Heusser ‚Karl. Die entwicklung der generative or- © ©. gane»von Himantoglossum hircinum = FSpr.£= Loroglos&um hircinum Rich. 1914. | Die Entwicklung der generativen Organe von Himantoglossum hireinum 1 SPT. / £ [= Loroglossum hircinum Rich,’ onaj mus u Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zur Erlangung der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften genehmigte Promotionsarbeit vorgelegt von Karl Heusser, diplom. Fachlehrer in Naturwissenschaften aus Glattfelden (Zürich). Referent: Herr Prof. Dr. P. Jaccard. Korreferent: Herr Prof. Dr. C. Schröter. 112. RR Dresden, Druck von C. Heinrich. 1914. = Die Entwicklung der generativen Organe von Himantoglossum hireinum Sp. [= Loroglossum hireinum Rich.]< LS tun N; AI Von der Eional Muse’ Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zur Erlangung der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften genehmigte Promotionsarbeit vorgelegt von Karl Fleusser, diplom. Fachlehrer in Naturwissenschaften aus Glattfelden (Zürich). Referent: Herr Prof. Dr. P. Jaccard. Korreferent: Herr Prof. Dr. C. Schröter. 112. ANGER Dresden, Druck von C. Heinrich. 1914. cn 454 Inhaltsverzeichnis. 2 SEE N I. Kapitel. Morphologie: Die Entwicklung der Blütenorgane A. Morphologie der Blüte B. Entwicklung der Blüte C. Anhang: Ökologische Beiträge . 1. Die Bewegung der Pollinarien 2. Der Rostellumfortsatz 3. Das Beutelchen . II. Kapitel. Cytologie SIE A. Die Entwicklung des Pollens .. B. Die Entwicklung der Samenanlage und des Embryosackes . ‘C. Die Befruchtung . D. Embryologie Zusammenfassung . Arbeit aus den botanischen Laboratorien der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Die Entwicklung der generativen Organe von Himantoglossum hircinum Spr. (— Loroglossum hircinum Rich.). | Von Karl Heusser. Mit 29 Abbildungen im Text. Einleitung. Auf Anregung von Professor Dr. Schröter beschäftigte ich mich mit morphologisch-ökologischen Studien über Aimantoglossum hircinum (L.) Sprengel, jener schönen Orchidee, die in der Nähe meines Wohnortes eine Anzahl ihrer seltenen Standorte in der Nordschweiz besitzt. Im pflanzenphysiologischen Laboratorium der Eidgenössischen Technischen Hochschule führte ich später unter der Leitung von Professor Dr. Jaccard die anatomischen Unter- suchungen aus. Meinen verehrten Lehrern Professor Dr. Jaccard und Pro- fessor Dr. Schröter, diemich bei der Ausführung meines Vorhabens allzeit unterstützten, bin ich zu großem Danke verpflichtet. Die Behandlung des Themas erfolgte unter zwei Gesichts- punkten: 1) Die formale Entwicklung der Blütenteile mit besonderer Berücksichtigung ökologisch wichtiger Organe. 2) Die zytologische Entwicklung der generativen Organe: die Entwicklung des Pollens und der Samenanlage, die Befruchtung und die Entwicklung des Embryo. Das zu den vorliegenden Untersuchungen verwendete Material, stammt aus unseren nordzürcherischen Standorten Glattfelden und Eglisau. Die tiefen Taldepressionen des Rheines und der ein- mündenden Glatt ermöglichen an ihren warmen südwest-exponierten Abhängen diesem Flüchtling der Mediterraneis sein Dasein. Trotz diesem lokalisierten Auftreten konnte ich das in reich- licher Menge notwendige Material einsammeln, ohne die Ausrottung unserer sorgsam behüteten Rarität zu befürchten; die Pflanzen 4 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hemantoglossum hircinum Spr. wurden reichbesetzten Standorten mit gutem Nachwuchs entnommen, während schwächere, neu sich bildende verschont blieben, um auch der Ausbreitung nicht hinderlich zu sein. Die Fixierung der Blütenstände wurde ausschließlich mit Alkohol vorgenommen. Anfänglich wurde absoluter, später 70 pro- zentiger verwendet. Für die zytologischen Untersuchungen dieser Organe erwies sich die letztere Konzentration noch geeigneter. Die Zeichnungen sind, insoweit es sich um Schnitte handelt, mit dem Abbä&’schen Zeichnungsapparat aufgenommen. Die kör- perliche Darstellung von Organen (wie es in der Blütenentwick- lung geschieht) ist in den Umrissen mit dem Zeichnungsapparat entworfen und mit Hilfe des Stereo-Mikroskopes ausgeführt worden. Die Färbung der Schnitte wurde hauptsächlich ausgeführt mit: Ehrlich-Biondi’schem Farbengemisch, Hämatoxylin, Eisen- hämatoxylin, n. Heidenhain, Hämatoxylin Delafield-Eosin-Bismarck- braun. Als besonders geeignet erwies sich die letztere, von Ernst!) angegebene Methode. I. Kapitel. Morphologie: Die Entwicklung der Blütenorgane. A. Morphologie der Blüte. Zum besseren Verständnis des folgenden soll einleitend eine kurze morphologische Beschreibung der Blüte und des Blütenstandes vorangehen. Der Blütenstand nimmt als endständige Traube die Spitze der im Mittel 50 cm hohen Sproßachse ein. In den Achseln linealer Deckblätter inserieren sich die Blüten. Ihre Zahl kann bis 70 und mehr betragen. Die Blüte ist vollständig. Die ansehnliche Blütenhülle besteht aus 6, in zwei Kreisen stehenden Perigonblättern. Die drei äußern, die Sepalen Sm, SL, Sb (Fig. 1,2) sind schalenförmig. Beim medianen Sepalum ist die Wölbung bi-symetrisch; bei den lateralen ist ihre Kulmination gegen den das mediane Sepalum begrenzenden Rand verschoben und stülpt sich an der Blumenblattspitze bug- förmig aus. (Fig. 1,2, 8!) Mit diesem Steilrand legen sich die lateralen Sepalen über das mediane Sepalum. Weniger einheitlich ist die Ausbildung der innern Perigonblätter. Die paarigen Petalen sind einnervige, lineale Blumenblättchen. (Fig. 1,2 Pl.) Im halber Höhe tragen sie bisweilen jederseits einen Zipfelfortsatz (Fig. 1, 3),2) was A. Fischer:) zur Aufstellung der Abart Hohenzolleriana führte. Sie legen sich eng an die Grenzlinien der äußern Perigonblätter, so daß man oft den Eindruck einer or- ganischen Verbindung haben Könnte. 1) Ernst, A., Flora. Ergänzgsbd. 1902. 2) Annäherungsform dazu. 3) Fischer, Ber. d. Schweiz. Botan. Gesellsch. H. 8. p. 116. 1898. Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrmantoglossum hircinum Spr. 5 Fig. 1.!) I) Blüte von vorn; var. genuina. % 2) Helmblätter von innen, ausgebreitet; var. genuina. 3) Laterales Petalum einer Annäherungsform zu var. Hohenzolleriana. 4) Ende der Lippenzunge der var. bifida. 1—6 Vergr. 2:1. 5) Labellum der var. Thuringiaca. 1) Angewandte Abkürzungen: A, = fertiles Staubgefäß. As, u. As — Staminodien. Arch = Archesporegewebe. ant — Antipoden. Blib = Blüten- becher. B5lth —= Blütenhöcker. Bitkn — Blütenknospe. Bu = Beutelchen. Cau = \Caudicula. Ch — Scharnier. Co = Connectiv. D — Deckblatt. D — Klebscheibe.. E%k = Eikern. Em —= Embryo. F = Faserschicht. Fbl = Fruchtblatt. #'% = Fruchthöhle G, —= med. Narbenlappen. G, u. G, — echte, laterale Narbenlappen. @ = Generativer Kern. Gef = Gefäßbündel. Kl = Klebmasse. ZL = Mittellamelle der Theca. Lg = Leitungsgewebe. P — Pla- centa. Pl = laterales Petalum. Pr = med. Petalum, Labellum. Pichl. = Pollenschlauch. p, = oberer Polkern. p, = unterer Polkern. 9, U. Pa — sec. Embryosackkern. R — Rostellum. RF = Rostellumfortsatz. r — Dehiszenz- linie der Anthere. S/a = Seitenlappen der Lippe. SI —= laterales Sepalum. Sm — medianes Sepalum. Sp sporogenes Gewebe. Sr — Suspensor. Sy — Synergiden. sp, —= 1. Spermakern. spg —= 2. Spermakern. 7T— Theca. Tst — Thecastielchen. 7a — Taptum. V = vegetativer Kern. V = zu ver- drängende Schicht. 6 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircinum Spr. Mit den Sepalen bilden sie den kompakten halbkugeligen Blütenhelm. (Fig. 1,1) Die Farbe der Helmblätter ist grüngelb- lich; auf der innern Seite mit rotbrauner Pigmentierung längs des Nervenverlaufes, der Blattbasen und des Helmrandes. Ihre Größe beträgt bei unsern einheimischen Formen: 10bis 12mm für die lateralen Sepalen, für die übrigen ihrer Anordnung entsprechend etwas weniger. Besondere Beachtung erfordert das mediane Petalum, das Labellum. Die Lippe von Himantoglossum wird auffallend durch ihre außerordentliche Länge (Fig. 1,1.5). Man kann an ihr unter- scheiden: die Lippenbasis mit dem Sporn und das Mittelstück, an dem sich die drei Lappen inserieren. Der Mittellappen verleiht durch seine ungewöhnliche Ausdehnung der Lippe ihre Länge. Die Lippen- zunge, wie dieser Mittellappen genannt wird, ist bandförmig; zwei- bis dreimal um die eigene Achse gedreht, nimmt sie die Form eines gedrehten Riemens an. Das Ende der Zunge ist mehr oder Fig. 2. 1) Gynostemium mit Lippenbasis von vorn. 2) Gynostemium mit Lippenbasis in med. Längsschnitt. 3) Gynostemium mit Lippenbasis von der Seite. 1-3 Vergr. 5:1. weniger zweispaltig, die Teilstücke bisweilen gefranst. Eine aus- geprägte Zweispaltigkeit zeigt die neue Varietät bifdumt) (Fig. 1); sie geht bei typischen Exemplaren bis 15 mm tief. Nach innen verschmälert sich die Zunge schwach und geht wieder anlaufend in das fleischige Mittelstück über. Seitlich entspringen.am Mittel- 1) Himantoglossum hircinum var. bifidum Heußer vov. var. Lobus medianus profunde partitus (ca. 15 mm). Lobuli integri. Das Exemplar wurde am 18. Mai 1913 in Eglisau gefunden und ist im Herbarium Helveticum der Bidg. Techn. Hochschule niedergelegt. Stark zweigespaltene Mittellappen bildet Krauß (Allg. bot. Zeitschrift, 1913, p. 116) bei seinen Terata ab. Ich bin mir wohl bewußt, daß der systematische Wert dieser wie auch der übrigen Varie- täten zweifelhaft bleibt, solange es nicht gelingt, Orchideen aus Samen zu ziehen und dann auch die auftretenden Zwischenformen als Kreuzungsprodukte zu bestätigen. Noch unsicherer scheint mir der systematische Wert der von A. von Degen (Ung.-bot. Blätter 1913, p. 308) aufgestellten Forma Johannae zu sein. Entwicklungsgeschichtlich ist eine Verschmelzung der lateralen Sepalen mit dem entsprechenden Petalen möglich, und bevor die Abänderung für mehrere Glieder des physiologischen Individuums nachgewiesen ist, liegt kein Grund vor, sie nicht als Mißbildung aufzufassen. Ä Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrmantoglossum hircınmum Spr. 7 stück die Seitenlappen flügelartig. Die Längenvariation der Seiten- lappen gegenüber der Ausdehnung des Hauptlappens hat Schulze zur Aufstellung der Abarten: var. genwina Schulze (Fig. 1, 2), var. Thuringiaca Schulze (Fig. 1,5) und var. anomala Schulze veranlaßt.!) 2) Unser Material besteht hauptsächlich aus der varietas genuina, mit Ausnahme der varietas anomala sind aber auch die andern Varietäten vertreten. An das Lippenmittelstück schließt sich die Lippenbasis an. Sie inseriert sich am Fruchtknoten zwischen und über den lateralen Sepalen in U-förmiger Linie. Von vorm eesehen ist die Lippenbasis herzförmig. Nach hinten ist der Lippen- erund zu dem ca. 4 mm langen Sporn eingesenkt (Fig. 2, 2.5). Der Sporneingang wird von der Lippenzunge her durch eine gleich- mäßig absteigende Rinne vermittelt, die sich auf der Lippenunter- seite als ein starker Kiel repräsentiert (Fig. 2, 2). Der Spornein- gang kann somit der Form eines Krugausgusses verglichen werden. Die Spornhöhle, der Sporneingang, wie die anschließende Innen- fläche des Lippenmittelstückes ist dicht besetzt -mit Papillen. Während diejenigen der Spornhöhle äußert zart und plasmahaltig sind (Fig. 3, 4), sind diejenigen, die den Sporneingang bewehren und die Rinne besetzen, kräftig und haarförmig ausgezogen (Fig. 3, D). a oe Eis. & Papilen. Vergr. 70:1. Ihr Zellinhalt zeichnet sich durch stark lichtbrechende Eiweiß- körperchen aus, wie sie Porsch:) in den Futterhaaren tropischer Orchideen beobachtete. Im Bereich des Mittelstückes werden die Papillen kürzer (Fig. 3, ©) und gehen allmählich in die schwachgewölbten Epider- miszellen der Lippenzunge über. Die Färbung der Lippe ist auffallender als die der übrigen Perigonblätter. Lippenzunge und Seitenzipfel sind gelbbraun bis rotbraun; im auffallenden Licht schmutzig-violett. Die Mischfarben kommen zustande durch saures Anthocyan vereinzelter Epider- miszellen und das Chlorophyll des Mesophylis; sie sind um so dunkler, je häufiger die farbstoffführenden Epidermiszellen auftreten. Mittel- stück und Lippengrund sind reinweiß; die Papillen verleihen ihnen kristallinen Glanz. Karminrote Zeichnung in Form von unregel- mäßigen Punkten und Linien unterbrechen wirksam. Androeceum: Das einzige fertile Staubgefäß hat die bekannte !) Schulze, Die Orchideen von Deutschland. Jena 1894. ?) var. genumina: Seitenlappen !/; so lang wie der Hauptlappen. var. Thuringiaca: Seitenlappen 1/,—?/; so lang wie der Hauptlappen. var. anomala: Seitenlappen reduziert. 3) Porsch, Neuere Untersuchungen über die Anlockungsmittel der Or- chideenblüte. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Bd. 45. 1908.) 8 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. mediodorsale Stellung. Seine Form, von vorn gesehen ist breit- spatelförmig, fast herzförmig (Fig. 1, 1. 5, Fig. 2,17); sie ist be- dingt durch das schaufelförmige Konnektiv (Co, Fig. 2, 1. 2. 3). Das Filament ist äußerst kurz; mit dem medianen Narbenlappen, dem Rostellum (G, = R=Bu-+RF) ist es zum Säulchen ver- wachsen. Die Thecae sind keulenförmig (Griff nach unten). Die Thecaestielchen, wie wir den untern dünnen Teil nennen, konver- gieren median zum fleischfarbigen Beutelchen (Bursicula, Bu). Das Beutelchen umschließt die einzige, einheitliche Klebmasse (Kl, Fig. 2, 3). Mit ihr in Verbindung stehen die beiden in dem Thecen- stielchen subepidermal entstehenden Caudiculae (Cau, Stöckchen, Schwänzchen), welche ihrerseits an die durch Bindesubstanz zu- sammengehaltene Pollenmasse anschließt. Aus diesen drei Teilen setzt sich das in Fig. 4, 7 abgebildete Pollinarium zusammen. Die Pollenmasse ist, wie daselbst ersichtlich, ein Gefüge aus abgestumpft konischen Massulae. Die Träger der Pollenmassen, die Caudiculae, sind dünnwandige Hohlzylinder. Sie werden aus derselben viscinösen elastischen Substanz gebildet wie die Fäden, welche die Massulae zusammen- halten. Das Austreten des Pollinariums aus den Antherenfächern wird durch die schraubenförmige Dehiszenzlinie (r) (Fig. 2, 1) ermög- licht. Bei diesem Vorgang bleibt neben den Wänden des Staub- beutels die Basis der Mittellamelle der Thecae bestehen. Am Pollinarium, besonders auf der Rückseite, ist die Spur dieser trennenden Lamelle als eine Furche sichtbar, die die Pollenmasse zweiteilt, sich in den obern Teil der Caudicula fortsetzt und median wandständig aufhört. Das Lumen des darunter liegenden Oaudicula- Stückes ist also einheitlich. Die Klebdrüse ist im Grundriß viereckig, median gestreckt und nach vorn schwach verbreitert (Fig. 4, 4. 5). Vor den Caudi- cula-Insertionen sind schwache Vertiefungen zu bemerken (Fig. 4,4); die trennende Zone der beiden ist gipflig erhöht (Fig. 4,2). Der hintere Teil der Klebdrüse ist abgeflacht. Ihr Aussehen ist weiß- lich und hyalin. Die Verbindung der Caudiculae mit der Klebdrüse geschieht durch bloßes Aufliegen; der Anschluß ist aber dennoch äußerst innig. Am Grunde des Staubblattes sitzen beidseitig die Öhrchen, die Staminodien (Ag + A;, Fig. 2, Z). Sie sind nach vorn ab- fallend, länglich und höckerig. Bisweilen mag es auch bei F- mantoglossum vorkommen, daß sie ihre Entwicklung bis zur Pollen- bildung fortsetzen. Dieser Fall wurde nur einmal beobachtet (Prä- parat leider zerstört). Zum Vergleich ist in Fig. 4, 8 ein in diesem Sinne verändertes Androeceum von Orchis tridentatus abgebildet. Gynoeceum: Der Bau des unterständigen Fruchtknotens mit seinen drei wandständigen Plazentenpaaren und seiner durch die Resupination der Blüte bedingten Drehung bietet keine Besonder- heiten. Nur möchte ich noch erwähnen: mit der Auflösung des Fruchtknotens an seinem obern Ende in die einzelnen Blütenteile werden auch die F'ruchtblattspitzen frei, die Narbenlappen. Die beiden lateralen sind über dem Sporneingang als scheinbar einheit- Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Ihmantoglossum hireinum Spr. 9) Fig. 4. I) Pollinarium von vorn, vor der Bewegung (punktiert nach der Bewegung). Vergr. 