe zu ihrem Fuͤrſten, noch ihr Durſt nach Kriegsruhm haͤtten erzeugen fönnen. Beym Anbruch der Nacht griffen 5000 Mann die Pagode wuͤthend an; ein Theil verſuchte die Mauern mit Leitern zu erſteigen, waͤhrend daß Andre ſich bemuͤhten das Thor zu ver⸗ brennen, gegen welches ſie große Haufen von Stroh und andern brennbaren Materialien aufthuͤrmten. Die Engländer, die von den Feinden keine Gnade zu Hofe fen hatten, wenn ber Tempel eingenommen wurde, vertheidigten fi) aufs Außerfte; fie zerfehmetterten die Seitern, feuerten auf die Stürmenden, und riffen
Zweites Buch. 133
die Strohhaufen mit Hellebarden ein. Die Feinde brachten immer mehr Stroh herbey, und fuhren mis dem Angriff bis zum Anbruch des Tages fort, ba fie ſich denn nach einem Berluft von 300 Mann zuruͤck⸗ ‚zogen; die Engländer’ hatten nur ſechs verloren. Keine weitern Verſuche wurden von ben Tanjoren gemacht, da den folgenden Tag $arorence mit dem
größten Theile des Corps bis zur Pagobe vorruͤckte. Der Admiral und die Regierung im Fort SE. David fahen nun wohl ein, daß fernere Unternehfmun« gen gegen bas Königreich Tanjore mit großen Schwie- . rigfeiten verbunden wären; überdem that der König diefes Landes Friedensvorſchlaͤge. Die Engländer verlangten, daß das Fort Devi » Cotah nebſt einem folhen Strich Sandes, der jaͤhrlich yeoo Pagoberi einbrachte, ber oftindifhen Compagnie auf ewig ab⸗ getreten werben follte; ferner, daß der König von Tanjore die Kriegskoften bezahlen, und dem Saujoby eine Penfion von 40060 Rupien bewilligen-follte; da⸗ gegen verfprachen fie für feine Perfon zu bürgen,' und zu verhindern, daß nie von ihm das. Königreic) wwieber beunruhigt würde, Der König bewilligte alles, nicht ſowohl aus Furcht vor den englifchen Waffen, ale we⸗ gen der Gefahr, momit fein Königreich vor einer an⸗ bern Seite bedrohet wurde; denn wenig Tage zuvor batten fich in Carnatick Begebenheiten ereignet, welche die ganze Küfte.von Coromandel mit Beflürzung ere
fuͤllten. |
Chunba »faheb, der, wie oben erzaͤhlt, von ben Maratten 1741 zum Gefangenen gemacht worden war, wurde von ihnen wie das koſtbarſte Kleinod ber J3
N
Er Zweites Vuch.
wacht; ſie ſchlugen affe Anerbietungen für feine Kan jion aus, weil fie ihrer Mennung nach mit feinen Reichthuͤmern nicht im Verhälmiß ftanden. Der reichſte Fürft in Indoſtan fhüge immer Armuch vor, . wenn Geld bezahlt werden foll, und Chunba - faheb, ber’ entweder unfähig, ober nicht willig war, ihre aus⸗ fhweifenden Foderungen einzugehen, blieb gefangen, und unterhielt mit feinen Freunden in verfchiebenen, ‚ Provinzen ſechs Jahre lang einen Briefwechſel, um ihnen Mittel vorzufchlagen, die Maratten zu vermögen, ihn gegen billigere Bedingungen los zu laffen. . . Die vornehmften Arcoten, die immer noch der Familie ihrer ermordeten Nabobs anhingen, und ben Anwar⸗ odean haften, fanden feinen im Earnatitf, der Macht und Ruf genug hatte, fich der — des Landes zu bemaͤchtigen. Es lebte zwar in Van⸗ diwaſch ein Bruder des Seid⸗Mahomed; die Kind⸗ heit dieſes Prinzen aber machte ihn unfähig, an die Spitze einer großen Conföderation geftellt zu werben. Mortiz: Ally, der-Statthalter von Velore, war ein naher Verwandter ihrer alten Nabobs; allein es fehle - ihm an Murh, und überdem wurde er ˖wegen feiner veruͤbten Mordthaten von jedermann verabſcheuet. Von den uͤbrigen war niemand, der ſich weder mit ſeinem Kriegsrufe, noch mit ſeiner Macht hruͤſten konnte; dennoch konnte dieſe unter einem Haupte ver⸗ einigte Macht fo Vieler ſurchtbar werden. Chunda⸗ ſaheb hatte ſich durch fein Schwert bis zu den hoͤchſten Würden eniporgefchmungen, und wurde für den beften Feldheren igehalten, ben man feie vielen Jahren im Carnatick gefehn harte... Seine
- Anelyunig gegen bie niedertraͤcheigen Kunſtgriffe, wo⸗
durch bie indiſchen Fuͤrſten gewoͤhnlich ihre Schäge haͤufen, hatte ihm die Liebe bes ganzen Landes erwor⸗
ben, ımd ſein vortreflicher Verſtand die hoͤchſte Ver⸗ ehrung ergeuge. Die Großen der Provinz ſahen ihn
daher als die ſchicklichſte Perſon an, mit Anwar⸗odean
um die Nabobſchaſt zu ſtreiten; ihre gute Meynung von en aber diente eine Zeitlang blos, feine Fefleln zu erſchweren; denn die Maratten fleigerten ihre Fo⸗
derungen nach dem Maaß, als ihr Gefangener wich⸗
tiger wurde.
. Die Gemahlin und der Sohn des Chunda⸗ſaheb
waren zeither beſtaͤndig in Pondichery geblieben. -Dür
pleix behandelte dieſe ungluͤckliche Familie mit Ehre Furcht, nd machte ſich mit ihren Angelegenheiten gee
unauer befannt. Er erfuhr die vorcheithaften Befin«
nungen, die man zum’ Beſten bes Gefangenen im Carnatich hatte, und gründete darauf einen Plan, bie Mache der. Franzoſen ‚in Indien zu vergrößern, da ſich fo. viele; Urfachen vereinigten, ihre Defigungen hier fo auszubehnen, wie fein größer Ehrgeiz es wünfhee . Zn: Die Engländer, die fih im Indoſtan fange vor Ben Franzeſen niedergelaflen Hatten, beſaßen Laͤnde⸗ reyen im Inuerſten des Reichs, und die Zuneigung der Judier; ſie Gatten folche durch die genaue Beob⸗ achtung ihrer Verträge, durch die Guͤte ihrer Waa⸗ ven, und noch mehr durch Die große Husbehnung ihres Handels erworben, Diefe Superioritaͤt hemmte bes’ fländig -die) Fortfehritte des franzoͤſiſchen Handels. In diefer Zeit hingen, die. Gefchaͤfte aller europaͤiſchen 34 |
136 ZAwettes Buch. Colonien noch ſehr vor der mogulſchen Regierung ab, bie unter ihrem deſpotiſchen Zepter die Europuͤer nic viel beffer als ihre eignen Unterthanen behandelte; ‚konn ihr Handel fonnte von jebem hoben oder ‚niedrigen Ver amten; burch deſſen Difteict der Transport geſchah, nach Gefallen unterbrochen werben; und in Bengelen, wo Dupleir lange geweſen war, ging felten ein Jahr worben, ohne daß ber Nabob von allen in feinem Koͤ⸗ nigreich befindlichen Europaͤern nicht große Geidſum⸗ men erprefite. Es wurden auch allenthalben Beſatzun⸗ en unterhalten, und andre militärifche Ausgaben gemacht, welche bie Hanbelsportheile fehr verringerten. Die hohe Meynung aber son. der Kriegsmacht der in⸗ difchen Regierung war fo allgemein, daß die europaie fen Truppen nie gebraucht wurden, fich pen Beſeh⸗ len der &anbesfürften zu miberfegen. Indeſſen waren die indiſchen Manufakturwaaren, bie für die Mürfte von Europa dienten, durch zu viel eingebrachtes Sils ber. fo ſehr im Preife.geftiegen, :daß fie weit weniger Vortheile als ehmals einbrachten. Diefer Zuſam⸗ menfluß nachtheiliger Umſtaͤnde uͤberzeugte den ſcharf⸗ ſinnigen Dupleix, daß der Handel in Indoſtan nicht laͤnger bie Aufmerkſamkeit Frankreichs ober. andrer eu⸗ ropaͤiſchen Nationen verdiente. Da eraber die Ent⸗ deckung von dem unmilitaͤriſchen Charakter der In⸗ dier und den beſtaͤndigen Zwiſtigkeiten ihrer Beherrſcher machte, fo ſiel er auf ben Gedanken, daß bey einer wohl überdachten politiſchen Vereinigung mit einigen dieſer Fuͤrſten, mehr durch Eroberungen zu gewinnen fen, als alle Europäer bisher durch den Handel ges wortnen hatten. - Daher enttnarf er einen Plan, ‚dem x Ehundasfaheb benzuftehn.
=
Bu. 138.
Dieſe Ween veranlaßten wabeſcheinlich die Hin⸗ derniſſ ‚ ‘die er den Operationen des la Bourdonnais An den Meg-tegte, um ihn abzuhalten, daß -er nicht | nah. der- Einnahme von. Madras bie Truppen nad) feinem Gutbünfen in andern Theilen: von Indien ge: brauchen möchte; benn zu eben dieſer Zeit hatte Du- ‚pleir fchon einen vertrauten Briefwechfel mit Chun» - da⸗ faheb in feiner Gefangenfchaft eröffnee, um über : ihr geraeinfhaftliches Intereſſe die nöthigen Maaßre⸗ geln zu verabreden. Die erſte derfelben war die Be⸗ Freyung des Chunda⸗ ſaheb. Dupleix übernahm des⸗ halb die Garantie bey den Maratten, die endlich mit
790,008 Rupien zufrieden waren, unb ihm: fogar noch 3000. Mann Hülfstruppen verfprachen. | Bon .diefen Truppen begleitet, und von feinem Züpnen Geift unterſtuͤtzt, verließ dieſer Fürft Sattarah im Anfange des Jahres 1748. mit dem Entſchluß, allenthalben Eroberungen zu machen, wo ſich die Ges legenheit dazu jean würbe, bis er fo viel Schaͤtze
gelaunpelt hörte , als erfoderlich wären, das Könige reich Ascot mit Nachdruck anzugreifen. Waͤhrend der Belagerung von Pondichery langte er an den weſt⸗ lichen Graͤnzen vom Carnatick a, wo er zwey Rajahs im-Reiege begriſſen fand." Ce trat. ſogieich auf bie Seite des einen, der aber von einigen feiner Befehls⸗
haber verrathen und in einem großen Treffen gaͤnz⸗ ſich geſchlagen wurde. Chunda- ſaheb ſelbſt gerieth in die Geſangenſchaft, ward aber auf der Stelle wies
der losgelaſſen, da er vom Koͤnige der Maratten eine
Erklaͤrung vorzeigte, worin allen indiſchen Fuͤrſten ger | rathen wurde. ihn unangetaſtet zu doffen, wenn fe 35
198 Ars Bud.
nicht ben furchtbaren Zorn ber gaiijen-miäcofifhen ration: auf fich laden wollten."
Der groͤßte Theit von Chunba - ſahebe Truppen
wurde nach dieſer Niederlage zerſtreut, und nur z00 Mann waren ihm uͤbrig geblieben, als er von dem Ra⸗ jah von Chitterdourg erſucht wurde, ihm Au Hfe zu kommen, und das Commando feiner Armee gegen den Rajah von Bedrour zu übernehmen. Die Laͤnder dieſer Fürften liegen an den öftfichen Graͤnzen ber ‚Provinz Canara, die ſich Tängs der malabariſchen Kuͤſte erfirect. Unfälle ſchlugen nie den Geiſt des Churk da⸗ſaheb nieder; er fezte fich gleich mit feinen kleinen Trupp in Bewegung, und langte eben zu der Zeit an, als beide Heere alles zur‘ Schlacht vorbereitet datterl, Sein Muth und feine Kriegserſahrenheit verſchafften dem Rajah von Chitterdourg einen’ vollkommenen Sieg. Nach der Niederlage boten ihm 3006 Mann
von der feindlichen Cavallerie ihre Dienſte an, die er auch annahm, desgleichen nahm er von ben Truppen feines Buridsgenoflen 2500 Mann in So!" Da dieſe Mache aber nicht hinrelchend war, ben Carnatick pi erobern, fe hätte er an fein Vorhaben noch nicht. bend “Yen können, wenn fich nicht eben darhala--fowohl in + Delhi alsin den füdlichen Provinzen unerwartete Bora faͤlle ereignet haͤtten. Der Große⸗Mogul Mahomed Shech, der1739
bdie Demuͤthigung erlitten, feine Krone zu ben Füßen des Thamas Kouli Khan zulegen, ber fie ihm her⸗ nach wiedergab, fuhr fort: das Reich mit ſolcher Schwaͤche zu regieren, daß die Großen feines Hofes in ihren Aemtern ganz nach: Wohlgefallen ſchalteten ;
Zweites Buch. 79
nur ber: Vezier Kimir: ufsdien allein war feinem Dies narchen gänzlich ergeben. Die Gefchichte diefer Re⸗
gierung liegt jedoch außerhalb den Gränzen diefes
Werks bis zum Jahre 1748, da ein Heer von Aff⸗ - ghanen von Sandaharfam, und unter Anführumg des
Ahmed Abdalli in dienordlichen Provinzen des Reichs einfiel. . Abdalli war Schach Nadirs Schagmeifter,
‚ba dieſer Eroberer ben gten Junius ı 747 in Perſien ermordet wurde. Er benutzte dieſen Mord, ging mit . allen ihm anvertrauten Schaͤtzen davon, und machte
ſich in Zeit don ſechs Monas zum Herrn aller derjes
‚nigen Provinzen von Indoſtan, die den Perfgnı739
"abgetreten worben waren,. und non einer eben fo grofs fen Strecke Landes jenfeit der. Gebirge. Ahmed Schach, der ältefte Sohn Mahomeds, marſchirte ‚nebft dem Vezier dem Abdalli entgegen; es fielen große Scharmügel vor, und. bey einem berfelben wurde der Vezier durch eine Kanonenkugel erſchoſſen, da ex eben in ſeinem Zelte betete. Sein Tod verurſachte dem Kaiſer eine fo außerordentliche Betruͤbniß, daß, nachdem er die Nacht mit Wehflagen zugebracht haste, er. den folgenden Tag auf dem Thron figend Do eis nem Anfall des Schmerzes feinen Geift aufgab. “Der Prinz Achmed übergab fofort das Commando der Ar⸗ mee dem Munnu, Schne des verftorbenen Beziers, und ging nach Delhi, "wo er ohne alle Widerfegung im April 1748 als Kaifer anerfannt wurde. Dem Tode des Groß-Moguls folgte bald ein an« ‘derer Todesfall, welcher noch wichtiger für Indoſtan war. Diefer betraf den denfwürdigen Nizam: al» muluck, Subah von Decan, der, nachdem fein gan⸗
- _ 2
140 Zweites Buche es !eben eine Kette von Sorgen, Unruhen, ber ſel⸗ genften Nänfe, und burch Ehrgeiz erzeugten Frevel⸗ thaten geweſen war, dennoch das ungewöhnliche Alter gen 104 Jahren erreichte. |
Er hinterließ fünf Soͤhne. Der ältefte Ghazi⸗ odean beſaß allen Ehrgeiz und alle Gottloſigkeit feines Waters mit einem mehr unternehmenden Geiſt. Ni⸗ zam⸗ al» muluck hatte den ſchwachen Mogul genoͤthigt, ſeinem Sohne die großen Wuͤrden als Oberzahlmei⸗ ſter und Generaliſſimus feiner Heere zu übergeben. In dieſen beiden Poſten blieb er beſtaͤndig bey Hofe, bediente ſich feiner Gewalt, fo wie fein Vater gethan hatte, gegen den Willen des Monarchen, und wurde bald der Beſchuͤtzer aller unruhigen und unzufriedenen Omrahs des Reichs. Mad) dem Tode feines Vaters ‚ertheilte ihm Achmed die Subahſchaft vor Decan; feine andern Angelegenheit aber am Delhiſchen Hofe ver hinderten ihn ſich nach ſeiner Statthalterſchaft zu be⸗ geben. Der zweite Sohn, Mazirs jing, war einſt feinem Vater entflohen, und hatte gegen ihn bie Waf⸗ j -fen ergriffen. Der Vater erfihien im Felde: da nım die beiden Heere einander ſehr nahe ftanden, ſtellte fich der argliſtige Nizam⸗ al· muluck krank an, und verließ "fein Zelt nicht; dabey er eine ihn befallene toͤdliche Krankheit ausſprengen ließ, die bey ſeinem hohen Al⸗
ter nicht unerwartet war. Seine ganze Armee glaubte feinen Tod nahe; Das Gerücht ging zur feindlichen . “über, wo es auch jedermann, ſelbſt Nazie-jing glaubte; dieſer erhieft unaufhörtich Boten mit patherifchen Ein- ladungen von feinem ſterbenden Vater, der ſehnlich wuͤnſchte, ihn noch vor ſeinem Ende zu ſegnen. Die
Zweites Buch. 141 Rolle wurde fo wohl geſpielt, daß Nazir fing endlich ſich zu dem Beſuche bewegen ließ. Kaum aber hatte er feines Vaters Zelt betreten, als er in Verhaft ge⸗ nommen, und in Ketten gelegt wurde. In dieſem Zuſtande mußte er mehrere Monate ſchmachten, bis Nizam⸗ al» muluck von. feiner Neue uͤberzeugt war) und ihn wieder in Freyheit fezte. Mach biefer Zeit verbielt:er ſich ruhig Die übrigen drey Söhne hate ten fich weder durch gute noch durch üble Eigenfchafe ten ausgezeichnet, fondern iwaben beſtaͤndig ald unthaͤ⸗ tige Hoͤflinge dem Hofe ihres Vaters gefolgt. Die Großen in Indoſtan fleben ihre Kinder fehr, ſo lange ſich dieſe noch in den Kindheitsjahren befinden; ſobald fie aber das Juͤnglingsalter erreithen, mb an den ewigen Intriguen Der indiſchen Höfe Theil nehmen, fo Find fie anſtatt ein Troſt ihrer Aeltern, vielmchr ein Gegenſtand ihres Mißtrauens; denn es ſehlt Hier! nie an Menfchen, die ſich bemühen, fie in Anſchlaͤge und Verſchwoͤrungen zu verwickeln. Daher geſchieht
es oft, daß din Fuͤrſt in ſeinen legten Sebensjahren nicht
bie geringſte Neigung gegen feine Söhne hat, und: bafüz alle feine väterliche Siebe an feine Enkel verſchwen ⸗
det. Da diefer Fall fo häufig eintrift, Hat ein orien⸗
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ealifcher Dichter Davon Gelegenheit genommen zu fas
"gen: „Daß bie Xeltern während dem Seben: ihree
„Söhne ihren Enkeln fo große Zärtlichkeit beiveifen, „weil fie in ihnen die Feinde ihrer Feinde ſaͤhen.“ Unter Nizam- al: mulucks Enfeln wareiner von feiner Heblingstochter geboren. Diefen Yüngling, Ramens Hidayetmohy⸗ odean, hatte er beftändig um fich gehabt, und ihn fo zärelich geliebt, Daß nach feinem Tode ſich
. 142 , ü Zweites Buch.
_ Bas Geruͤcht verbreitete, .er babe ihn in feinem Teſta⸗ ment zum Erben des groͤßten Theils-feiner Schaͤtze ein⸗
geſegt, und zu ſeinem Nachfolger in den fühfichen Pros vinzen ernannt.
. &s iſt ſehr ſchwer, "das Authentiſche in den gen ſchriebenen Verhandlungen der Fuͤrſten in Indoſtan zu, beweifen, denn da fie.ein Siegel ftatt Ihrer. Inter»
ſOrift. gebrauchen, fo iſt der Abdruck leicht: nachge⸗ wacht... Diefer ſowohl als andrer Verfaͤlſchungsme⸗
thoden bedient man fish ehne Skrupel, ſobald man
es für zutraͤglich findet. Es iſt daher nicht zu beſtim⸗ | . men, ob diefes Vermaͤchtniß⸗Geruͤchte wirklich gegruͤn⸗ ‚bet. war; fo viel aber iſt geviß, daß es:burchgehenba geglaubt wurde. Indeſſen hatte Nizam⸗al⸗ muluck
als ein Lehnsmann des mogulſchen Reichs kein Recht, nicht einmal ſeine Schaͤtze, vielweniger ſeine Staaten nach Gefallen wegzugeben.
Nazir- jing hatte eine Zeitlang feines, Vater⸗ Heere commandirt, und bediente ſich jezt der hieburch erlangten Gewalt, den Anſpruͤchen ſeines Neffen Hi⸗
dayetmohy⸗ odean ſich zu widerſetzen. Er fing damit:
an, daß er ſich der vaͤterlichen Schaͤtze bemaͤchtigte,
m durch diefe ſich ir Beſitz der Subahſchaft zu ers halten. Er gab vor, daß fein ältefter Bruder Gha⸗
Hirodin Khan, der rechtmaͤßige Erbe, ihm dieſe über» laſſen Babe; weil er feine Würden am Hofe zu Delhi der Regierung von Decan vorzoͤge, und daß dieſer WPertrag von dem Mogul: befkätiget wäre
Zu den vielen Beyſpielen von ber Verachtung, womit man in neuern. Zeiten die Kaiſer behandelt hat,
| gehört auch dieſes, daB die Statthalter der Provinzen:
Zyeites Buch. 1443
ohrie Vedenken nice allein Briefa, Befehle und: Pa⸗ tente des mogulſchen Hefas nachgemacht, ſondern ſo⸗ gar Leute gemiethet haben, die unter dem Charakter kaiſerlicher Abgeordneter mit. großem Pomp empfan⸗ | gen wurdan., mit, ben Nabobs zum Schein Enpfes renzen hielten, und fo dem Volke Staub in bie Augen fireuten. : Diefes geſchicht noch 'jegt. Der Nabob demathigt ſich vor dem fogenannten Geſandten des
Kaifers,, ver oͤffentlich fein. Creditiv nebſt den Befeh ⸗
len uͤbergieht, die man abſichtlich entworfen hat, und auf deren Vollziehung er dringen muß. Solche Maaß⸗ regeln ſind bey einem Volke noͤthig, das immer noch, die hoͤchſte Verehrung für das · Blut Tamerlans hat, Daher. es deam Intereſſe bes Vicekoͤnigs gemaͤß iſt, die Meynung zu verbreiten, daß er. ein Guͤnſtling .deg Kalfers ſey, wenn er ‚gleich eben zu ber Zeif wider. _ ſeine Autorität bewaffnet iſt. Diefer Methode. zu folge zeigten. ſowohl Nazir⸗ jing als: Hidayet · mohy odean Patente vom Großen: Mogul vor, und ließen. Abge⸗ ordnete · von Delhi auftreten. Der leztere hehauptete, daß der Kaiſer nebſt der völligen Einfeßung in feines Großvaters Verlaſſenſchaft ihm den Namen Murzafa⸗ üng, ober ber Unuͤberwindliche, beygelegt hätte; bey weichem er bernach auch immer genannt wurde, ‘Die Schaͤtze aber, die Nazir⸗ jing im Beſitz hatte, ſezten ihn in den Stand, ſeines Vaters Armee zu bezahlen, und dieſe war ſo zahlreich, daß alle Truppen, die Murzafa-; jing zufammen bringen konnte, nicht zurete hend waren, ihm Wibderftand zu thun. Diefer Prinz hatte nicht mehr als 25000 Mann, mit benen er ſich in den weſtlichen Provinzen von Golconda lagerte,
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2 3vxeites Buch
um einen gfüclichen Vorfall zu erwarten, fell Die ker mit Vortheil angreifen zu koͤnnen. ::: & Chunda ⸗ſaheb hörte nach der gewonnelien Seql⸗che ben Chitterdourg von der Sage’ des Mur zafa⸗ nig, unnb betrachtete ihn als einen Fuͤrſten, der, ſo wie eeſelbſt zu: kuͤhnen Unterniehmungen vom Gluͤck gleichſam ges Sroungen: wäre; er befihloß daher fi fich mieihm- zu ver⸗ einigen, und bot ihm ſeinen Beyſtand Ans. GSerin kriegeriſcher Ruhm verurſachte, daß er mit offenen Are mi aufgenommen roiltde,. und feine Truppen raten: fogleich in Murzafa · jings So. Chunbu⸗ faheb er⸗ kannte ſein Recht zur Subahſchaft der Fürth a Previn⸗ zen, und gewann bald fein voͤlliges Zutrmien; ſohann machte er ihm feine eignen: Anſpruͤche aufiien Tamas
tief! bekannt, und brachte ſeinen neuen Oberherrn leicht
dahin, dieſe Anſpruͤche ihm durch foͤrmliche Beſtallan⸗ gen zu ‚beftätigen, worin er’ zum Nabeb sin Artot ernannt wurde. Chunda · ſaheb benutzte dieſen guter Willen’ noch weiter. Er ſtellte vor, daß die in der Nahe non: Golconda liegenden Sänder zu ſehr diwch bie Waffen des Nazir⸗ jing ih Furcht gehalten würden, um ſich für Murzafa-jing zu erfläcen, bis er- mit mehr
| Truppen feine Rechte befaupten Fönnte, und daß dieſe
Furcht fortdauern und ein beftändiges Hinderniß ſeyn
\ wuede, feine Armee in ben Laͤndern zu vermehren, wo
er ich jezt befände; ; daB fie aber zur Eröberung-vom Carnatick ſtark genug waͤre; ſobald dieſe nun gefheht; und er ſich im Beſitz dieſes ausgedehnten Landes be⸗ fände, wollte er ihn mit fo vielen Soldaten und Geld verfehn, daß er fähig feyn ſollte, den Nazir⸗ ing mit Bergen arizugreifen. Chunda⸗ faßeb verfprach dem
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Zweites Buch. — 145
Murzgafa⸗jing auch hernach fein Begleiter zu ſeyn, bis er feine Unternehmung völlig ausgeführt haͤtte, oder im Fall ihnen das Gluͤck den Ruͤcken kehren follte, mie ihm umzufommen, furz mit ihm zu fliegen oder. zu ‚fterben. Das Romanbafte diefes Plans machte den tiefften Eindrucd auf das Gemüth eines jungen Prin⸗ zen, der voller Muth und Ehrgeiz war; er befrachtete | ‚feinen Freund Chunda- ſaheb als einen Schußengel, ; und ergab fich blindlings feinen Harhfchlägen. 1 Dupleir erhielt ſehr bald Nachricht von. diefem ‚Enefchluffe, und wurde eingeladen, Theil an Dem Ent⸗ wurf zu. nehmen, mit der Zuficherung großer Vor⸗ theile für fich und die franzöfifche oftindifche Compag⸗ ‚nie, wenn bie Unternehmung glücen follte. Nichts konnte diefem ehrgeizigen Manne angenehmer und ‚feinen Abfichten gemäßer feyn, als eine ſolche Gele genheit,. zu. gleicher Zeit feinen eignen Nuhm und das Intereſſe feiner Nation in Indien zu vergrößern. Sobald er alfo von der Annäherung des Murzafa-jing ‚hörte, ließ er 400 Europäer und zooo Sepoys zu ‚ihm floßen. Diefe Truppen wurden von dem franzoͤ⸗ ſiſchen Oberften d Auteuil commandirt; Raja⸗ faheb, der Sohn des Chunda⸗ſaheb, begleitete ſie, und ver⸗ ließ Pondichery, wo er waͤhrend der ganzen Zeit ſei⸗ nes Vaters Gefangenfchaft gelebt harte. Anwar⸗ odean, der Nabob von Arcot, hatte bis⸗ ‚ber ben Carnatick regiert, ohne bie geringften innerli« hen Unruhen erfahren zu haben; auch von außenher war er fehr wenig durch Friegerifche Auftritte beunrus higt werden." Seine Aufmerffamkeit war jeboch im« mer auf den Chunda⸗ſaheb gerichtet gewefen; er uns _ Erſter Band, | K u |
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146 - Bmeites Buch. terhielt Emiſſarien in Sattarah, um alle feine Schritte während feiner Gefangenſchaft zu beobachten, bie ex wahrfcheinlich durch Gefchenfe an die Maratten ver⸗ längerte. Sobald fid) nun Chunda-faheb in Freyheit “befand, zweifelte der Nabob nicht, fo fehr er es auch verbarg, daß die Zeit nahe fen, wo er feine Statthal⸗ terfchaft mit dem Schwerte behaupten muͤßte. Er fezte feine Armee in heffern Stand, die, fo wie bie Heere faft afler indifchen Fürften in Friedens zeit, aus undifeiplinirten und untauglichen Schaaren beſtand; ‚er nahm jezt blos brauchbare Männer und füchtige Pferde an, und fo brachte er eine wohl ausgerüftete "Armee zufammen, die aus ı 2000 Mann Cavaflerie und gooo Mann Sfnfanterie beftand, mit weicher er entfihloffen war, den Carnati aufs äußerfte zu vers theidigen. Dabey ließ er aber eine andre zu feiner Erhaltung fehr nöthige Maaßregel aus der Acht, naͤm⸗ lich von den Engländern Hüffstruppen zu verlangen. Diefe, die damals mit einer viel unbebeutendern Un⸗ rernehmung befchäftigt waren, bewieſen ſich eben fo blind gegen ihr wahres Intereſſe; fie blieben bloße Zuſchauer, anftatt dem Nabob von felbft ihre Trup- _ pen anzutragen, ba fie faben, daß die Franzoſen feinen
Rival unterflüsen
Mitlerweile ruͤckkte Chuͤnda⸗ ſaheb und Murzafa⸗ jing worwärts, und erhoben in allen Laͤndern, dureh welche fie marſchirten, die Taxen, die Murzafa-jing ale Subah einfoderte. Die Truppen wurden immer verftärft, fo daß fie bey der Ankunft an den Gränzen des Carnatids 40,000 Mann betrugen. Der Na- bob hatte fih mit 20,000 Mann bey dem Fort Am⸗
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Zweites Buch, 147
heor, Funfjig Meilen von Arcot, gelagert. Dieſes Fort lag auf dem Gipfel eines Berges, und war einer der voenehmſten Paͤſſe, die zum Carnatick fuͤhrten; Hier hatte er eine ſtarke Verſchanzung aufwerfen laſſen, mit Kanonen beſezt, die von 60 europäiſchen Sand-
‚ftreichern bedient wurden,
Auteuil erbot fich, mit feinen Krippen allein die. Verſchanzung ju-flücmen, und Chundasfaheb ergriff begierig diefe Gelegenheit, um dem Prinzen bie Wide . tigkeit der europaͤiſchen Alliirten zu zeigen, die er ihm. werfchafft hatte, Die franzoͤſiſchen Soldaten, aufge⸗ mintert durch uͤbertriebene Beſchreibungen von den Schaͤtzen die fie in bes Nabobs Lager finden würden; rückten: muthig zum Angriff an, allein fie wurden zweymal durch das ſtarke Feuer dey Artillerie zuruͤck geſchlagen, wobey Auteuil ſelbſt eine- Wunde befam: Der ee aber, da biefes gleichſam eine Haupt⸗ probe ihrer apferkeit ſeyn follee, und das ganze Heer bes Murzafa⸗ jing nebſt deſſen erhabenen Anfuͤhrern die Augen auf fie geheftet hatte, auch ihre eigne Offe ziers fie nachdrücklich anfeuierten, alles dies verurſachte, ‚daß fie laut verlangten, einen neuen Angriff zu machen. In dieſer Zeit war auch ber Muth der Vertheidiger durch Die von den Franzoſen bewieſene KRühnheit' Ges ſchwaͤcht worden, Daher fie bey diefem wiederholten WVerſuche wenig Widerſtand thaten. Die Franzoſen hatten kaum die Verſchanzung beſtiegen, ats ſich alle ‚Poften durch die Flucht retteten, und den Mittelpunkt bes Heers zu erreichen Achten, wo fich die Große Fahne bes Nabobs befand: Er war hier in Eigner. Perſon, auf einem Elephanten fi Bent und von einer. engere
148 Zweites Buch. ſenen Schaar Reiter umgeben, die er aufs aͤußerſte ermunterte, nicht ihren Poſten zu verlaſſen. Die Franzoſen wollten völlig ausführen, was fie fo glüd- fi) angefangen Hatten, und rüdften, ohne Unterſtuͤtzung zu erwarten, auf die Hauptarmee los; Chunda⸗ fa- heb aber ſchickte ſogleich einige Truppen ab, die zur Werſtaͤrkung dienen ſollten. | In diefem kritiſchen Augenblicke erfuhr ber Na⸗ bob, daß die Fahne des Maphuze⸗Khan, ſeines aͤlte⸗ ften Sohnes, nicht mehr gefehn würde, und daß Dies fer Sohn felbit durch einen Kanonenfchuß fein Leben verloren hätte. In der erften Regung des tiefften ‚Schmerzes wurde er ben Elephanten des. Chunda · fa- heb gewahr, beffen Inſignien er kannte. Mehr afs Eine ſtarke $eidenfchaft war nun in Bewegung, daher der Nabob, wütend bey dem Anblicke des Urhebers von diefem unglüclichen Tage, dem Führer feines Eiephanten unter Berfprechung einer großen Beloh⸗ nung befahl, auf den Eiephanten des Chundba faheb Toszugehen. Die Sranzofen aber füßlten den Zroifchene raum an, und feuerten; ein Musketenſchuß ging dem Nabob durchs Herz, und er fiel todt von feinem Ele: phanten herunter.
Es geſchah nun hier, was gewoͤhnlich bey den | Schlachten in Indoſtan nach) dem Tode des Anfüh- f vers der Fall iſt; alle Truppen des Nabobs ofme , Ausnahme begaben fich auf die Flucht. Die Flüches linge wurden verfolgt, viele gefangen genommen, und
noch mehr nievergehanen. Unter ben Erfchlagenen befanden fich vier der Vornehmften dessandes. Mar Phuze- Khan, deſſen Tod faͤlſchlich ausgefprengt war,
Zweites Buch. 149
wurde zum Gefangenen gemacht; Mahomed⸗ Ally aber, der jüngfte Sohn des Nabobs, rettete fich mit der Flucht. Nur ı 2 Franzofen wurden getödtet und 63 verwundet, von ihren Sepoys aber war die Anzahl ber Todten und Bermundeten ungefähr 300. Diefe entfcheidende Schlacht gefhahe den z3ften Julius. - Die Siegee' nahmen bas ganze feindliche Lager in Beſitz und eine große Menge Bagage, die geplündert wurde. Die Beute war fehr beträchtlid); auch ſech⸗ zig Elephanten und fehr viele Pferde fielen den Sie» gern in Die Hände. Dieſe Thiere, nebft der Artille- rie, ben Waffen und der Munition behielten Chunda- - faheb und Murzafa« jing für fi ich, alles andre aber wurde den Soldaten überlaffen. Die Sranzofen be- famen ihre Belohnung am Gelde. Den folgenden Tag brach die Armee nach Arcot auf, und nahm ohne den geringften Widerſtand von dieſer Heuptſtadt
Veſih. Murgafa« fieg zeigte hier den ganzen Damp und | die Würde eines Subah, und als. den erften Beweis feiner Autorität erngunte er feinen Freund. Chunda⸗ ſaheb foͤrmlich zum Nabob vom Carnatick, und aller andern Laͤnder, Die Anwar · odean beſeſſen harte. Dieſe ſchleunige Revolution ſezte alle. Fuͤrſten auf der Kuͤſte von Coromandel in Beſtuͤrzung, die dem Chunda⸗ſa⸗ heb abgeneigt waren. Unter dieſen befand ſich var⸗ zuͤglich der Koͤnig von Tanjore, deſſen Anherr ſich zu der Zeit, da der Carnatick von den Mohren erobert wurde, den Siegern mit der Bedingung unterwarf, daß er ſein Land ferner nach den alten Gebraͤuchen re⸗ gieren koͤnnte; fuͤr dieſes Vorrecht bewilligte er einen 83 .
150 Zweites Buch,
jähelichen Tribut zu bezahlen, und eine Anzahl. Hs: feuppen zu liefern, wenn der Nabob vom Carnatick für das Intereſſe des Großen⸗ Moguls Krieg führen müßte. As Chunda-faheb 1736 zum Statthalter von Tritehinapeln ernannt wurde, fa foderte er den König von Tanjore auf, den ruͤckſtaͤndigen Tribut zu Bezahlen; auch behauptete er, daß ber König ned) auf andre Weife die kaiſerlichen Rechte verlegt hätte, Es kem zum Kriege, worin Chumda-faheb die Hauptftabt von Tanjore belagerte, jedoch pre Erfolg. Die Furcht yor feinem Thrgeiz, ımd der Haß gegen ihn, wegen der von feinen Truppen verumreinigten Tempel, vers anlaßte die Fürften der füdlichen Provinzen, befonders aber den König von Tanjore, die Maratten zu bewe⸗ gen, den Carnatick anzugreifen, zu eben der Jeit, da Diefes kriegeriſche Volk auch von Nizam⸗ al⸗ mulud, obwohl aus andern Bewegungsgruͤnden, zu dieſem Kriege aufgemuntert wurde. Die Ungluͤcksfaͤlle, die hiedurch über bie regierende Familie von Arcot und über Chunda » faheb ausbrachen, waren von der Art, daß die Urheber von dieſer Revolution feine Verfüh-
nung hoffen’fonnten. Die Nachricht von der Schlacht bey Amboor kam eben nach Zanjore, ba die Englaͤn⸗ Ber unten dem Major Lawrence iin Sande waren, und fezte den König in fo große Furcht, daß, um ben Engländer Freundfchaft zu gewinnen, oder. menigftens Iren Zeinbfeligkeiten in diefer Sage ein Ende zu ma⸗ den, er viel härtere Bedingungen wärde eingegangen feyn, als diejenigen wären, die man jezt von ihm verlangte. Nach dem Friedensfhluß ließ-Larorence eine Veſatzung in Devie Cotah zuruͤck, und marfchirte
Zweites Buch. 131 mit ſeinen Übrigen Truppen wieder nach dam Fort St. David, mo kurz zuvor die Nachricht von dem wirk. lich gefchloffenen Frieden zwifchen Sroßbritannien und Frankreich angelangt war. Die Revolution in Arcot beuruhigte (die Eng⸗ laͤnder wicht wenig, und der Antheil, beu Dupleir | boran genommen batte, erklärte feine ehrgeizigen Ab⸗ fihten hinreichend; ungluͤcklicherweiſe aber war ihr eignes Betragen gegen den König von Tanjore fo be= ſchaffen, daß fie wider das Verfahren des Dupleir- nicht ſchicklich proteſtiren fonnten; denn fie vermoch- ten ihm nichts zur Saft zu legen, das. fie wicht. ſelbſt gechan hatten. Die Schlacht bey Amboor wurde daher yon ihnen gar nicheberührt, ſondern fie beguüge ten ſich die Ueberlieſerung von Madrag zu fodern, da - dieſes ein Artikel des. Aachner Friedens war. Des Admiral, Bofeawen fegelte[mit einem. Iheile feiner Flotte dahin, um vonder Stadt Beſitz zu nehmen. Diefes geſchah auch, in der Mitte des Auguſts, und zwar erhielfen fie die Engländer in einem ganz, an⸗ dern Zuffanbe, als roie fie ſolche verlaffen hatten. Die Gabaͤude in der weißen Stadt waren unveraͤndert geblieben, die Baſtionen und Feſtungswerke aber era meitert, und. verbeffere morben; einen Theil non der ſchwarzen Stadt, wo die reichften armenifchen und in« diſchen Kaufleute wohnten‘, hatten die Sranzofen zer⸗ ſtoͤrt, und aus. den Trümmern dev Gebäude ein vor⸗ trefliches Glacis gemacht. Dennoch waren; Die Se ſtungswerke bey weitem nicht mit denen vom Furt St. David zu vergleichen, die fü vervollkommt mare, daß die oſliodiſche Compagnie der. hieher dur den K4
152 Zweites Buch. Krieg verlegten Regierung von ben brittiſchen Beſchun⸗ gen auf der Küfte von Coromandel , ferner bier zu bleiben verordnete.
Waͤhrend der Zeit, daß ſich Boſcawen in Mar, bras aufhielt, entdeckte er, daß die indiſchen Katholie fen, ‚die zu St. Thomas wohnten, und ben größten Theil der Bewohner Biefes Orts ausmachten, durch den Einfluß ihrer Priefter ganz ben Franzoſen erge⸗ ben waren. Der beftändige Verkehr mit den Eng⸗ Ländern und bie große Nachbarfchaft verantaßte, daß bie Priefter von den geringften Vorfällen zu Mabras Nachricht erhielten, die fie denn fofort an Dupleir melderen: Dieſer Gouverneur machte find, dab
WMuryafa⸗ jing der franzoͤſtſchen oftinbifchen Compag⸗
nie St. Thomas als ein Eigenthum uͤberlaſſen haͤtte. Boſcawen, um den Kundſchaftern ihr Handwerk zu legen, noch mehr aber um dem großen Nachtheil vor⸗ zubeugen, der aus einer franzoͤſiſchen Beſatzung des Orts fuͤr die Englaͤnder entſtehen wuͤrde, nahm davon Beſitz. Dieſe Stadt hatte viele Jahre lang den Na bobs von Arcot zugehört, nad) dem Tode des Anwar⸗ odean Khan aber ſchien ſie niemand auzugehoͤren, denn es waren hier weder Civilbeamten, noch Offiziers, bie unter Autoritaͤt handelten. Man pflanzte daher: die eiglifche Flagge auf den Thoren der Stadt; alle ver⸗ daͤchtigen Priefter wurden verbannt, und einer-berfel« ben, den Dupleir beachtlich von Ponbichery hieher geſchickt hatte, nach Europa transportiert.
Murzafa- jing und Chunda- faheb waren in dieſer Zeit in Arcdt befchäftige, ihre neue Negierung feſt zu gründen; fie foderten alle Oberhaͤupter der Difkeicte -
Zweites Buch; 153
uf, desgleichen alle Commandanten der Forts, Freunde
ſowohl als. Feinde, Eontributionen zu bezahlen; un«
Ler dieſen befand ſich auch Mortiz« Ally, Statthalter. | von Belore, der 700,000 Rupien, ungefähr 5,2 5000
Rthir., bezahlte. Sodann brachen Beide mit dem groͤßten Theile ihres Heers nach Pondichery auf, wo fie mit großer Pracht ihren Einzug hielten. Dupleir empfing fie mit. den ausgeſuchteſten Ceremonien und allen orientaliſchen Beweiſen ber Chrerbietung ; er ſyarte feine Koften, um dem Murzafa-jing.eine hohe Meynung von der Groͤße und Macht ber. franzöftichen Nation benzubringen. Hier wurde ber. Plan ihrer Eünftigen Operationen entworfen, und Chunda »faheb machte dem Dupleir ein Geſchenk mit ber Souverär nitaͤt über einundachtzig Dörfer, in der Nähe von
edean Khan, flohe vom Schlachtfelde bey Amboor gerade nad) Tritchinapoly, wo feine Mutter nebft dem größten Theile von feines Waters Schägen zur Sir
cherheit hingefehickt worden war. Diefe Stabe war. nach indifcher Art ſtark befeftigt, dennoch blieb wenig Hoffnung übrig, fie gegen Murzafa- jingund Die Frans. Men. zu vertheidigen,. es ſey denn, daß die Befagung,
Buch, engtifche Truppen verftärfe würde. -Mahomeb- ally-höffte, fie würden von ber Nothwendigkeit uͤber⸗ zeugt ſeyn, Die Fortſchritte der Franzeſen zu heinmen,
und wandte fich daher an fie, fobald er Tritchinapoly
erreiht hatte. . Er ſtellte ihnen vor, daß ſowohl Mur« zafa jing als Chunda⸗ ſaheb Reichsrebellen wären, Haß 8, 2
Pondichery. Beide Fuͤrſten bezogen ſobenn ind ger 30 Meilen von der Stade, R Mahomed⸗ ally, ber. zweite Sohn des Anwar
—
734 Me.) 700
Magier Jing dei wahre vom Grofien; Modaehernann⸗ Sabah von Decan, fo wie. ſelbſt der wahre Nabob vom Carnatick ſey, ba,er bereits non Pligam- al · mu⸗ tut zum Nachfolger feines Vaters ernannt werben, und ee daher täglich bie Beflätigung von Nazir⸗ jing hoffte. Wenig Tage nachher behauptete er auch feine Beſtallungsbriefe wirklich erhalten zu haben. .: Während daß Dupleix nun ar Ausführung eines Plane: arbeitete, von welchem er wußte, daß er dem franzoͤſiſchen Miniſterio hoͤchſt angenehm ſeyn müßte, waren die Agenten der engliſchen oſtindiſchen Compag⸗ nle nicht bevollmaͤchtigt, deren Angelegenheiten ungen wiſſen Krisgsvorfällen laus zuſehen; denn da fie nichta "on Dupleir Abſichten ahndeten, fo hatten ſie auch
‚von den Direetoren Seine Vollmacht verlangt, un nach Befihaffenheit der Husftänbe handeln zu koͤnnenz zu gleicher Zeit verharrten fie in ihrer alten Ehrfurcht gegen die mogulſche Regierumg. Sie wußten nicht, ob Murzafer jing oder Nazir⸗ jing der wirkliche Sur bah wäre, eben ſo ungewiß waren fie auch in: Anfee bung der Anſpruͤche des Mahomed⸗ ally auf: die Na⸗
‚ bobsmärbe; fie fürchteren. baher die Befigungenber
Kompagıfie. in allen Iheilen von Indien der Rache des Delhiſchen Hofes auszufegen, wenn fie ſichin bie« fen Krieg miſchen, und zufällig Die uneechte Pastey - ‚ ergreifen follten. Die Nothwendigkeit wor ihre Raht⸗ ſertigung bey der Beſitznahme von St. Thomas. weh fehen bereuten fie ihre gluͤckliche Expeditjon in Tan⸗ jore. De fie an feine Eroberungen dachten,” fo ſtell⸗ sen fie ſich vor, daß die. Zuruͤckgabe dieſer Outen bin wagulfige Ragierung befriebiger wuͤrde, bie fir alle.
ja nicht weiter reizen wollten.
\ Zwertes Vuch 159
MDurch bieſen Geiſt der Behutſamkeit eingeſchraͤnkt, zu einer Zeit, wo ſie von der andern Seite mit nicht een Gefahr bedroht wınden, waren fie unfähig diejenigen Maaßregeln zu nehmen ,. bie ihre. lage ver⸗ langte. Anftatt den Admiral Bofeawen mit feiner. Flotte auf der Küfte zubehalten, und dem Mahomed⸗ allycinit ihrer ganzen Macht beyzuftehen, ohne erſt lange die Rechtmäßigkeit feiner Anfpräche zu erfor⸗ ſchen, ſchickten fie nur 120 Europder nach Tritchina⸗ poly, und fießen ben Abmiral mit allen Schiffen und Teuppen nach England zuruͤck fehren, ob er gleich er⸗ tlaͤrt haste; daß ex bleiben wollte, wenn die engliſch⸗
indifche Regierung in diefer kriüſchen fag ihn darum
erſuche.
: Die engtifhe Flotte fegefte alfa Ben 2iſten Hehe ber vom Forr St. David ab, und ließ nur 300 Maun- zuruͤck, zur Verftärfung der Beſatzung. Die Fran⸗ zoſen waren fo ſehr won den großen Vortheilen übers zeugt, die fie durch Boſcawens Abreife erfangen wuͤr⸗ den, daß fie durchaus nicht glauben wollten, daß er Willens fen Indien zu verlaffen; fie glaubten viel« _ mehr, er verließe die Kuͤſte blos, um die ſtuͤrmiſche Monfan zir' vermeiden, unb wuͤrde hernach wieder kommen. Dennoch, fo kurz ihnen dieſe Abweſenheit auch ſcheinen mußte, ſo waren ſie doch vorbereitet, davon allen möglichen Mutzen zu ziehen. Den naͤch⸗ flen Tag darauf brach. Die Armee des Murzofa-jing von Pondichery auf, vereinigte fih mit goo Turopde en und 3e0 ‚ftanzöfifhen Kaffern nebſt einem. Zug . Artillerie, und fo-fiel fie ing Königreich Tanjare ein.
366 . 3wxeites Bud. Dupleir hatte dem Chunda⸗ faheb nechdrucklich empfohlen, fich durch nichts abwenbig machen zu laſ⸗ ſen, vor allen Dingen die Stabt Tritchinapoiy anzu : geeifen, ba es ſehr begreiflichwar, ba, fo lange als diefer Ort nichteingenommen' würde, Mahomed⸗ Ally: immer in Stande wäre, zur Exlongung der Nabob» _ ſtchaft Mittel auzumenden. Chunba» ſaheb fahe bie Gruͤndlichkeit dieſes Karhs ein, und um nicht den Eiz fer des Dupfeis für feine Sache zu ſchwaͤchen, ver ſprach er feyerlich, ihn zu befolgen, ob er fich gleich zu eben der Zeit vornahm, das Gegentheil zur chun. Aus Furcht feine und Murzafe : jings Wichtigfeit zu vermindern, hatte er dern Dupleix forgfältig verborgen, daß ihre Schäge, ungeachtet der großen Eontributigs nen, durch den Aufwand bey einer fo zahlreichen Armee faft erfchöpftwären; er fürchtete, daß die Belagerung yon Tritchinapoly fo lange verzögert werden koͤnnte, daß ihre Truppen wegen Mangel des Soldes davon faufen dürften, voch ehe der Ort genommen wäre; daher beſchloß er den Feldzug mitder Belagerung von ° Tanjore zu eröffnen. Die fehlechte Befeſtigung Dies fer Hauptftabt machte ihm Hoffnung, fie in wenig Tax gen entweder einzunehmen, aber fie doch fo zu ängfli« gen, daß ber König dahin vermecht werden würde, burch große Summen Geldes feine Krone zu teften. Sobald die Armee dos Königreich betreten hatte, foderte Chunda- faheb den König auf, den rüdftändie gen Tribut zu bezahlen, und zwar von bem Tode des RNabeobs Subber- Ally 1742 an, indem er behauptete, daß alles, was in diefer Zwiſchenzeit an Anmwar:odean bezahle worden ſey, nicht als Tribut zur mogulſchen
Regierung, ſondern als Huͤtfegelder zur Unterſtuͤtzung eines Rebellen angeſehn werden koͤnnte. Es iſt der Gebrauch in Indoſtan, daß der Beſiegte alle Kriegs⸗ koſten bezahlen muß; Chunda· ſaheb fuͤgte daher zu dieſer Tributrechnung ſehr große Summen, die feinem Vorgeben nach der Zug bes Murzafa⸗ jiag nad) dem Carnatick gekoſtet haͤtte, fo daß alles zuſammen auf vierzig Millionen Rupien betrug. Der Koͤnig hatte ſich auf die erſte Nachricht von der Annaͤherung des Feindes in ſeine Hauptſtadt eingeſchloſſen, da er nun den Sturm über ſich losbrechen ſahe, den er fo lange
gefürchtee hatte, verlor er den Muth, unberbor-fih
Zweites Buch. 17.
zur Zahlung, Dieſes war dem Chunda-faheb lieber,
als die Eroberung des Konigreichs, denn die Schäge würden, fo wie.es hier in gefahrvollen Zeiten gewoͤhn⸗ lic) ift, vergraben worben feyn, und Feine Landesein⸗ kuͤnfte wären in ben erften Monaten einer Revolution zu erheben gemefen. Um daher den Könige feine .. WBereitwilligfeit zum Frieden zu beweifen, hielt er bie Armee drey Meilen von der Stadt entfernt, und er⸗ ſuchte den Beſehlshaber der franzoͤſiſchen Truppen, Feine Feindſeligkeiten während der Unterhandlung aus⸗ zuüben. Der fchlaue Tanjore wußte, daß er durch Verzögerung die Berlegenheit feiner Seinde vermehren wuͤrde, er fuchte daher Zeit zu gewinnen, und demüs
—
thigte ſich in feinen Briefen fo ſehr, daß Chunda⸗ſa⸗
heb ſich bis zur Mitte des Decembers aufhalten ließ, ohne ſeinen Zweck erreicht zu haben. Waͤhrend die⸗ fer Zeit unterhielt der König einen Briefwechſel mit
Mahomed⸗ally in Tritchinapolh, und Beide lagen dent -
Nazir⸗ jing an, Golconda zu verlaffen, und einen Zug
358 Zweites Buch.
nach dem Caͤrnatick zu him; ‚auch bat dr die Englaͤm der um Beyſtand, die ihn aber nur ermahnten „fi.
aufs aͤußerſte zu vertheidigen, und ihm nicht mehr
als 20 Europaͤer zu Huͤlfe ſchicten, die in der nacht .
in Tanjore anfamen. : .
Daupleir ſah mit großen Mißergnügen bie Une, thaͤtigkeit der Armee, und ſchickte Briefe über Briefe, . um dem Chunda faheb die Mothwendigkeit vorzuftel- ⸗ len, mach Tritchinapoiy zueifen; ba aber feine Ermah⸗ nungen fein: Gehör fanden, befahl er dem befehlha⸗ benden franzöffehen Offizier, eine auffallende Feind⸗ feligfeit zu begehen, um dadurch dem Tractat ein Ende zu machen. Eben zu diefer Zeit fand es auch Ehunda: faheb nörhig den Dre anzugreifen, und umt . . den. Tanjoren Furcht rinzujagen, Heß er. die ganze Armee rund um die Stadtmauern unter dem Klang mititärifcher Muſik marſchiren. Dieſe Prozeflion wurde vier Tage hinter einander wiederholt, aber ohne Wirkung. Die Tanjoren feierten ſogar von den Mauern auf die Truppen, während daß diefe ruhig porabirten. Den folgenben Tag griffen die Franzoſen drey nahe bey der Stadt liegende Redouten an, und eroberten ſie. Dieſe ernſthafte Scene machte mehe Eindruck, als die vorher gefpielten Farcen,- denn den nächften Morgen kamen koͤnigliche Abgeordnete ind Lager, um mit Chunda- faheb zu fractiven, der dem Könige.nur noch zwey Tage einrdumte, feine Vor⸗ ſchlaͤge anzunehmen. Da am dritten Tage noch Feind Antwort erfolge war, ließ er durch bie Franzoſen Bom⸗ ben in die Stadt werfen; einige derſelben fielen nahe. au.bem Palaft des Königs nieder, ber darüber ſo ex=
Zweiles PB 20:
Act „!daß er ſpaleich wieder Aboeoednete heraus ſchickte. Es wurden abermals, drey Tage Friſt ber willigt, ohne daß man zum Zweck kam. Der fran« zoſiſche Befehlshaber, dein dieſe Verzögerungen noch verdruͤßlicher waren, als ſelbſt dem Ehunda ſaheb, erneuerte das Bombardement, das nunmehr aber auch durch ein ſtarkes Kanonenfeuer von den neu an⸗ gekommenen Englaͤndern beantwortet wurde. Dieſer unerwartete Widerſtand ſezte die Franzoſen in folche Wuth, daß ſie eins der Stadtthore beſtuͤrmten, und auch eroberten; dennoch aber konnten ſie wegen einer ſtatken Verſchanzung nicht weiter in bie Stadt dringen. Indeſſen wurde doch die Furcht des Könige durch dieſen Vorfall fo ſehr vermehrt, daß er jezt ernſthaft an einen Friedenstractat dachte, der auch den zıflen. . Derember geſchloſſen wurde. Er bewilligte bem Chun das ſaheb als Nabob ſieben Millionen Rupien, und ben franzoͤſiſchen Truppen auf der Stelle 200, 000 Rupien zu bezahlen, desgleichen uͤbergab et der fran⸗ gzoͤſiſchen oſtindiſchen Compagnie bie Souveränitär über - ga Dörfer, die vormals zur Stadt Karical gehörtett. wo die Sranzofen wider finen Willen 1736 ein sort Man weiß nicht genau, wie viel Yon diefer aber⸗ 1750 eingefommenen Summe fogleid) bezahlt wurde; ge⸗ woͤhnlich überfteige bey folchen Friegerifchen Einſamm⸗ lungen die erfte Zahlung nicht den vierten Theil des’ Ganzen. Der König von Tanjore zeigte bier’ den: nämlichen Geift ver Verzoͤgerung, wie zuvor. Ball fehickte er Gold und Silbergeſchirr, und feine Hofbe⸗ dienten zankten ſich wie Juden um die Preie, fuͤt welch | |
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166 Zweites Buch, |
- Man es annehmen follte; bald ſchickte er alte abgeklipte Münzforten, von denen er wußte, daß man fie nicht ohne eine genaue und langtveilige Unterfuchung an⸗ nehmen würde, ind denn wieder einmal Juwelen und koſtbare Steine, deren Werth auch nicht fo leicht be» flimmt werben konnte. . Chunba » faheb fahe wohl, worauf dieſe Kuͤnſte abzielten, indeſſen beſchloß er lie⸗ ber Geduld zu haben, als das Geld zu verlieren, das er ſo noͤthig brauchte. Mehrere Wochen verſtrichen, und der Koͤnig hatte noch nicht einmal die erſte Zah⸗ lung completirt, als Dupleix dem Chunda⸗ſaheb Nach⸗ richt gab, daß Nazir⸗ jing von Golconda im Anzuge ſey, und ihm daher rierh, auf ale Faͤlle Tanjore in Beſitz zu nehmen, und einen Waflenplag daraus zu machen. Allein diefe Neuigkeit feste den Murzafa⸗ jing in ſolches Schrecken, daß er gleich aufbrach, und ſich mit großer Eilfertigkeit nach Pondichery zuruͤck⸗
zog.
Nayie-; jing hatte feinen Neffen Murzaſa⸗ jing bisher in Ruhe gelaſſen, da er feine Entwürfe als un⸗ - bedeutend anfah, in Vergleich mit den Gefahren, wo⸗ mit er von feinem ältern Bruder Ghazi⸗odean bedroht wurde, der Anſtalten machte, von ihm die Subah⸗ ſchaft zuruͤck zu fodern; er marſchirte daher mit einer großen Armee nach Delhi zu, als er von der Schlacht bey Amboor Nachricht erhielt. Die Eroberung des
Carnaticks verurfachte, Daß er den Murzafa-jing nicht rlänger für einen berumziehenben Abentheurer, ſondern für einen fürchterlichen Rival hielt; er gab daher feis nen Dion Delſhi betreffend auf, und marfchirte nach . Gölconda zurüd, wo er fein Heer verflärfte, und an *
| site Nabobs und Rajahs Befehle ſchickte, ſich bereit ‘zu halten, ihn mit den zum Keichscontingent gehoͤri⸗ ‘Ben Truppen zu begleiten. Der ſchleunige Gehorſam,
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Bu Buch, 7
init dern diefe Befehle befolgt wurden, macht es glaub:
lich, Daß fie ihn für den wahren Repraͤſentanten bes
Soßen: Mogulshielten. Cine Zeitlang war Naͤir⸗
fing ber Meynung, daß die Nachricht alleitt, von ſei⸗
nen außerordentlichen Zuruͤſtungen, ſeinen Neffen er⸗
ſchrecken und zur Unterwerfung bringen folrde; da
er aber fand, daß dieſer feine Vortheile verfolgt hatte,
und nad) Tanjore marfchirt war, fo brach er endlich - auf, und ruͤckte gegen den Carnatick an. Sein Heer, _ das mit allem beladen mat, was nur det furus in den Hauptſtaͤdten Indiens vereinigen konnte, machte kleine RWaͤrſche, und wurde taglich vrtarg Er hatte von
ben Maratten 30, 000 Mann in Sold genommen.
Moeari⸗ row, ber ehmälige Gouverneur von Tritchi⸗
napoly, commandirte 10,000 derſelben, mit welchen
er voraus ging; er kraf bey der Pagode Chillambrun Murzafa⸗ jings Armee an, die ſich von Tanjore zurück |
zog. Da er nicht flarf genug war eine Sihlache Ju liefern, fo wandte er wenigftens alles an, ihrer
Marſch durch wiederhofte Anfälle aufzuhalten: Mur:
jafa-jing und Chunda- ſaheb kamen nach) Ponbichery, um mit Dupleir Maaßrege zu nehmen, der ihnen große Vorwuͤrfe machte, daß fie nicht Tritrhinapoly
angegriffen und Tanjore in Beſitz genommen hätten:
Es war nim nicht laͤnger Zeit ſich zu verſtellen, daher Chunda· ſaheb die Bewe gungsgruͤnde feines Betra⸗ gens frey geſtand, und daß der Geldmangel bey ihnen
groß fey: Er ſuͤgte hinzu, 16 die in Tanjore erhale
Erſter Band.
yr Saiei Bad
Yan Dumenent aut Germizt autgegeben wire, und Won IX AIme ai Nurfer rücjeiabiger Golb zu Pasgpae TR QUER Um Cizilde enme Nekrifien, ober eine une Erannuh Des Chuma- faheb ſicherte ihn für u Vadeht. ie Liefer Erklärung nicht aufricheig zu "5 und uam zeigte Dupleir feine Fähigkeit und ent ⸗ ieifeme Griſt, alles zu wagen. Er bedachte ſich de einen Augenblick, die Caffen der franzoͤſiſchen inifihen Compagnie auszuleeren, um feine bebräng- ı Vuntegeweffen zu unterflügen. Sie erhielten
erden Die franzeifchen Truppen bis auf 2000 Eu·
X
Sobald Razir-jing den Carnatick betreten hatte, derte er den YRahomed» Ally auf, von Tritchinapoly ihm gu ftoßen; auch ſchickte er Briefe nad) dem ort St. David, werin er die Engländer um euto« üifche Hülfstruppen bat. Das Fort Gingee, 35 ıglifche Meilen von Pondichery, beſtimmte er zum 5ammelplag. Taͤglich kamen hier große Schaaren n, bis enblich in der Mitte des März Nazir- jing lbſt anlangte. Das Ganze feiner ungeheuern Armee eftand nunmehr in 300,000 Mann Soldaten, opne en zahllofen Troß zu rechnen; mehr als die Hälfte eſſelben war Cavallerie; babey hatte er 800 Kano⸗ ıen und 1300 Elephanten. Diefegroße Macht, und ie Anzahl der bey ihm befindlichen Zürften, über« eugte die Engländer, daß Nazir-jing der wirfliche
Zweites Buch. \ 16;
Subah fen; fia befahlen Daher, Daß bas Detaſchement in Tritchinapoly mit dem Mahomed⸗ Ally marſchiren follte, der mit 6000 Mann Reiterey bey Waldore zum Nazir⸗ jing ſtieß. Einige Tage nachher vereis nigte ſich auch der Major Lawrence nebſt 600 Em ropaͤern mit ihm, die man vom Fort St. David ſandte. Beide Heere waren nun einander im Geſicht gelagert.
Zwey Abgeordnete begleiteten den Major Law⸗ rence, um mit Nazir⸗ jing im Namen der engliſchen oſtindiſchen Compagnie zu tractiren. Er empfing fie fehr höflich, und unter andern orientalifchen Compli⸗ menten trug er dem Major das Commando über feine ganze Armee an. Sein Wille war, : den Feind für gleich anzugreifen. ; Lawrence ſtellte ihm vor, daß der Angriff viel Blut foften würde, weil die Franzoſen vortheilhaft poſtirt und mit einer zahlreichen Artillerie | verfehn wären; wenn er aber mit feiner. Armee auf⸗ brechen und ſich zwiſchen dern feindlichen Heer unb Ponbdichery lagern wollte, fo würde er ihnen Baburch bie Communication abfehneiden‘, und fie in ber nach⸗ Sheiligften Sage zum Fechten zwingen. Die Antwort war: „Was! foll der große Razir-jing, :der Sohn „des Nizam⸗ al⸗ muluck, felbft um Vortheile zu erlan⸗ ⸗gen ſich fo weit erniedrigen, daß es ſchien, er floͤhe „vor einem fo veraͤchtlichen Feinde? Mein! lieber ihn „von vorn angegriffen!“ Lawrence erwiederte, daß er nach Gutduͤnken handeln moͤchte, und daß in jedem Falle die Engländer ihn unterſtuͤtzen wuͤrden. Beide Heere ſtunden nun einander ſo nahe, daß ein Treffen unvermeidlich ſchien. Die lnordnung bey dem fran⸗
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184 — Zweites Buch.
J zöͤſſchen Gorps war Damals fo. groß, daß Mazier jings Worfas die glücklichften Folgen verfprach. .
Die franzöfifchen Offiziers,. die fich bey der Ber
lagerung von Tanjore befanden‘, hatten für ihr In⸗ tereſſe fo wohl geforge, daß fie: Die für fie beftimmte
Summe von’den erften Geldern, die der König bes zahlte, abgezogenhatten. Mach dem Rüdzuge ging der größte Theil der Öffiziers von ber, Armee ab, um
ſich imPondichern auszuruhen, und andre wurden an ihre Stelle geſchickt. Diefe, die eben ihre-Dienfte
antraten, ba fic) der Feind näherte, klagten faut, daß fie fih nun in Gefahren begeben follten, ohne eiſten
Proſpect von Vortheilen zu haben, während daß man
Benjenigen, bie fo leicht ben Tanjore anfehnliche Sum⸗ men befummen, erlaubte fich zu entfernen. Sie machten Vorſtellungen, und verlangten fo viel Geld, als die andern erhalten hatten. Dupleir bemuͤhte fich, fie durch Strenge zu ihrer Pflicht zu bringen, allein wenn man einen in Verhaft nahm, fo verlangten fie
- alle ein gleiches Schickſal. Ihre Anzahl war zu,
groß, um fie in diefem kritiſchen Zeitpunkt in, dem Sa« ger zu entbehren, daher. man fie ohne Strafe ließ. Diefe gezwungene Nachſicht nutzten fie um Factionen zu machen und das Mißvergnuͤgen zu verbreiten.
Die gemeinen Soldaten folgten dem Beyſpiele ihrer
Offiziers, wurden uͤbermuͤchig und wollten nicht ge⸗ horchen. In dieſer Verwirrung beſand ſich das franzoſiche
Sager, als Major Lawrence beym Nazir⸗jing anlangte. Den folgenden Tag marſchirten beide Heere gegen ein⸗ ander auf, und eine Kanonade erfolgte. Der fran⸗
( Zweites Buch, 1865
zhſche Befehlehaber Uutenit, der ſich auf feine Trup⸗ pen nicht verlaſſen konnte, und den Angriff der Eng, - lönderfürchtete, ſchickte einen Trompeter an Lawrencec, um ihm zu fagen, daß, obgleich die Truppen ihrer - beiden Nationen ſich in gegengefezten Armeen befaͤn⸗ ben, fo wuͤnſchte er-boch nicht europäifches- Bine zu vergießen; da er alfo nicht wüßte, wo die Engländer . in Nazir⸗ jings Schlachtordnung ihren Poſten hätten, fo wäre er zu eutſchuldigen, wenn ihnen bie franzöfi« ſchen Kugeln Schaden thaͤten. Der englifihe Befehls⸗ baber autwortete, daß Die Flagge feiner-Nation bey feinen Kanonen wehen würde, und daß. hieran bee
ſten der Engländer .erfannt werben koͤnnte. Cr _ |
fügte hinzu: daß, ob er gleich eben fo unmillig fen,’ europäifches. Blut zu vergießen, fü wilde er dennoch die Kugeln,. die auf feine Truppen abgefihoflen werben foten, gewiß erwiedern. Bald nachher geſchah ein Schuß aus ber franzöfefhen Beſatzung ins engliſche
$ager; Lawreuce glaubte, daß mar ihn dadurch ver ·
ſuchen wollte, und ließ mit Dres. Kanonen die Ant- wort geben. Die aufruͤhriſchen franzoͤſiſchen Offi· ziers, anſtatt die Soldaten zw ermuntern, ſchwaͤchten vielmehr ihren Muth durch uͤbertriebene Beſchreibun⸗ gen. von ber Macht des Feindes. Die Kanonade that wenig Wirkung, und. ‚hörte mit .anbrechender Nacht
Pr
Kam war dieſes geſchehn, ſo verließen dreyzehn Offiziers das Lager, und vermehrten durch dieſe ſchaͤnd⸗ liche Deſertion die Vorurtheile dee Truppen, bie en der Furcht zuſchrieben. Auteuil, der die Folgen da⸗ von fuͤrchtete, entſchloß fi ur das Lager auverkafs
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166 Zweites Buch.
fin wat uuit allen Sramgefen nach Penbichern zu mat⸗ füinen. Wuzefarjeng unb Chuuba- faheb, bie zwar zum teun Zbeiruße mußten, allein ſich nie vorfiefiten, da e He weeit feumee suhete, waren vor Deflürzung anzu fin, Da fe jchen, Daß alle ihr Bitten bey Au- umik vergebens war, Der jeft bey feinem Vorſatz be⸗
ren wollten, dem er mit feinem Oufel machen würbe; da er ſich aber auf Dupleir umb' bie frenzöftfihen Truppen verließ, fe wollte ex von Feiner Unterwerfüng hören. Mummehr aber war feine Zeit zu verlieren, ba man überzeugt war, dafs bie Folgen bes Ruͤckzugs der Sranzefen ſich in wenig. Stunden äußern , bas gonze Heer für feine Sicherheit forgen, und entweder fliehen eber zum Nazir⸗jing übergehn würde. Chun da⸗ ſaheb, der alles von bem Zorn des Nazir⸗ jing zu befuͤrchten hatte, begleitete die Franzoſen nach Pon⸗ dichery. Dennoch war Murzafa⸗ jing unentſchloſſen. Seine vornehmſten Offiziers ſtellten ihn die unaus⸗
loͤſchliche Schande vor ‚ mit ber großen MReichsfahne, -
Vorurtheil, daf man unter dem Schuße dieſes Pa- niers nicht fliehen darf. Er fihlng Daher ab, den Chunda⸗ ſaheb zu begleiten, verließ fih auf die Ber fprecdungen von Nazir⸗ jings Feldherren, und fehickte
| bie er bey fih hatte, zu fliehen; benn es berrfcht ein
Zoeites Buch. | 167
Abgeordnete in das feindliche Lager, mit Vorſchlaͤ⸗ gen ſich zu unterwerſen. Nach dieſen traurigen Be⸗ rathſchlagungen, denen Chunda: ſaheb noch beyge⸗
wohne hatte, nahmen bie beiden Freunde von einan⸗ der dein zärtlichften Abſchied, mit ber Hoffnung fih | in einer glücklichern Stunde wieder zu fehn; fie ſchie⸗ den mit: wechfelfeitigen Betheurungen einer ewigen Freundſchaft, die, fo ſelten fie auch unter den Fuͤrſten
in Indoftan ift, doch hier aufrichtig war. Die ftan-
zoͤſiſchen Truppen, nebft einem fleinen Eorps von Chun⸗ da⸗ fahebs Reiterey, verfießen ganz in der Stille um Mitternacht das Lager, und zwar in folcher Verwir⸗ zug, daß fie 40 Kanonier mit eilf Kanonen zurüd ließen. _
Die Abgeorbneten des Murzafa⸗ fing wurden in Gegenwart aller Großen zum Nazir⸗ jing geführt, der vor Freuden außer fich war, daß er feinen Neffen in feine Gewalt befommen follte, daher er fein Beben- fen trug, auf ben Koran zu ſchwoͤren, ihn weder zum Gefangenen zu macyen noch ihm die Statthalterfchaft zu entziehn, Die er bey feines Großvaters Lebzeiten be⸗ foß. Auf diefe Berfiherung verließ Murzafa⸗ jing fein Lager, um feinem Onkel zu huldigen. Kaum aber näherte er ſich dem Hauptquartier, als er in Ver⸗
‚haft genommen und in ein Zele-gebracht wurde, wo. man ihm ſogleich Ketten anlegte. Mittlerweile wurde fein Lager angegriffen, wo man wenig Widerftand that. Das Blutbad war erfchredtich, denn die Trup⸗ pen bes Subah gaben feinen Pardon. Ein Trupp Reiter fiel über die franzöfifchen Artilleriften ber, die durch die unbegreifliche Nachläßigkeit der Ihrigen ſo
168, Seeitet Buch.
ſchaͤndlich zur gelaffen werben waren, und hieb den größten Theil derfelben nieder, Es wäre niemand. Davon gefommen, allein die Engländer entriſſen einige | ihrer Wuth, die aber faft afle verwundet waren. : Die Maratten, untes Anführung des Morari row, verfolg⸗ ten das franzoͤſiſche Corps, und, erreichten es noch vor den Hecken von Pondichery. Auteuil ſtellte ſeine Truppen in ein Viereck, das Morari⸗ row muthig an⸗ griff, und auch wirklich mit ı5 Mann. durchbrach, in dee Meynung, daß ihm die andern folgen würden. Diefe blieben aber zuruͤck; ex wurde im Augenblick umeinge, und blos fein Muth rettete ihn ous diaſer großen, Gefahr; denn er hieb fih mit ſechs Mam durch, nachdem neun an feiner Seite gefallen waren.
Die Mavatten fuhren. fore die franzoͤſiſchen Frungen
zu beunruhigen. bis dieſe die befagten Hocken erreiche
haften; neunzehn Europaͤer murden ‚babep getöbter, . und der Verluſt würde noch größer.gemefen fenn, wenn . -
Chunda ·ſahebs Reiteren night ten bey Biefemötic
äuge geſochten haͤtte.
Da nun bie Armee des Murjafa jing gänzlich | zerſtreut, und er felbft ein Gefangener war, fa fchien nunmehr alles dem Nazir- jing den ruhigen Belis feis ner Subapfchaft zu verfichern, aber feine Faͤhigkeiten waren einer fo hohen Würbe. nicht angemeſſen, und die Verraͤtherey hatte bereits in ſeinem Cabinet ihren Sitz genommen. Die Nabobs von Cudapa, von Canoul und von Savanore waren die vornehmſten Kürften, die ihn nad) dem Carnatick begleitet hatten ; ‚I fie waren alle drey von Geburt Pisanen, und be⸗
3weltes Buch. 9
faßen die dieſem Bolfe eigge Verwegenheit. Sie hat⸗ | tert Die. Yuffoderung des Nazir⸗ jing befolgt, und was - ven im Felde erfchienen, in der Hoffnung, daß. ihnen zus Belohnung ihrer Kriegsdienſte gewiſſe anfehnliche ’ Summen nachgelaſſen werden würden, die fie. der mogulſchen Schatzkammer noch bezahlen folltenz Nas : _ äie-jing aber, Der ganz den Stolz eines Subah ans genommen hatfz, hörte fie. nicht an, fondern behan- deite fie als Lehnſaſſen, die nichts: mehr als ihre Pflicht gethan hätten, Dieſe fehlgefchlagene Erwartung ver- urfachte, daß fie eines. Kriegs überbrüffig wurden, bey dem fie Bein Intereſſe hatten, daher fie auch die erften gemwefen waren, die dem Murzafa » jing gerathen fi zu / unterwerfen. Dieſe Abfichten, eine Verſoͤhnung zu befoͤrdern, hatten auch mehrere Große von Nazir⸗ jings Hoſe, worunter auch Schanavaze Khan, der vornehmſte Miniſter, war. Allein dieſe wurden durch beſſere Bewegungsgruͤnde geleitet; denn da ſie ihr Glaͤck dem Nizam- als muluck zu verbanfen baten, fo war ihnen ſein Andenken zu heilig, daß ſie nicht einen buͤrgerlichen Krieg zwiſchen ſeinem Sohne und Enkel mit Betruͤbniß haͤtten ſehn ſollen. Sowohl gegen
dieſe Nabobs und Miniſter als gegen die Abgeordne⸗ tan bes Murzafa: jing hatte Nizir⸗ jing die feyerlich⸗ ften Vorſprechen gegeben, feinem Neffen Bein Leid zu: thun; dennoch hatte er fie gebrochen, ſobald Diefer in fein ner Gewalt war. Dieſes bundbrüchige Betragen kraͤnkte alle diejenigen empfindlich, die den Prinzen zur. Unterwerfung berebt hatten. Die Minifter be⸗ guügten ſich, hierkber ihrem Herrn fanfte Vorſtellun⸗ gen zu thun, bie pitaniſchen rohe hingegen klagten
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170 | Zweites Buch.
laut über dieſes Betragen, als über eine Beleidigung, die ſie ſelbſt betraͤfe, da ſie ſich fuͤr des Subahs Ver⸗ ſprechen verbuͤrgt haͤtten; und von dieſem Augenblicke an machten ſie unter ſich einen geheimen Vertrag, um gewiſſe Entwuͤrſe auszufuͤhren; ſie kamen dabey uͤber⸗ ein, keine weitern Spuren von Mißvergnuͤgen zu zei⸗ gen, bis es Zeit ſeyn wuͤrde los zubrechen.
In Pondichery hatte der Ruͤckzug ber franzoͤſi⸗ ſchen Truppen, die Nachrichten von Murzafa⸗ jings Gefangenfchaft und der Zerſtreuung feines Heers bie groͤßte Beflürzung erregt. Indeſſen war Dupleir, ob er gleich mehr als alle andre ben diefen ſchrecklichen Unfällen zu fürchten hatte, dennoch fo fehr Meifter feiner felbft, daß er feinelinruhe verbarg, und große ‚Heiterkeit zeigte. Er befahl ſogleich ben Truppen, ein tager im freyen Felde außerhalb den berufenen Kerken aufzufchlagen‘, und verfäge fie mit andern Offiziers; die Aufrührer wurden in Verhaft genommen, und über den Befehlshaber Auteuil ließ er Rriegsrecht hal⸗ ten, weil er ohne Ordre das Heer der Bundsgenoſſen verlaffen hatte. Durch dieſe muthvolle Thätigfeit be⸗ lebte er die Truppen von neuem, und feuerte ihre Hoff⸗
nungen an. Er wußte, daß die Anzahl ſeiner Euro⸗
paͤer, ohne von einer indiſchen Armee unterſtuͤtzt zu ſeyn, nicht hinreichend war, um gegen die große Macht des Nazir-jing Stand zu halten; allein feine Kennt⸗ niß von dem Charakter der Fuͤrſten in Indoſtan ließ ihn hoffen, Factionen an dem Hofe des Subah zu entdecken, oder folche zu erzeugen, die, wenn fie mie Kunft behandelt würden, vielleicht die verzweiflungs« volle Sage des Murzafa⸗ jing und Chunba-faheb endi ⸗
Ä Zweites Buch. 171 gen konnicen. Um daher Zeit zu gewinnen und Mache richten einzuziehn, die ihm ſo noͤthig waren, beſchloß
er eine Unterhanblung anzufangen. Er hatte einige Tage zuvor einen Brief an Mazir» jing geſchrieben,
worin er fich zum Frieden erbot, wenn Murzafa⸗jing
feine vorige Statthalterſchaft wieder erhielt, und Chun⸗ da⸗ ſaheb im Beſitz vom Carnatick gefezt würde. Dies - fer Brief bijeb unbeantwortet, ein Umſtand, von dem _ - Duplele den Nasen zog, feine liftige Correfpondenz - fortzufeßen. Gr gab vol, daß ber Ruͤckzug der fran⸗
zöfifchen Truppen alıf feinen Befebl'gefcheben fen, in
ber Hoffnung dadurch) den Frieden zu. befthleunigen, wenn er einen fo Öffentlichen "Beweis von feiner Ab⸗ neigung gegen fernere Seindfeligfeiten gäbe; und um.
Nazir⸗ jing zu überführen, daß die Sranzofen nicht Die Filucht genommen, wie man in feinem Lager glaubte, fo behauptete er kuͤhn, daß fie'ein großes Blutvergieſ⸗ fen angerichtet, als man fie beym Rückzug angegriffen hätte. Ueberdem erinnerte er ihn an die Gaſtfreyheit, die feine Schwefter, die Mutter des Murzafa⸗ jing, in Pondichery genoffen; empfahl biefen Prinzen feiner Gnade, und bat um Erlaubniß, Geſandte an ihn ſchicken zu duͤrfen.
Mazir· jing bewilligte die Gefandtſchaft anzuneh⸗ men. Es begaben ſich daher zwey aus dem Conſeil nach dem Lager, von denen einer mit der indoſtani⸗ ſchen und perſiſchen Sprache ſehr bekannt war; die einzigen Sprachen, deren man ſich an den Hoͤſen der muhamedaniſchen Fuͤrſten in Indien bedient. Sie erhielten eine Ceremonien⸗Audienz, nach welcher: fie mit den Miniftern in Unterhanblung traten. Zuerſt
172 3gweites Bych
8Seſchahen hohe Foderungen, endlich aber chaten fie ‚ihre lezten Vorſchlaͤge, daß nämlich bie Staaten des Murzafe« jing dem Sohne dieſes Prinzen fo lange übergeben werben follten, bis Nazir « jing mit dem Kater ausgeföhnt wäre, und daß Chunda- faheh zum: Nabob vom Carnatic ernannt werden müßte. Die Mirifter, obgleich viele von ihnen dem Murzafa-jing. wohlwollten, unterſtanden ſich doch nicht, ihrem Herrn - diefe Foderungen vorzutragen; fie.fagten ben Geſand⸗ ten, daß die Anfprüche des. CHunda -faheb um ſo we⸗ niger Statt fänden, da ber Carnatick bereits dem Ma⸗ homed- Ally, dem Sohne bes Anwar⸗ odean Khan, gegeben worben fen. - Die Öefanbten verließen das; $ager, nach einem Aufenthalt von acht Tagen, der dem Scheine nach fruchtig, aber in der Wirklichleie hoͤchſt vortheilhaft gewefen war, und voͤllig den End» zweck des Dupleix erreichte, Masir jings Hof kennen : zu lernen, und einen Brieſwechſel wit den mißver⸗ gnügten Mabobs zu gründen. . - | Ä Das geheimnißvolle Betragen ber, franzäfifchen Abgeoröneten blieb nicht one. Verdacht, und dee. Majer Lawrence erhielt Nachricht, daß eine Verſchwoͤ⸗ rung gegen den Subah auf dem Tapet ſey, in meiden Schanavaze Khan, der vornehmſte Miniſter, mit ein⸗ ſtimme. Dex lezte Theil wer Nachricht war falfch, und der erfte Theil konnte nicht erwieſen werben; den» - noch verlangte Lawrence Audienz, und bemühte ſich, Mazirs jing mit dem Gehoͤrten bekannt zu wachen z ſein Dolmetſcher aber hatte nicht den Muth, eine Er⸗ ktaͤrung zu chun, die ihm wahrſcheinlich das Leben ge⸗ koſtet haͤtte, und verdolmetſchte daher ganz andre
Zweites Buch. 173
. Dinge. Es war feine andre Methode moͤglich, ihm
dieſe Nachricht beyzubringen, weil die Wuͤrde eines Subah nicht erlaubte, geradezu an ihn “Briefe zu ſchicken, und niemand zu einer Privataudienz gelaffen wurde, als fein vornehmfter Minifter, der bier mit in . ber Anklage verwickelt war, oder die Hofbedienten, die ganz von diefem Minifter abbingen. Nach der Rückkehr der Abgeordneten fing Chun⸗ da⸗ſaheb an Truppen zu werben, und Dupleix glaubte; daß es noͤthig ſey, den Ruhm der franzoͤſiſchen Wafe fen durch eine Unternehmung wieder herzuſtellen, die ſeine Bundsgenoſſen in Nazir⸗ jings Lager uͤberzeugen koͤnnte, daß er entſchloſſen waͤre, den Krieg fortzuſetzen.
i
Auteuil, der das Commando wieder uͤbernommen
hatte, brach in der Racht mit den Franzoſen auf, und überfiel einen Theil. bes Lagers, in weiches fie ohne MWiderftand.eindrangen ; denn nad) indifcher Gewohn⸗ heit halten die Soldaten ihre Hauptmahlzeiten in der Nacht, und. nachher nehmen fie Opium oder andre - ſchlafmachende Mittel, da. denn das ganze Lager gegen
WMocrgen fih in einem fo tiefen Schlaf befindet, daß
eine Handvoll entfehloffener Seute taufend niedermachen Eönnen, bevor dieſe munter werben,
Der Major $amrence war mit ben Engländern noch immer im Lager, und lag bem Nazir⸗jing an, Das Geſchenk zu beſtaͤtigen, das Mahomed⸗ Ally, jetziger Nabob vom Carnatick, der oſtindiſchen Compagnie mit einem Strich Landes bey Madras, als eine Belohnung fürden Beyſtand ihrer Truppen, gemacht hatte. Der Subah hatte oft verſprochen dies Geſuch zu bewillige n, allein ſein Miniſter Schanavoze Khan verhinderte die
174 3weites Buch.
