g) . HIN Ed INY.R WSibs: 7 —G:5 - Y IH Ya ? nd 6 u Var 177 , “ir Die Ernährungsverhältnisse in der Pflanzenwelt w Pros , ® . low AL Die Ernährungsverhältnisse in der Pflanzenwelt. Mit Rücksicht auf die Landwirthschaft er darsesteiiet von Carl Filly, Lehrer der Naturwissenschaften. Mit 2 Figurentafeln. Weimar, 1860. Bernhard Friedrich Voigt. 2.70 Meowassunn, r “ en 2 s * ..- vr 8 a I 5 BEA hu Ei Rs ar e” 7 7 "Ti; B ä Erin y , ie , EA: ü z v Alyarir bay) ih ira a 3 “er F { Bu - 3 \ £ z er Brian Trab ala aa, & u 2 ae u A x i 2 e ii x re 2 rn u. nalislosusssiwinis® 10h „orda,ss > ulslstusung 4 S iM % RN Ne. van unmioWW Ale Ba) P © Birk EINE EIER ı i . RN Re Der baiıl bısdorsH en. a BEL | br DR Anna DR 9 SS A SI Be 1 19.00 \ 2 En is Dom i),'7 Er wi vi i > I 2 N - N # u ‚r De“ re A. 5.27 > 3 * € Vorrede, Durch die. vorliegende Arbeit will der Ver- fasser zunächst die Lehren, welche die Pflanzen- kunde und die Chemie in den letzten Jahrzehnten über das Leben der Pflanzen, soweit sie die Er- nährung betreffen, ausgebildet haben, einem grös- sern Publikum zugänglich machen. Er hat sich daher bemüht, den Stoff in allgemein verständ- licher Sprache zu behandeln; in dem Bestreben, den Gegenstand so klar wie möglich zu behan- deln, konnte eine gewisse Breite des Ausdrucks nicht immer vermieden werden ; eben so wenig waren Wiederholungen zu umgehen. Neben jenem allgemeinen Zweck verfolgt der Verfasser den besondern, durch Verallgemeinerung der Ergeh- nisse der Wissenschaft, tief eingewurzelte und oft sehr nachtheilige Vorurtheile zu bekämpfen, u VI Beur * weil diese den wahren Fortschritt zum Bessern hemmen. Um jedoch dem Buche auch einigen prakti- schen Werth zu geben, ist der Verfasser auf die Lehre der Landwirthschaft in dem Masse einge- gaugen, als dies in einer Arbeit möglich ist, die nicht speziell Ackerbaukunde sein kaun und sein soll. Es trägt daher; diese /zweite Abtheilung auch wesentlich den Charakter einer Nahrungs- mittellehre der Pflanzen, weshalb alle rein techui- schen Arbeiten übergangen sind. Schliesslich sei’ noch’ benierkt, dass die'Sehrift kemen andern Anspruch" macht als den) "was die Wissenschaft gelehrt,’ in weitere Kreise" zu ’tra- sen, dadurch aber die Bildung‘ allgemeiner ‘zu machen; nicht Jeder kaniı 'Fachwerke studiren. Möge sie ihren Zweck erreichen‘! um "GarFFilly. Inhaltsverzeichniss. Seite Vorrede . ! & ‚ilsz ET Erste Abtheilung. Die Ernäbrung, ter Pflanzen Einleitung a ENSENTE R aica sca, ae ya Erstes Kapitel. | ‚Von den Nahrungsstoffen : i - Bee . 10 Historisches — Der Kohlenstoff 21 064 Der Stickstoff ; ö : L . . .. Das Wasser . . ae a Du Die Salze, der Eike ie Schwefel SR 33 Nahrungsmittel der Schmarotzer . 41 Zweites Kapitel. _ Yon der Aufnahme der ee und ihrer Fortbewegung durch die Pflanz 3 ö > - ‘= Vom Bau der Pflanze . a Ka nn rad . _ Die Organe der Nahrungsaufnahme ._,... hai AB "© Die Organe der Säfteleitung im Innern der Pflanze. te, a N Seite Ursachen der Aufnahme der Nahrungsstoffe und ihrer Fort- leitung durch die ganze Pflanze Historisches Die Endosmose und die EBEN Drittes Kapitel. Von der Verarbeitung der Nahrungsstoffe Allgemeines . Stickstofffreie Pinbuematis a. Indifferente Kohlenhydrate } j i e . . Zellulose . a BE TR ß . Stärkemehl, Inulin, Moosstärke Gummiarten; Dextrin, Arabin . : - Zuckerarten; Rohrzucker, Traubenzucker, Frucht- zucker, Milchzucker . > b e . b. Pektinkörper und Pflanzenschleim . . j 1 Po c. Fette 2 i ; - > 5 > . Margarin 2 } : } . . Stearin . Palmitin ... - 193]: . FEW Olein ei Olin ; ; d. Organische Säuren . s 2 . : . Kleesäure . Aepfelsäure . . ; u Sa ; 2 . Citronensäure Weinsäure . a ; f t > Stickstoffhaltige Varkinacheen . . . ; „oe a. Proteinkörper . F ; : s F i , Kleber . - i . . . . . Pflanzenleim . Albumin ? . s . Kasein ee b. Alkaloide ! Kaffein oder Thein z r ’ ü . . Theobromin . . . - Historisches Chemische Vorgänge in Fr es Einfluss der Wärme . Zellenbildung 36 59 62 | Viertes Kapitel. Yon der Ausscheidung s } } ’ Die Ausscheidung tropfbar-Nüssiger Stoffe "" Die Transpiration” . { i Die Respiration } ? ’ ’ . - z 3 1 Zweite Abtheilung. Der Ackerbau. Erstes Kapitel. Die Erde und die Atmosphäre. Von der Erde . . . . b / j i R Die Atmosphäre . . : . . . ; . . Das Wasser ; Die Wärme . . - . . . ; . . Zweites Kapitel. Die Bestandtheile des Ackerbodens . ’ . Drittes Kapitel. Von dem Einfluss des Bodeus auf die Ernährung der Pflanzen . H ; } : - r r d Viertes Kapitel. Von der Bodenverbesserung oder Melioration Entwässerung und Bewässerung . . . . Meliorationen durch Zufuhr von Erdarten . . . . Sand . j P . . . : P “ . Lehm . . “ . " “ . “ . . Humus . - . . ‘ x . “ ® . Kalk und Mergel . . ; f . . Fünftes Kapitel. Von der Düngung . Allgemeines 132 146 Seite Analysen der Asche von Kulturpflanzen : k ; . 18 Der Stalldünger . - - - 1 3 E . 190 Die Poudrette s ’ ? . “ . . 4 . : 206 Der Guano; Knochenmehl. Zukerkohle, Rapskuchen . .: 208 Der Chilisalpeter . E R 2 . } & € .. 216 Die Düngsalze; Asche und Gips . . . . . . 218 Die Gründüngung . - . 4 E ® - . . 221 Sechstes Kapitel. Von der Fruchtfolge . 225 Erste Abtheilung. Die Ernährung der Pflanzen. Filly, Ernährungsverhältnisse, 1 7 k la 1 ü x vs i Dani D seeinttärhereanntdind „in RE Einleitung. Wenn man vor gar nicht langer Zeit von der Pflanzen- kunde als einer Wissenschaft sprach, so erhielt man als Ant- wort ein mitleidiges Achselzucken. Diese Missachtung ' war auch, wenigstens theilweise, wohl verdient, als man glaubte, die Pflanzenkunde bestehe darin, möglichst viele Pflanzenna- men zu kennen und recht viele Pflanzen getrocknet in Papier aufbewahrt zu haben, jede einzelne wohl versehen mit einem lateinischen Namen. Sejtdem hat die Pflanzenkunde gewaltige Fortschritte gemacht; sie greift tief in fast alle Zweige der Naturwissenschaften ein; ohne Kenntniss der Pflanzen und ihres anatomischen Baues ist jeder Fortschritt in vielen Theilen der Chemie rein unmöglich. Aber mehr noch als die Wissen- schaften im engern Sinne ist der materielle Fortschritt des Menschengeschlechts von den Fortschritten der Pflanzenkunde bedingt; denn da die Grundlage und das Ziel jedes Fort- schrittes auf staatlichem und gesellschaftlichem Gebiete das Wohlbefinden des Einzelnen ist, diess aber von der Leichtig- keit abhängt, die körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen, so muss natürlich die Wissenschaft, von der die Landwirthschaft 1* RAR 4 ice lernen kann, vor allen gar mächtig auf diese Entwickelung einwirken. ; Aber auch ein ästhetisches Interesse treibt uns zum Stu- dium der Pflanzen. Keiner unserer Sinne vermag wie das Auge dem Menschen die Schönheit und Grösse der Schöpfung zu zeigen; jedoch auch kein Gegenstand kann wie die orga- nische Welt das Auge immer aufs Neue fesseln, aufs Neue beschäftigen. Ueberall, wohin die Wanderlust den Menschen treibt, in der eisigen Polarzone, wie unter den glühenden Strahlen der Tropensonne, auf den sehneebedeckten Gipfeln» wie in den lachenden Ebenen und Thälero, ja in den tiefsten Tiefen des Oceans regt sich organisches Leben; während Humboldt auf dem Rücken der Anden in Südamerika, in einer Höhe von 18000 Fuss, geflügelte Insekten sah, hat Eh- renberg in neuerer Zeit in Proben des Meeresbodens aus einer Tiefe von 20000 Fuss organische Wesen entdeckt. Ist es die Thierwelt, die das Auge besonders fesselt?.. Ist,es das thierische Leben, das einem ‚Lande seinen, eigenthümlichen, unauslöschlichen: Charakter verleiht? Die Kleinheit der Mehr- zahl tierischer Geschöpfe, ihre, Minderzahl' und, Beweglichkeit verhindern im Allgemeinen eine unmittelbare, Anschauung, machen es unmöglich, mit einem ‚Blick der Seele, ein Ge- sammtbild einzuprägen. ‚Die Pflanzendecke ist es, die. zuerst und unmittelbar das Auge anzieht; die unbegrenzte, Zahl der Einzelwesen, die starr und an den Boden gefesselt ‚dastehen, machen es dem. Menschen möglich, mit. einem Blick ein Ge- sammtbild zu fassen;. während das flüchtige Reh, der leicht- beschwingte Vogel, selbst der langsame Stier dem Auge. ent- schwinden, findet es einen sichern Ruhepunkt in einer Baum- gruppe, in einem Gestrüpp, das dem Ufer eines Flusses folgt; der landschaftliche ‘Charakter , hängt nur von. den :ihn- be- deckenden Pflanzen ab. Ein anderes Bild gewährt eine Land- schaft in der kalten Zone, wo wenige Pflanzenarten unabseh- bare Strecken Landes bedecken, unter ihnen. besonders Flech- ten, und Moose; anders ist es unter den Tropen, wo. ein un- endlicher Reichthum von Formen herrscht; wo das Auge ruhe- Er 1) m los von einer Gestalt zur andern schweift, jede folgende immer noch wunderbarer als die vorhergehende. Dennoch unterliegen hier wie: dort die Pflanzen denselben Lebensbedingungen; ihre Ernährung ist dort wie hier von denselben Einflüssen, nur in verschiedenem Grade abhängig. Die Ernährung der Pflanzen ist es, die uns hier beschäftigen soll. Ueberall, wohin der Mensch sich wendet und seine Hütten baut, findet er entweder die Pflanzen, die er zu seiner und seiner treuen Begleiter Erhaltung bedarf, oder er ringt sie gewaltsam dem Boden ab; er verändert mit tausend und aber tausend Mitteln den Boden so lange, bis er die gewünschte Ernte trägt. Stiller und geräuschloser, aber desto gewaltiger; schafft die Natur nach wnabänderlichen, ewigen Gesetzen. Wird durch vulkanische Kräfte ein neues Land’ aus dem Bo- den‘des Meeres gehoben, — die‘ Oberfläche der. Erde ist ewigem Wechsel, ewigen Veränderungen unterworfen, sie ist immer im Werden und: Vergehen, — so siedeln sich bald Pflanzen, deren Samen durch Wind und Wogen herbeigeführt werden, auf dem zertrümmerten Gestein an, es bildet sich an der vorher nackten Klippe eine Pflanzendecke, die Thier und Mensch: zur Niederlassung lockt. Auf dem kahlen Gestein, ist es-einmal der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausge- setzt, gedeihen zunächst Algen und Flechten, kleine unschein- bare Pflänzchen, die der Ungeübte nicht für solche hält. Diese dringen mit ihren Wurzeln in die feinen Spalten und Risse, zerbröckeln das Gestein und machen so den Boden fähig, grössern Pflanzen Nahrung und Halt zu bieten. Licht und Luft, Feuchtigkeit und Wärme sind es, von deren Menge die grössere oder geringere Schnelligkeit dieser Umwandlung be- dingt ist. Von der Fülle an Pflanzen hängt die Kultur eines jeden Landes, hängt der Reichthum und das Wohlbefinden seiner Bewohner ab, viel weniger von mineralischen Schätzen; denn „wer würde seinem Sohne ‘einen Stein bieten, wenn er um Brod bittet!“ Wo die Natur ihre Gaben karg: vertheilt, da ist: der Mensch gezwungen,‘ durch eigene Kraft und. Thätig- re keit dem Boden das abzuringen, ‚was er nicht freiwillig: giebt; diess ist zugleich sein Segen, denn Arbeit und Nachdenken sind die Hebel seiner Kultur und seiner Vervollkommnung; Arbeit ist das Losungswort der Kulturvölker in unserer Zeit geworden. Wo aber der Mensch nur zu geniessen hat, was die Natur ihm ohne sein Zuthun Alles beut, wo ein einziger Baum, wie die Kokospalme, Nahrung, Kleidung und Wohnung giebt, da lebt er in trägem Sinnen dahin, fühlt sich wohl und zu- frieden, ohne Sinn und Bedürfniss für ein höheres Streben; er bleibt in näherer Beziehung zum Thiere. Darum sind die Geburtsstätten der Gesittung nicht jene glücklichen Himmels- striche, wo die scheitelrechten ‘Strahlen der Sonne einen ewigen Frühling, eine unendliche Fülle des Pflanzenlebens er- zeugen, und wo gerade in Folge dieser Fülle Hungersnoth nicht zu den Seltenheiten gehört; nur in den kältern Zonen, wo der Mensch im ununterbrochenen Kampfe mi} den elemen- taren Kräften sein Dasein fristet, dadurch aber gerade Körper . und Geist stählt, kann Gesittung ‚und Fortschritt wohnen. Zwar ist alle Bildung und Kultur vom mildern Orient ausge- gangen; doch bald ist sie dort erstarrt, das Bedürfaiss war bald befriedigt, darum die machtlosen Zustände in den orien- talischen Reichen ; die höhere Gesiltung gedieh erst im höhern Norden, vor allen bei den Völkern deutschen Stammes. Das unablässige Streben, die Erzeugnisse des Bodens zu vermehren und zu veredeln, treibt den Menschen, nach den Bedingungen zu forschen, unter denen die Pillanzen gedeihen; er bildet sich je nach dem Standpunkte seiner Kenntnisse eine mehr oder weniger richtige Vorstellung davon, wie die Ernährung der Pflanzen erfolgt, und sucht ihnen das zu bie- ten, was sie nach seiner Meinung zu ihrem Wachsthum be- dürfen. Wir wollen versuchen, Alles das, was man bis jetzt darüber weiss, was Erfahrung und Wissenschaft, die Leiterin der Erfahrung, lehren, zusammenzustellen und die für den Ackerbau wichtigen Folgerungen daraus zu ziehen. Doch muss gleich hier bemerkt werden, dass unsere Kenntnisse noch sehr mangelbaft, dass Vieles nur Vermuthung und nur Weniges TR © sicher erforseht ist, ‚dass wir ‚in den meisten Fällen nur m der'Lage sind, die Aufgaben anzudeuten, nicht: sie zu lösen ; einer -spätern Zeit muss diess vorbehalten bleiben. Auch soll diese Schrift kein ‚Lehrbuch der Landwirthschaft. sein, - soll keine. unfehlbaren Mittel enthalten, wie man den Ertrag ver- zehnfachen kann; es soll einfach dazu beitragen, die Kennt- niss der Natur zu verbreiten und falsche Vorstellungen, unter denen leider der Wunderglaube noch eine grosse Rolle spielt, zu bekämpfen. Weder im Alterthum noch im Mittelalter hat man sich damit beschäftigt, auf wissenschaftlichem Wege zu erforschen, unter welchen Verhältnissen und Bedingungen das Pflanzen- leben möglich sei. Tauchte ja die Frage einmal auf, so ver. tiefte man sich in mystische. Betrachtungen, forschte gleich nach den letzten Gründen, statt‘ das Zunächstliegende zu prüfen, und verlor so allen Boden der Wirklichkeit. Während wir. heute bei den Pflanzen. selbst anfragen, suchte man früher das Leben von, einem allgemeinen Prinzip aus zusammenzu- setzen; doch die Natur lässt sich keinen Zwang anthun; sie will vorher erforscht sein, ehe man ‘sich an die Erklärung der Erscheinungen wagen: darf. Indem man das Nahe und Greif- bare übersah, traten die gedankenlosesten Behauptungen an die Stelle ruhiger und bewusster: Prüfung, weshalb 'es denn gar nicht zu verwundern ist, wenn. noch heute der Landmann gar wenig Vertrauen zu den wissenschaftlichen Lehren : über die Ernährung der Pflanzen hat. Er hat bisher immer aus eignen Erfahrungen, die, wenn:auch ungeordnet und oft falsch anfgefasst, doch immer. Erfahrungen waren, sein Verhalten regeln müssen, und er ist nur schwer dahin zu bringen , ‚Et- was anders zu machen, als es sein Urahn gemacht hat. Nur die Macht des Beispiels kann hier wirken. Erst Malpighi fing.an, auf. ‚wahrhaft wissenschaft- lichem Wege das Leben der Pflanze. ‚zu erforschen, dic Thä- ligkeit , der einzelnen Organe und ihr gegenseitiges Verhalten zu untersuchen. ‚Aber er ‚stand: fast allein, und seine An- regung ging für lange Zeit verloren, als man anfing, das —_. E Wesen‘ der Pflanzenkunde darin zu suchen, imöglichst viele Pflanzen zu nennen, zu beschreiben und sie dann fein säuber- lich an den richtigen Ort im System zu stellen. Es war diess eine Zeit, in der man es für sündlich hielt, in die ge- heime Werkstätte der Natur eindringen und das Werden und Vergehen der organischen Wesen belauschen zu wollen; eine Zeit, in der man singen. konnte: „Ins Innere der Natur Dringt kein erschaffner Geist ; ‘ Glückselig, wem sie nur Die äussere Schale weis’t!« worauf Goethe mit Recht antwortete: „Natur ist weder Keru, noch Schale; Sie ist Alles mit einem Male. Drum prüfe dich nur allzumeist., Ob Kern du, oder Schale sei’st ?* Wo sich Fragen nach dem innern Bau der Organe und ihrer Thätigkeit bei Thier und Pflanze aufdrängten, da war- man mit der Lebenskraft zur Hand, ,Wie geht es zu, dass der Same nur bei Gegenwart von Feuchtigkeit und bei emer gewissen Wärme keimt?‘“ — Das thut die Lebenskraft. — „Warum bleichen die Pflanzen in der Dunkelheit und grünen im Licht? — Die. Lebenskraft will es so. — So war es überall die Lebenskraft, und Du Boys-Raymond sagt in seinen Untersuchungen über thierische Elektrieität sehr tref- fend von der Lebenskraft: „Die Lebenskraft ist der unüber- steigbar breite Graben, von dem der Wettrenner auf der Balın mit Hindernissen fälschlich ‘gehört hät, den er nun hinter jeder Hecke wähnt und dadurch moralisch gelähmt wird.“ - Es: ist des Menschen unwürdig, sich selbst eine unüber- steigliche Schranke zu setzen; eine solche verhindert jeden Fortschritt des Menschengeschlechts, während es unsere Auf- gabe ist und bleibt, immer''weiter und weiter der Vollkom- menheit näher zu streben, mag sie auch wunerreichbar sein; nur ein trostloser geistiger Zustand kann ‘den Sündenfall be- WIE U RR BER klagen, durch den wir zum Forschen und Streben, zu gei- stigem Leben gediehen sind. Erst mit dem Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderts, des Jahrhunderts des Materialismus, wie man es so gerne nennt, fing man an, wie die Naturwissenschaften im Allgemei- nen, so auch die Pflanzenkunde vernunftgemäss zu behandeln, den Lebens- und Ernährungsverhältnissen der Pflanzen nachzu- spüren. An die Stelle geistreicher Gedankensprünge traten ernste Untersuchungen, verknüpft mit tausend Mühseligkeiten und tausend erfolglosen Versuchen. _ Die seitdem gemachten Fortschritte stehen in innigem Zusammenhange mit den Fort- schritten der Chemie. Ohne chemische Kenntnisse und Be- trachtungen, ohne Vergleiche mit den Erscheinungen in der anorganischen Welt ist eine auch nur annäherungsweise rich- tige Lösung der Aufgabe rein unmöglich. Eben so wichtig ist der Gebrauch der Mikroskope, da sich ohne sie die chemischen Thätigkeiten im kleinsten Raume, im Innern der Zellen, nicht verfolgen lassen. Um bei der Untersuchung der Lebens- erscheinungen - der Pflanze nur einige Aussicht auf Erfolg zu haben, muss man Botaniker und Chemiker zu gleicher Zeit sein. = ‘Erstes Kapitel. Von den Nahrungstolfen. Wenn man die Pflanzen. in ihre. letzten -Bestandtheile, oder, wie man: sich wissenschaftlich ausdrückt, in ‚ihre 'Ele- mente zerlegt, so kommt man zu dem überraschenden Re- sultate, dass alle Theile, mögen sie auch die verschiedensten Eigenschaften und Verrichtungen in der lebenden Pflanze ha- ben, mögen sie von der Wurzel oder dem Stamme, den Zweigen oder den Blättern, den Blüthen oder Früchten ge- nommen sein, dass alle diese Theile wesentlich aus vier ein- fachen, nicht weiter zerlegbaren Stoffen bestehen. Der Kohlen- stoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff, in den verschie- densten, aber doch gesetzmässigen Mengen vereinigt, setzen jede Pflanze zusammen; und nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Thiere verdanken diesen sogenannten organischen Elementen ihr Dasein, mit dem einzigen Unterschiede, dass der thierische Leib mehr stickstoffhaltige Verbindungen be- sitzt als der pflanzliche. Man hat deswegen diese vier Stoffe nicht ohne Berechtigung organische Grundstoffe genannt, ob- gleich sie theils frei, theils in Verbindungen auch in der an- organischen Welt weit verbreitet sind, indem unter Anderm ur er das Wasser aus Sauerstoff und Wasserstoff besteht, die atmo- sphärische Luft aber ein Gemenge von Stickstoff und Sauer- stoff ist. Wir werden später sogar einsehen, dass diess Vor- kommen jener Stoffe in der anorganischen Welt die Möglich- keit des organischen Lebens bedingt. - Ansser den organischen Elementen enthalten alle Pflanzen und alle Pflanzentheile grössere ‘oder geringere Mengen anor- ganischer Stoffe, die wir, so weit unsere Kenntnisse reichen, für ebenso unentbehrlich für das Pflanzenleben halten müssen, wenn gleich wir durchaus noch nicht im Stande sind, zu sagen, auf welche Weise sich ihre Thätigkeit äussert, welche Aufgabe sie zu erfüllen haben. Doch unter welcher Gestalt gelangen Kohlenstoff, Stick- stoff, Wasserstoff und Sauerstoff in die Pflanze? In welchen Verbindungen bietet sie die Natur den Pflanzen zur Nahrung? In den verschiedenen Entwickelungsepochen. der Wissenschaft werden wir die sonderbarsten Antworten auf jene Fragen fin- den, um so sonderbarer, je mehr man sich von der !ruhigen Betrachtung des Gegebenen entfernte, je kühner man in der Erfindung geistreicher Systeme war. Wir werden sogar ge- stehen müssen, dass noch heute, wo man in vielen Stücken der Wahrheit nahe gekommen ist, oft die lächerlichsten An- sichten eine weitverbreitete Geltung haben. Schon deswegen ist es wichtig, in Folgendem historisch zu verfahren, um er- erbte Vorurtheile mıt Erfolg widerlegen zu können. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts nahm man fast allgemein an, dass die Pflanzen einzig und allein vom Wasser lebten. Es darf uns diese Annahme nicht in Verwunderung setzen, wenn wir bedenken, dass man die Zusammensetzung des Wassers eben so wenig, als die der Pflanzen, kannte, dass man nicht wusste, wie das Wasser aus Wasserstoff und Sauer- stoff besteht und sogar künstlich erzeugt werden kann, dass ' man mit einem Worte noch keine Ahnung von dem Wesen chemischer Verbindungen hatte. Dagegen sprachen, so glaubte man, ‚für die Richtigkeit der Annahme sogar darüber ange- stellte Versuche. ‘Ein Gelehrter, Helmont,' hatte nämlich TE wre eine Weide in eine abgewogene Menge Erde gepflanzt und sie. nur mit Regenwasser begossen, das er für chemisch rein hielt; nach fünf Jahren hatte sich das Gewicht der Erde nicht vermindert, dagegen das der Weide um i50 Pfund zugenom- men. Andere, welche bestritten,. dass die Pflanzen vom Wasser allein leben könnten , setzten an die; Stelle dieser Be- hauptung ‚eben so wenig oder noch weniger begründete. So meinte. der französische Physiolog Bonnet, das ‚Wasser. löse die fettigen, erdigen und‘ salzigen Bestandtheile ‚des Bodens auf, und diese Lösung sei die einzige Pflanzennahrung, wäh- rend Münchhausen die fruchtbare Gartenerde für eine Verbindung thierischer und pflanzlicher 'Stofle ‚hielt, deren Auflösung. in Wasser. wie Fleischbrühe schmecken müsse. Heute würde er eine solche Behauptung nicht aufstellen, Abmıe diesen Auszug wirklich gekostet zu haben. Von dem einen Extrem, das: Wasser allein ernähre die Pflanzen, war ein leichter Sprung zum andern, nach: welchem die Pflanzen nur von den Ueberresten organischer Körper, von Thier- und Pflanzenleichen: ihre Nahrung bezögen, und Theodor Saussure”s Behauptung, ‚ Wasser und Kohlensäure seien die Hauptbedingungen des Pflanzenlebens, . wurde von allen Seiten und mit allen Mitteln bekämpft. Saussure’s Lehre gründete sich auf: die Entdeckung» dass. Kohlenstoff ein Element, und dass: der Hauptbestandtheil aller Pflanzen gerade dieser ‚Kohlenstoff ist. Die Kohle aber als solche kann wegen ihrer Starrheit und wegen ‚ihrer Un- löslichkeit in Wasser nicht in die Pflanzen gelangen ; dagegen ist ‚die Kohlensäure, die sich bei allen Verbrennungs - und Verwesungsprozessen bildet, in ‘Wasser leicht löslich ,. wie alle moussirenden Getränke beweisen, indem die beim. Aufschäu- men entweichende Luft eben Kohlensäure. ist. Während nun Saussure behauptete, die'in die Pflanzen aufgenommene und dort zersetzte Kohlensäure liefere die für ‚die Ernährung nöthige Kohle, indem ein Thail des Sauerstofls ausgeathmet wird, waren Andere der Meinung, der Humus wäre die einzige Quelle ‚für den Kohlenstoffgehalt der Pflanze und ginge un- en U verändert in dieselbe über. Aber auch diejenigen, welche darüber einig sind, dass die Kohlensäure den Pflanzen zum Nahrungsmittel dient, sind verschiedener Ansicht über die Quelle derselben, indem die Einen sie nur aus dem Boden kommen lassen, die Andern dagegen, unter ihnen Saussure, zu beweisen suchen, wie die Atmosphäre der hauptsächlichste Lieferant derselben ist. / Die Aufnahme des Wassers bestritt eigentlich Niemand; wohl aber sind die Ansichten darüber verschieden, welche Rolle es in der Pflanze spiele. Von der einen Seite giebt man an, das Wasser sei einzig und allein ein Lösungsmittel für die Nahrungsstoffe und werde vollständig wieder ausge- schieden, nachdem die Pflanze die darin enthaltenen nähren- den Stoffe sich angeeignet habe; dagegen stellt man auf der andern Seite die Bedeutung des Wassers als Lösungsmittel nieht in Abrede, behauptet aber, dass das Wasser mit andern Stoffen wahrhafte Verbindungen eingehe und so als wirkliches Nahrungsmittel diene. Letztere Ansicht ıst um so gerecht- fertigter, als eine grosse Zahl organischer Verbindungen derart zusammengesetzt ist, dass sie Wasserstoff und Sauerstoff in denselben Mengenverhältnissen enthalten, wie sie im Wasser mit einander verbunden sind; statt vieler Stoffe nennen wir hier nur das Stärkemehl und den Zucker. Gegen die Lehre, die Kohlensäure sei es hauptsächlich, welche der Pflanze den ihr nöthigen Kohlenstoff zuführe, macht Treviranus geltend, einerseits könne ‘die Kohlen- säuere nicht aus dem Boden aufgenommen werden, weil die Zersetzung des Düngers in Kohlensäure, Ammoniak und Wasser nur an der Oberfläche stattfinde; anderseits könne sie um deswillen nicht aus der Luft stammen, weil die Aufnahme derselben nur im hellen Sonnenschein möglich sei; da aber die Pflanzen weit längere Zeit im Schatten als im Sonnen- schein lebten, so sei es überhaupt undenkbar, dass die Koh- lensäure ein Nahrungsmittel für die Pflanzen abgäbe. Meyen giebt zwar zu, dass die Pflanzen etwas Kohlensäure aulneh- men; doch könne diess nur sehr wenig sein, da die At- Bu 14 mer mosphäre nur vier Theile von diesem Gase ‚auf zehntausend Theile Luft enthalte. ‚Daher, ‚so. schliesst er weiter,, sind ‚es die in. der Ackerkrume enthaltenen Stoffe, der Humusextrakt, die. Humussäure uud die Humuskohle, welche. von den Pflan- zen. unverändert aufgenommen und erst im Innern derselben verarbeilel werden. Die Ansicht, dass nur organische Stoffe den Pflanzen. zur Nahrung dienen können, ist unter den ‚Landwirthen , selbst unter den. einsichtsvollen, allgemein verbreitet und verhindert leider zu, oft, dass die an der Hand der Wissenschaft 'ge- machten Erfahrungen, in’ der Landwirthschaft die gerechte Würdigung und Verwerthung finden. Da man aber noch ‚nie Humussäure und ähnliche orga- nische Stoffe ın den. Pflanzensäften gefunden. hat, so glaubt Schultz in Berlin den Schlüssel zur Erklärung. dieses: Um- standes entdeckt zu haben. , In seiner Schrift, ‚die den viel- versprechenden Titel führt: „die Entdeckung ‘der wahren Pflanzennahrung,“ lehrt er, die organischen Bestandtheile der fruchtbaren Ackererde würden schon ausserhalb der Pflanzen durch Berührung mit den Würzelchen derselben vorbereitet, und..nur Gummi, Zucker und Pflanzensäuren, besonders Milch- säure, wären den Pflanzen mundgerecht und: dienten ihnen zur Ernährung. Der Versuch, den er zum Beweise, für diese Behauptung anführt, ist zu interessant, um ihn hier nicht an- zuführen. Er legte nämlich Wurzeln, besonders Mohrrüben, in wässerige Zuckerlösungen und andere Flüssigkeiten , und fand zu seiner grossen Ueberraschung, dass die Flüssig- keiten sich veränderten. Die Chemiker sind allerdings unhöf- lich genug, zu sagen, dass der ausgepresste Saft einer Mohr- rübe denselben Erfolg gehabt haben würde; nicht die Wurzeln seien es, welche die Veränderungen hervorrufen, sondern die in. den Wurzeln enthaltenen Stickstoffverbindungen seien das Ferment, und der Vorgang sei nur eine Gährung. | Blicken wir auf die vorgetragenen Lehren zurück, so wird auch der Unbefangenste eingestehen, dass keine der- selben auch nur einigermassen genügenden Aufschluss darüber giebt, welche Stoffe denn’ eigentlich von‘ den Pflanzen ver- zehrt werden, wenn wir uns dieses Ausdrucks bedienen dürfen. Alle ‘diese Ansichten sind entweder in der Studirstube ent- standen, höchstens auf Versuche im kleinsten Massstabe ge- stützt, oder sie sind der Ausfluss einer rohen, ungeordneten Erfahrung; ‘man hat weder Rechnungen noch Vergleiche an- gestellt. Niemand hat die organische Schöpfung in ihrer Ge- sammtheit betrachtet, Niemand hat die Frage gestellt, wie die Schlussrechnung ausfallen muss, wenn man das ewige Wer- den und Vergehen in der Natur in Rechnung zieht. Erst Schleiden und Boussingault haben auf den Gesammt- haushalt der Natur hingewiesen und aus Versuchen im Grossen ein "Bild ’der Pflanzenernährung in seinen Grundzügen ent- wickelt. Die Geologie oder die Entwickelungsgeschichte der Erde setzt uns in den Stand, in allgemeinen Umrissen den Zustand der Erde und ihrer Bewohner in den verschiedenen Zeiten ihrer Entwickelung bis zu ihrem gegenwärtigen Zustande zu erkennen oder doch mit grosser Wahrscheinlichkeit zu ahnen. Wenn diesem Bilde auch die feineren Schattirungen fehlen, so sind doch die Grundzüge mit unauslöschlichen Zügen ge- zeichnet in einem Buche und mit einem Material, wo kein Betrug und keine Täuschung möglich; das Buch ist eben die Erde und das Material Produkte desselben Körpers. Die im Schosse der Erde begrabenen organischen Reste, die mäch- tigen ‚und bis jetzt nur noch zum allergeringsten Theil er- forschten Kohlenlager, als die Ueberreste einer untergegan- genen Pflanzenwelt, so wie die Versteinerungen aus der Thier welt, wie sie sich in den verschiedensten Schichten des Erd- innern finden, gewähren uns Anhaltspunkte, die Menge der organischen Körper und somit der organischen Materie in den einzelnen Zeiträumen der Erdgeschichte zu schätzen und unter- einander zu vergleichen. Diese Vergleiche gewähren uns aber gar wunderbare Aufschlüsse über das organische Leben der Gegenwart. Wir finden nämlich, dass von einem Zeitraume der Erdgeschichte bis zum andern, von den ältesten Zeiten a bis, auf .die Gegenwart, Pflanzen- und Thierwelt sich. ununter- brochen vergrössert haben, dass also die Menge der. organi- schen Materie zugenommen hat. Daraus geht. unzweifelhaft hervor‘, wie ‘Unrecht diejenigen haben, welche eine’ bestimmte Menge organischer ‚Materie, einen Urschlamm , wie Schlei- den sagt, annehmen „.der-mit. der Schöpfung entstanden und die alleinige Quelle alles organischen ‚Lebens. auf Erden sein soll. Denn wäre diese Annahme richtig, so: ‚könnte: sich die organische Materie nicht: vermehrt haben, sie müsste,sich. im Gegentheil, wie, wir bald. beweisen werden , fort und fort ver- mindern. In dem Gedanken, dass sich die organische Materie vermehrt hat. und noch. vermehrt, liegt auf der andern Seite ein. grosser Trost für ‚die Zukunft ‚des ‚Menschengeschlechts und eine Widerlegung der Politiker, welche so gern an Ueber. völkerung glauben und in allen Winkeln das schreckliche Ge- spenst sehen. Wie lässt ‘sich aber diese Zunahme erklären, ohne zu gewaltsamen Hülfsmitteln, zu einer sich. täglich. wiederholen- den Schöpfung aus dem. Nichts seine Zuflucht: zu nehmen ’? Die. Untersuchungen der ausgezeichnetesten Gelehrten, der Physiologen und Chemiker, haben unwiderleglich bewie- sen, dass die Tbiere und unter ihnen der Mensch nur: orga- nische Stoffe‘ verarbeiten und in Nahrungssaft verwandeln können, dass dagegen alle aufgenommenen anorganischen Ma- terialien entweder unverändert wieder aus dem Körper entfernt werden, oder als Gift anf den Organismus wirken. . Sie sind daher sämmtlich, sei es unmittelbar als Pflanzesfresser, .oder mittelbar als Fleischfresser auf das Pflanzenreich ange- wiesen, als der einzigen und letzten Quelle,‘ die aus unorga- nischen Stoflen organische erzeugen: kann, indem keine andere Annahme übrig bleibt, als dass die Pflanzen befähigt ‚sein müssen, organische Stoffe zu schaffen, anorganische Materie in organische überzuführen. Denn wären die Pflanzen nur. im Stande, organische Reste neu zu gestalten, so müsste ihnen bald das Material für diese Thätigkeit ausgehen, weil sowohl Pflanze als Thier ‚bei ihrer Verwesung. in unorganische Produkte, in EP le Kohlensäure, Ammoniak und Wasser zerfallen. Würde aber von jeder Pflanze und jedem Thier in Folge des Todes nur ein kleiner Theil in jene anorganischen Verbindungen zerlegt, so ginge damit immerhin der organischen Welt ein Theil der Nahrung verloren; in Folge dessen müsste sich wegen man- gelnder Nahrung die Zahl der organischen Geschöpfe vermin- dern. Diess widerspricht jedoch aller Erfahrung, da sich die Zahl der Organismen nicht nur nicht vermindert, sondern be- deutend vermehrt hat. Weite Länderstrecken, die sonst öde und wüste lagen, bringen jetzt unter der Hand des betrieb- samen Menschen, wenn nicht reichliche, so doch etliche Frucht; es hat sich in geschichtlicher Zeit in diesen Ländern die or- ganische Materie vermehrt. Wir erinnern hier nur an die Mark Brandenburg, des heiligen römischen Reiches Streusand- büchse, welche noch vor hundert Jahren einen weit traurigern Anblick gewährte, als heute, wo sie von zahlreichen Dörfern bedeckt ist, und wo der öde Sandboden, besonders in der Nähe Berlins, zu einer wunderbaren Ergiebigkeit gezwungen wird. Will man dagegen einwenden, Kleinasien, Griechen- land, Sieilien haben früher weit mehr Menschen reichlich er- nährt, Sicilien sei die Kornkammer Roms gewesen, jetzt seien jene Landschaften öde und unfruchibar, die verminderte orga- nische Materie sei die Ursache der jetzigen Armuth, sv haben wir darauf zu erwidern, dass neben einer indolenten, trägen Bevölkerung unter traurigen Missregierungen hauptsächlich die rohe und gedankenlose Verwüstung der Wälder, wodurch die klimatischen Verhältnisse vollständig verändert, die Zahl der atmosphärischen Niederschlöge vermindert wurden, den trost- losen Zustand jener Länder hervorgerufen hat. Aehnliche Folgen der Entwaldung zeigen uns ja schon die noch jung- fräulichen Landstriche Amerika’s. Durch eine richtig geleitete Kultur und eine wohlvertheilte neue Bewaldung würden thätige Menschen unter einer gulen und umsichtigen Regierung jene Landschaften wieder zu dem machen, was sie ehemals waren, wenn schon nicht geläugnet werden soll, dass grosse Hülfsmittel Filly, Ernährungsverhältnisse, > 2.0 De: TE und eine gewaltige Ausdauer zur Vollbringung eines solchen Werkes erforderlich sind; dennoch wird die Zukunft den Menschen dazu zwingen. | Obgleich wir glauben, unsere Behauptung, bei blos orga- nischer Nahrung vermindere sich die Gesammtmenge der or” ganischen Materie auf der Erdoberfläche, sei an sich schon genügend einleuchtend, so wollen wir sie dennoch durch einige Zahlenbeispiele belegen; die Ertragstabellen jedes Landwirths können uns dazu dienen, :möge er nun für organische Nah- rung schwärmen, oder möge er den Ergebnissen der Wissen- schaft bei seiner Landwirthschaft Rechnung tragen. Der französische Physiolog und Landwirth Boussingault, der Versuche im grossartigsten Massstabe angestellt und auf zahl. reichen Reisen in den verschiedensten Theilen der Erde be- deutende Erfahrungen gesammelt hat, hat zuerst darauf auf- merksam gemacht, wie nothwendig es ist, die Untersuchungen über die Pflanzennahrung mit der Wage in der Hand zu machen, nicht aber in der Studirstube Phantasiegemälde zu schaffen. In Deutschland hat Schleiden die Unhaltbarkeig der Lehre von der organischen Pflanzennahrung, wenn nicht durch eigne Untersuchungen, so doch durch umfassende und geschickte Zusammenstellung und Würdigung aller vorhan- denen und ihm zugänglichen Thatsachen nachgewiesen; wir entlehnen ihm das folgende Beispiel. Ein Ackerpferd erhält täglich im Durchschnitt zwanzig Pfund trockene organısche Substanz als Futter und Streu; es liefert im Urin und Koth in derselben Zeit zehn Pfund trockene organische Substanz. Frischer Mist verliert bis er zum Acker geschafft ist, durch Verwesung im Allgemeinen noch ein Sechs_ theil; ‘es bleiben von jenen zelın Pfunden nur noch acht und ein drittel Pfund.‘ Das Pferd hat also zwanzig Pfund organi- sche Subsianz verbraucht, giebt davon aber nur acht und ein drittel Pfund zurück; es sind demnach nicht weniger als elf und zwei drittel Pfund oder acht und fünfzig Procent organi- sche Substanz durch den Ernährungsprozess des Pferdes ver- loren gegangen. Niemand wird aber behaupten wollen, das Ben 19 BR Pferd habe um soviel zugenommen, so dass die ganze orga- nische Substanz unverloren sei; vielmehr ist der grösste Theil derselben als Kohlensäure ausgeathmet und als Wasser im Urin ausgeschieden. Aehnliche Verluste ergeben sich, wie beim Pferde, bei allen Thieren, ob sie nun Hausthiere sind oder frei in der Wildniss umherschweifen; beim. Ernährungsprozess des Men- schen ist nach genauen und umfassenden Untersuchungen der Verlust noch bedeutend grösser als bei den Thieren. Alle Verbrennungsprozesse, welche auf’ der Erde stattfin- den, für den häuslichen Bedarf sowohl als zum Betriebe von Maschinen und Fabriken, werden mit organischen Stoffen, mit Pflanzen und Pflanzenresten unterhalten; täglich werden un- geheure Mengen organischer Materie in unorganische auf glei- che Weise übergeführt, wie es durch die Verwesung geschieht. Wie sich auf der einen Seite eine ununterbrochene Kette von Vorgängen, die auf die Vernichtung organischer Materie basirt sind, herausstellt, — es wäre ein Leichtes, ausser den gegebenen Beispielen, noch viele andere dafür anzuführen, — so lässt sich auf der andern Seite anfs Schlagendste darthun, dass sich trotzdem die organische Materie nicht nur nicht vermindert hat, sondern sich noch heute vermehrt. Besässen wir für die ganze bewohnte Erde Ertragstabellen, so gewähr- ten diese ein einfaches Mittel, diese Zunahme ibrer Menge nach festzustellen; aber kaum hat man bis jetzt in den ge- bildetsten Länderr angefangen, solche Tabellen anzulegen, und ihr Nutzen für die Volkswirthschaft wird nur noch selten an- erkannt. Wir müssen uns daher mit einer allgemeinon Be- trachtung einiger Erdstriche begnügen. Die Pampas oder Steppen von Buenos-Ayres in Süd- amerika, die nach den Versicherungen Darwins und aller Reisenden dasselbe allgemeine Bild darbieten, wie zur Zeit ihrer Entdeckung, sind weite, endlose Ebenen mit einer sehr dünnen Humusschicht und einer ‘höchst dürftigen Pflanzen- decke, nur aus diütrren hohen Gräsern und stachligen Kaktus- 9* a | Nee arten bestehend. Unmittelbar nach ihrer Entdeckung führten die Spanier Pferde, Esel und Rinder ein, die bald verwilder- ten und sich so ungeheuer vermehrten, dass ungezählte und unzählbare Herden die weiten Ebenen durchstreifen und dar- in ihre Nahrung finden. Um einen ungefähren Begriff von der grossen Zahl dieser Thiere zu geben, wollen. wir die jähr- liche Ausfuhr von Stoffen, die diese Herden liefern müssen, hier in der Kürze anführen. Sie betrug im Durchschnitt mehrerer Jahre jährlich an Ochsen- und Pferdehäuten 900000 Centner, an Pferdehaaren 95000 Centner, an Rinderhörnern 32500 Centner, also über eine Million Centner organische Substanz, ungerechnet, was an Fleisch zur Verproviantirung der Schiffe dient und was an Ort und Stelle verwes’t. Die Herden, welche diese Stofle liefern, müssen mindestens zwanzig Millionen Stück betragen, die jährlich durch den Er- nährungsprozess über sechshundert Millionen CGentner organi- sche Substanz vernichten. Jene ausgeführten Stoffe können dem Boden jener Länder nicht zu Gute kommen, können Nichts zur Erhaltung der Pflanzendecke beitragen. Dennoch ist die Vegetation nicht ärmer geworden, sondern in der Nähe der vereinzelten Niederlassungen und der wenigen Städte so- gar reicher. Eingewanderte Pflanzen, unter ihnen besonders Artischocken und andere Distelarten, bedecken weite Strecken Landes, wo früher fast keine Spur von Pflanzen zu finden war, und nur durch Feuer kann man ihrem Weiterdringen Einhalt thun. Die Steppen Asiens und des südlichen Russ- lands, weite Strecken wüsten Landes, und von nomadisirenden Stämmen durchzogen, führen alljährlich grosse Mengen von Fleisch, Haaren und Häuten aus, ohne dass sich bis jetzt die schon an sich nicht reiche Pflanzendecke vermindert hätte; auch hier gehen dem Boden (die ausgeführten organischen Stoffe verloren, ‘ohne von aussen her ersetzt zu: werden. Doch haben wir nicht einmal nöthig, in’ die Ferne zu schweifen, um Beweise für die Vermehrung der organischen Stoffe zu: finden. In den Alpen leben grosse Herden den ganzen Sommer hindurch auf den Bergen, die ausserdem noch ee, das Heu für den Winterbedarf liefern müssen, um die Thiere während der rauhen Jahreszeit in den Thälern mit Nahrung zu versorgen. Nie werden jene Höhen gedüngt; da- gegen werden alljährlich gewaltige Mengen Kase ausgeführt, selbst nach Amerika, und die Ausfuhr wächst von Jahr zu Jahr. Nichtsdestoweniger ist auch nicht die geringste Vermin- derung oder Verschlechterung der Pflanzendecke wahrzuneh- men; es ist eher wahrscheinlich, dass sie sich verbessert hat, da in Folge der vermehrten Ausfuhr immer grössere Her- den dort ihre Weide, ihr Futter finden. Nach Durchschnittsberechnungen vieler Jahre giebt ein "Morgen in guter Kultur gehaltenen Landes eine jährliche Aus- beute von mehr als 2000 Pfund trockner, organischer Sub- stanz, wogegen er im Dünger nur höchstens 800 Pfund er- hält; der Ertrag ist also fast dreimal so gross, als der aufge- brachte Dünger. Jedermann weiss aber, dass gut bebauter Boden nicht ärmer, sondern reicher an Humus wird, dass die fruchtbare Ackerkrume sich vertieft. Seit 1849 befinden sich in einem grossen Wasserbassin bei London Thiere und Pflanzen; die Thiere leben allein von dem, was in dem Bassin wächst; von Zeit zu Zeit wird nur soviel Wasser zugeschüttet, als verdunstet ist; dennoch haben sich die Pflanzen sowohl als die Thiere ansehnlich vermehrt. Wie wir in dem Bisherigen zu zeigen gesucht haben, dass die Pflanzen ihre Nahrung, ihren Bedarf an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff weder allein, noch zum grössern Theile aus organischen Stoffen erhalten können, wollen wir im Folgenden die Formen und Verbindungen auf- suchen, in denen jene Elemente in die Pflanzen gelangen. Bekanntlich besteht die Atmosphäre aus freiem Stickstoff zu vier Theilen und aus einem Theil Sauerstoff. Ferner finder sich allgemein in der Natur verbreitet die Kohlensäure, aus Kohlenstoff und Sauerstoff zusammengesetzt; das Ammoniak; aus Stickstoff und Wasserstoff bestehend, und endlich das Wasser. Die allgemeine Verbreitung gerade dieser Körper, welche die Elemente der organischen Welt enthalten, führt zu dem Schluss, dass sie es sind, welche den Pflanzen zur Nah- rung dienen. Da unter diesen Substanzen nur die Kohlensäure Kohlen- stoff enthält, so muss die Pflanze all’ ihren Kohlenstoff durch sie erhalten; wenn Meyen dagegen anführt, dass Pflanzen, die er in reinen kararischen Marmor oder in Schwefelblumen gesäet und mit kohlensaurem Wasser begossen, ausgegangen seien, so beweis’t dieser Versuch gar Nichts, und Schlei- den sagt sehr treffend über denselben, er sei eben so sinn- los, als wenn ein Zoolog ein Thier mit Strychnin, einem stickstoffhaltigen, ‘sehr heftigen Pflanzengifte, füttern wolle, um zu beweisen, stickstoffhaltige Nahrungsmittel seien schäd- lich, während im Gegentheil ohne Stickstoff kein Thier leben kann. Woher nimmt aber die Pflanze die zu ihrer Erhaltung nöthige Kohlensäure ? Genaue und vielfach wiederholte Messungen haben dar- gethan, dass der Gehalt an Kohlensäure in der Lufthülle, welche die Erde umgiebt, nur 0,0004 oder auf zehntausend Theile Lutt vier Theile dieses Gases beträgt, also ausseror- dentlich geriag ist, und dass sich keine Verminderung oder Vermehrung nachweisen lässt. Bringen wir dagegen die täg. liche Kohlensäurebildung in Rechnung, so müssen wir uns wundern, dass keine Vermehrung derselben stattfindet; dadurch werden wir zu dem Schluss geführt, irgend ein irdischer Vor- gang müsse durch eine wununterbrochene Aneignung, Ver- arbeitung und Zerselzung der Kohlensäure das Gleichgewicht erhalten. Es giebt wohl kaum Menschen auf Erden, welche den Gebrauch des Feuers nicht kennen; alle bedienen sich des- selben zur Bereitung der Speisen, zum Erwärmen und bei tausend andern häuslichen Bedürfnissen. Aber nicht genug damit; in weniger bevölkerten Ländern werden alljährlich grosse Strecken Waldes, weite Prairien und Steppen nieder- gebrannt; sei es, um Boden für den Anbau zu gewinnen und zu befruchten, sei es, um den reissenden Thieren die sichern ee a 2 Verstecke 'zu vernichten. Es ist einleuchtend, dass man in sjark bevölkerten Ländern, wo leicht Mangel an Brennmaterial eintreten könnte, sparsam damit umgehen und verhältniss- mässig weniger gebrauchen wird, als diess unter rohen Völ- kern geschieht; daher schlagen wir den Verbrauch für die Gesammt-Menscheit sicherlich nicht zu hoch an, wenn wir ihn nach dem Bedarf bei uns berechnen. Nimmt man die Gesammtbevölkerung der Erde zu 1200 Millionen an, so er- giebt sich für die häuslichen Bedürfnisse ein jährlicher Ver- brauch von 10800 Millionen Gentner Kohlenstoff, durch dessen Verbrennung allein 39600 Millionen Gentner Kohlensäure gebildet wird, da ein Theil Kohlenstoff 33 Theile Kohlensäure liefert. Für technische Zwecke, auf Hüttenwerken, Eisenbah- nen, in Fabriken, werden jährlich an 1000 Millionen Gent- ner Steinkohlen, das ist 700 Millionen Gentner Kohlenstoff verbrannt, welche 2560 Millionen Centnern Kohlensäure ent- sprechen. Das Athmen der Menschen und Thiere besteht darin, dass aus der Luft Sauerstoff aufgenonnmen wird, der einen Theil des Kohlenstoffgehaltes im Blute zu Kohlensäure ver- brennt, die bei jedem Athemzug entweicht; die Menge der so erzeugten Kohlensäure mag sich auf 25000 Millionen Gentner belaufen. Durch die Verwesung organischer Stoffe wird, wie wir schon oben sahen, Kohlensäure gebildet, und zwar um so mehr, je energischer der Prozess der Fäulniss erfolgt, wie in heissen Klimaten. Aus Saussure’s in gemässigten Gegenden angestellten Versuchen folgt, dass auf jedem Morgen Landes im Laufe eines Jahres 9 Gentner Kohlensäure auf diese Weise erzeugt werden. Ziehen wir von der Gesammtoberfläche des Festlandes noch die eisigen Polargegenden und die pflanzen- leeren Wüsten ab, so erhält man doch eine Billion Centner Kohlensäure. In tausend Jahren würden sich demnach 1067 Billionen Gentner Kohlensäure in der Luft finden; da aber die ge- sammte Atmosphäre etwa 14000 Billionen Centner wiegt, so u SUR müsste in dieser Zeit der Koblensäuregehalt der Luft ein „5 betragen, ungerechnet die ungeheuren Mengen dieser Gasart, welche nach Humboldts Beobachtungen von Vulkanen und selbst von erloschenen ausgehaucht werden. Als eine solche Quelle der Kohlensäure ist in weitern Kreisen die Hundsgrotte bei Neapel bekannt. Wenn schon die gegebene Berechnung an vielen Mängeln leidet, wie alle derartigen Mengenbestimmungen, so beweist sie doch so viel, dass ein Zustand unserer Atmosphäre ein- Ireten müsste, in welchem thierisches Leben unmöglich ist, wenn nicht die Natur selbst einen Weg geschaffen hätte, auf dem die Kohlensäure aus der Luft entfernt wird. Weil aber das historische Alter der Erde schon über 5000 Jahre beträgt, und ein reiches Thierleben sich auf derselben tummelt, so dürfen wir nicht sorgen, zu viel Kohlensäure in der Luft zu bekommen. Auf die geschilderte Weise haben wir eine unerschöpf- liche Quelle des Kohlenstoffs für das Pflanzenleben, und der Reichthum der Pflanzenwelt steht in innigster Beziehung zu der auf der Erde erzeugten Kohlensäure; mit der Zunahme derselben vermehrt sich jener Reichthum im geraden Verhält- niss, und das Pflanzenleben erhält den Zustand der Luft in einem Gleichgewicht, wie es für das Thierleben erforderlich ist. Keine Macht der Erde ist im Stande, diesen ewigen, ge- setzmässigen Kreislauf zu stören; je mehr Vernichtung auf der einen Seite, desto mehr neues Leben und Schaffen auf der andern; täglich eine neue Schöpfung, jedoch ohne ein Ein- greifen der Gottheit, nach ewigen, von ihr selbst gegebenen, unabänderlichen Gesetzen; die Pflanze ist der grosse Erhalter der organischen Welt. An einigen Beispielen wollen wir nun zeigen, wie unge- eure Mengen von Kohlensäure die Pflanzenwelt im Laufe eines Jahres verbraucht. In den tropischen Ländern werden jährlich etwa 60 Mil- lionen Gentner Zucker erzeugt; darin sind 24 Millionen Gent- ner Kohlenstoff enthalten, welcher aus 88 Millionen Gentnern RS AA Kohlensäure erhalten wurde. Im deutschen Zollverein allein wird aus Rüben eine Million Gentner Zucker bereitet; darin sind 400000 Centner Kohlenstoff enthalten, welche 13 Mil- lionen Centner Kohlensäure erfordern; aber der Zucker ist der bei weitem kleinste Theil der bei dieser Fabrikation ver- brauchten Pflanzen. Von der Westküste von Afrika werden jährlich 400000 Gentner Palmöl ausgeführt, das zur Seifen- und Lichtfabri- kation verbraucht wird und worin 300000 Gentner Kohlen- stoff mit 100000 Centner Wasserstoff und Sauerstoff verbun- den sind; mehr als eine Million Gentner Kohlensäure sind nöthig, diesen Kohlenstoff zu liefern. Io Nordamerika allein werden jährlich 2 Millionen Cent- ner Tabak producirt; die Pflanzen bedurften hierzu mindestens 10 Millionen Centner Kohlensäure. Mit Hülfe genauer statisti- scher Tafeln liesse sich der Bedarf an Kohlensäure für die Nahrungspflanzen aller kultivirten Länder berechnen , und daraus nachweisen, wie gewaltige Mengen davon für das Pflanzenleben nothwendig sind. Nachdem wir so zur Genüge dargethan zu haben glauben, dass die Pflanzen ihren Gehalt an Kohlenstoff der Hauptsache nach aus der Kohlensäure, diese aber aus der atmosphärischen Luft beziehen, wollen wir uns zu den übrigen organischen Bestandtheilen derselben wenden. Durch die genauesten und umfangreichsten Untersuchungen ist es nachgewiesen, dass nirgends im Boden, sei es in der Acker- und Gartenerde, seı es im Waldboden, so viel im Wasser lösliche stickstoffhaltige Körper enthalten sind, als die Pflanzen zu ihrer Ernährung bedürfen; auf der andern Seite hat man gefunden, dass weder Thiere noch Pflanzen im Stande zu sein scheinen, den Stickstoff der Atmosphäre sich anzueignen und zu verarbeiten. Mit Bestimmtheit ist dies für die Thiere nachgewiesen, und es scheint auch für die Pflanzen angenommen werden zu müssen, obgleich gewisse Versuche das Gegentheil nicht ganz unwahrscheinlich erschei- nen lassen. un VER Allgemein verbreitete Verbindungen des Stickstofls, — und nur solche, die sich überall finden, können als Nahrung für die Pflanzen angesprochen werden, — sind die Ammoniak- salze, die sich immer da bilden, wo organische Wesen, Thiere und Pflanzen verfaulen. Man hat daher allgemein angenom- men, dass Ammoniaksalze die Quelle des Stickstofls für die Pflanzen sind, indem sie zugleich einen Theil des nöthigen Wasserstoffs liefern. Es bleibt nur zu erörtern übrig, ob die im Dünger enthaltenen Ammoniaksalze allein hinreichend für den Bedarf an Stickstoff sind, oder ob nicht das Ammoniak auf ähnliche Weise, wie die Kohlensäure zum grössten Theil aus der Luft stammt. Wiesen, die nie gedüngt werden, liefern vom Morgen jährlich je nach der Witterung 20 his 30 Centner Heu; da aber Jufttrocknes Heu bis 13 Procent Stickstoff enthält, so sind in jenem Heu 30 bis 45 Pfund Stickstoff enthalten; je- des Jahr wird diese Menge dem Boden entzogen, ohne je er- setzt zu werden. Käse ist eine sehr stickstoffreiche Substanz; die Kühe müssen den darin enthaltenen Stickstoff mit den Pflanzen sich aneignen. Alljährlich werden aus der Schweiz sehr grosse Mengen Käse nach allen Erdtheilen ausgeführt, die Herden aber auf den Alpen geweidet, die nie gedüngt werden. Aus dem südlichen Russland wird sehr viel Rindfleisch, besonders nach England, verschifft; Fleisch ist aber ein sehr stickstoffreiches Erzeugniss; der auf diese Weise entführte Stickstoff wird dem Boden nie ersetzt, mit dessen Pflanzen die Thiere ernährt und gemästet werden. In vielen Gegenden des mittlern und südlichen Russlands werden die Felder eben so wenig gedüngt, als in Armenien, weil der getrocknete Mist wegen Holzmangels als Brennmaterial dient. Dennoch bringen die Aecker Russlands ihr Getreide, weiden die Armenier ihre Büffelherden; in beiden Fällen wird Stickstoff, werden Ammoniaksalze verbraucht. Thee und Kaffee sind sickstoflreiche Substanzen und werden in grossen Mengen ununterbrochen aus den Tropen- A. gegenden bei uns eingeführt; der abgegebene Stickstoff kann dem Boden jener Länder nie ersetzt werden, da er ja ausge- führt, dagegen aber keine stickstoffhaltige Substanz dort ein- geführt wird. Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um zu be- weisen, dass die im Boden enthaltenen Ammoniaksalze keines- wegs für die Ernährung der Pflanzen hinreichend sind, da in diesem Falle alle angeführten Gegenden schon längst ohne Pflanzendecke sein müssten, weil das Ammoniak in den ei- gentlichen Mineralien nicht vorkommt. Aus vielen und um. fassenden Versuchen wird es aber sogar wahrscheinlich, dass die Ernährung der Pflanzen fast unabhängig von den im Dünger enthaltenen Ammoniaksalzen ist. Denn bei einer Reihe von Ernten, die auf demselben, einmal gedüngten Boden gewonnen wurden, war der Stickstoffgehalt ganz unabhängig von der Folge, in der die verschiedenen Ernten erhalten wur- den, was nicht der Fall sein könnte, wenn ein solches Ab- hängigkeitsverhältniss des Stickstoffgehaltes der Ernte von dem des Düngers stattfände. Man erhielt nämlich vom Morgen in sechs aufeinander- folgenden Jahrgängen in den Ernteerträgen folgende Stick- stoffmengen: Bei Kartoffeln im frischen Dünger . 24,75 Pfd. Stickstoff, -09 ı Weizen im 2. Jahr .......: 18,92 +4 Kebumı3.MJäahrimiund oe dor 45;24 „ Weizen und Rüben im 4. Jahr _ 29,93 „ Erbsen im d:1Jahr: idaia danid. 563 „ Roggen im 6. Jahr . . . 11,53. 205, + Also im Ganzen 188,77 Pfund Stickstoff Während der auf den Acker gebrachte Dünger nur 130 Pfund Stickstoff er- hielt, hatte man in sechs Ernten doch 189 Pfund Stickstoff gewonnen; man hat überhaupt die Erfahrung gemacht, dass die Stickstofimenge der Ernte im Allgemeinen dreimal so gross ist, als der des aufgebrachten Düngers. Wenn es aber feststeht, der Dünger kann nicht allein die nöthigen Ammoniaksalze liefern, so darf man mit Recht 3er fragen, welche sonstigen Quellen des Ammoniaks es giebt, und wo man es zu suchen hat? Ueberall, wo organisches Leben besteht, geht dem Leben stets der Tod zur Seite, der in seinem Gefolge die Verwesung mit sich führt; der durchdringende Geruch, den faulende Körper verbreiten , verdankt seinen Ursprung neben dem Schwefelwasserstoff den flüchtigen Ammoniaksalzen, woher es kommt, dass sich zu allen Zeiten in der Atmosphäre solche finden, wenn sie auch ihrer geringen Menge willen oft schwierig nachzuweisen sind. Ihre Menge in der Luft ist so gering, weil sie, von Wasser gelöst, mit dem Regen zu Boden fallen und von den Pflanzen gerade so wie die Kohlensäure aufge- nommen und verarbeitet werden. Aus Mulders Untersuchun- gen scheint ausserdem hervorzugehen, dass beim Verwesungs- prozess nicht nur der Stickstoff der organischen Körper in Ammoniakverbindungen eingeht, sondern dass auch der beim Faulen frei werdende Wasserstoff sich zum Theil mit dem Stickstoff der Luft verbindet und so die Veranlassung zum Entstehen von Ammoniaksalzen wird. Ja der Stickstoff der Atmosphäre scheint noch auf eine andere Weise die Bildung von Ammoniaksalzen zu befördern. Es ist nämlich eine all- gemein bekannte Thatsache, dass sich im rostenden Eisen stets Ammoniak findet, was man sehr leicht erkennen kann, wenn man das Eisen mit Kalilauge übergiesst, wodurch so- fort der stechende Geruch nach Ammoniak entsteht. Eben so bekannt ist es nun, dass Eisen in trockner Luft bei ge- wöhnlicher Temperatur blank bleibt und nur in feuchter Luft rostet; daraus scheint hervorzugehen, dass das Eisen sich nicht mit dem Sauerstoff der Luft direkt verbindet, sondern dass durch die Einwirkung des Wassers und der Luft Eisen- oxydhydrat entsteht, dass dabei Wasserstoff frei wird, der sich mit dem Stickstoff zu Ammoniak verbindet. ‘Diese Wechsel- zersetzung kann eine unerschöpfliche Quelle der Ammoniak- erzeugung und so der Stickstoffnahrung für die Pflanzen- welt sein. Kern. - Bei der Verbrennung oder Destillation von Pflanzen und Thierstoffen werden ebenfalls bedeutende Mengen von Ammo- niaksalzen erzeugt; erhielt man doch früher den Salmiak oder Chlorammonium aus Armenien und Aegypten, wo man iln durch Verbrennung von Kameelmist, dem Brennmaterial jener holzarmen Gegenden, als Nebenprodukt gewann. Diesem Ur- sprungsorte verdankt auch das Ammoniak seinen Namen, in- dem es im Handel armenisches Salz, Sal armeniacum hiess, woraus durch Korruption Salmiak entstanden ist. In neuerer Zeit, da die Benutzung und Bereitung von Steinkohlengas eine grosse Ausdehnung gewonnen hat, erhält man grosse Mengen von Ammoniaksalzen bei der Destillation dieser Stoffe als Nebenprodukt, und es ist nicht schwer einzusehen, wie in den Abfällen dieser Fabriken den Pflanzen viele Ammoniak- salze geboten werden. Endlich darf nicht unerwähnt gelassen werden, dass Vul- kane und vulkanische Gegenden neben Wasserdampf, Kohlen- säure und Schwefelwasserstoff auch bedentende Mengen von Ammoniakverbindungen aushauchen, die dem Pflanzenleben zu Gute kommen, oder die vielmehr von den Pflanzen verarbeitet werden müssen, wenn die Luft athembar, d. h. in dem Zu- stande bleiben soll, dass Thiere darin leben können. So hat die Natur auch hier mit verschiedenen ' Mitteln gesorgt, dass die Verbindungen, : die den nöthigen Stickstoff den Pflanzen darbieten können, überall und in reichlicher Menge vorhanden sind und nach ihrer Vernichtung: immer von Neuem gebildet werden; es zeigt sich hier wie überall: in der Natur ein ewiger Kreislauf, ein beständiger Stoffwechsel, ein Wandern des Stoffes aus einer Verbindung in die andere, von einem Geschöpf zum andern. Obgleich die Kohlensäure und das Ammoniak den Pflanzen den Kohlenstoff, den Stickstoff, den Wasserstoff ‘und den Sauerstoff in brauchbarer Form darbieten, so wissen wir doch, dass keine Pflanze ohne Wasser zu leben vermag; die Pflanze kann aus demselben noch Wasserstoff und Sauerstoff aufnehmen, indem sie es zu ihren besondern Zwecken zersetzt, — 30 0 — oder indem es unverändert in die Verbindungen der Pflanzen- substanz eingeht. Die hauptsächlichste Rolle jedoch, die das Wasser bei der Ernährung spielt, ist die eines Lösungsmittels sowohl für die organischen als für die unorganischen Bestandtheile, ob- gleich in neuester Zeil bestritten wird, dass die Salze in Lö- sung aufgenommen würden. Da aber die Pflanzen keinen Mund haben wie die Thiere, die Nahrungsstoffe, wie wir später sehen werden, die Zellwand durchdringen müssen, so ist es schwer erklärlich, auf welche Weise die festen Stoffe in die Pflanze gelangen sollen, wenn nicht im Zustande feinster Zer- theilungen, wie diess eben in einer Lösung der Fall ist. Auch beim Wasser drängt sich die Frage auf, welches die Quellen seien, aus denen die Pflanze dasselbe erhält? Scheinbar ist diese Frage ganz überflüssig, indem man allge- mein der Ansicht ist, das Wasser falle in Gestalt von Regen nieder, werde von dem Boden aufgenommen, und dieser führe es in genügender Menge den Pflanzen zu. Betrachtet man diese Erklärung genauer, so genügt sie für viele Erscheinun- gen nicht, und man kommt schliesslich zu dem Ergebniss, dass sogar der grössere Theil des Wassers den Pflanzen auf einem andern Wege zugeführt werden müsse. Bekanntlich finden sich mitten in der grossen afrikani- schen Wüste Oasen, das sind fruchtbare Stücke Landes, in denen Dattelpalmen und hin und wieder auch Gräser ge- deihen; Regen ist hier aber eine ganz unbekannte Erschei- nung, weil der von der heissen Sandwüste aufsteigende Luft- strom die den Wasserdampf führenden Luftströme nicht nur nicht abkühlen kann, wodurch der überschüssige Wasserdampf als Regen zu Boden fiele, sondern er befähigt die Luft sogar, noch mehr Wasserdampf aufzunehmen, da mit der Temperatur die Fähigkeit der Luft, Wasserdampf aufzunehmen, sich be- kanntlich steigert. Aehnliche Verhältnisse gelten in den regen- losen Küstenstrichen des westlichen Südamerika, in Peru und Chile. Es könnte demnach, der gewöhnlichen Vorstellung ge- r a mäss, weder in jenen Oasen, noch an dieser Küste irgend eine Pflanzendecke geben. | Mit Hülfe des Regenmessers kann man die Menge des Regens, welcher auf eine Fläche von bestimmter Grösse in einer gegebenen Zeit fällt, bestimmen. In England fällt nach diesen Messungen in den vier Sommermonaten auf einen Mor- gen Landes höchstens eine Million Pfund Wasser in Form von Regen. Nach genauen Berechnungen, soweit ähnliche Untersuchungen überhaupt Genauigkeit gestatalten, fliessen davon im Mittel mindestens zwei Fünftheile durch Bäche und Flüsse ab; ausserdem verdunstet unmittelbar nach dem Regen eine höchst bedeutende Menge, deren Grösse sich aber nicht einmal annähernd angeben lässt, da sie von herrschenden Winden, der Temperatur, der Gestaltung und Bedeckung des Bodens abhängig ist; ihre Berechnung ist geradezu unmöglich. Wir glauben aber nicht zu viel zu behaupten, wenn wir an- nehmen, nach Abzug des Verlustes durch Abfliessen und Ver- dunsten verbleibe dem Boden höchstens die Hälfte des gefal- lenen Regens, also nur 4 Million Pfund. Die Kohlpflanzen eines Morgens gebrauchen aber mindestens 800000 Pfund, in- dem in der gegebenen Zeit diese Menge allein ausgeathmet wird von den Pflanzen. Wäre der Acker mit Sonnenblumen, Helianthus annua, bestanden, so wäre der Bedarf eine Mil- lion, bei Ohstbäumen zwei Millionen und bei Wiesenpflanzen sogar vier bis fünf Millionen Pfund Wasser, so dass jene Wassermengen nur 3, 3, 4 oder #4 bis „, des ausgehauchten Wassers geliefert hätten. Wir sehen demnach auclı hier wie bei der Kohlensäure und dem Ammoniak, dass die im Boden enthaltene Menge geradezu verschwindend klein gegen den wirklichen Verbrauch ist. Es folgt daraus unmittelbar, dass nicht die Menge des gefallenen Regens die Fruchtbarkeit einer Landschaft bedingt, sondern dass es die Menge von Wasser- dampf ist, den. die Winde einer Gegend zuführen und gerade dann zuführen, wenn es Sommer ist, das .heisst, die Zeit, in der das Pflanzenleben seine grösste Entfaltung hat. Soll also ein Boden fruchtbar sein, so muss er die Eigenschaft haben, a viel Wasserdampf aus der Luft anzuziehen und zu verdichten. Enthält demnach der Boden Salze, z. B. Thon, die begierig Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugen, so wird er dadurch fruchtbar. Weit mehr aber noch, als Salze und eine mecha- nische Äuflockerung des Bodens die Anziehung des Wasser- dampfes aus der Luft bewirken, geschieht diess durch ver- wesende organische Substanzen, da sie im hohen Grade hy- groskopisch sind. Nicht die grössern Regenmengen, nicht die höhere Temperatur der Tropengegenden allein bewirken es, dass das Pflanzenleben jener Regionen um so viel üppiger ist; es ist vielmehr der grössere Wassergehalt der Luft, der allerdings durch die höhere Wärme bedingt wird. Um einen ungefähren Begriff zu geben, wie von der Art des Bodens die Fähigkeit abhängt, Wasserdampf aus der Luft zu verdichten, wollen wir hier die Ergebnisse von Unter- suchungen anführen, welche Schübler in Tübingen zu diesem Behufe ausgeführt hat. Sie wurden in der Art angestellt, dass er 1000 Gran Erde auf eine Fläche von 30 Quadratzollen ausbreitete und sie der Luft aussetzte, die bei 12 — 15° mit Wasserdampf gesättigt war. Es wurden an Wasserdampf verdichtet: In Stunden . . . 12 24 48 12 von reinem Sand . . . O0 Gran, O Gran, O0 Gran, 0 Gran, kant. to han. noch, 355 ad, dd, Zrbypserde> .. 19a... bil, Li, 5; iv, „iketrenthon 25% 5 “uf 1a 26.4.5 28: yayı2diy Lehrh il .dasuahh. Diva, N 30.5 grauem, reinem Thon 37 „42 5048 5149 „ feiner’ Kalkerde 1.199026, 3b ıyıı ddp! 355% feiner! Bittererde in. 6910, 76, 180.507 821, sHumusritsicn ti. 2805 3,9: ZI 02, 5: Garlenerdeis «ol, sh 85 2406 nABiya ‚BOihad AR, Hökckdrerdenondiilus besl6:) z922h4iW 23 zb 231, 4 Meigelilı „aaa. ah 24 my 2934 nnd „naukry, Humus verdichtet am meisten Wasser, ‚reiner (uarzsand gar keines. Wenn schon diese Versuche nicht unmittelbar auf — 3 — die Natun übertragen! werden‘'können,; wenigstens nicht: in ihrer gegenwärtigen Gestalt, da. sowohl Temperatur als Feuch- tigkeitsgrad' der Luft einem beständigen Wechsel unterworfen sind, auch: die Erdschichten ununterbrochen sich ändern, — so lehren‘ sie''doch ;i dass bedeutende ‚Wassermengen vom Boden verdichtet'werden, und dass diese Mengen vonder Art des Bo- demsiabhängig sind. -Wahrhaft “fruclitbar könnten aber derartige Untersuchungen werden: wenn sie sich. auf Erdschichten von verschiedener ''Dicke'; bei.' verschiedenen PR OERR und Rehtighnitsgraden: erstreckten. “ Schon’ oben’ erwähnten’ wir,: dass die Pflanzen ausser: den klasse organischen‘ ‚Elementen anorganische enthalten; natürlich müssen sie.’ aufgenommen werden. ‘Einige dieser Stoffe, nämlich Phosphor ‚und ‚Schwefel, verhalten sich den organischen Elementen ‘ähnlich, indem: sie mit jenen :Ver- bindungen eingehen , welche höchst wichtige Bestandtheile der Pflanzen und von einer noch lange ‘nicht genau ‚erkannten Wirkung für den: Stoffwechsel sind’; Phosphor ‘und Schwefe] kommen in den’ eiweissartigen Körpern , besonders: reich : im Samen der Hülsenfrüchte vor ;; Schwefel findet ‚sich in einigen flüchtigen Oelen, z.B. im Senföl, Die übrigen unorganischen Elemente erscheinen zwar als unentbehrlich‘ für das ‘Leben, fehlen jedoch in den’ eigentlichen‘ Pflanzengebilden;: sondern sie treten meist "in den Hohlräumen -der :Pflanzen:'in Form von: Krystallen: ‘oder gelöst im Zellensafte auf,. und. schon Malpighi fand krystallisirte unorganische Stoffe in den ver- schiedenen von ihm untersuchten Gewächsen. Die Halme der Gräser und besonders der Schachthalm verdanken ihre Festig- keit und Härte einzig solchen‘ in’ krystallinischer Gestalt aus- geschiedenen Stoffen‘, der‘ Kieselerde nämlich. Als’sicher nachgewiesen finden sich in den Pflanzen fol- gende Stoffe: Kalium, Natrium,’ Galcium, Magnesium, Alumi- nium, Kiesel, Silber, Kupfer, Eisen, Zink, Chlor, Brom, Jod und Arsenik; für die Gewinnung ‘der ‚Kalisalze und des Jod sind sie"bis jetzt sogar die einzige Quelle, wo sie sich in Filly, Ernährungsverhältnisse, 3 der SE che grösserer Menge: finden. Diese: Stoffe kommen aber in den Pflanzen nicht im metallischen Zustande 'vor, sondern: in:-den mannichfachsten Verbindungen, besonders an organische Säuren gebunden. Solche Elemente, die sich in ‚ihren ‚Eigenschaften und in ihren ‚Verbindungen ‚sehr nahe stehen, scheinen ‚sich gegenseitig verirelen zu können, Jedoch nur in sehr-beschränk- tem: Masse. Bekannt ıst,. dass die 'Ländpflanzen: besonders reich an Kalisalzen sind, weshalb, man ‚ihre ‚Asche‘ zur Ge- winnung des kohlensauren Kalı’s, d. h. der Pottasche benutzt, während bei den Seepflanzen und in '.den.; sogenannten: Salz- pflanzen die Natronsalze vorherrschen;: jedoch: sind.‚auch See- pflanzen häufig reicher an Kalı, obgleich. ihnen ‚ Natronsalze in bei weitem grösserer Menge zu Gebote standen, indem Kochsalz den Hauptbestandtheil der festen Rückstände, des Meerwassers ausmacht. Schulz -Fleeth untersuchte ‚zwei in demselben Bache dicht nebeneinander wachsende Pflanzen, die Wasseraloö (Stratiotes: angustifola) und die Hottonie (Hottonia palustris), auf ihren Gehalt: an anorganischen Stoffen und fand in, der.erstern nur ‚Kali, in, der ändern; nur Natron, obgleich beide Alkalien in ‚ihren. Eigenschaften ‚und Verbindungen ausserordentlich ‚ähnlich sind. Diese Erfahrung gewährt uns einen Fingerzeig, warum auf..dem einen, Boden diese, auf dem andern jene Pflanzen. besser gedeiben,, wenn auch dem äussern Anscheine nach der, eine :Boden dem an- dern ganz gleich ist: Zugleich. lehrt uns ‚diese Beobachtung, wie wichtig für die:Landwirthschaft die Bodenkunde ‚und ‚die Ackerbauchemie sind, und welchen Einfluss sie im. Laufe der Zeit gewinnen werden. : Wir: verwahren uns jedoch. gegen. die. Un- terstellung, als: ob ‚mit'der. Chemie allein und nur im Labora- torium des Chemikers der Ackerbau seiner Vervollkommmung entgegengeführt werden könne. Wir. wollen umsomehr vor derartigen einseitigen Auffassungen ‘warnen, ‚als sie. einer ‚ge- deihlichen Entwicklung der Landwirthschaft nur. ‚hinderlich sein könnten; auch deswegen, weil in. den letzten Jahren eine grosse Zahl von Büchern erschienen ist, die. theils nur Buch- händlerspekulationen ihren Ursprung ‚verdanken, ‚theils: ‚aber — Mb; — beim redlichsten' Streben‘ des Verfassers auf so einseitigem Standpunkte stehen, dass sie die Ergebnisse der Wissenschaft bei dem Landwirth in einem üblen Kredit bringen, statt den Landmann zu eignen Untersuchungen anzuspornen; zu der ersten Art gehören alle sogenannten Geheimmittel, den Ertrag des Bodens zu verdreifachen u. s. w., wie marktschreierischer Weise angekündigt wird. | Wenn man Pflanzen verbrennt, so befinden sich in der Asche alle unorganischen Stoffe, welche in der lebenden Pflanze vorhanden waren, freilich meist in andern Verbindungen, da _ beim Verbrennen z. B. alle organischen Säuren in Kohlensäure übergeführt wurden, weshalb die Alkalien und Erden meist als kohlensaure Salze auftreten. Die Menge ist im Verhältniss zur ganzen Pflanze immer gering; sie beträgt im Durchschnitt nur wenige Prozent vom Gewicht der verbrannten Substanz. Krautartige Gewächse und Rüben geben den höchsten, Hölzer den geringsten Aschengehalt. Im Stroh der Getreidearten hat man fünf, in den Samenkörnern zwei, im Kraut der Hülsen- früchte fünf, in den Körnern drei, in den Kleearten sieben bis zehn, in den Blättern der Zuckerrübe (Beta alba) über zwanzig, des Tabaks bis drei und zwanzig, in den Kartoffeln aber vier Procent Aschenbestandtheile gefunden. Diese bei verschiedenartigen Pflanzen vorkommenden Unterschiede im Aschengehalt erstrecken sich jedoch nicht auf Pflanzen der- selben Art; im Gegentheil ist bei ihnen, wenn sie auch von den verschiedensten Standorten untersucht wurden, der Aschen- gehalt ziemlich genau übereinstimmend gefunden. Dagegen verhalten sich verschiedene Theile derselben Pflanze sehr ab- weichend; die meiste Asche geben die grünen Theile und die Pflanzensäfte. Unter den einzelnen Verbindungen hat das Oxyd des Kaliummetalls, das Kali, die weiteste Verbreitung; es beträgt häufig mehr als die Hälfte der Asche, bei einigen Pflanzen, als den Kartoffeln und Rüben, sogar das Fünfzehnfache aller übrigen anorganischen Subtsanzen. Das dem Kali so ähnliche 3* Natron. ist, viel weniger, verbreitet, nur.\-selten; ‚übertriffi seine Menge. die /des ‚Kali's... «Besonders.,ireich. \‚an, Natronsalzeni, sind die. versehiedenen 'Rübenarten.iund..die, Melde (Chenopodium); manche Seepflanzen ‚enthalten: ‚so..vie davon, dass. .manı, aus ihrer ‘Asche Soda. bereitet , ‚und die ‚Soda: von.;Alikante istıein Produkt. einer Ghenopodiumart. H sol Nächst dem Kalı findet sich am hänfiesten Ei Kalk, 2 in’ vielen Fällen. das Kali ersetzen, zu ‚können! scheint, da’ seine Menge: zunimmt ‚wo: die.'.des erstern.,sich. vermindert...’ Am kalkärmsten sind die, Kartoffeln, woher es ’zu kommen. 'scheint, dass Menschen, die. nur.. von Kartoffeln ..leben, einen. sehwachen Knochenbau: haben ‚. ‚die‘, sogenannte englische ‚Krankheit ,..da dem Körper. mit. der...Nahrung ‚nicht. .so,,viel Kalk ‚zugeführt wird, als zum. Aufbau. des -Knochengerüstes nöthig ist;,,‚beson- ders nachtheilig. ist ‚daher, für, Kinder. .die :ausschliessliche Er- nährung mit: Kartoffeln... während: bei. Erwachsenen. das ı Kno- chengerüst schon vorhanden ist. Wollen. wir: daher. ‚ein. tüch- tiges Geschlecht: erziehen, so,.müssen ‚wir. dahin ‚streben‘, ‚den Kindern .der Armen, eine ;bessere. Nahrung zu verschaffen. Reich an Kalksalzen. sind dagegen. die Linsen, und sie,,können nicht genug als. ein Ersatz für die,mangelnde Fleischnahrung _ empfohlen werden, ‚um. se. mehr ,„.als‘.sie eine. den ‚Ackerbau gut lohnende Frucht.'sind, 5 baidoriet Viel ‚seltener als ‚der Kalk. ist; die aa nadı sie ‚über- trifft an Menge nur selten den’ erstern,.' wie in,einigen Feineider arten und. Rüben. vu dar 1, Die Thonerde . scheint. in unten Fällen. ..eber'.eine Verunreinigung der Asche, als wirklicher Bestandtheil derselben zu sein; doch finden. sich, bis vierzig. Prozent ‚derselben: in; der Asche des sogenannten Bärlapp. Kupfer und Silber finden sich nur’in. seltenen Fällen a nur:in geringen Mengen ;. sie scheinen‘. nicht ‚nothwendig für das Leben: der Pflanzen ‚zu sein. Fast eben so, selten: ist.das Eisen. und der Gehalt immer gering ;' dennoch ‚hat es den An- schein, als ob Eisen eine nicht: unwichtige Rolle bei der Er- nährung spiele. == =. ‚Zink‘ ist bis Jetzt "in "einer einzigen‘ Pflanze, im .'soge- nannten"Galmeiveilchen entdeckt, /und es scheint für‘ dieselbe eine’Lebensbedingung zw sein, da’ man es angeblich nur an Omen gefunden hat, deren’ Zinkreichthum' bekannt ist. "Die Kieselsäure findet’sich , wie wir schon’ oben anführ- ten, besonders in den Halmen der Gräser;' der Röhrarten, der Bisen.: und ‘der Schachtelhalme ; ihre Asche: ist oft reine Rieselerde. Er » 950 2 >Pas'Chlor hat'man im Safte der’ verschiedensten Pflänzen nächgewiesen aber oft in wechseluden Mengen‘; selbst bei Pflanzen von demselben Boden nnd derselben Art ,' wogegen Jod ünd Brom bis jetzt nur‘ in Seepflanzen entdeckt sind. Arsenik ist viel'verbreiteter, als man bisher glaubte,’ aber’ stets in so kleinen Mengen, dass der Nachweis desselben nur' bei ganz feinen Meihoden''gelingt; sein "Vorkommen 'scheinf nur dürch""seine Gegenwart in "fast “jedem Ackerboden bedingt, aber ohne Einfluss’auf die Ernährung ; ist seine Menge im Boden etwas bedeutender, so’ wirkt 'es sogar als Gift: auf das Pflanzen- leben, ‘wahrscheinlich in ähnlicher Weise, wie-bei den Thieren. "> Die anorganischen Stoffe "welche. wir als den Pflanzen eigen so eben angeführt haben, sind überall ein’ Bestandtheil des Erdbodens, dem’ sie “durch das’ 'verwitternde Gestein im- mer von Neuem zugeführt ‘werden. Es ist ‚jedoch einleuchtend, dass bei steigernder Produktion die ‘Salze dem’ Boden im- mer mehr entzogen werden, . dass man’ ‚daher Sorge’ tragen muss, die Verarmung des Bodens an diesen ‚Stoffen zu ver- hüten, ‘weil anderweit das Gedeihen‘'der Pflänzen nothwendig aufhören müsste. ‘Den grössten ‘Theil der Salze‘ kann der Dünger dem Boden wieder ‘geben, weil sie nicht in Gasgestalt entweichen, wie die 'verwesenden organischen Stoffe ; es Ist daher ein gar nicht ‘zu entschuldigendes Verfahren, wenn- man die Jauche, ‘welche den grössten ‚Theil ‘derselben gelöst ent- hält, wegfliessen lässt und dadurch die Strassen verpestet, statt sie auf den Acker zu. fahren oder noch. besser. fleissig über den Dünger zu.-giessen, welcher die: Salze zurückhält, während das Wasser: verdunstet. ‘Wenn man ‘Aecker und Wiesen ‘mit an Guano, Knochenasche, Asche, Bauschutt, Mergel bestreut, so hat diess wesentlich den Zweck, dem Boden die mangelnden Salze zuzuführen; leider sind sich die Leute ‚dessen: selten bewusst, und eine genaue Kenntniss des Bodens ist das. ein- zige Mittel, die Wahl dieser Stoffe zu bestimmen. Ein anderes, wichtiges Mittel, den ‚Boden ‚mit ‚Salzen zu ‚bereichern, ist ein tiefes Bearbeiten desselben, indem ‚dadurch die. untern ‚man könnte sagen noch jungfräulichen, an Salzen reichen Schichten an. die Oberfläche kommen. Diess scheint. ein \'englischer Landwirth in. seiner ganzen Wichtigkeit erkannt. .zu ‚haben, der in einer Schrift, die 1856 schon fünfzehn Auflagen ‚erlebt hatte, wahrhaft überraschende Resultate ‚mittheilt, die‘, er bei der Weizenkultur durch eine Aiele Bearbeitung ‚des Bodens erlangt hat”). £ Viele Stoffe kommen im Boden: in..so sitsseronlantlich geringer Menge vor, dass es dem Chemiker oft) nicht gelingt, ihre Gegenwart an irgend einer Lokalität nachzuweisen; den- noch findet man sie in «den Pflanzen. Aus dieser Erscheinung geht hervor, dass die Pflanzen die Eigenschaft haben, ‚die ihnen 'nöthigea Körper, man ‚möchte"sagen, ‚aufzuspüren und sich anzueignen; sie sind wahre ‚Sammler solcher Substanzen und machen es dem Menschen. möglich, | sie in. grösserer Menge zu gewinnen, während man sie auf anderem Wege gar aicht oder’ nur mit sehr grossen: Kosten erhalten könnte. Zu diesen Stoffen gehören das Kali, das‘ Jod ‚und. der Phosphor, welchen letztern wir aus. den Knochen - der. Thiere. erhalten, die ihn mit der Pflanzennahrung ‘sich aneignen... Wo,‚Pflanzen gedeihen, muss es im Boden Phosphorsäute geben, ‚wenn man nicht annehmen: will, dass der Phosphor innerhalb der Pflanzen aus dem Nichts geschaffen werde; .aber.in den seltensten Fällen ist es möglich, mit ;Hülfe chemischer Mittel, ihre. Gegenwart in der Ackererde darzuthun. : Noch auffälliger ist es mit dem *) Der Titel der Schrift lautet: A Word in Season; or how to grow wheat with profit. Fifteenth edition, corrected; with @ word or tıwo more to those who have 'tried. London 1856. Per ge Jod; wenn auch selten, so:'kann man doch die Phosphorsäure nachweisen; das Jod im Seewasser zu entdecken, ist uns noch nicht gelungen. ' Dennoch wird es in nicht: unbedeutenden Mengen aus Pflanzen gewonnen, die im*Meere wachsen. Die Gewinnung des Jod ist aber ‚sehr wichtig, da es eine bedeu- tende Anwendang in: der Medizin und ‚bei der Anfertigung von: Lichtbildern' findet. | Was endlich nech die Form betrifft, in welcher die un- organischen Stoffe in den Organismus der Pflanzen gelangen, soi4st: nicht. gut eine andere ‚Möglichkeit denkbar, als dass diess, inLösungen geschieht. Zwar hat Liebig in neuester Zeit. dieser Annahme widersprochen, indem er sich 'auf die Erfahrung stützt, dass Salzlösungen, ' wenn 'man sie durch eine hohe! Schicht: Ackererde fliessen lässt, einen ‘grossen Theil: des gelösten. Salzes an die Ackererde abgeben. Deswegen, meint er gegen seine frühere Ansicht, ‘die Pflanzen nähmen die Salze in «fester ‚Form auf, indem er noch als Beweismittel hinzu- fügt, dass, die Salze immer: tieler, in ‘den Boden eindringen müssten, also den’ Pilauzen entzogen würden, wenn das Wasser dieselben löse..; Warum. sell die Lösung ,‚ die’ sich in den obern Schichten ‚befindet, nicht die Salze seinem: Versuche gemäss. dort ‚lassen, wenn. die verdünntere Flüssigkeit nach unten dringt?. Auf, der andern Seite kann man aber aus un- löslichen. ‚Stoffen durch ‚hinreichende Mengen Wassers nach und nach alle löslichen auswaschen, ein Verfahren, das Liebig nicht, minder als ‚andere Chemiker anwendet. ‚Aber abgesehen davon, was. sich ‚vom. Standpunkte|.des Chemikers hier noch anführen liesse, ‚ist.es absolut unmöglich, dass die Pflanzen die Salze in fester Form aufnehmen, weil alle Oefinungen fehlen, ‚durch ‚die feste Körper eindringen könnten, indem es bis jetzt noch nicht, gelungen ist, ‚mit. ‚dem schärfsten Mi- kreskope Oeffnungen oder .«Löcher ‚in der Wandung. jugend- licher, -saftgefüllter Zellen. zu. entdecken ; die Salze finden sich aber innerhalb der Zellen... | Ob.Phosphor und Schwefel in Form von ‚phosphorsauren und schwefelsauren Salzen oder als Phosphor - und Schwefel- ze. We wasserstoff: aufgenommen \werden;, ist‘ noch! unentschieden und dürfte überhaupt; schwer zu entscheiden sein‘, -da ;ihre Menge im' Verhältniss zur»ganzen Pflanze ausserordentlich gesing'ist: Ein Morgen Erbsen'/öder Linsen, die am meisten: eiweissartige Substanzen erzeugen ‚' daher auch ‘am meisten Phosphor: und Schwefel gebrauchen, 'verbraucht | für eine Ernte: kaum "zwei Pfund Schwefel und ein Pfund Phosphor. Es’ enthält‘ daher die Annahme nichts. Widersinniges ‚''so' geringe‘ 'Mengen von Phosphorwasserstöff und Schwefelwässerstoff fänden sich immer in» der Luft, um: diesen geringen Bedarf zw'decken,''zumal' sich bei jeder ‚Verwesung diese Verbindungen: bilden, und 'Sehwefel- wasserstoff auch von den . Vulkanen‘ ausgehaucht' wird. »Ebensö unbedenklich ist die ‘Meinung, es würden phosphorsaure' und scwefelsäure ‚Salze :aufgenommen;, um so‘ weniger, als“ beide Salze: ausserordentlich verbreitet sind ‘und’ ihre Säuren ‘in ‘den lebenden Pflanzen ‘selbst: vorkommen. ' sin. Sun maynn 8 Fassen : wir noch "einmal die (gewonnenen 'Resultate”'zu- samen, so: haben :wir einen sehr‘ einfachen: Stoffwechsel : 'die Pflanzen nehmen ‚aus der: ’anorganischen ‘Welt Kohlensäure; Ammoniak, Wasser. und einige Salze: auf,’ indem: sie diese Stoffe überall‘ vorfinden. ° Sie ‘:werden verarbeitet und’ in‘or- ganische Materie übergeführt , die©'alsdann den 'Thieren'zu ihrer Ernährung dient; diese scheiden sie’ aber wieder als um- organische Stoffe aus oder zerfallen:'in 'solche 'bei ihrem Tode; und der Kreislauf derselben. ‘beginnt aufs Neue. vu un" ‘Man könnte noch 'einwerfen, der Dünger ‘wäre ber dieser Auffassung der Pflanzennahrung ein ' ganz’ überflüssiges Ding; wäre die Sache so, . wie »wir‘'sie 'eben KERN so hätte man gar nicht möthig zu düngen. ww A * Wir glauben aber nicht zu einer h solchen Auffassung‘ wi anlassung' gegeben zu haben, denn warum 'sollte'‘der Dünger, indem’: er in seme Bestandtheile zerfällt, nicht: mittelbar zur Ernährung beitragen’? : Ausserdem haben 'wir"sehon angeführt, wie er es wesentlich ist, der dem"Boden' die Salze‘ zuführt und wie man seine Wirksamkeit in diesem Sinne noch‘ bedeu- tend erhöhen könnte. Freilich könnte man ihn‘in dieser Eigen: Sa De schaft entbehren, indem man die Salze in anderer Form dem Acker zuführte, was denn auch in der That häufig geschieht. Unersetzbar ist aber seine Eigenschaft, Feuchtigkeit aus der Luft zu verdichten und so den Pflanzen die nöthige Nahrung, Wasser und die darin gelösten Stoffe, zur Aufnahme bereit zu halten. In Wäldern und auf Wiesen, wo stets abgestorbene Pflanzentheile vorhanden sind, ist er auch in der That ganz entbehrlich, wenn man sie nur, besonders die Wiesen, von Zeit zu Zeit mit den nöthigen Salzen versorgt. Es soll aber keineswegs damit gesagt sein, der Dünger ‘wäre den Wiesen nicht vortheilhaft;’ er kann’ im Gegehtheil dazu beitragen, eine schlechte Wiese bedeutend zu, verbessern, besonders wenn nah Ähh’ Hichtwie es häufig keschieht , "blos 'auf die Wiese streut, sondern ihn;,tüchtig unterarbeitety; da er alsdann den Boden auflockert und ihn befähigt, einerseits überschüssiges Wasser durchzulassen, anderntheils Wasserdampf aus der Luft zu verdichten. Eine ganz eigenthümliche Abtheilung der Pflanzen bilden die Schmarotzer, viele tropische Orchideen ‘und Aroideen, die ÖOrobanchen, die Mistel, viele Pilze, Schwämme und Flechten, die nur auf organischen Geschöpfen‘,’ auf‘ lebenden 'oder ver- wesenden gedeihen.- Dieses Vorkömmen atf ‘andern Organis- men," dieses Gefesseltsein an’ das Dasein 'anderer organischer Geschöpfe, in’denen sie’wurzeln‘, scheint‘ zu beweisen, dass sie wenigstens nur von schon örganisirten’Stoffen’lebeh 'kön- nen. Im Gegensatz zu den ‘übrigen Gewächsen muss’ ihhen die’ Nahrüng vorbereitet ‘sein, ‘sie können nicht''Kohlensäure und Ammoniak 'zersetzen , ‘wie’ diess von “den "ändern “Pflanzen geschieht. Zür 'Zeit' aber fehlt “uns” noch 'alles "Mäterial, "N#- heres über die Ernährung der Schmarotzer anzugeben ;' auch Verschiinideh" 'sie im‘ een Saiten der Mn Neue Ber ER: REN MINE: Da 7 Zweites, Kapitel. ‚Von ‚der Aufnahme der Nahrungsstoffe und ‚ ihrer. Kork bewegung durch die —— ) Vom Bau der: Pflanze: Bevor wir von der Aufnahme der Nahrungsstoffe sprechen können, müssen wir erst in’ wenigen ‚Zügen ein allgemeines Bild.vom Bau der Pflanzen entwerfen; denn ohne. eine Kennt- niss der anatomischen Verhältnisse ‚und der ‚einzelnen Theile der Pflanzen. ist das Verständniss der Aufnahme. der. Nahrungs- stofle und die Art ihrer Aneignung unmöglich. Während bei den Thieren, wenigstens ‚bei den höhern, ein. vollständiges System von Apparaten, Mund, Speiseröhre, Magen, Darm und Blutgefässe, die, Ernährung vermitteln, suchen wir bei den Pflanzen. vergebens nach ähnlichen Ein- richtungen. Wenn man eine Pflanze ‚mit blossem ‚Auge oder bei schwacher Vergrösserung betrachtet, so erscheint jeder Theil derselben als eine vollkommen gleichartige Substanz, in der vor allen Dingen Oeffnungen, die in das Innere führen, ganz fehlen. Bei stärkerer Vergrösserung erscheint die vorhin gleichartige Masse gleichsam als aus einzelnen Maschen be- N stehend, die dicht neben einander: liegen, ‘deren jede für sich durch... eine‘ rings geschlossene Haut abgegrenzt. ist, und. die verschiedene Gestalt und Grösse haben. Bei sorgfältiger: Be- handlung kanu man die einzelnen Maschen aus der ganzen Substanz unverletzt loslösen,, besonders wenn man das Gewebe vorher mit Wasser oder Alkalien eine Zeit lang: .stehen lässt. Fig. 1. zeigt diese Maschen von verschiedener Grösse im Quer- schnitt ‚eines ‚Farrenkrautes. | Die Grundform dieser Maschen, welche die wahren Ele- mentarorgane der Pflanze bilden, ist. ein Bläschen von. läng- licher‘: oder runder Gestalt; ‚eine feste Haut schliesst eine Flüssigkeit: .ein..; Man nennt diese Bläschen ‚Zellen; stehen mehrere Zellen. in einer: Reihe übereinander und die ‚Quer- scheidewände sind: verschwunden, ‚so hat man die Gefässe; sie bilden. alsdann mehr ‚oder weniger lange Röhren, an denen man \aber immer noch unter dem Mikroskop erkennen. kann, wo früher Scheidewände waren. Im jugendlichen Zustande 'be- stehen daher alle Pflanzentheile aus ‚Zellen ; im weitern Ver- laufe. des Wachsthums verschwinden an. gewissen Stellen die Querscheidewände zwischen je zwei Zellen, es entstehen die Gefässe.. ‚Die niedern Pflanzen, wie Algen, Flechten, Moose und Pilze bestehen: ihr ganzes: Leben: hindurch nur aus.Zellen, einzelne Arten sogar ‚aus einer einzigen, wie das Hefenpflänz- chen, durch dessen Gegenwart ‚in: zuckerhaltigen Flüssigkeiten die, weingeistige Gährung hervorgerufen und unterhalten: wird. Die ursprüngliche Gestalt jeder Zelle ist die: Kugelgestalt, und erst im weitern. Verlaufe. der Entwickelung ‚und ihres Wachsthums nimmt sie die verschiedensten Formen an, theils bedingt durch den Raum, indem sie. sich. entwickelt, theils durch die Lage der sie umgebenden. Zellen, theils durch eine gewisse einseitige Weiterbildung der Zellhaut. Bei ‚frei ‚sich nach allen Seiten ausdehnenden. Zellen ist. eine unendliche Formenverschiedenheit möglich; dagegen ist die vorherrschende Form derjenigen Zellen, ‚die mit andern ein Gewebe. bilden, die eines, Polyeders, obgleich. auch. hier sich andere Formen entwickeln, z. B. sternförmige Gestalten. Fig.’ 2 zeigt ellip- — DE tische‘ Parenchymzellen aus dem'Blatte von Serostichon'alei- corne, Fig. 3 rn aus’ (denk URERE der‘ Garten- balsamine. 1 st hau Finland anal v "Kurze, nach allen Richtungen nahezu ''gleichmässigausge- dchnte) Zellen‘ von vieleckiger' oder“ fast 'kugeliger ‘Gestalt bilden die Grundlage \des' Gewebes 'aller höher “entwickelten Pflanzen, wenigstens in’ ihren’ jugendlichen Zuständen; ' bei der erwachsenen Pflanze bestehen das Mark; die Rinde,'die 'Blatt- substanz'und die Fortpflanzungsorgane fast ausschliesslich aus solchen:Zellen. '-Man nennt diese Gewebe zum Unterschiede von: den 'Gefässbündeln Parenchym', in‘ seinem ' jugendlichen Zustände auch Kambium.' Gefässbündel dagegen-heissen’die’aus langgestreckten' Zellen ;' die an ihren‘ Enden: zugespitzt' sind, und ‚aus Gefässen bestehenden‘ faserigen ‘Stränge ‚' welche das Parenchym: durchziehen und’ den ’Holzkörper bilden.» Fig.»4 zeigt gestreckte Zellen’ aus dem Stengel der Saubohnen, Fieia Faba, Fig. 5 Gefässbündel aus ‘derselben: Ging “Fig. 6 ge streckte,’ an”beiden: Enden ‘zugespitzte ‘Zellen. » un" Was die: Grösse der einzelnen Zellen betritt 'so in im’ Allgemeinen so klein, dass wir sie mit blossem Auge nicht wahrnehmen können; nichtsdestoweniger ist ihr Volumen “aus- serordentlich' verschieden ;:' ihr 'Durehmesser‘‘schwankt'‘bei Pa- renchymzellen ‘zwischen 745: und 500 ‚einer Linie . "indem ’"die Mehrzahl einen Durchmesser von’ gt: bis „#5 Linie 'hat. ‘Der Querdurchmesser der’ gestreckten Zellen‘ ‘ist im’ Allgemeinen noch geringer; als bei den Parenchymzellen ; desto auffallen- der ist“ihre Längenausdehnung, die‘ zwischen # Linie und einigen 'Zollen schwankt; Zellen jedoch, die‘ länger 'als' eine Linie sind, sind’ sehr‘ selteny'"sie finden’ sich’ nur im -Baste und in’einigen Haaren bei den RPENER ee _ ‚aber bei den’ niedern häufiger. | aliSa: ' Die’ Zellenhaut ist in der'Regel starr 'und''steif,"und zwar um so mehr, je'älter die Zelle ist; die Zellen des Schachtel- halms' sind sogar 'so :hart''in''Folge'' darin! abgelagerter'Kiesel- erde Hass 'sie Zum Poliren’'der Metalle dienen. " Im jügend« lichen 'Zustande ist die’Zellhaut "sehr''weich; bei-Algen, Pilzen; BEE, . : De bei manchen: »fleischigen ‘Früchten und Zu attan behält:: sie diesen Zustand. auch im ‚Alter: bei. ‘: Alle. Zellhäute werden im. Wasser aufgeweicht, um: so leichter‘; je jugendlicher:; die‘Zellen: sind; das Wasser: durech- dringt ‘sie. ' In «spätern ‘Zuständen ‘lagern sich ‚andere: Stoffe darauf. ‘ab; siewerden :härter und nehmen häufig: eine «dunkle Färbung än,,ı während: sie! früher farblos: sind.’ ‘Indem:,sich feste Stofle ‚aus: :dem.':Zellsafte‘ ausscheiden „ lagern‘ sie sich am Innern der Zellenwand ab :und ‚geben. zu. den : verschieden- sten Bildungen Veranlassung, ‚da sie sich'nicht an allen Stellen gleichmässig;;niederschlagen.; So: entsteben: unter: andern die sogenannten -.‚Spiralgefässe.: und Treppengelässe ;'» ferner. die Tüpfel,, ‘die dazu, Veranlassung gegeben haben, zu‘ glauben, die Zellen seien an; diesen: Stellen durchlöchert,, welche 'Mei- nung sich ‚bei näherer Prüfung als’ falsch. erweis’t.- Die: Zell- haut :ist:'im ‚Gegentheil,eme gleichartige: Masse ;: ‚ohne‘ Fasern und besondere Strukturverhältnisse. Auch: bei’ der';stärksten Vergrösserung hat: man. eine: Struktur: eben so wenig:'als Oeff- aungen) darin- entdecken ‚können.:\Die‘ mit: einander verwach- senen Stellen. lassen sich: durch: Drücken und Reissen von ıein-_ ander-'trennen ,; auf) ‚die 'leichteste, Art «bei sehr säftigen -Ge- weben; bei andern‘ Theilen der’ Pflanzen muss: man sie durch Kochen; öder durch‘ N mit, Alkalien sunr Säuren von einander entfernen. | Biagı L "Da: die! Zellen nur in seltenen Fällen. mit beiadeh; End: flächen aneinanderstossen, ‚sondern meist an-den: Enden abge- rundet .'sind,,.iso entstehen zwischen: ihnen hohle Räume, die nicht von einer Haut umgeben sind. .' Weil diese Hohlräume in einänder‘ münden, so: entsteht zwischen ‘den Geweben durch die ganze Pflanze hindurch ‘nach allen Seiten verzweigt ein System von mehr: oder weniger erweiterten Röhren. 'Sie sind bei: lebenden Pflanzen ' meist: mit Luft gefüllt ‚und 'heissen In- terzellulargänge oder Interzellularräume. Bei allen Pflanzen- theilen , die: im Innern ‘der ‘Erde ‘oder unter! dem Wasser wachsen, sind jene Räume nach Aussen abgeschlossen, indem an ‚diesen Theilen‘ die Oberhautzellen in ebenen Flächen an- ie. Ein einanderstossen. Bei den Pflanzentheilen dagegen, die der Luft ausgesetzt sind, vor allen auf der: Unterseite der Blätter, stehen sie mit der äussern I.uft in Verbindung, indem ihre Ausgänge mit krummflächigen Zellen eingefasst sind; diese Oeffnungen heissen Spaltöffnungen oder Poren. Fig. 7 zeigt uns die untere Blattseite der stinkenden Niesswurz, Helleborus foetidus, in welcher bei a solche Poren sich befinden. Im Allgemeinen sind die Interzellularräume sehr eng und zwar um so enger, je regelmässiger polyedrisch die Zellen sind; es giebt jedoch Fälle, wo die Hohlräume eine so 'be- deutende Ausdehnung erlangen, dass ihr Rauminhalt grösser ist als der der Zellen, durch welche sie umschlossen: werden; oft erweitern ‚sie sich zu ordentlichen Säcken. "Besonders auf- fällig tritt diese Erscheinung hervor bei den Blattstielen. und Stämmen solcher Wasserpflanzen, die auf dem Boden wurzeln, deren Blüthen und Blätter aber auf dem Wasser schwimmen, wie bei der Wasserrose. Nicht selten sind die Interzellulargänge mit Substanzen angefüllt, die von der Zellenhaut 'ausgeschieden sind, die man Interzellularsubstanzen nennt und die "häufig als Bindemittel zwischen den einzelnen Theilen des Gewebes dienen. Bei den Nadelhölzern sind es Harze, bei andern Pflanzen, z. B. dem Essigbaum, Milchsaft, bei den Doldenpflanzen und: bei‘ den Orangen flüchtige Oele. Die an der Oberfläche der Pflanzen liegenden Zellen scheiden nach aussen ebenfalls Interzellular- substanzen aus, welche eine äussere Schicht um alle ‘der Luft ausgesetzten Theile bilden. Man hat diese Schicht Kutikula oder Oberhaut genannt. Die Natur der Stoffe, welche den Zelleninhalt bilden, ist nach dem gegenwärtigen Standpunkte unsrer Kenntnisse kaum annähernd zu bestimmen, da die meisten derselben im Zell- safte gelöst sind, ihre Menge aber fast immer so gering ist. dass es unmöglich ist, sie durch chemische Hülfsmittel zu prüfen. In allen jungen Zellen findet sich der Innen- wand der Zellhaut angelegt eine dünne , körnige Haut, die sich ablöst und zusammenzieht, wenn man die Zelle a, : REES mit. starkem 'Weingeist behandelt. Diese Zelle in der‘ Zelle, welche sich mit Jodlösung gelb färbt, während die eigentliche Zellhaut mit demselben Reagenz behandelt eine blaue Farbe annimmt, nennt ihr Entdecker, Hugo M ohl, Primordialschlauch. Sie enthält wahrscheinlich Stickstoff, während die äussere Zellenmembran nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer- stoff besteht. Ferner findet sich im Innern junger Zellen der sogenannte Zellenkern, der oft im Verhältniss zur Grösse der Zelle sehr bedeutend ist. Primordialschlauch und Zellenkern sind für die Zellenbildung von der äussersten Wichtigkeit; mit dem Alter verschwinden ‘beide Bildungen. Fig. 8 zeigt eine mit Alkohol behandelte Zelle; «a ist die Zellhaut, 5 der Primordialschlauch, e der Zellenkern. Der Zellensaft, obgleich immer klar und wasserhell, selten roth ‚oder blau gefärbt, ist. je nach der Stelle, wo: sich die Zelle befindet, und je nach der Verarbeitung, welche die aufgesogene Flüssigkeit schon erfahren hat, ausserordent- lich‘ verschieden. Bei den höhern Pflanzen können nur die reifen Samen so vollständig ausgetrocknet werden, dass aller Zellsaft aus den Zellen verschwindet, ohne dass sie getödtet werden; niedere Pflanzen dagegen können Jahre lang. ganz trocken aufbewahrt werden, und sie treiben von Neuem, wenn man sie an feuchte Luft bringt. In ‚den meisten Parenchymzellen findet sich, wenn auch nicht in allen’Lebensperioden der Pflanze, das Chlorophyll oder Blattgrün, halb: weiche Körnchen, welche die Ursache der den Pflanzen eigenthümlichen grünen Farbe sind; im Herbst: ver- ändert sich die chemische Natur dieser Körper. Gelöst‘ im Zellsafte kommt dieser Farbstoff nie vor. Die Hauptmasse ‘der Körnchen ist ein Wachs; nicht selten finden sich in ihnen Stärkekörner. | So allgemein aber auch das Blattgrün in den Pflanzen verbreitet ist, so sind doch die Stärkekörner noch viel ver- breiteter, indem sie in allen Pflanzen mit alleiniger Ausnahme der Pilze vorharden sind. Die Stärke ist jedoch nur ein vorübergehender Zelleninhalt, indem sie wieder aufgelöst wird BE. und‘nur'das: Material zu! andern: Bildungen: zu liefern : scheint. Die Stärkekörner: sind. farblos ‚und durehsichtig und bestehen alle 'ausı übereinandergelagerten: Blättern : von: verschiedener Dicke,! weswegen ''sie im ''polarisirten Licht prachtvolle ‚Farben- erseheinungen ‚zeigen: Der Schichtungsmittelpunkt liegt‘ selten in. der Mitte‘ des ;Kernes ‚ :sondern-' meist vexcentrischy'd.'h, dem einen Ende näher! Gestalt ‘und: Grösse! dieser. Körner ist: äusserst verschieden; und 'oft«ist. es möglich, : mit’Hülfe des Mikroskops ‘die Pflanze zu: bestimmen, von. welcher die- Stärke stammt.‘ : Eine verhältnissmässig: -bedeutende Grösse und eine sehr charakteristische Form ‚besitzen die Stärkekörner der Kartoffel, während‘ .die: des ‚Weizens' sehr: klein sind. : Im Zellsafte gelöst.» finden sich. Gummiarten;,.'Eiweiss, Zucker ;' in Formi-von: Tröpfchen' fette» und ‚flüchtige ' Oele, Pflanzensäuren ,;- als ; Kleesäure ‚ - Citronensäure',;, Weinsäure, Aepfelsäure u: »s..w;‘ sind selten im 'Zellsafte‘.gelöst ,- sönderin meist: mit ‚anorganischen: Stoffen! zu ‘Salzen verbunden, (die: sich häufig. ‚krystallinisch- ausscheiden, und: deren Gestalt man ‚unter dem Mikroskope: mitunter ‚genam bestimmen kann. 9) Die Organe der Nahrungsaufnahme. Als erste Voraussetzung hei:der Aufnahme: der‘ Nahrungs- ihittel- müssen‘ wir annehmen , «dass die Stoffe im Wasser ge- löst. sind, da ‘wir bei: der'Betrachtung : der‘ einzelnen‘ Theile der Pflanze, der Organe, gesehen :haben, dass ohne Verletzung keine festen Stoffe in die Pflanze eindringen können. Schlei- den sucht sogar zu. beweisen, das Wasser‘ würde nur 'in Dampfform ‚aufgenommen ; wir halten ‘diese Ansicht, abgesehen von ‘den Gründen, die sich gegen dieselbe ‘anführen lassen, für sehr müssig, da es für den Ernährungsprozess - höchst gleichgültig ist, ob‘ die Stoffe luftförmig oder in. tropfbar flüssiger Gestalt die Zellhaut ‘durchdringen. Wichtig 'ist es nur, zu wissen, in: welcher Gestalt sie dieselben durchdringen können; dass dies aber im flüssiger Form geschehen kann, dafür werden wir: weiter unten Belege anführen. Be "Ohne ‘Frage führen ‘die Wurzeln: 'den Pflanzen das’ Wasser zu; 'ob aber ‘auch die' Blätter’ im Stande sind, die Wasserauf- nahme zu vermitteln, ist zur Zeit noch eine offene Frage, ‘ob- gleich manche Thatsachen und Erfahrungen scheinbar dafür spre- chen. 'Wenn 'man Blätter auf’ Wasser legt, so bleiben’ sie frisch, weil‘ sie,''so' schliessen diejenigen, 'welche eine solche‘ Funktion der Blätler‘beanspruchen,, Wasser aufnehmen. ' Dagegen lässt sich dieses Frischbleiben auch einfach 'so erklären, dass 'das Wasser .den: Zutritt der: Luft''zu den Blättern ‘verhindert; wenn äber die Luft abgehalten: wird, so: kann'die: in den Zellen 'be- findliche'; Flüssigkeit:nicht verdunsten.‘ Viele Parasiten, beson- ders tropische 'Orchideen und Aroideen "können: durch‘ die Wurzeln mit’ denen’ sie''an:'den‘ Pflanzen ,; auf’ denen : sie’ als Schmarotzer leben, haften; wenig Feuchtigkeit aufnehmen; dafür haben sie sogenannte Luftwurzeln ,' die offenbar nicht nöthig wären, 'wenn ‘die Blätter das zur Ernährung 'nothwen- dige Wasser‘ aufsaugen ‘könnten. ' Auf’ der ' ändern 'Seite be- hauptet man wieder, :die sogenannten‘ Fettpflanzen; zu denen unter andern der Hauslauch, die fette Henne; ‘der Mauerpfeffer und die Kaktusarten ‘gehören, müssten’im° Stande’ sein ‚, durch ihre ‚Oberfläche Wasser zu 'absorbiren‘; weil’ sie anders auf so dürrem 'Boden;,; wie ihn gerade diese Pflanzen lieben‘, nicht leben könnten, noch viel weniger ‘so saftstrotzend''seien, wie sie’es: in der That sind. Wenn man jedoch’ bedenkt, dass alle Fettpflanzen eine sehr dichte Kutikula und sehr wenig Spaltöffnungen: haben, so ist der Schluss sehr'einfach, -sie kom- men deswegen mit sehr wenig Wasser aus, weil’ wegen der dichten‘'Oberhaut nur wenig Wasser verdunsten' kann. Bei’ den’ niedern Pflanzen dagegen, die sich noch nicht differenzirt haben, bei denen also jede Art der Wurzelbildung fehlt, wie bei vielen Algen, ist man berechtigt und gezwungen, zu einer Aufnahme durch die ganze Oberfläche seine Zuflucht zu nelımen. Ausser der Unmöglichkeit, die Ernährung dieser Gewächse anders zu erklären, spricht dafür die 'Zartheit der Zellwandung, die in allen Theilen dem Wasser den Durchtritt Filly, Ernährungsverhältnisse, a 4 a ER gleich leicht. gestattet. ‚Derartige Pflanzen leben: wie die nie- dern Thiere, denen auch jedes Organ fehlt, nur im: Wasser oder. in: sehr feuchter Luft. x: Wenn aber auch kein ‘Wasser durch die Blätter aufge- nommen wird, ‚so ist es doch eine unbestreitbare Thatsache, dass Kohlensäure aufgesögen und Sauerstoff ausgehaucht: wird, während alle übrigen Pflanzentheile Sauerstoff: der: Luft‘ ent- ziehen und Kohlensäure! dafür zurückgeben. Schliesst, man Pflanzen ohne Blätter, ohne grüne Theile: in ein Quantum Luft, dessen Kohlensäuregehalt man; kennt, ein, und seizt sie der Einwirkung des Lichtes aus, so vermindert sich nicht nur nicht ‘der: Gehalt: an Kohlensäure, sondern er vermehrt sich vielmehr, während grüne Pflanzentheile und Blätter ‚unter sonst gleichen: ‚Umständen in kurzer‘, Zeit die vorhandene Kohlen- säure zersetzen. ' Wenn ‚man. einen ‚belaubten Zweig 'in ein Gefäss einkittet und im direkten Sonnenlicht einen Strom kohlensäurehaltiger, feuchter Lufl ‚langsam: durch. das Gefäss strömen lässt, die ausströmende Luft aber untersucht, so ‚findet man die Kohlensäure bedeutend verringert. Man fand bei einem solchen Versuche, dass sieim Mittel nur noch ein Viertel derjenigen Kohlensäure enthielt, die. anfangs darin war. Es ist:nicht gut möglich, eine andere Erklärung dieser Erscheinung ‚zu geben» als dass die Blätter die Kohlensäure aufgesogen haben. Was dagegen die Aufnahme von Sauerstoff betrifft, so scheint, dies Nichts weiter zu sein, als eine. Oxydation oder langsame Ver- brennung der Oberfläche der Pflanzensubstanz, nicht ein wirk- liches Eindringen in den Organismus der Pflanze. Es ist ferner möglich, dass auch Ammoniak durch). die Poren der Blätter in Jie Pflanzen dringt, aber durch keinen Versuch bis jetzt bewiesen. Man muss sich aber wohl hüten, bei Verfolgung der Erscheinungen in der Natur obne Noth unbewiesene Dinge als Thatsachen hinzustellen, weil gar zu leicht verkehrte und für die Wissenschaft nachtheilige Schlüsse gezogen werden können. Während eine grosse Zahl von Pflanzenphysiologen der Ansicht ist, dass nur die äussersten, jüngsten Enden der ee Wurzeln, die sich fort’ und» fort neu;bilden, im 'Stande sind, Flüssigkeiten aufzunehmen, die ältern Theile aber wegen der Festigkeit der 'Oberhaut- diese. Thätigkeit ‚nicht mehr ausüben könnten, wollen. andere beobachtet haben, wie ‚die ganze Wurzel und die darauf befindlichen Härchen .die Feuchtigkeit aufsaugen, indem Pflanzen um so länger grün und frisch bleiben, je tiefer die Wurzeln in Wasser getaucht sind. . An- dere wiederum haben beobachtet, dass sich auf: den Wurzeln unendlich viele feine Härchen befinden, in welche die Spiral- gefässe ‚enden sollen, Sie meinen, die Härchen seien es be- sonders, durch welche. die Nahrungsflüssigkeit in die Pflanze dringe,':: und die ‚Spiralgelässe leiteten den Saft durch die gänze Pflanze, Die Würzelchen sind an ihren Enden mit Papillen be- deckt. Diese sind sehr feine, zartwandige Zellen, welche nach allen Beobachtungen, die niit: der gehörigen Sorgfalt und ohne vorgefasste Meinungen angesiellt sind, die Nahrungsflüssigkeit aufnehmen und an die benachbarten Zellen abgeben. Link, Unger, Schleiden und Schacht haben durch. vielfache und entscheidende Versuche diese Beobachtung bestätigt. Nur muss man sich hüten, diese Papillen für Organe zu halten, die denen der Thiere ähnlich wären; denn ‘bei den Thieren sind die Saugapparate stets röhrenförmige Gebilde, während diese Papillen in ‚allen Fällen geschlossene Zellen ohne’ ‚jede wahrnehmbare Oeflnung sind, wie ‚sich sehr leicht dadurch beweisen lässt, dass gefärbte Flüssigkeiten durch dieselben nicht -in die Pflanzen eindringen, wenn sie nur unverletzt sind. Dringen derartige Lösungen ein, so sind. entweder die Papillen vor dem Versuche verletzt, oder die Flüssigkeiten wirken chemisch auf die Zellwandung ein, lösen sie auf und zerstüren sie. Sehr wichtig und für die Lehre der Pflanzenernährung entscheidend ist die Frage, ob die im Wasser gelösten Stoffe in demselben Mengenverhältniss, wie sie in der Lösung sich befinden, aufgenommen werden, oder ob der eine Stoff in 4* Pe grösserer,,' der andere'in'geringerer'Menge ''aufgesogen wird? Diese Frage‘ hat’ ganz entgegengesetzte Beantwortungen iert fahren. Auf'der einen‘Seite' machte’ sich auf Grund‘ der 'von Saussüre angestellten Versuche die Ansicht‘ geltend, die im Wasser eiithaltenen’ Stoffe würden im Verhältniss ihrer: grössern oder geringern Löslichkeit‘ eingesogen, ohne Rücksicht 'auf-das Bedürfniss für dieselben, während‘ man auf der andern Seite den 'Würzelchen ein bestimmtes vitales' 'Wahlvermögen zu- sprach, wodurch die'Menge: bestimmt würde. Wenn man auch die letztere Meinung nicht im''der Form ,' wie: sie. aufgestellt ist, annehmen kann, da sie ‘mit Lebenskraft und: ähnlichen Schlagwörtern" vertheidigt "wird, so’ steht “doch so:'viel' fest; und viele Versuche haben es nachgewiesen, dass gesunde, unverletzte Pflanzen gewisse Stoffe garnicht, andere>nur in bestimmten Verhältnissen’ aufnehmen. Diese'’Erfahrung findet ihre Erklärung in der weiterhin zu betrachtenden Endosmose. ' Aus Herth’s Versuchen, ‘die zur Erforschung der bier geltenden ‘Gesetze mit Veronica Anagallis und mit V. Becea- bunga angestellt‘: wurden, rag "sich folgende Schlne folgerungen; opt il; oki Da 1) Die Pflanzen nehmen die‘ im Wassor gelösten: Stoffe in ganz anderm Verhältniss auf, als ‘sie darin 'gelöst sind. 2)‘ Sie nehmen von verschiedenen in gleichen ‘Mengen im Wasser gelösten Stoffen in gleicher‘ Zeit‘ von at einen mehr, von’ dem andern weniger auf. sag 3) Verschiedene Pflanzen nehmen: verninieckend Stoffe auf, Für die hier gegebenen 'Schlussfolgerungen' sprechen ausser andern "noch folgende ‘Versuche, welche 'Schulz- Fleeth mittheilt: slapaıa! „maD Aus Mischungen von Salpeter und Kochsalz sogen Mer- curialis annua und Chenopodium viride viel Salpeter und wenig Kochsalz auf; Satureja hortensis und Solanum Lyeo- persicum dagegen verhielten sich gerade entgegengesetzt, in- dem sie wenig Salpeter und viel Kochsalz 'absorbirten. Freia Faba eigtiete sich aus einer Lösung von Kochsalz und Salmiak viel Kochsalz an, Mercurialis annua aber viel Salmiak. A: ' Man’ würde: jedoch: vollständig ‚neben ‚das : Ziel \treflen, wenn’ man aus diesen Versuchen -schliessen wollte, die Pflanzen wären fähig ‚die‘ ihnen: ‚zusagenden: ‚Stoffe: :aufzusaugen ‚': die schädlichen: dagegen «auszuschliessen; Man hat .!im: Gegentheil gefunden ,. dass’ gerade: sehr schädliche! Stoffe, leicht . aufge- nommen "wurden, indem sie :die Zellwände zerstörten. .