10:1. 2) Pollinarium von der Seite, nach der Bewegung (punktiert vor der Bewegung). Vergr.10:1. 3) Schema zur Pollinarien-Bewegunzg in perspektivischer Darstellung. 4) Klebdrüse von oben. Caudiculae abgeschnitten. Vor der Bewegung. Vergr. 10:1. 5) Dasselbe (in der Zeichnung um 90 Grad gedreht). Nach der Bewegung. Vergr. 10:1. 6) Pollinarium von oben, nach der Bewegung. Klebmasse vor und hinter den Caudiculae vor der Bewegung weggeschnitten. Vergr. 10:1. 7) Klebdrüse mit Caudiculaebasen nach der Behandlung mit Kalilauge. Von hinten gesehen, Vergr. 10:1. 8) Gynostemium mit einem abnormen Staminodium von Orchis tridentatus. Vergr. 10:1. 10 Heußer, Entwick]. der generat. Organe von Armantoglossum hircimum Spr. liche, rotglänzende Fläche wahrzunehmen (Fig. 2,7.2). Die Narben- flächen sind von einem zähflüssigen, zuckerhaltigen Schleime belegt, der wohl von den großen im Schleime eingebetteten Papillen aus- veschieden wird. Das Rostellum, nach allgemeiner Ansicht als medianer dritter Narbenlappen aufgefaßt, setzt sich aus dem Beutelchen und dem zwischen die Thecaestielchen zahnartig vorge- schobenen Fortsatz, dem Rostellumfortsatz (RF\ Fig. 2, 1. 2. 3), zusammen. In den Parenchymzellen des Fruchtknotens ist reichliche Reservestärke vorhanden. Sie ist in der Zelle immer am Grunde einseitig angehäuft, so daß sie die Vermutung einer gleichzeitigen, statolithischen Funktion bei der Drehung zu erwecken vermag. Es wird dies noch wahrscheinlicher durch den Umstand, daß mit der Ausbildung der Samen resp. dem Verschwinden der Stärke die Rückwärtsdrehung des Fruchtknotens erfolet. Diese Spezial- frage bedarf noch genauerer Untersuchungen. Neben der Stärke führen die äußern Zellschichten auch Chlorophyll, das dem Frucht- knoten die hellgrüne Farbe verleiht. B. Entwicklung der Blüte. Wenn es auch an Literatur über die Entwicklung der Ophry- deenblüte nicht fehlt, glaube ich mit Vorliegendem doch nichts Über- flüssiges auszuführen. Während Hofmeister!) und Wolf?) nur ältere Entwicklungsstadien zur Verfügung standen, richtete Pfitzer) sein Augenmerk hauptsächlich auf diagrammatische Verhältnisse. Himantoglossum selber war dabei, abgesehen von der Pfitzer- schen Angabe) über die Lage der Lippe in der älteren Knospe, nie Untersuchungsobjekt. Aber auch ohne dies (der einheitliche Bau der Orchideenblüte verlangt nicht entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen von Art zu Art) ergaben meine Beobachtungen einige neue Gesichtspunkte, deren Veröffentlichung sie, wie ich glaube, rechtfertigen. Das Material wurde von Ende Juni bis zur Blütezeit des nächsten Jahres in meistens wöchentlichen Zwichenräumen ge- sammelt und fixiert. Mit dem Eintritt der Spätsommer- und Frühherbstregen (Juli bis August) hat die Tochterknolle ihre sömmerliche Ruhe- periode beendigt; in der Terminalknospe regt sich neues Leben. Bei der blühfähigen Pflanze wird, nach Abgliederung der 5 Scheide- blätter, der 11 bis 13 Laub- und Stengelblätter, der ganze Vege- tationskegel zur Anlage des endständigen Blütenstandes. !) Hofmeister, W., Neue Beiträge zur Kenntnis der Embryobildung der Phanerogamen. (Abhandl. d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch., mathem.-physik. KSV. 1861) 2) Wolf, Th., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Orchideenblüte. (Jahrb. f. wissenschaftl. Bot. Bd. IV.) 3) Pfitzer, Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Orchideen- blüte. (Jahrb. f. wissenschaftl. Bot. Bd. XIX.) A fitzer, a. 2..020p- 100 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircınum Spr. 11 Fig. 5. 1) Längsschnitt durch den Blütenstand von Ende Juli 1913. 2) Längsschnitt durch den Blütenstand vom 12. August 1912. 3) Blütenstand vom 22. August 1912. 4) Querschnitt durch einen Blütenstand (:5. Sept. 1912). Mit eingezeichneter Grundspirale. 1—4 Vergr. 50:1. 5) Schema zur Anlage der Blüten am Blütenstand, 12 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum.hireinum Spr. Anfänglich ein halbkugeliger Höcker (Fig. 5, 7), wird die zukünftige Blütenachse länglich, mit zunächst breit abgerundeter (Fig. 5, 2), später stark konischer Spitze (Fig. 5, 3). | Zugleich mit diesem Längenwachstum erfolgen die ersten Anlagen der Blüten. Fig. 5, 2 zeigt die Hälfte einer Blütenstand- achse vom 12. August 1912 im Längsschnitt: an der Basis, über den Stengelblattanlagen, bemerken wir halbkugelige Anschwellun- gen, die sich wellenförmig repetieren, nach oben kleiner werden und in die glatte Vegetationsspitze auslaufen. Jede Anschwellung ist der Ort einer Blütenanlage. Am Grunde eines jeden Blütenhöckers, wie wir diese An- schwellung nennen wollen, erscheint eine wulstartige Hervorragung (D), die als Anlage des Deckblattes zu interpretieren ist. Fig. 6, 5 oder die Ansicht des Vegetationskegels in Fig. 5, 3 machen er- sichtlich, daß dieser Wulst zweilappig angelegt wird. Intensiveres Wachstum der Mittelzone (2) bewirkt aber nach kurzer Zeit Drei- eckform des Deckblattes, worauf es elliptisch wird und seine Ent- wicklung schließlich in linear-lanzettlicher Gestalt beendiet. Die Blütenknospe wird dabei überwölbt und bleibt in der Achsel der Braktee bis zur Blütezeit beschützt. Am vorgeschrittenen Blütenstand (Fig. 5,3) (22. August 1912) kommt die gesetzmäßige Anlage der Blüten an der Blütenstand- achse besonders gut zum Ausdruck. Ein Querschnitt durch einen jungen Blütenstand (Fig. 5, 4) läßt an geschnittenen Blütenknospen eine Anordnung erkennen, die ungefähr der ?/,-Stellung entspricht. Das Verhältnis ist etwas zu groß; es legt sich die sechste Blüte nicht direkt über der ersten an, sondern etwas seitlich (Fig. 5, 4 rechts oder links, je nachdem die Grundspirale links- oder rechts- läufig ist. Entsprechende Blüten (Fig. 5,5): 1. ON all AROR ee 221.012, 21 22 38.19, MS ner 4:9 14.19 Nee 5.100215, 20a erscheinen dadurch in Steilspiralen (Parastichen) angeordnet. Der ganze Blütenstand gliedert sich in 5 solche Parastiche. Die In- sertionen der jungen Blütenknospen liegen, geometrisch gesprochen, in den Schnittpunkten der Spiralsysteme.!) Das acropetale Entstehen der Blüten am Blütenstand über- trägt sich auch auf ihre Weiterentwicklung. So sind am jugend- lichen Blütenstand immer mehrere Entwicklungsstadien zu beobachten. Die zeitliche Verschiebung zwischen Basis und Spitze beträgt an- fänglich 2 bis 3 Monate (Anfang August bis Ende Oktober); zur Blütenzeit (Mitte Mai) ist sie auf 1 bis 2 Wochen reduziert. !) Ich ziehe diese Betrachtungsweise der Ermittlung eines genaueren An- näherungswertes für das Stellungsverhältnis vor, sie ist einfacher und schließt jedenfalls individuelle Variationen nicht aus wie ein mathematisches Verhältnis. Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. 13 Die erste Umgestaltung des Blütenhöckers (Stad. TI, Fig. 6, 6. 7. 8) kommt zustande durch starkes Wachstum der hintern und der daran angrenzenden seitlichen Randpartien. Der Höcker erscheint dadurch oben zunächst abgeplattet, dann becherförmig. Dem Becher aber fehlt der vordere Rand (Stad. II, Fig. 6, 9. 10. 11). Zutreffender noch ist die Form der eines vorn oben schwach eingedrückten Spielballes zu vergleichen. Nach diesem Stadium beginnt dann auch der vordere Rand mitzuwachsen, stuft sich aber bald in zwei parallele, transversal gestreckte Zonen ab; die vordere Zone ist die niedere. Der Becher ist nun vollständig. Zugleich mit der Entwicklung des Blütenbecherrandes zeigen prädestinierte Stellen desselben beschleunigtes Wachstum; es ent- stehen Höcker, in denen wir die ersten Anlagen der Blütenorgane erkennen (Stad. III, Fig. 6, 12.13.14). Aus den von Anfang er- höhten, hintern und seitlichen Randpartien gehen die Anlagen der paarigen äußern Perigonblätter hervor (Sl, und Sl,). Das dritte, unpaarige Sepalum (8%) entsteht aus der äußern (vorderen) Zone der vorderen Randpartie. Der mediane Bezirk des hinteren Randes, eingekeilt zwischen Si, und S!,, wird zur Anlage des Labellums (Pr). Die innere erhöhte Zone des vorderen Randes endlich gliedert sich in drei Punkte mit eigenem Wachstum. Die beiden Lateralen bilden den Ursprung der inneren Perigonblätter (Plı und Pils), während das Mittelstück die erste Anlage des Staubgefäßes andeutet. Gerade so, wie das Labellum von den paarigen Sepalen nach innen keil- förmig abgegrenzt wird (Fig. 6, 13), gliedert sich die Anthere von ihrer ursprünglichen Verbindung mit den lateralen Petalen ab. Es erscheinen dadurch die Anlagen dieser Blütenorgane als in Kreisen (vielmehr in Ellipsen) angeordnet, wie aus den Grundrißbildern (Fig. 6,13 und 16) ersichtlich ist. Der äußere Kreis setzt sich zusammen aus den lateralen Sepalen (S/, und 57) und dem medianen Sepalum: es ist der Sepalenkreis oder der äußere Perigonkreis. Mit ihm alterniert der innere Perigonkreis, der Petalenkreis (Pl', Pla und Pm). Der siebente Höcker, isoliert vor dem Zentrum ge- lagert, ist, wie schon erwähnt, der Ursprung der Anthere. Auffallend an diesem ersten Entwicklungsschritt ist das un- gleichzeitige Erscheinen der Organe in demselben Kreise Ihre verschiedene Größe unmittelbar nach ihrer Entstehung: ist dadurch erklärlich. Verstärkt wird dieser Größenunterschied aber auch durch die ungleichmäßige Entwicklung des Becherrandes, auf dem die Organe entspringen. Blütenknospen, in Transversalansicht oder in medianem Längsschnitt, die einem Stadium III, IV oder V entsprechen (Fig. 6, 12. 14. 15. 17. 18. 19. 21. 22), erläutern diese Verhältnisse. Am ausgeprägtesten kommt die Erscheinung im äußern Perigonkreis zur Geltung; durch die zuerst sich bilden- den paarigen Sepalen einerseits, durch das zuletzt entstehende un- paarige Sepalum andrerseits. Geringer, aber immer noch deutlich ist im innern Perigonkreis der Größenunterschied der verspäteten, paarigen Petalen, dem kräftigen Labellum gegenüber, festzustellen, Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. 14 "27 nz yyruyosgof -[eteg A8}1ynJ93 yollos (97 "yrugossdugg "peu (47 "geapunas) (97 "gamv (87 "7:02, "1820 "3167 Ideas ‘07 woA adsouy uam (8I-SI :AI pers “ypuyossdur] 'pow (#7 "grapunag (81 "guammv (SI 7:0, A819 A "3767 'Idog '07 woA odsouy -uommm (#7-37 :III 'peIs ynuyosssug] 'pow (77 "grapunag (O7 "gagnvy (6 1:0 "a3ıo\ "3161 'OnYy '9g WOA aoydaquogmig (7IZ—-6 :IL'P®e}S + ‘(usyun Syoıs) 4yruyasssur] "peu (8 "geapunag (> "guuznv (9 "T:04 1319 A °SI6T "InYy '8z woA daoPpoyusmm (8-9 :1'PEeIS ‘9 SL 2 r « 1 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hemantoglossum hircinum Spr. ‘9 O1 > £. 88 FE pun ge uoydsımz JIrugasjojfereg (GE "JayunJ9s BI9OAyUL Jura wanp 47ruyosjojereg (FE "nuyosssuy] '"pou (8E 9—9 ydeu Yruyasaand) (G£ "9a—q ypeu Iy1uyosaond (TE 9—9 ydeu JAUuydsaand) (0 'gugny um odsouy (63 "u9uur UoA 9A9yJuy (97 1:0, 819 A "3167 'IdaS 65 wOoA adsouy -uoma (FE-87 :IIA 'PeISs ‘(95 nz Yruydsjojfeaeg 19] -AUNJ95 EOay,L Hua yanp (27 "ypuyossäuy] 'pow (95 "guupunag (07 "U9UUuL’A9FEJULUSIOUJUY (#5 "gumv (83 7:0, '08J9A "3167 '9dog "cr woA odsouy -uomm (e-85 :IA 'PeIS ‘(73 nz yruyosge] -[ereg AOUNJOF yoılos (75 yruyossur] 'pout (78 'gruapunag (05 "geumv (67 1:0 "A519 A °SI6T 'IA9IS '0T wOoA SÄASOUNUOMIT(ETG—6I:A'PURIS 16 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. Abnorm ist auch das relative Voraneilen der Anthere, die gleich- zeitig mit den lateralen Petalen entsteht. In diesem Stadium erscheinen also die Knospenteile etagen- förmig angeordnet; ihre Spitzen liegen in einer schiefen Ebene, die von vorn nach hinten steigt. In der Knospenanlage ist diese Ebene im Kontakt mit dem Deckblatt. Die Vermutung liegt nun nahe, daß diese Entwicklungsabnormität eine mechanische Wachstum- hemmung ist; verursacht durch die angepreßte Bractee. Als eine solche Störung wäre darnach schon die uuregelmäßige Entwicklung des Blütenbecherrandes aufzufassen. Der experimentelle Beweis dieses Problems ist nicht leicht zu führen, sicher nicht an Himanto- slossum; die Amputation der Deckblattanlage hätte nicht nur eine starke Verletzung des Vegetationskegels zur Folge, es würden noch mehr die vegetativen Organe, die teilweisen Ernährer der Pflanze ge- schädigt, so daß eine ungestörte Entwicklungsfolge ausgeschlossen wäre. Biest. Stad. VII: 1-6) Blütenknospen vom 27. Oktober 1912. Vergr. 35:1. I) Ansicht von der Lippe her. 2) Medianer Längsschnitt. 3) Parallelschnitt zu 2 durch die Theca geführt. 4) Querschnitt durch den Perigon. 5) Querschnitt auf der Höhe des Rostellums geführt. 6) Querschnitt durch den Fruchtknoten. Schon in Stadium III (Fig. 6, 12. 13) sind zwischen den ein- zelnen Organen schwache Furchen sichtbar. Mit fortschreitender ‚Differenzierung wird die Begrenzung ausgeprägter (Fig. 6, 16. 20). Von diesen Furchen zu unterscheiden ist die starke transversale Falte Fk, begrenzt durch das Labellum hinten, durch die Anthere und die paarigen Petalen vorn und seitlich. Ihre Entstehung wie ihre Bedeutung ist wesentlich anders: Bei den beschriebenen Wachstumvorgängen hat sich nämlich die zentrale Zone des Blütenbechers nicht, oder nur sehr wenig beteiligt. Die Wirkung ist ein relatives Einsinken dieser Partie, was schließlich zur Bildung einer achsialen Blütenhöhle führt. Die medianen Längsschnitte aufeinanderfolgender Stadien (Fig. 6, 11. 14. 17. 21. 26. 33. ete.) bringen diese relative Einfaltung der Blüten- Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hirecinum Spr. 17 höhle #%, der nachmaligen Fruchthöhle, zur Darstellung. Die Aus- kleidung der Höhle besteht aus den dichtgedrängten plasmareichen Zellen des Protoderms, wie sie auch an den Blütenhöckern auftreten (Fig. 5,1. 2). Um die Anordnung der Zellen in den Zeichnungen schematisch zu charakterisieren, sind die Zellzentren durch Punkte angedeutet. Die weitere Entwicklung der Blumenblätter nimmt mit Aus- nahme der Lippe gleichmäßigen Verlauf. Stad. V (Fig 6, 19. 20. 22) zeigt, wie sich die paarigen Sepalen über die andern Knospen- teile zu wölben beginnen, wie sie mehr und mehr schalenförmig werden. Mit ihren hintern, seitlichen Rändern überflügeln sie das Labellum bis zur gegenseitigen Berührung; mit den obern Rändern, den Blattspitzen aber gelangen sie zur gegenseitigen Deckung A Jen Sad Nor & Stad. IX: 17-5) Blütenknospen vom 27. Oktober 1912. Vergr. 35:1. 1) medianer Längsschnitt. 2) Parallelschnitt zu Z durch eine Theca geführt. 3) Querschnitt durch das Perigon nach a-—a. 4) Querschnitt in der Höhe des Rostellums nach 5b—b. 5) Querschnitt durch den Fruchtknoten nach c-ec. (Fig. 6, 23. 29; Fig. 7,1. 2 etc.). Es schiebt sich das eine laterale Sepalum über das andere hinweg; das rechte überdeckt das linke bei rechtsläufiger Grundspirale, das linke das rechte bei links- läufiger Grundspirale (Fig. 5, 5), eine Erscheinung, die sich hübsch nach den Prinzipien der Raumausfüllung erklären läßt. Das unpaarige Sepalum besitzt im Zwischenstadium V—VI rapides Wachstum (vielleicht eine Reaktion auf die vorangegangene Hemmung) und erlangt die Ausdehnung der lateralen Sepalen.