Ausfertigung des Firmans, weil er dieſe Ceſſion der Majeſtaͤt des Reichs unwuͤrdig hielt. Lawrence, die⸗ fer Verzögerung uͤberdruͤſſig, drang auf eine eutſchei⸗
dende Antwort, worauf man ihm alle Befriedigung
—
verſprach, wenn er mit den engliſchen Truppen nach
Arcot marſchiren wollle, als wohin Nazir⸗ jing ente ſchloſſen war ſich mit ſeinem ganzen Heere zu begeben. Dieſen Antrag konnte er nicht wohl eingehn, aus Beſorgniß, daß in ſeiner Abweſenheit die Franzoſen
und Chunda⸗ faheb etwas Nachtheiliges gegen bie ‚ englifchen Befißungen unternehmen möchten. Er
bemuͤhete ſich daher, den Subah von dieſem Vorha⸗ ben abzubringen, indem er ihm vorſtellte, daß die Feinde hiedurch Gelegenheit bekommen wuͤrden, ihre
Macht zu verſtaͤrken, und neue Feindſeligkeiten aus·
zuüben; dagegen wenn er in. der Nähe von Pondichery bliebe, fönnte er ihnen alle Gemeinſchaft mie ven ums . liegenden Provinzen abfchneiden, und fie fo in die . Enge treiben, daß fie genöthige würden, .alles einzus
- gehn. Dieſe Vorftellungen waren fruchtlos, Daher. |
Lawrenre mit feinen Truppen nad) dem Fort St Das vid zurück marfchirte. . Gegen Ende des Aprils brach Nazir⸗ jing auch aus feinem Lager bey Valdore auf,- und nahm feinen Zug nad} Arcot.
Bon bieraus_fchicte er Befehl nach Maſulipat⸗
nam, bie dortigen ber franzäfifchen Compagnie gehö«
rigen Haͤuſer und Güter in Beſchlag zu nehmen; ein: gleicher Befehl ging nad) Yanam, einer andern Stadt, die voller Manufacturen iſt. Diefes gefchah ohne Ger
waltthaͤtigkeit und Plünderungen, auch war der Schade nicht beträchtlich. Dupleix aber, der den vertheidi⸗
Zweite Buch. 175 gungsloſen Zuſtand von Muſalipatnam kannte, bes
ſchloß ſich zu rächen, und bie Stadt anzugreifen, dee
- ren Beſitz fehon längft' zu feinem Plan gehört harte, daher auch Murzafasjing ihm hatte verfprechen müffen,
fie der franzöfifchen Compagnie zu Üüberlaffen. Die -
fer Ort liegt. an der Mündung des Fluſſes Keiftna, und iſt der Seehafen von Golconda und der weſtlichen
"Provinzen in biefem Theile der Halbinfel; fie war.
ehmals der größte Handelsplag, und eineder reichften und volfreichften Städte in Indoſtan. Das Wert. Patnam bedeutet eine Stadt; biefer Umſtand iſt eini⸗ gen neuern Schriftftellern unbefannt geivefen, die durch ben großen Ruf des Orts verführt wurden, und fih daher nicht lange bebachten, Die ganze pitanifche Na⸗ tion, wie auch eine Dynaſtie Delhifcher Könige von einer arabifchen Colonie abzuleiten, die, wie fie fagen, vor 400 Jahren Mafulipatnam gründete. Die Stade Dat noch heut zu Tage einen beträchtlichen Handel, und iſt wegen ihrer gemaften Zeugmanufacturen berühmt ; benn die Pflanzen, aus. welchen bie Farben gezogen werden, wachen nirgends { in folder Vollkommenheit, als in Disfer Gegend. Im Anfange des Julius langte bier ein franzöfifches Detafchement von 200 Euros päern und 300 Sepoys in der Nacht an, und über». tumpelten die Stadt ohne viel Mühe, ‚die fie ſodann in einen beſſern Vertheidigungsſtand fezten. Während diefer Zeit ftanden Die franzöfilchen Truppen immer noch in ihrem alten Lager, fie hatten folches dem Subah gleichfam zum Troß auf dem. | neuen Territorio aufgefchlagen, das ihnen von Mur- zafa⸗ jing Überlaffen worden war. Dieſe Beleidigung .
'176 Zweites Buch.
aber wurde ven Mozir jing uͤberſchn, ber bie Geſan⸗ genichuit feines Neffen für eine hinreichende Gicherfeit wider !rrnere Unruhen hielt, und fich daher ganz fei- nen trehtiingewersnügungen, den Weibern und ber Sagt, überließ. Gr gab ſich zwar mit Regierungs⸗ geichäften niche jehr ab, dennoch entichied er ohne Un⸗ eerſuchung, wenn ihm feine Miniſter etwas vortrugen, and fine Befehle, fie mochten noch fo abgeſchmackt fen, woren unmidenuflich Sein Eigenfinn ver⸗ droß feine eifrigſten Anhaͤnger, und feine Trägpeie machte ihn feinen Feinden veraͤchtlich. Die pitani⸗ ſchen Nabobs ſchmeichelten ſich bey ihm dadurch ein, daß fie ihn zu ſeinem daſterleben aufmunterten, wobey fie zu gleicher Zeit Dem Dupleir anlagen, loszubre. chen.
Dupleir folgte ihrem Rath, und ließ durch 500 Europaͤer die Pagede Trivadi angreifen, die 15 englifche Meilen vom Fort St David lg Man nahm fie ohne Widerftand ein. Dieſe Pagode diente zur Citadelle einer großen Stadt, und der Beſitz der⸗
felben ſezte die Franzoſen in den Stand, die Einkünfte:
bes Diſtriets einzufammelt. Sie Drangen weiter bie zum Fluß Pannar-ver; dieſes beunruhigre den Mas homed⸗Allh, der den Subah um Erlaubniß bat, ins Feld zu rücken, und Die fänder zu verrheidigen, die er ihm gegeben hatte; wobey er verficherte, daß vie Engfänder wegen ihres eignen Intereſſe fich mit feinen
Truppen vereinigen wuͤrden. Mazir⸗jing worfo fehe
gegen die Engländer aufgebracht, weil fie ihn nicht
hatten nach Arcot begleiten wollen, daß man Mühe ,
brauchte ihn zu bewegen, feinem Bafallen zu erlauben,
Smeited Buch. 177 ſich ihrer Huͤlfe zu bedienen. Die Engländer hatten das Berfprechen von Mahomeb- Ally erhalten, daß er
- alle Koften bey diefer Erpedition tragen. wollte, und ließen alfo 400 Europder und 1500 Eepoys ins Feld ruͤcken; fie fließen zur Armee desNabobs, die 20,000 Mann ftarf war, von denen mehr: als die Hälfte zu
Nazir⸗ jings Truppen gehörten.
Die Sranzofen hatten fich an dem Ufer des Fluſ⸗ ſes Pannar in einem Walde gelagert und ſtark ver- ſchanzt. Um fie aus dieſem Poſten herauszuziehn, ruͤckte man auf Trivadi los, und foderte die Beſatzung auf, die aber von keiner Uebergabe hoͤren wollte. Der engliſche Befehlshaber, Capitain Cope, rieth dem Nabob, die. Mauern durch) feine Truppen beſtuͤmmen zu laſſen, während ber Zeit die Engländer die Thore einfchießen follten. Der Nabob war es zufrieden, allein feine Truppen wollten fich diefem gefährlichen Ä
Veſrſuche nicht unterziehn; die Armee marfihirte alfo nad) den franzöfifchen Verfchanzungen zurück, und ftellte fich unter den Kanonen in Schlachtordnung. Der franzöfifche Befehlhaber aber ſchickte einen Offi⸗ zier an die Englaͤnder mit der Erklaͤrung, daß, wenn ſie ſich nicht ſogleich entfernten, er gendshige ſeyn würde, auf fie zu feuern. Capitain Cope erivieberte, daß die Engländer Bundsgenoffen des Nabobs waͤ⸗ ven, ihn als ſolche in feinen Staaten begleiteten, und ihm ihre Hülfe wider alle diejenigen verſprochen hättet, die ſich feiner rechtmäßigen Autoritaͤt widerfegen würden. Kaum mar ber Offizier zurüc, als bie Franzoſen auf die engliſchen Truppen zu feuern an⸗
fingen. Dieſe antworteten, und ſo dauerte das euer Erſter Band, M
8 Zweites Buch.
bis in die Nacht, da ſich denn die Englaͤnden mit el⸗
nem Verluſt von 10 Europäern und so Sepoys zus rück zogen; von des Nabobs Armee waren 200 ges esötet worden; die Franzofen hingegen, durch ihre Verfchanzungen gedeckt, hatten nur einen fehr gerin« gen Verluft, Diefer üble Erfolg fchlug‘ den Murh des Mahomed » Ally fo fehr nieder) als wenn er eine - gänzliche Niederlage erlitten haͤtte, daher war er voller Angſt und wollte fich durchaus zurück ziehn, unter bem Vorwande, daß feine Armee nicht fubfiftiren koͤnnte, weil alle Provifionen von Arcot kommen müßten, und dieſe Transporte leicht den Franzoſen in die Hände fallen dürften. Wenn die Engländer bey diefem Rück zuge den Nabob begleiteten, fo hatten fie Ihm feinen ‚andern Dienft gethan, als den Zug feiner Armee zu vergrößern; diefes war auch Die Hauptabficht des Na⸗ bobs, ber fih mit feinen europäifchen Allürten brüften - wollte. Cope aber harte Befehl, ſich nicht welt von ben franzöfifchen Poften zu entfernen,. damit feine Communication vom Fort St. David nicht abgefäynite ten würde; besgleichen war ipmaufgegeben, alles an⸗ zuwenden, damit es zu einem Treffen käme; er be⸗ ftand daher darauf, daß der Nabob zwifchen dem Feinde und Pondichery fein Sager nehmen follte. Es war unmöglich, zwey fo entgegengefezte Meynungen
zu vereinigen; biefer Umſtand brachte den Nabob fo
ſehr wider feine Bundegenoflen auf, dag, als diefe Die verabrebeten Kriegsfoften verlangten, er anfangs al⸗ terhand Entfchuldigungen machte, und endlich gerade . jwerflärte, daß er Fein Geld hätte, Er gab vor,. - ‚feine Schagfammer fey leer, weil er dem Nazir- jing
Zweites Buch. 19 zwey Millionen Kupien gegeben haͤtte. Der Major $arorence, ber im Fort St. David commandirte, und nicht allein ber vornehmſte Offizier, fondern auch In⸗
terims Bouverneur des Etabliffements war, biele ſich
durch diefe Treuloſigkeit des Nabobs fo beleidige, daß er fogleich. die englifihen Truppen zurück rief, bie auch ben 19ten Auguft im Sort St. David wieder eintrafen,
Kaum waren fie abmarſchirt, als die Franzofen
ihre Verfihanzungen bey Valdore verließen, und ſich \ mie den Truppen in Teivadi vereinigten. Ihre jege
zuſammen gezogene Macht beftand in 800 Europds ern, 2508 Sepoys und 1000 Mann Cavallerie, die Chunda-fah anführse, nebft zwoͤlf Kanonen. Die Armee des Mahomed: Ally war sooo Mahn Infan⸗ terieund 15000 Mann Cavalletie ftarf. Dieſe lezere anſtatt inder Ebene zu ſtehn, war hinter Verſchan⸗ gungen gelagert, und biefe Berfchanzungen waren von allen Kanonen entblöße, da man ſolche in die Zwi⸗ ſchenraͤume geftelle hartes im Ruͤcken bes Heers wor
ein Fluß. Es war am zıften Auguſt, als die Frans |
sofen Anrücten, diefe unfinnige Stellung anzugreifen, Man fhürmte die Verſchanzungen, die Vertheibiger flohen, und ließen ihre Kanonen im Stich, die nun auf die in Unordnung gebrachte Cavallerle gerichtee wurden. Alles fuchte fich jezt zu retten, viele ſtuͤrz⸗ ten ſich in ben Fluß und erſoffen. Der durch ſeinen
Geiz geſtrafte Nabob entkam mit großer Muͤhe, und erreichte Arcot nur von drey Perſonen begleitet. Ohne die Ertrunkenen, fand man im Lager beynahe 1000
Todte; die Franzoſen verloren nicht einen einzigen Mann, fie hatten nicht einmal einen Verwundeten. a
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90 Zweites Buch,
Selbſt diefer Sieg war nicht vermoͤgend, den Nazir-jing aus feiner Traͤgheit in Arcot zu reißen, Dupleir befchloß, diefe Unthätigfeit und die allge: ‘“ meine Beſtuͤrzung zu nußen, welche Durch diefe Schlacht in alle benachbarten Provinzen verbreitet worden war; er befahl daher den franzöfifchen Truppen Gingee anzugreifen. Diefer Ort war ehe⸗ mals die Nefidenz von einem Stamme marattifcher Könige, deren Stadten ſich von hier bis ans König- reich Tanjore erſtreckten; von ihnen ſtammte auch der beruͤhmte Sevagy ab, Die Feftungswerke: harten
die Kennzeichen von dem militärifchen Charakter die-
fer Nation. Eine ftarfe mit vielen Thuͤrmen flan⸗ kirte Mauer hatte einen Umfang Yon drey englifchen Meilen, und fehloß drey Berge ein, die einen Trians gel bilden; fie. find alle fleil und geborften, und haben auf den Gipfeln große, ſtark befeftigte Forts. Auf ferdem befinden fich nod) andre Feſtungswerke auf dem -Abhange der Berge, - In ber Ebene ift eine große Stadt Die Indier, welche feine Feſtungen für ans ſehnlich halten, wenn fie nicht auf · ſteilen Anhoͤhen lie⸗ ‚gen, haben immer Gingee als die ſtaͤrkſte Seftung | im Carnatick betrachtet.
Der Oberſte von Buſſy machte mit 150 Euro: päern und 1 200 Gepoys ben VBortrab," um zu ver ſuchen, ob man ben Ort nieht überrumpeln koͤnnte, ‚er fand aber bey der Anfunft sooo Mann, die aus dem Treffen von Trivadi entfloben waren, und fich hier unter ven Mauern gelagerthatten; fie waren auch mit Kanonen verfehen, bie von Europäern bedient ‚ wurden. Er wartete daher, bis bie übrigen franzoͤ⸗
Zgweites Buch. 18: ſiſchen Teuppen in der Mähe waren, da ee denn bie Feinde angriff, die wenig Widerftand thaten. Die Europäer, die fic) zur Bedienung der Artillerie hat⸗ ten dingen laffen, wurden faft alle niebergehauen. ° Ein Stadtthor wurde darauf vermittelft einer Petarde ge: fprengt, und die Franzoſen ruͤckten mit aller ihrer Ars tilferie-und Bagage in die Stadt, woſelbſt fie fich bar- ricadirten. In biefer Sage waren fie einem beftän- digen Feuer von den drey Bergen ausgefest. Die Mohren warfen auch eine große Menge Rafeten in die Stadt, um fie in Brand zu ſtecken. Die Fran⸗ goſen bombarbirten die Forts aus Eleinen Mörfern die “ganze Nacht durch, bis der Mond unterging; diefes war das Signal die Berge zu flürmen. Niemand als Europäer wurden zu diefer Fühnen Unternehmung gebraucht, die alle drey Berge zu gleicher Zeit anfie⸗ fen, und Eine Redoute nad) der Andern mit dem De- gen in der Fauſt eroberten, big fie die Hügel erreich⸗ ten, die mehr als alles andre befeftige waren; den» . noch petardirten fie die Thore, und als der Tag an- brach, fanden fie ſich im Befiß von allen drey Ber: gen, mit einem Verluſt von nicht mehr als zwanzig . Mann Da fie bey Tage die übermundenen Schwie⸗ rigfeiten betrachteten, fo mußten fie nicht, ob fie mehr über "die. Gefchwindigfeit, womit fie ‘die Unterneh⸗ mung ausgeführt, ober über Die außerordentliche Feig- beit ber Bertheibiger erſtaunen follten. Es ift indefe ſen zü vermuthen, daß der Verſuch bey Tage nicht gegluͤckt haben wuͤrde; allein weder Anzahl noch feſte tage kann das Schrecken ber Mohren ſowohl als Indier mindern, wenn fie bey Nacht angefallen: werben.
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m Zgweites Buch.
Der große Ruf der Feſtigkeit von Gingee erhob natuͤrlich den Ruhm der franzöfifchen Tapferkeit; und dieſer fo bedeutende Verluſt ermunterte enblich den ” Nazir fing aus feiner Schloffucht; er fahe ein, daß es hohe Zeit fen, einem Feinde Schranken zu feßen, ber afles zu unternehmen fäbig ſchien. Mach feiner Ankunft in Arcot hatte er ben größten Theil feiner Truppen nach Golconda zurücgefchicht, und auch viele Rajahs mit ihren Soldaten wieder nach Haufe ziehen laſſen. Nunmehr rief er alle dieſe Truppen zurück, Indeſſen hoffte er, daß die Nachricht von dieſen Zus züftungen , mit Anerbietung gewiſſer Bortheile ver« bunden, bie Franzoſen dahin vermögen dürfte, bie Waffen niederzulegen; er: befchloß daher, den Weg ber Unterhandlung zu verfinhen, bevor er ins Felb rücte, und ſchickte deshalb zwey Abgenrönete nach Pondichery. Dupfeir fponnte nun die Saiten ziem⸗ lid) hoch, und verlangte nicht allein die Befreyung bes Murzafa-jing und die Wiedereinſetzung in feine Staaten, besgleichen für den Chunda »faheb Die Na⸗ bobſchaft vom Carnatick, fondern auch, daß die Stadt Mafulipatmam nebft allen dazu gehörigen Laͤndereyen der franzöfifchen Compagnie abgetreten werden, und ihre Truppen fo lange im Beſitz von Gingee bleiben Ik bis der Subah nach Aurengabad zuruͤckgekehrt ey.
Dupleir konnte natuͤrlich nicht erwarten, daß Masirrjing dieſe hoben Foderungen eingehn wuͤrde, auch hatte er dabey Feine andere Abſicht, als ihn zu bewegen ins Feld zu rücken, benn nur im Felde allein war es, wo er feine Entwürfe gegen ihn ausführen
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konnte. Er irrte ſich nicht, denn Nazir⸗ jing ließ
ſeine Truppen nach Gingee marſchiren, und gegen.
Ende des Septembers traf er. ey ihnen in Perfon ein. Sein Heer war nun bey weiten niche fo ſtark, als im
Aufange des Jahrs, da er im Carnatick erfchien; denn -
fehr wenige von ben zuruͤckgeſandten indiſchen Fuͤrſten fanden ſich mit ihren Soldaten wieder ein, und die Truppen aus Golconda waren in einer zu großen Ent⸗ ſernung, um die Provinz Arcot noch vor der regnich⸗
ten “Jahreszeit erreichen zu koͤnnen. Dennoch beſtand
5 feine Armee aus 60,000 Mann Infanterie, 45,000 Mann Cavallerie, Tao Elephanten und 360 Kano⸗ pen, und. mie dem Troß, der bey: einem indiſchen
Heer immer ftärfer als die Anzahl der Soldaten ſelbſt
ift, waren bier an: 300,000 Menfchen. verſammelt. Diefes große Heer bewegte fih ungemein langſam, und brachte über dreyßig englifche Meilen funfzehn Tage zu; man war nach fechszehn Meilen von Gin⸗ gee entfernt, als. das Regenwetter einfiel ‚ und zwar ‚mit folcher Heftigfeit, daß das ganze fand über- ſchwemmt wurde. . Der Gebanfe von ber. großen Schande, wenn eg des Anfehn häfte, als ob die Reichsfahne ſich zuruͤckzoͤge, hiele den Nazir⸗jing ab, ſo⸗ gleich wieder nach Arcot zuruͤckzugehn, ſo noͤthig dieſe
Maaßregel auch war, denn in Zeit von drey Tagen ſahe ſich ſeine Armee zwiſchen zwey Fluͤſſe eingeſchloſſen, die man boy der Ueberſchwemmung kaum paſſiren konnte. Die Kommunication mis den benachbarten Ländern wurde alle Tage ſchwerer, und Die $ebensmittel wur⸗ den feltner; auch litten die Truppen ſehr viel von dem übeln Wetter, Das ganze Sager mar mit Kranken Of
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8 3Zwieites Buch. hefuͤlt, und keine Hoffnung vorhanden, Ba dieſe Unfälle eher als im December, bey ber NMeetkehr der ſchoͤnen Witterung, aufhören würden. Nazir⸗ jing wurde bey dieſen Hinderniſſen ſehr ungeduldig, da ſie einen Krieg verlaͤngerten, womit er ſchon ein Jahr zugebracht, und dieſe Zeit über ſich von ſeinen an⸗ dern weitlaͤuftigen Staaten hatte entfernt halten müß fen. Der Wunfch den Carnatick zu verlaffen ſtellte f ich auf einmal bey ihm ein, und wurde fo lebhaft, daß er. mit Dupleir wieder die Unterhandlung er⸗ neuerte, und ihm alle verlangte Ceffionen bewilligre, jedoch mit der Bedingung, daß die Compagnie die $ändereyen als ihm untergeörbniete Reichsvaſellen be fi Gen ſollte.
Dupleir, der den Werth der Verfprechunge der Fuͤrſten i in Yndoftan Fannte, gab megen dieſer * biggingen feine geheimen Verbindungen mit den miß⸗ vergnügen Großen, in ber Armee des Subah nicht auf, babey aber verließ er fich auf dieſe doch nicht ſõ ſehr, daß er die Unterhandlüngen mit Nazie-jing hätte ausfchlagen ſollen. Mittlerweile war der December „gefommen, das Regenwetter hatte aufgehört, ündder wichtige. Augenblid war da, wo er durchaus zwiſchen bieſen "beiden ſehr verſchiedenen Methoden feine Abe . fichten zu erreichen wählen müßte, .
“ eine Verbindungen ‚mit: den pitaniſchen Na⸗ Bobs hatten | nun fieben Monate gedauert, und durch ° vieſe waren noch zwanzig andre vornehme Befehlsha⸗ / ber bey der Armee in die Verſchwoͤrung gezogen wor⸗ den, fo daß die Verſchwornen Meifter des halben Heers waren. Sie ſtellten Dupleir vor, daß durch
Zweites Bud, 18.
eine Art von Wunder das Geheimniß von ſo Vielen, und dies in fo Tanger Zeit bewahrt worden fen, daß
aber jegt-jebe Stunde gefahrpofl wäre, weil fie nun. mehr täglich einer Anzahl von niebern Offiziers fich
entdecken müßten, um ihrer Mitwirkung verfichere zu ſeyn. Zu eben det Zeit langten Abgesrdnete vom Subah in Pondichery an, die aufs feyerlichfte verfi: cherten, daß Nazir⸗ jing ſogleich ben Tractat funter: zeichnen, fein $ager aufheben, und den Carnatick ver⸗ laſſen wuͤrde.
Da Dupleir in jedem dieſer Faͤlle ſeine Abſicht erreichte, ſo überließ er dem Zufalle Die Entfcheidung.
Er drang, bey ben Abgeordneten auf den Tractat,
und gab zu gleicher Zeit ven franzöfifchen Trüppen in Gingee Befehl, den Augenblick vaufzubrechen, fobald die conföberirten Fürften Nachricht fenden würden, daß alles zur Ausführung ihres Entwurfs bereit, fen: Diefe Nachricht der Nabobs Fam früher nad) Ginger, dis die Ratification des vorerwähnten Tractars.
Es war der ate December, als der franzgfifche
Commandant in-Gingee, la Touche, mit goo Euro⸗
paͤern, 3000 Sepoys und 10 Kanonen aufbrach. Den
Soldaten wurden einige Winke gegeben, ihnen Much einzuffößen, allein der Plan ſelbſt ward blos einigen ber vornehmften Offiziers mitgetheilt, ' Die Truppen erreichten Nazir⸗ jings Lager nach einem Marfch von 16 englifchen Meilen den folgenden Morgen mit Tar gesanbruc) ; es erſtreckte fich auf 18 Meilen, da ein “ jeder Nabob und Rajaein abgefondertes Quartier hatte, Ein Krupp von Reitern, welche die Runde machten, entdeckte die Franzoſen und allarmirte die Vorpoſten,
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186 Zweites Buch.
bie aber bald über ben Kaufen geworfen wurden. Man rückte gerabe aufs Hauptquartier log, wo fih 35000 Mann mit der ganzen Artillerie: befanden, ‚Hier wurde dag Gefecht ernſthaft, weil alle dem Max gie-jing ergebene Feldherrn eiligſt ihrs Truppen hiehet ſandten, ſo daß, wenn ein Corps zuruͤckgeſchlagen war, ein anders vorruͤckte, und bie Feinde ſich beflän« dig mehrten. Nie erfuhren die Franzoſen beſſer die Bortheile wohlbedienter Kanonen, dena dieſe allein hielten die Anfälle der Reiterey auf, bie ſonſt wahra fheinlich die Linien durchbrochen haben wuͤrde. Da fie fo umringt waren, geſchahen ihre Bewegungen im. gager nur fehr langſam; in drey Stunden hatten fie ‚nicht mehr alg drey englifche Meilen gemacht. Bey⸗ nape die Hälfte der Armee warten ihnen zuruͤckge · ſchlagen worden, ala fie in einiger Entfernung eine ungeheure tinie Yan Jußvolk und Neiteren gewahr wur · den, die unabfehbor war, und in Schlachtordnung fand. Die Zranzofen fingen ſchon an den. Much zu verlieren, da diefe fürchterliche Macht ihnen alle Hoffe mung zum Siege zu benehmen fhien, als fie ins Mit. telpunft der Linie einen Elephanten wit einer weißen Sahne wohrnahmen. Diefes war bas abgerebte Zeix chen ‘der Confoͤderirten; man that es den Truppen und, die ein großes Freudengeſchrey orſchalben ließen. Es wurde Halt gemacht, bis man nähere Nachricht, von den pitaniſchen Nabobs erhalten wuͤrde, deren Fahnen man in der Ferne entheckte. Mazir⸗ jing, dee den Tag zuvor ben Tractet mit Dupleir ratificirt und nach Pondichery geſchickt hatte, oollte es durchaus nicht glauben, als man ihm meldete,
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weites Buch. 197
baß fein Sager von. ben Franzoſen angegriffen
würde; ala er aber davon überzeugt war, fo wurde fein Stolz rege, und fein natürlicher Muth erwachte,
ba er feine Gefahr von einer Handvoll Seute fuͤrchtete;
er nannte ihren Angriff „Die Raſerey befoffner Euro⸗ pi Er befaßt feinen Feldherren, bie um ihn wa-
ren, fie. olle in Stüden zu hauen, zu gleicher Zeie gab er auch Befehl, dem Murzafa- jing den Kopf ab: aufchlagen, und ihm ſolchen zu bringen, Alle Aus genblicfe Iangten Boten an, um ihm die Progreflen der Sranzofen zu melden, und da er ſich erfunbigte, welche Anftalten die. Nabobs gegen den Feind mad): ten, fo hörte er, daß die Tippen von Cudapa, Ga» voul, Savanore und von Mpfore nebſt 20,000 Mas ratten in Schlachtordnung ftänden, allein. noch niche
vorgeruͤckt wären, den Feind zuruͤck zu fchlagen. Der
Subah, durch diefe Unthaͤtigkeit wütend gemacht, be« ftieg feinen Elephanten, und näherte fih, von feiner Seibwache begfeitet, diefen Truppen, Die erften, die er erreichte, waren bie Eubapafchen mit ihrem Nabob
an der Spiße. Nazir⸗ jing flog auf ihn zu, und
nannte ihn einen feigherzigen Buben, der ſich nicht getraute, die mogulfche Fahne gegen fo verächtliche Feinde zu vertheidigen. Der Verraͤther erwiederte, daß er keinen Feind kenne, als Nazir⸗jing, woben er zu⸗
aleich einem Soldaten, der bey ihm auf ſeinem Ele⸗
phanten ſaß, das verabredete Signal zum Feuern gab,
Der Schuß fehlte, worauf der Nabob ſelbſt einen Cae
rabiner losdruͤckte, ber mit zwey Kugeln das Herz besunglüclichen Nazir⸗ jing durchbohrte. Er fiel tode von feinem Elephanten zur Erde, Seine Leibwachs
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is EICH): wurde bey biefer Mordthat ſo beſtuͤrzt, daß nur wenige: verſuchten fle zu rächen, und dieſe wenige wurden bald zerſtreut oder niedergehauen, ‘Der Nabob von: Eudapa ließ den Kopf des Subah vom Rumpf fon dern, und eilte damit zum Zelt des Murzafa⸗ jing, fir deffen Rettung er auch ſchon beforge gewefen war;- denn auch der bey ihm wachthabende Offizier war mie . zu ber Verſchwoͤrung gezogen worden. Er fand ihn bereits von feinen Feſſeln befreyt, die er nun? fieben Monate getragen hatte, und begrüßte ihn als Subah ‚von Decan. Zur Beftätigung diefee Würbe über- reichte er ihm den Kopf feines Onkels; Murzafa-jing ließ foichen auf eine Stange flefen, und zum Heer ‚der Conföberirten bringen : wohin er fi ch auch ſofert ſelbſt beggbhb. | Dieſe große Neuigfeit hatte fich ſchon überall ver⸗ moͤge weißer Faͤhnlein ausgebreitet. La Touche ent⸗ deckte dieſe Signale, da er kaum Halt gemacht hatte: Wenig Minuten nachher langte im vollen Galop ein von Murzafa = jing abgefchickter Reiter mit diefer freudis gen Botſchaft bey. ihm an, worauf der Oberfte von Buſſy ſogleich ſich zum neuen Subah verfügte, um ihm im Namen der Franzoſen Gluͤck zu wuͤnſchen und. ‚feine Befehle zu hören, Sobald der Tob des Nazir- fing 'ünter feinen eignen Truppen bekannt würde, kam der größte Theil berfelben in Schaaren angezo· gen, um feinem Nachfolger zu huldigen, ſo daß um “nem Uhr des Morgens ſchon jedes Schwert in feiner Scheide ſtack, ob ſich gleich drey Bruͤder des ermor⸗ deten Fuͤrſten im Lager befanden. Der neue Subah begab ſich nach dem großen Staatszelt, wo ihm die
Zweites Buch, r9
vornehmſten Befehlshaber und Fuͤrſten huldigten. Der oberſte Miniſter, Schanavaze Khan, war jedoch nicht unter dieſer Zahl, weil er den Zorn des Murza⸗ fa⸗ jing wegen ſeiner langen Gefangenſchaft fuͤrchtete; oe flohe daher nach dem Fort Chittapet. Noch groͤſ⸗ ‚fere Surcht aber hatte Mahomed⸗ Ally, ber erflärte Kival des Chunda · ſaheb, der ſich gluͤcklicherweiſe mit feinen Truppen in einiger Entfernung von dieſer Scene befand. Kaum hörte er die für ihn fo ſchreck⸗
liche Nachricht, als er fich fogfeich auf fein fchnelleftes ‚Pferd warf, und, nur von einigen Getreuen begleitet,
Tritchinapoly zu erreichen ſuchte.
Gegen Abend verfügte, ſich fa Touche mit allen feanzöfifchen Offiziers in Geremonie zum Murzafa-jing, um ihm ihre Chrerbietung zu bezeigen. Er empfing fie
mit ſolchen Zeichen der Dankbarkeit, dieihres großen Dienftes würdig waren. Die orientalifchen Compli« mente, woburd) ihre Tapferfeie bis in die Wolken er» hoben wurde, waren für diesmal auf Wahrheit ge⸗ gründet; denn, die Ersberungen von Merico und Peru durch Corte; und Pizarro ausgenemmen, entfchied nie eine fo geringe Anzahl Soldaten das Schickſal ſo vieler großen Laͤnder.
Die Staaten des Groß: Moguls beftehen aus . | zweyundzwanzig Provinzen;. fechs derſelben, die mehr als ein Drittheil des Reichs betragen, machen die Sur . babfchaft von Decan aus. Der Unterkönig biefer Abtheilung führt außer dem Titel Subah nod). einen andern wichtigern, nämlich Regulator des Reichs. Seine Herrfchaft erſtreckt fih von Brampore bis zum Borgebirge Comorin. Golconda, eine biefer. Pros
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vinzen, enthaͤlt die Nabobfihaften von Areot, Canoul, Cudapa, Raja⸗ mandrum und Chicacole; Nberhaupt ‚bat der Subah dreyßig Nabobs und verſchiedene maͤchtige indiſche Koͤnige, desgleichen viele andre klei⸗ nere Fuͤrſten unter ſich. Die ganze Volksmenge in Decan uͤberſteigt fuͤnfunddreyßig Millionen Den ſchen.
Von allen dieſen Staaten ſahe ſich arzt jing jest Herr; er, der wenig Stundeh zuvor ein Gefan⸗ gener in Ketten, ja felbft um Tode verurtheilt gewe⸗ fen war. Er hatte baben bie größte Hoffnung fih im Beſiztz diefer Würde zu erhalten, da der oberfie Vezier in Delhi fein warmer Ireund war Die Sonne ging aber nicht unter, bevor diefe fchnelle _
Freude nicht durch große Unruhe geſchwaͤcht wurde; denn bie pitanifchen Nabobs verlangten mit Ungeſtuͤm "ihre Belohnungen für den Antheil, den fie an dieſer
! Revolution gerrommen hatten; dieſe Foderungen aber waren ganz ausfchweifend, und den Grundfäßen der inogulfchen Negierung gänzlic) entgegen. Es if: nicht unwahrſcheinlich, daß Murzafa: jing während
feiner! Gefangenfchaft alles verfprach, was man nur - verlangte, mit dem Vorbehalt, nicht mehr zu halten, als was bie Nothwendigkeit erfobern würde Die Ges genwart ber frangöfifchen Truppen, die jeze feine Pers ſon und feine Schäge bewachten, verurfachte, daß er ſich eben nicht vor den Nabobs fürchtetez um fie jes Doch nicht durch pofitive abfchlägige Antworten aufzu⸗
. bringen, fo fagte er ihnen, baß feine Verbindungen "mit der franzöfifchen Nation Ihmnichterlaubten, etwas ohne das Gutachten ihres Statthalters Dupleir zu bee
ſchließen, wobey er ihnen verficherte, daß alles zu
ihrer Zufriedenheit in Pondichery feſtgeſezt werden ſollte.
Hier war mienlerweile die Nachricht von dem Tode u Nazir⸗ jings und der Thronbefteigung feines Neffen an
gefommen. Chunda: faheb erfuhr fie zuerft, und wurde fo davon hingeriſſen, daß er alle Ceremonien ‘bey Seite fezte, ohne Gefolge, das fonft von einem indiſchen Fürften unzertrennlich ift, nach dem Palaſt der Regierung lief, und Dupleir diefe glückliche Neuig⸗ keit mittheilte. Sie umarmeen einander aufs zaͤrt⸗ lichſte, und wuͤnſchten ſich Gluͤckk. Das Freudenge⸗
ſchrey ertoͤnte durch die Straßen, alle Kanonen in der
Stadt wurden abgefeuert, und das Conſeil ſogleich verſammelt. Den folgenden Tag wurde das Te Deum mit großer Feyerlichkeit geſungen, und drey Abgeordnete an Murzafa⸗ jing abgeſchickt, ihn zu com⸗
plimentiren; dieſen folgten zwey Tage darauf andre
Abgeordnete mit Geſchenken. Dieſe beſtanden in
ſechs koſtbaren Kleidern und einem Elephanten, der
eine weiße Fahne trug. Die Fahne ſchien dem Mur⸗ zafa⸗ jing fo ſehr zu gefallen, daß er befahl, fie Fünf tig allezeit in die Mitte der Reichs⸗Inſignien zu ſtellen.
Er langte ben reten December in der Nacht mie einem zahlreichen, prächtigen Gefolge vor den Thor ren von Pondichery an, wo ihn Dupleix und Chun⸗ da» faheb unter einem Zelte empfingen. Man wollte, daß er feinen Einzug in die Stadt auf einem Elephan« ten machen follte; ‚allein das Thier war zu groß, um
unter ben Balken der Schlagbruͤcke durchgehen zu
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192 3gweites Buch.
koͤnnen. Murzafa⸗ jing bequemte ſich alſo, ſich in Dupleir Palankin tragen zu laſſen. Der Zug ging nach) dem Palaft der Regierung, wo fie eine 'geheime Unterredung hatten, die fich vorzüglich auf die Fode⸗ rungen der-pitanifihen Nabobs bezog; ſodann begab er fich nach dem für ihn beſtimmten Kaufe, wo er mic Ungebuld von feiner Mutter, feiner Gemahlin und
“feinem Sohne erwartet wurde.
Den folgenden Tag trafen auch die pitanifchen Nabobs hier ein, und überließen es der Entſcheidung
des Dupleix, welche Belohnungen fie für ihre Dienfte
zu erwarten hätten... Sie verlangten, daß ber von drey Jahren her rüdftändige Tribut ihnen erlaffen, ihre $änder vergrößert, und. alle insgefamt von fer-
nern Tributen gänzlic) befreyet werben follten; übere
dem begehrten fie die Hälfte aller Keichtpümer, die
NMazir⸗jimg hinterlaffen hätte,
Es war befannt, daß alle Großen nur auf bie Bewilligung diefer Foderungen lauerten, um darnach
. die ihrigenl einrichten zu koͤnnen. Haͤtte man bie er⸗
ſtern eingeräumt, fo würbeh alle Staaten von Deran
nicht hinreichend gewefen ſeyn, die ausſchweifenden Erwartungen der uͤbrigen zu befriedigen: auf der an⸗
dern Seite war eine Revolte zu befuͤrchten, wenn man ihnen nicht Gehoͤr gaͤbe. Dupleir ſezte daher alle
eigenen Angelegenheiten zuruͤck, und beſchaͤftigte ſich ei⸗ nige Tage lang, blos die Pitanen zufrieden zu ſtellen. Er raͤumte die große. Verbindlichkeit ein, die ihnen Murzafa⸗ jing ſchuldig fen, behauptete aber dabey,
daß die Franzoſen fo ‚viel wie fie zue Revolution bey⸗ getragen hätten, und baher eben fo außerordentliche 5 | | de
Zweites Buch, 19} Belohnungen fobern Fönnten; thaͤte man dieſes aber, ſo muͤßte die Wuͤrde des Subah aufhoͤren. Zu glei⸗ cher Zeit wollte er ihnen das Beyſpiel der Mäßigung . geben, unb fagte ihnen in: der lezten Conferenz, daß er keinen andern Antheil an Murzafa: jings Schaͤtzen zu haben wünfchte, als nur fo viel, wie ber Subap in feiner jeßigen Sage entbehren koͤnnte. Da die Pi⸗ tanen in völlig entſchloſſen fanden, die Sache des Subah nachbrüdtich zu unterftüßen, fo Famen fie un⸗ ter fich überein, fich anzuftellen, als ob fie mit feinen dorgefchlagenen Betingungen endlic) zufrieden waͤren. Dieſe enthielten, daß ihre Laͤnder durch einige Diſtricte, die aber lange nicht ihren Foderungen gemaͤß waren, vermehrt, und ihre Einkuͤnfte noch uͤberdem durch niedrig verpachtete Kronländer vergrößert werden foll« ten; aud) follten fie die Hälftevon allem baaren Gelde befommen, das man in Nazir⸗ jings Schatzkammer gefunden hatte, die Kleinodien aber behielt ſich Mur⸗ zafa-jing allein vor.
Dieſe Convention wurde von den Nabobs unter⸗ zeichnet, die ſodann auf den Koran dem Subah ihren Huldigungseid ablegten, wobey ſie erklaͤrten, daß Ni⸗ zam⸗ al⸗ muluck ſelbſt nie von ihnen dieſes Zeichen der Unterwuͤrfigkeit hätte erhalten koͤnnen. Murzafa· jing dagegen ſchwur ſie zu beſchuͤtzen, ſo lange ſie ihm und dem Reiche treu bleiben wuͤrden.
Alle Zwiſtigkeiten ſchienen nun geendigt zu ſeyn, und machten den Gaſtmaͤhlern und Feſten Platz, wo⸗ bey Dupleir keine Koſten ſparte, um ſeinen Gaͤſten einen hohen Begriff von der Groͤße ſeiner Nation beyzubringen. Mitten unter dieſen Ergoͤzlichkeiten
Erſter Band. MN
194. Z3Zgeites Bud.
geſchah die fensrliche Cerenionie ber Theonbeſteiguns des Subah mit dem groͤßten Pomp. Dupleir fPielte hiebey nächft dem Subah bie vornehmſt⸗ Rolle; denn in der Tracht eines muhamedaniſchen Fuͤrſten von Indoſtan, worein ihn Murzafa - jing ſelbſt eigen⸗ haͤndig gekleidet hatte, war er der erfte, der ihm hul⸗ digte; worauf er denn zum mogulſchen Statthalter aller Laͤnder ernannt wurde, die ſuͤdwaͤrts vom Fluſſe Kriſtna liegen; ein Erdſtrich, der faſt ſo groß wie ganz Frankreich iſt. Er erhielt auch den Titel eines Mimſub, ober Befehlshabers von 7000 Reiten, nebft dev Erlaubniß, unter feinen ahnen eine derfel- ben. mit einem Fiſch zu bezeichnen; beides waren Gnadenbezeugungen, die nur den Vornehmſten des Reichs bemillige werden. Es wurde verordnet, daß im ganzen Carnatick Fein. Geld cireuliven follte , das nicht i in Pondichery geſchagen wäre, und daß die mos guffchen Einkünfte, von allen unter Dupleir Statthale _ terfchaft ftehenden Sändern ihm zugefchickt werden foll« ten, um fie. hernach dem Suhah zuberechnen. Chun⸗ ha⸗ ſaheb wurde zum Nabob von Arcot und allen da⸗ von abhaͤngenden Laͤndern ernannt. Alle mogulſche und indiſche Fuͤrſten huldigten nunmehr auch, und brachten ihre Geſchenke. Penſionen, Ehrentitel und Statthalterſchaften wurden denjenigen gegeben, die zur Revolution beygetragen hatten. Keine dieſer Be⸗ lohnungen aber. wurde ertheilt, wenn nicht die Bitt· ſchriften von Dupleix unterzeichnet waren. |
Die unmittelbaren Vorteile, die durch diefe Eeffionen der franzöfifch - oftindifchen Compagnie zu⸗ wuchſen, waren der Veſt von Laͤndereyen ben Pondie
Zweites Buch. 199
cherh, bie jährlich 96000 Rupen einbrachten, ferner don andern bey Kariral, im Könin:eich Tanjore ge⸗ legenen, deren Einfünfte 106006 betrugen, und der Stadt Maſulipatnam, bie alle Fahre 144009 Rus. pien abwarf, in allem 38000 Pf St, Dennoch waren biefe Vortheile nur geringe in Wergieich mie denen, die Dupleit noch von feiner ausgedehnten Au⸗
toritaͤt zu erlangen hoffte. Obgleich nicht eineeingige
von allen Bewilligungen nach der Staatsverfaffung des mögulfchen Reichs gültig feyn fonnte, bis fie Der Kaiſer beftäcigt hatte, fo trug er doch fein Bedenken fie als ein gefezmäßig erlangtes Eigenthum zu bee ‚ Mrachten. Indeſſen fo ungewiß auch ber Befig diefer Vortheile war, fo dienten fie dech fehr, die Wichtige kerit des Dupleir in einem Sande zu vermehren, wo der Eubah mehr geehrt wirb, als der Groß» Mogul ſelbſt. Diefe Ceffionen fezten auch den Muhomed⸗ Ally in Beſtuͤrzung, der aus Tritchinapolh einen Ab⸗ geordneten an Dupleix fehicfte, um mit ihm megen der Uebergabe ber Stadt zu: fractiven, wobey er fich erbot, alle Anfprüche auf die Nabobfchaft von-Arcot aufzugeben, wenn Murzafa- jing ihm feine Schaͤtze laſſen, Feine Rechnung von feines Vaters Adminiſtra⸗ tion fodern, und ihm eine andre Statthelterfchaft in Golconda geben wollte. Dupleir räumte diefe Ber Bingungen ein, und glaubte, daß fie feinen Anftand finden würden; jo daß nunmehr nichts die Abreiſe des Murzafa⸗ Jing nad) Aurengabad aufhielt, wo feine Gegenwart hoͤchſt noͤthig war.· Da das Anſehen und bie Macht bes Dupleix von der Erhaltung dieſes Fur⸗ ſten abhing, deſſen Begiesung, wie er beforgte,. nicht ee ——
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196 Ziveites Buch.
ſrey von Unruhen ſeyn wuͤrde, ſo ſchlug er vor, daß ein. Corps franzoͤſiſcher Truppen ihn begleiten follte, bis er fich auf feinem Throne ſeſtgeſezt hätte. Dieſes Anerbieten wurde mie Vergnügen angenommen.
Man redjnete die Schäge des Nazir- jing auf, zwey Millionen Pf. Er. und die Kleinodien auf 00,000 Pf. St. Ben ber Vertheilung biefer Reichthümer wurde Dupleir nicht vergeflen, benn.aufe fer vielen Juwelen, erhielt er für feine Perfon an baa⸗ rem Gelde zo0,000 Pf. St. Murzafa: jing gab
ferner 50,000 Pf. St. an die Truppen, die in der Schlacht bey Gingee gefochten hatten, desgleichen be⸗ zahlte ex 50,000 Pf. St. in ben Schatz der Com⸗ pagnie für die Kriegskoſten. Die lange Erfahrung des Schanavaze Khan in Regierungsgefchäften machte feine Kenntniffe dem neuen Regenten nothwendig, Murzafa jing nahm ihn daher in feine Dienfte „und gergab alles Vergangene.
Dupleir und der Subah fihieben von einander unter wechfelfeitigen Verficherungen ewiger Danfbar- ‚keit und Treue. Die Armee brach von Pondichery
auf; die franzöfifchen Truppen unter Commando tes Dberften von Buſſy beftanden in 3200 Europäern und 2000 Sepoys mit zehn Kanonen. Der Marſch ging ungeftört fort, bis fie Cudapq erreichten. Hier ent fand ein Streit zwifchen einigen Reitern und ben Ber wohnern eines Dorfs, da denn die erſtern mit ber Zuͤ⸗ gelloſigkeit, die den berittenen Soldaten in Indoſtan ‚eigen iſt, nicht allein dieſes, fondern noch drey andre benachbarte Dörfer in Brand ſteckten. Der Nabob yon Eudapa, unter dem Vorwande dieſe Beleidigung
nel Buch. 1997
zu rachen , beſht feinen Truppen, bie Arrieregarde -
des Murzafa- jing anzufallen. Dies geſchah ſie wurden aber zuruͤckgeſchlagen. hr Angriff, (ob durch Zufall oder aus Abficht, ift ungemiß,) war gegen ben Theil des Heers gerichtet gewefen, wo ſich die Weiber
befanden, daher diefer Trog noch durch die Bitterfte
Beleidigung vermehrt wurde, die man einem indie ſchen Fuͤrſten nur anthun konnte; weil felbft im Kriege
Frauensperſonen vom Rang als geheiligt betrachtet
—
werden. Sobald alſo der Subah dieſe tiefe Kraͤn⸗ kung vernahm, ließ er das ganze Heer Halt machen, und ſezte fich ſelbſt an die Spitze einer Anzahl Trup⸗ pen, um den Nabob von Cudapa anzugreifen. Buſſy, dem aufgetragen war, ſoviel wie immer möglich, aaf dem Marfche Feindfeligfeiten zu verhindern, ſchlug fih ins Mittel, und brachte es, jedoch mit vieler’
. Mühe, dahin, dag man erft den Nabob kommen’
laffen und um die Urfache feines Betragens fragen follte. Es wurden fomohl von Murzafa-jing als von Buffy Boten anipn abgeſchickt; ben erſtern antwortete ber Nabob, daf er ihren Herrn mit dem Schwert in ber Fauft erwartete, allein Buffy ließ er fügen, daß er bereit fey, fich dem Suba durch) feine Vermitte⸗
lung zu unterwerfen. Die Verſchiedenheit bieſer Antworten brachte den
Fuͤrſten fo auf, daß er nun durch nichts mehr aufge
balten werben konnte. Er fagte zu Buſſy, der alles
anmandte, feinen Zorn zu ftillen, daß jeder Pitane in
‚ feinem Heer ein geberner Verräther ſey. Die Wahr:
heit diefer Behauptung wurde in wenig Minuten bes
ſtacigt, denn die Nachricht kam, daß die Truppen N 3
18 _ ZieitesBuh. . ber drey Nabobs in Schtachtortnung ftünden, daß fie vermöge ihrer Stellung im Stande wären einen hoh ⸗ fen Weg zu vertheibigen, ben bie Armee paſſiren, müßte, und daß fie Kanonen bey fic) hätten, die fchon vor einigen Tagen dahin gefchafft worden wären, Diefe Zurüffungen ließen einen Zweifel übrig, daß bie Rebellion der Nabobs überdacht fey, und inder ‚ hat hatten fle folche bereits in ber nämlichen Stunde verabredet, da fie in Pondichery den Huldigungseid leiſteten. Murzafa⸗ jing voller Ungeduld eilte an der. ESpitze ‚feiner, Reiterey fort, ohne erft die Franzofen abzuwarten. Die Truppen der pitanifchen Nabobs, ob fie gleih an Anzahl weit fchwächer waren, hielten boch den Angriff aus, und fchlugen fogar des Subah Truppen zuruͤck, bevor Buſſy ankam. Das Feuer
ber ſranzoͤſiſchen Artillerie aber veränderte die Scene,
und brachte die Pitanen nach einem großen Blutbade zum Weichen, Murzafa« jing, um bie erfte Flucht der Seinigen zu rächen, brachte feine Truppen in "Ordnung, und ohne auf bie Vorftellungen bes Buſſh zu hoͤren, verfolgte er bie Flüchtigen, ‚und verlieh abermals feine tapfern Franzoſen, die fi) vergeblih bemuͤhten ipmnachzufommen. Sie erreichten einen Zrupp Reiter, die den Körper des Nabobs von Sa⸗ vanore auf der Erde in Stuͤcken hieben. Der Nabob ‚ von Eubapa.war gefährlich verunder vom Schlachte felde geflohen, und da ihn Murzafa: jing aufſuchte, fraf er auf den dritten biefer zafenden Pitanen, ben . - Mabob von Canpul, der, da er feine Rettung vor fich ſah, fich mit feinen wenigen Truppen ſezte, und auf den Elephanten bes Subah losging. ‚Diefe Auffo⸗
Im
Zweites Buch; - "199 derung entflammte feine Wurh noch mehr, fo daf er "feinen Leuten ein Zeichen gab, ihm ben Nabob allein
‚zu überfaffen. Die beiden Efephanten wurden gegen ' einander getrieben, und Murzafa-jing hatte eben fein Scchwert aufgehoben, einen Streich zu führen, als fein Gegner mit einem Wurſſpieße ihn vor die Stirne traf, und ihm fo den Kopf zerfchmetterte. Alle flürz« tennun auf den Nabob, ber tödlich verwundet hinſankz die Truppen aber, noch nicht damit zufrieden, fielen wuͤtend über alle ihm gehörige Soldaten her, und hieben fie in Stuͤcken. Die Franzoſen waren vorbereitet fie mit Siegesgefchren zu empfangen, als: die Nachricht von Murzafa-jings Tode fie indie entſetz⸗
lichſte Beftürzung verfezte. Sie marfchirten ſogleich |
ins fager zuruͤck, wo fie alles in ber äußerften Verwir⸗
rung antrafen; denn die Armee hatte vielrůckſtaͤndigen
Sold zu fodern, und man fuͤrchtete jeden Augenblick
Rebeltion und allgemeine Plinderungen. Reingehe) herr traute dem andern.
Altein diefes Unglüd ſchien niemanden ſo nach⸗ theilig zu ſeyn als den Franzoſen, denn hiedurch wur⸗ den alle durch den Mord des Nazir⸗ jing erlangte Vortheile gänzlich. vernichter, und Buff) harte Feine Anſpruͤche mehr, ſich in die Regierungsangelegenhei⸗ ten Decans zu mifchen. Diefer Befehlshaber fahe die Folgen feiner erfihrecklichen Sage ein, verlor aber babey den Much nie. Er verfammelte die Feld⸗ herren und Minifter, und fand fie fo bereitwillig wie ' er ſelbſt war,’ ein Mittel zu erfinden, wodurch der Ver: luſt ihres Regenten erſezt werben fönnte: Außer dem Sehne des * Munafa- jing, einem. fleinen Kinte, bes
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200 Zweites Buch.
fanden ſch noch drey Brüder bes Nazir-jing im fager, bie diefer Hürft immer mit fi) geführt,. und in ſtren⸗ ger Verwahrung gehalten hatte, weil er ihnen nicht traute. Dieſe Gefangenſchaft hatte auch noch nach feinem Tode aus ähnlichen Bewegungsgruͤnden fort- gedauert. Buffy ſchlug daher vor, daß die Subah⸗ Würde dem aͤlteſten dieſer Bruͤder uͤbertragen werden ſollte, der den Namen Salabat- jing führte. Die Feldherren, die fich vor den Unruhen fürchteten , Die unter einer Minorennität wahrfcheinlich entfliehen wuͤr⸗ den, fezten den Sohn des Murzafa-jing bey Seite, ‚und gaben bem Vorfchlage des Buffy Beyfall. Man ſchritt fofort zur Ausführung; die drey Prinzen wur⸗ den (osgelaffen, und Salabat - jing mit Zuſtimmung des ganzen Heers zum Subah von Decan ausgerufen. Seine Erhebung und ber fonderbareimftand, daß an: eben diefem Tage alle drey gegen das eben des Naozire jing verſchworne Nabobs umkamen, wurde als ein goͤttliches Gericht betrachtet.
Buſſpy gab ſogleich von dieſer Revolution und von
feinen genommenen Maaßregeln dem Dupleix Nach richt. Salabat - jing beftätigte alle von feinem Vor⸗ ganger gemachte Eeffionen, und zeigte ſich bereitwillig, der franzöfifch- oftindifchen Compagnie noch größere Vortheile zukommen zu laffen. Auf diefe Bedingune gen erfannte Dupleix fein Recht zur Subahſchaft mit fo vielem Eifer, als er das Recht des Murzafa- jing behauptet hatte. . Sobald diefes in Ordnung gebracht war, brach die Armee von Cudapa auf, ‚und ſezte ih⸗ ren Marſch nach Golconda fort.
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201
Drittes Bud.
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Ni Nationen von Coromandei ‚ bie bisher ge: 1751 rn / mohne waren, die Europäer nur als Kaufleute zu betrachten, welche rubig ihren Handel trieben, und gegen die mogulfche Regierung fo. viel Ehrfurcht bezeig- ten, als fie felbft, erftaunten über die fehnellen Fort⸗
ſchritte der franzöfifchen Waffen. Die großen Faͤhig⸗
feiten des Dupleix erregten ihre Bewunderung, der fih) in den indoftanifchen Angelegenheiten als der feinfte Politiker gezeigt harte, fo als wenn er von Ju⸗ gend auf an dem Hofe zu Delhi erzogen worden waͤre. Da die Rivalität zwifchen den Franzoſen und Eng⸗ laͤndern bekannt war, ſo mußte ihnen die Unthaͤtigkeit der leztern bey dieſen wichtigen Begebenheiten nner- Flärbar feheinen; denn feit der Ruͤckkunft ihrer Trup- pen von Trivabi hatten fie gar feine Maafregeln ge- nommen, die Progrefien der Franzofen 'zu hemmen. Syn der That ift diefe Unthaͤtigkeit in einem fo kritiſchen Zeitpimfte unverzeihlich, man müßte fie benn durch die Furcht entfchuldigen, fich ohne Autvrität von Eng-
land in offenbare Feindfeligfeiten gegen die Sranzofen
einzulaffen, da .eben in Europa der allgemeine Friede
gefchloffen worden war. Ihre Bewegungsgruͤnde
mögen indeſſen geweſen fern, welche fiewollen, genug
ihre Friedens: Dispofition war fo groß, daß felbft der
Major Lawrence, der Die Truppen commanbdirte, und-
bey ber engliſch⸗ oftindifchen Regierung viel Einfluß N .5
402 Drittes Buch. hatte, wegen Privatangelegenheiten nech England * ruͤck ging.
Die Ermordung des Naʒir⸗ fing: und deren Fol. 'gen festen ſie in die äußerfte Beftürzung, und zeige ten ihnen, wiewohl zu fpät, ihren begangenen Fehler, Bie englifchen Truppen von ber Armee diefes Subah zurück gerufen zu haben. Es waren jedoch ſelbſt nach feinem Tode nod) Mittel übrig, bie Lorbeern den Sie⸗ gern zu enfreißen, und alle ihre glücklichen Unterneh⸗ mungen fruchtlos zu machen; denn Murzafa⸗ jing, mit ſeines Onkels Schaͤtzen beladen, marſchirte von Gingee aus ſehr langſam, und zwar nur in Beglei⸗ tung eines Detaſchements von ſeinen Truppen und 300 Franzoſen, die, weil ſi ſie keine Gefahr beſorgten, ziemlich unordentlich daher zogen. Benjamin Robins, der eben damals als Generalingenieur der Compagnie aus England angelangt war, ſchlug dem Gouverneur Saunders vor, 800 Europaͤer ihnen eutgegen zu ſchicken, und fo einen Meiſterſtreich auszuführen, Dieſer Rath war ſehr wohl uͤberdacht, und eines Man⸗ nes wuͤrdig, ber ſich ohnehin durch wiſſenſchaftliche Speculationen ausgezeichnet, und ſeiner Nation Ehre gemacht hatte; denn es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ein kluger Angriff gegluͤckt haben wuͤrde, und ſodann waͤren die Schaͤtze des Nazir⸗ jing nach dem Fort St. David auſtatt nach Pondichery gebracht worden. Saunders genehmigte den Entwurf; da ihn aber der Capitain Cope, als jetziger Befehlshaber, den Offi⸗ ziers vortrug, ſo erklaͤrten ſie ihn einmuͤthig fuͤr ver⸗ wegen und unausfuͤhrbar.
—
Mabomeb- Atln, der. noch in größerer erlegen.
heit als die Engländer war, hatte die einzige Hoffe
nung feiner Erhaltung auf ihren Beyſtand gefezt, um den er dringend bat, felbft zu der Zeit, als er mit upleir wegen der Uebergabe von Tritchinapoly trace tirte. Die Engländer, die diefen Tractat fürdhteren, der ihnen allen Vorwand geraubt haben würde, fich dem Dupleir und Chunda⸗ faheb zu widerfegen, ent⸗ ſchloſſen ſich endlich, nochmals ein Detaſchement Trup⸗ pen nach Tritchinapoly zu ſchicken, um Mahomed⸗Ally zur Vertheidigung der Stadt aufzumuntern. Es be⸗ ſtand in 200 Europäern und 300. Sepoys, die da⸗ ſelbſt unter Anfuͤhrung des Capitain Cope im Anfange des Februar anlangten. | Um diefe Zeit brach auch Chunda⸗ faheb von Pondichery auf mit gooo Mann, die er angeworben hafte, wozu noch 800 Europäer fließen. Mit dies fen Truppen fam er im Königreiche Arcot an, wo man ihn in allen nordwärts vom Fluſſe Coleroon gelegenen Diftrieten als Nabob empfing. Mortiz - ally von Velore, der fi) immer nach den Umftänden gerichtet, und dem Nazir⸗ jing bisher feinen Gehorfam gezeigt hatte, wandte fich nad} deffen. Tode fofort zum Chun⸗ da⸗ faheb, und war der -erfte, der ihm huldigte. . Die $änder, welche zwifchen dem Coferoon und ber Spige ver Halbinfel liegen, fagten zwar dem Mas bomed» Allyden Gehorfam nicht ganz auf, waren ihm aber wenig ergeben; er fchickte daher feinen Bruder Abdul· rahim mit 5 500 Mann Indier und 30-Eng- laͤndern nach Tinivelly, einer 160 Meilen von Trit⸗ inapoly gelegenen Stadt, die als Heuptſtabe eines \
204 Drittes Bud.
großen Sandftrichs beym Vorgebirge Comorin befanne it. Abdul-rahim fand feinen Widerftand von den Einwohnern des Landes, dagegen war es deſto ſchwe- rer, eine Rebellion bey ſeinen Truppen zu verhindern; die mehreſten indiſchen Offiziers waren Landbeſi iger und ihrem Fürften ungefähr fo 'viel fehuldig, als er: ihren untergebenen Soldaten an rüdftändigem Sold zu bezahlen hatte; fie ertwarteten daher als einen Preiß ihrer Defertion, daß Chunda-faheb nicht allein ihnen ihre Zahlungen erlaſſen, fonbern aud) Geld zum Un⸗ terhalt der Truppen hergeben würd: Große Ver⸗ fprechungen inbeffen berußigten fie etwas; alfein Dies fer Geiſt des Aufruhrs zeigte fich in einer andern Ges
' gend noch heftiger. Allum-Khan, ein Mann, der vom niebrigften Stande als Soldat emporgeftiegen, ehemals in Dien⸗ ften des Chunda-faheb geweſen, und hernach dem Koͤ⸗ nige von Tanjore gedient hatte, verließ diefen lehtern und fam nad) Madura, wo fein Ruf als ein vortref⸗ ficher Offizier ihm Ehrerbiefung und Einflüß ver febaffte, den er anwandte bie Befaßung zu verführen, die ihn zu ihrem Gouverneur ausrief. Er erfannte nun öffentlid) den Chunda⸗ ſaheb als ſeinen Ober⸗ herrn. Das Sand von Madura liege zwiſchen Tritchina⸗ poly. und Tinivelly, und iſt ſehr beträchtlich. Die Stadt war vor Alters die Reſidenz eines Fuͤrſten, der alle drey Laͤnder beſaß. Ihre Form iſt faſt ein Viereck, das viertauſend engliſche Ellen im Umfange hat, und mit doppelten Mauern und Graben umgeben iſt. Der Verluſt biefes Orts entzog dem Mahomeadath mehr
Drittes Buch: 205
als bie. Hälfte feiner noch übrig gebliebenen Staaten, Da er diefe üble Nachricht erhielt, erbot ſich ber Gas pitain Cope, es mwieber, ‚einzunehmen, Gein Detas fshement war jedoch. gar nicht zu einer Belagerung ausgernftet, denn die Engländer hatten feine ſchweren Kanonen mit ſich vom Fort St. David genommen, inzwiſchen brachen ſie, 150 Eurepaͤer ſtark, mit vier Feldſtuͤcken auf. Bey Madura ſtieß das Corps von Tinivelly zu ihnen. Man nentſchloß ſich zum Sturm, wozu ſich die Truppen bequemten, nachdem man un« - ter ihnen Geld ausgetheilt, und große Berfprechuns gen gethan hatte. Sie beftiegen beide Manern unter einem Hagel von Steinen, - Pfeilen und Kugeln, konn⸗ ten fie aber nieht behaupten, weil 4000 Mann, fie aufs äußerfte vertheidigten;, fie mußten Daher wieder | zuruͤck. Den folgenden Tag bereitete fih Cope zum
rRuͤckmarſch nach Tritchinapoly und. fprengfe eine ſei⸗ ner Kanonen, da er fie nicht mit fortbringen fonnte. Die Truppen des Mahomed- Ally wellten fih nun nicht länger aufziehn laſſen, fondern gingen 3500 Mann ſtark zum Allum Khan uͤber. Diefe Ungluͤcks⸗ fälle wurden noch durch die Nachricht vermehrt, daß fi) Chunda-faheb rüftete, Tritchinapoly zu belagern. Mahomed - Ally ftellte num der Negierung in Madras feine erfchreckliche Sage aufs ernfthaftefte vor, und flehte um ihren Benftand, wobey er. fi) erbot, der Compagnie einen anfehnlichen Strich Landes abzutre⸗ ten, und alle Kriegskoſten zu tragen.
Es war jezt die Zeit der Aernte, die auf der Kuͤſt⸗e
von Coromandel zwiſchen dem Sandeigenthümer und ben Sanbbauer gleichmäßig. getheilt wird. Dupie
190 Zweites Buch, vinzen, enthält die Nabobfchaften von Arcot, Canouf, Cudapa, Raja · mandrum und Chicacofe; überhaupt ‚bat der Subah dreyßig Nabobs und verſchiedene maͤchtige indiſche Koͤnige, desgleichen viele andre klei⸗ nere Fuͤrſten unter ſich. Die ganze Volksmenge in Decan überfteigt fünfunddrenfig Millionen Men⸗ fi m . Bon allen dieſen Staaten fahe ſich Murzafa- jing jezt Herr; er, der wenig Stunden zuvor ein Gefan⸗ gener in Ketten, ja ſelbſt zum Tode verurtheilt gewe⸗ ſen war. Er hatte dabey die groͤßte Hoffnung ſich im Beſitz dieſer Wuͤrde zu erhalten, da der oberſte Vezier in Delhi fein warmer Freund war, Die Eonne ging aber nicht unter, bevor dieſe fehnelle _ [ Breude niche durch große Unruhe geſchwaͤcht wurde; ‚ benn bie pitanifchen Nabobs verlangten mit Ungeſtuͤm ihre Belohnungen fuͤr den Antheil, den ſie an dieſer Revolution genommen hatten; dieſe Foderungen aber waren ganz ausſchweifend, und den Grundſaͤtzen der mogulſchen Regierung gaͤnzlich entgegen. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß Murzafa⸗ jing während feiner" Geſangenſchaft alles verſprach, was man nur verlangte, mit dem Vorbehalt, nicht mehr zu halten, als was die Nothwendigkeit erfodern würde, Die Ge⸗ genwart ber franzäfifchen Truppen, bie jeze feine Per⸗ fon und feine Schäge beivachten, verurfachte, daß er ſich eben nicht vor den Nabobs fürchtetez um fie je⸗ doch nicht durch poſitive abſchlaͤgige Antworten aufzu⸗ bringen, fo fagte er ihnen, daß feine Verbindungen mit der fran zoͤſiſchen Nation ihm nichterlaubten, etwas _ ohne das Gutachten ihres Statthalters Dupleix zu bee
Zweites Bud). 191
i ſchließen, wobey er ihnen verſicherte, daß alles zu
ihrer Zufriedenheit in Pondichery feſtgeſezt werden
ſoollte. Hier war mittlerweile die Nachricht von dem Tode
Mazir⸗ jings und der Thronbeſteigung feines Neffen an gefommen. Chunda⸗ faheb erfuhr fie zuerſt, und wurde fo davon hingeriſſen, daß er alle Ceremonien bey Seite fezte, ohne Gefolge, das fonft von einem indiſchen Fürften unzertrennlich iſt, nach dem Palaſt der Regierung lief, und Dupfeir dieſe gluͤckliche Neuig- keit mittheilte. Sie umarmten einander aufs zaͤrt⸗ lichſte, und wünfchten fih Gluͤckk. Das Freudenge-
ſchrey ertönte durch die Straßen, afle Kanonen in der
Stadt wurben abgefatert, und das Conſeil fogleich verfammel. Den folgenden Tag wurde das Te Deum mit großer Feyerlichfeit gefüngen, und drey Abgeordnete an Murzafa- jing abgeſchickt, ihn zu com«
plimentiren; biefen folgten zmwey Tage Darauf andre
Abgeordnete mit Geſchenken. Dieſe beftanden in
ſechs koſtbaren Kleidern und einem Elephanten, der
eine weiße Fahne trug. Die Fahne ſchien dem Mur⸗ zafa⸗j jing ſo ſehr zu gefallen, daß er befahl, fie Fünfe tig allezeit in bie Mitte der Neichs - Inſignien zu ſtellen.
Er langte den rzten December in der Nacht mie einem zahlreichen, prächtigen Gefolge vor den Tho⸗ ren von Pondichery an, wo ihn Dupfeir und Chun⸗ da» faheb unter einem Zelte empfingen. "Man wollte, daß er feinen Einzug in bie Stadt auf einem Elephan⸗ ten machen follte; allein das Thier war zu groß, um
unter ben Balken ber Schlagbruͤcke durchgehen zu
.
n
190°. Biveites Buch.
vinzen, enthält die Nabobfchaften von Areot, Canouf,
Eudapa, Raja- mandrum und Chicacofe; überhaupt hat der Subah dreyßig Nabobs und verfdiedene
mächtige indiſche Könige, desgleichen viele andre klei⸗
nere Zürften unter fih. : Die ganze Volksmenge in
Decan überfteige fünfunddreygig Millionen Men⸗
ſchen.
Von allen dieſen Staaten ſahe ſich Murzafa⸗ jing jezt Herr; er, der wenig Stunden zuvor ein Gefan⸗ gener in Ketten, ja ſelbſt zum Tode verurtheilt gewe⸗ fen war. Er Harte dabey die größte Hoffnung ſich im Befig diefer Würde zu erhalten, ba der oberfie Vezier in Delhi fein warmer Sreund war. Die Sonne ging aber nicht Unter, bevor dieſe fehnelle _
[ Breube nicht dutch große Unruhe geſchwaͤcht wurde; denn bie pitanifchen Nabobs verlangten mit Lingeftün “ihre Belohnungen für ben Antheil, ben fie an biefer ! revolution gerommen hatten; biefe Foderungen aber waren ganz ausſchweifend, und den Gtundfägen der mogulſchen Megierung gaͤnzlich entgegen Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß Murzafa⸗ jing waͤhrend feiner’ Geſangenſchaft alles verſprach, mas man ı verlangte, mit dem Vorbehalt, nicht mehr zu ha als was die Nothwendigkeit erfobern würde Dig genwart ber frangöfifchen Truppen, bie jezt fing” fon und feine Echäge bewachten, verurfachre, Maya, fich eben nicht vor den Nabobs fuͤrchtet; u Doch nicht Durch pofitive abfchlägige Antworten 2 . bringen, fo fagte et ihnen, daß feine Verhfon "mit der frangöfifchen Nation Ihm nicht erlaubt ohne das Gutachten ihres Statthalters Dup
x . Drittes Bud. 209
hende Caffern ihren Poſten und zogen fich endlich in
‚guter Ordnung zuruͤck; wobey fiedie Todten und Ver⸗ wundeten mitmahmen. . Hätten fie nur gemeinch Muth bewiefen, jo würde der Feind wahrſcheinlich ges ſchlagen worden feyn, denn Abdul-wahab Khan hatte ‚einen der feindlichen Generals gewonnen, mit 4000 ' Mann auf dem Schlachrfelde zu ihm überzugehen. Diefes Corps fonderte ſich von den übrigen. Truppen ‚auch wirklich ab, und feßte ben Chunda - faheb in ſol⸗ che Beſtuͤrzung, daß er.es nicht wagte, bie Einglän« ber zu verfolgen, denen es fonft übel gegangen ſeyn wuͤrde.
Das paniſche Schrecken hoͤrte nicht mit dieſem Tage auf, ſondern wirkte noch immer fort, Daher Bingen beſchloß, um üble Folgen zu vermeiden, die Truppen von dem fo gefürchteten Feinde zu enrfernen, Er brach um Mitternacht auf, und erreichte den fol« genden Abend ben Pag von Utatoer, 23 englifche Meilen von Tritchinapoly. Dieſer Paß beſteht aus einer Reihe von Gebirgen, welche die Provinz Arcot begraͤnzen, und in einem mit Felſen bedeckten Boden, die den Marſch einer mie Wagen beladenen Armee bier unmdgfich machen. ‘Der Eingang zu dieſem Paß wurde mit 200 Mann befezt, und bie übrigen Truppen campirten im Thafe.
Den folgenben Tag erblickte man ben Feind, der ben namlichen Meg genommen, und fich acht englie
ſche Meilen vom Pag gelagerr hatte. Gin Trupp von ' |
ungefähr 100 Reitern näberten fich den Borpoften und
fchwungen ihre Säbel um den Kopf, als ein Zeichen
der Drohung, . Der Eapitain Bingen befand fich mis Erſter Band, O
192 Zweites Buch. Können. : Murzafa⸗ jing bequemte ſich alfo, ſich in: Dupleir Palanfin tragen zu laſſen. Der Zug ging nad) Dem Palaft der Regierung, wo fie eine geheime Unterredung hatten, die ſich vorzüglich auf die Fode⸗ sungen der -pitanifchen Nabobs bezog; ſodann begab er fich nach dem für ihn beſtimmten Haufe, wo er mit Ungeduld von feiner Mutter, feiner Gemahlin und feinem Sohne ertvartet wurde. Den folgenden Tag trafen auch die pitaniſchen Nabobs hier ein, und überließen es der Entfeheidung des Dupleix, welche Belohnungen fie für ihre Dienfte zu erwarten hätten. Sie.verlangten, daß der von drey Jahren her rücftändige Tribut ihnen erlaſſen, ihre Sänder vergrößert, und. alle insgeſamt von fer⸗ nern Tributen gänzlich befreyet werden follten; über dem begehrten fie die Hälfte aller Reichthuͤmer, die Nazir⸗jing hinterlaffen hatte. j | Es war befannt, daß alle Großen nur auf bie Bewilligung diefer Foderungen lauerten, um darnach die ihrigent einrichten zu koͤnnen. Haͤtte man bie er⸗ ſtern eingeräumt, fo würbeh alle Staaten von Decan nicht hinreichend gewefen ſeyn, die ausfchweifenden Erwartungen der übrigen zu befriedigen; auf der an« dern Seite war eine Revolte zu befürdyten, wenn man ihnen ‚nicht Gehör gäbe. Dupleir fezte daher alle eigenen Angelegenheiten zurüc, und befchäftigte ſich eis nige. Tage lang, blos die Pitanen zufrieden zu ſtellen. Er’räumte die große. Verbindlichkeit ein, die ihnen Murzafa⸗ jing ſchuldig fen, behauptete aber dabey, daß die Franzoſen fo viel wie fie zur Revolution ben» getragen hätten, und, daher eben fo außerordentliche " | -
Zweites Buch. 193 Belohnungen fodern koͤnnten; thaͤte man dieſes aber, ſo muͤßte die Wuͤrde des Subah aufhören. Zu glei— cher Zeit wollte er ihnen das Beyſpiel der Mäßigung .. geben, und ſagte ihnen in, der lezten Conferenz, daß er feinen andern Antheil an Murzafa⸗ jings Schaͤtzen zu haben wuͤnſchte, als nur ſo viel, wie der Subah in feiner jetzigen Sage entbehren koͤnnte. Da die Pie tanen ihn völlig. entfchloffen fanden, die Sache des Subah nachdtuůcklich zu unterſtuͤhen, ſo kamen ſie un⸗ ter ſich uͤberein, ſich anzuſtellen, als ob ſie mit feinen vorgefchlagenen Bedingungen endlich zufrieden wären, Diefe enthielten, daß ihre Laͤnder durch einige Diſtricte, bie aber lange nicht ihren Foderungen gemäß waren, vermehrt, und ihre Cinfünfte noch überdem durch niebrig verpachtete Kronländer vergrößert werden ſoll⸗ ten; auch) ſollten fie Die Hälftevon allem baaren Gelbe bekommen, das man in Nazir: jings Echaßfammer gefunden hatte, Die Kleinodien aber behielt ſich Mur⸗ zafa⸗ jing allein vor.
Dieſe Convention wurde von den Nabobs unter⸗ zeichnet, die ſodann auf den Koran dem Subah ihren Huldigungseid ablegten, wobey ſie erklaͤrten, daß Ni⸗ zam⸗ al muluck ſelbſt nie von ihnen dieſes Zeichen der Unterwuͤrfigkeit haͤtte erhalten koͤnnen. Wiurzafa-jing dagegen ſchwur ſie zu beſchuͤtzen, ſo lange ſie ihm und dem Reiche treu bleiben wuͤrden. |
Alle Zwiftigfeiten fhienen num geendigt zu fern, und machten ben Baftmählern und Seften Plaß, wo⸗ bey Dupleir Feine Koften fparte, um feinen Gäften einen hohen Begriff von der Größe feiner Nation beyzubringen. Mitten unter: Diefen Ergözlichfeiten
Erſter Band, N
a
gefchaß die fenerliche Ceremonie ber Thronbefteigung . des Subah mit dem geößten Pomp. . Dupleir fpielte hiebey nächft dem Subah bie vornehmfte Holle; denn in der Tracht eines muhamedaniſchen Fuͤrſten von Indoſtan, worein ihn Murzafa - jing felbft eigen« haͤndig gekleidet hatte, wor er ber erfte, der ihm hul⸗ digte; worauf er denn zum mogulfchen Statthalter aller Länder ernannt wurde, die ſuͤdwaͤrts vom Fluſſe Kriſtna liegen; .ein Erdftrich, der faſt ſo groß wie ganz Frankreich iſt. Er erhielt auch den Titel eines Munfub, oder Befehlshabers von 7000 Reitern, nebſt der Erlaubniß, unter ſeinen Fahnen eine derſel⸗ ben mit einem Fiſch zu bezeichnen; beides waren Gnadenbezeugungen, die nur den Vornehmſten des Reichs bewilligt toerden. Es wurde verorönef, daß im ganzen Carnatick Fein Geld cireuliren ſollte, das nich in Pondichery geſchagen wäre, und daß die mo⸗ gulfchen Einkünfte, von allen unter Dupleir Statthale _ terfchaft ftehenden Sändern ihm zugefchickt werden ſoll⸗ ten, um ſie hernach dem Subah zu berechnen. Chun⸗ ha⸗ ſaheb wurde zum Nabob von Arcot und allen da⸗ von abhaͤngenden Laͤndern ernannt. Alle mogulſche und indiſche Fuͤrſten huldigten nunmehr auch, und brachten ihre Geſchenke. Penſionen, Ehrentitel und Statthalterſchaften wurden denjenigen gegeben, die zur Revolution beygetragen hatten. Keine dieſer Be⸗ lohnungen aber. wurde ertheilt, wenn nicht die Bitte führiften von Dupleir unterzeichnet waren.
Die unmittelbaren Vortheile, die durch dieſe Eeffionen der franzöfifch oftindifchen Compagnie zu- wuchlen, waren der VBeſi von Laͤndereyen bes Pondie
—
Zweites Bud. 106 chery, die jaͤhrlich 96600 Rupen einbrachten, ferner don andern bey Kariral, im Koͤnio eich Tanjore ges tegenen, beren Einfünfte 106008 bettugen, und der Stadt Maſulipatnam, bie alle Jahre 144009 Ru⸗ pien abmarf, in allem 38000 Pf St: Dennoch water diefe Vortheile nur geringe in Vergleich mit Denen, die Dupleit noch) von feiner ausgedehnten Au⸗
eorität zuerfangen hoffte. Obgleich nicht eineeinzige
von allen Bewilligungen nach der Staatsverfaſſung des mögulfchen Reichs gültig feyn konnte, bis fie der Kaifer beftärigt hatte, fo trug er doch fein Bedenken fie als ein gefegmäßig erlangtes Eigenthum zu be⸗ u trachten. Indeſſen fo ungewiß auch der Befig diefer Vortheile war, fo dienten fie dach fehr, die Wichtige feit des Dupleir in einem Sande zu vermehren, wo
der Subah mehr geehrt wird, als der Groß ⸗ Moguf ſelbſt. Dieſe Eeffionen fezten auch den Mahomed⸗ Ally in Beſtuͤrzung, der aus Tritchinapolh einen Ab⸗ georbneten an Dupfeip ſchickte, um mit ihm wegen. der Uebergabe ber Stade zu trartiren, wodey er fich erbot, alle Anſpruͤche auf Die Nabobfchaft von-Arcot aufzugeben, wenn Murzafa- jing ihm feine Schaͤtze
laſſen, Feine Rechnung von feines Vaters Adminiſtra⸗ tion fodern, und ihm eine andre Statthalterſchaft in Golconda geben wollte, - Dupfeir raͤumte dieſe Be⸗
dingungen ein, und glaubte, daß fie feinen Anſtand finden würden; fo daß nunmehr nichts die Abreiſe des Murzafa⸗ jing nad) Auretigabad aufhielt, wo feine Gegenwart hoͤchſt noͤthig war: Da das Anfehen und die Macht bes Dupleix von der Erhaltung dieſes Fuͤr⸗ ſten abhing, deſſen er wie er beforgtä, nicht
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196 Zweltes Bud.
frey von Unruhen feyn würde, fo fihlug er vor, daß ein. Corps franzöfifcher Truppen ihn begleiten follte, bis er fich auffeinem Throne feftgefezt hätte. Diefes Anerbieten wurde mit Vergnügen angenommen.
Man redynete die Schäße des Nazir- jing auf. zwey Millionen Pf. St. und die Kleinodien auf 00,000 Pf. St. Bey der Vertbeilung diefer ' Reichthuͤmer wurde Dupleir nicht vergeflen, denn.aufe fer vielen Juwelen, erhielt er für feine Perfon an baa⸗ rem Gelde 200,000 Pf. St. Murzafa: jing gab ferner 50,000 Pf. St. an bie Truppen, bie in der Schlacht bey Öingee gefochten hatten, desgleichen be⸗ zahlte er go,060 Pf. St. in den Schag der Com⸗ pagnie für bie Kriegsfoften. ‘Die lange Erfahrung des Schanavaze Khan in Kegierungsgefchäften machte feine Renntniffe dem neuen Regenten nothwendig, Murzafa⸗ jing nahm ihn daher in feine Dienfte „und vergab alles Vergangene.