-So wird Kupfervitriol: aus! den :Lösungen mit ‚grosser Heftigkeit aufgesogem, ' obgleich ‚dieses Salz 'ein: 'absolutes Gift für das Pflanzenleben ist. Untersucht man die Würzelchen einer Pflanze; die im’ einer! Lösung von’ Kupfervitriol gestanden’ hat, so firidet man die zarten ‘Zellen der: Papillen vollständig aufgelöst... >.‘ 3) Die Orgalie der Säfteleitung im’ Innern der ‚Pflanze. : Hırzajl ‘Hier wie ef de Fröjh der Ban ziert babeit sich 'viele Physiologen: nicht: enthalten "können; nach Analogie mit! den Thieren zu’ suchen, :und »der eifrige «Sucher ‚findet denn auch, was:ier finden: wills: Diese Liebhaberei für Ana- logien hat "zu den abenteuerlichsten:: Behauptungen - geführt; die dem Wesen: der ‚Pflanze :.geradezu : widersprechen. ' 'Malpighi, der überhaupt zuefst»die Lebenserscheinungen der Pflanze’ ins Auge fasste und mit:'glücklichem.- Takt in..den meisten Punkten las Richtige traf, huldigte zuerst :der Ansicht; der Saft steige im: Bast. und in der Rinde: in: der Pflanze. auf: Als er aber einem:Baume an einer ‘Stelle die Rinde rings bis aufs Holz abgeschält hatte ‚und: nun‘ wahrnahm ‚wie dennoch der Baum fortlebte,. ersekien: es: ihm ‚doch wiltanhenshoi dass auch ‘das: Holz Saft führen‘ könne. Grew giebt an, im «Frühjahr: steige. döht Saft. im "Holz körper'auf; aber im nie geschehe dies in: der’ neugebildeten Rindenschicht ; daher‘: ist , so schliesst er, . im ‚Frühjahr das Holz voll: hundh nr von en im Sommer» dagegen | yib oflsk ? Das» Richtige ı id. ‚Wahre, ee ‚auf Beokadk dar fussenden» Angaben enthalten ist, wurde jedoch:'bald ei, Kr vernachlässigt, und Phantasien traten an seine Stelle, Bald - sollte nur die Rinde befähigt sein, ‚den Nahrungssaft den obern Theilen der Pflanze zuzuführen , weil die Weide, wie Jeder wisse, wohl ohne Holzkörper, nicht‘ aber ‘ohne Rinde leben könnte; bald wurde behauptet, nur das Mark und. das aus diesem gebildete Holz leite den Saft durch die ganze Pflanze. Man stellte Pflanzentheile in: gefärbte Flüssigkeiten und fand den Farbstoff nur im Holzkörper; daraus schloss man, nur im Holzkörper könne der Saft aufsteigen. Obgleich derartige Ver- suche gar Nichts beweisen können, da man nicht mit unver- letzten Pflanzen arbeitete,‘ nur solche aber ein entscheidendes Urtheil gestatten, so hat sie doch in neuerer Zeit Hartig in Braunschweig wiederholt, und er glaubt, durch die erhaltenen Resultate sei es über allen Zweifel erhaben, dass der Saft nur im Holzkörper aufsteige. Anderseits hielt man wieder die Bastgefässe für die den Saft leitenden: Kanäle, im Gegensatz zu einer Meinung, welche diese Funktion: .den- Spiralgefässen zusprach. ' Nachdem aber durch die. Untersuehungen‘ Bi- schoffs festgestellt war, dass: die Spiralgefässe im grössten Theil des Jahres mit Luft gefüllt sind (und; wie Schleiden gezeigt hat, nur im Frühjahr ‚Saft führen;,' stellte. Dekan- dolle die merkwürdige‘ -Behauptung auf, die. Interzellular_ räume hätten‘ die Aufgabe, den Saft durch. die Pflanzen zu leiten. Schuitze in Berlin dagegen lässt ‘es sich nicht neh- men, bei den Pflanzen 'ein eignes: System ‘von Lebenssaft- gefässen, ähnlich dem Blutgefässsystem: der Thiere, entdeckt zu haben; schade nur, dass ausser ihm Niemand diese Ge- fässe finden und ihr Vorhandensein bestätigen kann. Wenn man die Endosmose, welche wir im folgenden Ab- schnitt besprechen wollen, als treibende Kraft betrachtet, durch _ welche die Säfte in den Pflanzen aufsteigen, so ist es ganz unthun- lich, irgend welchen Gefässen, deren Wandungen immer schon mehr oder weniger verdickt oder verholzt sind, die Säftelei- tung zuzuschreiben, da nur dünnwandige Zellen die Endes- mose einleiten und unterhalten können. Es sind daher haupt- sächlich ‚die jungen Zellen an: der Peripherie: des: Holzes;, .das Be eh Kambium und: Parenchym, welche den: Saft in der Art au'- wärts 'führen, dass jede Zelle. von: der ihr benachbarten‘ den Saft aufnimmt und ihn der folgenden zuführt; je: Jünger die Zellen sind, desto dünnwandiger sind sie auch,‘ desto lebhafter die ‘Saftbewegung; Gefässe sind nicht die Ursache des Saft- stromes, sondern: sie sind eine Folge des lebhaften Aufsteigens, indem dadurch! die-Scheidewönde zwischen je zwei Zellen ver- flüssigt wurden. Durch den .oft ‚wiederholten : Versuch des ‚Ringelns der Bäume, indem man an irgend einer Stelle, besonders an Zweigen, rings die Riude ‚entfernt ,' wobei ‚am: obern Rande der Wunde, in Folge der Vernarbung, ein: stärkerer Wulst entsteht, als am untern, . ist man zu. der Ansicht gekommen, der von unten. zu den Blättern ‚aufgestiegene rohe: Nalırungs- saft werde in den Blättern. geläutert ‚und verarbeitet und steige dann ‚durch die Rinde wieder abwärts’, ‚um nun erst. die Funktion der Ernährung auszuüben; denn, sagt man, wenn am geringelten Zweige keine Blätter sind, so findet auch keine Verdickung statt. Darnach wäre die Verdiekung ähnlich den Erscheinungen, welche eine unterbundene Vene darbietet.. Für die Richtigkeit der Annahme eines absteigenden Saftes schei- nen ferner folgende Versuche zu: sprechen; Man bedeckte die Ränder ‘der Wunde mit Erde m fand, dass sich’ nur am obern Rande Wurzeln bildeten. — Es wur- den Kartofielstauden - geringelt; ' dadurch wurde die Knellen- bildung an den Wurzeln verhindert, sie bildeten sich dagegen an, den Gliedern oberhalb des Ringes; Gegen die, Annahme ‚eines abwärts gerichteten. Stromes sagt nun Schleiden: „Einjährige Pflanzen sterben von unten nach oben ‚ab, mehrjährige‘ gehen von unten. nach oben in die chemische Unthätigkeit des Winters .über;, wäre ein ab- steigender Saltstrom vorhanden, so müsste auch das Absterben in. umgekehrter Richtung stattfinden, — Wird der: aufsteigende Strom durch Ringeln künstlich unterbrochen, so muss,. da ‚der Zufluss geringer ‚ist, die Verdunstung ‘sich aber.'gleich bleibt, der Saft in den‘ ‚.obern Pflanzentheilen konzentrirter, werden, Be somit auch bildungsfähiger. Dies erklärt das‘schnellere Reifen von: Früchten an 'geringelten' Aesten.“ —: Dagegen: lässt -sich die: Wulstbildung durch den hydraulischen Druck‘ ‘im se der Pflanze deuten: ulm nlaah „bue aulloN “Viele meinen’ auch’ deswegen einen’ abwärts: ‚steigenden Säftestrom /annehmen zu dürfeu, weil'jadie- durch ‘die. Blätter aufgenommene‘Kohlensäure: durch die: ganze: Pflanze vertiehe werden müsste. U yTEZ, Hl ' Eim wirklich abwärtssteigender Säftestrom) der''' einen Kreislauf wie: bei den Thieren‘ bedingte ‚findet: keineswegs statt‘ und‘ «kann: nicht: "stattfinden; die ganze Struktur.’ der Pflanze widerspricht einer. solchen Möglichkeit. 'Dagegen’ kann man einen: Austausch der Säfte zwischen dem: Zellen nach allen Richtungen hin als’ sicher annehmen, 'wie dies'durch die Erscheinungen, welche die Endesmose‘ darbietet ‚bedingt ist; immerhin ist: dieser Austausch nach’ andern Die RO als nach‘ Oben gering. Dit Wu 4) Ursachen der Aufnahme‘ ‘der Nihrungssaft® und ihrer Fortleitung durch die ganze Pflanze, Sahen wir schon’ beider‘ RR ‚des Weges;' den die’ Nahrangssäfte durch die Pflanze ‘nehmen ‚" der ‘Organe, durch die sie eintreten, sich ‘schen’ so ‘verschiedene Meinungen geltend‘ machen, oöbgleich'die: Pflanzen‘ für ‘diese Untersuchung noch eine 'immittelbare; wenn auch ‘schwierige Beobachtung gestatten, so ist dies im’noch weit‘ höherm Grade ':der"Fall, wein wir nach den Kräften ‘forschen, 'welche die 'Säfte’in die Pflanze treiben‘ und in’ derselben fortbewegen, ' weil 'die''direkte Beobachtung fast’ unmöglich‘, 'eine''Lösung’ daher "nur ‘von Schlüssen zw’ erwarten ist, die wir aus- andern ähnlichen’ Er- scheinungen ziehen. ‘Durch "die Entdeckung ‘der Endosmose sind -wir endlich , weıun auch’ noch“ fern ‘vom Absehluss;;' so doch auf den: richtigen Weg zur Beantwortung’ der 'Frage'‘'ge- leitet.‘ Wie überall in “der Wissenschaft, —’ und-das’-eben ist das belebende Element, ‘das '‘Anziehende derselben , '=+— hat die nt 7 RRFRER gefundene Antwort gleich‘“wieder: ‚Veranlassung zu einer '‘An- zahl: von‘ Fragen ‘gegeben, die ihrer Lösung noch harren. Wit halten es für sehr’ belehrend,,' einen möglichst vollständigen Abrissaller Erklärungen zw geben, die im Laufe der Zeit auf die:Frage'nach den Kräften;, welche. die Säfte‘ aus dem Bo- az in..die Pflanze heben, entstanden’ sind. | 'Stephan''Hales sagt in seiner Statik der Cirrilliebeie „Wir‘'können keine ‘andere. Ursache (der: Säftebewegung: in ‚den Pflanzen auffinden,:als: die starke 'Anziehung: der 'saftführenden Haarröhrchen;, : welche : durch. die lebhaften Bewegungen der- selben weranlasst;iund:.durch die Sonnenwärme: verstärkt wird, wodürcli: der Saft: zu den höchsten Gipfeln der‘ Bäume hinauf geführt: und däselbst::: von den - Blättern! "ausgehaucht : wird.“ Diese Erklärungsweise klingt recht einleuchtend, ist aber’ nichts destoweniger: ganz nichtssagend,, ‚obgleich sie: sich !auf-physi- kalische Erscheinungen stützt, die: aber: ganz falsch angewendet sind..; Dennoch sind‘ die Untersuchungen: Hales' „über das Athnien der: Pflanzen“ ausserordentlich werthvoll; es ist nur zw:bedauern, dass: seit ;hundert Jahren: es; Niemand‘ der: Mühe werth''gehalten hat, dieselben 'mit vervollkommneten:: Instru- menten zu ‘wiederholen und: zu: vervollständigen. 267 s+Malpighi: meint, die: Ursache: ;der Baftcliowoiinene ‚sei der Wechsel der Temperatur ‘und: die: elastische’ Bewegung; der Luft ;»riehlig:ist; wenigstens,‘idass: die :Wärme ‚einen ‘bedeuten- den Einfluss auf die Lebhaftigkeit des Saftstromes' ausübt... “'Wenn man 'enge :Röhren;, sogenannte Haarröhrchen! oder Kapillarröhren in Flüssigkeiten: taucht;,; welche die ‘Wände: des Röhrchens: benetzen, so stellt 'sich die Flüssigkeit ianerhalb der Röhren:höher, als ausserhalb: ‚Die Kapillarität der 'Pflänzen- gefässe, verbunden mit dem Druck des sich durch Aufnabme von'»Flüssigkeit ausdehnenden: Parenchyms ‚soll «nach Grew die Kraft‘ -sein ; welche die Nahrung‘ in: »der Pflanze‘) in die Höhe 'treibt. Abgesehen ‘davon, :'dass' nicht netzende Flüssig- keiten :in den: }Haarröhrchen tiefer stehen ‚als ausserhalb, ist zu bedenken; wie -beii jenen. Kapillarerscheinungen nie ‘ein Ueberfliessen stattfinden kann, was durch einen einfachen Ver- Bee such zu beweisen ist. Bei den Pflanzen aber:findet ein Ueber- fliessen: des: Saftes gar häufig statt; wir: erinnern hier::nur': an das sogenannte Thränen oder: Bluten: der Weinstöcke: Andere glauben die Ursache des Saftsteigens in der Ei getithümlichkeit poröser ‚Substanzen, Flüssigkeiten aufzusaugen, gefunden zu haben, und: noch Andere, welche‘ den: Einwurf beseitigen 'wollen , dass hier ebenfalls kein Ueberfliessen-statt- finden kann, suchen sie in ‚einem gewissen Lebensprinzip:, /in. einer ' Zusammenziehbarkeit und Ausdehnbarkeit der Gefässe, die ‚aber in diesem Sinne, wie: wir eben nachgewiesen: haben, gar: nicht vorhanden "sind, weil: der: Saft: sich - von Zelle zw Zelle::bewegti Scheinbar spricht für diese:'Erklärung: der::Um- stand, dass: die ‚Spiralgefässe' sich zusammenziehen, wenn: man sie! mit: Alkohol. 'übergiesst. Alexander von Humboldt ging 4 dieser Erklärungsweise: noch einen Schritt: weiter, indem der:Vorgang milder Saftzirkulation: im-thierischen Organismus‘ ganz übereinstimmend vorausgesetzt wurde. Er nimmt daher: eine Art von ;Muskelfaser an, durch deren Zusammenziehung: und’ Ausdehnung : die Gefässe sich abwechselnd erweitern und verengen; ja: sogar Nerven hält er: nicht: für, unwahrscheinlich, obgleich es eine Jedermann: bekannte Erfahrung: ist ‚dass die Pflanzengewebe sehr: starr und hart sind, und: hierin: BE Ihr, Unterschied vom thierischen begründet ist. E ‘Diese Betrachtungen führten D. ekandollez zur Aufstellung folgen Sätze: + 1) :Dureh die cities imindith tritt . Neköimgus | saft in die’Pflanzen ein’ und wird: durch den'von hinten ‚immer nachdringenden Saft fort: und fort in die Höhe getrieben. .'! 2) Die Blätter saugen den Saft an und hauchen:den'über- flüssigen aus. Her 3) Die zellige Hülle, weiche: die. Zweige usoigiahti) ‘zieht durch die Kraft ihrer lebenden Zellen den: Saft an sich.;, Mir ist es nicht möglich, in diesen Sätzen irgend eine Erklärung zu finden, sie sind mir sogar: unverständlich; ‚ähn- liche dunkle Ansichten stellen andere Physiologen: aul. Pr . en Ein englischer Physiker, Davy, meint, mittels der Ka- pillarwirksamkeit würde: der :Saft: aus dem Boden 'aufgenom- men; da. aber diese ‚allein nicht zur: Erklärung ‚aller Erschei- nungen‘ ausreicht); so.:fügt. er "hinzu: „Die Versuche ‘von Montgolfier haben gezeigt, dass man: durcli einen: geringen Druck Wassermengen zu einer beliebigen Höhe ‚heben kann, wenn man nur den Druck ‘der Flüssigkeitskeitssäule: ‘durch . fortgesetzte:: Theilungen vermindert... Es‘ ist: mehr als wahr- scheinlich, dass: Aehnliches in ‚den: -Pflanzen stattfindet.“ Die Frage, woher dieser, wenn:auch geringe, Druck komme, bleibt ‚von: Dawvy;'unerledigt; dennoch setzt ein. Druck, wenn er: auch noch so; gering! ist, innmerhin ‚eine: Kraft voraus. ‚Die von: uns betrachteten‘ ‚Erklärungsweisen — und es giebt noch eine unendliche Zahl ähnlicher Muthmassungen — blieben so lange: gleichberechtigt, da‘ keine vor ‚der. ‚andern Etwas voraus hatte, :bis es. gelungen war, auf: dem Wege des Versuches ähnliche: Erscheinungen ‚hervorzurufen , : ‚wie ' das: Steigen: der: Säfte in! den Pflanzen... Dutrochet gelang! es im. Jahre. 1826 einen solchen! ‚Vorgang zu entdecken. '. ur Wenn man eine an beiden Seiten -offene.'Röhre an den einen: Ende: mit einer. thierischen‘ ‚oder: pflanzlichen Haut zu- bindet,! so kann iman. Wasser. in dieselbe bringen, ohne dass die Haut. ‚von demselben: durchdrungen würde, wenigstens nicht unter dem: gewöhnlichen Druck; sie wird: 'nur :angefeuchtet. Jede Hausfrau macht ‚von. dieser Eigenschaft 'thierischer Häute Gebrauch, indem. sie Flüssigkeiten. mit’ Rinder-+ oder: Schweins- blasen :zubindet, um das Ausfliessen earkibten und den: Zu- tritt der Luft. zu verhindern. 2 dersepepA Ganz; anders: gestalten sich: die Eukeinnient wenn:man in das, an einem Ende mit. Haut! zugebundene Gefäss eine Lö- sung von Kochsalz bringt und :'es!‚alsdann mit ‚dem untern: Ende in ein Gefäss. mit reinem .\Wasser taucht... Man beob- achtet alsdann, wie sich ‚die Flüssigkeit im obern Gefässe: ver- _ mehrt;; hat aber der Versuch ' lange: genug gedauert , so ent- hält das aufangs reine, Wasser des untern Gefässes eine nach- Be Eee weisbare Menge Kochsalz. Will man das 'Steigen der Flüssig- keit im :obern' Gefässe recht: anschaulich ‚machen‘; - so "stellt man: den Versuch etwa so''an :‘Man ‘sprengt von iernem''Arznei- glase den: Boden ab. und' bindet an'seine Stelle ern Stückveiner recht ‘dünnen ' Schweinsblase ;»' in das Glas: bringt | man' staft des :Kochsalzes eine : mit warmem’: Wasser‘‘bereitete “gesättigte Zuckerlösung; in die: obere Oeffnung‘'kittet man (luft- «und wasserdicht eine engere} am'iobern Theile” 'etwas!umgebogene, . an beiden: Enden offne: Glasröhre ein.‘ Den $0- vorgerichteten Apparat hängt man in einem 'Gefäss‘-mit ‘reinem Wasser: auf. Nach’ einiger Zeit steigt die: Flüssigkeit in''der ‘Glasröhre "und fliesst. schliesslich‘ an dem: gebogenen‘ Ende: aus: und‘ zwar: so langey'bis sich‘ im untern ;Gefässe' ET TR eben so viel Zucker befindet als im: obern; > wunu sum om Konz »Das Steigen der dünnern Flüssigkeit durch die; Haut hin- durch: zur diehtern,, die‘ dadurch allmälig:' verdünnt wird) nennt 'man .Endosmose, die Bewegungen | im''entgegengesetzten Sinne Exosmose; ' beide '' Vorgänge bezeichnet: man wohl mit dem Worte Diffusion’; womit u erer eine- Erklärung ji Er-. scheinung 'angedeutet: ist. nebisd ns suis user nast Aber :nicht blos Scheidundnnlesi 'aus'' eigabierhehn Stoflen haben die Fähigkeit, den Uebergang verschiedenartiger Flüssig- keiten zu vermitteln ‚'sondern‘'auch 'anorganisehe Körper‘, wie verglühte Thonplatten,: rufen eine‘ ähnliche Erscheinung hervor. » Es ist natürlich, dass- diese-überraschende Wahrnehmung darauf ‘führen musste, : bei‘ den: ‚Pflanzen ein‘ ähnliches: "Ver- hältniss zu ‘vermuthen.' In der Thät ist kein . &ndosmotischer Apparat so vollkommen herzustellen, wie :die Pflanzen uns ihn bieten.‘ Zelle steht: über Zelle; in jeder'‘obern ist: der Inhalt dichter als-in den untern ; wie Versuche gezeigt haben,' wirken die Substanzen, ‘welche sich in den 'Zellen befinden, viel kräf- tiger 'endösmotisch, als “irgendein anderer -Stöff! Während‘ des Winters haben’ die Pflanzen: wenig oder gar: keine‘ Flüssigkeit genommen, daher: wird der'Zelleninhalt sehr konzentrirt ; 'erne Folge davon ist der so heftige Saftstrom ‘beim Wiedererwachen a Re des Pflanzenlebens. Ist 'durch den kräftigen Strom der: Inhalt aller :Zellen verdünnt, so 'mässigt sich‘ natürlicher‘ Weise ' das Aufsaugen «der Flüssigkeiten. «Während daher 'eine' Birke: im Frühjahre. angebohrt; reichlich’ Saft ‘giebt ,' geschieht‘ dies spä- ter':nicht mehr. . Allmälig werden aus’ ‘dem aufgenommenen Saltes:neue: Stoffe ‘gebildet, neue: Zellen: entstehen; ‘die: Säfte werden wieder: reicher: an gelösten Stoffen, indem: die höhere Sonnenwärme .die ‘Verdunstung durch ‚die Blätter: steigert; "es tritt daher» im "August zum: zweitenmal' eine kräftigere endos- mötische ‘Wirkung, und ein: lebhafterer :Saftstrom ein‘, der‘:das Material zur Bildung : der Knospen : für: das: folgende si . liefert. Anfangs ‘suchte ' man: die Dilinsiönscrosheilangiin.n mit‘ Hülfe der Elektricität und ‚des Galvanismus‘ zu erklären ; auch’ griff man wieder zur''Lebenskraft, obgleich die Vorgänge: bei den anorganischen : Körpern‘ entgegenstanden;, ' indem:':bei’ den’ Le- benskrafttheoretikern die: anorganisehen Körper: ganz andern Gesetzen --unterworfen sein: sollen, als ‚die orgänischen ;' wo- gegen:es für: uns nur’ein Naturgesetz für Thier,, ‘Pflanze: und Mineral pm: und jeder wi Bag Gesetz ewig fol- geh muss: Ioilysslai ob-sıhV ‘Ganz: kinverständich ist es, ‘wenn 'man gi der Pflanze von entgegengeseizten Polaritäten und ähnlichen Dingen spricht, welche die Endosmose bewirken sollen. So wesenlose' Be- griffe ‘bedeuten gar nichts; wir 'können uns’ keine Kräfteiohne Objekte ihrer: Thätigkeit, ohne Materie, ‚und umgekehrt keine Materiesohne Kräfte denken; da demnach die Kräfte‘ nicht ausserhalb, sondern innerhalb der Materie‘'zu suchen sind, 'so wenden wir dieser unsere ganze Aufmerksamkeit ,; unser Stu- diüm‘ zu. Die Scheidewand zieht die Flüssigkeiten an und ihre Poren füllen sich‘ damit; sind die Flüssigkeiten auf beiden: Sei- ten derselben gleich, so werden: keine endosmotischen Wir- kungen eintreten, ebensowenig als man eine Mischung 'erhält, wenn auf das Wasser in einem Gefässe ganz behutsam Wasser von ganz gleichen Eigenschaften geschüttet wird. : Sind aber De die‘ Flüssigkeiten verschieden und mit 'einander‘ mischbar , - so wird. die’chemische Anziehungskraft :thätig,,ı sobald::sie' in‘ Be- rührung! kommen; ist 'sie:gross genug, so- wird: sie (durch die Scheidewand: hindurch wirken: und zwar so; dass die leichtere dünnere ‚Flüssigkeit schneller ;hindurchgeht, als die dichtere und schwerere; 'daher.kommt es, dass' bei unserm obigen Ver- suche! die. Flüssigkeit im obern 'Gefässe: so lange ‚steigt, "bis beide ‚Flüssigkeiten: gleiche’ Eigenschaften haben. ‚Schüttet‘man in.das obere’ Gefäss ‚Alkohol, in: das untere‘ Wasser;:'so-ver- mindert sich im: 'obern :Gefässe! die :Menge ‚. weil: der: Alkohol weıüiger «dicht als Wasser (ist -und daher leichter ‚die Kuh wand durchdringt. ‘Dass die chemische: Anziehung die ‘Diffusion der Säfte | in der. Pflanze: bewirkt, dass keine: besondere Lebenskraft zur Er- klärung nöthig, sogar ünbrauehbar ‘ist, geht‘'besonders aus solchen: Versuchen: hervor, bei denen: man: Pflänzentheile ‚oder ganze Pflanzen: in ‚für «das Leben derselben: giftige Flüssigkei- ten tauchte. ::Der: endosmotische Process ging mit 'essigsaurem Eisenoxyd. ‘oder mit Kupfervitriol' ‚sogar viel :lebhafter von: stat- ten, als es bei unschädlichen‘ Flüssigkeiten der Fall war.‘ .Es wäre doch wahrhaft lächerlich, behaupten zu wollen, die Le- benskraft wäre derart. dass sie die :Aufnahme :giftiger: Stoffe ganz besonders. begünstige; sie wäre sogar mehr als :lä- eherlich. | » Recht ‘schön’ und deutlich Kaca man die ul Eishaitkrier wahrnehmen, wenn man: ausgetrocknete Zellen in reines Wasser legt; durch die Aufnahme des Wassers deh- nen 'sie sich aus und zerplatzen sogar häufig, weil die Ver- dunstung durch das von allen Seiten die Zelle umgebende Wasser verhindert ist. Legt man dagegen saftstrotzende Zellen in eine in’ der Wärme gesättigte Zuckerlösung, so geben sie einen Theil ihres Wassers ab und fallen in Folge dessen zu- sammen. | Es ist daher nicht mehr fraglich, dass die Aufnahme der Säfte durch die Pflanzen von der Dichtigkeit, von den chemi- 1 a. schen‘ und physikalischen Eigenschaften. der Flüssigkeit, m den Zellen abhängt ;: d:ss: ferner die Aufnahme um; so lebhafter ist, je igrösser die chemische Verwandtschaft des Zellsaftes. zu den Stoffen ist, die sich ausserhalb 'der Pflanze im Wasser gelöst befinden, je dünnere und’ zartere Zellwandungen. den. Durch- gang vermitteln. Daher kommt 'es denn auch, ‚dass die Jüng- sten Zellen am saftreichsten sind, weil bei: ihnen der Durch tritt :der Flüssigkeit am :4eichtesten: ist.'- Durch diese leichte Aufnahme: und Abgabe der Nahrungsstoffe an benachbarte .Zel- len erklärt: es sich, warum die Neubildung' der Organe immer im jüngsten Zellgewebe stattfindet. .; Die: grössere; oder'.gerin- gere' chemische : Verwandtschaft des Zellinhaltes. zu den: ver- schiedenen Stoffen bedingt ‚denn auch das. scheinbare Wahl: vermögen, das ‚man ‚den Wurzeln zugeschrieben hat, Leider sind bis jetzt wenig Versuche angestellt, um nach- zuweisen, in welchem numerischen Verhältnisse die endosmo- tischen Erscheinungen zur Dichtigkeit der Flüssigkeit stehen, und wie sich die ‚Lösungen verschiedener Stoffe verhalten; doch geht schon aus den Untersuchungen Dutrochet’s her- vor, dass die Aufnahme um so grösser ist, je grösser der Dichtigkeitsunterschied beider Flüssigkeit sich darstellt. Von allen bisher untersuchten Substanzen hat Biedis die. stärksten, endosmotischen Wirkungen ;. Eiweiss’ .saugt. in derselben Zeit zwölf; Theile Wasser auf, in. der. Zucker elf, Gummi fünf und ein halb, Gelatine nur drei Theile hebt. Da sich aber in allen jugendlichen ‚Zellen eiweissartige Stoffe am reichlichsten finden, se ist dies noch ein anderer Grund, warum in ihnen der lebhafteste Saftstrom und Stoffwechsel stattfindet. Uebrigens wäre es sehr wünschenswerth, wenn diese nicht mit grossen Schwierigkeiten anzustellenden Ver- suche recht vervielfältigt würden, da sie uns manchen Auf- schluss über viele noch unerklärte Erscheinungen liefern, zur Lösung mancher. Streitfragen - das geeignete Material geben könnten. u Mr ' ‘Non einer gewissen ''Seite' ‚macht man. gegen die: Lehre, dass’'der: Saft in den Pflanzen in Folge der-Endosmose steige, also ‘(durch einen Vorgang, wie ’er auch in der anorganischen Natur vorkommt, den: Einwurf, dass ja auch- in abgestorbenen Pflanzen ähnliche‘ endosmotische ' Wirkungen eintreten »müss- ten, 'wenn 'man -sie' nur in entsprechende Flüssigkeiten ‘tauchte, Dieser Einwurf‘ist' nach’ zwei Seiten hin ein ungerechtfertigter; denn’ in’'der That steigen‘ in jüngst 'abgestorbenen Pflanzen Flüssigkeiten‘:nöch reichlich‘ auf, ‘was denjenigen, die’den Ein- wand erhoben, nicht ‘bekannt gewesen 'zu sein: scheint; 'zwei- tensaber,' und dieser Punkt‘'ist' ber weitem der "wichtigere, ist nicht ‘abzusehen, warum 'die’- Zellenwand:''abgestorbener Pflanzen noch'' genau dieselben physikalischen 'und chemischen Eigenschaften haben soll, ‘die 'sie ‘in “der lebendigen‘ Pflanze hatte, Es müsste uns im Gegentheil Wunder nehmen, , wenn die. Eigenschaften. der, verschiedenen Pflanzentheile noch ‚die selben wären. | ‚Oder was ist der norihale "Tod anders, als eine Verän- derung. ‚der Eigenschaften der einzelnen Theile , ‚der Org ganis- | men, sei es thierischer oder pflanzlicher ? | Selbst die Mineralien zeigen uns, ganz ähnliche Erschei- nungen, indem derselbe Stoff in verschiedenen Formen auftritt und unter‘ verschiedenen Verhältnissen ganz‘ entgegengesetzte Eigenschaften haben kann. ':So ‘ist der‘ Phosphor 'in seinem gewöhnlichen‘ Zustande fast: farblos, ausserordentlich leicht entzündlich und in Schwefelkohlenstoff löslich. ' 'Schliesst''man ihn luftdicht in eine Glasröhre ein und setzt ihn längere Zeit der ' direkten Einwirkung’ des Sonnenlichtes aus oder "erhält ihn anhaltend bei einer Temperatur von 250 — 260 ‘Grad’ der hunderttheiligen Skala, so 'nimmt er eine rothe Farbe an, ent- zündet sich weit ‘schwieriger und ist unlöslich'' in Schwefel- kohlenstoff. ‘ Erhitzt man diesen sogenannten’ amorphen Phos- phor, welcher die Zündmasse auf den Streichpappen der als phosphorfreie Streichhölzer bezeichneten Zündhölzehen bildet, so verwandelt er sich wieder in den gewöhnlichen Phosphor. iu Mh a ' sKrystallisirte"Kieselsäure, der Quarz, Amethyst und Berg- krystall, ist im Wasser unlöslich, amorphe':Kieselsäure ‚wie der Opal; ist ‘dagegen: im Wasser löslich. Eisen kann man in’- seinen Verbindungen ausserordentlich leicht und sicher ‚dureh "Ammoniak entdecken; im: ET ist ‘dies nicht Bm. ‘ Eisen, Kieselsäure, Phedfihoih hähdn also unter verschie- nen Verhältnissen ganz verschiedene, sich widersprechende Eigenschaften; warum sollte nicht bei der Zellenhaut ein Gleiches stattfinden können ? Derartige Einwürfe können nur von Solchen gemacht werden, welche ihre Behauptungen und Ansichten, seien sie auch tausendfach widerlegt, nicht zurücknelimen wollen, und die sich dann an ein Strohhälmchen klammern. In den Natur- wissenschaften ist man aber oft genöthigt, heute als falsch anzuerkennen, was gestern noch unbestriltene Wahrheit war. Nach Allem, was wir bis jetzt wissen, unterliegt es keinem Zweifel, dass die Diffusionserscheinungen und das Aufsteigen der Nahrungsstoffe in den Pflanzen auf denselben Ursachen beruhen, auf der Anziehung chemisch verschiedener Stoffe zu einander. Damit soll jedoch keineswegs gesagt sein, dass nicht andere Kräfte eine wichtige Rolle dabei spielen können, wenn schon die Zahl der Kräfte sich in der Neuzeit bedeu- tend verringert hat. Vor allen Dingen sind es Licht und Wärme, welche vom bedeutendsten Einfluss auf die Lebhaftigkeit des Saftstromes in den Pflanzen sind. Indem Licht und Wärme eine lebhaftere Ausathmung be- wirken, indem Licht und Wärme die chemischen Umsetzungen im Innern der Zelle beschleunigen und dadurch den Stoff- wechsel befördern — in einigen Fällen möglicherweise auch verzögern — wird mehr Wasser verdunstet und werden mehr Stoffe gebildet, die endosmotisch wirken können. Im Herbst nehmen in unsern Breiten Licht und Wärme ab, daher der geringere Saftstrom; im Winter, wo beide Kräfte das Minimum Filly, Ernährungsverhältnisse, 5 u a ihrer ‘Wirksamkeit äussern, ist ‚der Strom ganz ‘oder doch fast ganz. verschwunden. | Auch die Elektrizität scheint nicht ohne Einfluss auf ‚die Ernährung zu sein; doch müssen wir unsere völlige Unwissen- heit: in diesem Punkte gestehen; wir müssen es der Zukunft überlassen, die hier einschlagenden Fragen zu erledigen: Einen Du-Bois-Raymond für die Pflanzen. giebt.« es zur Zeit noch nicht. Drittes Kapitel. Von der Verarbeitung der Nahrungsstoffe. Nachdem wir die Stoffe, welche den Pflanzen zur Ernäh- rung dienen, sowie die Wege, auf denen sie in die Pflanzen gelangen und in ihnen: weiter fortgeführt werden, kennen ge- lernt, ist: es unsre Aufgabe, zu‘ erforschen, wie diese Nah- rungsmittel in: der Pflanze verarbeitet und in Pflanzenbestand- theile umgeändert werden. | "Wir sind damit bei einer Frage angelangt, deren Beant- wortung: noch schwieriger ist, als dies bei den frühern der Fall war. Die betreffenden Vorgänge entziehen: sich » ganz unserer unmittelbaren Beobachtung, und die Versuche, die bis jetzt ausserhalb der Pflanze angestellt, sind entweder ganz unbrauchbar oder sie bieten nur eine entfernte Aehnlichkeit mit den Vorgängen, die in den Zellen der Pflanzen eintreten. Eine genügende Antwort ist schon um: deswillen nicht möglich, weil bisher alle Untersuchungen, die mit Pflanzen- stoffen angestellt sind, sich immer auf schon veränderte, theil- weise zerseizie, oder durch die angewendeten: chemischen Hülfsmittel erzeugte Stoffe erstrecken, Ganz neue Methoden ne a A müssen erst noch aufgefunden werden, die es uns gestatten, die Stoffe, die in den Pflanzen vorkommen, in ihrer Reinheit zu prüfen, ihre gegenseitige Einwirkung auf einander zu er- forschen , um der Lösung der Aufgabe näher treten zu können. Bevor wir zu den Ansichten übergehen, die man bis jetzt über die Verarbeitung oder Assimilation der Nahrungsmittel aufgestellt hat, ist es nöthig, die wichtigsten der uns bis jetzt bekannten Pflanzenstoffe kennen zu lernen und ihre chemi- schen Bestandtheile anzugeben. Zum nähern Verstänidniss diene. Folgendes: Man hat ge- funden, dass die einfachen Stoffe sich nur in ganz bestimmten Zahlenverhältnissen zu neuen Körpern ‚miteinander‘ vereinigen können. So verbinden sich acht Gewichtstheile Sauerstofl stets und unter allen Umständen mit einem Gewichtstheil Wasser- stofl zu Wasser, oder dreimal acht Gewichtstheile Sauerstoff mit sechszehn Gewichtstheilen Schwefel zu Schwefelsäure. Die Verhältnisszahien, welche jene Gewichtstheile ausdrücken, nennt man die Atomgewichte: der Körper. Man ist übereingekommen, entweder den Wasserstoff gleich eins zusetzen oder den Sauerstoff: gleich hundert. Wir wollen hier nur die Atomgewichte der: für unsern Zweck wich- tigen organischen Elemente anführen, indem: wir. darauf auf- merksam machen, dass die Bezeichnung organische Ele- mente eigentlich unrichtig ist, da sie auch in der unorga- nischen Natur vorkommen: | | Wasserstoff =H = 1 Phosphor = P = 32 Kohlenstoff = G = 6 Schwefel = S = 16 Sauerstoff =0=8 Kalium —=K= 39,3 Stickstoff =N = 14 Natrium = Nam 22,8. Oder aber | Sauerstoff = 0 —= 100 Phosphor = P= 400 Wasserstoff = H= 12,5 Schwefel = S=200 + Kohlenstoff = C —=75 Kalium —=K = 489 Stickstoff »—= N = 175 Natrium’ = Na = 289,74) a a ‘Wenn man demnach‘ sagt, der Alkohol sei gleich €$H 602, oder die Essigsäure: sei. gleich C?H*0*, so heisst dies, der Alkohol: besteht aus viermal sechs Gewichtstheilen Kohlenstoff, sechs Gewichtstheilen Wasserstoff und zweimal acht Gewichts- theilen: Sauerstoff; die Essigsäure unterscheidet: sich‘ dadurch vom: Alkohol, ‚dass sie zwei Gewichtstheile Wasserstoff weniger, aber zweimal acht: Gewichtstheile Sauerstoff mehr’ enthält; es bildet sieh Essigsäure. aus Alkohol dadurch, dass zwei Atome Wasserstoff aus der Verbindung : austreten, dafür aber’; zwei Atome: Sauerstoff aufgenommen: werden. Entsprechend dieser Verbiudung ist das Wasser gleich HO, die Kohlensäure gleich C02,. das Ammoniak NH?. TE Man pflegt die Pflanzenstofle in stickstofffreie und:.in stickstoffhaltige 'einzutheilen. 1) Stickstofffreie Verbindungen. Die’ stickstoflfreien Verbindungen sind die bei weitem zahlreichsten ‚uud ihre Menge bedeutend überwiegend, da sie allein es sind, welche das sogenannte Gerippe der Pflanze bilden. Die stickstofffreien Verbindungen treten entweder als in- differente Stoffe, die keinerlei chemische Verwandtschaft: zeigen, oder: als Fette, oder als organische Säuren auf; einige: haben alle Eigenschaften der Basen, d.h. solcher Körper, die. mit Säuren Salze bilden, ähnlich wie ‚Natron und Schwefelsäure das Glaubersalz geben, wenn‘ man sie in den ee Mengenverhältnissen zusammenbringt. a) Indifferente Kohlenhydrate. ”‘ Diese Körper sind nicht flüchtig, sondern 'zersetzen sich beim’ Erhitzen.‘ "Wasserstoff und Sauerstoff‘ enthalten sie in demselben Verhältniss,, wie‘ sie’im Wasser ‘miteinander veı- bunden sind. Sie haben weder: chemische 'Verwandtschäft zu Säuren, noch zu Basen, bei Gegenwart stickstoffhaltiger Körper eu We gehen sie leicht ineinander über. Beim ‘Verbrennen hinter- lassen sie alle Kohle, und wenn man sie’ mit Salpetersäure anhaltend behandelt, geben sie alle Kleesäure, die auch mit Alkalien verbunden in den Pflanzen selbst ‘vorkommt. - Bei ihrer‘ Verwesung' bilden sie die sogenannten Humuskörper, die sich in der Ackerkrume finden; bei der Gährung' erzeugen sie verschiedene Arten vom Alkoholen; wahrscheinlich ent- stehen aus ihnen die pflanzlichen und thierischen Fette. Ei- nige derselben sind löslich in Wasser. | Keiner dieser Körper ist bis jetzt künstlich erzeugt wor- den, und es ist fast gewiss, dass sie nur-'in ‘den "Pflanzen entstehen, während den Thieren dagegen das: Vermögen. 'zu- kommt, den einen in den andern überzuführen. Sie bilden den Hauptbestandtheil nicht ‘nur. aller unsrer Nahrungsmittel, sondern auch derjenigen der Thiere. Sie sind es, die zur Fettbildung im thierischen Körper dienen, welche das Material zum Athmungsprozess liefern, und welche durch ihre Verbrennung die thierische Wärme‘ erzeugen. : Was die Fettbildung: anbetrifft, so’ ist es ‘sogar gelungen, aus Zucker Buttersäure,; einen ‚Bestandtheil des Butterfettes, auf künst« lichem Wege darzustellen. Zellulose. Sie ist das Material für alle Zellenbildung, indem die: Wände. junger Zellen nur aus ihr bestehen;: sie ist gleich G1?H!001°. Durch Einwirkung :der Diastase, einer Substanz, ‘die in der keimenden Gerste vorkommt, wird sie in Dextrin, dann: in Traubenzucker: verwandelt; dieselbe Ver- änderung bewirken Schwefelsäure oder: Phosphorsäure. ' Mit starker Salpetersäure behandelt, tritt ein Theil des Wasser- stoffs aus und Untersalpetersäure tritt an ihre Stelle; das Produkt ihrer Einwirkung ist, die Schiessbaumwolle, die in Schwefeläther gelöst das Kollodium giebt. ; Sie ist unauflöslich in Wasser,: wird «aber. leicht vom Wasser durclitränkt,' kommt immer als Haut vor, ist farblos und durehscheinend ; mit: Jod und. Schwefelsäure belitadal nimmt sie stets eine blaue Färbung an. Be RER Durch ihre Veränderung innerhalb der Pflanze bilden sich Pflanzenleim,, ‘Kork und Gerbstoff u. s.'w. Im ältern ' Zu- stande, wenn sie von allerhanıl Stoffen überlagert und durch- drungen ist, bildet sie das Holz; jene Stoffe, die sie durch- dringen, scheinen ‘mit ihr ganz gleiche Zusammensetzung zu haben, sind vielleicht nur in seinen physikalischen Eigenschaf- ten veränderter Zellstoff. Stärkemehl. 'Es ist nächst der Zellulose der verbrei- leiste Stoff im Pflanzenreich' und wird fast mit jeder Nahrung genossen. ' Am reichlichsten findet es sich in den Samen der Getreidearten ‘und Hülsenfrüchte, in den Kartoffeln, in ”den Manihokwurzeln, im Marke der Palmen, in den Beeren des Brodfruchtbaumes, in ‘den’ Bataten.' Der bedeutende Gehalt an Stärkemehl ist es, weswegen jene Pflanzen am häufigsten an- gebaut werden und als Nahrungspflanzen dienen. Es findet sich‘'an Stärkemehl im Weizenmehl 65—68''Prozent' im Roggenmehl 55—62 „ im-Rispenhafer bis 38 „ in der Gerste guwrzgs%,, im: Buchweizen „44, B im Mais y erie, 'im Reis ar uhr, in’den Bohnen „ 38 „ in den Erbsen Bd, in den Kartoffeln „ 25 Die chemische Zusammensetzung der Stärke ist der des Zellstoffs ‘gleich, also G12?H100!0, Sie findet sich meist 'or- ganisirt im Zelleninhalte und wird durch Diastase sowohl "als durch Säuren in Dextrin und Traubenzucker umgesetzt. Nach Mitscherlich soll durch Schwefelsäure aus Zellstoff Stärke erzeugt werden können. Es giebt mehrere Stärkearten , die: man lange Zeit als ganz verschiedene Stoffe betrachtete. Das gewöhnliche Stärkemehl oder Amylon kommt in Körnern ‚die‘ aus einzelnen Schichten bestehen , in‘ den Zellen der Pflanzen vor. Man kann diese Schichtung sehr Bu m —_ gut-beobachten;. wenn. man Kartoffelstärke "auf-50% ‚erwärmt unter ‚dem Mikroskop: betrachtet. ‚Die ‚Grösse, und Gestalt der Körnchen:ist 'sehr' ‘verschieden ; die‘ meisten sind kugelähnlich, bei. der ‚Kartoffel sehr gross, ‘bei! der Hirse; ausserordentlich klein... Fig. 9. stellt‘. die ‚Kartoffelstärke dar ‚Fig. 10. Stärker mehlkörner aus‘ der Zwiebel einer :Lilie, Fig. 11: ostindisches Arrowrool. ahnimwv 8 «In. der, Wurzel. der ‚Sassaparilla ind, in. einigen andern Dana soll,.die ‚Stärke formlos; sein, | Sie. ist in, Wasser durchaus unlöslich unds bildet mit heissem Wasser; einen‘, Kleister, ‚indem sie ‚darin aufquillt,, durch. Säuren und: Alkalien. wird: sie erst verändert uni danu gelöst..' ‚Mit, Jod. wird sie‘ schön blau; mit Brom'gelb ‚gefärbt. In. Berührung : mit. thierischen: Häuten verwandelt. sie‘ sich «im Zucker und Milchsäure,: ‚Bis auf 100° erhitzt: giebt sie Gummi, Die stärkemehlhaltigen Pflanzentheile ;werden:itheils so; wie sie in der Natur vorkommen; verzehrt ‚'theilsı gemahlen und zu Brod verbacken. 28 9g2oAh mm Die Stärke wird, durch ee ni ‚Zucker verwandelt; besonders in früherer ‚Zeitwurde aus:Stärke müttelst Schwefel- säure Zucker im Grossen’ fabrizirt. Versetztiman:' die zucker- haltige Flüssigkeit in Gährung und unterbrieht/ dieselbe, bevor noch aller Zucker in Alkohol verwandelt ist/»so’Kaflee: ',;Für Arme, -die'' wenig stil Nahrung 'geniessen können, sondern meist nur Kartoffeln''haben , ist’ der Genuss ‘des Kaffee’s ein Ersatzmittel für’ das’ Fleisch.“ - Das’"wäre‘ ein’ theures Ersatzmittel, und Hülsenfrüchte‘ leisten’ jedenfalls bessere Dienste, wenn schon nicht zu leugnen ist, dass: der Genuss des Kaffees von grossem Vortheil für die Verdauung ‘ist. Leider geniessen aber die 'armen 'Leute Surrogate 'statt' des Kaffees, die eher die Verdauung hemmen, 'als sie befördern. Theobromin. Dieser dem Kaffein sehr verwandte Stoff entspricht in seiner chemischen Zusammensetzung der Formel €1%2H!6N80* und findet sich in den 'Kakaobohnen neben der sogenannten Kakaobutter. : Die‘ Hülsen, worin die Bohnen sitzen, sind einen halben Fuss lang und enthalten’ ein ess- bares" Zellgewebe. -»Das’' Theobromin schmeckt bitterlich , in heissem Wasser wenig, in Weingeist und Aether fast gar we löslich: und kıystallisirt, 6 130 ‘ Die 'Chokolade ist ein Gemisch aus 'gerösteten und ge- ne Kakaobohnen, Zucker und Gewürzen ) 'und sie ist in Folge des grossen Stickstoifgehaltes des Theobromin sehr nahrhaft:ı | Nachdem wir so die wichtigeren Bestandtheile des Pflanzen- körpers und ihre chemischen Beziehungen zu einander kennen gelernt, wollen: wir uns zur Betrachtung der Ansichten wen- den; die man im Laufe der Zeit über die Entstehung dieser 3halin & dert? | 6* Be Substanzen; innerhalb‘ der Pflanzen aufgestellt hat.,.Die älteste Annahme ist ‚die, dass bei den Pflanzen wie bei den Thieren ein. allgemeiner : Nahrungssaft, eine Lymphe entstehe, welche den‘ einzelnen Theilen ‘zugeführt, ‚diese ernähre,, und bis in die neneste., Zeit, giebt es Vertheidiger für diese Ansicht. !;/ Die ‚erste‘ Erklärungsart der: Entstehung fester '‚Stofle im den Pflanzen rührt von Davy.her und lautet etwa! folgender- massen:;/„ Die. zuckerhaltigen,, ‚schleimigen und: eiweissartigen Bestandtheile im. Safte des Splintes oder ‚jungen Holzes ‚ver- binden - sich mit dem’ Gerb - und Extraktivstoff. der: Rinde, scheiden Wasser ab und gehen in organische Materie ‚über.* Diese Annahme glaubte er durch. den Versuch bewiesen, dass), wenn ‚man in den Splintsaft einen Aufguss von frischer Eichen- rinde, schüttet, sofort ‚ein Niederschlag entsteht. Angenommen, die Behauptung wäre richtig, so. lehrt sie uns. doch. keines- wegs, woher der Zucker, der. Schleim ‚und das Eiweiss. in den Splintsaft kommt. Die übrigen älteren Rönnsenbhitsiehisen, lehren etwa Fol- gendes: , Der, rohe Nahrungssaft steigt bis ‚zu «den. Blättern, dort entweichen die wässerigen Theile, ‚und ‚der so entstandene Bildungsaft ‚strömt abwärts von den Blättern ‚in ‚alle Theile der Pflanze, um Zellen und andere ‚Bestandtheile: ‘zu »er- zeugen. Nach einer andern Ansicht ist die Püanzenmilch die ei- gentliche Nahrungsflüssigkeit, aus der alle Stoffe gebildet wer- den; der ‚Milchsaft 108 eben so verschieden, wie die einzelnen Pflanzen. | Duhamel sagt: „Der eigene Saft (Milchsalt): vn Pflanzen strömt vorzugsweise von oben nach unten; eben so ist es mit der Massenzunahme der Pflanzen; anderseits ist ein Baum krank, wenn der eigne Saft irgend wo ausströmt.“ Man glaubte sıch um so. mehr berechtigt, den Milchsaft als den allgemeinen Nahrungssaft anzunehmen, als er. der thierischen Milch so ähnlich sei und immer» in.der. Nähe. der neuen Gebilde ströme; er bilde, ‚meinte. man, ‚sicherlich ‚die Knospen, und daher komme es, dass die niedern Pflanzen, u die'sogenännten Kryptogamen, wozu die Farrnkräuter, Schäch- telhalme, ‘Moose, Pilze und 'Algen gehören, keine an- setzen,‘ weil ihnen der 'Milchsaft fehlt. Diese“Milchsaftlehre hät’ sich bis in die neueste Zeit er- halten, obgleich man unter den ‘mehr’ als zweihundert be- kannten‘ Pflanzenfamilien nur acht kennt, die Milchsaft' führen ; es könnte also »diese Erklärungsweise nur "auf: acht Familien passen, auf zweihundert aber nicht. . Luft, Licht, Wärme und Elektrizität, so viel’ steht Test, sind 'für:den Ernährungsprozess der Pflanzen nothwendig, wenn wir ‘auch kaum ahnen, im ''weleher Weise diese Kräfte ein- wirken. zu | Beim Keimen der Pflanzen ist die Gegenwart von Sauer- stoff nothwendig, da’' sich aus dem Kohlenstoff’ des’ Samens mit! dem Sauerstoff der Luft bei''allen Keimungsprozessen Koh- lensäure 'bildet; wie man durch einen einfachen Versuch nach- weisen kann. Eben 'so sicher ist es, dass grüne Blätter 'im Sonnnenlicht Kohlensäure aus der wmgebenden Luft aufneh- men und Sauerstoff’ dafür ausgeben, wenn schon nicht'so viel, als in der aufgenommenen Kohlensäure enthalten 'ist. Bringt man eine’ Pflanze, der man alle Bedingungen zum Leben er- füllt hat, in einen‘ luftleeren Raum, so stirbt sie sehr schnell ab; Beweis’ genug, dass sie der''Luft bedarf. 'So unverkennbar ‘die Wirkungen des Lichtes auf das Leben der Pflanze sind, so‘ wenig sind wir‘bis jetzt im Stande, die Art’ seines Einflusses zu ''erklären. Wir wissen,’ dass das Licht selbst‘ bei der‘ Bildung ‘und Zersetzung unorganischer Verbindungen vam grössten Einfluss ist; dass z. B. durch die Wirkungen des Lichtes Silbersalze' zersetzt werden, auf wel- cher‘ Erfahrung die Anfertigung der Lichtbilder beruht; wie viel gewaltiger muss die Einwirkung des Lichtes im Pflanzen- reich sein, ‘wo bei ‘ganz’ gleicher Zusammensetzung so’'ver- schiedene Stoffe vorhanden sind, wo es nur des geringsten Anstosses bedarf, um eine Verbindung in eine andere überzu- führen. ‘So wird z. B. Essigsäure, in zerstreutem Tageslicht mit Chlor behandelt, in eine Essigsäure verwandelt, die ein u Atom ‚Wasserstoff ‚verloren hat, dafür; ein; Atom. :Ghlor aufge; nommen ;. ‚wirkt.,äben .‚das- Chlor | am,:direkten Sonnenlicht: auf die Essigsäure ein, so treten dreii.Atome ‚Wasserstoff, aus: der Verbindung, ‚und drei.;Atome ‚Chlor. treten 'an ihre Stelle. Wir. .‚wissen ferner aus vielfachen Untersuchungen ‚‚.dass die. ‚Pflanzen. ber gleicher Wärme in: den: Strahlen: \\der Sonne viel stärker‘ Wasser aushauchen ,; als’ im! Dunkeln. Allgemein bekannt ist ‘.das.. bleiche ‚Aussehen N Pflanzen, welche.im Dunkeln stehen 5: ‚werden: sie ans Licht gebracht,'‚so ‚werden: sie ischnell. grün. - Dieses Grünwerden |be- ruht auf. einer lebhaften Verbrennung: oder Oxydation von .Koh- lenstoff, wodurch das Blattgrün entsteht. Auf. der. ‚andern; ‚Seite scheint... das Licht, doch niehe. für jede ‚Pflanze unumgänglich: nöthig. zu. sein; Rizomorpha sub- corticaulis , gedeiht im Innern; von Baumstämmen. ohne), jede Spur. vom: Licht, ‚und Ehrenberg hat Pflanzen‘ aus ;einer Meerestiefe erhalten, wohin nie ein Lichtstrahl dringen ‚kann; Ja. selbst zur Bildung »von Blattgrün scheint. das Licht ‚nicht durchaus :nothwendig zu ‚sein; | wie: sollte, man- sich sonst..die schöne grüne ‚Farbe, der, Samenlappen. von ‚Pistazia; ‚erklären, die sich in ‚einer: für: das Licht !undurchdringliehen‘Schale ent- wiekeln. In den. gewiss _lichtreichen;| Steppen und, :;Wüsten findet man keine ‚schöne \\grüne|Pflanze;;i, ste;,;haben alle ein bleiches; Aussehen‘, während: am tiefsten ‚Dunkel, der Wälder das schönste ‚Grün, besöndenrs Iher: Moosen ,-vorwaltet.. Was die Einwirkung der‘ Wärme::betriflt „so: wissen wir, dass. bei :jedem chemischen Prozess, Wärme verbraucht, oder Wärme erzeugt wird; wenn wir: Kochsalz ;mit,Schnee ‚mischen, so; will: sich: das ‚Kochsalz: im Wasser lösen ; dazu muss Schnee geschmolzen: werden; ‚da dies» wicht: ohne. ‚Wärme. igesdhieht; so» wird ' der Umgebung‘; Wärme „entzogen ;- dies: ‚isti;das, Ge- heimniss der künstlichen Eisbildung..« Wenn wir. Kohle‘ .in Kohlensäure- verwandeln, so geschieht dies unter Entwickelung von. Licht: und: Wärme; die ‚Kohle‘ verbrennt. Aber nicht: die Wärme der Luft allein ist ‘von -Einlluss' auf'.das Leben: ‚der a a Pflanzen;,; sondern in wert-höherm Grade’ scheint es: vor der Fähigkeit‘ des Bodens‘; 'Wärme:'aufzunehmen‘, bedingt: zu: sein: Nicht:»die chemischen Bestandtheile sind .es, :wovoir die Erwärmungsfähigloeit des ‚Bodens: abhängt;,'; sonderm- die’ Farbe des ‘Bödens 'ise!-vom»sallerbedeuitendsten:»Einfluss.« Da:ınun die schwarze Farbe: wesentlich: von der Menge. der organischen Reste, ' die-sich :im Acker finden, ‘abhängt, so.selien wir hierin eine höchst‘ wichtige Wirksamkeit des Düngers. Aus der Er: wärmüngslähigkeit'des Bodens lässt sich. theilweise sogar: \die Vertheilungsweise der Pflanzen; : das: Ngyhauisnens an bestimmten Rinktii ‚erklären. HT Ti F Wie: ver schieden die Wävihe in E ae der Luft ‘sein ik geht: aus folgender. Tabelle 'von‘ Beobachtungen: hervor, die Schübler in seinem Garten in Tübingen täglich: Mittags von :12—1 ‚Uhr :ein; ganzes Jahr: hindurch :anstellte. ‚Die «mittlere: Temperatur, war «us... ; BIGYTY]) od an der Erdoberfläche :; : “ der; Luft Se gen Januarıı +! 98m. mi 113,89 | ip IiRebrwarsl; zur #241 5b sit | „ März + 30Bis1sgusT aorfilih,Bah ba ” April::; ish rare on er ae „ Mai oralen 1 u TTc+ 15,7 j Sb&guni 5} #::47,9:53 + 19,2 1atSJuli, ‚El + 50,8 ++ 21,9 5 “„ucAugust + 43,6 + 16,4 {4 4 «September + 39,0 „. £C#+:16,0 id '5'*Oktöber + 21,7 5 . 48 Be „ November + 181 R + -3,6) iunmdonints "5. Dezember + 12,1 iörr .1,6 (ehr: ‘st Alexander v. Humboldt fand. .auf‘der Insel Graziosa;im weissen, basaltischen Sande 40°, im schwarzen dagegem 540,9. Zieht: man’‚Wein an Mauern, so giebt man -ihnen;geri einen schwarzen Anstrich; auch unterscheidet der Landmann kalt- gründigen und anne Boden. -tEinzeinejErfahrungen haben gelehrt, !dass das Wachsthum der Pflanzen: itheils von der Stärke der Sonnenstrahlen ‚-'von fi — 8 0 — der Intensität‘ der Wärme, : 'anderseits von:(.der ‚Menge. .der Wärme‘abhöngt. Leider sind diese’ Erfahrungen noch zu: ver! einzelt, um allgemeine Schlussfolgerungen zuzulassen. ' Wir wissen, dass: unsere Kulturpflanzen in’ südlichereni Klimaten nicht gedeihen wollen; unsere‘ Obstsorten arten alle aus; der Weizen» geht nicht näher ‘an den Aequator;:als bis zum ‘209; jedenfalls ist die‘ Wärmeintensität zu gross. ; Unsere Runkelrübe erzeugt 'in wenig südlichern und nördlichern Kli- maten als das mittlere Deutschland und nördliche ‚Frankreich so wenig Zucker, ‘dass sich ihr Anbau behufs der Zuckerge- winnung nicht mehr lohnt; es scheint eine bestimmte Wärme* intensität nöthig zu ‘sein, ‘um die Zuckerbildung in der’Rübe zu veranlassen; 'ist'die Intensität | grösser, so werden andere Stoffe gebildet. | di ih Was den zweiten Punkt betrifft, dass auch 'eine 'bestimmte Wärmemenge für das Leben der einzelnen Pflanzen 'nothwendig ist, so hat Boussingault einige dahin ‘gehörige Beobach- tungen mitgetheilt, die in folgender Tabelle enthalten. sind; die letzte Rubrik ‘enthält das Produkt aus der Ada ‚der Tage und der: mittleren Temperatur. “ Weizen gebrauchte zur vollkommenen Reife im!‘ Elsass . .... 137 Tage bei einer mittleren er Temperatur von 15° ı.2055° Bags. Auosl£. +40» Tele 13,4 112161 Alais. 0 OL #46: 0% A 14,4 .172092 Kingston ‘. (4.04 122 „ gi 17,2 19”2098 Cincinnati «+. 137 „ 3 15,7''02151 Quinchuqui (Süd- vol amerika) .: . 181 „ 4 14,0: 2534 Turmerosi,) loan) 9 9AuuyH gümuli., 2405212208 Trüsilleıs 2a 6.432: OB yusz. 22,3 .u2230) Mark Brandenburg 168 - „. gun 13,0.:,172192% „Defeie, BED SUCHE IWW Ken sale Elsass . . . „122 Tage A .7149;0:41,1708° Alais. nidetasonso1 37 5 ® 111 3,11611795 nr ER Fr e ee u 003550 90 Tage bei einerimittleren >) non o070= „s'Temperatur' von’ "219,0: 18909 Kingston. u trorkenn 2 ging, mmisıhsr 290 01738 Funchal (1.020.168: 95, 5b; 20T 7 Santa-Fei).oil! 192 sihnoy, deülay noboglg, Ti 4709er Mark Brandenburg 122: | 5 lan zer 709 E Der Mais oder das türkische Korn. er Bisase!! obs 122 Tage - y; 1200.9,24400 Alais' ie ü 1E3Beitymunonszigg 20! "22,75 3068 Kingston. .n. ‚122. y gras, zub Zei reg Neu-Granada „11092 yo murpoin u 197,52: 2580N aaegon Mar) BET 3 WI2LHN 28T Santacb6ı’ sb. ‚188 ah ab „eus Jobii 40 09745 23h sh bat "Kartoffeln. gebrauchten n listen. in BA Ser ee Elsass! is el 6DFagen: 1802 .1929440 Be ei ei nglgpilsmeiliite 21082285 Venezuela. „: 142019] ayesıiswlol 2555 2,3060 Santa-Fe ..... 0. . 200 raljuns „mobinl14475 2930 Merida +1,10. 2,276: iubegpsachi or 20 SFT Bomasqui'.»1220 „2200: ones ara ige , E in 913 NR ur ur 2 = “ı u: $ „Die Indigopflanze Yerienkekiu ws 280 Tagen, audi #in 270,4 22000 Marakay Is . 20 92m Idomsdgit mov DB 5rrolg34gie Koromandel .....,1°901 yo! 0 ya) um 124,622%17. wg. Gegend 1 zip 3 & een 2385: ta} dan 5 sloklobuw. TiotalleX on oh .