- Da- bei legt es sich innig an letztere an, an der Spitze sogar sich unter dieselben schiebend. In der reifen Blütenknospe (Fig. 10, 8) ist der unterschobene Rand zu einer Rinne ausgebildet, in die sich die deckenden Ränder der lateralen Sepalen legen und so die feste Verbindung V dieser Helmblätter erzeugen. Die Form des 18 _Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. medianen Sepalums, die es dann auch zeitlebens beibehält, ist flach- schalig, eliptisch. An die Grenzlinien von Sl, und 8% mit Sr» legen sich die linear sich entwickelnden paarigen Petalen eng an (Querschnitte der Stadien V und ff... Der äußerst innige Kontakt dieser 5 Perigon- blätter bedingt eine festgeschlossene Hülle um die innern Organe. Erst zur Blütezeit wird sie durch das Labellum gesprengt und helmförmig ausgebreitet. Von dieser gleichartigen Entwicklung weicht das sechste Perigonblatt, das Labellum, ab. Seine kräftige Anlage, die noch EN SL u ‚ref MN Ira ®). Stad. X: 7—8) Unterste Blütenknospe eines Blütenstandes vom 27. Oktober 1912. Vergr. 35:1. 1) Anthere mit Rostellum von vorn. 2) Medianer Längsschnitt. 3) Parallelschnitt median durch die Theca geführt. 4) Querschnitt durch den Perigon u. die Anthere nach a—a. 5) Querschnitt etwas tiefer geführt als4; Rostellumspitze ist angeschnitten nach 5b—b. 6) Querschnitt nach c-—c. 7) Querschnitt nach d—d (noch tiefer geführt als 5). 8) Querschnitt durch den Fruchtknoten nach /-f. einen Teil des dorsalen Becherrandes umfaßt (Fig. 6, 12.13), läßt besonderes Verhalten erwarten. Anfänglich die Größe der paarigen Sepalen einnehmend, zeigt es mit Stadium V einsetzendes, relativ verzögertes Wachstum. Bis Stadium X (älteste Blüte eines Blüten- standes vom 27. Oktober 1912) ist die Lippe das niedrigste Organ. Im Monat November beobachten wir die Gegenwirkung in einem stark beschleunigten Wachstum. Die breite, zungenförmige Labell- Anlage ändert dabei ihre Gestalt so, daß sie am besten mit der Form eines menschlichen Rumpfes verglichen werden kann (Fig. 10,2). Der untere Teil ist beckenförmig; das Mittelstück, lendenartig ein- gezogen, besitzt dreieckförmigen Querschnitt (Fig. 9, 5; Fig. 11, 7; Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircinum Spr. 19 se [3 AERO / 27 S NN Ten N OT Fig. 10. I) Lippe von vorn, beginnende Umkrempelung. Blütenkn. v. 23. Nov. 1912. Vergr. 35:1. 2) Dasselbe in vorgerückterem Stadium. Anlage der Seitenlappen. Vergr. 35:1. 3) Dasselbe vorgerückter. Vergr. 35:1. 4 u. 5) Anfangsstadium der Lippeneinrollung im medianen Längsschnitt. Vergr. 35 :1 6) Lippe von innen, 9. März 1913. Vergr. 15:1. 7) Lippe von innen, Stadium vor dem Aufblühen. Vergr. 5:1. 8) Med. Längsschnitt durch eine Knospe vor dem Aufblühen. Vergr. 5:1. 930 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. Fig. 12, 17), während die Spitze wieder flach zungenförmig ist. Die den Hüften entsprechenden Stellen sind die Ausganespunkte der zwei Seitenlappen Sla, wie Fig. 10, 2.3 bestätigen. Durch das intensive Wachstum der Lippe entsteht nach kurzer Zeit Kontakt mit den übrigen Perigonblättern. Ihre festgeschlossene Hülle aber lenkt die Labellspitze nach unten ab (Fig. 10,4), wo sie durch das schaufelförmige Konnektiv Co aufgenommen und über die Thecae weitergeleitet wird, dem Lippenkörper zu (Fig. 10,5). Es findet also eine Umkrempelung der Labellspitze statt, bei der sich der Blütenhelm und die Antherenspitze wesentlich beteiligen.!) Das fortschreitende Wachstum und der dreiseitige Widerstand bedingen schließlich ein uhrfederartiges Einrollen der Lippenspitze (Fig. 10, 6.7). Die räumlichen Verhältnisse gestatten, die Knospenlage der Lippe als eine mechanische Erscheinung aufzufassen. Der Versuch, diese Auffassung experimentell zu stützen, mißlang. Die beim Auf- schlitzen des Blütenhelmes entstehenden Wunden genügten, das Wachstum aufzuheben und der Fäulnis Angriffspunkte zu verschaffen. Eine ähnliche Einrollung erfahren auch die Seitenlappen der Lippe. Sie wird durch die lateralen Sepalen und den Lippenkörper selbst eingeleitet. Die Rollachsen stehen senkrecht zur Lippen- ebene, denn durch die ablenkenden Sepalen wird der Lappen vor der Rollung um 90 Grad aufgedreht. Randlich entstehen dabei durch die einseitige Stauchung kunstvolle Krempelungen (Kr, Fig.10, 7). Die Aktivität dieser drei Rollen kommt «„espannten Federn gleich. In Anwendung gelangen sie beim Öffnungsmechanismus der Knospe. Während dieser terminalen Wachstumsvorgänge des Labells wirkt intercalares Wachstum der Lippenbasis stark formverändernd, besonders intensiv ist es in der medianen Partie direkt über der Lippeninsertion. Das Resultat ist eine sackförmige Ausstülpung nach hinten (Sp, Fig. 10, 6; 11, 11), die sich parallel an die Blüten- achse legt (Fig. 12,12.15). Es ist dies die Anlage des Sporns. Der Ausstülpung folgt auch der Mittelnerv der Lippe (Fig. 12, 12). Aber auch der vordere Teil der Lippenbasis erleidet eine rinnige Einsenkung, so daß sich das kurze Lumen der Spornhöhle gleich- sam in diese erweitert (Fig. 12, 2—7) und in das gewölbte schmale Mittelstück ausläuft (Fig. 12, 8—1]). Die Seitenlappen erscheinen nunmehr flügelartig am Lippen- körper inseriert. Nach dieser endgültigen Formveränderung der Lippe spezialisieren sich die Epidermiszellen der Spornhöhle, der Rinne und der Innenfläche des angrenzenden Mittelstückes zu fein- wandigen plasmareichen Papillen. Mit der Entwicklung der Perigonblätter schreitet auch die Ausbildung der Staub- und Fruchtblätter einher. Besonderes In- teresse bietet die gleichzeitige Entstehung der blütenbiologisch so 1) Ökologisch ist die anfängliche Wachstumsverzögerung der Lippe da- durch erklärt. Sie steigert ihr Wachstum erst dann, wenn sich die Anthere und der Blütenhelm soweit entwickelt haben, wie es für ihre Formgestaltung nötig ist, Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hemantoglossum hireinum Spr. 21 wichtigen Einrichtung, an deren Bildung sich bekanntlich!) beide Organkreise gemeinsam beteiligen. Fortschreitend in der Beschreibung der Gestaltentwicklung der geenerativen Blütenkreise, wollen wir an Hand der Abbildungen zugleich auch die Entwicklung dieser Bildungen verfolgen. Fruchtblätter: Der Entstehungsort der Fruchtblätter ist die hohle Blütenachse, aus der der unterständige Fruchtknoten hervorgeht. An der Blütenachse beobachten wir vorerst eine all- semeine Vergrößerung, besonders eine achsiale Ausdehnung (Sta- dium VII—-XI]), die in den jugendlichen Stadien auf intercalarem Wachstum und später durch bloße Zellvergrößerung erreicht wird. Die äußere Form entspricht einem dreiseitigen Prisma, das mit einer Seitenfläche der Blütenstandachse anliegt; ihr Querschnitt ist also dreieckig. Anfänglich besitzt sie flaches Lumen (Fig. 6, 32; Fig. 7, 6), später wird es ebenfalls dreieckig und zwar in gleicher Stellung wie der äußere Umriß. Im Zwischenstadium VIIL, IX (anfangs Oktober) tritt im Protoderm, welches die Achsenhöhle auskleidet, in drei Längsstreifen lebhaftes Wachstum ein. Im Quer- schnitt c- c (Fig 8, 5) zeigen sich die entsprechenden Neubildungen schon als drei einrinnige Erhöhungen (P). Auf den Rinnenrändern entspringen alternierende Höcker, aus denen sich bis zum reifen Knospenstadium reichverzweigte Äste entwickeln (Fig. 12,7). Jedes Zweigende wird zu einer Samenanlage. Die drei Längsstreifen sind also nicht anders als die drei Plazenten, mit deren Hilfe wir die Dreizahl der Fruchtblätter und ihre episepale Anordnung fest- stellen können, denn im übrigen ist der Querschnitt durch die Blütenachse völlig einheitlich, allerdings mit Ausnahme der durch englumige Zellen charakterisierten Gefäßbündelanlagen. Die sechs Anlagen derselben sind zu dreien episepal, zu dreien epipetal an- geordnet. In den Winkelzonen, wo sich die Fruchtblattränder zu den Plazenten umbiegen, setzt mit Stad. VII in den betreffenden Pro- todermzellen intensive Längsteilung ein. Den übrigen Epidermis- zellen der Fruchthöhle gegenüber sind sie bei gleicher Längen- ausdehnung englumig. Bis zur Anthese verfolgt, erweisen sie sich als die sezernierenden Zellen der von Hofmeister?) und später von Guignard?®) erwähnten Pollenschlauch-Leitungswege. Betrachten wir die vordere Wand der Fruchthöhle von innen (wir wollen infolge die Blütenknospe so orientieren, daß die Lippe vorn ist, also in der Stellung der resupinierten Blüte), so ist in Stadium III, IV, V festzustellen, wie glatt sie in die Anlage der An- there übergeht. In Stad. VI aber sind auf der Anthereninnenseite zwei schwache, laterale, nach unten konvexe Furchen „a“ sichtbar, die sich median nach oben entwickeln bis gegen die Antheren- spitze (Fig. 6, 24). Wenig über der Umbiegung wird durch zwei 2 Wort, a..a. 0. 2) Hofmeister, a. a. O. p. 68. 3) Guignard, Sur la pollinisation et ses effets chez les Orchidees. (Ann. d. sc. nat. bot. Ser. 7. T. IV. p. 202.) 932 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. opponierte Seitenfurchen der Bogen x gebildet Stad. VII (Fig. 6, 28). Nach der allgemeinen Auffassung der Orchideenblüte wird diese jochförmige Linie a—x—a von großer Bedeutung; sie trennt mor- phologisch die obenliegende Anthere (3 Geschlecht) von der unten- liegenden Fruchthöhle (2?) ab (Fig. 6, 27. 35). Zustande kommt diese Trennungslinie durch bevorzugtes Wachstum in den Zonen der lateralen Antherenhälften oberseits und der medianen, zum Teil zwischen die beiden ersten greifenden Partie (R), unterseits. Dieser letztere Höcker entspricht (bei der Annahme der geschlechter- trennenden Linie a--x—.a) der Spitze des hintern Fruchtblattes und muß somit als medianer Narbenlappen bezeichnet werden. An den folgenden Stadien überzeugen wir uns leicht, daß dieser Narben- lappen den Ursprung des Rostellums (= Rostellumfortsatz — Bur- sicula) bildet. Bevor wir aber näher auf diese Verhältnisse ein- gehen, wollen wir uns nach den Narbenlappen der lateralen Car- pelle umsehen und zweckmäßig den Anfang der Antherenentwick- lung voranstellen. In den seitlich der Medianen geführten Längsschnitten von Stad. XI (Fig. 10,6; 11,3) fallen uns zwei bei der Lippeninsertion entspringende Anhängsel (G; G,) zum ersten Mal als selbständige Organe auf. Die Lage dieser lappenförmigen Wülste ist inter- plazental, so daß uns nichts hindert, sie als laterale Fruchtblatt- spitzen oder Narbenlappen aufzufassen. Ohne jeden Zweifel ge- lingt uns ihre Deutung in folgendem Stadium: Während sich der leichte Absatz (Sp, Fig. 11, 70. 11) bereits zum Sporn ausgestülpt hat (Fig. 12, 12), nehmen sie, nunmehr isoliert, stark an Größe zu und schicken sich an, die Fruchthöhle zu überdecken, sie abzu- schließen (Fig. 12,15. 14). Ihr Protoderm bildet sich gleichzeitig als papillöses Gewebe, als typisches Narbengewebe aus. Gs, und G; sind in der Tat die lateralen Narbenlappen. Es ist nun nicht schwer, die Anlagen dieser Organe in geeigneten Längs- und Quer- schnitten bis hinunter zu Stad. VII festzustellen. Zum Auftreten des papillösen Gewebes ist zu bemerken, daß sich solches auch im Staubweg und besonders an der Basis des medianen Narbenlappens ausbildet (Np, Fig. 13,12). Bekanntlich gibt die Literatur!) an, daß nur die beiden lateralen Narbenlappen empfängnismäßig seien. Wenn nun nicht jede anatomische und tinktionelle Übereinstimmung täuscht, so muß auch der med. Lappen fähig sein, Pollen zum Keimen zu bringen. Staubblatt: Die bei der Antherenanlage (Fig. 28, Taf. V) erwähnten lateralen Zonen mit erhöhtem Wachstum sind die An- fänge der Thecae-Bildung‘ Ihre Entwicklung gestaltet sich so, daß es scheint, sie modellieren sich keulenförmig aus der Grund- lage heraus, das schaufelförmige Konnektiv zurücklassend (Fig. 6, 28. 71.91). Der dünnere Teil der Thecae (Thecaestielchen) ist nach unten gerichtet. Vom obern dickern Teil ist er median abgebogen, so daß die beiden Gebilde gegen das Rostellum Konvergieren. Die !) z. B. Darwin, Die verschiedenen Einrichtungen, durch welche Orchi- deen von Insekten befruchtet werden, Übersetzung Carus, 1899. p. 215. Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrimanloglossum hircinum Spr. 23 Antherenhälften bleiben mit dem Konnektiv auf der ganzen Länge verwachsen bis auf ein kleines Stückchen am unteren Ende der Thecaestielchen; es lösen sich diese frei von der Unterlage los (Fig. 9, 3; Fig. 11, 6) oder es hat mindestens eine morphologische Differenzierung der Gewebe statt. Begünstigend für dieses Los- trennen ist ein mehr oder weniger starkes Wachstum der Thecae- 15) Gynostemium von vorn. nn Vergr. 25:1. con bis zum Fruchtknoten. 1—13) Blütenknospe vom 9. März 1913. Fie. 11. 1—12) aufeinanderfolgende Querschnitte vom Peri 24 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. Sloaxu Fr, Stad. XII. Blütenknospen vom 10. April 1912. Vergr. 20:1. /—11) aufeinanderfolgende Querschnitte von der Mitte des Perigons und der Anthere bis zum Fruchtknoten. 12) Med. Längsschnitt. 15) Parallelschnitt zu 12, etwas seitlich geführt, 14) Gynostemium von vorn, Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrmanloglossum hireinum Spr. 25 stielchen. Das freie Stück Konnektiv bildet in diesem Falle das kurze Filament. Bei der Aberenzung der konvergierenden 'Thecae bleiben seitlich, an der Basis der zungenförmigen Antherenanlage 2 Rest- körper zurück: Az und A; Stadium VIII (Fig. 7,1), Stadium X (Fig. 9,7). Im Laufe der Entwicklung werden sie etwas hinter die Anthere und das Rostellum gedrängt, zeigen höckeriges Aus- sehen (Fig. 11,75; 12,14) und besitzen reichlich Raphidenein- lagerungen. In Stadium XI--XII nehmen die Raphidenzellen so stark zu, daß diese Körper im aufgehellten Knospenpräparat (Phenol) förmlich schwarz erscheinen. (Als ähnlicher Ablagerungsort funk- tionieren die Perigonblätter; die Absetzung ist hier im Stadium V Tın eniwichelt (Zu Fig. 12.) am auffälligsten.) Die ontogenetische Deutung dieser Körper ist in Stad. XI und XII möglich: es sind die Anlagen der Stamino- dien. Den früher gebrauchten Ausdruck Antherenanlage (Ar) müssen wir demnach insofern korrigieren, daß darunter der An- lagekomplex des fertilen mit den zwei sterilen Staubgefäßen ver- standen ist (An = Aı + As + 43). Was nun die diagramma- tische Anordnung der Staminodien betrifft, müssen wir sie wohl dem- selben Kreise zuweisen, zu dem die fertile Anthere gehört, also zum äußern; denn ihre Anlage erfolgt doch immer seitlich, fast etwas dorsal gerückt, nie aber vor dem Staubblatt. Wenn Pfitzer!) durch seine entwicklungsgeschichtlichen Unter- suchungen, an Orchis Morio ausgeführt, zum gleichen Resultate Ei ) Pfitzer, 222 0.9. 167, 26 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. gelangt, Kann ich auf seine Ausführungen doch nicht eingehen. Nach Pfitzer legen sich die Staminodien als selbständige Höcker episepal rechts und links vom Labellum an. Nach seinen Abbildungen (Taf. III, Fig. 17, 20; Taf. IV, Fig. 11,c) soll im Laufe der Ent- wicklung eine Verlagerung derselben an die fertile Anthere statt- finden. Diese Abweichung im Tribus der Ophrydeen wäre merk- würdig. Blütenknospen von Orchis Morio, am 16. Dezember 1913 fixiert, ergaben bei ihrer Untersuchung, daß offensichtlich eine Täuschung Pfitzers vorliegt. Schon die Abbildungen Hofmeisters und Wolf’s Il. c. bestätigen die einheitliche Anlage der fertilen Antheren mit den Staminodien. Merkwürdig wird eben die mediodorsale Lage der Stamino- dien immer bleiben. Ich frage mich überhaupt, ob der Ort, an dem sich das (wohl durch Raum- und Ernährungsverhältnisse be- Staa All Fig. 13. Stad. XIII: Blütenknospen vom 26. April 1912. Vergr. 15:1. 1) Medianer Längsschnitt durch eine Theca. 