Dupleir und der Subah ſchieden von einander unter wechfelfeitigen Verficherungen eroiger Danfbar- keit und Treue. Die Armee brach von Pondichery
auf; ‚die franzöfifchen Truppen unter Commando tes Dberften von Buſſy beftanden in 300 Europdern und 2000 Sepoys mit zehn Kanonen. Der Marſch ging ungeſtoͤrt fort, bis fie Cudapa erreichten. Hier ent fand ein Streit zwifchen einigen Neitern und ben Be⸗ wohnern eines Dorfs, da denn die erftern mit der Zuͤ⸗ gellofigfeit, bie den berittenen Soldaten in Sjndoftan _ eigen ift, nicht aflein diefes, fondern noch drey andre benachbarte Dörfer in Brand ſteckten. Der Nabob yon Eudape, unser dem Vorwande biefe Beleidigung,
di
Bet Buch. 197
zu rachen, befahl feinen Truppen, bie Arcieregarde -
des Murzafa » jing anzufallen. Dies geſchah, ſie wurden aber zuruͤckgeſchlagen. Ihr Angriff, (ob durch ; Zufall oder aus Abficht, ift ungewmiß,) war gegen den Theil des Heers gerichtet geweſen, wo fich die Weiber
befanden , daher dieſer Troß noch durch die bitterfte
Beleidigung vermehrt wurde, die man einem indi⸗ ſchen Fürften nur anthun konnte; weil felbft im Kriege Frauensperſonen vom Rang als geheilige betrachtet’ werben. Sobald alfo der Subah diefe tiefe Krän- ung vernahm, ließ er das ganze Heer Halt machen, und fezte fich ſelbſt an die Spiße einer Anzahl Trup⸗ pen, um ben Nabob von Cudapa anzugreifen. Buffh,'
dem aufgetragen war, foviel wie immer möglich, auf‘
dern Marfche Feindfeligfeiten zu verhindern, ſchlug ſich ins Mittel, und brachte es, jedoch mit vieler‘
. Mühe, dahin, dag man erft den Nabob kommen
laffen und um bie Urſache feines Betragens fragen follte. Es wurden ſowohl von Murzafa-jing als von Buffy Boten an ihn abgeſchickt; ben erſtern antwortete . der Nabob, daß er ihren Herrn mit dem Schwert in der Fauſt erwartete, allein Buſſy ließ er ſagen, daß er bereit ſey, ſich dem Suba durch feine Vermitte⸗
lung zu unterwerfen. Die Verſchiedenheit bieſer Antworten brachte den
Vuͤrſten fo auf, daß er nun durch nichts mehr aufge⸗
halten werden konnte. Er ſagte zu Buſſy, der alles anmandte, feinen Zorh zu ſtillen, daß jeder Pitane in ‚ feinem Heer eingeborner Verraͤther ſey. Die Wahre heit diefer Behauptung wurde in weirig Minuten be flätige, denn die Nachricht kam, daß die Truppen
N 3
18 _ Bieeites Bud.
ber drey Nabobs in Schlachtortuung ſtuͤnden, daß fie vermöge ihrer Stellung im Stande wären einen hoh⸗ fen Weg zu vertheidigen, den Lie Armee pafliren müßte, und daß fie Kanonen bey ſich hätten, bie fchon vor einigen Tagen bahin gefchafft worden waren. Diefe Zuruͤſtungen ließen keinen Zweifel übrig, daß
Die Rebellion der Nabobs überdacht fen, und in der
That hatten fie folche bereits in der nämlichen Stunde verabredet, da fie in Pondichery den Huldigungseib
leiſteten. Murzafa⸗ jing voller Ungedufd eilte an der -
. Spiße feiner Reiterey fort, ohne erft die Sranzofen
- abzuwarten. Die Truppen der pitanifchen Nabobs, ob fie gleich an Anzahl weit ſchwaͤcher waren, hielten
boc) den Angriff aus, und ſchlugen fogar bes Subah
Truppen zuruͤck, bevor Buffy ankam. Das Feuer
der franzöfifchen Artillerie aber veränderte die Scene, und brachte die Pitanen nad) einem großen Blutbade zum Weichen. Murzafa « jing, um bie erfte Flucht der Teinigen zu rächen, brachte feine Truppen in
Ordnung, und ohne auf bie Borftellungen des Buſſp
zu hören, verfolgte er bie Fluͤchtigen, und verlief abermals feine tapfern Franzoſen, die fi vergeblich bemuͤhten ihm nachzukommen. Sie erreichten einen Trupp Reiter, die den Körper des. Nabobs von Sa⸗ vanore auf der Erde in Stuͤcken hieben. Der Nabob ‚ von Eudapa.war gefährlich verwundet vom Schlacht« felde geflohen, und da ihn Murzafa: fing auffschte, fraf er auf den dritten biefer vafenden Pitanen, ben - Mabob von Canoul, der, da er feine Rettung vor ſich ſah, fich mie feinen wenigen Truppen fezte, und auf den Elephanten des Subah losging. Dieſe Auflc
e
Zweites Buch 7199 derung entflammte ſeine Wurh noch mehr, ſo daß er ſeinen Leuten ein Zeichen gab, ihm ben Nabob allein
‚ zu überlaffen. Die beiden Etephanten wurden gegen einander getrieben, und Murzaſa⸗ jing hatte eben fein
u Schwert aufgehoben, einen Streich zu führen, als |
fein Gegner mit einem Wurffpieße ihn vor die Stirne traf, und ihm fo den Kopf zerfchmetterte. Affe ſtuͤrz⸗
ten nun auf den Nabob, der toͤdlich verwundet hinſankz
die Truppen aber, noch nicht damit zufrieden, fielen
⸗
wuͤtend uͤber alle ihm gehoͤrige Soldaten her, und
hieben ſie in Stuͤcken. Die Franzoſen waren vorbereitet ſie mit Siegesgeſchrey zu empfangen, als die Nachricht von Murzafa⸗jings Tode fie indie entſetz⸗
lichſte Beſtuͤrzung verſezte. Sie marſchirten ſogleich |
ins Lager zurück, mo fie alles in der äußerften Verwir⸗ rung antrafen; denn die Armee hatte vielruͤckſtaͤndigen Sold zu fobern, und man fürchtete jeden. Augenblick
Rebellion und allgemeine Plimderungen, Feindehe)
herr fraute Dem andern.
Altein diefes Unglück ſchien niemanden fo nach⸗ theilig zu ſeyn als den Franzoſen, denn hiedurch wur⸗ den alle durch) den Mord des Nazir⸗ jing erlangte Vortheile gänzlich. vernichter, und Buff; hatte Eeine Anfprüche mehr, ſich in Die Regierungsangelegenhei⸗ ten Decans zu mifhen. Diefer Befehlshaber ſahe Die Folgen feiner erſchrecklichen Lage ein, verlor aber
dabey den Muth nicht. Er verſammelte bie Feld⸗
herren und Miniſter, und fand ſie ſo bereitwillig wie
er ſelbſt war, ein Mittel zu erfinden, wodurch der Ver⸗ luſt ihres Regenten erſezt werden koͤnnte. Außer dem
Sohne des Murjaſa— jing, einem. kleinen Kinde, ber u N 4
200 Zweites Buch.
fanden fich noch drey Brüber des Nazir⸗jing um lager, die dieſer Tuͤrſt immer mit fi) geführt, und in ſtren⸗ ger Verwahrung gehalten hatte, weil er ihnen nicht traute, Dieſe Gefangenfchaft hatte auch noch nach feinem Tode aus ähnlichen Bewegungegrünben fort« gedauert. Buſſy fehlug daher vor, daß die Subah⸗ Würde dem älteften diefer Brüder übertragen werten follte, der den Namen Salabat- jing führte - Die Feldherren, bie ſich vor den Unruhen fürdhteten , die unter einer Minorennität wahrfcheinlich entſtehen wür« den, fezten den Sohn des Murzafa » jing bey Seite, und gaben bem Vorſchlage des Buffy Beyfall. Man ſchritt fofort zur Ausführung; die drey Prinzen wur ben losgelaffen, und Salabat - jing mit Zuftimmung des ganzen Heers zum Subah von Decan ausgerufen. Seine Erhebung und der fonderbarelimftand, daß an. eben dieſem Tage alle drey gegen das eben des Nazir⸗ jing verſchworne Nabobs umkamen, wurde als ein göttliches Gericht betrachtet.
Buffy gab fogleich von biefer Revolution und von feinen genommenen Maaßregeln dem Dupleir Nach⸗ richt. Salabat⸗ jing beſtaͤtigte alle von feinem Vor⸗ ganger gemachte Eeffionen, und zeigte ſich bereitwillig, der franzöfifch « oftindifchen Compagnie nod) größere Vortheile zufommen zu laffen. Auf diefe Bedingun⸗ gen erfannte Dupfeip fein Recht zur Subahfchaft mit ſo vielem Eifer, als er das Recht des Murzafa⸗ jing behauptet hatte. Sobald diefes in Ordnung gebracht war, brac) die Armee von Cudada auf, ‚und ſezte ih⸗ ren Marfch nach Golconda fort.
201
Drittes Buch.
X Nie Nationen von Eoromandel, bie bisher gen 171 re’ ohne waren, die Europäer nur als Kaufleute - zu betrachten, welche ruhig ihren Handel trieben, und gegen die mogulfche Regierung fo. viel Ehrfurcht bezeig- ten, .als fie felbft, erftaunten über die fehnellen Fort⸗ ſchritte der frangöftfchen Waffen. Die großen Fähig- keiten des Dupleix erregten ihre Bewunderung, der ſich in den indoftanifchen Angelegenheiten als ber feinfte Politifer gezeigt hatte, fo als wenn er von Ju⸗ gend auf an dem Hofe zu Delbi erzogen worden märe. Da die Rivalität zwifchen den Franzofen und Enge länbern befannt war, fo mußte ihnen bie Unchätigkeit der leztern bey diefen wichtigen Begebenheiten uner⸗ Flärbar feinen; denn feit der Ruͤckkunft ihrer Trups pen von Trivadi hatten fie gar Feine Maaßregeln ge: nommen, die Progreffen der Franzofen zu hemmen. . In der That iſt dieſe Unthaͤtigkeit in einem fo kritiſchen Zeitpunkte unverzeihlich, man muͤßte ſie denn durch die Furcht entſchuldigen, ſich ohne Autoritaͤt von Eng⸗ land in offenbare Feindſeligkeiten gegen die Franzoſen einzulaſſen, da eben in Europa der allgemeine Friede gefchloffen worden war. Ihre Bewegungsgruͤnde mögen indeffen gewefen feyn, welche fiewollen, genug ihre Friedens: Dispofition war fo groß, daß felbft der Major Sarorence, ber die Truppen commanbirte, und- bey der englifh- oftindifchen Regierung viel Einfluß N 5
202 Drittes Buch,
hatte, wegen Privatangelegenheiten s England m rüd ging.
Die Ermordung des Nozir- jing und deren Sole gen fezten fie in die äußerfte Beftürzung, und zeige ten ihnen, wiewohl zu ſpaͤt, ihren begangenen Fehler, die englifhen Truppen von der Armee diefes Subah äurüc gerufen zu haben. ¶ Es waren jedoch ſelbſt nach feinem Tode noch Mittel übrig, die Lorbeern den Sie⸗ gern zu entreißen, und alle ihre glücflichen Unterneh⸗ rungen fruchtlos zu madjen; benn Murzafa« jing, mit feines Onfels Schägen beladen, marfhirte von. Gingee aus fehr langfam, und zwar nur in Beglei⸗ tung eines Detaſchements von feinen Truppen und 300 Srangofen, die, weil fie feine Gefahr beforgten, giemfich unordentlich daher gegen. Benjamin Robius, der eben damals als Generalingenieur ber Compagnie aus England angelangt war, flug dem Gouverneur Saunders vor, 800 ‚Europäer ihnen entgegen zu ſchicken, und fo einen Meiſterſtreich auszuführen. Diefer Rath war fehr wohl überdacht, und eines Man«, nes würdig, ber ſich ohnehin durch wiſſenſchaftliche Speculationen ausgezeichnet, und feiner Nation Ehre gemacht hatte; denmes ſ höchn mahrfeeinlich, Daß ein kluger Angriff geglüct Haben würde, und fodann waͤron die Schäge bes Nozir« jing nad) dem Fort
david auftatt nach Pondichern gebracht worden. ders genehmigte ben Entwurf; da ihn aber ber ıin Cope, als jegiger Befehlshaber, den Offi- vortrug, fo erklärten fie ihn einmuͤthig für ver⸗ und unausführbar.
%
Drittes Buch, 203 Mahomed ⸗Ally, ber. noch i in größerer Verlegen⸗ heit als die Engländer war, hatte bie einzige Hoff⸗ nung feiner Erhalfung auf ihren Beyſtand gefezt, um den er dringend bat, felbft zu der Zeit, als er mit Dupleir wegen der Uebergabe von Tritchinapoly trac⸗ tirte. Die Engländer, die dieſen Tractat fuͤrchteten, der ihnen allen Vorwand geraubt haben wuͤrde, ſich dem Dupleix und Chunda⸗ ſaheb zu widerſetzen, ent⸗ ſchloſſen ſich endlich, nochmals ein Detaſchement Trup⸗ pen nach Tritchinapoly zu ſchicken, um Mahomed⸗Ally zur Vertheidigung ber Stadt aufzumuntern. Es bes ſtand in 200 Europäern und 300 Sepoys, die da. felbft unter Anführung des Capitain Cope im Anfange des Februar anlangten. | Um diefe Zeit brach auch Ehunda- faheb von Pondichery auf mit 3000 Mann, die er angemworben hatte, wozu noch goo Europäer fliegen. Mit dies fen Truppen fam er im Königreiche Arcot an, wo man ihn in allen. nordwaͤrts vom Fluſſe Coleroon gelegenen Diſtrieten als Nabob empfing. Mortiz - ally von Velore, der ſich immer.nach den Umftänden gerichtet, und dem Nazir- jing bisher feinen Gehorfam gezeigt hatte, wandte ſich nach deſſen · Tode fofore zum Chun⸗ da⸗ faheb, und war der erſte, der ihm huldigte. . Die $änder, welche zwifchen dem Coferoon und ber Spitze der Halbinfel liegen, fagten zwar dem Ma⸗ homed. Ally den Gehorſam nicht ganz auf, waren ihm aber wenig ergeben; er fchickte daher feinen Brüder Abdul· rahim mit 5 500 Mann Indier und 30-Eng« laͤndern nach Tinivelly, einer 160 Meilen von Trit« chinapoly gelegenen Stadt, tie als Hauptſtadt eines
hen.
204° Drittes Buch.
großen Sandftrichs beym Vorgebirge Comorin bekannt iſt. Abdul⸗ rahim fand keinen Widerſtand von den Einwohnern des Landes, dagegen war es deſto ſchwe⸗ rer, eine Rebellion bey ſeinen Truppen zu verhindern; die mehreſten indiſchen Offiziers waren Landbeſi ißer und ihrem Fürften ungefähr fo viel ſchuldig, als er ihren untergebenen Soldaten an ruͤckſtaͤndigem Sold zu bezahlen hatte; ſie erwarteten daher als einen Preiß ihrer Deſertion, daß Chunda⸗ſaheb nicht allein ihnen: ihre Zahlungen erlaffen, fonbern auch Geld zum Un⸗ terhalt der Truppen hergeben würde. Große Ver« fprechungen indeſſen beruhigten fie etwas; allein bie» fer Geiſt des Aufruhrs zeigte fich in einer andern Ges gend noch heftiger.
Allum⸗Khan, ein Mann, der vom niedrigften Stande als Soldat emporgeftiegen, ehemals in Dien-
ſten des Chumba-faheb geweſen, und hernach dem Kö«
nige von Tanjore gedient hatte, verließ diefen leßtern und fam nad) Madura, wo fein Ruf als ein vortref⸗ ficher Offizier ihm Ehrerbiefung und Einfluß ver- fehaffte, den er anwandte bie Befaßung zu verführen, die ihn zu ihrem Gouverneur ausrief. Er erkannte nun öffentlich den Ehunda - faheb als feinen Obere’
Das Sand yon Madura liegt zwiſchen Tritchina⸗ poly und Tinivelly, und iſt ſehr betraͤchtlich. Die
. Stadt war vor Alters die Reſidenz eines Fürften, ber
alle drey Laͤnder beſaß. Ihre Form iſt faſt ein Viereck, das viertauſend engliſche Ellen im Umfange hat, und mit doppelten Mauern und Graben umgeben iſt. Der Verluſt dieſes Orts entzog dem Mahomed⸗Ally mehr
Druittes Buch: 208
eis bie Hälfte feiner noch übrig gebliebenen Staaten, | Da er diefe üble Nachricht erhielt, erbot ſich der Gas pitain Cope, es wieder ‚einzunehmen. - Sein Deta: fihement war jedoch gar nicht zu einer Belagerung ausgeräftet, denn die Engländer hatten feine ſchweren Kanonen mit ſich vom Fort St. Davih genommen, | inzwiſchen brashen fie, ı 30 Eurepaͤer ſtark, mit vier
Feldſtuͤcken auf. Bey Madura ſtieß das Corps von Tinivelly zu ihnen. Man nentſchloß ſich zum Sturm, wozu ſich die Truppen bequemten, nachdem man un« - ter ihnen Geld ausgetheilt, und große Berfprechun« gen gethan hatte. „Sie beftiegen beide Manern unter einem Hagel von Steinen, Pfeilen und Kugeln, onn« ten fie aber nieht behaupten, weil 4000 Mann fie aufs äußerfte vertheidigten;, fie mußten Daher wieder zuruͤck. Den folgenden Tag bereitete ſich Cope zum Ruͤckmarſch nad) Tritchinapoly und. ſprengte eine fei- ner Kanonen, da er fie nicht mit forebringen fonnte, Die Truppen des Mahomed- Ally mellten fih) nun nicht länger aufziehn laffen, fondern gingen 3500 Mann ſtark zum Allum Khan.über. Diefe Ungluͤcks⸗ fälle wurden noch durch die Nachricht vermehrt, dag ſich Chundasfaheb rüftete, Tritchinapoly zu belagern. Mahomeb - Ally ftellte nun der Regierung in Madrag feine erſchreckliche Lage aufs ernfthaftefte vor,- und lebte um ihren Beyſtand, wobey er ſich erbor, der Compagnie einen anfehnlichen Strich Landes abzutre- ten, und alle Kriegsfoflen zu ragen.
Es mar jezt die Zeit ber Aernte, bie aufder Küfte von Coromandel zwiſchen dem Sandeigenthümer und dem Landbauer gleichmaͤßig gecheilt wird. Dupleir
222 ‚Drittes Buch. in Stricken über die Mauer herunter zu laſſen; fle
kamen auch unentbecft in Die Häufer, zeigtenaber bey Stellung der Tonnen ſo wenig Geſchicklichkeit, daß beym Sprengen nicht die gehoffte Wirkung erfolgte. Man zog ſie mit Stricken alie wieder herauf, allein derjenige Strick, an bem der Commanbirente Offizier
befeftige war, riß entzwey, und machte ihn zum fer nern Dienft untüchtig. - Auf diefe Weife waren num
beym Anfang der Belagerung ſchon vier Offizers von den achten zur Gamifon gehörigen. für den Dienft ver«
foren, und die Truppen im Fort bis auf 120 Euros
vopder und 200 Sepoys gefihmolzen, die jezt von
7000 Mann Infanterie, 3000 Mann Cavallerie und 150 Europäern belagert wurden,
Alle im Fort vorhandene Lebensmittel waren nue sum Unterhalt ber Beſatzung auf fechzig Tage hinrei⸗
hend, daher man noͤthig fand, alle Einwohner fortzue _
ſchicken, die der. Feind auch ungeſtoͤrt paſſiren ließ.
Mur wenige Arbeiter blieben zurück; unter biefen war - - ein Maurer, ber Clive Nachricht von einer unterirdie
gehen Wafferfeitung gab, dien fehr Wenigen befannt fen, wenn man-fie aber entdeckte, fo würde man bent Fort gänzlich das Waffer abſchneiden fönnen, Dieſe
Entdeckung wurde belohnt, und ein Theil biefer Wafr
ferleitung bebächtlich vermauert. Da es dem Seinde
vierzehn Tage lang an fihmeren Kanonen fehlte, fo
geſchah die "Belagerung nur für. jezo aus vier Mörfern und durch) das Pleite Sewehrfeuer aus den Haͤuſern.
Die Bomben thaten wenig Schaden, und um den
fleinen Kugeln auszumeichen, binfte niemand außer den Schildwachen Die Waͤlle befteigen Dennoch
"gu ihm -fiefen. Dieſes war det Lieberrefl von des
Nabobs Truppen, bie fein Bruder Abdul x wahab Khan anfübrte.
Nicht lange nach biefer Vereinigung erblickte man die Armee bes Chunda⸗ſaheb, die fich bey Vol-com dah gelagert hatte, Diefes ift ein fehr ‚feftes auf ein nem Felſen gelegenes Sort an der Landſtraße, die von Arcot nach Tritchinapely führt. Der Commandant deffelben war noch zur Zeit feiner Partey ergeben, um defto theurer erkauft zu werden. ‘Die Wichtigkeit des Orts verurfachte ; daß ihn beibe Theile zu gewinnen ſuchten. Die Antwort an Chunda-faheb waren Aus⸗ fluͤchte, an Abdul-wahab Khan aber ließ er geradezu melden, daß. er erft eine Schlacht abwarten wollte, um, fih zu erklären. Dem ungeachtet fing er mit _
"Beiden eine Unterhanblung an, die vierzehn Tage dauerte, während welcher Zeit fich beide Armeen ru⸗ big hielten. _ Endlich verlor Gingen die Geduld, und
becſchloß das Fort anzugreifen, woben er jedoch alle
feine Truppen fo poftiete, daß fie die Annäherung des
Chunda⸗ſaheb verhindern Fonnten; denn man zwei⸗
- felte nicht, daß ihn ber Commandant zu Hülfe rufen ‚würde, fobald er fich angegriffen ſaͤhe. Man machte den Anfang damit, daß man in der Nacht die am.
Fuße des Forts gelegene Stadt in Brand ſteckte; da
-man aber bem Felſen naͤher fam, fahe man die Uns möglichfeit ihn zu flürmen, bevor man eine Breſche
gemacht hätte; daher marfihirten die zum Sturm ber flimmten Soldaten wieder ins Lager zuruͤck. | Mittlerweile hatteder Commandant, ſo wie man
erwartet, an Chunda⸗ ſaheb einen Boten abgeſchickt,
—4
224 Drittes Buch. Kanone pflanzen, die ber Tradition zufefge-pen Au- gengzeb nach Arcot geſchickt, und von tanfend Joh - Ochſen dahin gezogen worden war. Es waren auch einige Dazu gehörige Kugeln vorhanden, deren jebe zweyundſiebenzig Pfund wog, Man legte bie. Kanone auf den Erdhaufen, lud fie mit dreyßig Pfund Pul⸗ ver und brannte fie los. Die Kugel’ ging durch des Nabobs Palaſt, ımb erregte großes Schrecken. Dies fes war auch ber abfichtlihe Endzweck. Man wier berholte biefes Experiment täglich nur einmal, zu der : Zeit, wenn bie vornehmſten Offiziers im Hauptquar⸗ fiere verfammelt waren; ben vierten Tag aber fprang die Kanne — | Obgleich das Fort von fo zahlreichen Feinden u ringt war, fo unterhielt Clive dennoch. einen Bri wechfel mit. Madras und dem Fort St. David, wo - man Anftalten machte ihm Huͤlfe zu verfchaffen. Man ſchickte zu dieſem Ende ı 00 Europäer und 200 Sepops ab; ehe fie aber noch Arcot erreichten, wurden fie von 3000 Arcoten umringt,. Die Raja⸗ ſaheb detaſchirt hatte. Das Gefecht war hitzig, die Englaͤnder ſieg ten, jedoch mit großem Verluſt, der fie noͤthigte zuruͤck zu marfchiren. Ä | Diefer Ruͤckzug ließ der bebrängten Wefagung wenig Hoffnung übrig, ven den Ihrigen unterſtuͤtze gu werben, dagegen aber zeigten ſich von einer andern Seite angenehme Afpeeten. Ein Corps von 6000 Maxatteh, unter Anfuͤhrung Des Morarisrom, waren . Ahon.einige Zeit am Fuße ber weſtlichen Gebirge, 30 Meilen von Arcot, gelagert geweſen. Der König von Myſere hatte fie gebungen, dem Mahomed⸗ Ally bey⸗
-
zuſtehn
hende Caffern ihren Poſten und zogen ſich endlich in \
‚guter Ordnung zuruͤck; wobey fie die Todten und Ver wundeten mitnehmen. Haͤtten fie nur gemeine
Much bewiefen, fo würde der Feind wahrfcheinlic) ge⸗ ſchlagen worden feyn, denn Abdul⸗wahab Khan hatte einen ber feindlichen Generals gewonnen, mit 4000
Mann auf dem Schlachefetve zu ihm überzugeben. Diefes Corps fonderte fi) von ben übrigen Truppen ‚auch wirklich ab, und feßte den Chunda » ſaheb in fol- he Beſtuͤrzung, daß er es nicht wagte, bie Englän« bee zu verfolgen, denen es fonft uͤbel gegangen ſeyn wuͤrde.
Das paniſche Schrecken hoͤrte nicht mit dieſem Tage auf, ſondern wirkte noch immer fort, daher Gingen beſchloß, um uͤble Folgen zu vermeiden, die Truppen von dem fo gefürchteten Feinde zu entfernen. Er brach um Mitternacht auf, und erreichte den fol«
genben Abend den Paß von Utatoer, 23 engliſche
Meilen von Tritchinapoly. Diefer Paß beftehe aus einer Reihe von Gebirgen, welche die Provinz Arche ‚begrängen, : und in einem mit Felſen bedeckten Boden,
bie den Marſch einer mie Wagen belobenen Armee .
bier unmöglich machen. Der Eingang zu biefem Paß wurde mit z00: Mann befegt, und die übrigen Truppen campirten im Thale.
Den folgenden Tag erblickte man ben Feind, der ben nämlichen Meg genommen, und fich acht englie
ſche Meilen vom Paß gelagert harte. in Zrupp von |
ungefähr 100 Meitern näherten fich ben Vorpoſten und
ſchwungen ihre Säbel um den Kopf, als ein Zeichen
ber Drohung, . Der Capitain Bingen befand fich mis Erſter Band, O
a0 Drittes Buch.
einigen engliſchen Öffiziers gegenwärtig, und wurde durch) diefe Bravade fo aufgebracht, daß fieben von ihnen zu Pferde fliegen, und nebft zwoͤlf Reitern und 100 Sepoys auf fie losgingen; Diefe zogen ſich nun⸗ mehr langfam zurüd, bis fie drey englifche Meilen weit weg waren, da fie denn im vollen Gallop davon jagten. Als die Engländer nun ihren Ruͤckweg nah⸗ men, wurden fie von 3000 Reitern angefallen, die in einem Walde als Hinterhalt gelegen hatten. Die Sepoys erhielten hierauf Befehl fich zu zerftreuen, der Fleine Haufen Europäer ſchloß ſich nun Dicht zufammen, “ und bahnte fich durch die zahlreichen Feinde den Weg mit dem Degen in der Fauſt. Ein englifcher Offizier, der Lieutenant Maffelyne, nebft drey Neitern wurden bey dieſem verwegenen Verſuche zu Gefangenen ge⸗ macht, die übrigen entfamen gluͤcklich; alle Sepoys aber wurden entweder niedergehauen oder gefangen genommen. -Maffelnne erhielt bald nachher feine Freyheit vom Chunda-faheb auffein Chrenwort; denn die Sranzofen, die damals fo behutfam als die Eng⸗ fänder waren, nicht als Urheber des Kriegs angefehn zu werden, gaben vor, Fein Recht über die Gefange⸗ ‚nen zu haben, Der üble Erfolg diefer fo übereilten Unternehmung diente noch das ohnehin fehlechte Ver⸗ Srauen der Engländer auf ihre Offiziers zu verringern ; auch diefe leztern wurden unter fih unems: nur in ber Meynung waren fie einig, daß der Feind viel zu flarf für fie fey. | Chunda »faheb rückte indeſſen naher an, ımb er⸗ fhien den ızten Julius in Schlachtordnung. Die Cavallerie griff die Borpoften an, bie ſich unter be⸗
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1)
Drittes Buch. J am
- * Rändigem Feuern zuruͤckzogen, und mit ihren Kanonen
glüclich den Selfengrund erreichten, wo ihnen die
Reiterey nicht folgen Fonnte. ie verlor bey diefem
Verſuch 300 Mann. Die Franzofen zeigten ſich
nicht, fondern nahmen blos von einem Dorfe Befiß, das fi) am Eingange des Paſſes befand, bey wel⸗ hem num auch Die ganze Armee ihr Lager auffchlug. Obgleich nichts leichter war, als den Paß zu ver⸗ cheidigen, fo fürchtere man doch, daß Chunde- ſaheb
vermoͤge ſeiner großen Uebermacht an Truppen ein
Corps detaſchiren koͤnnte, um den Englaͤndern die Communication mit Tritchinapoly abzuſchneiden, von da ſie die Lebensmittel bekommen mußten. Dieſe Beſorgniß vermochte fie in der Nacht aufzubrechen,
und ſich zurück zu ziehn; fie thaten einen Marfch von.
achtzehn Stunden ohne alle Erfrifchung in der heißes ften Jahreszeit, und zwar in einem folcyen Clima. Gluͤcklicherweiſe hielt fich die feindfiche. Cavallerie ru. big, ob fie gleich in der Entfernung folgte. Die englifchen Truppen fehlugen ‚ihr Sager an bem Ufer bes Coleroon auf, drey engliſche Meilen von Tritchie Napoli Diefer Fluß ift der Arm eines andern, Caveri genannt, der in ben Gebirgen an der malabarifchen
Küfte entfpringt, durch das Königreich Diyfore fliege,
und nad) einem Laufe von 400 englifchen Meilen Tritz chinapoly erreicht. Unweit dieſer Stadt theile fich der Caveri in zwey Arme. Der nordliche derfefben wird
. Coleroon genannt, und fließt bey Devi- Cotah ins. Meer; der andre behält den Dramen Caveri und theile. ſich in verfchiebene große Fy die alfe durchs: Koͤ⸗
228° ‚Drittes Buch.
Eepoys, der bey dem Angriff großen Mirh bemwiefen batte, und von den Seinigen fo geliebt wurde, daß einer derſelben über den Graben fewamım, um den Körper unter dent ftärfften Muſketenſeuer zu ‚holen: Es ſchien, als ob die Feinde erwarteten, daß die Ber faßung ihnen erlauben würde, ihren Freunden biefe Pflicht zu leiften; da fie aber fahen, mit wie vieles fahr diefer Dienft verfnüpft war, fo gaben fie ihn auf, and zogen ſich zuruͤck. She Verluſt beſtand in 400 Mann Todee und Verwundete, worunter fehr wenig Europäer waren; denn Die frangöfifchen Truppen hats ten feinen Antheil andem Sturm genommen, fonbern roaren in der Ferne Zufchauer gewefen. Im dort hatte man nur vier Todte und zwey Verwundete, ;. Da fih hier fo viele Kranke unð Invaliden befanden, fowar die Anzahl ſaͤmtlicher Soldaten, die diefen Generals ſturm abfihlugen, nur go Europder. und. 120 Se⸗ poys, die während dem Angriff, außer dem. Fener aus fünf Kanonen, 12000 Öfintenpatranen verfchof: fen. . Die Feinde baten um Erlaubniß ihre Tobten zu begraben, die ihnen zugeſtanden wurde; zugleich be⸗ willigte man einen zweyſtuͤndigen Waffenſtillſtand. Mad) deſſen Endigung ging das Feuer wieder an, und dauerte bis nach Mitternacht, da es denn auf ein⸗ mal gaͤnzlich aufhoͤrte. Mit Tagesanbruch erfuhr man die Nachricht, daß die ganze Armee bie Stabs verlaffen hätte. Ihre Eilfertigkeit war fo groß ges wefer, daß fie vier Kanonen, vier Mörfer, und eine . Menge Munition zurück gelaflen barten,. die man im .
Triumph ins Fort brachte..
S
Drittes Bub ai
der Bramanen beftimmt, welche bie Pagode bewohe
“nen, und deren Anzahl ſich ehmals nebſt ihren Fami⸗
-
lien auf 40,000 Menſchen belief, die fo an einem einzigen Orte ohne alle Arbeit durch den Aberglauben ernährt wurden. Hier ſowohl wie in allen andern großen Pegoben in Indien leben die Bramanen in einet Subordination, bie feinen Widerftand, und in einer Wolluft, die feinen Mangel fennt. Da fie ihre Gluͤckſeligkeit einſehen, ſo verlaſſen ſie nie ihre geruhigen Wohnſitze, um ſich in Weltgeſchaͤfte zu mi⸗
ſchen, oder reißen die flammenden Braͤnde von den
Altaͤren, um damit die Autoritaͤt der Fuͤrſten zu zer⸗
ſtoͤren und ganze Staaten zu zertrͤmmern. Das
Schickſal wollte, daß dieſe Ruhe nunmehr hier unter brochen, und der Tempel nie zuvor erlittene Entwei⸗ hungen erfahren follte,
Die Engfänder nahmen Pitchandah in | Bei,
eine befeftigre Pagode, eine Meile von Seringhamz
die übrigen Truppen campirten in der Nähe am Ufer des Coleroon. Man konnte fich dem Lager nur von der Landſtraße her nähern, denn allegandre Erdreich bes
ſtand inReisfeldern, die bey jetziger Jahrszeit uͤberſtroͤmt
waren und einen Moroft bildeten, den feine Cavallerie paſſiren konnte. Sofehr dadurch num ber Angriff er« ſchwert wurde, eben fo fehr mar aber auch die Zufuhr ber Sebengmictel erſchwert, bie vielleicht gänzlich ab⸗ gefchnitten werben Eonnte, im Fall bie Feinde die
große Pagode in Befig nehmen. follten. Es wurde
Daher befchloffen, ihnen zuvor zu fommen, und die ganze Armee ging über den Fluß. 3 .
s
214 Drittes Buche -
- Der Coleroen, fo mie alle andre Fluͤſſe auf ber Küftevon Coromandel, ift fehr fhleunigen Veraͤnde⸗ rungen unterworfen, bie won bem Regen abhängen, der auf die Gebirge an der malabarifhen Küfte fällt; fo daß in Zeit von vierundzwanzig Stunden man durch den Strom waben fann, und der denn auf einmal wieder ſo ftarf anwaͤchſt, daß man ihn felbft in Boͤ⸗ ten nicht zu paff;ren vermag. "Diesmal war er ſehr reißend; der Uebergang geſchah jedoch ohne Verluſt.
Sowohl bie Engländer, als auch die Truppen bes Nabobs, ‚rückten in die Pagode ein. Man öffs nete ihnen mit großem Wiberwillen die Ihore dee drey Außerften Mauern, in welchen Bezirk fie Hinz reichend Raum haften. Die Bramanen flebten de⸗ müthigft, nicht die Entweihung des Tempels ‚weiter zu treiben, und ſich nicht dem Heiligehum ihres Got⸗
zu nähern. ihre "Bitte wurde ihnen aud) zuge« fanden. Diefer Poften Eonnte gegen die ganze Macht ‚des Feindes mit Vortheil vertheibigt werden, ba die Kanonen des benachbarten Tritchinapoly noch überdem . ben feindlichen Angriff würben erſchwert haben, allein Die Muthloſigkeit war immer noch bey der Armee ſicht⸗ bar; es hieß Daher, die äußerfie Mauer der Pagode wäre in fhlechtem Zuftande, ‚und der Umfang zu groß, um von fo wenigen Truppen befezt zu werden. Es ift indeffen wahr, daß die Engländer jezt nur 400 Mann ftarf waren; auf des Nabobs Truppen aber fonnte man fich nicht verlaſſen. Es wurde baher beſchloſſen, bie lezte Zuflucht zu ergreifen, und ſich unter die Mauern von Tritchinapoly zu ziehen, und _
et
Drittes Buch. 215
Diefer Entſchluß wurde zwey Tage nach der Ankunft in der Pagode auch ausgefuͤhrt. J
Die Stadt Trirchinapoly iſt neunzig engliſche Mei⸗ len von "der Seekuͤſte entfernt; ihre Laͤnge iſt 2000 mb ihre Breite 1200 engliſche Ellen. Sie hat dop⸗ pelte Mauern mitrunden Thuͤrmen verfehn; die äußere derſelben iſt achtzehn Fuß hoch und fuͤnfe dick, die innere aber dreyßig Fuß hoch; auch hat dieſe leztere einen ſteinerneri Wall. Der Zwiſchenraum der bei⸗ den Mauern iſt fuͤrfundzwanzig Fuß, und von'der aͤußern iſt ein dreißig Fuß breiter Graben. Inner⸗
"halb der: Stadt befindet ſich ein Felſen ı 50 Fuß hoch, von deffen. Gipfel man das benachbarte Sand auf viele Meilen weit.überfehn kann. ‚Die Truppen Mugen ihr Lager nahe an ben Mauern uf
Chunda⸗ſaheb und Dir Franzoſen nahmen var de großen Pagode Befig, ſobald die Englaͤnder folhe verlaffen hatten, und fehichten ein ſtarkes Detaſchement ab, um Coiladdy anzugreifen, das einzige Fort, das dem Nabob noch ‚getreu geblieben war; Wie Eng⸗ länder ſchickten eine kleine Verſtaͤrkung dahin, bieden Der einige Tage lang verfheibigten, ba’ fie ihn aber sicht länger haltbar fanden, ihn in Der Macht mit der übrigen Beſatzung verließen... Chunda- faheb ging ' nunmehr über. den Caveri, und lagerte ſich bey di
Sina»
" Die Regierung im Fort &. David ſah itgeif fer Befümmerniß, daß ihre Bemühungen, ben Ma⸗ homed · Ally zu unterftügen, durch den Rückzug ſeines Heers aus dem Carnatick ‚vereitelt wären, woſelbſt er jejt feinen Fuß breit Land mehr beſaß, als Verdache⸗·
I O 4
232 . Drittes Buch. |
Glaß befahl, einen Brief an Clive zu fchreiben, und ihm zu melden, daß, wenn er ihn angriffe, er fie ſelbſt ‚auf die Mauern hinftellen würde, ie fhrieben bie fes, fügten aber die Bitte hinzu, um ihrentwillen nicht feine Operationen gegen ben Ort aufzugeben. Man fing daher an die Pagote zu befchießen,; und in drey Tagen war die Brefche gemacht. Die Beſatzung, die wegen ihrer unmenfchlichen Thaten den Zorn der Engländer fürchtete, wartete nicht den Sturm ab, fondern flüchtete in der Nache mit Hinterlaſſurg der beiten großmürhigen Gefangenen. Nach dieſer Ere pebition verftärfte Clive die Garnifon in Arcot, und ding fobann nad) Dem Sort Et. David zuruͤck. | Chunda⸗ faheb Hatte in dieſer Zwiſchenzeit Tritz chinapoly belagert, und feit dem Anfang bes Septem⸗ bers war die Stadt befchoffen worden. Die Batte⸗ rien aber waren in fo großer Entfernung angelegt, daß ſie den Mauern feinen Schaden zufügen konnten. Diefer Umſtand erregte die Verachtung ber Engländer, bie fich fhämten vor einem Feinde geflohen zu feyn, ' bem es fofehr an Muth als an kriegeriſchen Faͤhigkei⸗ ten fehlte, Cie verlangten die Batterien zuftürmen; - Bingen, ihr Befehlshaber, war aber zu vorfichtig, dieſes zu bewilligen, da die feindlichen Truppen zu ſtark verſchanzt waren, und fie uͤberdem, ohne ber Stadt zu fehaben, ihre Munition verſchwendeten und ihre Soldaten abmatteten.
Obgleich diefe Bemühungen Feine Beſergatß er er⸗ regten, ſo war doch alles von der Armuch des Na⸗ bobs zu fuͤrchten. Seine Truppen drohten zum ‚Seine überzugefu. Die Koſten des esihen Corpe;
Dittet Buch. 217 WBesloner niedergemacht war, da ſich dern Pigot und Cliveidurch die Schnelligkeit ihrer Pferde retteten.
. An ber Mitte des Julius wurde eine neue Ver⸗ ſtaͤrkung nach Tritchinapoly geſchickt, und weil daſelbſt das Mißvergnügen unter den Offiziers forfdauerte, fo rief man einige‘ zurück, und ernannte Clive zum Capitain, ber als Befehlshabee das Detaſchement von 50 Mann durch das K oͤnigreich Tanjere führte, Der König diefes Landes war fo wie alle indiſche Fuͤr⸗ fen ſehr behutſam ſich zu erklaͤren, fo large der Krieg - woch' zweifelhaft ſchien, er ließ daher ſowohl engliſche
- als. fenzöfifche Truppen durch feine Staaten marſchi⸗ von, Unerachtet dieſer Berftärfungen aber waren die Engländer nicht über‘ soo Mann ſtark, dahinge: gun die Franzoſen 900 Mann Eoldaten, und Chun: basfaheh wohl zehnmal ſodiel Truppen als der Nabob haste, Die Feſtigkeit von Tritchinapoly machte zwar die Einnahme ſehr ſchwer, allein die Schaͤtze des Mar homed⸗ Ally waren erſchoͤpft, und feine Einkünfte von allen Seiten abgeſchnitten. |
Clive ging nach dem Fort St. David zuruͤck/ und’ ſtellte der Regierimg vor, daß nur ein Mittel vorhan⸗
ben ſey, Die Sachen auf-einen andern Fuß zu bringen; /
und dieſes wäre, Chunda⸗ſaheb in Arcor ſelbſt anzu⸗ greifen, wobey er ſich erbot, bie Erpebition in Per⸗ fon anzufuͤhren. Dieſer Vorſchlag wurde geneh⸗ migt; man zog aus dem Fort St. David und Ma⸗ dras faſt alle Truppen heraus, fo daß nur int erftern 200 und im leztern so Mann Soldaten zurüc? blie« benz dennoch brachte. man nicht mehr als 200. Eur repier und 300 Eepoys ec acht Offigiers zuſam⸗ | J |
J
236 Driltes Buß,
früßen. Die Folge biefes Tractats zeigte ſich ſchen
im Anfange des Detobers,. da in Tritchinapoly ſieben ·
zig Reiter von Seringapatnam, ber. Hauptfladt:von
Mufore anlangten, und 500, 000 Rupien uͤberbrach⸗
"m ber Dealaway verſprach ihn nachdruckich zuuntet ·
ten. Gegen das Ende des Novemhers verſammelte
ſich die myſoriſche Armee bey Caroor, zu welcher noch 6000 Maratten ſtießen, unter Commando bes in dieſer Geſchichte ſo oft erwähnten Morgri- mu. Der Dalaway nahm fie in Sold, da denn son derſelben eiligſt nach Tritchinapoly abgefchickt wurden. Gleich
nach ihrer Ankunft beritten fie die Ebene bey der Stab
' wohin ſich nie des Nabobs Reiterey gewagt hatte; und fielen ben dieſer Gelegenheit in ein debachirtes La⸗ ger ein, das ſie auspluͤnderten, ohne ſich um Chunda⸗ ſahebs Cavalterie zu bekuͤmmern, bie ſaͤmtlich we
wegung war. Der Maratten Anführer Innis⸗Khan hatte 6er
k
merkt, daß die franzöfigehen Dragoner weit thaͤtiger
als die Übrige Reiterey waren, und bey dem gerings ſten Allarm ausrücten. Hierauf baute er den Ente
wurf, fie in einen Hinterhalt zu locken, ber auch ſehy
glücklich ausgeführe wurde. Sechzig Dragoner, alle Europäer; eine ehrwuͤrdige Kriegefchaar in Indien,
tießen fich Durch .einen verſtellten Angriff hintergehn,
und. wurben.alle biß auf: zehn niebergehatten. Diefer Vorfall, der das Schrecken unter den feindlichen Trup« pen verbrätete, flößse zugleich den Maratten eine ſo verächtliche Meynung von: dem Feinde ein, daß fie ihren Bundsgenoſſen dringend anlagen ; ‚ein Treffen zu fiefern, wobey fie verfprachen, daß, wenn Die Eng⸗
Drittes Buch. 219 Schrecken erholen und nach) ber Stabt zuruͤckkommen würden; er befchloß daher fie aufzufuchen, und ver ließ in dieſer Abfiche den 4ten September mit bem größten Theile feiner Truppen die Stadt. . Er traf aud) die flüchtige Garnifon an, die aber nicht Stand hielt, fondern fi) nad) den Gebirgen zog, worauf denn die Engländer zurückmarfchirten.
Clive machte den sten September einen aberma⸗ | figen Verſuch, fand die Feinde verftärft, Fonnte es aber nicht zum Treffenbringen. Mittlerweile wurde an ber größern Befeftigung des Forts ſtark gearbeitet, und feine unnüge Ausfälle mehr gethan. Die Feinde, die jezt 3000 Mann ſtark waren, legten dies als Zurche aus, und ſchlugen ihr Sager drey englifche Meilen von
Arcot auf, Clive beſchloß diefe Sicherheit zu nigen,
marfchirte den ı4ten September nad) Mitternacht mit bemgrößten Theile feiner Truppen aus, und über« fiel das feindliche Sager, wo er alles im tiefften Schlafe fand. Das Schrecken und die Verwirrung war. aufs ferordentlich, fehr wenige ‚bedienen fich ihrer Waffen, und auch dieſe flohen hald mit den andern davon. Als der Tag anbrach, war niemand mehr zu ſehn. Dieſer Sieg hatte den Englaͤndern nicht einen einzi⸗ gen Mann gekoſtet. Die beiden fihmeren Kanonen waren in diefer
Zeit von Madras unterwegs; die Feinde, Die es er⸗ fuhren, bofften fie wegzunehmen, und machten dazu die noͤthigen Anſtalten. Clive, der dieſen Verluſt beſorgte, ſchickte alle bey ſich habende Truppen der Convoy entgegen, und behielt nur 30 Europäer und 50 Sepoys zur Befagung des Forts zuruͤck. Diefer
2376. Drittes Bu. mit weißen Menfihen zu fechten, bie mit Flinten und Kanonen verfehn wären, Der Capitain Cope erhielt dieſen Auftrag mit einigen Hundert Mann. Er hatte Befehl den Feind zu vertreiben; der Angriff glüdte aber nicht, die Engländer mußten fid) mit großem Verluſt zurüctziehn, wobey Cope ſelbſt toͤdtlich verwun· det wurde.
1752. Der Capitain Dalton wurbe an feiner Stelle ge (hit, dev fih mit der moforifchen Armee vereinigte, die nebft den Maratten 20, 000 Mann ftarf war. Der Regent empfing Dalton mit großer Höflichkeit, und bewunderte ben Eriegerifchen Anftand und die Re⸗ gelmaͤßigkeit der -englifchen Truppen... Da er nun eben bie hohe Meynung von den Franzoſen faßte, fo erklaͤrte er, daß er nicht Willens fen Zeit zu verlieren, oder feine Truppen im Gefahr zu fegen, fondern daß er um Mitternacht mit der halben Armee einen andern
Weg had) Tritchinapoly nehmen wollte, den Ueberreſt
ſollte Dalton bey fich behalten, um den Feind zu ver« Pindern, feinen Marſch zu unterbrechen; dabey wunſchte er auch einige Europaͤer als Leibwache bey ſich zu haben. Dies geſchah. Dalton ſcharmutirte
mit den Franzoſen die ganze R Nacht durch; eine Maaß- xegel, dig deſto noͤthiger war, da die kriegeriſche Un⸗ wiſſenheit der Myſoren allen Glauben uͤberſtieg; denn fe Hatten bey ihrem Nachtmarſch, ber doch ganz in der Stile gefchehn follte, viele taufenb Sichter, als ob fie mit einer indiſchen Progeflion gingen, fo daß ihr Zug weit in der Ferne gefehn werben Eonnte. | Den folgenden Tag folgte bie übrige Armee ud, nachdem die Befehlshaber Dalton erfucht Hatten, bey
J Drittes Buch. 223
‚ aber wurden manche getöbtet und verwundet, da die . Feinde in den Haͤuſern ſicher waren, und ruhig zielen konnten. | Wenig Tage nach feiner Ankunft zeigte fi ſich Mor⸗ tiz ⸗Ally unzufrieden mit Raja⸗ ſaheb, ſonderte ſeine Truppen von den andern ab, und zog ſich nach einem entfernten Theile der Stadt hin, von da er einen Bo⸗ ten zum Fort ſchickte, um die Garniſon zu vermoͤgen, einen Ausfall zu thun, wobey er fie mit feiner ganzen; Macht zu unterſtuͤtzen verfprah. live mißtrauete dieſem Anerbieten, ba er aber den Vortheil überlegte, ‚eine fo große Anzahl Soldaten unthätig zu erhalten, fo ftellte er ſich, als ob er ben Vorfchlag genehmigte, ' und hielt ihn mehrere Tage unter allerhand Vorwand
auf, bis Mortiz⸗ Ally überzeugt war, def man feine
Eft merke, und wieder feinen alten Poften einnahm. Die Franzoſen erhielten endlich den 2 4ften Octor ber ihr Geſchuͤtz aus Pondichery; fie brauchten es auch fo geſchickt, daß ſchon am erften Tage die beiden ſchwe⸗ ven Kanonen der Engländer zum fernen Gebrauch untüchtiggemacht wurden. In Zeit don fechs Tagen war ein größer Theil der Mauer herunter gefchoffen, und eine Breſche von funfzig Fuß breit gemacht. Die Belagerten waren jedoch nicht muͤſſig, ſondern warfen innerhalb der Mauer andre Werke mit Palliſaden auf, ſo daß die Feinde noch keinen Scurm wagen wollten. Clive, um Raja⸗ ſoheb zu überzeugen, daß feine Beſatzung felbft noch überflüßige Arbeiten übernehmen koͤnnte, ließ auf den Gipfel bes Höchften Thurms einen Berg Erde auftragen, und darauf eine ungeheure
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‚222 ‚Drittes Buch.
in Stricken über die Mauer herunter zu laſſen; fie kamen auch: unentbeckt in die Häufer, zeigtenaber bey Stellung der Tonnen ‚fo wenig Geſchicklichkeit, daß beym Sprengen nicht die gehöffte Wirkung erfolgte, Man zog fie mit Stricken alle wieder herauf, allein derjenige Strict, an dent der commandirende Offizier befeftige war, riß entzwey, und machte ihn zum fer⸗ nern Dienft unfüchtig. - Auf diefe Weife waren nun beym Anfang der Belagerung fihon vier Offizers von ‚den achten zur Garniſon gehörigen für den Dienft ver foren, und die Truppen im Fort bis auf 120 Euros vopder und 200 Eepoys geſchmolzen, die jezt von 7000 Mann Infanterie, 3000 Mann Cavallerie und 150 Europaͤern belagert wurden.
Alle im Fort vorhandene Lebensmittel waren nur zum Unterhalt der Beſatzung auf ſechzig Tage hinrei⸗
hend, daher man noͤthig fand, alle Einwohner fortzu.
ſchicken, die der Feind auch ungeſtoͤrt paſſiren ließ. Nur wenige Arbeiter blieben zurück; unter dieſen war ein Maurer, ber Clive Nachricht von einer unterirbie fchen Wafferleitung gab, die nur fehr Wenigen befannt fen, wenn man-fie aber entdeckte, fo würde man dem Fort gänzlich das Waffer abſchneiden fönnen, Diefe Enntdeckung wurde belohnt, und ein Theil biefer Waſ⸗ ferleitung bebächtlich vermauert, Da es dem Feinde vierzehn Tage lang an ſchweren Kanonen fehlte, fo . geſchah die Belagerung nur für. jezo aus vier Mörfern und durch das Pleite Sewehrfeuer aus den Häufern. . Die Bomben thaten wenig Schaden, und um ben fieinen Kugeln aus zuweichen, binfte niemand außer den Schildwachen Die Waͤlle befteigen. ‘Dennoch
Drittes Buch. 223
aber wurden manche getöbtet und verwundet, da die . Feinde in den Häufern fic)er waren, und ruhig zielen. konnten. | Wenig Tage nach ſeiner Ankunft zeigte ſich Mor⸗ tiz⸗Ally unzufrieden mit Raja⸗ ſaheb, ſonderte feine Truppen von den andern ab, und zog ſich nach einem entfernten Theile der Stadt hin, von da er einen Bo⸗ ten zum Fort ſchickte, um die Garniſon zu vermoͤgen, einen Ausfall zu thun, wobey er fie mit feiner ganzen ‚Macht zu unterflägen verfprah. live mißtrauete biefem Anerbieten, da er aber den Vortheil überlegte, eine fo große Anzahl Soldaten unthätig zu erhalten, fo ſtellte er fih, als ob er den Vorfchlag genehmigte, und hiele ihn mehrere Tage unter allerhand Vorwand
auf, bis Mortiz- Ally überzeugt war, def man feine
KR merke, und wieder feinen alten Poften einnahm. Die Sranzofen erhielten endlich den 24ften Octo⸗ ber ihr Gefhüß aus Pondichery; fie brauchten es auch fo geſchickt, daß ſchon am erften Tage die beiden ſchwe⸗ ven Kanonen der Engländer zum fernern Gebrauch untüchtiggemac)t wurden. Syn Zeit von fechs Tagen war ein großer Theil der Mauer herunter gefchoffen, und eine Brefche von funfzig Fuß breit gemacht, Die Belagerten waren jeboch nicht muͤſſig, fondern warfen innerhalb der Mauer andre Werfe mit Paflifaden auf, fo daß die Feinde noch feinen Sturm wagen: wollten. Clive, um, Raja-faheb zu überzeugen, daß feine Befagung felbft noch überflüßige Arbeiten übernehmen, Pönnte, ließ auf den Gipfel des hoͤchſten Thurms einen Berg Erde auftragen, und darauf eine ungeheure
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224 Drittes Buch,
Kanone pflanzen, die der Tradition zufolge von Au⸗ rengzeb nach Arcot geſchickt, und von tauſend Joch Ochſen dahin gezogen worden war. Es waren auch einige dazu gehoͤrige Kugeln vorhanden, deren jede zweyundſieben zig Pfund wog, Man legte bie Kanone auf den Erbhaufen, lud fie mit dreyßig Pfund Pufe ver und brannte fie los. Die Kugel ging durch des Nabobs Palaft, ımb erregte großes Schrecken. Dies fes war auch der abſichtliche Endzweck. Man wies derholte dieſes Experiment täglich nur einmal, zu der
Zeit, wenn die vornehmſten Offiziers im Hauptquar⸗ tiere verſammelt waren; ben vierten Tag aber fprang die Kanne —
Obgleich das Fort von fo zahfeeichen Feinden u ringe war, ſo unterhielt Clive dennoch einen riet wechfel mit Madras und dem Fort St. David, mo
- mian Anftalten machte ihm Huͤlfe zu verfchaffen. Man fehickte zu dieſem Ende ı 00 Europäer und 00 Sepoys ab; ehe fie aber noch Arcot erreichten, wurben fie von 2000 Arcoten umringt, die Naja: ſaheb detafchiet
hatte, Das Gefecht war bißig, die Engländer fiege ten, jebech mit großem Verluſt, ber fie nörhigte zuruͤck zu marſchiren. | |
Diefer Ruͤckzug ließ der bebrängten Beſatzung wenig Hoffnung übrig, ven ben Ihrigen unterſtuͤtzt gu werben, dagegen aber zeigten fi} von einer andern Seite angenehme Aſpecten. in Corps von 6000 Maxatten, unter Anführung bes Morari:rom, waren - fihon. einige Zeit am Zuße Der weſtlichen Gebirge, 30 Meilen von Arcot, gelagert geweſen. Der König von Myſore hatte fie gebungen, dem Diehomeb- Ally bey
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zuſtehn;
Drittes Buch. 225
maſtehn 5 der Ruͤckzug der Engländer aber nebſt des Nabobs Truppen nach Tritchinapoly hatte ſo nachthei⸗ lige Geruͤchte veranlaßt, daß man die Sache dieſes Fuͤrſten fuͤr ganz verzweifelnd hielt, daher denn die Maratten unthaͤtig blieben. Clive ſchickte einen Bo-⸗ ten an Morari-rom, um ihn von feiner Sage zu unter⸗ richten, und um Huͤlfe zu bitten. Der Bote kam glücklich wieder zum Sort zuruͤck, und brachte ein Schreiben von diefem Befehlshaber ‚ welches aus⸗ druͤcklich enthielt, daß er nicht einen Augenblick ſaͤu⸗ men wollte, fo braven Männern, als die Vertheidiger von Arcot waͤren, beyzuſtehn, deren Verhalten ihn
nunmehr uͤberzeugt haͤtte, daß die Englaͤnder u
fechten könnten. |
Raja⸗ faheb, der davon Nachricht erhielt, ließ ben zoſten Detober das Fort auffohern, wobey er eine ehrenvolle Gapitulation der Befagung, und dem Ca⸗ pitein Clive eine große Summe Geld antrug; Dages gen drohte er, wenn man ſein Anerbieten nicht an⸗ nehmen würde, ohne Verzug das Fort zu ſtuͤrmen, und alles darin niedermachen zulaffen. Clive beant⸗ wortete Diefen Antrag mit Verachtung, und fagte, er ‚hätte eine beffere Meynung von feiner Klugheit, ‚als zu glauben, daß er mit feinen jetigen elenden Soldaten einen Sturm wagen würde.
Mittlerweile zeigte fich ein Detafchement Ma: raten, die fich fruchtios bemuͤhten in die Stadt zu’ dringen, da alle Straßen und Zugänge pallifadirt und gefperrt waren; fie begnügen fid) daher zu pluͤn⸗ dern, und einige Haufer i in Brand zu ſtecken. Die Furcht vor ihrer Rückkehr und die beeibigende Ante
Erſter Band. P
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242 Drittes Buch.
" $awrence fezte feinen Marſch fort, und langte Abenbs in Tritchinapoliyan. Den folgenden Tag berathfchlagte man über den Operationsplan, da denn alle der Mey⸗ nung waren, daß man bas feindliche Lager ohne Ver» zug angreifen müßte; als man aber ben Tag dazu feftfegen wollte, fo zeigten ſowohl Mohren als Indier ihre abergläubifchen Begriffe von glücklichen und une gtüclichen Tagen, fo daß man nicht zu Stande kom» men Eonnte, Lawrence fahe ein, daß er im Erwar⸗ fung einer fogenannten glüclichen Stunde viel Zeit - verlieren würde, und daß es nöthig fen, von der Be⸗ ftürzung des Feindes über feine Ankunft ungefäumt Vortheile zu ziehen; er beſchloß daher, blos mit ſei⸗ nen eignen Truppen Verſuche zu machen. Da bie Srangofen zu ſtark verfhanzt waren, fo wählte er das Sager des Chunda⸗- faheb zum Angriff, das fihohne _ Befeftigung befand. Die Nacht vom ten April wurde zu Diefem Ueberfall ausprfehn, und Dalton mie‘ 400 Mann erhielt ven Auftrag, durch einen großen Ummeg dem Feind im Rücken zu kommen, und das Lager in Brand zu ſtecken. Die bisherige Unthärige feit der Engländer war Schuld, daß fie die Gegend um Teitchinapofy gar nicht kannten, und fich deshalb auf indiſche Wegweifer verlaffen mußten. Diefe, um dem Defehl, die Borpoften zu umgehn, deſto beffer nachzukommen, führten die Truppen fo weit aus bem Wege, daß, als der Tag anbrach, fie ſich nod)-zwey Meilen von Chunda⸗ſahebs Lager und in Mittelpunkt aller ſeindlichen Poſten befanden. Der( Entwurf des Ueberſalls war nun auf einmal vernichtet, und die Englaͤnder der Gefahr ausgelegt, von ber ganzer
Drittes Buch. 227
Thore des Forts. und die Breſchen alle zugleich eins
greifen. ei. an
Clive war bereitet: fie, zu empfangen. Die Feinde trieben Elephanten nor fich her, an beien Stirne große Eiſen befeſtigt waren, womit fie die Thore durchzu⸗ brechen hofften. Dieſe Khiere aber wurden verwun⸗ det, da fie ſich denn umwandten, und ihre eignen Leute ‚zu Boden traten. Man beſtuͤrmte dann eine ber Breſchen mit rafender Wuth; das mohlgeorbnere Feuer der Engländer aber that eine ſchreckliche Wir« kung, denn alle Verteidiger der Breſche hatten bins ter ſich Leute ſtehn, Die ihnen in der größten Geſchwin⸗ digkeit die Gewehre Iuden, wodurch Denn ein ununter⸗
brochenes Feuer unterhalten. wurde. Die Stuͤrmen⸗
ben ſtuͤrzten zuruͤck, und wurden von andern abgeloͤſt, und dieſy wieder von andern, alle aber zuruͤek geſchla⸗ gen; ‚bie Referva- Corps ängftigte man mittterweile
durch Bomben, die alle.unter bewaffnete Schaaren
fielen ‚and. außetordensliche Verwirrung anrichteten. Um die andre‘Brefche zu beftärmen, mußte man über einen ie Waſſer angefüllten, Graben; win Haufen Soldaten: beftiegen zu.biefem Endzweck ein Floß, das mit Kanonen beſchoſſen wurde; Clive ward gewahr, daß die Kanoniers nicht gut zielten „und richtete da⸗ her ſelbſt die Kanonen; die Kugeln jerfchmietterten nun das Floß, viele won den Feinden erfoffen, und andre retteten fich durch Schwimmen,
So dauerte ber Sturm eine Stunde lag, da denn die Feinde alle fernem Verſuche auf einmal auf gaben, und fich blos beſchaͤftigten ihre Todten wegzu⸗
bringen Unter def war bet Beſehlshaber Ken Pa
!
Dort
244 Dritte u
feiner ganzen Macht auf einen Theil fallen, und ihn übermältigen koͤnnte; dahingegen waren die Bortheile auch fehr gruß, alle Verftärfung und Communication mie Pondichern durch diefe Maaßregel zu vernichten, . Die Kuͤhnheit diefes Plans gefiel dem Major Sarorence, ber von Feiner niedern Eiferfucht etwas wußte, und fogar beſchloß, dem Elive das Commando des Corps zu übertragen, wenn er die andern ältern Offiziers zu ihrer Einwilligung bereden koͤnnte. Diefe Schwie vigfeit aber wurde aus dem Wege geräumt, fobald nur dee Entwurf befannt wurde; denn die Mlaratten und Myſoren erklärten einftimmig, Feine Truppen · theilung zu geſtatten, wenn ‚ein andrer als Clive das Commando erhielte.. Diefer murhige Befehlshaber brach alfo den 6ten April in der Nacht auf, mit 400 Europaem, 700 Sepoys, 1000 Mann tanjorejcher Reiterey und 3000 Maratten, die Innis Khan an⸗ führte; feine Artillerie beftand in zwey ſchweren Ka⸗ nonen und fechs Feldſtuͤcken. Die Truppen paſſerten noch in der naͤmlichen Nacht den Fluß. Draupleir wurde durch diefe Nachricht. fehr beim: xrhigt. Lam hatte ſich wider feine Ordre zuruͤckgezo⸗
venz und die Sage, worin ſich die franzoͤſiſchen Trup⸗
pen und ihre Bundsgenoffen befanden, war fehr kri⸗ riſch. Er wandte indeffen mit feiner gewöhnlichen Thaͤtigkeit die größten Bemühungen an, ihnen Hilfe
zu leiften, und ſchickte ſogleich eine Verftärfung von
1 30 Eurepäern, soo Sepoys und vier Kanonen ab, die eine große Convoy von Proviſion und Munition eſcortirten. Yuteuil,ging mit dieſem Detaſchement ob, und hatte babe den Yuftrag, dem Sam das Com
N
Drittes Buch. 229
So enbdigte ſich dieſe in den indiſchen Annalen hoͤchſt denkwuͤrdige Belagerung, nachdem fie funfzig Tage fang in ber allernachtheiligſten Lage gedauert hatte. Das Fort ſelbſt, ein unhaltbarer Steinhau⸗
fen, und bie Vertheidiger eine Handvoll Lute, Die
thaten, von einem Juͤnglinge an»
ihren exſten Feldzug thaten, |
eführt,. der ſich eigentlich dem Civiſſtande geroibmet, und nie taktifche Bücher gelefen hatte; Dennod) waren ‚alle Mittel, die er bey diefer Belagerung von Arcot anwandte, fo wie fie von den größten Mieiftern der Kriegskunſt vorgefchrieben werden. Die Feinde hin⸗ gegen waren über 10,000 Mann ftarf, und wırden überbem in ihren Operationen burch Franzoſen gelei⸗ tet.
Den folgenden Tag kam der Capitain Killpatrick mit einer Verſtaͤrkung von ı go Europaͤern in Arcot an. Dieſen ließ Clive im Fort, und ging den Feind ſelbſt aufzuſuchen. Raja⸗ faheb hatte alle Hülfstruppen nach Haufe gefchicft, und nur diejenigen bey fid) be⸗ halten, die ihm fein Water von Tritchinapoly geſandt hatte; mit dieſen und den Franzofen ging er nach) Ver Tore, wo er ſich ſtark verſchanzte. Man erwartete Fündfich die Ankunft der Maratten. Morari- rom hatte feinen Neffen, Baſin⸗row, mit 1000 Mann abgeſchickt, fich mit Clive zu vereinigen, aflein anſtatt deffen ftreiften fie herum und plünderten bas !and. Sie haften fich unweit Velore nachläßig gelagert, Dies fes nußten die Franzoſen und Chunda. faheb; man überfiel fie in der Macht, tödtete eine Anzahl ihrer Pferde und pfünderte ihr Sager. Durch dieſe Nieder fage gekraͤnkt, Samen fie zu Clive und baten ihn mit
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246 Dritter Buch.
Cliveſchen Corps in der jetzigen Lage gefäßrfih fchien, fo ſchickte Lawrence von feiner Armee die dazu erfoder« fihen Truppen ab, unter Anführung des Dalton. Er nahm ı 50 Europäer, 400 Sepoys und soo Mar ratten nebft vier Kanonen mit fih. Auteui, der dig Engländer auf ſich losruͤcken fah, und es fürdie ganze Armee hielt, verließ eilig dag Sort nebft allen feinen Truppen, mit Zuruͤcklaſſung einer großen Menge Munition und Sebengmittel, die Delton in Befiß nahm. ‚Einige Tage nachher, da der zu fehr angefehmollene Fluß ihm den Mebergang verhinderte, um nieder zur Hauptarmee zu ſtoßen, vereinigte er ſich mic Elive, und um allen Rangſtreit zu vermeiden, that er den Dienſt eines Volontairs.
Man fand an dem Ufer des Coleroon einen ho⸗ hen Damm, der feinen Kanonenſchuß vom feindlichen Sager entfernt war; dieſes erzeugte ben Gedanken, es zu befchießen. Kin jeder gemeiner Soldat ben einent indiſchen Heer hat entweder feine Frau ober eine Bey⸗ fhfäferin bey fich im Lager, die Dffiziers haben deren mehrere, und die Befehlshaber führen ganze Serailg mit ſich. Außer diefen ift die Armee mit vielen Be⸗ dienten und Knechten beladen, die eine größere Anzahl als die Soldaten felbft ausmachen; hiezu fommt noch ein zahflofer Troß von Kaufleuten, Srämern und Marketendern aller Art, Die dem Lager folgen. Diefe haben ein. abgefondertes Quartier, wo fie täglich ihre mannichfaltigen Waaren in größerer Menge und mit mehr. Ordnung auslegen, ala man auf den berühmte. ften Meſſen i in Europa fieht. Sie fißen alle auf der ‚Erde in langen Ligien, und haben ihre Waaren vor
z 7 jr +r
Drittes Buch. 231. folgten fie, und erbeuteten 400 Pferde und Naja: ſahebs Kriegsfaffe, worin fig ı 00,000 Xupien fan- den. . Eine große Menge feindlicher Sepoys kamen als Ueberläufer und boten Elive ihre Dienfte an; alle, - bie gute Waffen mit fich brachten, wurden auch von ihm angenommen, beren Anzahl 600 war. Auf. die Nachricht, Daß Naja s faheb viele Sachen von Werth im Fort Arni gelaffen hätte, wurde der Com» mandant beffelben aufgefodert, fie nebft dem Fort zu
‚überliefern, der darauf einen Elephanten, eine Anzabf
Nferde, und viel Bagage herausfandre, auch fich er— bot, dem Mahemeb- Ally ven. Eid ver Treue zu ſchwoͤ⸗ ren, älfein das Fort wollte er nicht übergeben. Da man feine ſchweren Kanonen hatte, fonnte man ion nicht dazu zwingen.
Die Franzoſen haften während der Belagerung von Arcot von Der großen Pagode Conjeveram Befiß. genommen, um bie Communication. zwifchen. Arcot und Madras zu unterbrechen; fie überfiefen auch eine
Anzahl Verwundeter, die vonder Belagerung zmüde
fehrten, und waren fo graufam, mehrere Englaͤnder, die in Sänften getragen wurden und unfähig waren Widerftand zu hun, zu ermorden; zwey Offiziers ober, Glaß und Nevel, ließen fie leben. Elive bes ſchloß Conjevevam einzunehmen, undmarfchirte bahin,
“ nachdem er fich von den Maratten getrennt hatte, die
nach Teitchinapely ihren Zug nahmen. Die Pagode war mit. 30 Eurspdern und 300 Sepoys befegt, und wurde nun aufgefodert. Niemand von ber Befagung
verftand Engliſch, daher der commandirende franzoͤ : filche Offizier feinen beiden "Gefangenen Renel und D4
243° Drittes Buch. .
ändre aber baten blos um Erfaubniß, durch, bie Po⸗ ften paffiren. zu dürfen. Die indifchen Bundsgenoſ⸗ fen, bie ſchon einige Zeit her die ganze feindliche Ba- gage als ihr Eigenthum betrachtet hatten, das ihnen nicht entgehn fönnte, wollten von diefer Erfaubniß nichts hören; die Maratten befonders, bie das Leben eines Menfchen nicht einige Rupien werth halten, waren gänzlid) abgeneigt, Bedingungen einzugehn, die
fie hindern Fönnten, ihre Säbel zum Beutemachen zu gebrauchen. Die Engländer aber vereitelten biefe ſchaͤndlichen Abfichten, und, erflärten, daß fie den durchgehenden Truppen ihre eignen Päffe ertheilen wuͤr⸗ den, wenn die Bundsgenoffen die ihrigen verfagten ; ‚worauf fie ſich denn auch mit großem Widerwillen Dazu bequemten.
Man ſteckte an den Ufern des Eaveri und bes Coferoon Flaggen auf, als ein SicherheitsSignal für Die abziehenden Soldaten. Hierauf fanden fid) 2000 Mann von Chunda-fahebs befter Meiterey und 1500 Sepoys beym Capitain Clive ein; andre gingen zu den myſoreſchen Truppen, aber nur fehr wenige zum Mabob. Die Truppen von Moramar, von Mabura und andre unabhängige Schaaren Fehrten in ihr Va⸗ terland zurüd, Chunda⸗ faheb behielt nur 2000 Keiter und 3000 Mann Fußvolk bey ſich, die ihre Zuflucht in die große Pagode von Seringham nahmen. Unter diefen waren ı 000 Rajpouts, die, vom Reli⸗ gionseifer angetrieben, die Vertheidigung des innern _ Tempels übernahmen, Die Franzoſen mit 2000 Sepoys nahmen von einer andern unweit davon liegen⸗ den Pagode, Jumbakiſtna, Befis, und erklärten oͤf⸗
Dritte Buch. 233 bie bisher and feinem Schafe gefloffen waren, mußten fun von: ber Regierung. im Fort St. David bezahle werben 5 er beforgte mit echt, daß fie ihn nicht laͤn⸗ ger unterſtuͤtzen würden, als fie eine Wahrſcheinlich⸗ feit fähen, ihn aus feinem Ungfücke heraus zureißen. Nichts ſchien ihm gewiſſer als die Vermehrung feines Elends, wenn er nicht ein eben ſo zahlreiches Heer als Chunda⸗ ſaheb zuſammen bringen koͤnnte, um ben Beyſtand ber Englaͤnder gehörig zu nutzen. Ä
Dei einzige Zürft in Indien, von deſſen Sage, Meigung. und Macht der Nabob noch Hülfe hoffen .
konnte, war ber König von Myſore. Die ändere
deffelben graͤnzen oſtwaͤrts am Carnatick und nach Weſten zu erſtrecken fie ſich bis auf 30 engliſche Mei⸗ len von der malabariſchen Kuͤſte. Seine jährlichen Einkünfte werden auf zwanzig Millionen Rupien ger rechnet. Die ganze mpforifche Nation hatte einen toͤdtlichen Haß gegen ben Chunda⸗ faheb, ber, als er ehmals. Tritchinapoln befaße den Entwurf gemacht hatte, das Königreich zu erobern, und auch wirflih einige Monat lang Caroor, bie ftärffte der oͤſtlichen Grönzfeftungen, belagerte. Der jegige König von Myſore war ein Kind, und ſtand unter der Vor⸗ mundſchaft feines Önfels, der das Sand uneingefchränfe regierte. An dieſen Regenten, ben man ben Dala-· war von Myfore nannte, wandte ſich Mabomebd- Ally
"um Huͤlfe. Da er fand, daß die Furcht vor Chuns
da-faheb ihn nicht allein vermögen fonnte, bie —* zu ergreifen, ſo bewilligte er alle Foderungen, die man verlangte, ſo ausſchweifend dieſe auch waren. Der Nabob beſtaͤtigte den Tractat durch "einen Eid, 55
/ .
243°, Drittes Buß. .
andre aber baten blos um Erlaubniß, durch die Po⸗ ften paſſiren zu dürfen. Die indifchen Bundsgenof- fen, die ſchon einige Zeit her die ganze feindliche Ba⸗ gage als ihr Eigenthum betrachter hatten, das ihhen nicht entgehn Fönnte, wollten von diefer Erlaubniß nichts hoͤren; die Maratten befonders, die das Jeben
eines Menfchen nicht einige Rupien merfh halten, |
waren gaͤnzlich abgeneigt, Bedingungen einzugehn, die
ſie hindern koͤnnten, ihre Saͤbel zum Beutemachen
zu gebrauchen. Die Engländer aber vereitelten diefe ſchaͤndlichen Abfichten, und, erflärten, daß fie den durchgehenden Truppen ihre eignen Päffe ertheilen wuͤr⸗ den, wenn die Bundsgenoffen die ihrigen verfagten; ‘worauf fie ſich denn auch mit großem Widerwillen dazu bequemten.
Man ſteckte an ben Ufern des Caveri und bes Coleroon Flaggen auf, als ein Sicherheits⸗Signal für
Die abziehenden Soldaten. Hierauf fanden fid) 2000 .
Mann von Chunda-fahebs befter Reiterey und 1500 Sepoys beym Eapitain Clive ein; andre gingen zu den myſoreſchen Truppen, aber nur fehr wenige zum Nabob. DieTruppen von Morawar, von Mabura und andre unabhängige Schäaren kehrten in ihr Va⸗ terland zurüd, Chunda⸗ faheb behielt nur 2000 Reiter und 3000 Mann Fußvolk bey fich, die ihre Zuflucht in die große Pagode von Seringham nahmen. Unter diefen waren 1000 Rajpouts, die, vom Reli⸗ gionseifer angetrieben, die Vertheidigung des innern Tempels übernahmen. Die Sranzofen mit 2000 Sepoys nahmen von einer andern unweit davon liegen« den Pagode, Jumbakiſtna, Beſitz, und erklärten fe
Drittes Buch. 23
‚länder nur bie. Franzoſen auf fih nehmen wollten, ſo wuͤrden fie mit ihren soo Mann bie ganze feindliche Reiterey, die 12000 ſtark war, im Zaum halten. Sie
fießen ſich dieſe Verwegenheit ausreden, bis Baſin⸗
‚row mit 1000 Maratten aus Arcot zu ihnen ſtieß.
‚Nunmehr glaubten fie es ohne Bedenken mit. deu | Feinde allein aufnehmen zu fönnen, und geijten nad ‚dem: Ruhm, den Krieg ohne Deyhülfe zu endigen. Sie wurden immer dringender, und erboren fich, nicht
nur Die. ganze feindliche Reiterey zurückzufchlagen, fondern auch felbft den Franzoſen in beide Flanken zu fallen, Die Engländer wollten jedoch Fein fo unge« wiſſes Treffen wagen, fondern erft die Ankunft der mpforifchen Armee und eine Verftärfung vom Fort ‚Et. David abwarten: Dieſe Behutfamfeie mißfiel ben Marxatten fo fehr, daß fie den Engländern ins Geficht fagten, fie gehörten nicht zu bemfelben Bel, das. ſo brav in Arcot gefochten hätte, Indeſſen brach die Armee von Mpfore nebſt 4000 Maratten unter Morari⸗row auf, um Tritchi⸗ napoly zu entſetzen. Dieſe Nachricht brachte die Franzoſen zu. einem kuͤhnen Entſchluß; fie ſchickten nämlich ein ſtarkes Detaſchement nach Myſore, dag einen :befeftigten Graͤnzort, der ohne Beſatzung war, in Beſitz nahm, die Feſtungswerke verbeſſerte, und dabey ausſprengte, daß fie die Muforen auf ihrem Marſch angreifen und das fand plündern. würden. ‚Dies hielt ben Marfch des Kegenten auf, det einen
Boten an den Nabob fandte, um’ein eutopäifches .
Detaſchement zu ſeinem Beyſtand zu haben, weil, wie er ſchrieb, er gar nichts von der Mechode müßte,
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2a Drittes Buch. \, und öffneten bie Thore, da ſich denn die Ihrigen hereitt
zogen, bevor das englifche Fußvolk anrücken fonnte.
Auteuil hielt indiefer großen Verlegenheit Kriegs⸗ vath, da denn jedermann auf die Uebergabe ſtimmte. Man kam bald wegen den Bedingungen überein,
Dieſe waren: daß die franzöfifchen Offiziere in zwoͤlf
Monat nicht wider ben Nabob dienen, die Gemeinen zu Kriegsgefangenen gemacht, und bie Deferteurs begnadige werben follten. Das ganze Detaſchement beftand jezt nach in 100 Europäern, worunter 35
‚ englifche Deferteurs waren, 400 Sepoys, und. 34@ Mann Cavallerie nebft drey Kanonen. Cine unge heure Menge Provifion und Munition fiel den Eng:
(ändern dabey in die Hände; zu der leztern gehörten .
800 Pulverfaͤſſer und 3000 Muſteten. Man wußte, daß Autenil eine große Summe Gelb bey fid) hatte ;
da man ihm aber zugeflanden, feine eigne Bagage
ohne Unterſuchung abzuführen, fo bediente er ſich
dieſer Gelegenheit, den größten Theil Diefes Geldes
heimlich mitfortzubtingen. Die Truppen von beiden Seiten plünberten das Uebrige, fo daß mur 50,000 Kupien ber englifchen Compagnie anheimfielen. Die
Reiter und Sepoys wurden tie gewoͤhnlich entwaff · net, und febann in Freyheit geſezt; mit den uͤbrigen
Gefangenen kehrte Clive in fein Lager zuruͤck. . Nun befanden fich die Franzoſen in Jumbakiſtna in ber fehredlichften Sage. Chunda⸗ faheb war bey _
ihnen, und hatte oft Sam. die Nothwendigfeit vorge⸗ ſiellt, einen großen Verſuch zu machen fi) durchzu⸗
ſchlagen; da man aber davon nichts hören wollte, und er keine Ausfiht hatte, das Ende feines Ungluͤcks zu
S
— 7
Drittes Buch. 37
dem Fort fehen.zu.bleiben, um ihnen ben Ruͤcken zu decken ; fie verfprachen in einer gewiſſen Entfernung Halt zu: machen; Faum aber befanden fie fi außer . . Gefahr, .als fie aufs. ſchleunigſte ihren Marſch fortſez⸗ ten. -Die Engländer zogen ſich ruhig zuruͤck, und “ ereichten den 6ten Februar Tritchinapoly. .
Diefer Benftand der Myſoren verurfashte, daß ſich der König von Tanjore auch für den Nabob ers Elärte, und sooo Mann Hülfstruppen nad) Tritchts napoly ſchickte. Der Polygar Tondiman, deffen Land zwiſchen Tanjore und Madura liegt, ſchickte dahin
ebenfalls 400. Reiter und 3000 Colleris. Dieg - _
find Menfihen, die unter verfchieenen Fleinen Ober« '. häuptern die Wälder zwifchen Tritchinapoly und ben Vorgebirge Comorin bewohnen. Ihr Name bedeu⸗ tet in ihrer eignen Eprache Diebe, und bezeichnet auch richtig ihren Charafter, ob er gleich nach den Diftrieten feine Verſchiedenheiten hat. Die nord» wärtg von Madura wohnenden find faft Wilde; ihre Waffen beftehen in einem achtzehn Fuß langen Spieß, womit. fie auf der Erde herum Friechen, und deffen fie - fich im Hinterhalt fehr gut zu bedienen wiſſen. Den vornehmfte Dienft aber, den fie einer Armee liften, | befteht darin, daß fie die Pferde der feindlichen Trup⸗ pen entweder ſtehlen oder toͤdten.
Auf dieſe Weiſe war das Heer des Mahomed⸗llh fihlemig ftärfer als das feindliche geworben ;' denn eu . batte jest 40, 000 Mann beyfammen, ‚wovon bie Hälfte Cavallerie war. Der Kern derfelben waren, die Engländer und 6000 Maratten.. Die Armee bes Chunda · faheb war auch während.der Belagerung
a Drittes Buch.
jee ein erflärter Feind des’ oberften Minifters, und überhaupt mit feinem Hofe unzufrieden war; daher mon auf ihn fein Augenmerk richtete. Man folgte diefem ſchwachen Strale ber Hoffnung, da fih fein andrer zeigte |
Monack⸗ jee nahm den Antrag an, und brachte mit fo viel Geſchicklichkeit und anfcheinender Gutmuͤ⸗ thigkeit einen Briefwechfel im Gang, daß Chunda⸗
faheb und Law glaubten, daß alles feine Richtigkeit haͤtte. Man zahlte eine große Summe Geld voraus, und noch viel mehr, nebft andern Vorteilen, wurde nachher gu geben verfprochen. Die Zeit zur Ausfüh« tung des Borhabens war nod) nit feftgefet, als den 3 iſten May die Engländer ihre ſchweren Kanonen von Devi⸗Cotah erhielten, und Law aufgefodert wurde, fih auf Diſcretion zu ergeben. Monack⸗ jee zeigte ſich nun als ein Freund, und lieg Chunda = faheb wiſſen, Daß er noch bie nämliche Nacht zu ihm kom⸗ men möchte, weil eine Verzögerung alles vereiteln bürfte.
Um den Engländern offen Verdacht einer ß wichtigen Unternehmung zu entziehen, machte Law wohlbebächtlich Netomontaden in feiner Antwort an . Sarorence, Er verficherte, die Pagode bis auf den lezten Blutstropfen zu vertheibigen, wenn man ihn nicht mit feinen Truppen frey abziehn ließe, und zwar ohne die geringfte Nachfrage nach Perfonen und Sa« chen. Unter diefen Bedingungen wollte er die Haͤlfte ſeiner Artillerie uͤberliefern.
Sobald es Nacht war, hatte San die Kühinheit, ſich heimlich ſelbſt zum Monack⸗ jee zu begeben, von
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Drittes Buch. 239
aͤnder vernahmen. Clive hatte die Abfiche ihnen im
Rücken zu kommen, und ihr Lager zu überfallen, hörte aber bey der Annäherung zu feinem Erſtaunen, dag fie es verlaſſen hätten, und zwar glaubte. man,. def Diefer fihleunige Aufbruch die Folge gewiſſer uͤbler
- Madhrichten geweſen, die von Tritchinapoly gekom⸗ men wären. Es lag aber eine andre Urſache zum - Grunde. Man hatte, um das Cliveſche Corps. zu
verftärfen, die Befagung von Arcot fehr geſchwaͤcht;
. hiervon wollten die Feinde Nutzen ziehn und den Ore
überfallen, Clive erhielt aud) den folgenden Tag von dem Commandanten Nachricht, daß fie in Arcot eins getroffen wären, und fich wegen der Ueberrumpelung ‘des Forts auf zwey Öffiziers.von den englifchen Sepoys verlaſſen haͤtten, mit denen fie einen Brie wechſet une terhalten, der aber entdeckt worden waͤre; morauf denn der Feind ſchleunig wieder die Stadt verlaſſen, vhne daß man wuͤßte, wohin er ſeinen Marſch genom⸗ nen haͤtte. In dieſer Ungewißheit beſchloß Clive nach Arcot aufzubrechen.