ı Vergleicht man! die Produkte; 'aus dör Anzahlı ‘der ‘Tage er den »mittlern ''Temperaturgraden‘, s6 findet:'man’*sie‘'bei den: einzelnen -Pflanzen:' nahezu gleich 5)" die‘ geringen»‘Unter- schiede liessen sich wohl ausı der verschiedenen eneinige keit, der ee oe - — u. 8 wi ‚leicht erklären. N ı | Be Mit dem Wasser nimmt ‚wie: wir’ gesehen haben; die Pflanze Kohlensäure und; Ammoniak, sowie anorganische Salze auf;iyon diesen scheinen ‚einige für..di&'Verarbeilung der-Nah# rung nolhwendig, andere ‚scheinen nuräufgenommen Zu:'sein; weilysie im.!Boden gelöst yorhanden.. waren. Die .Pflanze wählt sighrihre Nahrung nicht aus, aber .die““Chemisches'und‘ipliysit kalische Beschaffenheit der ‚Zellenhaut und des Ze leninbaltes bewirken es, dass von dem“ einen Stoff mehr, von dem an- dern wenigercaufgenommen wird. »Die aufnehmende Zelle-ver+ arbeitet einen‘ Theil der aufgenommenen‘ Stoffe je nach ihrehi besandern «Bedürfniss; das_Uebrige wird Yon den. benachbarten Zektem angezogen, um wiederum theils werarbeitet, theilsı weitet geführt zw. werden. | l 2 sie “+ TBie Zelle bildet aus,, ale Kohlenssüte,. dem Amihoniak und dem Wasser mit Beihülfe des Phospbors und Schwefels, welche Stoffe sie aus ihren anorganischen Verbindungen aus- scheidet, «die eiweissartigen Verbindungen) einerseits, anderseits aber auch jdie stärkemehlartigen. .. isLA Aus dem: fortwährenden ra Bee letztere in; he Zeile: erleiden, entstehen die Harze, .Oele,. Fette;':die Farbstoffe aufgenorhimene Kohlensäure: wird. nicht !werarbeitet ‚i! daher »ausgeafhmet; Zur Bildung 'der- sauerstoflreichern Verbindungen; z. B: der: Säuren; muss! wieder ‚Sauerstoff aufgenommen! werden,» sei es als sol eher;,' sei 'es!;in- seinen: Verbindungen :'als :Kohlensäure- und Wasser. us zienönds buswasilsX sh astsıde nl Wennssdie: (Stickätoßiverhinilugen! dus. seiner‘ Zelei ver- söhwinden ‚so verschwindet 'auch- der: Zellsaft''atis ‚derselben, dadurch das wahre Lebenselement;»da! nur--im Wasser lösliche Stoffe: von: :einer''Zelle der: rer ne rag werden en die; Zelle: stirbt. : Tr lidastloX sib manıhai ‚Im: Fruchtlager: der: Flechten kai san“ ja iräkteh Bellini des Zellstoffes in Flechtenstärke beobachten;-'und Blon.dieau: hat gefimden ‚dass beimieifen der';Oiven! Zell- stoff: am Fett umgewandelt wird‘ Nur-vwerholzter und verkorkter Zellstoff; ;:gehen keine Veränderungen mehr ein, weswegen ver- hölzte und 'verkerkte Zellei für: dasıLeben der Pflanze, wicht mehr vorhanden sind; sie;'bilden dagegen das: feste! Gerüst«.»- '» Die Pflanze zerlegt » nicht)inur: organische Stofle} sie zer- setzt auch . die stärksten: mineralischems' Verbindungen ;, ‘ihren Gehalt an Phosphor und Schwefel ‘kann’ sie nur‘ aus 'phosphor- sauren und schwefelsauren Salzen ‚.;oder''aus Phosphorwasser- stoff und Schwefelwasserstoff erhältem;> sie muss zu dem Eude Gin jene Verbindungen’ 'zersetzen.' Die Alkalien 'und Erden'geben ihre: Säurem'ab und’ verbinden "sich 'mit den'''Pflänzehsäuren) welche‘erst'im Innern der 'Zelle'gebildet werden: Kieselsäure und' Kalk’scheinen bei» vielen’ Pflanzen ein’'nothwendiger Be- standtheil':der''Zellehhaut 'zu: sein;' z..B. beiden: Gräsern." Die in zu ‘grosser‘'Menge 'in’‘den' Pflanzen enthaltenen Salze'wer- den krystallinisch' ausgeschieden. © Nach'dem: Bedürfniss’ der einzelnen Zellen findem’;sich in (derselben Pflanze die verschie- dehsten ‘Stoffe; im den:' Fruchtspelzelzen: der: Getreidearten z.B. viel Kieselsäure,:'im Sameneiweiss: nn — saüre ‘Salze. z Zaun „Das Gewebe der’ Pilze Bann pröchten, eine besiiderd Ab- art: der: Zellulose;\ liefert "andere Produkte, 'alsındie Zellulose der‘ Algen, diese jandere‘(als die’ ‘Parenchymzellen‘ der höhern Bilanzen. Der:-Pilzzellstoff. geht nicht in‘ Amylon "über, findet'sich in den‘ Zellen:;kein Blatigrün, ‘eben: so; wenig ''in dem ‚Fadengewebe der‘ Flechten; ' die Entstehung des‘ Blatt- grüns»scheint:'von den chemischen und physikalischen .— schaften der Zellenwand abhängig zu sein. nzas H is Das: Kambium, d. h:>die jüngsten: Parenchyinzellen ;/ kann allein neue Zellen bilden;'; sein Inhält: ist reich an. Stickstofl- verbindungen. ’ Dieser: Reichthum, ' Abwesenheit: der Luft'in den: Interzellularräumen und::Zärtheit der Zellenwandsind''die Bedingungen für die Zellenbildung; die bei der 'Umbildung der Stoffe : ausgeschiedene Luft‘ ED endosmotisch in > Gefässe. y6dusd 310 Ey TEE » Die Bildung deti Zellen Keht: in. Fr Weise‘ vor sieh, dei sich die stickstoffhaltigen Bestandtheile ' zuerst: organisiren, und dass’ sich erst später (die aus: Zellulose bestehende’ Häut bildet, »und zwar entstehen neue Zellen stets nur innerhalb schon vorhandener‘; ‘niemals :in den: Zwischenräunien 'alter Zellen.- Entweder: entstehen die Zellen durch "Theilung alter Zellen, oder: sie bilden sieh: frei: in: der: Höhlung aus. ''Im ersten: Falle faltet sich zunächst der: Primordialschlauch:im zwei ‘oder: mehr Abtheilungen, und es setzt sich "auf©der Aussenseite desselben eine Haut aus : Zellulose an, so; dass a endlich in: der‘ Mutterzelle ‚sich melirere: vollkommen: durch Zellwand abgeschlossene Zellen finden; in:vielen Fällen ‘geht der Theilung des! Inhaltes eine Theilung des Zellkernes -inso viele neue:.' Zellkerne ';vorauf: oder eine: Bildung neuer; als später. ineue ‚Zellen entstehen. ‘Bei: dem: weitern‘'Wachsthum der Tochterzellen dehnt: sich :entweder die Mutterzelle weiter aus, oder sie wird aufgelöst: und: von den: Tochterzellen auf- gesaügt..,.Häufig werden ‚sogar ganze»Gewebe -verflüssigt und aufgesaugt oder :resorbirt. « Fig. :12 bis 14 stellt :den' Vorgang der Zellenbildung durch Theilung: in ‚seinem Verlaufe im Pollen von: Althaea rosea, dar. Fig. 12 ‘den Anfang der: Theilung des Inhaltes, vier. Zellenkerne' sind sichtbar; Fig. 13 zeigt schon den Beginn: .der Zellulosebildung; bei Fig. 14 sind die vier.Zellen. deutlich getrennt. : Die Bildung freier Zellen ist viel lie siächildich sich im Embryosack der »Planerogamen., In: der Regel: ‚bilden sich zuerst Zellenkerne, indem:sich die stickstoffhaltigen Be- standtheile in. : einzelnen::Punkten :-anhäufen:: und zu‘: einem durchseheinenden' Kern verdichten... Um- diese‘ Kerne als Bil- dungsmittelpunkt lagern ‘;sich: die :stickstoffhaltigen: Stoffe, die d.nn bald eine Zellenhaut ausscheiden. ‚Aber: nicht.blos'im Innierüi ‚alter: Zellen ist die Art ‚der Bildung möglich, ‚sondern auch ‚unabhängig von :Mutterzellen- in bildungsfähigen :Säften, wie z.B. die‘ Hefenzellen‘ und: die: Pilze, welche sich bei der Zersetzung organischer Substanzen bilden. Fig»-45 und:.16 stellt_die freie. Zellenbildung im Embryo von Orchis dar. «In seinem: andern Theil des dünnwandigen. Parenchyms bildet sich ‚nur Stärke, keine. neuen Zellen; in: den’ Inter- zellularräumen findet sich. nur ‚Luft: Die Gegenwart von Stärkemehl: ist ‚unter allen Umständen ein Beweis‘, dass die Zellenbildung aufgehört hat; verschwindet es, so: können sich wieder: neue Zellen bilden..: Innerhalb des Parenchyms‘ kann sich ‚das 'Stärkemehl weiter in Harz umwandeln, und nur im Pareuchym bilden sich Krystalle; ‚Blattgrün findet sich meist nur :in-den an der Oberfläche gelegenen Zellen. Das Paren- chym führt die anorganischen: und ‚organischen Salze, es bildet Te EEE die: Pflanzensäuren und Farbstoffe; es verbraucht mehr Kohlen- stoff, Wässerstofl ‚und Sauerstoff‘, das Kambitim- dagegen: mehr Stickstofl.; Eine Parenchymazelle::: arbeitet '' gleichsam: für die andere;:: das -Parenchym - des Staubbeutelfaches' bereitet die Nahrung: ‘für die ‚Mutterzellen .des' »Blüthenstaubes; das! des Knospenkerns liefert sie für’ den : 'Keimsack; (die RES sorgen‘ für: dem jüngen Pflanzenkeim. jı «« Die -Holz’- und Gefässzellen. bilden : weder neue‘ Zellen noch: Stärkemehl;- sie nehmen, wenigstens -im "weitern''Verlauf des: Wachsthums, die: von: den: Parenchymzellen 'ausgeschiede- nen :Luftarten auf, /da:sie ‚ ausser im jugendlichen‘ Phstande und: im ' Frühjahr, immer mit Luft’ gefüllt. sind: | ‚Die Bastzellen bilden ebenfalls keine neuen Zellen, uchlop Stärke, noch seltener Blattgrün, wie‘ beim Flachs; dagegen’ ist der Milchsaft: einzig. und 'allein ein Erzeugniss re und wahrscheinlich eben so alle ‚Pflanzenalkalien. | ‘ «Die''Oberhaützellen: bilden‘ zwar neue Zellen, rn nur in :sehr:beschränktem:: Masse; ' indem:: die 'Kutikula Aufnahme und Abscheidung: ‚gasförmiger'' Produkte: 'verhindert, und nur die Spaltöflnungen‘ leiten: dieselben aus dem. Innern des nr Beh nach :aussen. dos: “ ii Der . Kork verdichtet durch‘ seine lückerk Beschaffenheit Gase’ und Dämpfe, wie dies ‚auch: durch die äussere Zellschicht der :Luftwurzeln: vieler Wanne oB.: der Oechidden: an Aroideen geschieht. ‘ ir Die Blätter vergrössern '' Kr Oberfläche Eu Pilanib,; wo- dureh der‘ 'Einwirkung:'der Luft, des Lichtes und der Wärme mebr Berührungspunkte ‘dargeboten werden. : Deswegen haben Pflanzen ‘ohne Blätter, wie die Kaktusarten und die blattlosen Wolfsmilcharten, nur’ stellenweise eine verdichtete Oberhaut. Durch: chemische Prozesse im Innern .der Pflanze wird Wärme erzeugt; doch ist hierin noch gar wenig untersucht; aber es steht so viel''fest, dass im Innern: der Pflanze‘ im Winter die Temperatur immer etwas höher‘ ist, als in der umgebenden Luft.: Ob die Pflanzen selbstthätig Elektrizität entwickeln, ist :zur) Zeit noch nicht entschieden, obschon es u Er nicht unwahrscheinlich ist, dass die chemischen Prozesse zu elektrischen Strömen, oder dass elektrische Ströme Veran- lassung zu chemischen Prozessen geben, da ja die Gegenwart elektrischer Ströme in den thierischen Nerven durch Du- Bois-Reymond nachgewiesen ist, nach dessen klassischen Untersuchungen die ganze Nerventhätigkeit auf diesen Strömen zu beruhen scheint. ey We Keiig ) \ 47319; z e fi (19 ED 15 > sol fts, g , ji Viertes Kapitel. Von der Ausscheidung. Wenn von der Ausscheidung der Pflanzen die Rede ist, muss man sich gleich von vornherein vergegenwärtigen, dass dieser Vorgang bei den Pflanzen einen durchaus andern Ver- lauf nimmt und eine durchaus andere Bedeutung hat, als bei den Thieren. Denn während bei den Thieren neben der Ab- scheidung unverdaulicher Stoffe ein ununterbrochener Stofl- wechsel in der Art stattfindet, dass der organisirte Stoff zer- setzt und die Zersetzungsprodukte weggeführt werden, wo- gegen auf der andern Seite die eben zersetzten Organe aus der aufgenommenen Nahrung immer neu organisirt werden, — ist bei den Pflanzen nur eine Ausscheidung der ersten Art, ein Entlassen der unbrauchbaren Stoffe vorhanden; nur bei den wenigen Milchsaft führenden Pflanzen könnte man im ge- wissen Sinne, jedoch nur in sehr beschränktem Massstabe, von einer Art Stoffwechsel sprechen. Bei den Thieren giebt es gemeinsame Abführungskanäle, die keine andere Aufgabe haben, als die unbrauchbaren und die verbrauchten Stoffe aus dem Körper zu leiten; dagegen führt in der Pflanze jede Zelle ihre Ausscheidung selbstständig aus. er a, Der Uebersichtlickeit willen wollen: wir in Folgendem die Ausscheidung tropfbar flüssiger Stoffe, die dampfförmiger Stoffe oder‘die Transpiration, und die Ausscheidung gaslörmiger Substanzen oder das Athmen gesondert betrachten. 1) Die Ausscheidung tropfbar flüssiger Stoffe. Unter allen ausgeschiedenen: -Säften ist: der ausgezeich- netste und auch: bekannteste der Milchsaft, der: am leichtesten eine Beobachtung zulässt, da er in den meisten Fällen weiss oder gelb gefärbt ist, wodurch .er sich von allen. übrigen Pflanzensäften. unterscheidet. | [512 Der 'Milchsaft ist schen in. ‚den ältesten Zeiten bekannt gewesen, und hat zu allen Zeiten Veranlassung zu den aben- teuerlichsten Ansichten über seine Bedeutung für das Pflanzen- leben gegeben, daher nicht minder zu den hartnäckigsten Streitereien und Kämpfen, besonders deswegen; weil'man ihm trotz seiner geringen Verbreitung im Pflanzenreiech eine wich- tige Bedeutung beilegen wollte. Man verglich die Milchsaftgefässe mit den Blutgefässen der Thiere und glaubte sie in ähnlicher Weise, wie die Adern, verästelt. Nach Andern sollen sie in der Jugend ungegliedert sein, im spätern Alter ‚aus verzweigten Röhren. bestehen, während wieder Andere die Existenz eigner Milchsaftgelässe ganz und gar bestritten und annahmen,: der 'Milchsaft finde sich nur in. den Interzellulargängen, in die er von den Zellen ausgeschieden werde. Dann sollte er sich wieder in einem zusammenhängenden System: runder: Schläuche ‚bewegen, die keinerlei Querscheidewand besitzen; die Vertheilung dieser Gefässe sollte sich nach der Vertheilung der Holize und Ge- fässbündel richten. So viel scheint für jetzt fest zu ‚stehen, dass der Milchsaft einzig und allein ein Erzeugniss der Bast- zellen ist und sich in ihnen befindet; möglich ist es, nur schwer zu beweisen, dass er sich auch in den: Interzellular- gängen findet. | | Filly ,Ernährungsverhältnisse, a Pe es Wie man in frühern Zeiten ein eignes Gefässsystem für für den Milchsaft hatte, so musste er auch einen Kreislauf besitzen; und während man auf der einen Seite als bewe- gende Kraft die Wärme betrachtete, suchte man auf der an- dern Seite die Ursache des Kreislaufes in der Wechselwirkung der einzelnen Massentheilchen gegen die Gefässwände. Statt aber die Ursache des Kreislaufes zu erforschen, hätte man besser gethan, nachzuweisen, dass ein solcher stattfindet. Wenn man Theile von Milchsaft führenden Pflanzen unter dem Vergrösserungsglase betrachtet, so nimmt man allerdings eine Bewegung des Saftes wahr, da ja der Saft an der offenen Stelle ausströmen kann; drückt man gar etwas auf die unter- suchte Pflanze, so strömt der Saft nach allen Richtungen- Betrachtet man dagegen unverletzte Pflanzen und vermeidet irgend einen Druck auf einen Theil derselben auszuüben, so ist es unmöglich, eine Strömung zu sehen, wenn man sie nicht gerade sehen will; bei mikroskopischen Untersuchungen ist aber Nichts gefährlicher und veranlasst Nichts leichter op- tische Täuschungen, ais vorgefasste Meinungen, wie denn über- haupt Vorurtheile in den Naturwissenschaften vom allergrössten Nachtheil sind. So war es denn auch erklärlich, dass man den Milchsaft als die wahre Pflanzennahrung, als das Blut der Pflanzen be- trachtete, während es als ächte Ausscheidung, sogar als Gift für das Pflanzenleben angesehen werden muss. Die Milchsäfte der Pflanzen sind in neuerer Zeit von der grössten Bedeutung für Handel und Industrie geworden, und einige derselben dienen schon lange gewissen Stämmen als ein gesundes und gesuchtes Nahrungsmittel. Je nach den Stoffen, die sich in den Milchsäften finden, sind sie sehr verschiedener Art, und diese Verschiedenheit ist in der Regel durch verschiedene Pflanzenfamilien bedingt, obgleich jene Familien nach äussern Kennzeichen von den Pflanzenkennern gebildet sind. Bei den wolfsmilchartigen Pflanzen (Euphorbiaceen) und den Mohnpflanzen (Papave- raceen) sind der Hauptbestandtheil des Milchsaftes Harze und 2 e. Gummi ;, ausserdem‘ enthält. er, Wachs, etwas Kautschuk und Stärke, bei den letztern noch Opium. ‚Der Milchsaft der fei- genartigen Pflanzen (Ficoideen), der Wachsblumen (Ascle- piaedeen) und der Jpocyneen enthält. besonders Kautschuk und Visein. Im Milchsaft des Kuhbaumes (Galactodendron ulile und Carica Papaya) ist hauptsächlich Pflanzeneiweiss und Wachs enthalten; ausserdem sind Zucker und Magnesia- salz in dieser Milch gefunden, und nach, A. v. Humboldt sind jene beiden Bäume für-die Ernährung der Menschen von der grössten Wichtigkeit, da ihre Mich «die unsrerer. Haus- thiere vollkommen ersetzt. } Ausser: dem Milchsafte werden von den Pflanzen noch Gummi, Harze, ätherische und fette Oele, in den Drüsen der Nesselpflanzen (Urticeen) ätzende Säfte, auf den Blättern, Früchten und in den Honiggefässen vieler Pflanzen Zucker, bei. /Nepenthes und Saracenia Wasser, bei andern Farbstoffe der. verschiedensten Art und ähnliche Substanzen ausgeschie- den; doch sind wir über die Entstehungsart aller dieser Dinge noch gar wenig unterrichtet, und viele bilden sich erst, wenn wir, Pflanzentheile mit chemischen Mitteln behandeln. Ob das Blattgrün auch als eine Ausscheidung zu betrachten ist, oder ob dasselbe wieder in Pflanzennahrung umgewandelt werden kann, wie dies beim Zucker, dem Stärkemehl und den Protein- stoffen der Fall ist, ist uns zur Zeit noch unbekannt. Bevor wir uns zu dem folgenden Gegenstande unserer Betrachtung wenden, muss hier noch ein weit verbreiteter Irrthum erwähnt und so viel an uns ist, berichtigt werden. Man hatte die Beobachtung gemacht, dass an den Würzel- chen der Pflanzen, wenn man sie aus der Erde zog, etwas vom, Erdreich, hängen blieb; auch bemerkte man an den Wurzelenden einer im Wasser gezogenen Pflanze eine braune Substanz. Daraus glaubte man den Schluss ziehen zu müssen, dass die Pflanzen auf ähnliche Weise durch die Wurzeln, wie die Thiere durch die betreffenden Organe, Exkremente aus- scheiden. Man stützte diesen Schluss noch durch die be- ar — 10 — kannte Erfahrung, dass Buchweizen und Ackersperk wie viele andere Pflanzen nicht neben einander fortkommen, indem man eine Erklärung für diese Erseheinung darin zu finden glaubte, dass die eine jener Pflanzen die Exkremente der andern nicht vertragen könne. Besonders gestützt erschien diese Annahme der Ausscheidung durch die Wurzeln, als man fand, dass aus der Erde gezogene Pflanzen, mit ihren Wurzeln in Wasser ge- setzt, das Wasser mit Pflanzensäften verunreinigten. Da aber weder in den Wurzeln irgend welche Oeffnun- gen, durch die eine derartige Ausscheidung, wie bei den Thieren, stattfinden könnte, vorhanden sind, noch bei dem Herausziehen der Wurzeln aus der Erde eine Verletzung der- selben zu vermeiden ist, also ein Austreten des Saftes 'noth- wendige Folge, so ist an eine der thierischen ähnliehe Aus- scheidung gar nicht zu denken; zum Ueberfluss ist ‘noch durch sorgfältig angestellte Versuche nachgewiesen, dass man keine durch die Wurzeln ausgeschiedenen Stoffe finden 'kann) Wahrscheinlicher ist eine Ausscheidung auch dureh die Wur- zelzellen, wie bei allen übrigen , in Folge des endosmotischen Vorganges, wodurch die Säfte aus dem Boden in den Pflanzen aufsteigen; doch sind die auf diese Weise ausgeschiedenen Stoffe in Rücksicht ihrer Menge so unbedeutend, dass sie kaum je werden nachgewiesen werden können. 2) Die Transpiration oder Ausscheidung gas- förmiger Stoffe. Schon früh hatte man bemerkt, «lass die Pflanzen wäh- rend ihrer Lebenszeit Wasserdämpfe aushauchen, aber erst Stephan Hales stellte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Reihe zusammenhängender Versuche an, welche jene Be- obachtung nieht nur bewiesen, sondern welche auch die Menge der Verdunstung feststellten. Eine Sonnenblume, Helianthus annua, von 3% Fuss Höhe, hauchte in zwölf Tagesstunden 1 Pfund 4 Unzen Wasser aus; nimmt man an, dass auf einem Morgen Landes 10000 solcher Pflanzen stehen können, — bi — so werden von ihnen während ihres Wachthums 1,500000 Pfund Wasser verdunstet. Ein Kohlkopf gab in einem Tage 1: Pfund 3 Unzen und eine Orange in derselben Zeit nur 6 bis 9 Unzen. Aus diesen Versuchen ergiebt sich, dass der Wasserverbrauch bei Pflanzen mit immer grünen Blättern weit geringer ist, als bei solchen mit abfallendem Laube; dies findet seine Erklärung darin, dass letztere viel schneller wach- sen, die Aufnalıme also weit grösser sein muss; mit der Ein- nahme steigt aber natürlich auch die Ausgabe. Bei weitern Beobachtungen, die Hales mit einer Banane anstellte, ergab sich, dass die Transpiration Vormittags bedeu- tend grösser sei, als Nachmittags; Nachts wurde fast gar nichts ausgehaucht. Aber nicht blos zu verschiedenen Tages- zeiten, sondern auch in den verschiedenen Jahreszeiten ist die Transpiration eine verschiedene; sie ist abhängig von der Spannung und der Bewegung der Luft, von der Wärme und von dem Lichte. Bei einem Schneeball mit immer grünen Blättern, Yiburnum Tinus, betrug die Menge des verdun- steten Wassers in zwei Wintermonaten nicht mehr, als in zwei Tagen des Sommers, Das ausgehauchte Wasser ist weder durch den Geruch, noch durch den Geschmack von reinem Wasser zu unter- scheiden, aber es soll schneller faulen, als jenes; bei der chemischen Untersuchung will man einen Rückstand darin gefunden haben. Da wir wissen, dass bei der heftigen Ver- dunstung einer Flüssigkeit leicht etwas von dem darin ge- lösten Steffe, wenn er auch an sich nicht leicht flüchtig ist, mit verflüchtigt wird, so hat jene Annahme nichts Unwahr- scheinliches. Wenn man aber daraus, dass das ausgehauchte Wasser nicht vollkommen rein ist, den Schluss ziehen zu können glaubt, dass die Ausdünstüng ein wirklicher Lebensprozess sei, bei dem die Pflanze handelnd auftrete, so ist dieser Schluss mindestens voreilig. Wir halten die Aushauchung von Wasser für eine rein physikalische Erscheinung, bei der sich die Pflanze durchaus — 102 7°— leidend verhält, und meinen, zu einer solchen Ansicht um so mehr berechtigt ‘zu sein, weil die Erscheinung ganz ver-+ schwindet, wenn ‘die umgebende Luft vollkommen 'mit 'Wasser- dünsten 'gesättigt ist, oder wenn die Temperatur erniedrigt wird. Man hat zwar angegeben, ' Pflanzen, deren Blätter mit Oel oder Firniss bestrichen seien, stürben bald; dies beweist uns jedoch ‘weiter Nichts, als dass jene wasserdichte Schicht die Verdunstung ' des in der Pflanze überflüssigen Wassers verhindert; dadurch bleiben die: Säfte so verdünnt, dass nicht neue Flüssigkeitsmengen, worin die Nahrungsstoffe gelöst sind, aufgenommen werden können; wenn aber die Ernährung auf- hört, hört selbstverständlich das Leben auf. Fragen wir noch nach den Wegen, ‘auf welchen dis Wasserdämpfe aus dem Innern der Pflanze in: die’ Luft 'ge- langen, so bleibt eigentlich keine andere Annahme übrig, als dass dies durch die Spaltöfinungen' geschieht; dafür spricht nicht nur der Umstand, dass mit Spaltöffnungen versehene Blätter und Rinden mehr Wasser aushauchen, als solche: ohne derartige Poren, sondern auch die Erfahrung, dass Weinblätter nur auf der Unterseite Wasser verdunsten, wo sich allein, wie die mikroskopische Untersuchung ergeben hat, Spaltöffnungen be- finden. Zwar wird dagegen angeführt, dass ja auch Pflanzen ohne 'Spaltöffnungen, wie die fleischigen Pilze, grosse Wasser- mengen :aushauchten; dieser Widerspruch lässt sich aber 'da- durch ‚heben, dass die genannten Pflanzen eine ausserordent- lich dünne Oberhaut haben, daher der Spaltöffnungen: wohl nicht bedürfen. Der Mangel vieler Spaltöffnungen ist” es ge- rade, der da bewirkt, dass: Fettpflanzen ohne Nachtheil eine anhaltende Dürre ertragen können, da bei ihnen wenig: Wasser verdunsten kann; dafür spricht auch‘ das bekannte langsame Wachsthum dieser Pflanzenarten. lov- } Anders stellt sich die Frage bei solchen Pflanzen; die unter Wasser leben; sie haben ‘gar keine. Oberhaut , daher auch keine Spaltöffnungen; das überflüssige Wasser muss auch bei ihnen ausgeschieden werden, jedenfalls aber auf eine andere Art; nur haben wir bis jetzt‘ noch' keine ‘Vorstellung — 18 — von diesem Vorgange, um so weniger, als eine Untersuchung fast unmöglich ist, da man sie nicht unter Wasser anstellen kann. Es wäre aber fehlerhaft, wollte man von Landpflanzen, die unter ganz andern Bedingungen leben, auf die Wasser- pflanzen schliessen. Wichtig für die Erklärung des Ernährungsprozesses ist endlich noch das Verhältniss, in welchem die Menge des auf- genommenen Wassers zu der des ausgehauchten steht. Wäre es möglich, hier genaue Resultate zu erlangen, so liessen sich wahrscheinlich sehr wichtige Rückschlüsse auf die chemi- schen Vorgänge im Innern der Pflanze ziehen, und die Frage über die Verarbeitung der Nahrungsstoffe würde um ein Be- deutendes ihrer Lösung näher geführt werden. Leider ist die Anstellung darauf bezüglicher Versuche mit zur Zeit noch un- überwindlichen Schwierigkeiten verknüpft, und alle Werthe, die man bis jetzt erhalten, sind nur näherungsweise wahr. So will Woodword gefunden haben, dass die Pflanzen höchstens 100—200 mal, und wenigstens 46—56 mal so viel Wasser aushauchen, als sie wirklich zu ihrer Ernährung gebrauchen, also unmittelbar mit andern Stoffen in organische Verbin- dungen überführen. Bei der Münze, Mentha, hat man gefunden, dass sich die Menge des aufgenommenen Wassers zum verdunsteten wie 3 zu 2, an sehr heissen Tagen wie 15 zu 13 verhielt. Am wenigsten wurde verhältnissmässig von einer Sonnenblume verdunstet, da von 14 Theilen Wasser, welche die Pflanze aufnahm, nur drei Theile verdunsteten. Vergleicht man die letzte Angabe mit den übrigen, so giebt sie zu gerechifertigtem Bedenken gegen ihre Richtigkeit Veranlassung, indem dann täglich über 1 Pfund Wasser von einer Sonnenblume in organische Substanz verwandelt werden müsste; eine solche Annahme widerstreitet aber allen: Erfah- rungen, die wir über die Massenzunahme der Pflanzen in einer gegebenen Zeit besitzen. A 3) Die es ‘Wie man bei ‘allen Erscheinungen, welche be Pflanzen- leben darbietet, versucht ist, sie mit den bekannten Vorgängen im thierischen Leben zu vergleichen, so hät man es auch mit der Respiration gethan, ' obgleich hier wie in allen übrigen Fragen der Ernährung derartige Vergleichungen ‘ eher nach- theilig auf das Resultat der Forschungen gewirkt haben, als vortheilhaft. Wir müssen gleich: von vornherein erklären, dass wir nur Einzelheiten, nichts Zusammenhängendes: kennen: ‚Pristley' machte zuerst die Entdeckung, dass grüne Blätter unter Wasser gebracht bei der Einwirkung des Sonnen- lichts 'eine'Gasart aushauchen; diese ‚Gasart war: der‘ Sauer- stoff. Die. Entdeckung wurde nicht nur bald bestätigt ,' son- dern ''zugleieh ‘in der ‘Art vervollständigt, dass man fand, wie in der''Dunkelheit die sogenannte fixe Luft oder‘ die Kohlen- säure ausgehaucht' würde. Saussure hat: gefünden, dass’'bei einer ' Aufnahme ‘von drei‘ Theilen Kohlensäure zwei Theile Sauerstoff ausgeathmet werden, und dass die Menge‘ der in der Dunkelheit entlassenen Kohlensäure nur sehr gering (ist. Der keimende Same nimmt Sauerstoff auf, und Kohlensäure wird entbunden; ‘Aehnliches findet bei der Entwickelung der Staubfäden und beim Nachreifen der Früchte statt. Fast alle: Pflanzentheile scheinen sehr wenig Stickstoff aufzunehmen und auszuathmen. So hat Boussingault'durch eine dreimonatliche Beobachtung eines 'Rleefeldes' die‘ Erfah- rung gemacht, dass aus der umgebenden Luft eine bedeutende Menge Stickstoff 'eingeathmet wurde. ' Ebenso weiss manmit Bestimmtheit, dass die Blüthen Stickstoff: ausathmen: ‘Pilze sollen nach A. von Humboldt’s Beobachtungen Wasserstoff an die Luft abgeben. In’ welcher Art: ist 'nun ‚aber eine Respiration bei de Pflanzen denkbar? u ai Flüssigkeiten nehmen von Gasen eine imma Menge auf, indem sich die Gase in der Flüssigkeit lösen; die Menge — 105 — ist abhängig von der. 'Art des Gases, von der. Temperatur der Flüssigkeit und ‚von dem Druck, unter: dem dieselbe: steht; verändert sich die Temperatur ‘oder der Druck ‚. oder. endlich beides, so. .wird.'von dem Gase, wenn es vorhanden, ‚noch mehr ‚aufgenommen, oder aber, ‚bei Erhöhung der. Temperatur und bei, Verminderung des Druckes, ein. Theil’ der gelösten Gase steigt in Bläschen aus; der Flüssigkeit ‚auf... Tritt eine neue Gasart. zur: Flüssigkeit, so wird auch ‚davon :aufgenom- men; dafür. entweicht aber ein Theil: des gelösten Gases. So..nimmt Wasser von Null Grad und unter..einem Druck von einer Atmosphäre 65 Tausendtheile seines Volumens Sauer- stofl, . 106 Tausendtheile Kohlensäure ‚und: 42;, Tausendtheile Stickstoff auf; es ergiebt sich‘ zugleich ‚aus. diesen. Zahlen, dass die. Kohlensäure. am leichtesten, im Wasser: löslich: ist. Alle festen Körper, ‚besonders aber poröse,. verdichten ‚an ihrer ‚Oberfläche Gase ; am meisten «kommt ‚diese, Eigenschaft dem Platinschwamm und der: Kohle zu. In den Zellen ‚der Pflanzen finden ununterbrochen che- mische. Prozesse statt, bei. denen offenbar ‚auch ‚Gase ausge- schieden werden. ‚Ist die Flüssigkeit, die sich in den Zellen befindet, vollkommen mit Gasen. gesättigt, so ‚müssen sie’ durch die Zellwand, die mit: der: Flüssigkeit getränkt ist, sich ‚daher gerade so, wie ‚die Oberfläche derselben: verhält, entweichen; dies: geschieht in die Spiralgefässe und. in. die. Interzellular- gänge,. die 'in, Folge. dessen jederzeit, wie ‚wir. :oben. sahen, mit Luft: gefüllt sind... Mit ‚den ‚Wasserdämpfen ' zugleich ent- weichen die Gase ‘durch ‚die Spaltöffaungen in die atmosphäri- sche Luft;, ‚denn. bestreicht man ‚ein. ‚Blatt ‚mit. einem: luft- dichten Firniss,, so ‚entwickelt. es auch: im. .hellsten Sonnen- licht unter. Wasser keine Luftblasen ; die Spaltöfinungen sind nun verstopft... | Ueberblicken wir noch einmal. die Ergebnisse, ‚welche man bis jetzt gewonnen hat, die Vorstellungen, welche man sich — 106 — von der Ernährung der Pflanzen nach‘ diesen Ergebnissen machen kann, so ergiebt sich, ' dass bei weitem das Meiste noch zu thun, bei weitem die wichtigsten Fragen auch nur der annähernden Lösung noch harren. Trotz dieser Erkennt- niss kann aber nicht geläugnet werden, dass doch ein hüb- sches Stück Arbeit gethan , und dass der Weg gezeigt, auf dem man weiter zu gehen hat, um dem Ziele näher zu” kom- men. “Wir haben absichtlich die Umwege und Irrwege ange- geben, um zu zeigen, wie trotzdem der menschliche Geist sich immer wieder zurückfindet; um aber auch zu beweisen, wie in‘ unserer viel geschmähten Zeit doch das Meiste ge- schehen ist zur Erklärung’ der Pflanzenernährung, wie es auch in’vielen andern Fragen der Fall ist. Für denjenigen, dem die Wissenschaft an sich keine Freude bereitet, der in allen Dingen fragt: Was nutzt es, was bringt es ein? wollen wir noch auf: die praktischen Folgen in der Kürze aufmerksam machen. Noch vor fünfzig Jahren war an keine naturgemässe Be- wirthschaftung des Bodens zu denken; der Sohn bebauete sein Feld, wie der Vater es gethan hatte, und dieser hatte es getrieben wie der Urahn. Allerhand abergläubische Ansichten hatten tief Wurzel gefasst, das Vernünftige und Richtige, das in vielen 'Bauernregeln enthalten und das die Erfahrung ge- lehrt hatte, suchte man auf geheimnissvolle ‘Ursachen zurück- zuführen. Durch eine theilweise Kenntniss der Lebensbedin- gungen der Pflanze, wie wir sie in diesem Jahrhundert erlangt haben, ist endlich die Dreifelderwirthschaft und Brachwirth- schaft in fast allen gebildeten Ländern verschwunden, 'und die Wechselwirthschaft an ihre Stelle getreten; dadurch ist aber ‘die Ertragsfähigkeit: des Bodens erhöht, und dasselbe Stück Land ist jetzt im Stande, mehr Menschen zu ernähren als ehedem. Das Gespenst der Uebervölkerung Europa’s ist auf lange verdrängt, indem man weiss, dass schon bei dem jetzigen Stande der Kenntnisse Europa noch viel mehr Men- schen zu nähren' vermag, als jetzt darin ‘wohnen. — 107 — Bleibt die Untersuchung auf dem eingeschlagenen Wege, nur aus Thatsachen und Versuchen Schlüsse zu ziehen, so berechtigt sie zu den schönsten Hoffnungen. Zwar sind auch jetzt schon viele systematische Ackerbaulehren erschienen und sind verunglückte Versuche geblieben, weil man sich zu weit wagte; dennoch sind sie nicht ganz ohne Erfolg gewesen, die Landwirthe zu Versuchen im Grossen anzuspornen, und sie haben so mittelbar zur Erweiterung der Wissenschaft bei- getragen. In einer zweiten Abtheilung wollen wir uns mit der An- wendung der bisher gewonnenen Kenntnisse auf die Land- wirthschaft beschäftigen und versuchen, sie zu einem allgemei- nern Versändniss zu bringen. Hauptsächlich sollen uns die Entstehung des Acker- bodens, seine Bestandtheile und die Mittel für seine Ver- besserung beschäftigen. en: abuse: sh un | oe narlsis ns szatldo2 aan V han ne aus one baute au nagaunoh aan us sis Ayinddeise hin wansidoee nonlalundradoh lsnttsınotays Sloie oder Wtaf a rs ıaia mar How ‚asdeildeg sdauzraV onlstlgnunor bie Be SEE ylch tl ande nen Mılain Baia. Buie- daonsh zongwer Berm Yiamiögenses a9aa0ıd ri ro) ns ortrsierhd KR "ind een ab Ban 8 KETTE om BR > 8 x Ne) # ia ei: Re ren mollow "aeriskior nesiows was ab ib. ae ori Kir Sie nsılarenar brus ee Akne | ‚nagsind RN zinbunenV | a TS gie: sib eu nalloa | loikdosengum ki "aaV ande air Kill Si ba shisidskinstzotl orioa yacıd I RR IR H 'Bla r Ta auf: BIER E = jetzigen a rt $ j ’ | Y Ben Rn 2 van. alt 3 en Ole 2 N. “u Pe een u jr Zweite Abtheilung. rer. S:ckerban. a Ber en ae is Me ve ag RR JETER Bee f£ 7 Bere I, U wat we Ri Ba ARTE TR N su 24° 56a N SE RR NER Erstes Kapitel. Die Erde und die Atmosphäre. 1) Von der Erde. Als die nothwendigen Bedingungen des Pflanzenlebens haben wir die Erde und die sie umgebende Luft kennen ge- lernt; die Erde als den Träger, in welchem die Pflanzen wurzeln, die Luft, indem sie den Pflanzen die Hauptbestand- theile der Nahrung, Kohlensäure und Wasser zuführt. Wollen wir uns daher mit den Hauptaufgaben der Landwirthschaft be- schäftigen, so müssen wir zunächst die Erde und die Atmo- sphäre in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen. Keine menschliche Wissenschaft ist im Stande, mit un- bedingter Gewissheit zu sagen, wie und wann die Erde ent- standen sei; nur so viel wissen wir bestimmt, dass sie weit älter ist, als das Menschengeschlecht. Zahlreiche Beobach- tungen und Vergleiche gestatten uns jedoch, eine möglichst wahrscheinliche Entstehungsgeschichte der Erde zu entwerfen. Alle Verhältnisse sprechen für eine Lehre, wie sie der Mathe- matiker Laplace, aufstellte aus der Beobachtung nebliger Massen mit einem ‚leuchtenden Kern im Innern, welche man — 112 — noch mit keinem Fernrohr als einzelne Himmelskörper zu er- kennen vermocht hat, die an vielen Stellen den Weltenraum erfüllt; Herschel hat diese Lehre weiter ausgebildet. Unser Sonnensystem bestand nach dieser Lehre ursprüng- lich aus einer Dunstmasse, die sich mindestens so weit im Weltenraum erstreckte, wie gegenwärtig Jer entfernteste Pla- net, den wir kennen, der Neptun; diese ganze Masse befand sich in Folge einer Ursache in einer drehenden Bewegung von West nach Ost. In dem ungeheuren Dunstmeere schied sich zuerst die Sonne als Mittelpunkt der Umdrehung und als grösste Masse aus; denn sie. hat-800 mal so viel Masse, als alle bis jetzt bekannten Planeten zusammengenommen haben. Indem dieser. Nebel: sich’ fort und fort weiter abkühlte, bil- deten sich um die Sonne konzentrische Ringe, die bei weiterer und an verschiedenen Punkten ungleicher Abkühlung zer- sprangen. Die Bruchstücke gestalteten sich in Folge der Schwerkraft zu kugelförmigen Massen, den Planeten; auch um die Planeten bildeten sich Ringe, die theils blieben, wie beim Saturn, theils sich zu Monden zusammenballten. Wenn man Gase heftig zusammenpresst, so wird Wärme frei. ' Als sich jene dunstförmigen Massen zusammengezogen, wurde so viel Wärme entbunden, dass anfangs alle diese Körper sich im feurig-flüssigen Zustande befanden. Dass: die Erde einst''eine feurig-Nüssige Masse gewesen sein muss, ist unzweifelhaft, mag die so eben gegebene Erklärung der Ent- stehung des Sonnensystems und mit demselben der. Erde un- richtig sein oder nicht. In dieser feurig-füssigen: Masse 'ord- neten' sich 'die einzelnen Bestandtheile sowohl nach dem Gesetz der chemischen Anziehung, als auch nach dem der Schwere, so dass die leichtern Körper sich an der Oberfläche 'befan- den. "Bei der Erstarrung der 'äussern Schicht, wie sie bei weiterer Abkühlung eintreten musste, bildeten sich‘ die ein- zelnen Mineralien theils als glasige Masse, theils in: krystalli- nischer Form, wie ‚wir es noch heute bei den: Lavamassen der Vulkane beobachten können. Dagegen enthielt die. Luft immer noch alle diejenigen Stoffe, welche bei der herrschenden — 13 — Temperatur ‘der Erdoberfläche 'Gasform behielten; im Anlange dieses Zustandes hatten’ noch alles Wasser und ‘selbst die Al- kalien Dampfgestalt , ‘und erst'nach und nach konnte es sich auf der weiter abgekühlten Erdoberfläche in tropfbar-flüssiger en niederschlagen. In Folge einer solchen une konnte die Erde nur eine glasige, und krystallinische Oberfläche haben; jede Tren- nung der. Stofle . in kleinere Theile tehlte. Wenn aber ge- schmolzene Substanzen. erstarren, aus dem feurig- flüssigen Zustand in den festen übergehen, so ziehen sie. sich zusam- men. und bekommen um so mehr Risse und Sprünge , je un- gleichartiger die einzelnen Substanzen sind. So erging es der Erdoberfläche; die feste, starre Rinde drückte auf den flüs- sigen, Kern, und die breiartige, glühende Masse drang durch Risse. und Sprünge an die Oberfläche, wodurch die er- sten Gebirge entstanden; je dicker. die Rinde schon gewor- den war, um so gewaltiger wurde der Druck, um so höher wurden die Gebirge, so dass die höchsten derselben auch die jüngsten, d. h. die am, spätestenen entstandenen sind. Aber nicht allein die Gebirge: verdanken aha Zusam- menziehung ihre‘ Entstehung; das gewaltsame Hervorbrechen der- feurig-flüssigen Masse zerriss und zerbarst die Rinde: nach tausend Richtungen; 'es entstand Trümmergestein, in allerdings immer noch mehr oder minder grossen Felsblöcken. Als: sich endlich die Wasserdämpfe auf der Erde niederschlugen und ih den niedern Theilen ‘der Oberfläche ' ansammelten, drang das Wasser: durch Risse "und: Spalten im das: Innere. der. Erde, traf auf die glühenden Massen und: gab’so: zu den «gewaltsam- sten Erschütterungen’ Veranlassung, . wodurch die Theile » der festen Erdrinde‘ zertrümmert und weit umhergeschleudert' wur- den. ' Die in-Folge der Erschütterungen‘ heftig: bewegten Ge- wässer 'zerkleinerten ‘und zerbröckelteiv diese: Trümmer noch mehr und führten sie'nach allen Richtungen fortzl.die, grössern Stücke und »Sschwereren 'Massen ''senkten sich zuerst ‘/aul den Filly‘, Ermährungsverhältnisse. ıı ul ou wridu 8 ann: — 114 — Boden der: Wässer, (die: leichtern ‚später. , Indem sich..diese Ereignisse oft ‚wiederholten, entstanden auf dem Boden .der Meere ‚Schichten von Schutt und Schlamm, die um so mäch- liger wurden, je: länger die Bedingungen zu ihrer Bildung andauerten. | Durch die ungleiche Zusammenziehung des Innern und der Rinde blieb aber die Erde beständigen Zuckungen unter- worfen, und noch heute beweisen uns die Erdbeben, dass dieselben ihre Endschaft bisher nicht erreicht haben; der frühere Meeresboden wurde an die Oberfläche gehoben, das frühere Festland senkte sich unter die Oberfläche des Was- sers. Auf der trocken gelegten Erde fand sich nun geschich- tetes Gestein, das, im Allgemeinen einer bei weitem leichtern Zerkleinerung unterworfen, später den Boden für die Pflanzen- decke lieferte. Die Zertrümmerungen, die Hebungen und Sen- kungen, die Ablagerung der verschiedenartigsten Stoffe im ewig wechselnden Zustande der Zerkleinerung, dies Alles wie- derholte sich im Laufe der Jahrtausende immer wieder und wieder, und so wurde die Erde zu dem heran gebildet, was sie gegenwärtig ist; doch währt ihre Umbildung noch immer fort, wenn auch weniger merklich. Aber nicht allein auf so gewaltsame Weise wurde. der Boden bereitet, in welchem später. die Pflanzen : wurzeln: soll- ten; viel weniger heftig auftretende, aber desto dauernder wirkende Kräfte veränderten nach und nach das Gefüge, ‚der Erdrinde. Durch die Anziehungskralt des Mondes und der Sonne, vereint mit der täglichen Drehung der Erde um ihre Achse, werden die offenen Meere in ewiger Bewegung erhal- ten. Der beständige Wechsel von Ebbe und Flut und die da- durch hervorgerufene Brandung wäscht und wühlt im ‚Gestein der Küsten, zertrümmert es und häuft das: weggeführte Ma- terial an andern Sellen auf. : Wie bedeutend diese Wirkungen sind, beweist die Insel Helgoland, welche der Gefahr ausge- setzt ist, bald ganz weggespült zu werden. Mehr noch als die gewaltsame Arbeit ‚der Meere: ist ou chemische Wirkung der Luft und des Wassers wirksam; ihr Pe - Ya: vermag auch das härteste Gestein’ nicht zu widerstehen. Durch die Verwitterung, so nennt man: diese: Art der Zerirümmerung,; wird die‘ Oberfläche der: Mineralien angefressen; die, Tage- wässer spülen ' die Erdschicht fort und ‚bieten der Wirkung der Luft immer: frische Flächen: dar. ‚‚ Je; kohlensäurereicher die Luft, je mehr Wasserdampf in ‚derselben enthalten , desto wirksamer arbeitet die Verwitterung an. den Gesteinen, die sowohl nach ihrem’ mehanischen Gefüge, als nach: ihrer che- mischen ‘Zusammensetzung verschieden leicht zerfallen. . Je grobkörniger ein Gestein ist, je mehr lösliche Verbindungen es enthält, desto leichter unterliegt es der Vewitterung. In frühern Epochen der Erdgeschichte, als die Luft. noch reicher an Kohlensäure und von höherer Wärme war, musste die Verwitterung ungleich schneller stattfinden. Gegenwärtig wird sie besonders durch den Wechsel der Temperatur und durch die Vegetation unterstützt; : bei einer Temperatur. unter dem Gefrierpunkt erstarrt ‘das in die feinen Spalten und Risse ein- gedrungene: Wasser, dehnt sich aus und sprengt seine, Hülle; niedere Pflanzen, Algen und Flechten, siedeln sich auf dem Felsen an, 'dessen Verwitterung kaum begonnen;, sie dringen in die feinen Risse und drängen gewaltsam das Gestein aus- einander. r | Endlich dürfen wir die Gletscher nicht unerwäbnt lassen und die Wirkung, welche sie auf die Zerstörung der Felsen ausüben. Indem der Fuss derselben beständig fortschmilzt, sinkt die ganze gewaltige Eis- und Schneemasse langsam nach, während am obern Theile sich immer neue Mengen aufthür- men. Dürch diese fortschreitende Bewegung wird das darunter liegende Gestein zertrummert und zerrieben, die Trümmer und der Schlamm ‘werden aber von dem Wasser, fortgeführt ; daher findet sich in einiger Entfernung von dem Fusse eines jeden Gletschers ein Kranz von Felstrümmern, deren Grösse mit der Entfernung vom Gletscher abnimmt. ‚Wo, wie in hohen Brei- ten, sich die Gletscher bis in das Meer erstrecken, werden die 'Felsentrümmer auf dem Boden des Meeres ausgestreut. j B,* — 16 — Bei spätern Hebungen des Meeresbodens findet: man alsdann Gesteinsmassen, deren Ursprung von keinem der benachbarten Gebirge abzuleiten 'ist.: Solche Findlingsblöcke von Granit sind durch die ganze norddeutsche Ebene verbreitet; ‚dieser Granit ist ganz verschieden -von dem des Harzes und..der Sudeten, stimmt ‘aber vollkommen mit dem der ‚schwedischen ‚Gebirge überein. Es ‘ist kaum: zweifelhaft, dass jene Gesteine. aus Schweden mit Eisblöcken hierher geschwemmt wurden, ‚als Norddeutschland noch ' Meeresboden war. .: Unter :Anderm ist die grosse Vase vor dem Museum zu Berlin. aus ‚einem: solchen Findling angefertigt. | ' Ohne Zweifel gab es eine Zeit, da die Teimperitiin. A Erde noch jedes Thier- und Pilänzenlebeh unmöglich :machte und da ‘die Oberfläche derselben Nichts darbot, als ‚nacktes; theils zertrümmertes Gestein. Als aber die Wärme allmälig &esunken war, da entstanden die ersten Pflanzen ‚und in ihrem. Gefolge die ersten Thiere, und zwar zunächst. die’ niedrigsten Formen derselben, wie uns die in den verschiedenen: Schichten der Erde aufbewahrten ‚Reste lehren; :von. Pflanzen waren es besonders FEIERN, rer und gewisse. ‚Pal- menarten. a | Die Pflanzen nahmen die Kuhlenesune und das Ammoniak auf, verwandelten beides iin organische Materie,’ die »theils den Thieren zur Nahrung diente, theils sich: dem Boden beimischte, so dass nach und nach eine Schicht 'von :Dammerde entstand, worin höher organisirte Pflanzen - wurzeln konnten... Wo aber unter dem Spiegel des Wassers, das’ den Zutritt: der: Luft und dadurch eine vollständige Verwesung verhinderte, ein-Pflanzen- geschlecht über dem ‘andern aufgehäuft‘ wurde; lagerten sich gewaltige Massen von Kohlenstoffe, in Folge: unvollkommener Zersetzung, als Steinkohlen und Braunkoblen: ab, eine Quelle grossen Reichthums für künftige -Geschlechter. [32 "Wie also auf der einen’ Seite durch’ die Bertrimmering der Gesteine die 'erdigen Bestandtheile‘ des Ackerbodens ent- standen, 'so bildeten sich durch ‘die Zersetzung ‘organischer Körper, besonders der Pflanzer, welche die in der Atmosphäre — 17 — damals in ungeheurer Menge enthaltene Kohlensäure sich‘ an- eigneten, die sogenannten Humusbestandtheile desselben. ı Alle: bisher: 'betrachteten Erscheinungen und . deren -Wir- kungen''dauern‘ noch heute fort, wenn auch ‚in verändertem Massstabe: Die Flüsse führen die durch Verwitterung und Frost losgelösten Felstrümmer mit sich fort; ‚durch. die Rei- bung derselben im Flussbett und durch: den Sturz: der Ge- wässer wird’ dieses mehr und mehr vertieft. Mit der Schnellig- keit des Stromes‘ 'steigt ‘die Menge der fortgeführten Sub- stanzen; in der Ebene, wo der Lauf sich verlangsamt , fallen zunächst die grössern Trümmer zu Boden, bis endlich auch die feinen Schlammtheile nicht mehr getragen werden: können; darum hat der brausende Gebirgsstrom ein steiniges, der läng- sam durch die Erde dahinschleichende Fluss ein schlammiges Bett. Tritt der Fluss endlich ins Meer, so wird sein Lauf gehemmt, er lässt die letzten Reste des mitgeführten Erdreichs fallen und bildet vor seiner Mündung die sogenannten Belta’s. So wird durch den Nil, der im Juli über‘ die Ufer tritt, ganz Niederägypten überschwemmt; ‚er lässt dabei eine Schlamm- schicht zurück , welehe das Thal messbar erhöht, so dass Denk- mäler früherer Jahrtausende tief verschültet sind; seine Mün- dung rückt durch das von ihm gebildete Vorland immer weiter ins Meer hinaus, und Alexandrien hat mehr durch diese Natur- thätigkeit, als durch politische Verhältnisse seine Bedeutung für den Welthandel ‘verloren. Weit bedeutender noch zeigt sich die Bildung ' eines solchen 'Vorlandes an den Mündungen des Ganges, am: Atrato in Gentralamerika und am Missisippi; meilenweit von der Mündung des Missisippi ist das Land ein solches Sumpfland, entstanden durch die ungeheuren Massen von Schutt und Schlamm, welche der Missisippi mit seinen grossen Nebenströmen dem Meere zuwälzt. Aus diesem allmäligen ‘Vorrücken der Mündungen grosser Ströme, sowie aus dem periodischen Steigen ‘und Fallen der Flüsse erklärt es sich, "wie sich an derselben Stelle Erd- schichten verschiedener Art übereinander bilden können. Lehm und Thon erhalten sich am längsten im Wasser schwebend, — 18 — Sand! fällt früher und zwar: um so: zeitiger, je. grobkörniger er ist. Rückt die Mündung eines Flusses ‘vor, so wird sich da, wo'sich früher Thon , dann der‘Kalk zu: Boden senkte, nun ‘zunächst der feine, rückt: sie noch mehr ‚hinaus‘, der grobe Sand ablagern. ‘Im Frühjahr, wenn 'die‘Schnee- und Eismassen des 'obern Laufes aufthauen und mit ihren Wässern den Strom verstärken, werden‘ die Erdmassen weiter ins Meer hinausgeführt, als im Sommer, wo der: Lauf träger ist; ‚daher die Uebereinanderlagerung verschiedener Substanzen. Während in frühern Zeiten die Pflanzen ungeheure Koh- lenlager bildeten, geben sie jetzt Veranlassung zur Entstehung von Torfmooren, Brüchen und Wiesen, deren Aufbau wir hier in der Kürze betrachten wollen. I In ebenen Gegenden, wie im nördlichen Deutschland, sammeln sich auf demthonigen Boden, der das ‚Wasser nicht durchlässt, zunächst Tümpel an. Bald bedecken sie sich mit Pflanzen, unter denen besonders zwei: Moose, Sphagnum: und Hypnum, eine wichtige Rolle spielen. Diese haben nämlich die Eigenschaft, Wasserdampf aus der Luft in grossen Mengen zu verdichten, wodurch die von ihnen bedeckten Landstrecken stets nass erhalten werden; ausserdem wachsen aus den obern Theilen der unten abgestorbenen Moose diese immer lustig weiter, neue Wurzeln und Stengel treibend, so dass die Moore sich immer mehr erhöhen. Dadurch wird die Gestaltung der Erdoberfläche nicht unbedeutend verändert.. An den ‚gegen- überstehenden Rändern des grossen Torfmoores von les Ponts im Kanton Neuenburg liegen Dörfer, auf kahlen Kalkhügeln erbaut; durch historische Dokumente ist es festgestellt, dass man im Mittelalter von dem einen Dorfe das andere sehen konnte; jetzt sind sie nicht mehr einander sichtbar, der da- zwischen liegende Torfmoor verdeckt sie. Ohne Zweifel hat sich der Torfmoor zwischen beiden Dörfern erhoben; da aber die Torfmoose nur bei Gegenwart von reichlichem Wasser 'ge- deihen, so ist dies nur möglich gewesen, indem die Moose hinreichend Wasser aus der Luft verdichteten und festhielten. —. 19 — So erklärt 'es sich auch, wie Torfmoore ganze Strecken Lan- des überwuchern können, wo früher kein Torf vorhanden war. Die abgestorbenen Schichten des Torfmooses verwandeln sich allmälig unter dem’ Einfluss des Wassers und des Druckes der‘obern Schichten in humusartige Substanzen und bilden so den eigentlichen Torf. Endlich bildet er nur noch eine schwärzliche, dichte Masse, in der selten pflanzliche Reste zu erkennen sind. | "Die Torfmoore finden sich nur in den nördlichen Theilen der 'gemässigten Zone, weil die sie bildenden Pflanzen nicht überall vorkommen; die Ebenen sind besonders zu ihrer Bil- dung‘ geeignet, in Gebirgen nur solche Senkungen, wo das Wasser keinen Abfluss hat.‘ Die wellenförmigen Thäler Irlands, Schottlands, Norwegens, Schwedens und der Alpen, sowie die weiten Niederungen Deutschlands an den Küsten der Nord- und Ostsee sind reich an derartigen Torfmooren, die in holz- armen Gegenden ein höchst brauchbares Brennmaterial liefern. Bei allen Landseen und Teichen, wie sie sich besonders im nordöstlichen Deutschland , in Preussen und im westlichen Russland finden, macht sich eine eigenthümliche, überall mehr oder weniger gleichmässige Vertheilung der Pflanzen bemerk- lich. Am weitesten in das Wasser hinein erstreckt sich ein Gürtel gewisser Binsenarten, der sich je nach dem geringern oder stärkern Abfall des Ufers mehr oder weniger weit in das Wasser zieht, da diese Pflanzen nur bei einer bestimmten Wassertiefe gedeihen können. Wenn im Winter die Oberfläche des Wassers zu Eis erstarrt, so brechen im. Frühjahr die Binsen in dieser Höhe ab; zwischen ihnen schiessen neue hervor. So bildet sich allmälig ein fester Wall gegen den Stoss des bewegten Wassers. Hinter diesem Wall sammeln sich nach und nach Pflanzenreste und Geröll an, und auf dem so im Laufe der Zeit erhöhten Boden finden andere Gewächse einen Platz, besonders Moose und Rietgräser. Weiterhin bei fernerem Wachsthum bildet sich eine reiche Humusschicht, die befähigt ist, mehr und neue Pflanzen zu erzeugen, deren Samen vom Ufer aus zugeführt werden. Durch diese Vorgänge — wird endlich: das: ganze Vorland' trocken gelegt, und die ‚Wiese ist ‚fertig... Am schnellsten «und am. meisten. gesichert. ist! diese Bildung: in’ Einschnitten, ‚deren Ufer durch. Wald vor dem herr- schenden Winden geschützt sind. Gern siedeln sich :auf sol- chem | Wiesenboden - Erlen und Rhamnusarten an; der: ganze Spreewald: in. der Lausitz ist: eine solehe Bildung... «.! » Nicht. ‚minder wichtig ‘für die Gestaltung der Erdober- fläche sind die niedern Thiere und Pflanzen, welche sich mit einem festen: Panzer: umgeben. : Aus..den im. Wasser gelösten festen Stoffen, aus: Kalk’ und Kieselsäure,, bilden sie ihre. Decken, die: bei. der unglaublich schnellen : Vermehrung ;dieser Geschöpfe Veranlassung zu 'gewaltigen- Kiesel - ‚und ‚Kalkablagerungen ;ge- ben.. Die bis. zu.:bedeutenden. Höhen, wie auf’ der Insel Rügen, abgelagerte Kreide :besteht nur: aus den. Resten: solcher Thieres deren Skelett ‚auskohlensaurem Kalk bestand ;: ‚ganz Potsdam und ‚Berlin'‚stehen ‚auf ‚einem Lager von «Kieselerde ‚ das nach Ehrenberg Infusorien, nach Andern Pflanzen ‚seine Ansamm- lung verdankt. Der Biliner. Polirschiefer; ist: nichts weiter, als die ‚Panzer .‚solcher :niedern Thiere,, ‚oder;,.