2) Medianer Längsschnitt durch das Rostellum. dingte) rudimentäre Organ anlegt und phylogenetisch entstanden ist, bei der geometrischen Betrachtung solcher Blüten, eine Erörterung zuläßt. Für das Diagramm wird vorerst nur ihre Anwesenheit wesentlich sein. Und wenn wir dann theoretisch ihre geome- trische Lage ermitteln wollen, so kann dies nur auf Grund pelo- rischer Monstrositäten (Atavismen) angebahnt werden, wie Gerard!) es tat, nicht aber entwicklungsgeschichtlich. Rostellum: Im medianen Längsschnitt (Stad. VII, Fig. 6, 35) bemerken wir seine primäre Anlage als schwache Anschwellung (R). Eigentlich ist seine Entstehung schon in Fig. 26 angedeutet. Bracteenähnliches Wachstum dieser Erhöhung bedingt allmählich ein Überschieben über die oberen Teile Fig. 7, 2. Ausgiebig kann sich dieser Vorgang aber nur in den Medianen gestalten, indem sich zwischen die Antherenfächer ein Fortsatz, der Rostellum- !) Gerard, Sur l’homologie et le diagramme des Orchidees. (Ann. sec. nat. Der. VI. 8.) Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircinum Spr. 27 fortsatz, vordrängt (Fig. 9, /). Das Divergieren der T'hecae erlaubt ihm, sich basidienförmig auszubreiten (Fig. 11,13 RF). Seitlich wird ein solches Überschieben durch die Anwesenheit der T'hecae- stielchen gehemmt. Immerhin erfolgt aber auch hier ein schwaches Überwallen und was besonders wichtig ist, ein inniger Kontakt der beiden Organe (Fig. 12, 7/3). Eine schwache Stauung des Ro- stellums findet auch im Gebiete der Staminodien statt (Fig. 9, 7; Fig. 11,15; Fig. 12,14). Zum Ausdruck kommen dadurch die seitlichen bandförmigen Gebilde, die vom medianen Narbenlappen (vom Rostellum) zu den lateralen Narbenlappen und der Lippen- basis überleiten (Fig. 9,1 etc.). Formverändernd für das Rostellum ist ferner das mit Sta- dium XI eintretende terminale Wachstum seiner Basis. Kinnförmig entwickelt sich letztere in die gleichzeitig entstehende Höhlung des Lippenspornes (Fig. 12, 12.13.5. 6). Dieser untere Teil des Ro- stellums wird zum Beutelchen. Stad AV In I, sw ER Fig. 14. Stad. XIV: Blütenknospen vom 4. Mai 1912. Vergr. 35:1. I) Medianer Längsschnitt durch Beutelchen und schief angrenzende Thecastielchen. 2) Medianer Längsschnitt durch das Rostellum. Im Innern des Beutelchens finden in der Folge zweierlei Vorgänge statt: eine Gewebeumbildung und Gewebedesorganisation; es erfolgt die Ausbildung der Klebdrüse. Die Gewebeumbildung lokalisiert sich auf eine scheibenförmige Gewebepartie (D, Fig. 13, 2). Sie besteht in hyaliner Verdickung der Zellmembranen, die intensiv Hämotoxylin speichern, im Ehrlich-Biondi’schen Farbengemisch sich grün färben, also basisch reagieren. Mit Jod und Schwefel- säure behandelt, tritt Zellulose-Reaktion ein. Um eine Zellulose- verschleimung scheint es sich jedoch nicht zu handeln, denn sie färben sich stark mit Rutheniumrot. Die Lage der Scheibe ist senkrecht zur Längsachse des Rostellums (Fig. 13,1, 2). Deckel- förmig sitzt sie im oberen Teil des Beutelchens, direkt unter den nun etwas nach vorn gezogenen Thecaestielchen Fig. 13, /, ein Längsschnitt in Richtung der Längsachse einer Theca bringt dieses zur Darstellung. Die Bildungszone der Scheibe ist, wie 28 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himamntoglossum hireinum Spr. oben angedeutet, subepidermal; die randliche Begrenzung beträgt 3—4 Zellschichten. An den Stellen aber, wo die T'hecaestielchen mit dem Rostellumgewebe in Kontakt kommen, hat die Gewebe- umbildung ‘auch an der Oberfläche statt. Die betreffenden Epi- dermal- und Subepidermal-Zellen erleiden zudem Gestaltveränderung; sie strecken sich senkrecht zur Oberfläche und strahlen basal di- vergierend in die Scheibe aus (Fig. 13,2). Es besitzt die Scheibe hier zwei schwache Höcker. Aber auch die nächstliegenden Epi- dermiszellen um die Berührungstelle, also die Zellen in der Über- wallungsfurche unterliegen der charakteristischen Umbildung. Sta- dium XIV (Fig. 14,7). Die so vervollständigte Scheibe tritt nun mit einer schmalen transversalen Zone breit zu Tage, mit Aus- nahme der Stellen, wo sie sich unter dem Hals des Rostellumfort- satzes hindurchzieht (Fig. 14, 2) und beiderseits mit den Basen der Thecae tangiert (Fig. 14, 7). Der Transversalschnitt der Scheibe ist schwach gewölbt (Fig. 15, 2). | Der Gewebedesorganisation unterliegt der halb ellipsoi- dische Komplex (X7), der unten an die Scheibe grenzt. Die Organ- bezeichnung Beutelchen erhält jetzt ihre Begründung, indem die Scheibe und dieser verschleimende Komplex den Inhalt desselben darstellen. Die Desorganisation macht sich schon im Stadium XII bemerkbar. Sie beginnt mit dem Verschleimen des Zellinhaltes, mit der Auflösung der Zellmembranen und endigt in der Bildung einer klebrigen, fast strukturlosen Masse. In Reaktion mit Jod und Schwefelsäure erweist sich diese Klebmasse durch ihre gelb- braune Färbung als Schleim. Noch vor der Blütezeit ist die Ver- schleimung des Bursicula-Kernes beendigt. Das Schleimklümpcehen breitet sich flach an der Grundfläche der Scheibe aus (Fig. 15,2). Es kommt zu einem Loslösen der Masse von der Beutelchenwand (Fig. 15,1. 2). Klebmasse und Klebscheibe bilden zusammen die Klebdrüse!) des Pollinariums. Der Übergang beider ist vermittelt; die Membranen der begrenzenden Scheibenzellen ragen in die Klebmasse und lösen sich hier auf. Während dieser stofflichen Umsetzungen des Beutelchen- inhaltes haben die Zellen seiner hinteren Wand im Bereiche der Klebmasse bemerkenswerte strukturelle Ausbildung erhalten. Die 3—4 daselbst wandbildenden Zellschichten bestehen aus parallel zur Oberfläche stabförmig gestreckten Zellen (Fig. 14,1.2, 15,1. 2). Die zuweilen auftretenden Stauungen verursachen die oft unregel- mäßige Umrißlinie. Diese bisweilen etwas viszinös aufgelösten Zellen bilden so ein elastisches Ligament, nach dessen zu erörtern- den Funktion wir es als Scharnier (C%) bezeichnen. Auf der dem Scharnier opponierten Seite beobachten wir in den medianen Längsschnitten (Fig. 13, 2; Fig. 14, 2) an der mit „I“ bezeichneten Stelle eine deutlich sich präformierende Rißlinie; eine vorgebildete Trennungslinie zwischen Bursicula und Rostellum- fortsatz. !) Klebdrüse in der Blütenbiologie, auch Klebmasse genannk, also im weiteren Sinne aufgefaßt. Heu Ber, Entwickl. der generat. Organe von Himanloglossum hireinum Spr. 29 Von Interesse ist der anatomische Bau des Rostellumfortsatzes. In medianen Längsschnitten noch junger Stadien (Fig. 9, 2) ist schon die Anlage eines dorsalen starken Gefäßbündels zu bemerken. Es zweigt von dem der Anthere ab und zieht sich bis in die Spitze des Rostellumfortsatzes (Fig. 13, 2). Von diesem Gefäßbündel leiten bogig abtreibende Parenchymzellen zu langgestreckten Ge- webeelementen (Zg) über, die konvergierend nach der Klebscheibe (D) strahlen. Die physiologische Deutung dieser allmählich ent- stehenden Struktur geht auf die eines wohlausgebildeten Leitungs- gewebes, bedingt durch die Steigerung des Stoffwechels in den Geweben des sich differenzierenden Beutelchens. Die große öko- logische Bedeutung, die dem bis jetzt immer etwas dubiosen Ge- bilde, dem Rostellumfortsatz, während der Anthese zukommt, wollen wir im nächsten Abschnitt zu begründen versuchen. Stad KV Fig. 15. Stad. XV: Blütenknospen vom 15. Mai 1912. Vergr. 30:1. I) Medianer Längsschnitt durch die Basis des Thecastielchens und des Beutelchens. 2) Querschnitt durch das Rostellum nach a—a. Parallel mit der Differenzierung des Rostellums geht die Weiterentwicklung der fertilen Anthere vor sich. Während die beschriebene äußere Form der letzteren gewahrt wird und nur in einer dem allgemeinen Wachstum der Organe entsprechenden Ver- größerung besteht, finden im Innern die für das Staubblatt charakte- ristischen Vorgänge statt. Wie im zweiten Kapitel des Näheren auszuführen ist, bildet sich das Antherengewebe aus in das sporo- sene Gewebe, in die Wandschichten und in die Epidermis. Von innen nach außen folgen sich auf das Archespor: das Tapetum, die zu verdrängende Schicht, die Faserschicht und die Epidermis. Jede Theca-Hälfte ist gesondertes Bildungszentrum. Die Trennung der Hälften erfolgt durch eine Lamelle sterilen Gewebes (Fig. 12, 17). Vorn schließt die Lamelle an die Epidermis an. Letztere zeigt gerade an dieser Stelle eine sich präformierende Rißfurche (r), die schon in ganz jungen Antheren als eine schraubenförmige Linie gekennzeichnet ist (Fig. 9,1; Fig: 11,13; Fig. 12,14. Es ist 30 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircinum Spr. dies die Anlage der bekannten Dehiszenzlinie der Antherenfächer In Stadium XII besteht die Präformierung bereits als tiefein- schneidende Furche (Fig. 12, 9. 10. 11). Im sporogenen Gewebe macht sich wie bei andern Ophrydeen frühzeitig die Sonderung in fächerförmig angeordneten Portionen ‘geltend; die Anlage der Massulae. Wie im Allgemeinen erfolgt auch hier mit der Heranbildung des Pollens die Resorption des Tapetums. Seine nicht aufgenommenen Bestandteile gehen in die viszinöse Substanz über, die die Massulae unter sich zur Pollenmasse zusammenhalten. Reichlich macht sich die Tapetumresorption an der Mittellamelle geltend. Die Auflösung ist so stark, daß der vordere Rand der Lamelle, mit der sie der Dehiszenzlinie folgt, ganz verschwindet. Das entstehende Viszin heftet die Pollenmassen beider T'heca-Hälften zusammen. Wie vorauszusehen ist, gestalten sich die Gewebedifferen- zierungen in den Thecaestielchen gleich wie im Hauptteil der Theca. Zu beachten aber ist, daß sich an seiner Bildung nur die äußere Hälfte der Theca beteiligt. Das sporogene Gewebe der äußern Hälfte besitzt also zum Unterschiede der innern eine spornartige Verlängerung. vÜber den untern Teil dieses Sporns stülpt sich dann handschuhförmig das Tapetum, die Wandschichten und die Epidermis. Bei der Pollenentwicklung in den Stielchen benötigt das spärlich vorhandene generative Gewebe nicht die gänzliche Resorption des Tapetums. Es bleibt ein Hohlzylinder von Tapetum zurück, in dem zerstreut Tetraden liegen. Die Desorganisation des Tapetumgewebes vollzieht sich aber dennoch im gleichen Sinne wie oben: Bildung von Viszin. Nur gestaltet sich der Vorgang weit üppiger: das Tapetum des Thecaestielchens liefert eine einheit- liche viszinöse Membran in Form eines Schlauches, als den wir die Caudicula erkennen. Nach oben erweitert sich die Caudicula trompetenförmig und löst sich netzförmig in die Viszinfäden der Pollenmasse auf. Seiten- ständig legt sich die viszinöse Basis der Innenhälfte der Pollen- masse an. Von den umhüllenden Zellschichten, Epidermis und Wand- schichten löst sich der Tapetumzylinder im Laufe seiner Des- organisation los. Eine bemerkenswerte Ausnahme macht eine kleine dorsale Zone am freien Thecaestielchen-Ende (Fig. 15, 1.2). Zu dieser Zone gehört auch die Stelle, wo das Thecastielchen dem Narbengewebe (speziell der Klebscheibe) aufliegt (Fig. 15,1. 2). Die Ursache dieser dauernden Verbindung liegt wohl in der stof- lichen Veränderung dieser Gewebepartie; sie zeigt dieselbe Gewebe- umbildung wie die Klebscheibe; ihre Zellmembranen verdicken sich hyalin, speichern intensiver Hämotoxylin und geben mit Jod und Schwefelsäure die Zellulosereaktion. _ Es hat sich also auf der hintern Wand der Epidermalhüllen des Thecastielchens ein fensterartiger Ausbruch differenziert, der sich auf Sohle und Ferse des Caudicula-Fußes legt. Die Membran der Caudicula ist an dieser Stelle demnach durch die Epidermis und die zwei Wandschichten verstärkt (Fig. 14, 1; Fig. 15,12). Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himanloglossum hireinum Spr. 31 Die Vorgänge in den Thecaestielchen verlaufen synchron mit den beschriebenen im Beutelchen. Es wird damit erklärlich, dab die stofflich gleich veränderten, aneinander gepreßten Organe Kleb- scheibe und Verstärkung der Caudiculabasis miteinander ver- schmelzen'). Es tritt also zwischen dem Antherengewebe und dem Fruchtblattgewebe eine sekundäre organische Verbindung auf. Damit ist die Entwicklung des Pollinariums abgeschlossen. Es be- steht eine kontinuierliche Verbindung zwischen Klebmasse und Pollenmasse, deren Provenienz mit den Angaben Wolfs über- einstimmt. In der Entwicklung soweit vorgeschritten, entsteigt der Blatt- rosette in raschem Wachstum der Blütenstand (Anfang Mai). Die kolbenförmige Blütentraube wird allmählich lockerer, die Blüten- helme der untersten Blüten werden gesprengt und mit der Resu- pination erfolgt das Entrollen der Lippenzunge. Mit der Drehung der Zunge um die eigene Achse endlich tritt die Knospe in das Blütenstadium ein. C. Anhang: Ökologische Beiträge. 1. Die Bewegung der Pollinarien. Es ist eine bekannte Erscheinung, daß bei der Bestäubung der meisten einheimischen Orchideen die Klebdrüse und damit das Pollinarium dem besuchenden Insekt an den Kopf geheftet wird. Die Pollenmassen neigen sich dann vornüber, so daß sie beim Be- such einer andern Blüte direkt auf die Narbe stoßen. So auch bei Himantoglossum?). Wenn Maeterlinck:) seiner Theorie zuliebe die Bewegung der Pollinarien nicht beobachtet hat, so ändert das an den Tat- sachen, wie sie uns Darwin in seinen vorzüglichen Untersuchungen ®) bietet, nichts. Günther Schmid) hat denn auf den Irrtum Maeter- links bereits schon aufmerksam gemacht. Die Form des herausgenommenen Pollinariums entspricht der Lage in der Anthere. Die Caudiculae stehen senkrecht auf der ı) Daß die Verbindung zustande kommt, ohne daß die entsprechenden Zellen in Klebstoff verwandelt werden, wie Wolf meint, a. a. O. p. 271, hat Pfitzer erwähnt, a. a. OÖ. p. 169. 2) Der Bestäuber von Heimanloglossum ist Adrena ptlipes F. (= A. car- bonarıa). Nach vergeblichem Suchen während drei Blütezeiten fand ich ım Sommer 1913 diese schwarze „Biene“, in einem Blütenstand rastend, am Kopf die gelblich-grünen Pollinarien von Heömantoglossum. Die Bestimmung des Insektes verdanke ich Prof. Dr. Standfuß Günther Schmidt, Zur Ökologie der Blüte von Hemantoglossum (Ber. d. D. Botan. Gesellsch. Bd. XXX. H. 8) hat schon 1912 mit einiger Sicherheit dieses Insekt als Be- stäuber angegeben, unter dem von Knuth, Handb. d. Blütenbiol., übernom- menen falschen Namen Athrena pilipes. ®) Maeterlinck, Die Intelligenz der Blumen. Jena 1907. *) Über die Einrichtungen, durch welche Orchideen durch Insekten be- stäubt werden. Übersetzung von Carus. Stuttgart 1899. 6) Günther Schmidt, a. a. O. 392 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spx. Haftfläche der Klebdrüse (Fig. 4, 2, punktiert). Von vorn gesehen (Fig. 4, I) divergieren sie unter einem Winkel von ca. 60 Grad. In ein bis drei Minuten nach Eintnahme (bei älteren Blüten früher als bei frisch aufgeblühten) treten die Pollenmassen in Bewegung. Die Bewegung erfolgt in zwei Richtungen des Raumes. Zum ersten findet ein Umbiegen (in natürlicher Stellung ein Senken) nach hinten statt (am Insektenkopf vornüber), die bis zur Parallel- stellung der Caudiculae mit der Haftfläche der Klebdrüse andauert (Fig. 4, 2), also eine Drehung um nahezu 90 Grad. Synchron er- folgt in zweiter Bewegungsrichtung das Schließen der Pollinarien bis zur gegenseitigen Berührung (Fig. 4, /, punktiert). In Schema Fig. 4, 5 ist die Bewegung perspektivisch dargestellt. Die Klebdrüse erstarrt indessen zur harten, glasigen Substanz. Der Drehpunkt dieser vektorialen Bewegung: ist die Basis der Caudiculae; aber nicht, daß sie sich in der halberstarrten Kleb- masse dreht. Die Basis selbst hat sich deutlich gebogen (Fig. 4, 2). Welches ist nun die motorische Kraft dieser Bewegung? Fig. 15a (siehe den Text). Daß der Antrieb durch die Schwerkraft erfolee, muß aufge- geben werden: Die Bewegung ist zwangsläufig und erfolgt in jeder Lage des Raumes. | Aufklärend über den Bewegungsantrieb ist folgendes Experi- ment: Von zwei Fläschchen mit Korkpropfen wird das I. mit etwas Calciumchlorid beschickt, das II. mit wenig Wasser und zur Ver- srößerung der verdunstenden Oberfläche mit einigen Fließpapier- schnitzeln versetzt. In die Bodenfläche des Korkes werden kleine zugespitzte Holzstäbchen gesteckt, die an ihren freien Enden ein aufgeklebtes Pollinarium tragen. Die Stäbchen für Gefäß II (H,O) werden vor Beginn des Versuches mit Wasser durchtränkt. Es zeigte sich nun (Fig. 15a): 1) In der trockenen Luft des Chlorcaleiumgefäßes I ist die Bewegung nach spätestens zwei Minuten bei allen eingesetzten Pollinarien beendigt. 