Auf dem Wege dahin kam es zu einem m Treffen | zwiſchen den Franzoſen und-Engländern, da ſich die erſtern in einem Walde nahe an der Landſtraße verbor⸗ gen hatten, und die Englaͤnder unvermuchet mit ihren Kanonen begruͤßten; die Folge davon war erſt eine Unordnung und Flucht der Engländer, die aber mit einer Miederlage der Franzoſen endigte, die neun Ka nonen, drey Haubißen,; und ſechzig europaͤiſche Ge⸗ fangene einbuͤßten, nachdem so derſelben nebft 300 -
Sepoys auf dem Schlachtfelde geblieben waren, Die
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234, ° Drittes Buch:
berathſchlagten. Mie Tages Anbrtuch gingen fie’ zum
Major Lawrence, in deſſen Zelt ihre Debatten ſortge⸗ fezt wurden. Ein jeder verlangte den Gefangenen zu befigen, und führte Gründe zu dieſer Foderung an; allein Monack⸗ jee wöllte ihn durchaus nicht aus feinen Händen geben, Lawrence hatte bisher geſchwiegen;
da et aber fand, daß bie Uneinigfeit immer größer - wurde, und üble -Solgen haben fünnte, . ſchlug er vor ijhn den Engländerh zu uͤbergeben, die ihn in einem
ihrer Forts betvahren laſſen würden, Diefer Vor— ſchlag war allen zuwider; man brach die Conferenz ab, ohne zu einem Entſchluße zu kommen. Ciner war gegen den andern aufs aͤußerſte erbittert, und alle waren es gegen Monack⸗ jee, der ben Verdruß hatte zu ſehn, daß ſeine Verraͤtherey gar nicht als ein der gemeinſchaftlichen Sache geleiſteter großer Dienſt bes trachtet wurde. Der Nabob ſowohl als die myſore⸗ ſchen und marattiſchen Feldherren wuͤnſchten vlelmehr⸗
daß Chunda⸗ ſaheb nicht gefangen worden waͤre; da ſie ihn nicht in ihrer Gewalt hatten
Lawrence ließ nun die Sranzofen von heuem auf⸗
fodern, und verlangte den naͤchſtfolgenden Tag eine beſtimmte Antwort; wobey er wiſſen ließ, daß, wenn
man einen föenilichen Angriff abwartete, Fein Mann
in der Pagode mit dem Leben davon kommen follte, Sao haste. fehon das ungluͤckliche Schickſal feines Bundsgenoflen erfahren, fo wie auch) die Niederlage
bey Vol⸗ condah, er erfuchte baher um eine perſonliche
Unterredung mit Major Lawrence die auf den naͤche ſten Tag feſtgeſezt wurde.
Drittes Buch. aꝛat
Englond zuruͤck kam ‚ und ſelbſt das Commando übernahm: Das Corps beftand aus 400 Europäern und ı 100 Gepoys mit acht Kanonen, die nad) Trif-
hinapoly aufbrachen. Hier waren fomohl die Myſo⸗
ren als die Maratten fehr mit den Ca itain Gingen unzufrieden, der troß allen Borftellungen nicht eher den Feind angreifen wollte, bis er Verſtaͤrkung erhal⸗ ten wuͤrde; ja der Dalaway von Myſore war mehr als einmal auf dem Punkt geweſen, mit feinen Trup⸗ pen zuruͤck zu gehn. Der Nabob fand jedoch Mittel ihn zu befänftigen, da er ihm die Einfünfte aller Di« ſtricte uͤbergab, die ſeit ſeiner Ankunft erobert worden waren; Morari⸗ rom aber war durch dieſe Unthaͤtig⸗ - keit fo aufgebracht, da fieihm Die Gelegenheit zu pluͤn⸗ dern raubte, daß er den Entwurf machte zum Feinde überzugebn, und aud) wirklich mit dem Chunda- faheb in Unterhandlung rat. 5 Die Verftärfung follte das Schickſal beider Ar⸗ J meen entſcheiden, Daher Dupleir auch zu wiederhol⸗ tenmalen dem Befehlahaber ber frangöfifchen Truppen " garo Drdre zufchichte, die fo gefürchtete Vereinigung ' durchaus zu verhindern. Die Engländer hatten ine deffen ein dem Könige von Tanjore gehöriges Fort erreicht, zwanzig Meilen von Triechinapoly, wo fie ihre _ fehwere Bagage in Verwahrung brachten, um ihre Operationen zu erleichtern. : Ungeachtet einer großen _ Kanonade und aller andern Hinderniffe gefchab die Bereinigung dennoch. Die Sranzofen hatten. zwey⸗ undzwanzig Kanonen und die Iingländer neune, und hieraus entftand das ſtaͤrkſte Artilleriefeuer, das man noch je in den Ebenen von Indoſtan seo batte. . Q
Erſt es Band, .
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256 Drittes Buch.
nition, Wagen u. ſ. w. alles in fehr gutem Stande. Die große Pagode von Eeringham wurde guch bem Eiegern eingeräumt, uͤnd allen Darin befindlichen Truppen der freye Abzug verſtattet. Die Rajpouts aber wollten durchaus nicht den innern Tempel ver- laffen, und drohten, alles zu merben, wenn man nur big zur dritten Mauer dringen würde. ‘Die Enge (änder, die ihren Religions-Enthufiggmus bewunder⸗ sen, verfprachen fie in Ruhe zulafen.
Auf dieſe Weife mar nun die große Armee, des Chunda-faheb, ohne eine Schlacht zu liefern, in zwey Monat Zeit gaͤnzlich zu Grunde gerichtet. Soldaten, welche die Kriegskunſt ftudiren, werden hier Beyfpiele finden, die ihr Nachdenken verdienen, ſowohl in An⸗ fehung der unüberlegten Schritte der Feinde, als der Daraus gezogenen Vortheile. Es war hier nicht das
bloße Kriegsgluͤck, fondern militarifche Fahigkeiten
und CEntſchloſſenheit von Seiten der Engländer, ſobald Lawrence und Clive in Tritchinapoly anlangten; und der gänzliche Mangel diefer Eigenſchaften bey den fran⸗ zöjifchen Beſehlshabern; diefegaben bey dieſer großen
| Fehde den Ausfchlag.
Nun war noch. die Entfcheidung von Chunba-fas hebs Schickſal übrig. Monack. jee empfing ftündlich, Boren und Borfhlage. Der Myſore verfprach Geld, ter Nabob drohete Rache, und Morari⸗ rom redte von einem Beſuch mit feinen 6000 Maratten. Der Verraͤther war ip ber größten Yngft, ba er, wenn er gleich feine eignen Anfprüche ganz aufgeben wollte, doch nicht allen dreyen zugleich willfahren konnte. Er fürchtete die unausbleiblichen Folgen, wenn er einem
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ODrittes Buch. 243
Macht bes Feindes umringt zu werden: man beſchloß dahey eiligſt nach Tritchinapoly zuruͤck zu gehn. Die Franzoſen erfuhren den gehabten Anſchlag, und hiel⸗ ten ſich Daher in ihrem Lager nicht ſicher. Ungeach⸗ tet aller Vorſtellungen des Chunda⸗ faheb gingen fie noch den naͤmlichen Tag über den Caveri zuruͤck, da denn die ganze Armee ihnen folgen mußte Der Ruͤckzug gefhah mit folcher Webereilung, daß nur ein Theil der Bagage mitgenommen tverden konnte, Alleg Übrige mit bem ungeheuern Vorrath von $ebensmir: teln wurde verbrannt“ .
Die jeßige Thätigfeit der Engländer ſohnte fie wieder mit Morari⸗ row aus, der nun auc) feinen Brieſwechſet mit Chunda⸗ ſaheb aufgab, Die Ber ſtuͤrzung unter ben Feinden war fo groß, daß fle ganz . finnlos handelten. Sie hatten den ganzen Carnatick vor fich, und wenn fie dahin marſchirten, konnten fie, ben Krieg verzögern, bis der Geldmangel den Zwiſt entſcheiden würde Anſtatt diefer vernünftigen Maaß. regel aber fchloffen fie fih in ven zwey großen Pago- den auf der Inſel Seringham ein, wo ſie an Lebens⸗ mitteln Mangel litten, und dieſe nur aus einer großen Entfernung bekommen fonnten; fie fürchteren ſich zu fechten, und ſchaͤmten ſich zurück zu gehn | Es war eine Entſchließung nöthig, die an Ver⸗
wegenheit graͤnzte, um dem Kriege ein ſchleuniges
Ende zu machen, welcher der englifchen Compagte ſchon fo viel Koften und Nachtheil berurfacht hatte. Elive ſchlug Lawrence dor, die Armee zu theilen, und ein ftarfes Corps über den Caveri zu fhifen Matt feste fich hiedurch der Gefahr atıs, dag der Feind mie
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258 Drittes Buch.
indiſcher Manier mit den niedertraͤchtigſten Schimpf: woͤrtern belegten. Der Kopf wurde nachher in eine Schachtel gepackt, und einer Eſcorte uͤbergeben, un⸗ cer dem Vorwand ihn nach Delhi zu ſchicken; eine Rolle, die gewöhnlich geſpielt wird, um den Ruf
einer gluͤcklichen Begebenheit zu erhöhen. Es iſt je⸗
doch hoͤchſt wahrſcheinlich, daß er nicht außerhalb dem Carnatick gefuͤhrt worden iſt.
So war das ſchmachvolle Ende dieſes Mannes.
Die vielen Beyſpiele eines ähnlichen Schickſals, das
in diefem Reiche befländig durch den Kamyf des Ehrgeizeg erzeugt wird, haben ein indifches Spruͤch⸗ wort veranlagt: Das Glück if ein Thron. Der jenige alfo, der bey einem folchen Kampf unterliegt, wird blos als unglücklich betrachtet, ohne daß fein Andenken mit dem Schandfleck der Rebellion oder der Berrätherey gebrandmarft iſt; es fen denn, daß er fih dem Großen Mogul felbit widerſezt. Alles
übrige gehört zum gemeinen Lauf der politifchen Be⸗
gebenheiten in Indoſtan, denn es ift kaum im ganzen Heid) ein Nabob, der nicht einen erflärten oder heim⸗ lichen Rival hat. Den Privat-Charakter des Chun« da⸗ſaheb Herreffend, fo wurde er durchaus für einen tapfern, wohlthaͤtigen und großmuͤthigen Mann ges
halten. Seine militaͤriſchen Tafente waren viel gröfr , fer, als man fie gemeinhin unter den Feldherren m Indien antrifft, Daher kann man wohl behaupten, daß,
wenn er das Commando über die franzöfifchen Trup⸗ pen gehabt häfte, fo würde er gewiß nicht die groben Sehler begangen haben, die den gänzlichen Verluſt
- feiner Armee und fein Ende verurfachten.
Drittes Sud , 245 mando abzunehmen. Das Schickſal beider Heere hing gewiflermaßen von dem Gluͤck und Unglück diefer Convoy ab. live marfchiete ihr daher felbft mit ei⸗ nem großen Theile feiner Truppen entgegen. - Die Nachricht diefes Marfches bewog Auteuil, ſich ins Fort Utatoor zuruͤckzuziehn; Clive eilte Daher ebenfalls zurück und erreichte in Der Nacht das lager. Seine Abwefenheithatte ven Pan zu einem Ueberfall erzeugt, | den die Franzoſen auch ausführten. Cine Anzahl englifcher Deferteurs , die ſich bey den Varpoſten alg eine vom Major Lawrence abgefchikte Werftärkung | angaben, führten die Feinde an, und drangen glücklich) ; ' um Mitternacht ins Lager, wo fie alles fhlafend fan« ; i den, und die äußerfte Unorbnung anrichteten. Clive ; ſelbſt, im tiefften Schlaf, ber die Möglichkeit nicht , träumte, von den Feinden in feinem Zelt aufgeweckt zu | werden, fprang auf, fammelte feine Truppen und führte fie zum Gefecht, woben er gefährlich verwundet wurde. Die franzöfifhen Sepoys verließen endlich das Sager wieder und zogen ſich zurüd, Mittlerweile aber waren die Maratten zu Pferhe geftiegen, die: befonderg beym Nachjagen fehredftich find, Won7oa Sepoys, die in ziemlich ‚guter Ordnung zurück mars ſchirten, kam auch nicht ein Einziger davon; alle wur⸗ den niebergefäbelt,
Die Noth wurde indeffen im Lager ber Feinde | immer größer, und ihre gange Hoffnung beruhte num auf der Convoy aus Pondichery. Auteuil befand ſich noch im Fort Utatoor, um eine Gelegenheit abzumar« ten, ſicher feinen Marfch ſortzuſetzen. Manbefchloß daher, ihn anzugreifen, ba aber die Trennung bes
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VBiertes Bud
”. Jr ben franzöfifchen Gefangenen wurben 408
nad) dem Fort St. David, die übrigen aber mit - aller erbeuteten Artillerie und dem Vorrath aller Arc nad) Tritchinapoly gebracht. Der Major Lawrence ftellte nun dem Nabob die Nothwendigkeit vor, ohne Verzug mit der eonfoͤderirten Armee im Carnatick zu ericheinen, woſelbſt der Ruf ihrer Siege wahrſchein⸗ lich dienen würde, fich alle Feflungen unterwürfig zu machen, dienod) der Sache des Chunda- faheb anhin⸗ gen, und feine Regierung in einer Provinz Zu grüne den, von welcher er bisher weder Einfünftenoch Un⸗ ferftüßung erhalten hatte. Der Nabob verfprach diefem Rache zu folgen, zeigteaber einige Tage lang, wenn man ihn an den Aufbruch erinnerte, beftändig einen unerflärbaren Widerwillen. Diefes wunder⸗ liche Betragen erregte jedermanns Nachdenken, bis endlich zu aller Erftaunen der Dalaway von Myſore das Geheimniß entberkte, indem er fich aufzubrechen - weigerte, bis die Stadt Tritchinapofy nebft allen da⸗ zu gehörigen Sänbern ihm, den geheimen Trastat ge» mäß, überliefert würde,
Man war überein gefommen, dieſe Ceffion nie⸗ mand zu entdecken, allein entweder hatte der Scharf⸗ ſinn des marattiſchen Feldherrn das Geheimniß er⸗ rathen, oder der Tractat war mit feiner Zuſtimmung gemacht worden; genug, ber Maratte hatte ſchon
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- Drittes Buch. 247
ſich ausgebreitet; gegen die Sonne werden ‚fie durch aufgeſpannte Matten geſchuͤtzt. n | Man ftelle fich nun die außerordentliche Verwir rung vor, Die in Chunda+ ſahebs Lager ausbrach, da es den ısten April von ben Englandern befchoffer wurde. Alle Zelter wurden fogleich niedergeriffen, und alles, was nur von einigem Werth war, wegges ſchafft. Elephanten, Kameele, Ochfen und: Pferde vermifchten fih unter Männern, Weibern und Kine dern, die erſchrecklich heulten und ſchrien. Das Lager wurde an einem andern Orte aufgeſchlagen. Man fuͤrchtete aber eine neue Kanonode; da nun uͤberdem die Noth bey der Armee ſich taͤglich vergroͤßerte, fa befihlöffen die meiften Beſehlshaber von Chunda⸗ ſa⸗ hebs Truppen, feinen Dienft zu verlaffen. ie ver⸗ fammelten fih und gingen alle in fein Zelt, ihm diefen Entſchluß zu melden. Er hörte fie mit vielec Gelafa fenheit an, und anftatt ihnen Vorwürfe zu. machen, ' fagte er, daß, wenn fie ihm nicht zuvorgefommen wären, fp würde er felbft ihnen diefen Antrag gethan haben; daß, od er gleich nicht im Stande ſey, ihnen den ganzen rüdftändigen Sold zu zahlen, fo ſollten fie doch verfichert ſeyn, daß er genau diefe Schuld ab⸗ tragen würde, fobald ihm dag Gluͤck nieder. günftig, wäre; und als einen Beweis feiner. Aufrichtigfeit era bot er fich, ihnen ben größten Theil feiner Elephanten, Kameele, Pferde und andrer militaͤriſchen Effecten zu übertiefern ; diefeg ebelmürhige Anerbieten wurde auch angenommen
Den folgenden Tag ſchickten diefe Offiziers Boten ins: euglifche Lager; einige trugen. ihre Dieofte an,
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243 Drittes Buch.
andre aber baten blos um Erfaubniß, durch, bie Po⸗ ſten paffiven zu dürfen. Die indifchen ‘Bundsgenof fen, die ſchon einige Zeit her bie ganze feindliche Ba⸗ gage ala ihr Eigenthum betrachter hatten, das ihnen nicht entgehn koͤnnte, wollten von diefer Erlaubniß wicdts deren: die Maratten beſonders, Die das Leben - eines Menſchen nicht einige Rupien werth halten, waren gänzlich abgeneigt, Bedingungen einzugehn, die ſie hindern koͤnnten, ihre Saͤbel zum Beutemachen zu gebrauchen. Die Englaͤnder aber vereitelten dieſe ſchaͤndlichen Abſichten, und erklaͤrten, daß fie den durchgehenden Truppen ihre eignen Paͤſſe ertheilen wuͤr⸗ den, wenn die Bundsgenoſſen die ihrigen verſagten; worauf ſie ſich denn auch mit großem Widerwillen dazu bequemten. Man ſteckte an ben Ufern des Caveri und bes Coleroon Flaggen auf, als ein Sicherheits⸗Signal für die abziehenden Soldaten. Hierauf fanden fi) 2000 . Mann von Chunda- fahebs befter Reiterey und 1500 Sepoys beym Capitain Clive ein; andre gingen zu ben möforefchen Truppen, aber nur fehr wenige zum Nabob. Die Truppen von Moramar, von Madura und andre unabhängige Schaaren fehrten in ihr Va⸗ erland zuruͤck. Chunda- faheb behielt nur 2000 Reiter und 3600 Mann Fußvolk bey fich, die ihre Zuflucht in Die große Pagode von Geringham nahmen. Unter diefen waren ı 000 Rajpouts, die, vom Reli⸗ gionseifer angetrieben, die Vertheidigung des innern
_ Tempels übernahmen, Die Sranzofen mit 2000
Sepoys nahmen von einer andern unweit davon liegen⸗ den Pagode, Jumbakiſtna, Beſitz, und erklärten oͤf⸗
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Drittes Buch. 249 fentlich ihren Vorſaz, fie bis auf den lezten Mann-zu vertheidigen. Sie ſchmeichelten ſich immer noch, daß Auteuil Mittel finden wuͤrde zu ihnen zu gelangen, und daß durch feine Convoy fie in den Stand gefezt werden dürften, fich hier bis Ende bes Junius zu hal⸗ ten, um welche Zeit man Verftärfungen aller Art aus Frankreich in Pondichery erwartete. |
Es famen täglich franzöfifche Heberläufer an, bie von der großen Hoffnung auf die Convoy Nachricht gaben. Ein neuer Verſuch diefe zu vernichteri wurde daher von den Engländern befchloffen. Man hatte erfahren, daß Auteuil die ſtarken Feſtungswerke bey Vol⸗condah in Befig genommen habe; da hier jedoch ein indifcher Commandant war, fo fand man nöthig, wo möglich, dieſen in bes Nabobs Intereſſe zu ziehn. Ein Brief voller Verfprechungen chat Die gehörige Wirfung; er erbot fih, wenn man Truppen fenden wollte, die Franzoſen anzugreifen, fo wollte er feiner» feits aud) über fie herfallen. Auteuil, der vielleicht hievon Argmohn hegte, verließ Vol⸗condah. Diefeg war den Englaͤndern noch) erwünfchter als die Verraͤ⸗ therey des Kommandanten, daher Clive fogleich aufs. brach ihn aufzuſuchen. Er nahm mit ſi ch ico Eu⸗ ropaͤer, 1000 Sepoys, 2000 Maratten, und ſechs Kanonen.
Clive traf den Feind an, da dieſer in der Unent⸗ ſchloſſenheit wieder zuruͤck nach Vol⸗condah marſchirte. Auteuil erreichte auch das Fort unter beſtaͤndigem Schar· mutzieren und in größter Unordnung. Der verraͤtheri⸗ ſche Commandant wollte die Franzoſen nicht einlaſſen, dieſe aber erſtiegen einen unbefezten Theil der Mauer,
u Ss
262 Biiertes Buch,
Theilen wegen biefer Angelegenheit angegangen wurde, DPDie Engländer befchleffen feinen Antheil am Streit zuͤ nehmen, esfen denn, daß man gegen den Nabob | Gewaltthaͤtigkeiten veruͤbte; dabey verſicherten ſie dem Regenten von Myſore ihre Freundſchaft, empfohlen aber ernſtlich heiden Parteyen einen freundſchaftlichen Vergleich.
Die Streitigkeiten wurden jedoch mit großer Hitze fortgeſezt, wobey der argliſtige Morari⸗row eine fo ſcheinbare Unparteylichfeit bewies, daß ihn beide
Fuͤrſten zum Schiedsrichter erwählten. An dem zur. Entſcheidung beftimmten Tage hiele er mit grofe fem Pomp feinen Einzug in Tritchinapoly, begleitet von zwey muforefchen Commiffarien. Der Fig ging nad) des Nabohs Palaft, wo der Capitain Dalton, als Befehlshaber der englifchen Garnifon, gegenwaͤr⸗ tig war;
Nachdem die gewöhnlichen Ceremonien vorben waren, fing der Maratte an die vielen Verbindlich“ feiten umſtaͤndlich anzuführen‘, die der Nabob dem Megenten ſchuldig fey; er fihilderte mit den lebhaftes ſten Farben die ungluͤckliche Sage feiner Angelegenheiz . heiten, als der Regent ſich ſo großmuͤthis für feine Sache verwandte; zu feiner Zeit, da er zwar dem Namen nach Herr von allen zwiſchen dem Fluß Pens
rar big zum Vorgebirge Comorin gelegenen Laͤndern war, allein doch in Wirflichfeit nicht mehr als den Boden beſaß, den die Stade Tritchinapoly bedecfte, ind auch biefe war kaum mehr fein zu nennen, da ſie yon mächfigen und unerbittlichen Feinden belagert war, und feine Rettung vorhanden ſchien. er bez
Drittes Buch. [5 ſehn, fo verließ ihn feine gewoͤhnliche Standhaftigkeit,
und machte einem Gram Raum, der feine Gefund; heit ſchwaͤchte. Law warnicht wenig um die Sicherheit eines Fürften befümmert, den er durch fein unent- ſchloſſenes Betragen in Die gegenwärtige Gefahr ge: ſtuͤrzt hatte. Er glaubte, und vielleicht mit Recht, daß, wenn Chunda ſaheb gezwungen werden ſollte ſich zu ergeben, ber Nabob gewiß nicht das Leben eines folchen Rivals fehenen dürfte, und von dem Vorurtheil bes Nationalhaffes gebiender, bildete er fich ein, daß ſelbſt die Engländer ihn dem Nabob überliefern würden. Er drang daher in Chunda-faheb, fich durch die Flucht zu retten, und Daß, um diefe defto ficherer zu veran⸗ ftalten, man einen vornehmen Befehlshaber von ber gonföberirten Armee beftechen müßte, damit er heim; lich durch die Poften fommen fönnte. Der gebeugte Fuͤrſt bewilligte endlich diefen Vorſchlag; allein es war nicht leicht eine Wahl zu treffen, da jede derſelben
faſt gleiche Gefahr darſtellte. Die Myſoren, wußte
er, wuͤrden ſich ſeiner Perſon als ein Mittel bedienen, den Nabob zu vermögen, feinen. mit ihnen geſchloſſe⸗ nen Tractat zu erfüllen, und die Maratten würden ihn an den Meiftbietenden verkaufen; die Polygars waren niche ſtark genug, und ihre Truppen auch nicht fo gelagert, um feine Flucht befördern zu koͤnnen. Nun waren noch die Tanjoren übrig; diefe hatte Chun⸗ da + faheb ehmals hoͤchlich beleidigt, ja noch fürzlich felbft ihre Hauptſtadt belagert; werm daher ihre Trup« pen vom König in Perfon commandirt worden wären, ſo würde eg unfinnig geweſen ſeyn, fich ihm zu ver⸗ ‚rauen; aber man mußte, daß ihr Feldherr Monack.
LG
264. Ve Bn einfältigen Commiffarien Habe Ruͤckſicht nepmen müf-
fen. . „Du mußt natürlich glauben,“ fagte er, „daß
„ich fo viel Beurtheilungsfrafthabe, .einzufehn, daß „du gewiß keinen Vorſatz haft dein gethanes Wer» „fprechen zu erfüllen. Wie Fönnteft bu es ‚gegen „den Großen⸗ Moguf verantworten, . einen fo wichti⸗ „gen Theil feiner Staaten einem fo unbebeutenden „Wolf abzutreten! Es würbe.unfinnig feyn, nur „daran zu denken, Diefes, Fannft du fidyer glau⸗ „den, find meine wahren Gefinnungen, obgleich „mein Privatintereffe mid) nöthige, öffentlid) anders „zu reden.“ Der Nabob war nicht. wenig vergnügt, dieſe feine. Meynung zu hören, .weil er bey feiner . Weigerung die Maratten aufzubringen gefürchtet : hatte, und dieſe ihm weit mehr als die Mpforen Rummer verurfachten. - Er machte dem Morari⸗row - "daher auf der Stelle. ein Gefchenf mit 50,000 Ru⸗ pien, und verfprach ihm noch viel mehr, wenn er -einen Vergleich zu Stande bringen, und den Regen« ten dahin vermögen wollte, auf die Erfüllung des Tractats nicht genau zu beftehn. Der Mararte verſprach e8 zu thun, obgleich er an nichts weniger dachte. In der That war er der unfchidlichfte Schiedsrichter, den man nur erwaͤhlen konnte. Sein Plan war, fiherft bey dem Nabob einzufchmeicheln, und ihn ſodann zu bereden, einige tauſend Maratten in die Stadt aufzunehmen, als das befte Mittel den Regenten von Myſore glauben zu machen, er ſey wirklich willens fein Verfprechen zu halten; ſodann | ſollten feine fühnen Krieger. die erſte Gelegenheit ers -- i greifen, Die übrige Beſatzung entweder zu verführen,
Drittes Yu. n— 253 -
‘dem er nebſt andern Sirherheits-Manfregeln verlangte, daß Geißel gegeben werden follten, bevor Chunda⸗ ſaheb ſich einſtellte. Hierauf antwortete der Tanjore mit vieler Geloffenheit, daß, wenn man Verrätheren im Sinne hätte, feine Geißeln etwas helfen würden, und wenn er wirklich dern gäbe, fo dürfte das Ger beimniß entdeckt, und die Flucht unmoͤglich gemacht
werden. Indeſſen ſchwur er den feyerlichſten und fuͤr einen indiſchen Soldaten heiligſten Eid, bey ſei⸗ ‚nem. Säbel und Dolch, die er wuͤnſchte zu feinem eignen Untergange geſchliffen zu ſeyn, wenn er feinem Verſprechen nicht nachläme; diefes Verfprechen bei fand darin, fogleich als Chunda⸗ ſaheb ſein Lager be⸗ freten würde, ihn unter einer Eſcorte von Reitern nad). dem franzöfifchen Etabliſſement Karical bringen zu laſſen. in gegenwaͤrtiger tanjoreſcher Befehlshaber. erklaͤrte fi) gegen far als auserſehn zu diefem Auf⸗ trag, und zeigte ihm auch den Palanfin und andre Schon zur Reife gemachte Zubereitungen. Auf diefe Verſicherung nahm ihn Sam ſogleich mit an einen Ort, wo Chunda⸗ faheb mit einigen Freunden heimlich den Ausgang der. Eonferenz erwartete Die erhaltene Nachricht berubigte ihn, und er eilte daher iy Mo: nack⸗ jee's Lager, wo er anftatt der gehofften Eſcorte einen Trupp Soldaten antraf, die über ihn herfielen, ihn mit Gewalt i in ein Zelt ſchleppten, und in Ketten legten.
Dieſer wichtige Vorfall wurde fogleidh dem Ma bob und den beiden Feldherren der Moforen und Mar ratten berichter, welche bie ganze Nacht verfammelt blieben, und über das Schickſal ihres Gefangenen
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266. WViertes Buch. hemmen wuͤrde, woſelbſt er große Vortheile zu er⸗
langen gedachte, bevor der Regent feine Feindfelig- keiten .anfirige; dieſer hingegen wuͤnſchte blos den
Abzug des Nabobs mit ben Engländern, Damit er Tritchinapoly überrumpeln fönnte. Die Entſchuldi⸗ gungen, wodurch er feinen- Aufbruch zu verzögern . fuchte, entdeckten feine Abficht hinreichend; um nur Biefe zu vereiteln, wurden zoo Europäer und 1500 englifche Sepons unter Commando des Capitain Dal-
ton in die. Stadt gelegt.
Die übrigen englifchen Truppen, 5 oo Europäer und 2500 Sepoys ſtark, brachen den ꝛ gften Junius auf, und begleiteten den Mabob, der 2000 Mann Cavallerie bey fih hatte. : Diefe.und 2000 Peong, - die er in Tritchinapolyh zurlichgefaffen hatte, war feine : ganze gegenwärtige Macht; benn von feinen zahlrei⸗ chen Bundsgenoſſen, die noch vor wenig Tagen für ihn ſochten, blieb niemand bey ihm. "Die Tanjoren beftanden darauf, nach Haufe zu ziehn, -und.die Po⸗ lygars waren nicht verbunden, außerhalb. den Graͤnzen von Tritehinapoly zu fechten. Die Minforen und Maratten blieben in ihrem Lager bey ber Stabt ſtehn, und hielten die große Pagode von Seringham befeßtz welches ihnen bee Nabob erlaubt hatte,
Diefe Verringerung der Truppen bes Mabobs, die durch einen unglüclichen Streit veranlaßt war), ‚ber: die ernfihafteften Folgen drohte, vernichtete die Hoff⸗ nungen der. Engländer, ihre triumphirenden Waffen
| nach) Belore und Öingee zu führen; fie zeigten daher
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auf ihrem jeßigen Marſch mehr den Unmuth geſchla⸗
gener Truppen; als die Munterkelt fiegreicher Krieger, .
‚Deittes Buch. a55
Beide Befehlshaber fanden ſich ein. Law fing mit ber Aeußerung an, daß, da zwiſchen ihren Natio⸗ nen in Europa Sriede ſey, er bey den Engländern alle Achtung für die franzöfifchen Truppen zu finden hoffte, . “weil jezt durdy die Zerſtreuung von Chunda ⸗ ſahebs Armee und ferne Gefangenfchaft, Feine ſtreitende Par« tenen mehr im Carnatick wären; er ſchmeichelte fich daher, daß die Engländer, anftatt ſich als Feinde zu betragen, vielmehr ala Freunde den Ruͤckzug feiner Truppen befördern würden, Lawrence antwortete, daß er in diefer Conferenz bios als Dolmetſcher der Gefinnungen des Nabobs zu betrachten fen, mit dem bie Engländer in genauer Verbindung ſtuͤnden; und als eine Rechtfertigung des Betragens biefes Fuͤrſten, zeigte der. Major einen rief von Duplefp, worin diefer förmlich erlärte, daß er nie aufgören wuͤrde den Nabob zu verfolgen, ſo fange noch ein Sranzofe in Indien uͤbrig wäre,
Nach vielen Gegenvorſtellungen, die zu nichts dienten, wurde endlich bie Capitulation unterzeichnet. Die Artikel waren: daß die Pagode Jumbakiſtna mit allen Kanonen, Wagen und Gepaͤcke uͤbergeben, daß die Offiziers nicht gegen ben Nabob oder feine Bunds⸗ genoffen-dienen, die Gemeinen, fowohl Europaͤer als Koaffern und Topaffen, zu Kriegsgefangenen gemacht, und die Ueberlaͤuſer begnadigt werden ſollten. Man fand in der Pagode 35 Offiziers und 785 Gemeine, besgleihen 2000 Sepoys. Die Menge Gefhüß war außererdentlich, denn es befanden fich bier niche weniger als vierundfunfzig Kanonen, Mörfer und Petarden nebft einem erftaunlichen Vorrath von Mu«
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268 Viertes Buch.
dentlichen Mann. fer wenig. - Schwierigkeiten und Unglücsfälle, anftatt ihn niederzubrüden, dienten vielmehr deſto ftärfer feine Geiſtesgroͤße zu zeigen. In der That war fein Plan fich in Decan auszubrei« ten,. mit fo viel Klugheit entworfen worben, baf die Fortſchritte feiner Waffen gegen Norden zu bereits den unglücklichen Vorfällen in Seringkam das Gleiche gericht hielten.
Im Monat Februar des vorhergehenden gehret verließ Salabad⸗ jing, der neue Subah, in Veglei« tung der franzöfifchen Truppen Eudapa, wo Murza⸗
‚fa: jing ſein eben verloren hatte. Den ısten März
trafen fie in Canoul ein, der Hauptſtadt des. pitani« fhen Nabobs, durch deſſen Hände der Fuͤrſt gefallen war, Man befchloß Die Stadt wegen der Verräthes
rey ihres Herrn zu beftrafen. Ehmals war ber Ort wohl befeftige gewefen, feitdem er aber im Beſitz der
Pitanen war, fo hatte dieſes Volk, das ſo geizig als muthig ift, die Seftungswerfe ganz zu Grunde gehn (öffen, und der hart an ber Stadt vorbeyſtroͤmende Fluß hatte noch kürzlich einen großen Theil der Mauer:
mit fortgeriffen. Die Beſatzung beftand aus 4000
Pitanen, die zur Vertheibigung Miene machten ;
- ollein durch das ungewohnte Ranonenfeuer bald zum
Weichen gebracht wurden ;-fie flohen ins Caftel, dag auch zum Theif in Ruinen lag, Die Franzofen flürmten und beftiegen eg. Mittlerweile kam: die Armee des Salabad⸗ jing an; die ganze Garnifon wurde niedergehauen, und auch eine Menge Einwoh⸗ ner maſſacrirt. Die Gemablin aber des vorigen
⸗ .
Zn:
Dri Buch. 297
den Vorzug gäbe; er fah daher fein ander Mittel den Streit zu endigen, als feinem Gefangenen das Leben zu rauben. Da inbeflen der Major Lawrence den Wunſch geäußert hatte, ihn in Verwahrung zu neh⸗ men, fo begab er fich ing fager der Engländer, um ihren Enefchluß zu Hören. Er beforgre, nach feinen Orundfäßen, daß dieſe auch. mit Drohungen auf dem Vorzug beftehn würden; Lawrence aber erklärte, daß er fich niche ferner in den Streit mifchen wollte, Das bei führte er nun feinen Borfaß aus, und befahl dem Chunda⸗ ſaheb den Kopf abzuhauen.
Der Scharfrichter war ein Pitane von dem Ge⸗ folge bes Monack⸗ jee. Kr fand in bem beftimmten }- Schlachtopfer einen alten Mann, der qusgeſtreckt uf - der Erde lag, und Krankheit halber unfähig war auf: zuftehn. Der Anblick und das Hereinſtuͤrzen des Moͤrders erzeugte fogleich in Chunda- faheb den Ge- banfen von feinem Borfaße; er winfte Daher mit der Hand und fagte, da er vor feinem Tode mit Monack⸗ jee zu fprechen wuͤnſchte, weil er ihm erwas fehr wich⸗ tiges zu entdecken babe. Der Pitane achtete auf - feine Worte nicht, fondern ſchritt zum Werke, ftieg | ibm einen Dolch ins Herz, und bieb ihm fodann ben Kopf ab, Ä Monack⸗ jee überfandte den Kopf dem Nabob, der nun zum erſtenmal das Geficht feines Rivals ſahe. Er zeigte ihn ſeinen Hofleuten, und ließ ihn ſodann um den Hals eines Kameels binden, und ſo fuͤnfmal rund um die Mauern von Trischinapofy fragen, ums ter einem Zulauf von mehr als 100, 000 Zufchauern, J bie das Andenken diefes unglüdlichen Fuͤrſten nach
Erſter Band. NR
270 Wirte: Buch.
Delhi befand, ließen fich jezt gegen baares Gelb Teicht bereden, fich nicht allein zuruͤckzuziehn, fondern ſogar ein Buͤndniß mit dem nämlichen Fuͤrſten zu ſchließen, gegen den fie ale Feinde aucgeſchickt worden waren.
Nichts verhinderte nunmehr den Marſch des Heers, das den 2ten April mie dem größten Pomp eines orientalifchen Triumphs in Golconda einzog. Salabad: jing wurde förmlich als Subah anerkannt, und vollbrachte auch die große Ceremonie, Öffenelich den Thron zu befteigen, und die Huldigung zu em« pfangen, wobey fid) auch die mehreften Fürften und Statthalter aller benachbarten Staaten einfanden.
Die Dienfte der franzsfifchen Truppen wurden nun reichlid) belohnt. Die Geſchenke, die Buſſy empfing, betrugen allein an 100,000 Pf. St., die andern Offiziers erhielten Summen nach Vehaituß ihres Ranges; ein Faͤhndrich ſogar bekam 50, 000 Rupien. Der monatliche Sold ‚eines Capitains wurde auf 1000 Rupien feſtgeſezt, außer dem Unter⸗ halt feiner Kameele, Pferde u. ſ. w., den Salabad jing für alle franzöfifche Offiziers übernahm; ber Sold eines Lieutenants war soo, eines Faͤhndrichs 300, eines Unteroffiziers ge und eines gemeinen ‚Soldaten 60 Rupien. Die tiefe Politif des Dupleiß bey Beſitznehmung von Maſulipatnam war nunmehr ſichtbar, durch die Leichtigkeit, womit die Armee in Golconda von dieſem Hafen aus mit Rekruten, Waffen, Munition und allen Veduͤrſniſſen verſchn werden konnte.
Drittes Buch. 259
So auffalfend groß auch bie erlangten Vortheile waren, und ſo gewiß man nun die Ruhe im Carna⸗ sick wieder herzuftelien beffte, fo mar man doch weit Davon entfernt; denn in Biefer ſcheinbaren Ruhe lag ber Samen eines andern mehr gefährlichen und meht | bermärfigen Krieges,
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372 Viertes Buß.
herrſcht hatte. . Der Empfang gefchahe mit ale Ehr "| furcht, die dem Repräfentanten eines fo großen Käi- fers gebührte. Salabad-jing felbft, von den franzd« fifchen und vielen andern Truppen begleitet, ging ihm eine engliſche Meile weit vom Lager entgegen; bie Ueberreichung der mogulfchen Papiere geſchah unter einer Generalfalve von allen Kanonen und Musfeten des Heers, da denn nachher alle ariwefende Großen fid) vor dem Abgeordneten nad) der Reihe miederwat⸗ fen. Buſſy war ber erfle, der hiezu das Beyſpiel gab. Mach; diefer Farce brach die Armee auf,. und - rückte den ı8ten Junius in die Stadt ein, wo ber Ruf der Faiferlihen Öunftbezeigungen alle Gemüe ther wieder zufrieden ſtellte. Einige mußten zwar mit der. größten Gewißheit, daß Gazi- odin Khan der wirklich ernannte Subah fen, und im Begriff ſtehe, dieſe Würde an der Epiße eines mächtigen Heers zu behaupten; allein diefe wenigen Stimmen wurden nic)t gehört, da das zahllofe Wolf ungedul⸗ dig war, einen Subah von Decan zu fehn, der die Stadt wieder zu feiner Reſidenz machte; eine Ehre, deren fiefeit dem Tode des Nizam⸗ al muluck beraubt ° worden war.
Der Einzug in Aurengabad war weit präctiger und glänzender als der in Golconda; die Stadt ver⸗ diente auch) diefen Vorzug, da fie naͤchſt Delhi die volfreichfte und reichfte in allen mogulfchen Staaten war; ihre Einwohner werben, wenn fi der Subah - da befindet, auf 1500,000 Seelen gerechnet. ‘Den Franzoſen wurbe ein bequemes Quartier angewieſen, das fie auf Buſſys Befehl nicht verlaſſen durften, da⸗
mit
Biertes Bu. 261
lange den Entwurf im Sinn, daraus fuͤr ſich allen nur möglichen Vortheil zu ziehen. Da der Nabob ſahe, daß er ſich nicht länger verſtellen konnte, fo ger
ftand er die Wahrheit dieſer Foderung ein, als. fato- vence ihn darum befragte; er betheuerte, daß feine außerörbentliche Verlegenheit allein von ihm. ein Ver⸗ fprechen erpreße hätte, deſſen Erfüllung, wie der. Res gene von Mpfore felbft wiſſen follte, niche in feiner Macht wäre, Tritchinapoly, fagte er, gehörte dem Großen: Mogul, und er felbft fey nur als Vicefönig des Landes von diefem Monarchen ernennts wenn er alfo diefe wichtige Provinz einem indifchen Könige übergäbe, fo würde dieſes ſowohl ihn als die Englän- der in beftändige Kriege mit dem ganzen mogulfchen Reiche verwickeln. Er erflärtedaher förmlich, daß er feft entſchloſſen fey, Tritchinapoly nicht abzutreten, es möchte fommen wie es wollte, und war der Mey⸗ nung, ben Regenten noch) zwey Monat lang mit Ver- forehungen aufzuhalten, weil er in diefer Zeit aug - ber Provinz Arcot große Summen zu ziehen hoffte, die er fobann zur Befriedigung der Myſoren anwen⸗ ben wollte; dabey follte ihnen auch. das Fort Madüra mit allen dazu gehörigen Laͤndereyen eingeräumt wer« ben. Diefes, glaubte er, fey eine völlig hinreichende Belohnung für den ihm geleifteten Beyſtand, um fo viel mehr, da die Vernichtung von Chunda = fahebs ‚Macht eben fa fehr dem Intereſſe der Myforen, alg feinem eignen beförderlich gewefen wäre.’ Lawrence, defien Gewalt auf militärifche Operationen einge fchränfe war, wartete auf Befehl von der englifch« indifchen Regierung,‘ die zu eben ber Zeit von beiden
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262 Biertes Buch,
heilen wegen dieſer Angelegenheit angegangen wurde. "Die Ungländer befchleffen feinen Antheil am Streit zu nehmen, es ſey denn, daß man gegen den Nabob Wewoltthaͤtigkeiten verübte; dabey verficherten ſie dem
Regenten von Myſore ihre Freundſchaft, empfohlen
ader ernfttich beiden Parteyen einen freundfehaftlichen Vergleich.
Die Streitigkeiten wurden jedoch mit großen Nige fortgeſezt, wobey der argliſtige Moyari-rom eine fo ſcheinbare Unpartevlichfeit bewies, daß ihn beide Fuͤrſten zum Schiedsrichter ermählten An dem zur Entſcheidung beftimmten Tage hielt er mit groſ⸗ fem Pomp feinen Einzug in Tritchinapoly, begleitet von ziven mpforefchen Commiffarien. Der Dig ging nach des Nabobs Palaft, mo der Capitain Dalton, als Befehlshaber der engliſchen Garnifon, gegenwaͤr⸗ tig war,
Nachdem die gewöhnlichen Ceremonien vorben waren, fing der Maratte an die vielen Verbindlich feiten umftändlich anzuführen‘, Lie der Nabob dem Regenten ſchuldig ſey; er ſchilderte mit den lebhafter
ſten Farben die unglückliche Sage feiner Angelegenheis .
heiten, als der Regent ſich ſo großmürhig für feing Sache verwandte; zu einer Zeit, da er zwar dem
„ Namen nad} ‚Herr von allen zwifchen dem Fluß Pens
nar bis zum Vorgebirge Comorin gelegenen Laͤndern mar, allein doch in Wirflichfeit nicht mehr als den Boten befaß, ten die Stadt Tritchinapoly bedeckte,
und auch biefe war kaum mehr fein zu nennen, da
fie von mächtigen und unerbittlichen Feinden belagert war, und feine Rettung vorhanden ſchien. Er be⸗
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- mn MM 12 1
Viertes Buch. 275
Dupleir machte dieſe Mandate und Gunſtbezei⸗ gungen im ganzen Carnatick bekannt, wo jedermann noch über die Ungluͤcksfaͤlle des Chunda⸗ feheb beſtuͤrzt war. Diefer außerordentliche Mann aber blieb das bey nicht ſtehn. Er hafte von dem Mißvergnügen der Myſoren bey Tritchinapoly gehört, und arbeitete
rifrig, fie abwendig zu machen. Es waren zu ber
Zeit, da Law ſich mit ſeinem Corps uͤbergeben mußte, Schiffe aus Frankreich mit Soldatenverſtaͤrkungen in Pondichery angelangt. Um deren Anzahl zu ver» mehren, nahm er die Matrofen von den Schiffen weg, und befezte fie mit Laſcars, die fie auch glücklich nad) China, ihren Beftimmungsort, brachten, Auf diefe Art wieber bewaffnet, und voll gerechter Erwar⸗ tungen, machten die Unfälle in Seringham nur ges ringen Eindruck auf ihn; er war fo weit entfernt, den Englaͤndern ober dem Nabob Sriedensvorfihläge zu thun, daß er vielmehr gleich dadurch feinen feften Worſatz den. Krieg fortzufegen zu erkennen gab, daß er den Rafa = faheb, den Sohn des Chunda = faheb,
zum Nabob von Arcot ernannte, vermöge ber Auto⸗
ritaͤt, bie er als Nabob vom Earnatic zu haben vor⸗ Yab, und die er dadurch beftätigte, daß er soo Mann
Ans Feld rücken ließ.
Mahomed⸗ Ally fühlte täglich mehr und mehe die üblen Folgen feiner den Myſoren gethanen Ver⸗ ſprechungen, denn niemand als unbebeutende Des
fehlshaber in der Provinz erkannten ihn als Nabob,
bie Übrigen warteten mit ihrer Unterwerfung bis man fie angreifen wuͤrde. Da feine militärifchen
Kenneniffe nur geringe Mrz ‚ und ihn fein zunehe 2
274 Viertes Buch.
cher Zeit ſchwäͤrmten ihre Detaſchements herum, alle
Lebensmittel zu vernichten, und alle Zufuhren des Subah zu hemmen, die famtlicd) von hinten und aus fernen Gegenden famen. ie drangen fogar oft.bis ans $ager des Subah, wurden aber allemal durch die franzöftfche Artillerie mit Verluſt zuruͤckgeſchla⸗ gen. Die Hungersnorh ſtellte fich indeſſen bei bei den Heeren ein, ohne Hoffnung aus ben verrüfteten Kaͤndern Unterhalt zu ziehen. Balagerom bequemte ſich daher deſto leichter, für ein Geſchenk von 100,000. Rupien, einen Waffenſtillſtand einzugehn. Dieſes geſchah im Anfange des Julius; da denn Salabad⸗ jing nicht nach Aurengabad, ſondern nach Golconda mit feiner ganzen Armee marſchirke. Auf feinem Zuge babin fammelte er von einigen widerſpenſtigen Rajahs den Tribut mit Gewalt ein. Der mäcptigfte derſelben aber, der Rajah von Neirmel, nebft andern geringern, vereinigten ich, zogen alle ihre Truppen zuſammen, die fehr zahlreich, aber auch fehr unregel- mäßig waren, und wiberfezten fich der Armee des Salabad⸗ jing. Es Fam zireiner großen Schlacht, worin die Rajahs eine gänzliche Niederlage erlitten, und der von Meirmel felbft getoͤdtet wurde. Da Buffy im Anfange diefes Feldzugs das ſinkende Gluͤck bes Chunda-faheb vernahm, fo bediente er ſich feines großen Einfluffes bey Salabad⸗jing, um Dupleir bie Würde als Nabob vom Carnatick zu verfihaffen, ob⸗ gleich Chunda⸗ ſaheb damals noch lebte. Die Be⸗ ſtallungsbriefe wurden mit Pomp nach Pondichery geſchickt, und der Subah verſprach, daß ein Abgeord⸗ neter des GioßenMegue auch naͤchſtens dort eintref⸗ fen ſollte.
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Viertes Buch. 265
oder zu aberwaͤltigen; ; wenn dieſer Entwurf gluͤckte, ſo wollte er die Stadt fuͤr ſich behalten. Sollte er aber hiebey Schwierigkeiten finden, fd beſchloß er den Streit wenigſtens ſo lange als moͤglich durch Unterhandlung zu verlaͤngern, waͤhrend welcher Zeit er der Fortdauer des Soldes von den Myſoren gewiß war, und auch nicht zweifelte, durch ſeine Kuͤnſte noch anſehnliche Geſchenke vom Nabob zu erhalten. Wenn aber alles fehlſchluͤge, ſo wollte er die Myſoren zum Kriege aufhetzen, da denn dieſe ihn gewiß nicht ohne die Maratten fuͤhren wuͤrden.
Die Furcht eines ſchleunigen Bruchs vermochte die engliſchen Truppen, die ſchon bis Utatoor zuruͤck marſchirt waren, wieder umzukehren, denn die My⸗ foren hatten fogar gedroht den Nabob anzugreifen, wenn er Miene machen würde, die Stadt zu verlafs fen, um ſich mit den Engländern zu vereinigen. Ihre Erſcheinung chat die gehoffte Wirkung, und erzeugte . eine Art von Vergleich. Der Nabob überließ dem Regenten die Einfünfte der Inſel Seringham und einiger andern Diftricte, nebft der Vollmacht fie felbft einzufammien; er erneuerte dabey Das Berfpre« chen, Tritchinapoly nad) Verkauf von zwey Monaten zu überliefern, und bemilligte, daß 700 Mann, nur feine Maratten, in ber Stabt - eingenommen werden follten. Auf dieſe Bedingungen verfprach der Regent ihm zur Unterjochung von Arcot mit ſei⸗ ner Mache benzuftehn, Kein Theil maß bem andern Glauben bey, allein beibe hofften Zeit zu gewinnen. Der Nabob wußte, daß eine augenblickliche Kriegs⸗ erflärung die. Fortſchritte feiner Waffen im Carnatick
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275 Viertes Buch, -
mendes Ungluͤck fehr-beunruhigte, fo bilbere er ſich ein, daß es den Engländern nicht ſchwer fallen dürfte; Ginger zu erobern. In dieſer Ueberzeugung erfuchte er die englifch » indifche Regierung aufs dringendfte, ihm diefen Dienft zu leiften, unb man war aud) fo gefällig es zu beroilligen, obgleich der Major Sawrence fid) felbft nach) Madras begab, um die Unwahe⸗ fcheinlichfeit eines glücklichen Erfolgs vorzuftellen. Diefen Verſuch vorzunehmen, brach der Major Kineet, der fürzlic) aus Europa gefommen war, den 23ſten Julius mit zoo Europäern, 1500 Sepoys und 600 Mann von des Nabobs Eavallerie auf Das Sand rund um Bingee ift mit Bergen umgeben, und die dadurch führende Wege find ftarke Paͤſſe, in deren Befiß eine angreifende Armee nothivendig ſeyn muß, um die Communication offen zu behalten, Kineer hatte nicht Truppen genug, um fie gu verthei« den, er marfchirte Daher gerade auf Gingee los, und foberte das Fort auf. Der Commandanf antwortete höflich, daß der Ort dem Könige von Frankreich ges hoͤrte, und er ihn vertheidigen würde. Man war nicht im Stande e8 anzugreifen, da man aus einenz unbegreiflichen $eichtfinn nicht einmal die fehweren Kanonen erwartet hatte, die vom Fort St. David unterwegs waren. Sobald Dupleir hörte, daß die Engländer die Gebirge paffirt wären, ſchickte er 300 Europäer und 500 Sepoys mit fieben Kanonen ab, bie von ber Stadt Bieravandi Beſitz nahmen; ein Ort, der nahe an ben Gebirgen und den Engländern im Ruͤcken lag. Diefer Umftand, und das fehlende ſchwere Gefchüs, vermochte Kineer fogleich wieder zus
Biete Buch. 277 |
wick zu gehn; "er. fand Mittel über die Gebirge zur fommen, und ſich noch mic einigen Truppen des Na⸗
bobs zu vereinigen, fo daß er jezt 200 Europaͤer,
1509 Sepoys, 100 Kaffern und 2000 Mann Ca⸗
vallerie ſtark war; und nun beſchloß er den Feinden eine Schlacht zu lieſern. Diefe hatten ſich ſehr vor: theilhaft unter den Ruinen alter Häufer poftirt, dens “noch war.eine Gegend, wo man ihnen beyfommen Eonnte, affein die Engländer vernachläffigten den Ort vor. dem Angriff zu recögnofciren, und verloren
dadurch .alle Vortheile, die fich ihnen gleichſam dar⸗
boten. Sie rückten gerabe auf die Franzoſen los, die vermoͤge eines geſchickten Manoͤvers Die Englän« Der irre machten, und-fie fobann mit großem Verluſt zuruͤckſchlugen. Kineer ‘wurde felbft vermunber, und obgleich Die Wirnde:bald wieder geheilt war, fo kraͤnkte er fich doch über die mit ſo viel Schande ver- Enüpfte Erpedition dermaßen, daß er Eurg hernach ſtarb. Die engliſchen Truppen zogen ſich nach Trivadi zuruͤck. Dupleix, um bie erhaltenen Vortheile aus« zudehnen, verſtaͤrkte die Seinigen mit allen Solda⸗ ten, die er nur auftreiben konnte. Hiedurch kamen 450 Europaͤer, 1500 . Sepoys, und 500 Reiter zu⸗
ſammen, die ſich ſaͤmtlich unweit dem Fort Et. Da⸗ vid lagerten. Die Englaͤnder folgten ihnen nach,
und verlangten Verſtaͤrkung von Madras, wo eben
Schiffe aus England mit Truppen angekommen wa⸗
sen. inter diefen. befanden fich zwey Compagnien
Schweizer, jede von hundert Mann, bie von ihren.
eignen Offiziere commanbire wurden. ine derſel⸗ ‚©3
ki:
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268 Viertes Buch.
dentlichen Mann ſehr wenig. Schwierigkeiten und Ungluͤcksfaͤlle, anſtatt ihn niederzudruͤcken, dienten vielmehr deſto ſtaͤrker ſeine Geiſtesgroͤße zu zeigen. In der That war fein Plan) ſich in Decan aus zubrei⸗ ten, mit fo viel Klugheit entworfen worben, daß die Fortſchritte feiner Waffen gegen Torben zu bereics den ungluͤcklichen Vorfällen in Seringham das Gleich⸗ gewicht hielten.
Im Monat Februar des vorhergehenden Jahres/ verließ Salabad⸗ jing, der neue Subah, in Beglei⸗ tung der franzöfifchen Truppen Eudapa, wo Murza⸗ fa- jing ſein eben verloren hatte. Den ı sten März trafen fie in Canoul ein, der Hauptſtadt des. pitani« hen Nabobs, durd) deffen Hände der Fuͤrſt gefallen war, Man befchloß Die Stadt megen der Verraͤthe⸗ ren ihres Herrn zu beftrafen. Ehmals war ber Ort wohl befeftigt gewefen, ſeitdem er aber im Befig ber Pitanen war, fo hatte Diefes Volk, das fo geizig ale muthig ift, die Feſtungswerke ganz zu Grunde gehn (öffen, und der hart an der Stadt vorbenftrömende Fluß hatte noch fürzlich einen großen Theil der Mauer:
. mit fortgeriffen. Die Befaßung beftand aug 4000
Pitanen, die zur Vertheidigung Miene machten ;
- ollein durd) das ungewohnte Ranonenfeuer bald zum
Weichen gebracht wurden ;-fie flohen ins Caftel, dag ud) zum Theil in Ruinen (ag. Die Zranzofen flürmten und beftiegen eg. Mittlerweile kam die Armee bes Salabad⸗ jing an; die ganze Garnifon wurde niedergehauen, und aud) eine Menge Einmoh« ner maſſacrirt. Die Gemablin aber des vorigen
— ⸗
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Biertes Buch. 269
Mabobs und ihre beiden Soͤhne zu Gefangenen ge- macht. |
Die Sranzofen, die ben dieſer Grauſamkeit das
Beyſpiel gaben, hatten wahrſcheinlich die Abſicht, das Schrecken ihrer Waffen in Laͤnder zu verbreiten, wo noch nie Europaͤer geſehn worden waren. Um nun
“aber auch zu zeigen, daß ihre Gerechtigkeit ihrer
Tapferkeit gleich kaͤme, fo vermochte der franzöfifche
Befehlshaber Buſſy gleich nach der Einnahme von Canoul den Salabad- jing dahin, für Sadoudin-
Khan, den jungen Sohn des Murzafa⸗ jing, ihres festen Bundsgenoflen, zu forgen. Er erhielt nebft dem Gouvernement von Adoni, das feines Vaters Erbfchaft geweſen war, bie Laͤnder beider Nabobs von Cudapa und von Canoul, die nach feanzöfifcher An⸗ gabe zufammen jährlich beynahe eine Million Pf. St. embrachten. Diefes Beyſpiel der Großmuth mußte Bewunderung in einem Sande erregen, wo Die
Verdienfte des Vaters fehr felten das Unglück des
Sohnes mildern, _ Die Armee ging nun über den Kriftna, zwifchen welchem Fluß und Goleonda 25000 Maratten poftirt
waren, um die Beſitznehmung diefer Hauptftadt zu .
- verhindern; fie waren zu dieſem Zweck won Gazi⸗ odin Khan abgefande, dem älteften ‘Bruder des Salabad-jing und Großfeldheren des mogulfchen Reichs. Ihr Anführer war Balagerow, der Ge- neraliffimus des Sahah Rajah, Königs aller marat- tischen Völferfchaften. Es Fam zu einer Unterhand« fung, und dieMaratten, bie bisher noch feinen Sold von Gazi⸗ odin Khan erhalten Batten, der füh in
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270 Vierkes Buch, Delhi befand, ließen ſich jezt gegen baares Geld leicht bereden, ſich nicht allein zuruͤckzuziehn, ſondern ſogar ein Buͤndniß mit dem naͤmlichen Fuͤrſten zu ſchließen, gegen den ſie als Feinde aucgeſchickt worden waren.
Nichts verbinden nunmehr den Marſch des Heers, das den zten April mit dem größten Pomp eines orientalifchen Triumphs in Golconda einzog. Salabad: jing wurde förmlich als Subah anerfannt, und vollbrachte auch die große Ceremonie, öffentlich den Thron zu befteigen, und die Huldigung zu em« pfangen, wobey fid) auch die mehreften Fuͤrſten und Starthalter aller benachbarten Staaten einfanden.
Die Dienfte der franzöfifchen Truppen wurbeit nuun reichlich belohnt. Die Geſchenke, die Buſſy empfing, betrugen allein an 100, ooo Pf; St., die andern Offiziers erhielten Summen nad) Verhaͤltniß ihres Ranges; ein Faͤhndrich ſogor bekam 50,000 Rupien. Der monatliche Sold eines Capitains wurde auf sooo Rupien feftgefezt, außer dem Unter: halt feiner Rameele, Pferde u ſ. 1, den Salabad: fing fuͤr alle franzöfifche Offiziers uͤbernahm; ber Sold eines $ieutenants war 500, eines Faͤhndrichs 300, eines Unteroffiziers go und eines, gemeinen ‚Soldaten 60 Rupien. Die tiefe Politif des Dupfeif bey Beſitznehmung von Mäfulipatnam war nunmehr ſichtbar, durch die Leichtigkeit, womit die Armee in Golconda von dieſem Hafen aus mit Rekruten, Waffen, Munition und allen Bedoͤrſniſſen verſchn werden konnte.
’
Viertes Bu. 976 Gazi⸗ odin Khan hatte mittlerweile vom Groſ⸗ ſen⸗Mogul das Faiferliche Patent zur Subahfchaft von Decan ausgefertige erhalten. Das Gerücht verbreitete fih, daß er mit einem großen Heer nach ‚Brampore im Anzuge fey; Salabad + jing beſchloß ‚daher fofort nach Aurengabad zu marſchiren. Er verließ Golconda im Anfange des May, war aber noch nicht weit gefommen, als er Nachricht. von dem Anfall vieler vornehmen Bewohner der Stadt erhielt, die fich förmlich gegen ihn erklaͤrten. Schanavaze Khan, der ehmals oberfter Minifter des Nazir⸗ jing gewefen, und feit dem Tode diefes Füften beſtaͤndig dem Sager als Rathgeber des Subah gefolgt war, .' : ging jezt heimlich fort, und begab ſich nach Auren⸗ gabad, wo er nicht wenig beytrug, bas Volk gegen Salabad: jing aufzumiegeln, den er als einen ſchwa⸗ chen thörichten Prinzen vorftellte, der feine hohe Würde dadurd) entehrte, daß er fich von einer Hand⸗ voll Ungläubigen vwillführlich beherrſchen ließe, bie unter dem Vorwand, dem faiferlichen Statthalter bey⸗ „zuftehn, nach nichts geringers ſtrebten, als die Hälfte
bes mogulfchen Reichs an ſich zu reißen. Diefe durch fo viel Nebenumſtaͤnde unterftüßte ‚ Nachrichten machten großen Eindruf, und man fuͤrchtete die Folgen davon fo fehr, daß Salabad⸗ jing fich nicht getrauete Diefer Hauptſtadt ſich zu nähern, bis er den abgenußten pompöfen ‘Betrug gefpielt hatte, von den Händen eines fogenannten megulfchen Abge- ordneten öffentlich falfche Beftallungsbriefe erhalten ‚zu haben, worin er zum Vicekoͤnig aller Staaten er- nannt wurde, die fein Vater Nizam⸗ al« muluck be⸗
—* Viertes Bud.
herrſcht hatte. Der Empfang geſchahe mit aller Ehr⸗ furcht, die dem Repraͤſentanten eines fo großen Kai⸗ fers gebührte. Salabad⸗jing felbft, von den franzoͤ⸗ ſiſchen und vielen andern Truppen begleitet, ging ihm eine engliſche Meile weit vom Lager entgegen; die Ueberreichung der mogulſchen Papiere geſchah unter einer Generalſalve von allen Kanonen und Musketen bes Heers, da denn nachher alle anweſende Großen ſich vor dem Abgeordneten nach der Reihe niederwar⸗ fen. Buſſy war der erfte, der Hiezu das Beyſpiel gab. Nach dieſer Farce brach die Armee auf, und rücfte ben 18ten Junius in Die Stadt ein, ivo ber Ruf ber Faiferlichen Gunftbezeigungen alle Gemuͤ⸗ ther wieder zufrieden ſtellte. Kinige mußten zwar mie der. größten Gewißheit, daß Gazi- odin Khan ber wirflich ernannte Subah fen, und im’ Begriff
ſtehe, dieſe Würde an der Epiße eines mächtigen
Heers zu behaupten; allein diefe werigen Stimmen wurden nicht gehört, da das zahllofe Wolf ungedul⸗ dig war, einen Subah von Decan zu fehn, der die - Stadt wieder zu feiner Refidenz machte; eine Ehre, deren fiefeit dem Tode des Nizam⸗ al⸗ muluck beraube - worden war: | i | Der Einzug in Aurengabad war weit prächtiger und glänzender als der in Golconda; die Stadt vera - diente auch) dieſen Vorzug, da fie nächft Delhi die volfreichfte und reichfte in allen mogulfchen Staaten war; ihre Einwohner werden, wenn fi der Subah da befindet, auf 1 500,000 Eeelen gerechnet. Den Franzoſen wurde ein bequemes Quartier angerviefen, das fie auf Buſſys Befehl nicht verlaffen durften, das ' mit
Viertes Buch. 273
mit die große Verſchiedenheit der Sitten nicht Strei⸗ tigkeiten und Unruhen erzeugen möchte, bie üble Fol⸗ gen haben fönnten. on u
Im Monat Auguft ließ Salabab:jing eine andre Gefandefchafts- Comöbie fpielen, um das Volk zu hintergehn. Es ftellte fid) abermals ein falfcher Ab⸗ geordneter von Delhi ein, der die Staatsweſte, das Reichsſchwert, und andre Symbolen der Regierung uͤberbrachte, die der Mogul gewoͤhnlich den Vicekoͤ— nigen ſchickt. Er blieb in Aurengabad bis gu Ende des Jahrs ruhig, Allein im Fruͤhling des folgenden 1752, fand fich Balagerow, ber Großfeldherr der . Maratten, durch große Summen von Gasi- odin Khan von neuem aufgemunters, abermals mit 40,000 Mann ein; er vertheilte feine Armee in viele Corps, bie alle das Sand verheerten und jebe Art von Grau⸗ famfeit begingen, Oer Fluß Ounga, der 35 eng⸗ lich? Meilen von Yurengabab fließt, war damals bie Gränze der Staaten bes Eubah und des Balageron. Die Hauptſtadt dieſes marattiſchen Zeldheren, Pont genannt, liege nur 130 Meilen von Aurengabad, und bat gar feine Feſtungswerke. Salabad⸗ jing rückte mit allen feinen Truppen ins Feld, und über“ ließ Buffy die Anordnung bes Feldzugs.“ Dieſer, . anftatt die Maratten in den Staaten bes Subah auf⸗ zuſuchen, und ihren Verheerungen Einhalt zu thun, fand für rathſamer das Vergeltungsrecht auszuüben, und marfchirte auf Poni los. Auf diefe Diverfion eilten bie Marasten zurück, und verbrannten alle ihre eignen Dörfer, die ſich in der Nähe der Landſtraßen befanden, ja felbft ihre Magazine in Poni Zu gleis Erſter Band, - ©
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284 Biertes Buch.
fagte ihnen endlich geradezu, daß an Feine Ueberlie- ferung der Stabt zu gedenken fey; daß dem Regen» sen aber feine Kriegsfoften wieder erflattet werben ſollten, fobald die Sinanzen des Nabobs diefes erlau⸗ ben wirden. ,
Der Regent gab vor, durch diefe Antwort ſehe beleidat zu ſeyn, dennoch ſchickte er feinen Minifter, um dem Nabob ſeine Rechnungen vorzulegen, wo⸗ bey er erklaͤrte, daß er alle Anſpruͤche auf Tritchina⸗ poly aufgeben wollte, wenn ihm fein Geld ſogleich bezahlt würde. Diefe fheinbare Mäßigung hatte blos zur Abſicht, den Charakter des Nabobs herab- zuſetzen, und die nachherigen Maafregeln zu recht⸗ fertigen; denn er Fannte des Nabobs tage zu wohl,
um ſich vorzuftellen, daß er faͤhig feyn würde, eine ſo große Summe zu bezahlen, die ſich nach den Rech- nungen auf 8,500,000 Rupien belief.
Es war wenig Hoffnung vorhanden, diefen Swift zu fihlichten, befonders da Dupleix aus allen Kräften dagegen arbeitete. Da er-wußte, daß bie Maratten die Verlängerung des Kriegs wuͤnſchten, fo wandte er ſich befonbers an Morari> row, und ſchickte ihm beftändig Briefe und Geſchenke. In die⸗ ſen Briefen ſtellte er die Englaͤnder als ein zankſuͤch⸗ riges Volk vor, das blos vom Handel lebte, mit bee Kriegskunſt unbekannt wäre, and ganz unfähig ſey ſich mie der fo martialifchen franzöftfchen Nation im | Seide zu meffen, wobey er ihre bisherigen Siege ganz -: allein der Tapferkeit der marattiſchen Canallerie zu⸗ | ſchrieb. —
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Viertes Buch. 27
Dupleir machte dieſe Mandate und Gunſtbezei⸗ sungen im ganzen Carnatick bekannt, wo jedermann. noch über die Ungluͤcksfaͤlle des Chunda- feheb. beftürze war. Diefer außerordentliche Mahn aber blieb das bey nicht ſtehn. Er hatte von dem Mißvergnügen der Myſoren bey Tritchinapoly gehört, und arbeitete Mfrig, fie abwendig zu machen. Es wären zu ber
Zeit, da sam ſich mit feinem Corps übergeben mußte,
Schiffe aus Frankreich mir Coldatenverftärfungen in - Pondbichery angelangt. Um deren Anzahl zu ver» mehren, nahm er bie Matrofen von den Schiffen weg, und befezte fie mit Laſcars, die fie auch glücktich nach China, ihren Beftimmungsort, brachten. Auf diefe Art wieher bewaffnet, und voll gerechter Erwar⸗ tungen, machten die Unfälle in Seringham- nur ges ringen Eindruck auf ihn; er war fo weit entfernt, den Englaͤndern ober ders Nabob Friedensvorſchlaͤge zu thun, daß er vielmehr gleich dadurch feinen feften Worſatz den Krieg forrzufegen zu erfennen gab, daß er den Rafa = ſaheb, den Sohn des Chunda - ſaheb, zum Nabob von Arcot ernannte, vermoͤge ber Auto» ritaͤt, bie er als Nabob vom Earnatic zu haben vor» yab, und die er dadurch beftätigte, daß er 500 Mann ins Feld rücken ließ. u Mahemed · Ally füglte täglich mehr und mehr die uͤblen Folgen feiner ben Myſoren gethanen Vers ſprechungen, denn niemand als unbedeutende Be— fehlshaber in der Provinz erkannten ihn als Nabob, die übrigen warteten mit ihrer Unterwerfung bis man fie angreifen würbe. Da feine militärifchen Kenneniffe nur geringe Baer ‚ und ihn fein zunche 3
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26 :. : Biete Bud. noch vor dem Regenwetter bas Sand zwiſchen Pon« Sichern und dem Fluß Paliar zu unterwerfen. Der Mabob erfuchte deshalb die englifch » indifche Regie⸗ ‚ rung, durch andre Truppen bie beiden ſtarken an vor⸗ beſagtem ‚Fluß gelegnen Forts, Chinglapet und Co« kelong, angreifen zu laſſen. Madras fonnte hicht mehr als 200 europäifche Rekruten liefern, die eben aus England angefommen wären, nebft soo 'neu 4 angetvorbenen Sepoys. Mit ſolchen Truppen konnte man wohl fehwerlich ſtarke Forts belagern ; auch durfte man nicht erwarten, daß ein Offizier von Ruf. das Commando dabey übernehmen würde; Clive aber; deſſen militärifches Leben ein beftändiges Gewebe von SchPierigfeiten geweſen war, trug ben diefer Gelegenheit feine Dienfte an, fo fehlecht auch damals fein Gefundheitszuftand war. Der Marſch ging alfo den ıoren September mit vier fehweren Kanonen nad) Cobelong. Dieſes Fort liegt zwanzig englifche Meilen von Madras nahe am Eeeufer; es wurde von Anwar⸗ odean Khan er⸗ baut, dicht bey ben Ruinen eines andern Forts, das der Compagnie von Oftende gehört hatte Die Franzoſen nahmen es 17 50 durch Liſt in Beſitz. Ein Schiff warf bier Anker und gab Nothzeichen; man fogte den Möhren, bie ſich am Bord begaben, ba der größte Theil der Schiffsbefaßung am Scorbit. geftorben fen, und daß die übrigen auch umfommen würden, wenn man ihnen nicht ohne Verzug erlaubte” ans Sand zu fommen. Der Commanbdant des Forts bewilligte biefes Gefuch, in der Hoffnung dafür gut bezahlt zu werden, worauf denn 30 Franzoſen, Die
Viertes Buch ‚277
ruͤck zu gehn; “er fand Mittel über die Gebirge zu fommen, und fich noch) mit einigen Truppen des Na⸗ bobs zu vereinigen, fo daß er jest 200 Europder, - 1509 Sepoys, 100 Kaffern und 2000 Mann Ca: vallerie ſtark war; und nun beſchloß er den Feinden eine Schlacht zu liefern. Dieſe hatten ſich ſehr vork theilhaft unter den Ruinen alter Häufer poſtirt, den= “noch war.eine Gegend, wo man ihnen beykommen fonnte, allein die Engländer vernachläfligten den Ort vor. dem Angriff zu vecögnofciven, und verloren . dadurch ‚alle Bortheile, die fich ihnen gleichſam dar⸗ boten. Sie rücten gerabe auf die Tranzofen los, die vermoͤge eines gefihickten Manoͤvers bie Englän« der irre machten, und-fie fobann mit großem Verluſt zurüdichlugen. Kineer ‘wurde felbft verwundet, und obgleich. die Wunde bald wieder geheilt war, fo fränfte er fich doch über die mit .fo. viel Schande ver⸗ Enüpfte Erpedition dermaßen, daß er kurz hernach ſtarb. J Die engliſchen Truppen zogen ſich nach Trivadi zuruͤck. Dupleix, um bie erhaltenen Vortheile aus⸗ zudehnen, verſtaͤrkte die Seinigen mit allen Solda⸗ ten, die er nur auftreiben konnte. Hiedurch kamen 450 Europaͤer, 1500. Sepoys, und soo Reiter zu⸗ ſammen, die ſich ſaͤmtlich unweit dem Fort St. Da⸗ vid lagerten. Die Englaͤnder ‚folgten ihnen nad), und verlangten Verftärfung von Madras, wo eben. Schiffe aus England mit Truppen angefommen was ven. Unter dieſen befanden fih) zwey Compagnie. Schweizer, jede von hundert Mann, die von ihren. eignen Offiziers commandirt wurden. Eine derſel⸗ © 3
288 | Viertes Buch.
Forts, der ſich auf Diſcretion zu ergeben erbot, wem man ihm erlaubte, feine eigenen Effecten abzuführen.
. Diefes wurde ihm willig zugeflanhen, und in wenig
Stunden waren die Engländer im Beſitz des Orts. Die Effecten des Beſehlshabers beftanden in einer großen Anzahl indifher Hähne, und in einer Menge Tabak, beides Artikel, womit er Handel trieb. Außer den Kanonen auf den Wällen fand man noch s® von dem größten Caliber, die man bey der Ein: nahme von Madras erbeutet Hatte,
Man entdeckte den folgenden Morgen feindliche
Truppen, bie ſich naͤherten. Der Commandant in
Chinglapet Hatte von dem in Cobelong den Tag zuvor Nachricht erhalten, daß biefer fich nicht vierundzwan⸗
zig Stunden mehr halten koͤnnte; er beſchloß darauf
einen Verſuch zu wagen, und das engliſche Lager zu überfallen, da er die Vebergabe bes arts nicht ahnete, Man ließ Die Feinde nahe anruͤcken, lockte fie in einen Hinterhalt, md fiel. fodann über fie her.
> Der Befehlshaber, 25 Europäer und 250 Sepoys
wurden gefangen genommen, die andern warfen ihre Waffen weg, und flohen nad) Chinglapet, we fie alles mit Beſtuͤrzung erfüllten, Um diefe zu nutzen, eilte Clive fogleich dahin. j \ Diefes Fort liegt 30 englifche Meilen von Cobe⸗
- Jong und 40 von Madras, nahe am Fluſſe Paliart
es wurde für ſehr feft gehalten. Die öftliche und
. norbliche Seite deffelben wird durch ſumpfige Reife
felder, und die weftliche Durch einen großen See bes
. det. Unzugangbar von allen dieſen Seiten würde ‚es unuͤberwindlich ſeyn, wenn nicht die fühliche Seite
Bloͤßen
_ —
Viertes Buch. | | 279
haber Kirjean konnte ſich nicht uͤberreden, daß es aus Furcht geſchaͤhe, fein Onkel Dupfeir aber hielt es dafür, und ſchickte ihm wiederholte Befehle zu, die Engländer zu verfolgen und fie anzugreifen.
Diefes war, was Lawrence wünfchte; er rückte ihnen entgegen, und es kam nahe bey Bahoor zu einem ſehr hitzigen Treffen, worin die Franzoſen ganze lich uͤber den Haufen geworfen wurden. Wenn des Nobobs Cavallerie dem Befehle gemaͤß nachgehauen haͤtte, ſo wuͤrde faſt niemand davon gekommen ſeyn; allein dieſe, anſtatt die Fluͤchtlinge zu verfolgen, fiel ins feindliche Lager, um es zu pluͤndern. Kirjean mit 13 Offiziers und ı 00 gemeinen europaͤiſchen Sol⸗ Daten wurden zu Öefangenen gemacht, Die Anzahl der +. Zobten war noch größer. Die Engländer zählten 32 Todte und Verwundete. Die ganze Artillerie des. Feindes nebft aller Munition und Bagage fiel den Siegern in.die Hände,
Diefer Sieg ſchwaͤchte die Franzoſen fo ſehr, daß Dupleix gezwungen war, erſt weitere Verſtaͤr⸗ kungen aus Europa zu erwarten, bevor er das geringſte im Felde ferner unternehmen konnte. Außer dieſem Vortheile exlangte man dabey noch einen andern, denn die Myſoren wurden dadurch abgehalten, ſich, ihrem Vorſatze gemäß, öffentlich für bie Stanzofen zu erflären.
Die Engländer hatten faum Tuitehinapoty ver⸗ laſſen, als der Regent an ſeinem Entwurf arbeitete, ſich der Stadt durch Liſt zu bemaͤchtigen; ; er fparte dabey fein Geld, und bemühte fi, 500 Mann von den beſten Truppen des Nabobs, die mit Feuerge⸗
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Södaın
Viertes Buch. | 281 |
Waͤllen allein ſpazieren würde, erfchießen follten;
r aber erhielt hievon Nachricht, wenig Stunden
der Ausführung, und ließ fie in dem Haufe ges
zen nehmen, mo fie ſich mit ihren Waffen verbor- hatten. Einer war muͤrriſch, und fagte nichts;
“ andre aber’ geftand alles, und zeigte an, daß fie ch drey Spiefgefellen hätten, die am Ihore des alaſts auf des Nabobs "Bruder lauerten, um ihn ıch zu erfchießen, wenn er bey dem durch des Com⸗ manbanten Ermorbung verurfachten Tumult heraus⸗ fommen würde, Diefe Meuchelmörder aber entka⸗
men. Der Regent läugnete alte Kenntniß von die⸗
ſem Mordplan, er bediente fich jedoch des Morari⸗ rom, um.den Mördern Begnadigung zu verfchaffen. ° Da bie Sreunbfchaft diefes. marattifchen: Anführers von Werth war, fo wurde fein Gefuch bewilligt, je⸗ doch mußten fie zuvor bie Hinrichtungsceremonie ausftehn; man führte fie in Gegenwart ber ganzen Beſatzung, die in Waffen fland, zum Richtplage, und ließ fie vor der Mündung zweyer Kanonen anbin- den. Fünf Tage nachher kamen zwey Myſoren zu einem Offizier von den englifchen Sepoys, Der mit 1830 Mann ein Thor befezt hatte, und verfüchten ihn zu verführen; allein biefer Mann, ein alter ge⸗ treuer Diener der Compagnie, nahm die Unterhänd» ler in Verhaft, und brachte fie zu Dakton. ihre bey ſich habenden Vollntachten waren von dem Öte- genten unterzeichnet, daher fie nichts läugneh konn⸗ ten,. und den folgenden Tag bingerichtee wurden. Diefe Erecution that die Wirkung, daß der Negent feinen mehr von feinen Seuten dahin vermögen konnte, A 5
ſich ähnlichen Gefchäften zu unterziehn. Er biich
aber nur wenig Tage ruhig, um mit Behutſamkeit
einen tauglichen Mann zu fuchen, und fiel endlich auf Poverio, einen Neapolitaner, ber in ber Stabe eine Compagnie Topaffen in des Nabobs Dienft com⸗ mandirte, und oft die Wache bey den in Tritchinapoly befindtichen franzöftfchen Gefangenen hatte. - Diefer Menſch handelte ftarf, und ging daher faft täglich
ins Lager / der Mpforen; dieſes gab dem Regenten
Gelegenheit, mis ihm perfönlich zu reden. Er ver⸗ ſicherte Poverio, daß er außer der myſoreſchen Be⸗ fagung noch einen ſtarken Anhang in der Stadt habe, und trug ihm große Belohnungen an, wenn er fi
mit ihnen vereinigen wollte. Der Neapolitaner machte ihn glauben, daß er nicht ſchwer zu gewinnen
fen, daß er aber zuvor feine Offizier fondiven müffe. Sobald. er nach den Stadt zurück kam, entdeckte er
an Dalton das Borgefallene, Er erhielt Befeht den
- folgenden Tag wieder ing Lager zu gehn, und. ſich ge» nau nad) Vorfchrift zu richten; er- betrug fich dabey
mit fo vieler Geſchicklichkeit, daß er bald das völlige
Zutrauen des Negenten gewann, und mit ihm einen fehriftfichen Vergleich machte, dem das große Siegel von Myſore beygedruckt wurde. Er enthielt, daß Poverio fuͤr ſich 20,000 Rupien bekommen ſollte,
desgleichen z00 o, um Feuergewehr zu Faufen, weo= _
mit er die frangöfifchen Gefangenen bewaffnen müßte; dabey follte er fich des weſtlichen Thors bemächtigen, dor welchem Die Myſoren campirten, unb eine rothe Flagge aufſtecken; auf biefes Sinalwoͤrde die gan Amer i in. die Stadt rücken,
Wertes Buch. 0283
An dem zur Ausführung beftimmten Tage wurs den alle vorhandene Kanonen aufs myſoreſche Lager gerichtet, und 700 Europder und Sepoyhs mußten fi) mit Handgranaten in den Werfen am weftlichen Thore verbergen; die übrige Beſatzung war auch uns ger Waffen, und das Blutbad würde entfeglich ge« wefen fern, wenn nicht des Nabobs Bruder aus Furcht der ganzen Unternehmung Einhalt Gen hätte. Ex war nicht völlig ſicher, daß der Verſuch der Myſoren mißlingen würde, und ſchickte daher eix nen Abgeordneten, um dem Kegenten Vorwürfe zu machen, und ihn zu benachrichtigen, daß man zur
. feinem Empfang bereit ſey. Der Regent hielt ſich nach diefer Entdeckung in der Nähe der Stade. niche mehr fiher, und nahm deshalb bey Seringham fein Soger,
Das gegenfeitige Mißtranen vergrößerte ſich taͤg · lich, obgleich die äußern Freundfchaftsformen beybe⸗
" halten wurden; denn der Regent ſchickte alle Tage einen feiner vornehmſten Befehlshaber ab, um fich nach des Capitain Daltons Gefundeit zu erfundigen,
die Abfihe aber dabey war Kundſchaft einzuziehn. Da endlich die zur Ueberlieferung der Stadt feſtge · ſezten zwey Monate verfloffen waren, ſandte er vier vornehme Befehlshaber ab, um förmlich die Ueber«. gabe zu fobern; Kiroodin Khan, des Nabobs Bru- der, ein hochmuͤthiger groffprecherifcher Mann, wenn fon zu to«
trächtigfeit
unterzeich ·
e vor, und
284 WViertes Buch. ſagte ihnen endlich geradezu, daß an Feine Ueberlie⸗
ferung der Stade zu gebenfen fen; daß dem Regen»
ten aber feine Kriegsfoften wieder erftattet werben
ſellten, fobatd die Finanzen des Nabobs dieſes erlau⸗
ben wuͤrden.
Der Regent gab vor, durch dieſe Antwort ſehr belei@gt. zu ſeyn, dennoch ſchickte er feinen Minifter, um dem Nabob feine Rechnungen vorzulegen ,_ wo⸗ ben er erklärte‘, daß er alle Anfprüche auf Tritchina= poly aufgeben wollte, wenn ihm fein Geld fogleich
bezahle würde. Diefe fheinbare Maäßigung hatte bios zur Abſicht, den Charakter des Nabobs herab»
aufegen, und die nachherigen Maaßregeln zu recht⸗ fertigen; denn er kannte bes Nabobs Lage zu wohl,
um ſich vorzuſtellen, daß er fähig feyn würde, eine fo
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große Summe zu bezahlen, die ſich nach den ned nungen auf 8,590,000, Rupien belief.
Es: war wenig Hoffnung vorhanden, bieſen Zwiſt zu ſchlichten, beſonders da Dupleix aus allen Kraͤften dagegen arbeitete. Da er wußte, daß die Maratten die Verlaͤngerung des Kriegs wuͤnſchten, fo wandte er ſich beſonders an Morari⸗ row, und ſchickte ihm beftändig Briefe und Geſchenke. In die⸗ fen Briefen ftellte. er die Engländer als ein zankſuͤch⸗ tiges Volk vor, Bas bios vom Handel lebte, mit ber
Kriegskunſt unbekannt wäre, und ganz unfähig ſey ſich mie der fo martialifihen frauzäfifchen Nation im
; Selbe zu meflen, wobey er ihre bisherigen Siege ganz
- allein der Tapferkeit der marctuſchen Cavallerie au
ſchrieb.