‘ wenn .man lieber will, Pflanzen, ‚die ein Skelett aus Kieselerde besasseni.:: 2) Von der 1. Wie wir oben gesehen. haben, ist es tehrscheiolich; dene die Erde ‚aus. einer. dunstförmigen Masse durch eine ‚allmälige Abkühlung entstanden ist ;;. diese Abkühlung. ist jetzt so weit vorgeschritten , dass: ein: Zustand des Gleichgewichts eingetre- ten zu: sein ‚scheint, dass‘: nämlich: die Erde: im Laufe ‚eines Jahres von der’Sonne gerade soviel Wärme empfängt, als: sie in. derselben "Zeit durch ‚Ausstrahlung verliert; dafür-sprechen alle. Erscheinungen, die wir seit: 3000 ' Jahren kennen. Zu Moses Zeiten erzeugte Palästina wie heute ‘Weizen, ‚Oelfrüchte und Wein; /daraus folgt,‘ dass sich. das Klima dort nicht we- sentlich verändert. .haben ‚kann. Es ‚würde. uns: hier «zu weit führen , auf die wahr:cheinlichen Ursachen dieses Gleichge- wichtszustandes tiefer einzugehen. —. Mi: — Es giebt. aber ‚Stofle, die bei der gegenwärtig auf Erden herrschenden Teinperatur und bei dem Drucke, welchen die Schwerkraft ausübt, nur: im ‚gasfürmigen Zustande: bestehen können; sie haben ‚das Bestreben, sich immer weiter auszu- dehnen: und werden allein’ durch die Schwerkraft an die Erde gefesselt. Daher ist:die:Erde im ihrem: ganzen: Umfange mit einer gasförmigen Hülle'umgeben, ‘die ‘wir Atmosphäre nennen. Die ‚Dichtigkeit .derselben: vermindert sich mit .der- Entfernung von: der Erde, theils; weil: die entferntern Theile weniger stark angezogen werden: von: der: Erde, theils, weil die. obern Luft- schichten auf die untern drücken. und: sie mehr zusammen- pressen. ' Auf‘ dieser ‚mit der Höhe 'abnehmenden Grösse - des Luftdruckes beruht:die Höhenmessung mittelst! des Barometers. Die: Atmosphäre esstreckt''sich nicht 'ins-Unendliche, sie findet ihre. Grenze. da, wo die: Anziehungskraft der Erde und das Ausdehnungsbestreben der Gase gleich: ‚gross: sind; aus ver- schiedenen Beobachtungen hat man: ihre Höhe auf .acht bis neun geographische Meilen: berechnet. ' Diese Dunsthülle ‘besteht wesentlich: aus zwei: Gasen, dem Stickstoff: und: dem Sauerstoff; ‘es finden'' sich in :100.' Mass trockner atmosphärischer:Lnft! 79,19 Mass Stickstoff und 20,81 Mass Sauerstoff. . Das Mischungsverhältniss ist überall auf dem Festland dasselbe, aufi.den höchsten Alpengipfeln ‘wie '-am Strande des Meeres,. in dichtbevölkerten Orten wie in: ofinen, den Winden: ausgesetzten Gegenden. Auf dem offnen Meere dagegen ist der Sauerstofigehalt: etwas geringer, weil das Wasser mehr ‚Sauerstoff als Stickstoff absorbirt; dual ist der Unterschied sehr geringfügig. | Ferner enthält die Luft noch Kohlensäure und' zwar vier Theile auf.je 10000 Theile Luft; obgleich dieselbe schwerer ist, als jedes der beiden andern Gase, .so ist doch ihre Ver- theilung in der Höhe und in der Tiefe: gleichmässig,, ja: nach Einigen soll sich sogar in den obern Regionen ' mehr: davon finden. Anders verhält es sich mit ihrer horizontalen‘ Verbrei- tung; etwas mehr ist da vorhanden, wo Vulkane beständig grosse Mengen derselben aushauchen ‚: weniger dagegen, wo — 123 — grosse Wasserflächen das leicht lösliche Gas aufnehmen; auf hohem Meere ist fast gar keine zu finden. \/Wir haben sehon‘ früher darauf aufmerksam gemacht, dass dieser gleichbleibende Gehalt der Luft an Kohlensäure überraschen: müsste‘, wenn nicht die Pflanzenwelt die’ Aufgabe hätte, die immer neu er- zeugten gewaltigen Mengen von Kohlensäure aulzunehmen und zu verarbeiten, wodureh der Sauerstoff, welcher zur Bildung der Kohlensäure : verbraucht war, der‘ Atmosphäre ' zurück- erstattet wird. Aus allen Untersuchungen ‘scheint hervorzu- gehen, dass das ‘gegenwärtige Weltalter ein: derartiges ist, in welchem vollkommenes Gleichgewicht zwischen der Erzeu- gung der Kohlensäure und ihrem Verbrauch durch die Pflanzen- welt herrscht. Dagegen weisen andere Verhältnisse unwider- leglich darauf hin, dass in frühern Epochen der Kohlensäure- gehalt der Luft weit bedeutender war, und dass durch diesen Umstand die üppige und gewaltige Pflanzenwelt der Kohlen- zeit bedingt war, durch welche ihr Gehalt an Kohlenstoff im Innern der Erde aufgespeichert wurde. Neben der Kohlensäure spielt der Wassergehalt der Luft eine bedeutende Rolle bei der Ernährung der Pflanzen. Die Menge des Wasserdampfes ist sehr wechselnd, und eine grosse Zahl von Erscheinungen, welche die Atmosphäre‘ darbietet, werden durch denselben bedingt. Woher stammt dieser Was* serdampf und wovon hängt seine Menge ab? Die Hauptquelle desselben ist die Verdunstung, deren Grösse wiederum 'einer- seits von der Temperatur, anderseits von der Ausdehnung der verdunstenden Wasserfläche bestimmt wird. An der Oberfläche ‘ grosser Wasserbecken, wie bei Meeren und Landseen , findet man die Luft fast stets mit Wasserdampf gesättigt, d. h. es ist so viel Wasserdampf darin enthalten, dass sofort ein’ wäs- seriger Niederschlag entsteht, sobald die Temperatir nur we- nig erniedrigt wird; denn je heisser die Luft ist, desto‘ mehr Wasserdampf vermag sie aufzunehmen. Allgemein bekannt ist die Erscheinung, wie sich die Fensterscheiben eines warmen Zimmers inwendig mit Wassertropfen beschlagen, wenn die die Luft draussen sich abkühlt; die warme Zimmerluft "hat — 123 — durch ‚den: Athmungsprozess der ‚Bewohner - viel Wasserdampy aufgenommen; trifft sie nun die. kältern: Scheiben ‚. so: ver- dichtet sich‘ «ein Theil desselben zu Wasser, im Winter zu Eis. Nieht selten tritt: die umgekehrte Erscheinung ein, dass man auf der Aussenseite der Scheiben ‘einen wässerigen Nieder- schlag erhält; alsdann ‚ist. die Luft. draussen wärmer und feuchter: Die Mechaniker yerfextign ‚verschiedene Abldn von Hy- grometern zur Bestimmung :der: Feuchtigkeit der Luft. Aus den oben angegebenen Ursachen ist der: Wassergehalt der Luft am Aequator bedeutender, als’in: unsern Breiten, im Sommer, bei Tage und in Tiefebenen grösser, als im Winter, bei Nacht ‚und auf hohen: Bergen; den geringsten 'Wasserge- ‚halt hat die Luft im Allgemeinen Morgens bei Sonnenaufgang. Wie die Menge des‘ Wasserdampfts ‚der: Luft . bei: ‚erhöhter Temperatur sich steigern kann, möge‘ folgende kleine Tabelle zeigen, welche für einen Luftdruck | von 760 ‚Millimetern gilt. Hundert Theile Luft können ‚enthalten bei : '0°.C. 0,30 Theile Wasserdampf, U ir oh je er er ä BASEL A ; Die Verdunstung wird um ‚so geringer, je feuchter die Luft bei einer gegebenen Temperatur, d. h. je näher sie dem Sättigungspunkte ist; im Sommer, erscheint uns die Lnft trocken, welche weit mehr, Wasserdampf enthält,. als sie im Winter aufnehmen könnte, während umgekehrt Winterluft mit weit geringerem Wassergehalt ‚oft feucht 'erscheint, Die Zonen zwischen den Wendekreisen: vereinigen. in ia alle: Bedingungen, ‚durch. Verdunstung in. kürzester Zeit den meisten Wasserdampf zu liefern; die‘ ‚erwärmte und durch den Wasserdampf leichter gewordene Luft steigt in. die Höhe und fliesst nach beiden Polen zu ab, während von: Norden und Süden her stets kalte und trockne Luft zuströmt,. Die Abküh- lung, welche der aufsteigende Luftstrom in den obern Regio- nen erfährt, veranlasst die täglichen, zur bestimmten Stunde — 14 — eintretenden‘ tropischen Regen; das Eintreffen derselben ist in einigen Gegenden::so bestimmt, dass man z.B: Ausflüge für die Zeit vor: oder ‘nach dem Regen 'festsetzt: Der 'ge- sammte Wassergehalt‘ wird der ‚Luft: auf: ihrem Wege nach den: Polen zu nach und nach entzogen, sei es» in Form von Regen, Schnee oder Hagel, ''sei es als Nebel, Thau oder Reif: Die Luftströme, welche von den Polen nach dem Aequator wehen,, 'enthalten wenig ‘Wasserdampf, weil''sie ‘kalt’ sind; sie bringen weder Regen :noch' Schnee ; die warmen: Winde 'da- , gegen ‚ 'welclie' von den Wendekreisen 'nach‘ den Polen hin wehen, 'sind reich: an’ Wasserdämpfen und 'sie sind 'es, die un- sere' Felder befruchten.: In Folge’ der‘ Achsendrehung der Erde wird ‘der Polarstrom: bei’ uns zu einem Nordost, ‘der Aequa- torialstrom zu 'einem ' Südwest. Der Feuchtigkeitszustand eines Landes wird also dadurch’ bedingt, ob die Nordost- oder die Südwestwinde vorherrschen. In einigen wärmern Ländern, 'wo dir Himmel ewig klar und heiter ist, regnet es selten ‚oder nie, und der Thau er- setzt den Regen. In ‘der Nacht strahlt der Erdboden gegen den unbedeckten Himmel die Wärme aus und zwar um so mehr, wenn er mit Pflanzen. bedeckt ist; dadurch wird der Boden so bedeutend abgekühlt, dass. die ihn trefienden Luft- schichten nicht allen‘ Wasserdampf mehr "halten können; er hängt sich in Form‘ von Tröpfchen an’ die Spitzen der Pflanzen und befeuchtet so’ den Boden: in | Es ist nicht möglich, die ganze'Menge des Wisserdsaiiee) welche an einem bestimmten Orte in einer gegebenen Zeit als Thau, Regen oder Schnee gefallen ist, zu messen; dies ist nur mit dem Regen möglich. Man bedient sich zu diesem Zwecke eines Gefässes, das die Verdunstung verhütel, und in welchem man ‘die ganze Menge‘ des auf eine Fläche von bekannter Grösse gefallenen Regens sammelt. Man: giebt die Regenmenge in’ der Art an, dass man sich das Wasser in einer gleich- mässigen Schieht auf einer ebenen Fläche "ausgebreitet denkt und die Höhe der Schicht ınisst. Die so gemessenen Regen- mengen 'sind in den verschiedenen Gegenden ausserordentlich — 125 — verschieden; am. geringsten. ist. ‚der Niederschlag. im: Innern des Festlandes, indem die Luft, welche‘ die Winde, über.‚das- selbe. führen, schon.‘ in der Nähe .der: Küsten den gsässien Theil..ihres. Wassergehaltes abgegeben hat, Zum nähern Verständniss mögen hier einige Zahlen- angaben folgen. Im Durchschnitt beträgt die jährliche Regen- menge zu | BEN Ai NE wege a rare Lissabon . 25,4 Pariser Zoll er. Genua . . 44,4 Bordeaux . 24,3 "Marseille . 20,6 » Paris Ege 20,8 „ | ar Liverpool . 32,3 ,„ „ Dover . . 441 ” » iu, are Seil ne "Glasgow en ZUR „ „ Mannheim . 21,0 „ „ “ Göttingen . 249 „ = On 4 eg INOTRESENT Be men Stockholm .. 122 „‘ "Petersburg . 1717, , 2 er ten e Sierra Leone 80,9, Rio Janeiro 55,6 „ St. Domingo 100,9 „5 Havanna . "O0. , = Grenada 105, 0 > | »” .» 3.33 3: S$ Ausserdem: wird die: Regenmenge aa bedingt dc die Jahreszeiten. und; durch. die Erhebungen,.! welche‘, der, Boden darbietet. ‚In: Deutschland... sind ..die.iSommerregen. . ;vorherr- schend, ‚und in. .den ‚Alpen fällt. um ‚deswillen. so... viel ‚Regen; weil. der ‚warme, feuchte ‚südliche Luftstrom bei seinem, Stoss — 16 — gegen die hohen, : mit‘ Schnee bedeckteni Ba eine »beden: tende‘ Abkühlung erfährt. . --Ein grosser Theil’ ‘des ‘auf die Erde ditsdergesdkiugtee Wasserdampfes verdunstet' unmittelbar wieder‘, ‘ein "anderer Theil ‚wird von den Pflanzen aufgenommen und, verarbeitet oder durch die Blätter ausgeathmet, der Rest endlich dringt durch das poröse Erdreich in die Tiefe bis auf eine Schicht, die für Wasser undurchdringlich. ist. Sand und Geschiebe lassen das Wasser leicht durch, feste Gesteine ‚gestalten nur einem beschränkten Theile deh Durchgang, und, Thon oder Mergel halten das Wasser ganz auf. Indem das. Wasser auf diesen Schichten nach unten fliesst, speist es -Quellen und Flüsse, die da entstehen , wo. ‚die Thonschichten zu Tage treten. ap In Fig. 17 sei a eine Sandschicht, welche an der Erhe- bung das Wasser aufnimmt; d ‚eine Tbonschicht,; eben so ec; durchbricht man die obere Thonschicht, A kapn hier das Wasser hervorquellen. Endlich sei hier noch erwähnt, dass ausser durch die Verdunstung noch Wasserdampf | in die Atmosphäre gelangt durch die Fäulniss - und Verbrennungsprozesse , durch das Athmen der Thiere und Pflanzen, durch die Vulkane und die heissen Quellen. ; = | | Nicht minder wichtig für ‚die Verbreitung der Pflanzen ist die Vertheilung der Wärme in-der Atmosphäre. Die mitt- lere Jahrestemperatur eines Ortes ist hauptsächlich abhängig von der Lage desselben zum Aequator und von seiner Erhe- bung über die Ebene des Meeres., Die Wärme. nimmt ab, wenn man sich vom Aequator -entfernt und wenn man sich über das Meer erhebt. Verbindet. man alle Orte, welche eine gleiche mittlere Jahrestemperatur haben, so erhält man die sogenannten Isothermen, und zwar Breitenisothermen, wenn man nur die Entfernung‘ vom Aequator, Höhenisothermen, wenn man nur die Erhebung über 'das’Meer berücksichtigt: Diese Linien stimmen aber keineswegs mit den Breitenkreisen und‘ mit’den Linien gleicher Höhe’ überein. -Man hat gefun- — 191° — den, dass auf der nördlichen Erdhälfte nicht ‘der kälteste Punkt der Pol ist, sondern dass es: zwei Kältepole giebt, deren einer in Sibirien unter 794° N. Br. liegt, der andere. in Nord- amerika an der Barrowstrasse unter 78° N. Br. Ebensowenig fällt der Wärmeäquator ‚mit dem Erdäquator zusammen; er liegt vielmehr nördlich von demselben, weil sich auf der nörd- lichen Erdhälfte mehr Land befindet ,' dieses aber: die Wärme weit.'besser absorbirt, als das: Wasser. - Im’ Meridian von Lon- dom 'und Paris erstrecken sich die Jahresisothermen am wei- testen nach Norden. | Bedeutender noch sind: die Abweichungen bei den Höhen- isothermen; ''bei grossen Gebirgsmassen fällt die Temperatur weit schneller, als bei einzeln liegenden Bergen. Wenn man alle Punkte, deren mittlere Jahrestemperatur ‘unter Null liegt, mit einander verbände,: so erhielte man eine kügelähnliche Oberfläche, die an den Polen’ ungleich mehr ' abgeplattet ist, als die Erde. Man nennt (diese Fläche die .Schneegrenze;, die aber ‚durch lokale: Bedingungen ganz unregelmässig ‘gestaltet ist; sie: steigt höher auf Hochebenen;, als in Thälern‘,an ein- zeln stehenden Bergen und an der Sonnenseite höher ‚ als in massigen Gebirgen und auf der Schattenseite; sie erhebt sich weiter. über nackten Felsenflächen, als über mit Pflanzen be- decktem Boden. Folgende Tabelle enthält einige interessante Punkte für die Höhe der Schneegrenze. Küste von Norwegen . . ... 7148 N.Br. 720Meter Inneres von Norwegen . 2.709 1072 br] Islauicdhii® 125. 110505 „or hust ., n6BR - 936 ; Dal 1llr AnsroiasT rin BIO io Kamitschatka . 2 20.0.1205. 56040 °„ 1600 „ Alpen. ar wd.:; 212. 11 Isgaoı69 y’ 12708119, Pyrenäen en nn... 424 —4309 „327282 z Nördl. Abhang N A a | des Himalaya 303—31 Mreee " Magellanstrasse . . . . 53—54% S,Br. 1130 „ — 1 — Auf die Vegetation‘ von’ besonderem Einfluss und: daher hauptsächlich: wichtig . ist‘ die Kenntniss «nicht der Jahresiso- thermen, sondern: der: Isothermen | der verschiedenen Jahres: zeiten. Wir verstehen in‘ Folgendem: unter 'dem Winter die Monate :Dezember,, Januar’! und: Februar,';unter dem Sommer den Juni, Juli :und August.‘ In-Sibirien’ wird bei einer mittlern Jahrestemperatur von‘9,7. Grad unter‘Null,;'wo der Boden: in einer :Tiefe:von :3 Fuss beständig gefroren ist, in dem kurzen aber heissen: Sommer Roggen: gebaut‘; während - auf! der‘ Insel Island bei einer bedeutend höhern mittlern'Jahrestemperatur Niemand: an den Anbau des’ Getreides denken’ kann, da die niedrige Sommertemperatur'es nicht zur Reife bringt.‘ Königsberg: in: Preussen liegt’ mit ‘dem: nördlichen Irland unter gleicher Breite; selten gefriert ‘hier. das Wasser, und die schönsten Myrthengebüsche grünen im Freien wie: in Süd- europa, während ‚das Klima ‘von’ Königsberg ein rauhes ‘und unfreundliches: ist. In: Devonshire 'kultivirt' man’: Orangen, Kamelien und: Fuchsien im offnen Lande , und der Winter‘ ist nicht. kälter als: in: Florenz‘; aber der Wein’ gedeiht: nicht in England „ weil die Sommerwärme nicht: ‘hoch genug: ist, "die Trauben zu reifen. Bei Astrachan dagegen‘, „dessen mittlere Jahreswärme fast mit'der des-Nordkaps von Norwegen zusam: men fällt, und in Ungarn, dessen Winter kälter: sind ‚als ım nördlichen ‘Schottland, wo weder Obst, noch Buche und Eiche gedeiht, wird der herrlichste, feurigste‘ Wein gewonnen. ' (Im«den Ländern , 'wö bedeutende Unterschiede zwischen der. Sommer- und Wintertemperatur stattfinden, ruht während des Winters die Vegetätion,. und sie erwacht .erst wieder "in den Monaten, in welchen“die mittlere. Temperatur. nicht unter 5° ist; der Pflaumenbaunı blüht, wenn. die Mitteltemperatur 8° erreicht; die Birkeiöknospet bei 11°; bei uns ‚geschieht dies gewöhnlich, im Anfang des Mai, im südlichen Schweden aber erst Mitte Juni. (ganddh ihrıdf " Was 'hun die Ursachen * dieser üngleichen Wärmdveiiihäi- lung betrifli, sö veranlasst \.die Gestaltung der ‘Land = und Wassermassen eine ungleiche Erwärmung, indem das Land — 129 — sich. schneller und bedeutender erwärmt, als das Meer. Die dadurch bedingten Luft- und Meeresströmungen nähern die niedrigere Temperatur der Pole dem Aequator und umgekehrt. Ausserdem spielen noch ‚eine wichtige Rolle die. Farbe des Bodens, die Richtung der herrschenden ‘Winde, ‘die Gebirgs- züge; mit einem Worte, eine Summe: gar vieler Ursachen be- stimmen das Klima einer Gegend. Weil das: Meer weniger schnell 'erwärmt und ‘abgekühlt wird, so ist das Klima der Küstenländer ein mehr gleich- mässiges als im Innern grosser Kontinente; man spricht daher auch von einem Landklima und von einem Seeklima. Während auf dem Nordkap unter 71° 10“N. Br. die Sommertemperatur 6,4 Grad über Null, die Wintertemperatur 4,6 Grad unter Null ist, also nur um: 110 schwankt, ist sie in Irkuzk in Sibirien unter 62° 1° N. Br., also 99 südlicher, im Winter — 38,9 Grad, im Sommer + 17,2 Grad, schwankt ‘daher um 58°, 2 Der Einfluss des Meeres auf das Klima eines Landes wächst mit der Ausdehnung der Küsten im Verhältniss zu seiner Oberfläche; daher hat Europa unter allen Ländern gleicher Breite das beständigste und vortheilhafteste Klima. Die herr- schenden Winde in der nördlichen gemässigten Zone sind der Nordost und der Südwest. Der Nordost, der von den Polen herweht, bringt über Europa kalte Luftströme ; dagegen trifft der warme südwestliche Aequatorialstrom aufdie Westküsten Europa’s und Amerika’s, weswegen die Ostküsten Amerika’s und Asiens — Europa kann man als die Westküste des letztern Erdtheils betrachten — bei weitem kälter sind, als die Westküsten unter gleichen Breiten. Endlich wird das Klima Westeuropa’s noch gemässigt durch den Einfluss des sogenannten Golfstromes, der aus dem westindischen Meere, ‘wo die Temperatur des Wassers :bis 30° steigt, warme Wässer bis an das Nordkap führt. | Bisher haben wir nur der Luftwärme Erwähnung gethan, aber noch nicht der Wärme der obern Bodenschichten , die, Filly, Ernährungsverhältnisse, | I9n6 ö 9 Br ee wie wir schon früher sahen, von nicht geringem Einfluss auf das Pflanzenleben ist. Zwischen der Luftwärme und der Bo- denwärme kann oft ein bedeutender Unterschied stattfinden. Ein kahler, steiniger Boden von schwarzer Farbe wird‘ unter den Strahlen der Sonne weit höher erwärmt, als ein solcher von heller Farbe oder gar ein mit Pflanzen bedeckter. Letzterer bleibt nicht nur bei Tage kühler, weil ihn die Sonnenstrahlen nicht direkt treffen können, und weil die Pflanzen die Wärme zur Verdunstung des Wassers gebrauchen, sondern er kühlt sich auch in der Nacht durch Strahlung ‘mehr ab, weil die Pflanzen gute Wärmeleiter sind, wie es denn allgemein be- kannt ist, dass eine Metallläche weit schneller kalt wird, als eine solche aus Stein. Während daher in dem: Sande der Sahara die Wärme oft 30° über die: Lufttemperatur steigt, sinkt sie auf Wiesen nicht selten 89 unter dieselbe. Die Wärme der obern Bodenschichten kann sich durch Leitung nur langsam den untern Schichten mittheilen, und umgekehrt bleiben dieselben bei der Abkühlung länger warm; daher erklärt es sich, dass die Wärmeänderungen schon bei geringer Tiefe unbedeutend sind, und dass sie bei einer ge- wissen Tiefe ganz aufhören; diese- Tiefe wird bedingt theils’ von der Grösse des Wärmeunterschiedes in der heissen und kalten Jahreszeit, theils von der Leitungsfähigkeit des Bodens- Im mittlerna Europa ist die Temperatur bei einer Tiefe von etwa 75 Fuss unveränderlich, in Südamerika in der Nähe‘ des Aequators bei 15 bis 2 Fuss uuter der Oberfläche. Schliesslich sei hier noch einer Eigenschaft des Wassers gedacht, welche für das gesammte organische Leben von der grössten Bedeutung ist. Bekanntlich ziehen sich alle Körper bei der Abkühlung zusammen und zwar um so mehr, je weiter die Temperaturerniedrigung fortschreitet; vom diesem Gesetz macht das Wasser eine Ausnalıme. Dieses zieht sich nur zu- sammen, bis es auf 4° abgekühlt ist; wird ihm die Wärme weiter entzogen, so dehnt es sich wieder aus, und gar manche Hausfrau hat die Nichtbeachtung dieses Gesetzes mit zerspreng- ten Flaschen zu bezahlen. Daher ist das Eis leichter, als — 131 — Wasser von 4° und schwimmt auf demselben. Im Winter wird das Wasser der obern Schicht abgekühlt; ist die Temperatur auf 4° gefallen, so senkt sich die schwere Wasserschicht zu Boden und die leichtere wärmere tritt an die Oberfläche; dies setzt sich so lange fort, bis alles Wasser nur noch 4° Wärme hat. An der obern Schicht sinkt die Temperatur fiefer; da aber das Wasser sich nun wieder ausdehnt, so senkt es sich nicht, sondern es bildet sich schliesslich eine Eisdecke, unter der sich wärmeres Wasser befindet. Ohne dieses ab- weichende Verhalten des Wassers wäre esıgar nicht denkbar, wie in Flüssen und Seeen ein organisches Leben bestehen könnte; verhielte sich das Wasser wie die andern Körper, so würden die Gewässer von unten auf erstarren und alles Leben würde zerstört werden. 3” - Zweites Kapitel. Die Bestandtheile des Ackerhodens. Nachdem wir gesehen haben, wie durch die Zertrümme- rung des im Anfange aus feurigem Fluss erstarrten Gesteines die Erdoberfläche sich verändert hat, und der Ackerboden nach und nach entstanden ist, wollen wir hier die verschie- denen Bestandtheile, aus welchen die Ackerkrume bestehen kann, näher ins Auge fassen; offenbar können dies nur solche Stoffe sein, wie sie die ursprünglich feste Erdkruste schon enthielt, oder wie sie aus der Einwirkung des Wassers und der Atmosphärilien aus ihnen hervorgingen. Die weiteste Verbreitung unter allen Mineralien haben der Quarz mit seinen Verwandten, die verschiedenen Feldspath- arten, wie sie in den granitischen, trachylischen und porphyr- artigen Felsarten vorkommen, nebst den Glimmerarten, der kohlensaure Kalk und die kohlensaure Magnesia; ferner finden sich überall, wenn auch in geringern Mengen, die schwefel- sauern, phosphorsauern und Haloidsalze nebst den Eisenver- verbindungen. Der Quarz ist Kieselsäure, d. h. er ist aus Kieselmetall und Sauerstoff zusammengesetzt und verbindet sich, freilich x ==. : —— nur bei erhöhter Temperatur, : mit den Alkalien, dem Kalke, der Thonerde und dem Eisen zu Salzen. Die Verbindung des Kiesels mit dem Sauerstoff, die Kieselsäure, kann nür äusserst schwierig: zersetzt werden. Daher findet eine‘ Verwitterung des Quarzes nicht’ statt, sondern nur eine mechanische Zer- trämmerung und Zerkleinerung; 'aber selbst diese 'Zerkleine- rung ist ‘eine ‘sehr beschränkte, da der Quarz durch seine Härte‘ derselben einen’ bedeutenden Widerstand‘ ‘bietet, In kleinen rundlichen Körnern bildet er das, was wir im gewöhn- lichen Leben kurzweg Sand nennen, obwohl 'Quarzsand rich- tiger wäre. | | Aus dem früher Gesagten geht zur Genüge hervor, dass der' Quarzsand allein keinen brauchbaren Ackerboden abgiebt, da’ er keinerlei Nahrungsmittel ‘enthält und nicht im Stande ist, 'wie dies aus den Untersuchungen Schüblers hervorgeht, Wasser aus der Luft zu absorbiren; selbst das als Regen auf ihn gefallene Wasser lässt er schnell’ durch und verdunstet er schnell.‘ Dagegen’ ist 'er eine’ werthvolle, man kann sagen un” entbehrliche Beimengung für andere Erdarten, wenn sie frucht- bar sein 'sollen. Der Quarz ist im Wasser unlöslich, aber der Opal und andere Varietäten der Kieselsäure lösen sich, wenn auch nur schwierig, im Wasser, besonders wenn es Alkalien enthält; nur in (dieser löslichen Form kann die Kieselsäure in die Pflanzen eindringen: | | Wird der Quarz durch ein kalkiges oder thoniges Binde- mittel’ 'zu grössern Massen vereinigt, oder durch’lösliche Kiesel- säure verbunden, so bildet er den Sandstein,’ der nach "der Natur (des Bindemittels mehr oder weniger fest ist und häufig durch beigemengtes Eisenoxyd roth,- durch Eisenoxydul blau- schwarz gefärbt erscheint. Der Sandstein ist nicht ein ur- sprüngliches ‘Gestein, sondern "eine sekundäre’ Bildung "und findet 'sich nicht auf der ersten Lagerstätte des Quarzes. Die Feldspathe sind 'sämmtlich Verbindungen ‘der 'Kiesel- säure mit’ “Thonerde ‘und Kali oder Natron; alle enthalten eiwas Kalk, einige’ weniger Alkalien und an deren Stelle mehr — 134 — Kalkerde;; seltem. fehlen Eisen, Mangan;,..und..Magnesia. ‚darin. Im Gemenge. mit Quarz.und den, Glimmerarten bilden, ‚sie ‚die ältesten krystallinischen ‘Gesteine, als. ‚da. sind ‚der Granit.,..der Gneuss, ‚der Porphyr, ohne Quarz den. Trachyt;, kurz, ‚sie, ‚sind ein‘ Gemengtheil,,fast aller, Gebirgsarten. :. Der: Einwirkung des Wassers ‘und .der Kohlensäure . ausgesetzt, .verwittern; sie, leicht und. zwar.'um.,so schneller, je:reicher sie,;an Alkalien sind. Die kohlensauren Wasser ‚entziehen..ihnen,das Kali.zum.grossen Theil. und: mit,, demselben -etwas: Kieselsäure ‚. welche, sich: mit dem. Kali im. Wasser löst, wie ‚das. Wasserglas, ‚das, ja. eine Verbindung von Kali oder Natron mit Kieselsäure ist.. Bei. dieser Zersetzung bleibt eine. Verbindung. von Kiesel- säure, ‚Thonerde ‚und Wasser. zurück,. welche man Thon..nennt. Ist. diese Verbindung frei. von, fremden, Beimengungen. . und findet. sie, ‚sich an: ihrer-ursprünglichen. Bildungsstätte, so; heisst sie Kaolin ‚oder. Porzellanerde;; : sie: dient, alsdaun zur ‚Fabri- kation .des ächten Porzellans;;, . es, finden, ‚sich unter. andern solche Lager. ‚von ‚vorzüglicher (Qualität ‚zu :Morl bei Halle, und Aue bei. Schneeberg in Sachsen. Selten ist jedoch die Verbindung rein, WR, at Ya Quarzsand gemengt. Ist. der Gehalt an Sand gering, so‘ heisst der Thon fett, weil das. Wasser nicht durch. ihn. .hindurch- dringen kann, und weil. er. sich. leicht. kneten..und ‚formen lässt; mit viel. .Quarzsand untermischt. führt: er, den Namen Lehm. Ausserdem findet sich im Thon noch. ein Theil. der Alkalien und. Erden des ursprünglichen Minerals,. Eisen, un- zersetzter Feldspath‘ und Glimmer, der. nur äusserst ‚langsam verwittert. . Die gelbe oder röthliche Farbe des Thones rührt vom: Eisenoxyd , die. blaue vom Eisenoxydul oder von organi- schen Beimengungen her. Ausser, aus. ‚den., Feldspathen entsteht. noch Thon Ash Verwitterung des 'Glimmers, der, Augite, der Hornblende und vieler andern, Gesteine von ‚ähnlicher Zusammensetzung ; man fasst sie unter. dem. Namen: der. Thonerdesilikate zusammen. Die, Entstehungsweise des Thones ‚bedingt es: schon, .dass er ‚sich im: Zustande der äussersten Zerkleinerung befindet, ‚da — 135 — er ‚gleichsam ‚Atom für Atom aus dem Mineral ausgewaschen wurde., Daher. schwebt: er leicht im Wasser und findet: sich oft weit ab von dem Orte seiner Entstehung, in Gegenden, wo weit und breit kein Gestein ansteht, welches das Material zu seiner, Bildung liefern konnte. Der wellige Boden Nord- ostdeutschlands ist an: vielen Stelien reich an Thon, oft an sehr fetten; dieser muss ‚aus fernen Gegenden von den Ge- wässern hierher geführt und abgelagert sein. Der Kalk, welcher im Ackerboden vorkommt und für das Gedeihen vieler. Pflanzen, z. B. der sogenannten Schmetter- lingsblüthler , ‚höchst wichtig ist, verdankt zum Theil seinen Ursprung zersetzten kryslallinischen Gesteinen, zum bei weitem grössern Theil jedoch geschichteten Lagern von dichtem oder körnigem. Kalkstein, welche überall verbreitet sind. Häufig haben sich diese Lager nur aus Resten von Thieren aufge- baut, welche den in dem kohlensauren Wasser gelösten kohlen- sauren Kalk aufnahmen und Muscheln und Schalen daraus bildeten; die Kreide hat nur diesen Ursprung. Ein beständiger Begleiter des Kalksteines ist die kohlen- saure Magnesia; in ihrer Verbindung mit dem Kalkstein bildet sie bedeutende Felsmassen, welche den Namen Dolomit führen und sich durch ihre schroffen und bizarren Kuppen auszeich- nen. Auch giebt es kohlensaure. Magnesia in einer Anzahl anderer Mineralien, durch deren Zersetzung sie in den Acker- boden kommt. Der wasserhaltige schwefelsaure Kalk bildet als Gips massenhafte Ablagerungen, und die schwefelsaure Magnesia, bekannt unter dem Bittersalz, ist ein Bestandtheil des Meer- wassers und vieler Mineralquellen. Da der fein zertheilte kohlensaure Kalk mit dem Thon die. Eigenschaft theilt, sich lange im Wasser schwebend zu erhalten, so sind solche Bodenarten nicht selten, in welchen beide Erden innig gemengt vorkommen. Man nennt das Ge- menge Mergel. Das Eisen kommt in fast allen Mineralien vor, sei es als Oxyd, sei es als Oxydul, und wird bei ihrer Zersetzung frei; — 156 — auch findet es sich als:Oxyd oder als kohlensaures Salz, -der sogenannte Spatheisenstein, in’ bedeutenden Lagern, die be- hufs der: Eisengewinnung. abgebaut werden. Wichtig für die Vegetation ist noch das Vorkommen des Eisens als Schwefel- kies. Dies ist überall verbreitet und hat die Eigenschaft,‘ fein zertheilt an: der: Luft leicht zersetzt zu werden. Es bilden sich Eisenoxyd und Schwefelsäure, welche letztere mächtig zur Zersetzung der Gesteine‘ Seiträgt und die Erden, indem sie sich mit ihnen verbindet; löslich macht, ihnen also‘ eine Form giebt, wie sie indie Pflanzen gelangen können. Phosphorsäure' ist ‘ein Bestandtheil mehrer Mineralien, welche in dem verschiedenen oben‘ erwähnten Gebirgsarten vorkommen, wenn auch‘ nur in geringer Menge; unter andern ist die Phosphorsäure ein Bestandtheil des Apatits, des Phos- phorits und des :Phosphorocaleits. "Reiner phosphorsaurer Kalk, der sogenannte Knochenstein, findet sich in einigen Gegenden in grössern Lagern, unter andern -am Fichtelgebirge. Da der phosphorsaure Kalk im Wasser unlöslich 'ist, so ist "gerade für ihn die vorhin erwähnte Quelle der Schwefelsäure wichtig; diese verwandelt ihn nämlich in ein 'saures Salz und macht ihn auf solche Weise löslich. Chlor ist in mancherlei Mineralien enthalten, in grösster Menge aber im Chlornatrium, dem Steinsalz; dies findet sich bekanntlich zum Theil in grossen Lagern, wie in Gallizien, England, Deutschland, zum Theil in Quellen und im Meere; das Meerwasser enthält ‘neben demselben noch ehloekalium und Chlormagnesium. Jod kommt an Alkalien gebunden in einigen Minerakquellen und im Meerwasser vor, ist aber nur' für a von Wichtigkeit. ö Salpetersäure bildet sich da, wo organische Bubsiähe bei ungehindertem Luftzutritt und bei Gegenwart von Alkalien oder alkalischen Erden verfaulen; auch mag 'sie sich in ge- ringen Quantitäten aus der atmosphärischen Luft erzeugen bei elektrischen Entladungen, das heisst bei Gewittern. Salpeter- saures Kali, gewöhnlich Salpeter genannt, und salpetersaurer — 131 — Kalk finden sich in grössern Mengen in Ostindien als Boden- ausschwitzungen und auf der Insel Ceylon in den sogenannten Salpeterhöhlen; der 'Chilisalpeter,, salpetersaures Natron, 'in neuerer Zeit vielfach zur Düngung verwendet, ist in einigen grossen Lagern in Südamerika, besonders in’ Chile, entdeckt worden. Die Salpetersäure ist wie die Schwefelsäure um des- willen für den Ackerbau ‘von besonderer Bedeutung, weil sie wie diese zur Zersetzung’ der Mineralien beiträgt und sie lös- lich macht. JE ‚Alle bisher erwähnten Stoffe kommen "noch mit dem Dünger in die Ackerkrume. | i | Quarzsand, Thon und Kalk bilden also ‘die Hauptmasse der feuerbeständigen Beständtheile der meisten Ackererden, 'in denen sich die übrigen von uns betrachteten 'Stofle in 'grös- serer oder geringerer Quantität finden müssen, wenn Pflanzen ın einem Boden gedeihen sollen. we 2 Von allen Stoffen dürfen Alkalien, schwefelsaure und phos- phorsaure Salze nie fehlen, oder sie müssen’'von aussen 'her- beigeschafft werden. Die Gegenwart derselben in den ver. schiedenen Bodenarten ist leicht erklärlich, da sie gleichzeitig mit den obigen Substanzen durch die Zersetzung. der Minera- lien sich gebildet haben und sich noch täglich neu bilden durch Verwitterung der in den Ackererden vorkommenden Bruchstücke unzersetzter Gesteine. Wenn auch die Alkalien in Folge ihrer grossen Löslichkeit im’ Wasser ileicht fortgeführt werden, so wird doch immer noch ein Theil: derselben vom Thon und Humus, weniger vom Quarzsand ,''der' sehr leicht aufgewaschen wird, mit grosser Hartnäckigkeit zurückgehalten. Eine andere Reihe von Stoffen, welche in der frucht- baren Ackererde enthalten sind,‘ verdanken: ihre Entstehung der Zersetzung organischer Substanzen; man bezeichnet sie mit dem Gesammtnamen der Humuskörper ‘ohne über: ihre Zusammensetzung, die. Art und Reihenfolge ihrer Bildung bis jetzt etwas Sicheres, Bewiesenes zu wissen. Alle diese Sub- stanzen unterliegen einem ewigen Wandel, ‘einer stets wech- selnden Zusammensetzung und Zersetzung; nur'so viel können — 138 — wir: mit Sicherheit‘ behaupten. ‘und durch. Thatsachen ;nach- weisen, dass. das Endresultat aller, dieser Wandlungen ‚dass die letzten sich bildenden Stofle in allen ‚Fällen. Kohlensäure, Ammoniak und Wasser: sind.: Die in: vielen Lehrbüchern über den: Ackerbau‘ angeführten Stoffe, als. da sind Humin, ‚Gein, Quellsäure, Quellabsatzsäure und dergleichen sind durch künst- liche Zersetzung in den: Laboratorien erzeugte Substanzen, deren. Gegenwart; im Ackerboden noch. nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist. Schon in der ersten Abtheilung haben wir von den ’Quel- len der Kohlensäure und des Ammoniaks und: von ihrer. mas- senweisen Bildung hinlänglich gesprochen, weshalb wir. darauf verweisen, um so mehr, als sie weniger als ein ‚Bestandtheil der Ackerkrume ‚zu ‚betrachten: sind, / Die Reste organischer Körper zerseizen sich unter ‚ver- schiedenen Umständen gar verschieden, sowohl was die Zeit, als was die Art: der Zersetzungsprodukte betrifft, so ‚dass durch dieselben dem Boden bald diese, bald. jene Eigenschaft in einem höhern Grade mitzetheilt wird. Abgesehen davon, dass selbst die Pflanzenart nicht. ohne Einfluss auf. die Zersetzungs- produkte ist,. werden. dieselben ‚noch durch andere Umstände viel hervortretender bedingt: Kein Körper kanu verwesen ohne genügende Feuchtigkeit, den, Zutritt der Luft und. eine ‚nieht zu geringe Wärme. ‚Wie wichtig gerade das. letzte Agens ist, beweist der Umstand, dass selbst thierische Leichen ‚in. Ge- genden, wo: der!iBoden beständig gefroren ist, ‚sich. mit ‚Haut und Haar unverletzt erhalten; . auf diese Weise konservirte Mammuthe sind in Sibirien gefunden worden. ‚Unter den Tropen finden: sich für die Verwesung die: günstigsten Bedin- gungen, 'und.:gefallene Thiere sind. innerhalb 24. Stunden im Zustande der! vollkommensten Fäulniss, ‚weshalb: in wärmern Ländern die Leichen Gestorbener viel schneller ‚beerdigt werden müssen. Die schnelle Verwesung ist ‚es, welche. das. tropische Klima besonders an den Mündungen grosser, Ströme, wo un- geheure Massen organischer Substanzen ‚angebäuft werden. und verfaulen, für den. Europäer so gefährlich. macht. 3 WE Die Feuchtigkeitsmenge ist. nur. 'bis zu. einem gewissen Grade: der Verwesung. förderlich, nämlich. nur soweit ‚als sie den Zutritt des atmosphärischen ‚Sauerstofls ‚nicht ‚behindert, da dieser sich mit dem Kohlenstoff und Wasserstoff der orga- nischen Substanzen verbinden muss, um: Kohlensäure und Wasser zu bilden; es verliert die verwesende Masse im Allge- meinen mehr Stickstoff und Wasserstoff nebst Sauerstoff, so dass der zurückbleibende ‚Theil. reicher an Koblenstoff : wird. Wenn ‚dagegen die. organischen | Reste ‚ganz mit Wasser. be- deckt sind, so erhält. nur so viel Sauerstoff zu ihnen Zutritt, als von: demselben im ‚Wasser löslich ist; die Fäulniss 'ist in ihrem Verlauf; viel langsamer; es entweichen neben wenig Kohlensäure Kohlenwasserstoffarten, — das sogenannte Sumpf- gas — und reines ‚Wasserstoffgas. :Fängt man..die. Luftblasen auf, . die aus . dem. Wasser entweichen, 'wo ‚organische Sub- stanzen unter. demselben verfaulen, so lassen sie sich entzün- den;.. Kohlensäure und Wassergas sind unbrennbar. Ausser- dem bilden sich unter solchen Umständen. saure Körper, wel- che das Wasser gelb färben und auf die Kulturpflanzen ‚wie Gifte wirken. ; Unter gewissen Umständen kann das Wasser die Verwesung fast ganz verhindern. Verfaulen die organischen Körper bei ungehindertem Luft- zutritt, so bilden sie das, was man. Lauberde oder Moder nennt, der stets von:dunkler, schwarzbrauner Farbe ist und kaum ‚noch ‘daran erinnert, dass er.:von Pflanzen stammt; torfige Massen erhält man dagegen, wenn die Verwesung unter Wasser geschieht. Im Torf ist mehr. oder weniger die Struk- tur. der Pflanzen erhalten. Doch wollen wir: nicht unerwähnt lassen, dass beide Verwesungsarten auch durch die Natur der Pflanzen bedingt werden, ‚indem die Moose gern Torf, Kräuter, Laub und Gräser gern Moder bilden; versetzt man jedoch den Torf unter günstigere Bedingungen , so schreitet auch: in: ihm die Zerselzung weiter fort, und ier bildet eben so gut als jene Substanzen: Moder. Was. die Ackererde' betrifft,. so ist:es einleuchtend, dass hier. weniger eine Torfbildung. eintreten kann, weil beim Acker- — 140 — bau nicht nur' Moose, die 'sich etwa ansiedeln wollten‘, fern gehalten werden j" sondern weil auch’ solcher‘ Boden, der’ so viel Feuchtigkeit enthält, dass eine Torfbildung 'stattfinden könnte, für''den Ackerbau ungeeignet 'ist. Wollte man ’sol- chen Boden’ als’ Acker benutzen‘, "so müsste man zunächst Sorge tragen, durch geeignete Mittel das über schüssige Wasser zu entfernen. ode ion Ausser den bisher Yeiptodirehln festen Bestandtheilen des Ackerbodens haben 'wir noch’ einen flüssigen, nämlich’ das Wasser, 'in den Kreis unserer Betrachtungen zu ziehen; da sowohl seine Menge, als seine Vertheilung 'vom allerbedeutend- sten Einfluss auf die’ Fähigkeit: desselben ist, überhaupt''eine Pflanzendecke zu’tragen und im: Besondern für den Ackerbau dieser oder jener Kulturpflanze geeignet zu sein. Während die’ Quantitäten der festen Bestandtheile 2 Ackers nur einem allmäligen Wechsel ‘unterworfen sind, ist die Menge des Wassers darin in unaufhörlichen Schwankungen begriffen, bedingt durch die atmosphärischen Niederschläge; dagegen ist der Wassergehalt, der der Haarröhrchenanziehung aus benachbarten Flüssen und Seen oder‘ den ai seinen Ursprung verdankt, weniger veränderlich. Wenn ‘man ein Stück‘ Zucker nur ‘zum Theil in den Kaffee oder sonst in eine ihn’ 'netzende Flüssigkeit taucht, ''so dringt dieselbe in dem ‘Zucker weiter hinauf, ° weil die einzel- nen 'Zuckertheilchen anziehend auf die Flüssigkeit wirken. Diese Anziehung zwischen den Zuckertheilchen und der Flüs- sigkeit ist grösser, als die Kohäsion, welche Wassertheil an Wassertheil hält; es durchdringt die’ Flüssigkeit die feinen Poren ‘und bildet ' gleichsam ‘um jedes Molekül eine ‚Hülle. Doch''ist dieses Steigen nicht endlos, sondern es’ tritt "ein Punkt ein, wo das Bestreben der Flüssigkeiten, sich nach unten 'zu''bewegen und’ sich horizontal "zu stellen ,’ die An- ziehung der festen Stoffe überwindet. Je feiner nun der Zucker ist, desto höher steigt die Flüssigkeit.’ "Aehnliche 'Er- scheinungen 'bieten andere poröse Stoffe‘ dar, und’ am reinsten hat man dieselben, ‘wenn man enge Glasröhren von 'verschie- — 141 — dener Weite. in Wasser taucht, ‚Man: nennt die Ursache ‚dieser Vorgänge Haarröhrchenanziehung. sr Der Ackerboden besteht wie. ‚der Zucker aus einer Menge einzelner Körperchen, zwischen denen sich ‚mehr oder. weniger feine.’ Poren finden. “Fällt. daher Regen, : Thau oder, Schnee auf..das Land), ‚so dringt. ‚das, Wasser .in. die ‚Poren desselben nur in. dem: Masse ein, ‚als: die oberhalb liegenden Schichten mit einer genügenden Flüssigkeitsschicht umgeben sind, Erst wenn mehr Wasser zugeführt wird, oder wenn die: Zwischen- räume zwischen den Theilchen. grösser. ‚sind, durchdringt es auch .die tiefern Schichten, ‚bis es ‚endlich auf Lager solcher Substanzen kommt, die dem Wasser keinen Durchzug ge- statten. Haben sich die Poren so ‚weit; mit Wasser gefüllt, als durch die Anziehung der festen Theilchen bedingt wird, ‚ so sucht das Wasser, wenn es nach unten nicht entweichen kann, einen seitlichen Ausweg; es. entstehen Quellen. Wo der Ausweg nicht so vielem Wasser den Durchzug gestattet, als von der andern Seite. zugeführt wird, da entsteht ein Sumpf. Wie wir schon. früher sahen, hat der: Thon die Eigen- schaft, ‚das Wasser nicht .durchzulassen; ‚ausser. ihm sind. es gewisse. krystallisirte oder glasige Gebirgsarten, soweit nicht Risse und, Sprünge. dem Wasser Gelegenheit geben, sie zu durchdringen. | | Quarzsand, Kalksand, wenn er grobkörnig ist, Torf, manche Sandsteine,. Kalksteine. und Dolomite sind für das Wasser ‚leicht, durchdringlich; die, sogenannten Tropfstein- höhlen sind Beweise für die Durchdringlichkeit der, Kalksteine. Der Berg, in welchem sich. die Baumannshöhle auf dem Rübe- land im Harz befindet, besteht aus Marmor, körnigem, kohlen- saurem:, Kalk. Die atmosphärischen Gewässer dringen mit Kohlensäure geschwängert ‚in. die Felsen und lösen etwas kohlensauren Kalk; wenn sie den Felsen durchdrungen haben und in Tropfen von: der-Decke ‚auf den Boden der Höhle fallen, verdunstet das Wasser und der zurückbleibende kohlen- saure Kalk bildet nach und nach die wunderbarsten Formen. — 142 — Die Kraft, mit welcher ein Theil des Wassers in Folge der Haarröhrchenanziehung im Boden festgehälten wird, 'ist abhängig von der chemischen Beschaffenheit und von dem Zu- stande der Zerkleinerung,, in welchem sich‘ die Körper 'befin- den; während der Humus ‘doppelt sö viel Wasser zurückhalten kann, als sein eignes Gewicht im trocknen ‘Zustande beträgt, ist die Menge des vom Quarzsand zurückgehaltenen sehr ge- ring, um so geringer, je grobkörniger er ist. Letzteres gilt übrigens für alle Erdarten. Wollte man die verschiedenen Substanzen des Bodens’ darnach ordnen, ‘wie'sie im Stande sind, Wasser fest zu halten, so‘ ergiebt sich ‘im Allgemeinen folgende Reihenfolge: non | 2 '' Humus, Kalkstaub, Reiner Thon, Lehm, _ Magerer Thon, Grober Kalksand, Quarzsand. Aber das Wasser wird nicht allein ‘mit verschiedener Energie aufgesogen von den verschiedenen Stoffen, sondern es wird auch mit verschiedener Schnelligkeit verdunstet, und zwar verlieren die Substanzen das Wasser durch die Verdun- stung am schnellsten, welche es am wenigsten aufsaugen. Die Verdunstung geht in der Weise vor sich, dass die obersten Schichten ihr Wasser an die über ihnen lagernde trockne Luft abgeben; in Folge dessen tritt aus den tiefern Schichten fort und fort Wasser nach oben, jedoch nicht mit derselben ‘Schnelligkeit, wie die Verdunstung stattfindet; ' daher nimmt im Allgemeinen mit der Tiefe die Feuchtigkeit des Bo- dens zu. Die Verbreitung der Feuchtigkeit unterhalb der Erd- kruste ist bedingt von dem Feuchtigkeitszustande und von der grössern oder geringern Ungleichheit in den mechanischen Verhältnissen ‘der verschiedenen Schichten. Liegt lockerer Seesand 'auf einer festen Schicht, so kann bei anhaltender Trockenheit der Sand vollkommen austrocknen, ' der nur schwierig wieder genetzt wird, besonders wenn’ er fein: ist. Man findet in sandigen Gegenden oft nach starkem und selbst nicht zu kurze Zeit dauerndem Regen nur. wenig unter der Oberfläche einen ganz 'trocknen, staubigen Untergrund.‘ 'Be- sonders häufig zeigt sich diese Erscheinung ' in’ Nadelholzwäl: dern und’ auf Ackerland, wo früher solche standen, indem: die dem Sande beigemengten Nadeln sich wegen ihres 'Gehaltes an Harz wie Feti gegen das Wasser verhalten.‘ Nur 'ein 'häu- figes Umbrechen der Narbe kann hier Abhülfe verschaffen, weil durch die Einwirkung der Luft und der Pouehuigkeit die harzigen Stoffe verwesen. Bei Bodenarten dieser Gattung: verläuft sich und verdun- stet sehr schnell der bei weitem grösste Theil’ des Wassers, welches durch Regen 'und Schnee zugeführt wurde; wenn nun trotzdem in tiefern Schichten sich fortwährend’ Wasser findet, so muss dies seinen Ursprung andern Quellen ' verdanken- Soweit sich in den Umgebungen von Seen und Flüssen wasser- durchlassende Erdschichten befinden, dringt das ‘Wasser jener Ansammlungen in dieselben ein und durchtränkt sie; die Haarröhrchenanziehung bewirkt, dass es in den’ Erdschichten höher hinaufsteigt, als das Niveau des benachbarten wasser- liefernden Teiches oder Flusses liegt; was an der Oberfläche verdunstet, wird von unten wieder zugeführt. Bestehen aber der Boden und die Uferwände aus Thonschichten, so kann kein Wasser hindurchdringen; gräbt man ein Loch in dahinter liegende Sandschichten, so wird man kein Wasser finden, oder solches, das höher oder tiefer steht, als in dem benachbarten Wasserbecken, das also nicht mit diesen, sondern mit andern, wenn auch fernen Wasseransammlungen kommuniziren muss. Unter sonst ganz gleichen Verhältnissen können "benachbarte Aecker einen ganz verschiedenen Wassergehalt haben , jenach- dem der eine durch Thonschichten vom Wasserzufluss abge- schlossen ist, der andere nicht. Erst vor Kurzem ist uns ein Fall der Art vorgekommen; in einem Garten musste‘ man einen Brunnen 230 Fuss tief graben, um Wasser zu erhal- ten; in einem 200 Schritte davon entfernten Garten, der — 144 — ganz gleiches ‚Niveau mit. ersterem hatte, steht. das Wasser zehn Fuss unter: der Oberfläche. 