2) Im II. Gefäß mit der Wasserdampf gesättigten Atmosphäre findet keine Bewegung statt. 3) Taucht man das Pollinarium nach ausgeführter Bewegung in HzO oder führt ihm längs des Stäbchens Feuchtigkeit zu, so erweist sich die Bewegung als reversibel. Die Pollinarien gehen Heuüußer, Entwickl, der generat. Organe von IHrmantoglossum hireinum Spr. 33 in ihre ursprüngliche Lage zurück. Wieder ins Chlorcalciumgefäß verfügt (II), tritt abermals die normale Bewegung ein. Die Versuche zeigen eindeutig, dab der Antrieb zur Bewegung auf Verdunstungsvorgängen beruht. Darwin erklärt die Bewegung mit der Formveränderung der Scheibe (= Klebdrüse): Die Vorderseite der Scheibe ziehe sich zusammen oder senke sich nieder, wodurch das Vorderteil vom Hinterteil durch eine plötzliche Stufe getrennt wird. Diese Angabe ist etwas unklar. Pollinarien, die ich frei herauspräparierte, auf den Öbjektträger klebte, beobachtete ich während der Bewegung unter dem Binocular-Mikroskop, ohne die geringste Formänderung der Klebmasse feststellen zu können. Fig. 4,4 zeigt die Klebdrüse vor der Bewegung, Fig. 4,5 nach der Bewegung. (Caudiculae über der Basis beidemal weggeschnitten, Fig. 4,5 in Zeichnung um 90 Grad gedreht.) Die Einsenkungen, von denen Darwin schreibt, können nur die in der Morphologie erwähnten Vertiefungen vor den Caudiculae-Insertionen sein. Aus den Figuren der Blütenentwicklung ist zu sehen, daß diese Löcher als Eindrücke der Thecastielchen vorgebildet sind (Fig. 15, 7). Die Unhaltbarkeit der Darwinschen Erklärung wird ferner durch folgenden Versuch gegeben: Bevor die Bewegung einsetzte, schnitt ich (das Pollinarium auf einem Öbjektträger befestigt) die Klebmasse dicht vor und hinter den Caudiculae weg (Fig. 4,6). Die Bewegung erfolgte aber mit derselben Eleganz und endigte mit demselben Effekt wie im normalen Zustand. Die bewegende Zone muß also anderswo gesucht werden und physiologisch-anatomisch faßbar sein. Nach dem Studium der Blüten- entwicklung fällt uns dies nicht schwer. Erinnern wir uns noch an die medio-dorsale Verstärkung der Caudiculabasis: Behandeln wir das reife Pollinarum mit Kalilauge, so werden diese Schildchen sichtbar; sie erinnern in ihrer Form an die Ligula mancher Gras- blätter. (Fig. 4, 7: Caudiculae mit Klebmasse von hinten.) Die stoffliche Verschiedenheit dieser Zone (s. S. 30) macht wahrscheinlich, daß hier größere Verdunstungsmöglichkeit vorhanden ist, als anderswo in der Caudicula. (Schon Wolf macht An- saben!) über die außerordentliche Resistenz des Viszins in seinen physikalischen Eigenschaften, was eben nur einer äußerst geringen Verdunstung zuzuschreiben ist.) Die Konsequenz davon ist: stärkeres Schrumpfen dieser Partie, wodurch eine Lokomotion der Pollen- massen nach hinten stattfindet. 2, Der Rostellumfortsatz. Nachdem wir die Pollinarienbewegung, dieses Juwel blüten- biologischer Einrichtung als eine Transpirationserscheinung erkannt haben, entsteht die Frage: Wie hindert die Pflanze die Auslösung t, Wolf, Th., a. a. O. an Herbarium-Material festgestellt. 34 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. des Vorganges in der Zeit, während welcher sie des Bestäubers harrt ? Es ist einleuchtend, daß sowohl durch die Bursicula als auch durch die Antherenfächer die Verdunstung bedeutend verringert wird. Möglich aber ist sie durch die Dehiszenzlinie der Anthere wie durch die Rißlinie zwischen Beutelchen und Rostellumfortsatz; und wäre groß genug eine funktionelle Störung hervorzurufen. Nicht nur dies, auch das Auftreten von Orchideen mit fast nackter Klebdrüse (z. B. G@ymmnadenia) beweist, daß außer Transpirationsschutz noch ein anderer wichtiger Faktor vorhanden sein muß. Und dieser kann natürlich nur in genügender Wasserversorgung der betreffenden Organe bestehen. Die Wasserversorgung erfordert ein vorzügliches Leitungssystem, das nun in vorteilhafter Weise vom Rostellum- fortsatz übernommen wird. Der anatomische Bau ist uns aus Vorhergehendem (S. 29) bekannt. Von der ganzen Länge des dor- salen Gefäßstranges nehmen langgestreckte Gewebeelemente ihren Ursprung und konvergieren gegen die Klebmasse. In dieser Rich- tung von hinten nach vorn, besitzt der Rostellumfortsatz Trichter- form. Die Querschnitte durch die Leitungsbahn werden vom Ge- fäßbündel bis zur Klebmasse stetig verjüngt; die Geschwindigkeit des Leitungsstromes aber wird dadurch vergrößert und auf die Klebmasse, Klebscheibe und Caudiculabasis konzentriert (Fig. 13, 2). Die Organe sind so feucht genug gehalten, um nicht in Funktion zu treten. Diese Auslegung anatomischer Tatsachen erklärt uns in be- friedigender Weise sowohl die Form, wie die ökologische Be- deutung des Rostellumfortsatzes. Seine Form ist ein vorzüg- liches Argument physiologisch bedingter Morphologie. Das physiologische Moment ist in diesem Falle die Leitung. Experimentell wird die physiologische Bedeutung des Ro- stellumfortsatzes in folgenden Versuchen bestätigt: 1. An frischem Blütenmaterial wurde mit einer Nadel das Beutelchen zurückgestülpt und weggelöst, ohne die Klebdrüse zu berühren oder in ihrer Lage zu stören. 2. Bei andern Blüten wurde mit einer Lanzettnadel der Ro- stellumfortsatz sorgfältig herausgestochen, ohne die angrenzenden Organe zu beschädigen. Nach einer Stunde kontrolliert zeigten alle, im Sinne von 1 veränderten Blüten unveränderte Pollinarien. Bei den Blüten mit amputiertem Rostellum (2) war die Pollinarienbewegung eingetreten; die Klebdrüsen der festgehaltenen Pollinien hatten sich im Beutel- chen in medianer Richtung um 90 Grad gedreht. 3. Das Beutelchen. Bei der Bestäubung wird das Beutelchen durch den Kopf des Insektes nach hinten gedrückt. Hört der Druck auf, so springt es in seine alte Lage zurück; ein Vorgang, der auf das automa- tisch wirkende Charnier zurückzuführen ist (S. 28) und beim Nicht- Heußer, Entwick]. der generat. Organe von Hemantoglossum hrreinum Spr. 35 anhaften der Klebdrüse von ökologischer Bedeutung ist (Trans- pirationsschutz). Noch vorher hat sich das Beutelchen ohne Mitwirken des Insektes vom Rostellumfortsatz losgelöst. Aus der Blütenentwick- lung ist bekannt, daß die entsprechende Rißlinie „/“ frühzeitig vorgebildet ist (S. 28). Wenn Darwin auf Grund seiner Experi- mente das Reißen als eine vitale Erscheinung auffaßt, kann ihm nicht bestimmt widersprochen werden. Zu gleichem Recht aber besteht: daß die geringste Gewebespannung den Vorgang mechanisch zu bewirken vermag. Selbst die von Darwin!) angewandten Nar- kotika können eine auslösende Turgorveränderung bedingen. II. Kapitel. Cytologie. A. Die Entwicklung des Pollens. Die Ausbildung des Antherengewebes erfolgt nach dem allge- meinen Typus. Aus der ersten subepidermalen Zellschicht (Periblem) (b Fig. 16, /) entstehen durch tangentiale Teilung die vier Schichten: Faserschicht (F’), später zu verdrängende Schicht (V), Tapetum (7) und die Archesporschicht (Sp). Fig. 16, 7 stellt ein Eckstück aus dem Querschnitt einer jungen Anthere dar, bei der das Periblem in Teilung ist. In der Abbildung 16, 2 (der untersten Blüte eines Standes vom 15. September entnommen) ist in einzelnen Periblem- zellen die Teilung schon bis zur Archesporbildung vorgeschritten. Während dieser Tangentialteilung treten die erstgebildeten äußersten Schichten in radial oder Querteilung, sie vergrößern, der innern Volumzunahme entsprechend, die Oberfläche des Organs. Das erste vollständige Entwicklungsprodukt einer Periblemzelle ist eine pyra- midale Zellgruppe, bestehend aus: zwei Faserschichtzellen an der Basis, zwei zu verdrängende Zellen, eine Tapetumzelle und zentral als Gipfel eine Archesporzelle (Fig. 16, 2). Nicht beteiligt an diesen Vorgängen ist die mediane Zone der Anthere im Bereiche des entstehenden Konnektivs; steril bleiben auch die durch die trans- versale Lamelle (Z) begriffenen Schichtzellen. Die Ausbildung der Archesporschicht wird also wie gewöhnlich auf die vier den zu- künftigen Staubfächern entsprechenden Stellen beschränkt. Die Unterscheidung der Zellen und Zellschichten ist noch rein topographisch; morphologische Verschiedenheiten sind noch keine zu bemerken. Kurze Zeit nach der Ausbildung der Archesporschicht, treten ihre Zellen in lebhafte Teilung. Die Deszendenten jeder Zelle be- wahren immer einen sichtlichen Zusammenhang, sie bilden keil- förmige Komplexe und begrenzen die Oberfläche mit etwas stär- keren Membranen (Fig. 16, 3). Aus den darauffolgenden Stadien (z. B. Fig. 16,4.5) wird klar, daß aus jeder dieser Zellgruppen 1). Darwin, a. ©. 36 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Homantoglossum hireinum Spr. eine Massula hervorgeht. Was Wolf und Hofmeister schon bei andern Ophrydeen ausgeführt haben, gilt also auch für Aemanto- glossum: Jede Archesporzelle bildet als Urmutterzelle des Pollens den Ursprung einer Massula. Wieso nun Engler!) dazu kommt, in diesem Vorgang einen „vollständigen Widerspruch“ zur Auf- fassung der Urmutterzellschichten von Warming?) zu sehen, ist mir nicht klar. Anderseits aber zeigt sich, daß die Anzahl der Massulae, auf dem Querschnitt durch eine reife Anthere gezählt, mit der Zahl der sich entwickelnden Periblem- zellen, imentsprechenden Schnitt durch ein junges Staub- blatt, überein stimmt: im Querschnitt einer Antherenhälfte sind es deren 14—20. Noch vor Eintritt des Winters vollzieht sich die Ausbildung: des sporogenen Gewebes in Pollenmutterzellen. Schon am 27. Ok- tober fand ich in den untersten Blüten eines kräftigen Standes entsprechende Teilungen nur noch spärlich (Fig. 16,4). In den Zellen der Wandschichten treten ausschließlich Quer- und Radial- teillungen ein. Im Tapetum sind in dem Zeitpunkt nicht selten beliebig gerichtete Kernteilungsfiguren zu beobachten, was zur Bil- dung mehrkerniger Tapetumzellen führt. Immerhin bleibt die ein- kernige Tapete überwiegend bestehen. Die weitere Entwicklung des sporogenen Gewebes besteht in allgemeiner Größenzunahme ihrer Elemente (Fig. 16, 5). Das Oytoplasma ist, besonders sterilen Zellen gegenüber, reichlicher, feinkörnig und dicht. Das Chromatin der großen Zellkerne hat sich vermehrt. Die Nukleolen, meist zwei in jedem Kern, haben sich gleichfalls vergrößert. Die damit in Zusammenhang stehende Resorption des Tapetums macht sich gegen den Frühling, bei vorgeschrittenen Blüten schon im Herbst geltend. Tinktionell ist dieses Gewebe gekennzeichnet durch die starke Speicherung von Hämotoxylin und die Grünfärbung der Zellkerne im Ehrlich-Biondischen Farbengemisch. Während des Monats März beendigen die Pollenmutterzellen als solche ihre Wachstumperiode (Fig. 16, 5). In den Zellkernen tritt das anfänglich gleichmäßig verteilte Ohromatin in mehr oder weniger linearen Fetzen auf (Fig. 17,2). In den Kernen vorge- schrittener Massulae legen sie sich an die Wand der Kernhöhle, die sich nun stark erweitert hat (Fig. 17,2. Der Nukleolus wird zentral gehalten und steht mit dem Chromatin in Verbindung. Damit beginnen die Vorbereitungen zur heterotypischen Teilung der Pollenmutterzelle. Der Chromatinbelag wird dünner (Fig. 17,5), reißt an einer Stelle durch und zieht sich zu dem für das Synapsis- stadium charakteristischen Klumpen zusammen (Fig. 17,4). Seine anfänglich massige, aber nicht homogene Struktur nimmt allmählich die eines Knäuels an. Das Synapsisstadium scheint, nach der !) Engler, A., Beiträge zur Kenntnis der Antherenbildung der Meta- spermen. (Jahrb. f. wissenschaftl. Bot. Bd. XX. 1876. p. 291.) ?) Warming, Untersuchungen über pollenbildende Phyllome und Kaulome. (Hanstein, hot. Abhandl. Bonn 1873.) HeuBßer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoylossum hircinum Spr. 837 Häufigkeit ihres Auftretens zu schließen, längere Zeit anzudauern. So fand ich an einem Blütenstand vom 23. März die Kerne des sporogenen Gewebes bei fast einem Drittel der Blüten in diesem Die 9 jungen Blüte eines Blütenstandes vom 15. September 1912. subepidermale Schicht (b) in Teilung. Vergr. 500:1. 2) Dasselbe aus einer älteren Blüte desselben Standes. Fig. 16. 1) Eckstück aus dem Querschnitt der Anthere einer Zustande. In den darauf folgenden Stadien beginnt der Knäuel sich zu lockern. Von ihm aus gehen feine Chromatinfäden, die mit ihren Enden oder Schlingen an der freien Wand der Kern- 500 :1. 500 :1. Ausbildung der Zellschichten aus dem Periblem. Verer. Vergr. 3) Stück eines Querschnittes der Anthere aus einer Blüte vom 27. Oktober 1912. 4) Dasselbe aus einer unteren Blüte vom 27. Oktober 1912. Vergr. 500 :1. Vergr. 500 :1. 5) Randstück aus dem Längsschnitt einer Anthere vom 23. März 1913. 38 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrimantoglossum hireinum Spr. höhle haften. Dieser häufig zu beobachtende postsynaptische Zu- stand läßt vermuten, daß die nun folgende Abwicklung des Knäuels durch eine rotierende Verschiebung des Chromatins dem Cytoplasma gegenüber hervorgebracht werde (Fig. 17,10). Wenn ich hier dem Chromatin das Cytoplasma und nicht vorsichtiger die Kern- höhlenwand gegenüberstelle, so tue ich es in der Überzeugung, daß in diesem Zustand eine Kernmembran nicht existiert, daß die Abgrenzung der Kernhöhle durch das Cytoplasma erfolgt. In dem nunmehr aufgelockerten Knäuel (Fig. 17,6) wird deutlich, daß er sich aus mehreren Fadenstücken zusammensetzt. Die Fäden sind noch etwas dünner geworden. Rosenberg!) gibt ihre Struktur bei Listera ovata als perlschnurförmig an. Bei Himantoglossum tritt gleichfalls eine gewisse ungleichmäßige Färb- barkeit des Fadens auf, aber nicht in dieser regelmäßigen Weise. Besonders schön zu beobachten ist in diesem Stadium (Fig. 17, 7) das zu zweien parallele Verlaufen von Fadenstücken. Die Ansicht der deutlich abgegrenzten Schleife „s“ macht es wahrscheinlich, daß es sich dabei immer um zwei gleich lange Stücke handelt. Die nun folgende Vereinigung dieser Paare führt zur Aus- bildung einheitlicher Fadenstücke (Fig. 17, 8), die ungefähr die doppelte Dicke wie diejenigen der Postsynapsis besitzen. Sie ent- sprechen also Teilstücken des Pachynemas Juels?). Damit ist der Kern in das Spiremstadium eingetreten. Die Chromatinfäden durchziehen die Kernhöhle in gleichmäßiger Ver- teilung. Ihre Selbständigkeit als zukünftige Chromosomen wird immer deutlicher; ihre Zahl aber ist noch nicht bestimmt zu ermitteln. Während in einer Massula gewöhnlich nur ein bestimmtes Stadium auftritt, scheint dies im Spirem nicht zuzutreffen. Es sind nämlich neben lockeren Knäuelformen (Fig. 17, 8) auch dichtere (Fig. 17, 9) zu beobachten und dabei alle Zwischenformen. Es ist möglich, daß es sich hier um eine kurz andauernde Entwicklungs- stufe handelt. Wahrscheinlicher aber sind es individuelle Größen- unterschiede in der Kernhöhle, was hier besonders auffallend wirkt. In dem in Fig. 17, 9 dargestellten Spirem weist das Faden- stück „a“ in der Mitte Zweiteiligkeit auf. Fig. 17, 9a zeigt diese Stelle gesondert. Die Teilstücke sind perlschnurförmig, die ver- dickten Stellen opponiert. Fig. 17, /0 zeigt stärker durchteilte Fadenstücke aus einem lockeren Knäuel. Dieser Zustand, den ich als Beginn einer Längsteilung des Spiremfadens kennzeichne, hat strukturelle Ähnlichkeit mit dem von Rosenberg bei ZListera ovata beschriebenen Endzustand der synaptischen Fadenverschmelzung. Wenn ich auch die Darstellung Rosenbergs nicht bezweifle, kann ich die an Hemantoglossum mir gebildete Auffassung nicht preis- geben, denn ich fand dieses Stadium mit den folgenden im nächsten Zusammenhang in derselben Anthere auftretend. !) Rosenberg, Zur Kenntnis der Reductionsteilung in Pflanzen. (Bot. Notiser. 