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Viertes Bu: J 285
Morari⸗ row befolgte den Plan bes Dupfeir, und überrebte den Regenten ohne Mühe ein gleiches ‚zu thun. (Es wurden Gefandte nach) Pondichery ge⸗ ſchickt, wo man bald einen Tractat entwarf, und den Krieg beſchloß. Dupleir verfprad) darin Tritchi⸗ “ napoly zu erobern, und es den Myſoren zu geben. Dem Buͤndniß zufolge ging Innis Khan mit 3000 Maratten von Seringham ab, um fi) mitden Fran⸗ zoſen zu vereinigen; erſt aber befahl ihm Morari-com zum Nabob ins Lager zu gehn, um etwas Geld von ihm zu erpreffen, denn diefer Artikel ift von allen ma⸗ rattiſchen Entwürfen unzertrennlich. Diefes Corps machte £leine Märfche, um defto. bequemer plündern zu fönnen, und war ziemlich weit von besKüfte ent« fernt, als fie von dem Treffen bey: Bahoor Hirten. Innis Khan, über diefen Sieg beftürzt, machte fo- gleih Halt, um weitere Befehle von Tritchinapoly zu erwarten. Diefe waren den Umftänden angemefe fen, und.veranlaßten neue Scenen von Sift.und Bes trug. Innis Khan eilte zum Nabob zu flogen, dem er über den leztern Sieg feine Freude bezeigte, und - ſich untröfttich anſtellte, daß er nicht früher eingetrof⸗ fen fey, um auch daran Theil nehmen zu koͤnnen; und damit er deſto leichter Geld vom Nabob erhal "ten möchte, ſchwur er ihm förmlich den Eid ber Treue. Der Major Lawrene hielt es nicht fuͤr rathſam, *
ß
286 :. Wiiertes Buch.
noch vor dem Regenwetter das Land zwiſchen Pon« dichery und dem Fluß Paliar zu unterwerfen. Der Nabob erſuchte deshalb bie engliſch⸗ indiſche Regie⸗ | . rung, durch andre Truppen bie beiden ftarfen an vor⸗ befagsem Fluß gelegnen Forts, Chingfapet und Cor kelong, angreifen zu laffen Madras fonnte nicht mehr als 200 eutopäifche Rekruten liefern, die eben | aug England angefommen wären, nebft soo 'neu 4 angeworbenen Sepoys. Mit ſolchen Truppen konnte man wohl ſchwerlich ſtarke Forts belagern; auch durfte man nicht erwarten, daß ein Offizier von Ruf. das Commando babey übernehmen würde; Elive aber, _ deffen militärifches Leben ein beftändiges Gewebe von SchPierigfeiten geweſen war, trug bey dieſer Gelegenheit feine Dienfte an, fo fchlecht auch damals fein Gefundheitszuftand war. Der Marſch ging alfo den ıoten September mit vier ſchweren Kanonen nad) Cobelong. Diefes Fort liegt zwanzig englifche Meilen von Madras nahe am Eeeufer; es wurde von Anwar⸗ odean Khan er baut, dicht bey den Ruinen eines andern Forts, das der Compagnie von Oſtende gehört hatte Die Franzoſen nahmen e8 1750 durch &ift in Beſitz. Ein Schiff warf bier Anker und gab Nothzeichen; man ſagte den Mohren, bie ſich am Bord begaben, daß der größte Theil ber Schiffsbefaßung am Scorbut geftorben fey, und baß die übrigen auch umkommen würden, wenn man ihnen nicht ohne Verzug erlaubte“ ans Land zu fommen. Der Commandant bes Forr” bewilligte dieſes Gefuch, in der Hoffnung dafuͤr gı bezahlt zu werden, worauf denn 30 Franzoſen, d
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Viertes Buch. 287
fich krank anftelleen, aufgenommen wurben. "Unter ihren Kleidern hatten fie Waffen verborgen, womit fie in der Nacht die Garnifon uͤberwaͤltigten, und fih - feitvem im Beſitz des Forts behauptet hatten. Jezt beftand die Befagung aus 50 Europdern und 300 Sepoys. Der franzoͤſiſche Commandant antwortete auf die Auffoderung, daß das Fert dem Koͤnige von Frankreich gehoͤre, und daß, wenn die Englaͤnder die geringſte Feindſeligkeit ausübten, fo wuͤrde feine Na⸗ tion es als eine Kriegserklaͤrung anſehen; er hoffte daher, daß ſie ſich ſogleich zuruͤck ziehn wuͤrden, im widrigen Fall aber wäre er nebſt feinen Leuten ent ⸗ ſchloſſen, in der Breſche zu ſterben. Dieſe hochtoͤ⸗ nende Sprache war durch ſein Vertrauen auf eine Verſtaͤrkung von 700 Sepoys und 40 Europaͤern veranlaßt, bie Dupfeir von Pondichern nad) Chingla - per geſchickt hatte, mit Befehl, es Fofte auch was es wolle, ſich in Eobelong zu werfen. Die Englänr der errichteten eine Batterie, waren aber mit der größten Mühe aufihren Poften zu erhalten; auf den geringften Laͤrm flehen ſowohl Europäer als Sepoys. Elive verfuchte anſtatt der Etrenge fie durch das Ger fuͤhl von Schande zu ihrer Pflicht zu führen, und brachte fie auch durch fein eigenes Benfpiel dahin, daß fie etwas Much befamen. Den dritten Tag pe er 2 te es
2 Wertes Buch.
Forts, ber fh auf Diferetion zu ergeben erbot, wenn man ihm erlaubte, feine eigenen Effecten abzuführen.
- Diefes wurde ihm willig zugeflanden, und in wenig
Stunden waren die Engländer im Beſitz bes Orts. Die Effecten des Befehlshabers beftanden in einer großen Anzahl indifcher Hähne, und in einer Menge Tabak, beides Artifel, womit er Kandel trieb. Außer den Kanonen auf den Wällen fand man noch s® von dem größten Galiber, die man bey der Ein: nahme von Madras erbeutet hatte. Man entdeckte den folgenden Morgen feindliche
Truppen, bie fid) naͤherten. Der Commandant in Chinglapet hatte von dem in Cobelong den Tag zuvor
Nachricht erhalten, daß dieſer ſich nicht vierundzwan⸗
u ig Stunden mehr haften könnte; er beſchloß Darauf
einen Verſuch zu wagen, und das engliſche Lager zu überfallen, da er die Uebergabe des Forts nicht ahnete, Man Hei die Feinde nahe anruͤcken, lockte fie in einen Hinterhalt, ımd fiel ſodann über fie Her,
> Der Befehlshaber, 25 Europäer und 250 Sepoys Wwurden gefangen genommen, die andern warfen ihre
Waffen weg, und flohen nad) Chinglapet, wo fie alles mit Beſtuͤrzung erfüllten. Am diefe zu nutzen, eilte Clive ſogleich dahin.
Dieſes Fort liegt 30 engliſche Meilen von Cobe⸗
- Jong und 40 von Madras, nahe am Fluſſe Paliart
es wurde für ſehr feft gehalten. Die oͤſtliche und
nordliche Seite deffelben wird durch funpfige Neiße
Felder, und die weftliche durch einen großen See bes
deckt. AUnzugangbar von allen diefen Seifen würde 08 unuͤberwindlich ſeyn, wenn nicht die ſuͤdliche Seite
Bloͤßen
Viertes Buch; 259 Blsßen gäbe, wo das Erdreich hoch iſt. Der in 175g
difche ingenieur, der das Fort anfegte, ſcheint eine
größere Kenntniß feiner Kunſt gehabt zu haben, als man bey) feinen $andsleuten gewoͤhnlich antrifft, wel« des die Wahl des Grundes und die kluge Verthei⸗ kung der Seftungsmwerfe bewelſen. Die. Beſatzung beftand bamals aus 40 Europäern und 500 Sepoys,. Mari befchoß das Fort einige Tage lang, allein es waren noch große Schwierigkeiten zu überfteigen, als - ber Commandant zu capituliren verlangte; er erbot ſich zur Uebergabe wenn man der Garniſon einen freyen Abzug erfauben wollte, Cliveräumte diefes ein, und nahm das Fort in Beſitz. Durch die Eroberung: dieſer beiden Derter wurde dem Nabob das ganze " Sand zwiſchen Sadras und Arcot unterwuͤrfig gemacht.
Auf fein Anſuchen aber ſprengte man die Feſtungs-⸗ +
werfe von Cobelong, u :,. Die Gefundpeit des Capitain Clive nahm nach dieſer Erpebition täglich mehr und mehr ab, daher er nach England zuruͤckzugehn beſchloß. Er verließ Madras im Anfange des folgenden Jahrs mit dem allgemein anerfannten Kuhme, der erfie geweſen zu ſeyn, deſſen Benfpiel feine Landsleute aus ihrer Schlaſſucht erweckte, worin ſie vor der Belagerung won Arcot wie betaͤubt lagen, und der durch eine ununterbrochene Reihe gluͤcklicher Unternehmungen mehr als irgend ein andrer Offizier beygetragen hatte,
:290 u Biertes Buch,
1752 Diefer Ort gehörte zu bem Gouvernement bes Tůckea⸗ faheb,, der eben fo wie Chmba» faheb und Mortiz⸗ Ally eine Schweſter des Nabobs Subder⸗ ally geheu⸗ rather hatte. "Die Wittwe diefes unglücklichen Fürs ften nebft feinem einzigen Sohne, Ally« Doaft Khan, reſidirte mit Tucken=faheb im Fort. Man glaubte, daß ein. mit fo viel Prätendenten angefälleer Ort mit dem größten Nachdruck angegriffen werden würde; allein der Nabob hatte einen fo großen Gelbmangel, daß er lieber dem Anerbieten des Tuckea · faheb Ge⸗ hör gab, die Stadt und das Fort zu ranzioniren. Während man aber die Artifelentwarf, wurbe durch einen Zufall eine Kanone im Fort abgefeuert, deren Kugel ins Lager fil. Die Sepons, die ohnehin wegen ber vereitelten Hoffnung zu plündern uuzufrie⸗ den waren, bebienten fich diefer Gelegenheit, die Unterhanblungabzubrechen. Unter dem Vorwande die Beleidigung zu rächen, ftürzten fie in die Stadt ein, und fielen in die Häufer, mo die armen Bewoh⸗ ner feinen Widerftand thun konnten. Tuckea⸗ſaheb, ‚der die Urfache diefer jählingen Wuth nicht‘ wußte, hielt es für Verraͤtherey, und ließ daher aus dem Fort auf die Stade feuern. Diefes war das Signal zu weitern Feindſeligkeiten; die Englaͤndern warfen Bomben aufs Sort, die Beſatzung hingegen machte einen guten Gebrauch von ihren Kanonen, bis man fich endlich den folgenden Tag verglich. Die Ran⸗ 3ionsgelder wurden auf 300,000 Rupien fefigefeät, und noch den nämlichen Tag bezahlt, J Die Maratten waren mittlerweile beſtaͤndig her⸗
umgeſchweift, um Feinde und Freunde zu pluͤndern,
Viertes Buch, 291 wofuͤr fie noch überdem Bezahlung erwarteten, meilı752 fie durch eine förmliche Wereinigung mit des Nas bobs Feinden noch mehr Schaben haͤtten anrichten koͤnnen.
x Die Armee marſchirte nun von Vandiwaſch nach Trivadi zurüd, wo fie während dem Regen. wetter cantoniven wollte. Diefes fiel den 3 ıfln Oktober ein mit dem entfeglichften Orkan, den man bier je erlebt harte. Der Regen fezte in wenig Tar gen das ganze Sand unter Waſſer und verurfachte fo ., viel Ktankheiten unter den Truppen, baß diefe ges zwungen waren, ben 15ten November nach dem Fort St. David zurüc ‚zu gehen. Da hier nur blos fir ‚die Engländer Raum war, fo gingen faft alle Solda . ten des Nabobs nach Haufe, um nicht in dieſer Jap« res zeit im Felde zu bleiben.
Indeſſen hatte ſich ber Regent in Seringham von der Veftürzung erholt, die durch die Niederlage
x von Bahoor veranlaßt worden war; kaum hörte er alſo, daß die Engländer Die Winterquattiere bezogen hätten, fo ſchickte er den Morari- row mit allen feinen Maratten nad) Pondichery, nur 500 behielt er bey fih; auch Innis Khan verließ‘ mit feinen Maratten den Nabob, nachdem er vorher etwas von den Kan- gionsgeldern in Vandiwaſch von ihm erpreßt hatte,
292 | et Vach
1752 ließ er feine Lbensmittel nad Tritchinapoly paſſiren. Die Wirkung dieſer Feindſeligkeit wurde bald ge⸗ fuͤhlt, und veranlaßte die Regierung zu Madras, ihn nunmehr als einen erklaͤrten Feind zu behan⸗ deln. |
Dieſem Entſchluſſe zufolge nahm Dalton feine
Maaßregeln. Er marfchirte in der Nacht vom
23 ſten December aus Tritchinapoly, und erreichte,
ohne entdeckt zu werden, das feindliche Lager, wo er
altes fchlafend fand, fogar die Vorpoften, die mit
Bajonetten niedergeftoßen wurden. Das Gefchrey
verbreitete ſich allenthalben, und fämtliche Truppen
retteten fi) mit dee Flucht. Der Negent befand ſich in der großen Pagode, und hätte wahrfcheinlich den Eingländern nicht enteinnen innen ‚ wenn biefe. nur mit einer Petarde verfehn geweſen wären; ein Umſtand, der fogleich den Krieg geendige haben würde. : Dalton erlaubte feinen Soldaten alles aus dem verlaffenen Sager mitzimehmen, was fie nur be⸗ quem fortbringen fonnten, und fehrte ſodann nad) der Stadt zurüd, Dieſen Abzug nußten bie Feinde; fie fanden fich wieder in ihrem Lager ein, brachen die Zelter ab, und rückten alle in die Pagode. Diefes . bewies hinreichend ihre Furcht; da jedoch ihr ferne rer Aufenthalt m dieſer Gegend die Einwohner ab» halten mußte, Sebensmirtel nach Teitchinapoly zu ringen, fo befihloß Dalton die Pagode zu bombar« diren.
Man warf am ufer des Caveri eine ſtarke Ver⸗
ſchanzung auf, und beſezte ſie mit Kanonen. Die
Feinde blieben anfangs ruhig, berauſchten ſich aber
Viertes Buch, 499.
dichery zu kommen, fobald.er die Reiſe ohne Gefahr 1753 thun. koͤnnte. Mittlerweile langten 50 Franzoſen in Velore an, und mit ihrer Beyhuͤlfe ſormirte er eine Verſchwoͤrung unter den franzoͤſiſchen Gefangenen in Arcot, um die daſige engliſche Beſatzung zu uͤberwaͤl⸗ tigen, die nur ſchwach war. Man ſchoͤpfte aber in Zeiten Verdacht, und ſchickte den groͤßten Theil der Geßfangenen im December nach Chinglapet. -Sa endigte fich das Jahr 1752 im Carnatick.
Im Januar 1753 rückten bie Franzoſen ins Feld mit s6o-Europdern, 2000 Sepoys und 4000 Mas ratten, bie Morarisrow anführte. -Sie vermieden mit ben Engkindern zum Treffen zu fommen, die 700 Eus ropder, ꝛooo Sepoys ımd- ı soo Mann vom Nabob zufammengeraffte Cavallerie ftarf waren, Die Mararten konnten jeboch nicht. rubig fenn, und mag« ten fühne Angriffe auf die Batterien, : Die aber fruchte los waren und viel Blut koſteten. Bey einem betr ſelben blieben über hundert Maratten. - Morarisrom - warf den. Franzoſen nach feiner Ruͤckkumft ins. Lager ihre Feigherzigkeit vor, weil fie ihn gar nicht unter⸗ ftügt harten... :Dennoc fuhr er fort ben Engländern allen nur möglichen Abbruch zu thun, und befonders alle Zufuhr von Lebensmitteln u verhindern, Der Mangel im englifchen Lager noͤthigte den Majpr Law⸗ rence mit allen feinen Truppen beftändig auf bem Marſch zu feım, um bie Convohs vom Fort St. Da vid ſelbſt zu eſcortiren. . Diefe Märfche waren fo mühfam und gefährtich, daß, wenn die Framoſen fich fo chätig als die Maratten gezeigt hätten, eine Nie dertage der Englaͤnder unfeßlbar geweſen wäre: : :
296. Biertes Bud.
1753 von 150,000 Mann: "Zu. gleicher Zeit fielen auch die marattiſchen Feldherren Balagerow und Ragogee Benſola mit 100, ooo Maratten in Golconda ein. Salabad⸗ jing und Buffy befanden ſich in dieſer Hauptſtadt, als fie von der Annäherung biefer Heers Machricht erhielten... Cie rücten fogleich mit ihrer ganzen Macht ins Feld, -und trafen bey Bedor, eines alten feften Stadt, die Maratten an. Während dieſem Marfc) hatte Gazirodin Khan, ‚ohne Wiber- ‚derftand, Aurengabad eingenommen. Er führte ei⸗ nen franzöfifchen Wundarzt, Namens Bolton, mit
ſich, der lange Zeit feibarge des Großen Mogulg ges _
ben war. - Diefen. Mann ſchickte Gazi⸗ odin Khan
nach Pondihem,--als.einen Geſandten und Bevoll⸗
machtigten bes Kaifers ‚ um Duvpleir viele Vortheile
anzubieten, “wenn ey die franzoͤſiſchen Truppen van
Salabad⸗ jings Heere zuruͤckrufen wollte. ‚Als einen
| Beweis dieſes Auſtrags "zeigte, Volton ein Blankat
mit dem großen Reichsfiegel bezeichnet. Salabad⸗
x jing,; um :alle Unterhandlungen und. Beſorgniſſe auf
einrtab” zu endigen ‚nahm die fiherfte Manßreget;
tee beredie feine Muster; die fich in Aurengabad be⸗
"fand;: feinen Bruder, ber ihr Stieffohn war, zu ver⸗
sißten,: Dieſesthat fie, indem fie ihm eine. Speife
schickte, die ſie mit nur zu vieler Wahrheit: verficherte
ſelbſt zubereitet ju haben. Dach feinem. Tobe-ging
> bergeößte Theil feiner. Armee aus einander, einige Sruppen aber ſtießen zu den Maratten bey Beder.
7, So groß auch bie Furcht des Salobade jing bis⸗
—— war, ſo verſtellte er ſich doch, und. be«
banmete mit einem ohnmachtgen Feinde und Da
Biertes Buch... ‘297 ger zu thun zu haben, weit er allein der wahre Su · 1753 bah fey. Er ſchickte auch gleich nach Gazi⸗odin Khan Tode einen eignen Geſandten nach Pondichery, der ebenfalls · vorgab vom Großen» Mogul zu kommen, und Patente und Siegel aufzeigte, wodurch, dem Verſprechen des Salabad. jing gemäß, Dupleix vom Kaiſer als Nabob;aller ſüdwaͤrts vom Kriſtna Fluß ‚gelegenen Laͤnder beſtaͤtigt wurde. Der Abgeordnete ward mit großem Pomp und Ehrfurcht empfangen, und bie Beftallungsbriefe durch. die ganze Provinz befannt gemacht. Dieſer Titel indeffen, fo groß er auch war, ver · ſchaffte Dupleix doch fein Geld, das in den indoſta " miſchen Kriegen mehr Dienſte thut, als alle Titel und Wuͤrden; denn die Einkuͤnſte, die Salabad-jing in Aurengabad bezog, wurden alle auf das große Heer verwandt, das er unterhalten mußte; bie Truppen des Buſſy allein Fofteten ihm jaͤhrlich 4200,000 Pf St. In Pondichery war der Mangel eben fo großs «denn obgleich viele Statthalter im Carnatick zur Alt terſtuͤgung bes Chunda- faheb ohne Zwang alles: bep« „gettagen hatten, fo hörte doch dieſer Eifer mit feinen „Zobe auf, ‚da fie die Unfähigkeit feines Sopnes. Ras ja ſaheb kannten, der in jedem Betracht unvermoͤgend ‚ war.einen Krieg ſortzuſeben, in welchem fein Water mit allen feinen Talenten hatte unterliegen müffen.
vy8¶WViertes Buch.
175 Dupleir e Wuͤrde von allen anerkannt war, die Pier
homed- Ally nicht wohl wollten, fo war dennoch feine
Gewalt nur auf die Diftriste zwifchen Pondichery und
Gingee eingefihränft, und biefe brachten. jährlich
nicht mehr als 50,000 Pf. Et, ein. Die franzde fiihe Compagnie, die noch Feine wirklichen Vortheile von allen diefen Kriegen und Unterhandlungen gehabt hatte, ſchickte nicht mehr Geld nad) Indien, als zu ihrem Handel nöchig war, und zwar mit ausdruͤckli⸗
chem Beſchl, daß es zu feinem andern Zweck gebraucht .
werden follte,
Diefe nachrheiligen Umftänbe würden wahrſchein⸗ fich die Sranzofen dahin gebracht haben, nach bem Werluſt bey Seringham, die Feindſeligkeiten einzu⸗ ftelfen, wenn Dupleir nicht in feinem Charakter eine
| hoͤchſt ſeltne Beharrlichfeit ‚gehabt härte, wogegen
alles, ſelbſt fein eignes Vermögen, nicht in Betrach⸗ tung kam. Er war fo großmüthig geweſen, von ſei⸗ nen eignen erworbenen Reichthuͤmern die erſtaunliche
- Eumme von 340,900 Pf. St, vorzuſchießen, und
—
ſuhr fort noch mehr herzugeben. Da jedoch dieſe Aufopferung bey der Unfaͤhigkeit des Raja⸗ ſaheb nicht angewandt war, fo beſchloß er ihn zu nöchigen, auf den Nabobe «Titel Verziche zu thun, und ihn ſodann einer andern Perfon zu Übertragen, von deſſen Reichthum und Verbindungen fi mehr erwarten
ließe. Seine Wahl fiel auf Mortizzaliy von Velore,
gegen ben er ſich entdeckte, und ihm von allen Unter:
bandlungen mit den Maratten und Myſoren Mach⸗ ‚richt gab. Dieſer Statthalter nahm ben Auſtrag willig an, worb Truppen, und verſorach nach Pate
Viertes Buch. 801 und. raͤumte ihm dagegen fo wenig Vortheile und Ge⸗1753 walt ein, daß er wohl einſahe, eine Nabobſchaft un⸗ ter ſolchen Bedingungen ſey weniger werth, als der unabhaͤngige Beſitz ſeiner Statthalterſchaft von Ve⸗ lore. Er fuͤrchtete indeſſen, daß ihn Dupleir als Geſangener i in Pondichery behalten wuͤrde, wenn er feine wahren Geſinnungen entdeckte, und verſtellte ſich daher. Dupleir war aber zu ſcharfſichtig, um fich hintergehn zu laffen, dabey aber viel zu Flug fich ber Perfon des ſogenannten Nabobs mit Gewalt zu bemaͤch⸗ „tigen, weil er durch eine folche Verletzung von Treue | und Glauben allen Eredit bey Freunden und Feinden] verlieren wuͤrde. Er ließ daher Mortiz⸗ ally ruhig I abziehn, der mit dem Verſprechen, in der Provinz Arcot den Krieg fortzufeßen, Pondichern im März verließ, überzeugt, daß er zum erftenmafe in feinen ‚ geben einen liſtigern Mann, als er jelbft fey, angetrof
fen: habe,
Lawrence hatte mittlerweile eine Verſtaͤrkung von 200 Europaͤern erhalten, und verſuchte nun, der Une thärigfeit uͤberdruͤſſig, das franzöfifche Lager zu flüm men; er fanb aber daflelbe bey der Annaͤherung fo feft, und mit Rebouten, tiefen. Graben und einer zahlreichen "Artillerie fo wohl verfehn , daß er-feinen VWorſatz aufgab, und einen andern Dperationsplan entwarf, Er wollte den Krieg in eine andere Ge⸗ gend Binfpielen, um bie Sranzofen aus ihren unbe jwingbaren Verfehanzungen zu locken; es war. aber nicht feicht zu: beftimmen, . wohin man fih wenden ſollte. Eine ganz unerwartete Nachricht ‘von Trike chinapoly entſchied aufeinmaldie Schwierigkeit. . -
300 Viertes Burch.
275 3 Dupleir’s Plan aber. war vorzuͤglich die Erobe. J rung von Tritchinapoly zu befördern, und daher den Krieg an der Seefüfte fo.lang als möglich aufzuhal⸗ ten, damit die Myſoren ungeſtoͤrt die Blokade der Stadt foreſetzen koͤnnten. Er gab daher den Trup⸗ pen am Fluß Pannar Befehl, blos defenſive zu agi · ren, und ihre Verſchanzungen. zu verſtaͤrken, bie denn auch bald einer regelmäßigen Feftung aͤhnlich waren. Da es ben Engländern fehr an Reiterey fehlte, fo wurde ber König von Tanjore erfucht, ihnen Cavallerie zu ſchicken. Er verfprach es auch, behiele fie aber: zurück, da ihn die Maratten ſelbſt mie einem Einfall in. ſein Land bedrohten. Dieſer Umſtand hielt den Major Lawrence in Unthaͤtigkeit. Nach den Vorurtheilen in Indoſtan wird ſowohl. dieſe ale ein Ruͤckzug nie der. Klugheit zugeſchrieben, ſondern der Theil, der zu ſiegen aufhoͤrt, wird feinem Unter« gange nahe gehalten. So waren die Begriffe von der Armee bey Trivadi, die Dupleir ſich ſorgfaͤltig zu verbreiten bemuͤhete. Mortiz⸗ally bekam dadurch Muth/ und marſchirte mit feinen Truppen nad) Pon ⸗ bichery,, wo er 50, ooo Pfi St: zur Führung bes Kriegs hergab, und dafuͤr mit geofien Ceremonien und oͤffentlichen Freudensbezeigungen zum Nabob
| boni Carnatick ausgerufen wurde > ©... Dieſe feine Freude aben-.bauerte nicht fange, | Mai verlangte, er follte fo wie Chunda⸗ faheb.an der Edprpitze der Armee erfheinen „. allein dawider hatte er eine natürliche Abneigung. Ferner, da bie Capitu« fationspunkte feiner -Regentfehaft entworfen wurben, ” verlangte man. von ihm ſo viel Geld und Solbaten,
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u Biertes Buch. | 303
. Der Mangel an Reiterey war bisher bey des 1753 Nabobs Angelegenheiten die größte Hinderniß gewe⸗ fen. Man beſchloß daher abermals dem König von Zanjore darum anguliegen, und um ihn allenfalls . durch Furcht dazu zu bringen, fo follte der Marfch nah Teitchinapoly durch feine Staaten gefchehn. Die Armee rücte ein, und ging über den Coleroon, wo fich denn Euccojee, des Königs Premiermini« ſter, bald einfand, um den Nabob und den Major Lawrence im Namen feines. Heren zu fomplimentiren, ‚ Der König Fam ihnen felbft unweit feiner Hauptſtadt mit großer Pracht entgegen, in Begleitung von 3000 . Meitern ımd 200 Elephanten mit srhgefichen Decken. Er fehien überzeugt zu feyn, Daß es fein Intereſſe verlange, ten Nabob zu unterfiügen, und befahl daher feiner Cavallerie, mit ben Englänbern nach Tritchinapolyh zu marfchiren. Den folgenden. Tag aber, nachdem fie nur einige Meilen mitgezogen waren, verließen fie Die Armee fchleunig, jedoch mit dem Verfprechen ſich bald wieder einzufinben.
Dalton war in diefer —— in Tritchina⸗ poly nicht unthaͤtig geweſen. Ein Theil des feindlichen Heers wurde von Virana commandirt, den Dalton Gelegenheit gehabt hatte genau kennen zu lernen. Seine Kriegstalente waren ſehr geringe, uͤberdem war er aͤußerſt furchtſam, beſonders in der Nacht, daher der engliſche Beſehlshaber nicht zweifelte, ihn durch häufiges Allarmiren in feinem eignen Lager da⸗ bin zu bringen, keine Truppen mehr zur Hemmung der. Zufuhr ausjufenden. Diefer Anfchlag gelang. Eine nächtliche Kanonade ins feindliche Sager fezte
1753 Dalton, dem alle Zufuhr in die Stadt abgeſchnit⸗ ten war, und die geößte Noth in der Folge befürchtete, hatte oft den Statthalter Kiroodin Khan wegen dem
Vorrath der noch vorhandenen Sebensmittel befragt, der ihm beftändig mit großer Zuverficht betheuerte, daß er fo viel hätte, um bie Befagung vier Monat fang zu ernähren. Da fih'noch manche Zufuhren, troß der Wachfamfeit der Feinde, in die Stabt fchlie chen, wurden die Magazinenicht fehr angegriffen ; fo bald aber die Myforen, wie oben gemeldet, ihre Armee in zwey $äger vertheilten, hörte alle Zufuhr gänzlich auf, Nunmehr beftand Dalton darauf, die Magazine zu unterfuchen, da ihm denn Kiroodin Khan zu ſei⸗ nem Erftaunen meldete, Daß er den zeitherigen Man⸗ get benußt habe, um den Vorrath an die Einwohner von Tritchinapoly zu einem hoben Preiß zu verfaufen, ‚in der Hoffnung Gelegenheit zu finden, den Abgang wieder zu erfeben; wobey er frey geftand, daß alles übrig gebliebene höchftens für funfzehn Tage zurei⸗ chen würde; ein Zeitraum, in weichem die Armee der) Trivadi faum diefe Nachricht erhalten und der Stadt zu Hülfe kommen konnte. Klagen und Vor⸗ würfe maren vergebens, denn das Uebel war gefchehn. Es wurde fogleich ein Bote an Majer Lawrence mit dieſer beunruhigenden Neuigkeit abgefertige, der ben zoften April um zehn Uhr bes Nachts anfangte, und mit Tagesanbrud) ging der Marfch auch ſchon fort. $arorence ‚ließ 150 Europder und soo Sepoys in Trivadi zur Befaßung zuruͤck, und mit, den übrigen Truppen marfchirte er nad) dem Sort St. David, um bort erft Die nörhigen Beduͤrfniſſe zufanimenzubringen.
Viertes Buch. 303
Der Mangel an Reiterey war bisher bey des 1755 Nabobs Angelegenheiten die größte Hinderniß gewe ⸗ ſen. Man beſchloß daher abermals dem Koͤnig von Tanjore darum anzuliegen, und um ihn allenfalls durch Furcht dazu zu bringen, fo ſollte der Marſch nach Teitchinapoly durch feine Staaten geſchehn. Die Armee rüdte ein, und ging über den Coleroon, wo ſich denn Euccojee, des Königs Premiermini« fter, bald einfand, um den Nabob und den Major Lawrence im Namen feines Herrn zu Eomplimentiren; Der König Fam ihnen felbft unweit feiner Hauptſtadt mit großer Pracht entgegen, in Begleitung von 3000 Meitern und 200 Elephanten mit veichgeftichten Decken. Er fihien überzeugt zu feyn, daß es fein Intereſſe verlange, den Nabob zu unterflügen, und befahl daher feiner Cavallerie, mit den Engländern nach Tritchinapofy zu marfchiren. Den folgenden. Tag aber, nachdem fie nur einige Meilen mitgezogen waren; verließen fie Die Armee fehleunig, ‚jedoch mit dem DVerfprechen ſich bald wieder einzufinben.
Dalton war in diefer Zwiſchenzeit in Tritchina ⸗ poly nicht unthärig geweſen. Ein Theil des feindlichen - Heers wurde von Virana commandirt, den Dalton Gelegenheit gehabt hatte genau fennen zu fernen. Seine Kriegstalente waren fehr geringe, überdem war er äußerft furchtfam, befonders in der Nacht, daher der englifche Befehlshaber. niche zn" durch häufiges Allarmiren in feinem eignı bin zu bringen, feine Truppen mehr zur der. Zufuhr auszuſenden. Diefer Anfchi Eine nächtliche Kanonade ins feindliche
404 | Viertes Buch.
1753 den Virana in fofche Beftärzung, daß er in ber größe
=
ten Verwirrung am folgenden Morgen aufbrach, und
ſogar eine Menge Reiß und andre Lebensmittel zurück
ließ. Er vereinigte fich mit der andern Armee in Seringham, und nun wagten bie Landleute von neuent die Stadt mit den nöthigen Bebürfniffen zu verſor⸗ gm . .
Lawrence traf endlith den Gten May in Tritchi⸗
napoly ein, allein bie englifchen Truppen waren auf
dem Marſch bey der großen Hiße fo ſehr geſchmolzen,
daß außer den Todten und Kranken, die man nad) dem Sort St. David und Devi-Eotah zuruͤck geſchickt
Hatte, noch über hundert Mann zum Dienft untauglich waren; auch war die Defertion febr ſtark geweſen, befonders unter den Schweizern, die Truppweiſe bavon fiefen. : Alle Truppen beſtanden baher mis Inbegriff der Befaßung von Tritchinapoly jezt nur in soo Europdern, 2000 Sepoys, und 3000 Rei⸗ tern. .
Dupleir hatte mittlerweile 200 Europaͤer und
500 Sepoys zu den Moforen ftogen laſſen. Law⸗
rence erlaubte feinen Soldaten nur drey Tage Ruhe; er befchloß den Feinden eine Schlacht anzubieten, und wenn fie es ausfihlügen, ihr Lager zu fanonisen und Seringham zu bombardiren. Des Mabobs Reiteren, die lange feinen Sold erhalten hatte, wollte keinen
‚Antheil an diefer Erpebition nehmen, daher die In⸗
- fanterie allein marfchiren mußte, Die Ufer der In⸗
‚auseinander gefprenge, und zogen ſich nach der Pa⸗
ſel waren mit myſoreſchen Truppen bedeckt, welche die Landung hindern wollten; ſie wurden aber bald
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Biate Zub, j 305
gode zuruͤck, bis die Maratten zu “ihrer Unterftägung 1753 erfehienen; diefen folgten bie Sranzofen unter An ' ‚führung eines ſehr geſchickten Offiziere, Namens Aſtruc, da denn die Engländer nad) einem hart: nackigen Gefecht genöthigt waren wieder abzuziehn. Die. Fähigkeit des franzoͤſiſchen Befehlshabers war ben diefem Vorfall fo auffallend geweſen, daß Lawrence wenig Hoffnung hatte, die Feinde aus der Pagode zu vertreiben, daher er feine ganze Sorgfalt auf die Propiantirung von Tritchinapoly einfchränfte, Er ſchickte fowohl an den König von Tanjore ald nach Tondimans Sand Abgeordnete, um Proviant einzufaus fen; allein ber Regent von Myſore verhinderte es in beiden $äudern, indem er durch feine Agenten vor⸗ ſtellen ließ, daß, fobald Tritchinapoly mit gefüllten "Magazinen verfehn wäre, bie Engländer gewiß for gleich) nach dem Carnatick marſchiren und ihre Vundsgenoſſen der Rache der Myſoren überlaffen "würden, die denn auch unfehlbar diefen Benftand ſchrecklich ahnden dürften. Diefe Vorftellungen war ven ganz dem Genie der Indier gemäß; denn biefe Nation hat feine Begriffe von Dankbarkeit, und er- wartet daher diefe Tugend auch nicht bey andern zu “finden. Da fie gewohnt find, gethane Verſprechun— gen nicht zuachten, fobald fie ihren Endzwed erreiche haben, fo glaubten fie auch gar nicht den Verſiche⸗
306 Viertes Buch,
753 der den König von Tanjore gänzlich beherrfchte. Um jedoch) den ungewiſſen Folgen des Kriegsgluͤcks vorzu⸗ beugen, entſchuldigte ſich der Koͤnig aufs beſte, und behauptete, daß ihm die Feinde ſchon an 100,000 Pf. St. Schaden zugefuͤgt haͤtten, dennoch wollte er nach der Aernte den Englaͤndern alle nur moͤgliche Huͤlfe leiſten. Auf dieſe Weiſe ſchlugen alte Wiaofi- regeln die Magazine anzufuͤllen fehl, ja man hatte
große Wiühe, nur fo viel Proviant zu verfihaffen, als die Truppen in der Stadt zu ihren täglichen Bebürfe niffen brauchten.
Durd) die Bravour der Maratten, die beſtaͤndig
I herumfchweiften, verloren. die Engländer einige ſeſte Plaͤtze, die nicht ſtark befezt waren. Zu dieſem Un⸗ gluͤck kam noch, daß die Anarchie immer weiter um.
ſich griff. Viele Eleine Befehtshaber in den Diſtric⸗ ren warfen ſich zu Statthaltern auf, und gaben vor von Dupleir und Morari:rom bevollmaͤchtigt zu feyn, überall Contributionen zu erheben, und Gewaltthaͤtig⸗ feiten auszuüben. Diertiz-ally ſelbſt, da er hörte,
- dab Tritchinapoly ſich im folcher Noch befaͤnde, faßte Muth, und hoffte ſeine von Dupleix erhaltene Na⸗ bobswuͤrde behaupten zu koͤnnen; er ruͤckte daher mit 4000 Mann ins Feld, und ließ alle in der Naͤhe von Arcot liegende Doͤrfer auspluͤndern.
Die Feinde verließen endlich Seringham, gingen über den Caveri, imd lagerten ſich m der Ebene, Ihre Wacht beftand jet aus 45 0 Curopdern, 1500
wohl diſciplinirten Sepoys, gono mpforefihen Rei⸗ tern, 3500 Maratten, ı 200 Topaſfen und Sepoys im Dienft des Negenten, und asoco Peons, die.
Vierte Buch. «367
cheils mit Feuergeweht Heils mit Schwertern, Bogen 153
und Pfeilen, Piken, Keulen u. J m. bewaffnet wa⸗ ten, Lawrence harte: nicht mehr als soo Europaͤrr und 2600 Gepoys, denn die Cavallerie des Nabobe fuhr fort ihre Dienfte durchaus zu verfagen, bis ide rückftänbiger Sold bezahlt ſeyn wiirde. Eine fleine Unpößlichfeit vermochte Lawrence fich nach der Stadt zu begeben. Durch ein Verſehn des engliſchen Inc terims » Befehlshabers blieben in feiner Abweſenheit einige wichtige Anhoͤhen unbeſezt; bie Feinde nuhten dieſen Fehler, nahmen davon Beſitz, und fehnieren abermals alle Zufuhr ab. Ihre ſehr vortheilhafte Pofition und die Staͤrke ihres Heers machten einen Angriff auf ihr Sager unausführbar. Indeſſen war es angenfcheinlich, daß, ohne fie zu vertreiben, weder Die Engländer im Felde, noch die Befaßung von Tritchinapoly lange aushalten Könnte. - Diefe üble Sage erzeugte eine ſtarke Defertion unter den 'englb ſchen Truppen. Die Murhigften fingen an-bie Hoffe nung zu verlieren, und fahen es als das einzige Ret⸗ tungsmittel an, die Stadt zu verlaffen, um den Hun · gertode zu entgehn. „Die Feinde, DIE fich auf ihre grofie Anzaf f zer, liegen, wuͤnſchten ein Treffen,. um den Keaieg auf einmal zu endigen; und die aufs äußerfte gebrachten Engländer waren auch entfhlöffen, beoor fie einen
308 WBiertes Buch. „1753 myſoreſchen Cavalleriei in der Ebene blosſtellten. Vers moͤge ber vortreflichen Difpofition des Lawrence und „ber auferorbentlichen Tapferkeit der Engländer, trieb . man die Franzoſen zurück, und vereiteite alle Anfälle . ber verwegenen Reiter, bie mit ihrer ganzen Macht ‚ andeungen, und ſchaarenweiſe fielen... So wurde Tritchinapoly gerettet durch einen Sieg, ber ſelbſt das Eerſtaunen der Englaͤnder erregte. Waͤren ſie unthaͤ⸗ tig geblieben /ſo würde die Stadt in wenig Tagen - „verloren gegangen ſeyn, und eben dieſen Erfolg hätte - auch ihre Miederlage gehabt, daher Lawrence ſehr klug bandelte, wegen einem fe wichtigen Gegenftanb - ‚alles zu wage Unter den. Feinden entftunden. Mißheligkeiten a dem Treffen, da eine Bölferfchaft der andern .. den übeln Erfolg zur Laſt legte. Die fäntlichen Trup⸗ pen hielten ſich in ihrem Lager ruhig, erſchienen bey , Tage ſelten in ver Ebene, und des Nachts nie. Dieſe Mauthloſigkeit benutzten die Engländer, um kine Con⸗ vohy nach Tritchinapoly zu bringen, wodurch die Stadt auf 50 Tage mit Proviant verſehn wurde. Da nun dieſe große Abſicht erreicht war, beſchloß Lawrence nach Tanjore zu marſchiren, um den König des Lan⸗ des zu bewegen, die fo nörhige Cavallerie herzugeben ; er ſchmeichelte ſich, daß die Erſcheinung der Armee u ‚und ihre erfimpften Vortheile dies Anfuchen jezt er» leichtern wuͤrben. Die Segemvart des Nabobs war zu Diefer Unterhandfung nothwendig, und er bereitete ſich auch zur Abreife, als feine mißvergnügten Trup⸗ pen ben Abend vorher den Palaſt beſtuͤrmten, und erklaͤrten, daß fie ihn nicht weglaffen würden, bis er
/
on Viertes Buch. 309 ihnen den rücftändigen Sold bezahle hätte,“ "Alle 1753 Vorſtellungen waren fruchtlos, ob man ihnen gleich
begreiflich zu machen ſuchte, ‘daß feine reife nach Tanjore das Mittel fey, wodurch fie hoffen koͤnnten bezahle zu werden. Sie blieben unbeweglich und drohten Gewalt zu brauchen, Dolton ſchickte die Nachricht von Diefem Vorfall ing $ager, worauf ame rence 296 Europder commanditte, die durch die Auf ruͤhrer durchbrachen, in den Palaft eindrangen den Nabob gluͤcklich herausholten und in einem Palankin
ins Lager brachten. "Die Mißvergnuͤgten unterſtan⸗ den ſich nicht den geringſten Widerſtand zu thun; auch that man ihnen nichts zu Seide; denn obgleich fotche Auftritte unter fehr civilifirten Voͤlkern als Re⸗ bellion und Hochverrath angeſehn werben, ſo betrach⸗
tet man fie in Indoſtan nur als gemeine Vorfälle, wo es ſchwer zu entſcheiden iſt, ob der Fürft ober die ) Truppen Unrecht haben‘ Gewiß iſt es, daß der) Nabob diesmal Fein Geld harte, und daß die En länder jezt ſchon zwey Jahre lang die Kriegskoſten fuͤr ihre Truppen hatten hergeben muͤſſen; ſonſt abet | - iſt es die Maxime aller Fuͤrſten in Indien, ſte moͤ⸗ gen noch fo reich ſeyn, ihre Heere in rüchſtaͤndigem Sold zu halten, damit die Soldaten nicht davon laufen.
Dieſe Furcht iſt nicht ungerecht im Anfine von Miethlingen ; die aus allen Gegenden eines befpotla fhen Reichs zufammen gebracht werben, und nicht die geringfte Neigung weder gegen ben Fürften-haben, dem fie dienen, noch gegen die Sache, für- die fie fech«
ten. Da fie gewohnt find Entſchuldigungen zu ho . uz3
175
310 Viertes Buch.
ren, wenn Feine Urfache dazu vorhanden iſt, fo ach⸗ tan fiefoiche auch nicht, wenn mwirfliche Noth verhin- bert fie zu befriedigen. Hiezu fomme noch ein den: meiften Sürften in Indien eignen Gebrauch, der nicht wenig das Mißtrauen vermehrt. Die eitlen Be⸗ ‚sriffe, womit fie erzogen find, flößen ihnen eine auſ⸗
ferordentliche $iebe für allen ya Deomp ein, und das entnervende Clima ihres Vaterlandes macht fie
| unfähig den Trieben ber Phantafie zu widerſtehn.
Ferner die häufigen. Gluͤcksveranderungen in dieſem
MRieiche zeigen fo ſehr Die Nothwendigkeit, Schaͤhe wi⸗
der die Stunde des Truͤhſals zu ſammeln, daß nichts gewoͤhnlicher iſt, als einen Nabeb zu ſehn, ber ein- koſtbares Meinod für eine große Summe kauſt, zu
eben der Zeit, da aus Geldmangel alle feine Angeles
genbeiten ins Stecken gerathen, und er die.größten Beduͤrfniſſe foum befriedigen fann. Daher alſo, anſtatt Durch das Geſchrey und die Klagen ihrer Sole baten beunruhigt zu werben, leben fie vielmehr in täglicher Erwartung .folcher Auftritte; dabey fie den Grundſatz haben, fie gebuldig anzuhören, wenn nur feine Gewalt gebrauche wird. Um nun djefe zu vera bindern,. bemuͤhen fie ſich einige ber vornehmſten Be⸗
fehlshaber mit einer gehoͤrigen Anzahl auserleſener
Truppen in ihr Intereſſe zu ziehn, die bey einem ent⸗
ftehenden Tumult den Fuͤrſten beſchuͤtzen; denn ſehr
ſelten geſchieht ein ſolcher Auflauf unter Anfuͤhrung eines angeſehenen Beſehlehabers. Wenn aber das Gluͤck dem Fuͤrſten ganz den Ruͤcken zukehrt, und er einem ſtaͤrkern Feinde unterliegen muß, alsdann wer⸗ ben feine Auoflůchce . ſtfeuge beſtraft, entweder
a
Vierten Buch. gar
durch den gänzlichen Abfal feiner Armes, oder durch ‚7,3
- die härteften Beleidigungen, denen Mahemed- Ally doͤchſt wahrſcheinlich nicht entgangen wäre, wenn ihn die Engländer nicht auf die oben erzählte Art befreyt haͤtten.
Sobald der Nabob im Lager angelangt war, brach Lawrence auf, und kam ungehindert nach Tan jore. Die Gegenwart dev Armee erreichte Bier den
gehofften Endzweck, denn dev. König, bewilligte die verlangten Hülfstruppen. Nurfunfjig Mann: von der: Gavalterie des Nabobs begfeiteten ihn, Die übrigen blieben unter Den Mauern von Teitchinapofy gelagert. Wenig Tage aber nad); dem. Abzug, der Eugländer gaben fie dem Capitata Dalton förmlich van ihrem, Vorhaben Nachricht zumSeinde überzugehn, wobey
fie ihn baten, fie nicht bey ihrem Abmarſch zu fanoni«- ven. Dies verfprad) er ihnen gerne, weil er froh
mar ſolche gefäßrliche Nachbaru les zu werben, da (ie denn ruhig abzogen. ¶ Die Bofade der Stadt dauerte indeffen beſtaͤne . dig for: Der legt erhaltene Proviant war nur gang allein für-die Beſatzung, die Cinwohner mußten für ſich ſelbſt forgen, fagut wie fie fonnten. Der Reiß, biefe Hauptnahrung ü in Indoftan, wurde funfzehnmak teurer wie gewoͤhnlich verkauft, und Brennfolz mar faſt für Beinen Preiß zu. haben. Diefer Mangel zwang fle ihre Wohnungen zu verlaſſen, und in Mo« natsfriſt ſahe dieſe große Sta ſchen enthielt, einer Einoͤde daten und die zum Troß ge blieben zuruͤck, die ſamtlich
—
912 Diertes Buch.
3753 betrugen, Unter diefen waren 1000 Peons, . bie man zu nichtd als zum Allarmiven brauchen fonnte, daher. man fie zwiſchen der äußern und der innern Mauer poftirte, die Sepoys, 600 an der Zahl, ftellte Dalton auf bie Wälle, und mit feinen 300 Europäern befezte er die, Thore,
Der Mangel an Soldaten mußte durch. die Wachſamkeit fo viel als moͤglich erſezt werden. In - deſſen war es aͤugenſcheinlich, daß die Stadt in großer Gefahr ſeyn wuͤrde, wenn die Feinde bey der Nacht - einen Sturm mit Nachdruck wagen ſollten. Diefe, Abſicht mar aud) wirklich vorhanden; denn bie Franz. zoſen hatten ſchon Sturmleitern in Bereitſchaft, und ſchickten häufig Partien aus, die Tiefe des Grabens zu ſondiren, die aber nie ihren Vorſatz ausfuͤhren konnten. Brenier war indeſſen an die Stelle des Aſtruc Befehishaber ber franzoͤſiſchen Truppen gewor⸗ den. Dieſem lag nun Dupleir ernſtlich an, einen Sturm zu verſuchen, es moͤchte auch koſten was es wolle; dabey ſchlug er ihm ein Mittel vor, die noͤthige Kundſchaft aus der Stadt einzuziehn, er ſollte naͤm⸗ lich einen geſchickten Offizier, Namens Cattans, als einen Deerteur, hineinſchicken. Man verſprach die⸗ fem Mann eine Compagnie und 30,000 Rupien; dafuͤr machte er ſich anheifchig, ben Ort auszufinden, wo man am-beften bie Sturmleitern anlegen Eönnte, und mit den franzöfifihen Gefangenen eine Verſchwoͤ⸗ "rung zu entwerfen, melche losbrechen, die Wache über: . roältigen, und fobann die Engländer in der Stade anfallen follten, während man yon außen die Waͤle beſteigen wuͤrde.
2 v
Viertes Buch 313 Cotians kam nach Tritchinapoly und hot denazäg/ Englaͤndern ſeine Dienſte an, da er vorgab von den Franzoſen übel behandelt zu ſeyn. Eine zu ſtark af⸗ fectivte Freymuͤthigkeit in feinem Betragen aber flößte Dalton gleich einigen Verdacht ein. Es wurden dar her zwey Perfonen beordert, ihn genau zu beobachten. Diefe entdeckten feine Sorgfalt Die Seftungswerfe zu, unterſuchen, das Caliber der Kanonen zu meſſen, und endlich, daß er ben franzoͤſiſchen Gefangenen durch die, Fenſter ihres Gefaͤngniſſes kleine Papiere zuſtellte. Unter der Beſatzung befand ſich ein Franzoſe, auf deſ fen Treue die Engländer rechnen konnten; dieſer ers bot ſich ſeinen Landsmann noch beſſer auszuforfchen, und ließ ſich daher in deſſen Gegenwart für eine ans“ gebliche Nachlaͤßigkeit rüchtig Durchprügeln. Nach dieſer Zuͤchtigung ſtellte er ſich ſo racheduͤrſtig an, daß, Catians ihm fein voͤlliges Vertrauen ſchenkte, und. ihm eine große Belohnung verſprach, wenn er ihm zur Ausfuͤhrung ſeines Plans behütflich feyn wollte, Der Soldat fagte, er wäre ‚eben nicht zu großen Un« ternehmungen tauglich, wenn es aber nöthig waͤre, fo wollte er deſertiren, fobald er ar Thor die Wache haben würbe, und dem frangöfifchen Befehlshaber einen Brief bringen, nur müßte ihm Cattans den Pardon für feine vormalige Defertion von den Fran ⸗ zoſen garantiren. Diefe Zuſage ertheilte ihm der andre förmlich, und unterſchrieb dag Papier mit ſei⸗ nem Namen, zu welchem er den Titel fügte; Ber vollmaͤ gab er ſtaͤndig
‚314, Virrted Bub. .
1753 werte bes Ders enthielt, nebft einigen vobeserhebun · gen ſeiner eignen Geſchicklichkeit, womit er den eng« liſchen Commandanten hintergangen haͤtte, den er als
einen ſehr jungen Mann bezeichnete der mehr Ver⸗ grauen. auf ihn als auf feine eignen Offiziers ſezte. Der Soldat übergab diefen Brief an Copitain Dal« ton, der fogleich Cattang in Verhaft nehmen ließ, "Anfangs leugnete er olles, da man ihm aber feine eigne Handfchrift vorzeigre, fe geftand er fein Vor⸗ haben, und bat uur um die einzige nahe, nicht ger Dangen, fondern arquebufirt zu werden. Man fügte ihm, dag fein Schickſal erft nach, der Ruͤckkunſt des Major Sawrence entfchieden werben wuͤrde. Indeſ⸗ fen wünfchte Dalton den Feind in die Falle zu locken, durch daſſelbe Mittel, das er gegen ihn gebraucht hatte, und verfprach daher dem gefangenen Epion ihm Pardon zu verfhaffen, wenn er au Brenier einen Brief fchreiben und ihn dahin bringen wollte, einen Sturm an dem Orte zu verſuchen, den Dalton beſtim⸗ men würde. Cattans war hiezu gleich willig. Es wurde eine Baftion ouserfehn, Die außen am zugaͤng⸗ lichſten, innerhalb aber der am. weiften befeſtigte Theil aller Werfe war. Ein Mohr übernahm für. acht Rupien diefen Brief zu überbriugen; Brenier gab ihm zwanzig, und ſchrieb fo fort eine Antwott, worin er verſprach, feinen Plan auszuführen. Die Defagung war mehrere Nächte hinter einander auf ber Zut, allein es gefchaf kein Beſuch, weil die Nach⸗ richt von des Major Sarorence Ankunft die Feinde in einer befkindigen Unruhe erhielt, fa daß fie nicht eine Unternehmung magsen, von beren glücklichen Erfolg _
fie doch uͤberzeugt ſeyn mußten,
Viertes u. 315
Den 7ten Auguft langte Sarorence in ber Nähe 1783, von Tritchinapoly an; er war mit 3000 tanjoreſchen Reitern und 2000 Mann Fußvolk, desgleichen vom Fort St. David mit 170 Europaͤern und 300 Se⸗ poys verſtaͤrkt worden. Er hatte 4000 Buͤffelochſen bey ſich, die der Nabob angefchäfft, und dem Borges“ ben nach mit Proviant beladen hatte. Es fhien aͤußerſt ſchwer zu feyn, Diefen großen Zug im Angeſicht ber Feinde in die Stadt bringen zu können, jedoch glüdte es nad) einem fehr higigen Gefecht, . woben die Franzoſen allein an ı co Europäer, die Engländer aber 40 verloren. Die tanjorefche Cavallerie blieb dabey ganz unthätig, ſonſt würden wenig von den in der größten Unorbnung fliehenden Feinden enttoms
meien ſeyn; ihr General Monadjee entſchuldigte fich mit ſeiner Sorgfalt die Bagage zu decken, wofuͤr Lawrence aber ohnehin ſchon geſorgt hatte. "Sobald alles in Tritchinapoly eingeruͤckt war, wurde der Proviant in die Magazine gebracht, da die Engländer denn mit dem größten Unwillen und Er⸗ ftaunen wahrnapmen, daß von allen den Büffelochfen nur 300 mit gebensmitteln für die Garnifon beladen waren, ein Vorrath, der Faum quf zehn Tage zu⸗ reichte. . Die Ladung aller andern war ‚nichts als überflüßige Bagage und ein Kaufen Lumpereyen, die nicht den Transport verlohnten. Eine ſolche Nach⸗ laͤſſigkeit in einer fo wichtigen Angelegenheit, die man mit fo vieler Mühe und Gefahr zu Stande gebracht harte, iſt wohl nirgends möglich, als wre ımnanat- mäßigen und trägen Regierungen in J Engländer, welche die Natur derfelben
\ ie EEE.
316 WViiertes Buch. | 2733 ten, waren fer zu tadeln, daß fie bieſes Geſchaft, von dem alles abhing, ganz dem Nabob und ſeinen Befehlshäbern uͤberließen. Dieſem Uebel in etwas, abzuhelfen, ruͤckte Lawrence aus, um die umliegende Gegend den Zufuhren vom Sande offen zu halten, und wo möglich. die Convohs der Mpforen aufzufan; en. >. | ‘ Cattans wurde im Angeſicht der feindlichen Vor« voten gehangen; er farb mit großer Entſchloſſenheit, und bereute den Capitain Dälton betrogen zu haben, der ihn fo gütig aufgenommen hatte: Da man dies fen Marin gebraucht Harte, unter dem Verſprechen ber. Begnadigung, feine eignen Landsleute zu hintergehn. ſo war Lawrence allerdings zu tadeln/ daß er ihm
nicht das Leben ſchenkte. —
Die Feinde, die ein neues Gefecht vermeiden wollten, zogen ſich zuruͤck, wie die Englaͤnder voprüde ten, und zwar mig ſolcher Eüfertigfeit, .bafi fie einen Theil ihrer Bagage und Munition zuruͤck liefen, Eie lagerten ſich auf einer. Anhoͤhe an dem Ufer dei Caveri, Bon hier wollte Lawrence fie auch vertrei⸗ ben, als er den, 24/ten Auguft die unangenehme Nachricht yon einer feindlichen Verſtaͤrkung hörte, die. allein der ganzen Macht der Engländer gleich, kam. Es. waren zooo Maratten, einige taufend Peons und eine Anzahl Topaflen unter Anführung des kuͤhnen. Morari- rom, desgleichen 400 Europaͤer und z2000 Sepoys nebft fehs Kanonen. ‚Die meiften diefep Europder ıyaten am Ende det Yung aus der Inſel Mauritius angelangt, mp man fie Ye eiplitigt hatte. Dupleix ſchickte fie nebſt allen Gola
Viertes Bud... : 17 daten, bie er mir zuſammen bringen konnte, um dem 1709 Kriege bey Tritchinapoly wo moͤglich ein Ende zu ma⸗ ‚hen; Morari⸗ rom, der zwar diefe Abfiche nicht ' hatte, mußte doch feinen Soldherrn aus der Noth zu ‚reißen fuhen, und gab daher feine Streifereyen vor ‚ber Hand auf, Ä Ihre Erſcheinung ig einem fo Eritifchen Zeitpunkte belebte den Much Ber Feinde, die drey Tage hinter "einander Victoria ſchoſſen, und Feuerwerke abbrann⸗ ‚ten. Die Englaͤnder und ihre Bundsgenoſſen ſahen ſich nun gejroungen defenfiv Zu agiren. Was ihnen ‚ aber den größfen Kummer verurfachte, war der Pros viant, denn alle bisherigen Zuführen waren bios für ben täglichen Unterhalt der Truppen. hinreichend ger weſen ; fie dauerten zwar noch fort, allein mit großer Schwierigkeit, weil die Maratten jezt keine Convoy unangegriffen ließen. Der zehntaͤgige Vorrath von Proviant lag noch in den Magazinen der Stadt un» beruͤhrt, und wurde für bie Befagung | im hoͤchſten . Nothfall aufgefpart, 55 Die Regierung in Madras mar auch nicht muͤßig Verſtaͤrkungen abzuſenden. Alles, was ſich nur zum Kriege tauglich befand, wurde zu Waſſer nach Devi⸗ Coltah geſchickt. Die Myſoren ſowohl als die Ma⸗ ratten hatten große Luſt die Englaͤnder vor Ankunſt dieſer Hülfsteuppen in ihrem feften Lager anzugreifen; , allein Aſtruc, der jezt wieder die Sranjefen comman« - ‚ biete, wollte diefen Verſuch nicht wagen. Die Ver⸗ ſtaͤrkung langte endlich den z9ten September unweit Tritchinapoly an, ohne daß bie Sranzofen es erfuh- ven. Lawrence, um ihre Aufmerffamfeit zu beſchaͤf⸗
\.
318 “ Vierkes Buch.
1753 tigen, beſezte eine Anhöhe nahe am feindlichen Sagen,
und fieß esbefthießen; er erreichte auch feinen Zweck, und die erwarteten Tr uppem trafen noch die nämliche Nacht glücklich bey ihm ein. ie beftanden aus
237 Europaͤern uhd 300 Sepoys. So gering biefe
Verſtaͤrkung auch war, fo'belebte ſie doch fehr den Muth der Engländer, die nun aud) ihrerfeitg dan
Feinden diefe Nachricht durch Kanonenfchüffe und
Freudenfeuer anfündigten. -
Lawrenre, deſſen Beduͤrfniſſe jezt täglich größer wurden, und keine Veraͤnderung zu ſeinem Vortheit hoffen konnte, beſchloß, ſobald ſich nur die neuen Trup⸗
pen erholt haben wuͤrden, die Feinde zu einer Schlacht
zu bringen, ſollten ſie aber hiezu nicht geneigt ſeyn, ſie in ihrem eignen Lager anzugreifen. Die Zelter und Bagage blieben unter ben Kanonen von Tritchi⸗ napoly nebſt hinreichender Bedeckung zurück; mit
“allen andern Truppen rücte Lawrence den 2oſten
September dicht ans fi eindliche Lager, man zeigte hier aber keine Luſt zum Treffen; dem Plan zu folge wurde es nun beflürmt. Die Engländer beſtiegen einen mit Mpforen beſezten Selfen, und drangen fo ins apforefche Sager, Wäre biefes fo wie in Europa mit Seltern bedeckt gervefen, fo hatte man unmöglich
in ſolcher Ordnung und gefchloffenen Gliedern durchs | marfihiren fönnen, wie biergefchab ; allein bey einem
indifchen Heer haben nur allein die ‘Befehlshaber Zel⸗ ter, alle andre aber blos leicht erbaute Hütten, die
; man mit einer Hand umrelßen. fann. Die Mpferen
thaten geringen Widerftand und flohen Dieſes
öxang die Franzoſen, um nicht im Ruͤcken angefallen
Viertes Buch. 39
gu werden, ihre Verſchanzungen zu verlaſſen, und 753
dem Feinte entgegen zu gehen; fie hatten aber das naͤmliche Schickſal wie ihre Yundsgenoffen, und wurden über-den Kaufen geworfen; auch die Marare ten, die aus dem entfernteflen Theile des Lagers her⸗ bey eiltn, wurden mit einem ſtarken Rancnenfeuer empfangen und mit in tie Flucht verwicelt. - Die Feinde zogen ſich fodann nach Eeringham, mit ihren ganzen Troß vn Cchfen, Kameelen und Efepfanten ; die Truppen beftanden in 30,000 Mann Fußvolk amd 16000 Mann Neiterey, Die Tanjoren erhiel- ven zwar Fefehl den Fluͤchtlingen nachzuſetzen, die auf ber ganzen Ebene zerſtreut liefen, allein fie waren nicht aus dem fager weg. zu bringen, wo ſie alle Hände voll mit plündern zu thun harten. .
Die Beute beftand im ten Zeltern, der Bagage
und Munition des franzöfifchen Lagers nebſt eilf Ka⸗
nonen. Von den Franzoſen waren über 100 Todte
und Verwundete, beynahe eben fo viel mit zehn Offi⸗
ziers wurden auf dem Schlachtfelde gefangen genortie men, worunter Aftruc ſelbſt war, und auf der Fluche noch 36 andre Europäer; fo daß ihr ganzer Verluſt in 300 Europäern beſtand, nebft ihrem beften Offie zier. Er wäre noch weit betraͤchtlicher geweſen, wenn
die Tanjoren ihre Schufdigfeit gethan hätten. Die -
Engländer hatten vierzig Europäer Todte und Wer»
mumhars :
no
L,
320 Viere Buch.
1 1753 fahen fih nun im größten Ueberfluß; von allen Sei⸗ "ten, wurden ihnen Lebensmittel in Menge, zugeführt, "daher man nundie Magazinei in Tritchinapoly anfüllen konnte „und zwar zu einem ſechsmonatlichen Unter⸗ | “halt für, die ganze Defagung. Der brave Capitain Dalton, der nunmehr ſeine ſo lange vertheidigte Stadt außer aller Gefahr ſahe, gab das Commando in Trit⸗ chinapoly auf, und ging bald darauf nach Europa zul.” Die Annäherung des Regenwetters i in der Mitte des Octobers machte es nöthig, die Truppen in die Cantonirungsquartiere zu fuͤhren. Lawrence waͤhlte „dien den Diftriet bey Coiladdy an den Graͤnzen von Tanjore. Er'brach auf, nachdem er die Beſatzung von Tritchinapoly noch mit 150 Europaͤern und 400 Sepons verſtaͤrkt hatte, ſo wenig man auch jezt etwas vom Feinde befürchtete Der Nabob begleitete. die Engländer mit feinen’wenigen Truppen, allein bie Zonjoren eilten nach ihrer Hauptſtadt, um hier der "Beyer eines großen Feſts beyzuwohnen, das um dieſe Jahres jeit einfaͤllt. Lawrence ſahe ſie ſehr ungern abziehn, da er aus Erfahrung wußte, daß es aͤußerſt ſchwer ſeyn wuͤrde, den Koͤnig dahin zu vermoͤgen, „fie wieder zurück zu ſenden, ob er es gleich dem Nabob
J ſeſt verſprach. Während dieſer Vorfälle am Coleroon Garten die Engländer auch) im Carnatick anfehnfiche Vortheile ‚gewonnen. Mortiz« ally hatte mit 11000 Mann Trinomalee belagert, unter Anfuͤhrung eines ſehr vn muthigen Offiziers, Haſſan Ally, der lange Zeit ober⸗ ſter Vefehleheber aller franzoͤſiſchen Sepoys geweſen war.
Viertes Buch. 321
war. Die Beſatzung beſtand aus 1560 Mann; 1753<: und wurde von Barkatoola, einem getreuen Diener ‚des Nabobs, commandirt. _ Diefer that beftändig Ausfälle; einer derfelben ward mit ſolchem Muth und Geſchicklichkeit ausgeführt, daß die Belagerer ganz zurück gefchlagen wurden, wobey fie ihren Ara führer Haffan Allıy verloren. Diefes fezte fie in fo “große Beſtuͤrzung, daß fie fofort die Belagerung aufoben. . .
Um eben biefe Zeit trat Mahomed Comaul auf, ber bebeutendfte aller Abenıheurer, diein dieſer Epoche von Anarchie und Verwirrung die Unabhängigkeit zu erlangen fuchten. Dieſer Mann war bey der Ber lagerung von Arcot Befehlshaber von einem Trupp Reiter. Nachdem die Armee des Kaja : faheb zera freut worden war, hielter feine Soldaten zufammen, , und fanmelte Conteibutionen ein, die nicht allein dienten, den Seinigen veichlichen Unterhalt zu ver⸗ ſchaffen, fondern auch Andre anzureizen, ſich mit ihm zu vereinigen. Das Schidfal des Chunda- faheb in Seringham beunrupigte ihn, er beſchloß daher weislich, fih) von der Gefahr zu entfernen, und nach dem Lande Meloor, dem norböftlichen Theil von des
Nabobs Staaten, zu marſchiren, weil er nicht zwei⸗ felte, wegen der Entlegenheit deſſelben von Arcot und Madras, ſich hier feſt zu ſetzen. Es gluͤckte ihm uͤber
Hau halte laͤnd
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3 g 22 Bierteß Bud,
11753 keinen Einhals thurt, daher Comaul die Frucht feiner
Kuͤhnheit ein Jahr lang ungeftört genoß: Er ents ‚warf nun weitere Plane, und beſchloß bie Pagode von | Tripetti einzunehmen, Diefer Tempel, einer der berühmntefien in Decan, liegt auf, dem’ Gipfel eines Berges, fuhfzig engliſche Meilen von Arco. Das Feft des Gottes, dem er ‚geweiht. ft, wird alle Jahr im September gefeyert, und die Opfergaben der zahlreichen Pilger, die aus allen ändern Indoſtans fich hier einfinden, betragen eine fo große Summe, daß die Bramanen ter Re
gierung einen jährlichen Tribur von 60,000 Pageben
oder 24000 Pf. St. bezahlen. Diefe Einkünfte wieß der Nabob den Engländern zur Befriedigung von einem Theil ihrer Kriegsfoften an. Da es nun fuwohl den Bramanen als den Pilgern gleichgülug ift, wer das Geld empfängt, werm nur das Feſt un⸗ geftört vor fich geht, fo war bie Abficht des Comaul, noch vor dem Feft die Pagode in Beſitz zu nehmen, Die Regierung in Madras glaubte für die Sicherheit eines Orts forgen zumüßen, ber mit ihrem Intereſſe fo genau verbunden war, und ſchickte daher ein De⸗ raſchement von 40 Europäern und zoo Sepoys ab, wit Befehl die Pagode zu vertheibign Des Na⸗ bobs Bruder Nazeabulla, ſtieß unterwegs mit einem Corps Truppen zu den Engländern, alfein diefe wur den des langfamen Marſches der Indier überdrüfßig, und eilten allein vorwärts Nahe bey Tripetti ſa⸗ hen ſie ſich unerwartet von Comauls ganzer Macht umringt, 5000 Marm Reiteren und Fußvolk. Die Engländer poftitten fh in ‚einem Dorfen vo Me for
Viertes Buch. 33
gleich angegriffen wurden, und ob man gleich bie1752 .
Feinde beſtaͤndig zuruͤckſchlug, ſo erneuerten dieſe doch ihre Anfaͤlle, bis Die Macht einbrach. Kinige Euro⸗ Paͤer · waren dabey geblieben, und alle Munition ver⸗ ſchoſſen worden; dieſes .nöchigre die Engländer ſich zuruͤcknziehn · den folgenden Tag vereinigten fie ſich wieder mit Nazeabullas Truppen, und ruͤckten von neuem auf Tripetti los. Comaul erwartete ſie in der Ebene. Das Treffen fing mit einer Kanonade an, die unter den Feinden viel Unordnung erzeugte, dieſe wurde durch einen lebhaften Angriff ver Euro «© paͤer und Sepoys noch vermehrt, bis eine Kanonen Fugel den Eiephanten des Comaul zu "Beben ſtreckte. Seine Truppen, welchebie Fahne ihres Feldherrn nichk ‚mehr fahen, nahmen wie gewöhnlich die Flucht, und Diefes mit folcher Eilfertigkeit, daß fie ihren Anführer ben Feinden: uͤberließen. Er wurde zum Gefangenen gemarht, und dem Nazeabulla überliefert, der ihm . auf der Stelle ven Kopf abbauen lief - Sein Tob ıbefreyte den Nabob von einem fehr gefährlichen Feinde, von deffen Murh und Thätigfeit alles zu . fürchten war Es befanden ſich zwar noch andre Anführer von Truppen in, den Diſtricten Yon Pona⸗ inalee, Chinglapet und Arcot, die Unruhen erregten; allein fobald fie nur vonder Annäherung der Europaͤer ‚hörten, fo-zogen fie füh immer zuruͤuͤf. Die Feinde in Seringham ſchienen Feine Juft zu haben, die Abweſenheit der englifchen Truppen zu nutzen, ja fie hinderten hicht einmal das Landvolk, Lebensmittel nach Tritchinapoly zu führen, daher die Veſahung hier im when und in einst
924 Viertes Buch. 7753 Ruhe lebte, die dem Frieden aͤhnlich war. Indeſſen waren die Feinde der Meynung, daß die Englaͤnder ohne die Cavallerie von Tanjore richt gewagt haben wuͤrden ihr ˖ Lager anzugreifen, fie befchloffen Daher alles anzuwenden, ihnen dieſe Huͤlfsvoͤlker zu entziehn. Der Regent machte dem Minifter des Königs von Zanjore, Surco⸗jee, ein Gefchenfimit einer großen Summe Geldes; zu gleicher Zeit.ließ ihm Dupleir durch feine Gemahlin in malabarifcher Sprache einen ‚Brief fehreiben, worin er dem Könige drohte, im Fall er ſich unterftünde den Engländern wieder Trups pen zu geben, fein Sand dutch Die Mavatten mit Feuer und Schwert verbeeren gu laflen; und wenn biefes “nicht hinreichend wäre, ihn zu unterdrücken, ſo wollte er den Subah Salabab: jing mit feiner. ganzen Macht von Golconda herbeyrufen.. Die Wirkung diefer ver» fchiedenen Mafchinen auf ben König und feinen Mi⸗ ‚ nifter waren bald fichtbar, denn Succo⸗jee nußte den -fucchtfamen Charakter feines Herrn, um Monack—⸗ jee das Commando der Armee zu nehmen; er ftellte ihn ‘als einen Mann vor, ber mit den Engländern.in fo genauer Verbindung ſtuͤnde, daß er, ſich auf ihre Freundſchaft verlaffend, wohl gar gefährliche Ent wuͤrfe gegen ben König felbft ausführen koͤnnte. Oieſe -Vorftellungen nebft den Drohungen des Dupleir’s brachten endlich den Monarchen zu dem Entſchluß, “fein dem Nabeb und dem Major awrence gegebenes Wort zubrechen, und feine Truppen mehr zu fenben, Der nächfte Schritt des Minifters war nun, Ihn auch zu überreden, fich mit den Franzofen zu vereinigen. + Diefes gelang ihm gleichfalls, und, der König war
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Viertes Buch. 325
eben Im Begriff den Tractat zu unterzeichnen, als 1753 ein jäplinger unerwarteter Vorfall feine Hand zurück hielt, »
- Die Franzofen in Seringham hatten im Anfang bes Novembers eine Berftärfung von 300 Europäern, 200 Topaffen und ı 0ae Eepoys erhalten; demun- erachtet aber blieben fie ganz ruhig und unternahmen nichts. Ihre Abfiche hiebey war, die Befagung von Tritchinapoly einzufchläfern, damit man ihren Entwurf nicht ahnen follte, der nichts geringers zum Zweck hatte, als diefe Stadt bey Nachtzeit zu über- rumpeln. Cattans Brief, ben diefer Spion auf Daltons Befehl fehreiben mußte, diente den Franzo⸗ fen zur Richtung. Die Schtwierigfeiten aber, die damals ihrer erwarteten, waren jezt weit geringer; biezu kam die Sicherheit der Garnifon. Man ber ftimmte zum Sturm den Kern der Armee, 600 Eu: ropaͤer, bie von den Sepoys und ben andern Truppen hernach unterftüge werden follten. Die Europäer langten um drey Uhr des Morgens unbemerkt an den Mauern der Stadt mit ihren Sturmleitern an; fie beftiegen eine Hauptbatterie, mit 50 Sepoys beſezt, bie alle mit Bajonets niedergeftoßen wurden. Man wollte feinen Echuß eher thun, big es die Noth erfo« derte, um defto fihrer Progreffen zu machen. Zu⸗ fällig aber wurden einige Gewehre tosgebrannt, und
tun nahm der Laͤrm überhand. Die Sranzofen wells ten die Furcht der Befagung verm ten baher die Kanonen der Batteriı und feuerten damit unaufhörlich,
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a6 Viertes Buch.
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mufif erfchallte, und beftänbig gefchrien wurbe: ‚Ca lebe der König! | | u Der englifche Commandant, Capitain Kilpatrick,
lag an empfangenen Wunden fehr Franf, und fonnte nicht das Bette verlaflen, ergab alfo Dem Lieutenant . Harrifon die nöthigen Befehle, _ Die Franzofen ver⸗ ſuchten nun die zweite Mauer zu befteigen, und Die: Thore zu fprengen. in Deferteur führte eine Par⸗ “ten, mit zwey Petarden und Sturmleitern verfebn, durch krumme Wege zu einem Hauptthore. Man war aber ſchon beveitfie zu empfangen. In der Dun⸗
kelheit konnte nur allein Das Feuer des Geſchuͤtzes zur Richtſchnur dienen. Ein glücklicher Schuß vom Walle ftreckte den Soldaten zu Boden, der die erſte Petarde eben befeftigen wollte, desgleichen den Deſer⸗
teur, ben Führer des Trupps; auch ber zweite Petar⸗ diſt wurde gleich darauf erſchoſſen. Nun wollten die
Franzoſen ſtuͤrmen, allein man hatte die Leitern durch
Kugeln und bey Erſteigung den erſten Mauer durch
gewaltſame Behandlung ſo uͤbel zugerichtet, daß ſie
groͤßtentheils unbrauchbar waren, Jezt war nichts als ein Ruͤckzug uͤbrig; ſaͤmtliche Truppen formirten
fich alſo auf der erſten Batterie, um wieder fo zuruͤck
zu fleigen, tie fiegefommen waren; dieſes war aber wegen der mangelnden Seitern nicht mehr ausführbar, und feine andre Wahl vorhanden, als achtzehn Fuß
tief auf einen Felſen herab zu fpringen, ober ſich ins Waſſer zu werfen. Ungefähr hundert verſuchten diefe
verzweifelten Mittel, allein ihr trauriges Schickſal
bielt die übrigen zuruͤck, ihrem Beyſpiele zu folgen; fie kehrten daher in ber größten Verzweiflung um,
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Viertes Buch. | ger
- und erneuerten ihr fruchtiofes Feyer von der Batterie 2 ‚ auf die Stabtmayer, Beide Tpeile waren nur durch einen: Zwiſchent aum von zwanzig Fuß von einander getrennt. Harriſon mit ſeinen Europäern auf der . gegenüberftehenden Terraffe beantwortete das. Feind: liche Feuer mie großer Wirkung; er hatte den wichti«. gen Vortheil, durch Parapets bedeckt zu fen, und zwoͤlf Fuß höher als die Feinde zu ftehen, bie vom Kopfe bis zu den Füßen dem Feuer bloggeftells waren. In dieſer ſchrecklichen Sage, in der Dunkelheit dey Nacht, unfähig fich zuruͤckzuziehn, und überzeugg von ihrem fruchtfofen und nur für ſie allein ſchaͤdlichen Widerftande, hörten fie endlich auf zu feuern, und: verbargen ſich jeder insbefondere fo gut er nur Fonnte, bis dev von. beiden Seiten fo ſehnlich gewünfchte Tag anbrach, da denn.die Sranzofen fämtlic) ihre Waffen wegroarfen und ung Parden baten, der ihnen auch gleich bewilligt wurde. Man rief ihnen vom Wale zu, fich zwifchen den beiden Mauern in Ordnung. zu ftellen; dieſes geſchah, und fo. wurden fie Teuppmweife in die Stadt gefuͤhrt. Die Anzahl diefer Gefangenen, war. 360, lauter Europäer, von welchen67 verwundet waren ; 37 lagen tobt in der Batterie und den andere . Seftungsmerfen Diejenigen, Die durd) deu vorer- wähnten großen Sprung lebendig davon famen, wur⸗ den von. ben Braußen befindlichen Truppen in Empfang, genommen; die Franzoſen felbft aber geflanden, daß alle dieſe Springer ohne Ausnahme Invaliden gewor⸗ den waͤren. So endigtoe ſich dieſe Unternehmung auf eine Art, welchedie Franzoſen mehr ſchwaͤchte als irgend ein qukrer Ungluͤckefall mama: des Krieget.
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323 Wiuilrlertes Buch.
1753 Sobald Lawrence bey Coiladdy bie Nachricht von’ dieſem Verſuch erhielt, ſchickte er eine Verſtaͤrkung von Truppen nach Tritchinapoly und ruͤſtete ſich ſelbſt zu folgen; dieſes konnte aber wegen dem Regenwetter nicht eher als den zten December geſchehen. Die
Feinde gingen indeſſen mit der myſoreſchen Cavallerie, 8000 Mann ſtark, über den Fluß, um einen aber⸗ maligen Verſuch auf die Stadt zu wagen, wobey die Keiterey zu Fuße fechten follte; ba fie aber die ‘Ber
ſatzung fehr auf ihrer Aue fanden, fo zogen fie fih wieder zuruͤck, ohne das geringfte zu unternehmen. Obgleich der König von Tanjore im Begrif'war, ‚mit den Sranzofen ein Bünbniß zu fihließen, fo hatte man ihm doch nichts von ihrem Entwurf auf Trits chinapoly gefagt, daher war er bey ber Nachricht von dieſem Vorfall nicht wenig erftaunt,. und ba überbem ber große Verluſt der Äranzofen ihren Credit fehe ſchwaͤchte, fo bereuete er feinen gehabten Vorfag, den - Nabob und die Engländer zu verlaffen. Dupleix, Der tiefe Veränderung feiner Sefinnungen bald wahrnehm, befchloß Feine Zeit mehr durch Unterhanblungen bey ihm zu verlieren, fondern ohne weitern Verzug Die Maratten in fein Sand zu ſchicken. Diefem Beſuch vorzubenzen, ſchickte der König ein Corps Truppen unter Commando feines Onfels Gauderow ihnen ent« gegen, und: verficherte dem Nabob, daß die übrige Armee ſich auch an den Graͤnzen verfammeln, und fodann nach Tritchinapoly marfchiren follte, Lawrence, um feine Auftichtigfeit aufdie Probe: zu ftellen, ſchrieb ‚Dem Könige, daß feine Truppen ihnen nichts: nüßen konnten, fo lange fe v von einem ſo merſchenen Du
Diertes Buch. _ 329
ſehlshaber wie Gauderow commahdirt würden, und 1753
bat ihn daher, Monadjee wieder bas Commando zu
übertragen, ber dazu ber fähigite Mann im Könige
reiche wäre, Dieſe Empfehlung diente den Verdacht
des Koͤnigs zu beſtaͤrken, welchen der Minifter beſtaͤndig
bey ihm unterhielt; $amrence, der davon Nachricht
betam, befchloß des Generals. Namen nicht mehr zu
errähnen , weil diefes vielleicht für den in Ungnade
lebenden uͤble Folgen haben Fönnte, und erfuchte bios, ° “
daß bie tanjorefchen Truppen ohne Verzug unter Come
mando des Gauderow fich mit ihm vereinigen möchten,
Es geſchah aber nicht; denn die Maratten zeigten fich
immer in Fleinen Schaaren an ben Gränzen, bie
fie endlich gegen Ende des Decembers mit ı zoo Mann von einer andern Seite in Tanjore eindrungen, und
die Drohung, .alles mit Feuer und Echwert zu verhees
zen, getreulich erfüllten,
Im Carnatick waren diejenigen Diſtricte, bie ten Nabob anerkannten, feit ber Niederlage des Cor maul in Ruhe geblieben, 'Dupfeir hatte Truppen aus Pondichern geſchickt, das Fort Palam-Eotah zu belagern. Diefer Drt, nebftden dazugehörigen Laͤn⸗ dereyen, ift der einzige Theil vom Carnatick, derniche von bem Nabob von Arcot abhänge, fondern dem Nabob von Eudapa gehört, Beyſpiele folcher Ser queftrationen findet man in allen Provinzen bes mos gulfchen Reichs ; die Sehnsverfaffung deffelben erlaubt
310 Wiriertes Buch.
2753 jeber Art I unumfchräuftes Sandelgenshur. abge⸗
ſchnitten werden, und ſie gezwungen ſind, einzugeſtehn, daß alle ihre Titel und Wuͤrden von der Gnade des Kaiſers abhangen, ſo iſt Die Verfügung getroffen, daß ſolche dem Nabob zugeſtandene Laͤndereyen ſehr
ſelten in der von ihm beherrſchten Provinz, ſondern gewoͤhnlich in dem entfernteſten Theile der benachbar⸗
sen Provinzen liegen Durch dieſe Einrichtung er- feheine des Moguls Autorieät über alle Fuͤrſten des Reichs in ihrem größten Ölanze; da bie Einwohner
eines Landes ihren ſonſt fo mächtigen Nabob. von dem,
Recht ausgefihloffen fehn, etwas eigenehümliches von
dem Boden zu. befißen, wo er faſt unumſchraͤnkt
herrſcht. Dieſes iſt eine nie verſiegende Quelle yon Steeitigfeiten unter den benachbarten Nabobs, dig immer Urfache finden über Beeinträchtigung ihrer Reechte in diefen fequeftrirten Laͤndereyen zu Flagen, Der Nabob von Cudapa wandte fich daher an die
Regierung von Madras, um das belagerte Palgıne
Cotah zu entſetzen. Man fchidte auch von hieraug 30 Euvopder und 200 Sepoys dahin, ben deren Anz näherung Die Belagerung von ben Franzoſen hart
een wurde
ing]
‚38:
Sunftes Such
Miss diefer Begebenheiten in dem fühfichen 1743 Theile von Decan, ereigneten ſich anders von größerer, Wichtigkeit in Golconda und in den nordli⸗
hen Provinzen der Subahſchaft.