7 Sand, Thon, :Humus 'und kohlensaurer Kalk sind bei weitem die Hauptbestandtheile der Ackererden,; und man kann, je‘ nachdem der: eine oder.der andere dieser Stoffe vorherrscht, Sandboden,, :Thonboden, Kalkboden , Mergelboden und Humus- boden unterscheiden; unter besondern Umständen führt ‚der letztere den Namen Torf- und Moorboden. In den Küstenländern, am Strande der Meere und grosser Ländseen findet sich nicht selten ein fast: reiner Sandboden, wie in Jütland ; doch rechnet man auch noch solchen: Boden zum :Sandboden, welcher: auf 100 Theile 90 Theile ‚Sandkörner und: 10. Theile fremder ‚Stoffe enthält... Bei einem höhern Ge- halt anderer.! Substanzen, ‘besonders wenn diese Thon 'oder Humus sind // verliert »ein Acker schon mehr die Eigenthüm- lichkeiten : des; 'Quarzsandes und: wird für die Kultur geeig- neter. Den grobkörnigen Quarzsand, der in Folge seiner physikalischen ‚Eigenschaften ‘am leichtesten ausgewaschen wird und frei: von fremden Beimengungen besonders am Mee- resstrande vorkommt, . nennt man Seesand, zum Unterschiede vom. weichen Sande, welcher durch Zertrümmerung und Zer- setzung der geschichteten Gesteine entstanden ist. Enthält ein :Sandboden bis 60 Prozent Thon, welchen man vom Sande abschlemmen kann, so heisst er schon Thon- boden; ‚steigt der. Thongehalt noch höher, so wird der Boden bald so zäh und steif, dass er nur schwierig ‘oder gar nicht zu kultiviren ist. Sind die Beimengungen des Thones recht grobkörnig, oder sinkt der Thongehalt unter 60: Prozent, so hat man den Lebmboden, der fast in allen Fällen. für die Kultur. am meisten geeignet ist. Man unterscheidet, sandigen Lehmboden, der nur 30 Prozent Thon enthält, vom lehmigen Sandboden, dessen Thongehalt noch geringer ist. Der 'kohlensaure Kalk ist allen genannten Bodenarten: ın grössern oder geringern Mengen beigemischt und seine Quan- tität kann bis 90 Prozent steigen; ein Boden, der aus einem innigen Gemenge. von Thon ‚und 'kohlensaurem Kalk besteht, — Wi heisst Mergelboden und hat alle nachtheiligen Eigenschaften des reinen Thonbodens. Der Mergelboden ist nur dann kultur- fähig, wenn der Kalk grobkörnig ist, oder wenn ihm eine hin- reichende Menge (Quarzsand beigemischt wird. Humus ist allem Ackerboden, wenn auch nicht ursprüng- lich, so doch in Folge der Kultur beigemengt, im Allgemeinen freilich nur in sehr geringen (Quantitäten; bei einem Gehalt von 10 Prozent nennt man einen Acker schon humusreich, und die Farbe desselben ist schon ganz die des Humus. Nur im Moor- und Torfboden, wo das Wasser den Zutritt der Luft und dadurch die Verwesung verhindert;i'so dass die abgestor- benen Pflanzen fast ganz darin bleiben, findet man einen höhern, Gehalt an organischen ‚Substanzen , selbst, bis 90, Pro- zent. "Filly, Efnährungsverhältnisse, Ko 2 en {0 . Drittes Kapitel. Von dem Einfluss ‘des Bodens auf‘ die Ernährung der Pflanzen. Nachdem wir in dem Bisherigen die verschiedenen Bo- denarten und ihre Entstehung kennen gelernt, müssen wir die Frage aufwerfen, welchen Boden man einen: fruchtbaren nennen darf? Der Begriff der Fruchtbarkeit ist immer nur für gewisse Pflanzenspezies ein bestimmter; ein und derselbe Boden kann für die eine Gattung äusserst fruchtbar, für die andere ganz unbrauchbar sein. Mit dieser Beschränkung wollen wir einen solchen Boden fruchtbar nennen, der für eine oder mehrere derjenigen Pflanzen, die im Grossen angebaut werden, alle die Eigenschaften im hohen Masse besitzt, wodurch das Ge- deihen derselben befördert wird. Bei der Bestimmung der Fruchtbarkeit eines Bodens hat nıan zwei Dinge ganz von einander zu trennen: die nähren- den Bestandtheile, als da sind Salze und Wasser, soweit diese in die Verbindungen der Pflanzensubstanz eingehen, von den festeu Stoffen und dem Wasser, die den übrigen nur als Ge- — 14. — föss dienen und ausserdem den Pflanzen den nöthigen Halt gewähren. Die von uns geforderte Trennung beweist schon, dass durch eine chemische Bestimmung der einzelnen im Bo- den enthaltenen Stoffe ‘der Art und Menge nach die Frage der Fruchtbarkeit durchaus nicht entschieden werden kann, dass vielmehr durch das Zusammentreffen aller nothwendigen Ei- genschaften die Ertragsfähigkeit eines Bodens bedingt wird. Unter Umständen kann ein Sandboden weit ‘fruchtbarer sein, als ein Thonboden trotz seiner schätzenswerthen Eigenschaf- ten, die‘ dem Sandboden abgehen; fehlen ihm die übrigen Bedingungen der Fruchtbarkeit, so ist er von geringerm Werth als der Sand, der alle nothwendigen Eigenschaften, nur im geringern Masse: besitzt. Was zunächst die wirklichen Nahrungsmittel betrifft, so kommt es für die Frage der gegenwärtigen Fruchtbarkeit stets nur darauf an, wie viele Nahrungsmittel im Boden gelöst oder im löslichen Zustande enthalten sind, weil die Pflanzen nur gelöste Stofle aufzunehmen befähigt sind; Gegenstand der Un- tersuchung kann daher nur die Bodenflüssigkeit sein, nicht das allerdings sehr schätzbare Kapital von zur Zeit noch un- löslichen Stoffen, die erst im weitern Verlaufe der Kultur fruchtbringend wirken können. Wir besitzen zur Zeit leider noch keine Untersuchungen darüber, welchen Einfluss die Menge der in einer gegebenen Quantität Wasser gelösten Stoffe, mit andern Worten, welchen Einfluss die Konzentration der Nahrungsmittellösung auf das Gedeihen der verschiedenen Kulturpflanzen hat. Dennoch scheint gerade diese Kenntniss eine der entscheidensten zu sein; für die Erklärung gewisser Erscheinungen , wie sie die praktische Landwirthschaft darbietet, giebt es kaum einen andern Anhaltepunkt. So geben gewisse Bodenarten. noch eine reichliche Roggen- ernte, während sie für den Anbau des Weizens, es sei denn nach einer sehr reichlichen Düngung, unbrauchbar sind. Die Roggenernte enthält aber wesentlich dieselben elementaren 10* 2 u Bestandtheile und dieselbon Verbindungen in: fast: gleicher Quantität, wie die Weizenernte; man sollte daher glauben, dass da, wo der Roggen diese Stofle sieh in. hinreichender Menge aneignen konnte, auch der Weizen dazu befähigt sein müsste. Die Erfahrung hat jedoch gelehrt, dass es nicht 'ge- schieht; es scheint, als ob der Weizen nur dann gedeihen könnte, wenn die Nahrungsmittel ihm in einer ‚konzentrirteren Lösung dargeboten würden. Aehnliche Ursachen scheinen die Veranlassung zu sein, dass die gelbe Lupine auf dem dürr- sten Sandboden, wo kein Hälmchen Gras gedeiht, noch reich- lich Nahrung findet, : weshalb man in neuerer Zeit‘ solchen Boden durch den Anbau der Lupinen, die nachher unterge- pflügt werden, für die Kultur anderer Gewächse bef:higt. Aber: nicht allein der Gehalt der Lösung an wirklichen Nahrungsmitteln ist von Wichtigkeit, sondern auch solcher Stoffe, durch deren Gegenwart die andern erst löslich werden; Die kohlensauren und phosphorsauren Erden sind in reinem Wasser uulöslich; es müssen Ammoniaksalze, Kohlensäure und Schwefelsäure vorhanden sein, welche jene Erden löslich machen. Die Menge der Schwefelsäure, welche als eigent- liches Nahrungsmittel dient, ist sehr gering, desto grösser ihr Einfluss gerade auf die phosphorsauren Salze. Eine in jeder Beziehung brauchbare Bestimmung der Nahrungsmittel eines Bodens ist ausserordentlich schwierig; deun wollte man die Ackererde auspressen, so würde man unter allen Umständen nur einen Theil der Lösung erhalten, und man könnte durchaus nicht bestimmen, ob die: ın der Erde zurückgebliebene Lösung einen gleichen Grad der Kon- zentration habe; es ist vielmehr -äusserst wahrscheinlich, dass sie konzentrirter: ist. Zieht man aber die Ackererde mit 'ver- dünnten Säuren aus, so erhält man die Stoffe nicht so, wie sie im Boden enthalten sind, da die Säuren mehr oder we- niger zersetzend auf die einzelnen Substanzen einwirken «und sie'in ihrer Natur verändern. - Man‘ kann nur dureh eine Ver- bindung einer ‚Reihe von Operationen. zu einem einigermasseil entscheidendem Resultat gelangen. Nie dar! man bei diesen — 1MI — Bestimmungen vergessen, den wirklichen Wassergehalt der Erden zu bestimmen, weil von demselben und der Menge der löslichen Stoffe die Konzentration der Nahrungsmittellösung ab- hängt. Denn wenn auch zwei Bodenarten gleich viel Nahrungs- mittel enthalten, ‘der eine aber doppelt so viel Wasser als der andere, so wird der eine in einer gleichen Menge Nahrungs- Nlüssigkeit den Pflanzen immer nur die Hälfte der Nahrungs- mittel zuführen können. Für eine in jeder Beziehung gute Kultur ist es unum- gänglich nothwendig, die (Quantität und Art der im Boden enthaltenen Nahrungsmittel kennen zu lernen, weil danach der ‚Anbau der verschiedenen Kulturpflanzen sich zu richten hat. Auf der andern Seite giebt uns diese Kenntniss die Mittel an ‚die Hand, die fehlenden Stoffe in der passendsten Form dem Boden zuzuführen; andernfalls kann auch die reichlichste Düngung ganz nutzlos sein, wenn sie nicht zufällig die man- gelnden Substanzen dem Boden liefern kann. So kann man einen sehr humusreichen Boden haben, der scheinbar alle Ei- genschaften in sich vereinigt, eine reiche Ernte von Hülsen- früchten zu tragen; nur ein Stoff, der Kalk, fehlt in der ge- nügenden Menge, und alle Versuche, einen lohnenden Ertrag zu erzielen, werden fehlschlagen, bis man den Mangel ent- deckt und ihm abgeholfen hat. Ebenso wichtig ist es daher auch für eine rationelle Landwirthschaft, genau die Stoffe zu kennen, welche die einzelnen Kulturpflanzen in reichlicherer Menge zu ihrem Gedeihen bedürfen, um sie assimiliren zu können. So müssen z. B. in einem Boden, der Klee tragen soll, mehr Kalisalze sein, als wenn man ihn mit Kartoffeln bebanen wollte; denn die Kartoffeln vermögen einem Boden, der für den Kleebau schon mit Kalisalzen gedüngt werden muss, noch weit mehr Kali zu entziehen, als die Kleeernte enthält. » Wir haben weiter oben ausgeführt, dass man die. sicher- sten Resultate erhalte, wenn man die im Boden wirklich vor- handene Quantität Wasser, das sowohl selbst Nahrungsmittel als auch Lösungsmittel für die’Salze ist, für jeden Fall: direkt — WW. 1 9— bestimme. Damit soll jedoch keineswegs gesagt sein, dass "man die Kraft, mit welcher ein Boden das Wasser fest hält oder es aus der Luft durch Verdichtung anzieht, vernachläs- sigen und als gleichgültig betrachten dürfe. Ebenso wenig darf man vergessen, die klimatischen Verhältnisse und die da- durch bestimmte Menge der Niederschläge zu erforschen, da von ihnen der durchschnittliche wirkliche Wassergehalt ohne Frage bedingt ist. Es giebt für jede Pflanze und für jede Bodenart offenbar zwei Grenzen der Feuchtigkeit, über die hinaus die Pflanze nicht mehr gedeinen kann. Der Boden darf weder zu viel noch zu wenig Wasser entbalten; in beiden Fällen muss man sein Augenmerk darauf richten, dem Ueber. fluss oder dem Mangel abzubelfen. Ein Zuviel tritt offenbar in all: den Fällen ein für jede Kulturpflanze, wo der Acker so mit Wasser durchtränkt ist, dass dadurch die atmosphärische Luft am Zutritt verhindert ist. Wie man nicht im Stande ist, in jedem beliebigen Appa- rate aus dem rohen Zuckersaft den Zucker auf die möglichst vortheilhafte Weise zu gewinnen, sondern genöthigt ist, den Apparat so lange zu verbessern, bis dies erreicht wird, so sind die wirklichen Nahrungsmittel allein noch nicht im Stande, auf einem beliebigen Boden den grössten Ertrag zu liefern; die Fruchtbarkeit eines Ackers hängt noch von: dem Zustande und den Eigenschaften der übrigen Bestandtheile ab, des Ap- parates, wie man sie nennen könnte. Abgesehen davon, dass im Allgemeinen durch die Natur dieser Stoffe die Nahrungs- mittel bedingt sind, sind sie es, die den Pflanzen den nö- thigen Halt zu bieten haben, indem ihre Menge die Quantität der Nahrungsmittel bei weitem: übertrifit. Der Boden muss nicht nur einerseits in dem Masse zerkleinert sein, dass ihn die Wurzeln und die Nahrungsmittellösung auf leichte Weise durchdringen können, sondern er muss anderseits eine solche Steifigkeit und einen solchen Zusammenhang besitzen, dass die sich darin ausbreitenden Wurzeln insoweit befestigt wer- den, um die Pflanzen gegen ein Umfallen und Niederstrecken zu schützen, wenn sie irgend ‘ein Stoss, der: nicht zu mächtig — 1 — ist, trifft. Ein guter Ackerboden ist demnach derjenige, wel- cher mit der nothwendigen Porosität die für die verschiedenen Kulturpflanzen nöthige ‘Steifigkeit und Festigkeit verbindet: Der Quarzsand stellt in allen Fällen ein mehr oder weniger grobkörniges: Pulver dar, dessen Theile leicht gegen- einander verschoben werden können; er hat dem Ackerbau einerseits günstige, anderseits ungünstige Eigenschaften. Wegen seiner Körnigkeit hat die Luft leichten Zutritt, das Wasser kann sich ohne grosse Hindernisse darin vertheilen, die Strah- len der Sonne erwärmen ihn leicht; Dünger und Humus ver- wandeln‘ sich ‘mit Hülfe der-ungehindert zufliessenden Luft im Sandboden schnell in Kohlensäure, Ammoniak und Wasser, in wirkliche Nahrungsmittel; alles dies sind Eigenschaften, die für‘ die Kultur in gewissem Grade nothwendig sind. Dagegen hat der Sand eine geringe Anziehungskraft für Wasser und die darin gelösten Stoffe; das ‘Wasser sinkt schnell in die tiefern Schichten und der Sand tröcknet oben bald aus. Je grobkörniger der Sand ist, desto weniger Wasser nimmt er auf und desto schneller verliert er diese Menge; auch vermag er durch Haarröhrchenanziehung das Wasser aus’ der Tiefe weniger hoch zu heben. 'Nichtsdestoweniger kann es vor- kommen, dass die Pflanzen ım feinern Sande mehr von der Dürre leiden, weil’ der ‘darauf fallende Regen weniger tief eindringt,, da die ‘grössere wasserhaltende Kraft das Wasser in: den obern Schichten festhält. ' Ferner ist der Quarzsand im: Allgemeinen sehr arm an nährenden Stoffen, da dieselben bei seiner Entstehung wegen ihrer feinen 'Zertheilung später- vom Wasser abgesetzt wurden, als der Sand; ausserdem wird er noch fort und .fort ‘durch die atmosphärischen Nieder- schläge ausgewaschen. In letzterer Hinsicht ist der feinkör- nige :Sand vortheilhafter, weil die löslichen Bestandtheile viel langsamer entführt ‘werden. Man bedient sich daher des feinkörnigen Sandes zum Reinigen des schmutzigen Wasser's mittelst Filtration, wie denn z. B. in Berlin alles: Wasser, welches die Wasserleitung aus der Spree in die Stadt führt, vorher in gewaltigen Becken durch Sand gereinigt wird. —. 12 — Während ; die! ‚leichte Zersetzbarkeit des: Humus und: des: Düngers im“Quarzsande ein: Vortheil: für die ‚Vegetation ist, wenn ' man'nur ‘im: Stande: ist, ‚hinreichende Mengen: frischen! Materiales ihm zuzuführen, ‚so. ist! doch, gerade - diese: Eigen- schaft die Hauptursache der Unfruchtbarkeit des Sandhbodens; weil: in ‘Folge, derselben : sich, nicht ein Kapital von Humus ansanımeln ‚'kann,,. welches ‚den ‚Boden. kulturfähiger machen würde. | | Ist es nicht mit zu grossen. Kosten verknüpft, dem Ba boden eine! grössere Menge Wasser zuzuführen, oder: ist seine Lage der Art, dass. er aus. benachbarten Flüssen und: ‚Seen durch Haarröhrchenanziehung reichlich‘ Wasser erhält. und damit zugleich die im. Wasser gelösten nährenden Substanzen; so , verliert er. viele.; seiner. nachtheiligen : Eigenschaften, und solcher : Acker wird für. gewisse. Pflanzen sogar ein frucht- barer genannt, werden können. Ein. Hauptvortheil ‚der , grössern RER liegt : fürı den Sandboden in’ dem: Umstande,, dass ‚die. Feuchtigkeit (die. schnelle Zersetzung, des. Humus und: des Düngers verzögert. Dem: grössern. Wassergehalt hat es: mancher: :Sandboden ; in der, Umgegend Berlins zu verdanken, ‚dass‘ er «kulturfähig ist, wozu (freilich. noch kommt, dass: man» in‘ der ‚Nähe: einer so grossen Stadt über reichliche Düngmittel ‚zu: verfügen: hat. An den Ufern. der Flüsse, ‚Seen; und Teiche vermag sich ':oft: im reinen : Sande ‚ein. vergleichsweise - üppiger. Pflanzenwuchs:: zu: entwickeln, ‚wenn! sie ‚nur. vor: Wind: und. Wellenschlag ’ ge- sehützt sind. Nach und. nach erzeugen hier die‘ Reste: abge- storbener Pflanzen eine: ansehnliche Humusschicht, da das Wasser die. ‚schnelle. Zersetzung verhindert. Endlich, hätten: wir. noch als nachtheilige Eigenschaft des. Sandes: zu erwähnen, dass er den Wurzeln ‚der Pflanzen nur einen ‚geringen Halt bieten: kann ; es kommt sogar‘ nicht selten vor, dass ein Wind die. ganze Pflanzendecke unter ‘dem: leicht: beweglichen Sande begräbt. | Vergleichen wir den: Thon mit dem Onasiiländih..a so. er- giebt sich, dass »seine Eigenschaften‘ ‚denen » des’letztern“ ge- — 13° — radezu entgegengesetzt sind; so dass ihm die der Vegetation günstigen Eigenschaften des Sandes fehlen, er dagegen’ die Eigenschaften in hohem: Grade: besitzt, welche dem Sande mangeln.': Der Thon besteht: aus sehr feinen Theilen , welche in: die engen Poren das :Wasser mit grosser Begierde auf- saugen, ohne. es: durchzulassen; in 'feuchtem Zustande haften die ‚Theilchen sehr fest aneinander. Wegen ihrer Kleinheit sind auch die Poren von geringer Ausdehnung, daher leicht vollständig mit: Wasser angeful!t;: dadurch wird: der Zutritt der Luft verhindert, und organische Reste, ‘welche dem Thon beigemischt wurden, können sich: nur: äusserst langsam, nur an. der Oberfläche in Kohlensäure und Ammoniak zersetzen, also zu: wirklichen Nahrungsmitteln werden. Während .der nasse Thon weich ist und leicht Eindrücke annimmt, trocknet er. bei: anhaltend: trockener Witterung zu einer: 'steinharten Masse: zusammen, von vielfachen Rissen und Sprüngen. durchzogen. Aus der: ‚Entstehungsgeschichte: des Thones ist uns be- kannt, ‚dass 'er reich an.mineralischen Nahrungsmitteln, be- sonders an: Kalisalzen ist,: und dass: sich Reste von Mineralien in’ihm finden, durch deren allmälige Verwitterung jene Sub- stanzen «immer: wieder ‘von Neuem 'erzeugt werden. «So vortheilhaft ‚die angeführten Eigenschafen des Thones für: die Kultur sind, so ist: dennoch reiner: Thonboden für den. Ackerbau ganz untauglich. ‘Die Steifheit desselben ver- hindert ‘das Eindringen der Wurzeln und erschwert die Be- arbeitung behufs Unterbringung der Saat übermässig; und ist die: Saat wirklich 'darinnen, so. haben die Keime nicht die Kraft, die :zähe ‚Decke zu durchdringen. Bei nasser Witte- rung verfaulen die Wurzeln‘, wogegen sie bei grosser Dürre, wenn der Boden aufreisst, leicht mit zersprengt werden. „Bei näherer Betrachtung : der erwähnten Uebelstände des - Thones: und Sandes ergiebt sich der einfache Schluss, dass eine Mengung beider die nachtheiligen Eigenschaften jedes einzelnen mehr oder weniger aufheben muss. ‘Während der Sand den Thon auflockert und-der Luft, dem Wasser und den Wurzeln das’ Ein- — 154 — dringen erleichtert, die Zersetzung des :Humus in Nahrungsmittel befördert, vergrössert der Thon die wasserhaltende und wasser- anziehende Kraft des Sandes, führt ihm mineralische Nahrungs- mittel zu und verhindert das zu schnelle Verwesen der orga- nischen Bestandtheile. Die Wirkung des Sandes hängt natür- lich von seiner Körnung ab, ein grobkörniger wird offenbar mehr verändernd auf die Konstitution eines Thonbodens wir- ken, als ein feinkörniger. Im Allgemeinen lässt sich 'anneh- men, dass ein Boden, der zur Hälfte aus Sand besteht, also ein Lehmboden, für unsere Kulturpflanzen am geeignelsten ist. Solche Bodenarten, ‘welche mehr als die Hälfte Thon‘ enthal- ten, können zwar bis zu einer gewissen Grenze noch kultur- fähig sein; aber die Eigenschaften des Thones werden’ bald so überwiegend, verdecken die des Sandes so sehr, dass es immer vortheilhafter: ist, einen Boden mit mehr als der Hälfte Sand zu bebauen. Ein Boden, der auf neun Theile Quarz-' sand nur einen Theil Thon enthält, ist in ‘der That immer noch ‘ein fruchtbarer zu nennen. Der kohlensaure Kalk be- sitzt theils die Eigenschaften des Quarzsandes, theils die ‘des Thones, je‘ nach seiner ‘mechanischen Beschaffenheit ‚nach seiner Körnung. Je feiner der Kalksand ist, desto "mehr nähert er sich dem Thone; da er jedoch weniger zäh vist, macht er-den Thon, wenn er ihm beigemengt wird, minder bindend und feucht, ohne dass etwa reiner Mergelboden dem Ackerbau sehr förderlich wäre. . Dem: Sande beigemengt, ver- leiht er ihm die Eigenschaft, das Wasser fester zu halten und mehr davon aus der Luft zu verdichten. Grobkörniger Kalk- sand ist für sich noch weniger für den Ackerbau geeignet, als Quarzsand, da er dessen ungünstige Eigenschaft, schnell auszutrocknen, in noch höherm Grade besitzt... Seine Eigen- schaft, als Gemengtheil anderer Bodenarten in seiner Lösung ım kohlensäurehaltigen Wasser 'zersetzend auf die Mineralien und: die Humussubstanzen zu: wirken, wollen wir an einer andern Stelle noch näher in Betracht: ziehen. Mitten inne zwischen dem Sand - und Thonboden RR der Humusboden, der nach dem mehr oder weniger vorge- — 155° — schrittenen Zustande seiner Zersetzung und der Art seiner Entstehung sich bald dem einen, bald dem andern mehr nä- hert. Der Torfboden, welcher aus: wenig zersetzten Pilanzen- stoffen besteht, trocknet bei dürrem Wetter wegen seiner grossen Poren fast noch vollständiger: aus, als der Sand; da- gegen ist er befähigt, aus der Luft nicht geringe Mengen Wasserdampf zu verdichten, welche Eigenschaft dem Sande ganz abgeht. Wie der Sand und noch leichter: wird ‚der Torf vom Wasser vollständig ausgewaschen und so dır in ihm ent- haltenen Nahrungsstoffe beraubt. Dagegen gleicht er dem Thonboden darin, dass er wie dieser im Sommer sowohl als im Winter bei anhaltender Trockenheit von Spalten und Rissen durchsetzt wird. Ist der Humus weiter zersetzt, und besteht er aus so kleinen Theilen, dass keine Pflanzenstruktur in dem- selben zu erkennen ist, er also ein leichtes Pulver bildet, so hat er unter allen Stoffen im ‘höchsten Grade: das Vermögen, Wasserdampf aus der Luft zu verdichten; ‘das aufgesogene Wasser nebst den Salzen kann ihm nur sehr schwierig und ganz allmälig entzogen werden. Dies Vermögen besitzt er in so hohem Grade, dass er in reinem Zustande für die Kultur- pflanzen ungeeignet ist, wozu noch der Umstand kommt, dass er wegen seiner spezifischen Leichtigkeit‘;den Wurzeln noch weniger Anhalt zu geben vermag, als der. Sandboden. Da durch die fortschreitende Zersetzung des Humus fort und fort neue Nahrungsmittel erzeugt werden, so ist er ein vortrefflicher Zusatz zum Sandboden; die: Lockerheit dieses Gemenges macht es jedoch nur für einige wenige Pflanzen geeignet, ‘die nur einer geringen: Stütze im Boden bedürfen. Ganz anders verhält sich der Humus zum Thonboden, indem durch seine Gegenwart ein Theil. des :nothwendigen Sandes ersetzt werden kann. Wenn er nicht gar zu fein gepulvert ist, so wird schon durch die Beimengung allein: der, Thon ge- lockert; mehr geschieht dies aber noch durch die in Folge der Zersetzung aus dem Humus 'entweichenden Luftarten, welche sich gewaltsam einen Ausweg suchen; er: wirkt, wie die entweichende Kohlensäure bei der Gährung des Brotteiges. — 156 — Ferner wirken die aus dem Humus frei werdenden Ammoniak- salze und die Kohlensäure zersetzend: auf die im Thon: ent- haltenen Mineralien. ‚die Feldspathreste und die Glimmerblätt- chen; wodurch der Boden neue Mengen Jlöslicher Salze erhält. Weil aber der Zutritt der Luft zu einem Gemenge von Humus und Thon nur ein beschränkter ist, so findet die Verwesung des Humus nur sehr langsam statt; es vermehrt sich die Humusmenge eines solchen _Ackerbodens, statt sich zu ver- mindern, weil nicht alle Stoppeln und aller Dünger zersetzt werden. Fassen wir daher noch einmal von einem allgemeinern zesichtspunkte das einzeln Erwähnte zusammen, so ergiebt sich, dass die Fruchtbarkeit und Kulturfähigkeit eines Bodens dann am höchsten ist, wenn er aus einem passenden Gemenge der genannten Erdarten besteht. Wir haben zugleich gesehen, wie bis zu einem gewissen Punkte die einzelnen Stoffe einan- der vertreten können, ‘wenn die andern Bedingungen, beson- ders das Wasser, in einem günstigen Verhältnisse stehen. Aber vergessen dürfen wir nicht, dass die Fruchtbarkeit eines solchen Gemenges stets: durch die klimatischen Verhältnisse mit’ bedingt ist. Ein thonreicher Boden, der in einem feuch- ten Klima‘ oder ‘durch andere Umstände zu nass ist, kann in einer wärmern und 'minder feuchten Gegend ganz ausser- ordentlich‘ fruchtbar sein, ‚wie anderseits ein Sandbodeu unter günstigen Verhältnissen, namentlich 'wenn'ihm reichlich. Wasser zu Gebote steht, hier fruchtbar sein kann, dort dagegen, bei einem trocknen und heissen Klima, : unbenutzt bleiben muss- Uebrigens lässt sich als ziemlich ausgemacht annehmen, dass ein Lehmboden in den meisten Fällen am fruchtbarsten sein wird, ‘da er alle Eigenschaften der übrigen Bodenarten in einem gewissen Grade in sich vereinigt. Wir haben am Eingange dieses Kapitels darauf hinge- wiesen, 'wie bei den verschiedenen Kulturpflanzen oft gar ver- schiedene Bedingungen der Fruchtbarkeit an den Boden ge- stellt werden müssen; wir wollen in Folgendem die haupt- sächlichsten etwas näher besprechen. — 457 — Unter: allen Kulturpflanzen haben für uns. die. Getreide- arten die ‚grösste Bedeutung, nächstdem die Kartoffeln, Rüben und Hülsenfrüchte. Im Allgemeinen wird ein Lehmboden, in welchem ein Theil des Sandes oder auch des Thones durch Humus oder Kalk ersetzt sein kann, imıner am vortheilhafte- sten für die Kultur der Körnerfrüchte sein. Humus und Kalk dürfen nicht ganz fehlen, letzterer um so weniger, als er in die Pflanzensubstanz mit eingeht; wichtig ist auch ein ge- wisser Reichthum an Phosphorverbindungen und: schwelfel- sauren Salzen. ‘Von allen. Getreidearten ist der Weizen am empfindlichsten, man: könnte sagen am begehrlichsten; er scheint einen gewissen Gehalt an Thon im:Boden nicht 'ent- behren zu können; doch haben wir Weizenfelder im: Vogesen- sande gesehen, :wo der Thongehalt ‘sehr gering 'war. . Dem Weizen am nächsten steht die Gerste, und selbst der Hafer liebt: einen nicht zu thonarmen: Boden. Am genügsamsten ist der Roggen, der mit jedem Boden fast vorlieb nimmt; wir haben ihn in allen Bodenarten mehr oder weniger üppig gesehen, wenn nur die übrigen Bedingungen seines Gedeihens erfüllt waren. Doch gedeiht auch er in einem Lehmboden am besten, am wenigsten sagt ihm grobkörniger Mergel zu. Den Kartoffeln ist ein reicher Thonboden nicht vortheilhaft; die Knollen : werden zwar sehr gross, besonders in humus- reichen, aber sie enthalten wenig Stärkemehl und werden un- schmackhaft. ‘Am zuträglichsten ist ihnen ein lockerer, leich- ter Lehmboden; bekanni ist, dass im ai Sande x ganz vorzügliche Kartoffeln gedeihen. Die Hülsenfrüchte, als Linsen, Bohnen und Erbsen, lieben einen’ kalkreichen Lehmboden, den 'auch die Kleearten jedem andern vorziehen, unter ihnen besonders die Esparsetie,, ‚die geradezu nur auf einem eigentlichen rar der. Quarz- sand enthält, gut geräth. | 119 Für die: verschiedenen 'Rübenarten . ist um ae ‚ein sehr thonreicher Boden nicht vortheilhaft, weil er der'Ausdeh- nung der Wurzel ‘einen zu grossen: mechanischen: Widerstand leistet; » im Allgemeinen darf der Boden nicht zu sehr‘ dem — 158 — Austrocknen ausgesetzt sein. Ein grosser Ueberschuss an lös- lichen Alkalisalzen ist besonders der Zuckerrübe nachtheilig, da sie selbst aus einem salzarmen Boden grosse Mengen sich aneignet, ein zu grosser Alkaligehalt aber die Gewinnung des Zuckers erschwert. Die Kohlarten und die Oelfrüchte lieben einen reichen Lehmboden, doch begnügt sich der Raps auch mit einem ärmern. Endlich: giebt‘ es noch ‘einige Kulturpflanzen, wie .-.die gelbe Lupine und der Buchweizen,, ‚denen ein .etwas höherer Thongehalt sogar nachtheilig ist; der ihnen am vortheilhafteste Boden ist der Sandboden. ‘Während in: der reichen Magde- burger: Gegend, ‘wo: nur ‘selten ‘einmal: Buchweizen gebaut wird, die Pflanzen niedrig und dürftig bleiben, entwickeln ‘sie sich in nicht zu trocknen Jahren in der Altmark: ganz vor- trefflich, wo kaum eine: andere Pflanze mit Vortheil ‘gebaut werden kann. Erinnern wollen wir hier noch einmal, dass mit der Be- zeichnung „Sandboden “, „Thonboden“, nie eine einzelne Ei- genschaft gemeint ist, dass vielmehr durch den vorwiegenden Gehalt einer der genannten Substanzen eine ganze Summe von: Erscheinungen bedingt wird, die in ihrer Vereinigung den Boden zu einem fruchtbaren oder unfruchtbaren machen. Stellen wir uns nun die Frage, welche Bedingungen 'er- füllt sein müssen, um den’ Werth eines Ackers zu bestimmen? Kennt man ‘durch längere Beobachtungen die klimatischen Verhältnisse und die dadurch bedingten Niederschläge, so wie die Vertheilung des Wassers in Flüssen, Seen und Quellen, so’ muss man sich eine möglichst genaue Kenntniss der im Boden enthaltenen löslichen Nahrungsmittel : zu verschaffen suchen ‚ohne‘ die zur Zeit noch wunlöslichen Stoffe ganz zu vernachlässigen, da sie ein Kapital für spätere Zeiten bilden. Ferner ist es nöthig, den Zustand der Zerkleinerung der Ackerkrume und die Fähigkeit, Feuchtigkeit und Wärme aus der Luft aufzunehmen, genau zu erforschen. Sind diese Be- dingungen alle erfüllt, ‚so kann man mit ziemlicher Sicherheit — 159 — ein Urtheil über die Fruchtbarkeit eines Ackers fällen, natür- lich immer mit Rücksicht auf bestimmte Kulturpflanzen. So lange dies nicht möglich, muss man die Beurtheilung Land- wirthen überlassen, die in der Gegend zu Hause sind; ganz falsch ist es aber, zu glauben, dass Jemand, weil er Land- wirth ist, schon im Stande sei, jeden Acker richtig zu beur- theilen; er kann dies nur in der Gegend, wo er zu Hause ist und neben den Aeckern aufgewachsen, die er beurtheilen soll. In einer fremden Gegend wird das Urtheil des prakti- schen Landmannes .oft gar schi.f ausfallen. Viertes Kapitel, Von der Bodenverbesserung oder Melioration. Der Ackerbau hat nicht allein die Aufgabe, Pflanzen über- haupt zu erzeugen; es sollen vielmehr möglichst viele Pflanzen der für ihre Verwendung besten Art, also Pflanzen von be- stimmten Eigenschaften auf die vortheilhafteste Weise erzeugt werden. Je mehr die Bevölkerung eines Landstriches zu- nimmt, desto mehr steigern sich die Bedürfnisse, desto höhere Anforderungen müssen an den Ackerbau gestellt werden. So lange die Bevölkerung dünn ist, wird man nur die besten Bodenarten bebauen; vermehrt sie sich, so muss man nicht nur den geringern Boden auch kultiviren, sondern man wird darauf denken, durch Verbesserungen aus der gleichen Fläche mehr Früchte zu erzielen. Bei diesen Verbesserungen handelt es sich vor allen Dingen um den Kostenpunkt, und bevor man die Melioration eines schlechten Bodens beginnt, ist die Frage zu prüfen, ob man nicht mit geringern Kosten die zu gewinnenden Produkte aus andern Gegenden beziehen kann. Sehr oft wird man jedoch finden, dass schon ein geringer Kostenaufwand hinreicht, um einem undankbaren Boden die Eigenschaften zu ertheilen, die ihn in einen recht tragfähigen — 161 — verwandeln. ' Wie sich durch. den: Fortschritt der. Naturwissen- schaften. und: der ‚mechanischen Gewerbe; . unsere. Hülfsmittel immer: mehr und. mehr. vervollkommnen, wird es.auch immer mehr möglich, werden, bisher, unbenutzten oder. wenig. erträg- lichen, Boden ;,in brauchbaren und: fruchtbaren ‚zu ‚verwandeln, und auf;,diese Weise das. Gespenst der Uebervölkerung, das in vielen. Köpfen | spukt, ‚zu .verscheuchen; es. wird. .dies um so nothwendiger ‚'.je höher. das .Bedürfniss nach 'Pflanzenstofien steigt. Denn wie man in einem Gefäss von bestimmter Grösse auf einmal. nur’ eine. begrenzte ‚Menge von ‚Fleisch ‚kochen kann, um es. geniessbar zu. machen, so kann auch. ‚auf ‚einer begrenzten ‚Bodenfläche auf einmal nur‘ eine. ‚bestimmte Menge von, Stoffen, ein: Maximum, in organische, Materie. verwandelt werden, in ‚Pflanzensubstanz ;, die. Art..der. ‚Pflanzen. und. das Klima bedingen dieses: Maximum eben. so. sehr; 'als ‘die Be- schaffenheit ‚des: Bodens. Es ist. daher. die ‘Aufgabe, die ‚kultur- fähige Fläche zu vergrössern. Auf der. andern Seite. kann:-man durch Verbesserung der Apparate dennoch. auf.einmal in gleich grossen: Gefässen mehr produziren;. eben so kann man dureh Verbesserung des Bodens die Tragfähigkeit desselben erhöhen. Die ‚Eigenthümlichkeiten der Pflanzen können wir ‚sehr wenig, die des Klimas gar nicht verändern, und es. bleibt: uns nur der. Boden ‚übrig, auf: den wir: unsere Thätigkeit ‚zu: rich- ten haben, sei es, dass wir ihm Nahrungsmittel zuführen, sei es,. dass wir, ihn dauernd verändern ‚durch Eingreifen ‚in die Konstitution desselben, In dieser Beziehung unterscheidet sich der Ackerbau durchaus nicht von andern technischen Gewerben! In frühern Zeiten presste man durch Walzen. den Zuckersaft aus dem Zuckerrohr und verlor dabei einen grossen Theil des Saftes; den erhaltenen Saft kochte man in oflenen Gefässen über freiem Feuer ein, und wiederum ergab sich ein nicht un- bedeutender Verlust. Jetzt kocht man den Salt, den man mit hydraulischen Pressen gewonnen hat, in; Vacuumpfannen ein, so. dass es sogar. möglich geworden ist, ‚aus viel: zuckerärmern Pflanzen, den Rüben, den Zucker. zu gewinnen ‚und mit dem Filly, Ernährungsverhältnisse, 11 —- WR Kolonialzucker zu konkurriren, weil’ wir den Vortheil der bes- sern Apparate voraus haben. So muss auch der Landwirth seinen Apparat, das ist’'der Acker,’ verbessern, wodurch''es ihm möglich wird, oft‘ mehr aus seinem ärmern Boden und in einem’ ungünstigern Klima zu erzielen, als ein ‘Anderer aus reichem: Boden bei fruchtbarem Klima, wenn er' nicht ein Gleiches thut. Nicht immer ist der grössere Erfolg da,’ wo die grössern Hülfsmittel sind, sondern sehr oft da, wo' In- ielligenz den Mangel ersetzt. Izislr Die Arbeiten, welche auf eine dauernde Verbesserung des Bodens gerichtet sind, insoweit sie sich also nicht auf eine Zufuhr von Nahrungsmitteln erstrecken, welche immer wieder- holt werden muss, pflegt man Meliorationsarbeiten zu nennen; die hauptsächlichsten derselben 'wollen wir hier näher betrach- ten. Die Meliorationsarbeiten haben unter allen ‘Umständen den Zweck, dem Boden einen fehlenden Gemengtheil zuzu- führen oder einen ihm nachtheiligen zu entfernen. Die einfachste und Jedem von selbst einleuchtende Verl besserung besteht darin, grössere Trümmer von Gesteinen aus dem Boden zu entfernen, indem diese einerseits den Beacke- rungsarbeiten hinderlich sind, anderseits den Wurzeln’ nicht gestatten, sich nach allen Seiten frei auszubreiten. Hier hilft immer nur ein Auslesen’ mit der Hand, und es bedarf diese Art der Verbesserung keiner weitern Betrachtung. Unter allen Bestandtheilen des Ackerbodens veranlasst das Wasser die häufigsten Meliorationen, indem es bald im Uebermass vorhanden ist, bald mehr oder weniger mangelt; wir wollen daher diese Arbeiten zunächst einer Betrachtung unterziehen. Entwässerung und Bewässerung. Die nachtheiligen Folgen des Wassermangels sind zu ein- leuchtend, um eine weitläufigere Besprechung zu erfordern; denn wo kein Wasser vorhanden ist, können die im Boden enthaltenen nährenden Substanzen nicht gelöst werden; da =. Mm die Pflanzen aber nur gelöste Stoffe aufnehmen, so kann beı 'vollständigem Wassermangel von einer Pflanzendecke selbst- verständlich keine Rede sein; wo aber auch kein absoluter Wassermangel herrscht, sondern ‘die Wassermenge nur eine geringe ist, muss die Vegetation aus Mangel an Nahrung eine dürftige bleiben, weil den Pflanzen nur wenig Nahrungsflüs- sigkeit zugeführt wird; es geht dann den Pflanzen , wie dem ‘Menschen, der bei mangelhafter Nahrung bald verfällt. Der Wassermangel ist aber häufig eine Folge des schlechten Bo- dens, und alle Mittel, welche dazu dienen, den Boden zu verbessern, tragen mittelbar zur Vergrösserung der wasserhal- tenden Kraft, zur Vermehrung des Wassers bei, wie umgekehrt eine Zufuhr von Wasser einen grossen Theil der schlechten Ei- genschaften eines Bodens minder nachtheilig machen kann. Im Allgemeinen wird in Europa der Boden, mit Aus- nahme der Wiesen, nicht direkt bewässert, während dies in einigen Theilen China’s im grossen Massstabe ausgeführt wird, weil die Kulturpflanzen der Chinesen, der Reis, eine Bewäs- serung verlangen; auch. die Zuckerrohrplantagen werden viel- fach bewässert. Wo das Land gegen die benachbarten Seen und Flüsse nicht zu hoch liegt, lässt sich oft schon durch wenige Gräben, wenn anders das Gemenge des Bodens so beschaffen ist, dass es kapillarisch wirken kann, eine recht vortheilhafte Bewäs- serung herstellen. Hat man elementare Kräfte, z. B. Wasser- gefälle zur Verfügung, sc lassen sich diese mitunter recht vortheilhaft zur Bewässerung benutzen, und wir glauben, dass hier noch viel für den Ackerbau geschehen kann. In den meisten Fällen jedoch sind die klimatischen Verhältnisse die Ursache eines in gewissen Jahreszeiten eintretenden Wasser. mangels. Gegenden, die früher reich und fruchibar waren. 'haben mit der fortschreitenden Entwaldung ihre frühere Frucht- barkeit mehr oder weniger eingebüsst. Die Waldungen er- zeugen durch die grosse Verdunstungsoberfläche eine stärkere Abkühlung; wenn nun mit Wasserdampf geschwängerte Luft- Pi". — :164 — ‚ströme die. Wälder: treffen, ‚so müssen sie in‘ Folge der Ab- kühlung einen. Theil des Wassers. abgeben; ‚auf. der andern Seite vermindern die. Waldungen,,, indem sie, die Winde, bre- chen, .die .austrocknende Kraft ‚derselben, _Wo aber ‚die Wal- dungen ausgerottet sind, da streichen die Lüfte ungehindert über die Landschaft hin, ohne von ihrem Wasserreiehthum abzugeben und die Felder zu befruchten; die trocknen ‚Winde befördern die Verdunstung und entwässern den: Boden noch mehr. Diesen Nabhtheilen lässt sich auf verschiedene Weise bis zu ‘einem gewissen Grade abhelfen: Die Gemeinden und Staaten sollten darauf sehen, dass die Wälder nur mit: der grössten Vorsicht niedergelegt werden; ‚denn ‚nicht immer, ist eine für den Ackerbau gewonnene Fläche, ein wirklieher. Ge- winn für die Produktionsfähigkeit einer Gegend; was an, Fläche gewonnen wird, kann an Fruchtbarkeit verloren gehen: Wo die Entwaldung schon zu weit gediehen ‚ist, sollte man wieder die Hügel bewalden. Im Einzelnen lässt sich viel: dadurch erreichen, dass man: in den Feldmarken Hecken: anpflanzt. Diese halten die Luftströmungen in der Nähe des Bodens auf und vermindern so die Verdunstung, so dass dem Boden mit dem Wasser zugleich die Wärme erhalten wird, welche zur Verdunstung verbraucht würde; denn es ist eine bekannte Erscheinung, dass die Verdunstung um so schneller von Statten geht, je heftiger die Windströmungen sind. Man. erkältet ‚sich in der Zugluft nicht um deswillen, weil, man etwa von. kalter Luft getroffen wurde, ‚sondern weil die Zugluft die Ausdün- stung unserer Haut befördert; bei jeder Verdunstung wird aber durch den Dampf Wärme gebunden, die in diesem Falle un- serem Körper entzogen werden muss. Es ist selbstverständlich, dass man die Hecken so anzu- legen hat, dass die herrschenden Winde rechtwinklig auf die- selben treffen. Weil aber in unsern Gegenden die Ost- und Westwinde ‚vorherrschen, so müssen die Hecken die Richtung von Nordwest nach Südost. haben. Nicht zu verkennen ist allerdings, dass die Hecken einige Nachtheile haben, indem sie das Feld beschatten und im Frühjahr der Schnee in deren — 165 — Nähe etwas länger liegen bleibt; ‘duch sind diese Nachtheile im Ganzen unerhebiich. Endlich sei hier noch des Einflusses Erwähnung gethan, welchen der Dünger auf den Wassergehalt des Bodens hat; er ist wie der Humus unter allen Substanzen am meisten be- fähigt, Wasserdampf aus der Luft zu verdichten, und kann so eine Quelle des Wassers für den Boden werden. Ein humus- reicher, gut gedüngter Boden hat weniger von der Dürre zu leiden. ON Die Nachtheile des zu grossen Wassergehaltes eines Bo- dens beruhen im Wesentlichen darauf, dass das Wasser den Zutritt der Luft verhindert. Dadurch wird die Zersetzung der Humusbestandtheile eine solche, dass Stoffe entstehen, welche nicht nur nicht als Nahrungsmittel dienen können , sondern welche sogar auf die meisten Kulturpflanzen wie Gifte wirken; dagegen rufen sie eine Vegetation hervor, die der Sumpf- pflanzen, unter welcher die Kulturpflanzen ebenfalls zu Grunde gehen müssen. Es handelt sich hier zunächst um die Ursachen, durch welche dem Boden zu viel Wasser zugeführt oder erhalten‘ wird, indem sich nach der Art derselben auch die Abhülfe zu richten hat. Wird das Wasser einzig und allein durch eine zu starke Haarröhrenanziehung in dem Boden festgehalten, sv kann man es nicht unmittelbar entfernen; man muss auf Um- wegen zum Ziel zu kommen suchen. Ist ein Boden sehr fein vertheilt und besteht aus solchen "Substanzen, welche das Wasser stark anziehen und mit grosser Hartnäckigkeit fest- halten, wie Thon und Humus, so kann der Wassergehalt unter’ Umständen leicht zu gross werden. Hier lässt sich kaum etwas Anderes thun, als den Boden mit Quarzsand oder grobem Kalksand zu mengen, wodurch die Verdunstung vermehrt, die wasserhaltende Kraft vermindert wird; ein sorgfältiges "Auf- lockern wird ebenfalls von günstigem Erfolge sein; auch kann die später zu betrachtende Drainirung, wenigstens in den nassen Jahreszeiten, beitragen, einen Theil des Wassers ab- zuleiten. | —. ib — Bei weiten. in., den ‚meisten Fällen ‚hat die zu . grosse Wassermenge eines Ackers ihre Ursachen in den. Lagerungs- verhältnissen der Bodenschichten, wo. sich die überschüssigen Wässer oft unmittelbar durch oflene Gräben oder Drainröhren ableiten lassen. | | Zum nähern Verständniss wollen wir die am häufigsten vorkommenden Lagerungsverhältnisse etwas genauer: be- trachten. ’ Nehmen wir an, der Acker habe zu oberst eine Schicht, welche das Wasser leicht durchlässt; unter‘ dieser ‚aber be- finde sich. ein muldenförmiges Thonlager, welches .das.. Wasser aufhält. Fig. 18 Tafel II möge das eben Gesagte veranschau- lichen, indem « die 'durchlassende Schicht, 5 die Thonschicht: bezeichnet. Alles Wasser, welches durch Regen. oder Schnee aus der Atmosphäre, aus Quellen oder höher gelegenen Was-, seransammlungen durch Druck in dies Becken gelangt, wird, sich . darin ansammeln und das Becken ausfüllen, wenn die, Verdunstung nicht gross. genug ist, eine äquivalente, Menge zu entfernen. Liegt die Thonschicht nicht zu tief und: befindet sich unter ihr wieder Sand, von wo aus ein Abfluss möglıch, ist, so. ist das, einfachste und am wenigsten kostspielige Mit- tel, die Schicht Thon an verschiedenen. Stellen mit Röhren zu durchsetzen, so dass das Wasser durch. die Löcher in..den unten befindlichen Sand entweichen kann. ‚Natürlich ‚müssen diese Oeffnungen an, den. tiefern Stellen der Mulde. ange- bracht werden. ’ | Befindet sich aber unter der „zweiten -Sandschicht, ein; dem. obern ähnlich gebildetes Tlıonlager, so können die. Löcher Nichts nützen, indem sich auch die untere Sandschicht bald) voll saugen, würde. In diesem Falle muss man. Gräben. au- legen, welche den aufgebogenen Rand. der 'Thonmulde‘, durch- brechen; es; ist. selbstverständlich, dass die Gräben so. zu ziehen sind, dass sie ein Gefäll haben. ' Versieht man die Gräben mit Schleusen, so kann man damit, den ‚Wasserabfluss reguliren. Bei einem sehr durchlassenden” Boden kann. die Zahl dieser Kanäle beschränkt sein, und oft wird ein einziger — 167° — genügen, wenn.er ‚nur so, gezogen ist, dass der Boden sich allseitig. zu’ ihm hinneigt,..., Bei einem Boden von grösserer wasserhaltender. Kraft ist ‘es nothwendig, verschiedene schmale Quergräben nach dem Hauptkanal zu führen. Was die. Tiele der anzulegenden. Gräben betrifft, so wird sie da am gering- sten sein müssen, wo: der aufliegende Boden sehr leicht durch- lässt, weil anders die Austrocknung bald zu weit getrieben werden könnte. Als Regel kann man annehmen, dass eine Tiefe von zwei bis. fünf Fuss für, alle Fälle ausreicht. Wenn ein Ackerland am Fusse einer Erhebung liegt und bier entspringende Quellen keinen andern Ausweg haben, als in den durchlassenden Boden desselben, weil unterhalb eine Thonschicht sich befindet, die horizontal liegt, so ist es oft möglich, die Quellen am Fusse der Erhebung, von woher sie kommen, durch einen. tiefen Graben abzuleiten; im Nothfall verlettet. man die Wand des Grabens an: der Seite, wo der Acker liegt. Liegt endlich die Oberfläche nur wenig höher als der Spiegel der nächsten Wasseransammlungen in Flüssen oder Teichen, so nützen Gräben nur wenig, da sie allein das durch Regen oder Schnee auf den Boden gelangende Wasser aul- nehmen können. Hier ist nur eine Erhöhung des Bodens er- spriesslich. Wo dies jedoch nicht durch Abfahren nahe ge- legener Hügel ausführbar ist, kanu man noch auf die Weise einen Theil des Bodens verwerthen, dass man gewölbte Beeie aufwirft, indem man theilweise vertieft. Eine andere Annahme ist die, dass die obere Schicht aus-Lehm oder Thon bestehe, welche Erdarten das Wasser, das in Form von Regen und Schnee auf sie fällt, nur lang- sam aufsaugen.:: Auf solchen Aeckern bilden sich nach jedem Regen Tümpel, in denen das Wasser tagelang steht, wenn sonst ‚auch der. Boden Gefälle hat. In diesem Falle ist es die erste Aufgabe, das Land beim Beackern möglichst sorg- fällig zu ebenen und an der tiefsten Stelle flache Gräben au- zulegen, in welche das überschüssige Wasser abfliessen kann. Bei grössern Grundstücken hat man einen Hauptgraben nöthig, — 168 — in welchen die Nebengräben münden; seine Breite und Tiefe ist durch die’ Menge des’ Wassers und durch die Neigung des Gefälles bedingt. Je fetter ein solcher Boden ist, um so grösser muss die Zahl der Gräben‘ werden; 'ein 'zu starkes Austrocknen kann hier kaum eintreten, weshalb 'män' den Hauptgraben unbedenklich vertiefen’ katin. 2 Es ist selbstverständlich , dass durch die Anlegung offe- ner Gräben "in ‘den’ Aekern die Oberfläche, welche bebaut werden kann, nicht unbedeutend vermindert wird,‘ und zwar um so mehr, je’ grösser die Zahl’ der Gräben ist; ausserdem ist aber noch die Wirkung derselben ‘oft eine sehr mängel- hafte. In gebirgigen: Gegenden, wo ‘die’ Ackerflächen "schon an und für sich sehr beschränkt sind, tritt dieser Uebelständ bei nothwendiger: Entwässerung um 'so bedeutender hervor. Daher haben die ’Landleute in solchen Gegenden schönin frühern Zeiten mit Feldsteinen in ihren 'Aeckern unterirdische Kanäle erbaut, versteht sich ohne Mörtel. Dadurch sind’ ih Innern des Erdreichs grössere Hohlräume erzeugt, die das Wasser bequem ableiten können, wenn sie, "wo nothwendig, mit 'Gefäll angelegt sind. An den Fugen, wo die Steine ’zu- sammenstossen,, sickert das Wasser aus dem darüberliegenden nassen Boden in die Kanäle, und es bewegt sich in ihnen, dem Gesetz der Schwere folgend, um so leichter abwärts, als der Bewegung kein Hinderniss im Wege steht, ‘wie dies bei den engen Poren des Erdreichs der Fall ist! In der Graf- schaft Glatz’ in Schlesien haben wir derartige Kanäle . mein verbreitet gesehen. Weil man aber nicht überall Ne RC TETTNEDARHE Ver- fügung hat,: auch die Arbeit viel Zeitverlust verursacht, &o “ist die Drainirung oder Entwässerung durch Thonröhren, wel- che in neuerer ‘Zeit in der Ländwirthschaft eingeführt und schon weit verbreitet’ ist, bei weitem allgemeiner‘ und auch weniger kostspielig 'ausführbar. Die Drains oder 'Thonröhren sind überall leicht zu haben, die Arbeit ist 'schheller abzu- thun, und die einmal ausgeführte Melioration unterliegt weniger häufigen Störungen. " Die Dräinirung kann "natürlich nur "da — 169 — von Nutzen sein, wo ein nicht zu geringes Gefälle: vorhanden ist, weil in den Röhren wegen ihrer Enge eine bedeutende Reibung stattfindet und dadurch der Wasserstrom aufgehalten wird. Bei der Anwendung der Drains geht keine Oberfläche verloren, weshalb ‘man sie in unbeschränkter Zahl anwenden kann, so dass 'sie in Folge ihrer Menge‘ auf einem Boden noch von 'Nutzen''sein ‘können, 'wo Gräben 'gar'keinen Erfolg haben. Allerdings werden in ‘der Regel noch einige Gräben nöthig sein, ‘welche im Frühjahr‘ das Schneewasser wegführen, da beim schnellen Thauen ‘das Wasser nicht rasch genug durch den’ Boden zu den Röhren gelangt. / ' Die Drains -sind ein bis zwei Fuss lange 'Thonröhren von drei bis sechs Zoll lichter Weite /"theils mit einer Glasur 'ver- sehen, theils ohne dieselbe. Man legt sie ohne Bindemittel mit ihren offenen Enden aneinander, so dass sie unterirdi- sche Kanäle bilden.‘ Indem das Wasser durch den hydrostati- schen Druck’ nach unten gedrängt wird, trifft es auf ‘diese Fugen; weil hier der geringste‘ Widerstand zu überwinden ist, gelangt es in die Röhren, durch die‘es auf der geneigten Sohle: leicht abfliesst. : Früher ‘wendete män' allgemein nur unglasirte Röhren an, weil‘ man ‘glaubte, das’ Wasser dringe hauptsächlich durch die Poren des gebranuten Thones. Die Menge des so abgeleiteten Wassers würde jedoch sehr gering sein, und Versuche haben gezeigt, dass man. mit fast eben so grossem Vortheil glasirte Röhren anwenden kann, welche den Vortheil der geringern Zerbrechlichkeit "haben. Je tiefer man die Röhren legt,' desto weiter‘ lassen sich die einzelnen Stränge ‘von ’einander entfernen, um einen glei- chen Effekt zu erzielen; ‘doch: ist es nicht rathsam, zu tief zu gehen, besonders bei schwerem 'Boden,, weil mit der Tiefe der Widerstand offenbar steigt, ‘den das Wasser’ im Erdreich findet. Im: Allgemeinen bringt‘ man ‘die Drains in’ einer Tiefe von’ drei bis zehn Füssen ‘an, je’nachdem der Boden weniger oder mehr im Stande ist,’ das Wasser‘ durchzulassen. '" Fassen wir noch einmal in’ 'der Kürze zusammen, ' wo- dureh der Wassergehalt eines Bodens verändert ‘werden kann, — Mm — so.',geschieht dies entweder ‚durch: eine, Veränderung ‚der Mi- schungsverhältnisse der einzelnen Erdarten desselben ,, ‚oder durch‘ Beschleunigung, respektive ‚Verzögerung der: Verdunstung; oder durch unmittelbares. Zuführen und. Ableiten des Wassers, Kein. Landwirth aber: sollte. die Nothwendigkeit. derartiger, Ar- beiten zu gering achten, da'er. oft, durch Aufwenduug ‚geringer Mittel: grosse Strecken unfrachtbaren . Landes ‚dem, ‚Ackerbau gewinnea und dadurch seinen: Wohlstand. heben. kann. . Aller- dings ‚erfordern diese ‚Arbeiten mitunter ein ‚grosses, Anlage- kapital, und die Kreditverhältnisse sind leider ‚auf. dem platten Lande noch ganz unentwickelt,,.. Stellt’ sich, ‚aber durch! eine sorgfältige . Prüfung ‚aller. ‚Verhältnisse, heraus, ..‚dassı die Un- kosten ‚unter allen Umständen ‚gedeckt werden, so sollte; man die. Molioration nie unterlassen. Eben.;so..sehr wollen. wir aber, vor. allen .‚unüberlegten Verbesserungsarbeiten, warnen, denn nicht selten. verzehren: dieselben. ein ‚Kapital, .das ‚der Boden nie zu verzinsen. vermag. Vor.allen Dingen ‚hüte man sich. vor. Pfuschern ‘und; Charlatanen, ‚die in: ihrem eigenen Interesse die Leute zu Unternehmungen zu ‚bewegen, ‚suchen; von denen. sie keine Vorstellung. haben; sie versprechen goldne Berge auch da, wo man: ohne, Vortheil. Berge ‘von Gold in den Boden stecken. muss. G oih H Melioratiönen durch Zufuhr von Erdarten. Häufig kann ein ‚Acker. schon durch ‚eine. geringe‘ Zufuhr von. Erdarten dauernd verbessert werden; ‚man ‚sollte. ‚daher diese Arbeiten, selbst wenn ‚sie etwas kostspielig erschei- nen, nicht versäumen, da der.-Acker ‚durch, dieselben, ‚un- gleich der Düngung. Eigenschaften für. ewige, Zeiten, erhalten kann, die seinen Werth'.bedeutend steigern.‘ Da übrigens die Erdoberfläche, wie wir. in ‚einem frühern: Kapitel’ gesehen 'ha- ben, :aus ‚Schichten besteht, ‚so ist es oft-möglich, sehon. durch eine tiefere Bearbeitung die gewünschte ',Erdart, allmälig, ‚an die. Oberfläche zu bringen. und mit der Ackerkrume zu ımen- gen. : Wo dagegen die. gewünschten ‚Substanzen tiefer‘ liegen, re kann es vortheilhaft erscheinen, ‚sie an einzelnen: Stellen ‚aus- graben! zu lassen; wenn'sie sich aber. gar micht.; oder zu tief in. dem. zu: verbessernden Boden befinden, so müssen sie her- beigefahren. werden. | | "Wenn man. einen .bindigen, sehr zähen: Thonboden hatı welcher: die Beackerung im höchsten Grade erschwert und für die Kultur fast unbrauchbar ist, weil weder: die Pflanzenwur- zeln, noch die atmosphärische Luft ‚und das ‚Wasser eindringen können, so 'wird eine Zufuhr von. Sand, den Boden ungemein verbessern und ihn bei hinreichender Menge in: einen äusserst fruchtbaren verwandeln könnenz;; denn der: Quarzsand ist, wie wir, oben sahen, eine nothwendige Bedingung ‚jedes; frucht- baren. Ackerbodens. : Da der Sand nicht erst an: der Luft: zu verwittern braucht, so,,kann. man. diese Arbeit. zu: jeder: Jahres- zeit. ausführen, dans sa m ‚Mitunter'kommen: Bodenarten ‚vor, die aus einem: Ääussers® feinen ‚Kalkschlamm bestehen, welcher ähnliche. Eigenschaften wie; der, Thon ‚zeigt; auch hier wird eine Alcasuus mit: Sand nur vortheilhaft wirken. In beiden von.uns erwähnten Fällen kann.;man ‚den Sand durch . Moder ersetzen; man darf jedoch zur. ‚Verbesserung _ eines ‚sehr schweren, bindigen Bodens;. nicht ‚sehr- zersetzten Moder anwenden, weil. dieser die wasseranziehende Kraft noch verstärken ‚würde, statt, sie zu schwächen. Man ‚wählt hier solche Torfmassen,, die möglichst zerfalien und. staubig sind, sich daher leicht uud vollständig 'mit. dem Thon on lassen. ; Hat, man: einen. reinen Moorboden;..; so. Ist dich zwar, ungleich dem. reinen ‚Thonboden, für die. Kultur gewisser- Ge-' wächse einigermassen brauchbar.‘ Eine Zufuhr. von ;Sand ver- bessert. ihn aber ausserordentlich, und ‚ist fast mühelos, . wenn derselbe in. der. Nähe in genügender Menge; zu. . haben. ist. Man bedeckt den Moor während des. Winters mit, einer einige Zollihohen Sandschicht und kann: im. Frühjahr ‚in: diese Schicht Hafer säen, ohne weitere Beackerungsarbeiten nöthig zu haben. Bei, etwas. grösserer Nässe des. Moores wiederholt. man,..im, — 11 — nächsten Winter und Frühjahr dieselben Arbeiten‘; im folgen- den Jahre kann’ man den ‘Boden alsdann ‘umackern ‚'‘da die: Grasnarbe : unter dem'' Sande vergangen ist, und’ kann''nun Wintergetreide säen. Bei noch grösserer Nässe” aber! muss der. Moorboden zuvor entwässert werden, weil anders’ 'äuf dem nassen: Sandboden: eine: Sumpfvegetation- von Binsen, 'Rietgrä- sern ‘und »Schachtelhalmen ' sich bilden würde, wie 'sie' ‘dem’ Ackerbau Nichts weniger 'als vortheilbaft'ist. | | Was die Zufuhr von’ Lehm betrifft, so bewirkt sie unter allen Umständen‘ eine Verbesserung ‘des Sandbodens, und zwar nach .zwei ‚Seiten hin.’ ‘Denn’ theils wird derselbe’ durch ''den zugeführten Lehm’ bindiger und erhält eine grössere wasser-' anziehende Kraft, kurz alle die Eigenschaften‘, welche‘ einen Acker, insofern wir ihn nur 'als Werkzeug betrachten, 'frucht- barer machen; theils enthält aber der Lehm selbst pflanzliche Nahrungsmittel, die zwar noch nicht zersetzt sind, sich doch aber mit: der Zeit durch‘ die Einwirkung der Luft und’ des Düngers ‘zerlegen und: so mittelbar den’ Acker bereichern. In-" dem der Lehm den Boden bindiger macht, kann die’ Luft" minder‘ leicht in: ‘den ‚Boden: dringen, daher‘ wird ‚der 'dem- selben beigemengte Dünger weniger schnell zersetzt, ‚wie dies’ in reinem Sandboden der Fall ist. Da auf ‘diese Weise von den’ Nahrungsmitteln weniger verloren ‘geht, ‚kann man ‘den’ Lehm, abgesehen von seinem eigenen Gehalt von zur' Zeit‘ noch: nicht verwendbaren Nahrungsmitteln, einer ‘gewissen Menge des Düngers gleich achten; man darf diese weniger‘ auf den Acker geben, um einen eben so grossen Ertrag zu‘ erzielen, als vorher mit mehr Dünger. Eine Zugabe von’ zehn Prozent Lehm zu dem Sandboden kann oft einen Acker 'un- gemein verbessern und ist bei ‘weitem ‘weniger 'kostspielig, als eine jährlich sich wiederholende Düngung mit Guano und andern Dimgstoffen, die man: oft mit grossen Kosten 'weit über’ das Meer 'herbeiholt, während im: Acker selbst’ das nöthige‘ Material vorhanden ist, ‘womit''man ihn ertragreicher machen‘ könnte. '' Leider ‘giebt ‘es gerade’ in der Landwirthschaft ' des Vorurtheils und des Schlendrians noch so’ viel, wie’ kaum: — 13 — irgend: wo ;: gegen eine Verbesserung des Bodens ' durch’ Lehm herrscht in einigen. Gegenden: eine wahrhafte Abneigung. ‚In :vielen ‚Fällen: lässt sich: in Folge 'der Lagerungsverhält- nisse) ‚die erwähnte‘ Verbesserung schon durch Tiefpflügen oder durch eine tiefe Bearbeitung ‘mit: dem ‘Spaten ausführen; un- ter, andern Verhältnissen ‚muss man nn den Lehm‘ herbei- fahren. | u Unter keinen : Umständen ‚darf: man: den herbeigefahrenen Lehm sofort : über den Acker ausbreiten oder ihn gar unter- pflügen;, er muss vielmehr: auf ‚längere ’Zeit, am besten einen Winter und dann: einen, Sommer hindurch in nicht zu grossen Haufen ‚liegen bleiben.;: Wenn die Haufen mässig ‘gross sind, können die atmosphärischen Wässer und die Luft eindringen und die eingeschlossenen organischen Reste, wenn solche vor- handen, zersetzen. Die auf diese Weise frei werdende Kohlen- säure wirkt theils mechanisch auflockernd, theils chemisch zersetzend.', Im; Winter gefriert : das; eingedrungene "Wasser, und ‘die Ausdehnung des Eises unterstützt ı die Wirkung ‘der eingeschlossenen ‚Gasarten; das Zerfallen des Lehmes wird: be- schleunigt und die Mengung ‚desselben mit dem Sande 'erleich- tert. Ist’der Lehm ‚mergelartig, d.h. enthält er Kalk, so ge- schieht die Zerkrümelung. noch schneller; wo der: Kalk fehlt, kann man ihn zum ‚Lehm geben. Die innige. Mengung' des Lehmes‘ mit ‚dem ‚Sande ist die. Hauptbedingung für "einen günstigen Erfolg; man muss zu diesem: Ende die passendsten Ackergeräthschaften wählen. Einen ganz vorzüglichen Nutzen gewährt es, wenn man Lehm und Moder oder Dünger in Haufen ‚liegen :und sich zer- setzen lässt und das erhaltene Produkt dem Boden beimengt. Die Wirkung des Düngers besteht nicht allein in der mecha- nischen Lockerung: des Lehmes, sondern auch dar in, dass die dem Thon beigemengten Mineralien zum: Theil zersetzt: und löslich gemacht werden. Die Wirkung ‚des Moders auf ‚Sandboden ist'/im Allge- meinen ‚der des Lehmes ähnlich. Auch den:Moder darf man nicht sofort mit dem Sande :mengen wollen, weil er unzersetzt ‚ — 14 — ‚mitunter ‚eher: ‚nachtheilig' als vortheilhaft "wirkt. Er muss vielmehr in: mässig (grossen: 'Haufen 'aufgeschülttet ; mit: Kalk und ‚Asche gemengt und, wenn.es sein kann, 'von Zeit zu Zeit mit, Jauche:' hegosssen” werdeni:'':Die so behandelten’ Haufen haben. im‘ Innern eine ‘ziemlich gleich bleibende Feuchtigkeit und ‚nehmen in'Folge ‚der'Gährung ‘eine 'höhere Temperatur an, welche die vollständige Zersetzung ausserordentlich ''be- schleunigt. Die ‚Beimengung: von: Kalk‘ ist nicht allein des- wegen wichtig, weil derselbe die Zersetzung "befördert, sondern auch um deswillen,, weil er: die: sauren ‘Humuskörper ans und sie so für: die Pflanzen unschädlich macht. An Orten, wo Möder und Lehm mit gleichem Kostenauf- 'wande herbeigeschafft :werden können ‚könnte man zweifelhaft sein, ob. die:eine ‚oder die andere Substanz vortheilhafter zu verwenden: sei? Fassen wir’ jedoch‘ die Wirkung ' derselben ins'Auge, so ‚lässt sich. die Frage leicht entscheiden. 