1905.) ?) Juel,H.O., Die Tetradenteilung bei Taraxacum und andern Cichorien, (Kungl. Svensk. Vetensk. Acad. Handl. Bd. 39. No, 4.) ) IC Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireimum Spr. Nachdem die Längsspaltung der Spiremfäden durchgeführt ist, erfolgt ein rasches Zusammenziehen der 11 bis 14). elben (Fig. 17, S woA og] "OSOUINL -UEpL I !sısde *7:008T "A8a9A ZI—T "ULOISAOJUOOL (27 "(JOLyDS SsEmMI9 U9SHI HaBedu9wosowoayn 9dTuld) U9Y9S98 19Uy [04 osseq (97 Ta (#7 — II vMeog dop UOA Junge] u9syosrdA4010j0y aop oyyepdjerıoyenby ( "IOUONLIUOSOHAOA HAJOSSBA (O7 'SuUape I Sop Sunygedsssurg (26 ussjsog (2 "sısdeufsI4sog (9 ng "sısdeufg (F 'sısdeufseag (En Z ‚oppozroggnwuopfog "LT "SIE GI "uoyjfeygfeds aop Zunypıpao‘y pun ZunzanyaaA "umıpejswo "u92J9 ] U9ABOUT Ur yoIs JEWWwes umewoay, Seq (7 ads (6 "winıpeyswoards (8 "uonerndoy Die Teilstücke weichen dabei auseinander, bleiben aber mit ihren Enden als Chromosomenpaare (gemini) miteinander in Verb indung. 40 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrmantoglossum hireinum Spr. Durch die Verkürzung werden die Spalthälften dicker (Fig. 16), sie werden stäbchenförmig (Fig. 17,12), dann elliptisch (Fig. 17, 13) und schließen als kugelige Chromosomenpaare das Stadium der Diakinese (Fig. 17,14). Daß sich dieser Vorgang ziemlich rasch vollzieht, läßt sich aus ihrem Vorkommen in derselben Anthere schließen. Ihre Struktur ist nun homogen. Mit Sicherheit ist in diesem Zustand die haploide Chromosomenzahl festzustellen, indem jeder nicht angeschnittene Kern 12 solcher Chromosomenpaare besitzt. Die Kernkörperchen haben im Laufe der Entwicklung an Tinktionsfähigkeit verloren. In ihrem Innern machen sich all- mählich Vakuolen geltend. Die definitive Gestalt und Größe der Chromosomenpaare unter sich ist sehr einheitlich; es treten weder Ringe noch V-förmige Gestalten auf: Heimantoglossum besitzt ausnahmslos Kurz- Chromosomen. Eine zweite Längsteilung, wie sie vielerorts in diesem Stadium beobachtet wurde, ist nicht zu bemerken; selbst nicht bei ihrer Einordnung in die Äquatorialplatte und ihrer Wanderung an die Spindelpole. Es zeigen unsere Chromosomen also dasselbe einfache Verhalten wie es Ernst und Schmid!) für die vier Kurzchromosen- paare von Rafflesia Patma angeben. Ihre Einordnung in die Äquatorialplatte erfolgt in normaler Weise nämlich so, daß ihre Spaltflächen annähernd parallel zur Äquatorebene liegen (Fig. 17, 15. 16.) Das Verschwinden der Nukleolen scheint auch hier in Korre- lation mit dem Auftreten der Kernspindel zu stehen. Die Zug- fasern setzten an den Einden der hantelförmigen Chromosomen- paare an und befördern die birnförmigen Teilstücke nach den Spindelpolen (Fig. 17, 15.17). Gleichmäßig abgerundet gelangen sie hier an und treten in innige Berührung (Fig. 17,17). In einem wenig älteren Stadium (Fig. 18,7) gehen die Chromosomen wieder auseinander. Ihre Umrisse sind nun stark zackig, nach Gregoire durch das Ausziehen der verklebten Berührungsstellen verursacht: Die Chromosomen anastomisieren untereinander. Die Begrenzung der einzelnen Klumpen wird alsbald immer unschärfer (Fig. 18, 2), die Chromosomen gehen allmählich in das grobkörnige Tochterkerngerüst über. | Von der Anlage einer Membran zwischen den beiden Kernen ist keine Spur zu entdecken. In ein vollständiges Ruhestadium scheinen die Tochterkerne nicht zu gelangen (Fig. 18, 3). In den sporogenen Kernen der nächst unteren Blüte des gleichen Blütenstandes (14. April 1912) hat sich das Chromatin in 12 Chromosomen gesammelt. In der Äquatorialplatte erfolgt eine ähnliche hantelförmige Durchschnürung wie in der ersten heterotypischen Teilung. Ob es sich dabei um eine Längsteilung handelt, kann bei der kugeligen Gestalt der Chromosomen nicht festgestellt werden (Fig. 18,4). Das End- !) Ernst u. Schmidt, Über die Blüte und Frucht von Rafflesia. (Ann. d. Jardin Bot. de Buitenzorg. Ser. 2. T. XI. p. 1-58.) 41 generat, Organe von Himantoglossum hircinum Spr. Heußer, Entwickl. der 720097 18209 A 01-1 -I0A (07-8 "Sunpfiquepe "oyyepdjemoyenbVv (01 1707, (4 nn 9 uUoq[Psaop HUL9ISIOIJYVOL (G -UHWOSOWLIO Aud a9p Funfloonz (6 "yoIs OWWeS uBwoay,) seq (8 'suo]fog sop Zunge], anz Zunyrasog "SunfloL uoyostdkJoowoy A9p oyyepdjeriogenby (F_'9U19y.194yD0L A9p uorynyrIsuoyoy (g—1 ‚opozaagpnmuofog BT "SIE 42 Heuber, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hircinum Spr. produkt dieses Teilungsschrittes (Fig. 18, 5—7) ist die vierkernige Pollenmutterzelle.e Während die Enkelkerne in das Ruhestadium eintreten und die Kernkörperchen neu bilden, wird das Oytoplasma durch breitangelegte zu den Spindelachsen senkrecht stehende Zellmembran gevierteilt (Fig. 18, 6. 7). Das simultane Entstehen der Membranen bei der Bildung der Pollentetrade verdient be- sonderer Erwähnung, da dieses Verhalten sonst für die Dikotyle- donen charakteristisch ist.!) | In der Orientierung der Spindelachsen herrscht große Unregel- mäßigkeit. Bisweilen stehen sie senkrecht zueinander (Fig. 18,5), bisweilen parallel, häufiger aber in einer andern beliebigen Lage. Ihre Anordnung erscheint lediglich von der Gestalt der Pollen- mutterzelle abhängig zu sein. So findet man ‘in den flachen Massulae, wie sie an den Basen der Pollenmassen vorkommen, in den langgestreckten Pollenmutterzellen die Tetraden linear ange- ordnet. Dabei finden sich Kombinationen, wie sie Göbel für Neottzia nidus avis abbildet. Die Veranlassung, diese Formen zu erörtern, gibt die für die Orchideen bekannte Erscheinung des bleibenden Auftretens der Pollenkörner in Tetradenform. Das Stadium des einkernigen Pollenkorns bedeutet für dieses ein Ruhestadium von 2—3 Wochen. In den Antheren aus Blüten, die am 26. April 1912 fixiert wurden, sind die ersten Vorgänge der keimenden Mikrospore zu beobachten: Die Bildung des genera- tiven und vegetativen Kerns. Die Teilung wird eingeleitet, indem sich das Chromatin zu 12 eindeutig zählbaren Chromosomen sammelt. Anfänglich eckig (Fig. 18, 8) runden sie sich bald ab. Hierauf tritt eine merkwürdige Spaltung der Chromosomen in zwei Halbkugelnein. Die Teilstücke weichen wenig auseinander; es entsteht zwischen ihnen eine lichte Zone (Fig. 18, 9). Diese Zweiteilung, eine Art „Diakinese“ vollzieht sich bei vollständiger Erhaltung der Kernhöhle. Erst jetzt erfolgt der Einbruch des Cyto- plasmas und die Erstellung der dichten Äquatorialplatte (Fig. 18, 10). Die Spindel zeigt die gewöhnliche Orientierung: Der eine Pol, der vegetative, ist im Zentrum der Zelle gelegen: der generative an der Periphere. Die Spindelfasern des ersteren sind normal kon- vergierend, also einpolig,2) die des letzteren verlaufen annähernd parallel. Wie Frieman für Epipactis palustris angibt, haften auch diese mit ihren Enden, als feine Knötchen ausgebildet, an der Ober- fläche des Protoplasten. (Fig. 19, 7) zeigt die an die Pole gelangten rundlichen T'ochterchromosomen. Aus ihnen rekonstituiert sich hierauf der generative Kern (Fig. 19, 2). Der zentrale vegetative Kern ist lockerer gebaut als der kleine tingierbare generative. Sein Nukleolus ist bedeutend größer als der des letzteren. Der Phragmatoplast schreitet indessen zur Anlage der schalenförmigen 1) Dasselbe Verhalten hat Guignard schon 1882 für andre Ophrydeen beschrieben: Recherches sur le developpement de l’Anthere et du pollen des Orchidees. (Ann. 'se. nat. Bot. VA 12) ?) Frieman, Über die Entwicklung der generativen Zelle im Pollenkorn der monokotylen Pflanzen. [Diss.] Bonn 1910, gibt bei Epipaetis palustris die Vereinigung der Spindelfasern in zwei Polen an, | 43 >pr. comtumı manloglossum ht vb. Organe von Hi ale c l. der gene X | twice Heußer, En "T:0097 "1529 A 37—T 'yonepyosusjog wı Sunpjrqgdoazq-esomeg (37 'n II "yonejgosuspjfog AONeAassunyyoneg (O7 "Puaoyeunodg dep uoyogsJug (6 "usddnazaoyfomz uoproq Aop Junuusa]L (9 "usaeeduswosowoayN ZT Ur YOIS POWUBS SUION UHALILIOUNS SEP UNEWOAUIZ SeAq (Z "SU9JOUNIIONLT SOp 9sed wı oqjasseq (9 u9Uuaay uopIaogq u9p ur sOyanery9sua][od sOp Spum (G "UIONUPJJOF SPEPUSUWOYN (F 'UIONU9TTOA (E "SUIOM U9ALIEIOSOA Pun UHATJEIOU9S SEP Junpfig (3 UAONYUO]IOT WI UA9ISA9JY9OL (7 "6T IA ne: sur, U ee Dazmerc. le, 44 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrimantoglossum hircinum Spr. Membran zwischen den beiden Kernen; die generative Zelle wird linsenförmig abgetrennt. Allmählich wird sie kugelig. Das generative Cytoplasma hat sich als dünner Belag gleichmäßig um den Kern gelegt und wird nach außen durch die dunkle Zone der Membran beerenzt. In dieser Form beginnt die zentripetale Wanderung der generativen Zelle in das Cytoplasma der vegetativen. Formver- änderungen wie sie Frieman bei mehreren Monokotyledonen fest- stellte, treten in typischer Weise nicht auf; die generative Zelle bewahrt während ihrer ganzen Bewegung ihre rundliche Gestalt. Anfangs Mai, also 2—5 Wochen vor der Blütezeit, ist die definitive Ausbildung des Pollenkorns beendigt. | Bei der Färbung des Pollenkorns in Ehrlich-Biondi’schem Farbengemisch!) erweist sich der generative Kern durch seine Grün- färbung als basichromatisch, der „rote“ vegetative als oxichromatisch. Diese Differenzierung im Chemismus der Kerne (eines der schönsten Beispiele elektiver Färbung) tritt nicht in einem Teilungsschritt, sondern allmählich auf. Das Basichromatin ist während der Teilung im Pollenkern wie immer an die Chromosomen gebunden und wird den Tochterkernen gleichmäßig zugeführt. Erst während sie in das Ruhestadium eintreten, macht sich im vegetativen Kern ein all- mähliches Verschwinden des Methylengrün geltend, zu Gunsten des Säurefuchsin, dem Reagenz für Oxychromatin. Umgekehrt färbt sich der generative Kern mit Ausnahme des Nukleolus immer intensiver grün. An der Membran des Pollenkorns lassen sich Intine und Exine unterscheiden. Im Innern der Massulae sind die beiden Schichten schwer zu unterscheiden, werden aber deutlich bei der Keimung desPollens (Fig. 19,4), wo dieMembran des Pollenschlauches als Fortsetzung der Intine die Exine durchbricht. Deutlich sind sie ferner in den Zellen, die die Oberfläche der Massula bilden. Die Exine ist hier stark verdickt und kutinisiert; sie färbt sich stark mit Rutheniumrot. Ihre Riffung in den Außenwänden (Fig. 19, 5) erzeugt eine netzartige Skulptur. Kräftig entwickelt ist auch die Intine in diesen Außenwänden; sie legt sich schon in der Pollen- mutterzelle während der Vorbereitung zur heterotypischen Teilung an (Fig. 17, 3.4). Auffallend ist, daß die Intine dieser Außenwände zur Zeit der Tetradenteilung ihre größte Wandstärke erreicht. Während der Fertigstellung des Pollenkorns wird sie um die Hälfte bis ?/; Teile dünner; so daß man von einer Art Reserve-Öellulose sprechen kann. Nach ihrem Speicherungsvermögen von Soda-Corallin und Anilinblau handelt es sich um Mangins?) Callose, die er auch in den Pollen- körnern von Coniferen, Juncaceen und Cyperaceen feststellte. Die Größe des Pollenkorns beträgt ca. 25 u. Das Tapetum und die zu verdrängende Schicht sind in diesem Zeitpunkt verschwunden. Von der Faserschicht ist bisweilen auch die Innenmembran und das Protoplasma aufgenommen worden. Wand- verdickungen wie sie dieser Schicht allgemein eigen sind, fehlen. !) Die Einführung in diese Färbemethode verdanke ich der Freundlich- keit von Herrn Prof. Dr. Stauffacher in Frauenfeld. 2) Bulletin de la Soc. bot. 1892. Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. 45 Auf die Narbe gebracht, keimt der Pollen sofort. Schon nach 36 Stunden haben die ersten Pollenschläuche die Fruchtknotenhöhle erreicht. Mit dem Cytoplasma treten auch die beiden Kerne in den rapid wachsenden Pollenschlauch. Amöboid senkt sich zuerst der vegetative Kern in das enge Lumen, seine Gestalt wie den nachfolgenden generativen Kern stabförmig verändernd (Fig. 19, 4). Das ganze Protoplasma des Pollenkorns hält sich an die Spitze des Keimschlauches (Fig. 19, 5). Die entleerten Partien werden in ca. 0,2 mm großen Intervallen durch die Cellulosepfropfen ab- geschlossen (Fig. 19, //. 12). Beim Passieren des engen Frucht- knotenhalses findet ein Zusammenpressen des Schlauchbündels statt und damit eine noch stärkere Verengerung der Pollenschlauchlumen (Fig. 19, 6). Die Kerne, besonders der generative, werden dabei noch mehr gestreckt (Fig. 19,6). Während der vegetative immer mehr an Färbbarkeit verliert, seine Kontur dadurch unscharf ist, wird das Chromatin des generativen Kerns noch grobkörniger, dann brockig und zeigt sich schließlich in der Bildung einer Reihe von 12 hintereinander liegenden Chromosomenpaaren (Fig. 19, 7). Daß jedes Chromosomenpaar aus einem Chromosom entstanden ist, geht aus ihrer hantelförmigen Gestalt hervor. Dadurch wird wahr- scheinlich, daß dieses Stadium der Äquatorialplatte einer mitotischen Teilung entspricht, die infolge der Raumverhältnisse stark deformiert ist. Von einer Kernspindel ist indessen nichts zu bemerken. Wie nun in der Folge ein Auseinandergleiten der Tochterchromosomen vor sich geht, konnte ich nicht sicher festsellen. Immerhin scheint ein einfaches Verschieben der einen Reihe über die andere nicht stattzufinden: es scheint sich vielmehr um freie Wanderung des Chromosomen zu handeln. Dieser Punkt, der die Frage der Gleich- wertigkeit der Spermakerne umfaßt, ist an lebendem Materialzu prüfen. In älteren Stadien ist zu beobachten, wie sich zwischen den 12 vorderen und den 12 hinteren Chromosomen eine Lücke geltend macht (Fig. 19, 8), wie allmählich zwei Gruppen entstehen. Jede Gruppe rundet sich gesondert ab (Fig. 19, 9). Die Chromosomen lösen sich auf: das Resultat sind die beiden Spermakerne (Fig. 19, 10). Sie sind länglich, bisweilen kommaförmig und besitzen 1—- 3 Nuk- leolen. Die Bildung der Spermakerne erfolgt räumlich, wie schon erwähnt, im Hals des Fruchtknotens, zeitlich ungefähr 12 Stunden nach der Keimung. In der Fruchtknotenhöhle teilt sich das Schlauch- bündel, wie von andern Ophrydeen bekannt,') in sechs, seitlich den Plazenten verlaufende Stränge. Von hier aus erlangen die Schläuche die Plazentazweige und längs der Funiculi die Samenanlagen. B. Die Entwicklung der Samenanlage und des Embryosackes. Anfangs Frühling (Februar— März) treten an den Erhebungen der Plazentalappen die ersten Entwicklungsstadien der Samenan- !) Strasburger, Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang bei Phanerogamen. 1884. — Guignard, Sur la pollinisation et ses effets chez les orchidees. (Ann. d. Scienc. nat. botan. Ser. VII. T. IV. p. 202.) 46 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von FRrmantoglossum hireinum Spr, lagen als halbkugelige Anschwellungen auf (Fig. 20, 7). Jeder dieser Höcker besteht aus einer durch ihre Größe ausgezeichnete Subepidermalzelle, dem Archespor der Samenanlage, und der darüber sich wölbenden Epidermis. Durch die Teilungstätigkeit dieser Zellen, die sich ausschließlich in Querteilung äußert (Fig. 20, 2), entsteht nach kurzer Zeit ein abgerundeter Körper (Fig. 20, 3), ein schlankes Säulchen (Fig. 20, 4). Die Öberflächenzellen bilden dabei die einschichtige Hülle, während aus dem Archespor der einreihige axile Zellstrang hervorgeht. Der Querschnitt durch das Io 20. 