Obgleich Gazi- obin Khan im Detoben 1752. geftorben war, fo fezten die marattifchen Feldherren Balagerow und Ragoges Bonfola doch den Krieg ger gen Salabad:jing und Buſſy fort, die fo wie im vorie gen Jahre ins Marattenland einruͤckten. Balage⸗ vom verheerte abermals felbft feine eignen Dörfer, ' amd fiel mit feinem Reiterheer beftändig die Armes des Salabad:jing an, allein jedesmal wurde er durch das franzäfifche Artilleriefeuer mit großem Verluſt zuruͤckgeſchlagen ; ein Umftand, der ihn dahin brachte, Friedensvorſchlaͤge zu thun. Der Sriede wurde auch wirklich im November zu Ealberga, einer anfehnlichen Stabt 50 engliſche Meilen von Bedar, geſchloſſen. , Salabad⸗ jing räumtedem Balagerow einige Diftricte bey Brampoor ein, Dagegen ihm Diefer anbre in der Naͤhe von Aurengabad überließ, Der Großfeldherr ging ſodann mit feinen Maratten nach Poni zuruͤck,
332 Fuͤnftes Buch.
Buffy, der ſo viel zu der gegenwaͤrtigen ſcheinba⸗ ven Ruhe beygetragen hatte, bat nun.um die Provinz
Eondavir bey Mafulipatnam gelegen, für Die franzoͤ⸗
_ fifch » oftindifche Compagnie, die ihm auch bewilligt _ wurde, Seine Ausfichten und Hoffnungen aber gin: gen noch viel weiter, und er wartete nur auf eine gün-
fige Gelegenheit, alg auf einmal neue Seintfeligfeiten
ausbrachen. Ragogee Bonfola mar aufgebracht, daß
Salabad: jing ihm verfchiedene Foderungen abgefchla« -
gen, und dem Balagerom die feinigen zugeftanden hatte; er zögerte daher fo lange auf feinem Marich, bis biefer, den er fürchtete, weit genug entfernt war; ſodann wandte er um, und erfchien drey Wochen nach der Trennung abermals ben Calberga, wo ſich Sala« bad · jings Armee noch befand, |
Diie marattifche Cavallerie verbeerte fo wie ges woͤhnlich dos sand, ſchnitt die Zufuhren ab, und über- fiel einzelne Poften, Dagegen vermied fie nach aͤußer⸗ fter Möglichkeit fich den frangöfifchen Truppen zu nähern; dennoch konnte fie,diefen nicht immer entgehn, fondern gerierh oft unter ihre Kanonen ; fie fezte jeboch ihre Anfälle for. Buſſy, der aus Privarurfachen gern ben Subah von allen Kriegsoperationen befreyt fehn wollte, rieth ihm Daher dem Ragogee einige Di: fricte in der Nähe von Berar einzuräumen; biefes geſchah, und die Maratten gingen nach Haufe, Dieſe - Beruhigungsmittel aber erzeugten eine ents.egengefezte Wirkung, als die Buffy gehofft hatte, denn bie Ceſ⸗ fionen an die Maratten waren auf Koften vieler Vor⸗ nehmen an Satabad: jings Hofe gefchehn, die dadurch Denfionen und Stellen verloren, wodurch folglich
Fünftes Buch. 333
Buffy als Rathgeber äuferft bey ihnen verhaßt wurde 1753 Schanavaze Khan, der Urheber diefes Mißvergndr * gens, war nicht mehr an ber Spitze der Faction, ſon ⸗ dern ein andrer viel gefaͤhrlicherer Gegner, munterte die Unzufriedenen auf, und legte Buſſy bey allen ſei⸗ ‚ven Maaßregeln Hinderniſſe in den Weg. Dieſes war Seid: Saffar Khan, der Duan, oder oberſter Minifter, der unter Nizam-al muluck fchon die erhar bene Würde als Großfeldherr von des Subah Heeren bekleidet, und fie aud) unter Mazir- jing beybehalten hatte, Er befleidete diefen Fürften zwar nach dem Carnatick, wurde aber von ifm, um einige Unruhen zu ſtillen, nach Aurengabad geſchickt, ba die Armee nad) Arcor ging. Seine Fähigkeiten als Staatsmann und Feldherr erregen die allgemeine Meynung, daß Nasir- jing feinem Schickſal entgangen wäre, wenn diefer General gegenwärtig geweſen. Er befand ſich noch in Aurengabad, als Salabad ⸗ jing und Buffy im vorigen Jahre hier eintrafen ‚ und ob er gleid) mehr als alle andre die europäifchen Bundsgenoflen haßte, fo verftellee ex ſich doch fo fehr, daR ihn Buffy für feinen Freund hielt, und den Subah überrebte, ihn zum Duan zu ernennen. Sobald ſich diefer Mann aber in feinem Poften feftgefegt hatte, nahm er die Larve ab, und wiberfprach feinem Fürften bey allen Gelegenheiten, fobald er glaubte, daß dieſer nad) des Buffy Rachfehlägen handelte; ja jezt mehr als jemals, „da er die Unerfärtlichfeit der Franzoſen wahrnahm.
334 Fuͤnftes Buch, oo. | . “pszüberwand, fo tat. er duch ſehr geſchwaͤcht. Sein. Arzt war uͤberzeugt, daß feine Wiederherftellung bios von einer Sänzlichen Entfernung von feinen ühruhigen Geſchaͤften abhinge, die Buffy am Hofe bes Subah nicht unterlaffen würde; er rieth ihm affo, fich auf . "einige Zeit nach Maſulipatnam zu begeben, und bier allen Arbeiten zu entfagen, bis er ganz wieder herge⸗ ſtellt wäre. Buſſy verfieß daher Das Heflager int Januar, übergab fowohl die franzöfifchen Truppen ols die Sepoys einem andern Offizier, und ging nach Hyderabad. Der neue Befehlshaber der franzoͤſiſchen
- Soldaten hatte abet weber hinreichende Fähigkeit noch . Erfahrung,. den endlofen Inkriguen eines mohrifchen. Hofes die Spiße zu bieten. Der Duan, dem dieſes nicht verborgen blieb, befchloß die Abwefenheit des "Buffy zu nutzen, um die Verbindung zwiſchen "bein Subah und feinen fürchtbaren Bundsgenoſſen zu trehe nen. Die Ausführung dieſes Vorfahes war jedoch nicht leicht, denn Buſſy Hatte Sulabab : jing uͤberre⸗ “det, daß die franzöfifchen Truppen nicht allein die vornehmſte Stüße feiner Regierung geger auswärtige ‘Feinde, ſondern auch die befte Sicherheit Yeiner Perſon und Autoritaͤt wider innerliche Unruhen waͤren. Det Duan fing alſo damit an, daB er ihn nach und nach an bie Abweſenheit diefer. fieblingstruppen gewöhnen "wollte; dabey war es aber nöthig, ihnen allen Vers . dacht don diefem Vorhaben zu entjiehn, weil fie zu furchtbar waren, um auf einmal entferne zu werde, Buſſh hatte zu den Europäern 5000 Sepoys gefügty. die er ſelbſt beſoldete, und die überhaupt ganz allein, von feinen Befehlen abhingen: Der Duan vernach ·
I Günftes Buch. | 355
taffı igte alſo vorſetzlich, dem Beſehlshaber dieſer Siip· wyz pen den Gold'zu zahlen, unter dem Vorwande, daß die Einkuͤnfte aus gewiſſen Provinzen ausgeblieben wären. Da nun die Franzoſen, wie er erwartete, über diefen Geldmangel laut murrten, fo fagte er ih: nen, das befte Mittel dem Uebel’ abzubelfen wäre, - daß fie ſelbſt Hinzögeh, um bie Einkünfte im Namen bes Subah ven den faumfeligen Statthaltern einzu⸗ ſammeln. Dieſen Vorſchlag nahmen fie gern an, in der Hoffnung, daß fie nach) indifcher Gewohnheit außer den beſtimmten Sumprien noch anſehnliche Ge⸗ ſchenke erhalten wuͤrden. Dennoch duͤrfte es ſehr ſchwer geweſen ſeyn, Salabad⸗ jings Genehmigung. zu ihrem Abzuge zu erlangen, wenn nicht ihr uͤbeles Betragen ihn uͤberzeugt haͤtte, daß die Ruhe der Stadt ihre Abweſenheit noͤthig machte; denn die bis⸗ herige gute Diſciplin harte ſeit Buſſy s Abreiſe gaͤnz⸗ lich aufgehoͤrt, ſo daß taͤglich Ausſchweifungen aller Art geſchahen, wider welche unaufhoͤrliche Klagen vor bie Thore des Palaſts gebracht wurden. | Sobald der Duan nun den größten ‘Theil der frangöftfchen Truppen in verfchlederre Theile des Lan⸗ bes zerſtreut hatte, erfand er einen Vorwand den Subah zu bereden, von Gofconda nad) Aurengadad aufzubrechen, wobey er ihn dahin bradjte, von dat übrigen Europaͤern und Sepoys nur ein Fleines Deta> fchement mitzunehmen. Sodann befahl er dem Statthalter von Golconda, ben zurückbleibenden Eu⸗ ropaͤern fein Geld auszuzahlen, und ihnen auf alle nur mögliche Art Schaden zuzuflgen, ohne es jedoch u Öffentlichen Feindſeligkeiten kommen zu laflen;
3% Fuͤnftes Bach.
4753 aͤhnliche Befehle gingen auch nach allen Probidzen, wo fie herumzogen, die Einkuͤnfte einzuſammeln. Er glaubte, daß dieſe von der vorigen ſo ſehr verſchiedene Behandlung die Franzoſen dahin bringen wuͤrde, von ſelbſt einen Dienſt zu verlaſſen, wo nichts mehr zu
gewinnen waͤre.
Die gemeinen franzoͤſiſchen Soldaten ſowohl als die Sepoys, da ſie kein Geld erhielten, brachen in laute Klagen aus, und fingen an davon zu laufen; „die Offiziers aber blieben ihrer Pfliche getreu, und - wandten ihr eignes Geld an, die Truppen zu berubi« - gen. Da biefes Mittel aber nicht hinreichend war, und die Gefahr fäglich groͤßewwurde, fo fchrieben ſie ‚ ‚an Buffy, daB nichts als feine fehleunige Ankunft den Angelegenheiten der franzöfifchen Nation in Decan wieber aufbelfen koͤnnte. Buffy, der fich noch nicht von feiner Krankheit völlig erholt hatte, war unente ſchloſſen; feine Privat- Bedenflichfeiten aber wurden dureh) einen gebieterifchen Brief des Dupleir bald aus dem Wege geräumt, der ihm drohte, für alle Folgen “ feiner Abweſenheit verantwortlich zu ſeyn, bey einem fo wichtigen Commando, wo ihm die chre der Nation in Indien uneingefchränfe anvertraut wäre. Er verließ daher Maſulipatnam am Ende des Junjus, + Nachdem er zuvor alle zerſtreuten Detaſchements nach Hyderabad befchieden hatte, wo en den z3ften Julius. eintraf. Alles befam nun eine andre Geſtalt. Die Truppen, die ſich hier einfanden, beftanden in soo Europäern und 4000 Sepoys, womit er gleich nach Golconda marſchirte. Diefe Macht und feine Ges _
‚genwart floͤßte dem Starthakter und ollen andern an« wefenden
Fuͤnftes Buch. 337
weſenden Befehlshabern bes Subah Ehrfurcht ein. 1733- Sie bewilligten fogleich einen Theil des rücfftändigen Soldes zu zablen.. Da biefes aber nicht zureichte, fo gab Buffy fein eignes Geld her, und borgte das übrige von den Wechsfern auf feinen großen Credit, fo daß die Truppen völlig befriedigt wurden; indeffen
atte er doch in den erften Tagen feiner Ankunft viel Fr Tumult und Gewalsthätigfeiten in der Stadt zu verhindern. Obgleich nun dem gegenwärtigen Mangel abgehelfenwar, fo fahe es dennoch wegen der Zukunft fehr mißlich aus; denn die böfe Abſicht bes Duans war ganz offenbar, da er zu eben dieſer Zeit fogar allen Unterhalt dem Eleinen Detaſchement ab⸗ flug, das den Salabad-jing nach Aurengabad beglei« tet hatte. Buſſy fahe fein ander Mittel vor ſich, als ‚ mit allen ‚feinen Truppen nach diefer Stadt zu mars ſchiren, fobald die Regenzeit vorbey feyn würde, bie gervöhnlich vom Anfange des Julius bis zu Ende des Septembers dauert. Golconda ift von YAurengabad . menigftens 300 englifche Meilen entfernt; es waren daher zu dieſem Marſch große Zurüftungen und’ Koften erfoderlih. Buſſy brachte jedoch alles durch feine eignen Mittel zu Stande, und brach im Anfange bes Octobers von Golconda auf.
Obgleich Seid» Laffar Chan nebft feinen Anhaͤn⸗ gern gegen die Franzoſen fo übel gefinnt war, fo hatte Buſſy doch auch noch Freunde von großem Anfehn in Aurengabad, die ihn oͤffentlich priefen. Hiezu fam, daß Salabab- jing feiner Armee ſtarke Summen ſchul⸗ Dig war, und man einen neuen. "Bruch mit den Ma⸗ ratten befürchtete. Die Kühnheit des Buſſp, ohne
Erſter Band. )
338 Sanfte Buch,
1753. alle Anfrage mie feinen ſaͤmtlichen Truppen ſich nach . IV ger Hauptſtadt zu begeben, ſezte den Subah und alle Großen in Beſtuͤrzung; vorzüglich) aber befand ſich der Miniſter in ber äußerften Verlegenheit; er glaubte‘ fich nicht ficher, und wollte fhon nad) dem unbezwing⸗ baren Sort Doltabad, acht englifche Meilen von Au⸗ vengabad, flüchten. Er befann ſich uber, und fing eine Unterhandlung at, machte viel Eritfehufdigungen, that Abbitten, und erbot ſich ſogar, die Reichsſiegel au denjenigen abzutreten, den Buffy ernennen würde, Dieſer Eluge Befehlshaber fah jedoch die Liſt des Du- ans vollfommenein, deflen verftellte Demüchigung in "Der Ueberzeugung gefchah, daß es Buffy nicht wagen würde, ihm feinen Poften zu nehmen, weil es ſodann jedermann einleuchten müßte, daß es nur. gefchehn fey, um ungehindert den Subah feine ehrgeizigen . Foderungen (hun zu koͤnnen. Beide wuͤnſchten da⸗ eine Verſoͤhnung, und dieſe kam auch bald zu tande. Das Ceremoniel der erſten Zuſammen⸗ Funft, fowohl mit dem Subah als mit dem Duan, wurde ven Buffy vorgefchrieben, und von ihnen in alten Stücen genehmigt. Mittlerweile hatten Die franzoͤfiſchen Truppen in, einer ziemlichen Entfernung von der Sadt Halt ge macht, um das Ende der Unterhandlung abzuwarten, nunmehr aber brachen fie den . zften November auf. ‚Seid Laskar Khan fam ihnen acht engliſche Meilen weit entgegen, in Begleitung von zwey "vornehmen Hofbeamten, bie alle auf Elephanten faßen, von vielen Soldaten und Bedienten begleitet waren, und in eis ner Linie glänzend Daher zogen, Eine zohlloſe Menge
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Suͤnftes Buch. |
Volks folgte dem Zug. Bey der Annäherung war 1758
der Duan der erſte, der von ſeinem Elephanten her⸗ abſtieg, ein. gleiches thaten alle feine Begleiter. Buffy verließ nun auch den feinigen, und ging auf den Duant ' zu, umarmte ihn, und fobann auch die andern Großen. Alle beftiegen darauf wieder ihre Elephanten, und näherten fich in militaͤriſcher Ordnung dem Subah, derin einiger Entfernung in einem von vielen Truppen umgebnen Zelte fie erwartete. Et umarmte Buffy, der
.- ſeinerſeits durch die franzöfifche Artillerie den Su
beantwortete und nach) orientalifhern Gebrauch dent. Subah feine Gefchenfe übergab, die in Elephanten, Pferden und Kleinodien beftanden; alle feine Offizier aber überreichten goldne Rupien. Salabad - jing verließ fein Zelt mit Buffy an der Hand, ber ihm auf feinen Elephanten half, und ſodann ben feinigen beftieg, welches auch alle andre thaten. Die Pro» zeffion war nun außerordentlich prächtig und unge» heuer; fie beftand aus einem großen Heer, aus allen Vornehmen und Edlen des Decanfchen Hofes, und dem größten Theile der Einwohner einer der volk⸗ reichften Städre der Welt. Mit diefem Pomp langte man unter einem beftändigem Kanonenfeuer im Pa⸗ laſt an, wo der Subah an Buffy Gefchenke von ber Art und demfelben Werthe machte, wie er von ihm bekommen hatte, und fodann die Verſammlung ente fieß. Buſſy verfügte ſich nun nach dem Palaft des Duang, der hier einen feyerlichen Eid ablegte, die übereingefommenen Bedingungen, genau zu erfüllene Diefe waren: „Daß die Provinzen von Muftaphas nagur, Elore, Rajamundrum und Chicacole für den ‘ Van.
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340. Fuͤnftes Buch,
2753. Unterhalt der franzoͤſiſchen Truppen hergegeben, und VI die dazu gehörigen Patente in drey Tagen ausgefers „tige werden ſollten; daß die Summe, welche Jaf⸗ ; fercali Khan, dermaliger Statthalter diefer Pro⸗ „vinzen, etwa ſammlen wuͤrde, bevor Buffy Die Ad⸗ „miniftration der Einfünfte anordnen fönnte, aus „des Subah Echage gutgethan werden follten, im „Fall Faffer aly Khan die Zahlung zögerte; ferner „daß die franzöffchen Truppen, fo wie vormals, ' bie „Wache um des Subah Perfon haben follten; daß „der Duan ſich nicht in die Angelegenheiten der Pros „vinz Arcot mifchen, und er überhaupt in allen an⸗ „bern Regierungsgefchäften den Buſſy zu Rathe ziehn „ſollte. Dagegen ſchwur Buffy der Freund des „Seid⸗Laskar Khan zu ſeyn, und ihm feine Duans⸗ „roüirbe zu erhalten.“ Die Patente in Anſehung ber ı vier Provinzen wurden auch ohne Verzug ausgefer- tigt, und von Buſſy an Moracin, den frangöfifchen Oberfaktor in Mafulipatnam, gefandt, nebft der dazu gehörigen Inſtruetion fie in Beſitz zu nehmen. Diefe Befigungen nebft Mafulipamam und bei Mriövinz Condavir machten die Franzoſen zu Herren der Küfte von Coromandel und Drira, in einer unun« kerbrochenen Strecke fandes von 600 engliſchen Mei- len von Medapilly an bis zur Pagode jagermaut. Die Gränzen diefer kinder find eirte Kette von Gebir⸗ den, die in derfelben Richtung längs dem Seeufer laufen, und an den meiften Dertern 80 bis yo Meilen davon entfernt find; an einigen wenigen aber aud) kur zo Meilen. . Die Gebirge find mit undurchdring⸗ Uchen Wäldern von Bambus, gleich einem Dickigt
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Fünftes Sul 341 bebeckt, und haben in ihrem ganzen Urhfange nicht 1753: mehr als drey oder vier Paͤſſe, die nach Buſſys Be. , hauptung von hundert Mann gegen eine ganze Armee vertheibige werben koͤnnen. Die Provinz Condavir liege zwifchen den Fluͤſſen Kriftna und Gondegama,. welcher leztere bey Medapilly ins Meer fällt, Die Grängen der vier andern Provinzen find nicht genau beftimme ;*indeffen ift &s gewiß, daß Muftaphanagar nordwaͤrts an Condavir ftößt, und Elore von erfterm, - Lande nordweſtlich liegt; daß Rajamundrum gegen Eden an beide Provinzen graͤnzt, und Chicacole, bie geößtevon allen vieren, ſich 250 Meilen weit von dem Fluß Godaveri bis zur Pagode Jagermaut er firedt, Die Einkünfte diefer vier Provinzen werden auf 3,100,000 Rupien gereihnet, und bie von Come . davir auf 680,000; Mafulipatnam und deffen Des pendenzen brachten diefes Jahr 507,000 Rupien ein; in allem 4,287,000 Rupien, die mehr atßz 35,000. Pf. St. betragen. Durch diefe Sänder alſo erhielten. bie Franzoſen größere Befigungen, als je Europäer in Indien Hefeffen hatten, ſelbſt Die Portugiefen zur Zeit ihres größten Flors nicht ausgenommen, Es fehlte auch nicht an Handelsvortheilen, um ben Werth diefer : Beſitzthuͤmer zu erhöhen, denn die Manufacturen fol« - her Zeuge, bie man in Europa häufig braucht, find -_ in dieſem Theile von Decan beffer und viel mohlfeiler , als im Carnatick. große Waͤlder von Betracht ſo gut wie es auf ber ganzen? hier und in Orira.
343 Fünftes Buch.
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1953, Reiß und andern Erdgewaͤchſen, der auch jaͤhrlich in MV großer Menge nad) dem Carnatick gebracht wird, Ob ‚ man gleich nicht Willens war, den Franzoſen biefe
$änder länger zu laflen, als fie bie beftimmte Anzahl Truppen für ben Subah unterhalten würden, fo war es doc) augenftheinlich, daß man ihnen feine Beſitzun⸗
. gen hätte geben Fönnen , woraus es ſchwerer war fie zu vertreiben, im Fall fie die damit verfnüpften Be⸗
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bingungen nicht erfuͤllen foltenz; denn da fie auf einer Seite durch die Gebirge gebesft waren, und auf dev andern Die See offen hatten, fo konnten fie vermittelſt kluger Maaßregeln der vereinigen Macht des ganzen Decans Trog bieten, . Diefes wußte ber Dyan nur gar zu wohl, und fürchtete es fü fehr, daß er Buſſy
ein viel größeres Sand in den intern Provinzen anbof,
wenn er jene wolfte fahren laſſen. Buffy blieb den
Übrigen Theil des Jahrs 1753 noch in Aurengabad, und bemühte fih, feine Teuppen mieber gehörig zu
difeipliniren, für ißren Unterhalt zu forgen, und Zus ruͤſtungen zu einem kunftigen Feldzuge gegen die Ma ratten zu machen,
Der Kaifer Hameb Shchach hatte nach dem Tode des Ghazi⸗ odin Kdan deſſen hinterlaſſenem Sohne, einem Juͤngling voͤn ſe ſechs zehn Jahren, Namens Sche⸗ abeddin, die Wuͤrbe eines Großfeldherrn aller mogul⸗
ſchen Heere uͤbertragen. ine gute Erziehung, ganz
ungewoͤhnliche Talente und der beſtaͤndige Rath ſeines
Hofmeiſters, vermochten ihn in dieſem erhabenen Po⸗
ſten ſich mit ſo viel Klugheit und Entſchloſſenheit zu betragen, daß die Omrahs des kaiſerlichen Hofes bald uͤber zeugt wurden, er ſey mehr zu fürchten als zu
- Sünftes Buch, 343
achken.“ Er war ſchon voller. Raͤnke, ‚bediente ſich aller Kuͤnſte ſeinen Zweck zu erreichen, und Be Kein®erbrechen. Sein Onfel Salabad⸗ jing fürchtete eine Zeitlang, er würbe nach Decan fommen, um feines Vaters Tod zu rächen, allein er war damals ſo ſehr mit den verworrenen Regierungs-Angelegenheir . ten am Delhiſchen Hofe beſchaͤftigt, daß er ſich nicht wohl von ber Hauptſtadt entfernen konnte. Wir wol ⸗ ken bie Erzählung dieſer Begebenheiten verſchieben, his Deren Folgen: auf die englifchen Angelegenheiten i in Indoſtan Einfluß haben werden. Die Engländer ſelbſt waren gezwungen, das ‚überaus kluge Betragen des Dupleir zu bemmdern, der den Krieg im Carnatick mir aller Macht zu führen ſchien, allein ihn dennoch gänzlich feinen höhern Ab» fihten auf die noybifchen Provinzen unterordnete, und fo ſtuſenweiſe feine Nation zu den großen Beſitzthuͤ⸗ ‚mern führte, bie fie jezt inns hatte. Der Troſt der "Engländer war, daß diefe erlangten Vortheile ihrer «Seinde nieht durch ein fehlerhaftes Betragen von ihrer . Saite beranlaßt werben wären; beum'nie hätten fie “mie ihren wenigen Imuppen- ben Krieg zugleich. an zwey fo weit von einander. entfernten Orten, als Golconda und Tritchinapoly, führen koͤnnen? Ihde "ganze vereinigte Macht war kaum bistrsichend geweſen, den weit zahlreichern Frauzoſen nur im ſuͤdlichen De⸗ can die Spitze zu bieten, wo ſie jedoch durch große Beyſpiele von Tapferkeit den Krieg mit Chunda⸗ ſa⸗ 707 heb geendigt, bie Franzoſen ganz in die Enge getrie⸗ | ben, und Die Myſoren gedemuͤthigt. hatten. Es war rein Guͤck für Die Englaͤnder, daß in dieſem kritiſchen | Y 4 |
344 Fauͤnftes Buch.
Pen Zeitpunkt ſich zufaͤlligerweiſe ein Mann an der Spibe I der Regierung in Madras befand, der mit einem großen Verftande und unabläffigen Bemühungen eine 1 felme *Bebarrfamfeit verband, um dem furchtbaren Dupleir zu widerſtehn. Diefes war Saunbers,
deſſen Adminiftrations-Epoche furz vor Nazir » jings -
Tode anfing. Der Morb dieſes Fürften überzeugte ihn von der Nothwendigkeit, aus allen Kräften den ehrgeisigen Entwürfen des Dupleir entgegen zu arbei⸗
ten, ob er.gleid) von der Compagnie feine Befehle zu
Feindſeligkeiten hatte. Es lebten zwar beide Natio⸗ nen in Europa in Friede, allein dennoch hatte er ben Krieg fortgeſezr, fich nie durch Unfaͤlle niederſchlagen
laſſen, und feine kuͤhnen Verſuche geſcheuet, ſobald
ſich eine Ausſicht zeigte, das Gluͤck wieder auf die enge
liſche Seite zu ziehen. Die beiden Gouverneurs hats
tm die ganze Zeit uͤber einen ſcharfen und ſpitzfuͤndi⸗ gen Briefwechfel.mit einander geführt, ‚und Dupleir, in ber Ueberzeugung, daß Buſſyh gewiß bie nordifchen Provinzen erringen würde, hattenod) ehe erdie Nach» richt davon erhielt, gegen Ende bes Jahrs 1753, eine Neigung blicken laffen, den Krieg im Carnatick zu endigen. Im Januar 1754 wuͤnſchte er eine förmliche Unterhanblung. Man fam überein, eine Eonferenz in Sadras, einer zwiſchen Madras und VPondichery gelegenen Stade, zu halten, die den Hol⸗ aͤndern gehörte, | 3754. Die Abgeordneten von Seiten ber Engländer waren zwey Kegierungsräthe, Palk und Vanſittart, bie Franzoſen ſchickten ‚den Pater Lavaur, ESuperior der franzeſiſchen Jeſuiten in dndiey, Kirjean, einen
Se’ 25
Off gier und Neffen des Dupfeir, und Bauffer, Dis BT glied deg Conſeils in Pondicherp, dahin ab. Sie ver ⸗· fammelten ſich den zten Januar; ‚alle ihre Prezedu. ven aber wurden von den Gouverneurs durch Brieſe beftimmt und geleitet, da fich ‚beide Hauptftäbte in ber Naͤhe befanden, Die Engländer trugen als die Grundlage zur Unterhandlung an, daß Mahomed⸗ Ally als Nabob vom Carnatick ‚anerkannt werden ſollte, und zwar mit ber nämlichen Autorität, welche die vorigen Nabobs befeffen hätten, besgleichen daß ‚man ‚dem König von Tanjore den ruhigen Befis fei- ner Seaaten garantixen ſollte. DieSranzofen trugen ſodann auch ihre Meynung von einer Grundlage des Tractats, und zugleich olle aͤbrigen Foderungen vor, Die erſte war, den Salabad⸗ jing als Subah von Desan anzuerkennen, und. alle franzoͤſiſchen Krieger -gefangenen los zu laſſen. Die Engländer verlangten für. die Genehmigung diefer beiden Artikel, von dem Grundzins von Madras befreyt zu ſeyn; einer fehr geringen Summe, die man ehmals dem Statthalter „won Arcot bezahlte; ferner wünfchten fie Das Land von Ponamalee in Beſitz zu behalten, und eine Entfchär Bigung für Mahomed- Ally, nenn er fi mit den Dig. foren ausgeföpnt haben würde, . Dan konnte ſchwerlich mehr einander mußsgen * gefezte Anträge hun; benn wenn man Salabad⸗ jing ohne Einſchraͤnkung als Subah erfannte, fo war das Schickſal der Engländer im Carr ſiſcher Gewalt, fo wie hingegen d das Uebergewicht über die Franzo MWMahomed· Ally anerkannt wurd 95
346 Fe —* foberte jede Nation von ber andern, ‚alles auf ugeben, was ihr vorzüglich werth fehn mußte, und dieſes als ‚einen Pröliminarartifel, ‚noch ehe man bie geringſte Unterhanblung angefangen hatte Das Gefchäft gerieth jebech nicht gleich in Etecken. Die franzöfie fchen Abgeordneten zeigten fieben Patente oder Docu⸗ mente vor, wodurch fie berechtigt zu ſeyn glaubten, fich, ſo wie geſchehn wäre, ‚in die Reichsangelegenhei⸗ ten zu miſchen, und ihre gegenwaͤrtigen Foderungen zu thun. Zwey dieſer Patente waren von Murzafa⸗jing; eins derſelben ernannte Dupleix zum Statthalter aller raͤnder vom Fluß Kriſtna an bis zum Meere, und das andre erkannte den Chunda⸗ſaheb als Nabeb vom Carnatick; viere waren vom Salabad⸗jing, von denen zwey Die vorigen betätigen, das dritte ertheilte am Dupleir die Sünder von Arcot und Tritchinapoly nad) bem Tobe des Chunda⸗ ſaheb, und das vierte ernannte Mortiz ally von Velore zum Vice⸗ Statthalter. aller biefer . Provinzen unter der Herrfchaft des Dupleip, Das fiebente Patent endlich, das die Franzofen das ‚elferanthentifche nannten, war ein Brief des Großen⸗ Moguls, werin alles, was Salabad- jing zu Gunſten bes Dupfeir und ſeiner Bundsgenoſſen gethan hattd, beftätigt wurde, Nun frug man bie englifchen Ab- geaordneten, weiche Documente fie aufzumeifen hätten ? Sie enviebertens die ihrigen befinden in Patenten von Mazir⸗ jing, Ghazi⸗odin Khan, und dem Großen⸗ Mogut;: die ſaͤmtlich Mahomed⸗ Ay als Nabob vom Carnatick anerkannten. Hier war ein foͤrmlicher Widerſpruch, und zwar von ſolcher Art, daß er niche onders entſchieden werben formte, als wenn man alle
Fuͤnſtes Buch, Ar. , Abgeorbneten nach Delhi ſchickte. Die Franzoſen 1754. drangen jedoch darauf, daß die Patente unterſucht/x ‚werden möchten, und ba man ihnen fagte, daß des Nabobs feine in Triechinapoly lägen, fo baten ſie folche gleich holen zu laſſen, und übergaben mittlerweile die Abſchriften von den ihrigen. Saunders aber war ° Aberzeugt, daß dieſe Unterſuchung zu nichts weiter Bienen würde, als die Streitigfeiten zu verlängern, ohne im geringften ben Verdacht und die Einwuͤrfe zu ſchwaͤchen, bie bey beiden Theilen in Anfehung der Guͤltigkeit der gegenfeitigen Anfprüche ftatt fanden; er befahl daher: feinen Abgeordneten, ohne weitere lim« fände anzutragen: „daß die Englänber und Franzo⸗ „fen im Beſitz von Sändereyen gleichen Werths in „ſolchen Laͤndern und Gegenden geſezt werden möchten, „Die Fünftigen Streitigkeiten. vorbeugen fönnten; daß „der Handel beider Compagnien im Carnatick auf eir „nen ganz gleichen Fuß geſezt werben follte; ferney „daß man den Myſoren für.die Zahlungen folder „Summen Sicherheit geben follte, bie wan nach „einer unpgrtepifchen Unterfuchung ihnen als rechtmaͤ⸗ | „Ri juerfennen wuͤrde, und bag man dem Raja-faheh „eine Penſion auswerfen follte; übrigens wollte man „die franzöfifchen Gefangenen freplaffen, wenn nur . „Dupleir bemwilligte, den Mahomed - Ally als Nabob „vom Carnatick anzuerkennen.“
Durch die Genehmigung dieſer Vorſchlaͤge behiel⸗ ten die Franzoſen noch alle ihre Beſitzungen in Norden
nunzertrennt, die von ungleich groͤßerm Umfange wa >
ven, als alles; Ye Engländer i im Sarnatick mit ion fheilen we Diefe Mäßigung, würde von %
sa Aünfte Bu 2754. ben beſtaͤndigen Siegen ber Engländer. nicht zu er⸗ MY garten geweſen ſeyn, wenn bie Kriegskoſten nicht bereitg bem Handelsintereſſe der Compagnie ſehr nachtheilig geweſen waͤren, da ſie ihrer Charter zufolge ihr Capi⸗ tal nicht vermehren konnte. Die Anerkennung des Mahomed⸗ Ally ſchien bie einzige Schwierigkeit bey Saunders Vorſchlaͤgen zu ſeyn; allein dieſe hoffte man dadurch aus dem Wege zu raͤumen, daß bie Englaͤnder Salabad- jing als Subah anerfennen follten, mit ber Bedingung, daff Mahomed⸗ Ally als Nabob beſtaͤtigt würde, und daß - bie Sranzofen ihm. gleiche Achtung zu erzeigen ver⸗ fprechen müßten. Dupleir aber verwarf alle dieſe Vorſchlaͤge mit Verachtung, :und verließ ſich gänzlich auf feine großen Verbindungen mit Salabad⸗ jing. - Seine Abfichten lagen nun klar am Tage; er wollte Ä Ben Engländern nur ben viergigften Theil. der von Ar: rs eok abhängenden Sänderenen laffen, und bes ganze übrige Land als Souveraͤn beherrſchen; er gah Daher feinen Abgeorbneten ausdrücklichen Befehl, auf der GZuͤltigkeit feiner Patente zu beſtehn. Während diefer VUnterhandlung entdeckten bie Engländer, daß dem Briefe des Mogulg an Dupleir die gewoͤhnliche Uns terzeichnung fehlte; biefe iſt ein Inſtegel mit feinem Namen und feinen Titeln. Ferner benbachteten ſie, daß das auf Wachs gebrudte Siegel, dad ſich auf - dern Umfchlage des Briefen befand , dreyunddreyßig Jahr alt mar, und folglic) einem andern Kaiſer anger Sr hatte, Diefe Mängel erzeugten natuͤrlich großen Verdacht, der noch fehr vermehrt wurde, als man won den franzoͤſiſchen Abgeerdneten eine Erfdesme
Fuͤnftes Buch. 349 -
hierüber verlangte, dieſe abet ſtatt der Antwort alle 1794. ihre Papiere zufammen packten, und erklaͤrten, fie ”V“ würben fie nicht weiter unterfuchen laſſen, bis des - Nabobs Patente anfämen. Indeſſen thaten fie bey Dupleir wegen diefem Vorfalle Anfrage. Er erwie⸗ derte, daß ihr in Händen habendes Patent nur ein Duplicat wäre, das man bey der Ausfertigung zu Deihi vielleicht für überflügig gehalten hätte mic des Moguls. Cabinetfiegel zu bezeichnen, und daß ber Sekretgir wohrfiheintich mit der nämlichen Nachlaͤſ⸗ figfeit das erſte Siegel, das ihm zur Hand gewefen toäre, ‚ergriffen und damit das Couvert verfiegele habe; das Original aber, das der Faiferliche Abgeordnete
" felbft von Delhi gebracht, hätte die bewußte Signatur mit dem Stempel, worin das erſte Jahr der Regie⸗ rung bes verftörbenen Kaiſers Hamed Schach markirt waͤre, und das Datum des Briefs felbft ſey vom fünften Regierungsjahre, in welchem Dupleir es auch in Pondichern erhalten hätte,
Es war nun noͤthig, das Original zu unterfüchen, und fid) zu erfundigen, ob bie Nädjläßigfeie in fo wichtigen Angelegenheiten ben Cabinetsfefretniren in Delhi gewoͤhnlich wäre; Saunders aber und bie unge liſchen Abgeordneten glaubten vollkommen überzeugt du ſeyn, daß das vorgezeigte Patent nachgemacht fep,
350 Fuͤnftes Buch.
1754. fo führten fie als die Urſache biefes Betragens ihre
Furcht an, daß man Abſchriften davon hätte machen: fönnen, nad) welchen Mahomed⸗ Ally bie feinigen, die man erwartete, modeln dürfte. Dieſe abge⸗ ſchmackte Entſchuldigung ſtellte ihre Sache in einem
uͤblern Lichte bar, als alles, was ihre Gegner bieher
geſagt hatten; denn es war ein ſtillſchweigendes Ges ſtaͤndniß von ihrem Glauben an die Möglichkeit Pas tente mit fo, biel Kunft nachzumachen, daß fie ſchwer ‘als falſch zu entdecken wären. - Die Engländer hätten fagen koͤnnen, daß, wenn man Mahomed-Aly wegen ſolcher Künfte in Verdacht haben Fönnte,. es erlaube wäre, von Dupleir ähnliche Dinge zu vermurhen, Diefes Argument aber wurde nicht angeführte;
da Gründe bey Unterhandlungen von fehr geringent _
Gewicht find, und man übertem von beiden Seiten bereits beleidigende Aeußerungen genug gethan hatte, und Feine Hoffnung zur Ausführung vorhanden wat,
Die Conferenzen wurden nach einer eilftägigen Unters _ handlung abgebrochen, und beide Theile waren gegen -
einander mehr erbittert als jemals;
Man hatte indeffen Die Feindſeligkeiten nicht ein« geftelle Die obengedachten 1200 Maratten waren dem Gauderow ausgewichen, und hatte das Könige
reich Tanjore bis. an die Seefüfte vurchfirichen. Sie
plünberten und verbrahnten) Städte und Dörfer, tries ben das Vieh weg, und verwuͤſteten die Felder. Die allgemeine Beftürzung, und ber große Schaden, ben das Sand durch diefe Verheerungen litt, überzengte den König von feiner Unvorfichtigfeit, das Buͤndniß mwit den. Englaͤndern ſo wenig geachtet, und feinen ⸗
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I Fuͤnftes Buch, 351
fahrnen General Monack⸗ jee verftoßen zu haben, er 1754. flehte daher den Major Lawrence an, ihm zu Hülfe zu kommen, und übertrug Monack⸗ jee wieder das Com⸗ mando über die Armen Die slüffe waren durd) ben’ heftigen Regen fo angeſchwollen, und die Landſtraßen fo übel zugerichtet worden, daß es den Englaͤnden unmöglich fiel, nach Tanjore zu marfchirenz Monack⸗ je aber fuchte mit 3e0o Mann avallgrie ohne Vers zug den Feind auf. Die Maratten, die das Land nicht fannten, waren zwiſchen zwey Arme. des Caveri gekommen, die auf einmaldermaßen anfchwollen, daß fie völlig in einer Inſel eingefchloffen waren, und feine Hoffnung hatten, vor dem Fall des Waflers wegzu ⸗ fommen, Che aber biefes geſchah, fand ſich Mo⸗ nack⸗ jee an einem Orte ein, wo. er das Waſſer niedris ger als anderswo Fannte, und wartete bier auf den Fall; fodann überfiel er fie unverfehehg, da fie, enge äufammengedrängt, fü ch nicht in Ordnung ſtellen konnten. Wie die Maratten keine andere Ret⸗ tung vor ſich ſahen, als fich du durchzuhauen, fo riefen fie ihren gewöhnlichen Muth nebit der Verzweiflung zu Hülfe, und fielen die Tanjoren wuͤthend ans Diefe aber Dürfteren nach) Rache wegen ber Verheerung ihres Landes, und forhten wie Raſende. Monack⸗ jen gab ihnen hiezu das Beyſpiel, weil er glaubte, daß die Fortdauer der ungewiſſen Gunſt ſeines Königs von diefem Tage abhinge. Da die Tapferkeit nun auf beiden Seiten. gleid) war, fo mußte die größere Anzahl endlich den Sieg entfcheiden; 800 Maratten blieben sobt auf dem Plage, ‚und die übrigen, en verwundet, wurden· zu Gefangenen amade... ;
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358 Funftes: Buch.
1754. ihre Landsleute von fernern Einfällen in Tanjere ab⸗ VI zufchreden, ließ Monack⸗ jee alle todten Körper an Bäumen aufhängen, die Gefangenen aber, felbft die Verwundeten ließ er lebendig fpießen, und fo an ben. andſtraßen aufſtellen. Die Engländer bofften, dag biefer Sieg ben König vermögen nsürde, feine Trupe pen zu ihnen floßen zu laffen, und Monadk⸗ jee erwar⸗ ‚tete für feinen großen Dienſt die völlige Gunft feines Herrn wieder zu erlangen; fie betrogen fich aber beide, ‚denn der Neid des Minifters Succo“ jee wuchs. mit bem DBerdienfte feines Rivals; er berebte Daher den König, daß die Koften zum Unterhalt det Truppen ‚nunmehr erfpart werden Fönnten, weit die große Nie⸗ derlage Die Maratten wahrfcheinlich von weitern Ein fällen abhalten würde. Der König alfo dankte ſei⸗ nem General für die. geleifteten Dienfte, und entließ feine Truppen. .. Die Anzahl der frangoͤſiſchen Gefangenen i in Trit⸗ chinapoly noͤthigte den Major Lawrence, die Beſatzung mit 300 Europaͤern und 1500 Sepoys zu verſtaͤrken, und er behielt im Felde nicht mehr als 600 Europaͤer und 1800 Sepoys. Die Franzoſen waren nach eis ner erhaltenen Verſtaͤrkung ſo ſtark wie die Englaͤnder, überdem harten fie „oo Topaſſen und 6000 Sepoys, ‚die Truppen der Myforen und Maratten aber waren fo ſtark, wie zuvor, Ungeachtet diefer großen Ueber⸗ macht wagten fie es dennoch night bie Inſel zu verlaf« fen, und fich jenfeit des Caveri zu logern. Die Ebene von Trischinapolp mer fo lange ber Sitz des Krieges geweſen, daß man einige Meilen sund um ‚Die Stadt faum einen Baum mehr antraf, | daher
Fuͤnftes Buch, 353
daher die. Engländer gezwungen wurden, ihr Brent: 1754.
holz fünf auch fechs Meilen weit herzuholen. Der
Proviant Fam größtentheils aus Tanjore, die Kaufleute
aber wollten nicht näher fommen als Tricatopoly, ein
Fort achtzehn engliſche Meilen von Tritchinapofy geie⸗ >
gen, wo immer ein großer Vorrath gefammelt und
alsdann ins Lager efeortire wurde. Die Sebensmittel
aus Tondimans Sand wurden zu gewiſſen Zeiten an -"
Derter in Waldungen gebracht, die fieben Meilen
vom Sager entfernt waren. Die Efeorten, die man
zu deren Einholung ausfanbte, beftanden gewöhnlich
in ı5o Europäern und 500 Sepoys, eine Truppen»
zahl, die für den Angriff der feindlichen Cavallerie
fiher war, wenn diefeniche von Europaͤern unterſtuͤtzt
wurde. ¶ Es waren fchon fieben Convoys vom Anfang
des Januars bis zur Mitte des Februar gluͤcklich eine
getroffen, und nun follte ein neuer Transport ankom ⸗
men, weit beträchtlicher als alle vorigen; denn er beſtand in einer geoßen Menge Munition und Waf ⸗
fengeraͤthe ſowohl als Proviant, zu deren Fortbringung
nicht weniger als z 000 Buͤffelochſen erfodert wurden,
Die Eſcorte war daher auch ſtaͤrker als gewoͤhnlich,
denn 180 Europaͤer und 800 Sepoys mit vier Ka⸗
nonen waren bazu commandirt. Obgleich dieſes nun,
mehr als ein Drittel von der Armee war, ſo ſchien es
doch kaum hiareichend zu ſeyn, den fü ausgedehnten
Transport zu decken. Das Commando traf der Tour
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954 J Fuͤnftes Buch.
1754 tanſoreſcher Reiter, die ſich bey Cootaparah gelagert
vr. hatten, zu den Englaͤndern ftoßen würden; diefe aber, entweder zufällig ober aus Borfag um nicht Benftand '-
zu leiften, verließen ihren Poften den nämlichen Tag;
als bie Efcorte marſchirte. Indeſſen kamen die eng« tifchen Truppen den ı zten Februar ungeftört bey Tri⸗ eatopoly an, und fezten fich den folgenden Tag mie dem Transport in Marfch; fie erreichten Kefli Cotah, wo fie übernachteten. . Dies ort liegt fünf englifche Meilen von Cootaparah, und der Deg dahin geht Durch Tondimans Wälder, —
Die Feinde in Seringham beſchloſſen die Convoy aufzuheben, und ruͤckten ihr daher, 12000 Maratten und Myſoren, 6000 Sepoys und 400 Europaͤer ſtark, entgegen; ſie paſſirten den Fluß in der Nacht, und poſtirten ſich ſodann unweit Cootaparah. Die Conwoy dachte an feine Gefahr, als man in der Entfer⸗ nung zahlreiche Haufen Reiter entdeckte, die ſich durch die Gebüfche zogen. Der engliſche Beſehlshaber veraͤnderte ſeine Diſpoſition nicht, die ſehr uͤbel aus⸗ gedacht war; denn ſeine Soldaten marſchirten einzeln auf beiden Seiten der ungeheuern Linie von Ochſen
und Karren. Die Maratten waren von Morari⸗row und Innis Khan commandirt, die bald dieſe elende Anordnung wahrnahmen und daher beſchloſſen, mit dem Angriff nicht erſt auf bie franzoͤſiſchen Truppen zu warten. Die Convoy wurde auf allen Seiten durch große Haufen Reiter umgeben, die auf einmal zugleich in ein Kriegsgeſchrey ausbrachen, und ſodann in vol⸗ lem Lauf auf die Linie los ſtuͤrmten. Dieſer ſchnelle und ungeſtuͤme Angriff trennte augenblicklich bie Linie;
Dann 2
N .
Fünftes Buch, Pr
der Wiberftand der Engländer war unbebeutend, da 1754
fie nicht in Haufen agiren konnten. Ein jeder ver /Y”
theibigte fein eigen Leben nach Möglichkeit: Die
meiften Sepoys warfen ihre Waffen weg und flohen.
Die Ochfen, durch den Tumult erſchreckt, vermehrten
die Verwirrung, und liefen bald auf.den Feind bald
auf die efcortivenden Soldaten los. Das Gefecht - "dauerte jedoch, bis die franzöfifchen Truppen heran
kamen, die der Sache ein Ende machten; ſie vermoch⸗
«en die Maratten, obgleich ſehr wider ihren Willen.
bas Schwert einzufteden, und boten ben Engländern
Pardon an, die ſich Darauf auch gleich ergaben. Es
wurden 138 zu Gefangenen gemad)t, von denen über
Bundert verwundet waren, und 50 Mann blieben todt
auf dem Plage. Unter den acht Offizieren waren fünf
Todte und die übrigen brey verwundet; der Befehls:
baber hatte eine tödtliche Wunde befommen. Der
Heytenant Revel, einer von den braven Vertheidigern
von Arcot, commandirte die Artillerie an dieſem
Tage, und da er alles verloren fah, befchäftigee er
fich feine Kanonen zu vernageln, und ließ fich felbft durch die über feinem Haupte ſchwebenden Säbel
nicht davon abhalten, bis er niedergehauen wurde.
Dies war ohne Vergleich der haͤrteſte Schlag, ber die Engländer ſeit dem Verluſt von Madras bes troffen hatte. Ein Drittel ihrer europäifchen Trup⸗ pen ging dadurch verloren, und unter dieſem 100 Grenadiers, die de bie bey allen Geleg⸗
Die gange Convey sähe, und. 7000
356 Fuͤnftes Bud.
1754. indie Hände, die mit dieſer Beute und ihren Gefatt« MVI genen nad) der Inſel zuruͤck marfihirten. Die Se:
- —
poys ließen ſie jedoch bald wieder frey, die ſich ſodann wieder nach dem engliſchen Lager begaben, und die beiden uͤberlebenden engliſchen Offiziers wurden auf
ihr Ehrenwort losgelaſſen, das die Franzoſen ihnen im
Namen des Salabad⸗ jing abfoderten. -
Sobald die Regierung von Madras dies Ungluͤck vernahm, ſchickte fie 180 Mann unter Commando
bes Capitain Pigeu zur See nach Devi-Cotah; auf)
hatte fie Hoffnung die Armee mit einem Corps Reiterey zu verftärfen, die der in Anfange biefer Gefchichte oft
gedachte Maphuze Khan, des Nabobs ältefter Bru⸗
ber, commandiren würde, . Diefer Prinz wurde in der Schlacht bey Amboor, in welcher fein Vater ums kam, gefangen genommen, und von Chunda⸗ faheb nach Pondichery geführt, wofelbft er blieb, bis Nazir⸗ jing im Carnatick erfchien, da denn Dupleir auf das Anſuchen diefes Fürften ihm die Freyheit ertheifte,
Nach Nazir⸗ jings Tode ſchien er geneigt, fich mit
Murzafa- jing zu verbinden, und blieb auch einige Zeit bey. deffen Armee; nad) dem Tode diefes Subah aber ging er nach Cudapa, wo er bis jeze ruhig blieb, fih) aber nun entſchloß, mit 2000 Mann Cavallerie und 2000 Peong dem Nabob feinem‘Bruber, wie er fagte, benzuftehn. Bey feiner Ankunft in Arcot erklärte er jedoch, daß er nicht weiter marfchiren würde, bis er eine Summe Geldes empfangen hätte. Diefe verfprach fein andrer Bruder Abdul-wahab, Vice⸗ Statthalter von Tricchinapoh, Li liefern.
Fünfte Bud. ' a7
Das lezte Unglüc hatte den Major Lawrence 1754. - überzeugt, daß das Deraſchement in Devi- Corp” Y” nicht farf genug fey, um ficher nach feinem Lager zu marſchiren, dabey befürchtete er aber die Stadt einem neuen Anfall ausgufegen, wenn er fich entfernte; > , er befahl daher ben Verftägfungstruppen, in Devis Cotah zu bleiben, bis Maphuze Khan vorruͤcken wuͤrde; mittlerweile wollte er ſeinen Poſten in der Ebene zu behaupten ſuchen, ob er gleich nur 400 Eu⸗ ropaͤer bey ſich hatte. Dieſe geringe Anzahl machte es unmoͤglich, Proviſion aus dem entlegenen Tanjore jezt abzuholen, uͤberdem hielt der Koͤnig, der die Engländer nebſt Tritchinapoly nun ſchon als verloren anſah, ſeine Kaufleute non fernern Lieferungen ab. Tondimans Sand war num noch ber einzige Zufluchts- orgz es wurden daher 300 Sepoys nach Killanore abgeſchickt, um dort Sebensmittel zu fommeln. Diefes war ein im Walde gelegenes Dorf, zwoͤlſ Meilen von der Stadt. Die Efeorten wurben mehrentheils von einem ſehr thoͤtigen Offizier und wortreflichen Partey - gänger, Namens Mahemed Iſſooß, eommanbirt.
Dieſer Mann war durch feine Verdienfte bis zum Poften eines Oberbefehlshabers aller englifchen Sea poys geftiegen; er verfihaffte beftändig Nachricht von den Bewegungen des Feindes, und da er das fand vollkommen Eannte, regulirte er die Maͤrſche dev Cor- voys mit fa viel Geſchicklichkeit, ließ fie immer andre
254. . wvys
358 Fuͤnftes Such,
Mittlerweile lag das Verſtaͤrkungsdetaſchement immer noch in Devi-Eotah, und Maphuze Khan ließ ſich nicht fehen, weil er von feinem Bruder noch nicht bas verlangte Geld erhalten hatte. Lawrence fuͤrch⸗ tete fehr, mit feinen wenigen ganz von. Cavallerie entblößten Truppen nicht in der Sänge ſein Lager be⸗
haupten zu fönnen, im Fall die zahlreichen Feinde die Inſel verlaffen und fich bey ihm in ber Ebene lagern
follten. Es war. unbegreiflich, daß fie biefes . nicht fen laͤngſt gethan und die Mavatten beffer. genutzt Batten. Er ftellte daher der Regierung von Mabras
bie Notwendigkeit vor, ben König von Tanjore wieder
zu gewinnen; dieſer Rath wurde befolgt, und Palk,
ein Mann, ber ehedem ˖des Koͤnigs Gunſt erlangt hatte, wurde in der Mitte des Aprils an ihn abge⸗ ſchickt. Er fand es aber ſchwer, vor den Koͤnig zu
kommen, der mehr als jemals von feinem Miniſter
Succo⸗ jee beherrſcht wurde. Diefer Minifter ſtand
mit den Myſoren in Unterhandlung, und hatte ſogar
ſeinen ſchwachen Fuͤrſten uͤberredet, den. Monack⸗ jee
in Verhaft nehmen zu laſſen, unter dem Varwand,
daß er Kriegsgelder untergeſchlagen habe. NPalks
sat mit den Myſoren zu ſchliefſen; allein er konnte
Vorſtellungen hielten den —— ‚den: Trak⸗
nicht dahin gebracht werden, ſeine Truppen nach Trit⸗ chinapoly zu ſenden. In dieſer nachtheiligen Lage,
welche die feindlichen Generals, wenn ſie nur gemeine
Klugheit und Thaͤtigkeit bewieſen haͤtten, wuͤrden
haben verzweiflungsvoll machen koͤnnen, entdeckte man eine Verraͤtherey i im engliſchen Lager, und zwar von einem Manne, in den awrence das groͤßte Ver⸗
trauen geſezt hatte.
Säyftes Buch. ‚359
. + Ein Braman jeigte an, daß, ba er fih des 1754. Morgens am Ufer des Fluffes gewaſchen, er einige” Y-
feindliche Colleries habe herüber ſchwimmen fehn, die ein Pack / an englifche Colleries übergeben, etwas von einem Briefe gefagt und den Namen Mahomed Iſſoof
‚ genannt hätten; er fügte hinzu, daß er die Empfäns
ger kenne. Man gab ihm Soldaten mit, um fie in Verhaft zu nehmen. Diefes gefchah auch ohne Verzug, da denn einer dieſer Colleries ein wollenes Pad auslieferte, in welchem ein Brief an Mahomeb Iſſoof, den vorgerühmten Oberbefehlshaber der engli» ſchen Sepoys, befindlih war, Lawrence erbrach ihn, und ließ ihn durch den Dolmetſcher Ponlapah leſen. Er mar vom Regenten geſchrieben, mit feiner Signatur bezeichnet, und auf dem Umſchlag war bie
Figur einer Hand geftempelt, eine Formalität, bie
bey den Myſoren einem Eide gleich gehalten wird. Der Inhalt war ein Anfuchen, daß Iſſoof nebft noch ‚einem Offiziere ſich feinem Verſprechen gemäß, an ei⸗ tem beftimmten Ort einfinden follte, wo er Abgeord« nete bes Regenten antreffen würde, um, mit ihm alles u verabreden, was zur Meberlieferung von Tritchi- napoly erfoderlic) ſey. Zur Belohnung diefes Dien« ſtes verſprach ihm der Regent, wenn der Anſchlag „glückte, die Summe von 140,000 Pf, Et, eine vor: uchme Befehlshaberftelle bey feiner Armee, und Laͤn⸗
dereyen auch verſprach er überdem allen Freunden,
die Iſſeof dazu brauchen würde, verhaͤltnißmaͤßige Belohnungen. Man arretirte nun ſogleich Iſſoof,
360. Fnftes Buch.
1784. Schreiber bey: einem ‚englifchen.Rriegscommiflarius, '
WYVV und hatte kurz zuvor im Gefaͤngniß gefeffen, da er in - Verdacht ftand, Gelder uritergefihlagen zu haben. . Er blieb bey feiner Ausfage ; die Colleries aber ſagten,
daß fie das Pad zuerft am Ufer liegen gefehn, nabe - bey dem Ort, wo fie fich gewafthen, und ſich unter - einander gefragt hätten, mas es wohl ſeyn Eönntez - ihre Schlußmennung fey gewefen, es müfle einer Pers fon gehören, die fi) Dorr gemwafchen, ober dem Bra⸗ man, der noch immer Damit bejchäftige wäre‘, daher es niemand von ihnen hätte anruͤhren wollen; fie wären darauf ſaͤmtlich weggegangen, einer aber von ihnen fey umgefehrt, und habe es aufgenommen, in Hoffnung es Fönnte etwas von Werth enthalten. Iſſoof fowohl als der andre Offizier betheuerten, daß fie von nichts wüßten. Poniapal) verdofmerfihte ihre
. Ausfagen, und war der Meynung, daß der Braman mehr von dem Briefe wiffe, als.er entdeckt habe, Bey dem nächften Verhoͤr verfprach man daher dem Braman, feines Lebens zu fihonen, wenn er die Wahrheit entdecken würde. Hierauf fagte er aus: er wäre vor einigen Tagen in Seringham gemefen, wohin ihn Der Regent ausdrücklich Habe einladen laſſen. Man: hätte ihm 100,000 Rupien verfprochen, wenn er ein Mittel erfinden Fönnte, durch diefen Brief Iſ⸗ foof bey den Eingländern verdächtig zu: machen; er
. fügte hinzu, daß er ſich der Sache theils wegen ber Belohnung unterzogen, theils auch fich an Iſſoof zu rächen, ber an feinem lezten Verhaft vorzüglich ſchuld ſey. Die Colleries beftanden ımveränderlich auf ihrer ‚vorigen. Ausſage, worauf fie und die beiden Offiziere losgelaffen und alle für unfchuldig erflärt wurden
.
Sites Vuch. 301.
Man hätte jedoch immer noch Verdacht, daß 75 man nicht · die völlige Wahrheit erfahren habe, und daß ganz andre Perſonen als ein unbedeutender Schrei« Ber in dieſer Sache intereſſirt ſeyn müßten; der Brar man wurde daher in Verhaft behalten, und oft: zu weiten Entdeckungen aufgemuntert, allein er blieb bey-feiner legten Erklaͤrung .· Da Lawrence fahe, daß er durch gelinde Mittel nichts ausrichten konnte, bes ſchloß er die Wirkung der Furcht zu verſuchen, und befahl daher dem Dolmetſcher ihm zu fogen, daß er ben folgenden Tag fterben müßte, wenn er nicht alles entdeckte, und feine Ausfagen durch Beweiſe beftätigte. Nunmehr wurde die Sprache verändert, und er ges ſtand, daß. ein Einwohner von Tritchinapoly, Namens Gopinrauze, ber ehmals Dolmetſcher des englifchen Eommanbdanten gervefen war, ihm-angerarhen habe, nach Seringham zu gehn, und den Entwurf mit dem Briefe dem Negenten vorzutragen. Gopinrauze wurde ſogleich eingezogen; er leugnete altes, war aber ſehr erſchrocken und verwirrt, und Poniapah urtheilte, daß er gewiß ſchuldig ſey. Mittlerweile ſchickte der Braman heimlich zu Iſſoof und ließ ihn zu ſich bitten, weil er ihm etwas Wichtiges zu ſagen habe. Iſſoof fand ſich ein, hatte aber die Vorſicht beobachtet, noch jemand mitzunehmen, um ein Zeuge der Unterredung zu ſeyn. Nunmehr machte der Gefangene folgende Erflärung: „Er fen von dem Dolmetſcher und Agen- „ten bes Commiffariats, Peramrauze, einigemal ng 1 xn
362 Fuͤnftes Buch: 2754; „waͤre; auch hätte er nach einigen Reiſen feinen Zweck erreicht. Kurz darauf hätte ihm Poniapah angeler „gen, weil er im feindlichen Soger befannt ſey, einen „Brief dahin zu bringen, und ſolchen entweder dem „Könige ober einem vornehmen Hoſbeamten zu uͤber⸗ „geben: er habe geantwortet, Dies fen. ein gefährlichen — * Das, ihm dag Leben koſten koͤnnte; bev „Dolmetſchey aber hätte erwiebert, daß er ſodann „fähig fey ihn zu retten, wenn en ſagte, er habe ihn „als Spion gebrawht, Der Braman verfprach eg „zu überlegen, und gah feinem Vorgeſezten Peram⸗ rauze davon Machricht, ber ihm rieth, dem Ponia⸗ ppah zu willfahren. Dieſer aus Furcht einen Ent „deckung wollte ben Brief nicht im englifchen Sagen yſchreiben faffen, ſondern bat ben Bramen, ihn ſelbſt „du fihreiben, wenn er in Seringham feon würde „‚Diefen Auftrag befolgre er auch, Der Brief wurde - „an bie zwey vornehmſten Befehlshaber der Myſoren ‚ „gerichtet, mit dem Anfuchen ben Regenten zu beres „den, an den Major Lawrence zu fehreiben und ihn pou bitten, Poniapah nad) der Inſel zu fenben, um Vorſchlage wegen Teitchinapgln anzuhören. Den „folgenden Tag famen auch, einige Abgeordnete zu „Lawrence, ber den Dolmetſcher fofert ing feinbliche plager ſchickte. Der Dramen begleitete ihn, und „war ben feiner Unterrebung mit dem Negenten gegen: „wärtig,. ben fehr wider den Nabeb wegen Werlegung „bes Tractats loszog, und bie Urſache zu willen be⸗ pyehrte, warum er von ben Fngländern unterſtuͤtzt pwuͤrde ) Poniapah antwortete, daß ex ihnen beyge⸗
uftanben hätte, das Fort St Dovid zu vertheidiger,
u Baaftes. Buch. 361
Man hätte jedoch immer noch Verdacht, daß 17854 man nicht · die voͤllige Wahrheit erfahren habe, und daß ganz andre Perſonen als ein unbedeutender Schrei⸗ Ber in dieſer Sache intereſſirt ſeyn müßten; der Bra⸗ man wurde daher in Verhaft behalten, und oft zu weitern Entdeckungen aufgemuntert, allein er blieb bey · ſeiner lezten Erklaͤrung. Da Lawrence ſahe, daß er durch gelinde Mittel nichts ausrichten konnte, be: ſchloß er die Wirkung der Furcht zu verſuchen, und befahl daher dem Dolmetſcher ihm zu ſagen, daß er ben folgenden Tag fterben müßte, wenn er nicht alles entdeckte, und feine Ausfagen durch Beweiſe beſtaͤtigte. Munmehr wurde die Sprache verändert, und er ges "stand, daß. ein Einwohner von Tritchinapoiy, Namens Gopinrauze, ber ehmals Dolmerfcher des englifhen Eommanbanten gewefen war, ihmangerathen habe, nach) Seringham zu gehn, und den Entwurf mit dem Briefe dem Regenten vorzutragen. Gopinrauze wurde fogleich eingezogen; er leugnete altes, war über ſehr erſchrocken und verwirrt, und Poniapah urtheilte, . daß er gewiß fhuldig fy. Mittlerweile fehickte dev Braman heimlic) zu Iſſoof und ließ ihn zu fich bitten, weil er ihm etwas Wichtiges zu fagen habe. Iſſoof fand fich ein, hatte aber bie Vorſicht beobachtet, ‚noch jemand mitzunehmen, um ein Zeuge der Unterrebung . zu ſeyn. Nunmehr machte der Gefangene folgende Erflärung: „Er fen von bem Dolmerfcher und Agen- „ten des Commiſſariats, Peramrauze, einigemal „nach Seringham geſchickt wworben, um bie Loslaſſimg „der Familie dieſes feines Obern zu bewirken, bie bey „der Wegnabme ber großen * gefangen worden 2 5
384° - Fuͤnftes Buch. 1754., bramans? Stelle mit tauſend ihm untergeordneten NV Prieftern, denn Poniapah war felbft ein Braman. „Nach der Ruͤckkunft ins englifche Jager gab ber Dol« ng„metſcher dem Major Lawrence nur von demjenigen „Theile der Unterredung Nachricht, "der ihm nicht „nachtheilig. werben Fonnite, wobey er bem Braman „ernſtlich anlag, Niemanden etwas zu fagen‘, außer ‚feinem BVorgefezten Peramrauze, jedoch auch diefem „niche mehr, als was er felbft dem Major fagen toürde. Einige Zeit hernach erfoderten Commiſſa⸗ „riats-Gefchäfte eine Reife bes Bramans nach Tan⸗ „jore, welches Poniapah fehr ungern fh. Nach „feiner Ruͤckkunft wurde er wegen fehlender Caſſen⸗ „gelder in Verhaft genommen, allein auf Buͤrgſchaft „des Peramrauze fam er los. Der Dolmetſcher „fagte ihm nun, daß durch ſeine Reiſe nach Tanjore „viel Zeit verloren waͤre, und daß der Regent, da er ſeitdem nichts weiter von dem Geſchaͤfte gehoͤrt habe, ndenken wuͤrde, man habe feiner geſpottet, daher es „noͤthig ſey, daß der Braman wieder nach Sering⸗ „ham ginge. Dieſes geſchah nach erhaltener Inſtruc⸗ „kion, die dahin abzweckte, dem Regenten vorzuſtellen, „alles anzuwenden, ben Englaͤndern ben Proviant „abzuſchneiden, weil dieſes ihren Ruͤckzug unfehfbar » vbeſtimmen wuͤrde; daß, da Iſſoof der einzige Mann „waͤre, der die Convoys fo gluͤcklich zu führen wüßte fo ſey es nörhig, ihn aus dem Wege zu räumen; odieſes koͤnnte niche beffer geſchehn, als wenn ihm „der Regent einen Brief von verraͤtheriſchem Inhalt „fchriebe. Diefes hatte der Regent auch. getban, „und ihm folchen gegeben, da er ihn dann ing engli⸗ vſche Sage gebracht hätte,‘
N
Fuͤnftes Buch. 365
Sobald Iſſoof dieſe Erzaͤhlung angehört hatte, 1754. ging er zu Peramrauze und ſtellte ihn zur diede. Die: “N fer Dann warf ſich ihm zu Süßen, und flehte um Gnade. Iſſoof aber. nahm ihn gleich feſt, und be- „gab fich zum Major Lawrence, dem er die lezte Aus . foge des Bramans meldete, worauf Poniapah aud) eingezogen wurde.
Beym Verhoͤr beftätigte ber Braman alles Ger fagte. Da man ihn frug, warum er ben Gopine rauze angegeben habe? fagte er, daß Poniapah, der ihn im Name des Majors mit dem Tobe habe ber drohen müffen, ihm gerathen, jemand fonft anzugeben, den erfürzlich gefehn. Nun habe er mit Öopinrauze in Gegenwart vieler Soldaten neulich eine Uinterredung gehabt, und ihn daher in der Todesangft als Mit- ſchuldigen angeklagt. Peramrauze geftand alles, und feine Ausfage waf mit dem Geftänbniß des Bramans genau ein. Hierauf wurde der Oberdol- ‚metfcher Poniapah zum Tode verdammt; man band ihn vor die Mändung einer Kanone, und fehoß ihn fo in Stüden. "Er geftand nichts; fein Haß gegen Iſſoof kam aus Eiferſucht her, wegen bes geoßen Ein- fluffes, den biefer Sffigier im Sager hatte, wodurch der feinige fehr geſchwaͤcht wurbe. Diefe fo verworrene Verrächeren hatte ihren Grund in ber damaligen Nachlaͤßigkeit der Engländer, ſich mit den Spra⸗ hen in Indien befannt zu mache fie nörhigee, ſich auf fremde D iaſſen.
Der Regent hatte nicht bie als er gegen Poniapah behauptete,
B
3° Fnteh Buch.
1754. feiner Truppen in Seringham feinen Finanzen’ nicht
N nachtheilig fen; denn fein Schah war ſo ſehr erſchoͤpft, daß er kaum Geld zufammen bringen fonnte, feine Armee zu befriedigen, und ben Maratten ganz und gar nichts mehr zu geben vermochte. Das franzöfis fhe Sprichwort: „Kein Gelb, fein Schweizer !* koͤnnte fehr füglih in Indien bey den · Maratten ges braucht werden, denn wo Fein Geld ift, if auch fein Maratte. Moraristom wurde kaum diefen Man⸗ gel gewahrt, als ihm der. Krieg überdrüßig warb, und - um einen Vorwand zu haben, mit dem Regenten zu brechen, foderte er die rüdfftändigen Summen ohne weis tern Verzug, die nach feiner Rechnung eine Million Rus pien betrugen. Der Regent behauptete, ihm nichts mehr ſchuldig zu feyn, da er ihm ftets jede Geldfoberung fos gleich bezahte habe. Diefes verurfachte einen heftie gen Streit unter ihnen, der ſich damit endigte, daß Morari » rom mit allen feinen Maratten die Inſel verließ, und ſich jenfeit des Coleroon lagerte, mit der Erklärung, nicht ehe zurüc'zufehren, bis das Gel bezahlt fey.
Die Feinde befchloffen, ipre Rache an dem Po⸗ tygar Tondiman auszulaffen, deſſen Neigung. gegen die Engländer dieſe zu ihrem langen Aufenthalt bey Tritchinapoly aufgemuntert hatte, ſeitdem fie Eeinen Proviant mehr aus Taniore erbalten fonnten. Der franzoͤſiſche Beft feinen Europäer myſoreſchen Rei gu verwuͤſten; d allen iheen Habi
v
Fuͤnftes Buch. 367
ſten Wälder, wo man ihren unmöglich folgen konnte. 4754. Die Feinde fanden daher nichts als leere Dörfer zu YV
verbrennen. Da ıhr Unfug hiedurch begraͤnzt, und die Hoffnung zur Plünderung vereitelt wurde, be⸗ ſchloſſen fie in Tanjore einzufallen, und fid) hier Beute zuhofen. Sie raubten altenrhalben, und‘ nahmen das Fort Kelli Cotah ein.
Sawrence hoffte, daß biefer unerwartete Emfall den König von ber Nothwendigkeit überzeugen würde, ſich mit den Engländern zu vereinigen; er war ddr her entſchloſſen, ‘den erften Eindruck zu nugen, den die Furcht auf-feinen Geift machen würde, und ihm ſogleich zu Hülfe zu eilen. Alle Vorpoften wurden eingezogen, bie Befagung von Tritchinapoly bis auf 406 Europäer verflärft, und mit ben übrigen Trup⸗ pen brach er den 23 ften May auf, nachdem er ber
wartenden Verftärfung in Devi-Cotah Befehl zuges'
ſchickt hatte, zu ihm in Tanjore zu ſtoßen. Lawrence marſchirte durch die Wälder, wo er den Polygar Tone diman anteaf, den er mit‘ aller Hochachtung und Freundſchaft empfing, bie feine Treue gegen die Enge länder verdiente: Den nämlichen Tag fam auch ein Abgeordneter vom König von Tanjore an, der drin⸗ gend um Benftand bat. Die Feinde hatten mittler⸗ weile auch Collabdy eingenommen, und hier ben großen Damm durchftochen, welcher das Waffer des Caveri abpielt, in den ı Colerdon zu fließen, und das
de tanjorefihen
4, das der Nie
eine allgemeine
3 Fuͤnftes Buch. 1754. Beſtuͤrzung. Der König glaubte doch etwas chim “VS zu müffen, und ſchickte daher feinen Onkel Gauderom mit 1 500 Reitern, den Feind aufzuſuchen. -Diefer untaugliche General aber wurde von einem andern Feinde uͤberfallen, den er nicht erwartete. | Der Nabob hatte während dem Kriege zu wies derholtenmalen dem Morari- row Vorfchläge gethan, um ihn dahin zu bringen, nach Hauſe zu marſchiren; die ausſchweifenden Foderungen aber auf der einen Seite, und der Geldmangel auf der andern, waren bisher unuͤberſteigliche Schwierigkeiten geweſen, den Tractat zu Stande zu bringen. Da nun aber die⸗ ſeelbe Urſache Die Maratten von den Myſoren getrennt hatte, fo ſchmeichelte er ſich, daß er dieſen gefährli- chen Feind ohne Koften los werben würde, Morari⸗ row aber war nicht fo leicht zu befriedigen; er machte ‚alferley Entwürfe, und beſchloß nicht eher zuruͤck zu gehn, bis er eine gewiffe Summe Geld von riner ‚ober der andern flreitenden Partey, oder auch von beiden erpreßt haben würde. Der Marfch des Gau⸗ derow ‚erzeugte bey ihm den Gedanken, daß, went er.über diefe Truppen berfiele, ber bereits durch den Einfall der Franzoſen und. Myſoren äußerft er⸗ ſchrockene König unfehlbar dahin gebracht werden würde, feinen Rückzug zu erkaufen. Glückte es ihm damit nicht, fo hoffte er wenigſtens, fich nach⸗ brüdlich wegen der Niederlage der Maratten zu raͤ⸗ hen, die im Anfange diefes (jahres hier umgekom⸗ men waren. ‘Durch die beiden Seidenfhaften, Ei⸗ gennug und Rache beſeelt, fuchte er mit 3000 Mas ratten dan Gauderow auf, und überfiel ihn bey Tas
D
J Fuͤnftes Buch. 369
gesanbruch mit ſolchem Nachdruck, daß nur 300 1754. Tanjoren nebft ihrem Anführer entrannen, bie übri«“ Ve gen wurden entwedkr niebergehauen, ober zu Gefari« ‚genen gemöcht. Einige Tage hernach vereinigten ſich
bie Truppen aus Devi Cotah mit der Armee; fie bes ſtanden aus 150 Europäern und 500 Gepoys., Da
ber Major lawrence frank war, fo übertrug er es dem .' Abgeordneten Palf und dem Capitain Caliaud, mig ' dem Könige zu traftiren.
Sie fanden ihn zwar vol Keue über fein den Engländern .entzogenes Wort und des Monack. jer Entlaffung, dennoch aber" hing er beftändig noch om feinem Miniſter Succo-jee, deſſen uͤblen Kaffe \\ fhlägen er feine ungluͤckliche Sage zu verdanfen hatte. Als ein ſchwacher Mann glaubte er entgegengeſezte * » ‚Dinge vereinigen zu fönnen; er wollte feinem Beng tal wieber den vorigen Poften geben, ohne jedoch defel ⸗ fen Todfeind, den Minifter, zu entfernen. Die Englaͤnder aber erklärten geradezu, daß fie nnier keb⸗ ‚ner andern Bedingung, als die Abfegung des Suc» co⸗jee, mit ipm ein Buͤndniß fchliegen wollten. Da er fie nun hierin unbeweglich fand,- und er uͤberdem von einer anfehnlichen Berftärfung hörte, die ſie tige
lich erwarteten, und fodann den Krieg ohne ihn fühe ven fönnten, fo beroilligte er ipr Verlangen. Suc⸗ corjee wurde abgefejt, und Nonack · jee erhielt niche allein feine Stelle als Feldherr wieder, fondern befom auch den erledigten Poſten als oberfter Minifter. Um’ n, befanden
ſezte Minifter
Dies geſchahʒ
6: Funftes Buche
1754. er reifte mit feiner Familie ab, unter bem Vorwande eine weit entlegene berühmte Pagode zu befuchen; ein gemöhnliches Vorgeben vornehmer Männer von der indifchen Religion, wenn fie gezwungen find, ber Gefahr zu entrinnen, ober der gehabten Gewalt zu entfagen. Dieſe für bes Nabobs und der Engländer Intereſſe fo nörhige Veränderung war das Werk von fieben Tagen, Monack⸗ jee wurde den 7 ten Junius vom Könige mit vielen Ceremonien in feine Wuͤrden eingefezt, und fing feine Xominiftration gleich mit Anwerbung von Truppen an; da diefes aber einige Zeit erfoderte, fo bat Lawrence die Regierung in Ma⸗ dras, ihm bafd dia aus Bombay und Europa arge- temmene Verſtaͤrkung zu überfenten, und auch Ten Maphuze Khan zur Bereinigung zu bewegen, damit ‚ade Truppen zu gleicher Zeit ven Tanjore nach Trit⸗ chinapoly aufbrechen Einnten.
Diefem Verlangen zufo‘'ge beſchloß man 400
* Europäer und Topaffen nebft soo Sepons bey Con⸗ jeveram zum Maphuze Khan flogen zu laſſen, um ‚mit ihm nach) Tanjore zu marfchiren. Die Leiden⸗
| Khaft. diefes Prinzen war, ſich an der Spige von "Truppen zu fehn, ‚fo fehr es ihm auch an Talenten fehlte, fie zu commandiren; erzeigte daher Feine Nei⸗
I gung, die Gegend von Arcot zu verlaſſen, und gab zur Urfache an, daß Abdulwahab Khan ihm noch nicht das nörhige Geld ausgezahlt babe, Unter biee fem Vorwande marfchirte er immer im Sande herum, und hob Eontributionen von felchen Polygars und Statthaltern ein, die nicht ſtark genug waren, ihm Dherfand zu um D die ro die Digierun
Fuͤnftes Buch, 371
in Madras erffärte, ‚ihm das Gelb/zu zahlen, wenn 1754 er ohne Verzug aufbrechen wollte, fo zeigte er fich bereitwillig. Dupleir aber, der feinen Charakter ger > mau fahnte, hintertrieb dieſen Vorfag dadurch, daß er der Befagung ih Gingee befahl, in Vereinigung mit andern Truppen ins Feld zu ruͤcken. So gering auch diefe Anzahl war, fo wurde Maphuze Khan doch durch ihre Erſcheinung fo fehr erſchreckt, daß er fü ich vorzurücen weigerte, bis bie verfprochenen Europaͤen bey ihm angelange feyn würden. Sie kamen an, und nun eilten die Franzoſen nad) Gingee zuruͤck. Dennoch aber wollte er nicht nach Tritchinapoly mars ſchiren. und verlangte zuvor fein Geld zu haben Die engtifche oſtindiſche Megierung mar daher gend« thigt, ihm 50,000 Rupien ju bezahlen, und verſprach ihm nod) einmal foviel zu geben, fobald er den Cole voon paflirt wäre. Dieſes vermochte ihn endlich, i im
Anfange bes Julius aufzubrechen.
Morarisrom fezte nun nach feinem Eiege über Gauberom feine übrigen Entwürfe fort. Er fihrieb an den Nabob, der fich damals in Tanjore befand, daß, wenn er ihm für die Zahlung von 300,000 _ Mupien Sicherheit ftellte, fo wollte er gleich nach Hauſe marfihiren, und mie mehr ein Seind weder _ “von ihm, noch von ben Engländern, noch von den
- Zanjoren feyn. Der Nabob hatte fein Geld, er
wandte ſich daher an! den König. von Tanjore, der wurde,
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7 Fünftes Buchs:
3754. wenn fie die soeftlichen Gebirge pafjire hätten, und die . übrigen 150, ooo nad) ihrer Ankunft im Baterlande.
Wahrend diefer Unterhandkung in Tanjore benachrich-
tigte Morari⸗row den Negenten von Myſore, daß er
im Begriff ſtehe, mit dem Nabob einen Tractat zu ſchließen, er wolle aber die Unterhandlung abbrechen, wenn ihm der Regent die ſtreitigen Gelder bezahlte. Dieſer ſchickte ihm, in der Angſt, alles Geld, was er nur fuͤglich entbehren konnte, ungefähr 50, 000 Ru⸗
..pien.: Kaum hatte der Maratte es empfangen, als.
er mit feinen Truppen nach Volcondah .marfchirte; mb im Anfange des Julius nad) feinen Erblande ging, das 130 Meiten von Arcot entfernt war. Er beſaß hier ein eignes Fuͤrſtenthum, ganz unabhängig von ſeiner Nation, allein abhängig vom Subah von Decan.. Dies war der Preiß von der 1741 an Ni⸗
am ⸗al⸗ muluck geſchehenen Uebergabe von Tritchina⸗
en - vens » -
Be
poly. Da neue Staaten gewöhnlich mit mehr Sorg⸗ falt als alte beherrſcht zu werden pflegen ‚ fo erwarb
“ @ fich bald die Siebe feiner Untertanen und die Ach⸗
sung feiner Nachbarn, zog von feiner Nation Solda⸗ ten ins Land, allein nue ſolche, deren Tapferkeit ber Fanıne war, und begegnete ihnen ſo wohl, daß fie ihn nie verlaſſen wollten; im Gegentheil ſchien die ganze Armee nur Eine Familie zu ſeyn ſeyn. Er be muͤhte ſich ven kriegeriſchen Geiſt durch gleiche Theilung der
| Beute bey ihnen gu nähren,. und. brachte. ihnen Luſt
; bey, fih Strapagen zu. unterziehn, ſo daß fie nie
| flagten, als wenn fie nichts zu thun hatten, Die
: Wahl feiner Dffisiere zeigte noch mehr feine Faͤhigkeit; ; ben er denen feinen Anführer von hundert Reitern, bei
ou *
Fanftes Buch. 373
nicht um Seunde geweſen waͤre, bie ganze Armer zucom- 55 mandiden. ¶ Dennoch mar jeoet mit feinem Range zus
feieden, "und alle febeen in völliger Kärmonie une! 1° inander, und int voilko menem Gehorſam gegen die Beil ÄÜhres Zeiberen. Diefe Truppen wurden baher mit Keche für die beſten Soldaten in Indien gehalten. Außer den ber warattifchen Nation eiger wen Eigenſchaften, als Much, Thaͤtigkeit, Kriege: tiſt und große Geſchicklichkeit ihre Pferde abzurichten, und ben Gäbel zu führen, hatten fie bey ihren Ger fechten mit den. Europäern gelernt, bie Furcht vor Zeuergewehr zu überwinden, ja fie waren im Stande, gegen ganze Batterien ihre Schlachtordnung zu ber Haupten.. ¶ Mur erft in dieſem Kriege uf der Kuͤſte ‘von Teromanbel bediente man fich der Kanonen ia dieſem Theile von Indien, obiman gleich ſchon laͤngſt die Muoketen gebrauchte; nichts war daher ben Trupe
‚gen diefes Landes fürchterticher als eine Kansnade.
Zarpeence wünfchte nun, nach Abfertigung ber Maratten, eitigſt nach Toitdjinepoly zuvuck zu mars ſchiren, und. lag deshalb dem Monat; je beſtaͤndig on. Wenige Feldherren in Indien haben Begriffe
von dem Werthe der Zeit bey kriegeriſchen Oderatio - wen; der tanjoreſche General Abereilte ſich Daher auch nicht, ſondern erklaͤrte, daß er ſeine Cavallerie nichſt vor Enbe des Julius zuſammen briugen koͤnnte darweence beſchloß Hierauf nicht zu watten; er · hoffte⸗ daß feine chaͤtige Ungeduld mehr als feine Verſteltum
1754. Meilen vom Tanjore ra, bie von Colleroos bewohnt werden. Fuͤnf Tage hernach kam auch Monack⸗jee mit ber tanjerefchen Armee an, er: Flärte aber feine Abneigung weiter vorzuruͤcken, bis Maphuze Khan mit feinen Soldaten und ber europaͤi⸗
ſſcchen Verftärfung zu ihm geſtoßen wäre. . Auch dei Mabob lag dem Lawrence ernftlich an, : diefe Truppen abzuwarten; er gab daher wider Willen nad), jedoch mußte fih Monac« jee verbinden, allen in tiefer wroifehenzeit erfoderlichen Proviant, ber mitelerweile von dem vorhandenen Vorrath genommen wurde, wieder zu erlegen,
In dieſer Zeit ereignete ſich in der Regierung von Pondiher eine Revolution, die jedermann in Indien in Erftaunen.fezte, Die engliſch- oſtindiſche Com⸗ pognie hatte im vorigen Jahre dem brittiſchen Mini⸗ ſteris wegen dem Kriege Vorſtellung gethan, worin fie auf der Kuͤſte von Coromandel verwickelt wäre, und um den Beyſtand der Regierung angefweht; ent⸗
weder um ben Krieg zu endigen, oder um ihn fort gefeßen, da ihre Macht in Indien allein nicht hin⸗ reichend fey’ die · ſranzoͤſiſch· oſtindiſche Compagnie in Schranken zu halten, weil dieſe von ber. Krone Frank eich ſtark unterſtuͤzt würde, Das brittiſche Mint fterium fah bie Nochwendigkeit ein, ſich ins Mittel zu legen,‘ um die. chrgeizigen Entwürfe. bes Dupleir zu hemmen, und fing deshalb in Werfailles eine Unter⸗ handlung an. Dameleer, ein Direktor der franzoͤſiſch⸗ oftindifehen Compagnie, murbe nebft feinem Bruder, dem Grafen von Lude, die heide viele Jahre in Indien gewelm waren, von. Paris: pach London abgeerdner,
2 Sahıfls Sub 373 nie Sernde geweſen waͤre⸗ bie ganze Kemer zu com⸗ (954: mandiren. ¶ Dennoch) war eoer mit ſeinem Range
flieden und ale lebten in. völliger Harmonie unter eiriander, und der, und in in vollfommenem Gehorſam gegen bie Befehle ihres Feldherrn. Dieſe Truppen wurden daher mit Recht für bie Heften Soldaten in Indien gehalten. Außer ben. der marattiſchen Nation eige⸗ nen Eigenfſchaften, als Muth, Thaͤtigkeit, Kriegs⸗ HR und große Geſchicklichkeit ihre Pferde abzurichten, und den Saͤbel zu fuͤhren, hatten ſie bey ihren Ge⸗ fechten mit den Europaͤern gelernt, die Furcht vor Feuergewehr zu uͤberwinden, ja fie waren im Stande, gegen ganze Batterien ihre Schlachtorbnung zu be⸗ haupten. Nur erſt in dieſem Kriege auf dver Kuͤſte von Coromanbel bediente man ſich der Kanonen in dieſem Theile von Indien, obıman gleich ſchon laͤngft die Musketen gebrauchte; nichts mar Daher den Trupe ‚gen dieſes Landes fürcjrexticher als eine Kansnade,
fuigrenge: wünfchte um, nach Abferrigung ber
Maratten, eiligſt nach, Tritchinapoly zuruͤck zu. mar⸗ ſchiren, und lag deshalb dem Mona jet beſtoͤndig an. Wenige Feldherren in Indien haben Begriffe
von dem Werthe der Zeit bey kriegeriſchen Operatio · wen; der tanjoreſche General uͤbereilte ſich daher. such
nicht, ſondern erklaͤrte, daß er feihe Cavallerir nicht vor Enbe des Julius zuſammen bringen koͤnnte. bawrence beſchloß hierauf nicht zu warten; er· hzoffte daß ſeine chaͤtige Ungeduld mehr als. feine Vorſtellim.· gen bewirken würde, ‚brach daher in Begleitung bes Mabebs den: 2 zften mit den engliſchen Truppen auf, ‚und ware ſch vote einer Stadt ef
43
I726. Bufles Buch.