'Der Lehm vergrössert: nicht »nur: die wasserhaltende Kraft des: ’Sandes, ‚sondern er macht: ihn ‘auch bindiger, verhindert somit den allzuleiehten:Luftzutritt und giebt den Pflanzen 'einen 'grössern Halt im ‚Boden; der Moder vergrössert zwar auch die 'wasser- haltende' Kraft des:'Sandes, aber: er macht unter Umständen die Ackerkrume‘ noch: lockerer ; "daher ist von vornherein die Zufuhr‘; von: Lehm: der von Moder'' vorzuziehen. Am vortheil- haftesten dürfte es übrigens sein, ein Gemenge beider‘ Sub- stanzen anzuwenden, doch mit vorherrschendem Lehmgehalt. Die Kalkung und Mergelung des Bodens wird häufig als eine wahrhafte Düngung: des Bodens. betrachtet, weil ihre Wirkung .so ausserordentlich in die Augen springt. Dennoch geht man mit dieser Auffassung zu weit, da die hauptsäch- lichsten Kulturpflanzen, : besonders die Getreidearten, eine aus- serordentlich geringe Menge Kalk als Nahrung bedürfen und sehon ein sehr kleiner Kalkgehalt im Boden eine gesättigle Lösung giebt; denn der kohlensaure Kalk’ ist sehr schwer löslich. Mittelbar ‘wird dagegen durch den Kalk die Menge der im Boden befindlichen Nahrungsmittel vermehrt, und hier- in ist seine eigentliche Wirksamkeit begründet. Wenn den Pflanzen mehr Nahrungsmittel zugeführt werden, 'geschehe dies atich indirekt" durch‘ Stoffe, die nicht selbst Nahrungsmittel oder doch nur in beschränktem Masse sind, so haben sie döch die Wirkung wirklich nährender- Snbstarizen. | Der Kalk wirkt, 'wie wir schon'öfter hervorhoben, zer- setzend auf''die dem Boden beigemengten’ Mineralien ein und vermehrt ‘dadurch die Quantität der löslichen Salze, er macht die Nahrungsmittellösung 'konzenrtrirter.: Dass ‘der Kalk diese Wirkung hat, ist eine bewiesene Thatsache; man benutzt ihn deshalb in den chemischen Laboratorien zur Aufschliessung mancher Mineralien, d.h. zur: Löslichmachung. ' Aber - darin allein besteht die Wirkung des Kalkes auf den Acker nicht, weil er selbst Bodenarten auffallend-verbessert, die wenig oder keine Mirieralien beigemengt enthalten. Sein‘ Nutzen besteht auch darin, dass er die humosen Bestandtheile angreift, ihre Verwesung beschleunigt "und die sauren Zersetzungsprodukte bindet, welche nachtheilig auf die Kulturgewächse "einwirken würden; um also sogenanntem sauren Boden seine schädlichen Eigenschaften zu nehmen, hat 'man kein besseres und billi- geres Mittel als die Kalkung. Wer aber glaubt, durch Kalk den Dung ersetzen zu wol- len, ist if‘ einem gewaltigen Irrthum befangen; der Kalk kann nicht andere Nahrungsmittel ersetzen, er kann sie nur 'in einen Zustand überführen , in welchem sie für die Pflanzen geniessbar sind. Auf einem Boden, der weder Mineralien ent- hält, noch Dung oder Humus, wird daher der Kalk ohne allen Erfolg sein; ein Zuviel des Kalkes tritt da ein, wo er mehr Stoffe löslich macht, als assimilirt werden; hier zerstört er das Stammkapital des Ackers. An einer andern Stelle haben wir schon erwähnt, dass der kohlensaure Kalk den Boden insofern verbessern kann, als er in Form eines grobkörnigen Sandes den Thonboden auflockert, als feiner Staub den Sandboden bindiger macht und wasserhaltender. Der Mergel, der ein inniges Gemenge von Kalk mit Thon oder Sand ist, wirkt theils wie der Kalk für sich, theils wie — 1716 — der Thon .oder: Sand; ;fürieinen Thonboden wählt. man,.daher besser :Sandmergel,- für, einen Sandboden. dagegen Leim: mergel. | Bei der ‚Ausführung; den Kalkung - hedient,;ı man er am zweckmässigsten des gebrannten Kalksteines' oder des gebrann- ten. Mergelkalkes, den man entweder ‚in: Haufen. auf, dem Acker durch die Einwirkung. der Luftfeuchtigkeit. oder. durch Benetzen mit wenig! Wasser: zerfallen lässt. . Man erhält dann.einen feinen Staub,.;den ‚man leicht. verstreuen. und ‚mit der ‚Ackerkrume mengen kann. Zwar..ist ‚der kohlensaure. .Kalk., von: gleichem Erfolge, ‚aber in weit, geringerm. Masse, ‘und: seiner Anwendung steht: besonders ‘der. Umstand eier ‚dass 'iman. ihn nicht leicht fein: zertheilen. kann. Die: Wirkung; ‚des Bauschuttes ‚ist. ‚eine Kol des Kalk gehaltes. T Die MER ER der Kalkmilch, in te in Gasfahrihen das-Gas gewaschen ist, ‚wirkt;noch dadurch vortheilhafter, dass sie’ organische Stoffe enthält. Wo. der Kalkstein fehlt, kann man. Muscheln, wie an dex Seeküste, in gebranntem Zustande. ‚benutzen; auch‘, kalkiger Pflanzen , wie der Chara. foetida, ‚bedient. man.sich,.die um so wirksamer ist, da‘sie ‚neben den ‚organischen. Substanzen noch -Phosphorsäure ‚, ‚Schwefelsäure, Yali ‚und Natron, ‚also wirkliche Nahrungsmittel ‚enthält. Fünftes Kapitel. Von’ der. Düngung. Nachdem wir uns ‘im vorigen Kapitel: mit den Arbeiten beschäftigt haben, welche ausgeführt werden müssen, ‘soweit sie die Verbesserung und’ vortheilhaftere Mischung derjenigen Substanzen ‚betrifft, welche nicht eigentliche Nahrungsmittel sind oder solche werden, sondern welche nur als Vermittler der Pflanzenernährung, als Werkzeug der Produktion dienen, ist unsere nächste Aufgabe die Herbeischaffüng und. Zuberei- tung der: Nahrungsmittel, oder, um obigen Vergleich beizube- halten, der Rohprodukte für die Fabrikation. Die Meliorations- arbeiten im engern Sinne haben den Zweck, den Boden wo möglich für alle Zeiten zu verändern .und zu verbessern; die Düngung kann dies nur auf eine beschränkte Zeit. Dünger nennt man nur diejenigen Stoffe, welche den Acker an wirklichen 'Nahrungsstoffen bereichern, sei es, dass diese schon‘ in löslicher‘ Form ‘in demselben enthalten sind, daher von den Pflanzen sofort aufgenommen und verarbeitet werden können, sei es, dass sie durch den Einfluss des at- mosphärischen ' Sauerstoffs ‚der‘ Feuchtigkeit und der Wärme Filly, Ernährungsverhältnisse, | 12 —. 18 — in nicht gar langer Zeit aus den Bestandtheilen des Düngers entstehen. Weil aber von den Pflanzen ausser den unorgani- schen Salzen nur Kohlensäure, Ammoniak und Wasser aufge- nommen und verarbeitet werden, so enthält der Dünger in dem Augenblicke, wo er auf den Acker kommt, nur wenig fertige Nahrungsmittel; es ist daher immer eine gewisse Zeit nöthig, innerhalb welcher jene Veränderung und Zersetzung des Düngers erfolgt. Die Düngung eines Ackers kann zwei ganz verschiedene Zwecke verfolgen, ‚und es ist in jedem;, Falle für den Land- mann von der äussersten Wichtigkeit, sieh seines Zweckes bewusst zu werden und demgemäss die nöthigen Materialien zu wählen; ohne die richtige Wahl sind Verluste an Zeit und Geld unvermeidlich. Fehlen einem Acker die Nahrungsmittel, so müssen dieselben direkt herbeigeführt und auf dem Acker vertheilt werden; alle übrigen Arbeiten sind sonst unnütz. Ist dagegen die Ursache der Unfruchtbarkeit die, dass sich die dem Boden beigemischten nährenden Substanzen: in. einem solchen Zustande befinden, wie sie nicht aufgenommen. und verarbeitet werden können, auch wenn sie: in reichlichster Menge zu Gebote ‚stehen, so ist die Aufgabe gelöst, wenn man solche Stoffe auf den Acker bringt, welche die Zersetzung und Löslichmachung der vorhandenen Stoffe bewirken; als ein solches Mittel haben wir den Kalk kennen gelernt. Man kann daher sämmtliche Düngmittel in zwei Arten irennen; in sol- che, welche selbst nährende Substanzen sind, und in solche, welche nur die Lösung der Nahrungsmittel bedingen; in der Wirklichkeit versehen die einzelnen, Substanzen bald diesen bald jenen Dienst, meist beide zugleich. Die eigentliche Nah- rungsmittel enthaltenden Düngerarten sind 'theils solche, die alle die Stolle enthalten, welche die Pflanze zu ihrer Ernäh- rung bedarf, theils solche, welche nur einen Theil der Dal rungsmittel liefern. In keinem Falle dürfte wohl ein Achen aller Nohreinges mittel entbehren; dennoch kann ‚er unfruchtbar, d. h. nicht im Stande sein, den Pflanzen («ie nöthigen Substanzen zur a Bildung von organischer Materie zu bieten. Die Ursache dieser Erscheinung ist ohne Zweifel in dem Umstande zu suchen, dass stets eine gewisse (Quantität nährender Stoffe im Ueber- schuss vorhanden sein muss, wenn eine bestimmte (Quantität organischer Substanz erzeugt werden soll; die Grösse dieses Ueberschusses ist nicht für alle Pflanzen gleich, sie muss be- deutender sein für Pflanzen, welche eine konzentrirtere Nah- rungsmittellösung verlangen, um gedeihen zu können. Wenn daher ein Acker Pflanzen ernähren soll, so muss ein Mini- mum nährender Stoffe in ihm vorräthig sein; unter diesem Minimum findet eine Vegetalion gar nicht statt, obgleich dies Minimum ein Vielfaches der in einer Ernte enthaltenen Stoffe sein kann und meist auch ist. Auf der andern Seite giebt es aber auch ein Maximum von Nahrungsmitteln, über das hin- aus die Vegetation eben so unmöglich ist; man sagt, der Bo- den sei geil. In beiden Fällen tritt ein krankhafter Zustand ein, ähnlich wie beim Menschen, wenn er zu wenig oder zu viel geniesst. Die Düngung hat demnach die Aufgabe, einem Acker die Stoffe zuzuführen, welche ihm durch eine oder mehre Ernten entzogen sind; doch kann sich dies, wie wir in der ersten - Abtheilung weitläufig nächgewiesen haben, streng genommen, nur auf die Salze und zum Theil auf das Ammoniak beziehen, da die Kohlensäure und ein nicht unbedeutender Theil des Ammoniaks aus der Atmosphäre bezogen werden. Werden durch die Düngung dem Boden mehr Stoffe beigemischt, als ihm durch die Ernte entzogen wurde, so kann sich seine Fruchtbarkeit verhältnissmässig erhöhen, und er wird bei sonst gleichen Umständen die erhöhte Ertragsfähigkeit beibe- halten, so lange in demselben Verhältniss mit dem Dürger Nahrungsmittel herbeigeschafft werden. Zu gleicher Zeit ver- grüässert sich damit das stehende Kapital von Nahrungsmitteln, welches im Boden bleibt, denn nicht ‚die ganze Mehrzufuhr wird in organische Materie umgewandelt, abgesehen von den grössern Verlusten durch die Verdunstung und das Auswaschen ‚12? ir Rn nährender Stoffe. _ Ueberhaupt wird die Vermehrung des Dün- gers nur 'so lange vortheilhaft sein, selbst wenn sie noch unter dem Maximum bleibt, als durch die grössere Produktion die Mehrkosten der Düngung gedeckt werden. Zur Zeit kennen wir noch kein Mittel, wissenschaftlich die Frage zu entscheiden, wie niedrig der Düngungszustand eines Ackers sein darf, ohne ganz unfähig zu werden, über- haupt Pflanzen zu ernähren; eben so wenig, wie hoch 'er höchstens sein darf, wenn die Fruchtbarkeit nicht abnehmen soll. Alle’ Beobachtungen und Angaben, “die wir in dieser Hinsicht ‚besitzen, sind ganz werthlos, weil sie nicht auf Mass und Gewicht basirt sind; auch widersprechen sich die meisten derselben. Nach unserm Dafürhalten lässt sich die Frage nur in der Art zu einem einigermassen befriedigenden Abschluss bringen, dass man auf Versuchsteldern , ‘die genau nach ihrer Mischung, ihrem Wassergelalt und allem dem geprüft sind, was von Einfluss auf die’ Vegetation ist, vieljährige Reihen von Kulturversuchen anstellt. Wenn man die Ertragsfähigkeit eines Bodens kennt, so lässt sich durch Analysen und Versuche ziemlich ‘genau die Menge der Dungmittel feststellen, welche nöthig ist, um ihn ‚auf einer gleichen Stufe der Fruchtbarkeit. zu erhalten‘, ‘oder aber dieselbe zu erhöhen. Kennt man nämlich genau die Menge der auf einem Acker geernteten Pflanzen und ermittelt daraus die (Quantität der Stoffe, welche durch diese Ernte dem Boden entzogen sind, so hat man nur die entnommenen Salze in anderer Form dem Boden wieder beizufügen, um ihn in einen ähnlichen Zustand zu versetzen, wie er vorher :sich befand. Wir sagten soeben, dass wir dem: Boden die Salze zuführen müssten , weil die übrigen Bestandtheile, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und 'Stick- stoff zum bei weitem grössten Theile aus‘ der Atmosphäre stammen. Insofern aber pflanzliche Reste durch ihren Kohlen- stoffgehalt die physikalische Konstitution des Bodens verändern und verbessern können, muss man allerdings darauf Rück- sicht nehmen, sie zu erselzen. Im Thon- und Lehmboden — 181 — geht die Verwesunig dieser Substanzen nur langsam vor sich, sie brauchen daher nur selten ersetzt zu werden, oder viel- mehr, die bei der Ernte im Boden verbleibenden Reste und Stoppeln sind in vielen Fällen mehr als ausreichend zur Er- haltung ihres Bestandes; im Sandboden dagegen zerfallen die humosen Substanzen sehr schnell, und die Zersetzungspro- dukte werden leicht fortgeführt, weshalb sie hier häufig er- setzt werden müssen, wenn anders die physikalische Be- sehaffenheit sich nicht auf Kosten der Fruchtbarkeit ver- ändern soll. | | Was die Aufnahme des Stickstofls betrifft, so geschieht diese stets unter der Form des Ammoniaks; da aber die Am- moniaksalze nicht ganz so flüchtig sind, als die Kohlensäure und das Wasser, so kann allerdings ihre Menge, wie sie durch den Dünger in den Boden kommt, zur Erhöhung der Frucht- barkeit bedeutend beitragen, 'theils als Nahrungsmittel, theils aber durch ihre Eigenschaft, Salze löslich zu machen. Doch erinnern wir daran, dass sie sich kaum einer Rechnung wer- den unterwerfen lassen, da das kohlensaure Ammoniak beson- ders sehr flüchtig ist. Am wenigsten Ammoniak "wird dem Boden durch solche Pflanzen entzogen, welche den Boden hbe- schatten und die Thauniederschläge vermehren; diese Wirkung haben vor allen andern die Hülsenpflanzen, zu denen die ver- schiedenen Kleearten gehören. Obgleich eine Kleeernte . weit mehr Stickstoff enthält, als eine Weizenernte, so’ werden doch dem Boden durch letztere bei weitem mehr Ammoniaksalze genommen, theils dadurch, dass die Gräser weit weniger das Thauen befördern, und somit weniger Ammoniaksalze aus der Luft verdichtet werden, theils dadurch, ‘dass sie den Boden nur unvollkommen beschatten, und so dem Verdunsten ‚des kohlensauren Ammoniaks aus dem Boden weniger Hindernisse bereiten. Aber nicht allein durch die zu kultivirenden Pflanzen wird die Menge der Ammoniak bildenden Stoffe, welche im Dünger enthalten sein müssen, bedingt, sondern sie ist auch abhängig von der Art des Bodens; da der Thon und Lehm — 182 — dem Eindringen der Luft und Wärme nicht günstig ist, so können nur wenig Ammoniaksalze verdunstet werden, während der leichte Sandboden diese Verflüchtigung ausserordentlich befördert. Aus den angestellten Betrachtungen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Boden von gleichen Eigenschaften muss mit mehr stickstoffhaltigen Materialien gedüngt werden, wenn man Halmfrüchte anbauen will, als wenn man Blattpflanzen kul- tivirt; auf der andern Seite verlangt der Thon- und Lehmbo- den bei gleichen Kulturen weniger. Stickstoffdüngung, als der leichte Sandboden. Wenn wir vorhin sagten, dass man die Früchtbarkeit eines Bodens auf derselben Stufe erhalten könne, wenn man die mit der Ernte ihm entzogenen Stoffe mit dem Dünger er- setze, so kann dies nur soweit Gültigkeit haben, als sie dem Acker in löslicher Form beigemengt werden oder doch im Verlaufe der Vegetation löslich werden. Da dies aber bei den im Gebrauch stehenden Düngemitteln nicht ganz der Fall, diese vielmehr stets einen Theil der Nahrungsmittel in einem solchen Zustande enthalten, dass sie erst durch den Einfluss der verschiedenen Agentien zersetzt werden müssen, so ist es einleuchtend, dass die Ertragsfähigkeit, abgesehen von den Witterungsverhältnissen, immerhin Schwankungen unterliegen - wird, je nachdem jene Zersetzung und Verflüssigung schneller oder langsamer erfolgt. Aus bekannten Analysen und aus der Menge der ge- ernteten Substanzen lässt sich die Quantität der dem Boden entzogenen Salze durch eine einfache Multiplikation berech- nen; es möge daher die Zusammensetzung der Aschen der hauptsächlichsten Kulturpflanzen folgen, wie sie Schulz- Fleeth mittheilt. 61 00001] 8666 A ands TAI 7 rat) ge’tt 17 06°0 u1oy 19350Y va | 898 [089 | Arie IF ec'e 86'66 176'66 | 26'66 | 66‘66 | 00%001| — — _ — Ge'o1 be’or | FIIR | 6789 | So’zz | T9ıe IT 1961 11% | 260. 1 061 I gets II 819g | Fre | 978 | e2‘9 nr) cs | zur | 780 | 080 8 1m | 8d9 | 9% | 00'8- | F0'7 19'8 Wr re'G Lö 1 1 I "Nase —) 1895 | Fri | 08% Ä — — — — 100% LIT N ELT | 09° | TC°0 GL’IG | S6'ST | 69°71 | 26'77 | ır'sı yong | uoy yons | usoy yous | d9jef 978199 | 98'69 6207 7A Lo Gy] 96‘9 ons cy7T 1666 | Al) r8'7 Ta 0 00'Lr 09°0 ME 0G8 ar'eE G£E ‘ 00°001| 06°19 AA 00‘ 66°0 69° E69 68°0 gr'ct 890 uazıo Ma 8 900 sr 98°97 11 Gr Tl BEE 00°0T 60°8 STE | woy | yons | wıoy uoypoapıny uayoon zue)sqnsudzueg,g OQLOOT urayDsy IINRSUOTJOY amesppsory IANES[PPEAUOS 9anpsıoqgdsoqgg " -pÄxouosıy BısdudeN "Ve SORNSUESIERSEEE unrIewofg) “ uunıpey.lofyr) *UONeN ey uojjeyJuo OUISYV ap aloy,L 001 a e. = et tee El v0:001]00‘001] oo‘ooTl.2L'86 126‘66| 26‘66100‘00T100°00T] 00‘00T| 00‘00TI ET esse kn ne mn nn —— JERLE IK — Lee | 69°0 LIT LTE re'oT | ST/o8 — | 60% 99°1 6£°01 Iz‘eT | 29°9 ceYy IvL = — 181.07 zL’Te | SL’8 yons | 191104 uay9oajn] u9N901 zuejsqnsuozuef.d uajtaq], 007 Ur ayosy Janpsuafyoy - aanpsppsory FınpsppPayds 9angsıoydsoyg pAxouasıq “ ersouden Re winrieurolg‘) wnes1o]4) uoneN De. uajjeuJus 6IFT Into — ı ızeeel zrie Ies'cc | — LO'T 1160 _ — 1197 | ro |86°C — ze Iere 977 Jor'r |coe Leo |LTF Le‘eT |ST'LT 0e'9E I er'se I6ro zı'selee'er cv vr Fr0 190°1 00°z Ier‘o Tr9°o | nds log‘T |L7T ıse |1cV 157 109'8 fes’z | 069 los‘9 [80° L6‘0° |49°7 ve9 | rs Jestsıl oz'e [rrze 10% ver |rr0 ac — Irertl — leslı r- 090'cr | — HOW) 897 —_ — | — 1[96°1 um [17° ‚os/gr Kgo'ır Ier's IE | — - Le Tr |68°08 9, TE | 06'0€ |es‘zel zr'telsg’et |02’0r 3.54 © 58 & 1-8 8 102 HSgE UWE DEE upyojaey uosur] uaydı | uauyogqppad uosquy uazIamyong, audsy payL 001 —————————————————————— ET 185 zuejsqnsuszuegjdg woproy], 07 ur ayosy 19 | 09:5 Joze core [zn | 80% | re | 00°9 Foomn.|zeitt | " ° oyoon £1'66| 00'001] 66'66 | 66'66 | £0's6 | «z'ı6 ]|66‘66 | 86'66 | S6'66 | 96‘66 LEO re GL’sl RE, 9LTT:| 02.9 JST’eT I FLOT | 869 I. TT'sT 7 AANRSUALJOYy oe | 90T | g6z | Hr | sor | 790 192°0 | 69° | ee | Te "08 aanrsposdry 06° | ET0O. | 6Ee | er | Zet — IrE9 |IETgT 1.749 ©.89°8E N AnEsppJomyag 09°vEI O8TE | 8CL 6646 I SFT es’ch |LE8 18'6 684 | 677 "N, oangsıoqdsogg 080.1 ro. | see | seo. Ferıt [eye Irro Fırio Fort ) F20 02° -PÄXOUOSIT LE'6 | 00°1 0G 7 E7 97T | 0r'< e8'6 |82’E 878 r8'6 gr] 27 Rouen 6 re] #297 | 05T | er'6 61'78 | FrTı |[91°6 cs’IT | zus 8.1 12.1.7 .2 tum 6 T | 60°0. 1 16 eh — —..116°7 | 802° | 991€ | Fer | ° ° wnmewniogy HL u li == 107% _ _ — — = “ °. wnmeyaorgn) —.199°0 898 IST 29 cs‘0. JEITEı I SLFT | 17T | 80°61 So. npf..". WOMEN 668 I ELTG | EIG | SEE 1 S6 re | EEGE [SG LE | LIES I FEB | Ta © ey 22u1gy| Muıgy | 1eFuajs |: aouıoy | yonys | aouıoy oany Fıopneıq | any | | 7 000 VOTE MR ON IE Den Tao uojfeyuo uyow | jueg syoeL A sdey -ıgom | sdtuang| aqnapyuny 9U9sYy PAUL 001 ee ee PER er EEE Er GE nn m nr m mn 156 169 Fxeor | LEi9, | 11’o1 — NOE6MIOTT 6r°E ITET |err " uoy904 zue/sqnsu9z | -uelJd uoflauL | | 007 ur aydsy -00°001] 60‘001] .96‘66] 19'66 | 00‘001| 87'66166‘66] F9'66 | 86‘66. 166‘66116'66 | > —}1 — — — — (1 —19871 — -+ — J — [ snilsitrelipues — 129°17 | 0@eıl] LrE7 voupazodge| JH'EZISg‘gI|TS‘LI | 28° 32) Dom AINESU]go] sı6g |re‘6 | zz’E | 660 os’s | 60 1991 [e0°E | 865 ISe'T [TET | ° Aunesposory ass |ece | szie | E87 ve | estr Iıez 19sı | 91a | — J6TT [ Aunnspajanups vEy 186 | eei6 | 96'% 0877 | 119 Jes'zı| 10, 4| 608 69°gElL6°Fr| Sunesıoydsoyg 810 [1er | 19°%0 | E2‘0 — | 960 ILL'0 87s |LH0 |68°0 | ° pÄxouasızq eur ir | 80% | 09€ 00°6 | so'r |se‘z Jeriga | zes Jo9‘erjo6's | ersousen c66 1086 | EFT So oerE | z9'zzl1o'sıl9r9@ | Esior ILeio Jorisı]| © ° ey LET 116% | 820 I 061 mg ec | — I9r9 | 6% | — | — | unımeusoy) OR —:, | 769 | Fe To BET de Fr u ee wneylo]g‘) se 1600 | —< r- 01'9 — ler‘s | 88°1 — vr’ jeeo | ° © onen GPL] 0008 | 06°TE] 66°6 ; 00°81 | er'gelas‘or| eo'sı | 9z'ee ILeiszjsz'se| © ° ey 1) 43 2 J9ssIaAl Jay)oı Fjawiy | "N Yornang JUN A91LIoY4 uagey seney|5 2 ® dogs -Ju9 OUOSY = 25 -edsg | zu] E25 | ıqoy | NeqeL ste JuaS | afayL 001 =) —_ 980 Be | rad) | 610 | — |} gEe0 | 0r'0 | ‘ 2[09 weuy9on usa] 007 ur ayasy 00‘001loo‘ooTl 00‘001| 00‘00T | 00007 | 0900 | 00°007 | 00‘00T | DE 4 7-5 12086 10°0% | 68°8 L6'P Lv‘ I 96°0 "0 9ans[osory ser 09° | 89° — og ce] Ge] 97°] 7 Aanesppjanmdg ge jer’c | 90° 66°4 00° rL’ol 0L'T gr'E " Aangsaogdsogg -Z n- IS’eT er Be srs 2 = "—° PÄxoueduen | 980 Ian sie 08'0 9% G1°0 86°0 LE‘0 "7° PÄxouasır 1ı Iser. | Tee | 9E'8 Lv’El sr8 szTı 6r°7 0 ersougey = 0817 |09°78 | 601% | sch | Fir &7°79 Gr’E9 SPeL| °°=°. Opaoyey =“ 2 TEE 160 — | LIT | Joy) Or‘ 104) 170 70:0 NNeAIoggN) GLEI Eee | LE 67°9 86° r47 917 19°E = #27 np I 3618 \ns'ze | Feier | 08 | coon E90 T 08'717 E78 732 2m auuel sup | Ppurg | aydapT Hof J5j797y | oyanqssıay ayanqyJjoy aydız aydsy aflayy 001 3 :u95[0) aungsu9sjyoy ap Inzqy Yoeu 19z[of] aadıua aprayypuejsaquayssy aıp yaou uodou yaıpuzy uajjeyyuo — 18 — Es ergiebt sich z. B. aus der Analyse des Kohles, dass mit 100 Pfund Kohl dem Boden 10 Pfund Salze entzogen werden; unter diesen Stoffen sind Kali, Natron, Kalk, Phos- phorsäure und Schwefelsäure weit überwiegend. Will man diesen Verlust vollkommen ersetzen, so darf man nur so oft 10 Pfund jener Substanzen, in demselben Verhältniss gemengt, dem Boden “wieder einverleiben, so oft man -hundert Pfund Kohl geerntet hat; da man aber wohl nie in der Lage sein wird, mit den angeführten Stoffen in ganz gleichem Verhältniss den Acker zu düngen, so hat man dahin zu trachten, dem richtigen Verhältniss möglichst nahe zu kommen. | An wenigsten von allen Stoffen sind im Boden- enthalten Ammoniak, Phosphorsäure- und Kalisalze; ein Blick auf. die mitgetheilten Analysen lehrt uns aber, dass gerade Kali” und Phosphorsäure sich in der bedeutendsten Quantität in- den Aschen der Kulturpflanzen finden, in den Getreidearten ,- den “utterkräutern und den Hülsenfrüchten; dem hohen Phos- phorsäuregehalt der -Aschen entspricht ein hoher Stickstoff- gehalt in der organischen ‚Substanz. Viel Kali enthalten die Kartoffeln und die Rüben. Es ist einleuchtend, dass ein Acker an diesen Stolfen am schnellsten verarmen muss, weshalb sie häufiger ersetzt werden müssen. Es kann demnach eine Dün- gung mit Ammoniak, Phosphorsäure und Kalisalzen einer sol- chen mit allen Stoffen .gleich wirken, wenn eben die andern Stoffe noch vorhanden sind. In den- meisten Fällen ist dies der Fall; es kommt jedoch auch vor, dass der Gehalt an Kalk -und Magnesia in einem Boden so weit zurücktritt , dass man für ihre Ersetzung zu sorgen.hat. Selbst: die Kieselsäure steht oft für Halmfrüchte nicht in genügender Menge zur Ver- fügung, besonders im Sandboden, da der Sand ganz unlös- lich ist, während sich im Thonboden die Kieselsäure "wohl immer in genügender Menge in der Bodenflüssigkeit löst. Man muss daher auch für die Zufuhr dieses Stoffes sorgen, denn jedes Nahrungsmittelist in der Menge, wie es von der Pflanze aufgenommen und verarbeitet wird, sleich unentbehrlich, und keines unter ihnen — 189 — hat eine grössere Wichtigkeit in dem Sinne, als ob es andere ganzTfehlende Stoffe ersetzen könnte; wo sich keine lösliche Kieselsäure findet, kann kein Getreide wachsen, auch wenn alle übrigen Stoffe in reichlichster Menge und in brauchbarster Form im'Böden gegenwärtig sind. Selten kommen Bodenarten vor, wo ohne jede Düngung die Fruchtbarkeit 'sich lange gleich bleibt, wo fort und fort neue Mengen Pflanzensubstanz produzirt und damit’ immer mehr Nahrungsmittel dem Ackerboden entzogen werden. "Diese Erscheinung kann zwei'verschiedene Ursachen haben. Wenn ein Boden, wie frischer Waldboden in den Flussniederungen, eine tiefe Schicht von Nahrungsmitteln enthält, so genügt die allmälıge Zersetzung derselben, auf lange Zeit hinaus reiche Ernten zu tragen; ‚endlich muss doch: ein Zustand eintreten, wo die Quantität jener Substanzen zu gering geworden, um ohne Düngung ferner Pflanzen zu ernähren. Der Ackerbau in Amerika, der sich noch im’ Zustande des Raubbaues befin- det, wird auf diese Weise 'betrieben; Jahrhunderte lang hat man auf frischem Boden, den’maı durch Niederbrennen des Waldes gesäubert, reiche Erträge erzielt, his schliesslich die Fruchtbarkeit so sehr abgenomiıen hat, dass man neue Strek- ken Waldes vernichtete: '' Fährt 'man so fort, so dürfte in nicht zu langer Zeit Amerika weite Wüsten darbieten, wo ehedem die herrlichsten ' Wälder prangten. | | Die andere Ursache der dauernden Fruchtbarkeit gewisser Aecker ist das. Wasser, welches ihnen "durch Haarröhren- änziehung zugeführt wird. Quellen und Flüsse führen grosse Mengen nährender Stoffe in Lösung mit sich; "wen solche Wasser einem leicht durchdringbaren' Boden "reichlich zuge- führt werden, ohne ihn gerade zu nass zu machen, so kann die Ertragsfähigkeit desselben sich unendlich Hände’ gleich bleiben, ohne dass er gedüngt’ wird. Duch sind diese Ver- hältnisse nur dem Anbau gewisser Pflanzen zuträglich, welche im Stande sind, aus 'verdünnten Lösungen die nötlıiigen Stoffe sich anzueignen. Am vortheilhaftesten ist eine derartige Be- wässerung, wenn sie durch Quellen bewirkt wird, die‘ dicke m Gesteinsschichten durchsickert haben; je länger dieser Weg’ war, um so mehr konnten sie sich mit Salzen schwängern, Die sogenannten Rieselwiesen verdanken ihre Fruchtbarkeit zum Theil diesem Umstande; doch sind. die Berieselungs- wässer ebenso oft dadurch wirksam, dass sie die sauren, für die Vegetation nachtheiligen Humussubstanzen fortspülen. Gehen wir nun zu den verschiedenen ‚Düngungsmitteln über, so ist ohne Frage der Stalldünger unter allen das voll- kommenste, da er alle zur Ernährung nothwendigen Stoffe enthält; auch ist er insofern der wichtigste, als er die allge- meinste Verwendung findet und vom Landwirth selber ge- wonnen wird. 1) Der Stalldünger. Bevor wir die Behandlung und: Verwendung des Stall- düngers besprechen, dürfte es nicht überflüssig sein, ein Bild seiner Zusammensetzung zu entwerfen; dies kann aber nicht besser geschehen, als wenn wir ‚die Verarbeitung und Ver- änderung, welche die Nahrungsmittel auf ihrem Durchgange durch den thierischen Organismus erleiden, einer nähern Be- trachtung unterziehen; wenn wir, mit andern Worten, seine Entwickelungsgeschichte studiren. Die Nahrungsmittel der Thiere sind theils stickstoffhaltige, theils stickstofffreie; ‚keines von beiden allein ist genügend, das thierische Leben auf die Dauer zu erhalten. Die. Nah- rungsmittel haben sowohl den Zweck, den thierischen Körper aufzubauen, wie auch als Brennmaterial für die Erhaltung der Wärme zu dienen, wie endlich den Stoffwechsel zu unter- halten. - Nachdem die Nahrungsmittel mit den Zähnen mehr oder weniger zerkleinert sind, gelangen sie mit Speichel getränki in den Magen; der Speichel hat die Fähigkeit, das Stärke- mehl löslich zu machen und es in Zucker zu verwandeln. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man steifen Stärkekleister einige Minuten im: Munde behält; er wird all- Mur mälig dünnflüssig und schmeckt endlich süsslich. Auf der Innenwand des Magens: befinden sich Drüsen, welche eine nicht danz klare, stets saure Flüssigkeit von gelblicher Farhe absondern; diese Flüssigkeit, der Magensaft, hat die Eigen- schaft, Eiweiss, Fleisch, Käsestoff und Knorpel aufzulösen; das saure Prinzip ist hauptsächlich Salzsäure, ausserdem auch Milehsäure. Neben dieser chemischen Einwirkung, die die Speisen von dem Magensaft erfahren, hat der Magen noch eine mechanische Thätigkeit, indem er durch seine Bewegun- gen die Speisen mengt und den Brei mit den verschiedenen Säften aufs Innigste durchtränkt. Die auf diese Weise durch- einander gearbeiteten, ziemlich löslich gewordenen Speisen gelangen allmälig in den Zwölffingerdarm, in welchen am obern Ende die Ausführungskanäle der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse münden. Erstere führt dem Speisebrei die Galle, letztere den pankreatischen Saft zu; die Galle besteht besonders aus Natronsalzen, doch ist über ihre Wirkung auf die Speisen noch. Nichts sicher bekannt, während der pan- kreatische Saft das Geschäft des Speichels fortsetzt, Stärke- mehl und ähnliche Stoffe in Zucker zu verwandeln. Der mit diesen Säften gemischte Speisebrei tritt in den Dünndarm über, auf dessen Innenfläche ‚Millionen kleiner Fäden oder Zotten stehen. Diese saugen die löslich gewordenen Bestand- theile der Nahrungsmittel auf, und führen sie in die soge- nannten Lymphgefässe. Die noch übrigen festen Stoffe ge- langen in den Blinddarm und von da in den Dickdarm, von dem sie als feste Exkremente durch den Mastdarm aus dem Körper entfernt werden. Diese Reste enthalten die unverdau- lichen oder unverdauten Bestandtheile der Nahrungsmittel, Farbstoffe, Salze, Galle und Gallenharz. Die im Dünndarm von den Lymphgefässen aufgesogene Flüssigkeit wird mit dem venüsen Blut vermischt durch die rechte Herzkammer in die Lungen geführt. Hier wird die Zusammensetzung des Blutes durch den eingeathmeten Sauer- stoff insofern verändert, als ein Theil des Kohlenstofles zu Kohlensäure verbrennt, welche zugleich mit Wasserdampf aus- — 112 — geathmet wird; in Folge jener Verbrennung wird die animali- sche Wärme erzeugt, und man kann nicht mit Unrecht’ die Lungen “einen Feuerherd nennen. Das aus den Lungen’ zu- rückkehrende, heller ‘gefärbte Blut tritt in die linke Herz- kammer, von wo es durch die Arterien bis in die äussersten Theile ‘des Körpers gepresst wird.‘ ‘Die Arterien verzweigen sich in: ganz’ feine Haarröhrchen, die jeden Körpertheil durch- setzen; wo sie mit den venösen Gefässen zusammentreffen, geht ‘das Blut in diese über, um ‘den Kreislauf von Neuem zu.'beginnen. | Indem ‘das arterielle‘ Blut diesen Kreislauf - vollbringt, verändert es sich ‘durch Abgabe und Aufnahme von‘ Stoffen fort und’ fort. Alle Theile des Körpers sind in einer ewigen Wandlung, Neubildung‘ und Zersetzung begriffen; der Tod ist das Aufhören dieser Wandlungen , die man’'mit dem Namen des Stoffwechsels bezeichnet hat. Der‘ aufgenommene .Nah- rungssaft wird so lange umgebildet,, bis er‘ selbst feste Be- standtheile des Körpers und Flüssigkeiten, wie sie der’ 'thieri- sche: Leib ‘braucht, “ausscheidet. Sind die Stoffe auf ‘diesem Punkte angelangt, 'so beginnt 'sofort eine Rückbildung;' nach verschiedenen Veränderungen zerfallen sie und werden wieder aus dem Körper entfernt, ‚sei es, gelöst‘ im Wasser, sei es'in Gasgestalt. Das Blut ‚ welches das Baumaterial herbeiführte, führt auch das unbrauchbar gewordene wieder hinweg in die Ausführungskanäle. In bestimmten: Organen yonkiert das Blut Stoffe aus, -die noch irgend eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen haben und sich 'erst' bei diesem Geschäft zersetzen, bevor sie aus ‘dem Körper ausgeschieden werden. Der Speichel, die Galle, der pankreatische Saft sollen 'auf die noch unverdauten Nahrungs- mittel verändernd einwirken, der männliche Same soll die Fortpflanzung vermitteln, die Milch soll die’ Jungen ernähren. Bei dem’ Durchgange des Blutes durch die Nieren wird 'der Harn abgeschieden, und dieser gelangt durch die Harnleiter schliesslich in die Harnblase, von wo er durch die betreflen- den: Organe ausgeleert wird. Er enthält ‘besonders Stickstoft- Sn: verbindungen, Wasser und Salze, in krankhaftem Zustande Zucker. Ausserdem sondert der Körper an seiner ganzen Oberfläche hautartige Bestandtheile ab, durch die Drüsen den Schweiss. Dieser besteht aus Wasser, Ameisensäure, Am- moniak, Salzen’ und andern Stoffen; auch wird durch die ganze Körperoberfläche Kohlensäure ausgehaucht. Die Exkremente bestehen demnach aus den unverdauten Stoffen und aus denjenigen, welche ihre Aufgabe im Körper erfüllt haben, d. h. welche iin: Folge des Stoffwechsels ent- fernt werden; sie würden daher bei völlig. ausgewachsenen Thieren, die nicht mehr an Gewicht zunehmen, an Menge den aufgenommenen Nahrungsmitteln gleich sein, wenn nicht auf andern Wegen, durch Schweiss, Verdunstung und Athmen ein Theil derselben verloren ginge; doch ist ihre Zusammensetzung mehr oder weniger der der Nahrungsmittel entsprechend. Die Grösse des Verlustes lässt sich sicher auf die Weise bestim- men, dass man die Menge der erhaltenen Exkremente von der Gesammtmenge der Nahrungsmittel abzieht. Es erhielt eine Kuh innerhalb 24 Stunden an Nahrungs- mitteln: Kartoffeln . 30 Pfd. ii: ee h; + ke Trinkwasser . 120 „ Diese Stofle enthielten: Kohlenstoff . 9,62 Pfd. Wasserstoff . 1,19 Sauerstoff . 8,07 „ Stickstoff - . 0,40 „ Wasser .. . 144,13 ae a? 1,78,» | ‚165,19 Pfd. In. derselben: Zeit wurden ‘an ‚Koth, Harn und Milch ent- leert 90,3 Pfd.; diese bestanden aus: | .Filly, Ernährungsverhältnisse, | i 13 — HEN 2: tocken 7 I, ‚feucht ‚Koth .... 56,82 Pid. 8,00 Pfd. ‘Harn ı 2.116,40 0.000: 1,92 Milch... 17,08, RER IE: BR 90,30 Pfad.‘ 12,22: Pfd. Die Zusammensetzung dieser Substanzen war: Kohlenstoff . . 5,20 Pfd. Wasserstoff . 0,66 „ Sauerstoff . . 4,16 , "Stickstoff ' 2. 0,35 % Sake m 218, Wasser . . 278,09 ° 90,30° SPid : Da aber 165 Pfd. viert waren, so ‚wurden auf an- dern Wegen 165 — 90,30, das ist 74,7 -Pfd. ausgeschieden; es betrug die Absonderung durch Haut und Lungen 45,23 Prozent des ganzen: Futters. : Vergleichen wir ’ die‘ einzelnen Bestandtheile, so; finden, wir, dass an. Kohlenstoff 54,05; Pro- zent, an Wasserstoff 55,46, an Stickstoff 87,5, an Salzen 103,37, an Wasser endlich. 54,19 Prozent. der ‚aufgenomme- nen Nahrungsmittel im Koth, Harn und in der Milch enthalten waren; am höchsten sind der, Stickstoff und, die Salze darin vertreten, und der Ueberschuss, der sich bei letzteren heraus- stellt, ist auf Rechnung der im Trinkwasser aufgelöst gewe- senen "Salze zu setzen. Durch die Haut und die Lungen wur- den 4,42 Pfd. Kohlenstoff, ‘0,53 Pfd. Wasserstoff und 3,91 Pfd. Sauerstoff zum grössten Theil in Form von Kohlensäure und Wasser entfernt. Weil aber 4,42 Pid. Kohlenstoff 11,78 Pfd. Sauerstoff und 0,53 Pld. Wasserstoff 4,24 Pfd. Sauerstoff zur Bildung von Kohlensäure “ und. Wasser erfordern, so reichen jene 3,91 Pfd., die mit ausgeschieden wurden, hierzu nicht aus; es'Müssen demnachvan 42,11, Pid. Sauerstoff ee worden sein. | ZultZEi Die Menge der Exkremente Yin ausser durch das Futter, bedingt durch die Bewegung des Thieres; "steht eim' solches Br | NDEEE im; Stall,,s6 wird sich‘ im Dung! und in: der: Milch mehr |von dem‘FPutter finden‘, als wenn es als Zugthier benutzt wird. Ferner ist sie verschieden ‘bei den verschiedenen Thieren; am‘ wenigsten athmen die Schafe aus. Ob aätich die Art des Futters von Einfluss auf das Ausathmen ist, kann noch ‘nicht mit 'Bestimmtheit nachgewiesen werden; doch’ dürfte 'man dies wohl‘ ‚annehmen; . da gewisse Nahrungsmittel‘ erfahrungsmässig die '‘Schweissbildung befördern. Nächst -den‘ Salzen ist’ der Stickstoff derjenige Stoff, welcher dureh Haut und Lungen in geringster Menge ahesaehe wird; es sind nur 12° bis ie Prozent. Gi | ap -»Die'’'Summe aller ausgeschiedenen Stoffe wird noch 'dä- durch: ‚sermindert‘,‘ dass das verzehrende Thier bei der Pro- duktion von Fleisch, Fett, Wolle u. s. w. einen Theil der Nahrungsmittel’ ablagert ; ‘doch ist dies Quäntum' verhältniss- mässig sehr gering, am bedeutendsten bei Mastschweinen, die sehr ‘schnell ‘an ‘Gewicht zunehmen. Im Allgemeinen erhäft der Acker in den Exkrementen diejenigen Stoffe wieder, die ihm ‘durch die Ernte entzogen sind; die Salze noch reich- licher, da das Trinkwasser solche liefert. Weil aber der Dünger im Verlaufe seiner Verwesung in Kohlensäure, Am- moniak und "Wasser zerfällt, und‘ diese Verbindungen” zum grössten Theil verdunstet' werden, so kommen sie nur theil- weise ‘dem Acker unmittelbar zu Gute; wir haben schon in der’ersten Abtheilung nachgewiesen, ‘wie die Pflanzen und der Boden’ befähigt sein müssen, das Bedürfnis an nn Stoffen aus der Luft zu befriedigen. a » Zar Würdigung des Gehaltes än Salzen‘ wollen’ wir "Hier einige Analysen des Harnes und der ‘Asche der festen Exkre- mehte"der Hausthiere nach Schulz-Fleeth mittheilen. 13" — 16 — Die Zusammensetzung des Harnes war in 1000 Theilen vom Schwein Pferd Rind Barustall , 1auahaıdassoy al 4,90 31,00 18,48 Hippursaures Kali . . . — 4,74 16,51 Milchsaures Alkali . . . — 20,09 17,16 Kohlensaure Bittererde j 0,87 4,16 4,74, u Kalkerde . . E— 10,82 0,55 Schwefelsaures Kali... .... 1,98 1,18 3,60. Phosphorsaures „» . .... 1,02 am —_ Kochnalz cr. „a Hip an. 1,28 0,74 1,52 Kiselerds . SHCKEWii, . \ 0,07 1,01 _ Wasser... ii dot? sansbs9IHh4 910,76 921,32 989,46 984,50 983,88 Die Aschen der festen. Exkremente enthielten vom Schwein Rind Schaf ... Pferd Kieselerde . . . . 13,19 62,54 50,11 62,40 N 2,91 8,32 11,30 Naram: 07 SOnTer az 0,98 3,28 1,98. Kochsalz . ».. . ...0,98 0,23 0,14 0,03 Phosphorsaures Eisen- DEyAL 21075 I, 8,93 3,98 2,73 Kalkerde 7, 7293 5,71 18,15 4,63 Bittererde . . .. . .2,24 11,47 5,45 3,84 Phosphorsäure ... . 0,41 4,76 IsDRih nalıd Schwefelsäure . .. 0,90 1,77 2,69 1,83 Kohlensäure . . . 0,60 — — 1, — Manganoxydul . .:. — ol AN Sand 12.41 -Jof arlas@ DT en any] — 99,22 99,30. 99,64: 99,80, Do — 197° — Bei einem Menschen :waren enthalten in der Asche des Harnes grkremente Kalı 16,19 22,32 Natron 31,96 0,99 Kalkerde . 1,44, 21,35 Bittererde 1,31 10,70 Eisenoxyd Spur 2,08 Chlor 38,75 0,37 Schwefelsäure 2,50 1,11 Phosphorsäure 4,13 30,95 Kieselsäure 70,70 1,43 Kohlensäure . — 1,07 Unlöslichess . . — 6,25 96,98 99,62 Im Laufe eines Tages wurden von einem Menschen im Harn 8,7, im Koth nur 1,4 Quentchen Salze ausgeschieden. Werden denn aber auch alle diese, Stoffe ohne Verlust dem: Acker, dem sie entnommen, wieder zugeführt? Wenn man die Aufgabe der Landwirthschaft verfolgt, so findet sich, dass nicht blos die Bevölkerung grosser Städte, sondern auch diejenige des flachen Landes in ärmern Gegenden mit ihren Produkten ernährt werden soll. Hieraus ergiebt sich schon, wie wenig ein vollständiges Ersetzen der abgegebenen Stoffe stattfinden kann. Alle in den Brotfrüchten, in der Wolle, der Milch und im Fleisch enthaltenen Salze werden mit jenen Sub- stanzen verkauft und weggeführt; nur diejenigen bleiben zu- rück, welche in den auf dem Hofe selbst verbrauchten Stoffen enthalten sind. Auch hier giebt es noch mancherlei Verluste, die dann am geringsten sind, wenn man ‚eine vollständige Stallfütterung eingeführt hat. Mit den oben genannten Sub- stanzen werden hauptsächlich Kali, Phosphorsäure und Stick- stoff dem: Acker entführt und zwar in weit höberem Masse, als sie in den Stoffen 'zurückbleiben, welche als Streu und als Viehfutter dienen, :Die Weizenkörner enthalten in 100 Theilen — 198 — ihrer Asche 23,18 Theile: Kali und 46,36. Phosphorsäure, während in’ der‘ des Strohes: nur 0,68 Theile Kali und 5,05 Phosphorsäure ‚gefunden werden. Die Aecker müssen daher immer mehr und mehr verarmen und zwar am, schnellsten an Kali, Phosphorsäure und Stickstoff, wenn ‚man nicht ‘andere Hulfsmittel besitzt, den Verlust zu decken. | Wo sich gute Wiesen finden, ist dieser Ersatz unschwer zu bewerkstelligen; indem. die Whasen reiche Ernten an Heu produziren, das dem Vieh, verfüttert wird, werden jene Stoffe nach dem Durchgange durch den ihiderecheh Körper dem Acker einverleibt,, aber immer an Kali und Phosphorsäure verhält- nissmässig mehr, als an Stickstoff. Aus diesem, Grunde ist eine Lüchtige, Viehwirthschaft überall da unerlässliche Bedin- gung für einen ‚guten Ackerbau, wo man nicht, wie in der Nähe grosser Städte, billige Dungstoffe beziehen kann; über- dies ist 'die Viehzucht auch 'üm deswillen wichtig, weil viele Pflänzenstoffe "ohne eine’ sulche' gar 'nicht 'vortheilhaft "yer- werthet werden könnten. Wollte "man auf demselben Acker in "ununferbrochener Folge Getreide anbauen, so würde'sein Ammoniäkgehalt ‚schtiell abriehmen, wenn man nicht‘ Hülfsmittel besässe ) dies zu ver- lindern‘; diese sind entweder käufliche, stickstöffreiche Dung- stoffe, oder 'eihe rationelle Fruchtfolge, indem man abwech- selnd 'mit'deh' Getreideärten solche" Pflanzen anbäut, Welche wegen ihres Blattreichthums die Fähigkeit besitzen, die Feuch- tigkeit der ‘Atmosphäre und damit’ das "Ammoniak derselben zu "verdichten;;, sie‘ verhindern zugleich das Verdunsten ’der Ammöniaksalze, weil sie ‘den Boden dicht beschätten. | "Wenden wir uns zur Behafidlung und | Verwendung des en "ES liegt’in der’ Natur jeder Vorder Produktion, "dass jede Arbeit ihre "bestimmte Zeit ‚hat und dass die’ zu verar- beitenden Stoffe ‘sich! in dem Zustande befinden , wie sie‘ sich am vortheilhäftesten verwenden lassen; dies’ gilt‘ auch von ‘der Verwendung des Düngers. "Die ‘im Stall gewonnenen Dung- stoffe können” nieht ünmittelbar nach ihrer! Erzeugung auf‘ den Ber Dahn Acker gebracht werden; ‚sie ‚sind längere Zeit aufzubewahren und ‚erleiden mannichfache Nerändefungen;, bevor sie.» ver+ braucht werden. ; Unter dem. Einfluss..der Wärme, der Feichtigkeit und des Sauerstofls 'der. atmosphärischen: Luft wird der ' Dünger, wie alle organischen. Stofle, zersetzt; am schnellsten verwesen die. stickstoflhaltigen Bestanıltheile, ‚die die andern Stoffe, mit in ‚die -Gährung, hineinreissen ‚und deren Fäulniss befördern! Bei geringer Wärme, bei rollkommener Trockenheit: oder zu grosser Nässe wird. die. Zersetzung ‚aufgehalten;' man 'kanıi Dünger, frisch getrocknet, ‚lange. unverändert ‚aufbewahren. Ist. der Feuchtigkeitszustand. ein ‚passender, so: steigert: 'sich in. Folge ‚der. Verwesung, unabhängig vonder äussern. Tem- peratur, die, Wärme, ‚wodurch die Fäulniss in einem bedeuten- den Grade beschleunigt wird. Der: Pferdemist ‚hat deshalb. so hitzige Eigenschaften, ‘weil er wegen der ‚feinen Zertheilung sehr, schnell in.‚Verwesung übergeht... Diese: Verhältnisse darf man bei der Behandlung und Aufbewahrung ‚des Düngers, nie aus den. Augen verlieren, denn.’ auf ‚ihrer Regulirung beruht der Nutzen, den. (ler Dünger. gewähren: kann. ‚Da die bei ‚dieser Zersetzung sich bildenden Produkte zum Theil flüchtiger Natur sind, se ist auf. ihre Bindung das Haupt- augenmerk zu richten; dies betrifft: jedoch nur. das Ammoniak; Wasserdampf‘ und ‚Kohlensäure liefert die Luft ‘in. genügender Menge... Es ‚könnte: daher. leicht die Frage 'aufgeworfen ‚wer; den, ‚ob. es nicht vortheilhafter ‚wäre, den Dung. frisch, dem Acker. beizumengen, ‚statt. ihn längere Zeit auf dem: Hofe ‚auf- zubewahren ? Auf,.diese ‚Frage. giebt es keine allgemein gültige Ant wort; diese, wird‘ durch die Zwecke bedingt, welche ‚man durch die Düngung ‚erreichen will. Der. frische Dünger ent- hält ‚wenig fertig gebildete pflanzliche Nahrungsmittel, weil der Stickstoff sich noch in Verbindungen befindet, die ‚von den Pflanzen nicht aufgenonuimen werden ; ebenso ist es. mit einen, Theile der Salze. ..Desto reicher. ist ‘der. frische ' Dünger. an Humusbestandtheilen.. ‚Letzterer Umstand könnte zu der An- — 200 — nahme veranlassen, frischer Dung wäre besonders für solche Bodenarten 'nützlich, welche, wie der'Sandboden, arm an Hu- mus sind. Fassen wir aber die physikalische Beschaffenheit des frischen Düngers ins Auge, besonders den Umstand, dass er mit der Streu gemengt ist, so leuchtet ein, dass’ 'er die nachtheiligen Eigenschaften des Sandes nur noch verschlim- mert. Weil er durch seine Beschaffenheit den an sich schon leichten Sand noch mehr auflockert, wird dieser noch viel leichter und tiefer ausgetrocknet. Der obenauf liegende Dünger bleibt aus Mangel an Feuchtigkeit ganz unzersetzt und kann Nichts zur Fruchtbarkeit beitragen; der tiefer und feucht lie- gende wird zwar verwesen, aber die flüchtigen Produkte kön- nen aus dem aufgelockerten Boden leicht entweichen; beson- ders das kohlensaure Ammoniak. Auf solchem Boden gewährt daher der frische Dung den Pflanzen nur wenig nährende Stoffe, und der Humusgehalt wird auch nicht vermehrt, weil die Zersetzung eine zu stürmische ist, wie wir weiter oben nachgewiesen haben. Auf fettem Thon und Lehmboden kann dagegen eine An- wendung des frischen Düngers ganz vortheilhaft sein, weil er den Boden auflockert und seine Beackerung erleichtert; indem er sich in solchem Boden nur langsam zersetzt, bereichert er ihn an Humusbestandtheilen. | | Bei’ der Verwesung des Düngers vermindert sich aller- dings seine Quantität; aber bei richtiger Behandlung erstreckt sich diese Verminderung nur auf unwichtige Stoffe, auf Kohlen- säure und Wasser; ‘die Stickstoffverbindungen werden fast ganz erhalten. Dagegen hat sich die Menge fertiger Nahrungs- mittel, wie sie ‘die Pflanzen aufnehmen können, vermehrt; seine Wirkung auf das Wachsthum ist daher schneller und energischer. Wo es sich also darum handelt, den an ‘Nah- rungsstoffen verarmten Boden fruchtbar zu machen, muss ohne Zweifel zersetzter Dünger angewendet ‘werden. Dieser findet demnach 'seine vortheilhafteste Verwendung 'auf' leichtem Sand- boden, am besten mit''der Saat zugleich untergebracht, natür- lich nur in dem Falle, dass er leicht vertheilt und mit’ dem — 2001 — Sande gemengt werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass die Verwesung leicht zu weit geführt werden kann; dies ist stets dann der Fall, wenn der Dünger anfängt, stark nach Ammoniak zu riechen, weil alsdann die Stofle sich zu ver- mindern anfangen, welche bisher das Ammoniak banden; erst im Boden darf dieser Zustand des Düngers eintreten. Im innigen Zusammenhang mit den besprochenen Ver- hältnissen steht die Frage, ob es vortheilhafter sei, alljährlich zu‘ ‘düngen oder für eine Reihe von Ernten auf einmal? Obgleich nun die Vertreter der letztern Ansicht die zahl- reichern sind, so hat doch die andere, in neuerer Zeit beson- ders, nicht minder Anhänger gefunden. In ihrer Starrheit können wir keiner der beiden: Ansichten beitreten; man muss sich stets nach den gegebenen Verhältnissen richten und diesen sich anbequemen. Hat man fast vollständig zersetzten Dünger anzuwenden, so ist es offenbar am vortheilhaftesten, ihn alljährlich auf den Acker zu bringen; denn einerseits würde der Verlust durch Verdunstung sehr gross sein, wollte man für mehre Jahre auf einmal düngen, anderseits würde die grosse Menge fertiger Nahrungsmittel, ‘welche mit einer Düngung für mehre Jahre auf den Acker gebracht werden müssen, nicht nur die erste Frucht auf Kosten der spätern ungemein begünstigen, sondern sie könnte sogar der Vegetation nachtheilig sein. Da aber in den meisten Fällen der Dünger immer noch viele unzer- setzte Nahrungsstoffe enthält, die sich nur allmälig zersetzen und zu wirklichen Nahrungsmitteln 'umbilden, so dürfte im Allgemeinen eine Düngung für mehre Jahre vortheilhafter sein, besonders auf fettem Boden, wo die Verwesung nur langsam fortschreitet, und deshalb nicht leicht ein Verlust droht. Doch darf man den Zeitraum, für ’den man düngt, nicht zu sehr ausdehnen, weil sonst Verluste unvermeidlich sind; nach allen Erfahrungen hat sich eine Düngung für drei Jahre am vor- theilhaftesten erwiesen. Bei dieser Art zu düngen darf man den Umstand nicht ausser Acht lassen, die Fruchtfolge angemessen zu vertheilen, zumal’ ohne Zweifel im ersten Jahre der Dün- — 02 — gung, ‚besonders bei 'zersetztem Düngenzi,die Pflanzen reich- licher Nahrung finden, als’:in ‚den, folgenden: Jahrgängen. ; Auf leichtem -Sandboden. bleibt: der. Erfolg einer periodischen Dün- gung ‚mehr: ‚oder, weniger aveilelliafig ‚es ‚dürfte. besser ‚sein, ihn, jährlich zu‘ düngen; | lan Die verschiedenen Dungstolle, zen ıtällen htrahieie a in Kohlensäure, Ammoniak und Wasser; ‚während ‚die ‚Salze sich ausscheiden ; die. ‘Aufgabe. ‚des Landwirths ist, das Ammoniak und die. Salze zu konserviren ‚.'zw! welchem Ende ihm: ver- schiedene ‚Mittel zur Verfügung ‚stelien. ; Die Einstreu hat neben: der. Aufgabe „. dem. Vieh ein! ‚reinliches Lager ‚zu be- reiten, noch. den Zweck, ‚die Jauche «möglichst: vollständig auf zusaugen und. die Zersetzung‘ zu reguliren ; ‚daneben sell .sie die gleichmässige Vertbeilung .der Dungstoffe. vermitteln, ‚Wollte man den Dünger ohne Streu aufbewahren, so.würde, die Zer- setzung; bald eine so ‚stürmische. 'werden,. dass ‚sich :bei der hohen Temperatur, ‘wie sie eine heftige ‚chemische. Thätigkeit erzeugt ,. das ’Ammoniak zum‘ grössten. Theil: als .;kohlensaures Salz ‚verflüchtigte. ; Bei. solehen Düngerarten ,‚\..die. ‚in. ‚Folge ihrer: schmierigen- Beschaffenheit, wie' der Kubdünger, ‚sich zu festen Massen zusammenbaällen, so dass. der ‚Zutritt des :Sauer- stoffs verhindert:'wird,, hat: ‚die, Einstreui ‚die: entgegengesetzte Aufgabe; sie soll den. Zutritt:.der Luft: und damit die Verwe+ sung erleichtern. Ausserdem. entstehen ‚aus ‚den- Einstreuma- terialien humose Substanzen, welche!im; hohen, Masse die Ei- genschaft haben, das: Ammoniak anzuziehen. Da. Thon diese Eigenschaft mit : dein‘ Humus theilt, ‚so /kann' sandiger «Thon recht gut: einen Tlieil: der Streu ersetzen. | al Will:man den: besprochenen Einfluss der. Streu m mög- lichst hohen Grade erreichen, ).'so: ist. eine 'innige ;Mengung derselben ‘mit dem ‘Dünger «unumgänglich 'nothwendig;.; Das einfachste: und beste Mittel: für: diesen Zweck wäre,, den. Dünger; bis ‚zu seiner: Verwendung ‚unter den: Thieren selbst liegen zu lassen« ı Durch ihre Bewegungen‘, würd ‚nicht ‚allein: ‚eine; voll ständige Mengung. und: ein Feststampfen erreicht; sondern ‚es können sich ‚auch. die Blüssigen Exkremente;. die, nach, den -— 2103 — mitgetheilten ‘Analysen besonders reich » an währenden: Sub- stanzen sind, gleichmässig durch: die ganze Masse: vertheilen. Aber. nicht, bei allen Thieren ist dies auszuführen; auch be- darf man dazu ‚einer bedeutenden Menge Streumaterial. Stets anwendbar ist, diese Methode beim Rindvieh und bei den Schafen, Einen Theil der Streu kann man durch Anwendung sandigen Lehmes und des Laubes ersparen, welche Stoffe noch den Vortheil gewähren, dass man eine viel innigere Mengung und’ 'eine' vollständige Aufsangung 'erreicht, wie dies bei Stroh allein nie der Fall sein’ kann. 