1—6) Erste Entwicklung der Samenanlage, vor der Bestäubung. Vergr. 700:1. 1 u. 2) vom 10. April 1912. 3) vom 26. April 1912. 4 u. 5) vom 6. Mai 1912. 6) vom 15. Mai 1912. soweit entwickelte Ovulum besteht aus einer zentralen Zelle, um die sich 5-6 Epidermiszellen in einem Ring gruppieren. Die ausführlichen Darstellungen Hofmeisters!) über die Entstehung der Samenanlage von Orchis Morio gelten im großen und ganzen auch für Aömantoglossum. Nur was die Entstehung des Archespors anbetrifit, das nach Hofmeister aus einer ersten tangentialen Teilung der Scheitelzelle des Höckers hervorgeht, ), Hofmeister, a.2..0, Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Mimantoglossum hireimum Spr. 47 also epidermalen Ursprungs sein soll, kann ich nicht bestätigen; da ich eine entsprechende Tangentialteilung nie beobachtete. Eine auffallend große Ähnlichkeit in der Art der Ovulaanlage und ihrer Entwicklung zeigen außer den übrigen Orchideen!) auch die Rafflesiaceen.?) Anfangs Mai hat das Ovulum als leicht gekrümmtes Stäbchen seine Längenausdehnung als solches beendigt (Fig. 20, 4). Der immer noch einreihige axiale Zellstrang setzt sich meist aus neun Zellen zusammen. Die Gipfelzelle dieser Reihe zeichnet sich in der Folge durch ihre rapide Größenzunahme aus; sie wird zur Embryosackmutterzelle. Ihre anfänglich gleichen Schwesterzellen werden dabei scheibenförmig zusammengedrückt (Fig. 20,4. Auch die Epidermiszellen der Ovulumspitze, die die Embryosackmutter- zelle begrenzen, werden in Mitleidensaft gezogen; sie bedecken diese plattenförmig. In der Samenanlage bilden diese Zellen den Nucellus. Etwas verspätet geht mit der Differenzierung der Embryosack- mutterzelle die anatrope Krümmung des Ovulum vorsich (Fig. 20, 5.6). Sie wird, wie gewöhnlich, veranlaßt durch die auf einer Seite in halber Höhe des Säulchens eintretende stärkere Teilungstätigkeit der Epidermiszellen. Während nun die untere Hälfte ohne be- merkenswerte Formveränderung zum Funikulus der Samenanlage wird, findet an der obern gegenläufigen Hälfte die Ausbildung der Integumente in der bekannten Weise statt. Schon mit Beginn der anatropen Krümmung tritt an dessen Basis in den Oberflächen- zellen tangentiale und schiefe Teilung ein, es entsteht ein ring- förmiger Wulst: die Anlage der Integumente (Fig. 20, 5. 6). Ring- wallförmig erhebt sich zuerst das innere Integument über die Ovulum- spitze(den Nucellus), und läßt ihn allmählich in seine axiale Höhlesinken. (Fig. 21,1. 2.3; Fig. 22, 1.2.3). Über dem Knospenkern ver- engert sich das Lumen zum engen Mikropylenkanal (Fig. 23, 7. 2). Kurz nach dem innern Integument erscheint auch das äußere. Es besteht wie das innere aus zwei Zellschichten. Wie bei andern anatropen Ovula legt es sich nur an den, dem Funiculus abge- wendeten Partien des Wulstes an, also auf etwa ?/, Teilen seines Umfanges. Seitlich legt es sich an die Flanken des Funikulus und bildet mit diesem eine geschlossene Hülle um die innern Teile, die es in der Längenausdehnung rasch überholt hat (Fig. 23, 2). Im Knie des Ovulum sind die ursprünglich dem axialen Zellstrang ange- hörigen Zellen aufgelöst worden; an ihrer Stelle entsteht ein calotten- förmiger Hohlraum, der sich später auch seitlich, im Bereiche der innern Schicht des äußern Integumentes erweitert (Fig. 23,1. 2). Die äußere Schicht des äußern Integumentes, die die Höhle nach außen abschließt, zeichnet sich durch ihre stark gebauten großen Zellen aus: sie wird später zur Testa des Samens (Fig. 28, 4. 5). Zu Beginn der Blütezeit, in dem Zeitpunkt, wo auch die In- tegumentanlage erfolgt, hat die Embryosackmutterzelle als solche ‚Ihre Ausbildung beendigt. In einer der untersten Blüten eines !) Guignard, a. a. O. ?) Nach Ernst u. Schmid, a. a. O. 48 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. Blütenstandes vom 26. Mai 1913 finden sich die Embryosackmutter- zellen der meisten Ovula in den Vorbereitungsstadien zur hetero- typischen Teilung. Die beobachteten Bilder lassen sich leicht in eine Entwicklungsreihe zusammenfügen, die dem Entwicklungsgang der Pollenmutterzelle identisch ist. So zeigt Fig. 21,7! ein Spirem- Fig. 21. 1) Samenanlage, Embryomutterzelle im Spiremstadium 26. Mai 1913. Tag der Bestäubung. Vergr. 700:1. 2) Samenanlage, Embryosackzelle im Stadium der Diakinese. 26. Mai 1913. Tag der Be- stäubung. Vergr. 700:1. 3) Dasselbe. Embryosackmutterzelle in heterotypischer Teilung. 26. Mai 1913. Tag der Bestäubung. Vergr. 700:1. stadium, Fig. 21, 2 ein Endstadium der Diakinese, Fig. 21, 5 die Äquatorialplatte. Das Studium der folgenden Stadien wurde von hier an an be- stäubten Blüten ausgeführt. Über die Gewinnung vorerst folgende Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireimum Spr. 49 Fig. 22. I) Samenanlage: Embryosack- mutterzelle vor Beendigung der Tetradenteilung. 29. Mai 1913. Vergr. 700:1. Nach der Bestäubung. 2) Dasselbe, Tetradenteilung beendigt. 27. Mai 1913. Ver- gr. 700:1. Nach der Be- stäubung. 3) Samenanlage, Embryosack- kern in 1. Teilung. 26. Mai 1913, am Tag der Bestäubung. Vergr. 700:1. Heußer, Entwickl. der generat. Oreane von Himantoglossum hireimum Spr. y 8 I Angaben: Drei Blütenstände wurden vom Knospenstadium der Blüten bis zu ihrer vollständigen Entfaltung unter Gaze-Tüten gehalten. Am 26. Mai 1913 führte ich die künstliche Bestäubung aller Blüten aus. Vorsichtshalber wurde die Bestäubung als Fremdbestäubung ausgeführt, obschon sich bei den Versuchen von 1912 die Stock- und Selbstbestäubung anscheinend als gleich wirksam erwiesen hatten. Vom 26. Mai an wurden während der ersten vier Wochen jeden Abend zwei Blüten abgenommen, später in Intervallen von 2—3 Tagen, und in 70 °/, Alkohol fixiert. Die Ausführung dieser Arbeit während meiner Abwesenheit verdanke ich meiner Schwester Elise Heußer. Die Vorgänge bei der heterotypischen, wie bei der nach- Fig. 23. 1) Übersichtsbild der Samenanlage mit zweikernigem Embryosack. 2. Juni 1913, Vergr. 350 :1. 2) Dasselbe mit ausgebildetem Eiapparat. 2. Juni 1913. Vergr. 350:1, wie 15. Nach der Bestäubung. folgenden homöotypischen Teilung der Embryosackmutterzelle stimmen in der Hauptsache mit der Tetradenteilung in der Pollenmutter- zelle überein. Als davon abweichend ist die inbezug auf Cytoplasma inäquale Teilung zu erwähnen, die zu Gunsten der untersten Zelle ausfällt. Die Membranbildung erfolgt simultan (Fig. 22, 1), scheint aber ebenso häufig auszubleiben (Fig. 22, 2). Die Anordnung der vier Zellen ist wie gewöhnlich linear in Rich- tung der Längsachse. Häufig aber kommt es vor, daß die Spindel des obern Tochterkerns schief bis senkrecht zu der des untern steht (Fig. 22,71). Sobald die Kerne der Tetrade in das Ruhe- Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. 51 stadium eingetreten sind, macht sich eine fortschreitende Größen- zunahme der bevorzugten untersten Zelle bemerkbar; es handelt sich um die Bildung der Makrospore Die Volumzunahme geht hauptsächlich auf Kosten der drei übrigen Zellen. Sie werden calottenförmig zusammengeschoben und liegen dem jungen Embryo- sack als stark färbbare Kappe auf. Diese Entwicklungsstadien sind Fig. 24. 1—8) Entwicklung des achtkernigen Embryosackes. Vergr. 700:1. Vom 3.—9. Juni 1913. vorwiegend in den am 27. und 28. Mai fixierten Fruchtknoten auf- zufinden, also ca. zwei Tage nach der Bestäubung. Schon am 29. Mai ist die Keimung der Makrospore häufig zu beobachten. In rascher Entwicklungsfolge entsteht in den fol- genden Tagen durch freie Kernteilung der zweikernige, der vier- kernige und schließlich der achtkernige Embryosack (Fig. 24, 1—4). Im zweikernigen Embryosack erfolgt die Anlage der zentralen Va- 52 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hrmantoglossum hireinum Spr. kuole. Mit der Größenzunahme des Embryosackes während der folgenden Teilungen dehnt sie sich entsprechend aus und drängt die Descendenten der beiden Tochterkerne in zwei Vierergruppen auseinander. In das Ruhestadium eingetreten, scheinen die Kerne der mikropylar gelegenen Gruppe etwas größer als die der Basalen. Hierauf erfolgt die Wanderung der Kerne, das ist ihre Ein- ordnung zum Eiapparat. Um die beiden, der Mikropyle nächstge- legenen Schwesterkerne der obern Vierergruppe (Fig. 24,4) ver- dichtet sich das Cytoplasma (Fig. 24,6. 7.8) in Form von zwei parallelen, schlanken, birnförmigen Gebilden. Es sind die Syner- giden (Sy). Von den andern beiden Enkelkernen wird der obere zum Eikern (Z£%), der untere zum ersten Polkern (p.). Das um den Eikern geballte Cytoplasma zeigt häufig ähnlich den Syner- giden die Form eines hängenden Tropfens. Von der untern Vierer- sruppe treten die drei tiefstgelegenen Kerne an der Basis des Embryosackes als die Antipoden zusammen. Der vierte Kern wan- dert als zweiter Polkern (p.) im wandständigeen Cytoplasma dem ersten Polkern entgegen, der sich gleichfalls in zentrepetaler Bewegung befindet (Fig. 24, 6. 7). Ihre Vereinigung zum sekundären Embryo- sackkern (pı + 2) ist aber meist erst während der Befruchtung zu beobachten. Der Embryosack ist indessen noch größer ge- worden, 80—100 u lang; die verdrängten Tetradenzellen sind bis auf eine dunkle Linie verschwunden. Der Nucellus und die innere Schicht des innern Integumentes zeigen gleichfalls Resorptionser- scheinungen. Die Kerne der Antipoden und der beiden Syner- siden verlieren allmählich ihre körnige Struktur: sie werden massig und stärker färbbar: Anzeichen der beginnenden Desorganisation. In diesem Zustand ist der Embryosack resp. der Eikern befruch- tungsfähig. In dem Fruchtknoten vom 2. Juni 1913 sind befruchtete Samenanlagen nicht selten. Überblicken wir den zeitlichen Verlauf der Entwicklung der Samenanlage, so fällt uns die übermäßig rasche Fertigstellung der- selben nach erfolgter Bestäubung auf. Hildebrand!) war der erste, der diese Reizwirkung des keimenden Pollens auf die Entwicklung der Samenanlage als eine für die Orchideen allgemeine Erscheinung beobachtete. Als Zeitraum zwischen der Bestäubung und der Be- fruchtung gibt er für Hlömantoglossum (= Orchis hircina) drei Wochen an; bemerkt aber dazu, daß die kalte Witterung auf die Entwicklung vielleicht verzögernd eingewirkt habe Guignard?) setzt das Intervall (für Loroglossum) auf 15 Tage fest. In meinen Versuchen treten die ersten befruchtungsfähigen Ovula schon am 6. Tage nach der Bestäubung auf. Es ist wohl möglich, dab bei diesen differenten Angaben Witterungsverhältnisse mit spielen; der Hauptfaktor aber liegt, wie ich glaube, in dem weniger oder mehr vorgeschrittenen Entwicklungszustand der Samenanlage zur Zeit !) Hildebrandt, Die Fruchtbildung der Orchideen, ein Beweis der doppelten Wirkung des Pollens. (Bot. Zeitg. 1863. p. 329.) ?2) Guignard, Sur la pollinisation et sets effets chez les orchidees. (Ann. des Seiene. natur. Botan. Ser. 7. T. IV. p. 225.) Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Aimantoglossum hircinum Spr. 53 der Bestäubung. Mit dieser Vermutung berühre ich einen Punkt, der meines Erachtens in früheren Arbeiten nicht genug betont wurde: Guignard beobachtete, daß bei tropischen Orchideen die Samenanlagen in den Blüten in einem primitiven Entwicklungs- stadium verharren, bis die Bestäubung eintritt: die Bestäubung löste also hier die Weiterentwicklung der Anlagen aus. Bei Himantoglossum dagegen konnte ich in einer unbestäubten Blüte zweikernige Embryosäcke beobachten, und es ist anzunehmen, daß die Entwicklung bis zum achtkernigen Embryosack vorschreitet, denn die Fertigstellung des Eiapparates erfolgt ohne großes Materialbedürfnis: die Bestäubung bewirkt also lediglich eine Beschleunigung in der Weiterentwicklung der Samen- anlage und nicht diese selbst. Natürlich sind diese Unterschiede nur graduell; dazwischen können alle Übergänge existieren, je nach- dem die Erwerbung dieses Ökologismus mehr oder weniger weit vorgeschritten ist. C. Die Befruchtung. Die ersten Untersuchungen über die Befruchtung der ein- heimischen Orchideen, darunter auch Hiöümantoglossum, stammen von Strasburger aus den Jahren 1877!) und 18842). In einer Kontroverse zu den unter neuen Gesichtspunkten (Doppelbefruch- tung) ausgeführten Arbeiten von Nawaschin°) über tropische Orchideen macht der erstgenannte Autor diese Objekte nochmals zum Gegenstand der Untersuchung). Meine Beobachtungen be- gann ich, ohne diese letztere Literatur zu Kennen und bewahrte vielleicht gerade dadurch die zu cytologischen Untersuchungen nötige Objektivität. Wie bekannt ist, wird die Mikropyle durch den Pollenschlauch erreicht, indem er sich an die Oberfläche der Plazentalappen und des Funikulus hält. Bei seinem Eindringen in den engen Mikro- pylenkanal wird dieser ziemlich geräumig erweitert. Der Wider- stand, der sich diesem Vorgang bietet, bedingt wohl die gewundene, oft aufgeblähte Gestalt des Schlauches vor der Mikropyle Auch beobachtete ich an dieser Stelle einigemale sackförmige Aus- buchtungen, Anlagen von Seitenzweigen, die nach den Beobachtun- gen Nawaschins an Juglans regea>5) ebenfalls durch Widerstand- verhältnisse zu erklären sind. Der Eintritt des Pollenschlauches und die Wanderung der Spermakerne durch den Mikropylenkanal scheint ziemlich rasch vor sich zu gehen. Im flagranti konnte ich sie nämlich nur einmal beobachten; es wäre denn, daß dieser Vor- 1!) Strasburger, Über Befruchtung und Zellteilung. 1877. 2) Strasburger, Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang bei Phanerogamen etc. 1884.) ®) Nawaschin, Über den Befruchtungsvorgang bei einigen Dikotyledonen, (Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch. 1900.) *) Strasburger, Einige Bemerkungen zur Frage der „Doppelten Be- fruchtung bei Phanerogamen“. (Bot. Zeitg. 1900.) 5) Nawaschin, Zur Entwicklungsgeschichte der Chalazogamen J. regra und J. nigra. 54 Heubßer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. gang sich zu einer gewissen Tageszeit vornehmlich vollzieht. Während nun die Hauptmasse des Pollencytoplasmas in dem extra- ovulären Schlauch zurückbleibt, wird ein kleiner Teil!) desselben mit den Spermakernen in den Embryosack entleert. Durch das Plasma einer der Synergiden gelangen die letzteren in das Innere des Embryosackes. Sie runden sich dabei ab und erlangen bis- weilen annähernd die Größe der andern Kerne (Fig. 25,7). Das eingeführte Cytoplasma breitet sich an der Spitze des Embryo- sackes calottenförmig aus (Fig. 25, 1.2.3.4). Diese „Kappe“ ist Fig. 25. 1) Eintritt der Spermakerne in den Pollenschlauch; Vereinigung der beiden Polkerne. 2) Verschmelzen der generativen Krone. 3) Befruchteter Eikern. Der zweite Spermakern bleibt in der Nähe der Synergiden stecken. 4) Anormale Doppelbefruchtung. 1—4 Vergr. 700:1. nun zweifellos identisch mit der von Strasburger beschriebenen Synergidenkappe, die er aus dem Fadenapparat der Synergiden entstehen läßt. Einen Zusammenhang: dieser Calotte mit den Syner- giden konnte ich entwicklungsgeschichtlich nicht feststellen. Sie ist erst im befruchteten Embryosack zu beobachten. Anderseits scheint ihre Zusammengehörigkeit zum Pollenschlauch so eindeutig (Fig. 25,1. 3.4), daß ich sie als Bestandteil des männlichen Game- tophyten anspreche. !) Ob es sich dabei um das männliche Cytoplasma (Cytoplasma der ge- nerativen Zelle) handelt, konnte nicht festgestellt werden, der Masse nach wäre dies möglich. Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Ilimantoglossum hircinum Spr. 55 In seiner letzten umfassenden Arbeit über die entwicklungs- geschichtliche Stellung der Chalazogamen Juglans regia und Jug- lans nigra findet Nawaschin als primitives Merkmal derselben das Abwerfen des männlichen Cytoplasmas im Embryosack. Bei den höhern Angiospermen werden die Spermakerne schon im Pollenkorn oder doch im Pollenschlauch frei, d. h. die generative Zelle ist nicht mehr abgegrenzt, was auch für Aeömantoglossum zutrifft. Wenn wir nun aber dennoch wahrscheinlich machen, daß mit den Spermakernen auch Cytoplasma in den Embryosack ein- tritt, so ist dieser Vorgang im Vergleich mit dem Verhalten niederer Angiospermen doch als abgeleitet aufzufassen und beeinträchtigt die phylogenetischen Schlüsse Nawaschins nicht. Die beiden Spermakerne wandern gewöhnlich hintereinander ins Innere des Embryosackes (in Fig. 25,7! sind sie nebeneinander). Der erste Spermakern legt sich seitlich an den Eikern und ver- schmilzt allmählich mit diesem (Fig. 25, 2.4). Während der Ver- schmelzung, oft auch etwas später, wird der Synkaryon mit einer dünnen Schicht dichten Cytoplasmas durch eine Membran abgegrenzt (Fig. 25, 2). Nach der Vereinigung zeigt der befruchtete Eikern meistens zwei Kernkörperchen; hin und wieder sind aber auch sie zu einem einzigen verschmolzen (Fig. 25, 3). Über das Verhalten des zweiten Spermakerns war ich lange Zeit im Unklaren. Seine Verschmelzung mit dem sekundären Embryosackkern kam mir nur ein einziges Mal zu Gesicht. Um so häufiger aber ist neben den desorganisierten Synergiden ein Kern zu beobachten, dessen Herkunft vorerst fraglich erschien. Um einen Synergidenkern kann es sich nicht handeln, er ist völlig intakt, und häufig sind die beiden Desorganisationsprodukte der erstern zugleich wahrzunehmen. Daß der vegetative Kern in den Embryosack eingedrungen sei, ist ausgeschlossen; er wird schon im Pollenschlauch aufgelöst. Es kann sich also nur um den zweiten Spermakern handeln. Noch im mehrzelligen Embryo ist er im außerembryonalen Cytoplasma des Embryosackes zu beob- achten, wo er allmählich aufgenommen wird (Fig. 26, 1. 3. 5). Bestätigt wird seine Identität durch das in Fig. 25, 4 abgebildete Präparat: es ist dies der erwähnte Ausnahmefall, wo die zweite Befruchtung stattfindet, und nun auch der fragliche Kern in seiner gewöhnlichen Lage fehlt. In seinen „Neuen Untersuchungen“!) berichtet Strasburger vom zweiten Spermakern, daß er zwischen den Synergiden ver- bleibe und hier aufgenommen werde. Wenn er bei der Durchsicht seiner Präparate 19002) im Zeichen der Doppelbefruchtung seine ersten Beobachtungen widerruft, so glaube ich gerade daraus schließen zu dürfen, daß er die gleichen Bilder beobachtete, daß er in seiner ersten Abhandlung den Gesamteindruck über das Ver- halten des zweiten Spermakerns beschreibt und in der letzteren !) Strasburger, Neue Untersuchungen etc. (a. a. OÖ. 1884.) ?) Strasburger, Einige Bemerkungungen etc. (a. a. O. 1900.) 56 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Hoömantoglossum hireinum Spr. zu dessen Widerlegung Argumente benützt, die nach meinen Beobachtungen bei Hemantoglossum als Ausnahmefälle aufzu- fassen sind. Das Ausbleiben der Endospermbildung ist bei Orchideen eine normale Erscheinung. Die Ursache glaubt Nawaschin!) auf Grund seiner Befunde an tropischen Orchideen, in der unvoll- ständigen Verschmelzung des zweiten Spermakerns mit den beiden Polkernen suchen zu müssen. Darin findet er auch Anhaltspunkte, die zweite Befruchtung als wirkliche Befruchtung aufzufassen. Strasburger?) widerlegt Nawaschin, indem er die mangelhafte Verschmelzung bei Tulipa swlvestris®) anführt, wo dennoch die Endospermbildung eintritt. Wie Strasburger, vermute ich die direkte Ursache des Ausbleibens der Endospermbildung in dem frühzeitigen resorbieren- den Angriff des Embryosackkerns durch den Keimkern. Diesen Umstand möchte ich auch für das Ausbleiben der Doppelbefruch- tung verantwortlich machen. Es ist anzunehmen, daß zwischen den kopulierenden Kernen eine gewisse Attraktion besteht. Daß diese mit der einsetzenden Degeneration des sekundären Embryosack- kerns zwischen diesem und dem zweiten Spermakern aufgehoben wird, ist so verständlich, wie der Verlust des Teilungsvermögens des ersteren. Die. einfache Befruchtung von Himanto- glossum ist also als eine sekundäre Erscheinung auf- zufassen. D. Die Embryologie. Unmittelbar nach dem Verschmelzen der Geschlechtskerne hebt die Entwicklung des Embryo an. Die erste Teilung erfolgt quer zur Achse des Embryosackes; sie ist in bezug auf das Cyto- plasma inäqual zu Gunsten der obern, meist pyramidalen Tochter- zelle (Fig. 26, 7). Nach kurzer Ruhe teilt sich diese obere Zelle in gleicher Weise wie die Mutterzelle (Fig. 26, 2). Der Embryo besteht nunmehr aus einer Reihe von drei übereinanderliegenden Zellen (Fig. 26, 3). Wie in folgendem auszuführen ist, bildet der dreizellige Embryo den Ausgangspunkt der morphologischen !) und vielleicht auch biologischen Differenzierung des Embryo. (Schema zur Übersicht der Embryoentwicklung, Fig. 29.) In der untersten, nunmehr ältesten Zelle tritt nächstfolgend Längsteilung ein (Fig. 26,4). Hierauf teilt sich die oberste Zelle wieder quer (Fig. 26,5) und aus der mittleren des dreizelligen Embryo entsteht durch Längsteilung eine Zweiergruppe, deren Spindelachse senkrecht zu derjenigen der basalen Gruppe steht (Fig. 26, 6). Die beiden Kerne dieser letzteren Zellen haben sich indessen stark vergrößert und gehen gleichzeitig in Teilung; es entsteht eine basale Vierergruppe. Nach Beendigung dieser Teilung !) Nawaschin, Über den Befruchtungsvorgang etc. (a. a. ©. 1900.) ?) Strasburger, Einige Bemerkungen ete. (a. a. O. 1900.) ®) Guignard, L’Appareil sexuel et la double fecondation dans les tulipes. (Ann. bot. Scienc. nat. Ser. 8. T. XXL) Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hıreinum Spr. 57 ist in Fig. 26, 7 die oberste plasmareichste Zelle schon wieder im Teilungsstadium der Äquatorialplatte. Die diploide Chromosomen- zahl ist hier mit ziemlicher Sicherheit festzustellen. oe Ver Non or " n ’ ) ie ER B 7 Y, ‘ (T "u ee N Je = DR Br rel Fig. 26. 1) Zweizelliger Embryo. 2) Dasselbe, obere Zelle in Teilung. 3) 3-zelliger Embryo. 4) 4-zelliger Embryo. 5) Dasselbe, obere Zelle in Teilung. 6) 6-zelliger Embryo. 7) 8-zelliger Embryo, oberste Zelle in Teilung. In den Spindelzellen der K-Teilung in 5 und 7 sind centrosomenähnliche Körper zu beobachten. 8) 9-zelliger Embryo. Unterste Suspensorzelle in Teilung. 1—8 Vergr. 700:1. Bei dieser Teilung beobachtete ich in den Spindelporen centrosomenähnliche Gebilde Die Durchsicht meiner Präparate ergab, daß diese Erscheinung nur bei der Teilung der Suspenso- 58 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireinum Spr. zellen wahrzunehmen ist. Um nähere Angaben über die Natur dieser „Centrosomen“ zu machen, sind meine Präparate noch zu spärlich vorhanden. Hervorheben möchte ich jedoch ihr auf diese ersten Stadien der Ontogenese beschränktes Auftreten, ein Ver- halten, das sich mit dem Vorkommen von Centriolen in Fucus- Keimlingen parallelisieren läßt. Die nächstfolgende Teilung, eine Querteilung, vollzieht sich in der drittobersten Zelle; sie ist in diesem Momente die älteste (Fig. 26, 8). Die . darunter liegende Zweiergruppe geht in eine Vierergruppe über und aus den vier basalen Zellen entstehen durch gleichzeitige Teilung deren acht (Fig. 28,7). Fig. 27. Samenanlage mit Embryo. Der Suspensor schiebt sich aus den Integumenten. 12. Juni 1913. Vergr. 200 :1. Indessen zeigen die vier in einer Längsreihe angeordneten Descedenten der obersten Zelle des dreizelligen Embryo (vergl. Schema Fig. 29) starke lineare Streckung; sie schieben sich durch die Mikrophyle aus den Integumenten in der Richtung des Funi- culus (Fig. 27), bis die oberste Zelle das Plazentagewebe erreicht (Fig. 28, 2). Sie bohrt sich bisweilen förmlich in dasselbe hinein (Fig. 28, 3), was auch Treub!) für O. latifolia angibt. Als Sus- pensor tritt dieser Zellstrang hierauf in Funktion und ermöglicht dem Embryo die direkte Nahrungszufuhr aus der Plazenta. Ist der Funiculus ziemlich lang, so wird die Zahl der Suspensorzellen !) Treub, Notes sur l’embryogenie des quelques Orchidees. (Abhandl. d. Königl. Akad. 19. Deel. Amsterdam 1879. p. 12.) Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himanloglossum hireinum Spr. 59 durch Querteilung erhöht. Maximal beobachtete ich deren sieben (Fig. 28, 2). Nach Marschall Ward!) ist bei Gymnadenia conopea die Zahl der Suspensorzellen noch bedeutend größer. 1) 10-zelliger Embryo. 11. Juni 1913. Vergr. 350 :1. 2) 12- u. 7-zelliger Embryo tritt mit dem Suspensor an die Placenta. 16. Juni 1913. Vergr. 350:1. 3) Ausgebildeter Embryo in Längsschnitt. 24. Juni 1913. Vergr. 350:1. 4) Querschnitt durch den Samen. Die Testa umgibt den Embryokörper. Vergr. 350 :1. 5) Reife Samen von vorn und von der Seite. Vergr. 70:1. In der mittleren und unteren Zellgruppe finden abwechselnd nochmals je zwei Teilungen statt, so daß der sechzehnzellige Embryo ı) Zitat aus Coulter & Chamberlain, Morphology of Angiosperms. 2. Ed. London 1904. Heubßer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hıreinum Spr. 60 Ö Bo 2 ur >---QD-->---® Ss > 5 [N 3 US S SS . IS N N m Susnen - BJ]; 4 -sLellig Plzuwirf zellen ! F Schema zur Entwicklung des Embryos. . Heußer, Entwickl. der generat. Organe von ARmantoglossum hircinum Spr. 6] 52—56zellig!) wird (Fig. 28,3). In diesem Stadium ca. 4 Wochen nach der Bestäubung beendigt der Embryo seine Entwicklung: die Anlage ist zum Samen geworden. Die Zellen des Embryo- körpers werden mit Reservestoffen vollgepfropft; der Suspensor schrumpft darauf zusammen und zieht sich in die Tresta zurück (Fig. 28, 5). Im Anfang der Entwicklung des Embryo wird der sekundäre Embryosackkern, der zweite Spermakern und die Antipoden all- mählich aufgenommen (Fig. 26, /—68). Ihre Degeneration macht sich in ihrem starken Tinktionsvermögen geltend. Nachher greift die Resorption auch auf die Hüllschichten des Embryosackes über, und nachdem der Embryo durch den Suspensor in direkte Ver- bindung getreten ist mit der Plazenta, ist der Nucellus, das innere Integument, und die innere Schicht des äußern Integumentes auf- genommen worden. Die Zellen der äußern Schicht haben ihr Protoplasma gleichfalls verloren; die Außenwände sind verschwun- den, während Innen- und Seitenwände stark verdickt sind und treppenförmige Verdickungsleisten zeigen (Fig. 28,4). Der Bau der Testa erklärt die bekannte Unbenetzbarkeit des Orchideen- samens?). Über die Gliederung des morphologisch einheitlichen Embryo- körpers möchte ich abschließend folgende theoretische Erwägungen anstellen: Aus der Biologie des keimenden Samens tropischer Orchideen ist ihre Pilzsymbiose eine bekannte Tatsache. Wenn auch die Bestätigung dieser Erscheinung für die einheimischen Orchi- deen noch aussteht, so ist doch an ihrem ähnlichen Verhalten nicht zu zweifeln. Nach Burgeff?:) erfolgt der Eintritt der Mykorrhiza in den Samen durch den Suspensor und befälllt die darunter liegenden Zellen. Nach seinen Abbildungen von ZLaelio-Cattleya sind es un- gefähr ein Drittel der Zellen des Embryokörpers, die als Pilzwirt- zellen fungieren. Auf Hrmantoglossum bezogen, würden diese Zellen nach ihrer Anzahl und Lage der Zellgruppe entsprechen, die als Stammzelle die mittlere Zelle des dreizelligen Embryos be- sitzt (vergl. Schema Fig. 29: die Suspensorzellen sind durch leere Kreisflächen markiert; Pilzwirtzellen punktiert, die übrigen des Embryokörpers schraffiert). Es ist also morphologisch die Möglich- keit einer frühzeitigen Lokalisierung dieses biologisch so wichtigen Faktors vorhanden, die Fähigkeit der Pilzbewirtung oder, genetisch gesprochen, die Unfähigkeit der Pilzinfektion zu widerstehen. Zusammenfassung. 1. Die Anlage der Blütenorgane in entsprechenden Kreisen erfolgt ungleichzeitig; die Abnormität scheint !) Diese theoretisch ermittelte Zahl stimmt mit der aus einem Querschnitt berechneten überein. 2) Burgeff, Die Wurzelpilze der Orchideen. Jena 1909. 3) Burgeff, Die Anzucht tropischer Orchideen aus Samen. Jena 1911, 632 Heußer, Entwickl. der generat. Organe von Himantoglossum hireimum Spr. durch die Deckblattanlage mechanisch verursacht zu sein. 2. Die Anlage der Staminodien ist ursprünglich medio-dorsal. Ihre Lage ist für dasDiagramm nicht ein- wandfrei zu verwenden. 3. Die Bewegung der Pollinarien ist eine Transpi- rationserscheinung. Sie erfolgt durch das Zusammen- ziehen, Schrumpfen der Rückseite der Caudiculabasis. Die Caudicula entsteht aus dem Tapetum; in der sich kontrahierenden Zone ist sie durch Wandschichten und Epidermis verdickt. 4. Der Rostellumfortsatz ist ein wohlausgebildetes Leitungsorgan. Seine physiologische Bedeutung besteht in genügendem Feuchthalten der Caudiculabasis und der Klebdrüse, um die Auslösung der Bewegung und das Eintrocknen der Klebmasse zu verhüten. Dieses physio- logische Moment erklärt auch die Form des Rostellum- fortsatzes. 5. Himantoglossum besitzt in der geschlechtlichen Generation 12 Kurz-Chromosomen. 6. Bei der Teilung des Pollenkernes tritt vor der Einordnung der Chromosomen in die Äquatorialplatte Zweiteilung ein. 7. Die Teilung des generativen Kerns erfolgt im Pollenschlauch ca. 12 Stunden nach der Keimung. Die Ausbildung einer Spindel findet nicht statt. 8. Die Bestäubung beschleunigt die Entwicklung der Samenanlage. 9. Die äußere Schicht des äußern Integumentes bildet mit den dorsalen Funiculuszellen die Samentesta. 10. Bei der Befruchtung tritt mit den Spermakernen Pollenschlauch-Cytoplasma in den Embryosack. 11. Eine Doppelbefruchtung findet gewöhnlich nicht statt; der 2. Spermakern bleibt in der Nähe der Syner- giden stecken und wird wie der sec. Embryosackkern und die Antipoden durch den Embryo aufgenommen. 12. Die Entwicklung des befruchteten Eikerns setzt direkt nach der Verschmelzung ein. 13. Der dreizellige Embryo ist der Ausgangspunkt der morphologischen und biologischen Differenzierung des Samens. Aus der obersten Zelle entsteht der Sus- peusor; aus den beiden untern der Embryokörper. Es ist möglich, daß die Deszendenten der mittleren Zelle als Pilzwirtzellen prädestiniert sind. 14. Bei der Teilung der Suspensorzellen sind in den Spindelpolen centrosomenähnliche Körper zu beobachten. Lebens- und Bildungsgang. Am 12. Oktober 1888 in Glattfelden geboren, besuchte ich daselbst Primar- und Sekundarschule. Im Frühjahr 1905 trat ich in das techn. Bureau der Maschinenfabriken Escher, Wyß & Co. in Zürich für 3 Jahre in die Lehre. Nach Beendigung der Lehr- zeit, nach Absolvierung der zürcherisch-kantonalen Lehrlingsprüfung bewog mich die Liebe zur Natur, meinen Beruf zu ändern. 1908—1909 besuchte ich die Privatschule Minerva in Zürich. Im Herbst 1909 wurde ich nach bestandener Aufnahmeprüfung in die naturwissenschaftliche Abteilung der Eidgen. Techn. Hoch- schule aufgenommen. Ich besuchte die Vorlesungen und Übungen der Herren Professoren: Düggeli, Ernst, Früh, Grubenmann, Hartwich, Heim, Herzog, Hescheler, Jaccard, C. Keller, Lang, Medicus, Rikli, Roth, Rudio, Schellenberg, Schlag- inhaufen, Schröter, Standfuß, Treadwell, Weiß, Will- stätter, Winterstein. Meinen Lehrern bin ich zu großem Danke verpflichtet. Im Frühjahr 1901 bestand ich die Vordiplomprüfung in Chemie und Mathematik; das Übergangsdiplom in Physik, Mineralogie, Geologie und Geographie im folgenden Jahre. Im Sommersemester 1912 war ich Assistent am bot. Museum der Eidgen. Techn. Hoch- schule. Im Sommer 1913 erwarb ich in botanisch-zoologischer Richtung das Diplom als Fachlehrer in Naturwissenschaften. Pressboard Pamphlet Binder Gaylord Bros.Inc. Makers Syracuse, N. re PAT JAN. 21, 1908 III 3 9088 00596