8754. irgend Are Dorfleflung. von Seiten des inglien,
Dupleir das Gauvernement von NPondichery abnahm,
und Godeheu, Dirrktor der franzoͤſiſch⸗ oſtindiſchen
Compagnie, zum Friedenscommiſſarius ernannte;
‚ duch erhielt ev den Poſten als Oberbefehlshaber mit
unbegrängter Anterität über ale frenzoͤſiſche Wefigune
. gen in Jndien. Die engliſch⸗oſtindiſche Compagnie
ernannte Den oft gebuchten Mouberneur Squnders und einige aubre Glieder der Regierung bon Madnas, um
am Godehen zu tractiren.
. Dupleix erhien · den z fie Auguft von diſen Ent
| —** Nachricht und den 2ten langee Khan
Bas Echiff mit einem. Nachfelger in Pondichery an.
Sobaltibiefrs Das ‚Sand belrac machte. ev feyerlich
einen Aufisag: bekannt, und uͤbernabm hie Abmini⸗
- | @retlon. Dupleip vͤbergab ihm ·alles mit ter ſcheis·
lharſten Gleichmchigkeie und: Heiterkeit des Meiſtes,
dvie er. beſtaͤndig bey Unfaͤllen aller Arc gezeigt hatte.
Duo biefes.fehr vernuͤnftige Hetragen erſparte er ſich
Aſchimofliche Begrgangen, auf die man ſich ſchon vor·
bereitet hatge, wein er widerſpenſtig geweſen waͤre;
venn Guodaheunwan mit einem Lettre de coohet herſehn,
WWein unkheffeähates ort, de die Suche fſelbſt zur
irrt. Ber noch in Deutſchland umhekannt iſt) vermctteiſt
welchem man ae Fornialitaͤeen der frangöfiichen Meſetze
amd Juſtizaflege oͤbergehen kann, wert; man gen
Kal einem Menſchen ots Etaataverbrecher derichner;
eine ErEläduing char, whelcher ale ſich Des Hochverracho
‚ Kyuldiggmaßhen, die iw Bollgiegung des kaͤniglchen
= Befehis ihhrn, Beyſtand verſagen. De Oydehen
wihr Wche hote. mr vier‘ großen Cavalıgngen
—
| Böifiet Bug. "35 6 Rank dem GSenatsminiſter Grafen von Holderneß 1724. häufige Eanferenzen hattm. Dieſer Minifter war wu durch große Bemuͤhmgen und mmabläffiges Forſchen zu einer fehr genauen Kenntniß von Indien und ber dortigen Angelegenheiten gelang. Da er nun fohn, cdaß die Franzoſen Zeit Ju’ gewinnen frchten , fo ver⸗ mochtse er den König, bahin, eine Eſcadre Kriegefchifte - ausruͤſten zu laſſen, bie ein Regiment Föntgliche Trap yon warb. Indien uͤberbringen ſollten. Dieſer Eins ſ überzeugte das franzoͤſiſche Miniſterium, daß eine Beharrlichkeit in ihren Entwürfen, in Indien "Erobetungen zu machen, und ihre Beſchungen zu vergroͤßern, beide Nationen unfehlbar in einen großen Krieg verwickeln wuͤrdr, dazu Fraukreich uhr vorbe⸗⸗· reitot war; man kam Daher bald bereinn / daß die Setreitigkeiten beider Compagnien in Indien durch Commiffarien goſchlichtet, und alles: aufiglechen. Fuß geſezt werden ſollte/ ohne auf dia Bauhakkeim gering· ſten Roͤckſicht zu nehmen‘, die der ein⸗ oder der: andrr Theil mittlerweile orlangt haben boͤnnte. Es war nun nichts übrig, als ſolche Commifferiemn zu ernennen, ‚die unbedingt dieſe Abſichten erfüllen wuͤrden. Die Brangofere hibſt waren Übtnzenge,, Bot Duieie wicht Ais Commiſſarius in einer fo kritiſchen Angeingenbeit awaͤhlt werben müßte, wo alle feine Plane vernichtet würden; überbem fühen fle voraus, daß dus beistifche Miniſterium ihre Aufrichtigkoit in Anſehung ihret Frioblichen Geſinnungen im. Verbacht ziehen müßte, wenn fir Duploir sun Schliofung des: Tractats nee ‚vorfihlagen follten. Eamar hier kein Mittelweg wo» Paten, an er rg Def Fig, fe
EL fies Wi, 1754 und boſuhl daher der emopälihen Bakärkums;, ich yvon ihm abzuſondern. Dieſe Fam alfoben ı gem Au- guſt bey Atthempettah an Die Armee wurde nun gemaſen und beſtand ans ı 200 Europäern mit vier⸗ ‚zehn Kononen, 30a Bepoyhe, 3000 Manu kanjo⸗ rrſcher Infanterie und TyOH Mann Cavallerie. Dir MNabob hatee nur wine Leibwache non finfjig Reitern Den aEten marſchirte Die Arinee auf Tritchlicapoly fod. Die Fonde/ welche von ihrer Annaͤheruug hoͤrten, wer. Nießen das Lager, um ihnen Deu Weg zu verſperven. .Die Franzoſen waben 00 Eüropaͤer und 40& Topaſſen ſtark, und bie myſoreſche Cavalleris beſtand In 10,000 Mann, "Man kanonirko eikander, bie fih die Sranzofen mit großrm Verluſt zurackhogen, und Die Myſoren ein gleiches thaten. Monack⸗ jre war bemuͤhe ſte mit feinen Reiterey zu verſdigen, und gog daher die Truppen an ſich, die zur Bedeckung der "Bagage- dienten. Dieſen Fehler benubte Hidernaig, der geſchicktoſte Befehlshaber unter den Mufe R, und eilte durch. einen Umweg die Bagage anzufallen. Cs gluͤckte ihm auch, afundbreißig anglifche Karren mie Gewehr und Munition gelaben yrierbeutir., imd fie- mit ſich ſortzubringen. Das unſchlaſige Betragen der Franzoſen und ihr geringro Widerſtand war jedoch nicht ſowohl der Muthloſigkeit, als gewiſſen Befehlen zuzuſchreiben ‚ die. ihr Befehlshaber aus Pondicheth verhalten Hatte, ein Hauptereffen zu vermeiden.
Die Armoe ruͤckte nun in Tritchinayoly ein} und die Franzoſen nebſt ihren Bundsgenoſſen marſchirten wieder nach der Inſel Seringham. Dieſe Entfer⸗ ‚ung nutzeen Die Englanden um Die Woßemlate url
Münfteb- Vuch. 49, Daãmme bey ber Stade wieder herzuſtellen, ſodann 2724, ſchickteckawrenca, feinem Verſprechen gemäß, Mor“ nack· jee mit dem größten Theile ber tanjoreſchen Tru · yon, 220 Europaͤern und Goo Sepoys, nach Coi laddy, um.bie Coolies zu bededen‘, die bier an bem großen vom Seinde im May durchſtochenen Damme arbeiteten. Die regnichte Jahrszeit kam auch jezt : heran, da denn die engliſchen Truppen, ſamtlich bie Cantenirungsquartjere bezogen. Eine engliſche Eſcadre unter dem Admiral Wate fon. kam mittlerweile auf der Kuͤſte an; fie beſtand aus drey Kriegsſchiffen von fechzig, funfzig und zwan · zig Kanonen nebſt einer Kriegsſchaluppe und vielen Compognieſchiffen; am Bord derſelben war das neun⸗ undvierzigſte Regiment, 700 Mann ſtark, vierzig koͤnigliche Artilleriſten, und 200 Rekruten für bie Trup« pen der Compagnie. Die Franzoſen hatten auch eine ¶Verſtaͤrkung von ı 200 Mann erhalten; unter.di waren Gno Huſaren / unter Commando’ beg berüch- tigten Fiſcher, Die-ührigen aber beſtanden in vohen Res kruten. Beide Theile konnten alfo jezt eine nie-in Indion geſehene Macht von 2000 Europaͤern ins Feld ſtellen; / die englifchen Truppen aber waren fo gntfchel« „„benb beffer, daß, wenn das Schwert jeze hätte den Ausſchlag geben follen, die Sranzofen gewiß ge zwungen worden waͤren, um Friede zu bicten. Geodeheu ſelbſt kannte dieſe auffallende Verſchiedenheit nur zu wohl,
390 Danfted Buch
1784 Die Bundsgenoſſen beider Theile waren in hie- EV fe Waffenſtillſtande mit einbegriffen, ber inc Madras, | Pondichery, Tritchinapoly und in allen Staͤdten auf der Kuͤſte von Coromandet befannt gemnacht wirkte, Er nahm den ı sten October feinen Anfang, unbfollte bis zum ı sten Januar des folgenden Jchtes dauern. * Sürgrenice: begab ſich nun nach-Mabras, wo er die Wuͤrde eines Obriſtlieutenants erhielt; desgleichen übergab ihm der Gonvernkur Saunders im Mamen - "per Compagnie einen koſtbaren reich mir Diamanten beſezten Degen, zur Dankbarkeit für feine Dierfle, :Wiefe Ehrenzeichen machten jedoch bey ihm nicht Die Weleidigung gut, daß man ben Oberſten Xolereren aus Europa geſchickt hatte, die eigliſchen Truppen in Indien zu commandiren. Im Anfange des Jahres 1754 war Selabob· jing in Begleitung von Buſſy und den franzoͤſcſchen Truppen gegen ben marattiſchen Großfeldherrn Rae gogee Vonſolaczu Felde gezogen, "ber die norböftlichen Theile von Decan von neuem verheerte, Man weiß bis jegt noch nicht die nähern Umftände ſowohl von : diefem Feldzuge, als von allen andern, wo Buſſy commandirte; fo viel iſt nur bekannt, daß bie Armee des Salabad jing und feiner Alliirten bis Nagpote, der Hauptſtadt des Ragogee, vorruͤckte, und daß nach yvielen Scharmuͤtzeln im April der Friede geſchloffen wurde. m Mei ging Buſſy nach Hyderabab, um von dort aug die neulich erftandenen Provinzen gu beſuchen, wo fich die Franzoſen nur mit vieler Mühe und Widerftand' feitgefeze hatten. Jaffer⸗ ally war ‚eihige Jahte lang Statthalter’ von Rajatnundrum und
fFunſtes Buch. 379 - Därnge bey ber Stabe wieder ep ‚ fobann- mpg, ‚ fhisttäsfarorence, feinem: Berfprechen gemäß, Mor — : nack⸗ jee mit dem größten Theile ber tanjoreſchen Trup · pen, 220 Europaͤern und 600 Sepoys, nad) Eoi. laddy, um.die Coolies zu bedechen, die hier an dem großen vom Feinde im May durchſtochenen Damme - wwbeiteten. :;;Die regnichte Jahrszeit Fam auch jezt heron, da denn bie, suglifchen Truppen. ſaͤmtlich die KCantonirungsquartſere bezogen. Dr Eine englifche Efcadre unter dem Admiral Wate fen. Fam mittlerweile auf der Küfte an; fie beftanb aus dee: Kriegsſchiffen von ſechzig, funfzig und zwan⸗ zig Kanonen nebſt einer Kriegsſchaluppe und vielen Compognieſchiſſen; am Bord derſelben war das neun⸗ unbvierzigfte Kegiment, 700 Mann flarf, vierzig tönigliche.Artilleriften, und aoo Rekruten für die Trup« . pen den Cfmpagnie, Die Franzefen Gatten auch eine Verſtaͤrkung von ı 200 Mann erhalten; unter. biefen waren 900 Huſaren, unter Commando des berüch- - tigten Kifcher. die uͤbrigen aber beſtanden in vohen Rei kruten. Beide Theile konnten alſo jezt eine nie in Indien geſehens Macht von 2000 Europaͤern ins Feld
ſtellen;⸗die engliſchen Truppen aber waren fo entſchei⸗ bend beſſer, daß, wenn das Schwert jezt hätte den
Ausſchlag geben ſollen, die Franzoſen gewiß gezwungen vworden waͤren, um Friede zu bitten. Godeheu ſelbſt
ı Fannte dieſe auffallende Verſchiedenheit nur zu wohl, und ba er uͤberdem beſorgte, daß bie Englaͤnder ihre Eſcadre zu größern Vortheilen nutzen wuͤrden, ſo zeigte er bey feinen Anträgen. eine ſolche Maͤßigung ‚de Saunders pi einen RE bewilligte.
382 Fuͤnftes Buch.
1754. vallerie nie zu paſſiren gewagt hatte. in Polngar,
ber von dem Rajah vertrieben worden, war ihr Füh- ser Durch Hohlwege und Päffe, bie nur fehr wenige
kannten. So fielen die Maratten wie aus den Wol⸗
fen in bie Provinz, als der Rajah ganz unbeforgt bey. der Hauptftade im Sager ftand ; feine Truppen wurden mit leichter Mühe gefchlagen, und er felbft vettete ſich nach Mafulipatnam, um die Sranzofen zu Hülfe
‚gu rufen. Das arme Land wurde indeffen von den -
Maratten mit Feuer und Schwert verheert; aud) legten fie die bollänvdifche Faftorey in Bimtlapatnam in Die Afche, nachdem fie folche ausgeplündert haften; ſie fanden hier viele Kiften mit Geld. Die engliſche Faktoren in Vizagapatnam aber wurde verſchont. Moracin ließ fogleich alle ben ſich habenden Truppen, 250 Europäer und 2500 Sepoys, zu bes Rajah Armee ſtoßen, die nun dem Feind entgegen ruͤckte; allein die Maratten vermieden ein Treffen, um ihre
gemachte Beute erſt in Sicherheit zu bringen; ſobald
dieſe aber unter einer ſtarken Bedeckung abgeſchickt war, ſo boten ſie dem Vizamrauze eine Schlacht an. Das Gefecht war an beiden Seiten hitzig, wurde aber
‚endlich durch die franzoͤſiſche Artillerie entfehieben ; -
dennoch blieben die Maratten im Sande, bis fie für ihre Convoy nichts mehr zu befürchten hatten, da fie ‚denn ſchleunig aufbrachen, "durch die Provinz Elore marſchirten, und fic) längs den Gebirgen von Conda⸗
vie jogen, bis fie außerhalb dem franzöfifchen Gebiete waren. Im Monat Julius kam Buſſy nad) Ma⸗
ſulipatnam und Rajamundrum, no er alle Regie⸗ rungsangelegenheiten dieſet neuen Provinzen in Orb«
nn eu. öl
Fuͤnſtes Buch. 383:
"nung brachte, won welchen bie Franzoſen jest als 17545 Oberherren ohne Widerſtand anerkannt wurden; denn “WE die Maratten, die ihren Endzweck der Plünderung: erlangt hatten, zeigten keine Neigung mehr dem Jaf⸗ „fer«ally behzuſtehn, daher biefem nichts übrig blieb, Hals ſich dem Eubah zu unterwerfen, und felbft in - Aurengabab um Gnade zu flehen. Sobald der Waffenftlftand im Carmasictbefannt: gemacht war, verließ der Admiral Watſon mit feiner Eſcadre die Kuͤſte von Coromanbel, ‚um der ftürmie ſchen Jahreszeit zu entgehn, und fegeltenad) Bombay. Segen Ende bes Decembers langte der Commodore Pocock in Madtas noch mit einer Verſtaͤrkung von zwey Kriegsſchiſſen an, eins von 70 und eins von do
» Kanonen. Um dieſe Zeitwar man mit dem Sriedens«
tractat fo weit gu Stande gefommen, als die Boll. machten beiber Gouverneurs reichten. Diefe waren nur auf einen conditionellen Tractat eingeſchraͤnkt, der
erſt durch die Katification beider Compagnien in Eur vopa gültig gemacht werben follte, da fich dieſe die Macht vorbehielten ihn abzwindem, oder aud) ganz zu anmulliren, Die Grundlage Diefes Trattats war, daß beide Compagnim auf inmmer allen mohriſchen Statthalterſchaften und Würden in Indien enrfagen, und fid) nie in die Streitigkeiten er Fuͤrſten diefes - Reichs mifchen follten; ferner follten alle Laͤnder und Dexter, Diejenigen ausgenommen, die man ausdrüce ch als Beſitzchuͤmer beider Compagnien bezeichnen
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382 Fünfted Buch, '
1754. vallerie nie zu paffıren gewagt ‚hatte in Polngar; ber von dem Rajah vertrieben worden, war ihr Fuͤh⸗ ‚ser durch Hohlwege und Päffe, die nur fehr wenige kannten. So fielen die Mararten wie aus den Wol⸗ fen in die Provinz, als der Rajah ganz unbeforgt bey. der Hauptftade im Sager ftand; feine Truppen wurden mit leichter Mühe geſchlagen, und er felbft vettete ſich nach Mafulipatnam, um die Sranzofen zu Hülfe .gu rufen Das arme $and wurde indeffen von den Maratten mit Feuer und Schwert verheert; auch legten fie bie holländifche Faktoren in Bimlapatnam in die Aſche, nachdem fie folche ausgeplündert harten ;. fie fahden hier viele Kiften mit Geld. - Die englifche : Faktorey in Vizagapatnam . aber wurde verſchont. Moracin ließ fogleich alle bey ſich habenden Truppen, 150 Europder und 2500 Sepoys, zu des Rajah . Armee ftoßen, die nun dem Feind entgegen rückte; allein die Maratten vermieden ein Treffen, um ihre‘ gemachte Beute erft in Sicherheit zu bringen; ſobald diefe aber unter einer ftarfen Bedeckung abgeſchickt war, fo boten fie dem Vizamrauze eine Schlecht an. . Das Gefecht war an beiden Seiten hitzig, wurde aber . endlich durch die franzoͤſiſche Artillerie entfehieben ; - dennoch blieben die Maratten im Sande, bis fie für ihre Convoy nichts mehr zu befürchten hatten, da fie denn fehleunig aufbrachen, durch die Provinz Elore marſchirten, und ſich längs den Gebirgen von Conda⸗ vir zogen, bis fie außerhalb dem franzöfifchen Gebiete waren. Im Monat Julius kam Buffy nach Mar - fülipammam und Rajamundrum, mo er alle Regie⸗ rumgeangelegenbeiten biefer neuen Provinzen in Ord⸗
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Fuͤnſtes Bud, 383
| nung brachte, von’ welchen bie Franzoſen jest als 17343 Dberherren ohne Widerſtand anerkannt wurden; benn —9* ‚die Maratten, die ihren Endzweck der Pluͤnderung
erlangt hatten, zeigten keine Neigung mehr dem Jaf⸗ ‚fer- alty benzuftehn, daher diefem nichts übrig blieb, “als. fich dem Eubah zu unterwerfen, und felbft in Aurengabad um Gnade zu flehen.
Sobald der Waffenftillftand im Carnatickbekannt. gemacht war, verließ der Admiral Watſon mit ſeiner Eſcadre die Kuͤſte von Coromandel, um der ſtuͤrmi⸗ ſchen Jahreszeit zu entgehn, und ſegelte nach Bombay. Gegen Ende bes Decembers langte der Commodore Pocost in Madras nod) mit einer Verflärfung von zwey Keiegsfchiffen an, eins von 70 und eins von go Kanonen. Um dieſe Zeitwar ınan mit dem Friedens⸗ tractat fo weit gu Stande gefomnen, als die Volle machten beider Gouverneurs veichten. Diefe waren nur auf einen conbitionelen Tractat eingefchränft, ber.
erſt durch die Katification beider Compagnien in Eu⸗
vopa gültig gemacht werben follte, da fich diefe die Macht vorbehieften ihn abzuänden, oder aud) ganz zu annulliren. Die Grundlage diefes Trattats war, daß beide Compagnien auf immer allen mohrifchen Statthalterfchaften und Wuͤrden in Indien enefagen, und fid) nie in die Streitigkeiten ter Fuͤrſten diefes - Reichs mifchen follten; ferner follten alle Sänber und Dexter, Diejenigen ausgenommen, bie man ausdruͤck- lich als Beſitzthuͤmer beider Compagnien bezeichnet würde, ber inboftanifchen Regierung wieder zuruͤckge⸗ geben werben. Die Gouverneurs beftimmten num
dieſe Defigungen ,- in, efnhigen. Dh Fünfte
1954. Kriege, ſowohl unter einonber als auch mit ben Fuͤr⸗ VW ſten des Sandes, zu vermeiden. Man bemilligte den Englänbern in. Tanjere Devi⸗ Cotah, und den Fran« zoſen Karical nebft einigen Biftrieten zu befigen; auf der Küfte von Soremanbel ſollten bie Engländer Ma⸗ dras und bag: Sort St. David, die Franzoſen Pondi⸗ chery, und überdem. Beibe Sändereyen von gleichen Werth haben. Würde man finden, daß die engli⸗ ſchen Befigungen in Tanjore und im Carnatick zufkm- men genommen mehr als dia franzöfiichen in dieſen $ändern werth wären, fo wollte man den Franzofen dafür. ein Aequivalent einräumen zwifchen bem Fluß Gonderama und Nizampatnam. : Die Diftricte bey Maſulipatnam fowohl als bie Inſel Devl fellten zwi⸗ ſchen beiden Kationen in zwey gleiche Theile getheilet werden. In den Provinzen Rajamımdrum und - Ehicacofe follte jede Nation vier bis fünf Faktoreyen, oder aud) nur bloße Handlungshaͤuſer haben, jedoch ‚ganz ohne Landeinkuͤnfte; biefe Faktoreyen wollte man fo anlegen, daß fie einander nicht nachtheilig ſeyn könnten. Auf diefe Bedingungen follte zwiſchen ihs nen und ihren Allürten ein Interimsvergleich gefihlofz fen werden, bis man aus Europa ‚die Beftärigung erhelten hätte. Beide Nationen verfprachen während dieſer Zeit füch Feine neuen Beſitzungen zu verfchaffen, noch Forts anzulegen, dabey aber war es erlaubt, di⸗ im Bells habenden Forts auszubeflern. „Kein Theil follte feine Befißungen eher räumen , ober fonft dar⸗ über fchalten, bis der Definitiv - Tractat aus Curopa angelangt wäre, ba denn auch alle Schadloshaltungen
fs die Kriegskoſten naͤher beflimmer
Tünfees: Buch: 385
Es war fehon beym Waffenftillftand ausgemacht. 125% 5 worden, daß, wenn eine ber beiden ſtreitenden euro⸗ näifchen Nationen sine Feindſeligkeit ausüben ober eine der andern in ihre Rechte greifen follte, fo wollte man Commiffarien ernennen, um ben Streit beyzu⸗ fegen. Geſchaͤhe biefe Feindſeligkeit aber von ihren : indifchen Allürten, fo follten beide Nationen ſich ver⸗ einigen, ‚und fie mit Gewalt im Zaum halten. Es wurde auch eine Yuswechfelung der Gefangenen be⸗ ſchloſſen, fo weit die ungleiche Zahl es verftattere. Die Franzoſen hatten deren 250, dagegen die Engländer: - 900 zäßlten.
. Diefer Vergleich war.jeboch im Grunde nichts weiter als ein acht zehnmonatlicher Waffenſtillſtand, da die Compagnien in Europa nicht an den Tractat ihrer. Bevollmächtigten gebunden waren. Die Frame. zoſen befanden fi) mistlerweile im ruhigen Genuß ber, “ Einkünfte aller tänder ‚ bie fie während dem Kriege. erworben hatten. . Nach ihren eigen Berechnungen. . waren dieſe Einfünfte folgende: Won Karical in: Tanjore 0000 Nupien; von ben achtzig Dörfern. Ä ben Ponbihery 105,000; von Mafulipamam und. deffen Dependenzen, von der Inſel Divi, Nizampate, ⸗· nam, Devrecottah und Condavir, alles an einander. - grängende Laͤnder 1,141,000 Rupien; von den vier, | Provinzen Elore, Muftephanagur, Kajamundrum und Chicacole 3,100,000;. yon ben fänderepen im Carna⸗· tick fübroäred vom Fluß Paliar gelegen, 1,700,0005 . von der Inſel Seringham und ihren Dependenzen, die Mahomed⸗ «Ally den Myſoren beym Anſange des Krieges uͤherlaſſen, digfe aber fie den dromeſen abge⸗
Erſter Band, Bb
386 Fauͤnftes Buch. 1754 treten haften, 400,090; in allem 6,843,000' Rus pien, nad) englifchem Gelde 85 5,000 Pf. Sterling. Alles, was die Engländer während dem Kriege” zu ihren vorigen. Einfünften erworben hatten, betrug: richt mehr als 800,000 Rupien, die fie jährlich aus‘ Ben vom Nabob ihnen angewieſenen Laͤndereyen Zur: Vergürung ihrer Kriegefoften zogen. Es war daher augenſcheinlich, daß fie nicht durch Ehrgeiz zu dieſem Kriege angereist waren, im Gegentheil hielten fie die Sortfegung beffelben der Compagnie hoͤchſt nachtheilig. Sonſt waͤre das Betragen der Regierung in Madras nicht zu entſchuldigen geweſen, die einen Waffenſtill ⸗ ſtand auf ſo ungleiche Bedingungen einging, wodurch die Franzoſen in den Stand geſezt wurden, den Krieg mit doppelter Macht wieder zu erneuern, wenn der Traetat in Europa nicht angenommen würde; ja dleſe Bedingungen und deren Folgen waren vielmehr ein Argument für die franzöfifche Compagnie, den Ver⸗ gleich zu verwerfen. Die Engländer hatten eborh einen: Vortheil in ihrer Gewalt, naͤmlich den Ueberſchuß der franzöfifchen Kriegsgefangenen, deren Anzahl nun’ nach der Auswechfelung noch 650 mar: hiezu kam ein andret von der größten Wichtigkeit; dieſer war die Entfernung des Dupleir von feiner Srattholter · ſchaft in Pondichery. Diefer große Mann reiſte ben 14ten October‘ nach Europa ab, nachdem er zuvor —— Rechnungen übergeben hatte, woraͤus erhellte, daß für die Compagnie beynahe drey Milionenkupien a an .| baarem Gelde angefchafft here. Fin araiier Theil dieſer außerordentlichen Su ee
yie übrigen Gelber aber 1754 Einwohnern in Pondi: TV n gegen Zinfen geborgr. zung diefer Rechnungen in Frankreich, welche e Koften aufgewandt, ie. zu haben, und ihm | tig abfehlugen; ob fie . efen- Plugen Aufwand zu ziehen, . Der. ge» en Prozeß mit der ‚öfifche Minifterium | ſle weitern Prozedu⸗ en des Klaͤgers zu Maaßregel zu neh⸗ zefriedigen. Das ſeines Nachtheils chutzbriefen wider benes Vermoͤgen 5, was er befoß, von Pondichery hoch ganz andre vielleicht nie ei« aftlich bemüht nd ihre Mache nem Wunfche rodean Khan koͤnnen, oder F eine feinen erſtuͤtzt wor⸗ unda⸗ ſaheb
388 Fuͤnftes Buch.
1754. bie Nabobswuͤrde vom Carnatick foͤrmlich verſchafft, N und dem Subah von Decan, ja dem kaiferlichen Throne in Delhi felbft, Geſetze wuͤrde gegeben haben. Hoͤchſt wahrſcheinlich dürfte er ſodann die Souveraͤ⸗ nitaͤt über viele Provinzen des Reichs erhalten haben. Mit diefer Macht verfehn, wäre es ihm leicht gewe⸗
- fen, alle Befißungen und Handelsgefchäfte ber ander
. europäifchen Nationen nach Gefallen einzufchränfen.
- Man fann Fühn behaupten, daß fein Ehrgeiz nach weiter ging, und daß feine Abſicht war, alle Europäer nicht allein aus Indoſtan, ſondern aus ganz Oftindien zu vertreiben; er pflegte oft zu fagen, daß er nicht ‘ruhen wollte, bis er bie englifchen Beſitzungen von Madras und Calcınta wieder in ihren urfpränglicyen Zuſtand verfezt und zu Fifcherplagen gemacht hätte.
Wenn man bebenft‘, daß er dieſen Eroberungs- plan zu einer Zeit entwarf‘, da afle andre Furspder | bie höchften Begriffe von der mogulfchen Regierung Hatten, und daher lieber gebuldig die Inſolenz niedri⸗ ger Beamten fitten, als es wagen wollten, duch Wi: derſetzung eine Mache wider-fic) aufzubringen, die fie nach ihrer Einbibung fähig glaubten, fie in einem Au: ! genbfiefe zu vernichten ; "fo kann man nicht umhin, ben | großen Geiſt zu bewundern, ber zuerft dieſe Täufchung i entdeckte und verachtere. Bey feinen außerorbene | lichen Fähigkeiten fehlte es ihm jedoch an militärifchen Talenten, um defto nachdruͤcklicher Entwürfe auszu⸗ | führen, die. fa fehr von Kriegsoperationen gbhingen. Indeſſen mar er nichtohne taktiſche Kenntniſſe, mußte Aber das Commando der Truppen Soldaten yon Pro-
f
| u 689 . feffiin Aberloffen, mater- denen ſich fo wenige als Be⸗ 7
fehlshaber auszeichneten; Dagegen bie Engländer, wie aus ben: erzäßisen Begebenheiten erhellet, viele
vortrefliche Offiziers hatten. Es war Dupleir’s Gewohnheit, nad) einer Niederlage dem Befehlsha- | ber das Commando zu nehmen, daher benn feit dem | Jahre 1752 nicht weniger als fechs an die Spige der Zruppen traten, obgleich alle mit ſchlechtem Erfolg. Der einzige Dann von großen Faͤhigkeiten, ber. unter ähm diente, war Buſſy, und fein Betragen gegen ihr
geigte genugfam, : daß er den ganzen Werth feiner |, Werbienſte kannte, und die größten WVortheile daraus. zu ziehen wußte. Er betrachtete den Ruhm :diefes |
Mannes, feine Siege, feine Reihrhümer ohne Meid, | und folgte, unbedingt feinem Kath in allen folchen An⸗
gelegenheiten, bie Buſſy feiner age nad) beffer als er
beurtheilen konnte. Man kann daher vorausſetzen,
daß er fich mit fa Bourdonnais fehr wohl würde ver- tragen haben, wenn diefer Befehlshaber von ihm ab⸗
bängenb geweſen wäre; allein fein Stolz war gekraͤnkt, einen andern neben ſich zu ſehn, der alle ſeine großen Entwuͤrfe durch entgegongeſezte Maaßregeln zu verei⸗ teln ſuchte, und zwar nachdem er einen ſo guten Grund dazu gelegt hatte. Hier zeigte ſich alſo der Neid, und
machte ihn gegen Verdienſte ungerecht. Man ruͤhmt ihm ſonſt nach, daß er in feinem Privatleben freund⸗
ſcchaftlich und großmuͤthig gegen alles war, was nur
Talente zeigte, ohne jedoch zu firenge gegen bie zu ſeyn, deren Unfaͤhigkeit ober übles Betragen feine Plane |
‚zerftört hatte Der Mord bes Nazir« jing iſt dag ‚einzige Verbrechen, das feine Feinde ihm zur Saft ler. B
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z90 /FJaͤuftes iind, | 4754 gen Fännen ; -ollein man Bat: hievon Peine Bewẽrſe, | weder dafi er bie pitenifchen Nabobs dazu aufnuntertg, noch uͤberhaupt den Tod dieſes Fuͤrſten in ſeinen Plan oufnahm. Kaum hatte er Pondichery verlaſſen, ale die Abneigung gegen ihn, die bey vielen durch fein Herrfehfüchtiges Betrogen erzeugt worden war, aufe hörte, und alle feine Landsleute waren einſtimmig der Meynung, daß feine Curfernung von ſeinem Poften ‚das größte Ungluͤck fen, das nur den Geangofen in Indlen hätte begegnen koͤnnen. Der Juterims; Tractat wurde ben ı rien Januae befannt gemacht, an dem naͤmlichen Tage, als ber Waffenſtillſtand zu Ende ging,. und gleich darauf {egte Saunders feine Gouvernaursfteffe in. Mabrag nieder, und fehrte. nad) England zuruͤck. Gegen das Ende des Januars fam ber Admiral Marfon. mit ſei⸗ ner Eſeadre wieder von Bombay nach dem Fort Er, David, Auch Gotshen verließ Pondichery im Fe⸗ bruar, dä die vornehmfte Abfiche feiner Reiſe erreiche mar, und ging nach Sranfreich, nachdem er zuvor die "Macht künftiger Gouverneurs fehr eingefchränft hatte, - Beide Regierungen in Indien nußten run ben Frie⸗ ben, und wandten ihre ganze Aufmerkſamkeit auf die beſtmoͤglichſte Verwaltung ihrer -Sändereyen und Ein- fünfte, und auf.die Erhalung der Freundſchaft ihrer alten «Sundsgenoffen. _ Den Muforen weilte es gar niche in den Kopf, daß fie niche Länger die Freyheit Haben follten, die En- glaͤnder und den Nabob als Feinde zubehandeln; und- - abe die vanzoſen dem Regenten rierhen, fich wieder nach feinem Lande zu begeben, ſo antwortete er: daß
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Fuͤnftes Buß, 298. ar nicht gehalten fen, Trattaten zu felgen, die genidht 1755; feibft gemacht habe; daher würde er nicht ehe Sering, Sam verlaffen, bis er Tritchinapoly erobert:bärte, wel⸗ ches er auch ohne ihren Beyſtand zu bewirfen Hofftes Da er indeſſen ſah, daß die Franzoſen ſich berbunden glaubten, :ben Englaͤndern alle Entwuͤrfe zu melden; Die er zur Erreichung feines Zwecks machte, : fo bot ev ihrem Befehlshaber 300,000 Rupien an, wennen mit feinen Xruppen nach Pondichery zuruͤckmarſchiren und ihm ungeſtoͤrt laſſen wollte. Die Englaͤnder fürs teten jedoch dieſe Entwaͤrfe gar nicht, und ſchickten auf des Nabobs Bitte ein Corps von soo Europaͤern und 2000 Sepoys nad) Madura und Tinwelly, um diefe \ Provinzen zum Gehorfam zu bringen. Zu dieſen Truppen ſtieß Maphuze Khan mit ı000 Meitern, wachdem Ihn ber Nabob zum Vice Statthalter deſer Knder ernannt hatte. Das Corps wurde von dem Oberſten Heron coma mandirt, der Fürzlich aus Englands angekommen war. Er machte in Manapar Haft, wohin die Agenten der benachbarten Polngars ?) befchieden-waren, ihre Rech“ Wangen. mit. dem Nabob zu berichtigen. .. ‘Die vier; vornehmſten Polngars gehorchten, und. verfprachen ben. väcitändigen Tribut Ju bezahlen. Der Nabob aber, ber die Treuloſigkeit vieſer Fuͤrſten kannte, und bie Truppen bis hieher begleiter hatte, bat Heron, fo lange in Manäpar zu verweilen, bis das Geld wirklich er lege naive, weshalb ee Dffijiers zum Finfammelnanss. ſchickte. Sie gaben Nachricht, daß der Polygar La⸗ | 9 Ein Titel, womit die Beherrſcher bergiger —F Zur watbiger Diftrictein Inboſtan bezeichnet werden. -'
394 Fuͤnftes Duch 2755. chenaig nur einen Theil entrichtet habe, das übrige aber durchaus verweigere. Man beſchloß darauf ſein Land anzugreifen, das größtentheils in Wäldern be⸗ ſteht, die unweit der Sanbftraße von Dindiguf liegen. - Die Unterthanen ſowohl dieſes als auch aller an- dern Polygars im füblichen Theile von Indien find Colleries; ein in vieler Ruͤckſicht von den uͤbrigen In⸗ diern fehr verfchiebenes Volk, das den Europäern noch wenig bekannt if. Sie verbergen fich ‚bey: Tage in ihren Schlupfwinkeln und feften Plaͤtzen, und zue Nachtzeit thun ſie Ausfaͤlle, um die Einwohner der benachbarten Doͤrfer zu pluͤndern. Ihr vorzuͤglich⸗ ſtes Augenmerk iſt das Vieh; wenn ſie es nicht le⸗ bendig wegbringen koͤnnen, ſo ſtechen ſie es mit ihren langen Speeren todt. Durch eine beſtaͤndige Uebung in dieſen Diebereyen erlangen ſie darin eine ſolche Ge⸗ ſchicklichkeit und Verwegenheit, daß ſie mitten aus dem feindlichen Lager Pferde holen und gluͤcklich fort⸗ bringen. Sie halten es fuͤr keine Schande, Diebe zu heißen, im Gegentheil ruͤhmen ſie ſich ihrer Diebs⸗ ſtreiche, und erzaͤhlen den Fremden verwegene Unter⸗ nehmungen dieſer Art, wodurch ſich ihre Landsleute „ausgezeichnet haben, mit ſoviel Vergnügen, alsane "Dre Völker von den Heldenthaten ihrer Vorfahren res den. Gebald Bente der Gegenftand ift, betrachten fie Gefahren und Tod mit Gleichguͤltigkeit, wovon die Engländer ein auffallendes Beyſpiel fahen,. ala fie die Sranzofen und Chunda⸗ ſobeb in Seringham einge: fehloffen hielten... Unter den damals zum engliſchen Sager gehörigen Colleries „befanden. ſich zwey Brüder, die Mberfühe
Fuͤnftes Bü. 393 ,
wurden, jü wiederholtenmalen alle Pferde, ſowohl des 138
Major Lawrence als des Capitain Clive, geſtohlen zu” |
haben. Man nahm ſie in Verhaſt. - Sie laͤugne · "ten die That nicht; da man ihnen aber fagte, daß man
fie aufhängen würde, fo verſprach der eine, wenn man
ihnen das Leben ſchenken wollte, Die Pſerde in zwey Ta⸗
‚gen wiederzuſchaffen, waͤhrend der Zeit fein Bruder im F
Gefaͤngniß bleiben follte. Das Anerbieten wurde ans \
genommen, und einer von ihnen losgelaffen, Die Stift derſtrich, ohne daß man von dem Freygelaſſenen etwas
gehört hatte. Der Major Sarorence befahl daher den.-
andern Coflery vor ihn zu bringen, erinnerte ihn an
die nicht erfüllte Zufage feines Brubers, und fagte, er
möchte ſich nur zum Tobe bereiten, im Fall die Pferde
nicht den folgenden Tag da wären. Hietauferwiederte
ber Gefangene mit großer Standhaftigkeit: er wunbre
fich, daß die Engländer fo eichtgläubig wären, ſich ein«
äubilden, daß er ober fein Bruber je die Meynung ges
habt hätten, eine fo anfehnliche Beute wieder heraus» zugeben, die ihre ganze Familie lebenslang verforgen
wuͤrde, und feine Verwandten fich ja im ruhigen Beſitz
dieſes Gluͤcks befänden, das fie fir einen fo geringen
Preiß, als fein Leben fen, behalten fönnten ; ein Leben,
das er fo ofefür Eine Mahlzeit gewagt habe. Er fügte
binzu, daß die Engländer die Liſt nicht tadeln Eönnten,
wedurch wenigftens einer von ihnen gere:tet wäre, da
ſie alle beide fieber willig den Tod würden gelitten, afs |
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394 Fuͤnftes Buch,
1935) ſowohl Gelaͤchtet als Mitleiden erregte. Der Capi⸗ tain Clive, fo groß auch fein Verluft war, bat felbft für ihn, und Lawrence ließ ſich nicht fange bitten, ihn: zu begnabigen; man entließ ihn ohne alle Strafe.
- Der Pater Martin, ein Jeſuit, der fich zehn: Jahre lang in dem benachbarten Jande Moramar aufs. hielt, befchreibt die Colleries als das witdefte Volk auf: ‘dem ganzen Erdboden, weber er anführt, daß, wenn- zwey Menfchen von biefer Nation, männlichen ober: weiblichen Gefchlechts, mit einander zanfen, fo ift je⸗ der Theil nach. der Landesſitte verbunden, alle Qualen: und Martern zu dulden, welche der andre ihm eder jemanden von ſeiner Familie auflegt, welcher fodann ein ' Gleiches thun muß; ja daß die Rachſucht unter ihnen fo weit ginge, daß man einen Mann geſehn hat, der, durch eine kleine Beleidigung aufgebracht, fein Weib ' . und alle feine Kinder ermordere, blos um das rafende Vergnuͤgen zu haben, ähnliche Mordthaten in feiner Familie zu begehen, Die Engländer aber haben, zur Ehre der Menfchbeit, auch nicht die geringfte Spur won diefer fatanifchen Sitte entdeden fönmen,' daher die Behauptung bes Jeſuiten wobl wenig Glauben verdient.
. Das ganze Land des Polygar Lachenaig ift ent⸗
weder von ber Natur oder durch die Kunſt befeſtigt,
denn ringsumher liegen Huͤgel in geringer Entfernung von einander, die ſehr uneben, ſteinig und mit Buſch⸗ werk bedeckt find, fo daß niemand als die Colleries fie befteigen fönnen. Diefe Hügelhängen durch Werke zuſammen, die bem rauhen aber Liftigen Chargfter dest Wolks gemaͤß find; denn fie beſteben in einer dichen
Fünfte: Buch. 395
Mauer von großen Steinen, die ohne Kite auf einam 1755. ber gelegt, und ingehöriger Entfernung von runden aus Erde gemachten Thürmen flankirt ſind. Vor der Mauer befindet fich ein tiefer breiter Graben, und vot diefem wieber eine breite Hecke von Bambusroͤhren, die fo dicht zufammen gedrängt ftehen, daß man niche anders durchdringen Bann, als vermittelft der Art oder bem Feuer. ° Die Truppen griffen biefe Barriere an, und man ſchoß mit Kanonen auf die Thuͤrme, welche bald von ihren Verfheitigern verlaffen rourden, Dagegen legten fich dieſe aber mit Feuergewehr, Bogen und Pfeiten in die. Hecken, und thaten durd) ihr richtiges Zielen viel Schaden, während daß andre auften Hügeln herum · liefen, durch Hilfe ihrer langen Speere von einem Steine zum andern wie die Affen hüpften, und ein er⸗ ſchreckliches Geſchrey machten, um den Angreifenden Furcht einzujagen. Endlich brady die Armee durch die Hecke, und Iſſoof rückte mit 500 Sepoys und einer Anzahl Europder auf die vornehmſte Stadt los, die vier Meilen von den erſten Verſchanzungen lag; man fand unerwartet eine zwote Ciecumvallationglinie, die noch ftärfer als die erfte befeftige war. Hier hatten die Feinde ihre ganze Macht verfammiet, und thaten fo Hartnädigen Widerftand, daß ſſoof gendthige war, nachdem er hundert Sepoys und zwölf Europder. ver» foren Harte, nad) Verſtaͤrkung zu fenden; allein ehe .Auch 1 Vieh o ihnen
—2*
396 \ - ‚günfted Buch. |
‚ 2755. daß man feinen 1 Worfaß zeigte, bas !and zu berief, fo bezahlte er den Übrigen Tribut.
Der Naobob ging nun nach Tritchinapoly zurid, und die Armed marſchirte nach Madura. In dieſem Sande Hatte ſich ein Mann während ben Unruhen zum "Statthalter aufgeworfen; da sr abor feine Wuͤrde als
ſehr ungewiß betrachtete, fo vernachläßigte er die Je⸗ ftungsmwerfe der Hauptftadt, und dachte auf nichts, als Reichthuͤmer zu fammeln. Unvorbereitet alſo auf eis nen Angriff, floh er nad) Coilgoody, einer fehr befe- ſtigten Pagode, und uͤberließ Madura den Feinden,
‚Hier langte eine Befandtfchaft vom Polygar Morawar an, bdeffen fand ‘on Madura und Tinivelly graͤnzt.
Der Polygar entſchuldigte ſein Betragen in Anſehung bes dem Chunda-ſaheb und den Myſoren geleiſteten Beyſtandes, bat um Verzeihung und uni die Gunſt ein Bımdsgenoffe der Engländer zu werben, unter de- ren Schuße er dem Nabob getreu zu bleiben verſprach.
Er begleitete diefes Anfuchen mit dem fehr annehmerts- würdigen Gefchenfe von zwey an der Seefüfte Ceylon gegenüber gelegenen Plägen, die, wie er richtig be- merfte, die Communication der Englaͤnder mit Tini⸗
velly fehr befördern würden). da fie jest, um: zu biefer
Stadt zu gelangen, einen hoͤchſt beſchwerlichen Marſch von einigen hundert Meilen machen müßten. Dem Oberſten Heron ſchien diefer Antrag fo vortheilhaft, daß er ſogleich, ohne erſt die Regierung in Madras zu befragen, mit dem Polygar ein Buͤndniß ſchloß, und ihm zum Zeichen der engliſchen Freundſchaft drey ene-- liſche Flaggen ſchickte, um fi ie in ſeinen Sans auf; im.
ER 7
Zenfles Buch“ 0,397
Nachdem i in Madura die noͤthigen Maaßregeln 1755: gu —— der Autoritaͤt des Nabobs genommen waren, beſchloß Heron den fluͤchtigen Statthalter in Coilgoody anzugreifen. Iſſoof erhielt Befehl, mit den Sepoys die Pagode enge einzuſchließen, bis die europaiſchen Truppen ankommen wuͤrden. Der Statt- halter befam aber hievon zeitig Nachricht, und floh davon, nachdem er jedoch den größten Theil feiner Sol · daten zuruͤckgelaſſen Hatte. Der Weg nach der Pa- gobe tar fehr rauf, baher bie Engländer den Unfall hatten, alle ihve Lavetten an ben Kanonen zu zerbre⸗ chen, fo daß fie ganz ohne Gefohüg wer der Pagode erſchienen, und aud) überdem Seine Sturmleisern hate. . ten. Heron hielt es für eine Schande ſich zuruͤckzu · nihn, und beſchloß ſich durch Anzünbung bee Thore « mit Strohbuͤndeln den Weg hinein zu bahnen. Die . erfohranften feiner Soldaten hielten dieſes file unaus» führbarz Heron aber, um fie zum Schweigen zu bein» - gen, ‚gab ihren fetbft das. Beyfpiel, und brachte das erſte Bündel herbey. Ein außerordentlicher Much, wenn er gleich ſehr uͤbel angewandt wird, thut gewoͤhn |.. lich aufbie Zuſchauer eine intereſſanto Wirkung, ſo daſj ſie oft an Gefahren ganz gegen ihre eigne Ueberzeugung Lheit nehmen. ¶ Ifſbof der ſelbſt den Verſuch als la⸗ cherlich betrachtot hatte, ſahe kaum feinen Befehlsha⸗ Ber Hand anlegen, als er ein gleiches that. Der Era folg rear jedoch witer bie allgemeine Erwartung gluͤck⸗
ten ſtuͤr zten in Stuͤcken. mpel in der denn man
398 Bönftes Buch.
1753 5 riß die große Anzchl metallner Goðtzenbilder, welche MNNC die Indier, beſonders aber bie Colleries verehrten/ von ihren Poſtumenten herunter, in der Hoffnung, wenig⸗ ſtens das Metall davon verkaufen zu koͤnnen. Mach dieſer That, welche ben Abſcheu des ganzen Lanbes er⸗ regte, gingen die Truppen nach Madura zuruͤck, und hernach zogen fie nad) Tinivelly. Hier wurde ber Ma⸗ bob ohne Widerſtand anerkannt, nur einige benach⸗ barte Polygars wollten nicht den ruͤckſtaͤndigen Tribut bezahlen. Der vornehmiſte derſelben war Cataboma⸗ naig; man glaubte, wenn dieſer zum Gehorſam ge⸗ bracht waͤre, wuͤrden die kleinern ſich auch unterwer⸗ fen, daher man 200 Europaͤer und soo Sepoye wi⸗ der ibn ausſchickte.
Ein anderes Detaſchement morſchirte bas Fort Melliscotah anzugreifen. Der Polygar biefes Sandes wurde burch bie Erſcheinung der Truppen ganz über» raſcht, daher er, um Zeit ju gewinnen, einen Abge⸗ ordneten herausfchickte, der in feinem Namen verfprach, bas verlangte Geld in einigen Tagen zu bezahlen, Mar traute gber biefem Verſprechen nicht, und bes ſchloß den Abgefchichten mittlerweile als Geißel zurück.
ı zubehalten, Der Marfch mar fo foreirt unh heſchwer⸗ lich gewefen, daß ſelbſt die Vorpoften ſich nicht bes Schlafs enthalten konnten, Diefe Schläfeigfeit nutzte ‚der Abgeordnete zu entkommen, und fange glücktich
ih Fort an, wo der Polygar indeffen bie nörhigen Bere cheidigungsanſtalten getroffen hatte, Dieſer Betrug brachte bis Truppen fa auf. daß fieben folgenden Tag
ben Dre wütend heſtuͤrmten, und bie Mauern erſtie⸗ gen: Die Befagung zog ſich in bie Gchaͤnde zatch
—
Finftes Vuch. Fr
2 mb tief um Gnode, wovon man aber nichts hören 88 wollte. Alles was den Siegern unter die Hände kam, wurde niedergehauen, felbft Weiber und Kinder nicht ausgenommen ; nur fechs Perfonen von vierhuntert fa= mien mit dem $eben davon. Es ift ſchaͤndlich, daß ſich dieſer Graufamfeit diejenigen Truppen ſchuldig “machten, die unter Lawrence in den Ebenen von Trit« chinapoly fo gerechte Ehre eingeärntet hatten: = Der Polpgar Morawar war mit dem englifchen Buͤndniß fo fehr zufrieden, daß er zum fernen Ber weis feiner ‚guten Geſinnungen 5 o00 Mann unter Commando feines Bruders abſchickte, um ben Eng« laͤndern zu helfen die wiberſpenſtigen Polygars in Ti-· nivelly gu Paaren zu treiben. Der König von Tan "jore und: Dondiman aber, als geſchworne Feinde des Morawar, betrachteten die ihm wiederfahrnen Gunſt · "ejengungen mit bet geßten Eiferſucht, und gaben "ihren Zorn darüber in der ſtaͤrkſten Ausdruͤcken ber Regierung in Madras zuerfennen; wobey fie hinzu · fuͤgten, daß fie ſich auf die Freundſchoft der Englaͤn⸗ ‘der nicht verlaſſen Fön, wenn ſolche mit ihren NLodfeinden Buͤndniſſe ſchloͤſſen. Die Regierimg. welche hoͤchſt ungern dieſe Alliirten von ſich abwendig machen wollte, ‚deren Beyſtand fie vielleicht wieder * brauchen koͤnnte, befaßt bem Obenften Seron, alle fer⸗ ‚nern Verbindungen mit Morawar abzubrechen; erer- hielt jedoch Diefen Befchl nicht eher, ais bis Mora⸗ wars Truppen ſich nahe bey Tinivelly befanden. Her
400 Ä gloins Buch.
*8 die benihrer guten Abfiche eine ganz andere Auftreßwe erwartet hatten , Fonnten ſich diefe harte Begegnung ‚nicht erflären, und wollten Daher eine Unterhonblung _ anfangen; allein tie Befehle der Regierung waren zu beſtimmt, und ließen Heron Feine Wahl übrig, als fie mit Gewalt zum Ruͤckzuge zu zwingen. Er rüdte auf fie los, worauf fie mit ſolcher Uebereilung zuruͤckmar⸗ ſchirten, daß fie einen großen Theil ihrer Vagage hin⸗ ‚ ger. fich. ließen, Die von den Sepoys geplündert wurde, Die Cinkuͤnfte, die. man auf biefem Zuge einge, .fammelt hatte, famen nicht einmal den dabey aufge wandten Koſten gleich. Cin Theil ber Contribution wurde vom Maphuze Khan untergeſchlagen, und ein andrer Theil beſtand in Geſcheuken, die Heron mit, : zu viel Gierigkeit ſich zueignete; dahey ſtellte fein Do:mesfcher, in Verbindung mit Maphuze Khan, den Zuſtand der Provinz wiel-nachspeiliger vor, - als er wirklich war, da denn · lezterer ſich erbet, die Pacht dei Laͤnder Madura und Tinivelly für ı,500,000- Rupꝛen -jähplich zu bemehmen. Diefer Antrag ‚wurde, dem Gebrauch gemaͤß, durch ein anfehnliches GCeſchenk uncerſtuͤtzt, das Herdn annahm, und ihm die Belehnung über dieſe Laͤnder ertheite. Wuoͤhrend dieſer Ereigniſſe ig Süden waren bie Myſoren immer, noch in Eeringham, wo der Regent unaufhoͤrlich auf Mittel dachte, Tritchinapoly in Beſitz zu bekemmen. Seine ‚vornehmfie Hoffnung zur Erlangung dieſes Zwechs halte er auf einen Bra⸗ manen sefegt, der ihn überebte, daß er viele Anhaͤn⸗ ger in der Stadt, und ſelbſt viele von der Beſatung gewonnen haben -Diefer Priefer grieh ſein Epic fe
weit, doß er fogar Die Zeit beftimmte, wenn, wie er 1259. vorgab, die Partey des Regenten in ber Stadt einen Angrẽff von außen wuͤnſchte. Der Kegent, ‚ganz von ber nahen Hoffnung eingenommen, entdeckte das Ge⸗ heimniß, - des ihm ſchwer auf dem Herzen lag, dem Befehlshaber der franzöfifchen Truppen Sauffay, der ſogleich der engliſchen Befagung davon Nachricht gab, Der Commandant Kilpatrick dankte ihm dafür; um aber feine Verachtung gegen den militärifhen Che rakter der Myforen zu zeigen, erfuchte er. Sauffap, dem Regenten zu fagen, daß, wenn er einen Verſuch wagen wollte, fo follte ex bie Stadtthore ganz offen finden, Wenig Tage hernach kam die Nachricht vom Mipfors, daß ein großes Heer Maratten, unter Anfuͤh⸗ Hung bes Balagerow, ſich den Gränzen des Könige sechs wäßere, und bafı Salabad: jing an ber Cpige eines andern Heers, von den franzoͤſiſchen Truppen begleitet, auch unterwegs fen, um ben mogulſchen Tribut einzuſodern, Der feit dem Tobe bes Rizam. al⸗ muluck nicht be zahlt worden war, .- Auf diefe ſchreck⸗ Vche Nachricht beſchloß der Hegent ſogleich nach feinen ande zuruͤckzugehn. Ex brach auch ben ı4ten April aufs ging über-den Caveri, und ließ die Sranzefen im Veſiß der. Inſel Seringham ‚und. ber, andern Laͤnderehen, die ber Nabob ihup gegeben, und von welchen ex. auch bie Einfünfte. zeither gegogen hatte. Das B ganzen Laufe ber. Der ein Verſpre⸗ und in Der
WGs Fanftes Buch. — Menſchenverſtand gehabt, fo wuͤrde er vdraus geſehn paben, daß der Beſitz von Tritchinapoly, Ber Gegen. | ſtand ‚aller feiner Bemühungen, dag größte Ungluͤck "wäre, das ihn mus befallen könnte, weil er- gewiß da⸗ durch die ganze mogulſche Macht wĩder ſich aufgebracht haben würde; ohne Zweifel wäre das Ende deven vie Eroberung des Königreichs Myſore geweſen, bas "man fobann zu einer Provinz des Reichs gemacht hätte, "Des Rabobs Weigerung, ihm bie Stadt zu überlie: fern, diente blos, feine Begierde Darnarh zu vergröf: fern. Eben Hiefe Begierde verınfachte, daß er ſich dlindlings von Dupleir, fo nie vom Nabob, hintergehn * Er entdeckte zulezt ſelbſt, daß die Franzoſen nie die Abficht gehabt harsen, ihm Tritchinapoly zu ‚Yaffen, wenn es ifmen gegluͤckt waͤre, dieſe Stadt ein⸗ zunehmen; auch) von Moxari⸗ row, feinen Bundsge⸗ noſſen, wurde er gleichmäßig hintergangen, ber, nach⸗ dem er ihn gegen ben Nabob aufgehetzt hatte, ihn verließ, ſobald es anfing an Gelde zu fehlen: Mache dem er enbfich dren Jahre lang mit zo,oca Tem von feitter Königreich abweſend geivefen war; wurde er gezwungen zuruͤck zu kehren, ohne die geringſte Ente Thädigung für feine Kriegsföften erhalten zu baben, - und auch ohne Augficht je dergleichen zu befommen. Die Rachricht von Salabad⸗ jings Annäherung erzeugte ben. der Regierung von Madras bie Beforg: niß, daß er verſucht werben koͤnnte, ungeachtet des Interims⸗ Tractats, ben Carnatick als Feind zu be⸗ kreten;; der Oberſt Heron erhielt deshalb Vefepl, mit fire Truppen fo fort nach, Tritchinapoly zu Haas ken; Maphuze Khan aber vermochte ihn dahin, eeſt
Fünfte Buch. 403
einen zweiten Befehl abzuwarten. Er rief nunmehr 1783. die gegen ben Polngar Catabomanaig ausgeſandten * Truppen zurüd, die dieſen Waldfuͤrſten genoͤthigt Hatten, einen Theil des Tributs baar zu erlegen, und für den Reſt Geißel zu geben; auch andre Polygars Hatten etwas abgetragen, dennoch belief ſich alles nicht über 70,000 Rupien. . Man drang nun wegen bes ‚ Abmarfches in Catabomanaig feine Beißel aus zuloͤſen; da er aber wußte, daß ſich die Truppen in feinem Lande nicht länger verweilen konnten, fo machte er Entfchuldigungen md fahe ruhig zu, baß:man bie - Geißel mit fortführte. Heron verließ den zten May Zinivellg, anſtatt aber gerade auf Tritchinapoly zu merſchiren, ließ er fi ch von Maphuze Khan überreben, ‚zuvor noch einen Polygar zu befriegen, bee durchaus die Autoritaͤt bes Nabobs nicht hatte anerfennen wol- fen; er ruͤckte daher vor: deſſen Reſidenz. Dieſes war Mellitangaville, ein ſehr feſtes aus großen Steinen ‚erbantes Fort. Heron haste bie Umnwvorſichtigkeit, ſich ſeinem Dolmetſcher gaͤnzlich zu vertrauen, der ihn immer betrog, und auch diesmal dem Polygar Nachricht gab, daß die Truppen keine ſchweren Kano⸗ nen bey ſich haͤtten, und daher nicht lange hier ver⸗ weilen wuͤrden. Dieſes machte den Polygar ſo ſicher, daß ex auf die Auffoderung eine beleidigende Antwort gab. Man fing nun an mit den Feldſtuͤcen auf bie Mauern zu feuern; badie Kugeln aber feine Wirkung baten, fo ließ ihm Heron den Antrag thun, er wollte ſich mit der Armee entfernen, wenn ber Polngar 'a0,000 Amien bezahlen wußte. Diefer aber verließ Ph auf die Nochricht des D. netſchers, mb Sauber:
* *8 Er 4 —
4 Zuͤnftes Buch
2733. dem Die. Mochgiebigfeit ben ben Bebingungen Kr vn Much einflößfe, fo antwortete er. volle Beratung, : daß er den Werch des Geldes zu wohl denne, und nicht
sine einzige. Rupie bezahlen würde. Die Truppe litten geoßen Mangel an.gebensmitteln aller Art, und ‚die Sepoys ſtanden auf dem Punft, wegen ruͤckſtaͤndi⸗ gen Sold zu revoltiren; Maphuze Khan hatte beides verſprochen, : allein nichts angeſchafft. Man war Daher gezmungen, deu Troß des Polngars ungeſtraſt
zu laſſen, und nach Madura zu merſchiten, „wo die j
Truppen den 22 ſten Mion anlangten,
.. Seren blieb Hier nicht länger als nöchig war, gr mit Proviant zu verſehn, ließ taufend Sepoys in der Stabe zur Beſatzung zuruͤck, und rückte weiter vor. Die Truppen naͤherten fich ‚einem ber gefährlichften Paͤſſe in Indien; dieſes war ein Hohlweg in einem von Colleries bewohntan Lande, bie wegen dem Verluſt ihrer GOoͤtter in Coilgoody nach Rache duͤrſteten; fie ‚gaben von ihren Öefinnungen fihön eine Probe, dafs ſie einen Trupp Sepoys, die Vieh, zufemmen treiben
. wollten, niedermachten. Ein Collery entdeckte fie
ſchlafend, er holte daher eine Anzahl von feiner Caſte herbey, Die ſaͤmtlichen Schlaͤfern das Herz durchbohr⸗· sen. Der Hohlmeg wird dee Paß von Nattam genannt,
und führe durch einen ſechs engliſche Meilen langen MWald, der in allen andern Gegenden unhurchdringlich iſt; nur allein die Colleries und die wilden Thiere wiſſen ſich hier Wege gu bahnen. Die Straße iſt
nicht breiter, als zur Paſſage eines Wagens erfoder-·
lich iſt, ad die Bäume: ſind ſo dick in einander vet⸗
En, un mn — —
Fuͤnfles Buche. „495
wachſen, daß man nur wenig Schritte in ben Wald 1355 hineinſehn kann. re Hier fange bie Armee den zoflen May mit Zagesanbruch an. Es kam die Nachricht, daß bie Colleries viele Bäume gefällt Hätten, um den Marfch noch mehr zu erſchweren. Man ſchickte Detafche- ments von Europäern und Eepoys aus, um. biefe Hinderniſſe aus dem Wege zu räumen, undden Wald. wo möglich-von Feinden zu reinigen. Der Eapitain Sin, der Diefe Truppen commanbirte, fand weder ein Verhack noch fonft die geringfte Spur vom Feinde, ‚md. feste daher feinen Marſch fort, bis zur Stadt Nattam, am Ende des Waldes, wo er Halt machte, Nunmehr rückten die übrigen Truppen auch it dieſen engen Paß ein, Die Ordnung war folgendes Den Vortrab machten einige Compagnien Eepoys, ihnen folgten zwölf Europäer, und fodann die erfte Abtheilung der Artillerie mit-den Munitionswagen. Hierauf kam das euröpäifche Bataillon, die zweite Abtheilung. der Artillerie und Munitionswagen, denen wieder zwoͤlf Eutopder undeinige hundert Sepoys folgten, unt: end« lid) die Bagage ber ganzen Armee, die theils Büffel» vchſen, theils Coolies trugen, nebft mehreren Elephan«: wen und Kameelen, die Maphuze Khan gehörten: Den ganzen Zug ſchloſſen 20 Europäer, 40 Kaffern und 200 Eepoys mit einer Kanone. - Heron war: a ber Spige zu Pferde Der von fin eingeſandie
f
1
1755. von dem man fo viel gehört hatte. Durch Be Sarg YYV jofigfeit eines Stuͤckknechts fiel ein großer Munitions⸗ wagen von ber ziweiten Diviſion in ein Joch und ſtack darin fo feſt, daß ihn die Ochſen nicht herausziehn fonnten. Man glaubte jedoch es bald zu erzwingen, und ließ bie vorausgehenden Truppen ruhig fort mar⸗ ſchiren; auch die meiften Sepoys von der. Xerieregarbe poflirten einzeln bey. der Wagenlinie vorbey, und liefs - fen Munition, Kanonen und bie ganze Bagage hinter „ſcch, da alles, ſowohl Fuhrwerk als Saftthiere, wegen Rem geſperrten Wege Halt harte machen muͤſſen. Auf ‚Diele Weife waren die Truppen von einander getrennt. Diefes blieb den Eolleries nicht verborgen, bie unbe⸗ merft ale Bewegungen der Armee.beobachtet hatten. Sie warteten ruhig ab, bis diefe zwey Meilen weit von der Wagenlinie entfernt war, da ſich denn auf einmal eine große Anzahl von ihnen am Ende des Zuges ſehen ließ, die aber durch einige Schuͤſſe bald wieder zurück geſcheucht wurden: Eine Zeitlang war: | alles ftille, und man glaubte-fie ganz los zu ſeyn, als ſie von neuem in weit größerer Anzahl erfchienen, und’ die Artillerie⸗Diviſion am obern Ende der Linie anftes- len. Hier befanden fich nur hundert Soldaten, von’ . denen fünfundzwanzig Europäer waren. Der Angriff: geſchah mit Bogen und Pfeilen, Wurfipießen und Bieten, wobey fie erfchredlich ſchrien, und wie bie Wölfe heulten. Das euer trieb fie jedoch in ben’ dicken Wald zuruͤck, woſelbſt fie nunmehr andre Diſ⸗ pofitionen machten. Sie flürzten einzeln von allen: Seiten heraus mitten unter bie Wagen, ſtachen mit ihren langen Speeren die Zugochſen nieder, und ver⸗ wundeten mis Diefen Waffen auch viele Gepoys.
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fr Bud ger. Endlich verwandelte fich das verwirrte @eflhren: der Feinde auf einmol in einen einzigen Ausruf, der von allen Seiten. gräßlichiettänte,. - Man wiederholte, brüflend des Wort Swamy , das Götter-in ihrer: Epradje bedeutet; und dieſes Wort begleiteten fie- mic heftigen: Gefticularisnen und wilden Geberden wie; raſende Me nſchen. Unter den Wagen, die fie nie, derriſſen, fanden fie in einem viele von ben Meinen; metallenen Goͤtzenbildern, welche bie Engländer in, Coilgoody erbeutet harten. Dieſer Fund erzeugte bey; ihnen eine fo übermäßige Freude, als ob fie ihre: Weiber und Kinter aus ber Eflaverey errettet haͤtten. Sobald fie ihre Goͤtzen nun in Sicherheit gebracht hatten, erneuerten fie ihre Angriffe, und führen damit, einige Stunden lang fort. Es langtefeine Külfe von ten andern’ Truppen an, und von allen an Heren ab» gefehiehten Boten fam feiner zuruͤck. Der Teg neigte ſich, und die Verlegenheit wurde immer größer, als die Colleries den Angriff auf die Artillerie aufgaben; und auf einmal unerwattet über bie Bagoge herfielen,. md unter den Coolies und Marketendern ein abſcheu⸗ liches Blurbad anrichteten ; fie mordeten alles, "was: ihnen vorfam, ohne Unterfchied ds Geſchlechte oder Alters. Von dieſem Augenblicke an geriech alles in. Die -äitßerfte Verwirtung; die Coolies warfen ihre VBihtden ab; Männer, Weiber und Kinder ftürgten auf die Soldaten Der engli ſie nicht v zahl ihm
\ \ 3 : Fünfte: Buch. 398%. unmögfich machte; er 309 fich daher wieber aus.bem ur. Hohlwege heraus, und marfchirte zuruͤck in die Ebene, wo er die Feinde erwartete; biefe wagten jchorh niche ihn Hier. anzugreifen, fonbern verſchwanden in den Wald, Die Nacht brach ein, es war Feine Zeit zu verliren. Smith verfammelte bie übrig gebliebenen Ochſen, ließ alle Munition und Bagage im Stich, ‚da er fie unmöglich retten konnte, und paflirte num ‚glücklich den Hohlweg. Er traf die Armee. unweit dem Ausgange bes. Walbes ‚an, .allein ohne die fünf vornehmften Offiziers, die alle durch die außerordente liche Hitze des Tages krank geworden waren, und ſich in ihren Palanfins ‚hatten zu dem Vortrab tragen laſſen. Diefer widrige Zufall verhinderte bie Huͤlfe, da bie ihrer Befehlshaber bergubten Engländer nichte oohne Ordre thun wollten, fo fehr fie auch von der Ge⸗ fahr unterrichtet waren, in der ſich ihre Bagage befand. Emith uͤbernahm jezt das Commando uͤber ſaͤmtliche Truppen, ſezte den Marſch fert, und kam ben. sten Junius bey Tritchinapoly an, wo er ſich lagerte. Der Oberſte Heron wurde nach Madras zuruͤckgerufen, und mußte hier vor einem Kriegsgerichte von ſeinem Betragen Rechenſchaft geben, das ihn unfähig exe kiaͤrte, der engliſch⸗ oſtindiſchen Compagnie laͤnger zu dienen. | —7 Die Regierung in Pondichery ſah dieſe Erpebition mit eiferſuchtigen Augen an, da bie Vortheile ten Franzoſen einleichteten, die der Nabob erlangen würde, wenn die Laͤnder von Madura und Tinivelly, die ſo lange von Arcot unabhaͤngig geweſen waren, wieder damit verhunden werden ſollten. Es geſchaben Daher
Vor⸗
Fuͤnftes Bud. 40 Vorſtellungen, und man behauptete, daß dleſes eine 1755. förmliche Mebertretung des gefchloflenen Wergleichg .” Y.Y. wäre, und daß überbem dieſe Jänder den Franzoſen sehoͤrten, vermöge gewiſſer Rechte, die ihnen Chunda⸗ ſaheb und der Koͤnig von Myſore zugeſtanden haͤtten. Dieſe Argumente wurden von engliſcher Seite durch aͤhnliche grundloſe Anſpruͤche beantwortet. Deleyrit, der jetzige Gouverneur von Pondichery, ein von Natur behutſamer Mann, wollte nicht bie Erpedition der Englaͤnder unterbrechen, mit Gefahr den Krieg nach dem kaum geſchloſſenen Waffenſtillſtande wieder zu erneuern; dagegen folgte er dem Bepſpiele der Eng ⸗ länder bey der erſten Gelegenheit. | | Es liege dreyßig englifche Meilen nordwaͤrts von Tritchinapoly ein großer waldiger Strich Landes, der Terriore genannt wird, deſſen Oberhaupt ven Tief Rheddy führt, ein Diminutiv von Rajah oder König. - ' Dieſes Sand war während bem legten Kriege von den. Myſoren und Franzoſen verwuͤſtet worden, die auch den regierenden. Rheddy abfezten, und einem feiner Anverwandten feine Würde uͤbertrugen. Als Die Mpforen Tritchinapoly verließen und nach Haufe gim Be, ernahnten fie die Regierung ih Pondicherp zung Repräfentanten aller ihrer echte und Anſpruͤche im Carnatick; da nun ber neue Rheddy unter allerhand Vorwand feinen Tribut zu begadien verfchob, ſo ſchickte Deleyrit im Monat Junius soo Europiee - und 100 Sepoys dahin, dieſen Ungehorfam zu Ihe. · fen Der Vefehlshaber diefer, Truppen war Maiſſin, der auch nach einigem Widerſtand die vornehmſle Stadt einnahm, den deheddy ab ⸗ un. feinen Seo wie Erꝛſer Bande.
dio ° Fünfte: Buch. 2755. der einfeste. Der Capitain Calliaud, “ber. jezt in Tritchinapoly commandirte, machte Miene fich biefer Expedition zu mwiderfeßen , “allein er erhielt aus Ma⸗ dras Befehl, fih ruhig zu verhalten. Diefe Nach⸗ richt ermunterte Maiffin, auch die Polygars von Arie⸗ före und Wariore ju befriegen. Die finder biefer Walt fuͤrſten liegen nahe bey einander, und beide find ſehr ausgedehnt. Um ſolche wider die Verhee⸗ “rungen der Maratten zu ſchuͤtzen, bezahlten ſie dieſen Kriegern gewiſſe Geldſummen, ſo lange der Krieg von Tritchinapoly dauerte, ohne ſich jedoch im gering- . fen weder den Franzofen noch den Myforen zu unter- werfen; jezt viefen fie den Mabob um. Hülfe an, den fie als ihren einzigen Oberheren anerfannten. Nun⸗ mehr erhielt Calliaud Befehl aufzubrechen, zu gleicher Zeit drohte auch bie Kegierung in Madras mehrere Truppen dahin zu ſchicken, wenn man Maiffin nicht Einhalt thaͤte. Deleyrit gab nach, rief die Truppen zuruͤck, und wies ihnen Quartiere nahe an der Srefäfle | in unbeftrittenen Gegenden an.
Während diefer Zeit drangen bie Engländer. in- den Nabob, ; Tritchinapofy zu verlaffen, und fich nach Arcot zu begeben, wofelbft Abdul» wahab wie ein Sinnloſer die Regierung verwaltete; er verſchwendete die öffentlichen Einfünfte fo-unmäßig, daß die Provinz
- dem Untergange-nahe war. Der Nabob gab diefem Rathe Gehör, und machte fid) den gten Julius in Begleitung von 300 Europäern und 1000 Sepoys auf die Reiſe. Die Damals fehr angeſchwollenen Fluͤſſe —— nicht den geraden Weg nach Arcot zu neh⸗
en; man beſchlß daher, durch cut jore nach dem
- Vuͤnftes Buch. 4 Fort St. David zu gehn, und alsdann die weitere 1755. Route zu beftimmen, Bey Condore kam ipm Do nad» jee mit einem zahfreichen Zuge entgegen, um ben Nabob im Namen des Königs von Tanjore zu
"begrüßen, Diefe Zufanmenfunft. war, fo wie es in Indoſtan unter Perfonen vom hohen Range ger woͤhnlich ift, mit den ftärfften und falfcheften Verfichee tungen einer ewigen Sreundfchaft begleitet. Unter andern fagte Monack⸗ jee, daß soco Mann bereit wären zu Felde zu ziehn, im Fall fie der Nabob im Carnatick brauchte. Dieſer erhob darauf dieſes Zei⸗ chen von des Konigs Liebe und Freundſchaft bis zum Himmel, wandte ſich aber dabey an den Capitain Po⸗ lier, der die engliſche Eſcorte commandirte, und ſagte ihm heimlich, daß alles Luͤgen wären.
Der Nabob langte endlich im Fort St. David an. Hier lag nody der Admiral Warfen, der mit feiner Efeadre von Trinconomaly zuruͤck gekommen war. Der Nabob befuchte ihn am Vord feines Schiffs, das 64 Kanonen führte, und zeigte fein großes Erftaunen, da er nie ein Kriegsfchiff betreten hatte. Wenig Tage nachher fezte er feine Reife fort und fam den ıgten Auguft nahe bey Arcot an. Er lagerte ſich hier in der Ebene, und wartete, dem Rath feiner Derwiſche gemäß, auf einen „glüdtichen Tag, um feinen Einzug in die Stadt zu halten. In diefer Zwiſchenzeit fanden fich der Oberfte Lawrence nebft noch zwey andern do
tirte in feinem Sager «
laden; fie dienten,
Einzugs in Arcot zu
418 Sinftes Buch.
1555. Jubelgeſchrey geſchah, da der Nabob ſeit dem Tobe des Nazir⸗ jing von diefer Hauptſtadt entfernt gervefen war. Er nahm die Einladung nach Madras willig an, und fand ſich bald hier ein. Die Engländer
nutzten diefe vortheilhafte Gelegenheit, von ihm fer- nere Anmweilungen auf die Sanbeseinfünfte zu erhalten, um für die großen Kriegsfoften entfchädigt zu werden. Nachdem diefer wichtige Artikel in Ordnung. gebrac)t ‚war, befihloß man, daß der Nabob felbft mit einem ſſtarken Detafchement herumziehn follte, die Einfünfte von den Unterftatthaltern einzufammeln, die fie zeither ungefteaft zurück behalten hatten; unter diefen waren vorzüglid) einige Polygars im nordlichen Theile ber "Provinz. Man fam überein, daß die Compagnie die Haͤlfte aller Gelder erhalten follte, die man einſam _ ‚mein würde, _ Die Monfun verhinderte, ‚daß die Truppen eher ald zu Ende des Ortobers. ins Feld ruͤcken fonnten. Das Corps befland in 300 Euro 'ropdern und ı 500 Sepoys unter Commando des Ma⸗ jors Kilpatrick.
Man wurde bald gewahr, daß die Unterwuͤrſig keit in Madura und Tinivelly während ber Erpebition bes Oberſten Heron nur feheinbar geweſen wat,” da in diefen Weltgegenden ſich bisher noch nie bewaffnete Europäer gezeigt hatten, und alfo große Wirfung Gen ‚mußten. : Raum aber Batten fie fich entfernt, als ie Colleries wieder allenthalben herumfchreärmten, | und alles verheerten, während ihre Oberhäupter ein Buͤndniß wider den Maphuze Khan fehloffen. Von dieſem Zeitpunfe an wurben biefe Sänder ein beftänbi- ger‘ Tummelpiag Eriegerifcher Auftritte, die viele
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Fuͤnftes Buch. Bit;
Jahre lang fortdauerten; daher es noͤthig ift, bie ve
Urfachen gegenmwärtiger Unruhen, die nachher noch fo
viel andre erzeugten, hier näher anzuführen.
As Allum Khan im Anfange des Jahres 1752 von Madura aus dem Chunda » faheb zu Hilfe kam, der damals Tritchinapoly belagerte, fo übergab er die Adminiſtration der Sünder Madura und Tinivelly drey Pitanen, Namens Barky, Mainach und Nabi Cawn Catteck; den erſten nannte man gewoͤhnlich Mianah, den zweiten Moobemiah, ben dritten aber bey ſeinem eignen Namen. Da die Regierung in Madras von
‚dem Nabob Mahomed⸗Ally Beweiſe foderte, um die
Anſpruͤche des Gouvernements von Pondichery zu ent« kraͤften, fo zeigte er eine Schrift vor, die von diefen drey Pitanen unferzeichnet, und vom zg9ften Novem⸗ ber 1752 datirt war, in welcher fie feine Oberherr⸗
ſchaft über Madura und, Tinivelly anerfannten, und
fid) feine Unterthanen nannten. - Chunda⸗ faheb war
zwar damals ſchon aus. dem Wege geräumt, afleiır - der Nabob befand ſich Doch durch feinen Streit nie
den Mforen in folder Verlegenheit, und feine Hoff⸗
‚nung, alfe die noch vorhandenen Schmwierigfeiten w
befiegen , war fo geringe, daß man ben Grund nicht
abſehn kann, warum die Pitanen eben zu der Zeit
eine foche Erflärung von ſich geben follten; es müßte, denn in der Ueberzeugung gefchehen ſeyn, daß diefe
Schrift dem Nabob nur von fehr unbedeutendem Nutzen ſeyn wuͤrde. Soviel iſt gewiß, daß fie hernach nicht den geringſten Gehorfam zeigten, fordern fortfuh⸗
sen ganz nad) Gutduͤnken zu handen; fie bewilligten: a —— * und verkauften
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414 Fanftes Buß. a
"1955, ſowohl Sändereyen als Forts für banr Gelb: Hieburch
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vn häuften fie Reichthümer, und erivarben fih Anhänger,
Sig kamen unter einander überein, ben Raub zujthei- len, und immer aufs äußerfte zufammen zu halten; da⸗ ber ihre Macht ſehr gegründet war, bis Heron hier gnlangte. ° Nunmehr verließ Mianah die Stadt Ma⸗ Bura, und flüchtete zu den benschbarten Polygars von Nattam ; Moodemiah und Nabi Cawn Catteck aber
ogen fidy aus Tinivefly zurück, und begaben fich zum
olygar von Rellitaugaville. Cie warteten alle drey
hur auf die Entfernung der englifchen Truppen, um
mit Maphuze Khan ihre Sache auszumachen, fobald er allein feyn würde.
. Unter andern Beräußerungen von $änbereyen, hatte Moodemiah dem König von Travancore einen Diſtrict verfauft, ber eine Strede von dreyßig Meilen betrug, von Calicad bis zum Vorgebirge Comorin; bierunter war das Fort Calicad mit inbegriffen. Das Königreich Travancore liege im füblichften Theile der
| malabarifchen Küfte, und endigt fich, fo wie Tinivelly, _
an ber oͤſtlichen Eeite bey dem Gap Comorin. Vor⸗ mals war es nur von geringem Umfange, und bezahlte Teibut an Madura; der jetzige Koͤnig aber hatte durch
mancherley gluͤckliche Vorfälle, worunter auch einige
Siege uͤber die Hollaͤnder gehörten, feine Herrſchaft bis an bie Graͤnzen von Cochin ausgedehnt, ſo daß er eine Strecke Landes von 130 Meilen laͤngs dem Eeeuſer beſaß, und landeinwaͤrts reichten feine Staa⸗ ten bis an die Gebirge. Durch Huͤlfe eines franzoͤ⸗
ſiſchen Offiziers, Namens Launop, hatte ber Koͤnig | 10,000 Jiaisen auf curopaͤiſche Art diſciplinirt.