'Man>hat gegen die Aufbewah- rung des Düngers in ‚den: Ställen oft eingewendet,, ‚sie-sei für das Vieh ungesund;' doch: ist: man die Beweise schuldig. ge- blieben. Wir haben in solchen Ställen, woman ‘genügend Streu und Erde angewendet hatte, nie den Geruch nach Am- moniak wahrgenommen; dagegen ist derselbe selbst in den Ställen nicht ganz zu, vermeiden, wo der Dung täglich ent- fernt wird. VE : Wo die Aufbewahrung des Düngers unter dem Vieh nicht ausführbar ist, wie. in Pferdeställen „ muss man Dung- gruben an einem vor der Sonne und vor "hefligem Zugwind geschützten Orte anlegen. Der Dünger in diesen Gruben muss oben möglichst. geehnet und festgestampft werden; ein Regen- dach ist alsdann kaum nöthig. _ Um die Jauche gut benutzen zu können, ist es vortheilhaft, die Grube auszumauern oder mit. Leiten auszuschlagen, damit dieselbe nicht nach unten abfliessen kann. Die in Röhren ‚in eine vertiefte Stelle der Grube geleitete Jauche muss mit einer Pumpe über den Mist gleichmässig vertheilt werden, wie es. denn überhaupt vortheil- hafter ist, die Jauche auf diese Weise zu benutzen , | ‚als sie für sich allein auf den Acker zu bringen. ne | | Sammeln sich grössere Mengen von Jauche an, so muss man‘sie durch‘ Erde oder Möder; aufsaugen lassen, wodurch ihre 'Verwesung gemässigt wirdy aber thöricht wäre: es, Kalk in dieselbe zu bringen, 'da' dieser ihre Zersetzung noch be- schleunigt und solche’ Produkte‘ erzeugt, die sich sehr leicht verflüchtigen. Bei grosser Dürre muss der Misthaufen mit — 204 — einer schützenden Decke von Laub oder Erde’ versehen und von Zeit zu Zeit angefeuchtet werden. Wenn ‚die Jauche nicht in eine besondere Vertiefung durch den geneigten Boden der Düngergrube geleitet wird, so hat dies den Nachtheil, dass die Zersetzung nicht überall gleichen Schritt hält, weil die Jauche in den untern Schichten des Düngers er Zutritt der Luft verhindert. Wird der Dünger auf die beschriebene Weise behandelt, so findet. kein erheblicher Verlust statt; ‘die entweichende Kohlensäure und der Wasserdampf ist ohne Bedeutung, weil diese Nahrungsmittel von der Atmosphäre in genügender RCOED geliefert werden. | Hat man den Dünger auf den Acker gebracht, so ist es nicht gleichzültig, wie man hier verfährt. Die erste und wich- tigste Aufgabe ist, ihn möglichst gleichmässig zu vertheilen und mit der Ackerkrume zu mengen, wenn die Wurzeln der Pflanzen überall die nöthigen Stoffe zur Aufnahme finden sollen. An dem Wachsthum der Pflanzen sieht man es einem Acker sofort an, wenn der Dünger schlecht vertheilt ist; wo Dünger- _ klumpen liegen, da ist die Vegetation eine üppige, oft sogar geile; an Stellen dicht daneben sehen die Pflanzen sehr schwäch- lich und kümmerlich aus. Die grösste Sorgfalt erheischt der leichte sandige Boden, weil man hier am besten, wie wir nach- gewiesen haben, schon ziemlich verwesten Dünger anwendet; dieser ballt sich aber leicht zusammen und lässt sich nur schwierig vertheilen. Man erleichtert die Anwendung, wenn man ein Gemenge von Erde und Dünger bereitet. Dadurch hat man noch den Vortheil, dass weniger Nahrungsstoffe ent- weichen können. | a Um das Fuhrlohn für die Erde zu sparen, legt man. die Komposthaufen auf den Aeckern selbst an; um: den. Zutritt des Wassers abzuhalten, deckt: man sie mit ‚Rasenstücken. Erinnern‘ wollen wir nur, dass man nicht etwa ein. Fuder u Kompost einem Fuder Dünger gleich achten darf; man muss so viel Kompost mehr anwenden, als dem Dünger Erde bei- gemischt ist. Man hat vielfach die Behauptung aufgestellt, dass der Dünger einen Verlust erleide, wenn man ihn längere Zeit aus- gebreitet auf dem Acker liegen lasse, und es ist viel für und wider gestritten worden. Die Erfahrung scheint gegen diese Annahme zu sprechen. Wird der Dünger in einer dünnen Schicht ausgestreut, so trocknet er bald aus und kann wegen mangelnder Feuchtigkeit nicht weiter zersetzt werden; da- gegen bildet er eine schützende Decke gegen die Verdunstung aus der Ackerkrume. Doch gilt dies nur für solchen Dünger, dessen Zersetzung noch nicht weit fortgeschritten ist; sehr zerfallener Dünger muss sofort untergepflügt werden. Nachtheilig und mit Verlusten verknüpft ist, ‚aber das Ver- fahren, den unvermischten Dünger in grössern Haufen lange auf dem Acker liegen zu lassen, weil hier alle Bedingungen einer leichten Zersetzung gegeben sind. Muss man den Dünger auf dem Acker liegen lassen, so mische man ihn stets mit Erde und scheue die Arbeit nicht, um Verluste zu ver- meiden. Endlich könnte noch die Frage aufgeworfen werden, der Dünger welcher Thiere den Vorzug verdiene? Aus den von uns gegebenen Andeutungen über die Entstehung des Düngers geht hervor , dass seine Zusammensetzung von den Nahrungs- mitteln’ abhängt. Da sich nun das Schwein in der Regel mit dem geringsten Futter‘ begnügen muss, mit wenig Stickstoff enthaltenden Substanzen, so ist offenbar der: Schweinemist vom geringsten Werth; dazu kommt das schnelle Wachsthuni des Schweines,. so dass im Dünger wenig Stoffe wieder ausge- geben werden. Pferd und Schaf erhalten im’ Allgemeinen das beste ‚Futter, es kann daher der von beiden: Thieren erhaltene Dünger am reichsten an Pflanzennahrungsmitteln sein. ' Der Dünger dieser Thiere zersetzt sich überdem wegen seiner — 26 — feinen :Zertheilung :selir..leicht'»und. äussert',somit ‚den kräftig+ sten Einfluss: auf das; Wachstkum.. Im.'Schafmist sind: die flüssigen und festen Exkremente sehr innig gemengt. ‘Inder Mitte steht der, Rindviehmist, der wegen seiner schmierigen, klebrigen Natur .es besonders ‚nöthig. hat, mit andern Stoffen gemengt zu, werden, wenn er anders ich im Acker Klumpen bilden soll. 9); Die. Pondrette. DEYEER, TIEITIEY, ‚In gr ossen Städten „. wo, ‚viele, "Menschen oe woh- nen, ‚werden , aus allen, Theilen, des ; Landes grosse Mengen Ihierischer und pflanzlicher Produkte ‚verbraucht, die, zum grossen Theil wieder. in die Exkremente übergehen. „Wäh- rend diese so kostbaren Stotie auf dem flachen Lande und in Landstädten ihre mehr ‘oder weniger vortheilhafte Verwerthung finden, "bleiben' sie in den grken Städten 'noch meist‘ unbe nutzt, und noch "heute müssen 'die Häüswirthe von Berlin so- gar dafür zahlen, dass’ män’ihnen nur den Unrath aus dem Hause holt." Die Hauptursache dieser Vergeudung’ der für den Ackerbau so werthvollen Stoffe liegt in dem Umstande, dass die menschlichen Exkremente nur schwierig auf weitere Strecken transportirt werden ‚können; ‚es ist ‚daher die! Auf- gabe der Industrie, diese Substanzen: in. eine solche Form zu bringen, dass sie’ sich aufbewahren ‚und leicht wegführen las- sen.i «Dies ist, denn aueh>im ‚neuerer. Zeit »geschiehen, ‚undiiies sind | grosse: Fabriken. entstanden;;ı: welche (sich. jene‘ Aufgabe gestellt 'haben;, und: welche ihre‘ Erzeugnisse unter«.dem Nas men Poudrette ; 'Erat sehr Bunselioken, Guan.| in u Handel bringen: \a.l0u 77 Ads: 04 wich ra eg Ausser dem ol@ngi nee ‚Umstande: des: scheu ns findetsmam' auch nicht Selten erh Vorurtheil als. obi die menschlichen Exkreimente dem! Acker: nachtheilig wären. Darauf. Jässt :sich.:anführen „dass: dieselben sich in Nichts: von dem »thierischen Dünger unterscheidem, als dädurch ‚) dass: sie reicher an all den Stoffen sind, die zur Ernährung der — WE — Pflanzen dienen, weil die menschliche Nahrung im’ Allgemeinen aus''den’reichsten und’ besten Stoffen besteht. Dazu kommt noch, dass sich‘ die ‘menschlichen: Exkremente ‚sehr 'schneil zersetzen; wo man daher eine nachtheilige Wirkung derselben beobachtet hat, liegt diese iin’ dem Umstande, dass man die- selben in’ einem zu konzentrirten Zustande ‘und in zu’ grosser Menge angewendet hat. Deshalb hat die Verarbeitung: der- selben zu Poudrette noch den Vortheil, dass sie durch die Ver- dünnung mit'andern Stoffen eine bessere Anwendung gestatten. Die nächste Aufgabe bei der Bereitung der Poudrette ist also’ die, (die menschlichen Exkremente vor einer zu’ stürmi- schen Zersetzung zu schützen. Diese Aufgabe 'kann: man auf zwei‘verschiedenen Wegen erreichen, ‘Man trocknet sie ent= weder ‘durch’ künstliche Wärme und 'bringt sie als Pulver un- vermischt in’’den Handel, oder man vermischt sie mit andern Substanzen ‚ welche die 'Verwesung mässigen ‘und die 'stick- stoffhaltigen Bestandtheile binden. Weil ‘man zugleich den Zweck verfolgt , die Stoffe ohne zu grosse Kosten weit trans- portiren zu können, so wäre die erste Methode die bessere; um'jedoch 'bei dem -Verdunsten des Wassers Verluste zu ver- meiden, ist ‘es vortheilhaft, sie vor dem Trocknen ‚mit Gips oder Eisenvitriol zu mengen. ‘Die Schwefelsäure, welche in beiden Salzen enthalten ist, bindet’ das Ammoniak, das Eisen- oxyd zersetzt aber den Schwefelwässerstoff, jenes giftige 'Gas, das den Exkrementen den üblen Geruch ertheilt; ausser jenen Salzen muss’ man’ noch etwas freie 'Schwefelsäure zur Masse setzen. Inder Regel halten es 'aber'die Fabrikanten für vor- theilhafter; "die Exkremente mit Eisenvitriol , "Gips; "Schwefel- säure 'und eerdigen Substanzen’ zu 'mengen, weil sie‘ dadurch ein grösseres Volum erhalten: Da'abei'auf‘ diese Weise dem Uebervortheilen' Thür und Thor geöffnet ist,’ sollte jeder Land-' wirth in der Lage sein, solche ihm zum Kauf angebotene Poudreite auf ıhren Gehalt ‚au nähreuden Stoffen prüfen zu können, um ihren wirklichen Werth zu bestimmen. Wichtig ist bei der Bereitung' der!’ Poudrette,' wo möglich allen Urin ‘der Masse einzuverleiben, da ‘gerade dieser ‚reich — 208 — - an Stickstoffverbindungen und an Phosphorsalzen ist, ‚wie,.die mitgetheilten Analysen darthun. Leider geht der Urin: noch fast ganz ungenutzt: verloren, weil unser materielles Zeitalter lange noch nicht materiell genug ist. Es ist überaus: wünschenswerth, dass die Benutzung hin menschlichen Exkremente allgemein verbreitet würde, und dass man auf ihre Vorbereitung für den Transport die grösste Sorgfalt, verwendete, da sie an Werth dem Guano ‘mindestens gleichstehen. : Unter 'allen Umständen ist es, thöricht. und ver- schwenderisch,; grosse Summen Geldes über das Meer für: Stoffe zu. senden, so lange man. dieselben eben so. preiswürdig,. oder noch. billiger zu Hause haben kann, ‚wie ‚es auf der ‘andern Seite eben. so verkehrt sein würde, theure inländische Erzeug- nisse; zu. gebrauchen, wenn sie das Ausland billiger ‚liefert. . Allerdings hat sich auch der Schwindel dieses Industrie- zweiges bemächtigt; aber in solchem Falle. ist es immer. die Aufgabe des Käufers, selbst. zu prüfen und die Augen offen zu ‚halten, um den Werth der angebotenen Waare zu. schätzen. Eine sehr vortheilbafte Verwendung finden bei der Poudretten- bereitung die Abfälle aus Blutlaugensalzfabriken und aus Gas- ‚anstalten, welche nicht unbedeutende Mengen von Stickstoff enthalten, besonders die letztern. In Flandern und in der Schweiz löst man die mensch- lichen Exkremente in Wasser auf und düngt mit dieser Flüs- sigkeit mit recht gutem Erfolge. Doch hat diese Art. der Verwendung. neben der. unangenehmen Arbeit des Auflösens noch den Uebelstand, dass man bedeutende Mengen Wasser herbeiführen muss, was in den: seltensten Fällen ohne erheb- liche Kosten geschehen kann, weshalb diese Düngung immer eine. beschränkte bleiben wird. Bei anhaltender Dürre. ist sie allerdings die beste, weil sich sonst leicht viel Dungstofle, ver- flüchtigen. 3) Der Guano. Die Menge: ‚des ‘Stalldüngers ist nur eine beschränkte, abhängig von dem Viehstand und, den auf dem Hofe ‘selbst — I — verfütterten Substanzen; ein grösserer oder geringerer Antbeil der Erträge muss verkauft werden, weil der Mensch von Brot nicht allein lebt. Da man aber in vielen Fällen von seinen Aeckern grössere Erträge erzielen könnte, wenn man nur die nöthigen Dungmittel zur Verfügung hätte, so ist in den letzten zwanzig Jahren die Anwendung künstlieher Düngemittel immer mehr in Aufnahme gekommen. Unter ihnen nimmt der Guano die hervorragendste Stelle ein, weil er gerade an den Stoffen, welche zur Ernährung der Pflanzen so wesentlich sind, an Phosphorsäure und Ammoniak, besonders reich ist, wenn er anders unverfälscht und unverdorben erhalten wird. Der Guano kann auf jedem Acker, der ausser Stickstoff und Phosphorsäure alle übrigen Stoffe enthält, als ein voll- ständiger Dünger wirken und nicht nur gleich reiche Ernten liefern, wie ein entsprechendes Quantum Stalldünger, sondern sogar höhere Erträge hervorrufen, weil die in ihm enthaltenen Stoffe sich leichter in wirkliche Nahrungsmittel für die Pflanzen umsetzen. Natürlicherweise kann aber der Guano und ähn- liche käufliche Düngmittel nur so lange vortheilhaft sein, als die übrigen Stoffe in genügender Menge vorhanden sind. Fangen die Ernten unter sonst gleichen Bedingungen an we- niger reich zu werden, so ist es an der Zeit, jene Stoffe auf den Acker zu bringen. Dies kann entweder so geschehen, dass man Stalldünger herbeiführt, oder dass man den Guano mit Asche und andern Salzen mischt und mit dem Gemenge den Acker bestreut. Letzteres darf jedoch nur in dem Falle geschehen, wenn die physikalische Beschaffenheit der Acker- krume der Art ist, dass sie alle zur Fruchtbarkeit erforder- lichen Eigenschaften besitzt. Sie muss Lockerheit mit Festig- keit, wasseranziehende Kraft mit Erwärmungsfähigkeit verbin- den, alles Eigenschaften, die durch den Humusgehalt erhöht werden. Wo der Humus fehlt, muss man Stalldünger oder Moder vor der Düngung mit Salzen und Guano auf den Acker bringen. Auf fettem und schwerem Boden, wo der Stalldünger als Lockerungsmittel dient, kann er nicht durch Guano ersetzt Filly, Ernährungsverhältnisse, 14 — MU — werten ; nicht zu loser und zu troekner Boden kann: durch Guano in Verbindung mit den nöthigen Salzen Jahre hindurch auf einer gleichen Stufe der Fruchtbarkeit erhalten: werden. Leichter, loser: Sandboden dagegen wird den geringsten Erfolg zeigen, weil:in ihm die hümosen Stoffe sehr schnell zersetzt werden, und weil grosse Verluste‘ auch dadurch entstehen, dass nicht alle: Zersetzungsprodukte des Guanos den Pflanzen zugeführt werden, weil ‚viele derselben in Folge der starken Verdunstung entweichen. BE: EL Ist man: im Stande, durch den: Stallmist er Fruchtbarkeit seiner Aecker auf einer gleichen Höhe zu erhalten; so- kann man sie durch. Guano und ähnlich zusammengesetzte ' Stoffe erheblich steigern; ‘denn weil sim Stalldünger. Stickstoff und Phosphorsäure in erheblich ‘geringerer Menge vorhanden. 'sind, als die übrigen Nahrungsmittel, ‘so muss ‘eine Vermehrung jener,. d. h. eine verhältnissmässige Gleichstellung derselben mit den andern, die Fruchtbarkeit ohne Zweifel erhöhen. Daher ist die Anwendung künstlicher: Dungmittel neben dem Stallmist nicht genug zu empfehlen; durch die: Vermehrung der Erträge machen sie sich reichlich bezahlt. ‚Aber auch die Strohmasse vermehrt sich und damit mittelbar die Menge des Humus, weil man bei grössern Ernten an Stroh dem Vieh mehr ‚Streu geben kann. Endlich gestattet : die ‘Verwendung käuflicher, kräftig wirkender Dungmittel dem’ Landwirth ‚in der Fruchtfolge unabhängiger zu verfahren; er kann sich: mehr als 'bei blosser ‚Stalldüngung nach seinem Bedürfniss beim Anbau der verschiedenen Kulturpflanzen richten. Doch hat man. nicht: ganz freie Hand;. da nämlich der ''Guano “mehr Phosphorsäure ‚als Stickstoff’ enthält, so ist seine Wirkung auf Haimfrüchte, welche das Entweichen der Stickstoffverbindungen aus dem Boden erleichtern, weniger bedeutend, als auf: blatt- reiche Pflanzen, Rüben, Kohl u. :s. w. | Aus vielfachen vergleichenden Versuchen, die in England’ und Deutschland, besonders in Sachsen angestellt sind, hat sich unwiderleglich ergeben , dass ein Gentner guter Guano die- selbe Wirkung hat, als 75 Gentner Stalimist, natürlich für ein Jahr ; Zr. denn obgleich die 75 Centner Stallmist weit mehr nährende Stoffe mit sich führen, so sind sie doch im Guano in einem aufgeschlossenen Zustande enthalten, wie sie bald von den Pflanzen aufgenommen werden können. Im Durchschnitt dürfte man auf den preussischen Morgen am besten einen Centner geben, um die günstigsten Erfolge zu erzielen; mehr Guano macht sich nur selten bezahlt. Was die Art der Verwendung betrifft, so muss der fein- gepulverte Guano bei feuchtem, regnerischem Wetter gleich- mässig auf den Acker verstreut werden; bei Sommerfrüchten geschieht dies am besten zugleich mit der Saat, doch muss man sich hüten, dass die Samenkörner unmittelbar mit dem- seiben in Berührung kommen, weil das kohlensaure Ammoniak in grösserer Menge die Keime tödtet. Man verfährt daher am besten so, dass man ihn vorher mit Erde oder Asche sorgfältig mischt; nur bei Kartoffeln kann man ihn unmittelbar in die Furche unter die Saatkartoffeln bringen. Bei Winterfrüchten giebt man mit der Saat nur eine geringe (uantität und über- streut im Frühjahr, wenn die Vegetation wieder erwacht, bei nassem Weiter die junge Saat; schon nach sehr kurzer Zeit bemerkt man sowohl am kräftigern Wuchs der Pflanzen, als am tiefern, saftigern Grün seine vortheilhafte Wirkung. Der Guano besteht aus den Exkrementen verschiedener Arten von Seevögeln, welche auf einer Reihe kleiner, unbe- wohnter Felseneilande in der Südsee, an der Küste von Peru und Chile gelegen, nisten. Im Laufe der Jahrtausende haben sich hier Schichten dieser Exkremente vor 30 bis 100 Fuss Dicke abgelagert; sie werden schon seit Jahrhunderten abge- bauet, schon lauge, bevor die Europäer hierher kamen, in- ‚dem die Ureinwohner Peru’s sich derselben schon als Dünge- mittel bedienten. Die bedeutendsten dieser Inseln, die den besten Guano liefern, sind die beiden Loboseilande und die drei Chinchainseln, welche allein 250 Millionen englischer Tonnen dieser Exkremente enthalten sollen. Ausserdem findet sich Guano in Patagonien und in Chile, aber von geringerer Qualität, ganz schlechter in der Saldanha- 14° ee ı ı Bay an der Westküste Afrika’s und in Australien; von einigen Inseln des rothen Meeres holten ihn die Araber schon im zwölften Jahrhundert unserer. Zeitrechnung. Der beste Guano ist der peruanische; er hat eine bräun- liche, von der Sonne getrocknete Kruste, im Innern ist er schmutziggelb, fast geschmacklos und von starkem Geruch, der an Baldrianwurzel erinnert. Guter Guano enthält im Durchschnitt 16 Prozent Ammoniak und bis 20 Prozent Phosphorsäure. Wegen seines hohen Preises ist er häufigen Verfälschungen mit Ziegelmehl, Gips, Sand und andern Stoffen ausgesetzt, weshalb wir die Landwirthe nicht dringend genug vor dem Ankauf des billigen Guano’s warnen können. Die Herren Gibbs, Sohn und Compagnie in London, welche: in Folge eines Vertrages mit der Regierung, von ‚Peru den allei- nigen Vertrieb des peruanischen Guano’s in Händen haben, liefern den preussischen Gentner nicht unter 34 Thaler, wel- cher Preis für Deutschland sich mit Transportkosten und Spesen auf 4% Thaler erhebt. Trotzdem kaufen die. Land- wirthe den Centner für zwei bis drei Thaler und vermeinen, ein vortreffliches Geschäft gemacht zu haben; bei so niedrigem Preise müssen sie aber betrogen sein. Entweder kaufen sie australischen oder einen andern fast werthlosen Guano um so geringen Preis, oder sie kaufen verfälschten. Der beste Guano, ist er auf der Seereise nass geworden, kann ganz werthlos werden. Es ist daher stets nothwendig, dass ‘der Landwirth die Waare selber prüfe, oder einen zuverlässigen Chemiker damit beauftrage. Eine ziemlich brauchbare Anwei- sung für diese Prüfung findet man in einer in diesem Ver- lage erschienenen Bearbeitung der Schrift von Nesbit: „Der peruanische Guano.“ Die Schrift enthält ausserdem noch einige specielle Fingerzeige, für die hier nicht der Ort ist. In den hier mitgetheilten Analysen von drei guten Guano- sorten ist das Ammoniak nicht alles fertig gebildet im Guano enthalten, sondern es sind alle stickstoffhaltigen Bestandtheile, welche sich in Ammoniak zersetzen, als solches berechnet. In 100 Theilen der untersuchten Guanoarten waren enthalten: t: 2 3. Ammoniak 13,16 17,35 15,55 Kali 2,16, 2,96 2,43 Natron 2,76 Spur 0,85 Kalkerde . 15,96 15,99 17,12 Magnesia 0,35 0,41 a Chlor . 1,49 3.25 3,19 Kleesäure 15,39 17,01 16,62 Kohlensäure 1,65 0,47 1,21 Phosphorsäure . 18,08 19,98 19,13 Schwefelsäure 4,00 4,73 5,10 Wasser m 5,12 4,23 4,17 Stickstofffreie org. Stoffe 6,05 10,58 6,37 Die übrigen Stoffe waren Thon und Sand. Der in den Analysen mitgetheilte Ammoniakgehalt ent- spricht 10,83 und 14,28 und 12,80 Prozent Stickstoff; wenn aber in der Roggenernte eines Morgens Acker 17 Pfd. Stick- stoff enthalten sind, so reichen schon 157 oder 119 oder 133 Pfd. Guano aus, um den ganzen Stickstoff zu liefern. In neuerer Zeit kommen verschiedene Substanzen als künstlicher Guano in den Handel; es sind dies die oben er- wähnte Poudrette, Fischreste und dergl. Unter Umständen können diese Stoffe eben so gut sein, als Guano, worüber aber immer nur eine sorgfältige Prüfung entscheiden kann; bei dieser Prüfung ist jedoch nicht allein die Quantität der Stoffe, sondern auch ihre Konstitution massgebend, d. h. ob sie sich in einem eben so aufgeschlossenen Zustande als ım Guano befinden. 3 | Am besten lassen sich hier einige Dungstoffe von unter- geordneter Bedeutung anreihen, welche dem Guano in ihren Bestandtheilen ähnlich sind, oder doch einen Hauptbestand- theil desselben, nämlich Phosphorsäure enthalten. Dahin ge- hören: a) Das Knochenmehl. Die thierischen Knochen be- stehen aus stickstoffhaltigem Leim, aus Fett, phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk und etwas Fluorkalcum. Frische — 214 — Knochen enthalten bis 25 Prozent Phosphorsäure, aber nur 5 bis 6 Prozent Stickstofl, also weit weniger, als der Guano; so dass bei ihrer Anwendung noch grössere Mengen von Am- moniak hinzukommen müssen, wenn sich die ‚Phosphorsäure verwerthen soll. Das Knochenmehl verdankt daher seinen Haupteinfluss auf das Wachsthum seinem Gehalt,.an Phosphor- säure, weshalb man in vielen Fällen gebrannte Knochen mit gleichem Erfolge zur Düngung benutzen kann. Aber auch noch in anderer Beziehung unterscheiden sich die Knochen vom Guano; während sich nämlich im Guano die nährenden Substanzen fast ganz fertig gebildet vorfinden, gehen die Knochen nur sehr‘ schwer in Fäulniss über. Weil der phosphorsaure Kalk mit dem Knochenleim ‚eine. feste Verbin- dung bildet, so wird der Zutritt der Luft. fast gänzlich abge- halten. Um sie daher schneller wirksam zu machen, ist es nöthig, sie so fein: wie möglich zu zerkleinern.., Man setzt. sie zu dem Ende der Einwirkung gespannter Wasserdämpfe. aus; dadurch wird ihnen einerseits das Fett entzogen, das man für Seifen und Schmieren verwerthen kann, während es auf dem Acker Nichts nützt, im Gegentheil die ‚Verwesung der Knochen hemmt; anderseits. werden sie dadurch‘ mürbe, ‚so dass sie sieh leichter zerkleinern lassen. Das so erhaltene Knochenmehl wirkt aber immer .noch langsam ; um ‚die ‚Wirkung noch mehr zu beschleunigen, kann man es mit Erde gemengt längere Zeit aufbewahren, indem man den Haufen ‘von Zeit zu Zeit anfeuchtet, am besten mit. Jauche. Eine. andere Berei- tungsweise ist die, dass man 100 Pfd. Knochenmehl mit. 20 bis 30 Pfd. englischer Schwefelsäure mengt, wodurch schwe- felsaurer Kalk und ein saures Kalksalz der Phosphorsäure ge- bildet wird, das sich leichter löst. Statt der Schwefelsäure könnte man auch Salzsäure, aber mässiger, anwenden, Auf leichtem Boden, in welchem organische Stofle leicht zersetzt werden, kann das unpräparirte Knochenmehl ‚mit Nutzen angewendet werden, auf schwerem, nassem Boden gar nicht. — 2i5 — Einem Gentner ‚gutem »&uano' kommen etwa 2 bis 23 Gentner Knochenmehl in ihrer Wirkung gleich; doch: erhält die Erde damit einen grossen Ueberschuss an Phosphorsäure. Auch’ das «Knochenmehl: wird ‘vielfach verfälscht; ‘eine häufige, aber noch nicht. die schlechteste Beimengung sind gepulverte Koprolithen. Diese bestehen der Hauptsache nach aus phos- phorsaurem Kalk, und man hält sie. für die. fossilen -Exkre- mente grosser Amphibien der: Vorwelt. Sie werden besonders häufig’ in England gefunden: und auch für’ sich allein ‚als Dungmittel in den: Handel ‘gebracht. 'Eine andere, nicht ganz schlechte Beimengung des Guano’s und des Knochenmehls ist der sogenannte Knochenstein, der sich in einigen Gegenden in Lagern findet, :z. B. am Fichtelgebirge. b) Die Zuckerkohle. Bei der Zuckerfahrikation be- dient man sich der gekörnten Knochenkohle zur Reinigung des Zuckersaftes von Farbstoffen und von stickstoffhaltigen Verbindungen, welche eine Gährung des Saftes hervorrufen würden. Wenn sie zu diesem Zwecke nicht mehr gebraucht werden kann, so kommt sie als ein nicht zu verachtendes Dungmaterial in'.den Handel. Obgleich. sie in Folge der: Ver- kohlung keinen’ Stickstofl mehr enthält, sondern nur aus! koh- lensaurer und ‚phosphorsaurer. Kalkerde besteht, so nimmt: sie doch aus dem. Zuckersaft solche ‚Stoffe wieder. auf. Die. im Zuckersaft enthaltenen eiweissartigen Substanzen und das zur Klärung: dazu gesetzte Blut ‚schlagen ‚sich in den Poren. der Kohle nieder. Es gilt übrigens von dieser Kohle Alles, was wir beim Knochenmehl angeführt haben, nur. dass sich die darin . niedergeschlagenen ‚ Stickstoffverbindungen bei weitem leichter. zersetzen. | | ig ec), Der Rapskuchen. Nachdem aus den Rapskörnern das Oel abgepresst'ist, enthalten die Treber noch 'alle übrigen Stoffe, besonders die Salze und. sämmtlichen Stickstoff, welcher dem: Boden entzogen, wurde; denn das Oel besteht: nur: aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Wenn: man also den Acker mitdem Rapsstroh und ‚den: Trebern düngt , so werden ihm aller ‚Stickstoff. ‚alle. Phosphorsäure und: alle Salze wieder z — 216 — zugeführt, welche die Ernte daraus entnahm; ausserdem ist die Wirkung eine sehr schnelle, weil die Rapskuchen seh leicht zerfallen ; nicht so das Stroh. | Wir halten es jedoch im Allgemeinen nicht für vortheil- haft, die Rapskuchen als Dünger anzuwenden, weil sie ein sehr gutes Futter für Kühe und Schafe sind und auch gern gefressen werden. Sie scheinen uns durch die Verfütterung weit besser ausgenutzt zu werden, um so mehr, als das darin zurückbleibende Oel, oft zehn und mehr Prozent der Masse, bei der Düngung mit den Kuchen ganz ungenutzt verloren geht. Verwendet man dennoch Rapskuchen zur Düngung, so ist es nothwendig, sie mit Erde zu mengen, weil sie wegen ihrer leichten Zersetzbarkeit zu energisch auf die jungen Pflanzen wirken; wollte man sie aber lange vor der Einsaat auf den Acker geben, so wären Verluste unvermeidlich. 4) Der Chilisalpeter. Der Chilisalpeter oder Würfelsalpeter findet sich in Süd- amerika in einigen mächtigen Lagern im Distrikt von Atacama in Peru an der chilenischen Grenze und in Chile selbst. Er kommt zu verschiedenen Zwecken, unter andern zur 'Fabri- kation der Salpetersäure in den Handel; er besteht nämlich aus salpetersaurem Natron und etwas Kochsalz. Seinem 'Ge- halt an Salpetersäure, d. h. an Stickstoff, verdankt er wohl seine Anwendung in der Landwirthschaft. Die Wirkung dieses Salzes auf die Kultur ist eine höchst energische, und da es ausser Stickstoff keine eigentliche Pflanzennahrung enthält, so muss seine Wirkung noch anderer Art sein, als die, assimilirbaren Stickstoff zu liefern; dass übrigens die Salpetersäure von den Pflanzen in der That auf- genommen wird, ist durch Versuche in neuerer Zeit unwider- leglich bewiesen. Oft ist ein Acker reich an nährenden Substanzen‘; aber weil sie sich in einem unlöslichen Zustande befinden , können — 217 — sie nicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Durch den Einfluss des Salpeters werden solche Substanzen leichter zer- setzt, der phosphorsaure Kalk wird in eine lösliche Form übergeführt, und nun wird der vorher unfruchtbare Acker ohne jeden andern Dünger fruchtbar. Diese Wirkung des Chilisalpeters auf die Lösbarkeit der nährenden Substanzen ist so gross, dass er in vielen Fällen das Knochenmehl ersetzen kann, welches man nicht deswegen auf den Acker hätte bringen müssen, weil es an Phosphorsäure im Ackerboden fehlte, sondern weil sie darin in unbrauchbarer Form vorhan- den war. Eben so wenig ist der Mangel an Stickstoff immer die Ursache der so auffälligen Wirkung des Chilisalpeters; durch seine Gegenwart werden die im Boden vorhandenen Stickstoffverbindungen leichter und in schnellerer Folge den Pflanzen zugänglich. Im Allgemeinen kann aber nur für eine kürzere Zeit mit dem Salpeter ein günstiger Erfolg erzielt werden, da er nur ein einziges Nahrungsmittel enthält, den Stickstoff; der Boden muss bald an allen übrigen, zunächst an Phosphorsäure erschöpft werden. Besonders wirksam ist der Chilisalpeter beim Getreidebau. Auf den preussischen Morgen gebraucht man 30 bis 100 Pfund, und zwar ist nach allen Beobachtungen sein Einfluss bei trocknem Wetter merklicher, als bei feuchtem, weil er wegen seiner Leichtlöslichkeit zu schnell in die tiefern Schich- ten des Bodens geführt wird, wenn viel Wasser vorhanden ist. Er ist ein Gegenstück des 'Guano, weil er keine flüchtigen Bestandtheile hat. Dem Chilisalpeter kann das schwefelsaure Ammoniak an die Seite gesetzt werden, das einerseits Stickstoff liefert wie jener, anderseits zersetzend auf andere Substanzen wirkt. Man gewinnt es bei der Destillation organischer Stoffe, z. B. in Gasanstalten, als Nebenprodukt. — 218 — ‚2 ‚Die Düngsalze, Ein: grosser Theil, Birlnigenn Danddhien ‘welche :man »dem Boden ‚abgewonnen hat ;. wird. ‚verkauft und, ‚weggeführt. Die in: diesen Substanzen enthaltenen - Salze können dem: Boden mit dem 'Stalldünger i nicht: wieder. gegeben werden. ‚Wenn nun ein: Boden nicht reich an Bruchstücken solcher Mineralien „»durch' deren. Zersetzung ‘die. Salze , welche den Pllanzen = Nahrungsmittel ‚dienen, frei werden, .so muss. der Endes allmälig 'verarmen. | Unter ;solchen Umständen. ist es ‚nothwendig,, die ' eih führten Stoffe auf irgend eine ‚Weise zu ersetzen; am nölhig- sten wird dies auf ‚Wiesen sein, die einen. moorigen Unter- grund haben, und die sonst keine Düngung erhalten, Das natürlichste Mittel, diese Salze‘ herbeizuschaffen,; sind die Aschen, die man ‚bei den :häuslicben und technischen Ver- brennungsprozessen: erhält, ‚weil: sie. .allei.die Salze ‚enthalten müssen, welche die verbrannten Pflanzenstoffe‘‚aus dem Boden entnommen hatten. .‚Diejenigen Aschen. werden ‘,ohne :Zweifel die besten sein, welche reich an Kali, Magnesia. und Phosphor- säure »sind;; da ‚aber..die: kalireichen Aschen ‚noch ‚manche an- . dere: :vortheilhafte, ‚Verwendung haben, se stehen. sie, selten ‚der Landwirthschaft zur Verfügung; ‚dahin. gehören ’die;Aschen von Läubholz. : Dagegen. sind.,'die ‚‚Asehen ‚ von -Nadelhölzern ‚ ‚von Torf::und von. fossilen Kohlen |. kaum: zu. andern. ! Zwecken: brauchbar; aber sie enthalten‘ ;doch nahrhafte :Stofle. Die Wirkung der Asche auf die Vegetation besteht | je- doch nicht: allein: in ihrer 'nährenden: Kraft, ;sondern sie: wirkt auch indirekt, indem- sie.die im Boden befindlichen: Substanzen zerlegen. hilft, etwa vorhandene saure. Humusstoffe bindet und saure Pflanzen ‚vertreibt, (0: aaitellitsad 6a Am besten ist es, die Asche: mit, dem ea auf den Acker zu bringen; nur bei Wiesen darf sie unver- mischt aufgestreut werden. Vielfach wird die Seifensieder- asche zur Düngung verwendet; da man aber behufs der Seifen- Di 2 u fabrikation fast alle Alkalien ausgezogen hat‘, so ist ihre. Wir- kung kaum von 'der Wirkung ‘des: Kalkes verschieden, der ihr zugesetzt ist, um das kohlensaure‘'Alkali ätzend zu machen. Aus den Salzsiedereien kommen verschiedene Abfälle unter dem Namen von Düngsalz: in den Handel, die theilweise alle Salze enthalten, welche ‘von. den Pflanzen: assimilirt ‘werden. Im Dornensteine herrscht - der Gips. vor , im 'Salzschlamm ist besonders. Gips, Schwefelsäure-- und 'Chlorverbindungen des Kali’s, Natrons und der Magnesia enthalten, im Hungerstein ebenso, im Salzstein neben vielem Kochsalz an Schwefelsäure und Chlor gebundenes Kali, Natron‘ und‘ Magnesia, 'in :der Mutterlage Kali, Natron und Magnesia. Im Dornenstein ist eigentlich nur ' der Gips wirksam, dessen Einfluss wir gleich hier näher betrachten müssen, da man ‚auch: mit reinem Gips düngt. Der ‘Gips ist 'schwefelsaure Kalkerde, : mit Wasser ver- bunden; ‘sowohl die Schwefelsäure, als die’ Kalkerde sind wirkliche Nahrungsmittel. : Aber es ist: fraglich, ‘ob nur: in der nährenden Kraft dieser beiden Stoffe die vortheilhafte Wirkung des Gipses zu suchen: sei, oder ob der Gips auch noch durch seine, Eigenschaften in';anderer Beziehung ‚Einfluss auf 'die Vegetation habe? : Die: Schwefelsäure; wird: von ;den "Pflanzen nur in sehr geringer:Menge aufgenommen; ‘man dürfte wohl annehmen, dass in jedem gut :kultivirten Acker. mit dem’ her- beigeführten ‚Dünger. dem: Acker dieselbe schon in "genügen- dem: Masse mitgetheilt‘ würde. : Wir ıhaben ‚jedoch schen öfter darauf aufmerksam: gemacht;, dass ‘wir noch: keinen Massstab dafür haben,‘ in welchem Mengenverhältniss ein Stoff im Bo= den verhanden sein muss, um von den Pflanzen aufgenommen werden zu können ;so viel: steht ‚aber fest, dass zwei Pflanzen, die. von einem beliebigen: Stoffe. gleichviel aufnehmen, doch in demselben ‚Boden oft nur: dann-gedeihen, wenn man für die eine: der Pflanzen. mehr: von jener ‘Substanz: auf den Acker bringt.» Wichtiger- als’ die Schwefelsäure scheint der Kalk zu sein, weil die schwefelsaure Kalkerde im Wasser weit leichter löslich ist, als die kohlensaure; daher ist der Gips die Sub- — 220 — stanz, welche den Pflanzen den Kalk in genügender Menge darbieten kann. Diese Annahme wird ‘noch dadurch bestärkt, dass der Gips auf die Schmetterlingsblüther, auf Hülsenfrüchte und Kleearten also, von besonders günstigem Einfluss ist. Diese Pflanzen sind gerade reich an Kalksalzen, wenn wir schon. nicht läugnen wollen, dass der Einfluss des Gipses auf diese Pflanzen auch recht gut anders erklärt werden könnte. Der Gips kann nämlich auch, ohne gerade selbst als Nahrungsmittel zu dienen, in der Weise vortheilhaft wirken, dass er die Zufuhr anderer Stoffe erleichtert und befördert. Es ist eine allgemeine chemische Erfahrung, dass zwei. Salze in wässeriger Lösung stets ihr& Säuren austauschen, 'wenn sich durch diesen Austausch ein schwerer lösliches Salz bil- den kann. Das sich in der Luft befindende Ammoniak ist meist das sehr flüchtige koklensanre Salz; Jedermann kennt das sogenannte Riechsalz, das wegen seiner Flüchtigkeit in der Bäckerei und Konditorei angewendet wird. Trifft nun dieses kohlensaure Ammoniak mit der wässerigen Lösung des Gipses zusammen, so findet eine Wechselzersetzung statt; es bilden sich schwer löslicher kohlensaurer Kalk und schwefel- saures Ammoniak. Letzteres Salz ist aber sehr wenig flüchtig, und es wird also durch die Gegenwart des Gipses dem Boden das Ammoniak erhalten und aus der Luft zugeführt. Diese Wirkung kann jedoch nur bei hinreichender Feuchtigkeit statt- finden, weil: die trocknen Salze sich umgekehrt immer''so 'zer- setzen, dass schwefelsaurer Kalk und kohlensaures Ammoniak entstehen; nach einem andern chemischen: Gesetz setzen sich zwei verschiedene, trockne Salze immer um,’ wenn ein flüch- tigeres Salz dabei resultirt. Für die hier besprochene Wirkung des Gipses sprechen verschiedene Erfahrungen. Die Kleearten assimiliren ' nicht allein viel Kalkerde, sondern sie‘ befördern auch unter allen Kulturpflanzen am meisten die: Thaubildung , iso dass sie dem Boden immer eine hinreichende Menge Wasser. zuführen, um den Gips zu lösen. Bei trockner Witterung bleibt der Gips fast ohne Erfolg. — 21 — Um jedoch zu einem endgültigen Urtheil über den Ein- fluss des Gipses zu kommen, müssen erst noch viele ver- gleichende Versuche angestellt werden. | Der Gips wird am besten in Form eines feinen Pulvers im Frühjahr auf die Pflanzen gestreut. 6) Die Gründüngung. In frühern Zeiten bebaute man die Aecker einige Jahre und liess sie dann ein oder zwei Jahre liegen, damit sie sich ausruhen könnten, wie sich der Landmann ausdrückt. Während dieser Ruhezeit überzogen sich die Aecker mit einer Decke wilder Pflanzen; beim spätern Umpflügen wurden die Stoffe, welche jene Pflanzen aus dem erschöpften Boden und aus der Luft gesammelt hatten, dem Boden einverleibt, so dass er nun wieder Kulturpflanzen zu tragen vermochte, Besser erreicht man jedoch jetzt diesen Zweck durch den Anbau solcher Pflanzen, welche das Vermögen haben, grosse Mengen von Stoffen aus der Luft und aus der verdünnten Nahrungsmittellösung eines armen Bodens in organische Sub- stanz zu verwandeln. Unter allen bekannten Kulturpflanzen besitzt diese Fähigkeit in so hohem Masse keine wie die Lu- pine, welche man in neuerer Zeit auf jedem armen Sandboden kultivirt, um durch das Unterpflügen derselben den Boden zu verbessern; sie gedeiht sogar noch da, wo der Boden sich kaum mit einer natürlichen Narbe schliesst. in Woher nehmen aber die Lupinen die Stoffe, die bei ihrem Verwesen dem Boden einverleibt werden? Die Lupinen sind dichtbelaubte Pflanzen, welche den Boden dicht beschat- ten, und ihn so immer feucht erhalten; deswegen wird über- haupt eine Vegetation möglich, weil mit dem Wasser Kohlen- säure herbeigeschafft wird, und Ammoniaksalze können aus der Luft auf den Boden verdichtet werden. Auf diese Weise erhalten die Lupinen ihren Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauer- stoff und Stickstoff aus der Atmosphäre; werden sie unterge- pflügt, so bereichern sie den Boden an Stickstoff und an u BR humosen Substanzen.‘ Eine Bereicherung an Salzen können sie. nur ‚indem Falle "herbeiführen, wenn ihnen kapillarisch Wasser zugeführt wird,' worin jene Salze sich in Lösung befinden; :wo dies nicht der Fäll ist, muss man vor dem An- bau der Lupinen den Boden mit’ Asche ‘bestreuen. Aber uicht allein dann verbessern die Lupinen den Bo- den, wenn sie untergepflügt, werden, sondern ein armer Boden kann schon durch den blossen Anbau derselben, wenn man sie aberntet, fruchtbarer werden. Indem nämlich das ‘dichte Laub den ‚Boden beschattet, wird Ammoniak aus der Luft ver- dichtet- und: die Verdunstung ' verhindert; eine ganz analoge Wirkung haben alle die Pflanzen, welche die Thaubildung be- fördern. Die Lupine ist ‘auf! nicht‘ ganz armem Boden eine vortreffliche Vorfrucht für den’ Roggen. Da aber die Lupinen auch ein ganz vortreffliches Futter- mittel sind, so könnte die Frage aufgeworfen werden, ob es nicht 'vortheilhafter wäre, dieselbe zu verfüttern und den ge- wonnenen Dünger auf den Acker zu bringen? Wie: wir eben gesehen haben, gehen bei jedem Ver- füttern von Pflanzen Stoffe verloren; der Dünger enthält nie alle. die Stoffe, welche mit der Ernte. dem Acker entzogen wurden. ' Eine Düngung mit ‘den Exkrementen der Thiere also, welchen die Lupinen gefüttert wurden , würde die Grün- düngung nicht vollständig ersetzen. Zur Entscheidung der oben aufgeworfenen Frage muss man ein Rechenexempel etwa in folgender ‘Art anstellen: Der Verlust an Dungmaterial' und die Kosten ‘des Einheimsens betragen so viel; der Gewinn, welchen die ‘gewonnenen @Quantitäten Fleisch, Milch, Käse ° us Ss. w. abwerfen, aber so viel. Stellt sich nun der Gewinn höher, so “ist es ‘jedenfalls vortheilhäfter, Düngmittel anzu- kaufen. ‘Dazu’ kommt noch ‘der Umstand, dass Stalldünger, Poudrette u. os. w. schneller zur Wirkung kommen, als die Gründüngung’; freilich hält dafür diese auch wieder länger vor. Endlich ist nieht zu vergessen, dass bei der Gründüngung jedesmal eine: Ernte ausfällt. Immerhin bleibt nur ganz armer Sandboden der‘ Gründüngung bedürftig. | — 1 — Nachdem wir so. die: hauptsächlichsten Dungmaterialien und die: Art ihres Einflusses; erörtert haben, bleibt uns an dieser Stelle nur noch: übrig, dringend vor: den zahlreichen Schwindeleien zu‘ warnen, welche. mit dem: Anpreisen ‘von Dungstoffen getrieben werden. Da’ liest man unter. Anderm, wie man mit wenigen Pfunden eines: neuerfundenen Düngers die Fruchtbarkeit seines Ackers so ‚erhöhen: kann ‚ dass: jedes andere Düngmittel überflüssig’ ist.. Wieder ‚und immer: wieder finden: sich Leichtgläubige,; die‘ sich: täuschen: lassen «und den lachenden Schwindler bereichern, : Es ist: nicht nur ıein Sprüch- wort, sondern: es-ist ‚auch: ‚ein: überall gültiges; Naturgesetz: „Aus Nichts wird Nichts!“ So gut der Branntweinbrenner ohne ‘Stärke keinen Zucker und ‚ohne Zucker keinen Spiritus bereiten kann, so gut ohne Brennmaterial kein: Feuer unter- halten werden kann, ehenso gut können: sich keine ‚Pflanzen da entwickeln ,. wo: der Boden aller. derjenigen Stoffe ‘bar. ist, welche die Pflanzen nur: aus ‚dem Boden ‚aufnehmen können. In der ‚Regel: sind‘; jene Stoffe' ganz ‚werthlos ,. selbst ‚wenn sie in»grossen Mengen angewendet würden, da diejenigen, welche solche Anpreisungen in die. Welt ‚senden ‚oft. gar Nichts von der Pflanzenernährung kennen, welche Erfahrung wir selbst öfter zu machen Gelegenheit gehabt haben. Sollen wir endlich noch einige Worte über die Bestim- mung des Werthes der verschiedenen Düngmaterialien hinzu- fügen, so lässt sich ganz allgemein der Grundsatz aufstellen, dass alle Stoffe, welche von den Pflanzen aufgenommen wer- den, von ganz gleichem Werth sind; keine Pflanze kann ge- deihen, wenn einer dieser Stoffe fehlt. Der Werth, den nun dieses oder jenes Düngmittel für einen Landmann hat, richtet sich stets nach dem Marktpreise der einzelnen Stoffe und nach dem Gewinn, welchen der Landwirth bei der Anwendung des einen oder des andern Düngers erzielen kann. Wer in der Nähe grosser Städte Ackerbau treibt, kann offenbar den Dünger billig kaufen und hat daher nicht nöthig, grossen Werth auf die Düngerproduktion zu legen, um so weniger, als er fast alle seine Bodenerzeugnisse in der Stadt gut” absetzen kann. ee Weiter entfernt von solchen Orten ist ein reicher Viehstand immer das beste Mittel, die Ackerprodukte zu verwerthen und den Boden in guter Dungkraft zu erhalten; doch kann auch hier, je nach dem Bedürfniss, käuflicher Dünger neben dem Stalldünger mit grossem Vortheil verwerthet werden. Es giebt Preistabellen für den Werth der einzelnen Dung- stoffe; doch sind dieselben meist ganz unbrauchbar. Die besten Hülfsmittel für eine derartige Werthbestimmung sind immer eine genaue Kenntniss des Ackers .und seiner Bedürfnisse und der Zusammensetzung der käuflichen Düngstoffe; ferner die Preise der verkäuflichen Bodenerzeugnisse und der Trans- portmitteln. Um den grösstmöglichsten Gewinn aus dem Acker ziehen zu können, dürfen vergleichende Versuche, auch wenn sie mit Kosten verknüpft’ sind, nicht gescheut werden; nur dürfen’ sie nicht ohne reifliche Prüfung angestellt werden.. Leider findet man in der Landwirthschaft noch häufig jene falsche Sparsam- keit, welche sich scheut, einen Dreier auszugeben, wenn auch ein Groschen damit gewonnen werden könnte; das ist nicht Sparsamkeit, sondern Verschwendung. Sechstes Kapitel. Von.der Eruchtfol-gre Baut man eine Reihe von Jahren auf demselben Acker immer dieselbe Frucht, so nehmen die Erträge im Allgemeinen von. Jahr zu Jahr ab, und diese Erscheinung tritt bei keiner Kulturpflanze so auflällig hervor, als bei den Wintergetreide- arten. Man war früher der Ansicht, der Boden würde schwach durch den Anbau derselben Pflanze und bedürfe. deswegen der Ruhe; man liess ibn daher brach liegen, damit er sich erhole. Schwach wird. er nun freilich in dem Sinne, dass er durch den Anbau der Halmfrüchte besonders arm an Ammoniak- salzen wird, weil diese Pflanzen ihn nicht beschatten können; es werden keine Ammoniaksalze aus dır Luft niedergeschlagen, desto mehr aber aus dem Boden verflüchtigt. _Aber nicht allein an Ammoniaksalzen verarmt ein solches Land; wegen der mangelhaften Beschattung fehlt es auch an dauernder Feuchtigkeit, die Ackerkrume wird leicht und schnell ausge- trocknet, daher die Zersetzung der im Boden enthaltenen Sub- stanzen verzögert, also keine nährenden Stoffe erzeugt- Da also von keiner Ermüdung, wie sie bei Thier und Mensch ein- -„Filly, Ermährungsverhältnisse. 15 EN. Ze tritt, die Rede sein kann, so bedarf der Acker auch keiner Ruhe; man hat nur dafür zu sorgen,. dass im Boden immer- während assimilirbare Stoffe vorhanden sind, so kann man ihn auch ununterbrochen bebauen. Endlich werden noch durch den Anbau derselben Pflanze die physikalischen Eigenschaften der Ackerkrume ganz einseitig verändert, und dies ist ein anderer Grund, weswegen dieselbe Frucht nicht längere Zeit hintereinander gedeiht. Um den Acker immer in einem guten Kulturzustande zu erhalten, bedarf es nach den neuern Er- fahrungen neben ; einer, ‚passenden Düngung keines andern Mittels, als einer richtig geleiteten Wechselwirthschaft, einer nie fesigestellten Fruchtfolge. Alle Erfahrungen stimmen bis jetzt darin überein, dass für die Wintergetreidearten unter allen die Leguminosen, als da sind Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Lupinen und Erb- sen, die beste Vorfrucht sind. Die genannten Pflanzen sind alle sehr blattreich und-beschatten daher, wenn sie dicht und üppig stehen‘, den Boden fast''vollständig. "Dadurch 'wird der Boden nicht nur feucht und mürbe erhalten, sondern "ach das Licht wird so’ sehr "ausgeschlossen, dass 'die Unkräuter, welche besonders dem Getreide so nachtheilig' sind‘) ersticken müssen, "weil ohne "Licht keine‘ Vegetätion’ stättfinden ‘kann. Eine ‘ähnliche Wirkung "haben selbst ‘üppig ‘stehende Halm- früchte, ‘wenn sie grün geschnitten werden. Die dichte‘ Be- schattung verhindert das schnelle Verdunsten; der Boden wird 'selbst an den heissesten Sommertagen, wehn 'änders die Pflanzen recht dicht stehen,‘ nie "ganz trocken. " Ebensowenig wie "das Wasser’ können die Ammoniaksalze sich 'verflüchtigen, und während der Nacht kann weniger Wärme ausgestrahlt werden, so dass der Boden immer warm bleibt, wodurch die Zersetzung "der Nahrungsstoffe befördert wird. Wie schon öfter erwähnt, besitzen 'alle blattreichen ‚Pflanzen im ‘hohen Grade die‘ Eigenschaft, Wasser: und Ammoniak 'aus der Luft zu verdichten, ‘sie erschöpfen daher den: Boden’ nicht nur nicht, sondern sie bereichern ihn sogar an Ammoniak. End- lich verhindern diese Pflanzen das 'Verhärten" des Bodens, — 27 — weil sie’ den’ Zutritt‘ der Luft abhalten, welcher Umstand’ be- sönders bei zähem, schwerem Boden zu’ berücksichtigen ist, während bei leichtem Sandboden mehr die Bereicherung an Nahrungsmitteln von Wichtigkeit bleibt. Aus dem eben Gesagten ergiebt sich von selbst, "wie der vortheilhafte ‚Einfluss' jener Gewächse nur‘ dann ein’ bemerk- barer ist, "wenn sie"'sehr “üppig ' stehen. Lässt 'man jene Pflanzen‘ abweiden,, so dass sie nie eine vollständige Decke bilden. können, oder lässt man''sie"bis zur vollkommenen-Reife stehen, 'so‘ ist der Erfolg‘ weit‘ geringer; man verfährt' 'am besten 'so, sie'zweimal im Jahre bei nicht ‘zu trocknem Wetter grün zu schneiden. Lässt man Klee und Luzerne_ viele Jahre hintereinander stehen, und es entstehen pflanzenleere Stellen» so wuchert das Unkraut wieder empor, der Erfolg ist ein mangelhafter. Für die Sommergetreidearten sind die sogenannten Hack- früchte, Kartoffeln uud Riben, eine gute Vorfrucht, weil bei ihrer Kultur die Unkräuter möglichst vollständig ausgerottet werden. Die bessere Beschattung ist jedenfalls ein Hauptfaktor der Erscheinung, dass die sogenannten Gemengsaaten oder Mengefutter weit besser gedeihen, als jede der Saaten für sich allein; doch lassen sich damit keineswegs alle Erschei- nungen, die man dabei beobachtet hat, genügend erklären, z. B. die nicht, dass selbst Getreidearten, die beide dieselben Stoffe aufnehmen und beide den Boden gleich schlecht be- schatten, wie Roggen und Weizen, im Gemenge grössere Er- träge liefern, als jede für sich. Es müssen noch viele Beobachtungen gemacht und Ver- suche angestellt werden, bis wir dahin kommen können, eine einigermassen befriedigende Erklärung zu finden. Dennoch hat die Erfahrung schon so viel gelehrt, dass wir die Brache ganz entbehren können; sie ist nur noch da nöthig, wo eine mangelhafte Fruchtfolge es verschuldet, dass der schwere, feuchte Boden verhärtet ist. Denn bei einem leichten Boden 15" Be kann. von. einer‘ Brachwirthschaft überhaupt. keine Rede sein, weil ein solcher durch. die 'Brache ‚nur verschlechtert wird, ıla dureh das 'öftere Umbrechen die schen sehr leichte: Zer- setzbarkeit und Verflüchtigung ‚ der organisehen Reste: ‚unge- mein vermehrt würde. In vielen Fällen: ist selbst: in schwerem Boden allein des- wegen. eine Brache nothwendig, weil ‚die Beackeru ngswerkzeuge mangelhaft und. dem Boden. nicht entsprechend sind, was theils seinen Grund in einer unzureichenden Kenntniss ‚.theils aber «in jener falschen Sparsamkeit hat, die sich scheut, Kosten aulzuwenden, und nicht bedenkt, dass der Verlust: weit grösser ist. Beim » Verleger: dieses sind erschienen - und«; in. "allen Buchhandlungen : zu haben: Henry Lecog, (Professor der Naturge- schichte zu Clermont - Ferrand, Direktor des botanischen Gartens,. Vicepräsident der Gesellschaften des Acker- und Gartenbaues der Auvergne etc.) von der natürlichen und künstlichen Befruchtung der Pflanzen und von der Hybri- dation nach ihren -Beziehungen .zu der. Gärtnerei und zu der Land - und Forstwirthschaft; oder Studien über die Kreuzungen der Pflanzen aller vorzüglichen Geschlechter des Ziergartens, der Gemüseländerei, des Feldes und der Forstkultur etc., nebst Angabe der praktischen Mittel, die Hybridation zu bewerkstelligen und neue Pflanzenarten auf die leichteste Weise hervorzubringen. Für Deutschland mo- dificirt von Ferd. Freiherrn v. Biedenfeld. Zweite um 3 Bogen vermehrte Auflage. Duodez. Geh. 1 Thlr. 15 Sgr. ©. E. Nesbit, (Direktor der Landwirth- schaftsschule zu Kennington), .der Peruanische Guano, seine Geschichte, Zusammensetzung, Prüfung und befruchtende Eigenschaften, verglichen mit. den wirksamsten bisher be- kannten Düngemitteln, wie Knochenmehl, Oelkuchen, Stall- mist etc. und endlich die beste Art seiner Anwendung in der Landwirthschaft. Nach der 14. englischen Original- auflage und mehreren werthvollen französischen und deut- schen neueren Materialien frei bearbeitet von Dr. Chr. H. Schmidt. Mit einer Figurentafel. gr. 8. Geh. 123 Sgr. M. Neumann's, (Direktor der Gewächs- häuser des Museums der Naturgeschichte in Paris( Kunst der Pflanzenvermehrung durch Stecklinge, Steckreiser, Ab- senker etc. Nebst einem Anhange über Verpackung und Transport aller lebendigen Pflanzen und Sämereien in die entferntesten Welttheile, so dass sie viele Monate lang ge- fahrlos eingepackt bleiben können. Von Ferd. Freiherrn v. Biedenfeld. Zweite Auflage. Durchgesehen und ver- mehrt von J. Hartwig, Grossherzogl. Sächs. Hofgärtner in Weimar. Mit 31 lithographirten Abbildungen. gr. 8. Geh. 10 Sgr. A Laubinger, (dekonem und Draineur in Göttingen,) einfache und populäre Darstellung der Drai- nage als Grundlage der neuern Landwirthschaft, oder genaue und ausführliche Beschreibung ihrer praktischen Ausführung auf die leichteste und beste Art. Ein nothwendiges Hand- und Hülfsbüchlein für jeden praktischen Landwirth oder Bauersmann, der seine Felder selbst drainiren will. Mit 32 Figuren auf 8 Tafeln. 8. Geh. 73 Sgr. Dr. HM. H. Schilling, (könig!. preuss. Oekonomie- und Specialkommissär a. D.), Grundsätze der landwirthschaftlichen Bodenschätzungslehre mit besonderer Rücksicht auf die Landeskulturgesetzgebung der preussi- schen Staaten. Zum Gebrauch bei Grundsteuer - Regulirun- gen, Gemeinheitstheilungen, Ablösungen, Exproprialionen, Allodificationen, Gutsübergaben und Rechtsstreitigkeiten. Für Verwaltungs - und Auseinandersetzungsbehörden, Taxatoren, Boniteurs, Rechtsgelehrte und alle gebildeten Landwirthe, er. 8. Geh. 20 Ser. hr; Dr. MW. H. Schilling, (königl. preuss. Oekonomie- und Specialkommissär a. D.) ökonomisch-tech- nische Grundsätze, wie solche zur Anwendung kommen bei Schätzung von Bodennutzungen und Reallasten, bei der Ent- wickelung des Hütungstheilungs-Massstabes, bei den Entfer- nungs - und Sollhabenberechnungen, den Landtheilungsre- gulirungen, Grenzbeschreibungen, Auseinandersetzungsre- zessen, Kostenauseleichungsberechnungen und den sonstigen Geschäften des Oekonomiekommissars bei aufzunehmender Taxe, Uebergabe und Rückgewähr von Landgütern; mit be- sonderer Rücksicht auf die Landkulturgesetzgebung der preus- sischen Staaten. Zum Gebrauch für Auseinandersetzungs- und Verwaltungsbehörden, Kreisverordnete, Feldmesser , für die bei Gemeinheitstheilungen und Ablösungen betheiligten Parteien und deren Sach- und Rechtsverständigen-Beistände. or. 8. Geh. 15 Sgr. - De B En en IN Bamneuunnl LI Bd FiUgjs Ernährungsoerhältnisse. > . a u ter au: 70 0 DE SE ee EN WER £ a IE Pa EA RTGT $ EEG a 2 r RR En A Ialaın PPUIRFUFRRRERRRRERENC Ni Pe 867 .F48 Filly, Carl/Die Ernahrungsverhaltnisse i mn 3 5185 0007