Vet un Diefes iſt der Geburt nach ein kriegeriſcher Stantm an der malabariſchen Küfte, der den Vorrang über Die Reipoots verlangt, eine Menſchenklaſſe, bie in andern Theilen von Indien auch mit ähnlichen Vor⸗ zuͤgen gebaren-find. Außer dieſen Nairen, die zu] : Fuß ſechten, ‚unterhielt der. Koͤnig noch o,000 Man endre Infonterie mit mannichfaltigen Waffen verfehn, ober ſehr wenig Reitereh; da dieſe nur geringe Dienſte in einem Sande thun · kann, das allenthalben mit Huͤ⸗ geln bedeckt und von. Fluͤſſen durchſchnitten iſt. Die Diſtriete, die der Koͤnig vom Moodemiah gekauft batte,. waren mit 2000 Mann Fußvolk beſezt, die; da man feine Zeinde beforgte, zu den gewoͤhnlichen Wachen und Begleitungen binreichten, welche in Indo⸗ Han bie Autorität des Gouvernements bey den Samm⸗ "lungen der Taren unterftügen. Diefe Truppen aber: gerieten über Die Ankunſt des Oberſten Heron in Tinivelly in folches Schredten, daß fienicht allein dag . offene Sand, ſondern auch das Fort Caficad verließen, welchen leztere fobann Mappuze Khan mit 00 Mann befezte. Sobald als bie englifchen Truppennach Trit⸗ Ginapoly marſchirt waren, fam Moodemiah nach Travancore, um ben König dahin zu vermögen, die verlaffenen Diſtricte wieber einzumeprtien. Zu glei⸗ cher Zeit ließ der Polygar von Rellisongaole, insges mein Pulitaver genannt, feine Collerier loo, um zu naluͤndern und zu ben Travancoren zu ſteßen. Auß lieſe Rede eilte Rapplıze Khan nad) Tinivelly. '
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EN 2 Fanftes Buch. Dr
Denen er 1 500 zur Beſchuͤtung von Mabura gardæ
ließ, die uͤbrigen nahm er mit ſich. Moodemiah aber
war ſchon vor ihm mit 4000 Marin, worunter ſich 2000 Nairen befanden, in Tinivelly angelangt, und mit dieſen vereinigten ſich nun auch die Collerles. Es kam bey Calicad zum Treffen, worin Maphuze Khan gefchlagen. wurde, Die Fluͤchtlinge warfen ſich ing Fort, allein ehe man diefes noch erobern konnte, gingen die Travancoren nad) Haufe, unter dem Vorwand
innerlicher Unruhen in ihrem Sande, allein wahrſchein⸗
lich aus Furcht vor den Englaͤndern. Moodemiah
ging mit ihnen, und Pulitaver 309 ſich in feine Wäls der zuruͤcf. Maphuze Khan fanmelte nım feine
Truppen, und kam wieber nach Tinivelly, wo er fich
als Sieger brüftere, allein Moodemiah blieb auch nicht
aug, fondern erfchien mit.einer ftärfern Armee alg zu⸗ yor, und fehlug feinen Gegner abermals, wobey er 500 Sepoys und 200 Reiter zu Öefangenen machte, as diefen Berluft noch vergrößerte, war die gegen«
. wöärtige Herbſtzeit, wo man bie Einkünfte fammelt,
beren ſich Die Trävancoren bemärhtigten.,. : . Dieſe unangenehmen Vorfälle in Madura und
- Zinivelly, die nicht wenig bie Regierung in Madras hefchäftigten, wurden noch buch einen großen Streit
greifchen. ‘Den englifchen. Bundggenoffen vermehrt,
Der Koͤnig von Tanjore und der Polygar Tondiman ... waren in einen heftigen Zwiſt gerathen, und hatten 35" fogleich zu ben, Waffen gegriffen, ehe man noch et⸗
was davon ahnete. Es war zu befürchten, daß, wenn dioſe Fehde nicht bald geendigt würde, wahrſcheinlich Yes. eine oder ber andere Theil zu des Mabebs Feinden
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-Übergein dürfte: Die Regierung in Madras befahl 1755. ihnen daher in einem gebieterifchen Tone, alle Feind: Y/VV ſeligkeiten gegen einander einzuftellen, dabey fie jebech Wer Wermittelung vorſchlug, und den Capitain Tall: aub abſchickte, um die Urſachen des Streit zu erfor⸗ fihen. Dieſer Offizier hatte wiederholte Conferenzen
mit dem Rnige von Tanjore, mit Monack⸗ jee, und
mit Tondimans Biubder / konnte aber nur folgende dunkle Nachricht bekonimen, fo abgeneigt waren alle Theile, He Wahrheit zu ſagen. nn
Im Jahre 1749 gab der König dem Monack
jee Defehl, das ſtarke Fort Arandanghi anzugreifen, das dem Moravar gehörte Da Monack⸗ jee nicht genug Truppen hiezu hatte, fo verlangte er von Tom - diman Huͤlfe, der ſich bafür gewiſſe Diſtriete ausbe- - dung, die jährlich an 300,000 Rupien eintrugen. Arandanghi wurde eingenommen, Tondiman nahm Beſitßz von den ihm zugefagten Sänbereyen, und vers · angte von Monad + jee bie Ceffions» Patente unterm koͤniglichen Siegel. Der König aber wollteden Ver-
trag ſeines Feldherrn nicht anerkennen, worauf diefer ‚Seimlich dies Document ausfertigte, und dazu des Koͤnigs Siegel nahm, um ſein Verſprechen zu halten. Im naͤmlichen Jahre wurde Tanjore, wie oben er⸗ zaͤhlt worden iſt, ven Murzafa- jing und Khunda- fa-
bed angefallen. - Die darauf folgenden Kriege thaten bem Streite des Königs mit dem Polngar Einhalt,
fo lange als die gemeinfihaftliche Gefahr dauerte; da
fie nun aber vorüber war, fo wurde der Zanf erneuert, Monadlaige, ber täßeend feiner Ungnabe 1753 fih zu Tor 7 war ihm immer noch.
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| 81 zugethan. "Diefe Neigung und bes Könige: Furche⸗ ſamkeit nußte der Gapitain Calliaud, un Die ferneru Seindfeligkeiten vor ber Hand gu hemyen;. allein hach einigen Monaten wurde der Länig ungebulpig und befahl dem Monad = je, abge, Widerrede inoFeld zu ruͤcken, dabey Tondiman feinen. Schritt zur Verſoh⸗ mung thum wollte, ſendern ſagte, er wurde ſich tage theidigen. Calliaud ging darauf nad) Triechinapelg, And machte Miene Beide zu befriegen. Dieſer Lug ſtand, und der Vorwand ‚wegen Geldmongel, gab Mona jee Gelegenheit, unchaͤtig zu fern. Diefe Unthaͤtigkeit bauerte bif‘Ende des. Jahrs, da er nach Tanjore zurüskfehrte, ohne Tondiman den geingfter Schaden zugefügt zu haben...
Im Carnatick woren zwiſchen ben Engläntern und Sranzofen feine Feindſeligkeiten bis jezt. ausgebror chen, an beren-Stelle war ein langweiliger eiftiger Briefwechſel getreten, in Anſehung einiger Diftvicte in ber Nachbarfchaft von Carangolh und Outramalore, von.denen die Franzoſen Beſitz gensuimen. hatten, ohne im geringften ihe Recht daran zu beweiſen Man verglich ſich endlich nach einen heftigen Streite, die ftreitigen Sändereyen gleichmäßig wiſchen beiden Nationen zu theilen.
Godeheu hatte den Buſſh in feiner Verwaleung der Nord⸗ deeanſchen Angelegenheiten mit der naͤmli⸗ chen Autoritaͤt beſtaͤtigt, die ihm vorher Dupleir er⸗ theilt hatte. Dieſer Befehlshaber verweilte in den erworbenen Provinzen bis Ende des Jahrs 1754, und war in dieſer Zeit unermuͤdet, Ordnung in den Regie⸗ wungsaeihäften annaſuhren/ und bie Einkünfte zu
Sinfe Bub. 419
fanmeln ; oft war er genoͤthigt „in Perſon biefe 175. Sammlungen an ber Spitze feiner Truppen vorzu. nehmen, um den Tribut von den Polygars zu erpreſ⸗ ſen, die ſich gewoͤhnlich auf ihre Wildniſſe verlaſſen, und nie anders als durch Gewalt zur Zahlung gebracht werden. Im Anfange bes Jahres 1755 ging Buffy nat) Hyderabad, wo er Salabad⸗ jing bereit fand, mit feiner ganzen Macht nad) Myfore aufgubrechen, um einen von vielen Jahren rücftändigen Tribut eins zufammeln, ben dieſes Königreich, feiner Behauptung nach, der mogulſchen Regierung ſchuldig waͤre. Die Franzoſen waren, wie bekannt, Bundsger noſſen des Regenten von Myſore, der ihnen auch in dem Kriege bey Tritchinapoly große Dienſte geleiſtet, und dabey feine Schaͤtze erfchöpft hatte Auf der andern Seite war Buſſy tractatmäßig verpflichtet, Salabad⸗ jing wider jedermann ohne Ausnahme bey⸗ zuftehn, den er als Feind behandeln wuͤrde. In dieſer Verlegenheit beſchloß Buſſy den Myſoren ſo wenig wie nur inimer moͤglich Schaden zu thun, und alles anzuwenden, ihren Streit mit dem Subah bey- julegen. . Da aber das Heer in Mpfore anlangte, wal er doch genoͤthigt wider Willen zur Eroberung einiger: Forts die Hand zu bieten, ober gleich während dieſer Zeit. befländig mit den mpforefchen Miniftern eorrefpondirte, und Dringend einen ‚Vergleich empfahl. Der Regent war mittlerweile noch immer bey Tritchi«e napoly, daher feine Miniſter nichts eigenmaͤchtig ber ſchließen konnten; ſie zogen die beſten Truppen zu⸗ n, und Ghloſſen ſich damit in der großen Stadt in, mit dem Porſatz, hier eine |
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Fünfte Buch.
1705. Belagerung auszuhalten. Ein unerwarteter Vorfall
aber, den Buffy wohl zu benußen wußte, änderte bat "alles; deun Balagerom, der Großfeldherr der Ma- ratten, näherte fid) um eben diefe Zeit aud) mit einern ‘großen Heere den myforefchen Graͤnzen, um dies Königreich zu befriegen. Die Minifter, um ſich wenigſtens Einen Feind vom Halſe zu ſchaffen, luden nun Galabad: jing ein, ſich mit feiner ganzen Armee unter die Mauern von Seringapatnam zu lagern; fie erfannten dabey feine Öberherrfthaft, und verfprachen auf Abfchlag feiner Soderungen 5,200,000 Rupien zu bezahlen. Buſſy trat nun auch mit Balagerow in Unterhandlung, um ihn von dem Einfall in Myſore abzuhalten. Es glücdte auch; denn ba ber Groß» feldherr fahe, daß er feine Abfichten nicht erreichen fonnte, ohne Salabad⸗ jirg wider ſich aufzubringen, zog er ruhig ab; wahrſcheinlich Hatte man ihm auch) etwas von den eingehobenen Geldern gegeben. Der Subah verließ im April Seringapamam, und fangte - mit feinem Heer im Julius wieder in Hyderabad an. |
. Die engliſche Eſcadre hatte ſeit ihrer Ruͤckkunft
von Bombay nach der Kuͤſte vom Coromandel feinen
Feind mehr zu bekaͤmpfen, und ward daher genoͤthigt unthaͤtig zu ſeyn; allein man kann wohl behaupten, baß ihre Gegenwart auf die Regierung von Pondichery
Eindruck machte, und nicht wenig zu der Mäßigung
beytrug, welche bie Franzoſen feit dem Interims⸗
Tractat durchaus zeigten, Die Eſcadre ging den
zaten October abermals nach Bombay, um bie Mon⸗ fin zu permeiben. Hier traf fle eine Anzahl oſtindi⸗
Fünfte Bu - ’ gar ſcher Schiffe an, die kuͤrzlich aus England angekom⸗ IE men waren, und viele Truppen am Bord hatten, bie * ©“ jur Ausführung eines in London gemachten Entwurfs beftimmt waren. . Während der Zeit die englifch- oſtindiſche Com: 1756. _ pagnie noch in Anfehung der Unterpandlungen in In⸗ bien ungewiß war, erhielt fie Nachricht von den großen Befigungen, die Salabad-jing den Franzoſen einge: räumt hatte; fie fahe wohl ein, daß Feine Unterhand- lung allein fähig ſeyn wuͤrde, ihre Gegner zu vermoͤ—⸗ gen, fo überaus anfehnliche Vortheile fahren zu laffen, daher beſchloß fie, Durch andere mehr nachdruͤckliche Mittel ihre Mache in Nord» Decan einzufchränfen. Die Hauptftadt diefes Theils von Indien, Aurenda ⸗ bad, iſt nur 150 englifche Meilen von Bombay ent⸗ fernt, und zwifchen beiden befindet ſich das Sand der Maratten. Die Engländer in Bombay ftanden feit "einiger Zeit mit dem Könige Diefes kriegeriſchen Vollz, Saha Rajah genannt, auf einen freundfchaftlihen. , Fuß; fie ftellten es ſich daher, nach den Feindfeligkei- ten feines Großfeldherrn Balagerom gegen Salabad · fing zu urtheilen, defto leichter vor, ſich der Maratten zu bedienen, um die franzöfifchen Truppen von dem Subah zu entfernen. Diefem Entwurf zufolge ber ſchloß man, den Balagerow das nächftemal, daß er wieder gegen Salabad · jing ins Feld rüden würde, ' durch ein Corps Europder zu unterftügen. Man hoffte dieſen bewilligen w zu entlaſſen, ebenfalls die
422 Fuͤnftes Buch.
1756. hiezu nicht zu vermoͤgen, ſo war man entſchloſſen, ihn N mit Beyſtand dieſer neuen Bundsgeneſſen durch Die nachdruͤcklichſten Maaßregeln zur Einwilligung zu brin«
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| Diefe Unternehmung erfoderte einen Beſehlsha⸗
ber von M uth und großer Erfahrung, von vielen militaͤriſchen Talenten und politiſchen Landeskenntniſ⸗ fen. Ein ſolcher war der Capitain Clive, der eben damals in Bereitſchaft ſtand, nach Indien zuruͤck zu kehren, und ſeine Dienſte zu dieſer Expedition antrug,
Er war zur Belohnung ſeiner vorigen Thaten von
der Compagnie bereits zum Gouverneur des Forts St.
David ernannt worden, und ber König hatte ihm den
| Titel eines Obriſtlieutenants bey feiner Armee gegeben.
Die Abhängigfeit aber vom englifchen Minifterio, ber
fi) die Directoren nicht entziehn fönnen, wenn die
Compagnie in Kriege verwickelt it, verurfachte, daß
man auf mächtige Empfehlungen dem Obriftlieutenant
Scot die Unternehmung auftrug. Diefer Offizier
war fchon im vorigen Jahre nad) Indien abgegangen, _
ſtarb aber gleich nach ſeiner Ankunft in Madras. Ob man gleich dieſen Tod in Europa nicht ahnete, ſo er⸗ hielt doch Clive Befehl zuerſt nach Bombay zu gehn, um im Gall einer. widrigen Ereigniß Scots Stelle zu vertreten... . Die aus England zu dieſem Entwurf ab» geſchickten Truppen beſtanden i in 00 Mann von des ‚Könige Krtillerie und 300 Rekruten. Da Clive zum bey feiner Ankunft in Bombay den Tod des Scot vernahm, fo trug er ber bortigen Präfidentfchaft die
Ausführung des in Europa entworfenen Dians vor;
man erſtautite hierüber, und bildete fich ein, daß hier
Zuͤnftes Buch . 423
durch ‚der Vergleich übertreten wuͤrde, welchen 75% Sanders und Godeheu gemacht haͤtten. Diefe “ \ Meynung mar jedoch. ohne Grund, da man ſowohl in den Waffenftillftand als in dem Interims⸗ Tractat ſorgfaͤltig vermieden hatte, weder den Salabad · jirig, hoch die An feinem Dienſt ſtehenden Franzoſen zu er⸗ wähnen. Die Directoren der Compagnie hatten if» ven ganzen Pfan der Kegierung in Mabras zugeſchickt, allein das Schiff, worauf ſich diefe Papiere befanden, ſcheiterte an einem Selfen nahe an der afrikaniſchen Küfte, und alles ging verloren. | u
. - Die Präfidentfchaft in Bombay fandte num nad) Madras Nachricht von Clive's und der Truppen An⸗ kunft, ohne jedoch ihre Beſtimmung anzuzeigen, aus Furcht, daß die Franzoſen bie Briefe auffangen koͤnn⸗ tin. So gering auch dieſer Bericht war, fo erriethen dach einige Mitglieder der Regierung vollkommen bie Abſichten ber Divertoren, und entwarfen einen Plan ſie auszufuͤhren, ben fie Dringend der Drafidentfchaft in Bombay empfahlen; dieſe aber harte noch vor Ankunft der Briefe den Entſchluß gefaßt, alle ihre Truppen in Verbindung mit Watfons Efeabre wider einen andern Feind Ju gebrauchen, ber feit langer Zeit‘ dem engliſchen Handel auf der Kuͤſte von Malabar nachtheilig geweſen war. |
. Diefe Küfte wird vom Vorgebirge Comorin bis Surate von vielen Fluͤſſen durchſtroͤmt, die ſich alle in die. Seeergießen. Es ſcheint, daß ſchon im ſpaͤ⸗ taſten Alterthume die Einwohner dieſer Weltgegend een ſtarken Hang zur Seeränberen harten, und nad jezt unterhalten alle Die verſchicdenen Fuͤrſten an des
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424 Fünfte Bad. =
176, 5 Röße eigne Schiffe, um damit gegen alle andee Ras tionen zu kreuzen, Die fie überwältigen Einnen: Al Die mogulfche Regierung zuerft ihre Herrſchaft bis an. Die nördlichften am Meere gelegenen Sänder ausbreis tete, fo ernannte fie einen Admiral, und gab ihm
- eine Flotte, um bie Schiffe ihrer muhamebanifchen : Untertbanen, bie nad) bem argbifchen und perſiſchen Meerbufen Handel trieben, ſowohl wiber die malaba⸗ riſchen Seeraͤuber als wider die Portugieſen zu be⸗
— ſchuͤtzen. Die Maratten beſaßen Damals einige Forts zwiſchen Goa und Bombay; da fie ſich nun durch diefen Admiral in ihren Näubereyen eingefchränft ſa⸗ ben, fo erflärten fie ihm den Krieg zu Waffer-und zu - Sande. In diefem Kriege ſchwung ſich ein gemeiner Soldat, Namens Conagee Angria, fo weit empor, daß er Oberbefehlshaber ber marattiſchen Räuberflotte
wurde, aud) ernannte man ihn zum Gouverneur von Severndroog, einem ihrer ftärfften Forts, das, auf einer Eleinen felfigen Inſel acht englifche Meilen von. Dabul, und nur einen Kanonenfchuß vom feſten Lande gelegen war. Hier revoltirte Angria gegen den
Saha Rajah, oder König der Maratten, verfuͤhrte einen Theil der koͤniglichen Flotte ſich mit ihm zu verbinden, und durch ihren Beyſtand bemaͤchtigte ex ſich der uͤbrigen Kriegsſchiffe, oder vernichtete fie,
Der Saha Rajah bemuͤhte fich ihn dadurch zum Ger horſam zu bringen, daß er drey Forts am Seeufer anlegen ließ, woraus man Severndroog beſchießen bonnte, allein Angria nahm auch dieſe Forts weg, und ſezte ſich in wenig Jahren in Beſitz der ganzen Mee⸗ rzekuͤſte non Tamanah bis Degen, ‚eine End
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Fuͤnftes Buch. 425 von 126 Meilen, und Janbeinmärts big an die Gebirge, 1756. die zwanzig, auch dteyßig Meilen weit von ber See Y” - liegen. Seine Nachfolger, die alle den. Namen - Angria führten, verftärkten ipre Macht beſtaͤndig, fo daß die. Maratten endlich alle Hoffnung. aufgaben fie zu bezwingen, und daher mit ihnen Friede machten,
. Die Bedingung war, daß Angria die Eouveränität des Saba Rajah anerfennen und ihm jährlich) eirten geringen · Tribut bezahlen follte; dennoch unterhielten fie einen großen Haß gegen diefe Familie, und warte» ten nur: auf eine guͤnſtige Gelegenheit, die ihnen ent⸗ riſſenen Jänder wieder an ſich zu bringen, Mittlerweile dauerte bie Seeraͤuberey beftändig mit großem Eifer fort, und zwar gegen alle Nationen ohne Unterſchied, die nicht von Angria Paͤſſe kauften; hiedurch wuchs feine Macht täglich. Die Sand» und Seewinde wehen hier-eben fo wie an.der Küfte von- Eoromandel in dem Zeitraum von vierundgwanzig ' Stunden wechfelsieife, und heilen den Tag, fo daß Schiffe, die längs den Küften fegeln, gendthigr find, immer bag Land im Geſicht zu behalten, -da die Sande winde nur vierzig englifche Meilen weit in bie Eee reichen. Es mar feine Bay, Feine Bucht, - Hafen oder Mündung eines Fluſſes an dem Meerufer von Angria's Staaten, wo er nicht Feſtungswerke und Seemogazine hatte anlegen / laſſen, ſowohl um hier auf Entdeckungen zu lauern, als auch ſeinen Schiffen im Nerhfall ‚daher eben fo als ihre Sch der malabariſ Rifter Ban
426 Fuͤnftes Bud.
#756. drey Maften; bie erftern find von 150, bie leztern aber von 300 Tonnen, und haben den Namen Grabs ; fie geben nicht tief ins Waſſer, und find fehr breit in
Verhaͤltniß mit ihrer Sänge, gegen beide Enden aber laufen fielfchmäfer zu. Außer biefen hat man hier noch Fleinere Schiffe, die man Gallivats nennt, und nicht über 70 Tonnen führen. Dies find eigentlich fehr große Ruderboote mit Verbecfen von Bambus: rohr gemacht; bie Fleinften derfelben führen Dreh⸗ Kanonen, die ungefähr ein Pfund ſchießen, bie groͤſ⸗ fern aber Haben fechs, auch acht zieh und vierpfuͤn⸗
dige Kanonen mit $averten. Die andern vorerwaͤhn⸗ ten Sthiffe hingegen find gewöhnlich 'mit neun und zwölfpfündigen Kanonen beſezt. Zu den Gallivats gehören vierzig bis funfzig Ruderer, die in einer‘
Stunde vier engliſche Meilen rudern
Die Flotte des Anyria beftand gemeiniglich aus
to Grabs und go bis so Gallivars, alle ſehr ſtark mit Soldaten angefuͤllt, und mit dieſen fiel man die größten Schiſſe an. Sobald fie in ihren Buchten
"und Bayen eins gemahr wurden, fo hieben fie ſchleu⸗ nig ihre Ankertaue ab, und fließen in bie See. Wehte der Wind ſtark, fo mar die Bauart Ihrer Schiffe dem geſchwinden Segeln fehr günftig, war ober Windftille, fo wırden die Grabs an die Galli.
vats befeftigt, und von diefen mie forfgerudert, Sie umringten fodann das Schiff, und bemuͤhten fid) vorzuͤglich deſſen Maſten herunter zu ſchießen; der Angriff dauerte beſtaͤndig fort, bis das Schiff die ‚Segel ſtrich; war der Widerſtand hartnädig,. fo ſchickten fie sine Anzahl Gallivats ab, und in jedem
giufu⸗ Sud, 427
Juden) Bis dreyhundert Mahn, Die mie dem Schwert 1956. in det Fauſt von aller Eeiten zugleich das Echif er· ¶ ſtiegen.
Es waren nunmehr funfzig Jahre, deß biefer . Raͤuberſtaat ſich allen europaͤiſthen Nationen, bie nach Indien handelten, furchtbar gemakhr hatte: Die engliſch · vſtindiſche Compagnie unterhielt deshalb, um ihre Schiffe zu befihügen, eine Kriegsflotte, die ihr jährlich 50,000 Pf. St. koſtete; denn ba fein Schiff 8 wagen dutfte, einzeln die Kuͤſten von Angria's Staäten vorbey zu paſſiren, fo fuhren fie in großen Haufen zu beftinimten Zeiten, unter ber Eſcorte von bewaffteret Schiffen: Diefe Efeorte beftand nur aus viet englifchen Grabs, von denen zwey 20 Kano⸗ hen führten, und aus ſechs Gallivats, daher man fie für unvetmögend hielt offenfioe zu aglren j auch that fie dem Feinde feht wenig Schäden‘, der /weit beſſer als die Bombayflotte fegelte, und dabey doch man⸗ ches Sihiff weghaſchte. Im Jahr 1728 hahmen biefe Steräubet ein großes reichbeladenes Compaga nieſchiff weg, das aus England kam, und einige Zeit nachher eines der größten von der Bombayflotte, und ein franzoͤſiſches Compagnieſchiff von 40 Kanonen Im Februat :7 4 Äberwältigten fie dreh hollaͤndiſche
Kriegsſchiffe von 50, 36 und «9 Kanonen, die zu ſammen fegelten; bie beiden größten verbrannten ſie, und das Fleinfte nahmen fie zu ihrem Gebrauch mil
Dit etigliſche Commodore Mat
mit drey Linienſchiffen eins ihrer Fo genannt, während ber. Zeit. ein p Ca
=
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428 i Fuͤnftes Buch. B
1756. Goa abgeſchicktes Corps Truppen es zu Sande bela-
ON gerte; durch die Feigherzigkeit der Portugieſen aber
mißlang bie Unternehmung: ein gleiches Schidfal hatten zwey Jahre hernach Aud) die- Holländer, Die Gheria mit fieben Kriegsichiffen, zwey Bombardier: galiotten, und einer. Anzahl Sandtruppen angriffen. on biefer Zeit an hieft man bie Forts des Angria für
unuͤberwindlich ‚ fo wie feine Flotte mit Recht für fuͤrchterlich gehalten wurde, Diefes blies den Ober:
raͤuber ſo auf, daß er fic) als ganz unabhängig von den Maratten erflärte, und ihren Gefandten, bie den ‚gewöhnlichen Tribut von ihm zu föbern famen, Die
Hafen abfchneiden ließ. Die Maratten, Die das Sand in der Nähe von Bombay bewohnten, hatten
Der englifchen Praͤſidentſchaft oft Borfchläge gethan, dieſen gemeinfthaftlichen Feind mit vereinigter Macht
anzugreiſen, allein mancherley Hinderniſſe hatten der Ausfuͤhrung dieſes Vorhabens bis zu Anfange dieſes
dJahrs im Wege geſtanden. Nunmehr aber ſchloſſen
die Englaͤnder ein Buͤndniß mit Rama⸗ gee Punt, dem hier rommandirenden Maratten Öeneral, worin fie ihren Beyſtand zur See verfprachen, um Öevern- droog, Bancoote, und andre dem Angria. gehörige: Forts zu erobern. Diefem Vertrag zu folge, ging der. Commodore James, Operbefehtshaber der See⸗ macht, der Compagnie in Indien, den 2 2ſten März mit zwey Kriegsfchiffen und zwey Bombarbiergaliote ten unter Segel; „allein die übertriebenen Begriffe von Angria’s Feſtungen waren fo groß, daß die Prä- fidentfchaft dem Commodore ernfttich befahl, ja nicht
eine Gchiffe darch den Angriff dieſer feften Plaͤte in.
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Fünftes Sul, u 429
Gefahr zu ſehen ſondern nur bios die Haͤfen zu blo⸗ 1756: firen, während die Marotten fie zu lande belagern wuͤrden.
Die Flotte der Maratten beſtand aus ſi ieben Grabs und fechzig Gallivats,; die 10,000 Man Sandtruppen an Bord hatten; fie vereinigten fih mit den englifchen Schiffen, und ſo ſegelten beide: bis Comara Bay, wo man ankerte, damit die Maratten ang Ufer gehen konnten, weil ihre Religion ihnen vor bietet, ‚auf dem Meer weder zu effen, noch ſich zu waſchen. Von bier ging die Fahrt dis auf funfzehn
engliſche Meilen von Severndroog, wo alle Truppen . landeten, um ben übrigen Weg zu ante zu machen,
james erhielt Nachricht, daß Die feindliche Flotte im Hafen von Severndoog vor Anker läge; ‚und ftellte daher dem Admiral der Maratten vor, daß, wenn man in der Mache dahin fegelte, fo Fönnte man ihre . ganze: Seemacht fo vollfommen einſperren, daß kein Schiff würde entrinnen koͤnnen. Der Admiral gab biefem Borfchlage großen Beyfall, allein er Hatte: dire Autorität genug, ‚feine Offiziere zu vermögen, fie früher 'als bes. Morgens in Bewegung zu ſetzen. Kaum wurden die Feinde die Flotte gewahr, als fe 5 ſogleich die Anfer Papten, und in die See eilten. Der Commodore gab nun das Signal zur allgemei u nen Jagd, allein die Maratten waren nicht dazu za I bringen, obgleich ihre Schiffe ſehr gut ſegelten; ihre Furcht vor Angria's Flotte war fo groß; dafı fie ak zuruͤck blieben, und das Commodore. Schiff, bee Pro: ‚teetor von 44 Kanonen, allein ſegeln ließen, bis es ih nen faſt aus dem Geficht entkam. Die Feinde n Ee3
0 Fuͤnftes Buch. — zeigten hingegen eine außerordentliche Thaͤtigkeit; fie
warfen alles über Bord, was nur immer entbehrlich gar, um ihre Schiffe zu erleichtern, und ſpannten nicht allein alle Segel auf, fondern hingen auch dabey
ihre Ober: und Unterkleider auf, ja ſelbſt ihre Turbane,
um den Wind nach aͤußerſter Moͤglichkeit zu nutzen.
‚Der Commodore näherte ſich ihnen bis auf einen
Kanonenſchuß, da aber. die Nacht. heran kam, gab er die Jagd auf, und kehrte vach der Höhe von Ges verndroog zuruͤck.
Dieſer Ort wurde bereits von: dem General Ra⸗
j ma⸗gee Punt belagert, wie die Maratten es gaunten.
Die Unternehmung aber war einem Kinderſpiel aͤhn · lich, denn fie: feuerten nur aus einer vierpfuͤndigen
Kanone, und zwar in einer Entfernung von zwey eng⸗
fifchen Meilen; ja felbft in diefer Weite waren die Aruppen voller Furcht, fo daß fie fich tief in die Erde
aingruben. Der Commodore, der aus biefen Operas
gionen urtheilte, daß fie nie ein Sort einnehmen wuͤr⸗
pen, beſchloß feine Inſtruction lieber zu übertreten,
als die englifchen Waffen zu befchimpfen, von denen ‚man ſich bey dieſem Entwurf ſo viel verſprochen Hatte.
Er fing daher den zten April an zu gleicher Zeit das
n
Sort Severndroog und dag Fore Goa mit Kugeln und Bomben zu befihießen, und zwar mit ſolchem Mache Arud, daß die Feinde ihre hohen auf Felſen liegenden Boſtionen verließen und ſich verkrochen. Eine Bombe Fezte ein Haus in Brand, das hie Beſatzung wagen dem Kugelregen fich nicht zu loͤſchen getraute; bie
“ lamme. breitere ſich hoher in dieſer trocknen Jahres⸗
geit gefhmind aus, und im Danger Zeit, ftanben ale
Zauftes Buch. 41
Behäube des Forts im Feuer. Dies griff auch end · 1736- lich ein Pulvermagazin an, das mit entfezlihem Kra⸗ hen in die Luft flog. Nun flürzte alles, Männer, Weiber und Kinder, webft dem größten Theile der Garniſon aus dem Fort, uugefähr tauſend Perfonen, vie, acht Schiffe heftiegen, „und ſich nach dem Fort Goa zu retten ſuchten; Die Engländer aber fingen fie | alle auf . Nun wurde das Feuer des Protectors auf: Bas Sat Goa gerichtet, wo die Feinde es eine Zeit lang ſtandhaft aushielten, allein endlich eine Flagge als Signal der Uebergabe auspingen, Während der Zeit aber die Maratten auruͤckten, Beſitz davon zu nehmen, wurde ber Commandaut gewahr, daß der Commodore Severndoog noch nicht beſezt Hatte; er ‚warf ſich daher mit feinen beſten Leuten in ein großes Boot, um bahie zu kommen: es gelang ihm auch, und nun hoffte er dies Fort fo lange zu. vertheidigen, bis er ag. dem nahe liegenden Dabul Hülfe bekommen könnte, . Dex Protector erneuerte nun das Feuer auf ‚ Severudrang, da aber der Commodore fand, daß ber Commondapt die Uebergabe verzögerte, um bie Nacht zu erwarten, wo man ihm mahrſcheinlich aus Dabul zu. Waſſer Truppen zuſenden würde, fü. landete er die Hälfte feinen Seeleute, die mit großer Entſchloſſen ⸗ heit auf das Hauptthor losruͤckten, ſich mit Aexten eis ven Weg bahnten, und fo ing Fort drangen, worauß (ih die Vefaguug ergab; ayıch bag dritte Fort zoͤgerte wicht lange, dieſem Beyfplele zu folgen Dies mar N t \
J ' '
433 gufte ud 000
1758. lichkeit von Angeics Zeitungen ſeit woangig hehre in ganz Indien Wurzel gefaßt hatten,
Die Flotte und die marattiſche Armee begab fi den Sten April nach E ancoote, einer befeſtigten Inſel fehs Meilen von Severndroog. Die Defagung, durch das Schickſal der benachbarten Forts in Schre⸗ fen gefezt, übergab den Ort bey ber erften Auffode⸗
mung, und die Maratten bewilligten, daß die engliſche Compagnie ihn behalten ſollte. Ex heißt jeßo das Fort Victoria. Das Land rund herum ift dem Ad⸗ miral des Moguls unterworfen, und wird von Mu⸗
‚ -bamebanern bewohnt, die Bombay mit Ninbfleifch verforgen, das an andern Gegenden ber Küfte ſchwer zu erhalten ift, weil dort die Beherrſcher von der eif- sigften Caſte der indiſchen Religion find, welche die Kühe gögtlich verehten, und die Erbegung dieſer Thiere
für Das groͤßte aller Verbrechen halten.
Rama⸗ ges Punt war über bie erlangten Vor⸗
theile ſo vergnuͤgt, daß er dem Commodore 300,000 Rupien anbot, wenn er fegleich Dabul oderein anbres feindliches Sort angreifen wollte, und gewiß war die⸗ fes die befte Zeit; da Die Feinde megen dem erlittenen Verluſt fich noch in der-äußerften Beſtuͤrzung befan⸗ den, Allein die ſtuͤrmiſche Jahreszeit; die an dieſer Küffe gegen Ente des Aprils eintritt, näherte fich, und da James überdem ſchon feine Inſtruction übers fhriteen hatte, fa wellte er e& nicht wagen, ohne Er⸗ laubniß der Präfibenifthaft von Bombay, etwas wei feres vorzunehmen. Um ſolche jedoch deſto ſchleuni⸗
ger zu erhalten, ſegelte er ſelbſt dahin, fand aber feine Obern, ungeachtet der unerwarteten Sige bene.
Shnftes Buch. 453 noch f voffer Behutſamkeit, daß fie ie befahlen, — die ganje Flotte ohne Verzug in den Hafen zu führen, Er überlieferte daher die Forts den Maratten und Tam 'mit feinen Schiffen nach, Bombay zuräd, die marattifchen Fahrzeuge aber gingen nach Choul, von welchen Orte ſie ausgelaufen waren.
Hm folgenden November langte Watſons Eſca⸗ drei Bombay an, da in dieſer Weltgegend die ſchoͤne " Jahreszeit fich wieder eingeftelle hatte; man’erneuerte: nun den Entwurf, "in Verbindung mit den Maratten den Angria anzugreifen, wozu der Admiral Watſon feinen Benftand verſprach. Wo moͤglich wollte man auf einmal die Macht des Angria bey der Wurzel anfallen, und Gheria, die Hauptſtadt feiner Staaten, der vornehmſte Hafen und das Arſenal ſeiner Seemacht, zu erobern ſuchen. “Rein Engländer hatte ſeit vielen Jahren diefen Ort beſucht, man kannte ihn blos aus ber Beſchreibung der Eingebornen, bie fürchtetliche Nachrichten Davon gaben, fo daß ihn bie Europäer menigftens file fo feft als Gibraltar hielten; auch glaubte man, daß deffen Sage auf-einem Seffen, und von der Seefeite faſt unzugangbar waͤre. Es wurden daher einige Schiffe unter dem braven Commodore James ausgeſchickt, um ben fo berufenen Ort in der Nähe zu betrachten. James fand die feindliche Flotte im Hafen vor Anfer liegen, dennoch naͤherte er ſich dem Sort bis auf einen Kanonenſchuß, betrachtete es ſergfaͤltig, und kam mit der Nachricht nach Bombay ie
R
434 ‚Tünftes. Buch. 5ER Hieraufbeſchloß man den Entwurf mit Nachdruce auszuführen. Die Meratten brachen unter Anführer . rung des Rama⸗gee Punt aus Choul auf, und james lief mit dem Protector von 44 und. zwey andern ‚Schiffen von zo Kanonen aus, um den Hafen zu blokiren. Wenig Tage nachher folgte der Admiral ‚mit ben übrigen Schiffen. Die ganze vereinigte Flotte beftand nunmehr aus vier Schiffen von der figie, 200 10, 64, 60 und jo Kanonen, eins von 44, rey von za, ein Grab von ı2 und fünf Bembar⸗ diergaliotten, in allen vierzehn Schiffe. Außer den ‚Seeleuten. hatten fie an Bord 800 Europder und | FR Sepoyg, unter efährung bes Oberlieuenante
live,
| Die GerömteFeftung Eh ⸗ria liegt auf dem Vor⸗ gebirge eines ſelſigen Landes, eine engliſche Meile vom dem Eingange eines großen Hafens, ber die Mündung eines Fluſſes ift, welcher von den balagatfihen Gebirgen herabſtroͤmt. Die funſzig Fuß heben: Felfenmände berühren von allen Seiten das Waſſer, und auf dieſen Felſen ſind die Feſtungswerke angelegt, die eine dop⸗ pelte Mauer mit runden Thuͤrmen haben. Die Erd⸗ Junge, wodurch das Vorgebirge mit dem feſten Lande ‚zufammenhängt, ift ſehr ſchmal und. bios eine Sand»
. „maffe; wo aber das Erbeeich fich ausdehnt, finder
. man eine große offne Stadt, an welcher ber vorbefagte . Buß vorbeyſtroͤmt. Auf den Erbzungen waren bie Werfte zum Schiffbau angelegt. . Damals.befanden ſch zehn Grab fier, Die wie Tasıen Buferncngebun.
den ben Werften wanlke log
N
Vuͤnftes Bach. 35 Angria geriet bey Erſcheinung dee Flotte In fof- 1756. ches Schreden, daß er bie Stab verlieh, und fie HN * feinem Bruder zus Vertheidigung übergab, - Er ging gerade zu den Maratten, bie fih unweit der Stadt ‚gelagert hatten, und bemühte fih den Rama gee Punt dahin zu vermögen, eine Ranzion für fein Gore “anzunehmen; er verfprad) eine große Summe Gelb zu erlegen, wenn man mit ihm Friede machen wollte. Der Maratten⸗ General aber benutzte feine Unbefon⸗ nenheit, behandelte ihn als einen Gefangenen, und erpreßto von ihm einen Befehl an ſeinen Bruder, das "Fort den Maratten zu übergeben; feine Abſich / tar, es heinglich in Berg zu nehmen, und die Engländer
von allem Ancheil an ber Beute auszufchließen,
Der Admiral bekam hievon Nachricht; ar nda herte ſich daher ohne Verzug dem Fore, und foberte es auf. Da feine Antwort esfolgte, formirte ar feine -finie, und fing in einer Entfernung von funfzig engfi« ſchen Ellen au, die Feſtungswerke aus ı 50 Kanonen und vielen Mörfern zu beſchießen. In zehn Minuten Zeit fiel eine Bombe auf einen von den feindlichen Grabs, und ſezte ihn in Brand, bie andern Grabs konnten fid) nicht ſo geſchwind losmachen, als noͤthig war, und Gatten Daher das naͤmliche Schickſal; fp daß in weniger: als einer Stunde diefe Flatte, die fünfzig Johre laug das Schrecken der molaboriſchen Kuͤſte gervefen war, gänzlich vernichtet wurde. Waͤh⸗
43% Fünfte Buch, 1756, bie Nacht näherte. Ein Deſerteur brachte inbeffen NV pie Nachricht, daß das Fert anı folgenden Tage dei Maratten übergeben merden würde, worauf Clive fo- fort mit den Truppen landete, und um das Vorhaben der Maratten zu vereiteln, poſtirte er ſich zwiſchen ihnen und dem Fort. Mit Tagesanbruch foberte der Admiral den Ort abermals auf, mit der Erklaͤrung, daß, wenn man mit ber Uebergabe länger als eine‘ Stumbe verzögerte, er den Angriff erneuern und nie« mand ben der Eroberung verfihonen würde, . Der Commandant bat hierauf um einen Waffenſtillſtand, unter bem Vorwand, daß er erft des Angria Befehle hieruͤber erwarten wollte, - Der Admiral aber gab diefem Geſuch fein Gehör, und fing von neuem zu feuern an. In einer Biertelftunde fahe man nun die Friedensfahne von den Wällen wehen, Dennoc, aber wollte man feine englifthen Truppen ins Fort laſſen. Das Feuer von allen Schiffen wurde nun lebhaften
als jemals, worauf Die Befaßung von den Mauern herunter rief, daß fie bereit fen fich zuergeben; Clive nahm alſo ungefäumt Befiß vom Fort. Man fand, daß die Kanonade zwar ben größten Theil. ber Fe⸗ ſtungswerke ruinirt hatte, dabey aber mar der Felſen voch immer ein unbezwingbares Bollwerk, fo daß, wenn bie Feinde muthig ausgehalten hätten, der Ort nur allein durch eine regelmaͤßige Belagerung von der Sandfeite konnte erobert werden. Die Beute beſtand
in 200 Kanonen, 6 Dörfern, und einer großen Menge Munition, besgleichen Kriegs- und Seegeräthe aller Arten. Dos Geld und andre Sachen von Werth, belief ſich auf 120,000 Pf. St. Es wurde alles
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Fünfte Buch © 87°
unter bie Sieger verteilt, ohne etwas für bie engliſch⸗ 26,
oftinbifche Compagnie zurück zubehalten. Außer den verbrannten Schiffen lagen hier noch zwey andre in ben Werften, eins derſelben war für 40 Kanonen zue gerichtet; beide wurden nun zertruͤmmert. Waͤhrend der Zeit man die Beute an Bord brachte, foderten die Maratten andre Forts auf, die ſich ihnen alle ohne MWiderftand ergaben, fo daß fie in Monatsfrift fich
wieder im Beſitz aller $ändereyen befanden, die ihnen
bie Familie bes Angria entriffen hatte, und die fie feit
fiebenzig Jahren nicht mehr hoffen wieder zu befom- . men. Die englifd)e Flotte ging im Anfange des
Aprits nach Bombay zurüct, und bald darauf fegelte
fie nach Madras, wo Watfon den ı zen May an: laongte.
Das von hier aus in Begleitung des Nabobs
abgeſchickte Detaſchement, deſſen Abſicht war, den Tribut von den nordiſchen Polygars einzuſammeln, exreichte den Endzweck, ‚ohne Feindſeligkeiten zu be— gehn. - Ungefähr funfzig Meilen nordwaͤrts von Mar dras liegen die Diſtriete drey ſeht angefehener Polye gars, bes Bangar Yatcham, des Damerla Venfipa- tah, und des Bomsramze. Der erfte ift im Beſitz des am fer gelegenen Orts Cottapatnam, und feine. vornehmſte Stadt Venkati· Gherri liegt funfzig Meilen“ laudeinwaͤris; die Diſtriete der andern liegen mehr nach Süden, und die Graͤnzen des Bom» rawze find.
hur dreyßig Meilen von der Stadt Arcor’ entferne, \
\
438° u Fuͤnftes Buch.
1736. und Bom⸗ rawze 80,056 Rupien. Wbgfeich dieſe
Eummen lange nicht dem Ruͤckſtande gleichkamen, fo nahm man fie doch af, weil man ſie nicht bekriegen wollte, und der Nabob die Truppen wider einen an⸗ bern weit anſehnlichern Lehnſaſſen zu Brauchen wuͤnſch⸗ re. Dies war der berühmte Mortiz⸗ally von Velore, deſſen Reichthümer, ausgedehnte Laͤndereyen und Mache barſchaft von Arrot ihm in der Provinz, faft fo viel Anfehn als dem Nabob feibft gaben. Die Unabhaͤn⸗
gigkelr, die dieſer verhaßte Rival zu erkennen gab,
kraͤnkte den Nabob fü ſehr, daß die Regierung in Ma⸗ dras endlich ſeinem dringenden wiederholten Bitten nachgab, und ihm Truppen zur Eroberung von Velore bewilligte. Man verſtaͤrkte das bereits im Felde ftehende Corps, das jezt aus soo Europaͤern imd 1500 Sepoys beſtand. Der Phousdar Mortiz ally erſuhr kaum die Annaͤhtrung der Engländer, als er ſich an den Gouverneur in Pondicherh wandte, der darauf an die Regierung in Madras ſchrieb, daß er ihr Vorhaben auf Velore als einen Friedensbruch anſaͤhe, und daß er bie Feindſeligkeiten wieder anfan⸗ gen wiirde, wenn man bie eriglifcheh Truppen nicht gleich zuruͤck beriefe. Um dieſer Drohung Gewicht zu geben, ließ er 700 Europaͤer und 2000 Sepoys ins Feld ruͤcken.
Diefes muthige Betraͤgen des Gouwerneus Leyrit grün dete fich auf die erhaltene Nathricht, daß bie eng⸗
liſche Eſeadre fich zum Kriege mit Angria ruͤſtete, "mb alfo noch in vielen Monaten nicht wieder auf der
Küfte von Coromandel erſcheinen dürfte, Der Ma⸗ jor Kilpatrick hatte na indeſſen nahe bey Velorr ge
Fanfui Bud. . a
ladert, und fand den Ort zir ſehr befeſtigt, "uni mir fo wenigen Truppen, als er bey ſich hatte, eingenom · men zu werden; hirzu kam feine Veſorgniß wegen
IE
der Franzoſen, die ihm im Ruͤcken ſtimden. Mor⸗
tiz ally aber befand fich in noch größerer ih denn außer der Furcht vor einem lebhaften An
war
für ihn nichts fo ſchrecklich, als franzoͤſiſche Truppen
‚ ins Fort eingumehmen, vb er gleich, um die Engläns
der zu hintergehn, erklaͤrte, daß er diefen Schritt ehum wuͤrde, fobatd fie den Ort zu befchiegen anſtngen. Da alſo beite Iheite dringende Urſachen zu einem Vergleiche harten, fo begab fi) Mahomed Iſſoof nach VBelore, um wegen den Bedingungen zuumterhandeln, - Der Phousdar, volter Angft und Ungeduld, hatte
ſchon vorher feinem Agenten in Madras Befehl ge:
geben, ber englifczen Regierung Vorſchlaͤge zu chun, bie wegen der Sranzofen in Sorgen finds Der
Agent mußte diefen Umſtand gut zu nußen, und kam
dorlaͤufig mit den Englaͤndern überem, daß fir gegen - Bezahlung von 100,000 Rupien an die Compagrie. Ihre Truppen zuruͤckrufen wollten. Dieſem Vergleich
zufolge wurde ein Mitglied der Regierung nach Velore
geſchickt, ber bey ſeiner Ankunft mit Verwunderung
hoͤrte, daß Mortiz⸗ ally bereits einen andern Vergleich niit Kilpatrick eingegangen war, worin et 400,000
Rupien zubezahlen verfprochen Hatte, wenn bie Trups den gleich zuruͤck marfihiren wollten," und daß et auch
ſchon auf Abſchlag der verglichenen Summe einige‘ ber ftegelse Geldſaͤckt herausgeſchickt habe, bie wie & fagte, 28,000 Rupien enthielten, Mietlerweile aber
war auch der Ahent aus Madrtas bey Velore ange
4
440- Fünfte *
1756. kommen, und- hatte durch geheime Mittel von der
Inſtruction des Abgeorbneten alle Umftände erfahren; er begab ſi ch daher ins engliſche Lager, und vexſicherte
von des Phousdars Bereitwilligkeit, die verlangten
1.00,000 Rupien zu bezahlen. In Diefer Verlegen⸗ heit hielt der englifche Abgeordnete es fürs befte, fei- nen Auftrag: zw verleugnen, mit bem Botgeben, daß
er blos gekommen fen, das dem Major Kilpatrick ber
’
willigee Geld in Empfang zu nehmen. Um dieſes noch mehr zu beftätigen,. entſchloß er fid) fogleich nad) Arcot abzureifen, wobey et fagte, daß er dem Major alles überließe, auch nörhigenfalls nad) Gutduͤnken Feindſeligkeiten anzufangen. Dieſes beunruhigte Mortiz⸗ allh fo ſehr, daß et gleich Voten an die fran⸗ zoͤſiſchen Truppen abſandte, mit der Bitte ſich zu naͤ⸗ hern; zu eben der Zeit aber ſchickte er ſeinen Agenten dem Abgeordneten nad), um von ihm eine Conferenz in Velore zu erbitten, wobey er mit anſcheinender Unterwürfigfeit verſprach, alles einzugehn, was bie Engländer in Anſehung feiner Streitigfeit mit dem
NMabob beftimmen würden. Der Abgeorbnete fehrte
hierauf ins Lager zuruͤck, und begab fich in Begjei⸗
tung des Iſſof und zwey engliſcher Offiziers nach der
Stadt.
Der Phousbar gab ihnen ein prächtige Gaſtwehl und verfuͤgte ſich nachher mit ihnen in ſein Cabinet, wo er, anſtatt den mit Kilpatrick gemachten Vergleich zu erfuͤllen, durchaus leugnete, je an einen ſolchen ge⸗ dacht zu haben. Der gegenwaͤrtige Iſſoof, ‚ver die tee gepflogen, hatte, erzähle — alle nf
.ew a2r9
. 4
Fuͤnftes Buch. 44
ausreden, und fagte ihm fodann ins Geſicht, daß 756. alles Luͤgen wären. Sffoof fprang von ferrem Sig ”
auf, und legte die Hand an ben Dolch; der feigher«
zige Mortiz · ally fing an zu ſchreyen, und feine Cole daten wollten ſchon jns Zimmer flürmen; der Abge⸗ ordnete aber legte ſich ins Mittel, und überzeugte ihn, daß feine eigne Sicherheit verlangte, fie nicht näher kommen zu laffen. Die Conferenz wurde nunmehr foregefegt, jedoch zeigte der Phousdar Feine Luſt, mehr, als 200,000 Rupien zu bezahlen, dagegen er von der Regierung in Madras das Verfprechen verlangte, . daB er nie wieder weber von den Engländern noch von dem Nabob beunruhigt werden follte. Der Abges ordnete glaubte, daß diefe Summe feine Entfchädi« gung fey, alle fünftigen Abfichten auf diefen wichtigen Ort aufzugeben, er brach daher die Unterhanblung ab, “und ging ins dager zuruͤck. Fun “Mittlerweile waren die Franzofen bis Arni vor gerüct. Dieſe Bervegung that den Feindfeligkeiten ber Engländer Einhalt. Da man nun feine weitern Vorſchlaͤge von Mortiz ⸗ ally hörte, fo marſchirte Kil · patrick nach Arcot, und die Franzoſen gingen nach Pondichery zuruͤck. Die Regierung in Madras hatte dieſe Erpedition blos dem Nabob zu gefallen unter⸗ nommen, daher ihr der ſchlechte Erfolg wenig Kum⸗ mer machte; ſie war nunmehr im Stande, mit deſto aroͤßerm Machdrucke bie Laͤnder von Madura und Tini⸗
aver bekriegte und Tinivelly, um es
eſchehn konnte,
ar Fuͤnftes Buch.
2756. als wenn er den Darleihern Anweiſungen auf Laͤnde⸗ reyen gaͤbe. Mittlerweile aber machten Pulitäver, Moobemiah und Mabi Cawn Catteck größere Ente wuͤrſe. Der erſtere Hatte mehr durch ſeine Klugheit
imd Thaͤtigkeit als durch feine Mache fi) bey dert Wweſtlichen Polngars don Tinivelly in große Achtung geſezt. Der mächtigfte diefer Polygars war ber von Vadagherri, deſſen Sänbereyen an Pulitavers Laͤnde⸗ reyen graͤnzten, allein ſie an Umfang und Volksmenge weit uͤbertrafen. Er unterwarf ſich jedoch blindlings ſeinem Gutachten, und ließ ſeine Soldaten gleich marſchiren, fo bald es Pulitaver verlangte. Die öfle iichen Polngars waren unter ber $eitung des Catobo- ininaig. Man fehlug eine Eonföderation unter beiden Abtheilungen vor; allein Gatobominaig, der wegen feiner den Englänbern ‚gegebenen Geifel beforgt war, die fich in Tritchinapoly befanden, fehlug diefe Verei⸗ nigung ab; dagegen aber verfprachen die Polygars bon Madura ihren Beyſtand, auch traten bie von Nattam zum Bunde. 0 Eine fo große ausgebreifete Conföderation fonnte nicht Tange ein Geheimniß bleiben. Die Regierung in Madras befam davon durch den Capitain Calliaud Nachricht der in Tritchinapoly commandirte, und der Nabob erhielt fie don dem Statthalter von Mar dura, Man war hierüber nicht wenig beunruhigt, denn die Provinz Madura ift wegen ihrer Sage, ihrem Umfang und Vertheldigungsoͤrtern, das Bollwerk fo: " wohl von ihrem eignen Sande. als von Tinivelly. Seo uͤberzeugt auch bie Regierung von ber großen Uns fähigkeit dos Maphuze Khan gemefen war, ſo hatte fie
Vuͤnftes Buch. = 443
ihn’ doch aus Achtung fuͤr den Nabob bisher mit 1756. Nachſicht behandelt ;- da fie aber nun durch fein übles” Betragen das Ganze in Gefahr fahe, befchloß fie ſelbſt die Verwaltung biefer Laͤnder zu übernehmen. Ein“. reicher Einwohner von Tinivelly, Namens Moobilee, kam um dieſe Zeit nach Madras, und erbot fich) das ganze Sand in Pacht zu nehmen; allein es war Zeit erfoderlich, nebft genauen Kenntniffen des Gegenſtan⸗ des, um wegen der Bedingungen einig zu werben. Indeſſen war es nörhlg, fehleunige Maaßregeln zur - Vertheidigung bes Landes zu ergreifen; da jedoch feine '. Europäer aus dem Carnatick entbehrt werden’ fonnten, fo ſchickte man 1000 Sepoys dahin, zu welchen nod) einige Truppen des Nabobs und die dem Maphuze Khan übrig gebliebenen fliegen. Das ganzelorps . wurde der Anführung des Sffoof übergeben, der ſich bey fo vielen Gelegenheiten ausgezeichnet hatte.
Mittlerweile waren Pulitgver, Nabi Cawn Tate teck und Moodemiah mit ihren Bundsgenoſſen ins Feld geruͤckt, und hatten ſich in ber Naͤhe von Mas dura bey Chevelpetore gelagert. Dieſes Fort liege an dem Fuße der weſtlichen Gebirge, und die Verthei⸗ digung deſſelben, wie auch der umliegenden Gegenden war dem Abdul Rahim anvertraut, einem Stiefbru ⸗ der des Nabobs und des Maphuze Khan, Seine Truppen beftanden, 200 Sepoys ausgenommen, in. \ ‚zufammengerafftem $andvolf und soo Reitern, ber "Kern von des Maphuze Khans Cavallerie, die ſaͤmt⸗ lich Muhamedaner waren, und auf die Indier ale ' Seldaten mit ber äußerften Verachtung herabfahn. Sie munterten In Seſchedete zu einer Sthlache . . ’ , 2 R
444 \ Fvaͤnſtes 2 Bu.
1756. auf, die auch ihrem Anſuchen Gehoͤr gaben; fien wur⸗ NMMſden aber umringt und geſchlagen. Die Reiter hieben
—
ſich jedoch muthig durch, obgleich mit großem Verluſt, und warfen ſich in Chevelpetore. Hier wollte Abdul Rahim ſich behaupten, bis er entweder von Madura oder Tinivelly Hülfe bekaͤm, allein die Reiter, welche lange keinen Sold erhalten hatten, und ſich fuͤrchteten ihre Pferde waͤhrend der Belagerung aus Mangel an Proviant zu verlieren, wollten davon nichts hoͤren, und verließen alle das Fort; viele von ihnen gingen
udu den Feinden über. Die Folge bavon war die Ein⸗
nahme des Forts, das ſich nur wenige Tage hielt; die vornehmſten Befehlshaber waren jedoch ſo gluͤcklich zu entfliehen.
Dieſe Vortheile vermochten die Polygars von Madura, die bisher nur Zuſchauer geweſen waren, ſich mit den andern zu verbinden, ſo daß die ganze Macht nun aus 25000 Mann beſtand, unter denen 1000 Reiter waren. Ihre Anfuͤhrer beſchloſſen erſt dem Maphuze Khan in Tinivelly eine Schlacht zu liefern, bevor ſie die Stadt Madura angriffen. Die⸗ ſer hatte. den Catobominaig vermittelft der Einräu- mung einiger Diftricte dahin gebracht, ſich nebit dert andern öftlichen Polygars mit ihm zu verbinden; feine beiten Truppen waren jedod) die englifchen Sepoys md 1500 Mann Cavallerie. Es kam den 2ſten ‚März unweit Tinivelly zue Schlacht; man focht von „beiden Seiten mit mer als gewoͤhnlichem Much, bis :Moobemiah todt vom Pferde ſtuͤrzte. Nun retteten ſich alle Waldbewohner mit der Flucht; zocolıle ties werden niedetgehauen, und 300 Pferde nebſt d"
“ ’
Fuͤnftes Buch. 445
Ten ihren Kanonen und Elephanten erbeutet. Dieſer 1756. Sieg rettete Madura, denn die Armee der Waldfürften‘ wurde dadurch ganz zerftreut, und jedermann eilte
„nach Haufe,
Die Nachricht von diefem Siege fam nad) Trike, chinapoly, da Iſſoof eben fertig war aufzubrechen, Bein Corps beftand aus ı 200 Sepoys, 100 Kaffern und 150 Colleries; ex harte vier Feldſtuͤcke bey’ ſich und eine ſchwere Kanone, die von Europdern bedient wurde, Der König von Tanjore ſowohl als der Po« lygar Tondiman waren eingeladen worden, ihre Trups pen dazu ſtoßen zu laffen, allein der König, der mit - der Regierung in Madras wegen ihrer Einmiſchung in feiner alten Sache nicht zufrieden war, (ding «€ ab; der Polygar aber bewilligte es.
Eatobominaig und der Polygar von Etiaporuni hatten mit dem Capitain Calliaud wegen Austöfung ihrer Geifel Unterhanblung gepflogen, und man war überein gefommen, daß das Loſegeld bezahlt werden Tollte, fobald fie dem Tondiman überliefert würden, Iſſoof nahm daher die Geifel mit ſich, und übergab fie dem Polygar, worauf er feinen Marfch fortfegte,
ohne erft die Waldtruppen zu erwarten, bie noch nicht im Bereitſchaft waren, und langte den Gten April in Madura an, Der Commendant dieſer Stadt, Di ° niſch Mend Khan, wuͤnſchte Iſſoof von aller Einmi⸗
446 Fuͤnftes Buch.
1756. waͤre, wenn auch nur blos die Colleries einen Verſuch Darauf gewagt hätten, Dennoch geſchah es mit grof:
ſem Widerwillen, daß ſich der Commandant bequemte eine Verſtaͤrkung von 200 Sepoys in die Stadt auf⸗ zunehmen, Iſſoof marſchirte hierauf nach Chevelpe⸗ tore, das unerachtet der lezten Niederlage noch immer in feindlichen Haͤnden war; bey ſeiner Annaͤherung aber wurde das Fort geraͤumt. Er ließ hier eine Beſatzung zuruͤck, und vereinigte ſich bey Cayeter mit der Armee des Maphuze Khan. Bicgher hatte Iſſoof von den Sandeseinkänften noch fein Geld einfammeln fönnen, das ihm doch gum Unterhalt feiner Truppen höchftnöthig war, Die Werheerungen der Polygars hatten diefe Sander zu Wuͤſten gemacht. Maphuze Khan war in noch gröfe ferer Vertegenheit, denn er befand ſich unfaͤhig fo wenig die mit dem Oberſten Heron feftgefezten Pacht⸗ gelber zu entrichten, als feine Truppen zu bezahlen, ja
er konnte nicht einmal ihnen ben täglichen Unterhalt vere ſchaffen. Diefer Öelbmangel beraubte ihn der nöthi« gen Autorität fiber die Jemadars, ober Befehlshaber der Reiterey, die in Indoſtan, fo mie vor Alters, in Stalien, ihre Schearen vermiethen, und ben dieſem Handel nicht weniggewinnen, Sn allen andern Their Ien feiner Adminiftration fand man eben fa große Un⸗ grönungen, und eine gänzlidye Zerrüttung, die noch durch Die Trägheit und Unentfchloffenheit feines Char
. rafters gekrönt wurde,
Die Armee rüdfte nun in bie Wälder , und la⸗
gerte fich bey Coilorepettah, einem ſtarken Fort, das
dem Polygar Condam ⸗ naigue gehoͤrte, ber unter aller⸗
Fürs Su 447
Ion Vorwande den ſchuldigen Tribut zu. zahlen verzd-1756:
gerte. Iſſoof wollte ſich nicht verſpotten laſſen; er ſtuͤrmte daher das Fort, das aber wohl vertheidigt wurde, fo daß er 33 Todte und Verwundete unter den Seinigen zaͤhlte. Es wurde jedoch erobert, und alle Colleries, bie noch lebten, nebſt ihrem Polngar zu &efongenen gemacht Dieſes Benfpiel verbreitete ein fo großes Schreden unter allen benachbarten Wabfärften, daß fie ſich entweder in Perfon ober durch Abgeorbrete uhterwarfen; . felbft Pulisaver that Friedensvorſchlaͤge. Nur allein bee Polygar von Calancandan fehlug es ab zu gehorchen; Iffoof. sch daher fein: Fort an, und eroberte es.
Die Regierung In: Mebras, hatte feit dem Ruͤck. iguge ihrer Truppen von Velore feine Veranlaffıng. ‚neue Feldzuůge im Carnatick vorzunehmen, mit Gefahr die Franzeſen wieder aufzubringen: und bie. Regie⸗ rung ba Pondichery, durch Nachrichten geleitet, vor denen die Engländer nichts wußten, war ebenfalls.ab- geneigt, ſich in Feindſeligkoiten einzulaſſen, die ihre ia Decan erlangten Vortheile hätten ſchwaͤchen fönnen; ba dieſe ohnehin jezt in großer Gefahr und Ungewiß · heit waren.
Salabad⸗ jing war im Februar wieder ins Feld gerückt, und marſchirte auf Savanore los, Die Haupfe
ßadt von einem des vormaligen pisanifchen Nabobs, -
durch deren Verraͤtherey Nazir- jing, und Murzafa - jing waren ermordet worden. Der Nachfolger dieſes Nal fenr dem
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448. Bünftes Buch.
1746. dem Geiſte ber Unabhängigkeit ſich ber Oberherrfchaft des Saha Rajah, ‚oder Königs aller marattiſchen Voͤl⸗ Verfehaften, entzogen hatte. Die Stadt Savanore liegt. 200 Meilen ſuͤdweſtlich von Golconda, in einer ‚großen Ebene; fie ift ſehr anſehnlich, wohl bevoͤlkert, und mit Mauern, Baftionen und Thuͤrmen umgeben: Unweit davon findet man auf einem. Selfen ein ſehr ſtarkes Sort, bas Bancapour genennt wird. Das fand des Morari« row liegt 220 Meilm fübwärts von Golconda; es, gränze nad) Norden an Canouf, nach Silden an Tolala, und nach Welten an Sa- vanork. ..
Zur Zeit dieſes Jeldzugs gegen. den’ pitaifßen Mabob und den Marattenfürften war. Seid Laſtar "Khan nicht mehr Duan oder oberſter Minifter des Galabad-fing; denn ungeachtet feiner Eidſchwuͤre wodurch er 175 3 in Aurengabad / die Berföhnung mit Buſſy befiegelt Hatte, arbeitete ex insgepeim alle feine Entroärfe zu vereiteln.. - Sobafd Buff hievon übere zeugt wurde, nahm er ihm feine Würde, und errpeitte fir Schanavage Khan, ber ſie ſchon · ehemals! lange befeflen hatte, und bie Franzoſen eben fe ſehr wie fein einger ßte, allein en ruingeaßer Vorſicht ver ·
arg.
Jaffer · Mio Khan, der vorige Nabob von Ra⸗ debmundrum, hatte Sehngländer in Decan von Sala⸗ hab-jing erhalten, als er ihm 1754 in Aurengabed duldigte, und feiner‘
‚feinen Obern nun mit X ihn für einen mi
Ererpauiha ver
Sünfe Sud. 449
frangöfifehen Compagnie eingeraͤumt hatte, fo hegte er einen töbelichen Haf gegen Buffy und alle Sranzor fen; ee vereinigte fich alfo mit Sthanavaze Khan. Beide hatten zahlreiche Anhänger, die alle zuſammen eine mächtige Partey formirten, und entſchloſſen wa⸗
‘ren alles anzuwenden, um die Europäer vom Sala-
bad · jing zu entfernen.
Der Friede zwiſchen dem Subah und Valagerom dauerte noch immer fort, daher follte nach dem Ent- wurfe des Duans der leztere ben Morari ⸗ row angrei⸗
fen, während der Zeit Salabad⸗ jing auf Savanore losgehn würde. Der thätige Morari- rom aber kam ihnen zuvor, und berftärfte die Befagung biefer Haupe · Vadt ·mit einem beträchtlichen Corps Maratten, die er ſelbſt anfuͤhrte. Die franzoͤſiſche Compagnie war ihm noch von dem Kriege im Carnatick er eine große Geld·Summe ſchuldig, wofür ihm die Kesimung in in
Pondichern eine Verſchreibung gegeben hatte. man an Beine Bezahlung bachte; fo drohete — dig bey der naͤchſten Gelegenheit den Franzoſen allen moͤglichen Schaden zu chun. Die groBe Macht abet, die jezt gegen ihn anruͤckte, verurſachte jedoch, daß er ingeheim an Buſſy den Antrag that, feine Anſorũche auf die franzoͤſiſche Compagnie aufzugeben, wenn er dzwiſchen ihm und Balagerow eine Augſdhnung gegen billige Bedingungen bewirken wollte, - Es kam zur Unterhandlung, die Buſſy ganz allein üßernafm, und Man weiß
38
BO Fünfte.
3756. dung der franzoͤſiſchen Compagnie zuruck gab. So⸗ NY hbald ver Friede geſchloſſen war, nahm der Duan die Larve ab, und ſtellte Salabad⸗ jing vor: „Daß die „Stadt Savanore leicht hätte eingenommen werden „eönnen, wenn Buffy nicht die Vortheile feiner Ma— „tion dem Intereſſe des Subah vorgezogen ;. baf die „Franzoſen ihm noch nichts von den Einfünften: der „Provinz Arcot gegeben, ob es gleich bereits fünf „jahre fen, daß ſich die Verwaltung dieſes Landes in „ihren Händen befände; dagegen erfüchte eben jeze „Mahomed» Ally, der Bundsgenoſſe ber Engländer, „um die Beftallungsbriefe, wobey er einen jährlichen „Tribut von 3,200,000 Rupien zu lerlegen verſpro⸗ „hen,..außer einem gegenwaͤrtigen Geſchenke von 1200, 000 Rupien, bas.er gleich nach Empfang der
„Patente machen wollterßr.. Es erhellt aus der oben erzählten Krisgagefchichte,
' daß durch den Widerftand der Engländer bie Fran⸗ zofen bey ihrem Titularbefig der Prowinz Arcot eben ‚nicht viel gewonnen haften ; auch iftfchwer zu beſtim⸗ men, in wiefern das Vorgeben wegen bes Mabobs ‚Anerbieten gegründet war, da die Regierung in Mar dras nichts Davon mwußte;. genug es: ſcheint, Daß es Buff glaubte. Der Haß des Jaffer- ally Khan gegen die Franzoſen war ohne Gränjen, daher er au) beſtaͤndig mit den Englaͤndern Briefe wechſelte, und jezt
ſo weit ging, den Subah ohne den geringſten Grund zu verfichern, ‚daß, wenn er bie franzoͤſiſchen Truppen
. entfernen wollte, ihre Stelle fogleich durch eine gleiche - Anzahl Erigländer wieder erfezt werden wuͤrde. Die . Jaction gegen die Franzoſen wurde ‚täglich. ftärfer,
Zaͤnftes Buch, \ ar
und Salabab-jing, fo viel Hochachtung er auch für 1716. Buffy Hatte, befaß nicht Entſchloſſenheit genug, „Dies
fer mächtigen Verbindung zu widerſtehen. . ı Schanavaze Khan theiltenun feinen Entwurf dem Balagerow mit, und bat um feinen Beyſtand als in einer gemeinfchaftlichen Sache, wobey er ihm als das fürzefte und ficherfte Mittel vorfchlug, den Subah und ben Decan von diefen gefährlichen Feinden zu bes freyen, den unbezwinglichen Buffy zu ermorden. Zwiſchen biefem vortreflichen Befehlshaber und Bar logerow waren mancherley Höflichkeitsbezeugungen vorgefallen, nicht allein in dieſem Feldzuge, fondern ſchon bey andern Gelegenheiten, und Beide fhägten "einander hoch. Diefer Umſtand, und ber edfe Cha« after des marattiſchen Großfeldherrn, der fich unter ben Großen in, Indoſtan hierin fo fehr auszeichnere, verurfachte, daß er den Antrag mit Abfcheu verwarf; auch wollte er nichts von dem Borfchlage hören, bie ſranzoͤſiſchen Truppen anzugreifen, benn er hatte die Abficht, ſich mit Buff vielleicht ſelbſt zu verbinden, im Fall feine Ausföhnung zwiſchen ihm und Salabad⸗ ‚jings Minifteen gefchehen ſollte. Obgleich der Duan
durch die abfcylägige Antwort des Balagerow ftußig ' gemacht wurde, fo beharrte er doch ben feinem Borfag, und meldete Buffy im Namen des Subah bie Ent · laſſung der franzoͤſiſchen Truppen aus feinem Dienfte, mit. Befepl ohne Verzug ſich mit ihnen aus feinen
u Fuͤnftes Such,
1756. Buſſy wußte nur zu wohl, daß Salabad⸗ jing
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dieſe Entſchließung mehr aus Schwachheit als aus Abneigung gefaßt hatte, und ſchmeichelte ſich, daß ir⸗ gend ein guͤnſtiger Vorſall bey einer an Begebenhei⸗ ten immer fruchtbaren Regierung ihn bald wieder da⸗ hin bringen wuͤrde, die franzoͤſiſchen Truppen zuruck zu rufen; er empfing daher hieſen Befehl ohne den ge: ringften Unwillen zu zeigen, im Gegentheil fagte er, baß er ſo ni afs feine Feinde wuͤnſchte, eine Ver⸗ Bindung aufzugeben, die mit fa viel Eiferſucht und Mißvergnügen verknüpft wäre. Die Heere flanden damals im Lager; Buſſy brach ſogleich mit feinen Truppen auf, und lagerte fich in einiger Entfernung yon der Armee des Ealabade; jing, webey er ſagte, daß ſeine Abſicht wäre nach Maſulipatnam zu mar⸗ ſchiren. Er fertigte indeſſen Eilboten nach Pondichery ab, um die Regierung zu erſuchen, mit der moͤglichſten Geſchwindigkeit alle Truppen, die man nur immer ‚auf der Kuͤſte von Coromandel entbehren koͤnnte, dort⸗ hin zu ſchicken. Der Subah, der nun gaͤnzlich von Schanavaze Khan regiert wurde, ſandte auch Briefe nach Madras, denen ein Agent folgte, mit Erſuchen an die Regierung, ihm fo geſchwind als moͤglich ein Corps Truppen zu ſenden, um ihm bie Franzoſen aug feinen Staaten vertreiben au helfen.
An dem naͤmlichen Tage, als die Franzoſen die Armee des Salabab-jing verließen, ſchickte Balage⸗ rom einige feiner vornehmſten Befehlshaber zu Buffd, um ihm förmlich. zu feiner Trennung von einer fo treu⸗ foren: und undankbaren Nation, als VIEMohren wären, Se zu vinften | "Dies, waren feine eigentlichen
Fuͤnftes Such. 453 Augdruͤcke. Er ließ ihm dabeyeine Verbindung mit 1756. den Maratten antragen, und zwar unter eben den Bedingungen und mit eben ben großen Bortheilen für die franzoͤſiſch⸗ oftinbifche Compagnie, als Sala- bad.» jing bewillige hatte; kurz, die Franzoſen folten Hülfsreuppen der Maratten werden, und in ihrens Sold ſtehen. Buffy fehlug dies Anerbieten mit der - Entfchuldigung aus, daß er von der Regierung in Pondichery abhinge, und trat feinen March an. Bas lagerow zeigte baben eine der alten Ritterfchaft würdige it, und ſchickte ein Corps, von 6000 Maratten ab, mit Befehl Buffy zu begleiten, bis er völlig in Sicherheit feyn ‚und nichts mehr von Sala⸗ bad» jings Truppen zu beforgen haben wilde; und uns dieſe Höflicyfeit volllommen zu machen, fo wurde die Anfuͤhrung dieſer Cavallerie einem der vornehmſten Marattenfürften, Namens Malarjee Holcar, auf⸗ getragen, der außer ſeinem Range, Reichthuͤmern und erworbenem Ruhm, als ein vortreflicher Heldhert be⸗ kannt war.
Die franzoͤſiſchen Truppen, mit denen Buſſy dieſen denkwuͤrdigen Ruͤckzug machte, beſtanden in 600 Mann europäifcher Infanterie, z0u Huſaren, Dra⸗ gonern und Gtenabdiers zu Pferde, . und 5000 wohl diſciplinirter Sepoys nebft einem farfen gut befezten Zug Feldartillerie. Diefe Truppen, in Verbindung mit der marattifchen Eavallerie, waren volllommen im
254 Fuͤnftes Bud,
1756. mit dem lebhafteſten Danf, ben er mit Befchenfen an Holcar und Balagerow begleitete. Er irrte ſich aber fehr in Anfehung feiner Sicherheit; denn Echancraze Khan, der durch feine Kundſchafter ſehr ſchleunige Nachricht von dem Abzuge der Maratten erhieit, ließ nun 25000 Mann eiligſt aufbrechen, um die Fran⸗ zoſen zu verfolgen. Das Commando dieſer Armee Harte Jaffer⸗Ally Khan, der geſchworne Feind des franzöfifchen Namens. Zugleich wırrden an alle be= nachbarte Provinzen Befehle gefankt, dem Marfch
. der Sranzofen alle nur mögliche Kindernifle in Weg zu legen. Niemand aber wagte diefen Befehl zu
. vollziehn, bis fie Das Sand eines Polygars, Naladi⸗ ran genannt, erreithten, nahe bey den Ufern des Kriftna, go Meilen von Hyderabad. Diefer Wald⸗ fürft, der füch auffeine Waldungen, Moräfteund vielen Abrvege verließ, hemmte den Marſch einige Stunden lang, wobey einige Europder umkamen; imter diefen war ein verdienftvoller Offizier, Namens la Martie niere. ie famen endlich aus den Waͤldern heraus, und da fie den Kriſtna wadbar fanden, fo fangten fie bald an der andern Seite des Ufers an. Kaum aber waren fie alle herüber, als der Fluß zu ſchwellen an« fing, und ſich des Subah Armee zeigte Das wohl⸗ thätige Anſchwellen hiele die Verfolger vierzehn Tage fang am Ufer auf, und erlaubte den Franzofen ihren Marfch ungeftört fortzufegen. Es waren von bier noch mehr als 200 englifche Meilen nad) Mafulipate
‚nam, und ber Weg ging durch ein fehr rauhes und
: unmirehbares Sand, Unter den Europäern befanden ” .. fiih eine Menge-Kranfe, die den Zug ungemein era -
Funftes She
ſchwerten; bie M unition war ſehr verringert, —* Proviant mangelte, und das Geld mar nid) rarer als alles andre. : Die Sepoys fingen an zu murren und auszureißen. °. Buffy wußte, daß biefen mannich« foltigen Uebeln nicht beſſer als in Hyderabad abgehol⸗ fen werben Fönnte, wo er viele Verbindungen hatte,
er änderte daher feinen Entwurf, und nahm den. Marke nach diefer Stadt, woſelbſt er den ı aten Junius anlangte.
Hdyherabad liegt 60 engliſche Meilen norbwaͤtts 9 vom Kriſtna, und hat eine zwanzig Fuß hohe Mauer mit runden Thuͤrmen befegt; ein Theil derſelben wird vom Flaß Mouſſi bewaͤſſert. Ueber denſelben befin⸗ het ſich eine ſteinerne Bruͤcke 300 engliſche Ellen ſang, zjedoch vime Bogen. Die Beſatzung Hier. war nur geringe, da die meiſten Truppen zum Heer des Subah . geftoßen waren.
Die Franzofen lagerten ſich nahe bey der Stadt, deren Einwohner hierüber in großes Schrecken gerie⸗ then, das jedoch Buffy durch feine Zuficherungen: bald flilltes er verſprach niemand etwas zu Seide zu Man, wenn man feire Soldaten als Srennde behan⸗ bein wuͤrde. Dies gefchab, und eine friebfiche Ver⸗ Bindung fand bald zwiſchen der Stadt und dem Lager Platz; die Wechsler fichen fugar große Summer Geld an Buffy auffeinen eignen Credit, womit er ben ruͤckſtaͤndigen Sold ber Sepoys bezahlte Dieſe
- aber, anſtatt Damit zufrieden zu feyn, verlangten noch Geld voraus, weil fie wegen ber Zukunft nicht ganz ‚pniibents befergetearen; da man ihnen bies nun verfagh, fo m, (ie Compagnienweiße davon... Time.
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456 Fuͤnftes Buch. 1756. Anzahl Buͤffelochſen, deren man ſich zum Getreide⸗ Transport bediente, wurden ı5 Meilen von der Stadt mit ihren Ladungen durch die Truppen des Diſtricts weggenommen, bie fidy mit einigen herumftteichenben Maratten verbunden hatten, Buſſy fandte hierauf einen Agenten, Namens Romi Khan, deſſen er ſich gewöhnlich zu Bothſchaften bediente, zum Comman⸗ danten der Stadt, mit Anfuchen ihm die Buͤffeloch⸗ fen wieder zu zuftellen, ober dafiir den Werth zu er⸗ legen. Der Befehlshaber, Ibrahim⸗ ally, war ein Neffe des. Jaffer⸗ ally Khan und auch fein Schwieger- ſohn, folglich ein eben fo großer Feind der Franzoſen wie ſein Onkel, daher er die Botſchaft verſpottete, und den Abgeordneten veraͤchtlich behandelte. Dieſer erwiederte das Betragen auf eine ähnliche Weiſe, worauf Schimpfreden erfolgten, die Romi Khan auf der Stelle raͤchte, und dem Ibrahim⸗alltr feinen Dolch durchs Herz ſtieß, allein von dem Gefolge des Ermor⸗ beten auch. fogleich niedergemacht wurde. Dennoch | erzeugte dieſer Vorfall bey den Einwohnern der Stade t Eeinen. Haß gegen bie Franzoſen, denn das Volk in: | Indoſtan ift gewöhnlich fo fehr unterdrückt, Daß, wenn | fie nicht bey dem. Tode eines ‚ihrer Dbern frob find, | fie doch hoͤchſt felten: feinen Verluſt bedauern; ausge⸗ nommen in einigen Provinzen, wo die Religion und bas Alterthum mitben Abfömtmlingen ihrer.alten Be⸗ derſcher Siebe und Verehrung verknuͤpft bat.
E eilfertig auch alle Veranſtalungen zum wei⸗ gern Marſche getroffen waren, fo befanden fid) bie Seamgofen doch noch nicht in Bereitſchaft, yon Hr
Fuͤnftes Buch. 457.
«bad aufzubrechen, als fie ſchon die in des Subah 786, Dienſt ftehenbe marattiſche Kavallerie erfcheinen fa /V» hen; es waren deren ı 2000, von meßrern Befehls⸗ habern angefuͤhrt, die nicht von Balagerow abhingen, ſondern von der mogulſchen Regierung Lehen in Decan unter der Bedingung erhalten hatten, erfoderlichen Falls Kriegsdienſte zu leiſten. Dieſe Cavallerie zeigte ſich den 2 6ſten rl und lagerte fich fechs Meilen von ber frangöfifchen Armee. Den folgenden Tag wurde Buffy im Namen des Subah aufgefoderr, alle ‚feine Artillerie auszuliefern, die ſechs Feldſtuͤcke ausgenommen, die er aus Pondichern mitgebracht batte; ferner follce er allen Attributen feiner mohrifchen * Würden entfogen. Gegen biefe Bedingungen ver⸗ ſprach man ihn ruhig nad) Mafulipatnam ziehn zu laſſen. Buffy erwiederte, daß er Feine Befehle ihn zu enfwaffnen anerfenne, und baß er feine Würden vom Kaifer und nicht von Salabab-jing erhalten hätte. Die Unterhardlung wurde jedoch von beiden Seiten fortgeſezt.
Einige Tage hernach fiel durch die Unvorſi ichtig keit eines Huſaren⸗ Offiziers ein großes Scharmuͤtzel vor, zwiſchen einem Trupp franzoͤſiſcher Reiter und den Maratten, die fie umringten; es wäre feinen diefer Hufaren davon gefommen, wenn nicht die fran⸗ zöftfcehen Dragoner ihnen zu Hülfe geeilt wären. Die Maratten gaben nun das Gefecht auf, nachdem fie drey Hufaren getöbter, und ſiebenundzwanzig gefähr« lich verwundet hatten; ihre Beute beftand nur in fechs Pferden und fieben Mügen,die fie als Trophäen an Salabad:jing ſchickten. Ihre Befehlshaber, durch | Erſter Band, Gg |
458 | Fuͤnftes Buch.
a diefen kleinen Sieg aufgeblafen, ſchlugen jet fo aus⸗ ſchweifende Bedingungen vor, daß Buffy alle Uns terhandlungen abbrach, und feine Offiziers zuſammen rief.
Er ſtellte ihnen vor, „daß, da es den frarizöfie „then Truppen fo fehr an Gavallerie fehlte, ſo „würde es Faum bee Infanterie und Artillerie allein
„möglich ſeyn, den langen Zug von Wagen zu deden, „die in ſo großer Anzahl für die Kranker, für die „Dagage, Proviant und Munition erfoberlich waͤ⸗ „ren, unb zwar auf einem Marfche von 200 Meilen „eis Mafulipatnam, da fie unaufbörlich ſowohl von „den Maratten als von der andern herannahenden „Reiterey bes Subah würden beunruhigt werden, „Sollten fie auch fo glücklich feyn, alle Hinderniffe zu „überfteigen, und die befagte Stadt erreichen, fo „wuͤrden neue Uebel fie dort erwarten, weil der „Feind ſodann unfehlbarindie abgetretenen Provinzen „einfallen, fie werheeren, und dadurch) die einzige
„Quelle abfehneiden würde, bie noch für den Unterhalt „der Armee. übrig wäre. Er ſchlug ihnen Daher vor, „ihren gegenwärtigen Poften zu behaupten, wobey er
„ihnen fagte, daß die Stabe zwar zu weitläuftig und „zu fchleche befeftige fey, um fie zu verteidigen, daß „er aber einen Ort darin kenne, ber die Truppen nebft „aller ihrer. Bagage zu halten vermöchte; hier follten „fie ſich aufs Außerfte wehren, bis die erwartete Ver⸗ „ftärkung aus Pondichery kaͤme: er äußerte, wie er „noch nicht die Hoffnung aufgäbe, daß die gute Den⸗ „kungsart bes Subah endlich die böfen Abfüchten fei- pner Minifter beſiegen, und eine Ausſoͤhnung erzeu⸗
Sänfted Buß. 45
„gen dürfte, welches höchft wahrſcheinlich nie gefchehn 1756 wuͤrde, wenn bie Armee ſchon Mafulipatnam erreicht „haͤtte. Sin jedem Fall bliebe ihnen immer noch der „Ruͤckzug übrig
Ale Dffiziers fielen ihrem großen Feldherrn bey, Der Poften, wohin fie ſich begeben wollten, war ein Luſtpalaſt der alten Könige von Golconda geweſen, und wird noch jezt der Garten von Charmaul genannt, Er liegt am Ufer des Fluſſes Mouffi, und hat einen
Bezirk, der 600 englifche Ellen langund 5.00 breit iſt. Vier große von einander abgefonderte Gebäude machen ein ungeheures Viereck, das eine große Menge Menſchen faffen kann. Den folgenden Tag nach gehaltenem Kriegsrath, ben sten Julius, verließen die franzöfifchen Truppen ihr Sager früh Morgens, ohne jedoch) ihre Wachen einzuziehn, und ihre Vore poften abzurufen, denn die Maratten waren ſchon in Bewegung. Dennod) wagten fie nicht die Linie an« zugreifen, nur-Alein die Vorpoſten, alsfich diefe auch wegzogen, wurden angefallen ; diefe ſchlugen fie jedoch zuruͤck. Buſſy blieb in der Ebene, bis die Mache einbrach, da denn bie ganze Armee nebft aller Ba: gage gluͤcklich in bem Garten von Charmaul angelangt war.
Der von Sufabad + jing abgeſchickte Agent war mittlerweile in Mabras eingetroffen, nachdem die Re⸗ gierung ſchon einige Tage vorher des Subah Briefe empfangen hatte, die der Agent n Nichts Eonnte den Engländern aı Einfadung feyn; denn fie hatten nung ben franzöfifchen Einfluß im
Gs 2
Tarallen -3- Hy-DBO-238-237- 205-0010 parken 2St=I66-ZET- . a
Itanın 60-5 -BL- 8150 2287.
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